iSt'tOi,;|\ .^
^vA^
^f-K-
■m-r^
^H
Begründet 1866 durch E. Behm.
XXXIV. Band, 1911.
In Verbindung mit
H. Blink, P. Camena d'Almeida, E. Deckert, L. Diels, M. Friederichsen,
E. Friedrich, P. Gähtgens, H. Haack, F. Hahn, 0. J. R. Howarth, Ch. Hülsen,
G. Kollm, 0. Krfimmel, R. Langenbeck, Fr. Machatschek, A. Marcuse, E. de
Martonne, L Mecking, J. W. Nagl, 0. NordenskSöld, E. Oberhummer,
K. Oestreich, F. van Ortroy, 0. Quelle, W. Rüge, K. Schering, 0. Schlüter,
A. Schulten, W. Sievers, E. Tams, Fr. Toula, H. Walser
herausgegeben von
Hermann Wagner.
5G5367
z
53
GOTHA: JUSTUS PERTHES.
1912.
I
Vorwort zum XXXIV. Jahrgang.
Es bestand die Absicht, den Bd. XXXIV des Jahrbuchs aus-
schließlich den verschiedenen Kapiteln der historischen Geographie,
und Geschichte der Erdkunde zu widmen, wie der vorhergehende
lediglich Berichte über mathematisch-naturwissenschaftliche Zweige
der Geographie enthielt. Das ist auch bis zu einem gewissen Grade
gelungen, nur war leider Herr Prof. W. Rüge infolge seiner Be-
rufung an die Spitze des Gymnasiums in Bautzen nicht in der
Xiage, den von ihm seit Jahren übernommenen Bericht zur Geschichte
der Erdkunde vom Mittelalter an für jetzt zu erstatten. Dafür hat
dann ein solcher über die ethnologische Forschimg 1906 — 08
Aufnahme gefunden, leider zum letztenmal von Herrn Professor
P. Gähtgens in Straßburg i. E. verfaßt, der mit so großer Sorg-
falt und Aufopferung die wertvollen Berichte Georg Gerlands seit
1900 im Jahrbuch fortgesetzt hatte.
Den Reigen eröffnet Herrn Prof. J. W. Nagls Bericht über die
Fortschritte der geographischen Namenkunde (1907 — 09).
Seit Jahren war es der Wunsch des Herausgebers, die Berichte
über Länder- und Völkerkunde der antiken Welt, welche Herr
Prof. E. Oberhummer in Wien seit 1895 in größeren Pausen
schon dreimal erstattet hatte, auch auf den bisher nicht berück-
sichtigten römischen Westen ausgedehnt zu sehen. Es gelang, dafür
Herrn Prof, Adolf Schulten in Erlangen zu gewinnen, der nmi
allerdings weit ausholen mußte. Dafür enthält der vorliegende
Jahi'gang denn auch einen so umfangreichen, die Literatur von
1897 bis 1909 in kritisch referierender Darstellung behandelnden
IV Vorwort-
Bericht wie wenige zuvor. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß
derselbe nicht nur für Archäologen und Historiker, sondern auch
für Geographen von größtem Interesse sein wird, da er die erstaun-
liche Fülle wissenschaftlicher Unternehmungen und literarischer
Produktion auf dem fraglichen Grebiete lichtvoU an uns vorüber führt.
Es lag nahe, dem Eahmen dieses der antiken Geographie ge-
widmeten Abschnitts auch einen Bericht über den Stand der
topographischen Forschung Roms mit einzuverleiben, ^vie-
wohl damit eine ge^Ndsse, Geschichte und Erdkunde scheidende
Grenze schon fast überschritten ward. Aber zur Abnmdung des
Gebotenen durfte er kaum fehlen. Die Freunde des Jahrbuchs
werden es lebhaft begrüßen, daß sich der ausgezeichnete Kenner
der antiken Gescliichte Roms, Herr Prof. Ch. Hülsen in Florenz,
bereit erklärte, den Bericht zu verfassen.
Daran schließt sich dann Prof. E. Oberhummers vierter Bericht
über die allgemeine Länder- und Völkerkunde der antiken
Welt und die spezielle Länderkunde des Orients und, dies-
mal auch nachholend, die der griechischen Welt. Damit hat das
Gesamtgebiet antiker Geographie in diesen drei umfangreichen Be-
richten einen Absclüuß erhalten, wie ihn ziu-zeit kaum eine andere
periodische Publikation l)ietet.
Göttingen, den 20. Mai 1912.
Heruianu Wasrner.
Systematisches Inhaltsverzeichnis zu Band I — X des Jahrbuchs siehe am Schluß
des Bandes X (1884), zu Band XI— XX am Anfang des Bandes XX (1897),
zu Band XXI— XXX am Anfang des Bandes XXX (1907).
Systematisches Inhaltsverzeichnis zum letzten
Berichtszyklus.
Seite
Abkürztm^jen für Band XXXH' 1
A. Allgemeine Erdkunde.
I. Geogi'apliisclie Läni?e und Breite rou 274 Sterinvarteii.
Von H.Wagner. 8. Bd. XXIX (.1906), 457.
IL Die methodischen Fortsoliritte der geographischen, geo-
dätischen, nautischen und aeronautischen Ortshestini-
niung. Von A. Marcuse. S. Bd. XXVIII (1905), :J75.
m. Die Fortscliritte der Kartenprojektionslelire, der Karten-
zeiehnuug und -vervielililtigung, soT^ie der Karten-
messung für 1906—08. Von H. Haack S. Bd. XXXIII
(1910), 119.
IT. Die Fortschritte der Physik und Mechanik des Erdkörpei*s.
Von R. Langen beck. S. Bd. XXX (1907j, 221.
T. Die Fortschritte unserer Kenntnisse rom Magnetismus
der Erde (YI, 1899—1904). Von Karl Schering.
S. Bd. XXVIII (1905), 291.
VI. Die Fortschiitte in der Dynamik der festen Erdrinde
1903 und 1904. VonE. Tams. S. Bd. XXXIII (1910), 79.
Vn. Die Fortschritte der Gewässerkunde des Festlandes. Von
W. Gerbing. S. Bd. XXX (1907), 181.
>TII. teuere Erfahmngeu über den geognostlscheu Aufbau
der Erdoberfläche (XII, 1907—09). Von Fr. Toula.
S. Bd. XXXIII (1910), 205.
IX. Die Fortschritte der Ozeanographie 1903—09. Von Dr.
L. Meckiug. S. Bd. XXXIII (1910), 395.
X. Die Fortschi'itte der geograpliischen Meteorologie (1906
bis 1908). Von W. Gerbing. S. Bd. XXXIII (1910), 3.
XI. Die Fortschritt« in der Geogi'aphie der Pflanzen (190')
bis 1909). Von L. Diels. S. Bd. XXXIII (1910i, 315.
Xn. Die Fortschritte unserer Kenntnis von der Terbreitung
der Tiere (1904—07). Von A. E. Ortmanu. S. Bd.
XXXI (1908), 231.
VI
Systematisches Inhaltsverzeichnis.
Seite
XIII. Bericht über die ethiiolo!?ische Forscliiui? 1900—08. Von
Prof. Dr. P. Gähtgens in Straßburg i. E
Allgemeinct
Ozeanien
Australien 224 I Mikronesicn und Polynesien
Tasmanien, Melanesien . . 227 | Malaisien
Asien und Europa
• Mongolen u. ihre Verwandteu 247
Hinterindien 247
Tibet 251
Dravidavölker .... 252
China 254
Korea, Aino, Japan . . 257
Ostsibirien , Amurläuder,
Mongolei 2hQ
Türkische Stämme. . .261
Samojeden, Finnen . . 262
Kaukasus . . . . . .263
Indogennanen
Allgemeines
Kui-den, Pei-ser . . .
Kleinasien, Balkanländer
Kußland u. slaw. Gebiete
Österreich-Ungarn . . .
Schweiz, Italien, Spanien
Frankreich, Großbritann.
Dänemark, Deutschland .
Zigeuner
Semiten
219-
235
238
264
264
267
267
269
270
271
272
272
273
274
A/rika . . .
HamitischeVölker, Abessinien 276
Atlasländer 276
Ägypten 280
Abessinien 282
Neger 284
Allgemeines 284
Ostsudan 289
Amerika
Allgemeines 303
Nördliches Amerika . . . 305
P^skimo 305
Tlinkit 306
Columbiastämnie . . . 307
Tinne 309
Algonkiu 310
Irokesen, Maskoki, Natchez 312
Dakota 313
Kalifornier, Schoschoni . 314
Bantuvölker 290
Ostafrika, Seeugebiet . . 290
Njassa-Sambesi-Gebiet . 294
Kongo 295
Kamerun 298
Südl. Bantuvölker, Hotten-
totten, Buschmänner . 301
^lexiko und Mittelamerika 316
Südamerika 319
Allgemeines 319
Westindien 320
Guayana 321
Brasilien 321
Stämme des Gran Chaco 324
Patagonier u. Verwandt« 325
Penian«;r 326
XIV. Die Fortschritte der Anthropogeogruphie (1891—1907).
Von E. Friedrich. S. Bd. XXXI (1908), 285, und
Bd. XXXII (1909), 3.
-328
219
223
246
276
303
B. Länderkunde.
XV. Der Standpunkt der ofliziellen Kartojrraphie 1891. Von
M. Heinrich. S. Bd. XIV (1891), 237.
XVa. i'bersichtskarten der wichti|?sten topographischen Karten
Kuropas und einiger anderer Lönder (VIII, 1909). Von
H. AVagner. Siehe am Eudc des Bd. XXXII (1909).
XVI. Die Fortschritte der Länderkunde von Europa.
Deutsches Reich. Von O. Schlüter. S. Bd. XXXll (1909), 69.
Österreich-Ungarn. Von Fr. Machaf ek. S.Bd.XXXII(1909), 99.
Frankreich. Von P. Camena d'Almeida. 8. Bd. XXXII
(1900), 126.
Systematisches luhaltsvcrzeichnLi. Vif
Seite
Die Iberische Halbinsel. Von Th. Fischer. S. Bd. XXXIF
(1909), l.',4.
Italien. Von Th. Fischer. 8. Bd. XXXII (1909), 161.
Die Südosteuropäische Halbinsel. Von K. Ocstreich. S. Bd.
XXXII (1909), 182.
Rumänien. Von E. de Martonne. S. Bd. XXXII (1909), 186.
Schweiz. Von H.Walser. S. Bd. XXXII (1909), 192.
Niederlande. Von H. Blink. S. Bd. XXXII (1909), 205.
Belgien. Von F. van Ortroy. S. Bd. XXXII (1909), 211.
Grofsbritannien und Irland. Von 0. J. R. Howarth. S. Bd. XXXII
(1909), 216.
Dänemark. Von E. Löffler. S. Bd. XXXII (1909), 223.
Schweden. Von O. Nordenskiöld. S. Bd. XXXII (1909), 230.
Norwegen. Von K. Ahlenius. S. Bd. XXVI (1905), 139.
Rufsland mit Kaukasus (1894—1905). Von M. Friederichsen.
S. Bd. XXIX (1906), 148.
XV^n. Länderkunde der außereuropäischen Erdteile.
Polargebiete (1905—08). Von W. Brennecke. S. Bd. XXXII
(1909), 243.
Asien (ohne Russisch-Asien) (1904—07). Von O. Quelle. S.
Bd. XXXII (1909), 268.
Russisch -Asien (1898 — 1904). Von Max Friederichsen.
S. Bd. XXVII (1904), 376.
Australien und Polynesien (1907/08). Von F. Hahn. S. Bd.
XXXII (1909), 335.
Afrika (1907/08). Von F. Hahn. S. Bd. XXXII (1909), 352.
Nordamerika (1905—07). Von E. Deckert. S. Bd. XXXII
(1909), 389.
Das Romanische Amerika (1904 — 06). Von W. Sievers. S.
Bd. XXX (1907), 313.
C. Geschichte der Geographie.
XVni. Bericht über die Länder- und Völkerkunde der antiken
Welt.
Bericht über die Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken
Welt (IV). Von Prof. Dr. E. Oberhummer in Wien . 329—448
Quellenkunde und Geschichte der Geographie 329
Griechen 332
Allgemeines 329
Ägypter 330
Semiten 331
Römer 336
Byzantiner 337
Allgemeines 339
Afrika 345
Allgemeines 345 ] Ägj-pten 346
^sien 350
Mesopotamien 364
Iran 36^
Indien 368
Ostasien 369
Innerasien 371
Armenien 373
Allgemeines 350
Arabien 350
Palästina 355
Ostjordanland . . .361
Phönizien 362
Syrien . 362
VIII
Systematisches Inhaltsverzeichnis.
Kleinasicn 374
Allgemeines .... 374
Pontos 377
Paphlagonia, Bithynia . 378
Mysia . . . . " . .379
Lydia 380
Europa
Allgemeines 392
Sannatia 393
Thrakien 394
Makedonien 399
Griechenland .... 403
Allgemeines .... 403
Thessalien .... 406
Epinis 408
Akamanien .... 409
Lokris, Phokis . . .411
Böotien 412
Attika 413
Megaris, Korinthia . . 417
Lakonien 418
Messenien 419
Bericht über die Fortschritte der
römischen Westens (1897—
Schulten in Erlangen.
A. Allgemeines
B. Afrika
Allgemeines 56
Physische Geographie . . 58
Ethnologie 59
Vorrömische Zeit ... 60
Africa proconsularis . . 61
Allgemeines .... 61
Kolonisation .... 63
Städte 64
Seite
Karia, Lykia . . . .383
Kilikia '. 385
Kappadokia, Galatia . . 386
Phrygia 387
Lykaonia 388
Inseln bei Kleina'«ien . . 389
392
Achaia, Arkadien .
Morea
Die griechischen Inseln.
Allgemeines
Inseln des Thrak. Meeres
Sporaden
Euböa
Kykladen
Kreta
Inseln des Peloponnes .
Ionische Inseln
Schluß. Nachträge . .
Geschichte der Erdkunde
Asien
Europa
historischen Geographie des
■1909). Von Prof. Dr. Adolf
421
423
423
423
427
428
428
429
433
438
439
444
444
445
446
51—188
51
56
Einheimische Stämme . 69
Die Latifundien ... 69
Militärische Anlagen . . 70
Xumidia 72
Mauretania 74
Mauretania Caesariensis . 75
Mauretania Tingitana . 76
Westküste 77
C. Hispania
Allgemeines 77
Physische Geographie . . 80
Ethnologie 81
Prähistorische Geographie 83
Römische Zeit .... 84
n. Gallia
Allgemeines 91
Physische Geographie . . 92
Prähistorisches .... 92
Ethnologie 93
Straßenforschung ... 94
Ortsnamenforschung . . 94
E. BritdHnia
Allgemeines 105
Ethnologie 107
Vorrömische Zeit . . .108
Römische Zeit . . . .108
77
Die einzelnen Provinzen . 84
Baetica 84
Tarraconensis .... 86
A.sturia und Callaecia . 89
Lusitania 90
91
Römische Zeit 95
Die einzelnen Provinzen . 96
Narbonensis 96
Aquitania 98
Lugdunensis .... 99
Belgica ....:. 102
105
Allgemeines 108
Die Grenz wälle . . .109
Die Städte 111
Straßen 112
Systematisches Inballsverzeichnis.
F. Germania ....
Allgemeines ....
Physische Geographie .
Vorgermtinische Zeit .
Germanische Zeit .
Stammeskuncle .
Volkskunde . . ,
IX
Seite
112
112
113
114
118
118
120
Römische Zeit 122
Allgemeines 122
Germania Supciior . .124
Germania Inferior. . .138
Nordwestdeutseliland . .141
G. lUyrieum
Allgemeines 145
Vindelicia, Raetia . . .148
Vindelicia 148
Raetia 149
Noricum 150
Pannonia 151
H. Italia
Allgemeines 161
Straßenforsch iing . . .164
Alpeuländer 166
Liguria, Transpadana . .168
Venetia 169
Istria ....... 170
Aemilia 171
p:truria 172
Umbria, Picenum . . .174
145
Dalmatia 153
Allgemeines 153
.lapodia, Liburnia . . . 155
Dalmatia 156
Dacia 158
Moesia 159
161
Die sabellischen Stämme . 175
Sauinium 176
Lalium 177
Campania 180
Lueania 182
Bruttium, Apiilia. . . .183
Calabria, Sicilia . . . .184
Sardinia 187
Corsiea, Malta 188
Topographie der Stadt Rom. Von Prof. Dr. ("h. Hülsen in
Florenz 189— 21f
Allgemeines
Darstellende Werke . ,
Zur Stadtgeschichte
Topographische Rundscha >i
Capitolium .
Forum Romanum
Kaiserfora
Palatin . . .
190
191
Zur Baugeschiehten. Technik 195
Stadtpläne 196
198 I Südliche Stadtteile . . .207
200 j Esquilin 210
202 j Quirinal 211
205 1 Transtiberim 215
189
198
XIX. Die Literatiu* ziu* Oeschichte der Erdkunde vom Mittel-
alter an (1903—06). Von W. Rüge. S. Bd. XXX
(1907), 329.
XX. Entwicklung der Methodik und des Studiums der Erd-
kunde. Von H.Wagner. S. Bd. XIV (1891), 371.
XXI. (ieogrrapliisehe Namenkunde (1907—09)
J.W. Nagl in Wien
1 . Namenerklärung .... 3
Im allgemeinen .... 3
Deutschland 5
Süddeutschi., Rheinlande 8
Sachsen, Thüring., Hessen
Norddeutsehland
Osterreich-Uugana ....
Schweiz 24
Niederlande und Belgien . 26
Skandinavien 27
Britisches Reicli .... 29
Frankrcicli 30
Von Prof. Dr.
-50
13
14
17
Spanien und Portugal . 3.3
Italien 35
Balkanländer . . . . 38
Russisches Reich ... 38
Asien 39
Afrika 41
Amerika und Australien 41
2. Rechtschreibung u. Aus-
sprache 43
3. Geogr. Namenkunde im
sdlgemeinen . . . . 45
Nachtrag 45
X Systematisches Inhaltsverzeichnis.
Seita
XXn. Cieographische Xekl'ologie. Wird seit 1904 nicht fortgesetzt.
Fortsetzung s. im »Geographen-Kalender:, herausgegeben
von H. Haack 1904 u. ff.
XXIII. Geogi'apliisclie Lelirstühle uud Dozenten (1909). Von
H.Wagner. S. Bd. XXXII (1909), 439.
XXrV. Geographische Gesellschaften, Zeitschriften u. Kongrresse
(1909). Von G. Kollm. S. Bd. XXXII (1909), 409.
Personennamen-Reffister für Band XXXIV ,s 449_468
Abkürzungen.
A. Abkürzuiiffeu allgemeiner Art.
Abh. = Abhandlungen.
Ac. = Academie, Academy.
Ak. = Akademie.
Am. = American.
Ann. = Annalen, Annales, Anmiaire.
Anz. = Anzeiger.
Areh. = Ai'chiv.
Ass. r= Association.
B = Bulletin, Bolletino.
Beitr. = Beiträge.
Ber. = Bericht.
Bl. r= Blatt, Blätter.
Cl. = Club.
Col. = Colonie, Colony, Colonial.
Com. = Commissiou.
Comm. = Commercial.
Contr. = Contributions.
CR = Comptes rendus.
Denks. = Denkschriften.
Diss. == Dissertation.
£ = Erdkunde.
Erg. = Ergebnisse.
G = Geographie, Geography, Geo-
grafia.
Geol. = Geologie, Geologj-.
Ges. = Gesellschaft.
GesE = Gesellschaft f. Erdkunde.
GGes. = Geograph. Gesellschaft.
GS = Geographical Society.
I == Institut, Istituto.
Isw. = Iswestija (Verhandlungen).
J = Journal.
Jb. = Jalirbuch.
JBer. = Jahresberichte.
Kol. =^ Kolonial.
LB = Literaturberichte.
M = Mitteilungen.
Mag. = Magazin, Magazine.
Mem. = Memoiren, Memorie.
Mem. = MSmoires.
Met. = Meteorologie, Meteorologisch.
Mus. = Museum.
Nachr. = Nachrichten.
Nat. = Natural, Naturwissenschaftlich.
P ^^ Proceedings.
QJ =^ Quarterly Journal.
R = Royal, Reale.
Ref. = Referat.
Rep. = Report.
Rev. = Revue, Review.
Rend. = Rendiconti.
Riv. = Rivista.
S = Societe, Society, Selskab.
Sap. = Saj^iski (Schriften).
Sc. = Science, Scientific.
S.-A. = Separatabdruck.
Ser., S§r. = Serie, Serie.
SG = Societe de geographie.
Sitzb. = Sitzungsberichte.
Surv. = Survey.
T = Tijdschrift, Tidskrift.
Tr. = Transactions.
U. S. = United States.
VE = Verein für Erdkunde.
Ver. = Verein.
Vers. ^ Versammlung.
Vh. ^ Vei'handlungen.
Vjh. = Vierteljahi-shefte.
Vjschr. =-. Vierteljahrsschriften.
W, Wiss. = Wissenschaft.
Z = Zeitschrift.
Ztg. = Zeitung.
B. Die im Geographisoheii Jahrbuch hliiifig'er zitierten periodischen
Schriften.
AmJSc. = American Journal of Science, Newhaven.
AnnG = Annales de geographie, Paris.
AnnHydr. = Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie.
ArchAnthr. = Archiv für Anthropologie.
BeitrGeoph. = Beiträge zur Geophysik, herausgegeben von Gerland.
BSG = Bulletin de la societe de geographie.
Geogr. Jalirbuch XXXIV. 1
2 Abkürzungen.
BSGCommBordeaux = Bull, de la soc. de geogr. commereiale ä Bordeaux.
BSGItal. = Bolletino della Societä geografiea Italiana.
CR = Comptes rendus hebdomadaires des seances de l'academie des sciences
de Paris.
DE = Deutsche Erde, Gotha.
DGBl. = Deutsche Geographische Blätter, Bremen.
DRfG = Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik.
Forsch. = Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Stuttgart.
GA = Geographischer Anzeiger, Gotha.
GJ = The Geographical Journal, London.
GJb. = Geographisches Jahrbuch, Gotha.
Glob. = Zeitschrift Globus (seit 1911 mit Pet. Mitt. vereinigt).
GZ := Geographische Zeitschrift, herausgegeben von Hettner, Leipzig.
GeolMag. = The Geological Magazine.
lArchEthn. = Internationales Archiv für Ethnographie, Leiden.
Isis = Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftl. Gesellschaft
»Isis« Dresden.
JAnthrl = Journal of the Anthrop. Institute of Great Britain and Ireland, London.
JAsiat. = Journal asiatique, Paris.
JbGeolLA ^ Jahrbuch der Kgl. Preuß. Geologischen Landesanstalt, Berlin.
JbGeolRA = Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt, Wien.
JbSACl. = Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs.
JBerGGesMünchen = Jaliresberichte der Geographischen Gesellschaft zu ilünchen.
KM == Kartographischer Monatsbericht in Petermanns Geograph. Mitteilungen.
KorrBlAnthr. = Korrespondenzblatt der Deutsehen Gesellschaft für Anthropo-
logie, Ethnologie und Urgeschichte, München.
LaG = La Geographie, Bulletin de la societe de geographie de Paris.
MeddGrl. = Meddelelser om Grönland, Kopenhagen.
Metz = Meteorologische Zeitschrift.
MGGes. = Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft.
MGGesWien = Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft in Wien.
MVE = Mitteilungen des Vereins für Erdkunde.
MDÖAV = Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins.
Nat. = Nature, London ; die Zeitschriften »Die Natur« und ;-La Nature« werden
nicht abgekürzt.
NJbMin. = Neues Jalirbucli für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
OrBibl. = Orientalische Bibliographie.
PM = Petermanns Geographische Mitteilungen.
PRS = Proceedings of the Roy;ü Society of London.
PRGS = Proceedings of the Royal Geographical Society.
QJGeolS = Quarterly Journal of the Geologiciü Society.
SapKRGGes. = Sapiski der Kais. Russ. Geographischen Gesellschaft.
ScottGMag. = The Seottlsh Geographical Magazine.
SitzbAkBerlin = Sitzungsberichte der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
SitzbAkWien = Sitzungsbericlite der Kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien.
TAardrGen. = Tijdschrift van het Aardrijkskundig Genootschap te Amsterdam.
TrRS = Transactions of the Royal Society.
VhGesE = Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin.
VhGeolRA = Verhandlungen der k. k. Geologischen Reichsanstalt, Wien.
Y = Ymcr, Tidskrift utg. af Svenska Sällskapet för Antropologi och Geografi.
ZDGeolGes. = Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
ZDMGes. = Zeitschrift der Deutscheu Morgenländiseheu Gesellschiift.
ZEthn. = Zeitschrift für Ethnologie.
ZGesE =^ Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin.
ZVermess. = Zeitschrift für Vermessungswesen, Stuttgart.
über die Fortschritte der geographischen Namenkunde
(1907—09).
Von J. W. Na gl in Wien.
(Abgeschlossen am 1. Januar 1910; mit Nachträgen aus früheren Berichtsperioden.)
Indem ich diesen meinen dritten Bericht auch über das Jahr
1909 ausdehne, muß ich wieder von vornherein die Nachsicht meiner
Leser dahin in Anspruch nehmen, daß mir spätere Nachträge erlaubt
sein mögen. Es liegt wenig Mut und Sinn in dem Vorgang, mit
dem Bericht zu warten, bis die verschiedenen bibliographischen
Detailberichte erschienen sind: die meisten derselben hinken um
ein oder mehrere Jahre nach, und wenn aUe Berichterstatter gleich
ängstlich aufeinander warten wollten, so würden die Rückstände
immer mehr Jahre zählen. Eine Vollständigkeit im absoluten Sinne
ist übrigens auch trotz solchen Zuwartens schwerlich zu erreichen;
und so hoffe ich durch den Mut des Vorwärtsschi-eitens auf desto
bereitwilligere Nachsicht.
Für das Interesse, das sich in weitesten Kreisen durch auf-
klärende und ergänzende Zusendungen auch diesmal wieder bekundet
hat, habe ich vor allen Herrn Prof. Dr. Julius Miedel in Mem-
mingen, Herrn Prof. i. R. Johannes Jungfer in Berlin, Hei-rn
Archivrat Dr. Heinr. Beschorner in Dresden, den Herren Univ.-
Prof. Dr. Ernest Muret in Genf und Dr. "Wilhelm Meyer-Lübke
in Wien und Herrn Prof. Gr. Ricchieri an der Kgl. Wissenschaftl.-
Hterar. Akademie in Mailand hiermit bestens zu danken.
Die Forschung behält auch in dieser Berichtsperiode ihre Neigung zur
Tiefe, zu den letzten Grundlagen örtlicher Namengebung in den Flurnamen
bei. Doch habe ich die Berichte diesmal kürzer gehalten, weil die Fluraamen-
forsehung im ganzen bisher doch nur Materialsammlung ist, mit nur wenigen
geläuterten Ergebnissen für das allgemeine geographische Interesse.
I. Namenerklärung.
1. Im allgemeinen.
Zuvörderst muß, im Gegensatz zu einer öffentlich geäußerten
Meinung, der voLksmäßigen, teils ernsten, teils launigen Deutung i)
1) Z. B. : Gust. Pflugk, Die Spitznamen deutscher Volksstämme (Hamb.
Nachr., 10. Sept. 1904). Ortsnamen und Volkswitz (KölnZtg. 18. Sept. 1904).
Selbst H. Carstens, Topogr. Volkshumor aus Schleswig-Holstein (ZVerVolksk.
1*
4 J. W. Nagl, Die Fort.«chritt3 der geographischen Namenkunde.
SO ziemlich aller Wert für die toponymisclie Forschung abgesprochen
\verdcn. — Auch verschiedene »Plaudereien« in Tagesblättern 2)
bieten nichts wesentlich Neues. Eher verdient ein Zeitungsartikel
von W. A. Hammer, »Ortsnamenforschung «3), Beachtung.
11. führt die wichtigsten Vorarbeiten an, welche der Toponymik zugrunde
zu legen sind, geht nach einigen allgemeinen Bemerkungen, besonders über das
störende Element der Volksetymologie, auf die Ortsnamen des deutschen Si>rach-
gebiets und deren dreifache Herkunft über, kritisiert die naive Schrift Dr. C.
Täubers, »Ortsnamen und Sprachwissenschaft usw.«, verweist auf die Zeitschr.
des Allgem. deutschen Sprachvereins und die Deutsche Erde und zeigt einige
Fälle störender Volksetymologie auf französischem Sprachgebiet. — Da er, wahr-
scheinlich wegen der Schrulle, Orte können niemals den Flüssen den Namen
geben, Vindobona von »Wien« durchaus trennen will, möchten wir ihn auf
GJb. XXVII, 134 f. aufmerksam machen.
Eine phantastische Grundlage aller Ortsnamen- und Sprach-
forschung bietet in seinen »Sechs Ursprachelementen« (ra = Wasser,
la = Wiese, ma = Nahrung, ka = Vieh, sa = Weide, pa = Schutz,
ta = Holz, na = atmosphärische Flüssigkeit) der bereits genannte
C. Täuber^).
Neben vielen Anregungen, welche zu guten Resultaten führen können,
bietet dieses ganz eigene Bahnen — nicht immer der Erkenntnis, sondern oft
der Phantasie — ■ wandelnde Buch unter den Rubriken einzelner Wurzeln eine
große Zahl von Worten und insbesondere Ortsnamen, die sich nicht in den
ihnen zugewiesenen Rahmen fügen können. Obwohl S. 19 die Konsonanten-
entsprechungeu der Sprachgeschichte ganz gut angegeben sind, ist auf diese
Tabelle in der Folge keine Rücksicht genommen, sondern deutsches Dalaheim
(Thalheim) wird ohne weiteres mit griech. 86qv = Holz (S. 65) als wurzel-
verwandt zusammengestellt. Tirol gehört dazu als »Waldland« und Teil ist
»der Walder« (S. 67), Dura 886 (Thur) ist »VValdstrom«, so auch die Traun.
Weil bei den australischen Eingeborenen sowohl Unna wie jenna »Fluß« heilit,
so ist nach T. wohl auch gall. Jura auf dur, dor = Holz zu beziehen usw.
Eine solidere, wenn auch keineswegs überall verläßliche Grund-
lage für die geograpliische Namenerklärung bieten A. Demangeon,
J. Blayac, Is. Gallaud, J. Sion und A. Vacher^): an erster
Stelle Aufsclilüsse über die »Nomenclature des noms de lieux«,
indem sie eine Fülle von Bezeichnungen luid Definitionen, die sich
auf verschiedene Teile der Geographie beziehen, vorführen.
Den Gegensatz zwischen amtlicher Namengebung und der selb-
ständigen Überlieferung des Volkes behandelt G. Grasso an dem
XVI, 4). C. F. Meyer (JbVerNiederdSprachforsch. XXXV, 1909, 136—50).
Kahle, Ortsneckereien ... im badischen Unterland (Freiburg i. Br. 1908).
O. Haffner, Alemann. Ortsneckereieu (Alemannia N. F. VIII, 1/2, 1907).
Schmidt (.\lemauuia N. F. IX). V. Pogatschnigg, Etymologische Sagen aus
Kärnten (Carinthia 1908). — ^) Z. B. : Eberhard König, Eine Plauderei für
die Reisezeit. (Bayer. Kurier Nr. 204 u. 205, 21. u. 22. Juli 1908.) — 3) Fremdeu-
blatt Wien, 1. Sept. 1909, Fcuillet. — ■*) Ortsnamen und Sprachwiss., Ui-sprache
und Begriffsentwickliing. Zürich 1908. 259 S. Dazu Museum XVI, 6.
Weiteres über Täuber l>ei dem Kapitel Sdiwciz. Anm. 270 — 73. — ^) Dictionuaire
raanuel ill. <le (ieogrnphie. Paris 1907. Collection »Dictionnaires manuels«
von Armand Colin.
NaiiiencrkliiruDg im allgemeinen, Deutschland im allgemeinen. 5
Beispiel Cooks auf seiner Fahrt an der Ostküste Australiens 6).
Übereinstimmende Benennung in verschiedenen Sprachen Aveisen
H. Schuchardt''') und — auf engerem Gebiete — Th. Nöldeke^)
nach.
Schuchardt erörtert lat. Confliientes, Interamnes = hisp.-kelt. Comphdum =
iber.-bask. Urhi-, Biscarr-. Nöldeke sehließt aus Bersaba = »Sieben Brunnen«
auf die Heilighaltuug von sieben Brunnen bei den Semiten.
»Ausländische geographische Namen in deutscher Form« be-
handelt Eduard Richter^), »Das Geschlecht fremdsprachiger Orts-
namen« A\'ird in der Zoitschr. des Allgem. deutschen Sprachver.i^)
besprochen. Edw. Schröder untersucht die »Fluß- und Ortsnamen
in ihrem gegenseitigen Verhältnis« ^i), wobei er u. a. betont, daß
ein Fluß ursprünglich an verschiedenen Teilen verscliiedene Namen
haben kann, und R. Kötzschke erörtert »Flußnamenforschung und
Siedelungsgeschichte«i2^_ Auch F. Eluge läßt sich über »Sippen-
siedelungen und Sippennamen« vernehmen ^ 3). Max Jakobi läßt
die »Gipfelnamen der Alpenwelt im Spiegel der Geschichte« i*)
leuchten, während minder einladend »Orts- und Personennamen
nach Geschlechtsteilen« in der Zeitschr. ^AvQ^QMno^vTtla^^) unter-
sucht werden. Die Ortsnamen nach den Entdeckern und ersten
Erforschem wünscht Graf De Fleurieu womöglich erhalten oder
wiederhergestellt 16). Die Richtung zum Allgemeinen, wenn auch
begreiflicherweise mit italienischem Material, nimmt Hektor de
Toni in seiner Schrift über »Die geographischen Eigenschafts-
wörter« i^) und ebenso sucht G. Grasso eine gemeingültige Methode
für toponymische Untersuchungen festzustellen ^s).
Er legt ein Hauptgewicht auf die Realprobe und auf die Dialektformen
der Namen. Dem Urteil des Erklärei-s müsse auch ein eingehendes Studium
über die Verteilung der Xamen und eine Statistik gewisser charakteristischer
Bezeichnungen vorausgehen , soll von einer Methode die Eede sein. Solche
Bezeichnungen sind z. B. isca, pesco^^), serra^^, fratte^^), contra^^, ßesso^^,
ferner Bezeichnungen nach dem Vertikalprofil des Bodens -■*) und nach dem
Heiligenkult 2ä).
2. Deutschland im allgemeinen.
Auf das schlüpfrige Gebiet der deutschen Vorzeit wagt sich
Moritz Schönfeld mit »Proeve einer kritische versameling van
^) Toponomastica per battesimo ufficiale e toponomastica per spontanea
tradizione popolare. Saggio comp, sui nomi imposti da G. Cook alla costa
Orient. d'Australia nel 1770. BSGItal. 1903, 741—58, 830—50. — 7) ZRom.
Philol. 1908. — 8) ArchReligWiss. VII, 340—44. — 9) PM 1903. — i«) XXI,
1907, Sp. 28. — ") KorrBlGesVerDGeschAltVer. 1906, 19—22. — 12) DGeschBl.
Juni 1907, Gotha. — ^^) VjschrSocialWirtschGesch. 1908, 93 ff. Auch in
Kluges Sammelwerk »Bunte Bl.« 1908. — i*) MDÖAV 1908. 82. — i^) Hrsg.
Fr. Krauß, Leipzig 1904. — 16) G. ßicehieri über II IX Congr. G. Intern.
RivGItal. XV/XVI, 1908/09, 65f. — i^) Ateneo Veneto 1906, Sept.— Okt. —
18) BSGItal. 1900, 720. — i») RendRIustLombScLett. 1899. — 20) Ebenda
1900. — 21) Ebenda. — 22) StudGCla-ssTopogrStor. 1901, H. 3. — 23) Atti
CongrInternScStor. X, Rom 1903. — 24) BSGItal. 1901. — 20) Atti IV Congr.
G. Ital., Mailand 1901, u. V Congr. G. Ital., Neapel 1904.
6 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
germaansche Volks- en Personnamen, voorkomende in de littoraire
en monumentale overlevering der Grieksche enRomansche oudheid«26).
Angeregt durch eine Preisausschreibung der Gröninger Fakultät, hat Seh.
zunächst eine »Probe« von 167 S. mit Einleitung, Literaturverzeichnis, Thesen
und vom alphabetischen Verzeichnis nur die Buchstaben A — B erscheinen lassen.
Die Vülkernamen sind, von den Personennamen getrennt, an sich alphabetisch
geordnet. Auf absolute Vollständigkeit wurde verzichtet: Seh. bescfiränkt sich
auf Historiker und Geographen und nimmt von der monumentalen Überlieferung
nur gewisse Bände des Corp. Inscr. Lat., des Corp. Inscr. Rhenan., ferner
Boekhs Corp. Inscr. Graee. samt f^rgänzungen in der Ephem. epigraph., aber
nur, soweit ihm Indices zur Verfügung stehen. Naheliegendes, z. B. Franz X.
Kraus, »Die christlichen Inschriften der Rheinlande«, wurde übergangen, ob-
wohl sonst bis auf die Zeit Justinians herabgestiegen wird. Dem Verf. gebricht
es an der Kenntnis des Keltischen, dennoch ist viel Germanisches für keltisch
genommen ^7).
Dasselbe Thema behandelt in bekannter feuilletonistischer Manier
G. V. List^s). Beachtenswert ist die Anzeige von F. Matthias
über R. Muehs Schrift »Über die Wohnsitze und die Namen der
Kimberti«^^). Vor K. R üb eis älterer Schrift »Die Franken, ihr
Eroberungs- und Siedeluugssystem im deutschen Volkslande« warnt
Karl Brandis^O), R.s Anregungen düiien nicht als Gesetze ge-
nommen werden. Den Namen der Franken behandelt auch J. Fran ck ^i).
Eugen Jäger liefert einen Versuch über die Ortsnamen der deut-
schen Urzeit und andere alte Siedelungsnamen ^2) ^inc[ q Liebe
sucht von alten Waldbezeichnungen aus in die frühe Kulturgeschichte
vorzudringen 33).
Zu den Flurnamen hat J. Schmidtkon z 3*) einen Beitrag aus
seinem reichen, schon an 75 000 Nummern umfassenden Vorrat
gebracht. Im allgemeinen berichtet über die Flurnamenforschung
H. Besehe rner mit besonderer Sorgfalt. Er verzeichnet sowohl
die wichtigsten Vorträge als auch die ^\^chtigsten schriftlichen,
statistischen Sammlungen auf diesem Gebiet bis 1907 35).
Dr. Crome und Prof. E. Schroeder hielten Vorträge über die allgemeine
Bedeutung der Flurnamen, H. Brünner über Flurnamen der Kasseler Gegend,
Dr. Hüttig über solche von Großenhain in Sachsen. — Als abgeschlossen kann
Val. Hintners Sammlung im Stubaital, als vorläufig abgeschlossen diejenige
Ullrichs aus Souneberg und Umgebung (Coburg) betrachtet werden. Ebenso
anerkennenswert ist Stiefel hagens Sammlung der Flurnamen des Elsässer
Kreises. Rektor Bartelts Sammlung aus dem Rujipiner Kreise, 21 Ortschaften
umfassend, ist schon 1904 in Neuruppin gedruckt worden. Pfau setzt seine
Rochlitzer, O. Sturm seine Erfurter, Prien seine Neumünsterer (Holstein),
Frau Gerbing ihre Gothaer Sammlung fort. In der Provinz Sachsen und am
26) Rev. crit. 1907, 3, handelt darüber ein P. S. ; ferner Chadwick, The
Class. Quat., I, 4; E. Mogk, DE 1908, 107 (günstig); H. Kern, Mus. XV,
5; Jos. Janko, IndogForsch. XXIII, Anz. 2 u. 3. — 27) G. Werle, LitBl.
GerniRomPhil. XXIX, Sp. 50. — 2») GuidoListBüchcreiWien I, 1909. 118 S. —
29) DLitZtg. 48. — 30) GöttGelAnz. 1908, Nr. 1. — 3«) WestdZGeschKunst
XXVI, 2. — 32) Germania Nr. 209, Berlin, 10. Sept. 1908. — 33) Der Wald
u. die alt. d. Kult. Propyl. III, Nr. 11, München, 13. Dez. 1905. — 34) Beitr.
z. Flurn.-Forsch. KorrBIGesamtvcrDGescliAltVer. LIII, 365—83. — 35) Ebenda
1907, Sp. 177—92 (schon 190(3, Sp. 279—94).
Deutschland im allgemeinen. 7
Rhein wird an Flurkarten gearbeitet, in Bayern und Hannover soll bald damit
begonnen werden. Auf Bohnenbergers Anregung werden die Württemberger
Flurkarten ausgezogen und verzettelt, seine Sammelstelle für das Albgebiet
wurde schon 1898 eingerichtet. Im Königreich Sachsen arbeiten 1907 42 Flur-
namensammler, über 500 Ortschaften und 200 Verzeichnisse sind abgeliefert.
Auch die Waldgebiete werden nicht vergessen. In Oldenburg arbeiten G. Rüth-
ning und W. Ramsauer, auch in Hamburg, Breslau, Frankfurt, Kassel, Nassau,
Duisburg, Aachen ist die Sammeltätigkeit in Gang gebracht und der Gedanke
einer allgemeinen Zeitschrift für Namenforschung wird von Beschorner dem
»Gesamtverein« empfohlen. Die Flurnamenliteratur 1903—06 und Nachträge
aus der Zeit vor 1903 bilden den Anhang.
Die Anlegung eines deutschen Flußnamenbuchs regt Rudolf
Kötschke an in seiner Abhandlung »Flußnamenforschung und
Siedelimgsgeschichte«36), Leop. G. Ricek handelt über »Die im
Yolksmund lebenden deutschen Gaue und Gaunamen« mehr in
schulmethodischer Richtung^''), ebenso Ludw. Wilser über »Namen
als Geschichtsquelle «38), wobei er nach den Personennamen von
S. 69 an die Ortsnamen, besonders auf -lehPM, -weil, -ingen, zum
Anlaß nimmt. L. Sunder stellt unsere Ortsnamen in Beziehung zu
den nordischen Sprachen 39). Viele recht zweifelhafte und unsichere
Erklänmgen bietet Ernst Niemann *"), indem er deutsche und
sla^dsche Namen beizieht. Auch Johannes Zelter berührt deutsche
Ortsnamen im allgemeinen ■^i). Saclikundig ist die Abhandlung
Eugen Jägers -^ä) ^tüt ihrer Gegenüberstellung der ältesten urkund-
lichen und der oft weit abstehenden heutigen Namensformen, die
geeignet ist, vor voreiligen Deutungen zu ^varnon.
Erfolgreich gehen auf einzelne Kapitel der allgemeinen Ortsnamenkunde
P. Klemenz*^) und H. K. Schilling**) ein: sie behandeln den Artikel und
seine Rolle vor dem Ortsnamen. "Verwandt ist das Thema 0. Philipps über
»Angewachsene Teile in Ortsnamen«* 5), wozu Bangert*^) und Kraß*'') Nach-
träge boten. Zu der Bezeichnung »Übersee«**) für zei-streut liegende Länder-
massen jenseits des Meeres erbringt Scheffler*^) noch wirkliche Ortsnamen,
die mit »über< zusammengesetzt sind: neben Überruhr noch Uberdrau (Puster-
tal), Überems (bei Gütei-sloh), Überwasser (Tiroler Ultental), Översee (Schleswig),
Oltresarca, Surrhein, Sur En (Engadin), Surlej (Engadin).
J. Miedel erörtert »Die sog. elliptischen Ortsnamen « 00), clie
er lieber als »Rodenamen« bezeichnet sehen möchte.
In Namen wie Waltrams (st. B.) oder Uteri (schw. B.) weist der Genitiv auf
ein fehlendes Grundwort sächlichen Geschlechts Haus, Dorf, Ried hin: letzteres
36) DGeschBl. VIII, 1907, 233 ff. — 37) ZSchulg. XXVI, H. 11 u. 12. —
38) KorrBlGesamtverDGeschAltVer. 1908, 65 ff. — 39) BlHandelGewSozialLeb.
Beibl. Magdeb. Ztg. 1902, Nr. 7 — 11. — *") Ein Spaziergang durch Deutsch-
lands Ortsnamen weit. Ztschr. Von Land zu Land 1907, 2 16 ff. — *^) Deutsche
Sprache und deutsches Leben. Sprach- und kulturgeschichtliche Bilder für
Lehrer und Freunde unserer Muttersprache. Mit 1 Begleit w. von Dr. Prinz.
Arnsberg 1907. — *2) Von den deutschen Ortsniimen. Beil. z. Germania Nr. 13
u. 72, Berlin 27. März 1908. — *3j Zum Gebrauch des Artikels vor Ortsnamen.
MSchlesGesVolksk. 1906, H. 14, 105—07; H. 15, 152—54. — **) ZDUnt.
XIX, 380; XX, 794. — *5) Ebenda 110 ff. — *6) Ebenda 657. — *7) Ebenda
660. — *8) ZAllgDSprVer. XX, 1905, Sp. 369ff. (K. Scheffler). — *9) Ebenda
XXII, 1907, Sp. 47 f. — 50) ZHochdMaa. VI, 362—68.
8 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
(ried oder rode) erscheint ihm das häufigste. Der Zeit nach steigen diese
Rodenamen vom 10. und 11. Jalirhundert an Häufigkeit ihres ersten Auftretens
bis ins 14. .Jahrhundert, dann werden sie wieder seltener gegeben. Ganz neue
tauchen wieder im 17. Jahrhundert auf. — Dem Stammgebiet nach sind sie am
häufigsten bei den Alemannen (AUgäu); von den Sueven sind sie vielleicht
schon im 3. Jahrhundert auch auf Thüringer und Hessen übergegangen. Sie
finden sich selbst in den Pyrenäen und dem einst von Sueven bewohnten Galicien
Spaniens. Die »Verstümmelungen« S. 363 sind lauter selbstverständliche mund-
artliche Änderungen, nur ungeschickt niedergeschrieben , was in einer mund-
artlichen Zeitschrift gelegentlich noch beleuchtet werden könnte.
Das ergiebige Kapitel »Ortsnamen in Dativform.« beriilirt Rup-
recht »i) und den deutschen Straßennamen wenden sieh 0. Winzer 0'-)
imd W. Pickert^s) zu. Allgemeine Verwendung bei den geo-
graphischen Namen finden auch die »Deutschen Namen der Himmels-
richtungen und Winde«, welche Hugo Wehrle untersucht s^).
3. Süddeutschland und die Rheinlande.
Die Bergbezeichnung Kofel, welche schon nach Schmellers B.
Wb. »einige« auf die Römerstation der Peutingerschen Tafel ad
Coveliacas »beziehen wollen«, wird von C. Julius ^s) außer Zu-
sammenhang mit dem genannten Römerort gestellt. Im sachkundigen
Ernste bespricht Karl Gruber »Vordeutsche Ortsnamen im süd-
lichen Bayern«^*'), indem er auch die Namen der Flüsse einbezieht.
M. Höfler^^) erörtert romanische Ortsnamenreste um Tölz usw.
tmd J. Mi edel 58) »unsichere Römerorte in Bayern«. Siegmund
Riezler tritt neuerdings mit einer verdienstvollen Arbeit, »Die
bayerischen und schwäbischen Ortsnamen auf -ing und -ingen als
historische Zeugnisse«, hervor^S), in der er Kluges Einwürfe gegen
die ingen-Orte als Sippenorte ablehnt. Jos. Schatz berührt in
seiner »Altbairi sehen Grammatik «'»o) die endungslosen Dative in
Ortsnamen und die Ortsnamen auf -hares, als der Umlaut heri schon
längst fest war.
Im Anschluß an J. Hartmann 6I), Orts- und Flurnamen um
Ingolstadt, erörtert 0. Heilig die oberbayerischen Ortsnamen ß2)_
Eine bloße »Plauderei« liefert Eberhard König über »Ortsnamen «6^)
im allgemeinen, während Anton Dreselly^'*) die Ortsnamen des
Mangfallgaus, meist auf Wessinger 6^) aufbauend, erklärt, L. Spirkner
an der Hand der Haus- und Flurnamen die »Besiedlung des Amts-
gerichtsbezirks Eggenfeldcn«^^) erörtert und Alfred Vogel den
51) HannovGeschBl. 1905, 85—89. — »2) ZAllgDSprVer. XXH, 1908,
10. — 53) Ebenda XXIII, 1909, 11. — ") ZDWorl forsch, VIII, 4. —
55) DGaue VIII, 1907. — 56) Festschr. zu Ehren Prof. Vollmöllers. Erlangen
1908. — 57) Romanen im bayer. Gebirge. Propyl. 1908, 359 f. — 5») Forsch.
GeschBayerns XVI, 1908, 3. — 59) SitzbBavrAkWiss., philos., philo), u. bist.
Kl., 1909, 2. 60 S. — 60) Göttingen 1908," 104 u. 105. — "i) GJb. XXVII,
118; XXIX, 416. — 62) Baycrlaiid XVIII, 1907, 296 ff. — 63) Bayer. Kurier
Nr. 204 u. 205, 21. u. 22. .Juli 1908. — ß-*) Schliersce und der Mangfallgau,
1907, 130—39. — 65) GJb. XXIX, 416. — 66) Eggenfelden (Niedcrbavern)
1907.
Süddeutschland und die Rheinlande. 9
»Namen des Wallbergs bei Tegernsee«^^) und den »Pendling bei
Kiif stein « ^^) deutet.
Wahnbcrf/ gehöre zu bayer. walm = Heuschober, wozu noch viele ähnlich
benannten Berge angeführt werden. Zu Pendling werden noch verschiedene
andere Bergnanien auf -ing gestellt und nihd. bendl = »Frauenkopfputz« als
Stammwort obigen Namens angenommen.
Remigius Vollmanns mir am 4. März 1909 angekündigte
Schrift, in der die Ortsnamen mit dem Grundwort dissm, tissen
nicht auf dkzen = tosen, sondern auf denselben Stamm mit der
Bedeutung »Quelle« zurückgefülirt werden sollen, ist mir im Druck
noch nicht begegnet.
Erklärt man sich diezen (wovon ein Hauptwort duz) nicht bloß auf »tosen«,
sondern auch auf das »Übertreten« des hochgehenden Flusses, in welcher Be-
deutung diezen heute an der Donau von gießen abgelöst erscheint, so läßt ein
Blick auf die Karte wohl annehmen, daß die angeschwollene Hier einst bis
Illertissen gestreift haben wird. Der flache Hügelzug längs dem Flußlauf
gleicht dem Wagram längs der Donau bei Krems.
Eine neue Deutung des Namens Nürnberg versucht J. Schmidt-
konz69). Derselbe erörterte schon früher den Namen Dutxendieich'^^)
(bei Nürnberg).
A. Gebhardts^i) Deutung (auf dem '^nüeren berge, d. i. schmalen Berge)
wird von ihm durch eine andere, sehr problematische ei-setzt: "^norga-hring.
Zu norga- vergleicht er griech. vagy-äco und deutet es auf hage-(ring). Danach
habe man an eine Kultstätte oder an einen befestigten Platz zu denken. —
Es wird wohl diese Frage nicht eher zur Ruhe kommen, bis man einen Personen-
namen Noro (etwa für Xord-beraht u. dgl.) wird gefunden und '^Nurinpereg
wird gerechtfertigt haben.
A. Sch(nizlein) erklärt in befriedigender Weise die Straßen-
namen von Rothenburg in Mittelfranken 72), Christian Beck die
Ortsnamen der fränkischen Schweiz "3), ferner die des Aischtals und
der Nachbartäler 74). J. Schmidtkonz^s) untersucht unter dem
Thema »Beiträge zur Flurnamenforschung« die Verbreitung von
alilmit und die ßezeichmmg fiu' Gemeindebesitz in Unterfranken,
zieht aber auch den Elsaß und den Odenwald bei. Zur Verteilung
der Ortsnamen im Steiger icald unterscheidet J. Seh wen der 76) an
der Hand der Karte die drei Zonen der Heim-Orte, der Ortsnamen
mit Dorf n. a., endlich der Fodungen.
August Kubier 77) entrollt uns wieder ein sorgfältig gearbeitetes
Bild über die Namengebung in einem östlichen Grenzgebiet des
schwäbisch-alemannischen Stammes von Bayern und Tirol, Vorarl-
berg ausgeschlossen.
67) Propyl. 1907, 25 ff. — es) Ebenda 1908, 492 ff. — «9) MVerGesch.
StadtNürnberg 1908, 236—49. — '") Ebenda 1906. 15 S. — ") DGeschBl.
1908, 88ff. (Tille). Nagl, GNamenk. 102. — ") Unsere Straßennamen.
JBerVerAltRothenburg 1905/06. — 73) Erlangen 1907. 132 S. Dazu ZDMaa.
1908, 86 (J. Miedel). — 74) Progr. Neustadt a. d. Aisch 1908. 37 S. —
75) KorrBlGesamtverDGeschAltVer. LIII, 1905, Sp. 365 ff. — '^ Forsch. XYH,
1908, 1. — 77) Die deutschen Berg-, Flur- und Ortsnamen des alpinen Hier-,
Lech- und Sannengebiets. Amberg 1909. 213 S.
10 J.W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Er schließt von 2750 Namen 283 als vordeutsche von der eingehenden
Behandlung und Deutung aus. Im I. Abschnitt bebandelt er dann die von
Appellativen, im II. die von Personennamen stammenden, im 111. die »dunklen«
oder vielmehr zweifelhaften geographischen Namen. Öffnet natürlich der 111. Ab-
schnitt (mit 1025 Nummern) der weiteren Erörterung nach Absicht des Ver-
fassers Tür und Tor, so bieten auch die Namen des I. und IL Abschnitts, so
bewandert der Autor in Behandlung seines Stoffes ist, noch immer ergiebige
Anhaltspunkte für weitere Betrachtung. S. 80 Kiicheli müßte nicht »kleine
Küche« sein, wahrscheinlicher wäre »der Kuchen«, »das Küchel« nach der
Form; doch Verf. urteilt wohl mit Recht nach der Mundart, die dimn Kiacheli
sprechen müßte. So stellt er ganz richtig die Mundart vor die Realprobe.
Aber auch diese und die urkundlichen — leider meist späten — Schreibungen
finden gebührende Berücksichtigung. Rubi (S. 107) in einem Gebiet, das mhd.
u noch äußerst geschlossen beibehalten hat, ist nichts anderes als ahd. ■■-i-uwi,
Rauheit, zu mhd. ritive = rück und hat mit Jiufe (mhd. rufe) zunächst gar nichts
zu tun.
Aus der Ortsnanienforschung entspringt dem kundigen J. Mi edel
»Eine Besiedlungsgeschichte des Amtsbezirks Schwabmünchen « '^s).
Uns interessieren hier die einzelnen Deutungen. Beachtenswert ist bei
Miedel die Zulassung Summudvra (Wasser) <^ Summudurum (Ort) gemäß dem
Nachweis in Nagls »Geogr. Namenkunde« S. 84 und 86, daß auch Flusse, be-
sonders kleine, nach Orten oder Fluren benannt sein können. Die Beiziehung
von Samuel ^ Schmul ist zulässig, weil Schmul nicht aus der hellenisierten Form
Samuel, sondern auch altsemit. Srhemü-i^l abzuleiten ist. Die deutschen Fluß-
namen liefern S. 8 wieder Belege, daß die Benennung des Flusses im Unter-
lauf erfolgt ist. Die -ingcn-Orte sind die ältesten Siedelungen der deutschen
(alemannischen) Einwanderung. S. 13 braucht Sieaheika 1 128 so wenig für Swaheclia
verschrieben zu sein, wie in heinniün, cheiinun das ei ^ e des geschlossenen
e-Umlauts von a. Die jüngeren Rodungsorte enden auf -hofen, einige auf
-hausen und -weiler. Die Orte auf -stetten sind von -mr/ew-Orten später ab-
getrennt (S. 17). S. 19 — 21 folgen die Einzelgründungen mit dem Grundwort
-hof oder in Form eines Naturnamens. Ganz junge Siedelungen, meist ärmlich
an Bodenbesitz, erhalten Spottnamen (z. B. Rußland).
Mied eis »Oberschwäbische Orts- und Flurnamen« ^9) werden
von 0. Heilig 80) empfohlen, der ähnliche Fälle zu den Wiesen-
namen auf -in (»Bidinger-in«) aus seiner eigenen Erfahrung beistellt,
ebenso von Osk. Philipp^i). — J. Rauschmayer behandelt die
Lauinger Flurnamen 8-).
Über den Namen Wirtcmherg imd seine Herkunft spricht L. H.
in der Schwab. Kronik^S), daneben wird auch über Württemberg
gehandelt 8*). Der Name Ikgerloch bei Stuttgart ^s), von 0. M. der
Name Hall (Halle = Salzhaus) 86), von Fr. Veit der »Name Alb
und die Urbevölkerung« 87) setzen das Interesse für Örtsnamen-
deutung auch in breiteren lokalen Schicliten voraus. G. Mehring
erörtert in seinen »Oberschwäbischen Ortsnamen« 88) vorwiegend
78) ArchGcschllochstiftAugsburg I, 1909, 1—22, mit K. — 79) QJb.
XXIX, 417, Anm. 48. — «O) ZAllgDSprVer. XXII, 1907, Sp. 50 f. — »>) ZDMaa.
1907, 2. — 82) ZAltLauingen des Alt.-Ver. Lauingen II, 1907. — »3) Bcibl.
Schwab. Merkur Nr. 419, 8. SejH. 1906. — 8^) BlSchwäbAlbVer. XVIII, 1906,
Sp. 389 f. — 85) NeuTagblStuttgart 1906, Nr. 65, 2. — 86) Schwab. Kronik
(Beibl. Schwab. Merkur) Nr. 396, 26. Aug. 1904. — 87) BlSchwäbAlbVer.
XVIll, 1906, Sp. 293. — 8«) WürttVjhLdGesch. XVI, 1907, 438 ff.
SüddeutschlaDd und die Rheinlande. 1 1
Hofnamen, die in den letzten Jahrhunderten eine Umbenennung
erfahren haben. J. Mi edel, der schon im GJb. XXIX, 418 mit
einem Nachtrag zur AcJ/alm-Yra^e verzeichnet ist, läßt sicli über
dieselbe Frage in einer Freiburgor Zeitschrift ^9) vernehmen.
Auch zur badischen Landeskunde bietet J. Mi edel Neues ^'').
Beachtenswert ist die schon vorher 9^) angekündigte Besprechung
der Neuauflage von Kriegers Topogr. Wörterbuch des fjrroßhorzgt.
Baden 92).
Miedel will hier Anregung geben, wie man das Topogr. Wörterbueh nach
verschiedenen Richtungen als Quellemverk verwerten kann. Nachdem er einige
wenige begreifliche Mangel und Lücken des monumentalen Werkes aus eigenem
Material ersetzt oder doch aufgedeckt hat, verweist er auf die Hunderte von
Gewässernamen, die im Werk vorliegen und deutscher Deutung harren, besonders
insoweit sie vom Verkehr abseits liegen. Eine Anzahl von Namen nach Bäumen,
dann noch Slawensiedlungen, Walchenorte und badische Flurnamen werden
vorgeführt. Die Slawensiedlungen sind nur in deutscher Namengebung (als
»Winden «orte) angezogen. Endlich wurden badische Ortsnamen, über welche
dem Verfa.sser ein Deutungsversuch bisher nicht vorliegt, etymologisch kurz ge-
deutet, allerdings ohne viel Abwägen der Gründe für und wider. Zu » Maulburg '^
ist niederösterr. Mailberg zu stellen, welches gleich jenem urkundlich als müri-
perch, mürperch erscheint; nahesteht auch Müriling ^ iMeidling« (Wien XII Bz.),
mundartlich nur mai'ling gesprochen. Ob der Mindelsee nicht vielleicht ein
»Mündelsee<' ist wie Bickenreute ein »Bugginriute«? ein See, der von Zeit zu
Zeit (bei steigendem Wasser) in die Arme des großen Sees mündet (*muntilÖD)?
Aus badischen Lokalnamen heraus und der deutschen Allgemein-
heit zu strebt Friedr. Kluge in seinen »Sippensiedlungen und
Sippennamen «93). Einen Hauptantoil an der badischen Namen-
forschung nimmt auch diesmal wieder 0. Heilig. Seine »Orts-
namen des Großherzogtums Baden, gemeinfaßlich dargestellt, ein
Beitrag zur Heimatskunde <94) wurden von 0. Philipp 9^), von 0.
Weise^G) u. a.97) besprochen. J. Schmidtkonz^^) knüpft an seine
Besprechung noch aus eigenem »Einiges über Ortsnamen« an. —
Gegen Schmidtkonz wendet sich L. Sütterlin^s) in Sachen des
Namens Odenwald; daß ein K. S. ganz fälschlich den Namen der
Königin Uote beizieht ^^O)^ wird auch von Fr. Pf äff gebührend zu-
rückgewiesen i^i) imd die Deutung Odrmowald = AVald der
Ottonen« an die Stelle gesetzt. — Nachzutragen ist von 0. Heilig
noch »Über den Namen der Stadt Ettlingen« ^^2) u^d hinzuzufügen
von demselben Verfasser »Alte Flurbenennungen aus Baden <- 1^3). —
Eine interessante Frage wirft Friedr. Hahn^o*) auf: ob der Aus-
89) ZGesBefördGeschAltVolkskFreiburg XXI, 3. — 9°) BeilMünchnAllgZtg.
1906, Nr. 72. — 9ij G.Ib. XXIX, 420, Anm. 67. — »2) Die Neuaufl. von
Kriegers Topogr. Wörterbuch. Alem. VII, 4, 301—09; VIII, 1, 129—52. —
93) VjsehrSozialWirtsehGesch. 1908, 73—84. — 9^, GJb. XXIX, 419, Anm. 64, —
95) ZDUnt. XX, 412 f. (warm empfohlen). — »^j ZDMaa. 1906, 281. —
97) LitCbl. 1906, 14, Sp. 498 (ohne Namen). — 98) MBayerVolksk. 1906,
Nr. 7. — 99) FrankfZtg. Nr. 44, 14. Febr. 1906. — JO") Der Tourist (Frankfurt)
1907, Nr. 11. — '*") Noch einmal der Name Odenvald. Ebenda Nr. 16
(15. Aug.). — 102) ZAllgDSprVer. XIX, 1904, Sp. 315—17. — »o») GJb.
XXIX, 420, Anm. 65. ZDMaa. 1908, 221. — '04) t)E 1908, 29.
12 J.W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
sichtspuukt Witthoh, der so niederdeutsch klingt, etwa aus dem
Nordwesten Deutschlands eingeführt sei? Gutjahr^os) antwortet
im bejahenden Sinne und verspricht baldige weitere Ausführungen.
Benennung und Typen germanischer Baulichkeiten im Elsaß
und in Lotliringen ^oß) x\n([ die Namen Ccryiay und Sennheim (im
Elsaß) i'''^), in fi-anzösischer Sprache erörtei't, bekunden objektives
Interesse an deutscher Namengebung. — Theod. Zink widmet
sich den pfälzischen Ortsnamen lo^) im allgemeinen und den West-
richer Flurnamen insbesondere 109). — Karl Christ ^^O) ^nd Rudolf
Muchm) beschäftigen sich mit dem Namen Worms.
Der Ortsname, meint Christ, stamme vom Namen des Flusses, der Pfrimm,
insofern als Bormita die älteste (ligur.) Form des Flußnamens gewesen und
"^■^Bormitoviagus = »Feld an der Bormita« davon abgeleitet sei. — Dazu meint
Much, es sei immerhin auch ein keltisches '^Borvieta möglieh. Die Bedeutung
»Wurm« bleibt zu erwägen. Der Fluß habe keltisch Promea geheißen, von
kelt. *primi; denn der Ablaut des i zu o sei denkbar. Die Vangionen hätten
sich den Namen Promea für ihre Siedelung übersetzt in Wormaz, Wormazfeld.
Bormetomagus sei daneben halb ins Keltische übersetzt, halb umgedeutet.
Über die mit dem Worte Laus zusammengesetzten Gewannamen
handeln Kofier und F. Becker 112^, und Theod. Ritsert gibt ein
»Darmstädter Namenbüchlein« heraus i^^), welches I. die Straßen
und Plätze, IL die Umgebung vorführt. — Für das Rheinland im
allgemeinen ist Jul. Leithgeusers Abhandlung »Rheinische Orts-
namen auf -ich, -ig, ick«'^^^) nachzutragen. H. Gierlichs erörtert
die Wald-, Feld- und Flurnamen in der Gegend von Salm-Reifferscheidt
(Rheinland) 115)^ und über Confluentes, die Grundform des Namens
Koblenz, handelt W. Meyer-Lübke"^) sowie H. Schuchardt^i^).
Die Ortsnamen des Regierungsbezirks Triei' erörtert Max Müller ii**).
Hermann Daubenspeck ii^) weist nach, daß Duvenspeck ein Hof-
name ist: speck bedeute »Weg«, später das an diesen Weg grenzende
Land; oh Düren- auf einen Personennamen (im Genitiv) oder auf
ein Appellativ zurückzuführen sei, wird nicht entschieden.
Von den in einem Nachwort angeführten anderweitigen Einsendungen läuft
der eben gebraehleu jene Deutung zuwider, welche »Verdaue den Speck« —
Diiv-en-speck von vornherein für einen Personennamen erklärt.
K. H. bespricht »Niederrheinische Ortsnamen« i-") und Julius
Leithaeuserisi) entwickelt den Ortsnamen Barmen, der 179G noch
'05) DE 1908, 99. — '06) Toponymie et types d'etablissementsgcrmaniques
en Alsace et Lorraine (B. Auerbach). RevGcrm. 1908, Nr. 5 (Nov.-Dez.). —
'"^ C. 0., Des noms Cernav et Sennhcim et des suruonis de Cernees. RAlsace
LVII, 444 f. — 108) ZPfälzIIeimatsk. III, 1907. — i«») Bayeriaud 1908,
Nr. 21 — 24. — "0) »Borbetomagus«. Vom Rhein MsehrWormserAltcrtVcr.
III, 54ff. — 1") DE VIII, 1909, 90. — "'-) Vom Rhein 190G. — "3) Darm-
stadt 1905. 1G6 S. — "•») ZHochdMaa. V, 1904, 3G7ff. — "S) ZVerRhein.
WestfälVolksk. V, 1908, H. 1. — "6) s.-A. aus RomForsch. XXIII, u. Arch.
StudNeuerSprLit. CXIX, 1 u. 2. — "7) g. o. Anm. 7. — "«) JBcrGesNüizl.
ForschTrier 1900—0.^) (1906), 74. — "9) ZAllgDSprVer. XXI, 1900, Sj). 198
bis 205; XXIII, 1908, Sp. 361—63. — »20) RhoinWcstfälZtg. Nr. 129, 3. Febr.
1908. — '21) Rückbl. in Barmens Vergangenh., Sprachl. u. kullurgesch. Skizzen.
SonntBlBarmerZtg. Nr. 21, 27, 33, 39, 45, 51, vom 2. Jan. bis 29. Febr. 1908.
Süddeutj-chland und die Ilheinlando. Sachsen, Thüringen, Hessen. 13
nicht auf der Karte erscheint, unter Beziehung auf die alte Land-
wehr; die Flurnamen der Barmer Umgebung dienen ihm als An-
haltspunkt für die Barmer Heimatsgeschichte. Alte Ortsnamen
zwischen Ruhr und Wupper finden sich besprochen im Bochumer
Anzeiger 122). Franz Gramer (GJb. XXVII, 123) handelt über
Frenx {<iBrigantiwn)^ indem er zugleich die mit hrig- gebildeten
Ortsnamen untersucht 123) und später ^24) über die Ortsnamen auf
-geiler im Aachener Bezirk spricht, wozu er eine Einleitung über
die Bedeutung der IP^ciVer-Namen im allgemeinen vorausschickt.
4. Sachsen, Tliiiringen, Hessen.
In seinen Landschaftsbildern ans Sachsen liefert Emil Schön e^^Sj
in fünf Abhandlungen über slawische und deutsche Besiedlung
Sachsens ein Beispiel der Verwendung von Ortsnamen in der
historischen Forschimg. — Gerade für Sachsen werden die Flur-
namen stark beigezogen: Oskar Hüttig behandelt in einem Vor-
trag, gehalten im Bezirkslehrerverein für Leipzig-Land, »Orts- und
Flurnamen der Amtshauptmannschaft Leipzig und ihre geschichtliclie
Bedeutung« 126), Auch Oskar Philipp besprichti2<) anregend und
mit Geschick Orts- und Flurnamen des Königreichs Sachsen und
zieht Schlüsse auf die Herkunft der einstigen Besitzer des Landes.
Im allgemeinen unter-^cheidct sich der Süden vom Norden durch die Ver-
teilung von Namen mit -brunn : -bronn, Unter- : Nieder-, Neu- : Nau-, -grün :
-hain, -reut : -rode, die Bach : rfer Bach. — Über das Kapitel »die Bach« hat
Ph. eine besondere Arbeit erscheinen lassen ^^^).
Die sächsische Fhmiamenforschung, deren Seele H. Beschorner
ist, weist auch diesmal wieder die erfreulichsten Fortschritte auf,
wie dies schon oben Anm. 35 angedeutet wurde und wie wir noch
einem weiteren Bericht i29) entnehmen.
Die Kgl. Sachs. Kommission für Geschichte orientiert hier, wie die Vor-
bedingungen für die Pflege historischer Landeskunde und Kartographie in
Sachsen liegen und wie deren Ausbau hier in Angriff genommen worden Lst.
Uns interessiert hier vom II. Teil besondei-s das 2. Kapitel über Fragebogen
und Sammeln von Flurnamen (von H. Beschorner) und das 4. über das
historische Ortsverzeichnis (von A. M eiche). Von den im Jalire 1902 von der
genannten Kommission ausgesandten Fragebogen, welche bezüglich der Wüstungen
und Flurnamen ganz detaillierte Fragen, namentlich auch in bezug auf Akzent
und Dialektaussprache, enthielten, versagten 25 Proz. ganz, das Eingetroffene
ist teils sehr gut, teils bedeutungslos. Als 1903 der Gesamtverein der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine kräftige Anregung für die Flußnamensammlung
gab, verband sich der Verein für sächs. Volkskunde mit obiger Kommission zu
energischer Tätigkeit. Es sind 50 Flumamensammler gewonnen , die rund
600 Fluren bearbeiten. Bald wurde auch begonnen, diese Einzelarbeiten nach
122) 31. Juli 1908. — 123) ZAaehenGesehVer. XXVII, 1905. — 124) Ebenda
XXIX, 1907. DE 1908, 199. — 125) Ldsch.-Bilder aus dem Kgr. Sachsen.
Meißen 1905. — 126) Leipzig 1908. 29 S. — 12") Sächs. Ortsnamen. Die
Grenzboten 1908, Nr. 43, 183-91. — 12«) ZDMaa. 1908, 55, 333. —
129) Pv,. Kötschke, H. Beschorner, A. Meiche u. K. Becker, Die hist.-
geogr. Arbeiten im Kgr. Sachsen. Im Auftr. d. Kgl. sächs. Komm. f. Gesch.
zusammcngest. Leipzig 1907. Auch MVerSächsVolksk. IV, 1907, H. 9.
14 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Amtshauptmannschaften zusiimmenzutassen. Es sind zwischen 1905 — 07 gegen
300 Flurnamenverzeichnisse abgeliefert worden, die teils an der Hand älterer
amtlicher Verzeichnisse, teils auch nach Fragen bei den Dorfbewohnern ausgeführt
worden sind. — Mit der Ausarbeitung des sächsischen Ortsverzeichnisses
nach den von Beschorner 1903 (GJb. XXIX, 415 u. 422) angegebenen Grund-
sätzen wurde Alfred Meiche betraut, die Lehrer Otto Mörtsch und Georg
Pilk ihm als Hilfskräfte beigegeben. Es sollen auch Wüstungen berücksichtigt
werden. Bis 1907 ist etwa für das sächs. Eibtal die Stoffsammlung vollendet;
auch für die Flurnamensammlung wird dabei vorgearbeitet. Es ist besonders
hervorzuheben, daß in den urkundlichen Namen die sprachliche Entwicklung
der Ortsnamen gezeigt werden will.
Begreiflicherweise findet dieses beharrliche Bestreben mehrseits
neue Anhänger und Nachahmer. Trautmann ^^O) befaßt sich mit
»Fluren und Höfen der Dresdener Pflege ^<, Rieh. Döhler führt
in seiner »Geschichte des Dorfes Leuba in der sächs. Oberlausitz« ^^i)
sämtliche hergehörige Flurnamen an.
Über thüringisch-säichsisGhe Ortsnamen berichtet H. Heinz e 1^2);
L. Schubart erklärt in einem Anhang zu seinem historischen Schrift-
chen ^ ^3^ über Gera imd Weida die Ortsnamen aus dem Ostmittel-
deutschen. H. Orößler erörtert »Die sprachliche Zugehörigkeit
des Namens Pforta«'^^^), Herm. Helmhold untersucht die »Straßen-
namen und andere Ortsbezeichnungen Eisenachs« ^^s^^ Franz Eis-
mann erklärt schon 1904 » Co&^^r^rer Ortsnamen imd ihre Bedeutung
für die Geschichte der Landeskultur« ^^ß).
y^ Hessische Ortsnamen in mundartlicher Gestalt« bringt AV.
Schoofis''') als eine wichtige Grundlage zu deren Deutung; der-
selbe Kenner seiner Mundarten erörtert auch »Schwälmer Ansied-
lungen und Ortsnamen« i38)_ q. Bethge sucht »Sächsische imd
fränkische Siedelungen in Hessen« nachzuweisen i39)_
B. baut aber zu einseitig auf Rubel (s. o. Aum. 30) auf. Für Umnennungen
bringt er impassende moderne Beispiele und vergißt, daß solche Umnennungen
nicht leicht anzunehmen, sondern überzeugend zu beweisen sind. Auch Arnolds
Grundsatz von dem fränkischen Charakter der Grundwörter -heim und -/iause7i
begegnen wir neben Rübeis »bureaukratischer« Benennung nach Himmels-
richtung, höherer und tieferer Lage. Interessant sind niedersächs. Bildungen
auf -wik und die Verwendung von Stammnamen (in Ortsnamen), wenn da
nicht vielleicht Personennamen vorliegen.
5. Norddeutschlmid.
Der Verein für nicderd. Sprachforschung wendet der Orts- und
Flurnamenkunde gelegentlich seine Aufmerksamkeit zu: H. Ivlenz
erörtert u. a. den Namen Externstein'^^% C. R. Schnitzger erweist
130) MVerSächsVolksk. 1906. — i^i) Zittau 1907, 43—48. — 1^2) Pädag.
Mag. Langensalza 1900, H. 274. — '-'S) ßje Gegend von Gera und Weida in
der Vergangenheit. Weida 1907. 18 S. — 1^4) NeueMGebieteHistAntiqFoi-sch.
XXIII, 1909, 3. — >") 1909, mit Stadtplänen. 88 S. (Nr. XIX Beiti-Gesch.
Eisenachs). — '^C) HeimatsblCobGothLanden (Ehwald), 1904, 58—69. —
«") ZDMaa. 1909, 4. — '38) HessBlVolksk. VIII, 1, 1909. — "9) Hessl.
XX, 1906, Nr. 23, S. 320—22; Nr. 24, 337—39. DE 1908, 155 (Hans
Witte). — 140) KorrBlVerNdSprForsch. XXIX, 6/7.
Sachsen, Thüringen, Hessen. Norddeutschland. 15
den »Yolkswitz als Namengeber für Straßen« i*i), R. Stammer-
johann 1*2) und J. Bause^*3) geben durch vereinzelte Beispiele
Anregung zur Flurnamensammlung. — Den Namen der Weser er-
klärt Ludw. Herten^'*) im Gegensatz zu Lohmeyer mit »Wiesen-
wasser«, »Ursprung und Bedeutung des Namens Hamm« zeigt
Eickhoff ^■*5). Mit verräterischem Selbstbewußtsein kündigt Fr.
E. Brandstäter seine »Märkisch- westfälischen Ortsnamen, aus den
ürlauten erklärt, nebst Mitteilungen über den bisherigen Stand-
punkt der Namenkunde und der Etymologie sowie über die Not-
wentligkeit einer biologischen Betrachtungsweise in der Namen-
kunde« ^■*6) an. Über den Hafen Dukdalfhi (= Duc d'Alba) an
der Nordsee s.u. unter Joh. Jungfer (Spanien), Anm. 350. »Norder-
neyer Straßennamen und ihre Bedeutung« 1*'^) erörtert Matthias
Linhoff. Die jetzigen Straßennamen von Hannover werden merk-
würdigerweise in einer steirischen Zeitschrift besprochen i-*^). Paul
Kühnel geht den »Spuren von Slawen im mittleren und west-
lichen Hannover« nachi'*^).
Er hatte (GJb. XXIX, 426, Anm. 140) 1901—03 in drei Teilen »Slawische
Orts- und Flurnamen im Lüneburgischen« erscheinen lassen. Nun geht er
zur Ergänzung auf den luestlichen Teil der Landdrostei Lüneburg und auf die
Landdrosteien Stade, Hannover und Hildesheim über. Er findet slawische
Orts- und Flurnamen im Südwesten über Goslar bis an die Werra, im Westen
über die Weser bis an die Hunte noch heute nachweisbar. — E. Muckes Bei-
lall ^^O) wird da wohl vereinzelt bleiben müssen, bis auch lokalkundige Ger-
manisten ihren Prüfstein angelegt haben. Immerhin sind K.s Ausführungen
bedeutsam, da er seine Übung im Bloßlegen slawischer Namen schon in seinen
Lausitzer Arbeiten bewiesen hat (GJb. XXVII, 127, Anm. 84).
Spuren des Slawentums zwischen Mulde und Saale, besonders
um Delitzsch und Bitter feld, untersucht Hugo Seiden^^), indem
er auch einige Ortsnamen deutet, sonst aber dieselben nur allgemein
berührt. Die \\ächtige Arbeit von G. Hey und K. Schulze über
das Anhaltische (GJb. XXIX, 424 f.. Anm. 126) wurde neuerdings
eingehend erörtert 1^2) Über die Ortsnamen im Kreise Quer fürt
ist die Arbeit Herrn. Größlers ^^s) nachzutragen, ebenso eine kurze
Notiz über M. Buhlers' »Hildesheimer Straßennamen« (GJb. XXIX,
426, Anm. 131).
Buhlers weist die Entstellungen alter Straßennamen durch neueren Un-
verstand nach: die Oldboeterstraße {= Altbüßerstraße) z. B. wurde in »Alt-
Petri-Straße« verdorben, die Erchmekerstraße {== Weißgerberstraße) in :'Eck-
meckerstraße«. Anderseits bewahrt die Kuckuckstraße, nach dem Namen eines
Ehrenbürgers so benannt, ihren Namen noch immer, obwohl die Nachkommen
des letzteren eine Nimiensänderung durchgesetzt haben.
1*1) KorrBlVerNdSprForsch. XXIX, 1908, 6/7. — i*2) Ebenda XXVIII,
1907, 11 f. — 1*3) Ebenda XXIX, 1908, 4/5. — 1**) ZHochdMaa. VI, 1905,
101 ff. — 1*5) Festschr. G\Tnn. Hamm 1907. — 1*6) Witten 1909. 201 S. —
i^'O Nordemey 1906. 16 S. — i*») ZSteirGeschVer. V, 3 u. 4. — i*9) Foi-sch.
GeschNiedersachs. I, 1907, H. 5. 47 S. — i^O) DE 1908, 250. — i^i) JBer.
OberrhRealsch. i. E. Delitzsch 1907. 18 S. — i52) KorrBlDGeschVer. 1907,
Sp. 318ff. — 15^ Die Bedeutung der Ortsnamen des Kreises Querfurt. Eis-
leben 1903.
16 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
»Zu den Straßennamen der Stadt Braunschweig «^^^) und über
Hei in Forstortsnamen i^sj läßt sich Ed. Damköhler vernehmen.
Die Frage »Was bedeutet der Name Lüneburg« beantwortet L. Bück-
mann i^^). Über den Namen Altona sprechen Ehlers i^'^) und
P. Pieper 158)^ letzterer verweist vergleichend auf die plattdeutsche
Bezeichnung Dal Nau = »Straße von Gibraltar«. Paul Dohm
bringt zu den »Holsteinischen Ortsnamen« ^^9) (\\q ältesten urkund-
lichen Belege, gesammelt und erklärt, und der gewiegte ^^o) H.
Jellinghaus urteilt über die slavdschen Ortsnamen in Holstein i^i).
Interessant ist ein Nachweis dänischer Ortsnamen an der Süd-
grenze von Schleswig, erbracht von H. V. Clausen^ß^^^ j)ei-
XVn. Deutsche Greographentag wurde in Dübeck mit der Deutung
des Namens der Stadt, als einem Beitrag zur deutschen und slawi-
schen Ortsnamenforschung, von Wilhelm Ohnesorge ^^^j begrüßt.
Gust. Hey ^6*) wirft gegen Koblischke nochmals die Frage
auf, ob Brandenburg und andere Burgnamen deutsch oder slawisch
seien.
Er führt zunächst einige Namen auf -bürg an, die unstreitig ein slawisches
Bestimmungswort haben, so daß die gleiche Möglichkeit auch für Brandcnhnvg
sich ergibt. Für diesen ersten Namensbestandteil weist er nun den Ort Brehna
bei Wettin als von slawisch Bran-j-any stammend nach und glaubt, daß die
von den Slawen hartnäckig verteidigte Burg auch von ihnen, und zwar als
Bran-j-any benannt worden sei. — Es folgen dann noch drei Namen auf -bürg,
darunter Mersebrirg.
J. Koblischke '^^) macht dagegen den Staudpunkt des Historikers geltend,
daß »Brandenburg« niemals anders als deutsch genannt erscheine, daß die an-
geblich älteste Nennung vom Jahre 961 nur jenen kleinen Ort Brehna meine,
daß somit kein Grund zu einer slawischen Ableitung vorliege. Eine spätere
»Abwehr« ^^^) verweist auf ein bald erscheinendes größeres Werk.
W. Gliese liefert im weitesten Umfang eine Deutung von Orts-
namen, besonders den wendischen, der Provinz Brandenburg i^").
0. Vogel erörtert die slawischen Ortsnamen der Priegnitz^^'^^) und
E. jMucke^ßS) verfolgt Wüstungen, Gewässer und Holzungen der
Neumark mit slawischen Benennungen; sein Ergebnis sind slawische
Orts- und Flurnamen aus den Kreisen Lebus, Krossen und Züllichau.
Derselbe weist ^^o) nach, daß östlich der Elbe Orte wie Lanken
(lonJca, Wiese), Werben {werby, Weiden), Dolsken {dolski, tief-),
Zuche {suchy, trocken) ganz, andere wie Wircheuwische (tvcrch,
Höhe und Wiese) gemischt slawisch bezoicluiet sind. Den IL Teil
154) BraunschwMagaz. 1905, 35f. — '") Ebenda 1907. — 1^6) Progr.
Lüneburg 1909. 18 S. — i*'^) Die Heimat. MonSchrNatLandeskSchlHolstein
XV, Kiel, Nr. 1. — »58) AltNachr. 1905, Nr. 159. — »59) ZGesSchleswHolst.
Gesch. XXXVIII. — 160) GJb. XXVII, 125f.; XXIX, 426, 427; — i«') Korr.
BlVerNdS])rForsch. H. 24, 19 ff. — 1^2) Leg noms de lieux danois pres de la
frontiere sud du SIesvig. V. Jessen, Manuel histori(iue de la questiou du
Slesvig. Kopenhagen 1906, S. 68. — 16») Lübeck 1909. 18 S. — i"^) DE
VII, 1908, 128—34. - I65) Ebenda 135. — le«) Ebenda 222. — 'ß^) DSchul
Ztgl5('rlin 1907, Nr. 28 — 32. — 'ß^«) p,.og,.. K. Realgymn. Perleborg 1904. —
i«8j SchrVerüeschNeumark XXII, 1909. — 'ß«) NiededäusM X, Guben 1907, 63.
Norddcutschland. ÖstciTeieh-Ungani. 17
seiner »Slawischen Ortsnamen Schlesiens« (Kreis Ratibor) hat kürz-
lich Stanisl. Drzazdzyiiski erscheinen lassen ^^Oj ^,nd G. Croon
meldet sich allgemein »Zur schlesischen Ortsnamenkunde« i''^).
Auch den Flurnamen Schlesiens wvirde Aufmerksamkeit ge-
widmet: Wendische Flurnamen (von A.) erschienen im Globus ^^^^^j
ferner »Dorf- und Flurnamen« im Landkreis Liegnüz von Koff-
mane^'^^), Flurnamen aus dem Gebirge und aus Niederschlesien
von "W. V. ünwerth^74)^ ferner von Hein aus Mollivitz (Kreis
Brieg), P. Dittrich aus der Leobschützer Gegend, von M. Hell-
mich aus Botjadd (Kreis Grünberg), P. Drechsler aus Sprottau^'^^).
Den Stadtnamen Thorn behandelt R. Nadrowski^'^ß), indem er
wieder für Thorn <:^ türm eintritt. Für Posen sind von Interesse
die Verdeutschungen polnischer Ortsnamen seit 1902^'^'^).
434 polnische Namen wurden teils in deutsche Rechtschreibung gekleidet
(z. B. Mi^czniki = Montsehnik, Alt-Gri\bkowo = Alt-Grombkowo), teils ein-
gedeutet {GTOÜ-Chociza := Groß-Gottschütz), teils übersetzt {Kle'in-Siekirki =
Axtfelde), teils durch ganz andere deutsche verdrängt {Groß-Siekirki = Georgen-
hof). Es betrifft dieser Vorgang sowohl Namen von alten Landgemeinden,
Rittergütern, Gutsbezirken, Waldstätten, als auch von Kolonien.
6. Österreich- Ungarn.
Das »Gemeindelexikon« der österreichischen Länder (GJb. XXIX,
429, Anm. 178) findet als Ratgeber für den Ortsnamenforscher
neuerdings Anerkennung von H. "Wagner ^'^8^. — Den Namen der
Sckwarzspanierkirche in Wien berührt als »spanische Erinnerung«
Johannes Jungfer *'^^).
Im Anschluß an Nagis Deutungen niederösterreichischer Ortsnamen (GJb.
XXVII, 129 u. 133) legt sich Raoul v. Braun '^O) eine mythologische Deutung
mehrerer Orts- und Bergnamen (Agnesbriinnl, Himmel, Gspöttgraben, Schwarz-
mannwiese, ScMveinsberg , Hei-mannskogel, Latisberg) auf die »gewöhnliche Drei-
heit« des Kriegs-, Sonnen- und Donnergottes zurecht, doch ist mir eine Publi-
kation hierüber noch nicht zur Hand gekommen.
Die »Topographie von Niederösterreich« i^i) schreitet unentwegt
vorwärts. Die toponymischen Beiträge sind größtenteils von Dr.
Rieh. Müller und zeigen seine exakte historische Methode, gegen
seine Deutung von »Naglern«, »Neudegg« u. a. ist nichts einzu-
wenden.
Wo aber die Dialektaussprache entscheiden soll — und bekanntlich gehören
zur Ortsnamendeutung 1. urkundliche Schreibungen, 2. die Dialektform, 3. die
Realprobe — , da versagt er ganz und verfällt in leere Hypothesen. Um Nalb
170) Leobschütz 1908. 50 S. — i^i) ZVerGeschSehles. XLI, 1908. —
^'''^) XCII, 1907, 116. — 173) MGeschAltVerStadtFürstentLiegnitz I, 1906. —
171) MSchlesGesVolksk. XVIII. — 175) Insgesamt ebenda 1906, 15. Dittrich
bringt auch Ortsnamen. — 176) DanzigZtg. Nr. 423, Beil. 37, 9. Sept. 1908. —
177) DE VIII, 1909, 8—11, 42—45. — 178) PM 1907, 143. — 17») Recuerdas
de Espana. RivCultEspan. Madrid 1907. — i»") Schreiben an Nagl 18. Jan.
1908. — 181) Redigiert von Dr. Max Vanesa. Der Schluß von Bd. 6 samt
Register ist noch ausständig, dafiir wurde von Bd. 7 Bogen 1 — 16, »Nabegg«
bis »Neukirchen«, ausgegeben, 1908 (GJb. XXIX, 430, Anm. 181).
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 2
18 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
(Naliub) auf '^Nagaliup zu deuten, müßte man zuerst feststellen, ob hohes oder
dumpfes a vorliegt; Nakklitz auf '"^nagalizza zu beziehen, geht nicht an, wenn
das palatale Yerschlnßzeichen g vor l mehr ist als eine bloße Einstellung zum
palatalen l; ein g, als wirklicher Verschluß, setzt vor l schon rahd. k voraus.
Müllers *Nagitesbach für »Natschbach« müßte ein dial. Noatschbäch vorfinden,
gesprochen wird aber Nätsrhbach mit hohem ä; und in Nötling, wo geschlossenes
e im Stamme begegnet, soll auch wieder der fatale ■■■SVagit aushelfen (*Nagitin-
gum). Da Müller den Dialekt nicht kennt, hat er auch keinen Maßstab, die
Richtigkeit oder Unmöglichkeit einer alten Schreibung zu beurteilen: »Negdes-
pach«, »Nettespach •, »Nedaltespach«, Nosbach und jüngeres »Nadelsbach« klären
ihn nicht auf, daß in den Urkunden mit diesen Namen Willkür getrieben
\vurde, weil die eigentliche Form Netspach 1170 (im Nassauischen >/Nezzebach«)
garstiges »Harnbach« bedeuten kann. Richtig gedeutet ist es ein Bach, der die
umliegenden Felder zum Teil »naßstellig« macht '^-). Es klingt wie eine Ironie,
wenn der Referent am Schlüsse des Artikels als Kind des Ortes genannt, seine
dialekttreue Deutung aber ignoriert wird.
Hans Striegl^83j erklärt nicht nur die für die Ortsnamen im
allgemeinen mchtigen Baumnamen, sondern erklärt auch den nord-
östlichen Sattelnamen Hanfeiche der Generalstabskarte als Hahna-
faichtn = »Fichte der Auerhähne«. Max Yancsa^^*) bespricht in
einem historischen Werke auch die ober- und niederösterreichischen
Ortsnamen; ausschließlich oberösterreichische erörtert K. Schiff-
mann^s^). Ein interessanter Vorgang spielt sich ab in bezug auf
die Enge des Donautals zwischen Ardaggcr-Dornach und Ybbs-
Persenbeug ^^^).
Im Sommer 1909 fand in Sarmingstein unter Vorsitz des Bürgermeisters
von Grein, Job. Gürtler, eine Versammlung zur Hebung des Fremdenverkehrs
statt. Bei dieser wui-de nun auch mittels einer Resolution die Öffentlichkeit
aufgefordert, an einer geeigneten, anziehenden Benennung dieser Donauschlucht
mitzuwirken. Es liefen im anberaumten Termine (bis 25. Aug. 1909) über
100 Namen voischläge ein, die nun Schriftsteller Franz Herndl in Grein
bearbeitet. Dieser beabsichtigt durch eine Probeabstimmung der interessierten
Teilnehmer die Entscheidung herbeizuführen. Sie wird 1910 fallen.
Gust. Binder liefert eine Karte der Verteilung der -ing-Qvie
in Oberösterreich, Christ. Greinz desgleichen für das Kronland
Salzburg, das angrenzende Tirol und Steiermark ^^ 7). Ch. Schnellers
»Innsbrucker Namenbuch«, das auch für die Toponymie der Stadt
von Belang ist, findet in Ph. Lenz und 0. Heiligs Zeitschr.^^S)
richtige Würdigung. Die Namen der Tiroler Burgen und Edclsitze
erörtert Karl Radin g er ^^^).
Er unterscheidet drei Hauptabschnitte: 1. die Vorzeit mit mindestens drei
Sprachen, der illyrisch-veuetischen, der etruskischen, der keltischen; 2. die Zeit
der romanischen ; 3. die der deutschen Namengebung, so daß sich in diesen
dreistufigen Namen alle historisclien Vorgänge und Ejiocheu spiegeln i^'').
Wenig Neues, sondern meist die Steubscheu Deutungen, bringt
Karl Fei. Wolff in seiner ethnographischen und onomatologischen
»82) Vgl. Nagl, Geogr. Namenkunde, Wien 1903, 72f., 81. — »»S) Sprach-
wiss. f. alle, Nr. 13, 1909. — '8<) GeschNOÖsterr. I, Gotha 1905, bes. 225ff. —
185) ArchGeschDiözLinz 1907, 321—69. — i»«) lllKronenztgWien 13. Febr.
1910. — i«7) Beides in BeitrAnthrUrgeschBayerns XVI, 1905. — »88) ZDMaa.
VI, 6. — »89) BurgwartBerlin V, Nr. 11 u. 12; VI, Nr. 2, 1904. — »9«) Vgl.
dazu DE 1908, 234 (Wilhelm Rohmeder).
Österreich-Ungarn. 19
Plauderei »Zur Besiedlungsgeschichte Tirols «^^^). Über August
Kühlers Berg-, Flur- und Oi-tsnamen des Lech- und Sannengebiets
in Tirol wurde schon oben Änni. 77 berichtet ^s^^)^ V. Hintners
»Nachträgliches zu den Stubaier Namen« (GJb. XXIX, 431, Anra.
186) erfuhr von Nagl eine kurze Würdigung ^''äj^
V. Hintner bringt nun über Tiroler Orts- und Flurnamen neuer-
dings einen schätzenswerten Beitrag 1^4)^ diesmal aus dem Tal von
Gsieß, das südlich vom Deffereggental liegt und sicli westwärts
ins Rienztal öffnet.
Vor allem ist H.s Überzeugung hervorzuheben, daß die deutsche Besied-
lung dieses Tals von Anfang an eine alemannische war, schon mit Hinsicht
auf den Wortschatz. Ich muß da meiner seinorzeitigon Ausführungen zur Imster
Mundart 1^5) gedenken, in welchen ich für Imst eine erste alemannische Grund-
lage annehmen mußte, ohne andere Einflüsse auszuschließen. Und da der Name
Gsieß selbst, um 1180 zuerst auftauchend, von H. ganz richtig auf »sitzen«,
gleichbedeutend mit sasr, zurückgeführt wird, so darf nicht verschwiegen werden,
daß ein alemannischer Umlaut des ä (= mhd. se, gescvse) le lautet '^^). Es
entsteht also die Frage, ob dieser Umlaut 1180 schon durchgeführt war, und
ich möchte sie nicht ohne weiteres verneinen. — H.s Zusammentragungen sind
überaus fleißig und reichhaltig, die Etymologie ist öfter, besonders wo er
— gegen seinen Grundsatz — den deutschen Boden verläßt, z. B. hei der Er-
klärung von F'dding oder Rienz, in der grammatischen Durchführung gewagt.
Ist der Name Püding deutsch, so liegt Bod-en irgendwie zugrunde in der Be-
deutung »Talsohle« (1749 Thall Fach), ist er slawisch {Budina := Gsieß), so
tritt er an die Seite des tschecliischen Biidin an der Eger'^''); nach H.s sonstigem
Grundsatz braucht man da auf Keltisches nicht zurückzugreifen. — Die Deutung
von Teisten (aus Tesido 769, Teiste 1140) über dosen setzt für o einen allzu
frühen Umlaut an, der freilich im alemannischen et ^ ea, teilweise aber auch
gewölbt mit geschlossenem o anzusetzen ist'^^). Bei Rese, Reße 1749 ist flacher
Umlaut zulässig. Der Beziehung auf Personennamen (z. B. Begründer einer
Siedelung) ist oft genug Rechnung getragen. Ich möchte auch Mntsch (ander-
wärts 31otsch) und Mutz als gekürzte Personennamen auffassen, anstatt mich mit
einem Appellativum zu quälen. — Der Hauptwert des Buches liegt indessen
in den zahlreichen urkundlichen Belegen, die alles Veitrauen auf erreichbare
Vollständigkeit erwecken.
J. Zösmair behandelt den Namen der Braunorglenspüxe'^^^).
In bezug auf Südtirol werden Klagen über den Erbfehler der öster-
reichischen Verwaltung und Regierung erhoben, indem die Beamten-
schaft, ganz in Unkenntnis über die eigentlichen Lebensbedingungen
der Monarchie, den deutschfemdlichen und staatsfeindlichen Strö-
mungen Vorschub leistet, um eine jedem Einsichtigen lächerliche
191) MünchNNachr. Nr. 324, 13. Juli 1907. — «92) ßazu ZDÖAV 1910
(Nagl). — 193) GA 1909, 47. — i»^) Die Gsießer Namen. Orts-, Flur- und
Personennamen, gesammelt u. bespr. von Dr. V. Hintner. Wien u. Leipzig
1909. 91 S. Dazu DLitZtg. 1909, Nr. 31 (Cascorbi). — 195) DMaa. I, 247.
AllgLitZtg. IX, Sp. 87f. (Schnürer). — 196) DMaa. I, 299f. — i") Auch
im Windischen gilt übrigens bud- für Boden (Schein igg 6, s. Anm. 206). —
198) In Tesido könnte, weil die Urkunde bayerischen Ursprungs ist, das c wie
in henin, sccdin, forascgin für hohes d genommen werden (DMaa. I, 213 f.).
Dieses o könnte eingedeutet sein für ein gleichlautendes aus umgelauteten 6 <^ do
(ebenda II, 66). Man vgl. die umgekehrte Verwechslung H6r(i)ant mit Hdrirand,
Herirand. — 199) MDÖAV 1905, 155 f. Dazu Zuschrift ebenda 183.
2*
20 J. W. N:igl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
lokale Popularität zu erhaschen. Unter dem Titel »Amtliche Ver-
welschung- Südtiroler deutscher Namen« kritisiert L.200) die vom
k. k. Katastral-Mappenarchiv in Innsbruck herausgegebenen Karten.
Nur eine Ausstrahhing der verdammensvverteu amilichen Popularitätshascherei
gegenüber undankbarstem nationalen Chauvinismus ist es, wenn die Toponymie
gefälscht wird: aus »Waldwies« (dial. Bolbis) wird welsches 3Iaso Volpix, aus
»Groaß-Berg« welsches Muntagna grande künstlich in Innsbruck (!) gemacht.
Eine traurige »Objektivität«.
Zum Namen Gossensaß nimmt J. Miedel nach privater Mitteilung einen
Eigennamen Gozzo mit kurzem o im Stamme an ; bei dem Alter des Namens
(im Gegensatz zu Gossengrün bei Falkenau a. d. Eger) wäre da Guzzinsazza,
Güssensaß zu erwarten. Vgl. Raotiiiekki ^ dial. Retnegg in Steiermark, bei
Miedel Raotinhach ^ Rötenbaeh.
W. Bohmeder legt den »Deutschen Oi'tsnamenwortschatz der
Deutsch-Fersentaler in Südtirol« aus 20 1). Es sind ungefähr 800
Namen von Höfen, Fluren, Gemarkungen, Grewässern, Bergen usw.
dieser jetzt isolierten deutschen Sprachinsel namhaft gemacht. —
Über die Sclireibung rätoromanischer (ladinischer) Namen handelt
Karl Fei. Wolf f 202). Aus Steiermark erörtert Walter Smid203)
Ortsnamen, F. Ilwof bringt Beiträge zur Namenforschung übor-
haupt204). Zu Fr. Lessiaks Deutung von »Klagenfurt« (weibl.
Gren. Chlagün- oder Ghlagöno-) sind noch A. Brückners zustim-
mende Bemerkungen zu verzeichnen 205).
Allerdings liegt Klagenfurt nicht ganz an der Glau, aber doch so, daß es
in der Geographie überall heißt »Klagenfurt an der Glan«. Übrigens führen
vom heutigen Mittelpunkt der Stadt mehrere Wege über die Glan: nach Glau-
dorf, nach Eborslein, nach Völkermarkt, nach Stein. Lessiak hätte au die
Kärntner Aussprache n für gn anknüpfen können : an geistlin, jn geistldni für
sonstiges »Geistlign«, »Geistligno; der Nachbardialekte. Ebenso kommt khi
für glci in Betracht, das man selbst in Graz hören kann. Wird also Glan mit
wirklich konsonantischem n ausgesprochen, so konnte man aus »Glanfurt « sich
fälschlich ein sentimentales »Klagenfurt« zurückkoustruieren. Zunächst wäre
die echte alte Volksaussprache der Namen Klagenfurt und Glan festzustellen
gewesen. — Ist wirklich der slawische Name Celovec auf cviliti aufzubauen,
wovon ich nicht überzeugt bin, so wäre der windischc Name eben nur eine
Übersetzung des falschen Deutun.gsprodukts Klagenfnrt, für dessen Existenz
»Quaeremoniae vadum« 1256 einen lerniinus a quo gibt.
Die Ortsnamen des Gerichtsbezirks Ferlach erörtert Johann
Scheinigg206).
Seh. legt mit Recht ein besonderes Gewicht auf die urkundlichen Schrei-
bungen, davon er einige schon in der Einleitung anführt, um zu zeigen, wie
überr:uschcnd sie einen heutigen, sonst schwer deutbaren Ortsnamen aufklären:
11-15 Sigemiiiilingen ^ ]wuU: Siehending. Es sind gut 90 Pro/., slawischer
Orts- und Flurnamen, die aus dem Käi'ntner Rosental (Bezirk Ferlach) erbracht
werden. Milnnler behält die verdeutschte Form den richtigen slawischen Laut-
gehalt, während die moderne slawische Form umgedeutet ist, .z. B. Scidolach
aus altem Sidohich (=: slawisch '^Zidowljc), heute slawisch Zädole. Daß der
Epouymos zid gerade als »der Ersehnte« zu deuten sei, da doch »Jude« viel
200) DE 1907, 142. — 2«') Ebenda 1905, 171—70, 212—20. — 202) MDÖAV
1908, Nr. 24. — 2"») StoirZGesch. lU, 3 u. 4. — 204) DGeschBl. YII, 8. —
205) DE 1900, 148. - -06) S.-A. 50. Rrogr. St.-Obergymn. Klagenfurt 1906.
24 S.
Österreich-Ungarn. 21
näher licj^l, ist wohl nicht /u rechtfertigen. Die deutschen Grundformen deutet
Seh. immer so, daß er schon das Appellativum ins Slawische entlehnt werden
läßt (z. B. Hut«!), während doch gewisse Flurnamen eine einstige Besiedlung
direkt mit Deutschen annehmen lassen, so Cihovnfijca, Ziegelo/en, Derrenbach,
auch Dürrer Graben, Hudi Graben, Grifel, Grünt, Hakl, Koyelr, Konjuki Brilof
(Friedhof) usw.
Erwähnung vordienen Franz Pehrs Beiträge zur Namenkunde
im Hochstuld- und KoschutageMd der Karawanken 207)^ aucli A. R.
V. Jakschs »Monumenta ducatus Carintliiae« sind im Personen- und
Ortsregister für die Ortsnamenforschung höchst ersprießlich 208j. —
Als fleißiger Arbeiter darf G. A. Gravisi gelten; er handelte über die
geographischen Termini der Mundart in Istrien^os); über das Studium
der istrianischen Ortsnamenkunde ^lO); über istrianisclie Ortsnamen,
abgeleitet von Pflanzennamen^H). G. Subak und G. Vidossich be-
schäftigen sich wenigstens zum Teil mit Ortsnamen desKüstenlandes2i2).
Aus Südmühren liegt von J. Es eh 1er ein Beitrag zur Flur-
namenforschung vor 21 3). Eij;i interessantes Kapitel über Böhmen
schneidet Georg Juritsch an: Die Verbreitung deutscher Doii-
namen vor einem halben Jahrtausend 2 1*). J. M. Klimesch eixjrtert
die Ortsnamen im südlichen und. südwestlichen Bölimen. Davon
ist der erste Teil 1909 auch als Sonderabdruck erschienen 2 is). Zu
Nagls Erklärung von Pribram als »Freibram« (GJb. XXIX, 433,
Anm. 198) fragt J. Seemüller in privater Zuschrift 2i6j^ wann die
Tschechen deutsches f mit f (und nicht mehr mit ji) aufzunehmen
begonnen haben. Das dürfte wohl ein jüngerer Yorgang sein, als
die Benennung der ßergstädte Böhmens, wenn auch die urkund-
lichen Nennungen verhältnismäßig spät fallen. A. Harpf teilt einen
Hagen von Pribern mit 21 7)^ dessen Einsclüägigkeit zu untersuchen
wäre. — Flurnafnen, und zwar im Bezirk Karlsbad und den an-
grenzenden Bezirken, führt Alois John in einem »Karlsbader Hefte«
vor 218). Verdienstlich ist F. Töppers Beleuchtung fehlgedeuteter
Ortsnamen2i9). — Die Ortsnamen benutzt Franz Bujak220) als Basis
für die Geschichte der Ansiedhmgen in Polen (also auch in Galizien).
Er unterscheidet 1. Sippen- oder Familiennamen auf -itz und -witz als
die ältesten Ortsnamen; 2. Einzelbesitz bedeuten die jüngeren auf -ow und -in;
die jüngsten seien 3. die topographischen Namen. Brückner ist nicht damit
einverstanden, daß Geschichte von »Hinz oder Kunz« abhängig gemacht werde.
Die deutschen und überhaupt nichtmadjarischen Ortsnamen
Ungarns sind gegenwärtig die Schmerzenskinder der einschlägigen
Literatur. Die schon zur Türkcnzeit abgestorben gewesene, durch
207) MDÖAY Klagenfurt 1909. l.j S. — 20») Schlnßbaud schon für 1907
erwartet. — 209) Paginelstr. 1904. — 210) Ebenda IV, lOf. - 211) Ebenda
VI, 5 f. — 212, AreheogrTriest Ser. 3, Vol. II, Fase. 2: Rassegna degli studi etno-
grafici, dialettali et toponomastici. — 2i3) ZDVerGeschMährSchlcs. IX, Brunn 1905,
H. 1/2. — 214) JBerStaatsBealschPilsen 1905. Dazu DE 1906, 62. — 215) MVer.
GeschDBöhmen XLVII, Nr. 1. — 216) 25. Mai 1906. — 2i7) Siebmachere
Wappenb. 1657, I, 2, 52. — 218) Unser Egerland, 1906. — 2i9) XVII. JBer.
DGebirgsverJeschkenlsergebirg. 1907, 130. — 220) Auszug BKrakAkWiss. 1906.
Dazu DE 1906, 219 (A. Brückner).
22 J. W. Nngl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Übergroße kaiserliche Gnade wiedergeschenkte nationale Existenz
erweist sich im materiellen (Wien — Preßburg) wie im geistigen
Yerkehrsleben als ein zerstörender Gärungsprozeß: entgegen dem
Aunäherungsbedürfnis aller modernen Gesellschaftskreise soll eine
künstliche Mauer Ungarn besonders von der deutschen Kulturwelt
trennen. Die deutschen Namen sind amtlich madjarisiert worden;
die alten sind daneben nur noch geduldet. Die Deutschtums-
gemeinde »Hannoverland« hat daher ein »Verzeichnis der Orts-
namen in Österreich-Ungarn für den Gebrauch im Geschäftsleben«
heran sgegeben ^ 2 1 ) .
Es werden da die noch geduldeten deutschen Namen genau
festgestellt; so sagt und schreibt man öfter statt Kaiser- Steinhrv^h
(Cäszär Köbanya) nur Steinbruch; unter diesem kürzeren Namen
gehen aber die Sendungen nach Steitibi-uch bei Pest.
A. V. Schwarz leitner erörtert die »Geographischen Namen in
Ungarn «222), Eine Beschwerde aus evangelischen Kreisen Wiens223)
Avendet sich dagegen, daß in der Herzogschen » Realenzyklopädie
für protestantische Theologie und Kirche« der Artikel »Ungarn«
in Bd. XX — ohnehin niu- wenige Zeilen — einem fanatischen
Madjaren anvertraut wurde, der Szepes für Zips, Rozsnö für
Rosenau, Pannoniialom für Martinsberg usw. sclu-eibt. — Ander-
wärts '-^24) werden gegenüber einer so entstellten Enzyklopädie andere
deutsche Sammelwerke, insbesondere Konversationslexika, empfohlen
und auf den Verein für siebenb. Landeskunde (Vorsitz. Bischof
Fr. Teutsch) als Orientierungszentrum hingewiesen. — Lutz
Korodi zeigt 225) ein peinliches Beispiel der dummdreisten Ver-
gewaltigung des ungarischen Deutschtums: Schulinspektoren ver-
langen, es müsse auch bei deutscher Unterrichtssprache gesagt
werden: »Die Duna fheßt vor Po%sony nach Magyarorszdg«, und
nicht etwa »Die Donau fließt vor Preßburg nach Ungarnv..
Daß man da Madjarisches, bzw. Steppen-Ungarisches bis ins
biblische Altertum zurückverfolgen und dadurch gleichsam historisch
adeln will, ist begreiflich: Artur Marmorstein, offenbar selbst
biblischer Herkunft, handelt über das Vorkommen des Namens
Kumani in den Inschi'iften des assyrischen Königs Tiglafhpileser^'^^).
Ernsthafte Untersuchungen bietet hingegen der Verein für siebenb.
Landeskunde in seinem Organ: E. Kövi bespricht die' Namen der
Pflanzen in den Orts- und Flurnamen der Zips-^'^). Im Anschluß
an Pax Julia ^ Beja in Spanien 228j Avirft Richard Bögner die
Frage auf 220)^ ob nicht auch der ungarische Fluß Brga (»Juliae
221) 1909. 270 S. Dazu DE 1909. — 222) zSchulG XXX. H. 4. —
223) Freie Stimmen. DKärntLandZtg. Nr. 54, 6. Mai 1908. — 224) ZAllgDSprVer.
XXIir, 1908, Sp. 178. — 225) DE 1008, 236. — 226) Az ökinitok k'umani
ncperöl. Keleti Szemle V, 1904, 288—90. — 227) KorrBlSiobenbLandesk.
XXVII, 65—76, 85 — 91. — 228) Nagl, GNameuk. 18. — 229) Zuschr. an
den Ref. Pyrmont 25. Sept. 1906.
Österreich-Ungarn, 23
fluminis«, Vellei Paterc. II, 105) und der Ort Baja ähnlichen Ur-
sprungs sei, »da Tiberius von liier nach Sissek in Kroatien ging«.
Am besten ist Siebenbürgen vertreten. Hans Ungars Arbeit
über die Namen der sächsischen Familien in Reußen und deren
Übernamen 230j verdient Erwähnung, weil letztere oft zur Bezeich-
nung von Einzelliöfen führen. Mich. Sill liefert in seinem Beitrag
»Zur Agrargeschichte aus Probstdorf zxa Harbach«23i) eine ziemlich
eingehende Untersuchung einzelner Flurnamen (Atzelenk, bäm Re^s,
Rep- Gurten, Hiflcen, Fltscherzäppen, Hegrmid). F. Reime seh er-
örtert »alte Flurnamen der Zcidener Gemarkung« 232). Der Ort
Enyed, deutsch Engetten, wird 1615 nachgewiesen 233 j und die
Lokalisierung der Flm- »bei dem spitzen Stein«, 1777 bei Hermann-
stadt erwähnt, gewünscht 234). G. A. Schuller bringt aus einem
Kirchenrechnungsbuch der Pfarre Rosein (1571 — 1728) urkundliche
Gremarkimgsnamen (»Hattertnamen«) und in Fußnoten dazu die
heutige mundartliche Aussprache 234«). — Die Ortsnamenfrage wird
besonders von Bistritx aus 235) erfolgreich in Angriff genommen:
Gustav Kisch, der über »Ortsnamen« schon 1905 gehandelt 236)
und »Deutsche Ortsnamen im Norden Siebenbürgens «237) wissen-
schaftlich begründet hat, liefert nun sein »Nordsiebenbürgisches
Namenbuch «238) (Hennannstadt u. Leipzig 1907).
Berücksichtigt werden nicht nur die von Deutschen, sondern auch von
andern Nationen bewohnten Orte; es wird der gemeindeutsche Name in er-
schlossener hochdeutscher Form, sodann der siebenbürgisch-sächsische Dialekt-
name in seinen Varianten, dann der madjarische und rumänische Name an-
gegeben. — Dazu merkt Rob. Cs allner 239) an, daß dem Verfasser immerhin
noch viele Wald- und Flurnamen entgangen seien, was ja bei einer solchen
schwierigen Sammelarbeit sehr begreiflich ist. — Eingehend gewürdigt ist die
verdienstvolle Arbeit von Ad. Schullerus^^o^.
Jüngst 241) hat Kisch noch den Namen Cuxherch = Mitterberg
besprochen.
Interessant sind die nicht zufälligen, sondern auf tieferer ger-
manischer Grundlage beruhenden Übereinstimmungen zwischen den
Ortsnamen Siebenbürgens und den germanischen Spaniens.
Doch muß man Vorsicht walten lassen, um nicht grundlos die Westgoten,
welche allerdings in Siebenbürgen und Spanien seßhaft waren, als engere Ur-
sachen solcher Übereinstimmung zu betrachten. Kisch weist unter dem Orts-
namen Ger auf si^anische Ortsnamen Ger, Gere, die J. Jungfer in der Deut-
schen Erde erwähnt hat. Letzterer kennt nun noch andere solche Überein-
stimmungen 2i2j; in Siebenbürgen Gi)idus-{a.us Gundes-)dori, Jordan (Ij, Lamjjert,
Wittich; in Spanien Guntis, Son Jordd (mit katalauni>chem Abfall der End-
silbe aus Jordanes) und fem. Jordana, Lamparte, Videco und Vidiago.
230) KorrBlSiebenbLandesk. XXXI, 1908, 132—35. — 23i) Ebenda XXXII,
1909, 97 — 102. — 232) Ebenda XXIX, 1905. — 233) Ebenda XXXI, 1908,
24. — 234) Ebenda. — 234») Ebenda 55—59. — 235) BistritzerZtg. 1907, Nr. 37.
Dazu DE 1908, 39. — 236^ KorrBlSiebenbLandesk. XXIX, 1905, 4f. —
237) DE 1907, 214—17. — 238) ArchVerSiebenbLandesk. N. F. XXXIV, H. 1,
1_155. _ 239) DE 1908, 32. — 240) ZDMaa. 1908, 281. KorrBlSiebenbLandesk.
XXX, 1909, 97 — 100. — 24i) KorrBlSiebenbLandesk. XXXII, 1909, 59f. —
2*2) Schreiben an den Ref. Charlottenburg 2. Nov. 1907.
24 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
7. Die Schweiz.
Ed. Blocher und Em. Garraux verweilen bei ihrem Gegen-
stand (GJb. XXIX, 436, Anm. 224 u. 225), geben zunächst eine
Sammlung aller bekannten deutschen Ortsnamen der "Westschweiz
mit einer Karte ^^3) ^^(j lassen hierauf ein selbständiges »Deutsches
Ortsnamenbüchlein der Westschweiz «2*4) erscheinen.
Im ganzen erscheinen, da die Gesetze der Abschleifung im Franzöi^ischen
stärker wirken, die deutschen Namen gegenüber der keltoromanischen Urform
getreuer als die französischen : Rotten = Rhone, NetiJ5 = Nyon, Sitten = Sion,
Münster = Montier, Pruntrut = Pornentruy ^*^).
Eine Wirkung dieses Büchleins ist es wohl, daß das Deutsche
Reichskursbuch wieder die alten deutschen Namen für die west-
schweizerischen Städte anwendet s-i 6). Auch im Attingerschen
Lexikon der Schweiz sind diese Namen schon angemerkt (GJb.
XXIX, 436, Anm, 220). — L. Gauchat behandelt unter seinen
»Etymologien« 247) Chermontane. Henri Jaccard, welcher schon
1903 2*8) einen Versuch über Pflanzennamen in den Ortsnamen
der französischen Schweiz und 1904 zwei Aufsätze über den Ur-
sprung des Namens Gorgier (Kanton Neuenburg) 2*9) und der Flur-
namen der romanischen Schweiz 250) hatte erscheinen lassen, liefert
über die romanische Schweiz als »Versuch einer Toponyraie« nun
ein umfängliches Werk25i).
Das umfängliche Werk ist eigentlich ein umfassendes etymologisches Lexikon,
welches die Namenformen alter und neuer Urkunden der Reihe nach vorführt
— darin Hegt auch der Hauptwert des Buches — und dieselben ihrem Ur-
sprung und ihrem Entwicklungsgang nach zu erklären sucht. Zu letzterer
Tätigkeit fehlt Jaccard die erforderliche Voi"schulung in grammatischer Hinsicht,
ein Erfordernis, das sich durch den eifrigsten Sammelfleiß des von Bildungs-
zentren entfernten Verfassers nicht überflüssig macheu läßt. So sind besonders
die Zusammenstellungen verschiedener Namen unter einem gemeinsamen Grund-
begriff oft irreführend, ja widersprechend. Als Quellenwerk für das urkundliche
und lebende Namenmaterial ist der Wert des Buches nicht zu bestreiten.
Ernest Muret gibt in ausführlichen ^>Comptes rendus«252) zu
obigem Buche eine Reihe von Berichtigiuigen , natürlich bei un-
gewohnter Länge einer Besprechung noch immer zu kurz, um alle
Mängel des »Essai de toponyraie« richtigstellen oder ergänzen zu
können.
Es seien im ganzen wenig Druckfehler. Ja J. verbessere sogar Fehler
seiner Quellen. Doch fehle in den urkundlichen Angaben die Bezeichnung,
ob die Quelle eine Ur- oder Abschrift, ob sie echt oder unecht sei. Die
Phonetik ist ihm fremd, er kennt insbesondere nicht das Verhältnis der Schweizer
2«) DE V, 1906, 170 ff. — 244) Zürich u. Leipzig 1907. 24 S. mit K. —
245) Dazu W. Pickert, ZAllgDSprVer. XXII, 1907, Nr. .3; Nr. 7/8, Sp. 228f. —
2*6) DE 1908, 99. — 24") BGlossPatoisSui>sRom 1909, 8, 1. — 248) BMurithienne
SValaisScNat. H. 32, Sion. — 249) RevHistVaud. Febr.-H. — 250) chrouAgric.
CantVaud. 1904, Nr. 12. — 25i) Y>?,üh\ de toponymic. Origine des noms de
lieux habites et de lieux dits de la Suissc romanie. MemDocumSPIistSuissKom.
Ser. 2, VII, Laussrnne 190G. XIX u. .558 S. — 252) ArchSuissTradPopul. XI,
1907, 1 — 19.
Die Schweiz. 25
Dialekte zum Französischen. Während ihm wichtige Aushmtsgesetze der Mund-
arten nördlich der Alpen unbekannt sind, erörtert er die nichtige Frage, ob
man Valaüs oder Vallai^{l) schreiben solle. So verletzen seine Etymologien
jeden Augenblick die elementarsten Hegeln der Phonetik. Er kann daher auch,
bei vei-schiedenen Schreibungen desselben Namens, nicht unterscheiden, ob ein
Lautgesetz oder nur ein Schreibfehler die Ursache der Vei-schiedenheit ist. —
Ein Dilettantenfehler ist es auch, Avenn man einen Ortsnamen auf einen Personen-
namen zurückgeführt hat, auch diesen noch in einem Atem erklären zu wollen. —
Auch versäumte es J., den Dialekt im Yolksmund selbst auszuhorchen ; so er-
klärt er dos in dos Val, Domont usw. als ;>larges croupes*. während es ein
Vorwort {= >-unter«) ist. — Römische Familiennamen will Muret zuversicht-
licher selbst auf den Hochweiden gesucht sehen, als dies von .1. geschieht.
Germanisehe Namen aber, besonders wenn sie die zweite Lautverschiebung zeigen,
möge man nicht auf Burgunder, sondern auf Alemannen beziehen. Keltische
Namen sind eher zu viel als zu wenig angenommen, die ligurischen, welche
d'Arbois de Jubainville schon 1890 nachgewiesen, scheint J. ganz über-
sehen zu haben.
In ihrem 9. Jahresbeiicht (1907) gibt die Redaktion des Grlossaire
des Patois de la Suisse romande^ss) durch Ernest Muret Nach-
richt von der fleißigen Sammelai-beit auf dem Gebiet der geographi-
schen Namen.
Für das »Nouveau Dictionnaire historique, geogr. et stat. du canton de Vaudt
hat M. selbst den Waadter geographischen Namen seine besondere Sorgfalt ge-
widmet. Zahlreiche Distriktskataster wurden ausgebeutet, ein Zirkular hat die
Dialektfornien vieler Ortsnamen eingebracht, neuere und ältere Flurnamen
mehrerer Gemeinden wurden eingesandt. — Muret verweilte auch mehrere
Wochen im Wnllis, wo er aus dem Volksmund und den Katastralplänen schöpfte
und auch helfende Einsender fand. Es handelt sich dabei nicht etwa bloß um
die Namen der Parzellen, sondern auch um die der Bäche, Felsen, Wege, zu-
fälliger Terrainobjekte, kurz aller Namen, welche im Brauch sind bei Bauern,
Hirten, Jägern, Hegern usw. 25-1).
Zwei größere Arbeiten von Muret müssen, weil ihr Gebiet
das der Schweiz überschreitet imd sie allgemeinere romanistische
Grundsätze behandeln, bei Frankreich (Anm. 320, 323) gewürdigt
werden.
Beim Namen Gencve (Genf) wurde von Schinz die Akzentfi-age
erörtert in dem Verhältnis Geneve: Genevois^^^) und von J. Jean-
jaquet neuerdings 256j dje Frage behandelt: Genevois oder Genevois.
Auf dem IX. Intern. Geogr.-Kongreß in Genf^öTj igt Ludwig Roux
dafür eingetreten, daß Lac Leman eine ganz junge (molto recente)
Benennung sei, die auf den Karten in der Verbindung mit dem
populären Idc de Geneve eingeführt wurde.
Über Walliser Ortsnamen ans AVaUiser Urkunden handelt Ise-
lin^öSj und gibt neuerdings 259) Rechenschaft über die Schreibungen
253) Neuchätel 1908, 3 u. 4. — 254) Durch E. Muret s willkommene Hilfe
kann ich im Bericht GJb. XXIX, 435, Zeile 9 von unten zu »sieben Ge-
meinden« hinzusetzen »des Kanlons Genf«, S. 436, Z. 6 von oben Grimentzer
ei"setzen durch Heremencer und Z. 18 von oben »der . . . Genfer Landschaft
wurden großenteils« ersetzen durch ->der . . . Genfer Champagne wurden in drei
Gemeinden«. — 255) ReTPhilolFrancLit. 1908. Nr. 45. — 256, BGlossPatSuissRom.
VIT, 3/4. — 257) Ejtr. PavGltal^ XV/XVI a908/09), Florenz 1909, 65 (G.
Ricchieri). — 258) AnzSchweizGesch. VH u. VIIL — 259) Ebenda X, 1.
26 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Curmilx 1252 und Curmyz 1318, während A. Wäber "Walliser
Berg- und Paßminien vor dem 19. Jahrhundert erörtert 260). Charles
de Roche^ei) führt 600 Orts- und Flurnamen der Kirchspiele
Münster und Orandval und der Dörfer Escheet, Oremine imd Cor-
cclles vor und schließt aus der geringen Zahl deutscher Namen
auf eine ursprünglich romanische Besiedlung, etwa im 8. Jahr-
hundert. — Gau Chat berücksichtigt auch die Ortsnamen in seiner
Sprachgeschichte eines Alpenübergangs {Furka- Oberalp) '^^'^). B. F.
Piz Terri erklärt einige romanische Berguamen in der Gegend
des Oberrheins 263). e. Leclmer bringt in seiner Schrift »Das
Oherengadm<i^^^) zahlreiche Ortsnamen. J. Bennewitz tischt, als
ob er Neues brächte, »Schweizer Ortsnamen auf -ikon« auf, bringt
aber selbst das längst Feststehende nicht selten falsch. — J. L.
Brandstetter, welcher die einzelnen Namen Splügen^^^) und
Tschuppeti (von mitteUat. zomis = Strunk, Stock) ^66) erklärt hat,
liefert neuerdings eine beachtenswerte Monographie »Ortsnamen-
studien auf Menzberg«267)_
Aus einem kleinen Gebiet des Kantons Luzern beleuchtet er die geographi-
schen Namen an der Hand von Urkunden und verweilt länger bei den auf
Vogelfang deutenden Namen, die sich auf den Habicht, Sperber, Falken, die
Meise usw., beziehen.
Die sog. Dorfnamen im Birseck bespricht Wilh. Degen 268)
und den Namen Lorraine, ein Quartier von Bern, H. Türler 269).
C. Täuber hat »Neue Gebirgsnamenforschungen«270) erscheinen
lassen, die allerdings durch ihre Neuheit so verblüfften, daß die
Ablehnung dieser Schrift seitens E. ilurets^^i), Karl Helms 272)^
Friedr. Veits 273) eine einstimmige war. Doch Täuber läßt den
Mut nicht sinken: 1908 erschien ein neuerliches Buch von ihm
»Ortsnamen und Sprachwissenschaft usw.«, welches oben Anm. 4
charakterisiert wurde.
8. Die Niederlande tind Belgien.
Über die Fortführung der »Nomina geographica Neerlandica«274)
oder über J. Winklers namenkundliche Ai-beiten zum »Friesch
"Wordenboek«275)ist dem Referenten keine Aveitore Kenntnis geworden.
Joh. Jungfer weist in »Recuerdas de Espana« (s. u. Anm. 350)
nach, daß ein Teil des Amsterdamer Hafens seinen Namen Duk-
dalfen — gleich einem ähnlichen an der deutschen Nordsee — nach
260) JbSACl. XL, 1905, 248 ff. — 26i) Les noms de lieu de la valU'-e Montier-
Grandval. fitude topon. Halle 190t). 47 S. (4. Beih. ZRomPhilol. 190«). Dazu
DE 1907, 150 (H. Witte). — 202) ArchNeuerSpr. CXVH, 348. — 263) Be-
deutung einiger Gebirgsuamen. ZSAClAlpiua 1908, 75. — 264) Leipzig 1900.
Dazu MDÖAV 1905, 245. — 205) pädagBl. 1904, 1. — 2ü0) GesehFrd. LIX,
1904, 181 ff. — 267) Ebenda LXII, 1908. -- 268) SchweizArchVolksk. IX,
H. 4. — 269) Bund 1903, Nr. 57. — 270) Zürich 1907. — 27i) ArchStudNeuer
SprLit. CXXr, 1909. 186f. — 272) LitBlGermRomPhil. 1909, Sp. 4. —
273) ZDMaa. 1908, 91 f. — 274) QJb. XXVII, 141, Anm. 181. — 275) Ebenda
Anm. 183; XXIX, 436f.
Die Niederlande und Belgien. Die skandinavischen Reiche. 27
dem Herzog von Alba (Dtic d'Alba) trage, führt ferner die AVeihung
einer Brüsseler und einer Leidener Kirche an den hl. Jakob {Santiago),
noch deuthcher die Benennung einer Brüsseler Kirche Notre Dame
de Finistere auf spanischen Einfluß zurück. — Adzo erörtert
»Plaatsnamen«276) für ein weiteres Publikum und zeigt, daß auch
unter den handelsfrohen Niederfranken die Aufmerksamkeit der
heimischen Scholle und den heimischen Namen sich zuzuwenden
beginnt. Über Vlaandurcn findet sich ein Artikel in -Taal en
Letteren«277) und Nikolaus Warker in Arel untersucht die deut-
schen Orts- und Gewässernamen der belgischen Provinz lAixevi-
burg 278).
S. 101 werden einige in den Ortsnamen und Gewässern häufiger wieder-
kehrende Grund Worte, dann aber auch einzelne hinzutretende Form Wörter aus
dem Luxemburger Dialekt erklärt.
In Kreisen, die sich mit dem öffentlichen Unterricht in Belgien
befassen, ist auch schon die Idee eines ausschließlich toponymischen
Glossars aufgetaucht. Diese Idee empfiehlt E. Dony^^S) mit be-
achtenswerten Ratschlägen.
9. Die skandinavischen Reiclie.
Nordische Volksnamen beiJordanes untersucht SophusBugge^so),
wozu L. Fr. Läffler Anmerkungen liefert 281). A. Norren be-
handelt ein paar altnordische Seenamen 282).
Dänische Ortsnamen erörtert Johannes Steensdrup283j und
dehnt seine Untersuchungen auch auf Bornholm aus284). Norwegische
Yolksnamen untersucht Ludw. Brn285) nnd Magnus Olsen (GJb.
XXIX, 438, Anm. 245)286) untersucht diesmal den norwegischen
Seenamen Njardharlog-^'^).
Die Insel Tysnesöen uordwestlich des Hardangerfjords hieß früher Njard-
harl^g {=^ Njords Gebiet). Auf dieser Insel seien alte heidnische Kultstätten
des Tyr und der '^Nerthus gewesen. Damals habe Tyr noch als Himmelsgott
gegolten. Aus der Nerthus — deren v halbversteckten« See er mit dem See
Vevatn zusammenbringt — • sei später der männliche Meeresgott Xjord geworden.
Der Name Tyr wird an den Ortsnamen Tysnes geknüpft. — Dazu haben sieh
Ne ekel 288) x^nA Karl Helmes») zum Worte gemeldet.
A. Kjjer setzt mit einem sechsten Band über das Amt Jarlberg und
Larvik die Sammlung norwegischer Hofnamen fort290)^ clie 0. Rygh
276) Biekorf, leesblad vor alle Viamingen, XIX, 1908, 113ff. — "7) XV,
11. — 278) DE 1909, 99 — 104. — 279) a. propos d'un glossaire toponymique.
RevIustructPublBelg. LI, 1. — 280) Fornvänuen. MeddKVitterhHistAntikvAk.
II, 1907, 98 — 101. — 281) Ebenda 102—12. — 282) ludogForsch. XXIV,
Anz. 1. — 283) Danske Siednavne, spredie lagttagelser. FlensbAv. 1907,
Nr. 236. — 284j stednavne danske. Fffidrelandet 1907, 16. Febr. — 285) Norske
folknamn med tydingar, 1905. 98 S. — 286j Dazu NorskllistT Nr. 4, R. V,
154__76. — 28^ KristVidSclskForh. 1905, Nr. 5. 29 S. — 288) ZDAltDLit.
L, 1909, 3. — 289) LitBlGermRomPhil. XXVIII, 1907, 268. — 290) O. Rygh,
Norske gaardnavne. Oplysninger samlede tilbrug ved matrikelcns revision.
Efter offenüig foranstaltning udg. med tilföede forklaringar. Bd. VI, Jaresberg
og Lai-viks amt. Bearb. af A. Kjier, Kristiania. 446 S.
28 J. W. Nagl, Die Fortsehritte der geographischen Namenkunde.
ins Werk gesetzt (GJb. XXVII, 141; XXIX, 438). K. Rygh
liefert einige Bemerlviingen zu den Hofnamen 29 1).
Elof Hellquist setzt seine Studien über schwedische Seenamen
(GJb. XXIX, 439, Anm. 260) fort 292) und zwar wiederholt 293).
Er erklärt anch ^9*) den Namen Vdre, altsehwed. Ydhre als eine m- Ab-
leitung von indoeurop. '"^xiähro, lat. über (fruchtbar), wozu er auch das Sub-
stantiv ov§ao, skr. üdhar, altsächs. Oder stellt. — Vamblahy vergleicht er mit
Fornaby, Gamblaby, Nyaby und findet im Bestimmungswort den Seenamen
Vammeln (oder Valdemarenl). — Hierauf bringt er noch einige Nachträge zu
seiner Schrift »Om svenska ortnamnen pä -inge, -uvge ock -ungern (GJb. XXIX,
439, Anm. 258).
Da die letztgenannte Schrift auch sonst Würdigung gefunden
hat295)^ go ist eine nachträgliche kurze Inhaltsangabe wohl erforderlich.
Die Mehrzahl der behandelten Ortsnamen besteht aus Sippennamen, die
meist von einem Personennamen abgeleitet sind. H. ist besonnen genug, sich
mit der Feststellung des letzteren zu begnügen, nur selten unternimmt er dessen
Erklärung, gewöhnlich überläßt er sie einem späteren Erklärer. — Bezeichnender-
weise fehlen diese patronymischen Ortsnamen den Norwegern, kommen aber
sehr reichlich bei den Dänen und Schweden gerade auf den besten Böden vor,
die offenbar zuerst besiedelt wurden, was also für ein hohes Alter dieser Orts-
namen spricht. Das stimmt auch zu den Ergebnissen deutsclier Ortsnamen-
forscher (Anm. 59, 78). Grammatisch sind diese Patronymika entweder Genitive
(Typus Akhtnga) oder Dative (Typ. üedhungmn) oder Bildungen mit /a-Suffix
von Sippennamen (Typ. Siringi). Die gotländisehen auf -.< (Typ. Amiings)
dürften als Umbildungen von Namen der genannten drei Typen anzusehen sein.
D:meben finden sich auch Hof- und Kirchspielnamen auf -inge, -linge, die
nicht von Patronymiken stammen, ferner Ortsnamen auf -inge, -unga, bei denen
diese Endung nicht ursprünglich, sondern durch Umbildung zustande gekommen
ist. Ganz ähnlich ist ja auch in deutsehen oder verdeutschten Namen auf
ursprüngliches -ik, -ich diese Endung zu -ing geworden (Mödling, Döbling).
Ein Königliches Ortsnamenkomitee hat zimächst die Ortsnamen
von Alvshwgs Lün (in Götarike) in Angriff genommen und die
Teile lU (Bjärke härad.), V (Flundre härad.), X (Redvägs härad.)
und XII (Väne härad.) erscheinen lassen 296). E. Hellquist Kefert
hierüber eine sachlich beachtenswerte Anzeige (über Teil XII, III,
V, X)297)^ Adolf Noreen aber unter dem Titel »Ortnamnskommittons
arbeten, Nägra antikritiska anmärkningar*298) 20 Punkte, welche
im Grunde Berichtigungen sind, worauf Hellquist 29») sofort ant-
wortet: »Svar pä Nägra antikritiska aumärkningar«.
Grundsätzliche Gedanken finden sich in dem »Arbetsplan för
imdersökning af svenska ortnamn«300), in A. Noreens »ür vära
ortnamns historia«30i) und über das Verhältnis der Dialekte zur
291) KglNoVidSelskSkr. Droutheim 1906, Nr. 73. 38 S. — 292) SvLandM
XX, H. 2—5, 3 — 130; H. 6, 1—26. — 293) Vilra sjönamn. NT. 1907,
352-65. — 294) ArkNordFil. XXIV, 83 — 89. — 295) DLitZtg.' XXX, 1909,
28 (A. Gebhardt). LitBlGormllomPhil. XXVIII, 1907, Sp. 267 f. (B. Kahle). —
296) Ortnamnen i Alvshorgs län. Pa offenligt ui)pdrag utgivne av Knngl. Ort-
namnskoininitten. Stockholm. Dazu A. Gel)hardt (über die Teile III, V, X,
XIII) DLilZtg. IDOn, Nr. 28. — 297) ArkNordFil. XXV, 2. — 298) Ebenda
334—48. — 299) Ebenda 348—59. — »o«) VittHistAntAkM 1903— Of), 395 bis
416. — 301) Sä,.,,., „r .Inibuk. 1900.
Die skaudinavisoluüi Reiche. Britisches Reich. 29
Reichsspraclic liandelt eing-ehond llorinann Greijer302). — An
kleineren Einzelarbeiten erwähnen wir J. Nordlanders Ergänzungen
und Berichtigungen zu Erik Modin (GJb. XXIX, 439, Anin. 265)303)^
E. Hellquists Anmerkungen'^o^) zu K. Norrbys Abhandlung »Ydre
Iiärads gärdnanin<, Otto v. Friesen, »Über den Landschaftsnamen
Uppland«^^^)^ 3 0 OS Mikola, »Über einige Ortsnamen in Gardarike«^^%
endlich Evald Liden, »Über einige Ortsnamen «307).
Den Namen undarn äs (zwischen Halland und Sinfiland) erklärt er aus-
gehend von [nndarn] nn(l<rTn in der Bedeutunj^ midafton (»undarstid« = »tiden
midt pä eftermiddagen«) und zieht neben Undcern-äs noch Undimfell, Undern-
beorh, Vndarns vik (1314), Vndans-akir (1314) zum Vergleich heran.
10. Britisches Reich.
Die geringe Pflege der geographischen Namenkunde in England
muß auch diesmal wieder als bezeichnende Tatsache festgestellt
"werden. Zunamen (Geschlechtsnamen) können auch zu Ortsnamen
führen. Insofern ist ein umfassendes Werk von II. Harrison,
der sich bereits als Livorpooler Ortsnamenforscher bewährt hat
(GJb. XXVII, 144, Anm. 227), liervorzuheben : »Surnames of the
United Kingdom. A concise Et3^mological Dictionary«308). Iq
Mary Williams' »The Dickens Concordance«309) werden auch
die ^\^chtigsten Orte in den Werken Charles Dickens berücksichtigt.
In Verbindung mit der literarhistorischen Forschung zeigt auch
sonst die geographische Namenkunde einige Triebe: T. Köhler
behandelt in seiner Schrift »Die altenglischen Namen in Baedas
Historia ecclesiastica und auf den altnorthumbrischen Münzen «^lO)
auch die altnorthumbrischen Ortsnamen und H. Schuck erörtert
den »FoLknamnet Geatas in den fornengelska dikten Beowulf«3ii).
An selbständigen toponymischen Einzelarbeiten nennen wir die
Beantwortung der Frage »Woher kommt der Name Savoy Hotel«
(in London) 312).
Der Verfasser (B . . .) entscheidet sich für Peter den Zweiten , Grafen von
Savoyen, geboren 1203, als den Eponymus des altberühmten Hotels.
Ein breiteres Gebiet behandelt W. W. Skeat: »Place names of
Bedfoi-dshire«^^^). Den »deutschen Namen der Scillyinseln« (die
Sorlings) erörtert P. Piper 31*). A. W. Moore geht nicht nur auf
die Familien-, sondern auch auf die Ortsnamen der Insel Man
ein3i5). — Auf schottischem Gebiet bespricht H. C. Gillies die
Ortsnamen der Grafschaft Argyll^^^).
""'S) Ora sättet för dialektala ortnamns upptagande i riksspräket Spräk och
Stil Vn, 1907, 13—65. — »o») ArkNordFil. XXIII, 285—88. — 304) SvLandMal.
1905, 88—98. — 305) gpräk och Stil. VI, 1906, 17—28. -■ 306) g. unten
Anm. 413. — 307) ArkNordFil. XXII, 1906, 259—63. — 308) jx. u. X.
Part, London 1909. — 309) London 1907. — 310) Djss. Berlin 1908, II. Teil,
1. Kap. — 311) Upps. Univ. Ai-sskr. 1908. — 3i2) Qlob. LXXXIX, 1905,
164. — 313) .Erschienen 1900. — 314) ZDWortForsch. VI, Straßburg 1905,
356f. — 315) j£.,Q Names; or the Surnames and Placenames of the Isle of
Man. Loudon 1907. — 316) fhe Place-names of Argyll, with a shorc preface
from hisgrace the duke of Argyll. London 1906.
30 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Diese Schrift wird gerühmt von Mackinnon ^i'^). Anderwärts wird der
Inh:dt derselben günstig, die Form aber ungünstig beurteilt *'8).
11. Frankreich.
Auch diesmal liegen von Ernest Muret, trotzdem er zunächst
vom romanischen Material der Schweiz ausgeht, Arbeiten von so
allgemeiner Bedeutung vor, daß sie ebensowohl zu den französischen
gestellt werden können (s. GJb. XXIX, 440. Anm. 274a) 3i9). Zu-
nächst ließ er eine ziemlich umfängliche Abhandlimg erscheinen
über einige Endsilben von Ortsnamen, die in der romanischen
Scliweiz und in Savoyen besonders häufig sind320).
S. 3 knüpft M. an Philipons^si) aufkeimende Ansicht, daß die germani-
sche Endung -ing nicht dort zugrunde liegen könne, wo ein ursprüngliches i
nach mundartliehen Lautgesetzen ausgeschlossen sei. Es werden dann im I. Kapitel
mundartliche Lautgesetze bezüglich der lat. Silben en (em), in (im) an nach
dem Patois einzelner Gegenden durchgeführt und einschlägige Ortsnamen ein-
gereiht und so aus dem lebendigen Flusse der Dialektgesetze klargestellt. Das
IL Kapitel bringt zahlreiche Ortsnamen mit den Endungen in, ine, ins (ens),
ines, inez, inens usw. mit den alten urkundlichen Schreibungen. Im IIL Kapitel
kommen Ortsnamen aus Hochsavoyen mit ihren urkundlichen Schreibungen zur
Besprechung, denen meist lat. Heiligennamen auf anus zugrunde liegen. Nach
dem Vorgang von D'Arbois de Jubainville (Geschlechtssuffixe auf -iciis, -anvs,
selbst auf -ius) werden Namen auf -anicus als Urformen einer Reihe weiterer
Ortsnamen auf heutiges -ing(e) dargelegt. Im IV. Kapitel kommt vorhen-schend
die lat. Endung -icus in Betracht, im V. Kapitel zunächst die Endung -emts,
-e.nnus, cnnius, -inius, auch -onius, dann wird über einzelne Fälle gehandelt,
wo das germanische -Ing oder das ligurische -incus vorauszusetzen ist; inter-
essant ist ein Nachweis über den Zusammenhang von Fluß- und Bergnamen.
Ersterer erscheint als der abgeleitete •'^S).
Noch in demselben Jahre 323j bespricht E. Muret in einer
Widmungsschrift das germanische Suffix -iny in den Ortsnamen
der französischen Schweiz und anderer Länder romanischer Zunge.
Muret stimmt Salvioni und Philipen zu, daß man nicht ohne weiteres
alle romanischen Ortsnamen auf -ingo oder -engo, -ens, -07)s, -engefs) oder
-migefs) auf die deutsche Ableitsilbe -ing deuten müsse. Einem großen Teile
liegen römische Familien- oder Zunamen, auch Fremdn;unen zugrunde, es ist
also nicht alles von vornherein »prononce par une bonche barbare <. Doch
gehen Salvioni und Philipen wieder zu weit, wenn sie alle germanische Ab-
leitung ablehnen wollen: »Les gens que vous tuoz se portent assez bien«.
Schon Antoine Thomas hat für Frankreich Beschränkungen aufgestellt.
Die »verzweifelte« Zuflucht Philipons zu alten ligurischen Dialektformen auf
■ingo und -ango für Italien bekämpfte auch Meyer-Lübke^^s«), — Muret berührt
die ältesten west- und süddeutschen Namen auf -i'ngas (selten -o^, -ns, -es), welche
3") CeltRev. III, 83—94. — 3i8) Athen. II, 236 f. — 3i9) Daß er sich mit
Marteaux »auseinandersetzte«, soll dort nicht den Sinn eines Streites haben.
Wie aus ilom Kleingedruckten S. 441 liervorgeht, erheben sieh beide gegen
eine herrschende Meinung, Muret eingehender als Marteaux. — ^20) Komania
XXXVII, Paris 1908, 1^—46, 349—420, 540—69. Im Extrait (123 S.) noch
Additions et Corrections 121—23. — 32i) Philipon handelte schon 1906 über
provenc. -cnc, ital. -ingo, -engo. — ^22) Darüber A. Th., Romania XXXVllI,
1909, 3. (Juli-H.). — 323) Melangcs de linguistique offerts ä M. Ferdinand
de Saussure, Collection linguist. publice par la Soc. Lingu. Paris II, 1908,
u. a. E. Muret, Ja: suffixe german. -ing usw. — 323») ZRomPhil. XXX, 750.
Frankreich. 31
Kögel als indogermanische Lokative, M. Henning als lateinische Akkiisativ-
plurale deutet. Die zahlreichen Namen auf -enges, -anges in Luxemburg, lyothringen
und Burgund bekräftigen die Ansicht Kögels. Oft sind die jüngeren s dieser Art
nur neuere Plnralformen. Die Silbe •ing(a) zeigt aber auch öfter adjektivischen
Gebrauch und konnte so mit dem lut. -incus verwechselt werden, besonders in
Italien. Auch die deutsche Silbe -(h)ard zeigt gleiche Verwendung. — In
Frankreich finden wir, nach Süden vorgehend, schon in Burgund statt der
Namen auf -enge(s) und -ange(s) weit zahlreicher die auf -ens, -eins, -ans,
welche — wenn nicht ein burgundisch-gotischer Akkusativplural auf -ans vor-
liegt — als lateinische akkusalive Plurale auf -os (im dem Suffix -iny), also
in der Form -ingos zu deuten sind. Also Wadingum ,516 N Vadingis 929,
*Vadingos ^ Vuadens. — Hierauf werden aus dem alten Burgund (Burgund,
Savoyeu und der romanischen Schweiz) Namen auf -aus, -ens aufgezählt, die
früher mit -ange(s), -enge geschrieben wurden; gegen Westen und Norden (Nifevre,
Saonc, Loire, Beauue, Dijon, Cote-d'Or, Doubs, DöIe, Jura) häufen sich die
auch heute noch auf -ange(s), -enge(s), -enche(s) endigenden Namen, die von
einem deutschen Gruudnamen patronymisch auf -ing abgeleitet sind. Die häufige
Pluralform auf -s mag dem alemannischen und fränkischen Typus auf -ingos,
die Siugularform ohne s einem romanisch-germanischen Typus auf -inga ent-
sprechen. — Schließlich werden einige besondere Fälle von Ortsnamen der
Schweiz und Frankreichs vorgeführt.
An grammatischen Schriften allgemeinen topony mischen Wertes
liefert noch L. J. Juroszek einen »Beitrag ztu- Geschichte der
jotazierten Konsonanten in Frankreich« ^24).
Die große Zahl von Ortsnamen, denen die Lautgruppe Kons. -|- i im Etymon
zugrunde liegt, wird hier ausgebeutet, um die Erkenntnis der lautlichen Ent-
wicklung auch da näher zu rücken, wo die Entwicklung des Erbwortschatzes
Schwierigkeiten bietet. Als Quellen dienen die bekannten Werke von D'Arbois
de Jubainville, Flechia, A. Halder, A. Longnon, die Dietionnaires von
Joanne und einiger Departements, femer Ostberg, Meyer-Lübke und
Ch. A.Williams.
Verschieden von diesen allgemeinen gi'ammatischen Gesichts-
punkten sind die realen: so werden »Pflanzen nnd Ortsnamen«
zusammengehalten (s. o. Anm. 248). Der Italiener G. Grasso
handelt über topolexikographische Bezeichnimgen nach dem Heiligen-
kult in Frankreich 325). »über die Namen unserer Bäche, ihren
Ursprung und ihre Bedeutung« verbreitet sich über 167 S. R. de
Felice326). Hermann Gröhler327) verfolgt »Die Entwicldung
französischer Orts- und Landschaftsnamen aus gallischen Yolks-
namen«. Otto Mautner würdigt in etv\'as knapper Weise ^28) fjje
Bedeutung der Ortsnamen Frankreichs für die Geschichte seiner
Besiedlung.
S. 12 — 18 sind die Germanen behandelt, allerdings ganz nach Schiber
(GJb. XXVII, 172, Anm. 525—30 und XXIX, 412, Anm'. 3) und ohne selb-
ständige Auffassung. Auch Alanen werden da beigezogen. Lesenswert sind
die Ausführungen über die Franken und Alemannen •'^S).
324) ZRomPhil. XXVIl, 550—78, 675—707 (G. Gröbner). — 325-) Atti
V. Congr. G. Ital. Neapel 1904. — 326j L^g Noms de nos rivieres. Leur origine
et leur signification. Paris 1907. Mit K. — ^27) Progr, Breslau Friedr.-Gymn.
1906. 46 S. — 328) Progr. Staatsrealsch. Budweis 1907. 18 S. — 329) Dazu
DE 1908, 195 (H.Witte).
32 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenliunde.
Johannes Jungfer gedenkt in der Sclirift »Recuerdas de
Espaiia« (s. u. Anm. 350) französischer Orte des Namens Espagne,
Barcillunnette, erinnert auch an die Deutung von Calvados in der
Normandie nach emem gescheiterten spanischen Scliiffe San Salvador
1588 — doch begegne in Mappen Galvador schon vor 1588 —,
erwähnt den Pariser Palast Trocadero, um Spaniens Einwirkung
anf die Namengebung in Frankreich zu erweisen. Jos. Buckeley
liefert »Beiträge zur französischen örtsnamenforschung«33o^_
An Einzelarbeiten ist eine beti'ächtliche Reihe zu verzeichnen:
E. Berneuil untersucht den Ursprung der Namen der öffentlichen
Wege von Pontolse und von Saint- Quar-l'Aumöne^^'^\ L. ßezard
handelt über die Toponymie der Gremeinden im Kreise von Mamcrs^^^),
E. Lecler über den Ursprung der Genieindenamen des Departe-
ments Haute- Mar 7ie'^^^) und der bekannte L. Duval über den des
Namens der Gemeinde Pas- Saint-l' Homer ^^^^).
Das Werk von L. Berthoud und L. Matruchot über die
Cöte d'Or (GJb. XXIX, 442, Anm. 294) erfreut sich auch weiteres*)
der allgemeinen Beachtung 335). Auch J. Bourtier gibt ein ety-
mologisches Glossar der Gemeindenamen des Departements Cöte
d'Or'^^^) und Pajot liefert »Nachlesen« und »Neue Nachlesen unter
den bewohnten Orten von Cöte d'Or«^^'^).
Südfrankreich gewinnt in der geogi'aphischen Namenkunde eiuigor-
maßen selbständige Grundlagen. Das Werk von P. Skok (GJb.
XXIX, 441, Anm. 276) findet auch in Südfrankreich WiderhaU338).
Neuerlich 339) verfolgt er Podium in Südfrankreich. E. Bellocs
Beobachtmigen über die Ortsnamen Südfrankreichs zeigen die gleiche
Neigung zur selbständigen Beliandlung südfranzösischer Namen 3'to).
Auch der Südosten Frankreichs mit den Westalpen hat von D.
Mourral seine selbständige Behandlung in einem eigenen »Glossar
der gebräuchlichsten topographischen Namen« ^*^) gefunden. - —
Im Anhang zu A. Thomas (GJb. XXIX, 441, Anm. 280) erörtert
A. Degert »nochmals den Namen des Ortes Tramesaigues«^'^^'^).
A. Devaux (GJb. XXVII, 147, Anm. 250 u. 251) meldet sich aber-
mals zur Lyoncr Ortsnamenkunde, indem er die Ortsnamen religiösen
Ursprungs in seiner Gegend vorführt 3-42). a. Beretta liefert unter
dem Titel »Toponymie de la Drome« ein etymologisches Wörter-
buch der Gemeinden, alten Volksstämme, Flüsse, Bäche und Berge
330) Diss. Münster 1908. 158 S. — 33i) Pontoise 190G. 70 S. —
332^ Toponymie communale de l'arrondiss. de Mamei-s, ArchStudNeuerSprLit.
CXVI, 1/2. — 333) itoinania XXXVJII, 1909, 1. (Jan.). — 333») Ebenda. —
334) H. 3, Paris 1906. — 335) BSScHistNatSeniur-en-Auxois XXXIV. Romiinia
146 (April 1908), löO (April 1909) von A. Th. bespr. — 336) ßllistLiiArt.
ReligDioeeseüijou XXIIl. — 337) Ebenda XXIII u. XXIV. — 338) AnnMidi
XIX, Okt. 1907, Nr. 76 (Auglade, anch über Slcok). — 339) ZRomPhil.
XXXII, 1908, 4. — 310^ AnnMidi XIX, .Inli 1907. Nr. 75 (Fr. Galabert).
S. u. Anm. 348. — 3ii) Gren.-ble 1908. 124 S. — 3il») Ann.Midi Nr. 71. —
3'«2) KxtrriiivCalhol. Lyon 1906. 27 S.
Frankreich. Spanien uud Portugal. 33
des Departements Diome^^^). — A. Sabarthes veröffentlicht 3i4)
einen »Versuch über die Ortsnamenkunde von Aude<i-, welchem
.1. Anglade eine AVürdigung angedeihen läßt 3*5). Historisch sorg-
fältiger behandelt E. Baichere die lateinischen und romanischen
Namen der Gemeinden von Aude nach verschiedenen Urkunden
des Mittelalters 3* 6) e_ Verges bemüht sich mit der Orthographie
der eigenen Namen der Orte (in Roussillon), nicht ohne Eingehen
auf deren Ableitung 3*7). Gegen die Entstellung der Ortsnamen in
den Pyrenäen erhebt sich E. Belloc^^Sj^ wozu sich auch A. Jeanvoy
zum Wort meldet 3*9).
12. Spanien und Portugal.
Über die toponymischen Spuren einstiger spanischer Herrschaft
oder doch spanischen Einflusses in verschiedenen europäischen
Ländern handelt Johannes Jungfer unter dem Titel »Eecuerdas
de Espana« 350j. Bei den betreffenden einzelnen Ländern haben
wir auf diese Schrift ver\\'iesen. Von demselben wird als »Ger-
manisches aus Spanien «351) eine beträchtliche Anzahl von Personen-
namen mit einem großen Aufwand von ßelesenheit in germanischen
Namenformen erklärt: gerade diese Personennamen sind eine not-
wendige Grundlage für die toponymischen Deutungen Jungfers, die
sich meist auf einen Eponynius beziehen.
In einem Nachtrag^^^) wird von J. verwiesen auf Felix Dahns »Die
Könige der Germanen«, VI. Bd., und auf germanische Namen Walahisciis,
Selua, IaüIus u. a. zur Deutung von Velasquex, Silva, Lulle u. a. m.
Auch E. Murets Schrift »Le suffixe germanique -ing dans le
noms de lieu de la Suisse franpaise et des autres pays de la langue
romane«353) bezieht sich teilweise auf die Pyrenäenhalbinsel.
Johannes Jungfer beschäftigt sich insbesondere mit dem
Namen der spanischen Hauptstadt 354).
Er zeigt, daß zahlreiche spanische Orte nach gotisch-germanischen Giüudem
benannt sind, daß mehrere Orte gleichen oder ähnlichen Namens vorkommen.
Die älteste Namenforra Mayerit (auch Mageritum, Magerita, Magirit, Magarid,
Mägrit, MaSrit, Maioritum, Maidrit, Maydrit, Maiedrid) setzt er auf die Seite
zugunsten der häufigeren, alier jüngeren Form Madrit, Madrid, ßladriz. Er
weist einen fränkischen Medaridus 533 nach, zeigt, daß sowohl der Stamm
indth als der Stamm ?-?tZ in gotisch-spanischen Namen vorkommen und stellt
also einen gotischen Maihrtd als Eponymus für die heutige Hauptstadt auf.
Die Nachweise germanischer Personennamen als Grundlage spanischer und
portugiesischer Ortsnamen sind gewiß sehr berechtigt und verdienstlich. In
unserm Falle kommt aber wohl noch in Betracht, daß Mohammed I. von Cordoba
3") BSDeptAreheolStatDröme XLI, 1909. — 3«) BComArcheolNarbonne
IX, 1, 1907. — 345^ AnnMidi 1908, Jan., Nr. 77. — 346) MemSArtScCarcassone
Ser. 2, I. — 347) ßCatal. I, 1, 1909. — 348) BGHistDescr. 1907, 1. —
3*9) AnnMidi 1908, Juli, Nr. 79. — 350) RivCultEspan. Madrid 1907. —
351) PolitAnthrRev. VI, 1908, H. 11. 14 S. — 352) Ebenda VII, H. 1. —
353; S. o. Anm. 323. Dazu A. Th. in der ZRomania 151, Juli 1909, CXXXVIII,
3. — 354) Magerit — Madrid. Extrait de la Revue Hispanique, XVIII. New
York u. Paris 1908. 50 S.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 8
34 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
(852 — 88) MdgrU erbaut (oder besetzt?) habe, daß Ranimir II. von Leon
Magcril 932 zerstörte, nachdem er in »Chaldaeonim terrara« eingefallen war,
und 1085 Alfons VI. es endgültig eroberte. Daß das g ein arabisches ^ war,
geht aus der Nebenschreibung 3/ö§Wi hervor, dsus chaldäüche n für hebr. 'ö
erscheint in der Schreibung t, das e der christlichen Schreibung erweist sich
als bloßes Schewa(:), indem es im arabischen Mägnt des Historikers Jäqüt
ausbleibt, es ist also das chaldäische (semitisch jüngere) P"^"1372* (magrit) für
hebr. w'n3"^ (migrasch) = Wiese, el Prado'*^), nicht so leicht abzuweisen,
zumal es auf der urkundlich älteren Schreibung beruht.
Ein Buch von Valentin Letelier, Professor an der üniversitad
Nacional de Chile ^^ß), handelt zwar hauptsächlich von Personen-
namen, zum Schluß im Kapitel lY, 147 — 77, aber auch von Orts-
namen.
Das Kapitel zerfällt in %ner Abschnitte: 1. Importancia de la toponimia,
2. Los nombres geogrdficos, 3. Origen personal de algunos nombres geogräficos,
4. Interpretacion de los nombres geogräficos. Es werden Beispiele für die von
Appellativen und von Personennamen abgeleiteten Ortsnamen verschiedener
Sprachen in Europa und Amerika sowie für die Veränderung und Entstellung
derselben angeführt, wobei der Verfa><ser mit Berufung auf Max Müller be-
merkt, daß solche Veränderungen nicht immer an die Lautgesetze der betreffenden
Sprachen gebuuden sind. — Das keltisclie Suffix -briga wird fälschlich als
baskisch bezeichnet (S. 157) und die Deutung des Flußnamens Iberva durch
baskisch ir-bero »warmes Wasser« (S. 158) ist veraltet, da »Wasser« in allen
baskischen Dialekten nur als nr, nicht als ir nachgewiesen ist und es näher
liegt, an einen Zusammenhang mit baskisch ibar = Tal, ibai = Fluß zu
denken.
Eine kurze Notiz über den Namen Mallorca (= Majorica) bietet
J. Hadwiger357) i^ Lit. Bl. Germ. Eom. Plülol. 190G, 195 und
eine ebensolche über Aguavia (= Aguaviva) Beruh. Schädel ^^s^^
Eine » iberische Toponymie« liefert C. Julli an 359), Bartholon^^o)
hat freilich mehr den französischen Anteil am iberischen Sprach-
gebiet im Sinne, wenn er über Namen der Iberer, Berbern und
Afrikaner handelt. Namenbildende Suffixe im Iberischen erörtert
E. Phi lipon 361). Auch Hugo Schuchardt hat in seiner
Abhandlung über »Die iberische Deklination «362^ fiber iberisch-
baskische Ortsnamen wie Ituro, lUberri^^^), Mimda, Pallantia,
Pisoraca Licht verbreitet, ebenfalls mit Hnbeziehung des französi-
schen Teiles des Baskenlandes: Von Seybold, dem Orientalisten
in Tübingen, dürfen wir dem Vernehmen nach ein interessantes
»Geographisches Wörterbucli des arabischen Spanien« erwarten 364).
355) Nagl, Geogr. Namenk., Wien u. Leipzig 1903. 10 f. — ^^^) Ensayo
de onomatologia 6 estudio de los nombres proprios y hereditarios. Madrid u.
Santiago de Chile 1906. — 3*^) Zu Beruhard Schädel, Mundartliches aus
Mallorca. Halle a. S. 1906. 43 S. Dazu RevDialectolRomane 11, 1909, April-
Juni.—**^) Zu J. Hadwiger, Sprachgrenzen und Grenzmundarten des Valenciimi-
schen. ZRomPhil. XXIX, 6, 712—31. — 359) RevInternfitudBasqu. März-April
1908. — 360) BSAnthrParis Ser. 5, VI, 145—49. - sei) La declinaison dans
onomastique de l'Iberie (Melanges d'Arbois de .Jubainville 237 — 69). Fontemoiug
1906. 289 S. — 3«2) SitzbAkWien, phil.-hist. Kl., CLVII, Abt. 2, 1907. —
363) GJb. XXIX, 441, Anm. 278. — 364) Korr. Jungfers 2. Nov. 1907.
Spanien und Portugal. Italien. 35
13. Italien.
Einen gedrängten Bericht über die Fortschritte der italienischen
»Geonomastik«, d. i. das tiefere Studium der Toponomastik und
Topolexikograjjhie, bis zum Jahre 1907 gibt G. Riech ieri auf dem
YI. Ital. Geograi)henkongreß in Venedig ^^Sj^
Erbte Notwendigkeit und erstes Ziel sei die Sammlung des Materials. Es
werden dann die verschiedenen toponymischen Arbeiten Italiens vorgeführt, wo-
bei R. bis in die achtziger Jahre zurückgreift ; die Stellungnahme der italieni-
schen Geographenkongresse zur »Geonomastik« wird aufgerollt und es werden
die Institute genannt, welche Grund haben, sich für diesen Gegenstand zu
interessieren, auch die Notwendigkeit eines Zentralamts ausgesprochen. Dem
VI. Kongreß selbst wurde von Ricchieri der Beschluß unterbreitet, ein Zentral-
amt für Geonomastik zu begründen, das sich mit dem Permanenzkomitee der
italienischen Geographenkongresse bezüglich der weiteren Arbeit ins Einvernehmen
zu setzen hätte. Über die Transkription der Namen s. u. S. 43 f.
An anderer Stelle ^66) empfiehlt G. Ricchieri die Verbesserung
der militärischen Karten. Als Angelo Prati^^''') an die Stelle des
AVortes »Topolexikographie<', welches Ricchieri für die Bearbeitung
der allgemeinen lokalgeographischen Termini vorgesclilagen , den
Ausdruck ;> Geonomastik <i vorschlagen wollte, erklärt letzterer ^ 68)^
seinen Terminus verwenden zu wollen »a designare l'iniero studio
toponomastico e topolessicale«. Über G. Grassos Ausführungen
zur Methode der Namenforschung s. o. Anm. 6. G. J. As coli wül
zur Flurnamenforschung auch die Regesten der Steuerbehörde heran-
ziehen, insbesondere deren »Schede de censimento«369). Die auch
von E. Muret berührte Frage über die italienischen Ortsnamen
auf -ingo (s. o. Anm. 323) wird außerdem von Salvioni erörtert^^O).
Über C. Cipollas und G. Salviolis Ausführungen zur Be-
deutung der Toponomastik für historische Fragen s. u. Anm. 480 f.
Die historische Richtiuig auf die geographischen Namen älterer Zeit,
vde sie A. Mazzi37i) und P. Pinton372) eingesclilagen. wird weiter
verfolgt von F. Borgatti in L'agro ferrarese neU' etä romana373)^
einem Werke, welches zum großen Teile der geographischen Namen-
kunde gewidmet ist. Die Umgebung von Alba wird in gleicher
Richtung auf das klassische Altertum von F. Eusebio zum Gegen-
stand einer gelehrten Arbeit gemacht 37*)^ desgleichen die Umgebung
von Cortona von Alb. Della Cella^'''^). Über die germanische
Einwanderung nach Italien und deren Einfluß auf die italienische
38*) Sekt. 1, V, 1 — 13: »Per la geonomastica italiana e per la trascrizione
dei nomi geografici«. Venedig, Mai 1907. — 3G6) RjvGItal. 1905, 159. —
367) Ebenda 1907, März, 152. — 368) yi. Congr. G. Ital., Venedig 1907, Sekt. 1,
V, 1, Anm. 1. — 369) Riccordi concementi la Toponomastica italiana. Stud.
Romanzi, geleitet von E. Monaci, 1905, Nr. 3. — 370) ßStorSuizzItal. XXI u.
XXV. — 371) Corografia Bergomense nei secoli VIII— IX e X, 1880. —
372) Idrografia e Toponomastica dell' antica Saccisia. BGItal. 1894, 556 n.
887. — 373) cittä di Castello 1906. — 3^4) PostilleCorpInscrLatin, P. PhilCIass.,
1905 u. 1906. — 375) Studio suUe etimologie di antichi nomi e suUa topo-
nomastica del territorio Cortonese. Le Idee e le parole. Cortona 1909.
3*
36 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Naraenkiiude.
Ortsnamengebung handelt P. Gribaudi376). Den Namen »Bern«
für Verona in der deutschen Heldensage bespricht W. Treu^^v)
Die mehrfach genannte Schrift von Joh. Jungfer, »Recuerdas de
Espana« (Anm. 350), berührt auch Italien.
An Erinnerungen an die einstigen spanischen Beziehungen wird nach-
gewiesen: auf der Insel Sardinien die katalonische Nameuform ^^villa Desgloyas':
{esgloya -— iglesia), beim Corner See das Seliloß »Fueutes« (nach einem Stalt-
halter von Mailand 1603), zerstört von französischen Truppen 1796, im Neapoli-
tanischen eine »Calle de Toledo* (1540), eine Kirche »San Giacomo degli
Spanuoli«, in Pidermo eine »Strada Toledo« und auf Sizilien drei Orte »Spa-
gnuola«, »Barcellona«, »Paeeco« (letzterer nach dem Vizekönig Kardinal Pacheco
oder nach der spanischen Stadt Pacheco in der Provinz Murcia benannt).
Die Friauler Namenkunde, schon von L. Canavitto^''^) und
Fr. Musoni379) angeschnitten, wird fortgesetzt von L. Bertolini^äO)
und A. Lorenzi^si)^ der die Spuren des Hirtenwesens in der
Namengebung der Friauler Ebene verfolgt und schon 1902 über
geographische Termini Friauls^^-) handelte. — Deutsche Flurnamen
in der Zahre (Sprachinsel in Friaul) bespricht Hermann Nabert^ss)
und bietet schon früher »Namen und Sprachproben aus den deutschen
Dürfern in Tessin und Piemont«^^*). Von C. Salvioni ist noch
einiges zur lombardischen Toponomastik nachzutragen 385)_ Den
Namen der alten lombardischen Hauptstadt untersucht E. Grorra^sGj,
P. Massia handelt über die Etymologie von Cerano'^^'), F. Pelle-
grini über Stadt und Land von Belluno^^^). D'Olivieri hat
zu seinen »Studi sulla toponomastica Veneta« (GrJb. XXIX, 445,
Anm. 318 u. 319)389) noch ein Supplement veröffentlicht 390). Aus
dem vAteneo Veneto« ist ein Artikel von Hektor de Toni später
anzuführen (Anm. 475a). Zu Tito Zanardellis zweiter »Puntata«
(GJb. XXIX, 445, Anm. 320) sind noch die Ausführungen von
E. Lovarini nachzutragen ^^i). Zanardelli bringt in einer fünften
276) Sull' Influenza germanica nella toponomastica italiana. Nomi di luoghi
italiani derivati da nomi di popoli barbari (BSGItal. 1902, H. 6 u. 7). Sull
Influenza del diritto germanico nelhi toponomastica italiana (AttiCongrInternScStor.
Rom 1903). — ■"7) Abh. über Entstehung des Ortsnamens Bern und der deut-
schen Heldensage Dietr. v. Bern. Radeheul- Dresden 1909. 32 S. — • ■'^*) Nomi
locali friulani in -«, o-ds. Udine 1896. — •'79) I nomi locali e Telpmento
slavo in Friuli (RivUItal. 1897) und Del norae »Alpi Ginlie« (AttiCongrlntern.
SeStor. Rom 1903; s. u. Anm. 402). — 2^") Tramonti eome denominazione della
valle della Cellina. Udine 1903. Di una caratteristica impronla toponomastica
e storica della convide-brngliiera della Cellina. RivGItal. 1905. — ■'*') Vestigi
di pastorizia nella toponomasli(;a della pianura friulana (Pai;ine Friidane 1905). —
282j Termini geogr. di fcnomini carsiei raccolli in Friuli (ebenda). — ^^^) Spracli-
probeii a. d. Spr.-Inseln in Friaul. DE 1909, 39. — 3»^) DE. 1907, 55-59,
178—83 (auch Flurnamen 56 f., 181). — 385) BStorSvizzItal. bis zum .Tahre
1902. Quisquilie di Toponom. lomb. (.\rchStorLoiub. 1904). Dei nomi locali
Leventinesi in -engo (Bellinzona 1899 u. 1903). — ^^^) 11 nome di Pavia.
BSPavStorPatria 1904. — '*7) Dell' etimologia di Cerano, appunti di topono-
mastica Novaresc. BStorProvNovara 11, 5/6. — ■'*^) MiscDeputVcnctStorPatria
1895. — 389) .TacGregoriosStudiGlottolltul. 111, 1903, 49— 21G. — ^so) Ebenda
1907. — 39ij Xomi di pacsi Trevisani derivati da viciuatus.
Italien, 37
Puntata seiner Forschungen über Emilia, die Romayna tind Ligurien
die Ableitung von Bologna und anderen Namen Emiliens auf -ogno,
-ogna. Seine siebente Puntata ^^^^ bietet S. 37 — 48 eine »Rassegna
bibliogr.-toponomastica«. Bemerkungen zur Toponomastik von Modena
liefert G. Bertoni-'^^S). Das untere Becken des Brentaflusses luiter-
sucht in »geonomastischer« Hinsicht A. Prati, die Ortsnamen
Umbriens S. Prato^^*), die des Ornovassogebiets C. Errera^^^j,
Über die geographischen Termini der Mundart von Velletri \md
Umgebung belichtet G. Crocionisss). Mit der geograpliischen
Terminologie Siziliens beschäftigt sich P. Revelli^^"), insbesondere
mit der mundartlichen 0. Marinelli^^^), Das kirchliche Gebiet
von Monreale, welches in historischer Richtung schon von V. de
Giovanui399) durchforscht wurde, hat neuerdings G. La Corte*oo)
besprochen.
Gius. Ricchieri richtet einen Brief an den Präsidenten des
Club Alpine Siciliano über die Studien der Toponomastik inSizilien*oi)_
Er weist zunächst auf den III. Geogr.-Nat. -Kongreß in Florenz, dann auf
den IV. in Mailand hin, wo überall die Wichtigkeit der Sammlung des topo-
nomastischen Materials betont wird. Schon 1899, S. 52 des Dezemberheft* wurde
— ohne Namen des Autors und ohne Noten — Ricehieris Mitteilung ver-
öffentlicht. Beim Mailänder Kongreß wurde 1901 eine reichhaltige und kritische
Sammlung von Lokalnamen im Anschluß an die topographischen Karten Siziliens
vorgelegt. Zu den von uns bereits genannten Ortsnamenforschern Italiens wird
dann noch Franz Musoni (s. Anm. 379) angeführt, der einen Beitrag zum
Studium des slawischen Elements in Friaul in Aussicht gestellt hat^o^j ferner
eine zweite Arbeit von Silvio Pieri^o^). Inwieweit Gabriel Grassos Unter-
suchung über die geographische Verteilung der Wörter isca, pesco und serra tat-
sächlich in die Toponymik einschlägt, konnte ich nicht selbst einsehen. Salvaior
Romano hat in L'Univei-so^"^), einer populären geographischen Rundschau,
über den Ursprung der Namen der Städte und der andern bewohnten wichtigeren
Orte Siziliens gehandelt, ebenso Christoph Grisanti in der Sicula 1899. —
Im übrigen empfiehlt die Schrift für die Sammlung von mundartlichen geo-
graphischen Termini den Vorgang von Cäsar Battisti und Olinto Mari-
nelli*"*) und für die Sammlung des Ortsnamenmaterials den Gebrauch gewisser
Spezialkarten und ein Vorgehen nach gewissen rubrizierten Blanketten mit den
sieben Nummern: 1. Reihpnnummer, 2. geographische Lage, 3. Bezeichnung in
der Karte, 4. mundailliche Bezeichnung, 5. Nebenformen in der lokalen Aus-
sprache, 6. italienische Transkription, 7. Erklärungen und Beobachtungen.
Dann wird eine kleine sizilische Phonetik nach Jakob v. Gregorio geboten.
'^^ Appunti Lessicali e Toponomastici. Bologna 1909. — ^^•') AttiMem.
RDeputStorPatrProvModenesi Ser. 5, VI. — ^94) Augusta Perusia l\, 1907,
1/2. — 3^5) Scritti di geogr. e de storia della geogr. cernente l'Italia, in onore
Giuseppe Dalla Vedova. Florenz 1909. 402 S. — 396) RivGItal. 1903. —
397) Contributo alla term. g. Sicil. RivGItal. XV, 6. — 398) Term. g. dialettali
raccolti in Sicilia. Ebenda 1899 u. (Cadore) 1901. — 399) j casali nel sec. XII
nel territorio della chiesa di Montreale. ArchStorSicil. 1892. — ^^^) Appunti
di toponomastica sul territorio della chiesa de Monreale nel sec. XII. Ebenda
1903. — ^01) gicula Rivista trimestrale del C. A. S., V, 1900, H. 2/3. —
«02) RivGItal. V, 1897, H. 1 u. 2/3. — «03) ArehGlottItal. XV, 1899,
Part 1/2. — «0«) Seit 15. Jan. 1896. — ««5) g. Anm. 398. RivGItal. VI,
1899, H. 10.
38 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Von Pietro Rolla (GJb. XXVII, 151, Anm. 278 u. 379) ist
noch »Toponimia Sarda« (1893), >Toponimia Calabrese« (1895),
»Flora popolare Sarda, Miscellanea di toponimia e dialettologia
italiana« (1896), »Dialettologia e toponimia spicciola« (1898) an-
zuführen.
14. Balkanländer.
Bei den politischen Wirren der letzten Jahre ist es begreiflich,
daß eine Wissenschaft, die die größte Sammlung des Geistes voraus-
setzt, nicht besonders gedeihen konnte. August Fick bietet in
seiner Schrift »Hattiden und Danubier in Griechenland« weitere
Forschungen zu den altgriechischen Ortsnamen 406)_ Johannes
Jungfer deutet in seinen mehrerwähnten (Anm. 850) »Recuerdas de
Espana« in Griechenland den Namen Navarino nach dem spanischen
Navarra. doch werde Ävarinos schon in der griechischen Chronik
von Morea, viele Jahre vor der »Invasion navarra« erwähnt. — Zu
Sextil Pu^cariu (GJb. XXIX, 446, Anm. 329) siehe Zauners
Anzeige^O'^). Zwei serbische Ortsnamendeutungen von St. Nova-
kovic^os) (GJb. XXIX, 446, Anm. 327) mögen hier noch ein-
gehender gewürdigt werden.
Die heutige Aussprache Debrc ist gegenüber der aus altem ^r,6pmb zu
folgernden (dabrac) eine petrifizierte Form aus einem vom heutigen Serbischen
abweichenden slawischen Dialekt. — Koceleva stamme aus Gründen der ßeal})robe
nicht von Kouet = Alaun, eher von einem Eigennamen Koeel (nach Jagie),
doch findet N. keinen solchen Namen in seiner Liste. Auffallend sei auch das
Femininum (-a), vielleicht auf vas zu beziehen.
15. Russisches Reich.
Auf russisches Gebiet bezieht sich auch die Arbeit von Franz
Bujak, »Die Ortsnamen als Basis für die Geschichte der Ansied-
lungen in Polcn<., von der ein deutscher Auszug im Bulletin der
Krakauer Akademie '^^9^ erschienen ist.
Die Namen auf -üz und -witz, welche auf eine Sippe oder Familie hin-
weisen, werden als die ältesten hingestellt. Ihnen folgen 2. die auf -ov} und
•in, welche einen Eiuzelbesitz andeuten. Zuletzt kommen 3. die topographischen
Namen. — A. Brückner erhebt dagegen f^inwendungen^i"). gewagt ist jeden-
falls Brückners Ansicht, Ortsnamen gäben keine Grundlage für die Geschichte,
es sei einerlei, ob Hinz oder Kuuz der Gründer eines Ortes sei.
T. E. Karsten erklärt den Namen Helsingfms in Finnland ^i^).
Dazu liefert A. B. Larsen kritische Bemerkungen* 12^. Interessant
ist eine Reihe von Namendeutungen von Joos J. Mikkola, »Om
nägra ortnamn in Gardarike«*!^)
40ß) Göttingen 1908. 53 S. — ^"^ LBGermRomPhilol. 19Ö5, Sp. 73. —
*•**) Debrc et Koceleva en Serbie, au Sud de la Save. ArchSlawPhil. XXVIII,
1906, 464. — '«09) Juli 1904. Dazu DE 1906, 219. — ^>0) Ebenda. —
*") Österbottniska Ortnamn, sprAkhi^torisk och etnografisk Uudersökiug, I,
1906. 119 S. — -"ä) Anmalen av T. E. Karsten, »Osterb. Ortnamn s I.
ArkNordFil. XXV, 1908, N. F. XXI, 1. — ■»»3) ArkNordFil. XXIII, 1906/07,
279—81.
Balkanländer. Russisches Reich. Asien. 39
Holmgardr wird zu slaw. Ostrograd gestellt: slaw. ostrow = holm, slaw.
grad, g(o)rod = gard. — Kcenugardr wird wegen der Schreibungen Kiatnugardur,
•dar als Kijdnow gorod auf Kijeiv gedeutet. Weiter wird über die Orthographie
von Smdlizkn (Smolensk) und Palltenkja (Polotsk) gehandelt.
H. Paasonen untersucht neuerdings den Namen der Stadt
Kasan^^^). »Die heutigen Namen der kaukasischen Völker« er-
örtert A. Dirr*i5)_
Er unterscheidet drei Gruppen: 1. Georgier, Lasen, Mingrelen, Swanen;
2. Abchasen, Tscherkessen, Ubychen; 3. Tschetschener, Lesphier. — Die Arbeit
sucht in die verworrene Benennung der Kaukasusvölker, wie sie leider in der
Geographie noch vorkommt, Klarheit zu bringen. Gleichbedeutende Namen würden
als Namen verschiedener Stämme aufgefaßt, etwa als ob ein Chinese sagte: in
Deutschland wohnen Deutsche, Allemauds, Tedeschi, Nemci usw. Durch seine
genaue Fachkenntnis erreicht er größtenteils das vorgesteckte Ziel.
Gymnasialdirektor Staatsrat K. v. Hahn'^^ß) hielt in der Kais.
Euss. Geographischen Gesellschaft einen Vortrag, in welchem er
zunächst Kultur- und Naturnamen unterscheidet; dann spricht er
über den "Wert der geographischen Namenkunde und kündig-t sein
» "Werkchen <^ mit 2000 kaukasischen Namen au.
Zunächst behandelt er Namen, die nach Lage und Klima gegeben wurden.
Wenn Iwerien (d. i. Grusien) entweder von hebr.(!) "^-V = »jenseits« oder von
kelt.(!) ib-er, d. i. Land der Arier, abgeleitet wird, so ist wohl weder das eine
noch das andere überzeugend. Die Armenier nennen dasselbe Volk wirk von
»wer« = r.Tsp, »über< , die »Oberen«. Diese Erklärung Brossets ist wohl
die zulässigere. Es folgen dann nach Bezeichnungen aus dem Pflanzenreich
solche aus dem Tier- und Mineralreich, dem Handwerk, der Spottcharakteristik,
der Religion, Legende, dem Heidenkult. Dann folgen noch Berg- und Fluß-
namen. Es begegnen da ganz bekannte Namen wie »Heuschoberberg« (Guni-meer),
»Sattelberg« (Klili-mecr), »Altvaterberg« (Adai-choch), »Gänseberg« (Gas-choch),
»Weißwasser« (Ak-su), »Schwarzwasser« (Kara-su), »Würflach« = wirbelnde
Ache (Gerger-tschai). Der Fluß von Tiflis, Kura wird von dem andern, nörd-
lichen Kura (= »Dürrbach«, kuru = trocken) getrennt und zweifelnd ent-
weder auf Ki'oog oder auf das altgrus. mtkuar -= »angenehm«, »süß« bezogen.
IG. Asien.
Von Belang für die Namenkunde sind Chr. Sarauws Be-
merkiuigen über den »hebr. Lokativ«*!^), Erich Klostermann
veröffentlicht die Schrift des Eusebius über die Ortsnamen in der
heiligen Schrift '*^8) und G. Krüger liefert lüerzu seine kritischen
Anmerkungen-* 19). Nestle ergreift zu einem Aufsatz von F. Prä-
torius (OrBibl. XVII, Nr. 3803) das Wort über den Namen Jerusa-
Zem*20) und Leo Jordan reiht in eine Festschrift^^i) »Wortgeschicht-
liches« über Irusalem — .Jerusalem ein. Ein J. M.*22) handelt über die
*") Finnisch-ugrische Forsch. VI, 111 — 14. Vgl. OrBibl. XV, Nr. 1480
(Y. Wichmann). — "5) pjj 1908, 204—22. — *»6) Xomina geogr. Caueasica.
Glob. XCII, 1907, 127—30, 140. — *") ZAssyrioL XX, 1906, 183—89. —
*'*) Evaeßiog, ITsoi rö)v ro.-riyöiv ovofxdton' rwi' iv rfj üsia ygaq)»]. Texte u.
Unters, z. Gesch. ""d. altchristl. Lit,. N. F. VIII, H. 2. 28' S. — ' *19) LitZtg.
1904, 59. — <20) ZDPalästVer. XXVII, 153—56. — ^21) Zum XII. Allg.
D. Neuphilol.-Tag in München, Pfingsten 1906. — *22) JlQCozorvjiog yvcdfii]
Jisoi Ttjg TOTio-^Eoiag zor ooovg ^Axga. Nsa Sicov III, 113 — 17.
40 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Nameukunde.
I^okalisierung des Bergnamens ^'A/.qu^ dem im Semitischen die Be-
deutung »Palast« zukomme. Die Bedeutung des Ausdi'ucks »Zwischen
zwei Mauern« an verschiedenen Stellen des Alten Testaments sucht
Le%vis P. Paton auf bestimmte Mauern Jerusalems zu beziehen*23)_
Frances Harriot Wood bietet »Notes on names in the Holy
Land«*24)_ Über eine palästinische Örtlichkeit Maouza oder Maöxa
handelt M. Kugener^^s), Theod. Nöldeke geht von dem Orts-
namen Bersaba (= Sieben Brunnen) aus und zeigt die Heilighaltung
von sieben Brunnen oder Quellen bei den Semiten^^e^. j_ Halevy*27)
beschäftigt sich mit dem Namen »Gennesaret«. Den Namen »Schäm«
in seiner Anwendung auf Palästina zeigt W. Bacher^^s^^ ßen
Ursprung des Namens Phönizien beleuchtet Isidor Levy^29^_ ^^r
Spiegelberg behauptet in seinem Aufsätzchen »Der Name Koiltj
2vQtu Coelesyria«^30)^ in Koi'li] stecke der mißdeutete alte ägyptische
Landesname H-r, vokalisiert H°^r. J. Wellhausen mitersucht die
Namen des Flusses Orontes *^^). Von dem kleinasiatischen Worte
^äßQvq für » Dopj)elbeil « leitet Wich. Vollgraf ^^^^ eine Reihe vor-
griechischer Orts- und Götternamen ab. Auch von der Ai'beit des
S. Menardos*^^) IIiQ\ tuiv om/^iurdn' xtov Kvnfjnov fällt einiges für
zj'^prische Ortsnamenkunde ab. Interessant ist die Zusammenstellung
der vier heiligen Flüsse und Dür-ilu von Fritz Hommel^34)_
F. W. Thomas ■^35) sucht die Wohnsitze der Sahen, die von
Herodot genannt werden, zu ermitteln ; dann bespricht er die Issedones,
Kushans, Pasianoi, den Fluß Sila imd schließlich erörtert er indo-
parthische und indoskythische Namen. Etienne Aymonier befaßt
sich mit der »Identification des noms de lieux portes sur les cartes
publiees par M. Marcel, dans le Siam ancien de FournereauÄ^^e)^
H. W. Firmstone bespricht chinesische Straßen- und Platznamen
in Singapore und auf der Malaiischen HalbinseH^'^). — G. P.
Rouffaer erörtert den chinesischen Namen Ts'c-ts'un für Gh-esik^^^).
Der chinesische Name, bereits für das Jahr 1416 bezeugt, bedeutet Kakkuis-
dorp, was .sich aus den Krämä-Namen Tandes für Gresik und dessen Zusammen-
hang mit mal. tandas = »sekreet«, drckput« ergibt.
Albert Tschepe beantwortet die Frage: Woher kommt der
Name des Stromes Jangisekiang'^ ^'^^). Der Name MaiulscJim-ei,
schon 1904 im GJ XXIII, 08.Sf. erörtert (OrBibl. XVIII, Nr. 1258),
wird neuerdings berührt von -g-^^^).
*23) JBiblLit. XXV, 1 — 13. — •'24) London 1906. 208 S. — <25) RevOr.
Chret IX, 442—45. — ''26) ArchReligWiss. VII, 340 — 44. — ^27) Deux ety-
mologies. RevSem. XIV, 180—82.— ■•28) JewQuRev. XVIII, 564f. — "S) Rphjl,
LitHistAnc. XXIX, 309—14. - "") OrLitZtg. IX, 100-08. — "i) ZDMGes.
LX, 1906, 295f. — <^2) RheinMusrhilol. LXI, 1906, 149—65. — *^^\A{hivä
XVI, 257—94. — •'3<) OrLitZtg. 658—63. — •»='5) IRAS 1906, 181 — 216,
460—64. OrBibl. XX, Nr. 3067. — ■»»6) BGHistDescr. 1905, 43 f. — *") Br.
RAS XLII, 53— 208 (.1. Straits); XLV, 287 f. (A. K.); XLVI, 195—213
(Index). OrBibl. XX, Nr. 2657. — *38) ßijdr. LIX, 178 f. — "9) MSemOrSpr.
B. IX, 1905, 97—102. — 4*") MGGesWien XLVII, 491 f.
Asien. Afrika. Amerika und Australien. 41
17. Afrika.
R.Fonrtau erörtert einige ägyptische i^e/.sbezeichnungen, welche
in der Archäologie begegnen ^*i). W. Weyh'**^) weist »Zur Ge-
schichte und Benennung der Zigeuner« auf einen Reisebericht des
Petrus Bellonius (1546 — 49), in welchem auch Zigeuner in
Ägypten erwähnt werden. Georg Graf**^«) zeigt zur Etymologie
des Namens Kopten eine bemerkenswerte Zwischenstufe.
Diakonns Abö'l Fath, ein Übersetzer aus dem Griechischen ins Arabische
um die Mitte des 11. Jahrhunderts, gebraucht für Ai'yvjiTog, Alyv:^zioi JüjlSu]
^Lö ^1 1 j A t** ^ ö ' ' ^ daneben aber auch das althebr. y*^^
Bartholon liefert »Bemerkungen über den Namen der Iberer,
Berbern und Afrikaner o-^^^). C. Pallu de Lessert berichtigt ent-
stellte Ortsnamen im römischen Afrika ■*■*■*). Interessant ist, wie
sich pfälzische und badische Taglöhner algerische Ortsnamen zurecht-
legen: Ibrahim wird zu »Überrhein«, Bon-Sebach zu »Busenbach«
usw.*45). Schnell führt »Die geographischen Namen Marokkos«.
vor446) und Bertholou leitet den Namen der Mauren vom griech.
ftuvQoq ab, in der ursprünglichen Bedeutung > schwarz«**'^). Von K.
wird als Name für das deutsch-südwestafrikanische Schutzgebiet nach
dem Vorbild von Elsaß, Holzsaß (Holstein) der Name Xeusaß vor-
geschlagen^*8j_ 2u den »Deutschen Sprachpflichten gegen Südafrika« ^^^)
wird über burische und deutsche Ortsnamengebung gehandelt und die
Aufforderung ausgesprochen, deutschen Charakter der Ortsnamen an-
zustreben.
18. Amerika und Australieti.
In amerikanischen Zeitungen, auch deutsch geschriebenen, er-
scheinen zwar viele Artikel über »Deutschtum in Amerika«, aber
auffallend wenig über geographische Namen. Wir erfahren zwar^^O)
von einem »Cnited States Board on Geographie Names« und von
dessen Sekretär C. S. Sloane, aber leider nichts weiteres über
diesen Gegenstand. Es wundert uns daher auch nicht, wenn
Italiener 4 51) darüber klagen, daß auf dem VIII. Intern. Geographen-
kongreß in Washington 1904 die Transkriptionsfrage nicht einen
Schritt vorwärts ging. Auf dem IX. Intern. Geographenkongreß
wurden übrigens zur Namengebnng in der Neuen Welt ganz wohl-
meinende Wünsche ausgesprochen. So von Graf De Fleurieu^52)
*") BlnstEg. Ser. 4, Nr. 5, 145—47. — "2) ArchStudNeuerSprLit. CXI,
421f. — "2..^ OrLitZtg. XII, 1908, Nr. 8, Sp. 342 (F. E. Peiser). —
<^3) BSAnthrParis Ser. 5, Nr. 6, 145—49. — **^) La Syntaxe des routiers
romains et les deformations de noms de lieux dans l'Afrique roraaine. Extr.
MemSNationAntiqFr. LXV, Paris 1905, 65. 26 S. — **'') L., Verdeutschungen
eingeborener Ortsnamen in Algerien. DE 1908, 104. — **6) DMonSchrKolPol.
Kolonis. III, 1905. — ^*^ Note sur le nom des Jlmires. BSAnthrParis Ser. 5,
Nr. 6, 141—45. — **8) MünchNeustNachr. 1906, Nr. 409, 25. Okt. —
*<9) ZAllgDSprVer. XXI, 1900, Sp. 260ff., bes. Sp. 262. — *50) ß. Ricchieri,
IX. Congr. G. Intern. Ginevra 1908, Florenz 1909, 65. — *5i) Derselbe, VI. Congr.
G. Ital. Venez. I, 5, 10. — *^^) Derselbe, IX. Congr. G. Intern. 65.
42 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
dahingehend, daß die von den Entdeckern und ersten Erforschern
der Länder gegebenen Namen möglichst erhalten und wiederhergestellt
werden sollten. Er weist insbesondere hin auf den Namen Fleurieu
an den Westküsten von Kanada, Tasmanien und Neuholland.
K. Hecht berichtet*53) über Collitz, vDas Wort boom in den
Vereinigten Staaten«. Inwieweit dabei Ortsnamen mit in Betracht
gezogen sind, konnte ich leider nicht einsehen. F. H. Lohmann *54)
berichtet, wie deutsche Schindelmacher 1854 aus Neu-Braunfels in
Texas zwei Tagreisen am »Z^^Dressenbach« (C.ypress Creek) aufwärts,
den heutigen Kurort Conifmi gegründet und benannt haben. Joseph
Lauterer*55) stellt seinem Werke über Mexiko »sprachliche Finger-
zeige« voran.
Fast jedes aztekische Wort wird erklärt, auch die Ortsnamen. Auf richtige
Aussprache und Betonung wird gedrungen : Popökatepetl sei zu betonen , nicht
Popokutepetl (= »rauchender Berg«); tepe heiße »Berg«, tepeü »der Berg«.
Seine Erklärungen harren allerdings noch der Zustimmung wissenschaftlicher
Fachkritik.
V. Königs wald'^SG) erörtert »Die landesüblichen Bezeiclinungen
der Rassen und Yolkstypen in Brasilien <-, wobei er Einheimische
und Fremde, dann die Einheimischen nach Herkunft und Farbe
unterscheidet und auch der Mischrassen gedenkt. J. Bolle nennt
die Kolonien Blumenau und Hansa in Brasilien *5 7), Grustav
V. Barsewitsch458) berichtet, wie die von Dom Pedro I. 1824
auf seine Privatländereien berufenen moselfränkischen Siedler nicht
nur nach den Namen der einzelnen Siedler die neuen Aulagen als
Rückers Loch, Käfers Loch, Stocker Eck bezeichneten, sondern
auch älteres i^omanisches Feitoria velha, Estancia velha, Säe Leo-
polde in »Alte Fiktoria«, »Alte Stanz«, »Der Paß« umformten und
aus dem Säo Pedro do Born Jardin eine »Berghahner Schneiz«
machten. Eine Denkschiüft über die geographische Nomenklatur
Argentiniens von E. De Correa Morales verlas auf dem IX. Intern.
Geographenkongreß459jXonsiilMolinaSalas. Siegfr. Benignus *60)
führt aus, daß die Patagonier für ihre Größe selu" kleine Füße
haben, daß somit, wenn ihr Name auf »große Füße« bezogen
werden soll, höchstens von den großen Fußspuren, die die Fell-
schuhe liinterlassen , die Rede sein kann. Über Val. Leteliers
Schrift zur Ortsnamenkunde Europas (bes. Spaniens) und Amerikas
s. o. Anm. 356.
Gr. Grrasso führt den Unterschied durch zwischen offizieller
Namengebung und der Namengebung nach selbständiger Volks-
«3) EnglStud. XL, 1909, 2. — ^54) Comfort. Ein kurzer Rückblick über
das Leben und Treiben der Bewohner von der CJründungs/eit bis zur Gegen-
wart. Comfort 1904. — ^^^) Mexiko. Das Land der blühenden Agave einst
und jetzt. Leipzig 1908. 360 S. — <56) Glob. XCIII, 1908,' 104. —
'«57) Grenzb. LXVII, Nr. 11, Leipzig. — ''58) Die Namen der deutschen Sied-
lungen in Rio Grande do Sul. DE 190G, 220ff.; 1907, 23 ff. — -»59) Ricchieri,
a. a. O., 6.5. — *"") Zum Namen Patagonier. SchwäbKronik, Beil. z. Schwab.
Merkur Nr. 239, 26. Mai 1909.
Amerika und Australien. Rechtschreibunt,' und Aussprache. 43
Überlieferung, wozu er als Belege die von J. Cook an der Ostküste
von Australien 1770 gegebenen Namen verwendet *^^). Otto
Schlaginhaufen bringt^^^) ej^e Feststellung und Berichtigung
der geographischen Namen der Fem-Gruppe (östlich vom südlichen
Neumeklenburg). James Cowan bietet »Maori-Ortsnamen mit
besonderer Beziehung auf die großen Seen und Berge Südislands*^^).
n. Rechtschreibung und Aussprache.
/. Rechtschreibung in einzelnen Sprachgebieten. •
Aus 1904**54) igt ein vorherrschend auf Schwaben bezüglicher
Artikel von E. Nä(gele) nachzutragen über »Die neue Schreibung
der Ortsnamen« (vgl. GJb. XXIX, 452, Anm. 416), worin es be-
grüßt wird, daß »erfreidicherweise die Unantastbarkeit der Orts-
namen mit ihrem Ballast aufgehoben« sei. Über den Namen Wien,
im mexikanischen Verkehr s. u. Anm. 478. Daniel Jones erörtert
in einem 174 Seiten starken Büclüeiu^esj neben der englischen
Ansprache auch die phonetischen Transkriptionen englischer Laute.
Eine Liste geographischer Namen, deren Burmaner Orthographie
von dem »Text Book Committee« autorisiert ist, wurde in der
Gouvernementsdruckerei von Eangoon hergestellt *6ß). "Wir reihen
hier die englische Kolonie ans Mutterland. Die Orthographie von
Ortsnamen, besonders aus der Grafschaft Roussillon, bespricht E.
Verges de Ricaudy^ß^^. »Wie schreiben wir rätoromanische
(ladiiiische) Namen«? Diese für Ortsnamen in erster Linie wichtige
Frage erörtert K. F. Wolf *68).
2. Allgemeine Regelung der geograjyhischen Orthographie.
Neben Sieger (GJb. XXYII, 170, Anm. 517 und XXIX, 453,
Anm. 424) treten nun besonders die Italiener für die im ganzen
im argen liegende internationale Regelung der geographischen
Orthographie ein. Schon 1899 hat Salvatore Crotta »Die Tran-
ski-iption der Ortsnamen in ihren Beziehungen zur Geographie und
zur Sprachwissenschaft <- erörtert *69), doch ist seine Stimme bei der
Bescheidenheit des Autors nicht weiter vernommen worden. Es
ist daher kein Wunder, wenn sich gerade die Italiener beklagen*^*'),
daß auf dem YIII. Intern. Geographentag in Washington die Namen-
transkription nicht weiterging. Ricchieri hat 1907 in der er-
wähnten Schrift (s. 0. Anm. 16 u. 365) die Resultatlosigkeit der
bisherigen Bemühungen beleuchtet.
^^^) S. o. Anm. 6. — *^^) Geogr. u. Sprachliches von den Feni-Inseln.
Glob. XLY, 1909, 69—71, mit 2 K. — *63) TrPrNZealandlnst. XXXVIII,
113—20. — *6^) SchwäbKroiiik Nr. 405, 31. Aug. — *65) xhe Pronunciation
of English Phonetics and Phonetic Transcriptions. Cambridge 1909. — ^^^j 1903.
52 S. — *67) RevCatal. I, 1909, 1. — *^^) MDÜAVInnsbruck 1908, Nr. 24. —
*69) Como 1899. Vgl. Ricchieri, IX. Congr. G. Intera. 65. — -»^O) Ricchieri,
VI. Congr. G. Ital., Venezia, I, 5, 10.
44 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Es werden die Gegensätze zwischen nationalen und internationalen »Ten-
denzen« behandelt, die Verschiebung der Frage von einem Internationalen Geo-
graphentag zum andern anschaulich gemacht, die verhältnismäßig günstigere
Haltung der italienischen Geographenkongresse betont und am VI. Kongreß in
Venedig ein Herantreten an das Permanenzkomitee derselben empfohlen, damit
endlich, wenigstens zunächst in bezug auf die italienischen Namen, auf einem
internationalen Kongreß Klarheit geschaffen werde (S. 13).
1908 ließ Ricchieri im A'^erein niit den Herren George G.
Chisholm (Universität Edinburg), Henri Cordier (Schule leb.
Orient. Spr. Paris) und Robert Sieger (Universität Graz) seine
»Relazione« drucken*' i), um sie dem IX. Intern. Geographenkongreß
in Genf vorzulegen.
Es wird empfohlen, zunächst eine Auswahl geographischer Namen zu treffen
und deren Schreibung nach einem einheitlichen internationalen System fest-
zustellen. Dann wird über die grundsätzlichen und technischen Schwierigkeiten
dieses Problems gehandelt.
In seinem mehrzitierten Bericht über den IX. Intern. Geographen-
kongreß ^172) führt endlich Ricchieri (S. 63—66) unter der Über-
schrift Regole e Nornenclatura aus, daß eine siebengliedrige Kom-
mission ein Jahr vor Einberufung des nächsten Kongresses (Rom
1911) einen Bericht über ihre Tätigkeit zur Feststellung einer
Rechtschreibung und Aussprache der geographischen Namen ver-
öffentlichen soll. Ein Erfolg Aväre zu wünschen.
3. AusspracJic.
A. AVollemann hat sein Büchlein ^Bedeutung und Aussprache
der Avichtigsten schulgeographischen Namen« in zweiter Auflage
erscheinen lassen*'^^)^ desgleichen E. Oppermann*'^*) sein »Geo-
graphisches Namenbuch« (GJb. XXVIl, 114, Anm. 1, u. S. 170).
Eine kurze Empfehlung desselben liefert Hk.^^s). Von Hektor
de Toni (s. o. S. 36)'*'''^") ist ein »Vocabulario di pronuncia dei
principali nomi geografici moderni« angekündigt. Karl Dieterich
wendet sich mit einem Artikel »Die Aussprache fremder Namen
im Deutschen«'!'' 6) gegen die Ängstliclikeit in der richtigen Aus-
sprache fremder Namen. Man möge die fremden Laute vermeiden,
wie dies umgekehrt auch Franzosen und Engländer tun. Hingegen
verwendet Kon r ad Ganzenmüller wieder allen Fleiß auf die
»Erklärung und Aussprachenlehre fremdsprachlicher geographischer
Namen«-!''''). Johannes Zelter (s. o. Anm. 41) beleuchtet in
einem kurzen Anhang die Aussprache rheinisch-westfälischer Orts-
*'i) Mailand 1908. 15 S. — •>'2) EstrattoEivGItal. XV— XVI, Florenz
1909. — •»") Brannsehweig 1906. 80 S. — *^^) Erklärung geogr. Namen
nebst .\ussprachbezeiclinung. Nach Erdteilen und Ländern (Flüssen, Gebirgen,
Landschaften. Städten usw.) geordnet. 2. vcrb. u. stark verm. Aufl. Nebst
alphab. Namenvcrz. Hannover 1908. 248 S. - *''^) GA Febr. 1909, 51. —
*''•"•) AtenVenet. 1906, Sept.-Okt. — •<"«) VossZtg. 17. Sept. 1904, — *77) Zur
JJelebung des geogr. l'nlerrichts und zur Erleichterung des Studiums der Erd-
kunde. Für höhcM-e Lehranst. herausgeg. 2. Aufl. Eine Ergänzung zu jeder
Schulgeogr. Leipzig 1908. 88 S.
Reclitschieibiing ii. Aussprache. Gcogr. Namenkunde im allg. Nacbtrag. 45
namen. Daniel Jones (s. o. Anni. 465) befaßt sich aucli mit der
»Pronunciation of English Phonctics«. — Interessant ist, daß die
östcrreicliisclie Gesandtschaft in Mexilco darauf dringt, daß der
Name Wien (in Österreich) im dortigen Geschäftsverkehr nicht als
Vienne oder Vienna, sondern als Wien bezeichnet werden möge^'^^).
Daß Joseph Lauterer auf richtige Aussprache und Betonimg
mexikanischer Ortsnamen dringt, s. o. Anm. 455.
TTT- Geographische Namenkunde im. allgemeinen.
(Namcnlehre, XaDienrrklärnng Im Unterricht, Verscläedenes.)
Remigius Vollmann (s. o. S. 9) betreibt »Wortkunde in der
Schule auf Grundlage des Sachunteirichts«, wobei auch die Orts-
namen nach gut gewählten Quellenarbeiten zu ihrem Rechte kom-
men ^'^s). Auch Leop. G. Ricek (s. o. Anm. 37), empfohlen von
H. Fischer*^*^), will den geographischen Unterricht durch Orts-
namenerkläruug beleben, ebenso K. Ganzenmüller (Anm. 477).
G. Grasso erörtert »Methode und Maß in den toponomastischen
Untersuchungen« (Anm. 18) und legt dabei ein Hauptgewicht auf
Realprobe, Dialekt und Statistik. Den Wert der Ortsnamen für die
historische Forschung betonen C. Cipolla'^sij^ Q Salvioli*^^^,
Ludw.Wilker(Anm.38), J.Koblischke(Anm. 165),Wäschke*83j;
M. Jacobi (Anm. 14) beschränkt sich dabei auf die »Gipfelnamen
der Alpenwelt«, S. Riezler (Anm. 59) auf die bayerischen und
schwäbischen Ortsnamen auf -ing mid -ingen. Die Toponymik in
ihrer Beziehung zur Volkskunde, Heimatpflege oder Erforschung
der Landeskultur wird behandelt von Fr. Rismann (Anm. 136),
F. Stolz483a)^ Q. Schöner^sa;-) u. a. Einen Anlauf, die Ortsnamen
als Grundlage der Sprachwissenschaft zur Erforschung der Ursprache
und der Begriffsentwicklung zu verwerten, macht C. Täuber
(Anm. 4, 270).
Nachtrag.
Dvu'ch schwere Krankheit wurde ich an der raschen Veröffent-
lichung meiner mit 1. Januar 1910 abgeschlossenen Arbeit ver-
hindert. Seither sind einzelne bibliographische Behelfe, so die
478) ZAllgDSprVer. XX, 1905, Sp. 322. — *79) m. Teil. München
1903—06. Dazu im ganzen beistimmend J. Miedel, ZDMaa. IV, 1906, 380f. —
*^°) DE 1908, 230. — '**') Intorno alla constituzione etnografica della nacione
italiaua. Disc. d'aperfura dell' universitä di Torino 1900, S. 25. Ferner Della
supposta fusione degli Italiani coi Germani nei primi secoli del medio evo.
RendRAccLincei 1901, bes. 557 ff. — *'*2) Sullo stato e Ja popolazione d'Italia
prima e dopo le iuvasioni barbariche. AttiRAccScLettBelAr. V, Palermo 1899,
25. Ferner Cittk e campagne prima e dopo il mille ecc. GiornScNatEcouom.
Palermo XX, 59 ff. — ^^'^ ÄVie können Geschichtsvereiue die Ortsnamen-
forschung fördern? BlGesVDGeschAltVer. LIII, 1905, Sp. 20—22. — *83») Volks-
kundliciie Ortsnamenforschung. ZÖstGymn. 1905, 193—96. — ^836) Heimat-
pflege und Ortsnamenkunde Hessenl. ZHessGeschLit. 1905, 138 — 40.
46 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
Jahresber. über germ. Philologie, die Archive für nord. und slaw.
Philologie, weiter erschienen und haben wenn auch nicht jüngere
Daten, so doch Nachträge für die Lücken der bereits registrierten
Jahre gebracht. Einzelne vor 1910 erschienene Bücher sind mir
außerdem persönlich zugegangen. Manches darunter verdient eine
kurze Würdigung, so daß der Nachtrag wieder ziemlich stark ge-
worden ist.
Über deutsche »Straßennamen« handelte "Winzer schon 1907'*^'^).
Eemigius Vollmann *^^) erklärt den »Namen Tegernsee«, indem
er ahd. Hegar = got. digrs fiir »groß« nimmt: »großer See« (im
Gegensatz zu kleineren Seen).
Da nach Förstemanns Namenbuch und L. Brandstetters Untersuchungen
(SchweizGeschFr. XLII, 1887) in Deutschland und der Schweiz etwa 80 Orts-
namen mit dem Bestimmungsworte tef/er, deger beliannt geworden, die Grund-
wörter aber ganz verschiedener Bedeutung sind (See, Bach, Wag, Moos, Au,
Wiese, Wang, Feld, Hard, Loch =^ Wald, Buch, Asch, Hau, Reut, Gschwand,
Schlacht, Berg, Bühl, Stein, Dorf, Wil, Heim, Hof), so könne teger nur einen
ganz allgemeinen, überall passenden Begriff haben. Während der deutsche
Norden keine deger-Orte ausweist, kommt im Schweden dieses Bestimmungswort
in etwa 70 Ortsnamen in Verbindung mit bech, hij, sjö, sten, nm, fors, hjerg usw.
voi\ Die mönchische Deutung auf den keltischen Stamm der Tiguriner — da-
her mlat. Lacus Tigurmus — imd die keltistischen Versuche beiseite setzend,
lehnt Vollmann auch noch die Ableitung von einem Personennamen ab und
geht mit Petters und Keinz auf got. digrei »Dichte«, »Fülle«, >Menge« ein,
aus welchem ein got. "^'digrs zu erschließen »ind mit altnord. digr, schwed. diger
»dick«, »umfänglich«, »groß« zusammenzuhalten sei. Indem got. digrei »Dichte«
den Begriff der »Weichheit« zuerkannt wird, soll es mit bayr. Tegel = Ton,
zusammenhängen. Da aber in Tegel {<^ ahd. da/m) ein a-Stamm, kein i-Stamm
vorliegt, so könnte man höchstens an »Teig« denken. Von : gedeihen« müsse
man absehen, da got. peihan und got. digrei verschiedenen Anlaut haben. Von
^■digrii »dick«, »anschwellend«, sei indes der AVcg zur Bedeutung »groß« leicht
zu finden. Nur dürfe man nicht alle Deger-Orte als an sich »groß: auffassen,
sondern nur im Vergleich zu einem kleineren Orte gleichen Grundwortes. Von
den drei Becken des Tegernse.es sei der Ringsee so bezeichnet :ds der »(ge-) ringe«
See gegenüber dem Weitsee und dieser letztere Name sei nur eine jüngere
Prägung für älteres Tegernsee.
Fr. Pfaff'*^^) erklärt den »Namen Dreisam« für »die schnell
Laufende«. J. Miedeis »Oberschwäbische Orts- und Flurnamen«
(GJb. XXIX, 417, Anm. 48) werden von K. Hoff mann be-
sprochen *i8 7). Christoph Becks (Anm. 73) »Ortsnamen der Frän-
kischen Schweiz« werden noch von 0. Heilig *^^) und von Aug.
Gebhardt^^^) angezeigt. Zu Becks Muotichindorf^ Muggendorf
ist nö. Mutmannsdarf <::^ Muotmesdorf zu stellen, um einen ahd.
Personennamen Muoto auszulösen; verkleinert Mtioticho. — Aus
dem Osten Deutschlands bringt A. Koerth »Merkwürdige Flurnamen
^84) ZAllgDSprVer. 1907, Sp. 289—95 (oben Anm. 52). — *^^) Altbayr.
MonSchr. 1909, H. 5/ß, 90—102. — *»^) Festschr. 15. Hauptvers. AllgDSprVer.
1907. Dazu Alem. 1908, 243 f. (J. Miedol). — *«'') BlGymnasidw. XLHI,
598—002. — <88) LBlFrankfZtg. 9. Febr. 1908. — ^8") BeilMünchNNachr.
1908, Nr. IG, 159.
Nachtrag. 47
und sonstige volkstümliche Benennungen aus Schwerin a. "W.«*^^)
und W. Hämpel »Merkwürdige Weg- und Flurnamen aus Brätz
und Umgebung«^9i). — Aus Tirol bietet Ch. Schneller einen
»Ononiatologischen Spaziergang durch Nord- und Südtirol' ■*^2) mjd
August Unterforscher einen Beitrag »Zui- tirolischen Namen-
forschung« ^9^^), während J. Mader »Die Besiedlung von Afers bei
Brixen«^^*) mit einer Sammlung der Ortsnamen dieses Tales und
einer Karte beleuchtet. Über Hintners Schriftchen (Anm. 194)
ist eine Besprechung in der Zeitschr. f. deutsche Mundarten *95)
erschienen.
Von der »Topographie von Niederösterreich« ist im abgelaufenen
Jahi-e 1909 noch der Schluß des Bandes VI (Mutter mühlen, mit
Nachträgen und Berichtigungen sowie einem ausführüchem Register)
und, bereits mit der Jahreszalü 1910, von Band VTI, H. 3 — 6
(Neukirchen — Nußdorf) erschienen.
Die Ortsnameudeutungen sind auch hier wieder ausschließlich nach II. Müller
gegeben. Die urkundlichen Schreibungen sind im ganzen rationell angeführt
bzw. ausgewählt. Xögtach z. B. ist über urkundliches Nezta zutreffend auf
ahd. '^nazzita zurückgeführt. Zu Nondoi'f hätte neben niewen dorf (S. 325')
auch vor allem nnicen dorf angeführt werden müssen, um den betreffenden
Kolonistendialekt zu kennzeichnen, dem auch Naumburg, Naumann für Neuen-
burg, Neumann angehört. Die Personennamen, welche verschiedenen Ortsnamen
zugrunde liegen, bedürfen an der Hand der mundartlichen Aussprache noch
einer genaueren Feststellung ihrer ahd. Lautform. Wenn der Ort Neunzen
heute ein genabeltes eu hat, so ist vielleicht schon die alte Form Nttzin ge-
näselt zu denken und eine andere Form als Nithart oder Ntt- mit beliebigem
Grundwort zu ermitteln. Ebenso ist bei Nexendorf und Nexing offenbar ein
Eponymus Nehso oder Nesso zu ermitteln , besonders für letzteren Namen ;
nesso als Appellativ (= Wurm, Sumpftier, vgl. nass) zu nehmen und eine
»Dissimilation« ohne weiteres in nehso zuzulassen, ist gewagt. Bei Wechsel
von /**■ und ss (dass = dalis, wesse = tcehsej ist gewöhnlich das h etymologisch
fest : daher dial. waks (aus waehs), aber auch wusch. Zu Nöhagen, urkundlich
Neuhach 1124 hätte angemerkt werden können, daß hier ein isoliertes, wert-
volles <j <^ ahd. ü'm vorliegt, wie im gemein, nö. dö <^ diu oder im Siedinger
krösgrah'n <^ kriuzgrabe. Vgl. altung. Orthographie ew ^ ö. Aber für die
Dialekterscheinungen hat die > Topographie« keinen Sinn.
Zu Lessiaks Ausführungen über Klagen fürt (Anm. 205) er-
greift neuerdings L. Pintar das AVort*^^), indem er wiederholt für
seine Behauptung Ovelöuc <^ Stvolorbc (Kalmpflanzengebüsch) ein-
tritt.
Gegen Lessiak führt er Beispiele von artikulatorischem Wechsel cZw ^ gr«.
ins Feld und nähert sich dadurch ahnungslos unserer oben S. "20 ausgeführten
Vermutung. Doch glaubt er an ein Kladno denken zu dürfen, über dessen
slaw. Herkunft er sich wohl kaum klar ist.
K. Strekelj bietet'*^'') aus einem alten Kalender*^^) slowenische
Ortsnamen aus der Görzer Umgebung. Toponymisches bieten auch
■ta*') Aus dem Posener Lande III, 72 f. — *9i) Ebenda 505 — 07. —
^92) ZFerdinandeum L, 115—55. — *93) Ebenda 191 — 242. — ^^^) Ebenda
157—90. — ^95) 1910, 180. — 19«) ArchSlawPhil. XXXI, 382. — ^^T) Ebenda. —
^98) Della Bonna, Calendario per l'anno 1849, Gorizia.
48 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Naiuenkunde.
Leo Ezeszowski*99) und Hanslik^oo^ aus dem polnischen Süd-
westen. Für die mundartliche Aussprache, phonetische Schreibung
und Deutung siebenbürgisch - deutscher Ortsnamen ist Richard
Hu ß 501) von Belang.
Re (Reen), Tschapertsch, Zcfpm (Schönbirk), fäzalnfgas (Elisabethengasse
in Hermannst.) usw. werden an richtiger Stelle in die Lautlehre eingereiht und
dadurch erklärt.
Zu Charles de Roche (G-Jb. XXIX, S. 436, Anm. 22G), der
deutsche Namenspnren im Bemer Jura nachweist, ergreift noch
"Witte das Wort^o^) Das Ortsnamenbüchlein von Blocher und
Garreaux (Anm. 244) wird angezeigt von Str.^os) und Täubers
» Gebirgsnamenforschungen « (Anm. 270) werden noch weiter ver-
folgt von Alfr. MerzSOi), Karl Fr. W. Schmidtso^) und Oskar
Ke'udesoß).
Andr. M. Hansen gibt »Forhistoriska oplysningar fra sammen-
satte gaardnavne«'^''''').
Er tritt für die chronologische Reihenfolge nachstehender Grundwörter ein:
1. -vin, 2. -heimr, 3. -stradir, 4. (gleichzeitig) -land, -rud, -sctr.
Erik Björkman untersucht den Namen der Jüten^''^^), der
trotz ags. Geatas von schwedischem Gauiar zu trennen und zu
Eutii (im Briefe Theodeberts an Justinian) zu stellen sei. — F.
Severinsen handelt über den Namen Forn^s (»Faaren tes«) in
Jütland^o^). — Jörgen Olrik bringt^^O) die Deutung der Namen
junda campis sylva, publica munitio, portus Hidyuimmensis —
Ursina sylva. — Olai Skulerud^H) untersucht die Fm-Namen
im Bratsburger Amt (Nied. Telemarken und Bamble), indem er
altn. vin, Gen. vinjar (»Wiese«) in Hofnamen nach Akzent und
Quantität verschieden entwickelt. — Zu Magnus Olsen, Njardarlog
(Anm. 287), läßt sich auch Alf. LarsenSia) und Gust. Neckel^iä)
vernehmen. Für die lu-drographische Namengebung ist Magnus
Olsen, »Elvenavne Foß, Fect og önavnet Fcdjar «■^'^^) von Belang.
Es wird got. fapa, mhd. vade (Zaun, Scheidewand) zur Erklärung angezogen.
In seiner Abliandlung »Hdsr?iavi en gammel svensk og norsk
gudinde«5^5) behandelt Olsen zugleich eine mythologische Frage.
Er findet in dem Namen ein Heiligtum der (altsehw.) GöUin Usern, der
altisl. Hom = Freya.
*98) Die deutschen Kolonien an der Westgrenze Galiziens. ZÖVolksk.
XIV, 5f. — 50") PM Erg.-Bd. XXXIII: Kulturgrenze und Kulturzyklus in den
poln. Westbeskiden. — *°') Vgl. Lautlehre der siebenb.-mosclfr.-ripuarischen
mit den moselfr. und wallonischen Mundarten. Hermannstadt 1908. 297 S. —
502) DE VI, 150. — 503) ZAllgDSprVer. 1907, 84 f. — 504) AllgLBl. XVII,
532. _ 505) BcrlPhilWsclir. XXVII, 1592. — 506) DLZtg. XXIX, 316. —
507) Aarsber. N. F. H, LXII, 1—48. — 508) EnglSlud. XXXIX, 356—62. —
509) DLBl. 1907, 236. — 510) Et i)ar forklsedte steduavne hos Sake. D:insk.
HistT Scr. 8, 1, 370—76. — 5ii, KrisiVidSolskForli. 1906, 2. — 5i2) pLBl.
1907, 144f. — 513) AnzDAlt. XXXU, 162 — 64. — 5i4) ArkNordFil. XXIII,
902—97. — 5>5^ KristVidSelskForh. 1908, Nr. 6. Dazu AuzDAlt. XXXII,
164 f. (Gust. Neckel).
Nachtrag. 49
J. Nordländer deutet lag für »Gremeinsehaft< und lagnian für
»Gemeinschafter« 516). Elof Hellquists Studien (Anm. 292 und
299) finden eine Würdigung von B. Kahle5i7). — Järan Sahlgren
behandelt im Anschluß an Hellquist (Landm. 1903 — OG) noch
»Edsbärgs härads sjönamn«^!»). Evald Liden bietet einen .>Namen-
historiska bidrag«^!^), worin er altschw. vata mit got. vatö, altschw.
Samsio mit semja (»beruhigen«) und altnorw. Fod gleich Olsen
mit got. fape, mhd. vade zusammenstellt. L. Fr. Läffler unter-
sucht »Medeltidssvenska former af namnet Svithiod«^^^).
Sytho 1358, Sydhedho 1357 gehe über Swidhido und Swidhiudhn auf
Swipiuß zurück, wozu SwethiuthiV nur eine Betonungsvariante sei.
Sara nie, »Nägra anmärkningar rörande jämtska och angerman-
läudska ortnamn' -^21) kommt nocliraals am Schluß des Nachtrags
zur Besprechung.
Indem wir die romanische Schweiz hier zu den romanischen
Ländern stellen, heben wir den Artikel »Les vegetaux et ies noms
de lieux« hervor522)_ Über Cfiermontane handelt L. Gauchat523)_
Ein J. R. referiert 524) (ibgr A. Mailion, »Esquisse toponymique
de la vallee de Canterets«. Den Namen Maülezais (Ort und sumpfiges
Gebiet der Vendee) untersucht F. Clouzot525). ^jg Fundort für Jos.
Buckeleys Beiträge (Anm. 330) ist auch die Zeitschr. Eomania526)
nachzutragen. W. Mej^er-Lübkes und H. Schuchardts Ab-
handlungen (Anm. 116 u. 117) kommen auch für Frankreich in
Betracht. Über Etrouhles unweit Turin handelt P. Massia527),
Die italienischen Orte mit tumha werden in einer slawistischen Zeit-
schrift berührt °28)_ — Ebendort wird von Ortsnamen mit tnramor
und tumha auf der Balkan halbin sei gesprochen. — Den Namen
"EßQo; [y.ai norai^KK Sony.i^;) stellt A. Fick529) mit der Sanskrit-
wurzel yabh (= futuere) zusammen und gesellt noch »einige Ver-
wandte« zu. Jos. Mikkola zieht aus der Altruss. Chronik 1015
den Namen Poromori dvoru (Fornry) an^so) ^mjj deutet diesen Hof,
das Hauptquartier der Waräger, auf nord. farman, altisl. farmadr,
d. i. Seefahrer und Händler. Zu Karsten (Anm. 411) und Larsen
(Anm. 412) ergreift noch Herm. Geijer das Wort^si). — Aus
dem »Indogermanischen« von Hofmann-Kutschke532) interessiert
besonders der Name Skutscha = Skythen. — Biblische Städte-
namen als Maskulina im Altkirchenslawischen werden beiher an-
516) Spi-. o. Stil VII, 198 — 200. Om lag- och lagman- in ortnaran. —
517) DLBl. 1907, 267 f. — 5i8) SvLandM 1908, 1, 43—54. — 5i9) Spr. o.
Stil VI, 11 — 14. — 520j SvHistT XXVII, 169. — 52i) Spr. o. Stil VIII,
176—200. — 522) CouteurVaudois 1904, 10. u. 17. Dez. — 523) BGlossPatois
SuisseRom. 1909, 8, 1. — 524) RevLanguRom 1909, Jan.-Febr. — 525) ßSNat.
AntFr. 1906. — 526) CXLVIII, Okt. 1908. — 527) Su l'etimologia di Etroubles,
nota di toponomastica valdostana. Classici e neolatini IV, 2/3. — 528) Arch.
SlawPhil. XXXI. 452. — 529) SchermOrBibl. XXI, 1907, Nr. 2963. —
530) ArkNordFil. XXIII, 281. — 53i) gpr. o. Stil VI. 203—05. — 532) Glob.
XCV, 304.
Geo^r. Jahrbuch XXXIV. 4
50 J. W. Nagl, Die Fortschritte der geographischen Namenkunde.
geführt von 0. Grünenthal 533). Den Namen der Hebräer deutet
W. Spiegelberg534) jm Sinne der seßhaften Kanaanäer auf 12:?
= :> umherziehen« (»Beduinen«). — Paul Haupt untersucht ^35)
die Etymologie von Aram. — W. de Moraes behandelt auf Grund
einer Mappe von Japan (1:1250000) die geographischen Namen
Japans536). — p. S. Rivetta handelt über die Transkription fremder
Namen mit gewissen japanischen Zeichen 537)_ — j)ie Frage >Wie
heißt der Nil?« beantwortet 538) ä. Erman und J. Joubert liefert
eine » Nomen clatura geographica das costas africanas«539). — Otto
Schlaginhaufen bietet unter dem Titel »Geographisches und
Sprachliches von den Feniinseln«540) interessante Namen Varianten
aus der Nomenklatur dieser Inseln. — Samme (Anm. 521) bringt
in seinen Regeln über Auswahl und Schreibung schwed. Ortsnamen
auch vieles Beherzigenswerte für anderwärtige offizielle kartographi-
sche Aufnahmen.
Zu Wäschke (Anm. 483) ist noch dessen »Namenkunde« mit
ganz allgemeinen Gesichtspunkten zu stellen ^^i).
533) ArchSlawPliil. XXXI, 331. — "^) OrLitZtg. X, 618—20. —
535) ZDMGes. LXI. 194f. — 536) BSGLisboa XXIV, 1906, 161—66. —
537) TT VIII, Ser. 2, VIII, 268 — 73. l?chermOrBibl. XXI, 1907, Nr. 2512. —
53^ ZÄgSprAlt. XLIV, 114. OrBibl. XXI, 1907, Nr. 6609. — 539) BSGLisboa
XXIV, 1906, 361—86. — 5«) eiob. XCV, 69 f. — 54i) KorrBlVerDGesehAlt.
1907, 313-20.
Bericht über die Fortschritte der historischen Geo-
graphie des römischen Westens (1897—1909).
Von Prof. Dr. Adolf Schulten in Erlangen.
AA = Archäol. Anzeiger (Beibeft des Jahrbuchs des Arch. Inst, zu Berlin).
AnzSchweizAlt. = Anzeiger für Schweizer Altertumskunde.
ArchPort. = Archeologo Portugues (Lissabon).
BJb. = Bonner Jahrbücher.
BerlPhilWschr. = Berliner Philologische Wochenschrift.
BolMadrid = Boletino de la Pt. Academia de la Hist. de Madrid.
BullCom. = Bulletin areheologique du Comite des Travaux hist. et scientifiques
(Paris, Impr. Nat.).
BullDalm. = Bulletino di Archeologia e Storia Dalmata.
CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum.
CRAcad. = Comptes rendus de l'Aeademie des Inscriptions et Belles-Lettres.
EphEp. = Ephemeris epigraphica (Berlin).
FOA = Formae Orbis Antiqui , herausg. von H. und (nach dessen Tod)
E. Kiepert (Berlin).
KorrGesVer. = Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine.
Melanges = Melanges d'archeologie et d'histoire publies par l'fkiole de Rome.
MonAnt. = Monumenti Antichi (pubbl. per l'Accademia dei Lincei, Rom).
NassAnn. =^ Nassauische Annalen.
Not. d. Scavi = Notizie degli Scavi (Rom).
ÖJahresh. = Jahreshefte des Österr. Archäol. Instituts.
Proc&s-verb. = Proc&s-verbaux des Seances du Comite de l'Afrique du Nord.
RE = Pauly -Wissowas Realenzyklopädie des klassischen Altertums.
REA = Revue des Etudes anciennes (Bordeaux).
RevArch. = Revue Areheologique.
RevArchivos = Revista de Archivos, Bibliotecas y Museos (Madrid).
RGBer. = Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung
(Frankfurt a. M., Baer).
RGKorr. = Römisch-germanisches Korrespondenzblatt.
WissM = Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und Herzegowina.
WschrKlPhil. = Berliner Wochenschrift für klassische Philologie.
WZ = Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst (Trier, Lintz).
A. Allgemeines.
Einleitung. Die Aufgabe dieses hier zum erstenmal erscheinenden
Literaturberichts über die historische Geographie der Länder des
römischen Westens^), ist nicht sowohl eine bibliographische als
eine kritische. Absolute Vollständigkeit der Literatur ist deshalb
') Die Provinz Afrika wurde bereits früher von Oberhummer berücksichtigt.
GJb. 1896, 322—25; 1899, 218—21.
4*
52 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
nicht angestrebt, würde aTicli besondei^s für die üppig- ins Kraut
geschossene Lokalliteratur des Südens sowohl schwer zu erreichen
als auch ohne Wert für die Forschung gewesen sein, da sich darunter
sehr viel Wertloses findet. Vielmehr galt es, die Fortscliritte und
Richtungen der Forschung darzustellen und den Leser instand zu
setzen sich zu orientieren. Was dazu beiträgt, sollte vollständig
■verzeichnet und nach seinem Wert berücksichtigt werden, also ein
kleines aber gehaltvolles Programm, ausführlicher als dicke kora-
pilatorische Bücher. Bei der Zersplitterung der Forschung, die
gerade auf topograpliischem Gebiet herrscht, ist mir aber, zumal in
diesem ersten Bericht, wohl auch von dem Brauchbaren manches
entgangen. Ich richte deshalb an alle auf dem Gebiet der histori-
schen Geographie Arbeitenden die Bitte, mir ihre Publikationen zu
senden. Schon diesmal habe ich diu'ch Versendung eines Rund-
schreibens an Autoren und Verleger das Mögliche getan, aber mit
recht verschiedenem Erfolg. Den Herren G. Wolff (Frankfurt),
Haverfield (Oxford), J. Patsch (Sarajewo) bin ich für freundliche
Beiträge zu den Kapiteln Germania, Britannia, Uly ri cum zu Dank
verpflichtet. Als Ausgangsjahr wurde 1897 gewählt'-), weil im
Jahre 1896 die zweite Auflage von J. Jungs Abriß der Geographie
des Westens abgeschlossen wurde 3) und Detlefsens letzter Bericht
über die Geographie des Westens erschienen ist 4), der sich freilich
im wesentlichen auf den topographischen Ertrag der neuen Bände
des CIL beschränkt. Mein Bericht reicht bis Ende 1909. Ich
habe mich in ihm nicht auf die Geographie und Topographie der
historischen d. h. der genauer datierten Zeiten beschränkt, sondern
bin bestrebt gewesen, auch die topographischen Ergebnisse
der prähistorischen Forschung zu verwerten. Wird doch,
besonders in Deutschland — zum Lobe der dortigen Präliistoriker
sei's gesagt — die Topographie der vorgeschichtlichen Siedlungen
immer deutlicher. Bald wird man hier in der Lage sein, Karten
der verschiedenen prähistorischen Epochen zu entwerfen, wie das
für begrenzte Bezirke schon geschehen ist. Ich erwarte nicht, daß
es mir gelungen ist, aus dem besonders stark zersplitterten prä-
historischen Material den vollen topographischen Ertrag zu ziehen,
aber auch ein Versuch wird willkommen sein.
Der mühsame Weg durch die Unmasse der topographischen
Literatur lies erkennen, nach welchen Richtungen sich die topo-
graphische Forschung künftig hauptsächlich betätigen müßte. Es
fehlt vor allem an einer wissenschaftlichen Ortsnaraenforschung
und einer Inventarisierung und Kartierung aller Ansied-
lungen der verschiedenen Epochen. Jene müßte aus der Hand
der dazu am wenigsten berufenen Dilettanten in die der Sprach-
2) Vereinzelt sind des Zusninmenhangs hiilber auch ältere Schriften er-
wähnt. — *) HandbKlass.MtertuiMswiss., München 1897. — *) Bursians JBer.
FortschrKlassAlt. XC, Berlin IHiHJ, löi — 292.
Allgemeines. 53
forscher übergehen. "Welch reichen Gewinn für die historische
Länder- und Völkerkunde sie dann abAvirft, können Forsch\ingen
wie AV. Schulzes Buch über die italischen Eigennamen (Anm. 1153)
und J. AVack er nageis Aufsatz über die libysch-iberischen Ethnika
auf -tauus (Anm. 301) lehren. An der Inventarisierung dagegen
könnten auch nicht philologisch geschulte Lokalforscher mitarbeiten
und dadurch jedenfalls Nützlicheres leisten als durch dilettantische
Lokalgeschichten, wie sie besonders in den romanischen Ländern
immer noch gedeihen. Auch auf dem Gebiet der historischen Oitskunde
gilt es vor allem »die Urkunden der A^ergangenheit zu sammeln«,
wie Alommsen gesagt hat. Ein genaues A^erzeiclinis aller Orts- und
Flurnamen und eine Kartierung aller antiken Siedlungen, wenn auch
nur eines kleinen Gebiets, ist mehr wert als jene weitschweifigen
psendohistorischen Arbeiten, an denen man gerade das vermißt, was
der Lokalforscher am besten bieten könnte: die exakte Darstellung
seiner Umgebung, dessen, was er tagtäglich mit Augen sehen, mit
Händen greifen kann. Sehr zu bedauern ist die Verzögerung der
neuen, von 0. Cuntz und Kubitschek bearbeiteten Ausgabe der
Itinerarien. Dringend erwünscht wäre auch eine neue Beai'beitung
der römischen Heerstraßen, die freilich wohl noch lange ein
frommer AVunsch bleiben wird.
2. Allgemeine Bibliographie. Eine bequeme, aber durchaus nicht
vollständige Zusammenstellung der Literatur über historische Geo-
graphie des AVestens gibt die als Anhang zu Bursians Jahresbericht
erscheinende Bibliotheca philol. classica») imter »Ethnologia,
'Geographia, Topographia Italiae et orbis Romani«. Für die griechi-
schen Kolonien des Westens ist auch das sehr sorgfältige >Ethno-
graphia, Geographia, Topographia Graeciae et coloniarum Graec.«
betitelte Kapitel der Bibliographie der Revue des Etudes grecques
zu vergleichen, von 1889 bis 1901 vorhanden. Sehr nützlich ist
die im Ar chäol. Anzeiger erscheinende archäologische Bibliographie,
die auch das Topograpliische verzeichnet und vor allem wegen der
Auszüge aus ausländischen Lokalzeitschriften unentbehrlich ist. Außer-
dem ist zu nennen die bis 1901 vorliegende von der Ges. für Erdk.
herausgegebene Bibliotheca geographica. In seine von 1889
bis 1906 reichenden Jahresberichte über römische Staatsaltertümer 6)
hat Liebenam auch topographische Literatur aufgenommen.
In den im Ar chäol. Anzeiger'^) des Deutschen Ai'chäol. In-
stituts erscheinenden Berichten über neue Funde und Forschungen
wird das Topographische nicht immer nach Gebühr berücksichtigt.
Es liegen vor Berichte über folgende Länder: Nordafrika (seit 1898)
von A. Schulten, England (seit 1899) von Haverfield, Italien
(seit 1901) zuerst von E. Petersen, dann (seit 1906) von G. Körte,
5) Leipzig (O. E. Reisland). — 6) BurMans JBer. CXXVII, 1906, 280 f.
JBer. Geschichtswiss. Berlin. — ") Berlin (G. Reimer).
54 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
zuletzt (seit 1909) von R. Delbrück, Frankreich (seit 1902) von
E. Michon, Belgien (seit 1904) von Renard-Grenson, Spanien
(seit 1903) von P. Paris, Schweiz (seit 1903) von H. Blüm nie r
und (seit 1906) von 0. Schultheß, Ungarn (seit 1903) von G.
V. Finäly, Serbien (seit 1905) von N. Vassits, Österreich (seit
1907) von Löhr.
Das American Journal of Archaeology bespricht unter
»Archaeol. Discoveries« die archäologischen Funde und Forschungen,
im Bulletino della Comniissione Coramunale di Roma Can-
tarelü die »Scoperte archeol. in Italia e neUe provincie romanc<^
Die Orientalische Literaturzeitung bringt Altertumsberichte
aus dem Kulturkreis des Mittelmeers. Spezielle Berichte über die
historische Geograpliie der einzelnen Länder sind bei diesen ver-
zeichnet. Die Notwendigkeit eines alle Ortsnamen aus antiken und
mittelalterlichen Quellen und modernen Namen sammelnden Corpus
topographicum Orbis Antiqui, wie sie C. Jullian^), W.Meyer-
Lübkeö), E. Oberhummer^O) dargelegt haben, ist für den Westen
besonders dringend, da hier in den mittelalterlichen Urkunden ein
besonders reiches Ortsnamenmaterial vorliegt. Alle keltischen und
als keltisch geltenden, darunter viele ligurische, iberisclie und andere
Ortsnamen, vereinigt A. Hold er s »Altkeltischer Sprachschatz«, der
jetzt fast abgeschlossen ist, ein unentbehrhcher Thesaurus für jeden,
der sich mit der Geograpliie der westlichen Länder beschäftigt.
Sodann ist von allgemeinen AVerken dieser Art zu nennen: A.
Cousin, »Etudes de Geogr. ancienne « ^ ^), aus denen für den Westen
besonders die Zusammenstellung der im Bereich der westgriechischen
Kolonisation verbreiteten Namen auf -uvaau (S. 246 f.) und die
»Additions au Altkeltischer Sprachschatz de Holder« in Betracht
kommen. Th. Graesses »Orbis latinus« oder -.^Verzeichnis der
wichtigsten lateinischen Orts- und Ländernamen <-i2j, der Ortsnamen
aus mittelalterliclien Quellen, besonders deutsche, zusammengestellt,
ist 1909 in zweiter Auflage erschienen. Man vermißt Belege für
die verzeichneten Namen. Auf die geographischen Artikel der
jetzt bis ;>GIykon<- fortgeschrittenen >Pauly-Wissowaschen Real-
enzyklopädie des klassischen Altertums < sei auch hier ein für alle-
mal verwiesen. Es wird nicht nötig sein, bei jedem Land alle zu
ihm gehörigen Artikel der RE anzuführen. In ihr hat Afrika H.
Dessau, Spanien und Britannien E. Hübner, Gallien, Germanien
und die angrenzenden Alpenländer M. Ihm, die Donauländer Patsch
und Tomaschek, Italien Ch. Hülsen bearbeitet. Der > Thesaurus
linguae lat.« kommt in Betracht wegen der vollständigen Sammlung
der antiken Belege für die Ortsnamen. Neben ihm ist das von
E. de Ruggiero edierte »Dizionario epigrafico« zu nennen.
8) Klio ir, 1— 1P>. — 9) ZÖGynm. 1902, 673. — ">) GZ 190r., 145.
") Paris 190G. 572 S. — ^-) 2. Aufl., hrsg. von F. Benedict.
Allgemeines. 55
3. Geogi-aphie. Von allgemeineren Arbeiten zur Geographie des
Westens sei folgendes angeführt: A. Gnirs »Beobachtungen über
den Fortschritt einer säkularen Niveauschwankung des Meeres
während der letzten zwei Jahrtausende« ^^^ sind von besonderer
Bedeutung für die westlichen Küsten, da G. hier hauptsäclüich
seine Beobachtungen gemacht hat. Er stellt fest, daß das Meer
an den Küsten von Istriea, Dalmatien, an der Westküste Italiens,
der Küste Siziliens seit dem Altertum um etwa 1|^ m gestiegen
ist, wodurch antike Küstenbauten unter Wasser gesetzt sind. Das
seltsame Buch »Les Pheniciens et l'Odysee« von Berard^*) be-
handelt unter den Gegenden, zu denen es Odysseus gelangen läßt,
auch manche Stelle des westlichen Mittelmeers und bringt eine
Menge typischer Landschaftsbilder.
Daß in R. v. Lichtenbergs ^5) Buch ;>Haus, Dorf, Stadt« die
Siedlungsweise des Westens zu kurz kommt, habe ich in meiner
Besprechung dargelegtes).
In der Sclirift von Ch. Dubois über die Bergwerke im römi-
schen Reich!"') sind die Bergwerke geographisch geordnet aufgeführt.
Das ganze römische Straßennetz des Westens ist von v. Do-
maszewski^S) ^nd "vv. Kubibschek^^) behandelt worden.
4. Ethnologie. Bienkowskis Buch über die Darstellung der
Barbaren in der Kunst 20) ist für die Ethnographie der westlichen
Provinzen von besonderem Wert, da die meisten der behandelten
Tj'pen: Germanen, Kelten, Iberer, Libyer, Daker usw., dem Westen
angehören. Denselben Gegenstand behandelt Jatta^i).
Der Aufsatz von C. Mehlis^Z) über die Ligurer, das ürvolk
des Westens, läßt erkennen, wie wenig Sicheres mit dem anthro-
pologischen Material erreicht worden ist. Verwandter Art sind die
Arbeiten von G. Sergi, der die Verteilung der hami tischen Rasse
über Südeuropa nachweisen will 23). Bedeutend höher als diese
Arbeiten steht die Behandlung der Ligurer durch C. Jullian in
dem wichtigen Kapitel »Les Ligures< (im ersten Bande seiner
»Hist. de la Gaule« [Anm. 449]), der besten Darstellung des rätsel-
haften Urvolks, die wir besitzen. Wichtige Ergebnisse für die
Ethnologie des Westens hat J. Wackernagel gebracht, der auf
Grund der Namen auf -tanus die Verbreitung einer libysch-iberi-
schen Rasse über das ganze westliche Becken des Mittelmeers nach-
weist (Anm. 301). Es wäre zu wünschen, daß der Verfasser in
13) MGGes. Wien 1908. — i«) Paris 1902/03. 2 Bde. — 'S) Leipzig 1909. —
16) WschrKlassPhil. 1910, Nr. 13. — ''') Etüde sur l'administration et I'ex-
ploitation des carrieres dans le monde rom. Paris 1908. — 1*) Die Bene-
fiziarierposten und äsüs römische Straßennetz. WZ 1902. Mit K. — '9) Eine
römische Straßenkarte. ÖJahrcsh. 1902. — 20) j)e simulacris barbarorum. Krakau
1900. — 21^ Rappresentanze figurate delle Provincie romane. Rom 1908. —
22) Die Ligurerfrage. ArchAnthr. 1899. — -3) Africa. Antropologia della stirpe
Camitica. Turin 1897. Origine e diffusione della stirpe mediterranea. Rom
1895. Arü ed Italici. Turin 1898.
56 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
ähnlicher Weise auch die ligurischen Namen behandelte. Die vor-
treffliche Urgeschichte Europas von Sophus Müller ist durch die
deutsche Übersetzung von L. Jiriczeks^) zugänglicher gemacht
worden. Sie stellt auf Grund einer vollkommenen Beherrschung
des archäologischen Materials die Abhängigkeit des Nordens von
den Kulturländern des Ostens und Südens dar. Verwandten Inhalts
ist das Kapitel über die > Kulturanfänge in Europa« im ersten Bande
von Ed. Meyers Gesch. des Altertums 25) (S. 7221). Die neuere
Theorie, welche die Indogermanen aus dem Norden kommen
läßt, ist von E. Oberhummer besprechende). Von A. de Jubain-
villes Werk über die ältesten Bewohner Europas ist 1894 eine
zweite Auflage erschienen 27).
Der Bericht beginnt mit Afrika, sclireitet dann nach Spanien,
Gallien, Britannien, Germanien bis zu den Donauländern fort, um
zuletzt Italien zu behandeln.
B. Afrika.
I. Allgemeines.
Von D. Detlefsen haben wir eine Untersuchung über die
Quellen der Geographie Afrikas bei Plinius und Mela28).
Ein wesentliches Ergebnis derselben, das wie bei allen Provinzen, so auch
bei Afrika zugrunde gelegte Gemeindeverzeichnis stamme nicht, wie bisher meist
angenommen, aus Kommentaren zur Karte des Agrippa, die D. leugnet, sondern
aus den »Formulae census« ist von O. Cuntz^S) widerlegt worden.
Corippus, dessen »Johannis« eine der wichtigsten Quellen für
die antiken Berbern ist, wurde nach der gi'undlegenden Ausgabe
von Bartsch (1879)30), neu herausgegeben (1886) vonPetschenig^i)
und von Skutsch in der RE s. v. Corippus behandelt. Welch
hervorragender Platz einer auf Veranlassung Augusts des Starken
von zwei sächsischen Forschern, Hebeustreit und Ludwig, im
Jahre 1731/32 unternommenen Reise nach Nordafrika, sowohl in
der Entdeckungsgeschichte von Algier tmd Tunis als auch in der
Geschichte der wissenschaftlichen Reisen überhaupt, gebührt, zeigt
E. Grosse32).
Dem Andenken von G. Wilmanns, der 1873/74 für das CIL
Nordafrika bereiste, hat C. Bar dt dm'ch Herausgabe von Reisebriefen
aus jener mühsamen Kampagne, die dem jungen Forscher das Leben
kostete, ein schönes Denkmal gesetzt ^ 3). — G. Boissiers bekanntes
Essaj^ »L'Afrique romainc« ist in dritter Auflage erscliienen und
ins Englische übersetzt worden 3*). Von anderen über die Topo-
2*) Straßburg 1905. — 25) 2. Aufl. Stuttgart 1909. — 26) GJb. 1905, 148. —
27) Les Premiers habitants de l'Europe. Paris 1894. — 28) j,, gieglins Quellen
u. Forsch., 1908, 'H. 14. — 29) GöttGelAnz. 1910, 46 f. — 30) MonGcrmllist.
(Auct. antiq. 3, 2). — 3i) BerlStudKlassPhilol. 4, 2. — »2) pio beiden Afrika-
forscher J. E. Hebenstreit u. Ch. G. Ludwig. MVE 1902, mit K. der Koutou. —
33) DRfG 1902, 204, 354. — ^*) Paris 1907. Engl. Übers. Ix)ndou 1899.
Allgemeine«. Afrika. 57
graphie und Altertümer des Landes orientierenden Darstellungen
liegt vor ein Buch von A. Scliulten. »Das römische Afrika <"''^),
von dem eine französische und italienische Übersetzung^^) erschienen
ist, P. Gauckler, »L'ai'cheologie de la Tunisie«^^), St. Gsell,
»L'Algerie dans rantiquite«^^).
Dem afrikanischen Teil der Peutingerkarte liat J. Winkler
eine ausfülirliche Behandlung gCAvidmet^^"). Auch für Afrika ist
auf v. Domaszewskis Darstelhmg des i'ömischen Straßennetzes
(Anm. 18) zu verweisen.
Das große Inventamverk über die Museen des Landes: Musees
et Collections archeol. de l'Algerie et de la Tunisiens), ist
auch für die liistorische Geographie Nordafrikas wichtig, denn die
Denkmäler, vor allem die Mosaiken, bieten allerhand Topographisches
und in ihrer Qualität und Verteilung kommt der kulturelle Vorrang
der östlichen Teile des Landes vor dem später und weniger koloni-
sierten Westen zum Ausdruck.
Algier besitzt in A. Gsells »Monuments ant. de rAlgerie«*^')
ein ausgezeichnetes Denkmälerwerk. Für die tunesischen Altertümer
fehlt ein solches, denn von den »Monuments hist. de la Tunisie«
ist bisher nur ein Band, der die Tempel enthält, erschienen *i) und
eine Fortsetzung, väe es scheint, nicht zu envarten. Die von der
Direction des Antiquites herausgegebenen > Notes et Documents«*^"*)
enthalten an topographischen Arbeiten eine Besclireibung der Ruinen
von üchi Malus, des Apollotempels von Bulla Regia und einer kar-
thagischen Nekropole. Allen anderen Provinzen ist Nordafrika vor-
aus in der Grundlage einer historischen Geographie, einer histori-
schen Karte. Der von F. Babelon, R. Cagnat, Sal. Reinach
herausgebene Atlas archeol. de la Tunisie (IröOOOO)*^) ist
bereits weit fortgeschritten x;nd der von Gsell unternommene Atlas
archeol. de l'Algerie (1:200000)^3) fast fertig.
In beiden Karten sind alle antiken Ruinen durch Ziffern bezeichnet, aber
im Kommentar des tunesischen Atlas nur die wichtigsten, im algerischen alle
Punkte erläutert. Der von Gsell verfaßte ausführlichere Kommentar der algerischen
Karten ist dem tunesischen nicht allein hierdurch, sondern auch durch größere
Vertiefung überlegen*^). Beiden Werken liegt die Neuaufnahme 1 : 50 000 zugrunde.
Ein dringendes und auf Grund des Atlas archeol. leicht zu
erfüllendes Bedürfnis ist jetzt eine historische Hand karte.
Im Maßstab 1:. 500 000 gezeichnet, würde sie Raum zur Eintragung sämt-
licher wichtigeren Ansiedlungen bieten und könnte, genügend mit modernen
Namen versehen, vom Benutzer leicht auf dem laufenden gehalten werden.
An kleineren historischen Karten liegt das afrikanische Blatt
von W. Sieglins Atlas Antiquus (mit mehreren Nebenblättern)
vor. Die afrikanischen Blätter der FOA stehen noch aus. Über
35) Leipzig 1899. — 36) Von Florance (Paris 1904) u. L.Cesano (Rom 1904). —
37) Paris 1896. — 38) 2. Aufl. Algier 1903. — 38a) RevTunisienne 1909. —
39) Paris 1890ff. GJb. 1905, 152. — *") 2 Bde. Paris 1901. — ^'j Paris
1898. — ^i") Paris 1908f. Bisher 3 H. — *^) Paris 1892f. — *^ Algier
1902f. — **) Vgl, meine Bespr. AA 1905, 91; 1906; 1907; 1908, 238.
58 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
die Fortschritte der archäologischen und topographischen Forschung
in Tunis und Algier hat von 1898 bis 1904 St. Gsell in den
Melanges d'archeol. et d'hist. berichtet, seit 1898 A. Schulten im
Archäol. Anz. (mit Abbildungen neuer Funde). Ich habe, so weit
möglich, auf diesen Bericht verwiesen, weil dort die Literatur ver-
zeichnet ist und der Bericht dem deutschen Leser am leichtesten
zugänglich ist. — Die von 1889 — 1901 erscliienene topographische
Literatur ist im wesentlichen von Liebenam*^) verzeichnet. Die
wichtigsten neueren Erscheinungen findet man kurz erwähnt in
E. Oberhummers Bericht GJb. 1905, 151 f.
Die für die afrikanische Geographie wichtigste Zeitschrift, in der
vor allem die neugefundenen topographisch wichtigen Inschriften
veröffentlicht werden, ist das vom französischen Unterrichtsministerium
herausgegebene Bulletin archeol. du Comite des travaux hist.
et scient.46). Hier werden auch die Berichte über die Sitzungen
der »Commission de l'Afrique du Nord« abgedruckt. Wichtigere
Funde werden in den CR de l'Acad. des inscr. besprochen. Ferner
sind die Rev. archeol., das Bull, de la Soc. nat. des Antiquaires de
France, die Melanges d'archeol. et d'liist. zu nennen.
Au lokalen Zeitschriften erscheint in Tunesien die Rev. Tunisienne und
das Bull, de la Soc. archeol. de Sousse (seit 1903), in Algerien das Recueil des
Notiees et Mem. de la Soc. archeol. de Constantine (seit 1853), die wichtigste
archäologische Zeitschrift der Provinz, das Bull, de l'Acad. d'Hippöne, die Rev.
Africaine, das Bull, de la Soc. de Geogr. et d'Arch. d'Oran.
Mit der grammatischen Form der afrikanischen Ortsnamen
in den spätrömischen Itineraren beschäftigt sichC.Pallu de Lessert,
ein sehr wichtiges imd noch wenig erforschtes Gebiet berülirend*'^).
Eine »Geograpliie de l'Afrique chretienne« hat Toulotte geschrieben.
Wegen der sorgfältigen und sachkundigen Behandlung der antiken
Topographie verdient der nordafrikanische Teil von Baedekers Mittel-
nieer besondere Beachtung 4'''^).
n. Physische Geographie.
Daß der Dschebel hu Kurnein (Berg der zwei Höruer) bei
Tunis schon im Altertum diesen Namen hatte, lehrt der Beiname
des auf ihm verehrten »Saturnus Balcaranensis«^^). Der Dschebel
Nafusa im tunesischen Süden heißt nach dem Stamm der Nafusa^^").
Als Alpes Numidicae wird die Nordatlaskette zwischen Hippo Regius
und Cirta bezeichnet auf einer Inschrift, die von der Herstellung
einer Via »per Alpes Numidicas< berichtet* 9). Der Name des von
Augustin erwähnten Mons Giddaba scheint in dem des Schettaba-
gebirges (westlich von Constantine) erhalten zu sein^o),
^5) Bursians JBer. 1905. — ••<') Paris (E. Leroux). — ") La syntaxe des
routiers roni. et les deformatious des uoms de lieu.x de l'Afr. rom. MfemSAntFr.
LXV, 115. — ^'") Leipzig 1909 (mit Plänen von Timgad, Karthago usw.). —
<8) Toutain in Melanges d'Arch. 1892. — ^8") Partsch, Satura Viadriua, S. 23. —
<9) BAeHii)p6ne. 1902, 21. — ^O) AA 1901, 79.
Afrika. 59
Die Streitfrage, ob sich das Klima seit der römischen Zeit ver-
üDdert hat, wird bei der Besprechung der römischen Wasserwerke
(Anm. 107) erörtert werden. Bei der Bedeutung, welche die na-
turalistischen afrikanischen Mosaikbilder für die Kenntnis von Land
und Leuten haben, sei hier auf P. Gaucklers grundlegende Be-
arbeitung der antiken Mosaiklnlder verwiesen»!).
Für die Vegetation des alten Nordafrika sind Mosaikbilder wichtig,
auf denen Weinpflanzungen 52), Obstbäume 53), Steppen pflanzen 5*)
abgebildet werden.
Der Wein wurde in Afrika an einem von drei Reifen umgebenen Gestell
gezogen wie das auf den Mosaiken dargestellt und von Varro erwähnt wird 5-').
Die ehemalige Verbreitung und den Rückgang der Olivenkultur stellte P.
Bourde dar 5»").
Andere Mosaikbilder vergegenwärtigen die reiche Tierivelt des
Landes in allerhand Jagdbildern: Landjagd (auf Löwen, Panther,
Grazellen, Antilopen, Wildschweine, Rebhühner usw.) und Fischfang56).
Die Naturtreue der Tierbilder wird von Kennern der afrikanischen Tier-
welt gerühmt 57). Am häufigsten werden dargestellt Fische, z. B. auf Mosaiken
im Museum von Sousse^») und Rennpferde ^9). Die von S. Reinach aufgestellte
Behauptung, daß die Araber das Pferd ei-st aus Nordafrika erhalten hätten S"),
ist von A. Schulten zurückgewiesen worden *'').
in. Ethnologie.
Nach einer ausführlichen Besprechung der l)isherigea Ansichten
kommt C. Mehlis zu dem Ergebnis, daß die Berbern zu den
Nordeuropäern gehören und von Mitteleuropa aus nach Afrika ein-
gewandert seien ß^).
Die befremdende Ansicht beruht auf dem ganz sporadischen Vorkommen
blonder Typen und auf einer ganz verunglückten Identifikation afrikanischer
und mitteleuropäischer Ortsnamen.
Die ZU demselben Resultat führenden sprachlichen Untersuchungen
des Dr. Bertholon über die Berbern sind ebenfalls dilettantisch 6^).
Als Probe sei angeführt, daß er den berbischen Ortsnamen Ta-gora von
äyoQa, Thagaste von dyaozt], Thelejite von /.ejttj/ ableitet.
Aus den Orts- und Stammnamen hat Wackernagel (Anm. 301)
eine Ausstrahlung der libyschen Rasse nach Spanien und über die
Küsten des westlichen Mittelmeers erwiesen. Welche Fülle von
wertvollem Material für die Ethnologie und Sprache der Berbern
51) In Daremberg-Saglios Dict. des Antiqu. s. v. Musivuni Opus. — ^-) AA
1900, 71; 1904, 130. — 53) Ebenda 1900, 71. — 54) Ebenda 1899, 67. —
55) Ebenda 1904^ 130. — 55») Rapport sur la culture fruitiere dans le Centre
de la Tunisie. Tunis 1893. — 56) Ganckler a. a. O. (Anm. 51) S. 30, Anm. 20
des S.-A. — 57) Vgl. den Aufsatz von Berard über die auf den Mosaiken dar-
gestellten Pferderassen. BullCom. 1906, 1 f . — 5S) AA 1901, 71; 1904, 127,
129; 1905, 82. BuUSou.-se 1905, 22. — 59) Gauckler a.a.O. S. 29,
Anm. 14. — e«) Recueil de Constantine 36. — ^h AA 1905, 90. — «2) Die
Berbernfrage. ArehAnthr. 1909. — ^^) Les premiers Colons de souehe europecnne
dans l'Afr. du Nord. Paris 1907. Origines europeennes de la langue Berb&re.
CR de l'Assoc. franc,-. pour Favauc. des Sc. 1905. Alle Arbeiten des Autors
sind verzeichnet in dem S.-A. des Essai sur la Relig. des Libvens. RevTun. 1909.
CO A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
die Johannis des Corippus enthält, hat vor allem J. Part seh 6*)
gezeigt. Die Berbernamen des Corippus behandelte Skutsch^^).
Im zweiten Bande von Th. Fischers Mittelmeerbildern ^6) findet man
ein Kapitel über die Berbern, das auch für die alte Ethnologie der-
selben von Bedeutung ist, da sie ihre Eigenart unverändert bewahrt
haben.
rv. Vorrömische Zeit.
Die verschiedenen prähistoriscJien Epochen im Bereich Tunesiens
werden behandelt von Di\ Deyrolle^'^), paläolithische Funde der
Gegend von Gafsa von Eybert^^).
Die Ausdehnung des Gebiets von Karthago hat St. Gsell^^) in
einer seiner klaren und kritischen Arbeiten initersucht.
Gsell stellt fest, daß das Gebiet von Karthago um 200 v. Chr. die Ebenen
am mittleren Medscherda (die fieyüla jiedta) und das Land um Thugga ein-
schloß, während 146 v. Chr. die Grenze östlich von Thugga läuft. Noch weiter,
bis zur heutigen algerischen Grenze, reichte es um 250 v. Chr., denn damals
schloß es Sicca (El Kef) und Tebessa ein. Außerdem besaß Karthago die
vEmporien« an den Syrten, die algerische Küste bis zum Schelif und einige
Plätze an der atlantischen Küste. Auf den Nebenkarten des Blattes 20 von
Sieglins Atlas Ant. sind die bezeichneten Versckiebxtngen der karthagischen
Grenze richtig angegeben.
Größere Mengen sizilischer Münzen, die an mehreren Stellen
der Regentschaft gefunden worden sind, illustrieren die engen Be-
ziehungen zwischen Sizilien und Karthago ^Oj^ ^^{q sie sich auch
aus den in den karthagischen Gräbern gefimdenen sizilischen Gegen-
ständen ergeben.
Von der Ausdehnung des rhodischen Imports nach Karthago zeugen die
zahlreich hier gefundenen Amphoreuhenkel mit rhodischem Stempel'). Die bis
1904 vorhandenen Stempel sind in CIL VIII, S. 2 189 f. zusammengestellt.
Die Beziehungen der afrikanischen Provinzen zu Ägypten kom-
men in der A^erbreitung äg^^ptischer Kiüte zum Ausdruck, die
Gsell '^2) behandelt hat, ferner in Mosaikbildern von Nillandschaften'^^)^
Regen Verkehr zwischen Nordafrika und Dalmatien bereits in vor-
römischer Zeit bekunden die hier zahlreichen numidischen und
karthagischen Münzen (Anm. 1066). Mehrfach sind in Karthago
etruskische Gegenstände gefunden worden '^3«j_
Über den Platz, wo Agathokles im Jahre 310 v. Chr. landete und seinen
abenteuerlichen Zug gegen Kaithago begann, unterrichtet der Kommentar zu
dem Blatt »Kelibia« des Atlas arch.'?<). Das Blatt »El Kef'< des .\this arch.
de l'Algerie orientiert über die Gegend von Xarragara bei El Jussef au der
tunesisch-algerischen Grenze, in der wahrscheinlich die Schlarlit bei Zuma
anzusetzen ist. Die Literatur über die Kontrovei-se führt Gsell im Text zu
diesem Blatt an ''^). Zuletzt hat Kromayer, der jüngst an Ort und Stelle war,
''*) Praef. zu seiner Ausg. des Corip})us u. Satura Viadriua 20 f., Hermes
TX, 292 f. — 65) ByzanlZ IX, 152. — 6«) Leipzig 1908. — "^ BullSousse
1905, 30. — «8) Ebenda 1906, 41. — 6») fetendue de la domination carthag.
en Afrique. Algier 1905. — ™) BullSousse 1907, 94. — "') ArchMissionsSc.
XV, 582. — 72) I'evHistRelig. LIX, 2. — ") ],„ Bardomuspum. — "") Vgl.
Bursians JBer. CXL, 117. — ''*) Vgl. AA 1901, 73. — '^) S. 3.
Afrika. 61
die Frage behandelt^"). Er entscheidet sich fiii' die Gegend von Narra{,'ara,
hält aber eine genaue Bestimmung des Schlachtfeltles für unmöglich. — Die
Versuche, das Schlachtfeld am Jfuthul (108 v. Chr.) zu bestimmen, welche
Winkler ^'^ und K. Oehlcr''*) gemacht haben, dürften bei der geringen An-
schaulichkeit des sallustlschen Berichts sehr j)roblematisch sein. — Die Lage
von Keferis, das im dritten punischen Krieg eine bedeutende Rolle spielt, steht
jetzt durch J. fest ^9).
V. Aflrica proconstQaris.
/. AUgoueines.
Die afrikanischen Provinzen wurden in der alten Kunst dar-
gestellt in Gestalt eines Weibes, dessen Haupt mit einem Elefanten-
fell bedeckt ist^''). Solcher Darstellungen sind in der römischen
Provinz mehrere gefimden wurden ^i). Eine Darstellung der römi-
schen Kolonisation in Tunesien, die besonders über die Verschieden-
heit der Besiedlung in den einzelnen Gegenden, die topographische
Lage der Städte usw. unterrichtet, hat Toutain^i'») gegeben.
Die von Scipio nach der Zerstörung von Karthago durch einen
Graben (»fossa regia« wegen des anstoßenden uumidischen König-
reichs) festgelegte Grenze der Provinz Äfrica Vetus, des 146 v. Chr.
den Karthagern genommenen Gebiets, läßt sich feststellen mit Hilfe
der i'regiae« benannten, also außerhalb der PbovIuz gelegenen Ge-
meinden (Hippo Regius, Bulla Regia, Aquae Regiae, Zama Regia,
Musiuii Regii [Anm. 161], Thimida Regia usw.) und mehrerer von
Vespasian bei einer Revision der Grenze gesetzter Termini mit der
Inschrift »fines provinciae novae (des von Cäsar hinzueroberten Nu-
midien) et veteris derecti qua fossa regia fuit«82).
Solche Steine sind gefunden in H. Schetlu^^^, H. Suar*^), Ksar el Baghla^')
(am Dseh. Zaghuän). Die Grenze lief von Thabraca (Tabarca) am Meer aus
östlich von Vaga, östlich von Thubui-sicum, südlich vom Dsch. Zaghuän, kam
bei Hadrumet der Küste sehr nahe und erreichte bei Thenae (H. Tina) wieder
das Meer.
Die Grenze der diocletianischen Provinzen Africa procoyisidaris
und Byxacena bestimmte R. Cagnat^ß). Die römische Kolonisation
des kartJiagischen Gebiets ist von Ch. Toutain87) behandelt worden.
Im nördlichen Teile des Landes, besonders im Tal des Medscherda und
an der Küste konnte Rom auf der hier vorhandenen karthagischen Kultur weiter-
bauen, dagegen ist die Kolonisation des Landes südlich der südlichen Atlaskette
ganz das Werk Roms.
Daß ein im Jahre 103 v. Chr. von dem Tribun Saturninus be-
antragtes Gesetz, den Veteranen des Mariiis in Afrika Land anzu-
76) wiss. Ber. über die Exped. zur Erforsch, der Schlachtfelder des zweiten
pun. Krieges. Wien 1908. — ^7) RevTunis. 1907, 49.3. — ^8) BPhilolWschr.
1910, Nr. 2. ÖJahresh. 1910, 327. — ^9) CIL VIII, 1275. — s») Bienkowski,
de simulacns barbar. (Anm. 20), S. 38, 94. — 81) AA 1901, 80. — »i") Les
cites rom. de la Tunisie. Mit K. Paris 1896. — «2) cß 1394^ 43 (Cagnat). —
83) NArchMissSc. XIV, 164 (Meriin). — 84) Ebenda 139. — 85) Ebenda 193. —
86) Klio 1902, 73—79. — 87) La colonisation rom. en Tunisie (in La Tunisie
au XX. si^cle, Paris 1904).
62 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
weisen (Am*. Victor 73), zur Ausführung gelcommen ist, hat der
Beiname Marimui, den zwei Städte südwestlich von Dugga tragen:
Vchi Maius und Thibaris^^), bewdesen. Besonderes Interesse ver-
dienen die von A. Schulten ^9) in der Umgebung von Karthago
nachgewiesenen Reste der von C. Gracchus bei Grründung seiner
Kolonie angelegten Flurteihmg (Zenturiation = schachbrettförmiges
Wegenetz) und die im Süden erhaltenen, von Ch. Toutain be-
handelten Spuren einer ähnlichen im Jakre 30/29 n. Chr. (nach
Besiegung des Tacfarinas) sei es zur Kolonisation, sei es zur Ver-
anlagung der Grundsteuer vorgenommenen Zentiu-iation der ganzen
Provinz.
Die Basis dieser Vermessung war, wie W. Barthel gezeigt hat, eine etwa
von Hippe ßegius bis Sufetula reichende über 400km lange Gerade'*"). Ein
Grenzstein zwischen den Gemeinden Thabora und Thimisua wird bezeichnet als
gesetzt »secundum formam . . . tianam«^'). Mit dieser Forma kann wohl eine
der von irgend einem Beamten aufgenommenen Katasterkarten der betreffenden
Territorien gemeint sein, wie wir sie aus den Feldmessern kennen ^2).
Daß die Grundlage des römischen Städtewesens der alten Pro-
vinz nicht auf Cäsar, sondern auf Augustus zurückgeht, hat W.
Barthel93) im Gegensatz zu E. Kornemann^'*), der Cäsar eine
großzügige, Augustus eine engherzige afrikanische Politik zugeschrie-
ben hatte, nachgewiesen.
Eine hierher gehörige, dem Augustus für seine Vei'dienste um die Kolonie
Uthina gesetzte Inschrift, bespricht Tontain^^), und Merlin gibt eine Inschrift
heraus, welche besagt, daß Augustus Veteranen bei Sutunurca (bei Uthina) Acker
angewiesen habe^ß). Auch der conventus civium Romanorum et Numidarum
qui Mascululae habitant (C. VIII, 15 775) geht auf Augustus zurück, ebenso
wohl die dem »pagus Fortunalis« von Sutunurca analoge Gemeinde der pagani
pagi Mercurialis« (C. VIII, 885).
Besondere Beachtung verdienen die aus Römern und Eingeborenen
xusammengesetzten Gemeinden "wie der obengenannte Conventus civ.
Romanorum et Numidarum und die veterani et pagani Medelitani 9').
Auch sie sind von Augustus ins Leben gerufen worden.
Daß diese von Augustus deduzierten Veteranengemeinden meist als Land-
gemeinden, »pagi«, konstituiert waren, lehren mehrere Inschriften derselben
Gegend ^^), so die erwähnte Inschrift aus Sutunurca (Anm. 96) : cives Rom. et
pagani veter(ani) pagi Fortunalis quorum parentes beneficio dui Augusti agros
acceperunt 9*). Auch die »pagus« und »civitas« genannten Gemeinden der
Gegend von Thugga sind wohl solche augusteischen Veteranengemeinden. Eine
Inschrift aus Karthago lehrt, daß alle diese Gemeindeu der Kolonie Karthago
attribuiert waren 8^). Bei wachsender Bedeutung wurden die Gemeinden dann
selbständig und zu Stadtgemeinden erhoben. Aus diesen pagi hat sich ein
88) Merlin u. Poinssot, Les Inscr. d'Uchi Maius, 1908, 17. — 89)L'arpen-
tage rom. en Tunisie. Mit K. BullCom. 1901. — 9") MemAcadlnscr. 1907
(Toutain). WschKlPhil. 1909, 1257 (Barthel). — 9') NArchMissSc. XIV, 165
(Merlin). — 92) A. Schulten, Römische Flurkarten. Hermes 1898. — 9») Zur
Geschichte der römischen Städte in Afrika. Diss. Greifswald 1904. — ^*) Philo-
logus 1901, 402 f. — 95) RecConstantine 1907, 53. — »8) Proc{;s-verb. 1909, 8. —
*') A. Schulten, Die Landgemeinden im römischen Reich. Philol. LIII,
672 f. — 98) Anm. 96 f. — »9) Anm. 93 (Barthel), S. 41.
Afrika. 63
großer Teil der späteren Städte entwickelt. Ihre Vororte erscheinen im ersten
und zweiten Jahrhundert n. Chr. als »cxstollum« und »civita.«*" des »pagus<-,
um dann im dritten Jahrhundert zu ilunizipien oder Kolonien zu werden, wo-
bei der pagus zu ihrem Territorium wird'""). Diese Entwicklung liegt vor bei
Thugga, Thigniea. Thubursicum, Agbia, Numiuli usw. Derselbe Prozeß wieder-
holt sieh bei den Städten der Umgebung von Cirta (Phua, Mastar, Tiddis usw.).
Es ist dasselbe wie wenn in Gallien an die Stelle der civitas der Parisii all-
mählich die Stadt Parisii (= h. Paris) tritt.
Auf Grmul mehrerer Grenzsteine, die sicli auf eine van Trajan
vorgenommene Grenzregulierung im Süden der Provinz beziehen,
zeigt R. Cagnat^oi)^ (jaß Trajan auch in Afrika (wie an der Donau
und am Euphrat) die Reichsgrenze vorgeschoben hat. Derselbe
Autor hat die diocletianische Neuordnung der afrikanischen Pro-
vinzen behandelt 102).
2. Kolonisation.
Besonders intensiv war Anbai; und Besiedlung in dem Land-
strich, der sich südlich vom mittleren Medscherda, westlich vom
TTed Kralled und östlich vom ü. Tessa ausdehnt imd den man nach
der wichtigsten Stadt das Land um. Thugga nennen kann.
Über diese Gegend, in der die Städte (besonders im Tal des Kralled) mit
großen, teils kaiserlichen, teils privaten Latifundien abwechseln, gibt es ver-
schiedene Arbeiten, vor allem Dr. Cartons, der diese Gegend zuerst erforscht
hat, Schrift »La eolouisation romaine dans le pays de Dougga<' '"•'), femer
Merlin u. Poinssot, Inscr. d'Uchi Mains (Anm. 88).
Über die dichte Besiedlung des heute ganz verödeten Südostens
der Begentschaft, der alten Byzacena, verbreitete die Untersuchung
der römischen Wasserwerke der Gegend Licht (Anm. 107).
Der ganze Küstenstrich zwischen Sousse und Sfax sei damals ein einziger
Olivenwald gewesen. Überall stoße man auf die Ruinen von Farmen und
Dörfern, während hier heute nur drei elende Ortschaften vegetierten'"*). Nur
der sorgfältigen Bewässerung sei dieser Zustand verdankt worden.
Über die Kolonisation des äußersten Südens unterrichtet der
Reisebericht von P. Blanchet^o^^ und die Enquete über die Wasser-
werke. Besonders lehn-eich ist der Bericht des Majors Guenin
über die Besiedlung der Gegend von Tebessa^oe^.
Es finden sich hier in einem Bezirk von etwa 12 000 qkm 600 antike
Ruinen, 20 pro qkm, was auf eine Bevölkerung von etwa 200 pro qkm schließen
läßt. Auch hier lebte die Bevölkerung von der Olivenkultur.
Eine Fülle wertvoller Daten für die Kolonisation und die Kultur-
geographie des Landes hat die 1897/98 auf Veranlassung des früheren
Resident general Millet unter P. Gaucklers Leitung von Offizieren,
Beamten usw. ausgeführte Enquete über die römische^i Wasserwerke
der Regentschaft gesammelt ^o'^), von der der erste Band (Byzacena)
vorliegt, während vom zweiten drei Hefte erschienen sind.
100) Philol. LIII, 672 (A. Schulten). — 'oi) CR 1909, 568. — '"2) Melanges
Havet, 65. — '"3) Xunis 1904. Mit guter K. — '04) Enquete (Anm. 107)
I, 8. — 105) NArchMissSc. 1899, 103—53. — '06) Ebenda 1909, 75—234,
mit K. — '07) Enquete sur les installations hvdrauliques rem. en Tunisie. I,
Tunis 1897—1901; II, 1902—04. S. die Ref. von A. Schulten, AA 1898,
115—18; 1900, 73; 1901, 73; 1902, 60; 1903, 99; 1904, 131.
64 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Aus hunderten von Aufnahmen lernt man hier die zahlreichen und ver-
schiedenartigen Anlagen zur Sammlung und Verteilung des damals wie heute
kostbaren Wassers kennen : Zisternen in und außerhalb der Städte, oft von großer
Ausdehnung, Brunnen, quer in das Bett der Winterflüsse (üeds) und über die
Abhänge gelegte Mauern, durch welche die Wildwiisser aufgehalten und seitlich
über die Felder geleitet wurden, Talsperren zum Aufsammeln des winterlichen
Überflusses, Kanäle und Aquädukte zur Verteilung des aufgestauten Wassers.
Studien über die afrikanischen Wasserwerke veröffentlicht anch
der Verfasser eines großen Werkes über die Wasserleitungen von
Lyon, G-ermain de Montauzan^os^, ^n ^[q römischen Wasser-
Averke knüpft sich die Streitfrage, ob das alte Afrika reicher an
Niederschlägen gewesen sei als das heutige, was Dr. Carton, den
Einüuß der Bewaldung überschätzend, behauptet^^g)^ De la Blan-
chere^^o) ^nd die Enquete (I, 48) bestreiten. Anderseits steht
fest, daß der unterirdische Wasservorrat durch Entwaldung geringer
geworden ist^^^). Das platte Land war mit gutsherrlichen Villen
bedeckt.
Von ihrem Aussehen können wir uns vor allem aus den Mosaikbildern
eine Vorstellung machen. Es sind meist viereckige, einen Hof umgebende und
mit vier Ecktürmen versehene Gebäude, nach Art der heutigen »ßordsch« (vom
röm. »burgus«). Über Leben und Treiben auf diesen Schlössern und Farmen
sind wir vortrefflich durch die Mosaikbilder unterrichtet, die mit Vorliebe, sei
es den Gutsherrn auf der Jagd, sei es die Kolonen bei der Feldarbeit, dar-
stellen ^ ' •'). Es sind ihrer vor allem vier heute im Bardo befindliche: drei aus
einer Villa bei Thabraca, das vierte aus der Villa der Labcrier bei Udna. Das
erste Bild von Thabraca stellt eine von Weinpflanzungcn umgebene Farm dar,
das zweite einen von Türmen überragten Bordsch in einer Landschaft mit Wein.
Obstbäumen und Hügelland, das dritte ein ähnliches Gebäude inmitten von
Obstbäumen, das vierte Bild (aus Udna) schildert Ackerbau, Viehzucht und
Jagd.
Das nordafrikanische Haus ist nicht das aus dem italischen
Atrium und dem griechischen Peristjdhaus zusammengesetzte pompe-
janische, sondern das orientalische, von Karthago eingefühii;e Peri-
stylhaus, dessen Eäume um einen unbedeckten Hof gruppiert sind.
Beispiele: die Häuser von Timgad'^*), das Haus der Laberier in Uthina"^),
die von Gsell^^^) angeführten Beispiele und die byzantinischen Bordsch der
Gegend von Tebcssa'"^''), unedierte Häuser in Thibilis (Algier) und Thugga.
3. Die Städte.
a) Karthago. Von der Topographie der Stadt ist innner noch
wenig bekannt. Ganz problematisch ist die auf ungenügenden Ans-
108) NArchMissSc. 1907, 71. AA 1909, 226. — 'OO) foude sur les Iravau.x
hydraul. des Rom. Tunis 1897. 134 S. Climatologie et agriculture de l'A.
ancienne. BullAcadHippöne 1895. — ^O) NArehMissSc. VII, 1 — 108. —
'") S. Enquete I, 122. AA 1898, 118. ~ "2) aA 1898, 113; 1899, 62.
Musivum opus (Anm. 51) S. 31, Anm. 15 (Gauckler). — ''^ Catalogue du
Musee du Bardo. Paris 1897. Taf. 3, 6. Schulten, D.is römische Afrika
(Anm. 35), S. 49. — "<) AA 1901, 75; 1905, 86, mit Plan. — »i^) (Jauck-
1er, La Villa des Laberii U Oudna (Mon. Piot. 111). — ""^ (jsoll, Mon. ant.
de l'Algerie II, 15. — "6") S. Anm. 106.
Afrika. 65
grabungen beruhende Ansetznng der punischen Stadtmauern. Sie
festzustellen ist eine dringende Aufgabe.
Außer den beiden Häfen und der Byrsa, den beiden Festpunkten der
karthagischen Topographie, ist noch festgestellt das Theater und das Odeum,
die nordöstlich der Byrsa in gleichem Abstand vom Meer wie diese liegen,
Zirkus und Amphitheater (im Westen, an der Peripherie), mehrere große
Zisternen (besonders die vonLaMalgai, die Thermen (am Meer), verschiedene
Basiliken und mehrere punische und römische Nekropolen.
Mit der Carte archeol. des Ruiries de Carthage (1:5000) ^^'')
hat die Topographie von Karthago eine neue Grundlage erhalten.
Daß die Darstellung des Terrains zu wünschen läßt, daß man verabsäumt
hat, die zahlreichen archäologischen Details durch einen Kommentar genügend
zu erläutern, hat A. Schulten ausgeführt!'^. Einen kleinen aber sorgfältigen
Stadtplan enthält Baedekers »Mittelmeer« (S. 360). Einen Reliefplan von
Karthago, der auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt war, bespricht R.
Oehlerii9).
a) Das punische Karthago. Die Nekropolen, der bedeutendste
Best der punischen Stadt, sind in löblichem Wetteifer von Pere
Delattre, dem Prior des IGosters auf der Byrsa (St. Louis de
Carthage), und von P. Gauckler, dem langjährigen Vorsteher des
Service des Antiquites in Tunis, erforscht worden. Auf Grund
ihrer Berichte hat A. Schulten jährlich im Arch. Anz. (1898ff.)
die Fortschritte dieser erfolgreichen Grabungen verfolgt.
Die bis ins 7. Jahrhundert hinaufreichenden Fundstücke der ältesten kar-
thagischen Nekropole (Duimes und Dermesch) bestätigen, daß Karthago um
700 V. Chr. bereits bestand. Die Funde der verschiedenen Nekropolen belehren
uns femer über die Richtung, welche der karthagische Handel in den ver-
schiedenen Epochen hatte. In der ältesten Nekropole des 7. bis 6. Jahrhunderts
finden wir vor allem ägyptische oder phönizische den ägyptischen nachgeahmte
Gegenstände: sie weisen in die Frühzeit Karthagos, als der phönizische Handel
das östliche Becken des Mittelmeers beherrschte. Die aus dem 4. bis 3. Jahr-
hundert stammende Nekropole von Bordsch Dschedid illustriert mit ihren
sizilisclien und unteritalischen Gegenständen die Ausdehnung der karthagischen
Herrschaft auf Sizilien.
Über eine neue, dem 5. bis 4. Jahrhundert angehörige punische
Nekropole westlich des B. Dschedid-Hügels (»Ard el Kheraib«) be-
richtet Merlin i20j_ Et- g^j^ bei dieser Gelegenheit die Chronologie
der drei (mit der auf der Byrsa vier) Nekropolen und das sich aus
ihrer Lage filr die Entwicklung der Stadt Ergebende. Was sich
aus der Gräberforschung für die Entwicklung des Stadtbildes des
punischen Karthago gewinnen läßt, hat auch M. Besnier in einem
Vortrag 121) dargelegt.
Seit 1898 hat R. Oehler mehrere Aufsätze über die Häfen
von Karthago veröffentlicht ^ -2) ^ i,-n wesentlichen Resümees der
französischen Unterseeforschungen. Kritische Bemerkungen dazu
machte A. Schulten ^23),
"7) Paris 1907, Service geogr. de l'Armee, 3 Bl. — n») AA 1909, 191. —
"9) PhilWschr. 1900, Nr. 33 f. — 12O) Notes et Documents HI, 1909. —
121) Carthage punique. Caen 1901. — 122) aA 1898f. — 123) Ebenda 1905, 73f.
Geo<;r. Jahrbuch XXXIV. 5
66 A. Schuhen, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Ausgrabungen im Jahre 1909 haben ergeben, daß die iu der Mitte des
Kriegshafens liegende Admiralit.ätsinsel einen Durchmesser von 60 m hatte ^24)_
Die in der Nähe der Häfen gefundenen Haufen karthagischer Ballisten- und
Schleuderkugeln deuten auf die Lage des Arsenals iiin'-*).
Unterseeische Sondierungen haben in der südlich der Häfen
liegenden Bucht von El Kram deutliche Reste des .scipionischen
Dammes festgestellt.
Der Damm setzte südlich von El Kram an und erreichte im Norden den
östlich vom Handelshafen erbauten breiten Kai (auf dem die Karthager zum
Schutz der Häfen ein Bollwerk errichtet hatten), wodurch die Einfahrt gesperrt
wurde.
Was die Häfen angeht, so bleibt es dabei, daß sie in den
beiden Lagunen südwestlich der Byrsa erhalten sind. Die süd-
liche oblonge Lagune war der Handels-, die runde nördliche mit
der Insel der Kriegshafen i26)_
ß) Das römische Karthago. Über dieses und seine Topographie
besitzen wir das ausführliche Werk von A. A ud ollen t^^Tj^ 2U dem
ein Aufsatz von R. Cagnat^^S) ^u vergleichen ist.
Der neue Plan (Anm. 117) läßt da.s Straßennetz der römischen Stadt
erkennen. Die meisten Straßen laufen der Küste parallel (von NO nach SW)
nur 45 m (150 Fuß) voueinauuer entfernt. Sie werden geschnitten von kurzen,
im Abstand von 150 m (500 Fuß) senkrecht zur Küste gezogeneu Querstraßen.
A. Schulten hat aus diesem Straßennetz den Umfang der römischen Stadt
festgestellt und ihre Fläche auf 360 ha berechnet, so daß Karthago in der
Kaiserzeit nur ein Drittel so groß als das Rom der aurelianischen Mauer ge-
wesen wäre 1-3). Die Zone des Straßennetzes wird auf der Landseite begrenzt
durch die alte Bahn La Goulette — La Malga und durch den von La Malga
nach Sidi bu Said führenden Weg. Zu dieser Ausdehnung der Stadt stimmt auch
die Lage der römischen Friedhöfe, die außerhalb dieser Zone liegen. Drittens
paßt dazu die noch vollkommen erhaltene Zenturiation des Laudgebiets der
römischen Stadt, da der die Stadt begrenzende Weg La Malga — Sidi bu Said
der erste Dekumanus der Zenturiation ist.
Eine aus mehreren Reihen übereinander gelegter Amphoren
gebildete Stützmauer am Abhang der Byrsa, die nach Ausweis der
aufgemalten Inschriften aus den Jahren 43 — L5 v. Chr. stammt,
wird auf die Stadtmauer der Kolonie bezogen von BartheH^O)^
der sodann feststellt, daß die Stadtmauer der Kolonie unvollendet
geblieben ist, so daß Kartliago im Jahre 425 v. Chr. eine offene
Stadt war (Chron. Min. ed. Mommsen I, 658). Eine ähnliche
Amphorenmauer ist am Hügel B. Dschedid gefunden Nvorden^si).
Daß die Cohors urbana, der die Aufgabe zufiel, die unruliige
afrikanische Metropole in Schach zu halten, ihr Lager auf der
die Stadt beherrschenden Höhe von B. Dschedid hatte, zeigte P.
Gauckler'32).
124) BuUCom, 1909, 5, mit Plan (Merlin). — 125) AA 1909, 194. —
126) Ebenda 1905, 73, mit K. — I27) Carthage romaine. Paris 1901. 850 S.,
mehrere Pläne. — 12») JSavants 1905. — 129) AA 1907, 77; 1909, 191. —
130) Zur Geschichte der römischen Städte in Afrika (Anm. 93), S. 21. — i'i) AA
1905, 79. — 132) CRAcad. 1904, 695.
Afrika. 67
Eine Fähre, die Karthago mit dem gegenüber, auf der Südseite der Bai
von Tunis, liegenden Maxula verband, lehrte uns der inscbriftlich erhaltene
Tarif derselben kennen '•'^j.
Karthago als Stadtgöttin ist auf einem hier gefundenen Mosaik
dargestellt i34^_ In (Jer Sammlung »Les villes d'art celebres« hat
R. Cagnat neben Timgad und Tebessa Karthago behandelt (Anm.207).
b) Die anderen Städte. Durch die in großer Masse besonders
südlich vom mittleren Jledscherda aufgefundenen Inschriften ^•''5)
ist eine Menge neuer Ortsnamen bekannt geworden. Sie auf-
zuzählen würde zu weit führen und zwecklos sein, da es zur
Orientierung an einer dem Leser zugänglichen bequemen Karte
fehlt (s. 0. S. 57). Die meisten Namen kommen sonst nur in den
Biscliofslisten vor.
Durch Ausgrabungen sind vor allem die Städte Thugga, Bulla Regia, Gigthis
(an der Syrte), Uthina erfoi-scht worden. Am weitesten fortgeschritten ist die
Aufdeckung von Thugga^'^^). Einen Plan der Stadt findet man Areh. Anz.
1902, 55. Zu dem noch wohlerhaltenen Tempel (»Kapitoh) ist hinzugekommen
diis Foinm, ein Merknrtempel, ein Teil des Straßennetzes, das hier im Gegen-
satz zu Timgad unregelmäßig ist, was sich sowohl aus dem Alter wie aus der
Lage der Stadt erklärt, umi prächtige Privathäuser. Das berühmte libysche
Mauisohum ist restauriert worden. Auf dem Forum ist eine Windrose für
zwölf Winde angebracht ^ 3''). J. Carcopino hat in den benachbarten Ruinen
von Thüjnica (Ain Tunga) gegraben, oline großen Erfolg, während seine epi-
graphischen Stufen in der Umgegend ein neues Exemplar der »lex Hadriana
de rudibus agris« (Anm. 167) ergab '2*).
Außer Thugga ist durch Ausgrabungen am besten erfoi-scht
Gigthis (Bu Grara an der Kleinen Syrte). Im Arch. Anz. 1902 f.
hat A. Schulten Ansichten der wichtigsten Bauwerke und 1909,
202 einen Plan des Forums und seiner Umgebung mitgeteilt. Auch
in Bulla Regia (bei Suk-Arrhas am mittleren Medscherda) hat man
Ausgrabungen begonnen i39j_
Der topographisch wichtigste Fund ist ein Heiligtum des Apollo Patrius,
eines später zum Apollo umgestempelten einheimischen Gottes. Das Heiligtum
hat denn auch die be>onders durch die Sanktuarien des Saturn und der Caelestis
in Thugj^a bekannte Form der punischen Heiligtümer und besteht aus einem
offenen Hof mit angebauten Kapellen '■"').
Die wenig ergiebige Topographie von Hadrumetum behandelten
der Major Hannezo^-^^), Carton^^s^, Monlezun^^^^.
Daß Hadrumet wie Karthago unter Augustus Kolonie geworden ist, haben
die Amphoreninschriften c(ol) I(ulia) H(adrumetum) gelehrt i*3a^_ Im übrigen
ist von der alten Stadt so gut wie nichts zu sehen. Besser steht es mit den
Nekropolen, welche auch hier die von der Stadt ausstrahlenden Straßen be-
gleiten 1*^). Über die Aufdeckung der sehr ausgedehnten christlichen Rata-
133) AA 1907, 165. — 134) Ebenda 1905, 79. — ^^^) CIL Vm, Suppl.
1—3 (1891, 1894, 1904). — i36) S. die Berichte von A. Schulten in AA 1902,
53; 1903, 93; 1904, 122; 1906, 152 usw. — 137)aA 1906, 152. — i38) Melanges
Archeol. 1907, 23. — '39) aA 1904, 128; 1907, 165; 1908,214.— i*») Ebenda
215. — 1*1) BuUSousse 1905, 142. — 1*2) Ebenda 1907, 139. — i*3) Rgv.
Arch. 1900, 195—215, mit Plänen. — "S«) ^A 1907, 167. — '") BuUSousse
1903, 156—83.
5*
68 A. Schulten, Bericht über die historische Geogra2)hic des Westcus.
komben des alteu Hadrumct wird im Bull, de Sousse 1905 f. berichtet. D;i.«
seit 1903 erscheinende Bull, de la Soc. archeol. de Sousse*'*^) enthält wert-
volle Beiträge zur Topographie der Umgebung von Hadrumet und überhaupt
des tunesischen Südens. Die nähere Umgebung der Stadt, welche an antiken
Resten sehr reich ist, behandelt in einer Reihe von Aufsätzen Dr. Cartou,
der wie früher die Gegeud von Thugga so jetzt die von Sussa zu seiner archäo-
logischen Domäne gemacht hat !*•'). Nach Carton war die Umgegend ganz mit
Gärten und kleinen Farmen bedeckt. Sie lagen an Wegen, die in dichtem
Netz das Land durchzogen, und waren mit Mauern eingefaßt, ein Bild, das
lebhaft an die Umgebung einer modernen Stadt des Südens erinnert.
Daß Qurza nicht mit Kalaa Kabira (10 km von Hadrumet),
wohin die 7 Milien der Peutingerkarte führen, sondern nur mit
dem ausgedehnten Ruinenfeld Akuda 6,5 km von Hadrumet identi-
fiziert werden könne, weist Carton nach^*''), indem er zugleich
die Topograpliie dieser Stadt behandelt, von der noch beträchtliche
Reste vorhanden sind. Eine andere römische Stadt liegt bei Ksiba,
6 km sikUich von Sussa.
Ihre Topographie bespricht Carton '^*), der hier ein sehr interessantes
Saturnusheiligtum ausgegraben hat. Von der Bedeutung des Platzes zeugt ein
Theater. Derselbe Autor weist auf die in der Gegend von Hadrumet vorhandene
Limitation hin, mit der Mahnung, diese wichtigen Reste genau aufzunehmen'^^).
Einen Plan von Thenae (H. Tlüna), das in Cäsars bellum
Africanum eine Rolle spielt, findet man im Bull, du Com. 1908,
2 2 f. Daß der alte Name des heutigen Gabes Tacapes^ nicht Tacape
gewesen ist, haben die Meilensteine ergeben. Es hat sich also im
heutigen Namen der alte Name ohne den berberischen Artikel ta
(vgl, Tha-gaste, Tha-mugadi) erhalten (Tha-cajjes = Gabes) i^^).
Über Capsa (h. Gafsa) liegt eine Monographie vor^5i)_
Ein Kroki der Ruinen von Leptis Minor (Lemta) findet sich
im Bull, du Com. 1905, 28i52j. Daß die beiden gleichnamigen Syrten-
städte eigentlich Lepcis heißen, zeigt Clermont-Ganneau^53)_
Horrea Cadia (h. Hergla), ein wichtiger Hafen der tunesischen
Küste, bildet den Gegenstand einer topographischen Studie von
Hannezo^^*). Wichtig für die Topographie der Hauptstadt des
Sahel Thysdrus (El Dschem) ist das erste den Wasseranlagen dieser
Stadt gewidmete Kapitel der »Enquete sur les installations hy-
drauliques« ^^^).
Die Fläche der Stadt wird hier auf 135 ha geschätzt. Das riesige Amphi-
theater diente nicht allein der Stadt, sonderu der ganzen damals dicht besiedelten
Gegend.
Einen Plan des alten Althihurus (Medeina) findet man Enquete
I, 146, wo die Wasserwerke der Stadt behandelt sind, einen Plan
der bedeutenden Ruinen von Thclcpte (Feriana) eberida 154, wie
denn überhaupt in der »Enquete« eine Menge von Plänen mit-
1^5) Sousse, Imprim. franj. — «^6) BullSonsse 1904, 176; 1905, 124,
168. — 1^7) Ebenda 1906, 49. — ^*») Ebenda 1907, 68, mit Plan. — '^9) Ebenda
1905, 182 (vgl. Anm. 89). — iso) aA 1905, 84. — '5t) Bodereau, Capsa
1907. — '52) AA 1902, 56. — 's:') CRAcad. 1903, 333. — '54) i]„llSousse
1907, 125. — 155) S. Anm. 107.
Afrika. 69
geteilt sind. An eine Inschrift der Gemeinde Fnrnos knüpft Merlin^-^ß)
Bemei-kungcn über die Städtenamen anf -os wie Sululos, Madanros
und die als > Mains« und >]yiinus« unterschiedenen Gemeinden.
4. Die einheimischen Stämme.
Die topographische Lage der im Süden der Pro\'inz angesiedelten
Berberstämme ist durch Inschriften mehrfach aufgeklärt worden.
Daß der Stamm der Musulami, der in dem Aufstand des Tac-
farinas eine bedeutende Rolle spielt, in der Kaiserzeit nordöstlich
von Theveste saß, zeigt Toutain^57^_
Sie grenzten einerrseits an Madaiira (C. VIII, 4676), anderseits an eine
sonst unbekannte Gemeinde Tifiihenna und an eine kaiserliche Domäne '^*).
Ein zwischen den Musulami und den Cisibennenses terminierender Grenzstein
ist kürzlieh publiziert ^*9). In der Gegend von Thubursicum Numidarum (an
der algerischen Grenze) wohnte nach Ausweis des Beinamens dieser Stadt und
hier gefundener Inschriften eine Gens yiimifJa.rum^^'^. Eine Gemeinde der
Chellensex Numidne lehrte die Inschrift ('. YIII, 16352 kennen (Gegend von
El Kef).
Aus einer von Merlin ^ßi) herausgegebenen Inschrift sehen wir,
daß der Stamm der Musunii Regiani (= Regii) zwischen Cillium
imd Thelepte saß. Der Beiname Regius bezeichnet die Lage auf
ehemaligem Gebiet der niunidischen Fürsten. Die Grenze zwischen
Africa Vetus imd Numidien lief also östlich von den Musunii, was
vollkommen zu der Lage der anderen »Königstädte« und den
sonstigen Festpunkten der Grenze paßt (Anm. 82). Mehrere Berber-
stämme an der Kleinen und Großen Syrte identifiziert J. Bartsch
in seiner vortrefflichen Abhandlung »Die Berbern in der Dichtung
des Corippus«i62)
Die Frexes sind die heutigen Fraschisch, den Namen der Xefu.sa be-
wahrt noch heute der Dschebel Nefusa. Hoffentlich hat die hier gegebene
Anregung zu einer Bearbeitung der Ethnologie des Corippus (und seiner zahl-
reichen berberischen Personennamen) Erfolg. Auf Inschriften aus Gigthis kommt
der Stamm der Cinithü yor'^^^]. Die CiritfU Nybgeni<ir>iiii (bei Ptolem.
NvyßrjVioi) saß nach den von R. Cagnat behandelten Inschriften am Nordrand
des Schott el Dscherid und grenzte nach W an Capsa (Gafsa), nach O an Tacape
(Gabes) i^^). Eine Gens Bacchuiana bezeugen die in Bu Dschelida (am Süd-
abhang des Berges Eihän) gefundenen Inschriften ^ ^5).
5. Die Latifundien.
Neben den Städten und Stämmen nehmen einen großen Raum
die Latifundien der Kaiser und ^^eler Privater, die »saltus« ein.
Die Notiz des Plinius, daß unter Nero sechs Gi-undbesitzer die Hälfte der
Provinz besessen hätten, erscheint durchaus glaublich, denn es werden immer
mehr Saltus bekannt, besonders im Süden und am mittleren Medscherda, wo
die ganze Gegend zwischen U. Tessa im Westen, Siliana im Süden und Osten
und dem Medscherda im Norden, von kaiserlichen und privaten Grundherrschaften
eingenommen war^^^).
156) Proces-verb. Juni 1909. 16. — i^T) ij^m. je la Soc. Antiqu. 1898. —
158) CR 1909, 568 (Cagnat). — i59j NArehMiss. 1909, 117. — i«0) CR 1904,
478 (Cagnat). — lei) Ebenda 1909, 91. — i««) S. Anm. 64. — 163) NArehMiss.
XV, 311. — 164) CR 1909, 568. — les) CIL VIII, S. 1269. — i66) S. Anm. 103.
70 A. Scbulten, Beiicht über die historische Geographie des Westens.
Mehrere auf diese Güter bezügliche, für die römische "Wirtschafts-
geschichte und die landwirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse
der Provinz äußerst wichtige Inschriften (Bestimmungen über Pacht,
Anbau usw.) sind seit 1880 gefunden und oft behandelt worden ^ 6^).
Die Güter des Kaisers und viele private Saltus bildeten eigene
Territorien (Grundherrschaften), wie man besonders aus den z^vischen
ihnen und einer Stadt terminierenden Grenzsteinen sieht ^^S) Sehr
wertvoll für die Topographie der Saltus am mittleren Medscherda
ist Dr. Cartons »La colonisation au pays de Dougga<-i69) mit einer
Kartenskizze, welche die Lage der einzelnen Grundhorrschaften
veranschaulicht, und einer Karte der ganzen Gegend.
Eine Reihe von Grenzsteinen mit der Inschrift civit(atis) Thugg(ensis) und
Caes(aris) N(ostri) ergibt, daß das Gebiet von Thugga im Süden, auf dem Kamm
des Dsch. esch Scheid, au liuiserliche Domänen stieß. Andere kaiserliche Saltus
begrenzen die Stadtflur von Thugga im Norden. Die beste Karte der Saltus-
gegend ist jetzt das Blatt »Teboursouk« des Atlas archeol. In der Nähe von
Thugga waren begütert die Pullaieni, welche auf den Inschriften von Thugga
und Uchi Maius eine große Rolle spielen '^''). An netten Salttts sind bekannt
geworden: der Saltus der Manilii Arellii '"') ein »Fundus ... itanus«i^2j^ der
»Saltus Haterianus«'^^), die Gruppe des ->Saltus Blandianus, Udensis, Lamianus,
Domitiauus, Tbysdritauus« und der »Saltus Neronianus« in der Gegend von
Thugga ^''^), die »praedia Rufi Volusiani«^''^), ein Saltus bei Thibaris i^^),
»praedia Pullaienornm« bei Thugga^^^), »praedia L. Mcmmi Victorici; bei
Thugga^''*), kaiserliche Domänen südlich von Tebessai^^).
6. Militärische Anlagen (Liraeskastelle, Straßen).
Sehr gefördert wurde in den letzten Jahren die Erforschtmg
der Südostgrenze der Provinz: des Litnes Tripolitanus, der nach
dem Itin. Ant. von Turris Tamalleni am Südufer des Schott el
Dscherid bis nach Leptis Magna (Lebda) reichte *^o).
Der Limes ist auch hier eine mit Kastellen besetzte Straße. Er lief auf
dem Kamm des die Kleine Syrte umziehenden Dahargebirges. Die bald großen,
bald kleinen Kastelle ^^i) liegen vor den Defilees, durch die die Berberslämme
der Wüste in das reiche Küstenland der Kleinen Syrte eindringen konnten.
Außer den eigentlichen, ein kleines Lager darstellenden Kastellen findet man
als besonders verbreiteten Typus die auch an der Donaugrenze öfter erwähnten
I
'6^) S. Mommscn, Hermes 1880, 38ö, wo das zuerst gefundene Dekret
des Commodns über die Kolonen des Saltus Burunitanus (bei Vaga, nördlich
vom Medscherda) behandelt ist. Cuq, Le colonat partiuire dans l'Afr. rom.
(Mem. preseniees par divers savants ä l'Acad. de Inscr. 1898). Toutaiu, L'inscr.
d'Hr. Mettich (ebenda). A. Schulten, Die Lex Manciaua (Berlin 1898). Die
Lex Iladriana de rudibus agris (Hermes 1894 und Klio 1907). Die roraisehen
Grundherrschafien (Weimar 1895). Beaudouin (Nouv. Rev. du droit frani;.
et etranger 1898). — '^sj Schulten, Die römischen Grundherrschaften (1896),
S. 41f. AA 1907,212. CRAcad. 1907, 471. — iß») Tunis 1904. — i'«) Merlin,
Uchi Maius (Anm. 88). S. 54. — i^i) NArchMiss. XIV, 131 (Merlin). —
172) Ebenda 138. — ^''^ Ebenda 139. -- i^*) Alle in der Lex Iladriana
(Anm. 167). — "5) Merlin a. a. O. S. 196. — »^6) Ebenda S. 200. -
1") p:benda S. 205. — "«) Ebenda S. 211. — »79) NArchMiss. 1909, 165. —
»80) AA 1902, 57; 1903, 98; 1904, 131, mit K. BuUCom. 1903, 272; 1904,
142, 4(>7; 1905, 259. — »«i) Pläne derselben AA 1902, 58.
Afrika. 71
»Bürgin, d. h. kloine, stark befestigte Häuser mit offenem Ilof, die heutigen
xBordsch.182).
Im Anschluß an eine Inschrift, welche die Erbauung des Kastells
(praesidium) bei Siaun ums Jahr 198 (unter Septimius Severus)
datiert, bestimmt Merlin 1^3) die Chronologie der Limeskastelle.
Bereits Commodus schiebt ein Kastell (Tisavar) nach W über die Linie
der Limes vor, Sept. Severus folgt seinem Beispiel mit dem Kastell Siaun,
Alexander Severus baute noch weiter südlich, z. B. in Gadames, Kastelle. Die
Bezeichnung »burgus centenarius«, welche sich sowohl bei den Kastellen des
tripolitanischen Limes als auch sonst findet, leitet Gauckler '*'') von dem
Centurio oder Centenarius, der in solchen kleinen Kastellen kommandierte, ab.
Sehr wichtig für die Erforschung der östlichen, zu Tripolis ge-
hörigen Limesstrecke ist die von H. Malthuilsieux ausgeführte
Reise gewesen, über deren archäologische Ergebnisse in den Arch.
des missions scient. 1902, 245 — 77 (mit 11 Tai) berichtet wirdi^ö)^
während ein hübsch illustriertes Buchi^Cj vom alten und neuen
Tripolis erzäklt.
Behandelt sind die Städte der Küste: Leptis Magna, Sabrata, Oea und die
spärlichen Eeste im Innern, da.s M. bis zu dem 80 km von der Küste entfernten
Rand des die Wüste begrenzende Plateaus (Dsch. Iffren, Gariana, Tarunha von
Westen nach Osten) bereist hat. Die dem zweiten Bericht (1904) beigegebene
Karte zeigt den Zug des Limes über die Nefusakette, die östliche Fortsetzung
des tunesischen Dsch. Dahar, welche westlich von Leptis Magna ans Meer stößt
und so den Limes bis zu diesem seinem Endpunkt führt. Mau braucht jetzt
nur die in Tunis festgestellte westliche Limesstrecke mit dieser östlichen zu
kombinieren, um den ganzen Limes Tripolitanus zu haben. Er umzieht, dem
Rand des Plateaus (D. Dahar — D. Nefusa) folgend, die Küste der Kleinen
Syrte in starkem Bogen. Auf den bisherigen Karten z. B. bei Sieglin (Atlas
ant., Karte 20) ist diese Grenzlinie viel zu flach gezeichnet. Innerhalb des vom
Limes umzogenen Gebiets hat M. in Ghirza (am üed Semsem) eine bedeutende
Ruinenstätte, »die schönsten Ruinen von Tripolis<', entdeckt i*^.
Interessant ist, daß die Namen der Stationen oder Kastelle des
Limes meist noch heute fortleben. So entspricht Thaniascaltin
dem Stamm der Slamatin, Aiini, = h. Asru, Mesphe = h. Mesphe
usw. Für die moderne Geograpliie ist von Interesse die Feststellung,
daß der Dsch. Nefusa kein eigentliches Randgebirge, sondern nur
der etwa 300 m hohe Steilrand des zur Küste abfallenden Plateaus
ist ^88), eine Terraingestalt, die an das in Terrassen zur Küste ab-
fallende Plateau von Kyrene erinnert. Die Denkmäler von Ghirza
sind jetzt auch von fachmännischer Seite, von dem Architekten
H. Saladin, gewürdigt worden 189)_
Die ausführlichste Darstellimg der militärischen Straßen des
Südens der Provinz hat auf Grund der von mehreren Offizieren,
i82j AA 1904, 132. NArchMiss. 1909, 139. 161, 176. - ^»^) CR 1909,
91. — 1") Melanges ßoissier, S. 125. — 'S^) aA 1904, 117; 1906, 144;
1907, 208. — 18«) A travers la Tripolitaine. Paris 1903. Mit K. — 18^) aA
1906, 46. — 188) NArchMiss. 1906, 82, 95. — >89) Les monuments de Ghirza.
Paris 1906.
72 A. Schulteu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
besonders von Donau, angestellten Forschungen Ch. Toutain^^o)
gegeben (mit Plänen mehrerer Kastelle des Limes Tripolitanus).
Ferner ist zu vergleichen der Aufsatz von Donau über die Straße Theveste —
ThelepteiS') und Winklers '9'°) Untersuchung über die in der Tabula Peut.
verzeichneten Grenzstraßen. Im dritten Su])pl. der C. VIII sind eine Menge
neuer Miliensteine mitgeteilt. Sie beziehen sich auf folgende Straßen : Ta-
cape — Leptis Magna, Tacape-Capsa, Thelepte— Theveste, CiUium — Thelepte,
Cillium— Theveste, Karthago— Theveste (die Hauptchaussee des Landes), Kar-
thago— Sicca (El Kef), Sicca — Thagaste, Simitthii — Thabraca, Hippo Ecgius —
Thagaste usw.
Von den römischen Chausseen berichtet Dr. Carton, daß sie
nur an besonderen Stellen, z. B. bei Brücken, gepflastert sind,
sonst aber nur aus einer 0,20 — 0,40 m dicken Lage von kleinen
Steinen bestehen i92). Auf einer Inschrift aus Ammaedara 1^3) wird
genannt eine Via Hadrumetina, womit wohl eine der nach H.
führenden Straßen gemeint ist. Den Sussa zunächst liegenden Teil
der Straße Hadrumetum — Sufetula (Sbeitla) beschreibt E. Barthelemy
im Bull, de Soussei^*). Winkler 195) untersuchte die über die
nördliche Atlaskette von Simitthu (Schemtu) nach Thabraca (am
Meer) führende Straße und die Küstenstraße von Thabraca — Hippo
Diarrhytusisß).
Die am Südufer des Schott Fedschedsch (östlicher Teil des
Schott el Dscherid) entlang führende Straße von Tacape (Gabes)
nach Turris Tainalleni (nördlich von Kebilli) ist melirfach unter-
sucht worden, so von Donau in Bull, de Sousse^^'').
Öfter erforscht wurde auch, besonders von Donau, die südliche Hälfte
der Straße Tacape— Theveste: das Stück Tacape— Capsa (Gafsa) lä»). Die Straße
ist 14/15 n. Chr. vom Procos. L. Asprenas angelegt, um den Süden der Provinz,
wo 17 n. Chr. der Aufstand der Tacfarinas ausbrach, mit dem Legionslager
Theveste zu verbinden (. . . viam ex castris hibernis Thacapes). Das in der
römischen Zenturiation erhaltene antike Wegenetz ist Anm. 90 besprochen
worden.
VI. Numidia.
Eine gute Orientierung über die beiden westlichen Pro-s^zen
gibt Gsells »L'Algerie dans rantiquite«i99). Besonders ist hier die
wichtige Frage nach dem Lauf der Süd(jrcn%e in den verschiedenen
Epochen behandelt.
Der Limes lief im 1. Jahrhundert am Südrand der uördlicheu Atlaskette,
wurde später bis südlich der Salzseen (Schott-el-Hodna) vorgeschoben.
190) Notes et Documeuts sur les voies strateg. et l'occupatiou mil. du Sud
Tunisien in BullCom. 1904, 272-409. MemSAntiqFr. 1903, 253—380, mit
genauer K. — '9») Ebenda 1907, 138—215. mit K. — J»"") llcvTunis. 1910,
37 (Fronticre mer. de l'Afrique). — 192) Colonisatiou rom. un pays de Dougga,
1904, 26. — 193) Revue des Publ. Epigraph. (RevArch. 1908), Nr. 1(5. —
19«) BullSou.ssc 1906, 32. — >»*) RevTunis. 1895, 38. — '96) ßuHCom. 1S94,
3(39. — 197) 1907, 52. 173. — '98) MemSAntiqFr. 1905, mit K. (Toutain).
AA 1905, 84; 1906, 161; 1907, 172. — '99) Algier (Jourdan). 2. Aufl. 1903,
mit K.
Afriliii. 73
Gsells »Atlas archeologique de TAlgerie« 1:50 000 ist als
Grundlage der historischen Geographie von Numidien und Mauretania
Caesariensis oben S. 57 gewürdigt worden.
Die vortrefflich gezeichneten Bliittor orientieren über die verschiedene
Dichtigkeit der Besiedhing. Am dichtcs^teu besiedelt ist die Umgegend von
Cirta mit seinem ausgedehnten Territorium, dann folgt das Bergland an der
.Küste, am dünnsten bewohnt war das Steppengebiet des Südens.
Uralte ägyptische Einflüsse treten in den algerischen Fels-
zeichnungen zutage.
So erscheint z. B. hier der widderköpfige Ammou mit der Sonne zwischen
den Hörnern 200), Steingeräte aus quaternärer Zeit^oi) wurden mehrfach im
Recueil de Oonstantine 202) veröffentlicht. Sie lehren, daß Nordwestafrika in
dieser Epoche bereits ziemlich dicht besiedelt war.
Für Thamugadi (Tinigad), das man mit Recht das afrikanische
Pompeji genannt hat, ist vor allem auf das große, prächtig aus-
gestattete Werk von Boeswillwald (später Ballu) und Cagnat,
»Timgad, une cite afr. sous rempire«203)^ zu verweisen. Über die
bisherigen Ausgrabungen orientieren die Berichte von A. Schul ten^o*).
Den ein vollkommenes Schachbrett darstellenden Plan der von Trajan ge-
bauten Kolonie, an die sich später Vorstädte angebaut haben, findet man im
Arch. Anz. 1905, 86 abgedruckt. Für Reisende gibt es den kleinen Führer
von Ballu 205), gehr zu empfehlen ist jedem, dem das große Werk nicht
zugänglich ist, die von Holzinger herausgegebene Sammlung von Photographien
aus Timgud^oß). Eine mit vortrefflichen Bildern ausgestattete Beschreibung gab
kürzlich R. Cagnat 207)^ von dem auch der Nachweis, daß sich der Umriß der
trajanisclien Kolonie noch deutlich erkennen läßt, herrührt 208). Beiträge zur
Baugeschichte der Stadt — das chronologische Verhältnis von Kalk- zum Sand-
stein — gab E. Petersen in einem auch sonst für die afrikanischen Alter-
tümer belehrenden Reisebericht 209). Au Einzelheiten der Topographie von
Timgad sei hervorgehoben die große Zahl der Badeanstalten, deren jetzt bereits
elf bekannt sind, die Bibliothek2i0), mehrere Märkte^i'), zahlreiche Peristylhäuser,
eine Vorstadt mit allerhand Fabriken 2i2)_ Andere Literatur über Timgad ver-
zeichnet Li eben am 213).
Ein archäologischer Führer durch Lager und Lagerstadt Lambacsis
von R. Cagnat ivSt in der Sammlung »Guides en Algerie ä l'nsage
des touristes et archeologues « erschienen 21 3«).
Das wohlerhidtene Lager der dritten Legion ist jetzt fast ganz ausgegraben.
Über die Fortschritte der Aufdeckung ist im Arch. Anz. 1902 f. berichtet. Die
bisherigen Ergebnisse stellt eine mit Plänen ausgestattete Abhandlung von
R. Cagnat dar2i4).
Nächst Thamugadi und Lambaesis sind am genauesten erforscht
die Ruinen von Thihüis (kmwma)-^^), Thuhursicum Numklarum
200) Gsell, Mom. ant. I, 46. — 201) Vgl. im allgemeinen Recherche des
antiquites. Paris 1890. S. 36. — 202) z. ß. XL, 119; XLI, 185; XLII,
117. _ 203) Paris 1905. — 204) aA 1899 f. — 205) Guides en Algerie. 2. Aufl.
Paris 1903. — 206) Djg Baukunst H. 1, Ser. 3. — 207) Les villes d'art eelfebres:
Carthage, Timgad, Tebessa. Paris 1909. — 208) CR 1904, 460. — 209) aA
1903, 25. — 210) Ebenda 1904, 134; 1905, 89; 1906, 162; 1907, 173. —
211) Ebenda 1905, 85. — 212) Ebenda 1909, 222. — 2i3) ßursians JBer.
1905, 358. - 213«) 2. Aufl., 1901. — 2i4) MemAcadlnscr. 1907, 219—77.
AA 1908, 233. — 2i5) Ebenda 1906, 164; 1909, 220.
74 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
(Khamissa)2i6)^ Madaurus (Mdanruscli)^!^)^ alle drei durch Joly.
Der Topographie von Cirta, das, stets bewohnt und oft zerstört,
an antiken Resten sehr arm ist, hat Ch. Vars^is) eine ausführliche
Behandlung gewidmet.
Zu einer förmlichen Monographie über Cirta ist der umfangreiche Kom-
mentar von Gsell zum Blatt »Constantine« des Atlas arch. de l'Algerie-'^)
angewachsen. Auch für die anderen Städte ist der Text zu Gsells Atlas der
beste Kommentar in kürzester Form. Rings um Cirta sind interessante Grenz-
steine gefunden, welche verschiedene Kategorien von Ländereieu (ager publicus,
ager acceplus) gegeneinander abgrenzen. Eine Karte mit genauer Eintragung
ihrer Fundorte wäre für die Agrargeschichte wichtig.
Durch das 1894 veröffentlichte Supplement des CIIj VIII sind
auch in jN^umidien eine Reihe neuer Ortsnamen bekannt geworden:
Aquae Flavianae (C. 17 720), Lamsorta (18 595), Celtianenses (19 688),
Thamalla 220). Einen Grrenzstein. der zwischen einem »Kastellum
Gruroleuse« uiid einem privaten Latifundium terminiert, veröffentlicht
Grsell22i). Über die dichte Besiedluug der Gegend von Tebessa
unterrichtet die oben (Anm. 106) angeführte Arbeit. Das auch
topographisch wichtige Wasserreglement von Lamasba hat F. Gr.
de Pachtere neuerdings untersucht 222). Dem Beispiel der tunesi-
schen Enquete folgend, hat man auch in Algier eine solche über
die römischen Wasserwerke veranstaltet 223),
Für das Straßennetz sind wichtig die im dritten Supplement
des CIL YIII veröffentlichten neuen Miliarien (CIL VIII, S. 21211).
Die Südgrenze der Provinz behandelt, auf Grund der Peutinger-
schen Karte, Winkler in dem Anm. 191a angeführten Aufsatz.
Südlich des Ued Dschedi hat Gsell einen mit zahlreichen Türmen
besetzten Grenzgraben festgestellt, den am weitesten vorgeschobenea
römischen Limes 22*).
VH. Mauretania.
Im zweiten Bande seiner »Mittelmeerbilder« behandelt Th.
Fischer die Veränderungen der afrikanischen Küste und dabei die
Topographie verschiedener algerischer Küstenstädte (Tipasa, Rusguniae,
Rusucurru, Hippo Regius)225). Daß bei Auzia (h. Anmale) im
4. Jahrhundert n. Chr. die Grenze zwischen dem Dux Mauretaniae
und dem Comes Africae lief, haben die CIL VIII, 20 81 7 f.
edierten Inschriften ergeben. Wie sporadisch die Kolonisation von
Mauretanien im Gegensatz zu dem noch ziemlich dicht besiedelten
Nu midien war, lehren jetzt am besten die auf Mauretanien ent-
fallenden Blätter des Atlas arch. de l'Algerie 226).
218) AA 1901, 77; 190G, 1(34; 1909, 221. - '-'") Ebenda. — 2i8j Con-
stantine 1897. — 219) AA 1909, 224. — 22O) Ebenda 1905, 92. — 221) Bull.
Com. 1906. — 222) MelangesArch. 1908, 373. — 223) aA 1903, 10«. —
224) MelBoissier 1903, 227. AA 1904. 138. — 225) Ebenda 1909, 226. —
226) Ebenda 1908, 239.
Afrika. 75
1. Mauretania Caesarietisis.
Über die Topographie von Caesarea (Scherschel) und Tipasa
(Tifeseh) unterrichtet der treffliche »Guide arch. des environs
d'Alger« (Cherchel, Tipasa, Tonibeau de la Chretienne) von St.
G seil 227). Derselbe hat Tipasa in einer ausführlichen Monographie
behandelt 228). Auch Rumcurric (Tigzirt) besitzt eine Monograpliie,
von Gavault229).
Außerdem sind genauer bekannt: Satafis (Perigotville), Thamalla (Tocque-
ville)230)^ Aquae Calidae (Hammam Kirha)23i)^ Castellum Tingitannin (Orleans-
ville)232)^ Choba (Ziama)233)^ Ala Miliaria (Benian) 234).
Mit einzelneu Fragen der Topographie von Rusicade (Pliilippe-
ville) beschäftigt sich ein Aufsatz von Bertrand235).
Hier wird (S. 73) ohne genügenden Grund eine römische Villa am Meer
auf Sallust bezogen, weil eine bei dem doch weit entfernten Constautiue ge-
fundene Inschrift einen »Fundus Sallustianus« nennt, der natürlich durchaus
dem Historiker gehören soll.
Mt liebevoller Breite schildert die Steppenstadt Thubuitm
(Tobna) R. Grange236). Die beigefügte Karte läßt erkennen, daß
der algerische Süden wie der tunesische der Bereich der großen
Latifundien ist. Der Stamm der Bavares (s. Dessau RE. s. v.)
wird in einer in der Nähe von Setif gefundenen Inschrift genannt.
Der Herausgeber, St. Gsell, bestimmt bei dieser Gelegenheit aus
den ziemlich zahlreichen Inschriften, welche das Volk nennen, seine
Lage. Sie saßen im Osten von Mauretanien, in der späteren Pro-
vincia Sitifensis 237). Der Name sollte künftig auf den historischen
Karten nicht mehr fehlen (wie noch in Sieghns Atlas Antiquus,
Bl. 20). Die Gens Bacarum Mescgneitsiuni wird auf einer neuen
Inschrift aus Mauretania Caes. erwähnt 2^8). Die festen Schlösser
der Berberfürsten, welche Amniianus Marcellinus in seiner Dar-
stellung des Krieges gegen Firmus nennt, sind jetzt auch epi-
grapliisch bezeugt 239). Mehrere um 250 n. Chr. in der Gegend
von Sitifis gegen die Berbern errichtete Kastelle lassen sich aus
Inschriften nachweisen, die R. Cagnat erläutert 210). >lit der Topo-
graphie des Krieges gegen Firmus beschäftigt sich Gsell 2^1).
Er behandelt die Lage der festen Kastelle, in denen Firmus und seine
Brüder hausten. Das Schloß Petra des Sammac lag 25 km südlich von Tubusuctu
am Ostrand des Dschurdschuragebirges, der Fundus Mazucanus des Mazuc, eines
andei-en Bruders, in der Gegend des Schelif, Nubel und sein Sohn Firmus
besaßen das bei Menerville am Westrand des Dschurdschuragebirges gelegene,
welches den westlichen Eingang des Gebirges, der letzten Zuflucht der Berbern,
deckte, wie das des Saumac den öatlichen. Es folgt dann eine Analyse der
Operationen des Theodosius.
227) Algier 1896. — '-28) MelArcl). 1894, 291 — 450, mit Plan. — 22<Jj Bibl.
ArchAfr. II, Paris 1897. — 230) MelArch. 1895, 3.3. — 23i) L'Ami des Mo-
numents 1899. — 232) BuUOran LXXXII, 47. — 233) aA 1900, 78. —
234) Ebenda. — 235) RecConst. XL, 71. — 236) aA 1903, 104. — 237) ßec.
Const. XL, 111. — 238) CIL VIII, 21486. — 2«9) AA 1904, 138. — 240) Mel.
Perrot, S. 37. — 24!) RecConst. 1903.
76 A. SchultoD, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Wie in der östlicheu Provinz, so hat Trajan auch in der west-
lichen die Grenxe nach Süden vorgeschoben und die Territorien
der einheimischen Stämme neu reguliert. So heißt es auf einer
Inschi'ift aus der Gegend von Sitifis: :>fines adsignati genti Subur-
burum«242). Den Limes der Mauretania Caesariensis hat Leutnant
Fort untersucht und durch eine Karte 1:200000 erläutert 2*3).
Er ist wie üblich mit Kastellen besetzt. Auf Grund der Peutinger-
schen Karte behandelt die Südgrenze der Pro%dnz Winkler ^■isa).
Das Straßennetz der Gegend von Sitifis stellte fest Jacquot^*'^).
Der Name der Stadt Gunugu (Guraya), westlich von Cäsarea, steht
auf einer hier gefundenen etruskischen Inschiüft, die zugleich ein
interessantes Zeugnis des etrusldsch-karthagischen Verkehrs ist^-iö).
Punische Gräber, die bei Gunugu entdeckt sind, ilhistrieren die
Verbreitung des karthagischen Einflusses an der Nordküste 2*6),
Das 1904 erschienene Supplement III des CIL "VIII enthält folgende neue
Ortsnamen. 20 215: Centenariiim Aqua Frigida (Kastell), 20238: Satafis
(h. Perigotville), 20429: Novar . . ., 20486: cast. Thib . . ., 20574: Thamalla
(h. Tocqueville), 20817 und 20818: Grenzsteine zwischen dem Gebiet des
Comes Africae und Dux Mauretaniae, 20 873: Inschrift eines Saltus der Hortensii
Gaudentii (bei Tip;isa), 21486: gens Bavarum Mesegneitsium, 21663: Grenz-
stein zwischen der Gemeinde Regiae und einer Domäne (saltus Cu . . .). In
der Nähe von St. Arnaud ist eine dem Genius der Gemeinde Subtabarlum ge-
widmete Inschrift gefunden 2*'). Wie in der alten Provinz die Gegend von
Thugga, so ist in Mauretanien vor allem die von Sitifis, die weite Ebene
zwischen den beiden Atlasketten, Domäneuland gewesen, wie zahlreiche auf
Saltus bezügliche Inschriften lehren -^^.
2. Mauretania Tingitana.
Von den in Paris erscheinenden Archives Marocahies sind drei
Hefte veröffentlicht. Das erste behandelt die antike Geographie,
das zweite tue Inschriften, das dritte die Wirtschaftsgeographie^^^).
Alle drei Arbeiten sind von M. Besnier. Die den beiden Arbeiten
über die Geographie des alten Marokko beigegebenen Karten be-
ruhen auf der von Roquevaire entworfenen Carte de Maroc
1 : 1 Mill.250).
Das erste Kapitel der Geographie bebandelt die Quellen der alten Geo-
graphie, das zweite die Nord- und Westküste, das dritte das Innere. Die Schrift
über die wirtschaftliche Geographie stellt die Angaben der Alten über die
Produkte des Landes zus;unmen.
Die Straßen hat Winkler untersucht 2 »o«), Die geringe Zahl
der in ]\Iarokko gefundenen Inschriften — nur etwa 100 — spricht
deutlich für die dünne Besiedlung des Landes.
Die meisten Inschriften sind gefunden in Volubilis (Ksar Faraiin, nord-
westlich von Fes), die anderen in Tanger und an der von Tingis (Tanger) nach
2<2) MelBoissier, S. 99. — 243) aa 1909, 224. — 243«) RevTunis. 1909,
471. _ 244) RecConst. XLI, 33—170. — 245) aA 1907, 174. — 246) Gsell,
FouiUes de Gourava. Paris 1903. — 247) Proc.-verb. Juli 1907, S. 9. —
248) AA 1909, 225. — 249) Pan« 1904—06. AA 1905, 92; 1907, 176. —
250) Paris 1904. — 250-) RevTiinis. 1909, 361.
Afrikii. Ilispaniü. 77
Volubilis führenden Straße, der Basis der römischen Okkupation. Die seit dem
Erscheinen von CIL VIII gefundenen Inschriften der Maurctania Tingitana
sind im dritten Supplement des CIL VIII veröffentlicht. Neues für die Geo-
graphie haben sie nicht ergeben.
3. Westküste von Nordwestafrika.
Die neue Literatur über Hannos Pcrtplus ist GrJb. 1905, 134
besprochen, ebenda 151 die Arbeit von K. Müller über die
Kanarisclien Inseln. Auch die gewöhnlich mit der Insel Madeira
identifizierten » Purpurariae Insulae« sind neuerdings behandelt
worden von Vi dal de la Blache, der sie aber in den kleinen
Inseln vor Mogador erkennen \vili20i). Prähistorische Altertiiraer der
Kanarischen Inseln sind im Boletin de la Acad. de Hist. de Madrid
besprochen 252). Die Inseln der Seligen in Mythus und Sage der
Vorzeit behandelt ein Vortrag von F. HommeP^S).
C. HispanJa.
I. Allgemeines.
Berichte über die Literatur zur historischen Geographie der
Halbinsel gibt es nicht. Früher gab Coelho in Vollmöllers »Kriti-
schem Jahresbericht über die Fortschritte der römischen Philologie«;
eine kurze Übersicht heraus 254). Eine wirkliche historische Geo-
graphie der Iberischen Halbinsel ist noch nicht geschrieben worden
und wird auch besser erst dann gesclirieben , wenn durch ein-
gehendere Untersuchungen, besonders Ausgrabungen, über die Topo-
grapliie größere Klarheit erzielt ist. Vorläufig ist die beste Grund-
lage das CIL n, welches in der Vorrede zu den einzelnen Städten
auch das Topogi'aphische berührt. Die neueste Darstellung der
historischen Geographie der Halbinsel ist die kurze imd ungenügende
Skizze in J. Jungs »Gnmdriß« (Anm. 3) 84—96, 1896 ab-
geschlossen. Man vermißt hier die Kenntnis der einheimischen
Literatur. Ganz nützlich ist die Zusammenstellimg von H. Fertig,
»Spanien, Land und Leute in den drei letzten Jahrhunderten v. Chr.« 255).
Die topographischen Artikel der RE sind von E. Hübner. Im
Baedekerschen Reisehandbuch, dritte Auflage 256)^ ist die antike
Topographie, von Hübner bearbeitet, nach Gebühr berücksichtigt.
Seit 1903 bringt der AA einen jährlichen Bericht über neue Funde
von dem um die iberische Altertumsforschung verdienten P. Paris.
Für Spanien ist die v\'ichtigste archäologische Zeitschrift das
Bol. de la R. Acad. de Hist. de Madrid, zu dem im 51. Band (1907)
ein Index erschien. Auch die Revista de Arch. Bibl. .y Mus.
enthält Beiträge zur historischen Topographie. Portugal besitzt
zwei gute archäologische Zeitschriften: für den Süden den von
251) Les Purpurariae du roi Juba. MelPerrot .325. — 252) l, 49L —
253) Münclien 1900. 42 S. — 254) Znletzt im Bd. V, 1903, Abt. 3, 33—4.5,
für die Jahre 1891—96. — 255-) Bamberg 1902. — 256) Leipzig 1906.
78 A. Schulteu, Berichi über die historische Geographie des Westens.
Leite de Vasconcellos, dem hochverdienten Direktor des Ethno-
logischen Museums zu Lissabon, herausgegebenen Archeologo Por-
tugues257)^ für den Norden die von E. Severe in Oporto ver-
öffentlichte Portugalia^ss)^ die eine Menge archäologischen und
anthropologischen Materials enthält. In der Zeitschrift Revista de
Extremadiira259) findet man Aufsätze über die zahlreichen v Castros«
dieser Landschaft. Wichtige Beiträge zur Archäologie und Topo-
graphie enthält das von der Universität Bordeaux herausgegebene
Bull, hispan.260). Besonders sei auf die >Promenades archeol. en
Espagne« von P. Paris hingewiesen, in denen er die wichtigsten
Ausgrabungen der letzten Zeit, in Osuna, Carmona, Numantia u. a.,
behandelt 261). Zu der Sammlung der römischen Inschriften im
CIL II ist 1899 ein erstes, 1903 ein zweites Supplement er-
schienen 262). Die griechischen Quellen zur spanischen Geographie
hat Alemanv behandelt 262«). Die Bedeutung der arahiscJien Geo-
graphe?! für die antike Geograpliie der Halbinsel v\ird deutlich
aus mehreren Aufsätzen, in denen Seybold mit ihrer Hilfe antike
Ortslagen feststellt 263). "Wir dürfen von ihm eine Sammlung
aller auf Sf^anien bezügüchen Stellen der arabischen Geographen
erwarten. Die Stellen des Edrisi (um 1000 n. Chr.) sind heraus-
gegeben v^on A. Blasquez264). Wieviel auch hier aus den Ur-
kunden des Mittelalters zu schöpfen ist, zeigt ein vortrefflicher
Aufsatz von Jungfer 265)^ Jer aus ilmen und modernen Ortsnamen
eine Menge antiker Namen nachweist.
Tullonnim (Astiirer), nach dem Gotte Tullonius benannt, ebenso die
Sierra de Tolono (S. von Alegria, Provinz Alava). Der Flußname Aatura
wurde über Estora, Estola zu sp. Esla; Äfondego (Fluß) von Munda wie
Manchego von Mancha. Verschiedene galläkische Gaue leben in modernen Orts-
namen fort, ^o Bibali = sp. Biboli (Ovledo); Gigurri auf gotischen Münzen
Giorras = sp. Valdiorres, Tiburi = sp. Tribes (Oreuse), Lemavi =^ sp. Lemos.
Der Name der Vascones = sp. Basken, im Familiennamen Vasconcellos und
mehreren spanischen Orten (Ciudad de Vascos usw.), Puigcerda von den Cerretani,
Fluß Gallejo von Gallicus, fünf Dörfer Celtijos (Galicia) nach den Kellen be-
nannt, Berones = sp. Briones (Logrofio), Caceres von den benachbarten Caslra
Caecilia, Septimanca (Simancaj von den Septimii, Mon^ Mariamis nach dem
von Tacitus (Annal. VI, 19) genannten Minenbesitzer, davon Sierra Morena,
zahlreiche Ortsnamen auf-anus: Cornellano, Laviana (von Corneliana und Flaviana
sc. praedia). Sehr interessant ist die Zusammenstellung der von gotüchen
Personennamen abgeleiteten Ortsnamen (S. 17).
Fidel Fita weist nach, daß manche der (keltischen) Gentil-
namen auf -cum in spanischen Ortsnamen fortleben, z. B. Ma-
ganicum in sp. Magan (bei Torrijos zwischen Toledo und Talavera
de la Reina)266).
257) Seit 1895. — 258) ßd. I, 1895—1903; Bd. II, 1904—06. — =^9) Citceres
1899 f. — 260) Bordeaux 1898 f. — 26i) BuUIIisp. 1907 f. — 262) EphEp. VIII
u. IX. — 262.) BolMadrid 1909, 468. — 263) Vgl. ZDMGes. 1909, 350. —
26<) Descripciou de Espana por Edrisi. Madrid 1901. — 265) liier Personen-
und Ortsnamen Spaniens und Portugals. Berlin 1902. 22 S. — 266) BolMadrid
1895, 61.
Hispania. 79
Die in Deutschland und Frankreich so weit fortgeschrittenen
topographischen Lexika fehlen in Spanien und Portugal fast noch
ganz267). Die älteren Lexika wie Madoz sind unwissenschaftlich.
Auch Hühner 268) betont den reichen Gewinn, der aus einem
Studium der modernen Ortsnamen für die antiken gewonnen
werden kann.
Er forciert ferner mit Hinweis auf A. Sehultens Untersuchungen über die
Reste der Flurteiluug und die Flurkarten (s. Aum. 1281) auf, auch in Spanien,
besonders bei Merida, Zaragossa und anderen Kolonien nach Spuren der römi-
schen Fl urteil lOKj zu suchen.
Der auf einer Inschrift aus Zaragossa stehende Name Laeicum^^^)
ist mit Lacimurgi, Lacipea zusammenzustellen.
Sehr fehlt es noch an der Erforschung der römischen Straßen,
besonders an guten Monographien. Die Beschreibung der Via von
Uxama nach Augustobriga von Ed. Saavedra^'^'') ist leider eine
vereinzelte Erscheinung.
Vor allem tut not eine Aufnahme der zum Teil noch wohlerhaltenen Haupt-
straßen, so der Via von Emerita Augusta nach Asturica Augusta (»Via de la
Plata<), der Küstenstraße von den Pyrenäen nach Baetica u. a.
Nach Erscheinen des Supplements zum CIL II, 1892, ist hin-
zugekommen das Kapitel »Viae publicae« in Dessaus Nachtrag
zum CIL II 271).
Femer sei genannt: eine Arbelt von Blasquez und Delgado-^^) und
eine Reihe kleinerer Forschungen: v. Domaszewskis kurze Dai-stellung in dem
Aufsatz über die Benefiziarieustationen 273') der Aufsatz von O. Cuntz über die
Via Domitia^^i^j von Freixa über die Via Domitia zwischen Narbo und
Gerona275^^ ej^e Arbeit über eine Straße im Val Otafies im Gebiet der
Kantabrer (Anm. 402); eine Untersuchung über die römischen Straßen der Pro-
vinz Cuenca276) Yon Jem bekannten Kartographen Coello, eine Arbeit über
die kantabrischeu Küstenstraßen 277^ usw.
Zu den von H. Kiepert gezeichneten Karten im Supplement
des CIL n, 1892, sind hinzugekommen seine Karte (1:2 Mill.) in
den FOA (mit Nebenkarte der Conventus iuridici) und die Dar-
stellung in Sieglins Atlas Antiquus, bestehend aus einem Über-
sichtsblatt und acht Nebenkarten zur Geschichte der Halbinsel.
1. Spanien zur Zeit des Hecataeus, 2. zur Zeit der karthagischen Eroberung,
3. am Ende des hannibalischen Krieges, 4. nach dem Fall von Numantia, 5. nach
Untenvci-fung der Kantabrer und Asturer, 6. bei Augustus' Tod, 7. seit Cara-
calla, 8. nach der Einteilung der Kaiser Diokletian und Konstantin.
Bei dem Mangel an guten historischen Karten ist das Fehlen
guter moderner Karten in Spanien besonders empfindlich.
Da die seit 1884 erscheinende Generalstabskarte (1:50 000)
noch nicht über Neukastilien, also etwa das Gebiet der Carpetaner,
267) Pur die Provinz Gerona gibt es einen »Nomenciator geogr.-hist.x von
Pujol y Camps. 1882. — 268) ßolMadrid XXXVI, 1900, 402. — 2«9) Ebenda
1895, 61. — 270) Vgl. Schulten, Numantia. Berlin 1905. S. 9. — 27i) EphEp.
VIII, 453, 511; IX, 151. — 272) yias rom. espanolas. BSGMadrid 1899. —
273) Anm. 18. — 274) polybius und sein Werk. Leipzig 1902. S. 20. —
275) Rev. bist, du Rousillou 1901 u. 1902. — 276) RolMadrid XXXI, 1897,
5, 19. — 277) Ebenda XXXIII, 1898, 107.
80 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
fortgeschritten ist 2^8^, ist man für den größten Teil des Königreichs
noch immer auf die aus dem Jahre 1860 stammenden und sehr
ungenauen Karten von Coello (1:200 000) angewiesen, über die
hinaus die 1882 edierte Karte der Halbinsel von Valverde y
Alvarez279) (1:750000) wenig Neues gebracht hat. Die beste
kleinere Karte ist die Vogelsche in Stielers Handatlas (1: 1500 000).
Für Portugal liegt die Generalstabskarte (1:100000) vorSSO).
Die tojjograph Ische Forschung wird in Spanien meist noch
ganz in der alten unwissenschaftlichen "Weise betrieben. Daß da
erste Ziel einer Ausgrabung die Feststellung der Topographie sein
muß, wird bei dem seit den glücklichen Entdeckungen in Numantia
allerorts begonnenen, aber meist ganz dilettantisch betriebenen Aus-
grabungen nicht berücksichtigt. In den topographischen Mono-
graphien vermißt man noch mehr als in Italien das Verständnis
für die erste Aufgabe der Ortskunde: eine genaue Aufnahme der
Stadt, ihrer Umgegend und ihrer Denkmcäler^si).
Selbst von den wichtigsten Städten des Landes wie Merida, Italica, Tarra-
goua gibt es noch keine genügenden Pläne und die großartigen antiken Bau-
denkmäler des Landes wie die Römerbauten von Merida, die vorrömisehen
Mauern von Tarragona harren noch einer genügenden Aufnahme und Publikation.
II. Physische Geographie.
Die antike Geograpliie der Nordwest- luid Westspitze der Halb-
insel behandelt E. Hüb n er 282), pür die Geographie von Lusitanien
ist wichtig das Buch von L. de Vasconcellos über die Kulte
des alten Lusitanien 283j. j^i- behandelt ausfülu-lich die heiligen
Berge und Flüsse des Landes, berührt aber auch zahlreiche andere
Punkte.
Die verschiedenen Ansetzungen des Promunturium sacruyn.
eines Kardinalpunkts der alten Geograpliie der Halbinsel, untersucht
Braun 28-t) in einem Exkurs seiner Schrift über die Grenzen der
spanischen Provinzen. Er macht wahrscheinlich, daß auch auf der
Agrippakarte die Kantabrisclien und Ästurischen Gebirge eine Fort-
setzung der Pyrenäen bildeten 285). E. Maaß286) stellt fest, daß
Kalpe (Gibraltar) ein griechischer Name sei (= »Urne« nach der
Gestalt des Felsens). Der Beiname des Ztig Kdomg auf den ßlei-
ankern vom Cabo de Palos (bei Cartagena) dürfte sich auf den
Mon^ Casius, den Avien 259 an der Baetismündung kennt, be-
ziehen. Einen nach Ilucro = sp. Lorca benannten mons Ilucro-
nensis (= S. Almenara b. Murcia) lernen wir aus den Inschriften
auf Bleibarren der Provinz Mnrcia kennen 28").
278) GJb. 1906, Taf. 21. — 279) Madrid 1882. 6 Blatt. — 280) QJb.
1906, Taf. 21. — 28i) Vgl. A. Schulten Numantia 1905, 4f. — 282) Fest-
schrift für IL Kiepert, 38—40. — 283) Keligirx-s de Lusitania II, Lissabon 1897,
1—47, mit K. — 284) Siei^lins Quellen u. Forsch. XII, Berlin 1909. 40. —
285) Ebeuda 20 f. — 286^ ÖJahresh. 1906, 142. — 287) RevArch. 1907, 58.
Hispauiii. 81
Wichtig für die Topographie des unteren Baetis und seiner
Mündungen ist der Aufsatz, in dem G. Bonsor über neolithische
Ansiedlungen der Gegend berielitet^ss) (mit historischer Karte des
Baetistals). — Den Campus Spartarius , die Espartosteppe bei
Cartagena, behandelt Hübner in der RE. Fidel Tita 289) bespiicht
im Anschluß an die beim Cabo de Palos bei Cartagena gefundenen
antiken Bloianker (s. oben) die Topographie der Gegend nordöstlich
von Cartagena. ■ — Das coUegium Ancnse einer Inschrift 290) dürfte
seinen Namen vom Flusse Anas haben.
Recht ansprechend ist die Vermutung Grad man ns^si), daß
das Vorkommen des alemannischen Nationalkorns, des Speltes, in
Galicien auf die hier eingewanderten Siieven zurückzuführen sei.
Neue Einzelheiten über den Betrieb eines lusitanischen Bergwerks
enthält das neugefundene Stück der lex metalli Vipascensis 292^,
Bei dieser Gelegenheit sei gesagt, daß eine Monogi'aphie über die
spanischen Bergwerke im Altertum auf Grund der zalüreichen
Reste eine sehr lohnende Aufgabe wäre.
Der alte Name Ci(da, des in den Duero mündenden Cöa, ist
noch in dem der Transcudani erhalten 29-t).
m. Ethnologie.
Rhode (sp. Rosas) wird richtig mit Rhodanus zusammengestellt
und als Ugurische Gründung bezeichnet von Perdrizet29ö). Über
die Cyneten orientiert der ausfülirliche Artikel Hübners in der RE.
Wenn C. Jullian dieses auf den äußersten Südwesten beschränkte Volk
bis zu den Pyrenäen ausdehnen will -^'°), so ist das eine der verkehrten Hypo-
thesen, die dem geistreieheu Forscher zuweilen unterlaufen.
Daß die lAisitaner Iberer, nicht, wie M. Sarmento wollte,
Ligurer (Lusitani = Ligusitani!) sind, ergibt die Wiederkehr des
Namens bei dem keltiberischen Stamm der Lusoues297). ijie
Ethnologie Lusitaniens behandelt L. de Vasconcellos im zAveiten
Band seiner »Religöes«298).
In seinem Aufsatz ->Iberi nella GaUia< stellt Garofalo alle
Zeugnisse für die Iberer der Narboyiensis und Aquitania zusammen299).
Das Buch über die Iberer von Philipen 300j^ einem Schüler
A. de Jubainvilles, besteht aus einem wertlosen linguistischen Teil
und einem besseren antiquarischen, einem ersten Versuch iberischer
Altertumskunde. Erfreulicher ist der Aufsatz, in dem J. Wacker-
nagel^oi) zeigt, daß die Ethnika, auf -tanus auf Nordafrika,
288) Les colonies agricoles prerom. de la vallee du Baetis. RevArch.
1899, 126. — 289) BolMadrid XLVIII, 1906, 155. — 29") Ebenda XLII, 1903,
284. — 291) Getreidebau im röm. und germ. Altertum (Anm. 758 b), S. 100. —
292) JSav. 1906, 442. — 294^ re s. v. Cuda (Hübner). — 295) rea 1902,
199. — 296) Ebenda 1905, 375. — 297^ Religiöes I, S. XXVIII (Vasconcellos). —
298) s. 7—46. — 299) BoLMadrid XXXII, 189S, 294—344. — =»00) Les Ib&res.
Pai-is 1909. LitZentndbl. 1910, Nr. 13/14 (A. Schulten). — ^oi) Archiv f. lat.
Lexikographie 1905, 1 f. (Zu d. lat. Ethnika.)
Geojjr. Jahrbuch XXXIV. 6
82 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Spanien, Südfrankreich, die Balearen und Sardinien beschränkt, den
Bereich eines libysch-iberischen Volkes bezeichnen. Von anderen
Arbeiten über die Iberer ist zu nennen Schuchardt, »Die iberische
Deklination« 302)_
Die etlmographische Stellung der BasJcen ist noch immer ein
Rätsel. Der Versuch von Grabelentz^os)^ die Verwandtschaft des
Baskischen mit den Berbersprachen nachzuweisen, ist mißglückt
und beruht auf der noch nicht bewiesenen und wahrscheinlich
falschen Prämisse, daß die Basken Reste der (aus Afrika stammenden)
Iberer seien. Diese seit Humboldt herkömmliche Gleichsetzung
wird in neuerer Zeit bestritten, so von Philipen.
Die Schrift von J. de Gruillen-Garcia, »Les Hetheens ont-
ils colonise la Catalogne?«304)^ ist durch ihren Titel genügend
charakterisiert.
Der Artikel Hübners in der RE über die Beryh-aces, die
keltischen Bewohner des nördlichen Tafellandes, ist verfehlt. Die
Kelten auf der Iberischen Halbinsel behandelt Garof alo^^^)^ ohne
Neues zu bringen. Dasselbe gilt von dem Aufsatz A. de Jubain-
villes, »Les Geltes en Espagne«'^*^^). Besser sind die Auseinander-
setzungen von Vasconcellos^o") über die Kelten in Lusitanien.
Der Name der Turduler findet sich auf einer Inschrift aus
Merida308) (Porapeia Claudia Tm-dula). Mit zwei Stämmen der
Tarraconensis , den Olkaden und Ändosinern, beschäftigt sich
Feliciani309).
Jene identifiziert er mit den später an ihrer Stelle erscheinenden Oretanern,
die er wegen ihres Beinamens »Germani« (Plinius nat. hist. 3, 25) für Kelten
hält, diese stellt er zu dem aquitanischen Stamme gleichen Namens, was nicht
neu ist (vgl. Hübner s. v. Andosini in der RE).
Über die Limiei hat Macias, der Lokalantiquar von Orense,
eine Schrift geschrieben ^lO), jxit Hilfe der modernen Ortsnamen,
die den alten Namen bewahren, stellt L. de Vasconcellos die
Ausdehnung des bei Mela, Plinius usw. zwischen Duero und Mino
erwähnten Stammes der Grovii festen). Über die GaUäker ist
Hübners Artikel (RE) zu vergleichen. Der Name der Seurri im
Conventus Lucensis wird auf einer Inschrift genannt 3i2^.
Die von Sieglin angeregte Dissertation von Othmer^i^) jje-
schäftigt sich mit den Indigeten, Lacetanen, Cerretanern, Hercaonern,
Lusitanern, Bergestanern. Die noch nicht erschienenen Kapitel
7 — 22 werden die librigen Stämme behandeln. Das Gebiet der
Vaccäer und ihre Zugehörigkeit zur Citerior bestimmt Braun ^i^)
(S. 94 ff.).
äO-ä) SitzbAkWien 1907. — 30») Braunsehweig 1897. — 304) Freiburg
1899. — 305) BolMadrid 1899, 97. — 306) RevCelt. XIV u. XV. - 307) Rdigiöes
II, 57 f. — 308) BolMadrid 1896, 271. — 309) Ebenda XLVIII, 1906, 441. —
310) Orense 1904. — 3U) Os Grovios. Lissabon 1905. — 3i2) BolMadrid XLII,
1903. 214. — 313) Die Völkerstämme von Ilisp. Citerior. Diss. Berlin 1904. —
3>*) Vgl. Anm. 284.
Hispania. 83
IV. Prähistorische Geographie.
Über die sicheren Ergebnisse der prähistorisclien Forschung
unterrichtet am besten die kritische, gerade auf diesem Gebiet, auch
iiier einem Tummelplatz des Dilettantismus, wohltuende Übersicht
von Dechelette^iö), Eine Skizze der »Prähistorischen Geographie
Lusitaniens« (z. B. Verbreitung der Dolmen) gibt L. de Vascon-
cellos im ersten Band der Religoes^^^). Ein zusammenfassendes
Werk über die Prähistorie der ganzen Halbinsel ist seit Cartailhacs
grundlegendem Buch (1886) nicht erschienen. R. Melida hat in
seiner Antrittsrede in der Academia de la Historia^i?) eine kurze
Übersicht der wichtigsten präliistorischen Denkmäler gegeben.
Über die »Castros«, die zahlreichen, besonders im Westen der
Halbinsel verbreiteten Ringwälle, sind verschiedene Schriften er-
schienen, die A. Schulten 31S) bespricht. Wie in anderen Ländern,
so täte auch hier vor allem eine kartographische Aufnahme not.
Eine Ziisaiumenstelluug über die »Castros« von Portugal findet man iu
dem Buch über die Geschichte de« portugiesischen Heeres von Ayres de
Magalhäens Sepul veda ■''^j, Kap. 7, und im ersten und zweiten Band der
Religöes von L. de Vasconcellosä20-)_ j)jg Castros der an Nordportugal
angrenzenden Landschaften Leon und Altkastüien bespricht M. Gomez Moreno
iu eineiu vortrefflichen Aufsatz'^^i). ^\^ (jp^ a^, Südportugal angrenzenden L'stre-
madura Rosa de Luna^22) Einen Phin der merkwürdigen, in Yolksmund
Cava de Viriato« genannten Befestigung von der Form eines achteckigen
Polygons in der Nähe von Vizeu im nördlichen Portugal teilt L. de Vascon-
eellos323) mit. Einige namenlose ^-Castros« der Gegend von Logrosan (Pro-
vinz Caceres) hat Rosa de Luna untersucht ^24) j)je (jem Andenken des
ersteu Erforschers der lusitanischen »Castros-, M. de Sarmiento, gewidmete
Spezialnummer der Revista de Guimaraes 325^ enthält einen Plan der Citania
de Briteiros, der ersten systematisch ausgegrabenen Ibererstadt, und Abbildungen
ihrer Altertümer. Auch über das »CaMro de .V. Luzia« (bei Vianna do Castello,
nördlich von Porto) liegt eine wissenschaftliche Untersuchung vor^^e^^ ^yf ^jg
Lage der Castros auf hohen Bergen bezieht Vasconcellos die Stelle Aviens 195:
Cempsi atque Saefes arduos coUes habent, Ophiussae in agro ^27)_
Über die durch ihre paläolithisclien Bilder berühmte Höhle von
AUamira (bei Santander) ist eine prächtige Publikation von E.
Cartailhac und H. Breuil erschienen ^28^^
Am unteren Baetis hat G. Bonsor sowohl neolühisdie Ansied-
lungen der ältesten (ligurischen oder iberischen?) Bewohner des
Landes wie auch deutliche Spuren der eingedrungenen Kelten ent-
deckt 329).
Die von den Brädem Siret im Minengebiet der Provinz Almeria angestellten
Forschungen haben eine ganze Reihe von kleinen befestigten Ansiedlungen aus
315) RevArch. 1909. — 3i6) g. i2f. — 3i7) Discursos leidos ante la Acad.
de Hist. Madrid 1906. — 318) Nuujantia, 1905, 38f. — 3i9) Hist. do Exercito
Portuguez. Lissabon 1896. — 320) i^ 43; n, 83. — 32i) BolMadrid XLV,
1904, 147. — 322) Ebenda 507 f. — 323) ArchPort. 1904, 11. — 324) BolMadrid
1908, 140. — 325) Porto 1900. — 326) ArchPort. 1903, 16. — 327) Religiöes
II, 83. — 328) La caveme d'Altamira. Paris 1909. — 329) RevArch. 1899;
vgl. auch 1909 (Dechelette).
84 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des AVestens.
dem Anfang der Kupferzeit ergehen, über die in einem prächtig ausgestatteten
Werk berichtet wird ^^'').
In älinlicher Wei.se hat die prähistorischen Festen des oberen
Jalontals erforscht der Marques de Cerralbo'^^i) 5^j;_ Gromez
Moreno wird eine gründliche Untersuchnng und Aufnahme der
berühmten Kuppelgxäber von Antequera verdankt 332).
V. Römische Zeit.
Die ans Sieglins Seminar hervorgegangene tüchtige Arbeit von
F. Braun 333) hat über die Grenzen der spanischen Provinzen Klar-
heit geschafft.
1. Die Teihing der Ulterior in Baetica und Lusitania hat unter Agrippa
stattgefunden, denn sie findet sich in allen Auszügen aus seiner Karte. S. 40
wird die Entwicklung der kartographischen Anschauung von
Spanien untersucht. 2. Die Grenze zwischen Citerior und Ulterior während
der Republik. 3. Datierung der Dreiteilung Agrippas auf das Jahr 27 v. Chr.
4. Die augusteische Einteilung (Abtrennung der Callaecia und Asturia von
Lusitanien) zwischen 7 und 2 v. Chr. Die Diözesen der Hisp. Citerior und die
Entstehung der Provinz Lusitania behandelt E. Kornemann'^'^*).
VI. Die einzelnen Provinzen.
/. Baetica.
Die dichtgedrängten Städte am Bätis, nördlich von Carmona
(u. a. Arva, Canana = Alcolea del Eio) behandelt auf Grund ein-
geliender Lokalforschung G. Bonsor335)^ in fjem die Altertümer
des Bätistais einen eifrigen und methodischen Erforscher gefunden
haben. Seine für die vorrömische Geschichte der Gegend wichtigen
Untersuchungen im unteren Bätistal sind oben (Anm. 329) besprochen.
Verwandten Inhalts ist der Aufsatz von Max well 336).
Besondere Verdienste hat sich Bonsor um die Topographie von Carmona,
dessen Nekropole er zusammen mit J. Fernandez ausgegraben hat, erworben.
Über diese Forschungen orientiert am besten der Bericht von P. Paris ^37).
Eine Reihe von Ortsnamen des Bätistais findet sich auf den
den Monte Testaccio in Rom bildenden Amphoren, in denen, wie
H. Dressel nachgewiesen hat, das Ol der Baetica nach Rom ge-
bracht wurde 338).
Besonders oft kehren wieder die Namen Corduba, Hispalis, Astigi, Arva,
Malaca, Portus (= Gades), die also Haupte.xportplätze des andulusisclien Öls
waren. Als geographische Quelle hat diese Amplioren gewürdigt llübner^^^),
der die Figlinae Ceparicae im spanischen Cepera (bei Sevilla) und die Figlinae
Trebecianae in Tre!)ujena am Bätis erkennt. Die auf diesen Amphoren ver-
zeichneten Namen der Produkt ionsorte des Ols (Turrense, Frigideuse, Arcense,
*■"') Lcs Premiers ages du nietal au S. E. du l'P3sp. Ant\Ver])en 1887. —
331) El alto Jah.n. Madiid ISI09. Mit K. — 332, BolMadrid XLVII, 1905.
81 — 1'-52. — 333^ i)i(; Entwicklung der span. Provinzialgrenzcn in röm. Zeit.
Sieglins Quellen u. Forsch. 17. Berlin 1909. — »34) Klio III, 323. — ^^^) Los
pueblos ant. del (juad. in RevArchivos 1902, mit K. — 33«) .\thenaeum 3734,
S. G30. — 337) BullIIisp. 1908, 221. — 338) CIL XV, 502. — »s*») BolMadrid
1899, 465; 1900, 402,
Ilispania, 85
Bareufiensc usw.) lassen sioh nur zum Teil lokalisieren. Neue aus Arva stammende
Inschriften teilt Dessau im Nachtraj? zum CIL II mit-^'"').
Ob wirklich in Sevilla z-waschen der Puerta de Cordoba und
Puerta de Macarena Eeste der Stadtmauer des römischen Hispalis
A-orhanden sind, wie Melida und Saavedra^^i) glauben, bedarf
noch einer Untersuchung.
Daß die Eeste von Italica durch Schatzgräberei immer mehr
zerstört werden und eine systematische Ausgrabimg dieser Stätte
eine der vornehmsten archäologischen Aufgaben des Landes wäre,
soll auch hier gesagt sein.
Arva lag, wie die Forschungen von Maxwell und Bonsor ergeben
haben ^^'^, nicht bei Alcolea, sondern bei Pena de la Sal. Eine Gruppe von
Gemeinden des unteren Bätistais (Italica, Hispalis, Asido, Siarum, Callenses mit
dem Beinamen Aeneanici) wird in einer Inschrift genannt •*^^. Im Anschluß
an diese Inschrift wurde die Topographie der Gemeinde der Callenses Aeneanici
(bei Mora de la Frontera) erörtert •'^■*).
Nerfohriga (Conventus Hispalensis) \\\v(\. auf mehreren neuen
Inschriften genannt ^^^j Daß der bei Plinius nat. bist. (III, 11)
überlieferte Name Canama durch Canana zu ersetzen ist, lehren
neue Inschriften 3* 6). Die Gemeinde der Ser(ienses) in der Baetica
(Ptolemäus) wird auf einer Inschrift genannt ^•i^)^ ebenso die
Pontuficienses (die Gemeinde Obuico, h. Porcuna) 3*^).
Der Aufsatz von Feliciani^^s) über die Schlacht bei Mwida
ist zur Orientierung über das Problem willkommen, ohne Neues zu
bringen. Die Identifikation Mundas mit MontiUa (südlich von
Cordoba) findet sich schon bei Stoffel, welchen wichtigsten seiner
Vorgänger Feliciani nicht zu kennen scheint.
Vor Feliciani hat A. Carrasco die Frage behandelt ^^O) im Anschluß an
das Buch von Valverde y Perales über Baena, in dem auch die Topographie
der Schlacht besprochen ist-^^'). Wenig bekannt dürfte sein, daß bereits P.
Merimee Munda in MontiUa gesucht hat, in »Carmen«, dem Roman, der
Bizet zu seiner Oper begeisterte. Zugleich die Lage der Stadt und die richtige
Schreibung ihres Namens Iponoba (nicht -uba) ist durch den Fund einer In-
schrift auf dem Cerro de Minguillas, 3 km östlich von Baena (Provinz Cordoba"),
bekannt geworden 3^'°). — Über Achiippo ist BolMadrid XXIX, 367 zu ver-
gleichen.
Einige Notizen über die spärlichen Reste von Carteia gibt ein Aufsatz
von Romero de Torres^^^^j dje yqq Baelo sind behandelt worden von
P. Furgus353)^ dem Schöpfer des Museums von Orihuela. Eine ausführlichere
Monographie hat Astapa (span. Estepa) erhalten ^*^). — In Urso (h. Osuna)
haben A. Engel und P. Paris eine im Bellum Hispaniense erbaute und er-
stürmte Befestigung aufgedeckt, die außerdem für Tracht und Bewaffnung der
3^0) EphEp. IX, 159. — 3-11) BolMadrid 1907, 438. — 342) Vgl. EphEp.
IX, 74. — 343) Ebenda VIII, Nr. 306. — 344) BolMadrid XXXI, 1897,
381. — 345) EphEp. VIII, Nr. 82. — 346) Ebenda Nr. 91. — 34?) BolMadrid
XXX, 1897, 336. — 348) Ebenda XXXI, 1897, 60. — 349) RivStoriaAnt.
X, 1905/06, 1—30. — 350) BolMadrid XLII, 1903, 405—15. — 35i) Historia
de Baena. Toledo 1903. 536 S. — 351«) BolMadrid XLIII, 1903, 525. —
352) Ebenda 1909, 247. — 353) AnnSArchBruxelles 1907. Vgl. BolMadrid
1909, 422. — 354) A. Aguilar u. Cano, Astapa. Sevilla 1899. DLit. 1900,
Nr. 11 (Hübner).
86 A. Schiilteu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Iberer wichtige Reliefs ergeben hat ■^^^). — • Einige Reste des alten Carissa
(h. Carijo) bespricht Roraero de Torres'^^. — Daß die Stadt Besaro bei
Plinius (nat. bist. III, 14) Bacsaro zu schreiben ist, lehrte eine Inschrift "^^^ ;
als civitas Baesai'ensis kommt die Stadt auch auf einer stadtrömischen Inschrift
yOj. 358j_
In der Abhandlung über die Lage von Ilurco (bei Granada) von M. Gomez-
Morcno-'^^ vermißt man sehr eine Karte der Gegend. Die auf Bleibarren
aus Coto Fortuna (7 lim westlich von Mazarron, Provinz Murcia) stehende
Inschrift Ilucro zeigt, verglichen mit der auf älinlichen in Rom gefundenen Barren
(CIL XV, 7916) stehenden Inschrift: fod(inae) mont(is) Ilucr(onensis), daß
das benachbarte Lorca Ilucro hieß (Eliocroca im Itinerar) und nach diesem
das benachbarte Gebirge (Sierra Almenara) nionii Ilucronensis (Anm. 287).
Über neue Funde von Malaco hat der verdiente Lokalforscher M. Rodr. de
Berlanga, ein Veteran der spanischen Altertumsforschung, eine größere Arbeit
veröffentlicht ^6").
Einen Beitrag zur Topograpliie von Gades bringt ein Aufsatz
über den berühmten Tempel des Herakles ^^i). Als »Portus« ist
Gades bezeichnet auf Amphoren vom Monte Testaccio (s. oben
Anm. 338)362). Die Nachrichten über das Silberland Tarschisch be-
handelt ganz unkritisch E. Opperts Aufsatz »Tharshich und Ophir«363).
Neue Altäre der nach Tarohriga (in Baeturia) benannten Dea Ataecina
Turobrigensis hat Dessau ediert"'^'*). Vasconcellos bespricht die noch
unbekannte Lage der Stadt '^^^).
Bei Huelva, am Zusammenfluß des Rio Tinto und Odiel. liat
"VV. Sieglin das von Avieu 241 ff. beschriebene iberische Grotteii-
heüigtum einer Unterweltsgöttin gefunden^ee). Noch heute bewahrt
der nahe »Lago de Infierno« die Erinnerung an die Stätte. Eine
ausführliche Untersuchung über die Lage von Iliberris hat M.Gomez-
Moreno, ein eifriger Lokalforscher, veröffentlichtest).
2. Tarraconensis.
a) Conventus Tarraconensis. Über Barcino (Barcelona), ist zu
vergleichen der Artikel der RE von Hübner und der Kommentar
von F, Fita zu einer auf die cälteste Befestigung von Barcelona
aus cäsarischer Zeit bezüglichen Inschrift ^^S) — q[q durch das
Nebeneinander der iberischen, griechischen und römischen Stadt
schwierige Topographie von Etnporiott hat A. Schulten «"^ß^) auf
Grund einer neuen Karte und eigener Grabungen behandelt.
Die seitdem von Barcelona aus unternommenen Grabungen werden die noch
immer vorhandenen Schwierigkeiten der Topogra])hic aufklären. Ihre Ergeb-
nisse vorwertet Frickenhaus370) Ferner ist Hübners .Artikel »Emporionc
355) Une fortercsse iberique il Osuna. ArchMissSc. 1906. Vgl. auch Bull.
Hisp. 1908. AA 1904, 139. — ^^ß) BolMadrid 1909, 419. — • 357) RhcinMus.
1908, 319. — 358) NotScavi 1907, 462. — »59) BolMadrid 1907, 182—96. —
360) Rcv. de la Asociacion art. arqueol. Barcelouesa 1905 — OS. — 36 1) Rev.
Archivos 1906, 199. — 362) ciL XV, S. 562. — 363) ZEthn. 190;;, 50. —
364) EphEp. IX, Nr. 42. — 305) Religiöes II, 158. — 366) aA 1902, 42. —
367) BolMadrid XLVI, 1905, 44. — 368) Ebenda XLII, 1903, 481—83. —
368) Ampuria.-,. JbKla^sAlt. 1907, 334, mit K. — 370) BonuerJb. 1909, 17,
mit K.
Hispauia. 87
in der HE zu vergleichen. Die Zeit der Gründung von Emporiou versucht
Botet y Siso'^') zu bestimmen. Eine neue Inschrift'''-) nennt einen '/s/<.t^ooj't»;?.
Die massaUothchen Emporien an der spanischen Ostküste hat Garofalo5''3)
behandelt.
Die berühmten Stadtmauern von Tairagona sind zuletzt be-
sprochen von J. R. Melida374), der sie mit den »my kenischen <;
Mauern vergleicht, wobei aber nur der Stil, nicht die Erbauer,
zweifellos Iberer, bezeichnet sind. Das Boletin berichtet mehr-
fach über die Altertümer von Tarragona S'^^). — Die bei Caldas
de Montbuy erhaltenen römischen Bäder werden im Boletin be-
schrieben 376). Eine antike Ansiedhmg in S. Feliu de Guixols
an der Küste wird in der Rev. Archivos (1905, 215) besprochen.
Die an die bekannte falsche Ableitung des Namens Saguntum
von Zakynthos erinnernde Schi-eibung Sagyntho findet sich auf
Amphoren von Sagunt^^^). Das Werk von Chabret^TS) über
Sagunt gehört zu den wenigen brauchbaren Arbeiten spanischer
Lokalforschung.
b) Conventus CarÜmginiensis. Die Topographie der Hauptstadt
des Convents hat zidetzt 0. Cuntz379) behandelt; ferner ist zu
nennen Hühners Artikel in der RE.
Ob die zwii-ehen Galle de Jara und Galle del Aire aufgedeckte Säulen-
reihe zum Forum des alten Garthago Nova gehört, wie Gisneros y Hervas
will*^''), ist sehr fraglich. Über andere Altertümer von Garthago Nova ist
Boletin XXXIl, 431; XLIl, 129 zu vergleichen. — Ein auf einem Pannen-
feld 1 1 km südlich von Valdepenas und 1 km östlich von Torrenueva gefundenes
Zehnpfundgewicht mit der Inschrift >r. p. Edebenshim p(ondo) X«'»!) er-
gibt den Namen des Despoblado und bereichert die spanische Geographie um
einen neuen Ortsnamen. Edeba ist nicht zu verwechseln mit dem bei Sagunt
gelegenen Adeba. — Das auf der Straße von Segovia nach Titulcia (bei Aranjuez)
verzeichnete Miacum, welches man gerne auf der Stelle von Madrid suchte,
scheint mit der bei Garabanchel Bajo (bei Madrid) vorhandenen Ruinenstätte iden-
tifiziert werden zu müssen, denn ein Fluß der Gegend heißt in mittelalterlichen
Urkunden Miaco'^^. — Die oft behandelte große Iberei-stadt auf dem »Cabezo
del Griegoi: (bei Ucles im Westen der Provinz Guenca, s. GIL II, S. 944) ist
durch Auffindung einer Inschrift als Segobrirja identifiziert ■'*•'). Hübner hält
trotzdem an der Ansicht fest, daß Segobriga mit dem span. Segorbe zu iden-
tifizieren ist. — Neue Funde auf der Stätte von Valeria (span. Valera) am
Jucar sind im Boletin mitgeteilt ^^^j. — Über Dianium (span. Denia) hat Roque
Chabas ein Buch geschrieben.
Balearen und Piiyusen. Die nahe Verwandtschaft der prä-
historischen Türme, der »Talatjots« mit den sardinischen Nuraghen
und ähnlichen Festen auf Pantellaria und in Afrika hat zuletzt
371) DLscursos leidos en la Acad. de Buenas Letras. Banjelona 1908. —
372) EphEp. VIII, 518. — "3) BolMadrid XXXV, 177. — "4) in der Zeitschr.
Arquitectura y Gostruccion. Barcelona 1905. — "5) XXVIII, 430; XXXII,
169; XXXVIII, 109; XLIX, 420. — 376) ßolMadrid L, 129. — 377) CLL
XV, 2632. — 378) Hist. de Sagunto. Barcelona 1888. — 379) Polybius und
sein Werk, Leipzig 1902, mit Plan. — 380) BolMadrid 1908, 489. — 38i) Ebenda
1909, 485. — 382) Ebenda 1907, 252. — 383) EphEp. VIII, Nr. 182. —
384) 1908, 509.
88 A. Schulten, Bericht üher die historische Geographie des Westens.
A. Mayr dargestellt ^86). Unter »Balearen< behandelt Hübner in
der RE Geschichte und Topographie der Inseln.
J. Roman y Calvet hat auf Ibiza eine Menge panischer Altertümer
entdeckt und in einem großen Werk beschrieben, in dem er außerdem die
Topographie der Pityusen behandelt und nachweist, daß Formentera das alte
Ophiussa 181387),
c) Conventus Caesarangtistamis. Ein Dekret des Konsuls Pom-
peius Strabo aus dem Jahre 90 v. Clu-., welches einer Tiirma
Salluitana spanischer Reiter für ilu-e Tapferkeit das Bürgerrecht
verleiht 388)^ hat topographischen Wert, weil die dreißig Reiter nach
ihren Gemeinden aufgeführt sind.
Die Turma heißt nach Salluia, bei Plinius JSalduvia, dem iberischen
Namen des späteren Zaragossa. Von den Gemeindenamen sind neu: Baqarenses,
. . . ticenses, Begenses, Ennegenses, Suconenses. Die anderen Namen (Ilerdenses,
Segienses, Libienses, Ilhiersenses) sind bekannt.
Die »Porta Romana« von Zaragossa wird auf einer Insckrift
genannt 389j_ Leider fehlt immer noch eine brauchbare Topographie
und selbst ein Plan der Stadt.
Der Marques de Cerralbo hat im Tale des Jalon nördlich
von S. Maria de Huerta eine stark befestigte Ibererstadt, die er
für Ärcobriga hält, und verschiedene Castros ausgegraben 390)_
d) Conventus Cluniensis. Uxama (heute Osma) hat bei Mela
den Beinamen Barca. Iharca ist dieser Name auf mehreren In-
schriften geschrieben 391).
Segwamo wird als Knotenpunkt dreier Straßen: nach Asturica, Legio und
Burdigala von v. Domaszewski^^') behandelt. Ooasso (Oyarzun) bespricht
C. Jullian 393j_ Mehrere Inschriften mit dem Namen von Triticum (span.
Tricio, westlich von Logrono) edierte Baraibar im Boletin ^^■*). — Eine Ab-
handlung über Contrebia Leiicada (tlas im Fragment des 91. Buches des Livius
erwähnte Contrebia) von de Govantes aus dem Jahre 1841 wurde 1907''^^)
veröffentlicht. Govantes sucht Contrebia auf dem Hügel Torres de Carazo,
10km nördlich von Silos. Dem widerspricht Naval Ayerve^ae^, ohne daß
seine Gründe überzeugen, wie mit Recht der Abt von Silos Guepin-'^'^ aus-
führt.
In vollem Umfang ist die Topographie einer der berühmtesten
Städte des Landes Numaniia aufgeklärt worden.
Nachdem E. Saavedra auf Grund der Ilinerare Numantia mit den Ruinen
auf dem Hügel bei Garray am Duero identifiziert hatte, dann aber durch schlechte
Ausgrabungen, die angeblich nur eine römische Stadt feststellten, dieses Ergebnis
in Frage gestellt worden war, deckte A. Schulten im Jahre 1905 unter der
römischen die von Scipio 133 v. Chr. verbrannte iberische Stadt auf und f:md
in den nächsten Jahren in ihrer Umgebung bedeutende Reste der scipionischen
Einschließungswerke, vor allem die sieben von Appian bezeugten Lager. Über
diese Grabungen ist im Archäol. Anz. 1905 — 09 berichtet. Von demselben ist
386) Vorgesch. Alt. auf Malta (Anin. 1524), 5. — •'*") Los nombres y importancia
arqueol. de las Islas Pythiusas. Barcelona 1906. — 3**) BullComnuiiialc 1908,
169—276 (Gatti). — »s») EphEp. VHI, Nr. 316. — ^90) g. Anm. 331. —
39') EphEp. IX, Anm. 292a. — 392) wZ 1902, 191. -- 393) BullHisp. 1905,
221—34. — 394) BolMadrid 1907, 256. — 395) Ebenda 235. — 396) Ebenda
426. — 397) Ebenda 430.
Hispania. 89
ferner eine die philologische Ba-^is der Aiisf;rahunK bildende Sfhrift über Numantia
erschienen 39»). in deren erstem Teile die Topojjraphie von Numantia behandelt
wird, während der zweite den Nachweis bringt, daß Aj)pians Bericht über die
Belagerung (Iberica 90 — 98) auf der Schrift des Augenzeugen Polybius über
den nuinantinischen Krieg beruht. — Außerdem hat A. Schulten bei dem Dorf
Reniehlas, B km östlich von Numantia, sechs römische La<jer aus den spanischen
Kriegen entdeckt, von denen er das eine dem Fulvitis Nolnlior, der von hier
aus im Jahre 153 v. Chr. den Krieg eröffnete, zuweist, während über den
Erbauer der anderen Lager noch nichts feststeht 399)_ \^ dem oben angeführten
Bericht findet man eine Karte der Umgehung von Numantia mit den römischen
Lagern.
Bei Lucilius wird der meist Pallantia geschriebene Name des
h. Palencia Talantia geschrieben'*'^"). r>Inte.rammis<' auf einer In-
schrift aus Valencia *oi) ist auf eine Gemeinde dieser Gegend zu
beziehen.
Die im Val Otaties vom Ebro zur Küste, nach Casti-o Urdiales,
führende Straße wird an der Hand der Meilensteine untersucht
von Martinez de Casa Lopez*02) ^nd Fidel Fita^os). Man
möge bald die hier erwähnte Aufnahme der Straße mitteilen. —
Neue in der Gegend westlich von Clunia gefundene Miliarien der
großen Heerstraße, die, von Zaragossa kommend, über Numantia,
Clunia nach Astorga führte, teilt Fidel Fita404) mit.
Eine von Ä. Schulten im Jahi-e 1906 veranstaltete Ausgrabung
hat ergeben, daß die auf dem Berge Santa Marina, südlich von
Juliobriga, liegenden Befestigungen nicht, wie man bisher an-
nahm'^o^)^ t^jas Lager der Legio IV. Macedonica, sondern einheimische
Ringwälle sind.
Mehrere die »prata legionis IV.« gegen das Territorium von Juliobriga (beim
h. Reinosa) abgrenzende Grenzsteine ^"ß) sind im Tale des Camesa gefunden und
lassen vermuten, daß dieser die Nordgrenze des Gebiets der Legion bildete,
das nach S an die Gemeinde Segisamo grenzte.
3. Ästuria und Callaecia.
Beide Landschaften behandelt Hüb u er in den Artikeln der RE,
Asturien Garofalo-*""). Der Name des Stammes der Wmri (Ptol.
2, 6, 37) ist jetzt epigraphisch belegt-*08) (Tibura). Über die Gromi
s. Anm. 311. Der Mars Tilenius einer L3sclmft*09j aus der Gegend
von Astorga hat denselben Namen ^\•ie das noch heute Teleno ge-
nannte Gebirge bei La ßaüeza.
Die Inschriften von Asiurica Angusta (Astorga) sind von M. Macias^i")
zusammengestellt, der bei dieser Gelegenheit auch die Topographie der Stadt
behandelt. — Eine Stadt der Seurri, Transminium«, (im Conventus von Lucus)
ist durch die Inschrift eines »Seurrus Transminianus« bekannt geworden ^^^).
Ein neues militärisches Territorium — prata cohortis IV. (rallorum — , das
398) Numantia. Berlin 1905. .Mit Plänen. — 399) AA 1909, 526, u. 1910. —
*^°) Cichorius, Unters, z. Lucilius, 1908, 215. — -»oi) EphEp. VJII, Nr. 134. —
^02) BolMadrid 1908, 389. — ^o») Ebenda 454. — *<>*) Ebenda 1909, 323. —
^05) CIL II, S. 932. — "6) EphEp. VIII, Nr. 284. — ^""^ De Asturia. Bar-
celona 1900. — *"») EphEp. IX, Nr. 307 a. — *09) Ebenda Nr. 293. —
*10) Epigrafia rom. d. A. Orense 1903. — *") BolMadrid 1903, 213.
90 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
an das Gebiet von Bedunium (beim h. La Baneza) grenzte, haben Grenzsteine
kennen gelehrt, die bei Castrocalvon (südwestlich von la Baneza) gefunden
sind*'2)_ — Die Lage einiger Orte Galiciens versucht die Schrift »Adobrica«
von L. de Saralegui y Medina^i^^ festzustellen. Sicher ist, daß h. Cedeira
dem antiken Cetaria entspricht. In derselben Gegend bewegt sich die Schrift
über Burum von Macineira y Pardo*'*).
4. lyiisitania.
L. deVasconcellos' Buch über die antiken Kulte Lusitaniens*^^)
ist aneh'^für die historische Geographie wertvoll. Im ersten Band
ist die Geographie der p'ähistori.sche)t Zeit, im zweiten die »proto-
historische« Geographie behandelt. Emerita Augusta, die an Alter-
tümern reichste Stadt der Halbinsel, entbehrt noch immer einer
guten Monographie.
Vor allem wäre die Aufnahme des antiken Straßennetzes, das sich aus den
wohlerhaltenen Kanälen feststellen läßt, notwendig. Über die Auffindung eines
Mithraeums (bei der neuen Plaza de Toros) ist AA 1906, 171 zu vergleichen.
In der RE hat Hübner Merida behandelt. — Zwei das Proszenium des Theaters
bezeichnende Fragmente teilt F. Fita mit*'*'), der aber übersieht, daß die beiden
Stücke zusammen gehören und das Wort [P]ROS[C]EN[IVM] ergeben. Einige
Monumente von Merida behandelt der Marques de Monsalud*''').
Im Jahre 1906 hat A. Schulten nördlich von Cäceres ein 25 ha
großes römisches Lager entdeckt, das offenbar mit den Casfra
Caecilia des Plinius (nat. hist. IV, 117) identisch und von
Caecilius Metellus im Kriege gegen Sertorius erbaut ist*!^). Nach
Capara (nördlich von Norba) heißen die Nymphae Caparenses der
Bäder Bafios de Montemayor*^^).
Über die Reste von Conhnbric/n (Condeixa a Velhaj wird im Archeologo
Portug.''20) berichtet. Die literarische Überlieferung verzeichnet der Artikel
von Hübner (RE), der auch Aeminium (h. Coirabra) behandelt hat.
Die Kultstätte des lokalen Gottes Endovellicus (bei Villa ViQosa,
südwestlich von Badajoz) und der Dea Ataecina Tiirohrigensis,
die besonders in Südlusitanien verehrt wurde, hat Vasconcellos
behandelt 4 21).
Über die Lage von Turobriga ist Anm. 365 zu vergleichen. In den
Namen der von Vasconcellos a. a. 0. S. 179ff. behandelten Lokalgötter
(Lares, Genii) stecken allerlei Orts- und Stammesnamcn, meist mit der Endung
icus" (Cerenaeci, Erredici, Turobici usw.), die W. Schulze-'"-"-) für keltisch hält,
aber zugleich auf illyrischem Gebiet nachweist.
Ausführlich behandelt Vasconcellos ■i^s) die berühmte uralte
Kultstätte auf dem y> Heiligen Vorgebirge'-< (mit Karte). Interessant ist
die Mitteilung (S. 205), daß der von Artemidor beschriebene Stoin-
kult noch heute fortlebt. Die antiken Ansiedlungen des Mondegotals
hat A. dos Santos Rocha erforscht ■*2i) und ihi-e Ausbeute in
einem vortrefflichen Lokalmuseum zu Figueira da Foz gesammelt.
«12) EphEp. VIII, Nr. 131. — *»=•) Ferrol 1908. — *»*) Ebenda. —
<15) s. Anm. 283. — *'6) BolMadrid XXXVI, 1900, (i. — <17) Discursos
leidos ante de la Acad. de Hist. 1910. — •"*) Kurze Beschreibung in Stahl,
De belle Sertoriano. Diss. Erlangen 1907, S. 49. — *'») EphEp. VIII, Anm. 71. —
<20) IV, 305. — <"-•) Religiöes II, 111. — <22) Lat. Eigennamen (Anm. 1153),
S. 25. — *-^) Religiöes II, 199—216. — ■•2<) ArchPort. 189ti.
Hispauia. Gallia. 91
D. Galiia.
I, Allgemeines.
Eine feste Grundlage hat die Topographie von Gallien durch
die von 0. Hirschfeld bearbeiteten gallischen Bände des CIL
erhalten 425) _ Die zugehörigen Karten werden mit dem letzten
Germania Inferior enthaltenden Teil des CIL XIII erscheinen. Da
bisher weder die gallische Karte der FOA noch die des Sieglinschen
Atlas Antiquus erschienen ist, fehlt immer noch eine gute historische
Karte. Das von Longnon bearbeitete Blatt GaUia des kleinen »Atlas
hist. de la France«*26) ist unkritisch *27j, Desjardins großes
"Werk über die historische Geographie Galliens ist 1893 mit dem
von Longnon herausgegebenen vierten Band abgeschlossen worden.
Die letzte Darstellung der historischen Geographie Galliens ist die
Skizze in Jungs Grundriß (1897). In C. Jullians großem Werk
»Hist. de la Gaule« (Anm. 449) ist die Geographie stark betont
und besonders das Kapitel »Nature et aspect du sol« (I, 74 — 107)
zu beachten. Der ausführliche Artikel > Gallia- im Dizionario Epi-
grafico ist von Ch. Toutain. Ein vortreffliches Onoraastikon der
vorrömischen Ortsnamen Galliens ist H. Hold er s »Altkeltischer
Sprachschatz« (s. o. S. .54).
Ausführliche Berichte über die Fortschritte der historischen
Geographie Galliens gibt R. Poupardin in VoUniöllers kritischem
Jahrbuch fiber die Fortschritte der romanischen Philologie "^^Sj,
Im fünften Band (1903) berichtet er über die Erscheinungen von 1890 — 98,
im sechsten (1904) über die .Jahre 1899 — 1901, im siebenten (1905) über
1902/03, im achten (1909) über die Jahre 1904/05.
Seit 1902 bringt der Arch. Anz. Berichte über die gallischen
Altertümer (von Michon). Eine sehr dankenswerte Orientierung
über neue topographische Forschung geben die »Notes gallo- romaines«
von C. Jullian in der Rev. des Etudes Anc. Schließlich ist auch
das von Dechelette angefertigte Verzeichnis der Ansichtspostkarten
von antiken Denkmälern des Landes zu erwähnen ^-^).
Bei der Übereinstimmung der kirchlichen Diözesen mit den
Territorien der römischen Städte ist das Werk von L. Duchesne
über die gallischen Diözesen für die historische Geographie Galliens
von Bedeuümg^so). Ähnlich wie in den südlichen Ländern ist die
Lokalfarschung in Frankreich der Tummelplatz der Dotti del paese,
die in einer Unzahl von lokalen Zeitschriften zu AVorte kommen.
An einer wissenschaftlichen Überwachung und Leitung dieser Kräfte,
die, sich selbst überlassen, geringen Nutzen stiften, scheint es ganz
zu fehlen. Vor allem stehen leider die neueren in Frankreich ver-
*25) CLL XII (Narbonensis) ; XlII, 1, 1 (Aquitania u. Lugudunensis), 1899;
XIII, 1, 2 (ßelgica), 1904. — *26^ Yms. — *27) Vgl. Thudichum in Korr.
GesVer. 1897, 121. — *28^ i^ Abt. III unter »Geogr. hist. et Ethnogr. de la
Fr.«. — *29) RevAreh. 1906 u. 1908. — «S") Fastes episcopaux de l'anc. Gaule
Paris 1899.
92 A. Schulten, Bericlit über die historische Geograi)hie des Westens.
anstalteten Ausgrabungen durchaus nicht auf der in anderen Ländern
erreichten Höhe. Die besten Beiträge zur Lokalforschung erscheinen
im Bull. arch. du Comite des Trav. hist.^-"^^), im Bulletin und in
den Mem. de la Soc. Nat. des Antiq. de France.
n. Physische Geographie.
Kurz behandelt die physische Geographie Galliens C. Jullian
im ersten Kapitel seines Werkes (s. Anm. 449). Über die Ärdennen
in gallorömischer Zeit besitzen wir eine ausführliche Abhandlung
von Demarteau, »L'Ardenne belgo-rom.< •♦32)^ ferner den Artikel
»Ardueuna silva« in der RE von M. Ihm. Die Göttin des Ge-
birges wird als Arduinna auf Inscliriften genannt, über die Be-
schreibung der Rhone bei Avien gibt es eine Arbeit von T. Mon-
tanari^^s), Eine sehr Avillkommene Zusammenstellung der antiken
Thermalquellen gab Bonnard*^*)^ Avährend die mit demselben ver-
bundenen Lokalkulte von Rodet^^s) behandelt wurden. Beiträge
zur Geschichte des Weinbaues an der Mosel hat G. Wiese^^G) y^j-.
offen tlicht. C. Hosius' Kommentar zu der von Ausonius ent-
worfenen Beschreibung der Mosellandschaft ist unten (s. Anm. 671)
besprochen. Die Identifikation der Kassiteriden mit den der Küste
der Bretagne vorgelagerten Inseln stützt L. Siret*^'^), ein belgischer
Bergwerksingenieur, auf den Nachweis, daß die Küste der Bretagne
reich an leicht zu gewinnendem Zimi gewesen sei, und behandelt
dann die nach diesen Küsten führenden Handelsstraßen der Phönizier
und Griechen.
m. Prähistorisches.
Im ersten Band von Dechelettes »Manuel d'ai'ch. prehist.
celtique et gallo-rom.« besitzen wir ein ausgezeichnetes Repertorium
der französischen Prähistorie'^^S), }ji\i (|en prähistorischen Bewohnern
der Vogesen beschäftigt sich Litard'^ss). Keune^*<>) weist nach,
daß die im oberen Seilletal bei Metz gefundenen Lehmziegel von
in-ähistorischen Gradierwerken zur Salxgcicinnimg aus der Hallstatt-
zeit herrühren. Die Ringu'älle Lothringens hat Beaupre be-
sprochen ^*i). Eine TJbersicht und Bibliographie gallischer und
anderer Ringwälle gibt Guebhard'*^^) Auch in Frankreich hat
man mit der Inventarisierung der Ringwälle begonnen und eine
»Commission d'etudes des enceintes<- gebildet. Literatur für einzelne
Gebiete stellt Anthes zusammen in seinen Berichten über Ring-
el) Paris, Inipr. NiUioiiale. <32) BullIustArchLic','e..is XXXIV, 5—249. —
*■'■') Correzione e dichi:ir:izioue della descrizioiie del R. conservataci da Avieno.
Padiia 1903. — *^*) La Gaule tliermalc. Paris 1008. — *^^) Le cidte des
Sources thermales ä l'ej)oque gallo-rom. Paris 1908. — ■'''*) Hainburi; 1901. —
<") L'Anthr. 1908. — *^«) Paris 1908. 747 S. — "») La popiil.ition des
Vosgcs. Paris 1902. — **°) WZ 1901, 227. — "') Enceiutes prch. de la
Lorraine. BuUConi. 1901, 208. — **^) Camps et enceintes. In Ber. über d.
Congr. Arch. Fr. .\ntun 1907.
Gallia. 93
wallforschuiig^*3) uq{| j. Dechelette in den CR du Congr. intern.
d'Anthropol. (Paris 1900, 418). Ein Inventar liegt vor für das
Dep. Lot von Vire***). Die seltsamen, mit rohen Zeichnungen
versehenen Steindenkmäler an der oberen Garonne, die wohl der
ligurischen Urbevölkerung zuzuschreiben sind, hat Hermet be-
handelt**5) und Esporandieu abgebildet** 6). Über vorrömische
Dörfer der Bretagne handelt A. de la Grranciere**"^, über die
megalithischen Monumente des Dep. Somme C. Boulanger-**^).
IV. Ethnologie.
Die neue Auflage des AVerkes über die ältesten Bewohner
Europas von Arbois de Jubainville ist oben (Anm. 27) er-
wälmt. Besser- sind die ethnologischen Verhältnisse behandelt im
ersten Band von C. Jullians neuem Buch**9). Auch die kurze
Darstellung von G. Bloch im ersten Band von Lavisses »Histoire
de France« *50) ist zu nennen. Einen wichtigen Beitrag zur gallischen
Ethnologie hat Bienkowski geliefert in seinem Buch »Die Dar-
stellung der Gallier in der hellenistischen Kunst« *5^).
1. Ligurer. Das die bisher allgemein als gallisch geltenden,
besonders in Spanien häufigen Namen auf -briga ligurisch seien,
vei-mutet mit unzureichenden Gründen C. Jullian*^^). Die Ligurer
in Gallien behandelt derselbe in seiner Geschichte Galliens* ^3)^ die
der Gegend von Marseille Clerc*^*); in 27 der 87 französischen
Departements weist A. de Jubainville*55) Spuren der Ligurer
nach. Sehr wichtig ist der von 0. Hirschfeld erbrachte Nach-
weis ligurischer Reste in Aquitanien *56) (Stammesnamen auf -ates,
Götternamen, die weder in Spanien noch im übrigen Gallien vor-
kommen, also weder iberisch noch gallisch sind). Die Spuren der
Ligurer in der Normandie verfolgt .Jullian*ä7).
Er stellt fest, daß die Namen der ünelli, Esuvii dieselben Endungen haben
wie die Ligurerstämme in Südgallieu und macht es wahrscheinlich, daß die
von Theopomp (Fr. 221a) genannten Ligurerstämme mit denen der Normandie
identisch sind.
2. Iberer. Über die Iberer in SüdgaUien sind zu vergleichen
mehrere Aufsätze von Jullian*-58) und der ausführliche Artikel
von Garofalo*^^), der alle antiken Zeugnisse für sie verzeichnet.
**3) RGBer. 1906/07. 33. — ^"; Invent. des camps et ene. du dep. Lot.
RevPreh. — ^") B„llCom. 1898, 500. — **8) Basreliefs de la Gaule (s.
Anm. 493) I. — *i^) St. B neue 1902. — ■**«) Les mon. meg. de la Somme.
Paris 1900. 135 S. — **^) Hist. de la Gaule. I: Les invasions gauloises et
la colonisation grecque. II. La Gaule independante. — ^^°) In Lavisse Hist.
de France. I. Les origiues, la Gaule independante, la Gaule rom. Paiüs
1900. — *5i) Wien 1908. — i'^) R.EA 1906, 47. — *=^ I, Kap. 4: Les
Ligures, 110—89. — *54-, ßev. hist. de la Provence 1901. — ^=5^ RgvCelt.
1903. — "6) Aquitanien in der Römerzeit. SitzbAkBcrliu 1896, 446. —
*»^ REA 1905, 231; 1907, 174. — *58) BullHisp. 1902, 12. REA 1903,
383. — *59_) BolMadrid XXXII, 1898, 294.
94 A. Schulten, Boricht über die historische Geographie des Westens.
3. Kelten. A. de Jubainville hat die Ergebnisse seiner früheren
Untersuchungen in einem kleinen Buch zusammengefaßt ^ßOj y^d in
einem Aufsatz die Quellen zur Geschichte der Kelten bis auf Theo-
dosius zusammengestellt*^^). Das beste neuere Werk ist C. Jullians
»Histoire de la Gaide«, die im ersten Band die Einwanderung, im
zweiten die keltische Geschichte darstellt. Grundlegend für die
Kenntnis der gallischen Städte sind die von G. Bulliot ausgeführten
und in einem großen Werk veröffentlichten Ausgrabungen auf der
Stätte des alten Bibracte (Mont Beuvray) gewesen *62),
V. Strafsenforschung.
Besonderer Beliebtheit erfreut sich in Frankreich die Straßen-
farschung, die aber auch ganz besonders unter Zersplitterung leidet.
Eine Übersicht über das galhsche Straßennetz gibt Melaj^e^^^),
die letzte zusammenfassende Darstellung findet sich im vierten, von
Longnon verfaßten Bande des Werkes von Desjardins*^*). Besser
als mit den meist unkritischen Lokalarbeiten w^irde der gallischen
Straßen forsch ung gedient durch die Sammlung d^r Meilensteine
GaDiens und Gerraaniens im CIL XIH, 2, 2. Von Spezialforschungen
ißt mir folgendes bekannt geworden.
1. Narbonensis. Über die Via Domitia zwischen Narbo und Gerunda
(Gerona) gibt es eine gute Arbeit von Freixc^^^), ferner einen Aufsatz von
O. Cuntz (s. Anm. 274). Die Straßen zwischen Chorges und Luc en Diois
und zwischeu Luc und Briangon hat Martin untersucht ^^ß), die Straßen des
östlichen Savoicn Marteaux^^^.
2. Aquitania. L. Brechet, Les voies rom. du Bas-Poitou **8). Einen
vorröniischen Fahrweg über die Pyrenäen bespricht Courteault^^^), Gobin
hat die Straßen im Gebiet der Arvemer dargestellt*''*'), Ducourtieux die des
Limousin*'^').
3. Lugduneiisis. Heurtebise, Les voies de la Table Theod. dans le
Maine*''2). Matruchot, Les voies romaines du dep. Cöte d'or*^^). Abgrull,
Les voies romaines entre Quimper et Vaunes*^*). Die nach Avaricum führenden
Straßen sind von Vallois untersucht*^*). Ferner von Liger*'^).
4. Belgica. Eine Karte des antiken Wegenetzes der Dep. Seine-et-Mame
und Oise veröffentlichte Melaye'*^'^. Die römischen Straßen von Luxemburg
hat E. Schneider untersucht*''*).
VI. Ortsnamenforschung.
Ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die to])Ograpliische Forschung
besitzt Frankreich in dem -^ Dictiontmire topograp}iiqvc de la France
*60) Les Celtes. Paris 1903. — *^*) Princ. matferiaux ä consulter sur
I'hist. de Celtes. Paris 1902. — *62) Pouilles au Mt. Beuvray. Autun 1899. —
<63) Voies rom. en Gaule. St. Vit, Doubs 1905. — *«*) Erschieneu 1893. —
*65) Rev. bist, de Roussillon 1901 w. 1902, mit K. — *^^ BullSl^:tudesHAlpes
1903, 195. — *") llcvSavoisienne 1903, 23. — ■•6«) Cougr. arch. de Fr.
1903. — -«e») CRAcad. 2. Okt. 1896. — *'"') Clermont-Ferrand 189(3. —
■•^i) BullSLim. 1906, 213. — <''2) RcvIIistMainc 1899. — -«^S) Semur 1905. —
*">*) St. Brieuc 1900. — ••^S) MemSAntCentr. XIX, 51—85. — *76) Paris 1899.
242 S. — *'^ Carte des voies rom. dans les d§p. Seine-et-Mame et Oise. Meaux
1901. — *^8) In 0ns Ileraechl XI, 10—23.
Gallia. 95
comprenant les noms des ]ie\ix anciens et motlcrns «'*''''). Eb ist
nach den 87 Departements angelegt, von denen bisher etwa 30
erschienen sind. Außer diesem offiziellen Lexikon gibt es noch
eine Anzalü lokaler Yerzeichnisso von Ortsnamen. Die bis 1899
vorliegenden Lexika verzeichnen die Vorreden des CIL XIII; von
neueren ist mir folgendes bekannt geworden. Aquitania: Ledain
u. Dupond, >Dict. top. du dep. des Deux Severs«*80). Lugdunensis:
Angot, ;>Dict. hist. et top. de la Mayenne«*^^). Belgica: Roserot,
;>Dict. top. du dep. de la H. Marne« ^^2). Auf Gnmd dieser Lexika
wird eifrig, aber meist unkritisch die Ortsnamenforschung betrieben.
Als tüchtiges Beispiel nenne ich das Werk von L. Berthoud u.
L. Matruchot über die Ortsnamen des Departements Cöte d'or*83).
Zahlreiche Parallelen zu dem berühmten Namen Aliso in Gallien
weist F. Cramer^'^*) nach.
vn. Römische Zeit.
Eine flott geschriebene Darstellung des römischen Galliens bietet
C. Jullians kleines Buch » Gallia «^^s). Wichtig für die Topographie
der gallischen Städte ist das Werk von A. Blanchet über die seit
dem Ende des 3. Jahrhunderts gegen die Germanen erbauten Stadt-
mauern^^^). Es enthält zahlreiche, meist freilich sehr kleine Stadt-
pläne. Nene Ergebnisse zu den Stadtmauern teilt B. im Journ. des
Savauts 1909 mit. Wegen ihrer Bedeutung für die Datierung der
römischen Ansiedlungen sei auch liier der Keramik gedacht. Wie
Koenen und Dragendorff in ihren Arbeiten den italienischen Im-
port, so hat Dechelette in seinem großen Werk*^'') zum ersten-
mal die einheimischen Nachahmungen jener italischen Gefäße be-
handelt. E. Ritterlings Aufsatz »Zur Geschichte des römischen
Heeres in GaUien unter Augustus«*^^) ist grundlegend für die Topo-
graphie der ersten Okkupation.
R. behandelt die von Agrippa angelegten militärischen Straßen und die
Legiouslager, die er bei Langres, Reims, Poiliers, Saintes ansetzt. Eine archäo-
logische Untersuchung dieser wichtigen Lagerplätze ist noch nicht einmal ver-
sucht worden. Zwei Abteilungen der bei Mirebeau lagernden achten Legion,
1. auf dem Mt. Ardon bei Pontailler sur Saone (Cote d'or) und 2. in La
Noue bei Dijon, bespricht H. de Villefosse**^) mit Bemerkungen über die
vier von Lager Mirebeau ausgehenden Straßen.
Das Prinzip des Augustus, die hochgelegenen Festen des freien
Galliens durch Städte in der Ebene zu ersetzen (Gergovia durch
Augustonemetum, Bibracte durch Augustodunum), behandelt O.Hir Seh-
feld in dem Aufsatz »Aeduer und Arverner«*90). E. Kornemann
*79) Paris. — *80) Poitiers 1902. — ^^i) Laval 1900. — -»«S) Paris 1903. —
<83) BuUSHistSemur 1901/02 u. 1902/03. — *«*) WZ 1902, 252. — ^^^) 3. Aufl.
Paris 1907. — *86) Les enceintes de la Gaule. 2 Bde. Paris 1907. — ^«^ Les
vases ceramiques omfes de la Gaule. 2 Bde. Paris 1904. RGBer. 1904,
52 (Dragendorff). — ^8») BJ 1906, 159. — *89) Stations legionnaires de
Pontailler s. S. et de la Noue. BullCom. 1908, 131. — ^9") SitzbAkBeriin
1897.
96 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
liat die Stadt cntstekuiig in den Iceltischen und germanischeü Ge-
bieten des Rümerreichs untersucht *9i)_ ^_ Scliultens Aufsatz
über die peregrinen Gaugemeinen des römischen Reiches ■^^^^ betrifft
besonders Gallien. Die große, von Esperandieu herausgegebene
Sammlung der in Gallien gefundenen Skulpturen ^^^) ist auch für
die historische Geograpliie des Landes von Bedeutung, weil Art
und Verteilung der Kunstwerke die Besiedlung und den Stand der
Kultur in den verschiedenen Gegenden wieder spiegeln. Über die
ebenfalls topographisch wichtigen keltischen M'dnxen besitzen wir
jetzt ein großes Werk von A. Blanchet*94)_ »ßj^ keltische
Numismatik der Rhein- und Donaulande« von Forrer'*^^) unter-
richtet über die Verbreitung der keltischen Münzen. Das von
A. Blanchet angefertigte Verzeichnis der aus der Zeit der Ger-
maneneinfäUe (seit 250 n. Chr.) stammenden Münzschätze in Gallien
hat topographisches Interesse, weil die Verteilung der Münzschätze
die Einfallsstraßen erkennen läßt*^^).
Viii. Narbonensis.
Giere kommt in einem Aufsatz über die Phönizier in der
Gegend von Marseille zu dem nicht überraschenden Ergebnis, daß
sie hier höchstens Faktoreien gehabt haben ■*9'^). Mit den iberischen
Städten in Südgallien beschäftigt sich C. Jullian^^^). In einem
Aufsatz »Die Griechen in Südgallieu« bringt E. Maß*^^) Ver-
mutungen zur Topographie der Küstenstädte. Bei Avien will er
statt Assion (v. 684) Action {a/.xiov "t'koQ = Küstensumpf), statt
Theline (v. 690) Heline (von flog) lesen. Über die Sallycr (SaUuvier)
ist der Aufsatz von C. Jullian zu vergleichen soo). Die Goscliichte
der Provence im Altertum behandelt Castanier in einem zwei-
bändigen "Werk, von dem der erste Band nur bis zum 6., dei*
zweite bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. reicht. In dem Aufsatz
»Les pyramides on Provence« bespricht M. de Gerin -Ricard
zwei merkwürdige Monumente (das eine bei Aix, das andere bei
Marseille) '^01^ \)[q von Joulin bei Martres Tolosanes, in der Nähe
von Toulouse, ausgegrabenen Villen geben einen Begriff von dem
Reichtum imd der Kultur der Narbonensis 502). Das Oppidum der
Tolosatcs scheint von Joulin in der oOO ha großen, stark befestigten
Stadtanlage, die 5 km oberhalb von Toulouse am Zusammenfluß
der Garonnc und Ariege liegt, gefunden zu sein^03)_ Die ganzen
Siedlungen an der oberen Garonne behandelt Joulin in einem
49') Gießen 1898. — '»92) Rhein. Mus. 50. — '»93) Reciieil gen. des Bas-
reliefs de la Gaule. I, 1907: Narbonensis; II, 1908: Aqnitania. — ^9^) Traite
des Monnaies gauloiscs. 2 Bde. l'aris 1905. — '»95^ Straßburg 1908. —
496) Les Tresors de inonn. roni. et les Invasions gcriu. eu Gaule. Paris 1900. —
•»97) Kev. bist, de lu Provence 1901. — ^98^ BuUHisp. 4. -- -»99) ÖJahresh.
190G, 139. — 500) MelA.lub.dnvillo. — 501) ß„)lConi. 1902. 36. — 502) j^es
etablissemcnts gallo-roni. de M. T. Paris 1902. — ^ü;!) CRAcad. 1901, 518.
GalliH. ■ 97
Aufsatz 5*^*). Auf dem Hügel Montlaures, 4 km westlich von Nar-
bonne, hat H. Reuzaud^o^) eine vorrömische Ansiedlung festgestellt,
in der man das vorrömische Narbonne, die Stadt der ligurischen
Elisyken, nicht verkennen kann.
Wenn er aber die auf keltischen Münzen vorkommende Aufschrift HXixior
auf die Elisyken bezieht, so widerspricht dem die Verschiedenheit der beiden
Namen. Dagegen dürften die auf Montlaurös häufigen iberischen Münzen mit
»Nerhncen«, die man bereits früher auf Narbo bezogen hat (Hübner, Mon.
Ling. Iber. S. 14), hier geprägt sein, und zwar von den die Ligurer verdrängenden
Iberern. Die Bedeutung dieser Forschungen würdigt Pottier^'"').
Daß die Auch im Altertum bis Narbonne schiffbar war und im
Etang de Bages mündete, ist aus dem Aufsatz von Möllns ^"'^)
über Narbonne zu ersehen. Es wird hier angeführt eine »Carte
comparee des ßouches de l'Aude« von Cons und eine Schrift
»Variations du littoral Narbonais« von Jourdanne. Den Namen
der Dexuviates kombiniert Clerc mit der auf einem Berg bei
Cadenat an der Durance verehrten Göttin Dexiva^os). Lourdes
scheint schon im Altertum wegen der Heilkraft einer Qiielle be-
sucht worden zu sein^os). Das von Rochetin behandelte Cäsar-
lager bei LabunSio^ (Yaucluse) wird wie die meisten »Cäsarlager«
eine prähistorische Befestigung sein. Gute Abbildungen der Reliefs
des Triumphbogens und des Theaters von Arausio (Orange) findet
man in Esperandieus Relief werk (s. Anm. 446). Alle Denkmäler
sind behandelt von ChatelainSU).
Die vielbesprochene Frage nach der Zeit des Triumphbogens scheint auf Grund
eines Textes aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. dahin entschieden, daß der Bogen
den Sieg Cäsai-s über Massalia imd seine gallischen Verbündeten verewigt ^i'").
Eine in Orange gefundene merkwürdige Katasterurkunde ist
von A. Schulten ^12) erklärt worden. Die antiken Orte der Gegend
von Vasio sind der Gegenstand einer kleinen Arbeit von Sagnier^i^^.
Ziemlich wertlos ist die Schrift von J. Gille über die Desuviates^'^^).
Daß in Nages (Dep. Gard) der Name der Samnagenses fortlebt, hat
Berthele^i^) wahrscheinlich gemacht. Die topographische Ent-
wicklung Massilias ist von Clerc, einem eifrigen Lokalforscher,
verfolgt worden 516). In der Nähe von Marseille, auf der Höhe
Baou-roux, sind iberische Scherben wie die von Narbonne gefunden
worden 51''). Daß Massalia, damals wie heute aus einer Ober- und
Unterstadt bestehend, ein oberes und ein unteres Forum hatte, ergibt
sich aus späti'ömischen Quellen s^^). Clercs^is) in einem Buch
50*) CRAcad. 1907, 97, mit K. — 505) j^otes et Observation« sur le pays
Narbonais, I u. II. BuUComArchN 1905 u. 1907. — 506) CRAcad. 1909,
981. — 507) BullCom. 1905, 21. — sos) ß^A 1907, 363. — 509) Ebenda
191. _ 510) MemAcadVaueluse 1899. — 511) These Paris 1908. — 5ii«) s.
Reinach in CRAcad. 1909, 513. — 5i2) Hermes 1906. — 5i3) Numismatique
appliquee Ix la Topogr. des villes ant. du dep. de Vaucluse. Vaison 1898/99. —
5'*) Le pays d'Arles. Paris o. J. — 5i5) MemSAntFr. 1901, 241. — 5i6) Mar-
seille 1898. Developpement top. de H. — 517) CRAcad. 1905, 383. —
5>8) REA 1908, 94. — 5i9) La bataille d'Aix. Paris 1906.
GeogT. Jahrbuch XXXIV. 7
98 A. Schulten, 'Bericht über die historische Geographie des Westens.
ausgeführte Annahme, die Schlacht bei Aquae Sextiae habe 30 km
südlich von Äix (bei Pourcieux) stattgefunden, wird mit Recht ab-
gewiesen von C. Jullian unter Hinweis auf die Quellen, welche
sie einstimmig in \mmittelbarer Nähe von Aix ansetzen 520). ßer
interessante Gegenstand ist ferner von Duranti-La-Calade^^i)
behandelt worden. — Die aus dem Ende des 3. Jahrhunderts
stammende Befestigung von Vapinciim (Gap) bespricht De Man-
teyer522). j]in Oppidum Ra[tis], das er mit St. Maries (zwischen
Aix und Marseille) identifiziert, setzt auf Grund der Urkunden in
die Lücke bei Avien 701 C. Julliau^ss) ein. In der Sammlung
»Villes antiques« sind die Hefte Nimes und Ärles, in der Samm-
lung »Tilles d'Art celebres« die Städte Grenohle und Vienne er-
schienen 52-i).
In der folgenden Besprechung der anderen Provinzen, fiir die
der neuerschienene Bd. XIII des CIL die topographische Grund-
lage geliefert hat, führe ich bei jedem Stamm die zugehörige Prae-
fatio des CIL (»CIL S..«), wo alle näheren Nachweise zu finden
sind, an.
IX. Aquitania.
Mit den Ortsnamen auf -os beschäftigt sich Duregue^^s)^ ([qi^
glaubt, daß ihi-e Verbreitung etwa den Grenzen der Provinz No-
vempopulana entspreche. In diesem FaUe würden sie iberisch sein.
Sehr unwahrscheinlich ist die von C. Jullian ^26) vorgetragene Ab-
leitung des Beinamens der Bihirigcs Vivisci vom lateinischen viscum.
Die Lage von zwei Städten der Bituriges Cubi versucht Soyer zu
bestimmen 527). Er sucht die eine, Noviodunum, bei Neuvy sur
Beuvron, die andere, Gorhohina, bei Saucerre. »Verschwundene
Städte in Medoc« ist der Titel einer Arbeit von Pawlowski528).
Den Hafenplatz Secor und das Promimturiuni Pidonum behandelt
Brechet auf Grund seiner Untersuchungen über die Straßen des
unteren Poitou^^g). Ligurische Reste weist im Süden von Aquitanien,
besonders in den PjTenäen, nach 0. Hirse hfeld in der vortreff-
lichen Abhandlung »Aquitanien in der Römerzeit« ^so). Ebenda
führt Sieglin andere diese Ansicht bestätigende Zeugnisse an^^i).
Ich nenne nun die in CHj verzeiclineten Stämme und Städte
nebst den topographischen Ergebnissen des CIL und der seitdem
ei'schienenen Literatur.
Conseranni (Le Conserans), CIL S. 2 : Ihr Oppidum scheint beim heutigen
St. Licier gelegen zu haben. Conrenae (Coraminges), CIL S. 5. Der Übergang
der Form Convenae in Comminges erinnert an das Verhältnis zwischen Kf/i/terov
620) REA 1908, 262. — 52i) MemAcadAix 1902, 163. — "2) Bull, de
la Soc. d'fttudes des IL Alpes 1905. — "3) reA 1903, 138. — "*) Paris. —
*25) Geogr. bist, des noms. de licux en -os dans le S. Ouest. RevPhiloraatRordeaux
1897/98. — 526) ActesAcadBordeaux 1901, 5. — "7) ßuUGHist. 1903, 147. —
52«) Ebenda 323. — ^29) Congr. Arch. Fr. 1903, 191. — "O) ^nm. 456. —
"1) S. 44G, Anra. 3.
Gallia. 99
und Cebenna. Lugduniim Convenarura (St. Bertrand de Comminges), S. 29.
Der Ort Montserie könnte von dem hier, im Tal des Nesteflusses, verehrten
Lokalgott JIre heißen (S. 24). Die Aqnae Onesiorum sind wohl mit Bagnere
de Luchon identisch (S. 42). Der Name Litchon ist vielleicht von dem Lokal-
gott Ilixo abzuleiten (S. 6). Bigerrionrs (Le Bigorre), CIL S. 48. Die Inschrift
383 nennt Montes Ageioni . . . (Ageio, ein Lokalgott). Ilitro (Olorou), S. 51,
ein iberischer, auch in Andalusien und Katalonien vorkommender Name. Tar-
belli, S. 53. Aquae Tarbellicae = Dax. Topographie und Befestigung von
Aquac Tarbellicae stellt Jullian •'■■'2) dar. Auf die Trennung der Novempopuli,
der neun iberischen Stämme südlich der Garonne, vom übrigen Gallien bezieht
sich die Inschrift 412. Aturenses (Aire sur Adour), CIL S. 55. Ausci. Elium-
berrum (Auch), CIL S. 57. Lactorates Lactore (Lectoure), CIL S. 65. Elusates.
Elusa (Eauze) CIL S. 72. Vasates (Le Bazadais), CIL S. 75. Bvrdigala (Bordeaux),
CIL S. 75. Die Topographie von Bordeaux ist behandelt in den schönen Werken
von C. Jullian »Hist. de Bordeaux« *^"') und »Inscr. rom. de Bordeaux«*'^),
ferner in der ausführlichen Praefatio des CIL und dem Artikel von Ihm in
der RE. Zwei neue Namen der Umgebung hat C. Jullian festgestellt: Mons
lauri und Cypressetum, aus denen zwei auf dem jenseitigen Ufer liegende Haine
der Diana und des Apollo erschlossen werden ^^^). Die aus dem Ende des
3. Jahrhunderts stammende Stadtmauer beschrieb C. Jullian in dem Inschriften-
■werk (2, 284). Von der Bedeutung der Stadt zeugen die vielen Inschriften
(CIL 566 — 912) und die reichen an Trier und Köln erinnernden Denkmäler.
O. Hirschfeld ^^^) führt Gründe an, welche die keltische Abkunft der Bituriges
Vivisci bestätigen (Wiederkehr des Namens im helvetischen Viviscus = h.
Vevey). Nitiohroges Aginnum (Agen), CIL S. 117. Die Topographie des galli-
schen Oppidum hat I. Momnieja untersuchte^'). Petriicorri (Le Perigord).
Vesunna (Perigueus), CIL S. 122. Ihre Inschriften nennen mehrere öffentliche
Gebäude der Stadt. Santones. Mediolanum Santonum (Saintes), CIL S. 133.
Eine Arbeit über die Stadtmauer und andere Literatur zu den bedeutenden
Denkmälern der Stadt wird in der Einleitung des CIL angeführt. Das Amphi-
theater ist neuerdings behandelt worden e^*). CIL 1036 steht die Inschrift des
unter Tiberius errichteten Ehrenbogens. Pictones. Limonum Pictonum (Poitiers),
CIL S. 149. Bituriges Cubi, CIL S. 158. Avaricum (Bourges), S. 160. Die
Geschichte des Amphitheaters von Bourges verfolgt bis zu seiner Zerstörung
E. Chenon^^ä). Die Lage des von Cäsar erwähnten Noviodunum ist nach
Hirschfeld noch unbestimmt (S. 171). Aquae Neri (Neris), S. 178. Einen
zweiten Namen der Stadt, Neriomagus, lehrt die Inschrift 1374 (Vicani Nerio-
magenses) kennen. Die Stadt heißt von dem Gotte Nerius (CIL 1376).
Lemovices. Augustoritum (Limoges), S. 181. Aus Inschriften kennen wir eine
Landgemeinde der Andecamulenses. Über die Straßen des Limousin gibt es
eine Abhandlung von Ducourtieux^^^). Arverni. Augustonemetum (Clermont-
Ferrand), S. 193. Ager Arvemorum (L'Auvergne), S. 200. Zu ihm gehört
Vichy, dessen berühmte Quellen schon im Altertum benutzt wurden (CIL 1495)
und wohl den Aquae Calidae der Peutiugerschen Tafel entsprechen. Der lokale
Beiname des Mars Vorocius (CIL 1497) hat sich im h. Vouroux erhalten. Den
Mercurius Dumias, der dem Puy de Dome = Mons Dumius den Namen gegeben
hat, nennt die Inschrift 1523. Über den Tempel auf dem Puy de Dome ist
die Vorrede des CIL zu vergleichen. Ausgrabungen haben Reste des Tempels
zutage gefördert^'*'). Die Topographie des von Sidonius Apollinaris beschriebenen
Gutes Avitacum hat Cregut untersucht ^^ 2) Caditrct (Le Quercy). Divona
(Cahors), CIL S. 206. Hirschfeld hält die Lage von Uxellodunum auf dem
"2) REA 1901, 211. — 533) Bordeaux 1887 u. 1890. — »34) Bordeaux
1895. — "5) REA 1903, 136. — »36) SitzbAkBerlin 1896, 453. — "7) Congr.
ArchFr. 1900, 167. — 538) BullCom. 1907, 207. — 539) MemSAntiq. 1904/05,
17. — 540) BullSLimousin 1906, 713. — 54i) aA 1903, 109. — 542) BuU.
HistAuvergne 1901.
7*
100 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens,
Puy d'Issolu durch Napoleons Grabungen für erwiesen. Ruteni (le Rouergue),
Segodunum (Rodez), S. 207. Die Inschrift 1550 bezieht sich auf die von Strabo
erwähnten Silbergruben. Durch d.is Werk von Dechelette über die gallische
Keramik ist das Land der Rutener als ein Ilauptsitz der gallischen Töpferei
bekannt geworden. Cabali (Le Gevaudan), Anderitum (Javols), CIL S. 209.
Das den Namen der Gabali bewahrende Javols muß deshalb ihre Hauptstadt
Anderitum sein, nicht Anterieux. Vellavi (Le Velay), S. 212. Die Hauptstadt
Ruessium setzt Hirschfeld nach St. Paulien, ebenso H. de Villefosse^*^).
Anicium (le Puy), CIL S. 214. Die Inschrift 1578 nennt das Forum der Stadt.
Zuerst war Anicium, dann Ruescium die bedeutendere Stadt.
X. Lugdunensis.
Segusiavi. Forum Segusiavorum (Feiirs), CIL S. 221. Die
Lage der Stadt Mediolanum ist noch nicht bestimmt. S. 227 — 30
behandelt 0. Hirsch feld den Augustusaltar von Lyon, dessen
Standort die in Viertel »Les Terreaux« gefundenen Reste des Altars
und seiner Inschrift (CIL 1664) bezeichnen. Es folgen die In-
schriften der von den »Tres Provinciae GalUae« beim Augustus-
altar errichteten Denkmäler.
Lugudunum (Lyon), CIL S. 248, mit ausführlicher Einleitung
(248 — 63), in der S. 255 die Denkmäler der Stadt besprochen
werden (Forum, Tempel, Theater, alles auf der Höhe von Fourviere
= Forum vetus, wo die älteste Stadt lag).
Die vielen prächtigen Inschriften, erläutert von Allmer-Dissard, kenn-
zeichnen die reiche Handelsstadt. Sie nennen von topographischen Gegenständen
die »nautae Ararici et Rhodanici« (die Saöne- und Rhonesehiffe), die >nautae
Arecavii et Condeates«, den »pagus Condatus«, die »in canabis« wohnenden
Weinhändler.
Ambarri, S. 378. Ableitung des Namens von Amb-ararici (S. 378). CIL
2541: Vicani Venetonimagenses. Äedui, S. 400. S. 403 behandelt Hirschfeld
die Denkmäler der späteren Hauptstadt Augustodunum (Autun), und die anderen
Städte der Aeduer: Cavilonnum (h. Chälon s. Saöne), Matisco (Mäcon), Novio-
dunum, Nebernum (Nevcrs), Decetia. CIL 2612: Inschrift auf Bleibarren aus
England mit dem Stempel dortiger Legionen, über das Gebiet der Aeduer
und Arverner besitzen wir eine Abhandlung von O. Hirschfeld, in der be-
sonders die Bedeutung von Augustodunum gewürdigt wird^**). Das alte Bibracte
auf dem Mont Beuvray ist von G. Bulliot durch Ausgrabungen erforscht
worden und in einem großen Werk beschrieben ^^^). Einen Führer gab J.
Dechelette^^ö) heraus. Die kriegerischen Ereignisse der Gegend behandelt
H. Bircher"''). Augustodunum (Autun), S. 415. CIL 2651f.: Inschriften
mit »deae Bibracti«, 2681 wichtiges Verzeichnis von Stationen der Straße von
A. nach Rom mit den Namen Antessiodunmi (Auxerre), Intaranum (Entrains),
Odouna (Ouanne). Den Badeort Aquae Bormonis erkennt Ilirschfeld wieder
im h. Bourbon-Lancy, wo Inschriften mit dem Namen des Gottes Bormo ge-
funden sind (CIL S. 430). Noviodunum, später Nevirnum (Nevei-s), S. 433.
Die Inschrift 2828 nennt einen »Vicus Brivae Sugnutiae« = h. Braves? CIL
2858 f. stehen die der Göttin der Seincqiiclle Sequana geweihten Inschriften.
Die Ansicht von Meunier*^'*), daß Noviodunum bei Nogent (Ni&vre) zu suchen
sei, wird wenig Glauben finden.
5<3) Rev. 6pigr. du Miili 11)04/05, 133. — 5") Iläduer und .\rveruer
unter römischer Herrscliaft. SitzbAkBerlin 1897. — *^*) FouiUes du Mt. B.
Autun 1899. — ^JO) L'oppidum de Bibracte. Paris o. J., mit Plan. — ^^^ Aarau
1904, mit l'Ian n. K. — ^i**) L'em])lacement de Nevers. Nevers 1907.
Gallia. 101
ManduUi. Alesia (Alise St. Eeine), S. 439. CIL 2880 findet
man die den Namen Alisiia nennende keltische Inschrift, die den
epigi'aphischen Beweis für die Identität von Alesia mit Alise brachte.
Nachdem die Grabungen Napoleons III. durch Auffindung der Einschließungs-
werke Cäsars die Identität Alesias mit dem Moni Auxois, dem Hügel von Alise,
nachgewiesen hatten, haben die seit 1905 auf dem Plateau begonnenen Grabungen
Reste der gallischen Stadt und über ihr einer römischen Gemeinde (mit Theater,
Forum) festgestellt. Die Ergebni^ise der Grabungen und verschiedene auf Alesia
bezügliche Untersuchungen veröffentlicht eine besondere Zeitschrift »Pro Alesia« 5^^.
Einen zusammenfa-sscnden Bericht über die bisherigen Ergebnisse hat Esper and i eu
veröffentlicht 55"). Mit den Befestigungen Cäsars auf dem Mt. Kea beschäftigt
sich G. Fourier^si). Die Literatur über Alesia ist im übrigen ebenso zahl-
reich und meist minderwertig wie die ülter die "Varusschlacht und ähnliche
nationale Gegenstände.
Die verdienstliche Untersuchung von Matruchot über die Orts-
namen der Cöte d'or ist oben besiDrochen (Anm. 483). Ferner ist
zu nennen Jobard »Les enceintes defensives ant. de la Cote d'or« 552).
Der Name der auf einer neugefundenen Inschrift genannten Göttin Ber-
gusia553) erinnert an die beiden Städte Bergusium (eine im Gebiet der Allo-
broger, die andere bei den spanischen Uergeten), die also wohl nach derselben
Gottheit heißen. Der Name dürfte nicht kellisch, sondern ligurisch sein.
Senones (CIL S. 443). Die Vorrede behandelt die Identität
von Agedincum mit h. Sens und die anderen Städte.
Vellaunodunum, dessen Lage noch nicht feststeht, Metiosedum (= h. Melun),
Antessiodurum (= h. Auxerre), Intaranum (Entrains), Vicus Masara (h. Mesves).
Die Mauern von Sens sind neuerdings untersucht 554)_ Einen »Pag(us) II m
Antessioduri« nennt die Inschrift 2920. Agedincum (Sens), S. 4.52. Die auf
der Inschrift vom Jahre 250 n. Chr. (2949) genannten »Vicani Aged(incenses)«
lehren, daß A., obwohl Vorort der civitas, nur Dorf war, daß also damals noch
die volle Gauverfassung bestand, welche neben dem Gau keine Stadtgemeinde
duldet. Dieselbe Inschrift nennt einen Pagus Tout(iacus). Tricasses. Augusto-
bona (Troyes), CIL S. 463. Meldi, CIL S. 463.
Parisii. Lucotecia oder Lutecia (Paris), S. 466. Die bessere
Schreibart der kürzeren Form des Namens ist Lutecia, nicht Lutetia,
welches als vulgäre Schreibung zu verwerfen ist. Die altkeltische
Form ist Lucotecia (bei Strabo und Ptolem.). CIL S. 465 behandelt
Hirschfeld die Topographie des alten Paris, das sich auf die
Seineinsel und das linke Ufer beschränkte, während das rechte,
sumpfige Ufer kaum bewohnt war.
CIL 3026 steht die unter Nötre Dame gefundene Inschrift der >nautae
Parisiaci« aus der Zeit des Tiberius, Nr. 3035 die Inschriften mit dem Namen
des Tetricus und Postumius aus dem in der Rue Monge gelegenen Amphi-
theater, nach dem das Viertel im Mittelalter »Les ArSnes« hieß. Das Amphi-
theater ist behandelt von Bournon^^Sj. J^Iit H^xa Palast Julians beschäftigt
sich Luc de Vos^se^^ mit den Stadtmauern, die auch hier aus dem Ende des
3. Jahrhunderts stammen, C. Jullian^S").
5*9) I, Paris 1906/07; II, 1908/09. — 550) BullCom. 1908, 142, mit
Plan. — 551) BuUMonumental 1902. — 552) p^ris 1906. — 553) aA 1909,
228. — 554) BullCom. 1903, 222. — 555) Les Ar&nes de Lut&ce. Paris 1908. —
556) RevfitGrecq. 1908, 426. — 557) reA 1902, 111.
102 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Carnutes, CIL S. 472. Der Name der Hauptstadt ist Cenabum
nicht Genabum zu schreiben.
Andere Städte sind Autricum (h. Chartres), genannt nach dem Flusse
Autura (h. Eure), Ciistrum Dunum (h. Chäteaudun), Durocassis (h. Dreux). Mit
Cenabum beschäftigt sich Guerrier^äSj jq einem ausführlichen Aufsatz. Unter
dem seltsamen Titel »Les deux Cenabum« ist eine Schrift von Raud er-
schienen *5ä).
Turoni (Le Touraine). Caesarodunum (Tours), CIL S. 475.
Über die Aquädukte der Touraine handelt Bousrez560)_ — Andecavi
(L'Anjou). CIL S. 478. Juliomagus (h. Angers). Nr. 3 100 f. stehen
die Inschriften eines bei Nötre Dame d'Alen(^on gelegenen Minerva-
tempels. — Namnetes. Portus Namuetum (Nantes), CIL S. 483.
Die Hauptstadt hieß keltisch Condevincum, römisch Portus (Nr. 3105:
Vicani Portenses et nautae Ligei-ici).
Veneti. Darioritum (Vannes), S. 489. Osskmi. Vorganium, Vorgium,
CIL S. 490. Die Bretagne in römischer Zeit stellt auf Grund neuer Funde
dar Ch. Toutain^ei). (Joriosolites. Fanum Martis (Corseul?), CIL S. 490.
Der auf der Peutingei-schen Tafel genannte Marstempel scheint auf der Stelle
des heutigen Corseul, welches den Namen der Corisolites bewahrt, gelegen zu
haben. Die antike Stadtmauer von Aletum (h, St. Servan) bespricht L. Cam-
pion 562). — Redones. Condate (Rennes), CIL S. 492. Die Inschriften 3148
und 3149 nennen drei Gaue (Pagus Mataus, Sextanmanduus, Carnutenus). —
Abrincatui. Ingena oder Legedia (Avrenches), CIL S. 494. Unelli oder Venelli.
Crouciatonnum, Constantia (Constances), CIL S. 494. Baiocasses (Le Bessin).
Augustodurum (Bayeux), CIL S. 496. — Viducasses. Aregenua (Vieux), CIL
S. 496. — Lexovii. Noviomagus (Lisieux), CIL S. 502. — Aulerci DiabUntes.
Noviodunum (Jublains?), CIL S. 507. Die Lage der Hauptstadt Noviodunum
beim h. Jublains wird durch die Identität der beiden Namen wahrscheinlich. —
Aulerci Cenornani (le Maine), Suindinum (h. Le Mans), CIL S. 508. Das Land
der C. ist ausführlich von F. Liger behandelt worden ^^S)
XI. Belgica.
Remi. Durocortornm (Reims), CIL S. 521. Der Name Campania
Remensis = h. »Champagne« kommt schon bei Gregor von Tours
vor. Die Stadt Bibrax ist wohl = h. Vieux-Laon, Lugdunum = Läon.
CIL 3255 bezieht sich auf die von Konstantin dem Großen der
Hauptstadt geschenkten Thermen. Cäsars Schlacht an der Axona"
hat C. F. Lehmann topographisch untersuchte^*). Durocatalauni.
Catalauni (Le Chalonnais), Chälon s. Marne, CIL S. 542, wo Hirsch-
feld auch die in dieser Gegend geschlagenen Schlachten bespricht.
Silvanectes. Augustomagus (Senlis), S. 543. — Suessiones (le Soissonais).
Noviodunum (Soissons?), CIL S. 543. Über die civitas Suessionum
gibt es ein Buch von Dubuc^^^).
Um die Erforschung der Oppida des Gebiets der Suessionen hat sich O.
Vauville große Verdienste erworben. Er hat bisher fünf der zwölf von Cäsar
bezeugten Festen des Landes erforscht. Seine Beschreibungen sind exakt und
558) MemSArchOrleans 1894, 391—555. — 559) Qien u. Orieans 1904.
125 S. — 560) BuUCom. 1809. — 56i) jgav. 1908. — 562) BullCom. 1909,
187, mit Plan. — »63) j^a Ct-nonianie rom. Paris 1903. 390 S. - 564) Klio
1906, 237. — 565) These Paris 1902.
Gallia. 103
mit Plänen versehen ^^^). V. ist der Ansicht, daß Noviodiinum = h. Pommiers
(a. d. Aisne, 3,5 km nordwestlich von Soissons) sei, wo ein 40 ha großes Oppidum
liegt, das er ausführlich beschreibt *8'') und das als die einzige große Stadtanlage
der ganzen Gegend seine Ansicht emj)fiehlt, besonders wenn wirklich das im
Norden der Stadt gefundene 77 ha große Lager von Cäsar herstammt ^^*).
Bellovaci (Le Beaiivaisis). Caesaromagus (Beauvais), CIL S. 547.
Die Lage der Stadt Bratuspantium steht nicht fest. — Anibiani.
Samarobriva (Amiens), CIIj S. 549. In der Inschrift 3490 be-
zeichnet Samarobriva wohl die Stadtgöttin (vgl. Dea Yienna, Arausio,
deus Nemausus). — Viroma^idui (Vermandois). Augnsta Yirom.
(St. Quentin), CIL S. 556. Die Hauptstadt = h. St. Quentin, nicht
= dem 11 km entfernten Yermand. — Atrebafes (FArtois). Neme-
tacum (Arras), S. 558. — Morini (la Morinie). Tarvanna (Therouanne),
Gesoriacum, später Bononia (Boulogne s. Mer), S. 560. Hirschfeld
zeigt, daß der ältere Hafen Gesoriacum in der Zeit Diocletians
durch den neuen Hafen Bononia ersetzt worden ist. — Menapii.
Turnacum (Tournai), S. 567. — Nervii. Bagacum (Bavay), Ca-
maracum (Cambray), S. 568. — Tungri. Aduatuca (Tongern), S. 573.
Treveri. Augusta Treverorum (Trier), S. 582. Hirschfeld
bespricht Seite 582 — 90 eingehend Geschichte, Topographie, Denk-
mäler von Trier.
Die Lage des keltischen Oppidum der Treverer ist noch unbekannt. Trier
erst von Augustus gegründet. Treveri als Stadtname erst seit Ende des 3. Jahr-
hunderts. Das älteste sichere Zeugnis für die Kolonie stammt aus dem Jahre
100 n. Chr. Trotz ihrer exzeptionellen Stellung als Kolonie gehörte die Colonia
Augusta zum Verband der Civitas Treverorum. Das topographische Verhältnis
ihres Gebiets zu dem der Civitas ist noch nicht festgestellt. S. 586 werden
die in Trier zusammenlaufenden Straßen behandelt.
Eine vortreffhche Orientierung über die Stadtanlage und die Denk-
mäler von Trier bietet der von E. Krüger herausgegebene Führer^es).
Der Plan zeigt das vollkommen schachbrettförmige Straßennetz der von
Augustus gegründeten Kolonie. Die augusteische Befestigung ist noch nicht
gefunden. Um 260 n. Chr. neue Stadtmauer, zu der die »Porta nigra« gehört.
Fläche 285 ha (Köln nur 96,8 1). Die Straße, an der die Thermen und der
Kaiserpalast liegen, scheint die Hauptstraße gewesen zu sein 5'"'). Den Stadt-
plan von Trier behandelt ferner Dragendorff ^^i). Daß die Stadtmauern
von Trier und mit ihnen die Porta Nigra nicht, wie man früher glaubte, aus
augusteischer Zeit stammen, sondern zu den Ende des 3. Jahrhunderts er-
bauten Befestigungen gehören, hat Lehner nachgewiesen ^72^. Eine Bestätigung
dieses Nachweises sieht v. Domaszewski in architektonischen Details der
Porta Nigra, die auf eilfertige Herstellung in bedrängter Zeit schließen lassen^^^).
Den Kaiserpalast behandelt ein Techniker Tilemann ^"*), die Porta Nigra aus-
führlich H. V. Bahr ^7^), die Wasserleitung A. Krohmann^^^). Ein Stadt-
quartier von Trier, den »Vicus Seniae« (keltischer, im dalmatischen Senia =
Zengg wiederkehrender Name), nennt eine von Domaszewski besprochene
Inschrift 57^. Wichtig für die Geschichte von Trier ist der Nachweis, daß be-
566) MemSAntiq. 1898, 173; 1907, 1, 216; 1908, 160. — »67) Ebenda
1904/05, 45, mit Plan. — 568) Ebenda G2. — 569, Trier 1909. Mit Stadtplan. —
570) B. J. 1905, 67. — 571) KorrGesVer. 1903, 206. RGBer. 1905, 37. —
572) Die Stadtbefestigung von Trier. WZ 15, 211. — 573) wZ 1903, Korr.
183. — 574) Diss. Hannover 1908. — 575) Trier 1908. — 576) wZ 1903,
237. — 577) Ebenda 1907, Korr. 2.
104 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens,
reits unter Augustus hier eine spanische Schwadron lag^^*). Die älteste Dar-
stellung von Trier (mit Stadtmauer und Moselbrücke) findet sich auf einem
Goldmedaillon Konstantins des Großen, welches Regling bespricht 5^^. Ein
großes Trierer Stadthaus beschreibt Lehner**^). Es hat einen sowohl vom
italischen Atrium als vom hellenistischen Peristylhause abweichenden Typus. Die
Größe von Trier im 1. Jahrhundert versucht Marx**') zu berechnen. Von
allgemeinen Darstellungen des römischen Trier sei genannt Willmer, die Stadt
Trier in römischer Zeit**^) mjj q y Schleinitz»*'). Die Verdienste des
um die Erforschung des alten Trier verdienten F. Hettner würdigt Lehn er **■').
Mehrere Ortschaften des Trevererlandes sind durch Inscliriften
bestimmt. Der Vicus Voclannionum lag beim h. Pallien, der Vicus
Chvlaunum, das h. Arlon (CIL S. 628), ist durch die in der
spätrömischen Stadtmauer gefundenen Bildwerke bekannt. Seine
Geschichte und Topographie hat Waltzing im ersten Bande
eines größeren Werkes behandeltest), die Stadtmauern Mersch586).
Die Inschrift 4085 enthält ein Verzeichnis von Stationen einer
Sti'aße. Auf die zwischen Trier und Bitburg erhaltene römische
Befestigung (»Langmauer«) beziehen sich die Inschriften 4 139 f.
Der »Beda Vicus« (CIL S. 643) mit einem Straßenkastell ist =
h. Bitburg. Aus der Inschrift 4132 sehen wir, daß das Dorf ein
Theater besaß. Ein Grenzstein, CIL 4143, nennt den »pagus
Carucum«. Bei Icorigiuni (= h. Jünkerath, CIL S. 646) lag ein
die Straße Trier — Köln sperrendes KasteU aus dem Ende des
3. Jahrhunderts587). Ein ähnliches KasteU bei Neumagen = Novio-
magus (S. 646) ist als Fundort der Neumagener Bildwerke bekannt.
CIL 4206 steht die Inschrift der Igeler Säule. Auf alte Besied-
lung des Saartals und seiner Nebentäler, so des weinberühmten
Tals von Scharzhof (4214), weisen die Inschriften 4208 f. hin.
Eine mehrere Tempel enthaltende Kultstätte ist auf dem Marberg
bei Prüm in der Eifel ausgegraben worden 5«8)_
Neben den Städten und Dörfern spielen die Villen in der Topo-
graphie des Trevererlandes eine bedeutende Rolle.
Die Villa von Welschbillig mit ihrem berühmten Hermeubassin behandelt
Hettner***"). Eine große Villa ist bei Blankenheim in der Eifel ausgegraben
worden **''). Die drei von Hettner besprocheneu gallisch-römischen Tempel-
bezirke*^*^) sind das Gegenstück zu den bei Koblenz gefundenen Anlagen (Anm. 826).
Das für die Landeskunde des Moseltals so wichtige Moselgedicht
des Ausonius ist von Hosius mit besonderer Berücksichtigung des
Topographischen erläutert wordonssi). Für die gallische Abstammung
der Treverer entscheidet sich F. C ramer auf Grund des durchaus
gallischen Gepräges der Personennamen ^9^").
578) WZ 1904, Korr. 1G4. — 579) aA 1905, 30, mit Abb. — 5»0) ß. J.
1898, 234. — 581) Trierisches Archiv 1900, 53. — 582) Ebenda 6, 1—51. —
583) Berühmte Kunststätten 1909, H. 48. — 584) wZ 1902, 337. — »85) Oro-
launum vicus. Löwen 1906. — 586) AnnInst.\rchLu.\enibourg 1901, 265. —
587) WZ 1891, 284. — 588) j_ Klein in B. J. 1897, 62. — 588-) ju z. »Die
Rhcinlande< , 1902. — 589) No^h nicht publiziert. — 590) Festschr. d. Ges. f. nützl.
Forsch, in Trier 1901. — 59i) DJeMoselgodichte des Ausonius u. Vcuant. Fortunatus.
Marburg 1909. - 59i"j j^^.^ habitants des Ardcnncs h Top. rom. Lültich o. J.
Galliii. IJritannia. 105
Mediomatrici. Divodurum (Metz), CIL S. 6G2. Die Geschichte
und Topogi-aphie stellt Hirschfeld kurz an der Hand der lite-
rarischen und epigraphischen Zeugnisse dar. Die aus Mediomatrici
entstandene Form Mettis findet sich seit dem 5. Jahrhundert.
Die Grenzen des Gebiets der Mediomatriker bestimmt Keune^^^)^
der verdiente Direktor des Metzer Museums. Derselbe hat Ge-
schichte und Denkmäler des antiken Metz dargestellt ^9'').
Die gallische Stadt (Divodurum) auf der Höhe zwischen Seille und dem
rechten Mo^elarm, die römische Stadt weiter nach S ausgedehnt. Von ihrer
Blüte zeugen die Denkmäler, besonders ein großes Amphitheater. Befestigung
etwa 300 n. Chr., 451 n. Chr. von den Hunnen zerstört. — Zwei Stadtquartiere
haben die Namen »Vicus Honoris« und »Vicus Pacis«. Das Amphitheater
wurde besehrieben von Kenne, Schramm, Wolf ram ^^4), Die räumliche Aus-
dehnung von Metz in römischer Zeit untei-sucht G. Wolf ram ^^^). Die reichen
Ergebnisse seiner in der Flur von Sablon, dem südlichen Vorgelände von Metz,
veranstalteten Grabungen hat Keune in einer Schrift zusammengefaßt ^3^. Er-
gebnisse: zuei-st Erweiterung der Stadt nach S, dann Verkleinerung durch An-
lage der etwa 300 n. Chr. gegen die Germanen erbauten Befestigung, zu der
wie überall in Gallien die Grabdenkmäler Steine lieferten. Der Name des
südlichen Stadtteils »Vicus Honoris«. Auch das Amphitheater war damals zer-
stört, seinen Maßen nach (148x124 m) eines der größten des Reiches. Das
Amphitheater die älteste Stätte des Christuskults. Xekropolen im Osten und
Süden der Stadt.
Über neuere Forschungen ist der E. G. Bericht 1905, 38 zu
vergleichen. Yon Dörfern der Mediomatriker sind durch Inschriften
bekannt außer dem vorstädtischen Pagus Ir . . . (= Flur Sablon)
der Vicus Saravus (CIL 4549), der Vicus Bodatius (4310), der
Vicus auf dem diurch den prähistorischen Ringwall bekannten
Herapel (4481), pons Saravi, clas h. Saarburg (S. 688). Auf dem
Berge Donon, an der Grenze zwischen Elsaß und Lothringen, ge-
fundene Steine bezeichnen ihn als eine berühmte Kultstätte (S. 690).
Decempagi (S. 691) entspricht dem h. Tarquinpol. Der Ort Karsai
heißt nach den Vicani MarosaUenses (S. 693). Auch Scarponne
hat seinen antiken Xamen Scarponna bewalut (S. 694). Antike
Steinbrüche bei Nonoy sind durch Inschriften bezeugt (S. 699).
Gallische und römische Siedlungen im Lande der Mediomatriker
hat A. Grenier behandelt 59''). Leud (S. 702) mit den Städten
Tullum (h. Toni), Xasium (Xaix), denYicani Solimariacenses(Xr. 4681)
und dem Yicus Soliciae (h. Soiüosse).
E. Britannia.
I. AUgemeines.
Das Material für den Bericht fand sich in England bei der
Menge lokaler Zeitschriften und dem Mangel zusammenfassender
"Werke noch mehi' zersplittert, wie in Deutschland und Franki-eich.
»92) Vh. der Straßb. Philol.-Vers. 1901, 104. — »^3) jXetz in römischer
Zeit. Metz 1900. Metz, seine Geschichte, Sammlungen und Sehenswürdigkeiten.
Metz 1907. — 59*) LothrJb. 1902, 340. — 595) Ebenda 9, 124. — ^96) ^etz
1909. — 597) Bibl. de l'Ecol. des H.-Et. 1906.
106 A. Schulten, Bericht über die historische Geogra])hie des Westens.
Hinzu kam, daß mir von den Zeitscliriften nur wenige zugänglicli
waren. Herrn Haverfield, dem besten Kenner des römischen
Britanniens, der mir eine Menge seiner in den verscliiedensten
Zeitscliriften erschienenen Berichte und Aufsätze zusandte und die
Güte hatte, meinen Bericht durchzusehen und zu ergänzen, ver-
danke ich die Möglichkeit, trotzdem wenigstens über alles Wichtige
orientieren zu können. Im Arch. Anz. erscheinen seit 1901 Be-
richte über die englischen Funde, besonders über die Limes-
forschungen, von Haverfield. — Von E. Hübner, dem Heraus-
geber der römischen Inschriften der Insel (CIL VII), liegt vor der
Artikel Britannia, in der Realenzyklopädie, der die Geschichte der
Erforschung Britanniens, die römischen Kriege, Ethnologie, j^hysische
Geographie, Roraanisierung darstellt.
Der Artikel stammt schon aus dem Jahre 1896 und befriedigt selbst für
diese Zeit nicht. Eine eingehende historische Geographie wird noch vermißt.
Die beste Darstellung des römischen Britanniens ist noch immer
das Kapitel im fünften Bande von Mommsens Römischer Geschichte.
Haverfield hat dazu in einem Anhang der neuen englischen Über-
setzung des Kapitels wichtige Zusätze und Berichtigungen gegeben.
Er behsmdelt u. a. die Marschrichtung der drei Okkupationskorps des
Claudius, die Besetzung von Wales, die intensiver gewesen sei, als Mommsen
annahm (zahlreiche Kastelle auch im Innern), die Besetzung Kaledoniens durch
Agricola, die durch archäologische Entdeckungen aufgeklärt worden sei. Die
beiden Wälle im Norden seien nicht, wie Mommsen meinte, ein doppeltes, nach
N und S gerichtetes Werk, sondern aus verschiedenen Zeiten. Mommsens An-
sicht, daß in Britannien die Stammesverbände im Gegensatz zu Gallien auf-
gelöst worden seien, werde widerlegt durch eine sie erwähnende Inschrift (vgl.
Nr. 603).
In dem großen Werk »The Victoria History of the Counties
of England« hat Haverfield die römische imd vorrömische Topo-
graphie der Landschaften Worcestersliire, Northamptonshire, Shrop-
shire (mit Viroconium = h. Wroxeter), Derbyshire (mit mehreren
Kastellen des Limes), Somerset (mit Aquae Sulis = h. Bath),
Warwickshire, Norfolk dargestellt. Die einzelnen Bände enthalten
Karten mit den römischen Siedlungen und Wegen, Pläne von Villen,
Kastellen usw. Eine lehrreiche Übersicht über die Geschichte der
Erforschung des römischen Britanniens gab Haverfield in der
Edinburgh Review 598).
Die älteste Leistung historisciier To})Ographie ist die in einer Karte des
13. Jahrlmndcrts (in der BodhMana) entiialtene Darstellung des »Pictornni nuuusc,
des Grenzwalls. Camdeu, der englische Cluvcr und wie dieser ein unermüd-
licher Wanderer, legte die Cirundlage zu einer kritischen Topographie des Landes.
Sein Nachfolger ist Horsley mit seiner »Britannia Romana<\ Größere Fort-
schritte brachte erst die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: Aufdeckung von
Silchestcr durch die Ix)ndon Soc. of Antiquaries, die Villenforschung des Generals
Pitt-Rivers u. a. Die drei Legionslager York, ehester, Cacrlcon on Vsk
konnten nur teilweise ausgegraben werden, da die J>ager unter modernen Städten
liegen. Zahlreiche Kastelle wurden erforscht von lokalen Vereinen : der Scottish
598) April 1899, 369 — 90.
Britannia. 107
Society of Antiquarie?, den Newcastle Antiquaries, der Society of Cumberland
Antiquaries u. a., deren Arbeiten in vielen Zeitschriften zersplittert sind.
P. Meuriot untersucht die Vorstellung, welche sich das Alter-
tum von der Gestalt der Insel machte 599). Die beste, wenn auch
in kleinem Maßstab gefertigte Karte der Insel ist die von Haver-
field in der Archaeologia LVII, 1901, Taf. 56 veröffentlichte.
H. Kieperts Blatt Britannia in den FOA (1894) hat größeren
Maßstalj, enthält aber viele Felder.
So z. B. sind die Straßen mehrfacli unrichtig; recht vieles, z. B. in Wales,
ist ausgelassen; die mit dem Sternchen bezeichneten namenlosen -castra et
castella Rom.' sind fast ohne Ausnahme falsch. Beigegeben sind zwei Neben-
karten: 1. der beiden Limesanlagen, 2. des Schauplatzes von Cäsars Expedition
und ein Text, in dem mehrere Punkte und die antiken und modernen Quellen
der britannischen Geographie besprochen werden. In Note 3 ist ein Verzeichnis
der wichtigsten englischen Zeitschriften gegeben.
Fluß Pwatostabius (vom keltischen Ratu = Fähre und Tabius) = h. Taff,
Fluß Tamara = h. Tamar (in Comwall), Fluß Vedra =^ h. Wear (an der Ost-
küste südlich vom Hadrianswall), Tinna = h. Tyne (am Wall selbst); Namen
der Inseln an der West- und Nordküste : Thule = Shetlandinseln, Silumnus =
Scillyinseln. Portus Itius = Gesoriacum.
Außerdem besitzen war an historischen Karten Haverfields
Blatt Britannia im »Historical Atlas of Modern Europe« (mit kurzem
Text) 600) und Sieglins Karte (Blatt 30 des Atlas Antiquus) mit
den Nebenkarten: Valium Hadriani, V. Antonini Pii, Br. inde ab
imp. Sept. Severe, Br. inde ab imp. Diocletiano, Br. inde ab imp.
Valentiniano.
Die römischen Bleibergwerke in Somerset, Shropshire, Derbyshire
hat Haverfield in den betreffenden Bänden der »Victoria History«
ausführlich behandelt und dabei die Inschriften auf Bleibarren genau
untersucht.
Gowland hat in Archaeologia, Bd. LVII, gut über die technische Seite
der römischen Bleibergwerkindustrie geschrieben. Was Cox (Archaeol. Joum.
LH, 25) und Haverfield (Chester Archaeol. Joum. 1892, 80) mitteilen, ist
mehr populärer Art. Ein gestempelter Zinnbarren lehrt, daß die Zinngruben
von Comwall noch im 4. Jahrhundert n. Chr. im Betrieb waren ^''^). Haver-
field, der diese Inschrift bespricht, behandelt bei dieser Gelegenheit die Ge-
schichte der Bergwerke. CIL XIII, 2612 stehen Inschriften auf Bleibarren
aus England, die in Gallien gefunden wurden.
n. Ethnologie.
Mit den am germanischen Limes angesiedelten Brittones be-
schäftigt sich Fabricius602j. Die Erwähnung der Civitas Silurum
in einer Inschrift aus Venta Silurum (Caerwent) zeigt, daß auch in
Britannien die Gaue fortbestanden haben 603)_ Die süddeutschen
Ortsnamen auf -ingen vergleicht mit den englischen auf -Ingas
*^') Quälern Britanniae formam veteres geographi sibi finxerint. Thfese
Paris 1899. — 60°) Oxford 1896. — ^oi) prSAntiq. 1900. — 6"2) Besitz-
ergreifung Badens (s. Anm. 834), 79. — eo^j AA 1904, 145.
108 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des AVestens.
A. Schiber^*''*) in dem Aufsatz »Germanische Siedlungen in
Lothringen und England«.
m. Vorrömische Zeit.
Allcroft stellte in einem großen aber unki'itischen Werk^o^j
alles, was sich in England an Erdbefestigungen findet, zusammen.
Die römischen Anlagen sind liier besonders schlecht behandelt.
IV. Römische Zeit.
1. Allgemeines.
Über Cäsars Expedition nacli Britannien liegt ein dicker Band
von Eice Holmes vor^OGj jxAi einer guten Übersicht über das
vorrömische Britannien. In seinen »Beiträgen zur Geschichte der
Eroberung Britanniens« durch die Römer bestimmt G. Teuber^^'')
nach Haverfields Vorgang die drei Häfen, in denen das Heer des
Claudius landete, als Eutupiae (bei Sandwich), Dubrae (Dover),
Portus Lemanae (Lyme) imd die drei von London ausgehenden
Einmai'schstraßen : nach N (Lindum, Eboracum), NW (Viroconium —
Deva), AV (Durocornovium — Glevum — Isca), indem er E. Hübner
widerlegt, der die Okkupation von der Südküste ausgehen ließ.
Die Eroberungen des Agricola behandelt Panzer^ö^).
Eine gute, wenngleich eng historische Übersicht des römischen
Britanniens ist in den letzten Tag'en ersclüenen, E. Oman, »Eng-
land before the Norman Conquest«.
Sie ist kurz, kaum 120 Seiten, und enthält wenig über Kultur, Städte-
entwicklung usw., ist aber recht empfehlenswert. Im allgemeinen nimmt er
Haverfields Resultate an; originell und bemerkenswert ist die Behandlung der
letzten Dezennien der Periode, d. h. der Ausgang des vierten und Anfang des
fünften Jahrhunderts.
Sehr gut charakterisiert Haverfield^^^) den Gegensatz der
beiden natürüchen Teile des Landes: des Hochlandes im Westen
(Wales) und Norden (Schottland) und des Tieflandes im Süden und
Osten und die sich hieraus ergebende Verschiedenheit der Erobenmg,
die dort 40, hier nur 4 Jahre dauerte, und der Eomanisierung.
Eine Linie, welche die drei Legionslager Isca (Caerleon), Deva
(ehester), Eburacum (York) verbindet, bezeichnet am besten die
Grenze. Eine Charakteristik der Eomanisierung von demselben
findet man in einer besonderen Sclirift :>The Romanisation of rom.
ßritain«6^oj. In zwei Bänden behandelt Manfrin ^La Dominazione
Rom. nella G. Britannia«^^^). Sonst ist noch zu nennen das sehr
schlechte Buch von Conybeare, »Eoman Britain«^^^^. Im Anschluß
60*; LothrJb. 1900, 148. — ««5) Earthworth of England. Ixindon 1908.
74 S. — ^oe^ Ancient Britain and the invasions of Ccsar. O.xford 1907. —
BOT) Breslau 1909, mit K. — «o») Hist. Unters, f. A. Schaefer. — eo») Roman
Britain. EdiubRev. April 1899, 375. — 6>0) Ix)ndon 190.'). — «>') Rom
190Ü. — «>2) Brighlon 1903. 27r) S.
Britannia. 109
an eine die Britannia prima nennende Inschrift versucht Haverfield
die fünf dioclotianischen Provinzen abzugrenzen ^i 3^.
2. Die Grenzwälle.
Wie in Deutschland, steht auch in England im Vordergrund
der Altertumsforschung die Erforschung des Limes: des nördlichen
von Agricola erbauten, von Pius erneuerten zwischen Firth of Forth
und Firth of Clyde und des südlichen, des Valium Hadriani, zwischen
Solway Firth und Newcastle. Beide AVerke behandelt Haverfield
im Artikel »Antonine Wall« und »Hadrian Wall« der Encyclopaedia
Britannica (11, 139; XI, 364) und E. llübner, »Römische Herr-
schaft in Westeuropa« 1890, S. 39, 54.
a) Hadrianswall. Die älteren Arbeiten von I. B. Bruce, das
Hauptwerk »The Roman Wall« (1867) und der kürzere Führer
»Handbook to the Roman Wall«^^'*) und E. Hübners Darstellung
in »Römische Herrschaft in Westeuropa« und im Artikel »Britannia«
der RE sind durch neuere Forschungen überholt worden. Über
die Fortschritte der von zwei Vereinen, der Cumberland Antiquarian
Society in CarUsle und der Society of Antiquaries of Newcastle,
veranstalteten Ausgrabungen unterrichten in erster Linie deren Be-
richte: die Transactions of the Cumberland Ant. Soc. (Bd. Xlllf.)
mit den Berichten von Haverfield und die Archaeologia Aeliana
(Bd. XVIf.), sodann Haverfields ]\Iitteilungen im Arch. Anz. Auf
Grund eigener Studien an Ort und SteUe bei'ichtet über den Hadrians-
waU E. Krüger 615), dessen Auffassung oft von der Haverfields
abweicht.
Es liegen drei Anlagen vor: 1. Steinmauer und Graben mit den »Mile-
castles« (den eine römische Meile voneinander entfernten Kastellen) und 320
Türmen, 2. ein ßasenwall, 3. südlich von beiden eine dritte Linie, bestehend
aus einem Graben, mehreren Erdwällen, auf denen vielleicht Palisaden standen,
und Erdkastellen. Diese Erdanlagen sind nach Haverfield jünger als Rasenwall
und Steinmauer, da sie deren Kastelle umgehen (s. Arch. Anz. 1902, 105),
nach Krüger, der an dieser Tatsache zweifelt, älter. Auch über die Zeit der
drei Werke ist noch keine Klarheit erzielt. Nach Krüger wäre der Erdwall
vor Hadrian gebaut, der Rasen wall von Septimius Severus, die Steinmauer
später, vielleicht von Constantius Chlorus. S. 29 stellt Krüger die antiken
Nachrichten über diese Anlagen zusammen, darunter den interessanten Bericht
des Beda (Hist. Gentis Anglorum 5). Ha verf ield ^iß) hält den Rasenwall
für hadrianisch, den Steinwall für severisch. Fest steht nur, daß der Rasen-
wall jünger als die Steinmauer ist, da diese ihn durchschneidet ^i^). Aufklärung
wäre wohl durch gewissenhafte Grabungen und vor allem durch bessere Be-
obachtung der Keramik zu gewinnen.
Von den Kastellen des Hadrianswalles sind folgende ausgegraben:
Ambloganna^is), Chesters (Cilui-num)6i9), Housesteads(Borcovicus)620)^
"3) ArchaeolOxon. 1894, Juni. — 6i*) 5. Aufl., 1908. — ^^'^) B. J. 1903,
1 — 38, mit K. — ßiß) Anhang z. Übers, von Mommsens Rom. Gesch. V. —
617) AA 1901, 80 (Haverfield). — ei») Ebenda. — 6i9) ArchaeolAeliana lOf. —
620) Plan in »The Vict. Hist. Derbvshire«^.
110 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Gr. Chesters (Aesica)^^!)^ Birrens622)^ Castiesteads ^23). in Corbridge
on Tyne (Corstopitum) , etwas südlich des Hadrianswalles , sind
große Anlagen, u. a. ein Getreidemagazin, aufgedeckt worden ^24).
Es gibt über Corbridge eine Monographie von Knowles^^^). Berichte
über die Ausgrabungen zu Corbridge findet man am besten in Archaeol. Aeliana,
dritte Folge, III, 161; IV, 205; V, 305, von Forster, Craster, Knowles,
Haverfield geschrieben.
b) Wall des Pius. Über den Piuswall, bei dem die Dinge nicht
so kompliziert sind wie beim Hadrianswall, liegt eine große Publi-
kation vor626j_ Es sind folgende Kastelle ausgegraben: Castlecary^^i)^
Camelon628)^ Rough Castle 629), Lyne629«), InchtutliiI629 6),' Bar
Hill 630), dieses vortrefflich von Macdonald, der auch ein Erd-
kastell des Agrippa festgestellt hat, bearbeitet.
Nördlich vom Wall des Pius ist das Kastell Ardoch (Pertshire)63i)
ausgegraben. Südlich liegt das Kastell Newstead (am Tweed), wo
unter dem Steinkastell des Pius ein Erdkastell des Agrippa ge-
funden ist 632). Eine gute Beschreibung von Newstead von dem
Leiter der Ausgrabungen, J. Curie, mit prachtvollen Illustrationen
ist unter der Presse. Haverfield 633) erklärt dieses südlich des
Piuswalls gelegene Kastell aus einer Zurückziehung der Grenze
in der Zeit nach Agricola, zwischen 85 — 115 n. Chr. Die mit
180 n. Chr. endenden Münzen des Kastells Newstead datieren das
Ende der römischen Herrschaft in Schottland.
An der Westküste, in den Grafschaften Lancashire und Cheshire,
hat man in mehreren Kastellen Ausgrabungen begonnen, darunter
Manchester, Melandra, Castieshaw. Über die Forschungen berichtet
Haverfield 634). Über Manchester liegt ein ausführliches Werk
von Bruton vor, aus dein man aber für das Kastell wenig lernt635).
Die inneren Gebäude sind noch ganz unbekannt.
Von den in Wales liegenden Kastellen sind erforscht worden:
Cardiff (Südwales) 636), Gelligaer637), eines der am besten erhaltenen
römischen Kastelle, 20 km nördlich von Cardiff an einer Straße
gelegen, Gaer (bei Brecon)638). Vom Lager Deva (Chester) ist die
Ostseite mit einer Länge von 580 m festgestellt worden 639). Zur
Erforschung von Isca Silurum (Carleon) hat sich eine Gesellschaft
gebüdet. Die beste Übersicht über die zahlreichen Kastelle hat
621) ArchaeolAeliana 17 u. 24. — 622) PrScotSAntiq. 30. — 623) aA 1902,
104. — 624) Ebenda 1909, 235, mit Plan. — "25) xhe rom. britan site of C.
1908. — 626) The Antonine Wall. Glasgow 1899. 173 S. — «27) aA 1903,
109. _ 628) PrScotSAntiq. 35. — 629) aA 1904, 145. — 629-) PrScotAntiq.
39. _ 629*) Ebenda 36. — 630) Macdonald u. Park, R. forts on ßur Hill.
Glasgow 1906. AA 1905, 98. — 63i) PrScotSAntiq. 32. — «»2) aA 1909,
230, mit Plan. RGKorr. 1909. 41. — 633) aA 1909, 234. — 634) Ebenda
242, mit Plan des Käst. Castieshaw. — 6^5) The rom. fort at Msmchester.
Manchester Univ. Press. 1909. — 636) aA 1901, 80. — 637) Tr. of Cardiff
Naturalists Soc. 1903. AA 1902, 164. — 638) Haverfield, Rom. Forts in
South Wales. Cambrian ArchaeolAss. 1903. — 639) aA 1909, 244.
Britannia. 111
Haverfield in einem längeren Aufsatz in Transaot. of the Cymm-
rodorion Soc. 1910, S. 53 ff. gegeben.
Offenbar war die ganze Kegion mit Auxiliarkastcllen besetzt, etwa von
70 — 85 n. Chr.: Im 2. Jahrhundert machte eine ra.sehe Beruhigung der Be-
völkerung einen Teil der Garnisonen entbehrlich, wohl unter fladrian oder
Pius, als die Befestigung der Nordgreuze eingerichtet wurde.
3. Die Städte.
Ein Yerzeiclinis der römischen Städte gab Haverfield im
Anhang zu seiner Übersetzung des britannischen Kapitels im fünften
Band von Mommsens Römischer Gescliichte. Am besten erforscht
ist Venta Silurum (Caerwent) und Calleva Ätrehatum (Silchester).
Von Caervent ist erst ein Drittel freigelegt, dagegen in Silchester die ganze
Stadt. Der von Haverfield^'"') mitgeteilte Plan zeigt das bekannte Schachbrett-
muster einer römischen Stadt. Die Häuser haben den Typus des Peristylhauses,
bei dem die Zimmer um einen offenen Hof gruppiert sind, wie wir ihn im
Orient und Nordafrika beim Stadthaus (Timgad, Karthago), dagegen im Norden
nur bei Villen finden. H. bezeichnet deshalb auch Silchester als einen Komplex
von Landhäusern und hält die Bewohner nicht für Römer, sondern für romani-
sierte Kelten. Er ist sogar geneigt, den Grundriß für den der altkeltischen
Farm zu halten ß*^). Einen solchen Hausplan teilt H. im Arch. Anz. 1902,
104 mit. Die Berichte über die Ausgrabungen stehen in der Archaeologia.
Über Caervent berichtet H. ebenfalls im Arch. Anz.^*^).
Über das alte Londhiium (London) gibt es eine Schrift von
Besant^^s), die aber ganz unA^-issenschaftlich ist. Dagegen enthält
die »Victoria History of London«, Bd. I, 1910 einen ersten und,
wenngleich nicht ganz glücklichen, so doch fast heroischen Versuch,
die ebenso massenhaften Avie sclüecht überlieferten römischen Alter-
tümer Londons in Ordnung zu bringen. Verfasser sind Smith,
Page, Reader. Sind ihre Folgerungen nicht durchaus stichhaltig,
so ist doch das hier zum erstenmal gesammelte Material sehr nütz-
lich. Die römische Stadtmauer von London stammt, wie so viele
Mauerringe des Westens, aus der Zeit der ersten Barbareneinfälle
und hat dieselbe Bauart wie cüe übrigen ßi'i). Die Größe des rö-
mischen London schätzt E. Krüger auf 150 ha (Köhi 96,8 ha).
Haverfield gab einen Plan von Aquae Sulis (Bath)645) und be-
handelte Viroconium (bei Wroxeter), über das auch V. Taylor 6*6)
und Fox 647) zu vergleichen sind. Von Hübners Artikeln über
Städte (in der RE) sei Camalodunum und Eboracum genannt. Das
auf mehreren Metallbarren genannte Lutudarum wird von Haver-
field in Derbyshire gesucht ß*^). Derselbe erbringt ferner den
Nachweis, daß Brough (Derbyshire) Anavio und der Fluß, an dem
es liegt, Aneva hieß 6'* 9).
6*0) AA 1909, 249. — «<i) EdinbRev. 1899, 384. — 6*2) 1902, 105;
1904, 145. — 6*3) Early London 1908. — 644) aA 1904, 145. WZ 1904,
Korr. 23. — 6*5) The Victoria Hist. Somerset, S. 221. — 646) VictHistShropshire
I, 220—56. — 647) Athenaeum Nr. 3616, S. 210. — 648) PrSAntiq. 10. Mai
1894. — 649) Derbyshire Archaeol. and Hist. Soc.
112 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
4. Straßen.
In Tenbers Schrift (Anm. 607) sind die drei von London nach
N, NW, W führenden Eintnarschstraßen behandelt. Das ganze Wege-
netz der Insel hat eine Darstellung erfahren durch T. Codrington ^^oy
Das Buch ist sehr ungleich. Im allgemeinen ist es nur eine Umschreibung
der Generalstabskarte. Aber wo der Verfasser die betreffende Straße persönlich
kennt, ist das Buch ganz nützlich. Wo er diese persönliche Kenntnisse nicht
besitzt, wie vielfach in Wales und Nordengland, ist es minderwertig.
Domaszewskis Aufsatz über das Straßensystem des Römischen
Reiches 651) ist auch für Britannien zu nennen. Ferner gibt es
eine kurze Darstellung von Haverfield652j^ der auch in der Victoria
History die römischen Straßen der von ihm behandelten Grafschaften
darstellt (mit Karten). Eine Untersuchung über die römischen
Wege in Leicestershire gab Bellairs ß^^^. Für den Handelsverkehr
zwischen Grallien und Britannien ist wichtig die Schrift von Zimmer
über »Direkte Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland im
Altertum und frühem Mittelalter« ß^^**).
F. Germania.
I. Allgemeines.
Die letzte Darstellung der historischen Geographie Germaniens
gab J. Jung in seinem 1897 erschienenen Grundriß 6^*). In das-
selbe Jahr fäUt der letzte Bericht Detlef sens^^s^. Die wichtigste
bis 1901 erschienene Literatur hat Liebenam verzeichnet 656)_
Einen kurzen kompilatorischen Abriß der historischen Geographie
Germaniens findet man in K. Kretschmers »Historischer Geographie
von Mitteleuropa« 65 7^ j)er von G. Hirschfeld ^^s) beklagten Zer-
splitterung der deutschen Forschung ist jetzt in etwas abgeholfen
durch die von der römisch-germanischen Zentralkommission heraus-
gegebenen Berichte659), welche eine vortreffliche kritische Zusammen-
fassung der archäologischen und topographisclien Forschungen geben.
Der Bericht ist nach den einzelnen archäologischen Kategorien eingeteilt,
so daß man Jahr für Jahr über den Stand der Forschung in den einzelnen
Gebieten unterrichtet wird. Das erste Heft (Bericht für 1904) enthält an geo-
graphisch wichtigen Berichten 1. Vorgeschichtliche Funde und Forschungen von
K. Schumacher, 2. Okkupation Germaniens durch die Römer von Dragen-
dorff, 3. Neues zur römischen Städte- und Ortskunde von demselben. Der
zweite Bericht (für lOOf)) fügt hinzu eine flbersicht über die Kingwallforschung
von Anthes, der dritte (für 1906 und 1907) bringt einen Aufsatz von Seil u mache r
über die Erforschung des römischen und vorrömischen Straßennetzes in West-
deutschland und eine sehr dankenswerte Übersicht über die Arbeiten in den
650) Rom. roads in Britain. I^mdou 1905. — e»') Anm. 18. — ^^-) F.diub.
Rev. 1899, 380. — 6") Rom. roads in L. JBritArchAss. 1901, '269. —
653») SitzbAkBerlin 1909. — 654) g. 106—22. — «55) ßursians JBer. 1897,
243—56. — 656) Ebenda 1903, 92-117. — 657) g. 136—63. — 658) OJ
XIV, 149. — 659) Ber_ üi^gr ^\[Q Fortschritte der röm.-germ. Forschungen.
Frankfurt. •
Hritauniu. Germania. 113
Naehbargebieten (Osterreich, Sciiweiz, Holland) von Dragendorff. Der vierte,
1910 erschienene Bericht liegt außerhalb der zeitlichen Grenzen dieses Referats.
An die Stelle des der »Westdeutschen Zeitsclirift für Geschichte
und Kunst< beigegebenen »Korrespondenzblattes« ist seit 1908 ein
selbständig- erscheinendes » Rfimisch - germanisches Korrespondenz-
blatt« ß^*^) getreten, das sowohl kurze Originalberichte über neue
Funde wie Referate über Zeitschriften bringt. Für die prähistorische
Geographie Averden die beiden kürzlich begründeten prähistorischen
Zeitschriften (s. Anm. 709 u. 710) hoffentlich eine Konzentration
der Forschung gewährleisten.
n. Physische Geographie.
Eine ausgezeichnete, auf voller Kenntnis des archäologischen,
linguistischen, botanischen Materials Ijasierte Darstellung hat die
Vegetation Germaniens erfahren durch J. Hoops '>Waldbäume und
Kulturpflanzen im germanischen Altertimi« 66i).
Germanien war keinesweg.s eine Wüste von Urwald und Sumpf, sondern
durchsetzt mit ausgedehnten waldlosen Fl.ächen , die den Einwanderern den
Ackerbau ermöglichten. Schon zu Cä.<ars Zeit sind die Germanen keine Nomaden,
ihr unruhiges Wandern ist vielmehr mit dem »Trecken« der Buren zu ver-
gleichen. Die Germanen besaßen schon bei Eintritt in die Geschichte den
Radpflug, der dem Pflug der klassischen Völker überlegen ist.
Die unten zu besprechenden Untersuchungen von K.Schumacher
über die Besiedlung des Rheintals und des Odenwalds (Anm. 676 u.
864) haben ergeben, daß diese Gegenden schon in neolithischer Zeit
fast eben so dicht wie heute besiedelt waren, daß also von diesem
Teile Deutschlands das '>horrida silvis aut paludibus foeda« des
Tacitus nicht gilt. Zu demselben Ergebnis kommt für die Wetterau
G. Wolffs »Wetteravia nee silvis horrida nee paludibus foeda« ß^i*).
Derselbe beweist Weinbau im rechtsrheinischen Gebiet bereits für das
2. Jahrhundert n. Chr.ßßi*). Ferner ist zu nennen I. Wimmer, »Ge-
schichte des deutschen Bodens mit seinem Pflanzen- und Tierleben
, von der keltisch- römischen Zeit bLs zur Gegenwart« ^^^j ]^_ Grad-
mann, der sich durch verschiedene Arbeiten zur historischen Pflanzen-
geographie bekannt gemacht hat, behandelt das »Mitteleuropäische
Landschaftsbild in seiner geschichtlichen Entwicklung« 663)_ j)er-
selbe hat nachgewiesen, daß in Deutschland schon seit den ältesten
Zeiten fast alle bekannten Getreidearten gebaut wurden ^^^). Eine
gute Grundlage für die historische Geographie des unteren Rliein-
laufs ist H. Blinks »Der Rhein in den Niederlanden «665)_ Die
erste Erwähnung der Schwäbischen Alb findet sich bei S trabe
(P. 292) der die oQOjnÖtu zwischen Donau und dem Herzynischen
660) Trier 1908 f. — 66'j Straßburg 1905. — 66i») MOberhessGeschVer.
XIII, 1903, 20. — 661 'j Mitt. über römische Funde in Heddernheim, IV,
•14: — 47 ; vgl. auch Besiedlung der südlichen Wetterau in vorgeschichtlicher
Zeit im RGBer. II, 69. — 662) Halle 1905. — 663) qz 1901. — 664^ Anm. 758 b. —
665j Forsch. 1889.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 8
114 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Wald kennt 666). Daß unter dem HerxynIscJten Wald hier die be-
waldeten Höhen nördlich der Schwäbisch-Fränkischen Alb zu ver-
stehen sind, führt R. Gradmann aus 66^). Der Name Voscgus,
für den erst spät Vosagus eintritt, wird C. XIII, 2, 1, 156 behandelt.
»Vosego Silvestri« sind die Inschriften C. 6027 und 6059 geweiht.
Mehrfach sind der Ahnoha, der Göttin des Scliwarzwaldes, geweihte
Altäre gefunden worden (C. XIII, 2, 1, 6283). Aus dem Vor-
kommen dieses Namens in der Gegend von Cannstatt schließt
Hang 668), daß die Abnoba auch die Berge am mittleren Neckar
umfaßt habe, was auf ein großes Waldgebiet zwischen Ehein und
Neckar hinweisen würde. Das häufige Vorkommen der Diana, der
Waldgöttin, in dieser Gegend ist ein weiteres Zeugnis der Aus-
dehnung der Waldzone. Der Nicer (Neckar) Avird behandelt C.
Xni, 2, 1, S. 231. sichrere Inschriften nennen nautae des Flusses
(C. 6450, 6324).
Der Artikel Danuvms von Brandis669j giVjt die Geschichte
der Donauquellen. E. Korne mann (Anm. 666) zeigt, daß sie mit
dem Schwarzwald durch die Okkupation des Winkellandes zwischen
Rhein und Donau unter Claudius ersclilossen wurden und zuerst
dem Plinius, der sie selbst besuchte, bekannt sind.
Eine Inschrift hat den antiken Namen des kleinen Lauffen in
der Schweiz : Summa Rapida ergeben ^'^^). Für die Mosel und ihre
Nebenflfisse ist wichtig der vortreffliche Kommentar zu Mosella
des Ausonius von K. Hosius67i).
Die von Tacitus (Ann. XI, 20) erwähnten Silbergruben der
Mattiaker sind an der unteren Lahn, besonders in der Gegend von
Ems, nachgewiesen worden 672^. Andere Spuren alten Bergbaues
hat Schumacher bekannt gemacht 673j. Über die römischen Eisen-
schmelx£u, bei Eisenberg am Nordostabhang des Haardtgebirges und
andere Plätze römischer Eisenindustrie berichtet der lehrreiche Auf-
satz von Beck, »Einfluß der römischen Herrschaft auf die deutsche
Eisenindustrie« 674). Schließlich sei auf die RE (z. B. die Artikel
Albis, Arducnna, Abnoba, Bernstein) und Holders » Altkeltischen
Sprachschatz « verwiesen .
m. Vorgermanische Zeit.
Eine vortreffliche Übersicht der verschiedenen vorgennaniaclien
Siedhtiigswcisen gibt das kleine Buch von A. Schliz, »Urgeschichte
Württembergs« 675). »ßic älteste Bcsiedlungsgeschichte des rechts-
rheinischen Rheintals zwischen Basel imdMainz« steUt Schumacher
in der Festsclirift des Mainzer Zentralmuseums dai'676).
666) BlSchwäbAlbVor. XXI, 349 (Kornemanu). — 667) Anm. 663. —
068) WZ 1906, Korr. 2. — «ß») RE. — 670) AnzSchweizAlt. 1907, 186. —
671) Anm. 591. — «72) BJb. 1897, 117 (Dahm). — 673) MainzZ 1909, 3. —
67*) Festschr. des Mainzer Zentralmus. 1902. — 675) Stuttgart 1909. —
076) S. 16—46.
Germania. 115
Palfiolithische Höhlenwohnungen, besonders im südlichen Kalksteingebiet,
neolithüche und hrouzezeitliche Ansiedlungen am Westrand des Gt.'birges und
auf dem Hochgestade des Rheins, teils Dörfer, teils Höfe, auch Pfahlbauten.
Erst in der Hallnt<rUz€it wird die eigentliche Rheinebene besiedelt, von Stämmen
unter Häuptlingen, von denen mächtige Grabhügel mit kostbaren Beigaben
zeugen. Die Nationalität dieser ältesten Bewohner ist unbekannt. Die Gallier
der Latrncperiode wohnten in Dörfern und Höfen und liatten Ringwälle, deren
mächtigster der auf dem Heiligenberge bei Heidelberg gelegene ist, aber auch
feste Städte (Tarodunum, Lopodunum). Seit 100 v. Chr. okkupierten die Ger-
manien das Rheintal, vor allem Sueben, die dann unter Ariovist über den Rhein
vordringen. Die durch die römische Okkvpaliou seit Ves})asian entstehenden
Siedlungen folgen den Heerstraßen, liegen meist an Knotenpunkten, wie z. B.
der Vicns Biviensis fvon bivium) bei Oos-Sandweier; größere Orte finden sich
bei Ladenburg, Badenweiler, Baden-Baden, vor allem aber zidilreiche Gutshöfe
(Verzeichnis S. 36). Das Endresultat ist, daß die Rheinebene schon seit der
ältesten Zeit dicht besiedelt war.
In derselben "Weise hat Schumacher den Odenwald und Baden
behandelt (s. Anm. 864 u. 866). Ein Inventar der prähistorischen
Ansiedlungen in Baden gab E. "Wagen er 6'^^"). Es ergibt sich,
daß die Siedlungen sich in vorgeschichtlicher Zeit an den Fuß des
Gebirges halten, die damals wohl noch sumpfige Ebene meidend.
Ein ähnliches "Werk hat W. Naue für den Elsaß geliefert ß'^ß*).
Über WiLrttemberg unterrichtet A. Schliz in seiner Urgeschichte
von Württemberg (Anm. 675). Den "Wert solcher siedlungsgeschicht-
lichen Arbeiten hebt Dragendorf f im Bericht für 1905 (S. 84)
hervor, indem er auch kleinere Forschungen dieser Art verzeichnet.
Über die Verbreitung der jüngeren SteinzeitkuUur im Süden
und Westen Deutschlands unterrichtet eine Abhandlung von P.
Reinecke6''6'^). Unter den neolithischen Anlagen nimmt wohl das
meiste Interesse in Anspnich die große Feste (100 ha) im Neu-
wieder Becken bei Urmitz. AVegen ihrer völlig römisch aussehenden
Spitzgräben. Torbefestigimgen usw. wurde sie von H. Nissen für
das Lager, von dem aus Cäsar den Rhein überschritt, gehalten ß'^^)^
bis die in den Gräben zutage geförderten Funde der letzten Stein-
zeit lehrten, daß die Feste aus jener Epoche stammt ^''S). Eine
andere befestigte neolitliische Stadt ist auf dem Michelsberg bei
Unter-Grombach (bei Bruchsal in Baden) entdeckt worden ß'^^). Eine
dritte große Ansiedlung derselben Zeit ist das bei Mayen in der
Eifel entdeckte neolithische Oppidum. Lehn er berichtet über die
wichtige Anlage ß^o) und macht treffende Bemerkungen über die
sich aus solchen Bauten ergebende politische Organisation. Über
das steinzeitliche Dorf bei Großgartach (bei Heübronn) gibt es eine
Monographie von A. Schliz ^^i). Es scheint, daß sich schon für
die neoüthische Periode Trennung von Wohnung. Stall. Scheune,
676") Fundstätten und Funde aus vorgeschichtl. usw. Zeit in Baden. Tübingen
1908. — 676 i) Die Denkmäler der vorrömischen Metallzeit im Elsaß. Straß-
burg 1905. — 676^) WZ 1900, 208. — 6^7) ßjb. i899. — s^») WZ 1900,
67. BJb. 1903, 131—42. — 6^9) RGBer. 1905, 31. — ^»^ RGKorr. 1908,
1. — «81) Stuttgart 1901. Vgl. WZ 1901, Korr. 33 (Schumacher).
8*
116 A. Scliultcu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
also Siedlung in einem aus mehreren Gebäuden bestehenden Hof,
nachweisen läßt^^^^. Die neolithischen Ansiedlungen der Wdterau.
erforscht G. Wolf f 682«).
Kultur und Handelsbeziehungen des ilittelrheingebiets insbesondere
Hessens während der Bronzezeit behandelt K. Schumacher*^^:});
aus seiner Karte der Depotfunde dieser Epoche ^^sa) ersieht man,
daß die Bronze waren das Rheintal liinab und durch die hessische
Senke nach Mitteldeutschland vordrangen. Daß die Ringwälle im
Taunus aus der Bronzezeit stammen, ist unten gesagt (Anm. 691).
Deeckes Aufsatz y>Lignrer im Elsaß« ^^4) stellt Spuren dieses
über ganz Süd- und Mitteleuropa verbreiteten Urvolks im Elsaß fest.
Hierzu ist anch der Aufsatz über die Ligurer von C. Mehlis zu
vergleichen (Anm. 22). F. Gramer weist in der Schrift »Rheinische
Ortsnamen aus römischer und vorrömischer Zeit« ''^s) ligurLsche Namen
auch am Mittel- und Unterrhein nach.
Daß noch in der Hallstattxcit ligmische Stämme im Süden
Germaniens gesessen hätten, vermutet auf Grund des archäologischen
Materials K. Schumacher^^e). Wegen der berühmten Stätte sei
erw^ihnt der den Loreleifelsen befestigende Abschnittswall aus der
Hallstattzeit, über den R. Rode wich berichtet ^^t^. Über einen
aus großen, mehrschiffigen Häusern bestehenden Wohntypus dieser
Epoche ist der R. G. Bericht 1904, S. 8 zu vergleichen. Wie
schon die neolithische Zeit, zeigt auch diese Periode große Sied-
lungen, staatliche Verbände. Einzelhöfe der Hallstattzeit hat G.
Wolff in der Gegend zwischen Rhein, Taimus und Yogelsberg
nachgewiesen.
Keltische Zeit. Der größte Ringwall (Umfang 10 km, Fläche
100 ha) auf deutschem Boden: die Heidenmauer auf dem St. Odilien-
berg bei Straßburg, ist ausführlich beschrieben worden von R.
Forrer^ss)^ ^ler ihn in die keltische Zeit setzt. Ein Gegenstück
dazu ist das schöne Werk über den Ringwall auf dem Herapel in
Lothringen 6^9). Andere große Ringwälle dieser Epoche liegen auf
dem Heiligenherg, auf dem Donnersberg in der Pfalz, auf dem Heiden-
graben in der Schwäbischen Alb^^^). In diesen keltischen Ringwällen
wird überall die von Cäsar beschriebene gallische Mauerkonstruktion
aus Holz und Stein gefunden (s. z. B. R. G. Bericht 190G/O7. S. 38).
Um die Erforschung der Ringwälle auf der dem Main zugewandten
Südkette des Taunus hat sich L. Thomas Verdienste erworben.
Hervorzuheben sind die Ringwälle auf dem Altkönig und die Be-
festigungen auf den das Heidetränktal beherrschenden Bergen »Alte
«82) RGBer. 1904, G. — fiSS^) KorrHlAnthr. 1908, 1/2, 72 f. KorrGes.
Ge.<chVor. 1908, 4. ZAltfrankfurt I, 1909, 1, 22. — «s») WZ 1901, 192-209. —
683°) Mainz 1905. — ''«') JI)GesehElsLolhr. 1894. — C85) Düsseldorf 1901. —
686) MaiuzZ 1907. — "b?) RGHer. 1905, 44. — «88) [)ie Heidcumaiicr von
St. Odilien. Straßburg 1899. WZ 1899, Korr. 202 (G. Wolff). — 689, Le
Ilcrapcl. Fouilles de 1881 — 1904 (1907 f.). — ««O) RGBer. 1906/07, . •32, mit Phiu.
Germaniii. 117
Höfe« und »Goldgrube«, welche später von den Kelten durch
Quermauern zu einer gewaltigen, das Tal sperrenden Befestigung
ausgebaut wurden. Wie diese sind auch die anderen Ringwälle des
Taunus schon in der Bronzezeit angelegt und später von den Kelten
benutzt und vorstärkt worden ß^i). Die keltischen Oppida Tarodunum
bei Zarten (bei Freiburg i. B.), das den alten Namen bewahrt hat
(Umfang 6 km, Fläche 90 ha), und bei Bottweü (35 ha) bespricht
E. Fabricius692). Er schreibt sie den Helvetiern zu, für deren
Siedlung in Baden, Württemberg, Hessen wir sichere Zeugnisse
haben. Über Tarodunum handelt auch Hauck 693). Anderekeltische
Städte sind durch die Namen Lopochuinm (Ladenburg am Neckar),
(hmbodnmmi (Kempten) bezeugt. Zeugnisse für die keltischen
Bewohner des Decmnatenlandes sind ferner nachgewiesen in den
boischen und tribokischen Truppen, die später in der Gegend von
Stuttgai-t liegen, in den Bitiiriges Cubi am Main, einem Rest der
bei Bourges ansässigen Biturigen, ferner in dem Namen des Gottes
Santius auf Inschriften aus Miltenberg am Main, der nach den
Santones heißt, dem Mars Caturix, einem Gott der Caturiges bei
Heilbronn, den Turones bei Walldüren. Durch diesen Nachweis
erhält die Bezeichnung des Decumatenlandes als '^EXovi]tti(i)i' e^r/^tog
bei Ptolemäus (2, 11, 6) ihren Inhalt. Daß darunter nicht eine
Wüste, sondern das von den Helvetiern verlassene, ehedem von
zahlreichen keltischen Stämmen bewohnte Land zu verstehen ist,
hat zuerst K. Zangemeister gezeigtes*), dessen Ausführungen
dann v. Domaszewski^Q^), E. Fabricius^^ß), Lachenmaier^^?),
ergänzt haben.
Wie letzterer nachgewiesen hat, ist die Angabe des Tacitus von einer
späteren Einwanderung der Gallier ins Decumatenland nichts als falsche Kon-
struktion, da in Wahrheit die keltischen Bewohner des Decumatenlandes alte
Ansiedler waren. Wie sich aus den Denkmälern und Personennamen ergibt,
hat sieh das keltische Element in Süddeutschland dem römischen und germani-
schen gegenüber noch lange behauptet, viel mehr als das germanische dem
römischen gegenüber ^^®).
Die in Lotliringen und dem Westen von Frankreich zu Tau-
senden vorhandenen, »Marc« genannten Gruben von 10 — 30 m
Durchmesser sind als gallische Wohnstätten erkannt worden, die
noch in römischer Zeit fortbestanden habenß^s). Eine für die Ver-
breitung der Kelten in den Rhein- imd Donauländern wichtige
Statistik der hier gefundenen keltischen Münzen wird Forrer ver-
dankt'^OO) ]3aß die vielbesprochenen prähistorischen Ackerbeete,
die »Hochäcker«, frühestens der Latenezeit angehören, geht aus
691) Die Lit. über die Taunuswälle im Index zu Bd. I— XXXVIII der
Nassauischen Ann. Großer Plan der Befestigung über dem Heidetränktal von
L. Thomas in Na*s. Ann. XXXVl. — 692) Besitzergreifung Badens (Anm. 834),
13f. VhStraßburgPhilVer. 1901. — 693^ KorrGesVer. 1901, 159—64. —
694) WZ 1, 264. — 695) Ebenda 1001, 204. — 696) Anm. 834. — 697) Anm. 841. —
698) RGBer. 1905, 21 (Schumacher). — 699) PreußJb. 1910 (W. Soltau). —
^00) Kelt. Num. der Pvhein- u. Donauländer. Straßburg 1908.
118 A. Sehulteii, Bericht über die historische Geographie des Westens.
dem Referat von Antlies hervor "'^i). Lothringische Hochäcker in
den Yogesen bespricht T. Welter 702j_ d[q topographische Bedeutung
der Matronae, keltischer, besonders am ünterrhein verehrter und
nach der Gegend benannter Gottheiten, ist von M. Ihm dargelegt" "^ 3).
Leider ist bisher nur bei wenigen Namen die Identifikation ge-
lungen. Schließlich sei noch erwähnt, daß die A\'ichtige Stätte von
Latenz neuerdings systematisch erforscht wird'^04)_
Die dringend notwendige Aufnahme sämtlicher präkistorisclien
Befestigungen größerer Gebiete ist bis jetzt erst geleistet für Nieder-
sachsen durch Oppermanns imd Schuchhardts »Atlas der vor-
geschichtlichen Befestigungen Niedersachsens« '^''^^ x\n^ für die Pro-
vinz Sachsen durch P. Zschiesches »Vorgeschichtliche Altertümer
der Provinz Sachsen «'^06)_ Das gleiche soll jetzt füi- Westfalen
und Nassau geschehen. Über neuere Fortschritte der präliistorischen
Forschung orientiert der römisch - germanische Bericht. In ihm
referiert Anthes'^'^''') über die Ringwälle, über die vorgescliichtlichen
Funde Schumacher, über die ältere Steinzeit Schoetensack.
Sehr wertvoll werden für die Frage nach den ethnologischen Ver-
hältnissen der Urzeit die prähistorischen Typenkwten werden, aus
denen die Verbreitung der verschiedenen Siedluugsarten zu ersehen
ist. Über die »Podien«, eine besonders mit den Ringwällen ver-
bundene Art von Wohnstätten, unterrichtet Anthes. Im größeren
Zusammenhang behandelt das vorgeschichtliche Befestigungswesen
V. Cohausen''08^_ j)[q beiden neugegründeten Zeitschriften »Prä-
historische Zeitschrift« 709) und »Mamnis«''!^) werden hoffentlich
künftig die dringend erwünschte Konzentration der prähistorischen
Forschung gewährleisten.
IV. Germanische Zeit.
1. Stammeskunde.
Von allgemeinen Werken zur germanischen Stammeskunde sei
genannt die auch durch die sorgfältige Bibliographie wertvolle
Übersicht von 0. Bremer, »Ethnographie der germanischen
Stämme< '7^1); forner Much, »Deutsche Stammsitze«. '^^2) mij »Deut-
sche Stammeskunde« '''^3); L. Schmidt. »Geschichte der deutschen
Stämme bis zum Ausgang der Völlferwanderung«'^^*) und desselben
»Allgemeine Geschichte der germanischen Völker «'''^ 5), welches
Buch aber ausführlicher nui* die Zeit der Völkerwanderung be-
701) RGßer. 1906/07, 50. — "02) LothrJb. 1903, 483. — ^03) Roschers
Lex. d. Myth. s. v. Matronae, wo alle Namen zusauimensestellt sind. — ^04) \^
1908, 280. — 705) Hiajuover 1887 f. — '^^) JBer.\kErfurt, N. F., H. 22. —
707) RGBer. 1905, 20; 1900/07, 32. -- 708) pas Befesti.truns.sNvosen der Vor-
zeit und des Mittuhdter.s, 1898. — 709) Hrsg. von Schuchhardt, Schiinuichor,
Seger. — 710) Hrsg. von Kossiuna. — 7ii) jy Panls Grundriß der ,;,'erni. Phil.
2. Aufl. Straßburg 1899. — 7i2) 1392. _ 713) Samml. Göschen 1900. —
7'4) Sieglins Quellen u. Forsch. H. 7, 10, 12. - 7i5) lu Handb. d. mittelalt.
u. neuen Gesch., hr^'g. von v. Below u. Meineke, 1900.
Germania. 119
handelt; R. Löwe, »Ethnographie, und sprachliche Gliederung der
Germanen «■^16); R. v. Erckert, »Wanderungen und Siedlungen der
germanischen Stämme in Mitteleuropa« ''i'^); F. Stein, »Tacitus und
seine Vorgänger über germanische Stämme«''^^); R. Kunze, »Die
Germanen in der antiken Literatur« '^i^). Die Verdienste des Alt-
meisters der deutschen Stammeskunde, Kaspar Zeuß, würdigt die
Münchener Festrede von Kuhn'^^o), Die Ansicht, daß die Heimat
der Indogermanen im Norden, wahrscheinlich in Deutschland, zu
suchen sei, wird vertreten vonMuch"2ij^ Kossinna''22)^ Hoops'^'-^^)
u. a. Im Anschluß an die bekannte Stelle der »Germania- bespricht
0. Hirschfeld 7-*) den Xamen der Germanen, der keltisch und
erst durch Cäsai' in die römische Literatur eingeführt sei. Für
die einzelnen gennanischen Stämme kommen die Artikel von M.
Ihm in der RE in Betracht (Batavi, Cimbri usw.). Die Grenzen
der Kelten imd Germanen in der Latenezeit versucht Kossinna
zu bestimmen 725j. Schumacher'^sej faßt das Ergebnis der prä-
historischen Forschung für die Einwanderung der Germanen zu-
sammen.
Die Gerraaneu mit ihren Brandgräbem (im Gegensatz zu den Skelettgräbem
der Kelten) haben in der Hallstattperiode noch nicht den Harz erreicht, in der
Frühlat&nezeit nähern sie sich der Wasserseheide des Thüringer Waides und
treten in der Spätlatenezeit (um 100 v. Chr.) im unteren Maintal auf.
Daß die Kimbern wirklich in Jütland gesessen haben, beweist
aus dem Fortleben ihres Namens im Mittelalter imd den antiken
Zeugnissen Detlef sen 72"). Ferner sind die Cimbern behandelt
worden von F. Matthias "^S). Als Erklärung zu den von Tacitus
(Germ. 37, 3) erwähnten Befestigungen der Cimbern am Rhein weist
Schumacher auf die dem »Mercurius Cimbrianus« geweihten
Altäre in den RingwäUen bei Heidelberg und Miltenberg hin^^^).
In derselben Gegend sind auch Reste der Teutonen bezeugt durch
den Grenzstein mit der Inschrift »Inter Toutonos«. AVortgeschicht-
liches über Herkunft und Geschichte der Teutonen bringt F. Kluge ''^O),
um sie als Germanen zu erweisen. Daß die Stieben des Ariovist
den Main hinab kamen und sich zuerst am unteren Main, in Rhein-
hessen und der bayerischen Pfalz niederließen, soU sich auch an
den Funden verfolgen lassen '^^i). Reste dieser Sueben hat K.
Zangemeister in den inschriftlich bezeugten Suebi Nicretes (den
Neckarsueben) am unteren Neckar erkannt 732)_ Xh^. V^i-ort ist
"6) 1899. — T17) Berlin 1901. — "i^j Schweinfurt 1904. BPhilWschr.
1905, Nr. 5. (G. Wolff). — "i») 1906. — ^'20^ München 1906. — '-^) Die
Heimat der Indogermanen im Licht der archäol. Forsch. 2. Aufl. 1904. —
^-2) Die indogermanische Frage archäologisch beantwortet. ZEthn. 1902. —
•^äSj Anm. 661. — "24) Festschr. f. H. Kiepert, S. 261. — ^25) KorrBlAnthr.
1907, Nr. 8/9. — ^26) ßGBer. 1904, 10. — "27) Entdeckung des germanischen
Nordens. Sieglins Quellen u. Forsch. H. 8 (Anm. 968). — "28) Progr. Berlin
1904. — 729) MainzZ 1909, 11. — "O) ZDWortforsch. 1905, 165. — "i) RGBer.
1904, 11. — 732) NHeidelbJb. 3, 1.
120 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Lopodunum. Als Kognomen kommt Nicres vor''33). Über Nemetona,
die Stammesgöttin der Nemeter, handelt Grunewald '^34)_ Sonst
seien noch genannt die Arbeiten von Devrient über die Heimat
der Cherusker '^^^) und über Herrmmdwen und Markomannen'^^^),
von Bunte über Friesen und Chauken'^^''), von J. Krom über die
Bataver und die anderen holländischen Stämme '^^s). Die Vandalen
und andere Stämme der Völkerwanderung sind ausführlich behandelt
4"on L. Schmidt ''39). Das Buch von Ruebel »Die Franken «'''^^)
ist hier zu erwähnen, weil es eingeliend die Siedlung der Franken
und ihre Art der Landesbegrenzung behandelt. Der Aufsatz »Fränlri-
sches und spätrömisches Kriegswesen« ist wichtig für das fi-änkisehe
Befestigungswesen 7*1). Auf Grund einer sehr sachkundigen Analyse
ihres Namens kommt J. Frank zu dem Ergebnis, daß die Be-
deutung und Herkunft des Namens der Franken noch völlig dunkel
sei'7*2)_ Über sächsische und fränkische Befestigungen in Westfalen
vnrd von Schuchhardt im R. G. Bericht referiert '7*3). j)aß die um
500 n. Chr. stattfindende Verdrängung der Alemannen durch die
Franken, wie sie sich in dem Vorwiegen der fränkischen Namen
auf -heim äußert, auch archäologisch zu verfolgen ist, zeigt
Schumacher'744). Ebenda wird aus den Funden die Fortdauer
der gallisch-römischen Bevölkerung auf den von den Germanen er-
oberten Gebieten imd der Kelten unter römischer Herrschaft nach-
gewiesen. Die Langobarden sind behandelt von Blasel'^*^).
2. Volkskunde.
Unter den Ai-beiten über germanische Volkskunde ist an erster
Stelle zu nennen K. Müllenhoffs Kommentar zur Germania 7*6)
tmd M. Heynes leider unvollendetes monumentales Werk »Deutsche
Hausaltertümer« ''*'7): Teil I. Wohnung, IL Nahrung, IH. Körper-
pflege und Kleidung. Einen kurzen aber soliden Abriß der deut-
schen Altertumskunde schrieb R. Fischer'''*^). K. Schumacher
hat der Erforschung unserer Altvorderen einen vortrefflichen Dienst
geleistet, indem er im Mainzer Zentralmuseum alle bekannten Dar-
steDungen von Germanen in Abgüssen, Originalen und Abbildungen
vereinigte und einen reich illustrierten Katalog dieser Sammlung
herausgab 750). Körper- und Gesichtsbildung der alten Germanen
7") WZ 1903, Korr. 25. — "4) Ebenda 1905, Korr. 211. — ^35^ ^jb.
KlassAlt. 1900, 517. — ^36) Klio 1901, 51. — "7) j^e,-. d. Ges. f. bild.
Künste z. Emden 1899. — ''^^) De populis Germanis patriam nostrani incolentibus.
Diss. Leiden 1908. — 739) Geschichte der Vaudaleu, 1901-. Geschiciite der
dentschen Stämme bis zur Völkerwanderung (Anm. 714). — 740) 1904. Gott.
GelAnz. 1908 (Brandi). — '<i) B.Ib. 1906, 134. — 742) por Name der Franken.
WZ 1907, 70. — 743) Ber. 1904, 71 ; 1905, 97; 1906/07, 103. — 743<") WürttVjh.
1899, 301. — 744) MainzZ 1907. — 745) Wanderzüge der Langobarden. —
746) Deutsche Altertumskunde IV, 1900. — 747) 1899—1903. —'748) Wissen-
schaft u. Bildung XL, 1908. — ^50) Verzeichnis der Abgüsse von Germanen-
darstellungen. 2. Aufl. Mainz 1910.
Gcrniimia. 121
lichandelto M. Heyne''^i). Sehr intci'ossantc Darfttelhmgcn von
Germanen und Kelten finden sich unter den Hermen von Welsch-
billig (Anm. 588a). von denen einige im Katalog der Skulpturen
des Trierer Museums abgebildet sind 752). Wieviel die Denkmäler
zur Illustration von Tacitus' Germania ergeben, zeigt der lehrreiche
Aufsatz von K. Schumacher, »Die Germania des Tacitus und die
Denkmäler« ''53). Besonders sei lüngewiesen auf die den körperlichen
Habitus der Germanen darstellenden Monumente und die Ergebnisse
der ai'chäologischen Forschung für die altgermanische Siedlung.
Die ÄDgaben des Tacitus werden durch die archäologische Forschung voll-
auf bestätigt. Keine Städte (politische Zentren), sondern nur Fluchthurgcn
(Ringwälle). Dörfer und Höfe nebeneinander. In Ladenburg germanisches Dorf
mit RundhiUlen von 8 m Durchmesser innerhalb eines Palisadenzauncs. Wände
aus Lehmstakwerk, nicht aus Holz, also nicijt Blockhäuser, sondern leichte
Hütten. Daneben für den Winter halb oder ganz unterirdische Wohnungen
(bei Tacitus subterranei specus), als winterliche Spiunstuben durch hier gefundene
Spiunwirtel bezeichnet (s. Plinius N. H. XIX, 9).
Das altgermanische Haus behandelt Stephani'^äij jy^ seinem
Vortrag »Hof, Burg, Stadt bei Germanen und Griechen <- zieht
Schuchhardt Parallelen zwischen altgriechischer und altgermanischer
Siedhing'' 5'*"). Verwandten Inhalts ist Edw. Schröders Vortrag
^ Stadt und Dorf in der deutschen Sprache des Mittelalters« ''■'•* ^).
Aufsehen machte das Buch von A. Haupt über die germanische
Kunsf^^^), in dem Verfasser freilich den Germanen etwas zuviel
zuschreibt. Nach wie vor steht im Vordergrund des Interesses
das au Problemen reiche Agrarwesen. Ausführlich ist es behandelt
in dem gediegenen Werke von A. Meitzen, »Agrarwesen und
Siedlung« ''56)^ clas besonders die Flurkarten zur Rekonstruktion alt-
germanischer Verhältnisse verwendet. Verwandt ist die Unter-
suchung von 0. Dörrenberg ■^57)^ deren Titel dem Inhalt nicht
ganz entspricht, da der die germanischen Stämme und ihre Agrar-
verhältnisse behandelnde Anhang den Hauptinhalt bildet. Besonders
sei auf die wertvollen Flurkarten aufmerksam gemacht. Außerdem
ist zu nennen das Werk von Hoops (Anm. 661), Schumachers
oben besprochener Aufsatz '^'^ '?''») und die Schrift von W. Fleisch-
mann, »Altgermanische und altrömische Agrarverhältnisse in ihren
Beziehungen und Gegensätzen« ''^S). Über den germanischen Pflug
schrieb Behlen''-58«). R. Grad mann untersuchte die von den
Germanen gehaviten Feldfrüchte ^^^z-). über den Stand der Hoch-
äckerfrage berichtet Anthes''59). Es scheint festzustehen, daß sie
751) KorrBlAnthr. 1905, 61. — ''^"^ Trier 1893. — "3^ MainzZ 1909, 1. —
75*) Der älteste deutsehe Wohnbau, I, 1902. — 754«) NJbKlassAlt. 1908. —
75**) NachrGöttGesWMss. 1906. — 755) pje älteste Kunst, besonders Baukunst
der Germanen, 1909. — 756) I895. — 757) Römerspuren und Römerkriege in
Nordwestdeutschland. Leipzig 1909. — 757«) MainzZ 1909, 9. — 758) Leipzig
1906. — 758«) J3ej. Pflug bei den Römern und in Mitteleuropa, 1904. —
758») Getreidebau im deutlichen und römischen Altertum. Jena 1909. —
759) RGBer. 1905, 40; 1906/07, 50.
122 A. Schul teu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
nur südlich einer von Straßburg bis Stuttgart gezogenen Linie vor-
kommen und frühestens der Latenezeit angehören.
V. Römische Zeit.
1. Allgemeines.
Im Jahi-e 1905 ist der von K. Zange nmeister und 0. Hirsoh-
feld bearbeitete Band der römischen Inschriften von Germania
Superior erschienen '^^O)^ 1907 der die Meilensteine enthaltende
Band'^6i)_ j)\q beste Orientierung über Geschichte und Denkmäler
des römischen Germaniens ist Koepps Buch, »Die Römer in Deutsch-
land «'^^^^^ nach Mommsen der erste Versuch einer Darstellung des
Ganzen. Eine bloße, noch dazu unkritische Kompilation ist dagegen
J. Asbachs Schrift »Zur Geschichte und Kultur der römischen
RheLnlande«'63). Über die Fortschritte der römisch-germanischen
Forschung berichtet Dragendorff "6*). Die germanischen Kriege
unter Augustus sind der Gegenstand einer Dissertation von Winkel-
sässer'^ßö), ^je viele römische Ortsnamen, aus modernen und mittel-
alterlichen Namen zu goAviunen sind, zeigt das anregende Buch
von Gramer. >Rheinische Ortsnamen« (s. Anm. 685). In einem
»Flurteilung und Territorien in den römischen Rheinlanden < ge-
nannten Aufsatz '^66) behandelte A. Schulten die sich aus der Er-
wähnung eines »scamnum« auf einer Kölner Inschrift ergebenden
Probleme, die kaiserlichen Domänen (Saltus) des Decuraatenlandes
und die den germanischen Stämmen zugewiesenen Territorien.
Was sich aus der Verteilung der eine Art von Straßenpolizei
bildenden Posten der »beneficiarii« für das germanische Straßennetz
ergibt, führt v. Domaszewski aus '^6'^). Auch ein Stück Topo-
grapliie ist die von A. Riese in seinem Aufsatz »Ziu" Geschichte
des Götterkultus im rheinischen Germanien «'^^s) aufgestellte Topo-
graphie der Kulte (Seite 24 f.). Besonders interessieren hier die
Gottheiten mit lokalen Namen, wie Vosegus, Abnoba, Aventia,
Nemetona, Matrouae, Sunucal (die Stammesgöttin der Sunuci). Geo-
graphische Kognoraina: Tribocus, Nicer, Batavus u. a. stellt A. Riese
zusammen "69). In dem die spätrömischen Stadtbefestigungen von
Gallien darstellenden Werk von A. Blanchet (s. Anm. 486) sind
die von den gallischen nicht zu trennenden Befestigungen der Städte
am Rhein nur flüchtig behandelt. Über den Stand der Straßen-
forschung orientiert der Bericht von Schumacher '^o) s.ßjp £,..
forschung des römischen und vorrömisclien Straßennetzes in West-
deutschland « .
760) CIL XIII, 2, 1. — 76') Ebenda 2. 2. — ^62) Bielefeld 1905. —
7Ö3) Berlin 1902. — '^*) RGBer. 1904, 13; 1905, 48; 1906/07, 151. —
785) De rebus August i uuspiciis in Germ, gestis. Dis-s. Bonn 1901. — ~^^) BJb.
103. — 707) Anm. 18. — 768) ^VZ 1898, 1—40. — 769) Ebenda 1905,
Korr. 50. — 770) RGBer. 190G/07, 11—32, mit K.
fiermanin. 123
Am besten erforecht ist das dichfe Xetz in der Wetterau Cs. Anm. 874),
am wenigsten sind es die Strnßen in Westfalen. Ebenso fehlt es noch auf der
Strecke vom Anfang des Limes bis zur Wetterau. Zwischen Main und Neckar
ist nur festgestellt die Operationsbasis Mainz — Germersheim — Ladenburg — Heidel-
berg; zwischen Rhein und Neckar ist bekannt die Straße Straßburg — Kehl —
Rastatt— Heidelberg und Heidelberg — Bühl — Offenburg (S. 2') behandelt Seh.
die vorrömischen Straßen).
Im Anschluß an Oxes Schrift über den Begriff Limes (Anm. 958)
teilt F. Haug mit, daß die römisclie Straße auf dorn rechten Ufer
der Donau aus zwei Teilen, der eigentlichen Straße und zwei seit-
lichen Geländestreifen, bestehe und daß noch heute dieser ganze
Streifen Allmend sei'^'^^). Sehr gefördert ist die für die Besiedlung
des platten Landes wichtige Erforschung der Villen, worunter so-
wohl Farmen als Luxusvillen zu verstehen sind. Über die YiUen-
forschung berichtet Dragendorff "'^2^, eine andere Übersicht gibt
Anthes '^''^). Von Monographien seien genannt die Aufsätze von
G. Wolff '74). Schumacher775)^ Lehner"6). Den in den In-
schriften von Kastell, Heddernheim, Köngen vorkommenden Begriff
der vPlatea«, der Hauptstraße des Vicus, behandelt J. Zeller^^ea).
Die rege, und man darf es mit Stolz sagen mit mustergültiger
Methode betriebene archäologische Forschung am Rhein und in
Westfalen hat die Topographie Altgermaniens um wichtige Fest-
punkte bereichert. Die als eine Ehrenpflicht des geeinigten Deutsch-
lands ins Werk gesetzte systematische Erforschung des römischen
Limes klärte die Geschichte und Topographie der römischen Er-
oberung Süddeutschlands auf. Durch die Auffindung der ersten
Römerlager in Westfalen ist der Anfang gemacht worden, auch im
Norden an die SteUe der Willkür gesicherte Tatsachen zu setzen.
In der Keramik eine sichere Grundlage für die Chronologie der
römischen Eroberung und Besiedlung festgestellt und sie zur Leit-
muschel des Archäologen gemacht zu haben, ist keines der geringsten
Verdienste der römisch-germanischen Forschung. Neben den grund-
legenden Arbeiten von C. Koenen^^T) und Dragendorf f^^s) über
die der ersten Zeit der Okkupation eigene an-ettinische Terra Sigü-
lata sei genannt: K. Schumacher, »Zur römischen Keramik und
Geschichte Südwestdeutschlands « 779), G. Wo 1 f f , » Römische Töpfereien
in der Wetterau« 780j (^niit guter Übersicht über die Forschung),
Ludovicis Buch über die Ateliers von Rlieinzabern78i). Im Be-
]-icht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung
behandelt Dragendorff die Keramik. Ungemein fördernd für das
Verständnis der Chronologie der südgallisehen und germanischen
Sigillata und dadurch für die chronologische Bestimmung römischer
"1) EGKorr. 1908, 28. — "^) RGBer. 1904, 41 ; 1905, 83. — '"; Denk-
malspflege 1906, 117. — '^*) Mitt. Heddernheim 1907, 37. — '''') Mainz.
Festschr. S. 37. — "") BJb. 1907, 248. — "6-j ArchLatLex. 1906, 301. —
■'"') Gefäßkunde der vorröra., röm., fränk. Zeit. Bonn 1895. — "78) Terra
Sigillata. BJb. 1895, 18. — "S) NHeidelbJb. 1898. — 780) wZ 1899,
211. — '81^ Stempelnameu und Töpfereien in Rheinzabern, 1901 — 04.
124 A. Schulten, Bericht iiher die historische Geographie des Westens.
Fundstätten sind die Arbeiten von R. Knorr gewesen: 1. Die ver-
zierten Terra Sigillata-Gefäße von Rottweil 1907, 2. die verzierten
Terra Sigillata-Gefäße von Köngen = Grinario 1908, 3. die ver-
zierten Terra Sigallata-Gefäße von Rottenburg = Sumelocenna 1910.
Für die frühangnsteische Keramik sind die von S. Löschke bearbei-
teten Ergebnisse der Lager von Haltern ''^^"), für die flavische Zeit
Ritterlings Ausgrabungen in Hofheim (Anm. 872) grundlegend
geworden.
2. Germania Svperior.
a) Das linksrheimsche Gebiet. Die Grundlage der Topographie
ist jetzt der die Inschriften der Provinz und in den Vorreden die
Zeugnisse für die Topographie der einzelnen Gemeinden sammelnde
Band CIL XIII, 2, 1, bearbeitet von K. Zangemeister und 0.
Hirschfeld (1905). Die neueste historische Karte der Provinz
ist das Blatt »Italia Superior cum regionibus Alpinis« der FOA.
Helvetii. Das meiste Material zur historischen Geographie des
Helvetierlandes bringt der Anz. f. Schweiz. Altertumsk. Seit 1903
wird auch im Arch. Anz., seit 1906 im Rom.- Germ. Bericht
über die Schweiz referiert. Die Inschi'iften des Helvetierlandes
stehen jetzt im CIL XIIL 2, 1 (1905). Auf S. 5—7 findet man
eine Darstellung der Gescliichte und Verfassung, der Grenzen usw.
Den Pagus Tigorinus lokalisiert eine Inschrift bei Avenches (CIL
XIII, 2, 1, 5076). V"on den drei anderen Gauen der Helvetier
ist von zweien nur der Name bekannt (Pagus Toygenorum, p.
Verbigenus), von dem vierten weder Ort noch Name (S. 7). Die
Kopfzalil der Helvetier sucht A. Müller auf Grund von Areal-
statistik und Cäsars Angaben zu berechnen ''^~). Eine Schrift von
F. Garofalo verzeichnet die antike Literatur und behandelt die
Geschichte der Helvetier vor und in der römischen Zeif^^^)
Wie die Keramik lehrt, geht die erste Anlage der Kastelle der
Schweiz: Konstanz, Augiista Rauricorum, Zurzach, Stein usw., auf
die rätischen Kriege des Augustns zurück "^•^). Genauere Unter-
suchungen über die Befestigungen dieser Frühzeit fehlen noch.
Über Tenedo, dessen genauere Lage (Gegend von Zurzach) noch nicht fest-
steht, handelt C. XIII, 2, 1, S. 44. Der antike Name von Zürich, Turicum,
findet sich ziini erstenmal auf der Inschrift C. 5244. die eine »Statio Turicensis
XLGalüarum« nennt. Über Vito<liiram{\\\r\ietihv\v) ist CIL S. 47 zu vergleichen.
Die Inschrift ö249 bezeugt llei-stcUung der Befestigung des Kastells 294 n. Chr.
CIL S. 47 werden die WamlhuKjen der Grenze zwischen Riitieu und Ciernianien
V)esproclieu. Die Lage der Grenzstadt Taiajaetium = Eschenz am Bodensee ist
durch die Inschrift der »Vicani Tiu;gactienses< (CIL XIII, 2, 1, 52,")ü) gesichert.
In Tasgaetium ist ein »Flumini Rheno geweihter Altar gefunden .(CIL 5255).
Die römische llhvinbriivke von Eschenz versuchte A. Mein ecke zu rekou-
slruieron "**). Das meiste Interesse verdient wohl die rüstig fortschreitende Aus-
grabung des Lagers Vindoui-Ksu (h. Windisch), das den Schlußstein des großen
■'S") MWostiihiilAit. 190M, II. 5. — '»2) kHo 1909. — '^^) 2. Aufl.
Catania 1900. — 7«^) NHeidelbJb. 1899, 95. — ^85) AnzSchwAlt. 1902, 121.
Germania. 1-5
Rhein- und Donaubogens bildete. Über das bi.-iher Krreichte unterrichtet S.
Ileubergers Schrift Aus der Raugeschiehte Vindonissa.s und vom Verlauf
ihrer Erfoi-schung ''^^"j mit einer genauen Karte des Lagert;elände.s, über die
neueren Fortschritte der Jahresbericht der Gesellschaft -Pro Vindonissa«, der
Arch. Anz. und der Röm.-G. Bericht 'ä*^. Durcii Zusammenstellung der ziemlich
großen Literatur über Vindonissa hat sich I. Ileierli ein Verdienst erworben ^87j_
Das Werk von Hauser, »Vindonissa-, bietet nui- eine Anzahl von vortrefflich
abgebildeten Fundstücken aus früheren Grabun<,'en^88) Dje antiken Nachrichten
sind verzeichnet CIL XIII, 2, 1, S. 37.
Über die nach Aufgabe des rechtsrheinischen Gebiets am Ende
des 3. Jahrhunderts zum Schutze des Rheines zwischen Basel und
Konstanz angelegte Kastellinie, mit deren Erforschung man be-
gonnen hat, unterrichtet am besten der Aufsatz von Th. Burckhardt-
Biedermann, »Römische Kastelle am Oberrhein aus der Zeit
Diocletians«"^9)_
Solche Kastelle sind Windisch, Oberwinterthur (Vitodorumj, Pfyn (Ad fines).
Stein am Rhein (Tasgaetium), Zurzach (Tenedo), Ca<trum Ilauracense. Die
Kastelle waren mit 0,3 — 0,6 ha teils Aleu- teils Kurameruskastelle. Ihre Bau-
art ist dieselbe wie bei den gleichzeitigen Kastellen und Stiidten am unteren
Rhein und in Gallien, charakteristiscli ist Verwendung älterer Baustücke.
Die neuesten Forschungen in diesen Kastellen macht der Arch.
Anz. bekannt (seit 190;-3) und der R. G. Bericht 1905, 66; 1906/07,
146. Ferner ist zu nennen der die westlichen Kastelle behandelnde
Aufsatz von R. Burckhardt, »Die römischen Befestigungen am
Rhein von Mumpf bis Kaiseraugst« '^O).
Über das den Rheinübergang deckende Kastell Tenedo spricht Heier li
im Anz. f. Schweizer Altertumsk. 1907, über das KastemS'6Mro(ZM;m»i (Yverduu)
ir-t der Arch. Anz. 1907, 191 zu vergleichen. Das Kastell Irgenhausen be-
schreibt A. Schneider '3').
Die Raurici und Augusta Rauricorum sind CIL XUI, 2, 1,
S. 51 besprochen.
Die Topographie der Stadt Augusta Rauricorum bei Baselaugst und des
Kastells Castrum Rauracense bei Kaiseraugst ist aus dem Führer von Frey
zu ersehen ■'^2) Yjme gute historische Karte der Gegend gibt Burckhardt-
Biedermann in seinem Bericht über die von 1877 bis 1902 auf beiden
Plätzen ausgeführten Foi-schungen "3^), Beiträge zur Baugeschiehte des Theaters
von Augusta-Raurieorum Frey^^*).
Der Name der Aquae Helveiicae (h. Baden) findet sich auf In-
schriften von Waffen aus der dortigen Waffenfabrik "9»). Über
Noviodunum (Nyon) ist CIL XIII, 2, 1, S. 1 zu vergleichen. Über
Lousonna (Vidy bei Lausanne), S. 12, wo auch die beiden Namen
des Genfer Sees Locus Lcmannus und Locus Lousonnensis besprochen
werden, über Minnodunum (h. Moudon), S. 15; über Orba (h. Orbe),
S. 15; Ehurodunum, S. 16; Salodut-um (h. Solothurn), S. 32.
■^85») S.-A. aus der Festschr. z. 50jähr. Jub. d. Hist. Ges. des K. Aargau,
1909. — 786) Brugg (Essingerhüf A. G.). RGBer. 1905, 65; 1906/07, 143. —
787) Vindonissa. Quellen u. Lit., Aarau 1906, — 788) Zürich 1904. — 789) WZ
1906, 129—78, mit Plan. — 790) AnzSchwAlt, V, 4, 256. — 79i) Die neuesten
Ausgrabungen in der Schweiz, 1898. — 792) Liestal 1907. - 793) ßsuslerZ
1903, 80. — 794) Ebenda 1907, 96. — 795) wZ 1900, Korr. 56.
126 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des AVestens,
Über Aventicum (Avenches) unterrichtet CIL S. 18 und die Schrift
von Secretan'^96).
Erhalten ist die Stadtmauer, das Theater, sonst wenig. Leider hat Ver-
fasser sich nicht die Mühe gegeben, von der Methode, mit der in Deutschland
römische Befestigungen untersucht und chronologisch bestimmt werden, zu
lernen. Es scheint aber, daß die mit vielen Türmen besetzte Mauer in die
Reihe der Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. gegen die Germanen errichteten
Befestigungen gehört.
Die Ergebnisse neuerer Grabungen Averden mitgeteilt im Bull,
der Assoc. Pro Aventico (s. auch R. G. Bericht 1906/07, S. 149).
Votivsteine der Dea Aventia stehen CIL XIII, 2, 1, 5072. t'ber
die von der Gesellschaft »Pro Petinesca« betriebene Erforschung
von Petinesca (h. Studenberg) berichtet Lanz-Bloesch^s^). Dje
Inschriften stehen CIL S. 31. Es scheint, daß das bei Ptolemäus ge-
nannte Forum Tiberii mit P. identisch isf^^^). An archäologischen
Karten liegt vor: eine »Archäologische Karte des Kantons Solothurn«
(nebst Erläuterungen und Fundregister)'^^^) und eine »Archäologische
Karte des Kantons Aargau << ^ooj^ beide von Heierli. Eine Statistik
der antiken Fundstellen im Kanton Basel gab Burckhardt-
Biedermann^öi). Die römischen Altertümer des Kantons Schaff-
hausen stellt G. Wanner zusammen ^02), jm Text zu den FOA
bespricht R. Kiepert^^^) mehrere Punkte der helvetischen Orts-
kunde, wie Confluentes = Koblenz an der Mündung der Aare in
den Rhein, Tenedo, Juliomagus. Die Ortsnamenforschung ist in
der Schweiz noch wenig gefördert. Genannt sei Perriu, »Origines
et importance bist, des noms, geogr. Neuchatelois«^''*).
CIL XIII, 2, 1, S. 65 wird die Topographie der Sequaner be-
handelt.
S. 70, Vesontio (Besancou); S. 76, Epamauduodurum (^Mandeure); S. 79,
Luxovium (Luxeuil), das nach Ausweis der Ruinen schon im Altertum als Bad
florierte. Den Lok;ilgott, nach dem der Ort heißt, Luxovius, nennt die Inschrift
5426. Admagetobriga, wo Ariovist die Gallier besiegte, sucht A. Berget auf
dem Mt. Ardon bei Pontailler s. Sa6ne**05). CIL S. 66 wird die Frage offen
gelassen.
Zur Topograpliie der lAngones ist CIL S. 83 zu vergleichen.
Dibio (Dijon), S. 88, Nr. 5474 nennt die »fabri ferrari Dibione consisten-
tes« ; 5475 »laj>i(iari pago Andonio consistentes«, wo der Name des Gaues im
den der lingonisehen Haujitstadt Andemantunnum erinnert. Beide Inschriften
sind demsell)en Mann, offenbar einem Großindustriellen, gewidmet und bezeugen
den alten Gcweibfleiß der Gegend, der sich auch in der großen Zalil der In-
schriften äußert. Tilena (Thil-Chätel), S. 101.
Eine (,)uelle wird Nr. 5645 erwähnt (Deo Apollini Vindonno
et fontibus). Den Vicani Vertillenses (S. 106) entsitriclit das heutige
Vertault. S. 107, Andemantunnum (Langres). Der heutige Bade-
^9«) Aventicum, Lau.sanne 1905, mit Plan. — '»T) AuzSchwAlt. 1906,
23, 113. — 79«) Müller zu Ptolemäus. — 799) Solothurn 1906. — «o«) Aarau. —
«Ol) BaslerZ 1910, 347. - «""'l Progr. Schaffhausen 1899. — •"'3) jtalia Sup.
S. 10. — 80*) BullSNeuchiUG V, 21 — 53. — "05) i'„ii(-om. 1908, 108.
Germania. 127
ort Bourbonne les Baiiis hat seinen Namen von den antiken, dem
Gottc Borvo heiligen Quellen (S. 132), die nach Ausweis der In-
schriften aus ganz Gallien besucht wurden.
Triboci. CIL XUI, 2, 1, S. 139. CIL S. 144 ArgpMtoratum
(Straßburg). Aus dem Fundort der Inschrift 5967 ergibt sich, daß
das Lagerdorf, der >vicus canabarum« bei Könighofen, 3-|- km west-
lich von Straßburg. lag. ^ht der Et^^mologie des Namens Argen-
toratum beschäftigt sich Osiander^oe). über die Topographie
unterrichtet E. Thrämer^OTj^ der der Topographie Straßburgs von
Apell (Straßburg 1886) starke Ii-rtümer nachweist. Neuere Funde
verzeichnet der E. G. Bericht 8°^).
Zuletzt ist A. zu Ende des 3. .Jahrhunderts befestigt worden (CIL S. 144).
Das in den späteren Quellen genannte -irgenforaria unterscheidet von Argentaria
und lokalisiert gegenüber der Fechtinündung Osiander^oo^^ während Hirsch-
feld (CIL XIII, S. 57) an der alten Ansetzung bei Horburg festhält und A.
mit Argentaria identifiziert. Oslander will Argentaria, wo Gratians Feldherren
die Alemannen sehlugen, beim Dorf Dietweiler ansetzen *'*'), was ß. Kieperts
Beifall findet. Die wohlerh:dteneu Mauern des spätröraischen Castrum sind
CIL XIII, S. 58 beschrieben. Die Inschrift 5317 lehrt, daß A. noch zuletzt
Vicus war.
Die Station Mo/is Brisiacus (Altbreisach) ist CIL S. 36 behandelt.
Pläne lothringischer Villen findet man in den Aufsätzen von P.
Welter und E. Heppe^^i). Das in Julians Kriegen gegen die
Alemannen genannte Tres Tabernae (Zabern) ist CIL S. 151 be-
sprochen. Einen Nebennamen von Brocomagus (ßrumath): üroco-
magus bezeugt die Inschrift eines Meilensteins. CIL Nr. 6027
steht eine dem »Vosegus Silvestris« gesetzte Inschrift aus dem
Zinseltal, 6059 eine gleiche aus dem Sauertal.
Eine Untersuchung über die Römastraßen des Elsaß veröffent-
lichte 0. CuntzSi2j_ ßie Stationen der Strecke Mainz — Argentovaria
sucht K. Zangemeister zu bestimmen 8^3j_ j)ie Besiedlung des
Elsaß ist aus der von C.Winckler herausgegebenen archäologischen
Karte zu ersehen ^i*).
Derselbe glaubte bei Epfig (12 km nördlich von Schlettstadi) die beiden
Lager Cäsars aus der Schlacht gegen Ariovist gefunden zu haben ^'5j_ Aber
E. Fabricius^iß) hat gesehen, daß die Erdwerke keine Römerlager sind und
die Fundstücke nicht in die Zeit Cäsars passen. Im Anschluß an dieses negative
Eesultat bespricht Fabricius die Frage nach der Ansetzung des Schlachtfeldes
und stellt fest, daß Cäsars Topographie nicht ausreicht und eher von einer
archäologischen Erforschung der Gegend zwischen Basel und Straßburg eine
Klärung der vielbehandelten Frage zu erwarten sei.
806-) Argentoratum, Argentovaria, Argentaria. WZ 1899, 128. — ^"Tj Xorr.
GesVer. 1900, 79, mit Plan. — 808) i§05, 65. — 809j ^r. 806, S. 134f. —
810) Nr. 806, S. 140. — 8") LothrJb. 1906, 413; 1908, 152. — »12) j)[q
elsä.ss. Römerstraßen. ZGeschOberrhein N. F. XII, 3, 437. — 8i3) Zur Geogr.
des Rheinl. b. Ptol. Festschr. f. Kiepert 189. — «U) Colmar 1896. —
815) Der Cäsar-Ariovistsche Kampfplatz. Colmar 1898. mit K. — «i^) ZGesch.
Oberrhein. 1909.
128 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Nemetes GU. XHI, 2, 1, S. IGl. Der Naine der Stainmes-
göttin Xemetoiia steht auf der in ihrem Gebiet gefundenen Inschrift
6131. Die anderen Inschriften des Namens sind außerhalb ge-
funden worden.
Das h. Selz bewahrt den alten Namen Saletio (CIL S. 162). Bei Lauter-
biirg (S. 1(52), demgegenüber die Murg mündet, war ein antiker Rheinübergang,
bei Altenstadt (bei Weißenburg) pciieint nach CIL S. 133 der Ort Concordia
angesetzt werden zu müssen. In Tnhernae (Rheinzaberu) wird ein frührömisches
Kastell vermutet (CIL S. 164). Auf der Stelle von (ierinei-sheim selieint der
in der Notitia Dignitatum genannte Vicus Julius gelegen zu haben (CIL S. 169;.
In Si>eier, dem alten Noviomagus, wird ebenfalls ein frühes Kastell vermutet
(CIL S. 170). Die den ßiviae, Triviae, Quadriviae« geweihten Insciiriften
(6096) bezeichnen die Lage der Stadt an einem Straßenknotenpunkt. Das von
Valentinian befestigte Alta liipa (h. Altrip) wird CIL S. 175 behandelt.
Vangiones, CIL S. 178. Auf dem Gipfel des Donnersberges
ist ein dem Jupiter Optimus Maximus geweihter Altar gefimden
(Nr. 6148). Im Glan- und Lautertal sind römische Dörfer mit
späten, gegen die Germanen errichteten Befestigungen vorhanden
(CIL S. 181). Wie die Insciiriften lehren, hat auch Borhctomagus
(Worms) in spätrömischer Zeit eine Besatzung gehabt (CIL S. 189).
Die Inschrift 6044 nennt einen Decurio civitatis Vangionum. Die Namen
von Worms: Borbetomagus -Wormazfeld -Worms uutei-sucht Cramer*'^). Über
den Stadtplan des römischen Worms berichtet Weckerling*'*). Im Gegensatz
zu dem regelmäßigen Plan von Trier ist der unregelmäßige von Worms typisch
für eine allmählich entstandene Anlage. In Buconica (Oppenheim) war ein
der Sirona geweihter Sauerbrunnen vorhanden (6272). Das h. Alzey hat nach
der Inschrift 6265 seinen Namen von dem Vicus Altiaiensium.
Mogontiacum (Mainz). In lapidarer Form ist Geschichte uml
Topographie dieses größten Waffenplatzes der beiden Germanien
behandelt in der A^orrede zu den Mainzer Inschriften CIL XIII, 2,
1. S. 296—303.
Namen. Die jüngere Form Magontia oder Magantia zuerst bei Venantius
Forlunatus (6. Jahrhundert n. Chr.). Ableitung des Namens von der Göttin
Mogoutia oder dem Gott Mogo (wie Aventicum von Aventia, Solimariacum von
der Dea Solimara). Geschichte von Mainz: Das dem Drusus errichtete Denk-
mal ist wohl der Eiehelstein, der in althochdeutschen Glossen Trusileh heißt
(S. 298). Rheinbrücke, die nach den Funden aus der Zeit des Augustus zu
sein scheint (S. 302). Neubau im Jahre 286/87 n. Chr. Lager auf dem Kästrieh
(von castra). Ausdehnung des Lagers im Westen durch die Soldatenfriedhöfe
bei Zahlbach, im Osten durch die bürgerliehe .\nsiedlung, im Süden durch den
Eiehelstein bestimmt. Neuer Lagerbau unter Vespasiiui. Die bürgerliche An-
siedlung, »cauabarix, CIL 6730. Daneben mehrere, wohl vorrömische »Viel« des
Lagerierritoriums: Vieus ApoUinensis (6688), Vicani .Mogontiacenses, Vici Novi
(zwischen Lager und Rhein), Vicus Salutaris. Stadtrecht erhielt die bürgerliche
Ansiedlung durch Diocletian (CIL 6727). Aus dieser Zeit wohl die spätrömische
Stadtmauer (dargestellt auf dem bekannten Bleimedaillou), die Grundlage der
mittelalterlichen. Über die Wasserleitung ist CIL S. 399 zu vergleichen.
Nr. 7212 nennt die »Nymphae Laurentes«.
8'7) Vom Rhein. .MonatssflirAltVerWorms 1906, 26. — »'«) RGKorr.
1909, 77.
(iermania. 129
Was wir vom römischen Mainz, Lager und Stadt, deren voll-
ständige Aufdeckung wie bei Bonn die moderne Bebauung hindert,
wissen, faßt Schumacher zusammen 8i9).
Die älteste Befestigung, Erdlager, auf dem Kästrieb, lag der alten Main-
miindung gegenüber. Nacb 70 n. Chr. Umbau derselben in Stein durch die
Legionen I und XIV. Da.s Prätorium ausgestattet mit Balustrade, an der
Reliefs mit Daretellung germanischer Trophäen angebracht waren. Hinter dem
Piätorium das Haus des Legaten. Die Brücke zuei-st Schiffbrücke, seit der
flavischen Zeit Steinbrücke. Hafen am »Dimesser Ort'. Stadtmauer um
270 n. Chr. Schacb.bretlförmiges Straßennetz. Soldaten friedhof bei Zahlbach
hinter der Decumanseite (W.) des Kastells, wo auch die canabae lagen.
Die Göttin Mogontia, welche auf einem Metzer Votivsteiu er-
scheint ^^Oj^ tiat meines Erachtens eher der Stadt Mogontiacum den
Namen gegeben als der Gott Mogo.
Die dichte Besiedhmg der Umgebung von Mainz veranschau-
licht die »Archäologische Karte der Umgebung von Mainz« von
Schumacher82i^_ Derselbe hat das römische Straßennetz und
Besiedlungswesen in Rheinhessen dargestellt ''^Sj. Denselben Gegen-
stand behandelt, aber ohne scharfe Scheidung des Römischen und
Nichtrömischen, Kofier in dem Aufsatz »Alte Straßen in Hessen«,
dem eine genaue Karte der Straßenzüge beigegeben ist^^Sj — j)je
spärlichen Zeugnisse über Bingium (Bingen) sind CIL XIII, 2, 1,
S. 456 verzeichnet. Die aus der ersten Kaiserzeit stammende In-
schrift 7506 lehrt, daß Bingen zu den frührömischen Kastellen
gehörte (Drususkastell?). — In Kreuznach ist ein spätrömisches
Kastell vorhanden (CIL S. 460), ebenso wird Baudohiga (Boppard)
erst in später Zeit erwähnt.
Die Literatur zu Conflioentes (Koblenz) ist CIL S. 480 ver-
zeichnet. Eine ausgezeichnete Monographie über das römische
Koblenz schrieb R. BodewigSi^i). Beigegeben ist ein Plan der
Umgebung und ein Stadtplan, in den die römische Befestigimg ein-
getragen ist. Neuerdings hat Günther Koblenz behandelt ^25)_
»Ein Trevererdorf im Koblenzer Stadtwald« — zerstreute Gehöfte, zwei
Tempel — untersuchte Bodewig826j_ Er vermutet, daß es der Vints Ain-
hitarrius, der Geburtsort des Caligula, sei. Mit besseren Gründen sucht Gramer ^27)
den Vicus Ambitarvius im heutigen Zerf, da Tarvus in der Tat heutigem Zerf
entspricht (vgl. Tarodunum = Zarten, Tabemae = Zabern) und Ambitarvius
wie alle mit Ambi zusammengesetzten Ortsnamen auf einen Bach, Tarvus, hin-
weist, nach dem der Ort heißen kann.
E. Ademeits »Beiträge zm" Siedlungsgeographie des luiteren
Moselgebiets <^28^ sjuf[ auch ffir die antike Besiedlung lehrreich.
Es hat sich herausgestellt, daß die große, von C. Koeneu entdeckte und
von Nissen und Koenen als »Cäsars Rheinfestung« veröffeutliehte*29) Befestigimg
819) MainzZVerRheinGesch. 1906, 19. RGBer. 1905, 86. — »20) Keune,
Flur Sablon (Anm. 596), S. 50. — «21) MainzZ 1909. — »22) wZ 1904,
277 — 308. — 823) Ebenda 1901, 210, mit K. — »24) wZ 1898, 223—72,
mit Plan. — 825) KorrBlAuthr. 1905, 57. — »26) ^xz 1900, 1—67, mit
Plan. — 827) Ebenda 1903, 274. — «28) Forsch. 1903. RGBer. 1904, 14
(Dragendorff). — 829) ^.nm. 677.
Geop-. Jahrbuch XXXIV. 9
130 A. Schulteu, Bericht über die historische Geoj^raphie des Westen!-.
bei Urmitz im Neuwieder Becken aus der jüngeren Steinzeit stammt. Auf der-
selben Stelle ist ein Drusiuskastell gefunden worden (Größe 24;<24m) und ein
älteres, wohl auf Cäsar zurückzuführendes Lager.
Die Inscliiift 7684 lehrt, daß auch Antunnacuin (Andernach),
über das CIL XHI, S. 487 zu vergleichen ist, ein frührömisches
Kastell hatte. Über seine Reste und die der spätrömischen Be-
festigung berichtet Lehner^'^'^) auf Grund der Untersuchungen von
Koenen.
Die vom römischen Heer stark benutzten Steinbrüche des Brohl-
tals haben eine Menge Inschriften ergeben (CIL S. 489). Viele
von ihnen nennen den Ortsgott, Hercules Saxanus. CIL S. 496
stehen die den »fines«^ geweihten und die Grenze der unteren und
oberen Provinz bezeichnenden Altäre vom Yinxtbach.
b) Das rechtsrheinische Gebiet. Für die historische Geographie
der rechtsrheinischen Hälfte von Germania Superior beginnt eine
neue Epoche mit der systematischen Erforschung des römischen
Limes durch die 1892 eingesetzte Reichslimeskommission.
Gegenstände der Forschung sind 1. der Lauf des Limes in den verschietlenen
Epochen, 2. die an ihm liegenden Kastelle, 3. die zum Limes führenden Straßen.
Die Ergebnisse der Forschung werden in einem großen Werk, »Der obergernianisch-
rätische Limes«, niedergelegt*-") in zwei Teilen, von denen der erste (A) den
Limes als Ganzes, der zweite (B) die einzelnen Kastelle behandelt. Von A
liegt noch nichts vor, von B etwa 50 Kastelle (1 — 3 in jedem Heft, mit einer
Karte 1:10000 der Umgebung des Kastells, einem Kastellplan, meist 1:2000,
und Detailaufuahmen der Architektur und Fundstüeke). Über den Verlauf der
Forschung ist sowohl von den Streckenkommissaren im j. Limesblatt «^^^^^ ^yje
von der Direktion (bis 1902 Hettner, seitdem E. Fabricius) im Arch. Anz.*'^
berichtet worden.
Über die bisherigen Ergebnisse des großen Unternehmens unter-
richtet am besten die Schrift von E. Fabricius, »Die Besitznahme
Badens durch die Römer« ^34^ j' bietet mehr, als der Titel seiner
Arbeit besagt. Er stellt den ganzen Limes in seiner Entwicklung
und die Okkupation Süddcutsclilands dar.
Kap. 1. Südwestdeutschhmd bis auf Ciisar. 1. D;is linke Rheinufer. 2. Die
» Hei vetier wüste«. Nachweis, daß das Land keineswegs Wüste, sondern von
mehreren keltischen und germanischen Stämmen bewohnt war. — Kap. 2.
Baden und seine Nachbarländer von Cäsar bis Vespasian. 1. Die ersten Nieder-
lassungen der Germanen (Vaugionen , Nemeter, Triboker, Sueben). 2. Die
Römer am IUi<!in und an der Donau. — Kap. 3. Die Zeit der Flavier. 1. Ger-
manenkrieg des Cornelius Clemens und die ersten Straßeubnuten. n) Straße
Straßburg — Rottweil — Donau: <Ue ertite (südlichste) den Winkel zwischen Rhein
und Donau abschneidende Trammersale. b) Vindonissa — Rottweil: Okkupation
des Winkels zwischen Rhein und Donau unter Vespasian. 2. Heerstraße von
Mainz — Donau: die zweite Tranjireraalc. 3. Domitians Chattenkrieg und der
Limes: die drille, ävßerste Transversale, bestehend aus a) Linies der Wetterau,
b) Odenwaldlinie (Groß-Krotzenburg — Wim|»fen), c) Ncckarlinie (Wimpfen — Cimn-
83°) ßJb. 1901, 1—30, mit Plan. — «31) Der obergerm.- rät Ische Limes des
Römerreiehes. Im Auftr. der Reichslimeskom. hrsg. von O. v. Saivev, E. Fabricius
u. F. Hettner, IIei<lelberg. — «32) Trier, 35 H. bis 1904. — »3«) Von 1892
ab. — «34^ Neujahrsblätter d. bad. Hist. Kom. 1905, 88 S. mit K.
Germania. 131
statt). 4. Die Decumatenäcker. — Kaj). 4. Von Trajan bis Pius. 1. Die Ge-
meindeordnuDg. 2. Ausbau des Straßennetzes (Quei Straßen). 3. Die Neuordnung
der Grenzverteidigung durch Hadrian (Verlegung der Verteidigung an den Limes).
4. Die Brittoneuansiedlung (Ansiedlung britannischer Stämme im Limesgebiet).
5. Die Verlegung des Limes: die eierte Tranxversalr, von Miltenberg^Lorch —
Donau durch Pius.
Von demselben Verfasser ist die Entstehung der Limesanlagen
in einem Vortrag behandelt wontlen^^s), die Bedentung der Festung
Mainz für den Limes in einem Aufsatz »Mainz und der Limes«^^^).
Das Problem des dojypelten Ldmes zwischen Main und Jagst erklärt
Fabricius in seiner Schrift »Ein Limesproblem« 8^'^) aus der An-
siedlung der Brittonen am inneren Limes, zu deren Bewachung
der äußere angelegt sei. Einen anderen Lösungsversuch trägt
Lachenmaier vor (s. Nr. 841). Die merkwürdige 80 km lange
schnurgerade Limesstrecke zwischen Haghof und Walldürn hat E.
Hammer untersucht^ss). Das von L. Jacobi angenommene »Grenz-
grübchen- hat sich als Rest der hadrianischen Palisaden er-
wiesen.
Das mit dem Limes verbundene Straßensystem behandelt der
militärische Dirigent der Limeskommission, General v. Sarvey, in
dem Aufsatz »Römische Straßen im Limesgebiet« S39)_ ^n größeren
Darstellungen ist sonst noch zu nennen: E. Herzog, .>Zur Okku-
pations- und Verwaltungsgeschichte des rechtsrheinischen Römer-
landes «^■**') und E. Lachenmaier, >Die Okkupation des Limes-
gebiets «^^i).
Ich hebe aus der vortrefflichen Arbeit hervor die Ausführungen über die
keltischen Stämme und Städte der »Helvetierwüste (S. 195 — 200), über die
keltischen Flußnamen dieses Gebiets, die Vermutung, daß die Erzählung von
der späteren gallischen Einwanderung ins Decumatenland bei Tacitus (Germ. 29)
auf einem Irrtum beruhe, da gallische Stämme hier bereits seit 300 v. Chr.
ansässig waren (S. 203).
Über die neuesten Fortschritte der Limesforschung (1906 — 08)
orientiert der sachkundige und kritische Bericht von W. Barthel^^^).
Im Zusammenhang mit den Limesanlagen an den anderen Grenzen
behandelt den germanischen Limes E. Kornemaun^'*^), dessen
Ergebnisse aber von Barthel bestiitten werden. Eine recht nütz-
liche Übersicht in kürzester Form gab der Streckenkommissar
Winkelmann844j. Die ältere Limesliteratur findet man bei Det-
lefsen845) (bis 1896) und Liebenam846) (bis 1901).
Die unten (Anm. 958) besprochene Schrift von A. Oxe untersucht die
Bedeutung des Worten Limes und stellt fest, daß Limes auf militärischem Ge-
*2^) Die Entstehung der römischen Limesanlagen. WZ 1901, 177 f.; separat
1902, mit K. — »36) MainzZ 1907, 4—10. — 837) Freiburg 1902, mit K.
Vgl. RGBer. 1906/07, 174 (Barthel). — «38) WürttJbStat. 1898. — «39) wZ
1899, 1—45, 93—128. mit K. der Straßen in der Wetterau. — 8*") BJb.
1898, 83—101. — 8*') WürttVjh. 1906, 187 — 262, mit K. RGBer. 1906/07,
167 (Barthel). — 842) RGBer. 1906/07, 167—93. — 843) kUo 1907, 73f. —
8**) In der Sammlung .> Deutsche Gaue«, Doppelheft 175/76. — 845) Bursians
JBer. 1896, 248—52. — 846) Ebenda 1903, 92 f.
9*
132 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
biet sehr oft die v^on der Operationsbasis aus ins Feindesland gezogene Einfall-
straße bedeute (s. Tacitus Ann. 1, 50; 2, 7; Velieius 2, 121), wird aber der
anderen Bedeutung des Limes als der Grenzstraße (bei Frontin 1, 3, 10; Tacitus
Agricola 41; Germania 29, in XMoa imeohjiirürri) nicht gerecht fs. Barthel
ß. G. Ber. 1906/07, 175).
Die Gescliichte des Decumatenlandes wird auch CiL XIII, 2,
1, S. 214 behandelt im Anschluß an Sumelocenna.
Der die Inschriften der LinieskasfeUe enthaltende Band CIL
Xni, 2, 1 behandelt Zeit und Bauart der einzelnen Strecken und
gibt bei jedem Limeskastell eine historisch-topographische Einleitung.
S. 237 — 61 stehen die Inschriften des inneren, S. 261 — 96 die des äußeren
Limes. S. 261 wird der Anfang des liätischen Limes besprochen. Er beginnt
bei dem 5 km östlich von Lorch in die Rems mündenden Rötenbach, der also
die Grenze des obergermanischen Walles und der rätischen Mauer und damit
der beiden Provinzen bezeichnet.
Die besten Karten des Litnes sind vorläufig die in den Schriften
von Fabricius und von Lachenmaier mitgeteilten. Künftig
werden die mit dem Schlußband des CIL XIII, 2 zu erwartenden
Karten der germanischen Provinzen den Vorrang haben, bis in
Abteilung A des Limeswerks die große, alle Ergebnisse der lang-
jährigen Forschung zum Ausdruck bringende Karte erscheint.
Während man früher die Anfänge des Limes auf Yespasian
zurückführte, steht jetzt fest, daß dieselben viel höher hinaufreichen,
nachdem Nägele^^'^) einen über die Schwäbische Alb laufenden
Limes des Claudius nachgewiesen hat. Daß auch die Ebene süd-
lich des Mains bereits vor Yespasian von den Römern besetzt
wurde, wird nach Schumachers*^) aus den Funden immer deut-
licher.
Die Vermutung von R- Gradmann^^^), dessen Arbeiten über
altgermanische Kulturgewächse oben erwähnt wurden (Anm. 663),
daß der Winkel, tvelchen der Ober germanische mit don Rätischen
Limes bildet, aus der zu einem Umweg nötigenden Bewaldung des
eingeschlossenen Gebiets zu erklären sei, ist abzuAveisen, da der
Zug des Limes vielmehr durch historische Verhältnisse bestimmt
wird. Der Winkel entstand, als der von W her vorgeschobene
Obergormanische und der von S vordringende Rätische Limes zu-
sammen stießen. Über den linearen Verlauf der alten Straßenxüge
im Hinterland des Rätischen Limes spricht K. Popp ^5°). Derselbe
hat auch die Limesstrecke Irnsing — Weißenburg behandelt 8='^).
Die bisher erschienenen Bearbeitungen der Limeskastelle im
Limeswerk sind aus dem Verzeichnis in dem zuletzt erschienenen
Heft »Kastell Stockstadt< zu ersehen. Die neueste Kastellforscliung
bespricht W. I^arthel **•''''). Über clie Saalburg liegt das große
8*'') Alblimcs. JUSchwäli.Ml^vcr. 1909. Dazu in demselben Jahrg. einige
Bemerk, von E. Kornomann. — »<«) Mainz/ 1909, 10. — 8*») PM 1899,
fj7_66. — 850) WZ 1897. — 85t) Kbcnda 1902, 277—84. — 852) kgHcm-.
1906/07, 183.
Germania. 133
Werk von L. Jacobi vor^-''^). Eine Zeitschrift, »Die Saalburg«,
bringt Aufsätze über die Saalburg und Verwandtes. Die Inschriften
der Saalburg stehen CH. XIII, S. 449 f.
Für folgende Limeskastelle sind Führer ei-schienen : Weißenburg ^^^), Saal-
burg (von H. Jacobi) ^^5), Eining (von Popp)^^^), Holzhausen (von L. Pallal)**^),
Heidenheim (von E. Gaus)858j.
Auch Über die Stämme imd Sicidte des Limesgebiets liegt eine
zahlreiche Literatur vor. Ich nenne die Schrift von P. Goeßler
über das römische Rottweil (Arae Flaviae) ^^^) , die über neuere
Ausgrabungen berichtet (vgl. dazu Barthel im R. G. Ber. 1906/07,
S. 188).
G. behandelt im ei-sten Kapitel die Probleme der Topographie (Lage des
noch nicht aufgefundenen vespasianischen Kastells), im zweiten die Geschichte
der Forschung, im dritten bis siebenten die neuerdings ausgegrabenen Villen,
im achten die Ergebnisse in der bisher Lager genannten Umwallung, die nach-
römisch zu sein scheint. Man vermißt eine Karte des Geländes. Das CIL
Xni, gibt S. 211 eine Geschichte der Stadt.
Ferner ist monographisch behandelt Badenweiler (von'Bxich.ler)^^^).
Die wenigen hier gefundenen Inschriften, darunter ein Altar der
Abnoba, der Göttin des Schwarzwaldes, stehen CIL XUI, S. 63.
Der alte ISTame des Badeorts ist noch unbekannt. — Eine archäo-
logische Karte der Umgebung von Mannheim von K. Bau mann
findet man in den Mannheimer Geschichtsblättern ^ 6 1). Einen
Kommentar zu dieser Karte gab Scliumacher^62)_
Die römischen Ortshexeichnimgen in Süddeutschland, besonders
in Württemberg, behandelt sehr lehrreich K. Bohnenberger^^^j^
Über die Besiedlung des Odemvaldes, den man sich früher als ein
erst spät der Kultur erschlossenes Gebiet vorstellte, besitzen wir
die Arbeiten von Schumacher, »Die Besiedlung des Odenwaldes
und Baulandes «86'*), und Anthes, »Die römischen Steindenkmäler
des Odenwaldes« ö^5)_
Es ergibt sich, daß bereits in der Steinzeit nicht allein die Täler des
Rheins, Mains, Neckars, sondern auch die Vorberge und inneren Täler besiedelt
waren. Von welchem Volk (Ligurer?), ist noch unbekannt. — Über die römi-
schen Kastelle und Ansiedlungen des Odenwaldgebiets ist auch CIL XIII, S. 234
zu vergleichen.
Eine weitere siedhingsgeschichtliche Arbeit K. Schumachers
betrifft Baden^^% wo als Haupttypen der Ansiedlung Gutshöfe und
Straßendörfer festgestellt Averden. Die römische Besiedlung Württem-
bergs veranschaulicht die dem schönen Werk von Hang imd Sixt,
'>Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs«, bei-
gegebene Fundkarte ^^'^).
853) Das ßömerkastell Saalburg. Homburg v. d. H. 1897. 608 S. —
«5*) Hrsg. V. Alt. Ver. Weißenburg, o. J. — «^5) 4_ ^ufl. 1908. — 8»^) Lands-
hut 1903. — 857) Berlin 1905. — 858) 1906. — 859^ Stuttgart 1907. —
860) Straßburg 1909. — 86I) 1907. _ 862) KonGesVer. 1907. — 863) Württ.
VjhLandesgesch. 1899, 1 — 11. — 864) wZ 1897, 200. — 865) NHeidelbJb,
1897, 138. — 866) Ebenda 1898, 256. — »«^j Stuttgart 1898 u. 1900.
134 A. Schulten, Berieht ühcr die historische Geographie des Westens.
Suinelocenna (Rottenburg), der Vorort des Decumatenlandes, wird CIL XIII,
S. 2 14 f. behandelt. Den Namen von Sumelocenna nennen die Inschriften 6358,
6365, 6384. Neidenstein bewahrt den Namen des Vicus NedienHÜ (CIL S. 222).
CIL S. 224 werden die römischen Ansiedlungen bei HeüJelherg besprochen.
Das Ka-stell Bergheim ist vielleicht der -Mons Pirir, den Ammianus Marcel-
linus 28, 2, 5 nennt (CIL S. 225). Über Lopodumim (Ladenburg) und die
Civitas Sueborum Nicretiiun, deren Vorort Lopodunum war, ist CIL S. 229 nach-
zulesen. Der antike Name von Cannslatt, dessen Bedeutung durch zahlreiche
Denkmäler feststeht, ist noch unbekannt (CIL S. 238). Ein den »Bis-iae, Triviae,
Quadriviae« gesetzter Stein (CIL 6437) zeigt, daß bei Cannstatt mehrere Heer-
straßen zusammenliefen. CIL S. 241 werden die nach der Murr genannten
Vicani ßlurreiises besprochen. Die Inschrift der Exploratores Triboci et Boi
(6448) bekundet Aiisiedlung keltischer Grenzer in dieser Gegend. Die Inschrift
6482 nennt die wohl nach der Elsenz benannte civitas Alisiensis (beim h.
Wimpfen). Eine Ansiedlung der Brittones Triputlenses (CIL 6502) hat ihren
Namen von drei Brunnen, die Brittones L . . . des Kastells Welzheim heißen
vielleicht nach dem benachbarten Leinfluß, so daß vielleicht Brittones L(inenses)
zu lesen ist (CIL S. 265). Beim Kastell der Brittones Aurelianenses ist der
Vicus Aiirelius (h. Oehringen) entstanden, den die Inschrift 6541 nennt (vgl.
S. 270). Die Brittones Elantienses heißen nach der Elantia ^ h. Elz. Die
Lage des zur Civitas Sumelocenna gehörigen Vicus Grinario beim h. Köngcn
ist durch einen Meilenstein gesichert ^^*).
Bacmeisters Vermutung ^69)^ daß der Naine Wirtenberg (wo-
für erst seit 1802 die heutige Schreibung aufgekommen ist) auf
keltisches Virodunum zurückgehe (Virodunum = Wirten wie Tarno-
imdum = Zarten, Cambodunum = Kempten) billigt R. Kiepert^"»).
Über Ausgrabungen in Lopodunum berichten die Mannheimer
Geschichtsblätter ^■^i). Die Civitas Aurelia Aquensis (h. Baden-Baden)
Avird CIL XIII, S. 197 behandelt.
Auf dem am Zusammenfluß der Oos und des Rotenbachs gelegenen Hügel
wird ein Kastell vermutet. Aus Inschriften sind aus dieser Gegend die Vicani
Bivienses (6315) = h. Sandweier und (Senot)emes bekannt. Da in dem Kastell
Miltenberg, wo der äußere Limes an den Main stieß, die Exjtloratio Sciopcnsis
lag, war Seiopa vielleicht der Name von Miltenberg (CIL S. 281). Der hier
vorkommende Mercurius Cimbrianus (CIL 6604 und 6605) und der in dem
Ringwall auf dem Greinberg stehende Grenzstein mit der Inschrift »Inter
Touto7ios« sind wichtige Zeugnisse für die hier sitzengebliebenen Reste von
Cimbern und Teutonen. Von welchem Ort die Exploratio .Vewa?iiH_7eHS(Ä (S. 289)
im Kastc'll Stockstadt genannt ist, ist noch unbekannt.
Besonders lebhaft ist die Forschung in dem vom Limos um-
schlossenen Winkdland zwischen Rhein, Main, Taunus. Ehedem
ein Brennpunkt der römischen Okkupation, bildet es heute einen
solchen der antiquarischen Forschung, weil in Mainz, Frankfurt,
"Wiesbaden, Iloniluirg eine Reihe von tüchtigen Forschern: Dragen-
dorff, H. u. \j. Jacobi, A. Riese, Ritterling, Schumacher,
A. Wolff u. a., tätig sind.
Während früher der Beginn der Besetzung des Limeslandes den
Flaviern zugeschrieben wurde, steht jetzt besonders durch Auffindung
des Lagers von Jloflieim fest, daß wie im Süden (Aum. 847) so
888) WZ 1902, 202. — »«»1 Aieniaiin. Wnudernugen. S. 9. — «70) jtoa
Ital. Su|.. S. 10. — 87') 1909.
Germania. 135
auch hier schon Claudius mit der Besetzung des rechtsrlieinischen
Gebiets begonnen hat.
Über die Ausgrabung des Lagei-s Hofheim berichtet Ritterling ^'^^). Da im
Lager ältere Reste nicht vorhanden sind, kann es nicht das >praesidium in
Monte Tauno '. des Drusus sein, wie Dahm*^'') meinte. Wie die augusteischen
Lager an der Lippe (Anm. 938 f.), ist Hofhelm ein Erd- und Ilolzwerk.
um die Erforschung des römischen Straßennetzes der Wetterau
(des östlichen Teiles dieser Gegend) hat sich G. Wolff die meisten
Verdienste erworben. Die Ergebnisse sind kurz von ihm, ausführ-
licher von Sarvey dargestellt worden. Wolffs Aufsatz ^'^^) ist be-
sonders für die Methode der Straßenforschung wichtig. Was er
über Bauweise und Trassierung der Straßen, Brücken usw. feststellt,
sollte von allen Lokalforschern beherzigt werden. Eine archäo-
logische Karte der Wetterau ist in Vorbereitung. Vorläufig orientiert
über die römischen Ansiedlungen und Straßen die Karte zu Sarveys
Aufsatz 875) 1:200 000.
Sarvey unterscheidet folgende Perioden der Okkupation: 1. Besetzung
des der Festung Mainz vorgelagerten Geländes: der Linie Wiesbaden — Hofheim —
Höchst in der Zeit vor Domitiau ; 2. Okkupation der ganzen Wetterau durch
Domitian und Anlage der inneren Festungslinie Hofheim — ^Heddemheim — Fried-
berg (große Kastelle) und des äußeren Limes Zugmantel — Saalburg — Kapers-
burg— Butzbach (kleine Erdkastellchen) ; 3. unter Hadrian Verlegung des Schwer-
punkts der Verteidigung an den Limes und Ersatz der kleinen Erdkastelle
durch größere Steinkastelle. Noch wenig aufgeklärt sind die Straßen vom Be-
ginn des Limes bis zur Wetterau ^^^).
Wichtig, besonders auch für die immer noch sehr rückständige
Erforschung der niederdeutschen Pfalilwege, ist die von G. Wolff
vorgenommene Untersuchung eines römischen Pfahhvegs in der
Nähe von Heddernheim^^?). Derselbe behandelt die »Besiedlung
der südlichen Wetterau in vorgeschichtlicher und römischer Zeit«878).
Kontinuität der Siedlung von der neolithischen Zeit an. Lage der An-
siedlungen außerhalb des Überschwemmungsgebiets. Höhei^unkt der römischen
Kultur unter den Antoninen. Viele Gutshöfe. Ende 250 n. Chr. Fränkische
Besiedlung in Dörfern längs der Flüsse und Bäche.
Auf demselben Gebiet bewegen sich Wolffs Aufsätze »Die Er-
oberung und Sicherung der Wetterau durch die Römer« ^79) und
»Zur Geschichte der römischen Okkupation in der Wetterau und
im Maingebiet «880). Dieser Aufsatz behandelt auch den ersten
Chatteukrieg des Jalires 50 n. Chr. und den domitianischen.
Im Gegensatz zu Oxe88i) und v. Domaszewski882)^ welche
die von Frontin, bezeugten 120 Milien (= 180 km) des Domitiani-
schen Limes auf die vom Hinterland zur Grenze führenden Quer-
872) NassAnn. XXXIV, 1904, 1 — 110, u. folg. Bde. — "3) KorrGesVer.
1900, 101. — 874) Die Straßen in der Wetterau. WZ 1897, 1—46. —
875) Ebenda 1899, Taf. 1. - 8^6) Vgl. RGBer. 1906/07, 20 (Schumacher). —
877) Mitt. über röm. Funde in Heddernheim, III, 92. — «78) RGBer. 1905,
69 — 82, mit K. — 879) MOberhessGeschVer. 1903, 1 — 22. — 880) NassAnn.
1901, 1—25, mit K. — »81) sjehe S. 131. — 882^ wZ 1902, 188.
13(J A. Schulten, Berieht über die historische Geographie des Westens.
Straßen beziehen wollen, halten Fabricius^öS) imd \Volff'*84j wohl
mit Rocht an der alten Identifizierung derselben mit der nördlichen
Limesstrecke von Rheinbrohl bis Hanau, die in der Tat 180 km
lang ist, fest.
Das Drususkastell »in monte Tauno« sucht v. Domaszewski^ss)
in Kastell Friedberg, weil dies stets die Hauptstation der in Kastei
beginnenden und über Heddernheim ins Innere führenden Einfalls-
straße gewesen sei. Zu der Frage ist CIL XIII, S. 421 und vor
allem Gr. Wolff^^e)^ (jer an Höchst oder Friedberg denkt, zti ver-
gleichen.
Ein Hauptpunkt der römischen Besiedlung tmd der heutigen
Forschung ist Heddernheim, der Yorort der Civitas Tannen sium.
Sein Name Nida, nach dem gleichnamigen Fluß (h. Nidda), ergibt
sich aus einer von A. Riese behandelten Inschrift ^S''). Über den
wichtigen Platz orientiert am besten die Monographie des verdienten
Lokalforschers der Wetterau Gr. Wolff , >Die Römerstadt Nida bei
Heddernheim « ^^^).
Kap. I. Die flavischen Befestigungen bei Heddernheim. Zuerst wurde in
der Zeit vor Domitiau ein Erdkastell gebaut. Dieses wird in Domitians Chatten-
krieg zum Steinkastell umgebaut. Später, wohl unter Hadrian, wird das Stein-
kastell geschleift und das westlich von ihm liegende Lagerdorf ]S'ida befestigt
und erweitert. Ein westlich von Heddernheim bei Praunheim gefundenes großes
Erdlager ist ein Feldlager aus Domitians Chattenkricg. — Kap. H. Die Stadt
Nida. Der Vicus Nida war Vorort der wohl von Hadrian neugebildeten Civitas
Taunensium, die die ganze Wetterau von der Nidamündung bei Höchst bis
Gruningen im Norden, vom Kamm des Taunus bis zu den Vorhöhen des Vogels-
berges im Osten umfaßte. Nida entstand aus dem neben den flavischen Kastellen
entstandenen alten Lagerdorf und einem neugebauten ■^> Vicus Novusi. Größe
der Stadt 100x700 m. Häuser 7 — 10 m breit. Kegelmäßiges Straßennetz.
Hauptstraße in der Flucht der nach Wiesbaden führenden Elisabethstraße. Drei
Mithrasgrotten. In der Umgebung viele Gutshöfe. Ende der Stadt 250 n. Chr.
Zwei Einzelheiten der Topographie von Nida ergeben die In-
schriften: eine »platea Novi Vici« imd eine »i)latea Praetoria«^^^).
Berichte über die Erforschung des Gebiets von Heddernheim bringen
die »Mitteilungen über römische Funde von Heddernheim <^*^öOj
Ich notiere aus Heft 1: »Das Forum«. Aus Heft 2: »Urkundliche Mit-
teilungen über Heddernheim und die dortige Römerstadt« von A. Riese;
»Kastell- und Stadtbefestigung des römischen Heddernheim« mit Plan von
G. Wolff, lehrreich für Entwicklung einer Stadt aus den Camibae des Lagers.
Die Stadt wurde unter Hadrian ausgebaut und befestigt, als das Kastell auf-
gegeben und die Besatzung an den Limes verlegt wurde. Aus Heft 3: Die
Statistik der Münzen von K. Quilling, welche ergibt, daß Heddernheim kurz
nach 250 n. Chr. aufgegeben wurde, ein Resultat, welches genau zu dem aus
den ^lünzen der Saalburg gewonnenen paßt und von der (fberlieferung liestätigt
wird, nach der Valerian im Jahre 253 die rechti^rheinischen 'Truitpen abl)erief
(Zosimus). Aus Heft 4: Aufsätze von A. Riese über eine Villa bei Praunheim,
883) Besitzergreifung Badens (Anm. 834), S. 53. — s»*) Die K.lmerstadt
Nida (Anm. 888), S. 7 u. 41, Anm. 9. — 885) \VZ 1902, 199. — "»«) NassAnn.
1901, 8. — 887) WZ 1903, Korr. 150. — »88) Frankfurt 1908, mit K. —
889) ('II, xili, Nr. 7335 f. — «!'<») Bisher 4 II., 1894-1907.
Germania. 137
G. Wolff über die Töpfereien von Heddernheim. Die neuesten Forschungen
teilt G. Wolff 8^^) mit. Über Heddernheim und seine Altertümer ist ferner
die Vorrede zu den Inschriften des CIL S. 425 zu vergleichen.
Die Inschriften nennen öfter die »Civitas Taunensium«. Neben
ihr haben im nördlichen Limesgebiet noch mehrere andere Gaue
bestanden: Die Civitas Auderie?isimn (auf Inschriften von Mainz
CIL 7063), die Civitas Mattiacorum, in deren Gebiet die Aquae
Mattiacorum (Wiesbaden) lagen, die Ciintas I... (CIL 7.321).
Die Civitas ilattiacorum, um Wiesbaden ist CIL S. 468 behandelt. Zu
ihr gehört Wiesbaden und Kastei. Auf dem Stein 7765 scheint die Diana
Mattiaca genannt zu werden, also die Patronin der Taunuswälder. Daß der
Vorort der Civitas Mattiacorum, Wiesbaden, noch im Jahre 194 n. Chr. Vicus
war, hat eine die »Vicani Aquenses« nennende Inschrift dieses Jahres (7566a)
ergeben. Auch in Wiesbaden gehen dem flavischen Steinkastell drei ältere Erd-
kastelle vorauf, worüber der Bericht von Ritterling*^^) ^^ vergleichen ist,
der auch die Geschichte des Platzes dargestellt ^^^) und die Kastelle im Limes-
werk, Heft 31, ediert hat.
Über das augusteische Lager hei Höchst, das erste Lager dieser
Zeit im Gebiet des Limes, orientiert Dragendorff ^9*). — Yon
den Kastellen des Limes der Wetterau ist die Saalburg das be-
kannteste. Über ihre Erforschung orientieren besondere jährliche
Berichte. Der letzte ^9^) hat besonderes Interesse durch die östlich
vom Kastell aufgefundenen (älteren?) Erdwerke. Eine Karte der
Saalburg und ihrer Umgebung 1:2500 ist 1906 erschienen ^9^'*). —
Zur Geschichte und Topographie des Castellum Mattiacoruyn (Kastei)
ist CIL S. 406 zu vergleichen.
Mit einfachem »Castellum« wird der Ort schon auf dem Bleimedaillon be-
zeichnet. Mit Eecht wird die Anlage des Kastells dem Drusus zugeschrieben
auf Grund von Die 54, 33. Größe des Kastells 98x71 m. Durch das Kastell
lief als Fortsetzung der Eheinbrücke die Straße nach Wiesbaden, die heutige
Stein- und Elisabethenstraße. Beim Kastell lagen die Gemeinden der »vicani
veteres consistentes castello M.« und der »vicus Novus Meloniorum«. Die auf
den Kult der Magna Mater bezügliche Inschrift 7281 nennt einen »Mons Vati-
canus« (vetustate conlapsus), womit kein wirklicher Berg, sondern eine künst-
liche Nachbildung der Kultstätte beim Vatikan in Eom gemeint sein muß.
Den römischen Berghau an der unteren Lahn hat Dahm unter-
sucht »96).
Daß die ältesten Teile Frankfurts am Domhügel noch Lager
und Gestalt des römischen Kastells mit dem Lagerdorf durch-
schimmern lassen, zeigt G. AVolff^^?), Über die liier gemachten
Funde aus der Zeit des domitianischen Chattenkrieges s. CIL
S. 421. Römische Baureste auf dem Hühnermarkt bespricht L.
Thomas 898)_ Erwähnt sei schließlich noch die aus karolingischer
Zeit stammende Stadtmauer von Frankfurt, die L. Thomas unter-
sucht hat 899).
89») EGBer. 1905, ßO; 1906/07, 85. — «92) NassAnn. XXXVI, 2.
Vgl. EGBer. 1905, 59. — «»S) NassAnn. 1900, Anm. 2. — 894) RQBer. 1904,
24. — 895) Die Saalburg, IX. JBer. 1909. — »s^a^ Berlin. — 896) ßjb. 1897,
117. — 897) Einzelforsch, über Kunst- und Altertumsgegenstände zu Frankfurt.
Frankfurt 1909, S. 15. — »98) Frankfurt. — 899) gjb. 1905, 267.
138 A. Schnlteii, Bericht über die historisehe Geosfraphie des Westens.
5. Germania Inferiw.
Die Geschichte des linksrheinischen Militärgebiets ist CIL XIII,
2, 1, S. 297 dargestellt und hier auf Grund von Plinius N. H. 4,
122 vermutet, daß der Name desselben »Castra legionum Germaniae«
gewesen sei. Es stellte, wie A. Schulten ausgeführt hats^'O), ein
aus den Territorien der einzelnen Lager zusammengesetztes, von
der Provinz Belgica eximiertes IVIilitärgebiet dar.
Die Fortscliritte der topographischen Forschung liegen hier wie
in der oberrheinischen Provinz vorwiegend auf militärischem Gebiet.
Die Hauptpunkte sind die Legionslager: Castra Vetera (bei Xanten),
Novaesium (bei Neuß), Bonn und die zwischen ihnen liegenden
Kastelle. Dank der außerordentlich regen Tätigkeit des Bonner
Provinzialmuseums ist Novaesium ganz aufgedeckt, mit der Aus-
grabung von Castra Vetera begonnen worden.
Vom Lager Boun, über dem die moderne Stadt liegt, konnten nur Teile
freigelegt werden. In der großen Publikation über Xoroe.ntim^'^^) behandelt
H. Nisi>en Geschichte und Plan des Lagers, C. Koenen, der Entdecker des
Lagers, das Technische, Lehn er die Einzelfunde, Strack die Münzen. Den
Namen Novaesium untersucht F. Cramerä''2^ Durch die neuen Ausgrabungen
und Aufnahmen hat sich herausgestellt, daß die von Vcith gegebene Darstellung
des Bonner Lagers verfehlt, der Plan höchst oberflächlich ist. Einen Plan der
Nordwestecke des Lagers findet man in den Bonner Jahrbüchern 1903, 152.
Die Kanabae Bon(nenses), die zum Lager gehörige Niederlassung, werden in
einer Inschrift genannt (BJb. 1907, 5). Berichte über neuere Grabungen im
Bonner Lager gibt Lehner^"^).
Über die 1908 begonnene Erforschung von Castra Vetera be-
richtet Lehn er 901).
Es sind festgestellt zwei Lager aus vorflavischer Zeit: das im Bataverkrieg
zerstörte Doppellager der 5. und 15. Legion und ein aus der Zeit des Augustus
stammendes Lager. Auch das 70 m von der Südfront des Lagers entfernte
Amphitheater, welches der Belustigung der Garnison diente, ist untersucht
worden. Der Name Vetera scheint nicht diw lateinische Adjektiv, sondern ein
einheimischer Ortsname zu sein (CIL S. 298).
Von den 50 Kastellen des Drusus sind durch keramische Funde
wie es scheint, folgende gesichert ^o 5); Nijmegen, Vechten, Gegend
von Kleve, Biu-ginatium (bei Calcar), Asberg, Gellep, Neuß(?), Wor-
ringen(?), Köln, Bonn, Remagen (?), Andernach^ Urmitz . Koblenz
(letztere drei im Neuwieder Becken). Boppard, Bingen, Worms,
Straßburg, in denen aUen sich frühaugusteische Keramik findet.
Die Kastelle selbst sind aber erst an zwei Stellen, in Andernach
und Urmitz, gefunden worden.
Es wäre sehr zu wünschen, daß das Bonner Museum eine systematische
Erforschung der ganzen Linie nicht länger aufschöbe. CIL S. 297 wird hervor-
gehoben, daß die Zahl der Drusiiskastolle den in den Itinerarieu genannten
»00^ Flurteilung und Territorien in den römischen llheiulanden. BJb. 103,
8. 30. — 90') Novaesium. Ebenda 1904, 111/12. — »"^i BeitrGeschNiederrh.
XIX, 1905, 231. — 903) BJb. na, 149 f. — »o^) Ebenda 114/15, 318; 116
302. RGKorr. 1909, 49, — 9"*) BJb. UtOü, 177 (Ritterling). KGBer. 1905
25; 1906/07. 152 ( Dragendorf f).
Germania. 139
Stationen der Rheinuferstraße entspricht. Man inüßte also hei der Aufsuchung
der Kastelle von ihnen ausstehen. Mehrere auf Diususkastelle hindeutende
Fund.steilen nennt Koenen^os») Über da.s Drususkastell Urmitz berichtet
Nissen und Koenen^'^^'j, über das von Andernach Lehn er ^O'').
Bedeutende Funde aus augusteischer Zeit bezeichnen Novlomagns
(Nijmegen) als einen der von Drusus besetzten Punkte. Das Kastell
lag wolü auf dem eine starke Position darstellenden Hunerberg ^ov)
(= Hünen- d. h. Riesenberg, wie man oft römische Ansiedlungen
nennt). Auf Grund zweier dem Oceanus und Rhenus errichteten
Altäre, die in A^echten gefunden wurden, vermutet Ritterling^''^)
hier den Anfang der Rhein und Ozean verbindenden Fossa Drusiarm,
die dann eine Kanalisierung der Vechte gewesen wäre. Vollgraf
dagegen hält die Yssel für den Drususkanal 9^9). Daß in Fechten
jedenfalls ein Drususlager bestanden hat, schließt Dragendorff
aus der Keramik 9i0)_ Unter dem seltsamen Titel »Fossa Drusiaua,
Elisen, apa und Aliso« trägt W. HuverstuhP^i) die Ansicht vor,
daß der Drususgraben ein von der Mündung der Lippe (wo er
Aliso sucht) am Rhein entlang zum Zuidersee gezogener Kanal
gewesen sei.
Zahlreiche Funde frühaugusteischer Grefäße in der Selsschen
Ziegelei bei Xeuß ergeben, daß hier unter Augustus ein großes
Lager bestand. Daß es der Zeit vor Drusus zuzuweisen ist, zeigt
Ritterling9i2^. Das Bonner Museum sollte sich eine baldige
Untersuchung des wichtigen Platzes, bevor die Reste dm-ch den
Betrieb der Ziegelei zerstört werden, angelegen sein lassen.
Als Defensivkastell des Tiberius (im Gegensatz zu den Offensiv-
kastellen des Di'usus) sucht Lehn er die Älfehurg bei Köln und
das Kastell bei Remagen nachzuweisen ^^ 3). Das Kastell Alteburg,
zuerst ein Erdwerk, dann in Stein umgebaut, scheint die Haupt-
station der Rlieinflotte gewesen zu sein. Über die Ausgrabung be-
richtet Lehner^i*) (s. auch Klinkenberg, »Das römische Köln«,
S. 362). Über Remagen spricht Lehuer in den Bonner Jahrbüchern
114/15, S. 207. Das alte Erdkastell wurde in flavischer Zeit in
Stein umgebaut und hat bis ins 3. Jahrhundert bestanden. Ihm
folgte die spätrömische Stadtmauer. Zu den zahlreichen in dio-
cletianischer Zeit gegen die Germanen errichteten Stadtbefestigungen
gehört außer Köln eine ganze Reihe kleinerer Städte am Rhein:
Neuß, Remagen, Andernach, Ki-euznach usw.
Über die Metropole der unteren Provinz, die Colonia Agrippinensis
(Köln) besitzen wir jetzt die vortreffliche Monographie der beiden
Architekten R. Schulze und C. Steuernagel ^i-^), zu der H. Nissen
eine Geschichte des römischen Kölns beigesteuert hat.
905») BJb. 1899, 55. — ö"»*) Ebenda. — 906) Ebenda 1901, 1. — »«T) Ebenda
1908, HO. — 908) WZ 1907, Korr. 23. — 909) Ebenda S. 146. — 9i0) rq
Ber. 1906/07, 153. — 9ii) Antwerpen 1908, mit K. — 9i2) ßJb. 114, 170. —
9'«) Ebenda 1906, 207. — 9i4) Ebenda 114/15, 244; 116, 96, 236. —
91*) Ebenda 1895, mit Plan.
140 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Kap. 1. Bodeugestaltung, 2. Stadtmauer, 3. Türme (im Mauerwerk eines
Turmes wurden Münzen aus der Zeit des Gallien gefunden), 4. Tore (auf einem
steht C. C. A. A.« wie auf Münzen des Gallienus), 6. Befestigung von Deutz,
7. Straßen, 8 — 9. Kanäle, 10. Wasserleitungen, 11. Reste römischer Gebäude
(S. 121 : ältere, vielleicht vom Lager herrührende Mauerzüge), 12. Domhügel,
14. Brücken. — Aus Nissen sei hervorgehoben: das Territorium der Stadt =
dem Gebiet der Ubier, Lage des Lagers auf der Stelle der späteren Kolonie.
. Befremdend wirkt bei dem heutigen Stand der keramischen Forschung die Be-
merkung: »Ich wüßte nicht, welciien Überbleibseln man es ansehen könnte, ob
sie vor oder nach dem Jahre 50 in Gebrauch gewesen sind.« — Auf Inschriften
wird das »forum hordeariuni« und eine Lokalität »Ad Gantunas Novas« ge-
nannt"'^, ein Name, der von den Gantunae (von ganta := Gans) genannten
Ortsgottheiten herkommt. Der zum Amphitheater gehörige Tierkäfig (Vivarium)
lag nach einer Inschrift in der Nähe des Doms^''^). Die Stadtbefestigung von
Köln behandelt vom fortifikatorischeu Stan(ij)unkt aus General Wolf f^^^. Daß
die Stadtmauern des römischen Kölns nicht, wie Nissen will, aus dem .Jahre 50,
sondern aus diocletianischer Zeit stammen, kann nicht mehr bezweifelt werden.
Ein genaues Inventar der zahlreichen antiken Reste gab Klinkenberg^'**).
Sein Plan orientiert über die wichtigsten Fundstellen. Mau sieht auf ihm u. a.,
wie sich die Friedhöfe an den nach allen Seiten ausstrahlenden Chausseen ent-
wickeln.
"Wie sich die Franken im römischen Köhi eingenistet haben,
zeigt Keussen in seinem Aufsatz »Grundzüge der topographischen
Entwicldung des mittelalterlichen Kölns «920j_
Über Gi'abimgen in der vor dem Nordtor von Xanten gelegenen
Colonia Traiana -ward in den Bonner Jahrbüchern 110, 182 und
114, 61 berichtet. Burginatium scheint nach den Ausführungen
von Siebourg auf dem Monreberg zwischen Calcar und Xanten ge-
legen zu haben 921) imd eines der Drususkastelle gewesen zu sein.
Über Ausgrabungen auf der Stätte von Burginatium berichtet
Mest"wardt922) p Cramers Aufsatz über die Urzeit Eschweilers
ist ein nützlicher Beitrag zur Siedlungsgeschichte ^23). ]\jit Geldiiba
(Gellep) beschäftigt sich A. Oxe^24)_ j)[q Gleichung Bmruncunt =
Worringen vertritt C ramer ^25).
Aus der Angabe des Tacitus, daß A.inburyium nach Ulixes genannt sei,
schließt Siebourg"-^) auf einen älteren gallischen Namen der Stadt und führt
andere Beispiele solcher Umncnnung gallischer Städte durch die Germanen an. —
Afcibvrtjinm (h. Asberg) hat ü. Boscheidgen untersucht"-^).
Daß der traditionelle Xame von Aachen (Aquae- Granni) nicht
antik, sondern mittelalterlich ist, zeigt Kisa^^S)^ (\qi- auch die
Gleichung des cäsarischen Aduacuta mit Tongern vertritt.
Kenne hat erwiesen ^29)^ daß die niederrheinischen Ortsnamen
Marcodunmi (h. Düren) imd Marcomagtts (h. Marmagen) nicht
römisch, sondern keltisch sind. v. Domaszewskis A>rsuch, nach-
918) WZ 1904, Korr. llü. — »i^) RGKorr. 1909, 05. — si«) KorrGesVer.
Ib97, 29. — 919) Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. VI, 1 — 2: Die
Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Düsseldorf lOOii. — »20) ^yZ 1901, 14. —
'■•21) lUb. 1901, 132, mit Plan. — 922) Ebenda 1907, 27. — 923) Esohweiler 1905,
mit arch. K. — »24^ ßJb. 1898, 131. — 925) wZ 1901, 190. — 926) Odysseus
am Niederrhein. Ebenda 1904, 312. — 927) ijjb. 104, 13()— G3. — 92») Die
römischen Antiken in Aaclien. WZ 190«, 1. — 92») Ebenda 1898, Korr. 214.
Germania. 141
zuweisen, daß Baiavodurum beim heutigen Ilertogenbusoh gelegen
habe 930)^ ist von W. Vollgraf ^^i) widerlegt. Den Namen der
Deae Melvisae leitet Siebourg von einem Ort Melviso (h. Lessenich)
ab^ny Viele Orts- und Stammesnamen stecken in den Beinamen
der niedeiTheinischen Matronnae, die Ihm zusammenstellt 933)_
Matronae Marsaciae (nach den Marsiaci), Vacalinehae (nach der Vaealis =
h. Waal), Veteranchae (nach Castra Vetera). In den Ortsnamen auf -ich
(Kessenich usw.) hat Siebourg gallorömische Gutsnamen auf -acum nach-
gewiesen (Kessenich = Cassiniacum)^^-'").
Daß die Tungri, ehedem zum germanischen Militärgebiet, dann
zu Gallien gehörig, seit Septimius Severus wieder zu Germanien
gehörten, schließt v. Domaszewski aus Inschriften 9^*).
Über die Ziegel mit dem Stempel »Tegula Trausrhenana« spricht
Lehner 935).
Der Name erklärt sieh aus dem zu den unterrheinischen Lagern gehörigen
jenseitigen Gebiet, auf dem sich also Ziegeleien befanden, analog den Ziegeleien
von Nied und Höchst, die das obergermanisehe Gebiet mit Ziegeln versahen.
Die Einrichtung des »Territorium legionis«, des den Legionen
nach Analogie der städtischen Territorien zugewiesenen Gebiets,
behandelte A. Schulten 936j ^nd 0. Hirschfeld 937j.
4. Nordwestdeutschland.
Wie für Süddeutschland mit der Einsetzung des Limeskommission,
so beginnt für Nord Westdeutschland eine neue Epoche der topo-
graphisclien Forschung mit Einsetzung der ßöm.-german. Kommission
(unter Dragendorff) im Jahre 1903. Ihre Aufgabe ist, die lokalen
Forschungen anzuregen, zu überwachen und ihre Ergebnisse zu sammeln.
Das große Ereignis des letzten Jahrzehnts der Römerforschung
in Nordwestdeutschland ist die Auffindung der römischen Lager
bei Haltern und Oberaden, der ersten in Nord Westdeutschland ge-
fundenen Römerlager. Bei Haltern (am Nordufer der Lippe, 40 km.
östlich von Wesel), sind nicht weniger als fünf verschiedene Be-
festigimgen aus der Zeit des Augustus und Tiberius vorhanden.
Ein ältestes Lager auf dem Annaberg, südwestlieh von Haltern, und vier
2^ km weiter nordwestlich bei der Stadt Haltern gefundene Anlagen: ein älteres
größeres und ein jüngeres kleineres Lager, eine Anlegestelle und ein Uferkastell.
Über Haltern wird von Koepp berichtet in den Mitt. d. Altertums-Kom. f.
Westfalen 938)_ von denen 5 Hefte (1899, 1901, 1903, 1905, 1909) vorliegen,
und kürzer im R. G. Bericht. Zur Orientierung dient der von Schuchhardt
herausgegebene Führer ä-*^) und ein Vortrag von Koepp ^*'^).
Über die Ausgrabung des großen bei Oheraden (35 km östüch
von Haltern am Südufer der Lippe) gefundenen Lagers, das aus
930) WZ 1909, 179. — 931) Ebenda Korr. 117. — 932-, Ebenda 1904,
320. — 933) ßoschers Lex. d. Mythol. s. v. Matronae. — 933«) gj^. 1905, 82. —
934) WZ 1900, Korr, 146. — 935) Novaesium (Anm. 901), S. 291. — 936) Das
Territorium legionis. Hermes 29. — 937) Dje kais. Verwaltungsbeamten, 1905,
139. — 938) Münster. — 939) Aliso. Führer durch die Ausgrabungen bei
Haltern. 3. Aufl., 1906, mit K. u. Plan. — 940) NJbKlassAlt. 1906.
142 A. Schulten, Bericht ülter die historische Geographie des Westens.
der ersten Zeit der Okkupation stammt und spätestens im Jalire
11 V. Chr. aufgegeben wurde, referieren Dragendorf f im R. G.
Ber.9^1) und Kropatscheck im R. G. Korr.^^^j^ -^0 auch der erste
Plan mitgeteilt ist. Der Entdecker des Lagers, Pfarrer Prein, hat
zwei Broschüi'en veröffentlicht 9^3)_
Die Kontroverse über die Lage von Aliso ist durch die Auf-
findung der Ijager von Haltern und Oberaden aufs neue heftig
entbrannt. Die einen (vor allen Schuchliardt^-**)) identifizieren
Haltern, die anderen (wie Noethe^^^) und Prein) Oberaden mit
Aliso, die dritten (wie Delbrück 9*6)) suchen Aliso an der oberen
Lippe, in der Gegend von Paderborn.
Delbrücii, der die Alisofrage gründlich untersucht hat, entscheidet sich für
Elsen, welches au der Einnuindung der Alme in die Lippe gelegen und wegen
der Identität der Namen (Aliso = Elsen wie Amisia = Ems, Adrana = Edder)
sehr zu den Angaben über die Lage von Aliso paßt. v. Domaszewski sucht
Aliso in derselben Gegend: ->Da wo die Enislinie die Lippelinie schneidet, ist
der Knotenpunkt Aliso anzusetzen, in der Nähe von Lippstadt« ''■*^. Mit der
Etymologie des Namens, derligurisch zu sein scheint, beschäftigt sich Cr am er 3^^).
Ein drittes römisches Lager scheint bei Knehlinghausen (22 km
südöstlich von Lippstadt) gefunden zu sein. Form und Anlage ist
vollkonmien römisch, aber es werden noch entscheidende Funde
vermißt. Berichte über die bisherigen Ergebnisse gab Hartmann 9*9).
Das Lager liegt in beherrschender Stellung zwischen Alme und Mohne.
Wegen seiner Lage im Lippegebiet könnte es wohl aus der Zeit der Kriege
unter Augustus stammen. Dazu paßt die vielfache Übereinstimmung mit Haltern
und Oberaden.
Auf die Lage an alten, von Hessen (dem südlichen Operations-
feld der Römer) nach der oberen Lippe (dem nördlichen) fülu-enden
Straßen weist Dragendorff hin^^o).
Daß die anderen früher als römisch ausgegebenen Befestigungen
in Westfalen meist sächsisch oder fränkisch sind, hat vor allem
C. Schuchhardt nachge^viesen, dessen Vortrag über »Römerforschung
in Deutschland < 951) zu größter Skepsis mahnt.
Hervorgehoben sei, daß von den stets als römisch angesehenen Moorhriickrn
viele sicher unrömisch sind, daß das Vurnslafjvr Knokes im Habichtswalde
sich als eine moderne Einhegung entpuppt hat. Die Forschungen und Ent-
gegnungen F. Knokes''^^), der bald die Varnslager, bald das des Caecina oder
die Pontes longi gefunden haben will, werden von der kritischen Forschung
einstimmig abgelehnt '■^^'^).
Einen lehrreichen Überblick über die Forschungen nach dem
varianischen Schlachtfeld gibt Wielisch 95-t), der zu dem Ergebnis
9*1) 1905, 48; 1906/07, 159. — ^*^ 1909, 1. - »^3) Aliso (Münster
190Gj mit Nachtrag (1907). — »<*) WZ 1905, 315, und Führer für Haltern
(Anm. 939). — »^^) Beitr. zur Gesch. Niedersachs, u. Westfsd., II, JI. 11. —
9") Gesch. d. Kriegskunst, II, 1902, 135—48. — 9*^ WZ 1903, 213. —
'■>*») Ebenda 1902, 254. — 949) WestfM (Anm. 938) 3, 101; 4, 131, mit K. —
960) RGßer. 1904, 23; 1906/07, 160. — 95i) NJbKlas.sAlt. 1900. — 952, Verz.
s. Schriften bei Wielisch (Anm. 954). — 953) Vgl. die Kritiken von G. Wolff
in BPhilWschr. 1896, Nr. 9; KS'JS, Nr. 4; 1899, Nr. 28. — 954) Der Kampf
um dius Teutoburger Schlachtfeld. NJbKliissAlt. 1909.
Germania. 143
kommt, daß noch gar nichts Sicheres festgestellt sei, aber die
meisten Forscher sich für die Gegend von Detmold entscheiden.
Für diese Gegend spricht der von Sohuchhardt gegebene Nachweis, daß
der Sallus TeiUohurfjiensis nach einer bei Detmold gelegenen Teiitoburg heißt,
also jedenfalls ursprünglich den Detmold ziinächstgelegenen Teil des Waldes
bezeichnet ^^■•"). Th. Mommsens Fiarenauhypothese findet nur noch wenige
Anhänger ^^^). Andree, »Der Teutoburger Wald bei IburgÄä^"), behandelt die
physikalische Geographie der Gegend.
Eine neue Monographie über die Feldzüge des Oermanicus hat
Dahm veröffentlicht 9ö7)_ j^ einer Abhandlung, »Der Limes des
Tiherius«^^^\ die sich ausführlich mit dem Begriff des Limes be-
schäftigt, beseitigt Oxe den besonders von Mommsen und einigen
Militärs (Dahm, v. Veith) verbreiteten Irrtum, daß mit dem »limes
a Tiberio coeptus« bei Tacitus ein rechtsrheinischer Grenzwall ge-
meint sei. Die Stelle bezieht sich vielmehr auf die Anlage einer
Einfallstraße nördlich oder südlich der Lippe.
E. K 0 r n e m a n n s Aufsatz » Zu den Germanenkiiegeu des Augtistus «
beschäftigt sich mit der Lage mehrerer für die Topographie der
römischen Unternehmungen an der Nm-dseeküste wichtigen Plätze^^^).
Verhältnis von Bonouia (Bonlogne s. Mer) und Gesoriacum: Bononia sei
der Hafen, Gesoriacum der Gau, in dem Bononia lag. Aus der Florusstelle
2, 30, 26 (Bormam et Gesoriacum pontibus juuxit) wird im Anschluß an
J. Becker (BJb. 1863, 1) eine aus Bohlwegen bestehende Küstenstraße, ein
»Küstenlimes?, von Gesoriacum nach dem benachbarten Borma erschlossen, den
Drusus augelegt, Tiberius 4 v. Chr. benutzt habe. Zu demselbeu Ergebnis
einer an der Nordsecküste entlaug führenden Operationslinie kam vor Korne-
mann v. Domaszewski ^^'*), der aber Bormam in Burchanam emendiert und
die Straße von Gesoriacum bis Borkum reichen läßt, sachlich sehr ansprechend,
da Borkum, gegenüber der Ems, der N — S-Einfallstraße, gelegen, einen besseren
Endpunkt des Nordseelinies darstellt als ein Ort in der Nähe von Gesoriacum.
An der Identifikation der Insel Bnrchana mit Borkum ist doch wohl festzuhalten.
Die Fortsetzung dieser Küstenstraße, »Die Römerwege zwischen Unterweser und
Niederelbe und die mutmaßlichen Ankerplätze im Jahre 5 n. Chr.«, behandelt
C. Binzer96i).
Es kann nunmehr als gesichert gelten, daß die Römer seit
Drusus von zwei einen rechten Winkel bildenden Operationslinien
aus ins Innere von Germanien vordrangen: die eine bildete der
Rhein, von dem aus die lippe- und Mainstraße ins Innere führte,
die zweite eine längs der Nordseeküste laufende Straße, von der
aus sie die Ems und Weser liinauf vordrangen 962)_ gg jgt das
gleiche System wie in Süddeutschland, wo sie ebenfalls von zwei
im rechten Winkel aufeinanderstoßenden Operationslinien, Rhein
und Donau, ausgehen.
Im übrigen hat die Straßenforschioig in diesem Gebiet erst
eben begonnen. Größere Reste römischer Straßen sind noch nü-gends
954«) S. RGBer. 1904, 17. - 9^5) Ebenda. — »56^ Diss. Göttingen 1904. —
9") Trier 1902. 142 8. — 9=8) BJb. 1906, 99. — 959) kHo 1909, 422. —
960) WZ 1903, Korr. 212. — 96i) Glob. LXXXVI, 3, 4. Ablehn. Kritik
RGBer. 1904, 18. — 962) wZ 1903, Korr. 212 (v. Domaszewski).
144 A. Schulten, Bericht üher die historische Geogra])hie des Westens.
nachgewiesen. Durch die ri>erliefening ist gesichert eine Lippe-,
Main-, Ems-, Weserstraße. Ferner kann eine vom oberen Main
zur mittleren AVeser führende Verbindung nicht gefelilt haben, auf
der vielleicht das Lager Kneblinghausen lag. Am fi'ühesten wird
es gelingen, die beiden die Lippe begleitenden Straßen, bezeichnet
durch Haltern und Oberaden, aufzufinden. Während man früher
alle Bohlwege in Mooren für römisch liiolt, wird jetzt von Schuch-
hardt963) und Philippi964) darauf hingewiesen, daß sowohl in
vor- wie in nachrömischer Zeit solche Wege gebaut worden sind.
Von neueren Schriften übei' die Straßen dieses Gebiets sei noch
Nordhoff und Westhoff, »Römische Straßen, Landwehren und
Erdwerke in Westfalen «^^s) genannt.
Es scheint, daß man endlich die dringende Pflicht, die ivest-
fülisclmi Erdhefestigmigen, einerlei ob präliistorisch, römisch oder
fränkisch, aufzunehmen, erfüllen will. Für viele ist es leider schon
zu spät. Über Fränkisclies und Sächsisches in Nordwestdeutschland,
d. h. über die römischen Lagern oft zum Verwechseln ähnlichen
mid oft deutlich nach römischem Vorbild gebauten Erdwerke aus
sächsischer und fränkischer Zeit, berichtet Schuchhardt^'^*').
Wegen des häufigen Zusammenhangs fränkischer und römischer
Wege ist das Buch von H. Rubel ^ß""), »Die Franken«, wichtig, in
dem auch das fränkische Ansiedlungs- und Straßenwesen behandelt
wird.
Sehr wertvolle Forschungen über die Kenntnis der Alten von
der germanischen Nordseeküste enthält das Buch von Detlefsen,
»Die Entdeckung des germanischen Nordens im Altertum «^^^s).
In dem Fragment aus Pytheas bei Plinius N. H. 37, 35 ist statt Guionibus
Ingnionibus zu schreiben, wodurch der Name der Ingwäonen schon für das
4. Jahrhundert v. Chr. bezeugt sein würde. In dem »aestuarium Metuonidh
nomine ist der alte Name des mieden = Marschlandes erhalten. Die Berustein-
insel Ahalus \\\n\ mit Helgoland identifiziert. Die Teutonen hat Pytheas wie
Plinius in Schleswig-Holstein angesetzt. Die von Timäus Basilia und Baunonia
genannte Insel ist mit dem Abalus des Pytheas identisch. Die Insel Baleia
(Plinius 4, 95) wird auf Schweden gedeutet, das Meer Morimarusa auf die
Küste Nordjütlands. Bei Xeno])hon von Lampsakos (um 100 v. Chr.) findet
sich die älteste Kunde des samländischen Bernsteins. Die Insel Faharia (von
faba = Bohne) identifiziert D. mit der Baunonia (von altgerm. bona = Bohne)
die Herculis Colnmnac mit dem roten und weißen Felsen von Helgoland, von
denen der weiße jetzt verschwunden ist. In einem Nachtrag ^^^) erkennt D.
den Namen der Cimhern wieder in dem der jütischen Landschaft Cimmei-syssel,
den der Harudcn in Ilarthesysael, der Sabalingier in Sulingsysael, der Avionen
in Abosysael, welche Namen sich im Steuerbuch Kcinig Widdemars II. von
1231 n. Chr. finden.
Verwandten Inhalts ist IL Toepfer »Die deutsche Nordsee-
küste in alter und neuer Zeit<^ö"0).
983) NJbKlassAlt. 1900. — ««<) KorrGesVer. 1905, 357. — ^^^) B.Jb.
96/97. — 96«) KGBer. 1905, 97: 190(i/07, 193. — »«^ 1904. — 96«) Sieglins
Quellen u. Foj-sch. VIII, 1904. — 9«9) Kl.enda 1909. — 970^ QZ 1903, 305.
Germauia. Illyricum. 145
Mit Hilfe des Ptolemäiis vei'sucht A. önirs die Handelsstraßen
im östlichen Gernmnien aufzufinden 97i). Daß das hei Stradonitz
(32 km südwestlich von Prag) aufgedeckte Oppidura972) nicht den
Markomannen des Marbod, sondern ihren keltischen Vorgängern,
den Boicrn, gehört habe, macht C. Jullian^'^S) wahrscheinlich.
Über die Boier ist Ihms Artikel in der RE zu vergleichen. Für
die Vorgeschichte Böhmens ist wichtig eine Abhandlung von V,
Buchtela^'^'*). Für Bastarner, also Germanen, hält Stähelin die
um 150 V. Clu\ mit den germanischen Skiren die pontischen
Griechen bedrängenden Galater der Inschrift von 01bia875j_ Das
wäre dann das erste Auftreten der Germanen in der Geschichte,
über die Bastarner unterrichtet der Artikel von Ihm in der RE.
Montelius hat den Handel zwischen Ostsee und Mittelmeer in
der Zeit vor Augustus dargestellt ^'^ß).
G. Illyricum.
Eine historische Geographie der Donauländer wird bisher ver-
mißt. Das unter dem Titel »Austria Romana« von F. Pichler^'''^)
veröffentlichte topographische Lexikon der Donauländer ist eine
»rudis indigestaque moles« und erfüllt seinen Zweck nur in be-
schränktem Maße.
Der erste Teil enthält eine Einleitung und eine historische Karte (1 : 1 800000),
der zweite das Lexikon, in dem bei jedem Namen die verschiedenen Namens-
fornien, die antiken Autoren, welche den Namen nennen, und die moderne
Ortöbezeiehnung angegeben wird, alles das unkritisch und konfus und ohne daß
irgend welche Belege aus der modernen Literatur beigebracht werden. Man
lese: »Pola . . . Siebenhügelstadt, Gründung der Kolcher(!), eingerichtet 178 v. Chr.,
in Regio X Italiae Augusti . . . Kastell, Flottenstation, Arena . . . Rathaus, an
Strand und Absturz (?), Straßenpflaster, Mosaiken, Sarkophage . . .«. Der dritte
Teil bringt unter »Ausgänge und Übergänge« zunächst ein Verzeichnis mittel-
alterlicher Ortsnamen in den römischen Provinzen mit Angabe von Daten ihrer
Erwähnung aber ohne irgendwelchen Beleg, dann als Beilage a) ein Verzeichnis
der antiken, im Lexikon genannten Autoren, unter b) eine bunte Sammlung
moderner Literatur, unter d) eine Wiederholung des Lexikons mit Angabe der
dem betreffenden Ort benachbarten heutigen Orte usw. Die deutsche Lust am
Thesaurieren ist in diesem Buch zur Absurdität geworden. Es hätte in dieser
Formlosigkeit nicht veröffentlicht werden dürfen.
Wegen der vielen keltischen Ortsnamen ist auch für die Donau-
länder Holders »Altkeltischer Sprachschatz« (8. 54) wichtig.
Über die 1889 — 1901 erscliienene topograpliische Literatur berichtet
Liebenam^''^). Die für die historische Geographie und Topographie
wichtigsten Zeitschriften sind: die Jahreshefte des Österr. Archäol.
Inst, mit einem Beiblatt, in dem vieles Topographische zu finden
^71) Das östliche Germanien und seine Verkehrswege. PragStudGebQesch.
IV, 1898. — 9^2) Le Hradischt de Str. par Piö, trad. par Dechelette. Leipzig
1906. — 973) REA 1906, 111. — 9^4) Die Lausitzer und schles. Brandgräber.
JbÖstZentrKom. 1906, 1—58. — ^'^) Festschr. f. Plüß. Basel 1905. —
•'"6) DRev. 1909. — 9") Sieglins Quellen u. Forsch. II, 1902; III, 1903, mit
K. — 978) Bursians .JBer. 1903, 127—45.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 10
146 A. Schulten, Bericht üher die historische Geographie des Westens.
ist, die Mitt. der k. k. Zentral-Kom.^^s)^ das Jalu'b. derselben ^^o)
und das Jahrb. f. Altertumskunde ^s^), die Schriften der Balkankom-
mission (antiquarische Abteiliuig), die Wiss. ^Mitt. aus Bosnien und
Herzegowina (für Dalmatieu), für Ungarn vor allem die Archaeol.
Ertesitö. Als ein Unfug muß es bezeichnet werden, wenn ungarische,
ki'oatische und serbische Forscher ihre Sachen in einheimischer
Sprache, die außerhalb der Landesgrenze niemand versteht, ver-
öffentlichen. Über die Fortschi-itte der historischen Topographie in
Österreich wird seit 1907 im Arch. Anz., imd seit 1906/07 im
R. G. Ber. referiert. In der wichtigen Abhandlung v. Domaszewskis
über die Beneficiarierstationen nimmt das Straßennetz der Donau-
länder einen bedeutenden Raum ein^^^). K. Patsch zeigt in dem
Aufsatz »Der ülyrische Zoll und die Protinzialgrenzen«^^^), daß
diese Zollämter keineswegs nur an den Grenzen der Provinz, sondern
auch im Innern (zur Verwaltung des Straßenzolls dienend) lagen,
also zur Bestimmung der Grenze nicht verwendbar sind.
Die Dotiau, der Hauptstrom der Länder und die Basis der
römischen Herrschaft, ist nach allen Seiten behandelt in dem aus-
führlichen Artikel der RE »Danuvius< von Brandis, einer vor-
treffüchen historischen Geographie des Flusses, wie man sie für
alle großen Ströme des Altertums besitzen möchte. Hervorgehoben
sei die Behandlung der Donauschiffahrt und der Handelsstraßen
an und zur Donau. Daß die eigentliche Donaicquelle nicht schon
auf dem Feldzug des Tiberius im Jahre 15 v. Chr., sondern erst
durch die Okkupation der Schwäbischen Alb unter Claudius ent-
deckt worden sei, stellt Kornemann fest^^*). Die besten histori-
scheu Karten der illyrischen Provinzen findet man im zweiten
Supplement (1902) des CIL HI mit den Nebenkarten Poetovio,
Emona, Aquincum. Die dem Lexikon von Pichler beigegebene
Karte erleichtert die Auffindung der im Lexikon verzeichneten Orte.
Kleineren Maßstabs ist auch R. Kieperts Karte »Italia superior
cum regionibus Alpinis« (für Rä,tien, Vindelicien, Noricum) und
»Illyricum et Thracia« (Blatt 17 der FOA). In dem beigegebenon
Kommentar werden mehrere Punkte der dalmatinischen Topographie
erörtert. In Pichler s »Austria Romana t'-**^^) findet man eine Zu-
sammenstellung über die Verbreitung und Art der jmiJti.storischen
Siedlungoi der Donauländer. A^on ethnologischen Arbeiten ver-
zeichne ich Lehmsdorff, »Die Germanen in den Balkanländern
bis zum Auftreten der Goten«^^^). Das von Premerstein^^'^)
und Bücheler^ssj ergänzte Elogium des C. Sempronius Tuditanus
(Cos. 129 V. Chr.) erwälint seine Siege über die Taurisker, Carner
und Ardiäer. Topographische Bemerkungen dazu maclit Reisrli^^^").
"«) Seit 1897. — ö««) 1903. — s»') Bd. I u. II, 1907. — 9»2) g. ir)9 — 91. —
»8») RömM 1905, 223. — 9»<) I{lSoh\vHl>AlbVer. 1909. — »85) s. 53—93. —
«86) Leipzig 1809. — »87) ÖJiiliresh. 1907, 264. — »8«) Ebenda 1908, 276. —
988*) Ebenda 276 f.
Illyrifum. 147
Für die Topographie der illyrischen Kriege unter Augiistus ist
wichtig die Schrift von F. Abraham 9^9)^ .Zur Geschichte der germani-
schen und panuonisehen Kriege unter Augustus« und ein Aufsatz von
Kromayer^ss«). Von den Taten des M. Vinieius (Cos. 19 v. Chr.),
der als Erster die Donau überschritt und Quaden, Bastamer, Cotiner,
Anartior besiegte, berichtet eine Inschrift aus Tibur, die v. Premer-
stein vortrefflich erläutert hat^^^). Auf Seite 225 gibt er eine
Übersicht über die ethnologischen Verhältnisse an der Donau im
Jahre 14 v. Chi\ G. de Pachtere^^i) macht es wahrscheinlich,
daß von den Römern erst infolge der pannonischen Expedition des
Augustus im Jahre 35 v. Chr. die Identität des Ister mit dem Danuvius
erkannt und zuerst von Sallust ausgesprochen worden sei (vgl.
dazu Brandis a. a. 0. S. 2105).
Für die Erforschung des Limes der Donauländer, der hier in
einer auf dem Südufer der Donau laufenden, mit KasteUen imd
Türmen besetzten Straße bestand — wie der obergermanische Limes
am Main — , hat sich eine einheitliche Untersuchung leider nicht
erreichen lassen. Dementsprechend ist die Untersuchung der ver-
schiedenen Strecken sehr verschieden. Eine Übersicht über den
ganzen Limes gibt Brandis a. a. 0. 2128. Die Untersuchung der
Avestlichen Hälfte der rätischen Strecke von Lorch bis Eining fäUt
noch in das Arbeitsgebiet der deutschen Limeskommission. Leider
ist die Erforschung der östlichen, auf Baj'ern entfallenden Hälfte
auf dem rechten Donaiiufer noch sehr im Rückstand und noch nicht
einmal das ^Wchtige und gut erhaltene Kastell Eining (Abusina) voll-
ständig ausgegraben. Über die bisherigen Ergebnisse unterrichtet
der Führer von Popp^^^"). Über die an den rätischen Limes an-
schließende Strecke von Regensburg bis Passau orientieit vorläufig
Ohlen Schlager 992); füj. (jjg Strecke von Passau bis Lauriacum
fehlt noch eine Untersuchung. Am weitesten fortgeschritten ist die
Forschung auf der Strecke Lauriacum — Carnuntum dank den von
der Wiener Akademie der "Wissenschaften zusammen mit dem Verein
»Carnuntum« unternommenen und meist von Oberst v. Groller
ausgeführten Arbeiten. Die Ergebnisse sind in dem großen AVerk
»Der römische Limes in Österreich« niedergelegt 9 9 3), einem wür-
digen Gegenstück zur Publikation über den obergermanisch-rätischen
Limes. Der Carnuntum betreffende Teil des Berichts erscheint zu-
gleich in dem Bericht des Vereins »Carnuntum«.
Das erste Heft berichtet über die Grabungen im Lager C, dem Hauptgegen-
stand der Forschung, über das Straßennetz um C. (mit Karte), über eine Limes-
station auf dem Pfaffenberge bei Deutsch- Altenburg ; Heft 2 über die Straße
C. — Vindobona; Heft 3 über die Straße C. — Scarabantia, über das Kastell
Höflein (an dieser Straße), über C. Lager und Stadt; Heft 4 über mehrere
989) Berlin 1875. — "«»"O Hermes 1898. — 990) ÖJahresh. 1904, 215. —
991) MelHist. 1908, 79. — 99i<.) Landj«hut 1903. — »92) AbhBayerAkWiss.,
phil.-philos. KL, XVU, 1, 1884. — ^^^) Hrsg. v. d. k. k. Ak. d. Wiss.
Wien u. Leipzig.
10*
148 A. Schultcu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Limestürme der Straße C. — Vindohona; Heft 5 über die Straße C. — Vindoboua
und mehrere Nebenstraßen ; lieft 6 über C. ; Heft 8 über Grabungen in den
Lagern Luuriacum und Albing (4 km östlich von Lauriaeum an der Donau),
welches Lager Lauriaeum (19 ha) und Carnuntum (17 ha) an Größe (23,29 ha)
übertrifft und den Lagern Bonn und Novaesium (25 ha) fast gleich kommt ;
Heft 9 über Caniuntum und Lauriaeum und die Limesstrecke von Lauriaeum
bis Arelape (bei Pöchlarn an der Donau) mit dem etwa in der Mitte gelegenen
Kastell Mauer; Heft 10 über C und Kastell Mauer.
Vom Lager Carnuntum ist jetzt die ganze zwei Drittel des
Lagers einnehmende Retentura aufgedeckt. Die übrige Literatur
über C. und Vindobona wird unter »Pannonia« verzeichnet.
Auf ungarischem Gebiet hat man mit der systematischen For-
schung des Limes erst begonnen. Einen Bericht über den Stand
der Forschung geben Kuzsinsky und Finaly^^*). Die Grabungen
haben in dem Kastell Ad Herculem (bei Pilismarot) begonnen, von
dem Arch. Anz. 1907, 218 ein Plan mitgeteilt wird. Als zweites
KasteU ist das von Leanyvar ausgegraben worden (Arch. Anz. 1909,
291, mit Plan). Seine Untersuchungen über den dazisclien Linies
verspricht Teglas in der Zeitschrift Klio zu veröffentlichendes).
Über den Limes am serbischen Ufer sind noch immer die Unter-
suchungen von v. Kanitz das Beste e^^). Selbst von den großen
Legionslagern in Pannonien und Mösien ist noch keines systematisch
erforscht. Besser unterrichtet sind wir dagegen über das letzte Stück
des Limes, den großen Wall in der Dobrudscha, durch die Arbeiten
von Schuchhardt und Tocilescu (Anm. 1136).
n. Vindelicia, Baetia, Vallis Poenina.
Für diese drei Sprengel liegt außer der älteren Karte im CIL
JH in dem Blatt »Italia superior cum regionibus Alpinis« der FOA
eine neue historische Karte vor.
1. Vindelicia.
Zur Ethnologie von Vindelicia gehören die Artikel der RE über
die rätischen Stämme der Catetmtcs, Cosnanetes, der keltischen
Boi, der letzten und heutigen Bewolmer Vindeliciens, der Baiuvarii
(Bayern), alle von Ihm. Daß der als »Raetia Vindelicia Vallis
Poenina« zusammengefaßte Sprengel zuerst unter Augustus Vorland
des germanischen Militärgebiets war und unter einem Praefectus
der in Vindonissa liegenden Legion stand, erweist aus J. v. Doma-
szewski^^'^). Ritterling hat gezeigt, daß die Umwandlung in
eine Prokuratur unter Tiberius stattgefunden hat^^^).
Das Buch von F. Franziss, »Bayern zur Römerzeit, eine
historisch-archäologische Forschung <^939), ist nichts als eine ganz
unkritische, alles verwirrende Kompilation, enthält aber allerhand
99*) ArchErtesitö 190rj, 213. Vgl. AA 1906, 192; 1907, 214. — 9»») Klio
1909, 262. — 996) DenksAkWicn XLL — 997) wz 1898, Korr. 80. — 99«) Ebenda
1903, Korr. 80. — 999) Regensburg 1905.
Illyriciim. 149
gute Abbildungen. Ein wertvolles Inventar aller römischen Anlagen
und Fundstätten in Bayern wird R. Ohlenschlager verdankt.
Bisher sind zwei Hefte erschienen """'). Das dritte Heft soll die Alter-
tümer von Augsburg verzeiehnen. Ein grni>hisches Gegenstück zu dieser Statistik
hat O. in der prähistorischen Karte von Bayern in Angriff genommen.
Die Vor- und Frühgeschichte des Leckrheins (besonders die
Erd werke) hat F. Weber untersucht ^ooi). Die beste Arbeit über
das römische Regenshurg ist das von Graf von Walderdorff,
dem verdienten Erforscher der Stadt, verfaßte Buch über Regens-
burgioo2^ Eine fleißige Zusammenfassung der bisherigen For-
schungen bietet Ortners Schiüft »Das römische Regensburg« ioo3)_
Der Flächeninhalt des Lagere ist 24,3 ha, was der Größe der Legionslager
Novaesium und Bonn entspricht. Bekannt ist der Lauf der Umfassungsmauer,
die vier Tore der Hauptstraßen. Das Prätorium ist von v. Walderdorff auf
dem alten Kornmarkt, d;is Haus des Legaten seitlich von ihm (wie in Carnuntum)
festgestellt worden. Die Zivilstadt lag westlich des Lagers. Beigegehen ist ein
Plan der Umgebung mit den römischen Straßen und ein Stadtplan mit den
antiken Resten. Tafeln stellen die Porta praetoria, das Gegenstück der Porta
Nigra in Trier, und mehrere ebenfalls an Trier erinnernde Grabdenkmäler dar.
Einen kurzen Führer verfaßte J. Finki004)
Über neue Inschriften und Funde berichtet v. Walderdorff in
den Yerhandl. des Eist. Ver. f. Oberpfalz u. Regensburg, z. B. 1902,
263 über das Prätorium (mit Plan), 1900, 41 über die von ihm
verneinte Frage, ob sich auch auf dem jenseitigen Ufer eine An-
siedlung befimden habe. Die Inschrift, auf der das zum Legions-
lager gehörende Gebiet auf dem jenseitigen Donauufer als »Terri-
torium Contr(arium)« bezeichnet wird, ist von v. Walderdorff lö*'^)
und Mommsen^ooe^ behandelt worden. Ganz venmglückt ist eine
von W. Christ 1007) vorgetragene Erklärung. H. Lamprecht be-
richtet über die im Süden und Osten der Stadt liegenden Fried-
höfe^oos), Die Römerstraße Kempten (Cambodunum) bis Epfach
bespricht Frank 1009)^ clie von Augsburg bis Krumbach Seh usteri^io).
2. Raetia.
Eine Urgeschichte Graubündens mit Einschluß der Römerzeit
ist von Heierli und Oechsli veröffentlicht worden ioii)_ Die
Gaesaten — auf einer Inschi-ift CIL XIII, 1041 »Gaesati Raeti«
genannt — als Bewohner des Wallis behandelt Waltzingioi2).
Die Literatur über die Etrusker in Raetien stellt H erbig zu-
sammen ^^i 3) Die Topographie von Brigantium lernt man kennen
looo) Rom. Überreste in B. München 1902 u. 1903. — loo») ZHistVer.
SchwabNeub. 1895, 1; 1896, 101, mit K. — ioo2) 4. ^„fl. Regensburg 1896. —
1003) Regensburg 1909. — loo^) 7. Aufl. Regensburg 1907. — 'oo^-, VhHistVer.
OberpfalzRegensb. 1900, 41, mit K. — 1006) wZ 1899, Korr. 19. — loo^) Mi.
HistVerOberpfalzRegensb. 1900, 29. — 1008) Ebenda 1907, 1—88, mit Plan. —
1009) ZHistVerSchwabNeub. 1907, 74, mit K. — lOiO) Ebenda 1895, 212. —
io>')MAntGesZürich 1903. — ""2) Les Gesätes. Louvain 1901. — loiS) ^nm. 1154.
150 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
aus den Schriften vou K. Ludwig^ou^ ujkJ Schwerzenbach^'^i^)
Tind dem Artikel von Ihm in der RE, wo auch die Literatur des
Locus Brigantinus, d. Bodensees, zusammengestellt ist. Über neue
Funde, z. ß. Auffindung des Forums, berichtet S. Jenny in den
Mitt. der Zentral-Kom.^oiG) über die Römerfunde und die römische
Station in 3Iais b. Meran orientiert die sorgfältige Arbeit von
Maz egger ^017^ j)[e Straße über den Septimer hat F. Berger
untei'sucht^ois) •^^Y^^\ festgestellt, daß sie in größerem Unfang erst
im Mittelalter benutzt wurde. Über Curia Raetonim (h. Chur) ist
CIL XIII, 2, 1, S. 49 zu vergleichen. Die Inschriften ergeben,
daß der Ort erst spät Bedeutung erhalten hat. Eine römische
Straße am AValensee hat J. Winteler untersucht ^^ ^9). Der rätische
Stamm der Breuni (a. Brenner) ist von Ihm in der RE behandelt.
Die alten Bewohner des Vintschgaus, die Venostes, werden in der
in Chur gefundenen Inschrift CIL XIII, 2, 1, .5253 genannt. Im
Text zur Karte von Raetien und Vindelizien bespricht Kiepert
verschiedene Fragen.
Unsicherheit der Westgrenze (nur bestimmt durch Fines = Pfyn , Tas-
gaetium = Eschenz und den Rötenbach zwischen den Kastellen Lorch und Schieren-
hof), Ostgrenze der untere Inn; weiter südlich ist die Grenze unsicher. Name
von Thun = dunum aus Gregor von Tours. Die Brixentes (Plin. 3, 137) =
heutigem Brixen , aber die Brixantae bei Ptolemäus = Bregenz (bei Strabo
BQiym'xioi).
3. Vallis Poenina.
Einige Notizen zur Geschichte der Vallis Poenina gibt Garo-
faloi020) In Octodurmn (heute Martigny), einem Ort der Vallis
Poenina, sind 1895 Ausgrabungen begonnen worden, über die
A. Schneider in der Nr. 791 zitierten Schrift berichtet. Man
hat, wie es scheint, das Forum gefunden.
m. Noricum.
Die Literatur liber die Etrusker in Noriciun findet man in dem
Nr. 1154 angeführten Bericht, hier nenne ich noch Zois, »Die
Etrusker in Krain< i^^ij djq Fortschritte der Grabungen in Virnnum
(auf dem Zollfeld bei Klagenfurt) lernt man aus den Berichten im
Arch. Anz.1022) ^^^^ (jem Bericht von Novotny^^^a) kennen. Aus-
führliche Mitteilungen sollen im Jahrb. der k. k. Zentral-Komm.
erscheinen. IJber Aguontum (beim heutigen Linz in Tirol) hat
A. Unterforcher eine größere Schrift veröffontlicliti^^i) Boioduruni
wird jetzt bei Innstadt (bei Passan) gesucht ^^25) fiber Batara
»Ol*) Das keltische und römische B. Progr. B. 1899. -- 'O'*) Die baul.
Überreste von B. JbZentrKom. 1903, 153—80. — »016) ßd. XVll, XIX,
XXir, XXIV usw. — "»7) 3. Aufl. Innsbruck 1896. 101 S. mit K. —
>0i8) JbSchweizGesch. 1890, 1-178. - '"'9) Progr. Aarau 1900, mit K. —
»020) AnzSchweizGesch. VIII, 316. — >02i) MMusVerKraiu XVIII, 97. —
'022) 1907, 212; 1908, 300 usw. — »023) RGBor. 190G/07, 135. — '02*) Die
llömersladt A. Berlin 1908. 251 S. mit K. — 'O'") RGBer. 1904, 35.
Jllyricum. 151
Castra (heutiges Passau) ist Ihms Artikel in der RE zu vergleichen.
Daß die Flottenstation Joiiaeinu nicht mit Trampler^'^^e) beim
heutigen Sclilögen gesucht werden könne, erweist Kubitschek in
einem für die Topographie von Ufernoricum wichtigen Aufsatzi^'^?)^
in dem auch die Lage von Arelape , Cetium usw. (= heutigem
Polten) besprochen wird. Über unsere Kenntnis des römischen
Juvmmm {= Salzburg) unterrichtet Klose i^^^S)^ über das römische
Hallstatt F. Kenner^o^g). Die Lage der alten Königsstadt der
Noriker, Noreia, ist noch nicht festgestellt. F. Pichlers Versuch,
sie mit Virunum zu identifizieren, wird von R. Kiepert widerlegt,
der sich für Teufenbach (nordwestlich von Neumai-kt) ausspricht.
Von norischen Stämmen wurden in der RE behandelt die Amhidravi,
Ämbilici, Ämhisontes, Alauni. Eine römische Station bei Uranje in
Steiermark haben Riedl und 0. Cuntz erforscht ^oso), A. v. Premer-
stein und S. Rutar^osi) haben die Straßen von Aquileia nach
Nauportus mit den an ihnen angelegten Befestigungen untersucht,
Klose die Straße von Virunum über die Radstädter Tauem nach
Juvavum 1032)^ Hauser die Röraerstraßen Kärntens ^''33). Im Text
zur Karte von Noricum behandelt R. Kiepert u. a. die Namen
der Flüsse.
Für deu Nebenfluß der Drau, Gurk, vermutet er den Namen Korkora,
da dieser für die krainische Gurk (Nebenfluß der Sau) durch Strabo, S. 314,
bezeugt sei. Die Glan wird mit dem Clam's (bei Strabo, S. 207) identifiziert,
einem auf keltischem Gebiet verbreiteten Namen.
Die für die historische Geographie Ufernoricums so wichtige
Schrift des Eugippius über die Vita S. Severini ist zuletzt von
Mommsen herausgegeben worden ^•'34) ^^lit Karte von H. Kiepert).
rv. Pannonia.
Im ungarischen llillenniumswerk ^o^s^ j^at Kuzsinsky die Pro-
vinzen Pannonien und Dazien behandelt. Die allgemeine Literatur
über den pannonischen Limes ist oben besprochen. Für Garnuntum
ist ein Führer von Kubitschek und Frankfurter zu verzeichnen 1^36)
imd in der RE der Artikel Camuntum von Kubitschek, der
außerdem in einem Aufsatz »Carnuntina«^^^?) verschiedene Beiträge
zu Camuntum bringt. Im R. G. Bericht bespricht Novotny die
neueren Ausgrabungen. Einen Plan des Lagers Vüidobona findet
man in einen Aufsatz von Kenner i*'^^).
Die Via principalis entspricht der Wippliuger Straße und dem Hohen
Markt, die Via praetoria der Markaurelstraße und den Tuchlauben.
'"26) j. (las heutige Schlögen. Progr. Wien 1905. — '027) MZentrKom.
1906, 27—59. — 1028) KorrBlAnlhr. 1905, 74. — 1029) DenksAkWien 1902. —
1030) JbAltert. 1909, 1, mit Plan. — lo^i) Römische Straßen und Befestigungen
in Krain. Wien 1899. — 1032) MZentrKom. 1902, 90, mit K. — lO^S) Carinthia
1897, 97. — 1034) Scriptt. Rer. Germ, in usum schol. Berlin 1898. — 1035) j^
S. LV— CCLII. — 1036) 5. Aufl. Wien 1904. — io37, MZentrKom. 1906,
105—44. — 1038) JbAltert. 1907, 32.
152 A. SchuUen, Bericht über die hi^sto^i8che Geographie dess Westens.
In dem großen Werk über die Geschichte der Stadt Wien^oso^
behandelt Much die Urzeit, v. Domaszewski das römische Wien
(Lager und Lagerstadt), Kenner die archäologischen Funde aus
romischer Zeit und ihre Bedeutung für die Topographie von Wien.
Auch ist die Wasserleitung von V. untersucht worden lo-*^). Über
neuere Forschungen berichten Kenner ^o^^) imd Novotnj' 1^42)
In Baden bei Wien (Äqiiae) bestätigen Yotivsteine für Salus und
Nymphae die Benutzung des Bades im Altertum i04 3)
Aquincum. Über die Topographie des Lagers (wohl auf der
Schiffswerftinsel, nördlich von Budapest) imd der Stadt orientiert
am bequemsten der von Kuzsinsky herausgegebene Führer i^'^*)
(mit Plan) und der Artikel der RE von Tomaschek. Die genaue
Stelle des Lagers ist noch nicht bestimmt. Brigetio ist ausführlich
von Patsch in der RE behandelt worden.
Strategische Lage an der Einmündung der Wag und Neutra, deren Täler
beherrschend und das Quadenland überwachend. Deshalb hier später die Festung
Komorn. Alter Plan des noch nicht erforschten Lagers nur in Marsigli,
»Danubius Pannonico-Mysicus«. Auf dem linken Ufer befestigter Brückenkopf.
Das Lager wohl von Trajau angelegt. Zugleich Station der Donauflotte. Lage
der canabae noch unklar. Stadtrecht wohl seit Caraealla. Dorf des Gebiets:
Vicus Tolensis CIL III, 10982. Starker Handel mit dem Orient (Inschriften!).
Zum Namen und ähnlichen Formen ist Hold er s »Altkeltischer
Sprachschatz« zu vergleichen. Über Grabungen in Intercisa (Duna-
pentele, an der Donau, südlich von Aquincum) wird im Arch. Anz.i045)
berichtet. Inschriften aus Intercisa und Matrica bezeugen die Be-
festigung dieser Strecke des Limes durcii Commodus im Jahre
Ig6i046)_ Die Grabungen im Nauportus haben in Hrip bei Lai-
bach ein 2,76 ha großes Kastell aufgedeckt, worüber S. Jenny 1047^
berichtet. Auch in der Stadt Mogentiana ist gegraben worden ^0*^).
Pläne von Poetovio (h. Pettatt) findet man in einer Abhandlung
von S. Jenny 1049), Über neuere Fimde berichtet Novotnj^ioso),
Ein Aufsatz über Mursa von Brunsmid ist in einer kroatischen
Zeitschrift erschienen i^'si). Das neuerdings ausgegrabene Kastell
Ad Herculem (südlich von Stulilweißenburg bei Pilismarot) aus dem
4. Jalirhimdert n. Chr. ist im Arch. Auz. 1907, 214 beschrieben
(mit Plan). Die Sclüffahrt auf der Savc stellt Patsch dari052).
Derselbe hat Etnona, den wichtigen Knotenpimkt, behandelt (RE).
Eine neue Straße im unteren Murtal ist von Cuntzi'^ö^) nach-
gewiesen worden. Die römischen Straßen jenseits der Donau sind
der Gegenstand einer Untersuchung von Finaly*054)
1039) Wien 1897. — 'O*") JbAltert. 1908, 20. — »04i) JbZentrKom.
1905, 135. — '0*2) KGBer. 1906/07, 133. — >"") MZentrKom. V, 231. —
>044) 5. Aufl. Budapest 190b. — 1045) 1904, 149: — i046) ciL III, 10312,
10313. — '0<7) MZentrKom. 1906, 269, mit Plan. — lo*«) JBe,-. d. Balaton-
Mus, Ver. 1903, 61 (ungar.). — >o<9) MZ.ntrKom. 1896. - lO^O) RQBer.
1906/07, 134. — >05i) Vjesnik hrvatskoja arch. drustva 1899/1900, 21—42. —
>052) ÖJahresh. 1905, 139. — '053) JbAltert. 1906, 94. — '«") ArchErtes.
N. F. XXIIl. 2, 164.
Illyricum. 153
V. Dalmatia.
1. Allgemeines.
Außerordentlich rege wird die archäologische Forschung in den
Neuländern Bosnien mid Herzegowina betrieben. Ähnlich wie im
französischen Nordafrika, arbeiten hier die Pioniere der Kultur Hand
in Hand mit den Forschern, welche die Vergangenheit des Landes
aufklären. Über die Ergebnisse unterrichten besonders die Wissen-
schaftlichen Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegoivina, welche
das Landesmuseum in Sarajewo herausgibt und von denen bisher
elf Bände vorliegen ^oss). in diesen ^Mitteilungen erscheinen die
ausgezeichneten »Archäologisch- epigraphischen Untersuchungen zur
Geschichte der römischen Provinz Dalmatien«'^^^^) von J. Patsch,
dem verdienten Direktor des Landesmuseums in Sarajewo. Die vielen
liier niedergelegten topographischen Forschungen sind Bausteine zu
einer historischen Landeskunde Dalmatiens, die vni von Patsch
erwarten düi-fen. Von demselben sind auch die gründlichen
Artikel über die dalmatischen Städte in der RE. Eine zweite
topographische Unternehmung sind die von der k. k. AVissenschaftl.
Zentralkommission herausgegebenen Schriften der Balkankommission
(Antiq. Abt.) 1057).
In ihnen sind erschienen verschiedene auf Dalmatien bezügliche Schriften,
alle von Patsch: »Die Lika in römischer Zeit«, iDer Sandschak Berat in
Albanien« und zwei Schriften über Narona. Femer gibt Patsch eine Bibliothek
»Zur Kunde der Balkanhalbinsel« heraus, die viel Topographisches enthält.
Zu der Karte der FOA hat Patsch wichtige Bemerkungen gemacht ^o^*).
Für die Topograpliie der Griechenstädte am illyrischen Ufer ist
wichtig die Schrift von Br uns mid über ihre Münzen und In-
schriften 1^5 9). Den größten Stamm, die Dehnatae, Ijehandelt Patsch
in der RE. Der ausführliche Artikel ist besonders wertvoll wegen
der genauen Topographie der gegen die Dalmater geführten Kriege.
Eine neue Monographie über sie wäre sehr erwünscht. Auch zur
Geschichte und Topographie der Japuden hat Patsch wichtige Bei-
träge geHefert loeoj. Alacevic untersucht die Geographie des
Gebiets der Liburni bei Skylax^oßi). Interessante Beobachtungen
über die Tracht der alten Bewohner Dalmatiens machte Patsch io62j_
Besonders möchte ich auf das von ihm veröffentlichte Bild einer Frau
aufmerksam machen, deren Kostüm auffallend an die heutige Volkstracht er-
innert.
Über Ardiaeer, Autariaten sind die Ai-tikel von Tomaschek in
der RE zu vergleichen. Starke Überschichtung des illyrischen
Elements durch Kelten weist Patsch bei mehreren Gelegenheiten
nachi064\ Auch thrakische Reste findet derselbe an der Adria^oß-^").
JO") 1893—1909. — ^056) Bisher 7 H. (1896—1907). — 'O") 4 H.
(1900f.). — 1058) Mitt. 1897, 351. — 1059) wien 1898. — 'Oß") A. ep. Unt.
6, 167. — 1061) BullDalmat. 1903, 156. — 1062) A. ep. ünt. 6, 76. —
io«3) Ebenda 7, 28. — 1064) Ebenda 77. Mitt. 6, 165. — '064») ÖJahresh.
1907, 169f.
154 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Nach ihm wohnten die Thraker ursprünglich vom Pontus bis zur Adria,
um dann im Westen von den Illyrern übei-sehichtet zu werden.
Mit Hilfe mittelalterlicher Urkunden stellt R. Alamagiä i065)
antike Namen dalmatischer Orte fest, ein neues Beispiel fiir die
Wichtigkeit dieses Materials für die antike Topograpliie. Patsch
weist allerhand Beziehungen zwischen Xordafrika und Dalmatien
in dem Aufsatz »Dalmatien imd Nordafrika« nach^oee)^ ferner Zeug-
nisse des Verkehrs mit Dazien (Ansied lungen von Dalmatern in
Dazien 1^6'^)). Die Arbeit von Jelic über die älteste Karte von
Dalmatien im Codex ürbinas 82 des Ptolemäus ist von E. Ober-
hummeri068) besprochen worden.
Der Nachweis, daß die Karte auf das Original des Ptolemäus zurückgeht,
ist völlig erbracht und bestätigt wieder einmal, wieviel kostbares antikes Gut,
wenn auch vielfach korrupt, ans in mittelalterlichen I Ihistrationen erhalten ist
(vgl. Anm. 1208, 1233j. Außerdem ist die Arbeit wichtig, weil sie die Lage
vieler dalmatischer Städte und Stämme ausführlich behandelt.
Hoffentlich gibt diese Probe den Anlaß zu einer endlichen Ver-
öffentlic:hnng der ganzen Karten des Urbinas — etwa in der
Leidener Sammlung von Reproduktionen wichtiger Handschriften —
und zu einer kritischen Untersuchung sämtlicher Ptolemäuskarten.
Daß eine solche noch nicht vorliegt, ist ein arges Versäumnis der
Greographen.
Über das ^'AÖQtov oQog, die Dinarischen Alpen, und das "AXfitor
o(jog, das Kapellagebirge, in Japudien sind Tomasch eks Ai-tikel in
der RE zu vergleichen. Daß der heutige Krka antikem Katarakten
(Ps. Skylax: Katabates) entspricht, hat Patsch gezeigt *068«)_ Der-
selbe behandelt den bei Skylax an der unteren Narenta erwähnten
gegioes'') und identifiziert ihn mit dem heutigen Sumpf bei Gabela
am linken Narentaufer; Auch hat er die antiken Fbißtiamen
Dalmatiens besprochen loes'")^ pje materielle Kultur der alten Illyrier
lehren uns die auf der Hochebene Glasinac (östlich von Sarajewo)
zu tausenden vorliandeuen Grabhügel mit reichen, der Hallstattzeit
angehörigen Fundstücken kennen ^O'»''). Im Kap. 8 seines bekannten
Buches »Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache« ^<''^'')
behandelt P. Kretschmer die Illyrier. Die Grenze zwischen
Dalmatien und Pannonia Sup. lief viel südlicher, als sie auf der
Karte zum CIL gezeiclinet ist^o'^^). Vorrömisclie Handelsstraßen
Dalmatiens bestimmt aus den Münzfunden Patsch i'^'^^''). Viele
allgemeine Fragen sind von ihm behandelt in den Schriften »Zur
Geschichte und Topographie von Narona und in den vivleinereu
Untersuchungen in und um Xarona<-^ (s. Nr. 1089).
1065) RivStorAnt. 1906/07, 120. — '"«6j A. ep. liit. (3, 132. - 'O«^) Min
1899, 262. — ""'8) G.J 1905, 139. — "»ß»-) ÖJnhresh. 1903, B. 74 f. —
1068») Glasnik 1906. 367 f. — •««»') WissM VIII, 128. — '"««) Mitt. 1897
1898 usw. — lOTO) GötUngen 1896. — •<"') Mitt. 1897, 229. — '»7>") Cougrfes
iut. de Numisin. Ji Paris 1900, S. 104 f., mit K.
Illyricuin. 155
Hier i^st ebenso wie in diT Abhandlung Zur Landeskiind*; von Dalma-
tien^'"^!') die Frage nach der landschaftlichen Umbildung, der Veränderung der
Bodenoberfläche, den hydroKraphischen Verhältnissen, der Fauna usw. seit dem
Altertum eingehend behandelt. In den beiden Narona-schriften findet man auch
viele Beobachtungen iiber das antike Sfraßenwesen: Straßenbau, Trassierung,
Straßenerhaltung, Straßenfrequenz, Straßentypus, Zugtiere, Personenbeförderung.
2. Japodia und Ldburnia.
Patschs vortreffliche Behandlung der Japoden ist bereits oben
angeführt. Metuhim, die Hauptstadt des Volks, scheint nach CIIj
III, 10060 b. h. Munjava (S. von Josephstal, an der Straße von
Zengg nach Karlstadt) gelegen zu haben i0'^2) Djg bedeutenden
Ruinen von Asseria (vgl. Toraaschek in RE) sind neuerdings
aufgenommen und beschrieben worden i*^'^^).
Hervorzuheben ist die imposante Stadtmauer und das Forum der Stadt.
Ein dem Trajan errichteter Bogen wird mit der Reise des Kaisers zum Daker-
krieg von Salona über Asseria in Verbindung gebracht ^*'^*).
In der RE sind von wichtigen Städten behandelt worden:
ßm-num, Arupium, Blandona. Die Grenze »inter Sidrinos et
Asseriates« stellt ein Grenzstein fest^^TS)^ ein anderer die Grenze
»inter AnsifensesJ et Corinienses« und »inter Neditas et Cori-
nienses«i075a)_ eü^ Aufsatz von Abramic behandelt die Topo-
graphie mehrerer norddalmatischer Städte, besonders Argyruntum
(Starigrad), und die Straßen der Gegend (mit Karte). Die Stätte
des alten von Germanicus eroberten Raetmium am Oenus sucht
Tomaschek in Bihat am Unna, welcher Name dem Oenus ent-
spricht. Im Heft I der Schriften der Balkankommission: »Die Lika
in römischer Zeit«, legt Patsch seine Forschungen im nordwest-
lichen Teil Dalmatiens nieder.
Von Topographischem sei angeführt die Vermutung, daß der Name des Flusses
Liku antik sei, identisch mit Licus = Lech (S. 12). Die Bestätigung von
Kromayers Ansicht, daß Oetavian 35 v. Chr. von N her einmarschiert sei
(S. 18), Grenzstein zwischen Ortoplini und Parentini. Ortopla = Stinica, Lopsica =
St. Georgen am Meer, Vegium = Carlopago. Topographie des Feldzugs 35 v. Chr.
(S. 28). Topograjihische Verhältnisse der Japoden und Liburner (S. 27). Münz-
schatz mit 488 karthagischen und 314 numidischen Münzen (vgl. Anm. 1066).
Altertümer von Senia (h. Zengg). Aus dem reich illustrierten Katalog der In-
schriften und Skulpturen des Nationalmuseums zu Agram von BrunSm id "'''^)
sei erwähnt die auf Assignation des Gebiets der Stadt Issa bezügliche Inschrift
(S. 94), die ein Dorf des Gebiets von Dolieha (auf den Echinadeninseln) nennende
Inschrift S. 99, das Mun. Murselensium (S. 127), die Inschrift, welche Anpflanzung
von Wein erwähnt (CIL III, 10 275.
Die Lage von Stridon, der Vaterstadt des hl. Hieronymus, ist
trotz vieler Bemühungen noch nicht sicher bestimmt.
1071») Festschr. f. O. Hii-schfeld, S. 198 f. — 1072) poA Hlyr., S. 11. —
»»73) ÖJahresh. 1908, ßeibl. 18, mit Plan. — »074) WschrKlPhil. 1908, 857. —
1"") ÖJahresh. 1905, Beibl. 53. — '«^s«) sjehe Patsch in RE. — '0^6) Agram
1904 (kroat.) — lO^T) siehe Bulic in Festschr. f. Beundorff 'Wo lag S.?). —
'078) BullDalm. 1899, 26.
156 A. Schulten, Bericlit über die historische Geographie des Westens.
3. Dalmatia.
Dab alte Sahna und seine Umgebimg ist die archäologische
Domäne des Monsignore F. Bulic in Spalato, des Herausgebers des
Bull, di Archeol. e Storia Dalmata, aus dem folgende Arbeiten ge-
nannt seien :
Über die Straßen der Umgebung von Salona, über eine die »Praefectiira
Phariaca Salonitana« nennende Inschrift '079)^ ,ie,. ,jijt einer Karte der Umgebung
und einem Plan von Salona ausgestattete Aufsatz über eine christliche Basilika
vor der Stadt lOSO)^ über die Straße Salona— Aeciuum (Citluk bei Sinj)i08i),
In letzter Zeit hat B. sich vor allem der Erforschung der altchristlichen
Basiliken gewidmet. Die »Praefectura Phariaca Sal.«, in der B. und v. Doma-
szewski '"82-) gju ujjt, ,]em Leuchtturm (Pharus) von Salona verbundenes Amt
sehen, möchte ich eher für die Salona attribuierte und deshalb unter einem
Präfekteu stehende Gemeinde der benachbarten Insel Pharus (h. Lesina) halten,
tlie sehr wohl der benachbarten Kolonie Salona unterstellt gewesen sein kann.
Für Salona und Spalato besitzen wir einen mit genauer Karte
ausgestatteten Führer von Bulic, Jelic, Rutar^'^^^). Den Palast
Diocletians, in den sich das Städtchen Spalato eingenistet hat, ver-
gleicht mit dem von Mschatta Strzygowskii084)^ (jer auch die
Beziehungen Salonas zu Ägyj)ten bespricht i'^^-'»). R. v. Schneider
hat Salona und Spalato in dem Buch »Drei römische Städte:
Aquileia, Salona, Pola«, dargestellt lo^e^ YÄne. neue Aufnahme des
Palastes darf bald erwartet werden. Die für den Palast ausgebeuteten
Steinbrüche sind auf der Insel Brazza gefunden worden i"^''). In
Trau scheinen Reste der Mauern des griechischen Tragurium er-
halten zu seinio88j^
Die Topographie von Narona ist von Patsch erforscht worden^o^^).
Einen Beitrag zu demselben Gegenstand lieferte Alacevic i^^*').
Topographische Bedeutung hat auch der Aufsatz von Patsch über
die Handelsgeschichte von Naronai"^^). Mit Tomaschek (RE s. v.
Arbon) vermutet auch Patsch, daß mit dem bei Polybius 2, 11
genannten ^'ylQßtora nicht die weitentlegene Insel Arbe. sondern
Narona gemeint sei. Die Stätte der alten Feste der Dalmater
Dehmnium suchen Patsch ^092^ •^^^^{ Evans ^093) a^,f den Berg Lib
Planina bei Zupanjak (in Südbosnien), wo bedeutende Reste einer
römischen Stadt gefimden sind, während Alaöevici"^*) und R.
Kiepert ^0^5) an der alten Mommsenschen Ansetzung bei Gardun
(östlich von Spalato) festhalten. In den starken Befestigungen von
Gardun sieht Patsch eine der gegen die Dalmater angelegten
Festungen 1096), Daß die Gemeinde Isi^a (h. Insel Lissa) auf dem
1079) BullDalm. 1902, 6. — i«»*') Ebenda 44 usw. — >08>) Ebenda 1903,
113. _ 1082) CIL III, 14 712. — i"»3) Guida di Spalato e Salona. Zara
1894. — >0") Jblnst. 1905, 229. — '«»S) BullDalm. 1901, 59. — i»»«) Siehe
Anm. 1242. — '»«^j BullDalm. 1900, 18. — 'O**«) Ebenda 1897, 136. —
•08») SchrBalkanKom. V, 1907. JbAltert. 1908, 87. — »«»O) BullDalm. 1899,
46. — '09ij A. ep. Uni. 6, 120. — 1092) Ebenda 1—62. — »093) Archaeol.
XLVIII, 69. — >094) BullDalm. 1897, 102. - 'O"") FOA Illyr. — '096) re^
s. V. »Dalmatae'.
Illyri.'um. 157
gegenüberliegenden Festland bei Spalato bedeutenden Landbesitz hatte
nnd später auf diesem ihr von Cäsar genommenen Gebiet die Kolonie
Salona angelegt wurde, führt Kubitschek aus^osv). Die Grenze
»inter Sapuates et Lamatinos« bestimmt die Inschi-ift CIL III, 9864a
aus der Gegend von Jajce. Das Mun. Bistue "Vetus ist jetzt durch
Inschriften bei Varvara im bosnischen Bezirk Prozor festgestellt und
zuletzt von Patsch behandelt i098). Das Mun. Salvium lag beim
Dorfe Gi'kovci (im bosnischen Bezirk Livno)io99). — Mehrere eng-
hsche Archäologen haben die Topographie von Doclea untersucht^^oo).
Über Ausgrabungen in Argyruntum (Starigrad, nördlich von Zara)
wird im Arch. Anz.noi) berichtet. Die Inschrift CIL III, 13 250
belehrt uns über das Territorium der 11. Legion, welches von dem
Lager Burnum bis zu dem 14 km entfernten Standort dieses Grenz-
steins reichte, also eine kolossale Ausdehnung hatte. Der Name
des Ortsgottes von Risinmn (h. Risano bei Cattaro): Medaurus (vgl.
den apulischen Fluß ^letaurus), den zuerst die Inschrift CIL VIII,
2185 bekannt machte, hat sich jetzt auch auf einer griechischen
Inschrift aus Risano selbst gefunden. Über den Gott handelt
Kubitschekii02).
Die in der Abhandlung, »Das Sandschak Berat in Albanien« i^os)^
beschriebene Expedition in das mittlere Albanien hat sowohl die
moderne wie die antike Landeskunde dieser Terra incognita Europas
gefördert.
Ich notiere: Lissus, bei dem Handelsstraßen zur Donau durch das Gebiet
der Pirustae mündeten (S. 9). Die bei Pljoöa gefundene Stadt wird mit Ämantia
identifiziert (S. 51); Topographie von Oricum 72. Akrokeraunische Felsen und
Inschriften griechischer Seefahrer an ihnen (S. 90). Die Kolonie Bullis. Apollonia
(S. 149). Der geographische Gewinn ist in einer Karte des Sandschaks 1 : 200000
niedergelegt.
Über die antike Topographie und Gescliichte von Scodra =
Skutari und Lissus = Alessio, über die Lage der Orte NympJmeum,
und Bassmiia sowie über die Befahrung der Bojana, der alten
Barhana, in antiker Zeit handelt Th. Ippen, »Skutari imd die
nordalbanische Küstenebeue«^^''^"). Derselbe hat die römische
Straße am Ostufer des Sees von Skutari untersucht ^i'^^ft). Das
Kastell Mogozelo an der unteren Narenta, ein Glied der Festungs-
kette längs des Westabhangs der Dinarischen Alpen, wurde von
Patsch untersucht 110*). Derselbe hat die Straße Narona — Bigeste
und Narona — Sarajewo aufgenommen und mit tüchtigem Verständnis
für das Technische beschrieben ii05)_ Über die Bergwerksstadt
Domavia imterrichtet der ausführliche Ausgrabungsbericht von
109^ JbAltert. 1907, 78. — loa«) A. ep. ünt. 7, 3. — »"99) Ebenda
16f. — 1100) Archaeol. LV, 33—92, mit Plan. — noi) 1908, 300. — no«) Mitt.
ZentrKom. 1903, 171. — "O») SchrBalkanKom. H. 3 (1904). — "OS") H. 5
der Bibliothek »Zur Kunde der Balkanhalbinsel«. Vgl. auch Patsch, ÖJahresh.
1907, B. 101. — 1103*) WissM 1902, 207. — n»*) RGBer. 1906/07, 138. —
1105) Narona (Nr. 1089), S. 27, mit K.
158 A. Schnlteu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Radimsky iioG) ^l^^{ Patschs Artikel in der RE. Über die römi-
schen Anlagen bei den Schwefelbädern von Ilidze handelt Kellner ^^07~)_
Im Quellgebiet der Drina bei Uzice sucht Patsch die Stadt der
keltischen Skordislcer Capedunumi^os) Keltische Namen sind in
dieser Gegend häufig ^i^oy Dje Albaner (Ptolemäus), deren Namen
die heutigen Albanesen bewahren, bespricht Tomaschek (RE).
Über die Wohnsitze der Pirustae in Albanien ist J. Baron, »Nord-
albanische Wanderungen<^^^09«) y^ vergleichen.
VI. Dacia.
Der Bericht über Dacia wird dadurch erschwert, daß die topo-
graphischen Arbeiten der einheimischen Forscher fast ohne Ausnahme
in ungarischer Sprache veröffentlicht und so der Wissenschaft eher
entzogen als zugänglich gemacht werden. Das meiste erscheint in
der Zeitschrift Archaeologiai Ertesitö. Erwähnt sei daraus ein Auf-
satz von L. Böhm, »Zwölf römische Orte in Westdazien«mo). von
Tegläs, »Das Grenztor des vortrajanischen Daziens an der unteren
Donau« i^^^); von Finäly, »Über römische Straßen jenseits der
Donau« ^ii2j j)\q ganze Pro^^inz hat Brandis in seinem Ai-tikel
»Dacia« in der RE eingehend behandelt.
Ältester Name des Volkes Aaoi, zuerst im 4. Jahrhundert v. Chr. neben
dem der Geten. Aaoi: Aaxoi wie FgaZoi: Fguixoc (Kretschmer). Stämme:
Anarter, Teurisker, Cistoboker, Burer. Die Dazier thrakischer Herkunft, am
nächsten den Geten verwandt. Grenzen: Im Westen zuerst die Donau, später
die Theiß, im Süden die Donau, im Osten Dnjestr oder Sereth, im Norden die
Karpathen. Kultur. Geschichte der dazischen Kriege. Das römische Dacia.
Den Stamm der Anarter behandelt in der RE Tomaschek,
die Burer Ihm. Eine Zusammenstellung der dazischen Ortsnamen
auf -dava findet man in Pichlers Austria Romana (S. 103). Die
Reliefs der Trajanssäule, der wichtigsten Urkunde dazischer Ethnologie,
wurden von Cichorius in einem großen Werk herausgegeben ^^i*).
Trajans dazische Kriege behandelt auf Gnind der Säule Petersen
in einer Schrift, vielfach die Interpretation von Cichorius be-
kämpfend m^^. Eine breite Darstellung der Eroberung und mili-
tärischen Besetzung Daziens hat V. Vaschide gegeben ^*i6). Die
Ostgrenze der Provinz und ihre Befestigung untersucht Teglasm^),
die Westgrenze J. Ornstein^ii^)^ Jer feststellt, daß siö ohne Kastelle
gewesen sei. Derselbe hat einen Aufsatz zur Bestimnnmg der
Grenzen Dacias in Siebenbürgen veröffentlicht^^^^) und sich um tue
Erforschung des Kastells von Szamös-Ujvar an der Nordgrenze ver-
"06) Mitt. 1893, 218. — >'07) Ebenda 1897, 131—62. — "o«) ÖJahresh.
1902, Beibl. — "O») A. ep. Unt. 7, b6. — "oa-) Zur Kunde der Balkanhalb-
insel, H. 11. — "'0) ArchErf. 1904, 38. — >"i) Ebenda N. F. XXIV. 318. -
"12) 1903, 164, mit K. — '"3) S. 1948—76. — "") IWlin 18üGf.
"•5) Leipzig 1899 u. 1903. — '"6) Biblficolelltesfltudes CXIJI, 234 S. —
""j MuzeumErdelyi 1900, 2ül, 313. — ""<) ÖJahresh. IDOO, Boibl. 219:
1903, 109 usw. -"i"») SzauinsujvMr 1898. ItJ S.
lUyricum. 159
dient gemacht, rber seine Ausgrabungen in Lager und Stadt
Apulum (h. Karisbnrg= Gyulafehervar) berichtet Czerni-Bela^^20)_
Einen Plan veröffentlichte 0. Korodyii2i) und J. Karpissii22).
Die an der Stelle der Zweiteilung in Superior und Infeiior getretene
Dreiteilung der Pro^inz und die Zeit dieser Änderung hat A.
V. Premerstein untersucht 1123) Ej^e Arbeit zvir Rekonstruktion
der Donaubrücke bei Turnu-Severinu hat Duperreii24j veröffent-
licht. Aus Inschriften sind folgende Ortslagen festgestellt worden:
Rmniila (h. Re5ka an der Aluta)ii25)^ Micia (h. Veczel an der
Marosch)ii26)_ Über die Hauptstadt Sarmizegetnsa liegt ein ungari-
sches Buch von Kiraly Pal vor 1127^^ j,;^ (\qt[^ ^agin aber einen
Stadtplan und überhaupt exakte Aufnahmen vermißt. Römische
Dörfer östlich von Potaissa hat Tegläs untersucht ^^28)_
Vn. Moesia.
Über neue Forschungen in Serbien berichtet seit 1906 Yassits
im Arch. Anz. Die Münzen von Moesia sind im Berliner Corpus
Nummorum gesammelt von B. Pick "29) (vgl. GJ 1905, 149). In
dem Aufsatz »Die Anfänge der Provinz Mösien«ii30) behandelt
A. V. Premerstein die Sitze der Stämme zur Zeit der Okku-
pation :
Dardaner, über die der Artikel von Patsch in der RE zu vergleichen
ist, an der Morawa (Margus), Skordisker zwischen Morawa und Driua, Moeser
und Triballer längs der Donau, nördlich der Dardaner, getische Stämme im
Osten bis zum Pontus; in der Dobrudseha Skythen. Femer ist dargestellt die
Okkupation zuerst der Dardania (erstes Lager bei Nisch?), dann des Donauufers
und Einrichtung der neuen unter dem militärischen »praefectus civitatium Moesiae
et Trib.illiae« stehenden Sprengeis. Erst unter Tiberius erhält dieser Militär-
distrikt den bisher auf den Stamm beschränkten Namen Moesia usw.
Das Gebiet der Triballer in der Römerzeit bestimmt N. A^ulic^^si)
dahin, daß sie nach AV bis zur Morawa, nach 0 bis Oescus saßen,
also noch dieselben Sitze wie zu Herodots Zeit hatten. Die Carpi
behandelt Patsch in der RE. Das KasteU Abrittum, bei dem
Decius im Jahre 251 den Tod fand, und die Straße von Abrittum
nach Tropaeum Trajani ist von K. Skorpil untersucht worden ^132)_
Derselbe Aufsatz enthält eine Skizze von Jlarcianopolis^^^^). Der
vierte Band der Schriften der Baikaukommission, in dem diese
Orte besprochen sind, bezieht sich im übrigen meist auf Thrakien.
Aus dem Reisebericht von F. Ladek, A. v. Premerstein, N. Vulic,
»Antike Denkmäler in Serbien «^^34^^ ggi erwähnt das inschriftliche
"20) Im JbArchVcrKarlsburg (ung.). — 1121) Ebenda 1904. — 1122) Ebenda
1908. — 1123) WienEranos (1893), S. 256. — 112*) Bukarest 1907. —
1125) CIL m, 8022 f. — 1126) Ebenda 7847. — "27) Budapest 1891. —
1128) ArchErt. 1909, 159. — "29) Die antiken Münzen Nordgriechenlands, I.
Dazien u. Mösien. Beriin 1898. — »30) ÖJahresh. 1898, Beibl. 146—96. —
1151} WienStud. 1902, 336. — »32) SchrBalkanKom. IV, 350, mit Plan von
Abrittum. — 1133) Ebenda S. 359. — »3^) ÖJahresh. III, Beibl. 105—78;
IV, 73 — 162.
160 A. Scliulteu, Hericht über die hibtorischn Geographie des Westens.
Zeugnis für die Civitas Tricornensium (südlich von Singidunum),
der den Namen der dalmatischen Partincr tragende »Jupiter Par-
tinus«. Aus den neuen Bänden des CIL III erwähne ich Nr. 8912,
eine auf das Territorium legionis von Viminacimn bezügliche In-
schrift, 14 214 eine Grrenzurkmide aus Callatis, den epigraphischen
Beleg für Scupi (8186) und Margus (8140), 14214 die Inschrift
des berühmten Tropaeum von Adam Kliüsi. Zur Erklärung dieses
Denkmals und der an ihm angebrachten für die römischen Kriege
in dieser Gegend wichtigen Reliefs hat Cichorius den letzten
Beitrag geliefert in seiner Schrift: »Die römischen Denkmäler in
der Dobrudscha « ^^^^).
Er schließt sich hier der von Bcnndorf und Bormaun vertretenen, von
Flirt wängler bekämpften Meinung an, daß das Denkmal mit der Inschrift gleich-
zeitig, also von Trajan erbaut sei und erklärt die Aufstellung des Denkmals
an einem vom dazischen Kriegsschauplatz Trajans so entlegenen Punkt aus
seinem Charakter als Sühnedenkmal für die hier unter Domitian gefallenen
Truppen und den l)arbarischen Stil der Reliefs aus einer Heretellung durch
Constautin. Einen nicht weit vom Tropaeum entfernten Bau hält Cichorius
für einen von Domitian für die Gefallenen errichteten Grabaltar.
Die von Axiopolis nach Tomi laufenden Wälle sind zuletzt von
Schuchhardt untersucht worden i^^e^^
Er stellte fest, daß der südlichste der drei Wälle, ein kleiner nach Süden
gerichteter Erdwall, von den Barbaren gegen Rom errichtet sei, der Steinwall
von Constantin; der ältere an den germanischen Limes erinnernde Erdwall
wird von Schuchhardt dem Trajan zugeschrieben, von Cichorius dem Domitian,
da er nicht in die Zeit Trajans passe, in der die Dobrudscha durch Legions-
festungen gedeckt war.
Alle diese Denkmäler sind von Tocilescu in einem großen
Werk veröffentlicht 1137). Die Inschrift CIL III, 13 734 besagt,
daß die nach dem Denkmal benannte Stadt zwischen 315 imd 317
n. Chr. von neuem erbaut worden ist, »zum Schutze des Limes«,
der also wohl damals auch erneuert wairde, indem an die Stolle
des Erdw-alles die Steinmauer trat. Die Zerstörer müssen die
Gothen gewesen sein. — Über Ausgrabungen in Vitninadum be-
lichtet Vassitsii38) Denselben Punkt behandelt ferner ein Auf-
satz von V. Domaszewskiii39), CIL III, S. 1349 wird darauf
hingewiesen, daß Durostmiim schon bei Zonaras (16, 12) seinen
heutigen Namen (Silistria) hatte. Die Lage des Viüiis Ulmetuni,
in dem eine aus »Cives Romani et Bessi« gemischte Gemeinde
wohnte, stellt Weiß fest^i^o). Derselbe wird demnächst in der
von Patsch herausgegebenen Sammliuig »Zur Kunde der Balkan-
halbinsel«, Heft 12, eine historische Landeskunde der Dobrudscha
geben. Die Station Ccntum jmtei in Obermösion wird von Teglas
behandelt 11*1). Über den Ort >Prapsidiu)n Dasmini« in Moesia
"3S) Berlin 1904. - "»«) .Ib. litOl , 107, mit R. u. Plänen der
Kastelle. — "^^) Fouilles et llecherches jirch. cn Roumanie. Bukarest 1900. —
"»»j AA 190r., 103, mit Plan. — "3») ÖJahresh. 1902, 147. — '»") MOGes.
Wien 1905. — "*i) ArchErt. 1899, 214.
lUyricum. Italia. 161
superior handelt Patsch ^i^*"), über Itemesiana (jetzt Bela Palanka)
als Sitz des Landtages von Moesia superior derselbe '^*^*).
H. Italia.
I, AUgemeines.
Für den italienischen Bericht bezeichnet das Erscheinen des
zweiten Bandes von H. Nissens »Italischer Landeskunde« im Jahre
1902 einen Terminus post quem. Doch empfielilt es sich, die in
Betracht kommende archäologische Literatur schon von 1897 ab
zu vergleichen, da sie bei Nissen etwas zu kurz gekommen ist.
Von Beiträgen zur physikalischen Geographie Italiens sei genannt
der Artikel über die Alpen von J. Bartsch, der von Hülsen über
den Apennin in der RE.
Ein Mißverständnis ist es, wenn Hülsen Nissen die Ansicht zuschreibt,
daß ehedem der Name der Alpen auch den nördlichen Apennin umfaßt habe,
während Nissen ^'*2) nur feststellt, daß hier an mehreren Stellen der Name
Alpis in seiner allgemeinen Bedeutung wie unser »Alp« vorkommt, was ebenso
wie die ursprüngliche Beschräuliung des Apenninnamens auf ligurische Herkunft
des Wortes Alpis hindeutet.
Von historischen Karten liegen sowohl die drei italischen Blätter
der FOA wie die zwei Blätter von W. Sieglins »Atlas antiquus«
vor. — Bei der großen Rolle, welche die Wasserläufe in der
historischen Topographie Italiens spielen (der Rubikon!) ist die
Veröffentlichung der vortrefflichen »Carta idrografica d'Italia«!^*^)
mit Freuden zu begrüßen. Auch über die antiken Häfen ist eine
Monographie erschienen i^**).
Die griechischen Nachrichten ühev Italien verfolgt W. Christ ^^*5)_ —
Konjekturen zu Varros Lob Italiens (de re rustica I, 2, 3) hat
F. Leo veröffentlicht ^^*ß). — Das Itinerar des Rutilius Naniatiamis
ist in einem dicken Buch behandelt von Vesserau^^*'^). — In
seiner Untersuchung »Die Beschreibung Italiens in der Natui-alis
Historia des Plinius und ihre Quellen« stellt Detlef sen^i^s) fest,
daß hauptsächlich des Augustus Verzeichnis der italischen Gremeinden
nach den elf Regionen, dann Agrippas Karte (für das Bild des
Landes), ferner Cato, Nepos und Varro benutzt sind.
Die beste Grundlage der italischen Topographie sind die jetzt
vollendet vorliegenden Bände des CIL (IV Pompei, V Gallia Cis-
alpina, VI Rom, IX u. X Mittel- und Unteritalien mit den Inseln,
XI Umbrien und Etrurien, XIV Latium) mit den vortrefflichen
Karten von H. Kiepert. Mit der Vollendung von H. Nissens
»Italischer Landeskunde« i^*^) beginnt eine neue Epoche der itali-
""") Jahresh. VIII, Beih. 121. — ii*i») Festschr. f. O. Benndorff.
S. 287f. — 11*2) ItalLandesk. I, 219. — n") Rom. — n**) Monogr. ston
dei porti dell' antiehitä nella penisola ital. pubbl. dal Minist, de Marina. Rom
1905. — 1145) SitzbAkMünchen 1905, 59. — n") Strena Heibig. 1898. —
"*^) Paris 1904. 444 S. — mS) Sieglins Quellen u. Forsch. I, 1901. —
"*») Bd. I u. II. Berlin 1902.
GeogT. Jahrbuch XXXIV. 11
162 A. Schulteu. Beiicht über die historische Geographie des Westeus.
sehen Topographie. Ich kann auf eine weitere "Würdigung dieses
Meisterwerks mit Hinweis auf meine ausführliche Besprechung ver-
zichten ^^^O). Neben Nissen verdient genannt zu werden das Werk
von E. Pais »Ricerche storiche e geografiche sull" Italia antica«^^^!).
Es enthält 35 Aufsätze zur Geschichte und Geographie von Italien. Vor
Nissen hat Pais voraus die bessere Kenntnis der Denkmäler, vor allem der
Münzen; im übrigen geschieht einem Kimstwerk wie Nissens Buch, dessen
lapidare Kürze nicht sein geringstes Verdienst ist, durch Ergänzung und Ver-
besserung von Einzelheiten kein Abbruch. Geographisch wichtig sind folgende
Kapitel: 1. Estensione degli Ausoni, 4. Terina, 5. II popolo degli Aminei presso
Sibari, 6. Origini di Siris, 8. Sibari nella Messapia, 9. Thuiiae, 15. Disfatta
degli Atenesi all' Asinaro, 17. I Dauni e gli Umbri nella Campania, 18. Per
la Storia d'Ischia e di Napoli nell' antichitk, 19. .. nell' etil Sillana, 23. Element!
sicelioti nella piü antica storia romana, 27. Per la storia di Pisa nell' antichitk,
29. A proposito degli Anamares, dei Tauriui et della romanizzazione del Piemonte,
30. Sull' invasione dei Tentoni e Tigurini, 31. I due Istri ed il monte Apennino
nelle Alpi Camiche secondo Strabone, 32. Iscrizione suUe Alpi Giulie e sui
confini orientali dell' Italia, 33. Olbia (Sardegna), 35. La »formula provinciae«
della Sardegna secondo Plinio. Die italischen Artikel in der RE sind von
Ch. Hülsen.
Yen allgemeinen Werken mag noch das Buch von B. Modestovii52)
über die prähistorische Ethnologie Italiens genannt sein, welches
versucht aus den archäologischen Funden ethnologische Schlüsse
zu ziehen und jedenfalls als erste Verarbeitung des reichen prä-
historischen Materials willkommen ist. — Auf festerer Grundlage
ist das große Werk von Wilhelm Schulze ^^^3), »Zur Geschichte
lateinischer Eigennamen«, aufgebaut.
Hier sind aus den italischen Personennamen mit sicherer Methode bedeut-
same Ergebnisse für das Verhältnis der italischen Stämme und ihre Siedlungen
gewonnen. Besonders wichtig ist Kap. 4 >Gentilnamen und Ortsnamen«.
Die zahlreichen Forschungen zm- italischen Ethnologie während
der Jahre 1899 — 1907 findet man verzeichnet in dem Bericht
über Etruskologie von Herbig i^^*). — Von den Arbeiten G. Sergis,
der vor der indogermanischen eine ältere ligurische, aus Nordafrika
stammende Bevölkerung annimmt, sei genannt: ; Arii ed Italici< ^'^^^)
»La stirpe hamitica«^!^^) und »La stirpe mediterranea<^^^6"). Die-
selbe Ansicht vortritt G. Caruselli, >Sulla origine dei populi
Ttalici«ii57).
Der augusteischen Einteil img Italiens in 14 Kegionen ist ein
Aufsatz von Mommsen gewidmet i^^^). • — Verwandten Lihalts ist
Jungs Aufsatz über die Organisation Italiens von Augustus bis
auf Karl den Großen 'i^^). Partsch hat die Bedeutung, welche
>i*0) GöttGelAnz. 1904, 433—76. Von anderen Rezens. nenne ich BerlPhil.
Wschr. 1903, Nr. 20 (Partsch), DLitZ 1903, Nr. 4 (Duhn). NJbKlassAlt. 1902,
602 (O. E. Schmidt). WschrKIa-ssPhil. 1902, Nr. 52 (Detlefsen). — "*•) Turin
(Tipogr. edit. uaz.) 1908. 690 S. — "52) Russisch, Franz. Übers, von Dolines,
Introduct. ii l'Hist. rom. Paris 1907. — >'") AbhGöttGelGesWiss. 1904, j>hil.-
hist. Kl., N. F. Bd. V, 2, 647. — "") Bui-sians JBer. CXL, 90f. — "") 'purin
1898. — "5") Turin 1897. — "*6") Rom 1S95. — "") Palermo 1896, 1897
1901. '"^») Festschr. f. Kiepert 71—82. — "•'9) MlnstÖGesch. Erg.-Bd. V
Itnlia. 163
'1er 100. Meilenstein der von Rom ausstralüenden Straßen im öffent-
lichen Leben liatte, dargelegt ^^^o). — In dem Werk von L. Mariani
über Aufidcnaii^i) findet man eine Zusammenstellung italischer
Städte nach Umfang und Flächeninhalt. — Wertvoll für Denkmäler-
kimde und Topographie ist die in dem Werk »Aus dem klassischen
Süden« vereinigte Sajnmlung von Aufnahmen wichtiger historischer
Denkmäler und Landschaften ^^62).
Über die Fortschi'itte der topograplii sehen Forschung, soweit sie
durch Ausgrabungen gefördert wird, unterrichten die von der R.
Acad. dei Lincei herausgegebenen monatlich erscheinenden Notizie
degli Scavi. Kern anderes Land besitzt ein Organ, welches so
schnell und vollständig über die laufenden Funde und Forschungen
unterrichtet. Seit 1901 wird auch im Arch. Anz. über die italieni-
schen Ausgrabungen berichtet, kürzer im American Journ. of Arch.
Ein außerordentlich Avertvolles Inventar zur italienischen Lokal-
literatur ist der von A. Mau verfaßte Katalog der Bibliothek des
Deutscheu Archäologischen Instituts zu Rom, die in der Bibhotheca
Platneriana die beste Sammlung der lokalen Literatur besitzt ii63)_
Von F. Gamurrinis »Bibliogi-afia dell' Italia antica« ist der erste,
die allgemeine Literatur verzeichnende Band erschienen ^i 6*).
Die meiste Fördenmg ist der italischen Topograpliie durch die
rege archäologische Forschung zuteil geworden. Die von der Acad.
dei Lincei herausgegebenen »Monumenti Antichi« (bis jetzt 19 Bände)
zeugen von der regen Tätigkeit der jungen italienischen Archäo-
logie ^^6°). Man wird im allgemeinen dem ihr von v. Duhn^i^ß)
gespendeten Lob beipflichten können. Es ist aber sehr zu bedauern,
daß man den beiden dringendsten Aufgaben, der Erforschung dei-
Grieclienstädte des Südens und der Etruskersfädte, noch immer aus
dem Wege geht. Daß Italien, dem freilich Pompei und Rom schon
genug zu tun geben, dazu die Mittel fehlen, macht die ohnehin vor-
handene und in allen anderen Ländern anerkannte Pflicht, die
Mitarbeit des Auslandes anzunehmen, um so deutlicher. Aber leider
ist mit der Hebung des Landes der Chauvinismus üppig ins Kraut
geschossen. Hinzu kommt eine ganz unberechtigte Bevorzugung
der Prähistorie. Die Folge ist. daß die Topographie gerade der
wichtigsten historischen Plätze der Halbinsel noch im Dunkel liegt.
Über die in jüngster Zeit aufgekommene und meist in Belochs
Bibliotheca di Geografia storicai'ßß") gesammelte Lokaltopographie
hat Nissen 1167) ^\^ Recht scharf geurteilt.
Die Biblioteca enthält bisher folgende Schriften : H. I. Colasanti, Fregellae;
H. II. Derselbe, Pinna; H. III. a) E. Grossi, Aquiuum; b) Jacobone,
"«") Festschr. f. Kiepert. — n") MonAnt. X, 1901. — "62) Lübeck
1897, 150 Bilder. — nes) Katalog d. Bibl. d. D. Arch. Inst. Bd. I: Die Alter-
tümer nach ihrem Ort. Eom 1900—02. — 'i64) Arezzo 1905. 454 S. —
"«5) Rom 1889f. — »i66) NHeidelbJb. 1896, 19. — nee») Rom. — n^r, Wschr.
KlPhil. 1908, Nr. 6, 51.
11'
164 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Canusium; c) J.Raimondi, Frentaui; d) Melchior!, Forum Novum (Sabiner). —
Die meisten dieser Schriften werden der ersten Aufgabe der Lokalforschung:
einer exakten Untersuchung und Darstellung der Topographie und der Monumente,
nicht gerecht, was um so mehr auffällt, als Beloch selbst ein Meister exakter
Forschung ist. Diesen jungitalienischen Topographen kann das Studium der
ausgezeichneten älteren Arbeiten von C. Promis über Turin, Aosta und .\lba
Fucens gar nicht genug empfohlen werden.
Besser als mit dieser weitschweifigen Literatui- wäre der Landes-
kunde gedient mit archäologiscJien Karten und Inventaren aller
antiken Siedlungen einer Gegend. Besonders an letzteren fehlt es
in Italien noch sehr, obwohl für sie in der jetzt fast vollendeten
Generalstabskarte eine gute Unterlage vorliegt. Genannt sei Grossi
G 0 n d i s archäologisch-topographische Karte von Frascati (s. Anm. 1384).
Das Muster einer wissenschaftlichen Lokalforschung, die systematisch
alle antiken Reste eines bestimmten Gebiets erforscht, sind P. Orsis
Forschungen in Sizilien (s. Anm. 1472).
Dringender noch als die Mehrung des Denkmälerbestands durch
Ausgrabungen ist die Aufnahme der vorhandenen Denkmäler. Von
den Mauerringen Mittelitaliens existieren noch gar keine Aufnahmen
(s. S. 184). Die schöne Veröffentlichung der Monumente von
Benevent durch den Ingenieur Meomartini (s. Anm. 1365) steht
vereinzelt da. Es wäre sehr erwünscht, daß seine Fachgenossen
dem guten Beispiel folgten, wie denn überhaupt auf dem Gebiet
der Lokalforschung, wie Promis Beispiel zeigt, von Technikern
Besseres zu erwarten wäre, als von Stubengelehrten.
Als eine wichtige Aufgabe ist noch die Aufnahme sämtlicher
bisher bekannten Pfahlhauten (Terramare) zu bezeiclinen. Das von
Ascoli^^ö^) angeregte Dizionario storico dei nomi locali deW Italia
ist ein frommer Wunsch geblieben.
Sehr zu wünschen wäre, daß die beliebte, selir oft falsche Um-
taufe italienischer Orte mit antiken Kamen abgestellt würde. Bei-
spiele von falschen Benennungen findet man zahlreich im Text zu
den FOA.
Ausgehend von der Herkunft des Namens Oftifaxia — den mau oft fälsch-
lich mit Ooivay.oia (Sizilien) identifiziert hat — von i)Qivai = Heugabel macht
W. Dörpfcld i"*^) wahrscheinlich, daß damit das gabelförmige Uhteritalien
gemeint sei.
n. Strafsenforschung.
Alpenstraßen. Am grfißten ist die Literatur über die Alpen-
straßen. Die Literatur zu der Riesenkontrovorse über Hannibals
Alpenweg ist derartig angeschwollen, daß sie einen eigenen Jahres-
bericht erhalten hat. Es fehlt nur noch, daß man' ihi' eine eigene
Zeitschrift gründet. Der erste Bericht (1905), ist von R. Oehler^^'^o),
der zweite von R. Lehmann ^i"'). Seitdem ist folgende Literatur
erschienen.
1188) ArchGlottologico Suppl. :{, 97. — "«'•>) Miscellauea Salimus 1907.
1170) JBerPhilVerBerlin 1905, 49 — 55. — »"i) Kbenda 1909.
rtalin. 165
R. Lehmanns Aufsatz, »Die Angriffe der drei Barkiden auf Italien«"^^)^ ist
wichtig durch den Nachweii<, daß Livius' Bericht, der nur auf den Mont Gvnevre
paßt, nicht eine alte Quelle, sondern Livius' eigene Meinung wiedergibt, J. Kro-
mayers Rezension dieser Schrift "''•') und sein »Wissenschaftlicher Bericht«
(s. Anm. 76) S. 14 ff. mit dem Ergebnis, daß der Mont (Jvais allein iu Betracht
komme, da die nur auf Livius' Vermutung beruhende Mont Genf" vre- Theorie
nicht zum Terrain, die Kl. Bernhardt-Theorie nicht zu Hannibals Ankunft bei
den Taurinern (Polybius) passe. Für den Mont Cenis entscheidet sich auch
Scheffel in seinem Buch »Die Verkehrsgeschichte der Alpen«! ''■'''). Besondere
Beachtung verdient das aus einer früheren Darstellung des Mont Cenis hervor-
gegangene und für den Mont Cenis eintretende Buch von W. Oslander, »Der
Hannibalsweg« !!''*), wegen der genauen, durch gute Karten erläuterten Be-
schreibung der Mont Cenis-Straße, für die doch die besten Gründe sprechen.
In der Behandlung der Alpenstraßen weicht J. Partsch^^''^)
mehrfach von Nissen ab. Er hält die Übergänge über den Simplon,
Bernardino und Septimer nicht für antike Straßen, was für den
Septimer die Anm. 1018 genannte Untersuchung bestätigt und für
die anderen Pässe wahrscheinlich ist.
Das Plus der Entfernungen, welches die Itinerare zwischen Chur und
Chiavenna gegenüber der h. Splügenstraße haben, erklärt Partsch einleuchtend
mit der Vermutung, daß die antike Straße nicht durch die Via mala, sondern
über die sonnigen Höhen auf dem linken Ufer des Liro gelaufen sei.
Nächst dem Hannibalweg sind am meisten behandelt die Straßen
der Ostalpen. Die Schrift Wankas v. E od low, »Die Brennerstraße
im Altertum und Mittelalter« i^'^ß), bespricht im ersten Kapitel die
Züge der Cimbern, nach Italien.
Rodlow stellt fest, daß die verbreitete Ansicht, sie seien über den Brenner
gezogen, sich nicht beweisen lasse, daß die Cimbern vielmehr eher durch das
Gebiet der befreundeten Helvetier und dann über die Reschen-Scheidegg ge-
zogen sein dürften. Kap. 2. Eroberung des Brenners durch die Römer. Die
Via Claudia Ä%igtista. Kap. 3. Der Brenner als Handelsstraße (die Zugangs-
straßen zum Brenner von Aquileia über den Plöckenpaß). Kap. 4. Der Brenner
als römische Militärstraße.
Derselbe Verfasser hat auch die Straßen über den Pontehbapaß
und Predil behandelt 'i'^").
Der Pontehbapaß einzige direkte Verbindung It:diens mit Noricum (da
der Plöckenpaß nur Verbindungsstraße zum Brenner gewesen sei [?] und die
Straße über die Julisehen Alpen nach Emona und nach Pannonien und Mösien
führte). Die Züge der Völkerwanderung gehen dagegen über die Julischen
Alpen, das bequemste Einfallstor.
Die große Heerstraße von Aquileia nach Emona ist zweimal,
von 0. Cuntzii78) ^j^j ^ Puschi^i^G)^ beschrieben worden. —
Der Aufsatz von A. v. Premerstein und S. Eutar »Eömische
Straßen und Befestigungen in Krain«ii80) behandelt unter anderem
die Straßen von Aquileia nach Kauportus, von Nauportus nach
i"2) Leipzig 1905. — "^^ GöttGelAnz. 1907, 446. — 'i'^") Berlin
1908. — 1174) Berlin 1900. — n^*) RE s. v. »Alpes«. — n^ß) PragStud.
GebGesch. H. 7, 1900. — ""j Der Verkehr über den Paß von Pontebba —
Pontafel u. d. Predil. Ebenda H. 3, 1898. — "^S) ÖJahresh. 1902, 139—60. —
1179) ArcheografoTriest. 1905, 111. — "»O) Hrsg. v. d. ZentrKom. 1899, mit K.
166 A. Schulten. Bericht über die liistorische Geographie des Westens.
Siscia und die Befestigungslinie oberlialh von Oberlaihach, eine 7 kiu
lange, ganz wie der Limes mit Türmen ausgestattete Mauer.
Eine genaue Aufnahme derselben (1:15000) teilt A. Müllner, der ver-
diente Erforscher der Krain, mit"*'). Neue Beiträge zu dem wichtigen Gegen-
stand gibt A. P Uschi in dem Aufsatz »Die römischen Wälle der Alpis Julia«
mit einer Karte, welche noch eine ^lenge anderer Befestigungen (Sperren der
Täler) erkennen läßt "»2).
Ferner ist zu nennen Piclilers »Römische Bergstraßen in den
Ostalpen «1183) n^d Brandis' Behandlung der Handelsstraßen von
Italien zur Donau im Artikel »Danuvius« in der REii84)
An Forschungen über italische Straßen sei sonst noch ver-
zeichnet: Persichettis Arbeit über die Via Salaria^'^^^); Meo-
martini über die Via Appia von Benevent bis zur Calorbrücke^^^^);
Ripostelli-Marucchi, La Via AjJj^ia^^^^)', Pinta über die Via
Popilia^^^^); Hülsens Behandlung der Via Cassia (RE s. v. Cassia
via); S. Agnelli über die Straßen der Gegend von Lodi^^^^);
J. Jung, »Zur Geschichte der Apenninpässe«!!^*^) und »Das Itinerai-
des Erzbischofs Sigeric von Canterbury und die Straße von Rom
über Siena nach Luca«ii9i); 0. Cuntz über die Straße von Cale
nach Ad Pirum (ümbrien)ii92j m^f] von Fanuin Fortunae nach Sena
Oallica^^^^) (ebenda), ferner über die Apenninstraßon von Luna^
(s. Nr. 1309). — R. Kiepert hat im Text zu den drei italischen
Blättern der FOA den Straßen besondere Sorgfalt zugewendet.
in. Die Alpenländer.
F. Ramsauer verzeichnet die antike Literatur über die Alpen^i^^).
Partschs gründlicher, mehrfach von Nissen abweichender Artikel
»Alpes« in der RE behandelt Namen, Teile, Pcässe, Natur, Produkte
und Ethnologie der Alpen. Die Identifikation des Adula mit dem
St. GottJmrd (so Nissen) weist Partsch zurück. — »Die erste
Besiedlung der Alpen diu*ch den Menschen« untersucht Münch^^^^),
Oslander 1196) die Besiedlung der Alpen im Altertum, Jancker
die Besiedlung der Alpen- und Karstländer n^'') und Puschi die
Besiedlung der Täler der Julischen Alpen n^^).
Das Buch des Hauptmanns H. Scheffel, » Die Verkehrsgeschichte
der Alpen«, dessen erster Band bis Theodosius den Großen gelitn^^),
ist eine gut geschriebene und auf sorgfältigem Studium der vor-
handenen Literatur beruhende Geschichte der kriegerischen und
fi'iedlichen Erschließung der Alpen.
"81) ArchTriest. 1902, 151. — »"«ä) I valli rom. aelht Alpe Giulia.
Ebenda 117—50. - "83) KorrBlAnthr. 1897, Nr. 1—3. — »'»^) Bd. IV,
S. 2126. — "85) Rom 1893 u. Scari 1901, 23; 1902, 384. — "8«) Beneveut
1896. - "87) Rom 1908. — "8«) Potenza 1895. — "8») ArchStorl/imbardo
1904. — "90) Serta llarteliana. — "9i) MInstÖGesch. 25. — "9-) (Mahresh.
1904, 60. - "»3) Ebenda 46. - "»<) Progr. Burghausen 1901. - "»*) Korr.
BlAnthr. 1905, 71. — "9") WürtlKorr. 1904. — "»T) GZ 1908, 198. —
"98) ArchTriest. XXIV. 119 -.-)ü. Ii99) Berlin 1908. 206 S.
Ttalia. 167
Scheffel behandelt 1 . Die Alj)en in der Geschichte Europas, 2. Die Römer
der Republik und die Alpen, ?,. Völker und Wege in den Alpen vor der
römischen Eroberung, 4. Eroberung der Alpen durch die Römer, 5. Die Alpen-
länder als römische Provinzen, 6. Die Römerstraßen, 7. Die Alpen und die
große Völkerwanderung. 8. Kriegsgeschichte der Alpen von Mark Aurel bis
Probus, 9. Das vierte Jahrhundert nach Christus und die Alpen, 10. Die Alpen
während des Untergangs des weströmischen Reiches, 11. Die Alpen unter
Theodosius dem Großen.
Oberziner hat die Kriege des Augustus gegen die Älpenstämme
behandelt i200)_ Die Literatur über die Alpenstraßen ist unter
» Straßen « verzeichnet.
Daß der Name Apennin auch iu den Alpen nördlich von Aquileia
vorkommt, weist E. Pais^^oi) aus Strabo S. 207, Zosimus IV, 45
und anderen Stellen nach. Ebenda vermutet er, daß der bei Strabo
in dieser Gregend genannte Istros der Isonzo, der Aquilis die
Wippach sei. Part seh äußert sich zu der Frage des »Apennin«
a. a. 0. S. 1603.
Alpes Marititnae. Gegen Nissen (II, S. 135) hält E. Kiepert
daran fest, daß die Pro\inz bis zum Monte Viso (nions Vesulus)
gereicht habei202) Derselbe behandelt a. a. 0. auch andere Fragen
der Geographie dieser Gegend.
Alpes Coftias. Das Reich des Cottius und die Provinz der
Alpes Cottiae ist der Gegenstand der tüchtigen Schrift von R. Rey^^os),
Die Reliefs des Augustushogens zu Susa hat Ferrero ediert ^204)
imd Studnizka erklärt^^os^^ Den Stamm der Quariates identifiziert
R. Kiepert sicher mit Recht mit dem Val Queyras^^^^), die Savincates
(CIA Y, 7231) mit Savines (südwestlich von Embrun). Gegen
Nissen behauptet er die Identität von Cahurrum (heute Cavour)
mit dem Fwum Vibii. — Wichtig ist Oslanders ^^o?) wahrschein-
liche Vermutung, daß der Col de Frejus (unter ihm der Mont-Cenis-
Tunnel) nach einem Forum Julii (bei Modane) heiße. — Als mons
Geminus wird der Cenis und Col Frejus bezeichnet auf der von
A. Schulten als antik nachgewiesenen Fhcrkarte der Feldmesser ^^^^). —
Oslander teilt mit, daß der Name der ylaQidt] Xif.iyrj, mit dem
Ptolemäus den See auf der Paßhöhe des Mont Cenis bezeichnet,
noch heute existiert (Lago Larida).
Über die Caturiges vgl. Ihm (RE). Der Name des 3Iars Caturix
findet sich auf Inschriften^'^^). Den Namen der Caturiges bewahrt
das heutige Chorges.
Alpes Graiae et Poeninae. Die Lage der Alpes Atrectianae, die
mit den Alpes Poeninae zusammen genannt werden, ist noch nicht
-^'"') Le guerre di A. contra i pop. Alp. Rom 1900. — '^oi^ Ricerche
stör. (s. Nr. 1151) K. 31. — »202) fOA Ital. Sup. S. 6. — i^o») BullAcDelphinale
1898. DLit. 1899, Nr. 43 (Hirschfeld). — 1204) L'arc d'A. k S. Turin
1901. — 1205) JbArchlnst. 1903, 1. — 1206) j-qA Ital. Sup. S. 7. —
'207) Hannibalsweg S. 169. — 1208) pig römischen Flurkarten. Hermes 1898. —
'209) S. o. S. 117.
168 A. Schulten. Bericht über die historische Geographie des Westens.
bestimmt, wie R. Kiepert ausführt '^lOj Ynr die Ceutrones be-
sitzen wir eine Schrift von Borne i'-^'^).
IV. Liguria (Regio IX).
Die Stämme der Genuaten und Viturier behandelt G. Poggii2i2)
in einer ausfülirlichen Schrift. Von demselben Verfasser stammt
ein Aufsatz über die Ri\'iera in römischer Zeit^^is). Eine historische
Karte des Gebiets von Genua gibt R. Kiepert im Nebenblatt zum
Blatt »Italia Superior«.
Allerhand Topographisches enthält Jungs Aufsatz »Hannibal
bei den Ligurera, historisch-topographische Exkurse« (1. Die Po-
landschaft im Jahre 218 v. Chr., 3. Der Flußverkehr, 4. Die An-
fänge von Saena)^^^^). Derselbe beschäftigt sich mit mehreren
Städten des ligurischen Apennins *2i5)
In Augnsta Bagiennorum (heute Bene) ist ein von Rundtürmen flankiertes
Stadttor und ein Amphitheater gefunden worden '^-^^), — Das Tropaetim Äugnsli
(h. Turbia) hat O. Benndorff archäologisch erklärt '^iT), Über neuere Aus-
grabungen, die d;ts Denkmal freilegen und neue Architekturreste zutage fördern
sollen, berichtet Babelon 1218^. Die Gegend von Nicaea (h. Nizza) ist als
Nebenkarte auf Kieperts Blatt »Italia Superior« dargestellt. — ■ Die falsche
Identifikation des die Ostgrenze der Ligurer bezeichnenden Antium (Scylax
Kap. IV) mit Äntipolis (h. Antibes) in Müllers Ptolemäus weist R. Kiepert
zurück 1-'^). — Derselbe vergleicht '220^ ^jg^ Namen des Partus Ericis (Lerici
auf der Ostseite der Bucht von Spezia) mit dem sizilischen Ery.r und lateini-
schem Verruca.
V. Transpadana (Regio XI).
Verschiedene Fragen der Topographie erörtert R. Kiepert i22i)_
Daß man dem Lago d'Orta ohne weiteres den der Tab. Peuting. ent-
nommenen Namen des Laciis Clisins, noch dazu in der falschen Fonn Cusio«,
beigelegt hat, ist wieder ein Fall der in Italien grassierenden Umnennungsnianie.
Aus mittelalterlichen Urkunden stellt O. Cuntz fest, daß der Ort Leucerae
auf der Straße Bergamo — Brescia gelegen habe und mit dem heutigen Lesse
identisch sei '222)
Taurini und Taurisci behandelt Garofalo^223) iip(1 ^\^ ^q j^-
bainvillei224) E. Pais beschäftigt sich mit den Zuständen der
Tauriner und Anamarer in vorrömischer Zeit*225^
Den goldgrabenden Victuvtulcrn gilt ein Aufsatz von A. Beletti'-^^) und
J. Montanari 1227)_ j^jg Stadt VU-tumidae lag nach R. Kiepert'-"^*) bei
BiMa, wohin die Zeugnisse und Spuren alter Goldgruben führen.
Einen populären Aufsatz über Aosla und seine hen'orragenden
Römerbauten hat Eyssenhardt herausgegeben i229)_ Einen Plan
»21«) FOA Ital. Sup. S. 7. — 'Sii) Les Ceutrons. Moulius-Tarant. 1905. —
1212) Genua 1900. 407 S. — '2i3) Lg due Rivierie nell' ep. rom. Genua
1901. 136 S. — '214) WienStudien 1902, 313. — '2i5) Bobbio, Veleia, Bardi.
MInstÖGesch. 1899. — '2i6) aA 1899, 65; 1902, 51. — 1217) Centenaire de
la Soc. d. Ant. d. France 1904. — >2i8) CRAcad. 1905, 783. — »2i9) poA
Ital. Sup. S. 6. — '220) Ebenda. — '22i) Ebenda S. 5f. — «222) ÖJahresh.
1904, 44. — '223) RevCcllique 1906, 154. — '224) Ebenda 160. — '225) kj,..
Stör. K. 29. — 1226) RivStorAnt. 1903/04, 15—31. — '227) Ebenda 263. —
1228) FOA Ital. Sup. S. 5. — '229) Samml. wiss. Vorträge (hrsg. v.Virchow)
II. 240, 1H96.
Italia. 169
findet man in den Notizie degli Scavii230) Die Geschichte der
Stadt und Gegend ist von Tibaldi dargestellt worden i23i).
Von Städten ist monographisch behandelt worden Pollenlia 1^32)
von A. Mathis.
A. Schulten 1233) tiat nachgewiesen, daß in mehreren bisher
gering geachteten Bildern der Feldmesser antike, auf die forrtme
zurückgehende Flurkarten verschiedener oberitalisc'her Städte, z. B.
Turin u. a., erhalten sind. Neue Beiträge zur Deutung dieser Bilder
gibt Osianderi234j
Das auf einer dieser Karten genannte Rodua ist wohl ein älterer Name
des heutigen Bautier = Dora. Baltea.
Die Topographie des römischen Turin ist durch Freilegung des
Theaters bereichert worden. Außerdem sollen neue Stücke des
Straßennetzes festgestellt sein. Die Herausgabe eines neuen Planes
wäre selir erwünscht.
E. Paisi235) ist der Ansicht, daß die campi Baudii, der Ort
der Niederlage der Cimbern, statt bei Vercellae vielmehr südlich
vom Po zwischen Turin und Pollenza zu suchen seien. Daß das
wenig wahrscheinlich ist. zeigt R. Kiepert ^236)^ [lie Kontroverse
über den Ort der berühmten Sclilacht behandelnd.
Alba Pompeia (heute Albi) besitzt eine eigene historisch-archäologische Zeit-
schrift 1237)^ ^as von löblichem Eifer zeugt. Der erste Jahrgang enthält eine
Übersicht der archäologischen Funde von 1897 bis 1907. Die römischen Mauern
der Stadt beschreibt in vortrefflicher Weise F. Eusebio '238)
VI. Venetia (Regio X).
Ihms Artikel (RE) über die Carni^ welche das ganze Bergland
zwischen Istrien und der Drau einnahmen (auch die nach ihnen
benannten Landschaften Krain und Kärnten), zieht die Grenzen des
Stammes zu eng. Ferner gehören hierher die Artikel in der RE:
Carnia, Carnicae Alpes (Ihm) und Carniola (Tomaschek). Richtig
sind die Carni angesetzt von R. Kiepert ^239)^ der auch die Lage
der Catali bestimmt.
Über die Topograpliie von Äquileia oiientiert Maionica, sein
verdienter Erforscher i240)_
In den Mitt. der k. k. Zentralkom. berichtet er über die Fortschritte der
Aufdeckung 1241). Eine kulturhistorische Darstellung des für den Handel nach
N so M'iehtigen Platzes hat E. v. Schneider gegeben 1242)_ — Über die von
Äquileia ausgehenden Straßen handelt v. Domaszewskii243)^ (jei- zeigt, wie
sich der Handel Aquileias an der Verbreitung der Barhii, einer dortigen Handels-
1230^ 1901, 108. — '231) La regione d'A. Turin 1900. 408 S. —
1232) Vicende di P. Turin 1900. — 1233) s. Anm. 1208. — '234) Hannibals-
weg (Anm. 1174), S. 188. — i235) RicStor. K. 30. — 1236) FOA Ital. Sup.
S. 5. — 1237) AlbaPompeia I, 1908. — 1238) Le mura r. di A. P. Miscell.
Salinas (Anm. 1479). — i239) POA Ital. Sup. S. 5. — 12*0) Xenia Austr.
Festschr. z. Wien. Phil.-Vers. 273. — 12^1) 1891 f. Vgl. auch ArchTriest. 1894,
179. — 1242) j)j.ei römische Städte: Äquileia, Pola, Salona. Kunstgeschichtl.
Charakterbilder aus Österreich. — 12*3) "wZ 1902, 159.
170 A. Schulteu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
familie, verfolgen läßt. — In ähnlicher Weise ist der Kult der Ilerecura
(= "Hga xvQia), die zuerst in Aquileia unter griechischem Einfluß verehrt
wurde, auf der Straße über den Birnbaunier Wald nach Urunje und Carmmtum
gedrungen ^^**).
Die alte Grieehenstadt Atria, Ravennas, Venedigs, Triests Vor-
gängerin, behandelt Hülsen (RE).
Mit den 2)rähistorischen Ansiedlungen auf dem Boden von Venedig
beschäftigt sieh ein Aufsatz von Perl^^^s).
An Städtenionographien liegt vor: Monti, Como romano ^-*^), Beltraui,
Bresci antica^^*^). — Das kleine Forum AHieni (an der Etsch) ist der Gegen-
stand zweier Schriften geworden, vonValmaggi und A. Serri '249), R.Kiepert
setzt es bei Lecjnano an >250^_
Das Amphitheater von Verona hat Giaui dargestellt 125 1). —
Der Aufsatz von Gr. Niccolinii252) xxhev die erste Schlacht bei
Bedriacum operiert mit den Veränderungen, welche der Unterlauf
der Adda erfahren hat.
Daß die Addua einst bei Cremona vorbeifloß, lehrt die von A. Schulten '253)
besprochene Flurkarte, welche das Gebiet von Cremonn, darstellt '254j y^^^ (jjß
Addua, den lacus (auf der Karte mons) Lariun nennt. Andere Gründe führt
R. Kiejiert an 1255^
R. Kiepert behandelt a. a. 0. noch: Piave, Taglianiento, honzo,
die Straßen, Sirmio, Arusnates, Pens Sonti usw.
Vn, Istria.
Sehr eifrig wird die topographische Forschung betrieben auf
der Halbinsel Istrien. In Triest erscheint der Ärcheografo Triestino,
das Organ der archäologischen Forschungen. Hier wurde von
Marchesetti das große Werk über die merkwiütligen prähistori-
schen (neolithischen) Festen des Landes, die Casiellieri, veröffent-
licht i256).
Die Castillieri erinnern in ihrer Menge und Kleinheit am meisten an die
Castros der Pyrenäenhalbinsel (s. Anni. 319 f.). Über die neuere Castellieri-
foi-schung berichtet Anthes'257).
Ein zweiter Brennpunkt istrischer Archäologie ist das an antiken
Denkmälern so reiche Fola, dank der unermüdlichen Tätigkeit von
A. Gnirs.
Zur Topographie von Pola hat er folgende Arbeiten veröffentlicht: Über
eine vorrömische Nekropole auf der Stätte von Pola'^ss), Über die römische Stadt-
niauer'259), Über die Befestigung des Kapitolshügels'^^O), Über das Theater'26'),
Über die Villen und einen Tempelbezirk auf der Pola gegenüberliegenden Insel
'244) JbAlterl. 1901), 14 (O. Cuntz). — '-'45) BeilAUgZ. 1908. Nr. 134. —
'246) Como 1908. - '2*7) Mailand 1901. — '219) Padua 1904. — '2*0) FOA
Ital. Sup. S. 3. — '25') L'ant. teatro di V.Verona 1908. 19 Taf. — '2^2) Rend.
AccLinc. 1906, 278, mit K. - '253) Hermes 1898, .'■)43. — '254) Die Beziehung
auf Cremona teilte mir R. Wünsch mit. — '255) pQA Ital. Sup. — '256) I cast.
«li Trieste e della Reg. Giulia. Triest 1903. — '257) RGBer. 1905, 34. —
'258) Jb/enIrKom. 1903, ()2. — '259) Ebenda 1904, 217. — '26") MZentrKom.
1904, 34t;. — '2iii) .JbAUert. 1903, 249.
Italia. 171
i?rtWe'''5'-), Ühor Villen der Riviera von Pola >263)_ t'rbor Istrische Beispiele
der antik-röniisehen Villa rustica '2G4)^ Über antike Siedlungsjjlätze im Küsten-
gebiet zwischen Rovigno und Canale di Lema '^c»), Über die Topographie des
ager Polensis (Florianum bei Pola) '-'"'), l^ber das Gebiet der Halbinsel Istrien
in der antiken Literatur '^ßT) ü},e,. Römische Wasserversorgungsanlagen im süd-
liehen Istrien 1268)_
Neben Gfnirs hat sich Weißhäiiptl um die Topoj^raphie von
Pola verdient gemacht.
Von ihm stammt eine vortreffliche Darstellung der antiken Topographie
der Stadt 1269) und eine Anzahl von Berichten ^ 270) Ferner ist zu nennen
R. V. Schneiders Darstellung i^'i). Eine römische Villa bei Pola behandelt
M. Schwalb>272).
Bei dem als N'esactium geltenden Altura ist eine sehr wichtige
vorrömische Nekropoh gefunden worden mit Altertümern »mykeni-
scken« Stils, erforscht von A. Puschi und Sticotti^^vs) ^^d be-
sprochen von De Laigue^^'^*).
Teile des römischen Nesactium hat A. Puschi aufgedeckt und beschrieben '27o).
R. Kiepert 1276) betont, daß die Identität von Altura mit Nesactium bloße
Vermutung sei.
Die Topographie der römischen Feldzüge gegen die Istrer in
den Jahren 178 — 177 v. Clu-. wurde aufgeklärt von Hauptmann
Gr. Veithi277) Yor- und frühgeschichtliche Beziehungen Istriens
und Dalmatiens zu Italien und Griechenland sucht H. Gutscher^^vs)
nachzuweisen.
Vin. AemiHa (Regio VIII).
Die Grenzen der Regio bestimmt R. Kiepert ^279)
Derselbe entscheidet sieh für die Identität des vielumstrittenen Rubicon
mit dem heutigen Fiumicino, während Nissen (Ital. Landesk. II, 246) die
von Kiepert widerlegte Meinung, daß Fiumicino und ürgone (Pisciatello) zu-
sammen den Rubicon bildeten, vertritt. O. Cuntz versucht zu zeigen, daß die
Rubicongrenze schon auf die Ässignatione7i des Tiherius &racfÄ!t5 zurückgeht '2 80)_
In der Abhandlung »Die römische Flurteilung und ihre Reste« ^281)
behandelt A. Schulten auf Grund italienischer Generalstabskarten
das in der Poebene, besonders an der Via AemiMa, vortrefflich er-
haltene Wegenetz der bei der Anlage der Kolonien Parma, Modena,
Bologna u. a. ausgeführten Limitation.
Die Stätte des alten Spina ist nach Kiepert in der Lagune
von Comacchio zu suchen 1282^ — Den Namen von Veleia soll ein
Gehöft Velli (südlich von Piacenza) beAvahreni283),
1262) ÖJahresh. 1904, 133. — 1263) JbZentrKom. 1906, 26; 1908, 118.
124. — 1264) jbAltert. 1908, 124. — 1265) JbZentrKom. 1904, 473. —
12«6) JbAltert. 1908, 118. — i267) p,-ogr. Pola 1902. — 1268) Pola 1901. —
1269) ÖJahresh. 1901, Beibl. 168, mit Plan. — 1270) MZentrKom. 1891 f. —
1271) Anm. 1242. — 1272) SchrBalkankom. II, 1902. — 12") La necropoli
prerom. di N. Triest 1905. — 127*) BuUCom. 1904, 123; 1905, 127. —
1275) Edifici ant. scop. a N. Parenzo 1905. — 1276) FOA Ital. Sup. S. 5. —
1277) Streffleuers MilZ 1908, mit K. — 1278) Progr. Graz 1903. — 1279) FOA
Ital. Sup. S. 5. — 1280) polybius und sein Werk 1902, S. 27. — 128I) Abh.
GöttGelGesWiss. 1897, mit K. — i282) FOA Ital. Sup. S. 2. — 1283) Ebenda.
172 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Alle Bemühungen, die auf der Tafel von Veleia genannten fundi zu
lokalisieren, sind bisher ziemlich erfolglos geblieben. Festgestellt ist nur der
pagus Ambitreblus (an der Trebia), der fundus Cabardiacus (= heute Caverzago),
der pagus Minervius bei dem Tempel der Minerva Medica (bei Travo)'284')
Die Anamares saßen an der Trebia '^ssj Mussüiu ent.«prieht wohl dem heutigen
Marsaglia an der Trebia '^86). — Auf Grand eingehender Untersuchungen des
Terrains setzt J. Kromayer das Schlachtfeld an <Jer Trebia auf dem linken
Ufer des Flusses an 1287^ j)en Zustand der Gegend von Ferrara in römischer
Zeit schildert Borgatti '288-j
IX. Etruria (Eegio VII).
Die Unmasse der neueren Literatur zur Etruskologie verzeichnet
von 1894 bis 1902 G. Herbig in seinem Bericht über Etrusko-
logie ^-^^^ (vgl g_ 96 ff., Städte). Eine gute durch die Beherrschung
des archäologischen Materials ausgezeichnete Übersicht über den
Stand der Forschung gibt der Artikel >Etrusker« in der RE von
G. Körte 1290).
Herkxmft aus Asien. Die rätisehen Etrusker, wohl durch die Kelten dort-
hin gedrängt, kein Beweis für Einwanderung aus dem Norden ; Zeit der An-
kunft an der Westküste nicht vor dem 8. Jahrhundert. — Ausdehnung und
Verfall. Ausdehnung zuerst nach Süden, wo die ältesten Nekropolen, zuletzt
— um 550 V. Chr. — in die Poebene. Verfall seit zirka 400 v. Chr. (396
Eroberung Melpums durch die Gallier, Vejis durch Rom). — Politische Organi-
sation, Familienleben, Handel und Verkehr, ilünzwesen, Kunst (ausführlich),
Religion, Kultur.
Die Bedeutung des monumentalen Werkes über die italischen
Namen von W. Schulze, besonders fm- das Verhältnis der Etrusker
zu den anderen italischen Stämmen, ist oben (Anm. 1153) gewürdigt
worden. — Das Land Etnirien behandelt Hülsen in der RE s. v.
FAruria.
Für Falerii gibt es eine xGuida storica della Faleria etrusca«'29i) ygn
Del Frate. — Allerhand Landschaftsbilder historischer Stätten der Gegend
von Sutri und Nepi gibt K. M. Kaufmann in einer kleinen, für fromme Pilger
zur Basilika von S. Elia (bei Nepi) bestimmten Schrift '292) j),e Stätte von
Aequum Faliscum sucht O. Cuntz bei S. Silvestro (westlich von Borghetto). —
Daß die bedeutende in Narce (bei Falerii) gefundene Stadt den Namen des
Naharcum numen der Igtivinischen Tafeln bewahrt liat, ist wohl nicht zu be-
zweifeln (von Nissen, Ital. Landeskunde II, 364 übersehen). — Einen Tempel
der Noriia am See von Bohena hat E. Gabriel ausgegraben '293). Die Lage
von Sabate, nach dem der See von Bracciano lacu.t Sahatimis hieß, hat O. Cuntz
endgültig bei Forum Clodii am Westufer des Sees fixiert '294).
Im mittleren Etrurien, dem Tafelland, sind durch Ausgrabungen
mehrere Stadtlagen identifiziert, welche die Topographie dieser
bisher unerforschten Gegend beleben.
/S'atMn«ai295) j^g bei Manciano. Die Stätte des alten Stuto)iia ist auf dem
Hügel »Le Starne« östlich von Pitigliano festgestellt worden '296). über die
>284) FOA Ital. Sup. — '285) Ebenda. — '286) Ebenda. — '2") WissBer.
(s. Anm. 76). — '28«) Atti e Mem. della dep. ferrar. di Stör. patr. XVII,
1 — 169, mit K. — '289) Bursians JBer. CXL, 79. — '290) re V, 730—70. —
'29') Rom 1898. — '292) g. Elia. Hamm i. W. 1900. — '293, MouAnt. 1906,
170. — '294) ÖJaliresh. II, 84. — '295) Not. d. Scavi 1899, 476. - '29«) AA
1899, 04.
rtalia. 173
Aiissrabungen von Vetulonia, die als Ort der Stadt Colonna ergeben haben
(nordwestlieh von Grosseto), unterrichten am besten die Berichte im Arch.
Anz.'297)_ Andere Literatur verzeichnet G. Herbig (s. Anm. 1289).
Die Mauern von Perugia und anderen etruskischen Städten hat
F. Noack untersucht 1298). »Perusia nach dem bellum Perusinum«
behandelt Jungi299). Von Voliora ist vor allem die Nekropole
erforscht worden ^^ooj \)\q Geschichte von Florenz im Altertum
hat David söhn im ersten Band seiner großen »Geschichte von
Florenz« 1301) behandelt. Daß die Stätte von Florenz schon vor
der römischen Kolonie besiedelt war, lehren hier gefundene alte
Gräber i302)_ Die Topographie von Arretliutii untersuchte Fricken-
hausi303).
Über die TöpfereAen von Arezzo, welche am Ausgang der Republik und
unter Augustus besonders nach N exportierten (s. Anm. 777 f.), spricht M. Ihm '**'*).
Pisa hält E. Pais für eine Gründung der Pfiokäcr ^^^^). Das
im übrigen dilettantische Buch von G. Poggii^os) über Luna ent-
hält eine Karte, welche deutlich die römische Limitation des Stadt-
gebiets erkennen läßt.
Vortrefflich ist J. Jungs Aufsatz »Die Stadt Luna und ihr Gebiet .'307)^
Der Name »Luna« ist etruskisch und kehrt wieder bei anderen Seestädten wie
Pup-luna, Vet-hm-a (Vetulonia), bedeutet also wohl »Hafen«.
Die von Luna ansgehenden Apenninstraßen hat 0. Cuntz
untersucht 1309) — Der Aufsatz von J. Jung »Zur Landeskunde
Tusciens«i3io) behandelt allerhand Topographisches. ■ — Bei Popu-
hnia ist flie etruskische Nekropole aufgefunden worden i^n). Über
Cortona gibt es eine Arbeit von Mancinii3i2),
Sabbadinisi3i3) Aufsatz, »Griechische Ortsnamen auf Elba«,
gehört zu den dilettantischen Arbeiten, denen man in der italieni-
schen Lokalforschung so häufig begegnet.
Mehrfach ist die Kontroverse über Hannibals Apenninübergang
behandelt worden.
Nach J. Jung *''^*) gelangte H:uinibal an den unteren Arno, nach Fuchs i'''^)
ins Casentino, das obere Arnotal, J. Kromayer i^i^) ist mit Nissen der An-
sicht, daß Hannibal nur in die Ebene von Pistoja (mittlerer Arno) hinab-
gestiegen sein könne, auf welche die Schilderung des Inundationsgebiets passe.
Die vielumstiittene Schlacht am Trasinienisclien See ist zuletzt
von E. Sadeei3i7) behandelt worden, der auch die ältere Literatur
anführt.
Sadee sucht die Schlacht iu der westlichen Ebene bei Tuoro. J. Kro-
mayer hat über seine Untersuchungen an Ort und Stelle einen vorläufigen
»297) 1899f. — 1298) RömM 1897, 161. — i299) WienStud. 1897. —
1300) Herbig (Anm. 1289), S. 110. — i30i) 1896. — i302) Reliquie di F.
antica. MonAnt. VI, 1896. — 1303) ß. J. 1909. — 1304) ß. J. 1898, 106. —
1305) RicStor. K. 27. — 1306) Genua 1904. — 1307) MInstÖGesch. 22. —
1308) FOA Ital. Med. S. 7 (R. Kiepert). — 1309) Topogr. Studien. ÖJahresh.
VII, 46. — '310) Festschr. f. O. Hirschfeld 1903, 205. — 13") Not. d. Sc.
1903, 4. — 1312) Bergamo 1909. — 1313) Miscell. Salinas (Anm. 1479). —
131*) WienStud. 1902. — I3i5) Hannibal in Mittelitalien. Ebenda 1904. —
1316) WissBer. (Nr. 76), S. 4. — 1317) Klio 1909, 48, mit K.
174 A. Sehulteu, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Bericht erstattet '***). Er verlegt das Schlachtfeld in deu Osten: in die Gegend
zwischen Passignano und M. Colognola.
Den alten Znstand der Küste zwisclien Cosa und Popuhnia,
die R. Kiepert und Sieglin ganz verschieden darstellen, versucht
0. Cuntz zu bestimmen und kommt zu dem Ergebnis, daß die
Küste ehedem weiter landeinwäi'ts gelaufen sei^3i9)_ Einige Stationen
der Küstenstraße Via Aurelia hat Gramurrini bestimmt ^^^O),
Im Text zum Blatt »Italiae pars media« spricht R. Kiepert
über einige Pimkte der Topographie Etruriens.
Die bei Ponte Molle von der Via Flaminia abzweigende und
nach Cosa führende Straße heißt fälschlich Via Cassia, richtig
Via Clodia (Via Cassia erst von Veji ab).
Anguillara am See von Bracciano heißt nach der ViUa AngulaHa, nach
der auch der See als lacus Angulariiis bezeichnet wurde (Dig. XVIII, 1, 69).
Aquae Apollinares nicht = Vicarello, sondern = Bagni di Stigliano. Lage
der Hafenstadt von Tarquinii: G-raviscae. Liicus Feroniae. Das etruskische
Vohinü, nicht sieher mit Orvieto zu identifizieren, sondern vielleicht bei Bolsena,
dem römischen Volsinii, zu suchen. Telamun, der Ort der Schlacht des Jahres
225 V. Chr., nicht = Telamone, sondern = Poggio di Telamonaccio (weiter
östlich), Vetnlonia = Colonna (nordwestlich von Grosseto). Topographie von
Arrettium (Arezzo). Der Portiis Pisanus = Livorno.
X. Umbria (Regio VI).
Carsioli wurde ausführlich von Gr. Pfeiffer und T. Ashbyi32i^
behandelt. Für die Topographie von Spoleto ist allerhand durch
Ausgrabungen gewonnen worden ^^^2) i^n Text ^323) ^u den FOA
wird behandelt:
Die Via Flaminia, Flüsse, Seen Umbriens, Lage von Fulginium (süd-
östlich vom heutigen Foligno), Lage des Tempels des Juppiter Penninu^. Die
Straße Cale — Ad Pirnm und die Strecke Fanum Forfnnae — Sen^ Gallica der
Küstenstraße hat O. Cuntz untersucht *^24^_
Eine antike Flurkarte von Hispellum hat A. Schulten nach-
gewiesen ^3 25)_ Das auf ihr im Westen dargestellte »flumen fini-
timum« muß der heutige Ose sein, der also die Grenze zAvischen
Hispellum und Assisium bildete. Die Gemeinde der Camerter ist
von M. Mariani behandelt worden ^326^
XI. Picenum.
Das bei Montefortino, 40 km westlich von Sinigaglia, gefundene
gallische Gräberfeld mag als archäologische Fikunde der Senones
und des ager Gallicus erwähnt scin^'^^T)^ ßi^ Schrift von Napo-
letani über Firnmm fällt unter die S. 163 gekennzeichnete Kategorie
schlechter Lokalforschuugi3'-8). In dem Buch >Die Angriffe der
1318) WissBer. (Anm. 7(j). — i»'») TopStud. (Anm. 1309), S. 54. —
1320) N. d. Sc. 1898, 271. — i32i) Suppl. Papei-s of Amer. School Rome I,
108. — >322) N. d. Sc. 1898, 6. — "23) fqA It:d. Med. S. 5. — >324) Xop.
Stud. (Anm. 1309), S. 60, — '325^ Hermes 1898, 540. — '32S) Int. agli C.
Umbri. Camerino 1900. — >327) MouAnt. 1901. - '»28) Fermo sul Piceno,
Rom 1907. 191 S. mit Plan.
Italia. 175
clrei Barkiden auf Italien« '329^ bespricht R. Lehmann unter anderem
das Schlachtfeld Hamilkars am unteren Metaiirus. Dasselbe ist
der Gegenstand von Untersuchungen Oehlers^330) und j_ Kro-
rnaj^er 8^331) geworden, die zu demselben von Lehmann abweichenden
Resultat kommen. Über den Wert der allgemeinen Schrift »II
Piceno« von Speranzai332) kann ich nicht urteilen. R. Kiepert
behandelt im Text zu den FOA^^^^) mehrere Punkte der piceni-
schen Ortskunde: die Namen der Flüsse (Chienti = Cluentus),
Straßen.
xn. Die sabellischen Stämme (Regio IV).
In einer Abhandlung »Italische Namen und Stämme« ^^34^ weist
A. Schulten in den Namen auf -iedius, -edius, -idius eine sabellische,
besonders am Fuciner See heimische und nur im Gebiet der sabellisch-
oskischen Stämme verbreitete Namengruppe nach: die Ausbreitung
der Namen bezeichnet die der sabellischen Stämme. Über die
Identität der Sahelli mit den Samnites und ihre Verschiedenheit
von den Sahini ist W. Schulze ^^^^j ^ii vergleichen.
Vestiner. Den mons Fiscellus identifiziert R. Kiepert mit dem
Gran Sasso d'Italia^^^^). Zweifelhaft bleibt die Lage von Angulus.
Colasantis Buch über Pinna^^^'^) gehört zu der oben (S. 163) ge-
kennzeichneten Lokalliteratur.
Paeligner. Die Landschaft hat den Tod A. de Ninos, des
unermüdlichen Antiquars des Pälignerlandes, zu beklagen.
Von seinen letzten topographischen Arbeiten seien genannt der »Saggio
areheologico suU' ubieazioue di aleuni oppidi, pagi, vici«'^'*) und das in der
»Arcbeologia leggendaria« gegebene Verzeichnis der kyklopischen Mauerringe des
Landes 1^'^). Eine Sammlung seiner zahlreichen topographischen Arbeiten wäre
ein besseres Denkmal als leere Elogien. Seine von 1877 bis 1902 unter-
nommenen Forschungen hat De Nino selbst verzeichnet i^^"). Aufsein Haupt-
werk, die »Usi e costumi Abbruzzesi«, eine auch für das antike Volkstum der
Abruzzen wichtige Arbeit, sei auch hier hingewiesen '34 1^
Eine Monogi'aphie der Landschaft hat M. Besnier 1^42^ ge-
schrieben.
Das malerische Felsental des Sagittarms und seinen Hauptort Scanno
(Betifuli?) hat Scacchi beschrieben i^^^). Statula ist von De Nino in »La
Statura« (bei Goriano Siculo) nachgewiesen worden, was R. Kiepert annimmt'^*!^
Die Ruinen von Sitperaeq^mm scheinen beim heutigen Macrano bei Castelvecchio
Subequo (= Superaequum) zu liegen i^'*^).
Marser. Das von Livius (X, 3, 1) erwähnte Milionia wird
hypothetisch im oberen Liristal angesetzt is-^ß). Da der Name des
1329) Anm. 1172. — 1330) ßerlStud. N. F. H, 1. — i33i) WissBer.
(Anm. 76). — 1332) 1901. 109 S. — i333) FOA Ital. Med. S. 4. — i334) Klio
1902. — 1335) Znv Geschichte lateinischer Eigennamen (Anm. 1153), S. 595. —
1336) FOA Ital. Med. S. 3. — i337) Rom 1907. BerlPhilWschr. 1908, Nr. 6
(Nissen). — 1338) Sulniona 1905. — 1339) Turin. — i340) Sulmona 1902. —
13") 8 Voll., Florenz. — 1342) Dg reg. Paelign. Th&se Paris 1902, mit K. —
'"3) Scanno e la valle del Sagittario. Rom 1900. — 1344, foa Ital. Med.
B. 3. _ 1345) N. d. Sc. 189b, 71. — 1340) FOA Ital. Med.,' S. 3.
176 A. Schulten, Bericht ül)er die historische Geographie des Westens.
von Osten in den Fucinussee mündenden Giovenco dem antiken
Juvencus entspricht, hat Detlefsen in der Pliniusstelle (nat. hist.
n, 224), »in Fucinum laciim invectus amnis« invectus in Juvencus
emendiert^^'^''). Den Namen des Piionius (Plinius nat. hist. XXXI,
41) trägt noch heute die Katavothre am Ostufer des Sees, La
Pedognai348^_ — Dje Lage des auch inschriftlich bezeugten Anxa
bleibt noch immer unbekannt ^^49^ — Mehr dem Ruhm des Principe
Torlonia, der den See in Ackerland verwandelte, als der Topo-
graphie dient die Schrift von S. de Filippis^^so), d^s ganze
Land behandelt Picirilliissi).
Äequer. Beachtenswert ist Hülsen s Artikel »Aequi« in der RE.
Die Stationen In nionte Garant, in monte Carbonai'io, Sublaciuin an der
Via Valeria hat O. Cuntzi"**-) identifiziert und R. Kiepert dementsprechend
eingezeichnet. Sublachnn ist nicht mit Sublaqucum (= heute Subiaco) zu ver-
wechseln. Die alte Aboriginerfeste Tiora Matiene wird bei Torano ge8ucht*'53)_
Alba Fucens behandelt Hülsen in der RE.
Sabiner. Die genauere Identifikation der antiken Bergnamen
der Abruzzen iGuretus mons, Cmiterius monSy Gurgures) will außer
beim Tetricus mons (= monii Sihillini) noch immer nicht ge-
lingen 1354^_ Ebensowenig läßt sich die Lage der Städte Corsula,
Issa, Man-uvium genauer bestimmen i^^^). J)\q Y{^ Caecilia, erst
durch eine von Hülsen ^^^e^ behandelte Inschrift bekannt geworden,
ist von N. Persichetti erforscht 1 357) (vgl. auch FOA S. 4). Der
Name von Vespasians Geburtsort Falacrine hat sich erhalten (im
heutigen San Silvestro di Falacrinoi^-^^).
Pitimim, dessen Name in der Madonna di Pettino fortlebt, sucht O. Cuntz
trotzdem weiter westlich bei Coppito, weil hier die meisten Altertümer gefunden
werden i^^") und das von Martial (V, 71) beschriebene Trebula Siiffenas bei
Cicilianoi*^*). Ebenda wird die Straße ForvM — Pitinum — Aveia besprochen.
Amiternum hat eine Monographie erhalten '^''2).
Xm. Samnium.
Hirpiner. Die eingangs gerügte Manie, auf gut Glück moderne
Orte mit antiken Namen auszustatten, hat in Samnium um so mehr
Unheil angerichtet, je weniger antike Namen hier sicher fixiert
sind 1363),
So ist der Name von Aqidlonia {= heute Lacedogna; die Ruinen 3 Miglien
von der Stadt) fälschlieh auf Carbonara übertragen worden und der Name
Duronia dem Ort Civitaveechia bei Rojano verliehen, weil dort ein Fluß Durona
existiert.
R. Kiepert behandelt mehrere Ortslagen.
1347) FOA Ital. Med. S. 4. — »348) Ebenda. — ISJ») Ebenda. — >350) II
Fucino (CittJl di Castello 1893), mit K. des Seebeckens. — 1351) l^ Marsica.
Trani 1904. — '»52) ÖJahresh. 1899, 94. — >353) poA Ital. Med. S. 4. —
1354) Ebenda. — 1355) Ebenda. — 1356) N. d. Sc. 1896, 94. — i357) RömM
1898, 193, mit K. N. d. Sc. 1901, 23; 1902, 384. — 1358) FOA Ital. Med.
S. 4. — 1359) Ebenda. - I3ß0) ÖJahresh. 1899, 65. — 1361) Ebenda 87. —
1362) Gallo, Amiternum. Aquilu 1904. — 1363, FOA Ital. Med. S. 2. -
1364) Ebenda S. 3.
Italia. 177
Taurasia kann nicht beim heutigen Tanrasi, sondern nur im Gebiet der
Ligurcs Bacbiani gesucht werden (wegen I^ivius XI, 158). — Die Lage von
('audinm ist durch Auffindung der alten Stadt zwischen Montesarchio (mit dem
man es bisher identifiziert hat; siehe Hülsen in der KE und Nissen, Ital.
Laudeskunde II, 807) und Bonea (im Nordwesten) festgestellt ; die furculae
CaiuUnae lagen bei Arpaia. — Satictda sucht II. Kiepert und Nissen bei
Sani' Agata dei Goti. Die Lage von Murrjantia bleibt unbekannt, ebenso
CalUfac.
Die imposanten Monumente von Benevent haben durch den treff-
lichen Lokalforscher Meomartini eine würdige Bearbeitung erfahren,
wie man sie allen italischen Denkmälern wünschen möchte i365)_
Geschichte und Topographie der Stadt stellt derselbe in einem anderen
Werk dar'^^ß). Auch liat er die Strecke der Via Äppia von Benevent bis zur
Calorbrücke untersucht ^•'^'^j. Über Telesia gibt es eine umfangreiche italienische
Spezialarbeit 1368).
Pentrer. Über Äesernia und Bovianum siehe die Artikel von
Hülsen in der RE.
Caracener. Der Streit, ob Aufidena an der Stelle des heutigen
Alfidena oder bei Castel di Saugro gelegen habe, ist zugunsten von
Alfidena entschieden durch Ausgrabungen, über die L. Mariani^^eg)
berichtet.
Frentanei: Die Stadt Anxanum ist vielleicht besser Anximi
zu nennen, da die Bürger Anxani genannt werden i370j_ Über das
Land liegt eine italienische Monographie vor^^'^^). Das durch
Hannihals Standlager bekannte Gerxniwni setzt J. Kromayer wie
Cluver und Nissen bei Dragonara (25 km nordwestlich von Lucera)
an 13^2). Die Schrift von Raimondii373j ü|-,gj. ([\q Frentaner ist
ohne Wert.
XIV. Latium.
1. Latium Vetus.
Über die Grenzen vergleiche man Kiepert im Text zu den FOA
Italia Media mit dem Beiblatt Regio Suburbanai374), Der Aufgabe,
über die umfangreiche Literatur zur Topograpliie der Stadt Rom zu
berichten, bin ich durch Ch. Hülsens Bericht (s. S. 189) enthoben.
Daß der Name Roma etruskisch sei — die Stadt des Geschlechts der
Ruvui — hat VV. Schulze wahrscheinlich gemacht ^375) Sicher ist Tiuculum,
die Stadt der Tuseuli (= Tusci), eine etruskische Gründung 1376^.
Die vortrefflichen Forschungen Tomasettis über die Campagna
di Boma^^''") erscheinen jetzt als Buch^^TSj^ dessen erster Band
"65) I monum. ant. di B. Benevent 1889—96. — 1366) Benevento.
Bergamo 1909. 135 S. — 1367) Dgi eamino della V. A. da B, al ponte
Appiano sul Calore. Benevent 1896. — i368) Jannachini, Stori di T. Benevent
1900. 296 S. — 1369) MonAnt. 1900, 225—638. Vgl. auch Hülsen in RE. —
"70) FOA S. 3. — 1371) Raimondi, I Frentani. Camcrino 1906. — "72) wiss.
Be_r. (Anm. 76), S. 12. — "73^ ßiblGStor. H. 3. — "74) ßöniM 1902, 1 — 97.—
"'5j Zur Geschichte lateinischer Eigennamen (Anm. 1153), S. 79f. — "76) Ebenda
S. 542. — 1377) Arch. d. Soc. rom. di Stör. patr. — ■ "78) L^ q r. ant. medioevale
e mod. I. Rom 1910.
GeoijT. Jahrbuch XXXIV. 12
178 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
allgemeinen Inhalts ist. Die antike Topographie der berühmten
Gefilde behandelt ferner T. Ashbyi379).
Diese ausgezeichnete, mit großen Karten (1:25 000), vielen Plänen (be-
sonders von Villen) und Ansichten antiker Monumente ausgestattete Darstellung,
nach den von Rom ausstrahlenden Straßen angelegt, ist die beste Periegese der
Campagna di Roma, welche wir besitzen, eine würdige Nachfolgerin von West-
phals klassischem Campagnabuch.
Den Denkmälern der Via Appia ist eine ausführliche Beschreibung
zuteil geworden i380)_ Denselben Gegenstand behandelt ein Buch
von U. Leoni und G. Staderini^^si).
Über die Villa Hadriana liegen zwei Arbeiten vor: ein Führer
von R. Lanciani^3^2) und ein reich illustriertes Prachtwerk von
Gusman^^^^.
Sehr willlvommen ist eine archäologische Karte ^^s*) und eine
topographische Darstellung ^385^ (jgj. Umgebung von Frascati von
Grossi-Gondi, der auch eine Schrift über die Villen dieser Gegend,
besonders über die Villa des Qimwtilius bei Mondragone veröffent-
licht hat ^3^^). — Die antiken Reste des Territoriums von Laurenium
hat R. Lanciani^^^'^) untersucht. Das nemus Ariciniim (unterhalb
des Dianatempels beim heutigen Nenii) ist durch Ausgrabungen
aufgeklärt worden ^ 388)^ über die L. Morpurgo berichtet.
Die berühmte Stätte von Alba Longa, das man zuletzt meist
am Nordostufer des Albanersees (zwischen Marino und Palazzuolo)
ansetzte 1390)^ sucht Ashby^^^^) neuerdings am Westrand des Sees
auf der Stelle des heutigen Castel Gandolfo (zwischen dem päpst-
lichen Palast und dem Kloster der Reformati), wohin schon Hol-
st en ins Alba Longa verlegt hatte. Die neue Meinung, welche
den Beifall R. Kieperts ^39i) gefunden hat, beruht vor allem auf
der Nähe der albanischen Nekropole. Außerdem gehören hierher
die Artikel »Albanus mons«, »Albanus lacus«, »Albanus ager« usw.
von Hülsen in der RE.
Die auf dem Grunde des Nemisees lagernden Schiffe, welche,
aus der Art der Fundstückc zu schließen, prächtig ausgestattete
kaiserliche Pavillons trugen, sind der Gegenstand lebhafter Erörte-
rungen geworden 1392^^ harren aber noch ihrer Auferstehung.
1379) Classical Topography of the rom. C. Pap. of the Brit. School of
Rome 1, 3, 4, 1902—07. — i^so) Ripostelli u. Marucchi, La V. A. il
l'epoque rom. et de ocs jonrs. Rom 1908. 440 S. — '^®') Süll' A. antica.
Rom 1904. — 1382) Villa Adr. Rom 190Ö. — 1383) villa Had. Paris 1904. —
1384) Carta arch. del territ. di F. 1:2.5 000. Rom 1907. — '385) n Tuscolauo.
Rom 1908. 233 S. mit K. — 1386) Lc ville Tuscolane. Rom 1901. —
1387) i^e ant. del terr. Laurentiuo. MonAnt. XIII u. XVI. ^ i388) Ebenda
XIII, 1903. — 1389) Alba L. JPhilol. XXVII, 37—50. — i»»") Siehe Nissen,
Ital. Landesk. II, 582, Hülsen, RE s. v. A. L., mit K. — i»»') FOA Itiü. Med.
S. 2. — 1392) Malfatti, Le uavi r. nel lago di N., Rom 1905, 125 S. Maas,
Le navi imp. n, 1. di N., Rom 1902. Giuria, Le navi r. n. 1. di N., Rom
1902. Borghi, La verita sulle navi ... Rom 1901.
Italia. 179
G-ustiimerium , dessen genaue Lage Nissen und Hülsen (RE)
offen lassen, möchte R. Kiepert mit den Ruinen 7^ km östlich
von Marcigliana identifizieren ^ 393),
Die Allia wird von Hülsen, Nissen, R. Kiepert einstimmig
mit dem Fosso della Bettina (nördlich vom Casale Macigliano)
identifiziert ^394).
Der A^ersammlungsort des altlatinischen Bundes, der lucus
Fereniinac, wird von R. Kiepert im Tal von Marino, beim Parco
Colonna gesucht ^395)^ von Nissen und Hülsen bei Äricia.
H. Kiepert hebt mit Recht hervor, daß eine aqua Ferentina nicht be-
zeugt sei. Die von Nissen und Hülsen (RP^ s. v. Ferentina aqua) angeführten
Stellen beziehen sich in der Tat auf den lucus; nur zwei (Livius II, 38, und
Festus s. V. praetor) auf ein caput Fcrentinae oder Ferentinum ; wieder ein-
mal ein Beispiel, wie Zitate ohne Nachprüfung übernommen werden!
Die Topographie von Ostia ge^winnt immer mehr durch Aus-
grabungen, über die von ihrem Leiter, D. Vaglieri, in den Notizie
degli Scavi berichtet wird. An Monographien nenne ich Nagu-
jewski »Ostia«i396) und Calzas Aufsatz i397j_ — Über neue
Forschungen in Ärdca ist Arch. Anz. 1901, 60 zu vergleichen und
Hülsens Artikel in der RE.
2. Latium Adiectum.
Antike Flurkarten von Terracina und Mintw-nae hat A. Schulten
in den zu denFeldmessem überlieferten Zeichnungen nachgewieseni398).
Auf der Karte von Minturnae sind hinter ^Nlintumae die montes (mons)
Vescini (= heut, monti di Roccamonfina) genannt. Die Stadt wird vom Lii-is
durchströmt. Dieser mündet in einen Strandsee, den heutigen Pantano di Sessa,
der zwar heute nicht bis zum Liris reicht, aber im Altertum bedeutend größer
gewesen sein muß. Durch die Karte wird die Lage von Minturnae am Liris
bestätigt. Da die Ruinen der Stadt (beim heutigen Traetto) jetzt 3 km nord-
westlich vom Fluß liegen, muß dieser seinen Lauf beträchtlich verändert haben.
Die Karte von Terracina bezeichnet die ponünischen Sümpfe, »paludes«, und
die Via Appia. Der im Westen der Stadt gezeichnete Fluß muß der Amasenus
(heute Portatore oder Amaseno) sein. Außerdem zeichnet die Karte einen Fluß,
der die Stadt durchfließt. Beide münden in eine Lagune. Das wird bestätigt
von Strabo, S. 233: ^:zo6>ieLTai ö'avTrj; fiiya e2og, o Tioiovai ovo :iOTaiioi<i .
Dem Amasenus hat Tomas etti eine ausführliche Studie ge-
widmeti399), — Über die noch nicht bestimmte Lage des volskischen
Ecetra spricht R. Kiepert i^°o). Überzeugend ist seine Identifikation
der alten Ijatinerstadt Fortmuni mit dem heutigen Montefortino,
dem fälschlich der Name von Artena beigelegt worden ist, das
vielmehr weiter östlich gelegen habe. — ■ Die Arx Carventana T\n.rd
in Rocca Massima wiedererkannt. — Für das latinische Sidmo gilt
noch immer Clüvers Gleichung = h. Sermoneta als die beste.
Die Schrift von P. Serafinii-^oi) fördert die Frage nicht. — Das
1393) FOA S. 2. — 1394) Ebenda. — i395) Ebenda. — 1396) Kasan 1903
(russ.). — 1397) XAntol. Fasz. 854, 229. — 1398) Hermes 1898, S. 537 u. 541. —
1399) Rom 1899. 181 S. — i^o") eOA S. 1. — i^oi) intorno a Sulmona nel
Lazio. Sulmona 1901.
180 A. Schulten, Berieht über die historische Geographie des Westens.
von den Oskem zerstörte Amyklae am Strand see von Fundl hat
eine Monographie erhalten von E. Pais^*02~)^ ^q^ zeigt, daß die
Sage von der Zerstörung durch Schlangen auf volksetymologischer
ümdeutung der 'Om/.oi in Txfcig beruht. — Die Topographie von
Circci hat Ashby vortrefflich behandelt ^*03^_ — Eine genaue Auf-
nahme und Beschreibung oder gar Ausgrabung der alten Mauer-
ringe im Lande der Herniker wird nocli immer vermißt.
Über seine Untersuchungen in Ferenünum, Aqninum, Frcgellae,
Cora, Seim, Fundi usw. berichtet R. Delbrück i404-)_ Derselbe
hat auch dem Kapitol von Signia (= heute Scgni) eine eingehendere
Untersuchung gewidmet i*05j_
Wichtig für die Chronologie dieser bisher in sehr alte Zeit gesetzten Mauer-
ringe ist der durch Ausgrabungen erbrachte Nachweis, daß die Mauern von
Norba der römischen Kolonie aus dem Jahre 262 v. Chr. angehören i*<"^. Die
antiken Denkmäler von Cora beschreibt Attilj ^*'''). Die sorgfältige Unter-
suchung der Stadtmauern und der Topographie von Fcrentinwn durch Ashby i^o?"^
könnte den oben (S. 102) gekennzeichneten jungitalienischen Forschern den
richtigen Weg topographischer Forschung weisen.
Für Praeneste liegt eine recht gute Topographie und Stadt-
geschichte von R. V. Deman Magoffin vor^^os), in der man aber
einen Plan vermißt. Die Schrift von Gr. Colasanti über FregellaeA^^^)
bringt für die nur kurz behandelte Topographie wenig Neues. —
Mit Liebe hat Ciceros Vaterstadt Ärpinuni und seine Villen der
Ciceroforscher 0. E. Schmidt behandelt i'^io, i4nj| die Lage von
Ciceros Arpinum D'Ovidio^*^-). Über Aguitiuin gibt es zwei um-
fangreiche, aber ziemlich wertlose Monogi-aphien der oben kritisierten
Gattung 1" 3).
XV. Campania.
Von allgemeinen Arbeiten liegt vor der Artikel »Campania« in
der RE von Ch. Hülsen. Einige Bemerkungen zur Topographie
gibt R. Kiepert im Text zur Karte »Italia inferior«. Auf die
bisher nur aus Vasenfunden bekannte EtncskcrherrscJmft in Kam-
panicn hat eine beim alten Capua gefundene große Inschrift neues
Licht geworfen i^^*).
Ausgehend von der Polj'biusstelle (II, 91, 4), die in Kampanien »Daunier«
erwähnt, sucht E. Pais nachzuweisen, daß von den nach Dionysius Halicarnassensis
VII, 3 im Jahre 524 v. Chr. mit den Etru^kern nach Ksunpanien gelangten
Umbrern und Daunicrii Reste lange erhalten blieben '^i*).
E. Pais handelt auch^'*!'') über die Aurunkcr, indem er vor
allem ihre ehemalige Ausdehnimg zu bestimmen sucht. Ferner ist
1*02) RicStor. K. 22. — i*03) Mel. d'archeol. 1905,. 157, mit K. —
1*0*) RömM 1903, 141. — H05) Rom 1904. — n««) AA 1902, 50; 1903,
229. — 1*07) Rom 1904. — i*07") RömM 1909, mit K. — i*08) Study of
top. of P. Baltimore 1908. — i*09) Rom 1906. — i*iO) Ari)inum. Progr.
Meißen 1900. — i*") C.s Villen (NJbKlassAlt. 1899). — i*»"-) Atena e Roma
1899, 200. — 1*13) Grossi, Aqu., Rom 1907. Jacobone, Aqu., Canosa. —
1*1*) Litt, bei Herbig (Aum. 1289), S. 115. — i*i*) I Dauni e gli U. della
Camp. RicStor. K. 17. — 1*16) Ebenda K. 1.
Italia. 181
Ch. Hülsen in seinen Artikeln »Aurunci« und »Ausones« der RE
zu vergleichen.
Die Ausgrabungen des Engländers Stevens auf der ehrwürdigen Stätte
des alten Kyvic haben ergeben, daß die Gründung der hellenischen Stadt nicht,
wie die Tradition will, um 1100 v. Chr., sondern mit der ganzen hellenischen
Kolonisation in Unteritalien und Sizilien erst im 8. Jahrhundert v. Chr. statt-
gefunden hat. Die Lage von Kyme schildert v. Duhn im ersten Kapitel seiner
Schrift xiher Pompei {knra. 1431). Daß vor der griechischen bereits eine italische
Stadt bestanden hat, ist von Patroui'^'") und besonders von Sogliano ge-
zeigt worden ^^^^).
Eine Menge neuerer Literatur besitzt Neapel, aber darunter ist
nur Avenig Brauchbares.
Genannt sei B. Capasso, »Napoli Grecoromana esposta nella topografia e
nella Vita" '•*'**"); De Petra, »Le origini dl Napoli«!*'^) und »Napoli colonia
romana«'^20j. Barbati, »Napoli al tempo di Augusto«'*2ij_ und das Buch
»Le origini di Napoli <■ von A. Pirro mit den beiden Teilen 1. Falero e
Xapoli^^'^-), 2. Palepoli e XapoW^^^^) mit Plänen, welche den Zug der Stadt-
mauer und das regelmäßige Straßennetz der griechischen Stadt und die römische
Erweiterung im Westen und Süden darstellen. Über eine neue Strecke der
Westmauer berichtet Pirro i^24)_ p^Q Dioskurentempel hat v. Duhn be-
handelt'^25|_ — Über das alte Capua (S. Maria di Capua vetere) liegt eine
ausführliche, aber wertlose Schrift vor^^^Gj^
Das Hauptwerk über Pompei ist A. Maus »Pompei in Leben
und Kunst« i^27j ^^t einem Anhang über Ilerculaneum.
Das Werk ist, ausgezeichnet durch die völlige Beherrschung des Stoffes und
die musterhafte Klarheit und Knappheit der Darstellung, bei weitem die beste
Monographie über eine italische Stadt und ihrem kürzlich verstorbenen Verfasser
ein »monumentum aere perennius". Der Mansche Führer für Pompei liegt,
von Bart hei bearbeitet, in fünfter Auflage (1910) vor. In der Sammlung
--Berühmte Kunststätten hat E,. Engelmann Pompei behandelt ^^28)_ Über
neue Funde in Pompei hat Mau bis 1908 in den Rom. Mitt. berichtet. Das
Prachtwerk von Gusman'^^gj empfiehlt sich durch den Reichtum der Ab-
bildungen. Der Architekt C. Weich ardt hat uns ausgezeichnete Rekonstruktionen
von Pompei'* 3") geschenkt, Blätter, die zugleich archäologischen und künst-
lerischen Wert haben. Als hellenistische Stadt würdigt Pompei v. Duhn'^^').
Eine seltsam geformte alte SHuW^^^-) wird von manchen Forschern für etruskisch
gehalten und ;ils Zeugnis eines etruskischen Pompei ausgegeben '*^^). In der
Nähe von Pompei kommen immer mehr Villen, teils Landhäuser, teils Farmen,
zum Vorschein. Eine besonders prächtige bei Boscoreale hat den berühmten
Silberfund ergeben. Sie ist beschrieben von Barnabei '*''*).
An der Mündung des Sarno sind allerhand zum dortigen Hafen
gehörige Gebäude gefunden Avorden. Eine gute Darstellung dieser
suburbanen Ansiedlungen findet man in »Le Musee«!*^^).
i"7) BullPaletnSt. 1898. — '"«j ^uma italiea (Miscell. Saunas). —
1*18") Neapel 1905. 225 S. — i^i^) Neapel 1903. — i*20) AttiAccNap. 1894,
57—81. — 1*21) Xeapel 1897. — "22) Salerno 1905. — i*23) Salerno 1906. —
1*24) StudiStor. 1909. — "25) SitzbAkHeidelberg 1910. — "26) Teti, Framm.
stör. d. Cap. ant. S. Maria di C. 1902. — "27) 2. Aufl. Leipzig 1908. —
"28) 1902. — "29) Paris 1899. — "30) Pompei vor der Zerstöning. a) große,
b) kleine Ausgabe 1898. — "3i) Aus Natur u. Geisteswelt II. 114, 1906. —
"32) RömM 1902, 305; 1904, 124 (Mau). — "33) Cosenza, Gli Etr. a P.
Atena e Roma 1903, 302. — "34) La Villa di Fannio Sinistoro. Rom 1901. —
"35) La banlieue d. P. LeMusee 1906, 159.
182 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Hereulaneum, die Schicksalsgefährtin Pompeis, hat Mau in der
zweiten Auflage seines Pompeiwerkes behandelt. Das Buch des durch
seine vergeblichen Bemühungen um eine mit internationalen jMitteln
zu veranstaltende Aufdeckung \on Hereulaneum bekannten Prof.Wald-
st ein 1*36) über Hereulaneum besteht aus einem aktuellen und einem
historischen Teil, der alle Hereulaneum betreffenden Fragen behandelt.
Die antiken Nachrichten über den Vesuvaush'uch im Jahre
79 n. Chr. behandelt H. Herrlich i^^?)^ (jie Nachrichten über den
Vesuv überhaupt Ranisauer^^^^).
Rekonstruktionen und Landschaftsbilder der kaiserlichen Tillen
auf Capri hat Weichardti*39) veröffentlicht.
Daß die von Tiberius auf Capri bewohnte Villa, wie überliefert, »Villa
lonis«, nicht wie bisher emendiert wurde, »Villa lovis« geheißen habe, wird
M. Ihrai^*") nicht jeder glauben, denn wegen ihrer Zwölfzahl dürften die
Villen doch wohl nach den zwölf Olympiern benannt gewesen sein.
Die Literatur über Pompei, den Vesuv, Capri ist zusammen-
gestellt von Furchheim 1**1).
E. Paisi**2) will in der Beschreibung, die Strabo S. 247 von
Ischia gibt, /qvohu in /vtohu. korrigieren, weil dort keine Gold-
mine, dagegen eine bedeutende Töpferei vorhanden sei. — Pnteoli
hat eine ausführliche und tüchtige Monographie erhalten von
Dubois 1**3). — Stabiae ist bearbeitet worden von Cosenzai***).
Baiae von J. Schmatz i**5). — Der Aufsatz von Rostovzewi**^«)
über die i^ompeianischen Vülenhilder und ihre Vorbilder behandelt
ein für die Topographie der kampanischen Küste wichtiges Element.
Den vom Meer bedeckten Resten der Villen in der Gegend des
Posilippo gilt der von vortrefflichen Aufnahmen begleitete Aufsatz
eines englischen Archäologen i**^).
Die Darstellung der Phlegräi sehen Felder von C. de Stefanii**'^)
ist auch für die antike Topographie der Gegend wichtig.
Hannihals Lager im Tifatagehirge sucht J. Kromaj'er auf
Grund örtlicher Untersuchungen mitten im Gebirge auf der Hoch-
ebene von Balzi und Pianelli^^^^).
Die Straßen nördlich von Capua hat 0. Cuntzi**^) untersucht.
XVI. Lucania.
Die neuere Literatur über Lukanien und verschiedene Fragen
der lukanischen Topographie erörtert R. Kiepert im Text zu den
FOA Ital. Inf., S. 5.
1436) w. u. Shoobridge, H. past, preseut, futur. London 1908. — "37) Klio
1904, 209. — i«38) D. Alpcnztg. VII. — i"9) Das Schloß des Tiberius auf
Capri. Leipzig o. J. — i"") Hermes 1901, 287. — '**») Bibliogr. di V.
Nap,, Neapel 1891. B. del Vesuvio, Neapel 1896. B. di Capri e della
penisola Sorrent. Neapel 1899. — i"2) RicStor. K. 18. — '**') P. anticiues.
Bibl. des ficoles d'Ath. et Rome. — »"<) Stabia. Trani 1908. — i^^S) p,.ogr.
Regensburg 1906. — '<*5a) jbArchlnst. 1904, 103. — '■»•"') Subnu-rged regions
of Posilipo. Archaeologia 190:5. — '"7) pM Erg.-II. 156, 1907. — >*<«) Wiss.
Ber. (Anm. 76), S. 7. — •"») ÖJahresh. 1899, 97.
Italia. 183
Über Ausgi'abungen in verschiedenen lukanischen Akropolen
wird in den Notizie degli Scavi berichtet ^^-^o). Neue Ausgrabungen
in Paestum haben bereits zu einer wichtigen Bereicherung des
Stadtbildes geführt. Diese guten Ergebnisse sollten die italienischen
Archäologen an die dringende Pflicht einer Erforschung der Griechen-
städte am Golf von Tarent mahnen ^^^i)! »Studien zur Topogi-aphie
von Paestum« veröffentlichte Th. Kluge i*^^).
Mit der älteren Geschichte von Siris beschäftigt sich E. Pais^^^s),
Über Syharis und sein Gebiet gil)t es mehrere ziemlich wertlose
Monographien ^^^^).
XVn. Bruttium.
Aus dem Text zu S. 4 der FOA kann man ersehen, daß in
dieser kulturell und wissenschaftlich zurückgebliebenen Landschaft
selbst über die Lage wichtiger Städte noch Unklarheit herrscht
{Terina, Pandosia usw.). Über Rkegium gibt es eine ausführliche
Arbeit von P. Larizza^^^s). Aus den die Aufschrift Ami...
ti'agenden und denen von vSybaris und Siris sehr nahe verwandten
Münzen schließt E. Pais auf eine alte, früh untergegangene große
Gemeinde der Amineer in der Gegend von Sybaris i*56^_ Derselbe
vertritt in Kap. YIII desselben Werkes die Existenz eines zweiten,
in Messapien, bei Tarent, gelegenen Syharis und bezieht den zu-
sammen mit Brundusium auf einem bronzenen Heroldstab stehenden
Namen QovQÜor auf eine Gemeinde Thuriol in Apulien, nicht auf
das lukanische Thurioi.
Von den Griechenstädten ist bisher nur Lokroi Epizephyrioi
erforscht worden ^•^ 5 7)^ wo P. Orsi mehrere Tempel, darunter den
berühmten der Persephone, gefunden hat. — Derselbe bespricht^^ss)
auch die Topographie von Kaulotiia. — Medma ist behandelt von
Lafortuna^*-''^). — Nur auf die Münzen der Stadt bezieht sich
die :> Terina« überschri ebene Scnrift von K. Regling^^60)_
XVin. Apulia.
Yen allgemeinen Darstellungen sind zu nennen die Artikel der
RE »Apulia« und »Daunia« von Ch. Hülsen und der Text zu
den FOA Ital. Inf. S. 5. — Der Aufsatz von Max. Mayer »Zur
Topographie und Urgeschichte Apuliens« versucht aus archäologi-
schen Daten (Vasen) die verschiedenen Stämme zu scheiden ^^ß^).
Er ist das ethnologische Resümee der gründlichen Untersuchung
»Keramik des vorgriechischen Apulien «i*62)_
i«0) 1897, 114 (Atena Luc), 184 (Muro Luc). — '^^i) s. Les fouilles de
la Gr. Grece in Rev. d. Et. grecqu. 1907. — i*52) JclPhil. 1909, 57. —
"53) RicStor. K. 6. — "54) Galli, Per la Sibaritide, Acireale 1907. Garof alo
di Bonito, Intomo Sibari e Turio, Neapel 1899. — "^5) Rhegium Chalcidense.
Rom 1906. — "56) RicStor. K. 5. — "57) nSc 1909, 319. — "58) Ebenda
327. — "59) Caltanisetta 1899. — ""O) ßerl. Winckelmannsprogr. 1906. —
"«») Philol. 1906, 490. — "62) RömM 1897, 1899, 1904.
184 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Die einen uralten Haustypus darstellenden kegelförmigen Steinhäuser des
heutigen Apulien, die Tndli, bilden den Gegenstand der Abhandlung von
Bertraux, »fitudes d'un type d'habitatiou primitive« ^^63)_
Der berühmteste Platz der apulischen Topographie, das Sclüacht-
feld von Cannae, und die Kontroverse, an welchem Ufer des
Aufidus die Schlacht geschlagen sei, ist zuletzt von J. Kromayer
untersucht worden i"* 6*), der sich mit Recht für das rechte Ufer
entscheidet. Die frühere Literatur führt Ch. Hülsen in seinem
Artikel »Cannae« in der RE an.
Von apulischen Städten sind behandelt worden: Canusium von Hülsen
(RE), J. Nunzioi'*''^) und Jacobone '^^^j, der die Vorstellungen von dem
riesigen Umfang der Stadt auf ein bescheidenes Maß (6 — 7 ha) reduziert; Asculum,
von P. ßosario 1^^^).
XIX. Calabria.
Über Brundisium unterrichtet der eingehende Artikel von
Hülsen (in der RE mit Plan); über Tarent Del Lagoi^^^^) imd
der Plan in den FOA Ital. Inf. (vgl. Text S. 5).
XX. Sicilia.
Eine Menge von Fragen der Ortskunde Siziliens hat R. Kiepert
im Text zu den Blättei-n »Italia Inferior« und »Magna Graecia«
behandelt. Über die reiche Numismatik der Insel, eine wiclitige
topographische Quelle, liegt ein Werk von F. Hill vor^^^^). —
Eine populäre Darstellung der griechischen Monumente findet man
im 24. Heft der Sammlung »Berühmte Kunststätten« von M. G.
Zimmermann^*'^0)_ — Yon a. Holms »Geschichte von Sizilien«
ist 1898 der dritte, die römische Zeit (von 264 v. Chr. an) be-
handelnde Band^^'^i) erschienen (mit historischer Karte 1:800000).
Für die archäologische Erforschung der Insel begann eine neue
Epoche mit P. Orsi, dem Direktor des Museums von Syrakus. Ihm
verdanken wir vor allem die Kenntnis des von den Sücancrn und
Sikekrn bewohnten prähisfoi-ischen Siziliens, soweit sie sich aus
Grabfunden und Siedlungsweise gewinnen läßt.
Seine zahlreichen Forschungen sind meist niedergelegt im Bulletino di
Paletnologia Italiana 1899ff. , den Notizie degli Scavi und den Monumcnti
Antiehi. Eine bei Pantalica (am Anapos) gefundene bedeutende Sikelerstadt
ist in den Monumenti Antiehi IX, 1899 behandelt. Orsi kommt zu dem (mir
unwahrscheinlichen) Ergebnis, daß die Sikaner und Sikeler ein Volk sind
(besser sagt man wohl, daß sich ihre Kulturen nicht unterscheiden lassen).
Ferner findet Orsi die Nachricht von der iberischen Abstammung der Sikaner
bestätigt durch zahlreiche Übereinstimmungen zwischen der spanischen und
sizilischen Prähistorie'^'^^ ju populärer P^orm stellt P. Orsis Forschungen
dar G. Perrot in dem Aufsatz »Un peuple oublie Ics Sikeles«!*^').
1*63) AnnG 1899, 207. — ^*^*) WissBer. (Anm. 76) S. 13. — "65) Canosa
ant. Cano.sa 1905. — >*ß6) BiblStorTop., H. 3. — "6") Ascoli 1898/99. —
1*68) RivStorAnt. 1895, 1, mit Plan. — i*«») Coins of anc. S. Westminster
1903. — 1*70) 1904. — i-»7ij Leipzig (Engelmann). — '^"2) BullPal. 17
(Castelluccio), 24 (M. Tabuto), MonAnt. IX (Pantalica). — 1*^3) RevDeuxMondcs
1897, 594.
Italia. 185
AViclitig ist das mehrfache Vorkommen des Namens der Sikeler
in Dalnmtien^^'^*).
Es bestätigt die Einwanderung des Volkes aus Italien, macht seine Zu-
gehörigkeit zum illyrischen Stamme wahrscheinlich, scheidet es von den im
Westen der Insel sitzenden und doch wohl von Westen her, nach den Alten
aus Spanien, eingewanderten Sikanern.
Der Historiker des prähistorischen Italiens Modestov hat auch
die Urgeschichte der Insel zu rekonstniieren versucht ^•*'^^).
Ein wohlerhaltenes prähistorisches Dorf mit runden Hütten hat A. Mos so
Dei Girgenti erforscht i*^").
Die Elymer werden für gleichen Stammes mit den anderen
Sikelioten gehalten von E. Pais^*77)_ über seine Gleichsetzung
von ^'Env'i mit dem lateinischen Verruca {= Berg) haben die Sprach-
forscher zu urteilen. Daß die Identität ihrer Ortsnamen mit denen
der ügurischen Küste für ihre ligurische Abstammung spricht, betont
Hülsen (RE s. v. »Elymi«) und E. Kiepert i^^S).
Dieser stellt die Aufeinanderfolge der sizilischen Völker so dar: Zuerst
Lignrer, als deren Rest sich die Elymer im Westen der Insel behaupten, dann
Illyrer, zu denen die Veneter und die zuei-st in Italien verbreiteten, dann nach
Sizilien eingewanderten Sikeler gehören.
Ebenda versucht E. Kiepert eine Abgrenzimg der einzelnen
Stadtgebiete der Insel, ein Versuch, der auch als Hypothese will-
kommen ist.
Es fällt auf, daß unter den in der Festsclirift für A. Salinas^-^'^)
vereinigien Aufsätzen, abgesehen von den kurzen Bemerkungen
Bei ochs über Herbita, kein einziger Beitrag zur historischen Topo-
graphie der Insel ist. "Während in Eom zu viel Lokalgeschichte
getrieben A\-ird (s. o. S. 163), scheint es in Palermo daran ganz
zu fehlen. Nach dieser Seite ist die vierzigjährige Lehi-tätigkeit
von Salinas offenbar ohne Frucht geblieben.
Während im übrigen Italien die Erforschung der historischen
Stätten des Landes hinter der Prähistorie zurücksteht, sind in
Sizilien dank der umfassenden Tätigkeit P. Orsis bereits mehrere
Griechenstädte in Angriff genommen worden, Avie Gela^^^^), Kania-
rma 1481)^ Megara Hyblaia^^^-), Selinus^^^^).
Vher Akraga,? ist der Artikel von Hülsen (mit Plan) in der RE, R. Kiepert
im Text zu P'OA Ital. Inf., S. 3 zu vergleichen. Ferner notiere ich Lenschau,
»Zur Topographie des alten Akragas«, und Petersen im Areh. Anz. 1Ö03,
88. — ■ Bonfiglio beschäftigt sich mit dem Verhältnis der vorgriechischen und
griechischen Stadt i^^^). — Eine ausführliche Monographie hat Catania er-
halten'*85)_ — £)jg Lage der syrakusanischen Kolonie Kasmenai hat man zu
bestimmen versucht i^*^).
1474) FOA Magna Graecia S. 2. — mi'^ X)e Siculorum origine. Berlin
1898. — 1^76) AA 1909, 134. — '^^^ RicStor. K. 11. — i*"«) FOA M. Graec.
S. 3. — 1^79) Mise, di arch., di Stör, e di Fil. ded. al Prof. A. Sal. nel 40.
Anniversario del suo insegnamento. Palenno 1907. — \i»Oj MonAnt. XVII. —
'*8') Ebenda IX, 1899; XIV, 1904. — i*82) Ebenda I, 689. — i*»») AA
1903, 88. — ii8i) RieStorAnt. 1901. — i*»*] Messina, C. vetusta. Catania
1902. 185 S. — ii8«j Monterisi, Sul sito di C. Neapel 1897.
186 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens.
Auch die Topographie von Syrakus scheint jetzt durch Aus-
grabungen gründlicher, als dies bisher der Fall war, erforscht werden
zu sollen.
Besonders wichtig sind die Ergebnisse am Euryelosi**^), dessen Befestigungen,
eines der bedeutendsten Werke altgriechiseher Befestigungskunst, immer noch
genauer Aufnahmen entbehren. Einen Plan der Stadt zur Zeit Dionys' I. ent-
hält das Blatt »Italia Inferior« der FOA (1 : 60 000), einen anderen, der Syrakus
zur Zeit der athenischen Belagerung darstellt (1:100000), das Blatt XXI
(Roma Urbs. Magna Graecia), bei dem aber das Terrain der Stadt sehr summarisch
gezeichnet ist. Für die Topographie der athenischen Belagerung sei auf G.
Busolts ausführliche Behandlung verwiesen i^**). P. Orsis Forschungen am
Olympieion sind in den Monumenti Antichi J^^^) veröffentlicht. Die Tempel
auf Ortygia hat Puchstein i^^f*) untersucht. Über die großen Katakomben
liegt die Publikation ihres leider zu früh von seinem Werke abgerufenen Er-
forschers Führer vor'^^').
In den FOA gibt E. Kiepert eine Earte der Häfen von Pan-
hormos (Palermo) auf Grund neuerer Untersuchungen. Das alte
Herhita sucht Beloch^'^^S) zwischen Mistretta und der Küste.
Besonderes Interesse haben die Untersuchungen mehrerer durch
kriegerische Ereignisse berühmter Stätten.
Voran seien genannt die vortrefflichen Forschungen J. Kromayers über
Eryx^^^^) (Stadt auf dem Nordabhang, Tempel = h. Stadt San Giuliano; Lager
der Römer auf dem Westabhang) und Heirlde^^^^), das Kromayer nicht
auf dem Monte Pellegrino, sondern auf dem 7 km nordwestlich von Palermo
gelegenen, im Monte Castelluccio gipfelnden Berg wiedererkennt.
Die Lage des im Jahre 405 v. Chr. von den Karthagern gegen
Gela angelegten Lagers sucht Gr. Cultrera^*^^) zu bestimmen.
Den durch die Schlacht des Jahres 340 v. Chr. berühmten
Fluß Krimissos bei Segesta erkennt R. Kiepert in dem Bache Bio
Freddo wieder ^*96j_ Derselbe hat a. a. 0. auch andere Schauplätze
kriegerischer Ereignisse behandelt. — Auf die Topographie des
Untergangs der Athener am Asinarus bezieht sich ein Kapitel in
E. Pais'^ »Ricerche Storiche«i497).
An neueren italienischen Monographien liegt vor: Ciaceri, Megara Hyblaea
und Hybla Gereatis ^^^^), ein 299 Seiten starker Aufsatz über eine Stadt (Xisa
= Caltanisetta), die vielleicht gar keine war '''99), eine Schrift über Xeelon i500j_
Über die römischen Straßen auf Sizilien gibt es zwei Untersuchungen, eine von
Garofalo i50ij_ (]je andere von Blasquez i^''2)_ Scylla und Charyhdis bilden
den Gegenstand einer geographischen Studie von v. Jobst'^'^''). Zur Charj'bdis
ist Wasers Artikel in der RE zu vergleichen.
"87) NSc. 1909, 337. — i<88) GrGcsch. III, 2, 1904. — i'S») XIII,
1903, 369—92. — >^90) Festschr. f. Kiepert 199. — i^^') Führer, Sicilia
sotterranea. München 1897. F. u. V. Schulze, Die altchristlichen Grabstätten
Siziliens. Jb. d. Inst. Ergänz. 7, 1907. — ^^^-) MiscSalinas'223. — i*93) Klio
1909, 461, mit K. — i"^) Wien. Eranos zur .50. Phil.-Vei-s. 1909, 22h.
mit K. — "95) RendAccLincei 1908, 252, mit K. — "9«) FOA Ital. Inf.,
S. 2. — "") Anm. 1151. — "98) StudStor. II, 2, 163. — "99^ p„nturo,
L'ant. Nisa e Tod. Caltanisetta. Caltanisetta 1901. — I^OO) Buccheri, Mon.
class. di Noto vccehio. Noto 1903. — \^o\) Lg yj^ rom. in Sic. Neapel
1901. — '•'Oä) RevArchivos, 1901. — 1=03) Würzburg 1902.
Italia. 187
Die merkwfirdigen, denen von Malta und Sardinien nahe ver-
wandten und wohl demselben Volk libysch-iberischen Stammes ge-
hörigen Denkmäler auf Pantellaria haben A. May r ^so-i) und P. Orsi i^"»)
untersucht.
Über die Liparischen Inseln im Altertum liegen zwei kleine
Schriften vor^soe). Die Häfen Siziliens imd der anderen Inseln
sind in einer offiziellen Publikation i^o^) behandelt.
XXI. Sardinia.
Den merkwürdigen prähistorischen Denkmälern der Insel, vor
allem den Nuraghen, dem Gegenstück der »Talayots« auf den
Balearen und der »Sesi« auf Pantellaria, ist die Vorliebe der
italienischen Archäologie für die Prähistorie zugute gekommen.
Die lang erörterte Frage nach dem Zweck der Nuraghen scheint jetzt mit
dem Spaten gelöst zu sein durch A. Taramelli, der in mehreren Nuraghen
alle Anzeichen von Bewohnung fand^^^Sj ^j^ Türme oder Burgen hatte einen
Teil der Nuraghen schon E. Pais^^og) bezeichnet, während G. Pinza sie sämt-
lich für Kuppelgräber hielt i^io). Die vermittelnde Ansicht von G. Mayr^äii)^
daß sie zum Teil Gräber, zum Teil Befestigimgen gewesen seien, ist sehr zu
erwägen, da für beides Analogien vorliegen. Volle Klarheit kann offenbar nur
die dringend erwünschte Bearbeitung des ganzen Bestandes, freilich eine kolossale
Arbeit, bringen. Der Anfang müßte mit einer Xnraghenkrn-tc gemacht werden
auf Grund der jetzt vorliegenden Generalstabskarte 1:25 000. Die Nuraghen-
gruppe der Hochebene Giara bei Cagliari bespricht Delbrück i^^^), e. Pais
leitet von Nuraghen die Ortsnamen Xurrenses, Xora (nördlich von Cagliari)
abi5i3), Nach der Etymologie des Wortes »Nuraghen fragt Subak'^n).
Schließlich sei noch ein Aufsatz über die Architektur der Nuraghen von F.
Prehac erwähnt 1515)_
Die in Cagliari gefundene iberische Inschrift verstärkt die anderen
Zeugnisse für die Beziehungen der Insel zu Spanien ^-^^ 6).
Von Olhia berichtet E. Pais, daß dort bisher nur eine punische,
noch keine griechische Nekropole gefunden sei, führt aber Gründe
für die Annahme einer älteren griechischen Gründung (Vorgängerin
von Alalia) ani^i').
Über Topographie und Altertümer des panischen Xora hat G. Patroni
eine ausführliche Arbeit veröffentlicht '^IS). Den moderneu Ortsnamen Kentu
Istaßas hat als altoskisch {= centum stabula) erkannt und auf eine oskische
Kolonie zurückgeführt W. Meyer-Lübke ^^is), ein neues Beispiel, wieviel
Uraltes in heutigen Ortsnamen fortlebt.
Daß die Römer das wilde Innere der Insel als barbaria, seine
Bewohner als Barbaricini bezeichneten, weist E. Pais^^^O) nach.
Derselbe hat eine gründliche Analyse der sardischen Gemeinden
1504) EömM 1898, 367. — ^^os) Mon.\nt. IX, 1899, 450. — 1^06) straz-
zella, Attraverso l'ant. liparea. Messina 1908. D'Amico, SuUe Isole Eolie
(Girgenti). — i^otj Monogr. stör, dei porti dell' ant. nell' Ital. insulare. Rom
1906. — i508j MonAnt. XIX. 1909, 225—304. — i509) RieStor. K. 35. —
1510) MonAnt. XI, 1901. — i^ii) Glob. 1904, 134. — 1512) aA 1909, 136. —
1513) RicStor. S. 583. — i^u) ArchTriest. 1906, 52. — i5i5) MelHist. 1908,
141. _ 1516) EphEp. VIII, 513. — 1517) RieStor. K. 33. — 151") MonAnt. XIV,
1904, 107. — 1519) ZÖsterrGvmn. 1902, 675. — 1520) Rjc. Stör. K. 15.
188 A. Schulten, Bericht über die historische Geographie des Westens,
gegeben. Einige Punkte der sarclischen Topographie erörtert R.
Kiepert im Text zu den FOA.
XXTT. Corsica.
Eine Darstellung des antiken Korsika gab X. Poli^^^i), d[q
Inschriften, deren Verteilung gerade bei ihrer Spärlichkeit bedeut-
sam ist, hat Esperandieu gesammelt i522j. Eine Geschichte der
griechischen Kolonisation der Insel ist von Stephanopolii^^s^ ge-
schrieben worden. Mehrfaches Vorkommen des wahrscheinlich
ligwriscJien Namens Äliso auf Korsika weist F. Gramer nach ^ 524^.
XXm. Malta.
Geographie, Geschichte und Altertümer der Insel sind nach
allen Seiten erforscht worden von A. Mayr besondei'S in den
Schriften »Die vorgeschichtlichen Denkmäler von Malta« ^525)^ »Aus
den phönizischen Nekropolen von Malta« ^^^e) ^nd dem die früheren
Untersuchimgen zusammenfassenden Buch »Die Insel Malta im Alter-
tum« i527)^ aus dem hier besonders die Kapitel »Geographische
Verhältnisse« (Kap. 1) und »Topographie imd Besiedlung der Malta-
gruppe in geschichtlicher Zeit« hervorgehoben seien.
1521) La Corse dans l'antiquite (1907). — 1^22) inser. ant. de la Corse.
Bastia 1893. — ^523) Hist. d. Grecs en C. Paris 1900. — 1^24) wZ 1902,
254.— J525) AbhBavrAk. 1901, 645—721. — ^526) SitzbBayrAli. 1905, 467. —
1527) München 1909.
Topographie der Stadt Rom.
Yon Prof. Dr. Cli. Hülsen in Florenz.
Der folgende Bericht setzt ein mit dem Jahre 1906, bis wohin
die einschlägige Literatur für den größten Teil der Stadt in dem
von mir bearbeiteten Schlußband (I, 3) von Jordans »Topographie«
berücksichtigt werden konnte; doch ist an einzelnen Stellen auch
auf erwähnenswerte Arbeiten des vorhergehenden Jahres zurück-
gegriffen worden. Von periodischen Publikationen haben die Notizie
degli seavi bis Oktober 1910, das Bullettino comunale bis Heft I
von 1911 berücksichtigt werden können. Eine Verzeichnung der
vielen Funde von unbenannten Gebäuderesten, Straßenpfiaster u. dgl.
wie sie in jenen offiziellen Zeitschriften gegeben "wird, bleibt für
diesen Bericht natürlich noch mehr ausgeschlossen als für meine
früheren in den Komischen Mitteilungen.
I. AUgemeines.
Von Lancianis groß angelegter »Storia degli scavi di Roma«
ist 1907 der dritte, die Pontifikate Julius III., Pauls IV. und
Pins IV. (1550 — 65) umfassende Band erschienen i). Noch mehr
als in den früheren Bänden treten gegenüber den Ausgrabungs-
berichten die Notizen über Antikensammlungen in den Vordergrund :
einen großen Teil des Bandes nehmen die Urkunden und Inventare
über die Villa Giulia, die Horti Carpenses, die Allla des Kardinals
von Ferrara auf dem Quirinal u. a. in Anspnich. Auch über die
Villen von Frascati wird ausführlich berichtet.
Wichtige Materialien auch für die antike Topographie enthalten
die beiden Sammlungen alter Veduten, welche A. Bartoli^) und
F. Hermanin^) veröffentlicht haben. Eine noch weit reichere, von
H. Egger zusammengestellte Sammlung wird, in allernächster Zeit
erscheinen 4). Zahlreiche Pläne und Details antiker und fmhchrist-
licher Bauwerke finden sich in dem von Ch. Hülsen heraus-
gegebenen ehemals barberinischen, jetzt vatikanischen Zeichnungen-
1) Korn 1907. 40, 296 S. — 2) Cento vedute di Roma antica. Florenz,
Alinari. 54 S. Text, 100 Taf. Kl.-Fol. — 3) Die Stadt Rom im 15./16. Jahr-
hundert. Leipzig. 35 S., 52 Ansichten. — *) Römische Veduten aus dem
15.— 17. Jahrhundert. Wien. 2 Bde. mit je 115 Taf. Gr.-Fol.
190 Ch. Hülsen, Topographie der Sladt Rom.
kodex des Giuliaiio da Sangallo^). Aus der Modeneser Pracht-
handsclirift von Giovanni Marcanovas Inscliriftensammlung (1465)
sind von Ch. Hülsen 18 meist sehr phantastische Zeichnungen
antiker Baudenkmäler herausgegeben, welche als ältester Versuch
einer systematischen Rekonstruktion des alten Rom von Interesse
sind: der Herausgeber schreibt sie vermutungsweise dem Ciriaco
d'Ancona zu 6). Ein kurzes Verzeichnis von Handzeichnungen
niederländischer Künstler des 16. und 17. Jalirhunderts nach Denk-
mälern in Rom und der Campagna gibt J. Orbaan'^) nach Ori-
ginalen meist aus dem Louvre und dem British Museum. Aus
späterer Zeit stammen die vom British Museum gelegentlich der
römischen Jubiläumsausstellung von 1911 reproduzierten schönen
Zeiclmungen mit kurzem erläuternden Text von Th. Ashby^).
Den Bericht des Gio. Rucellai über Rom im Jubiläumsjahre
1450 hat H. P. Hörne nach der jetzt im British Museum (als
Deposito des Besitzers Lord "Westbury) befindlichen Handschrift
noch einmal herausgegeben, ohne sich auf Erläuterungen einzulassen 9).
Kurze Mitteilungen über Ausgrabungen und Zerstörungen aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts haben Pelissier^O) und De WaaP^)
nach gleichzeitigen Quellen publiziert.
Das »Bollettino bibliografico delle pubblicazioni italiane e straniere
edite su Roma« von E. Calvi berücksichtigt speziell die in römi-
schen Tageszeitungen erschienenen Artikel, was für Zeitgeschichte
und Risorgimento ganz nützlich sein mag, für antike Topographie
aber kaum etwas von AVert ergibt ^ 2). Weit nützhcher sind die
Übersichten im American Journal of Archaeolog}'.
Darstellende Werke.
In der Collezione di monografie artistiche, zu denen Corrado
Ricci die Initiative gegeben hat, behandelt Diego Angeli Rom in
mehreren reich illustrierten Heften, von denen das erste die Periode
von der Stadtgründung bis auf Konstantin umfaßtes). Einen knappen
Überblick über »Das alte Rom, sein Werden, Blühen und Vergehen«
gibt, in klarer Darstellung und mit Benutzung der neuesten For-
schimgen, E. DiehU*). Genannt sei liier auch die 14. Auflage
von Baedekers Mittelitalien ^^^^
5) II Libro di Giulisuio da Sangallo. Leipzig 1910. Fol., 59 u. 103 S.
Text, Gr.-Fol., 138 Taf. Atlas. — «) La Roma antica di Ciriaco d'Ancona. Rom
1907. 40, 50 S., 18 Taf. — ") BComun. 1909, 12 — 18. — «) Forty drawings
of Roman scenes by British artists, 1715 — 1850 from Originals in the British
Museum. Fol., 22 S. — 9) RevArch. 1907, 82—97. — i") Rev. des etudes
anciennes 1909, 178—80 (Brief von B. Bartholdy, Ausgrabungen 1823). —
11) RömQuarlalschr. 1909, 248 — 50 (Brief über Zerstörung röm. Monumente
um 1800). — 12) Anno I: pubblicazioni edite nel 1909. Rom. 47 S. Anno II:
})ul)blicazioni edite nel secondo semestre del 1910 (cou aggiunte per gli anni
1909, 1910). 78 S. — 13) Bergamo 1908. 133 S. — 1^) Wissenschaft u.
Bildung, hrsg. v. P. Hone, Nr. 54, Leipzig 1909. 126 S. — i^) Leipzig 1908.
Allgeraeines. 191
Die vortrefflichen »Promenades Archeologiqucs« von Gas ton
Boissior sind in einer italienischen Übersetzung, mit Nachträgen
von A. Jahn-Rusconi erschienen ^ 6). Eine Reihe ihrer kleinen,
früher in Zeitschriften erschienenen Artikel über Monumente der
Stadt Rom hat die Gräfin E. Caetani-Lovatelli in einem zier-
lichen Bändchen vereinigt i^). Sie zeichnen sich, wie stets, durch
geschmackvolle Form bei reichem Inhalt aus.
Das Jubiläumsjahr 1911 hat natürlich eine üppige Literatur
von kleinen Handbüchern, Führern u. dgl. aufschießen lassen, die
zu verzeichnen hier zwecklos wäre. Wegen mancher Angaben von
Wert ist der Katalog der Retrospektiven Ausstellung, in welcher
eine überaus reiche Sammlung von seltenen alten Plänen und An-
sichten vereinigt war^Sj. Als ein nützliches Bilderwerk sei P.
Stettiners »Roma Monumentale« genannt, in dessen Text, der
speziellen Kompetenz des Verfassers entsprechend, die antike und
moderne Numismatik einen breiten Raum einnimmt ^9)^
Zur Stadtgeschichte.
Das Material an Funden für die älteste Periode Roms ist mit
gi'oßem Fleiße gesammelt von G. Pinza^o). Namentlich die Funde
aus den esqiuilinischen Nekropolen sind hier zum erstenmal voll-
ständig publiziert. Leider zeigt sich dabei, wie geringe Sorgfalt
diesen Objekten gerade in der Avichtigsten Ausgrabungsperiode, den
siebziger Jahren, zugewandt worden ist: genaue Beobachtungen
hegen fast nur über die Nekropole Brancaccio (von Pinza selbst)
und die auf dem Forinn (von Boni) vor. Zm- Ergänzung werden
in zweckentsprechender Weise Grabfunde aus anderen Teilen
Latiums, namentlich dem albanischen Territorium, herangezogen.
Pinzas reich und gut illustriertes Buch wird auf lange hinaus den
Ausgangspunkt für Forschungen über die ältesten Schichten Roms
bilden.
In der Behandlung der ältesten Stadtgeschichte hat in den
letzten Jahren eine Methode Platz gegriffen, welche, unter dem
Anspruch kritisch zu sein, sich von jeder antiken Tradition eman-
zipiert, freilich meist nur, um an Stelle dessen, was Varro, Livius
und Diom'sius an Hypothesen überliefert haben, ein eigenes, nicht
minder luftiges Gebäude von Vermutungen zu setzen, dessen im-
sicheres Fundament entweder prähistorische Funde oder sakralrecht-
liche oder staatsrechtliche Überlieferungen bilden.
Von dieser Art ist das Schlußkapitel in Pinzas sonst so verdienstlichem
Buch, in dem er die Geschichte Roms »nella etä del ferro« zu skizzieren
^^) Roma e Pompei: passeggiate archeologiche. 1908. 519 S. — ^'^ Passeg-
giate nella Roma antica. Piom 1909. 176 S. — ^^ Guida generale delle
mostre retrospettive in Castel Sant' Angelo. 198 S. — '^) Roma nei suoi
monumenti: illustrazione storica cronologica. Rom 1911. 579 S., 580 Abb. —
^^) Monumenti priraitivi di Roma e del Lazio antico. Monumenti dei Lincei
XV, 1905, 844 Sp. Pol., 27 Taf.
192 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
unternimmt. Danach soll die Stadt entstanden sein aus mindestens sechs auto-
nomen Dörfern (Germal, Palatual, Querquetual, Fagutal, Viminal, Quirinal),
die sich paarweise, vor dem 6. Jahrhundert v. Chr. zu Tities, Ramnes und
Luceres koaliert hätten. Die Einheitsstadt der vier Regionen wird ins 6., die
»servianische« Befestigung ins 4. bis 3. Jahrliundert v. Chr. gesetzt, — Die im
Altertum allgemein herrschende Ansicht, daß der Palatin der Urkern der Stadt
gewesen, muß leugnen, wer nicht als zurückgebliebener Nachbeter der Tradition
gelten will; Kornemann^') faßt die Resultate früherer Untersuchungen (von
Degering u. a.) mit apodiktischer Bestimmtheit dahin zusammen: »das Urrom
ist der Palatin sicher nicht«; auch Carter ^2) hält den Palatin für einen
jüngeren Teil der Stadt als den Quirinal, Esquilin und Kapitoi, wegen des
Fehlens archaischer Kulte (der Kult der oder des Pales sollte doch genügen).
Als Gegenbild zu solcher Hyperkritik, welche eine an sich glaubliche Angabe
damit abzutun meint, daß man sie als »Priestermärchon« bezeichnet, sehe man,
in welch phantastischer Weise ein hervorragender Gelehrter wie E. Pais es
unternimmt-'^, einer handwerksmäßigen Pompejaner Wandmalerei neue Auf-
schlüsse über die Urgeschichte Roms zu entlocken, zum Teil dadurch, daß er
sie mit den luftigen poetischen Erfindungen Ovids über Lala, die Mutter der
Laren, kombiniert.
Daß die ganzen Synoikismostheorien für Rom meines Erachtens durch die
Ranmverhältnisse ausgeschlossen sind, habe ich, mit Bezug auf Gilberts phan-
tastische Konstruktionen, bereits Topogr. I, 3, S. 35 ausgesprochen. Hoffentlich
kommt das Konstruieren von Urdörfern und Urgemeinden in der römischen
Topographie ebenso wieder aus der Mode, wie in der Philologie das Zurecht-
schneiden von Uriliadeu und Urodysseen aus dem überlieferten Texte der Epen.
Wieviel Scharfsinn und Gelehrsamkeit ist nicht in früheren Jahren auf solche
Lusus ingenii verwandt worden, ohne zu besserem Verständnis und höherer
Würdigung der Dichtungen selbst beizutragen.
Aucli das für die lateinische Namenforschung grundlegende große
AVerk von Wilhelm Schulze 2*) endigt mit einem Exkurs über
die Entstehung der Stadt Eom, welchen ich, so dankbar ich dem
Verfasser für vielfache sonstige Belehrung bin, nicht für glücklich
halten kann. Denn für die dort aufgestellte Behauptung, daß sich
»in und um Eom die Namen etruskischer Geschlechter in solcher
Fülle drängen, daß sie wohl einen Einfluß auf die Gestaltung
unserer Yorstellungen von den Anfängen der ewigen Stadt fordern
dürfen«, bleibt der Verfasser den Beweis schuldig; und wenn der
Name des Tiber wirklich etruskisch ist, so beweist er für die
Nationalität der Stadtgründer nicht mehr, als der keltische Name
des Rhenus für die Herkunft der Gründer von Köln.
Daß, wie Schulze S. 581 meint, »vor den portae Capenae und Ratumenna
die Acker der rapnc und rntimisiia gelegen hätten«, ist reine Vermutung, und
nameutlicli für die porta Ratumenna, die gar kein Stadttor war, höchst un-
wahrscheinlich. Weiter aber wird sogar zu erwägen gegeben, »ob nicht das
decennium in der Vorzeit den tcjuna, das Quartier der Cicinenses den cica
gehört habe« ; nun sind aber beide Namen nur in ganz späten Quellen erhalten
(4. bis G. Jahrb. n. Clir.), der letztere als Sicincnscs oder ile Siciniiw, mit S
statt C am Anfang, was eher auf einen nachkonstautinischen Siciniu^ iüs auf
urzeitliche zichnci (Schulze, S. 231) hindeutet; der ei-ste Name steht sprachlich
so dem Decennovium an der Via Appia (RE IV, 22t)7) parallel, daß man eine
21) Klio VI, 1905, 89. — 22) AmJArehaeol. 1908, 172—83. — 23) Ancient
legends of Roman history 43 — 59. — 2i) j^j,,- Ceschichte lateinischer Eigen-
namen. Abli(;ötlGes., jdiil.-hist. Kl., V, 2. Berlin 1904. 4", Ü47 S.
Allgemeines. 193
andere Etymologie meines Erachtcns nicht zu suchen braucht. Als cntsclicidendes
Argument für das notwendig .inj^usetzendc Gentilicium Roma wird der (•<päte)
Bronzestempel aus Telesia CIL X, 6083, 30 angeführt; aber ob die im Index
des Coi-pus gegebene Auflösung Sex(ti) Romaei Tuxci das Richtige trifft, ist
zweifelhaft; ebensogut möglieh wäre (J. Scx(tiU) Romaei Tusri, mit doppeltem
Kognomcn usw.
An ^^elen der gewagton Hypothesen Schulzes hat treffende
Kritik geübt J. Binder in seinem inhaltreichen und anregenden
Buche über die Plebs ^s), auf welches hier nur kurz hingewiesen
werden kann, da es sich naturgemäß mehr auf staatsrechtlichem
als auf stadtgeschichtlichem Boden bewegt. Man beachte aber z. B.,
was S. 273 über die jSTamen der Ramnes Tities Luceres auseinander-
gesetzt wird.
Für den Namen Ramnes hat Schulze S. 218 (abgesehen von dem differen-
zierten Rammius, das er selbst nur in die Anmerkung setzt) drei Beispiele zu-
sammengebracht, die ein postuliertes etruskisches ramne erweisen sollen. Davon
könnte stichhaltig sein nur CIL I, 571 ^ X, 3772 (Capua, Ramnius); zu dem
zweiten Beispiel, einer Ramcnnia aus Ostia (CIL XIV, 1542), bemerkt Binder
ganz mit Recht, daß es ganz ungewiß sei, ob diese aus der Kaiserzeit stammende
Inschrift eine gens römischen Ursprungs nenne (es kann irgend eine semitische
Wurzel darin stecken). Am schlimmsten aber steht es mit dem dritten Bei-
spiel, das Binder nicht beanstandet, dem »modernen Ortsnamen Ramignani bei
PJacentia CIL XI, 1280«. Schlägt man im Corpus nach, so findet man dort,
daß der Stein um 1830 ^nella casa giä Ramignani, ora tijmyrafia del 3Iaino<i
gewesen ist: so wird der Familienname eines biederen Placentiner Hausbesitzers
aus dem 19. Jahrhundert ein Beleg für die urzeitliehen Ramnes! Da.s moderne
Namenmaterial bei Schulze bedarf überhaupt sehr der Nachprüfung, obwohl so
starke Versehen glücklicherweise selten sinil.
Über Septimoutium und Sieben hügelstadt handelt S.B. Platner^C)^
im allgemeinen Wissowa zustimmend; das Verhältnis zwischen
servianischer Stadt und Pomerium erörtert E. T. Merril^G«)^ die
Entwicklung der Stadt A-on ihren Anfängen bis zum gallischen
Brande J. B. Carter 27).
Über die Brände der Stadt in der Kaiserzeit ist eine gute
Leipziger Dissertation von P.Werner 28) erschienen. Der berühmteste,
der neronische Brand, hat eine ausführliche Behandhmg durch
A. Profumo29) erfahren, welche den Nachweis versucht, daß der
Brand in der Tat dolo principis entstanden sei. Dagegen hat
Hülsen 30) auf das bisher übersehene Faktum hingewiesen, daß
die Nacht, in welcher der Brand ausbrach, dem Vollmond im Juli 64
ganz nahe war, wodurch die Mögliclikeit absichtlicher Brandstiftung
wenig wahrscheinlich wird. Profumo hat darauf ^i) seine Hypo-
these zu verteidigen gesucht.
25) Erlangen 1909. 630 S. — 26) ClassicalPhilology L Chicago 1906,
69—80. — 2G<.) Ebenda IV, 1909, 420-32. — 27) pAmPhilolS XLVIII,
1909, 129 — 41. — 28) j)e incendiis urbis Romae aetate imperatoria. 1906.
86 S. — 29) Le ionti ed i tempi dell' incendio Neroniano. Rom 1905. 748 S.
Vgl. auch G. S. Ramundo, Nerone e l'incendio di Roma (.\rchSRomanaStorPatr.
XXVIII, 1905, 355f.); G. G. Ramsay, The fire of Rome and thc Christians
(Athenaeum 1906, Nr. 4083, S. 108). — 30) Am.TArchaeol. 1909, 45—48. —
31) RivStoriaAntica XIII, 1909, 3—30.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 13
194 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Born.
Unsere Kenntnis vom Laufe des Fotneriums in der Kaiserzeit
wird erweitert durch zwei Funde im Norden und im Osten der
Stadt: zAvischen Yia Salaria und Pineiana ist an seiner alten Stelle
der Grenzstein Nr. CIIX der Termination des Claudius gefunden ^2)^
vor Porta Maggiore ein ähnliches kleines Fragment^^)^ ohne Nummer.
Befestigungen. Reste der Serviusmauer sind am Nordabhang
des Quirinals beim Bau des neuen Landwirtschaftsministeriums ge-
funden; ebendort einige Lagen Tuffblöcke, welche der Herausgeber
Vaglieri geneigt ist, einer noch älteren Sonderbefestigung des
Hügels zuzuschreiben 34). Ein jüngst im Zuge der Via delle Finanze
aufgedecktes sehr wohlerhaltenes Stück ist leider, trotz des Wider-
spruchs zuständiger Behörden, großenteils zex'stört worden, wovon
ein offizieller Bericht unerfi-euliche Kunde gibt^s). Einige Reste sind
gefunden bei Demolierungen für die neue Passeggiata Archeologica in
der Nähe der Porta Capena^^«), Das Alter der Serviusmauer bespricht
Graffunder36), der ilu-e ältesten Teile noch dem 6. Jahrhundert
V. Chr. zuschreiben will. Die Anwendung oskischen Maßes schien
mir durch die vom Verfasser im Jahre 1906/07 vorgelegten Proben
keineswegs erwiesen. Über die Befestigung des Palatins s. u. S. 205.
Auch an der Aureliansmauer, und zwar gerade an ihrem best-
erhaltenen Teile zwischen Porta Pineiana und Salaria, ist in neuester
Zeit unnützer Vandalismus verübt: unter dem Verwände der Her-
stellung direkter Kommunikationen zwischen den inneren und äußeren
Straßen (wofür torartige Durchbrüche im imteren Mauerteil genügt
hätten) sind an fünf SteDen breite Breschen in die Mauer gelegt
worden. Der offizielle Berieht ^7) zeigt, daß die Proteste von Be-
hörden, Kommissionen und Künstlern wieder einmal machtlos ge-
wesen sind gegen den Willen einflußreicher Bauunternehmer.
Ein im Jahre 1905 dm'ch Elementargewalt eingestürztes Stück
der Mauer ist von drei Mitgliedern der amerikanischen Schülers)
sorgfältig auf das darin enthaltene Ziegelmaterial untersucht. Unter
dem verwendeten Altmaterial sind, wie zu erwarten, hadrianische
Stempel die häufigsten; interessant ist das Vorkommen relativ zahl-
reicher Stempel mit dem Namen des Theoderich, welche auf eine
Ausbesserung der Mauer im 6. Jahrhundert schheßen lassen.
Brücke7i. Die Reste des Pens Aemilius sind genau beschrieben
von R. Del brück 39), mit guten Aufnahmen von Malgherini. Wert-
volle Angaben über die Zerstörung bringt Th. Ashby^s«). —
32) NotScavi 1909, 45. BCoimiu. 1909, 131. — 33) NotScavi 1909, 44.
BComun. 1909, 132. — »■») NotScavi 1907, 504 f. — 35) NotScavi 1909,
222. BComuu. 1909, 119—21, 294f., 343—48. — 35-) NotScavi 1909, 427;
A. Bartoli, Rassegna Contemporanea III, 2, 1910, 19.— 36) ArchäolAnz. 1908
442—44. Klio XI, 1911, H. 1. — 37) BComun. 1908, 339f. Athenaeum 1908,
Nr. 4185, S. 49; 4188, 137 ii. a. — »») Pfeiffer, van Buren U.Armstrong,
Stivmps ou bricks and tiles from the Aurelian wall. SupplPapei-sAmSchoolI
1905, 1—86. — 39) Hellenistische Bauten in Latium I, 12-22. — 39-) Ucl.
I^:coleFr. XXVI, 190G, 189—93.
Allgemeines. 195
Zum Pons Neronianus gehören mancherlei bei den Arbeiten für
den neuen Ponte Yittorio Emanuele gemachte Funde: Eiclienpfähle
mit eiserner Spitze vom Fundament, Eeste von Bronzestatuen u. a.,
die von Pasqui*^) und Gatti'*!) verzeichnet werden.
Wasserleitungen. Über die Leitungen im aligemeinen erstattet
Th. Ashby auf Grund seiner eingehenden Campagnastudien vor-
läufigen Bericht •*2)j welcher einer umfassenden Arbeit desselben
Verfassers über dies Thema mit Interesse entgegensehen läßt. —
Auf einige technische Beobachtungen über die Konstruktion der
Pfeiler der Aqua Marcia beschränkt sich Delbrück *3). Die älteste
Leitung, die Appia, ist von Rocchi-*'*) und Luini*^) zum Gegen-
stand der Untersuchung gemacht worden.
Zur Baugeschichte und Technik.
Auf Werke umfassender Anlage, in denen römische Monumente
nur einen freilich bedeutenden Teil ausmachen, wie Durms vor-
treffliches, in zweiter Auflage erschienenes Handbuch -^c^ oder die
weit ausgreifenden Untersuchungen von Rivoira*'^), kann hier nur
hingewiesen werden. Eine reiche Sammlung von Aufnahmen und
Rekonstruktionen römischer Bauten nach den in der Ecole des
Beaux Arts aufbewahrten Zeiclinungen der französischen Architekten
hat d'Espouy*^) begonnen, zu welcher für das Detail die durch
vortreffliche Reproduktionen ausgezeichnete Sammlimg von P. Gus-
man*9) hinzukommt. Unter den Behandlungen einzelner Mouumenten-
klassen seien Altmanns Untersuchungen liber die italischen Rund-
bauten *9") (vgl. u. S. 207, 208), sowie das fleißige Verzeichnis
römischer Triumphbogen von C. D. Curtis^O) genannt, während
die stadtrömischen Thermen in der von PfretzschnerS^) zu flüchtig
behandelt werden. Weit förderlicher sind die fachmännischen Aus-
einandersetzungen in W. Schleyers großem Buche über Bäder
und Badeanstalten 5 1*^). Großenteils außerhalb des Rahmens dieses
Berichts fällt das nützliche Handbuch von Frothingham über die
altchristlichen Bauten Roms52j.
*0) NotScavi 1909, 12 f. — *i) BComun. 1909, 124. — ^2) NJbPhilPädag.
1909, 246—60. Vgl. auch The Builder 1908, 11. Jan., 27 Febr. — <3) Hellen.
Bauten in Latium I, 3 f. — ■•*) BComun. 1905, 215 — 32 (vgl. einen früheren
Artikel desselben Verfassers ebenda 1903, 243 — 48). — **) NuovaAntologia
Fasz. 881, 1. Sept. 1908, 110—16. — ^^) Die Baukunst der Etrusker und der
Römer (Handb. der Architektur II, 2). Stuttgart 1905. 784 S. — ■*7) Le
origini dell' architettura lombarda. Bd. II, Rom 1907. 698 S. (Bd. I, 1901,
370 S.). — ^^) ^Monuments antiques, releves et restaures par les Architectes
pensionnaires de l'Academie de France H Rome. Bis jetzt 4 fascicules mit
102 Taf. Paris 1907/08. — ^9) L'art decoratif de Rome de la fin de la R§-
publique au 4eme siöele. Paris 1910. 60 Taf. Fol. — ^S") Berlin 1906. 102 S.,
21 Abb. — 50) SupplPapersAmSehool II, 1908, 26—83. — ^i) Die Grundriß-
entwicklung der römischen Thermen. Straßburg 1909. 80 S., 11 Taf. —
"") Leipzig 1909. 748 S. — ^2) xhe Monuments of Christian Rome from
Conslantiue to the Renaissance. New York 1908. 412 S.
13*
196 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Die Baiimaterialien im alten Rom behandelt Mary W. Porter^S)
mit besonderer Berücksichtigung der fremden Marmorarten, wofür
die von der Verfasserin neu geordnete reiche Marmorsammlung
Faustino Corsis (jetzt in Oxford) eine vortreffliche Unterlage bot.
Stadtpläne.
Über die (im Jahre 1903 ausgeführte) Neuanordnung des antiken
Marmorplanes der Stadt im Garten des Konservatorenpalastes hat
Lanciani einen kurzen Bericht gegeben s-i). Beigefügt ist ein
Übersichtsblatt (nach Photographie) der ganzen Wand, auf der die
Fragmente jetzt eingemauert sind sowie vier Abbildungen von Frag-
menten (Ludus Magnus, Theatrum Balhi, Balineum Surae, Macellum),
welche durch neue Funde ergänzt werden konnten. Über die
Fragmente mit der Darstellung des Circus Maximus vgl. Hülsen-
Jonlan Topogr. I, 3, 136, über das Colosseum ebenda 295, das
südliche Marsfeld ebenda 568, und in den »Agrippathermen« (S. u.
S. 213), S. 15, 28, über die das Forum Romanum darstellenden
s. Hülsen, Forum 20.
Zur Auffindung der Fragmente der Forma Urbis bringt L. Dorez^ö)
neue Daten aus zwei an Pier Vettori gerichteten Briefen Mccolö
del Neros und Fil. Carnesecchis (British Museum Add. mscr. 10265
und 10 269): dadurch wird die Zeit der Ausgrabung auf Mai und
Juni 1562 fixiert. Die weiteren Ausführungen, von denen der
Verfasser einiges schon im Nachtrag, S. 804, zurückgenommen hat
und welche davauf abzielen, den Anteil G. A. Dosios an der Aus-
grabung gänzlich zu negieren, sind mehrfach zu berichtigen. Meine
auf Dosios Tätigkeit bezüglichen Bemerkungen (RömMitt. 1891, 62)
sind dem Verfasser entgangen.
Eine Rekonstruktion des Planes von Rom, welcher der Periegese
des sog. Anonj^mus Einsidlensis beigefügt war, hat Hülsende) ver-
sucht. Danach hat der Plan wahrscheinlicli kreisrunde Form ge-
habt, Mittelpunkt war der ümbilicus Urbis Romae, den vertikalen
Durchmesser bezeichnete die Via Lateranensis (Via Maior), welche
von S. Peter (oben) nach dem Lateran (unten) lief. Die das Ilinerar
enthaltenden Seiten der Handschrift sind vollständig in autotypi-
schem Faksimile gegeben und kurz erläutert.
Zwei neue Perspektivpläne aus dem 15. Jahrhundert ])ub]iziert
Hülsen ö6*)j der die Abhängigkeit der verschiedenen Typen (Taddeo
Bartoli, Fazio degli Uberti, Ptolemäuspläne) untersucht und als ge-
meinsames Original einen auf Vei'anlassnng der Kurie bald nach
1180 entwoifenen kreisförmigen Stadtplan vermutet.
53) Wh.at Rome was l)uilt witli. London u. Oxford 1907. 108 S. —
5*) AltiCon>,'rIntcinS(Stor. I, Jtom 1907, 109 — 13. — ") CR Acadlnscr. 1910,
499-508. — 50) AUi.\ccPontific'aArchool. Scr, 2, IX, 1907, 379 — 4J4, 6 Taf. —
58") BConiiui. 1911, 8—22, Taf. I— V.
Allgemeines. 197
Das große Mantuanor Panorama (De Rossi Plante icnografiche
tav. V — XIT) ist von H. Brockhaus^^) und Ch. Hülsen ^8) be-
sprochen. Das Original war aller "Wahrscheinlichkeit nach nicht
ein Gemälde, sondern eine durch den Stich verbreitete Zeichnung
eines Schülers des L. B. Alberti, um 1480 entstanden; der Stich,
von dem sich Exemplare nicht erhalten haben, erscheint im Nachlaß-
inveutar des Florentiner Kunstverlegers Francesco Rosselli (1525)
als »una Roma in 12 fogli reali«.
Einen wegen seines großen Formates und seiner genauen Detail-
zeichnung wichtigen Plan von Duperac-Lafreri (1577) hat, nach
dem einzigen bekannten Exemplar im British Museum, P. Fr. Ehrle
in Lichtdruckfaksimile herausgegebenes). Die Einleitung enthält
eine Fülle interessanter Mitteilungen über die Tätigkeit der großen
römischen Stecherfirmen des 16. Jahrhimderts (Lafreri, Duchet,
Salamanca, Vaccaria), deren Verlagskataloge und Inventare teils
nach Handschriften, teils nach höchst seltenen Drucken, zum ersten-
mal zusammengestellt werden.
Dieser Publikation stellt sich würdig an die Seite die soeben
erschienene des noch wichtigeren Planes von Leonardo Bufalini,
der einzigen geometrischen Aufnahme der Stadt aus dem 16. Jahr-
hundert, welche für römische Topographie und für Kaitographie im
allgemeinen von hohem Interesse ist. Die neue Ausgabe (neben
welcher die Unzulänglichkeit der nach einer schlechten liandschriit-
lichen Kopie veranstalteten von 1879 klar zutage liegt) reproduziert
ein sehr schönes Exemplar aus dem Besitz der Vatic3na (das zweite
bekannte rollständige); P. Ehrlos inhaltreiche Einleitung berichtet
über Bufalini, sein AVerk und seine Vorgänger. Mit besonderer
Freude werden die Fachgenossen die Ankündigung begrüßen, daß
die Vatikanische Bibliothek weitere ähnliche Publikationen unter
P. Ehrlos Leitimg (Roma al tempo di Paolo V: Plan von Tempesta;
al tempo di Urbano VIII: Pläne von Maggi und de Scaichis; al
tempo di Innocenzo XI: Plan von Falda da Valduggia) vorbereitet.
Eine Vedute der Stadt von Henrik van Cleef im Gabinetto
Xazionale delle Stampe (1548 oder 1549; so, nicht 1550, ist das
Datum zu lesen) publiziert A. Bartoli^ojj gje bietet ein Interesse
durch die Wahl des Standpunktes, Esquilin in der Nähe der Tra-
jansthermen. Anhangsweise beschreibt Bartoli ein bisher unbekanntes
sehr großes Panorama desselben Künstlers, welches im Jahre 1665
in Venedig von G. Temini und Stefano Scolari nachgestochen ist
(einziges bekanntes Exemplar im Besitz von Comm. Lanciani in
Rom). Ein unbekanntes Panorama, aufgenommen von A. van den
*') MKunsthistlFlorenz 1910, H. 4, 151—55. — Sfej Ebenda 1911, H. 5,
211 — 16. — 59) Eoma prima di Sisto V; la Planta di Eoma di Duperac-Lafrery
del 1577. Rom 1908. Fol., 70 S. — 6°) BComun. 1909, 3—11, Taf. I, IL
Auch Cento Vedute (o. A. 2), Taf. A (ebenda Taf. B der große Plan Gio. Maggis,
leider sehr stark verkleineit).
198 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Born.
Wyngaerde (Nr. 1545), vom Aventin bis S. Sabina, publiziert Th.
Ashbyei).
Auf einen handschriftlichen Stadtplan aus dem 17. Jahrhundert,
vielleicht eine Studie (von Lieven Cruyl?) für den großen bei G. Gr.
Eossi 1665 herausgekommenen Stich, hat St. Clair Baddeley^^)
kurz hingewiesen. Erwähnt seien hier noch die allgemeinen Er-
örterungen über römische Pläne, welche Oberhummer, auf das
von de Rossi und Rocchi gesammelte Material sich beschränkend ß^),
gegeben hat.
Wichtig ist der im Jahre 1910 in zwei Ausgaben veröffentlichte
Bebauungsplan der Stadt 6^), mit Höhenkurven von Meter zu Meter,
die leider wiederum da aufliören, wo die stä,dtische Bebauung an-
fängt. Einen Teil der Blätter, mit Erläuterimgen über die beab-
sichtigten Sti'aßendurchbrüclie und Neuanlagen, enthält die Schrift
von San just de Teulada^^^). Für Schulzwecke sei noch die
Wandkarte zur Greschichte der Stadt Rom von Schwabe 6^) genannt.
Im Anschluß an frühere Arbeiten, namentlich die wertvolle
große Aufnahme des Forums (1900: vgl. Rom. Mitt. 1902, 7) und
des Palatins in 1:500 (1902—04: vgl. Hülsen-Jordan Topogr. I,
3, S. 20) haben die Studenten der Polytechnisclien Schule unter
Leitung der Professoren Reina, Barbieri und Cassinis das Zen-
trum der antiken Stadt (bis zu den Trajansthormen einschließlich)
vermessen: über die Grundlagen der Operation hat Reina in der
Accademia dei Lincei berichtet, der Plan selbst ist ganz neuer-
dings in den Handel gekommen ce«).
II. Topographische Rundschau.
Capitolium.
Yon E. Rodocanachis nützlicher Monographie über den kapi-
tolinischen Hügel ist eine englische Übersetzung erschienen ^7). Die
von Künstlern namentlich des 15. und 16. Jahrhunderts gemachten
Versuche, das Kapitol und Forum in seiner antiken Herrlichkeit
zu rekonstruieren, behandelt Hülsen ß^«).
Das Tabularium hat eine eingehende Behandlung erfahren durch
61) MelficoleFr. XXVI, 1006, 179—93, Tai'. 4—7. — «2) Athcnacum
1907, Nr. 4190, S. 202. — 63) Der Stadtplan, seine Entwicklung und geo-
graphische Bedeutung. Vh. des XVI. D. Geogr.-Tages zu Nürnberg 1907,
S. 66 — 101. — 64) Piano rcgolatore e di arapliamento della citta di Roma
1:5000, 6 Bl. zu je 65/90 em, 1:10000 4 Bl. — 6*) Piano rcgohifore dclla
cittk di Roma 1908. Ilelazionc presentata al Consiglio comunale. Rom 190S.
57 S., 12 Taf. — 66) Leipzig 1907. - 60«) p^r^ media Urbis. Rom 1911.
Vgl. RendAccLincci, cla.sse di scicnze fisiohe ece., Ser. 5, XIX, 17. Juli 1910,
36 — 41. — 67) 'fiie Roman Capitol in ancient and modern times, translated
from the French by Fr. Lawton. London 1907. — 67») \\ Campidoglio ed il
Foro Romano nell' imaginazione degli artisti dal secolo XV al XIX; in der
ZeiLschrift Conferenze c prolusioni Nr. 5. 1908. 8 S.
Allgemeines. Topographische Rundschau. 199
R. Delbrück^s); ^er bisher erschienene erste Teil enthält die Bau-
beschreibung mit sehr viel technischem Detail, genaue Pläne imd
Durchschnitte von dem italienischen Architekten Malgherini (Taf.
3 — 9) und 22 Abbildungen. Rekonstruktion und geschichtliche
Erläuterung sollen in einem zweiten Bande folgen.
Eine bei den Arbeiten für das Yiktor-Emanuel-Denkmal ge-
fundene Marmorbasis, welche die unter der Regierung des Augustus
genommenen aiiguria salufis verzeichnet, stammt ohne Zweifel aus
dem Amtslokal der Auguren, dem auguraculmn auf der Arx. Sie
ist herausgegeben von Pasqui^^), erläutert von Costa'^O) und
Cagnaf^i). — In dem Namen der Kirche Ära Coeli hat man
häufig einen Nachklang antiker Ortsbezeichnung finden wollen,
namentlich ihn bei Gelegenheit neuerer Funde mit dem Kultus der
(virgo) caelestis auf der arx in Verbindung bringen wollen. Da-
gegen sucht Hülsen 72) nachzuweisen, daß der Name Aracoeli,
welcher erst nach dem Jahre 1000 den älteren S. Maria in Capitolio
verdrängt, gar keine antike Tradition enthält, sondern erst aus der
(in leoninischen Hexametern abgefaßten) Inschrift des Hauptaltars
der Kirche herausgelesen ist.
In einem Aufsatz >The Saxum Tarpeium« versucht E. Pais'''^)
entgegen der bisher allgemein angenommenen Meinung nachzuweisen,
der tarpeische Fels habe auf der Arx, in der Nähe der Scalae
Gremoniae und des Carcer gelegen. Das Resultat scheint mir nicht
überzeugend, überhaupt kann ich gegen die ganze Methode der
Untersuchung, bei welcher absolut klare antike Zeugnisse umgedeutet
oder eliminiert und durch sehr künstliche moderne Kombinationen
ersetzt werden, schwere Bedenken nicht unterdrücken. — Mehr
mythologischen als topographischen Inhalts ist ein zweiter Artikel
über Tarpeia von Pais'^*) und ein solcher von S. Reinach '^5).
Das Grab des Bibulus am nördlichen Fuße des Kapitels ist,
im Zusammenhang mit den Arbeiten für das Viktor-Emanuel-Denk-
mal, bis zum antiken Boden freigelegt worden. Es hat sich dabei
herausgestellt, daß der bisher allgemein als einziges Stockwerk auf-
gefaßte Rest des Baues in Wirklichkeit nur das obere Geschoß ist
und daß die Inschrift in 4 — 5 m Höhe über dem Pflaster der alten
Straße angebracht war. Das Monument war demnach dem sog.
Sepolcro di Terone in Girgenti u. a. ähnlich '^5ffl)_ — Auch das dem
Bibulusgrabe gegenüberliegende sog. »Sepiücrum Claudiorum« ist
neuerdings wieder untersucht, ohne erhebliche Resultate ^sfc).
68) Hellenistische Bauten in Latium I, 23—46. — ^9) NotScavi 1910,
132—34. — 70) BComun. 1910, 118—40. — ^i) CR Ac. Inscr. 1911, 49—53. —
") JBritAmAichaeolSRome IV, 1907, 39—48. — ''^) AncLegendsRomanHist.
1905, 109—27. — 74) Ebenda 96—108. — ^5) RevArcheol. Ser. 4, X, 1908,
43—74. — 75a) NotScavi 1907, 411 — 13 (Boni). — 75») Ebenda 1909, 8—10.
429. BComun. 1909, 116 f.
200 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Forum Bomanum.
Allgemeine Darstellungen dieser wichtigsten Stätte des alten
Roms sind in den letzten Jahren erschienen von Hülsen ^6), Lan-
ciani'^'^), Thedenaf^), Thiele ''9). Ein Budapester Programm
von Horvath^o^ igt mir nicht zugänglich gewesen, ebensowenig
eine kurze russische Schrift von Tschedruka^i).
Eine hübsche populäre Schilderimg des Lebens auf dem Forum
gibt E. de Ruggiero^^), ^jg künstlerische Wiedergabe des Forums
in seinem jetzigen Zustande verdient die große Ansicht von M.
Roeder^^^, als bildliche Gesamtrekonstruktion des antiken die von
G. Tognetti^'*) hervorgehoben zu werden. Die zalillosen kurzen
Referate über das Forum in italienischen und ausländischen, illu-
strierten und nicht illustrierten populären Zeitschriften hier auf-
zuzählen Aväre zwecklos.
Die Ausgrabung des Forums hat in den letzten fünf Jahren
nur äußerst geringe Fortschritte gemacht, obschon noch viele und
wichtige Probleme ihrer Lösung harren. Zu verzeichnen sind
einige kleine Schürfungen am Titusbogen, über welche jedoch auch
noch kein offizieller Bericht vorliegt ^5). Das sepulcretum am Ost-
ende des Forums beim Faustinentempel hat wieder eingeebnet
werden müssen, doch hat man vorher noch eine Versuchsgrabung
am Ostrande gemacht, bei Avelcher wiederum zwölf Gräber, darunter
ein sehr wohlerhaltenes Brandgrab mit Hüttenurne, zutage ge-
kommen sind^G). Eingehend und sachkundig behandelt ist die
Forumsnekropole in Pinzas großem Werke (s. o. S. 191) S. 273 — 314.
Mit dem Untergrund und Pflaster des römischen Forums be-
schäftigt sich der vierte der »Beiträge zur römischen Topogi'aphie «
von 0. Richter^?). Es werden darin behandelt: der Niger lapis,
das Romulusgrab, die Rostra, das Pflaster in der Nähe des Severus-
bogens und vor dem Cäsartempel, endlich die allgemeine Erhöhung
des Forumspflasters, welche dem 4. Jahrhundert n. Chr. zugeschrieben
''*') The Roman Forum, its history aud monuments; translated by Jesse
Benedict Carter, 2. Aufl., Rom 1909, 271 S., 5 Pläne, 151 Abb. Ferner:
Die neuesten Ausgrabungen auf dem Forum Romanum (Nachtr. zur 2. deutschen
Aufl.), Rom 1910, 30 S., 1 Taf., 20 Abb. 1 scavi piü recenti sul Foro Romano
(Nachtr. zur ital. Ausgabe), Rom 1910, 39 S., 1 Taf., 30 Abb. Einen Auszug
in russisclier Sprache hat (ohne Autorisation des Verfassers oder Verlegers)
D. Nagujewski (Kasan 1907) veröffentlicht. — ^^) Forum Romanum. Rom
1910. Auch in deutscher Übers, von F. Brunswick, ebenda. — ''*) Le Forum
Romain et les Forums Imperiaux. 4. Aufl. Paris 1908. 454 S. — ''') Das
Forum Romanum mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Ausgrabungen.
2. Aufl. Erfurt 1906. — 8") Das Forum Romanum einst und jetzt. Budapest
1909. — 81) Rimskij Forum. St. Petersburg 1910. — «2) Comc si svolgcva
la Vita nel Foro Romano. AteneRoma IX, 190Ü, Nr. 88/89. — «») Fol.,
München-Gladbach 1907. — ^*) Photographisch vervielfältigt. Rom. — ^5) Vgl.
einstweilen BerlPhilolVVschr. 1908, 1034 f. — 8«) GattiBComun. 1909, 107. —
87) Beil. zum XX. JBer. des Kgl. Prinz-Heinrich-Gvmn. Berlin 1910, 4°, 29 S.,
15 Abb.
Topographische Riintlschau. 201
wird. Ein Detail der Dekoration der Tabernen ist in R. Laurent
Viberts Aufsatz »Marianum scutum Cimbricum« behandelt ^7«).
Der Aufsatz von A. Piganiol, »Les origines du Forum«^^),
greift auf die früher von Goettling und Nissen aufgestellte Hypo-
these zurück, daß die Sacra Via der Deeumanus des ältesten Roms
gewesen sei. Die ursprüngliche Sacra Via sei in ganz gerader
Linie verlaufen, der von der Nordecke des Palatins nach der Gegend
des Nervaforums gerichtete Kardo habe seinen Schnittpunkt mit
dem Deeumanus beim Puteal Scriboniauum gehabt. Ferner wird
über die Jani und über die Roma quadrata gehandelt. Der Ver-
fasser sagt am Schlüsse selbst »Je me suis propose d'offrir un
Systeme d'hypotheses, non pas uns serie de preuvcs«; in der Tat
dürften für viele der sehr gewagten Aufstellungen die Beweise
schwer beizubringen sein, während gegen die meisten derselben
recht schwerwiegende Gegengründe ins Feld zu führen sind.
In einem anderen Aufsatz behandelt Piganiol^^) den Fornix
Fabianus, dessen Stelle er an der Südseite der Regia, zwischen
dieser und dem Atrium Vestae, ansetzt.
Die vielbehandelte Rostrafrage ist seit dem Erscheinen meines
letzten Forumsberichtes^o) eingehend besprochen worden von Mau^^)
und Petersen 92). Beide Gelehrte kehren zurück zu der verjähren
aufgestellten Hypothese von Nichols, wonach das sog. Hemicyclium
der älteste, in cäsarische Zeit zurückgehende Teil der Anlage, der
große davorliegende rechteckige Quaderbau eine hundert Jahre später
hinzugefügte Erweiterung sein soll. Ich halte die Annahme nach wie
vor für unmöglich und hoffe das an anderer Stelle ausführlich dar-
legen zu können; einstweilen vgl. Forum Nachtrag 1910, S. 3—5.
Einen kleinen, aber schätzbaren Beitrag zur Baugeschichte der
Rostra hat Miß E. B. van Dem an gegeben ^3)^ indem sie die Gleich-
artigkeit der alten Ziegelbauten in den untersten Schichten unter
dem »Umbilicus Urbis Romae« mit denjenigen im Innern des
Quaderbaues nachgewiesen hat.
Über den Lacus Curtius und seine Legenden handelt Gräfin
Ersilia Caetani-Lovatelli^'*). Die Lage des benachbarten Tribunal
praetorium läßt sich genauer bestimmen durch eine in das Travertin-
pflaster des Platzes eingelassene, ursprünglich mit Bronze ausgefüllte
Inschrift, die den Wiederhersteller des Tribunals in der Zeit des
Augustus, Naevius Surdinus, neuntes). Dabei ist auch der Platz
für die drei heiligen Bäume (Ölbaum, Feigenbaum, AVeinstock) zu
erkennen, welche samt dem Marsyas in unmittelbarer Nälie des
Tribunals standen.
87") MelficoleFr. XXVIII, 1908, 353—61. — «8) Ebenda 233—82. —
«9) Ebenda XXVII, 1907, 89—95. — 9») RömM 1904, 15—23. — 9>) Ebenda
1905, 230—66. — 92) Ebenda 1906, 57—63. — ^^) AmJArchaeol. 1909,
170—86. — 94) NuovaAntoI. 1909, 369—75. — 9») Hülsen, Forum. Nach-
trag 1910, 15—21.
202 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Eine neue Erklärung des archaischen Cippus beim »Romulus-
grabe« hat Minton Warren ^ß) versucht; einige Bemerkungen über
das Alter des Cippus gibt E. Pais^'^), der die Inschrift gern unter
die Zeit der Gallierkatastrophe hinabrücken möchte.
Der Aufsatz von A. J. Reinach, »Pila Horatia et pilumnoe
poploe«^^) sei hier erwähnt, obwohl sein Schwerpunkt nicht auf
der topographischen Seite liegt. — Über die älteren Bauschichten
des Castor- und des Concordientempels gibt van Buren 9^) einige
Bemerkungen. Die antiken Abbildungen des Yestatempels bespricht
W. Altmann 100); beachtenswert ist die Zusammenstellung des ver-
lorenen negronischen Reliefs mit einem Fragment in Urbino und
dem früher borghesischen (jetzt im Louvre) Clarac Bd. 163, Nr. 21:
auf letzterem wird der Podiumtempel am linken Rande sehr wahr-
scheinlich für den Castortempol erklärt.
Über das Atrium Vestae hat Miß E. B. van Deman eine aus-
führliche und tüchtige Monographie i^i) geliefert.
Durch eingehende Analyse des Mauerwerks, welche mittels sorgfältig ent-
worfener Pläne erläutert wird, sucht die Verfasserin, außer den tiefliegenden
und sehr zerstörten Resten des republikanischen Atriums, in der kaiserlichen
Anlage fünf verschiedene Bauperioden (Augustus, Domitian, Hadrian, Antoninus
Pius, Septimius Severus) zu unterscheiden. Diese Chronologie verdient freilich
an Ort und Stelle nachgeprüft zu werden; z. B. kann ich mich nicht davon
überzeugen, daß der Westtrakt, der sicher in situ einen Stempel vom Jahre 145
enthält (Rom. Mitt. 1889, 246) aus der flavischen Zeit stammt.
Mit Inschriften und Statuen aus dem Vestalenhause beschäftigen
sich zwei andere Arbeiten derselben Verfasserin i02)_
Die Kirche S. Maria Antiqua hat eine eingehende Behandlung
erfahren in dem großen und glänzend ausgestatteten "Werke von
W. v. Gruen eisen 103)^ zu welchem Hülsen ein kurzes Kapitel
über die antiken Bauten an derselben Stelle (Templum 01%^ Augusti
und Bibliotheca) geliefert hat. In einem Ergänzungshefte von V.
Federici^'^*) sind auch die hier gefimdenen lateinischen Inschriften
aus klassischer Zeit faksimiliert. Die weitere Literatur über die
Kirche imd ihren Freskenschmuck fällt nicht in den Rahmen dieses
Berichtes.
Kaiser fora .
Über die auf dem Trajansforum 1906/07 ausgefühi-ten Arbeiten
ist ein ausführlicher Bericht von G. Boni^os) erscliienen. Der
96) AmJPhilol. XXVIII, 1907, 249—72, 373—400. — 9^) RendLincei
1910, 213 — 16. — 98) RevHistReligions 1907, 316—46. — 99) ßphW 1906,
127 f. — '00) Die Italischen Rundbauten 51—60. — '«i) The Atrium Vestae.
Carnegie Institution of Washington. Publ. Nr. 108, 1910, 47 S., 10 Taf.,
6 Pläne. — 102) Notes on a few Vestal inscriptions. Am.IPhilol. XXIX, 1908,
172 — 78. The value of tlie Vestal statues as Originals. Am.TArchaeol. XII,
1908, 324—42. — 'O») Sainte Marie Antique. Rom 1911. Fol., 029 S.,
79 Taf. — '04) Album ejjigraphique. Sui)pl. au chapitre Kpigraphie de I'eglise
S. Marie Antique. 20 Taf. Gr.-Fol. — 'O») NotScavi 1907, 361 — 410, 413—27.
Vgl. auch PrBritAc. III, 1—6. Kurze Ref. JBritAmArchaeolS IV, 1907, 71 f.
(St. Clair Baddelev); NuovaAnn.l. IL 864, 16. Dez. 1907, 679—81 (F. Pellati).
Topographische Rundschau. 203
größte Teil besclicäftigt sich mit den Konsolidierungsarbeiten an
der Säule (S. 361 — 410), wobei technische Details mit ermüdender
"Weitläufigkeit und ohne Unterscheidung z-wischen AVichtigem und
Unwichtigem vorgetragen werden, die Zeichnungen dagegen meist
so stark verkleinert sind, daß man die Ziffern darauf auch mit der
Lupe kaum lesen kann. Wichtig ist, daß dieser Bericht auch dem
Fernerstehenden die Möglichkeit gibt, eine Angabe in Bonis früheren
Mitteihmgen 106) nachzuprüfen, die von ihm und anderen zum Aus-
gangspunkt weitgreifender Vermutungen gemacht worden war.
Boni hatte früher ganz allgemein von »avanzi di piü antichi
edifizj« gesprochen, die unter dem Pflaster des Trajansforums — ■
wie man annehmen mußte, ziemlich überall — konstatiert seien.
"Wäre dies wirklich der Fall, so wäre natürlich die bisher allgemein
akzeptierte Meinung, daß das Trajansforum auf einem durch künst-
liche Abtragung des südlichen Teiles des Quirinals gewonnenen
Terrain errichtet sei, irrig. Die Meinung beruht u. a. auf dem
Zeugnis des Cassius Die, der ein halbes Jahrhundert nach Gründung
des Forums in Rom war, und mit klaren Worten sagt (LXVIII,
13): narzoc toi /(ooi'nv l/.^irov OQen'Ov ovTog ■/:uTt(y/ar(je l^oa'iai'og
TonovToy oaor o y.Kui' una/ti y.ui riji' ayorjut' ty. rorrov ntdiyi^i'
y.aTf^a/.clani. Da muß also zunächst der alte Autor für unglaub-
würdig oder unzTU'Cchnungsfähig erklärt werden lO'^). Schlimmer
aber ist, daß die Inschrift der Säule mit ihrem Schlußsatz: ad
declarandum, quantae altitudinis mons, et locus tantis operibus, sit
egestus'^^^) selbst zu bezeugen scheint, daß der Erbauung gewaltige
Erdarbeiten durch Beseitigung eines mons vorausgegangen seien.
Man hat also der unglücklichen Inschrift in der verschiedensten
Weise mit den raffiniertesten Rütteln zugesetzt, sie solle bekennen,
von solchen Dingen nichts zu wissen und niemals damit zu tim
gehabt zu haben.
Boni selbst '09) meint, die Säule sei errichtet, um zu zeigen (d. h. damit
man auf sie steigend sehen könne), um welchen Höhenbetrag der Berg (Quirinal)
und die Ebene (locus) durch die Bauten des Kaisers gehoben sei. — Für
D. Comparetti^'O) bedeutet die Höhe der Säule die Länge eines Würfels, der
die Gesamtmasse des verwendeten Steinmaterials darstellt. — A. Mau'^'j will
den moyis der Inschrift mit der hier durchlaufenden servianisclien Befestigung
identifizieren; da die Säule natürlich viel höher ist, als Mauer oder "VVall je
gewesen sein können, muß auf die Bunsensche Vermutung zurückgegriffen
werden, daß nicht die Gesamthöhe der Säule, sondern die Höhe der Basis dem
mons entsprechen solle. — Sogliano'^-) hält den mons für eine künstliche
»06) NuovaAntol. H. 837, 1. Nov. 1906; H. 845, 1. März 1907, 1 — 17.
Scharf kritisiert von G. Costa, Alcuni monumenti di Traiano in Borna. Riv.
StorAntica 1907, 475 — 90. — »"^ Wenn man ihn nicht überhaupt gänzlich
ignoriert, wie autfallenderweise A. Mau in seinem gleich zu erwähnenden Auf-
satze. — »08) \Y-je 2u interpungieren und wie die Worte zusammenzufassen
seien, hatte ich nicht nur seit Jahren mündlieh vorgetragen (Mau a. a. O. S. 188),
sondern auch RheinMus. 1894, 396 drucken lassen. — '"9) XuovaAntol.
a. a. O. — 110) RendLüicei 1906, 575—88. — "i) RömM 1907, 187—97. —
"2) AttiAccNapoli XXV, 1908.
204 Ch, Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Ablagerung von Schult, eine Art vom Monte Testaccio inmitten der Stadt.
O. Richter meint, mons bedeute den Qiiirinal, locus die abgerissenen Häuser-
quartiere'^^^ — Rasi^i^) verwirft zwar Soglianos pubVjlieo scaricatoio, hält es
aber für möglich, daß sich eine Anhäufung von 38 m Höhe im Laufe langer
Jahrhunderte ganz von selber gebildet habe. — O. Nazari"*) kritisiert in
verständiger Weise die Versuche seiner Vorgänger, und will die Hohe des mons
dadurch gewinnen, daß er zu dem Hügel die Höhe der abgerissenen vielstöckigen
Gebäude addiert.
Leider haben sich alle Forscher, die eine sehr achtenswerte
Menge von Scharfsinn und Mühe auf die Lösung dieses Problems
verwandt haben, um die tatsächlichen Grimdlagen der Bonischen
Behauptung entweder nicht gekümmert oder nicht kümmern können.
Selbst ein so kritischer Beobachter wie Mau beginnt seinen Aufsatz
mit der Behauptung: ;>Nun steht durch die Ausgrabungen Bonis
fest, daß hier lange vor Trajan Gebäude, eine StraBe, eine Kloake
vorhanden waren, namentlich in der Nähe der Säule und in der
östlichen Exedra des Forums. Also auf dieser ganzen Strecke fand
Trajan keinen solchen Berg vor.« Dies Referat ist irreführend,
insofern es den Anschein erweckt, als sei von der Säule bis zum
Quirinaiabhang eine zusammenhängende Kette vortrajanischer Kon-
struktionen gefunden worden. In Wüklichkeit steht es damit so:
nördlich der Säule, nach der Seite des Marsfeldes, sind unbedeutende
Reste einer Straße (3,50 m lang), einer Kloake und eines nicht
näher zu identifizierenden Gebäudes gefunden. Daß der Quirinal
je bis hierher gereicht habe, hat auch schon vor den neuen Aus-
grabungen kein Verständiger behauptet. Da die Stellung der Säule
in der ganzen Anlage durch bauliche Rücksichten bedingt war,
wäre es absurd, zu verlangen, daß jemals der Berg gerade an
dieser Stelle bis zur Höhe des Kapitals gereicht habe; die Inschrift
Avill vielmehr nur sagen, daß der höchste Punkt des abgegrabenen
Quirinals (annähernd) 100 Fuß über dem Pflaster der trajanischen
Prachtanlagen erhaben gewesen sei. — Zwischen der Säule und
der östlichen Exedra ist bis jetzt nicht das Geringste von älteren
Bauten konstatiert, imd der Rest in der Exedra beschränkt sich
auf einen kleinen formlosen Fundamentblock (2:3 m Fläche, 3 m
Tiefe), welcher direkt unter dem trajanischen Lavapflaster lag
und bei Legung desselben oben abgesclmitten worden war. Der
Block kann sehr wohl aus trajanischer Zeit selbst sein und etwa
einer früheren Baupliase des Forums angehören, oder wenn er
wirklich vortrajanisch sein sollte, so kann er zum Fundament
eines erheblich höher gelegenen schweren Gebäudes gehört liaben.
Wie tief man im antiken wie im modernen Rom mit Gußwerk-
fundamenten oft geht und gehen muß, weiß jeder Techniker ^^^).
"3) luternWschr. 1907, 664—08. — i") AttiAccPadova 1910, 167—76.
RivFilol. 1910, .06—62. — "5) AttiAccTorino XLIII, 1908, 595-601. —
"*) Wer z. B. nach dem heutigen Zustand des großen, 1897 in Via di Monte
Tarpeo aufgedeckten und zum großen Teile zerstörten Gußwerkfundimienta
Topographische Rundschau. 205
Ich sehe also keinen Grund, dem dionischen Zeugnis den Glauben
zu versagen oder die Inschrift der Säule andere zu verstehen, als
es etwa vor 250 Jahren der alte Raffaol Fabretti (der sehr gut
Lateinisch konnte) auch tat. Mancherlei Gründe allgemeiner Art,
welche gegen die neuerlich aufgestellten Theorien sprechen, können
hier nicht dargelegt worden.
Einen interessanten Beitrag zur Kenntnis des Skulpturenschmuckes
des Trajansforums gibt A. B. Wace^iß"), welcher mit Hilfe von
Zeichnungen aus dem IG. Jahrhundert (aus Cod. Vat. 3439 und der
Sammlung der Uffizien) nachweist, daß mehrere jetzt in verschie-
dene Museen zerstreute (bzw. verlorene) Monumentalreliefs (u. a.
die bekannte Opferszene vor dem kapitolinischen Tempel, jetzt im
Louvre) vom Forum Traiani stammen.
Erwähnt sei noch ein Aufsatz von Th. Birt^i^)^ in welchem
die Ähnlichkeit der Trajanssäule mit der delpliischen Schlangen-
säule erörtert wird. Eine kurze Abhandlung über »Die Geschichte
der Dakerki-iege auf den Relief bildern der Trajanssäule « von K i r al y ^ ^8)
ist mir nicht zugänglich gewesen.
Palaiin.
Eine populäre Darstellung über die Ruinen des ganzen Hügels
hat D. Cancogni^i9) geliefert. Durch Ausgrabimgen ist vor Allem
die Avestlichste Spitze berührt worden. Unter Leitung von Vaglieri
und Cozza sind hier, zwischen dem oberen Ende der Scalae Caci und
dem Tempel der Magna Mater, Reste von archaischen Befestigungen,
monumentalen Anlagen und Gräbern zutage gefördert worden ^19").
Besonders wichtig ist ein Grab, welches direkt imter den Funda-
menten der aus großen Tuffquadern bestehenden Festungsmauer
liegt, und als Beigabe u. a. eine wohlerhaltene Terrakottavase mit
gelbem Dekor enthält, die man nicht älter als das 5. Jahrhundert
datieren kann. Dieser Fund bestätigt aufs neue, daß die Sonder-
befestigimg des Palatins ebenso ^vie die ihr technisch ganz ähn-
liche sog. Serviusmauer in Wahrheit jünger sind, als die gallische
Katastrophe. Über die Bedeutung mancher anderer in den ge-
wachsenen Fels eingetiefter Spuren hat sich eine Polemik zwischen
Yaglieri und Pigorini entsponnen: der erstere sieht darin die
Reste einer archaischen Nekropole, was der zweite für unmöglich
erkläi-t 120), — YÄne Darstellung der gesamten Ausgrabungen mit
großem Plane hat Pinza^^i) gegeben.
(Festschr. für H. Kiepert S. 216, Fig. 1) auf die Höhenlage der Area Capitolina
schließen wollte, würde bedenklich in die Irre gehen. — ^^8") PapBritSchool
V, 1910, 229—57. — "^ RheinMus. LXIII, 1908, 39 — 58. — "8) Deva
1907. 27 S. — 119) Le rovine del Palatino. Mailand 1909. — ii^") NotScavi
1907, 185—205, 264—82, 444—59, 529—42, BComun. 1907, 202—05.
"Vgl. auch Intern Wschr. 1907, 669 (O. Richter). — 120) Pigorini, RendLincei
1909, 249—62. Vaglieri, NuovaAntol. H. 850, 16. Mai 1907, 314—20.
RendLincei 1908, 201—10. — i2i) AnnSArchitettiIngegeneriltal. 1907.
206 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Zunächst niit dem Apollotempel beschäftigt sich ein Aufsatz
von Pin za 122^^ (jgj. (jgg weiteren die ganze Topographie des Hügels
in Mitleidenschaft zieht.
Der Apollotcmpel wird mit der gewöhnlich »Juppiter Victor« genannten
Ruine identifiziert, die Porticus ApoUinis mit den die Sealae Caci begleitenden
Bogenbauten; die Domus Augustana soll nichts anderes sein als die »Domus
Liviae«, der kleine westlieh davon gelegene Pfeilersaal (8 — 15 m!) die Biblio-
theca ApoUinis. Der großartige Ziegelbau der sog. Domus Flavia wird in die
severische Zeit hinabgerüekt, die Höhe von S. Sebastiano für die »Adonaea«
in Anspruch genommen usw. Es ist bedauerlich, daß ein For.-cher, der auf
dem Gebiete der Prähistorie hervorragendes geleistet hat, sich hier auf ein Ge-
biet begibt, wo seine Kompetenz aufhört. Die Mißhandlung der alten Texte
und der lateinischen Grammatik gipfelt am Schlüsse in dem Versuch, nach-
zuweisen, daß die Präposition ante auch gelegentlich »hinter« bedeuten könne,
nämlich ante templum = an der Rückseite des Tempels für den, der von hinten
kommt! Die Überzeugung »di aver definitivamente determinati i resti del cospicuo
complesso di monumeuti raccolti nell' area del tempio di Apollo palatino« wird
schwerlich jemand mit dem Verfasser teilen.
Eine ganz neue Benennung der Reste in Vigna Barberini schlägt
P. Bigoti22a) vor.
Er weist auf die Ähnlichkeit hiu, welche der Grundriß des Ruinenkomplexes
mit einer Münze des Alexander Severus hat, auf der ein Tempel mit umgebenden
Hallen und Treppe dargestellt ist, mit der Inschrift lovi Ultori. Die Ähnlich-
keit ist nicht zu leugnen; aber es scheint mir viel einfacher anzunehmen,
daß hier ein nicht städtisches, vielleicht nach dem Vorbild des palatiuischen
Tempels erbautes Heiligtum dargestellt sei, als daß es sich um einen Tempel
des Juppiter handeln sollte, der an hervorragendster Stelle gestanden und von
größter Pracht gewesen sein müßte und doch in allen unseren Quellen gänzlich
mit Stillschweigen übergangen wäre.
Angesichts dieser neusten Versuche kann man den AVunsch
nicht unterdrücken, daß endlich einmal durch Ausgrabungen fest-
gestellt würde, was für Reste eigentlich unter dem vorderen (öst-
lichen) Teil der Villa Mills liegen; eine Ausgrabungsdirektion, der
Förderung wissenschaftlicher Untersuchungen mehr am Herzen läge
als das Ausarbeiten uferloser Projekte, könnte binnen einer oder
zwei Wochen dies wichtigste Problem der palatinischen Topographie
aufklären.
Der Tempel der Magna Mater ist abgebildet auf mehreren
Cotorniaten aus der späten Kaiserzeit, welche Katharina E. Es-
daile^^S) publiziert.
Über das Septizonium des Septimius Severus hat A. Bartoli^24)
mit großem Fleiß die Nachrichten aus dem Mittelalter und der
Renaissance zusammengestellt, auch einen sorgfältigen Katalog der
auf den Bau bezüglichen alten Handzeiehnungen gegeben. Zwei
wichtige Blätter Märten van Heemskcrcks im Gabinetto Nazionale
dellc stampe in Rom werden zum erstenmal veröffentlicht. Der
Aufsatz bedeutet eine schätzenswerte Bereicherung unserer Kennt-
»22) BComun. 1910, 3—41. — »22«^ Ebenda 1911, 80—85. — '23) Kü,„m
1909, 368—74. — »24) BArteMinisteroPI 1900, 253—09.
Topographische K.undschau. 207
nis. — Nicht das gleiche läßt sich von dem Aufsatz E. Petersens
sagen ^^5)^ welcher hauptsäclüich darauf abzielt, die bisher angenom-
menen Maße des Gebäudes stark zu modifizieren. Der Verfasser
(der eine Reihe wichtiger, nach Stevensons Aufsatz im Bull, comun.
1888 bekannt gewordener Dokumente ignoriert) geht dabei nicht
von den Maßen des Oberbaues aus, die durch mehrere gute mid
voneinander unabhängige Zeugen bekannt sind, sondern von den
nur durch eine einzige (nicht immer leicht verständliche) Beschreibung
bekannten Maßen des Fundaments; und da er, statt zu versuchen,
ob die letzteren sich dem ersteren anpassen, vielmehr die Maße
des Oberbaues nach den von ihm unrichtig verstandenen des Funda-
ments zu korrigieren unternimmt, so kann natürlich ein richtiges
ResuJtat nicht herauskommen; worüber an anderer Stelle ausführ-
licher.
Anhangsweise seien hier noch zwei Aufsätze von A. Bartoli
genannt, welche sich mit der Kirche S. Lucia de SeptemsoUoi^e)
und der Südhöhe des Hügels bei S. Sebastiano^^?) beschäftigen;
obwohl in erster Linie auf mittelalterliche Topographie gerichtet,
bringen sie doch auch schätzbare Bemerkungen für das Antike.
Die südlichen Stadtteile.
Fortan Boarium. Der Aufsatz von A. Piganiol, »Les origines
du Forum Boarium« ^ 28)^ sucht die Topographie des ganzen Gebiets
zwischen Palatin, Kapitol und Fluß von Grund aus umzugestalten,
allerdings mit sehr gewaltsamen Mitteln.
So wird z. B. eine Trasse der servianischeu Befestigimg von der Südspitze
des Kapitols quer über Piazza Bocca della Veritk bis zum Aventin gezogen,
obwohl der Verfasser selbst zugibt, daß die Zeugnisse der Alten dem wider-
sprechen und daß Ausgrabungen in diesem seit 300 Jahren vielfach angestochenen
Terrain niemals die geringste Spur einer Stadtmauer zutage gefördert haben.
Die etwa 200 m lange mittlere Strecke dieser supponierten Mauer versieht der
Verfasser mit nicht weniger als vier Toren (Flumentana, TriumphalLs, Trigemina
und eine anonyme) und schlägt, zum Teil in Verbindung mit diesen Hypothesen,
für die erhaltenen Tempel neue Namen vor. Der Herkulestempel wird mit
dem erhaltenen marmornen Rundtempel identifiziert (Altmanns gleich zu nennende
Untersuchungen kennt der Verfasser nicht), die Ära Ma.xima hinter S. Maria
in Cosmedin verlegt usw. Der Verfasser ist bescheiden genug, seine Auseinander-
setzungen als reine Vermutungen zu bezeichnen; wenn er aber sagt: »la Rome
que nous bätissons sur les nuages est comrae une cite des oiseaux«, so glaube
ich, daß die Topographie und Baugeschichte der Stadt Rom noch auf lange
Zeit hinaus Probleme genug bietet, ehe wir uns an die von Wölkenkuckucksheim
zu begeben brauchen.
Ein baugeschichtliches Problem ist in vortrefflicher Weise be-
handelt von E. Fiechter in seinem Aufsatz »Der ionische Tempel
am Ponte Rotte« ^ 29)^ ^^^f Grund sorgfältiger eigener Aufnahmen
wird das Bauliche in allen Einzelheiten gewissenhaft erörtert und
125) RömM 1910, 56—73. — 126) RendLincei Ser. 5, XVHI, 1907, 540
bis 551. — '27) Ebenda 527—39. — '28) MelficoleFrRome XXIX, 1909,
103- 44. — 129) RömM 1907, 220—79, mit Taf. 6—12.
208 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
durch stilistische Vergleiche die Zeit der Entstehung auf die Mitte
des 1. Jahrhunders v. Chr. zu bestimmen versucht. Die Frage nach
dem Namen bleibt offen.
Die Herkulesheiligtümer am Forum Boarium sind behandelt von
W. Altmann 130)^ (]gj. u. a. die wichtigen Zeichnungen und Be-
schreibungen Pirro Ligorios über den dorischen Rundtempel zum
erstenmal (aus dem Codex Parisinus) veröffentlicht. Auch der
marmorne Rundtempel am Ponte Rotte (Portunus?) wird dort ein-
gehend und mit guten Illustrationen besprochen i^i).
Circus Maxhmis. Erfolgreiche Untersuchungen an Ort und
Stelle hat der französische Architekt P. Bigot ausgeführt i^'^). Es
ist ihm u. a. gelungen, die Stelle der Carceres genau nachzuweisen
(unter dem nördlichen Flügel der Gasanstalt und der Yia dei Cerchi),
also etwas weiter vom Forum Boarium entfernt, als man bisher
allgemein angenommen hatte. Die Westseite des Circus (nach dem
Aventin zu) verlief wahrscheinlich, wie auch die entsprechende im
Circus des Maxentius nicht in einer geraden, sondern in einer ge-
brochenen Linie.
Aventin und Speicherviertel. Eine ausführliche und gründliche
Monograpliie über den ganzen Hügel -wird A. Merlin verdankt ^^S),
Die Geschichte des Aventins wird von der prähistorischen Zeit bis
in die frühchristliche Epoche dargestellt, den Kiüten besondere
Aufmerksamkeit gewidmet, einzelne topographische Probleme mit
umfassender Kenntnis der Literatur klar und verständig erörtert.
Das Buch bietet eine nützliche Zusammenfassung des bisher Ge-
leisteten und eine brauchbare Unterlage für weitere Untersuchungen.
Die Pyramide des Cestius behandelt E. Caetani-Lovatelli^^i).
Ganz populär gehalten ist eine kleine Schrift von D. Orano über
den Monte Testaccio und die umliegende Stadtgegend ^^5),
Auf dem »falschen Aventin« bei S. Saba ist unter anderen
Inschi'iften ein interessantes Fragment einer Lex horreorum gefunden,
welches auf die Hori'ea einer Ummidia Bezug nimmt ^ 36). Wahr-
scheinlich hat Lanciani (Bull. Comun. 1891, 210) die donius Corni-
ficiae und Ummidiae Quadratillae mit Recht in dieser Gegend an-
gesetzt, und meine Zweifel (Topogr. I, 3, 187) muß ich zurück-
nehmen.
Zwischen Aventin und Caelius. Die Cella solearis der Caracalla-
thermen erklärt A. de Pachtere^^T) füi- identisch mit derCaldariums-
rotundc, und leitet das Epitheton nicht von solea, sondern von solium
130) Die italischen Rundbauten 31—36. — "') Ebenda 22—30. —
132) CR AcIu><cM-. 1908, :527ff. BComun. 1908, 241—53, mit Taf. 10—15.
MelfeoleFr. 1908, 227—31. — '33) L' Aventin dans l'antiquite. ThiJse de
Doctorat. Paris 190G. 470 S. — '34) KuovaAntol. H. 922, 10. Mai 1910,
193—204. — 135) II Testaccio: il monte ed il (iiiartiore daUc origini al 1910.
Pescara 1910. 74 S. — 136) NotScavi 1910, 90. — 137) MelfooleFr. 1909,
401-06.
Topographische Kandschau. 209
ab. Die Etymologie ist längst von Salmasius aufgestellt; darüber,
daß die Beschreibung der cella solmris in der Biographie des Cara-
calla zu den Resten des Caldariuras wenig stimmt, geht Verfasser
sehr leicht hinweg.
Das bei Porta Latina gelegene Columbarium des Pomponius
Hylas ist sorgfältig aufgenommen von F. Gr. Newton, beschrieben
von Th. Ashbyi38j. ^{q interessanten Dekorationen des Grabes
werden zum erstenmal in stilgetreuen, zum Teil farbigen Zeich-
nungen reproduziert.
Über den intramuranen Teil der Via Latina im allgemeinen
vgl. Ashbys Untersuclmngeni^sa). über die Via Appia sind mehrere
populäre Bücher erschienen, von Leoni u. Staderinii^sfej^ von
S. Scagliai39)^ von Ripostelli u. Marucchii^o)^ in welchen auch
der intramurane Teil (Caracallathermen, Drususbogen usw.) Berück-
sichtigung findet. Der Teil zwischen Caracallathermen bis ziu-
Porta Capena ist bekanntlich zur sog. »Passeggiata Archeologica«
gezogen, bei deren Anlage man leider alle anderen als archäologische
nnd künstlerische Interessen berücksichtigt und die Arbeiten mit
vandalischer Verwüstung des Baumbestandes und Niederreißung
malerischer alter Bauwerke begonnen hat. Die archäologische Er-
forschung des der Ser\iusmauer und der Porta Capena benachbarten
interessanten Gebiets ist durch die Konstruktion der breiten modernen
Fahrstraße, deren Hauptzierde melirere Trambahnlinien bilden werden,
wohl dauernd unmöglich gemacht. Proteste gegen das sinn- imd
rücksichtslose Vorgehen sind (s. oben das über die Aureliansmauer
Bemerkte) vergeblich gewesen i*^). — Mancherlei gewagte Hypo-
thesen über diese Gegend enthält der Aufsatz von L. Morpurgo
über die Porta triumphalis^'^^).
Caelius. Eine Versuchsgrabung an den Substruktionen des
Claudiustempels hat mehrere Stufen der großen Freitreppe, welche
zur Plattform hinaufführte, zutage gefördert 1*3). Über die von
Martial genannte Porticus Claudia handelt ein kurzer Artikel von
J. M. Hartmann 144).
Am Abhang unterhalb S. Giovanni e Paolo ist, innerhalb der
Ruinen desselben alten antiken Hauses, welches zum Teü bereits
1890 ausgegraben war, ein neuer Raum mit vortrefflich erhaltenen
"Wandgemälden entdeckt worden i*5)j eines derselben, eine Meerszene
(mit Aplirodite imd Dionysos?) dai-stellend, ist von W, Amelungi*^)
138) PapBi-itSchool V, 1910, 461—71. — i^^a) Ebenda IV, 1909, 1—42. —
138') On the Appian way. Translated by E. Fitzmauriee. Rom 1907. 235 S.,
50 Abb. — I39j L;^ Promenade archeologique. Rom 1911. 175 S., 50 Abb. —
"") La Via Appia k l'epoque romaine et de dos joui-s. Rom 1908. 440 S.,
4 Taf., 300 Abb. — i^') BComun. 1908, 109—50. — i<2) Ebenda 347.
RassegnaConteraporanea III, 2, 1910, 22 S. (A. Bartoli). XuovaAntol. H. 915,
1910, 481 — 88 (G. Boni). — i*3) XotSeavi 1909, 427. — >") Muemosyne
XXXIV, 1906, 83 f. — 1*5) BComuQ. 1909, 122. — HG) AttlAccPontif.
1910, 13f.
Gcogr. Jalirbuch XXXIV. 14
210 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
und C. Eobert^*'^) behandelt ^vo^den, Ein früher dort gefundenes
Bild bespricht Rostowzew^^^).
Unweit Piazza della Navicella sind beim Bau eines englischen
Hospitals mehrere zu den Castra Peregrina gehörige Inschriften
gefunden worden i*''). Über den Plan der ganzen Anlage hat
Hülsen 150) ältere und neuere Nachrichten zusammengestellt.
Kolosseum und Umgegend. Über das Kolosseum im allgemeinen
vergleiche den guten Artikel »Flavium Araphitheatrum« von Gall in
Pauly-Wissowas Realenzyklopädie i^^). Ganz populär ist ein Schrift-
chen von G. Viola *52)- fachmännisch bespricht ein Detail der De-
koration K. Ronczewskii53)_
Mit der Erklärung der Skulpturen am Konstantinsbogen be-
schäftigen sich Arbeiten von M. Bieber^^^"), Stuart Jones ^^^^^^
A. Mon aci ^^^\ S. Reinach ^^% J. Sieveking i56) und A. B.Wace i56o).
Besonders interessant ist der von Sieveking gegebene Nachweis, daß
die schönen Rundreliefs, welche man bisher immer als eine einheit-
liche Serie betrachtet hat, in zwei stilistisch und zeitlich geschiedene
Gruppen zerfallen. Speziell mit den gewöhnlich vernachlässigten
Friesen aus der konstantinischen Zeit beschäftigt sich Wace. —
Ein Aufsatz über die Inschriften des Bogens von Fregni^'"»') ist,
wie die sonstigen Produktionen desselben Verfassers, wertlos.
Über die Meta Sudans, deren antiker Ableitungskanal neuerdings
wieder in Betrieb gesetzt ist^ss)^ handelt Rocchi^^B),
Der Esquilin.
In den Ruinen eines privaten (?) Gebäudes an der Via Labicana,
unweit Via Mecenate, ist eine Porträtstatue des Angustus, ein Werk
von hohem Kunstwert, ausgegraben ^^o).
Das konstantinische Stadtbuch verzeichnet in der viei"ten Region
einen Namen Aureum Bucinum (oder Aurea budnutn). Duchesne
hat vorgeschlagen 161), denselben in zwei zu trennen und zu lesen
Aura, bucinum, so daß die Aura genannte Örtlichkeit (deren Name
vielleicht von einem Relief mit A2irae abzuleiten sei) in der Nähe
der Konstantinsbasilika gelegen habe. A. Bartoli^''^) hat die Frage
mit Hilfe der von Fedele aus dem Archiv von S. Maria Nova ver-
"7) Hermes XLVI, 1911, 249—54. — i*8) ArcliRcligWiss. X, 1907,
560—62. — i<9) NolScavi 1907, 183; 1909, 37. BComian. 1909, 37. —
150) Planta dell' Einsidleuse (o. A. 56) 33—38. — '^i) yi, 2516—25. —
152) II Colosseo ed i combattimenti dei gladiatori. Rom 1910. 16", 04 S.
(auch franz.). — '^'^ Die Stuckgewölhe des Kolosseums. SchweizBauztg. XLVII,
1906, 305—07. — 153.) RömM 1911, 214—37. — iss») PapBritSehool III,
1906, 229—68. — 15<) AUiAccPontif. Ser. 2, IX, 1907, 1—23. BComun. 1910,
53_55. __ 155) RevArcheol. 1910, 118—29. — 156) RömM 1907, 345—60. —
166*) PapBritSchool V, 1910, 229—76. — 157) Delle iscrizioni che si leggono
neir Arco di Costantino Modcna 1906. 24 S. — 158) NotScavi 1909, 428. —
159) NuovaAntol. H. 881, 1. Sept. 1908, 110—16. — 1 6«) NotScavi 1910, 223-28
(Pasqui). — i6i) RömM 1907, 429—33. — >62) RendLiucei 1909. 224—30.
Topographische Rundschau. 211
Öffentlichton Urkunden aufs neue untersucht. Er bestimmt die
Grenze der in Dokumenten des 11. und 12. Jahrhunderts »Aura«
genannten Gegend genauer (zwischen Konstantinsbasilika, Templum
Veneris et Romae und Via del Colosseo) und vermutet, daß der
Benennung eine Reminiszenz an das goldene Haus des Nero zu-
grunde liege.
Auf Piazza Dante gefunden ist das Bruchstück einer Monumental-
inschrift aus später Zeit, auf welchem die Namen mehi-erer vor-
nehmer Männer aus dem 3. und 4. Jahrhundert (u. a. eines Cassius
Dio, ohne Zweifel Nachkomme des Geschichtschreibers) und hinter
jedem Namen ein Beitrag von 400000 Sesterzen verzeichnet sind.
Vaglieri^63) vermutet, die Beiträge hätten zum Bau der Thermae
Helenae gedient. Ein ähnhches Fragment, im Tiber gefimden, ist
publiziert CIL VI, 30423, 4.
Zur Interpretation der Inschrift von Porta Maggiore vergleiche
die Bemerkungen von Albertini i^'*). Das Grab des Eurysaces,
seine Schicksale seit der Renaissance und sein Skulpturen schmuck
sind beschrieben und illustriert von der Gräfin E. Caetani-Lova-
telli^es).
Der Quirinal.
Auf der südlichen Spitze des Hügels, zwischen S. Silvestro
und Giardino Colonna, ist beim Bau des Palazzo Mengarini ein
neues Exemplar des Cippus (CIL VI, 31574) zutage gekommen,
dessen Inschrift bezeugt, daß fünf Curatores locorum publicorum
(aus tiberianischer Zeit) ein Terrain exprivato i?ipublicumredegerunt^^^).
Der Bau des neuen Stadtviertels vor Porta Pinciana und Porta
Salaria bringt fortwährend Reste von Grabanlagen aus der früheren
und mittleren Kaiserzeit, mit massenhaften, aber wenig interessanten
Grabschriften zutage ^6'^). Über den hier gefundenen Grenzstein
des Pomeriums vgl. oben S. 194.
Beim Bau des neuen Ackerbauministeriums in Via Flavia und
Via delle Finanze sind, außer den oben (S. 194) erwähnten Resten
der Sen-iusmauer, auch archaische Gräber imd Gebäudereste aus
späterer Zeit gefunden ^ß^); architektonische Terrakotten, ihrem Stile
nach wolil noch aus republikanischer Epoche, scheinen von einem
nahegelegenen Heiligtume zu stammen, dem wir jedoch einen Namen
zu geben bisher nicht imstande sind.
Über die Dioeletiansthennen, namentlich die Konstniktion des
Hauptsaals, hat Rivoirai^^") gehandelt.
163) BComun. 1907, 115—21. — i^*) MelEcoleFr. XXVI, 1906, 305—18. —
165) NuovaAntol. 1908, Nr. 877, 1. Juli, 1 — 11 = Passeggiate nella Eoma antica
151 — 76. Vgl. auch E. Siccardi iu: Roma, Rassegna dell' Esposizione, ott. 1910,
12f. — 166) NotScavi 1907, 83. BComun. 1907, 209f. — 167) NotScavi
1906 — 10 fast in jedem Hefte; mehr zusammenfassend BComun, 1906, 90 — 102,
333—39; 1907, 182—201, 350—58; 1909, 128—30. — 16«) NotScavi 1907,
438, 504, 651, 679; 1908, 19, 46, 128f., 438; 1909, 221—23. BComun.
1909, 221—23. — 168«) JBritAmArehaeolS IV, 1910, 353—60.
14*
212 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Das Marsfcld.
Eine kurzgefaßte und anschauliche Übersicht über die gesamte
Topographie des Campus hat F. Lohr^^^) gegeben.
Regio VII. Via Lata. Unter S. Silvestro in Capite sind acht
große und sechs kleinere Fragmente von reich verzierten Gebälken
eines Monumentalgebäudes gefunden ^'^o^, welche Vaglieri ihrem
Stile nach ins 3. Jahrhundert n. Chr. setzt und mit dem Templum
Solls Aureliaui in Verbindung bringt.
Die Reliefs des sog. Arco di Portogallo (bei S. Lorenzo in
Lucina) sind eingehend behandelt von A. J. B. Wace^'^^). Über
die gewöhnlich dem Claudiusbogen bei Piazza Sciarra zugewiesenen
in Villa Borghese vergleiche die Bemerkungen von Stuart Jones ^'^2),
der sie zur Dekoration des Trajansforums rechnen möchte.
Regio IX. Nördlicher Teil. Zwischen Porta del Popolo und
Fluß, bei Piazza dell' Oca, sind Reste eines prachtvoll ausgestatteten
Privathauses mit Badeanlagen aufgedeckt; in einem der Räume
ist eine lebensgroße Hermesstatue von sehr guter Arbeit mit Kopf
(zurückgehend auf ein attisches Original des 4. Jahrhunderts?) ge-
funden i'^3)^
Ganz populär ist das Schriftchen von Fr. Sabatini über das
Mausoleum des Augustus i'^*).
Die Ausgrabungen an der Ära Pacis sind leider seit 1904 in
vöUigem Stillstand verblieben. Zur Erklärung der ReUefs beschäftigen
sich die Arbeiten von Dissel^'^^)^ Gardthausen i^e^^ Petersen i^''),
Sieveking^'^8)^ Studniczka^'^^), die hier nicht näher analysiert
werden können. Eine reich illustrierte Übersicht über das nament-
lich durch die neuesten Ausgrabungen Geleistete mit Versuch einer
Gesamtrekonstruktion hat M. E. Cannizzaro gegeben i^*^), ein kurzes
Resümee Stuart Jones i^^).
Der Erweiterungsbau des Parlamentspalastes an der Nordseite
von Monte Citorio hat bedeutende Grabungen bis in große Tiefe
mit sich gebracht, die mancherlei interessante Funde zutage gefördert
haben. Bemerkenswert sind die Reste eines ausgedehnten, mit
Travertinpfosten und Gittern umhegten Platzes, ganz ähnlieh dem
im Jahre 1704 unter der nahen Casa dei Padri della Missione
entdeckten (vgl. Rom. Mitt. 1889, 41 — 64), welcher mit Wahr-
s«heinlichkeit für das Ustrinuni der Kaiser des zweiten Jahrhunderts
169) Das Marsfeld (Gymn. Bibl. 49). Gütersloh 1909. lOG S., 1 Plan. —
170) NotScavi 1908, 231; vtrl. auch 1907, 680; 1908, 172. BConiim. 1908,
87. -^ 171) PapBritSchool IV, 1908, 258—63. — 172) ■ Ebenda III, 1900,
215—29. — 173) NotSeavi 1908, 263, 443, 525. BComiin. 1907, 41—44,
330 f. Ausonia II, 1907, 207—34 (Mariaui). — 174) Rom 1907. 30 S. —
175) Der Opferzug der Ära Pacis. Progr. Hamburg 1907. — 176) Der Altar
des Kaisorfriedeus. Leipzig 1908. 58 S., 2 Taf. — 177) ÖsterrJabresh. IX,
1906, 298-315. — 17») Ebenda X, 1907, 175—90, Beibl. 107. — 17») Abh.
Sii.hsGes. 1909, 901-44. — i»«) BArte 1907, Okt., 1 — 16. — i^i) JBritAm.
ArebaeolS IV, 1910, 267 — 69.
Topograpliische Rundschau. 213
gehalten wird. Gefunden wurden ferner Reste eines großen Rund-
baues aus karrarischem Marmor (Durchmesser 32 m) sowie andere
von einem großen polygonalen Bau aus gleichem Material. Er-
wähnung verdienen auch die großen Pfahlroste aus Eichenstämmen,
welche zur Sicherung der Fundamente in diesem tief gelegenen
und sumpfigen Teile des Marsfeldes zur Anwendung gebracht waren ^ 8-).
In Via Zanardelli sind halb bearbeitete Säulen aus Cipollino,
Affricano imd anderen fremden Marmorsorten gefunden, welche
aufs neue die Existenz von Steinmetzwerkstätten in dieser Gegend
bezeugen (vgl. Jordan-Hülsen I, 3, S. 596). Ein Säulenbündel aus
Africano trägt eine Steinbruchsmarke aus dem Jahre 80 n. Chr.i^^).
Begio IX. Mittlerer Teil. Unter der zum Senatspalast gehörigen
alten Kirche S. Salvatore in Tliermis sind Reste von Hypokausten-
anlagen gefunden, welche zu den Thermae Neronianae gehören i84)_
Der Aufsatz von Cerasoli über Ausbesseningsarbeiten am
Pantheon in den letzten Jahrhunderten ist für das Antike wenig
ergiebig ^^^).
Mit dem bisher sehr unklaren Grundriß der Agrippathermen
beschäftigt sich eine Monographie von Ch. Hülsen ^^ß). Es wird
mit Hilfe des 1901 gefundenen Fragments der Forma Urbis Romae,
einer nicht genügend beachteten Aufnahme Andi-ea Palladios und
des bisher immer falsch orientierten und daher mißverstandenen
Planes von Baldassare Peruzzi der Grundriß des mittleren und
wichtigsten Teiles der ganzen Anlage (Caldarium, Tepidarium, La-
conicimi) festgelegt und die von den späteren Kaiserthermen stark
abweichende Disposition dieses ältesten Luxusbades der Hauptstadt,
imter Vergleichung außerrömischer Anlagen, erörtert.
Wertvolle neue Aufschlüsse über das Iseum Campense bringt
ein Aufsatz von H. DresseP^'). Auf einer Großbronze des Yes-
pasian, von der ein vorzüglich erhaltenes Exemplar jüngst in das
Königliche Münzkabinett zu Berlin gekommen ist, hat Drossel eine
sehr genaue Abbildung des Heiligtumes erkannt. Für Domitian
hatte dasselbe eine besondere Wichtigkeit dadurch, daß er mit
seinem Vater dort die Nacht vor dem jüdischen Triumphe zugebracht
hatte (Joseph, de bell. Judaic. VU, 5, 4). Die Berliner Münze
zeigt u. a. das Giebelfeld mit der auf einem Hunde reitenden Isis,
wie es Cassius Dio (LXIX, 10) beschreibt. — Die Deutimg des
Münzbildes versucht auch (und meines Erachten s in manchen Einzel-
heiten richtiger) W. Weber i^^)^ welcher den von Dresse! für das
'82) NotScavi 1907, 435, 525—29, 651, 681; 1908, 19, 46 f., 234, 438;
1909, lOf., 429; 1910, 285. BComim. 1907, 326; 1908, 86; 1909, 113. —
i«3) NotScavi 1907, 184. BComun. 1906, 317, 207, 330. — i«*) BComun.
1909, 330. — 185) I restauri del Pantheon dal secolo XV al XVIII. BComun.
1909, 280—89. — 186) Die Thermen des Agrippa. Rom 1910. 43 S., 4 Taf.,
13 Abb. — 187) Das Iseum Campense auf einer Münze des Vespasianus. Sitzb.
AkBerlin 1909, 640—48. — i88) Ein Hermestempel des Kaisers Marcus.
HeidelbergerAk. 7. Abb., 1910, 11—13.
214 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
innere Heiligtum erklärten Bau vielmehr für die Tür des Tempels
hält. — Daß der jetzt auf Piazza Navona stehende Obelisk, der im
späteren Altertum die Spina des Maxentius-Zirkus schmückte, ur-
sprünglich (um 80 n. Chr.) von Domitiau beim Iseum Campense
errichtet gewesen sei, vermutet G. Farina^^").
Begio IX. Südlicher Teil. Mit dem ganzen südlichen Teile
des Campus Martins beschäftigt sich A. v. Domaszewskis Aufsatz
über die Triumphalstraße im Marsfelde ^^^^^ unter spezieller Berück-
sichtigung der dieser Straße anliegenden und benachbarten Tempel
aus republikanischer Zeit. Besonders wichtig ist das über den
Neptunstempel in Circo Flaminio Beigebrachte: das Rehef mit den
Suovetaurüien, welches zusammen mit den Nereidenreliefs die Basis
der skopasischen Nereidengruppe vor dem Tempel schmückte ^ 9^),
bezieht sicli nicht auf Cn. Domitius, den Zeitgenossen des Augustus,
sondern auf den Zensor Cn. Domitius 115 v. Chr. Dieser hat nach
seinem Siege über die Kelten an der Rhone den Tempel gegründet,
sein Urenkel ihn erneuert und durch Aufstellung der skopasischen
Gruppe verschönt, weshalb er auch auf dessen Münzen erscheint. —
Nicht beistimmen kann ich D. in der Ansetzung der Porta Carraen-
talis an der Ostseite des Forum HoHtorium; auch die Lage des
Apollotempels ist unrichtig angegeben.
Der lange Aufsatz von L. Morpurgo^^^^ über die Porta ti-i-
umphalis und die Triuniphalstraße fördert die Lösung der schwierigen
Frage wenig. So redliche Mühe sich die Verfasserin gegeben hat,
so genügen doch ihre Argumente nicht, um die ebenso neue wie
unwahrscheinliche Hypothese zu beweisen, daß Porta triumphalis
nicht ein bestimmtes Tor gewesen sei, sondern daß der Name ver-
schiedenen Stadttoren hätte beigelegt werden können, durch die
jeweilig der Triumphzug die Stadt betreten habe. Gegen manche
Aufstellungen erheben sich schwere methodische Bedenken, z. B.
gegen die Bedeutung, welche dem skenischen Triumplie des Nero
beigemessen wird, um aus diesem für das regelmäßige Triumphritual
weitgehende Schlüsse zu ziehen.
Zwei anziehend geschriebene und gut illustrierte Aufsätze der
Gräfin E. Caetani-Lovatelli behandeln den Circus Flaminius^^^ä)
und das Theater des Marcellus 1^4). Jüt der spätantikon bzw.
mittelalterlichen Porticus Pallacinae beschäftigt sich Gatti^^''),
welcher sechs bis vor kurzem in Via S. Marco sichtbare Säulen
für Reste des Baues erklärt.
Durch eine interessante Kombination eines Stadtplanfragmentes
189) BComun. 1908, 254—74. — '»O) ArchReligionswiss. XII, G7— 82. —
191) Zur Erklärung vgl. Michon, Mouuments Piot XVII, 1910, 147—57;
Sicveking, ÖstcrrJahresh, 1910. — 192) ßConiun. 1908, 109—50. —
193) NuovaAulol. II. 846, 1907, 16. März, 202—09 = Pixsseggiate nclla Roma
antica 107 — 27. — i»*) NuovaAntol. H. 823, 1906, 1. April, 387—400 =
Passcggiate 51—89. — ^^■') lU^miun. 1908, 280—82.
Topographische Pwundschau. 215
mit gewissen Mauerresten an der Ostseite der Porticiis Pompeiana
(Via dell' Olmo) glaubt F. Bigoti^ß) die Stelle der Curia Pompei
bestimmen zu können, in welcher Cäsar seinen Tod fand.
Für den dorischen Tempel bei S. Nicola in Carcere bringt
Hülsen authentisches Material aus Handzeichnungen Peruzzis,
Palladios, der Sangallo u. a. bei^^'^, mit deren Hilfe sich Grundriß
mid Bauformen weit vollständiger feststellen lassen, als das in der
vielfach unkritischen und ungründlichen Monographie von R. Delbrück
geschehen war. Der Tempel selbst A^rd als der um 260 v. Chr.
gegründete des Janus bestimmt.
In einer sehr ausführlichen Abhandlung, von der bisher nur
der erste Teil erschienen ist, erörtert A. Elter ^98) aufs neue die
oftbesprochenen Probleme über Cremera und Porta Cai'mentalis ;
hier kann nur auf das die Stadttopograpliie Betreffende kurz liin-
gewiesen werden.
Der Verfasser glaubt, die Porta Cannentalis habe gegen Ende der republi-
kanischen Zeit noch bestanden, aber als einsame verlassene Torburg, während
der Strom des Verkehrs durch eine neben dem alten Tore in die servianische
Mauer gebrochene Lücke geleitet worden sei. Dies sei der Sinn der o\-idischen
Verse, deren Betrachtung E. in den Mittelpunkt stellt (Fast. II, 195 f.): (Jar-
mentis poi-tae dextra est Ha proxima iano ; Ire per harte noli quisquis es,
omen habet. Die unheimliche, dem Verkehr gänzlich entzogene Porta habe
dann (nach 200, vielleicht ei-st nach 150 v. Chr.) Anlaß zur Bildung der Sage
vom Auszuge der 306 Fabier gegeben. Aus der weitläuftigen, durch keine
Planskizze erläuterten Darlegung E.s wird nicht klar, mo er sich eigentlich die
Porta Carmentalis denkt: nicht im Zuge oder neben der Via Bocca della Veritä
(S. 63), aber dicht am Fuße des Kapitols, also etwa im Zuge des Vicolo della
Bufola? Wo mau es aber auch ansetze, bei jedem Versuche, sich die Hypothese
auf einem genügend großen Plan zu verdeutlichen, wird man sofort ihre Un-
wahrscheinlichkeit erkennen. Daß die Porta Carmentalis noch im Jahre 203
ein offenes Stadttor war und für feierliche Prozessionen diente, beweist die
bekannte Stelle Livius XXVll, 27 ; dann soll sie gerade in der Periode, wo
die Stadt sich in die südliche Hälfte des Marsfeldes ausdehnte und der Verkehr
sehr gesteigert war, aus unbekannten Gründen geschlossen worden und der
Verkehr rechts davon (d. h. weiter den Berg hinauf!) abgeleitet sein. Ich kann
nicht finden, daß irgend eine der Stellen aus antiken Autoren eine wirkliche
Schließung des Tores bezeugt. Ein Grundfehler der ganzen Elterschen Unter-
suchung ist, daß Ovid und nicht seine direkte Quelle (denn das ist Livius in
der Fabiererzählung ebenso wie beim Regifugium) zum Ausgangspunkt genommen
wird, dessen klare Worte: infelici via dextro iano portae Carmentalis profecti
der Dichter wenig geschickt paraphrasiert hat. Die richtige Intei-pretation der
Worte hat meines Erachtens Vahlen (Index lect. Berol. 1893/94, p. 10 = opusc.
II, 89) mit feinem Sinne gefunden.
Transtiberim.
Unter den Entdeckungen der letzten Jahre haben wenige so
viel Aufsehen gemacht, wie die des Lucus FuiTinae auf der Höhe
des Janiculum in der ehemaligen Villa Sciarra (jetzt Wurts). Die
Literatur über dieselbe ist so angeschwollen, daß an mehreren
»96) MelEcoleFr. 1908, 225—28. — i^^) RömM 1906, 169—92.
Progr. der Univ. Bonn zu Kaisers Geburtstag 1910, 78, Sp. 4.
216 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
Stellen bibliographische Zusammenstellnngen darüber gegeben sind 1 99) :
auf diese sei verwiesen für die zahlreichen aus zweiter Hand re-
ferierenden Artikel in Zeitungen u. dgl., deren Aufzälüung hier
zu viel Raum beanspruchen würde.
Im Sommer 1906 wurden zufällig, beim Graben für die Fundamente eines
Gärtuerhauses, mehrere Marmoraltäre (2. Jahrhundert n. Chr.) mit Dedikationen
an orientalische Gottheiten gefunden : einer ist geweiht zltt Ksgawäo y.al Nvfiq:aig
^OQQivatg 2"''). Das Verdienst, auf diese Funde zuerst öffentlich hingewiesen zu
haben, gebührt St. Clair Baddeley ^oi), welcher auch in dem letzten Namen
sofort die altlatinische Furrina erkannte und den Schluß zog, daß nahe der
Fundstelle der Lueus Furrinae, die Stelle des Todes des C. Gracchus, gelegen
habe. Durch Baddeley erhielten auch P. Gauckler und Ch. Hülsen von den
Funden Kenntnis; Gauekler berichtete darüber an die Academie des In-
scriptions 2''-), Hülsen faßte die Resultate der bis 1907 gemachten Funde in
einem Vortrag im K. D. Archäologischen Institut zusammen, der dann in den
Rom. Mitt. gedruckt ist-^*^. Gauckler schloß aus dem Ausdrucke Nvftqpaig
^OQQivaig, daß die altrömische Furrina eine Quellgottheit gewesen sei; Hülsen
bezweifelte das, weil eine Quelle in dieser Gegend des Janiculum nicht nach-
zuweisen sei. Gauckler hat darauf durch Untersuchungen an Ort und Stelle
mancherlei (antike?) Wasserleitungsanlagen nachgewiesen ^oi); freilich treten
diese an einer Stelle zutage, die von der ursprünglich von ihm angenommenen
ein ganzes Stück entfernt liegt. Mit der Erklärung der Inschriften haben sich
auch Clermont-Ganneau^os^ uuj q Bruston beschäftigt 206).
Seit Juni 1908 wurden dann, nicht innerhalb der Villa Sciarra, sondern
auf dem unmittelbar nördlich anstoßenden Terrain der Societä Immobiliare del
Gianicolo methodische Ausgrabungen unter Leitung der Herren Gaston Darier
und Georges Nicole ausgeführt. Außer den offiziellen Berichten in den
Notizie degli scavi und dein Bullettiuo Comunale^OT) liegt ein ausführlicher
gut illustrierter Bericht der beiden Gelehrten selbst vor 208)^ j^m p_ Gauckler
wiederum eine ganze Reihe von Einzeluntersuchungen hat folgen lassen ~^^).
Beiträge zur Erklärung der Bauten und sonstige Funde haben auch M. Dieu-
lafoy^iO) und G. Wissowa-i^) geliefert.
Abgesehen von einigen ganz tief liegenden und wenig bedeutenden Resten
von Tuffmauem, die möglicherweise noch aus der Zeit der Republik stammen,
hat man zwei übereinander liegende Kultgebäude gefunden. Das ältere, ziemlich
genau nach den Himmelsgegenden orientierte, scheint im 2. Jahrhundert n. Chr.
errichtet und durch Feuer zerstört zu sein. Erhalten sind davon nur zwei
199) P. Gauckler, MelficoleFr. 1908, 283; 1909, 239. S. Aurigemma
Ausonia IV, Beibl. 17—34. — 200) NotScavi 1906, 248 f., 433 (Gatti); 1907,
88 (Vaglieri). BComun. 1906, 332 (Gatti). — 20i) Athenaeum Nr. 4145,
S. 417 f. — 202) CorapteRendu 1907, 135—59 (le bois saere de la Nymphe
Furrina et le sanctuaire des dieux Syriens). BComun. 1907, 45 — 81. —
203) RömM 1907, 225—54. — 204) MelficoleFr. XXVIII, 1908, 283—336
(La source du Lucus Furrinae). — 205) CR AcInscr. 1907, 250—58. RevOrientsde
VIII, 1907, 51—59. — 206) BSAntiqFr. 1909, 285—87. — 207) MelftcoleFr.
XXIX, 1909, 1—86, mit 15 Taf. — 208) NotScavi 1908, 262; 1909.389—410;
1910, 163. BComun. 1909, 97 — 106, 298—302 (Gatti). — 209) MelEcoleFr.
XXIX, 1909, 239—68 (le couple Heliopolitain et la tri'ade solaire dans le
sanctuaire syrien du Lucus Furrinae). CR AcInscr. 1909, 424 — 35 (la nativitfe
de la decssc syrienne Atargatis). Ebenda 617 — 47 (les trois tcniples >uj)erpos&3
du Lucus Furrinae). Ebenda 1910, 378 — 408 (Nouvelles decouvertes dans le
sanctuaire syrien du Janicule). Eine ausführliche Bcliamlhmg in den Memoires
de l'Acadeniie wird außerdem in Aussieht gestellt. — 2i0) qr AcInscr. 1909,
125 — 27 (le temple svrien du J.anicule et le däityögAtous niazdeen). — 2ii) ßerl.
PhilolWschr. 1909, 1538—41.
Topographische Rundschau. 217
kleine Riiume, davon einer mit Mosaikpflaster und Wasserrinne, möglicherweise
für rituelle Waschungen, ferner die Umfiissungsmauer eines unbedeckten Hofes,
in dem sich zahllose Keste von Brandoj)fern und viele in Reihen aufgestellte
Tonamphoren fanden. Das jüngere Heiligtum, ein Bau wahrscheinlich des
3. Jahrhunderts, hat etwa« abweichende Orientierung und interessanten Grund-
riß: im ganzen Gebilude findet sich kaum ein rechter Winkel. Ein Hof in
Form eines langgezogenen Parallelogramms, zugänglich dureli eine breite Tür
in der Mitte der südlichen Langseite, wird an der Schmalseiten flankiert von
zwei Kultgebäuden. Zur Linken (westlich) das Heiligtum einer männlichen
Gottheit, basilikalcr Form sich näherad (Mittelschiff und zwei Seitenschiffe,
davor dreiteiliger Narthex); zur Rechten (östlich) das der weiblichen Gottheit,
ein Oktogon mit zwei fünfeckigen Vorräumen, die so angeordnet sind, daß ein
Einblick in das Innere unmöglich ist. In der Mitte des Oktogons steht ein
gemauerter dreieckiger Altar (Spitze nach O), der in seinem Innern die Bronze-
statue einer schlangennmwundenen Göttin birgt (ein ähnlicher kleinerer Altar
mit der Spitze nach W nimmt die Mitte des gegenüberliegenden basilikalen
Baues ein). Auch sonst sind zahlreiche bemerkenswerte Einzelfunde an Statuen,
Inschriften u. a. gemacht worden.
Die koQStantinischen Regionarier erwähnen in der XIV. Region
einen Ort Mica aurea, welclier bisher meist in der Nähe von Ponte
Sisto angesetzt wurde, weil man die dort gelegene Kirche S. Gio-
vanni della Malva mit der in mittelalterlichen Katalogen <S'. Johannis
in mica aurea genannten identifizierte. Dnchesne^is) weist diese
Identifikation zurück und sucht die 3Iica aurea m der Nähe von
S. Cosimato.
Unweit der Porta Portese gefunden ist ein großes Fragment
der monumentalen Grabschrift des Potitus Messalla, Consul 32 v. Chr.,
Quindecimvir sacris faciundis etc., ferner ein schöner Sarkophag
mit liegender Figur der Yerstorbenen auf dem Deckel u. a.^is).
Drei vor Porta Portese in Vigna Jacobini noch an ihrer alten
Stelle gefundene Altäre aus Tuff, mit Weihinschriften an die Lares
viales, Lares semitales und Lares curiales^i*) gi^d für die städtische
Topographie von Interesse insofern, als durch den dritten der Name
eines Vicus der XIV. Region auf der Basis Capitolina, vicus Larum
curialium gesichert wird (bisher las man r. L. ruralium oder
putealium).
Von G. Tomassettis Aufsatz Scoperte vaticane^is) beschäftigen
sich mit klassischer Topographie besonders der zweite, dritte und
fünfte Abschnitt: E Vaticano antico (über den Namen und das
Verhältnis des ager Vaticanus zur Tribus Romilia), S. 23 — 26;
Romolo nel Vaticano nel medio evo (über die sog. Meta Romuli),
S. 26 — 30; 11 Monte d'oro (dort gefimden u, a. eine ex praecepto
Vestae deahus Nymphabus gesetzte Weihinschrift), S. 37 — 41.
Den CLrcus des Nero behandelt Hülsen 216) auf Grund unedierter
Beschreibimgen und Zeichnungen Giacomo Grimaldis (in der Am-
brosiana und der Vaticana). Die Carceres lagen nicht, wie bisher
212) RendLincei 1909, 151. — 2i3) ßComun. 1908, 294f. (Gatti). —
2'*) NotScavi 1907, 465f., 546. BComun. 1908, 42—47 (Gatti). — 2i5) ßComun,
1008, 21—41. — 216) Miscellanea Ceriani, Mailand 1910, 255—78.
218 Ch. Hülsen, Topographie der Stadt Rom.
angenommen zu werden pflegte, au der West-, sondern an der
Ostseite des Gebäudes, dessen Maße sich ziemlich genau bestimmen
lassen.
Über Castel S. Angelo und das Mausoleum Hadrians liegt eine
ausführliche und reich ausgestattete Monographie von E. Rodo-
canachi2i7) vor. Der Schwerpunkt derselben liegt allerdings in
der mittelalterlichen und neueren Geschichte des Kastells, das
Antike ist ziemlich kurz (S. 1 — 16) behandelt und auf die in meiner
Topographie (Jordan I, 3, 663 — 67) mitgeteilten Ergebnisse neuerer
Untersuchungen ist noch keine Rücksicht genommen. — Der Kom-
mandant des Kastells, Oberst Borgatti, der sich in zwanzigjähriger
unermüdlicher Tätigkeit um die Freilegung und Erforschung des
Monuments die größten Verdienste erworben hat, gibt eine kurze
Übersicht seiner Resultate in einer englisch geschriebenen Bro-
schüre ^is); ein Vortrag desselben Verfassers, »Recent discoveries
in the Mausoleum of Hadrian«, beschäftigt sich fast ausschließlich
mit Mittelalter und Renaissance 21 9).
Über die Via triumphalis im vatikanischen Gebiet handelt L.
Morpurgo220)j ihi- Resultat, daß triumphalis ein »unoffizieller«
Name, ein zweites Attribut der A^ia Cornelia sein soll, ist allerdings
nicht annehmbar. Fräulein Morpurgo hat wenigstens die Zeugnisse
für den Namen Via triumphalis fleißig gesammelt; schlimmer ist
es, wenn A. Elter 221) behauptet: »der Name (Via triumphalis) ist
nicht antik und nur überliefert in den ältesten Berichten über das
Grab des heiligen Petrus, erst von den Neueren mißbräuchlich als
antiker Straßenname *verwendet«. Allerdings enthält mein Nomen-
clator Topographicus, dessen ün Zuverlässigkeit und Unvollständig-
keit Elter anderwärts beklagt, die antiken Zeugnisse für die Triumphahs
ebensowenig wie für die übrigen Landstraßen.
Bei den neuen Straßenanlagen im vatikanischen Gebiet sind
zahlreiche Gräberreste zutage gekommen, mit Urnen \nid Sarkophagen,
zum Teil von bedeutendem künstlerischen Werte; auch ein wohl-
erhaltenes Stück der Via triumphalis selbst ist (bei der modernen
Via Famagosta) aufgedeckt worden 222).
2>7) Le Chateau S:iiut-Ango. Paris 1909. 4«, 290 S., 40 Taf. — 218) The
Mausoleum of Jladriaa and the Castle S. Angelo. Rom 1910. 84 S. —
219) JBritAmArchaeolAss. IV, 73—77. — 220) BComun. 1908, 125—35. —
221) Itinorai-studieu, Progr. Bonn 1908, 11. — 222) NotScavi 1906, 300—04;
1907, 471f., 543f.; 1908, 129. BComun. 190t), 321—26; 1907, 331—35;
1908, 93f.; 1909, 126.
Bericht über die ethnologische Forschung
1906—1908.
Von Prof. Dr. P. Gähtgens in Straßburg i. E.
Allgemeines.
A. H. Keane hat eine systematische Darstellung der Rassen
und Völker der Erde erscheinen lassen: »The World's Peoples: a
populär account of their bodily and mental characters, beliefs,
traditions, political and social institutions « i), E. Reclus ein um-
fangreiches Werk: »L'homme et la terre«^). M. Haberlandts
kleine »Völkerkunde« 3) in der Sammlung Groschen ist in zweiter
durchgearbeiteter Auflage erschienen. Wertvoll für den Ethno-
graphen ist der von der Generalverwaltung neu herausgegebene
»Führer diurch das Museum für Völkerkunde (zu Berlin)«'*) mit
seinen einleitenden Abschnitten über die vorgeschichtlichen Altei'-
tümer und über die Völkerkunde der einzelnen Erdteile (mit Karten)
sowie der von W. Foy in zweiter Auflage veröffentlichte »Fülu-er
durch das Rautenstraucli-Joest-Museum (Museum für Völkerkunde)
der Stadt Köln «5), der in einigen einleitenden Kapiteln auch über
Begriff und Fragen der Völkerkunde orientiert.
Der erste Band von James Hastings großangelegter »Ency-
clopaedia of Religion and Etliics«^), die das gesamte Gebiet der
Theologie und Philosophie, die einschlägigen Teile der Anthropologie,
Mythologie. Folklore, Biologie, Psychologie sowie der ökonomischen
und Sozialwissenschaften enthalten soll, bringt eine ganze Reihe
von äußerst wertvollen Artikeln über religionsA\ässenschaftliche
Fragen aus der Feder bedeutender Fachgelehrten. Für W. Wundts
»Völkerpsychologie, eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze
von Sprache, Mythus und Sitte«. Bd. II: Mythus und Religion,
1. und 2. Teil"), verweise ich auf die Besprechung von A. Vier-
kandt. Bd. III des Werkes, der »Die Kunst <^) behandelt, ist in
zweiter neubearbeiteter Auflage erschienen.
1) London 1908. 434 S. mit 270 Abb. PM 1908, LB 582 (Ehrenreich). —
2) Paris 0. J. (1905 ff.). I, II, III, 580, 572, 676 S. mit Abb. u. K. PM
1908, LB 583 (O. Schlüter). — 3) Leipzig 1906. 16», 213 S. — *) 14. Aufl.
Berlin 1908. 272 S. mit K. — ») 2. Aufl. Köln 1908. 259 S. mit Abb.
u. K. — 6) Edinburg u. New York 1908, Bd. I, XXII u. 903 S. — 7) Leipzig
1905/06. 617 u. 481 S. PM 1907, LB 537 (Vierkandt). — ») Leipzig 1908.
X u. 564 S. mit 59 Abb.
220 P. Gähfgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Matsumura Akira hat ein in englischer und japanischer
Sprache abgefaßtes Völkerlexikon »A Gazetteer of Ethnology«^)
veröffentlicht, das alle Völker- und Stammesnamen der Vergangen-
lieit und Gegenwart mit Angabe des Wohnsitzes aufführt, ein für
den Ethnographen außerordentlich wichtiges Hilfsmittel.
Von hohem Wert für Ethnologie und Linguistik ist die seit
1905 von P. W. Schmidt herausgegebene Internationale Zeitschrift
für Völker- und Sprachenkunde »Anthropos«!^), die die wissenschaft-
lichen Ergebnisse aus dem Gesamtgebiet der katholischen Missionen
ohne konfessionelle Nebenzwecke zusammenfassen will. Auch A.
V. Gennep gibt seit 1908 eine neue internationale ethnographische
Zeitschrift, Revue des etudes ethnographiques et sociologiquesi^),
heraus. Daneben sind zwei bibliographische Zeitschritten zu nennen.
Die eine von L. Dietrich herausgegebene Volkskundliche Zeit-
schriftenschau ^ 2) schließt in ihrem neuesten, das Jahr 1905 um-
fassenden Bande die innerhalb des Britischen Reiches erscheinenden
volkskundlichen Zeitschriften aus, da seit 1906 Northcote W.
Thomas eine »Bibliography of Anthropology andFoLldore«!^) heraus-
gibt, die sich auf die Erscheinungen (auch Bücher) innerhalb des
Britischen Reiches beschränkt. Erwähnt seien auch: »Boas Anni-
versary Volume, Anthropological Papers written in honor of Franz
Boas«^*) und »Anthropological Essays, presented to E. Burnett
Tylor in Honour of his 75 ^^^ Birthday Oct. 2 1907 «i5), auf deren
einzelne Arbeiten später verwiesen werden Avird.
K. Th. Preuß handelt über die »Religionen der Naturvölker «^ß). —
A. Vierkandt versucht in einem Aufsatz über »Die Anfänge der
Religion und Zauberei« i'^) die Entwicklung derselben aiif zudecken
imd die Ansicht von Preuß über ein präanimistisches Zeitalter
der Religion als richtig zu erAveisen. — P. Ehrenreichs kritische
Abhandlung »Götter und Heilbringer« '8) richtet sich gegen K.
Breysigs Werk »Die Entstehung des Gottesgedankens und der
Heilbringer«. — Wera Cham sin spricht »Zur Frage über die
Verehrung des Feuers« i^) \md will das Sammeln von Über-
lieferungen über das Feuer aus dem Volksmunde vervollständigen
und systematisieren. — Eine zusammenfassende Arbeit über »Feuer-
findung und reuerzündung«20) hat G. Pauschmann in seiner Disser-
tation geliefert. Von R. Lasch wird »Der Eid, seine Entstehung
und Beziehung zu Glaube und Brauch der Naturvölker« 21) behandelt.
9) Tokio 1908. XVI u. 492 S. mit 6 K. — i") Salzburg 190Gff. —
>') Paris 1908. — 12) Leipzig 1907. 36G S. — i») Ix)ndon 1906 ff. —
'*) New York 1906. XIX u. 559 S., 37 Taf. u. 22 Textfig. PM 1908,
LB 581 (Giihtgens). — '5) Oxford 1907. VIII u. 416 S., 1 K. u. 15 Taf.
PM 1909, LB 677 (Gähfgens). — 16) ArchReligionswiss. IX, 95—142. —
«7) Glob. XCII, 1907, 21 — 25, 40—45, 61 — 65. — i»*) ZKthn. 1906, .-)36— 610. —
19) Etnograficeskoje Obozronije 1906, Nr. 3/4, 68—205. Glob. XCIIl, 1908,
324 (P.). — 20) Erlangen 1908. — 21) Studien u. Forsch, zur Menschen- u.
Völkerkunde, Bd. V, Stuttgart 1908. 147 S.
Allgemeines. 221
Eine sehr wertvolle Bei-eichoning der Literatur ist das groß
angelegte Werk »Vergleichende Volksmedizin, eine Darstellung volks-
medizinischer Sitten \md Gebräuche, Anschauungen und Heilfaktoren,
des Aberglaubens und der Zaubermedizin «22j^ das unter Mitwirkung
von Fachgelehrten Dr. 0. v. Hovorka und Dr. A. Kronfeld heraus-
gegeben haben. C. J. Grawinkel handelt über »Zähne und Zahn-
behandlung der alten Ägypter, Hebräer, Inder, Babylouier, Assyrer,
Griechen und Römer« ^3)^ H. Schroeder in einer zahnärztlich-ethno-
logischen Studie über »Die künstliche Deformation des Gebisses« 2*).
In zweiter umgearbeiteter und vermehrter Auflage ist A. Leh-
manns »Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis
in die Gegenwart, deutsche Übersetzung von Dr. med. Petersen«25)^
erschienen. — R. R. Marett, »Is Taboo a Negative Magic?« 26)^
sucht das Wesen des Tabu klarzulegen und tritt der Frazerschen
Erklärung desselben als eines negativen Zaubers entgegen. — Eine
selu' tüchtige und dankenswerte Arbeit über den Gebrauch von
Amuletten im Altertum hat G. Ivropatscheck in »De amuletorum
apud antiquos usu capita duo«27) geliefert. Hier sei auch das Buch
von G. Bellucini »H feticismo primitive in Italia e le sue forme
di adattamento«28j erwähnt. — Von E. Westermarcks »Origin
and Development of the Moral ldeas«29) hat L. Katscher eine
deutsche Bearbeitung besorgt unter dem Titel »Ursprung und Ent-
wicklung der Moralbegriffe «30). Aus dem zweiten Baude bringt
der Globus als selbständigen Artikel den Absclmitt über »Reinlich-
keit, Unreinlichkeit imd Askese«3i). A. v. Gennep hat 24 iu
verschiedenen französischen Zeitschriften von 1904 — 08 veröffent-
lichte Abhandlungen gesammelt herausgegeben: »Religions, Moers
et Legendes, Essais d'Ethnographie et de Linguistique«32). In
einem kleinen lesenswerten Aufsatz, »Die soziale Dreistuf entheorie«^^),
weist F. Gold stein die Theorie, der Mensch sei zuerst Jäger, dann
Viehzüchter gewesen und schließlich Ackerbauer geworden, als jeder
Avissenschaftlichen Grundlage entbehrend zurück.
Da der Mensch, wie erwiesen, ursprünglich Heibivor gewesen ist, könne
er nicht zuerst Jäger gewesen sein. Ebensowenig liönne die Viehzucht als Vor-
stufe des Ackerbaues angesehen werden, da der Naturmensch nirgends aus wirt-
schaftlichem Interesse, sondern immer nur aus Thesaurierungspolitik Viehzucht
treibe (vgl. unter Afrika Nr. 35).
A. E. Crawley, »Exogamy and the Mating of Cousins«^^),
22) Stuttgart 1908. 2 Bde., 1500 S. mit 28 Taf. u. etwa 380 Abb. im
Text. Glob. XCV, 1909, 160 (R. Andree). — 23) Berlin 1906. VI u. 66 S,
(Erlanger Diss.). — 24) Greifswald 1906. 116 S. mit 3 Taf. u. 23 Bildern. —
25) Stuttgart 1908. 505 S. mit 2 Taf. u. 67 Textabb. — 26) Anthropol. Essays,
presented to E. B. Tylor, Oxford 1907, 219—34. — 27) ßiss. Greifswald 1907. —
28) Perugia 1907, 74 Abb. — 29) London 1906 u. 1908. 2 Bde., XXI u.
716, XV u. 868 S. — 30) Leipzig 1907 u. 1908. 2 Bde. — 3i) Glob. XCIII,
1908, 109 — 13. — 32) pari^ igog. i20, 318 S. — »3) ZSozialwiss. X, 1907,
H. 10, 1—18. PM 1907, LB 591 (Gähtgens). — 34) Anthr. Essavs, pres. to
E. B. Tylor, Oxford 1907, 51—64.
222 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
erklärt die Exogamie als hervorgegangen aus der natürlichen ge-
schlechtlichen Gleichgültigkeit zwischen Bruder und Schwester, aus
der das Verbot des Inzostos entstand, das später auf die Stammes-
brüder und -Schwestern ausgedehnt wurde, angebahnt durch die
Gleichheit des Namens (Totem). Northcote W. Thomas behandelt
kurz das Problem des Ursprungs der Exogamie (»The Origin of
Exogamy«)35). — H. E. Rivers knüpft in seiner Abhandlung über
»Classification of Relationship«36) an Morgans Theorie an. John
R. Swanton bringt eine interessante »Reconstructiou of the Theory
of Social Organization «37).
Die herrsehende Ansicht, daß diejenige Gesellschaftsform, in der ein Stamm
in totemistische exogame Clans mit Miitterrecht organisiert ist, die primitive
sei, bei einer Prüfung der nordamerikauischen Stämme nach dieser Richtung
hin, sei nicht aufrecht zu erhalten. Totem und Exogamie müßten gesondert
betrachtet werden.
A^on der von Fr. S. Krauß herausgegebenen Zeitsclmft An-
thropophyteia, Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und For-
schungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral ^^^^
sind der dritte bis fünfte Band erschienen. Das 1884 zuerst ver-
öffentlichte Werk von H. Floß und M. Bartels, »Das Weib in
der Natur- und Völkerkunde« 39), hat seine neunte, von Dr. Paul
Bartels bearbeitete Auflage erlebt. — Otto Stolls Buch »Das
Geschlechtsleben in der Völkerpsychologie« *ö) hat Vierkandt be-
sprochen. — A. Penck hat einen Vortrag über »Das Alter des
Menschengeschlechts «*!) gehalten. — W. M. Flinders Petrie ver-
sucht in seinem Aufsatz »Migrations«*^) 1. die allgemeinen Er-
wägungen bezüglich des Wandels und der Bewegungen der Rassen,
2. die Rassengeschichte Ägyptens und 3. die gToßen europäischen
Völkerverschiebungen und -mischungen in der Zeit von Kaiser
Augustus bis Karl d. Gr. zu skizzieren.
R. Lasch, »Über Sondersprachen und ihre Entstehung« *3) ujk^I
»Die Arbeitsweise der Naturvölker«**), führt die primitiven Arbeits-
systeme vor. Er behandelt ferner »Das Marktwesen auf den
primitiven Kulturstufen «*5). — Eine wertvolle zusammenfassende
Arbeit über das Flechtwerk verdanken wir J. Lehmanns »Syste-
matik und geographische Verbreitung der Geflechtsarten. Mit
166 Figuren und einem Anhang: Die hauptsäclüichsten Arten von
Knoten« *ß). In seiner »Gescliichte des Schattentheaters«'*''') g\\){
35) Anthr. Essays, pres. to E. B. Tylor, Oxford 1907, 349—54. — »6) Ebenda
309—23. — ") Boas Anniversary Vol., New York 1906, 166—78. — ^8) Leipzig
1906—08. MAnthrGesWien XXXVI, 50—52; XXXVll, 12,9—31 (Wintcr-
nitz). — 39) Leipzig 1908. 2 Bde., 986 u. 884 S. mit 11 Taf. — *^) Leipzig
1908. XIV u. 1020 S. PM 1908, LB 588 (Vierkandt). — -") ZEthn. 1908,
390—407. PM 1908, LB 594 a (O. Schoeteusack). — *2) JAnthrl XXXVI,
1906, 189—232, mit 8 Taf. — ") MAnthrGesWien XXXVII, 1907, 89—101,
140—62. — **) ZSozialwiss. XI, 1908, 293—304. — *») Ebenda IX, 1906,
619—27, 700—15, 764—82. — <6) Leipzig 1907. Abh. d. KgL Zool. u.
Anthr.-ethnogr. Mus. z. Dresden, Bd. XI, Nr. 3. — ") Berlin 1907.
Allgemeines. Ozeanien. 223
G. Jacob einen T"^berblick über die Wanderung des Schattentheaters
vom Morgenland ins Abendland und charakterisiert den inneren
Gehalt der einzelnen Schattenspiele. — M. Haberlandt, »Völker-
schmuck mit besonderer Berücksichtigung des metallischen Schmuckes,
nebst Einfühmngen und Erläuterungen« *8).
Caroline Furness Jayne »String Figures, a Study of Cat's
Cradle in Many Lands «*9) verfolgt an der Hand einer reichen
Literatur das Fadenspiel über die ganze Erde.
Eine wertvolle Einleitung zu dem Werke hat Haddon geschrieben. Ein
wichtiges Resultat des Werkes ist, daß sich in Amerika derselbe Typus des
Spiels findet wie in Ozeanien, dagegen nicht der asiatische. — Über das Faden-
spiel und seine Verbreitung in Afrika haben ferner Cunnington (für Zentral-
afrika), Parkinson (bei den Yoruba) und Haddon (für Südafrika) ge-
schrieben ^O). — Walter E. Roth, »Cratch- Cradle« 5'), weist dieses Spiel nun
auch für die Aruaken und Warrau in Britisch-Guayana nach.
Zum Schluß sei noch hingewiesen auf »Die neuen Methoden
der ethnologischen Jurisprudenz «^2) von Giuseppe Mazzarella
(aus dem italienischen Manuskript übersetzt von A. Hellwig) und
auf die sehr brauchbare Anleitung für ethnographische Beobachtungen
von J. H. Frazer: 507 »Questions on the Customs, Belief s and
Languages of Savages«^^).
*8) Wien 1906. 109 Taf. mit 22 S. Text. — *») New York 1906 mit
Abb. — 50) JAnthrl XXXVI, 1906, 121—31, 132—41, 142—49, mit Fig. —
") RevfitudesEthnogr. 1908. — ^2) ArchAnthr. N. F. V, 1906, 227—48. —
") Cambridge 1907.
I. Ozeanien.
Allgemeines. Von allgemeinen Darstellungen ist zu nennen die
zweite, von A. H. Keane durchgesehene und ergänzte Auflage von
F, H. H. Guillemards » Australasia. Bd. 11: Malaysia and the
Pacific Archipelagoes«^). G. Fritsch beleuchtet in einem längeren
Aufsatz »Über die Verbreitung der östlichen Urbevölkerungen und
ihre Beziehungen zu den Wandervülkern«^) auf Grund eigener, auf
einer Reise um die AVeit gemachten Beobachtungen, die Lage der
ethnographischen Verhältnisse in den Ländern, die an den Indischen
Ozean stoßen und im Osten in den Sundaarchipel hinführen. Der-
selbe behandelt »Die ethnographischen Probleme im tropischen
Osten«3). Über D. Macdonalds »The Oceanic Languages, their
Structure, Vocabulary and Origin«-*) haben sich P. W. Schmidt
und Fr. Nik. Finck abfäUig geäußert. Nach dem Globus führe
ich an »Die Malaio-Polpiesische Völkerwanderung im Stillen Ozean «5),
in Tabellenform dargesteUt von \V. v. Bülow. Von A. Hellwig
1) London 1908. XVI u. 574 S., 16 K., 47 Abb. PM 1909, LB 580
(F. Hahn). — 2) Glob. XCI, 1907, 8—14, 21—26, 37—44, mit Abb. —
3) ZEthn. 1906, 347—66. — *) London 1907. XV u. 352 S. Anthropos
III, 626f. (Schmidt). PM 1908, LB 467 (Finck). — 5) Glob. LXXXIX,
1906, 243.
224 P. Gähtgens, Beriebt über die etbnologische Forschung.
liegt wieder eine wichtige ethnologisch-juristische Arbeit, »Beiträge
zum Asylrecht von Ozeanien «6), vor.
A. Australien.
N. W. Thomas hat über »Australian marriage eustoms«'^) ge-
schrieben. Fih' desselben »Kinship Organisation and Group Marriage
in Australia«^) und »Natives of Austraha«^), das eine sehr dankens-
werte zusammenfassende Darstellung der australischen Kultur ist,
kann ich auf die Besprechung von F. Graebner verweisen. R. H.
Mathews handelt über »Australian Tribes — their Formation and
Government« ^0), »Sociology of some Australian tribes« ii), »Organi-
sation sociale de quelques tribus australiennes«^^^ und bringt »Ethno-
logical notes on the aboriginal tribes of New South "Wales and
Victoria« ^3j. dIq (\j-q[ letztgenannten Arbeiten hat F. Graebner
besprochen 1*). Zahh-eiche Arbeiten hat R. H. Mathews geliefert:
»Initiation ceremonies of the Murawarri and otber aboriginal tribes of
Queensland «^^), »Notes on the aborigines of the northeru territory, Western
Au.'-tralia and Queensland«'^), *The totemistic System in Australian '^, »Folk-
lore of sonie aboriginal tribes of Victoria«'^), »Some Mythology of the Gun-
dungurra Tribe, New South Wales« '3), »Bemerkungen über die Eingeborenen
Australiens« 20) (Soziologie der Stämme Ngunnlialgu, Mailpurlgu, Maraura und
einiger Qucenslandstämme), > Beiträge zur Ethnographie der Australier«-') (Ver-
stümmelungen und andere Bräuche, Wohnungen, Geräte, tägliches Leben), die
»Initiationszeremonie des Birdhawalstammes«22) ju der Nordostecke des Staates
Viktoria. In einem Artikel »Zur australischen Deszendenzlehre« ^3) wendet er
sich gegen die von Spencer und Gillen, Howitt und Thomas aufgestellten Theorien
uml sucht weiter auch die »Matrilineale Deszendenz beim Wombaiastamme,
Zcutralaustralien< 2*) zu erweisen.
F. Graebner bezeichnet einen Aufsatz über »Wanderung und
Entwicklung sozialer Systeme in Australien« 25) als ersten Teil der
genaueren Untersuchung des Problems, welches er in seinem Vor-
trag über Kulturkreise und Kulturschichten in Ozeanien (GJb. XXXI,
143, Anm. 1) aufgezeigt hat.
Die beiden entgegengesetzten sozialen Systeme, das muttcjTechtliche Zwei-
klassensystem und das vaterrechtliche Lokalsystem, sind nicht das eine aus dem
andern hervorgegangen, sondern haben gegeneinander gewirkt, und zwar so,
daß das mutterrechtliche Zweiklassensystcm, das sich mitten durch den ganzen
Kontinent zieht, von der Nordostküsie die Flußläufe aufwärts und über die
Wasserscheide die nach SW fließenden Ströme abwärts vorgedrungen ist. Eine
Karte veranschaulicht die Verteilung der sozialen Systeme der Australier.
6) Stuttgart 1906. 04 S. ZVglRechtswiss. XIX. — '') Folk-Lore XVIII,
306—18. — 8) Cambridge 1906. XIII u. 105 S. — 9) London 1906. XII
u. 256 S. mit Abb. u. 1 K. Glob. XCII, 1907, 16 f. (F. Graebner). PM 1907,
LB 492 (derselbe). — i") ZEibn. 1900, 939—46. — ") JPIISNSWales 1906,
39, 104—23. — 12) BMemSAnthrParis 1900, 7, 104—74. — '3) Sydney
1905. — i<) ZentralblAuthr. 1907, 338—40. — >5) QuecnslGJ XXII, 64—73. —
16) Ebenda 74—86. — i") AmAniiq. XXVIII, 1900, 140—47. — i») Ebenda
XXIX, 1907, 44—48. — i») ZEthn. 1908, 203 — 00. — 20) MAnthrGcsWicn
XXXVI, 1906, 167—73. — 2i) Ebenda XXXVII, 1907, 18 — 38. — 22) Ebenda
XXXVIII, 1908, 17—24. — 23) Kbenda 182—87. — 24) Ebenda 321—23. —
25; Glob. XC, 1906, 181—80, 207 — 10, 220—24, 237—41, mit Abb. u. 1 K.
Australien. 225
B. Schidlofs >Das Sexualleben der Australier und Ozeanier<'26)
-wird von G. Antze sehr ungünstig beurteilt. — Klaatsch berührt
in seinem »Reisebericht aus Australien « 27) und »Sohlußbericht über
meine Reise nach Australien in den Jahren 1904 — 07 «^s) (Nord-
Avestaustralieii , Nordterritorium, Melville-Island, Tasmanien) auch
manche ethnologische Fragen, so den Totemismus, die Schwirrhölzer,
die Zirkumzision und teilt seine mannigfaltigen Beobaclitungen mit.
In einem Vortrag handelt er über »Die Steinartefakte der Australier
und Tasmanier, verglichen mit denen der üi-zeit Europas «29). —
D. J. Cunningham hat »The Head of an Aboriginal Australian « 30)
und eine anthropologische Untersuchung über »The Australian
Forehead«3i) veröffentlicht. — Andrew Lang erörtert in seinen
»Australia Problems «32) einen noch unerkläi'ten Fall von Exogamie,
die Ein-Totemehe (one totem to one totem marriage). — A. v. Grennep
bespricht in der Einleitung zu »Mythos et legendes d'Australie.
Etudes d'Ethnographie et de Sociologie«33) eine Menge wichtiger
auf Australien bezüglicher ethnologischer Fragen.
Ein AVerk von hoher Bedeutung, das auf langjähriger, tief-
gründiger Arbeit beruht, verdanken wir dem Missionar Carl Streh-
low. Sein Manuskript hat M. Frlir. v. Leonhardi kommentiert
und unter dem Titel »Die Aranda- und Loritjastämme in Zentral-
australien « 3*) herausgegeben.
1. Teil: Mythen, S.igen uud Märehen des Arandastammes; 2. Teil: Mythen,
Sagen und Märchen des Loritjastammes, die totemistischen Vorstellungen und
die Tjurunga der Aranda und Loritja. Mit Tjurunga wird etwas Geheimes,
Verborgenes bezeichnet, sie gelten als der gemeinsame Leib des Menschen und
seines Totem vorfahren. Zu ihnen gehören auch die Schwirrhölzer. — M. P^rhr.
V. Leonhardi berichtet auch nacli Briefen desselben »Über einige religiöse
und totemistische Vorstellungen der Aranda [Arunta] und Loritja in Zentral-
australien «^^), die teilweise, z. B. in bezug auf die Reinkarnation, den Angaben
Spencers und Gillens nicht entsprechen (näher ausgeführt in dem obengenannten
Werite); teilt ferner »Einige Sagen des Arandastammes in Zentralaustralien «3^,
gesammelt vom Missionar C. Streb low, mit (zum Teil im Urtext mit freier
tjbersetzung) und berichtet Ȇber einige Hundefiguren des Dicristammes in
Zentralaustralien« ^'').
W. Planert bietet in seinen »Australischen Forschungen «^8)
zunächst eine Arand- (Arunta-) Grammatik, der einige Texte mit
Interlinearversion und freier Übersetzung angefügt sind, dann eine
Dierigrammatik mit Wortbildung uud Texten mit InterHnearversion.
26) Leipzig 1908. XVI u. 314 S. ZentralblAnthr. 1909, 278 (Antze). —
27) ZEthn. 1906, 776—800. — 28) Ebenda 1907, 635—90, mit 8 Fig. u.
4 Taf. — 29) Ebenda 1908, 407—28, mit Abb. u. 2 Taf. PM 1908, LB 594b
(Schoetensaek). — 3«) JAuthrl XXXVII, 1907, 47—58, mit 3 Taf. —
31) Anthr. Essays pres. to E. B. Tylor, Oxford 1907, 65—80, mit 3 Taf. —
32) Ebenda 203—18. — 33) Paris 1906. CXVI u. 188 S. Glob. XCI, 1907,
130 (Graebner). ZentralblAnthr. 1907, 83—85 (Graebner). — 34) Frankfurt a. M.
1907, mit 8 Taf., u. 1908. — 35) Glob. XCI, 1907, 285—90. — 36) Ebenda
XCII, 1907, 123—26. — 37) Ebenda XCIV, 1908, 378—80, mit Abb. —
38) ZEthn. 1907, 551—66; 1908, 686—97.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 15
226 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
C. Strehlow liefert dazu »Einige Bemerkungen «39). — »Die
Stellung der Aranda unter den australischen Stämmen« *o) behandelt
P. W. Schmidt.
Er erörtert dabei den Stand der Arandafrage, die sprachlichen Verhältnisse,
den Pflanzentotemismus, die Wachstumsriten und das Speiseverbot, das Heirats-
verbot, die Anschauungen über die Konzeption, die Tjurnnga und die Schwirr-
hölzer, endlich die Grundelemente der sozialen Struktur und kommt zu dem
Schluß, daß die Arandakultur nicht eine einfache, primitive, sondern eine späte,
komplizierte Kulturform ist.
H. Basedow bringt »Vergleichende Vokabularien der Aluridja-
undArunndtadialekte Zentralaustraliens «^1), ferner eine vonKlaatsch
eingehend besprochene wertvolle Arbeit »Anthropological Notes on
the Western Coastal Tribes of the Northern Territory of South
Australia«^2) (besonders über die Larrekiya) und einen »Beitrag
zur Entstehung der StiHsierungsornamente der Eingeborenen Austra-
liens« ■^3). — R, jj. Mathews handelt über »Marriage and descent
in the Arranda tribe, Central Australia«^'*) und »The sociology of
the Arranda and Chingalee tribes (Northern Territory, Australia)«*^)
und teilt »Notes on the Arranda tribe« *6) mit.
Erhard Eylmann, »Die Eingeborenen der Kolonie Süd-
australien«*''), behandelt vorzugsweise die zentralen Stämme, die
schon früher am besten bekannt waren. So bringt er über sie
nicht viel wesentlich Neues bei, erweitert aber doch unsere Kennt-
nis in bezug auf Zeichensprache, Trauergebräuche, Kannibalismus,
Nahrungsmittel, Hüttenbau, Haartracht, Schmuck usw. — A. W.
Ho Witt wendet sich in zwei Artikeln, »The Native Tribes of South-
East Australia«*^) und »Australian Group-Relationships«*^)^ gegen
die Kritik seines gleichnamigen Werkes in A. Längs »The Secret
of the Totem« (GJb. XXXI, 204, Anm. 11). — J. Bischoffs »Die
Niol-Niol, ein Eingeborenenstamm in Nordwestaustralien«50)_
Walter E. Roth hat seine monographischen Abhandlungen über
die Ethnographie Nordqueenslands mit fünf Arbeiten fortgesetzt.
»Notes on government, morals and crime« ^'), »Burial ceremonies and
disposal of the dead«52), «Marriage ceremonies aud Infant life«*'^), »Miscellaneous
papers: 1. Tabu and other forms of restriction, 2. Counting and enumeration,
3. Signals of the road, gesture language, 4. Progressive Kokoyimidir exercises^^^),
»On certain initiation ceremonies« ^5).
39) ZEthn. 1908, 698—703. — *«) Ebenda 866—901. — <i) Ebenda
207—28. — ■•2) TrRSSAustr. XXXI, 1907, 1 — 62, Taf. 1 — 19. PM 1908,
LB 476 (Klaatsch). — *3) ArchAnthr. N. F. VII, 1908, 216—19, mit 4 Fig. —
<i) AmAnthropologist X, 88—102. — ^^) Foik-Lore XIX, 1. — *^ JPRS
NSWales XLI, 1907, 146—63. — <7) Berlin 1908. 28* u. 494 S. mit
36 Lichtdrucktaf., 8 Fig. im Text, 1 Tab. u. 1 Übersichtsk. ZEthn. 1908.
1005 f. (F. Graebner). — '«8) .TAnthrl XXXVII, 1907, 268—78. Folk-Lore
XVII, 1906, 174—89; XVIII, 1907, 166—86. — <9) JAnthrl XXXVII,
1907, 279—89. — 50) Anthropos III, 1908, 32—40. — ^i) North Queensland
Ethnography, B. 8, Brisbane 1906. — *2) Dasselbe B. 9. RecordsAustrMus.
VI, 365—403, mit 6 Tiif. — ^^ Dasselbe B. 10. Ebenda VII, 1 — 17, mit
3 Taf. — 54) Dasselbe B. 11. Ebenda 74—107, mit 5 Taf. — **) Dasselbe
B. 12. Ebenda 166—85, mit 7 Taf.
Anstralien. Tasmanien und Melanesien. 227
J. W. Gregory bringt in seinem Buche »The Dead Heart of
Australia«56) — eine hauptsächlich geologischen Zwecken dienende
Reise um den Eyresee im Sommer 1901/02 — auch ein Kapitel
über die Eingeborenen.
Er hält sie für Kaukasier, teilt seine Beobachtungen über Exogamie,
Totemismus und Heiratsgesetze mit und schildert einen nach seiner Aussage
vor kurzem aus Nordqueensland eingeführten Kriegstanz.
B. Tasmanien und Melanesien.
K. BerryS'^ hat auf der Känguruhinsel (Küste von Südanstralien)
einen weiblichen Mischling der ausgestorbenen Tasmanieirasse ge-
funden.
Sie ist die Tochter eines Weißen und einer reinblütigen Tasmanierin,
75 Jahre alt und zeigt große Ähnlichkeit mit dem Papuatypus. Daraus folgert
Berry, daß die Tasmanier einen Papuastamm bildeten, der ehemals wohl auch
Australien bewohnte.
Sir Wm. Turner untersucht >>The Craniolog\', Racial Aifinities,
and Descent of the Aborigines of Tasmania<'58). — Für B. Hagens
»Kopf- und Gesichtstj^pen ostasiatischer und melanesischer Völker,
herausgegeben mit Unterstützung der Kgl. Bayer. Akad. der Wiss.,
Atlas mit 50 Doppel tafeln nach eigenen Aufnahmen mit Einleitung
und erklärendem Text«^^) verweise ich auf die Besprechung von
Buschan. — E. W. Elkingtons Text zu Norman H. Hardys
farbigen Bildern »The Savage South Seas«^^) fülirt uns die Land-
schaft und das häusliche Leben der Eingeborenen verschiedener
Teile Melanesiens vor. — Yon den »Reports of the Cambridge
Anthropological Expedition to Torres Straits« ist der dritte Band
»Linguistics«6i) von Sidney H. Ray verfaßt. Er klärt die Knguisti-
schen Verhältnisse von Neuguinea, der Torresstraßeninseln imd
Nordaustraliens sowie ihre gegenseitigen Beziehungen auf. Der
sechste, von H. C. Haddon verfaßte Band, eine Fortsetzung des
fünften, schildert »Sociology, magic, and religion of the Eastern
Islanders «62). Alle bisher erschienenen Bände hat Felilinger be-
sprochen. H. C. Haddon gibt in »The Religion of the Torres
Straits Islanders« ^3) einen kurzen Überblick über die Religion der
Insulaner. — K. Haus er liefert in »Das kraniologische Material
der Neuguineaexpedition des Dr. Finsch (1884/85)« und »Eine
Schädelserie aus Neuirland « 6*) einen auf ausgedehnten Messungen
beruhenden Beitrag zur Schädelkunde Melanesiens.
56) London 1906. 400 S. mit K. u. Abb. Bespr. in GJ XXVUI, 1906,
285—89 (H. O. F.). — ^7) pßSVictoria XX; s. Glob. XCIH, 131 f. —
58) TrRSEdinburgh XLVI, 1908, 365—403, mit Abb. — ^^) Stuttgart 1906.
ZentralblAnthr. XII, 1907, 81—83 (Buschan). — 60) London 1907. 211 S.
mit 68 färb. Taf. — 6i) Cambridge 1907. X u. 528 S. mit K. über Sprach-
verbreitung. — 62) Cambridge 1908. XX u. 316 S. mit K. u. Abb. ZentralbL
Anthr. 1909, 210—12 (Fehlinger). — 63) Anthr. Essays pres. to E. B. Tylor,
Oxford 1907, 175—88. — 64) Berlin 1906. 102 S. mit Tab.
15*
228 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
C. A. W. Monckton berichtet nach Mitteilungen von C. G.
Seligmann 65) über seine DnrchquerungBritisch-Nenguineas 1906/07
und etwas über die wenigen Eingeborenen, die er traf, mehr über
die Dorfanlagen imd Häuserbauten. An anderer Stelle ß^) erzählt
er von seinem Besuch des Chirimastammes. Hierüber sind R. Pöchs
Mitteilungen über »Besteigung des Mount Albert Edward und Be-
such des Chirimastamms durch C. A. W. Monckton «6^) zu ver-
gleichen. W. M. Streng macht in »Notes on the Central Part of
the Southern Coast of Papua (British New Guinea) «ß^) auch kurze
Angaben über die Bevölkerung, die Namau, Elema, Fuyuge, Afoa,
Kovio, Koro.
Letztere sowie die Kabadi, Mekeo, Pokaii, Kuni, Doura und Motu hält er
für Einwanderer, da sie sprachlich eng mit den Bewohnern der Salomonen und
anderer melanesischer Inseln verwandt sind.
Von P. J. Eeiber wird »Der Ackerbau in Neuguinea und auf
den angrenzenden Inseln «ß^) beschrieben.
Seligmann teilt in » Anthropological Investigations in British
New Guinea« '^'^) verschiedene Beobachtungen mit.
So über die Toro am Bensbach River im Dorf Tivi, dann über die Be-
wohner der Landschaft Mekeo am St. Joseph River, die in zwei Stämme, Biofa
und Vee, zerfallen, ferner über die in den Bergen des Innern wohnenden
Stämme der Kuvi und Kamaweka, endlich über die Bewohner der Insel Tube-
Tube in der Ingenieurgruppe, mit totemistischen Cliins und hochentwickelter
Bootbaukunst. Auf der Insel Murua wurden zahlreiche, zum Teil in Töpfen
beigesetzte Gebeine gefunden. — Derselbe bringt »Notes ou the Tugore Tribe,
Netherlands New Guinea«'").
Lamberto Loria, »Appunti di psicologia Papuana (Punta S — E
della Nuova Guinea Britannica)«'^^)^ entwirft ein recht trauriges
Bild vom Seelenleben der Papuas in Britisch-Neuguinea. — Über
papuanische Kinderspiele liegen vor: F. R. Barton, »Children's
Games in British New Guinea« '^3)^ j_ jj, Holmes, »Introductory
Notes on the Toys and Games of Elema, Papuan Golf«'^^) und
A. C. Haddon, »Notes on Cliildren's Games in British New Guinea« '^5).
0. Fröhlich berichtet über eine zu Vermessungsz wecken aus-
geführte Reise »Durch das Innere von Kaiser- Wilhelms-Land vom
Huongolf nach der Astrolabebai«''^).
Auf dieser wurde eine fruchtbare, stark bevölkerte, 30 km breite und
300 km lange Ebene entdeckt. Die hochgewachsene Bevölkerung wohnt in
kreisförmigen Hütten mit spitzem Grasdach. Die Männer gehen vollständig
nackt, die Frauen tragen Grasröcke. Die Bewaffnung besteht aus langem Speer,
65) GJ XXXII, 1908, 503—07. — 66) Report Brit. New Guinea f. the
yearendingSOti'June 1906. — 67) MAnthrGcsWien XXXVIII, 1908, [9j— [11].—
68) GJ XXXII, 1908, 270— -74. — 69) Anthropos III, 1908, 234—38. —
70) GJ XX VII, 1906, 225—42, 347—65, mit Abb. Glob. LXXXIX, 1906,
302 f. — ■?•) Man 1906, Gö— 67, mit Abb. — ") Atti del V. Congr. intern,
di Psicologia ten. Roma 1905, Rom 1906, 702—17. — ''3) JAnthrl XXXVIII,
1908, 259—79, mit 3 Taf. PM 1909, LB 597 (F. Graebnor). — 7<) JAnthrl
XXXVIII, 1908, 280—88. — ") Ebenda 289—97, mit 1 Taf. — 76)MI)Schut/,geb.
XXI, 1908, 200-13, mit 1 K. u. 1 Taf.
Tasmanien und Melanesien. 229
Holzschwert und langem, sehmalcm Schild. Die Leute loben noch völlig in
der Steinzeit und sahen zum erstenmal Weiße.
R. Pöch hat eine Reihe von Arbeiten veriiffentlicht.
Er beschreibt »Wanderungen im Gebiet der Kai (Deutsch-Neuguinea)«''^), be-
spricht »Einige bemerkenswerte Ethnologika aus Neuguinea«^*) aus seiner auf der
Reise 1904—06 angelegten Sammlung und die »Ausgrabungen alter Topf.scherben
in Wanigela (Colliugwood-Bay)«''^) und macht »Ethnographische Mitteilungen
über die Kworafi«*"), in denen er Totemismus und Hausbau behandelt. Der-
selbe faßt in einem »Bericht über eine Reise nach Neuguinea«"') und dem
Bismarckarchipel die Ergebnisse seiner Forschungen auf dem Gebiete der Anthropo-
logie und Ethnologie zusammen (Totemismus, Zauberei, Geld, Kannibalismus,
Begräbnisstätten, Verbreitung des Kanu, Sprache). Ebenso in »Travels in
German, British and Dutch New Guinea<'82j Von den Küsten- und Inland-
stämmen wurden von ihm die Monumbo, Kai, Poum, Korafi und Tugeri oder
Kaya-Kaya anthropologisch untersucht. Derselbe, -Das Wandern und Reisen
in Neuguiuea-^^). Er hat auch einen Vortrag über seine »Reisen in Neuguinea
in den Jahren 1904— 06« s*) gehalten. Die Reisen erstreckten sich auf Deutsch-,
Britisch- und Holländisch-Neuguinea und ermöglichten die Sammlung reichen
anthropologischen und ethnologischen Materials von sechs Volksstämmen : den
Monumbo, Kai, Kworafi, Motus, Kage, Kaja-Kaja (Tugeri). Außerdem wurden
aber noch andere Stämme flüchtig beobachtet und einzelne Stücke von ihnen
erworben. Viele Tänze der Eingeborenen wurden kinematographisch aufgenommen.
Etwas ausführlicher ist desselben späterer Bericht *5). — R. Pöch schildert
ferner seine »Reisen an der Nordküste von Kaiser-Wilhelms-Land'<86) und die
Eingeborenenstämme der Monumbo, Nubia, Manäm, Zepä, Alepäpun, Ikü und
Watäm nach der anthropologischen und ethnographischen Seite und bringt auch
Wörterverzeichnisse und Satzproben. In seinem Artikel >Eine Reise an der
Nordküste von Britisch-Ncuguinea< "7) teilt er einiges über die Yassiassileute,
die Bewohner von Mosquito Island, Boiana an der Goodenoughbai und von
Menapi mit.
C. Gr. Seligmann und T. A. Joyce schreiben »On Prehistoric
Objects in British New Guinea «^s). Dazu ist eine Notiz von
R. Pöch, »Prähistorisches aus Neuguinea« 89), zu vergleichen. —
B. Geis 1er beschreibt »Die Kampf Schilde der Jabim auf Deutsch-
Neuguinea« ^O) und ihre Herstellung.
J. W. van Hilles Fortsetzungen zu »Reizen in West-Nieuw-
Guinea«9i) beziehen sich auf die Eingeborenen in der Nordwestecke
von Neuguinea und auf den angrenzenden papuanischen Inseln so-
wie in den Landstrichen um den MacCluer-Golf. — R. L. A.
Hellwig macht kurze Mitteilungen, »Toevoegingen tot den onder-
zoekingstocht naar de Oostbaai«^^), über die Bewohner der um die
77) MDSchutzgeb. XX, 1907, 223—31. — '») MAnthrGesWien XXXVII,
1907, 57—71, 125, mit Abb. — 79) Ebenda 137—39. — »O) Ebenda XXXVIII,
1908, 25—33, mit Abb. — »i) DKolonialbl. 1906, 647 — 55. — »2) GJ XXX,
1907, 609—16, mit K. u. Abb. — »3) DRfG XXX, 1908, 1—7, mit Abb. —
84) ZEthn. 1907, 382 — 400, mit Textabb. u. 2 Taf. — »'=) SitzbAkWien, math.-
nat. Kl., CXIV, Abt. 1, 437—53, 689—98; CXV, Abt. 1, 601 — 15, 895—903,
mit Abb. — 86) Glob. XCIII, 1908, 139—43, 149—55, 169—73, mit Abb.
u. 1 Kartensk. — «7) Ebenda XCII, 1907, 277—83, mit Abb. u. 1 Kartensk. —
88) Anthr. Essays pres. to E. B. Tvlor. Oxford 1907. VIII u. 416 S., 325—41. —
89) Glob. XCII, 1907, 301. — ^''^ Ebenda XCIV, 1908, 126—28, mit Abb. —
»1) TAardrGen. XXIII, 1906, 451 — 540; XXIV, 1907, 547—631, mit 3 K. —
92) Ebenda 200—03.
230 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Ostbai liegenden Flußgebiete und schildert »Een landtocht naar de
grens van Britisch-Nieuw-Guinea, van Merauke uit, Sept. 1906 «^3),
wobei auch ethnographische Beobachtungen über die Siwasi-Werike
und Kondo-Onim gemacht wurden.
Die ethnographischen und anthropologischen Ergebnisse der
großen AVichraannschen Expedition, die hauptsächlich im Küsten-
gebiet zwischen Kap D'ürville und der Humboldtbai arbeitete, sind
jetzt niedergelegt in dem Buch von G. A. J. van der Sande,
»Nova Guinea. üitkomsten der Nederlandsche Nieuw - Guinea-
Expeditie in 1903 onder leiding van A. Wichmann. III. Ethno-
graph j and Anthropology«^*). Es bereichert imsere Kenntnis be-
sonders der materiellen Kultur der Papua bedeutend. Anthropo-
logisches Material bietet J. W. R. Koch in seinem »Beitrag zur
Kenntnis der Anthropologie der Bewohner von Niederländisch-Neu-
guinea (südliche Küste«)^^).
J. H. Hondius van Herwerden ^6) hat den Süd- und den
Nordutumbuwe, die in die Ostbai zwischen Pisangbai und Prinz-
Fried rich-Heinrich-Insel in Niederländisch-Neuguinea münden, ziem-
lich tief landeinwärts befahren und ein ziemlich dicht bevölkertes
Gebiet gefunden.
Die Leute scheinen alle demselben Stamme anzugehören, unterscheiden sich
aber im Äußeren und in der Sprache von den Kaja-Kaja der Siidküste. Ihre
einräumigen Häuser ruhen auf 3 — 4 m hohen Pfählen. Die Haare tragen sie
kurz, die einzige Bekleidung der Männer besteht aus Federn und geflochtenen
Armbändern, die der Frauen aus Schamschürzen. Sie nähren sich von Sago
und von den Erträgnissen der Kasuarjagd und des Fischfangs, der durch Ab-
sperrung der Krieks und mit Wurfspeeren betrieben wird. Sie scheinen Kopf-
jäger zu sein.
Th. H. Ruys schildert einen »Bezoek van den Kannibalenstam
van Noord Nieuw-Guinea«^'^), den er 1905 in der Landschaft Gebar
auf der Nordwesthalbinsel Neuguineas machte.
Er beschreibt seine Haartracht und Kleidung, Schmuck und Bewaffnung,
Behandlung der Toten, Ermittlung und Bestrafung von Totschlägern. Der Ver-
kehr zwischen beiden Geschlechtern ist freier als bei der Küstenbevölkerung.
Wenn aber Folgen aus dem Verkehr entstehen und der Mann das Mädchen
nicht heiratet, so wird er getötet und aufgefressen. Das gleiche Schicksal haben
alle Ermordeten, während die Leichen von eines natürlichen Todes Gestorbeneu
im Walde zum Verwesen ausgesetzt werden. Das Haar der Aufgefressenen
wird in der Veranda aufgehängt, der Schädel nicht aufbewahrt. Die Geschlechts-
teile eines ermordeten Mannes werden von einer alten Frau gegessen, die einer
ermordeten Frau von einem alten Manne.
Über Ausfuhrartikel und Nahrungsmittel der Eingeborenen Nord-
west-Neuguineas unterrichtet uns H. Hirschi, »Reisen in Nordwest-
Neuguinea«^^). — A. B. Meyer, »Die Papuasprache in Nieder-
93) TAardrGen. XXIV, 1907, 213—19. — ^*) Leiden 1907. 390 S.,
50 Taf., 216 Abb., 1 K. PM 1908, LB 488 (F. Graebuer), — 9*) Nederl.
Bijdr. tot de Anat. 1906, Deel IV, Afl. 1« en 2«, 202 — 14. — 96) TAardrGen.
1907, 178 — 99, mit Abb. u. 1 K. — ") Ebenda XXIII, 1906, 320—31,
Abb. — 98) JbGEthnogrGesZürich 1907/08, 71 — 100, mit 1 K. u. Abb.
Tasmanien und Melanesien. 231
ländisch-Neuguinea«99), weist auf den papuanischen Charakter einiger
Sprachen des niederländisclien Neuguinea liin und knüpft daran
die Hoffnung auf Auffindung unvermischter Papuas im Innern des
Landes.
Von dem Bande »De Zuidwest-Nieuw-Guinea-Expeditio 1904/05
van het K. Ned. Aardrijkskundig Genootschap«^^'') kommt hier der
Bericht des Expeditionsmitglieds J. W. R. Koch in Betracht. Seine
anthropometrischen Arbeiten und ethnographischen Beobachtungen be-
ziehen sich zumeist auf die Papuas von Merauke; der Bericht von
Kok und Adriani gibt spraclüiches Material, G. P. Rouffaer
bietet einige ethnographische Spezialuntersuchimgen. — 0. Nu off er,
»Ahnenfiguren von der Geelvinkbai, Holländisch-Neugmnea<'ioi),
bringt manches Neue über die Korwars, jene aus Holz geschnitzten
Figuren der Papuas, die der Ahnenseele zum Aufenthalt dienen,
besonders über die Entwicklung der ornamentierten Korwarbalustrade.
Die von Hellwig zusammengebrachte Matysammlung des Museums
für Völkerkunde zu Hamburg bildet den Gegenstand zweier ethno-
logischer Veröffentlichungen: P. Hambruch, »Wuvulu und Aua
(Maty- und Durourinseln), auf Grund der Sammlung F. E. Hellwigs
aus den Jahren 1902 — 04«i02)^ ui^tj ^ Hagen, »Die Ornamentik
von Wuvulu und Aua auf Grund der Sammlungen des Museums« ^^^). —
W. Schmidt beschreibt nach den Mitteilungen des Karesauinsulaners
Bonifaz-Tamatai-Pritak »Die geheime Jünglings weihe der Karesau-
insulaner (Deutsch-Neuguinea)« ^o*).
Nach einem Bericht des Stationschefs von Eitape i"^) haben die Bewohner
der Schouteuinseln vor der Nordküste Neuguineas kleine Ruderkanus mit auf-
fallend kurzen Auslegern ohne Verzierung. Was sie an verzierten und ge-
schnitzten Gegenständen haben, stammt vom Festlande. Fischspeere sind fast
ihre einzigen Waffen. Die schräge Stellung der Augen und die hellere Haut-
farbe der Schoutenbewohner verraten chinesischen Einschlag.
H. Fischer beschreibt drei sanduhrförmige »Trommeln von
"WuwuloÄioe) (Mattyinsel) aus dem Museum für Völker- und Länder-
kunde in Stuttgart.
Nach einem Bericht ^^7^ tles stellvertretenden Gouverneurs von
Deutsch-Neuguinea ist die Bevölkerung der Hermitgnippe dem Aus-
sterben nahe.
Die hellbraunen Bewohner des Schachbrettarchipels sind mit denen der
Hermitinseln offenbar einer Rasse trotz der verschiedenen Sprachen. Auch sie
sind sehr zusammengeschmolzen (nur noch etwa 200). Ebenso ist die Zahl der
99) Glob. XCIV, 1908, 189—92. — lO") Leiden 1908. XXVI u. 677 S.
mit 9 K., 11 Taf., 148 Textabb. usw. — loi) AbhKZoolAnthrMusDresden
XII, 1908. 30 S. mit 1 Taf. u. 32 Fig. — 102) Hamburg 1908. MMus.
VölkerkHamburg 1907, II, 1. 4°, 158 S. mit 88 Textabb. u. 375 Abb.,
32 Taf. PM 1908, LB 489a (Graebner). — lo») Ebenda II, 2. 40, 180 S.
mit 21 Textabb. u. 36 Abb., 5 Taf. PM 1908, LB 489 b (Graebner). —
104) Anthropos II, 1907, 1029—56. — '05) DKolonialbl. 1908, 15—20. —
106) JBerWürttVerHandelsgeogr. 1905/06, 79- 86, mit 6 Abb. — lOT) DKolonialbl.
1907, 514—19.
232 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Bewohner von Durour (Aua) stark zurückgegangen (etwa 470). Das gleiche
gilt für Matty (Wuwula), dessen Bewohner in Sprache, Sitten und Gebräuchen
denen von Durour gleichen. Zu vergleichen sind hierzu die Berichtigungen im
Globus von P. Hambruch '"*).
Des Letzteren Monographie über »Wuvulu und Aua (Maty- und
Duronrinsel)«^*'^) wird von A. Krämer besprochen und durch eigene
Beobachtungen ergänzt i ^^).
Jos. Meier macht uns mit einigen »Mythen und Sagen der
Admiralitätsinsulaner oder Moänus«^ii) bekannt (Urtext mit Inter-
linearversion) und bringt »Berichtigungen zu Dr. Schnees Mit-
teilungen über die Sprache der Monäos (Admiralitätsinseln)« ii2)_
Für das hochbedeutsame, von B. Ankermann herausgegebene
Buch K. Parkinsons »Dreißig Jahre in der Südsee, Land und
Leute, Sitten imd Gebräuche im Bismarckarchipel und auf den
deutschen Salomoinseln«ii3) muß ich auf die Besprechungen von
R. Andree und von Reinecke verweisen.
P. G. Peckels Arbeit, »Die Yerwandtschaftsnamen des mittleren
Neumecklenbiirg«ii4)^ igt wertvoll für das Verständnis des klassifi-
katorischen Verwandtschaftssystems.
O. Schlaginhaufen berichtet über »Die Rand-Butam des östlichen Süd-
Neu mecklenburg 4"^), ihre Siedlungen, Waffen, Steinwerkzeuge (jetzt durch
europäische Messer und Äxte ersetzt), Hausgeräte, besonders über den Papäu-
bund und seine Zeremonien und über einige anthropologische Messungen. Abel
besehreibt »Knabenspiele auf Neumecklenburg (Südsee)« ^'^).
A. Hahl bringt in »Das mittlere Neumecklenburg« ii'^) außer
einer kurzen geographischen Beschreibung des Landes eine ethno-
graphische Schilderung der Eingeborenen.
Sie zerfallen in drei Hauptgruppen, in die des nördlichen, die des mittleren
zuzüglich der Uferstämme des südlichen und in die Bergstämme des südlichen
Neumecklenburg, Butam genannt. Ihre Kopfzahl schätzt er auf weniger als
10000,
R. Pöch schildert seine »Wanderungen im nördlichen Teile
von Süd-Neumecklenburg« 1^8) im Frühjahr 1905 und teilt einiges
über die Eingeborenen von Ulaputür und Labur, von Kokola (zwei
Heiratsklassen nach den zwei Totemvögeln), von Born Namorodu
mit. Auch hat er Schädel und Skelette aus einer Höhle in der
Landschaft Kudukudu gefunden und mit sich genommen.
E. Stephan und F. Graebner haben geraeinsam ein sehr be-
langreiches Buch veröffentlicht: »Neumecklonburg (Bismarckai'chipel),
108) Giob. XCn, 1907, 164. — 'O») Hamburg 1908. 4», 158 S. mit
88 Abb. im Text u. 375 Abb. auf 32 Taf. A. d. 4. Beih. z. JbHambWiss.
Anstalten XXV, 1907. — "O) Glob. XCIH, 1908, 254—57, mit Abb. —
111) Anthropos H, 1907, 646—67, 933—41; HI, 1908, 192—206, 651-71;
IV, 1909, 354—74. — "2) Ebenda L 1906, 210 — 28, 472 — 82. — "3) Stutt-
gart 1907. XXn u. 876 S. mit 56 Taf., 141 Textabb. u. 4 Übei-sichtsk.
Glob. XCTI, 1907, 320f. (Andree). PM 1908, 20 f. (Reinecke). — "<) Anthropos
HI, 1908, 450-81. — n^) ZElhn. 1908, 803—09, mit 3 Fig. — n«) Anthropos
I, 1906, 465—81. — ii'O Glob. XCI, 1907, 310—16. — "8) Ebenda XCIH,
1908, 7 — 12, mit Abb.
Tasmanien und Melanesien. 233
Forschungsergebnisse bei den Vermessungsarbeiton von S. M. S.
,M:öwe' im Jahre 1904« "9).
Die Studien erstreckten sich nur auf das Küstenland, lieferten aber so
reiches Material, daß Schlüsse auf Abstammung und verwandtschaftliche Be-
ziehungen der Insulaner gemacht werden konnten. Oberleutnant Klüpfel hat
ein Kapitel über Bootsbau, E. v. Hornbostel über Musik und Musikinstrumente
beigesteuert. — Auf das bei der gleichen Gelegenheit gewonnene Material gründet
sich ein Sonderwerk E. Stephans über >Südseekunst, Beiträge zur Kunst des
Bismarckarchipels und zur Urgeschichte der Kunst überhaupt«'-"), £_ Stephan
teilt auch sehr interessante .^Ärztliche Beobachtungen bei einem Naturvolk« '^i),
nämlich den Bewohnern des Bismarckarchipels, mit und ergänzt seine früheren
Mitteilungen über die Bewohner von Neupommern durch einige »Anthropo-
logische Angaben über die Barriai (Neupommem)«'22]_
P. A. Kleintitschen hat in seinem sehr schätzensM'erten Buch
»Die Küstenbewohner der Gazellehalbinsel (Neupommern — deutsche
Südsee), ilire Sitten und Gebräuche« ^23) (je^ gesamten ethnologischen
Stoff hierüber, der sich in den Monatsheften der Gesellschaft vom
Heiligsten Herzen Jesu vorfindet, sowie die Veröffentlichung Par-
kinsons, des Grafen Pfeil, Hahls, Schnees n. a. mit seinen eigenen
Beobachtungen zu einem vorzüglichen Gesamtbilde der Livuan, eben
jener Küstenbewohner, verarbeitet.
P. J. Eberlein handelt über »Die Trommelspraehe von Neupommern
(Gazellehalbinsel)« '24). Von Joseph Meier liegt »A Kaja oder der Schlangen-
aberglaube bei den Eingeborenen der Blanchebucht (Neupommern). Ein Bei-
lrag zur Geschichte der Religionen primitiver Völker« '25j vor. P. Otto Mayer
beschreibt kurz »Ein Sonnenfest bei den Eingeborenen von Vuatom, Neupommern,
Südsee«'26)_ M. Rascher schildert »Baining, Land und Leute«'27) Wilh.
Müller hat »Beiträge zur Kraniologie der Neubritannier«'28) geliefert.
F. Krause bringt viel Neues »Zur Ethnographie der Insel
Nissan« 129)^ der nördlichsten der deutschen Salomonsinseln, haupt-
sächlich auf Grund der von Uhlig zusammengebrachten Leipziger
Nissansammlimg.
Die Bewohner von Nissan sind dunkelfarbige Melancsier und zerfallen in
kleine Stämme. Nach der vorhandenen Literatur werden ihre politischen und
sozialen Verhältnisse, Recht, Religion und Hausbau geschildert und nach den
Sammlungen des Leipziger, Berliner und Dresdener Museums ihre Geräte,
Waffen, Ornamente, Boote, Musikinstrumente, Tanzmasken usw. eingehend be-
handelt. Auch Thurnwalds »Nachrichten aus Nissan und von den Karo-
linen«'^'') enthalten manches Interessante. Sie betreffen den Kannibalismus
"9) Berlin 1907. 242 S., 10 Taf., 3 Notenbeilagen, Abb., 1 K. PM
1907, LB 494 (Reinecke). — '20) Berlin 1907. 242 S. mit 13 Taf., 2 Kartensk.,
Noten, Register, Wörterverzeichnis u. 1 Übersichtsk. PM 1907, LB 495
(Reinecke). — '21) ArchRassenGesBiol. 1905, 799. — '22) Glob. LXXXIX,
1906, 14f., mit Abb. — '23^ Hiltrup bei Münster i. W. o. J. (1907). VIII
u. 360 S. mit Abb. u. 2 K. Glob. XCII, 1907, 17 (Sg.). — '2*) Gott \nll
es! 1908, 364. — '25) Anthropos III, 1908, 1007ff. ~ ZentralblAnthr. 1909,
36 (Graebner). — '26) Anthropos III, 1908, 700 f. — '27) Monatsh. z. Ehren
U. L. Frau v. Heil. Herzen Jesu XXIII, 1906, 13—20, 55—60, 103 — 10.
151—58, 199—206, 247—58. — '2») Reih. 5 JbHambWissAnst. XXIII, 1906^
71—187. — 129) JbMusVölkerkLcipzig I, 1906, 44—159, mit Abb. PM 1908,
LB 490 (Graebner). — '»O) ZEthn. 1908, 106 — 15.
234 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
(auf Grund eines bestimmten Falles), Dorfanlage, Hausbau und Hausein richtung,
Kindermord, Bevölkerungszahl (etwa 2000) der Nissaninseln, dann die zum
erstenmal von Weißen besuchten Bewohner der Teuchinsel, östlich von St. Mathias,
mit ihrem eigentümlichen Bartschmuck, endlich einen Tanz auf der Insel Track
(Ostkarolinen). — O. Schlaginhaufens Artikel >Ein Besuch auf den Tanga-
inseln«!^') (von der deutschen Marineexpedition 1907 — 09) enthält auch einige
ethnographische Bemerkungen, zwei Typenaufuahmen (Mann und Frau von der
Insel Boäng) und eine kleine Tabelle mit Maßzahlen.
C. M. Woodford berichtet in »Notes on the mannfacture of
tlie Malaita shell bead money of the Solomon Group« ^32^ ß^er die
Bewohner der kleinen Riffinseln an den Küsten von Malaita (brit.
Salomonen).
Sie sind Fischer und vorzügliche Schiffer, in Sprache und Sitten verschieden
von den Bewohnern der Hauptinsel. Sie verfertigen Muschelgeld, dessen Her-
stellung genau beschrieben wird. Dei-selbe bringt »Note on stone-headed clubs
from Malaita, Solomon Islands« ^•'•') im Anschluß an Baron A. v. Hügels
»Decorated maces from the Solomon Islands'^''*). Auch J. Edge-Partington,
»Stone-headed clubs from Malaita, Solomon Islands« i^^), knüpft hieran an.
C. M. AVoodford teilt in »Notes on Leueneuwa, or Lord Howe's
Group« 136) einiges ethnographisch Neue mit.
So über den Webstuhl der Eingeborenen, über Behandlung der Toten und
über das Halten von lebenden Schildkröten. Auch ein kurzes Vokabular. Die
Eingeborenen sind Polynesier mit starker mikronesischer Beimischung. Derselbe
bringt in «Some account of Sikaiana or Stewart's Island in the British Solomon
Islands protectorate«'^^) auch von dieser Insel ein kleines Vokabular. Derselbe,
»Notes on Rennell Islands« *3^), fand auf den wenig bekannten, südlich von
Bauro (St. Cristobal) gelegenen Rennell Islands in den noch unberührten Be-
wohnern reine Polynesier.
Eine ethnographische Monographie über die Fidschiinsulaner,
in der besonders dargelegt werden soll, welche Veränderungen in
Sitten und Gebräuchen die Berührung mit den Europäern hervor-
gerufen hat, verdanken wir Basil Thomson »The Fijians, a
Study of the Decay of Cnstom«i39). Wertvoll sind die beiden
Artikel von J. de Marzan »Le totemisme aux iles Fiji«^'*^) und
:>Sur i|uelf|ues societes secretes aux iles Fiji«^*^). E. Rougier
handelt über »Maladies et medecines äFiji autrefois et aujourd'hui« ^*^).
B. Grimschaw, »In the savage Soutli See«i*3), über Fidschi und
die Neuen Hebriden,
Der Zensus vom 15. April 1906 gibt die Zahl der Bewoliner-
schaft von Neukaledonien auf 52560 (ohne Militär) an^**). D.
Waterston beschreibt acht »Skulls from New Caledonia« i^-"').
1»') Glob. XCIV, 1908, 165—69, mit Abb. — '32) Map 1908, 81—84,
mit Abb. — >33) Ebenda 165 f. — '") Ebenda 33 f., mit 1 Taf. — i") Ebenda
164 f., mit Abb. — »»6) Ebenda 1900, 133—35, mit Abb. — »") Ebenda
164—69, mit Abb. — 'S») Ebenda 1907, 33—37, mit Abb. — '39) I/)ndon
1908. XX u. 396 S. mit 16 Abb. — ><0) Anthropos II, 1907, 400—05. —
>«>) Ebenda III, 1908, 718—28. — i*2) Ebenda II, 1907, 68—79, 994—1008. —
>") NatQMag. XIX, 1 — 19, mit 11 Taf. u. 5 Abb. — "<) Glob. XCI, 1907,
36. — i<5) jAnthrl XXXVIII, 1908, 36—46, mit 2 Taf. u. 9 Fig.
Tasmanien und Melanesien. Mikronesicn und Polynesien. 235
C. Mikronesien und Polynesien.
Mih'onesien. Nach Arno Senfft zerfallen »Die Bewohner der
Westkarolinen«^*^) in drei verschiedene Stämme, die sich auf die
Eingeborenen 1. von Jap mit dem etwa 60 Seemeilen entfernten
Atoll Ngulu (Mateiotas), 2. der Palaugriippc und 3. aller übrigen
Inseln verteilen.
Sprachen und Sitten der drei Stämme unterscheiden sich wesentlich von-
einander. Äußere Erscheinung und Charaktereigenschaften werden an der Hand
der Abbildungen kurz besprochen. In seinem Bericht über seine »Rundreise
durch die Westkarolinen und Palauinseln«'*^) entwirft Senfft ein recht trauriges
Bild von den moralischen I'^igenschaften der Palauer. Auf dieser Reise im
November und Dezember 1905'*^) besuchte er die Palauer, Oleai, Lamutrik,
Satuwal, Grimes, Feis und Ululsi und nahm auf der Insel Feis die erste Volks-
zählung vor, die 129 Männer, 108 Frauen, ?>9 Knaben und 24 Mädchen ergab. —
Unter Benutzung von Mitteilungen des Lootsen Brüggemann gibt Senfft eine
kurze Notiz über »Die Ngulu- oder Mateiotainseln <- 1^^) und ihre Bewohner.
Bewohnt ist nur die südlichste Insel, Ngulu, und zwar von etwa 50 Menschen,
die Stammesgenossen der Japer sind. Senfft macht uns auch mit den ȧechts-
sitten der Japcingeboreneu«'50^ bekannt. Die Gesamtzahl der 106 Gemeinden
beträgt 6G24, gegen 1903 eine Abnahme von 531 Seelen.
Auf eigener Beobachtung und fleißigem Quellenstudium beruht
P. Salesius' Monographie »Die Karolineninsel Jap«^^i). A. Krämer
berichtet über »Die Heilkunst der Trukinsulaner (Zentralkarolinen) «^^^^^
bei denen er die Übung des Kaiserschnittes gefunden hat.
H. Seidel liefert in »Das Atoll Oleai und seine Bewohner« ^53^
einen Beitrag zur Kenntnis Deutsch-Mikrouesiens, er schildert ferner
»Die Bevölkerung der deutschen Marianen« ^54). 0. Schlagiuhauf en,
»Über eine Schädelserie von den Marianen« i^S)^ hat die 23 Schädel
und Schädelbruchstücke von der Insel Saipan im Museum für
YöLkerkimde zu Berlin untersucht. Den Bemerkungen Costenobles
über die Chamorros (GJb. XXXI, 1.50, Anm. 101) tritt Bezirks-
anitmann Gr. Fritz in einer Zuschrift an den Globus, »Von den
Marianen« 156^^ entgegen. Desselben » Chamorro- Wörterbuch in zwei
Teilen, auf der Insel Saipan, Marianen, gesammelt« i^'^), ist in
zweiter Auflage erschienen.
Antonie Brand eis teilt »Ethnographische Beobachtungen über
die Nauruinsulaner« ^^^) mit, die sich zusammensetzen aus Gilbert-,
Marshall- und Karolineninsulanern. Von Girschner ist eine
»Grammatik der Ponapesprache«^^^) erschienen.
"6) Glob. XC, 1906, 279—83, mit Abb. — i^^ DKolonialbl. 1906,
281 — 84. — 148) Ebenda. — 1*9) Glob. XCIV, 1908, 303 f. — '»O) Ebenda
XCI, 1907, 139—43, 149—53, 171—75. — i^i) Berlin 1907. 173 S., 1 K.
PM 1908, LB 494 (Reinecke). — 1^2) ArchSchiffsTropenhvgiene XII, 1908,
456 ff. — 153) DRfG XXVIII, 1906, 97 — 106, 150—59, mit f K. — 154) Ebenda
XXIX, 1907, 193—206, mit 1 Abb. — »55) JbStGallNaturwGes. 1905 (1906),
454—509, mit 19 Abb. — i^S) Glob. LXXXIX, 1906, 287—89. — »") Arch.
StudDKolonialspr. II, Berlin 1908. 159 S. — i^S) Glob. XCI, 1907, 57—62,
73 — 78, mit Abb. — '59) MSemOrientSprBerlin IX, 1.
236 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
A. Krämer, »Hawaii, Ostmikronesien uud Samoa, meine zweite
Südseereise zum Studium der Atolle und ihrer Bewohner« ^^o^,
bietet auch ethnologisch manches Wertvolle über die Bewohner der
Marshallinseln, besonders der Hauptinsel Jaluit, und von Samoa,
von wo er unter anderem eine große Sammlung alter Sagen imd
Geschichten mitgebracht hat. Ebenso seine »Studienreise nach den
Zentral- und "Westkarolinen« i^^) (Truk, Zentralkarolinen, Jap und
Palau), und seine »Ornamentik und Mythologie von Pelau«^^^)^
A. Thalheimer liefert einen »Beitrag zur Kenntnis der Pro-
nomina personalia und possessiva der Sprachen Mikronesions«!^^).
T. A. Joyce bringt eine »Note on a Native Chart from the Marshall
Islands in the British Museum« i^*).
Polynesien. W. Churchill liat 1200 »Weather AYords of
Polynesia«i65) gesammelt und erläutert, die auch für die Mytho-
logie der Polynesier von Wert sind.
F. V. Luschan hat in einem prächtig ausgestatteten Werk die
»Sammlung Bäßler, Schädel von polynesischen Inseln« i^^) veröffent-
licht.
Mit Hinzurechnung von 40 von anderen Forschern gesammelten Schädeln
umfaßt sie 168 Schädel von den Marquesas-, Society-, Cookinseln und von
Neuseeland. Die von Bäßler selbst geschriebene Einleitung gibt die Beschreibung
der Fundorte nebst manchen ethnologisch bemerkenswerten Angaben.
Fr. Linke teilt die »Samoanische Bezeichnung von Wind und
Wetter« 16'^) mit. W. v. Bülow handelt über »Das Geschlechts-
leben der Samoaner« ifi8~) ^^i^i macht »Einige Bemerkungen über
die Anthropologie der Samoainseln«!*'^'^). E. Heider scliildert
»Die Sitte des Kavatrinkens in Samoa« i^9)_ — j}\q Zählung der
Eingeborenen Deutsch-Samoas^'^'') am 1. Oktober 1906 hat eine
Gesamtzahl von 34062 Seelen ergeben (gegen 32 612 im Jahre
1902). — Oberrichter Dr. Schultz in Apia hat »Sprichwörtliche
Redensarten der Samoaner«i'^i) veröffentlicht.
Bei der Sammlung und Bearbeitung haben ihm 20 — 30 Samoaner geholfen.
Sie beziehen sich auf Fischerei, Jagd, Nahrung, Handwerk, Spiele und Tänze.
Zu vergleichen sind hierzu die Bemerkungen W. v. Bülow s im Globus '^2^.
Von Schultz wird »Noch ein Steinnagel aus Samoa« ''^) besprochen. J. D.
¥j. Schmeltz hält den betreffenden Gegenstand für einen Keiber zur Herstellung
von Nahrungsbrei '^^).
A. Hamilton schreibt über »Fishing and sea foods of the
ancient Maon«!'^^^ — Th. Mollison zeigt in seiner wichtigen
160) Stuttgart 1906. Mit 20 Taf., 86 Abb. u. 50 Fig. — »6«) MDSchutzgeb.
XXI, 169—86. — i«2) KorrBlAnthr. XXXIX, 116—18. — >63) Stuttgart 1908.
96 S, — lei) Man 1908. 146—48. — 'cs) Mem.\mAnthrS, II, 1, 1907. —
'66) VeröffKglMusVölkerk. XII, Berlin 1907. 4«, 256 S. mit 33 Taf. Glob.
XCIV, 1908, 33f. — 167) Glob. XCIV, 1908, 229—32, mit 1 K. — i««) Anthropo-
phyteia IV, 84—99. — 168") InternArchEthn. XVII, 1908, 105—09. —
169) AllgemMissZ 1908, 394. — 170) DKolonialbl. 1907, 165, 406. — i"') Apia
1906. 274 S. — 172) Glob. XCI, 1907, 347—49. — 173) Ebenda LXXXIX,
1906, 145 mit Abb. — 1^4) Ebenda 211. — "«) New Zcalaud Dominion Mus.
B. 2, Wellington 1908.
Mikronesien und Polynesien. 237
anthropologischen Abhandlung »Die Maori in ihren Beziehungen
zu verschiedenen benachbarten Gruppen« i'^ß), daß die Polynesier,
Melanesier und Australier eine ■Mischungsreihe darstellen und daß
bei den Maori das polynesische Element bei weitem überwiegt.
Yon demselben »Beitrag zur Kraniologie und Osteologie der Maori« ^^v^^
W. Dittmcr, »Te Tobunga. Alte Sagen aus Maoriland«'^^). J. M.
Brown, »Maori and Polynesian: their origin, hi.story, and ciilture«*'^). Weiter
sind zu nennen von Eisdon Best »Maori oschatology: the Whare Potae
(house ot mourning) and its lore: being a de-cription of many customs, beliefs,
superslitions, riti'S etc. pertaining to death and burial among tbe Maori people,
as also some account of native belicf in a spiritual world«i80^^ »Maori Nume-
ration, some Account of the Single, Biuary, and Semivigesimal Systems of
Numeration formerly employed by the Maori«'*'), »Maori forest lore: being
some account of native forest lore and wooderaft, as also of many myths, rites,
customs, and superstitions connected with the flora and fauna of the Tuhoe or
Ure-wera district«'82j_ »Personifications of nature among the Maoris of New
Zealand« '*''') und »Maori Numeration ■:; '"*). — Gudgeon handelt über »Maori
wars«'*^), Hare Heregi bringt »A Maori Cosmogeny«'*^) mit Übersetzung,
T. F. Cheeseman, »Notes on certain Maori Carved Burial-chests in tbe Auck-
land Museum«'*^.
Sehr verdienstvoll ist die Arbeit von William T. Brigham
(s. GJb. XXXI, 153, Anm. 151) »Mat and Basket Weaving of the
Ancient Hawaiians described and compared with the basketry of
the other Pacific Islanders. With an account of Hawaiian nets
and nettings by John F. Gr. Stokes«^^^). Ebenso W. T. Brighams
»The ancient Hawaiian house« 1^9). Fremont Wm. Blackman
erörtert in »The Making of Hawaii, a study in social evolution«i90)
die Wirkungen der sozialen, moralischen und religiösen sowie politi-
schen Einflüsse auf Hawai.
Die Bevölkerung ist ein buntes Durcheinander der verschiedensten Rassen,
Nationen, religiösen Bekenntnisse und politischen Parteien. Dazu kommt noch
ein bedeutendes Mißverhältnis der männlichen zur weiblichen Bevölkerung (3 : 1).
1896 wurden unter 109000 Bewohnern nur noch 31000 reine Hawaier gezählt.
E. Schulz teilt »Drei Sagen aus Ostpolynesien «^91) mit, deren
Schauplatz die Inseln Moorea, Huahine und Raiatea sind. — Frhr.
V. Schleinitz, »Die Südseebewohner und ihre Herkirnft^^^^j, hält
mit Keane die Polynesier für zur kaukasischen Basse gehörig, im
letzten Grunde (mit E. Amend »Die Phönizier, die Entdecker
Amerikas) für phönizischen Ursprungs. Die Besiedlung der polynesi-
schen Inseln durch die Polynesier sei von Südamerika her erfolgt.
176) KorrBlAnthr. 1907, 147 ff. — '") ZMorphologie XI, 529 — 95. —
178) Hamburg. VII u. 119 S. — '79) London 1907. XXXII u. 300 S. —
isOjTrPNZe.üandlnst. XXXVIII, 148—239. — i8i) Ebenda XXXIX, 150—80. —
182) Ebenda XL, 185—254. — i83) AmAntiqOricntJ XXX, 140—43, 267—70. —
181) JPolynS XVI, 94—98. — 185) Ebenda 13—42. — '86) Ebenda 109—18. —
187) TrPNZealandlnst. XXXIX, 451—56. — 188) Mem. of the Bemice Pauahi
Bishop Mus., II, Nr. 1, Honolulu 1906. 4", 162 S. mit 16 Taf. — 189) Ebenda
II, Nr. 3, 1908. 194 S. mit 178 Abb. u. 23 Taf. — '»O) New York 1906.
262 S. PM 1907, LB 498 (Reineeke). — 19') Glob. XCIII, 1908, 143—45. —
192; DRev. XXXIII, 1908, 225—35, 357—68.
238 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
"W. V. Bülow liefert in seinen »Notizen zur Elhnographie, Anthro-
pologie und Urgeschichte der Malaio-Polynesier«^93) einen Beitrag
zur Urgeschichte der Polynesier und zur Anthropologie der Samoaner
und macht Mitteilungen liber deren Leichenbestattung.
Derselbe hat kleine »Beiträge zur malaiopolynesischen Ethnographie und
Sprachforschung« 18^) veröffentlicht und über »Die Bemühungen um die Fest-
stellung der Urheimat der Polynesier« '3^) gehandelt. Er teilt eine bisher un-
bekannte Sage von der Besiedlung des Dorfes Sasina auf Sawaii im samoanischen
Urtext mit deutscher Übersetzung mit, nach der Sawaii von W her besiedelt
worden ist.
D. Malaisien.
Allgemeines. Ein schon längst erwünschtes zusammenfassendes
Werk über die holländischen Kolonien hat H. Blink in zwei Bänden
erscheinen lassen: »Nederlandsch Oost- en West-Indie, geographisch,
ethnographisch en economisch beschreven«!^^). Für die Ethnologie
kommt hauptsächlich der erste Band in Betracht. F. Hegers
»Bericht über eine Studienreise nach Niederländisch-Indien (Dez.
1903 bis Sept. 1904)« i^'^) behandelt hauptsächlich ethnologische
Fragen.
Halbinsel Malakka. W. W. Skeat und Cb. 0. Blagden bringen
in ihrem umfangreichen Werk »Pagan Races of the Malay Pen-
insula«^^^), einem Seitenstück zu Martins großem Werke über die
Inlandstämme der Malaiischen Halbinsel, eine Fülle ethnographischen
und sprachlichen Materials über die Heidenvölker Malakkas.
Sie werden in die drei Hauptgruppen der Semang (Negritos), Sakai (Dravido-
australier) und Jakun (malaiische Aboriginer) getrennt. Alle drei Gruppen
werden nach Rasse, Religion, Sprache, Sitten und Gebräuchen betrachtet, überall
wird die vorhandene Literatur benutzt oder auf sie verwiesen.
F.W. Knocker beschreibt »The Aborigines of Sungei Ujong«^^^)
anthropologisch und ethnographisch, und zwar von den beiden ver-
schiedenen Rassen von Aboriginern, Orang-Berlanus und Orang-
Bersisi, besonders die zu den ersteren gehörenden Orang-Bukit.
Als Anhang gibt er ein Vokabular des Bersisidialekts sowie der Sprache
der Orang-Berlanus und zwei Tabellen mit Kopfmaßen und körperlichen Merk-
malen der Orang-Bukit. — Eine dankenswerte Ergänzung zu den genannten
Arbeiten bietet O. Schlaginhaufen in seiner vergleichend gehaltenen Ab-
handlung »Ein Beitrag zur Kraniologie der Semang« -''°).
R. J. Wilkinson führt in »The Peninsular Malays, Malay
Beliefs«20i) orientierend in die malaiische Religion und Mythologie
ein. R. N. Rudraose Brown macht in »Mergui Archipelago: its
193) InternArchEthn. XVII, 1908, 152—66. — 19<) Ebenda 100—05. —
195) Glob. XC, 1900, 61 — 66. — 196) 2 Bde. Leiden 1905 u. 1907. 576 u.
580 S. — 197J AnnNaturhistHofmus. XXI, Wien 1906, 1—40. — 198) London
1906. Bd. I: XL u. 724; Bd. II: XII u. 858 S. mit K. u. Taf. Glob. XCI,
1907, 108—10. MAnthrGesWieu XXXV, 1906, 259—61 (Bouchal). —
199) JAnthrl XXXVII, 1907, 290—305, mit 2 Taf. — 20O) Leipzig 1907.
Mit 26 Fig. AbhKglZoolAuthrEthnogrMusDresden XI. — 201) London 1006.
81 S. PM 1907, LB 748 (Achelis).
Malaisien. 239
people and pro(lucts«202) interessante Mitteilungen über die Seiung,
die Meerzigeuner der Merguiinsebi.
Sumatra und Nachbar inseln. Von den von Jul. Böhmer heraus-
gegebenen » Religionsurkiinden der Völker« ist (Abt. 4, H. 1) »Die
Religion der Batak. Ein Paradigma für die animistische Religion
des Indischen Archipels« 203j voq Joh. Warneck erschienen, Alb.
C. Kruyt behandelt auf Grund langjähriger eigener Beobachtungen
und Erfahrungen »Het Animisme in den Indischen Archipel« 204)
(Animismus, Spiritismus, Dämonologie).
W. Volz liefert Beiträge »Zur Kenntnis der Kubus in Süd-
sumatra «205j (Beiträge zur Anthropologie und Ethnographie von
Indonesien, III).
Er bespricht die anthropologische Stellung der Kubus (Mischrasse, wahr-
scheinlich Reste mehrerer uralter Bevölkerungsschichten), ihre soziale Gliederung,
äußere Erscheinung, Wohnstätten, Hauptbeschäftigung, Geräte, Waffen, Stellung
der Frau, Eheschließung, Behandlung der Toten, geistiges Leben und bringt
ein kleines Wörterverzeichnis. — Für B. Hagen s wertvolle Monographie »Die
Orang Kubu auf Sumatra« 206| kann ich auf die Besprechung von M. Moszkowski
verweisen.
H. J. Grijzen veröffentlichte »Nota omtrent de Kota en Padaug
Tarap (Midden-Sumatra)«207). r. Pick hat über »Das Gajoland
und seine Bewohner« 208^ geschrieben.
Max Moszkowski macht sehr interessante Mitteilungen über
»Die Inlandstämme Ostsumatras« 209^.
Er hat im Jahre 1907 die weddaähnlichen Sakais und die letzten Reste
der negritischen Semangs, welche beiden Völker man bisher nur von Malakka
her kannte, an der Ostküste Sumatras im Sultanat Siak besucht. Die Sakais
zerfallen in zwei große Stämme, die Batin lima und Batin selapan. Letztere
sind zum erstenmal von einem Weißen beobachtet worden. Die Semangs sind
nnvermischt nur noch in wenigen Individuen erhalten, sonst stark mit heidni-
schen Malaien vermischt. Sie werden Orang-Akit genannt. Moszkowski führt
uns ihre Ergologie, Religion, Zauberei und wirtschaftlichen Verhältnisse vor.
Zum gleichen Thema schrieb er »Über zwei nichtmalaiische Stämme von Ost-
sumatra« 2J0j^ doch wählt er hier die Schreibung Orang- Akett und Sakeis und
bringt zwei anthropologische Maßtabellen. In einem Vortrag bespricht derselbe
»Die Völkerschaften von Ost- und Zentralsumatra«^!!), nämlich die primitiven
Sakeis, Orang-Talang und Aket (Orang-Raket, Orang-Akik), die Malaien und
Mandelinger. Endlich ist noch sein kleiner Artikel »Die Urstämme Ost-
sumatras« 212) zu erwähnen.
Ein für die Anthropologie Sumatras sehr Avertvolles Buch sind
Joh. Bieter Kl ei weg de Zwaans >Bijdrage tot de Anthropologie
202) ScottGMag. XXIII, 1907, 463—83. — 203) Leipzig 1909. 136 S,
PM 1909, LB 141 (Achelis). — 204) Haag 1906. XVI u. 541 S. IntemArch.
Ethnogr. XVIII, 1908, 118f. (v. Hoevell). — 205) ArchAnthr. N. F. VII, 1908,
89—109, mit 13 Abb. — 206j Frankfurt a. M. 1908. 40, XIX u. 269 S.
mit 1 K., 16 Taf., 42 Textabb. (Veröff. a. d. Stadt. Völkermus. Frankfurt).
Glob. XCV, 336f. (Moszkowski). — 207) TlndTaalLandVolkenk. L, 62—120. —
208) MGGesWien L, 1907, 379—401. — 209) Glob. XCIV, 1908, 293—97,
309—16, mit Abb. — 21O) ZEthn. 1908, 229-39. — 211) Ebenda 634—55
mit 12 Fig. — 212) KorrBlAnthr. XXXIX, 122—24, mit Abb.
240 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
der Menangkabau-Maleiers«2i3) mit einem Anbang: 363 Farben-
untersnchimgen bei den Malaien Zentralsumatras von Alfred Maas.
Letzterer beschreibt seine Reise »Durch Zentralsumatra« ^i^j i^d
Kl ei weg de Zwaan stellt »Die anthropologischen Ergebnisse der
Sumatrareise des Herrn A. Maas«-^^) zusammen. J. H. Meerwaldt
teilt »Gebruiken der Bataks in het maatschappelijk leven«2i6), J. H.
Neumann »Een en ander aangaande de Karo Bataks«2i7) mit.
R. Römer gibt in »Die Heilkunde der Batak auf Suraatra«2i8) ein
Bild der Sitten und Gebräuche der Bewohner Nord- und Mittel-
sumatras nebst anthropologischen Maßen.
Dr. C. Snouck-Hurgronje bietet in seinem umfangreichen,
schon 1894 in holländischer Sprache geschriebenen, jetzt vom ver-
storbenen A. W. S. O'Sullivan ins Englische übersetzten Werke
»The Acliinese«2i9) sehr viel bisher Unbekanntes über Kriegführung
und Ethnographie der Atschinesen.
B. Hagen hat ein Manuskript C. W. Kreons als »Beitrag zur
Kenntnis der Orang-Sekka (Sakai) oder Orang-Laut sowie der
Orang-Lom oder Mapor, zweier nichtmohammedanischer Volksstämme
auf der Insel Banki«22o^ übersetzt (Kleidung, Lebensweise, Be-
schäftigung, religiöse Anschauungen, Heirat, Ehescheidung, Tod und
Begräbnis).
A. Maas hat »Die primitive Kunst der Manta\veiinsulaner«22i)
zum Gegenstand einer längeren Abhandlung gemacht (Körperschmuck,
Waffen und Geräte und die freie Bildnerei). A. Krämer bringt
einen Artikel »Zur Tatauierung der Mantawaiinsulaner«222^. j_ ß_
Neumann »De Mentawei Eilanden« 223)_ __ jj. W. Fischer teilt
»Jets over de wapens uit de Mentawei -Vergaraeling van's Rijks
Ethnographisch Museum te Leiden« 224) mit und hat einen illustrierten
»Führer durch die Ausstellung ethnographischer Gegenstände aus
Atjeli«22ö) in holländischer und deutscher Sprache, H. H. Juynboll
einen solchen für die ethnographischen Gegenstände der Insel Bali226)
herausgegeben. H. W. Fischer macht auch »IMitteilungen über die
Niassammlung des Ethnographischen Reichsmuseums zu Leiden «227),
C. Roppard schildert »Het eiland Nias en sijne bewoners«228).
213) Amsterdam 1908. 206 S. mit Tab. u. Taf. ZEthn. 1909, 134-36
(B. Hagen). — 2i4) ZEthn. XLI, 143—66, mit 21 Abb. u. 3 Taf. — 2i5) Ebenda
167—80, mit 14 Abb. — 216) MededeelNedZeudeliuggen. XLIX, 104—30; L,
1 — 26. — 217) Ebenda XLIX, 54—07; L, 27—40, 347 — 64. — 218) jau,,^
XII, 1907, Nr. 7—11 (73 S.). — 2i9) 2 Bde. Leiden 1906. XXVI u. 439,
IV II. 384 S. — 220) Festschr. d. 39. Allgem. Vers. d. Deuisohen Anthr. Ges.
in Frankfurt a. M. 1908. S. 37—46. — 221) ZEthn. 1906, 433—55, mit Abb.
u. 3 Taf. — 222) ArchAnthr. 1907, 86-41, mit 5 Abb. — 223) TAardrGcn.
XXVI, 2, 181—213. — 224) IntcrnArchEthn. XVIII, 1908, 132—36, mit
7 Textabb. — 225) Leiden 1907. VII 11. 23 S., 5 Taf. 11. 3 Abb. — 226) Leiden
1907. IX u. 47 S., 8 Taf. — 22?) JutornArchEthn. XVIII, 1908, 85 — 94,
mit 1 Taf. u. 17 Textabb. — 228) BijdrTaalLaiulVolkeukNcdlnd. VIII, 477
bis 648.
Malaisicn. 241
Java und Nachharinscln. Seit 1907 liegt die von Joh. F.
Snelleman und J. F. Niermeyer besorgte zweite, erheblich um-
fangreichere Auflage des großen "Werkes von P. J. Veth »Java,
geographisch, ethnologisch, historisch« vollendet vor. Der vierte
und letzte Teil, die »Ethnographie «229), ist von Joh. F. Snelleman
bearbeitet. Kap. 3 und 4 (die unter dem Namen I^doejs, Teng-
geresen, Kalangs, Pinggirs und Gadjah matis bekannten kleinen
Volksstämme; die fremden Eingeborenen) sind ganz neu.
W. O. F. Nieiiwenkamp beschreibt »De trom met de hoofden te Pedjeng
op Bali«^^"), jene merkwürdige Metidltrommcl von außerordentlicher Größe und
Form, die bisher nicht eingehend hat besichtigt werden dürfen. — ■ Edward
Jacobsen und J. H. van Hasselt führen uns in »De Gong-Fabricatie te
Seniai-ang«23i) das Gießen, Schmieden und Abstimmen der Gongs in aller Aus-
führlichkeit vor. Beigegeben ist eine deutsche Übersetzung. — J. H. F. Kohl-
brugge, »Blikken in het zieleleven van den Javaan en zijner overheerschers«232).
D. Louwerier berichtet über »Bijgeloovige gebruiken, die door de Javanen
worden inacht genomen bij de verzorging en upvoeding hunner kinderen«233^_
Borneo. Der zweite Teil von A.W. Nieuwenhuis' bedeutendem
AVerk »Quer durch Borneo« 234) behandelt die Reisen von 1899
bis 1900.
Die ethnographischen Kapitel beschäftigen sich mit den Anwohnern des
mittleren Mahakam, den Bahaus, Punaus, Tadjungs und mit den Kenjas und
bieten eine Fülle wichtigen Materials. Nieuwenhuis schreibt auch kurz über
»Die körperliche und geistige Entwicklung der Dajak auf Borneo« 2'^^). M. C.
Schadees »Bijdrage tot de kennis van den godsdienst der Dajaks van Landak
en Tajan«236) (Fortsetzung) enthalten auch sprachliehe Mitteilungen. Ch. Hose
und R. Shelford veröffentlichen »Materials for a Study of Tatu in Borneo«237).
A. E. Lawrence teilt »Some Aspect« of Spirit Worship amongst the Milano
of SarawakK^-*^) mit. J. E. Tehupeiory erzählt seine Erlebnisse »Onder de
Dajaks in Centraal-Bomeo«239) und handelt über »Centraal-Bomeo en zijne
bevolking«2*0), M.W. H. Beech über »The Tidong dialects of Borneo«24ij. _
"Von F. Grabowsky werden nach eigenen Beobachtungen »Der Häuserbau,
die Dörfer und ihre Befestigungen bei den Dajaken Südostborneos« 2^2^ und
»Der Reisbau«243) bei denselben beschrieben. E. H. Gomes, »The Sea-Dyaks
of Bonieo«^**), bringt viele Einzelheiten über Sitten und Lebensweise der See-
dajaken, S. Br. Scott beschreibt »Harvest festivals of the Land Dyaks«^-*^).
Von Leo Nyuak liegen in englischer Übersetzung vor »Religions rites and
customs of the Iban or Dyaks of Sarawak«^*^, translated from the Dyak by
Edm. Dünn.
229) Harlem 1907. VII u. 579 S. — 230) BijdrTaalLandVolkenkNedlnd.
7« Volgr. VII, 319—38, mit 6 Taf. MAnthrGesWien XXXVIII, 350ff.
(Heger). — 23i) Leiden 1907. VII u. 64 S. mit 12 Taf. — 2^2) Leiden 1907.
191 S. — 233) MededeelNedZendelinggen. XLIX, 251—57. — 234^ Leiden 1907.
Bd. II, XIII u. 557 S. mit 73 Taf. in Licht- u. 18 Taf. in Farbendruck.
GJ XXXII, 1908, 517 — 19 (A. C. Haddon). — 235) ZVerGStatFrankfurt a. M.
1905/06, VII, 129 f. — 236) BijdrTaalLandVolkenkNedlnd. LIX, 207—28,
616— 47;LX, 101 — 27. — 237) jAnthrl XXXVI, 1906, 60 -91, mit 13 Fig. —
238) Ebenda XXXVIII, 1908, 388—408, mit Taf. — 239) Batavia 1906. XVI
u. 219 S., 6 Taf., 2 K. u. Abb. — 240) indMercuur 1908, 885. — 24i) Oxford
1908. 120 S. — 242) Giob. XCII, 1907, 69 — 75, mit Abb. — 243) Ebenda
XCIII, 1908, 101 — 05, mit 1 Abb. — 244) London 1907. 75 S. mit K. u.
Abb. — 245) JAmOrientS XXIX, 236—80. — 246) Anthropos I, 1900, 11—23,
165 — 84, 403—25, mit 2 Taf. u. Abb.
Gcogr. Jahrbuch XXXIV. ■ 16
242 P. Gähtgens, Berieht über die ethnologische Forschung.
Celebes. Der zweite Teil %'on F. Sarasins »Yersuch einer
Anthropologie der Insel Celebes« (Bd. V der »Materialien zur
Naturgeschichte der Insel Celebes«) umfaßt »Die Varietäten des
Menschen auf Celebes« 2*7) ^nd stellt sich in seiner sorgfältigen
Ausarbeitung und prächtigen Ausstattung dem ersten Teile würdig
an die Seite.
Nach ihm ist die Bevölkerung der Insel in die drei Rassen der Toälas,
der Toradjas und der Minahaser einzuteilen, und zwar aus linguistischen, ethno-
logischen und anthropologischen Gründen. Besprochen von Klaatsch, Moszkowski
und Buschan.
N. Adriani berichtet über »De Voorstellingen der Toradjas
omtrent het Hiernamaals«248). J. Alb. T. Schwarz' »Ethnographica
uit de Minahassa«2*9) beziehen sich auf den Stamm der Tontem-
boan (Tompakewa), unter denen er mehr als 40 Jahre als Missionar
gelebt hat. C. I. J. Sluyk bringt »Teekeningen of grafsteden uit
de Minahassa«250) und darauf bezügliche tombulusche Erzählungen
(mit Einleitung von N. Adriani).
Baron van Hoevell zeigt in »Nog iets over Messing-helmen, -Schilden
en -pantsers in het oostelijk deel van den O. I. Archipel«-^'), daß die Urbilder
der bekannten indonesischen Messinghelme, -schilde und -panzer nicht von den
Portugiesen, sondern von den Holländern stammten, die schon 1599 auf der
Insel Contor ein Warenhaus mit dergleichen Dingen als Tauschartikel für die
Eingeborenen errichtet haben. Von demselben wird »Der Kris von Südcelebes«252)
als ein besonderer Typus hingestellt, in dessen Griff man als Erinnerung an
den Ahnenkult einen stilisierten Huudepenis zu erblicken habe. J. Tideman
berichtet über »De Batara Gowa op Zuid-Celebes«253).
Alb. C. Krujt, »De berglandschappen Napoe en Besoa in
Midden-Celebes«254) und »Het landschap Bada in]VIidden-Celebes«255).
Seligmann teilt einen Brief des Kapitäns Pim, eines Mitgliedes
der Danielsschen Expedition nach Neuguinea, über die von ihm
besuchten Keiinseln westlich von der Ai-ugruppe mit 256).
In Ellat an der Küste ist die Bevölkerung meist malaiischen Blutes, doch
im Innern an der Südostseite der Insel ist sie papuanischer Rasse. Ihre Kleidung
besteht aus selbstgefertigten Matten, das Haar tragen sie wie in Neuguinea laug
und gekräuselt, doch konnten zwei Typen unterschieden werden, einer mit
steifem, drahtigem Haar, der andere mit weicherem und längerem. Die Be-
wohner scheinen Ackerbauer und geschickte Zimmcrlcute zu sein und nach
Mutterrecht zu leben. I.W. Tissot van Patot bringt in seinem »Een viertal
tochten door het eiland Terangan (Aroeeilanden) in Maart en April 1907«2*'i)
auch einige ethnographische Notizen. .loh. F. Snellemann berichtet über
die Töpferei auf den Keiinseln 2**), die durch ihre hohe Entwicklung merk-
2*7) Wiesbaden 1906. 163 S. mit 22 Taf. in Lithogr. u. Lichtdr. ZEthn.
1908, 139—41 (Klaatsch). Glob. XCV, 1909, 32 (Moszkowski). ZentralblAnthr.
1908, 150—54 (Buschan). — 2<8) MedcdeelNedZendclingsgenootseh. LH, 1 — 21. —
2") InteruArchEthnogr. XVIII, 1908, 44—63, mit 3 Taf. u. Textabb. —
250) Ebenda 144—52. — 25i) Ebenda 95—99, mit Abb. — 252) Ebenda 64— 67,
mit Abb. — 253) BijdrTaalLandVolkenkNcdlnd. VII, 1908, 350—90. —
25*) TAardrGen. XXV, 6, 1271 — 1344, mit K. u. Taf. — 255) Ebenda XXVI,
3, 349—80, mit K. — 256) qj XXX, 1907, 94. — 25?) TAardrGen. XXV,
1908, 77—93, mit 1 K. u. 1 Abb. — 258) pe Aarde en haar Volkeu, 1907
Juni. Glob. XCII, 1907, 308.
Malaisiea. 243
würdig von der Töpferei der ganzen Inselwelt von Sumatra bis Neuguinea
abweicht.
F. I. P. Sachse handelt in »Het eiland Seran en sijne be-
woners«259) ausführlich über die Alfurus, die an der Küste stark
mit Javanen, Makassaresen und Malaien gemischt sind, J. Gr. T.
Riedel über »Prohibitieve teekens en tatuage-vormen op het eiland
Timor« 260).
Philippinen. C. Worcester, »The non-christian Tribes of
nort?iern Luzon«26i)^ nimmt auf Grund eigener Beobachtung (1900
bis 1906) nur sieben nichtchristliche Stämme in Nordluzon an: die
Negritos, Ilongoten, Kaiingas, Ifugaos, Bontoc-Igoroten, Benguet-
Lepanto-Tgoroten und Tingianen. Anthropologisch unterscheidet er
nur malaiische imd Xegritoelemente. — Warren D. Smith, »An
account of a human sacrifice held by the Bagobos, district of
Davao, Mindanao, Pliilippine Islands« 262) schildert auf Grund un-
gedruckter Briefe spanischer Missionare und eines Schriftstückes
des Distriktsgouverneurs AValker die bei den Bagobo noch bis 1907
vorgekommenen Menschenopfer, die dem bösen Gott Mandarangan
dargebracht wurden. F. C. Cole bietet im Aufsatz »The Tinggian«263)
einen vorläufigen Bericht über seine zweijälirigen ethnograpliischen
Forschungen auf den Philippinen.
Der heidnische Bergstamm der Tinggianen wohnt im nordwestlichen Luzon.
Wir erfahren einiges über ihre materielle Kultur, ihr soziales und religiöses
Leben und ihre Gebräuche. Cole hat 700 Photographien gesammelt, anthropo-
logische Messungen vorgenommen und phonographische Aufnahmen gemacht.
H. Fehlinger hat »Beiträge zur Ethnographie von Nordluzon « 264)
geliefert. — H. Fehlinger gibt nach dem Census of the
Pliilippine Islands 1903, "Washington 1905, eine Übersicht über
»Die Bevölkerimg der PhiHppineninseln« 265) (neben einer Be-
völkerungsstatistik auch eine Wertung der geistigen Kultur der
zivilisierten imd Klassifikation und Verbreitung der nichtzivilisierten
Stämme).
Der Globus bringt nach einem englischen Konsulatsbericht die Bevölkerungs-
zahl der Philippinen für Februar 1905 266). Pv. B. Bean, »The Benguet Igorots,
a somatical study of the life folk of Benguet and Lepanto-Bontoc< ^67)^ unter-
scheidet auf Grund seiner anthropologischen Untersuchungen unter den Igoroten
der Provinzen Benguet und Lepanto-Bontoc drei Haupttypen: M (Malay), A
(Aboriginal) und N (Negrito). — B. L. Maxfield und W. H. Millington
teilen einige »Visayan FoIk-Tales«268), die sie 1904 auf der Insel Panay ge-
259) Leiden 1907. 184 S. mit Kartensk. u. Abb. — 260) TTaalLandVolkeuk.
Nedlnd. XLIX, 181—87, mit 2 Taf. — 2oi-| philippJSc. I, Manila 1906,
791 — 875, mit 67 Taf. PM 1907, LB 786 (Czekanowski). — 262) philippJSc.
III, 1908, 188—96, mit 3 Taf. — 263) Ebenda 197—213, mit 9 Taf. —
26<) DRfG XXX, 1908, 445—53, mit Abb. — ««S) Glob. XC, 1906,
142—45. — 266) Ebenda LXXXIX, 1906, 372. — 267) phUippJSc. Abt. A,
III, 1908, 413—72, mit 7 Taf. ZentralblAnthr. 1909, 348f. (Fehlinger). —
268) JAniFolklore XIX, 1906, 97—112; XX, 1907, 89—103, 311 — 18.
16*
244 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
sammelt haben, und »Philippine (Visayan) Superstitions; —69) ,y,it. Von Clara
Kern Bayliss werden drei weitere »Philippine Folk-Tales«270) bekannt ge-
geben. — Fletcher Gardner teilt »Philij)pine (Tagalog) Superstitions« 271)
mit (nach »La Practica del Ministerio« des P. Tomas Ortiz, Ord. Aug., Manila
1713) und »Tagalog Folk-Tales«272) und >-Some Games of Filipino Children«"3)_
Manuel H. Venturillo gibt eine ethnographische Schilderung
der Batacs of the Island of Palawan, Pliil. Islds.«274) (aus dem
Spanischen übersetzt von Edw. Y. Miller).
0. Scheerer bringt einen Aufsatz »Zur Ethnologie der Insel-
kette zwischen Luzon und Formosa«275) über den Fehhnger referiert.
Formosa. 0. Scheerer hat einen Bericht des Japaners Tora
über die Insel Botel Tobago östlich vom Südende Formosas in
deutscher Bearbeitung veröffentlicht 276).
Die 1300 Bewohner, deren Sitten, Gebräuche uud materielle Kultur ein-
gehend geschildert werden, weisen nach Körperbcsehaffenheit und Kultur durch-
aus indonesischen Charakter auf, ihre Sprache verrät aber zweifellos nahe Be-
ziehungen zu den Sprachen der südlichen Philippinen, von denen sie offenbar
in früheren Zeiten eingewandert sind.
B. Adachi hat über »Negrito-like inhabitants in Formosa« 277)
(jap.) und »On the skulls of the aborigines of Formosa« 278) ge-
schrieben, Zaborowski über »Les derniers anthropophages de
Formose« 279).
Von dem Japaner Y. Ino liegt eine ganze Eeihe von Artikeln
über die Eingeborenen von Formosa vor, deren Titelangabe hier
genügen muß.
»Natural objects utilized by the natives of Formosa«280) (jap.), »Number
concepts among the aboriginal tribes of Formosa« ^^i) (jap.), »Traditions about
pigmy tribes in Formosa« ^82) (jap.), »Disgustful feelings about twius possessed
by the Aborigines of Formosa«^*^) (jap.), »Hair-dressing of the native women
of Formosa« 284) (jap.), »Club-house of the Aborigines of Formosa« 285) (jap.),
»Notes on the superstitions of the Chinese in Formosa« 286)^ »On betel chewing
practiced among the aborigines of Formosa« 287)^ » Beard-cradicating custom
practiced among the aborigines of Formosa« 288)^ »Tooth-breaking custom in
Formosa« 289)^ »Playiugs for chauging weather practiced by the aborigines of
Formosa« 29"), »Aboriginal ideas concerning fingcrs<:29i), »Carved designs found
on the objects made by the Poiwan of Formosa« 292)^ »Formosa and Loo-Cho«293)^
»Naming of land among the aborigines of Formosa« 294)| »Old customs of the
Pazzehe, a sub-tribe of the Pepo in Formosa« 295)^ »On the racial position of
269) JAmFolklore XIX, 1906, 205 — 11. — 270) Ebenda XXI, 190S,
46—53. — 271) Ebenda XIX, 1906, 191—204. — 272) Ebenda XX, 1907,
104 — 16, 300—10. — 273) Ebenda 119f. — 274) InternArchEthnogr. XVIII,
1908, 137—44. — 275) MDGesNatVölkerkOst.'L'iiens XI, Tokio 1907, 1—31,
mit 6 Taf. PM 1907, LB 787 (Fehliuger). — 276) MDGesNatVölkerkOstasiens
XI, 1908, 145—212, mit Kartensk. u. Abb. — 277) JAuthrSTokyo XXII,
83—88. — 278) Ebenda 255. — 279) BSAnthrParis IX, 1908, 486 f. —
280) .lAnthrSTokyo XXI, 1906, 242. — 281) Ebenda 243. — 282) Ebenda
XXII, 1907, 101—04. — 283) Ebenda 57—60. — 284) Ebenda 41—46. —
285) Ebenda XXI, 1900, 455—59. — 286) Ebenda XXII, 1907, 256. —
287) Ebenda 256. — 288) El)enda 257. — 289) Ebenda 258. — 290) Ebenda
XXIII, 1907, 200. — 291) Ebenda 261. - 292) Ebenda XXIII, 1908, 267. —
293) Ebenda 265. — 294) Ebenda 268. — 295) Ebenda 269.
Malairtien. 245
thc so-called four fribes of refined savagcs in the southem part of Formosa«296)^
»Old manncrs and mode of thinking of the Pazzehe tribe in Formosa"^»^)^
»On the refined savages of Koshun in Formosa«298)_ »Superstitions of the
aborigines of Formosa«299), »On the PejK) tribe retaining the original conditionse^oo),
»Marriage ceremony of the Puma tribe in Formosa <•"'') und »Belief in good
and evil spirits among the Tso'o in Formosa«^''^^.
Madagaskar. Marius u. Ary Leblond, »La grande-ile de
Madagascar<'303j^ suchen uns in die Kunst, Denkweise und Welt-
anschauung der Madagassen einzuführen, ein Bild des äußeren und
inneren Lebens der Bevölkerung zu geben. Ebenso in einer Reihe
von Artikeln über »Madagascar«^04j^ in denen I. Les regions et
les races, n. L'ärae malgache: La famille, les fetes et les moeurs,
TU. Les arts de la vie et de la mort behandelt werden.
In seinem Buch »Madaga.<kar, Studien, Schildeningen und Erlebnisse« 305)
teilt Graf H. zu Pappen heim manche interessante Beobachtung über die
Eingeborenen mit nnd gibt Sprichwörter, Lieder und Zaubersprüche wieder. —
Zaborowski, »A propos de l'origine soudanienne des Malgaches«306)_ — p_
Pouperon, »Etüde sur les peuplades de Madagascar«''"^). — L. Vig, »L'idee
de dieu chez les Malgachcs paiense^"*). — P. CambouS, »Notes sur quelques
mceurs et coutumes malgaches«309)_ — Jq »Xote sur le Calendricr Malgache et
le Fandruanax^'") behandelt G. Ferrand den Kalender der südöstlichen Mal-
gassen und das am Anfang des Jahres gefeierte, jetzt verbotene Badefest Fandruana.
Yon der Sammlung älterer Werke über Madagaskar: »Collection
des ouvrages ancients concernant Madagascar, publiee sous la
direction de MM. A. Grandidier, Charles-Roux, Cl. Delhorbe,
H. Froidevaux et G. Grandidier« liegen jetzt weitere vor.
Bd. IV: »Les aventures de Robert Drury pendant ses quinze annees
de captivite ä Madagascar et son second voyage dans cette ile
(1701—17 et 1719/20)« von Alfred Grandidier u. Guillaume
Grandidier^ii) und Bd. V: »Ouvrages ou extraits d'ouvrages anglais,
hollandais. portngais, espagnols, suedois et russes (1718 — 1800)«
von A. u. G. Grandidier3i2). Q^. Grandidier hat ferner eine
umfassende »Bibliographie de Madagascar« 3i3) in zwei Teilen heraus-
gegeben.
Der Globus bringt (s. GJb. XXXI, 160, Anm. 246) einen mit Abbildungen
vei-sehenen Artikel von A. du Picq über »Das Volk der Tanala«3i4^ des Ver-
waltungsbezirks Ikongo im südöstlichen Madagaskar. Erwähnt seien noch:
H. ßusillon, »Madagascar, ethnographie et ioYklove«.^^^), A. Jully, »Ethno-
296) JAnthrSTokyo XXIII, 1908, 270. — 29^) Ebenda XXIV, 1908,
272f. — 298) Ebenda 271f. — 299) Ebenda XXIII, 1908, 270; XXIV, 1908,
272. — 300) Ebenda 274. — 3oi) Ebenda 275. — 302) Ebenda 277. —
303) Paris 1907. 320 S., 1 K., 80 Abb. PM 1909, LB 223 (Hahn). —
304) RevDeuxMondes XXXVII, 1906, 149—88; XXXVIII, 1907, 382—411,
683—700. — 305) Berlin 1906. XII u. 356 S., 6 Taf. u. 100 Ans. —
306) BSAnthrParis VIII, 162—65. — 307) ßSGAlger XII, 175-82. —
308) BUnionGNordFr. XXXV, 1907, 206—14. — 309) Anthropos II, 1907,
981—89; IV, 1909, 375—86. — 3iO) RevEtudesEthnogrSociol. I, 1908, 93
bis 105. — 311) Paris 1906. — 3i2) Paris 1907. 551 S. mit K. u. Abb. —
313) Paris 1905/06. 905 S. — 3i4) Qlob. LXXXIX, 1906, 358—62, mit
Abb. — 315) Le Globe XLVI, 113—27.
246 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
graphle de Madagascar«''^)^ und G. Ferrand, »Le peuplement de Mada-
gascar«^'^). — J. Stanley Gardiner behandelt in seinem Artikel »The Sey-
chelles Archipelago«3i8) auch kurz die sehr gemischte Bevölkerung nach ihrer
Zusammensetzung und Herkunft.
316) ßevMadagascar VIII, 1906, 1025—54. — 3i7) Ebenda IX, 1907,
81—91. — 318) Gj XXIX, 1907, 148—68, mit Abb.
II. Asien und Europa.
Allgemeines. J. Deniker hat auf dem Kongreß der Association
franoaise in Lyon im Jahre 1906 das Ergebnis seiner Forschungen
über die Verteilung der Körpergröße in Europa vorgetragen und
dann unter dem Titel »Les Races de l'Europe. IL La Taille en
Europe«^) veröffentlicht und auf einer Karte in 1 : 10 Mill. zur
Darstellung gebracht. — Von Sven v. He d ins »Scientific Results
of a Joumey in Central Asia 1899 — 1902« ist an dieser Stelle
Bd. VI, Teil III: »Eacial Types from Western and Central Asia
drawn by Dr. Sven Hedin «2) zu nennen, der eine Anzahl Zeich-
nungen von Völkertypen aus Kaukasien, Persien, Mesopotamien,
Transkaspien, Ostturkestan, Pamir, Tibet und China enthält. J. L.
Myres, »The Sigynnae of Herodotus, an Ethnological Problem of
the Early Iron Age«^), versucht das Problem zu lösen, wer die
Sigynnae waren, deren Wohnsitz Herodot als jenseits der Donau
nördlich von Thrazien angibt. Er hält sie für ein Volk der frühesten
Eisenzeit. — H. Balfour, »The Fire Piston«*), verfolgt das Vor-
kommen des pneumatischen Feuerzeugs in Europa, in Hinterindien
und dem hinterindischen Archipel bei Völkern relativ niedriger
Kulturstufe. Nach ihm ist die Erfindung unabhängig voneinander
in Asien und Europa gemacht worden. — Richard Andree Aveist
das Vorkommen der »Scapulimantia«^), des Wahrsagens aus dem
Schulterblatte, für ganz Europa und Asien nach imd sieht die
mongolische Bevölkerung Innerasiens als Urquell dieser Art Wahr-
sagung an. — A. G. Wilke wendet in einer interessanten Abhand-
lung »Ziu- Entstehung der Spiraldekoration « 6) die von A. Stübel
für die Entwicklung des Mäandermusters aufgestellte Vei-schiebungs-
theorie auch auf die Entwicklung der verschiedenen Spiralformen
an und glaubt die Heimat der Spiraldekoration im südlichen Ungarn,
Siebenbürgen mid namentlich Butmir gefunden zu haben. — Von
großem Interesse ist auch die Abhandlung über »Geschlechtsleben,
Geburt und Mißgeburt in der asiatischen Mythologie«'^) von Hans
Bab.
1) Paris 1908. 143 S. Glob. XCIV, 1908, 97. — 2) Leipzig 1908. 4«,
86 Taf. — 3) Anthr. Essays, prcs. to E. B. Tylor, Oxford 1907, 255—76. —
*) Ebenda 17 — 49, mit 1 K. u. 4 Taf. — *) Boas Anniversary Vol., New York
1906, 143—65, mit Abb. — «) ZEthu. 1906, 1—33, mit 70 Fig. — '0 Ebenda
264—311, mit Abb.
Asien und Europa, Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 247
Die phantastischen Götter und Dämonen asiatischer Religionen sticht er in
Anlehnung und Ergänzung der Schatzschen Untersuchungen (Die griechischen
Götter und die menschlichen Mißgeburten, Wiesbaden 1901) als aus realen
Beobachtungen hervorgegangen zu erweisen.
A. Mongolen und ihre ethnischen Verwandten.
Hinterhulien und Tibet. G. Fritsch scliildert einen '^Besuch
auf den Andamanen«^), bei dem er die Strafgefangenen verschie-
denster Herkunft beobachten konnte. Die Abbildungen zeigen Ein-
geborene der Nikobaren und der Andamanen. E. Amann gibt eine
kurze ethnograpliische Beschreibung der »Zwergneger der Anda-
manen« 9). Nach dem Globus ^o) berichtet A. C. Haddon über
A. R. Browns Studien über die Bewohner der Andamanen, die
er im Auftrag des Board of Anthropological Studios in den Jahren
1906—08 ausgeführt hat.
Brown hat besonders die nördlichen Stämme von Groß-Andaman untersucht
und gefunden, daß die Andanianesen eine sehr einheitliche Easse darstellen
und daß sie bezüglich ihrer sozialen Einrichtungen und religiösen Vorstellungen
das primitivste Volk sind, das bisher systematisch untersucht worden ist.
Sir R. C. Temple, »Andamans«!^), schreibt kurz über Land
und Volk, Charakter, Religion, Aberglauben, Mythologie und Ge-
bräuche. Derselbe entwirft »A plan for a uniform scientific record
of the languages of savages. Applied to the languages of the
Andamanese and Nicobarese«^2)_
Für P. \V. Schmidts wertvolle Arbeit »Die Mon-Khmer- Völker,
ein Bindeglied zwischen Yölkem Zentralasiens und Austronesiens«^^)
verweise ich auf die Besprechungen im Globus und Pet. Mitt.
Dasselbe in fi-anzösischer Sprache: »Les peuples Mon-Khmer, trait
d'union entre les peuples de TAsie Centrale et de l'Austronesie«!*).
P. P. Cupet gibt einen Überblick über »Les populations de l'Indo-
Chine«i5). — Baudesson, »Deux ans chez les Mois«!^). Auch
Paul Patte "svidmet in seinem Buch »Hinterland Moi«^^ einen
kürzeren Abschnitt (Teil IV) der Schilderung von Land und Volk
der Moi. Unter den Moi vrill er auf seiner 1904 unternommenen
Reise die verschiedensten Typen, arische, indische, chinesische,
malaiische usw., gesehen haben. Er erzählt von ihi-em Dorf- und
Hausbau, von ihren rehgiösen Vorstellungen und gibt ein Vokabular.
A. Cabaton handelt in »Annam (populär religion)«!^) über Animis-
mus, gute und böse Gottheiten, Tierverehrung, Zauberei, Wahrsagen,
Aberglauben, Krankheiten, Geburt und Heirat. Gemeinsam mit
8) Glob. XCII, 1907, 181—86, mit Abb. — 9) DRfG XXX, 1908, 257
bis 261. — 10) XCV, 1909, 131. — H) Encvcl. of rel. and ethics I, 467—69. —
12) JAsiat. XXXVI, 181—203, 217—51,' 317—47, 353—69, mit 2 K. u.
Abb. — 13) ArchAnthr. N. F. V, 1906, 59—109. Glob. XC, 1906, 306f.
PM 1907, LB 742 (Gähtgens). — ») BEcoleFrExtremeOr. VII, 1907, 213—64. —
15) BSGLyon XXII, 1907, 239—305. — 16) Tour du Monde XII, 1906,
337—84, mit Abb. u. K. — 17) Paris 1905. VII u. 267 S. mit 1 K. u.
Abb. Glob. XC, 1906, 177 (Sg.). — i») Encycl. of rel. and ethics I, 537—44.
248 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
E. Ay monier hat er ein »Dictionnaire Cam-Fran^ais«^^) heraus-
gegeben.
Die Einleitung enthält eine kurze Grammatik der beiden Öamdialekte und
eine Bibliographie der Sprachei« von Indochina, Indonesien, Madagaskar, Me-
lanesien, Mikronesien und Polynesien.
E. M. Durand hat seine »Notes sur les Chams« 20) fortgesetzt. —
R. V[erneau] berichtet über »Les decouvertes archeologiques de
M. Mansy dans le nord du Tonkin«2i).
Es handelt sich um Mansys Höhlenforschungen bei dem Dorfe Pho-Binh-
Gia, nordöstlich von Lang-Son in Tonkin, bei denen er Steinwerkzeuge, Muschel-
ringe, Gefäßscherben usw. und fünf menschliche Skelette zutage förderte.
P. Fr. Th. Gordaliza, »Estudio sobre el Dialecto Thö de la
region Lang-sön«22). Seiner 1904 erschienenen »Ethnograpliie des
Territoires Miütaires« hat Lunet de Lajonquiere eine »Ethno-
graphie du Tonkin Septentrional«23) folgen lassen (Annamiten des
Flachlandes und die in den höher gelegenen Gebieten wohnenden
Thai, Man, Meo und Lolo sowie die Mon [Muong, Moi] im Westen
des Deltalandes).
Bonifacy, »fitude sur les coutumes et la langue des La.-Ti«^*), und
»fitude sur les T^y de la Ri vifere Ciaire au Tonkin et dans la Chine meridionale
(Yun Nan et Kouang Si)«^^). Über »Les Thay«26) handelt auch A. Bourlet.
Derselbe schreibt über »Socialisme dans les h'ua phän (Laos, Indo-Chine)«^^)
und über »Superstitions laotiennes: la vie ordinaire d'un Thay«^«), p. Giraldos
über » Enfermedades y medicamentos de los indigeuas de Tong-King«29).
Bonifacy teilt »De certaines croyances relatives ä la grossesse
chez les divers groupes ethniques du Tonkin« ^o) mit und gibt in
»Les groupes ethniques du bassin de la Riviere Ciaire (Haut-Tonkin
et Chine meridionale)« ^i) nicht nur eine gute Übersicht über die
zahlreichen Stämme Obertonkins und Chinas, die er in drei Haupt-
gruppen teilt, sondern macht uns auch mit ihren sprachlichen,
sozialen und ^virtschaftlichen Verhältnissen bekannt. — L. Cardiere,
»Le mur de Dong-höi. Etüde sur l'etablissement de Nguyen en
Cochinchine«32).
Die Sammlung »Le mariage indigene dans les colonies et les protectorats
de la France« von A. Daguin und A. Dubreuil bringt im zweiten Heft »Le
mariage annamite en Indo-Chine, Chochinchine, Annani, Tonkin, plus speeialement
dans l'empire d'Annam«^^) und im dritten Heft »Le mariage cambodgicn«^*). —
E. Diguet behandelt in »Les Annamites«*^) Gesellschaft, Sitten und Religion.
Zusammen mit J. Denikcr hat Bonifacy auf Grund anthropologischer Unter-
>9) Paris 1906. XLVIII u. 588 S. PublficoleFrExtrOrlent. — 20) B£cole
FrExtrOrient VI, 279-89; VII, 312—55, mit Abb. — 21) L'Anthr. XVIII,
235—37. — 22) Anthropos 111, 1908, 512—32. — 23) PaHs 1906. 379 S.,
1 K. PM 1907, LB 744 b (M. Hammer). — 24) BEcoleFrExtrOrient VI,
271—78. — 25) T'oung Pao VIII, 1. — 26) Anthropos II, 1907, 355—73,
613—32, 921 — 32, mit 15 Taf. — 27) Ebenda I, 1906, 521—28. — 28) Missions
Cath. XXXVIII, 202—04, 215f. — 29) Anthropos Hl, 1908, 41—52. —
30) Bi::coleFrExtrOrient VII, 107 — 10. — 3i) BSAuthrParis 1906, 296—325,
mit 21 Taf. — 32) ßficolcFrExtrOricnt VI, 87 — 254, mit 1 K. u. 1 Taf. —
33) Paris (1906). 63 S. — 34) p.,ris 1906. 91 S. — 35) Paris 1906. 367 S.
mit Abb. PM 1907, LB 743 (M. Hammer).
Mougolen und ihre ethnischen Verwandten. 249
suchungen :>Les Annamitcs et Ics CanibodgieDS«'^) beschrieben. Bonifacy,
»Le laquage des dents en noir chez les Annamites«'^, und Ch. Crevost, »Le
laquage des dents chez les Annamites-^Sj^ schildern beide eingehend das Ver-
fahren der Schwarzfärbung der Zähne. — R. Deloustal schreibt über »La
justice dans l'ancien Annam«^^), G. Dumoutier über »Les cultes annamites«'*''). —
G. Knosp hat eine Studie üljcr die Musik der Kambodschaner und der Anna-
miten*!), H. Tissot, »Causeries sur les mceurs et les institutions sociales des
Annamites' *^) veröffentlicht. Die Verhältnisse Annams vor der französischen
Besetzung schildert P. Pasquier in seiner Studie .-L'Annam d'autrefois«*^).
Fr. Serapio Gil teilt »Fdbulas y refranes ananiitas«''^") mit annamitischem
Text und spanischer Übei-setzung mit.
Paul Marabails »La haute region du Tonkin et Fofficier
colonial, Cercle de Cao Bang«**) enthält auch einige wichtige
ethnographische Kapitel über die Tho.
Sie halten sich für die sozial höchststehende Prasse; auch die Nong, Man,
Meo, deren Tracht, Hausbau, Aberglauben, Gebräuche bei Geburt und Begräb-
nis werden geschildert. Interessant ist die Mitteilung, daß bei den Nong, Man
und Meo nach dem Tode des Mannes die Frau Familienoberhaupt wird. —
Lecl6re schildert. »La cremation et les rites funeraires au Cambodje, cremation
de sa Majeste Noroudam, roi du Cambodje«**). Bonifacy, »f^tude sur les
coutumes et la langue des Lolo et des La-Quä du Haut-Tonkinx*^).
Lunet de Lajonquiere schildert »LeSiam et lesSiamois<-*'^). —
P. A. Thompson entwirft in seinem Buche »Lotus Land«* 8) ein
Bild des südlichen Siam und seiner Bevölkerung.
In der Einleitung erörtert er die Frage der Herkunft des Khmervolkes,
d;us er für ein ursprünglich rein kaukasisches, durch Einwanderung der Laotier
mongolisiertes Volk erklärt, und behandelt in übersichtlicher Weise Religion,
Überlieferungen, Folklore, Sitten und Kunst der Siamesen. An ein Volk
mittelländischer Rasse erinnern auch die Ruinen in der Südwestecke Siams, die
jetzt von den Tai bewohnt ist. — Von seinem 1901 erschienenen Werke »Le
Laos- hat L. de Reinach einen kurzen Abriß, »Notes sur le Laos«*^), ver-
öffentlicht, der sich inhaltlich mit dem erstgenannten Buche völlig deckt. C. C.
Hosseus erklärt in vZur Rassenfrage des Dann-Sai-Gebiets in Siam«*") die
Bewohner desselben für Angehörige des Laostammes. — P. Marjos Pionnier
bringt »Notes sur la Chronologie et l'astrologie au Siam et au Laos«5i). E.
Janselme zeigt »Un vestige du culte phallique. La danse du serpent ä
Luang-Prabang«52), danach R. V{erneau), »Le culte phallique au Laos«53).
P. Macey veröffentlichte £tude ethnographique et linguistique sur les K'Katiam-
Pong-Houk, dits: Thai Pong (province du Ojmmon Laos) **) und »Deu::
legendes laotiennes«**^.
Von H. Cordiers >Bibliotheca Indo-Sinica: L Birraanie et
Assam«56) hegt jetzt der erste Teil vollständig vor. — Sir J. Gr.
36j BMemSAnthrParis VIII, 1907, 106—15. — 3^) Ebenda 437—40. —
38) Ebenda 441 f. — 39) BEcoleFrExtrOrient VIII, 1908, 177—220. — *0) Hanoi
1907. — 41) Mercure musical VIII, 889—956. Anthropos III, 1908, 164. —
<2) Rev. indo-cbinoise 1908, 15. u. 30. Jan. — *3) Paris 1907. 339 S. —
*3») Anthropos I, 1906, 82—90, 824—37. — **) Paris 1908. IV u. 507 S.
mit 6 K. u. 17 Abb. — *5) Hanoi 1907. 155 S. — *6) BficoleFrExtrOrient
Vin, 1908, 531—58, mit Abb. — ^"^ Paris 1906. 362 S. — *«) London
1906. VI u. 312 S. mit Abb. u. K. PM 1907, LB 746 (Hammer). —
") Paris 1906. 130 S. — ^O) PM 1907, 290f. — 5i) Anthropos III, 1908,
489—507. — 52) La France medicale 1905, 25. Dez. — 53j L'Anthr. XVII,
240f. — 54) ßev. indo-chinoise 1907, 15. Okt. — **) Ebenda 15. Nov. —
56) Leiden 1908. 269 S.
250 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Scotts Buch »Burma: a Handbook of Practical, Commercial,
and Political Information «5'^) enthält mehr, als der Titel erwarten
läßt. Es wird der Versuch gemacht, einige der verwickelten ethno-
logischen Probleme zu lösen, die verschiedenen Rassen zu klassifi-
zieren, ihren Ursprung, ihre Verwandtschaft und ihre Wanderimgen
zu verfolgen. — R. Grant Brown schreibt kurz über »Rain-
making in Burma« ^8).
Hans J. Wehrlis Abhandlung »Zm^ Wirtschafts- imd Siedlungs-
geographie von Oberbirma und den nördlichen Schanstaaten«^^)
kommt auch für die Ethnographie in Betracht. — William C.
Griggs teilt in »Odds and Ends from Pagoda Land «6«) seine als
Arzt gewonnenen Eindrücke im Verkehr mit der Bevölkerung
Birmas (Birmanen, Katschiu, Schan, Indiern und Eurasiern) mit,
aus denen sich ein Bild der Sitten, Anschauungen, religiösen Vor-
stellungen und des täglichen Lebens derselben ergibt. A. Führer
schildert »Die Karenstämme in Birma und den Schanstaaten«^^)
und »Die Katschin stamme an der Grenze von Oberbii-ma und
Jünnan«62). p. Ch. Gilhodes handelt über »Mythologie et Re-
ligion des Katchins (Birmanie)«^^).
E. C. Toung berichtet über »A Journey from Yün-nan to
Assam « 6*).
Nach Durchquerung des von den näher geschilderten Liso bewohnten Ge-
biets traf er am Westufer des Salwin zwischen Lukou, 26° 19' N, und Lantschiati,
26° 29' N, als erster Europäer auf die Ulu Lama. Sie sind von den Chinesen
unabhängig, wahrscheinlich tibetischer Herkunft und ohne jede politische Or-
ganisation. Sie unterscheiden sich scharf von den benachbarten Liso, haben
aber wie diese Armbrust mit vergifteten Pfeilen, ein langes, gerades, zwei-
schneidiges Sehwert und kleine Dolche. Sie sind klein, sehr schmutzig und
tragen langes zottiges Lockenhaar, das in einen kleinen Zopf ausläuft. Die
Männer tragen kurze Hosen und lange Röcke aus selbstgesponnenem Hanf, die
Frauen kurze Röcke, Perlenhalsbänder und silberne Ohrringe. Sie sind Jäger
und primitive Ackerbauer. Ihre Sprache ist mit der der Liso verwandt. Die
Toten werden begraben. Des weiteren werden die Tsa-shan-jen, die Langsu-j^n
und die Puma- (Birma) Leute geschildert, welch letztere in äußerer Erscheinung,
Kleidung und Sitten mit den Singphos an der Grenze von Assam identisch
sind, auch die Sprache scheint die gleiche zu sein.
Von M. Molz wird »Ein Besuch bei den Ao-Nagas in Assam« 6^)
geschildert.
Zwei sehr dankenswerte Bücher über zwei tibetobirmanische
Stämme sind hier noch zu nennen: »The Mikirs«^^), aus den hinter-
lassenen Papieren von Edward Stack herausgegeben und ergänzt
von Sir Charles Lyall, und »The Meithcis«^^) von T. C. Hodson.
57) London 1906. 530 S. — 5«) Man 1908, 145 f., mit 1 Taf. u. Abb. —
59) Zürich 1906. WissBeilJbGEthnogrGes. Zürich 1905/06. 130 S., 12 Taf.
u. 41 K. PM 1907, LB 752 (Hammer). — 6») Philadelphia 1906. 274 S.
mit Abb. PM 1907, LB 750 (Hammer). — 6') MOstschweizGKommGcsStGallen
n, 1906, 63—87. — ea) Ebenda 1908, 49ff. — ^^) Anthropos I, 1906, 672
bis 699. — 6<) GJ XXX, 1907, 152—80, mit 1 K. 1:2500000 u. Abb. —
65) Anthropos IV, 1909, 54—70, mit Abb. — ^6) London 1908. XVII u.
183 S. mit Abb. — ^^ I^ondon 1908. XVII u. 227 S. mit Abb.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 251
Beide beh.indehi Wohnsitze, äußere Erscheinung, Verbreitung, Kleidung,
Wohnungen, Industrie, Spiele, Hecht und Gewohnheiten, Religion, Folklore und
Sprache. Hodson handelt an anderer Stelle speziell über »The , Genua'
amongst the Thribes of Assam«^^) und über »Head-hunting among the Hill
Tribes of Assam«^^).
Eine wirklich wertvolle Bereicherung der ethnographischen
Literatur ist die Monographie P. R. T. Gurdons >^The Khasis«'^"),
in der ein ungeheures Material in gründlicher, sachkundiger Weise
verarbeitet ist.
In bezug auf Herkunft und Verwandtschaft der Khiusis gelangt der Ver-
fasser zu demselben Resultat wie P. W. Schmidt in seiner schon genannten
Abhandlung »Die Mon-Khmer- Völker, ein Bindeglied zwischen Völkern Zentral-
asiens und Austronesiens«. Gurdons Buch hat eine Einleitung von Sir Charles
Lyall erhalten, in der der gegenwärtige Stand unseres Wissens über die Khasis
dargelegt wird. Eine Würdigung des Buches findet sich in einem mit A. ge-
zeichneten Artikel des Globus unter dem Titel »Die Khasi in Assam«'''). Auch
von J. D. Anderson ist ein Artikel »The Khasis«''^) zu erwähnen. St. Wake
macht »A Khasi folk tale« bekannt ^^.
Tibet. J. Deniker bespricht »Nouvelles publications sur le
Tibet«''*). Von N. V. Kjuners »Opisanie Tibeta« (Beschreibung
Tibets) kommt hier der zweite ethnographische Teil >Cast' 11 etno-
graficeskaja« '^5) in Betracht, der auch deutschen Titel und deutsches
Inhaltsverzeichnis hat. H. Müller schreibt »Über Gynäkokratien
in Hochasien« 76) (Ostturkestan und Tibet) nach chinesischen Quellen
und liefert in »Tibet in seiner geschichtlichen Entwicklung« ^7)
einen Beitrag zur ethnologischen Jurisprudenz.
L. A. Waddells »Lhasa and its mysteries, with a record of the expedition
of 1903/04«78) hat E. Tiessen besprochen. — E. H. C. Walsh beschreibt »An
cid form of elective government in the Chumbi Valley« ^9). — L. de Milloue,
»Les Tibetains, Notes d'ethnographie«*^). — Tafel, »Meine mehrjährige Reise
im chinesischen Reich« *'), unterrichtet uns besonders über die Bestattungs-
gebräuche in Osttibet.
Für das auch füi- die Ethnographie wichtige Buch von Wilh.
Filchner, »Das Kloster Kumbum in Tibet. Ein Beitrag zu seiner
Geschichte« ^2)^ verweise ich auf die Besprechung im Globus. Des-
selben populäre Reisebeschreibung »Das Rätsel des Matschu, meine
Tibetexpedition« 83) enthält ebenfalls viele interessante Bemerkungen
über die Bevölkerung des durchreisten Gebiets, besonders die Ngolok.
J. Bacot hat über »Anthropologie du Tibet, les populations du
Tibet Sud-Oriental«8*), F. Delisle »Sur les caracteres physiques
68) JAnthrl XXXVI, 1906, 92—103. — 69) Folklore XX, 2. — ^O) London
1907. XXVII u. 227 S. mit Abb. PM 1909, LB 130 (E.Wagner). —
71) Glob. XCI, 1907, 384—86, mit 1 Abb. — ^2) ImpAsiatQuartRev. XXIV,
1907, 47. — 73) AmAntiq. XXX, 8. — 74) LaG XV, 345—54. — 75) Wladiwo-
stok 1908. XXVIII u. 117, 111 S. — 76) ZVglRechtswiss. XX, 113—18. —
77) Ebenda 279—344. — 78) London 1906. 3. Aufl. 550 S. mit K. u.
Abb. — 79) JPAsiatSBengal II, 303 — 08. — 8«) CouferencesMuseeGuimet
XXVII, 51—77, mit 1 Taf. — »i) KorrBlAnthr. XXXIX, 118—22. —
82) Berlin 1906. XIV u. 164 S., 39 Taf., 3 K. u. Textabb. Glob. LXXXIX,
1906, 303 (Sg.). — 83) Berlin 1907. XVII u. 438 S. mit Abb. u. Kartensk. —
8<) BSAnthrParis IX, 1908, 462—73.
252 P. Gähtgeus, Bericht über die ethnologische Forschung.
des populations du Tibet sud-oriental«S5j geschrieben. Das aus
dem Nachlaß Grraham Sandbergs von L. D. Barnett heraus-
gegebene Handbuch über »Tibet and the Tibetans«^^) hat E.AVagner
besprochen.
Für P. K. Koslows auch ethnograpliisch belangreiches großes
Werk (in russischer Sprache), »Mongolei und Kam (= östliches
Tibet). Arbeiten der Expedition der Kais. Euss. Geogr. Ges. in
den Jahren 1899—1901. Bd. I, 1: Durch die Mongolei bis zu
der tibetanischen Grenze; Bd. I, 2: Kam (= Osttibet) und der
Rückmarsch «8'^), verweise ich auf die Besprechung von M. Frie-
derichsen. Den Teil der Reisebesclireibung vom Yerlassen des
Tsaidam bis zur Ankunft in Chjerku hat A. B. Lindsay unter
dem Titel »Through Tibet and Kam«^^) ins Englische übersetzt.
Drmidavölker. Edgar Thurstons »Ethnographie Notes in
Southern India«^^) ist eine sehr reichhaltige Sammlung ethno-
graphischen Materials, W. H. R. Rivers' »The Todas<90j eine aus-
gezeichnete, nahezu erschöpfende Darstellung der Sitten und Ge-
bräuche, der religiösen Anschauungen und der sozialen Gliederung
der Todas. Von W. H. R. Rivers sind noch zu erwähnen »Report
on the Psychology and Sociology of the Todas and other Indian
Tribes«^^) und »The marriage of cousins in India«^^), j, Caius,
»Au pays des castes, Gastes des pays Dravidiens«^^) behandelt:
1. Castes du pays Tamoul, 2. Castes du pays Malayalam, 3. Castes
du pays Canara, 4. Castes du pays Telinga, 5. Castes d'origine
incertaine. Les Brahmanes: 1. Bibliographie, 2. Classifications,
3. Anthropometrie, 4. Karmmas ou Observances religieuses. —
N. Pillai schildert kurz »Travancore and its people«^*), Modi
bringt »A few notes on the Todas of the Nilgiris«^^). A. Srini-
vasan unterrichtet uns über »Telugu marriages<<96j_
In E. V. Hesse-Warteggs »Indien und seine Fürstenhöfe« 9'^)
wird auch auf die Gebiete der Südspitze Indiens und ihre mannig-
faltige Bevölkerung näher eingegangen. N. Chandrasekharam
handelt über »The Ganga-jätra: a curious non-Aryan religious
celebration«98) aus dem Tamillande.
Ethnologisches und folkloristisches Material enthalten mehrere
85) BSAnthrParis IX, 1908, 473—86. — 8«) London 1906. X n. 333 S.
PM 1907, LB 441. — s"?) St. Petersburg 1906. 4», 256 u. 475 S. mit vielen
Taf. u. K. PM 1907, LB 445. — ««) GJ XXXI, 1908, 402—15, 522—34,
649—61, mit 2 K. — «9) Madras 1906. VIII u. 580 S. mit 39 Vollbildern.
PM 1909, LB 129a (Gälitgens). — 90) J^ndon 1906. XVIII u. 755 S. mit
Abb., 1 K. u. 72 Tab. PM 1909, LB 129 b (Gähtgou.s). — 9') PRS Ser. B,
LXXVII, 1906, 239—41. — 92) jRAsiatS 1907, 611—40. — 93) Anthropos
I, 1906, 426—34; II, 1907, 35—39; III, 1908, 239—43, 637—50, mit
6 Taf, — 94) IndMagRev. 1906, 264—68. 282—87. — 95) JAnthrSBombay
VII, 68—82. — 96) MadrasChristCollMag. N. Ser. IV, 532—35. — »7) Stutt-
gart o. J. (1906). VIII u. 464 S. mit Abb. PM 1907, LB 759 (Wagner). —
98) Madra-sChristCollMag. N. Ser. VI, 85—90.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandton. 253
Artikel von L. K. Anantha Krishna lyer über die Bevölkerung
von Cociiin.
»The Ulladans of Cochin«99), »The Kadars of the Cochin State« '"O), »The
Palayans of Cochin'<i°'), »The Kaniyans of Cochin« '''2), »The Panans of
Cochin« '03)_ „The Villiurups of Cochin« 1°^), »The Velans of Cochin« 105)_ »The
Nayadis of Cochin«"^"), »The Kootans of Cochin« i"^), »The Kanakkans of
Cochin«'"^) und »The Vetuvans of Cochin« '"9). Auch A. II. Keane äußert
sich kurz über »The Cochin tribes and castes«""^.
E. Barnes, »The Bhils of Western Inclia«^!^), handelt über
Sitten und Gebräuche dieses Dravidastarames. L. Besse teilt »Un
ancient document inedit sur les Toda«i*2) (Berichte aus den Jahren
1602 und 1604) mit. Dazu gibt Herbert Mueller »Some Re-
marks«i^2a). g. M. Edwardes unterrichtet uns in »Note on the
Bombay Kolis«^^^) über tägliches Leben, Berufsklassen, Nahrung,
Wohnung, Feste, Behandlung der Toten und Kleidung dieses Abori-
ginerstammes an der Thanaküste, Modi ebenso in »Note on the
Kolis of Bassein« 11*), P. Kershap über »Some superstitions pre-
vailing amongst the Canarese-speaking people of Southern India«ii^).
E. M. Gordon hat das Material für sein Buch »Indian FoLk-
Tales, being Side-Lights on Village Life in Bilaspore, Central Pro-
vinces«ii6) während eines 16jährigen Aufenthaltes in Mimgeli
Tehsil gesammelt.
Die zehn Kapitel behandeln Land und Volk, Gegenstände der Verehrung
und Feste, Ackerbau, Heilmittel, Geburt, Heirat, Tod, Begräbnis und das Jen-
seits, Erzählungen und Sprichwörter, Schlangenkunde, »relies and fossils«. Ver-
schiedenes, die neue Religion.
A. C. Clayton, »The Paraiyan, and the legend of Nandan«ii'^),
behandelt eingehend die soziale Stellung und Gliedentng sowie die
Ehe- und Geschlechtsverhältnisse, Zeremonien, Festlichkeiten, Re-
ligion usw. dieser niedrigsten Kaste in der Präsidentschaft Madras.
H. Whitehead beschreibt in »The village deities of Southern
India«iiö) eingehend die Gebräuche bei der Verehning lokaler
Gottheiten in der Präsidentschaft Madras.
F. D ahmen, »The Paliyans, a hiU-tribe of the Palni Hills
(South India)«ii9), unterrichtet uns über Ursprung, Sprache, Heil-
mittel, Nahrung, Jagd, Handel, Wohnungen, Kleidung, Schmuck,
Tanz, Pubertätsgebräuche, Ehe, Familie, Geburt, soziale Gliederung,
Religion, Aberglauben, Moral, Begabung und Tod.
99) MadrasChristCollMag. N. Ser. V, 642—49. — lo«) Ebenda VI, 16—23,
80—85. — 101) Ebenda 142—50, 182 — 90, 245—51, 289—96. — 102) Ebenda
365—71, 417 — 23, 466—70, 523—29. — ^°^) Ebenda 577 — 84. — lo*) Ebenda
637—40. — 105) Ebenda VII, 76—86. — lo^j Ebenda 128—36. — lov) Ebenda
182—87. — 108) Ebenda 242—48. — 109) Ebenda 299-304. — "O) Man
1907, 41 f. — 111) JSArts LV, 324—41. — "2) Anthropos II, 1907, 970—75. —
112°) Ebenda III, 1908, 294—96. — n») JAnthrSBombay VII, 516—21. —
11*) Ebenda 521—26. — ns) Ebenda 83—88. — ns) London 1908. XII u.
99 S. — 117) MadrasGovernmMusB V, 1906, 51—91. — n») Ebenda 105—90,
mit 7 Taf. — n») Anthropos III, 1908, 19—31, mit 1 Taf., Abb. u. 1 K.
254 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
L. Lapicque hat »Recherches siir l'ethnogenie desDra\'idiens«^20)
bei den Kadern, Malassern, Tamul und Malabar angestellt.
Ferd. Halm, der 40 Jahre als Missionar unter den Kols ge-
wirkt hat, macht uns in eingehendster Weise mit diesem Volk,
besonders mit seiner Religion, bekannt in seiner ^> Einführung in
das Gebiet der Kolmission. Geschichte, Gebräuche, Religion und
Christianisierung der Kols«i2i). Derselbe hat unter dem Titel
»Blicke in die Geisteswelt der Kols« 122) eine Sammlung von
Sagen, Märchen und Liedern der Oraon in Chota-Nagpur heraus-
gegeben.
F. A. Grignard gibt einen Überblick über »The Oraons and
Mundas from the time of their settlement in India«i23j, — Sarat
Chandra Ray schildert »The Mundas: their country, their character,
and their poetry«i24). Sten-Konow bringt »Notes on the Munda
family of speech in India«i24a^_
Von dem großen AVerke von P. und Fr. Sarasins »Ergebnisse
naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon« behandelt der
vierte Band »Die Steinzeit auf Ceylon« i25). Den gleichen Inhalt
hat Fr. Sarasins Vortrag »Unsere vierte (Paul imd Fritz Sarasins)
Forschungsreise nach Ceylon und die Steinzeit der Weddah«i26).
Die steinzeitliehen Urwedda haben schon vor der Einwanderung des nörd-
lichen Kulturvolkes das Tiefland und diis zentrale Gebirge Ceylons bewohnt.
A. C. Haddon berichtet 12 7) über einige Beobachtungen C. G. Seligmanns
auf soziologischem und religiösem Gebiet bei den Wedda, unter denen er 1907
bis 1908 fünf Monate lang geweilt hat. C. G. Seligmann beschreibt selbst
»Quartz Implements from Ceylon« '28^^ ^\q er in Höhen bis zu 4000 Fuß über
dem Meere gefunden, und die zweifellos von den Vorfahren der heutigen Wedda
stammen. M. Moszkowski schildert seinen Besuch »Bei den letzten Weddas«'29)
im Jahre 1907. — W. L. Hildburgh hat eine längere Abhandlung über
»Sinhalese ilagie«'^^^'') geschrieben, während Brenda Z. Seligmann »A Devil
Ceremony of the Peasant Sinhalese«' 29') beschreibt.
China. J. J. M. de Groots großes Werk »The religious System
of China etc.« ist bis zum fünften Bande ^^o) vorgeschritten, dessen
zweites Buch »On the soul and ancester worship« in Part 2
»demonology« und in Part 3 »sorcery« behandelt.
Von H. Cordiers »Bibliotheca Sinica«i3i) jQegt der zweite
Band vor. Reiches Material für die Volkskunde Chinas enthält die
seit 1886 erscheinende Zeitschrift Der Ostasiatische Lloyd ^32)^ für
120) CRSeancesSBiologie LVIII, 1907, 949ff., 1019ff. ZentralblAnthr.
1908, 147 (v. Hovorka). — '21) Gütersloh 1907. 158 S. — >22) Gütersloh
1906. X u. 116 S. — 123) Anthropos IV, 1909, 1 — 19, mit Abb. — '24) indian
World VII, 303—15; VIII, 78—88, 380—85, 507—11. — 124«) Anthropos
III, 1908, 08-82. — 125) Wiesbaden 1908. 4«, VII u. 93 S. mit 10 Taf.
in Lichtdr. u. 1 Texttaf. — 126) Genf 1908. Le Globe XLVII, Mem. S. 1. —
127) Nat. 1908, 2. Juli. Glob. XCIV, 1908, 158 f. — 128) Man 1908, 113—16,
mit Abb. — 12») Glob. XCIV, 1908, 133—36, mit Abb. — i29») JAnthrl
XXXVIII, 1908, 148—206, mit 6 Taf. — i29*) Ebenda 368-79, mit 4 Tiif. —
130) Leiden 1907, 465—930. — i3i) Paris 1905/06, 765—1576. — i='2) Bd
XX— XXII, Berlin 1906—08.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 255
dessen einzelne Artikel ick auf die »Orientalische Bibliographie«
von L. Scherman verweisen muß. — A. Forke gibt einen ethno-
graphischen Überblick über »Die Völker Chinas, Vorträge, gehalten
im Seminar für orientalische Sprachen in Berlin« ^3^). Er behandelt
außer den eigentlichen Chinesen die Mandschu, Mongolen, Türk-
tataren und Tibetaner, die Miaotse, Lolo, Schan, Singpo u. a. —
Auf das Buch von Fr. Hirth, »The ancient History of China to
the End of the Chou Dynasty«i34)^ sei auch hier hingewiesen.
E. Ruhstrat entwirft in 39 Skizzen »Sittenbilder aus Cliina«i35), —
Von P. Carus sind außer seinen beiden Büchern »Chinese thought:
an exposition of the main characteristic features of the Chinese
world-conception ; being a continuation of the author's essay , Chinese
philosophy'«!^^) und »Chinese life and customs«!^?) eine Reihe
von kleineren Artikeln zu nennen: »Chinese Industries and foreign
relations«!^^), »Confucianism and ancestor-worship«^39)^ »Cliildhood
and education in China <^ ^^^) und »Betrothai and marriage in China« ^^i).
Auch Jaime Masip bringt eine Notiz »Del matrimonio chino«^*2)_
A. Völling handelt über »Die Haartracht der Chinesen «i*^), P. d'Enjoy
über »Le spiritisme en Chine« '*^), »Congregations et societes secr&tes chinoises«'**)
und »La polygamie ohinoise«'^^). W. Schüler beschreibt »Das Mittsommerfest
in China« 1*^. A. Nagel, »Der chinesische Küchengott (Tsau-kyun)<'i*8), macht
interessante Angaben über diesen Gott oder Herdfürsten, der höchstwahrschein-
lich zu Agni, dem Feuergott, oder der Opferflamme der alten Vedenreligion in
Beziehung stehe.
G. E. Grum-Grrshimailo, »Beschreibung einer Reise in das
westliche China, Bd. III: Rings um den Kuku-nor usw.« (russ.)i*9),
bringt auch zwei Kapitel über die Ethnologie von Amdo.
P. Georg M. Stenz, »Beiträge zur Volkskunde Südschantungs,
herausgegeben und eingeleitet von A. Conrady «^50^^ beschreibt
die Volksgebräuche während des Jahres bei der Geburt, Verlobung,
Heirat und bei dem Begräbnis. — »Totenbräuche in Schan tung«
werden auch von W. Schüler ^öi) und R. Wilhelm i52j beschrieben,
während Hochstetter die »Hausindustiie in Schantung«!^^) be-
handelt.
133) Berlin 1907. 90 S. — 134) New York 1908. XHI u. 383 S. PM
1908, LB 406 (M. v. Brandt). — 135) Oldenburg u. Leipzig 190G. 212 S. —
136) London 1907. 195 S. mit Abb. — 137) London 1907. VI u. 114 S.
mit Abb. — 138) OpenCourt XX, 587—97, mit Abb. — 139) Ebenda 598—615,
mit Abb. — ^^°) Ebenda 668—84, mit Abb. — ^i) Ebenda 741—54, mit
Abb. — 1*2) Anthropos II, 1907, 715—21. — 1*3) Ebenda l, 1906, 60—64,
mit Abb. — i") BSAnthrParis VII, 87 — 100. — 1*5) La Rev. LIII, 75—89. —
1*6) Ebenda LVII, 526—35; LVIII, 95—103. — i*^) ZMissionskdeRel. XXIII,
378—80. — 1*8) ArchReligionswiss. XI, 1908, 23—43. — i*^) St. Petersburg
1907. 4°, 531 S. mit 1 K. in 3 Bl., 54 Abb. PM 1909, LB 811 (M. Frie-
derichsen). — i^O) Leipzig 1907. 116 S. Veröff. d. Stadt. Mus. f. Völkerkde.
zu Leipzig, H. 1. — i5i) ZMissionskdeRel. XXIII, 78—88, mit 2 Taf. —
152) MDGesNatVölkerkdeOstas. XI, 1, 1907, 33—45. — 1*3) ZKolonialpolitik
X, 1908, 269—74.
256 P. Gähtgens, Berieht über die ethnologische Forschung.
Durch \V. N. Fergussou werden wir mit »The Tribes of
North-western Se-chuan«i54) bekannt gemacht.
Im Westen des oberen Minflusses wohnen eine Reihe unabhängiger oder
halbunabhängiger Stämme, die als Fantze (Rebellen) oder Mantze (Barbaren)
bekannt sind. Auf dem Ostufer des Flusses wohnen die Changaning, die sieh
in Sitten und Lebensweise von den Chinesen durchaus unterscheiden. Ihre
Herkunft ist nicht sicher. Nach Aussage eines eingeborenen Fürsten sind sie
vor etwa 600 Jahren aus Tsang-peh (nördliches Tibet und Chinesisch-Turkestan)
eingewandert. Daraus schließt Fergusson, daß sie von den Hors oder Türken
des nördlichen Tibet abstammen.
A. F. Legen dres »Le Far West Chinois, deiix annees au
Setchouen«^55) enthält ein Kapitel über die in Sz'tschwan vertretenen
Eassen (negroide Urbevölkerung, eingewanderte Lolo, reine Chinesen,
Mischlinge).
Speziell die Lolo behandelt Legcndre in »Far West Chinois, les races
aborig&nes; les Lolos«!^^). R. P. de Guebriant schildert seinen Aufenthalt
»Chez les Lolos«'^^). A. Lietard bringt »Notions de grammaire Lo-lo (dialecte
V-Hi)«i58).
D'Ollone, »Mission d'Ollone, Traversee du pays des Lolos
independants«i59), berichtet über den unabhängigen Teil der Lolo,
der den Jangtsebogen östlich von Ningjuanfu bewohnt und den er
1907 besucht hat. Ebenso enthalten »D'Ollones weitere Mitteilungen
über die Lolo und Miautse«i60)^ die an die Geographische Gesell-
schaft in Paris gerichtet sind iß^), sehr viel Neues.
Er berichtet u. a. über »Exploration dans les regions nord-est du Tibet« '^^^^
über das prächtige und mächtige Kloster Labrang auf dem Wege von Song-
panting nach Lantscheou und über die nomadischen, ständig berittenen Bewohner
jenes Gebiets, die weder in ihrem Aussehen noch in ihren Gebräuchen den seß-
haften Tibetanern gleichen, sondern sich in ihrer Gesichtsbilduug der »arischen
Rasse oder der der Rothäute« nähern und die weder Gütergemeinschaft noch
Polyandrie kennen. Ihre Sprache jedoch ist tibetanisch und ilire Gebräuche sind
mongolisch. Die Chinesen nennen sie wie alle westlichen Grenzvölker Sifan.
Ihre politische Orgauisation ist ein geistliches Lehnssystem, an dessen Spitze
das Kloster Labrang steht. — Cl. Madrolle, »Quelques peuplades Lo-lo«'^^.
H. Cordier, »Les Lolos, t'Aa.t actuel de la question«^^*) und »Les Mo-sos«'^^)
faßt unsere Kenntnis dieser Aborigiuerstämme zusammen. Die Nachrichten
gehen bis auf das Jahr 1735 zurück. — G. Soulie und Tchang Yi-Tch'ou
haben ein Kapitel aus einem chinesischen Werk, Tien-hi, über »Les Barbares
soumis du Yuunan«!^^) übersetzt. — R. Torii beschreibt die »Physieal characters
of the Lo-lo tribes in southeru China« i^^, A. Henry, »The Lolo and other
tribes of Western China« '^^).
154) GJ XXXII, 1908, 594—97, mit 1 K. — i") p-ji-ig 1906. XVI u.
537 S., 1 K. PM 1907, LB 459 (v. Brandt). — 156) T'oung Pao X, 3. —
»57) MissionsCathol. XL, 1908, 164 — 66, 172 f., 199—203, 207—09, 221—24,
mit Abb. — '^8) EcoleFrExtrOrient IX, 285—314. — >59) LaG XVI, 1907,
71-73, 196f., 265—71, 348f. Glob. XCII, 1907, 384f. -- le») Glob. XCIII,
1908, 319—21. — '61) LaG XVII, 1908, 247 — 52, 431—38. — ^^-) Ebenda
XVIII, 315—25. — >ö^) T'oung Pao, Ser. 2, IX, 1908, 529—576, mit
Kartensk. — 1«^) Leiden 1907. 92 S. T'oung Pao VIII, 1907, 597—686. LaG
XVII, 1908, 17—40. PM 1909, LB 828a u. b (Hammer). — i^B) T'oung
Pao IX, 663—88, mit Abb. — »86) BfteoIeFrExtrOrient VIII, 1908, 149 — 76,
333—79. — »67) JAnthrSTokyo 1907, XXII, Nr. 257; XXIH, Nr. 261. —
»68) Ebenda XXIV. Nr. 276.
^longolcn und ihre ethnischen Verwandten. 257
G. Forrests Artikel »Journey on Upper Salwin, October — De-
cember 1905 «^^9) enthält auch einen Abschnitt über die Lissu,
als deren Urheimat er das südöstliche Tibet annimmt.
Fr. Greg. Arnäiz scliildert »Los indigenas de la Prefectura
de Chiangcliiu (Amoy), China« ^•'9").
A. Schotter, »Notes ethnographiques sur les tribus du Kouy-
tcheou (Chine) « ^ '^*^) , bezeichnet diese als Eest der Aboriginer-
bevölkerung Ciiinas und schätzt ihre Zahl auf mindestens 9 Millionen.
Die Gesamtheit der Bevöliiorung teilt er in die drei Hauptklassen : Chinesen
(Kanfleute), Y-jen (Aclicrbauer) und Miao (Jäger). Auf chinesische Quellen,
auf Nachrichten der Missionare älterer und neuerer Zeit sowie auf eigene Be-
obachtungen gestützt, entwirft er, mit den Miao beginnend, ein ethnographisches
Bild dieser drei Bevölkerungsgruppen.
Korea, Äino, Japan. W. Sieroszewski hat nach eigener An-
schauimg und gestützt auf die einschlägige Literatur »Korea Land
und Volk«i'^i) gemeinverständlich geschildert und in Stefania
Golden ring eine deutsche Übersetzerin gefunden.
Homer B. Hulbert gibt in »The passing of Korea« ^'^^^ eine
Schilderung von Land und Leuten auf Grund eigener Anschauung.
Derselbe hat eine zweibändige »History of Korea« ^ '^3^ und eine
ebenfalls zweibändige »Comparative grammar of the Korean language
and the Dravidian languages of India«^'^'^) verfaßt.
Von desselben Zeitschrift The Korea Review*^') enthält der sechste Band
wieder Artikel verschiedener Verfasser über Geschichte, Volkskunde usw. Koreas
(s. Orient. Bibliogr. XX, 2135—73). G. Heber Jones schildert »Korea,
the land, people and customs« ''^^j. Y. Koganei hat »Über Schädel und Skelette
der Koreaner« ''''') auf Grund seiner Untersuchungen von 25 Schädeln und zwei
weiblichen und einem unvollständigen männlichen Skelette geschrieben.
Leo Sternberg versucht Entstehung und Zweck von »The
Inau Cult of the Ainu«^''^) auszulegen.
N. G. Munro über »Designs of Ainu and the pre-historic stone-age people
of Japan«^''^). S. Tsuboi schreibt über »Family and individual names of the
Karafuto (Saghalien) Ainu«'80) und »On the graves of the Ainu in Saghalien«'®'),
S. Ishida, »On the natives living in the southern part of Saghalien« ^*-) und
»Bear festival among the Karafuto Aino«^*'').
Ein ausgezeichnetes Hilfsmittel zur Orientierung über die Lite-
ratur über Japan ist Fr. v. Wencksterns » Bibliography of the
Japanese Empire. Bd. II: Comprising the literature from 1894 to
the middle of 1906 (XXVH— IXL^i» year of Meiji) with additions
169) GJ XXXII, 1908, 239—64, mit Abb. — 169-) Anthropos I, 1906,
779—85; II, 1907, 59—67, mit 1 Taf. — i^O) Ebenda III, 1908, 397—425;
IV. 1909, 318—53, mit 2 Taf. — i^i) Berlin 1908. VII u. 302 S. mit
27 Abb. u. 1 K. — 1^2) London 1906. XII u. 474 S. — i") London 1906.
874 S. mit Abb. — 1^4) j^ndon 1906. 152 S. 1907. 152 S. — i") yi,
Söul 1906, 480 S. — 176) Cincinnati 1907. 110 S. — i") ZEthn. 1906,
513—35. — 178) BoasAnniversaryVol. New York 1906, 425—37, mit 2 Taf, —
179) JAnthrSTokyo 1907, XXII, Nr. 257. — i««) Ebenda Nr. 258. — i«i) Ebenda
1908, XXIII, Nr. 261. — 1S2) Ebenda Nr. 270. — ISS) Ebenda 1908, XXIV,
Nr. 274.
GeogT. Jahrbuch XXXIV. 17
258 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
and corrections of the first volume [erschienen 1895] and a Supple-
ment to Leon Pages' Bibliographie Japonaise«!^*). — Das Journal
of the Anthropological Society of Tokyo enthält zahlreiche Beiträge
zur Prähistorie und Ethnographie Ostasiens (alle in japanischer
Sprache). Die ZEthn.^^^) bringt ein Inhaltsverzeichnis von Bd. XXI,
1905/06, Nr. 235—39 und Auszüge aus dem Oktoberheft 1905,
Nr. 235. — Die beiden Bücher: D. Itchikawa, »Die Kultur
Japans« 186), und K. Rathgen, »Staat und Kultur der Japaner« ^87)^
sind von Baelz besprochen, ebenso N. Gr. Munro, »Primitive Culture
in Japan« 188). E. Baelz hat einen Vortrag »Zur Vor- und Ur-
geschichte Japans« 189) gehalten.
Auch für die Ethnologie von Bedeutung ist 0. Nachods »Ge-
schichte von Japan. Bd. I, 1: Die Urzeit (bis 645 n. Chr.)«i90).
Der erste Teil behandelt Land und Volk der Japaner (Landesverhältnisse,
Rassenfrage, Ureinwohner, Abstammungstheorien, Ergebnisse der Ausgrabungen),
der zweite Teil das halbhistorische Zeitalter (Staat. Religion, Sitten und Ge-
bräuehe), der dritte Teil den Geschlechterstaat, die Ujiverfassung, von Ein-
führung der chinesischen Schrift bis Abschaffung der Ujiverfassung 645 n. Chr.
F. Gras seit sucht uns durch seinen Aufsatz über »Japanische
Erziehungsgnuidsätze in Schrift und Praxis« i^i) den Charakter der
Japaner zu erschließen und bespricht »Die Stellung der Ehefrau
in Japan« 192),
Der zweite Halbband von K. Florenz' »Geschichte der japani-
schen Literatur« 193) führt uns bis in die neueste Zeit. R. G. Smith,
»Ancient tales and folklore in Japan« i^*), ist mir nur dem Titel
nach bekannt geworden.
Unter der Überschrift »Kotzereien über die Japaner« i^^) wird
im Globus der Inhalt eines Artikels von H. ten Kate, »Notes
detachees sur les Japonais«i96), wiedergegeben, der eine Kritik des
japanischen Charakters enthält.
W. G. Aston handelt kurz über »Anccstor-worship in Japan« i^^), ebenso
M. Revon über »Ancestor-worship and cult of the dead«*^*), K. Miura »Über
japanische Traunidenterei«'^^). O. Olshausen berichtet über »Die Leichen-
verbrennung in Japan 200)_ — Über Hans Sauters Aufsatz »Die südliche
Abstammung der Japaner« ^oi) siehe Globus -O^). Auch H. ten Kate äußert
18*) Tokio 1908. XVI u. 486, 28 u. 21 S. — iss) ZEthn. 1906, 711
bis 715. — 186) Berlin 1907. ZEthn. 1908, 283—85 (Baelz). — 187) Biele-
feld n. Leipzig 1907. Mit 1 Kunstbeil. u. 155 Abb. ZEthn. 1908, 283—85
(Baelz). — 188) TrAsiatSJapan. XXXIV, 2. Teil, Tokio 1900. 212 S. mit
86 Fig., 1 Taf. u. 1 K. ZEthn. 1908, 473f. (Baelz). — 189) ZEthn. 1907,
281—310, mit Abb. — 19") Gotha 1906. XXIX u. 426 S. (Allgem. Staaten-
geschichte, hrsg. von K. Lamprecht, I). Bespr. Glob. XCI, 1907, 353 f.
(Crasselt). — i^i) Glob. XCII, 1907, 37—40, 53—59, 78—81, 90—94, mit
Abb. — 192) Anthropos III, 1908, 533—55. — 193) Leipzig 1900, 255—642. —
i9<) London 1908. XVI u. 362 S. mit Abb. — i»^) Glob. XCIV, 1908,
322. — 196) BSAnthr. 1908, 178—91. ZentralblAnthr. 1909, 91 f. (E. Prost). —
197) Man 1900, 35—37. — '98) EncvclRelEthics I, 455—57. — 199) MGes.
NatVölkerkdeOstas. X, 291—305. — 200) ZEthn. 1908, 100—06. — 20i) Denti<che
Japanpo^t (Jokohama), IV, Nr. 40, Beil. — 202) LXXXIX, 1906, 258 f.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 259
sich über »Die südliche Abstammung der Japaner« ^OS), Nagai hat einen
Vortrag »Über die Urbewohner Japans« 20^) gehalten. — Y. Tashiro handelt
über »Religion of the inhabitants of I^o-choo and neighbouring Islands "^o»). __
11. ten Kate teilt einiges »Aus dem japanischen Volksglauben «206) der niederen
Klassen, besonders der Bauern und Fischer mit und berichtet »Weiteres aus
dem japanischen Volksglauben« -"7) (Zauberei, Wahrsagekunst, Träume, Astro-
logie, Mythologie, Gottesdienst und Heilkunde). Für F. S. Krauß' Buch »Das
Geschlechtsleben in Glauben, Sitte und Brauch der Japaner« 208^ vergleiche die
Besprechung von P. Näcke.
Ostsibirien, Amurländer, Mongolei. S. Patkanow^os) sucht an
der Hand der Statistik festzustellen, bei welchen Stämmen der
Urbevölkerung Sibiriens eine Zunahme, bei welchen eine Abnahme
sich nachweisen läßt.
1. Alle Stämme, die nicht Ackerbau oder Viehzucht treiben (Streif Völker),
erscheinen als nicht lebensfähig. 2. Alle ausschließlich Viehzucht treibenden
nehmen langsam zu. 3. Alle Ackerbau allein oder Ackerbau und Viehzucht
treibenden vermehren sich bedeutend. Der Hauptgrund der großen Verschieden-
heit in der Zu- bzw. Abnahme ist nicht in der Nationalität, sondern in der
sehr großen Ungleichheit der wirtschaftlichen Lage zu suchen.
Über E. E. Ahner ts »Reise an der Ostküste des russischen
Sachalin im Jahre 1907«2io) (russ.) berichtet C. v. Zepelin. Max
Funke hat eine ethnogeographische Studie über »Die Insel Sacha-
lin« 211) veröffentlicht.
»Die ethnologischen Probleme an den ISTordküsten des StiUen
Ozeans «212)^ deren Lösung die Aufgabe der Jesup Pacific-Expedition
war, werden von W. Jochelson kurz erörtert. Derselbe hat »Über
asiatische und amerikanische Elemente in den Mythen der Kor-
jaken «2i3) gesprochen und in einem umfassenden AVerke »The
Koryak« 21*) die materielle Kultur und soziale Organisation dieses
Volkes dargestellt. Frau Dina Jochelson-Brodsky hat eine mit
zahlreichen MaßtabeUen ausgestattete Arbeit »Zur Topographie des
Aveiblichen Körpers nordostsibirischer Völker« 2i5) gescluieben.
Es handelt sich dabei um die sogenannten paläoasiatischen Völker der
Tschuktschen, Korjaken, Kamtschadalen und Jukagiren und die ural-altaischen
Tungusen, denen die Verfasserin eine Übergangsstellung zuweist.
W. N. Tjuschow liefert in seinem in Tagebuchform abgefaßten
"Werke »Po sapadnomu beregu Kamtschatki«2i6) (Entlang der West-
küste von Kamtschatka) einen willkommenen Beitrag zur Kenntnis
203) DJapanpost IV, Nr. 42. ZentralblAnthr. 1906. 279. — 204) KorrBl.
Anthr. XXXVH, 70—74. — 205) JAnthrSTokyo XXI, 1906, 413—24. —
206) Glob. XC, 1906, 111—14, 126—30. — 20?) Ebenda XCIV, 1908, 373
bis 378. — 208) Leipzig 1907. Gr.-Fol., 161 S. mit 80 Taf. ZentralblAnthr,
1908, 95. — 209) RevOrientale 1908, 54—94. PM 1909, LB 554 (P. Gähtgens). —
210) St. Petersburg 1908. 38 S. S.-A. IswKRGGes. XLIV, Nr. 8. PM 1909,
LB 551 (v. Zepelin). — 211) Halle 1906. VHI u. 33 S., 1 K. (AngewG H. 12). —
212) PM 1907, 139—41. — 213) Intern. Amerik.-Kongr. XIV, Stuttgart 1904,
119 — 27. — 2H) PublJesupNorthPacificExped. VI, Leiden 1908, 383—842. —
215) ArchAnthr. N. F. V, 1906, 1 — 58, mit 14 Abb., 9 Tab., 4 Taf., 1 K. —
216) St. Petersburg 1906. 521 S. mit K. 1:1680000. SapKRGGes. Abt. f.
aUg. Geogr. XXXVII, Nr. 2. PM 1907, LB 141 (Friederichsen).
17«
260 P. Gähtgens, Beriebt über die ethnologische Forschung.
des Lebens, der Beschäftigungen und Gewerbe der Kamtschadalen,
die er durch zehnjährigen Aufenthalt unter ihnen als Arzt genau
kennen gelernt hat. — L. Sternberg macht »Bemerkungen über
Beziehungen zwischen der Morphologie der gil jakischen nnd ameri-
kanischen Sprachen « - ^ '^).
Der zweite Band von W. Bogoras' AVerk »The Chukchee« (Bd. I,
s. GJb. XXXI, 173, Anm. 192, behandelte die materielle Kultur
der Tschiditschen) , »Religion« 21 sj betitelt, bringt ihre reUgiösen
Vorstellungen, das Schamanentum, die Gebräuche bei Geburt und
Tod in trefflicher Weise zur Darstellung. Derselbe hat über »Re-
ligious ideas of primitive man, from Chukchee material«2i9) ge-
sprochen.
Waldeinar Jochelson handelt über die im Verschwinden begriffenen
»Kumiss Festivals of the Yakut and the Decoration of Kumiss Vessels«220^_ —
W. Radioff betrachtet »Die jakutische Sprache in ihrem Verhältnis zu den
Türksprachen« 221). — Troschtschanski, »Jakuty w jich domaschnej ob-
stano\rke«222)^ stellt die Jakuten in ihrem häuslichen Leben dar. — E. Pekarskij
»Iz Jakutskoj stariny«223) (Aus dem Altertum der Jakuten). Derselbe hat ein
jakutisches Wörterbuch »Slowar' Jakutskago jazyka«224) veröffentlicht.
W. N. Wassiljew gibt eine »Kurze Übersicht über die Ein-
geborenen des nördlichen Turuchanskischen Kreises «224«) (Kratkij
otscherk inorodzew sewera Turuchanskago Kraja) und macht einige
»Tungusische Überlieferungen «224*) (Tungusskija predanija) bekannt.
Der Globus bringt nach einem in der Russischen Geographischen
Gesellschaft zu Petersburg gehaltenen Vortrag einen Bericht über
»Buturlins Expedition an die Kolyma«225)^ die auch für die Ethno-
graphie manches Interessante ergeben hat, ebenso über einen Vor-
trag W. I. Anutschins über »Die Jenessei-Ostjaken«226). Das erste
Heft des achten Bandes der »Trudy Troitzkosavskago Otdelenija
Priamurskago Otdela Imper. Russk. Geogr. Obschtschestwa« (S. 32
bis 51) bringt einen Artikel von Talko-Hryncewicz, in dem
»Die alten Aborigenen des sabai kaiischen Gebiets mit den jetzigen
Allogenen verglichen «22?) werden.
G. I. Ramstedt, Ȇber den Ursprung der sog. Jenesei-Ost-
jaken«228)^ hält diese für einen Zweig des indochinesischen Sprach-
stammes, der dem tibetischen am nächsten steht. — J. Päpay
schildert seine Reise »Im Lande der Nord-Ostjaken « 229).
217) Intern. Amerik.-Kongr. XIV, 1904, 137—40. — 218) PublJesupNorth
PacificExped. VII, 2, 1907, 277 — 536, mit Abb. — 219) Intern, Amerik.-Kongr.
Xl'V, 1904, 129—35. — 220) ßoasAnniversaryVol. New York 1906, 257—71,
mit 6 Taf. — 221) gt. Petersburg, Akad. Sclirift. 86 S. — 222). Ziv^ja Starina
XVII, 1908, 332—46, 435—45. — 223) Ebenda 495—500. — 224) st. Peters-
burg 1907. XVIII u. 320 Spalten. — 224») EshegoduikRusskAntropObschtsch.
ImpStPeterbUniv. II, 1905—07, 56—87. — 224^) zivayi Starina XVII, 1908,
362—70. — 225) Glob. XCI, 1907, 192f. — 226) Ebenda XCIII, 1908, 94. —
227) St.Petersl)urg 1900. 68 S. ZcntralblAnthr. 1909, 88—90 (AV. Charusin). —
228) JSFinnoOugr. XXIV, Helsingfors 1907, Abb. 2. 6 S. — 229) BSIIongroiseG
XXXIV, 1906, 37 — 52, 71—82, mit Abb.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 261
G. Soulio, »Les Mongols, leur Organisation administrative
d'apres des documents cliinois«230)^ kann ich nur nach OrBibl,
XXI, 1565 anführen. Auf diese muß ich auch für die vielen
russischen Arbeiten, die in diesen und die folgenden Abschnitte
gehören, verweisen.
TürkiscJie Stämme. W. J. Lipskij, »In den Berglandschaften
Russisch-Turkestans (Tien-schan)«23i)^ bringt zum Sclüuß auch
Bemerkungen über die Kirgisen und ihre Lebensgewohnheiten (russ.).
Von W. Radioffs »Versuch eines Wörterbuches der Türk-
dialekte« 232) ist der vierte Band erschienen. Derselbe gibt »Proben
der Volksliteratur der türkischen Stämme. IX. Teil: Mundarten
der Urianchaier (Sojonen), Abakan-Tataren und Karagassen. Texte
gesammelt imd übersetzt von N. Th. Katanoff «233). — S. K.
Kusnezow, »Is wospominanii etnogi-afa«234) ^aus den Erinnerungen
eines Ethnographen), handelt über Wotjaken und Tschere missen. —
Ethnographisches Material über die Sarten bringt N. P. Ostroumow
in seinem Buche »Sarty«235). — jj. Vambery schreibt über »Die
Kulturbestrebungen der Tataren «236).
Von Interesse ist »Eine ethnographische Skizze über die
Tschuwaschen von Milkowitsch, einem Schriftsteller des 18. Jahr-
hunderts, mit einer Einleitung von N. Nikolsky «237) (russ.).
M.Tschormanoff, »Notizen über die Kirgisen des Distrikts Pavladarska«238)
(russ.). A. Dirajeff, »Ethnographische Materialien. Kirgisische Märchen
von den Abenteuern dreier Kahlköpfe. I. Kirgisischer Text, II. Russische
Übersetzung« 239). j). jj. Sokolow, »Iz pojezdok po stepi«^*'') (von den Reisen
über die Steppe), enthält auch ethnographische und archäologische Bemerkungen.
M. Aurel Stein erstattet in seinem zweibändigen Werke »An-
cient Khotan«24i) Bericht über seine archäologischen Forschungen
in Cliinesisch-Turkestan. Über »Steins weitere Forschungen in
Ostturkestan«242) berichtet der Globus.
Der zweite Band von Sven v. Hedins »Scientific Results of
a Journey in Central Asia 1899 — 1902: Lop-nor«243) enthält auch
ein Kapitel (48) über die heutige Bevölkerung Osttnrkestans. Baron
De Baye, »Chez les Tatares de Crimee«2'i4), Talko-Hryncewicz
hat eine Monographie Ȇber die Muslim oder die sog. Tataren
230) Actes XIV. Congr. intern, des Orientalistes I, Sekt. V, 64—83. —
231) IswKRGGes. XLII, 1906, 91 — 236. PM 1908, LB 132 (Friederichsen). —
232) St. Petersburg 1907/08. — 233) gt. Petersburg 1907. — 234) EtnogrObosrenije
1906, 1/2, 29—51. — 235) Taschkent 1908. VI u. 288 S. — 236) DRundschau
CXXXII, 72—91. — 237) IzvObArcheolIstorüEthnogr. pri J. Kasansk. Univ.
XXII, 1906, 1, 34—67. Ref. ZentralblAnthr. XII, 1907, 78ff. (Wera
Charusin). — 238) ZapiskiZapadnoSibirskagoOtdelaluipRGObschtsch. XXXII,
Omsk 1906. ZentralblAnthr. 1908, 17 (W. Charusin). — 239) Taschkent 1906.
Lief. XI. ZentralblAnthr. 1908, 18 (W. Charusin). — 240) TrudvOrenbUtsehenoj
ArchKomm. XIX, 210—15. — 24i) 2 Bde. Oxford 1907. XXIV u. 622 S.,
Taf., K., PI. u. Abb. — 242) Glob. XCII, 1907, 97 f. — 243) Leipzig 1905.
716 S., 74 Taf., 297 Textfig., K. u. Prof. — 244) p^^rig igoß. 47 S. Zentralbl.
Anthr. XII, 1907, 218f. (Byhan).
262 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
von Litauen« 2*5) (polnisch) geschrieben, die \V. Schreiber be-
sprochen hat.
Samojeden, Finnen usw. A. W. Shurawskij hat in der Geo-
graphischen Gesellschaft in St, Petersburg einen V"ortrag über zwei
Expeditionen in die Großlands-Tundra gehalten, die interessante
Resultate über die Samojeden gewonnen haben 2*6). A. Novosiltzew
beschreibt ausführlich die »Boljschezeraeljskaja- (= Großlands-)
Tundra und das Polarmeer« 2*7) (russ.), wobei auch die Bevölkerung,
Russen, Siränen und Samojeden, eingehend behandelt wird. Auch
A. Boris so w, »Bei den Samojeden, von der Pinega bis zum
Karischen Meer, Reiseskizzen eines Malers «2*8) (russ.), bietet in
seiner Schilderung manches ethnogTapliisch Interessante. Von W.
Ramsey wird ebenfalls »Ein Besuch bei den Samojeden auf der
Halbinsel Kanin« 2*9) beschrieben.
Sirelius behandelt eingehend »Das Kunstgewerbe der Ostjaken und
Wogulen« 250) (russ.). — Derselbe bat »Über die primitiven Wohnungen der
finnischen und ugrischen Völker: die Zelte mit spitzem Dach, die Zelte mit
spitzem Dach bei den Lappen«-^') geschrieben und eine vergleichende ethno-
graphische Untersuchung Ȇber die Sperrfischerei bei den finnisch-ugrischen
Völkern«252) veröffentlicht, die von H. Schuchardt eingehend besprochen
ist253)_ — J. Wassilieff gibt eine »Übersicht der heidnischen Bräuche, des
Aberglaubens und des Glaubens der Wotjaken im Gtouvemement Kasan und
Wiatka«254) (russ,).
K, "W(einberg) teilt aus des estnischen Folkloristen Dr, Jakob
Hurt Werk »Setukeste Laulud« (Monumenta Estoniae antiquae)255)
eine Skizze über »Die Hochzeitsgebräuche der Setud«256) n^jt.
Die griechisch-orthodoxen, etwa 16 500 Seelen zählenden Setud oder Setu-
kesen bilden mit den protestantischen livländischen Esten eine ethnographische
Einheit imd erscheinen nur als östliche Ausläufer der Werro-Esten. Ihr Ver-
breitungsgebiet liegt im Gouvernement Pleskau oder Pskow.
M. ,J. Eisen schildert nach Mitteilungen von G. u. J. Sauder den »Peko-
kultus bei den Setukesen«257), — Hjalmar Appelgren-Kivalo beschreibt
»Finnische Trachten aus der jüngeren Eisenzeit (Suomalaisia pukuja)-' -^8) nach
Funden in Gräbern des 12. .Jahrhunderts.
Von W. P. Semenow-Tianschanskijs »Rußland« ist Bd. XVI,
»Das westliche Sibirien «2-'>9) (russ.), erschienen. Dort behandelt
2*5) AbhAkKrakau IX, 1907. ZentrnlblAnthr. 1908, 277 f. (W. Schreiber). —
2*6) Glob. LXXXIX, 190G, 307. — 247) ZapGydrogr. XXVIII, St. Petersburg
1907, 149—222. ZentralblAnthr. 1908, 342 (W. Charusin). — 248) St. Peters-
burg o. J. 104 S. ZentralblAnthr. 1908, 342 f. (W. Charusin). — 249) JSFinno
Ougr. XXIII, Nr. 27. 12 S., 2 Taf., Abb. — 250) EshegodnikTobolskagoMus.
XVI, 1907. ZentralblAnthr. 1908, 214 (W. Charusin). — 25i) FinnUgrFoi-sch.
VI, 1900, 121—54; VII, 1907, 55—128; VIII, 1908, 8—59. — 252) Hclsing-
fors 1906. 40, 486 S. mit 607 Fig. — 253) MAnthrGesWien XXXVI, 1906,
156—60. — 254) IzvObschtschAreheolIstorüEtnogrKasanskUniv. XXII, 1906,
185 — 219, 253—76, 321—49. ZentralblAnthr. 1908, 15—17 (W. Charusin). —
255) Helsingfors 1905, XXVII u. 710 u, 169 S, — 256) Qlob. LXXXIX.
1906, 257. — 257) FinnUgrForsch. VI, 1906, H. 1. Glob. XCII, 1907, 191. —
258) Helsingfors 1907. 20, 60 S. Text, 15 Taf., Abb. — 259) gt. Petersburg
1907. 591 S., 104 Abb., 34 Diagr., Prof. u. 10 K.
Mongolen und ihre ethnischen Verwandten. 263
F. N. Bjeljawskij die Yertcilung, ethnographische Zusammen-
setzung, das Leben und Treiben, die Erwerbszweige und Beschäftigung
der Bevölkerung.
Der früher nur in madjarischer Sprache erscheinende »Anzeiger
der ethnographischen Abteilung des Ungarischen Nationalmuseums« 260)
erscheint auf Veranlassung des Leiters der Muscumsabtcilung, Dr.
Semayer, seit 1905 auch in einer deutschen Ausgabe (jährlich
vier Hefte). Er enthält außer Mitteilungen aus dem Museum und
Artikeln über Ethnographie und Anthropologie Ungarns auch all-
gemeine ethnographische Abhandlungen.
Kaukasus. A. Dirr sucht in das Chaos der kaukasischen Völker-
namen Ordnung zu bringen, indem er »Die heutigen Namen der
kaukasischen Völker« 26i) nach drei Gruppen geordnet aufzählt imd
zu erklären versucht. Die Gruppen sind: 1. südwestliche Gruppe:
Kharthvel Völker; 2. nordwestliche Gruppe: Abchasen, Tscherkessen,
Ubychen; 3. östliche Gruppe: Tschetschenen und Daghestaner.
Derselbe schildert nach einer Abhandlung des Tschetschenen BaSir Dalgat
»Die alte Religion der Tschetschenen «262^^ veröffentlicht eine wertvolle »Sprachen-
karte der Gebiete am Mittellauf des andischeu Koissu, Daghestan«263) mit be-
gleitendem Text und bringt einen Artikel Ȇber die Klassen (Geschlechter) in
den kaukasischen Sprachen «2^*).
R. Weinberg handelt über »Die Bevölkerimg des Kaukasus in
statistischer und ethnischer Beziehung« 265). — M. v. Dechys drei-
bändiges Werk, »Kaukasus: Eeisen und Forschungen im kaukasi-
schen Hochgebirge« -^6), enthält auch eine Menge eingestreuter
ethnologischer Beobachtungen.
Den Hauptinhalt von Bd. I von A. N. Dzavachows Anthropo-
logie Georgiens (Grusiens, russ.): »Antropologija Gruzii, I. Gruzin}^
Kartalinii i Kachetii«267) (Anthropologie Georgiens, I. Die Georgier
Kai'taliniens und Kachetiens), gibt der Globusses) wieder. Den
gleichen Titel (russ.): »K antropologii Grusii i Grusiny Kachetii«269),
hat ein Aufsatz von Dzavachow selbst. N. A. Busch entwirft am
Schlüsse seines Aufsatzes »Chewsurien und Tuschetien«270j eine
kurze Skizze von den Chewsuren, Tuschinen, Pschawen imd Zowzem.
Aus der Zeitung »Wessj Kaw^kas« (Der ganze Kaukasus) bringt
der Globus eine Mitteilung von B. Dalmat über Veränderungen
in der Benennung von Völkern des Kaukasus 27i). A. Chachanow
hat »Skizzen zur grusinischen Kultur« 2^2) (i-uss.) und »Zwei Skizzen
aus dem Kulturleben der Grusinier« 273) (russ.) veröffentlicht.
260) Budapest 1905ff. — 26i) pM 1908, 204—12. — 262) Anthropos III,
1908, 729—40, 1050—76. — 263) pm 1907, 234—36, Taf. 17 — 264) intern.
ArchEthnogr. XVIII, 1908, 125—31. — 265) dr/g XXVIII, 1906, 244—59. —
266) 3 Bde. Berlin 1905 — 07. Mit vielen Taf., Prof., K. — 267) Moskau 1908.
40, VIII S. u. 306 Spalten mit Abb. u. 1 K. — 268) XCIV, 1908, 335—37. —
269) KusskAntrZurnal 1907, 127—67, mit Abb. — 270) pM 1906, 136—39,
153—59, 204—10, 222—27. — 27i) Glob. LXXXIX, 1906, 132. — 272) Tiflis
o. J. 23 S. — 273^ Tiflis 1905. 32 S.
264 P. GähtgCDS, Bericht über die ethnologische Forschung,
N. V. Seydlitz teilt eine Menge »Kaukasische Sprichwörter und Rede-
weisen «274) in Übersetzung mit, und zwar tatarische, armenische, georgische,
kürinische (lesghinische) , awarische, solche der Laken (Kasikumucher) und
Äkuscha, tschetschenische, ein tseherkessisches (Adyghe) und einige daghestanische
Rätsel. Von N. Dershawin liegt ein Artikel »Abchasija w etnografitscheskom
otnoschenij«275) (Abchasien in ethnographischer Beziehung) vor. Über »Une
noce tcherkesse«2''6) berichtet der Missionar A. Poidebard.
B. Indogermanen.
Allgemeines. Den zweiten Band von H. Hirts »Die Indo-
germanen, ihre A^erbreitung, ihre Urheimat und ihi-e Kultur« ^77)
hat Th. Achelis besprochen. W. Götz sucht »Die Herkunft
der nördlichen Indogermanen «278) ^^i ermitteln und glaubt als ihre
Heimat die Lößzone Mitteldeutschlands, Galiziens und Südpolens
bezeichnen zu können, während er als Urheimat des indogermanischen
Gesamtstammes den nördlichen Teil der Balkanhalbinsel zu beiden
Seiten des Balkan in Anspruch nimmt. Seine Beweisfülu-ung gründet
sich auf geographische Momente, ist aber keineswegs überzeugend. —
K. Penka ti'itt »0. Schraders Hypothese von der südrussischen
Urheimat der Indogermanen« ^79) entgegen.
Er stellt alle Gründe, die ihn zu seiner eigenen südskandinavischen Hypo-
these geführt haben, nochmals zusammen. Dabei führt er in die vielumstrittene
Frage gut ein und gewährt einen Überblick über die umfangreiche Literatur
hierüber.
Auch Z. Zaborowski hat sich »Zur Frage der Herkunft der
Arier« 280) (polnisch) geäußert; er hält Südrußland für ihre Urheimat.
Für Zaborowskis Buch »Les peuples aryens d'Asie et d'Europe,
leurs origines en Em-ope, la ci\'ilisation protoaryenne«28i) siehe
die Besprechung von P. Gähtgens. — Beachtenswert ist ein
längerer Artikel von G. Wilke, »Vorgeschichtliche Beziehungen
z^wischen Kaukasus und dem unteren Donaugebiet; ein Beitrag zum
Arierproblem« 282).
Er weist nach, >daß bald nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.
arische Völkerstämme vom unteren Donaugebiet im Norden des Schwarzen
Meeres bis zum Kaukasus vordrangen, diesen in etwas späterer Zeit überschritten
und noch innerhalb des letzten Viertels dieses Jahrtausends sich über giuiz
Transkaukasien bis zum Araxes hin ausbreiteten«.
Ernst Richard, »The Scandinavian Theory of Indo-European
Origins«283)^ gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand
der Forschung. G. Wilke hat eine Studie über »Neolithische
Keramik und Arierproblem« 28-i) veröffentlicht. L. Wilser hat einen
274) Glob. XCII, 1907, 143—45. — 275) Sbornik materidow dlja opissanija
mestnostej i plemen kawkasa XXXVII, Otd. 1. 38 S. — 276) £t. des pöres
de la comp, de Jesus 113, 571—86. — 277) gtraßburg 1907. Bd. II, 408—771,
mit 4 K. PM 1908, LB 584. — 27«) NaturKultur IV, H. 12 u. 13, 1 — 12.
PM 1908, LB 585 (P. Gähtgens). — 279) Leipzig o. J. (1908). 41 S. Bcitr.
Ra-Hsenkde. II. 6. — 280) i:^wiatowit VII, 1906, 49—53. — 281) Paris 1908.
XX u. 439 S. PM 1910, LB 285. — 282) MAnthi-GesWien XXXVIII, 1908,
136 — 71, mit 120 Abb. — 283) RoasAnniversaryVol. New York 1900, 373—86. —
28<) ArchAnthr. N. F. VII, 1908, 298—344, mit 106 Abb.
Indogermanen. 265
»Stammbaum der indogermanischen Völker und Sprachen «285), deren
Verbreitung er sich fächerförmig von Skandinavien ausgehend denkt,
aufgestellt.
M. Much tritt mit »Die Trugspiegelung orientalischer Kultur
in den vorgeschichtlichen Zeitaltern Nord- und Mitteleuropas« ^86)
den Ansichten Sophus Müllers (Urgeschichte Europas) von der
vollständigen kulturellen Abhängigkeit der prähistorischen Europäer
von den orientalischen Völkern entgegen.
Über Joseph Dechelettes »Manuel d'Archeologie prehistorique,
celtique et gallo-romaine, I. Archeologie prehistorique«287) (]as, für
die ältere und jüngere Steinzeit auch Gesamteuropas in Betracht
kommt, schrieb M. Hoernes eine sehr anerkennende Besprechung,
und für das großangelegte Werk von K. Rhamm, »Ethnographische
Beiträge zur Germanisch-slawischen Altertumskunde (Abt. I: Die
Großhufen der Nordgermanen; Abt. II: Urzeitliche Bauernhöfe in
germanisch-slawischem "Waldgebiet, Teil I: Altgermanische Bauern-
höfe im Übergang vom Saal zu Fletz und Stube)« 288)^ verweise ich
auf die Besprechung von E. Hahn.
Indien. Im Anschluß an den »Census of India, 1901« gibt
G. V. Mayr eine Übersicht über »Die Bevölkerung Britisch-Indiens
nach dem Census von 1901 «289) und ebenso P. Vidal de la Blache,
»Le peuple de l'Inde d'apres la serie des recensements«290)_ gii*
Herbert Risleys »The People of India« 29i) ist größtenteils ein
Wiederabdruck aus dem »Indian Census Report« für 1901. Risley
hat auch den Abschnitt über Ethnologie und Kastenwesen in »The
Indian Empire, the Imperial Gazetteer of India, Vol. I: Descriptive«292)
verfaßt.
Das Buch von W. Crooke, »Natives of Northern India« 293),
das einen Band der Sammlung »Native Races of the British Em-
pire« bildet, reiht sich am besten an dieser Stelle ein, obwohl es
auch die nichtarischen Rassen NorcMndiens behandelt. Crooke teilt
die Völker nach sprachlichen und geschichtlichen Gesichtspunkten
in die drei Hauptgruppen der Indoarier, der drawidischen Ur-
eingeborenen und der Mongoloiden. Das von Henry K. Beauchamp
ins Englische übersetzte Werk des Abbe J. A. Dubois, »Hindu
Manners, Customs, and Ceremonies«294), ist in dritter Auflage er-
schienen.
Wegen der prächtigen Abbildungen und der glänzenden Schil-
derung, in die auch die Bevölkerung, ihre Geschichte, Sitten und
285) Jena 1907. 38 S. — 286) jgna 1907. Mit 50 Abb. — 287) Parfs
1908. XIX u. 746 S. mit zahlr. Abb. Glob. XCIV, 1908, 369. — 288) ßraun-
schweig 1905, 853 S.; 1908, 1117 S. mit 152 Abb. ZEthn. 1909, 586—88. —
289) BeitrKenntnOrients IV, 127—48, mit 3 Taf. S.-A. Halle 1907. 22 S.,
3 Taf. — 290) AnnG XV, 1906, 353—75, 419—42, mit 5 K. — 291) Kalkutta
1908. 494 S. mit K. u. Abb. — 292) Oxford 1907. XXXI u. 568 S. mit
1 K. — 293) London 1907. XIV u. 270 S. mit 32 Abb. u. 1 K. PM 1909
LB 128 (E.Wagner). — 294) Oxford 1906. XXXIV u. 742 S.
266 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Gebräuche einbezogen sind, soll hier auch Perceval Landons
Buch »Under the Sun, Impressions of Indian Cities«^^^) erwähnt
werden, ebenso das zusammenfassende Werk von Hans Gehring,
»Indien, das alte Wunderland und seine Bewohner« ^96). — Jn die
indischen Religionsverhältnisse führen zwei Bücher von J. C. Oman
treffüch ein.
»The Brahmans, Theists and Muslims of Indi;i, Studies of goddess-worship
in Bengal, caste brahmaism and social reform, with descriptive sketches of
curious festivals, eeremonies, and faquirs«297) hq(\ »Cults, customs and super-
stitions of India. Being a revised and enlarged edition of , Indian life, religious
and social '. Comprising studies and sketches of interosting peculiarities in the
beliefs, festivals and domestic life of the Indian people; also of witchcraft and
demoniacal possession, as known amongst them^^*)«.
Von besonderem Interesse ist Swami Abhedanandas »India
and her People« 299).
Hier entwirft ein geborener Inder ein Bild von dem indischen Volk, seinem
Leben, seiner Religion, seinen politischen Verhältnissen, seinem Bildungswesen
und nicht zuletzt seiner Bedrängnis durch die Engländer. Von besonderem
Werte dürften seine Auseinandersetzungen über die Stellung der iudischen Frau
sein. — In einem kleinen Aufsatz »Zeuana-Leben in Ostindien - ^''•') schildert
Helene Niehus aus eigener Anschauung das traurige, von der Außenwelt
völlig abgeschlossene Leben der indischen Frauen.
E. H. Rose macht uns mit »Hindu Birth Observances in the
Punjab«30i)^ »Hindu Betrothai Observances in the Punjab«^^-) und
mit »Muhammedan Birth Observances in the Punjab«303) bekannt.
Dankenswert ist L. C. Casartellis »Hindu mythology and literature
as recorded by Portuguese Missionaries of the early 1 7 *^'' Century« 304). —
Paul Wagner schildert »Eine Hinduhochzeit nach altem Ritus« ^ö^).
Tribhovandas Manguldas Nathubhoy die Hochzeitszeremonien
der »Shrimäli Brähmans«306) im Marwargebiet — R. Ragumätha
Räo hat eine kritische und historische Studie über »The Arj^an
marriage, with special reference to the age-question«307) geschrieben.
Silvain Levy hat sein Werk »Le Nepal, etude historique
d'un royaume Hindou«308) fortgesetzt. Ffir die Ethnologie kommt
besonders der zweite Band in Betracht, der eingehende Betrachtungen
über Religion, Kultus und religiöse Feste der Nepalesen enthält.
Interessante Ausführungen über die Beeinflussung des Buddhismus
durch das syrische Christen timi des 1. Jahrhunderts sowie über
295) London 1906. 288 S. mit Abb. PM 1907, LB 763 (E. Wagner). —
296) 2 Bde. Leipzig 1907/08. VI u. 260 S. mit 92 Abb.; VIII u. 329 S.
mit 117 Abb. — 207, London 1907. XV u. 342 S. mit Taf. u. Abb. —
298) London 1908. XXII u. 336 S. mit Taf. u. Abb. — 299) New York o. J.
(1906). 281 S., 1 Abb. PM 1907, LB 758 (E. Wagner). — »o») Glob.
LXXXIX, 1906, 246—49. mit Abb. — 30i) JAnthrl XXXVII, 1907, 220
bis 236. — 302) Ebenda XXXVIII, 1908, 409—18. — ^03) Ebenda XXXVII.
1907, 237—60. — =»04) Anthropos I, 1906, 864—77; II, 1907, 128—32,
275—81, 1077—80. — ^OS) DieEvMiss. XI, 273—76, mit Abb. — ^06) JAuthr.
SBombay VII, 162—90. — 3"^ Madras 1908. 280 S, — s««) Paris 1905 u.
1908. 410 u. 222 S. Abb., 22 Taf. AunMusGuimet XVlllf.
ludogermanen. 267
indische Kunst und Geschichte bringt Joseph Da hl mann in seinem
zweibändigen, reichillustriertcn Werk »Indische Fahrten. Bd. I.
Von Peking nach Benares; Bd. IL Von Delhi nach Rom«309).
H. Fehlingo r, »Die indischen Kasten «^lo^^ sucht Entstehung
und Entwdcklung derselben aufzudecken.
Kurden. Mark Sykes, .>The Kurdish Tiibes of the Ottomaii
Empii-e«3ii).
Er teilt sie in die Hnlbnomaden der Ebenen und der südlichen Berge, die
seßhaften Bergstämme und die halbnomadischeu Bergstämme ein und schildert
sie im einzelnen. Den Schluß bildet eine alphabetische Liste der etwa 250 Stämme.
Auch sein Artikel »Journeys in North Mesopotamia«3i2) enthält mancherlei
Nachrichten über die Kurden. — Über »Aberglauben in Armenien und Kur-
distan«^!^) unterrichtet uns Volland. — E. Herzfeld beschreibt »Eine Reise
durch Luristan, Arabistan und Fai-s«***) auf der er manche ethnographische
Beobachtungen gemacht hat.
Perser. Ä.V. W. Jackson behandelt in >Persia Fast and Present,
a Book of Travel and Research« ^is) eingehend Leben und Religion
der in Persien ansässigen Färsen. D. C. Phillott berichtet über
»Bibliomancy, divination, superstitions amongst the Fersians«-^^^).
Über das bunte Gemisch der Afghanistan bewohnenden Volksstämme
finden wir Auskunft in A. Hamiltons- Handbuch über '> Afghani-
stan «^i"). — M. Longworth Dam es hat »Populär Foetry of the
Baloches«^^^), von ihm selbst gesammelt, herausgegeben. A. Bencke
schildert »Belutschistan, Land und Leute« 3i9). Auch A. C. Yates
Artikel » Baluchistan « ^^o^ enthält Ethnographisches.
Der Globus bringt nach der Times eine kiu'ze Notiz über die
1905 von M. A. Stein unternommene Forschungsreise nach Ost-
turkestan«32i), deren Ergebnisse auch für die Ethnologie von Inter-
esse sind. Es handelt sich um die Darden von Tschitral, deren
Verwandtschaft mit den iranischen Hügelstämmen am oberen Oxus
in anthropologischer wie spracMicher Beziehung sicher ist.
Klehmsien und Balkanhalb insel. F. W. de Jerphanion macht
einige Angaben über »Abergläubische Vorstellungen und Volks-
gebräuche in Anatolien <: 322) besonders der Christen (böser Blick,
Glücks- und Unglückstage, geheiligte Gegenstände. Wahrzeichen und
Traumdeutungen, Totenverehrung und Wallfahrten). E. Branden-
burg handelt »Über Grabsteinmuster in Anatolien«323). _ E.Fisclier
309) Freiburg i. Br. 1908. XIV u. 403 S., XVIII u. 456 S. mit Abb.
u. 1 K. — ••iiO) PolitAnthrRev. IV, 1906, 573—83. — 3ii) jAnthrl XXXVIII,
1908, 451 — 86, mit Kartensk. — 312) GJ XXX, 1907, 237 — 54, 384—95. —
313) Glob. XCI, 1907, 341 — 44, mit Abb. — 3i4) pm LIII, 1907, 49—63,
73—90, mit Koutenk. — 3i5^ New York 1906. XXXI u. 471 S., 200 Abb.,
1 K. 1:4311000. PM 1908, LB 131 (Sarre). — 3i6) JPAsiatSBcngal II,
1906, 339—42. — 317') London 1906. XXI a. 562 S. mit Abb. u. 1 K.
1:4500000. PM 1907, LB 131 (E.Wagner). — 3i8) London 1907. Publ.
FolkloreS LIX. — 3i9) oRfG XXV, 110—22. — 320) AsiatQuartRev. XXII,
1906, 15—35. — 321) Glob. XC, 1906, 148. — 322) KatholMiss. XXXV,
1906/07, 73—76. — 323) ZEthn. XL, 201 f., mit Abb.
268 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
liat über »Die Haar- und Kleidertracht vorgeschichtlicher Karpathen-
und Balkanvölkerschaften «324) geschrieben, die sich in den wesent-
lichen Stücken noch bei den heutigen Balkanvölkern erhalten hat.
Derselbe beschreibt den »Paparuda und Scaloian«325)^ zwei noch
ganz heidnische Umzüge der rumänischen Bauern.
In »Mir und Zadruga bei den Eumänen«326) legt E. Fischer
dar, »daß das rumänische Volkstum (vornehmlich) aus der Ver-
schmelzung von Thrakoromanen und Südslawen entstanden ist«. —
G. Weigand hat auf Grund eigener Forschungen über »Die Rumänen
und Aromunen in Bulgarien« 327) ^jnd »Rumänen und Aromunen
in Bosnien «328) geschrieben. — E. Pittard, »Anthropologie de la
Roumanie. La taille, le buste, les membres superieurs et inferieurs
chez 1213 Tsiganes de deux sexes (783 hommes et 430 femmes)
etudies principalement daus la Dobrudja«329). — R. F. Kaindl
bringt einen Artikel »Zur Volkskunde der Rumänen in der Buko-
wina«330)^ zu dem einige Bemerkungen von K. Fuchs33i) zu ver-
gleichen sind. A. D. Xenopol, »Les Roumains«332)^ schildei-t Ent-
stehung und Entwicklung, wirtschaftliches und geistiges Leben des
rumänischen Volkes; Victor Lazar »Die Hochzeit hei den Süd-
rumänen (Kutzowlachen, Zingaren) in der Türkei« 333)^ und zwar
bei dem Stamme der Färscheroten in der Umgebung von Ivoritza.
Die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit der Dorier be-
antwortet W. Ridgeway, »Who were the Dorians?«334)^ dahin,
daß sie nach sozialen Gebräuchen, nach Physis, Haartracht, Be-
handlung der Toten sowie nach iliren sprachlichen Eigentümlich-
keiten als ein illyrischer Stamm zu betrachten seien. — K. Stein-
metz, »Von der Adria zum Schwarzen Drin«335)^ bringt auch viel
Interessantes über Lebensweise, wirtschaftliche Verhältnisse, Sitten
und Gebräuche, Blutrache und Raubzüge der Nordalbanier. Franz
Nopcsa schildert in einer Skizze über »Das katholische Nord-
albanien «336) Sitten, Lebens- und Wohnweise seiner Bewohner.
Im Avissenschaftlichen Streit um die Nationalitätenfrage in Maze-
donien stehen einander gegenüber der Serbe J. Cvijic, »Remarques
sur l'ethnographie de la Macedonie (2® ed. augm., d'une carte de
la Vieille-Serbie)«337)^ und (jer Bulgare A. lehircoff, »Etüde ethno-
gi'aphique sur les Slaves de Macedonie« 338),
32*) ArchAnthr. N. F. VII, 1908, 1 — 13, mit 2 Taf. u. Textabb. — 32*) Glob.
XCIII, 1908, 13— IG, mit Abb. — 326) Ebenda XCIV, 1908, 252 — 56. —
327) .JBerlnstRumäuSprLcipzig XIII, 1908, 1 — 105, mit 16 Abb. u. 1 K. —
328) Ebenda XIV, 1908, 171—97, mit 6 Abb. — 329) BSScBucarost 1908,
207—55. — 330) Glob. XCII, 1907, 283—89. — 33i) Ebenda XCIII, 1908,
68. — 332) Paris o. J. 153 S. — 333) Glob. XCIV, 1908, 316—19. —
33<) Anthr. Essays, prcs. to E. B, Tylor, 1907, 295—308, — 335) Sarajewo
1908. 78 S., 1 K. Zur Kunde der"Balkanhalbiusci, H. 6. — 336) Pest 1907.
Auszug aus BUngarGGcs. 45 — 88. — 337) Paiis 1907. 56 S. AnnG XV
1906, 115 — 32, 249—66. — 338) parls 1908. 93 S.
Indogermanen. 2G9
Für das umfangreiche, auch für die Ethnographie wichtige Werk »Ballcan-
halbinsel, die Siedlungen der serbischen Länder« •'39) (Kgl. Serb. Ak., Serbisches
ethnographisches Sammelwerk, Kd. VIll) verweise ich auf die Besprechung von
W. Götz in Pet. Mitt.
A. Stead, »Servia by tho Servians«340)^ unterrichtet uns über
Gescliichte, Ethnographie, kulturelle Entwicklung usw. der Serben
und bringt auf einer ethnographischen Karte der Ballcanhalbinsel
vorzugsweise die Verbreitung der Serben und Kroaten. Anton
Hangi schildert »Die Moslims in Bosnien und Herzegowina, ihre
Lebensweise, Sitten und Gebräuche, autor. Übersetzung von Herrn.
Tausk«34i). Sie sind vorwiegend Serbokroaten.
Erzherzog Ludwig Salvators »Anmerkungen über Levkaa«^^^) beziehen sich
hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Verhältnisse und die buut gemischte Be-
völkerung von Leukas.
Rußland und die außerrussischen slavnschen Gebiete. Für die
Slawen ist an erster Stelle das Buch des russischen Slawisten
T. D. Florinskij »Slavjanskoje plemja«^*^) (Der slawische Volks-
stamm) zu nennen, das einen statistisch-ethnographischen Überblick
über das gesamte gegenwärtige Slawentum gibt. — L. Stieda
macht uns in dankenswerter Weise mit dem Inhalt der russischen
»Ethnograpliischen Rundschau« (Etnografitscheskoje Obosrenije), die
von der ethnographischen Abteilung der Kais. Gesellschaft der
Freunde der Naturkunde, Anthropologie und Ethnographie bei der
Moskauer Universität herausgegeben wird, bekannt.
Er bespricht kurz unter dem Titel »Aus der russischen Literatur« ä**) die
Arbeiten der einzelnen Hefte seit 1901 (13. Jahrgang). In gleicher Weise be-
handelt er die Arbeiten des »Russischen Anthropologischen Journals« ^^ 5), das
von der anthropologischen Abteilung derselben Gesellschaft herausgegeben wird,
und den »Sbornik (Sammlung) des Museums für Anthropologie und Ethnographie
der Kais. Akademie der Wissenschaften«^*^.
Wera Charusin, »Zur Frage der Feuerverehrung, Einführung
in ein Programm zum Sammeln von Belegen für die Feuerverehrung
bei den russischen Bauern und Fremdvölkern, mit Beifügung des
Programms «3*7) (russ.), wird von A. Byhan eingehend besprochen.
I. V. Ivan off scliildert ausführlich Leben und Glauben der Bauern
des Disti'ikts Kupiansk, Gouv. Charkow« 3*8) (russ.).
Ein hervorragendes volkskundliches Werk hat Fr. S. Krauß
geliefert: »Slawische VoLksforschungen, Abhandlungen über Glauben,
Gewohnheitsrechte, Sitten, Bräuche und die Guslarenlieder der
Südslawen, vorwiegend auf Grund eigener Erhebungen« ^^S).
339) Belgrad 1907. 1088 S. mit 11 Skizzen u. 1 Atlas. PM 1909,
LB 754. — 340) London 1909. 377 S., 1 K. - 34i) Sarajewo 1907. 267 S.
mit 11 Taf. u. Abb. — 3*2) Prag 1908. VII u. 61 S., 8 Taf. — 343) Kiew
1907. X u. 192 S. mit 2 ethnogr. K. PM 1908, LB 586 (Cvijic). —
3") Ai-chAnthr. N. F. V, 1906, 282—306; VI, 1907, 194—208. — 345) Ebenda
219—36. — 346) Ebenda 208—18. — 347) EtnogrObosrenije LXX/LXXI, 1906,
68 — 205. — 348) Zbornik Charkowskago Istoriko-Filologiöeskago Obäöestwa
XVII, 1907. 216 S. ZentralblAnthr. 1908, 339f. (W. Charusin). — 349) Leipzig
1908. 403 S. ZentralblAnthr. 1908, 274—77 (Jauker).
270 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
A. Brückner bespricht »Neuere Arbeiten zur slawischen Volkskunde
(polnisch und böhmisch)« ^50). R. p. Kaindl referiert wieder über »Neuere
Arbeiten zur Völkerkunde, Völkerbeschreibung und Volkskunde von Galizien,
Russisch-Polen und Ukraine, vorwiegend aus den Jahren 1904 und IQOö«^^!).
An dieser Stelle sei auch auf Kaindls Referate im Zentralblatt für Anthropo-
logie ^52) über Arbeiten zur Ethnographie und Anthropologie der Polen und
Ruthenen hingewiesen, femer auf seine »Beiträge zur Volkskunde des Ost-
Karpathengebiets«3S3)_ Auch G. Polivka bespricht »Neuere Arbeiten zur
slawischen Volkskundcf^^^). F. Tetzner hat einen Artikel »Zur Volkskunde
der Bulgaren in Ungarn«^^^), einen anderen über »Die istrischen Slawen«356)
geschrieben. In einem dritten über »Die Slowenen <357) handelt er über Volks-
geschichtliches, über Sitten und Gebräuche (darunter Hausbau) und Volkspoesie
(mehrere Lieder) und gibt zum Schluß ein kleines Literatui-verzeichnis. — C.
Kaßner macht Mitteilungen über »Klapperbrettcr und anderes Volkskundliches
aus Bulgarien« 3^*), nämlich Bauliches, Landwirtschaftliches, Industrielles, Kirch-
liches. — M. Murko hat eine längere Abhandlung »Zur Geschichte des volks-
tümlichen Hauses bei den SüdslaM-en«^^'') veröffentlicht. A. Baldacci handelt
über »Die Slawen von MoliseÄ^s*^), ^je sich in den Orten Acquaviva Collecroce,
S. Feliee Slavo und Montemitro erhalten haben und deren Zahl nach der letzten
Volkszählung 4882 beträgt. Der Aufsatz ist von O. Reche ins Deutsche
übesetzt.
Für die kaschiibische Volkskunde ist eine neue Zeitschrift ge-
gründet worden: »Jklitteilungen des Vereins für kaschubische Volks-
kunde«, in denen u. a. J. Giilgowski die Anschauungen über »Sonne,
Mond und Sterne im Volksglauben der Kaschuben am Woitsee
(Kaschubei)«36i) mitteilt, die auch im Globus -wiedergegeben sind^es).
Paul Rost hat mit großer Sorgfalt und Gründlichkeit »Die
Sprachreste der Dravänopolaben im Hannoverschen «3ß3) gesammelt
und mit einem Wörterverzeichnis versehen.
Des 1907 gestorbenen A. Bielenstein letztes Werk »Die Holz-
bauten und Holzgeräte der Letten, ein Beitrag zur Ethnographie,
Kulturgeschichte und Archäologie der Völker Rußlands im West-
gebiete, I. Die Holzbauten der Letten« ^64) hat R. Meringer ein-
gehend besprochen. — F. Tetzner, »Zur litauischen Sprichwörter-
poesie «365)^ teilt 200 litauische Sprichwörter mit.
Österreich-Ungarn. Die von M. Haberlandt herausgegebene Zeit-
schi-ift für österreichische Volkskunde 366) bringt reiches volkskund-
liches Material aus allen Teilen des Landes. Erwähnt seien daraus
J. Bachmanns »Bräuche und Anschauungen im nordgauischen
Sprachgebiet Böhmens« ^67) und L. Rzeszowskis ethnographische
350) ZVerVolkskde. XVIII, 203—14. — »") Glob, XCI, 1907, 62—65,
78—82. — 3") ZentralblAnthr. XIII, 1908, 13—15; XIV, 1909, 25—31,
268—72, 337—40. — »^s^ ZVerVolkskde. XVII, 92—98. — 3*4) Ebenda XVIIl,
214—19. — 355) Glob. XC, 1906, 138—42, mit Abb. — 356) Ebenda XCII,
1907, 85—89. — 357) Ebenda XCI, 1907, 165—70. — 358) Ebenda XCIV,
1908, 7 — 11, mit Abb. — »59) MAnthrGesWien XXXV, 1905, 308—30;
XXXVI, 1906, 12—40, 92—129, mit Abb. — 360) Glob. XCIII, 1908, 44—49,
53—58, mit Abb. u. 1 Kartensk. — 36i) MVerKa.schub Volkskde. 1908, H. 1
u. 2. — 362) Glob. XCllI, 1908, 145f. — 363) Leipzig 1907. — 364) St. Peters-
burg 1907. X u. 224 S. mit 154 Abb. MAnthKiesWien XXXVIII, 1908,
204-74. — 365) Glob. XCIII, 1908, G3— 65. — 366) ßd. XII— IV, Wien
1906—08. — 367) zÖsterrVolkskde. XIV, 1908, 114—25, 167—69.
Iiidogermanen. 271
Skizze »Die deutschen Kolonien an der Westgrenzc Galiziens«^^^).
Der österreicliische Ingenieur- und Architektenverein hat einen
Atlas mit 75 Foliotafeln und einer Landkarte über »Das Bauern-
haus in Österreich -Ungarn «369) herausgegeben. Den Textband
(228 S., 67 Abb. u. 6 Taf.) haben M. Haberlandt und A. Dachler
verfaßt. Von H. Ploy liegt eine Arbeit »Zur Anthropologie des
oberen Salzachgebiets« 3^") vor. Arbeiten über die slawische Bevöl-
kerung Österreich-Ungarns sind schon in dem Abschnitt über Ruß-
land usw. erwähnt.
Die Schweiz. Einen vortrefflichen Überblick über die schweizerische
Volkskimde bietet E. Hoffmann-Krayer im »Geographischen
Lexikon der Schweiz «^'^i). Derselbe hat die »Bibliographie über
die schweizerische Volkskundeliteratur des Jahres 1907 «^'^2) zu-
sammengestellt. Für die vergleichende Ethnologie ist ein Aufsatz
von L. Eütimeyer »Über Masken und Masken gebrauche im Lötschen-
tal (Kanton Wallis)« 3'' 3) von Interesse. Auch die anthropologische
Arbeit von A. Schenk, »Etüde sur l'anthropologie de la Suisse«374)^
sei erwähnt.
Italien. Sehr beachtenswert ist G. Sergis »La Sardegna (Note
e comenti di un antropologo)«375)^ (Jas uns u. a. auch die ethni-
schen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Sardinier vor-
führt, ihren physischen Typus darstellt und auch die Pygmäen-
bevölkening Süditaliens, besonders Sardiniens und Siziliens, eingehend
behandelt. Für die Ligurei'frage von Bedeutung ist das in neuer
Bearbeitung erschienene Buch von Arturo Issel »Liguiia pre-
istorica« 3'^6)_ Yon Zeitschriften kommen für Italien hauptsächlich
das Archivio per l'antropologia e la etnologia^'^^), das Archivio per
lo studio delle tradizioni populari378) nnd die Atti della Societa
Romana di Antropologia^'^) in Betracht.
Portugal und Spanien. Die Zeitschrift Portugalia bringt eine
Reihe von Artikeln zur Prähistorie, Anthropologie und Ethnographie
Portugals.
So behandelt M. V. Natividade die Ethnographie von Aleobaja ^^O),
I. I. Nunes die Sitten von Algarve (die Kleidung) ■'*^), ß. Peixoto die Ethno-
graphie Portugals (die Filigranarbeiten) ■'^^^^ j^_ Sampajo die Seebevölkerung
des nördlichen Portugals ■^ä^, M. de Sousa Gebräuche und Überlieferungen der
Ackerbauern von Minho (Hirtenleben der Bevölkerung von Serra de Gerez)^^*).
368) ZÖsterr Volkskde. XIV, 1908, 178—99. — »ß») Wien 1906. —
370) MAnthrGesWien 1908, 324—47. — 37i) y, Basel 1907, 33—48. —
372) SchweizArchVolkskde. XII, 1908, 70—76. — 373) Giob. XCI, 1907,
201 — 04, 213—18, mit Abb. — 374) BSNeuchätG XVIII, 1907, 106—65;
XIX, 1908, 5—57. — 375) Turin 1907. 211 S. mit Abb. u. K. PM 1909,
LB 772 (Th. Fischer). — 376) Genua 1908. 2", 765 S. (AttiSLigureStoriaPatria
XL). PM 1909, LB 782 (Th. Fischer). — 377) XXXVIff., Florenz 1906ff. —
378) XXIII, Turin 1907. — 379) XII— XIV, Rom 1906—08. — 380) Portugalia
II, 638—46, mit 42 Abb. — 38i) Ebenda 654 f. — 382) Ebenda 540—79. —
383) Ebenda 580—604. — 384) Ebenda 647—52.
272 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Prankreich. Reiches Material zur Präliistorie Frankreichs ent-
halten die beiden Zeitscliiüften L'Antliropologie^ss) und Bulletins
et Memoirs de la Societe d' Anthropologie de Paris ^^ß).
»Der Ursprung des Druidentums«387) -wird in einem Vortrag
von Julius Pokorny im Anschluß an d'Arbois de Jubainvilles
Buch »Les Druides et les Dieux Celtiques ä Forme d'Animaux«388)
erörtert. Er sucht den vorkeltischen Ursprung derselben in Britannien
nachzuweisen.
Großbritannien. Eine wichtige Arbeit über die Anthropologie
Schottlands hat John Gray veröffentlicht: »Memoir on the Pig-
mentation Sm-vey of Scotland«389).
Auf Grund von Untersuchungen sämtlicher Schuliiinder Schottlands kommt
er zu dem Ergebnis, daß in der schottischen Bevöllieruug das keltische Element
der Urbewohner, der Pikten und Kaledonier und der aus Irland eingewanderten
Skoten, weitaus das germanische Element überwiegt. Dazu ist zu vergleichen
J. Beddoe, »A Last Contribution to Seottish Ethnology«*90^_
Die unter Frankreich angeführte Arbeit von J. Pokorny kommt
auch für Grroßbritannien in Betracht. Von Zeitschriften sind außer
dem oft zitierten Journal of the Anthropological Institute of Great
Britain and Ireland besonders Folk-Lore^ai) und die schon früher
erwälmte Bibliography of Anthropology and Folklore^^S) von North-
cote W. Thomas zu nennen.
Dmismark. In den »Meddel eiser om Danmarks Antropologi
udgivet af den Antropologiske Komito ved Dr. phil. H. P. Steensby«393)
teilt Steensby vorläufige Betrachtungen über Dänemarks Rassen-
anthropologie mit. L. Ribbing unterscheidet in »Bemerkungen
zur Anthropologie Bornholms« 39*) (dänisch) zwei Tj'-pen, einen
größeren dunkleren und einen kleineren helleren. Von Soren
Hansen wird »Der Breitenindex des Kopfes bei den Dänen «395)
(dänisch) auf Grund von 4000 Messungen an Männern und Frauen
zumeist aus Nordjütiand und Nordfünen festgestellt.
Deutschland. Willi Peßler liefert mit seinem Werk »Das
altsächsische Bauernhaus in seiner geographischen Verbreitung« 396)
einen sehr willkommenen Beitrag zur deutschen Landes- und
Volkskunde.
Denselben Gegenstand, nur örtlich begrenzt, behandelt er in mehreren
Artikeln: »Die geographische Verbreitung des altsächsischen Bauernhauses in
Pommern «397)^ »Das altsächsische Bauernhaus in der Kbeinprovinz«398^j »Das
385) XVIIff., Paris 1906ff. — 386) Vlllff., Paris 1906ff. — »87) MAnthr.
GesWien XXXVIII, 1908, 34—50. — »88) Pai-jg 1906. — 389j JAnihrl
XXXVII, 1907, 375—401, mit 21 Taf. — 390) Ebenda XXXVIII, 1908,
212—20, mit 1 Taf. — »9») XVII— XIX, London 1906 ff. — ^92) London
19061f. — 393) Kopenhagen 1907. I, Abt. 1, 172 S. ZEthn. 1908, 277 f.
(Lissauer). — 394) MeddDauniAntrUdgAnthrKomite I, 191-202.-395) Ebenda
221—40. — 39«j Braunschweig 1906. Mit 171 Abb., 6 Taf. u. 4 K. PM
1907, LB 98 (Ule). — 397) (^lob. XC, 1906, 357—02, mit Abb. u. 1 K. —
398) ZVerRheinWestfalVolkskde. 1906, 272, mit Abb.
iDdogermanen. 273
jiltsächsische Hans in Mecklenburg« 399)_ »Das altsächsische Bauernhaus der Insel
Rügen t*"^. In einer ethno-geographischen Studie betrachtet W. Peßler ferner
»Die Haustypengebiete im Deutschen Reiche«*"'). W. Heller behandelt in
seiner Dissertation »Die historischen Merkmale der thüringischen und slawischen
Holzarchitektur beim deutschen Bauernhaus«. '*''2).
Aug. Andrae teilt eine Sammlung von »Hausinschriften aus
deutschen Städten und Dörfern <;*03^ ri^it. Von W. Lüpkes liegt
eine »Ostfriesische Volkskunde« '*o^) vor. 0. Schell hat eine ethno-
graphische Studie über »Land und Leute im Hickengrund«*''^),
dem Südzipfel der Pro\anz Westfalen, geschrieben. Zu erwähnen
ist auch eine Nationalitätenkarte der Provinz Ostpreußen in 1 : 500000
von F. Langhans mit Zugrimdelegung der Volkszählung von 1900
und ein dazugehöriger Aufsatz von Fr. Hahn über »Die Entstehung
der Bevölkerung Ostpreußens <-406). Nach Jak. Frederics »Bei-
trägen zur physischen Anthropologie der Elsaß-Lothringer« *<''^) sind
bei der heutigen Landbevölkerung Elsaß-Lothringens die hohen
Grade von Brachyzephalie seltener, die Mesozephalie häufiger als
bei der mittelalterhchen.
Von den vielen Zeitscliriften seien vor allem genannt die Zeit-
schrift für Ethnologie *o^) nebst ihren Ergänzuugsblättern, den Nach-
richten über deutsche Altertumsfunde, die Prähistorischen Blätterlos),
das Archiv für Anthropologie "^lO), das Korrespondenzblatt der Deut-
schen Gesellschaft für Anthropologie *i^), das Zentralblatt für- An-
thropologie *i2j mit seinen wertvollen Referaten und der zwar reich-
haltigen, aber immer noch nicht zuverlässigen und nicht praktischen
Bibliographie (das Erscheinungsjahr fehlt zumeist), endlich der
Globus* ^3). Von den zahlreichen volkskundUchen Zeitschriften sei
hier nur die Zeitschrift des Vereins für Volkskunde ^i*) genannt.
Zigeuner. Die seit 1892 unterbrochene Zeitschrift Journal of
the Gypsy Lore Society ^i^) erscheint seit 1907 wieder und bringt
eine Fülle wertvoller Arbeiten über die Zigeuner. Es sei für die
Literatur über die Zigeuner im übrigen auf die entsprechenden
Abschnitte in Schermaus Orientalischer Bibliographie verwiesen.
Fried r. S. Krauß hat als neunten und zehnten Band seiner Samm-
lung »Der Volksmund« unter dem Titel » Zigeunerhumor «-^^ß)
399) Mecklenburg, ZHeimatbundes, Okt. 1906, 65, mit Abb. — ''OO) ZEthn.
1906, 967 — 80, mit 17 Fig. — *<") DE VII, 1908, 14—22, 45—52, mit K.
u. Abb. — *02) Berlin 1908. 58 S. mit 128 Abb. — ^°^) Glob. LXXXIX,
1906, 181—89. — 40*) Emden o. J. (1908). VIII u. 260 S. mit über
100 Abb. — 405) Glob. XCIII, 1908, 213—15, 234—38, mit Abb. — ^06) de
VI, 1907, 2—6, mit K. u. Abb. — ^o^) KorrBlAnthr. XXXVIII, 1907. —
<08) XXXVIII— XL, Berlin 1906—08. — *09) XVIII— XX, München 1906
bis 1908. — *10) N. F. IV— VI, Braunschweig 1906—08. — *") XXXVII
(1906) bis XXXIX (1908), München 1907—09. — "2) XI— XIV, Braun-
schweig 1906—09. — 413) LXXXIX— XCIV, Braunschweig 1906—08. —
414) XVI— XVIII, Berlin 1906—08. — 4i5) Liverpool 1907/08, N. Ser. I,
XVI u. 420 S. mit 11 Taf. u. Abb.; 1908/09, N. Ser. II, XIX u. 400 S. mit
12 Taf. u. Abb. — 4i6) Leipzig 1907.
Geogr. Jahrbuch XIXXIV. 18
274 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
250 Schnurren, Schwanke und Märchen veröffentlicht, die teilweise
auch für die Kenntnis der religiösen Anschauungen, Sitten und
Gebräuche der Zigeuner, freilich nur der unter südslawischen
Völkern lebenden, manches ergeben. P. Molesworth Sykes bringt
ein 96 Wörter umfassendes Vokabular der »Gypsies in Persia« *!''),
und zwar aus den Landschaften Jiruft, Sirjän und Khoräsän. A.
T. Sinclair, »Gypsy and Oriental Music«^^^), sucht der Frage
nach dem Ursprung der Zigeuner näher zu kommen.
C. Semiten.
Von Alois Musils großem Werke »Arabia Petraea«*!^) ist
der dritte Band, »Ethnologischer Reisebericht«, erschienen. — J.
Goldziher berichtet ausführlich über »Alois Musils ethnologische
Studien in Arabia Petraea«*20)^ Antonin Janssen schildert ein-
gehend »Coutumes des Arabes au pays de Moab«*2i) nach eigener
langjähriger Anschauung. Er behandelt das Häusliche, Familien-
und Stammesleben, die Stammesorganisation, Eechtsgebräuche, Wirt-
schaftsleben, rehgiöse Anschauungen und Gebräuche. — J. Eu ting-
gibt eine sehr genaue Beschreibung des Karaelsattels der Beduinen *22),
Enno Littmann hat »Arabische Beduinenerzählungen« -^^s) ver-
öffentlicht; Bd. I enthält die arabischen Texte, Bd. 11 die Übersetzung.
Sie sind auch von ethnographischem Interesse. Der dritte Band
von D. H. Müllers »Die Mehri- und Soqotrisprache, ni. Shauri-
Texte«*24) -vvird unter dem Titel »D. H. Müllers Beiträge zur süd-
arabischen Volkskunde «*25) von M. Winternitz gewürdigt. —
J. Hell schildert »Die Beduinen der Gegenwart im Lichte ihrer
Lieder« ^^e')^ d\q für (\[q Rehgionsgeschichte belangi-eiche Arbeit
von R. Dussaud, »Les Arabes en Syrie avant lTslam«*27j^ ]xat
A. Jahn besprochen. E. Sidney Hartland, »Concerning the
Rite at the Temple of Mylitta«*28)^ vergleicht das Keuscliheitsopfer
am Tempel von MyHtta mit ähnlichen Sitten in Heliopolis, Cypern,
Byblus, Lydien und Armenien. Er glaubt es zu den Pubertäts-
gebräuchen rechnen zu dürfen. • — 0. AVeber führt in einer Skizze
eine » Dämonenbeschwörung bei den alten Babyloniern und Assyrern «■^-^y
vor. Fr. Maurer teilt aus der Serie »Haus der Abwaschung« der
babylonischen Beschwörungsformeln »Eine babylonische Dämonen-
beschwörung« *30), nämlich die Entsühnung des Königs, mit. Der-
"7) JAnthrl XXXVI, 1906, 302—11. — *»«) JAmFolklore XX, 1907,
16—32. — *19) Wien 1908. XVI u. 550 S. mit 62 Abb. im Text. — •»2") Glob.
XCIII, 1908, 280—85, mit Abb. — "i) p^-is 1908. IX u. 448 S. —
<22) OnentStud., Th. Nöldccke z. 70. Geburtstag gew., II, Gießen 1906, 393 ff. —
*23) 2 Bde. Straßburg 1908. 58 u. 57 S. mit 16 Abb. — *-*) Kais. Akad.
d. Wiss., Südarab. Exped., Bd. VIII, 4«, Wien 1907. — *25) Qiob. XCIII,
1908, 78—80. — -»26) BeitrKenntnisOrients V, Halle 1908, 161. — *27) Paris
1907. 178 S. PM 1908, LB 129. — '•28) Anthr. Essavs, pres. to E. B. Tylor,
1907, 189—202. — *29) DAlteOrient VII, 1906, Nr. 4. 37 S. — "«) Glob.
XCIV, 1908, 143—45.
Semiten. 275
selbe handelt über den »Phallnsdienst bei den Israeliten und Baby-
loniern«*3i)^ r_ Campbell Thompson über »Semitie Magic: its
origin and development«432).
Über die bedeutsamen Ausgrabungen in Palästina, bei den^n
man auf Bauten und Gegenstände aus der Kanaaniterzeit gestoßen
ist, berichten Lamec Saad, »Die Ausgrabungen in Gezer in
Palästina«'* ^3), und E. Seilin, »Über eine Probeausgrabuug in
Jericho«^^^). — J. G. Frazer deckt in einem längeren vergleichenden
Aufsatz »Folk-Lore in the Old Testament« *35) einige Reste alt-
semitischen Heidentums im Alten Testamente auf.
S. Weißenberg zeigt in einem kurzen »Beitrag zur Anthropologie der
Juden« ^^ß), daß die Aaroniden und Leviten, anthropologisch betrachtet, denselben
Typus darstellen wie die Juden überhaupt. Derselbe handelt über »Speise und
Gebäck bei den südrussischen Juden in ethnologischer Beziehung« *3^, über
»Krankheit und Tod bei den südrussischen Juden«*38^ ^ß(l über »Das neu-
geborene Kind bei den südrussischen Juden «*39).
Das Bureau für Statistik der Juden hat eine von J. Thon ver-
faßte statistische Arbeit über »Die Juden in Österreich« **o) heraus-
gegeben, in der wir über Anzahl und Yerteihmg, Bewegung, Aus-
wanderung, Taufbewegung, Schulwesen, Sprache, Beruf und Kriminal-
verhältnisse unterrichtet werden. — Ignaz Bernsteins »Jüdische
Sprichwörter und Redensarten «**i) sind in zweiter Auflage er-
schienen. — F. Goldstein, »Die Herkunft der Juden« ^■*2), weist
sie den Kaukasiern zu. M. Fishberg führt, in seiner Untersuchung
über den Ursprung der blonden Juden •^•*3), in der er rein anthropo-
logisch vorgeht, diese auf slawische Beimischung zurück.
Nach desselben 1905 angestellten Untersuchungen der »North African
Jews«***) unterscheiden diese sich in ihren somatischen Verhältnissen doch recht
wesentlich von den europäischen Juden. Den gleichen Gegenstand behandeln
seine »Beiträge zur physischen Anthropologie der nordafrikanischen Juden«'**^).
A. Wadler bringt einen auf amtlich-statistischem Material Serbiens beruhenden
Aufsatz über »Die Juden in Serbien«**^ (Kopfzahl, geographische Verteilung
und Gliederung nach der Sprache).
L. Sofer, »Armenier und Juden«** 7), kommt zu dem gleichen
Ergebnis wie früher schon F. v. Luschan, daß nämlich Armenier
und Juden gemeinsam von den alten Hettitern abstammen, trotz
der Verschiedenheit der Religion und Sprache. - — Fr. Maurer
hat kurz über »Israelitisches Asylrecht« **8) ^md über :>Das Tabu
im Alten Testament« **9) gehandelt. — Jacques Faitlovitsch
"I) Glob. XCII, 1907, 256—58. — *32) London 1908. LXVIII u.
286 S. — ^33) Glob. XCII, 1907, 213—15. — "4) MNachrDPalästinaver.
1907, 65—71, mit Abb. — *35^ Anthr, Essays, pres. to E. B. Tvlor, 1907,
100—74. — "6) ZEthn. 1907, 961—64. — "7) Glob. LXXX'lX, 1906,
25—30, mit Abb. — *38) Ebenda XCI, 1907, 357—63, mit Abb. — "9) Ebenda
XCIII, 1908, 85—88. — **0) Berlin-Halensee 1908. — **^) Warschau 1908.
294 Doppelseiten. — **2) Glob. XCI, 1907, 124—28. — "3) zDemogrStatJuden
1907, H. 1 u. 2. — "*) BoasAnnivVol. New York 1906, 55—63. — ^''S) ZDemogr.
StatJuden 1906, H. 11. — "6) Ebenda H. 10 u. 11. — ^^'O Ebenda lU, 1907,
65—69. — **8) Glob. XC, 1906, 24f. — "9) Ebenda 136—38.
18*
276 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung,
schildert in seinen »Notes d'im voyage chez les FalachasÄ'^^o) seine
Reise in Abessinien, die er in der Absieht machte, die abessinischen
Juden, die Falaschas, kennen zn lernen.
*50) Paris 1905. 27 S. Glob. XC, 1906, 163 (S. W.).
IM. Afrika.
Allgemeines. In einem nmfang- und inhaltreichen Bande sind
sieben Jahre nach dem Tode Foäs die wissenschaftliehen Ergebnisse
seiner denkwürdigen Reisen erschienen unter dem Titel »Resultats
Scientifiques des Voyages en Afrique d'Edouard Foä«i), bearbeitet
nach den hinterlassen en Notizen desselben sowie nach den ausführ-
lichen, vom verstorbenen Hamy und anderen Spezialisten gelieferten
Beschreibungen der von Foä gesammelten geograplii sehen, ethno-
logischen und naturgeschichtlichen Gegenstände. — E. Nordens kiöld
hat mit der Herausgabe eines Sammelwerkes »Etnografiska Bidrag
af Svenska Missionärer i Afrika, I. Afrika« 2) begonnen. — Henry
Savage Landers »Across Widest Africa«^) enthält eine Menge
von Beobachtungen über die zalüreichen Völkerstämme, die das
durclii-eiste Gebiet (Djibuti-Dakar) bewohnen. Dasselbe gekürzt
»Across Widest Africa, an account of the country and peoples seen
during a journey across Africa from Djibuti to Cape Verde« 4). —
C. Meinhof hat über »Die afrikanischen Religionen 1904 — 06«^)
gehandelt und »Über den gegenwärtigen Stand der afrikanischen
Sprachforschung «6) gesprochen. — Zahlreiche Arbeiten zur afrikani-
schen Sprachenkunde sind in den Mitteihmgen des Seminars für
orientalische Sprachen zu Berlin 7) enthalten. — Von D. Kürch-
hoff liegt eine Abhandlung über »Maße und Gewichte in Afrika« 8)
vor. Lasch schreibt über »Das Fortleben geschichtlicher Ereig-
nisse in der Tradition der Naturvölker« 9), Lion über »Die Kultur-
fälligkeit des Negers und die Erziehungsaufgabe der Kulturnationen« ^^).
A. Die hamitischen Völker und Abessinien.
Die Atlasländer. Detloff v. Behr versucht in seinen »Metrischen
Studien an 152 Guanchenschädeln«^!) von Teneriffa eine zwischen
den Guanchen und den vorgeschichtlichen Bewohnern Südspaniens
in der ersten Metallzeit bestehende Verbindung nachzuweisen.
R. Arnaud macht einige Angaben über die »Chasseurs et
pecheurs du Tagant et du Hodh«i2).
Es handelt sich um die Imeraguen bei Bilauakh und die weiter nördlich
am Kap Blanco lebenden Ahl el Ghasal und Abduluahab, dteren Fisch- und
1) Paris 1908. XLI u. 742 S. — -) Stockholm 1907. 4<», 182 S. —
3) New York 1907. XV u. 396, XII u. 511 S., 3 K., Abb. — *) NatGMag.
XIX, 694—737, mit Abb. — 5) ArchRellgionswiss. XI, 547—70. — ^ Vh.
DKolonialkongr. 1905, 114 — 27. — 7) Berlin 1906—08. Bd. IX — XI. —
8) ZEthn. 1908, 289-342. — 9) Glob. XCIII, 1908, 287—89. — »O) ZKolonialpol.
1908, 129ff. — >') Stuttgart 1908. 83 S. mit 3 Taf. — »2) LaG Febr. 1906.
Afrika, Die hamitischen Völker und Abessinien. 277
Straußeujagd beschrieben wird, sowie um einige im Innern lebende, nomadisierende
Jägerstämme, wie die Nem:idi im Tagant und im Ilodh, die nur insofern
Mohanimed;mer sind, als sie die Beschneidung üben und arabische Namen haben,
und die Ida-bujellen, deren ethnische Zugehörigkeit fraglich bleibt. — Über
Arnauds Forschungen in Mauretanien macht Hamy noch einige weitere Mit-
teilungen, »Inscription rupestrcs et picrres levees du Tagant«'^), die sich auf
Felsenzeichaungen älterer und neuerer Zeit sowie auf Reihen aufgerichteter
Steine in der Gegend von Tagant beziehen.
P. Pallari weist in »Recherches Palethnologiques sur le littoral
du Maroc en 1906« !■*) auch für Marokko die afrikanische Steinzeit
nach, und zwar im Küstengebiet, wo die ältesten Stationen bis ins
Pleistozän hinaufreichen. Weitere Arbeiten über Prähistorie, An-
thropologie, Ethnographie und Soziologie Nordafrikas werden von
Bertholon in »L'Annee Anthropologique Nord-Af ricaine 1906/07«^^)
kritisch besprochen. — E. Michaux-Bellaire u. Gr. Salmon
schildern eingehend »Les tribus de la vallee du Lekkoiis«^*'), die
arabischen Stämme der Khlot und Tliq.
In seinem Buch »Im mohammedanischen Abendlande, Tagebuch
einer Reise durch Marokko« i^) macht Rudolf Zabel auch Mit-
teilungen über die nahezu unabhängigen Berbern im Serhun. —
F. Weis gerb er hat auf Grund eigener Beobachtimg eine kleine
Abhandlung über »Les Chauia«!^)^ tlie teilweise arabisierten Berbern-
stämme des Hinterlandes von Casablanca, gesciirieben. — Einen
interessanten Beitrag zur Volkskunde der Mauren liefert E. Wester-
marck in einem Aufsatz über die bedingte Verfluchung in Marokko,
»L-Ar, or the Transference of conditional Curses in Marocco«^^).
Grethe Auers »Marokkanische Sittenbilder« 20) führen in sehi'
hübscher imd verständnisvoller Weise in das Volksleben der Ulad
Fordj im Hinterlande von Masagan ein, wo sie sechs Jahre gelebt
hat und in freundliche Beziehungen zu den Eingeborenen getreten
ist. A. Brives, »Les Beni-Snassen (Maroc)«2i), schildert einen
Besuch bei diesem Bergvolk an der algerischen Grenze.
In dem »Annuaire du Maroc, P Annee 1905 «22) von A. Cousin
u. D. Saurin wird die Bevölkerung von Marokko auf 9 Mill. ge-
schätzt (5,2 Mill. Berbern, 1 — 2 MiU. Mauren, 1 MiU. Araber,
200000 Juden, 150 000 Neger, 15 000 Europäer).
Außerdem enthält es eine Studie von Rene-Leclerc über die in Marokko
gesprochenen Sprachen, eine Skizze der Grammatik des Berberischen und ein
französisch-arabisch-berberisches Wörterbuch. N. Larras, »La population du
Maroc« 23). schätzt die Gesamtbevölkerung von Marokko auf nur 4,6 Mill.
Alfred Bei schildert in »La population musulmane de Tlemcen«^*) die heutige
'3) LaG April 1906. — 1^) L'Anthr. 1907, 301 — 14. — i^j ßevTunis.
1907. 12 S. — 18) Arch. Maroc. Publ. de la mission scient. du Maroc,
Bd. IV, 1905, 1—151; V, 1905, 1 — 133; VI, 1906, 219—397. — ^^j Alten-
burg 1905. XVI u. 463 S. mit 8 K. u. 146 Abb. — i«) RenseignColon.
1907, 209—24. — 19) Anthr. Essays, pres. to E. B. Tylor, 1907, 362—74. —
20) Bern 1906. 308 S. — 21) BSGAlger XIII, 1908, 1 — 16. — 22) Paris
1905. 455 S. — 23) LaG 1906, 337—48. — 24) RevEtudesEthnogrSoc. I,
200—25, 417—47, mit 9 Taf,
278 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Bevölkerung, ihre Sitten und Gebräuche. Aug. Bernard u. N. Lacroix be-
handeln »L'evolution du nomadisme en Algerie«25).
A. Lissauer hat »Archäologische und anthropologische Studien
über die Kabylen«26) veröffentlicht.
Alle reinen Kabylen gehören nach ihm zur weißen Mittelmeerrasse und
sind mehr oder weniger stark mit blonden blauäugigen Individuen nordeuropäi-
schen Charakters untermischt; alle t^prechen eine zum >/Tamazirt« gehörige
Mundart einer hamitischen Sprache, und die Blonden stammen wohl von Nord-
europäern, die in vorgeschichtlicher Zeit in die Kabylie eingewandert sind.
Die weißen Kabylen mit schwarzem Haar und braunen Augen sind somatisch
weder Neger noch Hamiten, wahrecheinlich sind sie von der Iberischen Halb-
insel eingewandert und haben in Afrika die hamitische Sprache angenommen.
In einem Anhang teilt Anna Lissauer vier kabylische Fabeln und Märchen
in deutscher Übersetzung mit.
K. Narbes huber macht uns mit manch Interessantem »Aus
dem Leben der arabischen Bevölkerung in Sfax (Regentschaft
Tunis) «27) bekannt, indem er arabische Textstücke mit Übersetzung
veröffentlicht, welche Vorgänge bei "Werbung, Verlobung, Hochzeits-
feierlichkeiten behandeln. Ein Kapitel ist der dem Dienste eines
Heiligen geweihten Bruderschaft Aisawis gewidmet. In Giacomo
de Martinos »Cirene et Cartagine, Note e impressioni della
carovana de Martino-Baldari giuguo-luglio 1907«28) werden auch
die Ruinenstätten von Barka und das Volksleben berücksichtigt und
Mitteilungen aus einem unveröffentlichten Manuskript über die
Senussisekte gemacht. — R. Karutz führt uns »Nach den Höhlen-
städten Südtunesiens «29) und bespricht die » Tatauiermuster aus
Tunis «2*^).
P. Traeger macht interessante J^Iitteilungen über »Die Tro-
glodyten des Matmata«^!) in Südtunis, die arabisierte Berbern sind.
G. Schwein furth handelt in einem Vorti-ag über »Stein zeitliche
Forschungen in Südtunesien «^ 2) i^n^j »Über das Höhlen-Paläolitliikum
von Sizilien und Sttdtunesien«33). M. de Mathuisieulx maclit
detaillierte Angaben über die Bevölkerungszahl von TripoUtanien,
»Note sur la population de la Tripolitaine«34)^ die jedoch nicht
zuverlässig zu sein scheinen (vgl. Glob. XC, 1906, 147).
F. Goldstein weist in seinem Aufsatz »Die Thesaurierungs-
politik der Saharabevölkerung« ^5) ffu- die Tuareg nach, was er in
seiner Abhandlung über die soziale Dreiklassentheorie im allgemeinen
ausgeführt hat, und scliildert Politik und Leben der » Saharastädto
Rhat und Agades«36), — E. Arnaud u. M. Cortier, »Nos confins
25) Paris 1906. 342 S., 1 K. PM 1908, LB 163 (Th. Fischer). —
26) ZEthn. 1908, 501—35, mit 4 Taf. u. 19 Textabb. — 27) Leipzig 1907.
44 S. VeröffStädtMusVölkerkdeLcipzig H. 2. — 28) Bologna 1908. XVI u.
193 S. mit 96 Abb. u. 2 K. — 29) Glob. XCII, 1907, 117—23, 134—40,
201 — 05, 215—18, 229—36, mit Abb. — 30) ArchAnthr. 1908, 51—61, mit
38 Abb. auf 1 Taf. — 3i) ZEthn. 1906, 100 — 12, mit Abb. — »2) Ebenda
1907, 137—81, mit Fig. — 33) Ebenda 832—915, mit 18 Abb. u. 2 Taf. —
3<) L'Anthr. 1906, 237 ff. — 35) Glob. XCI, 1907, 379—84. — 36) Ebenda
XCII, 1907, 171—75, 186—88.
Die hamitiscben Völker und Abessinien. 279
saharieüs, Etüde crorganisation railitaire«^?), bringen auch manches
ethnologisch Bemerkenswerte üljer die Tuareg. Näheres über die
Bewohner des Adrar, die Iforass-Tuareg, besonders ihre soziale
Organisation, teilt M. Cortier in »L'Adr'as des Ifor'ass' ^Sj nüt
und vor allem in seinem Buch »D'une rive ä l'autre du Sahara« 3^).
Eine eingehende, auf eigenen Beobachtungen beruhende Mono-
grapliie der Ahaggar-Tuareg verdanken wir Maurice Benhazera,
»Six mois chez les Touareg du Ahaggar«^^').
Wir werden sehr genau unterrichtet über Geburt, Stellung der Frau, Ehe,
Kindei-spiele, Tod, Wohnung, Aberglauben, Kleidung usw.; femer über die
soziale Gliederung (Adel und Imrad), Raubzüge, Krieg, Religion, Viehzucht,
Handel, Ackerbau, sowie über die alten Gräber. Die Imrad seien nicht Hörige,
sondern eiwa Klienten, Lehnsleute, Tributpflichtige. Die Ahaggar sind Mo-
hammedaner, aber streng monogam. Das Werk liietet ferner einen Abriß der
Geschichte, eine Aufzählung der Familien, der Weideplätze, des Viehbesitzes
der Stammesgruppen und bringt in einem Anhang Gesänge und Sprichwörter
in Tif inarschrift , Tamahektranskription und Übersetzung mit grammatischen
Erläuterungen. Unter dem gleichen Titel gibt er eine kurze Schilderung seines
Aufenthalts bei den Tuareg^').
Am. Aymard hat eine Arbeit über »Les Touareg du Sud«*2)
veröffentlicht, die im Globus auszugsweise wiedergegeben ist*^),
C. Jean handelt über »Les Touareg du Sud-Est, L'Ai'r«**). —
Chudeau bringt in seinem Artikel »L'A'ir et la region de Zinder«*-5)
auch Bemerkungen über die Völkerverhältnisse zwischen Inasua
und der Südgrenze (14° N) des von ihm durchreisten Gebiets.
Yon dem von Gautier u. Chudeau gemeinsam herausgegebenen
Werke »Missions au Sahara« ist zunächst der von Gautier verfaßte
erste Band »Sahara algerien«^^) erschienen.
Er enthält unter Benutzung der bisherigen Literatur die Verarbeitung der
1902 — 06 gemachten eigenen Beobachtungen und die prähistorischen Funde.
In Bd. II beschreibt Chudeau »Sahara soudanais«*^). Außerdem hat Chudeau
»Quelques renseignements ethnographiques sur le Sahara et le Soudan«*^) und
Gautier »Etudes d'ethnographie saharienne«*^ geschrieben (Gräber, Fels-
zeiehnungen, neolithische Waffen und Werkzeuge), L. Voinot »Notes pour servir
ä I'etude de l'ethnographie ancienne du Sahara central« ^'^ veröffentlicht.
Hutter stellt »Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition
Foureau-Lamy 1898 — 1900 <^i) zusammen, die auch für Prähistorie
imd Ethnographie, besonders der Tuareg, manches Neue gebracht hat.
37) Paris 1908. 512 S. mit 7 K. u. 102 Abb. — ^8) LaG XVII, 1908,
265—80, mit 1 K. — ^9) Paris 1908. VIII u. 416 S. mit 118 Abb. u.
3 K. — *0) Algier 1908. IX u. 233 S. mit zahlr. Abb. u. 1 K. — *i) BSG
Alger XI, 1906, 260—88. — *2) Tour du Monde 1908, 109—56, mit Kartensk.
u. Abb. — *3j Glob. XCIV, 1908, 183—88, mit Abb. — ^*) Paris. 361 S.
mit 120 Abb. u. 4 K. — ^») LaG 1907, Mai. — *6) Paris 1908. V u.
371 S. mit 65 Abb. u. K., 96 Photogr. u. 2 färb. K. — *T) Paris 1909.
IV u. 326 S. mit K. u. Abb. - <«) BSAnthrParis VIII, 138—46. —
<9) L'Anthr. XVIII, 1907, 37—68, 315—32. — sO) ßSGOran XXVIII, 1908,
325—68, mit Kartensk., Plänen u. Abb. — 5i) Glob. XC, 1906, 362—67,
380—83.
280 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Die nördlichen Tuareg scheiden sich scharf in drei Kasten : die Vornehmen,
die Lehnsleute und die Slilaven, letztere schon mit starker Negerblutmischung.
Die Tuareg von Air zerfallen in zwei Hauptstämme: die Kelgere im nördlichen
und östlichen, und die Kelui im mittleren und südlichen Teil. Sie sind seit
dem 14. Jahrhundert in diese Gebiete gedrungen und schon ziemlich vernegert.
Die wenigen reinblütigen Weiber tragen die libysche Flechte. Umgtmgssprache
ist die Haussasprache, doch ist die Tuaregsprache, das Tamachek, allgemein
bekannt und gilt als vornehmer. Alle sind Mohammedaner.
V. Kleist stellt die wissenschaftlichen Ergebnisse von »E. F.
Gautiers Durchqnerung der Sahara« ^2) zusammen. — Über Fels-
zeichnungen berichtet G. B. M. Flamand, »Notes siu- quelques
stations nouvelles ou peu connues de pierre ecrites du Sahara
(Archipel Touatien, Tadmait, Mouydir et region de la Saoura)«^^).
Ägypten. Bruno Oetteking faßt in seinen » Kraniologischen
Studien aus Altägypten« 5^) nicht nur die bisherigen Ergebnisse der
Rassenforschung kritisch zusammen, sondern stellt auch auf Grund
seiner Untersuchung von 182 ägyptischen Schädeln neue Gesichts-
punkte auf. Die Rassenf rage vermag auch er nicht zu lösen. —
Ch. S. Myers »Contributious to Egyptian Anthropology«55) ist
zu dem Ergebnis gekommen, daß für die Zusammensetzung der
ägyptischen Bevölkerung aus verschiedenen Rassen kein anthropo-
metrischer Beweis beigebracht sei, daß vielmehr die Ägypter als
ein von altersher homogenes Volk zu betrachten seien, das je nach
dem Milieu kaukasischen oder negroiden Charakter trage. — V.
Giuffrida-Ruggeri, »I crani egiziani del museo civico di Milano«^^),
hat etwa 200 ägyptische Schädel untersucht und die Indices fest-
gestellt. — Für H. Stahrs wertvolle Arbeit »Die Rassenf rage im
antiken Ägj^ten, ki-aniologische Untersuchungen au Mumienköpfen
aus Theben« 57) vergleiche die Besprechung von Klaatsch. — G.
Elliot Smith hat eine interessante Arbeit, »A contribution to the
study of mummification in Egypt«^^), über die Kunst des Ein-
balsamierens der Leichen veröffentlicht auf Grund einer Unter-
suchung von 44 Priester- und Priesterinnenmumien der 21. Dynastie. —
Über Elliot Smiths Vortrag in der British Association in Dublin
über »Die Geschichte der Mumifizierung bei den alten Ägyptern« ^^^
referiert kurz Rosenberg. — Elliot Smith hat in derselben Gesell-
schaft auch über »Anthropological work in Egypt«^'^) gesprochen.
In Ägypten habe sich seit der vordynastischen Zeit bis auf den heutigen
Tag dieselbe Kasse mit keinen oder nur geringen Änderungen in ihren körper-
lichen Besonderheiten erhalten und diese entsprächen denen der Mehrzahl der
Mittelmeervölker. Die Beiinischung von Negerblut sei nur von wenig Belaug.
52) Glob. LXXXIX, 1906, 319—21. — 53) Pans 1906 (S.-A. BGHist.
Descr.). 27 S., 13 Taf., 8 Fig. — 54) ArchAnthr. VIII, 1909, 1 — 90. Vor-
tragsbericht im KorrBlAuthr. XXXVIII, 1907, 124—28. — 55) JAnthrl
XXXVI, 237 — 71; XXXVIII, 99—147. — 56) ArchAntrEtnol. XXXVII,
1907, 399—410, mit 2 Taf. — 57) Berlin (1907). 164 S. mit 71 Aufnidmien.
Glob. XCII, 1907, 225 f. (Khuitsch). — ^«) MemPresiftgvpt. V, Kairo 1906,
1—46, mit 29 Taf. — 59) Glob. XCIV, 1908, 273f. Man 1908, 157. —
«0) Mau 1908, 156. Glob. XCIV, 1908, 290.
Die hamitischen Völker und Abessiuien. 281
In »The Archaeological Survey of Nubia (Ministery of Finance,
Egypt. Surv. Depart.)«^!) berichtet Reisner über die Fortschritte
der Ausgrabungen im Gebiete des künftigen großen Staubeckens
von Assuan.
Die Untersuchungen haben wichtige Aufschlüsse über die Bevölkerungs-
verhältnisse dieser Gegend ergeben, die einen Wechsel von rein ägyptischer
Bevölkerung in der ältesten Zeit zu einer mit negroiden Elementen gemischten
Bevölkerung im Alten Reiche zeigen. — Eine Notiz im Globus gibt einen
Überblick über »Neuere Erfolge ägyptischer Ausgrabungen «^2^.
Flinders Petrie, »The Hyksos«63) und »The Hyksos, and
other werk of the British School of Archaeology in Egypt« •>*), er-
stattet vorläufige Berichte über die zwecks Klärung des Hyksos-
problems veranstalteten Ausgrabungen bei Teil el-Yehudiyeh, 35 km
nördlich von Kairo. Ferner schreibt er kurz über »The soul-house
in Egypt« 65) und »Soul-houses in Egypt« 6^).
E. Naville beantwortet die Frage nach »The Origin of the
Egyptian Civilisation«^^) dahin, daß die der ersten Dynastien einer
Nation angehörte, die sich aus einem eingeborenen afrikanischen
Yolk und einem Ei'oberervolk zusammensetzte, das von Arabien,
und zwar vom Ausgangspunkt der Chaldäer, herüberkam. Dieses
fremde Element wai' nicht semitisch, sondern ebenso wie das Ein-
geborenenelement hamitisch, daher die leichte Verschmelzung beider.
A. Wiedemann hat zehn » Altä,gyptische Sagen imd Märchen«^^)
ins Deutsche übersetzt. Derselbe schreibt über die »Totenbarken
im alten Ägypten« 69) \md über »Die Leichenköpfung im alten
Ägypten « '^o).
Für James Henry Breadsteds »History of Egypt from the
Earliest Times to the Persian Conquest«'^!) vergleiche die Be-
sprechung von K. L. Henning. — Charles Boreux, »Les poteries
decorees de l'Egypte predynastique«"^)^ sucht durch kritische Be-
trachtimg der alten Vasendarstellungen das älteste Ägypten zur
Veranschaulichung zu bringen. — Der Globus bringt nach Nature
einen Bericht über eine Vortragsreihe Dr. R. Catons im Institute
of Archaeology der Universität Liverpool über »Die Heilgötter der
Ägypter und Griechen «''3). — Moustapha Sabry, ein ägyptischer
Araber und europäisch ausgebildeter Ingenieur, bringt in seinem
Buche »L'Egypte teile qu'elle est«'^*) manches Beachtenswerte über
die sozialen und religiösen Verhältnisse der heutigen Ägypter. In
6') B. Nr. 2, Dez. 1907 bis März 1908. Kairo 1908. 40, 69 S. mit
52 Taf. — 62) Glob. XCII, 1907, 314f. — 63^, ^an 1906, 113f., mit 1 Taf. —
«*) RepBritAssAdvSc. LXXVI, 699 f. — 65) Man 1907, 113 f., mit 1 Taf. —
66) RecordsPast VI, 195—201, mit Abb. — 67) JAnthrl XXXVII, 1907,
201 — 14. — 68) Der Volksmund, Bd. VI. Leipzig 1906. VII u. 153 S. —
69) Glob. XCIV, 1908, 119-23, mit Abb. — ^0) OrientLitZentralbl. XI,
112—26. — 71) New York 1905. Glob. XC, 1906, 177f. — "2) Revfitudes
EthnogrS 1908, 33—52, mit Abb. — 73) Glob. XCI, 1907, 272. — ^4) 2. Aufl.
Kairo 1906. 200 S.
282 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
neuer umgearbeiteter Auflage sind auch erschienen das trefflich
orientierende Buch von Fr. Kayser »Ägypten einst und jetzt« ''5)
(Neubearbeitung von E. M. Roloff) und G. Masperos »L'archeo-
logie egyptienne«'^^). — Für das gescliichtsphilosophische Werk
von H. Schneider »Kultur und Denken der alten Ägypter« '^'^)
(Entwicklimgsgeschichte der Menschheit, Bd. I) vergleiche die Be-
sprechungen A. Wiedemanns und "W. Spiegelbergs.
Äbessinien usw. Zu beachten sind des Alph. Mendez »Ex-
peditionis Aethiopica libri I — IV «^S), die Berichte des portugiesi-
schen Jesuiten (1579 — 1656), die C. Beccari, S. J., als Bd. VIII
und IX der »Rerum aethiopicarum scriptores occidentales a saeculo
XVI ad XIX« herausgegeben hat imd die eine ganze Menge von
Nachrichten über Herkunft, Charakter, Lebensweise, Religion, Ver-
fassung, Verwaltung, Rechts- und Kriegswesen der Abessinier ent-
halten. Auch in F. Rosens Buch »Eine deutsche Gesandtschaft
in Äbessinien« 79) finden sich manche Beobachtungen über die Be-
völkerung.
E. Littmaun teilt »Sternensagen und Astrologisches aus Nord-
abessinien«80) mit mid macht auf »Abessinische Parallelen zu einigen
altarabischen Gebräuchen und Vorstellungen «^i) aufmerksam. —
Eine gekürzte deutsche Übersetzung von L. de Castros Schilderung,
»Eine Reise zum Berge Zuquala, zum See Zuai und zu den Soddo«^^)^
findet sich in der Deutschen Rundschau für Geographie und Sta-
tistik ^3). Der Artikel gibt auch Auskunft über die Eingeborenen,
besonders die Guragen auf den Inseln imd am Westufer des Zuai-
sees und die Soddo Galla. — J. R. Luchsin ger berichtet über
seine Reise »Von Schoa zum Stefaniesee und zu den Boraugalla«^*)
im Jahre 1906.
Am Flusse Duleika, südlich vom Gandjule, traf er auf nackte, mit Speer
und rundem Schild bewaffnete Männer, deren Wohnstätten sich auf Bäumen
befanden. Sic hatten Negertypus, trugen Haarnetze und Ohrschmuck aus Holz.
Die Gallasprache war ihnen unbekannt. In der Niederung des Stefaniesees
fand er den auf zwei Dörfer verteilten Stamm der Uata-Uandu, der von Vieh-
zucht und Salzgewinnung lebt und zu den Boran-Galla gehört und als Waffe
Bogen und Pfeil benutzt.
In AVilly Hentzes Buch »Am Hofe des Kaisers Menehk von
Äbessinien« 8^) beschäftigen sich eine Reihe von Kapiteln mit der
Bevölkerung des Landes, besonders den Schoanem. In einem Vor-
trag über »Reiseeindrücke imd wirtschaftliche Beobachtungen aus
") Freiburg i. B. 1908. XII u. 335 S. mit 190 Abb. u.l K. — "^ Paris
1907. 336 S. mit Abb. — ") Leipzig 1907. XXXVI u. 567 S. Glob.
XCI, 1907, 370 (Wiedemann). HistZ C, 130 f. (Spiegelberg). — ^8) Rom
1908/09. LX u. 409 u. 545 S. — ^9) Leipzig 1907. XII u. 490 S., 160 Abb..
1 K. — 80) ArchReligionswiss. XI, 1908, 2/3. — »») BeitrKenntnOrients VI,
1908, 52. — «2) BSGltal. 1908, Nr. 1 u. 2. — «») XXX, 1908, 362—68,
406—13, mit 1 K. — »*) JBerGKthnogrGesZürich 1900/07, 75—104. —
86) Leipzig o. .1. VIII u. 182 S. mit Abb.
Die hamitischen Völker und Abessinien. 283
Gallaland und Kaffa<^8ß) macht Fr. J. Biebcr auch interessante
Mitteilungen über die Dscliimma-Gralla und die Kaffitscho, die Be-
wohner des fruchtbaren AValdlandes Kaffa.
letztere leben in einzelnen, im Walde verstreuten Gehöften. Es haben
sich unter ihnen Reste des Christentums seit dem frühen Mittelalter erhalten,
aber der größte Teil der sehr arbeitsamen und sittenstrengen Bevölkerung huldigt
dem eigenartigen Tschittekult. Es herrscht Vielweiberei. Neben den nach
ihrer Tradition aus Amhara und Innarea stammenden Kaffitscho leben als
Paria die Urbewohner des Landes, die Mandscho, ein Volk mit Negerphysis.
>Das staatliehe Leben der Kaffitscho«*'') behandelt derselbe in einem besonderen
Aufsatz. Verstreute ethnographische Bemerkungen über die Galla und Kaffitscho
finden sich auch vielfach in seinem Reisebericht »Das Hochland von Süd-
äthiopien «*^. Endlich liefert er > Beiträge zu einem erotischen Lexikon der
Abessinier (Amhara), Galla und Kaffitscho, Geschlechtsleben in Äthiopien,
Abessinische Erzählungen«*") und unterrichtet uns über »Das Recht der Kaf-
fitscho; 9°), das sich bis vor kurzem von abessinischen, d. h. semitischen Ein-
flüssen fast ganz unbeeinflußt erhalten hat. Bieber hat auch ein »Dizionario
della Lingua Cafficio«^') mit etwa 2900 Wörtern veröffentlicht.
Über die Expedition des Vieomte K. du Bourg de Bozas ist
zunächst das von Fernand Mau rette herausgegebene Reisetage-
buch erschienen, »Mission Scientifique Du Bourg de Bozas, de la
Mer Eouge ä TAtlantifiue ä ti-avers l'Afrique tropicale (Oct. 1900
ä Mai 1903) «92).
Vier Bände mit ethnographischen und anderen wissenschaftlichen Beob-
achtungen sollen folgen. Das Kap. 8 des vorliegenden Bandes enthält aber
schon manche ethnographisch interessante Mitteilungen über die Völker Nord-
ostafrikas (Galla, Somal, Turkana usw.).
Chauffard handelt über »Les populations indigenes du pro-
tectorat franyais de la cote des Somalis «^s). — H. Le Roux u.
Mordont-Vidailhet bringen .> Notes sur les Somalis, les Danakils
et les Gallas«^'*). — E. Maunier entwirft ein »Tableau de la vie
economique et jm-idique chez les Somalis, les Gallas, les Danakils
et les Abjssins«95). — H. Weld Blundells Bericht »Exploration
in the Abai Basin, Abyssinia«^^) enthält manche Notizen über die
Bevölkerung an den Ufern des Blauen Nils. — A. Sokolowsky
handelt kurz über die »Völkertypen aus dem Osthorn Afrikas« 9'^),
die Danakil, Somal und Galla. S. S. Wakefield schildert »Marriage
customs of the southern Gallas«^^). — Eine gute zusammenfassende
Arbeit über die Galla- tuid Somaliländer und Abessinien und ihre
Völker verdanken wir F. Maurette, »Etat de nos connaissances
sur le Nord-Est Africain«^^).
86) Glob. LXXXIX, 1906, 117—22, 133—39, mit Abb. — «7) Ebenda
XCIII, 1908, 165—69, 186—89, mit Abb. — 8») PM 1908, 1—15, 99—114,
mit 3 K. — 83) Anthropophyteia V, 18—24, 44—99, lOOf. — ^°) Glob. XCII,
1907, 365—67. — 9») BSGItal. 1908, H. 4/5. 31 S. — ^^ Paris 1906.
40, VIII u. 442 S., 3 K., 172 Abb. PM 1907, LB 147 (F. Hahn). —
93) RevInternSociol. XVI, 1908, 11. — 9*) Ebenda. — 95) Ebenda. — 96) GJ
1906, 529—51, mit Abb. — 97) DRfG XXVIII, 1906, 204—06, mit Abb. —
98) Folklore XVIII, 1907, 319—25. — 99) AnnG XIV, 1905, 339—64,
433—55, mit 8 K. u. 4 Prof.
284 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
B. Neger.
Allgemeines. Jerome Dowds »The Negro Races, I«^oo)^ eine
soziologische Studie vom anthropogeograpliischen Standpunkt aus,
besprach P. Gähtgens in PM. — L. Rütimej^er macht »Weitere
Mitteihmgen über westafrikanische Steinidole« ^oi)_ — Yqh a.
Danneskiold-Samsoe wird »Der Schlangenkult in Oberguinea
und auf Haiti« ^^^^ behandelt.
Es erscheint zweifelhaft, inwieweit der Kult in Haiti als aus Afrika im-
portiert oder als Entwicklung ähnlicher Ideen in der Neuen Welt zu betrachten ist.
West- und Zentralsudan. Viel ethnographisches Material ent-
hält M. Delafosses Reisewerk »Les frontieres de la Cöte d'Ivoire,
de la Cöte d'Or et du Soudan«^^^), und zwar für die Agni, Äschanti,
Abron, Kulango, Birifo, Lobi, Dagari. Eingehend wird von ihm
»Le peuple Siena on Senoufo«i04) dargestellt.
Fr. de Zeltner macht uns in »Notes sur la sociologie souda-
naise«^05) auf Grund eigener Beobachtungen mit den bei den
Stämmen des sudanischen Sahel herrschenden Anschauungen über
Totem und Tabu und besonders mit den unreinen Kasten bekannt.
In dem Artikel »Troglodytes Sahariens«i°8) handelt er auf Grund von
Erkundigungen über die Höhlenbewohner im Norden von Tischit, die im Ge-
birge Uld Bede wohnen, Rouaissat heißen und eine vom Maurischen verschiedene
Sprache reden.
Maclaud berichtet über Herstellung imd Wirkung des be-
rauschenden Bilitrankes bei den ISTegerstämmeu des französischen
Nordwestafrika 107)^ Derselbe veröffentlicht eine »Etüde sur la
distribution geographique des races sur la cöte occidentale d'Afrique
de la Gambie ä la MeUacoree«i08) (Aboriginer und Eindringlinge.
Als letztere werden bezeichnet die Fulbe, Mandingo und Soninke)
und »Notes anthropologiques sur les Diola de la Casamance«i09)
(ausführliche Beschreibung der Diolaneger).
Bruns bringt »Notes sur les croyances et les pratiques religieuses
des Malinkes fetichistes«!^''). H. Bazin skizziert »Les Bambara
et leur langue«i^i), J. M. Henry, »Le culte des esprits chez les
Bambaras«ii2)^ L. Mare schildert »Le paj^^s Mossi«!!^).
Für L. Desplagnes hervorragendes Buch »Le plateau central
nigerien, une mission archeologique et ethnograpliique au Soudan
fran^ais«^^*) verweise ich auf die Besprechungen von Passarge,
100) New York 1907. XXIII u. 493 S. mit 1 K. PM 1909, LB 679
(P. Gähtgens). — loi) InternArchEthnogr. XVIII, 1908, 167 — 78, mit 2 Taf.
u. 2 Textabb. — ^02) djss. Leipzig 1907. 76 S. — 103) i^aris 1908. XII
u. 256 S. mit 94 Abb. — 104) RevfitudesEthnogrS I, 1908, 16—32, 79—92,
151 — 59, 242—75, 448—57, 483—86, mit K. u. Abb. — >05) L'Anthr. 1908,
217—33. — >06) BSAnthrParis 1907, 511 f. — '07) La Nature 1907, 21. Sept. —
108) Paris 1906. ExtrBGIIistDescr. Nr. 1, mit 1 K. PM 1908, LB 438
(Ankermann). — 109) L'Anthr. XVIII, 1907, 69 — 98. — n«) Anthropos II,
1907, 722—29, 942—54, mit Abb. — i") Ebenda I, 1906, 681—94. —
112) Ebenda III, 1908, 702-17. — H3) Paris. VIII u. 189 S. mit Abb. u.
K. — iK) Paris 1907. 504 S., 119 Taf. u. 1 K. 1:1 Mill.
Neger. 285
»Die ethnographischen Forschungen von L. Dcsplagnes im West-
sudan« ^is)^ und p. Gähtgens, »Die Bevölkerung des Zentral-Niger-
plateaus«^^^).
Neben dieser Gesamtdarstellung sind einzelne Ergebnisse seiner Forschungen
in verschiedenen Auf>ätzen niedergelegt: '»Une mission archeologique dans la
valee du Niger«"''), *Notes sur les origines des populations nigeriennes« 'i^j.
Dazu E. T. Ilamy, »Note sur les collections anthropologiques recueillies par
M. le lieutenant L. Dcsplagnes dans le Moyen-Niger«"^). — Von seiner neuesten
Reise berichtet Desplagues über »Les sources du Bakoy«*^''), wo er sich mit
dem vorgeschichtlichen Goldbergbau beschäftigt und wichtige Aufschlüsse über
die Beziehungen zwischen der alten Kultur Nordafrikas und der Sudanbevöl-
kerung zu finden hofft.
A. Seidels Lehrbuch »Die Haussasprache« ^21^ igt yQ^ R. Prietze
eingehend bssprochen worden.
R. Prietze hat drei »Tiermärchen der Haussa«'^?) mjt Interlinearversion
und freier Übereetzung herausgegeben. A. Mischlich handelt »Über Sitten
und Gebräuche in Haussa«'^») (mit Texten und Interlinearversion). C.W. J.
Orr-Captain, »The Hausa Race«^24)^ kann ich nur dem Titel nach anführen.
Krämer bringt wertvolle »Anthropologische Notizen über die
Bevölkerung von Sierra Leone« ^25)_
Sie beziehen sich auf 18 Individuen aus dem Gefängnis von Freetown.
Es wurden untersucht 4 Mendi, 2 Timne, 2 Leute von Port Lokkoh, 4 Leute
vom oberen Laufe des Lokkohflusses, 2 Mandingo, 2 Fullah und 2 Kruleute.
Missionsarzt Dr. H. Vor tisch handelt in einem längeren Auf-
satz über »Die Neger der Goldküste« ^26^,
Er bespricht Körperbau, Kleidung und Charakter, Familie, Sitten und
Gebräuche, öffentliches Leben, Markt und Reisen, politische und staatliche Ver-
hältnisse sowie Musik- und Musikinstrumente. Von einigen Liedern sind auch
die Melodien angegeben. Femer behandelt er Wohnstätten und gewerbliche
Kunst und veranschaulicht alles durch zahlreiche gute Abbildungen.
A. Ffoulkes legt »The Fanti family System« ^27) tlar ^uj(j
schildert »Fanti marriage customes«i28)^ »Funeral customs of the
Gold Coast Colony«^29j m^d »Borgya and Abiowa; or, the latest
fetish on the Gold Coast« i30).
C. G. Seligmann teilt »Notes on the Totemism of the Gold Coast«^^!)
von C H. Harper und auderen mit als Antworten auf seinen Fragebogen über
Totemismus. P. Staudinger beschreibt »Ein großes afrikanisches Steinbeil «1^2^
aus Akem an der Goldküste, dessen einstige Verwendung nicht ganz klar ist.
B. Struck teilt nach unveröffentlichten Aufzeichnungen des verstorbenen Mis-
sionars H. Bohner einige »Pockeuschutzmittel der Gäer (Goldküste)« '^^ sowie
sonst noch einiges »Zur Kenntnis des Gästammes (Goldküste)« '3*) mit.
115) ZGesE 1908, 549—57. — "6) PM 1909, 140f. — "7) LaG XIV,
1906, 81—90. — "8) L'Anthr. XVIII, 1907, 525—46. — "9) BSAnthrParis
1906, 433—37. — 12O) LaG XVI, 1907, 225—35. — 121) Heidelberg 1906.
292 S. PM 1907, LB 792 (Prietze). — 122) ZEthn. 1907, 916—39. —
123) MSemOrientSpr. X, 3, 155—81; XI, 3, 1—81. — 12*) JAfrS VII, 1908,
278. — 125) Glob. XC, 1906, 13—16, mit Abb. — 126) Ebenda LXXXIX,
1906, 277—83, 293—97; XC, 232-37, 249—53. — 12^) JAfrS VII, 1908,
394—409. — 128) Ebenda VIII, 1909, 31—48. — 129) Ebenda 154—64. —
130) Ebenda 387—97. — i^i) JAnthrl XXXVI, 1906, 178—88. — 132) ZEthn.
1908, 809—13, mit Abb. — 1^3) Qlob. XCII, 1907, 149 f. — 13*) Ebenda
XCIII, 1908, 31 f.; XCIV, 1908, 136—39.
286 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
In F. J. Clozels »Dix ans ä la Cöte d'Ivoire«^^^) finden auch
die Eingeborenen und ihre Geschichte eingehende Berücksichtigung,
ein von Delafosse verfaßter Anhang ist speziell der Ethnogi-aphie
von Baule gewidmet.
Als Quellenwerk ersten Ranges zur Kenntnis des Geisteslebens
der Neger muß J. Spieths umfassendes Werk »Die Ewestämme,
Material zur Kunde des Ewevolkes in Deutsch-Togo« 136) genannt
werden.
Es ist eine überreiche Materialiensammlung zum größten Teil in der Original-
sprache mit deutscher Übersetzung, die die bisherigen Voi-stellungen vom Geistes-
leben und besonders von den religiösen Anschauungen der Neger umzustoßen
geeignet ist. Das Werk wird von C. Meinhof überaus günstig besprochen.
Spieth hat auch einen Vortrag über »Die religiösen Vorstellungen der Eweer«'^'')
gehalten und über »Die Eechtsanschauungen der Togoneger und ihre Stellung
zum europäischen Gerichtswesen« ^^8) geschrieben. F. Müller führt uns »Die
Religionen Togos in Einzeldarstellungen« i^^) vor. — Die Missionare G. Binetsch
und G. Härtter berichteten »Über die Eweer bzw. Anglo-Eweers^^O), und zwar
ersterer über »Religiöse Anschauungen der Eweer«, letzterer über »Sitten und
Gebräuche der Angloer (Oberguinea)« sowie über »Fischfang im Evheland« und
»Spiele der Evheer«. H. Klose handelt über »Musik, Tanz und Spiel in
Togo« 1*1). C. Spieß, »Fetischismus unter den Evhenegern in Togo«!*^)^ stellt
auf Grund von Angaben der Neger selbst die Grenze zwischen Fetischismus
und Religion fest und schildert »Die Bestattung bei den Evhenegern in West-
afrika« i*^). Derselbe bringt eine bildliche Darstellung und Beschreibung des
»Yevhe und Se«i**). Yevhe ist ein Fetisch und der Yevhekultus findet sich
besonders bei den Agotimeern in Togo, die von der Goldküste stammen. Se-
ist das Abzeichen eines Wahrsagers der Evheer und nicht zu verwechseln mit
der Gottheit Se desselben Volkes. Spieß teilt ferner einiges »Aus den Gerichts-
sitzungen der Ewheer Westafrikas in alter und neuer Zeit«!**) mit und be-
schreibt »Das Gehöft des Gottes Zakadza in Nogokpo«!*^)^ nicht weit von der
englisch-deutschen Togogrenze auf englischem Gebiet.
Smend schildert »Eine Reise durch die Nordostecke von Togo« i*'^).
Er macht uns dabei bekannt mit den Käbure, einem Splittervolk des
großen Tim sprechenden Tschaudyovolkes, den Losso, die vielleicht einen hamiti-
schen Bluteinschlag haben, femer mit den Difale, die auch einen Timdialekt
sprechen, den Ssola, einem im Lande gebliebenen Rest der nach SO abgewan-
derten Ssoruba, mit besonderer Sprache und Tätowierung, Penishüllen und
merkwürdigen Burgen, endlich mit den Tamberma. Derselbe handelt über
»Negermusik und Musikinstrumente in Togo«'*^ und »Herstellung von Messing-
perlen bei den Ewhe«!*^), G. Antze beschreibt eingehend zwei »Fetische und
Zaubermittel aus Togo« 1*0). Über die »Tamberma« ^^i) an der Ostgrenze Togos,
besonders über ihren Häuserbau macht auch Claus Schilling kurze, aber
interessante Mitteilungen.
135) Paris 1906. Mit K. u. Abb. — i»«) Berlin 1906. LXXX u. 962 S.,
2 K. u. 172 Bilder. PM 1907, LB 480 (Meinhof). — i^T) BremerMissionsschr.
Nr. 17, 1906. 16 S. — i^») JBerDKolonien I, 1908, 132. — i»») Anthropos
I, 1906, 509—20; H, 1907, 202—10; III, 1908, 272—79. — i*°) ZEthn.
1906, 34—70. — 1*1) Glob. LXXXIX, 1906, 9—13, 69—75, mit Abb. —
1*2) DGBl. XXIX, 1906, 189—215, mit 8 Taf. — i*^) Ebenda XXX, 1907,
H, 4. — 1**) Glob. XCIV, 1908, 6f., mit Abb. — i*5) Ebenda LXXXIX,
1906, 334f. — i*'5) Ebenda XCI, 1907. 6—8. — i*^) Ebenda XCII, 1907,
245—50, 265—69, mit Abb. — '*«) Ebenda XCIII, 1908, 71-75, 89—94,
mit Abb. — i*») Ebenda XCII, 1907, 315 f., mit Abb. — i*<^ JbMusVölkerkde.
Leipzig II, 1907, 36—56, mit 83 Abb. — i^i) Glob. LXXXIX, 1906, 261—64.
Neger. 287
A. Seidel hat ein »Lehrbuch der Ewhesprache in Togo (Anglo-
dialekt), mit Übungsstücken, einem systematischen Vokabular und
einem Lesebuch« ^ ^2)^ Diedrich West ermann den zweiten Teil
seines Wörterbuches der Ewesprache »Deutseh-E\ve\vörterbuch«i53)
und eine »Grammatik der Ewesprache« ^^■*) veröffentlicht und seine
eingehenden Beobachtungen über die »Zeichensprache des Ewevolkes
in Deutsch-Togo« 155) mitgeteilt.
Von Fr. Witte liegt eine kleine Sammlung »Lieder und Gesänge der
Ewheneger (Gr'dialekt)«!^^) mit einer Einleitung und mit Zusätzen von P.W.
Schmidt vor, von Ant. Witte ein Artikel »Der Königseid« in Kpandu und
bei einigen benaciibarten Ewestämmen •^'').
A. Grlyn Leonard baut sein außerordentlich wertvolles religions-
wissenschaftliches Werk »The Lower Niger and its Tribes«i58) auf
anthropogeographischer Grundlage auf.
Er sucht die verschiedenen Stämme des Nigerdeltas aus ihrer natürlichen
Umgebung heraus zu verstehen. Das Buch enthält eine Fülle von Beobachtungen
besonders über das Geistesleben und die Sitten der Eingeborenen. Von dem-
selben »Southern Nigeria — religion and witchcraft«^^^). E. A. Steel spricht in
seinem Vortrag »Exploration in Southern Nigeria« i^") auch über die Eingeborenen,
die Oka, Bende, Elugus, Ahiaras, Onitschas, ihre Feste, abergläubischen Vor-
stellungen und Heiratsgebräuehe.
Hanns Vischer berichtet über »Journeys in Northern Nigeria« i^i),
AVanderungen von Amara am Benue durch das Sultanat Bautschi
nach Gudscheba.
Sein Bericht enthält viele wertvolle Angaben (religiöse Anschauungen,
Kleidung, Charakter, Dorfbau) über die zum größten Teil kannibalischen Heiden-
stämme der Jikum, Yergum, Montoil, Ankwe, Angoss, Burmawa und Gatali in
den Bergen um Wase und am Benueufer, femer über die Talu, Pe und Gasura
in derselben Gegend. — J. Parkinson teilt in »Note on the Asaba People
(Ibos) of the Niger« 162) manches über religiöse Vorstellungen, Sitten und Ge-
bräuche mit; ebenso in »A Note on the Efik and Ekoi Tribes of the Eastem
Province of Southern Nigeria« '^3).
M. Büchner macht in »Benin und die Portugiesen« ^ 6*) den
Einfluß der Portugiesen auf die Beninkunst sehr wahrscheinlich.
W. Crahmer, *Über den Ursprung der Beniiikultur«i65), hält
indischen Einfluß für unverkennbar. Nach L. Schermani^ß) hat
denselben Gedanken schon Dr. Oswald Richter ausgesprochen.
S. Kosenhuber, Die Basäsprache«^^'^.
Eine zusammenfassende Darstellung der französischen Kolonie
Dahome bietet G. Franoois in seinem Buch »Notre colonie du
152) Heidelberg 1906. VIII u. 176 S. — 153) Berlin 1906. 235 S. —
154) Berlin 1907. 158 S. — 155) MSemOrientSprBerlin X, 3, 1—14. —
156) Anthropos I, 1906, 65—81, 194—209. — 157) Ebenda III, 1908, 426—30. —
158) London 1906. 586 S., 1 K. PM 1908, LB 448 (P. Staudinger). —
159) AsQuRev. XXIV, 1907, 279—311. — 16") GJ XXXII, 1908, 6—21, mit
Abb. — 161) Ebenda XXVIII, 1906, 368—77. — 162) JAnthrl XXXVI, 1906,
312—24, mit 2 Taf. — 16») Ebenda XXXVII, 1907, 261—67, mit 2 Taf. —
164) ZEthn. 1908, 981—92, mit 4 Fig. — i65) Glob. XCIV, 1908, 301—03. —
166) Ebenda XCV, 1909, 36. — i«^) MSemOrientSprBerlin XI, 3, 219—306.
288 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Dahomey, sa Formation, son developpement , son aveuir< i^^), in
dessen zweitem Kapitel die geographischen und ethnograpliischen
Verhältnisse behandelt Averden. — Gaillard schildert in »Etüde
sur les lacnstres du Bas-Dahomey«i69j eingehend Lebensweise,
Äußeres, Sitten, Gebräuche, Gesundheitsverhältnisse der Pfahlbauer
auf den Lagunen der Dahomeküste. Über »L'ethnographie du
Dahomey au XVIP siecle«^'^^') hat H. Deherain berichtet nach
Auszügen aus ungedruckten Briefen des niederländischen Sklaven-
händlers Bosman, der 1668 — 1700 in Ouidah an der Küste von
Dahome lebte.
J. Decorse, »Du Congo au Lac Tchad (Mission Chari-Lac
Tchad 1902 — 04)« i'^^) berichtet über seine zoologischen und ethno-
graphischen Beobachtungen, welch letztere sich auf dicHoro, Tunia
und Kaba bei Fort Archambault, auf die Niellim und die »Sara«
genannten, sprachlich verwandten, aber physisch sehr verschieden-
artigen Stämme beziehen.
Derselbe, »Recherches archeologiques dans le Soudan«*^^^, hat nordöstlich
vom Senegal und südwestlich von Timbuktu zahlreiche prähistorische Artefakte
aufgefunden, ferner bedeutende Schlackenhaufen, die auf ehemalige Eisengewinnung
schließen lassen, endlich monolithische Denkmäler südlich von Timbuktu, auf
die schon Desplagnes in seiner bereits erwähnten Arbeit hingewiesen hat.
Loeffler bietet in »Les regions comprises entre la Haute-Sanga,
le Chari et le Cameroun«^''^^ auch manche ethnographische Be-
merkungen, so über die Teri und Laka. — H. Marquardsen teilt
seine »Beobachtungen über die Heiden im nördlichen Adamaua« ^7-*) mit.
A. Chevaliers Bericht über die Schari- Tschad -Expedition
»L'Afrique Centrale Fran(,'aise«i75) (1902 — 04) enthält auch eine
Menge ethnographischer Beobachtungen.
0. Couvy bringt auf Grund von Untersuchungen an 245 er-
wachsenen Männern verschiedener Stämme im Tschadseegebiet
»Notes anthropometriques sur qiielques races du territoire mibtaire
du Tchad« 176). Leiblich und geistig stehen am höchsten dieWadaier,
am niedrigsten die Saras. — H. R. Palmer hat »The Kano Chro-
nicle«!'^''), die in Sabongari bei Katsina gefunden wurde, ins Eng-
lische übersetzt und mit einer Einleitung versehen. Sie beginnt
999 n. Chr. und schließt mit dem Jahre 1892.
Nach Gaden'78) setzt sich die Bevölkerung der Oase Bilma
aus Beriberi und seßhaft gewordenen Tibbu zusammen, beläuft sich
auf 2500 Köpfe und verteilt sich auf zehn Dörfer, denen jede
politische Organisation fehlt. Die im Nordosten von Bilma liegende
J68) Paris 1906. VII u. 284 S. mit 52 Abb. — 169) L'Anthr. XVIII,
1907, 99—125. — 170) LaG XVII, 1908, 471. — i^i) Paris 1906. VII u.
347 S., 1 Abb. — i''2) L'Anthr. 1906, 669—75, mit Abb. — i") Renseign.
Colon. 1907, 224—40, mit 1 K. — i^*) Glob. XCII, 1907, 197—201, mit
1 Völkerk. — 175) Pai-is 1907. XVIII u. 776 S. mit 6 K., 8 Taf. u. 112 Abb. —
170) L'Anthr. XVIII, 1907, 549—82. — '77) JAnthrl XXXVIII, 1908, 58—98,
mit 2 Taf. — "78) RevCol. 1907, Juni.
Neger. 289
Oase Djado oder Geuas ist von Tibbu bewohnt, die südwestlich
von Bilma gelegene Oase Faschi oder Agram von Beriberi.
Ostsudan. Boyd Alexander behandelt in einem Artikel »From
the Niger, by Lake Chad, to the Nile«!'^^) kurz auch die Völker
des durchreisten Gebiets.
Es sind die Yergum, die heidnischen Kerri-kcrri, die Kagorra (Kopfjäger)
zwischen Dairoro und Badiko, die heidnischen Kachia, die Budiima, die Sara-
stämme oder Kurdi, die mit ihnen verwandten Kabba-sara, femer die Wujia,
Munjia, N'Dikongo, Langassi, alle zum Bandavolk im Schari-Ubangi-Gebiet
gehörig, die Banziris und die Yakomas oder Sungoes, Assande, Bakango, Momvu
und Mombuttu, Dinka.
Enrico Graffen u. Edoardo Colombo, »Les Niam-Niam,
Traduit de l'italien par M™® Jaques Dumas« ^^O)^ schildern be-
sonders die Familienverhältnisse, die soziale und politische Organi-
sation der beiden Abteilungen der Niam-Niam, der Avungura und
der Bangia. — Fr. X. Geyer berichtet über »Eine Forschungsreise
ins Land der Kresch«^^!) jm Westen der Provinz Bahr-el-Ghasal
und schildert diese sowie die unter und neben ilinen wohnenden
Stämme der Adja, Banda, Manga, Schat und Dinka.
Watkiss Lloyd veröffentlicht »Some Notes on Dar Homr«i82)
über den bisher unbekannten südwestlichen Bezirk von Kordofan
und seine Bewohner.
Dar Homr liegt nördlich vom Bahr-el-Arab und westlich vom Dar Nuba
zwischen dem 28. und 29.° O und dem 10. und 12.° N. Seine Bewohner
sind Araber und zerfallen in zwei große Stammesgruppen, die Ageira und die
Felaita. In bezug auf die Kriminalität stehen sie weit höher als die übrigen
Bewohner von Kordofan, denn Verbrechen kommen sehr selten vor und werden
streng bestraft. Mord wird durch ein Wergeid gesühnt. Sie treiben etwas
Ackerbau und Viehzucht, leben in sehr primitiven Hütten mit höchst einfachem
Hausrat. Ihre Kleidung besteht aus Baumwollmänteln mit weiten Ärmeln.
Selbst verfertigen sie nur Schläuche, Netze und Zaumzeug, alles übrige, Töpfer-
und Baumwollwaren usw., kaufen sie in El-Odaiya oder von umherziehenden
Händlern.
J. K. Giffens »The Egyptian Sudan« ^83) enthält auch inter-
essante Bemerkungen über die Schilluk. — B. Struck, »An un-
located tribe on the White Nile«^84)^ macht es sehr wahrscheinlich,
dali die Baer identisch mit den Dyur sind. — G. A. S. Northcote,
»The Nilotic Kavirondo«!^^)^ gibt eine kurze ethnographische Be-
schreibung der Kavirondo oder Jaluo am Nordostufer des Viktoria-
sees, die zur selben Familie "svie die Dinka gehören und mit den
Aluri und Acholi zu beiden Seiten des Nils bei Wadelai nahe ver-
wandt sind.
D. Comyn berichtet in »Survey of the Pibor River« i^e) über
seine 1904 ausgeführte Fahrt den Pibor, einen südlichen Zufluß
"9) GJ XXX, 1907, 119—49, mit 1 K. 1 : 8 Mill. — i»») Paris 1906.
32 S. (ExtrRevInternS). — i8i) KatholMiss. XXXIV, 1905/06, 101—03. —
182) GJ XXIX, 1907, 649—54. — 183) Chicago o. J. (1905). 252 S. mit
2 K. u. 10 Abb. — 184) jAfiS VIII, 1908, 75—78. — i85) jAnthrl XXXVII,
1907, 58—66. — 186) GJ XXXI, 1908, 304—07, mit Kartensk.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 19
290 P. Gähtgcns, Bericht über die ethnologische Forschung.
des zum Sobat gehenden Akobo, aufwärts bis in die Nähe der
Quelle.
Am Zusammenfluß des Pibor und des Akobo wohnen Nuer und Anuak.
Weiter aufwärts am Dorfe Nyanabek beginnen die Sitze der Agibba, die den
Nuer und Anuak nicht ähnlich sind, sondern an die Völker des westlichen
Bahr-el-Ghasal erinnern. Auffallend ist die Haarfrisur der Männer und ihr
sonstiger Schmuck (Filzhut, 20 cm langer Draht oder Kette an der Unterlippe).
Sie treiben Ackerbau und Viehzucht und zeigen Geschicklichkeit in der Leder-
arbeit. C. W. Hobley bringt in seinen »Notes on the Geography and People
of the Baringo District of the East Africa Protectorate«'*'') eine Menge historischer
und ethnographischer Nachrichten über die Bevölkerung zwischen Baringo- und
Rudolfsee in der nördlichen Fortsetzung des ostafrikanischen Grabens, die
Samburu, Masai, Suk, Turkana, welch letztere sich als stammverwandt mit den
Masai bezeichnen sollen. Die Turkana üben keine Beschneidung. Von A.
Faraggiani sind »Alcune notizie sui Suk e sui Turkana«^*^, von R.C.Owen
»Bari grammar and vocabulary«^^^) zu nennen. A. Kaiser stellt >Eassen-
biologische Betrachtungen über das Masai volk«!^**) an im Anschluß an Merkers
Buch »Die Masai«.
C. Bantuvölker.
Allgemeines. Für J. F. van Oordts »The Origin of the Bantu:
a Preliminary Study« ^ 9^), worin er die Verwandtschaft der Bantu-
sprachen mit dem Ugroaltaischen nachzuweisen sucht, kann ich
auf die durchaus abweisende Kritik von H. H. Johnston in The
Geogr. Journ. verweisen. Das bedeutende Werk C. Meinhofs,
»Grundzüge einer vergleichenden Grammatik der Bantusprachen«i92^,
wird von B. Struck, »Eine vergleichende Grammatik der Bantu-
sprachen«^^^), eingehend gewürdigt. Struck hat auch eine »Biblio-
graphy of Bantu languages«^^-*) verfaßt, F. N. Fink »Die Verw^andt-
schaftsverhältnisse der Bantusprachen«!^^) auseinandergesetzt. —
B. Anker mann gibt eine Übersicht »Über den gegenwärtigen Stand
der Ethnographie der Südhälfte Afrikas« ^^6^^ w^obei die Rassen-
und Sprachenfrage, die Kultur, Herkunft und Wanderungen berück-
sichtigt werden. Die wertvolle Arbeit ist von R. P. Hermes auch
ins Französische übersetzt worden: »L'ethnographie actuelle de
TAfrique meridionale« ^^'^).
Ostafrika und Seengebiet. K. G. T. Bright, »The Uganda —
Congo Boundary Commission«!^^), referiert auch kurz über die Be-
völkerung.
In Ankoli die hamitischen Bahima und der Bantustamm der Baero, südlich
vom All)ert-Edward-Sce die Basiggi oder Bachigga mit deu Baero verwimdt,
aber auf einer niedrigeren Kulturetufe mit einer Ka.ste weiblicher Zauberdokloren,
Niawingi; im Semlikiwald die kannibiilischen Baamba uud die Batwa- oder
187) GJ XXVIII, 1906, 471—81, mit Abb. — i««) BSGItal. IX, 1908,
561—76, 636—52. — 189) London 1908. VIII u. 16-1 S. — '»O) ArchRjusscu
GesBiol. III, 1906, 201—26, mit Abb. Glob. LXXXIX, 1906, 387 f. —
19») Kapsladt 1907. 97 S. GJ XXX, 1907, 202 f. — i92) Beriiu 1906.
XV u. 160 S. — 193) Glob. XCIII, 1908, 271—73. — i9^) JAfrS VI, 24. —
i»5) Göttingen 1908. 138 S. — l»«) ArchAnthr. N. F. 4, XXXII, 1906,
241 — 86, mit 5 Taf. u. Abb. — ■") Anthropos I, 1906, 552—91, 914—49,
mit 5 Tiif. — 198) GJ XXXII, 1908, 488—93.
Neger. Bantuvölkcr. 291
Bambutuzwerge und die etwas größeren, aber äffen ahn lieberen Banande ; zwischen
der Nil-Kongo -Wasserseheide und dem Albertsee die ganz anders gearteten
Balegga und Bavira (beide Bantu) und die nilotischen Lendu.
J. Roscoe schildert ethnographisch »The Bahima: a Cow Tribe
of Enkole in the Uganda Protectorate«*^^). A. Kaisers längerer
Aufsatz über »Die wirtschaftliche Entwicklung der Ugandabahn-
länder« 200) mag wegen der Abbildungen, die Völkertypen darstellen,
hier erwähnt werden. Derselbe hat auch eine Arbeit über »Die
Ugandabahn in ihrem Einfluß auf die Eingeborenen «201) geschrieben.
C. W. Hattersley teilt in seinem »Uganda by Pen and Camera« 202)
auch manches über die Sitten der von ihm als sehr intelligent be-
zeichneten Waganda mit, mehr in »The Baganda at home, with
one hundred pictures of life and work in Uganda« ^03).
B. Grutmanu macht uns in einer Reihe von Artikeln näher
mit den Wadschagga bekannt.
So schildert er die »Trauer- und Begräbnissitten der Wadschagga« 20*), be-
spricht »Die Fabelwesen in den Märchen der Wadschagga« 20ö)^ lehrt uns »Die
Frau bei den Wadschagga< 206^ kennen, führt die verschiedenen Formen von
»Wahrsagen und Traumdeuten bei den Wadschagga« ^o 7 j yor, und handelt über
»Fluchen und Segnen im Munde der Wadschagga« 208)^ über die »Zeitrechnung
bei den Wadschagga «209) und über »Die Opferstätten der Wadschagga« 2 lO).
.1. Raum bringt einen Artikel über »Blut- und Speichelbünde bei den Wa-
dschagga« 21 1).
H. Krauß unterrichtet uns über den »Tierfang bei den Wasa-
ramo«2i2). Derselbe gibt die von den Wasuaheli in Deutsch-Ost-
afrika verwendeten Arzneien an^is).
Er schildert Geburt und Tod bei den Wasuaheli 2 1<), beschreibt das »Spiel-
zeug der Suahelikinder« 215), die verschiedenen Arten des »Lufambo«2i6)j des
Schnurabhebespiels, das besonders bei den Wakami in Deutsch-Ostafrika beliebt
ist, und handelt über »Hausgeräte der deutsch-ostafrikanischen Küstenneger« 21 7)
sowie über »Die Wohnung des deutsch-ostafrikanischen Küstennegers« 218).
A. Karasek schreibt über »Tabakpfeifen und Rauchen bei den
Waschambaa « 2 1 9 j.
I. M. M. Van der Bürgt berichtet über eine kui-ze Reise »Von
Mwansa nach Uschirombo im Herbst 1903«220).
Der Artikel enthält auch einige Nachrichten über die Wakawirondo und
Wagaya und bringt eine Liste von Kigayawörtem aus Sehirati, aus denen er
auf die Zugehörigkeit der Wagaya zu der nilotischen Völkergruppe schließen zu
199) JAnthrl XXXVII, 1907, 93—118, mit 2 Taf. — 200) Qlob. XCI,
1907, 53—57, 69—73, 85—93, 101—08. — 201) MOstschweizGKommGes.
StGallen 1906. — 202) London 1906. 138 S., 24 Abb. — 203) London 1908.
XVI u. 227 S. — 204) Glob. LXXXIX, 1906, 197—200. — 200) Ebenda
XCI, 1907, 239—43. — 206) Ebenda XCII, 1907, 1—4, 29—32, 49—51. —
207) Ebenda 165—67. — 208) Ebenda XCIII, 1908, 298—302. — 209) Ebenda
XCIV, 1908, 238—41. — 21O) ArchReligionswiss. XII, 1. — 211) Ebenda X,
2. — 212) Glob. XCII, 1907, 338 f., mit Abb. — 2i3) MünchMedWschr. 1907,
Nr. 41. — 214) Ebenda Nr. 50. — 2i5) Qlob. XCII, 1907, 357—59, mit Abb. —
216) Ebenda 221 f., mit Abb. — 2i7) Ebenda XCIII, 1908, 357—63, mit Abb. —
218) Ebenda XCIV, 1908, 380—82, mit Abb. — 2i9) Ebenda XCIU, 1908,
285—87, mit Abb. — 220) pm 1906, 121—36.
19*
292 P. Gähtgens, Bericht über die ethnolo^sehe Forschung.
können glaubt, stellt einige Irrtümer in der Benennung einzelner Volksstämme
zwischen Viktoriasee und Tanganjika fest (Wasukuma, Wanyamwesi), spricht
kurz über die politischen und dynastischen Verhältnisse von Msalala und gibt
eine Liste der Vorgänger des jetzigen Oberkönigs von Msalala, die bei durch-
schnittlicher Regierungszeit von 25 Jahren bis 1628 zurückgehen würde. Er
macht weiter kurze Angaben über die Walongo, deren Handwerk die Gewinnung
von Eisen und Erz ist und die unvermischt unter den anderen Volksstämmen
zwischen Tabora und Mwansa leben.
Oberleutnant M.Weiß schildert »Land und Leute von Mpororo«22i),
das er durch seine 3|jährige Tätigkeit als Kommissar der deutsch-
englischen Grenzkommission gründlich kennen gelernt hat.
Die Bevölkerung setzt sich aus den hamitischea Wahima (Wahuma) und
den Wapororo (Wanjambo), einem echten Bantustamm, zusammen. Beide werden
recht eingehend ethnographisch geschildert. Von besonderem Interesse ist die
genaue Beschreibung der körperlichen Merkmale, der Haartrachten und Narben,
des Schmuckes, der Kleidung, der Bewaffnung usw.
Robert Koch teilte in einem Vortrag »Anthropologische Be-
obachtungen gelegentlich einer Expedition an den Viktoria-Nyanza«222)
mit, die er auf den Sesseinseln und in den Uferlandschaften 1 906
gemacht.
Die Bewohner gehören zu den Bantu, stellen aber einen Mischtypus aus
diesen und hamitischen, nilotischen und Pygmäenelementen dar. Die Mitteilungen
beziehen sich auf die verschiedensten Dinge ethnographischer Art und auf Fels-
zeichnungen in Kisiba.
P. C. Smoor berichtet über einige religiöse oder abergläubische
Anschauungen der Neger an der Westküste des Viktoriasees im
Gebiet der Missionsstation Ihangiro bei Bukoba^ss^. — In A.Vetters
Dissertation »Die Ergebnisse der neueren Untersuchungen über die
Geographie von Ruanda« ^24) sind auch die Bevölkerungsverhältnisse
berücksichtigt und die Verteilung der wichtigeren Volksstämme auf
der Karte zur Darstellung gebracht. Missionar Johannsen läßt
uns »Blicke in Herz und Leben der Ruandaleute «220^ tun und er-
zählt »Schöpfung und Sündenfall nach der Überlieferung der Ruanda-
leute« 226). — w. y, Grawert schildert »Land und Leute in
Urundi«227) — Richter macht einige interessante Mitteilungen
über die »Rechtsgewohnheiten der Wangoni«228j.
E. Nigmann schildert »Die Wahehe, ihre Geschichte, Kult-,
Rechts-, Kriegs- und Jagdgebräuche« 229).
Ganz besonders ausführlich sind seine Mitteilungen über die Reehtsanschau-
ungcn und -gebrauche, die er durch eigene richterliche Tätigkeit auf das ge-
naueste kennen gelernt, und die erschöpfende Darstelluug des fein ausgebildeten
Kriegswesens, für die er als Offizier besonders befähigt ist. Von demselben
werden »Jagdgebräuche der Wahehe, Jagdgegend, Jagdart, Wildvorkommen«-'"'),
221) Glob. LXXXIX, 1906, 206—71, 325—32; XCI, 1907, 153—59,
165—71. — 222) ZEthn. 1908, 449-70, mit Abb. u. 1 Taf. — 223) Gott
will es! Nov. 1905. Glob. LXXXIX, 190G, 84. — 224) Darmstadt 1906.
VIII u. 99 S., 1 K. 1 :1 Mill. — 225) NachrOstafrMiss. 1908, 87 f. — 22«) Ebenda
70f. — 227) DOARundsch. 1908, Nr. 13. — 228) DKolonialbl. 1907, 672—76. —
229) Berlin 1908. XII u. 131 S. mit 3 K. u. 11 Abb. PM 1910, LH 170
(Gähtgens). — 230) OstafrWeidwcrk III, 1908, Nr. 2.
Bantuvölker. 293
von Weck wird »Der Wahehearzt und seine Wissenschaft« ^31) besprochen. Von
Denipwolff »Einige Sonderheiten der nehesprache<'232) mitgeteilt. — .1. H.
West Sheane veröffentlichte »Some Aspects of the Awemba Religion and
Superstitious Observances«233).
H. Fabry erzählt manches ethnographisch Interessante »Aus
dem Leben der AVapogoro«^^*), die zwischen den Quellflüssen des
Kufiji, dem TJlanga und dem Liiwego, und zu beiden Seiten des
Eufiji bis zu seinem ^Mittellauf wohnen.
Er unterrichtet uns auf Grund eigener Anschauung über die Wohnstätten,
über Schmuck, Haartracht, künstliche Verunstaltungen, Kleidung, Waffen und
Instrumente, Jagd, Fischfang, Viehzucht und Ackerbau, über Tanz, Haustechnik,
Handel und Gewerbe, politische, soziale und eheliche Verhältnisse, über die
Gebräuche bei Geburt und Tod, über die religiösen Anschauungen, Medizin
und Zeitrechnung.
Was K. Weule auf seiner 1906 nach Deutsch-Ostafrika unter-
nommenen Forschungsreise erlebt und gesehen und wie er seine
sehr reichen Resultate gewonnen hat, erzählt er in seinem für
weitere Ea-eise berechneten, aber auf wissenschaftlicher Grundlage
beruhenden Reisewerk »Negerleben in Ostafrika, Ergebnisse einer
ethnologischen Forschungsreise« 235), während er eine systematische
Zusammenstellung des gewonnenen Materials unter dem Titel
»Wissenschaftliche Ergebnisse meiner ethnographischen Forschungs-
reise in den Südosten Deutsch-Ostafrikas« 236) veröffentlicht hat.
Seine Forschungen erstrecken sich auf die Stämme der Wayao, Makua,
Makonde, der sog. Wangoni und der Wamatambwe, die in dem der Küste be-
nachbarten Teil des Hinterlandes von Lindi, auf dem Makondeplateau und am
unteren Eowuma wohnen. Die Ausbeute auf dem Gebiete der geistigen und
materiellen Kultur ist überaus reich, und Weule hat eine Menge neuer über-
raschender Beobachtungen gemacht. Derselbe berichtet über »Körperverun-
staltungen und Maunbarkeitsfeste im Süden von Deutsch-Ostafrika« ^^T), Von
dem an erster Stelle genannten Buche ist auch eine englische Übersetzung von
A.Werner unter dem Titel »Native Life in East Africa«^^«) erschienen.
Fr. Fülleborn hat seine 1897 — 1900 gemachten ethnographi-
schen Studien im Njassa- und Rowumagebiet in einem großen
prächtig ausgestatteten Werke, »Das deutsche Njassa- imd Ruwuma-
gebiet, Land und Leute, nebst Bemerkungen über dieSchireländer«239)^
niedergelegt.
Es ist als Bd. IX von »Deutsch-Ostafrika, wissenschaftliche Forschungs-
resultate über Land und Leute unseres ostafrikanischen Schutzgebietes und der
angrenzenden Länder« erschienen und gibt eine vortreffliche geographisch ge-
ordnete Darstellung der materiellen Kultur der vielen Stämme im Süden Deutsch-
Ostafrikas. Die vorhandene Literatur bis 1905 ist gewissenhaft verwertet.
231) DKolBl. 1908, 1048—51. — 232) MSemOrientSprBerlin XI, 1908, 3,
82. — 233) jAnthrl XXXVI, 1906, 150—58. — 234) Qiob. XCI, 1907, 197
bis 201, 218—24, mit Abb. — 235) Leipzig 1908. XII u. 524 S. mit 196 Abb.
u. 1 K. — 236) MDSchutzgeb., Erg.-H. 1, Berlin 1908. 4", X u. 150 S. mit
64 Bildertaf. u. 1 K. — 237) Umschau XI, 762 — 68, mit 6 Abb. — 238) London.
432 S. — 239) Berlin 1906. XX u. 636 S. mit 200 Abb., 1 Atlas, 119 Licht-
drucktaf. u, 2 K. PM 1907, LB 807 (F. Hahn).
294 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
H. Henocli hat über »Die Makonde im Süden von Deutsch-
Ostafrika« 240) geschrieben.
C. Meinhofs »Linguistische Studien in Ostafrika« 2 •ii) (Forts.)
betreffen Bondei, Zigula, Mbugu, Mbulunge, Dzalamo, Ndorobo,
Makua und Yao.
B. Strucks »A Vocabulary of the Fipa Languagc«2*2) (Ostufer des Tanga-
njika) enthält einen kurzen grammatischen Abriß und ein Englisch-Fipa und
Fipa- Englisches Wörterverzeichnis sowie 25 kleine Sätze. Struck teilt auch
»Ein Märchen der Wapare«2i3^ Jq Übersetzung, Joh. Häflinger drei »Fabeln
der Matengo« 2**) im Urtext mit Interlinearversion mit.
Kjassa- Sambesi- Gebiet. A. Werner, »The Natives«of British
Central Africa«^*^), behandelt die Anyanja oder Mang'anja, die Taos
(Waj^ao oder Ajawa), Alolo oder Anguru, Awankonde, Batumkuba
und Angoni. — C. H. Stigand unterrichtet uns in »Notes on the
Natives of Nyassaland, N. E. Rhodesia, and Portuguese Zambesia,
Their Arts, Customs, and Modes of Subsistence«^*^) auch über ihre
Geschichte, Sprache, Musikinstrumente, Schmuck und Verstümme-
lung, Rehgion und Aberglauben. — G. Stucki veröffenthcht eine
»Etüde sur les Cafres du Zambeze«247). Vincent Dickin s Artikel
»Journeys in South Eastern Mashonalaud«248) enthält auch Be-
merkungen über die Eingeborenen. — E. W. Smith, »A handbook
of IIa language (commonly called the Seshuknlumbwe) spoken in
North "Western Rhodesia, South Central Africa; comprising gramraar,
exercises, specimens of IIa tales, and vocabiüaries«^^^), hat den
ersten Versuch gemacht, die Ilasprache systematisch zu behandeln.
R. S. Rattray hat »Some Folk-lore Stories and Songs in Chiyanja, with
English Translation and Notes< ^50) veröffentlicht. Auch die Bemba- und Wisa-
sprache haben Bearbeiter gefunden: Schoeffer, :>A grammar of the Bemba
language, as spoken in North East Rhodesia«^^!)^ und A. C. Madan, »Wisa
Handbook: a short Introduction to the Wisa Dialect of North East Rhodesia« 252).
Die Frage nach dem Ursprung und Alter der Simbabyekultur
ist noch immer nicht endgültig beantwortet. Randall- Maclv er
hat einen Vortrag über »The Rhodesia Ruins: Their Probable Origin
and Significance«253) gehalten.
Er hält sie im Gegensatz zu allen bisherigen Ansichten für ganz jungen
Ursprungs (14. Jahrhundert), errichtet von den Vorfahren der heutigen Bewohner
des Landes. Ausführlich legt er seine Ansichten dar in dem Werke: »Mediaeval
Rhodesia« äs-i). g. Passarge wägt in einem Aufsatz, Ophir upd die Simbabye-
kultur« 255^^ die verscliiedenen Ansichten über diese Frage gegeneinander ab
und gelangt zu dem Schlüsse, daß die Simbabyekultur in Südafrika als Fremd-
240) DGegenwart 1908, 294ff. — 24i) MSemOrientSprBerlin IX, 3, 278
bis 333; X, 3, 90—123; XI, 1908, 3, 85—173. - 242) jAfrS 1908, Okt. —
243) Giob. XCIV, 1908, 111. — 244) Anthropos I, 1906, 244—47. — 24S) London
1906. XII u. 303 S., 32 Abb., 1 K. PM 1909, LB 186 (P. Gähtgens). —
246) JAnthrl XXXVII, 1907, 119—32. — 247) BSG.\lger XIII, 1908, 198
bis 206. — 248) G.T XXIX, 1907, 15—23, mit Kartensk. — 249) London 1907.
XII u. 488 S. — 250) London 1907. 244 S. — 251) O.xford 1907. 72 S. —
"2) 0.xford 1906. 136 S. — 253) qj XXVII, 1906, 325—36. — 2S4) London
1900. 40, XV u. 100 S. mit Abb. — 255) Qlob. XCI, 1907, 229—32.
Bantavölker. 295
ling dasteht und von auswärts, von Vorderasien, eingewandert ist. R. N. Hall
spricht sich in einer Zuschrift an die Londoner Geographische Gesellschaft »The
Zimbabwe Temple, and the Discovery of Nanking China etc.«256) durchaus
gegen Maclvers Mittelalterthcorie aus. Ebenso in zwei Aufsätzen in der Zeit-
schrift The African Monthly 1907: »The Prehistoric Gold Mines of Rhodesia«
und »Notes on the Traditions of South African Races, especially of the Makalanga
of Mashonaland«, die beide im Globus unter der Überschrift »Zur Frage nach
dem Alter der Ruinen Rhodesias<257j besprochen wurden. In seinem Werke
»Pre-Historic Rhodesia«^^^) erörtert Hall die ganze Frage eingehend.
Martin Richter behandelt in seiner Dissertation »Kultur und
Reich der Marotse, eine historische Studie «259) (Heft 8 der von
K. Lamprecht herausgegebenen »Beiträge zur Kultur- und Universal-
gescliichte«), nach einer geographischen Einleitung zunächst die
Geschichte, dann die materielle Kultur, Verfassung und geistige
Kultur der Marotse vom Standpunkt des modernen Historikers.
Kongo. Fr. Starr, »The Truth about the Congo, the Chicago
Tribüne Ärticles«260)^ teilt auch manche ethnogi'aphische Beob-
achtungen mit. Derselbe hat auch »A bibliography of the Congo
languages«26i) und »Ethnographie notes from the Congo Free State:
on African misceUany«262) veröffentlicht.
L. Frobenius erstattet einen kurzen »Bericht über die völker-
kundlichen Forschungen (Mai bis Dez. 1905)«263) im Gebiet des
mittleren und oberen Kassai. Über »Leo Frobenius' Forschungs-
reise in das Kassaigebiet« wird auch in der Zeitschr. der Ges.
für Erdkunde in Berlin berichtetest). — Das Buch von L. Fro-
benius, »Im Schatten des Kongostaates, Bericht über den Verlauf
der ersten Reisen der D. L A. F. E. von 1904 bis 1906, über
deren Forschungen und Beobachtungen auf geographischem und
kolonialA\drtschaftlichem Gebiet« ^65)^ enthält auch etlmographische
Notizen, ist aber nur ein Vorläufer der wissenschaftlichen Bände
über die Ethnographie des Kassaigebiets.
Die »Ethnologischen Ergebnisse der ersten Reisen der Deutschen Inner-
afrikanischen Forsehungsexpedition«266) hat Frobenius auch in einem höchst
interessanten Vortrag dargelegt, in dessen Einleitung er den Streit um die
monographische und polygraphische Methode, um Ethnographie und Ethnologie
erörtert.
E. Cordella bringt in »Appunti geografici ed etnografici sulla
zona del Maniema«267j mancherlei Notizen über die Bantustämme
auf beiden Ufern des Lualaba etwa zwischen 2. und 5.° S, die
A'uafiüuca (TrommeUeute), Matampa (Festungsleute) usw. imd die
256) GJ XXIX, 1907, 682 f. — -'">') Glob. XCIII, 1908, 16. — 258) London
1909. 516 S. mit Abb. — 259) Diss. Leipzig 1908. XII u. 63 S. mit 1 K. —
260) Chicago 1907. VIII u. 129 S. mit 6 Abb. PM 1907, LB 837 (Singer). —
261) Univ. Chicago, depart. archaeol. B. V, 1908. 97 S. — 262) PDavenportAcSc.
XII, 96—122, mit 13 Taf. u. Abb. — 263) ZEthn. 1906, 736—41. — 264) 1905,
467—71; 190G. 114—18, 426—31, 493—97. — 265) Berlin 1907. XIV u.
468 S. mit 8 K., 33 Taf., 318 Textkarten u. -bilden Glob. XCIII, 1908,
17 (Singer). — 266) ZEthn. 1907, 311—33. — 267) BSGItal. VII, 1906,
963—78.
296 P. Gähtgens, Bericht über die ethoologische Forschung.
Kalega im großen Walde östlich vom Lualaba bis nach dem Kiwu-
nnd Tanganjikasee.
E. Torday u. T. A. Joyce teilen »Notes on the Ethnography
of the Ba-Yaka«268) mit, eines Bantustammes im Kassaidistrilct des
Kongostaates zwischen dem Kwango und Inzia.
Sie scheinen kulturell weit höher zu stehen als ihre Nachbarn, die Ba-
Mbala, über die die beiden Verfasser früher berichtet haben (GJb. XXXI,
S. 200, Anm. 191). Wir werden unterrichtet über Schmuck und Kleidung,
Nahrung, Ackerbau, Wohnungen, Industrie, Handel, Regierung, soziale Organi-
sation, Musik und Spiel, Moral und Rechtspflege, Krieg, Krankheit, Tod, Be-
gräbnis, Religion und lernen einige Fabeln kennen. Ein Vokabular bildet den
Schluß. Zwei andere ähnliche gemeinsame Arbeiten von Torday u, Joyce
sind die »Notes on the Ethnography of the Ba-Huana«269), eines Bantustammes
an den Ufern des Kwilu, der in die eigentlichen Ba-Huana oder Ba -Wangana
und die Ba-Honi zerfällt, und »On the Ethnology of the South Western Congo
Free State« 270). Die letztere Arbeit gibt einen Überblick über die Bevölkerung
im Südwesten des Kongostaates und sucht die Reihenfolge, in der die einzelnen
Stämme in ihren heutigen Wohnsitz gelangt sind, sowie die Ursachen der Wan-
derungen darzulegen. Es kommen dabei in Betracht die Ba-Samba, Ba-Songo,
Wa-Ngongo, Ba-Bunda, Ba-Yaka, Ba-Yanzi, Ba-Pindi, Ba-Mbala, Ba-Huana,
Ba-Lua, Ba-Kwese und Ba-Djok (Kioko).
Cyr. van Overberghs »Les Bangala (Etat Indep. du Congo)
Sociologie descriptive«27i) ist der erste Band der »Collection de
monographies ethnographiques « , einer systematisch geordneten Quellen-
sammlung über die einzelnen Volksstämme des Kongostaates.
In einem gleichnamigen Buche 272) hat er das Material zu einer zusammen-
hängenden Darstellung der Bangala verarbeitet, die jedoch recht wenig wissen-
schaftlich ausgefallen ist. Ein weiteres Buch desselben Verfassers hat »Les
Mayombe (fitat Indep. du Congo)«273) zum Gegenstand, ein drittes »Les Basonge
(fttat Indöp. du Congo)« 274).
Eine ähnliche Sammlung von ethnographischen Monographien,
die hauptsächlich auf den Beantwortungen eines ethnographisch-
soziologischen Fragebogens beruhen und sich außerdem auf hand-
schriftliche Quellen und die bereits vorhandene Literatur stützen sollen,
eröffnet J. H alkin mit einer Arbeit über die Ababua: »Quelques
peuplades du district de l'Uele, I. Les Ababua «275). Auch das Bull,
de la Soc. Royale Beige de Geogr. bringt wieder eine Reihe kleiner
Einzeldarstellungen von Kongovölkern. So behandelt Vedj^ »Les
riverains de l'Uele« 276)^ y. Harroy »Les Bakubas« 277). Für Ch.
Delhaises drei Monographien »Chez les Wabemba«278)^ »Chez
les Warundi et les Wahorohoro«279) und »Chez les Wasongola du
Sud, Bantu ou Ba-Bili«280) vgl. Pet. Mitt. E. de Jonghe sclireibt
268) JAnthrl XXXVI, 1906, 39 — 59, mit 2 Taf. — 269) Ebenda 272—301.
mit 3 Taf. u. Fig. — 270) Ebenda XXXVII, 1907, 133—5(5, mit 4 Taf. —
271) Brüssel 1907. XVI u. 460 S. mit K. — 272) Brüssel o. J. 100 S. mit
Abb. PM 1910, LB 278 (P. Gähtgens). — 273) Brüssel 1907. 486 S. mit
1 K. — 274) Brüssel 1908. XI u. 565 S. — 275) Lüttich 1907. 155 S. mit
2 Taf. u. 1 K. — 276) XXX, 1906, 185—209, 299—324. - 277) XXXI,
1907, 171—92, 234—51. — 278) XXXII, 1908, Nr. 3/4. 81 S. PM 1910,
LB 47 (Gähtgens). — 279) BSRBelgeG XXXII, 1908, Nr. 5/6. 64 S. —
280) Ebenda XXXIII, 1909. Nr. 1—3. 115 S.
Bantuvölker. 297
Über »Les societes secrotes au Bas Congo«28i), j, Struyf teilt
einiges »Aus dem Märchenschatz der Bakongo (Niederkongo)« 282)
mit. Rev. Thomas Lewis bringt einen Artikel über »The Old
Kingdom of Kongo« 283)^ den Vasallenstaat der portugiesischen Ko-
lonie Angola, besonders über die religiösen Anschauungen, Sitten
und Gebräuche der zu einem einheitlichen Stamm gehörenden Ein-
geborenen. Den wesentlichen Inhalt des Berichts gibt Brix Förster
\mter dem Titel »Aus dem Königreich Kongo« 28*) wieder. An
dieser Stelle sei auch ein Aufsatz von A. Bas tos erwähnt: »Tracos
geraes sobre a ethnographia do districto de Benguella«285).
P. H. G. Powell-Cotton teilt in einem Vortrag über »A Journey
through the Eastern Portion of tlie Congo State «286)^ die ihn
1904/05 von Lado aus durch das Ituri- und Lindigebiet zum
Albert-Edward-See führte, auch einiges über die Pygmäen des
Ituriurwaldes sowie über das merkwürdige, zum Teil schwimmende
Dorf Katang am Südostufer des Albert-Edward-Sees mit. In das-
selbe Gebiet führt uns Demuenynck, »Au pays de Mahagi, region
du lac Albert et du Haut-Nil (Etat Indep. du Congo), Ma3urs et
coutumes des Alulus«287) und »Les pygmees du Haut-Ituri«288).
V. Luschan berichtet über »Sechs Pygmäen vom Ituri« 289) und
Meinhof über »Untersuchung der Pygmäensprache« 290).
E. Frhr. v. Nordenskiöld veröffentlicht unter dem Titel »Etno-
grafiska Bidrag af Svenska Missionärer« 29i) wertvolle Beiträge des
Missionars Laman zur Kenntnis des Mazingadialekts und Berichte
der Missionare Westlind, Hammar und Anderson über Sitten, Ge-
bräuche und Namengebung am unteren Kongo, besonders bei den
Babwende. — Ed. de Jonghe neigt in seiner Abhandlung »Les
Societees Secretes au Bas Congo« 292)^ die sich auf die Völker am
unteren Kongo bis zum Stanleypool und speziell auf die Nkimba
und Ndembo genannten Geheimbünde beschränkt, der Ansicht zu,
daß der Nkimba religiöse Belelu-ung und politische Ausbildung be-
zwecke, während der Ndembo ein echter Geheimbund auf religiös-
sozialer Grundlage zu sein scheine.
J. H. Weeks bringt »Notes on some customs of the lower
Congo people«293). R. Visser hat einen Vortrag über »Fetisch-
dienst und Aberglaube der Bavilli und Bajumbe«29-i) am unteren
Kongo gehalten. Nach P. L. Martou, »Les ,Eki' des Fang«295)j
sind die »Eid« moralische Gebote oder Verbote, die die Freiheit
281) RevQuestSc. 1907, Okt. — 282) Anthropos III, 1908, 741—60. —
^83) GJ XXXI, 1908, 489—611, mit Abb. — 284) Qlob. XCIV, 1908, 93 f. —
285) BSGLisboa XXVI, 1908, 5—15, 44—56, 81—99, 135—40, 154—76,
197 — 207. — 286) GJ XXX,' 1907, 371—82, mit 1 K. — 287) BSRBelgeG
XXXII, 1908, 36—80, 93—133, mit K. u. Abb. — 288) Ebenda 134—40,
mit Abb. — 289) ZEihn. 1906, 716—30, mit 2 Abb. — 290) Ebenda 730f. —
291) Stockholm 1907. — 292) RevQuestSc. Brüssel 1907, Okt. — 293) Folklore
XIX, 1908, 4. — 294) JBerNaturwVerKrefeld 1905/06, 52—63. — 295) Anthropos
I, 1906, 743—59.
298 P. Gähtgcns, Bericht über die ethnologische Forschung.
des einzelnen stark beschränken. E. Pittard beschreibt in »Note
sur deiix cränes Ysnxg«^^^) zwei aus Gabun stammende Fangschädel,
von denen der männliche der Tribus der Esingi, der weibliche der
der Makes angehört.
Das langerwartete und sehr wertvolle Buch von E. Pechuel-
Loesche, »Die Loangoexpedition, ausgesandt von der Deutschen
Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas, 1873 — 76, 3. Abt.,
2. Hälfte«297), dessen erste Hälfte bereits 1882 erschienen ist, hat
F. Hahn besprochen. Dieser Teil beschäftigt sich mit der »Volks-
kunde von Loango« imd ist auch selbständig erschienen. Das Volk
sind die Bafioti.
R. E. Dennett, Ȁt the Back of the Black Mau's Mind or
Notes on the Kingly Office in West Africa«298)^ sucht uns den
tiefsten Hintergrund des Gemüts der Schwarzen aufzudecken und
die große Bedeutung der Königswürde in den sozialen Verhältnissen
darzulegen.
Seine für die Ethnographie jedenfalls sehr bedeutsamen Bemerkungen be-
ziehen sich auf die Loangoneger (Bafioti, Fjort), unter denen er 15 Jahre gelebt
hat, und auf Benin, wo er sich auch längere Zeit aufgehalten hat und über
dessen so berühmt gewordene Altertümer er manche Aufklärung zu geben vermag.
Sehr verdienstvoll sind M. R. Avelots' »Recherches sm- l'histoire
des migrations dans le bassin de l'Ogooue et la region littorale
adjacente«299) besonders wegen der beigegebenen Karten, auf denen
die hauptsächlichsten Wanderungswege sowie die AVohusitze der
Ogowevölker in den Jahren 1820, 1864, 1884 und 1904 dar-
gestellt werden.
In Don Enrique Lopez Pereas »La isla de Corisco«300^
findet sich auch einiges über die Eingeborenen.
Gottes teüt in seinem Vortrag »La sylve equatoriale et les
anthropophages: Pahouins et Pygmees«^^^) die Bevölkerung an der
Grenze von Südkamerun in Bantu und Nichtbantu ein.
Unter den letzteren versteht er die Pygmäen, die von den Dsimu und
Dsem im Osten »Babinga« genannt werden, von den Fang im Westen »Bajaga«
und von den Küstenbewohnern »Bekue« oder »Akoa«. Bei den Bantustämmen
macht er Ang.aben über Kopfzahl, Wanderungen, Verbreitung des Kannibalis-
mus usw.
Kamerun. Die Ostkameruner Grenzexpedition hat auch für die
Ethnographie wichtige Ergebnisse gehabt.
Der wissenschaftliche Begleiter der französischen Kommission, Brussaux,
berichtet »Aus den Ergebnissen der Ostkamerun-Grenzexpedition« ^02) über die
kannibalischen Stämme der Koapuli und Biakombe in der Landschsüt Mbiemu
westlich vom Sanga und Kadei. Hier gibt es auch einen Zwergstamm, die
296) BSNeuchätG XIX, 1908, 58—68. — =97) Stuttgart 1907. VI u.
503 S. mit 24 Abb. im Text u. 5 Taf. PM 1909, LB 190 (Hahn). —
298) Ix)ndon 1907. XV u. 288 S. — 299) Paris 190G. PM 1907, LB S. 215f.
(Ankermann). — ^OO) Rev. de Gcogr. colon. y mercant. BRealSG 1906, 337—41. —
3"') LaG XVIII, 1908, 64 — 73. — »02) BComiteAfrFr. 1907, Nov., s. Glob.
XCIII, 1908, 12 f.
Bantuvölker. 299
Babinga. Nordwestlich von Mbiemu zu beiden Seilen der Grenze bis nach
Gasa hin wohnen die Kaka, die zu den Baja gehören. Die südlichen Baja sind
noch wilde Kannibalen, die nördlichen schon stark l)eeinflnßt durch die mo-
hammedauiseheu Fulbo und Ilaussa. Tätowierung ist allgemein, die Weiber
tragen einen Lippenpflock. Die Baja glauben an ein höheres unsichtbares Wesen,
das sie stets bedroht. Zwischen der CJrenze und dem Schari wohnen die Laka,
von den Fulbe Mbanno, d. h. Kameraden genannt. Zu ihnen gehören auch
die Tuburi, deren Frauen ebenfalls den Lippenpflock tragen. In ihren Dörfern
gehen die Laka nackt, sonst tragen sie hinten einen Schurz von Ziegen- oder
Antilopenhaut. Sie glauben an ein gutes, Di genanntes Wesen, dem keine
Opfer gebracht werden. Besonders eingehend hat Brussaux die Baja studiert
und ihnen auch einen speziellen Artikel »Notes sur la race Baya« ■"'■*) gewidmet.
Ch. Ducasse unterrichtet uns über »Les Labbis chez les Bayass^O''), gj^e eigen-
tümliche Genossenschaft mit besonderer Sprache und besonderen Einrichtungen,
die auch die Erziehung der Jugend leitet. Leutnant Frhr. v. Reitzenstein
bringt in einem Artikel »Längs der Ostgrenze von Kamerun «^o^») einzelne
ethnographische Mitteilungen.
Dieselben Gebiete hat Lenfant besucht. Er berichtete darüber
vor der Pariser Geographischen Gesellschaft 3*^5).
Um das Yademassiv, das die Wasserscheide zwischen Sanga, Sanaga und
Logone bildet, wohnen die Stämme der Mbum, Laka, Baja, Mbaka, Yanghere,
Pande und Kaka. Lenfant hält die Yanghere und Baja für Angehörige der
Mandjafamilie, die sich aus der afrikanischen Seenregion bis hierher ausgebreitet
habe. Dafür sprächen ihre Sitten, ihr Kannibalismus, ihre Wohnungen und
ihre Gruppierung in kleinen Siedlungsbezirken. Am Südrand des Massivs traf
auch Lenfant auf den Pygmäen-Jägerstamm der Babinga.
E. Karutz gibt einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse
der Lübecker Expedition unter G. Teßmann zur Erforschung der
Mpangwevölker in Südkamerun ^06). H. Marquardsen hat eine
»Karte des Gebiets zwischen Ibi und Yola«307) veröffentlicht, deren
begleitender Text auch ethnographische Bemerkungen enthält.
Müller schildert »Land und Volk der Bafia«308).
In seinem Artikel »Bamum«309) berichtet Hutter auch über
die Bevölkerung dieses im Osten Kameruns gelegenen Gebiets.
Sie setzt sich aus Bantus und Sudannegern zusammen ; außerdem lebt süd-
östlich der Hauptstadt ein kleines Völkchen, die Badyuigim, die nicht un-
beträchtlich kleiner als die Bamumleute sind und an die Banzoa westlich des
Nun erinnern. Sie tragen Rindenklcidung und Penisfutteralc, weswegen Hutter
sie als Baia anspricht und sie zu den sog. >Tikar« rechnet. Das herrschende
Volk in Bamum ist jedenfalls ein Sudannegerstamm, dessen Industrieerzeugnisse
denen der Balilandsehaften ähneln. Wir erfahren ferner einiges über die äußere
Erscheinung, die politischen Verhältnisse, den Häuserbau und die Dorfanlage,
die Märkte, die Bewaffnung usw.
»Zur Gescliichte von Bali und Bamüm«3io) liat M. Moisel
Mitteilungen veröffentlicht, die er den Missionaren Ernst, Dorsch
und Göhring verdankt. Auf Grund sprachlicher, ethnographischer
303) BSAnthrParis IX, 1908, 80—102, mit 1 Taf. — »o*) LaG XVII,
1908, 453—57. — 30*") Glob. XCIII, 1908, 229—34, mit Abb. — »05) LaG
XVII, 1908, 337—40. — 306) MGGesNaturhistMusLübeck 1908, H. 22. —
307) PM 1907, 108—11, Taf. 8. — 308) AmtsblSchutzgebKamerun 1908, 30. —
309) Glob. XCI, 1907, 1—6, 26—32, 44—47, mit Abb. — 3iO) Ebenda XCIII,
1908, 117—20, mit 1 Kartensk.
800 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
lind anthropologischer Untersuchungen hat der Bezirksleiter von
Ossidinge die Grenze zwischen Sudan- und Bantunegern in Nord-
westkamerun festgestellt ^ ^ ^).
Sie fällt genau zusammen mit dem Crossfluß einerseits und einer von
Ossidinge aus in fast genau nördlicher Richtung gehenden Geraden anderseits.
Danach sind die Bewohner Ossidinges Bantus, die Bokis dagegen Sudanneger.
Über die Bevölkerung der Landschaften Biteku und Widekum
in Nordwestkamerun berichtet Gr launin g, »Von Bamenda an die
Westgrenze « ^ ^ ^).
Die Leute gehen vollständig nackt. Südlich vom Flusse Mamfi oder Mafi
am Nordwestrand wohnen noch kannibalische Stämme. Die Bewaffnung besteht
aus Vorderladern und Speeren. Neben den gewöhnlichen ßundhütten kommen
viereckige Steinhäuser mit Veranden vor. Die Eingeborenen beschäftigen sich
mit Ackerbau, Ölgewinnung, Töpferei, Spinnerei und Weberei. Der »Bericht
des Hauptmanns Glauning über seine Reise in den Nordbezirk« ^'^^ beschäftigt
sich auch mit der Ethnographie des Landes. Er unterscheidet 1. die Völker
des Hochlandes: Bekom, Oku, Bansso, Tambo; 2. die Stämme der Übergangs-
länder: Bafum, Dumbo, Assa, Mambila; 3. die Völker des Tieflandes, die sich
scheiden in a) die Bewohner der niederen Randgebirge: Tukum, Kentu, Djumperri;
b) die Völker der eigentlichen Ebene: Tukum, Ndoso, Bussum, Dinji, Muntschi.
Er teilt einiges über die einzelnen Stämme mit und gibt ihre ungefähre Kopf-
zahl an. Von Glauning erfahren wir ferner etwas speziell über die Bansso,
»Bericht über die Banssoexpedition«^'*).
In seinem »Bericht über eine zweimonatige Bereisung des
Mandaragebirges (1906)« ^i^) macht Hauptmann Zimmermann auch
einige Mitteilungen über die von den Fullas aus den Niederungen
zurückgedrängten Bewohner des Mandaramassivs. Bezirksamtmann
Dr. Mansfeld, »Keaka- und Obangland«3i6)^ stellt fest, daß die
Bev()lkerung viel zahlreicher ist, als bisher angenommen wurde,
4000 statt 2000. Frhr. v. Stein berichtet über »Eine Erkundigungs-
expedition zwischen Wuri und Sanaga«^^''). Das Land ist sehr
dicht bevölkert. Die Bewohner weichen im Äußern, in Sprache,
Sitten und Bekleidung usw. wesentlich von den ihm bekannten
Stämmen ab. In Haartracht und äußerem Habitus erinnern sie
etwas an Bamum tmd ähnliche Stämme des Nordens.
Auch kurze Mitteilungen über »Das Zwergvolk der Bagielle«^!^)
inmitten des Ngumbastammes bei Lolodorf liegen vor. H. Dominik,
»Unterwerfimg der Maka am oberen Njong«3i9), berichtet über die
Völker\^erhältnisse der Landschaft Schimekoa, westsüdwestlich von
Bertua.
Das Gebiet wird von Bele und Maka bewohnt. Erstere sind ein den
Wüte und Jekaba am Sanaga nalie verwandter Sudaustamm mit Rundhülten
und haben den Bantustamm der Maka, der den viereckigen Hüttenbau bei-
behalten hat, unterworfen. Die Maka sind Kannibalen, die sogar die Leichen
der eigenen Stammesgenossen verzehren.
3") DKolonialbl. 1907, 886. — 312) Ebenda 1908, 64—69, mit Kartcnsk. —
313) Ebenda 1906, 235—41. — 3U) Ebenda 705—07, mit Karten^k. —
315) Ebenda 457—64. — 316) Ebenda 1907, 400. — 3i7) Ebenda 1908, 521
bis 531, mit Kartensk. — 3i8) Ebenda 1907, 885 f. — 3i9) Ebenda 619—24,
mit Kartensk.
Bantuvölker. 301
H. Dominik, »Vom Atlantik zum Tschadsee, Kriegs- und
Forschungsfahrten in Kamerun «^20j^ bietet für die Ethnograpliie
recht viel, besonders über die Tuburi, Kungs, Wulhas und Musgu,
die noch wenig bekannt waren, aber auch manches über die be-
kannteren Völker wie die Fula, Haussa, Bagirmi und Kanuri. —
F. Gold stein schildert »Die Frauen in Haussafulbien und in
Adamaua«32i)j ihre soziale Stellung, ihre Bewertung durch die
Männer und sucht zu zeigen, daß die Weiber ebenso Schatzobjekte
sind wie das Rind, das Kamel usw. Über desselben »Viehthesau-
rierung in Haussafulbien und Adamaua«322)^ vgl. Nr. 35. —
E. V. Schkopp hat seinen »Kameruner Skizzen« ein neues Buch,
»Kameruner Bananen «^23)^ folgen lassen, dessen Schlußkapitel eine
kleine Monographie über die Bakoko bildet.
A. Mansfeld hat in »Urwald-Dokumente, vier Jahre unter den
Crossfliißnegern Kameruns« ^ 24) seine Beobachtungen über die Ein-
geborenen des Bezirks Ossidinge niedergelegt.
Er gibt die Bewohnerzahl auf 25 000 — 30000 an. Von den sieben Stämmen
des Bezirks gehören die Boki zu den Sudannegern. Bei den Keaka und Banjang
besteht eine Weiberkaste Mboandem , deren Mitglieder von einem von Gott
gesandten Weibe abstammen sollen und eine Geheimsprache haben. Kanni-
balismus wird nur noch manchmal von den Anjang geübt. Eingehend werden
wir in 15 Kapiteln über die ganze materielle und geistige Kultur unterrichtet,
besondei-s auch über die politischen und sozialen Verhältnisse und die religiösen
Anschauungen. Ein Anhang enthält u. a. anthropologische Beobachtungen und
viel linguistisches Material.
R. Mey er erzählt » Negermärchen aus dem Kameruner Urwald « 325),
G. Teßmann teilt »Drei Mabeamärchen«326) QÜt. Von linguisti-
schen Arbeiten seien genannt E. Schul er, »Die Sprache der Bak-
wiri«327)^ und P. S. Rosenhuber, »Die Basäsprache« (schon unter
Anm. 167 angeführt).
Südliche Bantustänime, Hottentotten und Buschmänner. Das im
Aufti'age seiner Oberen von einem Ordenspriester verfaßte Buch
»Das Trappisten-Missionskloster Mariannhill oder Bilder aus dem
afrikanischen Missionsleben« 328) enthält in der Skizze »Der heid-
nische Kaff er« auch einiges ethnographische Material und bringt
zahlreiche sehr gute Kafferntypen sowie Abbildungen von Waffen,
Schmuck, Geräten usw.
Agidius Müller, Mitglied des Trappistenordens, schreibt über »Wahr-
sagerei bei den Kaffem«329), F. Mayer über »The Zulu Kafirs of Natal«330)^
H. C. Lugg bringt »Notes on some puberty and other customs of the natives
320) Berlin 1908. VII u. 308 S. mit Abb. u. 1 K. — 32i) Qlob. XCIV,
1908, 61—65. — 322) Ebenda XCIII, 1908, 373—76. — 323) Berlin 1906.
IX u. 204 S. — 324) Berlin 1908. XVI u. 310 S. mit 32 Taf., 165 Abb.
im Text, 2 K. u. Tab. — 325) ZKolonialpol. IX, 817—34. — 326) Qiob. XCII,
1907, 75—78. — 327) MSemOrientSprBerlin XI, 1908, 3, 174—218. —
328) Freiburg i. Br. 1907. 4", 188 S. mit Abb. u. 1 K. — 329) Anthropos
I, 1906, 762—78; II, 1907, 43-58. — 330) Ebenda I, 453—71; II, 392—99,
633—46.
302 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
of Natal and Zulnland«33i), A. Mabile über »The Basuto of Basutoland«332j
K. Wessmanns »The Bawenda of the Spelonken (Transvaal): a contribution
towards the psychology and folk-lore of African peopless'^S) jj^t Leo Wein-
thal übersetzt.
Leonhard Schnitze erstattet unter dem Titel »Ans Namaland
nnd Kalahan«334) seinen Bericht an die Kgi. Preuß. Akad. der
Wiss. in Berlin über eine Forschungsreise im westlichen nnd zen-
tralen Südafrika, ausgeführt 1903 — 05. Das prachtvoll illustrierte
Werk, das auch für die Ethnologie von außerordenthchem Wert
ist, wird von S. Passarge in einem besonderen Artikel »L. Schultzes
Heise in Namaland und Kalahari«^^^) gewürdigt.
G. McCall Theal, >History and Ethnogi-aphy of Africa south
of the Zambesi«, Bd. I: »The Portiiguese in South Africa from
1505 to 1700 «336).
Die ethnographischen Kapitel über Buschmänner, Hottentotten und Bantus
sind besonders wertvoll. Das ganze Werk ist die um die Ethnographie er-
weiterte dritte Ausgabe der »Historj' of South Africa from the advent of the
Fortuguese in 1505 to the British occupation of Cape Colony in 1795«.
F. V. Luschan bespricht in einem »Bericht über eine Reise
in Südafrika« 337) (jje Frage der Stellung der Hottentotten zu den
Buschmännern.
Erstere verraten in ihrer Kultur (Sprache) manche hamitische Einflüsse.
Die Buschmänner sind noch heute Jäger und Sammler, die Hottentotten dagegen,
wie alle Hamiten, Hirten. Die Art der Beschneidung der Hottentotten ist die-
selbe wie die der Masai und dürfte als althamitisches Erbgut anzusprechen
sein. Großes Gewicht legt v. Luschan dem Umstände bei, daß die Hottentotten
sich auch in bezug auf Ohrmuschel- und Gesichtsform merklieh von den Busch-
männern unterscheiden. Des weiteren behandelt er die afrikanische Steinzeit
und die Ruinen von Simbabye, die er mit Randall-Maclver für Kaffernbau-
werke jüngerer Zeit hält. Nachzulesen wäre hierüber auch die Diskussion ^38)
über diesen Vortrag, v. Luschan hat auch eine Abhandlung über »Busch-
mannmalereien in den Drakensbergen«^^^) veröffentlicht, Otto über »Buschmann-
malereien aus Natal« ^^0) berichtet.
H. Werner teilt seine »Anthropologischen, ethnologischen und
ethnograpliischen Beobachtungen über die Heikum- imd Kungbusch-
leute« 34i) mit und gibt in einem Anhang ein Wörterverzeichnis
und einen grammatikalischen Abriß der Sprachen dieser Buschmann-
stämme.
Erwähnt sei auch die eingehende Besprechung der Passargeschen Ab-
handlung über »Die Buschmänner der Kalahari« (GJb. XXXI, S. 203, Anm. 224)
von D. R. Hermann unter dem Titel »Neues über die Buschmänner« 3-*2).
Einen wertvollen Beitrag zur Beurteilung der Kunstleistungeu der Buschmänner
331) Man LXXIII [115]— [119]. — 332) JAfrS V, 190G, 233—51, 351
bis 376. — 333) Loudon 1908. 154 S. mit Kartensk. u. Abb. — 334) Jena
1907. 40, 772 S. mit 25 Taf., 1 K. u. 286 Textabb. — 335^ pji 1908,
238—40. — 336) London 1907. XXII u. 501 S. mit K. u. Taf. — 337) ZEtlui.
1906, 863—95, mit 17 Textbild. — 338) Ebenda 904—25. — 339) Ebenda
1908, 665—85, mit Abb. u. 4 Taf. — 340) Anthropos III, 1908, 1047—49,
mit 4 Taf. u. 1 K. — 341) Ebenda 241—68, mit Abb. — 342) oiob. LXXXIX,
1906, 285—87.
Bantnyölker. — Amerika. 303
liefert auch Otto Moszeck mit seiner Arbeit »Die Malereien der Busch-
männer«''*^, die von S. Levinstein herausgegeben und mit einem Vorwort
versehen ist. — S. Sergi teilt »Osservazioni su due cervelli di Ovambo ed
uno di Ottentotta«-'**) mit und handelt »Sulla eraniologia degli Herero -•'**).
J.P. Johnson faßt in »The Stone Implements of South Africa«^*^)
die Ergebnisse seiner langjährigen Stuflien zusammen.
Er unterscheidet drei Perioden der südafrikanischen Steinzeit: das Eolithi-
kum, das Paläolithikum und d:is Neolithikum. Die erste und zweite fallen
wohl iu die Phivialzeit, die dritte ist wesentlich jünger. Für die Träger der
neolithischen Kultur hält .1. die Buschmänner. Der Missionar I. Irle, der
34 Jahre lang (1869 — 1903) unter den Herero tätig gewesen ist, hat seine
Beobachtungen in einem vortrefflichen Buche »Die Herero, ein Beitrag zur
Landes-, Volks- und Missionskunde'^"'*^) niedergelegt.
H. Yirchow hat einen kurzen Bericht über »Zahn Verstümmelung
der Hereros« 3^8 j von dem Sanitätsamt in Windhuk veröffentlicht.
Auch E. Dannert hat >Über die Sitte der Zahnverstümmelung bei
den Ovaherero«^'*^) gehandelt und »Zum Rechte der Herero, ins-
besondere über ihi' Familien- und Erbrecht«, F. Meyer über »Wirt-
schaft und Recht der Herero« ^öo^ geschrieben. R. Zürn stellt aus
der vorhandenen Literatur »Einiges zur Ethnographie der Hereros« ^^i)
zusammen.
3*3) Intern ArchEthnogr. XVIII, 1908, 1—44, mit 3 Taf. u. 1 Textabb. —
3«*) AttiSRomAntr. XIV, 1908, 139—47. — 3*^) BRAccMedRoma XXXIV,
1908, 3—19. — 346) lyjudon 1907. 58 S. mit 258 Abb. PM 1907, LB
852 a-f (Passarge). — 3*') Gütersloh 1906. VIII u. 352 S. mit Abb. u. 1 K.
ZEthn. 1906, 810f. (Ankermann). — 348) Ebenda 1908, 930—32. — 349) Ebenda
1907. 948—53. — 350) Berlin 1906. 66 S. — 35i) Berlin 1905. 105 S.
IV. Amerika.
Allgeineines. Ein Nachschlagewerk von außerordentlichem Wert,
das auf das dankbarste begrüßt werden maß, ist F. AVebb Hodges
»Handbook of American Indians, I«*).
In lexikalischer Form bringt es die Namen aller in der Literatur erwähnten
Indianerstämme und ihrer Unterabteilungen so\rie das wichtigste über Archäo-
logie, materielle und geistige Kultur der Indianer.
A. H. Stone veröffentlichte »Studies in the American race
problem«2). R. Andree tritt in einem Überblick über den »Ur-
sprung der amerikanischen Kiüturen«^) für das Autochthonentum
der amerikanischen Rasse und ihrer Kulturen ein. Auch A. J.
Fynn betrachtet »The American Indians as a product of environ-
raent, A^ith special reference to the Pueblos«*).
Natalie Curtis liefert mit ihrem Buch »The Indians" Book,
an offering by the American Indians of Indian Lore, Musical and
Narrati ve, to form a record of the songs and legends of their race«^)
1) Washmgton 1907. X u. 972' S. BurAmEthnol. B. 30. PM 1908,
LB 504 (Ehrenreich). — ^) New York 1908. XXH u. 555 S. — 3) MAnthr.
GesWien XXXVI, 1906, ^87]— [98J. — *) Boston 1907. 275 S, mit 8 Taf. —
5) New York u. London 1907. Mit Abb.
304 P. Gähtgcns, Bericht über die ethnologische Forschung.
einen wertvollen Beitrag zur indianischen Yolkskiinde. Roland
B. Dixon erörtert in »Some Aspects of the American Shaman«^)
Geschlecht, Erblichkeit oder Berufung, Kraftquelle, Funktionen, Or-
ganisation und gesellschaftliche Stellung der Schamanen. E. Sarferts
Dissertation »Haus und Dorf bei den Eingeborenen Nordamerikas«'^),
den Indianern und Eskimos wird von W. Krickeberg sehr an-
erkennend besprochen. — St. Culin gibt eine eingehende Be-
schreibung der »Games of the American Indians«^).
A. Hrdlicka stellt in »Beauty among the American Indians«^)
in kurzen Zügen die Merkmale der Indianerschönheit fest, imd
zwar bei einem Kinde, einem jungen Mädchen und einem jungen
Manne.
Derselbe schreibt über »Die Krankheiten der Indianer«'") und faßt in
seiner Untersuchung »Slieletal Remains Suggesting er Attributed to Early Man
in North America«'') alles zusammen, was wir aus den bisher gemachten
Funden über das Alter des Mensehen in Nordamerika wissen, und kommt zu
dem Ergebnis, daß der Mensch im Gebiet der Vereinigten Staaten relativ jung
ist, vgl. »Die ältesten Spuren des Menschen in Nordamerika« '2) im Globus.
Der Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart hat unter
der Leitung G. Buschans die Veröffentlichimg einer Reihe von
Monographien, »Studien und Forschungen zur Menschen- und Völker-
kunde« begonnen, als deren erster Band »Die Schiffahrt der In-
dianer« ^3^ von G. Friederici erschienen ist.
Derselbe untersucht »Die Wirkung des Indianerbogens«'^), liefert einen
Beitrag zur Psychologie des Weibes in einem kleinen Artikel, »Die Squaw als
Verräterin«''), behand€lt in seiner Dissertation »Skalpieren und ähnliche Kriegs-
gebräuche in Amerika« 'ß) (gesondert »Scalping in America«'^) und macht in
»Die Ethnographie in den ,Documentos Ineditos del Archivo de Indias'«'®) in
dankenswerter Weise auf die Bände und Stellen des großen Sammelwerkes auf-
merksam, die für den Ethnologen von Interesse sind, und bespricht dann kurz
die ethnologisch wichtigen Angaben.
Robert H. Lowie setzt sich in »The Test-Theme in North
American Mythology«!^) mit den Theorien anderer Mythenforscher,
besonders Ehrenreichs, über Sonnen- und Mondhelden und das
Probenmotiv auseinander und kommt zu dem Schlüsse, daß Sonnen-
und Mondhelden menschliche Wesen sind, die nach Sonne und
Mond benannt oder mit ihnen in irgendeiner Weise identifiziert sind.
8) JAmFolklore XXI, 1908, 1 — 12. — ^ ArchAuthr. N. F. VII, 1908,
119 — 215, mit 84 Abb. u. 3 K. ZentralblAnthr. 1909, 216 — 19 (Krickeberg). —
8) AnnRepAmEthnol. XXIV, 1901 — 03, 1 — 846, mit 21 Taf. u. zahlr. Fig. —
9) BoasAnniversVol. New York 1906, 38—42, mit 3 Taf. — '") MedAnn.,
Wa-shington, IV, 372—94. Glob. XC, 1906, 256. — ") BurAmEthnol. B. 33,
Washington 1907. 113 S. mit 21 Taf. — '«) XCIII, 1908, 270 (A.). —
13) Stuttgart 1907. 130 S. mit 12 Abb. PM 1908, LB 496 (Ehrenreich). —
'*) Glob. XCI, 1907, 325—30. — '5) lutcrnArchEthnogr. XVIII, 1908,
121—24. — '8) Braunschweig 1906. 172 S, mit 1 K. — ") AnnRepSmithlnst.
f. 1906, Washington, 423 — 38. — 'S) Glob. XC, 1906, 287—89, 302 — 05. —
'9) .lAmFolklore XXI, 1908, 97 — 148.
Das nördliche Amerika. 305
H. Liug Roth beschreibt die »Mocassins and their Quill Work<c20) y^gj
verschiedenen Indianerstämmen Nordamerikas. D. I. Bnshnell, »Origin of
Wampum«^^), ist der Ansicht, daß die Indianer schon vor der Berührung mit
den Europäern jene Muschelperlen kannten.
A. Das nördliche Amerika,
Ällgemeiiies. C. C. Ulilenbeck gibt den heutigen Stand der
Wissenschaft über »Die einheimischen Sprachen Nordamerikas bis
zum Rio-Grande«2i'') wieder, indem er die 54 Sprachfamilien geo-
grapliisch geordnet aufzählt und charakterisiert.
1. Eskiyno. Roald Amundsen, »To the North Magnctic Pole
and through the North -West Passage« 22) beschreibt auch die Art
und Weise, wie die Eskimos ihre Schneehütten bauen, sowie ihre
Lebensweise, Sitten und Gebräuche. — Fr. Boas' ethnographische
Skizze »The Eskimo «23) behandelt hauptsächlich die sehr einfache
soziale Organisation, religiöse Ideen und Gebräuche, Mythologie und
Folklore. G. B. Gordon schreibt in seinen »Notes on the Western
Eskimo« 24) über Umwelt, Beschäftigung, Erziehung, Kunst, Töpferei
luid Schnurspiele der westlichen Eskimos. Von A. Hambug, »Der
Ursprung der Eskimos und die ersten Völker Amerikas «25) (schwed.)
kenne ich nur den Titel. Dillon Wallaces Buch »The Long
Labrador Tail«26), das die 1905 bis 1906 ausgeführte Reise vom
Hamilton Inlet über den llichikamausee nach der Ungavabai und
nach Nachvak und von hier nach SO längs der Küste und süd-
wärts nach Romain und Matashquan schildert, enthält auch einige
Kapitel über die nördlichen Indianer und die Eskimos von Labrador.
L. Mylius-Erichsen u. Harald Moltke geben in ihrem Buch
»Grönland, illustreret Skildering af den danske literäre Grönlands-
ekspeditions Rejser i Melvillebugten og Ophold blandt Jordens
nordligst beende Mennesker, Polareskim oerne 1903/04« 27) eine aus-
führliche Schilderung der Kap York-Eskimos. Der Dolmetscher
dieser Expedition war Knud Rasmussen.
In dessen von Elsbeth Kohr ins Deutsche übertragenen Buche »Neue
Menschen, ein Jahr bei den Nachbarn des Nordpols« 28) handelt es sich eben-
falls um die Kap York-Eskimos an der Melvillebai, doch sind die im Original
enthaltenen Fabeln und Geschichten der York-Eskimos fortgelassen. Dieses und
noch ein anderes Buch Rasmussens, »Under Norden vindens Svobe«^^"), hat G.
Herring in englischer Sprache mit geringen Kürzungen zu einem Buch ver-
einigt: »The People of the Polar North, a Record Compiled from the Danish
Originals and Edited by G. Herring« ^O), das auch die erwähnten Fabeln und
Geschichten bringt.
20) JAnthrl XXXVIII, 1908, 47—57, mit 24 Fig. — 21) Ebenda XXXVl,
1906, 172—77, mit 2 Taf. — 21«) Anthropos III, 1908, 773—99. — 22) gJ
XXIX, 1907, 485—513, mit Abb. — 23) AnnArchaeolOntarioRep. f. 1905,
Toronto 1906, 107 — 16. — 24) TrDepartArchaeoIFreeMusScArtUnivPensylvania
11, 1906, 69—101, mit Abb. — 25) y 1906, 15—48. — 26) New York 1907.
318 S., Taf. u. 2 K. PM 1908, LB 526 (H. Haas). — 27) Kopenhagen 1906,
40, 1—628, 295 Abb., 3 K. PM 1909, LB 351 (Thalbitzer). — 2») Bern
1907. VIII u. 191 S. mit Abb. — 29) Kopenhagen 1906. — 30) London 1908.
XIX u. 358 S. mit zahlr. Abb. u. 1 K.
GeogT. Jahrbuch XXXIV. 20
306 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
0. Solberg liefert sehr bemerkenswerte »Beiträge zur Vor-
geschichte der Osteskimo« 31), in denen er steinerne Schneidegeräte
und Waffenschärfer aus Grönland eingehend bespricht und durch
zahlreiche Abbildungen veranschaulicht. W. Thalbitzer gibt einen
kurzen vorläufigen Bericht über »Meine Reise nach Ostgrönland «32)
(1905/06).
Diese hatte die Erforschung der besonderen Mundart der Angmagssalik-
eskimos und ihrer Traditionen zum Zweck. Derselbe weist in »Eskimokulturen
ved Angmagssalik (Amassalik)«-''') nach, wie der europäische Einfluß (seit 1894)
die Kultur des kleinen Angmagssalikstammes (etwa 500 Köpfe) direkt und in-
direkt umformt.
0. Schells Angaben über »Die Ostgrönländer« 34^ stützen sich
im wesentlichen auf ein vom Missionar Rttttel 1903/04 in Ang-
magssalik geführtes Tagebuch. — Der Bericht des Kapitäns James
S. Mutch über »WhaKng in Fonds Bay«35) enthält auch ethno-
graphisches Material über die Ponds-Bay-Eskimos.
Bruno Oetteking veröffentlicht die Ergebnisse seiner Messungen
an 13 Eskimoschädeln (elf aus Labrador, zwei aus Nordgrönland)
und einem Aleuten schädel der Dresdener Sammlung in einer Schrift:
»Ein Beitrag zur Kraniologic der Eskimo« 36).
Mit einem Anhange: Über Eskimosteingräber im nordöstlichen Labrador
und das Sammeln anthropologischen Materials aus solchen von Bernhard
Hantzsch. Oetteking unterscheidet zwei Schädeltypen, einen dolichozephalen
(östliche Innuit) und einen meso- bis brachyzephalen (westliche Innuit) und er-
klärt den Eskimoschädel für einen modifizierten Mongolenschädel mit deutlieh
ausgeprägten spezifisch mongoloiden Merkmalen.
Von J. Brierley sind »Notes on a Collection of Ancient Es-
kimo Skulls« 37) zu erwähnen, denen F. Gr. Parsons »An Explanatory
Note« hinzufügt. — V. Stefänsson bringt »Notes on the Theory
and Treatment of Diseases among the Mackenzie River Eskimo« 38).
R. Trebitsch hat eine kleine Studie über »Die blauen Geburtsflecke bei
den Eskimos in Westgrönland« ■'ä) veröffentlicht. Derselbe hat zusammen mit
G. Stiassny 1906 »Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache«*'') ge-
macht. — Von C. C. Uhlenbeck liegen vor »Ontwei-p van eene vergelijkendc
vormleer der Eskimotaalen«*') und »Zur Eskimogrammatik«*-).
2. Tlinkit. G. T. Emmons beschreibt in »Petroglyphs in
Southeastern Alaska« *3) Felsenzeichnimgen von den Inseln Baranof,
Etoline u. a.
Die von der Baranofinsel stellen offenbar die Erschaffung des Menschen
durch Jelch, den Raben, dar. Eine größere Abhandlung, »The Cbilkat Blanket,
31) Christiania 1907. 92 S. mit 12 Taf., 1 K. u. 55 Textbild. — »2) PM
1906, 260 f. — 33) GTKöbenhavn XIX, 1907, 56—69. ~ »*) Glob. XCIV,
1908, 85—88. — 35) BoasAnniversVol. New York 1906, 485— 5Ö0, mit 1 Taf. —
36) AbhBerKglZoolAnthrEthnogrMusDresden XII, 1908. 54 S. mit 1 Taf. u.
12 Fig. im Text. — 37) JAnthrl XXXVI, 1906, 104—20. — 38) JAmFolklore
XXI, 1908, 43—45. — 39) ArchAnthr. 1907, 137—42, mit 7 Abb. — ■"') Ber.
PhonogrArchKomKAkWissWien IX, 1906. 17 S. mit 2 Taf. — *') VhKAk.
WetAmsterdam, AfdLetterkd. VIII, 3. 77 S. — *^ ZDMGes. LX, 1. - *^) Am.
Anthropologist X, 1908, 221 — 30, mit Abb.
Das nördliche Amerika. 307
with Notes on the Blanket Designs by Franz Boas«**), beschreibt Herstellung
und Gebrauch der aus Bergziegenhaar gefertigten Tücher der Tschilkat. Ein
kleiner Artikel desselben beschäftigt sich mit »The Use of the Chilkat Blanket«*^).
Fr. Boas stellt in »The Tribes of the North Pacific Coast«*^),
worin er hauptsächlich die soziale Organisation, Initiationszeremonien
und Mythologie bespricht, fest, daß die charakteristischen Züge
dieser Stämme (im Norden Tlinkit, Haida, Tsimsliian; in der Mitte
Kwakiutl und Bella-Covla; im Süden Küstensalisch nnd Nortka) am
stärksten im Norden ausgeprägt sind und nach S zu abnehmen.
Von demselben wird »Der Einfluß der sozialen Gliederung der Kwakiutl
auf deren Kultur«*') aufgezeigt und »Eine Sonnensage der Tsimschian' **) im
Urtext mit Übersetzung und mit Anmerkungen zu jedem Worte des Textes
veröffentlicht.
John R. Swanton bringt in Bd. X, Teil 2, der »Jesup North
Pacific Expedition«: »Haida texts — Masset dialect«^^). Yon dem-
selben liegt eine umfangreiche Abhandlung über »Social condition,
beliefs, and lingiiistic relationship of the Tlingit-Indians«^") vor.
F. A. Golder teilt »Tlingit Myths«5i) und »A Kadiak Story: The
White-Faced Bear« 52) mit.
5. Columhiastämme. Über C. Hill-Touts zusammenfassendes,
populär gehaltenes Buch »The Natives of British North America,
I. The Far West, the Home of the Salish and Dene«53) habe ich
in Pet. Mitt. referiert.
Derselbe handelt in einem Bericht »The Salish Tribes of the Coast and
Lower Fniser Delta<^5*) über soziale Organisation und Gebräuche, religiöse Vor-
stellungen und materielle Kultur der Küstensalisch, während Fr. Boas »The
Salish Tribes of the Interior of British Columbia« ^5) nach ihren Beschäftigungen,
ihrer sozialen Organisation und religiösen Ideen bespricht.
Htll-Tout erstattet auch einen »Report on the Ethnography
of the South-Eastern Tribes of Yancouver Island, British Columbia« ^6).
Es ist eine summarische Darstellung der ethnographischen, soziologischen
und sprachlichen Verhältnisse der Lekünen und ihrer Verwandten, der Saanich,
Clallam und Sooke, die eine gesonderte Abteilung der Salisch bilden. Angereiht
sind Bemerkungen über die Cowitchin oder Insel-Halkömelemstämme. Auch
mehrere Erzählungen in Originaltext mit Interlineai^version und englischer Über-
setzung werden mitgeteilt.
James Teit schildert >>The Lillooet Indians«^'') in ausführlicher
Weise.
**) MemMusNatHist. III, 1907, 329—401, mit 4 Taf. u. 58 Fig. —
*5) AmMusJ VIII, 1908, 65—70, mit 4 Taf. — *6) AnnArchaeolOntarioRep.
f. 1905, Toronto 1906, 235—49. — *^ XIV. Intern. Amer.-Kongr. in Stutt-
gart 1904 (1906), 141—48. — *») ZEthn. 1908, 776—97. — *») Leiden u.
New York 1908, 271—812. — ^^ XXVI. AnnßepBurAmEthnol. 1904/05,
Wa.shington 1908, 391—485, mit 11 Taf. u. 14 Abb. — ^i) JAmFolklore
XX, 1907, 290—95. — 52) Ebenda 296—99. — ") London 1907. XIV u.
263 S. mit 33 Vollbild, u. 1 K. PM 1908, LB 535 (Gähtgens). — ^4) Ann.
ArchaeolOntarioRep. f. 1905, Toronto 1906, 225—35. — ") Ebenda 219—25. —
56) JAnthrl XXXVII, 1907, 306—74. — 57) The Jesup North Pacific Exped.
Bd. II, Teil 5, S. 193—300, Leiden 1906. PM 1909, LB 629 (Preuß).
20*
308 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Sie wohnen im Innern von Britisch-Kolumbien an den Küstengebirgen und
gehören sprachlich zu den Salisch. Teit schätzt ihre Kopfzahl auf 1600. Er
macht uns bekannt mit der mateiiellen Kultur, dem Kriegswesen, den Spielen,
der Zeichensprache, den sozialen Einrichtungen, Geburt, Heirat, Tod und mit
der Religion. In ähnlicher Weise schildert derselbe »The Shuswap«^^).
H. J. Smith beschreibt in »Archaeology of the Gulf of Georgia
and Füget Sound« ^9) die von der Jesupexpedition gemachten Funde
im Gebiet der Salisehstämme in Britisch-Kolumbien und Washington.
Es handelt sich um Muschelabfallhaufen, Steingräber, Erdwerke und Fels-
zeichnungen an der Ostküste von Vancouver, wobei alte Völkerwanderungen
und Handelsbeziehungen der Nordwestamerikaner aufgedeckt werden.
Franz Boas u. George Hunt haben eine zweite Serie der
»Ewakiutl Texts«^*') veröffentlicht, die eine Menge von Erzählungen
und Mythen im Urtext mit gegenüberstehender englischer Über-
setzung enthält. George Hunt gibt den mit Interlinearversion
versehenen Originaltext einer Kwakiutlerzählung »The Rival Chiefs« ^i)
wieder. 0. Abraham u. E. M. v. Hornbostel haben 43 »Fhono-
graphierte Indianermelodien aus Britisch-Kolumbien «62) von den
Thompson-River-Indianern bearbeitet.
A. B. Lewis entwirft eine ethnograpliische Schilderung der
»Tribes of the Columbia Valley and the Coast of Washington and
Oregon« 63).
Tschinuk, Salisch, Tschimakua, Yakon, Athapasken, Wakasch, Takilma,
Kusa, Kalapuya, Schoschoni, Wayilaptu, Schahaptin. Als Anhang eine gute
Bibliographie. Von G. Friederici anerkennend besprochen.
R. B. Dixon weist auf »Linguistic relationships within the
Shasta-Achomawi stock« 6*) hin. E. Sapir handelt in seinem
»Freliminary Report on the Language and Mythology of the Upper
Chinook«65) über Sprache und Mythologie der von ihren Nachbarn
Wücxam (englisch Wishram oder Wishham) genannten Indianer,
die früher am Nordufer des Columbia zwischen White Salmon River
und Long Narrows wohnten. Derselbe hat von J. Curtin gesammelte
»Wishram Texts«^^) herausgegeben.
Edward Sapir schreibt ferner über »Religious Ideas of the
Takelma Indians«^'') und teilt dabei auch einige Zaubersprüche im
Originaltext mit Übersetzimg mit.
In »Notes on the Takelma Indians of Southwestern Oregon«^*) bringt er
manche interessante Mitteilung über Nahrung, Fischfang und Jagd, Spiele,
Wohnungen, Kleidung und Schmuck, Zahlensystem, soziale Organisation, Krieg,
Mannbarkeit, Heirat und Totengebräuche. Die Takelma sind so gut wie aus-
gestorben. Nur noch drei oder vier alte Frauen sprechen die Takelmasprache,
58) MemAmMusNatHist. IV, 7. — ^9) The Jesup North Pacific Exped.
II, 6, 302—441, Leiden 1907. PM 1909, LB 630 (Prouß). — 6") Ebenda
X, 1, leiden 1906. — «i) BoasAnniversVol. New York 1906, 108 — 36. —
62) Ebenda 447—74. — 63) MemAmAnthrAss., Lancaster, Pa., I, 2, 147—209.
ZcntralblAnthr. 1907, 26f. (Friederici). — «*) Congr. intern, d. Amer., XV. sess.,
Quebec 1906 (1907), II, 255—63. — 65) AmAuthropologist IX, 1907, 533
bis 544. — 66) PublAmEthnolS II. — 67) JAmFolklore XX, 1907, 33—49, —
68) AmAuthropologist IX, 1907. 251—75.
Das nördliche Amerika. 309
die wenigen anderen bedienen sich des Tschinukjargonir oder irgend eines
Athapaskendialekts oder reden ein gebrochenes Englisch.
G. C. Shaw, »The Chinook language and how to use it. A
complete and exhaustive lexicon of the oldest trade language of
the American continent« ^9).
A. F. Chamberlain handelt in »The Kootenay Indians«''*')
kurz über Spiele und Vergnügungen, soziale und politische Organi-
sation, Religion, Aberglauben, Mythologie und Volkskunde der
Kutenay. Auch J.W. Schultz bringt in »My Life as an Indian«''!)
manches auf die Kutenay Bezügliche. — Herbert I. Spinden
hat eine Monographie über »The Nez Perce Indians«'^^) geschrieben
und 18 »Myths of the Nez Perce Indians«''^) mitgeteilt.
Im ersten Bande von K. Breysigs großangelegtem "Werke »Die
Geschichte der Menschlieit«, betitelt »Die Völker ewiger Urzeit,
I. Die Amei'ikaner des Nordwestens und des Nordens«"^*), behandelt
er die »Kolumbier«, zu denen er auch die Tlinkit u. a. rechnet,
sowie die Tinne und Eskimo.
Der Gedankengang desselben wird in einem kleinen Artikel von P. Gähtgens,
»Weltgeschichte und Völkerkunde«''^), wiedergegeben, in dem von manchen Aus-
stellungen, die zu machen gewesen wären, Abstand genommen werden mußte.
Eine sehr scharfe Kritik erfährt das Buch durch G. Friederici ^^).
4. Tinne. A. G. Morice handelt über »The Great Dene Eace«77).
Zunächst über Namen und Wohnsitze der nördlichen Dene und ihre Teilung
in fünf Gruppen, die zusammen aus etwa 31 Stämmen bestehen; dann der
südlichen Den6 (Navahos, Apaches, Pacific Dene einschließlich der Hupa usw.).
Die Kopfzahl aller Denestämme zusammen betrug im Jahre 1901 etwa 53 867.
Derselbe bietet eine zusammenfassende ethnographische Darstellung der »Canadiau
Denes«'^8^. Auch hat er schon früher über »Les Langues Denees«^^) geschrieben.
Ferner weist er »The unity of speech among the northern and southern Dene«^'')
nach und schildert »La femme chez les Den^s«**).
James Teit gibt in »Notes on the Tahltan Indians of British
Columbia« 82) auf Grund eigener Beobachtungen in den Jahren 1903
und 1905 eine ethnographische Schilderung dieses westlichen Zweiges
der Nähane, der also zu den Tinne gehört.
P. E. Goddard hat von Washington Matthews gesammelte
»Navaho Myths, Prayers and Songs with Texts and Translations«^^)
herausgegeben, A. M. Tozzer, »A note on stai'-lore among the
Navajos«^*), A. Wright, »An Athabascan tradition from Alaska« ^s)
69) Seattle. 65 S. — ^O) AnnArchaeolOntarioRep. f. 1905, Toronto 1906,
178—87. — 71) New York 1907. — ") MemAmAnthrS II, 165—274. —
73) JAmFolklore XXI, 1908, 13—23, 149—58. — 74) Berlin 1907. XXVII
u. 563 S., 1 Völkerk. Bespr. auch in Glob. XCIII, 1908, 160 f. (Aby). —
7S) PM 1909, 313—15. — 76) ZentralblAnthr. 1908, 25—27. — 77) Anthropos
I, 1906, 229—78, 483—509, 695—730; II, 1907, 1—34, 181—96, mit
8 Abb. — 78) AnnArchaeolOntarioRep. f. 1905, Toronto 1906, 187 — 219. —
79) L'AnneeLinguistique Paris 1904, 205—47. — 8") AmAnthropologist IX,
720—37. — 81) Congr. intern, des Amer., XV. Sess., Quebec 1906 (1907),
361—94. — 82) BoasAnniversVol. New York 1906, 337—49, 2 Taf. u. Textabb. —
83) UnivCalifomiaPublAmArchEthnol. V, 1907, 21 — 63, — 84) JAmFolklore
XXI, 80. — 85) Ebenda.
310 P. Gähtgens, Bericht über die etlinologische Forschung.
veröffentlicht. In F. L. Ostermanns kleiner Monograplüe »The
Navajo Indians of New Mexico and Arizona« ^6) werden die Tinne
als ein über die Beringstraße von Asien her eingewandertes Volk
bezeichnet. J. W. Hudson beschreibt »A Diminutive Cereraonial
Quiver froni California «^ 7)^ der beim Springtanz der Hupa eine
EoUe spielte. Pliny Earle Goddard macht neun »Lassik Tales«^^)
bekannt. Die Lassik, von denen nur noch wenige übrig sind, sind
ein Athapaskenstamm in Kalifornien, Humboldt County. J. Jette
handelt »On the Medicine-Men of the Ten'a«^^), eines Athapasken-
stammes im Innern Alaskas am Yukon, und »On Ten'a Folk-Lore«^^)
(neun Erzälilungen und Mythen im Originaltext mit Interlinear-
version, freier englischer Übersetzung und Anmerlmngen.
5. Algonkin. James Mooney gibt in »The Chej^enne Indians« 9^)
eine lüstorische Skizze der Cheyenne.
Dann werden Organisation, heraldisches System, Religion, häusliches Leben,
Sprache, Kultur usw. behandelt. Alle höhereu technischen Arbeiten und die
dekorative Kunst stehen oder standen bis vor kurzem unter der Aufsicht weib-
licher Gewerkschaften. Rodolphe Petter liefert eine »Sketch of the Cheyenne
Grammar«^2) mjt Beispielen der Umgangssprache und der gehobenen Rede.
George Bird Grinnel, »Some Early Cheyenne Tales«^^).
S. G. Simms beschreibt die religiösen Zeremonien der »Metawin
Society of the Bungees or Swampy Indians of Lake Winnipeg«^*).
Sie haben den Zweck, langes Leben und glücklichen Erfolg 'zu sichern.
Derselbe teilt »Myths of the Bungees or Swampy Indians of Lake Winuipeg*^^)
mit, über die Zeit, da Gitchi Manitou, der gute Geist, den Menschen die Ge-
heimnisse des Metawin enthüllte.
William Jones handelt in »Central Algonkin« ^ß) über soziale
Organisation, materielles Leben und religiöse Vorstellungen und
Gebräuche der Ojibwa. — Frances Densmore beschreibt »An
Ojibwa Prayer Ceremony«97)^ (]ie q^ bei den Indianern von Grande
Portage in Minnesota 1905 beobachtet hat. H. P. Eaton macht
auf einige »Survivances paiennes chez les Ojibways«98) aufmerksam.
Harlan I. Smith teilt sieben »Ojibwa M^^ths and Traditions«^^) mit.
Als ersten Band der von Fr. Boas herausgegebenen »Publi-
cations of the American Ethnological Society« hat William Jones
eine Sammlung von »Fox TextsÄ^^^^) veröffentlicht.
Er enthält geschichtliche Erzählungen, Mythen, Parabeln, Gebete und Er-
zählungen vom Stammeshelden der Foxindianer (und der Sauks), Wisäka, im
Urtext mit englischer Üliersetzung. Derselbe teilt ein »Algonkin Syliabary''"')
mit, das von den Sauk-, Fox- und Kickapooindianern gebraucht wird.
86) Anthropos III, 1908, 857—69, mit Abb. — «^ AmAnthropologist X,
1908, 168 — 70. — 88) JAmFolklore XIX, 1900, 133—40. — »9) JAnthrl
XXXVII, 1907, 157—88. — 9") Ebenda XXXVIII, 1908, 298—367. —
91) MemAmAnthrAss. I, 1907, 357—442, mit 3 Taf. — 92) Ebenda 443—78. —
93) JAmFolklore XX, 1907, 168—94; XXI, 1908, 269—320. — 94) Ebenda
XIX, 1906, 330—33. — »5) Ebenda 334—40. — «6) AnnArchaeolOutarioRep.
f. 1905, Toronto 1906, 136—46. — 97) AmAnthropologist IX, 1907, 443 f. —
98) XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906), 159 — 91. — 99) JAm.
Folklore XIX, 1906, 115—30. — '"O) Leiden 1907. 383 S. — '<") Boas
AnniversVol. New York 1906, 88—93.
Das nördliche Amerika. 311
W. H. Holmes, »The Tomahawk« 102)^ und W. R. Gerard,
»The Term , Tomahawk '«i03)^ handeln über Natur, Form, Gebrauch
und Namen dieser Waffe.
Dyneley Prince berichtet über einen Besuch Specks bei
den letzten Überlebenden des Stammes der Natikindianer in Mashpee
am Kap Cod bei Boston i04)_
Er hat von den fünf ältesten Leuten noch den ganzen Überrest der Natik-
sprache, 29 Wörter, erkundet und teilt auch einiges Ethnographische (Einrichtung
der Wigwams, Korbflechterei, Kanubau, religiöse Vorstellungen) mit. M. R.
Harrington, »Vestiges ot material culture among the Canadian Delawares« i"^).
Clark Wisslers Artikel über »The Blackfoot Indians«i06^
enthält Mitteilungen über Nahrung, Kleidung, Verkehrsmittel, Krieg-
führung, soziale und sakrale Organisation, religiöse Ideen, Kunst
imd Mythologie.
In bezug auf letztere scheinen die Blackfootindianer vieles von den Gros
Ventre und den Cree entlehnt zu haben. Cl. Wissler u. C. C. Duvall haben
die »Mythology of the Blackfoot Indians^'*^^) dargestellt. Die von Lawrence
J. Burpee herausgegebene Reisebeschreibung des englischen Pelzjägers Anthony
Hendry, »York Factor}' to the Blackfeet Country, 1754 and 1755«^"*), ent-
hält eine Menge Nachrichten über die von ihm besuchten Völkerschaften. Von
Walter McClintock liegen Mitteilungen über »Leben, Bräuche, Legenden
der Schwarzfußindianer in Montana« '"ä) vor.
H. L. Scott schreibt über »The Early History and the Names
of the Arapaho«iio) (Grros Yentres, Fall Indians, Paunch Indians,
Gens de Pause, Big ßellies. Rapid Indians, Kanenavish, Gens de
Vaches, Buffalo Indians). Der Name Arapaho scheint ein Crow-
wort zu sein mit der Bedeutung »auf der Brust tätowierte Leute«.
A. L. Kroeber hat .50 »Gros Ventre Myths and Tales «m)
gesammelt und zwar Schöpfungslegenden, Tiergeschichten, Ursprungs-
mythen usw., und in englischer Übersetzung als Teil des Werkes
über die Mrs. Morris K. Jesup- Expedition veröffentlicht.
I. Ed. Roy, »Principes de gouvernement chez les Indiens du
Canada«ii2)^ bespricht Staats-, Rechts- und Familienverfassung der
Algonkin, Huronen imd Irokesen des St. Lorenz - Gebiets. A. F.
Chamberlain handelt über Spiele und Vergnügimgen, soziale und
politische Organisation, Religion, Aberglauben, Mythologie usw. der
»Indians of the Eastern Provinces of Canada«ii3) (Micmac, Naskapi,
Montagnais usw.).
C. C. Willoughby beschreibt nach den vorhandenen Quellen
»Houses and Gardens of the New England Indians« ^i*), das runde,
102) AmAnthropologist X, 1908, 264—76. — 103) Ebenda 277—80. —
»0*) Ebenda IX, 1907, 493. — i»») Ebenda X, 1908, 408—18, mit 3 Taf. —
106) AnnArchaeolOntarioRep. f. 1905, Toronto 1906, 162—78. — 107) Anthr.
PapAmMusNatHist. U, 1908, 1. — los^ TrRSCanada 1907/08, Ser. 3, I, Ottawa
1908, 307—64. — 109) ZEthn. 1908, 605—14. — "O) AmAnthropologist IX,
1907, 545—60. — '") AnthrPapAmMusNatHist. I, Teil 3, 1907, 55—139. —
"2) Quebec 1907. 24 S. — "3) AnnArchaeolOntarioRep. f. 1905, Toronto
1906, 122—36. — "*) AmAnthropologist N. Ser., VIII, 1906, 115—32.
312 ■ P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
das lange und das konische Haus. Derselbe gibt eine treffliche
Zusammenstellung alles dessen, was über »The Virginia Indians
in the Seventeenth Century« ^^^) bekannt ist, und handelt über
»Wooden bowls of the Algonquian Indians« i^^). Francis Jordan
beschreibt »Aboiiginal Fishing Stations on the Coast of the Middle
Atlantic States« i^'^, Reste vorgeschichtlicher Ansiedlungen indiani-
scher Fischer und Spuren von Pfahlbauten. Mrs. T. P. Bagby
berichtet kurz über »The Last Remnant of the Tribe of Powhatan«ii8)^
deren nur noch 195 auf einer kleinen Insel des Pamunkeyflusses
leben. In »The Beothuks of Newfoundland«!^^) faßt A. F. Cham-
berlain alles zusammen, was über diesen seit 1829 ausgestorbenen
Indianerstamm bekannt ist.
6. Irolcesen, Maskoki, Natchez usiv. Nach David Boyle, »The
Iroquois«^20)^ ist die Urheimat der Huronirokesen wahrscheinlich
in Kentucky und im südlichen Ohio gewesen. A. T. Cringan
handelt über »Indian Music«i2i)^ ausgehend von einer Sammlung
irokesischer Lieder aus der Grand-River-Reservation in Ontario.
Eine Monographie über »The Oneidas«i22j j^^t J. K. Bloomfield
geschrieben. Th. V. Parker, »The Cherokee Indians, with special
reference to their relations with the U. S. Government« 123). jj. M.
Converse veröffentlicht »Myths and legends of the New York
State Iroquois«i24),
Sara Henry Stites faßt in »Economics of the Iroquois«^25)
alle auf die materielle, soziale und geistige Kultur der Irokesen
bezüglichen Nachrichten in einer methodisch durchgearbeiteten Dar-
stellung zusammen. D. Boyle handelt kurz über »The making
of a Cayuga chief«^27). Nach Stansbury Hagars »Cherokee
Star-Lore« 128) betrachten die Tscheroki jedes Gestirn oder Sternbild
als das himmlische Prototyp irgend eines Lebewesens auf Erden.
Er hält diese Lehre für m*sprünglich allgemein indianisch. — In
seiner Monographie »The Creek Indians of Taskigi Town«i29)
behandelt F. G. Speck materielle Kultur, soziale Organisation, Ge-
bräuche bei Geburt, Namengebung, Mannbarkeit, Heirat, Krieg und
Begräbnis, Schamanismus, religiöse Vorstellungen, Zeremonien und
Mythen.
Die Kopfzahl der Ta.skigi-Creeks beträgt höchstens 150, und von diesen
haben nur wenige reines Indianerblut. Derselbe faßt in »Some Outlines of
"5) AmAnthropologist IX, 1907, 57—86. — "6) Ebenda X, 1908, 423
bis 434, mit 3 Taf. — u^) Lancastcr, Pa., 190G. 45 S. — "«) Southern
Workman XXXV, 1906, 74—78. — "9) AuuArehaeoIOntario Rep. f. 1905,
Toronto 1906, 117—22, — 120) Ebenda 146—58. — '21) Ebenda 158—61. —
122) New York 1908. X u. 395 S. mit Abb. — >23) jjew York 1907. VIII
u. 116 S. mit Taf. u. K. — 124) NYorkState B. 125, Albany 1908. 195 S.
mit Abb. — 125) Lancaster, Pa. (Diss., Bryn Mawr Colleg 1905). 159 S.
PM 1907, LB 269 (Haberlandt). — 127) ÄnnArchaeolOntarioRep. f. 1905,
Toronto 1906, 56—59. — 128) Boa.sAnniversVol. New York 1906, 354—66. —
129) MemAmAnthrAss. II, 99—164, mit 4 Taf. u. 1 K.
Das nördliche Amerika. 313
Aboriginal Culture in the Southeastern States« i^O) jje charakteristischen Züge
der Soziologie, der religiösen Feiern und Ideen, des Schamanismus, des häus-
lichen, industriellen, wirtschaftlichen Lebens, der dekorativen Kunst usw. der
Creek, Yuchi und anderer Stämme des Südostens zusammen. Die soziale Ein-
heit bildet der matemale, exogame, totemistischc Clan. Manche Zeremonial-
gebräuche dieser Stämme lassen sich nach W hin bis zu den Puebloindianem
verfolgen, manche Sitten wicdenim deuten auf L'bertragung vom Antillen- oder
Karibengebiet her. Derselbe handelt in seinen »Notes on Chickasaw Ethnology
aud Folklore« '•'^) über soziale Gruppen, Zeremonien und Gebräuche der Chickasaw-
indianer und femer über »Some comparative traits of the Maskogian languages« ^^^.
John R. Swanton zeigt in »Ethnological Position of the Natchez
Indians«i33)^ daß die Sprache der Natchez eine sehr abweichende
Mundart der Muskhogeesprache ist und nicht mehr als selbständiger
Sprachstamm zu betrachten ist.
Mit den Yirginiaindianern beschäftigen sich folgende fünf Auf-
sätze: David J. Bushnell jr., »Virginia from early records«!^*)
und »Discoveries beyond the Appalachian Mountains in September
1671 «135)^ Charles C. AVilloughby, »The Virginia Indians in
the seventeenth Century« ^36^^ "W, H. Holmes, Aboriginal shellheaps
of the Middle Atlantic tidewater region«i37)^ und James Mooney,
»The Powhatan Confederacy, past and present«i38). yüt alle fünf
vgl. G. Fried erici 139),
7. Dakota. Weygold gibt in »Die Dakotaindianer« ^^O) eine
Übersicht über Ethnologie und Geschichte dieses Stammes. Eine
umfassende Gesamtdarstellung der Dakota hat Fred M. Haas ge-
liefert, »The great Sioux Nation« m). F. G. Speck bringt »Notes
on the ethnology of the Osage Indians« i*2j_ I.R.Walker hat
14 weitere »Sioux Games« i*^) beschrieben, George A. Dorsey
die »Legend of the Teton Sioux Medicine Pipe«i**) mitgeteilt und
»The Ponca sun dance«^*^) beschrieben. Clark "Wissler hat
»Some Dakota Myths«^*^) ^nd eine Abhandlung über »Some pro-
tective designs of the Dakota« i^'^) veröffentlicht. Derselbe unter-
sucht in »Ethnological Problems of the ^Missouri-Saskatchewan
Area« 1*8) die gegenseitigen Beeinflussungen der verschiedenen
Stamme dieses großen Gebiets. Es sind dies Angehörige der Atha-
pasken, Algonkin. Caddo, Kiowa, Sioux, Schoschoni.
l30^
0) AmAnthropologist IX, 1907, 287—95. — i3i) JAmFolklore XX,
1907, 50—58. — 132) AmAnthropologist IX, 1907, 470—83. — 1^3) Ebenda
513—28. — 13*) Ebenda 31—44. — i^S) Ebenda 45—56. — 136) Ebenda
57—86. — 137) Ebenda 113—28. — 138) Ebenda 129—52, mit 1 K. —
139) ZentralblAnthr. 1908, 28—30. — i*0) XXIV. u. XXV. JBer. (1905/06)
WürttVerHandelsG 1907, 51—78. — i") Chicago 1907. 575 S. — i*2) Univ.
PennsvlvTrFreeMusScArt. II, 1907, 2. — i*3) JAmFolklore XIX, 1906,
29—36. — 1**) Ebenda 326—29. — i*5) FieldColumbMus. Publ. Nr. 102,
Anthr. Ser., II, Nr. 2, 1906. ZentralblAnthr. 1906, 341 f. (Ehrenreich). —
1*6) JAmFolklore XX, 1907, 121—31, 195—206. — i*^ AnthrPapAmMus.
NatHist. I, 1907, 19 — 53, mit 3 Taf. u. 26 Fig. — i*«; AmAnthropologist
X, 1908, 197—207.
314 P. GähtgCDs, Bericht über die ethnologische Forschung.
D. J. Bushnell, »Primitive salt-making in the Mississippi
Valley« 1*^), berichtet über die primitive Salzgewinnung bei den
Indianern des Mississippitales vor der Entdeckung. Gr. F. Will u.
H. I. Spinden haben die Resultate ihrer Forschungen und Aus-
grabungen an den Sitzen der Mandanen am oberen Missouri in
einer Schrift, »The Mandans, a Study of their Culture, Archaeology
and Language«^50)^ niedergelegt.
8. Kalifornier, Sehoschoni, Pawnie und Verwandte. L.L. Kroeber
veröffentlicht »A Mission Record of the California Indians from a
Manuscript in the Bancroft Library« i^i)^ einen Bericht an die
spanischen Behörden in Mexiko aus dem Jahre 1811 über eine
Reihe von Missionsindianerstämmen.
Nach desselben »Ethnography of the Coahiiilla Indians« i^^)^ ^jg Jq gQd.
kalifornien leben und sprachlich zu den Schoschonen gehören, zeigen diese in
ihrer Kultur, dem doppelten Charakter ihres Landes entsprechend, sowohl An-
klänge an die wüstenbewohnenden Mohave und Yuma als an die Missionsindianer.
Von demselben sind ferner zu nennen »The Yokuts language of South Central
California« !»•*), vShoshonean dialects of California« i^*)^ »On the evidence of the
occupation of certain regions by the Miwok Indians« i^^). In >The Religion of
the Indians of California« '^^ handelt Kroeber über das Verhalten des Einzelnen
bei gewissen Vorgängen im Leben (Tod, Geburt, Geschlechtsverkehr usw.), über
Schamanisrnus , öffentliche Zeremonien, Kultgebäude, Mythologie, Glauben,
charakteristische Merkmale einzelner Stämme (Yurok, Karok, Hupa, Yuki,
Maidu, Miwok, Yokuts, Sehoschoni, Mohave). Kroeber gibt auch englische Texte
von 41 »Indian Myths of South Central California«'^") (Costano, Miwok, Yokuts,
Sehoschoni) und vergleicht die Mythologie der nördlichen und der südlichen
Gruppen der zentralkalifornischen Stämme. Ferner handelt er über »The Washo
Language of Fast Central California and Nevada< '*^), teilt eine »Origin Tradition
of the Chemehuevi Indians« '^8) mit, vergleicht zwei zu derselben morphologi-
schen Gruppe gehörende kalifornische Sprachen, »The Yokuts and the Yuki
Languages«'^0), miteinander in bezug auf Phonetik, Etymologie, grammatischen
Bau, Gebrauch der Redeteile und ihrer Affixe und Satzbau, macht kurze Mit-
teilungen über die doppolte Namengebung bei den Yokuts, »Yokuts names«'^')
und gibt eine Liste von Männer- und Frauennamen vom Tule River und eine
interessante Erklärung für das Tabu der Namen der Toten. »A Yokuts Creation
Myth«'62) wird von George W. Stewart mitgeteilt. Roland B. Dixon
handelt über »The Pronominal Dual in the Languages of California« '^•'j mjj
legt zusammen mit A. L. Kroeber die »Numeral Systems of the languages of
California« !'>'•) dar. Fr. C. Speck, »Ethnology of the Yuchi Indiaus«'65)_
R. H. Lowie, »In northern Shoshone«'**') war mir nicht zugänglich.
S. A. Barrett schildert in »The Ethno-Geography of the Pomo
"9) Man 1907, 17—20, mit 9 Taf. u. b Fig. — '^O) PapPeabodyMusAm.
Archaeol. III, Nr. 4, 1906. 218 S. — i^i) UnivCaliforniaPublAmArchEthnol.
VII, Berkeley 1908, 1—27. — '»2) Ebenda VIII, Nr. 2, 29 -ß8, mit 15 Taf. —
»53) Ebenda II, 1907, 5. — '54) Ebenda IV, 3. — »") Ebenda VI, 2/3. —
156) Ebenda IV, 319—56. — »57) Ebenda 167—250. — »^8) Ebenda 251 bis
317. — 159) JAmFolklore XXI, 1908, 240—42. — »6«) BoasAuuiversVol.
New York 190G, G7— 79. — »«i) JAmFolklore XIX, 1906, 142f. — »62) Ebenda
322, — 163) BoasAnnivei-sVol. New York 1906, 80—84. — 16<) AmAnthropologist
IX, 1907, 663—90. — 165) UnivPennsvlvAnthrPublUnivMus. I. 1, Philadelphia. —
166) AnthrPapAmMusNatHist. II, 163—306, mit 1 Taf. u. 20 Abb.
Das nördliche Amerika. 315
and neighbouring Indians«*^^) eingehend Verwandtschaftsverhältnisse,
Sprache, Kultur und Wohnsitze der Pomoindianer.
Zu ihnen geiiören die eigentlichen Pomo, die iloquelumnan, die Athapasken,
die Wintun und die Yuki. Alle Pomoindianer zusammen zählen heute nur
noch 1000 Seelen. Ferner handelt Barrett über »The geography and dialects
of the Miwok Indians«i88^, bringt eine kurze Notiz über »Totemism among the
Miwok Indiaus«'^^ und teilt »A Composite Myth of the Pomo Indiana« '^'')
mit. J. Walter Fewkes berichtet über zwei »Hopi ceremonial frames from
Canon de Chelly, Arizona« '''^).
H. Eicklioff entwirft auf Grund eigener Forschungen an Ort
und Stelle ein zusammenfassendes Bild der »Kultur der Pueblos
in Arizona und New Mexiko« ^'^ 2) auf geograpliischer Grundlage. —
F. Krause hat eine dankenswerte historisch-ethnographische Skizze
über »Die Puebloindianer« ^'^3) veröffentlicht.
F. B. Washington teilt einiges über »Customs o' the Indians of Western
Tehama County« '''•') mit. Sie gehören zu den Wintun und nennen sich selbst
Nomlaki. George A. Dorsey bringt die englische Übersetzung eines kleinen
mythologischen Lehrgedichts der Pawnie, »A Pawnee Ritual Instruction« '^^j.
Herbert Brown beschreibt »A Pima-Maricopa Ceremony«^^^ ein Erntefest,
das früher von den Pima und Maricopa gefeiert wurde. Von Fr. Rüssel liegt
eine Monographie über »The Pima Indians« ''''') vor. In seinen Notes on the
Pima of Arizona«!'^^ behandelt A. Hrdlicka die jetzige Lage der Pima, ihre
Wohnungen, Handwerkserzeugnisse, Sitten, Gebräuche und Spiele; in »Contri-
bution to the physical anthropology of California« i^^) gibt er Maße und Be-
schreibungen von 47 Kalifoniierschädeln.
J. R. Swanton hat über »Mythology of the Indians of Louisiana
and the Texas Coast«!^*') geschrieben. George H. Pepper be-
schreibt »Human Effigy Vases from Chaco-Canon, New Mexico« ^^i),
die er für vorgeschichtlichen Ursprungs hält.
A. L. Kroeber bringt »Two Myths of the Mission Indians of
Cahfornia«i82) n^t einleitenden Bemerkungen. Constance Goddard
Du Bois teüt einiges aus der »Mythology of the Mission Indians« i^^)
und »Ceremonies and Traditions of the Diegueno Indians« ^s*) mit.
Eingehend wird von derselben »The religion of the Luisefio Indians
of southern California« ^^5) ^nd von Ph. St. Spar km an »The culture
1") UnivCalifPublAmArchEthnol. VI, 1908, Nr. 1, 1 — 332, mit 2 K. —
168) Ebenda Nr. 2/3. — le») JAmFolklore XXI, 1908, 237. — '^O) Ebenda
XIX, 1906, 37—51. — 171) AmAnthropologist VIII, 1906, 664—70. —
172) StudForschMenschen Völkerkde. H. 4, Stuttgart 1908. 78 S. mit 1 K. —
173) Leipzig 1907. 4«, 226 S. mit 9 Taf., 1 K., 15 Textfig. (NovaActa, Abb.
KLeopCarDAkNatnrf. LXXXVII, HaUe, Nr. 1). — i7i) JAmFolklore XIX,
1906, 144. — 175) BoasAnniversVol. New York 1906, 350—53. — 176) Am.
Anthropologist VIII, 1900, 688-90. — 177) XXVI. AnnRepBurAmEthnol.
1904/05, Washington 1908, 3—389, mit 47 Taf. u. 102 Abb. — 17») Am.
Anthropologist N. Ser., VIII, 1906, 39—46. — 179) UnivCalifPubl. IV, 1906,
49—64, mit 5 Tab., 1 K. u. 10 Taf. — 18») JAmFolklore XX, 1907, 285
bis 289. — 181) BoasAnniversVol. New York 1906, 320—34, mit 2 Taf. u.
Textabb. — 182) JAmFolklore XIX, 1906, 309—21. — i«») Ebenda 52 — 60,
145—64. — 18*) Ebenda XXI, 1908, 228—36. — 185) UnivCalifPublAm.
ArchEthnol. VIII, 1908, 3, 69—186, mit Taf.
316 P. Gähtgcns, Bericht über die ethnologische Forschung.
of the Luiseno Incliaiis«^^^) dargestellt. H. N. Rust beschreibt
»A Piiberty Ceremony of the Missions Indians«!^'^), die von ihin
im südlichen Kalifornien in Campo beobachtet wurde.
John Peabody Harrington bringt »A Yuma Account of
Origins<'^8S) mit vorangeschickten kurzen Bemerkungen über Grup-
pierung der Yumastämme und ihre durch Träume offenbarten re-
ligiösen Vorstellungen.
C. Hart Merriam hat einen Vortrag über »Fragments of Cali-
fornian Ethnology: a Mortuary Ceremony, and other Matters« i^^)
gehalten und über »Distribution and Classification of the Mewan
Stock of California «190) geschrieben.
Er führt den Namen Mewan für Moquelumnan ein. Dazu gehören die
Mewuk- oder Sierrastämme, die Tuleamne, von denen nur noch sechs Individuen
leben, und die Lekahtewutko. Ferner bringt er einen kurzen Artikel über
»Totemism in California« I9i). A. L. Kroeber, »The dialectic divisions of the
Moquelumnjin family in relation to the internal differentiation of the other
linguistic families in California« i''-). In seinen »Notes on the Maidu Indians
of Butte County, California« '^3) beschreibt D. L. Spencer unter anderem die
Herstellung und den Gebrauch der Pfeile und die Wertschätzung derselben.
Roland B. Dixon teilt zwölf »Achomawi and Atsugewi Tales«!^'*) mit, die
er 1900 und 1903 unter den Stämmen Nordostkaliforniens gesammelt hat, und
bringt »Notes on the Achomawi and Atsugewi Indians of Northern California« ^ 8*).
B. Mexiko und Mittelamerika.
E. Seier hat einen Vortrag über »Das Dorf buch von Santiago
Guevea, eine zapotekische Handschrift aus der Glitte des 16. Jahr-
hunderts« ^96) gehalten, Cäcilie Seier, »Zur Tracht der mexi-
kanischen Indianerinnen« 19'^) gesprochen.
Die nach einer Kopie des Dr. Nicolas Leon veröffentlichte »Relacion de
los pueblos de Acatlan, Chila, Petlaltzingo, Icxitlan y Piaztla«!^*) geht auf das
Jahr 1581 zurück und enthält neben Angaben über Landesprodukte, Tracht
der Bewohner und einigen Lokalsagen auch solche über die heidnischen Götter,
die in der Mixteca Baja verehrt wurden. Von E. Seiers »Gesammelten Ab-
handlungen zur amerikanischen Sprach- und Altertumskunde«'^^) ist der dritte
Band erschienen. Über den reichen Inhalt von E. Seiers »Erläuterung zum
Codex Borgia, eiue altmexikanische Bilderschrift der Bibliothek der Congregatio
de Propaganda Fide«200) hat H. Strebel referiert-"'). Seier, »Einiges über
die natürlichen Grundlagen mexikanischer Mythen «-"^^j^ weist dem Monde eine
hervorragende Stellung in dem Glauben und in der Vorstellungswelt der alten
mexikanischen und mittelamerikanischen Stämme zu. E. Sei er bespricht einige
186) UnivCalifPublAmArchEthnol. VIII, 1008, 4. — »»T) AmAnthropologist
VIII, 1906, 28—32. — i»») JAmFolklore XXI, 1908, 324—48. — i«^) Am.
Anthropologist IX, 1907, 388. — is») Ebenda 338—56. — »9') Ebenda X, 1908,
558—62. — 192) p:benda VIII, 1906, 652—63. ZentralblAnthr. 1908, 30
(G. Friederici). — i»») JAmFolklore XXI, 1908, 242--45. — 19<) Ebenda
159 — 77. — 195) AmAnthropologist X, 1908, 208—26. — i»") ZEthn. 1906,
121—55, mit Abb. — 197) XIV. Intern. Amer.-Kongr. 1904, Stuttgart 1906,
419—20, mit 4 Taf. u. 2 Fig. — 19») AnMusNacMcxicoSegundal^^poca IV, 1907,
97—118, — 199) Berlin 1908. XXX u. 729 S. mit Abb. - 200) Berlin,
Bd. I, 1904; II, 1900. ~ 20") MAnthrGesWien XXXVI, 1906, 261—66. —
202) ZEthn. 1907, 1—41, mit 11 Fig.
Das nördliche Amerika. Mexiko und Mittelanierika. 317
»Parallelen in den M;nahan(lscliriften«203) und hand(;lt über »Eine Steinfigur
aus der Sierra von Zacatlan«204)_
Zelia Nuttall führt an der Hand von Abbildungen aus den
verschiedenen Handschriften ^>The Astronomical Methods of the
Ancient Mexicans«^"^) vor. Carl Lumholtz erklärt »The Meaning
of the Head-Plume Tawiäkarai used by the Huichol Indians«206).
Von Hermann Beyer wird die Rolle besprochen, die »Der Süden
in der Gedankenwelt Altmexikos «207) spielt.
W. Lehmann berichtet kurz über »Die mejdkanische Grün-
steinfigiu- des Musee Guimet in Paris« 208j_
Er deutet sie als einen Tezcatlipoca (jungen Krieger), handelt über »Alt-
mexikanische Mosaiken und die Geschenke König Montecuzonias an Cortes«209)
sowie über »Die altmexikanischen Mosaiken des ethnographischen Museums in
Kopenhagen« -1") und gibt in seiner schätzenswerten Untersuchung über »Er-
gebnisse und Aufgaben der mexikanischen ForachungÄ^H) einen Überblick über
die Bibliographie, die Quellen und Gesamtdarstellungen und legt die anthropo-
logischen, sprachlichen und ethnologischen Verhältnisse dar.
Von H. Beyer wird kurz »Der , Drache' der Mexikaner« 212)
behandelt.
In einem Reisebericht an den Globus werden von K. Th. Preuß
»Der Mitotetanz der Coraindianer«2i3) ^nd die dabei gesungenen
Lieder besprochen und »Weiteres über die religiösen Gebräuche
der Coraindianer, insbesondere über die Phallophoren des Oster-
festes« ^i^*) mitgeteilt.
Von Märchen gibt er »Die Hochzeit des Maises und andere Geschichten
der Huicholindianer«2i5) wieder. Endlich schildert er seine »Ritte durch das
Land der Huicholindianer in der mexikanischen Sierra Madre«2iG) und die
dabei beobachteten Feste und einen »Besuch bei den Mexicano (Azteken) in
der Sierra Madre Occidental« -^'0, in welch letzterem Artikel auch der Mythus
von der Himmelfahrt des Abendstemes mitgeteilt wird. Die wichtigen religions-
geschichtlichen Ergebnisse seines zweijährigen Aufenthalts in der mexikanischen
Sierra Madre faßt Preuß in einem Vortrag über »Die Astralreligion in Mexiko
in vorspanischer Zeit und in der Gegenwart« 218) zusammen, den er auf dem
in. Internationalen Kongreß für Religionsgeschichte, Sommer 1908, in Oxford
gehalten hat. An anderer Stelle handelt er über »Die religiösen Gesänge und
Mythen einiger Stämme der mexikanischen Sierra Madre« 2i9).
Weiter schildert Preuß seine »Reise zu den Stämmen der west-
lichen Sierra Madre in Mexiko« 220) und teilt die »Ethnographischen
Ergebnisse einer Reise in die mexikanische Sierra Madre« 221) an
der Hand seiner ethnograpliischen Sammhmgen mit.
203) Glob. XC, 1906, 187—93, mit Abb. — 204) BoasAnniversVol. New York
1906, 299—305, mit 2 Taf. — 205) Ebenda 290—98, mit Abb. — 206) Ebenda
316—19, mit 2 Taf. — 207) MAiithrGesWien XXXVHI, 1908, 228—31. —
208) Glob. XC, 1906, 60f., mit Abb. — 209) Ebenda 318—22. — 210) Ebenda
XCI, 1907, 332-35, mit Abb. — 2") ArchAnthr. N. F. VI, 1907, 113—68,
mit 2 Taf. — 212^ Glob. XCIII, 1908, 157 f., mit Abb. — 2i3) Ebenda XC,
1906, 69—72, mit Abb. — 2i4) Ebenda 165—69, mit Abb. — 2I5) Ebenda
XCI, 1907, 185—92, mit Abb. — 216) Ebenda XCII, 1907, 155—61, 167—71,
mit Abb. — 2i7) Ebenda XCIII, 1908, 189—94. — 218) Transact. of the
3'-d Intern. Congr. for Hist. of Rel. Oxford 1908. — 2i9) ArchReligionswisa.
XI, 1908, 2f. — 220) ZGesE 1908, 147—67, mit Abb. — 221) ZEthn. 1908,
582—604, mit 9 Fig.
318 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Es handelt sich dabei um das Gebiet, in dem die Indianerstämme der
Cora, Huiehol und Mexicano noch recht unberührt leben, und besonders um
die Religion dieser Stämme, wie sie sich äußert in Gesängen, Gebeten, Mythen
und Erzählungen. Derselbe hat kurz über ;>Sonnenfeste der Altmexikaner und
der Moki«222) berichtet.
Von W. Bauer liegt ein Aufsatz über »Heidentum und Aber-
glaube unter den MaQateeaindianern Südmexikos «223) vor. "W.
Stempell sucht »Die Tierbilder der Mayahandschriften«224) yom
zoologischen Gesichtspunkte aus zu deitten. — Ed. de Jonghe
stellt in seinem Aufsatz »Der altmexikanische Kalender« 225) deu
gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis der mexikanischen Chrono-
logie dar. H. Strebel handelt kurz über »Ornamente auf Ton-
gefäßen aus Altmexiko« 226j. jj. Beyer über »Tamoanchan, das alt-
mexikanische Paradies «227). J. i. Lares' »Etnografia del estado
Merida«228) jgt in zweiter Auflage erschienen. A. Breton hat über
»The wall paintings at Chichen-Ttza<-229) gesprochen.
H. Fehlinger untersucht die »Rassenverhältnisse in Mexiko,
Mittel- und Südamerika« 230). in ihrem nach eigener Anschauimg
geschriebenen Buche »Aus Mexiko, mit wirtschaftlichen und politi-
schen Beiträgen von Ralph Zürn«230") schildert Orla Holm Land
und Volk sowie wirtschaftliche Verhältnisse von Mexiko, wobei sie
bezüglich der Religion, Kunst, Stellung der Frau usw. auch die
aztekische Zeit berücksichtigt.
H. Prowe schält aus dem Popol Vuh »Das Wissen der Quiche-
indianer in mythischer Form«23i) heraus, findet aber in W. Leh-
mann 232) einen Kritiker, der ihm manche sprachliche und damit
auch sachliche Irrtümer und Wililvürüchkeiten vorwirft. Zu ver-
gleichen ist dazu die Entgegnung von Prowe und die Er^\^denmg
von Lehmann 233).
Für A. M. Tozzers wertvolle ethnologische Monographie »A
comparative Study of the Mayas and the Lacandones«234)^ die viel
Neues über die sozialen Verhältnisse mid die Religion bringt, ver-
gleiche die Besprechung von K. Sapper.
In einem Vortrag macht Tozzer aufmerksam auf »Surviv;ds of ancient
forms of culture among the Mayas of Yucatan and the Lacadones of Chiapas«235^.
Derselbe bringt »Notes on the Maya Pronoun< ^36).
N. Leon hat die Herausgabe einer Sammlung mexikanischer
Volkskunde unter dem Titel »Foc-lor Mexicano« 237) begonnen.
222) XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906), 343 f. — 223) zEthn.
1908, 857 — 65. — 224) Ebenda 704—43, mit 30 Fig. — 225) Ebenda 1906,
485—512, mit 2 Abb. u. 2 Tab. — 226) xiV. Intera. Amer.-Kongr. Stuttgart
1904 (1906), 305—07. — 22?) Anthropos III, 1908, 870—74. — ^28) Merida
1907. 52 S. — 229) Congr. intern, des Amer., XV. sess., Quebec 1906 (1907),
II, 165—69. — 230) PolAuthrRev. VI, 325—34. — 230«) Berlin 1908. VIII
u. 257 S. — 231) Glob. XC, 1906, 157—60. — 232) Ebenda 274 f. —
233) Ebenda XCI, 1907, 305f. — 234) New York 1907. 195 S. mit 29 Taf.
u. 51 Fig. Glob. XCI, 1907, 273 f. (Sapper). — 235) Congr. intern, des Amer.,
XV. Sess., Quebec 1906 (1907), II, 283—88. — 236) Hoa.>iAnnivei-sVol. New York
1906, 85—87. — 237) Mexiko 1906. 43 S.
Mexiko und Mittelamerika. Südamerika. 319
Die erste Nummer enthält die Volkskunde der Pueblos von San Bartolome
Aguascalientes (Guanajuato), San Maria del Pueblito und San Pedro de la Canada
(Queretaro) sowie der Otomi. Dei-selbe hat seine Studie »rx)s Tarascos, Notas
historicas, etnicas y antropologicas «-•'*) fortgesetzt.
C. V. Hartmann teilt aus der »Mytliology of the Aztecs of
Salvador« 239) die Erzählung vom Ursprung der Baurakalabasse und
der Tabakpflanze mit und fügt die Übersetzung »The Story of
the Calabasli-Tree in the ,Popol Yuh'« aus Ximenes' »Las Historias
del Origen de los Indios de Guatemala« (hrsg. von Dr. C. Scherzer,
Wien 1856) hinzu.
Derselbe hat über »The Alligator as Plastic Decorative Motive in certain
Costa Rican Pottei7< 2*0) gehandelt und »Arehaeological Researehes on the
Pacific Coast of Costa Rica«^*') veröffentlicht, die er auf der Halbinsel Nicoya
und in Las Guacas unternommen hat. Danach deutet die Nicoyakultur ent-
schieden auf nördlichen Ui-sprung, und die Las Guacas-Kultur zeigt merkliche
Verschiedenheiten von der Kultur der Chiriqui, der Güetaru und an der atlanti-
schen Küste. Er beschreibt zahlreiche Geräte und Waffen aus Stein, dann
steinerne Schmuck- und Zeremonialgegenstände sowie Amulette.
K. Sapper bespricht in einer ethnologisch-sozialökonomischen
Skizze »Die Aussichten der Indianerbevölkerung Guatemalas «242),
Derselbe handelt über »Spiele der Kekchiindianer«^*^)^ deren es verhältnis-
mäßig wenige gibt. Unter anderen wird ein vom Verfasser in Campua in Alta
Verapaz 1890 beobachtetes Tanzspiel »Xajol Conacax Pop'< beschrieben. Der-
selbe hat über »Mittelamerikanisches Wirtschaftsleben einst und jetzt« 2^*), über
»Choles and Chorties«2*5) sowie über »Sitten und Gebräuche der Pokonchi-
indianer< 2*6^ gesprochen.
L. Adam vergleicht »Le Caraibe du Honduras et le Caraibe
des Isles«247)_ ^ür J. Segarra u. J. Julia, »Costarica «2*8)^ ver-
gleiche die Besprechung von K. Sapper.
In seinem Werke »Explorations in the Department Peten, Gua-
temala, and Adjacent Region« 2*9) beschreibt Teobert Maler die
vier Ruinenstätten auf der heiligen Insel Topoxte im Yaxha, der
Stadt Yaxha, Benque Viejo und Naranjo, die er auf seinen Reisen
1905 und 1906 besuchte und die eine reiche Ausbeute ergaben.
In die Schilderung der Reisen durch den Urwald sind auch ethno-
graphische Beobachtungen eingeflochten.
C. Südamerika.
Allgemeines. Georg Friederici untersucht den »Tränengruß
der Indianer« 250)^ seine Yerbreitimg in Amerika und das sonstige
Vorkommen desselben.
238) AnnMusNacMexico 1908, VII, 298—340 ; VIII, 341—88 ; IX, 389—436 ;
X, 437 — 79. — 239) JAmFolklore XX, 1907, 143—50. — 240) j^jn^nthropologist
IX, 1907, 307—14, mit Abb. — 24i) Pittsburg 1907. 4", 95 S., 47 Taf.
u. 70 Abb. (MemCamegieMus. III, Nr. 1). — 242) ArchRassenGesBiol. VI, 1909,
44—58. — 243) Boas Annivers Vol. New York 1906, 283—89. — 244) MOstschweiz.
GKommGesStGallen II, 1906, 37—62. — 245) Congr. intern, des Amer., XV. Sess.,
Quebec 1906 (1907), II, 423—38, mit 1 K. — 246) xiV. Intern. Amer.-Kongr.
Stuttgart 1904 (1906), 403—17. — 247) Ebenda 357—71. — 248) s. Jose de
Costarica 1907. 633 S. mit 1 K. u. Abb. PM 1909, LH 254. — 249) Mem.
PeabodyMusAmArchaeol. IV, 1908, 2. — 250) Qiob. LXXXIX, 1906, 30—34.
320 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Unter dem gleichen Titel veröffentlicht er eine Broschüre 25 1)^ die sich
gegen die spanische Übersetzung seines Artikels und die damit verbundene
Kritik von R. R. Sc hu Her in »El orijen de los Charrüa«252) sendet, außer-
dem aber noch weiteres Material zur Verbreitung des Tränengrußes in Amerika
beibringt. Derselbe schreibt Ȇber eine als Couvade gedeutete Wiedergeburta-
zeremonie bei den Tupi«253^ nach Erlegung eines Feindes.
A. F. Chaniberlain bietet in »South American Linguistic
Stocks «25^) eine Liste von 83 Spraclistämmen mit kurzen Angaben
über ihre geographische Verbreitung. Eine kartograpliische Dar-
stellung der letzteren hat er 1906 dem Amerikanistenkongreß in
Quebec vorgelegt.
P. Ehrenreich hat Ȇber die Verbreitung und Wanderung der
Mythen bei den Naturvölkern Südamerikas «^55) gesprochen. R.
Andree legt im Anschluß an P. Ehrenreichs Buch, »Die Mythen
und Legenden der südamerikanischen Urvölker und ihre Beziehungen
zu denen Nordamerikas und der Alten Welt« 256), den »Mythologi-
schen Zusammenhang zwischen der Alten und Neuen Welt« 257) ^lar.
Erland Frhr. v. Nordenskiöld berichtet über »Südamerikani-
sche Rauchpfeifen «258)^ ilir Vorkommen schon in präkol umbischer
Zeit und ihre verschiedenen Formen und deren Entwicldung.
Ch. Mead behandelt eingehend die Technik des Federschmuckes
der Südamerikaner 259)^ besonders der Peruaner, aber auch der
Schamakoko und Guato in Paraguay, der Karaja in Brasilien u. a.
(nach Globus XCI, 1907, 148). P. Radin liefert einen Beitrag
»Zur Netztechnik der südamerikanischen Indianer« 260). Yon A.
Vierkandt wird »Das Problem der Felszeichnungen und der Ur-
sprung des Zeichnens« 261) auf Grund der Th. Koch-Grünbergschen
Untersuchungen behandelt. Sergi, »Contributo all' antropologia
americana«262)^ glaubt auf Grund seiner Untersuchung amerikanischer
Schädel (er unterscheidet peruanische, bolivianische und Mounds-
schädel) für Amerika eine asiatische und eine ozeanische Einwan-
derung annehmen zu dürfen.
Westindien. 1. Walter Fewkes, »The Aborigines of Porto
Rico and neighbouring Islands «263)^ entwirft nach den dürftigen
historischen Quellen und den archäologischen Fimden ein Kulturbild
der Urbewohner von Portoriko, San Domingo und Haiti, die wahr-
scheinlich von der Nordküste Südamerikas stammten und zu der
großen Familie der Arawaken gehörten, sich aber mit später nach-
gewanderten karibischen Stämmen mischten.
251) Leipzig 1907. 22 S. — 252) AnUnivChile XCVIII, 1906, 201—62. —
253) Glob. LXXXIX, 1906, 59—63. — 254) Quebec 1907. 24 S. S.-A.
XV. Congr. intern, des Amor. — 255) XIV. Intcni. Amer.-Kongr. Stuttgart
1904 (1906), 659—80. — 256) Berlin 1905. Suppl. ZEthn. 196 S. — 257) Qiob.
LXXXIX, 1906, 89 f. — 258) Ebenda XCIII, 1908, 293—98, mit Abb. —
259) AnthrPapAmMusNatllist. I, New York 1907, Teil 1. — 260) ZEthn. 1906,
926—38, mit 28 Fig. — 26i) ArchAnthr. N. F. VII, 1908, 110 — 18, mit
3 Fig. — 262) AUiSRomAntr. XII, 1906, H. 2, 197—206. — 263) Tho 25'" Rep.
of the Rur. of Amor. Ethnol. 1903/04, Wasiiington 1907. 220 S., 113 Taf.
Südamerika. 321
C. W. Brauch beschreibt »Aboriginal Antiqnities in Saint Kitts and
Nevis«284) darunter Felszeichnungen, T. A. .Joyce, »Prehistoric Antiqnities from
the Antilles, in the British Museum «2*^). Walter Jekylls »Jamaican Song
and Story, with an Introduction i)y Alice Werner, and Aj)pendiees on African
Melody in Jamaica and on English Airs in Jamaica«^^^) wird in einer ein-
gehenden Besprechung von A. im Globus unter dem Titel »Afrikanische Märcheu
in Westindien «267^ gewürdigt.
Guayana. C. H. de Goeje hat wertvolle »Bijdrage tot de
ethnographie der Surinaarasche Indianen « 2G8) veröffentlicht.
Er unterscheidet zwei sprachlich geschiedene Gruppen, deren eine aus
Kariben, Rukujanos und Trios, deren andere aus Arrowaken und Waraus sich
zusammensetzt. Besonders belangreich ist ein aus 103 Wörtern und Ausdrücken
bestehendes Vokabular. Eine Ergänzung dieser »Bijdrage« bilden die »Beiträge
zur Völkerkunde von Surinam« ^69), in denen de Goeje zerstreute Mitteilungen
über Kultur, Geisterglauben, Sitten der Trios, Ojana und Kaiinas macht, unter
anderem auch eine eigentümliche .Jünglingsweihe durch die sog. »Wespenprobe«
schildert. Sehr wertvoll sind die farbigen Tafeln über Ornamentik und Gesiehts-
bemalung und die Erläuterungen dazu. Auch in seinem -> Verslag der Toemoek-
hoemak-Expeditie«270) tpüt g^ manche ethnographische Beobachtungen besonders
aus den Ojanadörfem Majoeti und Popokai mit, auch die »Wespen probe«.
L. C. van Panhuys hat »Über die letzte niederländische Ex-
pedition nach Suiinam«27i) berichtet und »Näheres über die Omar
mente der Naturvölker Surinams «272) mitgeteilt.
F. P. u. A. P. Penard bringen in ihrem Buch »De Mensch-
etende Aanbidders der Zonneslang<'273) eine Menge interessanter
Mitteilungen über den Stamm der Kalüias oder Kariben, besonders
über ihr Seelenleben. W. E. Roth berichtet über »Cratch-Cradle
in British Guiana« 274)^ das Fadenspiel bei den Arawaken und
Warrau. C. v. Coli bringt »Contes et legendes des Indiens de
Surinam« 275),
Brasilien. P. Teschauer berichtet »Über den gegenwärtigen
Stand der Ethnographie in Brasilien« 276) und veröffentlicht in
»Mythen und alte Yolkssagen aus Brasilien < 277) j^ deutscher Sprache
eine Reihe meist von den Tupi und Guarani stammender Geister-
und Tiersagen, kosmischer Mythen und alter Traditionen. R. Krone
hat eine anthropologische Studie über »Die Guaranyindianer des
Aldeamento do Rio Itariri im Staate Säo Paulo in Brasilien «278)
verfaßt, zu der C. Toldt einen Anhang über einen Guaranischädel
liefert. C. 0. Ullrich handelt über »Die Tapes«279).
*6*) AmAnthropologist IX, 1907, 315—33, mit 4 Taf. u. 11 Fig. —
265) JAnthrl 1907, 402—19, mit 8 Taf. — 266) London 1907. PublFolkloreS
LV. — 267) Glob. XCU, 1907, 33. — 268) InternArchEthnogr. XVII, 1906,
Erg.-H. 40, 117 S. mit 16 Taf, — 269) Ebenda XIX, 1910, 1—34, mit 20 Taf.
u. 32 Abb. — 270) TAardrGen. XXV, 1908, 945—1169, mit 1 K. u. Abb. —
271) XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906), 427 — 35. — 272) Ebenda
437—39. — 273) Paramaribo 1907. 235 S. mit Abb. — 274) Revfitudes
EthnogrSociol. I, 1908, 193—99. — 275) Anthropos II, 1907, 682—89; III,
1908, 482—85. — 276) Ebenda II, 1907, 499—507. — 277) Ebenda I, 1906,
24—34, 185—93, 738—44. — 278) MAnthrGesWien XXXVI, 1906, 130—46,
mit Abb. u. Tab. — 279) xiV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906),
473—506, mit 21 Fig.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 21
322 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
G. V. Koenigswald bringt einen Aufsatz über »Die Botokuden
in Südbrasilien «280) zwischen der Serra do Mar und dem Rio Timbo
südlich vom mittleren Iguassü und seinem Nebenfluß Rio Negro
und einen anderen über »Die Cayuäs«28i).
Diese wohnen in schwer zugänglichen Sumpf- und Bergwäldern und werden
in Paraguay deshalb Monteses oder Montarazes (Bergindianer), in Brasilien
Canoeiros (Kanuleute), in der Lingua Geral Ubayhas genannt. Ihre Sprache
ist ein Dialekt des alten Guarani. Wir erfahren einiges über ihre äußere
Erscheinung, ihre Nahrung, Gesang und Tanz, Hütten und Hausrat, Waffen,
Schmuck, die ehelichen Verhältnisse, Kindererziehung, Behandlung der Toten
und religiöse Anschauungen. In ähnlicher Weise führt er uns »Die Coroados
im südlichen Brasilien« 282^^ im mittleren Flußgebiet des Rio Paranä nach eigenen
langjährigen Beobachtungen vor und »Die Carajäindianer«283j im mittleren
Gebiet des Rio Araguaya und gibt »Die landesüblichen Bezeichnungen der Rassen
und Volkstypen in Brasilien« 2^*) an.
In einem Artikel »Zur Kennzeiclmung der Farbigen Brasiliens «285)
charakterisiert Augusta P. Morel ra hauptsächlich die echten Neger
Brasiliens und die Mulatten, dann auch kurz die mit den Weißen
in Beziehung getretenen brasilischen Indianer und die Inder und
Chinesen.
E. Ranke teilt »Anthropologische Beobachtungen aus Zentral-
brasilien« 286) niit, E. A. Göldi berichtet kurz »Über den Grebrauch
der Steinaxt bei den jetzt lebenden Indianern Südamerikas, speziell
Amazoniens«287) und über »Altindianische Begräbnisumen und merk-
würdige Ton- und Steinidole aus der Amazonasregion «288)^ Gr. Yerrier
über »Les populations sauvages de l'etat de Bahia«289). — A. Oncken
polemisiert in seinen Mitteilungen über »Die ,Schokleng' und
,Caingaeng' in Südbrasilien« 290) gegen Bleyer (»Die wilden Wald-
indianer Santa Catharinas«, GJb. XXXI, S. 225, Anm. 254). Von
Martinez liegt eine »Etnografia del Rio de la Plata«29i) vor.
W. Valien tin schildert »Paraguay: das Land der Guaranäs«292).
Hugo Gen seh bringt ein »Wörterverzeichnis der Bugres von Santa
Catharina«293) mit Bemerkungen von Ed. Seier.
V. Fric u. P. Radin veröffentlichen »Contributions to the Study
of the Bororo Indians, with a Description of an Ethnograpliic
Collection presented to the Berlin Museum für Völkerkunde« 29*).
Sie behandeln Wohnsitze (die Ufer des Säo Lourenzo bis zu seiner Ver-
einigung mit dem Cuyabä) uud Geschichte, soziide Einrichtungen, Religion,
Ackerbfiu, Kleidung, Schmuck, Waffen, Musikinstrumente usw. und bringen als
Anhang ein bororo-italienisch-englisches Vokabular. Auch Tänze (Marido und
280) Glob. XCTII, 1908, 37—43, mit Abb. — 28i) Ebenda 376—81, mit
Abb. — 282) Ebenda XCIV, 1908, 27—32, 45—49. mit Abb. — 283) Ebenda
217—23, 232—38, mit Abb. — 284) Ebenda XCIII, 1908, 194f. — 285) Ebenda
75_78. — 286) AbhAkMünchon XXIV, 1907, 1 — 148, mit 13 Taf. —
287) XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906), 441—44. — 288) Ebenda
44.0-53. — 289) BSGComm Bordeaux XXX, 1907, 174—80, 199—208. —
290) ZEthn. 1907, 406 — 10. — 291) BlnstGArgentino XXII, Teil 2, 89 — 121. —
292) Berlin 1907. VIII u. 324 S. mit Abb. — 293) ZEthn. 1908, 744—59. —
29<) .JAntlirl XXXVl, 1906, 382—406, mit 3 Taf. u. 2 PMg.
Südamerika. 323
Mano) werden beschrieben und Beispiele von Gesängen gegeben. Monogamie
ist allgemein, obwohl Polygamie gestattet ist. Der Heiratsantrag geht von der
Frau aus. E^ine der Untreue verdächtige Gattin wird zur »areida bahito« (Stammes-
prostituierten) gemacht. Die beiden hauptsächlichsten bösen Geister der Bororo
sind Mareba und Bope. Dius Hauptkleidungsstück der Männer ist ein Penis-
futteral, das der Frauen ein Mieder aus Baumrinde und ein Bastband.
Von Yojtech Friö liegen auch Mitteilungen über seine »Sam-
baquifoi\schungen im Hafen von Antonina (Paranä)«295^ vor. In
zweiter, stark vermehrter Auflage, ist H. v. Jherings Schrift »The
Anthropology of the State of Säo Paulo, Braz^Ä'-^^^) erschienen;
von den zwei wertvollen ethnographischen Karten zeigt eine die
Yerbreitimg der Völker etwa zur Zeit der Entdeckung, die andere
die noch im 19. Jahrhundert vorhandenen Reste derselben.
Fr. B. S. da Prade gibt in »Una spedizione ai ,Coroados' neUo
State di S. Paolo nel Brasile«297j einen kurzen Bericht über die
Expedition vom Dezember 1904 zur Erforschung der sog. Coroados
oder Indios braves in der Waldregion von S. Paolo zwischen Tiefe
und Parä und den Agudosbergen.
Zu den Stämmen des oberen Madeira führt uns E. H. Giglioli
in »Appunti suUe condizioni attuali delle tribu indigene dell' alto
Madeira e regione adjacenti (Brasüe e Bolivia), raccolti del dott.
Andrea Landi«298j,
Gr. Earl Church berichtet über »Dr. Rice's Exploration in the
North -Western Valley of the Amazon «299).
Dazu ist zu vergleichen Th. Koch-Grünberg, »Einige Bemerkungen zu
der Forschungsreise des Dr. H. Rice in den Gebieten zwischen Guaviare und
Caquetä-Vapura«^""), der auch zwei Kartenskizzen dieses Gebiets bringt.
Große Bereicherung unserer Kenntnis der zum Teil bisher ganz
imbekannten Indianer Nordwestbrasiliens verdanken wir Th. Koch-
Grünberg.
So macht er in »Kreuz und quer durch Nordwestbrasilien« '"') Mitteilungen
über die Ipurinä, von deren Sprache er einige Wörter angibt, über die noch
wenig bekannten Yauapery oder, wie sie sich selbst nennen, üämiri, die zur
Karibengruppe gehören, sowie über die Makü, die teilweise noch in der Stein-
zeit leben, nnd viele andere. Erwähnenswert ist neben den vielen guten Ab-
bildungen auch eine Völkerkarte des Gebiets am oberen Rio Negro und Yapurä.
Eine andere Arbeit handelt speziell über »Die Maküs^^^^^ besonders über ihre
Sprache. Sie sind ein Mischvolk von kleinem Wuchs und offenbar ein Rest
einer primitiven Bevölkerungsschicht vor Einwanderung der Aruak, zu denen
sie in einer Art Helotenverhältnis stehen. Eine dritte Arbeit ist den »Uitoto«^*'^)
gewidmet, einer Anzahl von kannibalischen Völkerschaften mit verwandten
Sprachen zwischen dem oberen Yapurä und Ija und besonders an des letzteren
295) Glob. XCI, 1907, 117—22, mit Abb. — 296) Säo Paulo 1906. 52 S.
mit 2 K. ZentralblAnthr. 1907, 28—31 (Koch-Grünberg). — 29V) Anthropos
I, 1906, 35—48, mit Abb. — 298) ArehAntr. XXXVI, 1906, 219—28. —
299) GJ XXXI, 1908, 307—10, mit Kartensk. — »OO) Glob. XCIII, 1908,
302—05, mit K. — 30i) Ebenda LXXXIX, 1906, 165—69, 309—16, 373—80;
XC, 1906, 7—13, 104—11, 117—24, 261—68, 325—29, 345—51, 373—80,
mit Abb. u. 1 K. — 302) Anthropos I, 1906, 877—906, mit Abb. — 303) js
AmericanistesParis N. Ser. III, 1906, Nr. 2, mit Abb.
21*
324 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
Nebenflüsseu Carapami und Igaraparanä. In einem Vortrag hat Koch »Die
Indianerstämme am oberen Rio Negro und Yapurä und ihre sprachliche Zu-
gehörigkeit« ^o*) behandelt. Er unterscheidet folgende sechs Sprachgnippen :
Aruak-, Betoya-, Kariben-, Makü-, Miränya- und Uitotogruppe. Von sämtlichen
Gruppen und allen zugehörigen Stämmen, die Koch besucht hat — im gauzen
30 — , wird ein 15 Wörter umfassendes Vokabular gegeben. Den Schluß bildet
eine Sprachgruppenkarte. — Vor der 38. Versammlung der Deutschen Anthropo-
logischen Gesellschaft in Straßburg hat Koch einen Vortrag über »Das Haus
bei den Indianern Nordsvestbrasiliens«^"^) gehaiten. Derselbe beschreibt »Jagd
und Waffen bei den Indianern Nordvvestbrasiliens«306)^ die »Frauenarbeit bei
den Indianern Nordwestbrasiliens« •'''^), und zwar die Verarbeitung der Mandioka
und die Töpferei, »Fischfang bei den Indianern Nordwestbrasiliens' •^"8). Sehr
wertvoll ist seine Abhandlung über »Südamerikanische Felszeichnungen« •"'Sj.
Aus sprachlichen Gründen schließt Koch, daß »Die Hianäkoto-Umäua«""") am
oberen Caiary-Uaupes, die in manchen ihrer Gerätschaften eine bemerkenswerte
Übereinstimmung mit ihren Verwandten in Guayana zeigen , erst nach der
Konquista von dort eingewandert sind. Somatisch sind sie echte Kariben, —
Von seinen zweijährigen Reisen hat Koch auch ein reiches photographisches
Material an Indianertypen heimgebracht, das er unter dem Titel »Indianertypen
aus dem Amazonasgebiet, nach eigenen Aufnahmen während seiner Reise in
Brasilien«3ii) veröffentlicht hat. Auf den 20 Tafeln der ersten Lieferung sind
Angehörige des Tukauostammes am Tiquie und einige Mirititapuyoindianer dar-
gestellt. Der Text der Einleitung behandelt die Völkerverhältnisse in Nord-
westbnisilien nach ihrer i-prachlichen Verwandtschaft. Die zweite Lieferung
bringt Typen von Tuyuka und Baiä, die das Bindeglied zwischen den Uaupes-
stämmen und den zur Betoya-Sprachgruppe gehörenden Horden am Pira-paranä
darstellen. Die dritte Lieferung führt uns die Uanäna, Arapäso und Pira-tapuyo
vor. — Die Ergebnisse seiner Forschungen hat Koch-Grünberg in einem
in jeder Beziehung hervorragenden Werk, »Zwei Jahre unter den Indianern:
Reisen in Nordwestbrasilien 1903 — 05«^'^)^ zusammengefaßt. — Koch-Grün-
berg hat auch eine Arbeit von Georg Hübner über »Die Yauapery«'*'^),
die einen karibischen Dialekt sprechen, kritisch bearbeitet und mit einer Ein-
leitung versehen. »Die Makuschi und Wapischäna«^'^) haben durch Th. Koch-
Grünberg und G. Hübner eine zusammenfassende Darstellung gefunden.
Die karibischen Makuschi sind den Arekuna sprachlich am näclisteu verwandt
und haben sich in entlegeneren Gegenden ganz unabhängig und unbeeinflußt
erhalten. Die Wapischana sind Arowaken und von europäischer Kultur be-
einflußt. Von beiden Stämmen werden Wörterlisten sowie grammatikalische
Bemerkungen gegeben.
Über die Yauapery berichtet auch R. Payer, »Reisen im Yaua-
pirygebiet«3i5)^ (ler 1901 in friedliclie Berührung mit ihnen kam
(kleines Vokabular).
Stämme des Gran Chaco. R. Lehmann-Nitsche veröffent-
lichte die »Resultados generales de la expedicion a Jujuy realizada
30*) ZEthn. 1906, 166—205, mit Abb. u. 1 Tuf. — »o^) ArchAnthr.
N. F. VII, 1908, 37—50, mit 29 Abb. — 306) ZEthn. 1908, 1—44, mit
2 Taf. u. 14 Tcxtabb. — 30^) MAnthrGesWien XXXVIII,. 1908. 172—81,
mit 2 Taf. u. 12 Textabb. — 308) oiob. XCIII, 1908, 1—6, 21—28, mit
Abb. — 309) Berlin 1907. 92 S. mit zahlr. Abb., 29 Taf. u. 1 K. —
310) Anthropos III, 1908, 83—124, 297—335, 952—82. — 311) Berlin o. J.
Fol., 1. Lief. 20 Taf. u. 4 S. Text; 2. Lief. 21 Taf. u. 4 S. Text; 3. Lief.
20 Taf. u. 4 S. Text. — 3t2) Berlin 1909/10. 2 Bde. mit zahlr. Abb., 22 Taf.
u. 5 K. — 313) ZEthn. 1907, -225—48, mit Abb. u. Kartensk. — 3i4) Qiob.
XCIII, 1908, 197—203, 215 — 21, mit Abb. — 3i5) pM 1906, 217—22.
Südamerika. 325
en 1906. Estiidios antropologicos sobre los Cliiriguanos, Chorotes,
Matacos y Tobas (Chaco occidental)«-''^^).
Über »Arqucologia de la cuenea del Rio Paranii«^'^) hat L. M. Torres
geschrieben. E. v. Rosen hat seine Beobachtungen über »The Chorotes Indiana
in the Bolivian Chaco- ■"^ mitgeteilt, A. F. Bandelier, »Über Trepanieren
unter den heutigen Indianern Bolivias» ■"8) gehandelt. Der Aufsatz von Vojt^jch
Friö, »Eine Pilcomayoreise in den Chaco Central «'20)^ enthält außer einigen
interessanten Mitteilungen über die Pilagä- und Sotegraikindianer in der Reise-
beschreibung einen speziellen ethnograi)hischcn Teil über die Toba-michi, Toba-
guazü und Pilagä.
Gunnar Langes Bericht über seine Pilcomayoexpedition, »The
River Pücomaj'o froni its Dischai'ge into the River Paraguay to
Parallel 22° S«32i), enthält auch Angaben über die verschiedenen
Indianerstämme.
Hierzu sind die Ausführungen W. Herrmanns zu vergleichen, der »Die
ethnographischen Ergebnisse der deutsehen Pilcomayoexpedition '^^2^ iu einem
Vortrag zusammenfaßt und auf einer Karte die Verteilung der Indianerstämme
angibt. Besprochen werden kurz die Toba, Pilayu, eingehender die Sotegaraik
oder Tapieti, die sprachlich den Matacos bzw. Mataguayos nahestehen, dann
wieder kurz die Guisnay- und Nocten-Mataco, Choroti, Tapui und Chiriguano.
M. R. P. Pierini hat einen kurzen Bericht über »Los Guarajos
de Bolivia«323) geschrieben.
Patagonier und Verwandte. R. Lehmann-Nitsche bringt den
deutschen Text von sechs araukanischen »Märchen der argentini-
schen Indianer« 324^ und vergleicht sie mit eiu-opäischen ; ferner eine
Abhandlung über »Patagonische Gesänge und Musikbogen« 325j niit
Noten phonographisch aufgenommener Melodien. Auch Erich
Fischer schreibt über »Patagonische Musik« 326). — c. Scottsberg
berichtet über »The Swedish MageUania Expedition, 1907 — 09« ^27)^
auf der er auch Beobachtungen über die sog. Kanuindianer oder
Alookooloop machen konnte.
Sie leben zwischen der Magellanstraße und der Penasbucht und haben ihre
alten Gebräuche noch teilweise erhalten. Sie gleichen in dier^en und in ihrem
Äußeren den Yaghan, sprechen aber eine andere Sprache. Scottsberg hat ein
Vokabular derselben anlegen können. — R. Dabbene gibt am Schlüsse seines
Aufsatzes »Viaje ä la Tierra del Fuego y iX la Isla de los Estadosc328) ejne
Beschreibung der Feuerländer ( Alacalulf 800 Köpfe, Ona 500 und 300 halb-
zivilisierte, Yaghan 200).
I. B. Hatchers u. W. B. Scotts »Reports of the Princeton
University Expeditions to Patagonia 1896 — 99 «^29)^ deren Schluß-
316) AnnMusLaPlata I, 1908, 53—152, mit Abb. — 317) RevMusLaPalata
XIV, 1907, 53—122. — 3i8) XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906),
649—58, mit 13 Taf. u. 1 Fig. — 3i9) Ebenda 81—89. — 320) Qlob. LXXXIX,
1906, 213—20, 229—34, mit Abb. — 32i) Buenos Aires 1906. 126 S. mit
Abb., Prof., 1 Atlas von 2 IHiersiehtsk. u. 1 K. des Pilcomayo in 7 Bl. —
322) ZEthn. 1908, 120—37, mit 13 Textfig. u. 1 Kartensk. — ' 323) Anthropos
III, 1908, 875—80, mit Abb. — 324) zVolkskde. 1906, 156-64. — 325) An-
thropos III, 1908, 916—40. — 326) Ebenda 941—51. — 327) GJ XXXII,
1908, 485 — 88, 591—94. — 328) ßlGArgent. XXI, 3—78. — 329, Princeton
N. J. Univ. Stuttgart 1903.
326 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
kapitel der Schilderung der einheimischen und eingewanderten Be-
völkenmg gewidmet ist, werden von R. Hauthal eingehend be-
sprochen ^30). A. Bandelier untersucht die »Traditions of Pre-
columbian Earthquakes and Volcanic Eruptions in Western South
America« 331).
ten Kate, »Materiaux pour servir ä Tanthropologie des Indiens
de la Republique Argentine«332)^ und Chr. Jakob. » Contribution
ii l'etude de la morphologie des cerveaux des Indiens« 333)^ liefern
Beiträge zur Anthropologie der Indianer Argentiniens (Yahgan =
Mann [Yamana], Ala Kaluf = Frau [Araukanerin], Kazike Inacayal =
Sohn einer Araukanerin und eines Puelche).
C. E. Porter, »Literatura antropolojica i etnolojica de Chile« 334).
J. B. Ambrosetti, »Exploraciones arqueologicas en la Pampa grande
(Provincia de Salta)«335)^ kann ich nur dem Titel nach anführen.
R. R. Schuller macht einige statistische Angaben über »Die
Araukaner in den Missionen von Südchile« 336)_ Derselbe hat in
einer Schrift, »El Vocabiüario Araucano de 1642/43 con notas
criticas i algunas adiciones a las bibliografias de lalenguaMapuche«337)^
ein weitverstreutes Material über die araukanische Sprache über-
sichtlich zusammengestellt. A. Plagemann handelt ausführlich
»Über die chilenischen ,Pintados'«338).
Peruaner. S. Ha gar bespricht »The Peruvian asterisms and
their relation to the ritual«339), Comte G. de Crequi-Montfort
macht Mitteilungen über »FouiUes de la mission scientifique fran^aise
ä Tiahuanaco, les recherches archeologiques et ethnologiques en Bolivie,
au Chilie et dans la Republique Argentine«339«). A. Chervins
»L' Anthropologie Bolivienne«340) (Vorbericht) und die ausführliche
Beai'beitung der anthropometrischen Aufnahmen der »Mission Scienti-
fique G. de Crequi-Montfort et E. Senechal de la Grange, Antlu-opo-
logie Bolivienne, I. Ethnologie, Demographie, Photographie metrique,
II. Anthropometne«34i) bespricht P. Ehren reich: ebenso Eric
Bomans Buch »Antiquites de la region andine de la republique
Argentine et du desert d'Atacama (Mission scientifique G. de Crequi-
Montfort et E. Senechal de la Grange) «3*2)^ das die Ergebnisse der
Ausgiabungen im Gebiet der alten Calchaquikultur enthält.
Juan B. Ambrosetti beschreibt seine »Exploraciones arqueo-
330) PM 1906, 186—90. — 33i) Am Anthropologist VIII, 1906, 47—81. —
332) RevMusLaPlata XII, 31—58, mit 9 Taf. — 333) Ebenda 59 — 74, mit
7 Taf. — 334) RivChilHistNat. Santiago 1906. 36 S. — 335) Buenos Aires
1906. 200 S. mit K. u. Abb. — 336) ciob. XCII, 1907, 337 f. — 33V) Santiago
de Chile 1907. 279 S. — 338) xiV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904
(1900), Erg.-Bd. S. 1—87, mit 7 Taf. — 339) Ebenda 593—602. — 339«) Ebenda
531 — 50. — 340) Ass. frant;. avanc. sc., Congr. de Reims 1907. 20 S. —
3*>) Paris 1907. 2 Bde. 411 u. 435 S. PM 1909, LB 872 u. 873. —
3<2) Paris 1908. 388 S., 2 K., 32 Taf., 25 Textabb. PM 1909, LB 860.
Südamerika. 327
logicas en la ciiidad prchi.storica de ,La Paya' (Yallc Calchaf|iil —
Provincia de Salta), Campanas de 1906 y 1907<'3").
Er hat bei seinen Ausgrabungen überaus reiches Material gefunden (2000
Gegenstände); wir haben es hier in La Paya mit einer typischen lokalen Kultur
und eigenartigen Riten und Gebräuchen zu tun, und es muß ein Handelsweg
nach Nordchile vorhanden gewesen sein. Von derselben Expedition, der Am-
brosetti angehörte, wurde schon vorher, 1900, die Ruinenstätte von Kipon unter-
sucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung hat Salv. Debenedetti in »Ex-
eu rsion arqueologica ä las ruinas de Kipon (Valle Calchaqui — Provincia de Salta)« 3<<)
veröffentlicht.
Erland Frhr. v. Nordenskiöld berichtet in »Ethnographische
und archäologische Forschungen im Grenzgebiet zwischen Peru und
Bolivia 1904/05 «3*5) über die ackerbauenden Quichuas der Ost-
kordillere, die Reste älterer Kultur, die sich bei ihren Leichen-
zeremonien, Tänzen, Aberglauben usw. finden.
Im Urwaldgebiet am Ostabhang der Anden fand er keramische Reste einer
kulturell vorgeschritteneren Bevölkerang. Dann schildert er die Urwaldindianer,
und zwar die Guarayo am Rio Tambopata, die Yamiaca am Rio Inambari und
die Atsahuaca zwischen diesen Flüssen. Die beiden letztgenannten Stämme
werden von den Quichuas und den Weißen Chunchos genannt. Denselben
Gegenstand behandelt er in »Travels on the Boundaries of Bolivia and Peru«^*^).
Von demselben erschienen »Beiträge zur Kenntnis der südamerikanischen Ton-
gefäße und ihrer Herstellung" ■'*''), und zwar im Grenzgebiet von Peru und
Bolivia, wo Mataco-, Chorote-, Toba-, Chiriguanoindianer, Quichua, Aymara u. a.
wohnen. Es handelt sich um Gefäße, die teils aus Gräbern stammen, teils um
solche der heutigen Indianer. Derselbe hat ferner einen interessanten Aufsatz
über den »Doppeladler als Ornament auf Aymarageweben"'^'**) geschrieben,
dessen Entwicklung durch die Abbildung deutlich zur Anschauung gebracht
wird, und »Recettes magiques et medicales du Perou et de la Bolivie«''^^) mit-
geteilt. Ad. F. Bandelier beschreibt »La danse des ,Sicuri' des Indiens
Aymara de la Bolivie •'^'^j und schildert »The Indians and aboriginal ruins
near Chachapayas in northern Peru« '5').
Max ühle eröffnet das erste Heft der von der Historischen
Gesellschaft zu Lima herausgegebenen Revista historica mit einer
Abhandlung über die Muschelhaufen in Peru, »Los Kjokkenmödings
del Perü«3ö2j^ deren jüngste bis in die Inkazeit herabreichen.
Von demselben liegen vor »Bericht über die Ergebnisse meiner südameri-
kanischen Reisen" ^53^ umj »Aus meinem Bericht über die Ergebnisse meiner
Reise nach Südamerika« ^^^j. F. M. Bauer beschreibt »Feste der Indianer in
Peru«^^^). — \V. Schreiber liefert einen -Beitrag zur Kraniologie der alt-
peruanischen Schädel« ■'^^). — H. E. Brüning teilt »Einiges über die Erotik
3*3) Buenos Aires 1907/08. Facultad de Filosofia y letras, Pnblicaciones
de la Seccion Antrojiolögica Nr. 3, Teil 1 u. 2. 534 S. mit 288 Abb. u.
1 Plan. — 344) Ebenda 1908, Nr. 4. 55 S. mit 35 Abb. u. 1 Plan. —
345) ZEthn. XXXVIII, 1906, 80-99, mit Kartensk. u. Abb. — 346) qJ
XXVIII, 1906, 105—27, mit Abb. u. K. — 347) KSvVetenskAkHandl. XLI,
Stockholm 1906, Nr. 6. 22 S. mit Abb. — 348) (jiob_ LXXXIX, 1906,
341—47. — 349) JSAmericanistesParis IV, 1907, 153—74, mit Abb. —
350) Boa.sAnniversVol. New York 1906, 272—82, mit 1 Taf. — 35i) HistRecords
StudUStCatholHistS V, 1907. 51 S. mit 13 Taf. — 352) Lima 1906. —
353^ XIV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906), 567—79, mit 4 Fig. —
354) Ebenda 581—92, mit 10 Fig. — 355) oiob. XCIV, 1908, 109 f. —
356) ZMorpholAnat. XII, 243—60.
328 P. Gähtgens, Bericht über die ethnologische Forschung.
der alten Indianer des Küstengebiets Nordperus« ^^'^ mit. M. Schmidt erklärt
die >Besondere Geflechtsart der Indianer im Ucayaligebiet«^*^) und bringt eine
Abhandlung »Über altperuanische Ornamentik« •'^^ auf Grund der Gaffronschen
und Gretzerschen Sammlung im Münchener und Berliner Museum.
Rivet behandelt in einer wertvollen Monographie über »Les
Indiens Jibaros, etude geographique, historique et ethnographique«3G0)^
Geschichte, geographische Verteilung verscliiedener Stammesabtei-
lungen, Bevölkerungszahl (höchstens 20 000), körperliche Merkmale,
materielles Leben, Hausbau, Geräte und Waffen, Beschäftigung, Ehe,
Behandlung der Toten, soziale Gliederung, Handel, Krieg, Kopf-
trophäen, geistige Kultur.
Über die von Rivet 1907 in Paris ausgestellte anthropologische und ethno-
graphische Sammlung aus Ekuador berichtet R. Verneau, »Les nouveaux do-
cuments anthropologiques rapportes de l'fiquateur par le Dr. Rivet«36i). Rivet,
»La race de Lagoa-Santa chez les populations precolorabiennes de l'ftquateur«^^^),
ist von P. Bartels besprochen worden. Rivet hat mit H. Bouchat zusammen
»Contribution il l'etude des langues Colorado et Cayapa (Republ. de l'fiquateur)«^^'')
geliefert. Otto v. Buchwald sucht in »Vokabular der , Colorados' von
Ecuador« 364^ durch Vergleichung geographischer Namen festzustellen, wer »Die
Kara«365) waren, deren Reich (Reich der Schirikönige) mit der Hauptstadt Quito
Ende des 15. Jahrhunderts von den Inkas erobert wurde.
Als Frucht der George G. Heye-Expedition ist als erster Band
der » Contribution s to South American Archaeologj" « , in denen alles,
was auf die vorkolumbischen Bewohner des gesamten Gebiets
zwischen Peru und Panama gesammelt und veröffentlicht Averden
soll, ein vorläufiger Bericht über »The Antiquities of Manabi,
Ecuador« 3^6) erschienen, verfaßt von Marshall H. Saville.
Auszüge aus älteren Beschreibungen und Schilderungen sind aufgenommen
nebst wertvoller Bibliographie der Anthropologie von Ekuador. Ruinen vor-
kolumbischer Häuser finden sich noch über ganz Mauabi verstreut. Zu den
merkwürdigsten archäologischen Gegenständen gehören die aus Stein gehauenen,
mit menschlichen und tierischen Figuren geschmückten Sitze oder Stühle.
H. Pittier de Fabregas eingehende Monographie, »Ethno-
graphie and Linguistic Notes on the Paez Indians of Tierra Adenti'o,
Cauca, Colombia*^^'^), ist besonders für die Linguistik von Wert.
Sie bringt eine grammatische Skizze und eine Ergänzung des Vokabulars
der Paezsprache, bietet aber auch mancherlei wertvolles ethnographisches Material.
Die Paezindianer gehören sprachlich zu der Chibchagruppe. — F. Regel be-
richtet kurz über »Die Reste der Urbevölkerung (Indios bravos) in der ko-
lumbischen Westkordillere nach eigenen Beobachtungen im Jahre 1896«'88).
'57) Anthropophyteia V, 358—60, — 358) ArchAnthr. N. F. VI, 1907,
270—81, mit 11 Abb. u. 2 Taf. — 359) Ebenda VII, 1908, 22—36, mit Abb.
u. 2 Taf. — 360) L'Authr. XVIII, 1907, 333—68, 582—618; XIX, 1908,
09-87, 235—59, mit Abb. u. K. — 36i) Ebenda XVIII, 1907, 146—55, mit
Abb. — 362) BSAnthrParis IX, 1908, 209—68, mit 14 Fig. ZentralblAnthr.
1909, 159 f. — 363) JSAmericanistesParis IV, 1907, 1. — 364) ZEthn. 1908,
70—82. — 365) Giob. XCIV, 1908, 123—25. — 366) New York 1907. 133 S.
mit 4 Taf. u. 9 Fig. — 367) MemAniAnthrAss. I, Teil 2, Lancaster, Pa., 1907,
301 — 56, mit Abb. — »68) xiV. Intern. Amer.-Kongr. Stuttgart 1904 (1906),
517—20.
Bericht über die Länder- und Völkerkunde der
östlichen antiken Welt. IV.
Von Prof. Dr. Eugen Oberhummer in AVien.
Seit meinem letzten an dieser Stelle erstatteten Bericht^) hat
sich meine Aufgabe insofern verschoben, als es der Redaktion ge-
lungen ist, in Prof. A. Schulten einen hervorragend sachkundigen
Bericliterstatter für den Westen der antiken Welt, die Länder
lateinischer Kultur, zu gewinnen. Obwohl ich selbst auch für
dieses Gebiet von jeher ebenso wie für den Osten literarisches
Material gesammelt hatte, hat die Erfahrung doch gezeigt, daß
meine durch Berufsgeschäfte und andere, von imserem Thema recht
weit abliegende Aufgaben in Anspruch genommene Zeit nicht aus-
reicht, um den Literaturbericht für die ganze antike Welt durch-
zuführen; durch die Arbeitsteilung mit Prof. Schulten ist die Mög-
lichkeit gegeben, mit der Zeit etwas Vollständiges zu liefern.
Vereinbarungsgemäß bleibt meinem Bericht der allgemeine Teil,
d. h. die Gescliichte der Geographie im Altertum uud die das Ge-
samtgebiet oder größere Teile der antiken Welt betreffende Lite-
ratur, vorbehalten. Dagegen bringt es die Scheidung des Gebiets
in eine lateinische West- und eine griechisch-orientalische Osthälfte
mit sich, daß in diesem Bericht von dem Erdteil Afrika nur mehr
die Länder des ägyptisch-ätlüopischen Kulturkreises erscheinen,
während über die Länder punischer und lateinischer Kultur, das
römische Nordafrika im engeren Sinne, von Prof. Schulten berichtet
wird.
Quellenkunde vind Geschichte der Geographie.
Allgemeines. Aus dem Nachlaß H. Bergers 2) hat W. Kieß-
ling einen lesenswerten Aufsatz über »Die Lehre von der Kugel-
gestalt im Altertum« herausgegeben, im wesentlichen nur eine Zu-
samjnenfassung der Ergebnisse seines großen Werkes. Ein Schüler
Bergers, Otto Th. Schulz 3), imternimmt es, »Entwicklung und
Untergang des kopernikanischen Weltsystems bei den Alten« im
Zusammenhang darzustellen; die Schwächen der Schrift hebt S.
1) GJb. XXVIII, 1905, 131—94. — 2) qZ 1906, 20—37. — 3) Weh-
onschauuDgsfrageii, I. Stuttgart 1909. 143 S.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 22
330 E. Oberhummor, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Günther (PM 1910, 52) treffend hervor. Die Anschauungea der
Alten über Vulkanismus bespricht F. Ramsauer^).
Die »Kenntnisse der klassischen Völker von den physikalischen
Eigenschaften des Wassers < behandelt Karl B. Hof mann 5) in
einer auch für die physische Geograj)hie der Alten beachtenswerten
Untersuchung; »Die Anscliauungen der Kirchenväter über Meteoro-
logie« ebenso Imm. Hof f mann C); die Lelire von den Gezeiten im
klassischen Altertiun R. Almagia'^). Mehr kulturhistorisch als
geographisch ist eine Schrift von J. Kaerst^) fiber vDie antike
Idee der Ökumene^.
Ägypten. . Nachträglich erwähne ich einen Aufsatz von H. R.
HalP) über »Keftin and the Peoples of the Sea« und sclüieße
daran die Ausführungen von R. Weill^") »L'Asie dans les textes
egyptiens de l'Ancien et du Moyen Empire«. >Eine ägyptische
Expedition nach dem Libanon im 15. Jahrh. v. Chr.« behandelt
K. Sethe^^), einen »Zug nach der großen Oase unter Sesostris I.«
H. Schäfer 12).
Nach der von Sethe aufgefundenen Darstellung in einem thebanischen Grabe
aus der Zeit Thutmosis' III. fuhr Sen-nufe im Auftrag des Königs nach dem
Libanon, um Zedern zu holen. Der Libanon wird durch eine grüne Treppe
(älteste Signatur für Gebirge mit Andeutung des Vegetationskleides I) bezeichnet
und als ein waldreiches Gebirge geschildert. Der Bericht ist ein intei essantcs
Gegenstück zu dem des Un Amun (11. .Tahrh.), worüber GJb. 1905, 134.
Großes Aufsehen erregte im Sommer 1908 die Nachricht, daß
das Musee Guimet in Paris und das Museum in Brüssel zwei
Skarabäen angebhch aus dem Nachlaß des französischen Agyptologen
ü. Bouriant erworben hätten, welche nichts Aveniger als eine Be-
stätigung der von Her. IV, 42 berichteten L'mschiffung Afrikas
durch die Phönizier unter König Necho enthielten.
Bekanntlich steht die Angabe Herodots ganz veicinzelt da, und kritische
Forseher haben seit langem Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit derselben
geäußert, obwohl sich dieselbe immerhin verteidigen läßt, s. GJb. 1905, 134.
Es ist begreiflich, daß das Auftauchen angeblich zeitgenössischer und amtlicher
Belege ciuerseits geradezu Enthusiasmus hervorrufen, anderseits kühler ver-
:mlagle Beurteiler zur Vorsieht mahnen mußte. Der französische Ägyptologo
A. Moret hatte sich in eiuer Mitteilung an die Academie des luscripiions '3)
für die Echtheit der neueu Urkunden eingesetzt und in der Eröffnungssitzung
des Internationalen Geographen kongresses in Genf (1908) die Bedeutung der neuen
Entdeckungen erläutert''*). In der Diskussion wies E. 01)erhum nier, obwojil
sich der Agyptologe E. Naville auch seinerseits für die P^chtheit ausspracli,
sofort darauf hin, daß, abgesehen von der notwendigen Nachprüfung der Texte
von philologisciier Seite, die überraschende Bestätigung der vielumstrittcneu
Angabe Herodots durch zwei gleichzeitig auftauchende Dokumente Verdacht
*) Antike Vulkaukuude. Burghausen 1900. 41 S. — 5) SitzhAkWien,
phil. KL, CLXllI, 2, 1909. 79 S. — 6) MünchGStud. XXII. 1907. 90 S. —
7) RivGltal. 1903, 480 — 93; 1904, 13—24. — «) Leipzij; 1903. 34 S. —
") AnnBritSchAth. VIII, 1901/02, 157-89. — i«) Si)hiux VllI, 1904, 179 — 215:
JX, 1906, 1 — 17, 63—69. — >') SilzbAkBerlin 1906, 350 — 63. — ^-) ZÄgvpt.
Spr. XLII, 1905, 124—28. — »^) C\\ Aclnscr. 1908, 303, 466 f., 493. —
i<) IX. Congr. Intern. Gcogr.. C\\ 1, 72 f.
Quellenkunde und Geschichte der Geogrnpluo. 331
or^voclcen müs.se. Drei Tage uiuli dieser Sitzung crörlcrtcn die Berliner Agypto-
logen A. Erman und H. Schäfer'-^), welclio sicli schon vorher gegen die Echt-
heit ausgesprochen hatten, vor der Derliner Aliadoinie den »angeblichen ägypti-
schen Bericht über die Uraschiffung Afrikas« und wiesen denselben als moderne
Fälschung nach. Diese Fälschung ist seither auch gerichtlich enviffseu vrorden,
indem die Hinterbliebenen Bouriants zur Verantwortung gezogen wurden und
den Betrug eingestanden. Damit ist diese Angelegenheit ein für allemal ab-
getan, die Frage aber, ob ITerodots Bericht Glauben verdient, bleibt nach wie
vor offen. Zur Literatur vgl. OrBibl. 1908, Nr. 5442.
Semiten. Über den Anfang der astrologischen Geogi'aphic bei
den Babylonicrn handelt F. Cnmont^c).
Bereits iu seinem gelehrten Buche »Sphaera« hatte F. Boll (GJb. 1905,
132) auf den Ursprung eines zu den Zeichen des Tierkreises in Beziehung ge-
setzten Länderverzeichuisses in Babylonien hingewiesen. Auf Grund der von
Boin^) neuerdings herausgegebenen astrologischen Texte verfolgt C. diesen
Ursprung weiter.
Ein Verzeichnis der geogTaphischen Namen in R. F. llarpers
Sammelwerk »Assyrian and Babylonian Letters« hat 0. A. Toff-
teen^s) geliefert; nach der eingehenden Kritik von M. Streck *9)
läßt dasselbe jedoch an philologischer Zuverlässigkeit viel zu \vün-
schen übrig. Eine zweite Schrift von Toffteen'-O) enthält eine
Neubearbeitung jenes Verzeichnisses und den AViederabdruck einer
Abhandlung 21) »Notes on Assyrian and Babylonian Geography«,
deren Wert nach M. Streck 22) ebenfalls selir fragwürdiger Natur
ist. Weitere Untersuchungen hat Streck 23)^ der gegenwärtig wohl
der beste Kenner keilinscliriftlicher Geographie ist, in seinen »Assy-
riologischen Miszellen« niedergelegt. Vei'gl eiche auch unten bei
Mesopotamien.
Nr. 7 (OrLitZig. VIII, 493) jissyrischer Ortsname SibtiniS; Nr. 8 (IX, 95 ff.)
<iie hinki §a Puratte in Assurnasipals Annalen; Nr. 9 (IX, 262 ff.) Kakzi und
Alse, zwei assyrische Orte; Nr. 10 (IX, 344 f.) Atalur und Lallai-, Berg in
Nordsyrien; Nr. 11 (IX, 345 f.) Diristaun, medischer Bezirk •= Daristane Steph.
Byz. ; Bit Zamüni, aramäische Landschaft = Thillazaraana Not. dign.; Pardukka,
medischer Bezirk = Parduce ßav. 54; Aratta, südbabylonische Stadt = 'Purza
Ptol. V, 20 (19) 18; Hains, assyrischer Ort bei Tac. A. VI, 41 (47) = assyrisch
uhi »Stadt« (der eigentliche Name ausgefallen).
Eine Hauptquelle der orientalischen Geographie, die Tafeln von
Teil el Amarna (GJb. 1896, 310f.; 1899, 207; 1905, 133) liegt
jetzt in einer neuen Ausgabe imd Übersetzung von J. A. Knudtzon
mit Anmerkungen von 0. Wober2'i) vor. Über die Städte der
El-Amarna-Briefe und die Bibel handelt ausführlich H. Clauß25).
Es sind durchweg Ortsnamen aus Syrien und Palästina. Die Schrift von
G. Marmier (GJb. 1905, 133) wird einer scharfen Kritik unterzogen.
'^) SitzbAkBerlin 1908, 956 — 67. — ^^) La plus ancienne geogr. astr. Kilo
IX, 1909, 263—73. — 17) CatalCodAstrGraec. VII, Cod. Genn., Brüssel 1908. —
i8)AmJSemLanguLit. XXI, 1905, 83 — 99. — 19) Ebenda XXII, 1906,207—23.—
20) Researchcs in Assyr. a. Babyl. Geogr., Pt. I. Chicago 1908. 59 S., 2 K. —
21) AmJSemLanguLit. XXIII, 1907, 323—57. — 22) Babvloniaca II, 1908,
243—56. — 23) OrLitZtg. VIII— X, 1905—07. — 24) Die El-Amarna-Tafeln.
Lief. 1 — 10, Leipzig 1907 — 10. — 25) ZDPalVer. 1907, 1—79; 1908, 298.
22*
332 E. Oberhnmmor, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Unter sonderbarem Titel verbergen sich Studien eines eifrigen
Dilettanten, Moritz Engel^G), zur Genesis. Er glaubt den Garten
Eden und die Flüsse dos Paradieses in der Oase Ruchebe, südöst-
lich von Damaskus und dorn Ilaiu-an, nachweisen zu können. Vom
Standpunkt der hebräischen I 'herlief eruiig wäre die Annahme viel-
leicht diskutierbar, sie scheitert aber, abgesehen von der gewalt-
samen Interpretation des Textes, an dem babylonischen Ursprung
der Sage und den gesicherten Flußnamen Phrat und Hiddekel.
Über »Die vier heiligen Flüsse« der Babylonier handelt F. Hommel27)^
über die biblischen Länder nach den Amarnatafeln P. Dhormc"^).
Bezüglich der Ophir frage, die ich zuletzt im GJb. 1905, 133 f.
besprochen habe, verweise ich, soweit Simbabye in Betracht kommt,
auf GJb. 1907, 278 und Glob. LXXXIX, 1906, 305 f. Neuerdings
hat R. Pöch^o) die Ruinen besucht und die Überzeugung gewonnen,
daß kein Beweis für vormitteJalterliehen und außerafrikanischen
Ursprung vorliegt.
Griechen. In einem zweiten nachgelassenen Aufsatz (vgl. Aura. 2)
behandelt H. Berger ^O) »X)ie ältere Zoneulehre der Griechen«; über-
sichtliche Zusammenfassung seiner hier besonders bahnbrechenden
Forschungen. Ein bedeutendes, allerdings nur teilweise die Erd-
kunde berührendes und deshalb in unserer Fachliteratur bisher
kaum berücksiclitigtes Werk hat 0. Gilbe rt^^) auf Grund einer
Preisaufgabe der Bayrischen Akademie über »Die meteorologischen
Theorien des griechischen Altertums« verfaßt.
Nach einem allgemeinen Teil, welcher die Anschauungen der Philosophie
über Elementarei-scheinungen von den loniern bis zur Stoa behandelt, werden
die Ei-seheinungen nacli folgenden Kategorien dargestellt: 1. der Erdkcirper
(Erdbeben), 2. das Erdelement, 3. das Wasser, 4. die tellurischen Ausscheidungen,
5. Atmospiiäre und atmosphärische Niederschläge, 6. Windgenese, 7. Wind-
systeme, 8. atmosphärische Spiegelungen, 9. das atmosphärische Feuer, 10. das
ätherische Feuer.
Einen kurzen Überblick über »Die Fortschritte der geographi-
schen Kenntnisse im hellenistischen Zeitalter« mit zahlreichen
Quellennachweisen hat F. P. Garofalo^^) gegeben.
Homer. Im Mittelpunkt der Diskussion über homerische Geo-
graphie stehen die bekannten Aufstellungen AV. Dörpfelds, über
welche zuletzt im GJb. 1905, 135 f. berichtet wurde.
Insofern es sich hierbei um lokale llntei"suchungcn handelt, soll an der
entsprechenden Stelle darauf zuriiclcgekommen werden, liier kommt haupt-
sächlich ein allgemeiner Gesichtspunkt in IJetraeht. Während bisher die Auf-
fassung herrschte, daß die homerischen Gedichte uns die Zustände des Zeitalters
ihrer Entstehung, also dos 9. bis 8. Jahrhunderts v. Chr., schildern, sieht Döf])-
feld in denselben ein Spiegelbild jenc^r Zeit, auf welche sich der Inhalt der
Gesänge bezieht, also des ausgehenden mykenischen Zeitalters kurz vor d(;r
26) Wirklichkeit und Dichtung. Dresden 1907. 302 S., 2 K. — 27) CLilZtg.
IX, 1900, G58— G3. — 28) KevUibl. 1908, 500 — 19. — 29) MGGesWien 1911,
432—52, Taf. 17—20, — 30) gZ 1900, 440—49. — 3i) Leipzig 1907.
74ß s. — 32) r{SOLi^l)^a XXII, 1904, 121—20.
Quellenkunde nnd fJeschiehte dpr Geographie. 333
dorischen W.anderung. Damit rückt aueii der geographische Horizont der ho-
merisclien Gedichte zeitlich um Jahrhunderte zurück. Man wird zugeben müssen,
daß die fortschreitenden Ergebnisse arcliäologischer Forschung diese Auff;i^sung
begünstigen. Haben schon die Ausgrabungen Schliemanns, hauptsächlich in
Mykenc und Tiryns, uns einen viel realeren Hintergrund der homerischen
Dichtung gezeigt, als die historische Kritik vordem annehmen zu dürfen glaubte,
so haben uns die staunenswerten Ergebnisse der neueren Ausgrabungen auf
Kreta einen Blick in eine wunderbare Welt holier und eigenartiger Kultur er-
öffnet, die mindestens seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. von dort aus
über die Länder im Umkreise des Agäischen Meeres ausstrahlte und zur Kultur
des kliissiseben Zeitalters sich etwa so verhält wie die Antike zur Renaissance.
Die homerischen Gesänge ei^scheineu hiernacii als das lebendige Echo einer
fernen und großen Zeit, die, im Schutte tifiber Jahrhunderte begraben, nach
drei .Jahrtausenden heute durch den Spaten der Ausgrabungen ihre Auferstehung
feiert. Man kann dieser prinzipiellen Auffassung durdiaus beistimmen, ohne
sich deshalb durchweg den Standpunkt zu eigen zu machen ^ den Dörpfeld
in einzelnen Fragen der homerischen Geographie einnimmt. Die Leukas-
It hak a- Frage ist hierunter weitaus die wichtigste. Unermüdlich hat Dörp-
feld'''^) in jährliehen Ausgrabungen Beweise für seine ebenso neue als kühne
Hypothese zu erbringen versucht und bis jetzt jedenfalls den Nachweis geliefert,
daß auf Leukas tatsächlich eine größere Ansiedlung mykenischer Kultur vor-
handen war. Ohne hier auf die für und wider geäußerten Stimmen, über
welche den Geographen einstweilen ein Aufsatz von J. Bartsch •'*) und ein
Referat von \V. ßugc''^) orientiert, näher einzugchen, möge für ein ab-
schließendes Urteil die noch ausstehende geologische Lokaluntersuchung, die
Fortführung der Ausgrabungen und das geplante zusammenfassende Werk Dörp-
felds abgewartet werden. Der Aufsatz von M. Kießling"") enthält eine Be-
sprechung des bereits im GJb. 1905, 13.jf. erwähnten Buches von G. Lang,
das sich in der entscheidenden Frage gegen Dörpfeld richtet. W. Vollgraff ^^)
hält seinerseits Leukas für das homerische DnUchiov. In einem anderen Punkt,
nämlich bezüglich der Stadttore von Troja und des alten Skamanderlaufes.
wenden sich gegen Dörpl'clds Auffa.ssung A. Busse-'*) und C. Robert^^j. Daß
man im 6. Jahrhundert v. Ciir. von der, nach Dörpfeld, anzunehmenden Wande-
rung des Namens Ithaka nichts mehr wußte, sucht E. Bethe^") aus den Frag-
menten der 'A/.y.iiai(i>vf; nachzuweisen. Eine weitere Frage der schwierigen
(jeograpliie der Odyssee behandelt Dörpfeld *') in dem Aufsatz Trinahria =
Thrinfikiu. Hiernach ist das homerische QoiruHi')] keineswegs, wie gewöhnlieh
und schon im Altertum angenommen wurde, identisch mit Toivny.nia = Sizilien,
sondern (nach Ooivai :>die Heugabel 's:) als eine gabelförmige Insel aufzufassen;
als solche erschien den Griechen jener Zeit Unteritalien mit seinen beiden vor-
gestreckten Halbinseln, deren östliche, lapygia, Döi-pfeld für die Insel der
Kalypso, die rijoog ojyvyh], »den Nabel des Meeres«, hält, wozu übrigens auch
Roschers Lexikon der griech. und röm. Mythol. IV, 692 f. zu vergleichen. —
Endlich gibt A. della Seta*^) jjj seinen Appunti di topografia omerica« neue
Erklärungen für ^y.aiul Tli'/.m, Aaoöavit], Alyai, Ref. Pet. Mitt. 1910, 161.
Über andere Einzelfragen der Topographie von Troas siehe unten bei Kleinasien.
•'^ Dntter Brief über Lenkas-Ithaka : Ergebnisse der Ausgrabungen von
1906, Athen, 19 S. Vierter Brief usw., 1907, 26 S., 3 Taf. Fünfter Brief
usw., 1908, 47 S., 2 Taf. — ^4) Das Alter der Inselnatur von Leukas. PM
1907, 269—78, Taf. 20. — 35) Ebenda LB 710 a— d. — »«) GZ 1906, 340—43. —
3') Dulichion-Leukas. NJbKlass Altert. I, 1907, 617—29. — ^8) Der Schauplatz
<ier Kämpfe von Troja. Ebenda 457 — 81, mit K. — ^9^ Topographische Pro-
bleme der nias. Hermes 1907, 78—112. — ^O) RheinMus. 1907, 326 f. —
<i) MiscellArcheol. , ded. al Prof. A. Salinas, Palermo 1907, 105—12. —
<2) RendAccLineei XVI, 1908, .j70— 613.
334 E. Oberhiiiiimor, Länder- uud Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Eine Schrift von H. II. Schwerin*») (vgl. GJb. 1905, 134) über die Irrfahrten
des Odysseus kenne ich nur ans Pet. Mitt. 1910, II, 159.
Neue Untersuchungen zu den ionisclien Naturpliilosophen und
deren kosmologischen Systemen bringt Wolf gang Schultz^-*).
Aus dem Inhalt kommt hier in Betr.ichl: 1. Das philosophische Weltbild
des Thalcn. Schattenkoustruktioncn, mathematisch-kosmologische Spekulationen.
Niltheorie. Okeanostheorie. 2. Das geographisch-kosmologischo Weltbild der
thaletischen Zeit. Der Nordberg. Eine babylonische und eine chinesische Land-
karte. Mythologische Flüsse. Weltkarte. 3. Änaximunder. Kosmogcnie,
Anthropogenie. Himmelskarte. Gestirne, Luftraum, Erde. Erdbebentheorie.
4. Anaximrnes. Weltbild des Thaies, Anaximauder, Anaximenes. 5. Xenv-
phanes. 6, Parinenides. Die Untersuchungen enthalten vieles Neue und Selb-
ständige. Beachtenswert besonders der erstmalige Versuch einer geographischen
Konstruktion der Erdkarte des Thaies (S. 154) sowie des Weltbildes von Thaies,
.Vnaximauder imd Anaximenes (S. 187). Merkwürdigerweise wird, soviel ich
sehe, auf die Arbeiten von Berger nirgends Bezug genommen.
Zu Herodot erwähne ich einen Aufsatz von J. L. Myres*-»)
über das transdanubische Volk der Sigynnen als Vertreter der
Latenekultur, ferner Untersuchungen von F. Westberg*^) über die
persische Königsstraße, vom Borysthcnes zum Geiros usw.
Die Frage der Atlantis bei Plato ^nrd neuerdings von G.Demni'*?)
erörtert. Nach einem Icritisclien Überblick der Literatur kommt
Verfasser zu dem Ergebnis, das allerdings für Urteilsfähige schon
lange feststand, daß es sich hierbei lediglich um eine poetische
Fiktion handle. Über Xenophon siehe unten bei Kleinasien.
Mit Fyilicas beschäftigen sich Arbeiten von G. V. Callegari*^'*)
uud Georg Mair^^).
Ersterer gibt eine orientierende Übersicht des Pytheasproblems. Mair, der
sich schon früher vom philologischen und geographischen Standpunkt mit P.
beschäftigt hatte (s. GJb. 1905, 136), wendet sich in seinen letzten Scliriflea
mehr der astronomischen Seite der Fr.age zu, sucht nachzuweisen, daß P. seine
Fahrt liaupt^ächlich zum Zwecke der Bestimmung der Mittagslicihe der Sonne
und der Scliiefe der Ekliptik unternommen, im Norden überwintert habe und
östlicli bis zur Nc\ra gelangt sei, die er für den Tannis hielt. Iteferat von
W. Ruge'^Oj.
Zur Geographie des Aristoteles liegen zwei wichtige Unter-
suchungen vor. P. Boichert^i) behandelt des »A. Erdkunde von
Asien und Libyen«, indem die hierauf bezüglichen Stellen syste-
matisch zusammengestellt und besprochen werden, im Anhang auch
die Stellen der pseudoaristotelischen Schriften. J. Partsch-^'^) bringt
43) Odysseus' Irrfärder. Lund.sUnivAr.sskr. VI, 3. 151 S. — ") Alt-
jonische Mystik. 1. H. (r= Stud. z. ant. Kultur, IL 2/3). Wien 1907. 355 S. —
•'S) AutlirEsKays, pres. U> E. B. Tylor, 1907, 255—70. — '»<') Klio IV, 1904.
1«2 — 92; VI," 1900, 259— <)8. — •»') Ist die Atlantis in Piatons Kritias eine
poetische Fiktion? Progr. Straubing 1905. 43 S. — *^) Pitea di Massilia.
Fcltrc 1904. 88 S. S.-A. llivStorAnt. VII — IX. — *») Pytheas von Ma.ssilien
und die matliemaliscbe Geographie. Progr. JLirbiirg a. D. 1904, 1906. 31 n.
96 S., 3 Tat. — -'O) l'M 1907, LB 564. — ^i) Sieglins Quellen u. Forsch.
XV, 1908. 102 S. Ref. N.JbKlass.Mtert. 1910, I. 381 f. (W. Rüge). —
^••J) AbhSüch.-.GosWiss., phi].-hi^l. Kl.. XXV 11. 16, 1909. 50 S.
Quellenkunde luid Geschiehto der Geographie. 335
in einer ebenso eiiidringonclen als feinsinnigen Studie nhev »Des
A. Buch ,über das Steigen des Nil'<; eine fast verschollene Schrift
des A. wieder zu Ehren und läßt damit auch für uns die Ursachen
der Nilschwelle in einem neuen Lichte erscheinen.
Der liber AriMotclis de inimdacione Nili ist uns, von einigen Bruchstücken
des griechischen Textes abgesehen, nur in einer spüthiteinischen Übersetzung
erhalten und galt bis jetzt als unecht. In den Erörterungen über die Frage
der Nilschwelle blieb die Hchrift ganz unbeachtet. Eine Prüfung nach Inhalt
und Form zeigt jedoch, daß wir es hier wirklich mit einem Erzeugnis aristo-
telischcu Geistes zu tun haben. Nach einem kritischen Überblick der sonstigen
Erklärungsversuche kommt A. zu dem Ergebnis, daß die Ursache der Nilschwelle
in den sommerlichen Niedei-schlägen der äthiopischen (d. h. abessinischen) Ge-
birge liege, welche durch die Verdichtung des Wasserdampfes der von den
Etesien aus N herangeführten Luftma.ssen veranlaßt werde. Diese Erklärung
trifft insofern den Kern der Sache, als hiernach nicht, wie bis jetzt gewöhnlieh
angenommen wurde, der Weiße, sondern der Blaue Nil den IJauptfaktor bei der
Nilschwelle bildet. Ei-st die 1902 — 04 bei Khartum ausgeführten Pegelmessungen
haben gezeigt, daß das Hochwasser des Blauen Nil jenes des Weißen weit über-
trifft und tatsächlich mit der Nilschwelle zusammenfällt (Lyons). Verursacht
werden die Steigungsregen des abessinischen Hochlandes aber nicht durch die
Etesien, sondern durch den nach NW abgelenkten Südwestmonsun.
Eratosthencs als Schöpfer der wissenschaftlichen Erdkiuide und
Vorbild des Varenius behandelt in einem anregenden Aufsatz M.
Kießling53).
Zu Strabo habe ich diesmal nur die spanische Übersetzung der
Beschreibung Iberiens von A. Blasquez^'*) nachzutragen.
Einzelne Fragen der biblischen Greographie bei Josephus (Midian,
Saba, Liste der Noacliiden) bespricht J. Levy^^).
Yon der großen Ausgabe des Pausanias von H. Hitzig und
H. Blümner (GJb. 1905, 138) ist nunmehr der Schluß 56) mit
ausführlichem Regster und Karte (s. Griechenland) erschienen.
»Geograpliisclie Hinweise und Anklänge in PlutarcJis Schrift
de facie in m-he lunae« behandelt E. Ebner^^).
Der Schwerpunkt liegt in den Bemerkungen über kosmische Physik (Schwer-
kraft, Mondbahn, Finsternisse, Einfluß des Mondes auf die Erde. Ozean und
Ökumene) sowie in der Erörterung über die Erzählung von dem sagenhaften
Land im Westen, die nebst Piatos Atlantis am meisten zu den Vermutungen
über eine Kenntnis der Alten von Amerika beigetragen hat.
Eine Gesamtausgabe der Werke des Ptolemäus hat seit längerer
Zeit J. L. Hei b er g 58) in Angriff genommen.
Der zwei starke Teile umfassende erste Band enthält das astronomische
Hauptwerk des Pt., den Abnagest [Madtj/^iazix)) Zvvra^ig), der bisher fast nur in
der sehr seltenen Ausgabe von Halma (Paris 1816) zugänglich war. Im zweiten
Band sind die kleineren astronomischen Schriften vereinigt, darunter die Schrift
über die Planeten (Buch I, griechisch und deutsch. Buch II, deutsch nach der
arabischen Übertragung), über die orthographische Projektion {^isgl dvahjfifiaro;,
lateinisch mit den Bruchstücken des griechischen Originals) und über die stereo-
53) Varenius und Er.atosthenes. GZ 1909, 12—28. — ^4) BSGMadrid
1900. 70 S. — 55) ßevEtJuiv. LIV, 1907, 45—53. — 56) Vol. III, p. 1/2.
Leipzig 1907 u. 1910. 1036 S.. 5 Taf. — 57) MünchGStud. XIX, 1906.
101 S. — 58) M. Ptol. opera. Bibl. Teubn. Bd. I, 1/2, 18!)8, 1903; II, 1907.
33G E. Oberlninimer, Läudci- und Völkerkunde der östlichen iiutikeii Welt.
graphische Projektion {planinpliaeriuvi, iu der allein erhaltenen lateinischen Über-
tragung). Man wird der Bearbeitung der Geographie, deren Pariser Ausgabe
leider noch immer nicht abgeschlossen ist, in dieser Sammlung mit Spannung'
entgegensehen dürfen.
»Die Gradnetze des Pt. im ersten Buche seiner Geograplüe«,
mit einer Überset/Aing der Kapitel 21 — 24, behandelt Th. Schöne'^^),
lioff entlich nur als Vorläufer einer kommentierten Übersetzung des
ganzen ersten Buches, welche einem dringenden Bedürfnis entgegen-
kommen Avürde!
Eine neue Bibliographie der gedruckten Ausgaben des Pt. hat
H. N. Steve ns^") herausgegeben. Eine vortreffliche Karte von
Europa nach Pt. verdanken wir jetzt R. Kiepert (s. n. Allgemeines).
Über des Pt. Karten von Kleinasien und Galati en s. unten bei Klein-
asien; über das reichhaltige Buch von G. E. Gerini und die Ab-
handlung von W. Volz bei Ostasien.
Fama: Eine Abhandlung von A. Scliultenß^) »Yom antiken
Kataster« zeigt, daß die in Arausio aufgefundenen Bruchstücke zu
einer Katasterkarte gehörten, welche zugleich die Stelle eines Flur-
buchs vertrat.
Über »Ursprung, Einrichtung und Bedeutung der Erdkarte
Agrippas« handelt eingehend D. Detlef sen 62).
Quellenschriften über die Karte. Agrippa hat keine commcntarü als be-
sondere Schrift herausgegeben. Die hiei-aus bei Plinius u. a. angeführten Bruch-
stücke, welche nacli einzelnen Ländern usw. zusammengestellt werden, sind
Legenden der Karte entnommen. Die Maßangaben haben nicht zur Konstruktion
«ler Karte gedient. Unbeschadet des Verdienstes der Einzeluntersuchuugen wird
man diesen Selilußfolgerungen des Verfassers, wie auch Partsch (s. unten) her-
vorhebt, kaum beistimmen können.
Seiner kiütischen Ausgabe der geographischen Bücher des Plinius
(GJb. 1905, 140) hat D. Detlef sen 63) eine umfassende Abhand-
lung über »Die Anordnung der geographischen Bücher des Plinius
und ihre Quellen« folgen lassen, nachdem er kurz vorher die Reihe
seiner Einzeluntersuchungen hierzu durch eine Schrift 6^), »Die
Geographie Afrikas bei Plinius und Mda und ilire Quellen — Die
formidae prorh^eiariim , eine Hauptquelle des Plinius«, abgeschlossen
hatte.
Der [nhalt d<'i- letzteren Schrift ergibt sicli zur Genüge aus dem Titel.
Ans der erstercu seien hervorgehoben: Die geographisclien Griiudauschauungen
des Plinius; Grundlagen der plinianischen Erdbeschreibung; Varros Theorie
von den Meeren; die fonnulae provinciarum und die di.scn'plio Ttaliac ; die
geographische Bibliothek des Plinius; Übersicht der einzelnen iJinder; Quellen-
schriftstcller.
59)Progr. Gymn.Clunmitz 1909. 28 S. Ref. PM 1909, 243 f. (E. Hammer).—
«0) Ptolemy's Geography. 2. Aufl. London 1908. «2 S. Ref. PM 1909,
381. — 6') Hermes XLI, 190G, 1 — 14, Taf. 1. — 62) Sieglius Quellen u.
Forsch. XIII, 190Ü. 117 S. Ref. WschrKlassPhilol. 1907, 1053—02 (J.
Partsch). — e») Sieglins Quellen u. Forsch. XVllI, 1909. 171 S. — "<) Ebenda
XTX, 1908. 104 S. Ref. GöttGelAnz. 1910, 4()- ()2 (O. Cuntzl
(Quellenkunde und Geschichte der Geographie. 337
Neben Detlofsen hat gleiclizoitig A.Klotz 65) in seinen >Quaesti(>nes
PJinianae geogiapliieae <: im Avesentlichen dieselben Fragen ein-
dringend behandelt, kommt aber dabei teilweise zu anderen Ergel)-
nissen und hält au den commenfarii der Agrippa (s. 0.) fest.
Der ei-stc Teil der Schrift handelt von den Quellen im allgemeinen un.l
dem Verhältnis zu Mela, der zweite Teil von den einzelnen Ländern. Ilaupt-
quellen der Länderkunde sind Agrippa und Varro.
Die Quellen dos an geographischen Angaben und Schildei-nngen
reichen epischen Gedichts dos Valerius Flacms untersucht A.
Heeren 66). Über die in neuerer Zeit mehrfach untersuchten, für
die Topographie des römischen Reiches so wichtigen Ifinerare (GJb.
1905, 1401) hat A. Elter 67) neue Untersuchungen veröffentlicht.
Elter unternimmt eine Ehrenrettung der uns crlialtenen Itinerare gegen
Kubitschek und sucht nachzuweisen, daß nicht nur It. Burd., sondern \iidi
It. Ant. und Tab. Peiit. in christlicher Zeit überarbeitete Pilgeritinerare sind,
für welche Rom und Jerusalem den Schwerpiuikt bilden. Die Tab. Pcut. ist
(S. 11 f.) »eine Pilgerkarte des 4. Jahrhunderts«; »im allgemeinen gibt sie wohl
die Gestalt der früheren Straßenkarten ohne wesentliche Veränderung wieder«.
Das //. Ant. ist (S. 41) ein Pilgeritinerar des 4. Jahrhunderts, für alle Lander
der Christenheit, übei-sichtlich zusanunengestellt in der Form eines vollsiäudi^^en
Reichsitinerars«. Als Grundlage hat der Redaktor ein auf die christlich-römische
Welt beschränktes Reichsitinerar und daneben Spezialitinerare nacli Art des
It. Bnrcl. (s. Anm. 203) benutzt; außerdem schließt der Verfasser aus der an-
seheinend von N ausgehenden Anordnung auf eine nach X orientierfe Karten-
grundlage und somit auf Zusammenhang mit Ptolcmäns ! Man wird gespannt
sein dürfen, wie sich die künftigen Herausgeber der römischen Itinerare, W.
Kubitschek und O. Cuntz, zu dieser neuen Dariegung Elters verhalten
werden. Vgl. einstweUen das Referat von P. Thomsen, Zeitschr. D Pal äst -
Vor. 1910, 51-53. ' '
Die Descriptio orbis terrae, eine Handelsgeograpliie aus dem
4. Jahrhimdert« hat Th. Sinko68) neu herausgegeben. Er hält
sie für eine lateinische Originalschrift, deren Ursprung E. \Vülfflin69)
in Igjiiten sucht. A. Klotz'») betrachtet dagegen die auch unter
dem Namen Expositio totius mundi et gentium (GJb. 1905, 141)
bekannte Schrift als Überarbeitung eines griechischen Originals,
das um 350 n. Chr. in Ägypten entstanden ist; der sog. Junior
philosophus ist eine andere Eedaktion dereelben Schrift.
Auf Avieniis bezieht sich eine Studie von D. C. Garcia de la
Riega^i) » Oestr\-mnis Opliiusac Über die sog. fränki.s-chc Völker-
iafel handelt H. Friedrich 72).
Dyx/i)itiner. Bezüglich der Karte von Jladeba (GJb. 1905, 141)
ist das Hauptereignis die lang ersehnte Ausgabe in Farbendruck
von P. Palm er und H. Guthe^S) durch den Deutschen Palästina-
65) Sieglins Quellen u. Forsch. XI, 1906. 228 S. Ref. DLiiZtg. 1906.
30 11 ff. (Detlefsen). — 66) De Chorographia a Valerio Flacco adhibita. Diss'"
Gottingeu 1899. 90 S. — 67) Itinerarstudien. Bonn 1908. 76 S — «8) ^rch
LatLexikogr. XIII, 1904, 531—72. — 69) Ebenda 573—78. — 70, Phiiolo-u^
1906, 97-127. — 71) BSGMadrid 1905, 372-450. - 72) SitzbAkMünchen
1910, Nr. 11.-73) Die Mos.aikkarte von Madeba, I. Leipzig 1906. 10 Taf.
338 E. Obcrhummer. Lündei- und Völkerkunde der östliehon antiken Welt.
verein, welche nach den bisherigen unzulängliclien Reprodulctionen
zum erstenmal ein vollständiges Bild des Werkes gibt; der dazu
gehörige Text steht noch aus. Inzwischen bietet A. Jacoby'^*)
Avertvolle Untei-suchungen ilber Einzelheiten der Karte, von der
eine stark verkleinerte, aber ziemlicli übersichtKche Reproduktion
beigegeben ist.
Über den Stadiasmiis Maris Magni hat 0. Cuntz"^) neue Unter-
suchungen veröffentlicht.
Anschließend an eine Abhaiidluiig von A. Baiier^^) über die Chronik des
Ilippolytos (s. unten) behandelt Cuntz den in der Handschrift dieser Chronik
zu Madrid erhaltenen Stadiasmos, dessen letzte Ausgabe in C. Müllers Geogr.
Gr. nain. durchaus nicht befriedigt. Müllers Ansatz auf die Zeit von 250 bis
300 n. Chr. ist dahin zu berichtigen, daß der Stadiasmos nach 200 n. Chr.
abgefaßt ist. Die Lesarten des Textes werden an vielen Stellen richtiggestellt.
»Es kann nicht bezweifelt werden, daß in den Stadiasmusangaben ein Teil des
Materials vorliegt, auf das Ptolemäus seine Kartenzeichnung gründete und das
er jedenfalls für relativ zuverlässig und für seine Zwecke brauchbar gehalten
haben muß. An einen direkten Zusammenhang zu denken, verbieten schon die
Differenzen, wohl aber dürfen wir eine gemeinsame Quelle annehmen.«
In engem Zusammenhang damit steht eine weitere Untersuchung
von A.Bauer und J. Strzj^gowski''^) über den Jmiuoinfioi; rrjg yp^g.
Es ist eine christlich-apologetische Bearbeitung der mosaischen Völkertafel,
die sich in verschiedenen Rezensionen erhalten hat, unter anderen in der von
Ilippolytos im Jahre 234/35 verfaßten Chronik. Von Interesse ist (S. 98 ff.) die
Liste kleiuasiatischer Jjaudschuften und griechisclier Inseln aus verschiedenen
Itezensioncn.
Eine sehr wertvolle Bereicherung erfuhr die Quellenliteratur
der byzantinischen Greographie durch die Ausgabe des Kosman
Indikopkusios von E. 0. Winstedt^^) und die Faksimilereproduktion
von C. Storuajolo'^ö).
Eine kritische Ausgabe fehlte bisher. Man war auf die Benutzung alter
Drucke angewiesen. Dem Bedürfnis der Geograi)hen kam bereits die von J. W.
McCrindle besorgte Übersetzimg der Hakluyt Society (Bd. XCVIU, 1897)
entgegen. Winstedt gibt nun zum erstenmal einen verlässigen Text mit
kritischen Noten, Einleitung, Indiccs und photographischer Wiedergabe der
sonderbaren Konstruktionen des Weltalls nach der Handschrift der Laurentiana.
Nach einer anderen, ebenfalls s<dir alten Handschrift, dorn cod. Vat. Gr. 699
(9. Jahrb.), bringt Storuajolo in einer monumentalen Ausgabe photographischc
Faksimiles sämtlicher Textbilder, unter denen für uns besonders hervorzuheben
sind: 1. Adulis, 2. Schema der Erde nach P>phorus, .5/6. Ansicht der Welt von
verschiedenen Seiten, 7. Plattkarte der Erde, 8/9. Der Kcgelberg von S und
N, 10. Gesamtansieht der Welt, 11. Erde und Himmel nach den Sphäristen,
56. Kreislauf der Gestirne nach Kosmas. Der Text enthält außerdem bemerkens-
werte Ausfüiirnngen des Herausgebers über K. und den Ursprung seines Systems,
<lcr in der Theologenschule von Antiochia zu suchen ist.
^*) Das geograj)hisehe Mosaik von Madeba. Leipzig 1905. 110 S., 1 Taf.
Ref. P.M 1908, LB 388. — 75) TexteUnlersGesch.VltchristlLit. N. F. XIV, 1905,
243—70. — ■^fi) Ebenda 1—242, s. bcsondei-s S. 16ff. über den Stadiasmos. —
77) Eine alexandrinische Wellchronik. DonksAkWien, phil.-hist. Kl., LI, 1900,
92 — 105. — 78) i'iie cMiristian Topogr. of Cosmas Indicoplcustes. Cambridge
1909. 376 S., 14 Taf. GZ 1910, 341 f. PM 1910, II, 159. — 79) n»
Miniature della Topografia Cristiaua di Cosma Indieopleuste (cod. Vat. Gr. 699).
Mailand 1908. 52 S., 64 Taf. Fol. (Cod. Vat. Sei. vol. Xl.
Quellenkunde und Ge?chictite der GtiOgnpliie. Alltroiueino.s. 339
AUgemeiiies.
Das große von II. Kiepert begründete und von 11. Kiepert
fortgesetzte Kartenwerk »Formae orbis autiqui« (GJb, 190ö, 3 43 f.)
schreitet langsam, aber ziemlich regelmäßig fort.
Es ci-schienen seither folgende Blätter: V. Syria, Mer'f)pot!iniia, Assyria,
Armenia. 1911, 9 S. Text. — VI. Pidacstina. 1911, 6 S. Te.xt. — VIT. Asia
minor cum ori.s Ponti Euxini ante dominationem Romanorum (a. 188 a. C. n.).
1908, 4 S. Text. — VIII. Asia minor imperatoris Traiani temj.ore. 1900, 20 S.
Text. — X. Coloniae Phoeuicum et Graecorum. 1908, 3 S. Text. — XIII. Pelo-
ponnesus cum Attica. 1906, 6 S. Text. — XIV. Pbocis. Uoeotia. Attica.
Atheuae. 1906, 8 S. Text. — XVI. Graecia cum Macedonia et Epiro tempore
foederum Aetolici et Achaici. 1908, 10 S. Text. — XXXV. Europa soeundum
rtolemaeum. 1911 (ohne Text). Wie immer enthält der Text eine Fülle von
Quellennachweisen und kritischen Untersuchungen, zum Teil von bedeutendem
Umfang, so besonders zu dem Blatt Kleinasieu (VIII). Vgl. Nachtrag.
Auch das zweite Kartenwerk der alten Geographie, der von
W. Sieglin in Angriff genommene »Atlas antiquns<;, welcher die
gleichnamige, zuletzt von Th. ]\Ienke bearbeitete Abteilung in
K. V. Spruners »Historischem Handatlas <■ ersetzen sollte (GJb. 1896,
321), hat nach langer Pause jetzt eine Fortsetzung gefunden, deren
Herausgabe M. Kießling übernommen hat.
Die 1909 erschienene sechste Lieferung enthält die Blätter XIV. Mare
Aegaeum V. a. C. saec. — XV. Graecia V. a. C. s.aec. — XVI. Graecia:
Attica, Boeotia, Athenae urbs aliaque oppida. — XVIII. Graecia IV. a. C. sace.
(1 Karten).
Zur biblischen Erdkunde sind Atlanten von R. Rieß^O)^ M.
Hagen 80«) und der vortreffliche »Bibelatlas« von H. Guthe^^)
sowie eine Wandkarte von E. LüdfSS) erscliieuen (1:1800000).
Von Pauly -Wisse was » Realen zj^klopädie der klassischen Alter-
tuiuswisseuschaft< (GJb. 1905, 144), welche das derzeit vollständigste
Lexikon der alten Geographie entliält, erschienen fünf weitere Halb-
bände ^3). Die Redaktion hat seither "\V. Kroll übernommen.
Von einzelnen Artikeln sind hervorzuheben: Z>em«i (Schoef fer), V, 1 — 131,
mit tabellarischer Übersicht der attischen Demen (Sp. 35 — 122); Egnada ria
(Oberhummer), V, 1988—93; Juche (Olck), V, 2013—76; ^(sch (Blümner),
V, 2142—49; Elü (Geogr. Philippson, Gesch. Swoboda), V, 2308—2432;
Epeiros (Geogr. Philippson, Gesch. Kaerst), V, 2718 — 31; Ephesos
(Bürchner), V, 2773—2822, mit K. u. PI.; Eralosthcncs (Knaack), VI,
358—89; Erythrai (Bürchner), VI, 575—90, mit K.; Esche (Olck), VI,
617-24; Esel (Olck), VI, 626—70; Eti-uria (Hülsen), VI, 720—24; Etrasker
(Skutsch), VI, 7.S0— 806; Euhoia (Philippson), VI, 851—57; Eaie {Vi'cW-
mann), VI, 1064—71; Ev.j)hrutcs (Weißbach), VI, 1195—1215; Europa
(Berger), VI, 1298—1309; Exercitus (I.iebenam), VI, 1589—1679; Feige
(Olck), VI, 2100—51; Festirngskrieg (Liebenam). VI, 2224—55; Fichte
(Olck), VI, 2265—09; Finstcnk^se (Boll), VI, 2329—64; Fixsterne (Boll).
VI, 2407—31; Flache (Olck), VI, 2435—84; die zahlreichen mit Forum und
Fossa gebildeten Ortsnamen, VII, 56 — 70; Fnimentum (Rostowzew), VII,
'*") Atlas scripturae saerae. Ed. II, rec. C. Rueckert. Freiburg i. T>.
1906. 26 S., 10 Taf. — so») Atlas biblicus. Paris 1907. 110 S., 22 Taf. —
81) Leipzig 1909. VI S., 13 Taf. — 82) o. Aufl. Leipzig 1905. — «3) Bd. V.
Dcmogencs-Ephoroi, StixtU^nrt \00f). VA.XL Ephoros-Fomaces, 1909, Bd. VII,
1. n. Fornox-Glyl-o», 1910.
310 K. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
126—87; Galatia (Brandis), VII, 519—59; Galli (Niese) und Gallia (J.
Weiß), VII, 610—66; Gartenbau (Olck), 768—841; Geflligehucht (Orth),
VII, 903—27; GW(f (Rcgling), VIT, 970—84; G emii aehan (Ovih), 1119—29;
Geometria (Oder), VII, 1210-25; Getreide (Orth), VII, 1336—52.
Daß auch dieses "Werk trotz seiner Reichhaltigkeit dem Bedürf-
nis nach einem umfassenden Lexikon oder Thesam-us der alten
GeogTaphie nicht genügen kann, wurde schon von anderer Seite
wie auch von mir früher (GJb. 1905, 145) betont. Neuerdings
hat E. Oberhummer^*) auf der Philologenvei-sammlung in Graz
(1909) diese Forderung \saeder erhoben und begründet. Eine
Resolution, Avelche ein Komitee, bestehend aus J. Partsch, W.
Sieglin und den Referenten, mit der Berichterstattung für die
nächste Versammlung in Posen beauftragt, wurde einhellig an-
genommen.
Als ein Gegenstück zur »Realenzyklopädie der Alterturas Wissen-
schaft« erscheint jetzt ;>mit Unterstützung der internationalen Ver-
einigung der Akademien dei" Wissenschaften- die - Enzyklopädie
des Islam, herausgegeben von M. Tli. Houtsma u. A. Schaade«
(Leiden 1908 ff.).
Die einzelnen Artikel sind von Si^ezialisten bearbeitet und vom Autor ge-
zeichnet. Der Schwerpunkt der geographischen und ethnographischen Artikel
liegt natürlich in der nachantiken Zeit, doch sind viele wegen des historischen
Zusammenhangs auch für die antike Welt von Bedeutung. Bis jetzt ist er-
schienen: Lief. 1 — 10, Aaron — Balüt. Die wichtigeren Einzclartikcl werden
an ihrer Stelle besprochen werden.
Unter den Sammelwerken zur alten Geograpliie sind die von
W. Sieglin herausgegebenen > Quellen mid Forschungen zur alten
Geschichte und Geographie« um eine Reihe weiterer Hefte ge-
fördert worden.
Seit dem letzten Bericht (1905, 146) erschieucu lieft 11: A. Klotz,
(iuacstiones Plinianae (s. Anni. 65); H. 12: L. Schmidt, Geschichte der deut-
schen Stämme, l, 3 (4. bis 6. Buch), 1907; H. 13: D. Detlefsen, Ursprung
der Erdkarte Agrippas (s. Anm. 02); II. 14: derselbe, Die Geographie Afrikas
bei Plinius und Mela (s. Anm. 64); H. 15: P. Bolchert, .\ristoteles' Erdkunde
von Asien und Libyen (s. Anm. 51); H. 17: F. Braun, Die Entwicklung der
spanischen Provinzialgreuzen 1909; II. 18: D. Detlefsen, Die Anordnung der
geographischen Bücher des Plinius (s. Anm. 63); IT. 19: S. Feist, Europa im
Lichte der Urgeschichte, 1910; II. 21: A. Herrmann, Die alten Seidenstraßen
(s. u. Asien); H. 22: L. Schmidt (s. o.) I, 4 (7. u. 8. Buch), 1910.
Unter dem ähnlichen Titel > Quellen und Forschungen zur Ge-
scliichte der Erdkunde«, d(}r aber bereits in »C^)uenon und For-
schungen zur Erd- und Kulturkunde« verändert ist, wurde voj\
R. Stube eine neue Sammlung (Leipzig, 0. Wigand) begründet.
Die bisher erschienenen Bände I, P. Schwarz, Samarra, und 111,
derselbe, Iran II, werden au entsprechender Stelle Erwälinimg
finden.
Reiclihaltig wie immer an Arbeiten zur alten Geographie ist
auch die jetzt von C. F. Lchmann-llaupt und E. Kornemann
«^) Vh. 50. Vcr«^. d. Philol. 57 f.
Allf,'emeint's. 341
hej'ausgegobene Zeitschrift />Klio, Beiträge zur alten Goschiehto",
deren einzelne Artikel an den betreffenden Stellen zu suchen sind.
Mehr dem Titel als dem Inlialt nach ist an dieser Stelle das
Werk von G. Consin^S) )Etudes de geographie ancicnnec zu
nennen.
Wer den umfangreiclicn und teuren (40 fr. !) Quartband in der Erwartung
durchblättert, darin größere Abhandlungen ül)or einzelne Fragen der alten Geo-
graphie zu finden, wird ihn enttäuscht aus der Hand legen. Der Verfa.«ser ist
Philologe, speziell Grammatiker, und behandelt die alte Geographie fast aus-
schließlich vom Standpunkt der Namenkunde. Um so auffälliger berührt es,
in der langatmigen Vorrede den Vorwurf erhoben zu sehen, daß die Kultur-
völker, die Franzosen nicht ausgeschlossen, für die alte Geographie bisher so
gut wie nichts geleistet hätten. Am sclileehtesten kommen dabei die Deutschen
weg, welche sich der Erdkunde nur bedienten, um sie im Sinne ihrer nationalen
Expansiousgelüste zu fälschen (!). An einzelnen Beispielen wird das gelegentlieh
erläutert, z. B. Art. Imrgus (S. 373). Die erdrückende Fülle von Einzelheiten
des völlig unlesbaren Buches gliedert sich sehr unübersichtlich, nach rein
grammatischen Gesichtspunkten, z. B. 1. der Anlaut Is- in orientalischen Namen
(z. B. Istixmbul usw.), dgl. 2. der Anlaut S, .3. E vor Konsonant im Anlaut usw.
Aus diesem trocknen Kahmen fallen nur einigermaßen heraus 3G. über die
»Parthischen Stationen des Isidor von Charae«, 38. »Die Geographie des Orients
bei Villehardouin und Henri de Valenciennes«, 40. über das Paradies und die
Atlantis. Ein beträchtlicher Abschnitt enthält Zusätze zu A. Holders »Alt-
keltischem Sprachschatz" ; doch seheint der Verfasser nicht über selbständige
keltische Sprachkenntnisse zu verfügen, wie man auch bei den orientalischen
Namen die entsprechenden Sprachkenntnisse vennißt. Seinen Stoff schöpft der
Verfasser, abgesehen von den antiken Quellen, hauptsächlich aus Pape-Benselers
Wörterliuch der griechischen Eigennamen und den Kartenwerken von Kiepert
und Kampen. Die Spezialliteratur über einzelne Gebiete wird fast nirgeuds
berücksichtigt, vras durch die Schwierigkeit, dieselbe in Nancy zu beschaffen,
einigermaßen entschuldigt ei-scheint. Um so unbegreiflicher ist es, daß nicht
einmal auf die Artikel in Pauly-Wissowas Realenzyklopädie Bücksicht genommen
wird. In der Fülle von einzelnen Bemerkungen mag immerhin manches Brauch-
bare stecken; doch hat man den Eindruck, daß der Nutzen des ganzen Werkes
in keinem Verhältnis zu der darauf verwendeten Mühe steht. Viele Artikel
sind völlig nichtssagend, so als ein Beispiel für hunderte (S. 176) »A'iSön
(A. V. Kamp., 4C3; Kiep., Atl. aut., III, IE), riviere de la Palesline, puls
de Phenicie; aujourd'hui le Kison (A.-Sc, 126 C 4)«.
Ein anziehendes Buch über »Die archäologischen Entdeckungen
des 19. Jahrhunderts« hat A. Michaelis ^ß) herausgegeben.
Obwohl ganz vom Standpunkt des Archäologen geschrieben, bietet es doch
auch dem Geographen eine wertvolle Übersicht; besonders hervorzuheben ist
der Abschnitt »Antike Stadtanlagen« (S. 133—74).
Von allgemeinen historischen Werken nenne ich zunächst die
Neubearbeitung des ersten Bandes von Ed. Meyers 8') »Geschichte
des Altertums«;
Der einleitende erste Teil enthält unter dem Titel »Eloineute der Anthropo-
logie« die allgemeinen soziologischen Grundlagen der Geschichte (I. Die staat-
liche und soziale Entwicklung. II. Die geistige Entwicklung. III. Die Ge-
schichte und die Geschichtswissenschaft). Manche Abschnitte dieser geistvollen
85) Paris-Nancy 1906. 572 S. Bespr. von M. Besnier, AnnG XVI,
Bibliogr. 1906, Nr.' 17. — ^^) Leipzig 1906. 325 S. — ") 1. Hälfte, 1907^
250 S.; 2. Hälfte, 1909, 894 S. Vgl. GJb. 1905, 147.
342 E. Obeiliunimor, Läudcr- und Völkcrkiiudc der östlicheü antiken Welt.
und originellen Darstellung berühren sich direkt mit der allgeiueinen Anthr()))o-
geographie. Eiii^^ehliigig ist ;iueb eine anderweitig erschienene Abhandlung des
Verfassers*^ »Über die Anfänge des Staates und sein Verhältnis zu den Gc-
sehlechtsverbändcn und zum Volkstum«. Der umfangreiche zweite Teil be-
handelt »Die ältesten geschichtlichen Völker und Kulturen bis zum 16. Jahr-
hundert« (v. Chr.), nämlich »Ägypten bis zur Hyksoszeit", Babylonien und
die Semiten bis auf die Kossäerzeit« und »Die Völker des Nordens und Westens«.
Überall werden auch die geographischen Grundlagen betont.
Einen natin-gemäß stark topographischen Einschlag hat auch
(las Werk von J. Xromayer^'^) »Antike Schlachtfelder in Griechen-
land«, von welchem jetzt der zweite Band vorliegt.
Derselbe behandelt die hellenistisch-römische Periode von Kyuoskephalae
bis Pharsalos. Die beigegebeneu Karten beruhen zum Teil auf unveröffentlichten
Originalaufnahmen, Taf. 1 und 2 enthält eine Übersichtskarte von Nordepirus,
Thessalien und AVestmakedonien für die römischen Feldzüge (199 — 197 v. Chr.)
1:900000 mit Nebenkarte der Schlacht bei Banitza (Eordaea) 1:200000;
Taf. 3 die Schlacht au den Aoospässen (198 v.Chr.) 1:72 000; Taf. 4 die
Sehlacht bei Kynoskephalae (197 v. Chr.) 1:50000; Taf. 5 die Thennopylcn
1 : 50 000; Taf.'o die Schlacht von Magnesia 1:50000; Taf. 7 Übersichtskarte
zum Krieg gegen Pei-seus (Südmakedouien und Nordtliessalien) 1:300000;
Taf. 8 den Olympübergang der Römer (169 v. Chr.) 1:50 000; Taf. 9 die
Schlacht von Pydna (168 v. Chr.) 1 : 50000; Taf. 10 die Schlacht von Chaeronea
(86 V. Chr.) 1*: 50 000; Taf. 11/12 die Schlacht bei Pharsalos (48 v. Chr.)
1:100000 und 1:50000.
Von den großen epiyrapMschen Sammelwerken (GrJb. 1905, 149),
die ja zu den wichtigsten Quellen der antiken Topographie gehören,
hat das Corp. Inscr. Lat. mehrere Fortsetzungen erfahren.
Für imsere Zwecke sind davon nur von Bedeutung die beiden Germania
.Hiipcrior und inferior behandelnden Abteilungen '^'^).
Die Inscripiioncs Graccae sind durch einen Nachtrag zu Thes-
salien ^i), die Inschriften der Kykladen^^^^ von Amorgos und den
Nachbarinseln 9''), dann der Inseln des Thrakischen Meeres"^) be-
reichert worden. Leider werden statt der früher von H. u. R. Kiepert
gelieferten schönen Karten jetzt nur noch einfache Skizzen beigegeben.
Auch das mit Unterstützung der Berliner und Leipziger Akademie
herausgegebene Corpus Inscr. Etruscarum ist fortgesetzt worden^-"').
Aus dem Corp. Inscr. Se?niticarum der Pariser Akademie sind Ab-
teilimgen der aramäiscJmi^^) und phönixiscJieti^^^) sowie der Jivn-
jarUischcn imd sahäischen^'^) Inschriften erschienen.
Ich schließe hieran wieder eine Reihe verschiedener Arbeiten,
welche sich mit einzelnen die antike Welt betreffenden Fragen im
allgemeinen beschäftigen. Eine Übersicht der Erdbeben im Alter-
tum gibt W. Oapelle ''''), eine Skizze des antiken Bergbaues Hans
88) SitzbAkBerlin 1907. 508—38. — 80) ßd. II, Berlin 1907. 452 S.,
13 Taf. — 00) Bd. XIII, Teil 2, H. 1, 1905; U. 2, 1907. — »') Bd. IX,
Teil 2, 1908. — »2) 15,1. y, H. 1/2, 1903-09. — 9») Bd. XII, II. 7, 1908. —
'•'<) Bd. XII, H. 9, 1909. — 9^) ß,]. II, Sekt. I, II. 1, 1907. — »«) Pars II,
Inscr. aram., Bd. II, II. 1, 190(>/07, mit Atlas. — »C") Pars I. Inscr. i>hoeu.,
Bd. II, II. 3, 1908. — 9^ Pai-s IV, Inscr. liimv. et sab., Bd. I, H. 4, 1908,
mit Atlas. -- 9«) N.IbKLxssAltcrt. XXI, 1908, 603—33.
AlJgoincines. 343
Hof mann ^3). Mit der Frage der Nivcauversehiebungen des Meeres-
in hiötorischer Zeit bescliät'tigcii sich A. Gnirs^^Oj^ tjer wie Ncgris
(GJb. 1905, 150) ein gleichmäßiges Steigen des Jüttehneerspiegels
seit dem Altertum annimmt (1,5 — 2 m), und L. Cayeux^^'i), der
hauptsächlich nacli Beobachtungen auf Delos und Kreta, für die
Stabilität des Meeresspiegels eintritt. Von allgemeiner Bedeutung
ist auch die Untersuchung über die Änderung des Klimas von
H. Leiter 102). Die Pflanzenwelt des Altertums betrifft das auch
für die ethnogi'aphische Forschung, speziell die Indogermaneufrage,
wichtige Werk von J. Hoops^^^^)^ »Waldbäume und Kulturpflanzen
im germanischen Altertum«. Anderes s. GJb. 1908, 381 ff.
0. Keiler, durch frühere Arbeiten über die Tierwelt des Alter-
tums wohl bekannt, hat soeben mit der Herausgabe eines zusammen-
fassenden Werkes^o-i) fiber »j)ie antike Tierwelt« begonnen. Voraus-
gegangen war zuletzt eine beachtenswerte Abhandlung über die
Katze im Altertum ^os).
Die nubische Falbkatze wurde in prähistorischer Zeit in Athioj)ieu y^eziilnnt,
erscheint um 2000 v. Chr. als heiliges Tier in Agj-ptcn, wird in Griechenlnnd
vereinzelt im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnt, in Italien cbeus^o im 1. Jahr-
hundert n. Chr., verdrängt vom 2. bis 5. Jahriiundert das Hauswiescl ; Be-
zeichnung cattus seit dem 4. Jahrhundert n. Chr.
Unter den allgemeineren Werken, welche die EiJinograijhie der
antiken Welt betreffen, nenne ich zuerst die zusammenfassende
Behandlung der Indogermanenfrage von IL Hirtioej.
Entsprechend der jetzt auch bei anderen Forschem vorherrschenden Ansicht
vertritt H. die Anschauung, daß die Urheimat der Indogennanen in Europa zu
suchen sei, und zwar in der nordeuropäischen Tiefebene. Für den Geographen
ist hauptsächlich der erste Band von Interesse, in welchem die nichtindo-
gcrmanischo Urbevölkerung und die Verbreitung der Indogermanen in Europa
behandelt werden. Der zweite Band bespricht lediglich allgemeine ethnographische
und soziale Verhältnisse der Indogermanen. Wichtig sind die beigegebenen
Karten, deren erste (Ausbreitung der romanischen Sprachen) aus Gröbers Grund-
riß der romanischen Pliilologie wiederholt ist, die zweite ist die Völkerl^arte
Europas aus Debes' Schulatlas, die dritte zeigt die iranischen Dialekte, die
vierte die Ausbreitung der iudogermanisclien Sprachen in Europa.
Ich schließe liieran ein kürzlich erschienenes Buch von H.
Brunnhof er 107).
Aus dem wesentlich antiquarischen Inhalt hebe ich folgende Abschnitte
heraus: I. Die nordische Herkunft der Arier. II. Historische Geographie von
Pontokaspien (3. Armenische und ehunische Städtenamen in Iran und Indien.
5. Der Urmia- und der Vänsee im Veda. 7. Das Kaspische Meer usw.)^
99) Der Naturfreund XIII, 1909, 124-31. — J"») Beobacht. über das
Fortschr. einer säkul. Niveauschwankung des ileeres usw. Pola 1907. 23 S^
Vollständiger MGGcsWicn 1908, 1—56. Ref. PM 1908, LB 288 (Philippson). —
'•") Fixite du uiveau de la mer a l'epoque historique. AnnG 1907, 97 — 116. —
102) AbhGGesWien VIII, 1, 1909. 143 S., 1 Taf. — 103) Straßburg 1905. —
10*) Bd. I. Die Säugetiere. Leipzig 1909. 434 S., 3 Taf. — lOö) MArchlnst.
Rom XXIII, 1908, 40—70. — 106) Die Indogermanen. Bd. II, Straßburg
1905—07. 772 S., 4 K. Ref. Glob. LXXXIX, 1906. 114. PM 1906,
LB 635. — 107) Arische Urzeit. Bern 1910. 428 S.
344 E. Oberhummor, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken V>'clt.
III. Frenulvölker im Vcda. Y. Naturereignisse, Natur- und Kulturjirodukte.
VI. Gestirne im Veda. Die Aufstellungen des Verfassers sciieinen zum Teil
sehr gewagt, doch muß ich das Urteil Fachmännern überlassen.
Mit den Wanderungen der Indogermanen beschäftigt sich auch
W. Christ i'^S) in seiner nachgelassenen Abhandlung »Sprachliche
Verwandtschaft der Grräko-It:der«.
Aus der Wolgagcgcnd zogen die europäischen Urindogermanen nach W deu
Dnjestr aufwärts und durch die mährische Pforte zur mittleren Donau, von wo
die Uritaler und die Urgriechen auf verschiedenen Wegen nach S zogen. »Beide,
die Urgriechen und Uritaler, bestanden schon auf ihren Wanderungen aus
mehreren Stämmen, deren Sprache sich dann in den neuen südlichen Sitzen
unter örlliclieu Einflüssen bestimmter in mehrere Dialekte schied.«
Über andere sprachvergleichende Arbeiten, welche für die antike
Ethnographie in Betracht kommen, kann ich auf den letzten Bericht
von E. Friedrich 109) verweisen.
J\Iit der auf Sprachforschung beruhenden Ethnographie der
antiken "Welt hängen auch eine Reihe von Arbeiten über Ortsnamen
izusammen, die ich wegen ihrer besonderen Bedeutung für die
antike Topographie liier nicht übergehen kann. Der bekannte
Sprachforscher A. Fick hat nach einer Reihe von Untersuchungeni^O)
über »Altgriechische Ortsnamen« eine zusammenfassende Schrift m)
über »Vorgriechische Ortsnamen« veröffentlicht.
Die Schrift behandelt die vorgriechischen Namen in den cinzeluen Gauen
und Inseln, dann die vorgricehischen Völker in Griechenland und sucht als
Ergebnis eine hettitische Grundschieht in Osthcllas, eine lelcgische in West-
hell:\s auszuscheiden. Auch die Verbreitung der Illyricr, Pelasger, Tliraker usw.
wird berülirt. Ablehnend E. Meyer, Gesch. d. Altert. Abt. 2, I, 2, G85.
Eine Untersuchung von Wilh. Schulze i^^^, »Ziu- Geschichte
der lateinischen Eigennamen«, betrifft niclit nur Ortsnamen dieser
Sprache, sondern auch keltische, illyrovenetische, etruskische usw.
Hierher gehört auch ein Aufsatz von W. Meyer-Lübkeii^) über
Conflucntes und ähnliche Ortsnamen, deren ungleiche Vorteilnng im
römisch-keltischen Südwesteuropa (häufig in Gallien und Italien,
selten in Hispanien) zu allgemeinen siedlungsgeographischcn Er-
örterungen anregt.
Mit den Städtenamen Didopolis und Poticropolis als J^hantasie-
bezeichnungen beschäftigen sich A. Calderiniii-*) und G. Ka-
zarowiis). Von Interesse ist endlich der Art. Erythracvm mare
von H. Berger 116) und eine Studie von G. Grasso^'^ über die
Bezeichnung noslnmi mare.
Diese ist, wie mare intcrnum, in rein geographischem Sinne; zu fassen für
d;is Mittelmeer im Gegensatz zum Allautischen Meer, ohne den Anspruch einer
108) SitzbAkMütichen, philos. Kl., 190G, I.'jI — 246 (Ergebnis 239ff.). —
>09) G.Tb. 1909, 9ff. — »'") HcitrKenntnlndosrermSpr. 189(5—99, 21—2:). —
1") Güttingcn 1905. 171 S. — ^^-) AbhGesWissGöltingen, phil.-hist. Kl.,
N. F. V, 2, 1904. 04 S. — n») llomanForsch. XXIII, 1907, 591— 9r). —
"4) RivStorAnt. XI, 190G, 581—87. — >'*) Ebenda XII, 1908, 77 f. —
"«) Paulvs Kealeu/.vkl. VI, 592 — 601. — i'^) BSGIial. 1907, 1222—28.
Allgemeinns. Afrika. 345
politischen Vorherrschaft Koms auszudrückeu. JJie Bezeichnung mnre medi-
termneuni erscheint erst l)ci Isid. Et. XIII, IG, doch findet sich daneben noch
lange das alte mare ma(/)tiiin.
Anschließend liieiau mögen aucli die Untersuchungen von W. H.
Ro seh er 11^) über geographische und topographische Hehdomaden
(Siebenzahl der Inseln, Hügel, Flußmündungen, Gebäude, Welt-
wunder usw.) genannt sein.
Ganz dilettantisch sind die »Kasischen Forschungen« von A.
WirtliiiQ)^ welcher überall vorindogermanische {== kaukasische)
Wurzeln erkennen will.
Ich verzeichne ferner an Beiträgen zur politischen Geographie
des Altertums eine Studie von E. Kornemann über die Begriffe
Polis und Urbs^^^) sowie über »Stadtstaat und Flächen staat^ 2 1)
des Altertums in ihren Wechselbeziehungen«, zur Siedlungskunde
Aufsätze von C. Schuchardti22) über »Hof, Burg und Stadt bei
den Germanen imd Griechen« und F. Korppi23^ »Aus altgriechi-
schen Städten« sowie die beiden umfassenderen Darstellungen von
R. Frhr. v. Lichtenberg 124) und E. Ziebarthi25).
Lichtenberg gibt eine systematische Entwicklung der Wohnplätze im
Altertum: Hütte und Zelt, Entwicklung des Hauses, Zusammenschluß der Einzel-
häuser zu Gemeinwesen, Entwicklung der ältesten Stadt, Teile des Stadtbilds
in älterer Zeit, jüngere Entwicklung des Stadtbilds. Zahlreiche Illustrationen
und Beispiele aus der ganzen antiken Welt. Ziebarth bringt nach einer all-
gemeinen Einleitung Kulturbilder aus Thera, Pergamon, Priene, Milet und den
griechischen Städten in Ägypten.
Zur VerkehrsgeograjMe kommen in Betracht F. Preisigkei26)
über »Die ptolemäische Staatspost« (nach neuen Papyrusfunden, sehr
wichtig für die Geschichte des Postwesens), 0. Jauber^^T) über
»Das geograpliische Element bei den Römerstraßen«, 0. Hirsch-
feldi28j über »Die römischen Meilensteine«.
Zusammenfassende Abhandlung, wichtig für die Kenntnis des Straßennetzes.
Man kennt jetzt etwa 4000 Meilensteine, davon ein Drittel in Afrika. Die
ältesten stammen aus der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Anhang über die
gallischen Städtenamen auf Meilensteinen und die Umbildung derselben zu Gau-
namen.
Endlich sei hier noch ein kürzlich erschienener Aufsatz von
J. L. Myresi29j »The Geographica! Study of Greek and Roman
Culture« erwähnt.
Afrika.
Allgemeines. Mit der schon viel besprochenen »Frage der
Klimaänderung während gescliichtlicher Zeit in Nordafrika« hat
"8) AbhGesWissLeipzig LUX (= phil. Kl. XXI^'), 1904, 179—82. —
119) Memnon III, 1909, 1—48. — 12O) Klio V, 1905, 72—92. — 121) NJb.
KlassAlt. XXI, 1908, 233—53. — 122) Ebenda 305—21. — i23) ArchAnz.
1905, 141—48. — 121) Haus, Dorf, Stadt. Leipzig 1909. 280 S. —
125) Kulturbilder aus griechischen Städten. 2. Aufl. 1912. 120 S. — 126) Klio
VII, 1907, 241—77. — 127) GA 1908, 73—78. — 128) SitzbAkBerlin 1907,
105-201. — 129) ScottGMag. 1910, 113—30.
Geogr. Jalirbuch XXXR'. 23
346 E. Oherhummor, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
sich auf Veranlassung des Berichterstatters H. Leiter (s. Anm. 102)
eingehend beschäftigt und zum erstenmal das gesamte erreichbare
Material herangezogen.
Die Arbeit behandelt in den zwei Hauptteilen diis Klima Nordafrika.s in
der Gegenwart und desgleichen im Altertum, verglichen mit dem heutigen,
wobei auch Flora, Fauna und Siedlungsverhältnisse entsprechend berücksichtigt
werden. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß eine wesentliche Änderung
des Klimas seit dem Altertum nicht stattgefunden hat.
Nordafrilca (zuletzt GJb. 1905, 151 ff.), soweit es in den Be-
i'eich römischer Kultur gehört, scheidet jetzt aus meinem Bericht
aus und ist bei A. Schulten zu suchen.
Äthiopien, "wie wir in antikem Sinne das ganze südlich von
Ägypten liegende Gebiet nennen wollen, hat eine allgemeine
Schilderung durch W. Max Müller ^^o) erfahren, dem wir auch
den Versuch der Erklärung des Volksnamens Ärtabatitae quadripedes
Plin. n. h. VI, 195 aus dem Amharischen verdanken i^*). Eine all-
gemeine Geschichte von Äthiopien (Nubien und Abessinien) hat
L. J. Morie^32) geschrieben. Einen »Vorbericht der deutschen
Aksumexpedition«, welche wesentlich archäologische und sprach-
wissenschaftliche Zwecke verfolgt, haben E. Littmann und D.
Krencker^^^) veröffentHcht. Mit einer »Archaeological Survey of
Nubia« ist der Anfang i^'*) gemacht worden.
Über die Mondberge des Ptolemäus hat L. Hugues in einem
Anhang zu dem Werk des Herzogs der Abruzzen, Ludwig Amadeus
von Savoyeni34a^^ gehandelt.
Nach Prüfung der Angaben des Ptol. über das Quellgebiet des Weißen
Nil und dessen beide Quellseen, die er für den Viktoria- und den Albert- bzw.
Albert-Edward-See hält, kommt der Verfasser zu dem Schlüsse, daß die Mond-
berge nur das Ruwenzorigebirge sein können.
Zu Kyrene ist ein Aufsatz von A. Gercke^^i^'^ 2^ erwähnen,
welcher nachzuweisen sucht, daß schon lange vor der dorischen
Kolonie aus Thera (631 v. Chr.) zur Zeit der dorischen Wanderung
aiohsche Stämme aus dem südlichen Thessahen (die Mj-rmidonen)
dorthin gelangt sind.
Ägypten.
Neben der neuesten Auflage von Baedeker i^s)^ dessen Hand-
buch ja dem alten Ägypten ganz besondere Aufmerksamkeit widmet,
nenne ich imter allgemeineren Schriften die anziehende, das Altertum
ebenfalls mehrfach berührende Antrittsvorlesung vcm J. Bartsch ^^G)
»Ägyptens Bedeutung für die Erdkunde«. Im übrigen sei auf die
Berichte über Länderkunde von Afi-ika verwiesen. .
"0) Der Alte Orient VI, 2, 1904, 32 S. 111. — '3') OrLitZtg. VII, 1904,
221 ff. — 132) Histoire de TEthiopie. 2 Bde. Paris 1904. 495 u. 515 S. —
1") AbhAkBerlin 190(), 37 8., 4 Taf. — i'-«) B. 1 u. 2, Kairo 1908. OrBibl.
1908, 271. — 1"") IlRuwenzori, Mailand 1908, 267—80. Der Ruwcnzori,
I^ipzig 1909, 307 — 28. — '34') Hermes 1900, 447—59. — "5) Ägypten,
(i. Aufl. Leipzig 1900. — !••«) Leipzig 1905. 39 S.
Afrika. 347
Ich schließe hieran die neuesten Publikationen des Egypt
Exploration Fund (GJb. 1905, 155).
Memoirs: 2i. Abydos. Part II. Von W. M. Flinders Petrie. 1903,
56 S., 64 Taf. — 25. Abi/dos. Part III. Von E. R. Ayrton, C. T. Currclly
and A. E. P. Weigall. 1904, 00 S., 62 Taf. — 20. Elmasya 1904. Von
W. M. Flinders Petrie. 1905, 41 S., 44 Taf. — 26a. Roman Elmasya
(Hcradeopolü Marina). Von demselben. 1905, 16 S., 74 Taf. — 27. The
Temple of Deir el Bahari. Von E. Naville. Part V. 1906, 12 S., Taf.
119—50. — 28. The XI th Dynasty Temple at Deir el Bahari. Part I. Von
E. Naville. 1907.
A rchaeological Report (jährlich), siehe die Inhaltsangaben in Orient.
Bibl, 1904, 318; 1905, 309; 1906, 314.
Archaeological Survey: 14. — 17. The roek-tombs of el Amama. Von
N. de G. Davies. Pt, II, 1905, 48 S., 47 Taf. — Pt. III, 1905, 41 S.,
40 Taf. — Pt. IV, 1906, 36 S., 45 Taf. — Pt. V, 1908.
Yon den Publikationen des Egypt Research Account (vgl.
meine Bemerlcungen in GJb. 1905, 156) erschienen weiter:
IX. The Osireion at Abydos. Von M. A, Murray. 1904. — X. Saqqara.s
Mastabas. Pt. I. Von M. A.Murray usw. 1905, 50 S., 45 Taf. — XII. Hyksos
and Israelite eitles. Von W. M. Flinders Petrie. 1906, 56 S., 40 Taf. —
XIII. Gizeh and Rifeh. Von W. M. Flinders Petrie. 1907, 49 S., 40 Taf.
Eine periodische Änderung des Klimas seit dem Altertum sucht
E. Huntington i37j für (\{q o^se Chargeh {Oasis maior der Alten)
nachzuweisen. Daß dortliin eine Karawanenstraße von Abydos aus
bestand, hat H. Schäfer (s. Anm. 12) gezeigt.
Neben der tiergeographisch bemerkenswerten Tatsache, daß das
neuerdings im oberen Kongogebiet entdeckte Okapi dem heiligen
Tier des Gottes Set^^^) entspricht und demnach in ältester histori-
scher Zeit wohl noch in Ägypten vorkam, sind von geogTaphisch
bedeutsamen, das ganze Land betreffenden Untersuchungen haupt-
sächlich jene über die Bevölkerimg hervorzuheben. Das Wichtigste
davon ist schon in den Berichten über etlinologische Forschung
(GJb. 1908, 189 f.) und über Anthropogeographie (ebenda 334 u.
337 f.) besprochen. Ich füge hinzu die kraniologischen Unter-
suchungen von H. Stahri39)^ der zwei Grundtypen (afiikanisch
und asiatisch) annimmt und auch die altägyptischen Eassenbilder
bespricht, eine weitere Abhandlimg von W. M. Flinders Petrie ^*0)^
eine Schrift von A. J. Reinach^*!) und die Aufsätze von A.Wiede-
manni*2) ^nd P. Sarrasini*^) über »Die Steinzeit Ägyptens«.
Nur erwähnt seien die "Werke über die Gescliichte des Landes von
F. W. V. Bissing 14*), G. Maspero u. S. Rappopont^^s), P. E.
>37) The Libyan Oasis of Kharga. BAmGS 1910, 641 — 61. — i»«) A. Wiede-
mann in OrLitZtg. V, 1902, 220ff.; u. Umschau VI, 1902, 1002ff. G.Krause
in WestermMonatsh. XCV, 1904, 403 ff. E. Meyer in Gesch. d. Altert. 2. Aufl.,
I, 2, 74. — J39) Die Rassenfrage im antiken Ägypten. Beil. 1907. 164 S.
16 Taf. Ref. KorrBlAnthrGes. 1907, lOOf. Glob. XCII, 225 f. — '*0) jjjgrations!
IntemAnthrlnst. XXXVI, 1906, 189—232, 11 Taf, — i<i)L'Egypte prehistorique,
Paris 1908. 54 S. — i*2) Qlob. XCVI, 1909, 293—99. — i*^) VhXaturfGes.
Basel XXI, 1910. — '") Geschichte Ägyptens im Umriß. Berlin 1904. 185 S.
mit K. — 1*5) Complete History of Egypt. 12 Bde. New York 1904.
23*
348 E. Oberliummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Newberry u. J. Graistangi'*^), J. H. Breasted i^^); für die ältere
Zeit ist jetzt E. Meyer i-*^) das Hauptwerk.
Über den Ntl sind außer den GJb. 1909, 362 f. besprochenen
allgemein geogi'aphischen Werken zn nennen die Untersuchungen
von Ch. Palanquei*9), »Le Nil ä l'epoque pharaonique, son röle
et son culte en Egypte«, und L. Borchardt^so^^ »Nilmesser und
Nilstandsmarken«, dazu Stcindorffs Artikel Elephanline bei Pauly-
Wissowa V, 2321 — 24. Über Bartsch zu Aristoteles s. Anm. 52.
Palanque, Kap. I: Ägyptische Überlieferung über Ursprung und Steigen
des Nils, Nilmesser, Kanäle; Name und bildliche Darstellung.
Die jüdischen Kolonien in Assuan und Elephantine im 5. Jahr-
hundert V. Chr. bespricht J. Levi^^i). Eine große Publikation
darüber von E. Sachaui52) ist soeben erschienen. Die »Griechi-
schen Texte zur Topographie Ägyptens« von K. Wessely ^^3^ ent.
halten nur Eohmaterial, das erst verarbeitet werden muß.
Von Einzelheiten zur Topographie nenne ich den Beginn eines
großen Kartenwerkes über die NekropoHs von Theben von M. E. Ba-
raizei54)^ ferner die Fortsetzung der Arbeiten von E. Amelineau ^^^)
über Ahydos (GJb. 1905, 157), die geographischen Bemerkungen
über den Gau Panopolis von H. Gauthier^sG) ^xnä. die Studie von
E. Brecciai57) über Hermupolis magna, dann den Ausgrabungs-
bericht von J. Garstangi^S) über Reqäquah (in der Provinz Girga).
Über die Topographie des Faijüm handelt B. Apostolides^^^),
eine arabische Beschreibung desselben aus dem 7. Jahrhundert d. H.
teilt Ahmed Zeki Bey^^'') mit. Über die älteste Geschichte von
Memphis (auch geographisch wichtig) handelt K. Sothe^ßi)^ über
das Archäologische und den Palast des Apries daselbst W. M.
Flinders Petrie^^^)^ über Heliopolis und dessen Umfassungsmauer
Ahmad Bey Kamal^'^^), über Ausgrabungen, Geschichte, Topo-
graphie usw. von Naukratis D. G. Hogarth u. a.i'54).
Über die bis 1908 fortgesetzten Ausgrabungen der Deutschen
Orientgesellschaft in Ahusir (GJb. 1905, 157) liegen seither eine
Eeihe von Monographien vor.
'■»6) A Short History of Ancient Egypt. London 1904. 111 S. mit K. —
^<^ A Historv of the Ancient Egyptians.' London 1908. 469 S. — i*") Gesch.
d. Alt. 2. Aufl., I, 2, Leipzig 1909. — 1*9) BiblEcHEt. CXLIV, 1903, 132 S. —
150) AbhAkBerliu 1906, 55 S., 5 Taf. — i^i) RevßtJuiv. LIV, 1907, 35—44,
153—65; LVI, 1908, 161—08. — 1^2) Aramäische Papyrus und Ostraka aus
Elephantine. Leipzig 1911. 290 S., 75 Taf. — i^^) StudPaläogrPapyruskde.
X, Leipzig 1910. — '^4) Y\r^^ ^^^ Nccropoles Thebaines, Lief. 1, 5 Blätter,
Kairo 1904. — »55) Nouv. Fouilles d'Ahydos, Ser. 3. Paris 1904/05. 742 S.,
52 Taf. mit 111. — 156) BlnstFrArchOr. IV, 1900, 39—101, mit K. —
1") BSArchAlex. VII, 1905, 18—43, 5 Taf. (ital.). — »58) Report of Exca-
vations at PwcqAquah. Westminslcr 1904. 70 S., 34 Taf. — '59) RSArch.\le.x.
IX, 1907, 13-24. — iGO) BSKhedG V, 1902, 253—95. — i«') Untei-sGesch.
Altcrtumsk.Vrg. III, 1902, 121—41. — 16-') Memphis I u. II. London 1909.
26 S., 54 Taf.; 25 S., 34 Taf. — i«3) BSKhedG VI, 1908, 281—312. —
1«*) AnnBrilSchAlh. V, 1898/99, 26—97, Taf. II— XIV. JHellSt. 1905, 105
bis 136, Taf. V— VII.
Afrika. 349
Sie bilden einen Teil der bis 1905 als AViss. Veröffentlichungen der D. Or.-
Ges.«, von da ab als >Veröffentlichunj,' 6' usw. bezeichneten Serie. Um die
Verwirrung voll zu machen, laufen dieselben unter besonderen Ziffern, die aber
nicht der Zeitfolge des Erscheinens entsprechen. So ist Veröff. 6 = Ausgrab. III,
Veröff. 7 = Ausgrab. I usw. Von der Anführung der Einzeltitcl kann hier
abgesehen werden, da die altägj'ptischen Namen in gewöhnlichem Satz nicht
wiedergegeben werden können und der Inhalt wesentlich archäologisch ist.
Auch die »Mitteilungen der D. Or.-Ges.« muß ich hier grundsätzlich
übergehen, da dieselben nicht im Handel und daher für die all-
gemeine wissenschaftliche Benutzung unzugänglich sind (in Wien
an keiner öffentlichen Bibliothek vorhanden).
Die wichtigsten Publikationen zur Topographie von Akxandrien
aus den letzten Jahren ist das mit ungewöhnlichem Luxus aus-
gestattete Prachtwerk über die »Expedition Ernst Sieglin«, dessen
bis jetzt vorliegender, )inter Mitwirkung verschiedener Fachmänner
von Th. Schreiber 165) bearbeiteter erster Teil (die Nekropole von
Kom-esch-Schukäfa) allerdings mehr archäologisches als topographi-
sches Interesse hat, dann die große Arbeit von H. Thiersch^ßß)
liber den berühmten Leuchtturm.
Zum erstenmal werden hier die literarischen und monumentalen Quellen
aus antiker und arabischer Zeit vollständig und kritisch verarbeitet und an der
Hand eines reichen bildlichen Matcriales der Einfluß dieses ersten Vorbildes
aller Leuchttürme auf die islamische und christliche Baukunst (Minarette und
Glockentürme) besprochen. Von besonderem Interesse sind die Rekonstruktionen
des Architekten A. Thiersch sowie ein Anhang zur Topographie von Taposiris
macjiia (Abusir).
Einen Plan von Alexandrien mit antiker und moderner Topographie hat
M. E. Bloom fieUU"^) herausgegeben, dem wir auch Untersuchungen über
(las Ärsinoeum'^^^ sowie über die Lage des Museums und der Bibliothek i^^)
verdanken. Über die Xekropolen handeln E. Breceia ^'''') und Clermont-
Ganneaui'i), über die Küste von Alexandrien im ^Utertum G. Botti^^^)^
Patriareh Kyrillos über das Caesarernn'^''^) und die Reise des hl. Markus'''*).
In der Mareotiswüste südlich von Alexandrien hat Karl M. Kaufmann ein
»Nationalheiligtum der altchristlichen Ägypter«, den Mcnastempel , ausgegraben
und darüber illustrierte Berichte ^'5) sowie einen Führer i'^) durch die Aus-
grabungen veröffentlicht. Die Hochschule zu Alexandrien im 4. und .5. Jahr-
hundert n. Chr. schildert F. Schemmel '^^).
ilit dem Kasios und dem See Sirbonis beschäftigt sich, an-
scheinend ohne Kenntnis der GrJb. 1905, 158 genannten Literatur,
R. Caj?nati'8).
165) Expedition Ernst Sieglin. 1. Bd., 2 Teile. Leipzig 1909. 407 S.,
70 Taf. — 166) Phai-os. Antike, Islam u. Okzident. Leipzig 1909. 260 S., 11 Taf.—
167) BSArchAlex. VIII, 1905. — 16«) Ebenda 27—45, mit K. — 169) Ebenda
VI, 1904, 15—38. — 170) Ebenda VIII, 1905, 55—100, Taf. IVf. — i^i) CR
Ac. Inscr. 1907, 234—43, 375—80. — 1^2) BSKhedG V, 1902, 71 — 122. —
173) Ebenda 329—54. — i^*) Ebenda 381—406. — 175) 1.— 3. Bericht über
die Ausgrabung der Menashciligtümcr in der ^lareotiswüste. Kairo 1906 — 08.
107, 109, 30 S., zahlr. lU. u. Taf. Ref. OrBibl. 1906, 319; 1907, 337.
BvzZ 1908, 634 f.; 1910, 239 f., 654 f. — ^'") Der Menattempel usw. Frank-
furt a. M. 1909. 94 S. — 177) NJbKlassAlt. 1909, II, 438—57. — i'«) CR
Ac. Inscr. 1905, 602—11.
350 E. Obcrbummcr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken AVeit.
Asien.
Allgemeines. Da die meisten, größere Teile von Asien be-
treffenden Arbeiten teils im allgemeinen Abschnitt (o. S. 339 ff.), teils
bei den folgenden Unterabteilungen besprochen sind, seien hier
nur erwähnt eine neue Publikation der »üniversite Saint-Joseph
BeyrouthjMelanges^'^ö) de la Faculte Orientale«, welche gelegent-
lich auch geographische Beiträge bringt, hauptsäclilich über Syrien,
wo dieselben im einzelnen zu suchen sind. Über die gleichfalls
von den Jesuiten daselbst herausgegebene Zeitschrift AI Machriq,
s. GrJb. 1905, 163. Die hier einschlägigen Teile des großen Werkes
von H. Grothe^^O) -werden, weil vorläufig nur auf Kleinasien be-
züglich, dort zu besprechen sein. Dagegen möge hier die von
einem um die Pflege geographischer Studien in der Türkei durcli
Herausgabe von Lehrbüchern ^^i) ^nd wissenschaftUchen Publika-
tionen ^^2) verdienten Forscher, B. A. Mystakides^^^j in Konstan-
tinopel, bearbeitete Karte der Asiatischen Türkei (in griechischer
Sprache) genannt sein.
Die Karte, im Maßstab 1 : 2 Mill. in lithographischem Farbendruck (bei
Wolf &, Sohn in München) sehr gefällig ausgeführt, dient zwar in erster Linie
der Gegenwart und ist in diesem Sinne durch die Eiuti'agung der administrativen
Einteilung von allgemeinem Interesse, trägt aber auch der historischen Topo-
graphie durch Aufdruck der antiken Namen in Rot Rechnung. Jedenfalls ist
dieselbe ein erfreuliches Zeichen von sonst in der Türkei noch sehr brach
liegenden geographischen Studien. Den Verlag hat die Buchhandlung Depasta-
Sphyra-Gerard in Galata übernommen.
Dem ehemals in der türkischen Armee tätigen Major R.Huberiss")
verdanken wir jetzt außer seiner früher erschienenen Administrativ-
karte des Türkischen Reiches (PM 1901, LB 406) und der großen
Karte der Libanonprovinz CGrJb. 1909, 280) auch eine soeben er-
schienene Karte der christlichen Kulte in der Asiatischen Türkei.
Die in 1 : 1 250 000 entworfene, durch farbige Signaturen erläuterte Karte
muß hier schon deshalb erwälmt werden, weil die Verteilung der Konfessionen
lief in historischen Verhältnissen wurzelt. Die Karte beruht offenbar auf müh-
samen Erhebungen und gibt ein anschauliclics Bild der konfessionellen Betätigung,
für die Provinz Libanon noch auf einer Nebenkarte in größerem Maßstab.
Das unter Anm. 246 genannte Handbuch von Baedeker um-
faßt jetzt auch '>Die Hauptrouten Mesopotamiens und Bab^donieus
und die Insel C3'-pern«, ist also schon hier zu erwähnen.
Arabien.
Im allgemeinen verweise ich zunächst auf den Bericht von
C^uelle, GJb. 1909, 281 ff. AVegen der Bedeutung moderner
"9) Bd. I ff. Beirat 1900 ff. — '»O) Meine Vorderasienexpedition, I. 1.
Leipzig 1911. CCLXLIV S., 20 Taf. — '»') ncoyoaqixdv 'Ey^eioidtov. 2. Aufl.
Konstantinopcl 1894. 'Ejinoiti] rF.riy>~i< J}-(oyoar/'i'a^. Konstantinopel 1904,
2. Aufl. 1900. — "»2) Vgl. GJb. XIV, lG2f.-" XIX, 354, u. Anm. 186. —
'*^ XdoT)]g T?7s 'AaiaTtyS^c: Tiinoy.lag. 1908. — ^^^") Empire Ottoman. Carte
Statistique des ("ultes ChrMiens. 4 151. Kairo 1911.
Asicu, Arabien. 351
Karten auch für die antilcc Ortskundo erwähne ich hier die neue
große Karte von F. V. lluntor^^^).
Im Bureau der Indischen Laudesaufuahme ausgeführt im Maßstab 1 " ^= 32 M.
(1:2 027 525) ist dies derzeit die grüßte Gesamtkarte von Arabien; die Ver-
arbeitung des Quellenmaterials ist jedoch eine sehr unvollständige und reicht
in dieser Beziehung bei Aveitem nicht an die alten, zu Ritters Erdkunde heraus-
gegebenen Karten oder Stielers Handatlas (GJb. 1905, 159) heran.
Zu dem Art. Arabia in Paulys Realenzykl. (GJb. 1897, 330)
bildet jetzt der Art. Evdui/t(ov ^AQußla (Arabia Felix) ebenda VI,
885 — 91 von Tkac eine wertvolle Ergänzung.
Eine Reihe von Artikeln über Arabien enthält die »Enzj'-klopädie
des Islam« (o. S. 340), Lief. G/7, 1910.
Topographie, Klima, Erzeugnisse 384 — 90 und Völkerkunde 390 — 94 von
M. J. de Goeje, Arabien vor dem Islam 394 — 98 von F. Hommel, Arabien
unter dem Islam 398f., Arabische Schrift 399—410 mit 10 Taf. von B. Moritz,
Arabische Sprache 410 — 12 von A. Schaade, Arabische Dialekte 412 — 19
von Kampffmeyer, Arabische Literatur 419 — 32 von Brockelmann.
Von dem Werke »Südarabische Expedition« der Kais. Akademie
der AVissenschaften in "Wien (GJb. 1905, 159) erschienen seither
Avieder mehrere Bände.
VII. D.H.Müller, Die Mehri- und Soqotrisprache. 3. Shauritexte. 1907,
168 S. »Die Sprache, welche in den Bergen von Zafai am Persischen Meer-
busen gesprochen wird, ist dem Mehri nahe verwandt, zeigt aber sehr ab-
geschliffene Formen dei-selbcn.« Die Texte werden zum Teil mit Mehri- und
Soqotritexten zusammengestellt. — VIII. N. Rhodokanakis, Der vulgärarabische
Dialekt im Dofär (Zfär). 1. Prosaisehe und poetische Texte. 1908, 144 S. —
IX. W. Hein, Mehri- und Hadramitexte, herausgegeben von D. H. Müller.
1909, 200 S.
Eine bedeutende Bereicherung steht miserer Kenntnis von Süd-
arabien durch die jüngst erfolgte Erwerbung des Nachlasses von
E. Glaser (f 1908) seitens der Kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien bevor. Liegt auch der Schwerpunkt derselben in der
\mvergleichlichen Sammlung saöä'j'sc/jcr Inschriften, deren Entzifferimg
gewiß auch für die Topographie und Etlmograpliie des Landes viel
Neues ergeben wird, so finden sich dort aucli zahlreiche Karten-
skizzen und Routenaufnahmen, von deren Verarbeitung eine wesent-
liche Verbesserung unserer Karte von Jemen zu erwarten ist. Mit
der »Archäologie« (d. h. alten Geschichte und Völlierkunde) dieses
Landes wie Arabiens überhaupt beschäftigt sich auch ein umfang-
reiches Buch von Martin Hartmann^s^) sowie eine kleine, aber
inhaltreiche Schrift von B. A. Mystakidesi^G).
Für Nordarabien haben wir zimächst auf die Fortsetzung des
großen Werkes von R. E. Brünnow u. A. v. Domaszew- ski^^'^
hinzuweisen (GJb. 1905, 160).
18<) Map of Arabia and the Persian Gulf. 4 Bl. Kalkutta 1908. —
^*^) Der Islamische Orient. Bd. II. Die arabische Frage. Leipzig 1909. 685 S.
Ref. PM 1909, LB 543. — is^j '/^^jg',.,^. Konstantinopel 1907. 17 S. S.-A.
aus 'AxzTvE?. — 187) Die Provincia Arabia. Bd. II, Straßburg 1905. 358 S.
Dazu OrBibl. 1905, 215. Bd. III, 1909. 403 S. Zahlr. 111. u. Pläne.
352 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Der II. Band behandelt »den äußeren Limes und die Eömerstraßen von
El Ma'an bis Bosra«. Eingehende Beschreibung des Römerlagers von el-Le^güu
und der Ruinen von el-Me§että (GJb. 1905, 166). Geodätische Grundlagen
der Karte und Höhenmessungen bearbeitet von M. Kunze. Zahlreiche Ab-
bildungen und Pläne. Der III. Band enthält eine eingehende Beschreibung von
Bosra. (1 — 84), el-Kanawat (107- — 44) usw. und einen »Überblick über die
Geschichte der Provinz Arabia«, welcher auch für die historische Geographie
wertvolle Abschnitte enthält, so Tabellen der Städte nach den einzelnen Quellen,
Untersuchungen über die ursprünglichen Grenzen der Provinz und ihre späteren
Verschiebungen usw.
Umfassendes Material für Nordarabien liegt jetzt durch die
Eeisen und Forschungen von A. Musil vor, über welche GJb. 1905,
160 nur vorläufige Ergebnisse mitgeteilt werden konnten. Die
topographischen Aufnahmen sind verarbeitet in der »Karte von
Arabia Petraea« 1 : 300 000 i88).
Ausgeführt im k. u. k. Mil.-geogr. Institut, umfaßt die Karte das ganze
Gebiet im Osten des Toten Meeres bis 37°Ov. Gr. ; nach S erstreckt sich die
Zeichnung von ßazze (Gaza) und dem Südcude des Toten Meeres bis 29° 20' N,
während im Westen der 34.° O den Rand bildet. Die Fläche des dargestellten
Gebiets umfaßt beinahe SOOOOqkm. Auf einem besonderen Blatte 1^9) ist Petra
mit Umgebung in 1:20000 dargestellt, die erste über eine bloß skizzenhafte
Andeutung der Lage hinausgehende Aufnahme dieser historisch und archäologisch
so wichtigen Gegend.
Über das Wüstenschloß Kiisejr Anira besitzen wir eine von der
Wiener Akademie herausgegebene monumentale Publikation ^^o). Außoi-
A. Musil, der den Hauptteil des Textes verfaßte, haben sein Be-
gleiter, der Maler A. L. Mielicli, dessen Gemälde von Kusejr Amra
die Moderne Galei-ie in Wien ziert, der Orientalist J. v. Karabacek,
der Kunstliistoriker F. Wickhoff u. a. Beiträge geliefert.
Das Gesamtergebnis seiner bis 1902 ausgeführten Eeisen hat
Musil in einem vierbändigen Werke i^^) zusammengefaßt, das nicht
nur für den heutigen Znstand des Gebiets, sondern auch für die
historische Geographie ein außerordentlich reiches Material enthält.
I. Moah. Topographischer Reisebericht. 1907, 443 S., 1 Taf., 190 Abb.
Topographische Übei-sicht, Reiserouten 1896 — 1902 mit spezieller Behandlung
einzelner besonders wichtiger Örtliehkeiten, wie d-Kerak, Madaha usw. Register
der neuarabischen, hebräischen, syrischen, griechischen, lateinischen, fränkischen
und altarabischen Ortsniimen. — II. Edum. Topographischer Reisebericht.
1. Teil, 1907, K. von Petra (s. o.) u. 170 Abb. Topographische t^bersicht und
Reiserouten 1896 — 1900, ausführliche Beschreibung von Pctm (S. 41 — 150). —
Desgl. 2. Teil, 1908, 299 S., K. des Dreiecknetzes u, 152 Abb. Reiserouten
1901/02, Register wie I. — IIL Ethnologischer Reisebericht. 1908, 550 S.,
62 Abb. Besprechung der einzelnen Stämme nach Gesclilechtern, Wohnsitzen
und Geschichte und allgemeine ethnologische Schilderung. Index der Orts- und
Personennamen und Sachregister. Ref. Glob. XCIII, 1908, 280—85 (J. Goldziher).
'*^ 3 BI. 1907. Dazu »Bemerkungen« von Musil in WieuerZKMorgenl.
1906, 163—68; E. Oberhummer, Arabia Petraea, in NFrPresse 1907,
Nr. 15 274. Vgl. auch GJb. 1909, 282. — '89) Umgebun.gskarte von Wädi
Müsa. Wien 1906. — '»") Kusejr 'Amra. 2 Bde. Wien 1907. 238 S.,
41 Taf. Ref. verz. in OrBibl. 1907, 244. — 19') Arabia Petraea. Wien
1907/08. Ref. OrBibl. 1907, 244.
Asien, Arabien. 353
Seither hat Musil in den Jahren 1908/09 eine neue, sehr
schwierige und erfolgreiche Reise nach Nordarabien jenseits des
früher begangenen Gebiets ausgeführt; seine Forschungen, über die
ein vorläufiger Bericht i^^) vorliegt, erstreckten sich nördlich und
östlich bis zum Euphrat, südlich bis 27° N. Kaum zurückgekelu-t,
unternahm M. 1910 eine weitere Reise in den nördlichen Iledschds^^^),
welche sich bis gegen 26° N nach S ausdehnte und die zwischen
dem früheren Aufnahmegebiet und dem Roten ileer gebliebene
Lücke ausfüllte. Auf beiden Reisen war M. von dem Feldwebel
im k. u. k. Mil.-geogr. Institut R. Thomasberger als Topogi-aphen,
auf der letzten Reise auch von dem Geologen R. Kober begleitet.
Eine große, auf 68 Blättern in 1:300000 gezeichnete Kai'te von
Nordarabien, welche in 1:1 Mill. (einzelne Teile in größerem Maß-
stab) veröffentlicht werden soll, wird das nächste Ergebnis dieser
Reisen sein. Für die historische Geographie von Bedeutung ist,
daß M. den Sinai der Bibel nicht in dem seit cliristlicher Zeit
dafür gehaltenen Gebii-ge, sondern in einem Vulkan östlich des
Roten Meeres im Lande Midian gefunden zu haben scheint.
Nachdem die Lokalisierung des Berges der Gesetzgebung lange Zeit nur
zwisclien dem traditionellen Sinai der Mönche = dsch. Miisa (Ritter, Ti:<elion-
dorf usw.), dem von Burckhardt, Lepsius, Ebers für die älteste christliche Tradition
in Anspruch genommenen dsch. Serbai und der höchsten Erhebung der Halbinsel,
dem dsch. Katherin, geschwankt hat, nötigte die zuerst von dem Engländer
Ch. Beke (1873) aufgestellte Hypothese, daß der Sinai der Bibel ein "Vulkan
gewesen sein müsse, dazu denselben östlich des Akabagrabens zu suchen. Mit
besonderem Nachdruck ist die Vulkanhypothese seither von H. Gunkel (öffent-
lich zuerst 1903) vertreten worden, doch blieben bei dem ganz unzureichenden
Stande der geographischen Erforschung von Nordwestarabien die Versuche, den
Sinai dort zu lokalisieren, vergeblieh. Nunmehr scheint es Musil gelungen
zu sein, in dem von ihm entdeckten Vulkan HaloA-Bcdr, 27° 12' N, 37° 7' O
die Stelle gefunden zu haben, auf die sich mit größter Wahrscheinlichkeit der
biblische Bericht beziehen läßt. Natürlich ändert sicli damit das ganze Bild
des Exodus. Das >; Schilfmeer •< ist nicht mehr bei Suez, sondern bei Akaba zu
suchen, die Wanderung im Sinaigebirge und aller darauf verwandter Fleiß
moderner Exegeten entfallen ganz, da die Halbinsel auf kürzestem Wege durch-
quert wird und die Suche nach den Stationen der Wüstenwanderung kann nun
in Midian aufs neue beginnen. Vergleiche die ausführlichere Darlegung der
ganzen Frage von E. Oberhummer ^''■*). Weitere Literaturnachweise finden
sich noch in der von ausgebreiteter Belesenheit zeugenden Abhandlung von
K. Miketta lä*"), welche aber zuletzt zum Standpunkt der Tradition zurückkehrt
und sowohl die Vulkantheorie wie die Lage außerhalb der Sinaihalbinsel ablehnt.
Mit der historischen Geographie der Halbinsel Sinai beschäftigen
sich die Arbeiten von R. Weill über die altägyptischen Nieder-
lassungen daselbst 195) sowie über die Halbinsel im allgemeinen ^^ß)
192) Nord-Arabien, Wien 1909. 18 S. mit K. S.-A. AnzAkWiss., phil.
Kl., 1909, Nr. XIX. — 'S») im uördlichen Hegäz (Vorher.). Wien 1911.
23 S. S.-A. dgh 1911, Nr. XHL — 19*) Die Sinaifrage. MGGesWicn 1911,
628—41, mit K. — i^*") Wo lag der Berg Sinai? WeidenauerStud. 111, 1909,
77—123; IV, 1911, 117—45. — 195) Recueil des inscr. egypt. du Sinai.
Paris 1904. 243 S,, 6 K. mit 111. Dazu OrBibl. 1904, 334; Sphinx IX, 1906,
41—48. — 196) La presqu'ile du Sinai. Bibl^HEt. XVII, 1908, mit K.
354 E. Obeihmumcr, Länder- und Völkoikundc der üstliclien antiken Welt.
und den Zug der Israeliten ^ 9'^), von H. Gregoire über das Alter
des Sinaiklosters 198)^ dessen Entstehung 546 — 62 n. Chr. angesetzt
Avird, ferner Flinders Petriei99), ü. Schönfeld 200) ^nd L.
Szczepanski (s. u.).
Das reich ausgestattete Buch des bc-kaunten Agyptologen enthält u. a. eine
ITntersuchung des Tempels im Wady Serabit (12. Dynastie) sowie eine Erörterung
des Exodus, welche zu dem interessanten Ergebnis kommt, daß die unmöglichen
Ziffern des Zensus der Stämme in Num. 1 und 2r3 auf ein Mißverständnis zurück-
zuführen sind: Juda 74600 aus 74 a/(7/ (nicht »Tausende«, sondern »Familienc
oder »Zelte«) und 600 als beigeschriebene Ziffer der Personen, Euben nicht
46 500, sondern etwa 500 Personen in 46 Zelten (S. 209 ff.). Hierdurch re-
duzieren sich die exorbitanten Ziffern auf ein wahrscheinliches Maß und lassen
eine tatsächliche Grundlage möglich erscheinen. In einem Anhang tritt C. T.
Currelly für den Serbdl als Berg der Gesetzgebung ein.
Im Gegensatz zu Petrie nimmt Schön fei d in seinem sonst anziehend ge-
schriebenen und gut illustrierten Buche zur Exodusfrage die denkbar reaktionärste
Stellung ein. Er glaubt au eine Million Israeliten auf der Sinaihalbinsel und
an Aufzeichnungen des Moses in Kades-Barneal Gleichfalls auf dem Standpunkt
der Tradition steht natürlich Szczepanski (S. J.), welcher in seinem Reise-
bericht die ganze Exodusfrage erörtert.
Eine neue Karte des Sinai gebiets in 1:250000 wird vom
britischen Greneralstab in Anschluß an die große Karte von Afrika
lierausgegeben^oi). Mit Ausnahme der ägyptisch-türkischen Grenz-
linie beruht dieselbe jedoch nicht auf Neuaufnahmen, sondern nur
auf Verarbeitung des vorhandenen Materials.
Einen Aufsatz von B. Moritz 202)^ »Ausflüge in der Arabia
Petraea«, kenne ich nur aus einer kritischen Besprechung von
A. Musil203). p. Haupt 204) bespricht neuerdings den Durchzug
der Hebräer durch das Bote Meer (mit Vergleicli des Vorgangs
bei Potidaea Her. VUI, 129) und den Palmenhain 205) Strab. XVI,
4, 18 (nicht l)ei Elath, sondern '^Ujüii Miisa entsprechend dem
alten Poseidion). Anderes im GJb. 1909, 283 und Pet. Mitt. 1909,
LB 541 f. (geologische Arbeiten von W. E. llume und T. Barron).
Ein neues Werk über Petra liegt von G. Dalman^oß) vor, eine
besondere Aufnahme und Untersuchung des Kas^- Firaun genannten
Gebäudes von H. Kohl207) (vorzügliche Bilder), ein Reisebericht
»Nach Petra und zum Sinai, nebst Beitrag zur biblischen Geographie
und Geschichte« von L. Szczepanski 208) (g, q.).
Dalman: I. Allgemeiner Teil: Lage, Verkehrsbcdingungcu, Geschichte usw.
II. Ilundgang durch die Feldheiligtümer. Über den Weg nach Petra handelt
der Verfasser auch in -O^).
197) Revfojuiv. LVII, 1909, 19 — 54, 194—238; LVIII, 1909, 23—59. —
19») BCorrllell. 1907, 327—34. — 199) Researches in Sinai. London 1906.
280 S. mit 111. - 200) pje Halbinsel des Siu.ii usw. Berlin. 1907. S. G.lb.
1909, 283. — 201) Africa. Sinai Peninsula Sheet 17D— 17R. Southampton
1909. — 202) MelFacOrBeyrouth 1908, 387—436. — 203) WienerZKMorgenl.
1910, 51—61. — 204) OrLitZtg. 1909, 245—48. — 20.i) Ebenda 248—51. —
20C) Petra und seine Felsheiligtümor. Leipzig 1908. 364 S. mit 111. u. K.
Ref. ZDPalVer. 1909. 247—51 (R. Brünnow). - 207) Kasr Fraun in Petra.
Leipzig 1910. 43 S., 12 Taf. — 20«) Innsbruck 1908. 597 S., 2 K. (Veröff.
d. I',il)l.-])atnst. Sem. 2). — 209) ZDl'alYer. 190S, 259—67.
Asien, Arabien, Palästina. 355
PalävStina.
Eine hochorfrculiclic Erscheinung ist die Bibliographie von Peter
Thomson 210).
Seit der für jeden Palöstinaforscher unentbehrlichen, bis 1878 reichenden
»Bibl. geogr. Pal.« von R. Röhricht (Berlin 1890), war man bis 1394 auf
die biljliographischen Übersichten in der Zeitschr. D. Pal.-Ver. angewiesen ;
nach deren Auflassung bildeten, neben den bibliographischen Verzeichnissen in
einigen theologischen Zeitschriften, die Bibl. Geogr. und die Orient. Bild, sowie
die Berichte in diesem Jahrbuch die einzige Quelle. Nunmehr wird wieder
von einem sachkundigen Bearbeiter der Versuch gemacht, für einen jeweils
größeren Zeitraum die Literatur vollständig zusammenzufassen. Der nächste
Band soll 1915 erseheinen. Eine nachträgliche Zusammenfassung der Literatur
von 1879 bis 1894, so daß die neue Bibliographie unmittelbar an Röhricht
anschließen würde, ist in Aussicht genommen.
Die ältesten ägyptischen und babylonischen Nachrichten über
Palästina bespricht C. R. Conder2ii); über Palästina nach den
Amarnatafeln handelt H. Clauß (s. Anm. 25) und K. Miketta-^^).
über »Die Palästinaliste Thutmosis III« AV. Max Müller^is). p.
Thomsen2i4) verdanken wir ferner »Untersuchungen zur älteren
Palästinaliteratur«, worin die Angaben des Piolemäus und der
Noiitia dignitatum geprüft und durch eine Karte veranschaulicht
werden. Hieran schließen sich die topographischen Bemerkungen
von G. Hölscher2i5) über die Feldzüge des Makkabäers Judas
(1. Makk. 5). Daß Eusehios seinem > Onomastiken « nicht, wie
Thomsen (GJb. 1905, IGl) meinte, ein förmliches Straßennetz zu-
grunde legte, sucht W. Kubitschek2i6) darzutim. Das 1884 ent-
deckte Itinerar der Silvia (GJb. 1896, 317) wird jetzt von K.
Meister^iG'») in den Anfang des 6. Jahrhunderts herabgerückt und
einer gallischen Äbtissin Aethcria zugesclirieben.
Zu den älteren Pilgerschriften sind diesmal außer Neuausgaben
des Textes der Silfia von E. A. Bechtel^i^j und W. Heraeus^i»)
mehrere Studien über den Pilger yon Bordeaux zu erwähnen. E. Hart-
mann2i9) bespricht »Die Palästinaroute desItinerariumBurdigalense«,
das für christliche Pilger als Führer dienen sollte und als solcher
auch benutzt wurde. Anderes siehe unten bei Jerusalem. Von
späteren PUgerberichteu ist mir seit der im GJb. 1905, 161 f. be-
sprochenen Reihe nur die aus dem Nachlaß von R. Röhricht 220)
herausgegebene »Jerusalemfahrt des Kanonilms Ulrich Brunner vom
Haugstift in AVürzburg (1470)« sowie die Beschreibung des Landes
210) Palästina-Literatur. I. Bd.. 1895—1904, Leipzig 1908, 203 S. (Ref.
PM 1909, LB 519); IL Bd., 1905—09, Leipzig 1911, 316 S. — 2") QuartStat.
1904, 168—77. — -12) Die Amarnazeit (Palästina u. Äg}-pten). Münster 1908.
48 S. (Bibl. Zeitfragen 10). — 2i3) MVorderasiatGes. 1907, 1, 40 S., 3 Taf. —
2") ZDPalVer. 1900, 101 — 32, Taf. 3. — 2I5) Ebenda 133—51. — 216) Jahresh.
ÖsterrArchlnst. 1905, 119—27. — 216«) RheinMus. LXIV, 1909,337—92. Vgl.
ByzZ 1910, 234, 643. — 2i7) g. Silviae Percgrinatio. Chicago 1902. 160 S. —
218) Heidelberg 1908. 52 S. — 2i9) ZDPalVer. 1910, 169—88. — 220) Ebenda
1908, 1—50.
35G E. Oberhummer, Länder- imd VölkcrkuDde der östlichen antiken Welt.
durch einen ungenannten Franziskaner (1463), die Ch. Kohler^soa^
veröffentlicht hat, bekannt geworden. Über Leonhard Rauwolffs
Reise (1573) verbreitet sich R. A. St. Macalister22i). »Eine
arabische Palästinabeschreibimg spätestens des 16. Jahrhunderts«
veröffentlichte A. Baumstark 221«).
Von allgememen Arbeiten über Palästina nenne ich als für die
historische Geographie besonders wichtig zimächst die »Loca
Saucta« von P. Thomsen222).
Das Buch enthält ein (nach dem griechischen Alphabet geordnetes) Ver-
zeichnis der vom 1. bis G. Jahrhundert n. Chr. erwähnten Ortschaften Palästinas
mit genauen Quellennachweisen, mehreren Registern und einer Übersichtskarte.
Ein zweiter Band soll später die alten Nachrichten über Jerusalem und die
Klöster behandeln. S, Klein ^23^ jj^fc dazu wichtige Ergänzungen aus der
talmudischen Literatur, Thomsen-^*) selbst einige Nachträge gegeben.
Eine zusammenfassende Darstellung von »Canaan d'apres l'ex-
ploration recente« hat H. Vincent225) gegeben, vgl. u. Anm. 230.
In kürzerer Fassung behandelt den Stoff für weitere Kreise das
ansprechende Buch von P. Thomsen225ft) »Palästina und seine
Kultur in fünf Jahrtausenden«, Nicht gesehen habe ich die »Studien
zur Geographie Palästinas, besonders im Neuen Testament« von
J. Boehmer225?').
Obwohl wesentlich historisch, ist wegen der vielfach neuen
Gesichtspunkte bezüglich der Entstehung des israelitischen Volks-
tums und der Behandlung mehrerer liistorisch-geograpliischer Fragen
das bedeutende Buch von Eduard Meyer226) »Die Israeliten und
ihre Nachbarstämme« hier zu nennen.
In Betracht kommen die Abschnitte »Qades und der Sintd«, »Die älteste
Gestalt des Wüstenzuges«, »Jehova als vulkanischer Feuergott«, wo u. a. auch
die Lage des ursprünglichen Sinai im vulkanischen Gebiet von Midian (s. o.
S. 353) vertreten wird (S. GOf.), »Die Aramäer und die Herkunft der Israeliten«
(235 — 49) und besonders das ganze Buch über »Die Südstämmc« (299 — 471)
mit einem Anhang über »Die angeblichen Länder Musri und Jfclucha in Arabien,
und das augebliche Land Sm-i (gegen Winckler, s. u. Anm. 310).
G. Marmicr227) j^at seine »Contributions <\ la geographie de
la Palestine« (GJb. 1899, 220; 190.5, 133, 162) fortgesetzt.
Zu den früheren Untersuchungen über die Südgrenze von P:dästina (1897),
Palästina und Syrien nach den Amarnatafeln (1901/02), kommen solche über
die Eroberung von Nordpalästina durch Josua (1902), das Territorium Issaschar
nach dem Biich Josua (Bd. XLVI, 1903), das aramäische Ostjordnnland zur
Zeit Davids (dgl.), Sir Alai in den Inschriften Salnianassai-s = Israel (Bd. XLIX.
1903), die isniaelitischen Stämme (Bd. XLVIII, 1904) usw.
Die Yerwaltimgsointcilung in römischer Zeit behandelt S.
Krauß228)^ »Die Grenzen des Westjordanlandes bei der Besetzmig
220°) RevOrL.at. XII, 1909, 1—67. — 221) Q„.irfStat. 1908. 133—41;
1909, 138f., 210—18. — 221«) OrionsChristianus VI, 1907, 238—99. —
222) I. j>d. Halle 1907. 142 S., 1 Taf. — 223) ZDPalVer. 1910, 26—40. —
224) Kbenda 41—43. — "-25) 1.^.;^ 1907. 495 S., U Taf. OrBibl. 1907, 247. —
•-'25«) Leipzig 1909. 108 S., 111. — 225') ZNeutestWiss. IX, 1908, 216 — 29. —
22C) Halle 190G. 570 S. — 227) KevßtJuiv. XXXV— XLVIII, 1897 — 1904. —
228) Ebenda XLVf, 1903, 218— 3(;; LVI, 1908, 27—41.
A?ioii, Pülüstinji. 3f)7
durcli die aus Ilabel hoimkclircntlen Exiilanleri- J. Goldlior^-a),
die kanaanäischen Städte (Lage, Befestigung usw.) nach den neueren
Ausgrabungen H. Yincent230)| über die neueren Ausgrabungen im
allgemeinen referiert H. T hier soll ^^i).
Die ausführlichen und reich illustrierten Berichte beh:indeln: I. Megiddo
(1907, 276—311), II. Thaanach (311—57, mit PL), III. Z«c7<« (1908, 3—38,
mit K. u. PL), IV. TM Zakarija (349 — G6, mit PL), V. TeM es-Sufi (366—84,
mit PL), YI. Teil ed-Dschwleide (384 — 92, mit PL), VII. Teil Sandnhnnna
(392—413, mit PL), VIII. Gczer (1909, 347 — 406, mit PL).
Eine neue Karle des alten Palästinas in 1:GOOOOO mit reich-
haltigem kritischen Text (G S. Fol.) hat R. Kiepert 232) geliefert.
Die historischen Wandkarten von H. Fischer u. H. Guthe^ss)
bg\\\q von E. Gaebler u. E. Oppermann234)^ beide in 1:200000,
dann von H. Haack u. F. Burbach^as) in 1:250000 seien niu-
erwähnt. Über die Wandkarte von G. Leipoldt u. M. Kuhnert^ss)
in 1 : 150000 und andere, meist nicht speziell historisch-geographische
Publikationen, verweise ich auf den Bericht von 0. Quelle, GJb.
1909, 278ff.
Eine lebhafte Diskussion ist über die aus dem Alten Testament
bekannte Redensart, >das Land, da Milch toid Honig fließt«, ge-
fülu-t worden.
Daß Palästina unseren Begriffen von einem solchen Land nicht entspricht,
wird allgemein zugegeben. E. Nestle ^3") bat die Frage aufgerollt und denkt
an Traubenhonig. Dalman^^S) macht sich die Erklärung eines Einheimischen,
»alle Produkte des Landes sind süß und wohlschmeckend wie Milch und Honig«,
zu eigen. L. Bauer^^S) verteidigt den wörtlichen Sinn, Dalman-*0) wieder
seine frühere Erklärung, zu deren Stütze Simonsen-*^) die Aggada ins Treffen
führt. S. Krauß2*2) bringt hierauf zahlreiche Belege aus der rabbinischen
Literatur, in denen auch Dattelhonig und Feigenhonig eine Bolle spielen. Mit
einer Erwiderung von Simousen-*'') schließt vorläufig die Diskussion.
Die Frage der Änderung des Klimas von Palästina seit dem
Altertum ist neuerdings von E. Huntington ^i*) aufgerollt worden,
welcher für periodische Schw^ankungen eintritt und dem Altertum
günstigere Bedingungen zuschreibt.
Bezüglich der neuerdings wieder viel behandelten Rassenfrage
der Bevölkerung von Palästina verweise ich auf Meyer (s. Anm. 226)
sowie die Berichte über Ethnologie und Anthropogeographie im GJb.
1909, 184f. u. 328f.
229) .JbJüdLitGes. IV, Frankfurt a. M. 1906, 169—74: V, 1907, 278—96,
mit K. — 230) RevBibl. 1906, 38—66, 210—44, mit 8 PL Vgl. o. 225. —
231) ArchAnz. (Beibl. z. JbDArehlnst.) 1907—09. — 232) FormaeOrbisAnt. VI,
1911. _ 233) 2. Aufl. Leipzig 1905. — 234) 4, Aufl. Leipzig 1905. —
235) Gotha 1907. — 236) Dresden 1905. Ref. GZ 1906, 536 f. (Kirchhoff). —
237) MNachrDPalVer. 1902, 42—44. — 238) Ebenda 1905, 27—29. —
239) Ebenda 05—71. — 240) Ebenda 1906, 81—83. — 24i) Ebenda 1907,
39f. — 242) ZDPalVer. 1909, 151—64. — 243) Ebenda 1910, 44—46. —
2**) The Climate of Aucient Palestine. 30 S. S.-A. BAmGS 1908. Dazu
GZ 1911, 395 f. (E. Banse, ablehnend).
358 K. Obcrbumnicr, Länder- nnd Völkorkuntle der östlichen antiken Welt.
Bemerkenswert ist eine Notiz von W. Spiegelberg 2*»), wonach der Name
der Hebräer nicht = 'ibri, »die Jenseitigen«, sondern = habim (Amarnatcxte),
»die Umherziehenden, Beduinen« im Sinne der seßhaften Kanaanäer.
Für die Geschichte des Verkehrs ist bedeutsam ein Aufsatz von
R. Hartmann 245«) Xihev »Die Straße von Damaskus nach Kairo«.
Zug der Straße im Altertum, ihre Benutzung in arabischer Zeit und unter
der Frankenberrschaft, Beschreibung nach Jäküt, die Poststraße Baibars', Ver-
fall des Landverkehrs in der Folgezeit und Ersatz durch den Seeweg.
Eine mir erst jetzt bekannt gewordene, für die historische Greo-
graphie des Landes wichtige Arbeit von S. Vailhe^^ö^) über die
Klöster Palästinas (alphabetisch mit zum Teil in das Altertum zu-
rückreichenden Quellennachweisen), möchte ich hier schon deshalb
nachtragen, weil sie an einer ganz außerhalb des geographischen
Gesichtskreises liegenden Stelle veröffentlicht ist.
Von Baedekers 246) trefflichem Handbuch, das auch über die
wichtigsten Fragen der historischen Geographie rasch und verlässig
informiert, ist wieder eine neue, erweiterte Ausgabe erschienen.
Als eine neue periodische Publikation über Palästina erwähne
ich das »Palästina] ahrbuch des Deutschen evangelischen Instituts
für Altertumswissenschaft des heiligen Landes in Jerusalem. Heraus-
gegeben von G. Dalman«247),
Von geographischen Beiträgen ist bemerkenswert V. Schwöbel^^S)^ »Die
geographischen Verhältnisse des Menschen in der Wüste Judci". (Vorläufer einer
größeren Arbeit).
Nur aus Zitaten in Orient. Bibl. kenne ich die seit 1904 in
Jerusalem erscheinende Zeitschrift Ntu ^mn', welche zahkeiche
topographische Artikel enthält, aus gelegentlicher Benutzung ferner
die jüdische Pubhkation »Jerusalem, Jahi'b. z. Beförd. ein. wiss.
Kenntnis des jetzigen und des alten Palästina, herausgeg. von A. M.
Luncz« (Bd. VH, Jerusalem 1907).
Eine fleißige Zusammenstellung der Materialien über das Tote
Meer von den ältesten Quellen bis zu den neuesten Arbeiten ent-
hält die Programmarbeit von K. Meusburger^^S). Anderes hier-
über und über das Tal des Jordan s. GJb. 1909, 279.
In der Landschaft Judäa konzentriert sich die Forschung nach
wie vor am intensivsten um das alte Jerusalem. Zusammenfassende
Werke hierüber haben geliefert K. Mommert^so)^ George Adam
Smith25i) und S. Merrill252).
Mommert: L Zion und Akra. 1901, 393 S. Ausführliche Diskussion
der verschiedenen Hypothesen. — IL Das salomonische Tempel- und Palast-
245) OrLitZtg. X. 1007, 618—20. — 245«) ZDMGes. LXIV, 1910, Ü65
bis 702, — 2454) RevOrChret. IV, 1899, 512—42; V, 1900, 19—48, 272 — 92. —
246) Palästina und Syrien. 7. Aufl. 1910. — 24?) Berlin 1905ff. Ref. ZDPalVer.
1907, 220f.; 1908, 307 f.; 1909, 175f.; 1910, 231 ff. — 248) Ebenda III,
1907, 76—132. — 249) Das Tote Meer. 3 Teile. Brixeu 1907—09, 181 S, —
250) Topographie des alten Jerusalem, I — IV. I^eipzig 1901 — 07. — 251) Jerus:ücm.
2 Bde. I>ondon 1907/08. 498 u. 631 S. mit 111. u. K. Vgl. OrBibl. 1908,
194. — 252) Ancient .Jerusalem. London 1908. 419 S. mit K.
A^'ic'n, Palästina. 359
quartier anf Moriah. 1903, 306 S., ') Taf. — III. Salomons Mauerbaii, die
Wasserversorgung Jerusalems, der Mauerbau des Manasses. 1905, 174 S.,
1 K. — IV. Der Mauerbau des Nehemias, die Akra der Syrer, die Baris
Antonia, der Königspalast Herodes d. Gr., die Agrii)i)amauer und Jerusalems
alte Gräber. 1907, 340 S., 2 Taf. — Das Werk von G. A. Smith schließt
sieh an dessen »Historical Geography of the Iloly Land« (GJb. 1899, 220) au
und gibt eine ebenso vorzüglich (mit Karten, Plänen und Ansichten) ausgestattete
als inhaltlich wertvolle Darstellung der Topographie und Geschichte der Stadt
von den ältesten Zeiten bis zur Zerstörung im Jahre 70 n. Chr. Es ist wohl
das beste, was wir derzeit über das alte Jerusalem besitzen. Ausführliches
Referat von F. Jeremias in Pet. Mitt. 1909, LB 537. Zu Merrill s. Or.
Bibl. 1908, 193.
Kartograplüöch hat A. Kümmel 253) unser derzeitiges Wissen
vom alten Jerusalem verarbeitet und einen ausführlichen kritischen
Text beigefügt.
Die »Karte der Materialien zur Topographie des alten Jerusalem ;< (1904)
ist in 1 : 2500 mit Schichtlinien von je 3 m Höhenabstand gezeichnet, antike
Topographie in Schwarz, heutige in Rot. Die Höhenwerte beziehen sieh auf
den Felsboden, geben also ein Bild des Geländes vor der ersten Besiedlung.
Der Text gibt hierzu einen genauen Quellennachweis für die einzelnen Höhen-
punkte und enthält außerdem gründliehe Studien über die Mauern der Stadt
und des Tempelplatzes, die Wasserversorgung der alten St.adt, ihre Straßen,
Gebäude, Gräber usw.
Über Jerusalem beim Pilger von Bordeaux (s. o. Anm. 203)
handeln R. Eckardt-ö^) und K. Mommert^ss), über den >Raum
des Tempels nach Estorihap-Parchi«, einem spanischen Rabbiner
(um 1300), L. Grünhut256)^ über Aelia imd das Lager der X. Legion
C. W. Wilson 257)^ über das Jerusalem der Kreuzfahrer P. Volz^ss).
»Grabeskirche (in Jerusalem) und Äpostelkirche (in Konstantinopel)«
behandelt monographisch A. Heisenberg^s^), hauptsächlich vom
kun stliistorischen Standpunkt.
Unter dem etwas anspruchsvollen Titel »Jerusalem sous teiTe«
berichtet H. V.2ö9a) über die jüngsten Ausgrabungen am Opliel,
wie der Tempelhügel in einigen Bibelstellen auch genannt ynv(\.
Die Ergebnisse sind wesentlich archäologisch und nur durch den
Nachweis der zur Quelle Siloah führenden Timnelverbindungen auch
topographisch von Bedeutung.
Von Einzelfragen der Topographie kann ich nur die wichtigsten kurz
hervorheben, so über Golgotha und das hl. Grab C.W. Wilson 260) (Lage nicht
zu erweisen!), W. F. Birch^si) (auf Zion = Osthügel), H. Appel262) (für die
Echtheit der Tradition), E. Nestle 263^ [golgota von den Evangelisten verschrieben
für gogolta); über die Akra Ch. Watson, J. M. Teuz, Birch u. a.^^*); die
253) Materialien zur Topographie des alten Jerusalem. Halle 1906. 198 S.,
K. in 2 Bl.-Fol. Ref. PM 1906, LB 387. — 254) ZDPalVer. 1906, 72—92;
dazu E. Nestle, ebenda 193ff. — 255) Ebenda 177—93; 1907, 212f. —
256) Ebenda 1908, 281 — 90, Taf. IH. — 257) QuartStat. 1905, 138 — 44, mit
PI. — 258) PalJb. III, 1907, 56—71. — 259) 2 Bde. Leipzig 1908. Ref.
ByzZ 1909, 538—60 (O. Wulff). — 259») London 1911. 45 S. mit zahlr. Taf, —
260) Quartstat. 1903, 51—63, 140—53, 242—49; 1904. 26—41; 1906, 269
bis 274. — 261) Ebenda 1907, 73—76, 140—47. — 262) PalJb. 1907, 17—33. —
263) ZDPalVer. 1905, 40 f., 150. — 264) QuartStat. 1906, 50—54, mit PI.
158, 206—09; 1907, 290—93; 1908, 79—82.
360 E. Oberhumincr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
via dolorosa G. Dalman^^a); Jen Felscndom H. Grcßmann^ßß) und Rieh.
Hartmann266a). j^q heiligen Fels auf dem Moria (eine uralte, vorisraelitische
Kultstätte) ß. Kittel2C7); die dritte Mauer H. Vincent268); den Teich Bcthcsda
E.W. Masterman269) und K. Mommert^TO^. (j^u Urunnen Hiloah dcrselbe"^^');
das Tal des Kidron J. Thoinü-"^^. Eine Geschichte von Gethsemane hat H.V.
Trusen2"3) geschrieben.
Auf die wichtige Arbeit von M. Blanckenhorn^?*)^ »Geologie
der näheren Umgebung von Jerusalem« (mit Karte 1:10000), weise
ich liier hauptsächlich deshalb liin, weil sie in dem Bericht über
Asien, GJb. 1909, 279, übersehen worden zu sein scheint. Über
die neueren englischen Ausgrabimgen in Jerusalem berichtet P.
Thomsen275). Daß das Matth. 26, 32; 28, 7; Mark. 14, 28; IG,
7 genannte Galilaea bei Jerusalem auf dem Ölberg oder in dessen
Umgebung zu suchen sei, hat nach dem Vorgang von Rud. Hoff-
mann276) neuerdings A. Res ch 277) gezeigt.
In der weiteren Umgebung von Jerusalem behandelt F. Fenn er 278)
die Ortslage von Bethanien; F. Hagemeyer279) Gibea, die Stadt
Sauls; J. Lepsius280) Jas vorsalomonische Heiligtum auf dem Nehi
Samwil; R. Hart mann ^81) ]\[ehi Musa. Über die Ausgrabungen
von Sellin u. a. in Jericho liegen erst vorläufige Mitteilungen vor,
so von L. Saad282)^ eine lange Reihe von solchen über Gezcr von
R. A. St. Macalistor283) (ygi. GJb. 1905, 163). Über Teil cl
B.esi (Lac]iis) berichtet, außer Thiersch (Anm. 231), P. Thorasen^s-t)^
über die Städte des Negeb (Südlandes) C. Haus er 285). Eine Ge-
schichte von Gaza hat Martin A. Meyer286) geschrieben.
Samaria. Über Sichein und Umgebimg handelt G. Hol scher 287)^
über die Stadt Samaria und ihre Verkehrswege G. Daiman288)_
Zu dem Ausgrabungsbericht über Teil Ta'annek {Thaanach, GJb.
1905, 165) hat E. Sellin289) noch eine »Nachlese« gegeben. Für
Teil el Mutesellim [Megiddo, ebenda) liegt jetzt der Anfang des
•-K5) PalJb. II, 1906, 15—26, mit PI. — 266) Ebenda IV, 1908, 54—66. —
266") Der Fesendoni in Jerusalem und seine Geschichte. Straßburg 1909. 73 S.,
5 Taf. (Zur Kunstgesch. d. Ausl. 69). — 267) StudHebräischenArch.äol. Leipzig
1908. 1—96. — 268) RevBibl. 1908, 182—204, 367 — 81. — =69) ßiblWorld
XXV, 1905, 88—102. — 270) Der Teich Bethesda. Leipzig 1907. 87 S.
PM 1909, LB 538. — 27i) Siloah. Leipzig 1908. 96 S. ZDPalVer. 1910,
55f. _ 272) ZDPalVer. 1908, 272—81. — 273) Ebenda 1910, 57—97. —
274) Ebenda 1905, 75—120, Taf. II f. — 275) MNachrPalVcr. 1908, 54 — 69,
81—86 (mit PL). — 270) Galiläa auf dem Ölberg. Leipzig 1896. — 277) pas
Galiläa bei Jerusalem. Leipzig 1910. 55 S. mit K. — 278) ZDPalVer. 1906,
151—77, Taf. IV (PI.). — 279) Ebenda 1909, 1—37. — 280) Das Reich Christi
VI, 1906, 103—34, mit K. — 28i) MNachrDPalVer. 1910, 65^75. — 282) Qlob.
XCVI, 1909, 9—13, mit 111. — 283) QuartStat. 1904/05 (vierteljährl., mit 111.
u. PI.); 1907-09 (dgl.); dazu L. Saad in Glob. XCV, 1909, 171 — 74, mit
XU. — 284) MNachrDPalVer. 1908, 1—13. — 285) QuartStat. 1906, 213 bis
221. — 286) iiistorv of the City of Gaza. New York 1907. 182 S. —
287) ZDPalVer. 1910, 98—106. — 288) PalJb. 1906, 27—43, mit K. —
289) Dcnks.MvWicn, phil. KL, XLII, 3, 1905, 41 S., 5 Taf. Ref. MNachrD
PalVer. lOOü, 2 19 f.
Asien, P.'dä-stina. Stil
abschließenden Werkes 290) ci^yi- ([[(. lOö;} — Oö vom Deutschen
Palästinaverein veranstalteten Ausgi-abungen vor. Der erste Band
des unter Redaktion von C. Steuernagel erscheinenden Werkes
enthält den Fundbericht von G. Schumacher, von dem auch die
Fortsetzung der vorläufigen Ausgrabungsberichte in 29i) herrührt.
Besondere Erwähnunc( verdienen hier die vorzüglichen von (i. Schumacher
aufgenommenen Pläne: Umgebung des Teil 1:5000 mit den römischen Lagern
von el Ledschan und cd Dscheleme (neuentdeckt), der Teil in 1:10000, Detail-
plane 1 : 100.
Den Karmel hat E. Graf v. Mülinen'^QS) zum Gegenstand einer
sehr eingehenden Monograjjhie gemacht, welcher eine Karte in
1 : 63360 und eine besondere Skizze der Nordwestspitze in 1 : 41 822
beigegeben ist. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im volkskimd-
lichen Teil und in der topographischen Einzelbeschreibung.
Galiläa. Außer den letztgenannten Örtlichkeiten, die in weiterem
Sinne noch zu Galiläa gerechnet werden können, sind hier zunächst
die freilich nur für Kenner des Hebräischen benutzbaren »Beiträge
zur Geographie und Geschichte Galiläas« von Samuel Klein 293)
zu nennen, eine Untersuchung über die bei dem Synagogaldichter
Eleasar Kalir (9. Jahrhundert n. Chr.) genannten Priesterorte.
Es »wurden besonders die Angaben der talmudisch-midraschischen Literatur
herbeigezogen und verwertet. Hierbei zeigte es sich wiederum, daß diese Lite-
ratur eine fast unerschöpfliche, noch immer nicht genügend gewürdigte Quelle
für die topographische Erforschung des IIl. Landes, insbesondere aber Galiläas
ist. Sie enthält nicht nur eine große Zahl solcher Ortsnamen, die sonst bei
den zeitgenössischen Schriftstellern überhaupt nicht erwähnt sind, sie bietet
auch eine Fülle von Einzelheiten, die teils zur topographischen Bestimmung
der einzelnen Orte, teils zur näheren Beschreibung namentlich der größeren
Städte verwertet werden können.«
An einem besonderen Beispiel zeigt S. Klein 294)^ Jaß der
heutige Name el-Battof der im Altertum Äsochis genannten Ebene
schon in rabbinischen Quellen nachweisbar ist und wahrscheinhch
im 2. Jahrhundert n. Chr. aramäisch Betöfa lautete. Eine Notiz
von E. W. G. Mast er man 295) über die Lage von Kapernaum
(= Tel Hum) bringt nichts Neues.
Ostjordanland. Ein Ereignis für die geographische Kenntnis
dieses Gebiets ist das Erseheinen der von G. Schumacher296) jj^
Auftrag des Deutschen Palästinavereins bearbeiteten »Karte des
Ostjordanlandes« in 1:63360, über deren Aufnahme H. Guthe297)
berichtet.
Die Karte ist auf 12 Blätter berechnet, von welchen bis jetzt Blatt A 5
und ß 5 (1909), das südliche Adschlun (Gilead) östlich des Jordan und nörd-
290) Teil el-mutesellim, L Leipzig 1908. Textbd. 192 S., 1 Taf.; Tafelbd.
IV S., 50 Taf. — 29ij MXachrDPalVer. 1905, 1—26. 81 f.; 1906, 1—70, mit
vielen 111. — 292) Beiträge zur Kenntnis des Karmels. ZDPalVer. 1907, 1—207;
1908, 1—258, Taf. I/II. Das ganze auch selbständig, Leipzig 1908. 349 S.,
2 K. Ref. PM 1909, LB 540. — 293) Leipzig 1909. 112 S. mit K. —
29*) MNachPalVcr. 1908, 33 ff. — 295) QuartStat. 1905, 220—29. — 296) Karte
des Ostjordanlandes. Leipzig. — 297^ MVELeipzig 1909, 35 — 50.
GeogT. Jahrbuch XXXIV". 24
362 E. Obcrhiimmcr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
lieh des Nahr-ez-Zerka (Jabbok) umfassend und soeben (1911) noch A4, das
nördliche Adschlun bis zum Unterlauf des Jarmuk, erschienen sind. Die Aus-
führung (bei Wagner & Debes in Leipzig) in Chromolithographie ist gefällig,
Gelände in brauner Schummerung, Gewässer blau (Fiumaren rotbraun), die
möglichst dem topographischen Bilde augep:ißten Ortszeichen teils rot, teils
schwarz, Landesgrenze grün, Schrift und Verkehrswege schwarz. Leider
tragen die beiden Blätter keine Jahreszahl, was in der Folge un-
bedingt nachgeholt werden sollte! Durch diese Karte wird endlich die
Kenntnis des Ostjordanlandes auf eine ähnlich sicliere Grundlage gestellt, wie
wir sie für das Westjordanland seit 1880 durch die vom Palestine Exploration
Fund herausgegebene Aufnahme von C. R. Conder u. II. H. Kitchener in gleichem
Maßstab besitzen. Die Karte wird sich nördlich bis zum großen Hermon, öst-
lich bis zum Haurangebirge erstrecken. Eine Einbeziehung der südlieh vom
Jabbok gelegenen Landschaften Arumon und Moab scheint leider nicht geplant
zu sein.
Nachträglich erwähne ich eine reich ilhistrierte Reiseschilderung
von L. Gautier298)^ (Jer schon früher^os) einen Ausflug in das
Ostjordanland beschrieben hatte. Die Römerstraße von Kerak nach
Madeha bespricht G. A. Smith 300)^ über Madeba selbst hat M.
Metaxakis^''!) eine Reihe von Aufsätzen veröffentlicht.
Phönizien. »Die Bedeutiuig der Phönizier im Yölkerlebeu«
schildert "W. Frhr. v. Landau 302). Die Geschichte der Stadt Sidon
behandelt F. C. Eiselen ^03)^ »Bas Vorgebirge am Nahr-el-Kelb und
seine Denkmäler« H. Wincklcr^04)^ dje Topographie von Balanaca-
Leukas J. Rouvier^os). pje GJb. 1905, 16G erwähnte Reihe von
Studien über den Libanon hat H. Lammens^oß) jetzt in einem
zusammenfassenden Werke vereinigt.
1. Teil. Archäologie und Geschichte (Einzelfragen). 148 S. 2. Teil.
Geographie und Ethnographie: Der Libanon in der antiken und arabisciien
Literatur. Die alten Völker des Libanon. Die Maroniten. Häfen, Hydro-
graphie, Klima usw. Ortsnamenkunde. 256 S.
Syrien.
Hauptsächlich noch auf das vorgenannte Gebiet beziehen sich
die »Notes de geogi'aphie syrienne« von H. Lammens^o?).
1. Der syrische Distrikt Gazr. 2. Der Libanon nach Idrisi (242 — 49).
3. Fränkische Topographie des Libanon (S. 250 — 71, zahlreiche Örtllelikeiteu
besprochen). 4. Die Nosairier.
Eine von Privatleuten geförderte amerikanische Expedition^^s)
nach dem nördlichen Mittelsyrien und dem Dschebel Hauran (1899
bis 1900) hat anscheinend neben archäologischen auch topographi-
sche Ergebnisse gezeitigt, docli stehen die letzteren noch aus.
298) Autour de la Mer Morte. Le Globe XXXIX, 1900, Mem. 25—157,
mit K. — 299) Ebenda XXXIV, 1895, 109—70. — ^OO)- QuartStat. 1004,
367—77; 1905, 39—48, 148f. — 3<") Nea lubv I— IV, nach OrBibl. 190G,
228; 1908, 193. — '^^-) Leipzig 1905. 44 S. (ExOrLux. I, 4). — S"») New York
1907. 172 S. (ColUnOrStud. IV). — 304) Leipzig 1909. 28 S. (Der alte
Orient X, 4). — ^os) KevBibl. N. Ser. I, 1904, 572 — 76. — »»ß) Lc Liban.
2 Teile. Beirut 1906. — 3°^) MelFacOrBeyrouth I, 1906, 239—83. —
308) puhl. of an Amer. Archaeol. Exped. to Syria 1899/1900. New York u.
lycidcn.
Asien, Palästina, Syrien. 363
Von den Publicatious' liegen bis jetzt vor: Part II. Arcliitocture, von H, C.
Butler. New York 1904. 433 S. — Part IV. Scmitic Inscriptlons, von E.
Littmann. New York 1905. 230 S. — Part VI. Modem Arabic Tales, von
E. Littmann. Bd. I, Leiden 190.').
Eine ähnliche Veröffentlichung sind die »PubJications-'"^^) of the
Princeton üniversity Archaeological Expeditions to Syria in 1904
to 1905 and 1909.«
Die mir bis jetzt vorliegenden Hefte Section A. Southern Syria, Part 2
(1910) und Section B. Northern Syria, Part 2—4 (1909/10) enthalten teils
architektonische (Division II) teils epigraphische (Division III) Aufnahmen. Erstere
enthalten zahlreiche Aufnahmen, Piisse, Pläne usw. sowie eine Übersichtskarte
des südlichen Haurän nach Aufnahmen von F. A. Norris, 1904/05.
Über den Namen Suri (Syiien) hat H. Winckler^ioj eine be-
achtenswerte Untersuchung geliefert. Vgl. S. 356 und 367.
Die von Nöldeke aufgestellte Erklärung des Namens Syrüi als Abkürzung
von Assyria ist (nach W.) nicht mehr haltbar, die Einwände E. Meyers (Israe-
liten 469) seien zurückzuweisen. Der Name Suri erstreckt sich in Überein-
.stimniung mit Strabo 731 von Mesopotamien bis an den Halys. Die Letiko-
syrcr sind aus falscher Etymologie zu erkläi'en; vgl. dazu E. Nestle •'^').
Auch Über den Namen Kolh] ^voi'a, Coelesyria, hat W. Spiegel-
berg3i2) eine neue Vermutung aufgestellt.
In KoiXt] stecke der ägyptische Landesuame Il-r, vokalisiert Hoir,
»Die älteste Gescliichte der Aramäer« behandelt M. Streck ^^3)^
ilu'e gesamte historische Stellung S. Schiffer^i^j.
Aus dem Inhalt: Die Aramäer in den Keilinsehriften und im Alten Testa-
ment. Emporkommen und Entwicklung des Aramäertums (seit dem 14. Jahr-
hundert V. Chr. von Mittelsyrien aus). Staaten und Siedlungen der Aramäer.
Von Einzelheiten seien erwähnt ein »Führer durch die Ruinen
von Baalhek« von 0. Puchstein^is), dazu ein kurzer Artikel nlit
(ungenügenden) Literaturangaben von M. SobernheimSie^, über
Antiochia der Art. »Antakiya« (reiche Literatiu-nachweise) von M.
Streck 31'^), über die Römerstraße von Antiochia nach Ptolemais
ein Aufsatz von R. Mouterde^is)^ xiber Sergiopolis = Rusafa (Resafa)
eine vorläufige Mitteilung von F. Sarre^*^), über Hierapolis =
Mabog (j. Mumbidsch) ein (hauptsächlich archäologischer) Bericht
von D. G. Hogartli3i9«). Über die Ausgrabungen in Sendschirli
(GJb. 1896, 336) liegt nach langer Pause eine Fortsetzung vor.
Nach dem ersten, 1893 ei-schienenen Heft, welches die Einleitung und
Inschriften nebst einer Karte von 11. Koldewcy enthielt, wurde 1898 das
zweite Heft »Ausgrabungsbericht und Architektur« mit 25 Tafeln (darunter
Taf. 28 f., Plan der Burg mit der Unterstadt), 1902 das dritte Heft und jetzt
soeben (1911) Heft 4 der »Ausgrabungen in Sendschirli« (S. 237 — 380, Taf.
LXI — LXVII) herausgegeben. Es enthält den Bericht von F. v. Luschan
309) Leiden 1909 ff. Dazu BvzZ 1909, 278 ff.; 1910, 658 f. — 3i0) OrLitZtg.
X, 1907, 281—99, 345—57, 40'l — 12. — 3") Ebenda 547 f. — »12) Ebenda
IX, 1906, 106—08. — 313) Klio VI, 1906, 185—225. — 3i4) Leipzig 1911.
207 S. mit K. — 3i5) Berlin 1905. 40 S., 2 Taf. — 3i6) Enzykllslam 1911,
564—66, mit PI. — 3i7) Ebenda 1910, 375—78. — 3i8) MelFacOrBeyrouth
n, 1907, 336—45. — 3i9) MonatshKunstwiss. 1909, 95—107, mit 111.; vgl.
PM 1909, 348. — 319°) AnnBritSchAth. XIV, 1907/08, 183—96.
24«
364 E. Oberhiimmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
über die fünfte Grabung 1902, die Bearbeitung der Bildwerke und Inschriften
durch denselben und der Architektur durch G. Jacoby. Vergleiche dazu
D. H. Müller ^20) über eine für die Anfänge der aramäischen Sprache hoch-
wichtige Inschrift. B. A. Mystakides ^^i)^ welcher der dritten Grabung (1894)
als Vertreter der Museuni.sverwaltung in Koustantinopel beiwohnte, hat seine
eigenen Beobachtungen in ZivöCiqU nebst einem Bericht über die Reise dorthin
nun unter dem Titel 'E:!tioz)]^iovi>iij 'Ey.Sno/irj veröffentlicht.
Wegen der Hethiter verweise ich wieder auf OrBilil. 1904,
213; 1905, 201; 1906, 212; 1907, 224f.; 1908, 1751
Ämnrru, d. h. das Land der Amoriter in Mittel- und Nordsyrien,
nimmt A. T. Clay^22^ ^\^ Urheimat der Semiten in Anspruch und
^\^I1 damit der herrschenden Annahme von der Beeinflussung der
■westsemitischen Kultur durch Babylon ien entgegentreten.
Im Anhang Erörterungen über Ur der Chaldäer, den Namen Jerusalem usw.
Mesopotamien.
Eine eingehende Untersuchung der römischen Euphratgi-enze
von Pompejus bis zur arabischen Eroberung hat V, Chapot^^S)
geliefert; für die Einzelheiten muß auf das Register verwiesen
werden. Die oft geschilderten (Moltke, Naumann usw.) eigentüm-
lichen Fahrzeuge auf dem Euphrat und Tigris bespricht mit Bezug
auf Her. I, 194 K. T. Frost324). Art. Euphrates von Weißbach
in Paulys Realenzykl. YI, 1195—1215.
An der Grenze von Mesopotamien und Armenien bewegt sich
das wichtige Werk Amida von M. van Berchem und J. Strzy-
gowski^'-is^^
Das Werk beruht auf photographischen Aufnahmen, welche der französische
General L. de ßeylie im Gebiet von Amida, dem heutigen Diarbekr, ausgeführt
und Miß G. L. Bell, besonders für das Gebiet des Hochlands Tur Ahdin, ver-
vollständigt hat. Dort finden sich Klosterbauten, die zu den ältesten bis jetzt
nachgewiesenen gehören und eine ganz neue Vorstellung von der Bedeutung
des Klosterwesens zwischen Edessa, Nisibis u. a. im 4. bis 6. Jahrhundert geben;
sie sind von Miß Bell selbst bearbeitet. Der Haiiptteil des Werkes besteht
aus der französischen Bearbeitung der arabischen Inschriften und der Geschichte
und Topographie von Diarbekr durch van Berchem sowie aus den kunst-
historischen Untersuchungen von Strzygowski über die Anfänge der christ-
lichen Baukunst, die hier eine selbständige Entwicklung genommen und die
mittelalterliche Kunst Griechenlands beeinflußt hat. In einem Anhang zeigt
L. V. Schröder, daß die durch H. Wiucklers Entdeckungen in Boghazköi
nachgewiesene arische Sprache der C/iarri (von denen Harrän benannt ist) in
Nordmesopolnmien (um 1400 v. Chr.) übernLsehende Übereinstimmungen mit
dem seit kurzem in Ostturkestan als Sprache der Indoskythcn nachgewiesenen
Tocharischcn aufweist. Vergleiche das Referat v. Schröders im Anz. Kais.
Ak. Wiss., phil. Kl., 1910, 140 ff.
Eine Gescliichte der Ausgrabtmgen in Assyrien und Babylonion
gibt H. Hilprecht=^2G) J)[q älteste Hauptstadt Assyriens, welche
320) AnzKaisAkWiss., phil. Kl., 1911. Nr. XXlll. — 32i) 'H/iFoo?.6yior
'Ay-zlreg 1908, 224—46. — '^"^) Amurru. riiihulelpbia 1909. 217 S. mit K. —
323) BiblKcFr. XCIX, 1907. 402 S. mit K. — 324) AnnBritSchAth. XII,
190.J/0Ü, 190—95. — 325) Heidelberg 1910. 392 S., XXIII Taf. — 326) ßx-
cavations in Assyria and Babylonia. Philadelj)liia 1904. Die Ausgrabungen
in Assyrien und Bahylonien. 1. Teil, Leipzig 1904. 208 S. mit K.
Asien, Syrien, Mesopotamien. 365
gleich dem Stamme und dem Nationalgott Assi{7' hieß und der
Landschaft den Namen gegeben hat, ist frühzeitig durch die spätere
Hauptstadt Nineveh verdunkelt worden und war, da sie die klassi-
schen Schriftsteller nur unter anderem Namen {Kainai bei Xen. an.
n 4, 28) erwähnen, bis vor kurzem kaum bekannt. Die Erforschung
der am rechten Tigrisufer unter 35^° N gelegenen Ruinen hat seit
1903 die Deutsche Oricntgesellschaft in die Hand genommen.
Bis jetzt erschienen: W. Andrae, Der Ann Adad-Tempel in Assuräse«).
Sonst vgl. über Assur Paulys Realenzykl. II, 1752; E. Meyers Gesch. d. Alt.
2, Aufl., I, 2, 464, 538 f.; Baedekers Palästina 7. Aufl., 394; Helmolts Weltgesch.
III, 46.
Die bisher kaum bekannten Ruinen von Hatra (GJb. 1905, 169),
etwa 40 km westlich von Tigris und 80 km südlich von Mosul,
jetzt el Hadr, einer Stadt, die unter den Parthern (1. und 2. Jahr-
hundert) ihre Blütezeit eiiebto luid durch den Sassaniden Sapor I.
(242 — 72) zerstört wurde, sind jetzt durch W. Andrae ^2?) abgebildet
und beschrieben worden. Die historische Topographie der Land-
schaft am Tigris, kleinen Zab und Dschebel Hamrin (Reste antiker
Siedlungen der assyrischen, persischen, hellenistischen, römischen
Zeit, Nachi-ichten der klassischen Schriftsteller) behandelt E. Herz-
feld328)^ welcher an anderer Stelle ^29) ein Programm für »Die
historische (ireographie von Mesopotamien« überhaupt entwickelt hat.
Zur Geographie Bahyloniens nach den keilinschriftlichen Quellen
hat M. Streck wieder mehrere Beiträge geliefert, wozu auch oben
S. 331 zu vergleichen.
Der erste '3") behandelt den Xanieu des Laudes Suprkt, über welches jetzt
auch Schiffer (s. Anm. 314), S. 146 — 52, zu vereleichen, und das Labbana
des Ptol. V, 18, ein zweiter 3"') den kassitischen Namen Karduniaä für Süd-
babylonien; in einer besonderen Abhandlung ^^-) werden die nomadischen Völker-
schaften Babyloniens und dos angrenzenden Elam aufgezählt und nachgewiesen.
»Die sumerischen und akkadischen Königsiu Schriften« liegen
jetzt in Umschrift und Übersetzung von F. Thureau-Dangin^ss)
vor. >'Sumerier und Semiten in Babylonien« betitelt sich eine
besonders für die Kenntnis des Rassentypus dieser beiden Be-
völkerimgselemente wichtige Abhandlung von Ed. Meyer ^34). Be-
züglich der bedeutenden Arbeit von W. "Willcocks über die alten
Bewässerungsanlagen am Tigris sei auf GJb. 1904, 55; 1909,
281 verwiesen. Eine poi)uläre »Geschichte der Stadt Bahylonc
hat H. Win ekler 335) geschrieben, über die Ausdehnung der Stadt
J. Oppert336), 2u dem Werke »The Babylonian Expedition of
326«) Leipzig 1909. 95 S., 34 Taf. (10. wiss. Veröff. d. DOrGes.). —
327) Hatra. Leipzig 1908. 1. Teil, 29 S., 15 Taf. (9. wiss. Veröff. d. DOrGes.). —
528) Memnon I, 1907, 89—143, 217—38. — 329) pjj 1909, 345—49. —
330) ZAssyf. XX, 1906, 456—60. — 33]) Ebenda XXI, 1907, 255 — 64. —
332) Keilinschr. Beitr. z. Geogr. Vorderasiens, I. (MVorderasiatGes. 1906, 3).
44 S. — 333) Leipzig 1907. 275 S. (VorderasiatBibl. 1). — 334) AbhAkBerUn
1906, 125 S., 9 Taf. Ref. KorrBlAnthr. 1907, 99 ff. — 335) per alte Orient,
VI, 1. Leipzig 1904. 48 S. — 336) cK Ac. Inser. 1903, 011 — 18.
36G E. Oberhumtncr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
the University of Penusylvaiiia<; (GJb. 1905, 168) hat C. S. Fislier337)
einen Ausgi-abungsbericlit mit Plänen und Bildern, A. T. Clay^ss)
eine topographische Karte von Nippnr veröffentlicht, die ich nicht
gesehen habe.
In Babylon selbst veranstaltet seit 1899 die Deutsche Orient-
gesellschaft planmäßige Ausgrabungen unter Leitung von R. K o 1 d e w e y.
Außer den »Mitteilungen«, über die ich aus dem o. S. 349 angeführten
Grunde nicht berichten kann, erschien bis jetzt als erste Publikation >Die
Tempel von Babylon und Boi-sippa« von R. Koldewey-^^*").
Über Babylon usw. in chinesischen Quellen s. u. S. 371.
In die arabische Zeit Mesopotamiens führen uns eine Abliand-
limg von G. Salmon^sö) über die topographische Einleitung zur
Gescliichte Bagdads von Abu Bal<r Ibn Thabit al Khatib al Bagdädhi
(1002 — 71 n. Chr.) sowie der eben erschienene Artikel Baghdad
(M. Streck, R. Hartmann) in der Enzykl. d. Islam 585 — 92,
ferner die Arbeiten von General de Be3"lie3*o), E. Herzfeld ^H)
und Paul Schwarz ^42) ßber iSaniaira, die glänzende Residenz der
Abbasiden im 9. Jahrhundert (am Tigris oberhalb Bagdad).
Eeylie schildert die Ruinen, Schwarz gibt eine Geschichte und Be-
sehreibung der Stadt nach arabischen Quellen, hauptsächlich alJakubi (891 n. Chr.),
Ilerzfeld vereinigt beides mit einer Karte des anstoßenden Tigrislaufs in
1 : 100000 und einer Rekonstruktion des Stadtplans nach Jakubi.
Unabhängig davon ist die Schilderung, welche derselben Stadt
in dem noch im Erscheinen begriffenen Werke » Arcliäologische
Reise im Euphrat- und Tigiisgebiet« von F. Sarre u. E. Herz-
feld343) zuteil geworden ist.
Die 1907/08 ausgeführte Reise ging von Alei>po an den Euphrat, dieseu
abwärts bis ed Deir, dann hinüber nach Mosul und den Tigris abwärts bis
Basra mit Durchquerung des Zwischenstromlands nach Ilille. Das geographische
Ergebnis ist in einer farbig ausgefülirten Routeukarte von E. Herzfeld in
1:200000 in drei Blättern niedergelegt. Der vorli(?gende erste Band entliält
die Bearbeitung der arabischen Inschriften durch M. v. Berchem (1 — 51), die
Beschreibung von Samnrni (52 — 109) und der Reiseroute (110 — 252) von Herz-
feld. Der zurzeit noch niclit erschienene zweite Rand soll eine Reihe Spezial-
arbeiten über einzelne Ruinenstätten enthalten, der dritte Band vereinigt das
gesamte Bilderinateiial. Der Schwerpunkt liegt auch bei diesem Werke in den
»Forschungen zui- islamischen Kunst«, unter welchem Titel dasselbe den ei-stcn
Teil einer größeren Serie bildet. Einen Berieht über die »Reise in Mesopo-
tamien« mit Bildern und Plänen hat F. Sarre aueli in '^**) ci-stattet.
Iran.
J. Mar(|uart3*-'') hat seine »Untersuchungen zur Geschichte
von Eranc (GJb. 1899, 230; 1905, 169) fortgesetzt.
5^^ Excavations at Nipj)ur. 2 Teile. Philadelphia 1905^07. — *^'>) Top.
Map from Nippur. 1905. OrBibl. 1905, 207. — »^s«) Leipzig 1911. 76 S.,
16 Tat. (15. wiss. Veröff. d. DOrGes.). — 330^ BiblßeHfit. CXLVIII, 1904,
206 S. — 340) KcvArch. IV, 9, 1907, 1 — 18, Taf. V— X. — ='*i) Samarra.
Berlin 1907. 92 S., 8 Taf. — ^42) ^jc 'Abbasidenresidenz Samarra. Leipzig
1909. 42 S. — 343) ji^i u. III. Berliu 1911. 252 S., 2 K.; XI S.,
120 Taf. — 34<) ZGcsE 1909, 423—39, Taf. 8. — 345) n. phüologus Suppl. X,
1907, 1—258.
Asien, Mesopotamien, Irau. 367
Aus iler wie die frühcien Arbeiten des Verfassers von staunenswerter Ge-
lehrsamkeit zeugenden Samnilunj; sind für uns von Wichtigkeit: 2. Alexandere
Marscli von Persepolis nach ITerat, 19—71. — 3. TlaQaynä&Qag , TlaQonaviaäliai,
Paradüta (Alburz und Hindukusch), 71 — 77, — 4. Über einige skythisch-
iranische Völkernamen, 77 — 9(j (wesentlich sprachwissenschaftlich). — b. Über
einige Inschriften aus Kappadokicn, 90 — 126 (Name des Volkes persisch Katpa-
tuka, den Griechen seit dem 5. .Tahrlumdert bekannt; diese bezeichneten die
Bevölkerung des Landes früher als 2vqioi\ der Name Aevxöavooi ist volks-
etymologisehes Mißverständnis; scharfe Polemik gegen Wincklers o. Anm. 310
besprochene Theorie).
Eine zusammenfassende »Geschichte der Meder imd Perser bis
ziu" makedonischen Eroberung« hat J. V. Präsek^iö) geschrieben
(unznlängHch nach E. Meyer, Gesch. d. Altert. 2. Aufl., I, 2, 810).
Ethnographisch wichtig die Abschnitte ^ 2. Die Protoiranier und die Proto-
meder (vorarisehe Bevölkerung). § 3. Die Arier (die medischen Arier sind am
nächsten mit den Baltoslawen verwandt). g 5. Das Reich Ararnt und die
Chalder (die Frage ihrer Nationalität noch nicht gelöst). § 8. Die KimmeHer
(die K. sind Arier). § 11. Die Ski/tlieti. g 30 f. Das Skythenland und der
Skythenzug des Dareios.
Eine der ^^^chtigsten Quellen altpersischer Geschichte, »Die
Keilinschiiften der Achämeniden«, ist jetzt durch die Ausgabe von
F. H. Weißbach s*") in Umschrift und Übersetzung allgemein zu-
gänglich gemacht.
Ein monumentales Werk über die Denkmäler aus alt- und
mittelpersischer Zeit hat kürzlich F. Sarre mit E. Herzfeld 3*8)
herausgegeben, ein ähnhches AVcrk von F. Sarre S'*») über .> Denk-
mäler persischer Baukunst« (aus mohammedanischer Zeit) ist noch
im Erscheinen begriffen.
Während die zweite Publikation wesentlich kunsthistorische Bedeutung hat,
sind die »Iranischen Felsreliefs '^ wegen der vorzüglichen Reproduktion antiker
(achämenidischer und sassanidiseher) Denkmäler auch topographisch wichtig.
Besonders hervorzuheben sind hier die neuen Aufnahmen von Persepolü und
Pasargadai. Von den beiden Karten dient die eine zur Übei-sicht, die andere
enthält den Versuch einer Rekonstiiiktion der >S'a?ra/jic?ieiiiteilung des Dareios.
Von den großen durch J. de Morgan u. a. herausgegebenen
Publikationen ülDcr die französischen Forschmigen in Persien, über
welche zuletzt GJb. 1905, 169 berichtet wiu-de, sind weitere Fort-
setzungen erschienen.
Delegationen Perse. Bd. VII. Recherches archeologiques. 1905,215 8.,
30 Tat. (OrBibl. 1905, 18C). Bd. VIII. Desgl. 1905, 348 S. (ebenda 1906,
196). Bd. V u. IX. Textes olamites-anzanites. Von V. Seh eil. 1904—07,
116 S., 17 Tai; 233 S. Bd. VI u. X. Textes elamites-semitiques. Von V.
Scheil. 1905—08, 128 S., 24 Taf.; 94 S. — Mission scientifique en
Perse. Bd. V. Etudes linguistiques (kurdische und nordpersische Dialekte). 1904,
325 S., 2 Taf. (OrBibl. 1904, 189). Über Bd. III, 1 (geologisch) s. GJb. 1909,
283. — Weitere Literaturnachweise s. OrBibL 1905, 186; 1907,205; 1908, 159.
Paul Schwarz 350) hat seine Studien über »Iran im Mittelalter
nach den arabischen Geographen« fortgesetzt.
3^6) 2 Bde. Gotha 1906—10. — 347) Leipzig 1911. LXXXIV u. 160 S.
(VorderasiatBibl. 3). — 3*8) iranische Felsreliefs. 2 Bde. Berlin 1910. 277 S.,
51 Taf., 2 K. - 349) Lief. 1—7. Berlin 1901 — 10. — 350) j.^ Leipzig 1896,
42 S.; II. (= Stübcs Quellen u. Forsch. Bd. III), 1910, 43—109, mit K.
368 E. Oberhniiiiner, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Die schon früher \'iel erörterte Streitfrage über die Lage von
Fasargadai (GJb. 1896, 339) ist neuerdings von E. Herzfeld 35i)
erörtert worden, welcher mit archäologischen und sprachlichen
(rründen für Meshed i Murghab, nördlich von Persepolis, eintritt.
Aus Paulys Realenzykl. seien die Art. Elymais von Weißbach 352)
und Gedrosia von Kießling^^S) hervorgehoben. Dem Klima Irans
im Altertum hat endlich E. Huntington ^54) ein Kapitel seines
Buches gewidmet und kommt auch hier zu dem Schluß einer zu-
nehmenden Anstrocknung.
Indien.
Mehl" noch als im letzten Absclmitt muß ich mich hier und
in den folgenden Kapiteln auf die Beziehungen dieser Länder zum
klassischen Altertum beschränken. Die gewaltige Vergangenheit
der Süd- und ostasiatischen Völker als solche liegt außerhalb des
Rahmens dieses Berichts wie auch der Spezialstudien des Bericht-
erstatters. Die wichtigsten mit der Erdkunde in Beziehung stehenden
Publikationen werden ohnehin in den Berichten über Länderkimde
Asiens besprochen; im übrigen sei auf die OrBibl. verwiesen.
F. L. Pulle 355) iiat seinem bedeutenden AVerk über die alte
Kartographie Indiens (frJb. 1905, 169 f.) einen zweiten Teil folgen
lassen, der das Mittelalter und die Frührenaissance behandelt.
Ausgehend von den europäischen Mönchskarten, dei'en eine Anzahl im
Text abgebildet werden, bespricht der Verfasser die Erweiterung der Kenntnis
von Asien im 12. bis 14. Jahrhundert, darunter auch die Vorstellungen Dantes
von der östlichen Hemisphäre (66 — 72 mit Zeiclinung Taf. E), sodann die
Portulankarten, unter denen die katalanischen Karten als besondere Gruppe
vergleiclieud untersucht werden. In einem umfangreichen Anhang handelt der
Verfasser über zwei italienische Versionen des Image Mumli, M. Longhena
über Indien in den enzyklopädischen Werken des Benzo d' Alessandria, Ivicobaldo
da Ferrara und der Orbis Dcscriptio sowie über die Reisen des Girolamo Aderno
und Girolamo da S. Stefano, endlich Pulle über eine bisher unbekannte, für
die zeitgenössische Geographie Asiens sehr interessante Reisekarte Asiens aus
dem 15. .Jahrhundert im Vatikan. Die photographische Reproduktion dieser
Karte in einhalb des Originals bildet zugleich das erste Blatt der Kartenbeilage,
dann folgen Reproduktionen der katalanischen Weltkarten aus der Palatina in
Florenz und der P^steuse in Modena. Die ganze Arbeit ist nicht nur für die
Geschichte der Geographie Indiens, sondern für das Studium der mittelalter-
lichen Kartographie überhaupt von großer Bedeutung.
Bezüglich der Fortschritte des Archeological Survey of
India und verwandter Publikationen verweise ich \\aeder auf OrBibl.
1905, 157f.; 1906, 164f.; 1907, 1711".; 1908, 133. Die Ge-
schichte Indiens von Vinc. A. Smith^sß) (600 v. Chr. bis zur
mohammedanischen Eroberung) ist in neuer Auflage erscliienen.
351) Klio Vlll, 1908, 1 — 68, mit K. Ref. PM 1910, I, 162. — =>") V,
2458—67. — 353) VI, 895—903. — »54) xhe Pulse of Asia 1907, 315—28. —
•"S) La cartografia antica dell' India. P. II (StudiltFillndoIran. .5). Florenr
1905. 139, 22, 23, 56, 47 S., 6 K. — "«) Tlie Karlv Historj- of India.
2. Aufl. London 1908. »62 S. mit K,
Asien, Iran, Indien, Ostasien. 369
Über die alten Ortslagcn und Ruinen der NW- Grenzprovinz und
Belutschistans, darunter auch des aus dem Alexanderzug bekannten
Aomos, berichtet M. Ä. Stein 357)j den Art. Ganges hat für Paulys
Realenzykl. YI, 703 — 07 Kießling geliefert. Über seine Aus-
grabungen in Prome (Birma) berichtet General de Beylie^^S)
Für Ceylon ist jetzt die Hauptquelle füi- die alten Denkmäler
die Archaeological Survey of Ceylon, deren Inhalt, wie über-
haupt die Literatur über diese Insel, OrBibl. 1904, 182; 1905,
180f.; 1906, 189; 1907, 197; 1908, 152 verzeichnet.
Ostasien.
Eine, wie man sich auch zu den Ergebnissen stellen mag, jeden-
falls sehr bedeutende Veröffentlichung liegt uns vor in den -Re-
searches on Ptolemy's Geography of Eastern Asia, Further India
and Indo-Malay Archipelago« von Col. G. E. Gerini ^soj.
Verfasser hat seine Studien lange .Jahre hindurch in Hinterindion sellist
betrieben und bereits im JRAsiatS III, 1897, 551 — 77 eine Studie über die
ptolemäische Geographie von Hinterindien veröffentlicht, welche hier als .>Prc-
liminary Remarks« wieder abgedruckt ist. Diese Studie enthält die Grund-
linien seines Systems für Identifikation ])tolemäischer Ortsnamen, indem zu-
nächst nachzuweisen versucht wird, daß das Ptol. VII, 2, 6 genannte Akadra
dem Hafen Hatien an der Küste von Kambodscha entspreche und der Fehler
der Längenbestimmung nun als Schlüssel für die übrigen Längenberechnuugen
des Ptol. verwendet wird. Der weitaus umfangreichere Teil des Buches enthält
einen gelehrten Kommentar zu den vom Verfasser vei"snchten Identifikationen,
welche übrigens in einigen Hauptpunkten {Chrysc = Malakka, Jabadiu =
Sumatra, KaUigara --= Hangtschou usw.) mit den schon bisher meist üblichen
übereinstimmen, vorläufig jedoch nur für Hinterindien und Indonesien. Der
China und Innerasien betreffende Teil soll in einem weiteren Bande behandelt
werden. Von den beigegebenen Karten enthält die eine eine synoptische Dar-
stellung von Hiuterindien und Indonesien nach den griechischen, arabischen
und chinesischen Quellen, die andere, aus JRAsiatS 1897 wiederholt, Ostasien
nach Ptol., dessen Zeichnung (in Rot) mit dem heutigen Kartenbild in Verbindung
gesetzt ist. Im Kommentar steckt eine gewaltige Menge von Arbeit und Material,
darunter gewiß viel Nützliches, das aber hier nicht auf seinen Wert geprüft
werden kann. Hinter den Versuch, die Irrgänge der antiken Geographie eines
so fernen Gebiets nach einer mathematischen Formel aufzulösen, wird man aber
noch ein großes Fragezeichen machen dürfen. Das meines Erachtens größte
Rätsel der ptolemäischeu Weltkarte, der sonderbare Einfall (wohl des Marinus),
die Ostküsie Chinas von Hinterindien nach S statt nach N laufen zu lassen,
um so die theoretisch postulierte Geschlossenheit des Indischen Ozeans darzutun,
wird in seinem letzten Grunde auch durch diesen Lösungsversuch nicht auf-
geklärt. Denn daß Kattigara in China zu suchen ist, daran möchte ich doch
trotz entgegenstehender Meinungen, denen auch Berger (Gesch. 2. Abt., 607 f.,
027 f.) zuneigt, festhalten.
Die teils widerspruchsvollen, teils doch eine für die damaUge
Zeit überraschende Kenntnis des fernen Ostens verratenden Angaben
des griechischen Geographen müssen eine besondere Anziehungskraft
357) Report of Arch. Survey Work etc. Peshawar 1905. 56 S., 6 Taf.
Näheres in OrBibl. 1905, 158. — 35») RevArch IV, 9, 1907, 193 — 225,
Taf. XI— XIV. — 359) Asiat. Soc. Monogr., I. London 1909. 945 S., 2 K.,
11 Tab. Ref. PM 1910, II, 304 f. (P. Teleki).
370 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
auf die heutigen Erforscher dieses Gebiets ausüben. So liat nicht
nur R. Martin ^60) in seinem großen Werke die antiken Angaben,
besonders des Ptolemäus, über Malakka und deren neuere Erklärungs-
versuche zusammengestellt, sondern auch W. Yolz^eij in einer
Studie über »Südostasien bei Ptolemäus« eine neue Hypothese, wie
er sie selbst vorsichtig bezeicliuet, vorgebracht.
Seinen Ausgangspunkt liilden die I]aru^ai', nacli Ptol. VII, 2, 28 fünf
Inseln westlich von Chiyse, deren Namen V. in einer als Baras bezeichneten
Unterschicht der Battakbevölkerung und auf Mentawci wieder erkennt. Die
Beziehung auf die Inseln westlieh von Sumatra ist übrigens nicht neu und
wird u. a. schon von H. Kiepert in seinem »Atlas antiquus<< vertreten, s.
Tomaschek in Paulys ßealenzykl. III, 34f. Chryse ist nach V. Malakka und
Sumatra, der Daona,<iß)iß = Mekong, Jabadiu = Java, die Ostküste des »Großen
Meerbusens<: = Luzon, Palawan und Borueo. Hierdurch wird er jedoch genötigt,
das Land der Sinai nicht in Cliina, sondern mit Bezug auf die Ptol. VIII, 27
(nicht 26), 12 f. angegebene Tagesdauer für Sinai und Kattigara im tropischen
Indonesien zu suchen. Hierin wird man ihm mit Rücksicht auf die Tatsache,
daß schon das Thinai im Peripl. d. Erytlir. Meeres 64 zweifellos auf China
zu beziehen ist imd auch die sonstigen Angaben des Ptol. (Lage zu Indien und
dem Land der Sererj auf dieses I,aud weisen, wohl kaum beistimmen können.
Denn die Angabe über die Tagesdaucr beruht sicher nicht auf Beobachtung,
sondern ist nur aus der geographischen Breite erschlossen, bezüglich deren sich
eben Ptol. in einem rätselhaften (s. o.) Irrtum befand. Im übrigen stimmen
wir dem Verfasser, der am Schluß eine dankeuswcrte Übersetzung des ein-
schlägigen Abschnitts der rstoyQaqnxr] 'Yfpt'jy)]cjig, für den wir leidei*, solange
die Pariser Ausgabe unvollendet ist, noch immer keinen kritischen Text besitzen,
beifügt und auf einer Tafel das ptolemäische Kartenbild mit dem heuligen ver-
gleicht, gerne bei, wenn er sagt: »Die Verscliiedenheit der bisherigen Deutungen
erweist, daß jeder Pekonstruktionsversuch hypothetisch bleiben muß.« Die mit
der Sicherheit der eigenen Überzeugung auftretenden Schlußfolgerungen, mit
denen Gerini (s. o.) operiert, können wolil für den Autor selbst, müssen aber
nicht für andere zwingend sein.
Das Werk von J. Hallberg^eaj. »L'extreme Orient dans la
litterature et la cartographie de l'occident des XIII., XIV. et
XV. siecles« liegt zwar der Hauptsache nacli, wie schon der Titel
besagt, außerhalb unseres Rahmens, muß aber doch hier erwähnt
werden, da viele der in alphabetischer Folge behandelten Namen
bereits dem Altertum angehören. Noch weiter entfernt sich von
unserer Aufgabe das für die historische Geographie Ostasiens hoch-
bedeutsame Werk des Grafen Paul Teleki^esj^ bezüglich dessen
ich daher nur auf die Anzeigen von H.Wagner^^*) undO.Nachod^ß^)
venveiso.
Verschiedene Fragen der historischen Geographie des fernen
0.stens behandelt E. Blochet^ee).
Bd. 13. Älbracca bei Boiardo und Ariosto Orl. I, 79 wahrscheinlich
Acbalec des Marco Polo (II, 43 Yule). Das Land Tliarsr bei Haithum; Fo-Ii»
36<') Die Inlandstämme der Malaiischen Halbinsel. Jena 1905. S. 88 bis
100, mit K. — 3C1) GZ 1911, 31—44, Taf. 1. — ^«2) Göteborg 1907. 573 S. —
•'*') Atlas zur Geschichte der Kartograjdiie der Japanischen Inseln. Budapest
1909. — 36^j PM 1909, 318^20. — 3«^) ZGesK 1910, 196—204. - 306, i>ev.
OrChr(-t. Xllf, 1908, 346—66; XIV, 1909, 71-89.
Asien, Ostasicii, Iiincrasien. 371
= 'Pojfii^ (s. u.). Bd. 14. Ta-Tlm)i — t) uj'ot ^Lvoia (s. u.). Feldzüge der
Mongolen nach Iran und Rußland.
Blocket ^ß'^) verdanken wir ferner eine geleiirte Abhandlung
über Babylon bei den chinesischen Gesehichtschreibern ; die Unter-
suchungen bescliränken sich nicht auf diese Stadt, sondern erstrecken
sich über ganz Yorderasien einschließlich Iran.
Die auch von Blochet (s. o.) berühile Frage der Gleichsetzung
von Fu-lin der chinesischen Historiker des 7. und (S. Jahrhunderts
mit KonstmitinojM (= iiohf), worüber E. Oberhummer Con-
stantinopolis 3 (= Paulys Rcalcuzykl. IV, 967) und GJb. 1899,
206 f. die bis dahin geäußerten Ansichten kurz zusammengefaßt
liat, ist neuerdings anläßlich einer zum alten Standpunkt zurück-
kehrenden Bemerkung von E. Chavannes^''^) durch eine Abhand-
lung »The Mystery of Fu-lin <- von F. Hirth^''^^ wieder aufgerollt
Avorden.
Hirth erörtert den I.autwert des chinesischen Namens, dessen Vorkommen
lind die Quellen der Information, die Sprache von Fu-lin nach den Namen der
von dorther bezeugten Erzeugnisse usw. und kommt wie fri\her zu dem Schlüsse,
daß Fu-lin nicht = Konstantinopel, sondern = Ta-t-n'in der iUtcren Quellen =
Syrien sei. Neu ist die von Hirth als möglich bezeichnete, allerdings unwahr-
scheinlich klingende Beziehung auf Bethlehem als Geburtsort Christi.
Innerasieu.
Die früher von Richthofen, Hirth, Tonia.schek u. a., denen
auch Vidal de la Blache370)^ »ivfote siu- l'origine du commerce
de la soie par voie de mer«, anzureihen ist, behandelte Frage der
alten Seideyistraßen, worüber mein Bericht GJb. 1896, 341 f.; 1899,
206 f., 231 zu vergleichen, wird diu'ch eine weitausgi-eifende Unter-
suchung von A, Herrmaun^'^^) in ein neues Fahrwasser gelenkt.
Ausgehend von einer historischen Besprechung der Frage, den Quellen und
deren neueren Bearbeitungen, werden in dem vorliegenden ersten Teil zunächst
die chinesischen Quellen, hauptsächlich das Gesehichtswerk des Ssö-ma Ts'ien
(fSS V. Chr.), von dem E. Chavannes seit 1895 eine neue Übersetzung er-
scheinen läßt, und die Aimalen der Handyuastie (200 v. Chr. bis 220 n. Chr.)
einer eingehenden Prüfung unterzogen und die Ergebnisse hieraus für die Geo-
graphie Zentralasiens, besonders den Verlauf der Straßenlinien, systematisch
verarbeitet. Eine Karte (1 : ö Mill.), die auch in Pet. Milt. 1911, I, Taf. 4 er-
schienen ist, veranschaulicht die alten Handelsbeziehungen zwischen China und
den iranisch-turanischen Ländern in den beiden Jahrhunderten vor und nach
Beginn unserer Zeitrechnung (chinesische Angaben blau, griechische rot); eine
Nebenkarte zeigt das Iluinengebiet bei Chotan. In dem später folgenden zweiten
Teil sollen diese Untersuchungen auf West- und Südasien ausgedehnt, in einem
dritten die Angaben des Marinvs bzw. Ptolemäus geprüft werden. Über letztere
finden sich vorläufige Mitteilungen in des Verfassei^ '^''^) Aufsatz »Zur alten
Geographie Zentralasiens«, welelier die Hauptergebnisse seiner Untersuchungen
kurz zusammenfaßt.
367) RevOrChret. XV, 1910, 282—300, 350—64. — 3««) T'ouug-pao 1904,
37. _ 369) Leipzig 1910. 31 S. S.-A. JAmOrS XXX, 1909. — "O) cR
Ac. Inser. 1897, 520 — 27. — ^71) dj^ alten Seidenstraßen zwischen China und
Syrien. I. Abt. Berlin 1910. 130 S. mit K. (Sieglins Quellen u. Forsch.
XXI). — "2) pM 1911, i^ 12—15.
372 E. Oborhiimmcr. Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Die Frage der Grleichsetzung der Hking-nu mit den Hunnen,
welche durch F. Hirth (GJb. 1905, 171) erledigt schien, ist neuer-,
dings wieder diskutiert worden. Gegen J. W. Kingsmill^vsj ver-
teidigt F. Hirth 3'^*) seine Gleichung mit neuen Beweisen aus
chinesischen Quellen, und K. Nomäti bringt in einer zuerst ungarisch,
dann deutsch unter dem Titel »Die historisch-geographischen Be-
weise der Hiung-nu = Hun-Identität« erschienenen Schrift 3'^^) un-
abhängig davon aus abendländischen Quellen weiteres Material hier-
für bei.
Bei Strabo XI, 516 liest man seit Tzsuhucke fis)^oi SrjQwv y.ai 4>Qvvon',
obwohl die Handschriften übereinstimmend ^ai'vcov bieten, s. Strab. reo. Kramer
II, 472, A. 8. Die Emendation beruhte auf Dicu. Per. 752 und dessen Kom-
mentatoren, wo die Lesarten fpQovvoi, (Pgvvot, (pQovQot, 'Pavgoi schwanken,
s. Geogr. Gr. Min. reo. C. Müller II, 151 z. St. Nach Hist. Mise. XII, 13
silvestres hornines qnos nonmiUi Faunos Phicarios vocant scheint tatsächlich
<Pavvot oder, wie ein Rezensent in Byz. Zeitschr. 1910, 644 bemerkt, ^ovvoi
die ursprüngliche Lesart zu sein. Bei Plin. u. h. VI, 55 werden Thuni et
Focari genannt, wofür jedoch, was N. entgangen zu sein scheint, der Cod.
Riccard. Chuni bietet. Da bei Dion. Per. Tochari Phrvnique genannt werden,
scheint bei Plin. ursprünglich Chuni et Tocari gestanden zu haben. N. zieht
für seine Beweisfühnmg außerdem noch die Hieronymuskarte (Miller Mappaem. III)
und die gotische Tradition über den Ursprung der Hunnen heran.
Die alten Nachrichten über das westhche Tibet bespricht A. H.
Francke376). Gegen die Annahme von S. Levi^'^''), daß das
Kharostra der Sanskrittexte nach chinesischen Quellen = Kaschgar
bzw. Turkestan sei, wendet sich 0. Franke ^'Sj. Von dem Buche
von F. V. SchAvarz379) über Alexanders d. Gr. Feldzüge in Tur-
kestan (GJb. 1897, 340) ist eine anscheinend unveränderte Neu-
ausgabo erschienen, welche A. Janke^^f*) neuerdings besprochen hat.
Auf die wichtigen archäologischen Entdeckungen von Sven
Hedin, M. A. Stein, A. v. Le Coq, GrünAvedel u. a. im Tarim-
becken kann hier nicht eingegangen werden; ich verweise auf GJb.
1909, 336, imd OrBibl. 1904, 62ff.; 1905, 64ff.; 1906, 69f.;
1908, 56 f. Auch die Frage der Klimaämlerimg in Zentralasion,
welche durch die Aufdeckung im Sande begrabener Ruinenstädte
akut geworden ist, kann hier nur kurz berührt werden.
Bekanntlich .stehen sich seit langem die Vertreter einer Änderung des
Klima-s einerseit.s, der Konstanz desselben seit historischer Zeit anderseits gegen-
über; vergleiclie die zusammenfassende Übersicht bei Leiter, (s. Anm. 102),
S. 3 ff. (auch für Zentrahusjcn). Der eifrigste Verfechter der Veränderaugstheorie
j.st gegenwärtig wohl E. II untingtou. In verschiedenen Aufsätzen (GJb. 1909,
337) wie in seinem größeren Werke ^'"), das wegen der durchgreifenden Bezug-
nahme auf historische Verhältnisse an dieser Stelle ganz besonders hervorgehoben
3") Dr. F. Hirth and the Hiung-nu. .FChinaBrRAsiatS XXXIV, 137
bis 141. — 3'") Mr. Kingsmill and the Hiung-nu. .TAniOrS XXX, 1909,
32—45. — 375) Budapest 1910. 28 S. — "C) A History of Western Tibet.
Jxjudon 1907. 192 S. mit K. — «") Bl^:cFrE.\trOr. II, 246— 53; IV, 543
bis 579. — 378) Sit/.bAkBerlin 1905, 238—48. — 379) 2. Aufl. Stuttgart 1906,
103 S., 2 Taf., 7 K. — »s») ZGesE 1906, 590 ff. — 38i) The Pulse of Asia.
Boston 1907. 415 S. mit 111. Bef. PM 1909, LB 800,
Asien, luuerasicn, Armenien. 373
werden muß, hi»t II. ;<roßo Schwankungen des Klima-s in geschiditlicher Zeit
naehzuweiscn versucht, hauptsächlich in dem Sinne, daß seit etwa 2000 Jahren
eine zunehmende Austrocknung stattgefunden hat und infolgedessen auch die
Kultur dieser Länder vielfach zurückgegangen ist. Verfasser hat seine Unter-
suchungen nicht auf Zentralasien heschräukt, sondern auch auf Iran (s. Anm. 354),
Palästina (s. Anm. 244), die Libysche Wüste (s. Anm. 137) und Griechenland
(Olympia) ausgedehnt. Ablehnend verhält sich dagegen bezüglich der Änderung
des Klimas L. Berg'^^) »j^j, Zentralasien im Austrocknen begriffen?«
Eine andere Streitfrage, in der sich gleichfalls die Meinungen
seit langem gegenüber stehen und bald die eine, bald die andere
obenauf kommt, betrifft den üzboi, den angeblichen alten Unterlauf
des Oxus imd dessen Mündung in das Kaspische Meer. Ich habe
in früheren Berichten (GJb. 1896, 342; 1899, 2.31f.) auf die ein-
schlägige Literatur hingewiesen und mußte nach den Untersuchungen
von de Goeje (1875) und Walther (1898) zu einem ablehnenden
Ergebnis kommen. Seitdem hat der russische Orientalist W. Bart-
hold die Frage wieder aufgenommen. Seine 1902 in russischer
Sprache erschienene Arbeit ist bei uns kaum beachtet worden; doch
s. Frieder ichsen in GrJb. 1904, 402. Nunmehr liegt dieselbe
in deutscher Bearbeitung 383) von H. v. Foth vor unter dem Titel
»Nachrichten über den Aralsee und den unteren Lauf des Amudarja
von den ältesten Zeiten bis zum 17. Jahrhundert«. Barthold
bringt hier neues Quellen material bei, aus welchem hervorzugehen
scheint, daß der Oxus bis zum 16. Jahrhundert sich tatsäclilich in
den Uzboi ergossen habe. Auch Huntington (s. Anm. 381) ist
dieser Frage in dem Kapitel »The Caspian Sea« näher getreten
und kommt zu dem Schluß, daß der Oxus sich zeitweise, aber
niemals dauernd in das Kaspische Meer ergoß.
Armenien,
Einen zusammenfassenden Artikel über Armenien (geographische
Übersicht, Geschichte, Verwaltung usw.) mit reichhaltigem Literatur-
verzeichnis hat M. Streck^S't) geliefert. Die beste kritische Karte
des aJten Armenien gibt jetzt R. Kiepert ^^s). 'EmQ sorgfältige
Bearbeitung der »Landschaften Hocharmeniens bei griechischen und
römischen Schriftstellern«, nach Gauen geordnet, verdanken \\ir
H. Montzka386).
Wichtige Arbeiten über Armenien liegen jetzt vor von C. F.
Lehmann-Haupt, Ergebnisse seiner 1898/99 mit W. Belck aus-
gefülu-ten Forschungsreise.
In den »Materialien zur älteren Geschichte Armeniens und Mesopotamiens«
legt der Verfasser '^^^) die assyrischen Denkmäler und arabischen Inschriften
382) Izvestija XLI, 1905, 507—21. Deutsch in GZ 1907, 568—79. —
383) Stübes Quellen u. Foi-sch., II. Leipzig 1910. 80 S. mit 1 K. —
384) Enzykllslam 1911, 452 — 66. — 385) Formae orbis ant. V, 1910. —
386) 28. u. 29. Jßer. d. öff. Untergvmn. in der Josefstadt Wien 1905/06 (19 u.
27 S.). — 387) AbhGesWissGöttingen, phil. Kl,, N. F. IX, 3, 1907, 183 S.,
14 Taf.
374 E. Oberliummer, Lämlor- und Völkerkunde der östlichen antiken AVeit.
(diese bearbeitet von M. van Bercliem) vor und behandelt in einem besonderen
Abschnitt die Kultur und Herkunft der C'halder, welche er jetzt (vgl. GJb.
1899, 233) für Einwanderer aus dem Westen hält. »Die für die Chalder so
charakteristischen baulichen Anlagen im lebendigen Felsen sind durch ganz
Kleinasien und Griechenland hin verbreitet« (S. 120). Nicht nur die kariscLen
Felsgräber, auch die mykenischen Schachtgräber, die Burg im Kopaissee, die
Felbbearbeitungen an der Kastalia und an der Pnyx werden zum Vci'gleich
herangezogen. Sie dienen u. a. dem Verfasser zum Beweis für eine W — O
gerichtete Bewegung der vorindogermanischen Bevölkerung, welche im 11. (viel-
leicht schon 13.) Jahrhundert v. Chr. einsetzt, veranlaßt durch einen von Westen
kommenden Stoß der thrakisch-phrygischen Einwanderung. Auch in Phrygien
ist das Gros der Bevölkerung unarisch, darüber liegt die herrschende, relativ
spärliche thrakophrygische Schicht (S. 124). Dieser Zusammenhang mag im
wesentlichen richtig sein ; doch erscheinen manche Aufstellungen des Verfassers
sehr gewagt und die Bedeutung der Chalder überschätzt. Vergleiche im übrigen
das ausführliche Referat von M. Streck 388-)_
Seither ist nun auch der Anfang des eigentlichen Reisewerks
von C. F. Lehmann-Hauptes^) erschienen. Es reicht »vom Kau-
kasus zum Tigris und nach Tigranokerta«. Im allgemeinen im
Rahmen einer Reiseschildermig gehalten, enthält das Buch auch
viele Beiträge zur historischen Geographie, deren Einzelheiten sich
jedoch zurzeit bei dem Mangel eines Registers und ausfülirlicheu
Inhaltsverzeichnisses noch nicht überblicken lassen. Nur auf die
Feststellung der Lage von Tigranokerta (vgl. GJb. 1896, 345 f.;
1905, 173f.) = Farkin-Martyropolis, nordöstlich von Diarbekr, sei
liier hingewiesen (S. 501 ff.).
Ein soeben erschienenes Buch von General E. v.HoffmeisterSao)^
:> Durch Armenien, eine Wanderung, und der Zug Xenophons bis
zum Schwarzen Meere, eine müitärgeographische Studie«, beschäftigt
sich in seinem zweiten Teile ausschließlich mit dem Zug Xenophons,
dessen Verlauf auf einer Karte veranschaulicht wird.
Die armenischen Feldzüge des LucuUus behandelt K. Eckhard 1 39i),
die Zerstönmg des von Pompejus gegründeten Nikopolis (in Klein-
asien) im Jahre 499 n. Chr. F. Cumont392).
Kleinasien.
Nachdem jetzt endlich auch Kleinasien an den Bericht über
Länderkunde von Asien angeschlossen ist, keineswegs aber, wie
dort (GJb. 1909, 275) behauptet wird, »zum erstenmal« im GJb.
erscheint, ist es mir möglich, mich noch mehr als früher auf jene
Yeröffentlichungen zu beschränken, w^elche zur historischen Geo-
gi-aphie in Beziehung stehen. Gleichwohl ist die Ffille des Neuen
auch diesmal eine erstaunlich große.
Von den antiken Quellen zur Kenntnis Kleinasiens hat Ptolenniiis
eine neue Untersuchung durch IT. S. Cronin^^a^ erfahren; er ver-
388) ZDMGes. LXII, 1908, 755—74. — •'»ss) Armenien einst und jetzt. Bd. I.
Berlin 1910. 544 S. mit 1 K. u. 111. — »s«) Leipzig 1911. 252 S., 2 K. u.
gute 111. — 39") Klio IX, 1909, 400—12. — 392) BAcRBelg., Cl. lettrcs 1905,
557—65. — 393) Ptolemy's Map of Asia Minor. GJ XXV, 19Ö5, 429—41, mit K.
Asien, Aimenieu, Klcinasien. 375
sucht, die Methode zu finden, durch welche Ptolemäus zur Kon-
struktion seiner Karte gelangte. Über den Zug des Kip'os erwähne
ich nachträglich eine kloine Studie von A. Bläsquez'*^^) (Itinerar
nach Xenophou) und eine umfangreiche Arbeit von G. Cousin^s»),
Über den Zug des Agesilaos im Jahre 395 hat ein von Grenfell
u. Hunt 396) veröffentlichter Papyrus aus Oxyrynchos neues Licht
verbreitet. Die von Xenophou stark abweichenden Angaben des
unbekannten Verfassers untersucht Ch. Dugas^a'').
Das Hauptereignis auf kartographischem Gebiet ist die Vollendung
der gi'oßen :>Karte von Kleinasien« von R. Kiepert, über welche
bereits GJb. 1905, 175 eingehender referiert wurde.
1908 ist das letzte Blatt A III Zafarenboli erschienen, im gleichen Jahre
auch das 1902 ausgegebene Blatt A IV Sinob in völlig neuer Bearbeitung;
Umarbeitungen weiterer Blätter, je nach Bedarf, sind in Aussicht genommen.
Die Summe entsagungsvoller Arbeit, welche in diesem gewaltigen Werke steckt
und von dem Fernerstehenden kaum geahnt wird, ist sehr schön von J. Partscli ^^^
in seiner ausführlichen Würdigung des ganzen Werkes dargelegt worden ; bei-
gegeben ist dieser Anzeige das Blatt B II Brussa und ein Übersichtsblatt.
Die gleiche Meisterschaft Avie in der kritischen Verarbeitung
des gesamten für das heutige Kartenbild verfügbaren Qu eilen materials
hat R. Kiepert auch in der Konstruktion der historischen Kaiten
füi- die »Formae Orbis antiqui« (s. S. 339) bewährt.
Seit 1894 lag nur das noch von H. Kiepert bearbeitete Blatt IX Asla
Provincia (d.h. Westkleinasien bis etwa 31° O) in 1:1200000 vor, welches
im wesentlichen mit dem Gebiet von H. Kieperts großer »Spezialkarte vom
Avcstlichen Kleinasien« (GJb. 1897, 347) zusammenfiel. Nunmehr sind in
rascher Folge von der Hand R. Kieperts die Blätter VII, Asia Minor cum
oris Ponti Euxini ante dominationein Romanorum (a. 188 a. C.) 1908, und VIII
Asia Jfinor imperatori^ Traiani tempore 1909 erschienen, ersteres eine dankens-
werte Übersicht der verwickelten politischen Verhältnisse vor dem Aufgehen in
das Römische Reich, letzteres eine ungemein reichhaltige Darstellung der ge-
samten antiken Topographie einschließlich der auf einer Nebenkarte eingefügten
Insel Zypern , soweit es der Maßstab 1 : 2 200 000 und die Lücken unserer
Kenntnis gestatten. Der zu dieser Karte gehörige Text von 20 Folioseiten ent-
hält ein wahres Füllhorn von kritischen Bemerkungen, nach Landschaften ge-
ordnet, mit Heranziehung der ganzen einschlägigen Literatur.
Daß ein Kartenwerk über ein gi-oßes Land, dem noch die feste
Grundlage einer topographischen Aufnahme fehlt, niemals ganz ab-
schließend sein kann und von der Einzelforschung bald vielfach
überholt wird, bedarf nicht der Begründung. Doch nur ein Forscher
von so ausgebreiteter eigener Erfahrung wie A. Philippson konnte
daneben wenigstens teilweise ein neues stellen. Ihm verdanken
Avir jetzt den Anfang einer »Karte des westlichen Kleinasien« in
1:300 000. von welcher bis jetzt zwei Blatt 399) vorliegen, den
Nordwesten des Landes mit den vorgelagerten Inseln bis über 28° 0
39*) BSGMadrid 1902, 482—92, mit K. — »9») Kyros le Jeune en Asie
Mineure. Nancv 1905. 440 S. mit K. — ^96^ fhe Oxvrhynchus Papyri
V, London 1908, Nr. 842. — »97) BCorrHell. 1910, 58-^95, mit K. —
398) ZGesE 1910, 322—30, Taf. 4/5. — 399) Gotha 1910/11.
376 E. Obcrbunimcr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
umfassend. Schon der größere Maßstab ermöglicht hier eine ent-
sprechende Detailaiisführung, durch welche allmählich H. Kieperts
» Spezialkarte des westlichen Kiemasien« in 1:250000 ersetzt
werden wird. Auch hier ist die antike Topographie in Rot ein-
getragen. Der Schwerpunkt der Bedeutung von Philip psons
neuem Kartenwerk liegt jedoch in der geologisch kolorierten Aus-
gabe, welche seine » Reisen ^^o) und Forschungen im westlichen
Kleinasien« beigegeben ist. Letztere umfassen bis jetzt »Das west-
liche Mysien und die pergaraenischo Landschaft« sowie »lonien
und das westliche Mysien«. Es ist die geographisch wertvollste
Publikation, welche die letzten Jahre über Kleinasien gebracht
haben. Liegt auch die Bedeutung derselben hauptsächlich in der
physisch-geographischen Beobachtung, so werden darin doch auch
vielfach Fragen der historischen Greogi'aphie berührt.
Bezüglich der sonstigen, wesentlich die heutigen Verhältnisse
betreffende Reiseliteratur über Kleinasien muß auf GJb. 1909, 275 ff.
verwiesen werden. Wertvolle Beiträge zur historischen Geographie
enthält das Werk von H. Grothe (s. Anm. 180); da sich dieselben
jedoch wesentlich auf Kajypadokien beschränken, sollen sie bei dieser
Landschaft zur Sprache kommen.
Au einen weiteren Leserkreis scheint sich das Buch von L.
Gallois'^oi) zu wenden. Einen Überblick über » Österreieliische
Forschungen in Kleinasien« gibt Joh. Oehler*02). Eine Schrift
von G. Radet**'^)^ »Recherches sur la geographie ancienne de l'Asie
Mineure« habe ich nicht gesehen. Das gut ausgestattete Buch von
H. Rott-104)^ »Klein asiatische Denkmäler aus Pisidien, Pamphylien,
Kappadokien und Lykien«, berücksichtigt hauptsächlich Denkmäler
aus christlicher Zeit; beigegeben ist die archäologische Karte von
W. Rüge und E. Friedrich (GJb. 1905, 175).
W. M. Ramsay, der bekanntlich seine ganze Lebensarbeit der
Erforschung Kleinasiens gewidmet hat und neben R. Kiepert heute
der gründlichste Kenner der historischen Topographie dos Landes
ist, hat in zwei größeren Werken, deren Schwerpunkt jedoch in
der Kultin-geschichte liegt, auch vielfach topographische Verhältnisse
beleuchtet.
Das erste der beiden Werke, »Studics in the History and Art of tbe Eastern
Provinces of the Roman Empire«, ist jualäBIicli des 400jährigen Jubiläums der
Universität Abordccu von R. mit mehreren Mitarbeitern herausgegeben worden**'^).
Die erste Abiiandlung von des Herausgebers Tochter A. Margaret Ramsay
über die Kunst des 3. und 4. Jahrhunderts in Isaurin und im östlichen Phri/gia
ist wesentlich archäologisch. Dann folgen die Beiträge von W. M. Calder
(s. Anm. 44::!), T. Oallander (s. Anm. 473), J. G. C. Anderson (s. Anm. 400)
und die beiden Abiiaudlungen von W. M. Ramsay (s. Anm. 497 f.).
*oo) PM »g.-H. 167 u. 172, 1910/11. — ^oi) Asie Mineure et 8yrie
(Sites et mouvments). Paris 1907. 246 S. Ref. LaG XV, 213 f. — *o-) Wien
1904. 27 S. Progr. — ^^3) RcvßtAncicnu. VI, Bordeaux 1907, 277—319. —
*°*) Stud. über chiistl. Denkmäler, hrsg. von J. Fickcr. 5. u. 0. H. Leipzig
1908. 394 8. mit 111. u. 1 K. - <0'') London 1900.
Asien. 377
Das zweite Buch^*""'), Tiic Cities of St. Paul«, legt noch stärker als R.s
sonstige Arbeiten den Schwerpunkt in die frühchristliche Zeit. Ganz unter
dem kirchlichen Gesichtspunkt steht der erste Abschnitt über den »Pauliuismus
in der griechisch-römischen Welt«. Hieran schließen sidi eine Peihe mono-
graphischer Studien über die paulinischen Städte Tai-sos, Antiochia, Ikonion,
Derbe, Lystra, auf die wir bei den zugehörigen Landschaften zurückkommen.
Den Beschluß macht wieder ein Kapitel über »Paulus in der römischen Welt«.
Es wird immer schwieriger, die zahlreichen, oft an recht entlegenen Stellen
veröffentlichten Einzelfoi-schungen Ramsays zu überblicken und aus Arbeiten
theologischer und kulturgeschichtlicher Richtung den geographischen Gewinn zu
ziehen. Eine neue zusammenfassende Bearbeitung des ganzen Materials, das
ß. wie kein anderer beherrscht, wäre ein dringendes Bedürfnis; denn seine
»Historical Geography« kann doch nur als ein Entwurf zu einer solchen gelten!
Wesentlich archäologischen Inhalts sind auch die » Kleinasiati-
sclien Untersuchungen« von E. Brandenburg*""). Über Wasser-
leitungen in kleinasiatischen Städten handelt G. AVeber^os^^ über
die Bildung der römischen Provinz Asia (vgl. Chapot, GJb. 1905,
178) P. roucart*09j^ über »Das Fortleben der VoUvSsprachen in
Kleinasien in nachchristlicher Zeit« K. HolH^O).
Holl zeigt, daß die Volkssprachen nicht, wie gewöhnlich angenommen wird,
schon in der Kaiserzeit ausgestorben siud, sondern sich bis in das 5. und 6. Jahr-
hundert erhalten haben und erst allmählich durch die christliche Kirche, voll-
ständig vielleicht erst durch den Islam ausgerottet worden sind.
Die beste Übersicht der alten Völker Kleinasiens findet man
jetzt bei E. Meyer (Anm. 87) 611—72.
Die für die Topographie so wichtigen Münzen ^verden nun für
Kleinasien durch die Academie des Inscriptions in einer von W. H.
Waddington begonnenen, von E. Babelon u. Th. Reinach fort-
gesetzten Sammlung »Recueil geueral des monnaies grecques d'Asie
■\Iineure« herausgegeben. Bis jetzt hegt der erste Teil von Bd. I^^i)
vor, welcher die Landschaften Fonfos und Paplüagonia enthält.
AVir wenden uns nunmehr den einzelnen Landschaften zu und
beginnen, wie früher die Halbinsel von NO über AV nach S und
dem Innern durchwandernd, mit
Pontos. In der Sammlung »Studia Pontica« (GrJb. 1905, 179)
haben F. u. E. Cumont''i2j über eine archäologische Reise durch
Pontos und Kleiuarmenien ausführlich berichtet.
Inhalt: 1. Amisos, 2. Phazimouitis, 3. Amasia, 4. Zelitis und Sebastopolis,
5. Sebasteia und Kolopene, 6. Yerisa, Dfezimon und Komaue, 7. Neocaesarea
und Pargadres, 8. Colonia und Nikopolis Arm., 9. Armenische Grenze und
Eriza, 10. Satala und Trapezus. Illustrationen und eine Anzahl etwas dürftiger
Routenkärtcheu und Pläne.
Über den altertümlichen Dialekt der bei Gümüsch Chane [=^Ar-
gyi-opolis) südlich von Trapezunt wohnenden Griechen (vgl. GJb.
^06) London 1907. 468 S. — «^ OrLitZtg. X, 1907, 313—19, 360—65. —
*08) JbDArchlnst. XX, 1905, 202—10. — ^09) MemlustFr., Ae. d. Inscr.,
XXXVII, 1907, 297—339. — "») Hermes XLIII, 1908, 240—54. — *") Paris
1904. 210 S., 28 Taf. — -«'S) Voy. d'explor. archeol. = Stud. Pont. II,
Brüssel 1906, 105—375, mit K. u. Taf. In Bd. III der Stud. Pont. 1910 sind
die Inschriften aus Pontos u. Armenien vereinigt.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 25
378 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
1896, S. 348, Anm. 339 f.) hat der dort heimische D. E. Oecono-
niides*^^), Professor an der griechischen Nationalschule in Kon-
stantinopel, nunmehr eine umfassende Untersuchung mit Sprach-
proben usw. erscheinen lassen. Über die Reise von 11. Gregoiro
s. u. Anm. 481).
Einzelorte: D. M. Girard'***) behandelt die Gescliichte von
Siwas == Sebasteia von 1021 — 80 und bringt eine historisch-geo-
graphische Studie**^) aus dem Dschanik benannten Küstenstrich
an der Mündung des Hal3^s und des Iris über Amisos (Samsun
und Umgebung). Th. Macridy-Bey*^^) gibt einen kurzen, aber
mit Bildern reich ausgestatteten Bericht über Ausgrabungen einer
namenlosen alten Burg bei Ak-alan, 18 km WSAV von Amisos
(Samsun), M. Collignon*!') berichtet über solche zu Apollonia
im Pontes.
Das in der Kirchengeschichte mehrfach genannte, bisher nicht
sicher nachgewiesene Eiwhäita (Paulys Realeuzykl. YI, 880) erkennt
H. Gregoire^^ö) in Avghat Hadscjii Köi westlich von Ainasia.
Paphlagonia. R. Leonhard'^^^) hat seinen früheren Arbeiten
(GJb. 1905, 180) noch eine solche über »Die paphlagonischen
Felsengräber und ihre Beziehung zum griechischen Tempel« folgen
lassen. Die Geschichte des alten Sinope behandelt David M.
Robinson 420).
Biihynia. Eine Reise »Quer durch die Bithynische Halbinsel«
mit hauptsächlich geologisclien und wirtschaftlichen Beobachtungen
schildert W. Endriß*-^), den »Sabandjasee und seine Umgebung«
mit Tiefenkarte und Profilen K. Risch*22). yüq wirklichen und
angeblichen Projekte, diesen See einerseits mit dem Meere, ander-
seits mit Sangarios in Verbindung zu setzen, wovon ihn beiderseits
nur eine niedrige Schwelle scheidet, bespricht mit kritischer Prüfung
der historischen Quellen J. Solch ^23). Derselbe erörtert auch die
imastrittene Lage von Kaisareia in Bithynien *24) ^nd kommt zu
dem Schlüsse, daß die Stadt am Ostende des einst viel größeren
Sees DaskyUlis gelegen haben müsse. Über die Lage des letzteren,
dessen Identität mit der von W. Regel 1887 dafür erklärten Sumpf-
gegend noch keineswegs erwiesen zu sein scheint, und der bithyni-
schen Stadt Daskylion handelt R. Kiepert^^s) y>\q Lage des von
<'3) Lautlehre des Pontischen. X^eipzig 1908. 242 S. — ^i^) EevOrChret.
X, 1905, 79—95, 169—81, 283—88, 337—49. OrBibl. 1906, 204. —
*>5) Un coin d'Asie Mineure. Museou VIII, 1907, 100—71. Orliibl. 1907,
222. — *'«) Une citadelle urchai<iue du Pont. MVordenisGes. IV, 2, 1907, 9 S.,
17 Taf. — *'7) eil Ac. In.scr. 1905, 360—66. — ■»«8) ByzZ 1910, 59 ff. —
*I9) Breslau 1907. 28 S., 2 Taf, S.-A. 84. .IBerSchlesGcsVaterlKult. —
<20) Aucient Sinope. Baltimore 1906. S.-A. AmJPhilol. XXVII, 1906, 125
bis 153, 245—79. AmJArch. Ser. 2, IX, 1905, 294—333. — ^2>) PM 1910,
IT, 177- 81, 236—40, Taf. 31(geol. K.)— 33, 40f. — <22) Ebenda 1909, 10—17,
62—70, 134-38, 182—86, Taf. 2. — <''3) MVerGUnivLeipzig 1, 1911,36—56.—
<2*) Klio Xr, 1911, 325—34. — *^^) Ebenda V, 1005, 241—43.
Asien. 379
l*toleinäus u. a. genannten Vorgebirges Äkritas wird nun von J. P.
Meliopulos u. X. A. Siderides^^G) übereinstimmend mit der jetzt
H. Georgios genannten Landspitze bei Tuzla am Golf von Nikomedeia
gleichgesetzt. Das Grenzgebiet gegen Mj'sien, die Gegend zwischen
Brussa und Michalitseli, luvt F. W. Hasluck-'^'') archäologisch durch-
forscht.
Bithynica: 1. Die byzantinischen Kirchen von Triglia und Syge; 2. Die
byzantinischen Festungen Caesarea Germanike, wahi"scheinlich = Tachtaly am
Nordfuß des Olympos, Ketc und Kubuklia (Pachymcres) ; 3. Die Insel Beshikot
= Kalolimno, mit Karte; 4. Inschriften.
Während des Druckes geht mir noch eine weitere Abhandlung
von J. Solch *28) zu: Modrene, Modroi und Gallus. Nebst Be-
merkungen über die Nordgrenze von Pkrygia Epiktetos und die
Lage der bithynischen Bistümer.
Ohne auf die Beweisführung einzugehen, kann ich hier nur die Haupt-
ergebnisse kurz zusammenfassen: 1. Der als Gallos bezeiclinete Nebenfluß des
Sangarios ist nicht der von SW mündende Göktsche su (so Kiepert Formae VIII),
sondern der weiter unterhalb von O kommende Mudumu tschai; 2. Jfodroi. und
Modrene sind identisch und = Mudurnu; 3. Phrygüi Epiktetos reichte nicht
bis zum Askanischen See (Strabo), im NO dagegen über den Sangarios hinaus;
4. Das Bistum Gallos ist am Unterlauf des gleichnamigen Flusses in der alten
Landschaft Tarsia zu suchen.
Die Literatiir über den Bosporus möge imter Thrakien nach-
gesehen werden.
Mysia. Nachti'äglich erwähne ich M. Collignon*29)^ »Note sur
les fouilles de P. Gaudin dans la necropole de Yortan«. Über die
Lage von Poimanenon handelt F. W. Hasluck^^O)^ über die Topo-
graphie von Kyxikos derselbe mit A. E. Henderson^^i); über die
Schlacht am Granikos W. Judeich*^^)^ (jie Städte Gergis und
Marpcssos in Troas R. Kiepert*33")^ (Jen Y\n& Skamandros = Xanthos
in der Ilias E. Obst*^*). Die Schi-ift von E. Menge über Troia
und die T)-oas ist in neuer, umgearbeiteter Ausgabe *3^) erschienen.
»Das Hj^oj^lakische Theben« untersucht F. Staehlin^^e^.
Verfasser sucht nachzuweisen, daß Theben am Südfuß des Ida, beim jetzigen
Adramyti (Edremid), eine junge Gründung sei und das homerische, schon den
Alten unvei^ständlich gewordene Beiwort vn:o.-T?.af<it], das er mit »unten an der
Ebene gelegen« übersetzt, ursprünglich zu dem phthiotischen Theben in Thessalien
gehöre, dessen Sagenkreis mit Achilleus nach der Troas gewandert sei. Doch
scheint mir die Beweisführung nicht genügend.
In Pergamon sind die deutschen Arbeiten 1908/09 fortgefühii
worden. Der Bericht von W. Dörpfeld"') enthält S. 395—99
(K.) auch geographische Ausführungen über die Ebene des unteren
*26) SyUogos 1908, nach ByzZ 1910, 235. — '«27) AnnBritSchAth. XIII,
1906/07, 285—308. — <28) Klio XI, 1911, 393—414. — "9) CR Ac. Inscr.
1901, 810—17, mit 111. — *30) JHellStud. 1906, 23—31, Taf. 6. — ">) Ebenda
135—43, mit K. — *'^-) Klio VIII, 1908, 372—97. — "3) Ebenda IX, 1909,
10—13. — *34) Ebenda 220—28. — *35) Gütersloh 1905. 98 S., 2 Taf.,
1 K. — "6) Progr. München 1907. 32 S., 3 Taf. — "7) AthM 1910, 346
bis 400, Taf. XV— XX.
25*
380 E. Oberhiimmer, LändcM- und Völkerkiiude dei* östlichen antiken Welt.
Kaikos. welche zu einer Polemik mit A. Philippson*'^^^ Anlaß
gegeben haben.
Philippson wendet sich gegen Dörjjfelds Behauptung, daß nach Stiab.
XIII, 581 der Kaikos in einen bei Dikeli landeinwärts reichenden Golf gemündet
habe, das Gebirge Kaue = Kara Dagh sonach insclartig abgeschlossen gewesen
sei. Durch die Anschwemmungen des bei Dikeli von NO her mündenden
Baches sei der Golf abgeschnürt Morden. Es hätte sich hiernach hier derselbe
Vorgang vollzogen, wie er beim Latmischen Golf tatsächlich eingetreten ist und
dem Golf von Smyrna vor der Ableitung des Ilermos gedroht hat. Gegen diese
Annahme spricht nach Philippson der geologische Tatbestand. In einer ein-
gehenden Erwiderung »Zum Ela'itischen Golf« hält Dörpfeld^-'^) seine Auf-
fassung aufrecht, wonach die Stadt EUiia an einer schmalen Landenge zwischen
dem damals noch nicht ausgefüllten Delta des Ka'ikos und der von N her
sackartig bis nahe an die Stadt heranreichenden , jetzt gänzlich verlandeten
Bucht gelegen habe, welche gleichfalls die Bezeichnung »Elaitischer Golf« (?)
führte.
Einen weiteren Bericht über den Fortgang der Arbeiten zu
Pergamon gibt im Anschluß anDörpfeld (s. Anm.437) H.Hepping**0);
Über die Gemeinden des Reiches von Pergamon hat F. Ghionc***)
eine umfassende Arbeit geliefert.
Die Untersuchung erstreckt sich auf das ganze pergamenische Reich, also
die Landschaften Mysien, Lydien und Phrygien, gehört somit eigentlich zur
Literatur über ganz Kleinasien. Obwohl wesentlich die Verfassung betreffend,
ist die Arbeit doch auch für die Topographie und Ortsgeschichte der einzelnen
Gemeinden von Wichtigkeit.
Lydia. Die Berichte von J. Keil u. A. v. Premcrstein'**^)
über zwei im Auftrag der Wiener Akademie 1906 — 08 ausgeführte
Reisen in Lydien und der südlichen Aiolis enthalten im wesent-
lichen, nach Stadtgebieten geordnet, die gesammelten Inschriften.
Doch finden sich auch topographische Ausführungen, z. B. II, 57
Hermolcupeleia, 60 Ättalcia, 91 ff. NiavQton' y.uToi/.iu und JÜQar
y.oiin^, 108f. Säittai, 121f. Silandos, 133f. Temenothyrai . 144f.
Blatmdos. Die beigegebenen Karten dienen nur zur Übersicht der
Reiserouten. Eine vorläufig namenlose, aber als Siedlungstypus
interessante griechische Stadt der Aiolis zwischen Myrina und Aigai
beschreibt A. Conze^*2a^_
AV. M. Calder**^) schildert Smyrna nach dem Redner Aelius
Aristides. A. Fontrier^**) legt in einer nachgelassenen Schrift
neQi rot noraitov Mth/vog dar, daß der von demselben Aristides
erwähnte Fluß 3Mes in Smyrna identisch ist mit dorn vor einigen
.lahrzehnten noch vorliandenen breiten Fluß Potama, der jetzt infolge
verschiedener Veränderungen zu einem sich durch die Stadt hin-
ziehenden Kanal herabgesunken ist (Nach ByzZ 1910, 235). Eine
4^8) Hermes XLVl, 1911, 254—00. — "9) Ebenda 444—57, mit K. —
**«) AthM 1910, 401- 52G, Taf. XXI— XXIX. — **^) I comuni del regiio
di Pergamo. MemAccTorino Ser. 2, LV, 1905, Sc. mor. etc., G7 — 149. mit
K. — ■«^2) DenksAkWicn, phil. Kl., LIII, 1908. 2, 112 S., 1 K.; LIV, 1911,
2, 101 S., 1 K. — ••^2'.) JbArchlnst. 1910, 1—8, Taf. If. (PI. u. 111.). -
^^•') Stud. in liist. and art of East. Ilom. j)rovinces, cd. by W. M. Kamsay,
London 1900, 95—110, mit K. **^) Smyrna 1907. 44 S. mit K.
Asien. 381
Keilie von ReisGoindrücken ans Smyrna und Ephesos hat B. K rieg-*^^)
veröffentlicht, »Forschungen in der ErytJiraia ^' J. Keil-*-*^).
Die Bezeichnung Erythxiia für die auffällig gestaltete, die Formen der
vorgelagerten Insel Chios wiederholende Halbinsel, welehe im Altertum eines
besonderen Namens entbehrte, jetzt gewöhnlich nach ihrer höchsten Erhebung
Mimxshalbinsel (auch erythräische Halbinsel) genannt, erscheint einfach und
ptissend, da Ei-ythrai tatsächlich die einzige bedeutende und zugleich zentral
gelegene Stadt auf derselben war. Dem ausführlichen epigraphischen Bericht
hat Keil iu dankenswerter Weise eine Übersicht der Besiedlung der Halbinsel
in alter, mittlerer und neuer Zeit mit einer Kartenskizze vorangestellt.
»Altertümer von Notion« veröffentlicht Th. Makridy*'*'').
Reich ist wiederum die Ausbeute in EpJiesos. Von dem gToßen
Werke des Österr. Archäol. Inst, ist seither dei- erste Band**^)
vollständig erschienen.
Der hauptsächlich geogi'aphisehes Interesse ])ietende erste Teil des Bandes,
welcher mir bei Abfassung des letzten Berichts in Sonderabdruck vorlag, ist dort
GJb. 1905, 183 bereits besprochen. Der Rest ist mit Ausnahme eines kurzen
Berichts von A. Schindler (S. 235 f.) über die Karte wesentlich archäologischen
Inhalts und behandelt die seldschukischen Bauwerke in Ajasoluk, den Rundbau
auf dem Panajirdagh, das Artemision usw. Der zweite, im Erscheinen begriffene
Band (1912) behandelt das Theater.
3Iit den Ansgraljungen in unmittelbarem Zusammenhang stehen
die Untersuchungen von A. Grund •*-*9) über die Veränderungen im
Deltagebiet des Kaystros (Kütschük Mendere) seit historischer Zeit.
Ein »Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im
Deltagebiet des Kleinen Mäander kommt zu dem Ergebnis, daß das ganze Tal
mindestens bis Ajasoluk hinaus ein offener Meeresgolf gewesen ist, und zwar
noch zur Zeit der Entstehung des älteren Ephesos; dieser Golf war durch eine
ganz kurz vor der historischen Zeit erfolgte Senkung des Landes entstanden.
Von da an lassen sich mehrere Perioden schneller Zusehüttung feststellen, denen
jedesmal eine Abschnürung des betreffenden Golfteils durch eine Nehrung vor-
ausging. So ist der gesamte Landzuwachs von 8 km Länge in der historischen
Zeit nicht durch Deltavorbau ins Meer, sondern durch Verbindung von vorher
thalassogen abgeschnürten Lagunen entstanden. Eine vertikale Niveauveränderung
in historischer Zeit, wie sie sonst an den Mittelmeerküsten vielfach nachgewiesen
ist, glaubt G. ablehnen zu müssen oder hält sie zum mindesten für nicht be-
weisbar. (Nach Ref. in PM 1907, LB 123 von A. Philippson, der gegen
die letztere Schlußfolgerung G.s Einwände erliebt.)* In einem zweiten ^^O) »Vor-
läufigen Bericht<; hat G. seine Untersuchungen fortgeführt und auch auf den
»Großen Mäander« (Böjük Mendere), den Maiandros der Alten (bei Mihi) aus-
gedehnt. Hier sind die Verhältnisse viel großartiger. Wie ])eim Kleinen
Mäander nimmt auch hier G. eine Senkung des Landes kurz vor der historischeu
Zeit an; doch konnten hier nicht wie dort durch Nehrungen bezeichnete Ab-
schnitte nachgewiesen werden. Wie und wann der latmische Golf vom Meere
abgetrennt M^urde, läßt sich nur vermutungsweise feststellen. Die Tatsache,
daß unter Trajan das Niveau des Straßenpflasters in Milet bereits gehoben
werden mußte, spricht dafür, daß das Delta des Nordarms damals den Kanal
zwischen der Insel Lade und Milet erreicht haben dürfte, wodurch der Spiegel
des latmischen Golfes zu einer Binnenlaguue aufgestaut wurde. Eine Senkung
^^5) HistPolitBl. CXLI, 1908, 200ff. -— *<C) jahreshÖsterrArchlnst. 1910,
Beibl. 1—74. — "'0 Ebenda 1905, 155—73. — ^*8) Foi-schungen iu Ephesos.
Bd. I, Wien 1906. 285 S., 9 Taf., 1 K. — "9) SitzbAkAVien, math. Kl.,
CXV, Abt. I, 1906, 24—62, mit 1 K. — ^^O) Ebenda 1755—67.
382 E. Oborhiimmer, Ländor- und Völkeikuude der östlichen antiken Welt.
des Landes in historischer Zeit ist nicht nachweisbar. Myus war frülier am
Meere gelegen und hatte 500 n. Chr. in seinem Hafen Platz für 200 Triereii;
zur Zeit des Pansanias waren die Bewohner bereits nach Milet übergesiedelt. Im
Laufe des Mittelalters übernahm nun der Südarm die Rolle des tätigen Mäander-
arms, baute sein Delta in den latmischen Golf und verschüttete dessen west-
lichen Teil. So bildeten sich im Mittelalter die heutigen Verhältnisse aus.
Bereits die ältesten Portulane des 14. Jahrhunderts verzeichnen die Insel Lade
nicht mehr. Auf die älteren Rekonstruktionsversuchc von C. Geld, Küsten-
veränderungen im Archipel (München 188G) und H. Berghaus, Atlas der
Hydrogr. IX, wozu auch Kiepert, Formae IX und Westkleinasien X, zu vgl.,
nimmt G. in diesem vorläufigen Bericht, der sonst in geographischen Zeitschriften
nicht angezeigt und deshalb hier ausführlicher besprochen wurde, keinen Bezug.
Über die Ausgrabungen im Artemision zu Ephesos, die alte
Domäne engiisclier Archäologen, hat D. G. Hogarth*»\) einen aus-
führlichen Bericht veröffentlicht.
Verfasser verarbeitet, durch mehrere ^litarbeiter unterstützt, die Ergebnisse
seiner 1904/05 im Auftrag des Britischen Museums unternommeneu Ausgrabungen
mit den älteren Ergebnissen von Wood (1876). Ein zweiter Band ist in Aus-
sicht genommen. Es ist jetzt das Hauptwerk über den Artemistempel und
wesentlich von archäologischem Interesse.
Eine vielseitige, laiappe und inhaltreiche Verarbeitung des ganzen
Ephesos betreffenden Materials (Lit., Lage, Besiedlung, Geschichte,
Bewohner, Stadtgebiet, Altertümer, Ruinen) mit mehreren Plänen
(nach den österreichischen Aufnahmen) hat L. Bürchner'^52^ gg.
geben, wozu der Ai-tikel von J essen '*^3) Ephesia (Artemiskult) er-
gänzend tritt. Gewissermaßen eine Fortsetzung liierzu für die
christliche Periode der Stadt bilden die gTÜndlichen »Studien zui-
Geschichte der Stadt Ephesos vom 4. nachchristlichen Jahrhundert
bis zu ihrem Untergang in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts <:
von W. Brockhoff*^*). Über die Aufsätze von B. Krieg s. o.
Anm. 445. Soeben erschien noch eine topographische Skizze (Vor-
trag) »Epliesus und Milet« von A. Grund454«)^ welche eine gute
Übersicht der Küstenveränderungen und ihrer anthropogoographischou
Wirkungen (auch für Simjrna) bietet.
»Zur Topographie der ionischen Küste südlich von Ephesos«
liat J. Keines) Untersuchungen veröffentlicht.
Behandelt werden die Lage und Funde von Pygela, Manühcsion, Anaia
sowie die zwischen beiden letzteren Städten vorliandcno antike C)rtslage, welche
bisher nacli Strab. 639 als Xeapolls bezeichnet wurde (s. Kiepert, Formac IX);
doch liest jetzt Wihimowitz bei Strabo statt fira Nfü.-To/jg : fir "Area {' = 'Avaia)
.■rö?-ig, wozu mir keine zwingende Notwendigkeit vorzuliegen scheint.
Noch ein Stück weiter an der Küste führt uns eine Abhandlung
von V. V. Wilamowitz*56) iW^Qx- Jas Panionion. Endlich erwähne
ich, weil von der geographischen Grundlage 7ü«ic« ■ ausgehend, ein
*5lj Excavations at p^phesus: the archaic Artomision. London 1908. Text
344 S., 52 Taf., Atlas 18 Taf. — ••52) Paulys llealenzykl. V, 1905, 2773 bis
2822. — "3) Ebenda 2753—71. — *") Diss, Jena 1905. 78 S. ByzZ XV.
683. — «Sio) Prag 1911. HS. S.-A. Lotos LIX. — ^^S) j.,j,resh().sterrArehInst.
1908, Beibl. 1.35-68, mit K. -- ^^^) SitzbAkBcrlin 1906, :;8 — 57.
Asien. 383
mehr die großen kulturhistorischen Zusammenhänge verfolgendes
Buch von D. G. Hogarth*57).
Karia. Eine neue Reise »Quer durch Karlen« beschreibt der
altbewährte Erforscher Kleinasiens W. v. Diest^^Sj.
Die Reise förderte nebst einem »Itinerar von Nysa nach Idyma« in
1:200000 (Taf. 19) in einem noch wenig begangenen Gebiet auch wertvolle
Ergebnisse für die historische Geographie zutage. So wird die Lage von Xysa
mit Bezug auf die alten Quellen und Inschriften besprochen und ein Plan der
Stadtlage in 1 : 7500 (Taf. 20) gegeben, ebenso die Lage von Acheraka, die
liistorische Bedeutung von Ilaliharnassos usw.
A^on den einzelnen Städten Kaiiens schließt sich an das lydische
Gebiet zunächst Magnesia am Mäander.
Außer dem schon GJb. 1905, 183 genannten Inschriftcuwerk liegt nun
seit längerer Zeit auch das abschließende Hauptwerk*^^ über die 1891 — 93
für die Kgl. Museen in Berlin ausgeführten Ausgrabungen vor. Es enthält
einen kurzen Bericht von K. Humann und die eingehende Bearbeitung der
Bauwerke von J. Kohte sowie der Bildwerke von K. Watzinger. Für die
Topographie kommt nur der Abschnitt über die Bauwerke, die Umgebungskarte
1:25 000, der Plan der Ausgrabimgen 1:1500 und der Agora 1:750 in Be-
tracht (Taf. I— III).
Ein ganz ähnliches "Werk besitzen wir jetzt über Priene von
Th. Wiegand u. H. Schrader^eo).
Geographisch sind die dortigen 1895 — 98 ebenfalls für die Kgl. Museen
in Berlin durchgeführten Ausgrabungen sowohl nach den Ergebnissen wie nach
der Verarbeitung ungleich wichtiger. Sie zeigen uns das Bild einer griechischen
Stadt der hellenistischen Zeit, wie wir es in ähnlicher, an Pompei erinnernder
Vollständigkeit kaum von einer anderen Stelle, etwa Delos ausgenommen, be-
sitzen. Th. AViegand, der Leiter der Ausgrabungen, gibt uns im 1. Kapitel
des Werkes einen geographischen Überblick über »Die prienische Landschaft?.,
der sich auch auf die später von A. Grund (s. Anm. 450) behandelte Frage der
Abschnürung des latmischen Golfes und die Angaben der Portulane erstreckt,
sodann einen Überblick über »Die Gesamtanlage der Stadt« (Mauerring, Tore,
Straßennetz usw.), worauf ein Bericht von Landmesser G. Kummer über »Die
tachymetrische Aufnahme« des Ausgrabungsgebiets folgt. Der übrige Teil des
Werkes ist vorwiegend archäologisch, doch sind die Abschnitte über die Wasser-
anlageu (Wiegand), die Heiligtümer und den Markt (Schrader), das Theater,
Stadion und die Gymnasien (Wiegand) auch topographisch wichtig. Besondere
hervorzuheben ist Kap. X, »Die Privathäuser«, in dem Wiegand den prieni-
schen Haustypus und dessen Umgestaltungen schildert, ferner Kap. XII t>Thebev
an der Mykale« (bisher nicht lokalisiert, von Wiegand durch Ausgrabungen
nachgewiesen) und XllI »Priene und Umgebung in christlicher Zeit« (derselbe).
Ein von G. Kummer u. W. Wilberg aufgenommener großer »Plan von Priene«
in 1 : 1000 gibt auf zwei Blättern ein vorzügliches Gesamtbild der Stadt mit
der Burg (Schichtlinien 5 m mit Felszeichnung), ferner finden wir auf Taf. If.
Kieperts Karte 1:250000 von Milet bis Ephesos mit zahlreichen Zusätzen von
Wiegand und einem Vei-such der Rekonstruktion der alten Küstenlinie, einen
Umgebungsplan von Priene in 1:20000 (Taf. III), Spezialpläne einzelner Teile
der Stadt (Taf. XII f., XXI f.) sowie in Text und Tafeln eine Reihe geographisch
wertvoller Ansichten nach topographischen Aufnahmen. — Au das archäologische
157) lonia and the East. Oxford 1909. 117 S. mit K. — 'S») PM 1909,
169—77, 216—23, 264—69, Taf. 19f., 23f. — <»») Magnesia am Maeander.
Berlin 1904. 228 S., 14 Taf. — *60) Priene. Berlin 1904. 492 S., 22 Taf.
u. 2 K.
384 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Hauptwerk schließt sich wie bei Magnesia (s. o.) ein besonderer von F. Hiller
V. Gaertringen^*'*) herausgegeben(!r Inschriftenband, dem eine Geschichte der
Stadt und ihrer Erforschung (S. V — XXIII) vorangestellt ist. — An anderer
Stelle hat Th. Wiegand*''^^ einen orientierenden Überblick über die Ergebnisse
der Ausgrabungen gegeben.
Über tue gleichfalls für Rechnung der Königüchen Museen
unternommenen und geograpliisch kaum minder wichtigen Aus-
grabungen in dem benachbarten Milet erscheint neben den vor-
läufigen Berichten ein abschließendes Werk in Einzelheften unter
Leitung von Th. Wiegand^^^),
Bis jetzt liegen vor Heft I : Karte der milesischen Halbinsel mit erläuterndem
Text von P. Wilski. 1906, 24 S., 2 Taf. Die im Jahre 1900 in 1:50000
aufgenommene Karte der Halbinsel, welche im Altertum als solche durch den
milesischen Golf im Norden begrenzt ward, jetzt aber durch die Anschwemmungen
des Mäanders mit der Halbinsel Mykale zusammenhängt, ist in farbigen Höhen -
schichten von 50 m Abstand (0 — 10 m besonders ausgeschieden) ausgeführt und
zeigt die antiken Reste in Rot. Ein Deckblatt enthält die eingemessenen Punkte
nach der Methode ihrer Bestimmung (trigonometrisch, tachymetrisch usw.). —
Heft 2: Das Rathaus von Milet. Von H. Knack fuß. 1908, 100 S., 20 Taf.
2. Beil. Wesentlich archäologisch.
Über den Fortgang der Ausgrabungen berichten Th. Wiegand'^ß-')
imd M. Schede 46**). Ein übersichtliches Büd der »Ausgrabungen
in Milet und Didynia« gibt A. v. Salis^ß^). Die Untersuchungen
von A. Grund über die Yerlandung des latmischen Golfes wni'den
in Anm. iöO besprochen, s. auch Anm. 454a.
Einen alten Wart- oder Leuchtturm auf der Papasinsel (wohl
Papanisi bei Kiepert, AVestkleinasien XIV, 28° 44' 0) beschreibt
F. V. Holbach 466).
Von den Städten des karischen Binnenlandes liegen ausfükr-
lichere Grabungsberichte . aus Älabanda von Edhem Bey*^^) ^^1
aus ApJirodisias von M. Collignon^ßS) ,ind P. Gaudin^ß^) vor.
Über das Volk der alten Karcr und der mit ihnen gewöhnlich
in Verbindung genannten Leleger, die neuerdings in der Vorgeschichte
Griechenlands und Kleinasiens eine so große Rolle spielen, hat
W. Aly*"0) die Nachrichten bezüglich ihrer Verbreitung zusammen-
gestellt.
Lykia. üi einer Mitteilung über »Das sog. lykische Sparta«
weist P. Carolides-t^i) die Annahme Hitzigs (ZDMGes. 1856.
731 ff.) zurück, daß das 1. Makk. 14, 16 genannte Sjjarfa = dem
*6>) Inschriften von Priene. Berlin 190G. 312 S. — •»"2) Priene. N.JbKlAlt.
I, l;»10, 545—70, mit III. u. 2 Taf. — *^'^) Milet. Ergebnisse der Ausgrabungen
und Untersuchungen seit 1899. Berlin. — *«*) 4. u. 5. Voriäuf. Bericht.
SitzbAkBeriin 1905, 533—48, mit PI.; 1906, 249—65. 6. Voriäuf. Bericht.
AbhAkBerlin 1908, 46 S., 6 Taf. ByzZ 1908, 632. Kürzlich erschien der
7, Voriäuf. Bericht ebenda 1911, Anh., 71 S.. 13 Taf. — *^*') JbArchlust.
1911, ArchAnz. 419 — 43. — *«*) NJbKlAlt. 1910, I, 103—32, mit 7 Taf. —
<«6) AthM 1909, 393—98. — *") CR Ac. Inscr. 1905, 443—59; 1906, 407—22,
mit PI. u. 111. — *68) Ebenda 1904, 703 — 11, 2 Taf. RevArt. XIX, 1907,
33—50, ill. — <ö9) CR Ac. Inscr. 1906, 158—84, ill. — *''^} Philol. 1909,
428—44. — ••■') Atti Toiigr. Intern. 8c. Stör. II, Itom 1905, 129—32.
Asien, 385
lykischen Paiara sei, und nimmt dafür das von Polyb. V, 72, 4 be-
zeugte ^unoQda = Isparta in Pisidien in Ansprucli.
Pisidia. Tiber die Stadt Jntiochia und ihre Geschichte handelt
ausführlich AV. M. Ramsay*'^^^ in einer Artikelserie, die in dem
o. Anm. 406 erwähnten Buche abgedruckt ist. Vgl. auch u. Anm. 498.
Die Beschreibung der Stadt umfaßt S. 245 — 314 und erstreckt sich auf
Lage, Geschichte, Bevölkerung (.Juden, Griechen, Phryger, Römer) und die
religiösen Verhältnisse (Paulus). Photographische Aufnahmen aus der Stadt
und Umgebung auf Taf. VI— X.
Küikia. Einen Reisebericht durch Ivihkia und Lykaonkn, der
sich hauptsächhch auf die Denkmäler der byzantinischen Zeit be-
zieht, hat Gertrude L. BelH^^j veröffentlicht. Einen ähnhchen
kürzeren Reisebericht durch dasselbe Gebiet von S. Gu^^er'*'^*) kenne
ich nur aus ByzZ XVI, 37 7 f. Guyers Reisegefährte E. Herz fei d*''^)
gibt einen vorläufigen Bericht über »Eine Reise durch das west-
liche Kililda im Jahre 1907«.
Routenkarte 1:300 000. Die Reise ging von Eregli über Tai-sus nach
Selefkie, wo die frülichristlichen Denkmäler von Meriamlik untcrsuelit wurdeu,
dann zurück über Karaman.
In einem Aufsatz über »Menons Zug nach KiliMa« nimmt
K. :\Iünscher^76) gegen Schaffer (GJb. 1905, 185, Anm. 495)
Stellung. Die nor/.ih] TletQu, welche nach Strab. XIV, 670 öst-
lich vom unteren Kalykadnos zu suchen ist, wollte R. Kiepert*''^)
auf eine Mitteilung von W. Siehe hin auf das rechte Ufer bei
Seleukeia versetzen, hat aber diese Vermutung in seiner Karte
(Formae VIII, dazu Text S. 18) mit Rücksicht auf Stadiasm. M.
M. 175 wieder zurückgenommen. Das alte Tarsus mu\ dessen
eigentümliche Stellung an der Grenze der griechisch-römischen und
der orientalischen Kultur schildert in umfassender "Weise W. M.
Ramsay^'^S),
Fast die Hälfte des o.JAnm. 406 genannten Buches (S. 83 — 244j ist der
Heimat des Apostels Paulus gewidmet. Hier sind besonders hervorzuheben die
Abschnitte über die Lage der Stadt, ihre Beziehungen zur kilikischen Ebeue,
zum Flusse Kydnos, zum Meere und Gebirgspaß der kilikischen Pforte, dann
über die Bevölkerung (lonier, .Juden, Römer, Orientalen) und die kulturhistorische
Stellung der Stadt. Einige Kartenskizzen und gute Abbildungen auf Taf. I — V.
Über das zuletzt von A. Janke (GJb. 1905, 177) untersuchte
Schlachtfeld von Issos hat neuerdings A. Gruhn'*''^) geschrieben.
Zu Kilikia gehört endlich noch Augusia (PtoL, Notit. und Münzen),
das jetzt H. Grothe (s. Anm. 180) S. CCXXIX— CCXXXU in dem
Ruinenfeld von Masylyk, .85 km A^^^^W von Sis, nachgewiesen hat.
*'2) Expositor Ser. 7, HI, 1907. — -i^») RevArch. IV, 1906, 7, 1—29,
385—414; 8, 7—36, 225—52, 390—401; 1907, 10, 18—30, mit 111. Dazu
BvzZ XVI, 378—81. — *'^^) Aus dem christl. Kleinasien. S.-A. XZürichZtg.
1903, 8, 23 S. — 4") PM 1909, 25—34, Taf. III. — <'<5) Philol. 1907,
491—97. — ^77) Klio V, 1905, 340. — "«) Expositor Ser. 7, I ii. II, 1906
u. o. S. 377. — *'9) NP'hilolRundsch. 1906, 361 — 73.
386 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Kcippadokia. Auf diese Landschaft entfällt der Schwerpunkt
des bisher veröffentlichten Teiles des Reise werks von H. Grothe.
Einschlägig sind die Abschnitte »Griechische und lateinische Inschriften
ans Kappadokia von J. Oehler«, S. LXXI — LXXXVIII, -Zur Topographie
und historischen Geographie von Comana Cappadociae von H. Grothe«,
S. CCXXXIII — CCLIII, und »Meine Schürfungen in Kappadokia« (derselbe),
S. CCXC— CCXCIV. Auch die »Bemerkungen zu einigen Denkmalstättcn und
Denkmälern hettitischer Kunst in Kleinasien« (derselbe), S. CCLIV — CCLXXIV
mit Taf. VII — XIII, beziehen sich größtenteils auf Ortlichkeiten in Kappadokia.
Eine Karte des Antitauriis in 1:400 000 auf Grund der Itineraraufnahmcn des
Verfassers ist dem Buche (s. Anm. 180) beigegeben.
Auf den Süden von Kappadokia, nämlich die Gaue Sophene
(jenseits des Euphrat) nnd Kataonia (Gegend des Antitaurus) bezieht
sich gleichfalls ein Reisebericht von E. Lohniann*80)_
Der kurze, mit guten Bildern ausgestattete Bericht berührt hauptsächlich
die Ethnographie und historische Geographie des durchzogenen Gebiets: 1. Euphrat-
übergang bei Kymyrchan, 2. Inschrift des Corbulo in Keserik, 3. Lage von
Arsamosata, 4. Ebene Kalon Pedion, 5. Anzit (Ziata), 6. Eine römische Heer-
straße (von Malatia nach Marasch).
Einen ausführlichen, jedoch nur vorläufigen Bericht über eine
1907 ausgeführte archäologische Reise durch Pontos und Kappadokia
gibt H. Gregoire48i).
Die Reise ging von Samsun (Amisos) nach Ncodaiidivpolis und Amasia,
dann über Tokat, den Tälern des Iris und Lykos folgend, östlich bis Nikopolis
und im Tal des Halys abwärts nach Siwas (Sebastea) und weiter nach Kaisarie
(Caesarea), von wo aus noch das Gebiet der auch von H. ßott (s. Anm. 404)
beschriebenen Felsen kirchen bei Urgüb, Göreme, Sinasos besucht wurde. Der
Schwerpunkt der Ergebnisse liegt in der epigraphischen Ausbeute, die in einem
Band der »Studia Pontica< (o. Anm. 412) vereinigt werden soll. Doch bringt
der Bericht auch über Denkmäler und Ortslagen neues Material. Wichtig be-
sonders S. 116 ff. der Abschnitt über Ariaramneia-Bhodandos = Farascha im
Tal des Samanti Su (38° N), S. 135ff. über 'Ogßäöwv xwfoj = Aravan bei
Nigde, S. 148 — 59 über den griechischen Dialekt von Farascha. Ein Register
erleichtert die Auffindung von Einzelheiten, die Kartenskizzen auf Taf. I — III
geben aber nur ein sehr dürftiges Bild der Reiseroute, das von Kaisarie ab
ganz vci'sagt.
Über die Kappadokia betreffenden Untersuchungen von J. Mar-
quart s. 0. Anm. 345. Das als Heimat des Kirchenhistorikers
Philostorgios genannte, in Paulys Realenzykl. und allen anderen
AVörterbüchern felüende Boi'issos erkennt II. Gregoire*^^) in dem
Namen des Dorfes Soreovu bei Nazianzos wieder. Das bisher noch
nicht gesicherte IHokaisareia (Paulys Realenzykl. V, 656) vermutet
S. Guyer'*83) in Ala Klisse zwischen Sclefko und Mut. Über den
Zug des Kalifen Mntnsim durch Kappadokia im Jahre 838 handelt
J. B. Bury4«3").
Qalatia. Daß Ptolomäus die Städte au der Küste Sinopc,
Amisos usw. aus Ungenauigkeit zu dieser Provinz rechnet, zeigt
*80) Glob. XC, 1006, 37—42, 53—57, mit K. u. 111. — «s') BConllell.
1909, 1 — 109, 437—39, Taf. I -IIL — '•82) ByzZ 1910, Ol f. - ^8■■') ZGcscliArchit.
Iir, 100!)/10. 192 09. — -»s'") .JHcllSt. 1909, 120—29.
Asien. 387
F. Cumont*^'*). Eine > Geschieht^ der kleinasiatischon Galater<'
(erweiterte Beai'beitung einer Dissertation von 1897) schrieb F.
Stähelin*85) 2^ dgu bisherigen Beschreibungen (zuletzt GJb.
1905, 185f.) der Ruinen von Öjük, nördlich von Boghasköi, hat
Th. Macridy-Bey*s6) in einer reich illustrierten Schrift auf Grund
von Ausgrabungen für das Museum in Konstantinopel eine wertvolle
Ergänzung gegeben. In Boghasköi selbst (s. GJb. a. a. 0. und 1896,
354) hat H. AVinckler 190G/07 neue Forschungen angestellt, über
welche ein Vortrag von 0. Puchstein'*^*'«) orientiert.
»Das Wesentliche von Wincklers Feststellungen ist, daß die Keilinschriften
die Ruineustätte bei Bogh;i.«köi als Chatti, d. i. Hauptstadt des Hettiterlandes,
erweisen und uns fiinf Genenitioueu einer einheimischen Dynastie kennen lehren,
die hier noch zu den Zeiten der 18. und namentlich der 19. ägyptischen
Dynastie geherrscht hat.« Wichtige Ergebnisse hatte die Expedition auch be-
züglich der Stadtanlage.
Phrijgia. Für weitere Kreise schildert »Phrygien und seine
Stellung im kleinasiatischen Kulturkreis<' E. Brandenburg*^'),
derselbe *^^) in seinem »Bericht über eme Reise in Anatolien« die
phryg-ischen Grotten. Die für Topographie so ^nchtigen Münzen
Phrv'giens hat der bekannte Numismatiker B. Y. Head**^) für den
Münzkatalog des Britischen Museums bearbeitet.
Die Bedeutung der Münzen erhellt u. a. aus dem Beispiel von Grinifnothyrai,
einer kleinen Stadt unweit des jetzigen Uschak, deren bei Ptol. V, 2, 13 in
der Vulgata als Trimenothyritae überlieferten Name erst durch Münzfunde
richtig gestellt und von Imhoof-Blumer ''^'') als Bezeichnung eines selbständigen,
von dem benachbarten Traicmopolis verschiedenen Gemeinwesens erkannt wurde;
s. Ptol. rec. Müller I, 2, S. 818f.; R. Kiepert, Text zu Formae VIII, S. 11;
J. Scholz in *9J).
Der Stadt Amcyrion widmet P. Karolides *32) eine gehaltvolle
Studie, hauptsächlich mit Bezug auf ihre Rolle in christlicher und
islamischer Geschichte und Dichtkunst. (Nach ByzZ 1909, 272 f.)
»Byzantinische und seldschukische Reste im Gebiet des Türkmen-
Dagh« (südlich von i)o/-i/faei<7?i = Eskischehr) beschreibtE. Branden -
burg493)_ 2ur S]?rache der alten Phryger ist ein Aufsatz von
A. Torp*9-i) nachzutragen. Eine Abhandlung über Heidentum und
Christentum im Tal des olieren Temhris Piu'sak von J. G. C.
Anderson *95) enthält auch (S. 183 — -93) eine topographische Ein-
leitung mit Karten.
^84) RevElGr. 1903, 25—27. — *8») 2. Aufl. Leipzig 1907. 122 S. —
<86) La porte des sphinx il Euyuk. MVorderasiatGes. 1908, 3, 29 S., 2 Tat. —
<86») JbArchlnst. 1909, ArchÄnz. 489—526, mit Fl. u. 111. — *87) Der Alte
Orient IX, 1907, 2, 31 S. mit 111. — <88) Memnon I, 1907, 19—40, mit
JH. — 4S9) Catal. of Gr. Coins of Phrygia. London 1906. CVI u. 492 S.,
53 Taf., 1 K. — *30) Festschr. f. O. Beundorf, 1898, 204£f. — "i) wiener
Eranos, Wien 1909, 283 f. — ■«92) 'H nöhg 'A/wQior. S.-A. 'EnErrjQU rov
ITavfmoiij/uov. Athen 1908. 30 S. — ^s») BvzZ 1910, 97—106, mit 111. —
*^i) BeitrKIndogSpr. XXVII. 1902, 280—90. — *9ä) ßei Rarasay, Studies,
183—227. s. o. Aum. 405.
388 E. Oberhumnier, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Lykaonia. Die Reisen von Gr. L. Bell u. S. Guyor s. S. 385.
Vhev Forschungen in Lykaonia wnCilsauria berichtet T. Callander'*^^).
Snratra, Kanna oder Kenia, Sldamaria, Ausflug nach Isauria, Salnrama,
Pschila oder Psihela jetzt Sewerek, Bordakome oder Barda-ctta , Barata, Laravda
(jetzt Karaman), Dagh Orcn, Eniii' Ghazi. Vorwiegend ejiigrai)hiseh, doch auch
topographische Bemerkungen.
Auch clej- Bericht über »Forschungen in Phrygia und Lykaonia«
von W. M. Ramsay^^'') entfällt zum weitaus größten Teil auf
letztere Landschaft.
Die »Kaiserstraße« von Antiochia nach Lystra. Ikonion und sein Gebiet.
Verinopolis, Psrbila und die zentrale Handelsroute. Grenzgebiete gegen Phrygia
und Isauria. Die 1001 Kirchen (s. u.). Hieran schließt sich noch eine längere
Abhandlung ^''^ über eine aus Inschriften nachgewiesene i antichristliche« Ge-
sellschaft im pisidischen Äntioclda, Avelche S. 361 — 71 einen die Topographie
der inschriftlich bezeugten Orte behandelnden Abschnitt mit Karten enthält.
Unter den einzelnen Ortslagen der Landschaft haben in jüngster
Zeit die der Stelle des alten Barata entsprechenden Ruinen der
»1001 Kirchen-!, türk. Bin bir Kilisse, am Nordfuß des Kara Dagh
das Augenmerk auf sich gezogen. Zuerst von J. W. Crowfoot
aufgenommen und in dem für die christlichen Denlanäler des Landes
bahnbrechenden Werke von J. Strzygowski (GJb. 1905, 178)
beschrieben, sind die Ruinen neuerdings durch AV. M. Ramsay vmd
Gertrude L. Bell einer genaueren Untersuchung unterzogen worden,
worüber Ramsay *99) zuerst in einer Reüie von Aufsätzen, hierauf
zusammen mit ]\ßß Bell^^Oj i^ einem mir noch nicht zu Gesicht
gekommenen abschließenden "Werke berichtet haben. Außerdem
liegt eine architektonische Aufnahme der Ruinen von C. Holz-
mann^oi^ ii^it einem Plan 1 : 12 500 und einer Karte des Kara Dagh
1:50000 vor.
In dem mehrfach genannten Buche (s. Aiun. 400) bespricht
W. M. Ramsay mehrere lykaonische Städte.
S. 317—84 /A-omo» 502)^ 385—404 D(rbe^<^^, 405—18 Lyntru. Über
Ikoiiion s. auch o. Anm. 497.
An anderer Stelle behandelt Ramsay ^o-i) die Topographie von
Nova Isaura und verschiedene topographische Einzelheiton aus
Lykaonia und Phrj'g-ia s'^»).
Zisima, = Sizma; Ariandos, Dorf bei Sa'itta; KahaUa, byzantinische Burg
bei Ikonion; Coloiiia Icnnirnsium ; Ikonioit als Stadt der Provinz Galatia; die
kaiserlichen Domänen bei Antiochia Pi^., worüber auch o. Aum. 498.
Die Lage einer inschriftlich bezeugten Stadt Perki in Lykaonia erörtert
Ilamsay in ^'"').
. •*9ß) Bei Ramsav, Sludies, 157-80. — <97) Ebenda 231—77. — *^^) Ebenda
305—77. — 499) p:xpositor IV. ByzZ 1908, 631 f. OrBibl. 1907, Nr. 4449. —
.loo) The Thousand and One Churches. London 1909. 580 S. mit 111. Ptcf.
von J. Strzygowski ByzZ 1910, 554—58, 047 f. — ^O') Binbirkilise. Ham-
burg 1905. 9 Taf. — ^02) Vorher im E.xpositor XII, s. OrBihl. 1905, 201. —
^"3) Ebenda Ser. 7, J, s. OrBibl. 1900. 211. — »o^) JHellSt. 1905, 163—80. —
••05) Classllev. XIX, 1905, 367—70,' 413—29. — »o«) Ebenda XXIII, 1910,
7—9.
Asien. 389
Inseln bei Kleinasion.
Oypern. Die neueren Veröffentlichungen zur i)liysischen Geo-
graphie der Insel s. GJb. 1909, 277. Das praktische kleine Hand-
buch von J. T. Hutchinson u. C. D. Cobham^OTj j^t seither in
mehreren neuen Auflagen erschienen. Eine übersichtliche Schilderung
der Insel hauptsächlich nach ihren wirtschaftlichen Verhältnissen
gibt D. Trietsch"08), i„ Baedekers (s. Anm. 24G) Palästina hat
nun auch Cypern seine Stelle gefunden.
Die Beschreibuna: von R. Frhr. v. Lichtenberg umfaßt S. 363 — 78 mit
einer Karte 1 : 750 000 und Plänen von Famar/usta 1 : 7500 und Nikosia 1 : 10000.
Hauptsächlich für die einlioiniische griechische Bevölkerung ist
eine neue Karte der Insel von H. Chatzigeorgis-''09) bestimmt.
Maßstab 1:190000. Die Karte beruht natürlich auf der topographischen
Aufnahme Kitcheners von 1882, enthält aber auch die Meerestiefen nach der
englischen Seekarte und daher ebenso wie die Höhen in englischem Maße,
ferner die Eisenbahn, Straßen usw. Mit der neueren Literatur zur historischen
Topographie ist der Verfasser offenbar nicht vertraut, wie aus den spärlich
eingetragenen historischen Namen erhellt.
Eine Schrift von B. Stewart ^lO), anscheinend rein touristisch,
habe ich nicht gesehen. Über den ältesten Namen der Insel hat
G-. HüsingSii) eine Notiz veröffentlicht.
Als solcher ist das in den Amarnatafeln vorkommenden Alasia von \Y.
Max Müller erkannt und durch E. Oberhummer, was H. unbekannt ge-
blieben, in der Bilinguis von Tamassos nachgewiesen worden, s. GJb. 1896,
357. Die auffällige Schreibung Älahiotas des phönizischen Textes wird nun
von H. auf Nordsemiteu (Aramäer), welche die erste semitische Schicht auf
Cypern bildeten, zurückgeführt, bzw. auf die Vertauschung von s mit /(, welche
die späteren kanaauäischen Einwanderer vornahmen. Assyr. Jafnan (Jas) und
ägypt. Äjasja (früher Aschi gelesen), wozu man die Belege in meinem »Cypern'
findet, hängen wahrscheinlich damit zusammen und entsprechen der bis um
700 n. Chr. im Orient üblichen Bezeichnung für Cypern. Protestieren muß ich
gegen den Schlußsatz: »Von da an hieß sie die , Kupferinsel'. Sollte das viel-
leicht nur eine Übersetzung des alten Namens in eine andere Sprache sein?«
Wenn H. es sonst nicht wußte, hätte er es aus meinem Buche (S. 176 f.) lernen
können, daß das Kupfer von der Insel den Namen erhalten hat und nicht um-
gekehrt! Die Sache ist nach den Belegen des Sprachgebrauchs (aes cyprium usw.)
in der römischen Kaiserzeit so selbstverständlich, daß ich es nicht für nötig
hielt, in dem Kapitel über den Namen Kypros (S. 81 ff.) die Möglichkeit zu
berücksichtigen, daß jemand denselben heute noch von dem nach der Insel
benannten Produkt ableiten werde. Hiermit erledigen sich auch die Bemerkungen
von A. Ludwig 5'-) über y.vjioog cupi'v.m, das er vergebens aus dem Semitischen
abzuleiten sucht.
Über die altägvptischen Namen für Kreta und Cvpern handelt neuerdings
W. Max Müllersis).
507) A Handbook of Cyprus. 1. bis 3. (richtig 4.) Ausg. s. GJb. 1905,
IST. 5. Ausg., London 1907, 132 S., 1 Taf., 1 K. 6. Ausg"., 1909, 135 S.,
1 Taf., 2 K. Pvcf. PM 1910, I, 162. — 508) Cypern. Frankfurt a. M. 1911.
110 S. mit 111. u. K. (AngcwG IV, \). — »09) Xäoz)]^ rFjg Kvtzoov. London
1909. — 5i0j My Hxperiences of the Island of Cyprus". London 190~6. 206 S. —
511) Memnon III, 1909, 90—92. — 5i2) WienZKMorgenl. XIX, 1905, 239f. —
513) OrLitZtg. 1910, 108—12.
390 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Die ältesten Benenmmgen der Insel berührt auch E. Frhr.
V. Lichtenberg 5^*), »Beiträge zur ältesten Geschichte von Kypros«.
Verfasser bespricht, wie Oberhummer »Cypeni«, die ägyptischen und assyri-
schen Nachrichten und wendet sich dann hauptsächlich den archäologischen
Funden zu, um daraus auf die älteste Bevölkerung Schlüsse zu ziehen. Daß
dieselbe weder arisch noch semitisch war, ist allerdings nicht neu. Die phönizi-
sche Besiedlung wird jetzt allgemein ziemlich spät, d. h. kaum früher als
1000 V. Chr., angesetzt. Auch die ältesten Kulturbeziehungen zu Kleinasieu,
besonders zur Hissarlikkultur, ist schon von Ohnefalsch-Richter u. a. behauptet
worden. L. geht hier noch weiter, indem er (S. 41 f.) eine gleichartige Kultur
in Cyperu, Troia und Phrygien annimmt, deren Wurzeln nach der nördlichen
Balkanhalbinsel (Thrakien) hinweisen und sich wohl bis in das südliche Ungarn
verfolgen lassen. Wir dürfen die ältesten Bewohner von Cypern den Troern
und Phrjgiem als einen nah verwandten Stamm angliedern, der bereits im
3. Jahrtausend v. Chr. auf dem Landweg an die Südküste Kleinasiens gekommen
ist und von da aus die Insel besiedelt hat.
Gleichfalls mit der Vorzeit der Insel beschäftigt sich eine Ab-
handlung von R. Du s Saud 515) über Cypern in der Kupfer- und
Bronzezeit.
Von rein archäologischen Arbeiten muß ich hier absehen; doch
sei wegen des reichen Materials wenigstens das AVerk von A. de
Ridder^iß) genannt, ebenso die Bearbeitung der cyprischen Münzen
des Britischen Museums durch G. F. Hill ^i 7).
Neue »kyprische«, d. h, in der einheimischen Silbenschrift ab-
gefaßte Inschriften hat R. Meistor^is) veröffentlicht. Sie stammen
zum Teil aus Salamis, zum Teil aus einer Gegend, wo nach einem
vorläufigen Bericht von M. Ohnefalsch-RichterSi9) vielleicht die
älteste Stelle von PapJios anzusetzen ist.
Indem ich mich den späteren Zeiten der Insel zuwende, nenne
ich in erster Linie die Avichtige Arbeit von H. Delehaye 8. J.520)
über die Heiligen Cyperns.
Auf die große Bedeutung der Ifagiographen für die historische Geographie
des Mittelalters hatte bereits C. Ritter in seinen Vorlesungen zur Geschichte
der Erdkunde hingewiesen, und der Berichterstatter konnte dies in seinen »Studien«
(ZGesE 1890 — 92) an mehreren Beispielen für Cypern im besonderen erweisen.
Die hagiographische Literatur der Insel ist ungemein reichhaltig. D. macht
uns nun hier mit mehreren neuen Texten bekannt, die auf das Menologion des
Neophytos (um 1190) zurückgehen. Man kannte von diesem Mönch bisher nur
die Klageschrift über die traurige Lage der Insel, worüber Krumbacher, Gesch.
d. byz. Lit, 173 (Ehrhard, berichtigt von D. 163 A.), 286 und Oberhummer,
C. 271, 440. Weiteres Material über Neophytos hat L. Petit in Echos d'Orient
II, 1898/99, 257—88 beigebracht, s. ByzZ IX, 614. Unter den von D. nach
Cod. Gr. Paris. 1189 veröffentlichten Reden ist für uns besondei-s wichtig Nr. 6
(8. 207 — 12) dv(i/ivT]oig -Tf^t asio/ncöv dtaqpÖQCov über die Erdbeben der Insel.
Das in meinem »Cypem<^, S. 137 — 46, zum ei-stenmal kritisch bearbeitete Ver-
61*) MVordcrasiatGes. 1906, II, 78 S., 10 Taf. — ^^'S) Revl^xjAnthr. XVII,
1907, 145—212, mit 111. — 5>6) Les autiquitfs Chypriotes. Paris 1908.
369 8., 36 Taf. — *'^ Cat. of thc Gr. Coins of Cyprus. I/indon 1904.
20 Taf. u. K. — *»«) BerSächsGesWi88., phil. Kl., 1909, 3—13, Tnf. I; 1910,
233—47, 3 Taf. — ^i») Glob. XCVIIl, 1910, 293—97, mit 111. — "O) Saint»
de Chvpre. AnBolland. XXVI, 1907, 163—301.
Asien. 301
aeichnis der Erdbeben erhält hicrdureb eine wertvolle Veivollständiguug, auf
die ich mir bei andenjr fielegenheit zurüekzukommen vorbehalte. Auch die
von D. an die Texte angesohlossenen gelehrten Ausführungen, in denen die
einschlägige Literatur sorgfältig benutzt ist, berühren vielfach die Topographie
der Insel.
Wesentlich histoiisdi, aber auch für die Besiedlungsverhältnisso
der Frankenzeit (Kap. I, Famagusta!) von Interesse ist das Buch
von A. Berard^si)^ »Cypris. Chronique de l'lle de Chypre au
Moyen-äge«, das schon in meinem letzten Bericht hätte erwähnt
werden soUen. Neue Dokumente aus dem 14. Jahrhundert hat
Ch. Kohl er 522) beigebracht. Die überaus wichtige Quellensamm-
lung aus der mittelalterlichen und neueren Literatur über C^'pern,
welche C. D. Cobham, der eifrige Bibliograph der Insel (GJb. 1905,
187), von 1892 bis 1902 in Cypern selbst an schwer zugänglichen
Stellen bnichstückweise herausgegeben hatte, ist jetzt in neuer
Ausgabe 523) erschienen unter dem Titel »Excerpta Cypria, Materials
for a History of Cj^prus, with an Appendix of the BibHography of
Cyprus«. Geographisch wertvoll sind darin besonders die Schil-
derungen von Axigenzeugen aus verschiedenen Zeitaltern. Endlich
erwähne ich noch einen Aufsatz von R. Michelles-*) über die
Sekte der Linohamhaki.
Man nennt in Cypern so die äußerlich zum Islam übergetretenen, heimlieh
jedoch Christen gebliebenen Bewohner mancher Dörfer, da sie weder >- Leinwand«
noch »Baumwolle« sind.
Über die Inseln an der Westküste Kleinasiens, über die ich
in meinem letzten Bericht (GJb. 1905, 189 — 94) die Literatur seit
1890 zusammengestellt hatte, liegt mir diesmal nm- wenig neues
Material vor.
Syme. D. Chaviaräs {Xußiuouq)^'^^) behandelt in seinen
Mtkhat TifQi Tt^q i't]aov ^. die Insel unter der Herrschaft der
Rhodiser Ritter und bespricht ^26) ([[q großherrlichen Erlasse des
17. und 18. Jahrhimdei'ts über die Vorrechte von Syme und den
südlichen Sporaden.
Nisyros hat in den letzten Jahren durch sein Schwefelvorkommen
die Aufmerksamkeit industrieller Kreise auf sich gelenkt. Eine
Studie hierüber hat H. R. de Maufly527) veröffentlicht.
Einen wohl nur vorläufigen archäologischen Reisebericht über
Ästypalaia, Telos, Nisyros, Lews geben Dawkins u. Wace^ss).
Kos. Vorläufiger Bericht über die Kölsche Expedition 1904
von R. Herzog 529).
521) Paris 1902. 280 S. 2. Aufl., 1907. 287 S. mit 111. OrBibl. 1907,
222. — 522) RevOrLat. XI, 1908, 440—52. — «23) Cambridge 1908. 524 S. —
•"i2<) NineteenthCent. LXIII, 1908, 751—62. — 525) VizantVremennik XII,
1906, 172—90. — 526) JeXTiov 'JoTOQ. x. 'E{h-oL 'Eraig. VI, 1904, 321—50.
OrBibl. 1906, 209. — 527) Etüde industrielle sur les volcaus et soufri^res de
Nisyros. Athen 1908. 13 S. mit K. — »28) AnnBritSchAth. XII, 1905/06,
150—74. — 529) ArehäolAnz. 1905, 1—14.
392 E. Oberliummcr, Liinder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Samos. L. Bürclmer^so)^ dei- spezielle Kenner von Saraos
(GJb. 1905, 192 f.), bespricht den Hafen Panm-mos = Yathy und
das Vorgebirge PaUmiros = Domüs Burnü. Wesentlich archäo-
logisch ist L. Curtius^^i) »Samiaka«. Eine große Karte der Insel
fiii' Schul- und Bureauzwecke in 1:53000 hat im Auftrag der
samischen Regierung S p. A. A e g i n i t i s ^^'^) {Alyi ri] ri];) herausgegeben.
Prokonnesos. F. W. Hasluck, »The Marmara Islands« 532«).
Europa.
Allgemeines. Hiei- kommen in erster Ijinic die im allgemeinen
Teil S. 3 39 ff. besprochenen Werke in Betracht. Die auf Rassen
bezüglichen Werke sind außerdem von E. Friedrich, GJb. 1908,
312ff. übersichtlich behandelt. Hinzugekommen ist seither das
bedeutende AVerk von G. Sergi^^S) \\\,q;^ (\q^ »Ursprung der euro-
päischen Völker und ihre Beziehungen zu den Völkern Afrikas,
Asiens und Ozeaniens <.
Die zum Teil schon ans früheren Publikationen des Verfassers bekannten
kühnen Theorien über die Gattungen (!) Ilomo Europueus (Neandertalrasse),
Homo Afer (mehrere Arten!, s. S. 509) und Homo Äsiaticu^ (s. Stammtafel der
Simiidae, S. 530), aus deren Mischung die heutigen Rassen hervorgegangen
sind, können hier nicht diskutiert werden. Sie dürften bei den Anthropologen
auf großen Widerspruch stoßen.
Die umfangreiche 2)rä]i,istoriscJie Literatur, so wichtig sie auch
für die Kenntnis der ältesten Besiedlung des Erdteils ist, kann
hier sell)stverständLiGh auch nicht hereingezogen werden; sie würde
einen eigenen Bericht erfordern. Es mag genügen, auf das große
zusammenfassende Werk über »Natur- und Urgeschichte des Menschen«
von M. Hoernes53'i) hinzuweisen, das die Summe aus den zahl-
reichen Einzelforschungen zieht.
Für den Südosten Europas, welcher allein in den llahmeu dieses Berichts
fällt, kommt hau])tsächlich in Betracht I, 349 — 58, Illyrieu und Griechenland.
Die von einzelneu Forschern, u. a. von Sieglin, vertretene Anschauung, daß
die herrsehende Ilasse im alten Griechenland blond gewesen sei, teilt H. nicht
und hält den blonden Typus für eine Ausnahme, die wegen ihrer Seltenheit
geschätzt Murde. Der überwiegende Teil des Werkes beschäftigt sich mit der
»Urgeschichte der Kultur< , wobei natürlich auch die Völker des südöstlichen
Europas berücksichtigt werden, aber stets nur innerhalb der nach sachlichen
Gesichtspunkten (Nahrung, Wohnung und Siedlung, Kleidung, Familie, Staat usw.)
geordneten Gesamtdarstellung.
Das bekannte Werk »Der Mensch« von J. Ranke 535) erscheint
soeben in dritter, ganz neu bearbeiteter Auflage.
Wie bei Iloernes etwa drei Viertel des Ganzen auf die Prähistorie, so ent-
fällt bei R. ebensoviel auf die somatische Anthropologie; der erste Baqd ist
ihr ganz gewidmet und kommt hier nicht weiter in Betracht. Alan wird ge-
spannt sein dürfen, wie sich R. bei dem Die Urrassen in Europa« über-
530)Philol. 1906,481 — 89.— ssi) AthM 1906, 151— 85, Taf.XIV— XVI. —
"2) XdQzr]? n/s n'/aor l^äftm'. 'El' la/ifo. 1908. - 532») jndlSt. 1909,
6—18. — 533) Europa. Turin 1908. 652 S. mit 111. — =i") 2 Bde., Wien
1909. 591 u. G08 S. mit 111. — "5) Bd. T, Leipzig 1911. 692 S.
Europu. 393
stluiebeueu Teile des zweiteu Bunde« der frülieren Auflagen zu den neueren
Forschungen über die primitiven Ilominidcn {Hoiiki priinüjeniiLS usw.) stellen •
wird, gegen deren Vorhiindensein er sieh ebenso wie Virchow früher entschieden
ablehnend verhalten hat.
In weit engerem Rahmen als die vorgenannten Werke sucht
S. Feist 536) in der o. S. 340 genannten Schrift die Ergebnisse
der prähistorischen und sprachwissenschaftlichen Forschung zu-
sammenzufassen, ohne selbst zu einem positiven Ergebnis zu kommen.
Eine sehr dankenswerte Gabe ist die Karte Europas nach Ptole-
viäus von E. Kiepert ^37).
Bisher waren nach Ptolemäus nur Weltkarten kleinen Maßstabs und Länder-
karteu entworfen worden, letztere in den alten Ausgaben und im Pariser Atla^
(GJb. 1905, 138 f.). K. gibt uns hier zum erstenmal ein auch die Einzelheiten
enthaltendes Gesamtbild von Europa in größerem Maßstab, das in dem Atlas
des Ptolemäus selbst fehlte!
Sarmatia.
Den Übergang von Asien nach Europa bildet naturgemäß das
ausgedehnte Tiefland, welches die Alten ursprünglich als Land der
Shyihen, später als Sarmatia bezeichneten und Ptolemäus in ein
europäisches imd asiatisches Sarmatien, begrenzt durch Tanais und
Maeotis, schied. Die gemeinsame Benennung bringt den einheit-
lichen Charakter des Gebiets zum Ausdruck, wie auch die heutige
Erdkiuide die Scheidelinie zwischen beiden Erdteilen hier nur will-
kiirlich zu ziehen vermag und in der "Walil der besten Naturgrenze
noch immer schwankt.
In meinen früheren Berichten wurde dieses Gebiet noch an-
schließend an Westasien berücksichtigt, zuletzt GJb. 19U5, 171f.
Ich habe daher hier nur wenig Neues vorzubringen, wobei ich
jedoch betonen muß, daß die wichtigste Quelle, die russische Lite-
]'atur, mir unzugänglich ist. Ich verweise deshalb gleichzeitig auf
die Berichte über Rußland von M. Friederichsen538')_
Von der Nordküste des Schwarzen Meeres mit ihren gi-iechischen
Pflanzstädten hat jetzt R. Kiepert auf Blatt VII der »Formae«
(s. S. 339) eine neue Darstellung mit kritischen Bemerkungen und
Literaturnachweisen in dem zugehörigen Text gegeben. Spezialjiläne
von Chersonnesus und Bosporus Gimmerius.
»Die griechische Kolonisation am Nordgestade des Schwarzen
Meeres im Lichte archäologischer Forschung« besprichtE. v. Stern539).
Einen archäologischen Reisebericht an die Schwarzmeerküste des
Kaukasus von A. A. Müller kenne ich nur aus einem kurzen
Referat 5*0)^ ebenso eine zusammenfassende russische Schrift des
Grafen A. Bobrinskij^^i) aus einer Anzeige von J. Franko^'*^).
536) Europa usw. Berlin 1910. 70 S. — 53^) Formae XXXV. 1911,
s. o. S. 339. — 538) Zuletzt GJb. 1900, besouders S. 181 ff. — 539) Klio IX,
1909, 139-52. — 540) Qlob. XCIII, 1908, 292. — 54i) Der Taurische Chro-
soues. St. Petersburg 1905. 195 S. (russ.). — 542) ByzZ XY, 1906, 299—301.
Geogr. Jahrbuch XXXIV. 26
394 E. Oberhummcr, Länder- und Völkerkunde der (istlichen antiken Welt.
Über die Kuppelgräber von Pantikapaion berichtet J. Durm^^^),
über die Ausgrabungen in Olbia 1901 — 08 B. Pharmakowsky 544)_
Mit dem skythischen Volk der Alanen und seiner Geschichte be-
schäftigen sich A. T. Dumitrescu^^s) und g TäublerS^ß). Ferner
sind hier zum Teil einschlägig die o. Anm. 46 genannten Unter-
suchungen von F. West b erg. In Paulys Realen zj'kl. hatBrandis^^*'")
größere Artikel über Bosporos = Paniilcapaion (Geschichte des
bosporanischen Reiches) und Chersonncsus Tanrica (Halbinsel und
Stadt) geliefert.
Über die Sarmatia nächstbenachbarten Landschaften Dacia und
Moesia hat A. Schulten o. S. 15 6- — 61 berichtet. AVir wenden
uns daher sogleich nach
Thrakien.
Eine allseitige Bearbeitung der alten Geographie ist, abgesehen
von den Handbüchern, meines AVissens nie versucht Avorden. Einiger-
maßen Ersatz bietet dafür die Schrift ;>De Tlu-acia provincia Romaua«
von D. Kalopathakes^*").
Inhalt: Quellen, Grenzen, Chersones, Einteilung, Städte, Verwaltung. Ex-
kurs über die Pentapolis und die Jfexapolis ain Pontos. Reichliche Literatur-
angaben.
Kartographisch hat das erreichbare Material H. Kiepert in
Formae XVH, 1894 verarbeitet. Die Ethnographie und Ortsnamen-
kunde ist von W. Tomaschek^'*^), »Die alten Thraker«, eingehend
behandelt worden.
I. Übersicht der Stämme. II. Die Sprachreste, 1. Hälfte: Glossen und
Götternamen, 2. Hälfte: Personen- und Ortsnamen (einschl. Berg- und Flußnamen).
Wie früher der »Thrakische Syllogos« in Konstantinopel (GJb.
XIV, 162), so hat auch ein »Thrakischer Verein« in Athen ein
Jahrbuch ^^^) Öortz^x;) 'EntTtj^ig begründet, das auch topographische
Beiträge enthält.
Über die Ortsliste der »Diözese Thrake« bei Prokop. de acdif.
IV, 11 handelt J. Weiß^^O)^ Archäologische Reiseberichte aus
Thrakien geben V. Dobrusky^si), G. Seurre^ss)^ derselbe mit
A. Degrand553)^ F_ Schaffer^^^), letzterer auch einen allgemeinen
Reisebericht ^55) über das östüche Thi-akien.
5*3) JahreshÖstcrrArchlnst. X, 1907, 230—42, mit 111. — ^^*) BComm.
LupArcheol. H. 33, 103—37; nach ByzZ 1910, 653. — ^45) Alanii. Bukarest
1907. 41 S. (rum.). ByzZ 1908, 628. — ^40) Zur Geschichte der Alanen.
Klio IX, 1909, 14—28. — 5*6") Bd. III, 1899, 757—89, 2254—69. —
5<7) Diss. Lips. 1894. 82 S. — 548) SitzbAkWien, phil.-hist. Kl., LXXVIII,
1893, 130 S.; LXXX, 1893, 70 S.; LXXXI, 1894, 103 S. — 549) Athen
1897. 320 S. Ref. ByzZ VII, 507 f. — 550) MGGcsWien 1907, 51—53. —
551) BCorrllell. 1897, * 119— 40. — 552) Ebenda 1900, 147—69, 574 (fest-
ländisches Gebiet von Samothrake); 1901, 156—220, 308—24 (skythische
Niederlassungen in Th.). — 553) Ebenda 1906, 358—432. Explor. de quelques
Teils de la Thrace. — 554) JahreshÖstcrrArchlnst. 1903, Beibl. 63—66. —
556) MGGesWien 1904, 196—206.
Eiirojia. 395
Einzelnes.
jiimsiasiupolis Prokop. de aed. IV, 11 wird von W. Regel ^•''ß)
in den Ruinen von Burn Kalessi im südwcstlir-hcn Tlirakien nach-
gewiesen.
Bosporos. Zusammenfassende ßearbeitiuig einschließlicli der
Spezialtopograpkie nach Dien. Byz. mit Versuch einer Karte des
antiken Bosporos und Verzeichnis der älteren Literatur von E. Ober-
hummer-''^'^. Ergänzungen dazu (Gegend von Therapia) von F.
v. Calice^^^), »Zur Topographie des oberen Bosporos«. Nur die
physische Geographie betrifft A. Philippson-^59j^ »Bosporos und
Hellespont«. Der Deutsche Ausflugsverein in Ivonstantinopel hat
ein Organ »Bosporus« begründet, in welchem als zweites Heft
Fritz Braun 560) »Landschaftsbilder vom Bosporus« herausgab,
anscheinend in ähnlicher Richtung ^vie dessen Aufsatz ^ei) »Über
den Landschaftscharakter der Bosporusufer«. In derselben Serie
hat A. D. Mordtmann562) »Historische Bilder vom Bosporus«
veröffentlicht.
X. F., Heft 5: 1. Urzeit, 2. Die Phönikier am Bo.^porus. Heft 4:
HI. Deutsche Erinnerungen vom Bosporus (mit der Türkenzeit beginnend).
Eine neue morphologische Darlegung über Bosporus und Darda-
nellen gibt J. Cvijic (s. Anm. 683, vgl. S. 369—88).
Byzanfion (bis 330 n. Chr.), ähnlicli wie Bosporos mit voll-
ständiger Heranziehung der Quellen und der Literatur bearbeitet
von E. Oberhummer 563) und J. Miller564).
O. behandelt Lage, Klima, Topographie und gibt den ersten Vei-such einer
Planskizze des antiken Byzantion (1:15 000). M. behandelt eingehend die
Geschichte, dann Landbesitz, Dialekt, Verfassung, Kultus usw. und Münzwesen.
Die gelegentlich, z. B. in Baedekers »Konstantinopel«, S. 78, zu findende An-
gabe, der Artikel sei von Kubitschek behandelt, beruht auf Verwechslung
mit dem darauffolgenden, in der Überschrift allerdings nicht deutlich genug
getrennten Artikel über das Münzwesen des oströmisehen Reiches (S. 1150 — 58),
der mit der Stadt Byzantion gar nichts zu tun hat!
Constaniinopolis (seit 330 n. Chr.). Anschließend an den vor-
genannten Artikel hat E. Oberhiimmerseö) versucht, aus der reich-
haltigen SpeziaUiteratur in übersichtlicher und knapper Form die
Summe der Ergebnisse zu ziehen.
Name der Stadt bei verschiedenen Völkern und Kritik ihrer Erkläning,
speziell des Namens Stambul. Ausdehnung und Vorstädte. Befestigung und
Tore. Häfen, Brücken usw. Straßen und Plätze. Paläste, Kirchen und andere
Gebäude. Wasserversorgung, Privatbauten. Zerstörungen durch Erdbeben und
556) Samml. von Aufsätzen zu Ehren Sokolovs. St. Petersburg 1895, 147 — 52
(russ.); nach BvzZ V, 240. — 557) Paulys Realenzykl. III, 1899, 742—57. —
558) JahreshÖsterrArchlnst. 1900, Beibl. 74—78, mit K. — 559) GZ IV, 1898,
16—26. - 560) Konstantinopel 1906. 70 S. mit 111. — 56i) GZ 1910. 65—73,
Taf. IL — 562) H. 4, Konstantinopel 1907, 73—108.; H. 5, 84 S. mit 111. —
563) Paulys Realenzykl. III, 1899, 1116—27, mit K. — 564) Ebenda 1127 — 50. —
565) Constantinopolis. Stuttgart 1899. 28 S., 1 Taf. S.-A. Paulys Realenzykl.
IV, 962—1013.
26«
39ß E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östlicbeu antiken Welt.
Feuer. Bewohner (Mischung und Zahl). Literatur, Pläne usw. Eine eigent-
liche Stadtgeschichte wird liier nicht gegeben und ist überhaupt noch von
niemand ernstlich in Angriff genommen worden. Der beigegebene Plan von
Konstantinopel im Mittelalter ist nicht, wie jeuer von Byzantion (s. o.j, von
mir entworfen, sondern aus Meyers '> Türkei« entnommen.
Bezüglich der früheren Literatur Ivann auf die dort gegebene
kritische Übersicht verwiesen werden. Doch ist die Schrift von
Mordtmann56G)^ welche mehr eine Eeihe von Einzeluntersuchungen
als eine systematische Darstellung enthält, "wegen der reichhaltigen
Beigaben (großer Plan von Konstantinopel im Mittelalter, Repro-
duktion alter Pläne und Ansichten) auch liier noch zu nennen.
Pläne des mittelalterlichen Konstantinopel haben seither E. M.
Antoniades^^'^) und Djelal Essad^ß^) veröffentlicht; ein anderer
bei Millingen (s. Anm. 588).
Antoniades gibt iu 1:25000 eine gute, in Farben ausgeführte Übersicht
mit Andeutung des Geländes. Den Plan von Djelal Essad habe ich nicht gesehen.
Die Hauptquelle für die mittelalterliche Topographie der Stadt,
die riaTQiu Ti^c K(oy(TTurrii'ovn6lf(')c, worüber Oberhummer Const.
22 f., ist jetzt von Th. Preger569) in musterhafter kritischer Be-
arbeitung unter dem Titel »Scriptores originum Constantinopolita-
narum« herausgegeben worden. Über Konstantinopel im 15. Jahr-
hundert hat Hasluck570) ^us Handschriften des Britischen Museums
einiges Material mitgeteilt; N. H. Baynes^'^oa^ gibt einige topo-
graphische Bemerkungen zu den Miracula S. Artemii (T.Jahrhundert).
Reiches Material liegt aus der türkischen Zeit vor. Die von
]\Ielchior Lorichs aus Flensburg im Jahre 1559 in der Art eines
Panoraiuas gezeichnete große Ansicht der Stadt hat E. Ober-
hummer^^i) aus der Bibliothek in Leiden ans Licht gezogen und
an die Erläuterung der Tafeln eine Besprechung der alten Pläne
angeschlossen, von denen mehrere im Text, der große farbige Plan
in der Berliner Handschrift des Piri Rei's, wohl erst aus dem
17. Jahrhundert, als Tafel beigegeben sind. Kürzlich hat nun,
nachdem bereits H. Harbeck^^^") »Zwei neue Zeichnungen von
M. Lorichs« bekannt gemacht hatte, C.Grurlitt^'^^) gj^e reichilhistrierte
Abhandlung »Ztu- Topographie Konstantinopels im 16. Jahrhundert«
veröffentlicht, welche die topographisch wortvollen Zeichnungen aus
dem seltenen, auch mir unbekannt gebliebenen Werke von Wilhelm
Dilich, »Kurtze Beschreibung — der — stadt Constantinopel<;
^*"') Esquisse toj)Ograi)hique de Constantiuople. Lille. 1892 (S.-A. Rev.
ArtChret. IX). lief. ByzZ II, 145—48. — ^«^ XüoTtj^ rT/g /iFoaKorno]^-
K(ornTarTirov.-T('t/.y(oi. 1904. ^ ^os-j pjjm archcologique de Constantiuople, Byzanoe
et Stamboul. Konstantinopel 19U9. Mit 32 S. Text. OrRibl. 1908, (31. —
569) Lips. 1901, II. 1, 134 S.; 1907, IL 2, 135— 37G, mit Plan. BvzZ 1907,
ßlO — 13. — 570) AnnBritSchAtli. XII, 1905/Ot), 203- 09, Taf. l" (K.). —
570") JHellSt. 1911, 266— ()8. — 57i) Konstantinopel unter Sultan Suleiman d. Gr.
München 1902. 24 S., 22 Taf. Ref. verzeichnet in OrHibl. 190:!, 69 f.; 1904.
77. _ 571«) JbDArehlnst. 1910, 28—32. — 572) orArchiv II, 1911, 1-9,
Taf. I, r>l— 65, Taf. X.
Kuroi>a. 397
(Kassel 1600), /.ugängiich macht und aucli auf Lorichs neues Licht
wirft, auf dessen Entwürfe Dilichs Zeichnungen zurückgehen.
Ein Exemplar des selteucn Buches fand ich in der Wiener ünivei-sitäts-
bibliothek. Aus dem Katalog ersehe ich, daß Di lieh als Pseudonym für
Wilh. Schäffer gilt, s. Jöehers Gelehrtenlex. II, 127; AUg. D. Biogr. V,' 22.jf.;
M. Holzmann u. H. Bohatta, Deutsch. Pseudonymenlex. 65. In den bio-
graphischen Notizen wird die Schrift über Konstantinopel nicht erwähnt. Dali
der Verfasser selbst in Konstantinopel gewesen sei, erschein! ganz ausgeschlossen.
Die Reise des Jerome Maurand von Antibes nach Konstantinopel
im Jahre 1544 hat L. Dorez^'S) herausgegeben, französische Ge-
sandtschaftsreisen dos 10. bis 18. Jahrhunderts A. Rigault-^'^-t),
Gr. de Munö'^5) ^^^ß^[ y Rousseau576)^ Di-. Covels (Kaplan der eng-
lischen Botschaft 1609 — 7 7) Nachrichten über Galata^. Hasluck^'^^),
Unter den neueren Gesamtdarstellungen von Konstantinopel steht
das reich ausgestattete Buch von E. A. Grosvenor""^) an erster
Stelle; es gibt eine auf gründlichen Studien beruhende Schilderung,
doch ohne Quellenbelege oder Erörterung strittiger Fragen. Ähn-
licher Art scheinen die kleineren Bücher von W. H. Hutton ^''9)
und H. 0. Dwight^so) z^ sein. Kaum der Erwähnung bedarf
hier die treffliche geographische Skizze von Th. Fischerssi). Eine
ausführlichere, wesentlich kulturhistorische Schilderung gibt C. Gur-
]itt582j^ dem wir auch ein monumentales Werk^^^) übe^ y>J)\Q Bau-
kunst Konstantinopels«: verdanken. Eine kultur- und kunsthistorische
Sclülderung für weitere Kreise gibt ferner Hermann Barth 584).
Für die Bedürfnisse der Reisenden liegt jetzt neben dem alt-
bewälirten Führer von MeyerS^s) auch das längst erwartete Hand-
buch von Karl Baedeker'^^ej vor^ wie immer sorgfältig gearbeitet
und mit Karten und Plänen trefflich ausgestattet. Ein anscheinend
auch für Reisende bestimmtes Buch von Joanne^ST) habe ich nicht
gesehen.
Unter den Arbeiten, welche sich auf bestimmte Teile des bi/xan-
tiuisclien Konstantinopels beschränken, ist das auf langjährigen ört-
lichen Studien beruhende Buch von A. v. Millingen^ss) an erster
573) ßec. de Voy. et Doc. p. s. a l'hist. de la geogr. XVII, 1901. —
57*) Voyage d'un ambassadeur de France en Turquie au Kje sifecle. ßevHistDipl.
XII, 1902, 481—526. — "ö) peux ambassadeui-s ä C. 1604—10. Paris
1902. 139 S. — 576) L'ambassade du Comte de Castellane a C. 1741—47.
EevQuestHist. LXX, 1902, 410—37. — 577) AnnBritSchAth. XI, 1904/05,
50—62, Taf. II. — 578) Constantinople. 2 Bde, London 1895. 410 S.,
417—812, zahlr. 111. — 579) Constantinople. London 1900. 356 S. (geschichtl.). —
580) Constantinople and its problems etc. London 1901. 298 S. — 581, jXittel-
meerbilder 1906, 1—24. — 582) Konstantinopel. Berlin 1908. 118 S., 32 Taf.
in »Die Kultur« 31 u. 32. ByzZ 1910, 183ff. — 583) Lief. 1—7. Berlin
1907—11. — 584) Konstantinopel. Leipzig 1901. 201 S. mit 111. (Ber. Kunst-
stätten 11). — 585) ;Meyei-s Reisebücher: Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien.
7. Aufl. Leipzig 1908. — 586) Koustantinopel und das westliche Kleinasien.
Leipzig 1905. 275 S., 9 K., 29 PI. — 587) Dg Paris a C. Paris 1902.
437 S., 9 K., 18 Taf. — 588) Bvzantine Constantinople. London 1899. 361 S.
Ref. in BvzZ X, 225—28.
398 E. Oberhummcr, Länder- imd Viilkcikundc der östlichen antiken Welt.
Stelle ZU nennen, das ich leider für mein :>Constantinopolis« nicht
mehr verwerten konnte.
Das reich illustrierte Buch bebandelt Die Jfaiiern der Stadt und die
benachbarten historischen Örtlichkeiten«. Zu letzteren gehören u. a. die Häfen,
das Hehdomon, welches man früher fälschlich in dem von il. »Palast des
Poi'phyrogenitus< genannten Tckfur Sern! gesucht hat, M. aber schon früher
als eine beim 7. ileilenstein an der via Egnatia gelegene Vorstadt nachgewiesen
hatte (s. mein Constantinopolis 4 f., 15; der beigegebene, Meyers Pveisebüchern
entnommene Plan zeigt leider noch die alte Lokalisierung), ferner die -lHa.<t/a,si.s'f;/i«
ßfaiter (s. u.). Unter den Beilagen sind hervorzuheben eine Karte der Land-
mauern 1:7500, ein Plan der byzantinischen Stadt 1:30000, ein solcher des
Blachernenviertels 1 : 2000, eine Karte der Marmaraküste usw.
Ich schließe hieran das in seiner Art ebenfalls bedeutende
"Werk von L. de Beylie-^^^), »L'habitatiou byzantine<:, das in einem
Supplement 590) (jje alten (d. h. byzantinischen) Häuser von Kon-
stantinopel behandelt, und erwähne folgende, in meinem »Constan-
tinopolis« nicht mehr verzeichnete Einzeluntersuchungen:
Aja Sofia, Prachtwerk von E. M. Antoniades^ai); Studie von J. Eber-
solt^^l"). — Bleicherden. E. Oberhummer in Paulys P.ealenzykl. III, 554
bis 556. — Erdbeben. J. Duck, Die Erdbeben von Konstantinopel »"^^^ —
Galata. J, Gottwald, Die Stadtmauern von Galata^^S) — Gründling. Th.
P reger, Das Gründungsdatum von Konstantinopel ^^^l. — Hippodrom. Th.
Wiegand^ä^), Das Hipi^odrom vou Konstantiuopel zur Zeit Suleimans d. Gr.
(nach einem Bild von Bieter Koeck van Alst um 1530). — Kaiscrpala.it. J.
Ebersolt, Le grand palais de Constantinopolis ''9'') (mit Plan von A. Thiers
in 1:1250). — Kaisertor. Th. Preger s. Tore. — Kirchen. M. Y. Fi-dfojv
'Ey.y.?.7]aiai Bv'Qavxivai^^'^). — Klima (regelmäßige Aufzeichnungen fehlen!).
Charakteristik von F. BraunSa«) und J. Hann^äS). — Säulen. C. Gurlitt,
Antike Denkmalsäulen in Konstantinopel «^oo-), „ Tore. Th. Preger^o') (Po-
lyandros und Kaisertor).
Erst während des Druckes wurde mir noch ein Bericht von
J. Ebersolt 601") über eine Mission nach Konstantinopel bekannt;
er betrifft die Marciansäule und verschiedene in Mosqheen verwandelte
byzantinische Kirchen.
Die Reste der 507 (512) errichteten Änastasiusmauer , welche
60 — 70 km westlich vom Bosporus die thrakische Halbinsel mit
der Hauptstadt gegen Einfälle der Barbaren schützte, hat (in Ver-
bindung mit den Dobrudschawällen) C. Schuchardt^oa) untersucht.
Man findet die Mauer auch eingetragen auf einer von der Redaktion
•'89) Grenoble 1902. 218 S. — ^^»0) Greuoble 1903. 28 S., 11 Taf. —
591) "Exf/'oaaic Ti'js 'Ayiag l'ocflag. 3 Bde. Leipzig 1907—09. 750 S., 625 Abb.,
100 Taf. ~ BvzZ XVII, 635; XIX, 238, 64« ff. — ''«i") Saiute-Sophie de Con-
stantinople. " Paris 1910. 40 S. — »92) Laibach lüOl. 38 S., 2 K. S.-A.
Erdbel)en\varte III, Nr. 6 — 12. — 593^ Bosporus IV, 1907, 5 — 72. — 594) Hermes
XXXVI, 1901, 336—42; 1902, 316ff. — 595j J bDArchIn.sf. 1908, 1 — 11,
Taf. I. ByzZ XVIII, 278. — »96) pai-js 1910. 240 S. ByzZ XIX, 650f. —
597) Konstantinopel 1900. 172 S. ByzZ X, 644 f. — 598) MetZ 1905, 369—71.
DRfG 1905, 175 — 78. — 599) MctZ 1902, 120—23. Klimatologie 3. A., 111,
158 (Lit.). — coo) München 1900. 8 S., 1 Taf. ByzZ XIX, 236 f. — e»') ByzZ
XIV, 1905, 272—80. — ""i") RevArch. Sor. 4, XIV, 1909. 1—41. —
«02) JbÜArchlnst. 1901, 107—27, Taf. I.
Europa. 399
der '^xrn'fc (G. Clirysogonis u. S. Cliatzopnlos) herausgegebenen
Karte H Kioraxuvxiuovnohc fUTu roh Boaiionov y.ui tmi' nt(ii%
ut/oi 2:Toüi'r'OjC y.c.) ^r,XvßQlag 1:150000 (Konstantinopel 1907).
Die Einzelai-tikel zur Topographie von Thrakien in Paulys Real-
enzykl. hat (von As- an) E. Oberhumracr bearbeitet (besonders
zahlreich unter B, wie Bessol u. a.); in Druck befindlich sind die
größeren Artikel Hadrianopolis , Haimos, Hebros: Der Artikel
Chersonesos (III, 2242 — 51) ist von L. Bürchnor, Hellcsponios (im
Druck) von Bürchner mit Zusätzen von Oberhummer bearbeitet.
Über »Die Ausdehnung des Hellesponfes bei den antiken Geographen '<
schrieb W. Sieglin^os)^ über die Morphologie des HeDespontes
J. Cvijic (s. Anm. 683, vgl. o. S. 395).
Makedonien.
Da Schulten seinen Bericht mit Dabnatia absclüießt, fassen
wir hier den Begriff Makedonien im Sinne der römischen Provinz-
einteilung in seiner späteren Ausdehnung bis zum Adriatischen
Meer.
Eine den heutigen Anforderungen entsprechende Darstellung
der alten Geographie von Makedonien gibt es nicht. Der erste
Versuch dieser Art von Th. Desdevises-du-Dezert604j muß als
gänzlich mißlungen bezeichnet werden. Das umfängliche AVerk
von M. Demitsas^oö) ist eine stoff reiche, aber kritiklose Kom-
pilation. Das von demselben Verfasser 6" 6) zwei Jahrzehnte später
herausgegebene Werk 'if May.cdot'i'a ir Xi'&oig (fif^tyyo/nti'oig y.ui
fiyri/tiioig Go/Cofi^i'otg usw. {Muy.edoriy.i~jy fit'()og y ) stellt sich als
eine Ergänzung der älteren Darstellung nach der epigraphischen
und archäologischen Seite hin dar. Als Materialsammlung nicht
ohne Wert, bringt es für die Topographie kaum etwas Neues. Im
übrigen verweise ich auf meine ausführliche Besprechung in ß"'^.
Was sonst seit der von G. Hirschfeld eo«), H. G. LollingGO») und
J. Jung 610) angeführten Literatur erschienen ist, betrifft die alte
Geographie von Makedonien nur teüweise. Doch verdanken -wir
R. Kiepert^ii) eine vorzügliche kartographische Übersicht des
ganzen Landes in 1:1200 000 für den Zeiti)unkt um 270 v. Chr.;
der zugehörige Text ist wie immer reich an kritischen Bemerkungen
und literarischen Nachrichten. In kleinerem Maßstab ist das alte
Makedonien auch von H. Kiepert^ia) für die römische Zeit, von
M. Kießling6i3) für das 5. Jahrhundert v. Chr.. der südliche Teil
mit Chalkidihe ebenda auch in 1:1250 000 dargestellt worden.
603) Festschr. f. H. Kiepert 1898, 321—31, mit K. — «"4) Geographie
ancienne de la Macedoine. Paris 1863. — ^^S) 'Ao/ai'a yecoyoaffia zrjg May.e-
öovia;. 2 Bde. Athen 1870—74. — 606) 2 Bde. Athen' 1896. 1046 S.
mit m. — 607) BerlPhilolWschr. 1898, Nr. 18. — 608) GJb. X, XII, XIV. —
609) HandbKlassAltertumswiss. III, 1885, 222—27. — 6io^ Grundriß der Geo-
graphie von Italien usw. 2. Aufl. 1897. 138 f. — «") FormaeOrbisAnt. XVI,
1908. — 612) Ebenda XVII, 1894. — 6i3) Jq Sieglins Atlas ant. 14 u. 15, 1909.
400 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der «istlichen antiken Welt.
In seinen »Studien zur Geographie des alten Makedonien« be-
handelt M. Döll^^*) mehrere Einzelfragen, die hier nicht mehr
diskutiert werden können; ich verweise auf das Referat von W.
ßugeeis). Das gleiche gilt bezüglich eines Aufsatzes von J. D.
Aphthonides^^ß), ^Ay.Qiß)]C Ton(Uh]<Jig noXfoiy Tuor rrjc May.tdoi'i'ug.
Wesenthch epigraphisch ist der Eeisebericht von P. Perdrizet^i^^
»Voyage dans la Macedoine premiere«, archäologisch das Werk von
N. P. Kondakovßis). Allgemeine Reiseschildeningen, auch wenn
dieselben, wie A. Struck (s. u. Anm. 688), gelegentlich die historische
Geograpliie berücksichtigen, und die hauptsächlich für die physische
Geographie grundlegenden Arbeiten von J. Cvijie, K.Oestreich u.a.
sind in den Berichten über Länderkunde von Etu'opa nachzusehen,
ebenso die Literatur über die aus nationalen und politischen Gründen
viel erörterten ethnographischen Verhältnisse. Nur soweit die alte
Bevölkerung dabei in Frage kommt, kann hier darauf eingegangen
Averden.
Es ist begreiflich, daß von griechischer Seite das Bestreben
besteht, die alten Makedonier als nahe A^erwandte des hellenischen
Volkes zu erweisen. Dieser Aufgabe hat sicli einer der bedeutendsten
Sprachforscher des heutigen Griechenland, G. N. Hatzi dakis, in
einer griechisch c^^) IleQi tov '^EkXrinofwv tuiv urr/akm' Muxtduyan',
deutsch 620) »Zur Abstammung der alten Makedonier« betitelten
Schrift unterzogen.
Titel und Vorrede der griechischen Ausgabe lassen erkennen , daß der
nationale Standpunkt hier stärker betont wird als in der deutschen Bearbeitung.
Die Beweisfülirung des Verfassers ist durchaus sachlich und wissenschaftlich,
aber meines Erachtens doch nicht in dem Grade überzeugend, daß man, wie
er meint, die Makedonier schlechthin als griechischen Stamm bezeichnen könnte.
Meine Besprechung "^^ij kommt im wesentlichen zu demselben Ergebnis wie
schon früher P. Kretschmer622j^ daß trotz der unleugbaren nahen sprachlichen
Verwandtschaft die Makedonier dem sich historisch entwickelnden griechischen
Volksbewnßtsein anfangs fremd geblieben und erst später durch die hellcnisierendeu
Bestrebungen seiner Hen-seher assimiliert worden sind. Ahnlich hielt aucii
Kretschmer^23) gegen Hatzidakis seinen früheren Standpunkt aufrecht.
Noch umfassender als Hatzidakis hat später Otto Hoffmann^^t)
»Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum« untersucht, um
zu demselben Ergebnis wie sein Vorgänger zu gelangen.
Inhalt: (Quellen der makedonischen Sprache. Der altmak. Wortschatz.
Die mak. Personennamen. Der mak. Dialekt. Die Gründung des mak. lleich<'s.
Ergebnis: Die dürftigen Reste des mak. Idioms tragen in ihrer Mehrzaiil griechi-
schen Charakter, ebenso die Personennamen; sie sind dialektisch den thessali-
schen am nächsten verwandt. "Wenn 11. daraus folgert, daß die Makedonen
6>*) Progr. Regensburg 1891, (58 S., 2 K. — «'») PM 1892, LB 939. —
6'«) riaQvaaoö? XV, 1893, 401—04. — ß'') BCorrllell. 1894, 416—45; 1895,
109—12, 532—34; 1897, 514—43. — «'«) ]\Iakedonia. St. Petei-sburg 1909.
308 S. (russ.) mit 111. u. 13 Taf. BvzZ 1909,-604. — «i») Athen 1890. 62 S.
S.-A. '^i9>/v« VIII. — «2") Athen 1897. 57 S. — 62') BerlPhilolWschr. 1898,
Nr. 19. — "22^ Einleitung in die Gese.hiclUc der griechischen Sprache 1890,
og3_88. — <i23j WschrKlPhilol. 1897, 1105. - «■'^) (Jöttingen 1900. 284 S.
Kuropa, 401
ein rein gfiechisclier Stainni waren, so mag dieser Schluß sprachlich berechtigt
sein, soweit man dem spärlichen Alateriiil eine solche Tragweite geben will.
Die Schwierigkeit der Verständigung liegt in dem TJcgriff der Nationalität, der
sich nicht mit der ursprünglichen Verbreitung sprachlicher Eigenarten deckt.
Die romanischen Idiome sind z. 15. nirgends scharf gegeneinander abgegrenzt,
die Scheidung zwischen Franzosen , Italienern , Spaniern usw. hat sich erst
historisch entwickelt. Die Niederländer, von Haus aus rein deutsch, gehören
vermöge ihrer i)olitischen Sonderstellung, dem deutschen Volkstum nicht mehr
an usw. So hat sich auch das hellenische Nationalbewußtsein ei-st aus der
Kulturgemeinschaft mehrerer sprachlich nahe verwandter Stämme entwickelt,
denen die Makedonen erst in einer späteren Phase beigetreten sind.
In ähnlichem Sinne liat die Unsicherheit der Ergebnisse Hoff-
niaiins P. Kretschmer624f() in seiner ausführlichen Besprechung
betont. Neuerdings Aveist P. Perdrizet^s**) wieder auf die Ver-
schiedenheit des makedonischen Idioms vom griechischen hin, neben
dem es bei den makedonischen Truppen der ägyptischen Ptoiemäer
noch fortbestand.
Für die Topographie der Kriegsgeschichte enthält der zweite
Band von J. Kromayer (s. o. Anm. 89) reiches Material.
Die Literatur über einzelne Städte und Landesteile ordne ich
wieder alphabetisch.
Athos. Die Literatur bis 1891 ist angeführt in dem Artikel
von E. Oberhummer 625)_ Seither erschien eine umfassende Mono-
graphie in griechischer Sprache von Ger. Smyrnakes^^e) mit
einer Karte in 1:100000, eine russische Gescliichte des Athos
von P. Uspenskij 627)^ eine Schilderung »Das Klosterland des
Athos« von A. Schmidtke^ss)^ eine weitere griechische Monograpliie
von K. Ylachos629)_ das anregende Buch »Vom Heiligen Berge
und aus Makedonien« von H. Geizer Q^o)^ oiti archäologischer Reise-
bericht von G. Millet63i).
Inschriften von Athos findet man gesammelt in ''■^-) und ^■*ä). »Die Haupt-
urkundeu für die Geschichte der Athosklöster« hat Ph. Meyer ^3*) herausgegeben.
Über das Dionysioskloster handelt .1. Dräseke^''^), über den Xerxeshi ind
A. Struck636j_
Ghalkidike. Zusammenfassender Artikel von L. Bürchnorß^Tj.
Reisebeobachttmgen von A. Struck ^38) ^xni Karte 1:300000 (ohne
Terrain).
Dyrrhachion. Artikel von A. Philippson^^o) mit Plan.
I
021«) GöttingerGelAnz. 1910, Nr. 1. — 624») BCorrHell. 1911, 120ff. —
625) Paulvs Pvealenzykl. II, 2066—69. — «26) j^ "Ayiov Voog. Athen 1903.
710 S. mit 111. u. 1 K. — 627) St. Petei-sburg 1892. ByzZ 11^ 354; IV, 218. —
628) Leipzig 1903. 16G S. mit 111. PM 1904, LB 362. — «29) 'fj Xeoaörvtjoog
Tov 'Aylov ^'ÖQovg "Adw. 'Er Bö/.co. 1903. y.y 376 S. BvzZ XIV~ 359. —
630) Leipzig 1904. 262 S. mit 111. ByzZ XIII, 654. PM "l905, LB 576. —
63>) BCorrHell. 1905, 105—41, Taf. I— IV. — 632) BiblEcFr. VII, 1904,
192 S., 11 Taf. ByzZ XIII, 658. — 6") ßy^z X, 1901, 574—80. —
634) Leipzig 1894. 303 S. ByzZ III, 426 f.; V, 371 f. — 635) ßyzZ n, 1893,
79—95. — 636) NJbiaAIt. I, 1907. 115—30, mit K. — 637, Paulvs Realenzvkl.
III, 1899, 2069—74. — 638) Makedonische Fahrten, I. Wien "l907. 88 S.
mit II]. — 639) Paulvs Realenzvkl. V, 1905, 1882—87.
402 E. Obcriiiimmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Egnatia via. Artikel von E. Oberhummer^^o),
Koritza. Studie von H. Dassaretos"^^), jjt^} r/)c KoitiToäg,
einer 1490 gegründeten Stadt, welche frülier zu Epirus gehörte,
jetzt zu Makedonien gerechnet wird.
Olynthos. Studie von M. ChrysochoosC*-) mit Karte.
Palatizza. Grabkammer und antike Ruinen, anscheinend noch
nicht näher untersucht, 30 km südöstlich von Karaferia = Beroia
(worüber Artikel von E. Oberhummer in Paulys Realenzykl.),
kurze Mitteilung von A. Struck •5*3). Die Aufmerksamkeit der
Archäologen sei auf diesen Punkt gelenkt!
Pangaion. Monographie '// y.aTu. to Tldyyaioy yyxju. von A.
G u s i u (Forniov) 6**).
PhiUppi. Aufsätze und archäologische Berichte von A.Struck 6*5).
J. Strzygowski646)^ C. Friedrich 6*").
Prasiassee. Monographie H TIoaGiac h'/irii von M. Chryso-
choos^^S), der ihn (gegen Kiepert und Doli) für den heutigen
Doiransee hält, s. GJb.'xiX, 113; Partsch in PM 1894, LB 363;
Bürchner Glob. LXIV, 1893, 3111
Pydiia, Schlachtfeld, s. o. Anm. 89.
Ä'm (Serrlmi), das heutige Seres. Monographie Ai ^tQoui y.u)
TU 7if)oa(Treiu tu nfQi rag ^tQ()UQ y.ai >/ fioi'i, l(i)if.ri>ov tov ITooÖQOi^iof
von P. N. Papageorgiu*'*'^), dazu Nachträge von A. Papadopulos-
Kerameus^so),
SJcapiesyle, Versuch einer genaueren Lokalisierung von P. Per-
drizeteso").
Thessalonike. Seit der bekannten Monographie von Tafel (1839)
und einer griechischen Schrift von M. M. Chatzi-Joannußsi) ist,
abgesehen von kommerziellen Schriften über das heutige Saloniki,
von denen eine ältere von F. Rohnstock652) nicht in die geo-
graphische Literatur gedrungen zu sein scheint, keine zusammen-
fassende Bearbeitung erschienen. Eine hübsche Karte '/:? Qtaauloi'ixij
f-tiTa T(~)i' 7tt{ti/t!i(jinf von M. Chrysochoos^^s) \^ 1:100000 be-
rücksichtigt auch die historische Topographie. Eine Studie von
B. A. Mj^stakides^öi), ^diaqoon jurn Qtnaulovl/.y^g nijueic'iiuTu, ist
wesentlich kirchengeschichtlieh. Die byzantinischen Kirclien be-
6*0) Paulys Realenzvkl. V, 1905, 1988—93. — e") Aeh. lar. x. i{^vol.
haiQ. V, 1896, 123—58." ByzZ VI, 208f. — 6-«2) UaQvaooö? 1899, 142—51. —
6<3) Glob. LXXIII, 1898, 153 f. — 644) Leipzig 1894. 112 S. — "-»S) DRfG
XXIII, 1901, 529—34. — ^^^) Die Ruine von Philippi. ByzZ XI, 1902,
473—90, Taf. I— III. — 6*7) Aus Philippi und Umgebung. AtheuJI 1908,
39—46. — C48) Athen 1893. 40 S., 2 Taf. (1 K.). S.-A. Haovaaad^- XV,
1892. — 6*9) BvzZ III, 1894, 225—329, mit 7 Taf. (PI.). — 6^0) VizVrem.
I, 1894, 673—83 (nach P.yzZ JV, 393 f.). — «^o..) kü« x, 1010, 1—27, mit
K. — 651) 'AoTv/oatpia 0eoon/.orix7]g. Saloniki 1881. — 6i2) Salouik und
sein Hinterland. Konstautinopel 1880 (Volkswirtsch. Studie über die Türkei, I). —
6'") Athen 1890. (Erschien auch mit türkischer Sdnift.) — «54) 'jr^}.. (PdoX.
l'r/J.oyu^ KZ' XXVII, 1900, 309—88, mit 1 Taf.
Europa. 403
schreibt P. N. Papageorgiu''55j^ wozu auch ein Aufsatz von J.
Laurent^sGj 2u vergleichen, den antiken Triumphbogen K. F.
Kinch^s^). D[q Eroberung von Thessalonike durch die Sarazenen
im Jahre 904 behandelt A. Struck^ss^^ »I Siciliani in Saioniki<'
G. Spata659).
Inschriften und sonstige archäologische Mitteilungen aus Thessalonike findet
man in BvzZ I, 637f.; ArchEpMüsterr. 1894, 117f.; Athen.M 1807, 223f.,
4Go— 7-2; RevArch. III, 24, 1894, 196—214; EevfoGr. 1897, 44G— 55.
Griechenland.
Seit 1891 ist an dieser Stelle über historische Geographie von
Griechenland nicht mehr berichtet worden; in dem Abschnitt Länder-
kunde von Südeuropa wurde die einschlägige Literatur nur gelegent-
lich beriicksichtigt. Es ist nicht leicht, das Yei'säumte nachzuholen,
Vollständigkeit für einen so langen Zeitraum ausgeschlossen. Icli
will versuchen, ebenso wie für die lieiden vorhergehenden Land-
schaften, das Wichtigste kurz zusammenzufassen.
Allgemeines. Die > Hellenische Landeskunde und Topographie«
von H. G. Lolling in Iwan Müllers >Handbuch der klassischen
AltertumsAWssenschaft« III, 1889 harrt noch immer der Neubearbeitung.
Referent, seit längerer Zeit damit betraut, konnte vor seiner Über-
siedlimg nach Wien nur den einleitenden, die Geschichte der Er-
forschung des griechischen Orients vom Altei-tum bis zur Neuzeit
ausführlich behandelnden Teil im Manuskript fertigstellen. Eine
Foi-tigstellimg des Ganzen, die ebenso wie die Einleitung eine völlig
neue Arbeit bedeutete, komite in dem seither wesentHch veränderten
Wirkungskreis innerhalb einer bestimmten Fiist nicht zugesichert
Averden, und W. Rüge, der seither die Aufgabe übernahm, war bis
jetzt ebenfalls dui'cli andere Arbeiten, insbesondere seine verdienst-
vollen historisch-kai-togi'aphischen Foi-schungen, an der Ausführung
verliindert. So entbehren wir heute leider einer dem raschen
Fortschritt der archäologischen Einzelforschung Rechnung tragenden
Gesamtdarstellung der altgriechischen Topographie. Die zahlreichen
Ai-tikel in der Neubearbeitung von Paulys Realenzyldopädie der
klassischen Altertumsv\issenschaft bieten bei dem langsamen Fort-
schreiten des Werkes dafür nur teilweise Ersatz. Sie wurden mit
einzelnen Ausnahmen von A bis Ar durch G. Hirschfeld, von As bis
Ch durch E. Oberhummer, für den Rest von C von L. Bürchner,
füi" D — E von A. Philippsou, seither (F fällt im griechischen
Alphabet aus) von F. Bölte bearbeitet. Obwohl naturgemäß un-
gleich in der Ausfülirung, geben diese Artikel im allgemeinen jetzt
die beste Orientierung über Einzelfragen der griechischen Topo-
655) ByzZ X, 1901, 23 — 39, Taf. III— V. — 65C;, Ebenda IV, 1895,
420—34. — G") L'Arc de triomphe de Saloniki. Pari-^ 1890. — G58, BjzZ
XIV, 1905, 535—62. — ^■'^) Palermo 1892. Vgl. BvzZ I, 037 f.
404 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östliehcu jintiken Welt.
graphie. Ich verweise deshalb darauf, soweit größere
Objekte abschließend behandelt sind, kurz mit RE.
Besser ist es derzeit mit der kartographischen Darstellung
von Alt-Grriechenland bestellt. Lange war H. Kieperts »Neuer
Atlas von Hellas <■ (1872) das einzige Hilfsmittel, welches bei ge-
nügend großem Maßstab alle Einzelheiten berücksichtigte und anderen
historischen Kartenwerken als Grundlage diente. Die nach dem-
.selben Plane angelegten, auf den ganzen antiken Erdkreis erweiterten
»Formae orbis antiqui« (o. S. 339) sind jetzt durch R. Kiepert
so weit gefördert worden, daß das alte Hellas nunmehr vollständig
vorliegt.
Es kommen hier folgende Blätter in Betraol\t: XII. Insulae ifaris Aegaei,
1:900000, 1893. - XIII. Peloponnesus cum Attica, 1:600000, 1906. —
XIV. rhocis Boeotia Attica, 1 : 400000, Athenae, 1 : 12 500, 1906. — XV. Graecia
scptentrionalis, 1:600000, 1894. — XVI. Graecia cum Macedonia et Epiro
a. 270 a. C. n., 1:1200000, 1908. Sämtliche Blätter enthalten Nebenkarten
und Spezialpläne und sind von einem kritischen Text begleitet.
Die 0. S. 339 erwähnten, von M. Kießling bearbeiteten Blätter
in Sieglins »Atlas antiquus« enthalten außer Übersichtskarten der
Länder nm das Ägäische Meer (1*2 500000) und der griechischen
Halbinsel im S.Jahrhundert v. Chr. (1 : 1 250000) in Detailausführung
bisher nur das östliche Mittelgriechenland (1: 750000) nebst zahl-
reichen auf demselben Blatte vereinigten Spezialplänen (Athen
1:20 000 usw.), außerdem auf den Blättern 17 (1894) und 18
(1909) die territoriale Entwicklung der griechischen Staaten im
5. und 4. Jahrhundert v. Chr.
Die übrigen in historischen Atlanten enthaltenen Karten von
Alt-Griechenland können, als kaum auf eigener Forschung beruhend,
hier wohl übergangen werden. Dagegen ist ganz kürzlich von
H. Blümuer<560j als Zugabe zu seiner großen Ausgabe des Pausanias
(o. S. 335) eine »Karte von Griechenland zur Zeit des Pausanias
sowie in der Gegenwart« in 1:500000 herausgegeben worden,
welche in dem modernen Kartenbild die topographischen Angaben
des Periegeten durch roten Aufdjuck ersichtlich macht und von
einem Register der antiken Ortsnamen begleitet ist.
Anschließend an die historischen Karten muß hier die in geo-
graphischen Kreisen nocli kamn bekannte Tatsaclie hei-vorgehobeu
werden, flaß die durdi österreichische Offiziere seit 1889 vorbereitete
Neuaufnahme des Königreiclis, übei- welche H. Hartl^''^) und V.
V. liaardt*'"''^) bcriclitet haben, nach langer Pause endlich in das
Stadium der topogTaphi sehen Karte getreten ist, von welcher mir
bis jetzt vier Blätter vorliegen.
Die Karte wird unter Leitung eines jeweils zu diesem Zwecke nacli Wien
kommandierten griechischen Offiziers der Xaoroyaar/ ixi) 'Y.-Ttjofaiu im k. u. k.
Militärgeographischen Institut ausgeführt, ist aber im Handel nur durch die
660) Bern 1911, — ««') V)i. IX. D. Geogr.-Tag Wien 86 ff. — ««-'i pje
Kartographie der Balkanhalbinsel, Wien 1902, 3S5ff.
«
Europa. 405
Dienststelle iu Athen zu beziehen. Sie fiilirt den Titel Xdortjs ED.ijvixoT)
BaadFi'ov und schließt sich in Maßstal) 1 : 75 000 und Projektion (GradabteihuiKs-
karte) an die österreichisch-ungarische Spezialkartc an. Die Grundlafj;e bilden
Originalaufnahmen in 1:20 000, die ich in Athen zu solu^n Gelegenheit hatte;
dieselben seheinen sehr genau ausgefiiiirt zu sein und geben mit Schichtlinien
von 20 m (teilweise 10 m) Abstand ein vortreffliches Terrainbild (Schrift auf
Oleaten). Die Karte selbst ist in Farbendruck ausgeführt, Gelände braun mit
Schichtlinien (20 ni) und Schunimerung, Gewilsser blau, Verkehrswege rot. Un-
bequem ist die Bezeichnung der Blätter mit den Buchstaben des griechischen
Alphabets von « bis zu dem (unseren Druckereien fehlenden) Zahlzeiclien 8 für
die ein Gradfeld bedeckenden Blätter, welche auf das (^radkreuz eines Meridians
und Parallcls als Koordinaten bezogen werden, wobei die Meridiane von der
Sternwarte in Athen mit -j- (O) »nd — (W") gezählt sind. Die ■\''erüffentlichung
der Blätter beginnt erfreulicherweise mit Thessalien, wo die topographische
Grundlage bisher am unsichersten war. Das türkisclie Grenzgebiet ist nach
den vorhandenen Materialien nach Möglichkeit ausgeführt. Die erschienenen
Blätter sind 40°N— l°Wc 'P«i/^dv>/ — 7V^ot; (1909), dgl. // AuQtaaa (1909),
40° N — 2° WC Km'iay.og-'EUaoadjv (1908), dgl. (8) TQixxala (1908).
Es braucht Icaum hervorgehoben zu werden, eine wie große
Bedeutung diesem nun hoffentlich stetig weiter erscheinenden Karten-
werk für die geographische und arcliäologische Erforschung Grieclien-
lands zukommt; speziell die historische Topograpliie wird dadurch
auf eine ganz neue Grundlage gestellt.
Auf die sonstige, die Landesnatur nnd das heutige Griechenland
betreffende Literatur kann natürlich hier nicht eingegangen werden;
diesem Zweck dient der Bericht über Länderkunde Europas. So
müssen wir uns auch bezüglich der bahnbrechenden Arbeiten
Philippsons, die ohnehin jedem Geographen bekannt sind, mit
einer allgemeinen Erwcähnung honoris causa beg-nügen. Auch die
zahlreichen Schriften von Ph. Negris, welche sich auf die Ver-
änderungen des Meeresspiegels in Griechenland beziehen, können
hier mit Hinweis auf das GJb. 1905, 150 Gesagte erledigt werden.
Dagegen ist Baedekers ß*'^) bekanntes Reisehandbuch, an dem
eme Reihe der hervorragendsten archäologischen Kenner Griechen-
lands mitgearbeitet haben, als eines der vorzüglichsten Hilfsmittel
zu nennen, um iiber Einzelfragen der Topographie und den Stand
der Ausgrabungen rasch zu orientieren, wozu wesentlich auch die
mit jeder Auflage vermehrten, in der bekannten AVeise Idar und
übersichtlich ausgeführten Karten und Pläne beitragen.
Eine für weitere Leserkreise berechnete Schilderung »Griechen-
land, Land, Leute und Denkmäler« mit guten Illustrationen, deren
Schwerpunkt im Archäologischen liegt, hat A. St ruck "^ß^) unter-
nommen. Der vorliegende erste Band umfaßt nur Athen und Attika.
Durch den inzwischen erfolgten Tod des Verfassers dürfte das
Werk vorerst wohl ins Stocken kommen. Einen kurzen liberblick
der »Grundlinien altgriechischer Landeskunde«, anscheinend im
Rahmen eines Vortrags, gibt F. Bölteßc^^. Manches andere, was
663) Griechenland. 5. Aufl. Leipzig 1908. — 6«^) Bd. I. Wien 1911.
204 S., 2 K. -- 665) JbFrDHochstifts 1910, 216—40.
406 K. Obciluimmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
hier einschlägig ist, wie Kromayers »Antike Schlachtfelder«,
Ficks ;>Ortsnamen« usw., wurde bereits oben S. 342tf. besprochen.
Eines besonderen Hinweises bedürfen noch die Werke über
griechische Geschichte. Die Eigenai't der politischen Entwicklung
Griechenlands im Altertum mit seinen zahlreichen, auf der natür-
lichen Gliederung des Landes beruhenden Kleinstaaten bringt es
mit sich, daß das geographische Moment bei jeder einigermaßen
ausführlichen Darstellung stärker hei-vortritt, als dies in irgendeiner
anderen Periode der Weltgescliichte oder bei irgendeinem anderen
Lande der Fall ist. Wie sehr Ernst Curtius in seiner vom Geiste
klassischer Form durchwehten, von der heutigen Forschung jedoch
überholten > Griechischen Gescliichte« es verstanden hat, dieses
geographische Moment herauszuarbeiten, ist allgemein bekannt. Es
kann nicht meine Absicht sein, die seither erschienenen Darstellungen
einer vergleichenden Kritik zu unterwerfen, die dem Historiker
zusteht. Nur die für das Studium der historischen Geographie
besonders wichtigen Werke seien hervorgehoben, in erster Linie
die den Stoff jetzt am meisten erschöpfende »Griechiselie Geschichte«
von G. Busolt^ßß).
Die möglichste Vollständigkeit anstrebenden Quellen- und Literaturnachweise
bei den einzelnen griechischen Gemeinwesen (einschließlich der Kolonien in
Kleinasien, Italien usw.) machen das Werk zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel
für jeden, der sieh mit der Topographie und Geschichte griechischer Städte be-
schäftigt; es reicht jetzt bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges, dessen
Darstellung sdlein einen über 1000 Seiten starken Band füllt. Leider ist es
anfangs verabsäumt worden, gleich den einzelnen Bänden Register beizugeben,
so daß man zur Auffindung der ungeheuren Fülle von Einzelheiten auf das
Inhaltsverzeichnis angewiesen ist.
Ganz anderer Art ist die hier schon mehrfach besprochene
»Geschichte des Altertums« von Eduard Mej^er^'ß?).
Liegt auch der Schwerpunkt in der Beherrschung der universalhistorischen
Zusammenhänge und in der selbständigen Darstellung des orientalischen Alter-
tums, dessen Gesamtheit nur G. Maspero in gleicher Weise meistert, so wird
anderseits jeder, der sich über die älteste Bevölkerung Griechenlands und ihre
Verschiebungen nach dem neuesten Stande der Forschung orientieren will, in
erster Linie zu Meyer greifen müssen. Das Topographische kommt hier weniger
in Betracht.
Andere Werke über griechische Geschichte von J. Beloch,
A. Holm, R. Pöhlmann, R. v. Scala (in Helmolts Weltgescliichte)
usw. können hier, so wertvoll sie an sich sein mögen, als für
unseren Zweck minder wichtig übergangen werden.
Wir treten nunmehr in die Besprechung der einzelnen Land-
schaften ein und beginnen anschließend an Makedonien mit
Thessalien. Von allgemein geographischen Darstellungen ist
an A. Philippsons''68) »Thessalien und Epirus« und seinen Auf-
666) Bd. I u, II in 2. Aufl., 1893—97; III, 1, 1897; III, 2, 1901. —
667) GJb. 1905, 147, und o. S. 341 f. — 668) Berlin 1897. Kef. BerlPhilolWschi:.
1900, Nr. 5 (E. Oberhuramer).
Europa. 407
Satz 669) > Thessalien* sowie an die ^> Wirtschaftsgeographische Skizze '<
von L. Chalikiopulos670) zu erinnern. Auf das Altertum beziehen
sich ein Aufsatz von 0. Kei-n''7i) »Die Landschaft Thessalien und
die Geschichte Griechenlands« und eine umfangreiche Dissertation
von G. Kip672).
Plan und Ziel dor Schrift erhellt aus dem Untertitel »IJeiträgc zur politi-
schen Geographie, Geschichte und Verfassung der thessalischen Landschaften«
und dem Inhalt. 1. Das Verhältnis der thessalischen Völker zueinander in der
vormakedonischen Zeit. 2. Die Völker der Spercheiosebeue: Anianen, Otäer,
Malier. 3. Die Periöken der Thessaler: Phthiotische Achker, Magneten, Perr-
häber. 4. Die Doloper. 5. Die Thessaler (der thessalische Bund). Die bei-
gegebenen Umrißkarten enthalten einen Versuch, die Gebiete der einzelnen
Völker zu begrenzen.
Die Landschaften Thessaliotis und Pelasgiotis bespricht haupt-
sächlich hinsichtlich des Dialekts F. Solmsen^^S)^ »Einige zweifel-
hafte Punkte der Topographie von Thessalien« C. D. Edmonds^^*).
über prähistoriscJie Siedhmgen in Thessalien liegt ein wichtiges
Buch von Chr. Tsountas^^^a), yil TiQoiaroQixui a/.QonoKtic Jifn]vt()v
y.(u ^tn/Xov vor, über das A. Jolles^^*'') ausführlich referiert hat.
Anderes Material bringt N. J. Giannopulos^^s).
Von 63 neolithischen Ansiedlungen, welche Tsountas in Thessalien aufzählt,
wurden zwei genauer untersucht, das wenige Kilometer westlich von Volo ge-
legene Dhimini und das weiter westlich, südlich von der Bahnlinie Larissa —
Volo gelegene Sesklo. Die Funde datieren nach Ts. aus dem 4. und 3. Jahr-
tausend V. Chr., reichen aber nach dem Ausgrabungsbefund der Engländer (s. u.)
weiter herab. Beigegeben ist eine Übersichtskarte 1 : 300 000 und Spezialpläne
der beiden Burgen in dem sonderbaren Maßstab 3:1000. Wichtig die all-
gemeine Einleitung über prähistorische Ansiedlungen in Thessalien (Stein- und
Bronzezeit).
Weiteres Licht über die erst seit kiu'zem als hochbedeutend
erkannte prähistorische Kultur in Thessalien haben die Ausgrabungen
der englischen Schiüe in Theotoku an der Südostecke der Halbinsel
Magnesia und besonders in Zerelia, westlich vom Pagasäischen Golf,
verbreitet, worüber A. J. Wace^'^) in Verbindimg mit anderen be-
richtet hat. Die Ansiedlungen in Zerelia wären hiernach um 2500
bis 1200 V. Chr. anzusetzen.
Demetrias. C. Friedrich^'"), Demetrias, mit Plan. — R. G. Kent''''''),
The City Gates of Demetrias.
Hypata. K. D. Kapralos*"^*), 'Yjiäzr}; derselbe ''^^), Tä /.ovrgu i^g
' Ynärt]?.
Itonos. N. J. Giannopulos^*"), 'H ^&ia>ziHt/ :r6?.tg ^Ircoroc.
Kynoskephalai , Schlacht 364 v. Chr., s. o. Anm. 89.
669) GZ 1897, 305—15. — 670) Ebenda 1905, 445—75. Ptef. PM 1907,
LB 712. — 671) NJbKlAlt. XIII, 1904, 12—22. — 672) Thessalische Studien.
HaUe 1910. 143 S., 2 K. — 673) ßheiuMus. LVIII, 1903, 598—623. —
674) AnnBritSchAth. V, 1898/99, 20—25. — 674») Athen 1908. 432 Sp.,
47 Taf. — 674») JbDArchlnst., ArchAnz. 1909, 406—15. — 675) AthenM 1910,
61—64. — 676) AnnBritSchAth. XIII, 1906/07, 308—27, Taf. Xf.; XIV,
1907/08, 197—225. — 677) AthenM 1905, 220—44, Taf. IX. — 677«) AmJArch.
1905, 166—69. — 678) UaQvaooög XIV, 1891, 167—74. — 679) Ebenda XV,
1892, 820—33. — 680) BCorrHell. 1892, 473—78.
408 E. Oberhmiiinor, I-äiuler- iiud Yölkerkundt- der östlitben antiken Welt,.
Maijnesia. A. lleicbl^*'), Der Bundesstaat der Magneten und das Orakel
des ApoUon Koropaios. Vgl. Pelion.
Meteora. A. H. Cruickshank^*^)^ Meteora.
Olympos. Monographische Schriften älteren Datums (L. Heuzey 18(i0 usw.).
Für die Volkskunde wichtig die Arbeiten des rumänischen Sprachforschers
G. Weigand (Sprache der Olympo-Walachen 1888, Vlacho-Meglen 1892, Aro-
raunen 1894 usw., s. GJb. XVII, 153; XIX, 113 f.). Geographisch neuerdings
durchforscht von J. Cvijic^^''), »Grundlinien der Geographie und Geologie von
Makedonien und Altserbien usw.«, ausführlicher in seinem unter gleichem Titel
in serbischer Sprache erschienenen Werke *'**) (wertvolle Bilder und Karten).
Den bekanntlich in Griechenland und Kleinasien mehrfach wiederkehrenden,
sicher vorgriechischeu Namen Olympos deutet S. Bugge^*^) aus dem Armenischen.
Den Olympühergaug der Römer 169 v. Chr. bespricht J. Kromayer (s. Aum. 89).
Felioti. A. J. B. Wace^^''), The Topography of Pelion and Magnesia.
Pharsalos, Schlachtfeld, s. o. Aum. 89.
Phtldotis. F. Staehlin^ST)^ Zur Landeskunde der Phthiotis.
Epirus. Diese größte von allen griechischen Landschaften ist
heute noch weitaus die wenigst bekannte und durchforschte. Das
liegt zum Teil daran, daß sie schon im Altertum der griechischen
Kulturentwicklung ferner stand und eine lohnende Ausbeute für
archäologische Forschung dort weniger zu erwarten ist als anderswo,
zum größeren Teil wolil an der geringen Zugänglichkeit als tih-kischer
Grrenzpro\dnz, wovon Referent bei seiner eigenen Reise im Jahre
1885 (GJb. XU, 27 6 f.) sich überzeugen konnte. Für Einzelfragen
der historischen Geographie ist das auf Reisen zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts beruhende Werk von W. M. Leako (18B5)
noch immer unentbehrlich, ebenso K. Bursians »Geograpliie von
Griechenland« (1862). In die physische Geographie des Landes
hat A. Philipp so n (s. Anm. 6G8) einiges Licht gebracht. Vereinzelt
liaben wohl Archäologen und Naturhistoriker das Land durchstreift
und manches aufgehellt; doch fehlt es noch an einer planmäßigen
Durchforschung des ganzen Landes. Der von Pliilipps£)n (Geo-
graphie) u. Kaerst (Geschichte) verfaßte Artikel in RE V, 1905,
2718 — 31 gibt nur eine Übersicht.
Eine Aufsatzreihe von Ch. Christobasiles*'*^'^) behandelt »Epirus
in geograpliischcr und etlmologischer Beziehung von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart«. »Beiträge zur Geschichte des alten
Epirus« liefert H. Schmidt^^^). Zur Geschichte von Epirus im
Mittelalter liegen mehrere Arbeiten vor, so ein umfangreiches Buch von
A. Meliarakes690) über das Kaisertum von Nikaia und das Despotat
Epirus (1204 — 61), über letzteres ferner eine Abhandlung aus dem
681) progr. Prag 1891. 31 S. — ^^~) AnnBritScliAlh. II, 1895/90, 105
bis 112, mit Hl. — 683) pm Erg.-II. 1G2, 1908, 311—30. — 684) ßd. I,
Belgrad 1906, 425—62; II, 1911 (Geol. Karte S. 836; Anthropogeogr.). —
685) AlbumKcru 1903, 105—07. — 686) JHellSt. 1906, 143—68; 1908, 337.—
687) AthenM 1906, 1—37, Taf. I-III (K.). — 688) 'Elhp-iafuk VIII, 1905.
OrBibl. 1906, 144. — 689) Epeirotika. Diss. Marburg 1894. 94 S. -
690) 'loTogia lor ßaadrioi' zi'jg Nixaia-; usw. Athen 1898. Kef. ByzZ VIII,
682ff. (j" Partsch).
Europa. 409
Naclilaß von J. A. Roman os^'^i) sowie eine auf die gleiche Periode
bezügliche Quellcnsammlung von V. Vasiljevskijß^^)^ vor.
Einige in der Zeit-scluift KonaraviivovTio/.ig 1894 ei-schienene Beiträge zur
Ortskunde von N. Mystakides /} Anoßiarrj t>)c 'Htcfiooi', t) tv Sranoonia
fjLovi] Uoävvov xov (-Jeo?.dyor, i] 'Poiriy.ri tTj; 'H:n:et()<)}' finde ich notiert in
ByzZ V, 241. Von sonstigen Arbeiten über Einzelortc- .sind mir bekannt:
Ambraki'i. Th. Büttner-Wobst''^^, Eine Episode aus der Belagerung
von Ambrakia im Jahre 189 v. Chr.
Ainphilochia. U. K ö ii 1 e r ß^^), Zur Geschichte des amphilocliischen Krieges. —
A. Behr''9^), Der amphilochische Krieg.
Aoos, Schlacht in den Pässen, s. Anm. 89.
Dodona. Artikel von Kern, RE V, 1905, 1257—04. — A. v. Wars-
berg^^*), Eine Wallfahrt nach Dodona.
GiUnuie. M. K raschemini kov ''^^, De Gitanis Epiri oppido.
loaitniiia. Außer Lamprides (GJb. XII, 276) handelt darüber ein Auf-
^atz von N. Mystakides (s. o.).
Pandosia. D. Panagiotides^a«), Tlsni zf^g sv (-Jso:iocoTt'a Jlai'doöiag
(■= Monobar).
Parga. Große, reichillustrierte Monographie von Erzherzog Ludwig
Salvator699)^ welcher der fürstliche Verfasser^"") noch seinen -> Versuch einer
Geschichte von Parga folgen ließ; dazu ein Aufsatz von E. Oberhummer'^i).
Photike. D. Panagiotides "O'-j, 'H <PoniyJ] sr IIaoa/iivi)ia. — H. Grfe-
goire^o^), Inscriptions de Photike.
Paramytina. N. Mystakides '"^), ^vvTono:; imnniy.ij nfniyoafii) usw.
(nach ByzZ IX, 704).
Zitsa. Monographie von Amalia Papastauru '''■^).
Akarnunien. Durch ältere monogi-aphische Arbeiten über Archäo-
logie (L. Heuzey 1860), Numismatik (F. Imhoof-Blumer 1878)
und Gescliichte (E. Oberhummer 1887) ist auch die Topographie
des Landes, soweit die mangelhafte Karte es zuläßt, ziemlich ge-
sichert. AVenig Neues ist seither hinzugekommen, so ein (vorläufiger)
Bericht von F. Noack'^Oß) über Aufnahmen griechischer Stadt- und
Burgruinen im westlichen Lokris, Ätolien und Akarnanien; Be-
merkungen von C. M. Church u. J. L. Myres'O'') über die Topo-
grapliie der Gegend am Golf von Ambrakia.
Die Bemerkungen beziehen sich auf die militärischen Operationen der Jahre
1828 und 1829 unter dem General Sir R. Church und enthalten aus dessen
Nachlaß im Britischen Museum unveröffentlichte Karten und Pläne von seinem
Adjutanten Hauptmann Jochmus; Straße von Prevesa, Salaghora, Vonitza
(= Aiioktorion), Makiynoros, Arrjos Amphilochikoii. Daß speziell die letztere
Gegend von mir 1885 besucht und zwar nicht touristisch beschrieben, aber in
meinem » Akarnanien '< (S. 27 f. u. a.) topographisch behandelt worden ist, scheint
den Herausgebern entgangen zu sein.
^^') IJsgi roT- Aea.-roTÜTOv t)]^ 'H.-nigov. Korfu 1895. vß" 17 ö S. ByzZ
V, 2.36. — "692) Epirotica saec. XIII. Vicz. Vrem. III, 1896, 233—99. ByzZ
VI. 185 f. — 693) Philologus LVIl, 1898, 428—35. — 694) Hermes 1891,
43—50. — 695) Ebenda 1895, 447—55. — 696) Graz 1893. 154 S. mit
2 K. — 697) Hermes 1902, 489—500. — 698) '£■;.;.. ,j,;.. Vv/./.ovo,- XXIX,
1907, 232—35. BvzZ 1910, 235. — 69») Parga. 2 Bde. Prag 1907, —
700) -pra„ 1908. — "701) MGGesWien 1909, 684—88. - ^02) '£';.^. 0^;.. y{,xx.
XXVI, 1896, 26 — 38. ByzZ VII, 492. — "O^) BCorrHell. 1907, 38—45. —
70^) 'Ey.y.L 'Addern XIX, 1899. — '"S) 'H Zi'roa. Athen 1895. 61 S.
BvzZ VII, 643. — 706) BeriPhilolWschr. 1897, 698ff., 730ff. — 'O') GJ
XXXII, 1908, 47—54, mit K.
GeogT. .Jahrbuch XXXIV. 27
410 E. OberhinuDier, I.iliider- und Völkerkunde der östlicheu antiken Welt.
Aus dem Itinerar des Cyriacus von Ancoua 1436 veröffentlichte
R. Weil '^08) interessante Bruchstücke, die sich auf die Reise von
Arta (AmbraJcia) über Xikopolis nach Stratos und Oiniadai beziehen.
Die Bemerkungen über letzteie Stiidt beweisen, daß Cyriacus dort mehr
gesehen hat als die meisten Reisenden nach ihm. Eine Vergleichung seines
Berichts mit der (von Weil vorausgeschickten) Besehreibung von Oiniadai zeigt,
wie er die Eigenartigkeit der Stadtanlage mit ihren beiden Akropolen erfaßt
hat, er kennt das /ufisvi und blickt von der Höhe hinüber nach Ithaka. —
Was aber sein Staunen am meisten erregt, sind die beiden großen Zisternen
(über die Referent im JBerGGesMünchen 1885, 119 ff. gehandelt hat) und die
Felsarbeiten.
Die Ruinen von Oiniadai im Delta des Acheloos gehören zweifel-
los zu den besterhaltenen und merkwürdigsten in Griechenland.
Es ist deshalb sehr dankenswert, daß die amerikanische Schule in
Athen dort 1900 Ausgrabungen ausgeführt hat, über deren schöne
Ergebnisse B. Powell und J. M. Sears '^o^) berichten. Eine bisher
unbekannte Stadt Twybcia oder Tyrbeion suchte B. Haussoullier'^ioj
aus Inschriften und Münzen zu erweisen, wogegen H. Pomtow''ii)
Stellung nahm. Über Ausgrabungen in Stratos wurde in ''^-) be-
richtet. Eine Studie von J. Kromayer'^i^) über den Feldzug von
Äctium ist atich für die Topographie der Gegend "VNdchtig. Neue
Inschriften, in Akarnanien spärlich, hat E. Preui^er^i^) veröffent-
licht, H. Swoboda'^'i^) einen Beitrag zm* Gescliichte von Akarnanien
auf Grund der großen Vertragsinschrift von Thermen gegeben,
G. Weigand '^^ß) einen Besuch bei den Walachen der Manjana in
Akarnanien geschildert. Artikel Äkartiania in RE I, 1150 — 57
von G. Hirschfeld (Geographie) und W. Judeich (Geschichte).
Atollen. Hier ist vor allem das gediegene Werk von W. J.
Woodhouse'^i'^) zu nennen, das auf Grund eingehender Studien
an Ort und Stelle sowohl die Geographie der Landschaft als ihre
Topographie und Altertümer behandelt; zur näheren Charakteristik
muß ich auf die ausführlichen Besprechungen von E.Oberhummer"!^)
und J. Bartsch '^^9) verweisen. Weitere Untersuchungen zur Ge-
schichte und Topographie von Atollen hat G. Soteriades "^o) ver-
öffentlicht.
Die Untei-suchungen erstrecken sich auf den Feldzug des Demosthcncs im
Jahre 426 und die Stadt Aigition sowie auf den Einfall der Giüater und die
Stadt Kaliion.
In der Bundeshauptstadt Thermon haben Ausgrabvuigcn durch
die Griechische Archäologische Gesellschaft stattgefunden, über
^•**) Oeniadae. Beitr. z. Bücherk. u. Philol. A. Wilmauns gewidmet, Leipzig
1903, 341—54. — '"») AmJArch. Ser.2, VIII. 1904, 137— 237, Taf. VII— XI. —
^'«) RevPhil. 1893, 155—58. — "H) NJbKlPhilol. CXLIX, 1894, 517f.,
836f.; CIJ, 1895, 463f. — ''^^) BCorrHell. 1893, 213f., 445ff., 632. -
713) Hermes 1899, 1—54, mit K. 15. — "'<) AthenM 1903, 330—52. —
716) Klio X, 1910, 397 — 405. — 7i6) oiob. LXIII, 1893, 85—89, mit K. —
7'7) Aetolia. Oxford 1897. 400 S. mit 111. u. K. — '?'8) BcrlPhilolWschr.
1900, Nr. 5. — 710) PM 1898, LB 424. — '?20) BCorrHell. 1907, 270—320.
Taf. 1 (K.).
Emopa. 411
welche außer vorläufigen Mitteilungen'' 2') ausführlichere Berichte von
G. Soteriades^22)^ de,^ Leiter der Ausgrabungen, vorliegen. Der-
selbe'^23^ berichtet auch über Funde in ätolischen Gräbern, welche
für den Kulturstand der alten Bewohner bezeichnend sind. Auf
die rein historischen Schriften ziu* Geschichte des ätolischen Bundes
kann hier nicht eingegangen werden. Das Wichtigste darüber findet
man in dem Artikel Aiiolia in RE I, 111 o — 27 (Geographie von
G. Hirschfeld, Geschichte von U. Wilcken).
Lokris. Ein Bericht von E. Soteriades'^24) xxhev Ausgrabungen
in Lokris Hesperia und Fhokis ist wesentlich archäologisch. Anderes
s. o. bei Akarnanien (Noack). Sagen geschichtliche TTntersuchimgen
unter dem Titel »Lokrika« veröffentlichte W. A. Oldfather^^s)^
»Freilassungsurkunden« aus Lokris E. Nachmanson'^e^, Sonstige
epigraphische Veröffentlichungen muß ich hier übergehen, zumal die
Inschriften von Phokis, Lokris, Atolien, Akarnanien und den Inseln
des Ionischen Meeres jetzt in CIGGraec. Sept. III, 1, 1897 =
IG IX, 1 vereinigt sind. Die Schlacht bei den Thermopylen (191
v. Chr.) behandelt Kromayer (Anm. 89) II, 134 — 54.
Phokis. Im ]VIittelpunkt stehen hier natürlich die französischen
Ausgrabungen in Delphi, welche 1892 — 1903 unter Leitung von
Th. Homolle ausgeführt worden sind. Über die jeweiligen Er-
gebnisse ist seit 1893 im BCorrHell. und in den CR Ac. Inscr.
regelmäßig berichtet worden. Das abschließende "Werk »Fouilles
de Delphes« erscheint unter Leitung von Th. Homolle '^2?^ imd
ist auf fünf Bände berechnet, von denen I die Geschichte der Stadt
und der Ausgrabimgen, 11 Topographie und Architektui-, III die
Inschriften, IV die Skulpturen und V die kleinen Altertümer um-
faßt. Die bisher erschienenen Teile von 11 bis V bieten wesentlich
archäologisches Interesse, während die topograpliische Bearbeitung
und vor allem der seit langem ersehnte Situationsplan noch aus-
stehen. Die bisher veröffentlichten Pläne haben nur einen provi-
sorischen Charakter. Der umfangreiche Artikel Dclphoi in RE IV,
1901 enthält eine gute Skizze der Lage von A. Philippson
2517 — 20, die Geschichte von Hiller v. Gaertringen 2520 — 83
und die Clironologie mit den Beamtenlisten von H. Pomtow
2583 — 2700; die Topographie fehlt! Eine Übersicht derselben,
von P. Wolters bearbeitet, findet man in Baedekers :>Griechen-
land«. Die sonstige ältere und neuere Literatur über Delphi ist
ungemein reicldialtig und kaum mehr zu übersehen; das Wichtigste
^21) BerlPhilolWscbr. 1897. 1561 f.; 1898, 1564f. AllgZtg. 1908, Beil. 204.
Baedekei-s Griecheul. 4. Aufl., 219, — "2) 'Erfrjii. 'Ag/aioX. 1900, 161—212,
Taf. lOf.; 1903, 71—96, Taf. 2—6; 1905, 57 — 100, Taf. 2, mit 111. —
'23) Ebenda 1906, 67—88. — ^24) AtbenM 1906, 392—404. — '25) PhUoI.
1907, 411 — 72. — '26) AthenM 1907, 1 — 70, Taf. I/II. — '27) PaHs 1902 ff.
Teil II, II. 1 enthält für das topographische Verständnis wichtige Detailpläne
und Ansichten vom Apollotempel und dessen Umgebung.
27*
412 E. Oberhummer, Länder- uud Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
davon ist in RE angeführt. Von den zahlreichen vorläufigen Bei-
trägen der Franzosen ist, bis zum Abschluß des großen Werkes,
eine Darlegung der Topographie von Th. HomoUe'^^s^ hervor-
zuheben. Der beigegebene gi'oße Plan in 1 : 1000 enthält noch das
auf den Ruinen erbaute, seither verlegte Dorf Kasti-i mit seinen
einzelnen Grundstücken. Auch H. Pomptow"29) hat hierzu mehrere
Beiträge geliefert. Die Schlucht (the Chasm) in Delphi bespricht
A. P. Oppe'^'^O), »Die Hauptergebnisse der Ausgrabungen <: P. Per-
drizef^^i), »Die heiligen Stätten in Delphi« A. Frickenhaus'^32)
Von sonstigen Einzelheiten zur Topographie von Phokis nenne
ich die Monographie über Elateia von P. Paris'^^s^^ dazu Sote-
riades (s. Anm. 739), einen Bericht über Ausgrabungen in Abai
und Hijampolis von V. W. Yorke'^34j ymj einen Reisebericht »Von
Delphi nach Chaeronea« von J. Simon '^^^^^ endlich eine Dissertation
von G. Kazarow'^36) ^x^q^ den phokischen Bund.
Böotkn. Eine Übersicht der Geograpliie (E. Oberhummer)
und der Gescliichte (P. Cauer) enthält der Artikel Boiotia in RE
III, 637 — 63. Über die Bewohner des alten ßöotien hat W. Rhys
Roberts "3^) eine hübsche Studie veröffentlicht, welche tief in den
Charakter des VoUvstums eindringt und vielfach überlieferten Vor-
urteilen entgegentritt. »Beiträge zur Topographie von Bootien«
(griechisch) liefert A.N. Skiäs'^^^). Die »Untersuchungen in Böotien
und Phokis« von G. Soteriades'^^^) beziehen sich auf ChaiwTieia
(das Stadtflüßchen Ilaimon und das Herakleion), eine prähistorische
Erdanschüttung daselbst, verschiedene TumuH und eine prähistorische
Ansiedlung bei Elateia.
Das geographisch merkwürdigste Objekt der Landschaft, der
Kopaissec, hat eine allseitige geograpliische Schilderung durch A.
Philippson'^O) erfahren; Karte in 1:150 000 mit der antiken
Topographie. Über die Versuche zur Trockenlegung im Altertum
handelt M. L. Kambanis''*^) (wertvolle Karten und Illustrationen).
Von einzelnen Städten sind zu erwähnen:
^'1/-He(?). Diese nur aus Homer bekannte, später ganz verschollene Stadt
glaubte F. Noack'^*-) in den von ihm beschriebeuen merkwürdigen Ruinen der
mykenischen Burg Goulas oder Gla (das Wort ist nicht albanisch, wie N. meint,
sondern türkisch, knie = Turm) auf der Insel im Kopaissee zu erkennen.
A. de Ridder '^•'), der gleichzeitig dieselben Ruinen unter dem Namen Gha
"8) BCorrHell. 1897, 250 — 420, Taf. XIV— XVII. — '2») AthenM 1900,
437— 5C3, Taf. XXIV. Klio VII, 1907, 395—446; IX, 1909, 153—93. —
730) JHellSt. 1904, 214—40. — "i) NJbKlAlt. XXI, 1908, 22—33. —
"32) AthenM 1910, 235—73, Taf. Xlllf. — '^SS) f:iatee. Paris 1892. 318 S.
mit 15 Tiif. BiblßcFr. LX. — "4) jHellSt. 189G, 291—312, Taf. XIV. —
735) Progr. Cilli 1893. — "36) De foederis Phocensiam institutis. I^ipzig 1899.
48 S. — "'') The Ancient Boeolians. Cambridge 1895. 92 S. mit K. —
738) Athen 1900. 20 S., 1 Taf. S.-A. 'A'.Tfri/o/V rov IlaovaaaoT'. — "9) AthenM
1905, 113—40. — 740) ZGesE 1894, 1— ÜÖ, Taf. If. — 74i) BCorrHell. 1892,
121—37, Taf. XII; 1893, 322—42, Taf. VII— IX, XV, XVII, XlXf. Vgl.
AligZtg. 1894, Beil. 35. — 742, AthenM 1894, 405—85, 53G, Taf. X— XIII. —
7*3) BCorrHell. 1894, 271—310, Taf. X f.
Europa. 413
bcsclirieb (beide mit Plan), crliob nachträglich ''**) gegen Noacks Benennung, die
jedenfalls zweifelhaft ist, Einsj)rache.
(Jlmironcia. G. Soteriades '*5)^ Das Schlachtfeld von Chaironeia und
der Grabhügel der Makedonon. Vgl. auch o. Anni. 739. .1. Kromayer,
Ant. Schlachtfelder I, 127—95 mit Plan 1:25 000 und Übersichtskarte, dgl.
11, 352—87 mit Phui 1:50000.
Leuklra, s. Plataiai.
3Iylcalessos. Der Suche nach dieser alten, am Wege von Theben nach dem
Euripos gelegenen, aber noch nicht mit Sicherheit nachgewiesenen Stadt gelten
die Ausgrabungen von M. Burrows u. P. N. Urc^^^) in Rhitxona.
OrcJwmenos. Nach den letzten Ausgrabungen der Franzosen, über die
A. de Ilidder^^'^) berichtete, ist die Kenntnis dieser uralten Stadt in ein neues
Btadium getreten durch die Ausgrabungen, welche dort 1903 und 1905 unter
Leitung von A. Furtwängler ausgeführt worden sind. Es wurden sieben
Kulturschiehten nachgewiesen, deren älteste dem Volk der Ni.ni/er angehören
imd bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Im ersten Teil der Ver-
öffentlichung'^•'8) hierüber behandelt H. Bulle »Die älteren Ansiedlungsschichten
bis zum Ende der mykenischen Epoche«. Zahlreiche Pläne und Illustrationen,
darunter interessante Vergleiche der dortigen primitiven Ilundbauten mit solchen
der Kurden, Vlachen und aus den Alpen.
Plataiai. Die amerikanische Schule hat dort 1889 — 91 Ausgrabungen
veranstaltet; die Ergebnisse (verschiedene Berichterstatter) sind wesentlich archäo-
logisch und epigrajjhiscb "*^). Weiter berichten über Plataiai A. Ilauvette^^")
und G. B. Grundy^^'). Letzterem verdanken wir eine genaue Aufnahme des
Schlachtfeldes 1:15 840, der Stadt 1:7920 und der Akropolis 1:3600 und
damit eine Klärung der topographischen Fragen. Anschließend daran wird
auch das Schlachtfeld von Leuktm behandelt und ebenfalls in einem Plane
1:15 840 dargestellt. Auf die zahlreichen, meist nur die historische Über-
lieferung prüfenden Abhandlungen über die Schlacht von Plataiai kann hier
nicht eingegangen Avei-den. Man findet diese und ähnliche Monographien, frei-
lich nicht vollständig, verzeichnet in dem für bibliographische Zwecke nützliehen
Katalog von G. Fock^^^K
Ploon. Über Ausgrabungen im Heiligtum des Apollon Ptoos berichtet
nach M. Holleaux^^^) neuerdings G. Mendel ''5*).
Thebai. Die neuere Hauptschrift zur Topographie der Stadt von E. Fa-
hrioius wurde bereits GJb. XIV, 167 besprochen. Über die sieben Tore
handelte ü. v. Wilamowitz-Moellendorff ^5''), über die Geschichte der Stadt
von 519—427 v. Chr. K. Berger ^sß).
Thespiai. Über Ausgrabungen daselbst und im Heiligtum der Musen am
Helikon berichtet P. Jamot^57)_
Ätiika. Für keine griecliische Landschaft besitzen wir eine so
vorzügliche Grundlage der historischen Toj^ographie, wie sie hier
in den unter Leitung von E. Curtius u. J. A. Kaupert^ss^ jn
"**) BCorrHell. 1894, 446—52. — "■'5) AthenM 1903, 301—30. —
7^8) AnnBritSchAth. XIV, 1907/08, 226—318, Taf. VII— XV. JHellSt. 1909,
308—53, Taf. XXIII— XXVI; 1910, 336—56. — '■'') BCorrHell. 1895,
137—224. — '<8) AbhBayAkWiss., phil. Kl., XXIV, 2, 1907, 128 S., 30 Taf.
AllgZtg. 1907, Beil. 211.'— '^9) Discoveries in Plataia etc. AmJArch. 1889
bis 1891. — '50) XouvArehMiss. Ser. 2, 1892, 359—74. — ^öi) The Topo-
graphy of the Battle of Plataea. London 1894. 76 S. Ref. PM 1894,
LB 631 (J. Partseh). — ''^^ Catalogus dissenationum. 2. Aufl. Leipzig
1910. 652 S. — "53) BCorrHell. 1886. — 'S^) Ebenda 1907, 185—207. —
755) Hermes 1891, 191—242. — ^56) AkVerHistWien Ber. III/IV, 1892/93, —
"7) BCorrHell. 1891, 381—403, Taf. XV; 1894, 201—15, Taf. XVIII; 1895,
320—85; 1902, 129—60, 291 — 320. — "8) Berlin 1881 — 1900. Vgl. GJb.
XIV, 167.
414 E. OborhuiiimcT, Läntk-r- und Volkcikr.ndo der östlicheu autilceu Welt.
26 Blättern erschienenen »Karten von Attika<; gegeben ist. Der
große Maßstab 1:25000 ermöglichte die Einti-agnng auch der
kleinsten Baureste des Altertums, die sich in roter Farbe deutlich
von dem in Braun vorzüglich gezeichneten Gelände und dem Schwarz
der Situation abheben. Eine willkommene Zugabe war die 1900
erschienene :> Übersichtskarte < in 1:100000, welche nicht nur den
wesentlichen Inhalt der Originalaufnahmen in ebenso schöner Aus-
fühi'ung als in handlicher Form vereinigt, sondern auch über den
Rahmen der großen Karte hinausgreift. So sind die Grenzgebiete
gegen Böotien teils nach Originalaufnahmen in 1:50 000 nur hier
angeschlossen, teils nach sonstigen Materialien bis Theben hin ergänzt,
ebenso die Insel Aegina mit einbezogen. Der von A. Milchhöfer
verfaßte Text (fünf Hefte) enthält ein reiches topographisches
Material, dessen Benutzung ein mit dem Sehlußhefte ausgegebenes
Register erleichtert. Im übrigen verweise ich auf die beachtens-
werte Besprechung von J. Bartsch '^59)_
Die meisten der sonstigen bedeutenden Schriften über Attika
liegen vor dem Zeitpunkt, bis zu dem unser Bericht zurückgreift.
Eine vortreffliche Zusammenfassung der Landschaftskunde mit Über-
sicht der Demen usw. sowie der Literatur gibt A. Milchhöfer in
RE n, 189G, 2184—2207, woran sich ein Abriß der Geschichte
von W. Judeich 2207 — 37 schließt. Bezüglich der bereits dort
erwähnten Arbeiten von R. Lei^sius, »Geologie von Attika« und
»Geologische Karte von Attika«, R. Loeper, »Die Trittyen und
Demen Attilcas«, A. Milchhöfer, »Untersuchungen über die Demen-
ordniing des Kleisthenes - möchte ich auf die lehrreichen Referate
von .1. Bartsch '^ßOj verweisen. Von sonstigen seither erschienenen
Schriften nenne ich H. Koester''6i), »Über den Einfluß landschaft-
licher Verhältnisse auf die Entwicklung des attischen A^lkscharakters<,
J. Lezius''62)^ »Gentilizische und lokale Fhylen in Attika«, und
Sp. P. Lampros'63)^ '// oiouuroXüyt'u Ti]g 'ylTTi/S^^ y.a) ij ti'g Ti,y
yjÖQav inoi'y.ijaig rtnv \4Xßuyiöi; eine »gehaltreiche Studie über die
modernen Ortsnamen in Attika, in denen sich die mittelalterliche
nnd neuere Geschichte dieser Landschaft spiegelt, und über die
albanesischen Besiedlungen, die vornehmlich im Anfange des 15. Jahr-
hunderts stattfanden« (ByzZ VI, 406). Über das Buch von A. Struck
s. 0. xVnm. 664.
Unter den einzelnen Orten der Landschaft beansprucht das
Interesse in überragender "Weise die Topogi-aphie von
Athen. Eine eingehende Behandlung der reichen Literatur aus
den letzten zwei Jahrzehnten, wie sie zwar für einen kürzeren
Zeiti-aum, aber einen noch weit umfangreicheren Gegenstand in
■59) PM 1902, LB 6ÜG. — ^60) Ebenda 1894, LB 369 f. — '«') Saar-
brüekcn 1898. ProRr. 17 S. — ^^2) philol. 1907, 321—35. — "«») <Pdo/..
— !■/./.. IIuov<ioo(k, 'E.-rrTjjnü ä 1897, l.öti — 92.
Europa. 415
diesem Bande ein Spezialkcnner der Topographie von Rom gegeben
hat, verbieten mir nicht nur Zeit und Raum, sondern auch die
mangelnde Vertrautheit mit den schwierigen Problemen, die nur
eine in besonderen Studien und langjähriger Lokalanschauung ge-
reifte Kenntnis zu überblicken vermag. Der Verzicht hierauf wird
um so leichter, als uns nicht nur von dem Vei-fasser des leider
imvollendet gebliebenen Hauptwerks über 'Die Stadt Athen im
Altertum <:, Curt Wachsmuth'^64)^ ejiie ([\q neuere Literatur sorg-
fältig berücksichtigende Übersicht der Topographie (mit einleitenden
Abschnitten über Namen, Lage, Klima und Plan 1:10000), sondern
auch eine ausführliche Darstellung der •> Topographie von Athen«
von W. Judeich'^^^) vorliegt.
Der Inhalt gliedert sich in eine Einleitung (Quellen, Bearbeitungen. Hilfs-
mittel) und die drei Hauptteile Stadtgeschichte, Stadteinteilung, Stadtbeschreibung.
Die Kontroversen werden sorgfältig erörtert, die Literatur ist anscheinend sorg-
fältig benutzt. Beigegeben ein großer Plan von Athen 1 : 5000 mit Schicht-
linien, alte Topographie schwarz auf blaßrotem Untergrund des heutigen Stadt-
Inlds, und Spezialplan der Akropolis 1:1000, femer Firaen,s in 1:15 000.
Es sind meines Wissens die besten derzeit existierenden Pläne, abgesehen von
der Akropolis, worüber Anm. 766.
Die wichtigste Publikation, welche seither über das alte Athen
erschienen ist, bildet die in griechischer \md deutscher Sprache
von der Archäologischen Gesellschaft hei-ausgegebene Monographie
»Die Ausgrabung der Akropolis vom Jahre 1885 bis zum Jahre
1890« von P. Cavvadias {Kaßßudi'ug) u. Gr. Kawerau'^^ej.
Die von Kabbadias verfaßte Geschichte der Ausgrabungen enthält eine
Übersicht der Arbeiten von 1873 bis zur Gegenwart und behandelt ausführlich
die Periode von 1885 bis 1890 (III.). Kawerau gibt eine Erklärung der
Tafeln. Letztere, für uns besonders wichtig, enthalten einen Übersichtsplan in
1 : 500 (Schichtlinien 1 m) und einen Spezialplan in 1 : 200 auf sechs Blatt
(Felszeichnung und Höhenkoten), beide mit farbiger L'^nterscheidung der Bau-
teile, Querschnitte, Aufrisse usw.
Sonst ist mir seit dem Erscheinen von Judeichs Buch nur wenig
bekannt geworden, was liier in Betracht käme. Die »Beiträge zur
Topographie von Alt- Athen- von E. Drerup'ß^«) betreffen das
Enneapylon als Burgmauer der mykenischen Zeit, die Pmjx, die
ältere Unterstadt und die vielumstrittene Stelle Thuk. II, 15. Gegen
seine Aufstellungen wendet sich W. Dörpfeld'^ß'^'), »Alt-Athen zur
Königszeit <;. Über die Emieakriinos handelt auch F. Gräber '^ßS),
über die mittelbyzantiuischen Kirchen Athens A. Struck '^ß^). über
die Mauern der Stadt F. Noack^''^). Für die fortlaufenden Aus-
grabungsberichte sind hier wie für Griechenland überhaupt neben
dem Archäologischen Anzeiger (Beiblatt zum JbDArchlnst.. auch
764) RE Suppl. I, 1903, 159—219. — ^^S) München 1905. 416 S. mit
2 PI. (HandbKIAlt. III, 2, 2). Ref. PM 1907, LB 711. — '''^^)'HAvaöy.a(pr]
Tfjg 'Ay.oojTÖhcog. Athen 1906. 78 S., 13 Taf. — 766«) Philol. 1905, 66—94. —
767) Ebenda 1906, 128—41. — 768) AthenM 1905, 1—64. Taf. I— lU. —
769) Ebenda 1906, 279—324, Taf. XX f. — 7T0) Ebenda 1907, 123—60,
473—566, Taf. X— XII, XIV— XXIII.
416 E. Oberhumnier, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
für den Orient) die Iloa/.nxu r^c tf 'yl^/ifutc 'yiQ/ciohr/iy.i]^
^Etcu^h'uq die wichtigste Quelle; die meist kürzeren und vorwiegend
archäologischen Einzelartikel sollen hier nicht angeführt werden.
Auf die beachtenswerte Studie von Th. Fischer'^'^i) über das
heutige Athen als »Schwerpunkt Giiechenlands« ist bereits im GJlx
1909, 18G hingewiesen worden.
Die übrigen Örtlichkeiten Attikas ordne ich wieder alphabetisch:
AphidnaL S.Wide, Aphidnai in Nordattika'''^).
Daplmi. G. !Millet, Le Mona.stere de Daphni'^^«^
Eleusis. Hauptschrift D. Philios, Eleusis, ses mysteres, ses ruines et son
musee"3). Weiteres bei O. Kern, RE V, 1905, 2336ff. Über Ausgrabung
einer sehr alten Nekropole bei Eleusis berichtet A. N. Skias'^'') (PL).
Helena. Über diese wegen ihrer langgestreckten Gestalt auch Makri'f!, jetzt
Makronisi genannte Insel, südöstlich von Attika, handelt H. Hauttecocur,
Le roeher de la belle Helene ''''^).
Kolias (Vorgebirge südlich von Athen). P. Kastriotes, Koi'/.iag äy.oa'^''^).
Laurion. Über dieses durch antiken und modernen Bergbau bekannte
Gebirge besteht schon eine ziemlich reiche ältere Literatur. A. Kordellas,
der darüber früher mehrere Schriften in französischer und griechischer Sprache
veröffentlicht hatte, schrieb noch ÄavQeoizty.al äo/ai<JT7jTFg "'^). Von weiteren
Schriften sind mir bekannt: J. J. Binder, Laurion '^^*), gute Übersicht; E. Ar-
daillon'"^), Les mines du Laurion dans l'antiquite (mit Karte 1 : 50 000), neuere
Hauptschrift; ausführlicher Bericht hierüber von M. L. de Launay''*'') und
Bemerkungen zu beiden von J. Partsch^^^).
Marathon. Kaum eine andere Schlacht des Altertums ist so viel behandelt
worden wie jene bei Marathon. Die meisten Abhandlungen drehen sich jedoch
um die Glaubwürdigkeit der Überliefernng und den Hergang der Schlacht, ohne
für die Topographie der Gegend als solche wesentliches zu bieten. Diese ist am
besten von A. Milchhöfer im Text zu den »Karten von Attika« HI — VI, 1889,
40 — 54 dargestellt. Von seither erschienenen Schriften nenne ich H. Schauer,
Die Schlacht bei Marathon ^^2); b_ Staes, 'O h' Magadöjvi ivfißog'^^); C. Ro-
bert, Die Marathonschlacht in der Poikile^*^) (nur archäologisch); A. Hau-
vette, Marathon '«5) ; W. Scliilling, Die Schlacht bei Marathon '»ß) ; J. A.
R. Munro, The Campaign of Marathon'"'^).
Oropos. F. Dürrbach, De Oropo et Amphiarai sacro^**); F. Versace,
Der Tempel und die Stoa im Amphiaraeion bei Oropos"*^); H. Lattermann,
Zur Topographie des Amphiareions bei Oropos ''^^).
Farnes. K. Rhomaios ^ä') berichtet über Ausgrabungen in der Höhle
des Pan auf dem Parnes.
Piräus. Die Topographie des Piräus und der übrigen Häfen von Athen
wird in der Regel zusammen mit Athen selbst behandelt und ist daher hier
"1) Mittelmeerbilder N. F. 1908. — ^^2) AthenM 1896, 385—409,
Taf. XIII— XV. — 'TS«) Paris 1890. 204 S., 19 Taf. Ref. ByzZ X, 223ff. —
"3) Athen 1896. 84 S. mit PI. Ref. WschrKlPhilol. 1896, 561 ff. —
"^) E(pi]n. 'AoxaioL 1898, 29—122, Taf. 2—6. — "») BSGBrux. 1890,
57—63. — "6) 'E(fiui. 'AoyaioL 1897, 93—96. — "7) AthenM 1894,
238—47. — "8) progr. Laibach 1895. 54 S., 1 K., 4 Taf. — "") Biblfo;Fr.
LXXVII, 1897, 218 S., 3 Taf., 1 K. — ^SO) AnnMines 1899, 5—32. —
781) PM 1898, LB 753; 1902, LB 662. — ^82) Progr. Mähr.-Weißkircheu 1893,
mit PI. — 783) AthenM 1893, 46—63. — ^84) Halle 1895. 126 S., 1 Taf. —
785) NArchMissSc. 11, 1892, 326-44, mit 4 Taf. u. K. — ^Sü) philol. 1895,
253—73. — 787) JllellSt. XIX, 1899, 185-97. — 788) Paris 1890. 15 S.,
2 Taf. — 789) AthenM 1908, 247—72, Taf. XI— XIV. — 790) Ebenda 1910,
81 — 102. — 7ni) '/ü/^f?,«. 'AgynioÄ. 1905, 99—158, Taf. 3; 1906, 89—116,
Taf. 5 f.
Europa. 417
nur auf die dort angeführte Literatur, besonders das Handbuch von W. Judeich
(Anm. 765) zu verweisen, wo mau alle nötigen Behelfe findet.
Psi/Ualeia. Diese aus der Schlacht bei Salamis beksrnnte kleine Insel wird
gewöhnlich für das am Eingang des Sundes zwischen Sidamis und Piräus ge-
legene Inselcheu Lii)sokutali gehalten, deren moderne Rezeiehnimg nur eine
Entstellung der antiken zu sein scheint. Dagegen erklärte .1. Beloeh (s. u.
Salamis) das heutige Inselchen Gcorgios in der Mitte des Sundes für Psyttalcia.
Die übliche Lokalisierung verteidigt nun der griechische Marineoffizier P. Re-
diades^ä') in einem Aufsatz Ti'g >/ vTJoog WvTrüXeia, wogegen J. Beloch^^*)
in seinem Sinne wieder Stellung nimmt.
Salamis. Über diese; Insel und die Seeschlacht daselbst handeln A. Hau-
vette'9*), H. Welzhofer"95), K. Zarapas796)^ G. B. fJrundy^")^ C.
Horner^ä*), A. Bauer '^"''j, .1. Beloeh*"»). Beste topographische Darstellung
der Insel auf den Karten von Attika 1:25 000, Blntt XXI— XXIII mit Text
von MUchhöfer VII, 26—37.
Sunion. B. Staes (^rdtjc:), Ausgrabungen in Suuion**").
Megaris. In seinen Studien über >Topologie und Toponymie«
hatV. Berard802) -mch Megaris behandelt (K). Wichtig für die Topo-
graphie sind R. Delbrück u. K. Gr. Vollmüller^o^), Das Brunnen-
haus des Theagenes; F. Böltc u. G, Weicker^o*), Nisaia und Minoa.
Das Paus. I, 44, h genannte Dorf 'Eq^ii-ic. sucht J. Sarres**''-') zu
lokalisieren.
Korinthia. t'ber den hthinos liegt außer der geographischen
Hauptschiift von A. Philippson^oc) yy^t^ belanglosen kleineren
Aufsätzen eine technische Studie von B. Grerster^o'^) vor, welche
geographisch nichts Neues bringt. Über den aus der Gesclüchte
des hl. Paulus bekannten Hafenort Kenchreai gibt G-. Lampakes^^^),
XQinriuri/.u) Kr//Qi-ui', eine mit Plänen iind. Abbildungen begleitete
Studie. In Korinth selbst hat seit 1896 die amerikanisclie Schule
erfolgreiche Ausgrabungen unternommen, über welche von ver-
scliiedenen, stets wechselnden Verfassern Berichte ^o^) vorliegen.
E. Wilisch, der Verfasser^^O) einer »Geschichte Korinths von den
Perserkriegen bis zum SOjäluigen Frieden«, gibt einen Überblicksn)
(lieser Ausgrabungen.
Sikyonia. In Sikijon haben schon vor längerer Zeit die Ameii-
kaner das Theater ^tsj bloßgelegt.
^92) 'E(pTi^. 'AoyaioL 1909, 45—56. — ^93) Ebenda 1910, 151-58. —
79<) NArchMissSc. 11, 1892, 345—58. — 'S^j HistTaschenb. VI, 1892, 12,
43—75. — 796) TJaoraomk XVI, 1893, 755—65. — ^97) JHellSt. XVII,
1897, 230—40. — ''s«) Quaestiones Sidaminae. Diss. Bern 1901. 44 S. —
799) JahrcshÖsterrArchlnst. 1901, 90—111, mit K. — 800) xiio VIII, 1908,
477—86. — 801) 'E(iriu. 'Ag/ato/.. 1900, 113—50, Taf. 5—9. — «02) AnnG
VII. 1898, 363-^75. — »o^) ÄthenM 1900, 23—33, Taf. VII f. — «o*) Ebenda
1904, 79—100. — 805) 'Efiiiii. AoyaioL 1910, 151—58. — »oe. Der Isthmus
von Korinth. ZGesE 1890, 1—98", Taf. I. — 807) L'Isthme de Corinthe et
son percement. Budapest 1896. 146 S. mit PI. u. 111. Ref. GZ 1899, 485 f. —
808) Miscellanea Salinas. Palermo 1907, 71—80 (nach ByzZ XVII, 270). —
809) AmJArch. Ser. 2. I, 1897. 204—39 (Pirenej, 313—32. 455—506, Taf.
XIII— XXVI; II, 1898, 233—36, Taf.IX— XI; VI. 1902, 439—54, Taf. XVII f.;
1904, 433—41, Taf.XVIIf.; 1905, 44—63, Taf.IIf.; 1906, 17—20, Taf. V. —
810) progr. Zittau 1896. 46 S. — 8ii) NJbKlAlt. XXI, 1908, 414—39. —
812) AmJArch. 1889, 1891. 1893.
418 E. Oberhummer, Länder- und Völkerkunde der östliehen antiken Welt.
Argolis. Übersicht der ganzen Landschaft und ihrer Geschichte
von G. Hirschfeld n. F. Cauer in ßE II, 728—43.
Einzelorte :
Arf/os. Französische Ausgrabungen von M. Vollgraff *'2). Amerikanische
Ausgrabungen nördlich davon bei Kutsopodi **'*). Geschichte von J. K. Ko-
phinioies^'5).
Epidauros. Ergebnisreiche griechische Ausgrabungen im Jlieron 1881 — 98.
Berichte in den UganTixu (s. o. S. 416), 'E(pi]fi. 'Aqx- usw. und in dem noch
imvoUendeten Hauptwerk von P. Kav vadias^^"} (Kaßßadi'a^l. Prachtwerk
von A. Defrasse u. H. Lechat**^^). Studien von S. Herrlieh^'^) und E.
Wagner 819). Weitere Literatur KE VI, 50.
Heraion. Amerikanische Ausgrabungen 1892 — 94^'-"). Hauptwerk von
Ch. Waldstein ^21) u_ a_ (Geologie, Architektur usw.).
Mjikenai. Die topographisch vortrefflichen Karten von Steffen (1884,
GJb. X, 417 f.) sind in bezug auf archäologische Einzelheiten durch die späteren
Ausgrabungen der Archäologischen Gesellschaft überholt. Von den Berichten
in der "Eq^ijf-isQig und den IIoaxTiy.d abgesehen, nenne ich hier besonders die
Arbeiten von Chr. Tsountas^äS) über Mykenai und die mykenische Kultur.
S. Dragumes823^ ijber die Schatzhäuser, Ch. Belger824) über den Plattenring.
Nauplia. Ausführliche Geschichte dieser alten, aber erst in Mittelalter und
Neuzeit zu größerer Bedeutung gelangten Stadt von M. G. Lamprynides^s»)^
dazu Referat von H. Zimmerer 826).
Troizene. Französische Ausgrabungen von P. E. Leg r and 82') u. a.
Lakonien. Ein jeder übersichtlichen Gliederung entbelirendes,
wesentlich historisches Buch hat P. A. Komnenos^^S) geschrieben.
Es enthält als Einleitung eine »Chorographie< , die hauptsächlich
aus Quellenauszügen besteht. Die »Beiträge zur Topographie La-
koniens« von F. Bölte^^g) betreffen Gh/mpeis und Ghippia (in der
Kyinuia), Amyldaion und Aviijklai, IHonysion iv yiiiiraic.. Die
wertvollsten Ergebnisse verdankt man neuerdings den Arbeiten der
englischen Schule in Athen.
Die von verschiedenen Berichterstattern herrührenden Veröffentlichungen
findet man in Ann. Brit. Seh. Ath. XI, 1904/05, 81—145 (Angelona, Geraki,
Thalamon usw.); XII, 1905/OG, 258—480, Taf. II— XII (mittelalterliche Festungen,
Ausgrabungen in Sparta); XIII, 190G/07, 1—267, Taf. I— VII (Sparta, Gytheion,
Tainaron); XIV, 1907/08, 1 — 182, Taf. I— VI {Sparta und südöstliches La-
konien); XV, 1908/09, 1 — 176, Taf. I--XVIII {Sparta, östliches Lakonien,
mittelalterliche Kirchen der ßfaiiia).
813) BGorrHell. 1904, 364—99, 420—29, Taf. XIII f. (PI.); 1906, 5—44;
1907, 139—84, Taf. V— IX (PI.). — 814) AmJArch. 1893, 429—36. —
8 '5) 'loioQia Tov "AQyovg. Bd. I. Athen 1892. 509 S. BeriPhilolWschr.
1894, 234 f. — 816) Fouilles d'ftpidaure. Bd. I. Athen 1893. 124 S., X Taf. —
8i<) fcpidaure. Paris 1895. 252 S., 19 Taf. Dazu RevArch. Ser. 3, XXVIII,
1896, 3—59, 369-82. — 818) Epidaurus, eine antike Heilstätte. Progr. Berlin
1898. 32 S., 1 Taf. — 8i9) Ein Besuch in dem Heiligtum zu Epidaurus.
Progr. Wehlau 1901. 18 S. — 820) AmJArch. 1893, 199—225, Taf. IX— XII ;
1894, 331—60. — 821) The Argive Hcraeum. 2 Bde. Boston u. New York
1902—05. — 822) Mvxi'iyai y.ai /irxiirnTo^ .Tohriafw^;. Athen 1893. 264 S.,
11 Taf. — 823) AthenM 189.'>, 127—60, 371 f. — 824) JbDArchlnst. 1895,
tl4_27. — 825) 7/ Nav:r)Mi. Athen 1898. 6.53 S. — 82«) BvzZ IX, 549 ff. —
827) BCorrlleli. 1897, 513—51, Taf. XIH; 1905, 269—318, Taf. XVII (PI.);
1906, 52-57. — 8^8) Any.oyrtHä. Athen 1896—98. 368 S., 1 Taf. -
82») AthenM 1910, 376-92. mit K.
Europsi. 419
Der L<»\venanteil dieser Forschungen entfällt auf die Topogi-aphio
von Sparta, über welches außerdem noch Arbeiten von H. K.Stein ^^o^^
K. Nestorides83i) (mit Plan von F. de Billi), N. E. Crosby832)^
Ch.Waldstein u.C.L.Moader833)^ H.v.Prott834), G.B.GrundySSS)
zu nennen sind.
Sonstige Einzelheiten :
Mistra. Von diesem byzantinischen Pompeji verdanken wir einer französi-
schen Mission die wertvollste Beschreibung. L. Magne^-'ß), »der seilest 189.5
in Mistra photographiert hat, gibt Nachricht von dieser Unternelimung, beschreibt
die einzelnen Kirchen und erörtert die französischen Einflüsse, die darin hervor-
treten-. Der Leiter der Arbeiten, G. Millet, hat nach vorläufigen Berichten*''^)
nnd einer Sammlung der byzantinischen Inschriften ^•'*) kürzlich ein abschließendes
Werk*'''^) herauszugeben begonnen. Der vorliegende Teil entliält nur d;is bild-
liche Material mit einem Plan der Stadt und zahlreichen Grundrissen; der Text
soll nachfolgen. Unabhängig von diesen hauptsächlich für die byzantinische
Kunst grundlegenden Arbeiten der Franzosen hat A. Struck **■*"), »Mistra, eine
mittelalterliche Ruinenstadt': , ein vortreffliches Handbuch veröffentlicht, da.s
auch dem Geographen vieles bietet. Er gibt eine Übersicht des fränkisch-
byzantinischen Zeitalters in Morra, schildert den abendländischen Zug nach O
und die Ausbreitung der Franken im Peloponnes, wo Mistra ihre Hauptstadt
war. Eine kurze Schildei'ung mit einigen eigenen Aufnahmen gibt F. Mielcrt**^).
3fonemva.na. W. Miller^^^^^ Monemvasia during the Frankish Period
(120-t— 1540).
Petrina bei Sparta, Schilderung des Johannes Eugenikos (15. .Jahr-
hundert), herausgegeben von K. Nestorides ^■*3).
Sellnsia. Eingehende Behandlung der Schlacht von Sellasia bei Kromayer
(Anm. 89), I, 199—277, mit Plan 1:12500. Dagegen G. Soteriades»"),
T6 :i:sdiov rT/g ir ^e?J.aoia /mpjg, Replik von Kromayer 8*^)^ Duplik von
Soteriades*'*^), »Anti-Sellasia«.
Taygetos. Aline Martel^*^), Sparte et les gorges du Taygete (Reisebericht.
Messenien. Über />Die älteste Greschichte Messeniens« schrieb
B. Xiese^^s^, ^Aruuyi'jan; ano ji^f Mtaa)\v)it' A. Joannides Ada-
niantiu^'is), »Aus Mossenien« E. Pernice^äO)^ über »Die Grenzen
Messeniens iu der ersten Ivaiserzeit« W. Kolbe^äi)^ derselbe ^52)
einen »Bericht über eine Reise in Messenien«, »Notes and Inscriptions
830) Topographie des idten Sparta. Glatz 1890. Progr. mit K, — 83i) Tono-
yoaqia zfjg äoyaiag I:täoz)]g. Athen 1892. 110 S., 1 Taf. — «32) xhe Topo-
graphy of Sparta. AmJArch. 1893, 335—73; 1894, 212 f. — 833^ Ausgrabungs-
berichte ebenda 1893, 410—28; 1894, 545 f. — »3*) Die Ebene von Sparta.
Athen M 1904, 1 — 15, mit K. Taf. I. — 835) xhe population and policy of
Sparta in the 5"» cent. JHellSt. 1908, 77—96. — «30) Mistra. Gaz. d. Beau.x-
arts 3. Per., X.\n, 1897, 135—48, 301—13, mit Hl. ByzZ VI, 467, 641 f. —
837) BCorrHell. 1895, 268—72. — 838) Inscriptions byzan'tines de Mistra. P. I.
Textes. Paris 1899. BCorrHell. 1906, 453—66. — "«39) Monuments de Mistra.
Paris 1910. 152 Taf. Ref. BvzZ XIX, 651 f. — 840) '^vien 1910. 164 S.
mit 111. Ref. ebenda 052 f. — 84i) Glob. XCV, 1909, 152—55. — 842) iHellSt.
1907. 229—41, 300f., Taf. XVf. — 843^ ^^Xj, [or. y.. edvoL haio. IV, 1895,
627—34. BvzZ V, 358. — 844) BCorrHell. 1910, 1—57, Taf". I— III. —
8*5) Ebenda 508—37, Taf. XIII. — 846) Ebenda 1911, 87 — 107, 241 f. —
8*7) Paris 1892. 31 S. S.-A. AnnClAlpin XVIII, 1891. — 848) Hermes 1891,
1—32. — 849) Jlagvaooöc XV, 1893, 815—33; XVII, 1894, 106—17. —
850) AthenM 1894, 351—67. — S5i) Ebenda 1904, 364-78. — 852) SitzAk.
Berlin 1905, 53 — 63.
420 E. Obeihunimer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken AVeit.
from S. "NV. Messenia« M. N. Tod^^^)^ \Mtoatifiu/.a y.u) idi'a neQi
0(tpwt' y.ai Ku'/.afiuTug uiib T(~if aQ/aioxäron' /nmcir tir/oi xoT
KanodiOTQiot: D. Cli. Dukakes^^*).
Von einzelnen Örtliehkeiten ist besonders das aus Thukydides
bekannte Pylos mit SpJiakteria untersucht tukI diskutieii, worden,
so von B. Gruudy855) (K. 1:15 840) und R. M. Burrows^se).
dazu Bemerkungen von R. C. Bosanquet^s?)^ jj. AwdrySss) und
Burrows^s^). Über Ält-Pylos hat W. Dörpfeld^^'') eine eingehende
Untersuchung veröffentlicht.
Elis. Eine geographische Übersicht gibt A.. Philippson in
RE Y, 2368 — 73, eine ausführliche Darstellung der Geschichte,
Verfassung usw. H. Swoboda, ebenda 2373 — 2432. Das Haupt-
interesse konzentriert sich natürlich auf Olympia. Alle älteren
Arbeiten sind überholt durch das große Werk über die 1875 — 81
ausgeführten deutschen Ausgi'abungen >0l3'mpia, die Ergebnisse der
von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung«, herausgegeben
von E. Curtius u. F. AdlerSei).
Der für uns wichtigste Textband I, 1897 enthält dit; Topographie und
Geschichte von Olympia mit der Mappe >Karten und Pläne«, darin die Karte
der Pisatis von J. Partsch 1 : 150000, Olympia und seine nächste Umgebung
von P. Graef 1 : 5000, Olympia in griechischer Zeit (3. Jahrb. v. Chr.) von
W. Dörpfeld u. W. Wilberg 1 : 1000, desgleichen in römischer Zeit (2. Jahr-
hundert n. Chr.) 1 : 1000, Lageplan der b)'zantinischen Bauwerke (2 Bl.) vou
W. Dörpfeld u. E. Heyne 1:500, Lageplan der ausgegrabenen antiken Bau-
werke (6 Bl.) iu 1 : 250 , Gesamtübersicht des Ausgrabungsfeldes von Südost
(photographische Aufnahme). Die weiteren Bände wesentlich archäologischen
Inhalts mögen hier nur registriert werden: IL Baudenkmäler 1892, dazu
Tafelbd. I u. II, 1892— 96; III. Die Bildwerke in Stein und Ton 1897, dazu
Tafelbd. III, 1894; IV. Die Bronzen 1890, dazu Tafelbd. IV, 1890; V. Die
Inschriften 1896. Zur Karte von Partsch wichtige >ErläuteruDgen : (45 S.).
Eine offene Frage der Toj)ogra2)hie von Olympia bildet die Lage des großen
Zcusattara. Daß die Periegese des Pausanias hier große Schwierigkeiten bietet,
ist mehrfach dargelegt worden, so vou R. Heberdey^^^l g^jt der Aufdeckung
der Altis galt allerdings die große elliptische Basis zwischen Zeustempel und
Jletroon ziemlich allgemein als Überrest des Altar?, doch wurde diese Annahme
von einzelnen mit gewichtigen Gründen bekämpft, besonders von A.Trendelen-
burg*63j^ der den Altar NW zwischen Pelopion und Ileraion verlegt, ebenso
K. Pf uhl *"•'"). Heute ist die frühere Annahme, soviel ich selie, von den Archäiv
logen wohl allgemein aufgegeben und wird die erwähnte Basis als eine Stein-
setzMUg aus vorgriechischer Zeit betrachtet. Hiermit in Zusammenhang
stehen die neuereu Forschungen über die ältesten Siedlungen und Kultstätten in
Olympien, welche jetzt bis in die mykenische Zeit und noch weiter zurückzuverfolgen
sind. Einschlägig sind hier Mitteilungen von W. Dörpfeld 8**) über »Das Alter
853) JHellSt. 1905, 32—55. — «54) Athen 190G. 80 S. — «55) JHellSt.
1896, 1—54, Taf. I— III; 1898, 232—37. — «56) Kbenda 1896, 55—76,
Taf. VIII; 1898, 147—55, 345—50, Taf. VII— X. — «57) Ebenda 1898,
155— .59. — 85«) Ebenda 1900, 14—19; 1907, 274—83, mit III. — 859) Ebenda
1908, 148—50. — 860) AthenM 1907, S. VI— XVI; 1908, 295—317, Taf.
XV— XVII. — 861) 5 Textbde. u. 4 Tafelbde. nebst einer Mappe K. u. PI.
I5erlin 1890—97. — 862) Eranos Vindobonensis, Wien 1893, 34—47. — 863) per
große Altar des Zeus in Olympia. Berlin 1902. 44 S., 3 Taf. — 863«) JbDArchlnst.
1906, 147ff. — 8«4) AthenM 1906, 205—18.
Knropa. 421
der Heiligtümer von Olympia-^ uud über »Oiymi)ia^''^) in präliistorischer Zeitt
sowie ein kürzlich ausgegebener Fnndbericbt von F. Wecga *''''). Im Frühjahr
1911 hatte icli selbst Gelegenheit, die in den Ausgrabungen von 1906 bis 1909
aufgedeckten primitiven Wobnstätteu zu sehen, welche entgegen der Annahme
Furtwänglers, daß sich der Bestand Olympias nielit über das 8. Jahrhundert
n. Chr. zurückverfolgen lasse, das Urteil Dörpfelds (1908) zu l)estätigen
scheinen: »Olympia ist uralt; in der Mitte der Altis, wo nach der Über-
lieferung das Haus des Königs Oinomaos gewesen sein soll, liat tatsächlich eine
prähistorische Ansiedlung bestanden«.
Auf einem ganz anderen Gebiet bewegt sich der Aufsatz von
E. Huntington*^ 67), >Tlie Burial of Olympia«.
Anscliließend au seine bereits o. S. 372 f. besprochene Theorie der stoßweiße
(pulsntoi-y) sich vollziehenden Klimawechsel und zunehmenden Austrocknung,
sucht H. das gleiche auch für Griechculand im allgemeinen darzutun und die
Verödung von Olympia im besonderen damit zu erklären. Die schwungvoll
geschriebene, weiter Ausblicke und geistreicher Kombinationen nicht entbehrende
Studie leidet wie andere Schriften von H. unter dem Fehler, daß sie die Tat-
sachen einer vorgefaßten Meinung anpaßt uud auf unzureichender Grundlage
kühne Schlüsse aufbaut, wo nur sorgfältige uud unbefangene Prüfung der Einzel-
heiten uns einem sichereu Ergebnis nähern kann. Daß die Frage der Klima-
änderung in Griechenland uud anderen klassischen Ländern von berufenen
Forschem längst, teils in bejahendem, teils in verneinendem (neuerdings über-
wiegend in letztcrem) Sinne erörtert worden ist, wird gänzlich ignoriert. Daß
Olympia durch einen Bergrutsch vom Kronoshügel oder durch das Austreten
des Alpheios infolge eines Au.sl)ruchs des Sees von Pheneos verschüttet worden
sei, sind überwundene Hyi^otheseu, die nicht mehr diskutiert zu werden brauchten,
seit durch die deutschen Ausgrabungen erwiesen ist, daß die Schuttdecke vou
Olympia aus AUuvionen des Kladeos (nicht KladeiMs!) besteht. Die Zunahme
der Malaria auf Verschlechterung des Klimas zurückzuführen und daraus den
Verfall der Kultur und die Degeneration der Rasse zu erklären, ist zum mindesten
willkürlich und die gewöhnliche Auffassung der Vei^seuchung als einer Folge-
erscheinung der sinkenden Kultur jedenfalls näherliegend. Wieweit die Meinungen
in der ganzen Frage auseinandergehen, zeigte die an den Vortrag sich an-
schließende Diskussion^^^ (Hogarth, A. Stein, Myres, Gardner, Gregory,
Chisholm u. a.).
Yon sonstigen Beiträgen zur Topographie von Elis vermerke
ich noch E. Curtius869j »Der Synoildsmos von Elis<i (Stadt),
"W. Dörpfeld870) -»Pisa bei Olympia«, derselbe ^'^i) »Die homerische
Stadt Arene« (= SamrJco7i). In der Stadt Elis werden gegenwärtig
vom Österreichischen Archäologischen Institut Grabungen ausgeführt.
Achaia. Übersicht der Landschaft und Geschichte des achäischen
Bundes von J. Toepffer in RE I, 156—90.
Arkadien. Übersicht der Geographie und Geschiclite von G.
Hirschfeld u. Hiller v. Gaertringen in RE II, 1118 — 37.
Die ganze Landschaft betreffen das Buch, von W. Immerwahr872)^
zwei andere Schriften über arkadische Kulte von G. Perrot^"^)
imd V. Berard^"*), ein archäologischer Reisebericht aus Südost-
865) AthenM 1908, 185—92. — »66) Ebenda 1911, 163 -92, Taf. Vf. —
8C7) GJ XXXVI, 1910, 657—75. — 868) Ebenda 675—86. — 869-, sitzbAk.
Berlin 1895, 793—800. — 870) AthenM 1908, 318 — 20. — 87i) Ebenda
320—22. — 872) Die Kulte und Mythen Arkadiens. Bd. I. Leipzig 1891. —
873) JSavants 1894, 660 — 74. — 874) De l'origines des cultes arcadiens. Paris
1894 (BiblEcFr. 67).
422 E. Oberhuinmer, Länder- »ind Völkcrkuude der östlichen antiken Welt.
arkadien imd Nordlalconien von W. Loring^'^'ö), Reiseerinnerungen
von M. Meinecke^'^ß) und die >Beiträge zur Geschichte Arkadiens«
von ß. Niese 8'^^) (Gründung von Megahpolis usw.).
Einzelorte:
Bassal. K. Kourouniotes iiber den älteren Apollotempel zu Bassai*^^).
Vgl. Kolilos.
Gortys. T. Ch. Kandeloros (Kavf>t]hoQog) , 'lazoQia tT/c: /ooTirta? *'")
(von der Urzeit bis zur Gegenwart).
Kolilos. K. Kourouniotes, Ausgrabungen auf dem Berge Kotilos 8^*').
Vgl. Bassai.
Lykaion. Derselbe ^^•), Ausgrabungen am Lykaion (Heiligtum des Zeus).
Lykosura. P. Cavvadias (Kaßßablagj, Fouilles de Lvcosoura *"'2)
Lusoi. Lage des Ortes in Nordarkadien zwischen Kleitor und Kynaitha
nachgewiesen durch W. Reichel u. A. Wilhelm, Die Heiligtümer der Artemis
zu Lusoi ^^^).
Mavtinein. Französische Ausgrabungen 1887 — 89, auf deren Ergebnissen
das umfassende Werk von G. Foug&res, Jlantinee et l'Arcadie Orientale *'^^)
beruht. Topographisch wichtig die Feststellung des 371 n. Chr. errichteten,
fast 4 km langen Mauerkranzes, der 124 ha Fläche umschließt und auf eine
Bevölkerung von 18 000 Einwohnern schließen läßt. Plan der Stadt in 1:6000
von F. de Billi. Die Untersuchungen erstreckten sich auch auf das südlieli
benachbarte, mit der Geschichte Mantineas eng verbundene Tegca, dessen Gebiet
auf einer Spezialkarte 1:40000 (Schichtlinien teilweise Im) dargestellt wird,
die besonders für die Hydrographie der ostarkadischen Ebene wertvoll ist. Eine
Übersichtskarte 1 : 100000 zeigt das Gebiet von Mantinea, dessen Grenzen eine
Fläche von 325 qkm und eine Bevölkerung von etwa 25 000 Einwohnern um-
schlossen. Referate von J. Partsch^^^) und E. Oberhummer*'*''). Die
Schlachtfelder von Mantinea 362 und 207 v. Chr. behandelt Kromayer
(Anm. 89) I, 25—123 und 279—314 mit Karten 1:50000 und Illustrationen.
ßfegalopolü. Englische Ausgrabungen**^. Hauptwerk**^") >Excavations
at Megalopolis 1890/91« (verschiedene Verfasser mit Karten von W. Loring
1 :633G (Schichtlinien 20'). — J. B. Bury, The Double City of Megalopolis*««).
Über die Gründung von Megalopolis s. o. Anm. 877. Zur Geschichte P. Hert hum,
De Megalopolitarum rebus gestis et de commuui Arcadum republica, I **^).
Tavia, »Eine verkannte mittelgriechische Stadt« im Zentrum Arkadiens,
westlich des heutigen Tripolizza, die im 15. Jahrhundert eine bedeutende Rolle
spielte, das heutige Dhavia, bespricht in einer gehaltvollen Studie Sp. P. Lam-
bros*^''). »Es ist sozusagen ein zweites Mistra. Es ist sehr zu beachten, daß
im Mittelbecken von Arkadien und zwar unweit des tegeatischen Gebiets, immei-
während in der Geschichte eine Zentralstadt aufzublühen bestimmt war. So
hat denn das alte Tegea im früheren Mittelalter Nikli, dann dasselbe Tavia
ersetzt; zuletzt ist seit dem vorigen Jahrhundert Tripolizza hervorgetreten.«
875) Some Ancient Routes in the Peloponnesus. JHellSt. 1895, 25—89,
Taf. I^ni (K.). — *'<») Arkadische Frühlingstage. Progr. Marienwerder 1899.
1(5 s. _ 877) Hermes 1899, 520—52. — *78) 'AV»;u. 'AgxatoL 1910, 271—332,
mit 111. — *79) Pntras 1899. 346 S. Ref. BerlPhilolWschr. 1900, 1555;
ByzZ XV, 647 f. — **") 'Ecptj/i. 'AqxcuoL 1903, 151 — 88,' Taf. 11 f. —
««') Ebenda 1904, 153—214, Taf. 7 — 10. — **2) j^ief. i. Athen 1893. 16 S.,
4 Taf. — **3) JhÖsterrArchlnst. 1901, 1—89. — «**) Paris 1898. 624 S.,
7 Taf., 3 K. (BiblfoFr. 78). — «*») PM 1899, LB 394. — **«) BerlPhilolWschr.
1900, n. 17. — *87) JHellSt. 1893, 319-37, 356—58; 1894, 242 f. —
*«7«) SPromHellSt., Suppl. Pap. Nr. 1, 1892, 141 S., 16 Taf. — »**) El)enda
1898, 15—22. — »89) Diss. Jena 1893. 37 S. — 890) ßyzZ VII, 1898,
309—15.
Europa. 423
Tegea. Außer Foiig?:rcs (Anni. 884) sdirieb V. Berari]*"") über »Tegea
et la Tegeatide«.
Morea. An den Schluß des Kapitels über das festländische
Griechenland stelle ich noch die Diskussion über diesen vielerörterten
Namen. Die älteren Ableitungen von der Form des Maulbeerblattes
oder von slaw. 7nore = Meer (Fallmerayer) findet man bei Curtius
Pelojj. I, 92, 113 und Bursian Geogr. II, 3 (Mctathesis aus Rhomaea
nach Hopf) verzeichnet. Die von K. Sathas (1880) aufgestellte
Herleitung von einer gleiclmamigen Ortschaft in Elis und die sich
daran schließende Diskussion habe ich in meinem Literaturbericht
über GiiechenlandS92) zusammengefaßt. Seither ist G. N. Hatzidakes
zum Wortführer in der Frage geworden und hat zuerst in seiner
bedeutsamen Abhandlung ^^3) ;>Zur Wortbildungslehre des Mittel-
und Neugriechischen« den Namen o MoQt'ug (seit dem 12. Jahr-
hundert nachweisbar) wieder mit /wqc'u (Maulbeerbaum) in dem
Sinne in Zusammenhang gebracht, daß die Entwicklung der Seiden-
industrie zunächst für den Westen des Peloponnes diese Benennung
aufkommen ließ, Avelche allmählich auf die ganze Halbinsel über-
tragen wurde. Diese Ableitung hat Hatzidakes ^3*) dann ausführ-
lich begründet und auch die Form o Montag gegen das von Sp.
Lampros^^^) angenommene to MoQtor verteidigt 896)_ Damit ist
die so viel diskutierte Frage Avohl endgültig zum Abschluß gekommen.
Anschließend hieran mag auch erAvähnt sein, daß eine der
wichtigsten Quellen zur Kenntnis der fi'änkischen Periode Giiechen-
lands, die Chronik von Morca aus dem 14. Jahrhundert, worüber
man die frühere Literatur bei Krumbacher ^9'') zusammengefaßt
findet, jetzt in der langersehnten Neubearbeitung von J. Schmitt^^^)
vorliegt. »Medieval Fortresses of North Western Peloponnesus«
beschreibt Traguair^aa).
Griechische Inseln.
Allgemeines. Die älteste Beschreibung des Archipels verdanken
wir dem Florentiner Cristoforo Buondelmonte, der acht Jahi-e
auf Rhodus und sechs Jahre auf Reisen in den griechischen Ge-
wässern zubrachte und sein Werk 1420 dem Kardinal Orsini über-
sandte. Es ist in barbarischem Latein gesclirieben und in zalil-
reichen, meist schlechten Handschriften erhalten, nach denen L. de
891) BCorrHell. 1892, 529—49, Taf. XIII; 1893, 1—24. — 892) jßer.
FortschrKlAltertumswiss. LXIV, 1890, 439. Zur dort angeführten Literatur
gehört noch ein Aufsatz von Sathas in ßevG VI, 1880, 260 — 69, und die
Bemerkungen bei Egli, Nom. geogr. 2. Aufl. 706 S. — «9^) ßyz^ II, 1893,
283 f. — 89*) 'Adrjvä V, 1893, 231—39, 491—508, 549. Dazu Krumbacher
in ByzZ III, 1894, 202, 420. Gesch. d. bvz. Lit., 2. Aufl., 411 f. — 895) AsÄx.
laz. y.. idr. haio. IV, 1895, 639 ff. — '896) ßyzZ V, 1896, 341—46. —
89^ Gesch. d. byz"", Lit., 2. Aufl., 833 ff. — «s») The Chronicle of Morea. London
1904. XCII u. 640 S. ßcf. ByzZ XIV, 288—93. — ^99) AnuBritSchAth.
XIII, 1906/07, 268—80, Taf. Vlilf.
424: E. Ohcrbuinmor, Länder- iiud Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Sinn er den »Liber insularum Archipelogi« herausgegeben hat
(Berlin 1824). Seither hat E. Legrand 900) eine von E. Miller
nach einer Handschrift des Serail kopierte griechische Bearbeitung
des Textes mit französischer Übersetzung nebst der ausführlichen,
schon 1755 in Druck erschienenen Descn-iptio inside Candie Btiondel-
montes herausgegeben und auch zur Reinigung des lateinischen
Textes wesentlich beigetragen. Beigegeben sind 36 Karten griechi-
scher Inseln nach einem in Italien gestochenen Atlas mit französi-
scher Schrift, welche eine Verwandtschaft mit den italienischen
Isolarien zeigen, aber nicht direkt zu Buondelnionte gehören, ferner
IG Karten, die einer Pariser Handschrift des »Liber insularum <;
entnommen sind, darunter auch der in meinem »Konstantinopel«
(s. Anm. 571), S. 19 f., besprochene und vollständiger wieder-
gegebene Plan von Konsfantnioj^el. Weitere biogi-aphische Notizen
über Buondelmonte hat E. Jacobs ^f'^) veröffenthcht.
»Ein türkisches Werk über das Ägäische Meer aus dem Jahre
1520«, nämlich das auch von mir in meinem »Cypern« und »Kon-
stantinopel« (s. 0. S. 396) herangezogene ;>Meerbuch« des Piri Reis
bespricht R. Herzog^o^^. Beigegeben ist eine photographische Re-
produktion der Karte von Attika mit den umliegenden Inseln nach
der Berliner Handschrift. Weiteres bei Gallois (Anm. 969). Die
»Notes on Manuscripts in the British Museum relating to Levant
Geography and Travel« von F. W. Hasluck^os) betreffen neben Kon-
stantinopel und Kleinasien hauptsächlich die Inseln des Archipel; es
handelt sich um meist italienische Isolarien vom 15. bis 18. Jahr-
hundert, darunter Handschriften des Buondelmonte. Bemerkensweit
eine Karte von Chios 1638, über welclie Insel auch sonst ausführ-
liche Notizen gegeben werden. Anschließend hieran gibt Hasluck
eine Studie ilber die Siedlungen der Älhancsen im Archipel ö*''*) und
über die Denkmäler der Gatfeln.sl aus Genua in Ainos (Thrakien),
Phokaia und 3Iytüenc^^-').
Eine anonyme Reihe von Aiifsätzen » (rli Ilcthei-I'elasgi nelle
isole deir Egeo« kenne ich nur aus ^^'^). Im übrigen ist auf den
verschlungenen Pfaden der ältesten Kultur des Archipels das Kapitel
»Die Welt des Ägäischen Meeres« in E. Meyers Gesch. d. Alt.,
2. Aufl., 12, 677—721 jetzt der beste Führer.
»Slawische Ansiedlungen auf Kreta und den anderen griechischen
Inseln« weist (in bulgarischer Sprache) J. D. Sismanov^OT) nach.
900) Description des iles de l'Arcbipel. I. l'arl. Paris 1897. 2G0 S.
(PublEcLangOr. IV, 14). — »oi) BeitrRiicherkriiilol. A.AVilraanns gewiiimet,
Leipzig 1903, 313— 40. — »02) AlhenM 1902, 417 — 30, Taf. XV. — 903) Ann.
BritSchAtli. Xll, 1905/OG, 196—215; XIII, 1900/07, .139—47. — »oi) Ebenda
XV, 1908/09, 22;i— 28. — 90'>) Ebenda 248—69, mit lU. — 90ß) jjibK; ly,
276 (Civilth Cattolica 189."j). Nach ebenda V, 218 u. VI, 217, wo eine Fort-
setzung der Aufsatzreibe über das tcricchische Festland verzeiebnet ist, sclieint
C. A. de Cara der Verfasser zu sein. — 907^ s.-A. a. ßlgarski Pregled 1897.
38 S. Nacb HyzZ VI, 037.
Eiuoi»a. 425
Als Zeugnisse werden Literatui-stellcn, slawische Wörter in InseidialckteD,
Ortsnamen usw. angeführt. «Die herrschende Ansicht, daß die Inseln sich vom
slawischen Blute völlig rein erhiilten liaben, erleidet dnrch die von ?«. zusammen-
gestellten Tatsachen eine (wenn auch nicht sehr erhebliche) Einschränkung.«
Ein hauptsächlich die Iconfessionellen Vcrhilltnisse im Archipel
berücksichtigender Reisebericht von Y. V^anutelli^os) j^^t kaum
geographische Bedeutung. Nachträglich vermerke ich noch eine
kleine Arbeit, von A. Meliarakcs'^osn) y^hcv die Beschreibung des
Archipel bei Edrisi (nach der Übersetzung von A. .Taubert).
Unter der Ägide der bisher nach außen noch kaum hervor-
getreteneu 'TiA/.^jr/z/"^ r}-(»you.(fi/.t^ '^EruiQfi'a gab deren Vorsitzender
Iv. N. Papamichalopoulos in Verbindung mit dem Marineoffizier
Gr. J. Kritsas^*^^) kürzlich eine Schrift yi'i EXhii'i/.at NT^ooi als
Einleitung zu einem umfänglichen, auf drei Bände berechneten
AVerke heraus.
Das Werk soll nach dem Plane nur die Namen der griechischen Inseln
betreffen, welche allerdings durch die von der italienischen Sehiffersprache des
Mittelalters vennitteltcn und bei den heutigen Kulturvölkeni gangbaren Namens-
formen vielfach in Verwirrung geraten sind. Aber so schlimm, wie die Ver-
fasser meinen, steht es doch nicht. Wenn z. B. für Korßi 29 verschiedene
Namen aufgeführt werden, so bandelt es sich dabei nur um orthographische
Varianten einiger weniger Namen, von denen wiederum die Mehrzahl (Drepane,
Schrrir usw.) oieraals praktische Bedeutung gehabt haben ; die wirklich gebrauchten
reduzieren sich auf das illyrische Korkyra, das in der griechischen Schriftsprache
zu Kcrkijra wurde, und das mittelgriechische, seit dem 10. Jahrhundert zuerst
:ils Benennung der Stadtburg, dann der ganzen Insel nachweisbare Korfu (ur-
sprünglich y.oov'f OL'-;). Die Varianten dieser Namen in alten Karten und
Büchern sind ebenso wie die verschiedene Schreibweise zahlloser anderer geo-
graphischer Namen für den heutigen Sprachgebrauch kaum von Belang, und
wenn der Italiener heute Corfu, der Franzose Corfou schreibt, so übt er damit
nur das Recht jeder Nation, gangbare Namen der eigenen Aussprache und
Schreibweise anzupassen. Im Archipel treten die bis vor wenigen Jahrzehnten
in unseren Karten üblichen italianisierten Namensformen wie Skio, Stanko,
Stampalia usw. seit dem Aufschwung der Altertumsforschung ganz von selbst
gegen die ursprünglichen antiken Namen zurück, und wenn auch Stielers Atlas
mit deutscher Gründlichkeit innerhalb der osmanischen Ileichsgrenzen die türki-
schen Namen voranstellt, so wird sich die Kulturwelt ebensowenig ein Kirid
für Kreta oder statt des ehrwürdigen Chios ein Snkyx arla^y (Mastixinsel) auf-
drängen lassen als österreichische Nationalitätenrücksichten oder ungarische
Prinzipienreiterei uns für die historischen Namen Ragiisa oder Preßhur(j ein
Dubrovnik oder Pozsoni/ aufzwingen können. Der Kampf, den die Verfasser
mit so großem Eifer unternommen haben, schlägt daher offene Türen ein, indem
er sich gegen längst überholte oder überhaupt niemals in Gebrauch gewesene,
nur aus gelehrter Pedanterie entsprungene Namen wendet, während über die
Identität des Objekts wohl nur in seltenen Fällen Zweifel bestehen können.
Im t'bi-igen ist jedoch die gestellte Aufgabe, die Namengebung durch alle Zeiten
historisch zu vei'folgen, eine sehr wichtige und die Zusammenstellung des Materials
an sich schon wertvoll. So wird in der vorliegenden Schrift zunächst die Be-
nennung des Mittelmeers bei den alten Giiechen und Römern und in der Neu-
zeit sowie bei Arabern und Türken verfolgt, hierauf die Bezeichnung einzelner
908) L'Arcipelago. Rom 1895. IGj S. PM 1896, I.B 422. — so»") Ilany. —
'E.-zeTi]otg 1899, 81—91. — »o») Athen 1911. ;/ 144 S.
Gcogr. .Jahrbuch XXXIV. 28
426 E. Oberhiimmcr, Lündci- und Völkerkunde der r.stlichen antiken Welt.
Teile des Mittelinecrs, der Inseln im allgemeinen und ihrer Gruppen ausführ-
lich besprochen. Wünschenswert wäre, daß im weiteren Verlauf der Arbeit
neben den Quellen nicht bloß allgemeine Hilfsmittel, wie Kie})erts Lehrbuch
(Eglis Nom. geogr. scheint der Verfasser nicht zu kennen), sondern auch die
neuereu monographischen Arbeiten über einzelne Inseln herangezogen werden,
soweit sie sich mit der Namenkunde befassen.
Wie für das Festland, so sind auch für die physische Geographie
der griechischen Inseln die Arbeiten von A. Philippson bahn-
brechend geworden. Der vorläufige Bericht über seine 1896 aus-
geführte Bereisung (VhGesE 1897) sowie die gnuidlegende Unter-
suchung über die Tektonik der Ägäis (AnnG 1898), die sich auch
auf das Festland erstreckt, ist schon GJb. XXI, 66 und ausführ-
licher von J. Partsch in PM 1898, LB 133 und 413 besprochen
worden; nach ihrem wesentlich geologischen Cliarakter fällt sie
nicht in den Rahmen dieses Berichts. Dagegen müssen seine »Bei-
ti'äge^^'') zur Kenntnis der griechischen Inselwelt« hier schon des-
halb besonders hervorgehoben werden, weil sie auch die historisclie
Geographie sorgfältig berücksichtigen.
Die »Beiträge« erstrecken sich auf die zum Königreich Griechenland ge-
hörigen Inseln des Archipels ohne die Küsteninseln (Euböa usw.), also auf die
Kykladen und sog. Nördlichen Sporaden. Die »Nachträge« beziehen sich auf
das dort nur kurz behandelte JL/bmos und enthalten einige Bemerkungen über
Ikaria und Levkcis. Die frühere Literatur wird jeweils verzeichnet, die Anthrojjo-
geographie meist ausführlich behandelt, über Ruinen des Altertums und Mittel-
alters wertvolle Angaben mitgeteilt.
Aus den zalüreichen, auf flüchtiger Bereisung beruhenden Scliil-
deiTngen ans der Ägäis, welche die BiblG registriet, hebe ich eine
beachtenswerte landschaftliche Skizze von K. Sapper^^^«)^ »Inseln
des Ägäischen Meeres« (mit Bildern von Nisyros und A'os), hervor.
An Karten vermißt man eine größere Gesamtdarstellung des
Arcliipels. Die italienischen Portulanatlanten pflegten dieses Meeres-
becken als eine Einheit darzustellen und widmeten der bunten
Zeichnung seiner Inseln besondere Sorgfalt. Diese aus der Praxis
der Seefahrt hervorgegangene Auffassung wirkt in der englischen
Seekarte 2836 nach, wo die Einzelaufnahmen im Archipel auf zwei
großen Blättern (1881) zusammengefaßt sind." Eine gute Übersicht
geben die Karton der Balkanhalbinsel in unseren Atlanten, besonders
C.Vogels Karte 1:1500000 in Stielers Handatlas und Griechen-
land im gleichen Maßstab bei Debes. Dagegen hat von den zwei
Blättern »Inseln und asiatische Westküsten« in Kieperts »Neuem
Atlas von Hellas« (1:1 Mill.) nur das südliche in Blatt XIT der
;>Formae« (1893, 1:900 000) seine Erneuerung gefunden. Eine
Gesamtübersicht des :>Mare Aegaeum« (1 : 2500000) gibt M. Kieß-
ling in Sieglins Atlas ant. 14 (1909), noch kleiner, aber handlich
A. van Kämpen in Perthes' Atlas ant. 12.
«10) PM Erg.-H. 134, 1901, 172 S. mit 4 K. Nachträge l'.M 1002,
106—10, Taf. 10. — 9io°) GZ 1906, 38-47, Taf. 1/2.
Euroj)a. 427
Derartige Übersichtskarten siiid unentbehrlich, um die Anordnung
der ungloieh verteilten Inseln nach einzelnen Gruppen zu über-
blicken. Über die Abgrenzung und Bezeichnung dieser Gruppen
verweise' ich auf die wenigstens für die ältere Zeit erschöpfende
Darlegung in Bursians Geogr. v. Griech. 11, 845 — 54. Von den
in Betracht kommenden Gruppen scheiden die Inseln bei Kleinasien
hier aus, da sie schon o. S. 389 — 92 besprochen sind. Als nächste
Gruppe folgen die
Inseln des Thrakischen Meeres. Unter diesem Namen hatte
bereits A. Conze in seinem bekannten Reisebericht (1860) die
Gruppe zusammengefaßt. Als Ganzes ist sie seither nur von
C. Fredrich besucht worden, der dort Material für das griechische
Inschriften werk (o. S. 342) sammelte. Einen kurzen »Bericht über
eine Bereisuug der Inseln des Thrakischen Meeres und der Nörd-
lichen Sporculen« (darin eine große Inschrift aus Pepareihos) hat
derselbe an die Preußische Akademie erstattet ^ii). AVeiteres siehe
bei den einzelnen Inseln.
Halonnesos heißt bei deu alten Geographen eine kleine Insel des nord-
iigäischen Meeres, welche als Streitobjekt zwischen Athen und Philipp II. sowie
durch eine von Hegesippos gehaltene, unter den Werken des Demosthenes über-
lieferte Rede jrfot ' AXovvrjOov bekannt ist. Welche Insel damit gemeint sei,
war lange Zeit strittig. Man suchte sie unter den Nördlichen Sporaden, und
die im Volksmund Chiliodromia genannte Insel, welche aber sicher dem alten
Ikos entspricht, heißt jetzt sogar offiziell Halonnesos. Das Richtige traf H.
Kiepert, indem er schon in seinem >Neuen Atlas von Hellas« vej-mutungsweise
die südlich von Lemnos gelegene türkische Insel Strati (türk. Bozbaba) als
Halonnesos bezeichnete. Diese Vermutung ist nun durch C. Fredrich^'-),
den ersten wissenschaftliehen Reisenden, der die Insel besucht hat, bestätigt
worden. In seiner kleinen Abhandlung ist alles Material einschließlich seiner
eigenen Beobachtungen zusammengestellt und ein Zweifel an der mir schon
stets wahrscheinlichen Identität von Halonnesos mit Strati kaum mehr möglich.
Der neugriechische Name rührt von dem hl. Eustratios aus Tarsos her, der
im 9. Jahrhundert dort als Einsiedler lebte. F. gibt auch zwei photographische
Aufnahmen, aber keine Karte. Die Grundlage zu einer solchen bildet die
Spezialaufnahme der britischen Admiralität Nr. 1891 vom Jahre 1835.
Imbros. Alles erreichbare Material zusammengestellt von E. Ober-
hummer^iS) mit Karte 1:250000. Von älteren Reisenden habe ich nach-
träglich Sibthorp notiert, welcher 1787 die Insel besuchte und in seinem Tage-
buch eine Reihe naturgeschichtlicher Nachrichten gab, die bei R. Walpole,
Travels 1820, S. 50—54 abgedruckt sind. Seit A. Conze (1858) hat nur
C. Fredrich^'*) die Insel archäologisch durchforscht und darüber einen Bericht
veröffentlicht, der auch einige Abbildungen und geographische Ausführungen
enthält.
Lemnos. L. de Launay, L'ile de Lemnos^iS) mit Karte 1:400000, dazu
Referat von Ehrenburg^ie^. — Derselbe, Notes sur Lemnos 9^^, Referat
ebenda. — Derselbe, La geologie des iles de Metelin (Lesbos), Lemnos et
9") SitzbAkBerlin 1905, I, 64—71. — ^^-) Halonnesos. Progr. Posen
1905. 18 S., 1 Taf. ~ »i») Imbros. Festschr. f. H. Kiepert 1898, 275—304. —
9i<) Imbros. AthenM 1908, 81 — 112, mit K. — 9'5) pa^s 1395. 46 S.,
1 K., 2 Taf. S.-A. a. (Annu.?) ClubAlpinFr. XXI. — 9'«) PM 1896, LB 466.—
9'^ RevArch. Ser. 3, XXVII, 1895, 305—25.
28*
428 E. Oberhummer, Länder- uud Viilkerkuude der östlichen antiken Welt.
Thasosöi«), mit 111. n. ä K. — H. Hauttecoeur, L'ilc de Leninos^iS). —
S. Shebelew, Zur Geschichte von Lemnos^^o^^ __ q^ Frcdrich, Leninos^si)
(vorwiegend archäologisch, doch auch topographisch, K. n. 111.).
Samothrake. Seit dem großen Werke der österreichischen archäologischen
Expedition (1875 — 80, s. GJb. X, 420) sind nur kleine archäologische Mit-
teilungen von C. Fredr ich ^^•i')^ b_ ^_ Mystakides^-"') i). a.^-^) sowie eine
der schablonenmäßigen Monographien von H. Hauttecoeur^^S) ei-schienen.
Eine Besteigung des Phengari auf Samothrake schildert V. Schleiff ä25«^_ Über
die Geologie der Insel und das Erdbeben vom 28. Jan. 1893 liegt eine Arbeit
von A. K. Chrestomanos^^s'') (mit geol. K. 1:105960) vor.
Thasos. Geologische Forschungen von L. de Launay, s. Anm. 918. »Zur
Geschichte von Thasos < schrieben E. Szanto^-^) und A. Wilhelm''-^), eine
historisch-antiquarische Monographie E. Jacobs ^^8^^ derselbe ^29^ über »die
Thasiaca des Cyriacus von Ancona in cod. Vat. 5250«, über ein archäisches
Relief aus Thasos A. Joubin^'^"). Eine geographische Skizze (mit dürftiger
Karte) gibt H. Hauttecoeur^*'). Neue archäologische Forschungen von
C. Fredrich932), w. Deonna933)_ j. ßaker-PenoyreS»*) (mit K. u. PL).
Nördliche Sporaden. Ausführliche Behandlung der gauzen Gruppe
{Skyros und die magnesischeInselveih.G) bei Philippson(s. Anm. 910),
S. 113 — 42 mit geologischer und topographischer Karte 1:300000;
dort findet man auch die frühere Literatur verzeichnet.
Peparet hos {Skopeloii). W. Wroth, Peparethos and its Coinage^-''). Weiteres
s. n. Skiathos uud o. Anm. 911.
S/ciathos. C. Fredrich, Skiathos und Peparethos "^ß). — A. J. B. Wace,
Skiathos und Skopelos 9*^).
Skyros. J. C. Lawson, A Beast-dance in Skyros^*^). — R. M. Dawkins,
A Visit to Skyros 93ä). — Die Geschichte behandeln M. Konstantin id es 9*")
(vom Altertum bis zur Gegenwart) und P. Graindor^^') (bis zum Jahre 1538). —
Archäologische Forschungen von C. Fredrich 9^2)_
Euhoea. Eine neue Darstellung der »Topographie uud Geschichte
der Insel Euboia« hat Fritz Geyer943) in Angriff genommen, eine
kurze Übersicht derselben gibt A. Philippsou in RE VI, 851 — 57.
Von der Arbeit Geyers liegt der erste TeU »Bis zum peloponnesischeu
Kriege« vor. Die Anordnung ist topograjjhisch. In einem allgemeinen Ab-
schnitt wird zusammengestellt, was sich auf die Physische Geographie uud die
918) Paris 1898. 104 S. S.-A. AnnMines XIII, 157—316. VgL die
Rückweise GJb. 1905, 194. — «19) BSGAnvers XXVII, 1903, 197 — 212. —
920) Kiio II, 1902, 30—44. — 92i) AthenM 1906, 60—86, Taf. VIII, 241—56,
Taf. XIX (K.); 1908, 47—64. — 922) Ebenda 1909, 23 — 28. — 923) £•;.;..
<l>i).o}.. ZvlL 1890, 24—26. Uaoäin. 172 f. — 924) CR Ac. Inscr. 1892, 22-25,
55. AthenM 1894, 133—30, 395—400, 527. — 925) BSGBruxellcs 1905,
168—81, 281—301. — 925-) DRfG 1900, 352—57. — 925») //„o,.. —'Ejtsrijgi,-
1899, 193—237, mit K. — «-'G) AthenM 1890, 72—83. — 927) EranosVindob.
1893, 241—52. — 928) Thiisiaca. Berlin 1893. 52 S., 3 Taf. — 929) AthenM
1897, 113—38. — 930) BCorrHell. 1894, 64—69, Taf. XVI. — 93i) L'ile de
Thasos. Brüssel 1902. 31 S. S.-A. BSBelgeG. — 932) AthenM 1908, 215
bis 246, Taf. VIII— X. — 933) RevArch. Ser. 4, XIII, 1909, 1 — 14. 'Eq^>)fi-
uox- 1909, 1—26. — 934) JllellSt. 1909, 91 — 102, 202—50, Taf. XIII— XXII. —
935) Ebenda 1907, 90—98, Taf. IV. — 936^ AthenM 1906, 99 — 128, mit 111. —
937) Ebenda 129—33. — 938) AunBritSchAth. VI, 1899/1900, 125 — 27. —
939) Ebenda XI, 1904/05, 72—80. — 940) '// ^fjaoo l'y.rwu: Athen 1901.
190 S. Ref. ByzZ XI, 648. — 94i) Histoire de l'ile de Skyros. Lüttich 1906.
SO S. Ref. WschrKlPhilol. 1907, Nr. 10. — 9^-) AthenM 1906, 257—78,
mit 111. — 9^3) Berlin 1903. 124 S. (Sieglins Quellen u. Forsch. 0).
I
I
Europa. 429
Hcvülkciung der Insd im Alfortum bezieht, dann werden die einzelnen Städte
toi)Ographiseh und historiscli bis um 425 n. Chr. behandelt. (Jraphische Bei-
gaben fehlen.
Einen Beitrag zur Geschichte von Euboea im Mittelalter hat
\j. de Mas Latrie^**) in dem Aufsatz »Les seigneurs Tierciers
(Titel der drei lomhardischen Teilfürsten) de Negi'epont« gegeben.
Von T. Philaretos^'*-'') habe ich einen Aufsatz über die nord-
enböischen Städte Histiaia, Oreos usw. notiert.
Chalkif. Topographie und Geschichte von E. Oberhiimmer iu RE III,
2078—88, mit 2 K.
Dystvs. Lokaluntersuchung von Th. Wicgand ^-iß), mit PI. 1:1500.
EretHa. Ausgrabungen der amerikanischen Schule, veischiedene Bericht-
erstatter in 3*'). Über den Dialekt von Eretria sehrieb P. Kretschraer ^**).
Zusammenfassender Artikel von A. Philippson in RE VI, 422 — 25, mit Fl.
Euripos. Artikel von A. Philippson, ebenda 1281 — 83, wo auch die
jdtere Literatur zu finden.
Ocha. Th. Wiegand, Der angebliehe Urtempel auf der Ocha^*") (kein
Tempel, auch nicht Sennhütte, wie Roß meinte, vielleicht ein Wachthaus).
Inseln bei Attika (Helena, Psyttaleia, Salamis), s. o. S. 416 f.
Kyldade)i. Außer der schon o. Anm. 910 genannten Hauptschrift
von A. Philippson ist hier die archäologische Literatur über die
ältesten Kulturstufen wichtig, da wir aus dieser für die früheste
Besiedlung der Inseln und die ethnographischen Beziehungen ihrer
Bewohner wichtige Anhaltspunkte gewinnen. Im Einzelnen kann
dieselbe jedoch hier nicht besprochen werden und verweise ich
deshalb neuerdings auf E. Mej^er (s. o. S. 424). Nur die Abhand-
lung von Ch. Tsountas^^*'), Kr/ludixu, sei sowohl wegen des
Titels als auch wegen der topographischen Gesichtspunkte, die neben
dem vor^viegend prähistorischen und archäologischen Material hervor-
treten, genannt; sie betrifft besonders die Inseln Amorgos, Paros,
Antiparos, Siphnos, Sj'ros. Ein archäologischer Reisebericht von
L. Pollakss"") Avird bei den einzelnen Inseln anzuführen sein, die
ich wieder alpliabetisch ordne.
AmorgoK. Philippson, 98 — 105. — G. Deschamps, Six semaines dans
l'ile d' Amorgos 9*'). — N. Gaspares, 'H vPjaog 'AjtioQyoc:^^^. — A. Thumb,
Eine Kiostergründungssage aus Amorgos ä^-*). — Derselbe, Der Dialekt von
Amorgos 95*). — H. Hauttecoeur, L'ile d' Amorgos ^^^-j, — j_ Delamarre,
Location du domaine sacre de Zeu-; Temenites ^^^). — Derselbe, Amorgos et les
Pirates"^^. — Derselbe, Inschriften nsw.^^s^^
9") RevOrLat. I, 1893, 413—22; dazu BvzZ IV, 212. - 9<5) /Zaoraööo',-
XVI, 1893, 833—40. — »") AthenM 1899, 458—67, Taf.Vf. — 9*7) AmJAreh.
1891, 233—80, Taf. XI, 371 — 89, Taf. XIV— XIX; 1894. 320-46, Taf.
XVIIIf.; 1896, 152—95, 317—34, Taf. I— III. Papers AmSchAth. V, 1892,
1—48, mit PI. — 948) ZfVglSprachforseh. XXXIII, 1894, 567 — 70. —
949) AthenM 1896, 11 — 17, Taf. II f. — ^'"O) 'Erprju. dox- 1898, 137—212,
Taf. 8 — 12; 1899, 73—134, Taf. 7 — 10. — »so«) AthenM 1896, 188—228,
Taf. IV f. — 951) RevDeuxMondes (3) CIX, 1891/92, 157—85. — 952) Athen
1895 (?). — 953) BvzZ II, 1893, 294-90. — »54) indogForseh. II, 1892, 65ff.;
VII, 1896, 1—37". — 955) BSGBruxelJes 1899, 90—108, 145—71 (auch in
Ü,.A). — 95C) ßevPhil. 1901, 165—88. — «57) Ebenda 1903, 111—21. —
958) Ebenda 81 — 102, 154—72.
430 E. Oberlniininer, Liiiuler- uud Vrilkcrlciindc der östlichen autiken Welt.
Anaphe, s. unter Thera.
Ändros. Philippson, 8 — 19. Die dort angeführte Karte von Mamaes
\\. Stavlas^^^ (1:52000) habe ich nicht gesehen. — H. Hauttecoeur, .
Andres 9^"). — D. P. Pasch ai es, Nofuafiariy.i/ rtj; rtjaoo "Avdoov^^^).
Astypalaia. Von Philippson (S. 113) nicht besucht und geographisch
überhaupt noch unerforscht. — H. Kiepert ^''^j^ »Astypalaia, ein Beitrag zur
geographischen Etymologie«, suchte den Namen als volksetymologische Umdeutung
aus der semitischen Wurzel spl = Niederung (Schephela, Sofala usw.) zu er-
klären. — E. Oberhummer, Astypalaia in PkE II, 1873 — 75. — Archäologische
Beobachtungen von Dawkins und Wace s. o. Anm. 528.
Delos. Die hohe kulturelle uud wirtschaftliche Bedeutung der kleinen
Insel im Altertum hat schon vor den 1873 einsetzenden französischen Aus-
grabungen eine beträchtliche Literatur hervorgerufen, welche von L. Bürchner
in seiner geographischen Übersicht RE IV, 1901, 2459 — 73 (mit K.) zusammen-
gestellt und verarbeitet ist. Anschließend hieran hat V. v. Schoeffer, ebenda
2473 — 2502, die Geschichte der Insel behandelt, von ihm schon vorher in einer
größeren Arbeit ^''■^) dargestellt. Die französischen Foi-schungen fallen in drei
Perioden. A. Leb&gue richtete 1873 sein Augenmerk hauptsächlich auf da.-<
alte Heiligtum des Apollo am Kynthos und faßte seine Untersuchungen in einer
monographischen Beschi-eibung 3^*) der Insel zusammen. Dann folgten die großen
Ausgrabungen in der Stadt 1877 — 94 unter Leitung von Th. Homolle u. a.,
worüber im BCorrHell. (seit 1879), ßevArch. usw. regelmäßig berichtet wurde.
Ein wichtiges Ergebnis dieser Periode war die von E. Ardaillon u. H. Con-
vert^^^) 1893/94 aufgenommene »Carte archeologique de l'ile de Delos« in
1 : 2000 (Schichtlinien 5 m). Nach längerer Pause wurden die Arbeiten unter
Leitung von M. Ilolleaux^^ß) wieder aufgenommen und zugleich au die Heraus-
gabe der abschließenden Publikation geschritten, welche unter dem Titel »Ex-
ploration Archeologique de Delos« im Erscheinen begriffen ist. Dieselbe zerfällt
in drei Hauptabteilungen, deren erste die geographische und historische Be-
schreibung, die zweite die Baudenkmäler, die dritte die Skulpturen und kerami-
schen Überreste umfassen soll. Bis jetzt liegen vor Fase. I: . Introduction.
Carte de l'ile de Delos au 1/10000 e avec un commentaire exj)licatif par A.
Bellot«^^'') mit einer prächtigen Karte (Gelände braun, antike Topographie
rot), zu der noch ein Deckblatt mit zahlreichen Höhenkoten gehört; Fase. II
(zur zweiten Abteilung gehörig): »La Salle Hypostyle par G. Leroux ';^^ä);
Fase. III (anschließend an Fase. I): »Introduction (suite). Cartographie de l'ile
de Delos par L. Gallois«^^^), ein geographisch außerordentlich wertvoller Teil,
bezüglich dessen ich auf meine ausführlichere Besprechung in PM 1912, I, 107
verweisen kann; Fa.sc. IV, 1: »Description physique de l'ile de Dolos, 1. Partie,
par L. Cayeux« "^0). Dieser eben erst ausgegebene Band euthält eine sehr
eingehende petrographischc Beschreibung , an die sich eine Schilderung der
Erosionserscheinungen und ein physisch-geographischer Überblick schließen. Bei-
gegeben ist die Karte von Bellot (s. o.), ohne den braunen Geländeton, dann
dieselbe mit den Verwerfungslinien uud mit geologiscliem Kolorit von Cayeux,
ferner eine Karte 1:20 000 mit Abgrenzung der natürlichen Regionen uud mit
den Linien der Wasserscheide, zwei photographische Pauoramaaufuahmen der
Insel von Rheneia und vom Kvnthos aus und zahlreiche, meist vortreffliche
959) AaoTj/,- riys vi,nov " AvfiQov. Athen 1894. — »«"i KSGBruxellcs 1895,
429—58. — SCI) '^V//;/(. Nofuait. ' Emig. 1899, 299—368; dazu ByzZ IX,
307. — 962) SitzbAkBerlin 1891, 839—44. — »«») De Deli insulae rebus.
Berlin 1889. — »ß*) Recherchcs sur Delos. Paris 187G. K. u. 111. —
«6*) 3 Bl. Paris 1902. Ref. PM 1902, LB 057. — »sC) Vgl. die Berichte
im BCorrHell. 1906—08. — ^«7) Paris 1909. 44 S., 9 Tab., 2 K. —
«6«) Paris 1909. 76 S., 13 Taf. — 969) Paris 1910. 103 S., 5 Tiif. —
9"0) Paris 1911. 210 S., 8 Taf.
Europa. 431
Illnstnitioufu. Wohl niemals ist ein so kleines Gebiet nach allen Seiten hin so
<,'rün(llicli bearbeitet worden, wie es hier mit Delos geschieht!
Von sonstigen neueren Schriften über Delos ist hier zu nennen Ph. Negris,
Delos et la transgression actuelle des nicrs^^i), worin gegen die von Cayeux^^^)
auf Grund seiner Beobachtungen in Delos angenommene Stabilität des Mittcl-
me(!rspiegels seit historischer Zeit an der von Nogris frülier (s. o. S. 405) be-
liaupteten Hebung des Meeresniveaus um 3 — 3| m festgehalten wird.
los. Philippson, Ol — 9(3. F. Graindor, Fouilles dTos^^^).
Keos. A. Pridik, De Cei insulae rebus '^^^j (Topographie und Geschichte
im Altertum). Quellen und Literatur auch bei Busolt, Gr. Gesch. I, 2. Aufl.,
292—95; Philippson, 42—51; H. Hauttecoeur, L'ile de Keos^^''); L.
Savignani, Altertümer von Keos "^6); B.Schmidt, Der Selbstmord der Greise
auf Keos«'?''); P. Graindor, Fouilles de Karthain ^^»).
Kimolos. A. Meliarakes, KmoAog'^''^), mit Karte 1:74000 und einem
Trachtenbild; H. Hauttecoeur, L'ile de Kimolos "^Oj^
Kythnos (Thermia). Die einheimische Monographie von A. Ballendas
(Bä^drjvdac) , Kvüriaxd^^'^), scheint Philippson u. a. unbekannt geblieben zu
sein; eine zweite Schrift desselben (Neuauflage?) fand ich in einem Katalog von
Barth u. Hirst angezeigt "^^^^ Philippson, 51—56; H. Hauttecoeur, L'ile
de Kythnos ä*^; derselbe, Le folklore de l'ile de Kythnos «84)_
3Ielos. Die Monographie von K. Ehren bürg, welche auch die ältere
Literatur verzeichnet, ist bereits GJb. XIV, 171 besprochen; E. Maigre, L'ile
de Milo«85). L_ Pollak, Von griechischen Inseln 9*^). Neuere Ausgrabungen
der englischen Schule, verschiedene Berichterstatter«**^), besonders wichtig der
Nachweis einer prähistorischen Siedlung in der Nordostecke der Insel bei Phyla-
kopi, welche sich von der troianischen bis zur mykenischen Zeit verfolgen läßt.
Der ersteren Periode gehören zahlreiche Funde aus Obsidian au, für dessen
Bearbeitung und Export Melos damals einen ähnlichen Mittelpunkt bildete wie
das alte Mexiko und die Adrairalitätsinseln. Zusammenfassung der Ergebnisse
in 9*8). Über den Fundort der Venus von Milo schrieb A. Furtwängler^^").
B. Girard, L'ile de Milo»»««).
Mykonos. .T. N. Svoronos (JSßoocordg) , NoiuafiaTixl/ y.al lOTOQia T/yc
aQXalag Mvy.övov ««O), bespricht zum Schluß auch die Topographie (Städte) der
Insel und die Melantischen Klippen (SO der Hauptinsel); Philippson, 30 f.,
und ausführlicher PM 1902, 106—09, Taf. 10 (K. 1:300000).
Naxon. Philippson, 71 — 82; G. A. Polites, 'Igt. äjio/iirtjiiovsvfiata
' EkläÖog, II. iValoc««!); M. J. Markopolis, ' Ey.y.bjaiaoiy.l) raga/Jj fv Nd^o)^^^;
B. Sauer, Altnaxische Marmorknnst««^); L. Pollak, Von griechischen Inseln««^);
971) Athen 1907. 24 S. — 9^2) g. q. Aum. 101; dazu PM 1907, LB 523
(Philippson). — 9") BCorrHeU. 1904, 308—33. — 974) Berlin 1892. 180 S. —
975) BSGBruxelles XX, 1896, 181—225; dazu PM 1898, LB 426. — 976) 'Eq^rnii.
\4gx. 1898, 219—48, Taf. 14. — 977) N.IbKlAlt. 1903, I, 617—28. —
978)' BCorrHeU. 1905, 329—61; 1906, 433—52. — ^''^) 'Yjtö^ir. -rsgiyo. töjv
Kvy.l. vriawv. Athen 1901. 48 S., 1 Taf. S.-A. Ae).t. 'Iot. 'Edv. 'Et. VI. —
980) BSGBruxelles XXV, 1901, 350—66, mit K. — 98i) Hermupolis 1882.
,?' 162 S. — 982) '[oTooia Tijg n'/aov Keco. 1896. — 983) BSGBruxelles XXI,
1897, 416—47; dazu 'PM 1898, LB 427. — 984) Brüssel 1898. 40 S. —
985) BSGMai-seille XV, 1891/92, 244—51. — »«C) AthenM 1896, 214—24. —
987) AnnBritSchAth. II, 1895/96, 67—82, 155—68; III, 1896/97, 1—61,
Taf. I— IV; IV, 1897/98, 1—48. Taf. I— III; V, 1898/99, 3—19, Taf. L
JHellSt. 1897, 122—33, Taf. V. — 988^ Excavations at Phylakopi in Melos 1904.
Soc. Prom. Hell. St., Suppl. Pap. 4; dazu E. Meyer, Gesch. d. Alt., 2. Aufl.,
I, 2, 695 f. — 989) SitzbAkMüuchen, phil. Kl., 1902, 456—61. — »s«") BSG
Toulouse XXIII, 1904, 319—23. — 990) BCorrHeU. 1893, 455—501, Taf. Xf..
XIV. — 991) 'E?.}.äs' III, 1891, 55—74. — ^^^EoTca 1890, II, 80 f., 102—06. —
993) AthenM 1892, 37—79. — »94) Ebenda 1896, 224—28.
432 K. Olierhnmmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
V. G. Zerlentes (Zeg/JvTrj?), Na^ia rijaog xai nöhg^^^) (wichtig für Mittel-
alter und Neuzeit, viele Quellen- und Literaturnachweise). Eine geologische
Arbeit von S. A. Papabasileios ü))er Naxos und seine Smirgellager (griechisch)
kenne ich nur aus BiblG 1905, 284.
Faros. Philippson, 62 — 71; Archäologische Durchforschung von 0.
Rubensohn ^^^.
Seriphos. H. Hauttecoeur, L'ile de Seriphos**"^) ; dazu Philippson ä***),
der selbst die Insel nicht besucht hat (Beitr. öfjf.); T. E. Euaugelides, 'H
vTjoog Sffiiffog ^^^), »geographisch-historische Skizze, in der auch das Mittelalter
bemcksichtigt wird« (ByzZ XVIII, G61). Eine kurze Beschreibung des lateini-
schen Bischofs A. Justiniani von Syra aus dem Jahre 1700 hat M. Marko-
poulos"""') herausgegeben.
Siphnos. Eine ältere griechische Monographie vou K. .1. Giou (Tyciojv),
loTOQia xfjg v/joov ^t'(pvoir ^^'^^) erwähne ich, weil sie weder Hirschfeld
(GJb. X) noch Pliilijtijsou, 58 ff., der diese schon von II. Foullon und
V. Goldschmidt geologisch erforschte Insel auch nicht besucht hat, bekiinut
gewesen zu sein scheint. H. Hauttocoeu r, L'ile de Siphnos '"O') ; L. Pollak,
Von griechischen Inseln loos-j^
iSi/ros. Philippson, 34 — 42. Eine ziemlich umfängliche einheimische
Literatur, die außerhalb Griechenlands nirgends bekannt geworden zu sein
scheint, wird von A. Meliarakes, Nsos/Jajv. rsor/garp. 'Pi/.o/.oyia (1889),
S. 68 f. (vgl. dessen Kvxkabixä C), angeführt, auf welche wertvolle Bibliographie
bei dieser Gelegenheit neuerdings hingewiesen werden soll. Die von Philipp-
son 34, A. 3 besprochene Karte von N. Kotsobilles (Koiacßi'/j.)]-:) besitze
ich selbst. R. C. Bosanquet, Prehistoric Graves in Svrai''04). l Pollak
a. a. O.1005). B. Girard, Syra ioo6^.
Tenus. Philippson, 20 — 30, wo auch (20, A. 1) eine mir nicht näher
bekannte einheimische Karte (verschiedene Verfasser) besprochen ist. Die Mono-
graphie von E. Georgantopoulos hat schon Hirschfeld GJb. XIV, 171
erwähnt. Eine neuere Abhandlung von A. Adamantios, l^ip-iaxä^'^^'), ist
wesentlich volkskundlich. Über die katholischen Klöster auf Tenos handelt
Ch. E. Kanellopoulos, AI h> Trjv<o dvitxai fioraP^^^), über die Altertümer
der Insel G. Patroni, Sülle antichitä di Tino'*'"^), und II. Demoulin, Fouilles
de Tenos 101") (Heiligtümer des Poseidon und der Amphitrite); letzterer schrieb
auch Les Rhodiens :i Tenos '•"!). Geographische und volkskundliche Skizzen
von H. Hauttecoeur, L'ile de Tinos "^'2) „„j Lg pelerinage panhelleuique
de Tinos 1013).
Thcra (Santorin). Die ältere, au den Vulkauausbruch von 1866 anknüpfende,
vorwiegend geologische Literatur über diese Inselgruppe liegt außerhalb dieses
Berichtes; dazu gehören auch die für die Geschichte der Besiedlung wichtigen
Ausgrabungen der ältesten Kulturschicht, welche durch die große prähistorische,
gewöhnlicli um 2000 v. Chr. angesetzte Bimssteineruption überdeckt wurde, auf
der Haui)tinsel und auf Thcrasia. Das geographisch Wertvolle daran ist bereits
bei Neumann- Partsch, Phys. Geogr. v. Gr. 'IITU. zusammengestellt. Unter
995) ByzZ XI, 1902, 491—99. — 9»«) Paros. AthenM 1900, 341—72,
Taf. Vf.; 1901, 157 — 222, Taf. IXf. (PI. von Paroikia); 1902. 189—238,
Taf. IX— XI. — 997) BSGBruxelles XXIV, 1900, 533—58. — "98) PM igoi,
LB 415. — 999) llermupolis 1909. 144 8., 2 K. — i""«) Elxor. ' Eorln 1894,
I, 204 f. (nach BvzZ IV, .394). — i"Oi) Svra 1876. 154 S. — ">P2) BSGBruxelles
XXII, 1898, 183—203. — lO"^) AthenM 1896, 203—14. — lO''^) AnnBrit.
SchAth. II, 1895/96, 141 — 44. — '«"S) AthenM 1896, 188—203. — 19"6) BSG
Bordeaux 1902, 169 — 72. — loo^) jg^r. 7ör. 'EÖv. ' Etwq. V, 1900, 277 bis
326. — 1008) Iluornaoög XV, 1893, 711 — 19. - i"«9) AthenM 1895, 397
bis 404. — 1010) BrorrHell. 1902, 399—439. — lOH) Ebenda 1903, 233—59. —
1012) BSGBru.xelles 1903, 197—230, mit K., 289-311. — loi:') BSGAnvcrs
XXVIII, 190-1, 15 38.
Europa. 433
den neueren Arbeiten über Thera ragt weit über all«- sonstigen Publikationen
hervor das große Werk »Thera. Untersuchungen, Vermessungen und Aus-
grabungen in den Jaliren 1895 — 1902, herausgegeben von F. Frhr. fliller von
Gaert ringen« ""'').
Bd. I (1899), XVI, 404 S. mit 31 Taf., enthält die geologisch-geographische
Beschreibung der Inselgruppe von A. Philippson (S. 36 — 82), die »Geschichte
der Erforschung von Thera" vom Herausgeber (S. 1 — 35) mit wertvollen Re-
produktionen alter Karten, die »Flora der Insel von Th. Heldreich, dann,
teils vom Herausgeber allein, teils in Verbindung mit anderen bearbeitet, »Das
Wetter von Thera«. »Geschichte von Thera«, »Topograjjhie des alten Thera«
(hauptsächlich die Stadt), cmdlich den Bericht über die topographischen Auf-
nahmen von P. Wilski. Ein Anhang bringt einen Ai)schnitt vom Herausgeber
über die Insel Anaphe (S. 351 — 58), einiges über die dorischen Sporudvn (wert-
volle HL), endlich Bemerkungen von E. .Tacobs über die Karten des Berlinghieri,
Sonetti und Sophianos.
Bd. II (1903), »Theraeische Grüber, herausgegeben von H. Dragendorff«
(X, 328 S., 4 Taf. nebst großem Plan der Felsgräber von Plagades), ist wesent-
lich archäologischen Inhalts.
Bd. III (1904) enthält die »Stadtgeschichte von Thera« von F. Frhr. Hiller
von Gaertringen und P. Wilski (VIII, 292 S.) mit Plan der alten Stadt
1:1000 und Karte ihrer Umgebung 1:5000 (Schichtlinien 20 m), eine mit
neuem Material wesentlich erweiterte Bearbeitung des Abschnitts in Bd. I (s. o.),
welche sich auch auf die prähistorische Besiedlung sowie auf die Topographie
und das häusliche Leben in der alten Stadt, endlich auch auf die neuere Ge-
schichte erstreckt.
Bd. IV (1902 — 09) »Kliniatologische Beobachtungen aus Thera, bearbeitet
von P. Wilski« (X, 202 S., 2 K., 3 Beil.).
Die Kartenmappe enthält u. a. : Geologische Karte der Inselgruppe 1 : 80000
nach F. Fouque u. A. Philippson (auf Grund der englischen Seekarte);
Topographische Aufnahme des südöstlichen Teiles von Thera von P. Wilski
1:10000 (Schichtlinien 20 m); die alte Stadt Thera von P. Wilski 1:1000
(Schichtlinien 10m); verschiedene Detailpläne, Profile und Ansichten; die Karte
des Sophianos (s. o.) nach dem Pariser und Basler Druck.
Von sonstigen Publikationen sind außer der unvermeidlichen Schrift von
H. Hauttecoeur ^"1^) zu erwähnen: E. Pfuhl, Der archaische Friedhof am
Stadtberg von Thera 1016). "w. Dörpfeld, Das Theater von Thera""'); A. Klotz,
Die Inses Thia^^'^^ (identisch mit der 46 n. Chr. zwischen Thera und Therasia
entstandenen Insel).
Kreta. Die Insel nimmt einerseits durch ihre Größe eine Sonder-
stellung im Archipel ein. anderseits zieht sie seit zwei Jahrzehnten
in doppelter Hinsicht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Der
Aufstand im Jahre 189ü und die noch fortdauernden pohtischen
Wirren haben eine Flut von Literatur hervorgerufen, die meist nur
ephemere Bedeutung hatte. Das geographisch Wertvolle, wie die
treffliche Skizze von E. Fabricius (GZ 1897) und die Kai-te von
H. Kiepert 1:300000 (1897) oder die bedeutende Monograpliie
von L. Chalikiopulos über die Ostlialbinsel Sitia (1903) ist in
den Berichten über Länderkunde von Südeiu'opa jeweils hervor-
gehoben, s. besonders GJb. 1898, 67f.; 1903, 35: 1900, 38f.
101^) 4 Bde. u. KaHenmappe. Berlin 1899- -1909. — 'O'^) Santorin.
BSGBruxelles 1904, 413—21: 1905, 47—62. — i"'«) AthenM 1903, 1—290,
Taf. I— V. — i«i7) Ebenda 1904, 57—72. TaL IVf. — 'O'») Hermes XLIII,
1908, 314—20.
434 E. Oberhnmmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Vollständiger ist diese Literatur in BMG (1897, 213ft'.; 1898,
224f. usw.) verzeichnet. Füi" uns kommt hier in erster Linie die
ganz einzigartige Stellung in Betracht, welche die Insel infolge der
jüngsten Ausgrabungen innerhalb der ältesten Kulturentwicklung
des Mittelmeers einnimmt. Schon die Auffindung des aus dem
7. Jahrhundert v. Chr. stammenden Stadtreehts von Gorfyn (1884),
an die sich eine besondere philologische und juristische Fachliteratur
knüpft, zeigte, was für unerwartete Schätze der Boden von Ki'Cta
noch barg. Aber erst Ende der 90 er Jahre gelang es dem eng-
lischen Altertumsforscher A. J. Evans zuerst durch seine Aus-
grabungen in K)iosos den Schleier einer Vergangenheit zu lüften,
deren Erinnerung bei den Griechen der klassischen Zeit noch in
dem Sagenkreis -des M'mos fortlebte.
Was uns bis vor kurzem nur als ein kaum greifbares Nebelgebilde galt,
ist durch die von Evans und später auch von anderen Forschern ausgeführten
Entdeckungen als eine Wundervveit aus dem Schutt der .Jahrtausende wieder-
erstanden, eine hohe und eigenartige Kultui-, die im mykenischen Zeitalter be-
reits ausklingt und uns nach rückwärts einen Ausblick in ungeahnte Fernen
eröffnet. »Die Ausgrabungen auf Kreta haben uns nicht nur die Vorstufen der
mykenischen Kultur in weit reicherer Fülle als bisher erkennen lassen, sondern
zugleich gelehrt, daß diese selbst nur der Ausläufer einer älteren, weit lebens-
volleren Kultur gewesen ist, deren ilittelpunkt die Insel Kreta gebildet hat. —
Evans hat die Schichten nach der neolithischcn Zeit in drei Epochen geteilt,
die er als Earhj Minoan, Müldle Minoan (Kumaresstil) und Laie Minna»
(Palaststil, frühmykenischer Stil) bezeichnet und deren jede er wieder in drei
Unterabteilungen zerlegt. — An keiner Stätte der Welt des Agäischen Meeres
reichen die Überreste menschlicher Ansiedlungen in so frühe Zeit hinauf wie in
dem Hügel bei Knosos, auf dem im zweiten Jahrtausend v. Chr. der große
Paliist stand, dessen ßuinen die Griechen als das Labi/riiith bezeichnen. Der
Fußboden dieses Palastes liegt 2| m unter der jetzigen Oberfläche; darunter
liegen schichtenweise die Überreste älterer Bauten, die den Perioden angehören,
die Evans als Middir und Early Minoan bezeichnet. — Die Blüte der mittel-
miuoischen oder Kamareskultur beginnt um 2000 v. Chr., die älteren Schichten
(Early Minoan) führen uns mithin ein paar .Jahrhunderte weiter hinauf. Zu-
sammen haben diese Schichten eine Höhe von ?> m. Unter dem ältesten ihnen
angehörenden Fußboden liegt bis zum gewachsenen Boden eine Schuttschicht
von nahezu ü.^ m, die einer rein steinzeitlichen (neolithischen) Kultur angehört,
welche das Metall noch nicht kennt. Eine zuverlässige Abschätzung des Zeit-
raums dieser Entwicklung ist unmöglich ; nur so viel ist klar, daß diese Schicht
uns in ihren Anfängen jedenfalls weit ins vierte, wenn nicht ins fünfte
Jahrtausend hineinführt. So wenig eine absolute Chronologie für die Anfänge
der neolithischen Schicht möglich ist, so ist doch Evtms' Ansatz auf 10- bis
12 000 V. Chr., den er selbst als ein , moderate estimate' bezeichnet, maßlos
übertrieben« (nach E. Meyer, Gesch. d. Altert. 1, 2, § 505ff.\ Den Beginn
der Kupferzeit setzt Meyer (ij 510) zn Ende des 4. Jahrtausends.
Über die eümographische Stellung der ältesten Bev()lkcrung
Kretas läßt sicli jetzt, da die Forschung noch in vollem Fluß be-
griffen ist und wir der mindestens schon in der Kamareszeit aus-
gebildeten kretischen Bilderschrift noch völlig hilflos gcgein'iberstehen,
noch kein abschließendes Urteil fällen.
Meyer hält es für wahrscheinlich, daß die älteste (neulithisehe) Bevölkerung
der Urbevölkerung Kleinasiens verwandt war und durch die violleicht gegen
P'ndc des :i. .Jahitausends eiiiv'wandertcn Eteokrrtey lim <>) und A'i/domn (im
Euro{)a. 435
W), die Hoiuor (r 115) als ältere (vorgriechische) Bev(>lkernng der Insel kennt,
verdrängt oder imtei-jocht wurde ; möglicherweise gehören aber die Kydoncn der
älteren Schicht au und sind durch die Eteokrrter nach der Westhälfte der Inael
zurückgedrängt worden. Letztere sind wahrscheinlich die Träger der Kultur-
entwicklung des 2. Jahrtausends und identisch mit den Kafli , welche die
Ägypter des 16. und 15. Jahrhunderts als ein mächtiges Seevolk und als Träger
einer hochentwickelten Kultur (der mykenischen) kennen; der Name lebt noch
später fort in dem biblischen Kaftor für Kreta (Meyer, ij 505, 514 f.). In der
Erinnerung der Griechen hat sich diese Periode, in der Kreta die Führung in
der ägäischen Welt liatte, als die Zeit der Seehcrrscliaft des Minos erhalten.
Diese neue Kulturentwicklung setzt etwa im 17. Jahrhundert ein. Äußerlich
unterscheidet sich die altmykonische Kultur (= Late Minoan T und II) von
der älteren dadurch, daß sie in einen weit größeren Zusammenhang tritt: sie
hält nicht nur die enge Verbindung mit Ägypten aufrecht, sondera nimmt
daneben Elemente aus Syrien, Babylonien und Klcinasieu in sich auf,
und umfaßt auf der anderen Seite die ganze Welt des Ägäischen Meeres
(Meyer, § 523). In die Zeit vom 15. Jahrhundert ab fällt dann die Einwanderung
griechischer Stämme, erst der Ächäer, dann (um 1000 v. Chr.) der Dorer,
welche bei Homer 1. c. (9. Jahrhundert) noch getrennt net)en den anderen Völkern
ei-scheinen, später aber die Vorherrschaft erlangt und der Bevölkerung der Insel
ein einheitliches Gepräge gegeben haben (Meyer, I5 526 und II, § 182). Ihre
Sprache hat nach Ausweis der bis in das 7. Jahrhundert zurückreichenden In-
schriften die übrigen Sprachen verdrängt (Fabricius, GZ III, 489).
Wenn wir versuchen, aus der Literatm' das Wichtigere heraus-
zuheben, was uns zum Verständnis des alteu Kreta dienlich ist, so
.sei zunächst neben Meyer a. a. 0. an den ausführlichen, alle
Behelfe bis 1893 erschöpfenden Abschnitt erinnert, den G. Busolt,
Gr. Gesch., 2. Aufl., I, 326—52, der Insel gewidmet hat (338ff.,
Aufzählung aller bekannten Städte mit Nachweisen). Einen »Über-
blick über die neueren wissenschaftlichen Arbeiten auf der Insel <; hat
E. Gerland 1019) gegeben. Die Abhandhmg von E. Aßmann^osoj^
»Zur Vorgeschichte von Kreta«, welche für den phönizisch-semitischen
ürspnmg eintritt, kehrt auf einen von der heutigen Forschung
längst verlassenen Standpunkt zurück. Von den archäologischen
Publikationen beschränken sich die folgenden nicht auf eine be-
stimmte Lokalität.
Der italienische Archäologe F. Halbherr, welcher mit E. Fabricius die
berühmte Inschrift von Gortyn (s. o. S. 434) entdeckte, behandelt in seinen
»Researches in Crete« Ruinen und Städte der Osthälfte, so Ranos, das Palaeo-
kastro von Sitia, die Halbinsel von Praisos, den Isthmos von Ilierapytna,
Lyttos und JTho.s-os ^^gi), a. Evans (vgl. u. Knosos) machte die von ihm zuerst
1894 entdeckte Bilderschrift in einer besonderen Abhandlung '022^ ^,uj neuer-
dings, nach Entdeckung des wichtigsten Schriftdenkmals, des Diskos von Phaistus
durch L. Pernier (1908), in einem größeren Werke zugänglich.
Über die kretische Expedition des Amerikanischen Archäo-
logischen Instituts berichten verschiedene Verfasser 1024^.
1019) NJbKlAlt. IÖO2, 726—37. — 1020) philol. 1907, 161—201. —
1021; The Antiquary 24—28 (nach BiblG 1894, 210). — 1022) Cretan
Pictographs and Praephoenician Script. London 1895. — 1023) Scripta Minoa.
Bd. I. Oxford 1909. 302 S., 13 Taf. — 1024, AmJArch. XI, 1896, 525—611;
Ser. 2, I, 1897, 159—312, Taf. IX— XII; H, 1898, 71 — 04; V, 1901, 259
bis 327, 371 — 451, Taf. VI— XIV; VI, 1902, 101 — 65.
43G E. Obcrhnmmer, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Die amerikanisclien Ausgrabungen, unter Leitung von F. Halbherr, er-
streckten sich auf verschiedene Städte, besonders Gortyn, Lyttos, Lato, die prä-
historische Grotte von Miamü, Praisox, Phaütas (PI. in V, 424); topographiscj^
wichtig besonders der letzte Bericht über Gortyn (AmJ VI, mit K. u. PL).
Über Gournia s, u.
Über die für die Geseliichte menschlicher Niedeiiassungeii be-
deutungsvollen kretischen Paläste und ihre Stellung im ägäischen
Kulturkreis handeln D. Mackenzieioss)^ ferner F. Noacki026)^
dieser auch in der Schrift ^"^t) »Ovalhaus und Palast in Kretas,
dann W. Dörpfeldi028) und besonders A. Mosso^^^g) in dem i-eich
illustrierten Werk :>The Palaces of Crete and tlieir Builders«. In
weiterem Sinne wurden die Ausgrabungen in Kreta und ihre Be-
deutung für die älteste Mittelmeerkidtur dargestellt von R. M.
Burrowsioso), M. J. Lagrange lo^i) (gute 111.), D. Fimmeni«32)
(sehr tüchtige Arbeit), A. Mossoioss) (gute III.), R. Dussaud 1034)
(betrifft auch die Kykladen, Troia, Mykonai und C^'pern). Ein
schönes Tafel werk hat G. Maraghiannisi^ss) herausgegeben (kurzer
Text von L. Pernier u. G. Karo).
Dikie. D. G. Hogarth, The Dictaean Cavei03G)_
Dragmos s. Palaiokastro.
Gournia, heutige Bezeichnung für eine vortrefflich erhaltene inykenisohe
8tadt ohne spätere Siedlungen, an der Südseite des Golfs von Merabelo, süd-
westlich von Kavousi, ausgegraben und glänzend veröffentlicht von Harriet
Boyd Hawesio") (Ansicht und PI. 1:400). Kiepeirt (Formae XII) setzt in
diese Gegend den Namen Minoa (Bursian II, 574).
Kavousi (s. o.). Harriet A. Boyd, Excavations et Kavousi 'ö^^).
Knosos. Hier ist die Hauptstätte der Ausgrabungen von A. J. Evans '039)_
Der in 1 : 3000 aufgenommene Plan ist in mehreren der allgemeinen Werke
(s. o.) wiedei-holt. Über die prähistorischen Gräber hat Evans "''"'^ an anderer
Stelle berichtet. Über Knosos handeln ferner P.Wolters 'o*') und K. Tittel ^^*\
Lappa. G.J.KaIa'isakes,77fO(" Tijg fv Kq/jt}) Adrrmt: >/ \4()yvoo.-TÖÄeo}g^^*-").
Lato. J. Demarque, Les ruines de Goulas, l'ancicnnc ville de Lato'"^-'). —
Derselbe, Fouilles a Lato'"").
J025) AnnBritSchAth. XI. 1904/05, 181 — 223, Taf. V— VII. — >"'-'«) Ho-
merische Paläste. Leipzig 1903. 104 S., 2 Taf. — i027, Leipzig 1908. 70 S.,
1 Taf. — J«28) Kretische^ Paläste. AthenM 1907, 570—603. — i"29) London
1907. 348 S. — 1030) The Discoveries in (Yete. London 1907. 244 S.,
4 Taf. — 1031) La Cretc ancienne. Paris 1908. 15(5 S., 7 Taf. (S.-A. Rev.
Hibl. 1907). — '032) ;^eit und Dauer dei- kretiseh-mykenischen Kultur. Leipzig
1909. 104 S. — 1033) La Preistoria I. Escursioni nel Jlediterraneo e gli
scavi di Creta. N. Aufl. Mailand 1910. 355 S. — i034) Les civilisations
prehelluni(iucs. Paris 1910. 314 S., 2 Taf. (K. des Mittelmeers in mykenischer
Zeit). — 1035) Antiquites Cretoises. Bd. I (Wien 1908) u. II (Candia 1911),
je 50 Taf. in Lichtdruck. — 1036) AnnBritSchAth. VI, 1899/1900, 44—116,
Taf. VIII (PI.) — XL — 1037) Gournia. Philadelphia 1909. 60 8., 25 Tnf.
Vorbericht in Un. of Pennsvlv. , Transact. Dep. Arch. I, 1904, 44 S. —
103«) AmJArch. Ser. 2, V, 1901, 125 — 57, Taf. I— V. — 103!>) AnnBritSchAth.
VI, 1899/1900 bis XI, 1904/05. Auch in S.-A. The Pidacc of Knossos. Ixindon
1900. — 1040) Archaeologia LIX 1902, 351—562. — lo^i) ArchAnz. 1900,
141 — 51, mit 111. — 1012) Der Palast zu Knosos. NJbKlAlt. 1903, 385—409,
2 Taf. — 10"") naQr(wa<k XV, 1893, 615—21. io<^) BCorrHcll. 1901,
282—307, Taf. XXf. — i"''*) Ebenda 1903, 206—19.
Kuro[>ii. 437
Lyttos. E. Kopascs, 7/ anyala .ti'rrrJc ""•'';.
Minoa s. Gournia.
MochloH, kleine Küstoninsel der Nordseite, östlich von Psyra (s. u.), au-
scheinoud identisch mit dem auf Spratts Seekarte und hei Kiepert 11. Nikolaos
genannten Inselcheu, Ausgrahungen von R. B. Seagcr '"^•'j.
Palaiokustro an der Ostküste südlich von Itanos, auf Kieperts Karte /*. K.,
in Formae XII hypothetisch Draymos genannt (s. RE V, 1645j, Ausgrabungen
von R. C. Kosau«iuet, Dawkins, D. Mackenzie u. a.'**-*^).
Petras s. Sitia.
PhaiMos (vgl. o. S. 435 f). F. Ilalbherr. Rapporto sugli seavi eseguiti ad
Haghia Triada ed a Festo 'o^^"). L. Pernier in i"^'').
Praims. R. S. Conway, The prehellenic inscriptions of Praesos i048j. —
R. C. Bosanquet, Excavations at Praesosio*^).
Psyra, Insel im Golf von Merabelo. R. B. Seager, Excavations on the
Island of Pseira 1050)
Sitia. L. Chalikiopoulos s. o. S. 433. Neben dem Hafen der Ort
Petras, wo Ausgrabungen von R. C. Bosanquet '"*•).
Zakro (Ostküste, bei Kiepert Zakry), Ausgrabungen von D. G. Hogarth '"52),
Unbestimmt. L. Mariani, Di uu' antica citta scoperta in Greta '"»^ (west-
lich von Kandia).
Auch Über die späteren Perioden von Kreta liegen Arbeiten
vor, welche für die historische Geographie zu beachten sind, so
ein griechisches Werk über die Geschichte Kretas » Von den ältesten
Zeiten bis zum Aufstand von 1866« von Pan. K. Kriares^osi)
{Kqiu^}];), das aber die ganze ältere Zeit nur sehr kurz behandelt
und sich hauptsächlich mit dem erwähnten Aufstand beschäftigt.
Für die ältere christliche Zeit auf Kreta hat F. Halb he rr in dem
ersten der o. Anm. 1024 genannten Berichte wertvolles Material
beigebracht. Mit der Zeit der venexianischcii Herrschaft beschäftigen
sich H. Noirefioss)^ »Documents inedits pour sorvir a riiistoh-e
de la domination venitienne en Crete de 1380 a. 1485«, mit einer
freilich lückenhaften Karte der Insel in venezianischer Zeit; E. Ger-
land ^056)^ Kreta als venezianische Kolonie (1204 — 1669); derselbe,
Histoire de la noblesse cretoise au moyen age^''^'^); J. Je ger-
lehn er loös)^ Der Aufstand der kandiotischen Ritterschaft gegen
das Mutterland Venedig 1363 — -65: derselbe ioö9), Beiträge zur
Verwaltungsgeschichte Kandias im 14. Jahrhundert; G. Gerola,
Monumenti veneti nell' isola di Greta ^o^o)
10*5) 'EXL <Pil. Iclloyo;, IlacmoT. XXIV— XXVI, 1S96, 119—22. —
lo-ie) AmJAreh. 1909, 273—303, Taf~ VI —VIII. — '"^^ AnnBritSchAth. VIII,
1901/02 bis XII, 1905/06. — i"*^") MemRIstLomb., CI. Lett., XXI, 1905,
235—54, 12 Taf. — lo*^'') MonAntLincei XIV (nach Meyer 5^ 516). —
10*8) AnnBritSchAth. VIII, 1901/02, 125—56. — loi^) Ebenda 231—81,
Taf. VII(PI.)— XIV. — 1050) Philadelphia 1910. 38 S., 9 Taf. — lOäi) Ann.
BritSehAth. VIII, 1901/02, 282—85. — i«") Ebenda VII, 1900/01, 121—55,
PI. u. III. — 1053) s.-A. RendAccLincei 1894, 9 S. mit PI. — 1054) 'loiogia
rrjg Kq/it>]^. 'Er Xarloi? (Chanea) 1902. »/' 798 S. — 1055) Paiis 1892.
601 S." (BiblEcFr. 61). Vgl. BvzZ II, 328 ff. (Ortsnamen Ij; u. GZ III, 379 A.
(Karte!). — 1056) HistJb. 1899, 1—24. — 1057) RevOrLatin X, 1903/04,
172—247. BvzZ XVI, 705. — 105«) BvzZ XII, 1903, 78 — 125. — i059) Ebenda
XIII, 1904, 435—79. — '060) o Bde." Venedig 1905—08. 676 S., 20 Taf.
391 S.. 17 Taf.
\
438 E. Oberhumincr. Länder- und Völkerkunde der östlichen unliken Welt.
»Der erste Band bringt die Fortifikationon, darunter auch die leider spär-
lichen Reste byzantinischer Akropolen, der zweite Band die Kirchen« (ByzZ
XVII, 635 f.).
Eine liand schriftliche Karte von Kreta (nebst einem solchen Plan
von Konstantinopel) aus dem 15. Jahrhundert veröffentlichte Has-
luck, s. 0. Anm. 903; ein großes Erdbeben auf der Insel im Jahre
1629 schildert Sp. de Biazesioei). y^^xY Volkskunde verzeichne
ich, abgesehen von dem, was in allgemeinen Schilderungen und
Reisewerken enthalten ist, eine Sammlung kretischer Sprichwörter
von G. J. Kala'] sakes ^062^^ (jie Schriften über den Dialekt von
A. N. Skiäsi"63) „n(i über die Statistik (nach der Zählung 1881)
von N. Staurakesi064)^ über das A^erhcältnis der Christen und
Mohammedaner von E. Ardaillon^oes),
Die Ergebnisse der Volkszählung von 1900 findet man in PM Erg.-H. 163,
117; von 1911 im Hofkalender 1912 und in Statesman's Year-book«, wo auch
noch weitere Literatur über die neueste Geschichte Kretas angeführt ist,
Inseln des Peloponnes. Unter diesem Namen fasse ich die dem
Peloponnes vom Saronischen Golf bis, zum Eingang des Ionischen
Meeres vorgelagerten Inseln zusammen, da sie sich keiner der
übrigen Gruppen anschließen. Sie bilden geographisch keine Ein-
heit und sind daher, außer in aUgemeinen Werken über Griechen-
land, auch nirgends zusammen behandelt.
Aegina. Die Hauptliteratur über die Insel ist älteren Datums und von
G. Hirschfeld in RE I, 964 — 68 verwertet. Daß Aegina auf der Übersichts-
karte von Attika 1:100000 mit dargestellt ist, wurde bereits o. S. 414 hervor-
gehoben. Eine Spezialkarte in 1 : 24500 mit eigenen Verbesserungen der mimgel-
haften Grundlage hat E. Lampadarios'oee^ herausgegeben. »Epigraphisches
aus Aegina« veröffentlichte M. FränkeP<"5^. Von großer Bedeutung waren
die von A. Furtwängler, H. Thiersch, P. Herrmann u. a. 1901 — 05
ausgeführten Ausgrabungen.
Die Ausgrabungen galten zunächst dem in der Nordostecke der Insel in
190 m frei gelegenen Tempe], der zu den besterhaltenen und landschaftlich
hervorragendsten Ruinen Griechenlands gehört. Dort hatte Cock ereil 1811 die
berühmten Gicbelgruppen gefunden, welche von König Ludwig I. für die
Münchener Glyptothek erworben wurden. Im Auftrag seines Sohnes Prinz-
regent Luitpold unternahm Furtwängler eine neue Untersuchung der Stelle,
welche gleich zu Anfang das wichtige Ergebnis hatte, daß der zuerst dem Zeus
Panhellenios, dann der Athena zugeschriebene Tempel einer sonst wenig be-
kannten Göttin Apliaia zugehörte, »deren Wesen und Kultus ganz in der
mykcnischen Epoche wurzeln«. Siehe Furtwängler, Vorläufiger Bericht usw. i*"'^).
Die weiteren Forschungen erstreckten sich auf den Tempel der Aphrodite, bei
der heutigen Stadt Ägina, der sich mitten in einem Trümmerhaufen von Häusern
der mykenischen Periode erhebt, sowie auf das Heiligtum des Zeus Panhellenios
am Nordabhang des 532 m hohen Oron, des höchsten Punktes der Insel, wo ein
1061) naQvaoOik XVI, 1893, 218—21. — »»62) Ebenda 479f., 559f.,
635—38, 877—80. — '"6») IJegl r/)? Kntjtty.fjg dca/Jxrov. Athen 1891. —
1064) 2^raTtaTtxti ror iih^dvonov rfji Kor'iTtj^. Athen 1890. Dazu GZ III,
372 f. — 10") AnnG 1897, 255 ff., Taf.VlII. — '"«6) To.-ioyQUffixu^' yäoiijc:
Tt/c: vtjoov Aiyirt]c. Athen 1904. Ref. PM 1907, LB 709. Auch englisch,
s. BiblG 1904, 298. — »o«^) AbhAkBerlin 1897. 37 S. — 'O«») Sitzb.
AkMümhen, j.hil. Kl., 1901, 363 — 89.
Kiiroi)!!. 439
Kultplatz der iirolithiar/ien Periode aufgedeckt wurde. Die Gesamtergebnisse
veröffentlichte Furtwängler 'O^^) in Verbindung mit E. K. Fiechtner u.
H. Thiersch unter dem Titel >Aegina, das Heiligtum der Aphaia«. Die bei-
gegebene Karte der Insel ist von Thiersch nach den früheren Karten ver-
vollständigt und neu gezeichnet in 1 : 3(3 800. Außerdem gab Furtwängler '"^'')
noch eine hübsche Zusammenfassung für weitere Kreise.
Kdlaureüi. S.Wide u. L. Kjellberg, Ausgrabungen auf Kalaureia i"^')
(Heiligtum des Poseidon).
fCi/thera (Cerigo). Die Monographie von R. Leon ha rd '072) j^t den Geo-
graphen hinlänglich bekannt; Karte 1:100000. Sie erstreckt sich auch auf
die zwischen Kythera und Kreta gelegene kleine Insel Antikythera, bei den
Schiffern Cerigotto genannt, welche dem alten Aigila entspricht (Kiepert nennt
sie nach Steph. Byz. Ogylos). Die Publikation von J. N. Svoronos 'O^^, »Die
Funde von Antikythera«, bezieht sich nicht auf die Insel selbst, sondern auf
den merkwürdigen Fund einer ganzen Schiffsladung antiker Skulpturen von
bedeutendem Kunstwert, welche 1900 durch Schwamm fischer bei dem Vorgebirge
Glyphadia, unweit des Hafens Potamos, 35 Ellen unter dem Meeresspiegel ent-
deckt wurden. Die sonstige spärliche Literatur über beide In.seln findet man
bei Leonhard verzeichnet.
Inseln des Ionischen Meeres. Solange die »Ionischen Inseln«
ein politisches Gemeinwesen waren und noch geraume Zeit darüber
hinaus, war es üblich, dieselben in Reisewerken und sonstigen all-
gemeinen Schilderungen als eine Einheit zusammenzufassen, die
nicht sowohl geographisch als historisch durch die Tatsache be-
gründet war, daß diese Inseln einschheßlich Kytheras den letzten
Rest venezianischer Herrschaft gegenüber dem der Pforte unter-
worfenen Festland samt dem Archipel darstellten und bis zum Jahre
1863 einen Freistaat unter britischem Schutze bildeten. Heute
erscheint eine solche Zusammenfassung nur mehr für historische
Arbeiten berechtigt, wie sie E. Rodocanachii074)^ Bonaparte et
les lies ioniemies; derselbe ^'^'^s), Les iles ioniennes sous la domi-
nation russe et sous la domination francaise; W. Miller i'^'ß), The
lonian Islands under Venetian Rule, geliefert haben. Die sonstige
Literatur über diese Inseln ist bis 1891 mit möglichster Vollständig-
keit von E. Oberhuramer^o'^^)^ »Bericht über Geographie von
Griechenland, IL Die westgriechischen Inseln«, zusammengestellt
und besprochen, wobei auch schon die jedem Geographen imd
Archäologen bekannten mustergültigen Monographien von J. Partsch
gewürdigt werden konnten. Was seither darüber erschienen ist,
soll bei den einzelnen Inseln angeführt werden. Doch muß schon
au dieser Stelle die vielerörterte Yerschiebung der Benennungen
durch W, Dörpfeld berührt werden, da sie eben mehrere Inseln
betrifft. Es wiu-de bereits GJb. 1905, 135 f. imd in diesem Bericht
S. 333 auf die wichtigsten Schriften, soweit sie bis dahin vorlagen.
1069) 2 Bde. München 1906. 504 S., 130 Taf., 1 K., G Beil. —
1070) Die Ägineten. München 1906. 58 S., 14 Taf. — lO'i) AthenM 1895,
267—326, Taf. VII— X. — 10'2) Die Insel Kythera. PM Erg.-H. 135, 1899. —
1073) Athen 1903. 86 S., XX Taf. — 1074) Paris 1899. — 1075) EevHistDipl.
XII, 1898, 481—526. — 1076) EnglishHistEev. XVIIl, 1903, 209—39. —
>"") JBerForlschrKlAlt. LXIX, 1891, 251—86.
440 E. Obcrbummer, Länder- uud Volkerkunde der üstlicben aiitikeu Welt.
hingewiesen, so daß hier nur zur Orientierung die Aufstellung
Dörpfelds wiederholt zu werden braucht:
Homers Ithaka -— Leukiis, Same = Ithaka, Duliehion = Kephallenia.
Ich habe dem o. S. 333 Gesagten bezüglich der allgeineiuen Stellungnahme zu
der schwierigen Frage vorläufig nur wenig hinzuzufügen; die wohl bald zu
erwartende größere Publikation über Leukas wird ein endgültiges Urteil er-
leiehteru, das trotz der suggestiven Überzeugnug, mit der Dörpfeld in Wort
imd Schrift seine Theorie zu verteidigen weiß, bei nüchterner Kritik noch vor-
sichtig zurückhalten muß, ehe es eineu Beweis für geschlossen anerkennen kann.
Ich gestehe, daß die Schwierigkeiten, welche die bekannte Stelle i 21 ff. für
die Lage der einzelnen Inseln bietet, durch Dörpfelds Erklärung am besten
gelöst werden, obwohl die Deutung von yOuiiah'i als »nahe am Festland« auch
mir gezwungen erscheint. Die vielen anstößige Verschiebung der Namen,
speziell Ithakas von Leukas auf die später so genannte Insel, hat dagegen ihr
Analogon in zahlreichen historisch bezeugten Namenverschiebungen ; man denke
nur an Calabria, das seit dem Altertum von der südöstlichen auf die südwest-
liche HiJbinsel gewandert ist, an Korone in Messenien, das auf das alte Asine
übergegangen ist, an Lauuvnon, das als »Civita Lavinia« den Namen von
Larinium übernommen hat (Nissen, Italien II, rj92f.) u. v. a. Ich möchte
zugunsten der Namenversehiebung noch anführen, daß Leitkos neben Kephallenia,
das Homer als Inselname auch noch nicht kennt, der einzige Name unter den
Ionischen Inseln ist, der entschieden griechisch uud deutlich jüngeren Ursprungs
ist. Ursprünglich haftete derselbe an den weißen Felsen des Vorgebirges
Leukatas und wurde wohl erst im 7. Jahrhundert auf die korinthische Pflanz-
stadt und dann auf die ganze Insel übertragen. Ker/:i/ra (illyrisch, s. f'orcyra
nigra), Itkake und Zakynthos (s. über die Namen auf -nthos jetzt Meyer, § 506)
sind aus dem Griechischen nicht zu erklären und vorgriechischeu Ursprungs.
Ich wende mich nun zu den einzelnen Inseln, wobei natürlich
die in historischer Zeit üblichen Namen ihre Geltung behalten.
Ithaka. E. Seilliere, Une exeursion a Ith.aque '""^j. — E. Heisch,
Ithiüia^'''^^) (tritt, wie Partsch, für die Realität der homerischen Schilderung ein). —
N. Pavlatos, 'H ähj&ij; 'I&äxij zov 'O/n}oor'0"9 "). — Derselbe, 7/ .-rarok toi'
'O^wöösws '"''''"') (lokalpatriotischer Protest gegen Dörpfeld). — Ähnlich J. Thomo-
poulos 'O''^''). — H.Michael, Das homerische und das heutige Ithaka i'^^")
(gegen Dörpfeld). — Dei-selbe, Die Heimat des Odysseusio^f*") (ebenso). — H. Dra-
heim, Die Ilhakafrage'osi). _ E. van HiUe, Op en om Ithakaiosa,, _ "w. Voll-
graff, Fouilles d'Ithaque iö82')_ — w. v. Marees, Die Ithakalegende auf
Thiaki i'^83)_ — j)je bedeutendste neuere Publikation über Ithaka sind die beiden
von Erzherzog Ludwig Salvator herausgegebenen Prachtbände »Sommertage
auf Ithaka«'"*^) (nur Illustrationen nach Zeichnungen des Verfassers mit kurzen
Erläuterungen) und Wintertage auf Ithaka« '"^'Sj^ eine Schilderung der Insel und
ihrer Hevölkeruug in landschaftlicher, statistischer und volkskundlicher Beziehung,
mit einer nach der englischen Seekarte vergrößerten und ergänzten farbigen Karte
1:46 570 und einer Bibliographie, welche noch manche hier uud in meinem
1078) Paris 1892. 72 S. mit 111. PM 1893, LB 161. — "»79) Scrta
Harteliana 1896, 145-59. — »o^9°) Patnus 1901. 16 S. 2. AufL Athen
1902. 30 S. — 10"'J') Athen 1906. 360 S. — »«"O 'H Oihjqixi) 'Ii^üx,/.
Athen 1908. — loso) Progr. .lauer 1902. 28 S., 1 K. Ref. PM 1903, LB
619 (VV. Rüge). — '"SO«) Ebenda 1905. 32 S. Ref. P.M 1907, LB 710. —
1081) progr. Beriin 1903. 4 S. Drahcim hatte bereits in WschrKlPhil. 1894.
63 dieselbe Vermutung geäußert wie Dörpfeld. - '"*-l De Gids LXII. Amster-
dam 1002, 275—303, mit K. — ^o»2-) BCorrllell. 1905, 145—68. —
1083) NJbKlAlt. 1906, I, 233—45. mit K. — '084) prag 1903. 102 Taf. —
1085) Prag 1905. 318 S., 14 Taf., 1 K.
Europa. 441
früheren Bericht (s. o.) niclit verzeichnete, besonders auch griechische Schriften
enthält. Weiteres s. u. bei Leiikas.
Krp/ialloiia. N. G. Mantzabinos, ' Avajuvt'/oEig Ksqpa?.Xr)vtag ^^^^). —
E. A. Tsitseles, ^'Käi/tu tv Kf-fpu/.bjvi'a^'^^'^. — Derselbe, Tlooh'pptin; y.al
<)Fia()ainovi(a fr Kff/aV.ijri'n^^^^). — .T. Partseh flJuoTi), Ktffol/.rp'ia xai
'Ißay.)]^^^^) (griechische Übersetzung von PM Erg.-ll.98 von L.G.Papandreou). —
A. Skiutzopoulos, Ol üa?.aaa()fiv?.ni ' AoyooToh'ov ^^^^j. — P. Wolters,
Mykenische Gräber in Kephallenia 'o^'). — A. Issel, La rupe oscillante e le
voragini di Cefalonia '092, — E. A. Tsitseles, KecpalXrjiay.u 2'v/ii/.iiy.Ta^°^^)
(Volkskunde usw.).
Kcrl:;/ra. Auch hier liegt eine griechische Übersetzung der bekannten
Monographie von J. Partsch durch P. Begia vor"'ä4)_ £>(.„ bedeutendsten
Beitrag zur physischen Geographie verdankt man seither C. de Stefani: Obser-
vations geoloiriques sur l'ile de Corfou 'O^^^), worüber .1. Partsch '^^ß) ausführ-
lich berichtet hat. Allgemeine Schilderungen geben H. Zimmerer, Wande-
rungen auf Korfui097). x. de Claparede, Corfou et les Corfiotes '"^Sj. Zur
Toiiographie des alten Kerkyra hat Bernh. Schmidt (s. mein Bericht in
Anm. 1077) noch wiederholt das Wort ergriffen i^Säj^ Archäologische Funde
(Terrakotten) beschreibt IL Lechat"00). Ganz neuerdings (1S»11) sind südlich
von der Hauptstadt bei dem Vorort Kastrades unter Leitung von W. Dörpfelil
die Reste eines Tempels des Poseidon (6. Jahrhundert) und weiterhin (1912)
in der Gegend des alten Marktes Reste eines altgriechischen Hauses (bei
II. Euphemia unweit Monrepos) bloßgelegt worden, worüber mir bis jetzt nur
Mitteilungen in der Tagespresse vorliegen. Zur Geschichte von Kerkyra ist
zu vermerken ein Aufsatz von H. Lutz""!) y^jj gJQ Abriß von A. M. Hidro-
menos''02^ ^yqu (jpu ältesten Zeiten bis zur Gegenwart), eine Studie von N.
Gerakares ""Sj ^ber die Zeit von 1204 bis 138G, ein Beitrag von K. Jirecek"0-')
(Urkunde von 1238 — 40) und einige Arbeiten zur Geschichte der Juden in
Kerkyra von J. A. Romanos, 'H 'Eßoal'y.ij yoivöztjg ifj^ Ksoxvoag^^^^), und
1). Kaufmann, Contributions a l'histoire des Juifs a Corfou '^o^ sowie über
die Italiener in Kerkyra von B. Berio, Corfu e la eolonia italiana 'i"').
Lcuhas. Nachdem bereits C. de Stefani 'i"*) in seinen »Cenni geologici
sull' isola di Leucade« einen wertvollen neuen Beitrag zur physischen Geographie
der Insel gegeben und A. Philippson i'09j einige Bemerkungen hierzu ver-
öffentlicht hatte, hat die Theorie Dörpfelds (s. o. S. 439f.) das Augenmerk auf
die früher sehr vernachlässigte Insel gelenkt und vor allem eine neue topo-
graphische Aufnahme im Auftrag S. M. des Deutschen Kaisers durch einen
deutschen Offizier, W. v. Mareesi"0), gezeitigt. Die Aufnahmen umfassen
eine Karte der ganzen Insel mit den Nebeninseln 1 : 100000, eine Karte des
Sundes zwischen Leukas und Akarnanieu in 1:25 000 und mehrere Sj^ezial-
losG) Jlaotaoa'k XIV, 1891, 329—47. — '"s?) Ebenda XV, 1892, 280
bis 297. — 1Ö88) Eljenda XVII, 1894. 429—33. — 1089) Athen 1892. 276 S.
mit K. — 1090^ Athen 1893. 40 S. PM 1894, LB 372. — 'osi) AthenM
1894, 486—90. — '092^ MemSGItal. V, 1895, 149—04. Ref. PM 1896,
LB 700. — 1093) Bd. I. Athen 1904. 939 S. ByzZ XVI, 374, 705. —
'00*) ndorg, 'H rrjoog Ksoy.von. Korfu 1892. 299 S. PM 1S94. LB 368. —
'095) BSGeolFr. Ser. 3, XXlf, 1894, 445—64. — '096) pm 1896. 262— 64. —
1097) FestschrGGesM uneben 1894, 156—80. — 109«) Genf 1900. 177 S. PM
1902. LB 658. — lo»») JbPhilol. CXLV. 1892, 313—20. RheinMus. 1898,
477—81. — 1100) BCorrHelL 1891, 1 — 112. — noi) Philol. 1897, 71—77. —
1102) Zvvo.-myij lozooia r^g Ksoy.voag. Korfu 1895. 133 S. BvzZ V, 233. —
1103) Ksoy.voaiy.al Ze/udsg. Korfu 1906. ry 94 S. — no^) ByzZ I. 1892,
336f. — ii"05) 'Earia I, 1891, Nr. 24f. ByzZ I, 180. — no«) RevEtJuiv.
XXXIV, 1897, 32—34. — hot) BMinAffEst. II, 1892, 251—344. — iio8)Cos-
mos Xir, 1896, 97 — 108, Taf. IV. — ii09) PM 1902, 109f. — mo) Karten
von Leukas. Berlin 1907. 40 S. Text, 0 K.
Geosr. Jahrbuch XXXIV. 29
442 E. Oberhummer, Länder- imd Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
karten im gleichen Maßstab (Ebene von Nidri mit Bucht von Vlicho, Kechropula
[Xei-Ikos CO 377], Halbinsel Leukatas, Syvotabucht und Insel Arkudi, letztere
pach Dörpfeld das homerische .l«ic/-w), endlich eine »Übersichtskarte zur Odyssee«
(im Sinne Dörpfelds). Der Text enthält neben dem technischen Bericht über
Aufnahmen auch selbständige Untersuchungen über die httiebiatiir von Leukas.
Letztere sind hauptsächlich Gegenstand des o. Anm. 34 genannten Referats von
J. Part seh, das sich zu einer orientierenden Ubei-sieht über die ganze Frage
mit vollständiger Berücksichtigung der bis dahin vorliegenden Literatur gestaltet
hat. Als wesentliches Ergebnis ist daraus hervorzuheben, daß Leukas im Alter-
tum in der TLiuptsache die gleiche Beziehung zum Festland hatte wie heute.
Ein Landzusammeuhang bei der alten Stadt Leuk;is, wie er nach bestimmt
lautenden Zeugnissen (Pol. Strab. Plin.) von Oberhummer, Akarnanien, und
noch von Partsch, Leukas, angenommcu wurde, erweist sich nach genauer ört-
licher Untersuchung als unhaltbar; dagegen scheint die südlich davon bei
Alexandros endigende Nehrung erst seit dem Altertum entstanden zu sein und
die Durchfahrt verengert zu iiaben. Die das ganze Lagunengebiet im N ab-
schließende Nehrung (Plaka) ist, wie Stefani gezeigt hat, eine geologisch zwar
junge, aber doch weit über die historische Zeit zurückreichende Bildung. Dort
sind die bei alten Schriftstellern so oft erwähnten Schiffahrtshiudernisse zu
suchen. Ob der »Durchstich« (DioTi/ktoit) quer durch diese Nehrung erfolgte,
wie von den Älteren ganz vereinzelt M. Leake, neuerdings Dörpfeld mid
V. Marees annehmen, oder ob er sich nur auf eine Offenhaltung der »Canali
stretti« zwischen dem Ende der Nehrung und dem Festlande (Partsch a. a. O.
276 f.) bezog, ist eine offene Frage. Älanches bleibt durch die ungemein schwierige
und noch keineswegs abgeschlossene Ixikaluntei'suchung (Bohrungen usw.) noch
zu klären. Dazu gehört auch die von Ph. Negris"'') imgenommene Hebung
des Meeremi)ie<jelK, für welche allerdings, trotz der Einwendungen von v. Marees,
schwerwiegende Momente zu sprechen scheinen. Wenn Dörpfeld und seine
Anhänger Gewicht daratif legen, Leukas schon für die homerische Zeit als Insel
zu erweisen, so scheint mir das bei der zu allen Zeiten bestehenden Zwitterstelluug
zum Festland ebenso wie Partsch (S. 277) von geringem Belang; der »Durch-
stich« der Koriuther änderte an diesem Verhältnis so wenig, daß er für Dörp-
felds Hypothese nicht ausschlaggebend sein kann.
Auf die Bücher von P. Goeßler Qjrächtige Bilder) und G. Lang wurde
bereits GJb. 1905, 135 hingewiesen. Ersterer tritt ebenso entschieden für wie
letzterer gegen Dörpfeld ein ; DulicMon sucht Lang, wie Oberhummer, Akar-
nanien, im Delta des Acheloos, Leukas sucht er für die homerische Zeit als
vollständige Halbinsel zu erweisen. Daß anderseits wieder Dnik/iiun von Voll-
graff in Leukas selbst gesucht wird, wurde ebenfalls o. Anm. 37 erwähnt.
Auch H. Michael'*'^ hat in einer Anzeige der Karten von v. Marees, »Zur
Jjeukas-Ithaka-Frage«, neuerdings das Wort genommen und beharrt natürlich
auf seinem früheren Standpunkt. Ferner haben C.Robert, Ithaka'"^), A.
Gercke, Die Lage von Ithakam*), und E. Herkenrath '"^) gegen Dörpfeld
Stellung genommen, H. Rüteri"") u. a. für ihn. Letzterer verzeichnet auch
die neueste Literatur in der Streitfrage vollständiger, als es hier möglich ist.
W. Dörpfeld selbst hat in »Sechster Brief "'^ über I>€ukas-Ithaka: Die
Ergebnisse der Ausgrabungen von 1910« über den Fortgang der Ausgrabungen
berichtet, die in der Ebene von Nidri, westlich des Eingangs der Bucht Vlicho,
eine bedeutende Ansiedlung aus mykenischer Zeit nachgewiesen haben. Hier
sucht Dörpfeld die ,Stadt llliulu, erkennt in einer Gruppe von 15 Rundgräbern
»") S. GJb. 1905, 150; u. Partsch a. a. O. 271 f. — "'2) Glob. XCV,
1909, 191—93. — '»'3) Hermes 1909, 632ff. — '"•«) BerlPhilWschr. 1910.
189 ff. — >"•■') Ebenda 1236 fr., 12()9ff. — m«) Mit Dörpfeld nach Leukas-
Ithaka. Progr. ILnlber^tadt 191 i. 51 S. mit K. u. 111. — "'") Ende 1911.
40 S., 4 Taf. (nicht im Handel). Die früheren Briefe s. G.Ib. 1905, 135,
Anm. 33 c u. o. S. 333, Anm. 33.
Kur()|):i. 443
die Köüigsgräbcr und vermutet in einem kürzlich aufgedeckten großen Bau das
Königshaus. Die bis in die neolithisciie Zeit zurückreichenden Funde vereinigt
jetzt ein kleines Museum. Eine abschließende Heurteilung derselben ist erst
nach Erscheinen des von Dörpfeld in Aus.sicht gesicllten Werkes »Alt-Itliaka'
möglich. Kürzlich hat sich noch eine Kontroverse zwischen E. Ilcrkeurath i"^")
und W. Dörpfeld "'^') über die J>agc von .Vc/vTro.v entsjmnnen ; ersterer hält
die von Dörpfeld ausgegrabene Stadt dafür, letzterer sucht das alte Ncrikos
bei Palairos, das der klassischen Zeit (Thuk.) an der akarnanischcn Küste.
Von sonstiger Literatur über die Insel ist außer den von E. Preuner u.
W. Kolbc'"*) veröffentlichten Inschriften die liübsche Publikation von Erz-
herzog Ludwig Salvator, »Anmerkungen über Levkas«'"'*), zu nennen,
welche neben farbigen landschaftlichen Skizzen nach Zeichnungen des Verfassers
wertvolles volkskundliches und statistisches Material enthält. In der Ithakafrage
verhält sich der Verfasser wie auch in dem Werke über Ithaka (o. Anni. 1085)
ablehnend. Für den Namen Santa Mavra, worüber mein »Akarnanien« 7,
A. 3, 284 f., bringt W. Miller "20) urkundliche Belege aus den Jaliren 134.3
bis 1361 bei.
Paxoi. Über diese beiden Inseln (Paxos und Antipaxos) liegt außer dem
Prachtwerk von Erzherzog Ludwig Salvator"2i) jgj^t eine gründliche geo-
logische und geographische Bearbeitung von A. Martelli"22) jjjjt Karte
1 : 75 000 vor.
Sdson (Saseno). Bei der außerordentlichen Seltenheit von Nachricliten
über diese kleine, vor Kap Linguetta gelegene Insel, welche gewöhnlich, doch
wie es scheint irrtümlich, auf unseren Karten (s. Stielers Atlas) zu Griechenland
gerechnet wird, mag hier ein botanischer Bericht von A. Baldacci "-•'j er-
wähnt sein.
Strophades. Diese beiden kleinen Inseln im W von Messenien , über
welche Bursian (Geogr. v. Gr. II, 383 f.) das ältere Material (zuletzt von Prokesch-
Osten 1825!) zusammengestellt hat, sind 1898 von dem Zoologen O. Reiser
besucht worden, dessen geographische Beobachtungen von A. PhiIip]>son,
Beiir. 168f., u. C. Patsch ^^4) verwertet worden sind. Eine kurze Notiz gibt
auch H. Hauttecoeur 1''^). Eine ausführliche Schilderung verdanken wir
Erzherzog Ludwig Sal vator i'26) jq ^gm Werke über Zante (s. u.), wo auch
die einzige größere Karte der Inseln nebst einer solchen des griechischen Kapitäns
Anetti aus dem Jahre 1842, die wie eine Aufnahme aus dem 18. Jidirhundert
anmutet, zu finden ist.
Zakynthos (Zante). Über diese Insel haben wir außer der Monographie
von J. Partsch"27) ^jjt der hübschen Karte von K. Peucker 1:100000 ein
prächtiges Werk von Erzherzog Ludwig Salvator "28^ Per »Allgemeine
Teil« schildert hauptsächlich die Bevölkerung und deren Kultur, der »Spezielle
Teil« die einzelnen Landschaften der Insel. Reichhaltige Bibliographie. Bei-
gegeben sind, außer zahlreichen Illustrationen, eine Karte der Iiisel (Maßstab
etwas größer als jene von Peucker, welche nicht benutzt worden zu sein scheint)
und besonders wertvolle Pläne der Stadt 1 : 6000, des Hafens 1 : 3500, des
Kastro 1:1100 nach unediertem Material. Zur physischen Geogra])hie liegen
außerdem eine geologische Untersuchung von A. IsseP'29) „nd mehrere Arbeiten
ni^") AthenM 1911, 207 — 11. — "i"') Ebenda 212—20. — i"») Ebenda
1902, 353—71. Dazu Partsch in PM 1907, 272b. — i"") Prag 1908. 61 S.,
9 Taf. — "20) EnglHistRev. XVIII, 1903, 513f. — "2i) ßespr. von Ober-
hummer (Anm. 1077, S. 2G2f.). — "22) ßSGItal. Ser. 4, H, 1901, 769—92,
859—82. RendAccLincei, Cl. scifis., IX, 2, 1900. BSGeoIItal. 1901. Ref.
PM 1902, LB 759 (Partseh). — "23) ßSBotltal. 1893. Ref. PM 1896, LB
417. — "2<) MGGesWien 1904, 207 — 10. — "25) BSGBruxelles 1905, 75f. —
"26) Zante. Spez.-Teil 417—37. — "27) PM 1891, 161 — 74, Taf. XII. —
"28) 2 Teile. Prag 1904. 188 u. 437 S. mit 111. u. Beil. — "2») Ref. PM
1894, LB 371 (Partsch).
29*
44'1 K. Oberhii miner, Länder- nud Vulkeikiinde der östlichen antiken Welt.
iiber das Erdbeben von 1893 vor, über welche bereits GJb. 1894, 1G2 berichtet
wurde. Eine vortreffliche Schilderung der Insel, ihrer Geschichte und ihrer
Bewohner gibt Bernh. Schmidt "•"'); in einigen Punkten der alten Topographie
(Elatos, NcUon) weichen seine Annahmen von Partseh "^') ab. Sonst ver-
merke ich zur Geschichte und Volkskunde noch einige kleinere griechische
Arbeiten von G. Xenopoulos, Zay.vvdiay.ä ijüoygraftjiiaTa^^^-); Sp. de Biazes,
'H 'EßQai'y.ii xoivözt]:: Zay.t'vßov fni ' EvFzoy.Qaxia^^'^^'^); L. Zoes /Zc'»»]^),
'loToniy.ai aF?.i'öe^ Zay.i'vOov^^'^^); dei-selbe, Ai fv Zuy.i'vDo) iioyci'^^^^').
Schlufs und Nachträge.
Länger als vorauszusolien, hat mich bei meinen sonstigen Ob-
liegenheiten dieser Bericht in Anspruch genommen, und Redaktion
wie Verlag wurden auf eine harte Geduldprobe gestellt. Es handelte
sich aber darum, meine früheren Berichte, die mit Kloinasien ab-
brechen mußten, einmal vollständig auszugestalten und den Anschluß
an den in diesem Bande zum erstenmal oi-scheinenden Bericht über
die weströmischen Länder zu gewinnen, so daß nunmehr hier eine
vollständige Übersicht über das Gesamtgebiet der antiken Googi-aphie,
sowohl der Länderkunde wie der Geschichte der Erdkunde, vorliegt.
Dabei möchte ich für meinen Teil nochmals daran erinnern,
daß in den Abschnitten über Geschichte, Allgemeines,
Afrika, Asien einschl. Kleinasien und den zugehörigen
Inseln von dorn letzten Bericht im GJb. 1905 ausgegangen
wurde, während für Europa (Thrakien, Makedonien, Grie-
chenland mit Inseln) bis 1891 (Bericht Ilirschfelds im
GJb. XIV) zurückgegriffen Averden mußte. Bei der außer-
ordentlichen Zerstreutheit und teilweise auch schweren Erreichbar-
keit der einschlägigen Literatur kann ich mir nicht schmeicheln,
nichts Wichtiges übersehen zu haben; davon haben mich schon die
mannigfachen, mir erst während des Druckes bekannt gewordenen
Lücken überzeugt. Es liegt mir auch jetzt fern, alles, was seit
der Inangriffnahme des Berichts vor zwei Jahren erschienen oder
nachträglich zu meiner Kenntnis gekommen ist, hier noch beifügen
zu wollen. Aber einiges, was mir teils zufällig, teils weil die be-
treffenden Publikationen nicht rechtzeitig zur Hand waren, erst
später bekannt wurde, soll doch hier nachgetragen werden, sofern
es eine empfindliche Lücke ausfüllt.
Geschiclite der Erdkunde.
AUgeincuies. Karl P>. Hof mann (Anm. ;") hat seine Unter-
suchungen fortgesetzt *^="^).
1130) Die Insel Zakvnthos. Freiburg i. B. 1899. 177 S. — "^i) i.,.f.
PM 190-2, LB ßlJO. — ii3'2) JInornaoü:: XIV, 1891, IGl— 67, 357—04. r,\\
bis .-,48. — H33) Ebenda 624 — 3"7, 662 — 70, 723—35. — •'") Ebenda XVII,
1894, 913—20. — 1135) '7/;^;.. 0^;.,,;.. v/v.;.. IlaoänT. XXIV— XXVI. 1896,
140—72. — ii3ß) S.-J5cr. AkAVicn, phil. KI., TLXIV, 2, 1910; CLXV, 3.
1910.
Schluß imkI N.'u-l)tr:i).'<'. 445
Semiten. V. Dhorme, i.es pays hibliques au tomps «Tel
Amania^^ •'*'). — .1. Donucu, Lfs iles Lc<jnios et Ophir^^^^).
Die Schrift von Dcnuce betrifft die Ofibirfnigo insofern, als sie zei;,'t, daß
man in Spanien und Portugal zu Anfang des KJ. Jahrhunderts (O. Barhosa u.
F. Magellan) die biblischen Gold- und Silberländer (auch Tarschisch) in Ostasien
suchte. Über Ilüsiug zn Opkir s. u. S. 448.
Homer. T.W.Alien, The Homoric Cataloguoii39j_
A. hält den Schiffskatalog gegen IJ. Niese, der eine Iledaktion in Milet
um 030 — (300 V. Chr. angenommen hatte, wie auch die meisten Philologen ihn
für einen jüngeren Zusatz zur Ilia-s erklären, für ein zeitgenössisches Dokument,
das die Zustände vor der dorischen Wanderung spiegelt.
Hekataios. Die schon öfter angefochtene Echtheit der Fragmente
wurde neuerdings von J. Wells. The genuiness of the /"/~c utQiodog
of Hecataeus^i^O) jn Zweifel gezogen, dagegen von M. 0. ß. Cas-
pary^i-*!) verteidigt, ebenso von F. Jacoby in dessen sehr aus-
führKchen und inhaltreichen Ailüvel Hekataios in Rp] VII, 1912,
2667—2750.
TJiukydides. \n dem Aufsatz von D. Serruys^^^^j werden
zwei in den Handschriften überlieferte strategische Pläne (Athen
mit den Häfen zu U, 13 und Plataiai zu H, 75) mitgeteilt.
Bei dem Fehlen sonstiger derartiger Dokumente gerade von griechischer
Herkunft bilden sie eine wertvolle Ergänzung zu meinem »Stadtplan (Berlin
1907). S. glaubt, daß die Skizzen, die ähnlichen Darstellungen in den Hand-
schriften des Ptolemäii.i verwandt zu sein scheinen, aus einem antiken Werke
über das Kriegswesen stammen.
Eraiosthcnes. Artikel von Knaack in RE VI, 1909, 358—89.
Hipparchos. Eine schon früher übersehene Abhandlung von
F.Hultsch, Hipparchos über die Größe undEntfernungderSonne^^*^),
möchte ich hier nachtragen.
Pachijmeres. Das Geographische bei diesem bj'zantinischen
Historiker behandelt G. Zolotas^i*'*).
Afrika.
ÄgijpAen. H. Tliicrsch, Die alexandrinisclie Königsnekro}ioleii*-'').
Asien.
Allgemeines. M. Breal, D'oü vient le nom de FAsie^^*'*), hält
mit Rad et, Hist. des Mermnades, daran fest, daß die von Homer
li 461 'ylaiio fr uiftwii genannte Lokalität der Ausgangspunkt
der Benennung sei.
Armenien. K. Eckhardt, Die anncnischen Feldzüge des Lu-
cullusii*'').
"37) RevEibl. X. Ser., VI, 1909, 50—74. — "38) Brüssel 1907. 31 S.
S.-A. BSBelgeG. — "39) JHellSt. 1910, 292—322. — "*") Ebenda 1909,
401—52. — "") Ebenda 2.36—48. — "*2) MelArch. 1901, 403—09. —
"") BerSächsGesWiss. 1900, 169—200. — "*^) TIuqv. — 'E:TfTt]oi'; 1906,
1 — 18. — "<5) .JbDArchlnst. 1910, 55—97. — "■•«) ßevKtGr. 1909, 231 ff. —
"■•^j Klio X, 1910, 72—115, 192—231.
44(5 E. Oborhuinnicr, LiindcM-- und Völkorkmulc der östlichen antiken AVi;lt.
KleiiMsien. A, Conze u. P. Schatz mann, Mamurt-Kaleh, ein
Tempel der Göttin-Mutter unweit Pergamon^^^^). — C. Butler,
Vorläufiger Bericht über Ausgrabungen in Sardes^^^^). — W. B.
Dinsmoor, The Mausoleum at Halicarnassus^^^^). — W. Ditt-
berner, Issos^^^^). — A. Gruhn. Das Schlachtfeld von Issos^^->')
(gegen Jauke). — Th. Schier, Zur Lage des Schlaclitfeldes von
Issus und des Pinarus^^^^). — A.Janke, Die Schlacht hei Issos^^^^). —
Derselbe, Das Schlachtfeld von Issus und die Bagdadbahn 1^55), —
W. M. Calder, A Journey round the Proseileiiiniene^^^^) (epigraphisch,
mit einigen topographischen Notizen über Lykaonia usw.). —
Th. Wiegand, Vorläufiger Bericht über die von den Kgi. Museen
unternommenen Ausgrabungen in Sanios^^^T).
E u r 0 p a.
Allgemeines. B. Dentzer, Topographie der Feldzüge Robert
Guiscards gegen das bj'zantinische Reicli '^''^).
Die Arbeit von Deutzcr betrifft bauptsäehlieli /opinis, das südliche Ilh/ritin
und das westliche ßlakedonicn und l)eriUirt auch die antike Toi)ogra])hie dieser
Gegenden.
Thrakien. F. Braun, Griechische Walddörfer am Bosjyorns^^^^). —
X. A. Siderides, Zur Topograpliie des Kaiserpalastes und de.s
Hippodroms in Konstantinopen^'''') (gi-iecliisch).
Makedonien. M. Chrysochoos bringt eine Reihe topograplü-
sciier Studien über ÄmphipoUs und E'ion^^^^), Ohjnthos^^^-) (mit
Karte der Umgebung 1:50 000), Sermyle, jetzt Ormylia in Chalki-
dikeii63) (mit K. 1:50000), Thyssos auf der Halbinsel Akteiiß^). —
P. Perdrizet, Le cimetiere chretien de Thessalonitpic^^^^); derselbe,
Inschriften von Thessalonikc^^^'^).
Gricclienlaud (Allgemeines). Ein mit auCergewöhnlicliom Luxus
ausgestattetes Prachtwerk (künstlerische Illustrationen) haben D. Baud-
Bovy u. F. Boissonasii'"'') herausgegeben, eine Karte des alten
Grieclienland E. AntoniadesiiG^)
;> Untorsuciiungen zur Geograpliie und Geschichte der nordwcii-
liclicn Landschaften Griechenlands nach den delphischen Liscltriften«
»1J8) IJerlin 1911. 44 S., U) Taf. (.IbD.Vrchlnst. Krtc-Bd. IX). —
"''») AmJArch. 1010, 401 — IG. — >>S0) Ebenda 1908, 3— "29, 141 — 71, Taf. 1,
V— VII. — '••'') Berlin 1908. 182 S. — i'^S) Jena 1905. 47 S., 1 K. —
1153) WienStud. 1909, 153—68. — "5^) Klio X, 1910, 137—77, mit K. u.
111. _ 1155) i>M 1911 _ n^ 275f. — "»«) Klio X, 1910, 232—42. —
'157) AbhAkHerlin 1911, 24 S., 1 Taf. — i'^S) Festschr. GSeniünivBrcslau
1901, 82 — 121. — "*9) DRfG XXVI, 1904, 393 — 97. — "«O) ' EaL 'Pihd.
IvUoyog XXXI, 1907/08, 107—12. — "Ci) Haovnooo:: — 'A'.Tfn/o/V 1898,
261—04, mit K. — »'«2) Ebenda 1S99, 142-51. — "6») Ebenda 1900,
104—13. — ii«<) ?:beuda 1902, 151—58. — >'65) MelArch. 1899, 541—48. —
i>6ß) Ebenda 1900, 223—33. — "67) En Grece par Monts et par Vaux.
Paris 1910. 168 S., 40 Taf, Preis 500 fr.! — >'«8) ' Aoyain 'KU.d^. Paris
1904 mach lÜblG).
Schluß und Nachträge. 447
veröffentlichte Edmund liauei-i^^^); in Betracht kouunt hierbei
besonders das westliche Lokris. Einen mir nicht zu Gesicht ge-
kommenen l>ericlit über die Tätigkeit des kartographischen Dienstes
in Griechenland (s. o. S. 404 f.) von 1889 bis 1905 finde ich in
Bibl. G 190G, 280 verzeichnet.
Von griechischen Zeitschriften ist mir das als Fortsetzung des
1894 eingegangenen TIuQi'uoaug unter domTitel (Dtloloytxog 2i)loyog
Iluovuaaog — 'EntTr^ol; erscheinende Jahrbuch erst nachträglich
bei einem Besuch in München zugänglicli geworden. Es enthält
viele hier beachtensAverte Beiträge. Ich benutzte Band a (1896/97)
bis S' (1906) und konstatiere hiermit zugleich die leidige Gewohn-
heit. Bandnummem einer wichtigen Publikation (ebenso wie die
Paginierung der Vorreden usw.) mit den vorsintflutlichen giiechi-
schen Zahlzeichen statt mit deutlichen römischen Ziffern zu be-
zeichnen, vor denen die Griechen einen unüberwindlichen Abscheu
zu haben scheinen; es ist das um so unangenehmer, als diese Zahl-
zeichen sich nicht mit der Folge des Alphabets decken, sondern
einige rätselhafte Formen enthalten, die mit unseren Schriftsätzen
meist gar nicht gedruckt werden können (s. o. S. 405) und den
Xichteingeweihten oft in Zweifel lassen, welche Niunmer er eigent-
lich vor sich hat. Eine andere Unsitte ist der Gebrauch der neuen
griechischen Kuirentschrift (statt der Druckschrift) auf Landkarten,
deren Lesbarkeit dadm-ch wesentlich beeinträchtigt wird!
Das ebenfalls an volkskundlichen Beiträgen reiche Jüaior rrfi
hjToor/.r^c y.ai lÜvnhtyr/.r; truintu; konntf:" ich in München bis
Bd. VlI, 1910 benutzen.'
Thessalien. Über das Tal Tempe handelt M. Chrysochoos^'"") (mit K.
1:50 000), über die jetzige Stadt Halmyros und die beiden mittelalterlichen
Orte gleichen Namens N. .T. Giannopoulos i''i) (wertvolle Lokalisierung), über
die Landschaft Phihiotis J. Bortselas ^i^*") (griech.).
Akarnania und Aetolia schildert E. B. Kiehardson "^-), byzantinische
Inschriften aus AtoUen teilt G. Soteriades ^'^•') mit.
Böotien. Beiträge zur Topographie (Küstengebiet von Plutaiai, Zug des
Kleombrotos 378 und 371 v.Chr.) mit Karte 1:200000 gibt N. Skiasi"*)^
Untei-suchungen zur Topographie von Theben mit einem von M. Chrysochoos
gezeichneten Plan G. Soteriades i^^^^. Zur Kenntnis des Sees Kopa'is ist noch
eine ältere Abhandlung von E. Curtius, Die Deichbauten der Minyer'*'®)
(mit K.), nachzutragen.
Arf/olis. Ein Buch von G. Horton 'i^') kenne ich nur aus Bibl. G
1902, 267.
Messenien. Die schon von Fallmerayer angenommene Ableitung von
JN'orarjno aus slg zoy ' AßaoTvov (Ansiedlung von Avaren) bestätigt W. ^Miller i'''^).
Die den Zugang aus der messenischen Ebene nach Triphylien beherrschende
1169) Diss. Halle 1907. 80 S. — H'O) IJaoranoög — 'EjisTtjoig 1904,
35—45. — ii'i) p:benda 65—92, mit K. — "^i-)" Atlien 1908. 518" S., 1 K.
Eef. PM 1910, I, 112. — ""2j BAmGS 1901. 31—35. — "^3) IJuoraaaög —
'E.-TeT>jgig 1903, 208—15. — n^-") Ebenda 1900, 114—139. — n''^) Ebenda
140— 7""0, mit 4 Taf. — "76) S.-Ber. AkBerliu 1892, 1181—93. — "'^ In Argolis.
Chicago 1902. 22G S. mit 111. — ""8; Engl. HistRev. XX, 1905. 307 ff.
448 E. Obeihummcr, Länder- und Völkerkunde der östlichen antiken Welt.
Festung Mila {Mij/.n, Myla der franz. Karte) bespricht D. Th. Anagnosto-
poulos ""^).
Arkadien. Über den See vou Phcneos und die Quellen des Ladon handelt
Th. G. Skouphos"80) (mit geologischer Karte 1:150000).
Inseln. Über ISkyros soll noch eine Geschichte von D. Papageorgiu u*')
erschienen sein. Zu Andros ist eine ziemlich wertlose Schrift von N. Moscho-
nisios >'82-)^ zu Do7ii(sa (O von Naxos) eine auf örtlicher Untersuchung beruhende
Studie von H. Neukirch ^'83) mit Karte 1 : 75 000 nachzutragen, zu T/iomopouIos
(Anm. 1079c) die Kritik von W. Euge ''*■*) zu vergleichen.
Nachträglich bemerke ich, daß G. Hüsing, OrLitZtg. 1903, 367 — 71;
1904, 87 — 94 Op/iir in dem elamitischen Volksnameu Hapirti erkennen will.
In dieser Gegend hatte schon Glaser Ophir gesucht. Aber sollte, abgesehen
von den für Elam nicht passenden Erzeugnissen, zu Salomos Zeit die schwierige
Aufgabe der vollen Umschiffung Arabiens gelöst worden sein, um ein Land zu
erreichen, das auf dem Weg über den Eujjhrat viel leichter zugänglich war?
Mit der phantastischen Gleichung Ophir = Afrika tritt IL, ohne es zu wissen,
in die Fußtapfen von K. Peters (GJb. 1905, 133 f.) und hält A.-ioix,/ für
altgriechisehes Sprachgut, wo doch feststeht, daß Afrr eine nur den Italikem
geläufige Bezeichnung für den Küstenstrich bei Karthago war und ^AtpQixt'j ei-st
in der Kaiserzeit als Terminus für den administrativen Begriff Africa propria
in die griechische Literatur Eingang fand!
Iran. »Der Zagros und seine Völker« ist Gegenstand einer
populären, aber auf eigenen Forschungen beruhenden Darstellung
von G. Hüsing ii85)_
Wähi'end der letzten Korrektur geht niir noch eine für die
Geschichte der Erdkunde wie für die Länderkimde des ]\Iittelalters
gleich wichtige Publikation von K. Dieterich ^i^^j, -Byzantinische
Quellen zur Länder- und Völkerkunde (5. — 15. Jahrh.)«, zu.
"^3) Uaovuaoik — 'EjTenjoi^ 1904, 183—86. 6 Taf. — "80) Ebenda
1899, 241—54, 4 Taf. — "«>) Athen 1909. — "«2) Athen 1909. 55 S., 2 K.
Ref. PM 1910, I, 112. — "s») pM jgjo, II, 130, Taf. 25f. — ii8<) Ebenda
i, 112. — "85) Leipzig 1908. 66 S. mit 111. (Der alte Orient IX, 3/4). —
"86) 2 Teile. Leipzig 1912, XLII, 140; 200 S. (Stübes Quellen u. Forsch. V).
Personennamen-Register.
Das nachfolgende Kcs^ister enthält die Namen der angeführten Autoren oder
anderer Perf^önlichkeiten , nicht aber die geographisclieu Namen. Es beziehen
sich die Seitenzahlen wie folgt auf die Haiijjtartikel des Bandes XXXIV:
Geographische Namenkunde 3 — 50 i Ethnographie 219 — 328
Römischer Westen . . . 51—218 Orient und griechische Welt 329— 448
Abel 232
AbgruU 94
Abhedananda, Swami, 266
Abraham, F., 147
Abraham, O., 308
Abramic 155
Achelis, Th., 264
Adachi, B., 244
Adam, L., 319
Adamantios, A., 432
Adamantiu, A. J., 419
Ademeit, E., 129
Adler, F., 420
Adriani, N., 231. 242
Adzo 27
Aeginitis, Sp. A., 392
Aeminium 90
Agnelli, S., 166
Ahnert, E. E., 259
Alaceviö 153. 156
Alamagia, E., 154. 330
Albertini 211
Alemany 78
Alexander, Boyd, 289
Allcroft 108
Allen, T. W., 445
AUmer-Dissard 100
AI Machriq 350
Altmann, \V., 195. 202.
208
Aly, W., 384
Amann, E., 247
Ambrosetti, Juan B., 326
Amelineau, E., 348
Amend, E., 237
Amundseu, Roald, 305
Anagnostopoulo«, D. Th.,
448
Anantha Krishua Iver, L.
K.. 253
Anderson, .1. D., 251
Anderson, .1. G. C, 370.
387
Andrae, Aug., 273
Andrae, W., 365
Andree 143
Androe, Richard, 232.240.
303. 320
Anetti, Kapitän, 443
Angeli, Diego, 190
Anglade, .!., 33
Angot 95
Ankermann. B., 232. 290
Anthes 92. 112. 118. 121.
123. 133. 170
Antoniades, E., 396. 398.
446
Antze, G., 225. 286
Anutschin, W. I., 260
Aphthonides, J. D., 400
Apostolides, B., 348
Appel, H., 359
Appelgren-Kivalo, Hjal-
niar, 262
Arbois de Jubainville, d',
25, 31. 272
Ardaillon, E., 416. 430.
438
Arnaiz, Fr. Greg., 257
Amaud, E., 278
Amaud, R., 270
Arnold 14
Asbach, .J., 122
Ascoli, G. J., 35. 164
Ashby, T., 174. 178. 180.
190. 194. 195. 198
Aßmann, E., 435
Aston, W. G., 258
Attilj 180
Attinger 24
Audollent, A., 66
Auer, Grethe, 277
Avelots, M. R., 298
Awdr>-, H., 420
Aycrve, Naval, 88
Aymard, Am., 279
Avmonier , Etiennc ,
"248
Ayrton, E. R., 347
40.
Bab, Hans, 246
Babelon, E., 377
Babelon, F., 57. 168
Bacher, W., 40
Bachmann, J., 240. 270
Bacmeister 134
Bacot, J., 251
Baddeley, St. Clair, 198
Baedeker 58. 65. 190. 346.
350.358.389.395.397.
405. 411
Baelz, E., 258
Bagby, T. B., 312
Bahr* H. v., 105
Baichere, E., 33
Baker-Penovre, J., 428
Baldacci, A.", 240. 270. 443
Balfour, H., 246
Ballendas, A., 431
Ballu 73
Bandelier, A., 325—27
Bangert 7
Baraibar 88
Baraize, M. E., 348
Barbati 181
Barbieri 198
Bardt, C, 56
Barnabei 181
Barnes, E., 253
Barnett, L. D., 252
450 Geographische Namenkunde ?> — 50; Römischer Westen 51—218;
Baron, J., 158
Barrett, S. A., 314
Barron, T., 354
Bansewitsch, Gustav v., 42
Bartels, M., 222
Bartels, P., 222. 328
Bartelt 6
Barth, Hermann, 397
Barthel, \V., 62. 06. 131.
132. 133. 181. 373
Barthelemy, E., 72
Bartholon "34. 41
ßartoli, A., 189. 197. 206.
207
Barton, F. R., 228
Basedow, H., 226
Bastos, A., 297
Battisti, Cäsar, 37
Baud-Bovy, D., 446
Baudesson 247
Bauer, A., 338. 417
Bauer, Edm., 447
Bauer, F. M., 327
Bauer, L., 357
Bauer, W., 318
Baumann, K., 133
Baumstark, A., 356
Bause, J., 15
Baye, de, 261
Bayliss, Clara Kern, 244
Ba'ynes, N. H., 396
Bazin, H., 284
Bean, R. B., 243
Beauchamp, Henrv K.,
265
Beaupre 92
Beccari, C, 282
Bechtel, E. A., 355
Beck, Christian, 9. 114
Becker, F., 12
Beddoe, J., 272
Beech, M.W.IL, 241
Bejjjix, P., 441
Behlen 121
Behr, A., 409
Belir, Detloff v., 276
Beke, Gh., 353
Bei, Alfred, 277
Belck, AV., 373
Beletti, A., 168
Boiler, Ch., 418
Bell, Gertrude L.. 364.
385. 388
Bellair 112
Belloc, E., 32. 33
Bellonius, Petrus, 41
Boilot, A., 430
Mellucini, C, 221
Beloch 163.164.185.186.
406. 417
Beitran i 170
Bencke, A., 267
Benhazera, Maurice, 279
Benignus, Siegfr., 42
Benndoi-ff, O., 168
Bennewitz, J., 26
Beowulf 29
Berard, A., 55. 391
Berard, V., 417. 421.423
Berchem, M. van, 364.
366. 374
Beretta, A., 32
Berg, L., 373
Berger, F., 149
Berger, H., 329. 332. 339.
344, 369
Berger, K., 413
Berget, A., 126
Berghaus, H., 382
Berio, B., 441
Berlanga, M. Rodr. de, 80
Bernard, Aug., 278
Berneuil, E., 32
Bernstein, Ignaz, 275
Bern-, N.. 227
Berthele 97
Bertholon 41. 59. 277
Berthoud, L., 32. 95
Bertolini, L., 36
Bertoui, G., 37
Bertrand 75
Bertraux 184
Besant 111
Beschomer. Heinr., 3. 6.
7. 13
Besnier, M., 65. 76. 175
Besse, L., 253
Best, Elstou, 237
Bethe, E., 333
Bethge, O., 14
Bey, Ahmed Zeki, 348
Bey, Edhem, 384
Bey Kamal, Ahmad, 348
Beyer, Hermann, 317.318
Bevlic, L. de. 364. 366.
369. 398
Beyrouth 350
Bezard, L., 32
ßiazcs, Sp. de, 438. 444
Biel)er, Fr. .!., 283
Bielenstein, A., 240. 270
Bienkowski 55. 93
Bigot, P., 206. 208. 215
BiUi, F. de, 419. 422
Binder, Gast., 18
Binder, .1., 193
Binder, J. J., 416
Binetsch, G., 286
Binzer. C, 143
Birch, W. F., 359
Bircher, H., 98
Birt, Th., 205
Bischoffs, J., 226
Bissing, F. W. v., 347
Bjeljawskij, F. N., 263
Blache, P.Vidal de la, 77.
265. 371
Blackman, Frem. W., 237
Blanchere, de la, 64
Blanchct, A., 95. 96. 122
Blanchet, P., 63
Blanckenhorn, M., 360
Blasel 120
Blasquez, A., 78. 79. 186.
335. 375
Blayac, J., 4
Blavden, Ch. O., 238
Blever 322
Blink, H., 113. 238
Bloch, G., 93
Blocher, Ed., 24.370.371
Bloomfield, J. K., 312
Bloomfield, M. R., 349
Blümmer, H. , 54. 335.
339. 404
Blundell, H. Weld, 283
Boas, Fr., 305. 307. 308
Bobrinskij, A.. 393
Bodewig. R., 129
Bögner, Rieh., 22
Boehmer, J., 356
Boekh 6
Bölte, F., 403. 405. 417.
418
Bocswillwald 73
Bogoras, W., 260
Bohatta, H., 397
Bohnenberger, K., 7, 133
Bohner, H., 285
Bois, du, 315
Boissier, G., 56. 191
Boissonas, F., 446
Bolchert, P., 334. 340
Boll. F., 331. 339
Bolle, .1., 42
Boman, l'ric, 320
Bonfiglio 185
Boni, G., 202. 20:^
Bonifacy 248. 249
Bonnard 92
Bon.«=or, G., 81. 83.84.85
Borchardt, L., 348
Boreux. Cliarles, 281
Borgatti, F., 35. 172.218
Ktlin()grai)hio -219 — 328; Orii^it und t;riccliiscIio Welt .''.29—448. 451
Bdri.ssow, A., 202
JJoiue 108
Bosanquet, R. C, 420. 432.
437
Eoscbcidgcn, 11., 140
Dos man '2H8
Botet V Sifo 87
Botti, "g., 349
Bouchat, H., 328
Boulanger, C, 93
Botirde, F., 50
Bourgde Bozas, 1'. du, 283
Bourlet, A., 248
Bournou 101
Bourtier, .!., 32
Bousrez 102
Boyd, Haniet A., 436
Boyd Ilawes, Haniet, 436
BoVle, David, 312
Bozas, R. du Bouig de,
283
Branch, C. AV., 321
Brandeis, Antonie, 235
Brandenburg, E., 267. 377.
387
Brandis, Karl, 6.114.146.
147. 158. 166. 340.394
Brandatäter, Fr. VI., 15
Brandstelter, .1. L., 26
Braun 80. 82
Braun, F., 84. 340. 395.
398. 446
Braun, Raoul v., 17
Brcadsted, J. H.. 281. 348
Brtal, M., 445'
Breccia, E., 348. 349
Bremer, O., 11«
Breton, A., 318
Breuil, H., 83
Breysig, K., 220. 309
Brierlev, J., 306
Bi-ighaiu, W. T., 237
Bright, K. G. T., 290
Brive, A., 277
Brechet, L., 94. 98
Brockelmaun 351
Brockhaus, IL, 197
Brockhoff, W., 382
B rosset 39
Brown, A. R., 247
Brown, Herbert, 315
Brown, J. M., 237
Brown, R. Grant, 250
Brown, R.X. Rudmore, 238
Bru, Ludw., 27
Bruce, I. B., 109
Brückner, A., 20. 38. 270
Brünina. H. E., 327
Brünner, II., 6
Brünnow, R. E., 351
Bruunhofer, H., 343
Bruns 284
Brunfimid 152, 153. 155
Brussaux 298. 299
Bruston, C, 216
Bruton 110
Buchler 133
Buchner, M., 287
Buchtel a, V., 145
Buchwald, Otto v., 328
Buckeley, Jos., 32. 49
Bücheier 146
Bückmann, L., 16
Bülow,W.v., 223.236.238
Bürchner, L., 339. 382.
392.399.401.402.403.
430
Büttner -Wobst, Th., 409
Bufaliui, Leonardo, 197
Bugge, Sophus, 27. 408
Buhler, M., 15
Bujak, Franz, 21. 38
Bulic, F.,. 156
Bulle, H., 413
Bulliot, G., 94. 100
Bunte 120
Buondelmonte, Cristoforo.
423
Burbach, F., 357
Burckhardt, R., 125
Burckhardt- Biedermann,
Th., 125 — 28
Buren, van, 202
Bürgt, I. M. M. van der,
291
Burpee, Lawrence .J., 311
Burrows, M., 413
Burrows, R. M., 420. 436
Bursian, K., 408. 427
Bury, J. B., 386. 422
Busch, N. A., 263
Buschan 227
Bushnell, D. L, 305. 314
Bushneil jr., David J., 313
Busolt, G., 186. 406. 431.
435
Bu-sse, A., 333
Butler, C, 446
Butler, H. C, 363
Byhan, A., 269
Cabaton, A., 247
Caetani-Lovatelli, Ersilia,
191.201.208.211.214
Cagnat, R., 57.61.63.60.
67. 09. 73. 75. 199. 349
("aius, J.. 252
Calder, W. M.. 376. 380.
446
Calderini, A., 344
Calice. F. v., 395
Callander, T., 376. 388
Callegari, G. V., 334
Calvi, E., 190
Calza 179
Camboue, P., 245
Camden 106
Cam|)bell Thompson, R.,
275
CampioD, L., 102
Canavitto, L., 36
Cancogni, D., 205
Canizzaro, M. E., 212
Capasso, B.. 181
Capelle, W., 342
Carcoj)ino, .1., 67
Cardit-rc, L., 248
Carrasco, A., 85
Cartailhac, E., 83
Carter, .1. B., 192. 193
Cartou, Dr., 63. 64. 67.
68. 70. 72
Carus, P., 255
Caruselli, G., 162
Casa Lopez, Martinez de, 89
Casartelli, L. C, 206
Caspary, M. O. B., 445
Cassini" 198
Castanier 96
Ca-stro, L. de, 282
Catou, R., 281
Cauer, F., 418
Cauer, P., 412
Cavvadias, P., 415. 418.
422
Caveux, L., 343. 430. 431
Ceila, Alb. Della, 35
Cerasoli 213
Cerralbo, Marques de, 84.
88
Chabas, Roque, 87
Chabret S7
Chachanow, A., 263
Chalikiopulos, L., 407.
433. 437
Chamberlain. A. F., 309.
311. 312. 320
Chandra Ray, Sarat, 254
Chandrasekharara. N., 252
Chapot, V., 364. 377
Charles-Roux 245
Charuzina, Wera, 220. 269
Chatelain 99
Chatzi-Joannu, M. M.. 402
452 Geographische Namenkunde 3 — 50; Römischer Westen 51 — 218;
Chatzigoorgis, II., 389
( "liatzopiilos, S., 399
Chauffard 283
thavannes, E., 371
Chavianis, D., 391
Clieeseman, T. F., 237
Chenon, E., 99
("herviu, A., 326
Chevalier, A., 288
( liisholra, George G., 44.
421
( hrestomanos, A. K., 428
Christ, Karl, 12
Christ, AV., 149. 344
Cliristobasiles, Gh., 408
Clirvsochoos, M., 402. 446.
447
< hrysogouis, G., 399
»hudeau 279
Chiirch, C. M., 409
< luirch, G. Earl, 323
Church, R., 409
Churchill, W., 236
Ciaceri 186
Cichorius 158. 160
Cipolla, C., 35. 45
Cisneros y Hervas 87
Claparede, A. de, 441
(lausen, H. V., 16
Clauß, IL, 331. 355
Clav. A. T., 364. 366
Clayton, A. C., 253
Clerc 93. 90. 97
Clermont-Ganncau 08.216.
349
Clouzot, F., 49
Clozel, F. J., 286
Clüver 177. 179
Cobham, C. D., 389. 391
CodriugtoD, T., 112
Coello 79. 80
Cohausen, v., 118
Gdasauti, G., 175. 180
Col:isanti, H. I., 163
D^ld, C., 382
Cole, F. C., 243
ColJ, C. V., 321
CoUignou, M., 378. 379.
384
Collitz 42
Colorabo, Ed., 289
Comparetti, D., 203
Comyn, D., 2b9
Conder, C. R., 355
Conrady, A., 255
Cons 97
Converse, II. !M., 312
Convert, H., 430
Conway, R. S., 437
Convberre 108
Conze, A., 380. 427. 446
Cook, J., 5. 43
Co(|, A. V. le, 372
Cordella, E.. 295
Cordier, Henri, 44. 249.
254. 256
Corippus 50
Correa Morales, E. de, 42
Corte, G. la, 37
Cortier, M., 279
Cosenza 182
Costa 199
Costenoble 235
Gottes 298
Courteault 94
Cousin, A., 54. 277
Cousin, G., 341. 375
Couvy, O., 288
Cowaa, James, 43
Cox 107
Cozza 205
Crahmer, W., 287
Cramer, Franz, 13. 95.
104.116.122.128.129.
138. 140. 142. 188
Crasselt, F., 258
Craster 110
Crawley, A. E.. 221
Cregut 99
Crcqui-Moutfort, G. de, 320
Crevost, Ch., 249
Cringan, A. 'f., 312
Crist, W., 161
Crocioni, G., 37
Crome, Dr., 6
Cronin, II. S., 374
Crookc, W,, 265
Croou, G., 17
Crosby, N. E., 419
Crotta, Salvatorc, 43
Crowfoot, J. W., 388
Cruickshank, A. H., 408
Csallner, Rob., 23
Culiu, St., 304
Cultrera, G., 186
Cumont, E., 377
Cumont, F., 331.374.377.
387
Cunnington 223
Ciintz, O., 53. 56. 79. 87.
94. 127. 151. 152. 105.
100.168.171.173.174.
176. 182. 337. 338
Cupet, P. P.. 247
Curie, .1., 110
Cnnvllv, C. T., 347. 354
Curtis, C. D., 195
Curtis, Natalie, 303
Curtius, Emtit 406. 413.
420. 421. 447
Curtius, L., 392
Cviji.', J., 268. 395. 399.
400. 408
Czerui-ßt'la 159
Dabbene, R., 325
Dachler, A., 271
Daguin, A., 248
Dahlmann, Joseph. 237.
267
Dahm 135. 137. 143
Dahmen, F., 253
Dahn, Felix, 33
Dalman, G., 354. 357. 358.
360
Dalmat, B., 263
Dames, M.Lougworth, 207
Damkühler, Ed., 10
Dannert, E., 303
Danneskiold-Samsoe, A.
284
Dante 308
Darrier, Gaston, 216
Dassaretos, H., 402
Daubenspeck, II., 12
Davidsohn 173
Davies, N. de G., 347
Dawkins. R. M., 391.428.
430. 437
Debenedetti, Salv., 327
Debcs, Ernst, 426
Dechelette, Joseph, 83. 91.
92. 93. 95. 100. 265
Dechy, M. v., 263
Decorse, J., 288
Defrasse, A., 418
Degen, Wilh., 26
Degert, A., 32
Degrand, A., 394
Dehorain, H., 288
Delafosse, M., 284. 280
Delaraarre, J., 429
Delattre, Pere, 65
I)elbriick,R.. 54.142. 180.
187. 194. 195. 199. 417
Delehaye, S. J. II., 390
Delgado 79
Delhaise, Ch., 296
Delhorbe, Cl., 245
Delisle, F., 251
Delhi Cella, All>., 35
Deloustal, R., 249
Deman, E. B. van, 201. 202
nenian^lagoffin.R.v., 180
Eihiiof,'iai>liie 219 — 328; Orient und griechische Welt 329 — 448.
Demangeon, A., 4
Denianiue, J., 43(>
I>einarteau 92
Demitsas, M., 399
Deiiini, G., 334
Demoulin, H., 432
Deinpwolff 293
Deimieuvnck 297
Denikei', .1., 240. 248.
251
Dennctt, R. E., 298
Densmore, Franccs, 310
Deutzer, B., 446
Denuce, J., 44.5
Deouua, W., 428
Dei^hawin, N., 2G4
Descharaps, G., 429
Dcsdevises-dti-Dczert, Th.,
399
Desjardiu 91
Desplagne, L., 284
Dessau, H., 54. 79. 85. 8G
Detlefson. ü., 52.56. 112.
119.131.144.161.176.
336. 340
Devaux, A., 32
Devrient 120
Deyrolle, Dr., CO
Dhorme, P., 332. 445
Dickin, Vincent, 294
Diehl, E., 190
Diest, W. V., 383
Dieterich, Karl, 44. 448
Dietrich, L., 220
Dieulafoy, M., 210
Diguet, E.. 248
Dilich, Wilh., 396. 397
Dinsnioor, W. B., 446
Dirajeff, A., 261
Dirr, A., 39. 263
Dissel 212
Dittberner, W., 446
Dittmer, W., 237
Dittrich, P., 17
Dixon, Roland B. , 304.
308. 314. 310
Dobrusky, V., 394
Doclea 157
Döhler, PJch., 14
Doli, M., 400
Dörpfeld, V,'., 104. 332.
333.379.380.415.420.
421.433.436.439.441
bis 443
Dörrenberg, O., 121
Dohm, Paul, 16
Domaszewski, v., 55. 57.
79. 88. 103. 112. 117.
122.135.136.140—43.
140.148.152.156.100.
169. 214. 351
Dominik, H., 300. 301
Donau 72
Donv, E., 27
Dorez, L., 196. 397
Dorsey, George A., 313.
315
Dowd, Jci'ome, 284
Dräseke, .J., 401
Dragendorf f, IL, 95. 112.
115.122.123.134.137.
139. 142. 433
Draglimes, S., 418
Draheira, H., 440
Drechsler, P., 17
Drcrup, E., 415
Dreselly, Anton, 8
Dressel", IL, 84. 213
Drzazdzyiiski, Stanisl., 17
Dubois,Ch.. 55. 182. 205.
315
Dubreuil, A., 248
Diibiic 102
Ducasse, Ch., 299
Duchesne, L., 91. 217
Ducourtieux 94. 99
Duck, J., 398
Dürrbach, F., 410
Dugas, Ch., 375
Diilm, V., 163. 181
Dukakes, D. Ch., 420
Duraas, .Taques, 289
Dumitrescu, A. T., 394
Dumoutier, G., 249
Dünn, Edm., 241
Duperre 159
Dupond 95
Durand, E. M., 24S
Duranti-La Calade 98
Dur^gue 98
Durui, J., 195. 394
Dussaud, R., 274. 390. 436
Duval, L.. 32
DuvaU, C. C, 311
Dwight, H. O., 397
Dzavachow, A. N., 263
Eaton, H. P., 310
Eberlein, P. J., 233
Ebersolt, J., 398
Ebner, E., 335
Eekardt, R., 359
Eckh.ardt, K., 374. 445
Edge-Partington, J., 234
Edhcm Bey 384
Edmonds, C. D., 407
Edwardes, S. M., 253
Egger, IL. 189
Ehlers 16
Ehrenliiiig, K., 427. 431
Ehrenreich, P., 220. 320;-
326
Ehrlc, P. Fr., 197
Eicklioff, H., 15. 315
Eiselen, F. C., 362
Eisen, M. J., 262
Elkiugton, E. \Y., 227
F:iter, A., 218. 337
Emiuons, G. T., 306
Endriß, W., 378
Engel, A., 85
Engel, Moritz, 332
Engelmanu, li., 181
Enjoy, P. d', 255
Erckert, R. v., 119
Erman, A., 50. 331
Errera, C, 37
Eschler, J., 21
Esdailc, Katharina E., 206
Esperandieu 93. 90. 97.
101. 188
Espouy, d'. 195
Essad,' Djelal, 396
', Euangelides, T. E., 432
Eugenikos, ,Toh., 419
\ Eiisebio, F., 35. 169
I Euting, J., 274
j Evans 156
Evans, A. J., 434—30
! Eybert 60
I Eylmann, Erhard, 226
j Eyssenhardt 168
I Fabrega, H. Pittier de, 328
Fabricius, E., 107. 117.
■ 127.130.131.132.136.
j 413. 433
( Fabry, H., 293
j Faitlovitsch, Jacques, 275
I Faraggiani, A., 290
I Farina, G., 214
Fath, Abii'I, 41
Federici, V., 202
I Fehlinger, H., 243. 267.
i 318
; Feist, S., 340. 393
, Feiice, S. R. de, 31
j Feliciani 82. 85
! Fenner, F., 360
Fergusson, W. N., 256
Fernandez, J., 84
Ferrand, G., 245. 246
Ferrero 107
Fertiar, IL. 77
4.'34 Geographische Namenkunde 3 — 50; Römischer Westen 51 — 218;
Festus 170
Fewkes, J. Walter, 315.
320
Ffoulkes, A., 285
Fick, A., 38. 49. 344.
40G
Fiechter, E., 207
Fiechtuer, E. R., 439
Filehner, Wilh., 251
Filippis, S. de, 176
Fimmen, D., 436
Finaly, G. v. , 54. 148.
152. 158
Finch, Fr. N., 223
Fink, F. N., 290
Fink, J., 149
Firmstone, H. W., 40
Fischer, E., 267. 268. 325
Fischer, H., 45. 231. 357
Fischer, H. W., 240
Fischer, R., 120
Fischer, Th., 60. 74. 397.
416
Fishberg, M., 275
Fisher, C. S., 366
Fita, Fidel, 78. 81. 86.
89. 90
Flamand, G. B. Hf., 280
Flechia 31
Fleischmann, W., 121
Fleurieu, Graf de, 5. 41
Flinders Petrie 281
r"lorcnz. K., 258
Florinskij, T. D., 269
Fock, G., 413
Förster, ßrix, 297
Fontrier, A., 380
Forke, A., 255
Forrer, R., 96. 116. 117
Forrest, G., 257
Forster 110
Fort, Leutnant, 76
Foth, II. V., 373
Foucart, P., 377
Foug&res, G., 422. 423
Foullon, n., 432
Fouque, V., 433
Fourier, G., 101
Fournereau, de, 40
Fourtau, R., 41
Fox 111
Fränkel, M., 438
Franck, .1., 6
l'raneke, A. H., 372
Krancois, G., 287
Frank, .1., 120, 149
Fr:mke, O., 372
Franko, J., 393
Franziss, F., 148
Frate, del, 172
Frazer, J. IL, 223
Frazer, J. G., 275
Frederic, Jak., 273
Fredrich, C, 427. 428
Freixa 79
Freixe 94
Frey 125
Friö, Vojtech, 322. 323.
325
Frickenhaus, A., 86. 173.
412
Friederichseu , M., 252.
373. 393
Friederici, G., 304. 308.
313. 319
Friedrich, C, 402. 407
Friedrich, E., 344. 376.
392
Friedrich, H., 337
Friesen, Otto v., 29
Fritscb, G., 223. 247
Fritz, G., 235
Frobenius, L., 295
Fröhlich, O., 228
Froidevaux, H., 245
Frost, K. T., 364
Frothingham 195
Fuchs, K., 173. 268
Führer, A., 186. 250
Fülleborn, Fr., 293
Funke, Max, 259
Furchheim 182
Furgus, P., 85
Furtwängler, A., 413. 421.
431. 438. 439
Fynn, A. J., 303
Gabelentz 82
Gabriel, E., 172
Gadel 288
Gaebler, E., 357
Gähtgens, P., 264. 284.
285. 309
Gaertringen, F. Hiller v.,
384. 411. 421. 433
Gaillard 288
Gallaud, Is., 4
Gallois, L., 376. 430
Gamnrrini, F., 163. 174
Ganzenmüller, K., 44. 45
Garcia de la Riega, D. C,
337
Gardiner, J. Stanley, 246
Gardner, Fletchcr, 244.
421
Gardthausen 212
Garofalo, F., 81. 82. 87.
89. 93. 124. 150. 168.
186
Garofalo, F. P., 332
Garraux, Em., 24
Garstang, J., 348
Gaspares, X., 429
Gatti 195. 214
Gauchat, L., 24. 26. 49
Gauckler, P., 57. 59. 63.
65. 66. 71. 216
Gaudiu, P., 384
Gaus, E., 133
Gauthier, H., 348
Gautier, L., 279. 362
Gavault 75
Gebhardt, A., 9
Gehring, Hans, 266
Geijer, Herrn., 29. 49
Geisler, B., 229
Geizer, IL, 401
Gennep, A. v., 220, 225
Gensch, Hugo, 322
Georgantopoulos, E., 432
Gerakares, N., 441
Gerard, W. R., 311
Gerbing 6
Gercke, A., 346. 442
Gerin-Ricard. M. de, 96
Gerini, G.E.. 336.369.370
Gerland, E., 435. 437
Gerola, G., 437
Gerster, B., 417
Geyer, Fritz, 428
Geyer, Fr. X., 289
Ghione, P., 380
Giani 170
Giannopulos, N. J., 407.
447
Gierlichs, IL, 12
Giffen, J. K., 289
Giglioli, E. H., 323
Gil, Fr. Scrapio, 249
Gilbert, O., 332
Gilhodes, P. Ch., 250
Gille, J., 97
Gillies, U. C, 29
Gion, K. J., 432
Giovanni, V. de, 37
Giraldo, P.. 248
Girard, B., 431. 432
Girard, D. M., 378
Girsehner 235
Giuffiida-Rnggeri, V., 280
Gliiser, E., 351. 448
Glanning 300
Gliese, W., 16
Glyn Leonard, A., 287
Ethnographie 219—328; Orient und griechische Welt 329—448. 455
Gnier, A., 55. 145. 170.
171. 343
Gobin 94
(joddard, Constanco, 315
Goddard, Plii.y Karle, 30!).
310
(iöldi, E. A., 322
Goeje, C. II. de, 321
(iot'jo, M. J. de, 351. 373
Goeßler, P., 133. 442
Götz, W., 2G4. 2G9
Goldenring, Stefania, 257
Golder, F. A., 307
Goldhor, J., 357
Goldschmidt, V., 432
Goldstein, F., 221. 275.
278. 301
Goldziher, J., 274
Gomes, E. H., 241
Gondi, Grossi, 164
Gordaliza, P. Fr. Th., 248
Gordon, E. M., 253
Gordon, G. B., 305
Gorra, E., 36
Gottwald, J., 398
Govantes, de, 88
Gowland 107
Grabowifky, F., 241
Gradmann, R., 81. 113.
114. 121. 132
Gräber, F., 415
Gräbner, F., 224. 232
Graef, P., 420
Graesse, Th., 54
Graf, Georg, 41
Graffen, Enrico, 289
Graffunder 194
Graindor, P., 428. 431
Grandidier, A.. 245
Grandidier, G., 245
G ränge, R., 75
Grasso, G., 4. 5. 31. 35.
37. 42, 45. 344
Grauciere, A. de la, 93
Gravisi, G. A., 21
Grawert, W. v., 292
Grawinkel, C. J., 221
Gray, John, 272
Gregoire, IL, 354. 378.
386. 409
Gregorio, Jakob v., 37
Gregory 227. 421
Greinz, Christ., 18
Grenfell 375
Grenier, A., 105
Greßmann, H., 360
Gribaudi, P., 36
Griggs, William C, 250
Grignard, F. A., 254
Grijzen, II. J., 239
Grimschaw, B., 234
Grinncl, (icorge BIrd, 310
Grisanti, Christoph, 37
(Jröhler, Herrn., 31
Größler, H., 14. 15
Groller, v., 147
Groot, J. J. M. de, 254
Grosse, E., 56
Grossi, E., 163
Grossi-Gondi 164. 178
Grosvenor, E. A., 397
Grothe, H., 350. 376. 385.
386
Gruber, Karl, 8
Grueneisen, W. v., 202
Grünenthal, O., 50
Grünhut, L., 359
Grünwedel 372
Gruhn, A., 385. 446
Grum-Grshimailo , G. E.,
255
Grund, A., 381—84
Grundy, G. B., 413. 417.
419." 420
Grunewald 118
Gsell 57. 64. 72—75
Gsell, St., 57. 58. 60. 75
Gudgeon 237
Guebhard 92
Guebriant, R. P. de, 256
Guenin, Major, 63
Günther, S., 129. 330
Guepin 88
Guerrier 102
Gürtler, Job., 18
Guillemards, F. H.H., 223
Guillcn-Garcia, J. de, 82
Gulgowski, J., 270
Gunkel, H., 353
Gurdon, P. R. T., 251
Gurlitt, C, 396. 397. 398
Giisiu, A., 402
Gnsman, P., 178. 181.
195
Guthe, H., 337. 339. 857.
361
Gutjahr 12
Gutmann, B., 291
Gutscher, H., 171
Guyer, S., 385. 386. 388
Haack, H., 357
Haardt, V. v., 404
Haa.s, Fred M., 313
Haberlandt, M., 219. 223.
271
Iladdon, A. C, 223. 227.
228. 247. 2-A
Iladwiger, J., 34
Iläflinger, Joh., 294
Härtter, G., 286
Hagar, Stansbury, 312. 326
Hagemeyer, F., 360
Hagen, ß., 227. 239. 240
Hagen, H., 231
Hagen. M., 339
Hahl, A., 232
Hahn, E., 265
Hahn, Ferd., 254
Hahn, Friedr.,1 1.273. 298
Hahn, K. v., 39
Halbherr, F., 433. 436. 437
Halder, A., 31
Halevy, J., 40
Halkin, J., 296
Hall, H. R., 330
Hall, R. N., 295
Hallberg, J., 370
Hambruch, P., 231
Hambug, A., 305
Hamilton, A., 236. 267
Hammer, E., 131
Hammer, W. A., 4
Haniy, E. T., 277. 285
Hangi, Anton, 269
Hann, J., 398
Hannezo, Major, 67. 68
Hansen. Soren, 272
Hantzsch, Berah., 306
Harbeek, H., 396
Hardv, Norman H., 227
Harper, C. H., 285
Hai-per, R. F., 331
Harpf, A., 21
Harrington, John Peabody,
316
Harrington, M. R., 311
Harrison, H., 29
Harrog, F., 296
Hartl, H., 404
Hartland, E. Sidney, 274
Hartmann 142
Hartmann, C. V., 319
Hartmimn, J., 8
Hartmann, Martin, 351
Hartmann, R., 355. 358.
360. 366
Hasluck, F.W., 379.392.
396. 397. 424. 438
Hasselt, J. H. van, 241
Hastings, J., 219
Hatcher, I. B., 325
Hattersley, C. W., 291
Hatzidakis, G. N., 400. 423
45G Geographische Namenkunde 3 — äO; llümisclicr Westen 51 — 218;
Hauck 117
Hang 114. 123. 133
Haupt, A., 121
Haupt, Paul, 50. 354
Hauser. C, 125. 151. 300
Häuser, K., 227
HaussouUier, B., 410
Hauthal, R., 320
Hautteeoeur, H., 410. 428
bis 433. 443
Hauvette, A., 413. 416.
417
Haverficld 52. 53.104—10
Hawes, Haniet BovJ, 430
Head, B. V., 387 "
Hebeustreit 50
Heberdey, 11., 420
Hecht, K., 42
Hedin, Sven v., 246. 261.
372
Heeger, F., 237
Heeren, A., 337
Heiberg, J. L., 335
Heider, E., 236
Heierli, I., 125. 120. 149
Heilig, O., 8. 10. 11. 18
Hein, W., 17. 351
Heinzc, H., 14
Heisenberg, A., 359
Heldreich, Th., 433
Hell, .1., 274
Heller, W., 273
Hellraich, M., 17
Hellquist, Elof, 28. 29. 49
Hellwig, A., 223. 229
Helm, K., 20. 27
Helmhold, H., 14
Hendcrson, A. E., 379
Hcndry, Anthony, 311
Henning, K. L., 2S1
Henning. M., 31
Henoch, H., 294
Henry, A., 250
Henn,-, J. M., 284
Heutze, Willy, 282
Henzey, L., 408
Hcppe, E., 127
Hepping, H., 380
Heraeus, W., 355
Herbig, G., 151. 162. 172.
173
Heregi, Hare, 237
Herkenrath, E., 442. 443
Hermanin, F., 189
Hermann, ü. K., 302
Hermes, H. P., 290
Herniet 93
Herndl, Franz, 18
Herriug. G., 305
Herrlich, H., 182
Herrlich, S., 418
Herrmann, A., 340. 371
Herrmaun, P., 438
Herrmann, W., 325
Hertel, Ludw., 15
Herthura, P., 422
'. Hcrzfeld. E., 207. 365 bis
; 368. 385
I Herzog, E., 131
I Herzog, K., 391. 424
Hesse -Wartegg, E.V., 252
Hettner, F., 104. 130
; Heuberger, S., 125
Heurtebise 94
j Heuzey, L., 409
Hey, G., 15. 16
Heyne, M., 120. 121
Heyne, P.., 420
Hidromonos. A. M., 441
I Hildburgh, W. L., 254
! Hill, F., 1S4
i Hill, G. F., 390
Hill-Tont, C, 307
! Hille, E. van, 440
Hille, J. W. van, 229
Hiller v. Gaertringen, F.,
384. 411. 421. 433
Hilprecht, H., 304
Hintner, Val., 6. 19
Hirschfeld, G., 399. 403.
410.411.418.421.432.
.438. 444
Hirschfeld, O., 91. 93. 95.
97—105.112.119.122.
124. 127. 141. 345
Hirschi, II., 230
Hirt, H., 264. 343
Hirth, Fr., 255. 371. 372
Hitzig, H., 335. 384
Ilobley, C. W., 290
Plochstetter 255
Hodgo, F. Webb, 303
Hodson, T. C, 250. 251
Höfler, M., 8
Hölscher, G., 355. 360
Hoerncs, M., 265. 392
Hoevcll, van, 212. 242
Hoffmann, Imm., 330
Hoffmann, Otto, 400
Iloffmann, Ilud., 360
Hoffmann-Krayer, E., 271
Hoffnieister, E. v., 374
Ilofmann, Hans, 343
Hofmann, Karl B., 330.
444
Hofmann-Kutschke 49
I Hogarth, D. G., 348. 363.
I 382.383.421.436.437
Holbach, F. v., 384
'< Holder 114. 145. 152
t Holder, A., 54
j Holder, H., 91
I Holl, K., 377
i Holleaux, M., 413. 430
I Holm, A., 184. 400
j Holm, Orla, 318
Holmes, .1. H., 228
I Holmes, Pvice, 108
Holmes, W. H., 311. 313
Holstenius 178
Holzingcr 73
Holzmann, C, 388
Holzmann, M., 397
Homniel, Fritz, 40. 77.
332. 351
Plomollc, Th., 411. 412.
430
Ilondius van Herwerden,
.1. H., 230
Hoops, .J.. 113. 119. 121.
343
Hopf 423
Hornl)osteI, E. M. v., 233.
308
Hörne, II. P., 190
Homer, C, 417
Horsley 100
Horton, G., 447
Horvath 200
Hose, Ch., 241
Hosius, €., 92. 104. 114
Hosseu-, C. C, 249
Houtsma. M. Th., 340
Hovorka, O. v., 221
Howitt, A. W., 226
Hrdlicka, A., 304. 315
Huber, R., 350
Hudson, .1. W., 310
Hübner 81. 82. 84. 80
bis 90. 97
Hühner, E., 54. 77. 79.
80. 106. 109. 111
Hübner, Georg, 324
Hügel, A. V., 234
Hülsen, Ch., .54. 161. 162.'
160. 17.0. 172. 176— 81.
183—85.189.190.193.
196—200. 213. 216.
217. 339
Ilüsing, G., 389. 448
Hüttig 6
Hüttig. Oskar, 13
Hugues, E., 346
Hulbert. Homer B., 257
Etlinographie 219—328; Orient und griechische Welt 329—448. 457
Hnltsch, F., 445
lluniiinn, K., 383
Hunie, W. E., 354
Hunt, George, 308. 375
Huuter, F. F., 351
Huntington, E., 347. 357.
368. 372. 373. 421
Hurt, Jakob, 232. 262
Hutchinson, J. T., 389
Huttcr 279. 299
Huttou, W. H., 397
Huverstuhl, AV., 137
Ichircoff, A., 268
Ihm, M., 54. 94. 99. 118.
119.141.145.148.150.
151.158.167.109.173.
182
Ilwof, F., 20
Imhoof-Blumer, F., 387.
409
Immerwahr, W., 421
Ino, Y., 244
Ippen. Th., 157
Irle, I., 303
Iselin 25
Ishida. S., 257
Issel,Arturo, 27 1.44 1.443
Itchikawa, D., 258
Ivauolf, I.V., 209
lyer, L. K. Anantha
Krishna, 253
Jaccard, Henri, 24
Jackson, A.Y.W., 267
Jacobi, H., 133. 134
Jacobi, L., 131. 133. 134
Jacobi, M., 45
Jacobone 163. 184
Jacobs, E., 424. 428. 433
Jacobsen, E., 241
Jacoby, A., 338. 364
Jacoby, F., 445
Jacquot 76
Jäger, Eugen, 6. 7
Jagic 38
Jahn, A., 274
Jahn-Rusconi, A., 191
Jakob, Chr., 320
Jakobi, Max, 5
Jaksch, A. R. v., 21
Jamot, F., 413
Janke, A., 372. 385. 446
Janselme, E., 249
Janssen, Autonin, 274
Jäqüt 34
Jatta 55
Jauber, O., 166. 345
Geogr. Jahrbucli XXXIV.
Jayne, Carol. F., 223
Jean, C, 279
Jeanjaquet, J., 25
Jeanvoy, A., 33
Jcgerlehner, .T., 437
Jckyll, Walter, 321
Jelic 154. 156
.Jellinghaus, H., 16
Jenny, S., 150. 152
Jeremias, F., 359
Jerphanion, P.W. de, 267
Jessen 382
Jette, J., 310
Jhering, H. v., :^23
Jirecek, K., 441
Jiriczek, L., 56
Joanne 31. 397
Jobard 101
Jobst, V., 186
Jochelson-Brodskv, Dina,
259
Jochelson, Walderaar, 259.
260
Jochmus 409
Johannsen 292
.lohn, Alois, 21
Johnson, J. P., 303
Johnston, H. H., 290
Jolles, A., 407
Joly 74
Jones, Daniel, 43. 45
Jones, G.Heber, 257
Jones, Stuart, 210. 212
Jones, William, 310
Jonghe, E. de, 296. 297.
318
Jordan, Francis, 312
Jordan, Leo, 39
Joubert, J., 50
Joubin, A., 428
Joulin 96
Jourdanne 97
Joyce,T.A., 229.296.321
Jubainville, d'xVrbois de,
25. 31. 56. 81. 82. 93.
94. 168. 272
Judeich, W., 379. 410.
414. 415. 417
Julia, J., 319
Julius, C, 8
Jullian. C, 34. 54. 55. 81.
88.91—96.98.99.101.
143. 145
JuUy, A., 245
Jung, J., 52. 77. 91. 112.
162. 166. 168. 173.399
Jungfer, Joh., 3. 15. 17.
23.20.32.33.36.38.78
Juritsch, (}., 21
Juroszek, L. J., 31
.Justiiiiaui, \., 432
Juynboll, H. II., 240
Kabbadias 415. 418. 422
Kaerst, J., 330. 339. 408
Kahle, ß., 49
Kaindl, R. F., 268. 270
Kaiser, A., 290. 291
Kalaisakes, G. J., 430. 438
Kalopathakes, D., 394
Kamal, Ahmad Bey, 348
Kambanis, M. L., 412
Kämpen, Alb. van, 426
Kampffmeyer 351
Kandeloro.s, T. Gh., 422
Kanellopoulos, ("h. E., 432
Kanitz, v., 148
Kapralos, K. D., 407
Karabacck, J. v., 352
Karasek, A., 291
Karo, G., 436
Karpiss, J., 159
Karsten, T. E., 38. 49
Karutz, R., 278. 299
Kaßner, C, 270
Kastriotes, P., 410
Katanoff, N. Th., 261
Kate, H.ten, 258. 259. 326
Katscher, L., 221
Kaufmann, D., 441
Kaufmann, K.M., 172.349
Kaupert, .1. A., 413
Kavvadias, P., 415. 418.
422
Kawerau, G., 415
Kayser, Fr., 282
Kazarow, G., 344. 412
Keane, A. H., 219. 223.
253
Keil, J., 380, 381. 382
Keller, O., 343
Kellner 158
Kenner, F., 151. 152
Kent, R. G., 407
Kern, O., 407. 409. 410
Kern Bayliss, Clara, 244
Kei-shap. P., 253
Keune 92. 105. 140
Keussen 140
Kiepert 382. 426. 436
Kiepert, H., 79. 107. 101.
166—71.174—76.339.
370.376.394.399.404.
427. 430. 433
Kiepert, R., 126.127.134.
146. 150. 151. 150. 177
30
458 Geographische Namenkunde 3 — 50: Römischer Westen 51 — 218;
bis 180. 182. 184—88.
330.339.357.373,375.
378.379.385.387.393.
399. 404
Kießling 368. 369
Kießling, M., 333. 335.
339. 399. 404. 426
Kießling, W., 329
Kinch, K. F., 403
Kingsmill, .1. W., 372
Kip, G., 407
Kir.-dy Pal 159. 205
Kisa "l40
Kisch, Gustav, 23
Kitte], R., 360
Kjar, A., 27
Kjellberg, L., 439
Kjuner, N. V., 251
Klaatsch 225. 226. 280
Klein, S., 356. 361
Kleintitschen 233
Kleist, V., 280
Kleiweg de Zwaau, J. P.,
239. 240
Klemenz, P., 7
Klenz, H., 14
Klimesch, .7. M., 21
Klinkenberg 139. 140
Klose, H., 151. 286
Klostermann, Erich, 39
Klotz, A., 337. 340. 433
Klüpfel, Obcrleutn., 233
Kluge 8
Kluge, F., 5. 11. 119
Kluge, Th., 183
Knaaek 339. 445
Knackfuß, H., 384
Knocker, F. W., 238
Knoke, F., 140
Knorr, Robert, 124
Knosp, G., 249
Knowles 110
Knudtzon, J. A., 331 ~-
Kober, R., 353
Koblischke, J., 10. 45
Koch 324
Koch, .1. W. R., 231
Koch, Robert, 292
Koch-Grünbcrg, Th., 323.
324
Kögel 31
Köhler, T., 29
Köhler, U., 409
Konen, C, 95. 123. 127.
138. 139
König, Eberhard, 8
Koenigswald, G. v., 42. 322
Koepp 122. 141
Körte, G., 53. 172
Koester, H., 414
Köfzschke, R., 5. 7
Kövi, F., 22
Koffmane 17
Kofier 12. 129
Koganci, Y., 257
Kohl, H., 354
Kohlbrugge, J. H. F., 241
Kohler, Ch., 356. 391
Kohte, J., 383
Kok 231
Kolbe, W., 419. 443
Koldewey, R., 363. 366
Komnenos, P. A., 418
Kondakov, N. P., 400
Konstantinides, M., 428
Kopases, E., 437
Kophiniotes, .J. K., 418
Kordellas, A., 416
Kornemann, E., 62. 84.
95. 114. 131. 143. 146.
192. 340. 345
Korodi, Lutz, 22
Korodv, O., 159
Korpp, F., 345
Kosiow, P. K., 252
Kossinna 119
Kotsobilles, N., 432
Kourouniotes, K., 422
Krämer, A,, 232. 235. 236.
240. 285
Krascheminikov, M., 409
Kraß 7
Kraus, Franz X., 6
Krause, F., 233. 315
Krauß, F. S., 222, 259.
269. 273
Krauß, H., 291
Krauß, S., 356. 357
Krencker, D., 346
Ki'etschmer, K., 110
Kretschmer, P., 154. 400.
401. 429
Kriares, Pan. K., 437
Krickeberg, W., 304
Krieg, B., 381. 382
Krieger 11
Krishna lyer, L, K.
Auantha, 253
Kritas, G. .J., 425
Kroeber, A. L., 311. 314.
315. 316
Kroeber, L. L., 314
Krohmaun, A., 103
Kroll, W., 339
Krom, J., 120
Kromayer, .I.,60. 147. 155.
165.172. 173.175.177.
182.184.186.342.401.
406.408.410.411.413.
419. 422
Krone, R., 321
Kronfeld 221
Kroon, C. W., 240
Kropatscheck 142. 221
Krüger, E., 103. 109. 111
Krüger, G., 39
Krumbacher 423
Kruyt, Alb. C, 239, 242
I Kubitschek, W., 53. 55.
151.157.337.355.395
I Kühler, Aug., 9. 19
: Kühne], Paul, 15
Kümmel, A., 359
\ Kürchhoff, D., 276
j Kugeuei', M., 40
Kuhn 119
I Kuhnert, M., 357
! Kummer, G., 383
; Kunze, M., 352
j Kunze, R., 119
I Kusnezow, S. K., 261
j Kuzsinsky 148. 151. 152
{ KyriUos 349
Lachenmaier, E., 131. 132
Lachenmeier 117
Lacroix, N., 278
Ladek, F., 159
Läffler, L. Fr., 27. 49
Lafortuna 183
Lagrange, M. J., 436
Laigue, de, 171
Lajonquiere, Lunctde, 248.
249
Lambros, Sp. P., 414. 422.
423
Lammens, H., 362
Lampadarios, E., 438
Lampakes, G., 417
Lamprecht, H., 149
Limiprides 409
Lampros, Sp. P.. 414. 422.
423
Lamprynides, M. G., 418
Lanciani, R., 178. 189.
196. 200
Landau, W, Frhr. v., 362
Landon, Pcrceval, 236. 266
Landor, Henry Savage, 276
Lang, Audrew, 225
Liuig, G., 333. 442
Lange, Gnunar, 325
Langhiuis, P., 273
Lauz-Rloeseh 126
Ethnographie 219—328; Orient und <rriechischc "Welt 329—448. 409
Lapiaiue, L., 254
Lares, .'. I., 318
Larizza, P., 183
Larras, N., 277
I.ar!^en, A. H., 38. 49
Lasch, R., 220. 222. 276
Latrie, L. de Mas, 429
I^attermann, H., 41ö
Launay, L. de, 427. 428
l^aunay, M. L. de, 416
Laurent, J., 403
Lauterer, Joseph, 42. 45
Lavisses 93
Lawrence, A. E., 241
Lawson, J. C, 428
Lazar, Victor, 268
Leake, W. M., 408
l^begue, A., 430
Leblond, Ary, 245
J^eblond, Maiüus, 245
Lechat, H., 418. 441
Lechner, E., 26
Lecler, E., 32. 249
Le Coq, A. v., 372
Ledain 95
Legendre, A. F., 256
Legrand, E., 424
Legrand, P. E., 418
Lehmann, A., 221
Lehmann, C, 102
Lehmann, J., 222
Lehmann. E., 164. 165.
175
Lehmann, W., 317. 318
I^ehmann - Haupt , C. F.,
340. 373. 374
Lehmann-Nitsche, R., 324.
325
Lehmsdorff 146
Lehnerl03. 104. 115.123.
130. 138. 139. 141
Leipoldt, G., 357
Leiter, H., 343. 346. 372
i>eithäuser, Jul., 12
]>enfant 299
Lenschau 185
Lenz, Ph., 18
Leo, F., 161
Leon, N., 318
Leonard, A. Glyn, 287
Leonhard, R., 378. 439
Leonhardi, M.Frhr.v., 225
Leoni, U., 178. 209
Lepsius, J., 360
Lepsius, R., 414
Leroux, G., 430
Lessert, C.Pallu de, 41. 58
Lessiak, Pr., 20
Letelier, Valentin, 34. 42
Levi, J., 348
Levi, S., 372
Levinstein, S., 303
Levy, Isidor, 40
Levy, .!., 335
Levy, Silvain, 266
Lewis, A. B., 308
Lewis, Thomas, 297
Lezius, J., 414
Lichtenberg, R. Frhr. v.,
55. 345. 389. 390
Liden, Evald, 29, 49.
Liebe, G., 6
Liebenam 53.58. 73. 112.
131. 145. 339
Lietard, A., 256
Liger, F., 94. 102
Lindsay, A. B., 252
Ling Roth, H., 305
Linhoff, Matthias, 15
Linke, Fr., 236
Lion 276
Lipskij, W. J., 261
Lissauer, A., 278
List, G. V., 6
Litard 92
Littmann, Enno, 274. 282.
346. 363
Livius 165. 175. 177. 179
Lloyd, Watkiss, 289
I^effler 288
liöhr 54
Loeper, R., 414
Löschke, S., 124
Lösmair, J., 19
Löwe, R., 119
Lohmann, E., 386
Lohmann, F. H., 42
Lohmeyer 15
Lohr, F., 212
Lolling, H. G., 399. 403
Longheua, M., 368
Longnon, A., 31. 91. 94
Longworth Dam es, M., 237.
267
Lorenzi, A., 36
Loria, Lamb., 228
Lorichs, Melchior, 396. 397
Loring, W., 422
Louwerier, D., 241
Lovarini, E., 37
Lowie, Robert H., 304.314
Luehsinger, J. R., 282
Ludovici 123
Ludwig, A., 389
Ludwig, K., 56. 150
Lüdt, F., 339
I Lüpkcs, W., 273
i Lugg, H. C, 301
I Luini 195
Lumholtz, Carl, 317
Luna, Rosa de, 83
Luncz, A. M., 358
Luschan, F. v., 236. 297.
302. 363
Lutz, H., 441
Lyall, Charles, 250
Lyon 335
Maas, Alfred, 240
Maaß, E., 80
Mabile, A., 302
Macalister, R. A. St., 356.
360
McCall Theal, G., 302
McClintock, Walter, 312
McCrindle, J. W., 338
Macdonald 110
Macdonald, D., 223
Macey, P., 249
Machriq, AI., 350
Macias, M. 82. 89
Macineira y Pardo 90
Mackenzie," D., 436. 437
Mackinnou 30
Maclaud 284
Macridy-Bev, Th., 378.
387
Madan, A. C, 294
Madrolle, CI., 256
Magalhäeus Sepulveda,
Ayres de, 83
Magne, L., 419
Maigre, E., 431
Maillon, A., 49
Maionica 169
Mair, Georg, 334
Makridy, Th., 381
Maler, Teobert, 319
Mamaes 430
Mancini 173
Manfrin 108
Manguldas Nathubhoy,
Tribhovandas, 266
j Mimsfeld, A., 300. 301
! Mansy, M., 248
' Manteyer, de, 98
] Mautzabiuos, N. G., 441
! Marabail, Paul, 249
I Maraghiannis, G., 436
Marcel, .M., 40
I Marchesetti 170
Mare, L., 284
I Marees, W. v., 440, 441
I Marett, R. R., 221
30*
460
Geographische Namenkunde 3 — 50; Römischer Westen 51 — 218;
Mariaui, L., 1C3. 177. 437
Mariiuii, M., 174
Mariiielli, O., 37
Maikopolis, M. J., 431
:\rarkopoulos, M., 432
Marinier, G., 331. 356
Marmorstein, Artiir, 22
Marquardsen, H., 288. 299
Marquart, J., 366. 386
Marteaux 94
Martel, Aliue, 419
Martelli, A., 443
Martial 176
Martin, R., 94. 370
Martinez 322
Martino, Giacomo de, 278
Marlon, P. L., 297
Marx 104
Marzau, J. de, 234
Masip, Jaime, 255
Mas Latrie, L. de, 429
Maspero, G., 282. 347.
406
Maß, E., 96
Massia, P., 36. 49
Mastermann, E.W. G., 360.
361
Mathews, R. H., 224, 226
Mathis, A., 169
Mathuisienlx, M. de. 71.
278
Matrnchot, L., 32. 94. 95.
101
Matthias, F., 6. 119
Matsumura Akira 220
Man, A., 163. 181. 182.
201. 203
Manny, H. R. de, 391
Maunier, R., 283
Maurer, Fr., 274. 275
Maurette, Fernand, 283
Maus, A., 181
Mautn(?r, Otto, 31
Maxficld, B. L., 243
Maxwell 84. 85
Mayer, F., 301
Mayer, Max., 183
Mayer, P. Otto, 233
Mayr, A., 88. 187. 188
Mayr, G. v., 187. 265
Mazzarclla, G., 223
Mazpgger 150
Mazzi, A., 35
Mead, Cli., 320
Meader, C. L., 419
Mi-erwaldt, .1. II., 240
Mehlis, C, 55. 59. 116
Melirinp, G,, 10
Meiclie, A., 13. 14
Meier, Jos., 232, 233
Mcineoke, A., 124
Meineeke, M., 422
Meinhof, C.. 276. 286. 290.
294. 297
Meister, K., 355
Meister, R., 390
Meitzen, A., 121
Melanges 350
Melaye 94
Melchiori 164
Meliarakes, A., 408. 425.
431. 432
Melida, .T. R., 87
Melida, R., 83. 85
Meliopulos, .1. P., 379
Menardos, S., 40
Mendel, G., 413
Mcndez, Alph., 282
Menge, R., 379
Meomartiui 1()4. 166
Meriuiee, P,, 85
Meringer, R., 270
Merlin, A.. 62. 63. 65. 69.
71. 208
Merriam, C. Hart, 316
Merril, E. T., 193
Merrill, S., 358. 359
Mestwardt 140
Melaxakis, M., 362
Metellus 90
Meuriot, P., 107
Meusbnrger, K., 358
Meyer 357. 396. 397
Mever, Ed., 56. 341. 344.
348.356.303.365.367.
406. 424. 429. 434. 435
Meyer, F., 303
Meyer, Martin A., 360
Meyer, Ph., 401
Mever, iL, 301
Meyer-Lübke, W., 12. 31.
49. 54. 187. 344
Michael, H., 440. 442
Michaelis A., 341
Miehaux-Bellaire, E., 277
Michell, R., 391
Michon, E., 54, 91
Micola, Joes, 29
Miedel, .1., 7. 8. 10. 11. 20
Mielert, F., 419
Mielieh, A. L., 352
Miketta, K., 353. 355
Mikkola, .Joos .1., 38. 49
Milchhöfcr, A., 414, 416
Mi Iko witsch 261
Miller, .!., 395
Miller, W., 419.439.443.
447
Millet, G., 63. 401. 416.
419
Millingen, A. v., 396. 397
Millington, W, H., 243
Milloue, L. de, 251
Mischlich, A., 285
Miura, K., 258
Modestov, B,, 162. 185
Modi 252. 253
Modin, Erik, 29
Mörtsch, Otto, 14
Moisel, M., 299
Moleswortii Sykes, P., 274
Molius 97
Mollison, Th.. 23i)
Moltke, Harald, .•;<:)5
Molz, M., 250
Mommeja, I., 99
Mommcrt. K., 358. 359.
360
Mommsen, Th., 143. 149.
151. 162
Monaei, A., 210
Monckton, C. A. W., 228
Monlezun 67
^lonsidud, Marques de, 90
Montanari, .1., 168
^lontanari, T., 92
Montauzan, Germain de, 64
Montelius 145
Monti 170
Montzka, H., 373
^loonev, James, 310. 313
Moore,' A. W., 29
Moraes, W. de, 50
Morales, E. de Correa, 42
Mordont-Vidailhet 283
Mordtmann, A. D., 395.
396
Moreira, Augusta P., 322
Moreno, M. Gomez, 83. 84.
86
Moret, A., 330
Morgan, J. de, 367
Morice, A. G., 309
Morie, L. J., 346
Moritz, B., 351, 354
Mon>urgo,- L., 178, 209,
214. 218
Mosso, A., 185. 43t!
Moszeck, Otto, 303
Moszkowski, Max, 239.
254
.Mourral, D., 32
Mouterde, R., 363
Mnch 118. 119. 152
Ethnographie 219—328; OiiPnt und griechische Welt :;29— 448. 461
Much, M., 265
Much, R., 6. 12
Mucke, E., 15. 16
Mülincn, E. Graf v., 361
MiiUenhoff. K., 120
Müller 299
Müller, A., 124. 301
Müller, A. A., 393
Müller, (;., 338
Müller, D. H., 274. 351.
364
Müller, F., 286
Müller, H., 251
Mueller, Herhert, 25.'!
Müller, K.. 77
Müller, Max, 12. 34
MüUer, Rieh., 17
Müller, Sophus, 56. 235.
265
]Müller, Wilh., 233
Müller, W. Max, 346. 355.
389
Müllner, A., 166
Münch 166
Münscher, K., 385
Mun, G. de, 397
Munro, J. A. R., 416
Munro, N. G., 257. 258
Muret, Emest, 3. 24. 25.
26. 30. 33. 35
Marko, M., 270
Murray, M. A., 347
Musil. Alois, 274. 352.
353. 354
Musoni, Fr., 36. 37
Mutch, .James S., 306
Myer, Ch. S., 280
Mylius-Erichsen, L., 305
Myre, J. L., 246. 334.
345. 409. 421
Mvstakides, B. A., 350.
"351. 364. 402. 428
Mystakides, N., 409
Nähert, Herrn., 36
Nachmanson, E., 411
Nachod, O., 258. 370
Nadrowski, R., 17
Näeke, P., 259
Nägele, E., 43. 132
Nagai 259
Nagel, A., 255
N.ngl 17. 19
Nagujewski 179
Najioletani 174
Narheshuber, K., 278
Nathubhoy, Tribhovandas,
Manguldas, 266
Natividade, M. V., 271
Naue, \V., 115
Naville, E., 281.330.347
Nazari, O., 204
Neekel 27
Negris,rh., 343.405. 431.
442
Neinäti. K., 372
Nestle, E., 39. 357. 359.
363
Nestoiides. K., 41!)
Neumann, J. B., 240
Neumann, J. H., 240
Neumann-Partsch 432
Newberrv, P. E., 348
Newton, "f. G., 209
Nicole, G., 216
Niccolini, G., 170
Niehu?, Helene, 266
} Niemann, Ernst, 7
Niermever, J. F., 241
Niese, B., 340. 419. 422.
! 445
! Nieuwenhuis, A. W., 241
I Nieuwenkamp, W. O. F.,
j 241
Nigmann, E., 292
I Nikolsky, N., 261
I Nino, A. de, 175
j Nissen, H., 115. 137—39.
161—63. 165. 167. 171
I bis 173. 177. 179
Noaek, F., 409. 411. 412.
415. 436
Noak, F., 173
Nöldeke, Th., 5. 40
Noethe 142
I Noiret, H., 437
Nopeso, Franz, 268
! Nordenskiöld, E. v., 276.
j 297. 320. 327
I Nordhoff 144
' Nordlander, J., 29. 49
Noreen, Adolf 28
Norrby, R., 29
Narren, A., 27
Norris, F. A., 363
I Northcote, G. A. S., 289
Novakovic, St., 38
\ Novosiltzew, A., 262
[ Novotny 151. 152
1 Nunes,"j. J., 271
''; Nunzio, J., 184
! Nuttall, Zelia. 317
! Nyuak. Leo, 241
' Oberhummer, E., 54. 56.
I 58. 154. 198.330.339.
340.353.371.389.395.
396. 398. 399. 401
bis 403. 409. 410.412.
422. 427—30. 439
Oberziner 167
Obst, E., 379
Oder 340
Oechsli 149
Oecouomides, D. E.. 378
Oehler, Job., 376. 386
Oehler, K., 61
Oehler, R., 65. 164. 175
Oestreich, K., 400
Oetteking, Bruno, 280. 306
Öztbcrg 31
Ohlenschlager.R., 147.149
Ohnefalsch -Richter, M.,
390
Ohnesorge, Wilh., 16
Olck 339. 340
Oldfather, W. A., 411
Olivieri, d', 36
OUone, d', 256
Olsen, Magnus, 27
Olshausen, O., 258
Oman, J. C, 266
Oman, R., 108
Oncken, A., 322
Oordt, J. F. van, 290
Oppe, A. F., 412
Oppermann, E., 44. 118.
357
Opperi, E., 86
Oppert, J., 365
Orano,'D., 208
Orbaan, J., 190
Omsteiu, J., 158
Orr-Captain, C.W. J., 285
Oi-six, P., 164. 183—187
Orth 340
Ortner 149
Osiandor, W., 127. 165
bis 167. 169
OsteiTuann, F. L., 310
Ostroumow, N. P., 261
O'Sullivan, A. W. S., 210
Othmer 82
Otto 302
Overbergh, Cyr. van, 296
Ovidio, D.', 180
Owen, R. C, 290
Oxe, A., 123. 131. 135.
140. 143
Paasonen, H., 39
Pachtere, A. de, 208
Pachtere, F. G. de, 74
Pachtere, (J. de, 147
4(i"2 Geoirraphiselic Namenkunde '! — 50; Köniisclier Westen öl — 218;
Page 111
Pais, E., 102. IGT — 69.
173. 180. 182. 183.185
bis 187. 192. 199. 202
Pajot 32
Pal, Kiraly, 159
Palanque, Ch., 348
Pallari, P., 277
Pnllat, L., 133
Pallu de Lessert, C, 41. 58
Palmer, H. R., 288
Palnier, P., 337
Panagiotides, D., 409
Pauhuys, L. C. van, 321
Panzer 108
Papabasileiof, S. A., 432
Papadopulos - Kerameus,
A., 402
Papageorgiu, P. N., 402.
403
Papamichaloi)Oulos, K. N.,
425
Papiuidreou, L. G., 441
Papiistauru, Araalia, 409
Papay, J., 260
Pappenheim, H. zu, 245
Paris, P., 54. 77. 78. 84.
85. 412
Parker, Th. V., 312
Parkinson, .f., 223. 232.
287
Pai-son, F. G., 306
Partscb, J., 56. 60. 69.
161.162.165—67.333.
334.340.346.348.375.
402.410.414.416.420.
422.426.439.441—44.
Pasqui 195. 199
Pa-squier, P., 249
Passarge, S., 284. 294. 302
Patkauow, S., 259
Paton, Lewis P., 40
Patot, J. \V. Tissot van,
242
Patroui, G., 181. 187.432
Patsch 54. 152. 154—59
Patsch, C, 443
Patsfh, J., 52. 153
Patsch, K., 146. 152
Patte, Paul, 247
Pauschmaun, G., 220
Pavhvtos, N., 440
Pa\vh)wskl 98
Payer, J{., 324
Pechui4-I.ocsche, F., 298
Peckels, P. G., 232
Pt'hr, Franz. 21
Pcixoto, 11., 271
Pekarskij, E., 260
Pelissier 190
Pellegrini, F., 3G
Penard, A. P., 321
Penard, F. P., 321
Penck, A., 222
Penka, K., 264
Pepper, George H., 315
Perdrizet, P., 81. 400 bis
402. 412. 446
Pereas, Enrique Lopez, 298
Perl 170
Pernice, E., 419
Pernier, L., 435 — 37
Perrin 126
Perrot, G., 184. 421
Persichetti, N., 166. 176
Peßler, Willi, 272. 273
Peters, W., 448
Petersen 158. 185. 201.
212. 221
Petersen, E., 53. 73. 207
Petra, de, 181
Petrie, W. M. Flinders,
222.281.347.348.354
Petschenig 56
Petter, Rodolphe, 310
Peucker, K., 443
Pfaff, Fr., 11
Pfau 6
Pfeiffer, G., 174
Pfretzschner 195
Pfuhl, E., 420. 433
Pharmakowsky, B., 394
Philaretos, T.) 429
Philios, D., 416
Philipon,E.,30.34.81.82
Philipp, O., 7. 10. 11.13.
Philippi 142
Philippson, A., 339. 375.
376.380.381.395.401.
403.405.406.408.411.
412.417.420—26.428
bis 433. 441. 443
Phillott, D. C, 267
Pichler, F., 145. 146.151.
158. 166
Picirilli 176
Pick, B., 159
Pick, 11., 209
Pickert, W., 8
Picq, A. du, 245
Pieper, P., IG
Pieri. Silvio, 37
Pieriui, M. 11. P., 325
Pigauiol. A., 201. 207
Pigoriui 205
Pilk, Georg, 14
PUlai, N., 252
Pim, Kapitän, 242
Pinta 1G6
Pinton, P., 35
Pinza, G., 187. 191. 200.
205. 206
Piounier, P. Marjos, 249
Piper, P., 29
Pirro, A., 181
Pitt-Rivers 106
Pittard, E., 2ü8. 298
Pittier de Fabrega, H., 323
Piz Terri, B. F., 26
Plagemann, A., 32G
Planert, W., 225
Floß, H., 222
Platner, S. B.. 193
Ploy, H., 271
Pöch, R., 229. 232. 332
Pöhlmann, R., 40G
Poggi, G., 168. 173
Poidebard, A., 204
Poinssot 03
Pokornv, Julius, 272
Poli, X., 188
Polites, G. A., 431
Polivka, G., 270
Pollak, L., 429. 431. 432
Pomtow, IL, 410. 412
Popp, K., 132, 133, 147
Porter, C. E., 320
Porter, Mary W., 190
Pottier 97
Poupardin, R., 91
Pouperon, P., 245
Powell, B., 410
Powell-Cotton , P. IL G.,
297
Prade, J>. B. S. da, 323
Prätorius, F., 39
Prasek, J. V., 367
Prati, Angelo, 35. 37
Prato, S., 37
Preger, Th., 396. 398
Prehac, F., 187
Prcin 142
Prcisigke, F., 345
Premerstein, A. v. , 146".
147. 151. 159. 165.380
Preuncr, E., 410. 443
Preuß, K. Th.. 220. 317
Pridik, A., 431
Pricn 6
Prietze, R., 285
Priuee, Dyueley, 311
Profumo, A., 193
Promis. C. 164
Prott, H. V., 419
Ethnographie 219—328; Orient iiiul i,Micchisc)ic Welt 329—448. 463
Prowe. n., 318
Piich.steiii,0., 180.363.387
Pulle, F. L., 308
l'u^earin, Sextil, 38
Piischi, A., 105. 100. 171
OucUe, O., 350. 357
<iiiilliiig, K., 136
Radet, G., 376. 445
Radirasky, 158
Radin, P., 320. 322
Radinger, Karl, 18
Radloff, W., 260. 261
ßagumiitha Rao, R., 266
Raimondi, J., 164. 177
Ramsaiier, F., 166. 182.
330
Ramsauer, W., 7
Ramsav, A. Margaret, 376
Ramsay, W. M., 376. 385.
388'
Ramsey, W„ 262
Ramstedt, G. J., 260
Randall-Mac Jver, 294
Ranke, E., 322
Ranke, .!., 392
Räo, R. Eagumätha, 266
Rappopont, S., 347
Rascher, M., 233
Rasi 204
Rasmussen, Knud, 305
Rathgen, K., 258
Rattrag, ß. S., 294
Rand, 102
Raum, J., 291
Rauschmayer, J., 10
Ray, Sarat Chandra, 254
Ray, Sidney H., 227
Reader 111
Reche, O., 270
Rediades, P., 417
Regel, F., 328
Regel, W., 395
Regung, K., 104. 183.340
Reiber, P. J., 228
Reichel, W., '422
Reichl, A., 408
Reiniesch, F., 23
Reina 198
Reinach, A. J., 202. 347
Reinach, L. de, 249
Reinach, Sal., 57. 59. 155.
199
Reinach, Th., 377
Reineckc, Fr., 232
Reinecke, P., 115
Reis. Piri, 396, 424
Reiscli, E., 140. 410
Reiser, O., 443
Reisner 281
Reitzenstein, v., 299
Renard-Grcnson, 54
Resch, A., 360
Revelli, P., 37
Revon, M., 258
Rey, R., 167
Rhamni, K., 265
Rhodokanakis, N., 351
Rhomaios, K., 416
Rhys Roberts, W., 412
Ribbing, L., 272
Ricaudy, E. Verges de, 43
Rice, H., 323
Ricek, Leop. G., 7. 45
Richard, Ernst, 264
I Richardson, R. B., 447
' Richieri, G., 3, 35, 37,
43, 44
Richter 292
Richter, Eduard, 5
Richter, Martin, 295
Richter, O., 200. 204. 287
Richthofen, F. v., 71
Ridder, A. de, 390. 412.
413
Ridgewav, W., 268
Riedel, j. G. T., 243
Riedl 151
Riega, D. C. Garcia de la,
337
Riemann, F., 45
Riese, A., 122. 134. 136
Rieß, R., 339
Riezler, Siegmuud, 8. 45
Rigault, A., 397
Ripostelli-Marucchi 100.
209
Risch, K., 378
Risley, Herbert, 205
Risniann, Franz, 14
Ritsert, Theod., 12
Ritterling, E,, 95. 124.
134. 139. 148
Itivei-s, W. H. R., 252
Rivet 328
Rivetta, P. S., 50
Rivoira 195. 211
Robert, C, 210.333. 410.
442
Roberts, W. Rhys, 412
Robinson, David M., 378
Rocchi 195. 210
Rocha, A. dos Santos, 90
Roche, Charles de, 20
Eochetin 97
Rodet 92
Rodcwich, R., 110
Rodlf)w, VVanka» v., 165
Rodocanachi, E., 198. 218.
439
Roeder, M., 200
Röhricht, R., 355
Römer, R., 240
Rohmcder, W., 20
Rohnstock, F., 402
Rohr, Elsbcth, 305
Flolla, Pietro, 38
Roloff, E, M., 282
Roman y Calvet, J., 88
Romano, Salvator, 37
Romanos, J. A., 409. 441
Ronczewski, K., 210
Roppard, C, 240
Roquevaire 70
Rosario, P., 184
Röscher, W. H., 345
Roscoe, J., 291
Rose, E. H., 206
Rosen, E. v., 325
Rosen, F., 282
Rosen berg 280
Rosenhuber, P. S., 301
I Rosenhuber, S., 287
I Roserot 95
! Rost, Paul, 270
! Rostovzew 182. 210. 339
Roth, H. Ling, 305
Roth, W. E., 223. 228.
321
Rott, H., 370, 386
Rouffaer, G. P., 40
Rougier, E.. 235
Rousseau, F., 397
Rouvier, J.. 302
ßoux, H. le, 283
Roux, Ludw., 25
Rouzand, H., 97
Roy, J. Ed., 311
Rubensohn, O., 432
Rubel 14. 120
Rubel, H.. 144
Rubel, K., 0
Rüter, H., 442
Rüthuing, G., 7
Riitimeyer, L., 271. 284
Rüttel 300
Rüge, W., 333. 334. 376.
400. 403.
Ruggiero, E. de, 200
Ruhstrat, E., 255
Ru])reeht 8
Rnsillon, H., 245
Rüssel, Fr., 315
464 Geographische Xainenkunde 3 — öO; Ilötnischer ^Ve^^ten jl — 218;
Rust, H. N., 31(J
Rutar, S., 151. 15(!. 165
Kvgh, K., 28
Rygh, O., 27
Rzeszowski, L., 270
Saud, Lainec. 275. 360
Saavedra, Ed., 79. 85. 88
Sabarthes, A., 33
Sabatini, Fr., 212
Sabbadini 17.'.
Sabn-, Jloustapha, 281
Sacbau, E., 348
«achse, F. J. F., 243
8adee, E., 173
Sagnier 07
Sahlgren, Jänui, 49
Paladin, H., 71
Salas, Molina, 42
Balesius, F., 235
Salina, A., 185
Salis, A. V., 384
Salmon, G.. 277. 306
Salvator, Erzhzg Ludwig,
409. 440. 443
Salviani 35
Salvioli, G., 35. 45
Salvioni, C, 30. 3ö
Summe 49. 50
Sampajo, A., 271
Sandberg, Graham, 232.
234. 235. 238. 252
Sande, G. A. ,T. van der, 230
Sander, G., 262
Sander, .1., 262
Santos üochu, A. dos, 90
Sapir, E., 308
Sapper, K., 318. 319.425
Suralegui y Medina, Ij.de, 90
Sarasin, F., 242. 254
Sarasin, F., 254
Sarat Chandra Ray, 254
Siirauw, Chr., 39 '
Surfert, E., 304
Sarnisin, P., 347
Sarre, F., 363. 366. 367
Sarres, J., 417
Sarvey, v., 131. 135
Sathas, K., 423
Sauer, R., 431
Saurin, D., 277
Suuter, Hans, 228, 258
Savignani, L., 431
Saville, H., 328
Savoyen, J>u(l\v. Amad. v.,
346
Scacchi 175
Scayliu, S., 209
Scala^ R. v., 406
Sehaade, A.. 340. 351
Sehadee, M. C, 241
Schädel, Beruh., 34
Schäfer, H.. 330. 331. 347
Schäffer, AVilh., 397
Schaffer 385
Schatz, Jos., 8
Schatzmann, F., 446
Schauer, H., 410
Schede, M., 384
Sclieerer, O., 244
Scheffel, A., 165. 106
Scheffler 7
Scheil, V., 367
Scheinigg, Joh., 20
Schell, Ö., 273, 300
Sehemmel, F., 349
Schenk, A., 270
Schermau, L., 287
Schiber, A., 31. 108
Schidlofs, B., 225
Schier, Th., 446
Schiffer, S., 363. 305
Schiffmann, K., 18
Schilling, Claus, 286
Schilling, H. K., 7
Schilling, W., 416
Schindler, A., 381
Sehinz 25
Schkopp, E. V., 301
Schlaginhaufeu, O., 43. 50
Schleif f, V., 428
Schleiuitz, O. v., 104
Sehleinitz, Frhr. v., 237
Schlemmer, K.. 45
Schleyei-, W.. 195
Schliz, A., 114. 115
Schmatz, J., 182
Schmeltz, E., 236
Schmidt, B., 431.441.444
Schmidt, H., 408
Schmidt, L., 118.120.340
Schmidt, M., 328
Schmidt, O. E., 180
Schmidt, F. W., 220. 223.
226. 247. 287
Schmidt, W., 231
Schmidtke, A., 401
Schmidtkonz, .1., 6. 9. 11
Schmitt, .f., 423
Schnee 232
Schneider, A., 125. 150
Schneider, E., 94
Schneider, H., 282
Schneider, R. v., 156. 169.
171
Schnell, F., 41
Schneller, Ch., 18
Schnizlein, A., 9
Schnitzger, C. R., 14
Schoeffer 294. 339
Schoeffer, V. v., 430
Schöne, Emil, 13
Schöne, Th., 336
Schöner, G., 45
Schönfeld, D., 354
Sehönfeld, Moritz, 5
Schoeteusack 118
Scholz, J., 387
Schoof, \V., 14
Schotter, A., 257
Schrader. H., 383
Schramm 105
Schreiber, Th., 349
Schreiber, W., 327
Schröder, Edw., 5. 6. 119
Schröder, H., 221
Schröder, L. v., 364
Schubart, L., 14
Schuchardt, C, 345. 398
Schnehardt, H., 5. 12. 34.
49. «2. 118. 120. 121.
141.142.144.148.160.
262
Schuck, H., 29
Schüler, W., 255
Schuler, E., 301
Schuller, G. A., 23
Schdler, R. R., 320. 320
Schullerus, Ad., 23
Schulten, A., 53. 57. 58.
02. 65—67. 73. 83. 86.
88—90. 96. 97. 122.
138.141.167.169—71.
174.175.179.336.346.
394. 399
Schultheß, O., 54
Schultz, Oberriehter, 236
Schultz, J. W., 309
Schultz, Wolfgang, 334
Schnitze. Leonhanl, 302
Schulz, E., 237
Schulze, K., 15
Schulz, Otto Th. 329
Schulze, R., 137
Schulze, W., 53. 90. 162.
172. 175. 177. 192.344
Schimiacher, G., 361
Schumacher, K., 112. 113.
114.115.110.118.119.
120.122.123.129.132.
133. 134
Schuster 149
SeJiwabc 198
Schwalb, -M., 171
l':thiiouM:ii)hio 219— o2ö; Orient uinl 'griechische Welt 329— 44S. 465
Schwarz, F. v., .'J72
Schwarz, J. Alb. T., 242
Schwarz, I. P., o40
Schwarz, Paul, 366, 367
Schwarzleitner, A. v., 22
Sek wein furth, G., 278
Sehwender, J., 9
Schwerin, H. H., 334
Sehwcrzenbach 1 50
Schwöbel, V., 358
Scott, H. L., 311
Scott, J. George, 250
Scott. S. ß., 241
Scott, W. ß., 325
Seottsberg, C. 325
Scager, K. B., 437
Seai-s, J. M., 410
Secretan 124
Seemüller, J., 21
Segarra, .J., 319
Sehmsdorff 146
Seidel, A., 285. 287
Seidel, Hugo, 15. 235
Seiliiere, E., 440
Seier, Caecilie, 310
Seier, E., 310. 322
Seliginann 242
Seligmanu, Brenda Z., 254
Seligmann, O.G.. 228.229.
254. 285
Seilin, E., 275. 3G0
Semayer, Dr., 203
Semenow-Tiaiiscbanskij,
W. P., 262
Senfft, Arno, 235
Serafini, P., 179
Sergi 320
Sergi.G., 55. 102.271.392
Sergi, S., 303
Serri, A., 170
Serruys, D., 445
Seta, "a. della, 333
Sethe, K., 330. 348
Seurre, G., 394
Severo, P^., 78
Sevbold 34. 78
Seydlilz, N. v., 264
Shaw, G. C, 309
Shebelew. S., 428
Shelford, E., 241
Shurawskij. A. W., 262
Siderides, X. A., 379. 446
Siebourg 140. 141
Sieger, Rob., 43. 44
Sieglin, Ernst, 349
Sieglin, W., 57. 79. 86.
98. 107. 161. 174.339.
.340. 392. 399. 404
Siehe, W., 385
Sieroszewski, W., 257
Sieveking. .1., 210, 212
Sill, Mich., 23
Simms, S. C, 310
Simon, J., 412
Simonsen 357
Sinclair, A. T., 274
Sinko, Th., 337
Sinner, L. de, 424
Sion, J., 4
Sirelius 262
Siret, L., 83. 92
Sisnianov, J. D., 424
Sixt 133
Skcat, W. W., 29. 238
Skiäs, A. N., 412. 416.
438. 447
Skintzopoulos, A., 441
Skok, P., 32
Skor})il, K., 159
Skouphos, Th. G., 448
Skiitseh 50. 60. 339
Sloane, C. S., 41
Sluyk, C. I. J., 242
Smcud 286
Smid, AValtcr, 20
Smith 111
Smith, E. W., 294
Smith, George Adam, 358.
359. 362
Smith, G. Elliot, 280
Smith, Harlan I., 308.310
Smith, R. G., 258
Smith, Vinc. A., 368
Smith, Warren D., 243
Smoor, P. C, 292
Smyrnakes, Ger., 401
Snelleman, .Toh. F., 241.
242
Snouck-Hurgronje, C, 240
Sobernheim, M., 363
Solch, J., 378. 379
Sofer, L., 275
Sogliano 181. 203
Sokolow, D. N., 261
Sokolowsky, A., 283
Solberg, O., 306
Solmsen, F., 407
Soteriades, E., 411. 412
Soteriades, G., 410. 411.
412. 413. 419. 447
Soulie, G., 256. 261
Sotisa, M. de, 271
Soyer 98
Sparkraan, Ph. St., 315
Spata, G., 403
Speck 311
Speck. Fr. C, 314
Speckt F. G., 312. 313
Si)encer, I). L., 310
Si)cranza 175
Spiegclbcrg. W., 40. 50.
282. 358. 363
Spieli, C, 286
Spieth, .J., 280
Si)inden, Herbert I., 309.
311
Sj)irkner, L., 8
Srinivasan, A. 252
Staderini, G., 178. 208
Stähelin.F., 145.147.387
Staehlin. F., 379. 408
Staös, B., 410. 417
Stahr, H., 280. 347
Stammeljohann, 11., 15
Starr, Fr., 295
Staudinger, P., 285
Staurakes, N., 438
Stavlas 430
St. ClairBaddeley 198. 216
Stead, A., 269 "
Steel, E. A., 287
Steensby, H. P., 272
Steensdriip, Joh., 27
Stcfani, C. de, 182. 441
Stcfänsson, Y., 306
Steffen 418
Stein, A., 421
Stein, F., 119
Stein, Frhr. v., 300
Stein, H. K., 419
Stein. M. Anrel, 261. 267.
3G9. 372
Steindorff 348
Steinmetz, K., 238. 268
Stempeil, W., 318
Sten-Konow 254
Stenz, P. Georg M., 255
Stephan, E., 232, 233
Stephani 121
Stephanopoli 188
Stern, E. v., 393
Sternberg, Leo, 257. 260
Stettiner, P., 191
Steueruagel, C, 137. 361
Stevens, "^H. N., 181. 336
Stewart, B., 389
Stewart, George AV., 314
Stiassny, G., 306
Sticotti 171
Stieda, L., 269
Stiefelhagen 6
Stigand, C. H., 294
Stites, Sara Henry, 312
Stoffel 85
466 Geographische Namenkunde 3 — 50; Römischer Westen 51 — 218;
Stokos, John F. G., 237
Stolz, F., 45
Stoll, O., 222
Stone, A. H., 303
Stornajolo, €., 338
Strabo 113. 179
Strack 138
Strebel, H., 316. 318
Streck, M., 331.363.365.
360. 373. 374
Strehlow, <J., 225, 226
Striegl, Hans, 18
Strong, W. M., 228
Struck, A., 400. 401. 402.
408. 405. 414. 415.
419
Struck, B., 285. 289. 290.
294
Strupf, J.. 297
Strzygowski, J., 156. 338.
364. 388. 402
Stuart, Jones, 210, 212
Stucki, G., 294
Studnizka 167. 212
Stube, R., 340
Sturm. O., 6
Subak', G., 21. 187
Sütterlin, L., 11
Sullivan, A.W. S.O.', 240
Sunder, L., 7
Svoronos, J, N., 431. 439
Swami Abhedananda, 266
Swanton, John R., 222.
307. 313. 315
Swoboda, H., 339. 410.
420
Sykes, Mark, 267
Sykes, P. Molesworth, 274
Szanto, E., 428
Szezepariski, L., 354
Täuber, C, 4. 26. 45
Täubler, E., 394
Tafel 221. 251
Talko - Ilryncewicz 260.
261
Taramelli, A., 187
Tashiio, Af., 259
Tausk, Herrn., 269
Taylor. V., 109
TehangYi-Tch'on 226.256
Tegl.4s 148. 158—60
Tehupeiory, J. E., 241
Teit, James, 307. 309
Telcki, Graf Paul, 370
Temj.le, R. C, 247
Teschauer, P., 321
Teßmaun, G., 299. 301
Tetzuer, F., 270
Teuber, G., 108
Teubner 112
Teulada, Sanjust de, 198
Teutsch, I>., 22
Teuz, J. M., 350
Thalbitzer, W., 306
Thalheimer, A., 236
Thedenat 200
Thiele 200
Thiers, A., 398
Thiersch, H., 349. 357.
360. 438. 439. 445
Thomä, J., 360
Thomas, A., 32
Thomas, C, 137
Thomas, F. W.. 40
Thomas! L., 116. 137
Thomas, M. Antoine, 30
Thomas, Northcote W.,
220. 222. 224. 272
Thomasberger. R., 353
Thomopoulos, J., 440
Thompson, P. A., 249
Thompson, R.Campell, 275
Thomsen, P., 337. 353.
356. 360
Thomson, Basil, 234
Thon, J., 275
Thrämer, E., 127
Thnmb, A., 429
Thureau-Dangin, F., 365
Thurnwald 233
Thurston, Edgar, 252
Tibaldi 169
Tidemann, J., 242
Tiessen, E., 251
'Alemann 103
Tissot, H., 249
TissotvanPatot, J.W., 242
Tittcl, K., 436
Tjusehow, W. N., 259
Tkaö 351
Tocilescu 148. 160
Tod, M. N., 420
Toepfer, H., 144
Toepffer, J., 421
Töpper, F., 21
Toffteen, O. A., 331
Tognetti, G., 200
Toldt, C, 321
Tomaschek 54. 152 — 55.
158. 109.370.371.394
Tomasetti, G.. 177. 179.
217
Toni, llektor de, 5. 36. 44
Torday, E., 296
Torii, R., 244. 256
Torp, A., 387
Torres, L. M., 325
Torres, Romero de, 85. 86
Toulotte 58
Toutain, Ch., 61. 62. 69.
72. 91, 100
Tozzer, A. M., 309, 318
Traeger, P., 27 S
Traguair 423
Trampler 151
Trautmann 14
Trebitscb, R., 306
Trendelenburg, A., 420
Treu, W., 30
Tribhovandas Manguldas
Nathubhoy 266
Trietsch, T>.', 389
Trosehtschanski 260
Trusen, H. V., 360
Tschedruka 200
Tschepe, Albert, 40
Tschormanoff, M., 261
Tsitseles, E. A., 441
Tsountas, Chr., 407. 418.
429
Tsuboi, S., 257
Türler, H., 26
Turner, Wm., 227
Uhle, Max, 327
Uhlenbeck, C. C, 305. 306
Ullrich 6
Ullrich, C. O., 321
Ungar, Hans, 23
Unterforeher, A., 150
Unwerth, W. v., 17
Ure, P. N., 413
Uspenskij, P., 401
Vachcr, A., 4
Vaglieri,D.,179. 194. 205.
211. 212
Vailht', S., 358
Vallentin, W., 322
Vallois 94
Valmaggi 170
Valverde y Alvarez 80
Valverde v Pcrales 85
Vambery, 'h., 261
Vancsa, Max, 18
Vanutelli, V., 425
VaiTo, 59
Vars, Gh., 74
Vaschide, V., 158
Vasconcellos, Leite de, 78.
80. 83. 86. 90
Vasiljcvskij, V., 409
Vnssits, N., 54. 159. 160
Ethnographie 219—328; Orient und griechische Welt 329—448. 467
Vauvillc, O., 102
Veit, Fr., 10. 20
Veith, G., 171
Ventnrillo, Manuel H.,
244
Verges, E., 33
Vergfes de Rioaudy, E., 43
Verneau, R., 248. 249.
328
Verrier, G., 322
Versace, F., 416
Vesseraii, 161
Veth, P. J., 241
Vetter, A., 292
Vibert, R. Laurent, 201
Vidal de la Blache, P..
77. 265. 371
Vidossich, G., 21
Vierkandt, A., 219. 220.
320
Vig, L., 245
Villefosse, H. de, 95. 100
Vincent, H., 3Ö6. 357.
360
Viola, G., 210
Virchow, H., 303
Vire, 93
Vischer, Hans, 287
Visser, R., 297
Vlachos, K., 401
Völling, A., 255
Vogel, Alfred, 8
Vogel, C, 426
Vogel, O., 16
Voinot, L., 279
Volland, 267
Vollgraf, Wich., 40. 139.
141
Vollgraff, M., 418
VoUgraff, W., 333. 440.
442
Vollinann, Reraigius, 9, 45
Vollmöller, K. G., 417
Volz, P., 359
Volz, W., 239. 336. 370
Vortisch, H., 285
Vos, Luc. de, 99
Vulie, N., 159
Waal, de, 190
Wace, A. B., 205. 391
Wace, A. J., 407
Wace, A. J. B., 210. 212.
408. 428. 430
Wachsmuth, Curt, 415
Wackeraagel, .T., 58. 55.
59. 81
Wüddell, L. A., 251
Waddingtou, W. IL, 377
Wadler, A., 275
Wäber, A., 26
Wiischkc, 45. 50
Wagencr, E., 115
Wagner, E., 252. 418
Wagner, H., 17. 370
Wagner, Paul, 266
Wake, St., 251
Wakefield, S. S., 283
Waldersdorff, Graf V., 149
Waldstein, Ch., 182. 418.
419
Walker, I. R., 313
Wallace, Dillon, 305
Walpole, R., 427
Walsh, E. H. C, 251
Walther, 373
Waltzing, 104. 149
Wanner, G., 126
Warker, Nikolaus, 27
Warneck, Joh., 239
Warren, Minton, 202
Warsberg, A. v., 409
Waser, 186
Washington, F. B., 315
Wassilief, J., 262
AVassiljew, W. N., 260
Waterston, D., 234
Watson, Ch., 359
Watzinger, K., 383
Weber, F., 149
Weber, G., 377
Weber, O., 274. 331
Weber, W., 213
Weekerling, 128
Weega, F., 421
Weeks, J. H., 297
Wehrle, Hugo, 8
Wehrli, Hans J., 250
Weichardt, C, 181. 182
Weicker, G., 417
WeigaU. A. E. P., 347
Weigand, G., 268. 408.
410
I Weil, R., 410
i Weill, R., 330. 353
j Weinberg, K., 262
I Weinberg, R., 263
! Weinthal, Leo, 302
; Weise, O., 11
I Weisgerber, F., 277
j Weiß, 160
Weiß, J., 340. 394
Weiß, M.. 292
Weißbach, F. H., 339.364.
367. 368
Weißenberg, S., 275
! Weißhüuptl, 171
! Wold Blundell, H., 283
i Wellhausen, .!., 40
I Wellmann, 339
i Wells, .1., 445
I Welter, P., 127
i Welter, T., 118
I Welzhofer, H., 417
[ Wenckstem, Fr, v., 257
Werner, A., 293. 294
Werner, H., 302
Werner, P., 193
j Wessely, K., 348
] Wessinger, 8
Wessmann, R., 302
Westberg, F., 334. 394
Westermann, Diedrich, 287
Westermarck, E., 221. 277
, Westhoff, 144
I Westphal, 178
1 West Sheane, J. IL, 293
; Weulc, K., 293
I Weygold, 313
! Wev, W., 41
j Whitehead, H., 253
j Wickhoff, F., 352
Wide, S., 416. 439
Wiedel, Jul., 3
Wiedemann, A., 281. 282.
347
;Wiegand. Th., 383. 384.
398. 429. 446
j Wielisch 142
I Wiese, G., 92
1 Wilamowitz - MöUendorf,
I U. V., 382. 413
I Wilberg, W., 383. 420
I WUcken, U., 411
{ Wilhelm, A., 422. 428
Wilhelm, R., 225. 255
Wilisch, E., 417
I WUke, A. G., 246
! Wilke, G., 264
1 Wilker, Ludw., 45
: Wilkinson, R. J., 238
I WiU, G. F., 314
: Willcocks, W., 365
AVilliams, Ch. A., 31
Williams, Marv, 29
Willmer, 104 '
WiUoughby, C.C, 31 1. 313
Wilmanns, G., 56
; Wilser, L., 264
Wilski, P.. 384. 433
Wilson, C. W., 359
; Wilter, Ludw,, 7
[ Wimmer, J., 113
\ Winckler, C, 127
4G8 Geographische Namenkniide ?> — äO; Römischer Westen Hl — 218.
Winckler, H., 362. 363.
■!65. 367. 387
Wiiikelmann 131
Winkelsässer 122
Winkler, J., 26, 57, 61,
72, 74, 76
Winstedt, E. O., 338
Winteler, J., 150
Winternitz, M., 274
Winzer, O., 8
Wirth, Ä., 345
Wissler, Clark, 311. 313
Wissowa, G., 216
AVitte, Aut., 287
Witte, Fr., 287
Wölfflin, E., 337
Wolf. K. F., 43
Wolff, 140
Wolff, A., 134
Wolff. G., 52. 113. 116.
123. 135. 136
Wolff. Karl Fei., 18. 20
Wolfram. G., 105
Wollemanu, A., 44
Woltei>, P., 411. 436.441
Wood, Frances Harriot, 40
Woodford, C. M., 234
Woodhouse, W. j., 410
Worcester, C, 243
Wright, A., 309
Wroth, W., 428
Wiindt, W., 210
Xenopel, A. D., 268
Xenopoulos, G., 444
Yates, A. C, 267
Yi-Tsch'ou, Tschaug, 256
Yorke, V. W., 412
Young, E. C, 250
Zabel, Rudolf, 277
Zaborowski, Z., 234. 244.
245. 264
Zampas, K., 417
Zanardelli, Tito, 36. 37
Zangemeister, K., 117.
119. 122.124. 125.127
Zauner 38
Zeki Bey, Ahmed, 348
Zeller, .T., 123
Zelter, .Joh., 7. 44
Zeltner, Fr. de, 284
Zepelin, C. v.. 259
Zerlentes, P. G., 432
Zeuß, Kjispar, 119
Ziebarth, E., 345
Zimmer 112
Zimmerer, H., 418. 441
Zimmermann 300
Zimmermann, M. G., 184
Zink, Theod., 12
Zoes, L., 444
Zois'l50
Zolotas, G., 445
Zschiesche, P., 118
Zürn, R., 303
Zwaan, Joh. Pieter Klei-
weg de. 239. 240
Druck von Jtiatus l'oithos in (iotb.i
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