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Full text of "Geographisches Jahrbuch"

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Begründet  1866  durch  E.  Behm. 


XXXIV.  Band,  1911. 


In  Verbindung  mit 

H.  Blink,  P.  Camena  d'Almeida,  E.  Deckert,  L.  Diels,  M.  Friederichsen, 
E.  Friedrich,  P.  Gähtgens,  H.  Haack,  F.  Hahn,  0.  J.  R.  Howarth,  Ch.  Hülsen, 
G.  Kollm,  0.  Krfimmel,  R.  Langenbeck,  Fr.  Machatschek,  A.  Marcuse,  E.  de 
Martonne,  L  Mecking,  J.  W.  Nagl,  0.  NordenskSöld,  E.  Oberhummer, 
K.  Oestreich,  F.  van  Ortroy,  0.  Quelle,  W.  Rüge,  K.  Schering,  0.  Schlüter, 
A.  Schulten,  W.  Sievers,  E.  Tams,  Fr.  Toula,  H.  Walser 

herausgegeben  von 

Hermann  Wagner. 


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53 


GOTHA:  JUSTUS  PERTHES. 

1912. 


I 


Vorwort  zum  XXXIV.  Jahrgang. 

Es  bestand  die  Absicht,  den  Bd.  XXXIV  des  Jahrbuchs  aus- 
schließlich den  verschiedenen  Kapiteln  der  historischen  Geographie, 
und  Geschichte  der  Erdkunde  zu  widmen,  wie  der  vorhergehende 
lediglich  Berichte  über  mathematisch-naturwissenschaftliche  Zweige 
der  Geographie  enthielt.  Das  ist  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
gelungen,  nur  war  leider  Herr  Prof.  W.  Rüge  infolge  seiner  Be- 
rufung an  die  Spitze  des  Gymnasiums  in  Bautzen  nicht  in  der 
Xiage,  den  von  ihm  seit  Jahren  übernommenen  Bericht  zur  Geschichte 
der  Erdkunde  vom  Mittelalter  an  für  jetzt  zu  erstatten.  Dafür  hat 
dann  ein  solcher  über  die  ethnologische  Forschimg  1906 — 08 
Aufnahme  gefunden,  leider  zum  letztenmal  von  Herrn  Professor 
P.  Gähtgens  in  Straßburg  i.  E.  verfaßt,  der  mit  so  großer  Sorg- 
falt und  Aufopferung  die  wertvollen  Berichte  Georg  Gerlands  seit 
1900  im  Jahrbuch  fortgesetzt  hatte. 

Den  Reigen  eröffnet  Herrn  Prof.  J.  W.  Nagls  Bericht  über  die 
Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde  (1907 — 09). 

Seit  Jahren  war  es  der  Wunsch  des  Herausgebers,  die  Berichte 
über  Länder-  und  Völkerkunde  der  antiken  Welt,  welche  Herr 
Prof.  E.  Oberhummer  in  Wien  seit  1895  in  größeren  Pausen 
schon  dreimal  erstattet  hatte,  auch  auf  den  bisher  nicht  berück- 
sichtigten römischen  Westen  ausgedehnt  zu  sehen.  Es  gelang,  dafür 
Herrn  Prof,  Adolf  Schulten  in  Erlangen  zu  gewinnen,  der  nmi 
allerdings  weit  ausholen  mußte.  Dafür  enthält  der  vorliegende 
Jahi'gang  denn  auch  einen  so  umfangreichen,  die  Literatur  von 
1897  bis   1909    in  kritisch  referierender  Darstellung  behandelnden 


IV  Vorwort- 

Bericht  wie  wenige  zuvor.  Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  daß 
derselbe  nicht  nur  für  Archäologen  und  Historiker,  sondern  auch 
für  Geographen  von  größtem  Interesse  sein  wird,  da  er  die  erstaun- 
liche Fülle  wissenschaftlicher  Unternehmungen  und  literarischer 
Produktion  auf  dem  fraglichen  Grebiete  lichtvoU  an  uns  vorüber  führt. 

Es  lag  nahe,  dem  Eahmen  dieses  der  antiken  Geographie  ge- 
widmeten Abschnitts  auch  einen  Bericht  über  den  Stand  der 
topographischen  Forschung  Roms  mit  einzuverleiben,  ^vie- 
wohl  damit  eine  ge^Ndsse,  Geschichte  und  Erdkunde  scheidende 
Grenze  schon  fast  überschritten  ward.  Aber  zur  Abnmdung  des 
Gebotenen  durfte  er  kaum  fehlen.  Die  Freunde  des  Jahrbuchs 
werden  es  lebhaft  begrüßen,  daß  sich  der  ausgezeichnete  Kenner 
der  antiken  Gescliichte  Roms,  Herr  Prof.  Ch.  Hülsen  in  Florenz, 
bereit  erklärte,  den  Bericht  zu  verfassen. 

Daran  schließt  sich  dann  Prof.  E.  Oberhummers  vierter  Bericht 
über  die  allgemeine  Länder-  und  Völkerkunde  der  antiken 
Welt  und  die  spezielle  Länderkunde  des  Orients  und,  dies- 
mal auch  nachholend,  die  der  griechischen  Welt.  Damit  hat  das 
Gesamtgebiet  antiker  Geographie  in  diesen  drei  umfangreichen  Be- 
richten einen  Absclüuß  erhalten,  wie  ihn  ziu-zeit  kaum  eine  andere 
periodische  Publikation  l)ietet. 

Göttingen,  den  20.  Mai   1912. 

Heruianu  Wasrner. 


Systematisches  Inhaltsverzeichnis  zu  Band  I — X  des  Jahrbuchs  siehe  am  Schluß 

des    Bandes  X  (1884),   zu    Band  XI— XX   am    Anfang   des    Bandes  XX  (1897), 

zu  Band  XXI— XXX  am  Anfang  des  Bandes  XXX  (1907). 

Systematisches  Inhaltsverzeichnis  zum  letzten 
Berichtszyklus. 

Seite 
Abkürztm^jen  für  Band  XXXH' 1 

A.  Allgemeine  Erdkunde. 

I.  Geogi'apliisclie  Läni?e  und  Breite  rou  274  Sterinvarteii. 

Von  H.Wagner.     8.  Bd.  XXIX  (.1906),  457. 

IL  Die  methodischen  Fortsoliritte  der  geographischen,  geo- 
dätischen, nautischen  und  aeronautischen  Ortshestini- 
niung.     Von  A.  Marcuse.     S.  Bd.  XXVIII  (1905),  :J75. 

m.  Die  Fortscliritte  der  Kartenprojektionslelire,  der  Karten- 
zeiehnuug  und  -vervielililtigung,  soT^ie  der  Karten- 
messung für  1906—08.    Von  H.  Haack    S.  Bd.  XXXIII 

(1910),   119. 

IT.  Die  Fortschritte  der  Physik  und  Mechanik  des  Erdkörpei*s. 

Von  R.  Langen beck.     S.  Bd.  XXX  (1907j,  221. 

T.  Die  Fortschritte  unserer  Kenntnisse  rom  Magnetismus 
der  Erde  (YI,  1899—1904).  Von  Karl  Schering. 
S.  Bd.  XXVIII  (1905),  291. 

VI.  Die  Fortschiitte  in  der  Dynamik  der  festen  Erdrinde 
1903  und  1904.  VonE.  Tams.  S.  Bd.  XXXIII  (1910),  79. 

Vn.  Die  Fortschritte  der  Gewässerkunde  des  Festlandes.  Von 

W.  Gerbing.     S.  Bd.  XXX  (1907),   181. 

>TII.  teuere  Erfahmngeu  über  den  geognostlscheu  Aufbau 
der  Erdoberfläche  (XII,  1907—09).  Von  Fr.  Toula. 
S.  Bd.  XXXIII  (1910),  205. 

IX.  Die  Fortschritte  der  Ozeanographie  1903—09.    Von  Dr. 

L.  Meckiug.     S.  Bd.  XXXIII  (1910),  395. 

X.  Die  Fortschi'itte  der  geograpliischen  Meteorologie  (1906 

bis  1908).    Von  W.  Gerbing.     S.  Bd.  XXXIII  (1910),  3. 

XI.  Die  Fortschritt«  in  der  Geogi'aphie  der  Pflanzen  (190') 
bis  1909).    Von  L.  Diels.     S.  Bd.  XXXIII  (1910i,  315. 

Xn.  Die  Fortschritte  unserer  Kenntnis  von  der  Terbreitung 
der  Tiere  (1904—07).  Von  A.  E.  Ortmanu.  S.  Bd. 
XXXI  (1908),  231. 


VI 


Systematisches  Inhaltsverzeichnis. 


Seite 


XIII.  Bericht  über  die  ethiiolo!?ische  Forscliiui?  1900—08.  Von 

Prof.  Dr.  P.  Gähtgens  in  Straßburg  i.  E 

Allgemeinct 

Ozeanien 

Australien 224    I    Mikronesicn  und  Polynesien 

Tasmanien,  Melanesien    .     .    227    |    Malaisien 


Asien  und  Europa 

•    Mongolen  u.  ihre  Verwandteu    247 

Hinterindien 247 

Tibet 251 

Dravidavölker    ....    252 

China 254 

Korea,  Aino,  Japan  .  .  257 
Ostsibirien ,      Amurläuder, 

Mongolei 2hQ 

Türkische  Stämme.  .  .261 
Samojeden,  Finnen  .  .  262 
Kaukasus .     .     .     .     .     .263 


Indogennanen  

Allgemeines 

Kui-den,  Pei-ser  .  .  . 
Kleinasien,  Balkanländer 
Kußland  u.  slaw.  Gebiete 
Österreich-Ungarn .  .  . 
Schweiz,  Italien,  Spanien 
Frankreich,  Großbritann. 
Dänemark,  Deutschland  . 
Zigeuner  

Semiten 


219- 


235 
238 

264 
264 
267 
267 
269 
270 
271 
272 
272 
273 
274 


A/rika .  .   . 

HamitischeVölker,  Abessinien  276 

Atlasländer 276 

Ägypten 280 

Abessinien 282 

Neger 284 

Allgemeines 284 

Ostsudan 289 

Amerika 

Allgemeines 303 

Nördliches  Amerika   .     .     .  305 

P^skimo 305 

Tlinkit 306 

Columbiastämnie     .     .     .  307 

Tinne 309 

Algonkiu 310 

Irokesen,  Maskoki,  Natchez  312 

Dakota 313 

Kalifornier,  Schoschoni    .  314 


Bantuvölker 290 

Ostafrika,  Seeugebiet .     .  290 
Njassa-Sambesi-Gebiet      .  294 

Kongo 295 

Kamerun 298 

Südl.  Bantuvölker,  Hotten- 
totten, Buschmänner   .  301 


^lexiko    und   Mittelamerika  316 

Südamerika 319 

Allgemeines 319 

Westindien 320 

Guayana 321 

Brasilien 321 

Stämme  des  Gran  Chaco  324 

Patagonier  u.  Verwandt«  325 

Penian«;r 326 


XIV.  Die  Fortschritte  der  Anthropogeogruphie   (1891—1907). 

Von    E.   Friedrich.      S.  Bd.  XXXI  (1908),    285,    und 
Bd.  XXXII  (1909),  3. 


-328 
219 
223 


246 


276 


303 


B.  Länderkunde. 

XV.  Der  Standpunkt  der  ofliziellen  Kartojrraphie  1891.    Von 

M.  Heinrich.     S.  Bd.  XIV  (1891),  237. 

XVa.  i'bersichtskarten  der  wichti|?sten  topographischen  Karten 
Kuropas  und  einiger  anderer  Lönder  (VIII,  1909).  Von 

H.  AVagner.      Siehe  am   Eudc  des  Bd.   XXXII  (1909). 

XVI.  Die  Fortschritte  der  Länderkunde  von  Europa. 

Deutsches  Reich.  Von  O.  Schlüter.  S.  Bd.  XXXll  (1909),  69. 
Österreich-Ungarn.  Von  Fr.  Machaf  ek.  S.Bd.XXXII(1909),  99. 
Frankreich.      Von    P.    Camena    d'Almeida.      8.    Bd.    XXXII 

(1900),    126. 


Systematisches  luhaltsvcrzeichnLi.  Vif 

Seite 
Die    Iberische    Halbinsel.     Von    Th.  Fischer.      S.   Bd.  XXXIF 

(1909),    l.',4. 
Italien.     Von  Th.  Fischer.     8.  Bd.  XXXII  (1909),   161. 
Die   Südosteuropäische   Halbinsel.     Von  K.  Ocstreich.     S.  Bd. 

XXXII  (1909),   182. 
Rumänien.    Von  E.  de  Martonne.     S.  Bd.  XXXII  (1909),   186. 
Schweiz.     Von  H.Walser.     S.  Bd.  XXXII  (1909),   192. 
Niederlande.    Von  H.  Blink.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  205. 
Belgien.     Von  F.  van  Ortroy.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  211. 
Grofsbritannien  und  Irland.  Von  0.  J.  R.  Howarth.  S.  Bd.  XXXII 

(1909),  216. 
Dänemark.    Von  E.  Löffler.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  223. 
Schweden.     Von  O.  Nordenskiöld.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  230. 
Norwegen.     Von  K.  Ahlenius.     S.  Bd.  XXVI  (1905),  139. 
Rufsland  mit  Kaukasus  (1894—1905).    Von  M.  Friederichsen. 

S.  Bd.  XXIX  (1906),  148. 

XV^n.  Länderkunde  der  außereuropäischen  Erdteile. 

Polargebiete  (1905—08).    Von  W.  Brennecke.     S.  Bd.  XXXII 
(1909),  243. 

Asien    (ohne    Russisch-Asien)   (1904—07).     Von    O.   Quelle.      S. 

Bd.  XXXII  (1909),  268. 
Russisch -Asien     (1898 — 1904).       Von    Max    Friederichsen. 

S.  Bd.  XXVII  (1904),  376. 
Australien    und    Polynesien    (1907/08).      Von    F.  Hahn.      S.  Bd. 

XXXII  (1909),  335. 
Afrika  (1907/08).     Von  F.  Hahn.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  352. 
Nordamerika   (1905—07).      Von    E.  Deckert.      S.   Bd.  XXXII 

(1909),  389. 

Das    Romanische   Amerika   (1904 — 06).      Von  W.  Sievers.     S. 
Bd.  XXX  (1907),  313. 


C.  Geschichte  der  Geographie. 

XVni.  Bericht  über  die  Länder-  und  Völkerkunde  der  antiken 
Welt. 

Bericht  über  die  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken 

Welt  (IV).     Von  Prof.  Dr.  E.  Oberhummer  in  Wien  .  329—448 

Quellenkunde  und  Geschichte  der  Geographie 329 

Griechen 332 


Allgemeines 329 

Ägypter 330 

Semiten 331 


Römer 336 

Byzantiner 337 

Allgemeines 339 

Afrika 345 

Allgemeines 345    ]    Ägj-pten 346 

^sien 350 

Mesopotamien 364 

Iran 36^ 

Indien 368 

Ostasien 369 

Innerasien 371 

Armenien 373 


Allgemeines 350 

Arabien 350 

Palästina 355 

Ostjordanland      .     .     .361 

Phönizien 362 

Syrien .    362 


VIII 


Systematisches  Inhaltsverzeichnis. 


Kleinasicn 374 

Allgemeines    ....    374 

Pontos 377 

Paphlagonia,  Bithynia .  378 
Mysia  .  .  .  .  "  .  .379 
Lydia 380 

Europa 

Allgemeines 392 

Sannatia 393 

Thrakien 394 

Makedonien 399 

Griechenland      ....  403 

Allgemeines    ....  403 

Thessalien       ....  406 

Epinis 408 

Akamanien  ....  409 
Lokris,  Phokis    .     .     .411 

Böotien 412 

Attika 413 

Megaris,  Korinthia  .     .  417 

Lakonien 418 

Messenien 419 

Bericht  über  die  Fortschritte  der 
römischen  Westens  (1897— 
Schulten  in  Erlangen. 

A.  Allgemeines 

B.  Afrika 

Allgemeines 56 

Physische  Geographie .     .      58 

Ethnologie 59 

Vorrömische  Zeit    ...      60 
Africa  proconsularis     .     .      61 

Allgemeines  ....  61 
Kolonisation  ....  63 
Städte 64 


Seite 
Karia,  Lykia     .     .     .     .383 

Kilikia    '. 385 

Kappadokia,  Galatia  .     .  386 

Phrygia 387 

Lykaonia 388 

Inseln  bei  Kleina'«ien     .     .  389 


392 


Achaia,  Arkadien  . 

Morea 

Die  griechischen  Inseln. 

Allgemeines 

Inseln  des  Thrak.  Meeres 

Sporaden       

Euböa      

Kykladen 

Kreta 

Inseln  des  Peloponnes     . 

Ionische  Inseln 
Schluß.     Nachträge  .     . 

Geschichte  der  Erdkunde 

Asien 

Europa 

historischen  Geographie  des 
■1909).    Von  Prof.  Dr.  Adolf 


421 
423 
423 
423 
427 
428 
428 
429 
433 
438 
439 
444 
444 
445 
446 


51—188 


51 
56 


Einheimische  Stämme     .  69 

Die  Latifundien      ...  69 

Militärische  Anlagen  .     .  70 

Xumidia 72 

Mauretania 74 

Mauretania  Caesariensis  .  75 

Mauretania  Tingitana      .  76 

Westküste 77 


C.  Hispania 

Allgemeines 77 

Physische  Geographie .     .      80 

Ethnologie 81 

Prähistorische  Geographie      83 
Römische  Zeit    ....      84 

n.   Gallia 

Allgemeines 91 

Physische  Geographie .     .  92 

Prähistorisches   ....  92 

Ethnologie 93 

Straßenforschung     ...  94 

Ortsnamenforschung     .     .  94 

E.  BritdHnia 

Allgemeines 105 

Ethnologie 107 

Vorrömische  Zeit    .     .     .108 
Römische  Zeit    .     .     .     .108 


77 


Die  einzelnen  Provinzen     .  84 

Baetica 84 

Tarraconensis     ....  86 

A.sturia  und  Callaecia     .  89 

Lusitania 90 


91 


Römische  Zeit 95 

Die  einzelnen  Provinzen     .     96 

Narbonensis 96 

Aquitania 98 

Lugdunensis      ....     99 
Belgica    ....:.   102 


105 


Allgemeines 108 

Die  Grenz  wälle      .     .     .109 

Die  Städte 111 

Straßen 112 


Systematisches  Inballsverzeichnis. 


F.  Germania  .... 
Allgemeines  .... 
Physische  Geographie . 
Vorgermtinische  Zeit  . 
Germanische  Zeit    . 

Stammeskuncle    . 

Volkskunde    .     .     , 


IX 

Seite 
112 


112 
113 
114 
118 
118 
120 


Römische  Zeit 122 

Allgemeines 122 

Germania  Supciior  .  .124 
Germania  Inferior.  .  .138 
Nordwestdeutseliland  .     .141 


G.  lUyrieum 

Allgemeines 145 

Vindelicia,  Raetia  .     .     .148 

Vindelicia 148 

Raetia 149 

Noricum 150 

Pannonia 151 

H.  Italia 

Allgemeines 161 

Straßenforsch  iing     .     .     .164 

Alpeuländer 166 

Liguria,  Transpadana .     .168 

Venetia 169 

Istria   .......    170 

Aemilia 171 

p:truria 172 

Umbria,  Picenum    .     .     .174 


145 


Dalmatia 153 

Allgemeines 153 

.lapodia,  Liburnia .     .     .  155 

Dalmatia 156 

Dacia 158 

Moesia 159 


161 


Die  sabellischen  Stämme    .   175 

Sauinium 176 

Lalium 177 

Campania 180 

Lueania 182 

Bruttium,  Apiilia.     .     .     .183 
Calabria,  Sicilia    .     .     .     .184 

Sardinia 187 

Corsiea,  Malta 188 


Topographie    der    Stadt    Rom.     Von    Prof.   Dr.   ("h.  Hülsen  in 

Florenz 189— 21f 


Allgemeines 

Darstellende  Werke     .     , 
Zur  Stadtgeschichte 

Topographische  Rundscha >i 
Capitolium     . 
Forum  Romanum 
Kaiserfora 
Palatin      .     .     . 


190 
191 


Zur  Baugeschiehten.  Technik  195 
Stadtpläne 196 


198  I  Südliche  Stadtteile     .     .     .207 

200  j    Esquilin 210 

202  j    Quirinal 211 

205  1    Transtiberim 215 


189 


198 


XIX.  Die  Literatiu*  ziu*  Oeschichte  der  Erdkunde  vom  Mittel- 

alter  an    (1903—06).      Von  W.  Rüge.      S.  Bd.   XXX 

(1907),  329. 

XX.  Entwicklung  der  Methodik  und  des  Studiums  der  Erd- 

kunde.    Von  H.Wagner.     S.  Bd.  XIV  (1891),  371. 


XXI.  (ieogrrapliisehe  Namenkunde   (1907—09) 

J.W.  Nagl  in  Wien 

1 .  Namenerklärung     ....  3 

Im  allgemeinen      ....  3 

Deutschland 5 

Süddeutschi.,    Rheinlande  8 

Sachsen,  Thüring.,  Hessen 

Norddeutsehland 
Osterreich-Uugana .... 

Schweiz 24 

Niederlande  und  Belgien     .  26 

Skandinavien 27 

Britisches  Reicli     ....  29 

Frankrcicli 30 


Von    Prof.  Dr. 


-50 


13 

14 
17 


Spanien  und  Portugal     .  3.3 

Italien 35 

Balkanländer     .     .     .     .  38 

Russisches  Reich   ...  38 

Asien 39 

Afrika 41 

Amerika    und  Australien  41 

2.  Rechtschreibung   u.  Aus- 
sprache       43 

3.  Geogr.    Namenkunde    im 
sdlgemeinen  .     .     .     .  45 

Nachtrag 45 


X  Systematisches  Inhaltsverzeichnis. 

Seita 
XXn.  Cieographische  Xekl'ologie.   Wird  seit  1904  nicht  fortgesetzt. 

Fortsetzung   s.  im  »Geographen-Kalender:,    herausgegeben 

von  H.  Haack   1904  u.  ff. 

XXIII.  Geogi'apliisclie  Lelirstühle  uud  Dozenten  (1909).    Von 

H.Wagner.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  439. 

XXrV.  Geographische  Gesellschaften,  Zeitschriften  u.  Kongrresse 
(1909).     Von  G.  Kollm.     S.  Bd.  XXXII  (1909),  409. 


Personennamen-Reffister  für  Band  XXXIV ,s  449_468 


Abkürzungen. 


A.  Abkürzuiiffeu  allgemeiner  Art. 


Abh.   =  Abhandlungen. 

Ac.  =  Academie,  Academy. 

Ak.  =  Akademie. 

Am.  =  American. 

Ann.  =  Annalen,  Annales,  Anmiaire. 

Anz.  =  Anzeiger. 

Areh.  =  Ai'chiv. 

Ass.  r=  Association. 

B  =  Bulletin,  Bolletino. 

Beitr.  =  Beiträge. 

Ber.  =  Bericht. 

Bl.  r=  Blatt,  Blätter. 

Cl.  =  Club. 

Col.  =  Colonie,  Colony,  Colonial. 

Com.   =  Commissiou. 

Comm.  =   Commercial. 

Contr.   =  Contributions. 

CR  =  Comptes  rendus. 

Denks.   =  Denkschriften. 

Diss.  ==  Dissertation. 

£  =  Erdkunde. 

Erg.  =  Ergebnisse. 

G  =  Geographie,  Geography,  Geo- 

grafia. 
Geol.  =  Geologie,  Geologj-. 
Ges.  =  Gesellschaft. 
GesE  =  Gesellschaft  f.  Erdkunde. 
GGes.  =  Geograph.  Gesellschaft. 
GS  =  Geographical  Society. 
I  ==  Institut,   Istituto. 
Isw.   =  Iswestija  (Verhandlungen). 
J   =  Journal. 
Jb.  =  Jalirbuch. 
JBer.   =  Jahresberichte. 
Kol.   =^  Kolonial. 
LB  =  Literaturberichte. 


M  =  Mitteilungen. 

Mag.  =  Magazin,  Magazine. 

Mem.  =  Memoiren,  Memorie. 

Mem.  =  MSmoires. 

Met.  =  Meteorologie,  Meteorologisch. 

Mus.  =  Museum. 

Nachr.  =  Nachrichten. 

Nat.  =  Natural,  Naturwissenschaftlich. 

P  ^^  Proceedings. 

QJ  =^  Quarterly  Journal. 

R  =  Royal,  Reale. 

Ref.  =  Referat. 

Rep.  =  Report. 

Rev.  =  Revue,  Review. 

Rend.  =  Rendiconti. 

Riv.  =  Rivista. 

S  =  Societe,  Society,  Selskab. 

Sap.  =  Saj^iski  (Schriften). 

Sc.  =  Science,  Scientific. 

S.-A.  =  Separatabdruck. 

Ser.,  S§r.  =  Serie,  Serie. 

SG  =  Societe  de  geographie. 

Sitzb.  =  Sitzungsberichte. 

Surv.  =  Survey. 

T   =  Tijdschrift,  Tidskrift. 

Tr.   =   Transactions. 

U.  S.  =  United  States. 

VE  =  Verein  für  Erdkunde. 

Ver.  =  Verein. 

Vers.  ^  Versammlung. 

Vh.   ^  Vei'handlungen. 

Vjh.  =  Vierteljahi-shefte. 

Vjschr.   =-.  Vierteljahrsschriften. 

W,  Wiss.  =  Wissenschaft. 

Z  =  Zeitschrift. 

Ztg.  =  Zeitung. 


B.  Die  im  Geographisoheii  Jahrbuch  hliiifig'er  zitierten  periodischen 

Schriften. 

AmJSc.  =  American  Journal  of  Science,  Newhaven. 

AnnG  =  Annales  de  geographie,   Paris. 

AnnHydr.   =  Annalen  der  Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie. 

ArchAnthr.   =  Archiv  für  Anthropologie. 

BeitrGeoph.  =  Beiträge  zur  Geophysik,  herausgegeben  von  Gerland. 

BSG  =  Bulletin  de  la  societe  de  geographie. 

Geogr.  Jalirbuch  XXXIV.  1 


2  Abkürzungen. 

BSGCommBordeaux  =  Bull,  de  la  soc.  de  geogr.  commereiale  ä  Bordeaux. 

BSGItal.  =  Bolletino  della  Societä  geografiea  Italiana. 

CR  =  Comptes  rendus  hebdomadaires  des  seances  de  l'academie  des  sciences 
de  Paris. 

DE  =  Deutsche  Erde,  Gotha. 

DGBl.  =  Deutsche  Geographische  Blätter,  Bremen. 

DRfG  =  Deutsche  Rundschau  für  Geographie  und  Statistik. 

Forsch.  =  Forschungen  zur  deutschen  Landes-  und  Volkskunde,  Stuttgart. 

GA  =  Geographischer  Anzeiger,  Gotha. 

GJ  =  The  Geographical  Journal,  London. 

GJb.  =  Geographisches  Jahrbuch,  Gotha. 

Glob.  =  Zeitschrift  Globus  (seit  1911   mit  Pet.  Mitt.  vereinigt). 

GZ  :=  Geographische  Zeitschrift,  herausgegeben  von  Hettner,  Leipzig. 

GeolMag.  =  The  Geological  Magazine. 

lArchEthn.  =  Internationales  Archiv  für  Ethnographie,  Leiden. 

Isis  =  Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  der  Naturwissenschaftl.  Gesellschaft 
»Isis«   Dresden. 

JAnthrl  =  Journal  of  the  Anthrop.  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  London. 

JAsiat.   =   Journal  asiatique,   Paris. 

JbGeolLA  ^  Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Geologischen  Landesanstalt,  Berlin. 

JbGeolRA  =  Jahrbuch  der  k.  k.  Geologischen  Reichsanstalt,  Wien. 

JbSACl.  =  Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenklubs. 

JBerGGesMünchen  =  Jaliresberichte  der  Geographischen  Gesellschaft  zu  ilünchen. 

KM  ==  Kartographischer  Monatsbericht  in  Petermanns  Geograph.  Mitteilungen. 

KorrBlAnthr.  =  Korrespondenzblatt  der  Deutsehen  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie, Ethnologie  und  Urgeschichte,  München. 

LaG  =  La  Geographie,  Bulletin  de  la  societe  de  geographie  de  Paris. 

MeddGrl.  =  Meddelelser  om  Grönland,  Kopenhagen. 

Metz  =  Meteorologische  Zeitschrift. 

MGGes.  =  Mitteilungen  der  Geographischen  Gesellschaft. 

MGGesWien  =  Mitteilungen  der  k.  k.  Geographischen  Gesellschaft  in  Wien. 

MVE  =  Mitteilungen  des  Vereins  für  Erdkunde. 

MDÖAV  =  Mitteilungen  des  Deutsch-Österreichischen  Alpenvereins. 

Nat.  =  Nature,  London ;  die  Zeitschriften  »Die  Natur«  und  ;-La  Nature«  werden 
nicht  abgekürzt. 

NJbMin.  =  Neues  Jalirbucli  für  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 

OrBibl.  =  Orientalische  Bibliographie. 

PM  =  Petermanns  Geographische  Mitteilungen. 

PRS  =  Proceedings  of  the  Roy;ü  Society  of  London. 

PRGS  =  Proceedings  of  the  Royal  Geographical  Society. 

QJGeolS  =  Quarterly  Journal  of  the  Geologiciü  Society. 

SapKRGGes.  =  Sapiski  der  Kais.  Russ.  Geographischen  Gesellschaft. 

ScottGMag.  =  The  Seottlsh  Geographical  Magazine. 

SitzbAkBerlin  =  Sitzungsberichte  der  Kgl.  Preuß.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin. 

SitzbAkWien  =  Sitzungsbericlite  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien. 

TAardrGen.  =  Tijdschrift  van  het  Aardrijkskundig  Genootschap  te  Amsterdam. 

TrRS  =   Transactions   of  the  Royal  Society. 

VhGesE  =  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  Berlin. 

VhGeolRA  =  Verhandlungen  der  k.  k.  Geologischen  Reichsanstalt,  Wien. 

Y  =  Ymcr,  Tidskrift  utg.  af  Svenska  Sällskapet  för  Antropologi  och  Geografi. 

ZDGeolGes.  =  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

ZDMGes.  =  Zeitschrift  der  Deutscheu  Morgenländiseheu  Gesellschiift. 

ZEthn.  =  Zeitschrift  für  Ethnologie. 

ZGesE  =^  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde,   Berlin. 

ZVermess.  =  Zeitschrift  für  Vermessungswesen,  Stuttgart. 


über  die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde 

(1907—09). 

Von  J.  W.  Na  gl  in  Wien. 

(Abgeschlossen  am  1.  Januar  1910;  mit  Nachträgen  aus  früheren  Berichtsperioden.) 

Indem  ich  diesen  meinen  dritten  Bericht  auch  über  das  Jahr 
1909  ausdehne,  muß  ich  wieder  von  vornherein  die  Nachsicht  meiner 
Leser  dahin  in  Anspruch  nehmen,  daß  mir  spätere  Nachträge  erlaubt 
sein  mögen.  Es  liegt  wenig  Mut  und  Sinn  in  dem  Vorgang,  mit 
dem  Bericht  zu  warten,  bis  die  verschiedenen  bibliographischen 
Detailberichte  erschienen  sind:  die  meisten  derselben  hinken  um 
ein  oder  mehrere  Jahre  nach,  und  wenn  aUe  Berichterstatter  gleich 
ängstlich  aufeinander  warten  wollten,  so  würden  die  Rückstände 
immer  mehr  Jahre  zählen.  Eine  Vollständigkeit  im  absoluten  Sinne 
ist  übrigens  auch  trotz  solchen  Zuwartens  schwerlich  zu  erreichen; 
und  so  hoffe  ich  durch  den  Mut  des  Vorwärtsschi-eitens  auf  desto 
bereitwilligere  Nachsicht. 

Für  das  Interesse,  das  sich  in  weitesten  Kreisen  durch  auf- 
klärende und  ergänzende  Zusendungen  auch  diesmal  wieder  bekundet 
hat,  habe  ich  vor  allen  Herrn  Prof.  Dr.  Julius  Miedel  in  Mem- 
mingen, Herrn  Prof.  i.  R.  Johannes  Jungfer  in  Berlin,  Hei-rn 
Archivrat  Dr.  Heinr.  Beschorner  in  Dresden,  den  Herren  Univ.- 
Prof.  Dr.  Ernest  Muret  in  Genf  und  Dr. "Wilhelm  Meyer-Lübke 
in  Wien  und  Herrn  Prof.  Gr.  Ricchieri  an  der  Kgl.  Wissenschaftl.- 
Hterar.  Akademie  in  Mailand  hiermit  bestens  zu  danken. 

Die  Forschung  behält  auch  in  dieser  Berichtsperiode  ihre  Neigung  zur 
Tiefe,  zu  den  letzten  Grundlagen  örtlicher  Namengebung  in  den  Flurnamen 
bei.  Doch  habe  ich  die  Berichte  diesmal  kürzer  gehalten,  weil  die  Fluraamen- 
forsehung  im  ganzen  bisher  doch  nur  Materialsammlung  ist,  mit  nur  wenigen 
geläuterten  Ergebnissen  für  das  allgemeine  geographische  Interesse. 

I.  Namenerklärung. 

1.  Im  allgemeinen. 
Zuvörderst   muß,   im  Gegensatz    zu   einer  öffentlich  geäußerten 
Meinung,  der  voLksmäßigen,  teils  ernsten,  teils  launigen  Deutung  i) 

1)  Z.  B. :  Gust.  Pflugk,  Die  Spitznamen  deutscher  Volksstämme  (Hamb. 
Nachr.,  10.  Sept.  1904).  Ortsnamen  und  Volkswitz  (KölnZtg.  18.  Sept.  1904). 
Selbst  H.  Carstens,  Topogr.  Volkshumor  aus  Schleswig-Holstein  (ZVerVolksk. 

1* 


4  J.  W.  Nagl,  Die  Fort.«chritt3  der  geographischen  Namenkunde. 

SO  ziemlich  aller  Wert  für  die  toponymisclie  Forschung  abgesprochen 
\verdcn.  —  Auch  verschiedene  »Plaudereien«  in  Tagesblättern 2) 
bieten  nichts  wesentlich  Neues.  Eher  verdient  ein  Zeitungsartikel 
von  W.  A.  Hammer,   »Ortsnamenforschung «3),  Beachtung. 

11.  führt  die  wichtigsten  Vorarbeiten  an,  welche  der  Toponymik  zugrunde 
zu  legen  sind,  geht  nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen,  besonders  über  das 
störende  Element  der  Volksetymologie,  auf  die  Ortsnamen  des  deutschen  Si>rach- 
gebiets  und  deren  dreifache  Herkunft  über,  kritisiert  die  naive  Schrift  Dr.  C. 
Täubers,  »Ortsnamen  und  Sprachwissenschaft  usw.«,  verweist  auf  die  Zeitschr. 
des  Allgem.  deutschen  Sprachvereins  und  die  Deutsche  Erde  und  zeigt  einige 
Fälle  störender  Volksetymologie  auf  französischem  Sprachgebiet.  —  Da  er,  wahr- 
scheinlich wegen  der  Schrulle,  Orte  können  niemals  den  Flüssen  den  Namen 
geben,  Vindobona  von  »Wien«  durchaus  trennen  will,  möchten  wir  ihn  auf 
GJb.  XXVII,   134  f.  aufmerksam  machen. 

Eine  phantastische  Grundlage  aller  Ortsnamen-  und  Sprach- 
forschung bietet  in  seinen  »Sechs  Ursprachelementen«  (ra  =  Wasser, 
la  =  Wiese,  ma  =  Nahrung,  ka  =  Vieh,  sa  =  Weide,  pa  =  Schutz, 
ta  =  Holz,  na  =  atmosphärische  Flüssigkeit)  der  bereits  genannte 
C.  Täuber^). 

Neben  vielen  Anregungen,  welche  zu  guten  Resultaten  führen  können, 
bietet  dieses  ganz  eigene  Bahnen  —  nicht  immer  der  Erkenntnis,  sondern  oft 
der  Phantasie  — ■  wandelnde  Buch  unter  den  Rubriken  einzelner  Wurzeln  eine 
große  Zahl  von  Worten  und  insbesondere  Ortsnamen,  die  sich  nicht  in  den 
ihnen  zugewiesenen  Rahmen  fügen  können.  Obwohl  S.  19  die  Konsonanten- 
entsprechungeu  der  Sprachgeschichte  ganz  gut  angegeben  sind,  ist  auf  diese 
Tabelle  in  der  Folge  keine  Rücksicht  genommen,  sondern  deutsches  Dalaheim 
(Thalheim)  wird  ohne  weiteres  mit  griech.  86qv  =  Holz  (S.  65)  als  wurzel- 
verwandt zusammengestellt.  Tirol  gehört  dazu  als  »Waldland«  und  Teil  ist 
»der  Walder«  (S.  67),  Dura  886  (Thur)  ist  »VValdstrom«,  so  auch  die  Traun. 
Weil  bei  den  australischen  Eingeborenen  sowohl  Unna  wie  jenna  »Fluß«  heilit, 
so    ist    nach  T.  wohl    auch  gall.  Jura  auf  dur,  dor  =  Holz  zu  beziehen  usw. 

Eine  solidere,  wenn  auch  keineswegs  überall  verläßliche  Grund- 
lage für  die  geograpliische  Namenerklärung  bieten  A.  Demangeon, 
J.  Blayac,  Is.  Gallaud,  J.  Sion  und  A.  Vacher^):  an  erster 
Stelle  Aufsclilüsse  über  die  »Nomenclature  des  noms  de  lieux«, 
indem  sie  eine  Fülle  von  Bezeichnungen  luid  Definitionen,  die  sich 
auf  verschiedene  Teile  der  Geographie  beziehen,  vorführen. 

Den  Gegensatz  zwischen  amtlicher  Namengebung  und  der  selb- 
ständigen Überlieferung    des  Volkes    behandelt  G.  Grasso  an  dem 


XVI,  4).  C.  F.  Meyer  (JbVerNiederdSprachforsch.  XXXV,  1909,  136—50). 
Kahle,  Ortsneckereien  ...  im  badischen  Unterland  (Freiburg  i.  Br.  1908). 
O.  Haffner,  Alemann.  Ortsneckereieu  (Alemannia  N.  F.  VIII,  1/2,  1907). 
Schmidt  (.\lemauuia  N.  F.  IX).  V.  Pogatschnigg,  Etymologische  Sagen  aus 
Kärnten  (Carinthia  1908).  —  ^)  Z.  B. :  Eberhard  König,  Eine  Plauderei  für 
die  Reisezeit.  (Bayer.  Kurier  Nr.  204  u.  205,  21.  u.  22.  Juli  1908.)  —  3)  Fremdeu- 
blatt  Wien,  1.  Sept.  1909,  Fcuillet.  —  ■*)  Ortsnamen  und  Sprachwiss.,  Ui-sprache 
und  Begriffsentwickliing.  Zürich  1908.  259  S.  Dazu  Museum  XVI,  6. 
Weiteres  über  Täuber  l>ei  dem  Kapitel  Sdiwciz.  Anm.  270 — 73.  —  ^)  Dictionuaire 
raanuel  ill.  <le  (ieogrnphie.  Paris  1907.  Collection  »Dictionnaires  manuels« 
von   Armand   Colin. 


NaiiiencrkliiruDg  im  allgemeinen,     Deutschland  im  allgemeinen.  5 

Beispiel  Cooks  auf  seiner  Fahrt  an  der  Ostküste  Australiens  6). 
Übereinstimmende  Benennung  in  verschiedenen  Sprachen  Aveisen 
H.  Schuchardt''')  und  —  auf  engerem  Gebiete  —  Th.  Nöldeke^) 
nach. 

Schuchardt  erörtert  lat.  Confliientes,  Interamnes  =  hisp.-kelt.  Comphdum  = 
iber.-bask.  Urhi-,  Biscarr-.  Nöldeke  sehließt  aus  Bersaba  =  »Sieben  Brunnen« 
auf  die  Heilighaltuug  von  sieben  Brunnen  bei  den  Semiten. 

»Ausländische  geographische  Namen  in  deutscher  Form«  be- 
handelt Eduard  Richter^),  »Das  Geschlecht  fremdsprachiger  Orts- 
namen« A\'ird  in  der  Zoitschr.  des  Allgem.  deutschen  Sprachver.i^) 
besprochen.  Edw.  Schröder  untersucht  die  »Fluß-  und  Ortsnamen 
in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis« ^i),  wobei  er  u.  a.  betont,  daß 
ein  Fluß  ursprünglich  an  verschiedenen  Teilen  verscliiedene  Namen 
haben  kann,  und  R.  Kötzschke  erörtert  »Flußnamenforschung  und 
Siedelungsgeschichte«i2^_  Auch  F.  Eluge  läßt  sich  über  »Sippen- 
siedelungen  und  Sippennamen«  vernehmen ^ 3).  Max  Jakobi  läßt 
die  »Gipfelnamen  der  Alpenwelt  im  Spiegel  der  Geschichte« i*) 
leuchten,  während  minder  einladend  »Orts-  und  Personennamen 
nach  Geschlechtsteilen«  in  der  Zeitschr.  ^AvQ^QMno^vTtla^^)  unter- 
sucht werden.  Die  Ortsnamen  nach  den  Entdeckern  und  ersten 
Erforschem  wünscht  Graf  De  Fleurieu  womöglich  erhalten  oder 
wiederhergestellt  16).  Die  Richtung  zum  Allgemeinen,  wenn  auch 
begreiflicherweise  mit  italienischem  Material,  nimmt  Hektor  de 
Toni  in  seiner  Schrift  über  »Die  geographischen  Eigenschafts- 
wörter« i^)  und  ebenso  sucht  G.  Grasso  eine  gemeingültige  Methode 
für  toponymische  Untersuchungen  festzustellen  ^s). 

Er  legt  ein  Hauptgewicht  auf  die  Realprobe  und  auf  die  Dialektformen 
der  Namen.  Dem  Urteil  des  Erklärei-s  müsse  auch  ein  eingehendes  Studium 
über  die  Verteilung  der  Xamen  und  eine  Statistik  gewisser  charakteristischer 
Bezeichnungen  vorausgehen ,  soll  von  einer  Methode  die  Eede  sein.  Solche 
Bezeichnungen  sind  z.  B.  isca,  pesco^^),  serra^^,  fratte^^),  contra^^,  ßesso^^, 
ferner  Bezeichnungen  nach  dem  Vertikalprofil  des  Bodens  -■*)  und  nach  dem 
Heiligenkult  2ä). 

2.  Deutschland  im  allgemeinen. 

Auf  das  schlüpfrige  Gebiet  der  deutschen  Vorzeit  wagt  sich 
Moritz  Schönfeld   mit  »Proeve    einer   kritische   versameling  van 


^)  Toponomastica  per  battesimo  ufficiale  e  toponomastica  per  spontanea 
tradizione  popolare.  Saggio  comp,  sui  nomi  imposti  da  G.  Cook  alla  costa 
Orient.  d'Australia  nel  1770.  BSGItal.  1903,  741—58,  830—50.  —  7)  ZRom. 
Philol.  1908.  —  8)  ArchReligWiss.  VII,  340—44.  —  9)  PM  1903.  —  i«)  XXI, 
1907,  Sp.  28.  —  ")  KorrBlGesVerDGeschAltVer.  1906,  19—22.  —  12)  DGeschBl. 
Juni  1907,  Gotha.  —  ^^)  VjschrSocialWirtschGesch.  1908,  93 ff.  Auch  in 
Kluges  Sammelwerk  »Bunte  Bl.«  1908.  —  i*)  MDÖAV  1908.  82.  —  i^)  Hrsg. 
Fr.  Krauß,  Leipzig  1904.  —  16)  G.  ßicehieri  über  II  IX  Congr.  G.  Intern. 
RivGItal.  XV/XVI,  1908/09,  65f.  —  i^)  Ateneo  Veneto  1906,  Sept.— Okt.  — 
18)  BSGItal.  1900,  720.  —  i»)  RendRIustLombScLett.  1899.  —  20)  Ebenda 
1900.  —  21)  Ebenda.  —  22)  StudGCla-ssTopogrStor.  1901,  H.  3.  —  23)  Atti 
CongrInternScStor.  X,  Rom  1903.  —  24)  BSGItal.  1901.  —  20)  Atti  IV  Congr. 
G.  Ital.,  Mailand  1901,  u.  V  Congr.  G.  Ital.,  Neapel   1904. 


6  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

germaansche  Volks-  en  Personnamen,  voorkomende  in  de  littoraire 
en  monumentale  overlevering  der  Grieksche  enRomansche  oudheid«26). 
Angeregt  durch  eine  Preisausschreibung  der  Gröninger  Fakultät,  hat  Seh. 
zunächst  eine  »Probe«  von  167  S.  mit  Einleitung,  Literaturverzeichnis,  Thesen 
und  vom  alphabetischen  Verzeichnis  nur  die  Buchstaben  A — B  erscheinen  lassen. 
Die  Vülkernamen  sind,  von  den  Personennamen  getrennt,  an  sich  alphabetisch 
geordnet.  Auf  absolute  Vollständigkeit  wurde  verzichtet:  Seh.  bescfiränkt  sich 
auf  Historiker  und  Geographen  und  nimmt  von  der  monumentalen  Überlieferung 
nur  gewisse  Bände  des  Corp.  Inscr.  Lat.,  des  Corp.  Inscr.  Rhenan.,  ferner 
Boekhs  Corp.  Inscr.  Graee.  samt  f^rgänzungen  in  der  Ephem.  epigraph.,  aber 
nur,  soweit  ihm  Indices  zur  Verfügung  stehen.  Naheliegendes,  z.  B.  Franz  X. 
Kraus,  »Die  christlichen  Inschriften  der  Rheinlande«,  wurde  übergangen,  ob- 
wohl sonst  bis  auf  die  Zeit  Justinians  herabgestiegen  wird.  Dem  Verf.  gebricht 
es  an  der  Kenntnis  des  Keltischen,  dennoch  ist  viel  Germanisches  für  keltisch 
genommen  ^7). 

Dasselbe  Thema  behandelt  in  bekannter  feuilletonistischer  Manier 
G.  V.  List^s).  Beachtenswert  ist  die  Anzeige  von  F.  Matthias 
über  R.  Muehs  Schrift  »Über  die  Wohnsitze  und  die  Namen  der 
Kimberti«^^).  Vor  K.  R  üb  eis  älterer  Schrift  »Die  Franken,  ihr 
Eroberungs-  und  Siedeluugssystem  im  deutschen  Volkslande«  warnt 
Karl  Brandis^O),  R.s  Anregungen  düiien  nicht  als  Gesetze  ge- 
nommen werden.  Den  Namen  der  Franken  behandelt  auch  J.  Fran  ck  ^i). 
Eugen  Jäger  liefert  einen  Versuch  über  die  Ortsnamen  der  deut- 
schen Urzeit  und  andere  alte  Siedelungsnamen ^2)  ^inc[  q  Liebe 
sucht  von  alten  Waldbezeichnungen  aus  in  die  frühe  Kulturgeschichte 
vorzudringen  33). 

Zu  den  Flurnamen  hat  J.  Schmidtkon z 3*)  einen  Beitrag  aus 
seinem  reichen,  schon  an  75  000  Nummern  umfassenden  Vorrat 
gebracht.  Im  allgemeinen  berichtet  über  die  Flurnamenforschung 
H.  Besehe rner  mit  besonderer  Sorgfalt.  Er  verzeichnet  sowohl 
die  wichtigsten  Vorträge  als  auch  die  ^\^chtigsten  schriftlichen, 
statistischen  Sammlungen  auf  diesem  Gebiet  bis  1907  35). 

Dr.  Crome  und  Prof.  E.  Schroeder  hielten  Vorträge  über  die  allgemeine 
Bedeutung  der  Flurnamen,  H.  Brünner  über  Flurnamen  der  Kasseler  Gegend, 
Dr.  Hüttig  über  solche  von  Großenhain  in  Sachsen.  —  Als  abgeschlossen  kann 
Val.  Hintners  Sammlung  im  Stubaital,  als  vorläufig  abgeschlossen  diejenige 
Ullrichs  aus  Souneberg  und  Umgebung  (Coburg)  betrachtet  werden.  Ebenso 
anerkennenswert  ist  Stiefel hagens  Sammlung  der  Flurnamen  des  Elsässer 
Kreises.  Rektor  Bartelts  Sammlung  aus  dem  Rujipiner  Kreise,  21  Ortschaften 
umfassend,  ist  schon  1904  in  Neuruppin  gedruckt  worden.  Pfau  setzt  seine 
Rochlitzer,  O.  Sturm  seine  Erfurter,  Prien  seine  Neumünsterer  (Holstein), 
Frau  Gerbing  ihre  Gothaer  Sammlung  fort.     In  der  Provinz  Sachsen  und  am 


26)  Rev.  crit.  1907,  3,  handelt  darüber  ein  P.  S. ;  ferner  Chadwick,  The 
Class.  Quat.,  I,  4;  E.  Mogk,  DE  1908,  107  (günstig);  H.  Kern,  Mus.  XV, 
5;  Jos.  Janko,  IndogForsch.  XXIII,  Anz.  2  u.  3.  —  27)  G.  Werle,  LitBl. 
GerniRomPhil.  XXIX,  Sp.  50.  —  2»)  GuidoListBüchcreiWien  I,  1909.  118  S.  — 
29)  DLitZtg.  48.  —  30)  GöttGelAnz.  1908,  Nr.  1.  —  3«)  WestdZGeschKunst 
XXVI,  2.  —  32)  Germania  Nr.  209,  Berlin,  10.  Sept.  1908.  —  33)  Der  Wald 
u.  die  alt.  d.  Kult.  Propyl.  III,  Nr.  11,  München,  13.  Dez.  1905.  —  34)  Beitr. 
z.  Flurn.-Forsch.  KorrBIGesamtvcrDGescliAltVer.  LIII,  365—83.  —  35)  Ebenda 
1907,  Sp.  177—92  (schon   190(3,  Sp.  279—94). 


Deutschland  im  allgemeinen.  7 

Rhein  wird  an  Flurkarten  gearbeitet,  in  Bayern  und  Hannover  soll  bald  damit 
begonnen  werden.  Auf  Bohnenbergers  Anregung  werden  die  Württemberger 
Flurkarten  ausgezogen  und  verzettelt,  seine  Sammelstelle  für  das  Albgebiet 
wurde  schon  1898  eingerichtet.  Im  Königreich  Sachsen  arbeiten  1907  42  Flur- 
namensammler, über  500  Ortschaften  und  200  Verzeichnisse  sind  abgeliefert. 
Auch  die  Waldgebiete  werden  nicht  vergessen.  In  Oldenburg  arbeiten  G.  Rüth- 
ning  und  W.  Ramsauer,  auch  in  Hamburg,  Breslau,  Frankfurt,  Kassel,  Nassau, 
Duisburg,  Aachen  ist  die  Sammeltätigkeit  in  Gang  gebracht  und  der  Gedanke 
einer  allgemeinen  Zeitschrift  für  Namenforschung  wird  von  Beschorner  dem 
»Gesamtverein«  empfohlen.  Die  Flurnamenliteratur  1903—06  und  Nachträge 
aus  der  Zeit  vor  1903  bilden  den  Anhang. 

Die  Anlegung  eines  deutschen  Flußnamenbuchs  regt  Rudolf 
Kötschke  an  in  seiner  Abhandlung  »Flußnamenforschung  und 
Siedelimgsgeschichte«36),  Leop.  G.  Ricek  handelt  über  »Die  im 
Yolksmund  lebenden  deutschen  Gaue  und  Gaunamen«  mehr  in 
schulmethodischer  Richtung^''),  ebenso  Ludw.  Wilser  über  »Namen 
als  Geschichtsquelle  «38),  wobei  er  nach  den  Personennamen  von 
S.  69  an  die  Ortsnamen,  besonders  auf  -lehPM,  -weil,  -ingen,  zum 
Anlaß  nimmt.  L.  Sunder  stellt  unsere  Ortsnamen  in  Beziehung  zu 
den  nordischen  Sprachen  39).  Viele  recht  zweifelhafte  und  unsichere 
Erklänmgen  bietet  Ernst  Niemann *"),  indem  er  deutsche  und 
sla^dsche  Namen  beizieht.  Auch  Johannes  Zelter  berührt  deutsche 
Ortsnamen  im  allgemeinen  ■^i).  Saclikundig  ist  die  Abhandlung 
Eugen  Jägers -^ä)  ^tüt  ihrer  Gegenüberstellung  der  ältesten  urkund- 
lichen und  der  oft  weit  abstehenden  heutigen  Namensformen,  die 
geeignet  ist,  vor  voreiligen  Deutungen  zu  ^varnon. 

Erfolgreich  gehen  auf  einzelne  Kapitel  der  allgemeinen  Ortsnamenkunde 
P.  Klemenz*^)  und  H.  K.  Schilling**)  ein:  sie  behandeln  den  Artikel  und 
seine  Rolle  vor  dem  Ortsnamen.  "Verwandt  ist  das  Thema  0.  Philipps  über 
»Angewachsene  Teile  in  Ortsnamen«* 5),  wozu  Bangert*^)  und  Kraß*'')  Nach- 
träge boten.  Zu  der  Bezeichnung  »Übersee«**)  für  zei-streut  liegende  Länder- 
massen jenseits  des  Meeres  erbringt  Scheffler*^)  noch  wirkliche  Ortsnamen, 
die  mit  »über<  zusammengesetzt  sind:  neben  Überruhr  noch  Uberdrau  (Puster- 
tal), Überems  (bei  Gütei-sloh),  Überwasser  (Tiroler  Ultental),  Översee  (Schleswig), 
Oltresarca,  Surrhein,  Sur  En  (Engadin),  Surlej  (Engadin). 

J.  Miedel  erörtert  »Die  sog.  elliptischen  Ortsnamen « 00),  clie 
er  lieber  als   »Rodenamen«  bezeichnet  sehen  möchte. 

In  Namen  wie  Waltrams  (st.  B.)  oder  Uteri  (schw.  B.)  weist  der  Genitiv  auf 
ein  fehlendes  Grundwort  sächlichen  Geschlechts  Haus,  Dorf,  Ried  hin:  letzteres 


36)  DGeschBl.  VIII,  1907,  233  ff.  —  37)  ZSchulg.  XXVI,  H.  11  u.  12.  — 
38)  KorrBlGesamtverDGeschAltVer.  1908,  65  ff.  —  39)  BlHandelGewSozialLeb. 
Beibl.  Magdeb.  Ztg.  1902,  Nr.  7  —  11.  —  *")  Ein  Spaziergang  durch  Deutsch- 
lands Ortsnamen  weit.  Ztschr.  Von  Land  zu  Land  1907,  2 16  ff.  —  *^)  Deutsche 
Sprache  und  deutsches  Leben.  Sprach-  und  kulturgeschichtliche  Bilder  für 
Lehrer  und  Freunde  unserer  Muttersprache.  Mit  1  Begleit w.  von  Dr.  Prinz. 
Arnsberg  1907.  —  *2)  Von  den  deutschen  Ortsniimen.  Beil.  z.  Germania  Nr.  13 
u.  72,  Berlin  27.  März  1908.  —  *3j  Zum  Gebrauch  des  Artikels  vor  Ortsnamen. 
MSchlesGesVolksk.  1906,  H.  14,  105—07;  H.  15,  152—54.  —  **)  ZDUnt. 
XIX,  380;  XX,  794.  —  *5)  Ebenda  110 ff.  —  *6)  Ebenda  657.  —  *7)  Ebenda 
660.  —  *8)  ZAllgDSprVer.  XX,  1905,  Sp.  369ff.  (K.  Scheffler).  —  *9)  Ebenda 
XXII,   1907,  Sp.  47  f.   —   50)  ZHochdMaa.  VI,  362—68. 


8  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

(ried  oder  rode)  erscheint  ihm  das  häufigste.  Der  Zeit  nach  steigen  diese 
Rodenamen  vom  10.  und  11.  Jalirhundert  an  Häufigkeit  ihres  ersten  Auftretens 
bis  ins  14.  .Jahrhundert,  dann  werden  sie  wieder  seltener  gegeben.  Ganz  neue 
tauchen  wieder  im  17.  Jahrhundert  auf.  —  Dem  Stammgebiet  nach  sind  sie  am 
häufigsten  bei  den  Alemannen  (AUgäu);  von  den  Sueven  sind  sie  vielleicht 
schon  im  3.  Jahrhundert  auch  auf  Thüringer  und  Hessen  übergegangen.  Sie 
finden  sich  selbst  in  den  Pyrenäen  und  dem  einst  von  Sueven  bewohnten  Galicien 
Spaniens.  Die  »Verstümmelungen«  S.  363  sind  lauter  selbstverständliche  mund- 
artliche Änderungen,  nur  ungeschickt  niedergeschrieben ,  was  in  einer  mund- 
artlichen Zeitschrift  gelegentlich  noch  beleuchtet  werden  könnte. 

Das  ergiebige  Kapitel  »Ortsnamen  in  Dativform.«  beriilirt  Rup- 
recht »i)  und  den  deutschen  Straßennamen  wenden  sieh  0.  Winzer  0'-) 
imd  W.  Pickert^s)  zu.  Allgemeine  Verwendung  bei  den  geo- 
graphischen Namen  finden  auch  die  »Deutschen  Namen  der  Himmels- 
richtungen und  Winde«,  welche  Hugo  Wehrle  untersucht s^). 

3.  Süddeutschland  und  die  Rheinlande. 

Die  Bergbezeichnung  Kofel,  welche  schon  nach  Schmellers  B. 
Wb.  »einige«  auf  die  Römerstation  der  Peutingerschen  Tafel  ad 
Coveliacas  »beziehen  wollen«,  wird  von  C.  Julius ^s)  außer  Zu- 
sammenhang mit  dem  genannten  Römerort  gestellt.  Im  sachkundigen 
Ernste  bespricht  Karl  Gruber  »Vordeutsche  Ortsnamen  im  süd- 
lichen Bayern«^*'),  indem  er  auch  die  Namen  der  Flüsse  einbezieht. 
M.  Höfler^^)  erörtert  romanische  Ortsnamenreste  um  Tölz  usw. 
tmd  J.  Mi  edel  58)  »unsichere  Römerorte  in  Bayern«.  Siegmund 
Riezler  tritt  neuerdings  mit  einer  verdienstvollen  Arbeit,  »Die 
bayerischen  und  schwäbischen  Ortsnamen  auf  -ing  und  -ingen  als 
historische  Zeugnisse«,  hervor^S),  in  der  er  Kluges  Einwürfe  gegen 
die  ingen-Orte  als  Sippenorte  ablehnt.  Jos.  Schatz  berührt  in 
seiner  »Altbairi sehen  Grammatik «'»o)  die  endungslosen  Dative  in 
Ortsnamen  und  die  Ortsnamen  auf  -hares,  als  der  Umlaut  heri  schon 
längst  fest  war. 

Im  Anschluß  an  J.  Hartmann 6I),  Orts-  und  Flurnamen  um 
Ingolstadt,  erörtert  0.  Heilig  die  oberbayerischen  Ortsnamen ß2)_ 
Eine  bloße  »Plauderei«  liefert  Eberhard  König  über  »Ortsnamen «6^) 
im  allgemeinen,  während  Anton  Dreselly^'*)  die  Ortsnamen  des 
Mangfallgaus, meist  auf  Wessinger 6^) aufbauend, erklärt, L. Spirkner 
an  der  Hand  der  Haus-  und  Flurnamen  die  »Besiedlung  des  Amts- 
gerichtsbezirks   Eggenfeldcn«^^)    erörtert    und   Alfred  Vogel    den 

51)  HannovGeschBl.  1905,  85—89.  —  »2)  ZAllgDSprVer.  XXH,  1908, 
10.  —  53)  Ebenda  XXIII,  1909,  11.  —  ")  ZDWorl forsch,  VIII,  4.  — 
55)  DGaue  VIII,  1907.  —  56)  Festschr.  zu  Ehren  Prof.  Vollmöllers.  Erlangen 
1908.  —  57)  Romanen  im  bayer.  Gebirge.  Propyl.  1908,  359  f.  —  5»)  Forsch. 
GeschBayerns  XVI,  1908,  3.  —  59)  SitzbBavrAkWiss.,  philos.,  philo),  u.  bist. 
Kl.,  1909,  2.  60  S.  —  60)  Göttingen  1908,"  104  u.  105.  —  "i)  GJb.  XXVII, 
118;  XXIX,  416.  —  62)  Baycrlaiid  XVIII,  1907,  296  ff.  —  63)  Bayer.  Kurier 
Nr.  204  u.  205,  21.  u.  22.  .Juli  1908.  —  ß-*)  Schliersce  und  der  Mangfallgau, 
1907,  130—39.  —  65)  GJb.  XXIX,  416.  —  66)  Eggenfelden  (Niedcrbavern) 
1907. 


Süddeutschland  und  die  Rheinlande.  9 

»Namen  des  Wallbergs  bei  Tegernsee«^^)  und  den  »Pendling  bei 
Kiif stein  «  ^^)  deutet. 

Wahnbcrf/  gehöre  zu  bayer.  walm  =  Heuschober,  wozu  noch  viele  ähnlich 
benannten  Berge  angeführt  werden.  Zu  Pendling  werden  noch  verschiedene 
andere  Bergnanien  auf  -ing  gestellt  und  nihd.  bendl  =  »Frauenkopfputz«  als 
Stammwort  obigen  Namens  angenommen. 

Remigius  Vollmanns  mir  am  4.  März  1909  angekündigte 
Schrift,  in  der  die  Ortsnamen  mit  dem  Grundwort  dissm,  tissen 
nicht  auf  dkzen  =  tosen,  sondern  auf  denselben  Stamm  mit  der 
Bedeutung  »Quelle«  zurückgefülirt  werden  sollen,  ist  mir  im  Druck 
noch  nicht  begegnet. 

Erklärt  man  sich  diezen  (wovon  ein  Hauptwort  duz)  nicht  bloß  auf  »tosen«, 
sondern  auch  auf  das  »Übertreten«  des  hochgehenden  Flusses,  in  welcher  Be- 
deutung diezen  heute  an  der  Donau  von  gießen  abgelöst  erscheint,  so  läßt  ein 
Blick  auf  die  Karte  wohl  annehmen,  daß  die  angeschwollene  Hier  einst  bis 
Illertissen  gestreift  haben  wird.  Der  flache  Hügelzug  längs  dem  Flußlauf 
gleicht  dem    Wagram  längs  der  Donau  bei  Krems. 

Eine  neue  Deutung  des  Namens  Nürnberg  versucht  J.  Schmidt- 
konz69).  Derselbe  erörterte  schon  früher  den  Namen  Dutxendieich'^^) 
(bei  Nürnberg). 

A.  Gebhardts^i)  Deutung  (auf  dem  '^nüeren  berge,  d.  i.  schmalen  Berge) 
wird  von  ihm  durch  eine  andere,  sehr  problematische  ei-setzt:  "^norga-hring. 
Zu  norga-  vergleicht  er  griech.  vagy-äco  und  deutet  es  auf  hage-(ring).  Danach 
habe  man  an  eine  Kultstätte  oder  an  einen  befestigten  Platz  zu  denken.  — 
Es  wird  wohl  diese  Frage  nicht  eher  zur  Ruhe  kommen,  bis  man  einen  Personen- 
namen Noro  (etwa  für  Xord-beraht  u.  dgl.)  wird  gefunden  und  '^Nurinpereg 
wird  gerechtfertigt  haben. 

A.  Sch(nizlein)  erklärt  in  befriedigender  Weise  die  Straßen- 
namen von  Rothenburg  in  Mittelfranken 72),  Christian  Beck  die 
Ortsnamen  der  fränkischen  Schweiz  "3),  ferner  die  des  Aischtals  und 
der  Nachbartäler 74).  J.  Schmidtkonz^s)  untersucht  unter  dem 
Thema  »Beiträge  zur  Flurnamenforschung«  die  Verbreitung  von 
alilmit  und  die  ßezeichmmg  fiu'  Gemeindebesitz  in  Unterfranken, 
zieht  aber  auch  den  Elsaß  und  den  Odenwald  bei.  Zur  Verteilung 
der  Ortsnamen  im  Steiger  icald  unterscheidet  J.  Seh  wen  der  76)  an 
der  Hand  der  Karte  die  drei  Zonen  der  Heim-Orte,  der  Ortsnamen 
mit  Dorf  n.  a.,  endlich  der  Fodungen. 

August  Kubier 77)  entrollt  uns  wieder  ein  sorgfältig  gearbeitetes 
Bild  über  die  Namengebung  in  einem  östlichen  Grenzgebiet  des 
schwäbisch-alemannischen  Stammes  von  Bayern  und  Tirol,  Vorarl- 
berg ausgeschlossen. 


67)  Propyl.  1907,  25 ff.  —  es)  Ebenda  1908,  492 ff.  —  «9)  MVerGesch. 
StadtNürnberg  1908,  236—49.  —  '")  Ebenda  1906.  15  S.  —  ")  DGeschBl. 
1908,  88ff.  (Tille).  Nagl,  GNamenk.  102.  —  ")  Unsere  Straßennamen. 
JBerVerAltRothenburg  1905/06.  —  73)  Erlangen  1907.  132  S.  Dazu  ZDMaa. 
1908,  86  (J.  Miedel).  —  74)  Progr.  Neustadt  a.  d.  Aisch  1908.  37  S.  — 
75)  KorrBlGesamtverDGeschAltVer.  LIII,  1905,  Sp.  365  ff.  —  '^  Forsch.  XYH, 
1908,  1.  —  77)  Die  deutschen  Berg-,  Flur-  und  Ortsnamen  des  alpinen  Hier-, 
Lech-  und  Sannengebiets.     Amberg  1909.     213  S. 


10  J.W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Er  schließt  von  2750  Namen  283  als  vordeutsche  von  der  eingehenden 
Behandlung  und  Deutung  aus.  Im  I.  Abschnitt  bebandelt  er  dann  die  von 
Appellativen,  im  II.  die  von  Personennamen  stammenden,  im  111.  die  »dunklen« 
oder  vielmehr  zweifelhaften  geographischen  Namen.  Öffnet  natürlich  der  111.  Ab- 
schnitt (mit  1025  Nummern)  der  weiteren  Erörterung  nach  Absicht  des  Ver- 
fassers Tür  und  Tor,  so  bieten  auch  die  Namen  des  I.  und  IL  Abschnitts,  so 
bewandert  der  Autor  in  Behandlung  seines  Stoffes  ist,  noch  immer  ergiebige 
Anhaltspunkte  für  weitere  Betrachtung.  S.  80  Kiicheli  müßte  nicht  »kleine 
Küche«  sein,  wahrscheinlicher  wäre  »der  Kuchen«,  »das  Küchel«  nach  der 
Form;  doch  Verf.  urteilt  wohl  mit  Recht  nach  der  Mundart,  die  dimn  Kiacheli 
sprechen  müßte.  So  stellt  er  ganz  richtig  die  Mundart  vor  die  Realprobe. 
Aber  auch  diese  und  die  urkundlichen  —  leider  meist  späten  —  Schreibungen 
finden  gebührende  Berücksichtigung.  Rubi  (S.  107)  in  einem  Gebiet,  das  mhd. 
u  noch  äußerst  geschlossen  beibehalten  hat,  ist  nichts  anderes  als  ahd.  ■■-i-uwi, 
Rauheit,  zu  mhd.  ritive  =  rück  und  hat  mit  Jiufe  (mhd.  rufe)  zunächst  gar  nichts 
zu  tun. 

Aus  der  Ortsnanienforschung  entspringt  dem  kundigen  J.  Mi  edel 
»Eine   Besiedlungsgeschichte   des   Amtsbezirks  Schwabmünchen « '^s). 

Uns  interessieren  hier  die  einzelnen  Deutungen.  Beachtenswert  ist  bei 
Miedel  die  Zulassung  Summudvra  (Wasser)  <^  Summudurum  (Ort)  gemäß  dem 
Nachweis  in  Nagls  »Geogr.  Namenkunde«  S.  84  und  86,  daß  auch  Flusse,  be- 
sonders kleine,  nach  Orten  oder  Fluren  benannt  sein  können.  Die  Beiziehung 
von  Samuel  ^  Schmul  ist  zulässig,  weil  Schmul  nicht  aus  der  hellenisierten  Form 
Samuel,  sondern  auch  altsemit.  Srhemü-i^l  abzuleiten  ist.  Die  deutschen  Fluß- 
namen liefern  S.  8  wieder  Belege,  daß  die  Benennung  des  Flusses  im  Unter- 
lauf erfolgt  ist.  Die  -ingcn-Orte  sind  die  ältesten  Siedelungen  der  deutschen 
(alemannischen)  Einwanderung.  S.  13  braucht  Sieaheika  1 128  so  wenig  für  Swaheclia 
verschrieben  zu  sein,  wie  in  heinniün,  cheiinun  das  ei  ^  e  des  geschlossenen 
e-Umlauts  von  a.  Die  jüngeren  Rodungsorte  enden  auf  -hofen,  einige  auf 
-hausen  und  -weiler.  Die  Orte  auf  -stetten  sind  von  -mr/ew-Orten  später  ab- 
getrennt (S.  17).  S.  19 — 21  folgen  die  Einzelgründungen  mit  dem  Grundwort 
-hof  oder  in  Form  eines  Naturnamens.  Ganz  junge  Siedelungen,  meist  ärmlich 
an  Bodenbesitz,  erhalten  Spottnamen  (z.  B.  Rußland). 

Mied  eis  »Oberschwäbische  Orts-  und  Flurnamen«  ^9)  werden 
von  0.  Heilig 80)  empfohlen,  der  ähnliche  Fälle  zu  den  Wiesen- 
namen auf  -in  (»Bidinger-in«)  aus  seiner  eigenen  Erfahrung  beistellt, 
ebenso  von  Osk.  Philipp^i).  —  J.  Rauschmayer  behandelt  die 
Lauinger  Flurnamen  8-). 

Über  den  Namen  Wirtcmherg  imd  seine  Herkunft  spricht  L.  H. 
in  der  Schwab.  Kronik^S),  daneben  wird  auch  über  Württemberg 
gehandelt  8*).  Der  Name  Ikgerloch  bei  Stuttgart  ^s),  von  0.  M.  der 
Name  Hall  (Halle  =  Salzhaus)  86),  von  Fr.  Veit  der  »Name  Alb 
und  die  Urbevölkerung« 87)  setzen  das  Interesse  für  Örtsnamen- 
deutung  auch  in  breiteren  lokalen  Schicliten  voraus.  G.  Mehring 
erörtert    in    seinen    »Oberschwäbischen    Ortsnamen« 88)    vorwiegend 


78)  ArchGcschllochstiftAugsburg  I,  1909,  1—22,  mit  K.  —  79)  QJb. 
XXIX,  417,  Anm.  48.  —  «O)  ZAllgDSprVer.  XXII,  1907,  Sp.  50 f.  —  »>)  ZDMaa. 
1907,  2.  —  82)  ZAltLauingen  des  Alt.-Ver.  Lauingen  II,  1907.  —  »3)  Bcibl. 
Schwab.  Merkur  Nr.  419,  8.  SejH.  1906.  —  8^)  BlSchwäbAlbVer.  XVIII,  1906, 
Sp.  389  f.  —  85)  NeuTagblStuttgart  1906,  Nr.  65,  2.  —  86)  Schwab.  Kronik 
(Beibl.  Schwab.  Merkur)  Nr.  396,  26.  Aug.  1904.  —  87)  BlSchwäbAlbVer. 
XVIll,    1906,  Sp.  293.  —   8«)  WürttVjhLdGesch.  XVI,   1907,  438  ff. 


SüddeutschlaDd  und  die  Rheinlande.  1 1 

Hofnamen,  die  in  den  letzten  Jahrhunderten  eine  Umbenennung 
erfahren  haben.  J.  Mi  edel,  der  schon  im  GJb.  XXIX,  418  mit 
einem  Nachtrag  zur  AcJ/alm-Yra^e  verzeichnet  ist,  läßt  sicli  über 
dieselbe  Frage  in  einer  Freiburgor  Zeitschrift ^9)  vernehmen. 

Auch  zur  badischen  Landeskunde  bietet  J.  Mi  edel  Neues  ^''). 
Beachtenswert  ist  die  schon  vorher  9^)  angekündigte  Besprechung 
der  Neuauflage  von  Kriegers  Topogr.  Wörterbuch  des  fjrroßhorzgt. 
Baden  92). 

Miedel  will  hier  Anregung  geben,  wie  man  das  Topogr.  Wörterbueh  nach 
verschiedenen  Richtungen  als  Quellemverk  verwerten  kann.  Nachdem  er  einige 
wenige  begreifliche  Mangel  und  Lücken  des  monumentalen  Werkes  aus  eigenem 
Material  ersetzt  oder  doch  aufgedeckt  hat,  verweist  er  auf  die  Hunderte  von 
Gewässernamen,  die  im  Werk  vorliegen  und  deutscher  Deutung  harren,  besonders 
insoweit  sie  vom  Verkehr  abseits  liegen.  Eine  Anzahl  von  Namen  nach  Bäumen, 
dann  noch  Slawensiedlungen,  Walchenorte  und  badische  Flurnamen  werden 
vorgeführt.  Die  Slawensiedlungen  sind  nur  in  deutscher  Namengebung  (als 
»Winden «orte)  angezogen.  Endlich  wurden  badische  Ortsnamen,  über  welche 
dem  Verfa.sser  ein  Deutungsversuch  bisher  nicht  vorliegt,  etymologisch  kurz  ge- 
deutet, allerdings  ohne  viel  Abwägen  der  Gründe  für  und  wider.  Zu  » Maulburg '^ 
ist  niederösterr.  Mailberg  zu  stellen,  welches  gleich  jenem  urkundlich  als  müri- 
perch,  mürperch  erscheint;  nahesteht  auch  Müriling  ^  iMeidling«  (Wien  XII  Bz.), 
mundartlich  nur  mai'ling  gesprochen.  Ob  der  Mindelsee  nicht  vielleicht  ein 
»Mündelsee<'  ist  wie  Bickenreute  ein  »Bugginriute«?  ein  See,  der  von  Zeit  zu 
Zeit  (bei  steigendem  Wasser)   in  die  Arme  des  großen  Sees  mündet  (*muntilÖD)? 

Aus  badischen  Lokalnamen  heraus  und  der  deutschen  Allgemein- 
heit zu  strebt  Friedr.  Kluge  in  seinen  »Sippensiedlungen  und 
Sippennamen  «93).  Einen  Hauptantoil  an  der  badischen  Namen- 
forschung nimmt  auch  diesmal  wieder  0.  Heilig.  Seine  »Orts- 
namen des  Großherzogtums  Baden,  gemeinfaßlich  dargestellt,  ein 
Beitrag  zur  Heimatskunde <94)  wurden  von  0.  Philipp 9^),  von  0. 
Weise^G)  u.  a.97)  besprochen.  J.  Schmidtkonz^^)  knüpft  an  seine 
Besprechung  noch  aus  eigenem  »Einiges  über  Ortsnamen«  an.  — 
Gegen  Schmidtkonz  wendet  sich  L.  Sütterlin^s)  in  Sachen  des 
Namens  Odenwald;  daß  ein  K.  S.  ganz  fälschlich  den  Namen  der 
Königin  Uote  beizieht  ^^O)^  wird  auch  von  Fr.  Pf  äff  gebührend  zu- 
rückgewiesen i^i)  imd  die  Deutung  Odrmowald  =  AVald  der 
Ottonen«  an  die  Stelle  gesetzt.  —  Nachzutragen  ist  von  0.  Heilig 
noch  »Über  den  Namen  der  Stadt  Ettlingen« ^^2)  u^d  hinzuzufügen 
von  demselben  Verfasser  »Alte  Flurbenennungen  aus  Baden <- 1^3).  — 
Eine  interessante  Frage  wirft  Friedr.  Hahn^o*)  auf:    ob  der  Aus- 


89)  ZGesBefördGeschAltVolkskFreiburg  XXI,  3.  —  9°)  BeilMünchnAllgZtg. 

1906,  Nr.  72.  —  9ij  G.Ib.  XXIX,  420,  Anm.  67.  —  »2)  Die  Neuaufl.  von 
Kriegers  Topogr.  Wörterbuch.  Alem.  VII,  4,  301—09;  VIII,  1,  129—52.  — 
93)  VjsehrSozialWirtsehGesch.  1908,  73—84.  —  9^,  GJb.  XXIX,  419,  Anm.  64,  — 
95)  ZDUnt.  XX,  412  f.  (warm  empfohlen).  —  »^j  ZDMaa.  1906,  281.  — 
97)  LitCbl.  1906,  14,  Sp.  498  (ohne  Namen).  —  98)  MBayerVolksk.  1906, 
Nr.  7.  —  99)  FrankfZtg.  Nr.  44,  14.  Febr.  1906.  —  JO")  Der  Tourist  (Frankfurt) 

1907,  Nr.  11.  —  '*")  Noch  einmal  der  Name  Odenvald.  Ebenda  Nr.  16 
(15.  Aug.).  —  102)  ZAllgDSprVer.  XIX,  1904,  Sp.  315—17.  —  »o»)  GJb. 
XXIX,  420,  Anm.  65.     ZDMaa.   1908,  221.  —    '04)  t)E   1908,  29. 


12  J.W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

sichtspuukt  Witthoh,  der  so  niederdeutsch  klingt,  etwa  aus  dem 
Nordwesten  Deutschlands  eingeführt  sei?  Gutjahr^os)  antwortet 
im  bejahenden  Sinne  und  verspricht  baldige  weitere  Ausführungen. 

Benennung  und  Typen  germanischer  Baulichkeiten  im  Elsaß 
und  in  Lotliringen  ^oß)  x\n([  die  Namen  Ccryiay  und  Sennheim  (im 
Elsaß)  i'''^),  in  fi-anzösischer  Sprache  erörtei't,  bekunden  objektives 
Interesse  an  deutscher  Namengebung.  —  Theod.  Zink  widmet 
sich  den  pfälzischen  Ortsnamen  lo^)  im  allgemeinen  und  den  West- 
richer  Flurnamen  insbesondere  109).  —  Karl  Christ ^^O)  ^nd  Rudolf 
Muchm)  beschäftigen  sich  mit  dem  Namen    Worms. 

Der  Ortsname,  meint  Christ,  stamme  vom  Namen  des  Flusses,  der  Pfrimm, 
insofern  als  Bormita  die  älteste  (ligur.)  Form  des  Flußnamens  gewesen  und 
"^■^Bormitoviagus  =  »Feld  an  der  Bormita«  davon  abgeleitet  sei.  —  Dazu  meint 
Much,  es  sei  immerhin  auch  ein  keltisches  '^Borvieta  möglieh.  Die  Bedeutung 
»Wurm«  bleibt  zu  erwägen.  Der  Fluß  habe  keltisch  Promea  geheißen,  von 
kelt.  *primi;  denn  der  Ablaut  des  i  zu  o  sei  denkbar.  Die  Vangionen  hätten 
sich  den  Namen  Promea  für  ihre  Siedelung  übersetzt  in  Wormaz,  Wormazfeld. 
Bormetomagus  sei  daneben  halb  ins  Keltische  übersetzt,  halb  umgedeutet. 

Über  die  mit  dem  Worte  Laus  zusammengesetzten  Gewannamen 
handeln  Kofier  und  F.  Becker  112^,  und  Theod.  Ritsert  gibt  ein 
»Darmstädter  Namenbüchlein«  heraus i^^),  welches  I.  die  Straßen 
und  Plätze,  IL  die  Umgebung  vorführt.  —  Für  das  Rheinland  im 
allgemeinen  ist  Jul.  Leithgeusers  Abhandlung  »Rheinische  Orts- 
namen auf  -ich,  -ig,  ick«'^^^)  nachzutragen.  H.  Gierlichs  erörtert 
die  Wald-,  Feld-  und  Flurnamen  in  der  Gegend  von  Salm-Reifferscheidt 
(Rheinland)  115)^  und  über  Confluentes,  die  Grundform  des  Namens 
Koblenz,  handelt  W.  Meyer-Lübke"^)  sowie  H.  Schuchardt^i^). 
Die  Ortsnamen  des  Regierungsbezirks  Triei'  erörtert  Max  Müller  ii**). 
Hermann  Daubenspeck ii^)  weist  nach,  daß  Duvenspeck  ein  Hof- 
name ist:  speck  bedeute  »Weg«,  später  das  an  diesen  Weg  grenzende 
Land;  oh  Düren-  auf  einen  Personennamen  (im  Genitiv)  oder  auf 
ein  Appellativ  zurückzuführen  sei,  wird  nicht  entschieden. 

Von  den  in  einem  Nachwort  angeführten  anderweitigen  Einsendungen  läuft 
der  eben  gebraehleu  jene  Deutung  zuwider,  welche  »Verdaue  den  Speck«  — 
Diiv-en-speck  von   vornherein  für  einen  Personennamen   erklärt. 

K.  H.  bespricht  »Niederrheinische  Ortsnamen« i-")  und  Julius 
Leithaeuserisi)  entwickelt  den  Ortsnamen  Barmen,  der  179G  noch 

'05)  DE  1908,  99.  —  '06)  Toponymie  et  types  d'etablissementsgcrmaniques 
en  Alsace  et  Lorraine  (B.  Auerbach).  RevGcrm.  1908,  Nr.  5  (Nov.-Dez.).  — 
'"^  C.  0.,  Des  noms  Cernav  et  Sennhcim  et  des  suruonis  de  Cernees.  RAlsace 
LVII,  444  f.  —  108)  ZPfälzIIeimatsk.  III,  1907.  —  i«»)  Bayeriaud  1908, 
Nr.  21 — 24.  —  "0)  »Borbetomagus«.  Vom  Rhein  MsehrWormserAltcrtVcr. 
III,  54ff.  —  1")  DE  VIII,  1909,  90.  —  "'-)  Vom  Rhein  190G.  —  "3)  Darm- 
stadt 1905.  1G6  S.  —  "•»)  ZHochdMaa.  V,  1904,  3G7ff.  —  "S)  ZVerRhein. 
WestfälVolksk.  V,  1908,  H.  1.  —  "6)  s.-A.  aus  RomForsch.  XXIII,  u.  Arch. 
StudNeuerSprLit.  CXIX,  1  u.  2.  —  "7)  g.  o.  Anm.  7.  —  "«)  JBcrGesNüizl. 
ForschTrier  1900—0.^)  (1906),  74.  —  "9)  ZAllgDSprVer.  XXI,  1900,  Sj).  198 
bis  205;  XXIII,  1908,  Sp.  361—63.  —  »20)  RhoinWcstfälZtg.  Nr.  129,  3.  Febr. 
1908.  —  '21)  Rückbl.  in  Barmens  Vergangenh.,  Sprachl.  u.  kullurgesch.  Skizzen. 
SonntBlBarmerZtg.  Nr.  21,  27,  33,  39,  45,  51,   vom  2.  Jan.  bis  29.  Febr.  1908. 


Süddeutj-chland  und  die  Ilheinlando.     Sachsen,  Thüringen,   Hessen.        13 

nicht  auf  der  Karte  erscheint,  unter  Beziehung  auf  die  alte  Land- 
wehr; die  Flurnamen  der  Barmer  Umgebung  dienen  ihm  als  An- 
haltspunkt für  die  Barmer  Heimatsgeschichte.  Alte  Ortsnamen 
zwischen  Ruhr  und  Wupper  finden  sich  besprochen  im  Bochumer 
Anzeiger  122).  Franz  Gramer  (GJb.  XXVII,  123)  handelt  über 
Frenx  {<iBrigantiwn)^  indem  er  zugleich  die  mit  hrig-  gebildeten 
Ortsnamen  untersucht  123)  und  später  ^24)  über  die  Ortsnamen  auf 
-geiler  im  Aachener  Bezirk  spricht,  wozu  er  eine  Einleitung  über 
die  Bedeutung  der   IP^ciVer-Namen  im  allgemeinen  vorausschickt. 

4.   Sachsen,   Tliiiringen,  Hessen. 

In  seinen  Landschaftsbildern  ans  Sachsen  liefert  Emil  Schön  e^^Sj 
in  fünf  Abhandlungen  über  slawische  und  deutsche  Besiedlung 
Sachsens  ein  Beispiel  der  Verwendung  von  Ortsnamen  in  der 
historischen  Forschimg.  —  Gerade  für  Sachsen  werden  die  Flur- 
namen stark  beigezogen:  Oskar  Hüttig  behandelt  in  einem  Vor- 
trag, gehalten  im  Bezirkslehrerverein  für  Leipzig-Land,  »Orts-  und 
Flurnamen  der  Amtshauptmannschaft  Leipzig  und  ihre  geschichtliclie 
Bedeutung«  126),  Auch  Oskar  Philipp  besprichti2<)  anregend  und 
mit  Geschick  Orts-  und  Flurnamen  des  Königreichs  Sachsen  und 
zieht  Schlüsse  auf  die  Herkunft  der  einstigen  Besitzer  des  Landes. 

Im  allgemeinen  unter-^cheidct  sich  der  Süden  vom  Norden  durch  die  Ver- 
teilung von  Namen  mit  -brunn  :  -bronn,  Unter-  :  Nieder-,  Neu-  :  Nau-,  -grün  : 
-hain,  -reut : -rode,  die  Bach  :  rfer  Bach.  —  Über  das  Kapitel  »die  Bach«  hat 
Ph.  eine  besondere  Arbeit  erscheinen  lassen  ^^^). 

Die  sächsische  Fhmiamenforschung,  deren  Seele  H.  Beschorner 
ist,  weist  auch  diesmal  wieder  die  erfreulichsten  Fortschritte  auf, 
wie  dies  schon  oben  Anm.  35  angedeutet  wurde  und  wie  wir  noch 
einem  weiteren  Bericht  i29)  entnehmen. 

Die  Kgl.  Sachs.  Kommission  für  Geschichte  orientiert  hier,  wie  die  Vor- 
bedingungen für  die  Pflege  historischer  Landeskunde  und  Kartographie  in 
Sachsen  liegen  und  wie  deren  Ausbau  hier  in  Angriff  genommen  worden  Lst. 
Uns  interessiert  hier  vom  II.  Teil  besondei-s  das  2.  Kapitel  über  Fragebogen 
und  Sammeln  von  Flurnamen  (von  H.  Beschorner)  und  das  4.  über  das 
historische  Ortsverzeichnis  (von  A.  M eiche).  Von  den  im  Jalire  1902  von  der 
genannten  Kommission  ausgesandten  Fragebogen,  welche  bezüglich  der  Wüstungen 
und  Flurnamen  ganz  detaillierte  Fragen,  namentlich  auch  in  bezug  auf  Akzent 
und  Dialektaussprache,  enthielten,  versagten  25  Proz.  ganz,  das  Eingetroffene 
ist  teils  sehr  gut,  teils  bedeutungslos.  Als  1903  der  Gesamtverein  der  deutschen 
Geschichts-  und  Altertumsvereine  kräftige  Anregung  für  die  Flußnamensammlung 
gab,  verband  sich  der  Verein  für  sächs.  Volkskunde  mit  obiger  Kommission  zu 
energischer  Tätigkeit.  Es  sind  50  Flumamensammler  gewonnen ,  die  rund 
600  Fluren   bearbeiten.     Bald  wurde  auch  begonnen,  diese  Einzelarbeiten  nach 


122)  31.  Juli  1908.  —  123)  ZAaehenGesehVer.  XXVII,  1905.  —  124)  Ebenda 
XXIX,  1907.  DE  1908,  199.  —  125)  Ldsch.-Bilder  aus  dem  Kgr.  Sachsen. 
Meißen  1905.  —  126)  Leipzig  1908.  29  S.  —  12")  Sächs.  Ortsnamen.  Die 
Grenzboten  1908,  Nr.  43,  183-91.  —  12«)  ZDMaa.  1908,  55,  333.  — 
129)  Pv,.  Kötschke,  H.  Beschorner,  A.  Meiche  u.  K.  Becker,  Die  hist.- 
geogr.  Arbeiten  im  Kgr.  Sachsen.  Im  Auftr.  d.  Kgl.  sächs.  Komm.  f.  Gesch. 
zusammcngest.     Leipzig   1907.     Auch  MVerSächsVolksk.  IV,    1907,   H.  9. 


14  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Amtshauptmannschaften  zusiimmenzutassen.  Es  sind  zwischen  1905 — 07  gegen 
300  Flurnamenverzeichnisse  abgeliefert  worden,  die  teils  an  der  Hand  älterer 
amtlicher  Verzeichnisse,  teils  auch  nach  Fragen  bei  den  Dorfbewohnern  ausgeführt 
worden  sind.  —  Mit  der  Ausarbeitung  des  sächsischen  Ortsverzeichnisses 
nach  den  von  Beschorner  1903  (GJb.  XXIX,  415  u.  422)  angegebenen  Grund- 
sätzen wurde  Alfred  Meiche  betraut,  die  Lehrer  Otto  Mörtsch  und  Georg 
Pilk  ihm  als  Hilfskräfte  beigegeben.  Es  sollen  auch  Wüstungen  berücksichtigt 
werden.  Bis  1907  ist  etwa  für  das  sächs.  Eibtal  die  Stoffsammlung  vollendet; 
auch  für  die  Flurnamensammlung  wird  dabei  vorgearbeitet.  Es  ist  besonders 
hervorzuheben,  daß  in  den  urkundlichen  Namen  die  sprachliche  Entwicklung 
der  Ortsnamen  gezeigt  werden  will. 

Begreiflicherweise  findet  dieses  beharrliche  Bestreben  mehrseits 
neue  Anhänger  und  Nachahmer.  Trautmann ^^O)  befaßt  sich  mit 
»Fluren  und  Höfen  der  Dresdener  Pflege ^<,  Rieh.  Döhler  führt 
in  seiner  »Geschichte  des  Dorfes  Leuba  in  der  sächs.  Oberlausitz« ^^i) 
sämtliche  hergehörige  Flurnamen  an. 

Über  thüringisch-säichsisGhe  Ortsnamen  berichtet  H.  Heinz e  1^2); 
L.  Schubart  erklärt  in  einem  Anhang  zu  seinem  historischen  Schrift- 
chen ^  ^3^  über  Gera  imd  Weida  die  Ortsnamen  aus  dem  Ostmittel- 
deutschen. H.  Orößler  erörtert  »Die  sprachliche  Zugehörigkeit 
des  Namens  Pforta«'^^^),  Herm.  Helmhold  untersucht  die  »Straßen- 
namen und  andere  Ortsbezeichnungen  Eisenachs« ^^s^^  Franz  Eis- 
mann erklärt  schon  1904  »  Co&^^r^rer  Ortsnamen  imd  ihre  Bedeutung 
für  die  Geschichte  der  Landeskultur«  ^^ß). 

y^ Hessische  Ortsnamen  in  mundartlicher  Gestalt«  bringt  AV. 
Schoofis''')  als  eine  wichtige  Grundlage  zu  deren  Deutung;  der- 
selbe Kenner  seiner  Mundarten  erörtert  auch  »Schwälmer  Ansied- 
lungen  und  Ortsnamen« i38)_  q.  Bethge  sucht  »Sächsische  imd 
fränkische  Siedelungen  in  Hessen«  nachzuweisen  i39)_ 

B.  baut  aber  zu  einseitig  auf  Rubel  (s.  o.  Aum.  30)  auf.  Für  Umnennungen 
bringt  er  impassende  moderne  Beispiele  und  vergißt,  daß  solche  Umnennungen 
nicht  leicht  anzunehmen,  sondern  überzeugend  zu  beweisen  sind.  Auch  Arnolds 
Grundsatz  von  dem  fränkischen  Charakter  der  Grundwörter  -heim  und  -/iause7i 
begegnen  wir  neben  Rübeis  »bureaukratischer«  Benennung  nach  Himmels- 
richtung, höherer  und  tieferer  Lage.  Interessant  sind  niedersächs.  Bildungen 
auf  -wik  und  die  Verwendung  von  Stammnamen  (in  Ortsnamen),  wenn  da 
nicht  vielleicht  Personennamen  vorliegen. 

5.  Norddeutschlmid. 
Der  Verein  für  nicderd.  Sprachforschung  wendet  der  Orts-  und 
Flurnamenkunde   gelegentlich  seine  Aufmerksamkeit  zu:    H.  Ivlenz 
erörtert  u.  a.  den  Namen  Externstein'^^%  C.  R.  Schnitzger  erweist 


130)  MVerSächsVolksk.  1906.  —  i^i)  Zittau  1907,  43—48.  —  1^2)  Pädag. 
Mag.  Langensalza  1900,  H.  274.  —  '-'S)  ßje  Gegend  von  Gera  und  Weida  in 
der  Vergangenheit.  Weida  1907.  18  S.  —  1^4)  NeueMGebieteHistAntiqFoi-sch. 
XXIII,  1909,  3.  —  >")  1909,  mit  Stadtplänen.  88  S.  (Nr.  XIX  Beiti-Gesch. 
Eisenachs).  —  '^C)  HeimatsblCobGothLanden  (Ehwald),  1904,  58—69.  — 
«")  ZDMaa.  1909,  4.  —  '38)  HessBlVolksk.  VIII,  1,  1909.  —  "9)  Hessl. 
XX,  1906,  Nr.  23,  S.  320—22;  Nr.  24,  337—39.  DE  1908,  155  (Hans 
Witte).  —    140)  KorrBlVerNdSprForsch.  XXIX,  6/7. 


Sachsen,  Thüringen,  Hessen.     Norddeutschland.  15 

den  »Yolkswitz  als  Namengeber  für  Straßen« i*i),  R.  Stammer- 
johann 1*2)  und  J.  Bause^*3)  geben  durch  vereinzelte  Beispiele 
Anregung  zur  Flurnamensammlung.  —  Den  Namen  der  Weser  er- 
klärt Ludw.  Herten^'*)  im  Gegensatz  zu  Lohmeyer  mit  »Wiesen- 
wasser«, »Ursprung  und  Bedeutung  des  Namens  Hamm«  zeigt 
Eickhoff ^■*5).  Mit  verräterischem  Selbstbewußtsein  kündigt  Fr. 
E.  Brandstäter  seine  »Märkisch- westfälischen  Ortsnamen,  aus  den 
ürlauten  erklärt,  nebst  Mitteilungen  über  den  bisherigen  Stand- 
punkt der  Namenkunde  und  der  Etymologie  sowie  über  die  Not- 
wentligkeit  einer  biologischen  Betrachtungsweise  in  der  Namen- 
kunde« ^■*6)  an.  Über  den  Hafen  Dukdalfhi  (=  Duc  d'Alba)  an 
der  Nordsee  s.u.  unter  Joh.  Jungfer  (Spanien),  Anm.  350.  »Norder- 
neyer  Straßennamen  und  ihre  Bedeutung«  1*'^)  erörtert  Matthias 
Linhoff.  Die  jetzigen  Straßennamen  von  Hannover  werden  merk- 
würdigerweise in  einer  steirischen  Zeitschrift  besprochen i-*^).  Paul 
Kühnel  geht  den  »Spuren  von  Slawen  im  mittleren  und  west- 
lichen Hannover«   nachi'*^). 

Er  hatte  (GJb.  XXIX,  426,  Anm.  140)  1901—03  in  drei  Teilen  »Slawische 
Orts-  und  Flurnamen  im  Lüneburgischen«  erscheinen  lassen.  Nun  geht  er 
zur  Ergänzung  auf  den  luestlichen  Teil  der  Landdrostei  Lüneburg  und  auf  die 
Landdrosteien  Stade,  Hannover  und  Hildesheim  über.  Er  findet  slawische 
Orts-  und  Flurnamen  im  Südwesten  über  Goslar  bis  an  die  Werra,  im  Westen 
über  die  Weser  bis  an  die  Hunte  noch  heute  nachweisbar.  —  E.  Muckes  Bei- 
lall ^^O)  wird  da  wohl  vereinzelt  bleiben  müssen,  bis  auch  lokalkundige  Ger- 
manisten ihren  Prüfstein  angelegt  haben.  Immerhin  sind  K.s  Ausführungen 
bedeutsam,  da  er  seine  Übung  im  Bloßlegen  slawischer  Namen  schon  in  seinen 
Lausitzer  Arbeiten  bewiesen  hat  (GJb.  XXVII,   127,  Anm.  84). 

Spuren  des  Slawentums  zwischen  Mulde  und  Saale,  besonders 
um  Delitzsch  und  Bitter feld,  untersucht  Hugo  Seiden^^),  indem 
er  auch  einige  Ortsnamen  deutet,  sonst  aber  dieselben  nur  allgemein 
berührt.  Die  \\ächtige  Arbeit  von  G.  Hey  und  K.  Schulze  über 
das  Anhaltische  (GJb.  XXIX,  424 f..  Anm.  126)  wurde  neuerdings 
eingehend  erörtert  1^2)  Über  die  Ortsnamen  im  Kreise  Quer  fürt 
ist  die  Arbeit  Herrn.  Größlers ^^s)  nachzutragen,  ebenso  eine  kurze 
Notiz  über  M.  Buhlers'  »Hildesheimer  Straßennamen«  (GJb.  XXIX, 
426,  Anm.  131). 

Buhlers  weist  die  Entstellungen  alter  Straßennamen  durch  neueren  Un- 
verstand nach:  die  Oldboeterstraße  {=  Altbüßerstraße)  z.  B.  wurde  in  »Alt- 
Petri-Straße«  verdorben,  die  Erchmekerstraße  {==  Weißgerberstraße)  in  :'Eck- 
meckerstraße«.  Anderseits  bewahrt  die  Kuckuckstraße,  nach  dem  Namen  eines 
Ehrenbürgers  so  benannt,  ihren  Namen  noch  immer,  obwohl  die  Nachkommen 
des  letzteren  eine  Nimiensänderung  durchgesetzt  haben. 

1*1)  KorrBlVerNdSprForsch.  XXIX,  1908,  6/7.  —  i*2)  Ebenda  XXVIII, 
1907,  11  f.  —  1*3)  Ebenda  XXIX,  1908,  4/5.  —  1**)  ZHochdMaa.  VI,  1905, 
101  ff.  —  1*5)  Festschr.  G\Tnn.  Hamm  1907.  —  1*6)  Witten  1909.  201  S.  — 
i^'O  Nordemey  1906.  16  S.  —  i*»)  ZSteirGeschVer.  V,  3  u.  4.  —  i*9)  Foi-sch. 
GeschNiedersachs.  I,  1907,  H.  5.  47  S.  —  i^O)  DE  1908,  250.  —  i^i)  JBer. 
OberrhRealsch.  i.  E.  Delitzsch  1907.  18  S.  —  i52)  KorrBlDGeschVer.  1907, 
Sp.  318ff.  —  15^  Die  Bedeutung  der  Ortsnamen  des  Kreises  Querfurt.  Eis- 
leben 1903. 


16  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

»Zu  den  Straßennamen  der  Stadt  Braunschweig «^^^)  und  über 
Hei  in  Forstortsnamen i^sj  läßt  sich  Ed.  Damköhler  vernehmen. 
Die  Frage  »Was  bedeutet  der  Name  Lüneburg«  beantwortet  L.  Bück- 
mann i^^).  Über  den  Namen  Altona  sprechen  Ehlers i^'^)  und 
P.  Pieper  158)^  letzterer  verweist  vergleichend  auf  die  plattdeutsche 
Bezeichnung  Dal  Nau  =  »Straße  von  Gibraltar«.  Paul  Dohm 
bringt  zu  den  »Holsteinischen  Ortsnamen« ^^9)  (\\q  ältesten  urkund- 
lichen Belege,  gesammelt  und  erklärt,  und  der  gewiegte ^^o)  H. 
Jellinghaus  urteilt  über  die  slavdschen  Ortsnamen  in  Holstein i^i). 

Interessant  ist  ein  Nachweis  dänischer  Ortsnamen  an  der  Süd- 
grenze von  Schleswig,  erbracht  von  H.  V.  Clausen^ß^^^  j)ei- 
XVn.  Deutsche  Greographentag  wurde  in  Dübeck  mit  der  Deutung 
des  Namens  der  Stadt,  als  einem  Beitrag  zur  deutschen  und  slawi- 
schen Ortsnamenforschung,  von  Wilhelm  Ohnesorge ^^^j  begrüßt. 

Gust.  Hey ^6*)  wirft  gegen  Koblischke  nochmals  die  Frage 
auf,  ob  Brandenburg  und  andere  Burgnamen  deutsch  oder  slawisch 
seien. 

Er  führt  zunächst  einige  Namen  auf  -bürg  an,  die  unstreitig  ein  slawisches 
Bestimmungswort  haben,  so  daß  die  gleiche  Möglichkeit  auch  für  Brandcnhnvg 
sich  ergibt.  Für  diesen  ersten  Namensbestandteil  weist  er  nun  den  Ort  Brehna 
bei  Wettin  als  von  slawisch  Bran-j-any  stammend  nach  und  glaubt,  daß  die 
von  den  Slawen  hartnäckig  verteidigte  Burg  auch  von  ihnen,  und  zwar  als 
Bran-j-any  benannt  worden  sei.  —  Es  folgen  dann  noch  drei  Namen  auf  -bürg, 
darunter  Mersebrirg. 

J.  Koblischke '^^)  macht  dagegen  den  Staudpunkt  des  Historikers  geltend, 
daß  »Brandenburg«  niemals  anders  als  deutsch  genannt  erscheine,  daß  die  an- 
geblich älteste  Nennung  vom  Jahre  961  nur  jenen  kleinen  Ort  Brehna  meine, 
daß  somit  kein  Grund  zu  einer  slawischen  Ableitung  vorliege.  Eine  spätere 
»Abwehr« ^^^)  verweist  auf  ein  bald  erscheinendes  größeres  Werk. 

W.  Gliese  liefert  im  weitesten  Umfang  eine  Deutung  von  Orts- 
namen, besonders  den  wendischen,  der  Provinz  Brandenburg  i^"). 
0.  Vogel  erörtert  die  slawischen  Ortsnamen  der  Priegnitz^^'^^)  und 
E.  jMucke^ßS)  verfolgt  Wüstungen,  Gewässer  und  Holzungen  der 
Neumark  mit  slawischen  Benennungen;  sein  Ergebnis  sind  slawische 
Orts-  und  Flurnamen  aus  den  Kreisen  Lebus,  Krossen  und  Züllichau. 
Derselbe  weist  ^^o)  nach,  daß  östlich  der  Elbe  Orte  wie  Lanken 
(lonJca,  Wiese),  Werben  {werby,  Weiden),  Dolsken  {dolski,  tief-), 
Zuche  {suchy,  trocken)  ganz,  andere  wie  Wircheuwische  (tvcrch, 
Höhe  und    Wiese)  gemischt  slawisch  bezoicluiet  sind.     Den  IL  Teil 


154)  BraunschwMagaz.  1905,  35f.  —  '")  Ebenda  1907.  —  1^6)  Progr. 
Lüneburg  1909.  18  S.  —  i*'^)  Die  Heimat.  MonSchrNatLandeskSchlHolstein 
XV,  Kiel,  Nr.  1.  —  »58)  AltNachr.  1905,  Nr.  159.  —  »59)  ZGesSchleswHolst. 
Gesch.  XXXVIII.  —  160)  GJb.  XXVII,  125f.;  XXIX,  426,  427;  —  i«')  Korr. 
BlVerNdS])rForsch.  H.  24,  19  ff.  —  1^2)  Leg  noms  de  lieux  danois  pres  de  la 
frontiere  sud  du  SIesvig.  V.  Jessen,  Manuel  histori(iue  de  la  questiou  du 
Slesvig.  Kopenhagen  1906,  S.  68.  —  16»)  Lübeck  1909.  18  S.  —  i"^)  DE 
VII,  1908,  128—34.  -  I65)  Ebenda  135.  —  le«)  Ebenda  222.  —  'ß^)  DSchul 
Ztgl5('rlin  1907,  Nr.  28  —  32.  —  'ß^«)  p,.og,..  K.  Realgymn.  Perleborg  1904.  — 
i«8j  SchrVerüeschNeumark  XXII,  1909.  —  'ß«)  NiededäusM  X,  Guben  1907,  63. 


Norddcutschland.     ÖstciTeieh-Ungani.  17 

seiner  »Slawischen  Ortsnamen  Schlesiens«  (Kreis  Ratibor)  hat  kürz- 
lich Stanisl.  Drzazdzyiiski  erscheinen  lassen ^^Oj  ^,nd  G.  Croon 
meldet  sich  allgemein   »Zur  schlesischen  Ortsnamenkunde« i''^). 

Auch  den  Flurnamen  Schlesiens  wvirde  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet: Wendische  Flurnamen  (von  A.)  erschienen  im  Globus  ^^^^^j 
ferner  »Dorf-  und  Flurnamen«  im  Landkreis  Liegnüz  von  Koff- 
mane^'^^),  Flurnamen  aus  dem  Gebirge  und  aus  Niederschlesien 
von  "W.  V.  ünwerth^74)^  ferner  von  Hein  aus  Mollivitz  (Kreis 
Brieg),  P.  Dittrich  aus  der  Leobschützer  Gegend,  von  M.  Hell- 
mich  aus  Botjadd  (Kreis  Grünberg),  P.  Drechsler  aus  Sprottau^'^^). 
Den  Stadtnamen  Thorn  behandelt  R.  Nadrowski^'^ß),  indem  er 
wieder  für  Thorn  <:^  türm  eintritt.  Für  Posen  sind  von  Interesse 
die  Verdeutschungen  polnischer  Ortsnamen  seit  1902^'^'^). 

434  polnische  Namen  wurden  teils  in  deutsche  Rechtschreibung  gekleidet 
(z.  B.  Mi^czniki  =  Montsehnik,  Alt-Gri\bkowo  =  Alt-Grombkowo),  teils  ein- 
gedeutet {GTOÜ-Chociza  :=  Groß-Gottschütz),  teils  übersetzt  {Kle'in-Siekirki  = 
Axtfelde),  teils  durch  ganz  andere  deutsche  verdrängt  {Groß-Siekirki  =  Georgen- 
hof). Es  betrifft  dieser  Vorgang  sowohl  Namen  von  alten  Landgemeinden, 
Rittergütern,  Gutsbezirken,  Waldstätten,  als  auch  von  Kolonien. 

6.  Österreich-  Ungarn. 
Das  »Gemeindelexikon«  der  österreichischen  Länder  (GJb.  XXIX, 
429,  Anm.  178)  findet  als  Ratgeber  für  den  Ortsnamenforscher 
neuerdings  Anerkennung  von  H.  "Wagner ^'^8^.  —  Den  Namen  der 
Sckwarzspanierkirche  in  Wien  berührt  als  »spanische  Erinnerung« 
Johannes  Jungfer *'^^). 

Im  Anschluß  an  Nagis  Deutungen  niederösterreichischer  Ortsnamen  (GJb. 
XXVII,  129  u.  133)  legt  sich  Raoul  v.  Braun '^O)  eine  mythologische  Deutung 
mehrerer  Orts-  und  Bergnamen  (Agnesbriinnl,  Himmel,  Gspöttgraben,  Schwarz- 
mannwiese, ScMveinsberg ,  Hei-mannskogel,  Latisberg)  auf  die  »gewöhnliche  Drei- 
heit«  des  Kriegs-,  Sonnen-  und  Donnergottes  zurecht,  doch  ist  mir  eine  Publi- 
kation hierüber  noch  nicht  zur  Hand  gekommen. 

Die  »Topographie  von  Niederösterreich« i^i)  schreitet  unentwegt 
vorwärts.  Die  toponymischen  Beiträge  sind  größtenteils  von  Dr. 
Rieh.  Müller  und  zeigen  seine  exakte  historische  Methode,  gegen 
seine  Deutung  von  »Naglern«,  »Neudegg«  u.  a.  ist  nichts  einzu- 
wenden. 

Wo  aber  die  Dialektaussprache  entscheiden  soll  —  und  bekanntlich  gehören 
zur  Ortsnamendeutung  1.  urkundliche  Schreibungen,  2.  die  Dialektform,  3.  die 
Realprobe  — ,   da  versagt  er  ganz  und  verfällt  in  leere  Hypothesen.     Um  Nalb 


170)  Leobschütz  1908.  50  S.  —  i^i)  ZVerGeschSehles.  XLI,  1908.  — 
^'''^)  XCII,  1907,  116.  —  173)  MGeschAltVerStadtFürstentLiegnitz  I,  1906.  — 
171)  MSchlesGesVolksk.  XVIII.  —  175)  Insgesamt  ebenda  1906,  15.  Dittrich 
bringt  auch  Ortsnamen.  —  176)  DanzigZtg.  Nr.  423,  Beil.  37,  9.  Sept.  1908.  — 
177)  DE  VIII,  1909,  8—11,  42—45.  —  178)  PM  1907,  143.  —  17»)  Recuerdas 
de  Espana.  RivCultEspan.  Madrid  1907.  —  i»")  Schreiben  an  Nagl  18.  Jan. 
1908.  —  181)  Redigiert  von  Dr.  Max  Vanesa.  Der  Schluß  von  Bd.  6  samt 
Register  ist  noch  ausständig,  dafiir  wurde  von  Bd.  7  Bogen  1  — 16,  »Nabegg« 
bis  »Neukirchen«,  ausgegeben,  1908  (GJb.  XXIX,  430,  Anm.  181). 
Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  2 


18  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

(Naliub)  auf  '^Nagaliup  zu  deuten,  müßte  man  zuerst  feststellen,  ob  hohes  oder 
dumpfes  a  vorliegt;  Nakklitz  auf  '"^nagalizza  zu  beziehen,  geht  nicht  an,  wenn 
das  palatale  Yerschlnßzeichen  g  vor  l  mehr  ist  als  eine  bloße  Einstellung  zum 
palatalen  l;  ein  g,  als  wirklicher  Verschluß,  setzt  vor  l  schon  rahd.  k  voraus. 
Müllers  *Nagitesbach  für  »Natschbach«  müßte  ein  dial.  Noatschbäch  vorfinden, 
gesprochen  wird  aber  Nätsrhbach  mit  hohem  ä;  und  in  Nötling,  wo  geschlossenes 
e  im  Stamme  begegnet,  soll  auch  wieder  der  fatale  ■■■SVagit  aushelfen  (*Nagitin- 
gum).  Da  Müller  den  Dialekt  nicht  kennt,  hat  er  auch  keinen  Maßstab,  die 
Richtigkeit  oder  Unmöglichkeit  einer  alten  Schreibung  zu  beurteilen:  »Negdes- 
pach«,  »Nettespach  •,  »Nedaltespach«,  Nosbach  und  jüngeres  »Nadelsbach«  klären 
ihn  nicht  auf,  daß  in  den  Urkunden  mit  diesen  Namen  Willkür  getrieben 
\vurde,  weil  die  eigentliche  Form  Netspach  1170  (im  Nassauischen  >/Nezzebach«) 
garstiges  »Harnbach«  bedeuten  kann.  Richtig  gedeutet  ist  es  ein  Bach,  der  die 
umliegenden  Felder  zum  Teil  »naßstellig«  macht '^-).  Es  klingt  wie  eine  Ironie, 
wenn  der  Referent  am  Schlüsse  des  Artikels  als  Kind  des  Ortes  genannt,  seine 
dialekttreue  Deutung  aber  ignoriert  wird. 

Hans  Striegl^83j  erklärt  nicht  nur  die  für  die  Ortsnamen  im 
allgemeinen  mchtigen  Baumnamen,  sondern  erklärt  auch  den  nord- 
östlichen Sattelnamen  Hanfeiche  der  Generalstabskarte  als  Hahna- 
faichtn  =  »Fichte  der  Auerhähne«.  Max  Yancsa^^*)  bespricht  in 
einem  historischen  Werke  auch  die  ober-  und  niederösterreichischen 
Ortsnamen;  ausschließlich  oberösterreichische  erörtert  K.  Schiff- 
mann^s^).  Ein  interessanter  Vorgang  spielt  sich  ab  in  bezug  auf 
die  Enge  des  Donautals  zwischen  Ardaggcr-Dornach  und  Ybbs- 
Persenbeug  ^^^). 

Im  Sommer  1909  fand  in  Sarmingstein  unter  Vorsitz  des  Bürgermeisters 
von  Grein,  Job.  Gürtler,  eine  Versammlung  zur  Hebung  des  Fremdenverkehrs 
statt.  Bei  dieser  wui-de  nun  auch  mittels  einer  Resolution  die  Öffentlichkeit 
aufgefordert,  an  einer  geeigneten,  anziehenden  Benennung  dieser  Donauschlucht 
mitzuwirken.  Es  liefen  im  anberaumten  Termine  (bis  25.  Aug.  1909)  über 
100  Namen voischläge  ein,  die  nun  Schriftsteller  Franz  Herndl  in  Grein 
bearbeitet.  Dieser  beabsichtigt  durch  eine  Probeabstimmung  der  interessierten 
Teilnehmer  die  Entscheidung  herbeizuführen.     Sie  wird  1910  fallen. 

Gust.  Binder  liefert  eine  Karte  der  Verteilung  der  -ing-Qvie 
in  Oberösterreich,  Christ.  Greinz  desgleichen  für  das  Kronland 
Salzburg,  das  angrenzende  Tirol  und  Steiermark ^^ 7).  Ch.  Schnellers 
»Innsbrucker  Namenbuch«,  das  auch  für  die  Toponymie  der  Stadt 
von  Belang  ist,  findet  in  Ph.  Lenz  und  0.  Heiligs  Zeitschr.^^S) 
richtige  Würdigung.  Die  Namen  der  Tiroler  Burgen  und  Edclsitze 
erörtert  Karl  Radin g er  ^^^). 

Er  unterscheidet  drei  Hauptabschnitte:  1.  die  Vorzeit  mit  mindestens  drei 
Sprachen,  der  illyrisch-veuetischen,  der  etruskischen,  der  keltischen;  2.  die  Zeit 
der  romanischen ;  3.  die  der  deutschen  Namengebung,  so  daß  sich  in  diesen 
dreistufigen  Namen  alle  historisclien  Vorgänge  und  Ejiocheu  spiegeln  i^''). 

Wenig  Neues,  sondern  meist  die  Steubscheu  Deutungen,  bringt 
Karl  Fei.  Wolff  in  seiner  ethnographischen  und  onomatologischen 


»82)  Vgl.  Nagl,  Geogr.  Namenkunde,  Wien  1903,  72f.,  81.  —  »»S)  Sprach- 
wiss.  f.  alle,  Nr.  13,  1909.  —  '8<)  GeschNOÖsterr.  I,  Gotha  1905,  bes.  225ff. — 
185)  ArchGeschDiözLinz  1907,  321—69.  —  i»«)  lllKronenztgWien  13.  Febr. 
1910.  —  i«7)  Beides  in  BeitrAnthrUrgeschBayerns  XVI,  1905.  —  »88)  ZDMaa. 
VI,  6.  —  »89)  BurgwartBerlin  V,  Nr.  11  u.  12;  VI,  Nr.  2,  1904.  —  »9«)  Vgl. 
dazu  DE  1908,  234  (Wilhelm  Rohmeder). 


Österreich-Ungarn.  19 

Plauderei  »Zur  Besiedlungsgeschichte  Tirols «^^^).  Über  August 
Kühlers  Berg-,  Flur-  und  Oi-tsnamen  des  Lech-  und  Sannengebiets 
in  Tirol  wurde  schon  oben  Änni.  77  berichtet ^s^^)^  V.  Hintners 
»Nachträgliches  zu  den  Stubaier  Namen«  (GJb.  XXIX,  431,  Anra. 
186)  erfuhr  von  Nagl  eine  kurze  Würdigung ^''äj^ 

V.  Hintner  bringt  nun  über  Tiroler  Orts-  und  Flurnamen  neuer- 
dings einen  schätzenswerten  Beitrag  1^4)^  diesmal  aus  dem  Tal  von 
Gsieß,  das  südlich  vom  Deffereggental  liegt  und  sicli  westwärts 
ins  Rienztal  öffnet. 

Vor  allem  ist  H.s  Überzeugung  hervorzuheben,  daß  die  deutsche  Besied- 
lung dieses  Tals  von  Anfang  an  eine  alemannische  war,  schon  mit  Hinsicht 
auf  den  Wortschatz.  Ich  muß  da  meiner  seinorzeitigon  Ausführungen  zur  Imster 
Mundart  1^5)  gedenken,  in  welchen  ich  für  Imst  eine  erste  alemannische  Grund- 
lage annehmen  mußte,  ohne  andere  Einflüsse  auszuschließen.  Und  da  der  Name 
Gsieß  selbst,  um  1180  zuerst  auftauchend,  von  H.  ganz  richtig  auf  »sitzen«, 
gleichbedeutend  mit  sasr,  zurückgeführt  wird,  so  darf  nicht  verschwiegen  werden, 
daß  ein  alemannischer  Umlaut  des  ä  (=  mhd.  se,  gescvse)  le  lautet '^^).  Es 
entsteht  also  die  Frage,  ob  dieser  Umlaut  1180  schon  durchgeführt  war,  und 
ich  möchte  sie  nicht  ohne  weiteres  verneinen.  —  H.s  Zusammentragungen  sind 
überaus  fleißig  und  reichhaltig,  die  Etymologie  ist  öfter,  besonders  wo  er 
—  gegen  seinen  Grundsatz  —  den  deutschen  Boden  verläßt,  z.  B.  hei  der  Er- 
klärung von  F'dding  oder  Rienz,  in  der  grammatischen  Durchführung  gewagt. 
Ist  der  Name  Püding  deutsch,  so  liegt  Bod-en  irgendwie  zugrunde  in  der  Be- 
deutung »Talsohle«  (1749  Thall  Fach),  ist  er  slawisch  {Budina  :=  Gsieß),  so 
tritt  er  an  die  Seite  des  tschecliischen  Biidin  an  der  Eger'^'');  nach  H.s  sonstigem 
Grundsatz  braucht  man  da  auf  Keltisches  nicht  zurückzugreifen.  —  Die  Deutung 
von  Teisten  (aus  Tesido  769,  Teiste  1140)  über  dosen  setzt  für  o  einen  allzu 
frühen  Umlaut  an,  der  freilich  im  alemannischen  et  ^  ea,  teilweise  aber  auch 
gewölbt  mit  geschlossenem  o  anzusetzen  ist'^^).  Bei  Rese,  Reße  1749  ist  flacher 
Umlaut  zulässig.  Der  Beziehung  auf  Personennamen  (z.  B.  Begründer  einer 
Siedelung)  ist  oft  genug  Rechnung  getragen.  Ich  möchte  auch  Mntsch  (ander- 
wärts 31otsch)  und  Mutz  als  gekürzte  Personennamen  auffassen,  anstatt  mich  mit 
einem  Appellativum  zu  quälen.  —  Der  Hauptwert  des  Buches  liegt  indessen 
in  den  zahlreichen  urkundlichen  Belegen,  die  alles  Veitrauen  auf  erreichbare 
Vollständigkeit  erwecken. 

J.  Zösmair  behandelt  den  Namen  der  Braunorglenspüxe'^^^). 
In  bezug  auf  Südtirol  werden  Klagen  über  den  Erbfehler  der  öster- 
reichischen Verwaltung  und  Regierung  erhoben,  indem  die  Beamten- 
schaft, ganz  in  Unkenntnis  über  die  eigentlichen  Lebensbedingungen 
der  Monarchie,  den  deutschfemdlichen  und  staatsfeindlichen  Strö- 
mungen Vorschub   leistet,    um   eine  jedem  Einsichtigen  lächerliche 

191)  MünchNNachr.  Nr.  324,  13.  Juli  1907.  —  «92)  ßazu  ZDÖAV  1910 
(Nagl).  —  193)  GA  1909,  47.  —  i»^)  Die  Gsießer  Namen.  Orts-,  Flur-  und 
Personennamen,  gesammelt  u.  bespr.  von  Dr.  V.  Hintner.  Wien  u.  Leipzig 
1909.  91  S.  Dazu  DLitZtg.  1909,  Nr.  31  (Cascorbi).  —  195)  DMaa.  I,  247. 
AllgLitZtg.  IX,  Sp.  87f.  (Schnürer).  —  196)  DMaa.  I,  299f.  —  i")  Auch 
im  Windischen  gilt  übrigens  bud-  für  Boden  (Schein igg  6,  s.  Anm.  206).  — 
198)  In  Tesido  könnte,  weil  die  Urkunde  bayerischen  Ursprungs  ist,  das  c  wie 
in  henin,  sccdin,  forascgin  für  hohes  d  genommen  werden  (DMaa.  I,  213  f.). 
Dieses  o  könnte  eingedeutet  sein  für  ein  gleichlautendes  aus  umgelauteten  6  <^  do 
(ebenda  II,  66).  Man  vgl.  die  umgekehrte  Verwechslung  H6r(i)ant  mit  Hdrirand, 
Herirand.   —   199)  MDÖAV   1905,    155  f.     Dazu  Zuschrift  ebenda  183. 

2* 


20  J.  W.  N:igl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

lokale  Popularität  zu  erhaschen.  Unter  dem  Titel  »Amtliche  Ver- 
welschung-  Südtiroler  deutscher  Namen«  kritisiert  L.200)  die  vom 
k.  k.  Katastral-Mappenarchiv  in   Innsbruck  herausgegebenen   Karten. 

Nur  eine  Ausstrahhing  der  verdammensvverteu  amilichen  Popularitätshascherei 
gegenüber  undankbarstem  nationalen  Chauvinismus  ist  es,  wenn  die  Toponymie 
gefälscht  wird:  aus  »Waldwies«  (dial.  Bolbis)  wird  welsches  3Iaso  Volpix,  aus 
»Groaß-Berg«  welsches  Muntagna  grande  künstlich  in  Innsbruck  (!)  gemacht. 
Eine  traurige   »Objektivität«. 

Zum  Namen  Gossensaß  nimmt  J.  Miedel  nach  privater  Mitteilung  einen 
Eigennamen  Gozzo  mit  kurzem  o  im  Stamme  an ;  bei  dem  Alter  des  Namens 
(im  Gegensatz  zu  Gossengrün  bei  Falkenau  a.  d.  Eger)  wäre  da  Guzzinsazza, 
Güssensaß  zu  erwarten.  Vgl.  Raotiiiekki  ^  dial.  Retnegg  in  Steiermark,  bei 
Miedel  Raotinhach  ^  Rötenbaeh. 

W.  Bohmeder  legt  den  »Deutschen  Oi'tsnamenwortschatz  der 
Deutsch-Fersentaler  in  Südtirol«  aus  20 1).  Es  sind  ungefähr  800 
Namen  von  Höfen,  Fluren,  Gemarkungen,  Grewässern,  Bergen  usw. 
dieser  jetzt  isolierten  deutschen  Sprachinsel  namhaft  gemacht.  — 
Über  die  Sclireibung  rätoromanischer  (ladinischer)  Namen  handelt 
Karl  Fei.  Wolf f  202).  Aus  Steiermark  erörtert  Walter  Smid203) 
Ortsnamen,  F.  Ilwof  bringt  Beiträge  zur  Namenforschung  übor- 
haupt204).  Zu  Fr.  Lessiaks  Deutung  von  »Klagenfurt«  (weibl. 
Gren.  Chlagün-  oder  Ghlagöno-)  sind  noch  A.  Brückners  zustim- 
mende Bemerkungen  zu  verzeichnen  205). 

Allerdings  liegt  Klagenfurt  nicht  ganz  an  der  Glau,  aber  doch  so,  daß  es 
in  der  Geographie  überall  heißt  »Klagenfurt  an  der  Glan«.  Übrigens  führen 
vom  heutigen  Mittelpunkt  der  Stadt  mehrere  Wege  über  die  Glan:  nach  Glau- 
dorf,  nach  Eborslein,  nach  Völkermarkt,  nach  Stein.  Lessiak  hätte  au  die 
Kärntner  Aussprache  n  für  gn  anknüpfen  können :  an  geistlin,  jn  geistldni  für 
sonstiges  »Geistlign«,  »Geistligno;  der  Nachbardialekte.  Ebenso  kommt  khi 
für  glci  in  Betracht,  das  man  selbst  in  Graz  hören  kann.  Wird  also  Glan  mit 
wirklich  konsonantischem  n  ausgesprochen,  so  konnte  man  aus  »Glanfurt «  sich 
fälschlich  ein  sentimentales  »Klagenfurt«  zurückkoustruieren.  Zunächst  wäre 
die  echte  alte  Volksaussprache  der  Namen  Klagenfurt  und  Glan  festzustellen 
gewesen.  —  Ist  wirklich  der  slawische  Name  Celovec  auf  cviliti  aufzubauen, 
wovon  ich  nicht  überzeugt  bin,  so  wäre  der  windischc  Name  eben  nur  eine 
Übersetzung  des  falschen  Deutun.gsprodukts  Klagenfnrt,  für  dessen  Existenz 
»Quaeremoniae  vadum«    1256  einen   lerniinus  a  quo  gibt. 

Die  Ortsnamen  des  Gerichtsbezirks  Ferlach  erörtert  Johann 
Scheinigg206). 

Seh.  legt  mit  Recht  ein  besonderes  Gewicht  auf  die  urkundlichen  Schrei- 
bungen, davon  er  einige  schon  in  der  Einleitung  anführt,  um  zu  zeigen,  wie 
überr:uschcnd  sie  einen  heutigen,  sonst  schwer  deutbaren  Ortsnamen  aufklären: 
11-15  Sigemiiiilingen  ^  ]wuU:  Siehending.  Es  sind  gut  90  Pro/.,  slawischer 
Orts-  und  Flurnamen,  die  aus  dem  Käi'ntner  Rosental  (Bezirk  Ferlach)  erbracht 
werden.  Milnnler  behält  die  verdeutschte  Form  den  richtigen  slawischen  Laut- 
gehalt, während  die  moderne  slawische  Form  umgedeutet  ist,  .z.  B.  Scidolach 
aus  altem  Sidohich  (=:  slawisch  '^Zidowljc),  heute  slawisch  Zädole.  Daß  der 
Epouymos    zid    gerade   als    »der   Ersehnte«    zu  deuten  sei,    da  doch    »Jude«   viel 

200)  DE  1907,  142.  —  2«')  Ebenda  1905,  171—70,  212—20.  —  202)  MDÖAV 
1908,  Nr.  24.  —  2"»)  StoirZGesch.  lU,  3  u.  4.  —  204)  DGeschBl.  YII,  8.  — 
205)  DE  1900,  148.  -  -06)  S.-A.  50.  Rrogr.  St.-Obergymn.  Klagenfurt  1906. 
24  S. 


Österreich-Ungarn.  21 

näher  licj^l,  ist  wohl  nicht  /u  rechtfertigen.  Die  deutschen  Grundformen  deutet 
Seh.  immer  so,  daß  er  schon  das  Appellativum  ins  Slawische  entlehnt  werden 
läßt  (z.  B.  Hut«!),  während  doch  gewisse  Flurnamen  eine  einstige  Besiedlung 
direkt  mit  Deutschen  annehmen  lassen,  so  Cihovnfijca,  Ziegelo/en,  Derrenbach, 
auch  Dürrer  Graben,  Hudi  Graben,  Grifel,  Grünt,  Hakl,  Koyelr,  Konjuki  Brilof 
(Friedhof)  usw. 

Erwähnung  vordienen  Franz  Pehrs  Beiträge  zur  Namenkunde 
im  Hochstuld-  und  KoschutageMd  der  Karawanken  207)^  aucli  A.  R. 
V.  Jakschs  »Monumenta  ducatus  Carintliiae«  sind  im  Personen-  und 
Ortsregister  für  die  Ortsnamenforschung  höchst  ersprießlich  208j.  — 
Als  fleißiger  Arbeiter  darf  G.  A. Gravisi  gelten;  er  handelte  über  die 
geographischen  Termini  der  Mundart  in  Istrien^os);  über  das  Studium 
der  istrianischen  Ortsnamenkunde  ^lO);  über  istrianisclie  Ortsnamen, 
abgeleitet  von  Pflanzennamen^H).  G.  Subak  und  G.  Vidossich  be- 
schäftigen sich  wenigstens  zum  Teil  mit  Ortsnamen  desKüstenlandes2i2). 

Aus  Südmühren  liegt  von  J.  Es  eh  1er  ein  Beitrag  zur  Flur- 
namenforschung vor  21 3).  Eij;i  interessantes  Kapitel  über  Böhmen 
schneidet  Georg  Juritsch  an:  Die  Verbreitung  deutscher  Doii- 
namen  vor  einem  halben  Jahrtausend 2 1*).  J.  M.  Klimesch  eixjrtert 
die  Ortsnamen  im  südlichen  und.  südwestlichen  Bölimen.  Davon 
ist  der  erste  Teil  1909  auch  als  Sonderabdruck  erschienen  2 is).  Zu 
Nagls  Erklärung  von  Pribram  als  »Freibram«  (GJb.  XXIX,  433, 
Anm.  198)  fragt  J.  Seemüller  in  privater  Zuschrift 2i6j^  wann  die 
Tschechen  deutsches  f  mit  f  (und  nicht  mehr  mit  ji)  aufzunehmen 
begonnen  haben.  Das  dürfte  wohl  ein  jüngerer  Yorgang  sein,  als 
die  Benennung  der  ßergstädte  Böhmens,  wenn  auch  die  urkund- 
lichen Nennungen  verhältnismäßig  spät  fallen.  A.  Harpf  teilt  einen 
Hagen  von  Pribern  mit  21 7)^  dessen  Einsclüägigkeit  zu  untersuchen 
wäre.  —  Flurnafnen,  und  zwar  im  Bezirk  Karlsbad  und  den  an- 
grenzenden Bezirken,  führt  Alois  John  in  einem  »Karlsbader  Hefte« 
vor 218).  Verdienstlich  ist  F.  Töppers  Beleuchtung  fehlgedeuteter 
Ortsnamen2i9).  —  Die  Ortsnamen  benutzt  Franz  Bujak220)  als  Basis 
für  die  Geschichte  der  Ansiedhmgen  in  Polen  (also  auch  in  Galizien). 

Er  unterscheidet  1.  Sippen-  oder  Familiennamen  auf  -itz  und  -witz  als 
die  ältesten  Ortsnamen;  2.  Einzelbesitz  bedeuten  die  jüngeren  auf  -ow  und  -in; 
die  jüngsten  seien  3.  die  topographischen  Namen.  Brückner  ist  nicht  damit 
einverstanden,  daß  Geschichte  von  »Hinz  oder  Kunz«   abhängig  gemacht  werde. 

Die  deutschen  und  überhaupt  nichtmadjarischen  Ortsnamen 
Ungarns  sind  gegenwärtig  die  Schmerzenskinder  der  einschlägigen 
Literatur.      Die  schon  zur  Türkcnzeit  abgestorben  gewesene,   durch 


207)  MDÖAY  Klagenfurt  1909.  l.j  S.  —  20»)  Schlnßbaud  schon  für  1907 
erwartet.  —  209)  Paginelstr.  1904.  —  210)  Ebenda  IV,  lOf.  -  211)  Ebenda 
VI,  5 f.  —  212,  AreheogrTriest  Ser.  3,  Vol.  II,  Fase.  2:  Rassegna  degli  studi  etno- 
grafici,  dialettali  et  toponomastici.  —  2i3)  ZDVerGeschMährSchlcs.  IX,  Brunn  1905, 
H.  1/2.  —  214)  JBerStaatsBealschPilsen  1905.  Dazu  DE  1906,  62.  —  215)  MVer. 
GeschDBöhmen  XLVII,  Nr.  1.  —  216)  25.  Mai  1906.  —  2i7)  Siebmachere 
Wappenb.  1657,  I,  2,  52.  —  218)  Unser  Egerland,  1906.  —  2i9)  XVII.  JBer. 
DGebirgsverJeschkenlsergebirg.  1907,  130.  —  220)  Auszug  BKrakAkWiss.  1906. 
Dazu  DE   1906,   219  (A.  Brückner). 


22  J.  W.  Nngl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Übergroße  kaiserliche  Gnade  wiedergeschenkte  nationale  Existenz 
erweist  sich  im  materiellen  (Wien — Preßburg)  wie  im  geistigen 
Yerkehrsleben  als  ein  zerstörender  Gärungsprozeß:  entgegen  dem 
Aunäherungsbedürfnis  aller  modernen  Gesellschaftskreise  soll  eine 
künstliche  Mauer  Ungarn  besonders  von  der  deutschen  Kulturwelt 
trennen.  Die  deutschen  Namen  sind  amtlich  madjarisiert  worden; 
die  alten  sind  daneben  nur  noch  geduldet.  Die  Deutschtums- 
gemeinde »Hannoverland«  hat  daher  ein  »Verzeichnis  der  Orts- 
namen in  Österreich-Ungarn  für  den  Gebrauch  im  Geschäftsleben« 
heran  sgegeben  ^  2 1 ) . 

Es  werden  da  die  noch  geduldeten  deutschen  Namen  genau 
festgestellt;  so  sagt  und  schreibt  man  öfter  statt  Kaiser- Steinhrv^h 
(Cäszär  Köbanya)  nur  Steinbruch;  unter  diesem  kürzeren  Namen 
gehen  aber  die  Sendungen  nach  Steitibi-uch  bei  Pest. 

A.  V.  Schwarz  leitner  erörtert  die  »Geographischen  Namen  in 
Ungarn  «222),  Eine  Beschwerde  aus  evangelischen  Kreisen  Wiens223) 
Avendet  sich  dagegen,  daß  in  der  Herzogschen  » Realenzyklopädie 
für  protestantische  Theologie  und  Kirche«  der  Artikel  »Ungarn« 
in  Bd.  XX  —  ohnehin  niu-  wenige  Zeilen  —  einem  fanatischen 
Madjaren  anvertraut  wurde,  der  Szepes  für  Zips,  Rozsnö  für 
Rosenau,  Pannoniialom  für  Martinsberg  usw.  sclu-eibt.  —  Ander- 
wärts '-^24)  werden  gegenüber  einer  so  entstellten  Enzyklopädie  andere 
deutsche  Sammelwerke,  insbesondere  Konversationslexika,  empfohlen 
und  auf  den  Verein  für  siebenb.  Landeskunde  (Vorsitz.  Bischof 
Fr.  Teutsch)  als  Orientierungszentrum  hingewiesen.  —  Lutz 
Korodi  zeigt 225)  ein  peinliches  Beispiel  der  dummdreisten  Ver- 
gewaltigung des  ungarischen  Deutschtums:  Schulinspektoren  ver- 
langen, es  müsse  auch  bei  deutscher  Unterrichtssprache  gesagt 
werden:  »Die  Duna  fheßt  vor  Po%sony  nach  Magyarorszdg«,  und 
nicht  etwa   »Die  Donau  fließt  vor  Preßburg  nach   Ungarnv.. 

Daß  man  da  Madjarisches,  bzw.  Steppen-Ungarisches  bis  ins 
biblische  Altertum  zurückverfolgen  und  dadurch  gleichsam  historisch 
adeln  will,  ist  begreiflich:  Artur  Marmorstein,  offenbar  selbst 
biblischer  Herkunft,  handelt  über  das  Vorkommen  des  Namens 
Kumani  in  den  Inschi'iften  des  assyrischen  Königs  Tiglafhpileser^'^^). 
Ernsthafte  Untersuchungen  bietet  hingegen  der  Verein  für  siebenb. 
Landeskunde  in  seinem  Organ:  E.  Kövi  bespricht  die' Namen  der 
Pflanzen  in  den  Orts-  und  Flurnamen  der  Zips-^'^).  Im  Anschluß 
an  Pax  Julia ^  Beja  in  Spanien 228j  Avirft  Richard  Bögner  die 
Frage   auf  220)^    ob   nicht   auch   der   ungarische    Fluß  Brga  (»Juliae 


221)  1909.  270  S.  Dazu  DE  1909.  —  222)  zSchulG  XXX.  H.  4.  — 
223)  Freie  Stimmen.  DKärntLandZtg.  Nr.  54,  6.  Mai  1908.  —  224)  ZAllgDSprVer. 
XXIir,  1908,  Sp.  178.  —  225)  DE  1008,  236.  —  226)  Az  ökinitok  k'umani 
ncperöl.  Keleti  Szemle  V,  1904,  288—90.  —  227)  KorrBlSiobenbLandesk. 
XXVII,  65—76,  85  —  91.  —  228)  Nagl,  GNameuk.  18.  —  229)  Zuschr.  an 
den   Ref.  Pyrmont  25.  Sept.  1906. 


Österreich-Ungarn,  23 

fluminis«,  Vellei  Paterc.  II,  105)  und  der  Ort  Baja  ähnlichen  Ur- 
sprungs sei,  »da  Tiberius  von  liier  nach  Sissek  in  Kroatien  ging«. 
Am  besten  ist  Siebenbürgen  vertreten.  Hans  Ungars  Arbeit 
über  die  Namen  der  sächsischen  Familien  in  Reußen  und  deren 
Übernamen  230j  verdient  Erwähnung,  weil  letztere  oft  zur  Bezeich- 
nung von  Einzelliöfen  führen.  Mich.  Sill  liefert  in  seinem  Beitrag 
»Zur  Agrargeschichte  aus  Probstdorf  zxa  Harbach«23i)  eine  ziemlich 
eingehende  Untersuchung  einzelner  Flurnamen  (Atzelenk,  bäm  Re^s, 
Rep- Gurten,  Hiflcen,  Fltscherzäppen,  Hegrmid).  F.  Reime  seh  er- 
örtert »alte  Flurnamen  der  Zcidener  Gemarkung« 232).  Der  Ort 
Enyed,  deutsch  Engetten,  wird  1615  nachgewiesen  233 j  und  die 
Lokalisierung  der  Flm-  »bei  dem  spitzen  Stein«,  1777  bei  Hermann- 
stadt erwähnt,  gewünscht 234).  G.  A.  Schuller  bringt  aus  einem 
Kirchenrechnungsbuch  der  Pfarre  Rosein  (1571  — 1728)  urkundliche 
Gremarkimgsnamen  (»Hattertnamen«)  und  in  Fußnoten  dazu  die 
heutige  mundartliche  Aussprache  234«).  —  Die  Ortsnamenfrage  wird 
besonders  von  Bistritx  aus 235)  erfolgreich  in  Angriff  genommen: 
Gustav  Kisch,  der  über  »Ortsnamen«  schon  1905  gehandelt 236) 
und  »Deutsche  Ortsnamen  im  Norden  Siebenbürgens «237)  wissen- 
schaftlich begründet  hat,  liefert  nun  sein  »Nordsiebenbürgisches 
Namenbuch «238)  (Hennannstadt  u.  Leipzig   1907). 

Berücksichtigt  werden  nicht  nur  die  von  Deutschen,  sondern  auch  von 
andern  Nationen  bewohnten  Orte;  es  wird  der  gemeindeutsche  Name  in  er- 
schlossener hochdeutscher  Form,  sodann  der  siebenbürgisch-sächsische  Dialekt- 
name in  seinen  Varianten,  dann  der  madjarische  und  rumänische  Name  an- 
gegeben. —  Dazu  merkt  Rob.  Cs allner 239)  an,  daß  dem  Verfasser  immerhin 
noch  viele  Wald-  und  Flurnamen  entgangen  seien,  was  ja  bei  einer  solchen 
schwierigen  Sammelarbeit  sehr  begreiflich  ist.  —  Eingehend  gewürdigt  ist  die 
verdienstvolle  Arbeit  von   Ad.  Schullerus^^o^. 

Jüngst 241)  hat  Kisch  noch  den  Namen  Cuxherch  =  Mitterberg 
besprochen. 

Interessant  sind  die  nicht  zufälligen,  sondern  auf  tieferer  ger- 
manischer Grundlage  beruhenden  Übereinstimmungen  zwischen  den 
Ortsnamen  Siebenbürgens  und  den  germanischen   Spaniens. 

Doch  muß  man  Vorsicht  walten  lassen,  um  nicht  grundlos  die  Westgoten, 
welche  allerdings  in  Siebenbürgen  und  Spanien  seßhaft  waren,  als  engere  Ur- 
sachen solcher  Übereinstimmung  zu  betrachten.  Kisch  weist  unter  dem  Orts- 
namen Ger  auf  si^anische  Ortsnamen  Ger,  Gere,  die  J.  Jungfer  in  der  Deut- 
schen Erde  erwähnt  hat.  Letzterer  kennt  nun  noch  andere  solche  Überein- 
stimmungen 2i2j;  in  Siebenbürgen  Gi)idus-{a.us  Gundes-)dori,  Jordan (Ij,  Lamjjert, 
Wittich;  in  Spanien  Guntis,  Son  Jordd  (mit  katalauni>chem  Abfall  der  End- 
silbe aus  Jordanes)  und  fem.  Jordana,  Lamparte,    Videco  und    Vidiago. 

230)  KorrBlSiebenbLandesk.  XXXI,  1908,  132—35.  —  23i)  Ebenda  XXXII, 
1909,  97  —  102.  —  232)  Ebenda  XXIX,  1905.  —  233)  Ebenda  XXXI,  1908, 
24.  —  234)  Ebenda.  —  234»)  Ebenda  55—59.  —  235)  BistritzerZtg.  1907,  Nr.  37. 
Dazu  DE  1908,  39.  —  236^  KorrBlSiebenbLandesk.  XXIX,  1905,  4f.  — 
237)  DE  1907,  214—17.  —  238)  ArchVerSiebenbLandesk.  N.  F.  XXXIV,  H.  1, 
1_155.  _  239)  DE  1908,  32.  —  240)  ZDMaa.  1908,  281.  KorrBlSiebenbLandesk. 
XXX,  1909,  97  —  100.  —  24i)  KorrBlSiebenbLandesk.  XXXII,  1909,  59f.  — 
2*2)  Schreiben  an  den  Ref.  Charlottenburg  2.  Nov.  1907. 


24  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

7.  Die  Schweiz. 

Ed.  Blocher  und  Em.  Garraux  verweilen  bei  ihrem  Gegen- 
stand (GJb.  XXIX,  436,  Anm.  224  u.  225),  geben  zunächst  eine 
Sammlung  aller  bekannten  deutschen  Ortsnamen  der  "Westschweiz 
mit  einer  Karte ^^3)  ^^(j  lassen  hierauf  ein  selbständiges  »Deutsches 
Ortsnamenbüchlein  der  Westschweiz  «2*4)  erscheinen. 

Im  ganzen  erscheinen,  da  die  Gesetze  der  Abschleifung  im  Franzöi^ischen 
stärker  wirken,  die  deutschen  Namen  gegenüber  der  keltoromanischen  Urform 
getreuer  als  die  französischen :  Rotten  =  Rhone,  NetiJ5  =  Nyon,  Sitten  =  Sion, 
Münster  =  Montier,  Pruntrut  =  Pornentruy  ^*^). 

Eine  Wirkung  dieses  Büchleins  ist  es  wohl,  daß  das  Deutsche 
Reichskursbuch  wieder  die  alten  deutschen  Namen  für  die  west- 
schweizerischen Städte  anwendet s-i 6).  Auch  im  Attingerschen 
Lexikon  der  Schweiz  sind  diese  Namen  schon  angemerkt  (GJb. 
XXIX,  436,  Anm,  220).  —  L.  Gauchat  behandelt  unter  seinen 
»Etymologien« 247)  Chermontane.  Henri  Jaccard,  welcher  schon 
1903  2*8)  einen  Versuch  über  Pflanzennamen  in  den  Ortsnamen 
der  französischen  Schweiz  und  1904  zwei  Aufsätze  über  den  Ur- 
sprung des  Namens  Gorgier  (Kanton  Neuenburg)  2*9)  und  der  Flur- 
namen der  romanischen  Schweiz  250)  hatte  erscheinen  lassen,  liefert 
über  die  romanische  Schweiz  als  »Versuch  einer  Toponyraie«  nun 
ein  umfängliches  Werk25i). 

Das  umfängliche  Werk  ist  eigentlich  ein  umfassendes  etymologisches  Lexikon, 
welches  die  Namenformen  alter  und  neuer  Urkunden  der  Reihe  nach  vorführt 
—  darin  Hegt  auch  der  Hauptwert  des  Buches  —  und  dieselben  ihrem  Ur- 
sprung und  ihrem  Entwicklungsgang  nach  zu  erklären  sucht.  Zu  letzterer 
Tätigkeit  fehlt  Jaccard  die  erforderliche  Voi"schulung  in  grammatischer  Hinsicht, 
ein  Erfordernis,  das  sich  durch  den  eifrigsten  Sammelfleiß  des  von  Bildungs- 
zentren entfernten  Verfassers  nicht  überflüssig  macheu  läßt.  So  sind  besonders 
die  Zusammenstellungen  verschiedener  Namen  unter  einem  gemeinsamen  Grund- 
begriff oft  irreführend,  ja  widersprechend.  Als  Quellenwerk  für  das  urkundliche 
und  lebende  Namenmaterial  ist  der  Wert  des  Buches  nicht  zu  bestreiten. 

Ernest  Muret  gibt  in  ausführlichen  ^>Comptes  rendus«252)  zu 
obigem  Buche  eine  Reihe  von  Berichtigiuigen ,  natürlich  bei  un- 
gewohnter Länge  einer  Besprechung  noch  immer  zu  kurz,  um  alle 
Mängel  des  »Essai  de  toponyraie«  richtigstellen  oder  ergänzen  zu 
können. 

Es  seien  im  ganzen  wenig  Druckfehler.  Ja  J.  verbessere  sogar  Fehler 
seiner  Quellen.  Doch  fehle  in  den  urkundlichen  Angaben  die  Bezeichnung, 
ob  die  Quelle  eine  Ur-  oder  Abschrift,  ob  sie  echt  oder  unecht  sei.  Die 
Phonetik  ist  ihm  fremd,  er  kennt  insbesondere  nicht  das  Verhältnis  der  Schweizer 


2«)  DE  V,  1906,  170 ff.  —  244)  Zürich  u.  Leipzig  1907.  24  S.  mit  K.  — 
245)  Dazu  W.  Pickert,  ZAllgDSprVer.  XXII,  1907,  Nr.  .3;  Nr.  7/8,  Sp.  228f.  — 
2*6)  DE  1908,  99.  —  24")  BGlossPatoisSui>sRom  1909,  8,  1.  —  248)  BMurithienne 
SValaisScNat.  H.  32,  Sion.  —  249)  RevHistVaud.  Febr.-H.  —  250)  chrouAgric. 
CantVaud.  1904,  Nr.  12.  —  25i)  Y>?,üh\  de  toponymic.  Origine  des  noms  de 
lieux  habites  et  de  lieux  dits  de  la  Suissc  romanie.  MemDocumSPIistSuissKom. 
Ser.  2,  VII,  Laussrnne  190G.  XIX  u.  .558  S.  —  252)  ArchSuissTradPopul.  XI, 
1907,   1  —  19. 


Die  Schweiz.  25 

Dialekte  zum  Französischen.  Während  ihm  wichtige  Aushmtsgesetze  der  Mund- 
arten nördlich  der  Alpen  unbekannt  sind,  erörtert  er  die  nichtige  Frage,  ob 
man  Valaüs  oder  Vallai^{l)  schreiben  solle.  So  verletzen  seine  Etymologien 
jeden  Augenblick  die  elementarsten  Hegeln  der  Phonetik.  Er  kann  daher  auch, 
bei  vei-schiedenen  Schreibungen  desselben  Namens,  nicht  unterscheiden,  ob  ein 
Lautgesetz  oder  nur  ein  Schreibfehler  die  Ursache  der  Vei-schiedenheit  ist.  — 
Ein  Dilettantenfehler  ist  es  auch,  Avenn  man  einen  Ortsnamen  auf  einen  Personen- 
namen zurückgeführt  hat,  auch  diesen  noch  in  einem  Atem  erklären  zu  wollen.  — 
Auch  versäumte  es  J.,  den  Dialekt  im  Yolksmund  selbst  auszuhorchen ;  so  er- 
klärt er  dos  in  dos  Val,  Domont  usw.  als  ;>larges  croupes*.  während  es  ein 
Vorwort  {=  >-unter«)  ist.  —  Römische  Familiennamen  will  Muret  zuversicht- 
licher selbst  auf  den  Hochweiden  gesucht  sehen,  als  dies  von  .1.  geschieht. 
Germanisehe  Namen  aber,  besonders  wenn  sie  die  zweite  Lautverschiebung  zeigen, 
möge  man  nicht  auf  Burgunder,  sondern  auf  Alemannen  beziehen.  Keltische 
Namen  sind  eher  zu  viel  als  zu  wenig  angenommen,  die  ligurischen,  welche 
d'Arbois  de  Jubainville  schon  1890  nachgewiesen,  scheint  J.  ganz  über- 
sehen zu  haben. 

In  ihrem  9.  Jahresbeiicht  (1907)  gibt  die  Redaktion  des  Grlossaire 
des  Patois  de  la  Suisse  romande^ss)  durch  Ernest  Muret  Nach- 
richt von  der  fleißigen  Sammelai-beit  auf  dem  Gebiet  der  geographi- 
schen Namen. 

Für  das  »Nouveau  Dictionnaire  historique,  geogr.  et  stat.  du  canton  de  Vaudt 
hat  M.  selbst  den  Waadter  geographischen  Namen  seine  besondere  Sorgfalt  ge- 
widmet. Zahlreiche  Distriktskataster  wurden  ausgebeutet,  ein  Zirkular  hat  die 
Dialektfornien  vieler  Ortsnamen  eingebracht,  neuere  und  ältere  Flurnamen 
mehrerer  Gemeinden  wurden  eingesandt.  —  Muret  verweilte  auch  mehrere 
Wochen  im  Wnllis,  wo  er  aus  dem  Volksmund  und  den  Katastralplänen  schöpfte 
und  auch  helfende  Einsender  fand.  Es  handelt  sich  dabei  nicht  etwa  bloß  um 
die  Namen  der  Parzellen,  sondern  auch  um  die  der  Bäche,  Felsen,  Wege,  zu- 
fälliger Terrainobjekte,  kurz  aller  Namen,  welche  im  Brauch  sind  bei  Bauern, 
Hirten,  Jägern,   Hegern  usw. 25-1). 

Zwei  größere  Arbeiten  von  Muret  müssen,  weil  ihr  Gebiet 
das  der  Schweiz  überschreitet  imd  sie  allgemeinere  romanistische 
Grundsätze  behandeln,  bei  Frankreich  (Anm.  320,  323)  gewürdigt 
werden. 

Beim  Namen  Gencve  (Genf)  wurde  von  Schinz  die  Akzentfi-age 
erörtert  in  dem  Verhältnis  Geneve:  Genevois^^^)  und  von  J.  Jean- 
jaquet  neuerdings 256j  dje  Frage  behandelt:  Genevois  oder  Genevois. 
Auf  dem  IX.  Intern.  Geogr.-Kongreß  in  Genf^öTj  igt  Ludwig  Roux 
dafür  eingetreten,  daß  Lac  Leman  eine  ganz  junge  (molto  recente) 
Benennung  sei,  die  auf  den  Karten  in  der  Verbindung  mit  dem 
populären  Idc  de    Geneve  eingeführt  wurde. 

Über  Walliser  Ortsnamen  ans  AVaUiser  Urkunden  handelt  Ise- 
lin^öSj  und  gibt  neuerdings 259)  Rechenschaft  über  die  Schreibungen 

253)  Neuchätel  1908,  3  u.  4.  —  254)  Durch  E.  Muret s  willkommene  Hilfe 
kann  ich  im  Bericht  GJb.  XXIX,  435,  Zeile  9  von  unten  zu  »sieben  Ge- 
meinden« hinzusetzen  »des  Kanlons  Genf«,  S.  436,  Z.  6  von  oben  Grimentzer 
ei"setzen  durch  Heremencer  und  Z.  18  von  oben  »der  .  .  .  Genfer  Landschaft 
wurden  großenteils«  ersetzen  durch  ->der  .  .  .  Genfer  Champagne  wurden  in  drei 
Gemeinden«.  —  255)  ReTPhilolFrancLit.  1908.  Nr.  45.  —  256,  BGlossPatSuissRom. 
VIT,  3/4.  —  257)  Ejtr.  PavGltal^  XV/XVI  a908/09),  Florenz  1909,  65  (G. 
Ricchieri).  —   258)  AnzSchweizGesch.  VH  u.  VIIL   —   259)  Ebenda  X,   1. 


26  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Curmilx  1252  und  Curmyz  1318,  während  A.  Wäber  "Walliser 
Berg-  und  Paßminien  vor  dem  19.  Jahrhundert  erörtert 260).  Charles 
de  Roche^ei)  führt  600  Orts-  und  Flurnamen  der  Kirchspiele 
Münster  und  Orandval  und  der  Dörfer  Escheet,  Oremine  imd  Cor- 
cclles  vor  und  schließt  aus  der  geringen  Zahl  deutscher  Namen 
auf  eine  ursprünglich  romanische  Besiedlung,  etwa  im  8.  Jahr- 
hundert. —  Gau  Chat  berücksichtigt  auch  die  Ortsnamen  in  seiner 
Sprachgeschichte  eines  Alpenübergangs  {Furka- Oberalp) '^^'^).  B.  F. 
Piz  Terri  erklärt  einige  romanische  Berguamen  in  der  Gegend 
des  Oberrheins 263).  e.  Leclmer  bringt  in  seiner  Schrift  »Das 
Oherengadm<i^^^)  zahlreiche  Ortsnamen.  J.  Bennewitz  tischt,  als 
ob  er  Neues  brächte,  »Schweizer  Ortsnamen  auf  -ikon«  auf,  bringt 
aber  selbst  das  längst  Feststehende  nicht  selten  falsch.  —  J.  L. 
Brandstetter,  welcher  die  einzelnen  Namen  Splügen^^^)  und 
Tschuppeti  (von  mitteUat.  zomis  =  Strunk,  Stock)  ^66)  erklärt  hat, 
liefert  neuerdings  eine  beachtenswerte  Monographie  »Ortsnamen- 
studien auf  Menzberg«267)_ 

Aus  einem  kleinen  Gebiet  des  Kantons  Luzern  beleuchtet  er  die  geographi- 
schen Namen  an  der  Hand  von  Urkunden  und  verweilt  länger  bei  den  auf 
Vogelfang  deutenden  Namen,  die  sich  auf  den  Habicht,  Sperber,  Falken,  die 
Meise  usw.,  beziehen. 

Die  sog.  Dorfnamen  im  Birseck  bespricht  Wilh.  Degen 268) 
und  den  Namen  Lorraine,  ein  Quartier  von  Bern,  H.  Türler 269). 
C.  Täuber  hat  »Neue  Gebirgsnamenforschungen«270)  erscheinen 
lassen,  die  allerdings  durch  ihre  Neuheit  so  verblüfften,  daß  die 
Ablehnung  dieser  Schrift  seitens  E.  ilurets^^i),  Karl  Helms 272)^ 
Friedr.  Veits 273)  eine  einstimmige  war.  Doch  Täuber  läßt  den 
Mut  nicht  sinken:  1908  erschien  ein  neuerliches  Buch  von  ihm 
»Ortsnamen  und  Sprachwissenschaft  usw.«,  welches  oben  Anm.  4 
charakterisiert  wurde. 

8.  Die  Niederlande  tind  Belgien. 
Über  die  Fortführung  der  »Nomina  geographica  Neerlandica«274) 
oder  über  J.  Winklers  namenkundliche  Ai-beiten  zum  »Friesch 
"Wordenboek«275)ist  dem  Referenten  keine  Aveitore  Kenntnis  geworden. 
Joh.  Jungfer  weist  in  »Recuerdas  de  Espana«  (s.  u.  Anm.  350) 
nach,  daß  ein  Teil  des  Amsterdamer  Hafens  seinen  Namen  Duk- 
dalfen  —  gleich  einem  ähnlichen  an  der  deutschen  Nordsee  —  nach 

260)  JbSACl.  XL,  1905,  248  ff.  —  26i)  Les  noms  de  lieu  de  la  valU'-e  Montier- 
Grandval.  fitude  topon.  Halle  190t).  47  S.  (4.  Beih.  ZRomPhilol.  190«).  Dazu 
DE  1907,  150  (H.  Witte).  —  202)  ArchNeuerSpr.  CXVH,  348.  —  263)  Be- 
deutung einiger  Gebirgsuamen.  ZSAClAlpiua  1908,  75.  —  264)  Leipzig  1900. 
Dazu  MDÖAV  1905,  245.  —  205)  pädagBl.  1904,  1.  —  2ü0)  GesehFrd.  LIX, 
1904,  181  ff.  —  267)  Ebenda  LXII,  1908.  --  268)  SchweizArchVolksk.  IX, 
H.  4.  —  269)  Bund  1903,  Nr.  57.  —  270)  Zürich  1907.  —  27i)  ArchStudNeuer 
SprLit.  CXXr,  1909.  186f.  —  272)  LitBlGermRomPhil.  1909,  Sp.  4.  — 
273)  ZDMaa.  1908,  91  f.  —  274)  QJb.  XXVII,  141,  Anm.  181.  —  275)  Ebenda 
Anm.  183;  XXIX,  436f. 


Die  Niederlande  und  Belgien.      Die  skandinavischen  Reiche.  27 

dem  Herzog  von  Alba  (Dtic  d'Alba)  trage,  führt  ferner  die  AVeihung 
einer  Brüsseler  und  einer  Leidener  Kirche  an  den  hl.  Jakob  {Santiago), 
noch  deuthcher  die  Benennung  einer  Brüsseler  Kirche  Notre  Dame 
de  Finistere  auf  spanischen  Einfluß  zurück.  —  Adzo  erörtert 
»Plaatsnamen«276)  für  ein  weiteres  Publikum  und  zeigt,  daß  auch 
unter  den  handelsfrohen  Niederfranken  die  Aufmerksamkeit  der 
heimischen  Scholle  und  den  heimischen  Namen  sich  zuzuwenden 
beginnt.  Über  Vlaandurcn  findet  sich  ein  Artikel  in  -Taal  en 
Letteren«277)  und  Nikolaus  Warker  in  Arel  untersucht  die  deut- 
schen Orts-  und  Gewässernamen  der  belgischen  Provinz  lAixevi- 
burg  278). 

S.  101  werden  einige  in  den  Ortsnamen  und  Gewässern  häufiger  wieder- 
kehrende Grund  Worte,  dann  aber  auch  einzelne  hinzutretende  Form  Wörter  aus 
dem  Luxemburger  Dialekt  erklärt. 

In  Kreisen,  die  sich  mit  dem  öffentlichen  Unterricht  in  Belgien 
befassen,  ist  auch  schon  die  Idee  eines  ausschließlich  toponymischen 
Glossars  aufgetaucht.  Diese  Idee  empfiehlt  E.  Dony^^S)  mit  be- 
achtenswerten Ratschlägen. 

9.  Die  skandinavischen  Reiclie. 

Nordische  Volksnamen  beiJordanes  untersucht SophusBugge^so), 
wozu  L.  Fr.  Läffler  Anmerkungen  liefert 281).  A.  Norren  be- 
handelt ein  paar  altnordische  Seenamen  282). 

Dänische  Ortsnamen  erörtert  Johannes  Steensdrup283j  und 
dehnt  seine  Untersuchungen  auch  auf  Bornholm  aus284).  Norwegische 
Yolksnamen  untersucht  Ludw.  Brn285)  nnd  Magnus  Olsen  (GJb. 
XXIX,  438,  Anm.  245)286)  untersucht  diesmal  den  norwegischen 
Seenamen  Njardharlog-^'^). 

Die  Insel  Tysnesöen  uordwestlich  des  Hardangerfjords  hieß  früher  Njard- 
harl^g  {=^  Njords  Gebiet).  Auf  dieser  Insel  seien  alte  heidnische  Kultstätten 
des  Tyr  und  der  '^Nerthus  gewesen.  Damals  habe  Tyr  noch  als  Himmelsgott 
gegolten.  Aus  der  Nerthus  —  deren  v halbversteckten«  See  er  mit  dem  See 
Vevatn  zusammenbringt  — •  sei  später  der  männliche  Meeresgott  Xjord  geworden. 
Der  Name  Tyr  wird  an  den  Ortsnamen  Tysnes  geknüpft.  —  Dazu  haben  sieh 
Ne ekel  288)  x^nA  Karl  Helmes»)  zum  Worte  gemeldet. 

A.  Kjjer  setzt  mit  einem  sechsten  Band  über  das  Amt  Jarlberg  und 
Larvik  die  Sammlung  norwegischer  Hofnamen  fort290)^  clie  0.  Rygh 


276)  Biekorf,  leesblad  vor  alle  Viamingen,  XIX,  1908,  113ff.  —  "7)  XV, 
11.  —  278)  DE  1909,  99 — 104.  —  279)  a.  propos  d'un  glossaire  toponymique. 
RevIustructPublBelg.  LI,  1.  —  280)  Fornvänuen.  MeddKVitterhHistAntikvAk. 
II,  1907,  98  —  101.  —  281)  Ebenda  102—12.  —  282)  ludogForsch.  XXIV, 
Anz.  1.  —  283)  Danske  Siednavne,  spredie  lagttagelser.  FlensbAv.  1907, 
Nr.  236.  —  284j  stednavne  danske.  Fffidrelandet  1907,  16.  Febr.  —  285)  Norske 
folknamn  med  tydingar,  1905.  98  S.  —  286j  Dazu  NorskllistT  Nr.  4,  R.  V, 
154__76.  —  28^  KristVidSclskForh.  1905,  Nr.  5.  29  S.  —  288)  ZDAltDLit. 
L,  1909,  3.  —  289)  LitBlGermRomPhil.  XXVIII,  1907,  268.  —  290)  O.  Rygh, 
Norske  gaardnavne.  Oplysninger  samlede  tilbrug  ved  matrikelcns  revision. 
Efter  offenüig  foranstaltning  udg.  med  tilföede  forklaringar.  Bd.  VI,  Jaresberg 
og  Lai-viks  amt.     Bearb.   af  A.  Kjier,   Kristiania.      446   S. 


28  J.  W.  Nagl,  Die  Fortsehritte  der  geographischen  Namenkunde. 

ins  Werk  gesetzt  (GJb.  XXVII,  141;  XXIX,  438).  K.  Rygh 
liefert  einige  Bemerlviingen  zu  den  Hofnamen  29 1). 

Elof  Hellquist  setzt  seine  Studien  über  schwedische  Seenamen 
(GJb.  XXIX,  439,  Anm.  260)  fort 292)  und  zwar  wiederholt 293). 

Er  erklärt  anch  ^9*)  den  Namen  Vdre,  altsehwed.  Ydhre  als  eine  m- Ab- 
leitung von  indoeurop.  '"^xiähro,  lat.  über  (fruchtbar),  wozu  er  auch  das  Sub- 
stantiv ov§ao,  skr.  üdhar,  altsächs.  Oder  stellt.  —  Vamblahy  vergleicht  er  mit 
Fornaby,  Gamblaby,  Nyaby  und  findet  im  Bestimmungswort  den  Seenamen 
Vammeln  (oder  Valdemarenl).  —  Hierauf  bringt  er  noch  einige  Nachträge  zu 
seiner  Schrift  »Om  svenska  ortnamnen  pä  -inge,  -uvge  ock  -ungern  (GJb.  XXIX, 
439,  Anm.  258). 

Da  die  letztgenannte  Schrift  auch  sonst  Würdigung  gefunden 
hat295)^  go  ist  eine  nachträgliche  kurze  Inhaltsangabe  wohl  erforderlich. 

Die  Mehrzahl  der  behandelten  Ortsnamen  besteht  aus  Sippennamen,  die 
meist  von  einem  Personennamen  abgeleitet  sind.  H.  ist  besonnen  genug,  sich 
mit  der  Feststellung  des  letzteren  zu  begnügen,  nur  selten  unternimmt  er  dessen 
Erklärung,  gewöhnlich  überläßt  er  sie  einem  späteren  Erklärer.  —  Bezeichnender- 
weise fehlen  diese  patronymischen  Ortsnamen  den  Norwegern,  kommen  aber 
sehr  reichlich  bei  den  Dänen  und  Schweden  gerade  auf  den  besten  Böden  vor, 
die  offenbar  zuerst  besiedelt  wurden,  was  also  für  ein  hohes  Alter  dieser  Orts- 
namen spricht.  Das  stimmt  auch  zu  den  Ergebnissen  deutsclier  Ortsnamen- 
forscher  (Anm.  59,  78).  Grammatisch  sind  diese  Patronymika  entweder  Genitive 
(Typus  Akhtnga)  oder  Dative  (Typ.  üedhungmn)  oder  Bildungen  mit  /a-Suffix 
von  Sippennamen  (Typ.  Siringi).  Die  gotländisehen  auf  -.<  (Typ.  Amiings) 
dürften   als  Umbildungen  von  Namen  der  genannten  drei  Typen  anzusehen  sein. 

D:meben  finden  sich  auch  Hof-  und  Kirchspielnamen  auf  -inge,  -linge,  die 
nicht  von  Patronymiken  stammen,  ferner  Ortsnamen  auf  -inge,  -unga,  bei  denen 
diese  Endung  nicht  ursprünglich,  sondern  durch  Umbildung  zustande  gekommen 
ist.  Ganz  ähnlich  ist  ja  auch  in  deutsehen  oder  verdeutschten  Namen  auf 
ursprüngliches  -ik,  -ich  diese  Endung  zu  -ing  geworden   (Mödling,  Döbling). 

Ein  Königliches  Ortsnamenkomitee  hat  zimächst  die  Ortsnamen 
von  Alvshwgs  Lün  (in  Götarike)  in  Angriff  genommen  und  die 
Teile  lU  (Bjärke  härad.),  V  (Flundre  härad.),  X  (Redvägs  härad.) 
und  XII  (Väne  härad.)  erscheinen  lassen 296).  E.  Hellquist  Kefert 
hierüber  eine  sachlich  beachtenswerte  Anzeige  (über  Teil  XII,  III, 
V,  X)297)^  Adolf  Noreen  aber  unter  dem  Titel  »Ortnamnskommittons 
arbeten,  Nägra  antikritiska  anmärkningar*298)  20  Punkte,  welche 
im  Grunde  Berichtigungen  sind,  worauf  Hellquist  29»)  sofort  ant- 
wortet:  »Svar  pä  Nägra  antikritiska  aumärkningar«. 

Grundsätzliche  Gedanken  finden  sich  in  dem  »Arbetsplan  för 
imdersökning  af  svenska  ortnamn«300),  in  A.  Noreens  »ür  vära 
ortnamns    historia«30i)    und    über    das  Verhältnis    der  Dialekte   zur 

291)  KglNoVidSelskSkr.  Droutheim  1906,  Nr.  73.  38  S.  —  292)  SvLandM 
XX,  H.  2—5,  3  —  130;  H.  6,  1—26.  —  293)  Vilra  sjönamn.  NT.  1907, 
352-65.  —  294)  ArkNordFil.  XXIV,  83  —  89.  —  295)  DLitZtg.'  XXX,  1909, 
28  (A.  Gebhardt).  LitBlGormllomPhil.  XXVIII,  1907,  Sp.  267 f.  (B.  Kahle).  — 
296)  Ortnamnen  i  Alvshorgs  län.  Pa  offenligt  ui)pdrag  utgivne  av  Knngl.  Ort- 
namnskoininitten.  Stockholm.  Dazu  A.  Gel)hardt  (über  die  Teile  III,  V,  X, 
XIII)  DLilZtg.  IDOn,  Nr.  28.  —  297)  ArkNordFil.  XXV,  2.  —  298)  Ebenda 
334—48.  —  299)  Ebenda  348—59.  —  »o«)  VittHistAntAkM  1903— Of),  395  bis 
416.   —   301)  Sä,.,,.,  „r  .Inibuk.   1900. 


Die  skaudinavisoluüi   Reiche.      Britisches  Reich.  29 

Reichsspraclic  liandelt  eing-ehond  llorinann  Greijer302).  —  An 
kleineren  Einzelarbeiten  erwähnen  wir  J.  Nordlanders  Ergänzungen 
und  Berichtigungen  zu  Erik  Modin  (GJb.  XXIX,  439,  Anin.  265)303)^ 
E.  Hellquists  Anmerkungen'^o^)  zu  K.  Norrbys  Abhandlung  »Ydre 
Iiärads  gärdnanin<,  Otto  v.  Friesen,  »Über  den  Landschaftsnamen 
Uppland«^^^)^  3 0 OS  Mikola,  »Über  einige  Ortsnamen  in  Gardarike«^^% 
endlich  Evald  Liden,   »Über  einige  Ortsnamen «307). 

Den  Namen  undarn  äs  (zwischen  Halland  und  Sinfiland)  erklärt  er  aus- 
gehend von  [nndarn]  nn(l<rTn  in  der  Bedeutunj^  midafton  (»undarstid«  =  »tiden 
midt  pä  eftermiddagen«)  und  zieht  neben  Undcern-äs  noch  Undimfell,  Undern- 
beorh,    Vndarns  vik  (1314),    Vndans-akir  (1314)  zum  Vergleich  heran. 

10.  Britisches  Reich. 

Die  geringe  Pflege  der  geographischen  Namenkunde  in  England 
muß  auch  diesmal  wieder  als  bezeichnende  Tatsache  festgestellt 
"werden.  Zunamen  (Geschlechtsnamen)  können  auch  zu  Ortsnamen 
führen.  Insofern  ist  ein  umfassendes  Werk  von  II.  Harrison, 
der  sich  bereits  als  Livorpooler  Ortsnamenforscher  bewährt  hat 
(GJb.  XXVII,  144,  Anm.  227),  liervorzuheben :  »Surnames  of  the 
United  Kingdom.  A  concise  Et3^mological  Dictionary«308).  Iq 
Mary  Williams'  »The  Dickens  Concordance«309)  werden  auch 
die  ^\^chtigsten  Orte  in  den  Werken  Charles  Dickens  berücksichtigt. 
In  Verbindung  mit  der  literarhistorischen  Forschung  zeigt  auch 
sonst  die  geographische  Namenkunde  einige  Triebe:  T.  Köhler 
behandelt  in  seiner  Schrift  »Die  altenglischen  Namen  in  Baedas 
Historia  ecclesiastica  und  auf  den  altnorthumbrischen  Münzen  «^lO) 
auch  die  altnorthumbrischen  Ortsnamen  und  H.  Schuck  erörtert 
den  »FoLknamnet  Geatas  in  den  fornengelska  dikten  Beowulf«3ii). 

An  selbständigen  toponymischen  Einzelarbeiten  nennen  wir  die 
Beantwortung  der  Frage  »Woher  kommt  der  Name  Savoy  Hotel« 
(in  London)  312). 

Der  Verfasser  (B  .  .  .)  entscheidet  sich  für  Peter  den  Zweiten ,  Grafen  von 
Savoyen,  geboren   1203,   als  den   Eponymus  des  altberühmten   Hotels. 

Ein  breiteres  Gebiet  behandelt  W.  W.  Skeat:  »Place  names  of 
Bedfoi-dshire«^^^).  Den  »deutschen  Namen  der  Scillyinseln«  (die 
Sorlings)  erörtert  P.  Piper 31*).  A.  W.  Moore  geht  nicht  nur  auf 
die  Familien-,  sondern  auch  auf  die  Ortsnamen  der  Insel  Man 
ein3i5).  —  Auf  schottischem  Gebiet  bespricht  H.  C.  Gillies  die 
Ortsnamen  der  Grafschaft  Argyll^^^). 

""'S)  Ora  sättet  för  dialektala  ortnamns  upptagande  i  riksspräket  Spräk  och 
Stil  Vn,  1907,  13—65.  —  »o»)  ArkNordFil.  XXIII,  285—88.  —  304)  SvLandMal. 
1905,  88—98.  —  305)  gpräk  och  Stil.  VI,  1906,  17—28.  -■  306)  g.  unten 
Anm.  413.  —  307)  ArkNordFil.  XXII,  1906,  259—63.  —  308)  jx.  u.  X. 
Part,  London  1909.  —  309)  London  1907.  —  310)  Djss.  Berlin  1908,  II.  Teil, 
1.  Kap.  —  311)  Upps.  Univ.  Ai-sskr.  1908.  —  3i2)  Qlob.  LXXXIX,  1905, 
164.  —  313)  .Erschienen  1900.  —  314)  ZDWortForsch.  VI,  Straßburg  1905, 
356f.  —  315)  j£.,Q  Names;  or  the  Surnames  and  Placenames  of  the  Isle  of 
Man.  Loudon  1907.  —  316)  fhe  Place-names  of  Argyll,  with  a  shorc  preface 
from  hisgrace  the  duke  of  Argyll.      London    1906. 


30  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Diese  Schrift  wird  gerühmt  von  Mackinnon  ^i'^).  Anderwärts  wird  der 
Inh:dt  derselben  günstig,  die  Form  aber  ungünstig  beurteilt  *'8). 

11.  Frankreich. 

Auch  diesmal  liegen  von  Ernest  Muret,  trotzdem  er  zunächst 
vom  romanischen  Material  der  Schweiz  ausgeht,  Arbeiten  von  so 
allgemeiner  Bedeutung  vor,  daß  sie  ebensowohl  zu  den  französischen 
gestellt  werden  können  (s.  GJb.  XXIX,  440.  Anm.  274a)  3i9).  Zu- 
nächst ließ  er  eine  ziemlich  umfängliche  Abhandlimg  erscheinen 
über  einige  Endsilben  von  Ortsnamen,  die  in  der  romanischen 
Scliweiz  und  in  Savoyen  besonders  häufig  sind320). 

S.  3  knüpft  M.  an  Philipons^si)  aufkeimende  Ansicht,  daß  die  germani- 
sche Endung  -ing  nicht  dort  zugrunde  liegen  könne,  wo  ein  ursprüngliches  i 
nach  mundartliehen  Lautgesetzen  ausgeschlossen  sei.  Es  werden  dann  im  I.  Kapitel 
mundartliche  Lautgesetze  bezüglich  der  lat.  Silben  en  (em),  in  (im)  an  nach 
dem  Patois  einzelner  Gegenden  durchgeführt  und  einschlägige  Ortsnamen  ein- 
gereiht und  so  aus  dem  lebendigen  Flusse  der  Dialektgesetze  klargestellt.  Das 
IL  Kapitel  bringt  zahlreiche  Ortsnamen  mit  den  Endungen  in,  ine,  ins  (ens), 
ines,  inez,  inens  usw.  mit  den  alten  urkundlichen  Schreibungen.  Im  IIL  Kapitel 
kommen  Ortsnamen  aus  Hochsavoyen  mit  ihren  urkundlichen  Schreibungen  zur 
Besprechung,  denen  meist  lat.  Heiligennamen  auf  anus  zugrunde  liegen.  Nach 
dem  Vorgang  von  D'Arbois  de  Jubainville  (Geschlechtssuffixe  auf  -iciis,  -anvs, 
selbst  auf  -ius)  werden  Namen  auf  -anicus  als  Urformen  einer  Reihe  weiterer 
Ortsnamen  auf  heutiges  -ing(e)  dargelegt.  Im  IV.  Kapitel  kommt  vorhen-schend 
die  lat.  Endung  -icus  in  Betracht,  im  V.  Kapitel  zunächst  die  Endung  -emts, 
-e.nnus,  cnnius,  -inius,  auch  -onius,  dann  wird  über  einzelne  Fälle  gehandelt, 
wo  das  germanische  -Ing  oder  das  ligurische  -incus  vorauszusetzen  ist;  inter- 
essant ist  ein  Nachweis  über  den  Zusammenhang  von  Fluß-  und  Bergnamen. 
Ersterer  erscheint  als  der  abgeleitete  •'^S). 

Noch  in  demselben  Jahre 323j  bespricht  E.  Muret  in  einer 
Widmungsschrift  das  germanische  Suffix  -iny  in  den  Ortsnamen 
der  französischen  Schweiz  und  anderer  Länder  romanischer  Zunge. 

Muret  stimmt  Salvioni  und  Philipen  zu,  daß  man  nicht  ohne  weiteres 
alle  romanischen  Ortsnamen  auf  -ingo  oder  -engo,  -ens,  -07)s,  -engefs)  oder 
-migefs)  auf  die  deutsche  Ableitsilbe  -ing  deuten  müsse.  Einem  großen  Teile 
liegen  römische  Familien-  oder  Zunamen,  auch  Fremdn;unen  zugrunde,  es  ist 
also  nicht  alles  von  vornherein  »prononce  par  une  bonche  barbare <.  Doch 
gehen  Salvioni  und  Philipen  wieder  zu  weit,  wenn  sie  alle  germanische  Ab- 
leitung ablehnen  wollen:  »Les  gens  que  vous  tuoz  se  portent  assez  bien«. 
Schon  Antoine  Thomas  hat  für  Frankreich  Beschränkungen  aufgestellt. 
Die  »verzweifelte«  Zuflucht  Philipons  zu  alten  ligurischen  Dialektformen  auf 
■ingo  und  -ango  für  Italien  bekämpfte  auch  Meyer-Lübke^^s«),  —  Muret  berührt 
die  ältesten  west-  und  süddeutschen  Namen  auf  -i'ngas  (selten  -o^,  -ns,  -es),  welche 


3")  CeltRev.  III,  83—94.  —  3i8)  Athen.  II,  236 f.  —  3i9)  Daß  er  sich  mit 
Marteaux  »auseinandersetzte«,  soll  dort  nicht  den  Sinn  eines  Streites  haben. 
Wie  aus  ilom  Kleingedruckten  S.  441  liervorgeht,  erheben  sieh  beide  gegen 
eine  herrschende  Meinung,  Muret  eingehender  als  Marteaux.  —  ^20)  Komania 
XXXVII,  Paris  1908,  1^—46,  349—420,  540—69.  Im  Extrait  (123  S.)  noch 
Additions  et  Corrections  121—23.  —  32i)  Philipon  handelte  schon  1906  über 
provenc.  -cnc,  ital.  -ingo,  -engo.  —  ^22)  Darüber  A.  Th.,  Romania  XXXVllI, 
1909,  3.  (Juli-H.).  —  323)  Melangcs  de  linguistique  offerts  ä  M.  Ferdinand 
de  Saussure,  Collection  linguist.  publice  par  la  Soc.  Lingu.  Paris  II,  1908, 
u.  a.  E.  Muret,  Ja:  suffixe  german.  -ing  usw.  —  323»)  ZRomPhil.  XXX,  750. 


Frankreich.  31 

Kögel  als  indogermanische  Lokative,  M.  Henning  als  lateinische  Akkiisativ- 
plurale  deutet.  Die  zahlreichen  Namen  auf  -enges,  -anges  in  Luxemburg,  lyothringen 
und  Burgund  bekräftigen  die  Ansicht  Kögels.  Oft  sind  die  jüngeren  s  dieser  Art 
nur  neuere  Plnralformen.  Die  Silbe  •ing(a)  zeigt  aber  auch  öfter  adjektivischen 
Gebrauch  und  konnte  so  mit  dem  lut.  -incus  verwechselt  werden,  besonders  in 
Italien.  Auch  die  deutsche  Silbe  -(h)ard  zeigt  gleiche  Verwendung.  —  In 
Frankreich  finden  wir,  nach  Süden  vorgehend,  schon  in  Burgund  statt  der 
Namen  auf  -enge(s)  und  -ange(s)  weit  zahlreicher  die  auf  -ens,  -eins,  -ans, 
welche  —  wenn  nicht  ein  burgundisch-gotischer  Akkusativplural  auf  -ans  vor- 
liegt —  als  lateinische  akkusalive  Plurale  auf  -os  (im  dem  Suffix  -iny),  also 
in  der  Form  -ingos  zu  deuten  sind.  Also  Wadingum  ,516  N  Vadingis  929, 
*Vadingos  ^  Vuadens.  —  Hierauf  werden  aus  dem  alten  Burgund  (Burgund, 
Savoyeu  und  der  romanischen  Schweiz)  Namen  auf  -aus,  -ens  aufgezählt,  die 
früher  mit  -ange(s),  -enge  geschrieben  wurden;  gegen  Westen  und  Norden  (Nifevre, 
Saonc,  Loire,  Beauue,  Dijon,  Cote-d'Or,  Doubs,  DöIe,  Jura)  häufen  sich  die 
auch  heute  noch  auf  -ange(s),  -enge(s),  -enche(s)  endigenden  Namen,  die  von 
einem  deutschen  Gruudnamen  patronymisch  auf  -ing  abgeleitet  sind.  Die  häufige 
Pluralform  auf  -s  mag  dem  alemannischen  und  fränkischen  Typus  auf  -ingos, 
die  Siugularform  ohne  s  einem  romanisch-germanischen  Typus  auf  -inga  ent- 
sprechen. —  Schließlich  werden  einige  besondere  Fälle  von  Ortsnamen  der 
Schweiz  und  Frankreichs  vorgeführt. 

An  grammatischen  Schriften  allgemeinen  topony mischen  Wertes 
liefert  noch  L.  J.  Juroszek  einen  »Beitrag  ztu-  Geschichte  der 
jotazierten  Konsonanten  in  Frankreich« ^24). 

Die  große  Zahl  von  Ortsnamen,  denen  die  Lautgruppe  Kons.  -|-  i  im  Etymon 
zugrunde  liegt,  wird  hier  ausgebeutet,  um  die  Erkenntnis  der  lautlichen  Ent- 
wicklung auch  da  näher  zu  rücken,  wo  die  Entwicklung  des  Erbwortschatzes 
Schwierigkeiten  bietet.  Als  Quellen  dienen  die  bekannten  Werke  von  D'Arbois 
de  Jubainville,  Flechia,  A.  Halder,  A.  Longnon,  die  Dietionnaires  von 
Joanne  und  einiger  Departements,  femer  Ostberg,  Meyer-Lübke  und 
Ch.  A.Williams. 

Verschieden  von  diesen  allgemeinen  gi'ammatischen  Gesichts- 
punkten sind  die  realen:  so  werden  »Pflanzen  nnd  Ortsnamen« 
zusammengehalten  (s.  o.  Anm.  248).  Der  Italiener  G.  Grasso 
handelt  über  topolexikographische  Bezeichnimgen  nach  dem  Heiligen- 
kult in  Frankreich 325).  »über  die  Namen  unserer  Bäche,  ihren 
Ursprung  und  ihre  Bedeutung«  verbreitet  sich  über  167  S.  R.  de 
Felice326).  Hermann  Gröhler327)  verfolgt  »Die  Entwicldung 
französischer  Orts-  und  Landschaftsnamen  aus  gallischen  Yolks- 
namen«.  Otto  Mautner  würdigt  in  etv\'as  knapper  Weise ^28)  fjje 
Bedeutung  der  Ortsnamen  Frankreichs  für  die  Geschichte  seiner 
Besiedlung. 

S.  12  — 18  sind  die  Germanen  behandelt,  allerdings  ganz  nach  Schiber 
(GJb.  XXVII,  172,  Anm.  525—30  und  XXIX,  412,  Anm'.  3)  und  ohne  selb- 
ständige Auffassung.  Auch  Alanen  werden  da  beigezogen.  Lesenswert  sind 
die  Ausführungen  über  die  Franken  und  Alemannen  •'^S). 


324)  ZRomPhil.  XXVIl,  550—78,  675—707  (G.  Gröbner).  —  325-)  Atti 
V.  Congr.  G.  Ital.  Neapel  1904.  —  326j  L^g  Noms  de  nos  rivieres.  Leur  origine 
et  leur  signification.  Paris  1907.  Mit  K.  —  ^27)  Progr,  Breslau  Friedr.-Gymn. 
1906.  46  S.  —  328)  Progr.  Staatsrealsch.  Budweis  1907.  18  S.  —  329)  Dazu 
DE  1908,   195  (H.Witte). 


32  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenliunde. 

Johannes  Jungfer  gedenkt  in  der  Sclirift  »Recuerdas  de 
Espaiia«  (s.  u.  Anm.  350)  französischer  Orte  des  Namens  Espagne, 
Barcillunnette,  erinnert  auch  an  die  Deutung  von  Calvados  in  der 
Normandie  nach  emem  gescheiterten  spanischen  Scliiffe  San  Salvador 
1588  —  doch  begegne  in  Mappen  Galvador  schon  vor  1588  —, 
erwähnt  den  Pariser  Palast  Trocadero,  um  Spaniens  Einwirkung 
anf  die  Namengebung  in  Frankreich  zu  erweisen.  Jos.  Buckeley 
liefert  »Beiträge  zur  französischen  örtsnamenforschung«33o^_ 

An  Einzelarbeiten  ist  eine  beti'ächtliche  Reihe  zu  verzeichnen: 
E.  Berneuil  untersucht  den  Ursprung  der  Namen  der  öffentlichen 
Wege  von  Pontolse  und  von  Saint- Quar-l'Aumöne^^'^\  L.  ßezard 
handelt  über  die  Toponymie  der  Gremeinden  im  Kreise  von  Mamcrs^^^), 
E.  Lecler  über  den  Ursprung  der  Genieindenamen  des  Departe- 
ments Haute- Mar 7ie'^^^)  und  der  bekannte  L.  Duval  über  den  des 
Namens  der  Gemeinde  Pas- Saint-l' Homer  ^^^^). 

Das  Werk  von  L.  Berthoud  und  L.  Matruchot  über  die 
Cöte  d'Or  (GJb.  XXIX,  442,  Anm.  294)  erfreut  sich  auch  weiteres*) 
der  allgemeinen  Beachtung 335).  Auch  J.  Bourtier  gibt  ein  ety- 
mologisches Glossar  der  Gemeindenamen  des  Departements  Cöte 
d'Or'^^^)  und  Pajot  liefert  »Nachlesen«  und  »Neue  Nachlesen  unter 
den  bewohnten  Orten  von   Cöte  d'Or«^^'^). 

Südfrankreich  gewinnt  in  der  geogi'aphischen  Namenkunde  eiuigor- 
maßen  selbständige  Grundlagen.  Das  Werk  von  P.  Skok  (GJb. 
XXIX,  441,  Anm.  276)  findet  auch  in  Südfrankreich  WiderhaU338). 
Neuerlich  339)  verfolgt  er  Podium  in  Südfrankreich.  E.  Bellocs 
Beobachtmigen  über  die  Ortsnamen  Südfrankreichs  zeigen  die  gleiche 
Neigung  zur  selbständigen  Beliandlung  südfranzösischer  Namen  3'to). 
Auch  der  Südosten  Frankreichs  mit  den  Westalpen  hat  von  D. 
Mourral  seine  selbständige  Behandlung  in  einem  eigenen  »Glossar 
der  gebräuchlichsten  topographischen  Namen« ^*^)  gefunden.  - — 
Im  Anhang  zu  A.  Thomas  (GJb.  XXIX,  441,  Anm.  280)  erörtert 
A.  Degert  »nochmals  den  Namen  des  Ortes  Tramesaigues«^'^^'^). 
A.  Devaux  (GJb.  XXVII,  147,  Anm.  250  u.  251)  meldet  sich  aber- 
mals zur  Lyoncr  Ortsnamenkunde,  indem  er  die  Ortsnamen  religiösen 
Ursprungs  in  seiner  Gegend  vorführt 3-42).  a.  Beretta  liefert  unter 
dem  Titel  »Toponymie  de  la  Drome«  ein  etymologisches  Wörter- 
buch der  Gemeinden,  alten  Volksstämme,  Flüsse,  Bäche  und  Berge 


330)  Diss.  Münster  1908.  158  S.  —  33i)  Pontoise  190G.  70  S.  — 
332^  Toponymie  communale  de  l'arrondiss.  de  Mamei-s,  ArchStudNeuerSprLit. 
CXVI,  1/2.  —  333)  itoinania  XXXVJII,  1909,  1.  (Jan.).  —  333»)  Ebenda.  — 
334)  H.  3,  Paris  1906.  —  335)  BSScHistNatSeniur-en-Auxois  XXXIV.  Romiinia 
146  (April  1908),  löO  (April  1909)  von  A.  Th.  bespr.  —  336)  ßllistLiiArt. 
ReligDioeeseüijou  XXIIl.  —  337)  Ebenda  XXIII  u.  XXIV.  —  338)  AnnMidi 
XIX,  Okt.  1907,  Nr.  76  (Auglade,  anch  über  Slcok).  —  339)  ZRomPhil. 
XXXII,  1908,  4.  —  310^  AnnMidi  XIX,  .Inli  1907.  Nr.  75  (Fr.  Galabert). 
S.  u.  Anm.  348.  —  3ii)  Gren.-ble  1908.  124  S.  —  3il»)  Ann.Midi  Nr.  71.  — 
3'«2)   KxtrriiivCalhol.    Lyon    1906.      27   S. 


Frankreich.     Spanien  uud  Portugal.  33 

des  Departements  Diome^^^).  —  A.  Sabarthes  veröffentlicht 3i4) 
einen  »Versuch  über  die  Ortsnamenkunde  von  Aude<i-,  welchem 
.1.  Anglade  eine  AVürdigung  angedeihen  läßt 3*5).  Historisch  sorg- 
fältiger behandelt  E.  Baichere  die  lateinischen  und  romanischen 
Namen  der  Gemeinden  von  Aude  nach  verschiedenen  Urkunden 
des  Mittelalters  3* 6)  e_  Verges  bemüht  sich  mit  der  Orthographie 
der  eigenen  Namen  der  Orte  (in  Roussillon),  nicht  ohne  Eingehen 
auf  deren  Ableitung  3*7).  Gegen  die  Entstellung  der  Ortsnamen  in 
den  Pyrenäen  erhebt  sich  E.  Belloc^^Sj^  wozu  sich  auch  A.  Jeanvoy 
zum  Wort  meldet 3*9). 

12.  Spanien  und  Portugal. 

Über  die  toponymischen  Spuren  einstiger  spanischer  Herrschaft 
oder  doch  spanischen  Einflusses  in  verschiedenen  europäischen 
Ländern  handelt  Johannes  Jungfer  unter  dem  Titel  »Eecuerdas 
de  Espana« 350j.  Bei  den  betreffenden  einzelnen  Ländern  haben 
wir  auf  diese  Schrift  ver\\'iesen.  Von  demselben  wird  als  »Ger- 
manisches aus  Spanien  «351)  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Personen- 
namen mit  einem  großen  Aufwand  von  ßelesenheit  in  germanischen 
Namenformen  erklärt:  gerade  diese  Personennamen  sind  eine  not- 
wendige Grundlage  für  die  toponymischen  Deutungen  Jungfers,  die 
sich  meist  auf  einen  Eponynius  beziehen. 

In  einem  Nachtrag^^^)  wird  von  J.  verwiesen  auf  Felix  Dahns  »Die 
Könige  der  Germanen«,  VI.  Bd.,  und  auf  germanische  Namen  Walahisciis, 
Selua,  IaüIus  u.  a.  zur  Deutung  von    Velasquex,  Silva,  Lulle  u.  a.  m. 

Auch  E.  Murets  Schrift  »Le  suffixe  germanique  -ing  dans  le 
noms  de  lieu  de  la  Suisse  franpaise  et  des  autres  pays  de  la  langue 
romane«353)  bezieht  sich  teilweise  auf  die  Pyrenäenhalbinsel. 

Johannes  Jungfer  beschäftigt  sich  insbesondere  mit  dem 
Namen  der  spanischen  Hauptstadt  354). 

Er  zeigt,  daß  zahlreiche  spanische  Orte  nach  gotisch-germanischen  Giüudem 
benannt  sind,  daß  mehrere  Orte  gleichen  oder  ähnlichen  Namens  vorkommen. 
Die  älteste  Namenforra  Mayerit  (auch  Mageritum,  Magerita,  Magirit,  Magarid, 
Mägrit,  MaSrit,  Maioritum,  Maidrit,  Maydrit,  Maiedrid)  setzt  er  auf  die  Seite 
zugunsten  der  häufigeren,  alier  jüngeren  Form  Madrit,  Madrid,  ßladriz.  Er 
weist  einen  fränkischen  Medaridus  533  nach,  zeigt,  daß  sowohl  der  Stamm 
indth  als  der  Stamm  ?-?tZ  in  gotisch-spanischen  Namen  vorkommen  und  stellt 
also  einen  gotischen  Maihrtd  als  Eponymus  für  die  heutige   Hauptstadt  auf. 

Die  Nachweise  germanischer  Personennamen  als  Grundlage  spanischer  und 
portugiesischer  Ortsnamen  sind  gewiß  sehr  berechtigt  und  verdienstlich.  In 
unserm  Falle  kommt  aber  wohl  noch  in  Betracht,  daß  Mohammed  I.  von  Cordoba 


3")  BSDeptAreheolStatDröme  XLI,  1909.  —  3«)  BComArcheolNarbonne 
IX,  1,  1907.  —  345^  AnnMidi  1908,  Jan.,  Nr.  77.  —  346)  MemSArtScCarcassone 
Ser.  2,  I.  —  347)  ßCatal.  I,  1,  1909.  —  348)  BGHistDescr.  1907,  1.  — 
3*9)  AnnMidi  1908,  Juli,  Nr.  79.  —  350)  RivCultEspan.  Madrid  1907.  — 
351)  PolitAnthrRev.  VI,  1908,  H.  11.  14  S.  —  352)  Ebenda  VII,  H.  1.  — 
353;  S.  o.  Anm.  323.  Dazu  A.  Th.  in  der  ZRomania  151,  Juli  1909,  CXXXVIII, 
3.  —  354)  Magerit  —  Madrid.  Extrait  de  la  Revue  Hispanique,  XVIII.  New 
York  u.  Paris   1908.     50  S. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  8 


34  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

(852 — 88)  MdgrU  erbaut  (oder  besetzt?)  habe,  daß  Ranimir  II.  von  Leon 
Magcril  932  zerstörte,  nachdem  er  in  »Chaldaeonim  terrara«  eingefallen  war, 
und   1085  Alfons  VI.  es  endgültig  eroberte.     Daß  das  g  ein  arabisches  ^   war, 

geht  aus  der  Nebenschreibung  3/ö§Wi  hervor,  dsus  chaldäüche  n  für  hebr.  'ö 
erscheint  in  der  Schreibung  t,  das  e  der  christlichen  Schreibung  erweist  sich 
als  bloßes  Schewa(:),  indem  es  im  arabischen  Mägnt  des  Historikers  Jäqüt 
ausbleibt,  es  ist  also  das  chaldäische  (semitisch  jüngere)  P"^"1372*  (magrit)  für 
hebr.  w'n3"^  (migrasch)  =  Wiese,  el  Prado'*^),  nicht  so  leicht  abzuweisen, 
zumal  es  auf  der  urkundlich  älteren  Schreibung  beruht. 

Ein  Buch  von  Valentin  Letelier,  Professor  an  der  üniversitad 
Nacional  de  Chile  ^^ß),  handelt  zwar  hauptsächlich  von  Personen- 
namen, zum  Schluß  im  Kapitel  lY,  147  —  77,  aber  auch  von  Orts- 
namen. 

Das  Kapitel  zerfällt  in  %ner  Abschnitte:  1.  Importancia  de  la  toponimia, 
2.  Los  nombres  geogrdficos,  3.  Origen  personal  de  algunos  nombres  geogräficos, 
4.  Interpretacion  de  los  nombres  geogräficos.  Es  werden  Beispiele  für  die  von 
Appellativen  und  von  Personennamen  abgeleiteten  Ortsnamen  verschiedener 
Sprachen  in  Europa  und  Amerika  sowie  für  die  Veränderung  und  Entstellung 
derselben  angeführt,  wobei  der  Verfa><ser  mit  Berufung  auf  Max  Müller  be- 
merkt, daß  solche  Veränderungen  nicht  immer  an  die  Lautgesetze  der  betreffenden 
Sprachen  gebuuden  sind.  —  Das  keltisclie  Suffix  -briga  wird  fälschlich  als 
baskisch  bezeichnet  (S.  157)  und  die  Deutung  des  Flußnamens  Iberva  durch 
baskisch  ir-bero  »warmes  Wasser«  (S.  158)  ist  veraltet,  da  »Wasser«  in  allen 
baskischen  Dialekten  nur  als  nr,  nicht  als  ir  nachgewiesen  ist  und  es  näher 
liegt,  an  einen  Zusammenhang  mit  baskisch  ibar  =  Tal,  ibai  =  Fluß  zu 
denken. 

Eine  kurze  Notiz  über  den  Namen  Mallorca  (=  Majorica)  bietet 
J.  Hadwiger357)  i^  Lit.  Bl.  Germ.  Eom.  Plülol.  190G,  195  und 
eine  ebensolche  über  Aguavia  (=  Aguaviva)  Beruh.  Schädel ^^s^^ 

Eine  » iberische Toponymie«  liefert  C.  Julli an 359),  Bartholon^^o) 
hat  freilich  mehr  den  französischen  Anteil  am  iberischen  Sprach- 
gebiet im  Sinne,  wenn  er  über  Namen  der  Iberer,  Berbern  und 
Afrikaner  handelt.  Namenbildende  Suffixe  im  Iberischen  erörtert 
E.  Phi lipon 361).  Auch  Hugo  Schuchardt  hat  in  seiner 
Abhandlung  über  »Die  iberische  Deklination «362^  fiber  iberisch- 
baskische  Ortsnamen  wie  Ituro,  lUberri^^^),  Mimda,  Pallantia, 
Pisoraca  Licht  verbreitet,  ebenfalls  mit  Hnbeziehung  des  französi- 
schen Teiles  des  Baskenlandes:  Von  Seybold,  dem  Orientalisten 
in  Tübingen,  dürfen  wir  dem  Vernehmen  nach  ein  interessantes 
»Geographisches  Wörterbucli  des  arabischen  Spanien«   erwarten  364). 

355)  Nagl,  Geogr.  Namenk.,  Wien  u.  Leipzig  1903.  10 f.  —  ^^^)  Ensayo 
de  onomatologia  6  estudio  de  los  nombres  proprios  y  hereditarios.  Madrid  u. 
Santiago  de  Chile  1906.  —  3*^)  Zu  Beruhard  Schädel,  Mundartliches  aus 
Mallorca.  Halle  a.  S.  1906.  43  S.  Dazu  RevDialectolRomane  11,  1909,  April- 
Juni.—**^)  Zu  J.  Hadwiger,  Sprachgrenzen  und  Grenzmundarten  des  Valenciimi- 
schen.  ZRomPhil.  XXIX,  6,  712—31.  —  359)  RevInternfitudBasqu.  März-April 
1908.  —  360)  BSAnthrParis  Ser.  5,  VI,  145—49.  -  sei)  La  declinaison  dans 
onomastique  de  l'Iberie  (Melanges  d'Arbois  de  .Jubainville  237 — 69).  Fontemoiug 
1906.  289  S.  —  3«2)  SitzbAkWien,  phil.-hist.  Kl.,  CLVII,  Abt.  2,  1907.  — 
363)  GJb.  XXIX,  441,  Anm.  278.  —   364)  Korr.  Jungfers  2.  Nov.   1907. 


Spanien   und  Portugal.      Italien.  35 

13.  Italien. 
Einen  gedrängten  Bericht  über  die  Fortschritte  der  italienischen 
»Geonomastik«,    d.  i.    das    tiefere    Studium    der   Toponomastik   und 
Topolexikograjjhie,  bis  zum  Jahre  1907  gibt  G.  Riech ieri  auf  dem 
YI.  Ital.  Geograi)henkongreß  in   Venedig  ^^Sj^ 

Erbte  Notwendigkeit  und  erstes  Ziel  sei  die  Sammlung  des  Materials.  Es 
werden  dann  die  verschiedenen  toponymischen  Arbeiten  Italiens  vorgeführt,  wo- 
bei R.  bis  in  die  achtziger  Jahre  zurückgreift ;  die  Stellungnahme  der  italieni- 
schen Geographenkongresse  zur  »Geonomastik«  wird  aufgerollt  und  es  werden 
die  Institute  genannt,  welche  Grund  haben,  sich  für  diesen  Gegenstand  zu 
interessieren,  auch  die  Notwendigkeit  eines  Zentralamts  ausgesprochen.  Dem 
VI.  Kongreß  selbst  wurde  von  Ricchieri  der  Beschluß  unterbreitet,  ein  Zentral- 
amt für  Geonomastik  zu  begründen,  das  sich  mit  dem  Permanenzkomitee  der 
italienischen  Geographenkongresse  bezüglich  der  weiteren  Arbeit  ins  Einvernehmen 
zu  setzen  hätte.     Über  die  Transkription  der  Namen  s.  u.  S.  43  f. 

An  anderer  Stelle ^66)  empfiehlt  G.  Ricchieri  die  Verbesserung 
der  militärischen  Karten.  Als  Angelo  Prati^^''')  an  die  Stelle  des 
AVortes  »Topolexikographie<',  welches  Ricchieri  für  die  Bearbeitung 
der  allgemeinen  lokalgeographischen  Termini  vorgesclilagen ,  den 
Ausdruck  ;>  Geonomastik  <i  vorschlagen  wollte,  erklärt  letzterer  ^ 68)^ 
seinen  Terminus  verwenden  zu  wollen  »a  designare  l'iniero  studio 
toponomastico  e  topolessicale«.  Über  G.  Grassos  Ausführungen 
zur  Methode  der  Namenforschung  s.  o.  Anm.  6.  G.  J.  As  coli  wül 
zur  Flurnamenforschung  auch  die  Regesten  der  Steuerbehörde  heran- 
ziehen, insbesondere  deren  »Schede  de  censimento«369).  Die  auch 
von  E.  Muret  berührte  Frage  über  die  italienischen  Ortsnamen 
auf  -ingo  (s.  o.  Anm.  323)  wird  außerdem  von  Salvioni  erörtert^^O). 

Über  C.  Cipollas  und  G.  Salviolis  Ausführungen  zur  Be- 
deutung der  Toponomastik  für  historische  Fragen  s.  u.  Anm.  480 f. 
Die  historische  Richtiuig  auf  die  geographischen  Namen  älterer  Zeit, 
vde  sie  A.  Mazzi37i)  und  P.  Pinton372)  eingesclilagen.  wird  weiter 
verfolgt  von  F.  Borgatti  in  L'agro  ferrarese  neU' etä  romana373)^ 
einem  Werke,  welches  zum  großen  Teile  der  geographischen  Namen- 
kunde gewidmet  ist.  Die  Umgebung  von  Alba  wird  in  gleicher 
Richtung  auf  das  klassische  Altertum  von  F.  Eusebio  zum  Gegen- 
stand einer  gelehrten  Arbeit  gemacht  37*)^  desgleichen  die  Umgebung 
von  Cortona  von  Alb.  Della  Cella^'''^).  Über  die  germanische 
Einwanderung   nach  Italien    und  deren  Einfluß  auf  die  italienische 


38*)  Sekt.  1,  V,  1  — 13:  »Per  la  geonomastica  italiana  e  per  la  trascrizione 
dei  nomi  geografici«.  Venedig,  Mai  1907.  —  3G6)  RjvGItal.  1905,  159.  — 
367)  Ebenda  1907,  März,  152.  —  368)  yi.  Congr.  G.  Ital.,  Venedig  1907,  Sekt.  1, 
V,  1,  Anm.  1.  —  369)  Riccordi  concementi  la  Toponomastica  italiana.  Stud. 
Romanzi,  geleitet  von  E.  Monaci,  1905,  Nr.  3.  —  370)  ßStorSuizzItal.  XXI  u. 
XXV.  —  371)  Corografia  Bergomense  nei  secoli  VIII— IX  e  X,  1880.  — 
372)  Idrografia  e  Toponomastica  dell'  antica  Saccisia.  BGItal.  1894,  556  n. 
887.  —  373)  cittä  di  Castello  1906.  —  3^4)  PostilleCorpInscrLatin,  P.  PhilCIass., 
1905  u.  1906.  —  375)  Studio  suUe  etimologie  di  antichi  nomi  e  suUa  topo- 
nomastica del  territorio  Cortonese.     Le  Idee  e  le  parole.     Cortona  1909. 

3* 


36  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Naraenkiiude. 

Ortsnamengebung  handelt  P.  Gribaudi376).  Den  Namen  »Bern« 
für  Verona  in  der  deutschen  Heldensage  bespricht  W.  Treu^^v) 
Die  mehrfach  genannte  Schrift  von  Joh.  Jungfer,  »Recuerdas  de 
Espana«   (Anm.  350),  berührt  auch  Italien. 

An  Erinnerungen  an  die  einstigen  spanischen  Beziehungen  wird  nach- 
gewiesen: auf  der  Insel  Sardinien  die  katalonische  Nameuform  ^^villa  Desgloyas': 
{esgloya  -—  iglesia),  beim  Corner  See  das  Seliloß  »Fueutes«  (nach  einem  Stalt- 
halter von  Mailand  1603),  zerstört  von  französischen  Truppen  1796,  im  Neapoli- 
tanischen eine  »Calle  de  Toledo*  (1540),  eine  Kirche  »San  Giacomo  degli 
Spanuoli«,  in  Pidermo  eine  »Strada  Toledo«  und  auf  Sizilien  drei  Orte  »Spa- 
gnuola«,  »Barcellona«,  »Paeeco«  (letzterer  nach  dem  Vizekönig  Kardinal  Pacheco 
oder  nach  der  spanischen   Stadt  Pacheco   in  der  Provinz  Murcia  benannt). 

Die  Friauler  Namenkunde,  schon  von  L.  Canavitto^''^)  und 
Fr.  Musoni379)  angeschnitten,  wird  fortgesetzt  von  L.  Bertolini^äO) 
und  A.  Lorenzi^si)^  der  die  Spuren  des  Hirtenwesens  in  der 
Namengebung  der  Friauler  Ebene  verfolgt  und  schon  1902  über 
geographische  Termini  Friauls^^-)  handelte.  —  Deutsche  Flurnamen 
in  der  Zahre  (Sprachinsel  in  Friaul)  bespricht  Hermann  Nabert^ss) 
und  bietet  schon  früher  »Namen  und  Sprachproben  aus  den  deutschen 
Dürfern  in  Tessin  und  Piemont«^^*).  Von  C.  Salvioni  ist  noch 
einiges  zur  lombardischen  Toponomastik  nachzutragen  385)_  Den 
Namen  der  alten  lombardischen  Hauptstadt  untersucht  E.  Grorra^sGj, 
P.  Massia  handelt  über  die  Etymologie  von  Cerano'^^'),  F.  Pelle- 
grini  über  Stadt  und  Land  von  Belluno^^^).  D'Olivieri  hat 
zu  seinen  »Studi  sulla  toponomastica  Veneta«  (GrJb.  XXIX,  445, 
Anm.  318  u.  319)389)  noch  ein  Supplement  veröffentlicht  390).  Aus 
dem  vAteneo  Veneto«  ist  ein  Artikel  von  Hektor  de  Toni  später 
anzuführen  (Anm.  475a).  Zu  Tito  Zanardellis  zweiter  »Puntata« 
(GJb.  XXIX,  445,  Anm.  320)  sind  noch  die  Ausführungen  von 
E.  Lovarini  nachzutragen  ^^i).    Zanardelli  bringt  in  einer  fünften 


276)  Sull'  Influenza  germanica  nella  toponomastica  italiana.  Nomi  di  luoghi 
italiani  derivati  da  nomi  di  popoli  barbari  (BSGItal.  1902,  H.  6  u.  7).  Sull 
Influenza  del  diritto  germanico  nelhi  toponomastica  italiana  (AttiCongrInternScStor. 
Rom  1903).  —  ■"7)  Abh.  über  Entstehung  des  Ortsnamens  Bern  und  der  deut- 
schen Heldensage  Dietr.  v.  Bern.  Radeheul- Dresden  1909.  32  S.  — •  ■'^*)  Nomi 
locali  friulani  in  -«,  o-ds.  Udine  1896.  —  •'79)  I  nomi  locali  e  Telpmento 
slavo  in  Friuli  (RivUItal.  1897)  und  Del  norae  »Alpi  Ginlie«  (AttiCongrlntern. 
SeStor.  Rom  1903;  s.  u.  Anm.  402).  —  2^")  Tramonti  eome  denominazione  della 
valle  della  Cellina.  Udine  1903.  Di  una  caratteristica  impronla  toponomastica 
e  storica  della  convide-brngliiera  della  Cellina.  RivGItal.  1905.  —  ■'*')  Vestigi 
di  pastorizia  nella  toponomasli(;a  della  pianura  friulana  (Pai;ine  Friidane  1905).  — 
282j  Termini  geogr.  di  fcnomini  carsiei  raccolli  in  Friuli  (ebenda).  —  ^^^)  Spracli- 
probeii  a.  d.  Spr.-Inseln  in  Friaul.  DE  1909,  39.  —  3»^)  DE.  1907,  55-59, 
178—83  (auch  Flurnamen  56  f.,  181).  —  385)  BStorSvizzItal.  bis  zum  .Tahre 
1902.  Quisquilie  di  Toponom.  lomb.  (.\rchStorLoiub.  1904).  Dei  nomi  locali 
Leventinesi  in  -engo  (Bellinzona  1899  u.  1903).  —  ^^^)  11  nome  di  Pavia. 
BSPavStorPatria  1904.  —  '*7)  Dell'  etimologia  di  Cerano,  appunti  di  topono- 
mastica Novaresc.  BStorProvNovara  11,  5/6.  —  ■'*^)  MiscDeputVcnctStorPatria 
1895.  —  389)  .TacGregoriosStudiGlottolltul.  111,  1903,  49— 21G.  —  ^so)  Ebenda 
1907.   —    39ij   Xomi   di   pacsi   Trevisani   derivati   da  viciuatus. 


Italien,  37 

Puntata  seiner  Forschungen  über  Emilia,  die  Romayna  tind  Ligurien 
die  Ableitung  von  Bologna  und  anderen  Namen  Emiliens  auf  -ogno, 
-ogna.  Seine  siebente  Puntata ^^^^  bietet  S.  37 — 48  eine  »Rassegna 
bibliogr.-toponomastica«.  Bemerkungen  zur  Toponomastik  von  Modena 
liefert  G.  Bertoni-'^^S).  Das  untere  Becken  des  Brentaflusses  luiter- 
sucht  in  »geonomastischer«  Hinsicht  A.  Prati,  die  Ortsnamen 
Umbriens  S.  Prato^^*),  die  des  Ornovassogebiets  C.  Errera^^^j, 
Über  die  geographischen  Termini  der  Mundart  von  Velletri  \md 
Umgebung  belichtet  G.  Crocionisss).  Mit  der  geograpliischen 
Terminologie  Siziliens  beschäftigt  sich  P.  Revelli^^"),  insbesondere 
mit  der  mundartlichen  0.  Marinelli^^^),  Das  kirchliche  Gebiet 
von  Monreale,  welches  in  historischer  Richtung  schon  von  V.  de 
Giovanui399)  durchforscht  wurde,  hat  neuerdings  G.  La  Corte*oo) 
besprochen. 

Gius.  Ricchieri  richtet  einen  Brief  an  den  Präsidenten  des 
Club  Alpine  Siciliano  über  die  Studien  der  Toponomastik  inSizilien*oi)_ 

Er  weist  zunächst  auf  den  III.  Geogr.-Nat. -Kongreß  in  Florenz,  dann  auf 
den  IV.  in  Mailand  hin,  wo  überall  die  Wichtigkeit  der  Sammlung  des  topo- 
nomastischen  Materials  betont  wird.  Schon  1899,  S.  52  des  Dezemberheft*  wurde 
—  ohne  Namen  des  Autors  und  ohne  Noten  —  Ricehieris  Mitteilung  ver- 
öffentlicht. Beim  Mailänder  Kongreß  wurde  1901  eine  reichhaltige  und  kritische 
Sammlung  von  Lokalnamen  im  Anschluß  an  die  topographischen  Karten  Siziliens 
vorgelegt.  Zu  den  von  uns  bereits  genannten  Ortsnamenforschern  Italiens  wird 
dann  noch  Franz  Musoni  (s.  Anm.  379)  angeführt,  der  einen  Beitrag  zum 
Studium  des  slawischen  Elements  in  Friaul  in  Aussicht  gestellt  hat^o^j  ferner 
eine  zweite  Arbeit  von  Silvio  Pieri^o^).  Inwieweit  Gabriel  Grassos  Unter- 
suchung über  die  geographische  Verteilung  der  Wörter  isca,  pesco  und  serra  tat- 
sächlich in  die  Toponymik  einschlägt,  konnte  ich  nicht  selbst  einsehen.  Salvaior 
Romano  hat  in  L'Univei-so^"^),  einer  populären  geographischen  Rundschau, 
über  den  Ursprung  der  Namen  der  Städte  und  der  andern  bewohnten  wichtigeren 
Orte  Siziliens  gehandelt,  ebenso  Christoph  Grisanti  in  der  Sicula  1899.  — 
Im  übrigen  empfiehlt  die  Schrift  für  die  Sammlung  von  mundartlichen  geo- 
graphischen Termini  den  Vorgang  von  Cäsar  Battisti  und  Olinto  Mari- 
nelli*"*)  und  für  die  Sammlung  des  Ortsnamenmaterials  den  Gebrauch  gewisser 
Spezialkarten  und  ein  Vorgehen  nach  gewissen  rubrizierten  Blanketten  mit  den 
sieben  Nummern:  1.  Reihpnnummer,  2.  geographische  Lage,  3.  Bezeichnung  in 
der  Karte,  4.  mundailliche  Bezeichnung,  5.  Nebenformen  in  der  lokalen  Aus- 
sprache, 6.  italienische  Transkription,  7.  Erklärungen  und  Beobachtungen. 
Dann    wird   eine  kleine  sizilische  Phonetik  nach  Jakob  v.  Gregorio  geboten. 


'^^  Appunti  Lessicali  e  Toponomastici.  Bologna  1909.  —  ^^•')  AttiMem. 
RDeputStorPatrProvModenesi  Ser.  5,  VI.  —  ^94)  Augusta  Perusia  l\,  1907, 
1/2.  —  3^5)  Scritti  di  geogr.  e  de  storia  della  geogr.  cernente  l'Italia,  in  onore 
Giuseppe  Dalla  Vedova.  Florenz  1909.  402  S.  —  396)  RivGItal.  1903.  — 
397)  Contributo  alla  term.  g.  Sicil.  RivGItal.  XV,  6.  —  398)  Term.  g.  dialettali 
raccolti  in  Sicilia.  Ebenda  1899  u.  (Cadore)  1901.  —  399)  j  casali  nel  sec.  XII 
nel  territorio  della  chiesa  di  Montreale.  ArchStorSicil.  1892.  —  ^^^)  Appunti 
di  toponomastica  sul  territorio  della  chiesa  de  Monreale  nel  sec.  XII.  Ebenda 
1903.  —  ^01)  gicula  Rivista  trimestrale  del  C.  A.  S.,  V,  1900,  H.  2/3.  — 
«02)  RivGItal.  V,  1897,  H.  1  u.  2/3.  —  «03)  ArehGlottItal.  XV,  1899, 
Part  1/2.  —  «0«)  Seit  15.  Jan.  1896.  —  ««5)  g.  Anm.  398.  RivGItal.  VI, 
1899,  H.  10. 


38  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Von  Pietro  Rolla  (GJb.  XXVII,  151,  Anm.  278  u.  379)  ist 
noch  »Toponimia  Sarda«  (1893),  >Toponimia  Calabrese«  (1895), 
»Flora  popolare  Sarda,  Miscellanea  di  toponimia  e  dialettologia 
italiana«  (1896),  »Dialettologia  e  toponimia  spicciola«  (1898)  an- 
zuführen. 

14.  Balkanländer. 

Bei  den  politischen  Wirren  der  letzten  Jahre  ist  es  begreiflich, 
daß  eine  Wissenschaft,  die  die  größte  Sammlung  des  Geistes  voraus- 
setzt, nicht  besonders  gedeihen  konnte.  August  Fick  bietet  in 
seiner  Schrift  »Hattiden  und  Danubier  in  Griechenland«  weitere 
Forschungen  zu  den  altgriechischen  Ortsnamen 406)_  Johannes 
Jungfer  deutet  in  seinen  mehrerwähnten  (Anm.  850)  »Recuerdas  de 
Espana«  in  Griechenland  den  Namen  Navarino  nach  dem  spanischen 
Navarra.  doch  werde  Ävarinos  schon  in  der  griechischen  Chronik 
von  Morea,  viele  Jahre  vor  der  »Invasion  navarra«  erwähnt.  —  Zu 
Sextil  Pu^cariu  (GJb.  XXIX,  446,  Anm.  329)  siehe  Zauners 
Anzeige^O'^).  Zwei  serbische  Ortsnamendeutungen  von  St.  Nova- 
kovic^os)  (GJb.  XXIX,  446,  Anm.  327)  mögen  hier  noch  ein- 
gehender gewürdigt  werden. 

Die  heutige  Aussprache  Debrc  ist  gegenüber  der  aus  altem  ^r,6pmb  zu 
folgernden  (dabrac)  eine  petrifizierte  Form  aus  einem  vom  heutigen  Serbischen 
abweichenden  slawischen  Dialekt.  —  Koceleva  stamme  aus  Gründen  der  ßeal})robe 
nicht  von  Kouet  =  Alaun,  eher  von  einem  Eigennamen  Koeel  (nach  Jagie), 
doch  findet  N.  keinen  solchen  Namen  in  seiner  Liste.  Auffallend  sei  auch  das 
Femininum   (-a),  vielleicht  auf  vas  zu  beziehen. 

15.  Russisches  Reich. 

Auf  russisches  Gebiet  bezieht  sich  auch  die  Arbeit  von  Franz 
Bujak,  »Die  Ortsnamen  als  Basis  für  die  Geschichte  der  Ansied- 
lungen  in  Polcn<.,  von  der  ein  deutscher  Auszug  im  Bulletin  der 
Krakauer  Akademie '^^9^  erschienen  ist. 

Die  Namen  auf  -üz  und  -witz,  welche  auf  eine  Sippe  oder  Familie  hin- 
weisen, werden  als  die  ältesten  hingestellt.  Ihnen  folgen  2.  die  auf  -ov}  und 
•in,  welche  einen  Eiuzelbesitz  andeuten.  Zuletzt  kommen  3.  die  topographischen 
Namen.  —  A.  Brückner  erhebt  dagegen  f^inwendungen^i").  gewagt  ist  jeden- 
falls Brückners  Ansicht,  Ortsnamen  gäben  keine  Grundlage  für  die  Geschichte, 
es  sei  einerlei,  ob  Hinz  oder  Kuuz  der  Gründer  eines  Ortes  sei. 

T.  E.  Karsten  erklärt  den  Namen  Helsingfms  in  Finnland  ^i^). 
Dazu  liefert  A.  B.  Larsen  kritische  Bemerkungen*  12^.  Interessant 
ist  eine  Reihe  von  Namendeutungen  von  Joos  J.  Mikkola,  »Om 
nägra  ortnamn  in  Gardarike«*!^) 

40ß)  Göttingen  1908.  53  S.  —  ^"^  LBGermRomPhilol.  19Ö5,  Sp.  73.  — 
*•**)  Debrc  et  Koceleva  en  Serbie,  au  Sud  de  la  Save.  ArchSlawPhil.  XXVIII, 
1906,  464.  —  '«09)  Juli  1904.  Dazu  DE  1906,  219.  —  ^>0)  Ebenda.  — 
*")  Österbottniska  Ortnamn,  sprAkhi^torisk  och  etnografisk  Uudersökiug,  I, 
1906.  119  S.  —  -"ä)  Anmalen  av  T.  E.  Karsten,  »Osterb.  Ortnamn s  I. 
ArkNordFil.  XXV,  1908,  N.  F.  XXI,  1.  —  ■»»3)  ArkNordFil.  XXIII,  1906/07, 
279—81. 


Balkanländer.     Russisches  Reich.     Asien.  39 

Holmgardr  wird  zu  slaw.  Ostrograd  gestellt:  slaw.  ostrow  =  holm,  slaw. 
grad,  g(o)rod  =  gard.  —  Kcenugardr  wird  wegen  der  Schreibungen  Kiatnugardur, 
•dar  als  Kijdnow  gorod  auf  Kijeiv  gedeutet.  Weiter  wird  über  die  Orthographie 
von   Smdlizkn   (Smolensk)   und  Palltenkja  (Polotsk)  gehandelt. 

H.  Paasonen  untersucht  neuerdings  den  Namen  der  Stadt 
Kasan^^^).  »Die  heutigen  Namen  der  kaukasischen  Völker«  er- 
örtert A.  Dirr*i5)_ 

Er  unterscheidet  drei  Gruppen:  1.  Georgier,  Lasen,  Mingrelen,  Swanen; 
2.  Abchasen,  Tscherkessen,  Ubychen;  3.  Tschetschener,  Lesphier.  —  Die  Arbeit 
sucht  in  die  verworrene  Benennung  der  Kaukasusvölker,  wie  sie  leider  in  der 
Geographie  noch  vorkommt,  Klarheit  zu  bringen.  Gleichbedeutende  Namen  würden 
als  Namen  verschiedener  Stämme  aufgefaßt,  etwa  als  ob  ein  Chinese  sagte:  in 
Deutschland  wohnen  Deutsche,  Allemauds,  Tedeschi,  Nemci  usw.  Durch  seine 
genaue  Fachkenntnis  erreicht  er  größtenteils  das  vorgesteckte  Ziel. 

Gymnasialdirektor  Staatsrat  K.  v.  Hahn'^^ß)  hielt  in  der  Kais. 
Euss.  Geographischen  Gesellschaft  einen  Vortrag,  in  welchem  er 
zunächst  Kultur-  und  Naturnamen  unterscheidet;  dann  spricht  er 
über  den  "Wert  der  geographischen  Namenkunde  und  kündig-t  sein 
» "Werkchen <^   mit  2000  kaukasischen  Namen  au. 

Zunächst  behandelt  er  Namen,  die  nach  Lage  und  Klima  gegeben  wurden. 
Wenn  Iwerien  (d.  i.  Grusien)  entweder  von  hebr.(!)  "^-V  =  »jenseits«  oder  von 
kelt.(!)  ib-er,  d.  i.  Land  der  Arier,  abgeleitet  wird,  so  ist  wohl  weder  das  eine 
noch  das  andere  überzeugend.  Die  Armenier  nennen  dasselbe  Volk  wirk  von 
»wer«  =  r.Tsp,  »über< ,  die  »Oberen«.  Diese  Erklärung  Brossets  ist  wohl 
die  zulässigere.  Es  folgen  dann  nach  Bezeichnungen  aus  dem  Pflanzenreich 
solche  aus  dem  Tier-  und  Mineralreich,  dem  Handwerk,  der  Spottcharakteristik, 
der  Religion,  Legende,  dem  Heidenkult.  Dann  folgen  noch  Berg-  und  Fluß- 
namen. Es  begegnen  da  ganz  bekannte  Namen  wie  »Heuschoberberg«  (Guni-meer), 
»Sattelberg«  (Klili-mecr),  »Altvaterberg«  (Adai-choch),  »Gänseberg«  (Gas-choch), 
»Weißwasser«  (Ak-su),  »Schwarzwasser«  (Kara-su),  »Würflach«  =  wirbelnde 
Ache  (Gerger-tschai).  Der  Fluß  von  Tiflis,  Kura  wird  von  dem  andern,  nörd- 
lichen Kura  (=  »Dürrbach«,  kuru  =  trocken)  getrennt  und  zweifelnd  ent- 
weder auf  Ki'oog  oder  auf  das  altgrus.  mtkuar  -=  »angenehm«,   »süß«  bezogen. 

IG.  Asien. 
Von  Belang  für  die  Namenkunde  sind  Chr.  Sarauws  Be- 
merkiuigen  über  den  »hebr.  Lokativ«*!^),  Erich  Klostermann 
veröffentlicht  die  Schrift  des  Eusebius  über  die  Ortsnamen  in  der 
heiligen  Schrift '*^8)  und  G.  Krüger  liefert  lüerzu  seine  kritischen 
Anmerkungen-*  19).  Nestle  ergreift  zu  einem  Aufsatz  von  F.  Prä- 
torius  (OrBibl.  XVII,  Nr.  3803)  das  Wort  über  den  Namen  Jerusa- 
Zem*20)  und  Leo  Jordan  reiht  in  eine  Festschrift^^i)  »Wortgeschicht- 
liches« über  Irusalem — .Jerusalem  ein.    Ein  J.  M.*22)  handelt  über  die 

*")  Finnisch-ugrische  Forsch.  VI,  111  —  14.  Vgl.  OrBibl.  XV,  Nr.  1480 
(Y.  Wichmann).  —  "5)  pjj  1908,  204—22.  —  *»6)  Xomina  geogr.  Caueasica. 
Glob.  XCII,  1907,  127—30,  140.  —  *")  ZAssyrioL  XX,  1906,  183—89.  — 
*'*)  Evaeßiog,  ITsoi  rö)v  ro.-riyöiv  ovofxdton'  rwi'  iv  rfj  üsia  ygaq)»].  Texte  u. 
Unters,  z.  Gesch. ""d.  altchristl.  Lit,.  N.  F.  VIII,  H.  2.  28'  S.  — '  *19)  LitZtg. 
1904,  59.  —  <20)  ZDPalästVer.  XXVII,  153—56.  —  ^21)  Zum  XII.  Allg. 
D.  Neuphilol.-Tag  in  München,  Pfingsten  1906.  —  *22)  JlQCozorvjiog  yvcdfii] 
Jisoi   Ttjg  TOTio-^Eoiag  zor  ooovg  ^Axga.     Nsa  Sicov  III,    113 — 17. 


40  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Nameukunde. 

I^okalisierung  des  Bergnamens  ^'A/.qu^  dem  im  Semitischen  die  Be- 
deutung »Palast«  zukomme.  Die  Bedeutung  des  Ausdi'ucks  »Zwischen 
zwei  Mauern«  an  verschiedenen  Stellen  des  Alten  Testaments  sucht 
Le%vis  P.  Paton  auf  bestimmte  Mauern  Jerusalems  zu  beziehen*23)_ 
Frances  Harriot  Wood  bietet  »Notes  on  names  in  the  Holy 
Land«*24)_  Über  eine  palästinische  Örtlichkeit  Maouza  oder  Maöxa 
handelt  M.  Kugener^^s),  Theod.  Nöldeke  geht  von  dem  Orts- 
namen Bersaba  (=  Sieben  Brunnen)  aus  und  zeigt  die  Heilighaltung 
von  sieben  Brunnen  oder  Quellen  bei  den  Semiten^^e^.  j_  Halevy*27) 
beschäftigt  sich  mit  dem  Namen  »Gennesaret«.  Den  Namen  »Schäm« 
in  seiner  Anwendung  auf  Palästina  zeigt  W.  Bacher^^s^^  ßen 
Ursprung  des  Namens  Phönizien  beleuchtet  Isidor  Levy^29^_  ^^r 
Spiegelberg  behauptet  in  seinem  Aufsätzchen  »Der  Name  Koiltj 
2vQtu  Coelesyria«^30)^  in  Koi'li]  stecke  der  mißdeutete  alte  ägyptische 
Landesname  H-r,  vokalisiert  H°^r.  J.  Wellhausen  mitersucht  die 
Namen  des  Flusses  Orontes  *^^).  Von  dem  kleinasiatischen  Worte 
^äßQvq  für  » Dopj)elbeil «  leitet  Wich.  Vollgraf  ^^^^  eine  Reihe  vor- 
griechischer Orts-  und  Götternamen  ab.  Auch  von  der  Ai'beit  des 
S. Menardos*^^)  IIiQ\  tuiv  om/^iurdn'  xtov  Kvnfjnov  fällt  einiges  für 
zj'^prische  Ortsnamenkunde  ab.  Interessant  ist  die  Zusammenstellung 
der  vier  heiligen  Flüsse  und  Dür-ilu  von  Fritz  Hommel^34)_ 

F.  W.  Thomas  ■^35)  sucht  die  Wohnsitze  der  Sahen,  die  von 
Herodot  genannt  werden,  zu  ermitteln ;  dann  bespricht  er  die  Issedones, 
Kushans,  Pasianoi,  den  Fluß  Sila  imd  schließlich  erörtert  er  indo- 
parthische  und  indoskythische  Namen.  Etienne  Aymonier  befaßt 
sich  mit  der  »Identification  des  noms  de  lieux  portes  sur  les  cartes 
publiees  par  M.  Marcel,  dans  le  Siam  ancien  de  FournereauÄ^^e)^ 
H.  W.  Firmstone  bespricht  chinesische  Straßen-  und  Platznamen 
in  Singapore  und  auf  der  Malaiischen  HalbinseH^'^).  —  G.  P. 
Rouffaer  erörtert  den  chinesischen  Namen  Ts'c-ts'un  für  Gh-esik^^^). 

Der  chinesische  Name,  bereits  für  das  Jahr  1416  bezeugt,  bedeutet  Kakkuis- 
dorp,  was  .sich  aus  den  Krämä-Namen  Tandes  für  Gresik  und  dessen  Zusammen- 
hang mit  mal.  tandas  =   »sekreet«,     drckput«   ergibt. 

Albert  Tschepe  beantwortet  die  Frage:  Woher  kommt  der 
Name  des  Stromes  Jangisekiang'^  ^'^^).  Der  Name  MaiulscJim-ei, 
schon  1904  im  GJ  XXIII,  08.Sf.  erörtert  (OrBibl.  XVIII,  Nr.  1258), 
wird  neuerdings  berührt  von  -g-^^^). 


*23)  JBiblLit.  XXV,  1  —  13.  —  •'24)  London  1906.  208  S.  —  <25)  RevOr. 
Chret  IX,  442—45.  —  ''26)  ArchReligWiss.  VII,  340  —  44.  —  ^27)  Deux  ety- 
mologies.  RevSem.  XIV,  180—82.—  ■•28)  JewQuRev.  XVIII,  564f.  —  "S)  Rphjl, 
LitHistAnc.  XXIX,  309—14.  -  "")  OrLitZtg.  IX,  100-08.  —  "i)  ZDMGes. 
LX,  1906,  295f.  —  <^2)  RheinMusrhilol.  LXI,  1906,  149—65.  —  *^^\A{hivä 
XVI,  257—94.  —  •'3<)  OrLitZtg.  658—63.  —  •»='5)  IRAS  1906,  181  —  216, 
460—64.  OrBibl.  XX,  Nr.  3067.  —  ■»»6)  BGHistDescr.  1905,  43 f.  —  *")  Br. 
RAS  XLII,  53— 208  (.1.  Straits);  XLV,  287  f.  (A.  K.);  XLVI,  195—213 
(Index).  OrBibl.  XX,  Nr.  2657.  —  *38)  ßijdr.  LIX,  178  f.  —  "9)  MSemOrSpr. 
B.  IX,   1905,  97—102.  —   4*")  MGGesWien  XLVII,  491  f. 


Asien.      Afrika.      Amerika  und   Australien.  41 

17.  Afrika. 

R.Fonrtau  erörtert  einige  ägyptische  i^e/.sbezeichnungen,  welche 
in  der  Archäologie  begegnen ^*i).  W.  Weyh'**^)  weist  »Zur  Ge- 
schichte und  Benennung  der  Zigeuner«  auf  einen  Reisebericht  des 
Petrus  Bellonius  (1546 — 49),  in  welchem  auch  Zigeuner  in 
Ägypten  erwähnt  werden.  Georg  Graf**^«)  zeigt  zur  Etymologie 
des  Namens  Kopten  eine  bemerkenswerte  Zwischenstufe. 

Diakonns  Abö'l  Fath,  ein  Übersetzer  aus  dem  Griechischen  ins  Arabische 
um  die  Mitte  des  11.  Jahrhunderts,  gebraucht  für  Ai'yvjiTog,  Alyv:^zioi  JüjlSu] 
^Lö  ^1         1  j  A  t**  ^  ö ' '  ^  daneben  aber  auch  das  althebr.   y*^^ 

Bartholon  liefert  »Bemerkungen  über  den  Namen  der  Iberer, 
Berbern  und  Afrikaner o-^^^).  C.  Pallu  de  Lessert  berichtigt  ent- 
stellte Ortsnamen  im  römischen  Afrika ■*■*■*).  Interessant  ist,  wie 
sich  pfälzische  und  badische  Taglöhner  algerische  Ortsnamen  zurecht- 
legen: Ibrahim  wird  zu  »Überrhein«,  Bon-Sebach  zu  »Busenbach« 
usw.*45).  Schnell  führt  »Die  geographischen  Namen  Marokkos«. 
vor446)  und  Bertholou  leitet  den  Namen  der  Mauren  vom  griech. 
ftuvQoq  ab,  in  der  ursprünglichen  Bedeutung  > schwarz«**'^).  Von  K. 
wird  als  Name  für  das  deutsch-südwestafrikanische  Schutzgebiet  nach 
dem  Vorbild  von  Elsaß,  Holzsaß  (Holstein)  der  Name  Xeusaß  vor- 
geschlagen^*8j_  2u  den  »Deutschen  Sprachpflichten  gegen  Südafrika«  ^^^) 
wird  über  burische  und  deutsche  Ortsnamengebung  gehandelt  und  die 
Aufforderung  ausgesprochen,  deutschen  Charakter  der  Ortsnamen  an- 
zustreben. 

18.  Amerika  und  Australieti. 

In  amerikanischen  Zeitungen,  auch  deutsch  geschriebenen,  er- 
scheinen zwar  viele  Artikel  über  »Deutschtum  in  Amerika«,  aber 
auffallend  wenig  über  geographische  Namen.  Wir  erfahren  zwar^^O) 
von  einem  »Cnited  States  Board  on  Geographie  Names«  und  von 
dessen  Sekretär  C.  S.  Sloane,  aber  leider  nichts  weiteres  über 
diesen  Gegenstand.  Es  wundert  uns  daher  auch  nicht,  wenn 
Italiener 4 51)  darüber  klagen,  daß  auf  dem  VIII.  Intern.  Geographen- 
kongreß in  Washington  1904  die  Transkriptionsfrage  nicht  einen 
Schritt  vorwärts  ging.  Auf  dem  IX.  Intern.  Geographenkongreß 
wurden  übrigens  zur  Namengebnng  in  der  Neuen  Welt  ganz  wohl- 
meinende Wünsche  ausgesprochen.     So  von  Graf  De  Fleurieu^52) 

*")  BlnstEg.  Ser.  4,  Nr.  5,  145—47.  —  "2)  ArchStudNeuerSprLit.  CXI, 
421f.  —  "2..^  OrLitZtg.  XII,  1908,  Nr.  8,  Sp.  342  (F.  E.  Peiser).  — 
<^3)  BSAnthrParis  Ser.  5,  Nr.  6,  145—49.  —  **^)  La  Syntaxe  des  routiers 
romains  et  les  deformations  de  noms  de  lieux  dans  l'Afrique  roraaine.  Extr. 
MemSNationAntiqFr.  LXV,  Paris  1905,  65.  26  S.  —  **'')  L.,  Verdeutschungen 
eingeborener  Ortsnamen  in  Algerien.  DE  1908,  104.  —  **6)  DMonSchrKolPol. 
Kolonis.  III,  1905.  —  ^*^  Note  sur  le  nom  des  Jlmires.  BSAnthrParis  Ser.  5, 
Nr.  6,  141—45.  —  **8)  MünchNeustNachr.  1906,  Nr.  409,  25.  Okt.  — 
*<9)  ZAllgDSprVer.  XXI,  1900,  Sp.  260ff.,  bes.  Sp.  262.  —  *50)  ß.  Ricchieri, 
IX.  Congr.  G.  Intern.  Ginevra  1908,  Florenz  1909,  65.  —  *5i)  Derselbe,  VI.  Congr. 
G.  Ital.  Venez.  I,  5,   10.  —   *^^)  Derselbe,  IX.  Congr.  G.  Intern.  65. 


42  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

dahingehend,  daß  die  von  den  Entdeckern  und  ersten  Erforschern 
der  Länder  gegebenen  Namen  möglichst  erhalten  und  wiederhergestellt 
werden  sollten.  Er  weist  insbesondere  hin  auf  den  Namen  Fleurieu 
an  den  Westküsten  von  Kanada,  Tasmanien  und  Neuholland. 

K.  Hecht  berichtet*53)  über  Collitz,  vDas  Wort  boom  in  den 
Vereinigten  Staaten«.  Inwieweit  dabei  Ortsnamen  mit  in  Betracht 
gezogen  sind,  konnte  ich  leider  nicht  einsehen.  F.  H.  Lohmann *54) 
berichtet,  wie  deutsche  Schindelmacher  1854  aus  Neu-Braunfels  in 
Texas  zwei  Tagreisen  am  »Z^^Dressenbach«  (C.ypress  Creek)  aufwärts, 
den  heutigen  Kurort  Conifmi  gegründet  und  benannt  haben.  Joseph 
Lauterer*55)  stellt  seinem  Werke  über  Mexiko  »sprachliche  Finger- 
zeige«  voran. 

Fast  jedes  aztekische  Wort  wird  erklärt,  auch  die  Ortsnamen.  Auf  richtige 
Aussprache  und  Betonung  wird  gedrungen :  Popökatepetl  sei  zu  betonen ,  nicht 
Popokutepetl  (=  »rauchender  Berg«);  tepe  heiße  »Berg«,  tepeü  »der  Berg«. 
Seine  Erklärungen  harren  allerdings  noch  der  Zustimmung  wissenschaftlicher 
Fachkritik. 

V.  Königs wald'^SG)  erörtert  »Die  landesüblichen  Bezeiclinungen 
der  Rassen  und  Yolkstypen  in  Brasilien  <-,  wobei  er  Einheimische 
und  Fremde,  dann  die  Einheimischen  nach  Herkunft  und  Farbe 
unterscheidet  und  auch  der  Mischrassen  gedenkt.  J.  Bolle  nennt 
die  Kolonien  Blumenau  und  Hansa  in  Brasilien *5 7),  Grustav 
V.  Barsewitsch458)  berichtet,  wie  die  von  Dom  Pedro  I.  1824 
auf  seine  Privatländereien  berufenen  moselfränkischen  Siedler  nicht 
nur  nach  den  Namen  der  einzelnen  Siedler  die  neuen  Aulagen  als 
Rückers  Loch,  Käfers  Loch,  Stocker  Eck  bezeichneten,  sondern 
auch  älteres  i^omanisches  Feitoria  velha,  Estancia  velha,  Säe  Leo- 
polde in  »Alte  Fiktoria«,  »Alte  Stanz«,  »Der  Paß«  umformten  und 
aus  dem  Säo  Pedro  do  Born  Jardin  eine  »Berghahner  Schneiz« 
machten.  Eine  Denkschiüft  über  die  geographische  Nomenklatur 
Argentiniens  von  E.  De  Correa  Morales  verlas  auf  dem  IX.  Intern. 
Geographenkongreß459jXonsiilMolinaSalas.  Siegfr. Benignus *60) 
führt  aus,  daß  die  Patagonier  für  ihre  Größe  selu"  kleine  Füße 
haben,  daß  somit,  wenn  ihr  Name  auf  »große  Füße«  bezogen 
werden  soll,  höchstens  von  den  großen  Fußspuren,  die  die  Fell- 
schuhe liinterlassen ,  die  Rede  sein  kann.  Über  Val.  Leteliers 
Schrift  zur  Ortsnamenkunde  Europas  (bes.  Spaniens)  und  Amerikas 
s.  o.  Anm.  356. 

Gr.  Grrasso  führt  den  Unterschied  durch  zwischen  offizieller 
Namengebung    und    der   Namengebung    nach    selbständiger    Volks- 

«3)  EnglStud.  XL,  1909,  2.  —  ^54)  Comfort.  Ein  kurzer  Rückblick  über 
das  Leben  und  Treiben  der  Bewohner  von  der  CJründungs/eit  bis  zur  Gegen- 
wart. Comfort  1904.  —  ^^^)  Mexiko.  Das  Land  der  blühenden  Agave  einst 
und  jetzt.  Leipzig  1908.  360  S.  —  <56)  Glob.  XCIII,  1908,'  104.  — 
'«57)  Grenzb.  LXVII,  Nr.  11,  Leipzig.  —  ''58)  Die  Namen  der  deutschen  Sied- 
lungen in  Rio  Grande  do  Sul.  DE  190G,  220ff.;  1907,  23 ff.  —  -»59)  Ricchieri, 
a.  a.  O.,  6.5.  —  *"")  Zum  Namen  Patagonier.  SchwäbKronik,  Beil.  z.  Schwab. 
Merkur  Nr.  239,  26.  Mai  1909. 


Amerika  und  Australien.     Rechtschreibunt,'  und   Aussprache.  43 

Überlieferung,  wozu  er  als  Belege  die  von  J.  Cook  an  der  Ostküste 
von  Australien  1770  gegebenen  Namen  verwendet *^^).  Otto 
Schlaginhaufen  bringt^^^)  ej^e  Feststellung  und  Berichtigung 
der  geographischen  Namen  der  Fem-Gruppe  (östlich  vom  südlichen 
Neumeklenburg).  James  Cowan  bietet  »Maori-Ortsnamen  mit 
besonderer  Beziehung  auf  die  großen  Seen  und  Berge  Südislands*^^). 

n.  Rechtschreibung  und  Aussprache. 

/.  Rechtschreibung  in  einzelnen  Sprachgebieten.  • 
Aus  1904**54)  igt  ein  vorherrschend  auf  Schwaben  bezüglicher 
Artikel  von  E.  Nä(gele)  nachzutragen  über  »Die  neue  Schreibung 
der  Ortsnamen«  (vgl.  GJb.  XXIX,  452,  Anm.  416),  worin  es  be- 
grüßt wird,  daß  »erfreidicherweise  die  Unantastbarkeit  der  Orts- 
namen mit  ihrem  Ballast  aufgehoben«  sei.  Über  den  Namen  Wien, 
im  mexikanischen  Verkehr  s.  u.  Anm.  478.  Daniel  Jones  erörtert 
in  einem  174  Seiten  starken  Büclüeiu^esj  neben  der  englischen 
Ansprache  auch  die  phonetischen  Transkriptionen  englischer  Laute. 
Eine  Liste  geographischer  Namen,  deren  Burmaner  Orthographie 
von  dem  »Text  Book  Committee«  autorisiert  ist,  wurde  in  der 
Gouvernementsdruckerei  von  Eangoon  hergestellt  *6ß).  "Wir  reihen 
hier  die  englische  Kolonie  ans  Mutterland.  Die  Orthographie  von 
Ortsnamen,  besonders  aus  der  Grafschaft  Roussillon,  bespricht  E. 
Verges  de  Ricaudy^ß^^.  »Wie  schreiben  wir  rätoromanische 
(ladiiiische)  Namen«?  Diese  für  Ortsnamen  in  erster  Linie  wichtige 
Frage  erörtert  K.  F.  Wolf  *68). 

2.  Allgemeine  Regelung  der  geograjyhischen  Orthographie. 
Neben  Sieger  (GJb.  XXYII,  170,  Anm.  517  und  XXIX,  453, 
Anm.  424)  treten  nun  besonders  die  Italiener  für  die  im  ganzen 
im  argen  liegende  internationale  Regelung  der  geographischen 
Orthographie  ein.  Schon  1899  hat  Salvatore  Crotta  »Die  Tran- 
ski-iption  der  Ortsnamen  in  ihren  Beziehungen  zur  Geographie  und 
zur  Sprachwissenschaft <-  erörtert *69),  doch  ist  seine  Stimme  bei  der 
Bescheidenheit  des  Autors  nicht  weiter  vernommen  worden.  Es 
ist  daher  kein  Wunder,  wenn  sich  gerade  die  Italiener  beklagen*^*'), 
daß  auf  dem  YIII.  Intern.  Geographentag  in  Washington  die  Namen- 
transkription nicht  weiterging.  Ricchieri  hat  1907  in  der  er- 
wähnten Schrift  (s.  0.  Anm.  16  u.  365)  die  Resultatlosigkeit  der 
bisherigen  Bemühungen  beleuchtet. 

^^^)  S.  o.  Anm.  6.  —  *^^)  Geogr.  u.  Sprachliches  von  den  Feni-Inseln. 
Glob.  XLY,  1909,  69—71,  mit  2  K.  —  *63)  TrPrNZealandlnst.  XXXVIII, 
113—20.  —  *6^)  SchwäbKroiiik  Nr.  405,  31.  Aug.  —  *65)  xhe  Pronunciation 
of  English  Phonetics  and  Phonetic  Transcriptions.  Cambridge  1909.  —  ^^^j  1903. 
52  S.  —  *67)  RevCatal.  I,  1909,  1.  —  *^^)  MDÜAVInnsbruck  1908,  Nr.  24.  — 
*69)  Como  1899.  Vgl.  Ricchieri,  IX.  Congr.  G.  Intera.  65.  —  -»^O)  Ricchieri, 
VI.  Congr.  G.  Ital.,  Venezia,  I,  5,    10. 


44  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Es  werden  die  Gegensätze  zwischen  nationalen  und  internationalen  »Ten- 
denzen« behandelt,  die  Verschiebung  der  Frage  von  einem  Internationalen  Geo- 
graphentag zum  andern  anschaulich  gemacht,  die  verhältnismäßig  günstigere 
Haltung  der  italienischen  Geographenkongresse  betont  und  am  VI.  Kongreß  in 
Venedig  ein  Herantreten  an  das  Permanenzkomitee  derselben  empfohlen,  damit 
endlich,  wenigstens  zunächst  in  bezug  auf  die  italienischen  Namen,  auf  einem 
internationalen  Kongreß  Klarheit  geschaffen  werde  (S.  13). 

1908  ließ  Ricchieri  im  A'^erein  niit  den  Herren  George  G. 
Chisholm  (Universität  Edinburg),  Henri  Cordier  (Schule  leb. 
Orient.  Spr.  Paris)  und  Robert  Sieger  (Universität  Graz)  seine 
»Relazione«  drucken*' i),  um  sie  dem  IX.  Intern.  Geographenkongreß 
in  Genf  vorzulegen. 

Es  wird  empfohlen,  zunächst  eine  Auswahl  geographischer  Namen  zu  treffen 
und  deren  Schreibung  nach  einem  einheitlichen  internationalen  System  fest- 
zustellen. Dann  wird  über  die  grundsätzlichen  und  technischen  Schwierigkeiten 
dieses  Problems  gehandelt. 

In  seinem  mehrzitierten  Bericht  über  den  IX.  Intern.  Geographen- 
kongreß ^172)  führt  endlich  Ricchieri  (S.  63—66)  unter  der  Über- 
schrift Regole  e  Nornenclatura  aus,  daß  eine  siebengliedrige  Kom- 
mission ein  Jahr  vor  Einberufung  des  nächsten  Kongresses  (Rom 
1911)  einen  Bericht  über  ihre  Tätigkeit  zur  Feststellung  einer 
Rechtschreibung  und  Aussprache  der  geographischen  Namen  ver- 
öffentlichen soll.     Ein  Erfolg  Aväre  zu  wünschen. 

3.  AusspracJic. 
A.  AVollemann  hat  sein  Büchlein  ^Bedeutung  und  Aussprache 
der  Avichtigsten  schulgeographischen  Namen«  in  zweiter  Auflage 
erscheinen  lassen*'^^)^  desgleichen  E.  Oppermann*'^*)  sein  »Geo- 
graphisches Namenbuch«  (GJb.  XXVIl,  114,  Anm.  1,  u.  S.  170). 
Eine  kurze  Empfehlung  desselben  liefert  Hk.^^s).  Von  Hektor 
de  Toni  (s.  o.  S.  36)'*'''^")  ist  ein  »Vocabulario  di  pronuncia  dei 
principali  nomi  geografici  moderni«  angekündigt.  Karl  Dieterich 
wendet  sich  mit  einem  Artikel  »Die  Aussprache  fremder  Namen 
im  Deutschen«'!'' 6)  gegen  die  Ängstliclikeit  in  der  richtigen  Aus- 
sprache fremder  Namen.  Man  möge  die  fremden  Laute  vermeiden, 
wie  dies  umgekehrt  auch  Franzosen  und  Engländer  tun.  Hingegen 
verwendet  Kon r ad  Ganzenmüller  wieder  allen  Fleiß  auf  die 
»Erklärung  und  Aussprachenlehre  fremdsprachlicher  geographischer 
Namen«-!'''').  Johannes  Zelter  (s.  o.  Anm.  41)  beleuchtet  in 
einem    kurzen  Anhang  die  Aussprache  rheinisch-westfälischer  Orts- 

*'i)  Mailand  1908.  15  S.  —  •>'2)  EstrattoEivGItal.  XV— XVI,  Florenz 
1909.  —  •»")  Brannsehweig  1906.  80  S.  —  *^^)  Erklärung  geogr.  Namen 
nebst  .\ussprachbezeiclinung.  Nach  Erdteilen  und  Ländern  (Flüssen,  Gebirgen, 
Landschaften.  Städten  usw.)  geordnet.  2.  vcrb.  u.  stark  verm.  Aufl.  Nebst 
alphab.  Namenvcrz.  Hannover  1908.  248  S.  -  *''^)  GA  Febr.  1909,  51.  — 
*''•"•)  AtenVenet.  1906,  Sept.-Okt.  —  •<"«)  VossZtg.  17.  Sept.  1904,  —  *77)  Zur 
JJelebung  des  geogr.  l'nlerrichts  und  zur  Erleichterung  des  Studiums  der  Erd- 
kunde. Für  höhcM-e  Lehranst.  herausgeg.  2.  Aufl.  Eine  Ergänzung  zu  jeder 
Schulgeogr.      Leipzig   1908.      88   S. 


Reclitschieibiing  ii.   Aussprache.     Gcogr.   Namenkunde  im   allg.      Nacbtrag.      45 

namen.  Daniel  Jones  (s.  o.  Anni.  465)  befaßt  sich  aucli  mit  der 
»Pronunciation  of  English  Phonctics«.  —  Interessant  ist,  daß  die 
östcrreicliisclie  Gesandtschaft  in  Mexilco  darauf  dringt,  daß  der 
Name  Wien  (in  Österreich)  im  dortigen  Geschäftsverkehr  nicht  als 
Vienne  oder  Vienna,  sondern  als  Wien  bezeichnet  werden  möge^'^^). 
Daß  Joseph  Lauterer  auf  richtige  Aussprache  und  Betonimg 
mexikanischer  Ortsnamen  dringt,  s.  o.  Anm.  455. 

TTT-  Geographische  Namenkunde  im.  allgemeinen. 

(Namcnlehre,  XaDienrrklärnng  Im  Unterricht,  Verscläedenes.) 
Remigius  Vollmann  (s.  o.  S.  9)  betreibt  »Wortkunde  in  der 
Schule  auf  Grundlage  des  Sachunteirichts«,  wobei  auch  die  Orts- 
namen nach  gut  gewählten  Quellenarbeiten  zu  ihrem  Rechte  kom- 
men ^'^s).  Auch  Leop.  G.  Ricek  (s.  o.  Anm.  37),  empfohlen  von 
H.  Fischer*^*^),  will  den  geographischen  Unterricht  durch  Orts- 
namenerkläruug  beleben,  ebenso  K.  Ganzenmüller  (Anm.  477). 

G.  Grasso  erörtert  »Methode  und  Maß  in  den  toponomastischen 
Untersuchungen«  (Anm.  18)  und  legt  dabei  ein  Hauptgewicht  auf 
Realprobe,  Dialekt  und  Statistik.  Den  Wert  der  Ortsnamen  für  die 
historische  Forschung  betonen  C.  Cipolla'^sij^  Q  Salvioli*^^^, 
Ludw.Wilker(Anm.38),  J.Koblischke(Anm.  165),Wäschke*83j; 

M.  Jacobi  (Anm.  14)  beschränkt  sich  dabei  auf  die  »Gipfelnamen 
der  Alpenwelt«,  S.  Riezler  (Anm.  59)  auf  die  bayerischen  und 
schwäbischen  Ortsnamen  auf  -ing  mid  -ingen.  Die  Toponymik  in 
ihrer  Beziehung  zur  Volkskunde,  Heimatpflege  oder  Erforschung 
der  Landeskultur  wird  behandelt  von  Fr.  Rismann  (Anm.  136), 
F.  Stolz483a)^  Q.  Schöner^sa;-)  u.  a.  Einen  Anlauf,  die  Ortsnamen 
als  Grundlage  der  Sprachwissenschaft  zur  Erforschung  der  Ursprache 
und  der  Begriffsentwicklung  zu  verwerten,  macht  C.  Täuber 
(Anm.  4,  270).  

Nachtrag. 

Dvu'ch  schwere  Krankheit  wurde  ich  an  der  raschen  Veröffent- 
lichung meiner  mit  1.  Januar  1910  abgeschlossenen  Arbeit  ver- 
hindert.     Seither    sind    einzelne   bibliographische    Behelfe,    so    die 


478)  ZAllgDSprVer.  XX,  1905,  Sp.  322.  —  *79)  m.  Teil.  München 
1903—06.  Dazu  im  ganzen  beistimmend  J.  Miedel,  ZDMaa.  IV,  1906,  380f.  — 
*^°)  DE  1908,  230.  —  '**')  Intorno  alla  constituzione  etnografica  della  nacione 
italiaua.  Disc.  d'aperfura  dell'  universitä  di  Torino  1900,  S.  25.  Ferner  Della 
supposta  fusione  degli  Italiani  coi  Germani  nei  primi  secoli  del  medio  evo. 
RendRAccLincei  1901,  bes.  557  ff.  —  *'*2)  Sullo  stato  e  Ja  popolazione  d'Italia 
prima  e  dopo  le  iuvasioni  barbariche.  AttiRAccScLettBelAr.  V,  Palermo  1899, 
25.  Ferner  Cittk  e  campagne  prima  e  dopo  il  mille  ecc.  GiornScNatEcouom. 
Palermo  XX,  59  ff.  —  ^^'^  ÄVie  können  Geschichtsvereiue  die  Ortsnamen- 
forschung fördern?  BlGesVDGeschAltVer.  LIII,  1905,  Sp.  20—22.  —  *83»)  Volks- 
kundliciie  Ortsnamenforschung.  ZÖstGymn.  1905,  193—96.  —  ^836)  Heimat- 
pflege und  Ortsnamenkunde  Hessenl.     ZHessGeschLit.    1905,    138 — 40. 


46  J.  W.  Nagl,  Die   Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

Jahresber.  über  germ.  Philologie,  die  Archive  für  nord.  und  slaw. 
Philologie,  weiter  erschienen  und  haben  wenn  auch  nicht  jüngere 
Daten,  so  doch  Nachträge  für  die  Lücken  der  bereits  registrierten 
Jahre  gebracht.  Einzelne  vor  1910  erschienene  Bücher  sind  mir 
außerdem  persönlich  zugegangen.  Manches  darunter  verdient  eine 
kurze  Würdigung,  so  daß  der  Nachtrag  wieder  ziemlich  stark  ge- 
worden ist. 

Über  deutsche  »Straßennamen«  handelte  "Winzer  schon  1907'*^'^). 
Eemigius  Vollmann *^^)  erklärt  den  »Namen  Tegernsee«,  indem 
er  ahd.  Hegar  =  got.  digrs  fiir  »groß«  nimmt:  »großer  See«  (im 
Gegensatz  zu  kleineren  Seen). 

Da  nach  Förstemanns  Namenbuch  und  L.  Brandstetters  Untersuchungen 
(SchweizGeschFr.  XLII,  1887)  in  Deutschland  und  der  Schweiz  etwa  80  Orts- 
namen mit  dem  Bestimmungsworte  tef/er,  deger  beliannt  geworden,  die  Grund- 
wörter aber  ganz  verschiedener  Bedeutung  sind  (See,  Bach,  Wag,  Moos,  Au, 
Wiese,  Wang,  Feld,  Hard,  Loch  =^  Wald,  Buch,  Asch,  Hau,  Reut,  Gschwand, 
Schlacht,  Berg,  Bühl,  Stein,  Dorf,  Wil,  Heim,  Hof),  so  könne  teger  nur  einen 
ganz  allgemeinen,  überall  passenden  Begriff  haben.  Während  der  deutsche 
Norden  keine  deger-Orte  ausweist,  kommt  im  Schweden  dieses  Bestimmungswort 
in  etwa  70  Ortsnamen  in  Verbindung  mit  bech,  hij,  sjö,  sten,  nm,  fors,  hjerg  usw. 
voi\  Die  mönchische  Deutung  auf  den  keltischen  Stamm  der  Tiguriner  —  da- 
her mlat.  Lacus  Tigurmus  —  imd  die  keltistischen  Versuche  beiseite  setzend, 
lehnt  Vollmann  auch  noch  die  Ableitung  von  einem  Personennamen  ab  und 
geht  mit  Petters  und  Keinz  auf  got.  digrei  »Dichte«,  »Fülle«,  >Menge«  ein, 
aus  welchem  ein  got.  "^'digrs  zu  erschließen  »ind  mit  altnord.  digr,  schwed.  diger 
»dick«,  »umfänglich«,  »groß«  zusammenzuhalten  sei.  Indem  got.  digrei  »Dichte« 
den  Begriff  der  »Weichheit«  zuerkannt  wird,  soll  es  mit  bayr.  Tegel  =  Ton, 
zusammenhängen.  Da  aber  in  Tegel  {<^  ahd.  da/m)  ein  a-Stamm,  kein  i-Stamm 
vorliegt,  so  könnte  man  höchstens  an  »Teig«  denken.  Von  : gedeihen«  müsse 
man  absehen,  da  got.  peihan  und  got.  digrei  verschiedenen  Anlaut  haben.  Von 
^■digrii  »dick«,  »anschwellend«,  sei  indes  der  AVcg  zur  Bedeutung  »groß«  leicht 
zu  finden.  Nur  dürfe  man  nicht  alle  Deger-Orte  als  an  sich  »groß:  auffassen, 
sondern  nur  im  Vergleich  zu  einem  kleineren  Orte  gleichen  Grundwortes.  Von 
den  drei  Becken  des  Tegernse.es  sei  der  Ringsee  so  bezeichnet  :ds  der  »(ge-)  ringe« 
See  gegenüber  dem  Weitsee  und  dieser  letztere  Name  sei  nur  eine  jüngere 
Prägung  für  älteres   Tegernsee. 

Fr.  Pfaff'*^^)  erklärt  den  »Namen  Dreisam«  für  »die  schnell 
Laufende«.  J.  Miedeis  »Oberschwäbische  Orts-  und  Flurnamen« 
(GJb.  XXIX,  417,  Anm.  48)  werden  von  K.  Hoff  mann  be- 
sprochen *i8  7).  Christoph  Becks  (Anm.  73)  »Ortsnamen  der  Frän- 
kischen Schweiz«  werden  noch  von  0.  Heilig *^^)  und  von  Aug. 
Gebhardt^^^)  angezeigt.  Zu  Becks  Muotichindorf^  Muggendorf 
ist  nö.  Mutmannsdarf  <::^  Muotmesdorf  zu  stellen,  um  einen  ahd. 
Personennamen  Muoto  auszulösen;  verkleinert  Mtioticho.  —  Aus 
dem  Osten  Deutschlands  bringt  A.  Koerth  »Merkwürdige  Flurnamen 


^84)    ZAllgDSprVer.   1907,  Sp.  289—95  (oben  Anm.  52).  —   *^^)  Altbayr. 
MonSchr.    1909,  H.  5/ß,  90—102.  —  *»^)  Festschr.  15.  Hauptvers.  AllgDSprVer. 

1907.  Dazu    Alem.    1908,    243  f.    (J.  Miedol).    —    *«'')  BlGymnasidw.  XLHI, 
598—002.    —    <88)   LBlFrankfZtg.  9.  Febr.  1908.    —    ^8")    BeilMünchNNachr. 

1908,  Nr.  IG,   159. 


Nachtrag.  47 

und  sonstige  volkstümliche  Benennungen  aus  Schwerin  a.  "W.«*^^) 
und  W.  Hämpel  »Merkwürdige  Weg-  und  Flurnamen  aus  Brätz 
und  Umgebung«^9i).  —  Aus  Tirol  bietet  Ch.  Schneller  einen 
»Ononiatologischen  Spaziergang  durch  Nord-  und  Südtirol' ■*^2)  mjd 
August  Unterforscher  einen  Beitrag  »Zui-  tirolischen  Namen- 
forschung« ^9^^),  während  J.  Mader  »Die  Besiedlung  von  Afers  bei 
Brixen«^^*)  mit  einer  Sammlung  der  Ortsnamen  dieses  Tales  und 
einer  Karte  beleuchtet.  Über  Hintners  Schriftchen  (Anm.  194) 
ist  eine  Besprechung  in  der  Zeitschr.  f.  deutsche  Mundarten  *95) 
erschienen. 

Von  der  »Topographie  von  Niederösterreich«  ist  im  abgelaufenen 
Jahi-e  1909  noch  der  Schluß  des  Bandes  VI  (Mutter mühlen,  mit 
Nachträgen  und  Berichtigungen  sowie  einem  ausführüchem  Register) 
und,  bereits  mit  der  Jahreszalü  1910,  von  Band  VTI,  H.  3 — 6 
(Neukirchen  —  Nußdorf)  erschienen. 

Die  Ortsnameudeutungen  sind  auch  hier  wieder  ausschließlich  nach  II.  Müller 
gegeben.  Die  urkundlichen  Schreibungen  sind  im  ganzen  rationell  angeführt 
bzw.  ausgewählt.  Xögtach  z.  B.  ist  über  urkundliches  Nezta  zutreffend  auf 
ahd.  '^nazzita  zurückgeführt.  Zu  Nondoi'f  hätte  neben  niewen  dorf  (S.  325') 
auch  vor  allem  nnicen  dorf  angeführt  werden  müssen,  um  den  betreffenden 
Kolonistendialekt  zu  kennzeichnen,  dem  auch  Naumburg,  Naumann  für  Neuen- 
burg, Neumann  angehört.  Die  Personennamen,  welche  verschiedenen  Ortsnamen 
zugrunde  liegen,  bedürfen  an  der  Hand  der  mundartlichen  Aussprache  noch 
einer  genaueren  Feststellung  ihrer  ahd.  Lautform.  Wenn  der  Ort  Neunzen 
heute  ein  genabeltes  eu  hat,  so  ist  vielleicht  schon  die  alte  Form  Nttzin  ge- 
näselt zu  denken  und  eine  andere  Form  als  Nithart  oder  Ntt-  mit  beliebigem 
Grundwort  zu  ermitteln.  Ebenso  ist  bei  Nexendorf  und  Nexing  offenbar  ein 
Eponymus  Nehso  oder  Nesso  zu  ermitteln ,  besonders  für  letzteren  Namen ; 
nesso  als  Appellativ  (=  Wurm,  Sumpftier,  vgl.  nass)  zu  nehmen  und  eine 
»Dissimilation«  ohne  weiteres  in  nehso  zuzulassen,  ist  gewagt.  Bei  Wechsel 
von  /**■  und  ss  (dass  =  dalis,  wesse  =  tcehsej  ist  gewöhnlich  das  h  etymologisch 
fest :  daher  dial.  waks  (aus  waehs),  aber  auch  wusch.  Zu  Nöhagen,  urkundlich 
Neuhach  1124  hätte  angemerkt  werden  können,  daß  hier  ein  isoliertes,  wert- 
volles <j  <^  ahd.  ü'm  vorliegt,  wie  im  gemein,  nö.  dö  <^  diu  oder  im  Siedinger 
krösgrah'n  <^  kriuzgrabe.  Vgl.  altung.  Orthographie  ew  ^  ö.  Aber  für  die 
Dialekterscheinungen  hat  die    > Topographie«  keinen  Sinn. 

Zu  Lessiaks  Ausführungen  über  Klagen  fürt  (Anm.  205)  er- 
greift neuerdings  L.  Pintar  das  AVort*^^),  indem  er  wiederholt  für 
seine  Behauptung  Ovelöuc  <^  Stvolorbc  (Kalmpflanzengebüsch)  ein- 
tritt. 

Gegen  Lessiak  führt  er  Beispiele  von  artikulatorischem  Wechsel  cZw  ^  gr«. 
ins  Feld  und  nähert  sich  dadurch  ahnungslos  unserer  oben  S.  "20  ausgeführten 
Vermutung.  Doch  glaubt  er  an  ein  Kladno  denken  zu  dürfen,  über  dessen 
slaw.   Herkunft  er  sich  wohl  kaum  klar  ist. 

K.  Strekelj  bietet'*^'')  aus  einem  alten  Kalender*^^)  slowenische 
Ortsnamen  aus  der  Görzer  Umgebung.     Toponymisches  bieten  auch 


■ta*')  Aus  dem  Posener  Lande  III,  72 f.  —  *9i)  Ebenda  505  —  07.  — 
^92)  ZFerdinandeum  L,  115—55.  —  *93)  Ebenda  191  —  242.  —  ^^^)  Ebenda 
157—90.  —  ^95)  1910,  180.  —  19«)  ArchSlawPhil.  XXXI,  382.  —  ^^T)  Ebenda.  — 
^98)  Della  Bonna,  Calendario  per  l'anno  1849,  Gorizia. 


48  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Naiuenkunde. 

Leo  Ezeszowski*99)  und  Hanslik^oo^  aus  dem  polnischen  Süd- 
westen. Für  die  mundartliche  Aussprache,  phonetische  Schreibung 
und  Deutung  siebenbürgisch -  deutscher  Ortsnamen  ist  Richard 
Hu ß 501)  von  Belang. 

Re  (Reen),  Tschapertsch,  Zcfpm  (Schönbirk),  fäzalnfgas  (Elisabethengasse 
in  Hermannst.)  usw.  werden  an  richtiger  Stelle  in  die  Lautlehre  eingereiht  und 
dadurch  erklärt. 

Zu  Charles  de  Roche  (G-Jb.  XXIX,  S.  436,  Anm.  22G),  der 
deutsche  Namenspnren  im  Bemer  Jura  nachweist,  ergreift  noch 
"Witte  das  Wort^o^)  Das  Ortsnamenbüchlein  von  Blocher  und 
Garreaux  (Anm.  244)  wird  angezeigt  von  Str.^os)  und  Täubers 
» Gebirgsnamenforschungen «  (Anm.  270)  werden  noch  weiter  ver- 
folgt von  Alfr.  MerzSOi),  Karl  Fr.  W.  Schmidtso^)  und  Oskar 
Ke'udesoß). 

Andr.  M.  Hansen  gibt  »Forhistoriska  oplysningar  fra  sammen- 
satte  gaardnavne«'^'''''). 

Er  tritt  für  die  chronologische  Reihenfolge  nachstehender  Grundwörter  ein: 
1.   -vin,   2.  -heimr,  3.  -stradir,  4.  (gleichzeitig)  -land,  -rud,  -sctr. 

Erik  Björkman  untersucht  den  Namen  der  Jüten^''^^),  der 
trotz  ags.  Geatas  von  schwedischem  Gauiar  zu  trennen  und  zu 
Eutii  (im  Briefe  Theodeberts  an  Justinian)  zu  stellen  sei.  —  F. 
Severinsen  handelt  über  den  Namen  Forn^s  (»Faaren  tes«)  in 
Jütland^o^).  —  Jörgen  Olrik  bringt^^O)  die  Deutung  der  Namen 
junda  campis  sylva,  publica  munitio,  portus  Hidyuimmensis  — 
Ursina  sylva.  —  Olai  Skulerud^H)  untersucht  die  Fm-Namen 
im  Bratsburger  Amt  (Nied.  Telemarken  und  Bamble),  indem  er 
altn.  vin,  Gen.  vinjar  (»Wiese«)  in  Hofnamen  nach  Akzent  und 
Quantität  verschieden  entwickelt.  —  Zu  Magnus  Olsen,  Njardarlog 
(Anm.  287),  läßt  sich  auch  Alf.  LarsenSia)  und  Gust.  Neckel^iä) 
vernehmen.  Für  die  lu-drographische  Namengebung  ist  Magnus 
Olsen,   »Elvenavne  Foß,  Fect  og  önavnet  Fcdjar «■^'^^)  von  Belang. 

Es  wird  got.  fapa,  mhd.  vade  (Zaun,  Scheidewand)  zur  Erklärung  angezogen. 

In  seiner  Abliandlung  »Hdsr?iavi  en  gammel  svensk  og  norsk 
gudinde«5^5)    behandelt  Olsen    zugleich    eine  mythologische  Frage. 

Er  findet  in  dem  Namen  ein  Heiligtum  der  (altsehw.)  GöUin  Usern,  der 
altisl.  Hom  =  Freya. 


*98)  Die  deutschen  Kolonien  an  der  Westgrenze  Galiziens.  ZÖVolksk. 
XIV,  5f.  —  50")  PM  Erg.-Bd.  XXXIII:  Kulturgrenze  und  Kulturzyklus  in  den 
poln.  Westbeskiden.  —  *°')  Vgl.  Lautlehre  der  siebenb.-mosclfr.-ripuarischen 
mit  den  moselfr.  und  wallonischen  Mundarten.  Hermannstadt  1908.  297  S.  — 
502)  DE  VI,  150.  —  503)  ZAllgDSprVer.  1907,  84  f.  —  504)  AllgLBl.  XVII, 
532.  _  505)  BcrlPhilWsclir.  XXVII,  1592.  —  506)  DLZtg.  XXIX,  316.  — 
507)  Aarsber.  N.  F.  H,  LXII,  1—48.  —  508)  EnglSlud.  XXXIX,  356—62.  — 
509)  DLBl.  1907,  236.  —  510)  Et  i)ar  forklsedte  steduavne  hos  Sake.  D:insk. 
HistT  Scr.  8,  1,  370—76.  —  5ii,  KrisiVidSolskForli.  1906,  2.  —  5i2)  pLBl. 
1907,  144f.  —  513)  AnzDAlt.  XXXU,  162  —  64.  —  5i4)  ArkNordFil.  XXIII, 
902—97.  —  5>5^  KristVidSelskForh.  1908,  Nr.  6.  Dazu  AuzDAlt.  XXXII, 
164  f.  (Gust.  Neckel). 


Nachtrag.  49 

J.  Nordländer  deutet  lag  für  »Gremeinsehaft<  und  lagnian  für 
»Gemeinschafter« 516).  Elof  Hellquists  Studien  (Anm.  292  und 
299)  finden  eine  Würdigung  von  B.  Kahle5i7).  —  Järan  Sahlgren 
behandelt  im  Anschluß  an  Hellquist  (Landm.  1903 — OG)  noch 
»Edsbärgs  härads  sjönamn«^!»).  Evald  Liden  bietet  einen  .>Namen- 
historiska  bidrag«^!^),  worin  er  altschw.  vata  mit  got.  vatö,  altschw. 
Samsio  mit  semja  (»beruhigen«)  und  altnorw.  Fod  gleich  Olsen 
mit  got.  fape,  mhd.  vade  zusammenstellt.  L.  Fr.  Läffler  unter- 
sucht »Medeltidssvenska  former  af  namnet  Svithiod«^^^). 

Sytho  1358,  Sydhedho  1357  gehe  über  Swidhido  und  Swidhiudhn  auf 
Swipiuß  zurück,   wozu  SwethiuthiV  nur  eine  Betonungsvariante  sei. 

Sara  nie,  »Nägra  anmärkningar  rörande  jämtska  och  angerman- 
läudska  ortnamn' -^21)  kommt  nocliraals  am  Schluß  des  Nachtrags 
zur  Besprechung. 

Indem  wir  die  romanische  Schweiz  hier  zu  den  romanischen 
Ländern  stellen,  heben  wir  den  Artikel  »Les  vegetaux  et  ies  noms 
de  lieux«  hervor522)_  Über  Cfiermontane  handelt  L.  Gauchat523)_ 
Ein  J.  R.  referiert 524)  (ibgr  A.  Mailion,  »Esquisse  toponymique 
de  la  vallee  de  Canterets«.  Den  Namen  Maülezais  (Ort  und  sumpfiges 
Gebiet  der  Vendee)  untersucht  F.  Clouzot525).  ^jg  Fundort  für  Jos. 
Buckeleys  Beiträge  (Anm.  330)  ist  auch  die  Zeitschr.  Eomania526) 
nachzutragen.  W.  Mej^er-Lübkes  und  H.  Schuchardts  Ab- 
handlungen (Anm.  116  u.  117)  kommen  auch  für  Frankreich  in 
Betracht.  Über  Etrouhles  unweit  Turin  handelt  P.  Massia527), 
Die  italienischen  Orte  mit  tumha  werden  in  einer  slawistischen  Zeit- 
schrift berührt  °28)_  —  Ebendort  wird  von  Ortsnamen  mit  tnramor 
und  tumha  auf  der  Balkan  halbin  sei  gesprochen.  —  Den  Namen 
"EßQo;  [y.ai  norai^KK  Sony.i^;)  stellt  A.  Fick529)  mit  der  Sanskrit- 
wurzel yabh  (=  futuere)  zusammen  und  gesellt  noch  »einige  Ver- 
wandte« zu.  Jos.  Mikkola  zieht  aus  der  Altruss.  Chronik  1015 
den  Namen  Poromori  dvoru  (Fornry)  an^so)  ^mjj  deutet  diesen  Hof, 
das  Hauptquartier  der  Waräger,  auf  nord.  farman,  altisl.  farmadr, 
d.  i.  Seefahrer  und  Händler.  Zu  Karsten  (Anm.  411)  und  Larsen 
(Anm.  412)  ergreift  noch  Herm.  Geijer  das  Wort^si).  —  Aus 
dem  »Indogermanischen«  von  Hofmann-Kutschke532)  interessiert 
besonders  der  Name  Skutscha  =  Skythen.  —  Biblische  Städte- 
namen als  Maskulina   im  Altkirchenslawischen   werden    beiher   an- 


516)  Spi-.  o.  Stil  VII,  198 — 200.  Om  lag-  och  lagman-  in  ortnaran.  — 
517)  DLBl.  1907,  267  f.  —  5i8)  SvLandM  1908,  1,  43—54.  —  5i9)  Spr.  o. 
Stil  VI,  11  —  14.  —  520j  SvHistT  XXVII,  169.  —  52i)  Spr.  o.  Stil  VIII, 
176—200.  —  522)  CouteurVaudois  1904,  10.  u.  17.  Dez.  —  523)  BGlossPatois 
SuisseRom.  1909,  8,  1.  —  524)  RevLanguRom  1909,  Jan.-Febr.  —  525)  ßSNat. 
AntFr.  1906.  —  526)  CXLVIII,  Okt.  1908.  —  527)  Su  l'etimologia  di  Etroubles, 
nota  di  toponomastica  valdostana.  Classici  e  neolatini  IV,  2/3.  —  528)  Arch. 
SlawPhil.  XXXI.  452.  —  529)  SchermOrBibl.  XXI,  1907,  Nr.  2963.  — 
530)  ArkNordFil.  XXIII,  281.  —  53i)  gpr.  o.  Stil  VI.  203—05.  —  532)  Glob. 
XCV,  304. 

Geo^r.  Jahrbuch  XXXIV.  4 


50  J.  W.  Nagl,  Die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde. 

geführt  von  0.  Grünenthal 533).  Den  Namen  der  Hebräer  deutet 
W.  Spiegelberg534)  jm  Sinne  der  seßhaften  Kanaanäer  auf  12:? 
=  :> umherziehen«  (»Beduinen«).  —  Paul  Haupt  untersucht ^35) 
die  Etymologie  von  Aram.  —  W.  de  Moraes  behandelt  auf  Grund 
einer  Mappe  von  Japan  (1:1250000)  die  geographischen  Namen 
Japans536).  —  p.  S.  Rivetta  handelt  über  die  Transkription  fremder 
Namen  mit  gewissen  japanischen  Zeichen  537)_  —  j)ie  Frage  >Wie 
heißt  der  Nil?«  beantwortet 538)  ä.  Erman  und  J.  Joubert  liefert 
eine  » Nomen clatura  geographica  das  costas  africanas«539).  —  Otto 
Schlaginhaufen  bietet  unter  dem  Titel  »Geographisches  und 
Sprachliches  von  den  Feniinseln«540)  interessante  Namen  Varianten 
aus  der  Nomenklatur  dieser  Inseln.  —  Samme  (Anm.  521)  bringt 
in  seinen  Regeln  über  Auswahl  und  Schreibung  schwed.  Ortsnamen 
auch  vieles  Beherzigenswerte  für  anderwärtige  offizielle  kartographi- 
sche Aufnahmen. 

Zu  Wäschke  (Anm.  483)  ist  noch  dessen  »Namenkunde«   mit 
ganz  allgemeinen  Gesichtspunkten  zu  stellen  ^^i). 


533)  ArchSlawPliil.  XXXI,  331.  —  "^)  OrLitZtg.  X,  618—20.  — 
535)  ZDMGes.  LXI.  194f.  —  536)  BSGLisboa  XXIV,  1906,  161—66.  — 
537)  TT  VIII,  Ser.  2,  VIII,  268  —  73.  l?chermOrBibl.  XXI,  1907,  Nr.  2512.  — 
53^  ZÄgSprAlt.  XLIV,  114.  OrBibl.  XXI,  1907,  Nr.  6609.  —  539)  BSGLisboa 
XXIV,  1906,  361—86.  —  5«)  eiob.  XCV,  69 f.  —  54i)  KorrBlVerDGesehAlt. 
1907,  313-20. 


Bericht    über   die   Fortschritte  der  historischen  Geo- 
graphie des  römischen  Westens  (1897—1909). 

Von  Prof.  Dr.  Adolf  Schulten  in  Erlangen. 


AA  =  Archäol.  Anzeiger  (Beibeft  des  Jahrbuchs  des  Arch.  Inst,  zu  Berlin). 

AnzSchweizAlt.  =  Anzeiger  für  Schweizer  Altertumskunde. 

ArchPort.  =  Archeologo  Portugues  (Lissabon). 

BJb.  =  Bonner  Jahrbücher. 

BerlPhilWschr.   =   Berliner  Philologische  Wochenschrift. 

BolMadrid  =   Boletino  de  la  Pt.  Academia  de  la  Hist.   de  Madrid. 

BullCom.  =  Bulletin  areheologique  du  Comite  des  Travaux  hist.  et  scientifiques 
(Paris,  Impr.  Nat.). 

BullDalm.  =  Bulletino  di  Archeologia  e  Storia  Dalmata. 

CIL  =  Corpus  Inscriptionum  Latinarum. 

CRAcad.  =  Comptes  rendus  de  l'Aeademie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres. 

EphEp.   =   Ephemeris  epigraphica  (Berlin). 

FOA  =  Formae  Orbis  Antiqui ,  herausg.  von  H.  und  (nach  dessen  Tod) 
E.  Kiepert  (Berlin). 

KorrGesVer.  =  Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts- 
und Altertumsvereine. 

Melanges  =  Melanges   d'archeologie  et  d'histoire  publies  par  l'fkiole  de  Rome. 

MonAnt.  =  Monumenti  Antichi  (pubbl.  per  l'Accademia  dei  Lincei,  Rom). 

NassAnn.  =^  Nassauische  Annalen. 

Not.  d.  Scavi  =  Notizie  degli  Scavi  (Rom). 

ÖJahresh.  =  Jahreshefte  des  Österr.  Archäol.  Instituts. 

Proc&s-verb.  =  Proc&s-verbaux    des  Seances  du  Comite  de  l'Afrique  du  Nord. 

RE  =   Pauly -Wissowas  Realenzyklopädie  des  klassischen   Altertums. 

REA  =  Revue  des  Etudes  anciennes  (Bordeaux). 

RevArch.  =  Revue  Areheologique. 

RevArchivos  =  Revista  de  Archivos,  Bibliotecas  y  Museos  (Madrid). 

RGBer.  =  Bericht  über  die  Fortschritte  der  römisch-germanischen  Forschung 
(Frankfurt  a.  M.,  Baer). 

RGKorr.  =  Römisch-germanisches  Korrespondenzblatt. 

WissM  =  Wissenschaftliche  Mitteilungen  aus  Bosnien  und  Herzegowina. 

WschrKlPhil.   =   Berliner  Wochenschrift  für  klassische  Philologie. 

WZ  =   Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst  (Trier,  Lintz). 

A.  Allgemeines. 

Einleitung.  Die  Aufgabe  dieses  hier  zum  erstenmal  erscheinenden 
Literaturberichts  über  die  historische  Geographie  der  Länder  des 
römischen  Westens^),  ist  nicht  sowohl  eine  bibliographische  als 
eine    kritische.     Absolute  Vollständigkeit   der  Literatur   ist  deshalb 

')  Die  Provinz  Afrika  wurde  bereits  früher  von  Oberhummer  berücksichtigt. 
GJb.   1896,  322—25;  1899,  218—21. 

4* 


52         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

nicht  angestrebt,  würde  aTicli  besondei^s  für  die  üppig-  ins  Kraut 
geschossene  Lokalliteratur  des  Südens  sowohl  schwer  zu  erreichen 
als  auch  ohne  Wert  für  die  Forschung  gewesen  sein,  da  sich  darunter 
sehr  viel  Wertloses  findet.  Vielmehr  galt  es,  die  Fortscliritte  und 
Richtungen  der  Forschung  darzustellen  und  den  Leser  instand  zu 
setzen  sich  zu  orientieren.  Was  dazu  beiträgt,  sollte  vollständig 
■verzeichnet  und  nach  seinem  Wert  berücksichtigt  werden,  also  ein 
kleines  aber  gehaltvolles  Programm,  ausführlicher  als  dicke  kora- 
pilatorische  Bücher.  Bei  der  Zersplitterung  der  Forschung,  die 
gerade  auf  topograpliischem  Gebiet  herrscht,  ist  mir  aber,  zumal  in 
diesem  ersten  Bericht,  wohl  auch  von  dem  Brauchbaren  manches 
entgangen.  Ich  richte  deshalb  an  alle  auf  dem  Gebiet  der  histori- 
schen Geographie  Arbeitenden  die  Bitte,  mir  ihre  Publikationen  zu 
senden.  Schon  diesmal  habe  ich  diu'ch  Versendung  eines  Rund- 
schreibens an  Autoren  und  Verleger  das  Mögliche  getan,  aber  mit 
recht  verschiedenem  Erfolg.  Den  Herren  G.  Wolff  (Frankfurt), 
Haverfield  (Oxford),  J.  Patsch  (Sarajewo)  bin  ich  für  freundliche 
Beiträge  zu  den  Kapiteln  Germania,  Britannia,  Uly ri cum  zu  Dank 
verpflichtet.  Als  Ausgangsjahr  wurde  1897  gewählt'-),  weil  im 
Jahre  1896  die  zweite  Auflage  von  J.  Jungs  Abriß  der  Geographie 
des  Westens  abgeschlossen  wurde 3)  und  Detlefsens  letzter  Bericht 
über  die  Geographie  des  Westens  erschienen  ist  4),  der  sich  freilich 
im  wesentlichen  auf  den  topographischen  Ertrag  der  neuen  Bände 
des  CIL  beschränkt.  Mein  Bericht  reicht  bis  Ende  1909.  Ich 
habe  mich  in  ihm  nicht  auf  die  Geographie  und  Topographie  der 
historischen  d.  h.  der  genauer  datierten  Zeiten  beschränkt,  sondern 
bin  bestrebt  gewesen,  auch  die  topographischen  Ergebnisse 
der  prähistorischen  Forschung  zu  verwerten.  Wird  doch, 
besonders  in  Deutschland  —  zum  Lobe  der  dortigen  Präliistoriker 
sei's  gesagt  —  die  Topographie  der  vorgeschichtlichen  Siedlungen 
immer  deutlicher.  Bald  wird  man  hier  in  der  Lage  sein,  Karten 
der  verschiedenen  prähistorischen  Epochen  zu  entwerfen,  wie  das 
für  begrenzte  Bezirke  schon  geschehen  ist.  Ich  erwarte  nicht,  daß 
es  mir  gelungen  ist,  aus  dem  besonders  stark  zersplitterten  prä- 
historischen Material  den  vollen  topographischen  Ertrag  zu  ziehen, 
aber  auch  ein  Versuch  wird  willkommen  sein. 

Der  mühsame  Weg  durch  die  Unmasse  der  topographischen 
Literatur  lies  erkennen,  nach  welchen  Richtungen  sich  die  topo- 
graphische Forschung  künftig  hauptsächlich  betätigen  müßte.  Es 
fehlt  vor  allem  an  einer  wissenschaftlichen  Ortsnaraenforschung 
und  einer  Inventarisierung  und  Kartierung  aller  Ansied- 
lungen  der  verschiedenen  Epochen.  Jene  müßte  aus  der  Hand 
der   dazu   am    wenigsten    berufenen  Dilettanten  in  die  der  Sprach- 

2)  Vereinzelt  sind  des  Zusninmenhangs  hiilber  auch  ältere  Schriften  er- 
wähnt. —  *)  HandbKlass.MtertuiMswiss.,  München  1897.  —  *)  Bursians  JBer. 
FortschrKlassAlt.   XC,   Berlin    IHiHJ,    löi  — 292. 


Allgemeines.  53 

forscher  übergehen.  "Welch  reichen  Gewinn  für  die  historische 
Länder-  und  Völkerkunde  sie  dann  abAvirft,  können  Forsch\ingen 
wie  AV.  Schulzes  Buch  über  die  italischen  Eigennamen  (Anm.  1153) 
und  J.  AVack  er  nageis  Aufsatz  über  die  libysch-iberischen  Ethnika 
auf  -tauus  (Anm.  301)  lehren.  An  der  Inventarisierung  dagegen 
könnten  auch  nicht  philologisch  geschulte  Lokalforscher  mitarbeiten 
und  dadurch  jedenfalls  Nützlicheres  leisten  als  durch  dilettantische 
Lokalgeschichten,  wie  sie  besonders  in  den  romanischen  Ländern 
immer  noch  gedeihen.  Auch  auf  dem  Gebiet  der  historischen  Oitskunde 
gilt  es  vor  allem  »die  Urkunden  der  A^ergangenheit  zu  sammeln«, 
wie  Alommsen  gesagt  hat.  Ein  genaues  A^erzeiclinis  aller  Orts-  und 
Flurnamen  und  eine  Kartierung  aller  antiken  Siedlungen,  wenn  auch 
nur  eines  kleinen  Gebiets,  ist  mehr  wert  als  jene  weitschweifigen 
psendohistorischen  Arbeiten,  an  denen  man  gerade  das  vermißt,  was 
der  Lokalforscher  am  besten  bieten  könnte:  die  exakte  Darstellung 
seiner  Umgebung,  dessen,  was  er  tagtäglich  mit  Augen  sehen,  mit 
Händen  greifen  kann.  Sehr  zu  bedauern  ist  die  Verzögerung  der 
neuen,  von  0.  Cuntz  und  Kubitschek  bearbeiteten  Ausgabe  der 
Itinerarien.  Dringend  erwünscht  wäre  auch  eine  neue  Beai'beitung 
der  römischen  Heerstraßen,  die  freilich  wohl  noch  lange  ein 
frommer  AVunsch  bleiben  wird. 

2.  Allgemeine  Bibliographie.  Eine  bequeme,  aber  durchaus  nicht 
vollständige  Zusammenstellung  der  Literatur  über  historische  Geo- 
graphie des  AVestens  gibt  die  als  Anhang  zu  Bursians  Jahresbericht 
erscheinende  Bibliotheca  philol.  classica»)  imter  »Ethnologia, 
'Geographia,  Topographia  Italiae  et  orbis  Romani«.  Für  die  griechi- 
schen Kolonien  des  Westens  ist  auch  das  sehr  sorgfältige  >Ethno- 
graphia,  Geographia,  Topographia  Graeciae  et  coloniarum  Graec.« 
betitelte  Kapitel  der  Bibliographie  der  Revue  des  Etudes  grecques 
zu  vergleichen,  von  1889  bis  1901  vorhanden.  Sehr  nützlich  ist 
die  im  Ar  chäol.  Anzeiger  erscheinende  archäologische  Bibliographie, 
die  auch  das  Topograpliische  verzeichnet  und  vor  allem  wegen  der 
Auszüge  aus  ausländischen  Lokalzeitschriften  unentbehrlich  ist.  Außer- 
dem ist  zu  nennen  die  bis  1901  vorliegende  von  der  Ges.  für  Erdk. 
herausgegebene  Bibliotheca  geographica.  In  seine  von  1889 
bis  1906  reichenden  Jahresberichte  über  römische  Staatsaltertümer 6) 
hat  Liebenam  auch  topographische  Literatur  aufgenommen. 

In  den  im  Ar  chäol.  Anzeiger'^)  des  Deutschen  Ai'chäol.  In- 
stituts erscheinenden  Berichten  über  neue  Funde  und  Forschungen 
wird  das  Topographische  nicht  immer  nach  Gebühr  berücksichtigt. 
Es  liegen  vor  Berichte  über  folgende  Länder:  Nordafrika  (seit  1898) 
von  A.  Schulten,  England  (seit  1899)  von  Haverfield,  Italien 
(seit  1901)  zuerst  von  E.  Petersen,  dann  (seit  1906)  von  G.  Körte, 


5)    Leipzig    (O.  E.  Reisland).    —    6)  BurMans  JBer.  CXXVII,   1906,  280  f. 
JBer.  Geschichtswiss.  Berlin.  —    ")  Berlin  (G.  Reimer). 


54        A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

zuletzt  (seit  1909)  von  R.  Delbrück,  Frankreich  (seit  1902)  von 
E.  Michon,  Belgien  (seit  1904)  von  Renard-Grenson,  Spanien 
(seit  1903)  von  P.  Paris,  Schweiz  (seit  1903)  von  H.  Blüm  nie  r 
und  (seit  1906)  von  0.  Schultheß,  Ungarn  (seit  1903)  von  G. 
V.  Finäly,  Serbien  (seit  1905)  von  N.  Vassits,  Österreich  (seit 
1907)  von  Löhr. 

Das  American  Journal  of  Archaeology  bespricht  unter 
»Archaeol.  Discoveries«  die  archäologischen  Funde  und  Forschungen, 
im  Bulletino  della  Comniissione  Coramunale  di  Roma  Can- 
tarelü  die  »Scoperte  archeol.  in  Italia  e  neUe  provincie  romanc<^ 
Die  Orientalische  Literaturzeitung  bringt  Altertumsberichte 
aus  dem  Kulturkreis  des  Mittelmeers.  Spezielle  Berichte  über  die 
historische  Geograpliie  der  einzelnen  Länder  sind  bei  diesen  ver- 
zeichnet. Die  Notwendigkeit  eines  alle  Ortsnamen  aus  antiken  und 
mittelalterlichen  Quellen  und  modernen  Namen  sammelnden  Corpus 
topographicum  Orbis  Antiqui,  wie  sie  C.  Jullian^),  W.Meyer- 
Lübkeö),  E.  Oberhummer^O)  dargelegt  haben,  ist  für  den  Westen 
besonders  dringend,  da  hier  in  den  mittelalterlichen  Urkunden  ein 
besonders  reiches  Ortsnamenmaterial  vorliegt.  Alle  keltischen  und 
als  keltisch  geltenden,  darunter  viele  ligurische,  iberisclie  und  andere 
Ortsnamen,  vereinigt  A.  Hold  er  s  »Altkeltischer  Sprachschatz«,  der 
jetzt  fast  abgeschlossen  ist,  ein  unentbehrhcher  Thesaurus  für  jeden, 
der  sich  mit  der  Geograpliie  der  westlichen  Länder  beschäftigt. 
Sodann  ist  von  allgemeinen  AVerken  dieser  Art  zu  nennen:  A. 
Cousin,  »Etudes  de  Geogr.  ancienne « ^ ^),  aus  denen  für  den  Westen 
besonders  die  Zusammenstellung  der  im  Bereich  der  westgriechischen 
Kolonisation  verbreiteten  Namen  auf  -uvaau  (S.  246  f.)  und  die 
»Additions  au  Altkeltischer  Sprachschatz  de  Holder«  in  Betracht 
kommen.  Th.  Graesses  »Orbis  latinus«  oder  -.^Verzeichnis  der 
wichtigsten  lateinischen  Orts-  und  Ländernamen  <-i2j,  der  Ortsnamen 
aus  mittelalterliclien  Quellen,  besonders  deutsche,  zusammengestellt, 
ist  1909  in  zweiter  Auflage  erschienen.  Man  vermißt  Belege  für 
die  verzeichneten  Namen.  Auf  die  geographischen  Artikel  der 
jetzt  bis  ;>GIykon<-  fortgeschrittenen  >Pauly-Wissowaschen  Real- 
enzyklopädie des  klassischen  Altertums  <  sei  auch  hier  ein  für  alle- 
mal verwiesen.  Es  wird  nicht  nötig  sein,  bei  jedem  Land  alle  zu 
ihm  gehörigen  Artikel  der  RE  anzuführen.  In  ihr  hat  Afrika  H. 
Dessau,  Spanien  und  Britannien  E.  Hübner,  Gallien,  Germanien 
und  die  angrenzenden  Alpenländer  M.  Ihm,  die  Donauländer  Patsch 
und  Tomaschek,  Italien  Ch.  Hülsen  bearbeitet.  Der  > Thesaurus 
linguae  lat.«  kommt  in  Betracht  wegen  der  vollständigen  Sammlung 
der  antiken  Belege  für  die  Ortsnamen.  Neben  ihm  ist  das  von 
E.  de  Ruggiero    edierte    »Dizionario    epigrafico«   zu  nennen. 


8)   Klio  ir,   1— 1P>.   —   9)  ZÖGynm.    1902,   673.   —    ">)  GZ   190r.,    145. 
")  Paris   190G.     572  S.   —    ^-)  2.  Aufl.,  hrsg.  von   F.  Benedict. 


Allgemeines.  55 

3.  Geogi-aphie.  Von  allgemeineren  Arbeiten  zur  Geographie  des 
Westens  sei  folgendes  angeführt:  A.  Gnirs  »Beobachtungen  über 
den  Fortschritt  einer  säkularen  Niveauschwankung  des  Meeres 
während  der  letzten  zwei  Jahrtausende«  ^^^  sind  von  besonderer 
Bedeutung  für  die  westlichen  Küsten,  da  G.  hier  hauptsäclüich 
seine  Beobachtungen  gemacht  hat.  Er  stellt  fest,  daß  das  Meer 
an  den  Küsten  von  Istriea,  Dalmatien,  an  der  Westküste  Italiens, 
der  Küste  Siziliens  seit  dem  Altertum  um  etwa  1|^  m  gestiegen 
ist,  wodurch  antike  Küstenbauten  unter  Wasser  gesetzt  sind.  Das 
seltsame  Buch  »Les  Pheniciens  et  l'Odysee«  von  Berard^*)  be- 
handelt unter  den  Gegenden,  zu  denen  es  Odysseus  gelangen  läßt, 
auch  manche  Stelle  des  westlichen  Mittelmeers  und  bringt  eine 
Menge  typischer  Landschaftsbilder. 

Daß  in  R.  v.  Lichtenbergs ^5)  Buch  ;>Haus,  Dorf,  Stadt«  die 
Siedlungsweise  des  Westens  zu  kurz  kommt,  habe  ich  in  meiner 
Besprechung  dargelegtes). 

In  der  Sclirift  von  Ch.  Dubois  über  die  Bergwerke  im  römi- 
schen Reich!"')  sind  die  Bergwerke  geographisch  geordnet  aufgeführt. 

Das  ganze  römische  Straßennetz  des  Westens  ist  von  v.  Do- 
maszewski^S)  ^nd  "vv.  Kubibschek^^)  behandelt  worden. 

4.  Ethnologie.  Bienkowskis  Buch  über  die  Darstellung  der 
Barbaren  in  der  Kunst  20)  ist  für  die  Ethnographie  der  westlichen 
Provinzen  von  besonderem  Wert,  da  die  meisten  der  behandelten 
Tj'pen:  Germanen,  Kelten,  Iberer,  Libyer,  Daker  usw.,  dem  Westen 
angehören.     Denselben  Gegenstand  behandelt  Jatta^i). 

Der  Aufsatz  von  C.  Mehlis^Z)  über  die  Ligurer,  das  ürvolk 
des  Westens,  läßt  erkennen,  wie  wenig  Sicheres  mit  dem  anthro- 
pologischen Material  erreicht  worden  ist.  Verwandter  Art  sind  die 
Arbeiten  von  G.  Sergi,  der  die  Verteilung  der  hami tischen  Rasse 
über  Südeuropa  nachweisen  will  23).  Bedeutend  höher  als  diese 
Arbeiten  steht  die  Behandlung  der  Ligurer  durch  C.  Jullian  in 
dem  wichtigen  Kapitel  »Les  Ligures<  (im  ersten  Bande  seiner 
»Hist.  de  la  Gaule«  [Anm.  449]),  der  besten  Darstellung  des  rätsel- 
haften Urvolks,  die  wir  besitzen.  Wichtige  Ergebnisse  für  die 
Ethnologie  des  Westens  hat  J.  Wackernagel  gebracht,  der  auf 
Grund  der  Namen  auf  -tanus  die  Verbreitung  einer  libysch-iberi- 
schen Rasse  über  das  ganze  westliche  Becken  des  Mittelmeers  nach- 
weist (Anm.  301).     Es    wäre    zu   wünschen,    daß  der  Verfasser  in 

13)  MGGes.  Wien  1908.  —  i«)  Paris  1902/03.  2  Bde.  —  'S)  Leipzig  1909.  — 
16)  WschrKlassPhil.  1910,  Nr.  13.  —  ''')  Etüde  sur  l'administration  et  I'ex- 
ploitation  des  carrieres  dans  le  monde  rom.  Paris  1908.  —  1*)  Die  Bene- 
fiziarierposten  und  äsüs  römische  Straßennetz.  WZ  1902.  Mit  K.  —  '9)  Eine 
römische  Straßenkarte.  ÖJahrcsh.  1902.  —  20)  j)e  simulacris  barbarorum.  Krakau 
1900.  —  21^  Rappresentanze  figurate  delle  Provincie  romane.  Rom  1908.  — 
22)  Die  Ligurerfrage.  ArchAnthr.  1899.  —  -3)  Africa.  Antropologia  della  stirpe 
Camitica.  Turin  1897.  Origine  e  diffusione  della  stirpe  mediterranea.  Rom 
1895.     Arü  ed  Italici.     Turin   1898. 


56         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

ähnlicher  Weise  auch  die  ligurischen  Namen  behandelte.  Die  vor- 
treffliche Urgeschichte  Europas  von  Sophus  Müller  ist  durch  die 
deutsche  Übersetzung  von  L.  Jiriczeks^)  zugänglicher  gemacht 
worden.  Sie  stellt  auf  Grund  einer  vollkommenen  Beherrschung 
des  archäologischen  Materials  die  Abhängigkeit  des  Nordens  von 
den  Kulturländern  des  Ostens  und  Südens  dar.  Verwandten  Inhalts 
ist  das  Kapitel  über  die  > Kulturanfänge  in  Europa«  im  ersten  Bande 
von  Ed.  Meyers  Gesch.  des  Altertums 25)  (S.  7221).  Die  neuere 
Theorie,  welche  die  Indogermanen  aus  dem  Norden  kommen 
läßt,  ist  von  E.  Oberhummer  besprechende).  Von  A.  de  Jubain- 
villes  Werk  über  die  ältesten  Bewohner  Europas  ist  1894  eine 
zweite  Auflage  erschienen  27). 

Der  Bericht  beginnt  mit  Afrika,  sclireitet  dann  nach  Spanien, 
Gallien,  Britannien,  Germanien  bis  zu  den  Donauländern  fort,  um 
zuletzt  Italien  zu  behandeln. 

B.  Afrika. 

I.  Allgemeines. 

Von  D.  Detlefsen  haben  wir  eine  Untersuchung  über  die 
Quellen  der  Geographie  Afrikas  bei  Plinius  und  Mela28). 

Ein  wesentliches  Ergebnis  derselben,  das  wie  bei  allen  Provinzen,  so  auch 
bei  Afrika  zugrunde  gelegte  Gemeindeverzeichnis  stamme  nicht,  wie  bisher  meist 
angenommen,  aus  Kommentaren  zur  Karte  des  Agrippa,  die  D.  leugnet,  sondern 
aus  den  »Formulae  census«  ist  von  O.  Cuntz^S)  widerlegt  worden. 

Corippus,  dessen  »Johannis«  eine  der  wichtigsten  Quellen  für 
die  antiken  Berbern  ist,  wurde  nach  der  gi'undlegenden  Ausgabe 
von  Bartsch  (1879)30),  neu  herausgegeben  (1886)  vonPetschenig^i) 
und  von  Skutsch  in  der  RE  s.  v.  Corippus  behandelt.  Welch 
hervorragender  Platz  einer  auf  Veranlassung  Augusts  des  Starken 
von  zwei  sächsischen  Forschern,  Hebeustreit  und  Ludwig,  im 
Jahre  1731/32  unternommenen  Reise  nach  Nordafrika,  sowohl  in 
der  Entdeckungsgeschichte  von  Algier  tmd  Tunis  als  auch  in  der 
Geschichte  der  wissenschaftlichen  Reisen  überhaupt,  gebührt,  zeigt 
E.  Grosse32). 

Dem  Andenken  von  G.  Wilmanns,  der  1873/74  für  das  CIL 
Nordafrika  bereiste,  hat  C.  Bar  dt  dm'ch  Herausgabe  von  Reisebriefen 
aus  jener  mühsamen  Kampagne,  die  dem  jungen  Forscher  das  Leben 
kostete,  ein  schönes  Denkmal  gesetzt ^ 3).  —  G.  Boissiers  bekanntes 
Essaj^  »L'Afrique  romainc«  ist  in  dritter  Auflage  erscliienen  und 
ins  Englische    übersetzt    worden  3*).     Von    anderen    über  die  Topo- 

2*)  Straßburg  1905.  —  25)  2.  Aufl.  Stuttgart  1909.  —  26)  GJb.  1905,  148.  — 
27)  Les  Premiers  habitants  de  l'Europe.  Paris  1894.  —  28)  j,,  gieglins  Quellen 
u.  Forsch.,  1908, 'H.  14.  —  29)  GöttGelAnz.  1910,  46  f.  —  30)  MonGcrmllist. 
(Auct.  antiq.  3,  2).  —  3i)  BerlStudKlassPhilol.  4,  2.  —  »2)  pio  beiden  Afrika- 
forscher J.  E.  Hebenstreit  u.  Ch.  G.  Ludwig.  MVE  1902,  mit  K.  der  Koutou.  — 
33)  DRfG   1902,  204,  354.  —    ^*)  Paris   1907.     Engl.  Übers.  Ix)ndou   1899. 


Allgemeine«.     Afrika.  57 

graphie  und  Altertümer  des  Landes  orientierenden  Darstellungen 
liegt  vor  ein  Buch  von  A.  Scliulten.  »Das  römische  Afrika <"''^), 
von  dem  eine  französische  und  italienische  Übersetzung^^)  erschienen 
ist,  P.  Gauckler,  »L'ai'cheologie  de  la  Tunisie«^^),  St.  Gsell, 
»L'Algerie  dans  rantiquite«^^). 

Dem  afrikanischen  Teil  der  Peutingerkarte  liat  J.  Winkler 
eine  ausfülirliche  Behandlung  gCAvidmet^^").  Auch  für  Afrika  ist 
auf  v.  Domaszewskis  Darstelhmg  des  i'ömischen  Straßennetzes 
(Anm.  18)  zu  verweisen. 

Das  große  Inventamverk  über  die  Museen  des  Landes:  Musees 
et  Collections  archeol.  de  l'Algerie  et  de  la  Tunisiens),  ist 
auch  für  die  liistorische  Geographie  Nordafrikas  wichtig,  denn  die 
Denkmäler,  vor  allem  die  Mosaiken,  bieten  allerhand  Topographisches 
und  in  ihrer  Qualität  und  Verteilung  kommt  der  kulturelle  Vorrang 
der  östlichen  Teile  des  Landes  vor  dem  später  und  weniger  koloni- 
sierten Westen   zum  Ausdruck. 

Algier  besitzt  in  A.  Gsells  »Monuments  ant.  de  rAlgerie«*^') 
ein  ausgezeichnetes  Denkmälerwerk.  Für  die  tunesischen  Altertümer 
fehlt  ein  solches,  denn  von  den  »Monuments  hist.  de  la  Tunisie« 
ist  bisher  nur  ein  Band,  der  die  Tempel  enthält,  erschienen  *i)  und 
eine  Fortsetzung,  väe  es  scheint,  nicht  zu  envarten.  Die  von  der 
Direction  des  Antiquites  herausgegebenen  > Notes  et  Documents«*^"*) 
enthalten  an  topographischen  Arbeiten  eine  Besclireibung  der  Ruinen 
von  üchi  Malus,  des  Apollotempels  von  Bulla  Regia  und  einer  kar- 
thagischen Nekropole.  Allen  anderen  Provinzen  ist  Nordafrika  vor- 
aus in  der  Grundlage  einer  historischen  Geographie,  einer  histori- 
schen Karte.  Der  von  F.  Babelon,  R.  Cagnat,  Sal.  Reinach 
herausgebene  Atlas  archeol.  de  la  Tunisie  (IröOOOO)*^)  ist 
bereits  weit  fortgeschritten  x;nd  der  von  Gsell  unternommene  Atlas 
archeol.  de  l'Algerie  (1:200000)^3)  fast  fertig. 

In  beiden  Karten  sind  alle  antiken  Ruinen  durch  Ziffern  bezeichnet,  aber 
im  Kommentar  des  tunesischen  Atlas  nur  die  wichtigsten,  im  algerischen  alle 
Punkte  erläutert.  Der  von  Gsell  verfaßte  ausführlichere  Kommentar  der  algerischen 
Karten  ist  dem  tunesischen  nicht  allein  hierdurch,  sondern  auch  durch  größere 
Vertiefung  überlegen*^).  Beiden  Werken  liegt  die  Neuaufnahme  1 :  50  000  zugrunde. 

Ein  dringendes  und  auf  Grund  des  Atlas  archeol.  leicht  zu 
erfüllendes  Bedürfnis  ist  jetzt  eine  historische  Hand  karte. 

Im  Maßstab  1:. 500 000  gezeichnet,  würde  sie  Raum  zur  Eintragung  sämt- 
licher wichtigeren  Ansiedlungen  bieten  und  könnte,  genügend  mit  modernen 
Namen  versehen,  vom  Benutzer  leicht  auf  dem  laufenden  gehalten  werden. 

An  kleineren  historischen  Karten  liegt  das  afrikanische  Blatt 
von  W.  Sieglins  Atlas  Antiquus  (mit  mehreren  Nebenblättern) 
vor.     Die   afrikanischen  Blätter   der  FOA   stehen   noch  aus.     Über 


35)  Leipzig  1899.  —  36)  Von  Florance  (Paris  1904)  u.  L.Cesano  (Rom  1904).  — 
37)  Paris  1896.  —  38)  2.  Aufl.  Algier  1903.  —  38a)  RevTunisienne  1909.  — 
39)  Paris  1890ff.  GJb.  1905,  152.  —  *")  2  Bde.  Paris  1901.  —  ^'j  Paris 
1898.  —  ^i")  Paris  1908f.  Bisher  3  H.  —  *^)  Paris  1892f.  —  *^  Algier 
1902f.  —   **)  Vgl,  meine  Bespr.  AA   1905,  91;   1906;   1907;  1908,  238. 


58         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

die  Fortschritte  der  archäologischen  und  topographischen  Forschung 
in  Tunis  und  Algier  hat  von  1898  bis  1904  St.  Gsell  in  den 
Melanges  d'archeol.  et  d'hist.  berichtet,  seit  1898  A.  Schulten  im 
Archäol.  Anz.  (mit  Abbildungen  neuer  Funde).  Ich  habe,  so  weit 
möglich,  auf  diesen  Bericht  verwiesen,  weil  dort  die  Literatur  ver- 
zeichnet ist  und  der  Bericht  dem  deutschen  Leser  am  leichtesten 
zugänglich  ist.  —  Die  von  1889 — 1901  erscliienene  topographische 
Literatur  ist  im  wesentlichen  von  Liebenam*^)  verzeichnet.  Die 
wichtigsten  neueren  Erscheinungen  findet  man  kurz  erwähnt  in 
E.  Oberhummers  Bericht  GJb.   1905,   151  f. 

Die  für  die  afrikanische  Geographie  wichtigste  Zeitschrift,  in  der 
vor  allem  die  neugefundenen  topographisch  wichtigen  Inschriften 
veröffentlicht  werden,  ist  das  vom  französischen  Unterrichtsministerium 
herausgegebene  Bulletin  archeol.  du  Comite  des  travaux  hist. 
et  scient.46).  Hier  werden  auch  die  Berichte  über  die  Sitzungen 
der  »Commission  de  l'Afrique  du  Nord«  abgedruckt.  Wichtigere 
Funde  werden  in  den  CR  de  l'Acad.  des  inscr.  besprochen.  Ferner 
sind  die  Rev.  archeol.,  das  Bull,  de  la  Soc.  nat.  des  Antiquaires  de 
France,  die  Melanges  d'archeol.  et  d'liist.  zu  nennen. 

Au  lokalen  Zeitschriften  erscheint  in  Tunesien  die  Rev.  Tunisienne  und 
das  Bull,  de  la  Soc.  archeol.  de  Sousse  (seit  1903),  in  Algerien  das  Recueil  des 
Notiees  et  Mem.  de  la  Soc.  archeol.  de  Constantine  (seit  1853),  die  wichtigste 
archäologische  Zeitschrift  der  Provinz,  das  Bull,  de  l'Acad.  d'Hippöne,  die  Rev. 
Africaine,  das  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  et  d'Arch.  d'Oran. 

Mit  der  grammatischen  Form  der  afrikanischen  Ortsnamen 
in  den  spätrömischen Itineraren  beschäftigt  sichC.Pallu  de  Lessert, 
ein  sehr  wichtiges  imd  noch  wenig  erforschtes  Gebiet  berülirend*'^). 
Eine  »Geograpliie  de  l'Afrique  chretienne«  hat  Toulotte  geschrieben. 
Wegen  der  sorgfältigen  und  sachkundigen  Behandlung  der  antiken 
Topographie  verdient  der  nordafrikanische  Teil  von  Baedekers  Mittel- 
nieer  besondere  Beachtung  4'''^). 

n.  Physische  Geographie. 

Daß  der  Dschebel  hu  Kurnein  (Berg  der  zwei  Höruer)  bei 
Tunis  schon  im  Altertum  diesen  Namen  hatte,  lehrt  der  Beiname 
des  auf  ihm  verehrten  »Saturnus  Balcaranensis«^^).  Der  Dschebel 
Nafusa  im  tunesischen  Süden  heißt  nach  dem  Stamm  der  Nafusa^^"). 
Als  Alpes  Numidicae  wird  die  Nordatlaskette  zwischen  Hippo  Regius 
und  Cirta  bezeichnet  auf  einer  Inschrift,  die  von  der  Herstellung 
einer  Via  »per  Alpes  Numidicas<  berichtet* 9).  Der  Name  des  von 
Augustin  erwähnten  Mons  Giddaba  scheint  in  dem  des  Schettaba- 
gebirges  (westlich  von  Constantine)  erhalten  zu  sein^o), 

^5)  Bursians  JBer.  1905.  —  ••<')  Paris  (E.  Leroux).  —  ")  La  syntaxe  des 
routiers  roni.  et  les  deformatious  des  uoms  de  lieu.x  de  l'Afr.  rom.  MfemSAntFr. 
LXV,  115.  —  ^'")  Leipzig  1909  (mit  Plänen  von  Timgad,  Karthago  usw.).  — 
<8)  Toutain  in  Melanges  d'Arch.  1892.  —  ^8")  Partsch,  Satura  Viadriua,  S.  23.  — 
<9)  BAeHii)p6ne.   1902,  21.   —   ^O)  AA   1901,   79. 


Afrika.  59 

Die  Streitfrage,  ob  sich  das  Klima  seit  der  römischen  Zeit  ver- 
üDdert  hat,  wird  bei  der  Besprechung  der  römischen  Wasserwerke 
(Anm.  107)  erörtert  werden.  Bei  der  Bedeutung,  welche  die  na- 
turalistischen afrikanischen  Mosaikbilder  für  die  Kenntnis  von  Land 
und  Leuten  haben,  sei  hier  auf  P.  Gaucklers  grundlegende  Be- 
arbeitung der  antiken  Mosaiklnlder  verwiesen»!). 

Für  die  Vegetation  des  alten  Nordafrika  sind  Mosaikbilder  wichtig, 
auf    denen  Weinpflanzungen  52),    Obstbäume  53),    Steppen  pflanzen  5*) 

abgebildet  werden. 

Der  Wein  wurde  in  Afrika  an  einem  von  drei  Reifen  umgebenen  Gestell 
gezogen  wie  das  auf  den  Mosaiken  dargestellt  und  von  Varro  erwähnt  wird  5-'). 
Die  ehemalige  Verbreitung  und  den  Rückgang  der  Olivenkultur  stellte  P. 
Bourde  dar 5»"). 

Andere  Mosaikbilder  vergegenwärtigen  die  reiche  Tierivelt  des 
Landes  in  allerhand  Jagdbildern:  Landjagd  (auf  Löwen,  Panther, 
Grazellen,  Antilopen,  Wildschweine,  Rebhühner  usw.)  und  Fischfang56). 

Die  Naturtreue  der  Tierbilder  wird  von  Kennern  der  afrikanischen  Tier- 
welt gerühmt  57).  Am  häufigsten  werden  dargestellt  Fische,  z.  B.  auf  Mosaiken 
im  Museum  von  Sousse^»)  und  Rennpferde ^9).  Die  von  S.  Reinach  aufgestellte 
Behauptung,  daß  die  Araber  das  Pferd  ei-st  aus  Nordafrika  erhalten  hätten  S"), 
ist  von  A.  Schulten  zurückgewiesen  worden  *''). 

in.  Ethnologie. 

Nach  einer  ausführlichen  Besprechung  der  l)isherigea  Ansichten 
kommt  C.  Mehlis  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Berbern  zu  den 
Nordeuropäern  gehören  und  von  Mitteleuropa  aus  nach  Afrika  ein- 
gewandert seien  ß^). 

Die  befremdende  Ansicht  beruht  auf  dem  ganz  sporadischen  Vorkommen 
blonder  Typen  und  auf  einer  ganz  verunglückten  Identifikation  afrikanischer 
und  mitteleuropäischer  Ortsnamen. 

Die  ZU  demselben  Resultat  führenden  sprachlichen  Untersuchungen 
des  Dr.  Bertholon  über  die  Berbern  sind  ebenfalls  dilettantisch 6^). 

Als  Probe  sei  angeführt,  daß  er  den  berbischen  Ortsnamen  Ta-gora  von 
äyoQa,  Thagaste  von  dyaozt],  Thelejite  von  /.ejttj/  ableitet. 

Aus  den  Orts-  und  Stammnamen  hat  Wackernagel  (Anm.  301) 
eine  Ausstrahlung  der  libyschen  Rasse  nach  Spanien  und  über  die 
Küsten  des  westlichen  Mittelmeers  erwiesen.  Welche  Fülle  von 
wertvollem  Material  für    die  Ethnologie    und  Sprache    der  Berbern 


51)  In  Daremberg-Saglios  Dict.  des  Antiqu.  s.  v.  Musivuni  Opus.  —  ^-)  AA 
1900,  71;  1904,  130.  —  53)  Ebenda  1900,  71.  —  54)  Ebenda  1899,  67.  — 
55)  Ebenda  1904^  130.  —  55»)  Rapport  sur  la  culture  fruitiere  dans  le  Centre 
de  la  Tunisie.  Tunis  1893.  —  56)  Ganckler  a.  a.  O.  (Anm.  51)  S.  30,  Anm.  20 
des  S.-A.  —  57)  Vgl.  den  Aufsatz  von  Berard  über  die  auf  den  Mosaiken  dar- 
gestellten Pferderassen.  BullCom.  1906,  1  f .  —  5S)  AA  1901,  71;  1904,  127, 
129;  1905,  82.  BuUSou.-se  1905,  22.  —  59)  Gauckler  a.a.O.  S.  29, 
Anm.  14.  —  e«)  Recueil  de  Constantine  36.  —  ^h  AA  1905,  90.  —  «2)  Die 
Berbernfrage.  ArehAnthr.  1909.  —  ^^)  Les  premiers  Colons  de  souehe  europecnne 
dans  l'Afr.  du  Nord.  Paris  1907.  Origines  europeennes  de  la  langue  Berb&re. 
CR  de  l'Assoc.  franc,-.  pour  Favauc.  des  Sc.  1905.  Alle  Arbeiten  des  Autors 
sind  verzeichnet  in  dem  S.-A.  des  Essai  sur  la  Relig.  des  Libvens.    RevTun.  1909. 


CO        A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

die  Johannis  des  Corippus  enthält,  hat  vor  allem  J.  Part  seh  6*) 
gezeigt.  Die  Berbernamen  des  Corippus  behandelte  Skutsch^^). 
Im  zweiten  Bande  von  Th.  Fischers  Mittelmeerbildern ^6)  findet  man 
ein  Kapitel  über  die  Berbern,  das  auch  für  die  alte  Ethnologie  der- 
selben von  Bedeutung  ist,  da  sie  ihre  Eigenart  unverändert  bewahrt 
haben. 

rv.  Vorrömische  Zeit. 

Die  verschiedenen  prähistoriscJien  Epochen  im  Bereich  Tunesiens 
werden  behandelt  von  Di\  Deyrolle^'^),  paläolithische  Funde  der 
Gegend  von  Gafsa  von  Eybert^^). 

Die  Ausdehnung  des  Gebiets  von  Karthago  hat  St.  Gsell^^)  in 
einer  seiner  klaren  und  kritischen  Arbeiten  initersucht. 

Gsell  stellt  fest,  daß  das  Gebiet  von  Karthago  um  200  v.  Chr.  die  Ebenen 
am  mittleren  Medscherda  (die  fieyüla  jiedta)  und  das  Land  um  Thugga  ein- 
schloß, während  146  v.  Chr.  die  Grenze  östlich  von  Thugga  läuft.  Noch  weiter, 
bis  zur  heutigen  algerischen  Grenze,  reichte  es  um  250  v.  Chr.,  denn  damals 
schloß  es  Sicca  (El  Kef)  und  Tebessa  ein.  Außerdem  besaß  Karthago  die 
vEmporien«  an  den  Syrten,  die  algerische  Küste  bis  zum  Schelif  und  einige 
Plätze  an  der  atlantischen  Küste.  Auf  den  Nebenkarten  des  Blattes  20  von 
Sieglins  Atlas  Ant.  sind  die  bezeichneten  Versckiebxtngen  der  karthagischen 
Grenze  richtig  angegeben. 

Größere  Mengen  sizilischer  Münzen,  die  an  mehreren  Stellen 
der  Regentschaft  gefunden  worden  sind,  illustrieren  die  engen  Be- 
ziehungen zwischen  Sizilien  und  Karthago  ^Oj^  ^^{q  sie  sich  auch 
aus  den  in  den  karthagischen  Gräbern  gefimdenen  sizilischen  Gegen- 
ständen ergeben. 

Von  der  Ausdehnung  des  rhodischen  Imports  nach  Karthago  zeugen  die 
zahlreich  hier  gefundenen  Amphoreuhenkel  mit  rhodischem  Stempel').  Die  bis 
1904  vorhandenen   Stempel  sind  in   CIL  VIII,   S.  2 189  f.   zusammengestellt. 

Die  Beziehungen  der  afrikanischen  Provinzen  zu  Ägypten  kom- 
men in  der  A^erbreitung  äg^^ptischer  Kiüte  zum  Ausdruck,  die 
Gsell '^2)  behandelt  hat,  ferner  in  Mosaikbildern  von  Nillandschaften'^^)^ 
Regen  Verkehr  zwischen  Nordafrika  und  Dalmatien  bereits  in  vor- 
römischer Zeit  bekunden  die  hier  zahlreichen  numidischen  und 
karthagischen  Münzen  (Anm.  1066).  Mehrfach  sind  in  Karthago 
etruskische  Gegenstände  gefunden  worden '^3«j_ 

Über  den  Platz,  wo  Agathokles  im  Jahre  310  v.  Chr.  landete  und  seinen 
abenteuerlichen  Zug  gegen  Kaithago  begann,  unterrichtet  der  Kommentar  zu 
dem  Blatt  »Kelibia«  des  Atlas  arch.'?<).  Das  Blatt  »El  Kef'<  des  .\this  arch. 
de  l'Algerie  orientiert  über  die  Gegend  von  Xarragara  bei  El  Jussef  au  der 
tunesisch-algerischen  Grenze,  in  der  wahrscheinlich  die  Schlarlit  bei  Zuma 
anzusetzen  ist.  Die  Literatur  über  die  Kontrovei-se  führt  Gsell  im  Text  zu 
diesem  Blatt  an ''^).     Zuletzt  hat  Kromayer,  der  jüngst  an  Ort  und  Stelle  war, 

''*)  Praef.  zu  seiner  Ausg.  des  Corip})us  u.  Satura  Viadriua  20 f.,  Hermes 
TX,  292 f.  —  65)  ByzanlZ  IX,  152.  —  6«)  Leipzig  1908.  —  "^  BullSousse 
1905,  30.  —  «8)  Ebenda  1906,  41.  —  6»)  fetendue  de  la  domination  carthag. 
en  Afrique.  Algier  1905.  —  ™)  BullSousse  1907,  94.  —  "')  ArchMissionsSc. 
XV,  582.  —  72)  I'evHistRelig.  LIX,  2.  —  ")  ],„  Bardomuspum.  —  "")  Vgl. 
Bursians  JBer.  CXL,   117.  —   ''*)  Vgl.  AA   1901,   73.  —   '^)  S.  3. 


Afrika.  61 

die  Frage  behandelt^").  Er  entscheidet  sich  fiii'  die  Gegend  von  Narra{,'ara, 
hält  aber  eine  genaue  Bestimmung  des  Schlachtfeltles  für  unmöglich.  —  Die 
Versuche,  das  Schlachtfeld  am  Jfuthul  (108  v.  Chr.)  zu  bestimmen,  welche 
Winkler ^'^  und  K.  Oehlcr''*)  gemacht  haben,  dürften  bei  der  geringen  An- 
schaulichkeit des  sallustlschen  Berichts  sehr  j)roblematisch  sein.  —  Die  Lage 
von  Keferis,  das  im  dritten  punischen  Krieg  eine  bedeutende  Rolle  spielt,  steht 
jetzt  durch  J.  fest  ^9). 

V.  Aflrica  proconstQaris. 

/.   AUgoueines. 

Die  afrikanischen  Provinzen  wurden  in  der  alten  Kunst  dar- 
gestellt in  Gestalt  eines  Weibes,  dessen  Haupt  mit  einem  Elefanten- 
fell bedeckt  ist^'').  Solcher  Darstellungen  sind  in  der  römischen 
Provinz  mehrere  gefimden  wurden  ^i).  Eine  Darstellung  der  römi- 
schen Kolonisation  in  Tunesien,  die  besonders  über  die  Verschieden- 
heit der  Besiedlung  in  den  einzelnen  Gegenden,  die  topographische 
Lage  der  Städte  usw.  unterrichtet,  hat  Toutain^i'»)  gegeben. 

Die  von  Scipio  nach  der  Zerstörung  von  Karthago  durch  einen 
Graben  (»fossa  regia«  wegen  des  anstoßenden  uumidischen  König- 
reichs) festgelegte  Grenze  der  Provinz  Äfrica  Vetus,  des  146  v.  Chr. 
den  Karthagern  genommenen  Gebiets,  läßt  sich  feststellen  mit  Hilfe 
der  i'regiae«  benannten,  also  außerhalb  der  PbovIuz  gelegenen  Ge- 
meinden (Hippo  Regius,  Bulla  Regia,  Aquae  Regiae,  Zama  Regia, 
Musiuii  Regii  [Anm.  161],  Thimida  Regia  usw.)  und  mehrerer  von 
Vespasian  bei  einer  Revision  der  Grenze  gesetzter  Termini  mit  der 
Inschrift  »fines  provinciae  novae  (des  von  Cäsar  hinzueroberten  Nu- 
midien)  et  veteris  derecti  qua  fossa  regia  fuit«82). 

Solche  Steine  sind  gefunden  in  H.  Schetlu^^^,  H.  Suar*^),  Ksar  el  Baghla^') 
(am  Dseh.  Zaghuän).  Die  Grenze  lief  von  Thabraca  (Tabarca)  am  Meer  aus 
östlich  von  Vaga,  östlich  von  Thubui-sicum,  südlich  vom  Dsch.  Zaghuän,  kam 
bei  Hadrumet  der  Küste  sehr  nahe  und  erreichte  bei  Thenae  (H.  Tina)  wieder 
das  Meer. 

Die  Grenze  der  diocletianischen  Provinzen  Africa  procoyisidaris 
und  Byxacena  bestimmte  R.  Cagnat^ß).  Die  römische  Kolonisation 
des  kartJiagischen  Gebiets  ist  von  Ch.  Toutain87)  behandelt  worden. 

Im  nördlichen  Teile  des  Landes,  besonders  im  Tal  des  Medscherda  und 
an  der  Küste  konnte  Rom  auf  der  hier  vorhandenen  karthagischen  Kultur  weiter- 
bauen, dagegen  ist  die  Kolonisation  des  Landes  südlich  der  südlichen  Atlaskette 
ganz  das  Werk  Roms. 

Daß  ein  im  Jahre  103  v.  Chr.  von  dem  Tribun  Saturninus  be- 
antragtes Gesetz,  den  Veteranen  des  Mariiis  in  Afrika  Land  anzu- 


76)  wiss.  Ber.  über  die  Exped.  zur  Erforsch,  der  Schlachtfelder  des  zweiten 
pun.  Krieges.  Wien  1908.  —  ^7)  RevTunis.  1907,  49.3.  —  ^8)  BPhilolWschr. 
1910,  Nr.  2.  ÖJahresh.  1910,  327.  —  ^9)  CIL  VIII,  1275.  —  s»)  Bienkowski, 
de  simulacns  barbar.  (Anm.  20),  S.  38,  94.  —  81)  AA  1901,  80.  —  »i")  Les 
cites  rom.  de  la  Tunisie.  Mit  K.  Paris  1896.  —  «2)  cß  1394^  43  (Cagnat).  — 
83)  NArchMissSc.  XIV,  164  (Meriin).  —  84)  Ebenda  139.  —  85)  Ebenda  193.  — 
86)  Klio  1902,  73—79.  —  87)  La  colonisation  rom.  en  Tunisie  (in  La  Tunisie 
au  XX.  si^cle,  Paris  1904). 


62         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

weisen  (Am*.  Victor  73),  zur  Ausführung  gelcommen  ist,  hat  der 
Beiname  Marimui,  den  zwei  Städte  südwestlich  von  Dugga  tragen: 
Vchi  Maius  und  Thibaris^^),  bewdesen.  Besonderes  Interesse  ver- 
dienen die  von  A.  Schulten ^9)  in  der  Umgebung  von  Karthago 
nachgewiesenen  Reste  der  von  C.  Gracchus  bei  Grründung  seiner 
Kolonie  angelegten  Flurteihmg  (Zenturiation  =  schachbrettförmiges 
Wegenetz)  und  die  im  Süden  erhaltenen,  von  Ch.  Toutain  be- 
handelten Spuren  einer  ähnlichen  im  Jakre  30/29  n.  Chr.  (nach 
Besiegung  des  Tacfarinas)  sei  es  zur  Kolonisation,  sei  es  zur  Ver- 
anlagung der  Grundsteuer  vorgenommenen  Zentiu-iation  der  ganzen 
Provinz. 

Die  Basis  dieser  Vermessung  war,  wie  W.  Barthel  gezeigt  hat,  eine  etwa 
von  Hippe  ßegius  bis  Sufetula  reichende  über  400km  lange  Gerade'*").  Ein 
Grenzstein  zwischen  den  Gemeinden  Thabora  und  Thimisua  wird  bezeichnet  als 
gesetzt  »secundum  formam  .  .  .  tianam«^').  Mit  dieser  Forma  kann  wohl  eine 
der  von  irgend  einem  Beamten  aufgenommenen  Katasterkarten  der  betreffenden 
Territorien  gemeint  sein,  wie  wir  sie  aus  den  Feldmessern  kennen  ^2). 

Daß  die  Grundlage  des  römischen  Städtewesens  der  alten  Pro- 
vinz nicht  auf  Cäsar,  sondern  auf  Augustus  zurückgeht,  hat  W. 
Barthel93)  im  Gegensatz  zu  E.  Kornemann^'*),  der  Cäsar  eine 
großzügige,  Augustus  eine  engherzige  afrikanische  Politik  zugeschrie- 
ben hatte,  nachgewiesen. 

Eine  hierher  gehörige,  dem  Augustus  für  seine  Vei'dienste  um  die  Kolonie 
Uthina  gesetzte  Inschrift,  bespricht  Tontain^^),  und  Merlin  gibt  eine  Inschrift 
heraus,  welche  besagt,  daß  Augustus  Veteranen  bei  Sutunurca  (bei  Uthina)  Acker 
angewiesen  habe^ß).  Auch  der  conventus  civium  Romanorum  et  Numidarum 
qui  Mascululae  habitant  (C.  VIII,  15  775)  geht  auf  Augustus  zurück,  ebenso 
wohl  die  dem  »pagus  Fortunalis«  von  Sutunurca  analoge  Gemeinde  der  pagani 
pagi  Mercurialis«  (C.  VIII,  885). 

Besondere  Beachtung  verdienen  die  aus  Römern  und  Eingeborenen 
xusammengesetzten  Gemeinden  "wie  der  obengenannte  Conventus  civ. 
Romanorum  et  Numidarum  und  die  veterani  et  pagani  Medelitani  9'). 
Auch  sie  sind  von  Augustus  ins  Leben  gerufen  worden. 

Daß  diese  von  Augustus  deduzierten  Veteranengemeinden  meist  als  Land- 
gemeinden, »pagi«,  konstituiert  waren,  lehren  mehrere  Inschriften  derselben 
Gegend  ^^),  so  die  erwähnte  Inschrift  aus  Sutunurca  (Anm.  96) :  cives  Rom.  et 
pagani  veter(ani)  pagi  Fortunalis  quorum  parentes  beneficio  dui  Augusti  agros 
acceperunt 9*).  Auch  die  »pagus«  und  »civitas«  genannten  Gemeinden  der 
Gegend  von  Thugga  sind  wohl  solche  augusteischen  Veteranengemeinden.  Eine 
Inschrift  aus  Karthago  lehrt,  daß  alle  diese  Gemeindeu  der  Kolonie  Karthago 
attribuiert  waren  8^).  Bei  wachsender  Bedeutung  wurden  die  Gemeinden  dann 
selbständig    und    zu   Stadtgemeinden    erhoben.     Aus    diesen    pagi    hat    sich    ein 


88)  Merlin  u.  Poinssot,  Les  Inscr.  d'Uchi  Maius,  1908,  17.  —  89)L'arpen- 
tage  rom.  en  Tunisie.  Mit  K.  BullCom.  1901.  —  9")  MemAcadlnscr.  1907 
(Toutain).  WschKlPhil.  1909,  1257  (Barthel).  —  9')  NArchMissSc.  XIV,  165 
(Merlin).  —  92)  A.  Schulten,  Römische  Flurkarten.  Hermes  1898.  —  9»)  Zur 
Geschichte  der  römischen  Städte  in  Afrika.  Diss.  Greifswald  1904.  —  ^*)  Philo- 
logus  1901,  402  f.  —  95)  RecConstantine  1907,  53.  —  »8)  Proc{;s-verb.  1909,  8.  — 
*')  A.  Schulten,  Die  Landgemeinden  im  römischen  Reich.  Philol.  LIII, 
672  f.  —   98)  Anm.  96  f.  —   »9)  Anm.  93  (Barthel),  S.  41. 


Afrika.  63 

großer  Teil  der  späteren  Städte  entwickelt.  Ihre  Vororte  erscheinen  im  ersten 
und  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  als  »cxstollum«  und  »civita.«*"  des  »pagus<-, 
um  dann  im  dritten  Jahrhundert  zu  ilunizipien  oder  Kolonien  zu  werden,  wo- 
bei der  pagus  zu  ihrem  Territorium  wird'"").  Diese  Entwicklung  liegt  vor  bei 
Thugga,  Thigniea.  Thubursicum,  Agbia,  Numiuli  usw.  Derselbe  Prozeß  wieder- 
holt sieh  bei  den  Städten  der  Umgebung  von  Cirta  (Phua,  Mastar,  Tiddis  usw.). 
Es  ist  dasselbe  wie  wenn  in  Gallien  an  die  Stelle  der  civitas  der  Parisii  all- 
mählich die  Stadt   Parisii   (=   h.   Paris)  tritt. 

Auf  Grmul  mehrerer  Grenzsteine,  die  sicli  auf  eine  van  Trajan 
vorgenommene  Grenzregulierung  im  Süden  der  Provinz  beziehen, 
zeigt  R.  Cagnat^oi)^  (jaß  Trajan  auch  in  Afrika  (wie  an  der  Donau 
und  am  Euphrat)  die  Reichsgrenze  vorgeschoben  hat.  Derselbe 
Autor  hat  die  diocletianische  Neuordnung  der  afrikanischen  Pro- 
vinzen behandelt  102). 

2.  Kolonisation. 

Besonders  intensiv  war  Anbai;  und  Besiedlung  in  dem  Land- 
strich, der  sich  südlich  vom  mittleren  Medscherda,  westlich  vom 
TTed  Kralled  und  östlich  vom  ü.  Tessa  ausdehnt  imd  den  man  nach 
der  wichtigsten  Stadt  das  Land  um.   Thugga  nennen  kann. 

Über  diese  Gegend,  in  der  die  Städte  (besonders  im  Tal  des  Kralled)  mit 
großen,  teils  kaiserlichen,  teils  privaten  Latifundien  abwechseln,  gibt  es  ver- 
schiedene Arbeiten,  vor  allem  Dr.  Cartons,  der  diese  Gegend  zuerst  erforscht 
hat,  Schrift  »La  eolouisation  romaine  dans  le  pays  de  Dougga<' '"•'),  femer 
Merlin  u.  Poinssot,  Inscr.  d'Uchi  Mains  (Anm.  88). 

Über  die  dichte  Besiedlung  des  heute  ganz  verödeten  Südostens 
der  Begentschaft,  der  alten  Byzacena,  verbreitete  die  Untersuchung 
der  römischen  Wasserwerke  der  Gegend  Licht  (Anm.  107). 

Der  ganze  Küstenstrich  zwischen  Sousse  und  Sfax  sei  damals  ein  einziger 
Olivenwald  gewesen.  Überall  stoße  man  auf  die  Ruinen  von  Farmen  und 
Dörfern,  während  hier  heute  nur  drei  elende  Ortschaften  vegetierten'"*).  Nur 
der  sorgfältigen  Bewässerung  sei  dieser  Zustand  verdankt  worden. 

Über  die  Kolonisation  des  äußersten  Südens  unterrichtet  der 
Reisebericht  von  P.  Blanchet^o^^  und  die  Enquete  über  die  Wasser- 
werke. Besonders  lehn-eich  ist  der  Bericht  des  Majors  Guenin 
über  die  Besiedlung  der  Gegend  von  Tebessa^oe^. 

Es  finden  sich  hier  in  einem  Bezirk  von  etwa  12  000  qkm  600  antike 
Ruinen,  20  pro  qkm,  was  auf  eine  Bevölkerung  von  etwa  200  pro  qkm  schließen 
läßt.     Auch  hier  lebte  die  Bevölkerung  von  der  Olivenkultur. 

Eine  Fülle  wertvoller  Daten  für  die  Kolonisation  und  die  Kultur- 
geographie des  Landes  hat  die  1897/98  auf  Veranlassung  des  früheren 
Resident  general  Millet  unter  P.  Gaucklers  Leitung  von  Offizieren, 
Beamten  usw.  ausgeführte  Enquete  über  die  römische^i  Wasserwerke 
der  Regentschaft  gesammelt  ^o'^),  von  der  der  erste  Band  (Byzacena) 
vorliegt,  während  vom  zweiten  drei  Hefte  erschienen  sind. 


100)  Philol.  LIII,  672  (A.  Schulten).  —  'oi)  CR  1909,  568.  —  '"2)  Melanges 
Havet,  65.  —  '"3)  Xunis  1904.  Mit  guter  K.  —  '04)  Enquete  (Anm.  107) 
I,  8.  —  105)  NArchMissSc.  1899,  103—53.  —  '06)  Ebenda  1909,  75—234, 
mit  K.  —  '07)  Enquete  sur  les  installations  hvdrauliques  rem.  en  Tunisie.  I, 
Tunis  1897—1901;  II,  1902—04.  S.  die  Ref.  von  A.  Schulten,  AA  1898, 
115—18;   1900,  73;   1901,   73;  1902,  60;   1903,  99;   1904,   131. 


64         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Aus  hunderten  von  Aufnahmen  lernt  man  hier  die  zahlreichen  und  ver- 
schiedenartigen Anlagen  zur  Sammlung  und  Verteilung  des  damals  wie  heute 
kostbaren  Wassers  kennen :  Zisternen  in  und  außerhalb  der  Städte,  oft  von  großer 
Ausdehnung,  Brunnen,  quer  in  das  Bett  der  Winterflüsse  (üeds)  und  über  die 
Abhänge  gelegte  Mauern,  durch  welche  die  Wildwiisser  aufgehalten  und  seitlich 
über  die  Felder  geleitet  wurden,  Talsperren  zum  Aufsammeln  des  winterlichen 
Überflusses,    Kanäle    und  Aquädukte    zur  Verteilung   des  aufgestauten  Wassers. 

Studien  über  die  afrikanischen  Wasserwerke  veröffentlicht  anch 
der  Verfasser  eines  großen  Werkes  über  die  Wasserleitungen  von 
Lyon,  G-ermain  de  Montauzan^os^,  ^n  ^[q  römischen  Wasser- 
Averke  knüpft  sich  die  Streitfrage,  ob  das  alte  Afrika  reicher  an 
Niederschlägen  gewesen  sei  als  das  heutige,  was  Dr.  Carton,  den 
Einüuß  der  Bewaldung  überschätzend,  behauptet^^g)^  De  la  Blan- 
chere^^o)  ^nd  die  Enquete  (I,  48)  bestreiten.  Anderseits  steht 
fest,  daß  der  unterirdische  Wasservorrat  durch  Entwaldung  geringer 
geworden  ist^^^).  Das  platte  Land  war  mit  gutsherrlichen  Villen 
bedeckt. 

Von  ihrem  Aussehen  können  wir  uns  vor  allem  aus  den  Mosaikbildern 
eine  Vorstellung  machen.  Es  sind  meist  viereckige,  einen  Hof  umgebende  und 
mit  vier  Ecktürmen  versehene  Gebäude,  nach  Art  der  heutigen  »ßordsch«  (vom 
röm.  »burgus«).  Über  Leben  und  Treiben  auf  diesen  Schlössern  und  Farmen 
sind  wir  vortrefflich  durch  die  Mosaikbilder  unterrichtet,  die  mit  Vorliebe,  sei 
es  den  Gutsherrn  auf  der  Jagd,  sei  es  die  Kolonen  bei  der  Feldarbeit,  dar- 
stellen ^ '  •').  Es  sind  ihrer  vor  allem  vier  heute  im  Bardo  befindliche:  drei  aus 
einer  Villa  bei  Thabraca,  das  vierte  aus  der  Villa  der  Labcrier  bei  Udna.  Das 
erste  Bild  von  Thabraca  stellt  eine  von  Weinpflanzungcn  umgebene  Farm  dar, 
das  zweite  einen  von  Türmen  überragten  Bordsch  in  einer  Landschaft  mit  Wein. 
Obstbäumen  und  Hügelland,  das  dritte  ein  ähnliches  Gebäude  inmitten  von 
Obstbäumen,  das  vierte  Bild  (aus  Udna)  schildert  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Jagd. 

Das  nordafrikanische  Haus  ist  nicht  das  aus  dem  italischen 
Atrium  und  dem  griechischen  Peristjdhaus  zusammengesetzte  pompe- 
janische,  sondern  das  orientalische,  von  Karthago  eingefühii;e  Peri- 
stylhaus,  dessen  Eäume  um  einen  unbedeckten  Hof  gruppiert  sind. 

Beispiele:  die  Häuser  von  Timgad'^*),  das  Haus  der  Laberier  in  Uthina"^), 
die  von  Gsell^^^)  angeführten  Beispiele  und  die  byzantinischen  Bordsch  der 
Gegend   von   Tebcssa'"^''),   unedierte  Häuser  in  Thibilis  (Algier)   und  Thugga. 

3.  Die  Städte. 
a)  Karthago.     Von    der  Topographie  der  Stadt  ist  innner  noch 
wenig  bekannt.     Ganz  problematisch  ist  die  auf  ungenügenden  Ans- 


108)  NArchMissSc.  1907,  71.  AA  1909,  226.  —  'OO)  foude  sur  les  Iravau.x 
hydraul.  des  Rom.  Tunis  1897.  134  S.  Climatologie  et  agriculture  de  l'A. 
ancienne.  BullAcadHippöne  1895.  —  ^O)  NArehMissSc.  VII,  1  —  108.  — 
'")  S.  Enquete  I,  122.  AA  1898,  118.  ~  "2)  aA  1898,  113;  1899,  62. 
Musivum  opus  (Anm.  51)  S.  31,  Anm.  15  (Gauckler).  —  ''^  Catalogue  du 
Musee  du  Bardo.  Paris  1897.  Taf.  3,  6.  Schulten,  D.is  römische  Afrika 
(Anm.  35),  S.  49.  —  "<)  AA  1901,  75;  1905,  86,  mit  Plan.  —  »i^)  (Jauck- 
1er,  La  Villa  des  Laberii  U  Oudna  (Mon.  Piot.  111).  —  ""^  (jsoll,  Mon.  ant. 
de  l'Algerie  II,   15.  —   "6")  S.  Anm.  106. 


Afrika.  65 

grabungen  beruhende  Ansetznng  der  punischen  Stadtmauern.    Sie 
festzustellen  ist  eine  dringende  Aufgabe. 

Außer  den  beiden  Häfen  und  der  Byrsa,  den  beiden  Festpunkten  der 
karthagischen  Topographie,  ist  noch  festgestellt  das  Theater  und  das  Odeum, 
die  nordöstlich  der  Byrsa  in  gleichem  Abstand  vom  Meer  wie  diese  liegen, 
Zirkus  und  Amphitheater  (im  Westen,  an  der  Peripherie),  mehrere  große 
Zisternen  (besonders  die  vonLaMalgai,  die  Thermen  (am  Meer),  verschiedene 
Basiliken  und  mehrere  punische  und  römische  Nekropolen. 

Mit  der  Carte  archeol.  des  Ruiries  de  Carthage  (1:5000)  ^^'') 
hat    die  Topographie    von  Karthago    eine  neue  Grundlage  erhalten. 

Daß  die  Darstellung  des  Terrains  zu  wünschen  läßt,  daß  man  verabsäumt 
hat,  die  zahlreichen  archäologischen  Details  durch  einen  Kommentar  genügend 
zu  erläutern,  hat  A.  Schulten  ausgeführt!'^.  Einen  kleinen  aber  sorgfältigen 
Stadtplan  enthält  Baedekers  »Mittelmeer«  (S.  360).  Einen  Reliefplan  von 
Karthago,  der  auf  der  Pariser  Weltausstellung  ausgestellt  war,  bespricht  R. 
Oehlerii9). 

a)  Das  punische  Karthago.  Die  Nekropolen,  der  bedeutendste 
Best  der  punischen  Stadt,  sind  in  löblichem  Wetteifer  von  Pere 
Delattre,  dem  Prior  des  IGosters  auf  der  Byrsa  (St.  Louis  de 
Carthage),  und  von  P.  Gauckler,  dem  langjährigen  Vorsteher  des 
Service  des  Antiquites  in  Tunis,  erforscht  worden.  Auf  Grund 
ihrer  Berichte  hat  A.  Schulten  jährlich  im  Arch.  Anz.  (1898ff.) 
die  Fortschritte  dieser  erfolgreichen  Grabungen  verfolgt. 

Die  bis  ins  7.  Jahrhundert  hinaufreichenden  Fundstücke  der  ältesten  kar- 
thagischen Nekropole  (Duimes  und  Dermesch)  bestätigen,  daß  Karthago  um 
700  V.  Chr.  bereits  bestand.  Die  Funde  der  verschiedenen  Nekropolen  belehren 
uns  femer  über  die  Richtung,  welche  der  karthagische  Handel  in  den  ver- 
schiedenen Epochen  hatte.  In  der  ältesten  Nekropole  des  7.  bis  6.  Jahrhunderts 
finden  wir  vor  allem  ägyptische  oder  phönizische  den  ägyptischen  nachgeahmte 
Gegenstände:  sie  weisen  in  die  Frühzeit  Karthagos,  als  der  phönizische  Handel 
das  östliche  Becken  des  Mittelmeers  beherrschte.  Die  aus  dem  4.  bis  3.  Jahr- 
hundert stammende  Nekropole  von  Bordsch  Dschedid  illustriert  mit  ihren 
sizilisclien  und  unteritalischen  Gegenständen  die  Ausdehnung  der  karthagischen 
Herrschaft  auf  Sizilien. 

Über  eine  neue,  dem  5.  bis  4.  Jahrhundert  angehörige  punische 
Nekropole  westlich  des  B.  Dschedid-Hügels  (»Ard  el  Kheraib«)  be- 
richtet Merlin  i20j_  Et-  g^j^  bei  dieser  Gelegenheit  die  Chronologie 
der  drei  (mit  der  auf  der  Byrsa  vier)  Nekropolen  und  das  sich  aus 
ihrer  Lage  filr  die  Entwicklung  der  Stadt  Ergebende.  Was  sich 
aus  der  Gräberforschung  für  die  Entwicklung  des  Stadtbildes  des 
punischen  Karthago  gewinnen  läßt,  hat  auch  M.  Besnier  in  einem 
Vortrag  121)  dargelegt. 

Seit  1898  hat  R.  Oehler  mehrere  Aufsätze  über  die  Häfen 
von  Karthago  veröffentlicht  ^ -2) ^  i,-n  wesentlichen  Resümees  der 
französischen  Unterseeforschungen.  Kritische  Bemerkungen  dazu 
machte  A.  Schulten  ^23), 


"7)  Paris  1907,  Service  geogr.  de  l'Armee,  3  Bl.  —  n»)  AA  1909,  191.  — 
"9)    PhilWschr.    1900,    Nr.  33  f.    —    12O)    Notes    et    Documents    HI,    1909.   — 
121)  Carthage  punique.    Caen  1901.  —  122)  aA  1898f.  —  123)  Ebenda  1905,  73f. 
Geo<;r.  Jahrbuch  XXXIV.  5 


66         A.  Schuhen,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Ausgrabungen  im  Jahre  1909  haben  ergeben,  daß  die  iu  der  Mitte  des 
Kriegshafens  liegende  Admiralit.ätsinsel  einen  Durchmesser  von  60  m  hatte ^24)_ 
Die  in  der  Nähe  der  Häfen  gefundenen  Haufen  karthagischer  Ballisten-  und 
Schleuderkugeln   deuten   auf  die  Lage  des  Arsenals  iiin'-*). 

Unterseeische  Sondierungen  haben  in  der  südlich  der  Häfen 
liegenden  Bucht  von  El  Kram  deutliche  Reste  des  .scipionischen 
Dammes  festgestellt. 

Der  Damm  setzte  südlich  von  El  Kram  an  und  erreichte  im  Norden  den 
östlich  vom  Handelshafen  erbauten  breiten  Kai  (auf  dem  die  Karthager  zum 
Schutz  der  Häfen  ein  Bollwerk  errichtet  hatten),  wodurch  die  Einfahrt  gesperrt 
wurde. 

Was  die  Häfen  angeht,  so  bleibt  es  dabei,  daß  sie  in  den 
beiden  Lagunen  südwestlich  der  Byrsa  erhalten  sind.  Die  süd- 
liche oblonge  Lagune  war  der  Handels-,  die  runde  nördliche  mit 
der  Insel  der  Kriegshafen  i26)_ 

ß)  Das  römische  Karthago.  Über  dieses  und  seine  Topographie 
besitzen  wir  das  ausführliche  Werk  von  A.  A ud ollen t^^Tj^  2U  dem 
ein  Aufsatz  von  R.  Cagnat^^S)  ^u  vergleichen  ist. 

Der  neue  Plan  (Anm.  117)  läßt  da.s  Straßennetz  der  römischen  Stadt 
erkennen.  Die  meisten  Straßen  laufen  der  Küste  parallel  (von  NO  nach  SW) 
nur  45  m  (150  Fuß)  voueinauuer  entfernt.  Sie  werden  geschnitten  von  kurzen, 
im  Abstand  von  150  m  (500  Fuß)  senkrecht  zur  Küste  gezogeneu  Querstraßen. 
A.  Schulten  hat  aus  diesem  Straßennetz  den  Umfang  der  römischen  Stadt 
festgestellt  und  ihre  Fläche  auf  360  ha  berechnet,  so  daß  Karthago  in  der 
Kaiserzeit  nur  ein  Drittel  so  groß  als  das  Rom  der  aurelianischen  Mauer  ge- 
wesen wäre  1-3).  Die  Zone  des  Straßennetzes  wird  auf  der  Landseite  begrenzt 
durch  die  alte  Bahn  La  Goulette  —  La  Malga  und  durch  den  von  La  Malga 
nach  Sidi  bu  Said  führenden  Weg.  Zu  dieser  Ausdehnung  der  Stadt  stimmt  auch 
die  Lage  der  römischen  Friedhöfe,  die  außerhalb  dieser  Zone  liegen.  Drittens 
paßt  dazu  die  noch  vollkommen  erhaltene  Zenturiation  des  Laudgebiets  der 
römischen  Stadt,  da  der  die  Stadt  begrenzende  Weg  La  Malga — Sidi  bu  Said 
der  erste  Dekumanus  der  Zenturiation  ist. 

Eine  aus  mehreren  Reihen  übereinander  gelegter  Amphoren 
gebildete  Stützmauer  am  Abhang  der  Byrsa,  die  nach  Ausweis  der 
aufgemalten  Inschriften  aus  den  Jahren  43 — L5  v.  Chr.  stammt, 
wird  auf  die  Stadtmauer  der  Kolonie  bezogen  von  BartheH^O)^ 
der  sodann  feststellt,  daß  die  Stadtmauer  der  Kolonie  unvollendet 
geblieben  ist,  so  daß  Kartliago  im  Jahre  425  v.  Chr.  eine  offene 
Stadt  war  (Chron.  Min.  ed.  Mommsen  I,  658).  Eine  ähnliche 
Amphorenmauer  ist  am  Hügel  B.  Dschedid  gefunden  Nvorden^si). 

Daß  die  Cohors  urbana,  der  die  Aufgabe  zufiel,  die  unruliige 
afrikanische  Metropole  in  Schach  zu  halten,  ihr  Lager  auf  der 
die  Stadt  beherrschenden  Höhe  von  B.  Dschedid  hatte,  zeigte  P. 
Gauckler'32). 


124)  BuUCom,  1909,  5,  mit  Plan  (Merlin).  —  125)  AA  1909,  194.  — 
126)  Ebenda  1905,  73,  mit  K.  —  I27)  Carthage  romaine.  Paris  1901.  850  S., 
mehrere  Pläne.  —  12»)  JSavants  1905.  —  129)  AA  1907,  77;  1909,  191.  — 
130)  Zur  Geschichte  der  römischen  Städte  in  Afrika  (Anm.  93),  S.  21.  —  i'i)  AA 
1905,   79.   —   132)  CRAcad.   1904,   695. 


Afrika.  67 

Eine  Fähre,  die  Karthago  mit  dem  gegenüber,  auf  der  Südseite  der  Bai 
von  Tunis,  liegenden  Maxula  verband,  lehrte  uns  der  inscbriftlich  erhaltene 
Tarif  derselben  kennen  '•'^j. 

Karthago  als  Stadtgöttin  ist  auf  einem  hier  gefundenen  Mosaik 
dargestellt i34^_  In  (Jer  Sammlung  »Les  villes  d'art  celebres«  hat 
R.  Cagnat  neben  Timgad  und  Tebessa  Karthago  behandelt  (Anm.207). 

b)  Die  anderen  Städte.  Durch  die  in  großer  Masse  besonders 
südlich  vom  mittleren  Jledscherda  aufgefundenen  Inschriften  ^•''5) 
ist  eine  Menge  neuer  Ortsnamen  bekannt  geworden.  Sie  auf- 
zuzählen würde  zu  weit  führen  und  zwecklos  sein,  da  es  zur 
Orientierung  an  einer  dem  Leser  zugänglichen  bequemen  Karte 
fehlt  (s.  0.  S.  57).  Die  meisten  Namen  kommen  sonst  nur  in  den 
Biscliofslisten  vor. 

Durch  Ausgrabungen  sind  vor  allem  die  Städte  Thugga,  Bulla  Regia,  Gigthis 
(an  der  Syrte),  Uthina  erfoi-scht  worden.  Am  weitesten  fortgeschritten  ist  die 
Aufdeckung  von  Thugga^'^^).  Einen  Plan  der  Stadt  findet  man  Areh.  Anz. 
1902,  55.  Zu  dem  noch  wohlerhaltenen  Tempel  (»Kapitoh)  ist  hinzugekommen 
diis  Foinm,  ein  Merknrtempel,  ein  Teil  des  Straßennetzes,  das  hier  im  Gegen- 
satz zu  Timgad  unregelmäßig  ist,  was  sich  sowohl  aus  dem  Alter  wie  aus  der 
Lage  der  Stadt  erklärt,  umi  prächtige  Privathäuser.  Das  berühmte  libysche 
Mauisohum  ist  restauriert  worden.  Auf  dem  Forum  ist  eine  Windrose  für 
zwölf  Winde  angebracht  ^ 3'').  J.  Carcopino  hat  in  den  benachbarten  Ruinen 
von  Thüjnica  (Ain  Tunga)  gegraben,  oline  großen  Erfolg,  während  seine  epi- 
graphischen Stufen  in  der  Umgegend  ein  neues  Exemplar  der  »lex  Hadriana 
de  rudibus  agris«   (Anm.  167)  ergab '2*). 

Außer  Thugga  ist  durch  Ausgrabungen  am  besten  erfoi-scht 
Gigthis  (Bu  Grara  an  der  Kleinen  Syrte).  Im  Arch.  Anz.  1902 f. 
hat  A.  Schulten  Ansichten  der  wichtigsten  Bauwerke  und  1909, 
202  einen  Plan  des  Forums  und  seiner  Umgebung  mitgeteilt.  Auch 
in  Bulla  Regia  (bei  Suk-Arrhas  am  mittleren  Medscherda)  hat  man 
Ausgrabungen  begonnen  i39j_ 

Der  topographisch  wichtigste  Fund  ist  ein  Heiligtum  des  Apollo  Patrius, 
eines  später  zum  Apollo  umgestempelten  einheimischen  Gottes.  Das  Heiligtum 
hat  denn  auch  die  be>onders  durch  die  Sanktuarien  des  Saturn  und  der  Caelestis 
in  Thugj^a  bekannte  Form  der  punischen  Heiligtümer  und  besteht  aus  einem 
offenen  Hof  mit  angebauten   Kapellen  '■"'). 

Die  wenig  ergiebige  Topographie  von  Hadrumetum  behandelten 
der  Major  Hannezo^-^^),  Carton^^s^,  Monlezun^^^^. 

Daß  Hadrumet  wie  Karthago  unter  Augustus  Kolonie  geworden  ist,  haben 
die  Amphoreninschriften  c(ol)  I(ulia)  H(adrumetum)  gelehrt i*3a^_  Im  übrigen 
ist  von  der  alten  Stadt  so  gut  wie  nichts  zu  sehen.  Besser  steht  es  mit  den 
Nekropolen,  welche  auch  hier  die  von  der  Stadt  ausstrahlenden  Straßen  be- 
gleiten 1*^).     Über    die    Aufdeckung    der    sehr    ausgedehnten    christlichen   Rata- 


133)  AA  1907,  165.  —  134)  Ebenda  1905,  79.  —  ^^^)  CIL  Vm,  Suppl. 
1—3  (1891,  1894,  1904).  —  i36)  S.  die  Berichte  von  A.  Schulten  in  AA  1902, 
53;  1903,  93;  1904,  122;  1906,  152  usw.  —  137)aA  1906,  152.  —  i38)  Melanges 
Archeol.  1907,  23.  —  '39)  aA  1904,  128;  1907,  165;  1908,214.—  i*»)  Ebenda 
215.  —  1*1)  BuUSousse  1905,  142.  —  1*2)  Ebenda  1907,  139.  —  i*3)  Rgv. 
Arch.  1900,  195—215,  mit  Plänen.  —  "S«)  ^A  1907,  167.  —  '")  BuUSousse 
1903,  156—83. 

5* 


68         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geogra2)hic  des  Westcus. 

komben  des  alteu  Hadrumct  wird  im  Bull,  de  Sousse  1905  f.  berichtet.  D;i.« 
seit  1903  erscheinende  Bull,  de  la  Soc.  archeol.  de  Sousse*'*^)  enthält  wert- 
volle Beiträge  zur  Topographie  der  Umgebung  von  Hadrumet  und  überhaupt 
des  tunesischen  Südens.  Die  nähere  Umgebung  der  Stadt,  welche  an  antiken 
Resten  sehr  reich  ist,  behandelt  in  einer  Reihe  von  Aufsätzen  Dr.  Cartou, 
der  wie  früher  die  Gegeud  von  Thugga  so  jetzt  die  von  Sussa  zu  seiner  archäo- 
logischen Domäne  gemacht  hat  !*•').  Nach  Carton  war  die  Umgegend  ganz  mit 
Gärten  und  kleinen  Farmen  bedeckt.  Sie  lagen  an  Wegen,  die  in  dichtem 
Netz  das  Land  durchzogen,  und  waren  mit  Mauern  eingefaßt,  ein  Bild,  das 
lebhaft  an  die  Umgebung  einer  modernen  Stadt  des  Südens  erinnert. 

Daß  Qurza  nicht  mit  Kalaa  Kabira  (10  km  von  Hadrumet), 
wohin  die  7  Milien  der  Peutingerkarte  führen,  sondern  nur  mit 
dem  ausgedehnten  Ruinenfeld  Akuda  6,5  km  von  Hadrumet  identi- 
fiziert werden  könne,  weist  Carton  nach^*''),  indem  er  zugleich 
die  Topograpliie  dieser  Stadt  behandelt,  von  der  noch  beträchtliche 
Reste  vorhanden  sind.  Eine  andere  römische  Stadt  liegt  bei  Ksiba, 
6  km  sikUich  von  Sussa. 

Ihre  Topographie  bespricht  Carton  '^*),  der  hier  ein  sehr  interessantes 
Saturnusheiligtum  ausgegraben  hat.  Von  der  Bedeutung  des  Platzes  zeugt  ein 
Theater.  Derselbe  Autor  weist  auf  die  in  der  Gegend  von  Hadrumet  vorhandene 
Limitation   hin,   mit  der  Mahnung,  diese  wichtigen  Reste  genau  aufzunehmen'^^). 

Einen  Plan  von  Thenae  (H.  Tlüna),  das  in  Cäsars  bellum 
Africanum  eine  Rolle  spielt,  findet  man  im  Bull,  du  Com.  1908, 
2 2  f.  Daß  der  alte  Name  des  heutigen  Gabes  Tacapes^  nicht  Tacape 
gewesen  ist,  haben  die  Meilensteine  ergeben.  Es  hat  sich  also  im 
heutigen  Namen  der  alte  Name  ohne  den  berberischen  Artikel  ta 
(vgl,  Tha-gaste,  Tha-mugadi)  erhalten  (Tha-cajjes  =  Gabes)  i^^). 
Über  Capsa  (h.  Gafsa)  liegt  eine  Monographie  vor^5i)_ 

Ein  Kroki  der  Ruinen  von  Leptis  Minor  (Lemta)  findet  sich 
im  Bull,  du  Com.  1905,  28i52j.  Daß  die  beiden  gleichnamigen  Syrten- 
städte  eigentlich  Lepcis  heißen,  zeigt  Clermont-Ganneau^53)_ 
Horrea  Cadia  (h.  Hergla),  ein  wichtiger  Hafen  der  tunesischen 
Küste,  bildet  den  Gegenstand  einer  topographischen  Studie  von 
Hannezo^^*).  Wichtig  für  die  Topographie  der  Hauptstadt  des 
Sahel  Thysdrus  (El  Dschem)  ist  das  erste  den  Wasseranlagen  dieser 
Stadt  gewidmete  Kapitel  der  »Enquete  sur  les  installations  hy- 
drauliques«  ^^^). 

Die  Fläche  der  Stadt  wird  hier  auf  135  ha  geschätzt.  Das  riesige  Amphi- 
theater diente  nicht  allein  der  Stadt,  sonderu  der  ganzen  damals  dicht  besiedelten 
Gegend. 

Einen  Plan  des  alten  Althihurus  (Medeina)  findet  man  Enquete 
I,  146,  wo  die  Wasserwerke  der  Stadt  behandelt  sind,  einen  Plan 
der  bedeutenden  Ruinen  von  Thclcpte  (Feriana)  eberida  154,  wie 
denn    überhaupt   in    der    »Enquete«    eine  Menge    von  Plänen    mit- 

1^5)  Sousse,  Imprim.  franj.  —  «^6)  BullSonsse  1904,  176;  1905,  124, 
168.  —  1^7)  Ebenda  1906,  49.  —  ^*»)  Ebenda  1907,  68,  mit  Plan.  —  '^9)  Ebenda 
1905,  182  (vgl.  Anm.  89).  —  iso)  aA  1905,  84.  —  '5t)  Bodereau,  Capsa 
1907.  —  '52)  AA  1902,  56.  —  's:')  CRAcad.  1903,  333.  —  '54)  i]„llSousse 
1907,   125.  —    155)  S.  Anm.  107. 


Afrika.  69 

geteilt  sind.  An  eine  Inschrift  der  Gemeinde  Fnrnos  knüpft  Merlin^-^ß) 
Bemei-kungcn  über  die  Städtenamen  anf  -os  wie  Sululos,  Madanros 
und  die  als    > Mains«   und    >]yiinus«   unterschiedenen  Gemeinden. 

4.  Die  einheimischen  Stämme. 
Die  topographische  Lage  der  im  Süden  der  Pro\'inz  angesiedelten 
Berberstämme  ist  durch  Inschriften  mehrfach  aufgeklärt  worden. 
Daß  der  Stamm  der  Musulami,  der  in  dem  Aufstand  des  Tac- 
farinas  eine  bedeutende  Rolle  spielt,  in  der  Kaiserzeit  nordöstlich 
von  Theveste  saß,  zeigt  Toutain^57^_ 

Sie  grenzten  einerrseits  an  Madaiira  (C.  VIII,  4676),  anderseits  an  eine 
sonst  unbekannte  Gemeinde  Tifiihenna  und  an  eine  kaiserliche  Domäne '^*). 
Ein  zwischen  den  Musulami  und  den  Cisibennenses  terminierender  Grenzstein 
ist  kürzlieh  publiziert ^*9).  In  der  Gegend  von  Thubursicum  Numidarum  (an 
der  algerischen  Grenze)  wohnte  nach  Ausweis  des  Beinamens  dieser  Stadt  und 
hier  gefundener  Inschriften  eine  Gens  yiimifJa.rum^^'^.  Eine  Gemeinde  der 
Chellensex  Numidne  lehrte  die  Inschrift  ('.  YIII,  16352  kennen  (Gegend  von 
El  Kef). 

Aus  einer  von  Merlin ^ßi)  herausgegebenen  Inschrift  sehen  wir, 
daß  der  Stamm  der  Musunii  Regiani  (=  Regii)  zwischen  Cillium 
imd  Thelepte  saß.  Der  Beiname  Regius  bezeichnet  die  Lage  auf 
ehemaligem  Gebiet  der  niunidischen  Fürsten.  Die  Grenze  zwischen 
Africa  Vetus  imd  Numidien  lief  also  östlich  von  den  Musunii,  was 
vollkommen  zu  der  Lage  der  anderen  »Königstädte«  und  den 
sonstigen  Festpunkten  der  Grenze  paßt  (Anm.  82).  Mehrere  Berber- 
stämme an  der  Kleinen  und  Großen  Syrte  identifiziert  J.  Bartsch 
in  seiner  vortrefflichen  Abhandlung  »Die  Berbern  in  der  Dichtung 
des  Corippus«i62) 

Die  Frexes  sind  die  heutigen  Fraschisch,  den  Namen  der  Xefu.sa  be- 
wahrt noch  heute  der  Dschebel  Nefusa.  Hoffentlich  hat  die  hier  gegebene 
Anregung  zu  einer  Bearbeitung  der  Ethnologie  des  Corippus  (und  seiner  zahl- 
reichen berberischen  Personennamen)  Erfolg.  Auf  Inschriften  aus  Gigthis  kommt 
der  Stamm  der  Cinithü  yor'^^^].  Die  CiritfU  Nybgeni<ir>iiii  (bei  Ptolem. 
NvyßrjVioi)  saß  nach  den  von  R.  Cagnat  behandelten  Inschriften  am  Nordrand 
des  Schott  el  Dscherid  und  grenzte  nach  W  an  Capsa  (Gafsa),  nach  O  an  Tacape 
(Gabes)  i^^).  Eine  Gens  Bacchuiana  bezeugen  die  in  Bu  Dschelida  (am  Süd- 
abhang des  Berges  Eihän)  gefundenen  Inschriften  ^ ^5). 

5.  Die  Latifundien. 

Neben  den  Städten  und  Stämmen  nehmen  einen  großen  Raum 
die  Latifundien  der  Kaiser  und  ^^eler  Privater,  die   »saltus«   ein. 

Die  Notiz  des  Plinius,  daß  unter  Nero  sechs  Gi-undbesitzer  die  Hälfte  der 
Provinz  besessen  hätten,  erscheint  durchaus  glaublich,  denn  es  werden  immer 
mehr  Saltus  bekannt,  besonders  im  Süden  und  am  mittleren  Medscherda,  wo 
die  ganze  Gegend  zwischen  U.  Tessa  im  Westen,  Siliana  im  Süden  und  Osten 
und  dem  Medscherda  im  Norden,  von  kaiserlichen  und  privaten  Grundherrschaften 
eingenommen  war^^^). 


156)  Proces-verb.  Juni  1909.  16.  —  i^T)  ij^m.  je  la  Soc.  Antiqu.  1898.  — 
158)  CR  1909,  568  (Cagnat).  —  i59j  NArehMiss.  1909,  117.  —  i«0)  CR  1904, 
478  (Cagnat).  —  lei)  Ebenda  1909,  91.  —  i««)  S.  Anm.  64.  —  163)  NArehMiss. 
XV,  311.  —  164)  CR  1909,  568.  —  les)  CIL  VIII,  S.  1269.  —  i66)  S.  Anm.  103. 


70         A.  Scbulten,  Beiicht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Mehrere  auf  diese  Güter  bezügliche,  für  die  römische  "Wirtschafts- 
geschichte und  die  landwirtschaftlichen  und  sozialen  Verhältnisse 
der  Provinz  äußerst  wichtige  Inschriften  (Bestimmungen  über  Pacht, 
Anbau  usw.)  sind  seit  1880  gefunden  und  oft  behandelt  worden ^  6^). 
Die  Güter  des  Kaisers  und  viele  private  Saltus  bildeten  eigene 
Territorien  (Grundherrschaften),  wie  man  besonders  aus  den  z^vischen 
ihnen  und  einer  Stadt  terminierenden  Grenzsteinen  sieht  ^^S)  Sehr 
wertvoll  für  die  Topographie  der  Saltus  am  mittleren  Medscherda 
ist  Dr.  Cartons  »La  colonisation  au  pays  de  Dougga<-i69)  mit  einer 
Kartenskizze,  welche  die  Lage  der  einzelnen  Grundhorrschaften 
veranschaulicht,  und  einer  Karte  der  ganzen  Gegend. 

Eine  Reihe  von  Grenzsteinen  mit  der  Inschrift  civit(atis)  Thugg(ensis)  und 
Caes(aris)  N(ostri)  ergibt,  daß  das  Gebiet  von  Thugga  im  Süden,  auf  dem  Kamm 
des  Dsch.  esch  Scheid,  au  liuiserliche  Domänen  stieß.  Andere  kaiserliche  Saltus 
begrenzen  die  Stadtflur  von  Thugga  im  Norden.  Die  beste  Karte  der  Saltus- 
gegend  ist  jetzt  das  Blatt  »Teboursouk«  des  Atlas  archeol.  In  der  Nähe  von 
Thugga  waren  begütert  die  Pullaieni,  welche  auf  den  Inschriften  von  Thugga 
und  Uchi  Maius  eine  große  Rolle  spielen  '^'').  An  netten  Salttts  sind  bekannt 
geworden:  der  Saltus  der  Manilii  Arellii '"')  ein  »Fundus  ...  itanus«i^2j^  der 
»Saltus  Haterianus«'^^),  die  Gruppe  des  ->Saltus  Blandianus,  Udensis,  Lamianus, 
Domitiauus,  Tbysdritauus«  und  der  »Saltus  Neronianus«  in  der  Gegend  von 
Thugga  ^''^),  die  »praedia  Rufi  Volusiani«^''^),  ein  Saltus  bei  Thibaris  i^^), 
»praedia  Pullaienornm«  bei  Thugga^^^),  »praedia  L.  Mcmmi  Victorici;  bei 
Thugga^''*),  kaiserliche  Domänen  südlich  von  Tebessai^^). 

6.  Militärische  Anlagen  (Liraeskastelle,  Straßen). 

Sehr  gefördert  wurde  in  den  letzten  Jahren  die  Erforschtmg 
der  Südostgrenze  der  Provinz:  des  Litnes  Tripolitanus,  der  nach 
dem  Itin.  Ant.  von  Turris  Tamalleni  am  Südufer  des  Schott  el 
Dscherid  bis  nach  Leptis  Magna  (Lebda)  reichte  *^o). 

Der  Limes  ist  auch  hier  eine  mit  Kastellen  besetzte  Straße.  Er  lief  auf 
dem  Kamm  des  die  Kleine  Syrte  umziehenden  Dahargebirges.  Die  bald  großen, 
bald  kleinen  Kastelle  ^^i)  liegen  vor  den  Defilees,  durch  die  die  Berberslämme 
der  Wüste  in  das  reiche  Küstenland  der  Kleinen  Syrte  eindringen  konnten. 
Außer  den  eigentlichen,  ein  kleines  Lager  darstellenden  Kastellen  findet  man 
als  besonders  verbreiteten  Typus  die  auch  an  der  Donaugrenze  öfter  erwähnten 


I 


'6^)  S.  Mommscn,  Hermes  1880,  38ö,  wo  das  zuerst  gefundene  Dekret 
des  Commodns  über  die  Kolonen  des  Saltus  Burunitanus  (bei  Vaga,  nördlich 
vom  Medscherda)  behandelt  ist.  Cuq,  Le  colonat  partiuire  dans  l'Afr.  rom. 
(Mem.  preseniees  par  divers  savants  ä  l'Acad.  de  Inscr.  1898).  Toutaiu,  L'inscr. 
d'Hr.  Mettich  (ebenda).  A.  Schulten,  Die  Lex  Manciaua  (Berlin  1898).  Die 
Lex  Iladriana  de  rudibus  agris  (Hermes  1894  und  Klio  1907).  Die  roraisehen 
Grundherrschafien  (Weimar  1895).  Beaudouin  (Nouv.  Rev.  du  droit  frani;. 
et  etranger  1898).  —  '^sj  Schulten,  Die  römischen  Grundherrschaften  (1896), 
S.  41f.  AA  1907,212.  CRAcad.  1907,  471.  —  iß»)  Tunis  1904.  —  i'«)  Merlin, 
Uchi  Maius  (Anm.  88).  S.  54.  —  i^i)  NArchMiss.  XIV,  131  (Merlin).  — 
172)  Ebenda  138.  —  ^''^  Ebenda  139.  --  i^*)  Alle  in  der  Lex  Iladriana 
(Anm.  167).  —  "5)  Merlin  a.  a.  O.  S.  196.  —  »^6)  Ebenda  S.  200.  - 
1")  p:benda  S.  205.  —  "«)  Ebenda  S.  211.  —  »79)  NArchMiss.  1909,  165.  — 
»80)  AA  1902,  57;  1903,  98;  1904,  131,  mit  K.  BuUCom.  1903,  272;  1904, 
142,  4(>7;   1905,  259.  —    »«i)  Pläne  derselben    AA   1902,   58. 


Afrika.  71 

»Bürgin,    d.  h.  kloine,    stark    befestigte  Häuser   mit  offenem  Ilof,    die  heutigen 
xBordsch.182). 

Im  Anschluß  an  eine  Inschrift,  welche  die  Erbauung  des  Kastells 
(praesidium)  bei  Siaun  ums  Jahr  198  (unter  Septimius  Severus) 
datiert,  bestimmt  Merlin  1^3)  die  Chronologie  der  Limeskastelle. 

Bereits  Commodus  schiebt  ein  Kastell  (Tisavar)  nach  W  über  die  Linie 
der  Limes  vor,  Sept.  Severus  folgt  seinem  Beispiel  mit  dem  Kastell  Siaun, 
Alexander  Severus  baute  noch  weiter  südlich,  z.  B.  in  Gadames,  Kastelle.  Die 
Bezeichnung  »burgus  centenarius«,  welche  sich  sowohl  bei  den  Kastellen  des 
tripolitanischen  Limes  als  auch  sonst  findet,  leitet  Gauckler '*'')  von  dem 
Centurio  oder  Centenarius,  der  in  solchen  kleinen  Kastellen  kommandierte,  ab. 

Sehr  wichtig  für  die  Erforschung  der  östlichen,  zu  Tripolis  ge- 
hörigen Limesstrecke  ist  die  von  H.  Malthuilsieux  ausgeführte 
Reise  gewesen,  über  deren  archäologische  Ergebnisse  in  den  Arch. 
des  missions  scient.  1902,  245 — 77  (mit  11  Tai)  berichtet  wirdi^ö)^ 
während  ein  hübsch  illustriertes  Buchi^Cj  vom  alten  und  neuen 
Tripolis  erzäklt. 

Behandelt  sind  die  Städte  der  Küste:  Leptis  Magna,  Sabrata,  Oea  und  die 
spärlichen  Eeste  im  Innern,  da.s  M.  bis  zu  dem  80  km  von  der  Küste  entfernten 
Rand  des  die  Wüste  begrenzende  Plateaus  (Dsch.  Iffren,  Gariana,  Tarunha  von 
Westen  nach  Osten)  bereist  hat.  Die  dem  zweiten  Bericht  (1904)  beigegebene 
Karte  zeigt  den  Zug  des  Limes  über  die  Nefusakette,  die  östliche  Fortsetzung 
des  tunesischen  Dsch.  Dahar,  welche  westlich  von  Leptis  Magna  ans  Meer  stößt 
und  so  den  Limes  bis  zu  diesem  seinem  Endpunkt  führt.  Mau  braucht  jetzt 
nur  die  in  Tunis  festgestellte  westliche  Limesstrecke  mit  dieser  östlichen  zu 
kombinieren,  um  den  ganzen  Limes  Tripolitanus  zu  haben.  Er  umzieht,  dem 
Rand  des  Plateaus  (D.  Dahar  —  D.  Nefusa)  folgend,  die  Küste  der  Kleinen 
Syrte  in  starkem  Bogen.  Auf  den  bisherigen  Karten  z.  B.  bei  Sieglin  (Atlas 
ant.,  Karte  20)  ist  diese  Grenzlinie  viel  zu  flach  gezeichnet.  Innerhalb  des  vom 
Limes  umzogenen  Gebiets  hat  M.  in  Ghirza  (am  üed  Semsem)  eine  bedeutende 
Ruinenstätte,   »die  schönsten  Ruinen  von  Tripolis<',  entdeckt i*^. 

Interessant  ist,  daß  die  Namen  der  Stationen  oder  Kastelle  des 
Limes  meist  noch  heute  fortleben.  So  entspricht  Thaniascaltin 
dem  Stamm  der  Slamatin,  Aiini,  =  h.  Asru,  Mesphe  =  h.  Mesphe 
usw.  Für  die  moderne  Geograpliie  ist  von  Interesse  die  Feststellung, 
daß  der  Dsch.  Nefusa  kein  eigentliches  Randgebirge,  sondern  nur 
der  etwa  300  m  hohe  Steilrand  des  zur  Küste  abfallenden  Plateaus 
ist  ^88),  eine  Terraingestalt,  die  an  das  in  Terrassen  zur  Küste  ab- 
fallende Plateau  von  Kyrene  erinnert.  Die  Denkmäler  von  Ghirza 
sind  jetzt  auch  von  fachmännischer  Seite,  von  dem  Architekten 
H.  Saladin,  gewürdigt  worden  189)_ 

Die  ausführlichste  Darstellimg  der  militärischen  Straßen  des 
Südens    der  Provinz    hat    auf  Grund    der  von  mehreren  Offizieren, 


i82j  AA  1904,  132.  NArchMiss.  1909,  139.  161,  176.  -  ^»^)  CR  1909, 
91.  —  1")  Melanges  ßoissier,  S.  125.  —  'S^)  aA  1904,  117;  1906,  144; 
1907,  208.  —  18«)  A  travers  la  Tripolitaine.  Paris  1903.  Mit  K.  —  18^)  aA 
1906,  46.  —  188)  NArchMiss.  1906,  82,  95.  —  >89)  Les  monuments  de  Ghirza. 
Paris  1906. 


72        A.  Schulteu,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

besonders  von  Donau,   angestellten  Forschungen  Ch.  Toutain^^o) 
gegeben  (mit  Plänen  mehrerer  Kastelle  des  Limes  Tripolitanus). 

Ferner  ist  zu  vergleichen  der  Aufsatz  von  Donau  über  die  Straße  Theveste — 
ThelepteiS')  und  Winklers '9'°)  Untersuchung  über  die  in  der  Tabula  Peut. 
verzeichneten  Grenzstraßen.  Im  dritten  Su])pl.  der  C.  VIII  sind  eine  Menge 
neuer  Miliensteine  mitgeteilt.  Sie  beziehen  sich  auf  folgende  Straßen :  Ta- 
cape — Leptis  Magna,  Tacape-Capsa,  Thelepte— Theveste,  CiUium — Thelepte, 
Cillium— Theveste,  Karthago— Theveste  (die  Hauptchaussee  des  Landes),  Kar- 
thago— Sicca  (El  Kef),  Sicca — Thagaste,  Simitthii — Thabraca,  Hippo  Ecgius — 
Thagaste  usw. 

Von  den  römischen  Chausseen  berichtet  Dr.  Carton,  daß  sie 
nur  an  besonderen  Stellen,  z.  B.  bei  Brücken,  gepflastert  sind, 
sonst  aber  nur  aus  einer  0,20 — 0,40  m  dicken  Lage  von  kleinen 
Steinen  bestehen  i92).  Auf  einer  Inschrift  aus  Ammaedara  1^3)  wird 
genannt  eine  Via  Hadrumetina,  womit  wohl  eine  der  nach  H. 
führenden  Straßen  gemeint  ist.  Den  Sussa  zunächst  liegenden  Teil 
der  Straße  Hadrumetum — Sufetula  (Sbeitla)  beschreibt  E.  Barthelemy 
im  Bull,  de  Soussei^*).  Winkler  195)  untersuchte  die  über  die 
nördliche  Atlaskette  von  Simitthu  (Schemtu)  nach  Thabraca  (am 
Meer)  führende  Straße  und  die  Küstenstraße  von  Thabraca — Hippo 
Diarrhytusisß). 

Die  am  Südufer  des  Schott  Fedschedsch  (östlicher  Teil  des 
Schott  el  Dscherid)  entlang  führende  Straße  von  Tacape  (Gabes) 
nach  Turris  Tainalleni  (nördlich  von  Kebilli)  ist  melirfach  unter- 
sucht worden,  so  von  Donau  in  Bull,  de  Sousse^^''). 

Öfter  erforscht  wurde  auch,  besonders  von  Donau,  die  südliche  Hälfte 
der  Straße  Tacape— Theveste:  das  Stück  Tacape— Capsa  (Gafsa)  lä»).  Die  Straße 
ist  14/15  n.  Chr.  vom  Procos.  L.  Asprenas  angelegt,  um  den  Süden  der  Provinz, 
wo  17  n.  Chr.  der  Aufstand  der  Tacfarinas  ausbrach,  mit  dem  Legionslager 
Theveste  zu  verbinden  (.  .  .  viam  ex  castris  hibernis  Thacapes).  Das  in  der 
römischen  Zenturiation  erhaltene  antike  Wegenetz  ist  Anm.  90  besprochen 
worden. 

VI.  Numidia. 

Eine  gute  Orientierung  über  die  beiden  westlichen  Pro-s^zen 
gibt  Gsells  »L'Algerie  dans  rantiquite«i99).  Besonders  ist  hier  die 
wichtige  Frage  nach  dem  Lauf  der  Süd(jrcn%e  in  den  verschiedenen 
Epochen  behandelt. 

Der  Limes  lief  im  1.  Jahrhundert  am  Südrand  der  uördlicheu  Atlaskette, 
wurde  später  bis  südlich  der  Salzseen   (Schott-el-Hodna)  vorgeschoben. 


190)  Notes  et  Documeuts  sur  les  voies  strateg.  et  l'occupatiou  mil.  du  Sud 
Tunisien  in  BullCom.  1904,  272-409.  MemSAntiqFr.  1903,  253—380,  mit 
genauer  K.  —  '9»)  Ebenda  1907,  138—215.  mit  K.  —  J»"")  llcvTunis.  1910, 
37  (Fronticre  mer.  de  l'Afrique).  —  192)  Colonisatiou  rom.  un  pays  de  Dougga, 
1904,  26.  —  193)  Revue  des  Publ.  Epigraph.  (RevArch.  1908),  Nr.  1(5.  — 
19«)  BullSou.ssc  1906,  32.  —  >»*)  RevTunis.  1895,  38.  —  '96)  ßuHCom.  1S94, 
3(39.  —  197)  1907,  52.  173.  —  '98)  MemSAntiqFr.  1905,  mit  K.  (Toutain). 
AA  1905,  84;  1906,  161;  1907,  172.  —  '99)  Algier  (Jourdan).  2.  Aufl.  1903, 
mit  K. 


Afriliii.  73 

Gsells  »Atlas  archeologique  de  TAlgerie«  1:50  000  ist  als 
Grundlage  der  historischen  Geographie  von  Numidien  und  Mauretania 
Caesariensis  oben  S.  57   gewürdigt  worden. 

Die     vortrefflich    gezeichneten    Bliittor    orientieren    über    die    verschiedene 
Dichtigkeit    der    Besiedhing.     Am    dichtcs^teu    besiedelt    ist    die    Umgegend    von 
Cirta   mit    seinem    ausgedehnten  Territorium,    dann    folgt   das  Bergland   an  der 
.Küste,  am  dünnsten  bewohnt  war  das  Steppengebiet  des  Südens. 

Uralte  ägyptische  Einflüsse  treten  in  den  algerischen  Fels- 
zeichnungen zutage. 

So  erscheint  z.  B.  hier  der  widderköpfige  Ammou  mit  der  Sonne  zwischen 
den  Hörnern  200),  Steingeräte  aus  quaternärer  Zeit^oi)  wurden  mehrfach  im 
Recueil  de  Oonstantine  202)  veröffentlicht.  Sie  lehren,  daß  Nordwestafrika  in 
dieser  Epoche  bereits  ziemlich  dicht  besiedelt  war. 

Für  Thamugadi  (Tinigad),  das  man  mit  Recht  das  afrikanische 
Pompeji  genannt  hat,  ist  vor  allem  auf  das  große,  prächtig  aus- 
gestattete Werk  von  Boeswillwald  (später  Ballu)  und  Cagnat, 
»Timgad,  une  cite  afr.  sous  rempire«203)^  zu  verweisen.  Über  die 
bisherigen  Ausgrabungen  orientieren  die  Berichte  von  A.  Schul ten^o*). 

Den  ein  vollkommenes  Schachbrett  darstellenden  Plan  der  von  Trajan  ge- 
bauten Kolonie,  an  die  sich  später  Vorstädte  angebaut  haben,  findet  man  im 
Arch.  Anz.  1905,  86  abgedruckt.  Für  Reisende  gibt  es  den  kleinen  Führer 
von  Ballu 205),  gehr  zu  empfehlen  ist  jedem,  dem  das  große  Werk  nicht 
zugänglich  ist,  die  von  Holzinger  herausgegebene  Sammlung  von  Photographien 
aus  Timgud^oß).  Eine  mit  vortrefflichen  Bildern  ausgestattete  Beschreibung  gab 
kürzlich  R.  Cagnat 207)^  von  dem  auch  der  Nachweis,  daß  sich  der  Umriß  der 
trajanisclien  Kolonie  noch  deutlich  erkennen  läßt,  herrührt  208).  Beiträge  zur 
Baugeschichte  der  Stadt  —  das  chronologische  Verhältnis  von  Kalk-  zum  Sand- 
stein —  gab  E.  Petersen  in  einem  auch  sonst  für  die  afrikanischen  Alter- 
tümer belehrenden  Reisebericht  209).  Au  Einzelheiten  der  Topographie  von 
Timgad  sei  hervorgehoben  die  große  Zahl  der  Badeanstalten,  deren  jetzt  bereits 
elf  bekannt  sind,  die  Bibliothek2i0),  mehrere  Märkte^i'),  zahlreiche  Peristylhäuser, 
eine  Vorstadt  mit  allerhand  Fabriken  2i2)_  Andere  Literatur  über  Timgad  ver- 
zeichnet Li  eben  am  213). 

Ein  archäologischer  Führer  durch  Lager  und  Lagerstadt  Lambacsis 
von  R.  Cagnat  ivSt  in  der  Sammlung  »Guides  en  Algerie  ä  l'nsage 
des  touristes  et  archeologues «   erschienen  21 3«). 

Das  wohlerhidtene  Lager  der  dritten  Legion  ist  jetzt  fast  ganz  ausgegraben. 
Über  die  Fortschritte  der  Aufdeckung  ist  im  Arch.  Anz.  1902  f.  berichtet.  Die 
bisherigen  Ergebnisse  stellt  eine  mit  Plänen  ausgestattete  Abhandlung  von 
R.  Cagnat  dar2i4). 

Nächst  Thamugadi  und  Lambaesis  sind  am  genauesten  erforscht 
die    Ruinen    von    Thihüis    (kmwma)-^^),    Thuhursicum    Numklarum 


200)  Gsell,  Mom.  ant.  I,  46.  —  201)  Vgl.  im  allgemeinen  Recherche  des 
antiquites.  Paris  1890.  S.  36.  —  202)  z.  ß.  XL,  119;  XLI,  185;  XLII, 
117.  _  203)  Paris  1905.  —  204)  aA  1899 f.  —  205)  Guides  en  Algerie.  2.  Aufl. 
Paris  1903.  —  206)  Djg  Baukunst  H.  1,  Ser.  3.  —  207)  Les  villes  d'art  eelfebres: 
Carthage,  Timgad,  Tebessa.  Paris  1909.  —  208)  CR  1904,  460.  —  209)  aA 
1903,  25.  —  210)  Ebenda  1904,  134;  1905,  89;  1906,  162;  1907,  173.  — 
211)  Ebenda  1905,  85.  —  212)  Ebenda  1909,  222.  —  2i3)  ßursians  JBer. 
1905,  358.  -  213«)  2.  Aufl.,  1901.  —  2i4)  MemAcadlnscr.  1907,  219—77. 
AA   1908,  233.  —    2i5)  Ebenda  1906,   164;   1909,  220. 


74        A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

(Khamissa)2i6)^  Madaurus  (Mdanruscli)^!^)^  alle  drei  durch  Joly. 
Der  Topographie  von  Cirta,  das,  stets  bewohnt  und  oft  zerstört, 
an  antiken  Resten  sehr  arm  ist,  hat  Ch.  Vars^is)  eine  ausführliche 
Behandlung  gewidmet. 

Zu  einer  förmlichen  Monographie  über  Cirta  ist  der  umfangreiche  Kom- 
mentar von  Gsell  zum  Blatt  »Constantine«  des  Atlas  arch.  de  l'Algerie-'^) 
angewachsen.  Auch  für  die  anderen  Städte  ist  der  Text  zu  Gsells  Atlas  der 
beste  Kommentar  in  kürzester  Form.  Rings  um  Cirta  sind  interessante  Grenz- 
steine gefunden,  welche  verschiedene  Kategorien  von  Ländereieu  (ager  publicus, 
ager  acceplus)  gegeneinander  abgrenzen.  Eine  Karte  mit  genauer  Eintragung 
ihrer  Fundorte  wäre  für  die  Agrargeschichte  wichtig. 

Durch  das  1894  veröffentlichte  Supplement  des  CIIj  VIII  sind 
auch  in  jN^umidien  eine  Reihe  neuer  Ortsnamen  bekannt  geworden: 
Aquae  Flavianae  (C.  17  720),  Lamsorta  (18  595),  Celtianenses  (19  688), 
Thamalla  220).  Einen  Grrenzstein.  der  zwischen  einem  »Kastellum 
Gruroleuse«  uiid  einem  privaten  Latifundium  terminiert,  veröffentlicht 
Grsell22i).  Über  die  dichte  Besiedluug  der  Gegend  von  Tebessa 
unterrichtet  die  oben  (Anm.  106)  angeführte  Arbeit.  Das  auch 
topographisch  wichtige  Wasserreglement  von  Lamasba  hat  F.  Gr. 
de  Pachtere  neuerdings  untersucht 222).  Dem  Beispiel  der  tunesi- 
schen Enquete  folgend,  hat  man  auch  in  Algier  eine  solche  über 
die  römischen  Wasserwerke  veranstaltet  223), 

Für  das  Straßennetz  sind  wichtig  die  im  dritten  Supplement 
des  CIL  YIII  veröffentlichten  neuen  Miliarien  (CIL  VIII,  S.  21211). 
Die  Südgrenze  der  Provinz  behandelt,  auf  Grund  der  Peutinger- 
schen  Karte,  Winkler  in  dem  Anm.  191a  angeführten  Aufsatz. 
Südlich  des  Ued  Dschedi  hat  Gsell  einen  mit  zahlreichen  Türmen 
besetzten  Grenzgraben  festgestellt,  den  am  weitesten  vorgeschobenea 
römischen  Limes  22*). 

VH.  Mauretania. 

Im  zweiten  Bande  seiner  »Mittelmeerbilder«  behandelt  Th. 
Fischer  die  Veränderungen  der  afrikanischen  Küste  und  dabei  die 
Topographie  verschiedener  algerischer  Küstenstädte  (Tipasa,  Rusguniae, 
Rusucurru,  Hippo  Regius)225).  Daß  bei  Auzia  (h.  Anmale)  im 
4.  Jahrhundert  n.  Chr.  die  Grenze  zwischen  dem  Dux  Mauretaniae 
und  dem  Comes  Africae  lief,  haben  die  CIL  VIII,  20 81 7 f. 
edierten  Inschriften  ergeben.  Wie  sporadisch  die  Kolonisation  von 
Mauretanien  im  Gegensatz  zu  dem  noch  ziemlich  dicht  besiedelten 
Nu  midien  war,  lehren  jetzt  am  besten  die  auf  Mauretanien  ent- 
fallenden Blätter  des  Atlas  arch.  de  l'Algerie  226). 


218)  AA  1901,  77;  190G,  1(34;  1909,  221.  -  '-'")  Ebenda.  —  2i8j  Con- 
stantine 1897.  —  219)  AA  1909,  224.  —  22O)  Ebenda  1905,  92.  —  221)  Bull. 
Com.  1906.  —  222)  MelangesArch.  1908,  373.  —  223)  aA  1903,  10«.  — 
224)  MelBoissier  1903,  227.  AA  1904.  138.  —  225)  Ebenda  1909,  226.  — 
226)  Ebenda   1908,  239. 


Afrika.  75 

1.  Mauretania  Caesarietisis. 
Über  die  Topographie  von  Caesarea  (Scherschel)  und  Tipasa 
(Tifeseh)  unterrichtet  der  treffliche  »Guide  arch.  des  environs 
d'Alger«  (Cherchel,  Tipasa,  Tonibeau  de  la  Chretienne)  von  St. 
G seil 227).  Derselbe  hat  Tipasa  in  einer  ausführlichen  Monographie 
behandelt  228).  Auch  Rumcurric  (Tigzirt)  besitzt  eine  Monograpliie, 
von  Gavault229). 

Außerdem  sind  genauer  bekannt:  Satafis  (Perigotville),  Thamalla  (Tocque- 
ville)230)^  Aquae  Calidae  (Hammam  Kirha)23i)^  Castellum  Tingitannin  (Orleans- 
ville)232)^  Choba  (Ziama)233)^  Ala  Miliaria  (Benian)  234). 

Mit  einzelneu  Fragen  der  Topographie  von  Rusicade  (Pliilippe- 
ville)  beschäftigt  sich  ein  Aufsatz  von  Bertrand235). 

Hier  wird  (S.  73)  ohne  genügenden  Grund  eine  römische  Villa  am  Meer 
auf  Sallust  bezogen,  weil  eine  bei  dem  doch  weit  entfernten  Constautiue  ge- 
fundene Inschrift  einen  »Fundus  Sallustianus«  nennt,  der  natürlich  durchaus 
dem  Historiker  gehören   soll. 

Mt  liebevoller  Breite  schildert  die  Steppenstadt  Thubuitm 
(Tobna)  R.  Grange236).  Die  beigefügte  Karte  läßt  erkennen,  daß 
der  algerische  Süden  wie  der  tunesische  der  Bereich  der  großen 
Latifundien  ist.  Der  Stamm  der  Bavares  (s.  Dessau  RE.  s.  v.) 
wird  in  einer  in  der  Nähe  von  Setif  gefundenen  Inschrift  genannt. 
Der  Herausgeber,  St.  Gsell,  bestimmt  bei  dieser  Gelegenheit  aus 
den  ziemlich  zahlreichen  Inschriften,  welche  das  Volk  nennen,  seine 
Lage.  Sie  saßen  im  Osten  von  Mauretanien,  in  der  späteren  Pro- 
vincia  Sitifensis  237).  Der  Name  sollte  künftig  auf  den  historischen 
Karten  nicht  mehr  fehlen  (wie  noch  in  Sieghns  Atlas  Antiquus, 
Bl.  20).  Die  Gens  Bacarum  Mescgneitsiuni  wird  auf  einer  neuen 
Inschrift  aus  Mauretania  Caes.  erwähnt  2^8).  Die  festen  Schlösser 
der  Berberfürsten,  welche  Amniianus  Marcellinus  in  seiner  Dar- 
stellung des  Krieges  gegen  Firmus  nennt,  sind  jetzt  auch  epi- 
grapliisch  bezeugt 239).  Mehrere  um  250  n.  Chr.  in  der  Gegend 
von  Sitifis  gegen  die  Berbern  errichtete  Kastelle  lassen  sich  aus 
Inschriften  nachweisen,  die  R.  Cagnat  erläutert 210).  >lit  der  Topo- 
graphie des  Krieges  gegen  Firmus  beschäftigt  sich  Gsell 2^1). 

Er  behandelt  die  Lage  der  festen  Kastelle,  in  denen  Firmus  und  seine 
Brüder  hausten.  Das  Schloß  Petra  des  Sammac  lag  25  km  südlich  von  Tubusuctu 
am  Ostrand  des  Dschurdschuragebirges,  der  Fundus  Mazucanus  des  Mazuc,  eines 
andei-en  Bruders,  in  der  Gegend  des  Schelif,  Nubel  und  sein  Sohn  Firmus 
besaßen  das  bei  Menerville  am  Westrand  des  Dschurdschuragebirges  gelegene, 
welches  den  westlichen  Eingang  des  Gebirges,  der  letzten  Zuflucht  der  Berbern, 
deckte,  wie  das  des  Saumac  den  öatlichen.  Es  folgt  dann  eine  Analyse  der 
Operationen  des  Theodosius. 


227)  Algier  1896.  —  '-28)  MelArcl).  1894,  291  —  450,  mit  Plan.  —  22<Jj  Bibl. 
ArchAfr.  II,  Paris  1897.  —  230)  MelArch.  1895,  3.3.  —  23i)  L'Ami  des  Mo- 
numents 1899.  —  232)  BuUOran  LXXXII,  47.  —  233)  aA  1900,  78.  — 
234)  Ebenda.  —  235)  RecConst.  XL,  71.  —  236)  aA  1903,  104.  —  237)  ßec. 
Const.  XL,  111.  —  238)  CIL  VIII,  21486.  —  2«9)  AA  1904,  138.  —  240)  Mel. 
Perrot,  S.  37.  —   24!)  RecConst.   1903. 


76        A.  SchultoD,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Wie  in  der  östlicheu  Provinz,  so  hat  Trajan  auch  in  der  west- 
lichen die  Grenxe  nach  Süden  vorgeschoben  und  die  Territorien 
der  einheimischen  Stämme  neu  reguliert.  So  heißt  es  auf  einer 
Inschi'ift  aus  der  Gegend  von  Sitifis:  :>fines  adsignati  genti  Subur- 
burum«242).  Den  Limes  der  Mauretania  Caesariensis  hat  Leutnant 
Fort  untersucht  und  durch  eine  Karte  1:200000  erläutert 2*3). 
Er  ist  wie  üblich  mit  Kastellen  besetzt.  Auf  Grund  der  Peutinger- 
schen  Karte  behandelt  die  Südgrenze  der  Pro%dnz  Winkler ^■isa). 
Das  Straßennetz  der  Gegend  von  Sitifis  stellte  fest  Jacquot^*'^). 
Der  Name  der  Stadt  Gunugu  (Guraya),  westlich  von  Cäsarea,  steht 
auf  einer  hier  gefundenen  etruskischen  Inschiüft,  die  zugleich  ein 
interessantes  Zeugnis  des  etrusldsch-karthagischen  Verkehrs  ist^-iö). 
Punische  Gräber,  die  bei  Gunugu  entdeckt  sind,  ilhistrieren  die 
Verbreitung  des  karthagischen  Einflusses  an  der  Nordküste  2*6), 

Das  1904  erschienene  Supplement  III  des  CIL  "VIII  enthält  folgende  neue 
Ortsnamen.  20  215:  Centenariiim  Aqua  Frigida  (Kastell),  20238:  Satafis 
(h.  Perigotville),  20429:  Novar  .  .  .,  20486:  cast.  Thib  .  .  .,  20574:  Thamalla 
(h.  Tocqueville),  20817  und  20818:  Grenzsteine  zwischen  dem  Gebiet  des 
Comes  Africae  und  Dux  Mauretaniae,  20  873:  Inschrift  eines  Saltus  der  Hortensii 
Gaudentii  (bei  Tip;isa),  21486:  gens  Bavarum  Mesegneitsium,  21663:  Grenz- 
stein zwischen  der  Gemeinde  Regiae  und  einer  Domäne  (saltus  Cu  .  .  .).  In 
der  Nähe  von  St.  Arnaud  ist  eine  dem  Genius  der  Gemeinde  Subtabarlum  ge- 
widmete Inschrift  gefunden  2*').  Wie  in  der  alten  Provinz  die  Gegend  von 
Thugga,  so  ist  in  Mauretanien  vor  allem  die  von  Sitifis,  die  weite  Ebene 
zwischen  den  beiden  Atlasketten,  Domäneuland  gewesen,  wie  zahlreiche  auf 
Saltus  bezügliche  Inschriften  lehren  -^^. 

2.  Mauretania  Tingitana. 

Von  den  in  Paris  erscheinenden  Archives  Marocahies  sind  drei 
Hefte  veröffentlicht.  Das  erste  behandelt  die  antike  Geographie, 
das  zweite  tue  Inschriften,  das  dritte  die  Wirtschaftsgeographie^^^). 
Alle  drei  Arbeiten  sind  von  M.  Besnier.  Die  den  beiden  Arbeiten 
über  die  Geographie  des  alten  Marokko  beigegebenen  Karten  be- 
ruhen auf  der  von  Roquevaire  entworfenen  Carte  de  Maroc 
1 : 1  Mill.250). 

Das  erste  Kapitel  der  Geographie  bebandelt  die  Quellen  der  alten  Geo- 
graphie, das  zweite  die  Nord-  und  Westküste,  das  dritte  das  Innere.  Die  Schrift 
über  die  wirtschaftliche  Geographie  stellt  die  Angaben  der  Alten  über  die 
Produkte  des  Landes  zus;unmen. 

Die  Straßen  hat  Winkler  untersucht 2 »o«),  Die  geringe  Zahl 
der  in  ]\Iarokko  gefundenen  Inschriften  —  nur  etwa  100  —  spricht 
deutlich  für  die  dünne  Besiedlung  des  Landes. 

Die  meisten  Inschriften  sind  gefunden  in  Volubilis  (Ksar  Faraiin,  nord- 
westlich von  Fes),  die  anderen  in  Tanger  und  an  der  von  Tingis  (Tanger)  nach 


2<2)  MelBoissier,  S.  99.  —  243)  aa  1909,  224.  —  243«)  RevTunis.  1909, 
471.  _  244)  RecConst.  XLI,  33—170.  —  245)  aA  1907,  174.  —  246)  Gsell, 
FouiUes  de  Gourava.  Paris  1903.  —  247)  Proc.-verb.  Juli  1907,  S.  9.  — 
248)  AA  1909,  225.  —  249)  Pan«  1904—06.  AA  1905,  92;  1907,  176.  — 
250)  Paris   1904.   —   250-)  RevTiinis.   1909,  361. 


Afrikii.     Ilispaniü.  77 

Volubilis  führenden  Straße,  der  Basis  der  römischen  Okkupation.  Die  seit  dem 
Erscheinen  von  CIL  VIII  gefundenen  Inschriften  der  Maurctania  Tingitana 
sind  im  dritten  Supplement  des  CIL  VIII  veröffentlicht.  Neues  für  die  Geo- 
graphie haben  sie  nicht  ergeben. 

3.  Westküste  von  Nordwestafrika. 
Die  neue  Literatur  über  Hannos  Pcrtplus  ist  GrJb.  1905,  134 
besprochen,  ebenda  151  die  Arbeit  von  K.  Müller  über  die 
Kanarisclien  Inseln.  Auch  die  gewöhnlich  mit  der  Insel  Madeira 
identifizierten  » Purpurariae  Insulae«  sind  neuerdings  behandelt 
worden  von  Vi  dal  de  la  Blache,  der  sie  aber  in  den  kleinen 
Inseln  vor  Mogador  erkennen  \vili20i).  Prähistorische  Altertiiraer  der 
Kanarischen  Inseln  sind  im  Boletin  de  la  Acad.  de  Hist.  de  Madrid 
besprochen  252).  Die  Inseln  der  Seligen  in  Mythus  und  Sage  der 
Vorzeit  behandelt  ein   Vortrag  von  F.  HommeP^S). 

C.  HispanJa. 
I.  Allgemeines. 

Berichte  über  die  Literatur  zur  historischen  Geographie  der 
Halbinsel  gibt  es  nicht.  Früher  gab  Coelho  in  Vollmöllers  »Kriti- 
schem Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  römischen  Philologie«; 
eine  kurze  Übersicht  heraus  254).  Eine  wirkliche  historische  Geo- 
graphie der  Iberischen  Halbinsel  ist  noch  nicht  geschrieben  worden 
und  wird  auch  besser  erst  dann  gesclirieben ,  wenn  durch  ein- 
gehendere Untersuchungen,  besonders  Ausgrabungen,  über  die  Topo- 
grapliie  größere  Klarheit  erzielt  ist.  Vorläufig  ist  die  beste  Grund- 
lage das  CIL  n,  welches  in  der  Vorrede  zu  den  einzelnen  Städten 
auch  das  Topogi'aphische  berührt.  Die  neueste  Darstellung  der 
historischen  Geographie  der  Halbinsel  ist  die  kurze  imd  ungenügende 
Skizze  in  J.  Jungs  »Gnmdriß«  (Anm.  3)  84—96,  1896  ab- 
geschlossen. Man  vermißt  hier  die  Kenntnis  der  einheimischen 
Literatur.  Ganz  nützlich  ist  die  Zusammenstellimg  von  H.  Fertig, 
»Spanien,  Land  und  Leute  in  den  drei  letzten  Jahrhunderten  v.  Chr.«  255). 
Die  topographischen  Artikel  der  RE  sind  von  E.  Hübner.  Im 
Baedekerschen  Reisehandbuch,  dritte  Auflage 256)^  ist  die  antike 
Topographie,  von  Hübner  bearbeitet,  nach  Gebühr  berücksichtigt. 
Seit  1903  bringt  der  AA  einen  jährlichen  Bericht  über  neue  Funde 
von  dem  um  die  iberische  Altertumsforschung  verdienten  P.  Paris. 

Für  Spanien  ist  die  v\'ichtigste  archäologische  Zeitschrift  das 
Bol.  de  la  R.  Acad.  de  Hist.  de  Madrid,  zu  dem  im  51.  Band  (1907) 
ein  Index  erschien.  Auch  die  Revista  de  Arch.  Bibl.  .y  Mus. 
enthält  Beiträge  zur  historischen  Topographie.  Portugal  besitzt 
zwei   gute    archäologische    Zeitschriften:    für   den    Süden    den    von 

251)  Les  Purpurariae  du  roi  Juba.  MelPerrot  .325.  —  252)  l,  49L  — 
253)  Münclien  1900.  42  S.  —  254)  Znletzt  im  Bd.  V,  1903,  Abt.  3,  33—4.5, 
für  die  Jahre   1891—96.  —   255-)  Bamberg  1902.  —  256)  Leipzig  1906. 


78         A.  Schulteu,  Berichi  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Leite  de  Vasconcellos,  dem  hochverdienten  Direktor  des  Ethno- 
logischen Museums  zu  Lissabon,  herausgegebenen  Archeologo  Por- 
tugues257)^  für  den  Norden  die  von  E.  Severe  in  Oporto  ver- 
öffentlichte Portugalia^ss)^  die  eine  Menge  archäologischen  und 
anthropologischen  Materials  enthält.  In  der  Zeitschrift  Revista  de 
Extremadiira259)  findet  man  Aufsätze  über  die  zahlreichen  v Castros« 
dieser  Landschaft.  Wichtige  Beiträge  zur  Archäologie  und  Topo- 
graphie enthält  das  von  der  Universität  Bordeaux  herausgegebene 
Bull,  hispan.260).  Besonders  sei  auf  die  >Promenades  archeol.  en 
Espagne«  von  P.  Paris  hingewiesen,  in  denen  er  die  wichtigsten 
Ausgrabungen  der  letzten  Zeit,  in  Osuna,  Carmona,  Numantia  u.  a., 
behandelt  261).  Zu  der  Sammlung  der  römischen  Inschriften  im 
CIL  II  ist  1899  ein  erstes,  1903  ein  zweites  Supplement  er- 
schienen 262).  Die  griechischen  Quellen  zur  spanischen  Geographie 
hat  Alemanv  behandelt 262«).  Die  Bedeutung  der  arahiscJien  Geo- 
graphe?!  für  die  antike  Geograpliie  der  Halbinsel  v\ird  deutlich 
aus  mehreren  Aufsätzen,  in  denen  Seybold  mit  ihrer  Hilfe  antike 
Ortslagen  feststellt  263).  "Wir  dürfen  von  ihm  eine  Sammlung 
aller  auf  Sf^anien  bezügüchen  Stellen  der  arabischen  Geographen 
erwarten.  Die  Stellen  des  Edrisi  (um  1000  n.  Chr.)  sind  heraus- 
gegeben v^on  A.  Blasquez264).  Wieviel  auch  hier  aus  den  Ur- 
kunden des  Mittelalters  zu  schöpfen  ist,  zeigt  ein  vortrefflicher 
Aufsatz  von  Jungfer 265)^  Jer  aus  ilmen  und  modernen  Ortsnamen 
eine  Menge  antiker  Namen  nachweist. 

Tullonnim  (Astiirer),  nach  dem  Gotte  Tullonius  benannt,  ebenso  die 
Sierra  de  Tolono  (S.  von  Alegria,  Provinz  Alava).  Der  Flußname  Aatura 
wurde  über  Estora,  Estola  zu  sp.  Esla;  Äfondego  (Fluß)  von  Munda  wie 
Manchego  von  Mancha.  Verschiedene  galläkische  Gaue  leben  in  modernen  Orts- 
namen fort,  ^o  Bibali  =  sp.  Biboli  (Ovledo);  Gigurri  auf  gotischen  Münzen 
Giorras  =  sp.  Valdiorres,  Tiburi  =  sp.  Tribes  (Oreuse),  Lemavi  =^  sp.  Lemos. 
Der  Name  der  Vascones  =  sp.  Basken,  im  Familiennamen  Vasconcellos  und 
mehreren  spanischen  Orten  (Ciudad  de  Vascos  usw.),  Puigcerda  von  den  Cerretani, 
Fluß  Gallejo  von  Gallicus,  fünf  Dörfer  Celtijos  (Galicia)  nach  den  Kellen  be- 
nannt, Berones  =  sp.  Briones  (Logrofio),  Caceres  von  den  benachbarten  Caslra 
Caecilia,  Septimanca  (Simancaj  von  den  Septimii,  Mon^  Mariamis  nach  dem 
von  Tacitus  (Annal.  VI,  19)  genannten  Minenbesitzer,  davon  Sierra  Morena, 
zahlreiche  Ortsnamen  auf-anus:  Cornellano,  Laviana  (von  Corneliana  und  Flaviana 
sc.  praedia).  Sehr  interessant  ist  die  Zusammenstellung  der  von  gotüchen 
Personennamen   abgeleiteten   Ortsnamen  (S.  17). 

Fidel  Fita  weist  nach,  daß  manche  der  (keltischen)  Gentil- 
namen  auf  -cum  in  spanischen  Ortsnamen  fortleben,  z.  B.  Ma- 
ganicum  in  sp.  Magan  (bei  Torrijos  zwischen  Toledo  und  Talavera 
de  la  Reina)266). 


257)  Seit  1895.  —  258)  ßd.  I,  1895—1903;  Bd.  II,  1904—06.  —  =^9)  Citceres 
1899  f.  —  260)  Bordeaux  1898  f.  —  26i)  BuUIIisp.  1907  f.  —  262)  EphEp.  VIII 
u.  IX.  —  262.)  BolMadrid  1909,  468.  —  263)  Vgl.  ZDMGes.  1909,  350.  — 
26<)  Descripciou  de  Espana  por  Edrisi.  Madrid  1901.  —  265)  liier  Personen- 
und  Ortsnamen  Spaniens  und  Portugals.  Berlin  1902.  22  S.  —  266)  BolMadrid 
1895,  61. 


Hispania.  79 

Die  in  Deutschland  und  Frankreich  so  weit  fortgeschrittenen 
topographischen  Lexika  fehlen  in  Spanien  und  Portugal  fast  noch 
ganz267).     Die   älteren  Lexika    wie  Madoz    sind  unwissenschaftlich. 

Auch  Hühner  268)  betont  den  reichen  Gewinn,  der  aus  einem 
Studium  der  modernen  Ortsnamen  für  die  antiken  gewonnen 
werden  kann. 

Er  forciert  ferner  mit  Hinweis  auf  A.  Sehultens  Untersuchungen  über  die 
Reste  der  Flurteiluug  und  die  Flurkarten  (s.  Aum.  1281)  auf,  auch  in  Spanien, 
besonders  bei  Merida,  Zaragossa  und  anderen  Kolonien  nach  Spuren  der  römi- 
schen Fl  urteil  lOKj  zu  suchen. 

Der  auf  einer  Inschrift  aus  Zaragossa  stehende  Name  Laeicum^^^) 
ist  mit  Lacimurgi,  Lacipea  zusammenzustellen. 

Sehr  fehlt  es  noch  an  der  Erforschung  der  römischen  Straßen, 
besonders  an  guten  Monographien.  Die  Beschreibung  der  Via  von 
Uxama  nach  Augustobriga  von  Ed.  Saavedra^'^'')  ist  leider  eine 
vereinzelte  Erscheinung. 

Vor  allem  tut  not  eine  Aufnahme  der  zum  Teil  noch  wohlerhaltenen  Haupt- 
straßen, so  der  Via  von  Emerita  Augusta  nach  Asturica  Augusta  (»Via  de  la 
Plata<),  der  Küstenstraße  von  den  Pyrenäen  nach  Baetica  u.  a. 

Nach  Erscheinen  des  Supplements  zum  CIL  II,  1892,  ist  hin- 
zugekommen das  Kapitel  »Viae  publicae«  in  Dessaus  Nachtrag 
zum  CIL  II 271). 

Femer  sei  genannt:  eine  Arbelt  von  Blasquez  und  Delgado-^^)  und 
eine  Reihe  kleinerer  Forschungen:  v.  Domaszewskis  kurze  Dai-stellung  in  dem 
Aufsatz  über  die  Benefiziarieustationen  273')  der  Aufsatz  von  O.  Cuntz  über  die 
Via  Domitia^^i^j  von  Freixa  über  die  Via  Domitia  zwischen  Narbo  und 
Gerona275^^  ej^e  Arbeit  über  eine  Straße  im  Val  Otafies  im  Gebiet  der 
Kantabrer  (Anm.  402);  eine  Untersuchung  über  die  römischen  Straßen  der  Pro- 
vinz Cuenca276)  Yon  Jem  bekannten  Kartographen  Coello,  eine  Arbeit  über 
die  kantabrischeu  Küstenstraßen  277^  usw. 

Zu  den  von  H.  Kiepert  gezeichneten  Karten  im  Supplement 
des  CIL  n,  1892,  sind  hinzugekommen  seine  Karte  (1:2  Mill.)  in 
den  FOA  (mit  Nebenkarte  der  Conventus  iuridici)  und  die  Dar- 
stellung in  Sieglins  Atlas  Antiquus,  bestehend  aus  einem  Über- 
sichtsblatt und  acht  Nebenkarten  zur  Geschichte  der  Halbinsel. 

1.  Spanien  zur  Zeit  des  Hecataeus,  2.  zur  Zeit  der  karthagischen  Eroberung, 
3.  am  Ende  des  hannibalischen  Krieges,  4.  nach  dem  Fall  von  Numantia,  5.  nach 
Untenvci-fung  der  Kantabrer  und  Asturer,  6.  bei  Augustus'  Tod,  7.  seit  Cara- 
calla,   8.  nach  der  Einteilung  der  Kaiser  Diokletian  und  Konstantin. 

Bei  dem  Mangel  an  guten  historischen  Karten  ist  das  Fehlen 
guter  moderner  Karten  in   Spanien  besonders  empfindlich. 

Da  die  seit  1884  erscheinende  Generalstabskarte  (1:50  000) 
noch  nicht  über  Neukastilien,  also  etwa  das  Gebiet  der  Carpetaner, 

267)  Pur  die  Provinz  Gerona  gibt  es  einen  »Nomenciator  geogr.-hist.x  von 
Pujol  y  Camps.  1882.  —  268)  ßolMadrid  XXXVI,  1900,  402.  —  2«9)  Ebenda 
1895,  61.  —  270)  Vgl.  Schulten,  Numantia.  Berlin  1905.  S.  9.  —  27i)  EphEp. 
VIII,  453,  511;  IX,  151.  —  272)  yias  rom.  espanolas.  BSGMadrid  1899.  — 
273)  Anm.  18.  —  274)  polybius  und  sein  Werk.  Leipzig  1902.  S.  20.  — 
275)  Rev.  bist,  du  Rousillou  1901  u.  1902.  —  276)  RolMadrid  XXXI,  1897, 
5,   19.  —  277)  Ebenda  XXXIII,   1898,   107. 


80         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

fortgeschritten  ist  2^8^,  ist  man  für  den  größten  Teil  des  Königreichs 
noch  immer  auf  die  aus  dem  Jahre  1860  stammenden  und  sehr 
ungenauen  Karten  von  Coello  (1:200  000)  angewiesen,  über  die 
hinaus  die  1882  edierte  Karte  der  Halbinsel  von  Valverde  y 
Alvarez279)  (1:750000)  wenig  Neues  gebracht  hat.  Die  beste 
kleinere  Karte  ist  die  Vogelsche  in  Stielers  Handatlas  (1: 1500  000). 
Für  Portugal  liegt  die  Generalstabskarte  (1:100000)  vorSSO). 

Die  tojjograph Ische  Forschung  wird  in  Spanien  meist  noch 
ganz  in  der  alten  unwissenschaftlichen  "Weise  betrieben.  Daß  da 
erste  Ziel  einer  Ausgrabung  die  Feststellung  der  Topographie  sein 
muß,  wird  bei  dem  seit  den  glücklichen  Entdeckungen  in  Numantia 
allerorts  begonnenen,  aber  meist  ganz  dilettantisch  betriebenen  Aus- 
grabungen nicht  berücksichtigt.  In  den  topographischen  Mono- 
graphien vermißt  man  noch  mehr  als  in  Italien  das  Verständnis 
für  die  erste  Aufgabe  der  Ortskunde:  eine  genaue  Aufnahme  der 
Stadt,  ihrer  Umgegend  und  ihrer  Denkmcäler^si). 

Selbst  von  den  wichtigsten  Städten  des  Landes  wie  Merida,  Italica,  Tarra- 
goua  gibt  es  noch  keine  genügenden  Pläne  und  die  großartigen  antiken  Bau- 
denkmäler des  Landes  wie  die  Römerbauten  von  Merida,  die  vorrömisehen 
Mauern  von  Tarragona  harren  noch  einer  genügenden  Aufnahme  und  Publikation. 

II.  Physische  Geographie. 

Die  antike  Geograpliie  der  Nordwest-  luid  Westspitze  der  Halb- 
insel behandelt  E.  Hüb n er 282),  pür  die  Geographie  von  Lusitanien 
ist  wichtig  das  Buch  von  L.  de  Vasconcellos  über  die  Kulte 
des  alten  Lusitanien  283j.  j^i-  behandelt  ausfülu-lich  die  heiligen 
Berge  und  Flüsse  des  Landes,  berührt  aber  auch  zahlreiche  andere 
Punkte. 

Die  verschiedenen  Ansetzungen  des  Promunturium  sacruyn. 
eines  Kardinalpunkts  der  alten  Geograpliie  der  Halbinsel,  untersucht 
Braun 28-t)  in  einem  Exkurs  seiner  Schrift  über  die  Grenzen  der 
spanischen  Provinzen.  Er  macht  wahrscheinlich,  daß  auch  auf  der 
Agrippakarte  die  Kantabrisclien  und  Ästurischen  Gebirge  eine  Fort- 
setzung der  Pyrenäen  bildeten  285).  E.  Maaß286)  stellt  fest,  daß 
Kalpe  (Gibraltar)  ein  griechischer  Name  sei  (=  »Urne«  nach  der 
Gestalt  des  Felsens).  Der  Beiname  des  Ztig  Kdomg  auf  den  ßlei- 
ankern  vom  Cabo  de  Palos  (bei  Cartagena)  dürfte  sich  auf  den 
Mon^  Casius,  den  Avien  259  an  der  Baetismündung  kennt,  be- 
ziehen. Einen  nach  Ilucro  =  sp.  Lorca  benannten  mons  Ilucro- 
nensis  (=  S.  Almenara  b.  Murcia)  lernen  wir  aus  den  Inschriften 
auf  Bleibarren  der  Provinz  Mnrcia  kennen  28"). 


278)  GJb.  1906,  Taf.  21.  —  279)  Madrid  1882.  6  Blatt.  —  280)  QJb. 
1906,  Taf.  21.  —  28i)  Vgl.  A.  Schulten  Numantia  1905,  4f.  —  282)  Fest- 
schrift für  IL  Kiepert,  38—40.  —  283)  Keligirx-s  de  Lusitania  II,  Lissabon  1897, 
1—47,  mit  K.  —  284)  Siei^lins  Quellen  u.  Forsch.  XII,  Berlin  1909.  40.  — 
285)  Ebeuda  20 f.   —   286^  ÖJahresh.   1906,   142.   —   287)  RevArch.   1907,  58. 


Hispauiii.  81 

Wichtig  für  die  Topographie  des  unteren  Baetis  und  seiner 
Mündungen  ist  der  Aufsatz,  in  dem  G.  Bonsor  über  neolithische 
Ansiedlungen  der  Gegend  berielitet^ss)  (mit  historischer  Karte  des 
Baetistals).  —  Den  Campus  Spartarius ,  die  Espartosteppe  bei 
Cartagena,  behandelt  Hübner  in  der  RE.  Fidel  Tita 289)  bespiicht 
im  Anschluß  an  die  beim  Cabo  de  Palos  bei  Cartagena  gefundenen 
antiken  Bloianker  (s.  oben)  die  Topographie  der  Gegend  nordöstlich 
von  Cartagena.  ■ —  Das  coUegium  Ancnse  einer  Inschrift  290)  dürfte 
seinen  Namen   vom  Flusse  Anas  haben. 

Recht  ansprechend  ist  die  Vermutung  Grad  man  ns^si),  daß 
das  Vorkommen  des  alemannischen  Nationalkorns,  des  Speltes,  in 
Galicien  auf  die  hier  eingewanderten  Siieven  zurückzuführen  sei. 
Neue  Einzelheiten  über  den  Betrieb  eines  lusitanischen  Bergwerks 
enthält  das  neugefundene  Stück  der  lex  metalli  Vipascensis  292^, 
Bei  dieser  Gelegenheit  sei  gesagt,  daß  eine  Monogi'aphie  über  die 
spanischen  Bergwerke  im  Altertum  auf  Grund  der  zalüreichen 
Reste  eine  sehr  lohnende  Aufgabe  wäre. 

Der  alte  Name  Ci(da,  des  in  den  Duero  mündenden  Cöa,  ist 
noch  in  dem  der  Transcudani  erhalten  29-t). 

m.  Ethnologie. 

Rhode  (sp.  Rosas)  wird  richtig  mit  Rhodanus  zusammengestellt 
und  als  Ugurische  Gründung  bezeichnet  von  Perdrizet29ö).  Über 
die  Cyneten  orientiert  der  ausfülirliche  Artikel  Hübners  in  der  RE. 

Wenn  C.  Jullian  dieses  auf  den  äußersten  Südwesten  beschränkte  Volk 
bis  zu  den  Pyrenäen  ausdehnen  will  -^'°),  so  ist  das  eine  der  verkehrten  Hypo- 
thesen,  die  dem  geistreieheu   Forscher  zuweilen  unterlaufen. 

Daß  die  lAisitaner  Iberer,  nicht,  wie  M.  Sarmento  wollte, 
Ligurer  (Lusitani  =  Ligusitani!)  sind,  ergibt  die  Wiederkehr  des 
Namens  bei  dem  keltiberischen  Stamm  der  Lusoues297).  ijie 
Ethnologie  Lusitaniens  behandelt  L.  de  Vasconcellos  im  zAveiten 
Band  seiner  »Religöes«298). 

In  seinem  Aufsatz  ->Iberi  nella  GaUia<  stellt  Garofalo  alle 
Zeugnisse  für  die  Iberer  der  Narboyiensis  und  Aquitania  zusammen299). 
Das  Buch  über  die  Iberer  von  Philipen 300j^  einem  Schüler 
A.  de  Jubainvilles,  besteht  aus  einem  wertlosen  linguistischen  Teil 
und  einem  besseren  antiquarischen,  einem  ersten  Versuch  iberischer 
Altertumskunde.  Erfreulicher  ist  der  Aufsatz,  in  dem  J.  Wacker- 
nagel^oi)    zeigt,    daß    die   Ethnika,    auf    -tanus    auf   Nordafrika, 


288)  Les  colonies  agricoles  prerom.  de  la  vallee  du  Baetis.  RevArch. 
1899,  126.  —  289)  BolMadrid  XLVIII,  1906,  155.  —  29")  Ebenda  XLII,  1903, 
284.  —  291)  Getreidebau  im  röm.  und  germ.  Altertum  (Anm.  758  b),  S.  100.  — 
292)  JSav.  1906,  442.  —  294^  re  s.  v.  Cuda  (Hübner).  —  295)  rea  1902, 
199.  —  296)  Ebenda  1905,  375.  —  297^  Religiöes  I,  S.  XXVIII  (Vasconcellos).  — 
298)  s.  7—46.  —  299)  BoLMadrid  XXXII,  189S,  294—344.  —  =»00)  Les  Ib&res. 
Pai-is  1909.  LitZentndbl.  1910,  Nr.  13/14  (A.  Schulten).  —  ^oi)  Archiv  f.  lat. 
Lexikographie    1905,   1  f.     (Zu  d.  lat.   Ethnika.) 

Geojjr.  Jahrbuch  XXXIV.  6 


82         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Spanien,  Südfrankreich,  die  Balearen  und  Sardinien  beschränkt,  den 
Bereich  eines  libysch-iberischen  Volkes  bezeichnen.  Von  anderen 
Arbeiten  über  die  Iberer  ist  zu  nennen  Schuchardt,  »Die  iberische 
Deklination«  302)_ 

Die  etlmographische  Stellung  der  BasJcen  ist  noch  immer  ein 
Rätsel.  Der  Versuch  von  Grabelentz^os)^  die  Verwandtschaft  des 
Baskischen  mit  den  Berbersprachen  nachzuweisen,  ist  mißglückt 
und  beruht  auf  der  noch  nicht  bewiesenen  und  wahrscheinlich 
falschen  Prämisse,  daß  die  Basken  Reste  der  (aus  Afrika  stammenden) 
Iberer  seien.  Diese  seit  Humboldt  herkömmliche  Gleichsetzung 
wird  in  neuerer  Zeit  bestritten,  so  von  Philipen. 

Die  Schrift  von  J.  de  Gruillen-Garcia,  »Les  Hetheens  ont- 
ils  colonise  la  Catalogne?«304)^  ist  durch  ihren  Titel  genügend 
charakterisiert. 

Der  Artikel  Hübners  in  der  RE  über  die  Beryh-aces,  die 
keltischen  Bewohner  des  nördlichen  Tafellandes,  ist  verfehlt.  Die 
Kelten  auf  der  Iberischen  Halbinsel  behandelt  Garof  alo^^^)^  ohne 
Neues  zu  bringen.  Dasselbe  gilt  von  dem  Aufsatz  A.  de  Jubain- 
villes,  »Les  Geltes  en  Espagne«'^*^^).  Besser  sind  die  Auseinander- 
setzungen von  Vasconcellos^o")  über  die  Kelten  in  Lusitanien. 

Der  Name  der  Turduler  findet  sich  auf  einer  Inschrift  aus 
Merida308)  (Porapeia  Claudia  Tm-dula).  Mit  zwei  Stämmen  der 
Tarraconensis ,  den  Olkaden  und  Ändosinern,  beschäftigt  sich 
Feliciani309). 

Jene  identifiziert  er  mit  den  später  an  ihrer  Stelle  erscheinenden  Oretanern, 
die  er  wegen  ihres  Beinamens  »Germani«  (Plinius  nat.  hist.  3,  25)  für  Kelten 
hält,  diese  stellt  er  zu  dem  aquitanischen  Stamme  gleichen  Namens,  was  nicht 
neu  ist  (vgl.  Hübner  s.  v.  Andosini  in  der  RE). 

Über  die  Limiei  hat  Macias,  der  Lokalantiquar  von  Orense, 
eine  Schrift  geschrieben  ^lO),  jxit  Hilfe  der  modernen  Ortsnamen, 
die  den  alten  Namen  bewahren,  stellt  L.  de  Vasconcellos  die 
Ausdehnung  des  bei  Mela,  Plinius  usw.  zwischen  Duero  und  Mino 
erwähnten  Stammes  der  Grovii  festen).  Über  die  GaUäker  ist 
Hübners  Artikel  (RE)  zu  vergleichen.  Der  Name  der  Seurri  im 
Conventus  Lucensis  wird  auf  einer  Inschrift  genannt 3i2^. 

Die  von  Sieglin  angeregte  Dissertation  von  Othmer^i^)  jje- 
schäftigt  sich  mit  den  Indigeten,  Lacetanen,  Cerretanern,  Hercaonern, 
Lusitanern,  Bergestanern.  Die  noch  nicht  erschienenen  Kapitel 
7 — 22  werden  die  librigen  Stämme  behandeln.  Das  Gebiet  der 
Vaccäer  und  ihre  Zugehörigkeit  zur  Citerior  bestimmt  Braun ^i^) 
(S.  94  ff.). 

äO-ä)  SitzbAkWien  1907.  —  30»)  Braunsehweig  1897.  —  304)  Freiburg 
1899.  —  305)  BolMadrid  1899,  97.  —  306)  RevCelt.  XIV  u.  XV.  -  307)  Rdigiöes 
II,  57  f.  —  308)  BolMadrid  1896,  271.  —  309)  Ebenda  XLVIII,  1906,  441.  — 
310)  Orense  1904.  —  3U)  Os  Grovios.  Lissabon  1905.  —  3i2)  BolMadrid  XLII, 
1903.  214.  —  313)  Die  Völkerstämme  von  Ilisp.  Citerior.  Diss.  Berlin  1904.  — 
3>*)  Vgl.  Anm.  284. 


Hispania.  83 

IV.  Prähistorische  Geographie. 

Über  die  sicheren  Ergebnisse  der  prähistorisclien  Forschung 
unterrichtet  am  besten  die  kritische,  gerade  auf  diesem  Gebiet,  auch 
iiier  einem  Tummelplatz  des  Dilettantismus,  wohltuende  Übersicht 
von  Dechelette^iö),  Eine  Skizze  der  »Prähistorischen  Geographie 
Lusitaniens«  (z.  B.  Verbreitung  der  Dolmen)  gibt  L.  de  Vascon- 
cellos  im  ersten  Band  der  Religoes^^^).  Ein  zusammenfassendes 
Werk  über  die  Prähistorie  der  ganzen  Halbinsel  ist  seit  Cartailhacs 
grundlegendem  Buch  (1886)  nicht  erschienen.  R.  Melida  hat  in 
seiner  Antrittsrede  in  der  Academia  de  la  Historia^i?)  eine  kurze 
Übersicht  der  wichtigsten  präliistorischen  Denkmäler  gegeben. 

Über  die  »Castros«,  die  zahlreichen,  besonders  im  Westen  der 
Halbinsel  verbreiteten  Ringwälle,  sind  verschiedene  Schriften  er- 
schienen, die  A.  Schulten 31S)  bespricht.  Wie  in  anderen  Ländern, 
so  täte  auch  hier  vor  allem  eine  kartographische  Aufnahme  not. 

Eine  Ziisaiumenstelluug  über  die  »Castros«  von  Portugal  findet  man  iu 
dem  Buch  über  die  Geschichte  de«  portugiesischen  Heeres  von  Ayres  de 
Magalhäens  Sepul  veda  ■''^j,  Kap.  7,  und  im  ersten  und  zweiten  Band  der 
Religöes  von  L.  de  Vasconcellosä20-)_  j)jg  Castros  der  an  Nordportugal 
angrenzenden  Landschaften  Leon  und  Altkastüien  bespricht  M.  Gomez  Moreno 
iu  eineiu  vortrefflichen  Aufsatz'^^i).  ^\^  (jp^  a^,  Südportugal  angrenzenden  L'stre- 
madura  Rosa  de  Luna^22)  Einen  Phin  der  merkwürdigen,  in  Yolksmund 
Cava  de  Viriato«  genannten  Befestigung  von  der  Form  eines  achteckigen 
Polygons  in  der  Nähe  von  Vizeu  im  nördlichen  Portugal  teilt  L.  de  Vascon- 
eellos323)  mit.  Einige  namenlose  ^-Castros«  der  Gegend  von  Logrosan  (Pro- 
vinz Caceres)  hat  Rosa  de  Luna  untersucht ^24)  j)je  (jem  Andenken  des 
ersteu  Erforschers  der  lusitanischen  »Castros-,  M.  de  Sarmiento,  gewidmete 
Spezialnummer  der  Revista  de  Guimaraes  325^  enthält  einen  Plan  der  Citania 
de  Briteiros,  der  ersten  systematisch  ausgegrabenen  Ibererstadt,  und  Abbildungen 
ihrer  Altertümer.  Auch  über  das  »CaMro  de  .V.  Luzia«  (bei  Vianna  do  Castello, 
nördlich  von  Porto)  liegt  eine  wissenschaftliche  Untersuchung  vor^^e^^  ^yf  ^jg 
Lage  der  Castros  auf  hohen  Bergen  bezieht  Vasconcellos  die  Stelle  Aviens  195: 
Cempsi  atque  Saefes  arduos  coUes  habent,  Ophiussae  in  agro  ^27)_ 

Über  die  durch  ihre  paläolithisclien  Bilder  berühmte  Höhle  von 
AUamira  (bei  Santander)  ist  eine  prächtige  Publikation  von  E. 
Cartailhac  und  H.  Breuil  erschienen  ^28^^ 

Am  unteren  Baetis  hat  G.  Bonsor  sowohl  neolühisdie  Ansied- 

lungen    der   ältesten    (ligurischen    oder   iberischen?)    Bewohner   des 

Landes  wie  auch  deutliche  Spuren  der  eingedrungenen  Kelten  ent- 
deckt 329). 

Die  von  den  Brädem  Siret  im  Minengebiet  der  Provinz  Almeria  angestellten 
Forschungen  haben  eine  ganze  Reihe  von   kleinen   befestigten   Ansiedlungen  aus 


315)  RevArch.  1909.  —  3i6)  g.  i2f.  —  3i7)  Discursos  leidos  ante  la  Acad. 
de  Hist.  Madrid  1906.  —  318)  Nuujantia,  1905,  38f.  —  3i9)  Hist.  do  Exercito 
Portuguez.  Lissabon  1896.  —  320)  i^  43;  n,  83.  —  32i)  BolMadrid  XLV, 
1904,  147.  —  322)  Ebenda  507 f.  —  323)  ArchPort.  1904,  11.  —  324)  BolMadrid 
1908,  140.  —  325)  Porto  1900.  —  326)  ArchPort.  1903,  16.  —  327)  Religiöes 
II,  83.  —  328)  La  caveme  d'Altamira.  Paris  1909.  —  329)  RevArch.  1899; 
vgl.  auch  1909  (Dechelette). 


84         A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  AVestens. 

dem   Anfang  der  Kupferzeit  ergehen,   über  die  in   einem  prächtig  ausgestatteten 
Werk  berichtet  wird  ^^''). 

In  älinlicher  Wei.se  hat  die  prähistorischen  Festen  des  oberen 
Jalontals  erforscht  der  Marques  de  Cerralbo'^^i)  5^j;_  Gromez 
Moreno  wird  eine  gründliche  Untersuchnng  und  Aufnahme  der 
berühmten  Kuppelgxäber  von  Antequera  verdankt  332). 

V.  Römische  Zeit. 

Die  ans  Sieglins  Seminar  hervorgegangene  tüchtige  Arbeit  von 
F.  Braun  333)  hat  über  die  Grenzen  der  spanischen  Provinzen  Klar- 
heit geschafft. 

1.  Die  Teihing  der  Ulterior  in  Baetica  und  Lusitania  hat  unter  Agrippa 
stattgefunden,  denn  sie  findet  sich  in  allen  Auszügen  aus  seiner  Karte.  S.  40 
wird  die  Entwicklung  der  kartographischen  Anschauung  von 
Spanien  untersucht.  2.  Die  Grenze  zwischen  Citerior  und  Ulterior  während 
der  Republik.  3.  Datierung  der  Dreiteilung  Agrippas  auf  das  Jahr  27  v.  Chr. 
4.  Die  augusteische  Einteilung  (Abtrennung  der  Callaecia  und  Asturia  von 
Lusitanien)  zwischen  7  und  2  v.  Chr.  Die  Diözesen  der  Hisp.  Citerior  und  die 
Entstehung  der  Provinz  Lusitania  behandelt  E.  Kornemann'^'^*). 

VI.  Die  einzelnen  Provinzen. 

/.  Baetica. 
Die  dichtgedrängten  Städte  am  Bätis,  nördlich  von  Carmona 
(u.  a.  Arva,  Canana  =  Alcolea  del  Eio)  behandelt  auf  Grund  ein- 
geliender  Lokalforschung  G.  Bonsor335)^  in  fjem  die  Altertümer 
des  Bätistais  einen  eifrigen  und  methodischen  Erforscher  gefunden 
haben.  Seine  für  die  vorrömische  Geschichte  der  Gegend  wichtigen 
Untersuchungen  im  unteren  Bätistal  sind  oben  (Anm.  329)  besprochen. 
Verwandten  Inhalts  ist  der  Aufsatz  von  Max  well  336). 

Besondere  Verdienste  hat  sich  Bonsor  um  die  Topographie  von  Carmona, 
dessen  Nekropole  er  zusammen  mit  J.  Fernandez  ausgegraben  hat,  erworben. 
Über  diese  Forschungen  orientiert  am  besten  der  Bericht  von   P.  Paris  ^37). 

Eine  Reihe  von  Ortsnamen  des  Bätistais  findet  sich  auf  den 
den  Monte  Testaccio  in  Rom  bildenden  Amphoren,  in  denen,  wie 
H.  Dressel  nachgewiesen  hat,  das  Ol  der  Baetica  nach  Rom  ge- 
bracht wurde  338). 

Besonders  oft  kehren  wieder  die  Namen  Corduba,  Hispalis,  Astigi,  Arva, 
Malaca,  Portus  (=  Gades),  die  also  Haupte.xportplätze  des  andulusisclien  Öls 
waren.  Als  geographische  Quelle  hat  diese  Amplioren  gewürdigt  llübner^^^), 
der  die  Figlinae  Ceparicae  im  spanischen  Cepera  (bei  Sevilla)  und  die  Figlinae 
Trebecianae  in  Tre!)ujena  am  Bätis  erkennt.  Die  auf  diesen  Amphoren  ver- 
zeichneten Namen    der   Produkt ionsorte   des  Ols  (Turrense,   Frigideuse,   Arcense, 


*■"')  Lcs  Premiers  ages  du  nietal  au  S.  E.  du  l'P3sp.  Ant\Ver])en  1887.  — 
331)  El  alto  Jah.n.  Madiid  ISI09.  Mit  K.  —  332,  BolMadrid  XLVII,  1905. 
81  — 1'-52.  —  333^  i)i(;  Entwicklung  der  span.  Provinzialgrenzcn  in  röm.  Zeit. 
Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  17.  Berlin  1909.  —  »34)  Klio  III,  323.  —  ^^^)  Los 
pueblos  ant.  del  (juad.  in  RevArchivos  1902,  mit  K.  —  33«)  .\thenaeum  3734, 
S.  G30.  —  337)  BullIIisp.  1908,  221.  —  338)  CIL  XV,  502.  —  »s*»)  BolMadrid 
1899,  465;   1900,  402, 


Ilispania,  85 

Bareufiensc  usw.)  lassen  sioh  nur  zum  Teil  lokalisieren.  Neue  aus  Arva  stammende 
Inschriften   teilt  Dessau   im   Nachtraj?  zum  CIL  II  mit-^'"'). 

Ob  wirklich  in  Sevilla  z-waschen  der  Puerta  de  Cordoba  und 
Puerta  de  Macarena  Eeste  der  Stadtmauer  des  römischen  Hispalis 
A-orhanden  sind,  wie  Melida  und  Saavedra^^i)  glauben,  bedarf 
noch  einer  Untersuchung. 

Daß  die  Eeste  von  Italica  durch  Schatzgräberei  immer  mehr 
zerstört  werden  und  eine  systematische  Ausgrabimg  dieser  Stätte 
eine  der  vornehmsten  archäologischen  Aufgaben  des  Landes  wäre, 
soll  auch  hier  gesagt  sein. 

Arva  lag,  wie  die  Forschungen  von  Maxwell  und  Bonsor  ergeben 
haben  ^^'^,  nicht  bei  Alcolea,  sondern  bei  Pena  de  la  Sal.  Eine  Gruppe  von 
Gemeinden  des  unteren  Bätistais  (Italica,  Hispalis,  Asido,  Siarum,  Callenses  mit 
dem  Beinamen  Aeneanici)  wird  in  einer  Inschrift  genannt  •*^^.  Im  Anschluß 
an  diese  Inschrift  wurde  die  Topographie  der  Gemeinde  der  Callenses  Aeneanici 
(bei  Mora  de  la  Frontera)  erörtert  •'^■*). 

Nerfohriga  (Conventus  Hispalensis)  \\\v(\.  auf  mehreren  neuen 
Inschriften  genannt  ^^^j  Daß  der  bei  Plinius  nat.  bist.  (III,  11) 
überlieferte  Name  Canama  durch  Canana  zu  ersetzen  ist,  lehren 
neue  Inschriften  3*  6).  Die  Gemeinde  der  Ser(ienses)  in  der  Baetica 
(Ptolemäus)  wird  auf  einer  Inschrift  genannt  ^•i^)^  ebenso  die 
Pontuficienses  (die  Gemeinde  Obuico,  h.  Porcuna)  3*^). 

Der  Aufsatz  von  Feliciani^^s)  über  die  Schlacht  bei  Mwida 
ist  zur  Orientierung  über  das  Problem  willkommen,  ohne  Neues  zu 
bringen.  Die  Identifikation  Mundas  mit  MontiUa  (südlich  von 
Cordoba)  findet  sich  schon  bei  Stoffel,  welchen  wichtigsten  seiner 
Vorgänger  Feliciani  nicht  zu  kennen  scheint. 

Vor  Feliciani  hat  A.  Carrasco  die  Frage  behandelt ^^O)  im  Anschluß  an 
das  Buch  von  Valverde  y  Perales  über  Baena,  in  dem  auch  die  Topographie 
der  Schlacht  besprochen  ist-^^').  Wenig  bekannt  dürfte  sein,  daß  bereits  P. 
Merimee  Munda  in  MontiUa  gesucht  hat,  in  »Carmen«,  dem  Roman,  der 
Bizet  zu  seiner  Oper  begeisterte.  Zugleich  die  Lage  der  Stadt  und  die  richtige 
Schreibung  ihres  Namens  Iponoba  (nicht  -uba)  ist  durch  den  Fund  einer  In- 
schrift auf  dem  Cerro  de  Minguillas,  3  km  östlich  von  Baena  (Provinz  Cordoba"), 
bekannt  geworden  3^'°).  —  Über  Achiippo  ist  BolMadrid  XXIX,  367  zu  ver- 
gleichen. 

Einige  Notizen  über  die  spärlichen  Reste  von  Carteia  gibt  ein  Aufsatz 
von  Romero  de  Torres^^^^j  dje  yqq  Baelo  sind  behandelt  worden  von 
P.  Furgus353)^  dem  Schöpfer  des  Museums  von  Orihuela.  Eine  ausführlichere 
Monographie  hat  Astapa  (span.  Estepa)  erhalten  ^*^).  —  In  Urso  (h.  Osuna) 
haben  A.  Engel  und  P.  Paris  eine  im  Bellum  Hispaniense  erbaute  und  er- 
stürmte Befestigung  aufgedeckt,    die  außerdem  für  Tracht  und  Bewaffnung  der 

3^0)  EphEp.  IX,   159.  —   3-11)  BolMadrid  1907,  438.  —  342)  Vgl.  EphEp. 

IX,  74.  —  343)  Ebenda  VIII,  Nr.  306.  —  344)  BolMadrid  XXXI,  1897, 
381.  —  345)  EphEp.  VIII,  Nr.  82.  —  346)  Ebenda  Nr.  91.  —  34?)  BolMadrid 
XXX,    1897,    336.    —    348)    Ebenda    XXXI,   1897,  60.  —   349)  RivStoriaAnt. 

X,  1905/06,  1—30.  —  350)  BolMadrid  XLII,  1903,  405—15.  —  35i)  Historia 
de  Baena.  Toledo  1903.  536  S.  —  351«)  BolMadrid  XLIII,  1903,  525.  — 
352)  Ebenda  1909,  247.  —  353)  AnnSArchBruxelles  1907.  Vgl.  BolMadrid 
1909,  422.  —  354)  A.  Aguilar  u.  Cano,  Astapa.  Sevilla  1899.  DLit.  1900, 
Nr.  11   (Hübner). 


86        A.  Schiilteu,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Iberer  wichtige  Reliefs  ergeben  hat  ■^^^).  — •  Einige  Reste  des  alten  Carissa 
(h.  Carijo)  bespricht  Roraero  de  Torres'^^.  —  Daß  die  Stadt  Besaro  bei 
Plinius  (nat.  bist.  III,  14)  Bacsaro  zu  schreiben  ist,  lehrte  eine  Inschrift  "^^^ ; 
als  civitas  Baesai'ensis  kommt  die  Stadt  auch  auf  einer  stadtrömischen  Inschrift 

yOj.  358j_ 

In  der  Abhandlung  über  die  Lage  von  Ilurco  (bei  Granada)  von  M.  Gomez- 
Morcno-'^^  vermißt  man  sehr  eine  Karte  der  Gegend.  Die  auf  Bleibarren 
aus  Coto  Fortuna  (7  lim  westlich  von  Mazarron,  Provinz  Murcia)  stehende 
Inschrift  Ilucro  zeigt,  verglichen  mit  der  auf  älinlichen  in  Rom  gefundenen  Barren 
(CIL  XV,  7916)  stehenden  Inschrift:  fod(inae)  mont(is)  Ilucr(onensis),  daß 
das  benachbarte  Lorca  Ilucro  hieß  (Eliocroca  im  Itinerar)  und  nach  diesem 
das  benachbarte  Gebirge  (Sierra  Almenara)  nionii  Ilucronensis  (Anm.  287). 
Über  neue  Funde  von  Malaco  hat  der  verdiente  Lokalforscher  M.  Rodr.  de 
Berlanga,  ein  Veteran  der  spanischen  Altertumsforschung,  eine  größere  Arbeit 
veröffentlicht  ^6"). 

Einen  Beitrag  zur  Topograpliie  von  Gades  bringt  ein  Aufsatz 
über  den  berühmten  Tempel  des  Herakles  ^^i).  Als  »Portus«  ist 
Gades  bezeichnet  auf  Amphoren  vom  Monte  Testaccio  (s.  oben 
Anm.  338)362).  Die  Nachrichten  über  das  Silberland  Tarschisch  be- 
handelt ganz  unkritisch  E.  Opperts  Aufsatz  »Tharshich  und  Ophir«363). 

Neue  Altäre  der  nach  Tarohriga  (in  Baeturia)  benannten  Dea  Ataecina 
Turobrigensis  hat  Dessau  ediert"'^'*).  Vasconcellos  bespricht  die  noch 
unbekannte  Lage  der  Stadt '^^^). 

Bei  Huelva,  am  Zusammenfluß  des  Rio  Tinto  und  Odiel.  liat 
"VV.  Sieglin  das  von  Avieu  241  ff.  beschriebene  iberische  Grotteii- 
heüigtum  einer  Unterweltsgöttin  gefunden^ee).  Noch  heute  bewahrt 
der  nahe  »Lago  de  Infierno«  die  Erinnerung  an  die  Stätte.  Eine 
ausführliche  Untersuchung  über  die  Lage  von  Iliberris  hat  M.Gomez- 
Moreno,  ein  eifriger  Lokalforscher,  veröffentlichtest). 

2.  Tarraconensis. 
a)  Conventus  Tarraconensis.  Über  Barcino  (Barcelona),  ist  zu 
vergleichen  der  Artikel  der  RE  von  Hübner  und  der  Kommentar 
von  F,  Fita  zu  einer  auf  die  cälteste  Befestigung  von  Barcelona 
aus  cäsarischer  Zeit  bezüglichen  Inschrift  ^^S)  —  q[q  durch  das 
Nebeneinander  der  iberischen,  griechischen  und  römischen  Stadt 
schwierige  Topographie  von  Etnporiott  hat  A.  Schulten «"^ß^)  auf 
Grund  einer  neuen  Karte  und  eigener  Grabungen  behandelt. 

Die  seitdem  von  Barcelona  aus  unternommenen  Grabungen  werden  die  noch 
immer  vorhandenen  Schwierigkeiten  der  Topogra])hic  aufklären.  Ihre  Ergeb- 
nisse vorwertet  Frickenhaus370)      Ferner   ist  Hübners  .Artikel  »Emporionc 


355)  Une  fortercsse  iberique  il  Osuna.  ArchMissSc.  1906.  Vgl.  auch  Bull. 
Hisp.  1908.  AA  1904,  139.  —  ^^ß)  BolMadrid  1909,  419.  — •  357)  RhcinMus. 
1908,  319.  —  358)  NotScavi  1907,  462.  —  »59)  BolMadrid  1907,  182—96.  — 
360)  Rcv.  de  la  Asociacion  art.  arqueol.  Barcelouesa  1905 — OS.  —  36 1)  Rev. 
Archivos  1906,  199.  —  362)  ciL  XV,  S.  562.  —  363)  ZEthn.  190;;,  50.  — 
364)    EphEp.  IX,   Nr.  42.  —   305)  Religiöes  II,   158.  —   366)  aA   1902,  42.  — 

367)  BolMadrid    XLVI,    1905,    44.  —   368)    Ebenda  XLII,   1903,   481—83.   — 

368)  Ampuria.-,.     JbKla^sAlt.    1907,   334,  mit  K.   —   370)  BonuerJb.   1909,   17, 
mit  K. 


Hispauia.  87 

in  der  HE  zu  vergleichen.  Die  Zeit  der  Gründung  von  Emporiou  versucht 
Botet  y  Siso'^')  zu  bestimmen.  Eine  neue  Inschrift'''-)  nennt  einen '/s/<.t^ooj't»;?. 
Die  massaUothchen  Emporien  an  der  spanischen  Ostküste  hat  Garofalo5''3) 
behandelt. 

Die  berühmten  Stadtmauern  von  Tairagona  sind  zuletzt  be- 
sprochen von  J.  R.  Melida374),  der  sie  mit  den  »my kenischen <; 
Mauern  vergleicht,  wobei  aber  nur  der  Stil,  nicht  die  Erbauer, 
zweifellos  Iberer,  bezeichnet  sind.  Das  Boletin  berichtet  mehr- 
fach über  die  Altertümer  von  Tarragona S'^^).  —  Die  bei  Caldas 
de  Montbuy  erhaltenen  römischen  Bäder  werden  im  Boletin  be- 
schrieben 376).  Eine  antike  Ansiedhmg  in  S.  Feliu  de  Guixols 
an   der  Küste  wird  in  der  Rev.  Archivos  (1905,  215)  besprochen. 

Die  an  die  bekannte  falsche  Ableitung  des  Namens  Saguntum 
von  Zakynthos  erinnernde  Schi-eibung  Sagyntho  findet  sich  auf 
Amphoren  von  Sagunt^^^).  Das  Werk  von  Chabret^TS)  über 
Sagunt  gehört  zu  den  wenigen  brauchbaren  Arbeiten  spanischer 
Lokalforschung. 

b)  Conventus  CarÜmginiensis.  Die  Topographie  der  Hauptstadt 
des  Convents  hat  zidetzt  0.  Cuntz379)  behandelt;  ferner  ist  zu 
nennen  Hühners  Artikel  in  der  RE. 

Ob  die  zwii-ehen  Galle  de  Jara  und  Galle  del  Aire  aufgedeckte  Säulen- 
reihe zum  Forum  des  alten  Garthago  Nova  gehört,  wie  Gisneros  y  Hervas 
will*^''),  ist  sehr  fraglich.  Über  andere  Altertümer  von  Garthago  Nova  ist 
Boletin  XXXIl,  431;  XLIl,  129  zu  vergleichen.  —  Ein  auf  einem  Pannen- 
feld 1 1  km  südlich  von  Valdepenas  und  1  km  östlich  von  Torrenueva  gefundenes 
Zehnpfundgewicht  mit  der  Inschrift  >r.  p.  Edebenshim  p(ondo)  X«'»!)  er- 
gibt den  Namen  des  Despoblado  und  bereichert  die  spanische  Geographie  um 
einen  neuen  Ortsnamen.  Edeba  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  bei  Sagunt 
gelegenen  Adeba.  —  Das  auf  der  Straße  von  Segovia  nach  Titulcia  (bei  Aranjuez) 
verzeichnete  Miacum,  welches  man  gerne  auf  der  Stelle  von  Madrid  suchte, 
scheint  mit  der  bei  Garabanchel  Bajo  (bei  Madrid)  vorhandenen  Ruinenstätte  iden- 
tifiziert werden  zu  müssen,  denn  ein  Fluß  der  Gegend  heißt  in  mittelalterlichen 
Urkunden  Miaco'^^.  —  Die  oft  behandelte  große  Iberei-stadt  auf  dem  »Cabezo 
del  Griegoi:  (bei  Ucles  im  Westen  der  Provinz  Guenca,  s.  GIL  II,  S.  944)  ist 
durch  Auffindung  einer  Inschrift  als  Segobrirja  identifiziert  ■'*•').  Hübner  hält 
trotzdem  an  der  Ansicht  fest,  daß  Segobriga  mit  dem  span.  Segorbe  zu  iden- 
tifizieren ist.  —  Neue  Funde  auf  der  Stätte  von  Valeria  (span.  Valera)  am 
Jucar  sind  im  Boletin  mitgeteilt ^^^j.  —  Über  Dianium  (span.  Denia)  hat  Roque 
Chabas  ein  Buch  geschrieben. 

Balearen  und  Piiyusen.  Die  nahe  Verwandtschaft  der  prä- 
historischen Türme,  der  »Talatjots«  mit  den  sardinischen  Nuraghen 
und    ähnlichen   Festen    auf   Pantellaria   und   in   Afrika    hat    zuletzt 


371)  DLscursos  leidos  en  la  Acad.  de  Buenas  Letras.  Banjelona  1908.  — 
372)  EphEp.  VIII,  518.  —  "3)  BolMadrid  XXXV,  177.  —  "4)  in  der  Zeitschr. 
Arquitectura  y  Gostruccion.  Barcelona  1905.  —  "5)  XXVIII,  430;  XXXII, 
169;  XXXVIII,  109;  XLIX,  420.  —  376)  ßolMadrid  L,  129.  —  377)  CLL 
XV,  2632.  —  378)  Hist.  de  Sagunto.  Barcelona  1888.  —  379)  Polybius  und 
sein  Werk,  Leipzig  1902,  mit  Plan.  —  380)  BolMadrid  1908,  489.  —  38i)  Ebenda 
1909,  485.  —  382)  Ebenda  1907,  252.  —  383)  EphEp.  VIII,  Nr.  182.  — 
384)   1908,  509. 


88        A.  Schulten,  Bericht  üher  die  historische  Geographie  des  Westens. 

A.  Mayr  dargestellt ^86).     Unter  »Balearen<    behandelt  Hübner  in 
der  RE  Geschichte  und  Topographie  der  Inseln. 

J.  Roman  y  Calvet  hat  auf  Ibiza  eine  Menge  panischer  Altertümer 
entdeckt  und  in  einem  großen  Werk  beschrieben,  in  dem  er  außerdem  die 
Topographie  der  Pityusen  behandelt  und  nachweist,  daß  Formentera  das  alte 
Ophiussa  181387), 

c)  Conventus  Caesarangtistamis.  Ein  Dekret  des  Konsuls  Pom- 
peius  Strabo  aus  dem  Jahre  90  v.  Clu-.,  welches  einer  Tiirma 
Salluitana  spanischer  Reiter  für  ilu-e  Tapferkeit  das  Bürgerrecht 
verleiht  388)^  hat  topographischen  Wert,  weil  die  dreißig  Reiter  nach 
ihren  Gemeinden  aufgeführt  sind. 

Die  Turma  heißt  nach  Salluia,  bei  Plinius  JSalduvia,  dem  iberischen 
Namen  des  späteren  Zaragossa.  Von  den  Gemeindenamen  sind  neu:  Baqarenses, 
.  .  .  ticenses,  Begenses,  Ennegenses,  Suconenses.  Die  anderen  Namen  (Ilerdenses, 
Segienses,  Libienses,   Ilhiersenses)  sind  bekannt. 

Die  »Porta  Romana«  von  Zaragossa  wird  auf  einer  Insckrift 
genannt 389j_  Leider  fehlt  immer  noch  eine  brauchbare  Topographie 
und  selbst  ein  Plan  der  Stadt. 

Der  Marques  de  Cerralbo  hat  im  Tale  des  Jalon  nördlich 
von  S.  Maria  de  Huerta  eine  stark  befestigte  Ibererstadt,  die  er 
für  Ärcobriga  hält,  und  verschiedene  Castros  ausgegraben  390)_ 

d)  Conventus  Cluniensis.  Uxama  (heute  Osma)  hat  bei  Mela 
den  Beinamen  Barca.  Iharca  ist  dieser  Name  auf  mehreren  In- 
schriften geschrieben  391). 

Segwamo  wird  als  Knotenpunkt  dreier  Straßen:  nach  Asturica,  Legio  und 
Burdigala  von  v.  Domaszewski^^')  behandelt.  Ooasso  (Oyarzun)  bespricht 
C.  Jullian  393j_  Mehrere  Inschriften  mit  dem  Namen  von  Triticum  (span. 
Tricio,  westlich  von  Logrono)  edierte  Baraibar  im  Boletin  ^^■*).  —  Eine  Ab- 
handlung über  Contrebia  Leiicada  (tlas  im  Fragment  des  91.  Buches  des  Livius 
erwähnte  Contrebia)  von  de  Govantes  aus  dem  Jahre  1841  wurde  1907''^^) 
veröffentlicht.  Govantes  sucht  Contrebia  auf  dem  Hügel  Torres  de  Carazo, 
10km  nördlich  von  Silos.  Dem  widerspricht  Naval  Ayerve^ae^,  ohne  daß 
seine  Gründe  überzeugen,  wie  mit  Recht  der  Abt  von  Silos  Guepin-'^'^  aus- 
führt. 

In  vollem  Umfang  ist  die  Topographie  einer  der  berühmtesten 
Städte  des  Landes  Numaniia  aufgeklärt  worden. 

Nachdem  E.  Saavedra  auf  Grund  der  Ilinerare  Numantia  mit  den  Ruinen 
auf  dem  Hügel  bei  Garray  am  Duero  identifiziert  hatte,  dann  aber  durch  schlechte 
Ausgrabungen,  die  angeblich  nur  eine  römische  Stadt  feststellten,  dieses  Ergebnis 
in  Frage  gestellt  worden  war,  deckte  A.  Schulten  im  Jahre  1905  unter  der 
römischen  die  von  Scipio  133  v.  Chr.  verbrannte  iberische  Stadt  auf  und  f:md 
in  den  nächsten  Jahren  in  ihrer  Umgebung  bedeutende  Reste  der  scipionischen 
Einschließungswerke,  vor  allem  die  sieben  von  Appian  bezeugten  Lager.  Über 
diese  Grabungen  ist  im  Archäol.  Anz.    1905 — 09  berichtet.    Von  demselben  ist 


386)  Vorgesch.  Alt.  auf  Malta  (Anin.  1524),  5.  —  •'*")  Los  nombres  y  importancia 
arqueol.  de  las  Islas  Pythiusas.  Barcelona  1906.  —  3**)  BullComnuiiialc  1908, 
169—276  (Gatti).  —  »s»)  EphEp.  VHI,  Nr.  316.  —  ^90)  g.  Anm.  331.  — 
39')  EphEp.  IX,  Anm.  292a.  —  392)  wZ  1902,  191.  --  393)  BullHisp.  1905, 
221—34.  —  394)  BolMadrid  1907,  256.  —  395)  Ebenda  235.  —  396)  Ebenda 
426.  —   397)  Ebenda  430. 


Hispania.  89 

ferner  eine  die  philologische  Ba-^is  der  Aiisf;rahunK  bildende  Sfhrift  über  Numantia 
erschienen  39»).  in  deren  erstem  Teile  die  Topojjraphie  von  Numantia  behandelt 
wird,  während  der  zweite  den  Nachweis  bringt,  daß  Aj)pians  Bericht  über  die 
Belagerung  (Iberica  90 — 98)  auf  der  Schrift  des  Augenzeugen  Polybius  über 
den  nuinantinischen  Krieg  beruht.  —  Außerdem  hat  A.  Schulten  bei  dem  Dorf 
Reniehlas,  B  km  östlich  von  Numantia,  sechs  römische  La<jer  aus  den  spanischen 
Kriegen  entdeckt,  von  denen  er  das  eine  dem  Fulvitis  Nolnlior,  der  von  hier 
aus  im  Jahre  153  v.  Chr.  den  Krieg  eröffnete,  zuweist,  während  über  den 
Erbauer  der  anderen  Lager  noch  nichts  feststeht  399)_  \^  dem  oben  angeführten 
Bericht  findet  man  eine  Karte  der  Umgehung  von  Numantia  mit  den  römischen 
Lagern. 

Bei  Lucilius  wird  der  meist  Pallantia  geschriebene  Name  des 
h.  Palencia  Talantia  geschrieben'*'^").  r>Inte.rammis<'  auf  einer  In- 
schrift aus  Valencia *oi)  ist  auf  eine  Gemeinde  dieser  Gegend  zu 
beziehen. 

Die  im  Val  Otaties  vom  Ebro  zur  Küste,  nach  Casti-o  Urdiales, 
führende  Straße  wird  an  der  Hand  der  Meilensteine  untersucht 
von  Martinez  de  Casa  Lopez*02)  ^nd  Fidel  Fita^os).  Man 
möge  bald  die  hier  erwähnte  Aufnahme  der  Straße  mitteilen.  — 
Neue  in  der  Gegend  westlich  von  Clunia  gefundene  Miliarien  der 
großen  Heerstraße,  die,  von  Zaragossa  kommend,  über  Numantia, 
Clunia  nach  Astorga  führte,  teilt  Fidel  Fita404)  mit. 

Eine  von  Ä.  Schulten  im  Jahi-e  1906  veranstaltete  Ausgrabung 
hat  ergeben,  daß  die  auf  dem  Berge  Santa  Marina,  südlich  von 
Juliobriga,  liegenden  Befestigungen  nicht,  wie  man  bisher  an- 
nahm'^o^)^  t^jas  Lager  der  Legio  IV.  Macedonica,  sondern  einheimische 
Ringwälle  sind. 

Mehrere  die  »prata  legionis  IV.«  gegen  das  Territorium  von  Juliobriga  (beim 
h.  Reinosa)  abgrenzende  Grenzsteine  ^"ß)  sind  im  Tale  des  Camesa  gefunden  und 
lassen  vermuten,  daß  dieser  die  Nordgrenze  des  Gebiets  der  Legion  bildete, 
das  nach  S  an  die  Gemeinde  Segisamo  grenzte. 

3.  Ästuria  und  Callaecia. 
Beide  Landschaften  behandelt  Hüb u er  in  den  Artikeln  der  RE, 
Asturien  Garofalo-*"").  Der  Name  des  Stammes  der  Wmri  (Ptol. 
2,  6,  37)  ist  jetzt  epigraphisch  belegt-*08)  (Tibura).  Über  die  Gromi 
s.  Anm.  311.  Der  Mars  Tilenius  einer  L3sclmft*09j  aus  der  Gegend 
von  Astorga  hat  denselben  Namen  ^\•ie  das  noch  heute  Teleno  ge- 
nannte Gebirge  bei  La  ßaüeza. 

Die  Inschriften  von  Asiurica  Angusta  (Astorga)  sind  von  M.  Macias^i") 
zusammengestellt,  der  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  Topographie  der  Stadt 
behandelt.  —  Eine  Stadt  der  Seurri,  Transminium«,  (im  Conventus  von  Lucus) 
ist  durch  die  Inschrift  eines  »Seurrus  Transminianus«  bekannt  geworden ^^^). 
Ein    neues    militärisches    Territorium   —  prata    cohortis  IV.    (rallorum   — ,    das 


398)  Numantia.  Berlin  1905.  .Mit  Plänen.  —  399)  AA  1909,  526,  u.  1910.  — 
*^°)  Cichorius,  Unters,  z.  Lucilius,  1908,  215.  —  -»oi)  EphEp.  VJII,  Nr.  134. — 
^02)  BolMadrid  1908,  389.  —  ^o»)  Ebenda  454.  —  *<>*)  Ebenda  1909,  323.  — 
^05)  CIL  II,  S.  932.  —  "6)  EphEp.  VIII,  Nr.  284.  —  ^""^  De  Asturia.  Bar- 
celona 1900.  —  *"»)  EphEp.  IX,  Nr.  307  a.  —  *09)  Ebenda  Nr.  293.  — 
*10)  Epigrafia  rom.  d.  A.     Orense   1903.  —   *")  BolMadrid   1903,  213. 


90        A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

an  das  Gebiet  von  Bedunium  (beim  h.  La  Baneza)  grenzte,  haben  Grenzsteine 
kennen  gelehrt,  die  bei  Castrocalvon  (südwestlich  von  la  Baneza)  gefunden 
sind*'2)_  —  Die  Lage  einiger  Orte  Galiciens  versucht  die  Schrift  »Adobrica« 
von  L.  de  Saralegui  y  Medina^i^^  festzustellen.  Sicher  ist,  daß  h.  Cedeira 
dem  antiken  Cetaria  entspricht.  In  derselben  Gegend  bewegt  sich  die  Schrift 
über  Burum  von  Macineira  y  Pardo*'*). 

4.  lyiisitania. 

L.  deVasconcellos'  Buch  über  die  antiken  Kulte  Lusitaniens*^^) 
ist  aneh'^für  die  historische  Geographie  wertvoll.  Im  ersten  Band 
ist  die  Geographie  der  p'ähistori.sche)t  Zeit,  im  zweiten  die  »proto- 
historische«  Geographie  behandelt.  Emerita  Augusta,  die  an  Alter- 
tümern reichste  Stadt  der  Halbinsel,  entbehrt  noch  immer  einer 
guten  Monographie. 

Vor  allem  wäre  die  Aufnahme  des  antiken  Straßennetzes,  das  sich  aus  den 
wohlerhaltenen  Kanälen  feststellen  läßt,  notwendig.  Über  die  Auffindung  eines 
Mithraeums  (bei  der  neuen  Plaza  de  Toros)  ist  AA  1906,  171  zu  vergleichen. 
In  der  RE  hat  Hübner  Merida  behandelt.  —  Zwei  das  Proszenium  des  Theaters 
bezeichnende  Fragmente  teilt  F.  Fita  mit*'*'),  der  aber  übersieht,  daß  die  beiden 
Stücke  zusammen  gehören  und  das  Wort  [P]ROS[C]EN[IVM]  ergeben.  Einige 
Monumente  von  Merida  behandelt  der  Marques  de  Monsalud*'''). 

Im  Jahre  1906  hat  A.  Schulten  nördlich  von  Cäceres  ein  25  ha 
großes  römisches  Lager  entdeckt,  das  offenbar  mit  den  Casfra 
Caecilia  des  Plinius  (nat.  hist.  IV,  117)  identisch  und  von 
Caecilius  Metellus  im  Kriege  gegen  Sertorius  erbaut  ist*!^).  Nach 
Capara  (nördlich  von  Norba)  heißen  die  Nymphae  Caparenses  der 
Bäder  Bafios  de  Montemayor*^^). 

Über  die  Reste  von  Conhnbric/n  (Condeixa  a  Velhaj  wird  im  Archeologo 
Portug.''20)  berichtet.  Die  literarische  Überlieferung  verzeichnet  der  Artikel 
von  Hübner  (RE),  der  auch  Aeminium  (h.  Coirabra)  behandelt  hat. 

Die  Kultstätte  des  lokalen  Gottes  Endovellicus  (bei  Villa  ViQosa, 
südwestlich  von  Badajoz)  und  der  Dea  Ataecina  Tiirohrigensis, 
die  besonders  in  Südlusitanien  verehrt  wurde,  hat  Vasconcellos 
behandelt  4  21). 

Über  die  Lage  von  Turobriga  ist  Anm.  365  zu  vergleichen.  In  den 
Namen  der  von  Vasconcellos  a.  a.  0.  S.  179ff.  behandelten  Lokalgötter 
(Lares,  Genii)  stecken  allerlei  Orts-  und  Stammesnamcn,  meist  mit  der  Endung 
icus"  (Cerenaeci,  Erredici,  Turobici  usw.),  die  W.  Schulze-'"-"-)  für  keltisch  hält, 
aber  zugleich  auf  illyrischem  Gebiet  nachweist. 

Ausführlich  behandelt  Vasconcellos ■i^s)  die  berühmte  uralte 
Kultstätte  auf  dem  y> Heiligen  Vorgebirge'-<  (mit  Karte).  Interessant  ist 
die  Mitteilung  (S.  205),  daß  der  von  Artemidor  beschriebene  Stoin- 
kult  noch  heute  fortlebt.  Die  antiken  Ansiedlungen  des  Mondegotals 
hat  A.  dos  Santos  Rocha  erforscht ■*2i)  und  ihi-e  Ausbeute  in 
einem    vortrefflichen  Lokalmuseum    zu  Figueira  da  Foz    gesammelt. 


«12)  EphEp.  VIII,  Nr.  131.  —  *»=•)  Ferrol  1908.  —  *»*)  Ebenda.  — 
<15)  s.  Anm.  283.  —  *'6)  BolMadrid  XXXVI,  1900,  (i.  —  <17)  Discursos 
leidos  ante  de  la  Acad.  de  Hist.  1910.  —  •"*)  Kurze  Beschreibung  in  Stahl, 
De  belle  Sertoriano.  Diss.  Erlangen  1907,  S.  49.  —  *'»)  EphEp.  VIII,  Anm.  71.  — 
<20)  IV,  305.  —  <"-•)  Religiöes  II,  111.  —  <22)  Lat.  Eigennamen  (Anm.  1153), 
S.  25.   —   *-^)  Religiöes  II,    199—216.   —   ■•2<)  ArchPort.    189ti. 


Hispauia.     Gallia.  91 

D.  Galiia. 
I,  Allgemeines. 

Eine  feste  Grundlage  hat  die  Topographie  von  Gallien  durch 
die  von  0.  Hirschfeld  bearbeiteten  gallischen  Bände  des  CIL 
erhalten  425) _  Die  zugehörigen  Karten  werden  mit  dem  letzten 
Germania  Inferior  enthaltenden  Teil  des  CIL  XIII  erscheinen.  Da 
bisher  weder  die  gallische  Karte  der  FOA  noch  die  des  Sieglinschen 
Atlas  Antiquus  erschienen  ist,  fehlt  immer  noch  eine  gute  historische 
Karte.  Das  von  Longnon  bearbeitete  Blatt  GaUia  des  kleinen  »Atlas 
hist.  de  la  France«*26)  ist  unkritisch *27j,  Desjardins  großes 
"Werk  über  die  historische  Geographie  Galliens  ist  1893  mit  dem 
von  Longnon  herausgegebenen  vierten  Band  abgeschlossen  worden. 
Die  letzte  Darstellung  der  historischen  Geographie  Galliens  ist  die 
Skizze  in  Jungs  Grundriß  (1897).  In  C.  Jullians  großem  Werk 
»Hist.  de  la  Gaule«  (Anm.  449)  ist  die  Geographie  stark  betont 
und  besonders  das  Kapitel  »Nature  et  aspect  du  sol«  (I,  74 — 107) 
zu  beachten.  Der  ausführliche  Artikel  > Gallia-  im  Dizionario  Epi- 
grafico  ist  von  Ch.  Toutain.  Ein  vortreffliches  Onoraastikon  der 
vorrömischen  Ortsnamen  Galliens  ist  H.  Hold  er  s  »Altkeltischer 
Sprachschatz«   (s.  o.  S.  .54). 

Ausführliche  Berichte  über  die  Fortschritte  der  historischen 
Geographie  Galliens  gibt  R.  Poupardin  in  VoUniöllers  kritischem 
Jahrbuch  fiber  die  Fortschritte  der  romanischen  Philologie  "^^Sj, 

Im  fünften  Band  (1903)  berichtet  er  über  die  Erscheinungen  von  1890 — 98, 
im  sechsten  (1904)  über  die  .Jahre  1899 — 1901,  im  siebenten  (1905)  über 
1902/03,  im  achten  (1909)  über  die  Jahre  1904/05. 

Seit  1902  bringt  der  Arch.  Anz.  Berichte  über  die  gallischen 
Altertümer  (von  Michon).  Eine  sehr  dankenswerte  Orientierung 
über  neue  topographische  Forschung  geben  die  »Notes  gallo- romaines« 
von  C.  Jullian  in  der  Rev.  des  Etudes  Anc.  Schließlich  ist  auch 
das  von  Dechelette  angefertigte  Verzeichnis  der  Ansichtspostkarten 
von  antiken  Denkmälern  des  Landes  zu  erwähnen  ^-^). 

Bei  der  Übereinstimmung  der  kirchlichen  Diözesen  mit  den 
Territorien  der  römischen  Städte  ist  das  Werk  von  L.  Duchesne 
über  die  gallischen  Diözesen  für  die  historische  Geographie  Galliens 
von  Bedeuümg^so).  Ähnlich  wie  in  den  südlichen  Ländern  ist  die 
Lokalfarschung  in  Frankreich  der  Tummelplatz  der  Dotti  del  paese, 
die  in  einer  Unzahl  von  lokalen  Zeitschriften  zu  AVorte  kommen. 
An  einer  wissenschaftlichen  Überwachung  und  Leitung  dieser  Kräfte, 
die,  sich  selbst  überlassen,  geringen  Nutzen  stiften,  scheint  es  ganz 
zu  fehlen.     Vor  allem  stehen  leider  die  neueren  in  Frankreich  ver- 


*25)  CLL  XII  (Narbonensis) ;  XlII,  1,  1  (Aquitania  u.  Lugudunensis),  1899; 
XIII,  1,  2  (ßelgica),  1904.  —  *26^  Yms.  —  *27)  Vgl.  Thudichum  in  Korr. 
GesVer.  1897,  121.  —  *28^  i^  Abt.  III  unter  »Geogr.  hist.  et  Ethnogr.  de  la 
Fr.«.  —  *29)  RevAreh.  1906  u.  1908.  —  «S")  Fastes  episcopaux  de  l'anc.  Gaule 
Paris  1899. 


92        A.  Schulten,  Bericlit   über  die  historische  Geograi)hie  des  Westens. 

anstalteten  Ausgrabungen  durchaus  nicht  auf  der  in  anderen  Ländern 
erreichten  Höhe.  Die  besten  Beiträge  zur  Lokalforschung  erscheinen 
im  Bull.  arch.  du  Comite  des  Trav.  hist.^-"^^),  im  Bulletin  und  in 
den  Mem.  de  la  Soc.  Nat.  des  Antiq.  de  France. 

n.  Physische  Geographie. 

Kurz  behandelt  die  physische  Geographie  Galliens  C.  Jullian 
im  ersten  Kapitel  seines  Werkes  (s.  Anm.  449).  Über  die  Ärdennen 
in  gallorömischer  Zeit  besitzen  wir  eine  ausführliche  Abhandlung 
von  Demarteau,  »L'Ardenne  belgo-rom.<  •♦32)^  ferner  den  Artikel 
»Ardueuna  silva«  in  der  RE  von  M.  Ihm.  Die  Göttin  des  Ge- 
birges wird  als  Arduinna  auf  Inscliriften  genannt,  über  die  Be- 
schreibung der  Rhone  bei  Avien  gibt  es  eine  Arbeit  von  T.  Mon- 
tanari^^s),  Eine  sehr  Avillkommene  Zusammenstellung  der  antiken 
Thermalquellen  gab  Bonnard*^*)^  Avährend  die  mit  demselben  ver- 
bundenen Lokalkulte  von  Rodet^^s)  behandelt  wurden.  Beiträge 
zur  Geschichte  des  Weinbaues  an  der  Mosel  hat  G.  Wiese^^G)  y^j-. 
offen tlicht.  C.  Hosius'  Kommentar  zu  der  von  Ausonius  ent- 
worfenen Beschreibung  der  Mosellandschaft  ist  unten  (s.  Anm.  671) 
besprochen.  Die  Identifikation  der  Kassiteriden  mit  den  der  Küste 
der  Bretagne  vorgelagerten  Inseln  stützt  L.  Siret*^'^),  ein  belgischer 
Bergwerksingenieur,  auf  den  Nachweis,  daß  die  Küste  der  Bretagne 
reich  an  leicht  zu  gewinnendem  Zimi  gewesen  sei,  und  behandelt 
dann  die  nach  diesen  Küsten  führenden  Handelsstraßen  der  Phönizier 
und  Griechen. 

m.  Prähistorisches. 

Im  ersten  Band  von  Dechelettes  »Manuel  d'ai'ch.  prehist. 
celtique  et  gallo-rom.«  besitzen  wir  ein  ausgezeichnetes  Repertorium 
der  französischen  Prähistorie'^^S),  }ji\i  (|en  prähistorischen  Bewohnern 
der  Vogesen  beschäftigt  sich  Litard'^ss).  Keune^*<>)  weist  nach, 
daß  die  im  oberen  Seilletal  bei  Metz  gefundenen  Lehmziegel  von 
in-ähistorischen  Gradierwerken  zur  Salxgcicinnimg  aus  der  Hallstatt- 
zeit herrühren.  Die  Ringu'älle  Lothringens  hat  Beaupre  be- 
sprochen ^*i).  Eine  TJbersicht  und  Bibliographie  gallischer  und 
anderer  Ringwälle  gibt  Guebhard'*^^)  Auch  in  Frankreich  hat 
man  mit  der  Inventarisierung  der  Ringwälle  begonnen  und  eine 
»Commission  d'etudes  des  enceintes<-  gebildet.  Literatur  für  einzelne 
Gebiete    stellt  Anthes    zusammen    in    seinen  Berichten   über  Ring- 


el) Paris,  Inipr.  NiUioiiale.  <32)  BullIustArchLic','e..is  XXXIV,  5—249.  — 
*■'■')  Correzione  e  dichi:ir:izioue  della  descrizioiie  del  R.  conservataci  da  Avieno. 
Padiia  1903.  —  *^*)  La  Gaule  tliermalc.  Paris  1008.  —  *^^)  Le  cidte  des 
Sources  thermales  ä  l'ej)oque  gallo-rom.  Paris  1908.  —  ■'''*)  Hainburi;  1901.  — 
<")  L'Anthr.  1908.  —  *^«)  Paris  1908.  747  S.  —  "»)  La  popiil.ition  des 
Vosgcs.  Paris  1902.  —  **°)  WZ  1901,  227.  —  "')  Enceiutes  prch.  de  la 
Lorraine.  BuUConi.  1901,  208.  —  **^)  Camps  et  enceintes.  In  Ber.  über  d. 
Congr.    Arch.   Fr.    .\ntun    1907. 


Gallia.  93 

wallforschuiig^*3)  uq{|  j.  Dechelette  in  den  CR  du  Congr.  intern. 
d'Anthropol.  (Paris  1900,  418).  Ein  Inventar  liegt  vor  für  das 
Dep.  Lot  von  Vire***).  Die  seltsamen,  mit  rohen  Zeichnungen 
versehenen  Steindenkmäler  an  der  oberen  Garonne,  die  wohl  der 
ligurischen  Urbevölkerung  zuzuschreiben  sind,  hat  Hermet  be- 
handelt**5)  und  Esporandieu  abgebildet** 6).  Über  vorrömische 
Dörfer  der  Bretagne  handelt  A.  de  la  Grranciere**"^,  über  die 
megalithischen  Monumente  des  Dep.  Somme  C.  Boulanger-**^). 

IV.  Ethnologie. 

Die  neue  Auflage  des  AVerkes  über  die  ältesten  Bewohner 
Europas  von  Arbois  de  Jubainville  ist  oben  (Anm.  27)  er- 
wälmt.  Besser-  sind  die  ethnologischen  Verhältnisse  behandelt  im 
ersten  Band  von  C.  Jullians  neuem  Buch**9).  Auch  die  kurze 
Darstellung  von  G.  Bloch  im  ersten  Band  von  Lavisses  »Histoire 
de  France«  *50)  ist  zu  nennen.  Einen  wichtigen  Beitrag  zur  gallischen 
Ethnologie  hat  Bienkowski  geliefert  in  seinem  Buch  »Die  Dar- 
stellung der  Gallier  in  der  hellenistischen  Kunst« *5^). 

1.  Ligurer.  Das  die  bisher  allgemein  als  gallisch  geltenden, 
besonders  in  Spanien  häufigen  Namen  auf  -briga  ligurisch  seien, 
vei-mutet  mit  unzureichenden  Gründen  C.  Jullian*^^).  Die  Ligurer 
in  Gallien  behandelt  derselbe  in  seiner  Geschichte  Galliens* ^3)^  die 
der  Gegend  von  Marseille  Clerc*^*);  in  27  der  87  französischen 
Departements  weist  A.  de  Jubainville*55)  Spuren  der  Ligurer 
nach.  Sehr  wichtig  ist  der  von  0.  Hirschfeld  erbrachte  Nach- 
weis ligurischer  Reste  in  Aquitanien  *56)  (Stammesnamen  auf  -ates, 
Götternamen,  die  weder  in  Spanien  noch  im  übrigen  Gallien  vor- 
kommen, also  weder  iberisch  noch  gallisch  sind).  Die  Spuren  der 
Ligurer  in  der  Normandie  verfolgt  .Jullian*ä7). 

Er  stellt  fest,  daß  die  Namen  der  ünelli,  Esuvii  dieselben  Endungen  haben 
wie  die  Ligurerstämme  in  Südgallieu  und  macht  es  wahrscheinlich,  daß  die 
von  Theopomp  (Fr.  221a)  genannten  Ligurerstämme  mit  denen  der  Normandie 
identisch  sind. 

2.  Iberer.  Über  die  Iberer  in  SüdgaUien  sind  zu  vergleichen 
mehrere  Aufsätze  von  Jullian*-58)  und  der  ausführliche  Artikel 
von  Garofalo*^^),    der   alle  antiken  Zeugnisse  für  sie  verzeichnet. 


**3)  RGBer.  1906/07.  33.  —  ^";  Invent.  des  camps  et  ene.  du  dep.  Lot. 
RevPreh.  —  ^")  B„llCom.  1898,  500.  —  **8)  Basreliefs  de  la  Gaule  (s. 
Anm.  493)  I.  —  *i^)  St.  B neue  1902.  —  ■**«)  Les  mon.  meg.  de  la  Somme. 
Paris  1900.  135  S.  —  **^)  Hist.  de  la  Gaule.  I:  Les  invasions  gauloises  et 
la  colonisation  grecque.  II.  La  Gaule  independante.  —  ^^°)  In  Lavisse  Hist. 
de  France.  I.  Les  origiues,  la  Gaule  independante,  la  Gaule  rom.  Paiüs 
1900.  —  *5i)  Wien  1908.  —  i'^)  R.EA  1906,  47.  —  *=^  I,  Kap.  4:  Les 
Ligures,  110—89.  —  *54-,  ßev.  hist.  de  la  Provence  1901.  —  ^=5^  RgvCelt. 
1903.  —  "6)  Aquitanien  in  der  Römerzeit.  SitzbAkBcrliu  1896,  446.  — 
*»^  REA  1905,  231;  1907,  174.  —  *58)  BullHisp.  1902,  12.  REA  1903, 
383.  —  *59_)  BolMadrid  XXXII,   1898,  294. 


94         A.  Schulten,  Boricht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

3.  Kelten.  A.  de  Jubainville  hat  die  Ergebnisse  seiner  früheren 
Untersuchungen  in  einem  kleinen  Buch  zusammengefaßt  ^ßOj  y^d  in 
einem  Aufsatz  die  Quellen  zur  Geschichte  der  Kelten  bis  auf  Theo- 
dosius  zusammengestellt*^^).  Das  beste  neuere  Werk  ist  C.  Jullians 
»Histoire  de  la  Gaide«,  die  im  ersten  Band  die  Einwanderung,  im 
zweiten  die  keltische  Geschichte  darstellt.  Grundlegend  für  die 
Kenntnis  der  gallischen  Städte  sind  die  von  G.  Bulliot  ausgeführten 
und  in  einem  großen  Werk  veröffentlichten  Ausgrabungen  auf  der 
Stätte  des  alten  Bibracte  (Mont  Beuvray)  gewesen  *62), 

V.  Strafsenforschung. 

Besonderer  Beliebtheit  erfreut  sich  in  Frankreich  die  Straßen- 
farschung,  die  aber  auch  ganz  besonders  unter  Zersplitterung  leidet. 
Eine  Übersicht  über  das  galhsche  Straßennetz  gibt  Melaj^e^^^), 
die  letzte  zusammenfassende  Darstellung  findet  sich  im  vierten,  von 
Longnon  verfaßten  Bande  des  Werkes  von  Desjardins*^*).  Besser 
als  mit  den  meist  unkritischen  Lokalarbeiten  w^irde  der  gallischen 
Straßen  forsch  ung  gedient  durch  die  Sammlung  d^r  Meilensteine 
GaDiens  und  Gerraaniens  im  CIL  XIH,  2,  2.  Von  Spezialforschungen 
ißt  mir  folgendes  bekannt  geworden. 

1.  Narbonensis.  Über  die  Via  Domitia  zwischen  Narbo  und  Gerunda 
(Gerona)  gibt  es  eine  gute  Arbeit  von  Freixc^^^),  ferner  einen  Aufsatz  von 
O.  Cuntz  (s.  Anm.  274).  Die  Straßen  zwischen  Chorges  und  Luc  en  Diois 
und  zwischeu  Luc  und  Briangon  hat  Martin  untersucht ^^ß),  die  Straßen  des 
östlichen   Savoicn  Marteaux^^^. 

2.  Aquitania.  L.  Brechet,  Les  voies  rom.  du  Bas-Poitou  **8).  Einen 
vorröniischen  Fahrweg  über  die  Pyrenäen  bespricht  Courteault^^^),  Gobin 
hat  die  Straßen  im  Gebiet  der  Arvemer  dargestellt*''*'),  Ducourtieux  die  des 
Limousin*'^'). 

3.  Lugduneiisis.  Heurtebise,  Les  voies  de  la  Table  Theod.  dans  le 
Maine*''2).  Matruchot,  Les  voies  romaines  du  dep.  Cöte  d'or*^^).  Abgrull, 
Les  voies  romaines  entre  Quimper  et  Vaunes*^*).  Die  nach  Avaricum  führenden 
Straßen  sind  von  Vallois  untersucht*^*).     Ferner  von  Liger*'^). 

4.  Belgica.  Eine  Karte  des  antiken  Wegenetzes  der  Dep.  Seine-et-Mame 
und  Oise  veröffentlichte  Melaye'*^'^.  Die  römischen  Straßen  von  Luxemburg 
hat  E.  Schneider  untersucht*''*). 

VI.  Ortsnamenforschung. 

Ein  ausgezeichnetes  Hilfsmittel  für  die  to])Ograpliische  Forschung 
besitzt  Frankreich  in  dem  -^ Dictiontmire  topograp}iiqvc  de  la  France 


*60)  Les  Celtes.  Paris  1903.  —  *^*)  Princ.  matferiaux  ä  consulter  sur 
I'hist.  de  Celtes.  Paris  1902.  —  *62)  Pouilles  au  Mt.  Beuvray.  Autun  1899.  — 
<63)  Voies  rom.  en  Gaule.  St.  Vit,  Doubs  1905.  —  *«*)  Erschieneu  1893.  — 
*65)  Rev.  bist,  de  Roussillon  1901  w.  1902,  mit  K.  —  *^^  BullSl^:tudesHAlpes 
1903,  195.  —  *")  llcvSavoisienne  1903,  23.  —  ■•6«)  Cougr.  arch.  de  Fr. 
1903.  —  -«e»)  CRAcad.  2.  Okt.  1896.  —  *'"')  Clermont-Ferrand  189(3.  — 
■•^i)  BullSLim.  1906,  213.  —  <''2)  RcvIIistMainc  1899.  —  -«^S)  Semur  1905.  — 
*">*)  St.  Brieuc  1900.  —  ••^S)  MemSAntCentr.  XIX,  51—85.  —  *76)  Paris  1899. 
242  S.  —  *'^  Carte  des  voies  rom.  dans  les  d§p.  Seine-et-Mame  et  Oise.  Meaux 
1901.   —   *^8)  In  0ns  Ileraechl   XI,   10—23. 


Gallia.  95 

comprenant  les  noms  des  ]ie\ix  anciens  et  motlcrns «'*'''').  Eb  ist 
nach  den  87  Departements  angelegt,  von  denen  bisher  etwa  30 
erschienen  sind.  Außer  diesem  offiziellen  Lexikon  gibt  es  noch 
eine  Anzalü  lokaler  Yerzeichnisso  von  Ortsnamen.  Die  bis  1899 
vorliegenden  Lexika  verzeichnen  die  Vorreden  des  CIL  XIII;  von 
neueren  ist  mir  folgendes  bekannt  geworden.  Aquitania:  Ledain 
u.  Dupond,  >Dict.  top.  du  dep.  des  Deux  Severs«*80).  Lugdunensis: 
Angot,  ;>Dict.  hist.  et  top.  de  la  Mayenne«*^^).  Belgica:  Roserot, 
;>Dict.  top.  du  dep.  de  la  H.  Marne« ^^2).  Auf  Gnmd  dieser  Lexika 
wird  eifrig,  aber  meist  unkritisch  die  Ortsnamenforschung  betrieben. 
Als  tüchtiges  Beispiel  nenne  ich  das  Werk  von  L.  Berthoud  u. 
L.  Matruchot  über  die  Ortsnamen  des  Departements  Cöte  d'or*83). 
Zahlreiche  Parallelen  zu  dem  berühmten  Namen  Aliso  in  Gallien 
weist  F.  Cramer^'^*)  nach. 

vn.  Römische  Zeit. 

Eine  flott  geschriebene  Darstellung  des  römischen  Galliens  bietet 
C.  Jullians  kleines  Buch  » Gallia «^^s).  Wichtig  für  die  Topographie 
der  gallischen  Städte  ist  das  Werk  von  A.  Blanchet  über  die  seit 
dem  Ende  des  3.  Jahrhunderts  gegen  die  Germanen  erbauten  Stadt- 
mauern^^^).  Es  enthält  zahlreiche,  meist  freilich  sehr  kleine  Stadt- 
pläne. Nene  Ergebnisse  zu  den  Stadtmauern  teilt  B.  im  Journ.  des 
Savauts  1909  mit.  Wegen  ihrer  Bedeutung  für  die  Datierung  der 
römischen  Ansiedlungen  sei  auch  liier  der  Keramik  gedacht.  Wie 
Koenen  und  Dragendorff  in  ihren  Arbeiten  den  italienischen  Im- 
port, so  hat  Dechelette  in  seinem  großen  Werk*^'')  zum  ersten- 
mal die  einheimischen  Nachahmungen  jener  italischen  Gefäße  be- 
handelt. E.  Ritterlings  Aufsatz  »Zur  Geschichte  des  römischen 
Heeres  in  GaUien  unter  Augustus«*^^)  ist  grundlegend  für  die  Topo- 
graphie der  ersten  Okkupation. 

R.  behandelt  die  von  Agrippa  angelegten  militärischen  Straßen  und  die 
Legiouslager,  die  er  bei  Langres,  Reims,  Poiliers,  Saintes  ansetzt.  Eine  archäo- 
logische Untersuchung  dieser  wichtigen  Lagerplätze  ist  noch  nicht  einmal  ver- 
sucht worden.  Zwei  Abteilungen  der  bei  Mirebeau  lagernden  achten  Legion, 
1.  auf  dem  Mt.  Ardon  bei  Pontailler  sur  Saone  (Cote  d'or)  und  2.  in  La 
Noue  bei  Dijon,  bespricht  H.  de  Villefosse**^)  mit  Bemerkungen  über  die 
vier  von  Lager  Mirebeau  ausgehenden  Straßen. 

Das  Prinzip  des  Augustus,  die  hochgelegenen  Festen  des  freien 
Galliens  durch  Städte  in  der  Ebene  zu  ersetzen  (Gergovia  durch 
Augustonemetum,  Bibracte  durch  Augustodunum),  behandelt  O.Hir  Seh- 
feld in  dem  Aufsatz  »Aeduer  und  Arverner«*90).     E.  Kornemann 

*79)  Paris.  —  *80)  Poitiers  1902.  —  ^^i)  Laval  1900.  —  -»«S)  Paris  1903.  — 
<83)  BuUSHistSemur  1901/02  u.  1902/03.  —  *«*)  WZ  1902,  252.  —  ^^^)  3.  Aufl. 
Paris  1907.  —  *86)  Les  enceintes  de  la  Gaule.  2  Bde.  Paris  1907.  —  ^«^  Les 
vases  ceramiques  omfes  de  la  Gaule.  2  Bde.  Paris  1904.  RGBer.  1904, 
52  (Dragendorff).  —  ^8»)  BJ  1906,  159.  —  *89)  Stations  legionnaires  de 
Pontailler  s.  S.  et  de  la  Noue.  BullCom.  1908,  131.  —  ^9")  SitzbAkBeriin 
1897. 


96        A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

liat  die  Stadt cntstekuiig  in  den  Iceltischen  und  germanischeü  Ge- 
bieten des  Rümerreichs  untersucht *9i)_  ^_  Scliultens  Aufsatz 
über  die  peregrinen  Gaugemeinen  des  römischen  Reiches  ■^^^^  betrifft 
besonders  Gallien.  Die  große,  von  Esperandieu  herausgegebene 
Sammlung  der  in  Gallien  gefundenen  Skulpturen  ^^^)  ist  auch  für 
die  historische  Geograpliie  des  Landes  von  Bedeutung,  weil  Art 
und  Verteilung  der  Kunstwerke  die  Besiedlung  und  den  Stand  der 
Kultur  in  den  verschiedenen  Gegenden  wieder  spiegeln.  Über  die 
ebenfalls  topographisch  wichtigen  keltischen  M'dnxen  besitzen  wir 
jetzt  ein  großes  Werk  von  A.  Blanchet*94)_  »ßj^  keltische 
Numismatik  der  Rhein-  und  Donaulande«  von  Forrer'*^^)  unter- 
richtet über  die  Verbreitung  der  keltischen  Münzen.  Das  von 
A.  Blanchet  angefertigte  Verzeichnis  der  aus  der  Zeit  der  Ger- 
maneneinfäUe  (seit  250  n.  Chr.)  stammenden  Münzschätze  in  Gallien 
hat  topographisches  Interesse,  weil  die  Verteilung  der  Münzschätze 
die  Einfallsstraßen  erkennen  läßt*^^). 

Viii.  Narbonensis. 

Giere  kommt  in  einem  Aufsatz  über  die  Phönizier  in  der 
Gegend  von  Marseille  zu  dem  nicht  überraschenden  Ergebnis,  daß 
sie  hier  höchstens  Faktoreien  gehabt  haben  ■*9'^).  Mit  den  iberischen 
Städten  in  Südgallien  beschäftigt  sich  C.  Jullian^^^).  In  einem 
Aufsatz  »Die  Griechen  in  Südgallieu«  bringt  E.  Maß*^^)  Ver- 
mutungen zur  Topographie  der  Küstenstädte.  Bei  Avien  will  er 
statt  Assion  (v.  684)  Action  {a/.xiov  "t'koQ  =  Küstensumpf),  statt 
Theline  (v.  690)  Heline  (von  flog)  lesen.  Über  die  Sallycr  (SaUuvier) 
ist  der  Aufsatz  von  C.  Jullian  zu  vergleichen soo).  Die  Goscliichte 
der  Provence  im  Altertum  behandelt  Castanier  in  einem  zwei- 
bändigen "Werk,  von  dem  der  erste  Band  nur  bis  zum  6.,  dei* 
zweite  bis  zum  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  reicht.  In  dem  Aufsatz 
»Les  pyramides  on  Provence«  bespricht  M.  de  Gerin -Ricard 
zwei  merkwürdige  Monumente  (das  eine  bei  Aix,  das  andere  bei 
Marseille) '^01^  \)[q  von  Joulin  bei  Martres  Tolosanes,  in  der  Nähe 
von  Toulouse,  ausgegrabenen  Villen  geben  einen  Begriff  von  dem 
Reichtum  imd  der  Kultur  der  Narbonensis  502).  Das  Oppidum  der 
Tolosatcs  scheint  von  Joulin  in  der  oOO  ha  großen,  stark  befestigten 
Stadtanlage,  die  5  km  oberhalb  von  Toulouse  am  Zusammenfluß 
der  Garonnc  und  Ariege  liegt,  gefunden  zu  sein^03)_  Die  ganzen 
Siedlungen    an    der    oberen    Garonne    behandelt   Joulin    in    einem 


49')  Gießen  1898.  —  '»92)  Rhein.  Mus.  50.  —  '»93)  Reciieil  gen.  des  Bas- 
reliefs de  la  Gaule.  I,  1907:  Narbonensis;  II,  1908:  Aqnitania.  —  ^9^)  Traite 
des  Monnaies  gauloiscs.  2  Bde.  l'aris  1905.  —  '»95^  Straßburg  1908.  — 
496)  Les  Tresors  de  inonn.  roni.  et  les  Invasions  gcriu.  eu  Gaule.  Paris  1900.  — 
•»97)  Kev.  bist,  de  lu  Provence  1901.  —  ^98^  BuUHisp.  4.  --  -»99)  ÖJahresh. 
190G,  139.  —  500)  MelA.lub.dnvillo.  —  501)  ß„)lConi.  1902.  36.  —  502)  j^es 
etablissemcnts  gallo-roni.  de  M.  T.     Paris   1902.  —  ^ü;!)  CRAcad.  1901,   518. 


GalliH.  ■  97 

Aufsatz  5*^*).  Auf  dem  Hügel  Montlaures,  4  km  westlich  von  Nar- 
bonne,  hat  H.  Reuzaud^o^)  eine  vorrömische  Ansiedlung  festgestellt, 
in  der  man  das  vorrömische  Narbonne,  die  Stadt  der  ligurischen 
Elisyken,  nicht  verkennen  kann. 

Wenn  er  aber  die  auf  keltischen  Münzen  vorkommende  Aufschrift  HXixior 
auf  die  Elisyken  bezieht,  so  widerspricht  dem  die  Verschiedenheit  der  beiden 
Namen.  Dagegen  dürften  die  auf  Montlaurös  häufigen  iberischen  Münzen  mit 
»Nerhncen«,  die  man  bereits  früher  auf  Narbo  bezogen  hat  (Hübner,  Mon. 
Ling.  Iber.  S.  14),  hier  geprägt  sein,  und  zwar  von  den  die  Ligurer  verdrängenden 
Iberern.     Die  Bedeutung  dieser  Forschungen  würdigt  Pottier^'"'). 

Daß  die  Auch  im  Altertum  bis  Narbonne  schiffbar  war  und  im 
Etang  de  Bages  mündete,  ist  aus  dem  Aufsatz  von  Möllns ^"'^) 
über  Narbonne  zu  ersehen.  Es  wird  hier  angeführt  eine  »Carte 
comparee  des  ßouches  de  l'Aude«  von  Cons  und  eine  Schrift 
»Variations  du  littoral  Narbonais«  von  Jourdanne.  Den  Namen 
der  Dexuviates  kombiniert  Clerc  mit  der  auf  einem  Berg  bei 
Cadenat  an  der  Durance  verehrten  Göttin  Dexiva^os).  Lourdes 
scheint  schon  im  Altertum  wegen  der  Heilkraft  einer  Qiielle  be- 
sucht worden  zu  sein^os).  Das  von  Rochetin  behandelte  Cäsar- 
lager bei  LabunSio^  (Yaucluse)  wird  wie  die  meisten  »Cäsarlager« 
eine  prähistorische  Befestigung  sein.  Gute  Abbildungen  der  Reliefs 
des  Triumphbogens  und  des  Theaters  von  Arausio  (Orange)  findet 
man  in  Esperandieus  Relief  werk  (s.  Anm.  446).  Alle  Denkmäler 
sind  behandelt  von  ChatelainSU). 

Die  vielbesprochene  Frage  nach  der  Zeit  des  Triumphbogens  scheint  auf  Grund 
eines  Textes  aus  dem  5.  Jahrhundert  n.  Chr.  dahin  entschieden,  daß  der  Bogen 
den  Sieg  Cäsai-s  über  Massalia  imd  seine  gallischen  Verbündeten  verewigt  ^i'"). 

Eine  in  Orange  gefundene  merkwürdige  Katasterurkunde  ist 
von  A.  Schulten ^12)  erklärt  worden.  Die  antiken  Orte  der  Gegend 
von  Vasio  sind  der  Gegenstand  einer  kleinen  Arbeit  von  Sagnier^i^^. 
Ziemlich  wertlos  ist  die  Schrift  von  J.  Gille  über  die  Desuviates^'^^). 
Daß  in  Nages  (Dep.  Gard)  der  Name  der  Samnagenses  fortlebt,  hat 
Berthele^i^)  wahrscheinlich  gemacht.  Die  topographische  Ent- 
wicklung Massilias  ist  von  Clerc,  einem  eifrigen  Lokalforscher, 
verfolgt  worden  516).  In  der  Nähe  von  Marseille,  auf  der  Höhe 
Baou-roux,  sind  iberische  Scherben  wie  die  von  Narbonne  gefunden 
worden  51'').  Daß  Massalia,  damals  wie  heute  aus  einer  Ober-  und 
Unterstadt  bestehend,  ein  oberes  und  ein  unteres  Forum  hatte,  ergibt 
sich   aus    späti'ömischen    Quellen s^^).      Clercs^is)   in    einem   Buch 


50*)  CRAcad.  1907,  97,  mit  K.  —  505)  j^otes  et  Observation«  sur  le  pays 
Narbonais,  I  u.  II.  BuUComArchN  1905  u.  1907.  —  506)  CRAcad.  1909, 
981.  —  507)  BullCom.  1905,  21.  —  sos)  ß^A  1907,  363.  —  509)  Ebenda 
191.  _  510)  MemAcadVaueluse  1899.  —  511)  These  Paris  1908.  —  5ii«)  s. 
Reinach  in  CRAcad.  1909,  513.  —  5i2)  Hermes  1906.  —  5i3)  Numismatique 
appliquee  Ix  la  Topogr.  des  villes  ant.  du  dep.  de  Vaucluse.  Vaison  1898/99.  — 
5'*)  Le  pays  d'Arles.  Paris  o.  J.  —  5i5)  MemSAntFr.  1901,  241.  —  5i6)  Mar- 
seille 1898.  Developpement  top.  de  H.  —  517)  CRAcad.  1905,  383.  — 
5>8)  REA  1908,  94.  —   5i9)  La  bataille  d'Aix.     Paris   1906. 

GeogT.  Jahrbuch  XXXIV.  7 


98        A.  Schulten, 'Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

ausgeführte  Annahme,  die  Schlacht  bei  Aquae  Sextiae  habe  30  km 
südlich  von  Äix  (bei  Pourcieux)  stattgefunden,  wird  mit  Recht  ab- 
gewiesen von  C.  Jullian  unter  Hinweis  auf  die  Quellen,  welche 
sie  einstimmig  in  \mmittelbarer  Nähe  von  Aix  ansetzen  520).  ßer 
interessante  Gegenstand  ist  ferner  von  Duranti-La-Calade^^i) 
behandelt  worden.  —  Die  aus  dem  Ende  des  3.  Jahrhunderts 
stammende  Befestigung  von  Vapinciim  (Gap)  bespricht  De  Man- 
teyer522).  j]in  Oppidum  Ra[tis],  das  er  mit  St.  Maries  (zwischen 
Aix  und  Marseille)  identifiziert,  setzt  auf  Grund  der  Urkunden  in 
die  Lücke  bei  Avien  701  C.  Julliau^ss)  ein.  In  der  Sammlung 
»Villes  antiques«  sind  die  Hefte  Nimes  und  Ärles,  in  der  Samm- 
lung »Tilles  d'Art  celebres«  die  Städte  Grenohle  und  Vienne  er- 
schienen 52-i). 

In  der  folgenden  Besprechung  der  anderen  Provinzen,  fiir  die 
der  neuerschienene  Bd.  XIII  des  CIL  die  topographische  Grund- 
lage geliefert  hat,  führe  ich  bei  jedem  Stamm  die  zugehörige  Prae- 
fatio  des  CIL  (»CIL  S..«),  wo  alle  näheren  Nachweise  zu  finden 
sind,  an. 

IX.  Aquitania. 

Mit  den  Ortsnamen  auf  -os  beschäftigt  sich  Duregue^^s)^  ([qi^ 
glaubt,  daß  ihi-e  Verbreitung  etwa  den  Grenzen  der  Provinz  No- 
vempopulana  entspreche.  In  diesem  FaUe  würden  sie  iberisch  sein. 
Sehr  unwahrscheinlich  ist  die  von  C.  Jullian ^26)  vorgetragene  Ab- 
leitung des  Beinamens  der  Bihirigcs  Vivisci  vom  lateinischen  viscum. 
Die  Lage  von  zwei  Städten  der  Bituriges  Cubi  versucht  Soyer  zu 
bestimmen  527).  Er  sucht  die  eine,  Noviodunum,  bei  Neuvy  sur 
Beuvron,  die  andere,  Gorhohina,  bei  Saucerre.  »Verschwundene 
Städte  in  Medoc«  ist  der  Titel  einer  Arbeit  von  Pawlowski528). 
Den  Hafenplatz  Secor  und  das  Promimturiuni  Pidonum  behandelt 
Brechet  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  die  Straßen  des 
unteren  Poitou^^g).  Ligurische  Reste  weist  im  Süden  von  Aquitanien, 
besonders  in  den  PjTenäen,  nach  0.  Hirse hfeld  in  der  vortreff- 
lichen Abhandlung  »Aquitanien  in  der  Römerzeit« ^so).  Ebenda 
führt  Sieglin  andere  diese  Ansicht  bestätigende  Zeugnisse  an^^i). 

Ich  nenne  nun  die  in  CHj  verzeiclineten  Stämme  und  Städte 
nebst  den  topographischen  Ergebnissen  des  CIL  und  der  seitdem 
ei'schienenen  Literatur. 

Conseranni  (Le  Conserans),  CIL  S.  2 :  Ihr  Oppidum  scheint  beim  heutigen 
St.  Licier  gelegen  zu  haben.  Conrenae  (Coraminges),  CIL  S.  5.  Der  Übergang 
der  Form  Convenae  in  Comminges  erinnert  an  das  Verhältnis  zwischen  Kf/i/terov 


620)  REA  1908,  262.  —  52i)  MemAcadAix  1902,  163.  —  "2)  Bull,  de 
la  Soc.  d'fttudes  des  IL  Alpes  1905.  —  "3)  reA  1903,  138.  —  "*)  Paris.  — 
*25)  Geogr.  bist,  des  noms.  de  licux  en  -os  dans  le  S.  Ouest.  RevPhiloraatRordeaux 
1897/98.  —  526)  ActesAcadBordeaux  1901,  5.  —  "7)  ßuUGHist.  1903,  147.  — 
52«)  Ebenda  323.  —  ^29)  Congr.  Arch.  Fr.  1903,  191.  —  "O)  ^nm.  456.  — 
"1)  S.  44G,  Anra.  3. 


Gallia.  99 

und  Cebenna.  Lugduniim  Convenarura  (St.  Bertrand  de  Comminges),  S.  29. 
Der  Ort  Montserie  könnte  von  dem  hier,  im  Tal  des  Nesteflusses,  verehrten 
Lokalgott  JIre  heißen  (S.  24).  Die  Aqnae  Onesiorum  sind  wohl  mit  Bagnere 
de  Luchon  identisch  (S.  42).  Der  Name  Litchon  ist  vielleicht  von  dem  Lokal- 
gott Ilixo  abzuleiten  (S.  6).  Bigerrionrs  (Le  Bigorre),  CIL  S.  48.  Die  Inschrift 
383  nennt  Montes  Ageioni  .  . .  (Ageio,  ein  Lokalgott).  Ilitro  (Olorou),  S.  51, 
ein  iberischer,  auch  in  Andalusien  und  Katalonien  vorkommender  Name.  Tar- 
belli,  S.  53.  Aquae  Tarbellicae  =  Dax.  Topographie  und  Befestigung  von 
Aquac  Tarbellicae  stellt  Jullian  •'■■'2)  dar.  Auf  die  Trennung  der  Novempopuli, 
der  neun  iberischen  Stämme  südlich  der  Garonne,  vom  übrigen  Gallien  bezieht 
sich  die  Inschrift  412.  Aturenses  (Aire  sur  Adour),  CIL  S.  55.  Ausci.  Elium- 
berrum  (Auch),  CIL  S.  57.  Lactorates  Lactore  (Lectoure),  CIL  S.  65.  Elusates. 
Elusa  (Eauze)  CIL  S.  72.  Vasates  (Le  Bazadais),  CIL  S.  75.  Bvrdigala  (Bordeaux), 
CIL  S.  75.  Die  Topographie  von  Bordeaux  ist  behandelt  in  den  schönen  Werken 
von  C.  Jullian  »Hist.  de  Bordeaux« *^"')  und  »Inscr.  rom.  de  Bordeaux«*'^), 
ferner  in  der  ausführlichen  Praefatio  des  CIL  und  dem  Artikel  von  Ihm  in 
der  RE.  Zwei  neue  Namen  der  Umgebung  hat  C.  Jullian  festgestellt:  Mons 
lauri  und  Cypressetum,  aus  denen  zwei  auf  dem  jenseitigen  Ufer  liegende  Haine 
der  Diana  und  des  Apollo  erschlossen  werden  ^^^).  Die  aus  dem  Ende  des 
3.  Jahrhunderts  stammende  Stadtmauer  beschrieb  C.  Jullian  in  dem  Inschriften- 
■werk  (2,  284).  Von  der  Bedeutung  der  Stadt  zeugen  die  vielen  Inschriften 
(CIL  566 — 912)  und  die  reichen  an  Trier  und  Köln  erinnernden  Denkmäler. 
O.  Hirschfeld ^^^)  führt  Gründe  an,  welche  die  keltische  Abkunft  der  Bituriges 
Vivisci  bestätigen  (Wiederkehr  des  Namens  im  helvetischen  Viviscus  =  h. 
Vevey).  Nitiohroges  Aginnum  (Agen),  CIL  S.  117.  Die  Topographie  des  galli- 
schen Oppidum  hat  I.  Momnieja  untersuchte^').  Petriicorri  (Le  Perigord). 
Vesunna  (Perigueus),  CIL  S.  122.  Ihre  Inschriften  nennen  mehrere  öffentliche 
Gebäude  der  Stadt.  Santones.  Mediolanum  Santonum  (Saintes),  CIL  S.  133. 
Eine  Arbeit  über  die  Stadtmauer  und  andere  Literatur  zu  den  bedeutenden 
Denkmälern  der  Stadt  wird  in  der  Einleitung  des  CIL  angeführt.  Das  Amphi- 
theater ist  neuerdings  behandelt  worden  e^*).  CIL  1036  steht  die  Inschrift  des 
unter  Tiberius  errichteten  Ehrenbogens.  Pictones.  Limonum  Pictonum  (Poitiers), 
CIL  S.  149.  Bituriges  Cubi,  CIL  S.  158.  Avaricum  (Bourges),  S.  160.  Die 
Geschichte  des  Amphitheaters  von  Bourges  verfolgt  bis  zu  seiner  Zerstörung 
E.  Chenon^^ä).  Die  Lage  des  von  Cäsar  erwähnten  Noviodunum  ist  nach 
Hirschfeld  noch  unbestimmt  (S.  171).  Aquae  Neri  (Neris),  S.  178.  Einen 
zweiten  Namen  der  Stadt,  Neriomagus,  lehrt  die  Inschrift  1374  (Vicani  Nerio- 
magenses)  kennen.  Die  Stadt  heißt  von  dem  Gotte  Nerius  (CIL  1376). 
Lemovices.  Augustoritum  (Limoges),  S.  181.  Aus  Inschriften  kennen  wir  eine 
Landgemeinde  der  Andecamulenses.  Über  die  Straßen  des  Limousin  gibt  es 
eine  Abhandlung  von  Ducourtieux^^^).  Arverni.  Augustonemetum  (Clermont- 
Ferrand),  S.  193.  Ager  Arvemorum  (L'Auvergne),  S.  200.  Zu  ihm  gehört 
Vichy,  dessen  berühmte  Quellen  schon  im  Altertum  benutzt  wurden  (CIL  1495) 
und  wohl  den  Aquae  Calidae  der  Peutiugerschen  Tafel  entsprechen.  Der  lokale 
Beiname  des  Mars  Vorocius  (CIL  1497)  hat  sich  im  h.  Vouroux  erhalten.  Den 
Mercurius  Dumias,  der  dem  Puy  de  Dome  =  Mons  Dumius  den  Namen  gegeben 
hat,  nennt  die  Inschrift  1523.  Über  den  Tempel  auf  dem  Puy  de  Dome  ist 
die  Vorrede  des  CIL  zu  vergleichen.  Ausgrabungen  haben  Reste  des  Tempels 
zutage  gefördert^'*').  Die  Topographie  des  von  Sidonius  Apollinaris  beschriebenen 
Gutes  Avitacum  hat  Cregut  untersucht ^^ 2)  Caditrct  (Le  Quercy).  Divona 
(Cahors),  CIL  S.  206.     Hirschfeld  hält  die  Lage  von  Uxellodunum  auf  dem 


"2)  REA  1901,  211.  —  533)  Bordeaux  1887  u.  1890.  —  »34)  Bordeaux 
1895.  —  "5)  REA  1903,  136.  —  »36)  SitzbAkBerlin  1896,  453.  —  "7)  Congr. 
ArchFr.  1900,  167.  —  538)  BullCom.  1907,  207.  —  539)  MemSAntiq.  1904/05, 
17.  —  540)  BullSLimousin  1906,  713.  —  54i)  aA  1903,  109.  —  542)  BuU. 
HistAuvergne   1901. 

7* 


100      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens, 

Puy  d'Issolu  durch  Napoleons  Grabungen  für  erwiesen.  Ruteni  (le  Rouergue), 
Segodunum  (Rodez),  S.  207.  Die  Inschrift  1550  bezieht  sich  auf  die  von  Strabo 
erwähnten  Silbergruben.  Durch  d.is  Werk  von  Dechelette  über  die  gallische 
Keramik  ist  das  Land  der  Rutener  als  ein  Ilauptsitz  der  gallischen  Töpferei 
bekannt  geworden.  Cabali  (Le  Gevaudan),  Anderitum  (Javols),  CIL  S.  209. 
Das  den  Namen  der  Gabali  bewahrende  Javols  muß  deshalb  ihre  Hauptstadt 
Anderitum  sein,  nicht  Anterieux.  Vellavi  (Le  Velay),  S.  212.  Die  Hauptstadt 
Ruessium  setzt  Hirschfeld  nach  St.  Paulien,  ebenso  H.  de  Villefosse^*^). 
Anicium  (le  Puy),  CIL  S.  214.  Die  Inschrift  1578  nennt  das  Forum  der  Stadt. 
Zuerst  war  Anicium,  dann  Ruescium  die  bedeutendere  Stadt. 

X.  Lugdunensis. 

Segusiavi.  Forum  Segusiavorum  (Feiirs),  CIL  S.  221.  Die 
Lage  der  Stadt  Mediolanum  ist  noch  nicht  bestimmt.  S.  227 — 30 
behandelt  0.  Hirsch feld  den  Augustusaltar  von  Lyon,  dessen 
Standort  die  in  Viertel  »Les  Terreaux«  gefundenen  Reste  des  Altars 
und  seiner  Inschrift  (CIL  1664)  bezeichnen.  Es  folgen  die  In- 
schriften der  von  den  »Tres  Provinciae  GalUae«  beim  Augustus- 
altar errichteten  Denkmäler. 

Lugudunum  (Lyon),  CIL  S.  248,  mit  ausführlicher  Einleitung 
(248 — 63),  in  der  S.  255  die  Denkmäler  der  Stadt  besprochen 
werden  (Forum,  Tempel,  Theater,  alles  auf  der  Höhe  von  Fourviere 
=  Forum  vetus,  wo  die  älteste  Stadt  lag). 

Die  vielen  prächtigen  Inschriften,  erläutert  von  Allmer-Dissard,  kenn- 
zeichnen die  reiche  Handelsstadt.  Sie  nennen  von  topographischen  Gegenständen 
die  »nautae  Ararici  et  Rhodanici«  (die  Saöne-  und  Rhonesehiffe),  die  >nautae 
Arecavii  et  Condeates«,  den  »pagus  Condatus«,  die  »in  canabis«  wohnenden 
Weinhändler. 

Ambarri,  S.  378.  Ableitung  des  Namens  von  Amb-ararici  (S.  378).  CIL 
2541:  Vicani  Venetonimagenses.  Äedui,  S.  400.  S.  403  behandelt  Hirschfeld 
die  Denkmäler  der  späteren  Hauptstadt  Augustodunum  (Autun),  und  die  anderen 
Städte  der  Aeduer:  Cavilonnum  (h.  Chälon  s.  Saöne),  Matisco  (Mäcon),  Novio- 
dunum,  Nebernum  (Nevcrs),  Decetia.  CIL  2612:  Inschrift  auf  Bleibarren  aus 
England  mit  dem  Stempel  dortiger  Legionen,  über  das  Gebiet  der  Aeduer 
und  Arverner  besitzen  wir  eine  Abhandlung  von  O.  Hirschfeld,  in  der  be- 
sonders die  Bedeutung  von  Augustodunum  gewürdigt  wird^**).  Das  alte  Bibracte 
auf  dem  Mont  Beuvray  ist  von  G.  Bulliot  durch  Ausgrabungen  erforscht 
worden  und  in  einem  großen  Werk  beschrieben  ^^^).  Einen  Führer  gab  J. 
Dechelette^^ö)  heraus.  Die  kriegerischen  Ereignisse  der  Gegend  behandelt 
H.  Bircher"'').  Augustodunum  (Autun),  S.  415.  CIL  2651f.:  Inschriften 
mit  »deae  Bibracti«,  2681  wichtiges  Verzeichnis  von  Stationen  der  Straße  von 
A.  nach  Rom  mit  den  Namen  Antessiodunmi  (Auxerre),  Intaranum  (Entrains), 
Odouna  (Ouanne).  Den  Badeort  Aquae  Bormonis  erkennt  Ilirschfeld  wieder 
im  h.  Bourbon-Lancy,  wo  Inschriften  mit  dem  Namen  des  Gottes  Bormo  ge- 
funden sind  (CIL  S.  430).  Noviodunum,  später  Nevirnum  (Nevei-s),  S.  433. 
Die  Inschrift  2828  nennt  einen  »Vicus  Brivae  Sugnutiae«  =  h.  Braves?  CIL 
2858  f.  stehen  die  der  Göttin  der  Seincqiiclle  Sequana  geweihten  Inschriften. 
Die  Ansicht  von  Meunier*^'*),  daß  Noviodunum  bei  Nogent  (Ni&vre)  zu  suchen 
sei,  wird  wenig  Glauben  finden. 


5<3)  Rev.  6pigr.  du  Miili  11)04/05,  133.  —  5")  Iläduer  und  .\rveruer 
unter  römischer  Herrscliaft.  SitzbAkBerlin  1897.  —  *^*)  FouiUes  du  Mt.  B. 
Autun  1899.  —  ^JO)  L'oppidum  de  Bibracte.  Paris  o.  J.,  mit  Plan. —  ^^^  Aarau 
1904,   mit    l'Ian   n.    K.    —    ^i**)   L'em])lacement  de  Nevers.     Nevers   1907. 


Gallia.  101 

ManduUi.  Alesia  (Alise  St.  Eeine),  S.  439.  CIL  2880  findet 
man  die  den  Namen  Alisiia  nennende  keltische  Inschrift,  die  den 
epigi'aphischen  Beweis  für  die  Identität  von  Alesia  mit  Alise  brachte. 

Nachdem  die  Grabungen  Napoleons  III.  durch  Auffindung  der  Einschließungs- 
werke Cäsars  die  Identität  Alesias  mit  dem  Moni  Auxois,  dem  Hügel  von  Alise, 
nachgewiesen  hatten,  haben  die  seit  1905  auf  dem  Plateau  begonnenen  Grabungen 
Reste  der  gallischen  Stadt  und  über  ihr  einer  römischen  Gemeinde  (mit  Theater, 
Forum)  festgestellt.  Die  Ergebni^ise  der  Grabungen  und  verschiedene  auf  Alesia 
bezügliche  Untersuchungen  veröffentlicht  eine  besondere  Zeitschrift  »Pro  Alesia«  5^^. 
Einen  zusammenfa-sscnden  Bericht  über  die  bisherigen  Ergebnisse  hat  Esper  and  i  eu 
veröffentlicht  55").  Mit  den  Befestigungen  Cäsars  auf  dem  Mt.  Kea  beschäftigt 
sich  G.  Fourier^si).  Die  Literatur  über  Alesia  ist  im  übrigen  ebenso  zahl- 
reich und  meist  minderwertig  wie  die  ülter  die  "Varusschlacht  und  ähnliche 
nationale  Gegenstände. 

Die  verdienstliche  Untersuchung  von  Matruchot  über  die  Orts- 
namen der  Cöte  d'or  ist  oben  besiDrochen  (Anm.  483).  Ferner  ist 
zu  nennen  Jobard  »Les  enceintes  defensives  ant.  de  la  Cote  d'or« 552). 

Der  Name  der  auf  einer  neugefundenen  Inschrift  genannten  Göttin  Ber- 
gusia553)  erinnert  an  die  beiden  Städte  Bergusium  (eine  im  Gebiet  der  Allo- 
broger,  die  andere  bei  den  spanischen  Uergeten),  die  also  wohl  nach  derselben 
Gottheit  heißen.     Der  Name  dürfte  nicht  kellisch,  sondern  ligurisch  sein. 

Senones  (CIL  S.  443).  Die  Vorrede  behandelt  die  Identität 
von  Agedincum  mit  h.  Sens  und  die  anderen  Städte. 

Vellaunodunum,  dessen  Lage  noch  nicht  feststeht,  Metiosedum  (=  h.  Melun), 
Antessiodurum  (=  h.  Auxerre),  Intaranum  (Entrains),  Vicus  Masara  (h.  Mesves). 
Die  Mauern  von  Sens  sind  neuerdings  untersucht  554)_  Einen  »Pag(us)  II  m 
Antessioduri«  nennt  die  Inschrift  2920.  Agedincum  (Sens),  S.  4.52.  Die  auf 
der  Inschrift  vom  Jahre  250  n.  Chr.  (2949)  genannten  »Vicani  Aged(incenses)« 
lehren,  daß  A.,  obwohl  Vorort  der  civitas,  nur  Dorf  war,  daß  also  damals  noch 
die  volle  Gauverfassung  bestand,  welche  neben  dem  Gau  keine  Stadtgemeinde 
duldet.  Dieselbe  Inschrift  nennt  einen  Pagus  Tout(iacus).  Tricasses.  Augusto- 
bona  (Troyes),  CIL  S.  463.     Meldi,  CIL  S.  463. 

Parisii.  Lucotecia  oder  Lutecia  (Paris),  S.  466.  Die  bessere 
Schreibart  der  kürzeren  Form  des  Namens  ist  Lutecia,  nicht  Lutetia, 
welches  als  vulgäre  Schreibung  zu  verwerfen  ist.  Die  altkeltische 
Form  ist  Lucotecia  (bei  Strabo  und  Ptolem.).  CIL  S.  465  behandelt 
Hirschfeld  die  Topographie  des  alten  Paris,  das  sich  auf  die 
Seineinsel  und  das  linke  Ufer  beschränkte,  während  das  rechte, 
sumpfige  Ufer  kaum  bewohnt  war. 

CIL  3026  steht  die  unter  Nötre  Dame  gefundene  Inschrift  der  >nautae 
Parisiaci«  aus  der  Zeit  des  Tiberius,  Nr.  3035  die  Inschriften  mit  dem  Namen 
des  Tetricus  und  Postumius  aus  dem  in  der  Rue  Monge  gelegenen  Amphi- 
theater, nach  dem  das  Viertel  im  Mittelalter  »Les  ArSnes«  hieß.  Das  Amphi- 
theater ist  behandelt  von  Bournon^^Sj.  J^Iit  H^xa  Palast  Julians  beschäftigt 
sich  Luc  de  Vos^se^^  mit  den  Stadtmauern,  die  auch  hier  aus  dem  Ende  des 
3.  Jahrhunderts  stammen,  C.  Jullian^S"). 


5*9)  I,  Paris  1906/07;  II,  1908/09.  —  550)  BullCom.  1908,  142,  mit 
Plan.  —  551)  BuUMonumental  1902.  —  552)  p^ris  1906.  —  553)  aA  1909, 
228.  —  554)  BullCom.  1903,  222.  —  555)  Les  Ar&nes  de  Lut&ce.  Paris  1908.  — 
556)  RevfitGrecq.   1908,  426.  —   557)  reA    1902,   111. 


102      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Carnutes,  CIL  S.  472.  Der  Name  der  Hauptstadt  ist  Cenabum 
nicht  Genabum  zu  schreiben. 

Andere  Städte  sind  Autricum  (h.  Chartres),  genannt  nach  dem  Flusse 
Autura  (h.  Eure),  Ciistrum  Dunum  (h.  Chäteaudun),  Durocassis  (h.  Dreux).  Mit 
Cenabum  beschäftigt  sich  Guerrier^äSj  jq  einem  ausführlichen  Aufsatz.  Unter 
dem  seltsamen  Titel  »Les  deux  Cenabum«  ist  eine  Schrift  von  Raud  er- 
schienen *5ä). 

Turoni  (Le  Touraine).  Caesarodunum  (Tours),  CIL  S.  475. 
Über  die  Aquädukte  der  Touraine  handelt  Bousrez560)_  —  Andecavi 
(L'Anjou).  CIL  S.  478.  Juliomagus  (h.  Angers).  Nr.  3 100 f.  stehen 
die  Inschriften  eines  bei  Nötre  Dame  d'Alen(^on  gelegenen  Minerva- 
tempels. —  Namnetes.  Portus  Namuetum  (Nantes),  CIL  S.  483. 
Die  Hauptstadt  hieß  keltisch  Condevincum,  römisch  Portus  (Nr.  3105: 
Vicani  Portenses  et  nautae  Ligei-ici). 

Veneti.  Darioritum  (Vannes),  S.  489.  Osskmi.  Vorganium,  Vorgium, 
CIL  S.  490.  Die  Bretagne  in  römischer  Zeit  stellt  auf  Grund  neuer  Funde 
dar  Ch.  Toutain^ei).  (Joriosolites.  Fanum  Martis  (Corseul?),  CIL  S.  490. 
Der  auf  der  Peutingei-schen  Tafel  genannte  Marstempel  scheint  auf  der  Stelle 
des  heutigen  Corseul,  welches  den  Namen  der  Corisolites  bewahrt,  gelegen  zu 
haben.  Die  antike  Stadtmauer  von  Aletum  (h,  St.  Servan)  bespricht  L.  Cam- 
pion 562).  —  Redones.  Condate  (Rennes),  CIL  S.  492.  Die  Inschriften  3148 
und  3149  nennen  drei  Gaue  (Pagus  Mataus,  Sextanmanduus,  Carnutenus).  — 
Abrincatui.  Ingena  oder  Legedia  (Avrenches),  CIL  S.  494.  Unelli  oder  Venelli. 
Crouciatonnum,  Constantia  (Constances),  CIL  S.  494.  Baiocasses  (Le  Bessin). 
Augustodurum  (Bayeux),  CIL  S.  496.  —  Viducasses.  Aregenua  (Vieux),  CIL 
S.  496.  —  Lexovii.  Noviomagus  (Lisieux),  CIL  S.  502.  —  Aulerci  DiabUntes. 
Noviodunum  (Jublains?),  CIL  S.  507.  Die  Lage  der  Hauptstadt  Noviodunum 
beim  h.  Jublains  wird  durch  die  Identität  der  beiden  Namen  wahrscheinlich.  — 
Aulerci  Cenornani  (le  Maine),  Suindinum  (h.  Le  Mans),  CIL  S.  508.  Das  Land 
der  C.  ist  ausführlich  von  F.  Liger  behandelt  worden  ^^S) 

XI.  Belgica. 

Remi.  Durocortornm  (Reims),  CIL  S.  521.  Der  Name  Campania 
Remensis  =  h.  »Champagne«  kommt  schon  bei  Gregor  von  Tours 
vor.  Die  Stadt  Bibrax  ist  wohl  =  h.  Vieux-Laon,  Lugdunum  =  Läon. 
CIL  3255  bezieht  sich  auf  die  von  Konstantin  dem  Großen  der 
Hauptstadt  geschenkten  Thermen.  Cäsars  Schlacht  an  der  Axona" 
hat  C.  F.  Lehmann  topographisch  untersuchte^*).  Durocatalauni. 
Catalauni  (Le  Chalonnais),  Chälon  s.  Marne,  CIL  S.  542,  wo  Hirsch- 
feld auch  die  in  dieser  Gegend  geschlagenen  Schlachten  bespricht. 
Silvanectes.  Augustomagus  (Senlis),  S.  543.  —  Suessiones  (le  Soissonais). 
Noviodunum  (Soissons?),  CIL  S.  543.  Über  die  civitas  Suessionum 
gibt  es  ein  Buch  von  Dubuc^^^). 

Um  die  Erforschung  der  Oppida  des  Gebiets  der  Suessionen  hat  sich  O. 
Vauville  große  Verdienste  erworben.  Er  hat  bisher  fünf  der  zwölf  von  Cäsar 
bezeugten  Festen    des  Landes  erforscht.     Seine  Beschreibungen   sind  exakt  und 


558)  MemSArchOrleans  1894,  391—555.  —  559)  Qien  u.  Orieans  1904. 
125  S.  —  560)  BuUCom.  1809.  —  56i)  jgav.  1908.  —  562)  BullCom.  1909, 
187,  mit  Plan.  —  »63)  j^a  Ct-nonianie  rom.  Paris  1903.  390  S.  -  564)  Klio 
1906,  237.  —   565)  These  Paris   1902. 


Gallia.  103 

mit  Plänen  versehen  ^^^).  V.  ist  der  Ansicht,  daß  Noviodiinum  =  h.  Pommiers 
(a.  d.  Aisne,  3,5  km  nordwestlich  von  Soissons)  sei,  wo  ein  40  ha  großes  Oppidum 
liegt,  das  er  ausführlich  beschreibt  *8'')  und  das  als  die  einzige  große  Stadtanlage 
der  ganzen  Gegend  seine  Ansicht  emj)fiehlt,  besonders  wenn  wirklich  das  im 
Norden  der  Stadt  gefundene  77  ha  große  Lager  von  Cäsar  herstammt  ^^*). 

Bellovaci  (Le  Beaiivaisis).  Caesaromagus  (Beauvais),  CIL  S.  547. 
Die  Lage  der  Stadt  Bratuspantium  steht  nicht  fest.  —  Anibiani. 
Samarobriva  (Amiens),  CIIj  S.  549.  In  der  Inschrift  3490  be- 
zeichnet Samarobriva  wohl  die  Stadtgöttin  (vgl.  Dea  Yienna,  Arausio, 
deus  Nemausus).  —  Viroma^idui  (Vermandois).  Augnsta  Yirom. 
(St.  Quentin),  CIL  S.  556.  Die  Hauptstadt  =  h.  St.  Quentin,  nicht 
=  dem  11  km  entfernten  Yermand.  —  Atrebafes  (FArtois).  Neme- 
tacum  (Arras),  S.  558.  —  Morini  (la  Morinie).  Tarvanna  (Therouanne), 
Gesoriacum,  später  Bononia  (Boulogne  s.  Mer),  S.  560.  Hirschfeld 
zeigt,  daß  der  ältere  Hafen  Gesoriacum  in  der  Zeit  Diocletians 
durch  den  neuen  Hafen  Bononia  ersetzt  worden  ist.  —  Menapii. 
Turnacum  (Tournai),  S.  567.  —  Nervii.  Bagacum  (Bavay),  Ca- 
maracum  (Cambray),  S.  568.  —  Tungri.  Aduatuca  (Tongern),  S.  573. 

Treveri.  Augusta  Treverorum  (Trier),  S.  582.  Hirschfeld 
bespricht  Seite  582 — 90  eingehend  Geschichte,  Topographie,  Denk- 
mäler von  Trier. 

Die  Lage  des  keltischen  Oppidum  der  Treverer  ist  noch  unbekannt.  Trier 
erst  von  Augustus  gegründet.  Treveri  als  Stadtname  erst  seit  Ende  des  3.  Jahr- 
hunderts. Das  älteste  sichere  Zeugnis  für  die  Kolonie  stammt  aus  dem  Jahre 
100  n.  Chr.  Trotz  ihrer  exzeptionellen  Stellung  als  Kolonie  gehörte  die  Colonia 
Augusta  zum  Verband  der  Civitas  Treverorum.  Das  topographische  Verhältnis 
ihres  Gebiets  zu  dem  der  Civitas  ist  noch  nicht  festgestellt.  S.  586  werden 
die  in  Trier  zusammenlaufenden  Straßen  behandelt. 

Eine  vortreffhche  Orientierung  über  die  Stadtanlage  und  die  Denk- 
mäler von  Trier  bietet  der  von  E.  Krüger  herausgegebene  Führer^es). 

Der  Plan  zeigt  das  vollkommen  schachbrettförmige  Straßennetz  der  von 
Augustus  gegründeten  Kolonie.  Die  augusteische  Befestigung  ist  noch  nicht 
gefunden.  Um  260  n.  Chr.  neue  Stadtmauer,  zu  der  die  »Porta  nigra«  gehört. 
Fläche  285  ha  (Köln  nur  96,8 1).  Die  Straße,  an  der  die  Thermen  und  der 
Kaiserpalast  liegen,  scheint  die  Hauptstraße  gewesen  zu  sein  5'"').  Den  Stadt- 
plan von  Trier  behandelt  ferner  Dragendorff ^^i).  Daß  die  Stadtmauern 
von  Trier  und  mit  ihnen  die  Porta  Nigra  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  aus 
augusteischer  Zeit  stammen,  sondern  zu  den  Ende  des  3.  Jahrhunderts  er- 
bauten Befestigungen  gehören,  hat  Lehner  nachgewiesen  ^72^.  Eine  Bestätigung 
dieses  Nachweises  sieht  v.  Domaszewski  in  architektonischen  Details  der 
Porta  Nigra,  die  auf  eilfertige  Herstellung  in  bedrängter  Zeit  schließen  lassen^^^). 
Den  Kaiserpalast  behandelt  ein  Techniker  Tilemann  ^"*),  die  Porta  Nigra  aus- 
führlich H.  V.  Bahr ^7^),  die  Wasserleitung  A.  Krohmann^^^).  Ein  Stadt- 
quartier von  Trier,  den  »Vicus  Seniae«  (keltischer,  im  dalmatischen  Senia  = 
Zengg  wiederkehrender  Name),  nennt  eine  von  Domaszewski  besprochene 
Inschrift  57^.     Wichtig  für  die  Geschichte  von  Trier  ist  der  Nachweis,  daß  be- 

566)  MemSAntiq.  1898,  173;  1907,  1,  216;  1908,  160.  —  »67)  Ebenda 
1904/05,  45,  mit  Plan.  —  568)  Ebenda  G2.  —  569,  Trier  1909.  Mit  Stadtplan.  — 
570)  B.  J.  1905,  67.  —  571)  KorrGesVer.  1903,  206.  RGBer.  1905,  37.  — 
572)  Die  Stadtbefestigung  von  Trier.  WZ  15,  211.  —  573)  wZ  1903,  Korr. 
183.  —  574)  Diss.  Hannover  1908.  —  575)  Trier  1908.  —  576)  wZ  1903, 
237.  —   577)  Ebenda  1907,  Korr.  2. 


104      A.  Schulten,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens, 

reits  unter  Augustus  hier  eine  spanische  Schwadron  lag^^*).  Die  älteste  Dar- 
stellung von  Trier  (mit  Stadtmauer  und  Moselbrücke)  findet  sich  auf  einem 
Goldmedaillon  Konstantins  des  Großen,  welches  Regling  bespricht  5^^.  Ein 
großes  Trierer  Stadthaus  beschreibt  Lehner**^).  Es  hat  einen  sowohl  vom 
italischen  Atrium  als  vom  hellenistischen  Peristylhause  abweichenden  Typus.  Die 
Größe  von  Trier  im  1.  Jahrhundert  versucht  Marx**')  zu  berechnen.  Von 
allgemeinen  Darstellungen  des  römischen  Trier  sei  genannt  Willmer,  die  Stadt 
Trier  in  römischer  Zeit**^)  mjj  q  y  Schleinitz»*').  Die  Verdienste  des 
um  die  Erforschung  des  alten  Trier  verdienten  F.  Hettner  würdigt  Lehn  er  **■'). 

Mehrere  Ortschaften  des  Trevererlandes  sind  durch  Inscliriften 
bestimmt.  Der  Vicus  Voclannionum  lag  beim  h.  Pallien,  der  Vicus 
Chvlaunum,  das  h.  Arlon  (CIL  S.  628),  ist  durch  die  in  der 
spätrömischen  Stadtmauer  gefundenen  Bildwerke  bekannt.  Seine 
Geschichte  und  Topographie  hat  Waltzing  im  ersten  Bande 
eines  größeren  Werkes  behandeltest),  die  Stadtmauern  Mersch586). 
Die  Inschrift  4085  enthält  ein  Verzeichnis  von  Stationen  einer 
Sti'aße.  Auf  die  zwischen  Trier  und  Bitburg  erhaltene  römische 
Befestigung  (»Langmauer«)  beziehen  sich  die  Inschriften  4 139 f. 
Der  »Beda  Vicus«  (CIL  S.  643)  mit  einem  Straßenkastell  ist  = 
h.  Bitburg.  Aus  der  Inschrift  4132  sehen  wir,  daß  das  Dorf  ein 
Theater  besaß.  Ein  Grenzstein,  CIL  4143,  nennt  den  »pagus 
Carucum«.  Bei  Icorigiuni  (=  h.  Jünkerath,  CIL  S.  646)  lag  ein 
die  Straße  Trier — Köln  sperrendes  KasteU  aus  dem  Ende  des 
3.  Jahrhunderts587).  Ein  ähnliches  KasteU  bei  Neumagen  =  Novio- 
magus  (S.  646)  ist  als  Fundort  der  Neumagener  Bildwerke  bekannt. 
CIL  4206  steht  die  Inschrift  der  Igeler  Säule.  Auf  alte  Besied- 
lung des  Saartals  und  seiner  Nebentäler,  so  des  weinberühmten 
Tals  von  Scharzhof  (4214),  weisen  die  Inschriften  4208  f.  hin. 
Eine  mehrere  Tempel  enthaltende  Kultstätte  ist  auf  dem  Marberg 
bei  Prüm  in  der  Eifel  ausgegraben  worden  5«8)_ 

Neben  den  Städten  und  Dörfern  spielen  die  Villen  in  der  Topo- 
graphie des  Trevererlandes  eine  bedeutende  Rolle. 

Die  Villa  von  Welschbillig  mit  ihrem  berühmten  Hermeubassin  behandelt 
Hettner***").  Eine  große  Villa  ist  bei  Blankenheim  in  der  Eifel  ausgegraben 
worden  **'').  Die  drei  von  Hettner  besprocheneu  gallisch-römischen  Tempel- 
bezirke*^*^)  sind  das  Gegenstück  zu  den  bei  Koblenz  gefundenen  Anlagen  (Anm.  826). 

Das  für  die  Landeskunde  des  Moseltals  so  wichtige  Moselgedicht 
des  Ausonius  ist  von  Hosius  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Topographischen  erläutert  wordonssi).  Für  die  gallische  Abstammung 
der  Treverer  entscheidet  sich  F.  C ramer  auf  Grund  des  durchaus 
gallischen  Gepräges  der  Personennamen  ^9^"). 


578)  WZ  1904,  Korr.  1G4.  —  579)  aA  1905,  30,  mit  Abb.  —  5»0)  ß.  J. 
1898,  234.  —  581)  Trierisches  Archiv  1900,  53.  —  582)  Ebenda  6,  1—51.  — 
583)  Berühmte  Kunststätten  1909,  H.  48.  —  584)  wZ  1902,  337.  —  »85)  Oro- 
launum  vicus.  Löwen  1906.  —  586)  AnnInst.\rchLu.\enibourg  1901,  265.  — 
587)  WZ  1891,  284.  —  588)  j_  Klein  in  B.  J.  1897,  62.  —  588-)  ju  z.  »Die 
Rhcinlande< ,  1902.  —  589)  No^h  nicht  publiziert.  —  590)  Festschr.  d.  Ges.  f.  nützl. 
Forsch,  in  Trier  1901.  —  59i)  DJeMoselgodichte  des  Ausonius  u.  Vcuant.  Fortunatus. 
Marburg  1909.     -     59i"j  j^^.^  habitants  des  Ardcnncs  h  Top.    rom.     Lültich  o.  J. 


Galliii.     IJritannia.  105 

Mediomatrici.  Divodurum  (Metz),  CIL  S.  6G2.  Die  Geschichte 
und  Topogi-aphie  stellt  Hirschfeld  kurz  an  der  Hand  der  lite- 
rarischen und  epigraphischen  Zeugnisse  dar.  Die  aus  Mediomatrici 
entstandene  Form  Mettis  findet  sich  seit  dem  5.  Jahrhundert. 
Die  Grenzen  des  Gebiets  der  Mediomatriker  bestimmt  Keune^^^)^ 
der  verdiente  Direktor  des  Metzer  Museums.  Derselbe  hat  Ge- 
schichte und  Denkmäler  des  antiken  Metz  dargestellt  ^9''). 

Die  gallische  Stadt  (Divodurum)  auf  der  Höhe  zwischen  Seille  und  dem 
rechten  Mo^elarm,  die  römische  Stadt  weiter  nach  S  ausgedehnt.  Von  ihrer 
Blüte  zeugen  die  Denkmäler,  besonders  ein  großes  Amphitheater.  Befestigung 
etwa  300  n.  Chr.,  451  n.  Chr.  von  den  Hunnen  zerstört.  —  Zwei  Stadtquartiere 
haben  die  Namen  »Vicus  Honoris«  und  »Vicus  Pacis«.  Das  Amphitheater 
wurde  besehrieben  von  Kenne,  Schramm,  Wolf  ram  ^^4),  Die  räumliche  Aus- 
dehnung von  Metz  in  römischer  Zeit  untei-sucht  G.  Wolf  ram  ^^^).  Die  reichen 
Ergebnisse  seiner  in  der  Flur  von  Sablon,  dem  südlichen  Vorgelände  von  Metz, 
veranstalteten  Grabungen  hat  Keune  in  einer  Schrift  zusammengefaßt ^3^.  Er- 
gebnisse: zuei-st  Erweiterung  der  Stadt  nach  S,  dann  Verkleinerung  durch  An- 
lage der  etwa  300  n.  Chr.  gegen  die  Germanen  erbauten  Befestigung,  zu  der 
wie  überall  in  Gallien  die  Grabdenkmäler  Steine  lieferten.  Der  Name  des 
südlichen  Stadtteils  »Vicus  Honoris«.  Auch  das  Amphitheater  war  damals  zer- 
stört, seinen  Maßen  nach  (148x124  m)  eines  der  größten  des  Reiches.  Das 
Amphitheater  die  älteste  Stätte  des  Christuskults.  Xekropolen  im  Osten  und 
Süden  der  Stadt. 

Über  neuere  Forschungen  ist  der  E.  G.  Bericht  1905,  38  zu 
vergleichen.  Yon  Dörfern  der  Mediomatriker  sind  durch  Inschriften 
bekannt  außer  dem  vorstädtischen  Pagus  Ir . . .  (=  Flur  Sablon) 
der  Vicus  Saravus  (CIL  4549),  der  Vicus  Bodatius  (4310),  der 
Vicus  auf  dem  diurch  den  prähistorischen  Ringwall  bekannten 
Herapel  (4481),  pons  Saravi,  clas  h.  Saarburg  (S.  688).  Auf  dem 
Berge  Donon,  an  der  Grenze  zwischen  Elsaß  und  Lothringen,  ge- 
fundene Steine  bezeichnen  ihn  als  eine  berühmte  Kultstätte  (S.  690). 
Decempagi  (S.  691)  entspricht  dem  h.  Tarquinpol.  Der  Ort  Karsai 
heißt  nach  den  Vicani  MarosaUenses  (S.  693).  Auch  Scarponne 
hat  seinen  antiken  Xamen  Scarponna  bewalut  (S.  694).  Antike 
Steinbrüche  bei  Nonoy  sind  durch  Inschriften  bezeugt  (S.  699). 
Gallische  und  römische  Siedlungen  im  Lande  der  Mediomatriker 
hat  A.  Grenier  behandelt 59'').  Leud  (S.  702)  mit  den  Städten 
Tullum  (h.  Toni),  Xasium  (Xaix),  denYicani  Solimariacenses(Xr.  4681) 
und  dem  Yicus  Soliciae  (h.  Soiüosse). 

E.  Britannia. 

I.  AUgemeines. 

Das  Material  für  den  Bericht  fand  sich  in  England  bei  der 
Menge  lokaler  Zeitschriften  und  dem  Mangel  zusammenfassender 
"Werke  noch  mehi'  zersplittert,  wie  in  Deutschland  und  Franki-eich. 

»92)  Vh.  der  Straßb.  Philol.-Vers.  1901,  104.  —  »^3)  jXetz  in  römischer 
Zeit.  Metz  1900.  Metz,  seine  Geschichte,  Sammlungen  und  Sehenswürdigkeiten. 
Metz  1907.  —  59*)  LothrJb.  1902,  340.  —  595)  Ebenda  9,  124.  —  ^96)  ^etz 
1909.  —  597)  Bibl.  de  l'Ecol.  des  H.-Et.   1906. 


106      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geogra])hie  des  Westens. 

Hinzu  kam,  daß  mir  von  den  Zeitscliriften  nur  wenige  zugänglicli 
waren.  Herrn  Haverfield,  dem  besten  Kenner  des  römischen 
Britanniens,  der  mir  eine  Menge  seiner  in  den  verscliiedensten 
Zeitscliriften  erschienenen  Berichte  und  Aufsätze  zusandte  und  die 
Güte  hatte,  meinen  Bericht  durchzusehen  und  zu  ergänzen,  ver- 
danke ich  die  Möglichkeit,  trotzdem  wenigstens  über  alles  Wichtige 
orientieren  zu  können.  Im  Arch.  Anz.  erscheinen  seit  1901  Be- 
richte über  die  englischen  Funde,  besonders  über  die  Limes- 
forschungen, von  Haverfield.  —  Von  E.  Hübner,  dem  Heraus- 
geber der  römischen  Inschriften  der  Insel  (CIL  VII),  liegt  vor  der 
Artikel  Britannia,  in  der  Realenzyklopädie,  der  die  Geschichte  der 
Erforschung  Britanniens,  die  römischen  Kriege,  Ethnologie,  j^hysische 
Geographie,  Roraanisierung  darstellt. 

Der  Artikel  stammt  schon  aus  dem  Jahre  1896  und  befriedigt  selbst  für 
diese  Zeit  nicht.     Eine  eingehende  historische  Geographie  wird  noch  vermißt. 

Die  beste  Darstellung  des  römischen  Britanniens  ist  noch  immer 
das  Kapitel  im  fünften  Bande  von  Mommsens  Römischer  Geschichte. 
Haverfield  hat  dazu  in  einem  Anhang  der  neuen  englischen  Über- 
setzung des  Kapitels  wichtige  Zusätze  und  Berichtigungen  gegeben. 

Er  behsmdelt  u.  a.  die  Marschrichtung  der  drei  Okkupationskorps  des 
Claudius,  die  Besetzung  von  Wales,  die  intensiver  gewesen  sei,  als  Mommsen 
annahm  (zahlreiche  Kastelle  auch  im  Innern),  die  Besetzung  Kaledoniens  durch 
Agricola,  die  durch  archäologische  Entdeckungen  aufgeklärt  worden  sei.  Die 
beiden  Wälle  im  Norden  seien  nicht,  wie  Mommsen  meinte,  ein  doppeltes,  nach 
N  und  S  gerichtetes  Werk,  sondern  aus  verschiedenen  Zeiten.  Mommsens  An- 
sicht, daß  in  Britannien  die  Stammesverbände  im  Gegensatz  zu  Gallien  auf- 
gelöst worden  seien,  werde  widerlegt  durch  eine  sie  erwähnende  Inschrift  (vgl. 
Nr.  603). 

In  dem  großen  Werk  »The  Victoria  History  of  the  Counties 
of  England«  hat  Haverfield  die  römische  imd  vorrömische  Topo- 
graphie der  Landschaften  Worcestersliire,  Northamptonshire,  Shrop- 
shire  (mit  Viroconium  =  h.  Wroxeter),  Derbyshire  (mit  mehreren 
Kastellen  des  Limes),  Somerset  (mit  Aquae  Sulis  =  h.  Bath), 
Warwickshire,  Norfolk  dargestellt.  Die  einzelnen  Bände  enthalten 
Karten  mit  den  römischen  Siedlungen  und  Wegen,  Pläne  von  Villen, 
Kastellen  usw.  Eine  lehrreiche  Übersicht  über  die  Geschichte  der 
Erforschung  des  römischen  Britanniens  gab  Haverfield  in  der 
Edinburgh  Review  598). 

Die  älteste  Leistung  historisciier  To})Ographie  ist  die  in  einer  Karte  des 
13.  Jahrlmndcrts  (in  der  BodhMana)  entiialtene  Darstellung  des  »Pictornni  nuuusc, 
des  Grenzwalls.  Camdeu,  der  englische  Cluvcr  und  wie  dieser  ein  unermüd- 
licher Wanderer,  legte  die  Cirundlage  zu  einer  kritischen  Topographie  des  Landes. 
Sein  Nachfolger  ist  Horsley  mit  seiner  »Britannia  Romana<\  Größere  Fort- 
schritte brachte  erst  die  zweite  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts:  Aufdeckung  von 
Silchestcr  durch  die  Ix)ndon  Soc.  of  Antiquaries,  die  Villenforschung  des  Generals 
Pitt-Rivers  u.  a.  Die  drei  Legionslager  York,  ehester,  Cacrlcon  on  Vsk 
konnten  nur  teilweise  ausgegraben  werden,  da  die  J>ager  unter  modernen  Städten 
liegen.     Zahlreiche  Kastelle  wurden  erforscht  von  lokalen  Vereinen :  der  Scottish 

598)  April   1899,  369  —  90. 


Britannia.  107 

Society  of  Antiquarie?,    den  Newcastle  Antiquaries,    der  Society  of  Cumberland 
Antiquaries  u.  a.,  deren  Arbeiten  in  vielen  Zeitschriften  zersplittert  sind. 

P.  Meuriot  untersucht  die  Vorstellung,  welche  sich  das  Alter- 
tum von  der  Gestalt  der  Insel  machte  599).  Die  beste,  wenn  auch 
in  kleinem  Maßstab  gefertigte  Karte  der  Insel  ist  die  von  Haver- 
field  in  der  Archaeologia  LVII,  1901,  Taf.  56  veröffentlichte. 
H.  Kieperts  Blatt  Britannia  in  den  FOA  (1894)  hat  größeren 
Maßstalj,  enthält  aber  viele  Felder. 

So  z.  B.  sind  die  Straßen  mehrfacli  unrichtig;  recht  vieles,  z.  B.  in  Wales, 
ist  ausgelassen;  die  mit  dem  Sternchen  bezeichneten  namenlosen  -castra  et 
castella  Rom.'  sind  fast  ohne  Ausnahme  falsch.  Beigegeben  sind  zwei  Neben- 
karten: 1.  der  beiden  Limesanlagen,  2.  des  Schauplatzes  von  Cäsars  Expedition 
und  ein  Text,  in  dem  mehrere  Punkte  und  die  antiken  und  modernen  Quellen 
der  britannischen  Geographie  besprochen  werden.  In  Note  3  ist  ein  Verzeichnis 
der  wichtigsten  englischen  Zeitschriften  gegeben. 

Fluß  Pwatostabius  (vom  keltischen  Ratu  =  Fähre  und  Tabius)  =  h.  Taff, 
Fluß  Tamara  =  h.  Tamar  (in  Comwall),  Fluß  Vedra  =^  h.  Wear  (an  der  Ost- 
küste südlich  vom  Hadrianswall),  Tinna  =  h.  Tyne  (am  Wall  selbst);  Namen 
der  Inseln  an  der  West-  und  Nordküste :  Thule  =  Shetlandinseln,  Silumnus  = 
Scillyinseln.     Portus  Itius  =  Gesoriacum. 

Außerdem  besitzen  war  an  historischen  Karten  Haverfields 
Blatt  Britannia  im  »Historical  Atlas  of  Modern  Europe«  (mit  kurzem 
Text) 600)  und  Sieglins  Karte  (Blatt  30  des  Atlas  Antiquus)  mit 
den  Nebenkarten:  Valium  Hadriani,  V.  Antonini  Pii,  Br.  inde  ab 
imp.  Sept.  Severe,  Br.  inde  ab  imp.  Diocletiano,  Br.  inde  ab  imp. 
Valentiniano. 

Die  römischen  Bleibergwerke  in  Somerset,  Shropshire,  Derbyshire 
hat  Haverfield  in  den  betreffenden  Bänden  der  »Victoria  History« 
ausführlich  behandelt  und  dabei  die  Inschriften  auf  Bleibarren  genau 
untersucht. 

Gowland  hat  in  Archaeologia,  Bd.  LVII,  gut  über  die  technische  Seite 
der  römischen  Bleibergwerkindustrie  geschrieben.  Was  Cox  (Archaeol.  Joum. 
LH,  25)  und  Haverfield  (Chester  Archaeol.  Joum.  1892,  80)  mitteilen,  ist 
mehr  populärer  Art.  Ein  gestempelter  Zinnbarren  lehrt,  daß  die  Zinngruben 
von  Comwall  noch  im  4.  Jahrhundert  n.  Chr.  im  Betrieb  waren ^''^).  Haver- 
field, der  diese  Inschrift  bespricht,  behandelt  bei  dieser  Gelegenheit  die  Ge- 
schichte der  Bergwerke.  CIL  XIII,  2612  stehen  Inschriften  auf  Bleibarren 
aus  England,  die  in  Gallien  gefunden  wurden. 

n.  Ethnologie. 
Mit  den  am  germanischen  Limes  angesiedelten  Brittones  be- 
schäftigt sich  Fabricius602j.  Die  Erwähnung  der  Civitas  Silurum 
in  einer  Inschrift  aus  Venta  Silurum  (Caerwent)  zeigt,  daß  auch  in 
Britannien  die  Gaue  fortbestanden  haben  603)_  Die  süddeutschen 
Ortsnamen    auf    -ingen    vergleicht   mit    den   englischen    auf   -Ingas 


*^')  Quälern  Britanniae  formam  veteres  geographi  sibi  finxerint.  Thfese 
Paris  1899.  —  60°)  Oxford  1896.  —  ^oi)  prSAntiq.  1900.  —  6"2)  Besitz- 
ergreifung Badens  (s.  Anm.  834),   79.  —   eo^j  AA   1904,    145. 


108      A.  Schulten,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  AVestens. 

A.    Schiber^*''*)     in    dem    Aufsatz     »Germanische    Siedlungen    in 
Lothringen  und  England«. 

m.  Vorrömische  Zeit. 

Allcroft  stellte  in  einem  großen  aber  unki'itischen  Werk^o^j 
alles,  was  sich  in  England  an  Erdbefestigungen  findet,  zusammen. 
Die  römischen  Anlagen  sind  liier  besonders  schlecht  behandelt. 

IV.  Römische  Zeit. 

1.  Allgemeines. 

Über  Cäsars  Expedition  nacli  Britannien  liegt  ein  dicker  Band 
von  Eice  Holmes  vor^OGj  jxAi  einer  guten  Übersicht  über  das 
vorrömische  Britannien.  In  seinen  »Beiträgen  zur  Geschichte  der 
Eroberung  Britanniens«  durch  die  Römer  bestimmt  G.  Teuber^^'') 
nach  Haverfields  Vorgang  die  drei  Häfen,  in  denen  das  Heer  des 
Claudius  landete,  als  Eutupiae  (bei  Sandwich),  Dubrae  (Dover), 
Portus  Lemanae  (Lyme)  imd  die  drei  von  London  ausgehenden 
Einmai'schstraßen :  nach  N  (Lindum,  Eboracum),  NW  (Viroconium — 
Deva),  AV  (Durocornovium — Glevum — Isca),  indem  er  E.  Hübner 
widerlegt,  der  die  Okkupation  von  der  Südküste  ausgehen  ließ. 
Die  Eroberungen  des  Agricola  behandelt  Panzer^ö^). 

Eine  gute,  wenngleich  eng  historische  Übersicht  des  römischen 
Britanniens  ist  in  den  letzten  Tag'en  ersclüenen,  E.  Oman,  »Eng- 
land before  the  Norman  Conquest«. 

Sie  ist  kurz,  kaum  120  Seiten,  und  enthält  wenig  über  Kultur,  Städte- 
entwicklung usw.,  ist  aber  recht  empfehlenswert.  Im  allgemeinen  nimmt  er 
Haverfields  Resultate  an;  originell  und  bemerkenswert  ist  die  Behandlung  der 
letzten  Dezennien  der  Periode,  d.  h.  der  Ausgang  des  vierten  und  Anfang  des 
fünften  Jahrhunderts. 

Sehr  gut  charakterisiert  Haverfield^^^)  den  Gegensatz  der 
beiden  natürüchen  Teile  des  Landes:  des  Hochlandes  im  Westen 
(Wales)  und  Norden  (Schottland)  und  des  Tieflandes  im  Süden  und 
Osten  und  die  sich  hieraus  ergebende  Verschiedenheit  der  Erobenmg, 
die  dort  40,  hier  nur  4  Jahre  dauerte,  und  der  Eomanisierung. 
Eine  Linie,  welche  die  drei  Legionslager  Isca  (Caerleon),  Deva 
(ehester),  Eburacum  (York)  verbindet,  bezeichnet  am  besten  die 
Grenze.  Eine  Charakteristik  der  Eomanisierung  von  demselben 
findet  man  in  einer  besonderen  Sclirift  :>The  Romanisation  of  rom. 
ßritain«6^oj.  In  zwei  Bänden  behandelt  Manfrin  ^La  Dominazione 
Rom.  nella  G.  Britannia«^^^).  Sonst  ist  noch  zu  nennen  das  sehr 
schlechte  Buch  von  Conybeare,  »Eoman  Britain«^^^^.    Im  Anschluß 


60*;  LothrJb.  1900,  148.  —  ««5)  Earthworth  of  England.  Ixindon  1908. 
74  S.  —  ^oe^  Ancient  Britain  and  the  invasions  of  Ccsar.  O.xford  1907.  — 
BOT)  Breslau  1909,  mit  K.  —  «o»)  Hist.  Unters,  f.  A.  Schaefer.  —  eo»)  Roman 
Britain.  EdiubRev.  April  1899,  375.  —  6>0)  Ix)ndon  190.').  —  «>')  Rom 
190Ü.  —   «>2)  Brighlon   1903.     27r)  S. 


Britannia.  109 

an  eine  die  Britannia  prima  nennende  Inschrift  versucht  Haverfield 
die  fünf  dioclotianischen  Provinzen  abzugrenzen  ^i 3^. 

2.  Die  Grenzwälle. 
Wie  in  Deutschland,  steht  auch  in  England  im  Vordergrund 
der  Altertumsforschung  die  Erforschung  des  Limes:  des  nördlichen 
von  Agricola  erbauten,  von  Pius  erneuerten  zwischen  Firth  of  Forth 
und  Firth  of  Clyde  und  des  südlichen,  des  Valium  Hadriani,  zwischen 
Solway  Firth  und  Newcastle.  Beide  AVerke  behandelt  Haverfield 
im  Artikel  »Antonine  Wall«  und  »Hadrian  Wall«  der  Encyclopaedia 
Britannica  (11,  139;  XI,  364)  und  E.  llübner,  »Römische  Herr- 
schaft in  Westeuropa«    1890,  S.  39,  54. 

a)  Hadrianswall.     Die   älteren   Arbeiten    von  I.  B.  Bruce,    das 

Hauptwerk  »The  Roman  Wall«  (1867)  und  der  kürzere  Führer 
»Handbook  to  the  Roman  Wall«^^'*)  und  E.  Hübners  Darstellung 
in  »Römische  Herrschaft  in  Westeuropa«  und  im  Artikel  »Britannia« 
der  RE  sind  durch  neuere  Forschungen  überholt  worden.  Über 
die  Fortschritte  der  von  zwei  Vereinen,  der  Cumberland  Antiquarian 
Society  in  CarUsle  und  der  Society  of  Antiquaries  of  Newcastle, 
veranstalteten  Ausgrabungen  unterrichten  in  erster  Linie  deren  Be- 
richte: die  Transactions  of  the  Cumberland  Ant.  Soc.  (Bd.  Xlllf.) 
mit  den  Berichten  von  Haverfield  und  die  Archaeologia  Aeliana 
(Bd.  XVIf.),  sodann  Haverfields  ]\Iitteilungen  im  Arch.  Anz.  Auf 
Grund  eigener  Studien  an  Ort  und  SteUe  bei'ichtet  über  den  Hadrians- 
waU  E.  Krüger 615),  dessen  Auffassung  oft  von  der  Haverfields 
abweicht. 

Es  liegen  drei  Anlagen  vor:  1.  Steinmauer  und  Graben  mit  den  »Mile- 
castles«  (den  eine  römische  Meile  voneinander  entfernten  Kastellen)  und  320 
Türmen,  2.  ein  ßasenwall,  3.  südlich  von  beiden  eine  dritte  Linie,  bestehend 
aus  einem  Graben,  mehreren  Erdwällen,  auf  denen  vielleicht  Palisaden  standen, 
und  Erdkastellen.  Diese  Erdanlagen  sind  nach  Haverfield  jünger  als  Rasenwall 
und  Steinmauer,  da  sie  deren  Kastelle  umgehen  (s.  Arch.  Anz.  1902,  105), 
nach  Krüger,  der  an  dieser  Tatsache  zweifelt,  älter.  Auch  über  die  Zeit  der 
drei  Werke  ist  noch  keine  Klarheit  erzielt.  Nach  Krüger  wäre  der  Erdwall 
vor  Hadrian  gebaut,  der  Rasen  wall  von  Septimius  Severus,  die  Steinmauer 
später,  vielleicht  von  Constantius  Chlorus.  S.  29  stellt  Krüger  die  antiken 
Nachrichten  über  diese  Anlagen  zusammen,  darunter  den  interessanten  Bericht 
des  Beda  (Hist.  Gentis  Anglorum  5).  Ha  verf  ield  ^iß)  hält  den  Rasenwall 
für  hadrianisch,  den  Steinwall  für  severisch.  Fest  steht  nur,  daß  der  Rasen- 
wall jünger  als  die  Steinmauer  ist,  da  diese  ihn  durchschneidet  ^i^).  Aufklärung 
wäre  wohl  durch  gewissenhafte  Grabungen  und  vor  allem  durch  bessere  Be- 
obachtung der  Keramik  zu  gewinnen. 

Von  den  Kastellen  des  Hadrianswalles  sind  folgende  ausgegraben: 
Ambloganna^is),  Chesters  (Cilui-num)6i9),  Housesteads(Borcovicus)620)^ 


"3)  ArchaeolOxon.  1894,  Juni.  —  6i*)  5.  Aufl.,  1908.  —  ^^'^)  B.  J.  1903, 
1 — 38,  mit  K.  —  ßiß)  Anhang  z.  Übers,  von  Mommsens  Rom.  Gesch.  V.  — 
617)  AA  1901,  80  (Haverfield).  —  ei»)  Ebenda.  —  6i9)  ArchaeolAeliana  lOf.  — 
620)  Plan  in  »The  Vict.  Hist.  Derbvshire«^. 


110      A.  Schulten,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Gr.  Chesters  (Aesica)^^!)^  Birrens622)^  Castiesteads ^23).  in  Corbridge 
on  Tyne  (Corstopitum) ,  etwas  südlich  des  Hadrianswalles ,  sind 
große  Anlagen,  u.  a.  ein  Getreidemagazin,  aufgedeckt  worden  ^24). 
Es  gibt  über  Corbridge  eine  Monographie  von  Knowles^^^).  Berichte 
über  die  Ausgrabungen  zu  Corbridge  findet  man  am  besten  in  Archaeol.  Aeliana, 
dritte  Folge,  III,  161;  IV,  205;  V,  305,  von  Forster,  Craster,  Knowles, 
Haverfield  geschrieben. 

b)  Wall  des  Pius.  Über  den  Piuswall,  bei  dem  die  Dinge  nicht 
so  kompliziert  sind  wie  beim  Hadrianswall,  liegt  eine  große  Publi- 
kation vor626j_  Es  sind  folgende  Kastelle  ausgegraben:  Castlecary^^i)^ 
Camelon628)^  Rough  Castle 629),  Lyne629«),  InchtutliiI629  6),'  Bar 
Hill 630),  dieses  vortrefflich  von  Macdonald,  der  auch  ein  Erd- 
kastell des  Agrippa  festgestellt  hat,  bearbeitet. 

Nördlich  vom  Wall  des  Pius  ist  das  Kastell  Ardoch  (Pertshire)63i) 
ausgegraben.  Südlich  liegt  das  Kastell  Newstead  (am  Tweed),  wo 
unter  dem  Steinkastell  des  Pius  ein  Erdkastell  des  Agrippa  ge- 
funden ist  632).  Eine  gute  Beschreibung  von  Newstead  von  dem 
Leiter  der  Ausgrabungen,  J.  Curie,  mit  prachtvollen  Illustrationen 
ist  unter  der  Presse.  Haverfield 633)  erklärt  dieses  südlich  des 
Piuswalls  gelegene  Kastell  aus  einer  Zurückziehung  der  Grenze 
in  der  Zeit  nach  Agricola,  zwischen  85 — 115  n.  Chr.  Die  mit 
180  n.  Chr.  endenden  Münzen  des  Kastells  Newstead  datieren  das 
Ende  der  römischen  Herrschaft  in  Schottland. 

An  der  Westküste,  in  den  Grafschaften  Lancashire  und  Cheshire, 
hat  man  in  mehreren  Kastellen  Ausgrabungen  begonnen,  darunter 
Manchester,  Melandra,  Castieshaw.  Über  die  Forschungen  berichtet 
Haverfield 634).  Über  Manchester  liegt  ein  ausführliches  Werk 
von  Bruton  vor,  aus  dein  man  aber  für  das  Kastell  wenig  lernt635). 
Die  inneren  Gebäude  sind  noch  ganz  unbekannt. 

Von  den  in  Wales  liegenden  Kastellen  sind  erforscht  worden: 
Cardiff  (Südwales)  636),  Gelligaer637),  eines  der  am  besten  erhaltenen 
römischen  Kastelle,  20  km  nördlich  von  Cardiff  an  einer  Straße 
gelegen,  Gaer  (bei  Brecon)638).  Vom  Lager  Deva  (Chester)  ist  die 
Ostseite  mit  einer  Länge  von  580  m  festgestellt  worden  639).  Zur 
Erforschung  von  Isca  Silurum  (Carleon)  hat  sich  eine  Gesellschaft 
gebüdet.     Die   beste   Übersicht   über   die    zahlreichen    Kastelle    hat 


621)  ArchaeolAeliana  17  u.  24.  —  622)  PrScotSAntiq.  30.  —  623)  aA  1902, 
104.  —  624)  Ebenda  1909,  235,  mit  Plan.  —  "25)  xhe  rom.  britan  site  of  C. 
1908.  —  626)  The  Antonine  Wall.  Glasgow  1899.  173  S.  —  «27)  aA  1903, 
109.  _  628)  PrScotSAntiq.  35.  —  629)  aA  1904,  145.  —  629-)  PrScotAntiq. 
39.  _  629*)  Ebenda  36.  —  630)  Macdonald  u.  Park,  R.  forts  on  ßur  Hill. 
Glasgow  1906.  AA  1905,  98.  —  63i)  PrScotSAntiq.  32.  —  «»2)  aA  1909, 
230,  mit  Plan.  RGKorr.  1909.  41.  —  633)  aA  1909,  234.  —  634)  Ebenda 
242,  mit  Plan  des  Käst.  Castieshaw.  —  6^5)  The  rom.  fort  at  Msmchester. 
Manchester  Univ.  Press.  1909.  —  636)  aA  1901,  80.  —  637)  Tr.  of  Cardiff 
Naturalists  Soc.  1903.  AA  1902,  164.  —  638)  Haverfield,  Rom.  Forts  in 
South  Wales.     Cambrian ArchaeolAss.   1903.  —    639)  aA    1909,   244. 


Britannia.  111 

Haverfield  in  einem  längeren  Aufsatz  in  Transaot.  of  the  Cymm- 
rodorion  Soc.    1910,  S.  53 ff.  gegeben. 

Offenbar  war  die  ganze  Kegion  mit  Auxiliarkastcllen  besetzt,  etwa  von 
70 — 85  n.  Chr.:  Im  2.  Jahrhundert  machte  eine  ra.sehe  Beruhigung  der  Be- 
völkerung einen  Teil  der  Garnisonen  entbehrlich,  wohl  unter  fladrian  oder 
Pius,  als  die  Befestigung  der  Nordgreuze  eingerichtet  wurde. 

3.  Die  Städte. 

Ein  Yerzeiclinis  der  römischen  Städte  gab  Haverfield  im 
Anhang  zu  seiner  Übersetzung  des  britannischen  Kapitels  im  fünften 
Band  von  Mommsens  Römischer  Gescliichte.  Am  besten  erforscht 
ist   Venta  Silurum  (Caerwent)    und    Calleva   Ätrehatum   (Silchester). 

Von  Caervent  ist  erst  ein  Drittel  freigelegt,  dagegen  in  Silchester  die  ganze 
Stadt.  Der  von  Haverfield^'"')  mitgeteilte  Plan  zeigt  das  bekannte  Schachbrett- 
muster einer  römischen  Stadt.  Die  Häuser  haben  den  Typus  des  Peristylhauses, 
bei  dem  die  Zimmer  um  einen  offenen  Hof  gruppiert  sind,  wie  wir  ihn  im 
Orient  und  Nordafrika  beim  Stadthaus  (Timgad,  Karthago),  dagegen  im  Norden 
nur  bei  Villen  finden.  H.  bezeichnet  deshalb  auch  Silchester  als  einen  Komplex 
von  Landhäusern  und  hält  die  Bewohner  nicht  für  Römer,  sondern  für  romani- 
sierte  Kelten.  Er  ist  sogar  geneigt,  den  Grundriß  für  den  der  altkeltischen 
Farm  zu  halten  ß*^).  Einen  solchen  Hausplan  teilt  H.  im  Arch.  Anz.  1902, 
104  mit.  Die  Berichte  über  die  Ausgrabungen  stehen  in  der  Archaeologia. 
Über  Caervent  berichtet  H.  ebenfalls  im  Arch.  Anz.^*^). 

Über  das  alte  Londhiium  (London)  gibt  es  eine  Schrift  von 
Besant^^s),  die  aber  ganz  unA^-issenschaftlich  ist.  Dagegen  enthält 
die  »Victoria  History  of  London«,  Bd.  I,  1910  einen  ersten  und, 
wenngleich  nicht  ganz  glücklichen,  so  doch  fast  heroischen  Versuch, 
die  ebenso  massenhaften  Avie  sclüecht  überlieferten  römischen  Alter- 
tümer Londons  in  Ordnung  zu  bringen.  Verfasser  sind  Smith, 
Page,  Reader.  Sind  ihre  Folgerungen  nicht  durchaus  stichhaltig, 
so  ist  doch  das  hier  zum  erstenmal  gesammelte  Material  sehr  nütz- 
lich. Die  römische  Stadtmauer  von  London  stammt,  wie  so  viele 
Mauerringe  des  Westens,  aus  der  Zeit  der  ersten  Barbareneinfälle 
und  hat  dieselbe  Bauart  wie  cüe  übrigen  ßi'i).  Die  Größe  des  rö- 
mischen London  schätzt  E.  Krüger  auf  150  ha  (Köhi  96,8  ha). 
Haverfield  gab  einen  Plan  von  Aquae  Sulis  (Bath)645)  und  be- 
handelte Viroconium  (bei  Wroxeter),  über  das  auch  V.  Taylor 6*6) 
und  Fox 647)  zu  vergleichen  sind.  Von  Hübners  Artikeln  über 
Städte  (in  der  RE)  sei  Camalodunum  und  Eboracum  genannt.  Das 
auf  mehreren  Metallbarren  genannte  Lutudarum  wird  von  Haver- 
field in  Derbyshire  gesucht  ß*^).  Derselbe  erbringt  ferner  den 
Nachweis,  daß  Brough  (Derbyshire)  Anavio  und  der  Fluß,  an  dem 
es  liegt,  Aneva  hieß  6'*  9). 


6*0)  AA  1909,  249.  —  «<i)  EdinbRev.  1899,  384.  —  6*2)  1902,  105; 
1904,  145.  —  6*3)  Early  London  1908.  —  644)  aA  1904,  145.  WZ  1904, 
Korr.  23.  —  6*5)  The  Victoria  Hist.  Somerset,  S.  221.  —  646)  VictHistShropshire 
I,  220—56.  —  647)  Athenaeum  Nr.  3616,  S.  210.  —  648)  PrSAntiq.  10.  Mai 
1894.  —  649)  Derbyshire  Archaeol.  and  Hist.  Soc. 


112      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

4.  Straßen. 

In  Tenbers  Schrift  (Anm.  607)  sind  die  drei  von  London  nach 
N,  NW,  W  führenden  Eintnarschstraßen  behandelt.  Das  ganze  Wege- 
netz der  Insel  hat  eine  Darstellung  erfahren  durch T.  Codrington  ^^oy 

Das  Buch  ist  sehr  ungleich.  Im  allgemeinen  ist  es  nur  eine  Umschreibung 
der  Generalstabskarte.  Aber  wo  der  Verfasser  die  betreffende  Straße  persönlich 
kennt,  ist  das  Buch  ganz  nützlich.  Wo  er  diese  persönliche  Kenntnisse  nicht 
besitzt,  wie  vielfach  in  Wales  und  Nordengland,  ist  es  minderwertig. 

Domaszewskis  Aufsatz  über  das  Straßensystem  des  Römischen 
Reiches  651)  ist  auch  für  Britannien  zu  nennen.  Ferner  gibt  es 
eine  kurze  Darstellung  von  Haverfield652j^  der  auch  in  der  Victoria 
History  die  römischen  Straßen  der  von  ihm  behandelten  Grafschaften 
darstellt  (mit  Karten).  Eine  Untersuchung  über  die  römischen 
Wege  in  Leicestershire  gab  Bellairs ß^^^.  Für  den  Handelsverkehr 
zwischen  Grallien  und  Britannien  ist  wichtig  die  Schrift  von  Zimmer 
über  »Direkte  Handelsverbindungen  Westgalliens  mit  Irland  im 
Altertum  und  frühem  Mittelalter«  ß^^**). 

F.  Germania. 
I.  Allgemeines. 

Die  letzte  Darstellung  der  historischen  Geographie  Germaniens 
gab  J.  Jung  in  seinem  1897  erschienenen  Grundriß 6^*).  In  das- 
selbe Jahr  fäUt  der  letzte  Bericht  Detlef sens^^s^.  Die  wichtigste 
bis  1901  erschienene  Literatur  hat  Liebenam  verzeichnet 656)_ 
Einen  kurzen  kompilatorischen  Abriß  der  historischen  Geographie 
Germaniens  findet  man  in  K. Kretschmers  »Historischer  Geographie 
von  Mitteleuropa« 65 7^  j)er  von  G.  Hirschfeld ^^s)  beklagten  Zer- 
splitterung der  deutschen  Forschung  ist  jetzt  in  etwas  abgeholfen 
durch  die  von  der  römisch-germanischen  Zentralkommission  heraus- 
gegebenen Berichte659),  welche  eine  vortreffliche  kritische  Zusammen- 
fassung der  archäologischen  und  topographisclien  Forschungen  geben. 

Der  Bericht  ist  nach  den  einzelnen  archäologischen  Kategorien  eingeteilt, 
so  daß  man  Jahr  für  Jahr  über  den  Stand  der  Forschung  in  den  einzelnen 
Gebieten  unterrichtet  wird.  Das  erste  Heft  (Bericht  für  1904)  enthält  an  geo- 
graphisch wichtigen  Berichten  1.  Vorgeschichtliche  Funde  und  Forschungen  von 
K.  Schumacher,  2.  Okkupation  Germaniens  durch  die  Römer  von  Dragen- 
dorff,  3.  Neues  zur  römischen  Städte-  und  Ortskunde  von  demselben.  Der 
zweite  Bericht  (für  lOOf))  fügt  hinzu  eine  flbersicht  über  die  Kingwallforschung 
von  Anthes,  der  dritte  (für  1906  und  1907)  bringt  einen  Aufsatz  von  Seil  u  mache  r 
über  die  Erforschung  des  römischen  und  vorrömischen  Straßennetzes  in  West- 
deutschland   und    eine    sehr    dankenswerte  Übersicht    über  die  Arbeiten  in  den 


650)  Rom.  roads  in  Britain.  I^mdou  1905.  —  e»')  Anm.  18.  —  ^^-)  F.diub. 
Rev.  1899,  380.  —  6")  Rom.  roads  in  L.  JBritArchAss.  1901,  '269.  — 
653»)  SitzbAkBerlin  1909.  —  654)  g.  106—22.  —  «55)  ßursians  JBer.  1897, 
243—56.  —  656)  Ebenda  1903,  92-117.  —  657)  g.  136—63.  —  658)  OJ 
XIV,  149.  —  659)  Ber_  üi^gr  ^\[Q  Fortschritte  der  röm.-germ.  Forschungen. 
Frankfurt.  • 


Hritauniu.      Germania.  113 

Naehbargebieten  (Osterreich,  Sciiweiz,   Holland)  von  Dragendorff.     Der  vierte, 
1910  erschienene  Bericht  liegt  außerhalb  der  zeitlichen  Grenzen  dieses  Referats. 

An  die  Stelle  des  der  »Westdeutschen  Zeitsclirift  für  Geschichte 
und  Kunst<  beigegebenen  »Korrespondenzblattes«  ist  seit  1908  ein 
selbständig-  erscheinendes  » Rfimisch  -  germanisches  Korrespondenz- 
blatt« ß^*^)  getreten,  das  sowohl  kurze  Originalberichte  über  neue 
Funde  wie  Referate  über  Zeitschriften  bringt.  Für  die  prähistorische 
Geographie  Averden  die  beiden  kürzlich  begründeten  prähistorischen 
Zeitschriften  (s.  Anm.  709  u.  710)  hoffentlich  eine  Konzentration 
der  Forschung  gewährleisten. 

n.  Physische  Geographie. 

Eine  ausgezeichnete,  auf  voller  Kenntnis  des  archäologischen, 
linguistischen,  botanischen  Materials  Ijasierte  Darstellung  hat  die 
Vegetation  Germaniens  erfahren  durch  J.  Hoops  '>Waldbäume  und 
Kulturpflanzen  im  germanischen  Altertimi«  66i). 

Germanien  war  keinesweg.s  eine  Wüste  von  Urwald  und  Sumpf,  sondern 
durchsetzt  mit  ausgedehnten  waldlosen  Fl.ächen ,  die  den  Einwanderern  den 
Ackerbau  ermöglichten.  Schon  zu  Cä.<ars  Zeit  sind  die  Germanen  keine  Nomaden, 
ihr  unruhiges  Wandern  ist  vielmehr  mit  dem  »Trecken«  der  Buren  zu  ver- 
gleichen. Die  Germanen  besaßen  schon  bei  Eintritt  in  die  Geschichte  den 
Radpflug,  der  dem  Pflug  der  klassischen  Völker  überlegen  ist. 

Die  unten  zu  besprechenden  Untersuchungen  von  K.Schumacher 
über  die  Besiedlung  des  Rheintals  und  des  Odenwalds  (Anm.  676  u. 
864)  haben  ergeben,  daß  diese  Gegenden  schon  in  neolithischer  Zeit 
fast  eben  so  dicht  wie  heute  besiedelt  waren,  daß  also  von  diesem 
Teile  Deutschlands  das  '>horrida  silvis  aut  paludibus  foeda«  des 
Tacitus  nicht  gilt.  Zu  demselben  Ergebnis  kommt  für  die  Wetterau 
G.  Wolffs  »Wetteravia  nee  silvis  horrida  nee  paludibus  foeda« ß^i*). 
Derselbe  beweist  Weinbau  im  rechtsrheinischen  Gebiet  bereits  für  das 
2.  Jahrhundert  n.  Chr.ßßi*).  Ferner  ist  zu  nennen  I.  Wimmer,  »Ge- 
schichte des  deutschen  Bodens  mit  seinem  Pflanzen-  und  Tierleben 
, von  der  keltisch- römischen  Zeit  bLs  zur  Gegenwart« ^^^j  ]^_  Grad- 
mann,  der  sich  durch  verschiedene  Arbeiten  zur  historischen  Pflanzen- 
geographie bekannt  gemacht  hat,  behandelt  das  »Mitteleuropäische 
Landschaftsbild  in  seiner  geschichtlichen  Entwicklung«  663)_  j)er- 
selbe  hat  nachgewiesen,  daß  in  Deutschland  schon  seit  den  ältesten 
Zeiten  fast  alle  bekannten  Getreidearten  gebaut  wurden  ^^^).  Eine 
gute  Grundlage  für  die  historische  Geographie  des  unteren  Rliein- 
laufs  ist  H.  Blinks  »Der  Rhein  in  den  Niederlanden «665)_  Die 
erste  Erwähnung  der  Schwäbischen  Alb  findet  sich  bei  S trabe 
(P.  292)  der  die  oQOjnÖtu  zwischen  Donau  und  dem  Herzynischen 


660)  Trier  1908 f.  —  66'j  Straßburg  1905.  —  66i»)  MOberhessGeschVer. 
XIII,  1903,  20.  —  661 'j  Mitt.  über  römische  Funde  in  Heddernheim,  IV, 
•14: — 47 ;  vgl.  auch  Besiedlung  der  südlichen  Wetterau  in  vorgeschichtlicher 
Zeit  im  RGBer.  II,  69.  —  662)  Halle  1905.  —  663)  qz  1901.  —  664^  Anm.  758  b.  — 
665j   Forsch.   1889. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  8 


114      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Wald  kennt  666).  Daß  unter  dem  HerxynIscJten  Wald  hier  die  be- 
waldeten Höhen  nördlich  der  Schwäbisch-Fränkischen  Alb  zu  ver- 
stehen sind,  führt  R.  Gradmann  aus 66^).  Der  Name  Voscgus, 
für  den  erst  spät  Vosagus  eintritt,  wird  C.  XIII,  2,  1,  156  behandelt. 
»Vosego  Silvestri«  sind  die  Inschriften  C.  6027  und  6059  geweiht. 
Mehrfach  sind  der  Ahnoha,  der  Göttin  des  Scliwarzwaldes,  geweihte 
Altäre  gefunden  worden  (C.  XIII,  2,  1,  6283).  Aus  dem  Vor- 
kommen dieses  Namens  in  der  Gegend  von  Cannstatt  schließt 
Hang 668),  daß  die  Abnoba  auch  die  Berge  am  mittleren  Neckar 
umfaßt  habe,  was  auf  ein  großes  Waldgebiet  zwischen  Ehein  und 
Neckar  hinweisen  würde.  Das  häufige  Vorkommen  der  Diana,  der 
Waldgöttin,  in  dieser  Gegend  ist  ein  weiteres  Zeugnis  der  Aus- 
dehnung der  Waldzone.  Der  Nicer  (Neckar)  Avird  behandelt  C. 
Xni,  2,  1,  S.  231.  sichrere  Inschriften  nennen  nautae  des  Flusses 
(C.  6450,  6324). 

Der  Artikel  Danuvms  von  Brandis669j  giVjt  die  Geschichte 
der  Donauquellen.  E.  Korne  mann  (Anm.  666)  zeigt,  daß  sie  mit 
dem  Schwarzwald  durch  die  Okkupation  des  Winkellandes  zwischen 
Rhein  und  Donau  unter  Claudius  ersclilossen  wurden  und  zuerst 
dem  Plinius,  der  sie  selbst  besuchte,  bekannt  sind. 

Eine  Inschrift  hat  den  antiken  Namen  des  kleinen  Lauffen  in 
der  Schweiz :  Summa  Rapida  ergeben  ^'^^).  Für  die  Mosel  und  ihre 
Nebenflfisse  ist  wichtig  der  vortreffliche  Kommentar  zu  Mosella 
des  Ausonius  von  K.  Hosius67i). 

Die  von  Tacitus  (Ann.  XI,  20)  erwähnten  Silbergruben  der 
Mattiaker  sind  an  der  unteren  Lahn,  besonders  in  der  Gegend  von 
Ems,  nachgewiesen  worden  672^.  Andere  Spuren  alten  Bergbaues 
hat  Schumacher  bekannt  gemacht 673j.  Über  die  römischen  Eisen- 
schmelx£u,  bei  Eisenberg  am  Nordostabhang  des  Haardtgebirges  und 
andere  Plätze  römischer  Eisenindustrie  berichtet  der  lehrreiche  Auf- 
satz von  Beck,  »Einfluß  der  römischen  Herrschaft  auf  die  deutsche 
Eisenindustrie« 674).  Schließlich  sei  auf  die  RE  (z.  B.  die  Artikel 
Albis,  Arducnna,  Abnoba,  Bernstein)  und  Holders  » Altkeltischen 
Sprachschatz  «   verwiesen . 

m.  Vorgermanische  Zeit. 
Eine  vortreffliche  Übersicht  der  verschiedenen  vorgennaniaclien 
Siedhtiigswcisen  gibt  das  kleine  Buch  von  A.  Schliz,  »Urgeschichte 
Württembergs« 675).  »ßic  älteste  Bcsiedlungsgeschichte  des  rechts- 
rheinischen Rheintals  zwischen  Basel  imdMainz«  steUt  Schumacher 
in  der  Festsclirift  des  Mainzer  Zentralmuseums  dai'676). 


666)    BlSchwäbAlbVor.    XXI,    349    (Kornemanu).    —    667)    Anm.  663.  — 

068)  WZ   1906,    Korr.  2.    —    «ß»)    RE.  —   670)    AnzSchweizAlt.   1907,   186.  — 

671)  Anm.  591.   —   «72)  BJb.   1897,    117    (Dahm).   —   673)  MainzZ   1909,  3.  — 

67*)    Festschr.    des    Mainzer    Zentralmus.     1902.    —    675)    Stuttgart    1909.  — 
076)  S.  16—46. 


Germania.  115 

Palfiolithische  Höhlenwohnungen,  besonders  im  südlichen  Kalksteingebiet, 
neolithüche  und  hrouzezeitliche  Ansiedlungen  am  Westrand  des  Gt.'birges  und 
auf  dem  Hochgestade  des  Rheins,  teils  Dörfer,  teils  Höfe,  auch  Pfahlbauten. 
Erst  in  der  Hallnt<rUz€it  wird  die  eigentliche  Rheinebene  besiedelt,  von  Stämmen 
unter  Häuptlingen,  von  denen  mächtige  Grabhügel  mit  kostbaren  Beigaben 
zeugen.  Die  Nationalität  dieser  ältesten  Bewohner  ist  unbekannt.  Die  Gallier 
der  Latrncperiode  wohnten  in  Dörfern  und  Höfen  und  liatten  Ringwälle,  deren 
mächtigster  der  auf  dem  Heiligenberge  bei  Heidelberg  gelegene  ist,  aber  auch 
feste  Städte  (Tarodunum,  Lopodunum).  Seit  100  v.  Chr.  okkupierten  die  Ger- 
manien das  Rheintal,  vor  allem  Sueben,  die  dann  unter  Ariovist  über  den  Rhein 
vordringen.  Die  durch  die  römische  Okkvpaliou  seit  Ves})asian  entstehenden 
Siedlungen  folgen  den  Heerstraßen,  liegen  meist  an  Knotenpunkten,  wie  z.  B. 
der  Vicns  Biviensis  fvon  bivium)  bei  Oos-Sandweier;  größere  Orte  finden  sich 
bei  Ladenburg,  Badenweiler,  Baden-Baden,  vor  allem  aber  zidilreiche  Gutshöfe 
(Verzeichnis  S.  36).  Das  Endresultat  ist,  daß  die  Rheinebene  schon  seit  der 
ältesten  Zeit  dicht  besiedelt  war. 

In  derselben  "Weise  hat  Schumacher  den  Odenwald  und  Baden 
behandelt  (s.  Anm.  864  u.  866).  Ein  Inventar  der  prähistorischen 
Ansiedlungen  in  Baden  gab  E.  "Wagen er 6'^^").  Es  ergibt  sich, 
daß  die  Siedlungen  sich  in  vorgeschichtlicher  Zeit  an  den  Fuß  des 
Gebirges  halten,  die  damals  wohl  noch  sumpfige  Ebene  meidend. 
Ein  ähnliches  "Werk  hat  W.  Naue  für  den  Elsaß  geliefert ß'^ß*). 
Über  WiLrttemberg  unterrichtet  A.  Schliz  in  seiner  Urgeschichte 
von  Württemberg  (Anm.  675).  Den  "Wert  solcher  siedlungsgeschicht- 
lichen Arbeiten  hebt  Dragendorf f  im  Bericht  für  1905  (S.  84) 
hervor,  indem  er  auch  kleinere  Forschungen  dieser  Art  verzeichnet. 

Über  die  Verbreitung  der  jüngeren  SteinzeitkuUur  im  Süden 
und  Westen  Deutschlands  unterrichtet  eine  Abhandlung  von  P. 
Reinecke6''6'^).  Unter  den  neolithischen  Anlagen  nimmt  wohl  das 
meiste  Interesse  in  Anspnich  die  große  Feste  (100  ha)  im  Neu- 
wieder Becken  bei  Urmitz.  AVegen  ihrer  völlig  römisch  aussehenden 
Spitzgräben.  Torbefestigimgen  usw.  wurde  sie  von  H.  Nissen  für 
das  Lager,  von  dem  aus  Cäsar  den  Rhein  überschritt,  gehalten  ß'^^)^ 
bis  die  in  den  Gräben  zutage  geförderten  Funde  der  letzten  Stein- 
zeit lehrten,  daß  die  Feste  aus  jener  Epoche  stammt  ^''S).  Eine 
andere  befestigte  neolitliische  Stadt  ist  auf  dem  Michelsberg  bei 
Unter-Grombach  (bei  Bruchsal  in  Baden)  entdeckt  worden ß'^^).  Eine 
dritte  große  Ansiedlung  derselben  Zeit  ist  das  bei  Mayen  in  der 
Eifel  entdeckte  neolithische  Oppidum.  Lehn  er  berichtet  über  die 
wichtige  Anlage  ß^o)  und  macht  treffende  Bemerkungen  über  die 
sich  aus  solchen  Bauten  ergebende  politische  Organisation.  Über 
das  steinzeitliche  Dorf  bei  Großgartach  (bei  Heübronn)  gibt  es  eine 
Monographie  von  A.  Schliz ^^i).  Es  scheint,  daß  sich  schon  für 
die   neoüthische    Periode    Trennung    von  Wohnung.    Stall.  Scheune, 


676")  Fundstätten  und  Funde  aus  vorgeschichtl.  usw.  Zeit  in  Baden.  Tübingen 
1908.  —  676  i)  Die  Denkmäler  der  vorrömischen  Metallzeit  im  Elsaß.  Straß- 
burg 1905.  —  676^)  WZ  1900,  208.  —  6^7)  ßjb.  i899.  —  s^»)  WZ  1900, 
67.  BJb.  1903,  131—42.  —  6^9)  RGBer.  1905,  31.  —  ^»^  RGKorr.  1908, 
1.  —  «81)  Stuttgart  1901.     Vgl.  WZ   1901,  Korr.  33  (Schumacher). 

8* 


116      A.  Scliultcu,   Bericht   über  die  historische  Geographie  des   Westens. 

also  Siedlung  in  einem  aus  mehreren  Gebäuden  bestehenden  Hof, 
nachweisen  läßt^^^^.  Die  neolithischen  Ansiedlungen  der  Wdterau. 
erforscht  G.  Wolf f  682«). 

Kultur  und  Handelsbeziehungen  des  ilittelrheingebiets  insbesondere 
Hessens  während  der  Bronzezeit  behandelt  K.  Schumacher*^^:}); 
aus  seiner  Karte  der  Depotfunde  dieser  Epoche ^^sa)  ersieht  man, 
daß  die  Bronze  waren  das  Rheintal  liinab  und  durch  die  hessische 
Senke  nach  Mitteldeutschland  vordrangen.  Daß  die  Ringwälle  im 
Taunus  aus  der  Bronzezeit  stammen,  ist  unten  gesagt  (Anm.  691). 

Deeckes  Aufsatz  y>Lignrer  im  Elsaß« ^^4)  stellt  Spuren  dieses 
über  ganz  Süd-  und  Mitteleuropa  verbreiteten  Urvolks  im  Elsaß  fest. 
Hierzu  ist  anch  der  Aufsatz  über  die  Ligurer  von  C.  Mehlis  zu 
vergleichen  (Anm. 22).  F.  Gramer  weist  in  der  Schrift  »Rheinische 
Ortsnamen  aus  römischer  und  vorrömischer  Zeit« ''^s)  ligurLsche Namen 
auch  am  Mittel-  und  Unterrhein  nach. 

Daß  noch  in  der  Hallstattxcit  ligmische  Stämme  im  Süden 
Germaniens  gesessen  hätten,  vermutet  auf  Grund  des  archäologischen 
Materials  K.  Schumacher^^e).  Wegen  der  berühmten  Stätte  sei 
erw^ihnt  der  den  Loreleifelsen  befestigende  Abschnittswall  aus  der 
Hallstattzeit,  über  den  R.  Rode  wich  berichtet  ^^t^.  Über  einen 
aus  großen,  mehrschiffigen  Häusern  bestehenden  Wohntypus  dieser 
Epoche  ist  der  R.  G.  Bericht  1904,  S.  8  zu  vergleichen.  Wie 
schon  die  neolithische  Zeit,  zeigt  auch  diese  Periode  große  Sied- 
lungen, staatliche  Verbände.  Einzelhöfe  der  Hallstattzeit  hat  G. 
Wolff  in  der  Gegend  zwischen  Rhein,  Taimus  und  Yogelsberg 
nachgewiesen. 

Keltische  Zeit.  Der  größte  Ringwall  (Umfang  10  km,  Fläche 
100  ha)  auf  deutschem  Boden:  die  Heidenmauer  auf  dem  St.  Odilien- 
berg  bei  Straßburg,  ist  ausführlich  beschrieben  worden  von  R. 
Forrer^ss)^  ^ler  ihn  in  die  keltische  Zeit  setzt.  Ein  Gegenstück 
dazu  ist  das  schöne  Werk  über  den  Ringwall  auf  dem  Herapel  in 
Lothringen  6^9).  Andere  große  Ringwälle  dieser  Epoche  liegen  auf 
dem  Heiligenherg,  auf  dem  Donnersberg  in  der  Pfalz,  auf  dem  Heiden- 
graben in  der  Schwäbischen  Alb^^^).  In  diesen  keltischen  Ringwällen 
wird  überall  die  von  Cäsar  beschriebene  gallische  Mauerkonstruktion 
aus  Holz  und  Stein  gefunden  (s.  z.  B.  R.  G.  Bericht  190G/O7.  S.  38). 
Um  die  Erforschung  der  Ringwälle  auf  der  dem  Main  zugewandten 
Südkette  des  Taunus  hat  sich  L.  Thomas  Verdienste  erworben. 
Hervorzuheben  sind  die  Ringwälle  auf  dem  Altkönig  und  die  Be- 
festigungen auf  den  das  Heidetränktal  beherrschenden  Bergen  »Alte 


«82)  RGBer.  1904,  G.  —  fiSS^)  KorrHlAnthr.  1908,  1/2,  72  f.  KorrGes. 
Ge.<chVor.  1908,  4.  ZAltfrankfurt  I,  1909,  1,  22.  —  «s»)  WZ  1901,  192-209.  — 
683°)  Mainz  1905.  —  ''«')  JI)GesehElsLolhr.  1894.  —  C85)  Düsseldorf  1901.  — 
686)  MaiuzZ  1907.  —  "b?)  RGHer.  1905,  44.  —  «88)  [)ie  Heidcumaiicr  von 
St.  Odilien.  Straßburg  1899.  WZ  1899,  Korr.  202  (G.  Wolff).  —  689,  Le 
Ilcrapcl.  Fouilles  de  1881  — 1904  (1907  f.).  —  ««O)  RGBer.  1906/07, . •32,  mit  Phiu. 


Germaniii.  117 

Höfe«  und  »Goldgrube«,  welche  später  von  den  Kelten  durch 
Quermauern  zu  einer  gewaltigen,  das  Tal  sperrenden  Befestigung 
ausgebaut  wurden.  Wie  diese  sind  auch  die  anderen  Ringwälle  des 
Taunus  schon  in  der  Bronzezeit  angelegt  und  später  von  den  Kelten 
benutzt  und  vorstärkt  worden ß^i).  Die  keltischen  Oppida  Tarodunum 
bei  Zarten  (bei  Freiburg  i.  B.),  das  den  alten  Namen  bewahrt  hat 
(Umfang  6  km,  Fläche  90  ha),  und  bei  Bottweü  (35  ha)  bespricht 
E.  Fabricius692).  Er  schreibt  sie  den  Helvetiern  zu,  für  deren 
Siedlung  in  Baden,  Württemberg,  Hessen  wir  sichere  Zeugnisse 
haben.  Über  Tarodunum  handelt  auch  Hauck  693).  Anderekeltische 
Städte  sind  durch  die  Namen  Lopochuinm  (Ladenburg  am  Neckar), 
(hmbodnmmi  (Kempten)  bezeugt.  Zeugnisse  für  die  keltischen 
Bewohner  des  Decmnatenlandes  sind  ferner  nachgewiesen  in  den 
boischen  und  tribokischen  Truppen,  die  später  in  der  Gegend  von 
Stuttgai-t  liegen,  in  den  Bitiiriges  Cubi  am  Main,  einem  Rest  der 
bei  Bourges  ansässigen  Biturigen,  ferner  in  dem  Namen  des  Gottes 
Santius  auf  Inschriften  aus  Miltenberg  am  Main,  der  nach  den 
Santones  heißt,  dem  Mars  Caturix,  einem  Gott  der  Caturiges  bei 
Heilbronn,  den  Turones  bei  Walldüren.  Durch  diesen  Nachweis 
erhält  die  Bezeichnung  des  Decumatenlandes  als  '^EXovi]tti(i)i'  e^r/^tog 
bei  Ptolemäus  (2,  11,  6)  ihren  Inhalt.  Daß  darunter  nicht  eine 
Wüste,  sondern  das  von  den  Helvetiern  verlassene,  ehedem  von 
zahlreichen  keltischen  Stämmen  bewohnte  Land  zu  verstehen  ist, 
hat  zuerst  K.  Zangemeister  gezeigtes*),  dessen  Ausführungen 
dann  v.  Domaszewski^Q^),  E.  Fabricius^^ß),  Lachenmaier^^?), 
ergänzt  haben. 

Wie  letzterer  nachgewiesen  hat,  ist  die  Angabe  des  Tacitus  von  einer 
späteren  Einwanderung  der  Gallier  ins  Decumatenland  nichts  als  falsche  Kon- 
struktion, da  in  Wahrheit  die  keltischen  Bewohner  des  Decumatenlandes  alte 
Ansiedler  waren.  Wie  sich  aus  den  Denkmälern  und  Personennamen  ergibt, 
hat  sieh  das  keltische  Element  in  Süddeutschland  dem  römischen  und  germani- 
schen gegenüber  noch  lange  behauptet,  viel  mehr  als  das  germanische  dem 
römischen  gegenüber  ^^®). 

Die  in  Lotliringen  und  dem  Westen  von  Frankreich  zu  Tau- 
senden vorhandenen,  »Marc«  genannten  Gruben  von  10 — 30  m 
Durchmesser  sind  als  gallische  Wohnstätten  erkannt  worden,  die 
noch  in  römischer  Zeit  fortbestanden  habenß^s).  Eine  für  die  Ver- 
breitung der  Kelten  in  den  Rhein-  imd  Donauländern  wichtige 
Statistik  der  hier  gefundenen  keltischen  Münzen  wird  Forrer  ver- 
dankt'^OO)  ]3aß  die  vielbesprochenen  prähistorischen  Ackerbeete, 
die    »Hochäcker«,    frühestens    der   Latenezeit   angehören,    geht    aus 

691)  Die  Lit.  über  die  Taunuswälle  im  Index  zu  Bd.  I— XXXVIII  der 
Nassauischen  Ann.  Großer  Plan  der  Befestigung  über  dem  Heidetränktal  von 
L.  Thomas  in  Na*s.  Ann.  XXXVl.  —  692)  Besitzergreifung  Badens  (Anm.  834), 
13f.  VhStraßburgPhilVer.  1901.  —  693^  KorrGesVer.  1901,  159—64.  — 
694)  WZ  1,  264.  —  695)  Ebenda  1001,  204.  —  696)  Anm.  834.  —  697)  Anm.  841.  — 
698)  RGBer.  1905,  21  (Schumacher).  —  699)  PreußJb.  1910  (W.  Soltau).  — 
^00)  Kelt.  Num.  der  Pvhein-  u.  Donauländer.     Straßburg  1908. 


118      A.  Sehulteii,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

dem  Referat  von  Antlies  hervor  "'^i).  Lothringische  Hochäcker  in 
den  Yogesen  bespricht  T.  Welter  702j_  d[q  topographische  Bedeutung 
der  Matronae,  keltischer,  besonders  am  ünterrhein  verehrter  und 
nach  der  Gegend  benannter  Gottheiten,  ist  von  M.  Ihm  dargelegt" "^ 3). 
Leider  ist  bisher  nur  bei  wenigen  Namen  die  Identifikation  ge- 
lungen. Schließlich  sei  noch  erwähnt,  daß  die  A\'ichtige  Stätte  von 
Latenz  neuerdings  systematisch  erforscht  wird'^04)_ 

Die  dringend  notwendige  Aufnahme  sämtlicher  präkistorisclien 
Befestigungen  größerer  Gebiete  ist  bis  jetzt  erst  geleistet  für  Nieder- 
sachsen durch  Oppermanns  imd  Schuchhardts  »Atlas  der  vor- 
geschichtlichen Befestigungen  Niedersachsens« '^''^^  x\n^  für  die  Pro- 
vinz Sachsen  durch  P.  Zschiesches  »Vorgeschichtliche  Altertümer 
der  Provinz  Sachsen  «'^06)_  Das  gleiche  soll  jetzt  füi-  Westfalen 
und  Nassau  geschehen.  Über  neuere  Fortschritte  der  präliistorischen 
Forschung  orientiert  der  römisch  -  germanische  Bericht.  In  ihm 
referiert  Anthes'^'^''')  über  die  Ringwälle,  über  die  vorgescliichtlichen 
Funde  Schumacher,  über  die  ältere  Steinzeit  Schoetensack. 
Sehr  wertvoll  werden  für  die  Frage  nach  den  ethnologischen  Ver- 
hältnissen der  Urzeit  die  prähistorischen  Typenkwten  werden,  aus 
denen  die  Verbreitung  der  verschiedenen  Siedluugsarten  zu  ersehen 
ist.  Über  die  »Podien«,  eine  besonders  mit  den  Ringwällen  ver- 
bundene Art  von  Wohnstätten,  unterrichtet  Anthes.  Im  größeren 
Zusammenhang  behandelt  das  vorgeschichtliche  Befestigungswesen 
V.  Cohausen''08^_  j)[q  beiden  neugegründeten  Zeitschriften  »Prä- 
historische Zeitschrift« 709)  und  »Mamnis«''!^)  werden  hoffentlich 
künftig  die  dringend  erwünschte  Konzentration  der  prähistorischen 
Forschung  gewährleisten. 

IV.  Germanische  Zeit. 

1.  Stammeskunde. 
Von  allgemeinen  Werken  zur  germanischen  Stammeskunde  sei 
genannt  die  auch  durch  die  sorgfältige  Bibliographie  wertvolle 
Übersicht  von  0.  Bremer,  »Ethnographie  der  germanischen 
Stämme<  '7^1);  forner  Much,  »Deutsche  Stammsitze«. '^^2)  mij  »Deut- 
sche Stammeskunde« '''^3);  L.  Schmidt.  »Geschichte  der  deutschen 
Stämme  bis  zum  Ausgang  der  Völlferwanderung«'^^*)  und  desselben 
»Allgemeine  Geschichte  der  germanischen  Völker «'''^ 5),  welches 
Buch    aber   ausführlicher   nui*   die    Zeit   der   Völkerwanderung   be- 


701)  RGßer.  1906/07,  50.  —  "02)  LothrJb.  1903,  483.  —  ^03)  Roschers 
Lex.  d.  Myth.  s.  v.  Matronae,  wo  alle  Namen  zusauimensestellt  sind.  —  ^04)  \^ 
1908,  280.  —  705)  Hiajuover  1887  f.  —  '^^)  JBer.\kErfurt,  N.  F.,  H.  22.  — 
707)  RGBer.  1905,  20;  1900/07,  32.  --  708)  pas  Befesti.truns.sNvosen  der  Vor- 
zeit und  des  Mittuhdter.s,  1898.  —  709)  Hrsg.  von  Schuchhardt,  Schiinuichor, 
Seger.  —  710)  Hrsg.  von  Kossiuna.  —  7ii)  jy  Panls  Grundriß  der  ,;,'erni.  Phil. 
2.  Aufl.  Straßburg  1899.  —  7i2)  1392.  _  713)  Samml.  Göschen  1900.  — 
7'4)  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  H.  7,  10,  12.  -  7i5)  lu  Handb.  d.  mittelalt. 
u.   neuen  Gesch.,   hr^'g.   von   v.  Below   u.   Meineke,    1900. 


Germania.  119 

handelt;  R.  Löwe,  »Ethnographie,  und  sprachliche  Gliederung  der 
Germanen «■^16);  R.  v.  Erckert,  »Wanderungen  und  Siedlungen  der 
germanischen  Stämme  in  Mitteleuropa« ''i'^);  F.  Stein,  »Tacitus  und 
seine  Vorgänger  über  germanische  Stämme«''^^);  R.  Kunze,  »Die 
Germanen  in  der  antiken  Literatur« '^i^).  Die  Verdienste  des  Alt- 
meisters der  deutschen  Stammeskunde,  Kaspar  Zeuß,  würdigt  die 
Münchener  Festrede  von  Kuhn'^^o),  Die  Ansicht,  daß  die  Heimat 
der  Indogermanen  im  Norden,  wahrscheinlich  in  Deutschland,  zu 
suchen  sei,  wird  vertreten  vonMuch"2ij^  Kossinna''22)^  Hoops'^'-^^) 
u.  a.  Im  Anschluß  an  die  bekannte  Stelle  der  »Germania-  bespricht 
0.  Hirschfeld 7-*)  den  Xamen  der  Germanen,  der  keltisch  und 
erst  durch  Cäsai'  in  die  römische  Literatur  eingeführt  sei.  Für 
die  einzelnen  gennanischen  Stämme  kommen  die  Artikel  von  M. 
Ihm  in  der  RE  in  Betracht  (Batavi,  Cimbri  usw.).  Die  Grenzen 
der  Kelten  imd  Germanen  in  der  Latenezeit  versucht  Kossinna 
zu  bestimmen 725j.  Schumacher'^sej  faßt  das  Ergebnis  der  prä- 
historischen Forschung  für  die  Einwanderung  der  Germanen  zu- 
sammen. 

Die  Gerraaneu  mit  ihren  Brandgräbem  (im  Gegensatz  zu  den  Skelettgräbem 
der  Kelten)  haben  in  der  Hallstattperiode  noch  nicht  den  Harz  erreicht,  in  der 
Frühlat&nezeit  nähern  sie  sich  der  Wasserseheide  des  Thüringer  Waides  und 
treten  in  der  Spätlatenezeit  (um   100  v.  Chr.)  im  unteren  Maintal  auf. 

Daß  die  Kimbern  wirklich  in  Jütland  gesessen  haben,  beweist 
aus  dem  Fortleben  ihres  Namens  im  Mittelalter  imd  den  antiken 
Zeugnissen  Detlef sen 72").  Ferner  sind  die  Cimbern  behandelt 
worden  von  F.  Matthias "^S).  Als  Erklärung  zu  den  von  Tacitus 
(Germ.  37,  3)  erwähnten  Befestigungen  der  Cimbern  am  Rhein  weist 
Schumacher  auf  die  dem  »Mercurius  Cimbrianus«  geweihten 
Altäre  in  den  RingwäUen  bei  Heidelberg  und  Miltenberg  hin^^^). 
In  derselben  Gegend  sind  auch  Reste  der  Teutonen  bezeugt  durch 
den  Grenzstein  mit  der  Inschrift  »Inter  Toutonos«.  AVortgeschicht- 
liches  über  Herkunft  und  Geschichte  der  Teutonen  bringt  F.  Kluge ''^O), 
um  sie  als  Germanen  zu  erweisen.  Daß  die  Stieben  des  Ariovist 
den  Main  hinab  kamen  und  sich  zuerst  am  unteren  Main,  in  Rhein- 
hessen  und  der  bayerischen  Pfalz  niederließen,  soU  sich  auch  an 
den  Funden  verfolgen  lassen '^^i).  Reste  dieser  Sueben  hat  K. 
Zangemeister  in  den  inschriftlich  bezeugten  Suebi  Nicretes  (den 
Neckarsueben)    am    unteren    Neckar    erkannt  732)_      Xh^.    V^i-ort    ist 


"6)  1899.  —  T17)  Berlin  1901.  —  "i^j  Schweinfurt  1904.  BPhilWschr. 
1905,  Nr.  5.  (G.  Wolff).  —  "i»)  1906.  —  ^'20^  München  1906.  —  '-^)  Die 
Heimat  der  Indogermanen  im  Licht  der  archäol.  Forsch.  2.  Aufl.  1904.  — 
^-2)  Die  indogermanische  Frage  archäologisch  beantwortet.  ZEthn.  1902.  — 
•^äSj  Anm.  661.  —  "24)  Festschr.  f.  H.  Kiepert,  S.  261.  —  ^25)  KorrBlAnthr. 
1907,  Nr.  8/9.  —  ^26)  ßGBer.  1904,  10.  —  "27)  Entdeckung  des  germanischen 
Nordens.  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  H.  8  (Anm.  968).  —  "28)  Progr.  Berlin 
1904.  —  729)  MainzZ  1909,  11.  —  "O)  ZDWortforsch.  1905,  165.  —  "i)  RGBer. 
1904,   11.   —  732)  NHeidelbJb.  3,   1. 


120      A.  Schulten,   Bericht  über  die  historische   Geographie  des   Westens. 

Lopodunum.  Als  Kognomen  kommt  Nicres  vor''33).  Über  Nemetona, 
die  Stammesgöttin  der  Nemeter,  handelt  Grunewald '^34)_  Sonst 
seien  noch  genannt  die  Arbeiten  von  Devrient  über  die  Heimat 
der  Cherusker '^^^)  und  über  Herrmmdwen  und  Markomannen'^^^), 
von  Bunte  über  Friesen  und  Chauken'^^''),  von  J.  Krom  über  die 
Bataver  und  die  anderen  holländischen  Stämme '^^s).  Die  Vandalen 
und  andere  Stämme  der  Völkerwanderung  sind  ausführlich  behandelt 
4"on  L.  Schmidt ''39).  Das  Buch  von  Ruebel  »Die  Franken «'''^^) 
ist  hier  zu  erwähnen,  weil  es  eingeliend  die  Siedlung  der  Franken 
und  ihre  Art  der  Landesbegrenzung  behandelt.  Der  Aufsatz  »Fränlri- 
sches  und  spätrömisches  Kriegswesen«  ist  wichtig  für  das  fi-änkisehe 
Befestigungswesen  7*1).  Auf  Grund  einer  sehr  sachkundigen  Analyse 
ihres  Namens  kommt  J.  Frank  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Be- 
deutung und  Herkunft  des  Namens  der  Franken  noch  völlig  dunkel 
sei'7*2)_  Über  sächsische  und  fränkische  Befestigungen  in  Westfalen 
vnrd  von  Schuchhardt  im  R.  G.  Bericht  referiert '7*3).  j)aß  die  um 
500  n.  Chr.  stattfindende  Verdrängung  der  Alemannen  durch  die 
Franken,  wie  sie  sich  in  dem  Vorwiegen  der  fränkischen  Namen 
auf  -heim  äußert,  auch  archäologisch  zu  verfolgen  ist,  zeigt 
Schumacher'744).  Ebenda  wird  aus  den  Funden  die  Fortdauer 
der  gallisch-römischen  Bevölkerung  auf  den  von  den  Germanen  er- 
oberten Gebieten  imd  der  Kelten  unter  römischer  Herrschaft  nach- 
gewiesen.    Die  Langobarden  sind  behandelt  von  Blasel'^*^). 

2.  Volkskunde. 
Unter  den  Ai-beiten  über  germanische  Volkskunde  ist  an  erster 
Stelle  zu  nennen  K.  Müllenhoffs  Kommentar  zur  Germania 7*6) 
tmd  M.  Heynes  leider  unvollendetes  monumentales  Werk  »Deutsche 
Hausaltertümer« ''*'7):  Teil  I.  Wohnung,  IL  Nahrung,  IH.  Körper- 
pflege und  Kleidung.  Einen  kurzen  aber  soliden  Abriß  der  deut- 
schen Altertumskunde  schrieb  R.  Fischer'''*^).  K.  Schumacher 
hat  der  Erforschung  unserer  Altvorderen  einen  vortrefflichen  Dienst 
geleistet,  indem  er  im  Mainzer  Zentralmuseum  alle  bekannten  Dar- 
steDungen  von  Germanen  in  Abgüssen,  Originalen  und  Abbildungen 
vereinigte  und  einen  reich  illustrierten  Katalog  dieser  Sammlung 
herausgab  750).     Körper-    und    Gesichtsbildung   der   alten  Germanen 


7")  WZ  1903,  Korr.  25.  —  "4)  Ebenda  1905,  Korr.  211.  —  ^35^  ^jb. 
KlassAlt.  1900,  517.  —  ^36)  Klio  1901,  51.  —  "7)  j^e,-.  d.  Ges.  f.  bild. 
Künste  z.  Emden  1899.  —  ''^^)  De  populis  Germanis  patriam  nostrani  incolentibus. 
Diss.  Leiden  1908.  —  739)  Geschichte  der  Vaudaleu,  1901-.  Geschiciite  der 
dentschen  Stämme  bis  zur  Völkerwanderung  (Anm.  714).  —  740)  1904.  Gott. 
GelAnz.  1908  (Brandi).  —  '<i)  B.Ib.  1906,  134.  —  742)  por  Name  der  Franken. 
WZ  1907,  70.  —  743)  Ber.  1904,  71 ;  1905,  97;  1906/07,  103.  —  743<")  WürttVjh. 
1899,  301.  —  744)  MainzZ  1907.  —  745)  Wanderzüge  der  Langobarden.  — 
746)  Deutsche  Altertumskunde  IV,  1900.  —  747)  1899—1903.  —'748)  Wissen- 
schaft u.  Bildung  XL,  1908.  —  ^50)  Verzeichnis  der  Abgüsse  von  Germanen- 
darstellungen.    2.  Aufl.     Mainz   1910. 


Gcrniimia.  121 

lichandelto  M.  Heyne''^i).  Sehr  intci'ossantc  Darfttelhmgcn  von 
Germanen  und  Kelten  finden  sich  unter  den  Hermen  von  Welsch- 
billig (Anm.  588a).  von  denen  einige  im  Katalog  der  Skulpturen 
des  Trierer  Museums  abgebildet  sind  752).  Wieviel  die  Denkmäler 
zur  Illustration  von  Tacitus'  Germania  ergeben,  zeigt  der  lehrreiche 
Aufsatz  von  K.  Schumacher,  »Die  Germania  des  Tacitus  und  die 
Denkmäler« ''53).  Besonders  sei  lüngewiesen  auf  die  den  körperlichen 
Habitus  der  Germanen  darstellenden  Monumente  und  die  Ergebnisse 
der  ai'chäologischen  Forschung  für  die  altgermanische  Siedlung. 

Die  ÄDgaben  des  Tacitus  werden  durch  die  archäologische  Forschung  voll- 
auf bestätigt.  Keine  Städte  (politische  Zentren),  sondern  nur  Fluchthurgcn 
(Ringwälle).  Dörfer  und  Höfe  nebeneinander.  In  Ladenburg  germanisches  Dorf 
mit  RundhiUlen  von  8  m  Durchmesser  innerhalb  eines  Palisadenzauncs.  Wände 
aus  Lehmstakwerk,  nicht  aus  Holz,  also  nicijt  Blockhäuser,  sondern  leichte 
Hütten.  Daneben  für  den  Winter  halb  oder  ganz  unterirdische  Wohnungen 
(bei  Tacitus  subterranei  specus),  als  winterliche  Spiunstuben  durch  hier  gefundene 
Spiunwirtel  bezeichnet  (s.  Plinius  N.  H.  XIX,   9). 

Das  altgermanische  Haus  behandelt  Stephani'^äij  jy^  seinem 
Vortrag  »Hof,  Burg,  Stadt  bei  Germanen  und  Griechen <-  zieht 
Schuchhardt  Parallelen  zwischen  altgriechischer  und  altgermanischer 
Siedhing'' 5'*").  Verwandten  Inhalts  ist  Edw.  Schröders  Vortrag 
^  Stadt  und  Dorf  in  der  deutschen  Sprache  des  Mittelalters« ''■'•* ^). 
Aufsehen  machte  das  Buch  von  A.  Haupt  über  die  germanische 
Kunsf^^^),  in  dem  Verfasser  freilich  den  Germanen  etwas  zuviel 
zuschreibt.  Nach  wie  vor  steht  im  Vordergrund  des  Interesses 
das  au  Problemen  reiche  Agrarwesen.  Ausführlich  ist  es  behandelt 
in  dem  gediegenen  Werke  von  A.  Meitzen,  »Agrarwesen  und 
Siedlung« ''56)^  clas  besonders  die  Flurkarten  zur  Rekonstruktion  alt- 
germanischer Verhältnisse  verwendet.  Verwandt  ist  die  Unter- 
suchung von  0.  Dörrenberg ■^57)^  deren  Titel  dem  Inhalt  nicht 
ganz  entspricht,  da  der  die  germanischen  Stämme  und  ihre  Agrar- 
verhältnisse behandelnde  Anhang  den  Hauptinhalt  bildet.  Besonders 
sei  auf  die  wertvollen  Flurkarten  aufmerksam  gemacht.  Außerdem 
ist  zu  nennen  das  Werk  von  Hoops  (Anm.  661),  Schumachers 
oben  besprochener  Aufsatz '^'^ '?''»)  und  die  Schrift  von  W.  Fleisch- 
mann, »Altgermanische  und  altrömische  Agrarverhältnisse  in  ihren 
Beziehungen  und  Gegensätzen« ''^S).  Über  den  germanischen  Pflug 
schrieb  Behlen''-58«).  R.  Grad  mann  untersuchte  die  von  den 
Germanen  gehaviten  Feldfrüchte  ^^^z-).  über  den  Stand  der  Hoch- 
äckerfrage berichtet  Anthes''59).     Es  scheint  festzustehen,  daß  sie 


751)  KorrBlAnthr.  1905,  61.  —  ''^"^  Trier  1893.  —  "3^  MainzZ  1909,  1.  — 
75*)  Der  älteste  deutsehe  Wohnbau,  I,  1902.  —  754«)  NJbKlassAlt.  1908.  — 
75**)  NachrGöttGesWMss.  1906.  —  755)  pje  älteste  Kunst,  besonders  Baukunst 
der  Germanen,  1909.  —  756)  I895.  —  757)  Römerspuren  und  Römerkriege  in 
Nordwestdeutschland.  Leipzig  1909.  —  757«)  MainzZ  1909,  9.  —  758)  Leipzig 
1906.  —  758«)  J3ej.  Pflug  bei  den  Römern  und  in  Mitteleuropa,  1904.  — 
758»)  Getreidebau  im  deutlichen  und  römischen  Altertum.  Jena  1909.  — 
759)  RGBer.  1905,  40;   1906/07,  50. 


122      A.  Schul teu,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

nur  südlich  einer  von  Straßburg  bis  Stuttgart  gezogenen  Linie  vor- 
kommen und  frühestens  der  Latenezeit  angehören. 

V.  Römische  Zeit. 

1.  Allgemeines. 
Im  Jahi-e  1905  ist  der  von  K.  Zange nmeister  und  0.  Hirsoh- 
feld  bearbeitete  Band  der  römischen  Inschriften  von  Germania 
Superior  erschienen '^^O)^  1907  der  die  Meilensteine  enthaltende 
Band'^6i)_  j)\q  beste  Orientierung  über  Geschichte  und  Denkmäler 
des  römischen  Germaniens  ist  Koepps  Buch,  »Die  Römer  in  Deutsch- 
land «'^^^^^  nach  Mommsen  der  erste  Versuch  einer  Darstellung  des 
Ganzen.  Eine  bloße,  noch  dazu  unkritische  Kompilation  ist  dagegen 
J.  Asbachs  Schrift  »Zur  Geschichte  und  Kultur  der  römischen 
RheLnlande«'63).  Über  die  Fortschritte  der  römisch-germanischen 
Forschung  berichtet  Dragendorff "6*).  Die  germanischen  Kriege 
unter  Augustus  sind  der  Gegenstand  einer  Dissertation  von  Winkel- 
sässer'^ßö),  ^je  viele  römische  Ortsnamen,  aus  modernen  und  mittel- 
alterlichen Namen  zu  goAviunen  sind,  zeigt  das  anregende  Buch 
von  Gramer.  >Rheinische  Ortsnamen«  (s.  Anm.  685).  In  einem 
»Flurteilung  und  Territorien  in  den  römischen  Rheinlanden <  ge- 
nannten Aufsatz '^66)  behandelte  A.  Schulten  die  sich  aus  der  Er- 
wähnung eines  »scamnum«  auf  einer  Kölner  Inschrift  ergebenden 
Probleme,  die  kaiserlichen  Domänen  (Saltus)  des  Decuraatenlandes 
und  die  den  germanischen  Stämmen  zugewiesenen  Territorien. 
Was  sich  aus  der  Verteilung  der  eine  Art  von  Straßenpolizei 
bildenden  Posten  der  »beneficiarii«  für  das  germanische  Straßennetz 
ergibt,  führt  v.  Domaszewski  aus '^6'^).  Auch  ein  Stück  Topo- 
grapliie  ist  die  von  A.  Riese  in  seinem  Aufsatz  »Ziu"  Geschichte 
des  Götterkultus  im  rheinischen  Germanien  «'^^s)  aufgestellte  Topo- 
graphie der  Kulte  (Seite  24 f.).  Besonders  interessieren  hier  die 
Gottheiten  mit  lokalen  Namen,  wie  Vosegus,  Abnoba,  Aventia, 
Nemetona,  Matrouae,  Sunucal  (die  Stammesgöttin  der  Sunuci).  Geo- 
graphische Kognoraina:  Tribocus,  Nicer,  Batavus  u.  a.  stellt  A.  Riese 
zusammen  "69).  In  dem  die  spätrömischen  Stadtbefestigungen  von 
Gallien  darstellenden  Werk  von  A.  Blanchet  (s.  Anm.  486)  sind 
die  von  den  gallischen  nicht  zu  trennenden  Befestigungen  der  Städte 
am  Rhein  nur  flüchtig  behandelt.  Über  den  Stand  der  Straßen- 
forschung orientiert  der  Bericht  von  Schumacher '^o)  s.ßjp  £,.. 
forschung  des  römischen  und  vorrömisclien  Straßennetzes  in  West- 
deutschland « . 

760)  CIL  XIII,  2,  1.  —  76')  Ebenda  2.  2.  —  ^62)  Bielefeld  1905.  — 
7Ö3)  Berlin  1902.  —  '^*)  RGBer.  1904,  13;  1905,  48;  1906/07,  151.  — 
785)  De  rebus  August i  uuspiciis  in  Germ,  gestis.  Dis-s.  Bonn  1901.  —  ~^^)  BJb. 
103.  —  707)  Anm.  18.  —  768)  ^VZ  1898,  1—40.  —  769)  Ebenda  1905, 
Korr.  50.   —   770)  RGBer.  190G/07,   11—32,  mit   K. 


fiermanin.  123 

Am  besten  erforecht  ist  das  dichfe  Xetz  in  der  Wetterau  Cs.  Anm.  874), 
am  wenigsten  sind  es  die  Strnßen  in  Westfalen.  Ebenso  fehlt  es  noch  auf  der 
Strecke  vom  Anfang  des  Limes  bis  zur  Wetterau.  Zwischen  Main  und  Neckar 
ist  nur  festgestellt  die  Operationsbasis  Mainz — Germersheim  —  Ladenburg — Heidel- 
berg; zwischen  Rhein  und  Neckar  ist  bekannt  die  Straße  Straßburg — Kehl — 
Rastatt— Heidelberg  und  Heidelberg — Bühl — Offenburg  (S.  2')  behandelt  Seh. 
die  vorrömischen   Straßen). 

Im  Anschluß  an  Oxes  Schrift  über  den  Begriff  Limes  (Anm.  958) 
teilt  F.  Haug  mit,  daß  die  römisclie  Straße  auf  dorn  rechten  Ufer 
der  Donau  aus  zwei  Teilen,  der  eigentlichen  Straße  und  zwei  seit- 
lichen Geländestreifen,  bestehe  und  daß  noch  heute  dieser  ganze 
Streifen  Allmend  sei'^'^^).  Sehr  gefördert  ist  die  für  die  Besiedlung 
des  platten  Landes  wichtige  Erforschung  der  Villen,  worunter  so- 
wohl Farmen  als  Luxusvillen  zu  verstehen  sind.  Über  die  YiUen- 
forschung  berichtet  Dragendorff "'^2^,  eine  andere  Übersicht  gibt 
Anthes '^''^).  Von  Monographien  seien  genannt  die  Aufsätze  von 
G.  Wolff '74).  Schumacher775)^  Lehner"6).  Den  in  den  In- 
schriften von  Kastell,  Heddernheim,  Köngen  vorkommenden  Begriff 
der    vPlatea«,  der  Hauptstraße  des  Vicus,  behandelt  J.  Zeller^^ea). 

Die  rege,  und  man  darf  es  mit  Stolz  sagen  mit  mustergültiger 
Methode  betriebene  archäologische  Forschung  am  Rhein  und  in 
Westfalen  hat  die  Topographie  Altgermaniens  um  wichtige  Fest- 
punkte bereichert.  Die  als  eine  Ehrenpflicht  des  geeinigten  Deutsch- 
lands ins  Werk  gesetzte  systematische  Erforschung  des  römischen 
Limes  klärte  die  Geschichte  und  Topographie  der  römischen  Er- 
oberung Süddeutschlands  auf.  Durch  die  Auffindung  der  ersten 
Römerlager  in  Westfalen  ist  der  Anfang  gemacht  worden,  auch  im 
Norden  an  die  SteUe  der  Willkür  gesicherte  Tatsachen  zu  setzen. 
In  der  Keramik  eine  sichere  Grundlage  für  die  Chronologie  der 
römischen  Eroberung  und  Besiedlung  festgestellt  und  sie  zur  Leit- 
muschel des  Archäologen  gemacht  zu  haben,  ist  keines  der  geringsten 
Verdienste  der  römisch-germanischen  Forschung.  Neben  den  grund- 
legenden Arbeiten  von  C.  Koenen^^T)  und  Dragendorf f^^s)  über 
die  der  ersten  Zeit  der  Okkupation  eigene  an-ettinische  Terra  Sigü- 
lata  sei  genannt:  K.  Schumacher,  »Zur  römischen  Keramik  und 
Geschichte  Südwestdeutschlands « 779),  G.  Wo  1  f  f ,  »  Römische  Töpfereien 
in  der  Wetterau« 780j  (^niit  guter  Übersicht  über  die  Forschung), 
Ludovicis  Buch  über  die  Ateliers  von  Rlieinzabern78i).  Im  Be- 
]-icht  über  die  Fortschritte  der  römisch-germanischen  Forschung 
behandelt  Dragendorff  die  Keramik.  Ungemein  fördernd  für  das 
Verständnis  der  Chronologie  der  südgallisehen  und  germanischen 
Sigillata  und  dadurch  für  die  chronologische  Bestimmung  römischer 


"1)  EGKorr.  1908,  28.  —  "^)  RGBer.  1904,  41 ;  1905,  83.  —  '";  Denk- 
malspflege 1906,  117.  —  '^*)  Mitt.  Heddernheim  1907,  37.  —  '''')  Mainz. 
Festschr.  S.  37.  —  "")  BJb.  1907,  248.  —  "6-j  ArchLatLex.  1906,  301.  — 
■'"')  Gefäßkunde  der  vorröra.,  röm.,  fränk.  Zeit.  Bonn  1895.  —  "78)  Terra 
Sigillata.  BJb.  1895,  18.  —  "S)  NHeidelbJb.  1898.  —  780)  wZ  1899, 
211.   —    '81^  Stempelnameu   und  Töpfereien  in  Rheinzabern,    1901  —  04. 


124      A.  Schulten,   Bericht   iiher  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Fundstätten  sind  die  Arbeiten  von  R.  Knorr  gewesen:  1.  Die  ver- 
zierten Terra  Sigillata-Gefäße  von  Rottweil  1907,  2.  die  verzierten 
Terra  Sigillata-Gefäße  von  Köngen  =  Grinario  1908,  3.  die  ver- 
zierten Terra  Sigallata-Gefäße  von  Rottenburg  =  Sumelocenna  1910. 
Für  die  frühangnsteische  Keramik  sind  die  von  S.  Löschke  bearbei- 
teten Ergebnisse  der  Lager  von  Haltern ''^^"),  für  die  flavische  Zeit 
Ritterlings  Ausgrabungen  in  Hofheim  (Anm.  872)  grundlegend 
geworden. 

2.   Germania  Svperior. 

a)  Das  linksrheimsche  Gebiet.  Die  Grundlage  der  Topographie 
ist  jetzt  der  die  Inschriften  der  Provinz  und  in  den  Vorreden  die 
Zeugnisse  für  die  Topographie  der  einzelnen  Gemeinden  sammelnde 
Band  CIL  XIII,  2,  1,  bearbeitet  von  K.  Zangemeister  und  0. 
Hirschfeld  (1905).  Die  neueste  historische  Karte  der  Provinz 
ist  das  Blatt    »Italia  Superior  cum  regionibus  Alpinis«   der  FOA. 

Helvetii.  Das  meiste  Material  zur  historischen  Geographie  des 
Helvetierlandes  bringt  der  Anz.  f.  Schweiz.  Altertumsk.  Seit  1903 
wird  auch  im  Arch.  Anz.,  seit  1906  im  Rom.- Germ.  Bericht 
über  die  Schweiz  referiert.  Die  Inschi'iften  des  Helvetierlandes 
stehen  jetzt  im  CIL  XIIL  2,  1  (1905).  Auf  S.  5—7  findet  man 
eine  Darstellung  der  Gescliichte  und  Verfassung,  der  Grenzen  usw. 
Den  Pagus  Tigorinus  lokalisiert  eine  Inschrift  bei  Avenches  (CIL 
XIII,  2,  1,  5076).  V"on  den  drei  anderen  Gauen  der  Helvetier 
ist  von  zweien  nur  der  Name  bekannt  (Pagus  Toygenorum,  p. 
Verbigenus),  von  dem  vierten  weder  Ort  noch  Name  (S.  7).  Die 
Kopfzalil  der  Helvetier  sucht  A.  Müller  auf  Grund  von  Areal- 
statistik und  Cäsars  Angaben  zu  berechnen  ''^~).  Eine  Schrift  von 
F.  Garofalo  verzeichnet  die  antike  Literatur  und  behandelt  die 
Geschichte  der  Helvetier  vor  und  in  der  römischen  Zeif^^^) 

Wie  die  Keramik  lehrt,  geht  die  erste  Anlage  der  Kastelle  der 
Schweiz:  Konstanz,  Augiista  Rauricorum,  Zurzach,  Stein  usw.,  auf 
die  rätischen  Kriege  des  Augustns  zurück  "^•^).  Genauere  Unter- 
suchungen  über  die  Befestigungen  dieser  Frühzeit  fehlen  noch. 

Über  Tenedo,  dessen  genauere  Lage  (Gegend  von  Zurzach)  noch  nicht  fest- 
steht, handelt  C.  XIII,  2,  1,  S.  44.  Der  antike  Name  von  Zürich,  Turicum, 
findet  sich  ziini  erstenmal  auf  der  Inschrift  C.  5244.  die  eine  »Statio  Turicensis 
XLGalüarum«  nennt.  Über  Vito<liiram{\\\r\ietihv\v)  ist  CIL  S.  47  zu  vergleichen. 
Die  Inschrift  ö249  bezeugt  llei-stcUung  der  Befestigung  des  Kastells  294  n.  Chr. 
CIL  S.  47  werden  die  WamlhuKjen  der  Grenze  zwischen  Riitieu  und  Ciernianien 
V)esproclieu.  Die  Lage  der  Grenzstadt  Taiajaetium  =  Eschenz  am  Bodensee  ist 
durch  die  Inschrift  der  »Vicani  Tiu;gactienses<  (CIL  XIII,  2,  1,  52,")ü)  gesichert. 
In  Tasgaetium  ist  ein  »Flumini  Rheno  geweihter  Altar  gefunden  .(CIL  5255). 
Die  römische  llhvinbriivke  von  Eschenz  versuchte  A.  Mein  ecke  zu  rekou- 
slruieron  "**).  Das  meiste  Interesse  verdient  wohl  die  rüstig  fortschreitende  Aus- 
grabung   des  Lagers    Vindoui-Ksu  (h.  Windisch),    das  den   Schlußstein   des  großen 

■'S")  MWostiihiilAit.  190M,  II.  5.  —  '»2)  kHo  1909.  —  '^^)  2.  Aufl. 
Catania   1900.  —    7«^)  NHeidelbJb.    1899,   95.  —  ^85)  AnzSchwAlt.    1902,  121. 


Germania.  1-5 

Rhein-  und  Donaubogens  bildete.  Über  das  bi.-iher  Krreichte  unterrichtet  S. 
Ileubergers  Schrift  Aus  der  Raugeschiehte  Vindonissa.s  und  vom  Verlauf 
ihrer  Erfoi-schung  ''^^"j  mit  einer  genauen  Karte  des  Lagert;elände.s,  über  die 
neueren  Fortschritte  der  Jahresbericht  der  Gesellschaft  -Pro  Vindonissa«,  der 
Arch.  Anz.  und  der  Röm.-G.  Bericht 'ä*^.  Durcii  Zusammenstellung  der  ziemlich 
großen  Literatur  über  Vindonissa  hat  sich  I.  Ileierli  ein  Verdienst  erworben ^87j_ 
Das  Werk  von  Hauser,  »Vindonissa-,  bietet  nui-  eine  Anzahl  von  vortrefflich 
abgebildeten  Fundstücken  aus  früheren  Grabun<,'en^88)  Dje  antiken  Nachrichten 
sind  verzeichnet  CIL  XIII,   2,    1,   S.  37. 

Über  die  nach  Aufgabe  des  rechtsrheinischen  Gebiets  am  Ende 
des  3.  Jahrhunderts  zum  Schutze  des  Rheines  zwischen  Basel  und 
Konstanz  angelegte  Kastellinie,  mit  deren  Erforschung  man  be- 
gonnen hat,  unterrichtet  am  besten  der  Aufsatz  von  Th.  Burckhardt- 
Biedermann,  »Römische  Kastelle  am  Oberrhein  aus  der  Zeit 
Diocletians«"^9)_ 

Solche  Kastelle  sind  Windisch,  Oberwinterthur  (Vitodorumj,  Pfyn  (Ad  fines). 
Stein  am  Rhein  (Tasgaetium),  Zurzach  (Tenedo),  Ca<trum  Ilauracense.  Die 
Kastelle  waren  mit  0,3 — 0,6  ha  teils  Aleu-  teils  Kurameruskastelle.  Ihre  Bau- 
art ist  dieselbe  wie  bei  den  gleichzeitigen  Kastellen  und  Stiidten  am  unteren 
Rhein   und  in   Gallien,   charakteristiscli   ist   Verwendung  älterer  Baustücke. 

Die  neuesten  Forschungen  in  diesen  Kastellen  macht  der  Arch. 
Anz.  bekannt  (seit  190;-3)  und  der  R.  G.  Bericht  1905,  66;  1906/07, 
146.  Ferner  ist  zu  nennen  der  die  westlichen  Kastelle  behandelnde 
Aufsatz  von  R.  Burckhardt,  »Die  römischen  Befestigungen  am 
Rhein  von  Mumpf  bis  Kaiseraugst« '^O). 

Über  das  den  Rheinübergang  deckende  Kastell  Tenedo  spricht  Heier li 
im  Anz.  f.  Schweizer  Altertumsk.  1907,  über  das  KastemS'6Mro(ZM;m»i  (Yverduu) 
ir-t  der  Arch.  Anz.  1907,  191  zu  vergleichen.  Das  Kastell  Irgenhausen  be- 
schreibt A.  Schneider '3'). 

Die  Raurici  und  Augusta  Rauricorum  sind  CIL  XUI,  2,  1, 
S.  51   besprochen. 

Die  Topographie  der  Stadt  Augusta  Rauricorum  bei  Baselaugst  und  des 
Kastells  Castrum  Rauracense  bei  Kaiseraugst  ist  aus  dem  Führer  von  Frey 
zu  ersehen  ■'^2)  Yjme  gute  historische  Karte  der  Gegend  gibt  Burckhardt- 
Biedermann  in  seinem  Bericht  über  die  von  1877  bis  1902  auf  beiden 
Plätzen  ausgeführten  Foi-schungen  "3^),  Beiträge  zur  Baugeschiehte  des  Theaters 
von   Augusta-Raurieorum   Frey^^*). 

Der  Name  der  Aquae  Helveiicae  (h.  Baden)  findet  sich  auf  In- 
schriften von  Waffen  aus  der  dortigen  Waffenfabrik  "9»).  Über 
Noviodunum  (Nyon)  ist  CIL  XIII,  2,  1,  S.  1  zu  vergleichen.  Über 
Lousonna  (Vidy  bei  Lausanne),  S.  12,  wo  auch  die  beiden  Namen 
des  Genfer  Sees  Locus Lcmannus  und  Locus  Lousonnensis  besprochen 
werden,  über  Minnodunum  (h.  Moudon),  S.  15;  über  Orba  (h.  Orbe), 
S.    15;    Ehurodunum,     S.    16;     Salodut-um    (h.    Solothurn),    S.   32. 


■^85»)  S.-A.  aus  der  Festschr.  z.  50jähr.  Jub.  d.  Hist.  Ges.  des  K.  Aargau, 
1909.  —  786)  Brugg  (Essingerhüf  A.  G.).  RGBer.  1905,  65;  1906/07,  143.  — 
787)  Vindonissa.  Quellen  u.  Lit.,  Aarau  1906,  —  788)  Zürich  1904.  —  789)  WZ 
1906,  129—78,  mit  Plan.  —  790)  AnzSchwAlt,  V,  4,  256.  —  79i)  Die  neuesten 
Ausgrabungen  in  der  Schweiz,  1898.  —  792)  Liestal  1907.  -  793)  ßsuslerZ 
1903,  80.  —  794)  Ebenda  1907,  96.   —   795)  wZ   1900,  Korr.  56. 


126      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  AVestens, 

Über  Aventicum  (Avenches)  unterrichtet  CIL  S.  18  und  die  Schrift 
von  Secretan'^96). 

Erhalten  ist  die  Stadtmauer,  das  Theater,  sonst  wenig.  Leider  hat  Ver- 
fasser sich  nicht  die  Mühe  gegeben,  von  der  Methode,  mit  der  in  Deutschland 
römische  Befestigungen  untersucht  und  chronologisch  bestimmt  werden,  zu 
lernen.  Es  scheint  aber,  daß  die  mit  vielen  Türmen  besetzte  Mauer  in  die 
Reihe  der  Ende  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  gegen  die  Germanen  errichteten 
Befestigungen  gehört. 

Die  Ergebnisse  neuerer  Grabungen  Averden  mitgeteilt  im  Bull, 
der  Assoc.  Pro  Aventico  (s.  auch  R.  G.  Bericht  1906/07,  S.  149). 
Votivsteine  der  Dea  Aventia  stehen  CIL  XIII,  2,  1,  5072.  t'ber 
die  von  der  Gesellschaft  »Pro  Petinesca«  betriebene  Erforschung 
von  Petinesca  (h.  Studenberg)  berichtet  Lanz-Bloesch^s^).  Dje 
Inschriften  stehen  CIL  S.  31.  Es  scheint,  daß  das  bei  Ptolemäus  ge- 
nannte Forum  Tiberii  mit  P.  identisch  isf^^^).  An  archäologischen 
Karten  liegt  vor:  eine  »Archäologische  Karte  des  Kantons  Solothurn« 
(nebst  Erläuterungen  und  Fundregister)'^^^)  und  eine  »Archäologische 
Karte  des  Kantons  Aargau << ^ooj^  beide  von  Heierli.  Eine  Statistik 
der  antiken  Fundstellen  im  Kanton  Basel  gab  Burckhardt- 
Biedermann^öi).  Die  römischen  Altertümer  des  Kantons  Schaff- 
hausen stellt  G.  Wanner  zusammen ^02),  jm  Text  zu  den  FOA 
bespricht  R.  Kiepert^^^)  mehrere  Punkte  der  helvetischen  Orts- 
kunde, wie  Confluentes  =  Koblenz  an  der  Mündung  der  Aare  in 
den  Rhein,  Tenedo,  Juliomagus.  Die  Ortsnamenforschung  ist  in 
der  Schweiz  noch  wenig  gefördert.  Genannt  sei  Perriu,  »Origines 
et  importance  bist,  des  noms,  geogr.  Neuchatelois«^''*). 

CIL  XIII,  2,  1,  S.  65  wird  die  Topographie  der  Sequaner  be- 
handelt. 

S.  70,  Vesontio  (Besancou);  S.  76,  Epamauduodurum  (^Mandeure);  S.  79, 
Luxovium  (Luxeuil),  das  nach  Ausweis  der  Ruinen  schon  im  Altertum  als  Bad 
florierte.  Den  Lok;ilgott,  nach  dem  der  Ort  heißt,  Luxovius,  nennt  die  Inschrift 
5426.  Admagetobriga,  wo  Ariovist  die  Gallier  besiegte,  sucht  A.  Berget  auf 
dem  Mt.  Ardon  bei  Pontailler  s.  Sa6ne**05).  CIL  S.  66  wird  die  Frage  offen 
gelassen. 

Zur  Topograpliie    der  lAngones  ist  CIL  S.  83    zu    vergleichen. 

Dibio  (Dijon),  S.  88,  Nr.  5474  nennt  die  »fabri  ferrari  Dibione  consisten- 
tes« ;  5475  »laj>i(iari  pago  Andonio  consistentes«,  wo  der  Name  des  Gaues  im 
den  der  lingonisehen  Haujitstadt  Andemantunnum  erinnert.  Beide  Inschriften 
sind  demsell)en  Mann,  offenbar  einem  Großindustriellen,  gewidmet  und  bezeugen 
den  alten  Gcweibfleiß  der  Gegend,  der  sich  auch  in  der  großen  Zalil  der  In- 
schriften äußert.     Tilena  (Thil-Chätel),  S.  101. 

Eine  (,)uelle  wird  Nr.  5645  erwähnt  (Deo  Apollini  Vindonno 
et  fontibus).  Den  Vicani  Vertillenses  (S.  106)  entsitriclit  das  heutige 
Vertault.     S.  107,  Andemantunnum  (Langres).     Der  heutige  Bade- 


^9«)  Aventicum,  Lau.sanne  1905,  mit  Plan.  —  '»T)  AuzSchwAlt.  1906, 
23,  113.  —  79«)  Müller  zu  Ptolemäus.  —  799)  Solothurn  1906.  —  «o«)  Aarau.  — 
«Ol)  BaslerZ  1910,  347.  -  «""'l  Progr.  Schaffhausen  1899.  —  •"'3)  jtalia  Sup. 
S.  10.  —   80*)  BullSNeuchiUG   V,  21  —  53.  —   "05)   i'„ii(-om.   1908,   108. 


Germania.  127 

ort  Bourbonne  les  Baiiis  hat  seinen  Namen  von  den  antiken,  dem 
Gottc  Borvo  heiligen  Quellen  (S.  132),  die  nach  Ausweis  der  In- 
schriften aus  ganz  Gallien  besucht  wurden. 

Triboci.  CIL  XUI,  2,  1,  S.  139.  CIL  S.  144  ArgpMtoratum 
(Straßburg).  Aus  dem  Fundort  der  Inschrift  5967  ergibt  sich,  daß 
das  Lagerdorf,  der  >vicus  canabarum«  bei  Könighofen,  3-|-  km  west- 
lich von  Straßburg.  lag.  ^ht  der  Et^^mologie  des  Namens  Argen- 
toratum  beschäftigt  sich  Osiander^oe).  über  die  Topographie 
unterrichtet  E.  Thrämer^OTj^  der  der  Topographie  Straßburgs  von 
Apell  (Straßburg  1886)  starke  Ii-rtümer  nachweist.  Neuere  Funde 
verzeichnet  der  E.  G.  Bericht  8°^). 

Zuletzt  ist  A.  zu  Ende  des  3.  .Jahrhunderts  befestigt  worden  (CIL  S.  144). 
Das  in  den  späteren  Quellen  genannte  -irgenforaria  unterscheidet  von  Argentaria 
und  lokalisiert  gegenüber  der  Fechtinündung  Osiander^oo^^  während  Hirsch- 
feld  (CIL  XIII,  S.  57)  an  der  alten  Ansetzung  bei  Horburg  festhält  und  A. 
mit  Argentaria  identifiziert.  Oslander  will  Argentaria,  wo  Gratians  Feldherren 
die  Alemannen  sehlugen,  beim  Dorf  Dietweiler  ansetzen  *'*'),  was  ß.  Kieperts 
Beifall  findet.  Die  wohlerh:dteneu  Mauern  des  spätröraischen  Castrum  sind 
CIL  XIII,  S.  58  beschrieben.  Die  Inschrift  5317  lehrt,  daß  A.  noch  zuletzt 
Vicus  war. 

Die  Station  Mo/is  Brisiacus  (Altbreisach)  ist  CIL  S.  36  behandelt. 
Pläne  lothringischer  Villen  findet  man  in  den  Aufsätzen  von  P. 
Welter  und  E.  Heppe^^i).  Das  in  Julians  Kriegen  gegen  die 
Alemannen  genannte  Tres  Tabernae  (Zabern)  ist  CIL  S.  151  be- 
sprochen. Einen  Nebennamen  von  Brocomagus  (ßrumath):  üroco- 
magus  bezeugt  die  Inschrift  eines  Meilensteins.  CIL  Nr.  6027 
steht  eine  dem  »Vosegus  Silvestris«  gesetzte  Inschrift  aus  dem 
Zinseltal,  6059  eine  gleiche  aus  dem  Sauertal. 

Eine  Untersuchung  über  die  Römastraßen  des  Elsaß  veröffent- 
lichte 0.  CuntzSi2j_  ßie  Stationen  der  Strecke  Mainz — Argentovaria 
sucht  K.  Zangemeister  zu  bestimmen 8^3j_  j)ie  Besiedlung  des 
Elsaß  ist  aus  der  von  C.Winckler  herausgegebenen  archäologischen 
Karte  zu  ersehen  ^i*). 

Derselbe  glaubte  bei  Epfig  (12  km  nördlich  von  Schlettstadi)  die  beiden 
Lager  Cäsars  aus  der  Schlacht  gegen  Ariovist  gefunden  zu  haben  ^'5j_  Aber 
E.  Fabricius^iß)  hat  gesehen,  daß  die  Erdwerke  keine  Römerlager  sind  und 
die  Fundstücke  nicht  in  die  Zeit  Cäsars  passen.  Im  Anschluß  an  dieses  negative 
Eesultat  bespricht  Fabricius  die  Frage  nach  der  Ansetzung  des  Schlachtfeldes 
und  stellt  fest,  daß  Cäsars  Topographie  nicht  ausreicht  und  eher  von  einer 
archäologischen  Erforschung  der  Gegend  zwischen  Basel  und  Straßburg  eine 
Klärung  der  vielbehandelten  Frage  zu  erwarten  sei. 


806-)  Argentoratum,  Argentovaria,  Argentaria.  WZ  1899,  128.  —  ^"Tj  Xorr. 
GesVer.  1900,  79,  mit  Plan.  —  808)  i§05,  65.  —  809j  ^r.  806,  S.  134f.  — 
810)  Nr.  806,  S.  140.  —  8")  LothrJb.  1906,  413;  1908,  152.  —  »12)  j)[q 
elsä.ss.  Römerstraßen.  ZGeschOberrhein  N.  F.  XII,  3,  437.  —  8i3)  Zur  Geogr. 
des  Rheinl.  b.  Ptol.  Festschr.  f.  Kiepert  189.  —  «U)  Colmar  1896.  — 
815)  Der  Cäsar-Ariovistsche  Kampfplatz.  Colmar  1898.  mit  K.  —  «i^)  ZGesch. 
Oberrhein.   1909. 


128      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Nemetes  GU.  XHI,  2,  1,  S.  IGl.  Der  Naine  der  Stainmes- 
göttin  Xemetoiia  steht  auf  der  in  ihrem  Gebiet  gefundenen  Inschrift 
6131.  Die  anderen  Inschriften  des  Namens  sind  außerhalb  ge- 
funden worden. 

Das  h.  Selz  bewahrt  den  alten  Namen  Saletio  (CIL  S.  162).  Bei  Lauter- 
biirg  (S.  1(52),  demgegenüber  die  Murg  mündet,  war  ein  antiker  Rheinübergang, 
bei  Altenstadt  (bei  Weißenburg)  pciieint  nach  CIL  S.  133  der  Ort  Concordia 
angesetzt  werden  zu  müssen.  In  Tnhernae  (Rheinzaberu)  wird  ein  frührömisches 
Kastell  vermutet  (CIL  S.  164).  Auf  der  Stelle  von  (ierinei-sheim  selieint  der 
in  der  Notitia  Dignitatum  genannte  Vicus  Julius  gelegen  zu  haben  (CIL  S.  169;. 
In  Si>eier,  dem  alten  Noviomagus,  wird  ebenfalls  ein  frühes  Kastell  vermutet 
(CIL  S.  170).  Die  den  ßiviae,  Triviae,  Quadriviae«  geweihten  Insciiriften 
(6096)  bezeichnen  die  Lage  der  Stadt  an  einem  Straßenknotenpunkt.  Das  von 
Valentinian  befestigte  Alta  liipa  (h.  Altrip)  wird  CIL  S.  175   behandelt. 

Vangiones,  CIL  S.  178.  Auf  dem  Gipfel  des  Donnersberges 
ist  ein  dem  Jupiter  Optimus  Maximus  geweihter  Altar  gefimden 
(Nr.  6148).  Im  Glan-  und  Lautertal  sind  römische  Dörfer  mit 
späten,  gegen  die  Germanen  errichteten  Befestigungen  vorhanden 
(CIL  S.  181).  Wie  die  Insciiriften  lehren,  hat  auch  Borhctomagus 
(Worms)  in  spätrömischer  Zeit  eine  Besatzung  gehabt  (CIL  S.  189). 

Die  Inschrift  6044  nennt  einen  Decurio  civitatis  Vangionum.  Die  Namen 
von  Worms:  Borbetomagus -Wormazfeld -Worms  uutei-sucht  Cramer*'^).  Über 
den  Stadtplan  des  römischen  Worms  berichtet  Weckerling*'*).  Im  Gegensatz 
zu  dem  regelmäßigen  Plan  von  Trier  ist  der  unregelmäßige  von  Worms  typisch 
für  eine  allmählich  entstandene  Anlage.  In  Buconica  (Oppenheim)  war  ein 
der  Sirona  geweihter  Sauerbrunnen  vorhanden  (6272).  Das  h.  Alzey  hat  nach 
der  Inschrift  6265  seinen  Namen  von   dem    Vicus  Altiaiensium. 

Mogontiacum  (Mainz).  In  lapidarer  Form  ist  Geschichte  uml 
Topographie  dieses  größten  Waffenplatzes  der  beiden  Germanien 
behandelt  in  der  A^orrede  zu  den  Mainzer  Inschriften  CIL  XIII,  2, 
1.  S.  296—303. 

Namen.  Die  jüngere  Form  Magontia  oder  Magantia  zuerst  bei  Venantius 
Forlunatus  (6.  Jahrhundert  n.  Chr.).  Ableitung  des  Namens  von  der  Göttin 
Mogoutia  oder  dem  Gott  Mogo  (wie  Aventicum  von  Aventia,  Solimariacum  von 
der  Dea  Solimara).  Geschichte  von  Mainz:  Das  dem  Drusus  errichtete  Denk- 
mal ist  wohl  der  Eiehelstein,  der  in  althochdeutschen  Glossen  Trusileh  heißt 
(S.  298).  Rheinbrücke,  die  nach  den  Funden  aus  der  Zeit  des  Augustus  zu 
sein  scheint  (S.  302).  Neubau  im  Jahre  286/87  n.  Chr.  Lager  auf  dem  Kästrieh 
(von  castra).  Ausdehnung  des  Lagers  im  Westen  durch  die  Soldatenfriedhöfe 
bei  Zahlbach,  im  Osten  durch  die  bürgerliehe  .\nsiedlung,  im  Süden  durch  den 
Eiehelstein  bestimmt.  Neuer  Lagerbau  unter  Vespasiiui.  Die  bürgerliche  An- 
siedlung,  »cauabarix,  CIL  6730.  Daneben  mehrere,  wohl  vorrömische  »Viel«  des 
Lagerierritoriums:  Vieus  ApoUinensis  (6688),  Vicani  .Mogontiacenses,  Vici  Novi 
(zwischen  Lager  und  Rhein),  Vicus  Salutaris.  Stadtrecht  erhielt  die  bürgerliche 
Ansiedlung  durch  Diocletian  (CIL  6727).  Aus  dieser  Zeit  wohl  die  spätrömische 
Stadtmauer  (dargestellt  auf  dem  bekannten  Bleimedaillou),  die  Grundlage  der 
mittelalterlichen.  Über  die  Wasserleitung  ist  CIL  S.  399  zu  vergleichen. 
Nr.  7212  nennt  die   »Nymphae  Laurentes«. 


8'7)   Vom    Rhein.      .MonatssflirAltVerWorms    1906,    26.    —    »'«)    RGKorr. 
1909,  77. 


(iermania.  129 

Was  wir  vom  römischen  Mainz,  Lager  und  Stadt,  deren  voll- 
ständige Aufdeckung  wie  bei  Bonn  die  moderne  Bebauung  hindert, 
wissen,  faßt  Schumacher  zusammen 8i9). 

Die  älteste  Befestigung,  Erdlager,  auf  dem  Kästrieb,  lag  der  alten  Main- 
miindung  gegenüber.  Nacb  70  n.  Chr.  Umbau  derselben  in  Stein  durch  die 
Legionen  I  und  XIV.  Da.s  Prätorium  ausgestattet  mit  Balustrade,  an  der 
Reliefs  mit  Daretellung  germanischer  Trophäen  angebracht  waren.  Hinter  dem 
Piätorium  das  Haus  des  Legaten.  Die  Brücke  zuei-st  Schiffbrücke,  seit  der 
flavischen  Zeit  Steinbrücke.  Hafen  am  »Dimesser  Ort'.  Stadtmauer  um 
270  n.  Chr.  Schacb.bretlförmiges  Straßennetz.  Soldaten friedhof  bei  Zahlbach 
hinter  der  Decumanseite  (W.)  des  Kastells,   wo  auch  die  canabae  lagen. 

Die  Göttin  Mogontia,  welche  auf  einem  Metzer  Votivsteiu  er- 
scheint ^^Oj^  tiat  meines  Erachtens  eher  der  Stadt  Mogontiacum  den 
Namen  gegeben  als  der  Gott  Mogo. 

Die  dichte  Besiedhmg  der  Umgebung  von  Mainz  veranschau- 
licht die  »Archäologische  Karte  der  Umgebung  von  Mainz«  von 
Schumacher82i^_  Derselbe  hat  das  römische  Straßennetz  und 
Besiedlungswesen  in  Rheinhessen  dargestellt ''^Sj.  Denselben  Gegen- 
stand behandelt,  aber  ohne  scharfe  Scheidung  des  Römischen  und 
Nichtrömischen,  Kofier  in  dem  Aufsatz  »Alte  Straßen  in  Hessen«, 
dem  eine  genaue  Karte  der  Straßenzüge  beigegeben  ist^^Sj  —  j)je 
spärlichen  Zeugnisse  über  Bingium  (Bingen)  sind  CIL  XIII,  2,  1, 
S.  456  verzeichnet.  Die  aus  der  ersten  Kaiserzeit  stammende  In- 
schrift 7506  lehrt,  daß  Bingen  zu  den  frührömischen  Kastellen 
gehörte  (Drususkastell?).  —  In  Kreuznach  ist  ein  spätrömisches 
Kastell  vorhanden  (CIL  S.  460),  ebenso  wird  Baudohiga  (Boppard) 
erst  in  später  Zeit  erwähnt. 

Die  Literatur  zu  Conflioentes  (Koblenz)  ist  CIL  S.  480  ver- 
zeichnet. Eine  ausgezeichnete  Monographie  über  das  römische 
Koblenz  schrieb  R.  BodewigSi^i).  Beigegeben  ist  ein  Plan  der 
Umgebung  und  ein  Stadtplan,  in  den  die  römische  Befestigimg  ein- 
getragen ist.     Neuerdings  hat  Günther  Koblenz  behandelt ^25)_ 

»Ein  Trevererdorf  im  Koblenzer  Stadtwald«  —  zerstreute  Gehöfte,  zwei 
Tempel  —  untersuchte  Bodewig826j_  Er  vermutet,  daß  es  der  Vints  Ain- 
hitarrius,  der  Geburtsort  des  Caligula,  sei.  Mit  besseren  Gründen  sucht  Gramer  ^27) 
den  Vicus  Ambitarvius  im  heutigen  Zerf,  da  Tarvus  in  der  Tat  heutigem  Zerf 
entspricht  (vgl.  Tarodunum  =  Zarten,  Tabemae  =  Zabern)  und  Ambitarvius 
wie  alle  mit  Ambi  zusammengesetzten  Ortsnamen  auf  einen  Bach,  Tarvus,  hin- 
weist, nach  dem  der  Ort  heißen  kann. 

E.  Ademeits  »Beiträge  zm"  Siedlungsgeographie  des  luiteren 
Moselgebiets <^28^  sjuf[  auch  ffir  die  antike  Besiedlung  lehrreich. 

Es  hat  sich  herausgestellt,  daß  die  große,  von  C.  Koeneu  entdeckte  und 
von  Nissen  und  Koenen  als  »Cäsars  Rheinfestung«  veröffeutliehte*29)  Befestigimg 


819)  MainzZVerRheinGesch.  1906,  19.  RGBer.  1905,  86.  —  »20)  Keune, 
Flur  Sablon  (Anm.  596),  S.  50.  —  «21)  MainzZ  1909.  —  »22)  wZ  1904, 
277  —  308.  —  823)  Ebenda  1901,  210,  mit  K.  —  »24)  wZ  1898,  223—72, 
mit  Plan.  —  825)  KorrBlAuthr.  1905,  57.  —  »26)  ^xz  1900,  1—67,  mit 
Plan.  —  827)  Ebenda  1903,  274.  —  «28)  Forsch.  1903.  RGBer.  1904,  14 
(Dragendorff).  —   829)  ^.nm.  677. 

Geop-.  Jahrbuch  XXXIV.  9 


130      A.  Schulteu,  Bericht  über  die  historische  Geoj^raphie  des  Westen!-. 

bei  Urmitz  im  Neuwieder  Becken  aus  der  jüngeren  Steinzeit  stammt.  Auf  der- 
selben Stelle  ist  ein  Drusiuskastell  gefunden  worden  (Größe  24;<24m)  und  ein 
älteres,  wohl  auf  Cäsar  zurückzuführendes  Lager. 

Die  Inscliiift  7684  lehrt,  daß  auch  Antunnacuin  (Andernach), 
über  das  CIL  XHI,  S.  487  zu  vergleichen  ist,  ein  frührömisches 
Kastell  hatte.  Über  seine  Reste  und  die  der  spätrömischen  Be- 
festigung berichtet  Lehner^'^'^)  auf  Grund  der  Untersuchungen  von 
Koenen. 

Die  vom  römischen  Heer  stark  benutzten  Steinbrüche  des  Brohl- 
tals  haben  eine  Menge  Inschriften  ergeben  (CIL  S.  489).  Viele 
von  ihnen  nennen  den  Ortsgott,  Hercules  Saxanus.  CIL  S.  496 
stehen  die  den  »fines«^  geweihten  und  die  Grenze  der  unteren  und 
oberen  Provinz  bezeichnenden  Altäre  vom  Yinxtbach. 

b)  Das  rechtsrheinische  Gebiet.  Für  die  historische  Geographie 
der  rechtsrheinischen  Hälfte  von  Germania  Superior  beginnt  eine 
neue  Epoche  mit  der  systematischen  Erforschung  des  römischen 
Limes  durch  die   1892  eingesetzte  Reichslimeskommission. 

Gegenstände  der  Forschung  sind  1.  der  Lauf  des  Limes  in  den  verschietlenen 
Epochen,  2.  die  an  ihm  liegenden  Kastelle,  3.  die  zum  Limes  führenden  Straßen. 
Die  Ergebnisse  der  Forschung  werden  in  einem  großen  Werk,  »Der  obergernianisch- 
rätische  Limes«,  niedergelegt*-")  in  zwei  Teilen,  von  denen  der  erste  (A)  den 
Limes  als  Ganzes,  der  zweite  (B)  die  einzelnen  Kastelle  behandelt.  Von  A 
liegt  noch  nichts  vor,  von  B  etwa  50  Kastelle  (1  —  3  in  jedem  Heft,  mit  einer 
Karte  1:10000  der  Umgebung  des  Kastells,  einem  Kastellplan,  meist  1:2000, 
und  Detailaufuahmen  der  Architektur  und  Fundstüeke).  Über  den  Verlauf  der 
Forschung  ist  sowohl  von  den  Streckenkommissaren  im  j. Limesblatt «^^^^^  ^yje 
von  der  Direktion  (bis  1902  Hettner,  seitdem  E.  Fabricius)  im  Arch.  Anz.*'^ 
berichtet  worden. 

Über  die  bisherigen  Ergebnisse  des  großen  Unternehmens  unter- 
richtet am  besten  die  Schrift  von  E.  Fabricius,  »Die  Besitznahme 
Badens  durch  die  Römer«  ^34^  j'  bietet  mehr,  als  der  Titel  seiner 
Arbeit  besagt.  Er  stellt  den  ganzen  Limes  in  seiner  Entwicklung 
und  die  Okkupation  Süddcutsclilands  dar. 

Kap.  1.  Südwestdeutschhmd  bis  auf  Ciisar.  1.  D;is  linke  Rheinufer.  2.  Die 
» Hei vetier wüste«.  Nachweis,  daß  das  Land  keineswegs  Wüste,  sondern  von 
mehreren  keltischen  und  germanischen  Stämmen  bewohnt  war.  —  Kap.  2. 
Baden  und  seine  Nachbarländer  von  Cäsar  bis  Vespasian.  1.  Die  ersten  Nieder- 
lassungen der  Germanen  (Vaugionen ,  Nemeter,  Triboker,  Sueben).  2.  Die 
Römer  am  IUi<!in  und  an  der  Donau.  —  Kap.  3.  Die  Zeit  der  Flavier.  1.  Ger- 
manenkrieg des  Cornelius  Clemens  und  die  ersten  Straßeubnuten.  n)  Straße 
Straßburg — Rottweil — Donau:  <Ue  ertite  (südlichste)  den  Winkel  zwischen  Rhein 
und  Donau  abschneidende  Trammersale.  b)  Vindonissa — Rottweil:  Okkupation 
des  Winkels  zwischen  Rhein  und  Donau  unter  Vespasian.  2.  Heerstraße  von 
Mainz — Donau:  die  zweite  Tranjireraalc.  3.  Domitians  Chattenkrieg  und  der 
Limes:  die  drille,  ävßerste  Transversale,  bestehend  aus  a)  Linies  der  Wetterau, 
b)  Odenwaldlinie  (Groß-Krotzenburg — Wim|»fen),  c)  Ncckarlinie  (Wimpfen — Cimn- 


83°)  ßJb.  1901,  1—30,  mit  Plan.  —  «31)  Der  obergerm.- rät  Ische  Limes  des 
Römerreiehes.  Im  Auftr.  der  Reichslimeskom.  hrsg.  von  O.  v.  Saivev,  E.  Fabricius 
u.  F.  Hettner,  IIei<lelberg.  —  «32)  Trier,  35  H.  bis  1904.  —  »3«)  Von  1892 
ab.   —   «34^  Neujahrsblätter  d.  bad.   Hist.   Kom.    1905,   88  S.  mit  K. 


Germania.  131 

statt).  4.  Die  Decumatenäcker.  —  Kaj).  4.  Von  Trajan  bis  Pius.  1.  Die  Ge- 
meindeordnuDg.  2.  Ausbau  des  Straßennetzes  (Quei  Straßen).  3.  Die  Neuordnung 
der  Grenzverteidigung  durch  Hadrian  (Verlegung  der  Verteidigung  an  den  Limes). 

4.  Die   Brittoneuansiedlung  (Ansiedlung    britannischer  Stämme  im   Limesgebiet). 

5.  Die  Verlegung  des  Limes:  die  eierte  Tranxversalr,  von  Miltenberg^Lorch — 
Donau  durch   Pius. 

Von  demselben  Verfasser  ist  die  Entstehung  der  Limesanlagen 
in  einem  Vortrag  behandelt  wontlen^^s),  die  Bedentung  der  Festung 
Mainz  für  den  Limes  in  einem  Aufsatz  »Mainz  und  der  Limes«^^^). 
Das  Problem  des  dojypelten  Ldmes  zwischen  Main  und  Jagst  erklärt 
Fabricius  in  seiner  Schrift  »Ein  Limesproblem« 8^'^)  aus  der  An- 
siedlung der  Brittonen  am  inneren  Limes,  zu  deren  Bewachung 
der  äußere  angelegt  sei.  Einen  anderen  Lösungsversuch  trägt 
Lachenmaier  vor  (s.  Nr.  841).  Die  merkwürdige  80  km  lange 
schnurgerade  Limesstrecke  zwischen  Haghof  und  Walldürn  hat  E. 
Hammer  untersucht^ss).  Das  von  L.  Jacobi  angenommene  »Grenz- 
grübchen- hat  sich  als  Rest  der  hadrianischen  Palisaden  er- 
wiesen. 

Das  mit  dem  Limes  verbundene  Straßensystem  behandelt  der 
militärische  Dirigent  der  Limeskommission,  General  v.  Sarvey,  in 
dem  Aufsatz  »Römische  Straßen  im  Limesgebiet« S39)_  ^n  größeren 
Darstellungen  ist  sonst  noch  zu  nennen:  E.  Herzog,  .>Zur  Okku- 
pations-  und  Verwaltungsgeschichte  des  rechtsrheinischen  Römer- 
landes «^■**')  und  E.  Lachenmaier,  >Die  Okkupation  des  Limes- 
gebiets «^^i). 

Ich  hebe  aus  der  vortrefflichen  Arbeit  hervor  die  Ausführungen  über  die 
keltischen  Stämme  und  Städte  der  »Helvetierwüste  (S.  195  —  200),  über  die 
keltischen  Flußnamen  dieses  Gebiets,  die  Vermutung,  daß  die  Erzählung  von 
der  späteren  gallischen  Einwanderung  ins  Decumatenland  bei  Tacitus  (Germ.  29) 
auf  einem  Irrtum  beruhe,  da  gallische  Stämme  hier  bereits  seit  300  v.  Chr. 
ansässig  waren   (S.  203). 

Über  die  neuesten  Fortschritte  der  Limesforschung  (1906 — 08) 
orientiert  der  sachkundige  und  kritische  Bericht  von  W.  Barthel^^^). 
Im  Zusammenhang  mit  den  Limesanlagen  an  den  anderen  Grenzen 
behandelt  den  germanischen  Limes  E.  Kornemaun^'*^),  dessen 
Ergebnisse  aber  von  Barthel  bestiitten  werden.  Eine  recht  nütz- 
liche Übersicht  in  kürzester  Form  gab  der  Streckenkommissar 
Winkelmann844j.  Die  ältere  Limesliteratur  findet  man  bei  Det- 
lefsen845)  (bis   1896)  und  Liebenam846)  (bis   1901). 

Die  unten  (Anm.  958)  besprochene  Schrift  von  A.  Oxe  untersucht  die 
Bedeutung  des   Worten  Limes  und   stellt  fest,    daß  Limes  auf  militärischem  Ge- 

*2^)  Die  Entstehung  der  römischen  Limesanlagen.  WZ  1901,  177 f.;  separat 
1902,  mit  K.  —  »36)  MainzZ  1907,  4—10.  —  837)  Freiburg  1902,  mit  K. 
Vgl.  RGBer.  1906/07,  174  (Barthel).  —  «38)  WürttJbStat.  1898.  —  «39)  wZ 
1899,  1—45,  93—128.  mit  K.  der  Straßen  in  der  Wetterau.  —  8*")  BJb. 
1898,  83—101.  —  8*')  WürttVjh.  1906,  187  —  262,  mit  K.  RGBer.  1906/07, 
167  (Barthel).  —  842)  RGBer.  1906/07,  167—93.  —  843)  kUo  1907,  73f.  — 
8**)  In  der  Sammlung  .> Deutsche  Gaue«,  Doppelheft  175/76.  —  845)  Bursians 
JBer.   1896,  248—52.  —   846)  Ebenda  1903,  92  f. 

9* 


132      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

biet  sehr  oft  die  v^on  der  Operationsbasis  aus  ins  Feindesland  gezogene  Einfall- 
straße bedeute  (s.  Tacitus  Ann.  1,  50;  2,  7;  Velieius  2,  121),  wird  aber  der 
anderen  Bedeutung  des  Limes  als  der  Grenzstraße  (bei  Frontin  1,  3,  10;  Tacitus 
Agricola  41;  Germania  29,  in  XMoa  imeohjiirürri)  nicht  gerecht  fs.  Barthel 
ß.  G.  Ber.   1906/07,    175). 

Die  Gescliichte  des  Decumatenlandes  wird  auch  CiL  XIII,  2, 
1,  S.  214  behandelt  im  Anschluß  an  Sumelocenna. 

Der  die  Inschriften  der  LinieskasfeUe  enthaltende  Band  CIL 
Xni,  2,  1  behandelt  Zeit  und  Bauart  der  einzelnen  Strecken  und 
gibt  bei  jedem  Limeskastell  eine  historisch-topographische  Einleitung. 

S.  237 — 61  stehen  die  Inschriften  des  inneren,  S.  261  —  96  die  des  äußeren 
Limes.  S.  261  wird  der  Anfang  des  liätischen  Limes  besprochen.  Er  beginnt 
bei  dem  5  km  östlich  von  Lorch  in  die  Rems  mündenden  Rötenbach,  der  also 
die  Grenze  des  obergermanischen  Walles  und  der  rätischen  Mauer  und  damit 
der  beiden  Provinzen  bezeichnet. 

Die  besten  Karten  des  Litnes  sind  vorläufig  die  in  den  Schriften 
von  Fabricius  und  von  Lachenmaier  mitgeteilten.  Künftig 
werden  die  mit  dem  Schlußband  des  CIL  XIII,  2  zu  erwartenden 
Karten  der  germanischen  Provinzen  den  Vorrang  haben,  bis  in 
Abteilung  A  des  Limeswerks  die  große,  alle  Ergebnisse  der  lang- 
jährigen Forschung  zum  Ausdruck  bringende  Karte  erscheint. 

Während  man  früher  die  Anfänge  des  Limes  auf  Yespasian 
zurückführte,  steht  jetzt  fest,  daß  dieselben  viel  höher  hinaufreichen, 
nachdem  Nägele^^'^)  einen  über  die  Schwäbische  Alb  laufenden 
Limes  des  Claudius  nachgewiesen  hat.  Daß  auch  die  Ebene  süd- 
lich des  Mains  bereits  vor  Yespasian  von  den  Römern  besetzt 
wurde,  wird  nach  Schumachers*^)  aus  den  Funden  immer  deut- 
licher. 

Die  Vermutung  von  R-  Gradmann^^^),  dessen  Arbeiten  über 
altgermanische  Kulturgewächse  oben  erwähnt  wurden  (Anm.  663), 
daß  der  Winkel,  tvelchen  der  Ober  germanische  mit  don  Rätischen 
Limes  bildet,  aus  der  zu  einem  Umweg  nötigenden  Bewaldung  des 
eingeschlossenen  Gebiets  zu  erklären  sei,  ist  abzuAveisen,  da  der 
Zug  des  Limes  vielmehr  durch  historische  Verhältnisse  bestimmt 
wird.  Der  Winkel  entstand,  als  der  von  W  her  vorgeschobene 
Obergormanische  und  der  von  S  vordringende  Rätische  Limes  zu- 
sammen stießen.  Über  den  linearen  Verlauf  der  alten  Straßenxüge 
im  Hinterland  des  Rätischen  Limes  spricht  K.  Popp ^5°).  Derselbe 
hat  auch  die  Limesstrecke  Irnsing — Weißenburg  behandelt 8='^). 

Die  bisher  erschienenen  Bearbeitungen  der  Limeskastelle  im 
Limeswerk  sind  aus  dem  Verzeichnis  in  dem  zuletzt  erschienenen 
Heft  »Kastell  Stockstadt<  zu  ersehen.  Die  neueste  Kastellforscliung 
bespricht    W.   I^arthel **•'''').      Über    clie    Saalburg    liegt    das   große 


8*'')  Alblimcs.  JUSchwäli.Ml^vcr.  1909.  Dazu  in  demselben  Jahrg.  einige 
Bemerk,  von  E.  Kornomann.  —  »<«)  Mainz/  1909,  10.  —  8*»)  PM  1899, 
fj7_66.  —  850)  WZ  1897.  —  85t)  Kbcnda  1902,  277—84.  —  852)  kgHcm-. 
1906/07,    183. 


Germania.  133 

Werk  von  L.  Jacobi  vor^-''^).  Eine  Zeitschrift,  »Die  Saalburg«, 
bringt  Aufsätze  über  die  Saalburg  und  Verwandtes.  Die  Inschriften 
der  Saalburg  stehen  CH.  XIII,  S.  449 f. 

Für  folgende  Limeskastelle  sind  Führer  ei-schienen :  Weißenburg  ^^^),  Saal- 
burg (von  H.  Jacobi) ^^5),  Eining  (von  Popp)^^^),  Holzhausen  (von  L.  Pallal)**^), 
Heidenheim  (von  E.  Gaus)858j. 

Auch  Über  die  Stämme  imd  Sicidte  des  Limesgebiets  liegt  eine 
zahlreiche  Literatur  vor.  Ich  nenne  die  Schrift  von  P.  Goeßler 
über  das  römische  Rottweil  (Arae  Flaviae)  ^^^) ,  die  über  neuere 
Ausgrabungen  berichtet  (vgl.  dazu  Barthel  im  R.  G.  Ber.  1906/07, 
S.  188). 

G.  behandelt  im  ei-sten  Kapitel  die  Probleme  der  Topographie  (Lage  des 
noch  nicht  aufgefundenen  vespasianischen  Kastells),  im  zweiten  die  Geschichte 
der  Forschung,  im  dritten  bis  siebenten  die  neuerdings  ausgegrabenen  Villen, 
im  achten  die  Ergebnisse  in  der  bisher  Lager  genannten  Umwallung,  die  nach- 
römisch zu  sein  scheint.  Man  vermißt  eine  Karte  des  Geländes.  Das  CIL 
Xni,  gibt  S.  211   eine  Geschichte  der  Stadt. 

Ferner  ist  monographisch  behandelt  Badenweiler  (von'Bxich.ler)^^^). 
Die  wenigen  hier  gefundenen  Inschriften,  darunter  ein  Altar  der 
Abnoba,  der  Göttin  des  Schwarzwaldes,  stehen  CIL  XUI,  S.  63. 
Der  alte  ISTame  des  Badeorts  ist  noch  unbekannt.  —  Eine  archäo- 
logische Karte  der  Umgebung  von  Mannheim  von  K.  Bau  mann 
findet  man  in  den  Mannheimer  Geschichtsblättern  ^  6 1).  Einen 
Kommentar  zu  dieser  Karte  gab  Scliumacher^62)_ 

Die  römischen  Ortshexeichnimgen  in  Süddeutschland,  besonders 
in  Württemberg,  behandelt  sehr  lehrreich  K.  Bohnenberger^^^j^ 
Über  die  Besiedlung  des  Odemvaldes,  den  man  sich  früher  als  ein 
erst  spät  der  Kultur  erschlossenes  Gebiet  vorstellte,  besitzen  wir 
die  Arbeiten  von  Schumacher,  »Die  Besiedlung  des  Odenwaldes 
und  Baulandes «86'*),  und  Anthes,  »Die  römischen  Steindenkmäler 
des  Odenwaldes«  ö^5)_ 

Es  ergibt  sich,  daß  bereits  in  der  Steinzeit  nicht  allein  die  Täler  des 
Rheins,  Mains,  Neckars,  sondern  auch  die  Vorberge  und  inneren  Täler  besiedelt 
waren.  Von  welchem  Volk  (Ligurer?),  ist  noch  unbekannt.  —  Über  die  römi- 
schen Kastelle  und  Ansiedlungen  des  Odenwaldgebiets  ist  auch  CIL  XIII,  S.  234 
zu  vergleichen. 

Eine  weitere  siedhingsgeschichtliche  Arbeit  K.  Schumachers 
betrifft  Baden^^%  wo  als  Haupttypen  der  Ansiedlung  Gutshöfe  und 
Straßendörfer  festgestellt  Averden.  Die  römische  Besiedlung  Württem- 
bergs veranschaulicht  die  dem  schönen  Werk  von  Hang  imd  Sixt, 
'>Die  römischen  Inschriften  und  Bildwerke  Württembergs«,  bei- 
gegebene Fundkarte  ^^'^). 


853)  Das  ßömerkastell  Saalburg.  Homburg  v.  d.  H.  1897.  608  S.  — 
«5*)  Hrsg.  V.  Alt.  Ver.  Weißenburg,  o.  J.  —  «^5)  4_  ^ufl.  1908.  —  8»^)  Lands- 
hut 1903.  —  857)  Berlin  1905.  —  858)  1906.  —  859^  Stuttgart  1907.  — 
860)  Straßburg  1909.  —  86I)  1907.  _  862)  KonGesVer.  1907.  —  863)  Württ. 
VjhLandesgesch.  1899,  1  —  11.  —  864)  wZ  1897,  200.  —  865)  NHeidelbJb, 
1897,   138.  —   866)  Ebenda  1898,  256.   —   »«^j  Stuttgart  1898  u.   1900. 


134      A.  Schulten,  Berieht  ühcr  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Suinelocenna  (Rottenburg),  der  Vorort  des  Decumatenlandes,  wird  CIL  XIII, 
S.  2 14  f.  behandelt.  Den  Namen  von  Sumelocenna  nennen  die  Inschriften  6358, 
6365,  6384.  Neidenstein  bewahrt  den  Namen  des  Vicus  NedienHÜ  (CIL  S.  222). 
CIL  S.  224  werden  die  römischen  Ansiedlungen  bei  HeüJelherg  besprochen. 
Das  Ka-stell  Bergheim  ist  vielleicht  der  -Mons  Pirir,  den  Ammianus  Marcel- 
linus 28,  2,  5  nennt  (CIL  S.  225).  Über  Lopodumim  (Ladenburg)  und  die 
Civitas  Sueborum  Nicretiiun,  deren  Vorort  Lopodunum  war,  ist  CIL  S.  229  nach- 
zulesen. Der  antike  Name  von  Cannslatt,  dessen  Bedeutung  durch  zahlreiche 
Denkmäler  feststeht,  ist  noch  unbekannt  (CIL  S.  238).  Ein  den  »Bis-iae,  Triviae, 
Quadriviae«  gesetzter  Stein  (CIL  6437)  zeigt,  daß  bei  Cannstatt  mehrere  Heer- 
straßen zusammenliefen.  CIL  S.  241  werden  die  nach  der  Murr  genannten 
Vicani  ßlurreiises  besprochen.  Die  Inschrift  der  Exploratores  Triboci  et  Boi 
(6448)  bekundet  Aiisiedlung  keltischer  Grenzer  in  dieser  Gegend.  Die  Inschrift 
6482  nennt  die  wohl  nach  der  Elsenz  benannte  civitas  Alisiensis  (beim  h. 
Wimpfen).  Eine  Ansiedlung  der  Brittones  Triputlenses  (CIL  6502)  hat  ihren 
Namen  von  drei  Brunnen,  die  Brittones  L  .  .  .  des  Kastells  Welzheim  heißen 
vielleicht  nach  dem  benachbarten  Leinfluß,  so  daß  vielleicht  Brittones  L(inenses) 
zu  lesen  ist  (CIL  S.  265).  Beim  Kastell  der  Brittones  Aurelianenses  ist  der 
Vicus  Aiirelius  (h.  Oehringen)  entstanden,  den  die  Inschrift  6541  nennt  (vgl. 
S.  270).  Die  Brittones  Elantienses  heißen  nach  der  Elantia  ^  h.  Elz.  Die 
Lage  des  zur  Civitas  Sumelocenna  gehörigen  Vicus  Grinario  beim  h.  Köngcn 
ist  durch  einen  Meilenstein  gesichert  ^^*). 

Bacmeisters  Vermutung ^69)^  daß  der  Naine  Wirtenberg  (wo- 
für erst  seit  1802  die  heutige  Schreibung  aufgekommen  ist)  auf 
keltisches  Virodunum  zurückgehe  (Virodunum  =  Wirten  wie  Tarno- 
imdum  =  Zarten,  Cambodunum  =  Kempten)  billigt  R.  Kiepert^"»). 

Über  Ausgrabungen  in  Lopodunum  berichten  die  Mannheimer 
Geschichtsblätter  ^■^i).  Die  Civitas  Aurelia  Aquensis  (h.  Baden-Baden) 
Avird  CIL  XIII,  S.  197   behandelt. 

Auf  dem  am  Zusammenfluß  der  Oos  und  des  Rotenbachs  gelegenen  Hügel 
wird  ein  Kastell  vermutet.  Aus  Inschriften  sind  aus  dieser  Gegend  die  Vicani 
Bivienses  (6315)  =  h.  Sandweier  und  (Senot)emes  bekannt.  Da  in  dem  Kastell 
Miltenberg,  wo  der  äußere  Limes  an  den  Main  stieß,  die  Exjtloratio  Sciopcnsis 
lag,  war  Seiopa  vielleicht  der  Name  von  Miltenberg  (CIL  S.  281).  Der  hier 
vorkommende  Mercurius  Cimbrianus  (CIL  6604  und  6605)  und  der  in  dem 
Ringwall  auf  dem  Greinberg  stehende  Grenzstein  mit  der  Inschrift  »Inter 
Touto7ios«  sind  wichtige  Zeugnisse  für  die  hier  sitzengebliebenen  Reste  von 
Cimbern  und  Teutonen.  Von  welchem  Ort  die  Exploratio  .Vewa?iiH_7eHS(Ä  (S.  289) 
im   Kastc'll   Stockstadt  genannt  ist,   ist  noch   unbekannt. 

Besonders  lebhaft  ist  die  Forschung  in  dem  vom  Limos  um- 
schlossenen Winkdland  zwischen  Rhein,  Main,  Taunus.  Ehedem 
ein  Brennpunkt  der  römischen  Okkupation,  bildet  es  heute  einen 
solchen  der  antiquarischen  Forschung,  weil  in  Mainz,  Frankfurt, 
"Wiesbaden,  Iloniluirg  eine  Reihe  von  tüchtigen  Forschern:  Dragen- 
dorff,  H.  u.  \j.  Jacobi,  A.  Riese,  Ritterling,  Schumacher, 
A.  Wolff  u.  a.,  tätig  sind. 

Während  früher  der  Beginn  der  Besetzung  des  Limeslandes  den 
Flaviern  zugeschrieben  wurde,  steht  jetzt  besonders  durch  Auffindung 
des  Lagers    von   Jloflieim    fest,    daß   wie  im  Süden  (Aum.  847)  so 


888)  WZ    1902,    202.   —    »«»1  Aieniaiin.  Wnudernugen.    S.  9.    —    «70)  jtoa 
Ital.   Su|..   S.   10.    —    87')   1909. 


Germania.  135 

auch  hier  schon  Claudius  mit  der  Besetzung  des  rechtsrlieinischen 
Gebiets  begonnen  hat. 

Über  die  Ausgrabung  des  Lagei-s  Hofheim  berichtet  Ritterling  ^'^^).  Da  im 
Lager  ältere  Reste  nicht  vorhanden  sind,  kann  es  nicht  das  >praesidium  in 
Monte  Tauno '.  des  Drusus  sein,  wie  Dahm*^'')  meinte.  Wie  die  augusteischen 
Lager  an  der  Lippe  (Anm.  938  f.),  ist  Hofhelm  ein  Erd-  und  Ilolzwerk. 

um  die  Erforschung  des  römischen  Straßennetzes  der  Wetterau 
(des  östlichen  Teiles  dieser  Gegend)  hat  sich  G.  Wolff  die  meisten 
Verdienste  erworben.  Die  Ergebnisse  sind  kurz  von  ihm,  ausführ- 
licher von  Sarvey  dargestellt  worden.  Wolffs  Aufsatz ^'^^)  ist  be- 
sonders für  die  Methode  der  Straßenforschung  wichtig.  Was  er 
über  Bauweise  und  Trassierung  der  Straßen,  Brücken  usw.  feststellt, 
sollte  von  allen  Lokalforschern  beherzigt  werden.  Eine  archäo- 
logische Karte  der  Wetterau  ist  in  Vorbereitung.  Vorläufig  orientiert 
über  die  römischen  Ansiedlungen  und  Straßen  die  Karte  zu  Sarveys 
Aufsatz  875)  1:200  000. 

Sarvey  unterscheidet  folgende  Perioden  der  Okkupation:  1.  Besetzung 
des  der  Festung  Mainz  vorgelagerten  Geländes:  der  Linie  Wiesbaden — Hofheim — 
Höchst  in  der  Zeit  vor  Domitiau ;  2.  Okkupation  der  ganzen  Wetterau  durch 
Domitian  und  Anlage  der  inneren  Festungslinie  Hofheim — ^Heddemheim — Fried- 
berg (große  Kastelle)  und  des  äußeren  Limes  Zugmantel — Saalburg — Kapers- 
burg— Butzbach  (kleine  Erdkastellchen) ;  3.  unter  Hadrian  Verlegung  des  Schwer- 
punkts der  Verteidigung  an  den  Limes  und  Ersatz  der  kleinen  Erdkastelle 
durch  größere  Steinkastelle.  Noch  wenig  aufgeklärt  sind  die  Straßen  vom  Be- 
ginn des  Limes  bis  zur  Wetterau  ^^^). 

Wichtig,  besonders  auch  für  die  immer  noch  sehr  rückständige 
Erforschung  der  niederdeutschen  Pfalilwege,  ist  die  von  G.  Wolff 
vorgenommene  Untersuchung  eines  römischen  Pfahhvegs  in  der 
Nähe  von  Heddernheim^^?).  Derselbe  behandelt  die  »Besiedlung 
der  südlichen  Wetterau  in  vorgeschichtlicher  und  römischer  Zeit«878). 

Kontinuität  der  Siedlung  von  der  neolithischen  Zeit  an.  Lage  der  An- 
siedlungen außerhalb  des  Überschwemmungsgebiets.  Höhei^unkt  der  römischen 
Kultur  unter  den  Antoninen.  Viele  Gutshöfe.  Ende  250  n.  Chr.  Fränkische 
Besiedlung  in  Dörfern  längs  der  Flüsse  und  Bäche. 

Auf  demselben  Gebiet  bewegen  sich  Wolffs  Aufsätze  »Die  Er- 
oberung und  Sicherung  der  Wetterau  durch  die  Römer« ^79)  und 
»Zur  Geschichte  der  römischen  Okkupation  in  der  Wetterau  und 
im  Maingebiet  «880).  Dieser  Aufsatz  behandelt  auch  den  ersten 
Chatteukrieg  des  Jalires  50  n.  Chr.  und  den  domitianischen. 

Im  Gegensatz  zu  Oxe88i)  und  v.  Domaszewski882)^  welche 
die  von  Frontin,  bezeugten  120  Milien  (=  180  km)  des  Domitiani- 
schen Limes   auf  die  vom  Hinterland  zur  Grenze  führenden  Quer- 


872)  NassAnn.  XXXIV,   1904,   1  —  110,  u.  folg.  Bde.   —   "3)  KorrGesVer. 

1900,  101.  —  874)  Die  Straßen  in  der  Wetterau.  WZ  1897,  1—46.  — 
875)  Ebenda  1899,  Taf.  1.  -  8^6)  Vgl.  RGBer.  1906/07,  20  (Schumacher).  — 
877)  Mitt.  über  röm.  Funde  in  Heddernheim,  III,  92.  —  «78)  RGBer.  1905, 
69  —  82,    mit  K.    —    879)  MOberhessGeschVer.   1903,   1  —  22.  —   880)  NassAnn. 

1901,  1—25,  mit  K.  —   »81)  sjehe  S.  131.  —   882^  wZ   1902,   188. 


13(J      A.  Schulten,  Berieht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Straßen  beziehen  wollen,  halten  Fabricius^öS)  imd  \Volff'*84j  wohl 
mit  Rocht  an  der  alten  Identifizierung  derselben  mit  der  nördlichen 
Limesstrecke  von  Rheinbrohl  bis  Hanau,  die  in  der  Tat  180  km 
lang  ist,  fest. 

Das  Drususkastell  »in  monte  Tauno«  sucht  v.  Domaszewski^ss) 
in  Kastell  Friedberg,  weil  dies  stets  die  Hauptstation  der  in  Kastei 
beginnenden  und  über  Heddernheim  ins  Innere  führenden  Einfalls- 
straße gewesen  sei.  Zu  der  Frage  ist  CIL  XIII,  S.  421  und  vor 
allem  Gr.  Wolff^^e)^  (jer  an  Höchst  oder  Friedberg  denkt,  zti  ver- 
gleichen. 

Ein  Hauptpunkt  der  römischen  Besiedlung  tmd  der  heutigen 
Forschung  ist  Heddernheim,  der  Yorort  der  Civitas  Tannen sium. 
Sein  Name  Nida,  nach  dem  gleichnamigen  Fluß  (h.  Nidda),  ergibt 
sich  aus  einer  von  A.  Riese  behandelten  Inschrift  ^S'').  Über  den 
wichtigen  Platz  orientiert  am  besten  die  Monographie  des  verdienten 
Lokalforschers  der  Wetterau  Gr.  Wolff ,  >Die  Römerstadt  Nida  bei 
Heddernheim « ^^^). 

Kap.  I.  Die  flavischen  Befestigungen  bei  Heddernheim.  Zuerst  wurde  in 
der  Zeit  vor  Domitiau  ein  Erdkastell  gebaut.  Dieses  wird  in  Domitians  Chatten- 
krieg  zum  Steinkastell  umgebaut.  Später,  wohl  unter  Hadrian,  wird  das  Stein- 
kastell geschleift  und  das  westlich  von  ihm  liegende  Lagerdorf  ]S'ida  befestigt 
und  erweitert.  Ein  westlich  von  Heddernheim  bei  Praunheim  gefundenes  großes 
Erdlager  ist  ein  Feldlager  aus  Domitians  Chattenkricg.  —  Kap.  H.  Die  Stadt 
Nida.  Der  Vicus  Nida  war  Vorort  der  wohl  von  Hadrian  neugebildeten  Civitas 
Taunensium,  die  die  ganze  Wetterau  von  der  Nidamündung  bei  Höchst  bis 
Gruningen  im  Norden,  vom  Kamm  des  Taunus  bis  zu  den  Vorhöhen  des  Vogels- 
berges im  Osten  umfaßte.  Nida  entstand  aus  dem  neben  den  flavischen  Kastellen 
entstandenen  alten  Lagerdorf  und  einem  neugebauten  ■^>  Vicus  Novusi.  Größe 
der  Stadt  100x700  m.  Häuser  7  —  10  m  breit.  Kegelmäßiges  Straßennetz. 
Hauptstraße  in  der  Flucht  der  nach  Wiesbaden  führenden  Elisabethstraße.  Drei 
Mithrasgrotten.     In  der  Umgebung  viele  Gutshöfe.     Ende  der  Stadt  250  n.  Chr. 

Zwei  Einzelheiten  der  Topographie  von  Nida  ergeben  die  In- 
schriften: eine  »platea  Novi  Vici«  imd  eine  »i)latea  Praetoria«^^^). 
Berichte  über  die  Erforschung  des  Gebiets  von  Heddernheim  bringen 
die   »Mitteilungen  über  römische  Funde  von  Heddernheim <^*^öOj 

Ich  notiere  aus  Heft  1:  »Das  Forum«.  Aus  Heft  2:  »Urkundliche  Mit- 
teilungen über  Heddernheim  und  die  dortige  Römerstadt«  von  A.  Riese; 
»Kastell-  und  Stadtbefestigung  des  römischen  Heddernheim«  mit  Plan  von 
G.  Wolff,  lehrreich  für  Entwicklung  einer  Stadt  aus  den  Camibae  des  Lagers. 
Die  Stadt  wurde  unter  Hadrian  ausgebaut  und  befestigt,  als  das  Kastell  auf- 
gegeben und  die  Besatzung  an  den  Limes  verlegt  wurde.  Aus  Heft  3:  Die 
Statistik  der  Münzen  von  K.  Quilling,  welche  ergibt,  daß  Heddernheim  kurz 
nach  250  n.  Chr.  aufgegeben  wurde,  ein  Resultat,  welches  genau  zu  dem  aus 
den  ^lünzen  der  Saalburg  gewonnenen  paßt  und  von  der  (fberlieferung  liestätigt 
wird,  nach  der  Valerian  im  Jahre  253  die  rechti^rheinischen  'Truitpen  abl)erief 
(Zosimus).     Aus  Heft  4:   Aufsätze  von  A.  Riese  über  eine  Villa  bei  Praunheim, 


883)  Besitzergreifung  Badens  (Anm.  834),  S.  53.  —  s»*)  Die  K.lmerstadt 
Nida  (Anm.  888),  S.  7  u.  41,  Anm.  9.  —  885)  \VZ  1902,  199.  —  "»«)  NassAnn. 
1901,  8.  —  887)  WZ  1903,  Korr.  150.  —  »88)  Frankfurt  1908,  mit  K.  — 
889)  ('II,   xili,   Nr.  7335 f.   —    «!'<»)   Bisher  4    II.,    1894-1907. 


Germania.  137 

G.  Wolff  über  die  Töpfereien  von  Heddernheim.  Die  neuesten  Forschungen 
teilt  G.  Wolff 8^^)  mit.  Über  Heddernheim  und  seine  Altertümer  ist  ferner 
die  Vorrede  zu  den  Inschriften  des  CIL  S.  425  zu  vergleichen. 

Die  Inschriften  nennen  öfter  die  »Civitas  Taunensium«.  Neben 
ihr  haben  im  nördlichen  Limesgebiet  noch  mehrere  andere  Gaue 
bestanden:  Die  Civitas  Auderie?isimn  (auf  Inschriften  von  Mainz 
CIL  7063),  die  Civitas  Mattiacorum,  in  deren  Gebiet  die  Aquae 
Mattiacorum  (Wiesbaden)  lagen,  die   Ciintas  I...  (CIL  7.321). 

Die  Civitas  ilattiacorum,  um  Wiesbaden  ist  CIL  S.  468  behandelt.  Zu 
ihr  gehört  Wiesbaden  und  Kastei.  Auf  dem  Stein  7765  scheint  die  Diana 
Mattiaca  genannt  zu  werden,  also  die  Patronin  der  Taunuswälder.  Daß  der 
Vorort  der  Civitas  Mattiacorum,  Wiesbaden,  noch  im  Jahre  194  n.  Chr.  Vicus 
war,  hat  eine  die  »Vicani  Aquenses«  nennende  Inschrift  dieses  Jahres  (7566a) 
ergeben.  Auch  in  Wiesbaden  gehen  dem  flavischen  Steinkastell  drei  ältere  Erd- 
kastelle vorauf,  worüber  der  Bericht  von  Ritterling*^^)  ^^  vergleichen  ist, 
der  auch  die  Geschichte  des  Platzes  dargestellt  ^^^)  und  die  Kastelle  im  Limes- 
werk, Heft  31,  ediert  hat. 

Über  das  augusteische  Lager  hei  Höchst,  das  erste  Lager  dieser 
Zeit  im  Gebiet  des  Limes,  orientiert  Dragendorff ^9*).  —  Yon 
den  Kastellen  des  Limes  der  Wetterau  ist  die  Saalburg  das  be- 
kannteste. Über  ihre  Erforschung  orientieren  besondere  jährliche 
Berichte.  Der  letzte  ^9^)  hat  besonderes  Interesse  durch  die  östlich 
vom  Kastell  aufgefundenen  (älteren?)  Erdwerke.  Eine  Karte  der 
Saalburg  und  ihrer  Umgebung  1:2500  ist  1906  erschienen  ^9^'*).  — 
Zur  Geschichte  und  Topographie  des  Castellum  Mattiacoruyn  (Kastei) 
ist  CIL  S.  406  zu  vergleichen. 

Mit  einfachem  »Castellum«  wird  der  Ort  schon  auf  dem  Bleimedaillon  be- 
zeichnet. Mit  Eecht  wird  die  Anlage  des  Kastells  dem  Drusus  zugeschrieben 
auf  Grund  von  Die  54,  33.  Größe  des  Kastells  98x71  m.  Durch  das  Kastell 
lief  als  Fortsetzung  der  Eheinbrücke  die  Straße  nach  Wiesbaden,  die  heutige 
Stein-  und  Elisabethenstraße.  Beim  Kastell  lagen  die  Gemeinden  der  »vicani 
veteres  consistentes  castello  M.«  und  der  »vicus  Novus  Meloniorum«.  Die  auf 
den  Kult  der  Magna  Mater  bezügliche  Inschrift  7281  nennt  einen  »Mons  Vati- 
canus«  (vetustate  conlapsus),  womit  kein  wirklicher  Berg,  sondern  eine  künst- 
liche Nachbildung  der  Kultstätte  beim  Vatikan  in  Eom  gemeint  sein  muß. 

Den  römischen  Berghau  an  der  unteren  Lahn  hat  Dahm  unter- 
sucht »96). 

Daß  die  ältesten  Teile  Frankfurts  am  Domhügel  noch  Lager 
und  Gestalt  des  römischen  Kastells  mit  dem  Lagerdorf  durch- 
schimmern lassen,  zeigt  G.  AVolff^^?),  Über  die  liier  gemachten 
Funde  aus  der  Zeit  des  domitianischen  Chattenkrieges  s.  CIL 
S.  421.  Römische  Baureste  auf  dem  Hühnermarkt  bespricht  L. 
Thomas 898)_  Erwähnt  sei  schließlich  noch  die  aus  karolingischer 
Zeit  stammende  Stadtmauer  von  Frankfurt,  die  L.  Thomas  unter- 
sucht hat  899). 

89»)  EGBer.  1905,  ßO;  1906/07,  85.  —  «92)  NassAnn.  XXXVI,  2. 
Vgl.  EGBer.  1905,  59.  —  «»S)  NassAnn.  1900,  Anm.  2.  —  894)  RQBer.  1904, 
24.  —  895)  Die  Saalburg,  IX.  JBer.  1909.  —  »s^a^  Berlin.  —  896)  ßjb.  1897, 
117.  —  897)  Einzelforsch,  über  Kunst-  und  Altertumsgegenstände  zu  Frankfurt. 
Frankfurt   1909,   S.  15.   —    »98)   Frankfurt.   —    899)  gjb.    1905,   267. 


138      A.  Schnlteii,   Bericht   über  die  historisehe  Geosfraphie  des  Westens. 

5.   Germania  Inferiw. 

Die  Geschichte  des  linksrheinischen  Militärgebiets  ist  CIL  XIII, 
2,  1,  S.  297  dargestellt  und  hier  auf  Grund  von  Plinius  N.  H.  4, 
122  vermutet,  daß  der  Name  desselben  »Castra  legionum  Germaniae« 
gewesen  sei.  Es  stellte,  wie  A.  Schulten  ausgeführt  hats^'O),  ein 
aus  den  Territorien  der  einzelnen  Lager  zusammengesetztes,  von 
der  Provinz  Belgica  eximiertes  IVIilitärgebiet  dar. 

Die  Fortscliritte  der  topographischen  Forschung  liegen  hier  wie 
in  der  oberrheinischen  Provinz  vorwiegend  auf  militärischem  Gebiet. 
Die  Hauptpunkte  sind  die  Legionslager:  Castra  Vetera  (bei  Xanten), 
Novaesium  (bei  Neuß),  Bonn  und  die  zwischen  ihnen  liegenden 
Kastelle.  Dank  der  außerordentlich  regen  Tätigkeit  des  Bonner 
Provinzialmuseums  ist  Novaesium  ganz  aufgedeckt,  mit  der  Aus- 
grabung von  Castra  Vetera  begonnen  worden. 

Vom  Lager  Boun,  über  dem  die  moderne  Stadt  liegt,  konnten  nur  Teile 
freigelegt  werden.  In  der  großen  Publikation  über  Xoroe.ntim^'^^)  behandelt 
H.  Nisi>en  Geschichte  und  Plan  des  Lagers,  C.  Koenen,  der  Entdecker  des 
Lagers,  das  Technische,  Lehn  er  die  Einzelfunde,  Strack  die  Münzen.  Den 
Namen  Novaesium  untersucht  F.  Cramerä''2^  Durch  die  neuen  Ausgrabungen 
und  Aufnahmen  hat  sich  herausgestellt,  daß  die  von  Vcith  gegebene  Darstellung 
des  Bonner  Lagers  verfehlt,  der  Plan  höchst  oberflächlich  ist.  Einen  Plan  der 
Nordwestecke  des  Lagers  findet  man  in  den  Bonner  Jahrbüchern  1903,  152. 
Die  Kanabae  Bon(nenses),  die  zum  Lager  gehörige  Niederlassung,  werden  in 
einer  Inschrift  genannt  (BJb.  1907,  5).  Berichte  über  neuere  Grabungen  im 
Bonner  Lager  gibt  Lehner^"^). 

Über  die  1908  begonnene  Erforschung  von  Castra  Vetera  be- 
richtet Lehn  er  901). 

Es  sind  festgestellt  zwei  Lager  aus  vorflavischer  Zeit:  das  im  Bataverkrieg 
zerstörte  Doppellager  der  5.  und  15.  Legion  und  ein  aus  der  Zeit  des  Augustus 
stammendes  Lager.  Auch  das  70  m  von  der  Südfront  des  Lagers  entfernte 
Amphitheater,  welches  der  Belustigung  der  Garnison  diente,  ist  untersucht 
worden.  Der  Name  Vetera  scheint  nicht  diw  lateinische  Adjektiv,  sondern  ein 
einheimischer  Ortsname  zu  sein  (CIL  S.  298). 

Von  den  50  Kastellen  des  Drusus  sind  durch  keramische  Funde 
wie  es  scheint,  folgende  gesichert ^o 5);  Nijmegen,  Vechten,  Gegend 
von  Kleve,  Biu-ginatium  (bei  Calcar),  Asberg,  Gellep,  Neuß(?),  Wor- 
ringen(?),  Köln,  Bonn,  Remagen (?),  Andernach^  Urmitz .  Koblenz 
(letztere  drei  im  Neuwieder  Becken).  Boppard,  Bingen,  Worms, 
Straßburg,  in  denen  aUen  sich  frühaugusteische  Keramik  findet. 
Die  Kastelle  selbst  sind  aber  erst  an  zwei  Stellen,  in  Andernach 
und   Urmitz,  gefunden  worden. 

Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  daß  das  Bonner  Museum  eine  systematische 
Erforschung  der  ganzen  Linie  nicht  länger  aufschöbe.  CIL  S.  297  wird  hervor- 
gehoben,   daß    die   Zahl    der   Drusiiskastolle    den    in    den   Itinerarieu    genannten 


»00^  Flurteilung  und  Territorien  in  den  römischen  llheiulanden.  BJb.  103, 
8.  30.  —  90')  Novaesium.  Ebenda  1904,  111/12.  —  »"^i  BeitrGeschNiederrh. 
XIX,  1905,  231.  —  903)  BJb.  na,  149 f.  —  »o^)  Ebenda  114/15,  318;  116 
302.  RGKorr.  1909,  49,  —  9"*)  BJb.  UtOü,  177  (Ritterling).  KGBer.  1905 
25;   1906/07.   152  ( Dragendorf f). 


Germania.  139 

Stationen  der  Rheinuferstraße  entspricht.  Man  inüßte  also  hei  der  Aufsuchung 
der  Kastelle  von  ihnen  ausstehen.  Mehrere  auf  Diususkastelle  hindeutende 
Fund.steilen  nennt  Koenen^os»)  Über  da.s  Drususkastell  Urmitz  berichtet 
Nissen  und  Koenen^'^^'j,  über  das  von  Andernach  Lehn  er  ^O''). 

Bedeutende  Funde  aus  augusteischer  Zeit  bezeichnen  Novlomagns 
(Nijmegen)  als  einen  der  von  Drusus  besetzten  Punkte.  Das  Kastell 
lag  wolü  auf  dem  eine  starke  Position  darstellenden  Hunerberg  ^ov) 
(=  Hünen-  d.  h.  Riesenberg,  wie  man  oft  römische  Ansiedlungen 
nennt).  Auf  Grund  zweier  dem  Oceanus  und  Rhenus  errichteten 
Altäre,  die  in  A^echten  gefunden  wurden,  vermutet  Ritterling^''^) 
hier  den  Anfang  der  Rhein  und  Ozean  verbindenden  Fossa  Drusiarm, 
die  dann  eine  Kanalisierung  der  Vechte  gewesen  wäre.  Vollgraf 
dagegen  hält  die  Yssel  für  den  Drususkanal  9^9).  Daß  in  Fechten 
jedenfalls  ein  Drususlager  bestanden  hat,  schließt  Dragendorff 
aus  der  Keramik 9i0)_  Unter  dem  seltsamen  Titel  »Fossa  Drusiaua, 
Elisen,  apa  und  Aliso«  trägt  W.  HuverstuhP^i)  die  Ansicht  vor, 
daß  der  Drususgraben  ein  von  der  Mündung  der  Lippe  (wo  er 
Aliso  sucht)  am  Rhein  entlang  zum  Zuidersee  gezogener  Kanal 
gewesen  sei. 

Zahlreiche  Funde  frühaugusteischer  Grefäße  in  der  Selsschen 
Ziegelei  bei  Xeuß  ergeben,  daß  hier  unter  Augustus  ein  großes 
Lager  bestand.  Daß  es  der  Zeit  vor  Drusus  zuzuweisen  ist,  zeigt 
Ritterling9i2^.  Das  Bonner  Museum  sollte  sich  eine  baldige 
Untersuchung  des  wichtigen  Platzes,  bevor  die  Reste  dm-ch  den 
Betrieb  der  Ziegelei  zerstört  werden,  angelegen  sein  lassen. 

Als  Defensivkastell  des  Tiberius  (im  Gegensatz  zu  den  Offensiv- 
kastellen des  Di'usus)  sucht  Lehn  er  die  Älfehurg  bei  Köln  und 
das  Kastell  bei  Remagen  nachzuweisen  ^^ 3).  Das  Kastell  Alteburg, 
zuerst  ein  Erdwerk,  dann  in  Stein  umgebaut,  scheint  die  Haupt- 
station der  Rlieinflotte  gewesen  zu  sein.  Über  die  Ausgrabung  be- 
richtet Lehner^i*)  (s.  auch  Klinkenberg,  »Das  römische  Köln«, 
S.  362).  Über  Remagen  spricht  Lehuer  in  den  Bonner  Jahrbüchern 
114/15,  S.  207.  Das  alte  Erdkastell  wurde  in  flavischer  Zeit  in 
Stein  umgebaut  und  hat  bis  ins  3.  Jahrhundert  bestanden.  Ihm 
folgte  die  spätrömische  Stadtmauer.  Zu  den  zahlreichen  in  dio- 
cletianischer  Zeit  gegen  die  Germanen  errichteten  Stadtbefestigungen 
gehört  außer  Köln  eine  ganze  Reihe  kleinerer  Städte  am  Rhein: 
Neuß,  Remagen,  Andernach,  Ki-euznach  usw. 

Über  die  Metropole  der  unteren  Provinz,  die  Colonia  Agrippinensis 
(Köln)  besitzen  wir  jetzt  die  vortreffliche  Monographie  der  beiden 
Architekten  R.  Schulze  und  C.  Steuernagel ^i-^),  zu  der  H.  Nissen 
eine  Geschichte  des  römischen  Kölns  beigesteuert  hat. 

905»)  BJb.  1899,  55.  —  ö"»*)  Ebenda.  —  906)  Ebenda  1901,  1.  —  »«T)  Ebenda 
1908,  HO.  —  908)  WZ  1907,  Korr.  23.  —  909)  Ebenda  S.  146.  —  9i0)  rq 
Ber.  1906/07,  153.  —  9ii)  Antwerpen  1908,  mit  K.  —  9i2)  ßJb.  114,  170.  — 
9'«)  Ebenda  1906,  207.  —  9i4)  Ebenda  114/15,  244;  116,  96,  236.  — 
91*)  Ebenda   1895,   mit  Plan. 


140      A.  Schulten,   Bericht   über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Kap.  1.  Bodeugestaltung,  2.  Stadtmauer,  3.  Türme  (im  Mauerwerk  eines 
Turmes  wurden  Münzen  aus  der  Zeit  des  Gallien  gefunden),  4.  Tore  (auf  einem 
steht  C.  C.  A.  A.«  wie  auf  Münzen  des  Gallienus),  6.  Befestigung  von  Deutz, 
7.  Straßen,  8 — 9.  Kanäle,  10.  Wasserleitungen,  11.  Reste  römischer  Gebäude 
(S.  121 :  ältere,  vielleicht  vom  Lager  herrührende  Mauerzüge),  12.  Domhügel, 
14.  Brücken.  —  Aus  Nissen  sei  hervorgehoben:  das  Territorium  der  Stadt  = 
dem  Gebiet  der  Ubier,  Lage  des  Lagers  auf  der  Stelle  der  späteren  Kolonie. 
.  Befremdend  wirkt  bei  dem  heutigen  Stand  der  keramischen  Forschung  die  Be- 
merkung: »Ich  wüßte  nicht,  welciien  Überbleibseln  man  es  ansehen  könnte,  ob 
sie  vor  oder  nach  dem  Jahre  50  in  Gebrauch  gewesen  sind.«  —  Auf  Inschriften 
wird  das  »forum  hordeariuni«  und  eine  Lokalität  »Ad  Gantunas  Novas«  ge- 
nannt"'^, ein  Name,  der  von  den  Gantunae  (von  ganta  :=  Gans)  genannten 
Ortsgottheiten  herkommt.  Der  zum  Amphitheater  gehörige  Tierkäfig  (Vivarium) 
lag  nach  einer  Inschrift  in  der  Nähe  des  Doms^''^).  Die  Stadtbefestigung  von 
Köln  behandelt  vom  fortifikatorischeu  Stan(ij)unkt  aus  General  Wolf f^^^.  Daß 
die  Stadtmauern  des  römischen  Kölns  nicht,  wie  Nissen  will,  aus  dem  .Jahre  50, 
sondern  aus  diocletianischer  Zeit  stammen,  kann  nicht  mehr  bezweifelt  werden. 
Ein  genaues  Inventar  der  zahlreichen  antiken  Reste  gab  Klinkenberg^'**). 
Sein  Plan  orientiert  über  die  wichtigsten  Fundstellen.  Mau  sieht  auf  ihm  u.  a., 
wie  sich  die  Friedhöfe  an  den  nach  allen  Seiten  ausstrahlenden  Chausseen  ent- 
wickeln. 

"Wie  sich  die  Franken  im  römischen  Köhi  eingenistet  haben, 
zeigt  Keussen  in  seinem  Aufsatz  »Grundzüge  der  topographischen 
Entwicldung  des  mittelalterlichen  Kölns  «920j_ 

Über  Gi'abimgen  in  der  vor  dem  Nordtor  von  Xanten  gelegenen 
Colonia  Traiana  -ward  in  den  Bonner  Jahrbüchern  110,  182  und 
114,  61  berichtet.  Burginatium  scheint  nach  den  Ausführungen 
von  Siebourg  auf  dem  Monreberg  zwischen  Calcar  und  Xanten  ge- 
legen zu  haben  921)  imd  eines  der  Drususkastelle  gewesen  zu  sein. 
Über  Ausgrabungen  auf  der  Stätte  von  Burginatium  berichtet 
Mest"wardt922)  p  Cramers  Aufsatz  über  die  Urzeit  Eschweilers 
ist  ein  nützlicher  Beitrag  zur  Siedlungsgeschichte  ^23).  ]\jit  Geldiiba 
(Gellep)  beschäftigt  sich  A.  Oxe^24)_  j)[q  Gleichung  Bmruncunt  = 
Worringen  vertritt  C ramer ^25). 

Aus  der  Angabe  des  Tacitus,  daß  A.inburyium  nach  Ulixes  genannt  sei, 
schließt  Siebourg"-^)  auf  einen  älteren  gallischen  Namen  der  Stadt  und  führt 
andere  Beispiele  solcher  Umncnnung  gallischer  Städte  durch  die  Germanen  an.  — 
Afcibvrtjinm  (h.   Asberg)  hat   ü.  Boscheidgen   untersucht"-^). 

Daß  der  traditionelle  Xame  von  Aachen  (Aquae-  Granni)  nicht 
antik,  sondern  mittelalterlich  ist,  zeigt  Kisa^^S)^  (\qi-  auch  die 
Gleichung  des  cäsarischen  Aduacuta  mit  Tongern  vertritt. 

Kenne  hat  erwiesen ^29)^  daß  die  niederrheinischen  Ortsnamen 
Marcodunmi  (h.  Düren)  imd  Marcomagtts  (h.  Marmagen)  nicht 
römisch,  sondern  keltisch  sind.     v.  Domaszewskis  A>rsuch,  nach- 


918)  WZ  1904,  Korr.  llü.  —  »i^)  RGKorr.  1909,  05.  —  si«)  KorrGesVer. 
Ib97,  29.  —  919)  Die  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  VI,  1  —  2:  Die 
Kunstdenkmäler  der  Stadt  Köln.  Düsseldorf  lOOii.  —  »20)  ^yZ  1901,  14.  — 
'■•21)  lUb.  1901,  132,  mit  Plan.  —  922)  Ebenda  1907,  27.  —  923)  Esohweiler  1905, 
mit  arch.  K.  —  »24^  ßJb.  1898,  131.  —  925)  wZ  1901,  190.  —  926)  Odysseus 
am  Niederrhein.  Ebenda  1904,  312.  —  927)  ijjb.  104,  13()— G3.  —  92»)  Die 
römischen   Antiken    in   Aaclien.     WZ    190«,    1.  —  92»)   Ebenda  1898,   Korr.  214. 


Germania.  141 

zuweisen,  daß  Baiavodurum  beim  heutigen  Ilertogenbusoh  gelegen 
habe 930)^  ist  von  W.  Vollgraf ^^i)  widerlegt.  Den  Namen  der 
Deae  Melvisae  leitet  Siebourg  von  einem  Ort  Melviso  (h.  Lessenich) 
ab^ny     Viele  Orts-   und  Stammesnamen  stecken  in  den  Beinamen 

der  niedeiTheinischen  Matronnae,  die  Ihm  zusammenstellt 933)_ 

Matronae  Marsaciae  (nach  den  Marsiaci),  Vacalinehae  (nach  der  Vaealis  = 
h.  Waal),  Veteranchae  (nach  Castra  Vetera).  In  den  Ortsnamen  auf  -ich 
(Kessenich  usw.)  hat  Siebourg  gallorömische  Gutsnamen  auf  -acum  nach- 
gewiesen (Kessenich  =  Cassiniacum)^^-'"). 

Daß  die  Tungri,  ehedem  zum  germanischen  Militärgebiet,  dann 
zu  Gallien  gehörig,  seit  Septimius  Severus  wieder  zu  Germanien 
gehörten,  schließt  v.  Domaszewski  aus  Inschriften  9^*). 

Über  die  Ziegel  mit  dem  Stempel  »Tegula  Trausrhenana«  spricht 
Lehner  935). 

Der  Name  erklärt  sieh  aus  dem  zu  den  unterrheinischen  Lagern  gehörigen 
jenseitigen  Gebiet,  auf  dem  sich  also  Ziegeleien  befanden,  analog  den  Ziegeleien 
von  Nied  und  Höchst,  die  das  obergermanisehe  Gebiet  mit  Ziegeln  versahen. 

Die  Einrichtung  des  »Territorium  legionis«,  des  den  Legionen 
nach  Analogie  der  städtischen  Territorien  zugewiesenen  Gebiets, 
behandelte  A.  Schulten 936j  ^nd  0.  Hirschfeld 937j. 

4.  Nordwestdeutschland. 

Wie  für  Süddeutschland  mit  der  Einsetzung  des  Limeskommission, 
so  beginnt  für  Nord  Westdeutschland  eine  neue  Epoche  der  topo- 
graphisclien  Forschung  mit  Einsetzung  der  ßöm.-german.  Kommission 
(unter  Dragendorff)  im  Jahre  1903.  Ihre  Aufgabe  ist,  die  lokalen 
Forschungen  anzuregen,  zu  überwachen  und  ihre  Ergebnisse  zu  sammeln. 

Das  große  Ereignis  des  letzten  Jahrzehnts  der  Römerforschung 
in  Nordwestdeutschland  ist  die  Auffindung  der  römischen  Lager 
bei  Haltern  und  Oberaden,  der  ersten  in  Nord  Westdeutschland  ge- 
fundenen Römerlager.  Bei  Haltern  (am  Nordufer  der  Lippe,  40  km. 
östlich  von  Wesel),  sind  nicht  weniger  als  fünf  verschiedene  Be- 
festigimgen  aus  der  Zeit  des  Augustus  und  Tiberius  vorhanden. 

Ein  ältestes  Lager  auf  dem  Annaberg,  südwestlieh  von  Haltern,  und  vier 
2^  km  weiter  nordwestlich  bei  der  Stadt  Haltern  gefundene  Anlagen:  ein  älteres 
größeres  und  ein  jüngeres  kleineres  Lager,  eine  Anlegestelle  und  ein  Uferkastell. 
Über  Haltern  wird  von  Koepp  berichtet  in  den  Mitt.  d.  Altertums-Kom.  f. 
Westfalen  938)_  von  denen  5  Hefte  (1899,  1901,  1903,  1905,  1909)  vorliegen, 
und  kürzer  im  R.  G.  Bericht.  Zur  Orientierung  dient  der  von  Schuchhardt 
herausgegebene  Führer ä-*^)  und  ein  Vortrag  von  Koepp ^*'^). 

Über  die  Ausgrabung  des  großen  bei  Oheraden  (35  km  östüch 
von  Haltern    am  Südufer    der  Lippe)    gefundenen  Lagers,    das    aus 


930)  WZ  1909,  179.  —  931)  Ebenda  Korr.  117.  —  932-,  Ebenda  1904, 
320.  —  933)  ßoschers  Lex.  d.  Mythol.  s.  v.  Matronae.  —  933«)  gj^.  1905,  82.  — 
934)  WZ  1900,  Korr,  146.  —  935)  Novaesium  (Anm.  901),  S.  291.  —  936)  Das 
Territorium  legionis.  Hermes  29.  —  937)  Dje  kais.  Verwaltungsbeamten,  1905, 
139.  —  938)  Münster.  —  939)  Aliso.  Führer  durch  die  Ausgrabungen  bei 
Haltern.     3.  Aufl.,   1906,  mit  K.  u.  Plan.  —   940)  NJbKlassAlt.   1906. 


142      A.  Schulten,  Bericht  ülter  die  historische  Geographie  des  Westens. 

der  ersten  Zeit  der  Okkupation  stammt  und  spätestens  im  Jalire 
11  V.  Chr.  aufgegeben  wurde,  referieren  Dragendorf f  im  R.  G. 
Ber.9^1)  und  Kropatscheck  im  R.  G.  Korr.^^^j^  -^0  auch  der  erste 
Plan  mitgeteilt  ist.  Der  Entdecker  des  Lagers,  Pfarrer  Prein,  hat 
zwei  Broschüi'en  veröffentlicht  9^3)_ 

Die  Kontroverse  über  die  Lage  von  Aliso  ist  durch  die  Auf- 
findung der  Ijager  von  Haltern  und  Oberaden  aufs  neue  heftig 
entbrannt.  Die  einen  (vor  allen  Schuchliardt^-**))  identifizieren 
Haltern,  die  anderen  (wie  Noethe^^^)  und  Prein)  Oberaden  mit 
Aliso,  die  dritten  (wie  Delbrück 9*6))  suchen  Aliso  an  der  oberen 
Lippe,  in  der  Gegend  von  Paderborn. 

Delbrücii,  der  die  Alisofrage  gründlich  untersucht  hat,  entscheidet  sich  für 
Elsen,  welches  au  der  Einnuindung  der  Alme  in  die  Lippe  gelegen  und  wegen 
der  Identität  der  Namen  (Aliso  =  Elsen  wie  Amisia  =  Ems,  Adrana  =  Edder) 
sehr  zu  den  Angaben  über  die  Lage  von  Aliso  paßt.  v.  Domaszewski  sucht 
Aliso  in  derselben  Gegend:  ->Da  wo  die  Enislinie  die  Lippelinie  schneidet,  ist 
der  Knotenpunkt  Aliso  anzusetzen,  in  der  Nähe  von  Lippstadt« ''■*^.  Mit  der 
Etymologie  des  Namens,  derligurisch  zu  sein  scheint,  beschäftigt  sich  Cr  am  er  3^^). 

Ein  drittes  römisches  Lager  scheint  bei  Knehlinghausen  (22  km 
südöstlich  von  Lippstadt)  gefunden  zu  sein.  Form  und  Anlage  ist 
vollkonmien  römisch,  aber  es  werden  noch  entscheidende  Funde 
vermißt.    Berichte  über  die  bisherigen  Ergebnisse  gab  Hartmann 9*9). 

Das  Lager  liegt  in  beherrschender  Stellung  zwischen  Alme  und  Mohne. 
Wegen  seiner  Lage  im  Lippegebiet  könnte  es  wohl  aus  der  Zeit  der  Kriege 
unter  Augustus  stammen.  Dazu  paßt  die  vielfache  Übereinstimmung  mit  Haltern 
und  Oberaden. 

Auf  die  Lage  an  alten,  von  Hessen  (dem  südlichen  Operations- 
feld der  Römer)  nach  der  oberen  Lippe  (dem  nördlichen)  fülu-enden 
Straßen  weist  Dragendorff  hin^^o). 

Daß  die  anderen  früher  als  römisch  ausgegebenen  Befestigungen 
in  Westfalen  meist  sächsisch  oder  fränkisch  sind,  hat  vor  allem 
C.  Schuchhardt  nachge^viesen,  dessen  Vortrag  über  »Römerforschung 
in  Deutschland  <  951)  zu  größter  Skepsis  mahnt. 

Hervorgehoben  sei,  daß  von  den  stets  als  römisch  angesehenen  Moorhriickrn 
viele  sicher  unrömisch  sind,  daß  das  Vurnslafjvr  Knokes  im  Habichtswalde 
sich  als  eine  moderne  Einhegung  entpuppt  hat.  Die  Forschungen  und  Ent- 
gegnungen F.  Knokes''^^),  der  bald  die  Varnslager,  bald  das  des  Caecina  oder 
die  Pontes  longi  gefunden  haben  will,  werden  von  der  kritischen  Forschung 
einstimmig  abgelehnt  '■^^'^). 

Einen  lehrreichen  Überblick  über  die  Forschungen  nach  dem 
varianischen  Schlachtfeld   gibt  Wielisch 95-t),  der  zu  dem  Ergebnis 

9*1)  1905,  48;  1906/07,  159.  —  ^*^  1909,  1.  -  »^3)  Aliso  (Münster 
190Gj  mit  Nachtrag  (1907).  —  »<*)  WZ  1905,  315,  und  Führer  für  Haltern 
(Anm.  939).  —  »^^)  Beitr.  zur  Gesch.  Niedersachs,  u.  Westfsd.,  II,  JI.  11.  — 
9")  Gesch.  d.  Kriegskunst,  II,  1902,  135—48.  —  9*^  WZ  1903,  213.  — 
'■>*»)  Ebenda  1902,  254.  —  949)  WestfM  (Anm.  938)  3,  101;  4,  131,  mit  K.  — 
960)  RGßer.  1904,  23;  1906/07,  160.  —  95i)  NJbKlas.sAlt.  1900.  —  952,  Verz. 
s.  Schriften  bei  Wielisch  (Anm.  954).  —  953)  Vgl.  die  Kritiken  von  G.  Wolff 
in  BPhilWschr.  1896,  Nr.  9;  KS'JS,  Nr.  4;  1899,  Nr.  28.  —  954)  Der  Kampf 
um  dius  Teutoburger  Schlachtfeld.     NJbKliissAlt.   1909. 


Germania.  143 

kommt,    daß    noch   gar    nichts  Sicheres    festgestellt    sei,    aber   die 
meisten  Forscher  sich  für  die  Gegend  von  Detmold  entscheiden. 

Für  diese  Gegend  spricht  der  von  Sohuchhardt  gegebene  Nachweis,  daß 
der  Sallus  TeiUohurfjiensis  nach  einer  bei  Detmold  gelegenen  Teiitoburg  heißt, 
also  jedenfalls  ursprünglich  den  Detmold  ziinächstgelegenen  Teil  des  Waldes 
bezeichnet ^^■•").  Th.  Mommsens  Fiarenauhypothese  findet  nur  noch  wenige 
Anhänger ^^^).  Andree,  »Der  Teutoburger  Wald  bei  IburgÄä^"),  behandelt  die 
physikalische  Geographie  der  Gegend. 

Eine  neue  Monographie  über  die  Feldzüge  des  Oermanicus  hat 
Dahm  veröffentlicht 9ö7)_  j^  einer  Abhandlung,  »Der  Limes  des 
Tiherius«^^^\  die  sich  ausführlich  mit  dem  Begriff  des  Limes  be- 
schäftigt, beseitigt  Oxe  den  besonders  von  Mommsen  und  einigen 
Militärs  (Dahm,  v.  Veith)  verbreiteten  Irrtum,  daß  mit  dem  »limes 
a  Tiberio  coeptus«  bei  Tacitus  ein  rechtsrheinischer  Grenzwall  ge- 
meint sei.  Die  Stelle  bezieht  sich  vielmehr  auf  die  Anlage  einer 
Einfallstraße  nördlich  oder  südlich  der  Lippe. 

E.  K  0  r n  e  m  a n  n  s  Aufsatz  »  Zu  den  Germanenkiiegeu  des  Augtistus  « 
beschäftigt  sich  mit  der  Lage  mehrerer  für  die  Topographie  der 
römischen  Unternehmungen  an  der  Nm-dseeküste  wichtigen  Plätze^^^). 

Verhältnis  von  Bonouia  (Bonlogne  s.  Mer)  und  Gesoriacum:  Bononia  sei 
der  Hafen,  Gesoriacum  der  Gau,  in  dem  Bononia  lag.  Aus  der  Florusstelle 
2,  30,  26  (Bormam  et  Gesoriacum  pontibus  juuxit)  wird  im  Anschluß  an 
J.  Becker  (BJb.  1863,  1)  eine  aus  Bohlwegen  bestehende  Küstenstraße,  ein 
»Küstenlimes?,  von  Gesoriacum  nach  dem  benachbarten  Borma  erschlossen,  den 
Drusus  augelegt,  Tiberius  4  v.  Chr.  benutzt  habe.  Zu  demselbeu  Ergebnis 
einer  an  der  Nordsecküste  entlaug  führenden  Operationslinie  kam  vor  Korne- 
mann  v.  Domaszewski  ^^'*),  der  aber  Bormam  in  Burchanam  emendiert  und 
die  Straße  von  Gesoriacum  bis  Borkum  reichen  läßt,  sachlich  sehr  ansprechend, 
da  Borkum,  gegenüber  der  Ems,  der  N — S-Einfallstraße,  gelegen,  einen  besseren 
Endpunkt  des  Nordseelinies  darstellt  als  ein  Ort  in  der  Nähe  von  Gesoriacum. 
An  der  Identifikation  der  Insel  Bnrchana  mit  Borkum  ist  doch  wohl  festzuhalten. 
Die  Fortsetzung  dieser  Küstenstraße,  »Die  Römerwege  zwischen  Unterweser  und 
Niederelbe  und  die  mutmaßlichen  Ankerplätze  im  Jahre  5  n.  Chr.«,  behandelt 
C.  Binzer96i). 

Es  kann  nunmehr  als  gesichert  gelten,  daß  die  Römer  seit 
Drusus  von  zwei  einen  rechten  Winkel  bildenden  Operationslinien 
aus  ins  Innere  von  Germanien  vordrangen:  die  eine  bildete  der 
Rhein,  von  dem  aus  die  lippe-  und  Mainstraße  ins  Innere  führte, 
die  zweite  eine  längs  der  Nordseeküste  laufende  Straße,  von  der 
aus  sie  die  Ems  und  Weser  liinauf  vordrangen  962)_  gg  jgt  das 
gleiche  System  wie  in  Süddeutschland,  wo  sie  ebenfalls  von  zwei 
im  rechten  Winkel  aufeinanderstoßenden  Operationslinien,  Rhein 
und  Donau,  ausgehen. 

Im  übrigen  hat  die  Straßenforschioig  in  diesem  Gebiet  erst 
eben  begonnen.    Größere  Reste  römischer  Straßen  sind  noch  nü-gends 


954«)  S.  RGBer.  1904,  17.  -  9^5)  Ebenda.  —  »56^  Diss.  Göttingen  1904.  — 
9")  Trier  1902.  142  8.  —  9=8)  BJb.  1906,  99.  —  959)  kHo  1909,  422.  — 
960)  WZ  1903,  Korr.  212.  —  96i)  Glob.  LXXXVI,  3,  4.  Ablehn.  Kritik 
RGBer.   1904,   18.  —   962)  wZ   1903,  Korr.  212  (v.  Domaszewski). 


144      A.  Schulten,  Bericht   üher  die  historische  Geogra])hie  des  Westens. 

nachgewiesen.  Durch  die  ri>erliefening  ist  gesichert  eine  Lippe-, 
Main-,  Ems-,  Weserstraße.  Ferner  kann  eine  vom  oberen  Main 
zur  mittleren  AVeser  führende  Verbindung  nicht  gefelilt  haben,  auf 
der  vielleicht  das  Lager  Kneblinghausen  lag.  Am  fi'ühesten  wird 
es  gelingen,  die  beiden  die  Lippe  begleitenden  Straßen,  bezeichnet 
durch  Haltern  und  Oberaden,  aufzufinden.  Während  man  früher 
alle  Bohlwege  in  Mooren  für  römisch  liiolt,  wird  jetzt  von  Schuch- 
hardt963)  und  Philippi964)  darauf  hingewiesen,  daß  sowohl  in 
vor-  wie  in  nachrömischer  Zeit  solche  Wege  gebaut  worden  sind. 
Von  neueren  Schriften  übei'  die  Straßen  dieses  Gebiets  sei  noch 
Nordhoff  und  Westhoff,  »Römische  Straßen,  Landwehren  und 
Erdwerke  in  Westfalen  «^^s)  genannt. 

Es  scheint,  daß  man  endlich  die  dringende  Pflicht,  die  ivest- 
fülisclmi  Erdhefestigmigen,  einerlei  ob  präliistorisch,  römisch  oder 
fränkisch,  aufzunehmen,  erfüllen  will.  Für  viele  ist  es  leider  schon 
zu  spät.  Über  Fränkisclies  und  Sächsisches  in  Nordwestdeutschland, 
d.  h.  über  die  römischen  Lagern  oft  zum  Verwechseln  ähnlichen 
mid  oft  deutlich  nach  römischem  Vorbild  gebauten  Erdwerke  aus 
sächsischer  und  fränkischer  Zeit,  berichtet  Schuchhardt^'^*'). 
Wegen  des  häufigen  Zusammenhangs  fränkischer  und  römischer 
Wege  ist  das  Buch  von  H.  Rubel ^ß""),  »Die  Franken«,  wichtig,  in 
dem  auch  das  fränkische  Ansiedlungs-  und  Straßenwesen  behandelt 
wird. 

Sehr  wertvolle  Forschungen  über  die  Kenntnis  der  Alten  von 
der  germanischen  Nordseeküste  enthält  das  Buch  von  Detlefsen, 
»Die  Entdeckung  des  germanischen  Nordens  im  Altertum «^^^s). 

In  dem  Fragment  aus  Pytheas  bei  Plinius  N.  H.  37,  35  ist  statt  Guionibus 
Ingnionibus  zu  schreiben,  wodurch  der  Name  der  Ingwäonen  schon  für  das 
4.  Jahrhundert  v.  Chr.  bezeugt  sein  würde.  In  dem  »aestuarium  Metuonidh 
nomine  ist  der  alte  Name  des  mieden  =  Marschlandes  erhalten.  Die  Berustein- 
insel  Ahalus  \\\n\  mit  Helgoland  identifiziert.  Die  Teutonen  hat  Pytheas  wie 
Plinius  in  Schleswig-Holstein  angesetzt.  Die  von  Timäus  Basilia  und  Baunonia 
genannte  Insel  ist  mit  dem  Abalus  des  Pytheas  identisch.  Die  Insel  Baleia 
(Plinius  4,  95)  wird  auf  Schweden  gedeutet,  das  Meer  Morimarusa  auf  die 
Küste  Nordjütlands.  Bei  Xeno])hon  von  Lampsakos  (um  100  v.  Chr.)  findet 
sich  die  älteste  Kunde  des  samländischen  Bernsteins.  Die  Insel  Faharia  (von 
faba  =  Bohne)  identifiziert  D.  mit  der  Baunonia  (von  altgerm.  bona  =  Bohne) 
die  Herculis  Colnmnac  mit  dem  roten  und  weißen  Felsen  von  Helgoland,  von 
denen  der  weiße  jetzt  verschwunden  ist.  In  einem  Nachtrag  ^^^)  erkennt  D. 
den  Namen  der  Cimhern  wieder  in  dem  der  jütischen  Landschaft  Cimmei-syssel, 
den  der  Harudcn  in  Ilarthesysael,  der  Sabalingier  in  Sulingsysael,  der  Avionen 
in  Abosysael,  welche  Namen  sich  im  Steuerbuch  Kcinig  Widdemars  II.  von 
1231    n.  Chr.   finden. 

Verwandten  Inhalts  ist  IL  Toepfer  »Die  deutsche  Nordsee- 
küste in  alter  und   neuer  Zeit<^ö"0). 


983)  NJbKlassAlt.  1900.  —  ««<)  KorrGesVer.  1905,  357.  —  ^^^)  B.Jb. 
96/97.  —  96«)  KGBer.  1905,  97:  190(i/07,  193.  —  »«^  1904.  —  96«)  Sieglins 
Quellen  u.   Foj-sch.  VIII,    1904.   —   9«9)  Kl.enda  1909.  —   970^  QZ   1903,  305. 


Germauia.     Illyricum.  145 

Mit  Hilfe  des  Ptolemäiis  vei'sucht  A.  önirs  die  Handelsstraßen 
im  östlichen  Gernmnien  aufzufinden  97i).  Daß  das  hei  Stradonitz 
(32  km  südwestlich  von  Prag)  aufgedeckte  Oppidura972)  nicht  den 
Markomannen  des  Marbod,  sondern  ihren  keltischen  Vorgängern, 
den  Boicrn,  gehört  habe,  macht  C.  Jullian^'^S)  wahrscheinlich. 
Über  die  Boier  ist  Ihms  Artikel  in  der  RE  zu  vergleichen.  Für 
die  Vorgeschichte  Böhmens  ist  wichtig  eine  Abhandlung  von  V, 
Buchtela^'^'*).  Für  Bastarner,  also  Germanen,  hält  Stähelin  die 
um  150  V.  Clu\  mit  den  germanischen  Skiren  die  pontischen 
Griechen  bedrängenden  Galater  der  Inschrift  von  01bia875j_  Das 
wäre  dann  das  erste  Auftreten  der  Germanen  in  der  Geschichte, 
über   die  Bastarner   unterrichtet   der  Artikel  von  Ihm  in  der  RE. 

Montelius  hat  den  Handel  zwischen  Ostsee  und  Mittelmeer  in 
der  Zeit  vor  Augustus  dargestellt  ^'^ß). 

G.  Illyricum. 

Eine  historische  Geographie  der  Donauländer  wird  bisher  ver- 
mißt. Das  unter  dem  Titel  »Austria  Romana«  von  F.  Pichler^'''^) 
veröffentlichte  topographische  Lexikon  der  Donauländer  ist  eine 
»rudis  indigestaque  moles«  und  erfüllt  seinen  Zweck  nur  in  be- 
schränktem Maße. 

Der  erste  Teil  enthält  eine  Einleitung  und  eine  historische  Karte  (1 :  1  800000), 
der  zweite  das  Lexikon,  in  dem  bei  jedem  Namen  die  verschiedenen  Namens- 
fornien,  die  antiken  Autoren,  welche  den  Namen  nennen,  und  die  moderne 
Ortöbezeiehnung  angegeben  wird,  alles  das  unkritisch  und  konfus  und  ohne  daß 
irgend  welche  Belege  aus  der  modernen  Literatur  beigebracht  werden.  Man 
lese:  »Pola . . .  Siebenhügelstadt,  Gründung  der  Kolcher(!),  eingerichtet  178  v.  Chr., 
in  Regio  X  Italiae  Augusti .  .  .  Kastell,  Flottenstation,  Arena  .  .  .  Rathaus,  an 
Strand  und  Absturz (?),  Straßenpflaster,  Mosaiken,  Sarkophage  . .  .«.  Der  dritte 
Teil  bringt  unter  »Ausgänge  und  Übergänge«  zunächst  ein  Verzeichnis  mittel- 
alterlicher Ortsnamen  in  den  römischen  Provinzen  mit  Angabe  von  Daten  ihrer 
Erwähnung  aber  ohne  irgendwelchen  Beleg,  dann  als  Beilage  a)  ein  Verzeichnis 
der  antiken,  im  Lexikon  genannten  Autoren,  unter  b)  eine  bunte  Sammlung 
moderner  Literatur,  unter  d)  eine  Wiederholung  des  Lexikons  mit  Angabe  der 
dem  betreffenden  Ort  benachbarten  heutigen  Orte  usw.  Die  deutsche  Lust  am 
Thesaurieren  ist  in  diesem  Buch  zur  Absurdität  geworden.  Es  hätte  in  dieser 
Formlosigkeit  nicht  veröffentlicht  werden  dürfen. 

Wegen  der  vielen  keltischen  Ortsnamen  ist  auch  für  die  Donau- 
länder Holders  »Altkeltischer  Sprachschatz«  (8.  54)  wichtig. 
Über  die  1889 — 1901  erscliienene  topograpliische  Literatur  berichtet 
Liebenam^''^).  Die  für  die  historische  Geographie  und  Topographie 
wichtigsten  Zeitschriften  sind:  die  Jahreshefte  des  Österr.  Archäol. 
Inst,    mit   einem  Beiblatt,    in  dem  vieles  Topographische  zu  finden 

^71)  Das  östliche  Germanien  und  seine  Verkehrswege.  PragStudGebQesch. 
IV,  1898.  —  9^2)  Le  Hradischt  de  Str.  par  Piö,  trad.  par  Dechelette.  Leipzig 
1906.  —  973)  REA  1906,  111.  —  9^4)  Die  Lausitzer  und  schles.  Brandgräber. 
JbÖstZentrKom.  1906,  1—58.  —  ^'^)  Festschr.  f.  Plüß.  Basel  1905.  — 
•'"6)  DRev.  1909.  —  9")  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  II,  1902;  III,  1903,  mit 
K.   —   978)  Bursians  .JBer.   1903,   127—45. 

Geogr.  Jahrbuch    XXXIV.  10 


146      A.  Schulten,   Bericht   üher  die  historische  Geographie  des  Westens. 

ist,  die  Mitt.  der  k.  k.  Zentral-Kom.^^s)^  das  Jalu'b.  derselben  ^^o) 
und  das  Jahrb.  f.  Altertumskunde  ^s^),  die  Schriften  der  Balkankom- 
mission (antiquarische  Abteiliuig),  die  Wiss.  ^Mitt.  aus  Bosnien  und 
Herzegowina  (für  Dalmatieu),  für  Ungarn  vor  allem  die  Archaeol. 
Ertesitö.  Als  ein  Unfug  muß  es  bezeichnet  werden,  wenn  ungarische, 
ki'oatische  und  serbische  Forscher  ihre  Sachen  in  einheimischer 
Sprache,  die  außerhalb  der  Landesgrenze  niemand  versteht,  ver- 
öffentlichen. Über  die  Fortschi-itte  der  historischen  Topographie  in 
Österreich  wird  seit  1907  im  Arch.  Anz.,  imd  seit  1906/07  im 
R.  G.  Ber.  referiert.  In  der  wichtigen  Abhandlung  v. Domaszewskis 
über  die  Beneficiarierstationen  nimmt  das  Straßennetz  der  Donau- 
länder einen  bedeutenden  Raum  ein^^^).  K.  Patsch  zeigt  in  dem 
Aufsatz  »Der  ülyrische  Zoll  und  die  Protinzialgrenzen«^^^),  daß 
diese  Zollämter  keineswegs  nur  an  den  Grenzen  der  Provinz,  sondern 
auch  im  Innern  (zur  Verwaltung  des  Straßenzolls  dienend)  lagen, 
also  zur  Bestimmung  der  Grenze  nicht  verwendbar  sind. 

Die  Dotiau,  der  Hauptstrom  der  Länder  und  die  Basis  der 
römischen  Herrschaft,  ist  nach  allen  Seiten  behandelt  in  dem  aus- 
führlichen Artikel  der  RE  »Danuvius<  von  Brandis,  einer  vor- 
treffüchen  historischen  Geographie  des  Flusses,  wie  man  sie  für 
alle  großen  Ströme  des  Altertums  besitzen  möchte.  Hervorgehoben 
sei  die  Behandlung  der  Donauschiffahrt  und  der  Handelsstraßen 
an  und  zur  Donau.  Daß  die  eigentliche  Donaicquelle  nicht  schon 
auf  dem  Feldzug  des  Tiberius  im  Jahre  15  v.  Chr.,  sondern  erst 
durch  die  Okkupation  der  Schwäbischen  Alb  unter  Claudius  ent- 
deckt worden  sei,  stellt  Kornemann  fest^^*).  Die  besten  histori- 
scheu Karten  der  illyrischen  Provinzen  findet  man  im  zweiten 
Supplement  (1902)  des  CIL  HI  mit  den  Nebenkarten  Poetovio, 
Emona,  Aquincum.  Die  dem  Lexikon  von  Pichler  beigegebene 
Karte  erleichtert  die  Auffindung  der  im  Lexikon  verzeichneten  Orte. 
Kleineren  Maßstabs  ist  auch  R.  Kieperts  Karte  »Italia  superior 
cum  regionibus  Alpinis«  (für  Rä,tien,  Vindelicien,  Noricum)  und 
»Illyricum  et  Thracia«  (Blatt  17  der  FOA).  In  dem  beigegebenon 
Kommentar  werden  mehrere  Punkte  der  dalmatinischen  Topographie 
erörtert.  In  Pichler s  »Austria  Romana t'-**^^)  findet  man  eine  Zu- 
sammenstellung über  die  Verbreitung  und  Art  der  jmiJti.storischen 
Siedlungoi  der  Donauländer.  A^on  ethnologischen  Arbeiten  ver- 
zeichne ich  Lehmsdorff,  »Die  Germanen  in  den  Balkanländern 
bis  zum  Auftreten  der  Goten«^^^).  Das  von  Premerstein^^'^) 
und  Bücheler^ssj  ergänzte  Elogium  des  C.  Sempronius  Tuditanus 
(Cos.  129  V.  Chr.)  erwälint  seine  Siege  über  die  Taurisker,  Carner 
und  Ardiäer.    Topographische  Bemerkungen  dazu  maclit  Reisrli^^^"). 

"«)  Seit  1897.  —  ö««)  1903.  —  s»')  Bd.  I  u.  II,  1907.  —  9»2)  g.  ir)9  — 91.  — 

»8»)  RömM    1905,  223.  —  9»<)  I{lSoh\vHl>AlbVer.    1909.   —    »85)  s.  53—93.  — 

«86)  Leipzig  1809.  —  »87)  ÖJiiliresh.  1907,  264.  —  »8«)  Ebenda  1908,  276.  — 
988*)   Ebenda  276 f. 


Illyrifum.  147 

Für  die  Topographie  der  illyrischen  Kriege  unter  Augiistus  ist 
wichtig  die  Schrift  von  F.  Abraham  9^9)^  .Zur  Geschichte  der  germani- 
schen und  panuonisehen  Kriege  unter  Augustus«  und  ein  Aufsatz  von 
Kromayer^ss«).  Von  den  Taten  des  M.  Vinieius  (Cos.  19  v.  Chr.), 
der  als  Erster  die  Donau  überschritt  und  Quaden,  Bastamer,  Cotiner, 
Anartior  besiegte,  berichtet  eine  Inschrift  aus  Tibur,  die  v.  Premer- 
stein  vortrefflich  erläutert  hat^^^).  Auf  Seite  225  gibt  er  eine 
Übersicht  über  die  ethnologischen  Verhältnisse  an  der  Donau  im 
Jahre  14  v.  Chi\  G.  de  Pachtere^^i)  macht  es  wahrscheinlich, 
daß  von  den  Römern  erst  infolge  der  pannonischen  Expedition  des 
Augustus  im  Jahre  35  v.  Chr.  die  Identität  des  Ister  mit  dem  Danuvius 
erkannt  und  zuerst  von  Sallust  ausgesprochen  worden  sei  (vgl. 
dazu  Brandis  a.  a.  0.  S.  2105). 

Für  die  Erforschung  des  Limes  der  Donauländer,  der  hier  in 
einer  auf  dem  Südufer  der  Donau  laufenden,  mit  KasteUen  imd 
Türmen  besetzten  Straße  bestand  —  wie  der  obergermanische  Limes 
am  Main  — ,  hat  sich  eine  einheitliche  Untersuchung  leider  nicht 
erreichen  lassen.  Dementsprechend  ist  die  Untersuchung  der  ver- 
schiedenen Strecken  sehr  verschieden.  Eine  Übersicht  über  den 
ganzen  Limes  gibt  Brandis  a.  a.  0.  2128.  Die  Untersuchung  der 
Avestlichen  Hälfte  der  rätischen  Strecke  von  Lorch  bis  Eining  fäUt 
noch  in  das  Arbeitsgebiet  der  deutschen  Limeskommission.  Leider 
ist  die  Erforschung  der  östlichen,  auf  Baj'ern  entfallenden  Hälfte 
auf  dem  rechten  Donaiiufer  noch  sehr  im  Rückstand  und  noch  nicht 
einmal  das  ^Wchtige  und  gut  erhaltene  Kastell  Eining  (Abusina)  voll- 
ständig ausgegraben.  Über  die  bisherigen  Ergebnisse  unterrichtet 
der  Führer  von  Popp^^^").  Über  die  an  den  rätischen  Limes  an- 
schließende Strecke  von  Regensburg  bis  Passau  orientieit  vorläufig 
Ohlen Schlager 992);  füj.  (jjg  Strecke  von  Passau  bis  Lauriacum 
fehlt  noch  eine  Untersuchung.  Am  weitesten  fortgeschritten  ist  die 
Forschung  auf  der  Strecke  Lauriacum — Carnuntum  dank  den  von 
der  Wiener  Akademie  der  "Wissenschaften  zusammen  mit  dem  Verein 
»Carnuntum«  unternommenen  und  meist  von  Oberst  v.  Groller 
ausgeführten  Arbeiten.  Die  Ergebnisse  sind  in  dem  großen  AVerk 
»Der  römische  Limes  in  Österreich«  niedergelegt 9 9 3),  einem  wür- 
digen Gegenstück  zur  Publikation  über  den  obergermanisch-rätischen 
Limes.  Der  Carnuntum  betreffende  Teil  des  Berichts  erscheint  zu- 
gleich in  dem  Bericht  des  Vereins   »Carnuntum«. 

Das  erste  Heft  berichtet  über  die  Grabungen  im  Lager  C,  dem  Hauptgegen- 
stand der  Forschung,  über  das  Straßennetz  um  C.  (mit  Karte),  über  eine  Limes- 
station auf  dem  Pfaffenberge  bei  Deutsch- Altenburg ;  Heft  2  über  die  Straße 
C. — Vindobona;  Heft  3  über  die  Straße  C. — Scarabantia,  über  das  Kastell 
Höflein   (an    dieser  Straße),    über  C.  Lager    und  Stadt;    Heft  4    über    mehrere 

989)  Berlin  1875.  —  "«»"O  Hermes  1898.  —  990)  ÖJahresh.  1904,  215.  — 
991)  MelHist.  1908,  79.  —  99i<.)  Landj«hut  1903.  —  »92)  AbhBayerAkWiss., 
phil.-philos.  KL,  XVU,  1,  1884.  —  ^^^)  Hrsg.  v.  d.  k.  k.  Ak.  d.  Wiss. 
Wien  u.  Leipzig. 

10* 


148      A.  Schultcu,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Limestürme  der  Straße  C. — Vindohona;  Heft  5  über  die  Straße  C. — Vindoboua 
und  mehrere  Nebenstraßen ;  lieft  6  über  C. ;  Heft  8  über  Grabungen  in  den 
Lagern  Luuriacum  und  Albing  (4  km  östlich  von  Lauriaeum  an  der  Donau), 
welches  Lager  Lauriaeum  (19  ha)  und  Carnuntum  (17  ha)  an  Größe  (23,29  ha) 
übertrifft  und  den  Lagern  Bonn  und  Novaesium  (25  ha)  fast  gleich  kommt ; 
Heft  9  über  Caniuntum  und  Lauriaeum  und  die  Limesstrecke  von  Lauriaeum 
bis  Arelape  (bei  Pöchlarn  an  der  Donau)  mit  dem  etwa  in  der  Mitte  gelegenen 
Kastell  Mauer;  Heft   10  über  C  und  Kastell  Mauer. 

Vom  Lager  Carnuntum  ist  jetzt  die  ganze  zwei  Drittel  des 
Lagers  einnehmende  Retentura  aufgedeckt.  Die  übrige  Literatur 
über  C.  und  Vindobona  wird  unter  »Pannonia«   verzeichnet. 

Auf  ungarischem  Gebiet  hat  man  mit  der  systematischen  For- 
schung des  Limes  erst  begonnen.  Einen  Bericht  über  den  Stand 
der  Forschung  geben  Kuzsinsky  und  Finaly^^*).  Die  Grabungen 
haben  in  dem  Kastell  Ad  Herculem  (bei  Pilismarot)  begonnen,  von 
dem  Arch.  Anz.  1907,  218  ein  Plan  mitgeteilt  wird.  Als  zweites 
KasteU  ist  das  von  Leanyvar  ausgegraben  worden  (Arch.  Anz.  1909, 
291,  mit  Plan).  Seine  Untersuchungen  über  den  dazisclien  Linies 
verspricht  Teglas  in  der  Zeitschrift  Klio  zu  veröffentlichendes). 
Über  den  Limes  am  serbischen  Ufer  sind  noch  immer  die  Unter- 
suchungen von  v.  Kanitz  das  Beste e^^).  Selbst  von  den  großen 
Legionslagern  in  Pannonien  und  Mösien  ist  noch  keines  systematisch 
erforscht.  Besser  unterrichtet  sind  wir  dagegen  über  das  letzte  Stück 
des  Limes,  den  großen  Wall  in  der  Dobrudscha,  durch  die  Arbeiten 
von  Schuchhardt  und  Tocilescu  (Anm.  1136). 

n.  Vindelicia,  Baetia,  Vallis  Poenina. 

Für  diese  drei  Sprengel  liegt  außer  der  älteren  Karte  im  CIL 
JH  in  dem  Blatt  »Italia  superior  cum  regionibus  Alpinis«  der  FOA 
eine  neue  historische  Karte  vor. 

1.    Vindelicia. 

Zur  Ethnologie  von  Vindelicia  gehören  die  Artikel  der  RE  über 
die  rätischen  Stämme  der  Catetmtcs,  Cosnanetes,  der  keltischen 
Boi,  der  letzten  und  heutigen  Bewolmer  Vindeliciens,  der  Baiuvarii 
(Bayern),  alle  von  Ihm.  Daß  der  als  »Raetia  Vindelicia  Vallis 
Poenina«  zusammengefaßte  Sprengel  zuerst  unter  Augustus  Vorland 
des  germanischen  Militärgebiets  war  und  unter  einem  Praefectus 
der  in  Vindonissa  liegenden  Legion  stand,  erweist  aus  J.  v.  Doma- 
szewski^^'^).  Ritterling  hat  gezeigt,  daß  die  Umwandlung  in 
eine  Prokuratur  unter  Tiberius  stattgefunden  hat^^^). 

Das  Buch  von  F.  Franziss,  »Bayern  zur  Römerzeit,  eine 
historisch-archäologische  Forschung <^939),  ist  nichts  als  eine  ganz 
unkritische,    alles    verwirrende  Kompilation,    enthält   aber  allerhand 


99*)  ArchErtesitö  190rj,  213.  Vgl.  AA  1906,  192;  1907,  214.  —  9»»)  Klio 
1909,  262.  —  996)  DenksAkWicn  XLL  —  997)  wz  1898,  Korr.  80.  —  99«)  Ebenda 
1903,   Korr.  80.   —   999)  Regensburg  1905. 


Illyriciim.  149 

gute  Abbildungen.     Ein  wertvolles  Inventar  aller  römischen  Anlagen 
und  Fundstätten  in  Bayern  wird  R.  Ohlenschlager  verdankt. 

Bisher  sind  zwei  Hefte  erschienen """').  Das  dritte  Heft  soll  die  Alter- 
tümer von  Augsburg  verzeiehnen.  Ein  grni>hisches  Gegenstück  zu  dieser  Statistik 
hat  O.  in  der  prähistorischen  Karte  von   Bayern  in   Angriff  genommen. 

Die  Vor-  und  Frühgeschichte  des  Leckrheins  (besonders  die 
Erd werke)  hat  F.  Weber  untersucht ^ooi).  Die  beste  Arbeit  über 
das  römische  Regenshurg  ist  das  von  Graf  von  Walderdorff, 
dem  verdienten  Erforscher  der  Stadt,  verfaßte  Buch  über  Regens- 
burgioo2^  Eine  fleißige  Zusammenfassung  der  bisherigen  For- 
schungen  bietet  Ortners  Schiüft   »Das  römische  Regensburg« ioo3)_ 

Der  Flächeninhalt  des  Lagere  ist  24,3  ha,  was  der  Größe  der  Legionslager 
Novaesium  und  Bonn  entspricht.  Bekannt  ist  der  Lauf  der  Umfassungsmauer, 
die  vier  Tore  der  Hauptstraßen.  Das  Prätorium  ist  von  v.  Walderdorff  auf 
dem  alten  Kornmarkt,  d;is  Haus  des  Legaten  seitlich  von  ihm  (wie  in  Carnuntum) 
festgestellt  worden.  Die  Zivilstadt  lag  westlich  des  Lagers.  Beigegehen  ist  ein 
Plan  der  Umgebung  mit  den  römischen  Straßen  und  ein  Stadtplan  mit  den 
antiken  Resten.  Tafeln  stellen  die  Porta  praetoria,  das  Gegenstück  der  Porta 
Nigra  in  Trier,  und  mehrere  ebenfalls  an  Trier  erinnernde  Grabdenkmäler  dar. 
Einen  kurzen  Führer  verfaßte  J.  Finki004) 

Über  neue  Inschriften  und  Funde  berichtet  v.  Walderdorff  in 
den  Yerhandl.  des  Eist.  Ver.  f.  Oberpfalz  u.  Regensburg,  z.  B.  1902, 
263  über  das  Prätorium  (mit  Plan),  1900,  41  über  die  von  ihm 
verneinte  Frage,  ob  sich  auch  auf  dem  jenseitigen  Ufer  eine  An- 
siedlung  befimden  habe.  Die  Inschrift,  auf  der  das  zum  Legions- 
lager gehörende  Gebiet  auf  dem  jenseitigen  Donauufer  als  »Terri- 
torium Contr(arium)«  bezeichnet  wird,  ist  von  v.  Walderdorff  lö*'^) 
und  Mommsen^ooe^  behandelt  worden.  Ganz  venmglückt  ist  eine 
von  W.  Christ  1007)  vorgetragene  Erklärung.  H.  Lamprecht  be- 
richtet über  die  im  Süden  und  Osten  der  Stadt  liegenden  Fried- 
höfe^oos),  Die  Römerstraße  Kempten  (Cambodunum)  bis  Epfach 
bespricht  Frank  1009)^  clie  von  Augsburg  bis  Krumbach  Seh  usteri^io). 

2.  Raetia. 

Eine  Urgeschichte  Graubündens  mit  Einschluß  der  Römerzeit 
ist  von  Heierli  und  Oechsli  veröffentlicht  worden ioii)_  Die 
Gaesaten  —  auf  einer  Inschi-ift  CIL  XIII,  1041  »Gaesati  Raeti« 
genannt  —  als  Bewohner  des  Wallis  behandelt  Waltzingioi2). 
Die  Literatur  über  die  Etrusker  in  Raetien  stellt  H erbig  zu- 
sammen ^^i  3)      Die  Topographie  von  Brigantium  lernt  man  kennen 


looo)  Rom.  Überreste  in  B.  München  1902  u.  1903.  —  loo»)  ZHistVer. 
SchwabNeub.  1895,  1;  1896,  101,  mit  K.  —  ioo2)  4.  ^„fl.  Regensburg  1896.  — 
1003)  Regensburg  1909.  —  loo^)  7.  Aufl.  Regensburg  1907.  —  'oo^-,  VhHistVer. 
OberpfalzRegensb.  1900,  41,  mit  K.  —  1006)  wZ  1899,  Korr.  19.  —  loo^)  Mi. 
HistVerOberpfalzRegensb.  1900,  29.  —  1008)  Ebenda  1907,  1—88,  mit  Plan.  — 
1009)  ZHistVerSchwabNeub.  1907,  74,  mit  K.  —  lOiO)  Ebenda  1895,  212.  — 
io>')MAntGesZürich  1903.  —  ""2)  Les  Gesätes.  Louvain  1901.  —  loiS)  ^nm.  1154. 


150      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

aus  den  Schriften  vou  K.  Ludwig^ou^  ujkJ  Schwerzenbach^'^i^) 
Tind  dem  Artikel  von  Ihm  in  der  RE,  wo  auch  die  Literatur  des 
Locus  Brigantinus,  d.  Bodensees,  zusammengestellt  ist.  Über  neue 
Funde,  z.  ß.  Auffindung  des  Forums,  berichtet  S.  Jenny  in  den 
Mitt.  der  Zentral-Kom.^oiG)  über  die  Römerfunde  und  die  römische 
Station  in  3Iais  b.  Meran  orientiert  die  sorgfältige  Arbeit  von 
Maz egger ^017^  j)[e  Straße  über  den  Septimer  hat  F.  Berger 
untei'sucht^ois)  •^^Y^^\  festgestellt,  daß  sie  in  größerem  Unfang  erst 
im  Mittelalter  benutzt  wurde.  Über  Curia  Raetonim  (h.  Chur)  ist 
CIL  XIII,  2,  1,  S.  49  zu  vergleichen.  Die  Inschriften  ergeben, 
daß  der  Ort  erst  spät  Bedeutung  erhalten  hat.  Eine  römische 
Straße  am  AValensee  hat  J.  Winteler  untersucht ^^ ^9).  Der  rätische 
Stamm  der  Breuni  (a.  Brenner)  ist  von  Ihm  in  der  RE  behandelt. 
Die  alten  Bewohner  des  Vintschgaus,  die  Venostes,  werden  in  der 
in  Chur  gefundenen  Inschrift  CIL  XIII,  2,  1,  .5253  genannt.  Im 
Text  zur  Karte  von  Raetien  und  Vindelizien  bespricht  Kiepert 
verschiedene  Fragen. 

Unsicherheit  der  Westgrenze  (nur  bestimmt  durch  Fines  =  Pfyn ,  Tas- 
gaetium  =  Eschenz  und  den  Rötenbach  zwischen  den  Kastellen  Lorch  und  Schieren- 
hof),  Ostgrenze  der  untere  Inn;  weiter  südlich  ist  die  Grenze  unsicher.  Name 
von  Thun  =  dunum  aus  Gregor  von  Tours.  Die  Brixentes  (Plin.  3,  137)  = 
heutigem  Brixen ,  aber  die  Brixantae  bei  Ptolemäus  =  Bregenz  (bei  Strabo 
BQiym'xioi). 

3.  Vallis  Poenina. 
Einige  Notizen  zur  Geschichte  der  Vallis  Poenina  gibt  Garo- 
faloi020)  In  Octodurmn  (heute  Martigny),  einem  Ort  der  Vallis 
Poenina,  sind  1895  Ausgrabungen  begonnen  worden,  über  die 
A.  Schneider  in  der  Nr.  791  zitierten  Schrift  berichtet.  Man 
hat,  wie  es  scheint,  das  Forum  gefunden. 

m.  Noricum. 

Die  Literatur  liber  die  Etrusker  in  Noriciun  findet  man  in  dem 
Nr.  1154  angeführten  Bericht,  hier  nenne  ich  noch  Zois,  »Die 
Etrusker  in  Krain<  i^^ij  djq  Fortschritte  der  Grabungen  in  Virnnum 
(auf  dem  Zollfeld  bei  Klagenfurt)  lernt  man  aus  den  Berichten  im 
Arch.  Anz.1022)  ^^^^  (jem  Bericht  von  Novotny^^^a)  kennen.  Aus- 
führliche Mitteilungen  sollen  im  Jahrb.  der  k.  k.  Zentral-Komm. 
erscheinen.  IJber  Aguontum  (beim  heutigen  Linz  in  Tirol)  hat 
A.  Unterforcher  eine  größere  Schrift  veröffontlicliti^^i)  Boioduruni 
wird   jetzt    bei    Innstadt    (bei    Passan)    gesucht  ^^25)       fiber    Batara 


»Ol*)  Das  keltische  und  römische  B.  Progr.  B.  1899.  --  'O'*)  Die  baul. 
Überreste  von  B.  JbZentrKom.  1903,  153—80.  —  »016)  ßd.  XVll,  XIX, 
XXir,  XXIV  usw.  —  "»7)  3.  Aufl.  Innsbruck  1896.  101  S.  mit  K.  — 
>0i8)  JbSchweizGesch.  1890,  1-178.  -  '"'9)  Progr.  Aarau  1900,  mit  K.  — 
»020)  AnzSchweizGesch.  VIII,  316.  —  >02i)  MMusVerKraiu  XVIII,  97.  — 
'022)  1907,  212;  1908,  300  usw.  —  »023)  RGBor.  190G/07,  135.  —  '02*)  Die 
llömersladt  A.      Berlin   1908.     251   S.  mit  K.   —    'O'")  RGBer.   1904,  35. 


Jllyricum.  151 

Castra  (heutiges  Passau)  ist  Ihms  Artikel  in  der  RE  zu  vergleichen. 
Daß  die  Flottenstation  Joiiaeinu  nicht  mit  Trampler^'^^e)  beim 
heutigen  Sclilögen  gesucht  werden  könne,  erweist  Kubitschek  in 
einem  für  die  Topographie  von  Ufernoricum  wichtigen  Aufsatzi^'^?)^ 
in  dem  auch  die  Lage  von  Arelape ,  Cetium  usw.  (=  heutigem 
Polten)  besprochen  wird.  Über  unsere  Kenntnis  des  römischen 
Juvmmm  {=  Salzburg)  unterrichtet  Klose i^^^S)^  über  das  römische 
Hallstatt  F.  Kenner^o^g).  Die  Lage  der  alten  Königsstadt  der 
Noriker,  Noreia,  ist  noch  nicht  festgestellt.  F.  Pichlers  Versuch, 
sie  mit  Virunum  zu  identifizieren,  wird  von  R.  Kiepert  widerlegt, 
der  sich  für  Teufenbach  (nordwestlich  von  Neumai-kt)  ausspricht. 
Von  norischen  Stämmen  wurden  in  der  RE  behandelt  die  Amhidravi, 
Ämbilici,  Ämhisontes,  Alauni.  Eine  römische  Station  bei  Uranje  in 
Steiermark  haben  Riedl  und  0.  Cuntz  erforscht ^oso),  A.  v.  Premer- 
stein  und  S.  Rutar^osi)  haben  die  Straßen  von  Aquileia  nach 
Nauportus  mit  den  an  ihnen  angelegten  Befestigungen  untersucht, 
Klose  die  Straße  von  Virunum  über  die  Radstädter  Tauem  nach 
Juvavum  1032)^  Hauser  die  Röraerstraßen  Kärntens ^''33).  Im  Text 
zur  Karte  von  Noricum  behandelt  R.  Kiepert  u.  a.  die  Namen 
der  Flüsse. 

Für  deu  Nebenfluß  der  Drau,  Gurk,  vermutet  er  den  Namen  Korkora, 
da  dieser  für  die  krainische  Gurk  (Nebenfluß  der  Sau)  durch  Strabo,  S.  314, 
bezeugt  sei.  Die  Glan  wird  mit  dem  Clam's  (bei  Strabo,  S.  207)  identifiziert, 
einem  auf  keltischem  Gebiet  verbreiteten  Namen. 

Die  für  die  historische  Geographie  Ufernoricums  so  wichtige 
Schrift  des  Eugippius  über  die  Vita  S.  Severini  ist  zuletzt  von 
Mommsen  herausgegeben  worden ^•'34)  ^^lit  Karte  von  H.  Kiepert). 

rv.  Pannonia. 

Im  ungarischen  llillenniumswerk ^o^s^  j^at  Kuzsinsky  die  Pro- 
vinzen Pannonien  und  Dazien  behandelt.  Die  allgemeine  Literatur 
über  den  pannonischen  Limes  ist  oben  besprochen.  Für  Garnuntum 
ist  ein  Führer  von  Kubitschek  und  Frankfurter  zu  verzeichnen  1^36) 
imd  in  der  RE  der  Artikel  Camuntum  von  Kubitschek,  der 
außerdem  in  einem  Aufsatz  »Carnuntina«^^^?)  verschiedene  Beiträge 
zu  Camuntum  bringt.  Im  R.  G.  Bericht  bespricht  Novotny  die 
neueren  Ausgrabungen.  Einen  Plan  des  Lagers  Vüidobona  findet 
man  in  einen  Aufsatz  von  Kenner i*'^^). 

Die  Via  principalis  entspricht  der  Wippliuger  Straße  und  dem  Hohen 
Markt,  die  Via  praetoria  der  Markaurelstraße  und  den   Tuchlauben. 


'"26)  j.  (las  heutige  Schlögen.  Progr.  Wien  1905.  —  '027)  MZentrKom. 
1906,  27—59.  —  1028)  KorrBlAnlhr.  1905,  74.  —  1029)  DenksAkWien  1902.  — 
1030)  JbAltert.  1909,  1,  mit  Plan.  —  lo^i)  Römische  Straßen  und  Befestigungen 
in  Krain.  Wien  1899.  —  1032)  MZentrKom.  1902,  90,  mit  K.  —  lO^S)  Carinthia 
1897,  97.  —  1034)  Scriptt.  Rer.  Germ,  in  usum  schol.  Berlin  1898.  —  1035)  j^ 
S.  LV— CCLII.  —  1036)  5.  Aufl.  Wien  1904.  —  io37,  MZentrKom.  1906, 
105—44.   —    1038)  JbAltert.   1907,  32. 


152      A.  SchuUen,  Bericht  über  die  hi^sto^i8che  Geographie  dess  Westens. 

In  dem  großen  Werk  über  die  Geschichte  der  Stadt  Wien^oso^ 
behandelt  Much  die  Urzeit,  v.  Domaszewski  das  römische  Wien 
(Lager  und  Lagerstadt),  Kenner  die  archäologischen  Funde  aus 
romischer  Zeit  und  ihre  Bedeutung  für  die  Topographie  von  Wien. 
Auch  ist  die  Wasserleitung  von  V.  untersucht  worden  lo-*^).  Über 
neuere  Forschungen  berichten  Kenner ^o^^)  imd  Novotnj' 1^42) 
In  Baden  bei  Wien  (Äqiiae)  bestätigen  Yotivsteine  für  Salus  und 
Nymphae  die  Benutzung  des  Bades  im  Altertum  i04 3) 

Aquincum.  Über  die  Topographie  des  Lagers  (wohl  auf  der 
Schiffswerftinsel,  nördlich  von  Budapest)  imd  der  Stadt  orientiert 
am  bequemsten  der  von  Kuzsinsky  herausgegebene  Führer  i^'^*) 
(mit  Plan)  und  der  Artikel  der  RE  von  Tomaschek.  Die  genaue 
Stelle  des  Lagers  ist  noch  nicht  bestimmt.  Brigetio  ist  ausführlich 
von  Patsch  in  der  RE  behandelt  worden. 

Strategische  Lage  an  der  Einmündung  der  Wag  und  Neutra,  deren  Täler 
beherrschend  und  das  Quadenland  überwachend.  Deshalb  hier  später  die  Festung 
Komorn.  Alter  Plan  des  noch  nicht  erforschten  Lagers  nur  in  Marsigli, 
»Danubius  Pannonico-Mysicus«.  Auf  dem  linken  Ufer  befestigter  Brückenkopf. 
Das  Lager  wohl  von  Trajau  angelegt.  Zugleich  Station  der  Donauflotte.  Lage 
der  canabae  noch  unklar.  Stadtrecht  wohl  seit  Caraealla.  Dorf  des  Gebiets: 
Vicus  Tolensis  CIL  III,  10982.     Starker  Handel  mit  dem  Orient  (Inschriften!). 

Zum  Namen  und  ähnlichen  Formen  ist  Hold  er  s  »Altkeltischer 
Sprachschatz«  zu  vergleichen.  Über  Grabungen  in  Intercisa  (Duna- 
pentele,  an  der  Donau,  südlich  von  Aquincum)  wird  im  Arch.  Anz.i045) 
berichtet.  Inschriften  aus  Intercisa  und  Matrica  bezeugen  die  Be- 
festigung dieser  Strecke  des  Limes  durcii  Commodus  im  Jahre 
Ig6i046)_  Die  Grabungen  im  Nauportus  haben  in  Hrip  bei  Lai- 
bach ein  2,76  ha  großes  Kastell  aufgedeckt,  worüber  S.  Jenny  1047^ 
berichtet.  Auch  in  der  Stadt  Mogentiana  ist  gegraben  worden  ^0*^). 
Pläne  von  Poetovio  (h.  Pettatt)  findet  man  in  einer  Abhandlung 
von  S.  Jenny  1049),  Über  neuere  Fimde  berichtet  Novotnj^ioso), 
Ein  Aufsatz  über  Mursa  von  Brunsmid  ist  in  einer  kroatischen 
Zeitschrift  erschienen  i^'si).  Das  neuerdings  ausgegrabene  Kastell 
Ad  Herculem  (südlich  von  Stulilweißenburg  bei  Pilismarot)  aus  dem 
4.  Jalirhimdert  n.  Chr.  ist  im  Arch.  Auz.  1907,  214  beschrieben 
(mit  Plan).  Die  Sclüffahrt  auf  der  Savc  stellt  Patsch  dari052). 
Derselbe  hat  Etnona,  den  wichtigen  Knotenpimkt,  behandelt  (RE). 
Eine  neue  Straße  im  unteren  Murtal  ist  von  Cuntzi'^ö^)  nach- 
gewiesen worden.  Die  römischen  Straßen  jenseits  der  Donau  sind 
der  Gegenstand  einer  Untersuchung  von  Finaly*054) 

1039)  Wien  1897.  —  'O*")  JbAltert.  1908,  20.  —  »04i)  JbZentrKom. 
1905,  135.  —  '0*2)  KGBer.  1906/07,  133.  —  >"")  MZentrKom.  V,  231.  — 
>044)  5.  Aufl.  Budapest  190b.  —  1045)  1904,  149:  —  i046)  ciL  III,  10312, 
10313.  —  '0<7)  MZentrKom.  1906,  269,  mit  Plan.  —  lo*«)  JBe,-.  d.  Balaton- 
Mus,  Ver.  1903,  61  (ungar.).  —  >o<9)  MZ.ntrKom.  1896.  -  lO^O)  RQBer. 
1906/07,  134.  —  >05i)  Vjesnik  hrvatskoja  arch.  drustva  1899/1900,  21—42.  — 
>052)  ÖJahresh.  1905,  139.  —  '053)  JbAltert.  1906,  94.  —  '«")  ArchErtes. 
N.  F.   XXIIl.   2,    164. 


Illyricum.  153 

V.  Dalmatia. 

1.  Allgemeines. 
Außerordentlich  rege  wird  die  archäologische  Forschung  in  den 
Neuländern  Bosnien  mid  Herzegowina  betrieben.  Ähnlich  wie  im 
französischen  Nordafrika,  arbeiten  hier  die  Pioniere  der  Kultur  Hand 
in  Hand  mit  den  Forschern,  welche  die  Vergangenheit  des  Landes 
aufklären.  Über  die  Ergebnisse  unterrichten  besonders  die  Wissen- 
schaftlichen Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegoivina,  welche 
das  Landesmuseum  in  Sarajewo  herausgibt  und  von  denen  bisher 
elf  Bände  vorliegen  ^oss).  in  diesen  ^Mitteilungen  erscheinen  die 
ausgezeichneten  »Archäologisch- epigraphischen  Untersuchungen  zur 
Geschichte  der  römischen  Provinz  Dalmatien«'^^^^)  von  J.  Patsch, 
dem  verdienten  Direktor  des  Landesmuseums  in  Sarajewo.  Die  vielen 
liier  niedergelegten  topographischen  Forschungen  sind  Bausteine  zu 
einer  historischen  Landeskunde  Dalmatiens,  die  vni  von  Patsch 
erwarten  düi-fen.  Von  demselben  sind  auch  die  gründlichen 
Artikel  über  die  dalmatischen  Städte  in  der  RE.  Eine  zweite 
topographische  Unternehmung  sind  die  von  der  k.  k.  AVissenschaftl. 
Zentralkommission  herausgegebenen  Schriften  der  Balkankommission 
(Antiq.  Abt.)  1057). 

In  ihnen  sind  erschienen  verschiedene  auf  Dalmatien  bezügliche  Schriften, 
alle  von  Patsch:  »Die  Lika  in  römischer  Zeit«,  iDer  Sandschak  Berat  in 
Albanien«  und  zwei  Schriften  über  Narona.  Femer  gibt  Patsch  eine  Bibliothek 
»Zur  Kunde  der  Balkanhalbinsel«  heraus,  die  viel  Topographisches  enthält. 
Zu  der  Karte  der  FOA  hat  Patsch  wichtige  Bemerkungen  gemacht  ^o^*). 

Für  die  Topograpliie  der  Griechenstädte  am  illyrischen  Ufer  ist 
wichtig  die  Schrift  von  Br uns  mid  über  ihre  Münzen  und  In- 
schriften 1^5  9).  Den  größten  Stamm,  die  Dehnatae,  Ijehandelt  Patsch 
in  der  RE.  Der  ausführliche  Artikel  ist  besonders  wertvoll  wegen 
der  genauen  Topographie  der  gegen  die  Dalmater  geführten  Kriege. 
Eine  neue  Monographie  über  sie  wäre  sehr  erwünscht.  Auch  zur 
Geschichte  und  Topographie  der  Japuden  hat  Patsch  wichtige  Bei- 
träge geHefert  loeoj.  Alacevic  untersucht  die  Geographie  des 
Gebiets  der  Liburni  bei  Skylax^oßi).  Interessante  Beobachtungen 
über  die  Tracht  der  alten  Bewohner  Dalmatiens  machte  Patsch  io62j_ 

Besonders  möchte  ich  auf  das  von  ihm  veröffentlichte  Bild  einer  Frau 
aufmerksam  machen,  deren  Kostüm  auffallend  an  die  heutige  Volkstracht  er- 
innert. 

Über  Ardiaeer,  Autariaten  sind  die  Ai-tikel  von  Tomaschek  in 
der  RE  zu  vergleichen.  Starke  Überschichtung  des  illyrischen 
Elements  durch  Kelten  weist  Patsch  bei  mehreren  Gelegenheiten 
nachi064\     Auch  thrakische  Reste  findet  derselbe  an  der  Adria^oß-^"). 


JO")  1893—1909.  —  ^056)  Bisher  7  H.  (1896—1907).  —  'O")  4  H. 
(1900f.).  —  1058)  Mitt.  1897,  351.  —  1059)  wien  1898.  —  'Oß")  A.  ep.  Unt. 
6,  167.  —  1061)  BullDalmat.  1903,  156.  —  1062)  A.  ep.  ünt.  6,  76.  — 
io«3)  Ebenda  7,  28.  —  1064)  Ebenda  77.  Mitt.  6,  165.  —  '064»)  ÖJahresh. 
1907,   169f. 


154      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Nach  ihm  wohnten  die  Thraker  ursprünglich  vom  Pontus  bis  zur  Adria, 
um  dann  im   Westen   von  den  Illyrern   übei-sehichtet   zu   werden. 

Mit  Hilfe  mittelalterlicher  Urkunden  stellt  R.  Alamagiä  i065) 
antike  Namen  dalmatischer  Orte  fest,  ein  neues  Beispiel  fiir  die 
Wichtigkeit  dieses  Materials  für  die  antike  Topograpliie.  Patsch 
weist  allerhand  Beziehungen  zwischen  Xordafrika  und  Dalmatien 
in  dem  Aufsatz  »Dalmatien  imd  Nordafrika«  nach^oee)^  ferner  Zeug- 
nisse des  Verkehrs  mit  Dazien  (Ansied lungen  von  Dalmatern  in 
Dazien  1^6'^)).  Die  Arbeit  von  Jelic  über  die  älteste  Karte  von 
Dalmatien  im  Codex  ürbinas  82  des  Ptolemäus  ist  von  E.  Ober- 
hummeri068)  besprochen  worden. 

Der  Nachweis,  daß  die  Karte  auf  das  Original  des  Ptolemäus  zurückgeht, 
ist  völlig  erbracht  und  bestätigt  wieder  einmal,  wieviel  kostbares  antikes  Gut, 
wenn  auch  vielfach  korrupt,  ans  in  mittelalterlichen  I Ihistrationen  erhalten  ist 
(vgl.  Anm.  1208,  1233j.  Außerdem  ist  die  Arbeit  wichtig,  weil  sie  die  Lage 
vieler  dalmatischer  Städte  und  Stämme  ausführlich  behandelt. 

Hoffentlich  gibt  diese  Probe  den  Anlaß  zu  einer  endlichen  Ver- 
öffentlic:hnng  der  ganzen  Karten  des  Urbinas  —  etwa  in  der 
Leidener  Sammlung  von  Reproduktionen  wichtiger  Handschriften  — 
und  zu  einer  kritischen  Untersuchung  sämtlicher  Ptolemäuskarten. 
Daß  eine  solche  noch  nicht  vorliegt,  ist  ein  arges  Versäumnis  der 
Greographen. 

Über  das  ^'AÖQtov  oQog,  die  Dinarischen  Alpen,  und  das  "AXfitor 
o(jog,  das  Kapellagebirge,  in  Japudien  sind  Tomasch eks  Ai-tikel  in 
der  RE  zu  vergleichen.  Daß  der  heutige  Krka  antikem  Katarakten 
(Ps.  Skylax:  Katabates)  entspricht,  hat  Patsch  gezeigt *068«)_  Der- 
selbe behandelt  den  bei  Skylax  an  der  unteren  Narenta  erwähnten 
gegioes'')  und  identifiziert  ihn  mit  dem  heutigen  Sumpf  bei  Gabela 
am  linken  Narentaufer;  Auch  hat  er  die  antiken  Fbißtiamen 
Dalmatiens  besprochen  loes'")^  pje  materielle  Kultur  der  alten  Illyrier 
lehren  uns  die  auf  der  Hochebene  Glasinac  (östlich  von  Sarajewo) 
zu  tausenden  vorliandeuen  Grabhügel  mit  reichen,  der  Hallstattzeit 
angehörigen  Fundstücken  kennen  ^O'»'').  Im  Kap.  8  seines  bekannten 
Buches  »Einleitung  in  die  Geschichte  der  griechischen  Sprache« ^<''^'') 
behandelt  P.  Kretschmer  die  Illyrier.  Die  Grenze  zwischen 
Dalmatien  und  Pannonia  Sup.  lief  viel  südlicher,  als  sie  auf  der 
Karte  zum  CIL  gezeiclinet  ist^o'^^).  Vorrömisclie  Handelsstraßen 
Dalmatiens  bestimmt  aus  den  Münzfunden  Patsch i'^'^^'').  Viele 
allgemeine  Fragen  sind  von  ihm  behandelt  in  den  Schriften  »Zur 
Geschichte  und  Topographie  von  Narona  und  in  den  vivleinereu 
Untersuchungen   in    und   um   Xarona<-^   (s.  Nr.  1089). 


1065)  RivStorAnt.  1906/07,  120.  —  '"«6j  A.  ep.  liit.  (3,  132.  -  'O«^)  Min 
1899,  262.  —  ""'8)  G.J  1905,  139.  —  "»ß»-)  ÖJnhresh.  1903,  B.  74  f.  — 
1068»)  Glasnik  1906.  367 f.  —  •««»')  WissM  VIII,  128.  —  '"««)  Mitt.  1897 
1898  usw.  —  lOTO)  GötUngen  1896.  —  •<"')  Mitt.  1897,  229.  —  '»7>")  Cougrfes 
iut.  de  Numisin.  Ji   Paris   1900,  S.  104  f.,  mit  K. 


Illyricuin.  155 

Hier  i^st  ebenso  wie  in  diT  Abhandlung  Zur  Landeskiind*;  von  Dalma- 
tien^'"^!')  die  Frage  nach  der  landschaftlichen  Umbildung,  der  Veränderung  der 
Bodenoberfläche,  den  hydroKraphischen  Verhältnissen,  der  Fauna  usw.  seit  dem 
Altertum  eingehend  behandelt.  In  den  beiden  Narona-schriften  findet  man  auch 
viele  Beobachtungen  iiber  das  antike  Sfraßenwesen:  Straßenbau,  Trassierung, 
Straßenerhaltung,   Straßenfrequenz,   Straßentypus,  Zugtiere,  Personenbeförderung. 

2.  Japodia   und  Ldburnia. 

Patschs  vortreffliche  Behandlung  der  Japoden  ist  bereits  oben 
angeführt.  Metuhim,  die  Hauptstadt  des  Volks,  scheint  nach  CIIj 
III,  10060  b.  h.  Munjava  (S.  von  Josephstal,  an  der  Straße  von 
Zengg  nach  Karlstadt)  gelegen  zu  haben  i0'^2)  Djg  bedeutenden 
Ruinen  von  Asseria  (vgl.  Toraaschek  in  RE)  sind  neuerdings 
aufgenommen  und  beschrieben  worden  i*^'^^). 

Hervorzuheben  ist  die  imposante  Stadtmauer  und  das  Forum  der  Stadt. 
Ein  dem  Trajan  errichteter  Bogen  wird  mit  der  Reise  des  Kaisers  zum  Daker- 
krieg  von  Salona  über  Asseria  in  Verbindung  gebracht  ^*'^*). 

In  der  RE  sind  von  wichtigen  Städten  behandelt  worden: 
ßm-num,  Arupium,  Blandona.  Die  Grenze  »inter  Sidrinos  et 
Asseriates«  stellt  ein  Grenzstein  fest^^TS)^  ein  anderer  die  Grenze 
»inter  AnsifensesJ  et  Corinienses«  und  »inter  Neditas  et  Cori- 
nienses«i075a)_  eü^  Aufsatz  von  Abramic  behandelt  die  Topo- 
graphie mehrerer  norddalmatischer  Städte,  besonders  Argyruntum 
(Starigrad),  und  die  Straßen  der  Gegend  (mit  Karte).  Die  Stätte 
des  alten  von  Germanicus  eroberten  Raetmium  am  Oenus  sucht 
Tomaschek  in  Bihat  am  Unna,  welcher  Name  dem  Oenus  ent- 
spricht. Im  Heft  I  der  Schriften  der  Balkankommission:  »Die  Lika 
in  römischer  Zeit«,  legt  Patsch  seine  Forschungen  im  nordwest- 
lichen Teil  Dalmatiens  nieder. 

Von  Topographischem  sei  angeführt  die  Vermutung,  daß  der  Name  des  Flusses 
Liku  antik  sei,  identisch  mit  Licus  =  Lech  (S.  12).  Die  Bestätigung  von 
Kromayers  Ansicht,  daß  Oetavian  35  v.  Chr.  von  N  her  einmarschiert  sei 
(S.  18),  Grenzstein  zwischen  Ortoplini  und  Parentini.  Ortopla  =  Stinica,  Lopsica  = 
St.  Georgen  am  Meer,  Vegium  =  Carlopago.  Topographie  des  Feldzugs  35  v.  Chr. 
(S.  28).  Topograjihische  Verhältnisse  der  Japoden  und  Liburner  (S.  27).  Münz- 
schatz mit  488  karthagischen  und  314  numidischen  Münzen  (vgl.  Anm.  1066). 
Altertümer  von  Senia  (h.  Zengg).  Aus  dem  reich  illustrierten  Katalog  der  In- 
schriften und  Skulpturen  des  Nationalmuseums  zu  Agram  von  BrunSm  id  "'''^) 
sei  erwähnt  die  auf  Assignation  des  Gebiets  der  Stadt  Issa  bezügliche  Inschrift 
(S.  94),  die  ein  Dorf  des  Gebiets  von  Dolieha  (auf  den  Echinadeninseln)  nennende 
Inschrift  S.  99,  das  Mun.  Murselensium  (S.  127),  die  Inschrift,  welche  Anpflanzung 
von  Wein  erwähnt  (CIL  III,   10  275. 

Die  Lage  von  Stridon,  der  Vaterstadt  des  hl.  Hieronymus,  ist 
trotz  vieler  Bemühungen  noch  nicht  sicher  bestimmt. 


1071»)  Festschr.  f.  O.  Hii-schfeld,  S.  198  f.  —  1072)  poA  Hlyr.,  S.  11.  — 
»»73)  ÖJahresh.  1908,  ßeibl.  18,  mit  Plan.  —  »074)  WschrKlPhil.  1908,  857.  — 
1"")  ÖJahresh.  1905,  Beibl.  53.  —  '«^s«)  sjehe  Patsch  in  RE.  —  '0^6)  Agram 
1904  (kroat.)  —  lO^T)  siehe  Bulic  in  Festschr.  f.  Beundorff  'Wo  lag  S.?).  — 
'078)  BullDalm.   1899,  26. 


156      A.  Schulten,  Bericlit  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

3.  Dalmatia. 
Dab   alte    Sahna    und    seine    Umgebimg   ist    die   archäologische 
Domäne  des  Monsignore  F.  Bulic  in  Spalato,  des  Herausgebers  des 
Bull,  di  Archeol.  e  Storia  Dalmata,  aus  dem  folgende  Arbeiten  ge- 
nannt seien : 

Über  die  Straßen  der  Umgebung  von  Salona,  über  eine  die  »Praefectiira 
Phariaca  Salonitana«  nennende  Inschrift '079)^  ,ie,.  ,jijt  einer  Karte  der  Umgebung 
und  einem  Plan  von  Salona  ausgestattete  Aufsatz  über  eine  christliche  Basilika 
vor  der  Stadt  lOSO)^  über  die  Straße  Salona— Aeciuum  (Citluk  bei  Sinj)i08i), 
In  letzter  Zeit  hat  B.  sich  vor  allem  der  Erforschung  der  altchristlichen 
Basiliken  gewidmet.  Die  »Praefectura  Phariaca  Sal.«,  in  der  B.  und  v.  Doma- 
szewski '"82-)  gju  ujjt,  ,]em  Leuchtturm  (Pharus)  von  Salona  verbundenes  Amt 
sehen,  möchte  ich  eher  für  die  Salona  attribuierte  und  deshalb  unter  einem 
Präfekteu  stehende  Gemeinde  der  benachbarten  Insel  Pharus  (h.  Lesina)  halten, 
tlie    sehr    wohl  der  benachbarten   Kolonie  Salona  unterstellt  gewesen  sein  kann. 

Für  Salona  und  Spalato  besitzen  wir  einen  mit  genauer  Karte 
ausgestatteten  Führer  von  Bulic,  Jelic,  Rutar^'^^^).  Den  Palast 
Diocletians,  in  den  sich  das  Städtchen  Spalato  eingenistet  hat,  ver- 
gleicht mit  dem  von  Mschatta  Strzygowskii084)^  (jer  auch  die 
Beziehungen  Salonas  zu  Ägyj)ten  bespricht i'^^-'»).  R.  v.  Schneider 
hat  Salona  und  Spalato  in  dem  Buch  »Drei  römische  Städte: 
Aquileia,  Salona,  Pola«,  dargestellt lo^e^  YÄne.  neue  Aufnahme  des 
Palastes  darf  bald  erwartet  werden.  Die  für  den  Palast  ausgebeuteten 
Steinbrüche  sind  auf  der  Insel  Brazza  gefunden  worden  i"^'').  In 
Trau  scheinen  Reste  der  Mauern  des  griechischen  Tragurium  er- 
halten zu  seinio88j^ 

Die  Topographie  von  Narona  ist  von  Patsch  erforscht  worden^o^^). 
Einen  Beitrag  zu  demselben  Gegenstand  lieferte  Alacevic  i^^*'). 
Topographische  Bedeutung  hat  auch  der  Aufsatz  von  Patsch  über 
die  Handelsgeschichte  von  Naronai"^^).  Mit  Tomaschek  (RE  s.  v. 
Arbon)  vermutet  auch  Patsch,  daß  mit  dem  bei  Polybius  2,  11 
genannten  ^'ylQßtora  nicht  die  weitentlegene  Insel  Arbe.  sondern 
Narona  gemeint  sei.  Die  Stätte  der  alten  Feste  der  Dalmater 
Dehmnium  suchen  Patsch ^092^  •^^^^{  Evans ^093)  a^,f  den  Berg  Lib 
Planina  bei  Zupanjak  (in  Südbosnien),  wo  bedeutende  Reste  einer 
römischen  Stadt  gefimden  sind,  während  Alaöevici"^*)  und  R. 
Kiepert  ^0^5)  an  der  alten  Mommsenschen  Ansetzung  bei  Gardun 
(östlich  von  Spalato)  festhalten.  In  den  starken  Befestigungen  von 
Gardun  sieht  Patsch  eine  der  gegen  die  Dalmater  angelegten 
Festungen  1096),     Daß    die  Gemeinde  Isi^a  (h.  Insel  Lissa)   auf  dem 

1079)  BullDalm.  1902,  6.  —  i«»*')  Ebenda  44  usw.  —  >08>)  Ebenda  1903, 
113.  _  1082)  CIL  III,  14  712.  —  i"»3)  Guida  di  Spalato  e  Salona.  Zara 
1894.  —  >0")  Jblnst.  1905,  229.  —  '«»S)  BullDalm.  1901,  59.  —  i»»«)  Siehe 
Anm.  1242.  —  '»«^j  BullDalm.  1900,  18.  —  'O**«)  Ebenda  1897,  136.  — 
•08»)  SchrBalkanKom.  V,  1907.  JbAltert.  1908,  87.  —  »«»O)  BullDalm.  1899, 
46.  —  '09ij  A.  ep.  Uni.  6,  120.  —  1092)  Ebenda  1—62.  —  »093)  Archaeol. 
XLVIII,  69.  —  >094)  BullDalm.  1897,  102.  -  'O"")  FOA  Illyr.  —  '096)  re^ 
s.   V.   »Dalmatae'. 


Illyri.'um.  157 

gegenüberliegenden  Festland  bei  Spalato  bedeutenden  Landbesitz  hatte 
nnd  später  auf  diesem  ihr  von  Cäsar  genommenen  Gebiet  die  Kolonie 
Salona  angelegt  wurde,  führt  Kubitschek  aus^osv).  Die  Grenze 
»inter  Sapuates  et  Lamatinos«  bestimmt  die  Inschi-ift  CIL  III,  9864a 
aus  der  Gegend  von  Jajce.  Das  Mun.  Bistue  "Vetus  ist  jetzt  durch 
Inschriften  bei  Varvara  im  bosnischen  Bezirk  Prozor  festgestellt  und 
zuletzt  von  Patsch  behandelt i098).  Das  Mun.  Salvium  lag  beim 
Dorfe  Gi'kovci  (im  bosnischen  Bezirk  Livno)io99).  —  Mehrere  eng- 
hsche  Archäologen  haben  die  Topographie  von  Doclea  untersucht^^oo). 
Über  Ausgrabungen  in  Argyruntum  (Starigrad,  nördlich  von  Zara) 
wird  im  Arch.  Anz.noi)  berichtet.  Die  Inschrift  CIL  III,  13  250 
belehrt  uns  über  das  Territorium  der  11.  Legion,  welches  von  dem 
Lager  Burnum  bis  zu  dem  14  km  entfernten  Standort  dieses  Grenz- 
steins reichte,  also  eine  kolossale  Ausdehnung  hatte.  Der  Name 
des  Ortsgottes  von  Risinmn  (h.  Risano  bei  Cattaro):  Medaurus  (vgl. 
den  apulischen  Fluß  ^letaurus),  den  zuerst  die  Inschrift  CIL  VIII, 
2185  bekannt  machte,  hat  sich  jetzt  auch  auf  einer  griechischen 
Inschrift  aus  Risano  selbst  gefunden.  Über  den  Gott  handelt 
Kubitschekii02). 

Die  in  der  Abhandlung,  »Das  Sandschak  Berat  in  Albanien«  i^os)^ 
beschriebene  Expedition  in  das  mittlere  Albanien  hat  sowohl  die 
moderne  wie  die  antike  Landeskunde  dieser  Terra  incognita  Europas 
gefördert. 

Ich  notiere:  Lissus,  bei  dem  Handelsstraßen  zur  Donau  durch  das  Gebiet 
der  Pirustae  mündeten  (S.  9).  Die  bei  Pljoöa  gefundene  Stadt  wird  mit  Ämantia 
identifiziert  (S.  51);  Topographie  von  Oricum  72.  Akrokeraunische  Felsen  und 
Inschriften  griechischer  Seefahrer  an  ihnen  (S.  90).  Die  Kolonie  Bullis.  Apollonia 
(S.  149).  Der  geographische  Gewinn  ist  in  einer  Karte  des  Sandschaks  1  :  200000 
niedergelegt. 

Über  die  antike  Topographie  und  Gescliichte  von  Scodra  = 
Skutari  und  Lissus  =  Alessio,  über  die  Lage  der  Orte  NympJmeum, 
und  Bassmiia  sowie  über  die  Befahrung  der  Bojana,  der  alten 
Barhana,  in  antiker  Zeit  handelt  Th.  Ippen,  »Skutari  imd  die 
nordalbanische  Küstenebeue«^^''^").  Derselbe  hat  die  römische 
Straße  am  Ostufer  des  Sees  von  Skutari  untersucht  ^i'^^ft).  Das 
Kastell  Mogozelo  an  der  unteren  Narenta,  ein  Glied  der  Festungs- 
kette längs  des  Westabhangs  der  Dinarischen  Alpen,  wurde  von 
Patsch  untersucht  110*).  Derselbe  hat  die  Straße  Narona — Bigeste 
und  Narona — Sarajewo  aufgenommen  und  mit  tüchtigem  Verständnis 
für  das  Technische  beschrieben  ii05)_  Über  die  Bergwerksstadt 
Domavia     imterrichtet     der    ausführliche    Ausgrabungsbericht    von 


109^  JbAltert.  1907,  78.  —  loa«)  A.  ep.  ünt.  7,  3.  —  »"99)  Ebenda 
16f.  —  1100)  Archaeol.  LV,  33—92,  mit  Plan.  —  noi)  1908,  300.  —  no«)  Mitt. 
ZentrKom.  1903,  171.  —  "O»)  SchrBalkanKom.  H.  3  (1904).  —  "OS")  H.  5 
der  Bibliothek  »Zur  Kunde  der  Balkanhalbinsel«.  Vgl.  auch  Patsch,  ÖJahresh. 
1907,  B.  101.  —  1103*)  WissM  1902,  207.  —  n»*)  RGBer.  1906/07,  138.  — 
1105)  Narona  (Nr.  1089),  S.  27,  mit  K. 


158      A.  Schnlteu,  Bericht   über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Radimsky  iioG)  ^l^^{  Patschs  Artikel  in  der  RE.  Über  die  römi- 
schen Anlagen  bei  den  Schwefelbädern  von Ilidze handelt  Kellner  ^^07~)_ 
Im  Quellgebiet  der  Drina  bei  Uzice  sucht  Patsch  die  Stadt  der 
keltischen  Skordislcer  Capedunumi^os)  Keltische  Namen  sind  in 
dieser  Gegend  häufig  ^i^oy  Dje  Albaner  (Ptolemäus),  deren  Namen 
die  heutigen  Albanesen  bewahren,  bespricht  Tomaschek  (RE). 
Über  die  Wohnsitze  der  Pirustae  in  Albanien  ist  J.  Baron,  »Nord- 
albanische Wanderungen<^^^09«)  y^  vergleichen. 

VI.  Dacia. 

Der  Bericht  über  Dacia  wird  dadurch  erschwert,  daß  die  topo- 
graphischen Arbeiten  der  einheimischen  Forscher  fast  ohne  Ausnahme 
in  ungarischer  Sprache  veröffentlicht  und  so  der  Wissenschaft  eher 
entzogen  als  zugänglich  gemacht  werden.  Das  meiste  erscheint  in 
der  Zeitschrift  Archaeologiai  Ertesitö.  Erwähnt  sei  daraus  ein  Auf- 
satz von  L.  Böhm,  »Zwölf  römische  Orte  in  Westdazien«mo).  von 
Tegläs,  »Das  Grenztor  des  vortrajanischen  Daziens  an  der  unteren 
Donau« i^^^);  von  Finäly,  »Über  römische  Straßen  jenseits  der 
Donau« ^ii2j  j)\q  ganze  Pro^^inz  hat  Brandis  in  seinem  Ai-tikel 
»Dacia«  in  der  RE  eingehend  behandelt. 

Ältester  Name  des  Volkes  Aaoi,  zuerst  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  neben 
dem  der  Geten.  Aaoi:  Aaxoi  wie  FgaZoi:  Fguixoc  (Kretschmer).  Stämme: 
Anarter,  Teurisker,  Cistoboker,  Burer.  Die  Dazier  thrakischer  Herkunft,  am 
nächsten  den  Geten  verwandt.  Grenzen:  Im  Westen  zuerst  die  Donau,  später 
die  Theiß,  im  Süden  die  Donau,  im  Osten  Dnjestr  oder  Sereth,  im  Norden  die 
Karpathen.     Kultur.     Geschichte  der  dazischen  Kriege.     Das  römische  Dacia. 

Den  Stamm  der  Anarter  behandelt  in  der  RE  Tomaschek, 
die  Burer  Ihm.  Eine  Zusammenstellung  der  dazischen  Ortsnamen 
auf  -dava  findet  man  in  Pichlers  Austria  Romana  (S.  103).  Die 
Reliefs  der  Trajanssäule,  der  wichtigsten  Urkunde  dazischer  Ethnologie, 
wurden  von  Cichorius  in  einem  großen  Werk  herausgegeben ^^i*). 
Trajans  dazische  Kriege  behandelt  auf  Gnind  der  Säule  Petersen 
in  einer  Schrift,  vielfach  die  Interpretation  von  Cichorius  be- 
kämpfend m^^.  Eine  breite  Darstellung  der  Eroberung  und  mili- 
tärischen Besetzung  Daziens  hat  V.  Vaschide  gegeben ^*i6).  Die 
Ostgrenze  der  Provinz  und  ihre  Befestigung  untersucht  Teglasm^), 
die  Westgrenze  J.  Ornstein^ii^)^  Jer  feststellt,  daß  siö  ohne  Kastelle 
gewesen  sei.  Derselbe  hat  einen  Aufsatz  zur  Bestimnnmg  der 
Grenzen  Dacias  in  Siebenbürgen  veröffentlicht^^^^)  und  sich  um  tue 
Erforschung  des  Kastells  von  Szamös-Ujvar  an  der  Nordgrenze  ver- 


"06)  Mitt.   1893,  218.   —    >'07)  Ebenda  1897,  131—62.  —   "o«)  ÖJahresh. 

1902,  Beibl.  —   "O»)  A.  ep.  Unt.   7,  b6.  —  "oa-)  Zur  Kunde  der  Balkanhalb- 
insel, H.  11.  —  "'0)  ArchErf.  1904,  38.  —  >"i)  Ebenda  N.  F.  XXIV.  318.  - 
"12)    1903,    164,    mit    K.    —    '"3)    S.  1948—76.    —     "")    IWlin   18üGf. 
"•5)    Leipzig   1899    u.  1903.  —   '"6)    Biblficolelltesfltudes  CXIJI,  234  S.   — 
""j    MuzeumErdelyi    1900,    2ül,    313.  —   ""<)    ÖJahresh.   IDOO,   Boibl.  219: 

1903,  109   usw.   -"i"»)  SzauinsujvMr    1898.      ItJ  S. 


lUyricum.  159 

dient  gemacht,  rber  seine  Ausgrabungen  in  Lager  und  Stadt 
Apulum  (h.  Karisbnrg=  Gyulafehervar)  berichtet  Czerni-Bela^^20)_ 
Einen  Plan  veröffentlichte  0.  Korodyii2i)  und  J.  Karpissii22). 
Die  an  der  Stelle  der  Zweiteilung  in  Superior  und  Infeiior  getretene 
Dreiteilung  der  Pro^inz  und  die  Zeit  dieser  Änderung  hat  A. 
V.  Premerstein  untersucht  1123)  Ej^e  Arbeit  zvir  Rekonstruktion 
der  Donaubrücke  bei  Turnu-Severinu  hat  Duperreii24j  veröffent- 
licht. Aus  Inschriften  sind  folgende  Ortslagen  festgestellt  worden: 
Rmniila  (h.  Re5ka  an  der  Aluta)ii25)^  Micia  (h.  Veczel  an  der 
Marosch)ii26)_  Über  die  Hauptstadt  Sarmizegetnsa  liegt  ein  ungari- 
sches Buch  von  Kiraly  Pal  vor  1127^^  j,;^  (\qt[^  ^agin  aber  einen 
Stadtplan  und  überhaupt  exakte  Aufnahmen  vermißt.  Römische 
Dörfer  östlich  von  Potaissa  hat  Tegläs  untersucht ^^28)_ 

Vn.  Moesia. 

Über  neue  Forschungen  in  Serbien  berichtet  seit  1906  Yassits 
im  Arch.  Anz.  Die  Münzen  von  Moesia  sind  im  Berliner  Corpus 
Nummorum  gesammelt  von  B.  Pick "29)  (vgl.  GJ  1905,  149).  In 
dem  Aufsatz  »Die  Anfänge  der  Provinz  Mösien«ii30)  behandelt 
A.  V.  Premerstein  die  Sitze  der  Stämme  zur  Zeit  der  Okku- 
pation : 

Dardaner,  über  die  der  Artikel  von  Patsch  in  der  RE  zu  vergleichen 
ist,  an  der  Morawa  (Margus),  Skordisker  zwischen  Morawa  und  Driua,  Moeser 
und  Triballer  längs  der  Donau,  nördlich  der  Dardaner,  getische  Stämme  im 
Osten  bis  zum  Pontus;  in  der  Dobrudseha  Skythen.  Femer  ist  dargestellt  die 
Okkupation  zuerst  der  Dardania  (erstes  Lager  bei  Nisch?),  dann  des  Donauufers 
und  Einrichtung  der  neuen  unter  dem  militärischen  »praefectus  civitatium  Moesiae 
et  Trib.illiae«  stehenden  Sprengeis.  Erst  unter  Tiberius  erhält  dieser  Militär- 
distrikt den  bisher  auf  den  Stamm  beschränkten  Namen  Moesia  usw. 

Das  Gebiet  der  Triballer  in  der  Römerzeit  bestimmt  N.  A^ulic^^si) 
dahin,  daß  sie  nach  AV  bis  zur  Morawa,  nach  0  bis  Oescus  saßen, 
also  noch  dieselben  Sitze  wie  zu  Herodots  Zeit  hatten.  Die  Carpi 
behandelt  Patsch  in  der  RE.  Das  KasteU  Abrittum,  bei  dem 
Decius  im  Jahre  251  den  Tod  fand,  und  die  Straße  von  Abrittum 
nach  Tropaeum  Trajani  ist  von  K.  Skorpil  untersucht  worden ^132)_ 
Derselbe  Aufsatz  enthält  eine  Skizze  von  Jlarcianopolis^^^^).  Der 
vierte  Band  der  Schriften  der  Baikaukommission,  in  dem  diese 
Orte  besprochen  sind,  bezieht  sich  im  übrigen  meist  auf  Thrakien. 
Aus  dem  Reisebericht  von  F.  Ladek,  A.  v.  Premerstein,  N.  Vulic, 
»Antike  Denkmäler  in  Serbien «^^34^^  ggi  erwähnt  das  inschriftliche 


"20)  Im  JbArchVcrKarlsburg  (ung.).  —  1121)  Ebenda  1904.  —  1122)  Ebenda 
1908.  —  1123)  WienEranos  (1893),  S.  256.  —  112*)  Bukarest  1907.  — 
1125)  CIL  m,  8022 f.  —  1126)  Ebenda  7847.  —  "27)  Budapest  1891.  — 
1128)  ArchErt.  1909,  159.  —  "29)  Die  antiken  Münzen  Nordgriechenlands,  I. 
Dazien  u.  Mösien.  Beriin  1898.  —  »30)  ÖJahresh.  1898,  Beibl.  146—96.  — 
1151}  WienStud.  1902,  336.  —  »32)  SchrBalkanKom.  IV,  350,  mit  Plan  von 
Abrittum.  —  1133)  Ebenda  S.  359.  —  »3^)  ÖJahresh.  III,  Beibl.  105—78; 
IV,   73  —  162. 


160      A.  Scliulteu,   Hericht  über  die  hibtorischn  Geographie  des  Westens. 

Zeugnis  für  die  Civitas  Tricornensium  (südlich  von  Singidunum), 
der  den  Namen  der  dalmatischen  Partincr  tragende  »Jupiter  Par- 
tinus«.  Aus  den  neuen  Bänden  des  CIL  III  erwähne  ich  Nr.  8912, 
eine  auf  das  Territorium  legionis  von  Viminacimn  bezügliche  In- 
schrift, 14  214  eine  Grrenzurkmide  aus  Callatis,  den  epigraphischen 
Beleg  für  Scupi  (8186)  und  Margus  (8140),  14214  die  Inschrift 
des  berühmten  Tropaeum  von  Adam  Kliüsi.  Zur  Erklärung  dieses 
Denkmals  und  der  an  ihm  angebrachten  für  die  römischen  Kriege 
in  dieser  Gegend  wichtigen  Reliefs  hat  Cichorius  den  letzten 
Beitrag  geliefert  in  seiner  Schrift:  »Die  römischen  Denkmäler  in 
der  Dobrudscha « ^^^^). 

Er  schließt  sich  hier  der  von  Bcnndorf  und  Bormaun  vertretenen,  von 
Flirt wängler  bekämpften  Meinung  an,  daß  das  Denkmal  mit  der  Inschrift  gleich- 
zeitig, also  von  Trajan  erbaut  sei  und  erklärt  die  Aufstellung  des  Denkmals 
an  einem  vom  dazischen  Kriegsschauplatz  Trajans  so  entlegenen  Punkt  aus 
seinem  Charakter  als  Sühnedenkmal  für  die  hier  unter  Domitian  gefallenen 
Truppen  und  den  l)arbarischen  Stil  der  Reliefs  aus  einer  Heretellung  durch 
Constautin.  Einen  nicht  weit  vom  Tropaeum  entfernten  Bau  hält  Cichorius 
für  einen  von  Domitian  für  die  Gefallenen  errichteten  Grabaltar. 

Die  von  Axiopolis  nach  Tomi  laufenden  Wälle  sind  zuletzt  von 
Schuchhardt  untersucht  worden i^^e^^ 

Er  stellte  fest,  daß  der  südlichste  der  drei  Wälle,  ein  kleiner  nach  Süden 
gerichteter  Erdwall,  von  den  Barbaren  gegen  Rom  errichtet  sei,  der  Steinwall 
von  Constantin;  der  ältere  an  den  germanischen  Limes  erinnernde  Erdwall 
wird  von  Schuchhardt  dem  Trajan  zugeschrieben,  von  Cichorius  dem  Domitian, 
da  er  nicht  in  die  Zeit  Trajans  passe,  in  der  die  Dobrudscha  durch  Legions- 
festungen gedeckt  war. 

Alle  diese  Denkmäler  sind  von  Tocilescu  in  einem  großen 
Werk  veröffentlicht  1137).  Die  Inschrift  CIL  III,  13  734  besagt, 
daß  die  nach  dem  Denkmal  benannte  Stadt  zwischen  315  imd  317 
n.  Chr.  von  neuem  erbaut  worden  ist,  »zum  Schutze  des  Limes«, 
der  also  wohl  damals  auch  erneuert  wairde,  indem  an  die  Stolle 
des  Erdw-alles  die  Steinmauer  trat.  Die  Zerstörer  müssen  die 
Gothen  gewesen  sein.  —  Über  Ausgrabungen  in  Vitninadum  be- 
lichtet Vassitsii38)  Denselben  Punkt  behandelt  ferner  ein  Auf- 
satz von  V.  Domaszewskiii39),  CIL  III,  S.  1349  wird  darauf 
hingewiesen,  daß  Durostmiim  schon  bei  Zonaras  (16,  12)  seinen 
heutigen  Namen  (Silistria)  hatte.  Die  Lage  des  Viüiis  Ulmetuni, 
in  dem  eine  aus  »Cives  Romani  et  Bessi«  gemischte  Gemeinde 
wohnte,  stellt  Weiß  fest^i^o).  Derselbe  wird  demnächst  in  der 
von  Patsch  herausgegebenen  Sammliuig  »Zur  Kunde  der  Balkan- 
halbinsel«, Heft  12,  eine  historische  Landeskunde  der  Dobrudscha 
geben.  Die  Station  Ccntum  jmtei  in  Obermösion  wird  von  Teglas 
behandelt  11*1).      Über   den    Ort    >Prapsidiu)n    Dasmini«    in   Moesia 


"3S)  Berlin  1904.  -  "»«)  .Ib.  litOl  ,  107,  mit  R.  u.  Plänen  der 
Kastelle.  —  "^^)  Fouilles  et  llecherches  jirch.  cn  Roumanie.  Bukarest  1900.  — 
"»»j  AA  190r.,  103,  mit  Plan.  —  "3»)  ÖJahresh.  1902,  147.  —  '»")  MOGes. 
Wien    1905.   —    "*i)  ArchErt.   1899,  214. 


lUyricum.     Italia.  161 

superior  handelt  Patsch ^i^*"),  über  Itemesiana  (jetzt  Bela  Palanka) 
als  Sitz  des  Landtages  von  Moesia  superior  derselbe '^*^*). 

H.  Italia. 
I,  AUgemeines. 

Für  den  italienischen  Bericht  bezeichnet  das  Erscheinen  des 
zweiten  Bandes  von  H.  Nissens  »Italischer  Landeskunde«  im  Jahre 
1902  einen  Terminus  post  quem.  Doch  empfielilt  es  sich,  die  in 
Betracht  kommende  archäologische  Literatur  schon  von  1897  ab 
zu  vergleichen,  da  sie  bei  Nissen  etwas  zu  kurz  gekommen  ist. 

Von  Beiträgen  zur  physikalischen  Geographie  Italiens  sei  genannt 
der  Artikel  über  die  Alpen  von  J.  Bartsch,  der  von  Hülsen  über 
den  Apennin  in  der  RE. 

Ein  Mißverständnis  ist  es,  wenn  Hülsen  Nissen  die  Ansicht  zuschreibt, 
daß  ehedem  der  Name  der  Alpen  auch  den  nördlichen  Apennin  umfaßt  habe, 
während  Nissen  ^'*2)  nur  feststellt,  daß  hier  an  mehreren  Stellen  der  Name 
Alpis  in  seiner  allgemeinen  Bedeutung  wie  unser  »Alp«  vorkommt,  was  ebenso 
wie  die  ursprüngliche  Beschräuliung  des  Apenninnamens  auf  ligurische  Herkunft 
des   Wortes  Alpis  hindeutet. 

Von  historischen  Karten  liegen  sowohl  die  drei  italischen  Blätter 
der  FOA  wie  die  zwei  Blätter  von  W.  Sieglins  »Atlas  antiquus« 
vor.  —  Bei  der  großen  Rolle,  welche  die  Wasserläufe  in  der 
historischen  Topographie  Italiens  spielen  (der  Rubikon!)  ist  die 
Veröffentlichung  der  vortrefflichen  »Carta  idrografica  d'Italia«!^*^) 
mit  Freuden  zu  begrüßen.  Auch  über  die  antiken  Häfen  ist  eine 
Monographie  erschienen  i^**). 

Die  griechischen  Nachrichten  ühev  Italien  verfolgt  W.  Christ  ^^*5)_  — 
Konjekturen  zu  Varros  Lob  Italiens  (de  re  rustica  I,  2,  3)  hat 
F.  Leo  veröffentlicht  ^^*ß).  —  Das  Itinerar  des  Rutilius  Naniatiamis 
ist  in  einem  dicken  Buch  behandelt  von  Vesserau^^*'^).  —  In 
seiner  Untersuchung  »Die  Beschreibung  Italiens  in  der  Natui-alis 
Historia  des  Plinius  und  ihre  Quellen«  stellt  Detlef sen^i^s)  fest, 
daß  hauptsächlich  des  Augustus  Verzeichnis  der  italischen  Gremeinden 
nach  den  elf  Regionen,  dann  Agrippas  Karte  (für  das  Bild  des 
Landes),  ferner  Cato,  Nepos  und  Varro  benutzt  sind. 

Die  beste  Grundlage  der  italischen  Topographie  sind  die  jetzt 
vollendet  vorliegenden  Bände  des  CIL  (IV  Pompei,  V  Gallia  Cis- 
alpina,  VI  Rom,  IX  u.  X  Mittel-  und  Unteritalien  mit  den  Inseln, 
XI  Umbrien  und  Etrurien,  XIV  Latium)  mit  den  vortrefflichen 
Karten  von  H.  Kiepert.  Mit  der  Vollendung  von  H.  Nissens 
»Italischer  Landeskunde«  i^*^)    beginnt   eine  neue  Epoche  der  itali- 

""")  Jahresh.  VIII,  Beih.  121.  —  ii*i»)  Festschr.  f.  O.  Benndorff. 
S.  287f.  —  11*2)  ItalLandesk.  I,  219.  —  n")  Rom.  —  n**)  Monogr.  ston 
dei  porti  dell'  antiehitä  nella  penisola  ital.  pubbl.  dal  Minist,  de  Marina.  Rom 
1905.  —  1145)  SitzbAkMünchen  1905,  59.  —  n")  Strena  Heibig.  1898.  — 
"*^)  Paris  1904.  444  S.  —  mS)  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  I,  1901.  — 
"*»)  Bd.  I  u.  II.     Berlin   1902. 

GeogT.  Jahrbuch  XXXIV.  11 


162      A.  Schulteu.  Beiicht  über  die  historische  Geographie  des  Westeus. 

sehen  Topographie.  Ich  kann  auf  eine  weitere  "Würdigung  dieses 
Meisterwerks  mit  Hinweis  auf  meine  ausführliche  Besprechung  ver- 
zichten ^^^O).  Neben  Nissen  verdient  genannt  zu  werden  das  Werk 
von  E.  Pais  »Ricerche  storiche  e  geografiche  sull"  Italia  antica«^^^!). 
Es  enthält  35  Aufsätze  zur  Geschichte  und  Geographie  von  Italien.  Vor 
Nissen  hat  Pais  voraus  die  bessere  Kenntnis  der  Denkmäler,  vor  allem  der 
Münzen;  im  übrigen  geschieht  einem  Kimstwerk  wie  Nissens  Buch,  dessen 
lapidare  Kürze  nicht  sein  geringstes  Verdienst  ist,  durch  Ergänzung  und  Ver- 
besserung von  Einzelheiten  kein  Abbruch.  Geographisch  wichtig  sind  folgende 
Kapitel:  1.  Estensione  degli  Ausoni,  4.  Terina,  5.  II  popolo  degli  Aminei  presso 
Sibari,  6.  Origini  di  Siris,  8.  Sibari  nella  Messapia,  9.  Thuiiae,  15.  Disfatta 
degli  Atenesi  all'  Asinaro,  17.  I  Dauni  e  gli  Umbri  nella  Campania,  18.  Per 
la  Storia  d'Ischia  e  di  Napoli  nell'  antichitk,  19.  ..  nell'  etil  Sillana,  23.  Element! 
sicelioti  nella  piü  antica  storia  romana,  27.   Per  la  storia  di  Pisa  nell'  antichitk, 

29.  A  proposito  degli  Anamares,  dei  Tauriui  et  della  romanizzazione  del  Piemonte, 

30.  Sull'  invasione  dei  Tentoni  e  Tigurini,  31.  I  due  Istri  ed  il  monte  Apennino 
nelle  Alpi  Camiche  secondo  Strabone,  32.  Iscrizione  suUe  Alpi  Giulie  e  sui 
confini  orientali  dell'  Italia,  33.  Olbia  (Sardegna),  35.  La  »formula  provinciae« 
della  Sardegna  secondo  Plinio.  Die  italischen  Artikel  in  der  RE  sind  von 
Ch.  Hülsen. 

Yen  allgemeinen  Werken  mag  noch  das  Buch  von  B.  Modestovii52) 
über  die  prähistorische  Ethnologie  Italiens  genannt  sein,  welches 
versucht  aus  den  archäologischen  Funden  ethnologische  Schlüsse 
zu  ziehen  und  jedenfalls  als  erste  Verarbeitung  des  reichen  prä- 
historischen Materials  willkommen  ist.  —  Auf  festerer  Grundlage 
ist  das  große  Werk  von  Wilhelm  Schulze  ^^^3),  »Zur  Geschichte 
lateinischer  Eigennamen«,  aufgebaut. 

Hier  sind  aus  den  italischen  Personennamen  mit  sicherer  Methode  bedeut- 
same Ergebnisse  für  das  Verhältnis  der  italischen  Stämme  und  ihre  Siedlungen 
gewonnen.     Besonders  wichtig  ist  Kap.  4    >Gentilnamen  und  Ortsnamen«. 

Die  zahlreichen  Forschungen  zm-  italischen  Ethnologie  während 
der  Jahre  1899 — 1907  findet  man  verzeichnet  in  dem  Bericht 
über  Etruskologie  von  Herbig i^^*).  —  Von  den  Arbeiten  G.  Sergis, 
der  vor  der  indogermanischen  eine  ältere  ligurische,  aus  Nordafrika 
stammende  Bevölkerung  annimmt,  sei  genannt:  ; Arii  ed  Italici<  ^'^^^) 
»La  stirpe  hamitica«^!^^)  und  »La  stirpe  mediterranea<^^^6").  Die- 
selbe Ansicht  vortritt  G.  Caruselli,  >Sulla  origine  dei  populi 
Ttalici«ii57). 

Der  augusteischen  Einteil img  Italiens  in  14  Kegionen  ist  ein 
Aufsatz  von  Mommsen  gewidmet i^^^).  • —  Verwandten  Lihalts  ist 
Jungs  Aufsatz  über  die  Organisation  Italiens  von  Augustus  bis 
auf    Karl    den  Großen 'i^^).      Partsch    hat    die  Bedeutung,    welche 


>i*0)  GöttGelAnz.  1904,  433—76.  Von  anderen  Rezens.  nenne  ich  BerlPhil. 
Wschr.  1903,  Nr.  20  (Partsch),  DLitZ  1903,  Nr.  4  (Duhn).  NJbKlassAlt.  1902, 
602  (O.  E.  Schmidt).  WschrKIa-ssPhil.  1902,  Nr.  52  (Detlefsen).  —  "*•)  Turin 
(Tipogr.  edit.  uaz.)  1908.  690  S.  —  "52)  Russisch,  Franz.  Übers,  von  Dolines, 
Introduct.  ii  l'Hist.  rom.  Paris  1907.  —  >'")  AbhGöttGelGesWiss.  1904,  j>hil.- 
hist.  Kl.,  N.  F.  Bd.  V,  2,  647.  —  "")  Bui-sians  JBer.  CXL,  90f.  —  "")  'purin 
1898.  —  "5")  Turin  1897.  —  "*6")  Rom  1S95.  —  "")  Palermo  1896,  1897 
1901.  '"^»)   Festschr.  f.  Kiepert   71—82.   —    "•'9)  MlnstÖGesch.    Erg.-Bd.  V 


Itnlia.  163 

'1er  100.  Meilenstein  der  von  Rom  ausstralüenden  Straßen  im  öffent- 
lichen Leben  liatte,  dargelegt ^^^o).  —  In  dem  Werk  von  L.  Mariani 
über  Aufidcnaii^i)  findet  man  eine  Zusammenstellung  italischer 
Städte  nach  Umfang  und  Flächeninhalt.  —  Wertvoll  für  Denkmäler- 
kimde  und  Topographie  ist  die  in  dem  Werk  »Aus  dem  klassischen 
Süden«  vereinigte  Sajnmlung  von  Aufnahmen  wichtiger  historischer 
Denkmäler  und  Landschaften  ^^62). 

Über  die  Fortschi'itte  der  topograplii sehen  Forschung,  soweit  sie 
durch  Ausgrabungen  gefördert  wird,  unterrichten  die  von  der  R. 
Acad.  dei  Lincei  herausgegebenen  monatlich  erscheinenden  Notizie 
degli  Scavi.  Kern  anderes  Land  besitzt  ein  Organ,  welches  so 
schnell  und  vollständig  über  die  laufenden  Funde  und  Forschungen 
unterrichtet.  Seit  1901  wird  auch  im  Arch.  Anz.  über  die  italieni- 
schen Ausgrabungen  berichtet,  kürzer  im  American  Journ.  of  Arch. 

Ein  außerordentlich  Avertvolles  Inventar  zur  italienischen  Lokal- 
literatur ist  der  von  A.  Mau  verfaßte  Katalog  der  Bibliothek  des 
Deutscheu  Archäologischen  Instituts  zu  Rom,  die  in  der  Bibhotheca 
Platneriana  die  beste  Sammlung  der  lokalen  Literatur  besitzt  ii63)_ 
Von  F.  Gamurrinis  »Bibliogi-afia  dell'  Italia  antica«  ist  der  erste, 
die  allgemeine  Literatur  verzeichnende  Band  erschienen  ^i 6*). 

Die  meiste  Fördenmg  ist  der  italischen  Topograpliie  durch  die 
rege  archäologische  Forschung  zuteil  geworden.  Die  von  der  Acad. 
dei  Lincei  herausgegebenen  »Monumenti  Antichi«  (bis  jetzt  19  Bände) 
zeugen  von  der  regen  Tätigkeit  der  jungen  italienischen  Archäo- 
logie ^^6°).  Man  wird  im  allgemeinen  dem  ihr  von  v.  Duhn^i^ß) 
gespendeten  Lob  beipflichten  können.  Es  ist  aber  sehr  zu  bedauern, 
daß  man  den  beiden  dringendsten  Aufgaben,  der  Erforschung  dei- 
Grieclienstädte  des  Südens  und  der  Etruskersfädte,  noch  immer  aus 
dem  Wege  geht.  Daß  Italien,  dem  freilich  Pompei  und  Rom  schon 
genug  zu  tun  geben,  dazu  die  Mittel  fehlen,  macht  die  ohnehin  vor- 
handene und  in  allen  anderen  Ländern  anerkannte  Pflicht,  die 
Mitarbeit  des  Auslandes  anzunehmen,  um  so  deutlicher.  Aber  leider 
ist  mit  der  Hebung  des  Landes  der  Chauvinismus  üppig  ins  Kraut 
geschossen.  Hinzu  kommt  eine  ganz  unberechtigte  Bevorzugung 
der  Prähistorie.  Die  Folge  ist.  daß  die  Topographie  gerade  der 
wichtigsten  historischen  Plätze  der  Halbinsel  noch  im  Dunkel  liegt. 

Über  die  in  jüngster  Zeit  aufgekommene  und  meist  in  Belochs 
Bibliotheca  di  Geografia  storicai'ßß")  gesammelte  Lokaltopographie 
hat  Nissen  1167)  ^\^  Recht  scharf  geurteilt. 

Die  Biblioteca  enthält  bisher  folgende  Schriften :  H.  I.  Colasanti,  Fregellae; 
H.   II.    Derselbe,    Pinna;    H.   III.    a)    E.   Grossi,    Aquiuum;    b)    Jacobone, 


"«")  Festschr.  f.  Kiepert.  —  n")  MonAnt.  X,  1901.  —  "62)  Lübeck 
1897,  150  Bilder.  —  nes)  Katalog  d.  Bibl.  d.  D.  Arch.  Inst.  Bd.  I:  Die  Alter- 
tümer nach  ihrem  Ort.  Eom  1900—02.  —  'i64)  Arezzo  1905.  454  S.  — 
"«5)  Rom  1889f.  —  »i66)  NHeidelbJb.  1896,  19.  —  nee»)  Rom.  —  n^r,  Wschr. 
KlPhil.   1908,  Nr.  6,  51. 


11' 


164      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Canusium;  c)  J.Raimondi,  Frentaui;  d)  Melchior!,  Forum  Novum (Sabiner). — 
Die  meisten  dieser  Schriften  werden  der  ersten  Aufgabe  der  Lokalforschung: 
einer  exakten  Untersuchung  und  Darstellung  der  Topographie  und  der  Monumente, 
nicht  gerecht,  was  um  so  mehr  auffällt,  als  Beloch  selbst  ein  Meister  exakter 
Forschung  ist.  Diesen  jungitalienischen  Topographen  kann  das  Studium  der 
ausgezeichneten  älteren  Arbeiten  von  C.  Promis  über  Turin,  Aosta  und  .\lba 
Fucens  gar  nicht  genug  empfohlen  werden. 

Besser  als  mit  dieser  weitschweifigen  Literatui-  wäre  der  Landes- 
kunde gedient  mit  archäologiscJien  Karten  und  Inventaren  aller 
antiken  Siedlungen  einer  Gegend.  Besonders  an  letzteren  fehlt  es 
in  Italien  noch  sehr,  obwohl  für  sie  in  der  jetzt  fast  vollendeten 
Generalstabskarte  eine  gute  Unterlage  vorliegt.  Genannt  sei  Grossi 
G  0  n d  i  s  archäologisch-topographische  Karte  von  Frascati (s.  Anm.  1384). 
Das  Muster  einer  wissenschaftlichen  Lokalforschung,  die  systematisch 
alle  antiken  Reste  eines  bestimmten  Gebiets  erforscht,  sind  P.  Orsis 
Forschungen  in  Sizilien  (s.  Anm.  1472). 

Dringender  noch  als  die  Mehrung  des  Denkmälerbestands  durch 
Ausgrabungen  ist  die  Aufnahme  der  vorhandenen  Denkmäler.  Von 
den  Mauerringen  Mittelitaliens  existieren  noch  gar  keine  Aufnahmen 
(s.  S.  184).  Die  schöne  Veröffentlichung  der  Monumente  von 
Benevent  durch  den  Ingenieur  Meomartini  (s.  Anm.  1365)  steht 
vereinzelt  da.  Es  wäre  sehr  erwünscht,  daß  seine  Fachgenossen 
dem  guten  Beispiel  folgten,  wie  denn  überhaupt  auf  dem  Gebiet 
der  Lokalforschung,  wie  Promis  Beispiel  zeigt,  von  Technikern 
Besseres  zu  erwarten  wäre,  als  von  Stubengelehrten. 

Als  eine  wichtige  Aufgabe  ist  noch  die  Aufnahme  sämtlicher 
bisher  bekannten  Pfahlhauten  (Terramare)  zu  bezeiclinen.  Das  von 
Ascoli^^ö^)  angeregte  Dizionario  storico  dei  nomi  locali  deW  Italia 
ist  ein  frommer  Wunsch  geblieben. 

Sehr  zu  wünschen  wäre,  daß  die  beliebte,  selir  oft  falsche  Um- 
taufe italienischer  Orte  mit  antiken  Kamen  abgestellt  würde.  Bei- 
spiele von  falschen  Benennungen  findet  man  zahlreich  im  Text  zu 
den  FOA. 

Ausgehend  von  der  Herkunft  des  Namens  Oftifaxia  —  den  mau  oft  fälsch- 
lich mit  Ooivay.oia  (Sizilien)  identifiziert  hat  —  von  i)Qivai  =  Heugabel  macht 
W.  Dörpfcld  i"*^)  wahrscheinlich,  daß  damit  das  gabelförmige  Uhteritalien 
gemeint  sei. 

n.  Strafsenforschung. 

Alpenstraßen.  Am  grfißten  ist  die  Literatur  über  die  Alpen- 
straßen. Die  Literatur  zu  der  Riesenkontrovorse  über  Hannibals 
Alpenweg  ist  derartig  angeschwollen,  daß  sie  einen  eigenen  Jahres- 
bericht erhalten  hat.  Es  fehlt  nur  noch,  daß  man'  ihi'  eine  eigene 
Zeitschrift  gründet.  Der  erste  Bericht  (1905),  ist  von  R.  Oehler^^'^o), 
der  zweite  von  R.  Lehmann  ^i"').  Seitdem  ist  folgende  Literatur 
erschienen. 


1188)  ArchGlottologico  Suppl.  :{,  97.  —  "«'•>)   Miscellauea  Salimus   1907. 
1170)  JBerPhilVerBerlin   1905,  49  —  55.  —    »"i)  Kbenda   1909. 


rtalin.  165 

R.  Lehmanns  Aufsatz,  »Die  Angriffe  der  drei  Barkiden  auf  Italien«"^^)^  ist 
wichtig  durch  den  Nachweii<,  daß  Livius'  Bericht,  der  nur  auf  den  Mont  Gvnevre 
paßt,  nicht  eine  alte  Quelle,  sondern  Livius'  eigene  Meinung  wiedergibt,  J.  Kro- 
mayers  Rezension  dieser  Schrift  "''•')  und  sein  »Wissenschaftlicher  Bericht« 
(s.  Anm.  76)  S.  14  ff.  mit  dem  Ergebnis,  daß  der  Mont  (Jvais  allein  iu  Betracht 
komme,  da  die  nur  auf  Livius'  Vermutung  beruhende  Mont  Genf" vre- Theorie 
nicht  zum  Terrain,  die  Kl.  Bernhardt-Theorie  nicht  zu  Hannibals  Ankunft  bei 
den  Taurinern  (Polybius)  passe.  Für  den  Mont  Cenis  entscheidet  sich  auch 
Scheffel  in  seinem  Buch  »Die  Verkehrsgeschichte  der  Alpen«! ''■''').  Besondere 
Beachtung  verdient  das  aus  einer  früheren  Darstellung  des  Mont  Cenis  hervor- 
gegangene und  für  den  Mont  Cenis  eintretende  Buch  von  W.  Oslander,  »Der 
Hannibalsweg« !!''*),  wegen  der  genauen,  durch  gute  Karten  erläuterten  Be- 
schreibung der  Mont  Cenis-Straße,  für  die  doch  die  besten  Gründe  sprechen. 

In  der  Behandlung  der  Alpenstraßen  weicht  J.  Partsch^^''^) 
mehrfach  von  Nissen  ab.  Er  hält  die  Übergänge  über  den  Simplon, 
Bernardino  und  Septimer  nicht  für  antike  Straßen,  was  für  den 
Septimer  die  Anm.  1018  genannte  Untersuchung  bestätigt  und  für 
die  anderen  Pässe  wahrscheinlich  ist. 

Das  Plus  der  Entfernungen,  welches  die  Itinerare  zwischen  Chur  und 
Chiavenna  gegenüber  der  h.  Splügenstraße  haben,  erklärt  Partsch  einleuchtend 
mit  der  Vermutung,  daß  die  antike  Straße  nicht  durch  die  Via  mala,  sondern 
über  die  sonnigen  Höhen  auf  dem  linken  Ufer  des  Liro  gelaufen  sei. 

Nächst  dem  Hannibalweg  sind  am  meisten  behandelt  die  Straßen 
der  Ostalpen.  Die  Schrift  Wankas  v.  E  od  low,  »Die  Brennerstraße 
im  Altertum  und  Mittelalter«  i^'^ß),  bespricht  im  ersten  Kapitel  die 
Züge  der   Cimbern,  nach  Italien. 

Rodlow  stellt  fest,  daß  die  verbreitete  Ansicht,  sie  seien  über  den  Brenner 
gezogen,  sich  nicht  beweisen  lasse,  daß  die  Cimbern  vielmehr  eher  durch  das 
Gebiet  der  befreundeten  Helvetier  und  dann  über  die  Reschen-Scheidegg  ge- 
zogen sein  dürften.  Kap.  2.  Eroberung  des  Brenners  durch  die  Römer.  Die 
Via  Claudia  Ä%igtista.  Kap.  3.  Der  Brenner  als  Handelsstraße  (die  Zugangs- 
straßen zum  Brenner  von  Aquileia  über  den  Plöckenpaß).  Kap.  4.  Der  Brenner 
als  römische  Militärstraße. 

Derselbe  Verfasser  hat  auch  die  Straßen  über  den  Pontehbapaß 
und  Predil  behandelt 'i'^"). 

Der  Pontehbapaß  einzige  direkte  Verbindung  It:diens  mit  Noricum  (da 
der  Plöckenpaß  nur  Verbindungsstraße  zum  Brenner  gewesen  sei  [?]  und  die 
Straße  über  die  Julisehen  Alpen  nach  Emona  und  nach  Pannonien  und  Mösien 
führte).  Die  Züge  der  Völkerwanderung  gehen  dagegen  über  die  Julischen 
Alpen,  das  bequemste  Einfallstor. 

Die  große  Heerstraße  von  Aquileia  nach  Emona  ist  zweimal, 
von  0.  Cuntzii78)  ^j^j  ^  Puschi^i^G)^  beschrieben  worden.  — 
Der  Aufsatz  von  A.  v.  Premerstein  und  S.  Eutar  »Eömische 
Straßen  und  Befestigungen  in  Krain«ii80)  behandelt  unter  anderem 
die    Straßen    von    Aquileia   nach    Kauportus,    von    Nauportus   nach 


i"2)  Leipzig  1905.  —  "^^  GöttGelAnz.  1907,  446.  —  'i'^")  Berlin 
1908.  —  1174)  Berlin  1900.  —  n^*)  RE  s.  v.  »Alpes«.  —  n^ß)  PragStud. 
GebGesch.  H.  7,  1900.  —  ""j  Der  Verkehr  über  den  Paß  von  Pontebba — 
Pontafel  u.  d.  Predil.  Ebenda  H.  3,  1898.  —  "^S)  ÖJahresh.  1902,  139—60.  — 
1179)  ArcheografoTriest.  1905,  111.  —  "»O)  Hrsg.  v.  d.  ZentrKom.  1899,  mit  K. 


166      A.  Schulten.  Bericht  über  die  liistorische  Geographie  des  Westens. 

Siscia  und  die  Befestigungslinie  oberlialh  von  Oberlaihach,  eine  7  kiu 
lange,  ganz  wie  der  Limes  mit  Türmen  ausgestattete  Mauer. 

Eine  genaue  Aufnahme  derselben  (1:15000)  teilt  A.  Müllner,  der  ver- 
diente Erforscher  der  Krain,  mit"*').  Neue  Beiträge  zu  dem  wichtigen  Gegen- 
stand gibt  A.  P Uschi  in  dem  Aufsatz  »Die  römischen  Wälle  der  Alpis  Julia« 
mit  einer  Karte,  welche  noch  eine  ^lenge  anderer  Befestigungen  (Sperren  der 
Täler)  erkennen  läßt  "»2). 

Ferner  ist  zu  nennen  Piclilers  »Römische  Bergstraßen  in  den 
Ostalpen «1183)  n^d  Brandis'  Behandlung  der  Handelsstraßen  von 
Italien  zur  Donau  im  Artikel   »Danuvius«   in  der  REii84) 

An  Forschungen  über  italische  Straßen  sei  sonst  noch  ver- 
zeichnet: Persichettis  Arbeit  über  die  Via  Salaria^'^^^);  Meo- 
martini  über  die  Via  Appia  von  Benevent  bis  zur  Calorbrücke^^^^); 
Ripostelli-Marucchi,  La  Via  AjJj^ia^^^^)',  Pinta  über  die  Via 
Popilia^^^^);  Hülsens  Behandlung  der  Via  Cassia  (RE  s.  v.  Cassia 
via);  S.  Agnelli  über  die  Straßen  der  Gegend  von  Lodi^^^^); 
J.  Jung,  »Zur  Geschichte  der  Apenninpässe«!!^*^)  und  »Das  Itinerai- 
des  Erzbischofs  Sigeric  von  Canterbury  und  die  Straße  von  Rom 
über  Siena  nach  Luca«ii9i);  0.  Cuntz  über  die  Straße  von  Cale 
nach  Ad  Pirum  (ümbrien)ii92j  m^f]  von  Fanuin  Fortunae  nach  Sena 
Oallica^^^^)  (ebenda),  ferner  über  die  Apenninstraßon  von  Luna^ 
(s.  Nr.  1309).  —  R.  Kiepert  hat  im  Text  zu  den  drei  italischen 
Blättern  der  FOA  den  Straßen  besondere  Sorgfalt  zugewendet. 

in.  Die  Alpenländer. 

F. Ramsauer  verzeichnet  die  antike  Literatur  über  die  Alpen^i^^). 

Partschs  gründlicher,  mehrfach  von  Nissen  abweichender  Artikel 
»Alpes«  in  der  RE  behandelt  Namen,  Teile,  Pcässe,  Natur,  Produkte 
und  Ethnologie  der  Alpen.  Die  Identifikation  des  Adula  mit  dem 
St.  GottJmrd  (so  Nissen)  weist  Partsch  zurück.  —  »Die  erste 
Besiedlung  der  Alpen  diu*ch  den  Menschen«  untersucht  Münch^^^^), 
Oslander  1196)  die  Besiedlung  der  Alpen  im  Altertum,  Jancker 
die  Besiedlung  der  Alpen-  und  Karstländer n^'')  und  Puschi  die 
Besiedlung  der  Täler  der  Julischen  Alpen  n^^). 

Das  Buch  des  Hauptmanns  H.  Scheffel,  » Die  Verkehrsgeschichte 
der  Alpen«,  dessen  erster  Band  bis  Theodosius  den  Großen  gelitn^^), 
ist  eine  gut  geschriebene  und  auf  sorgfältigem  Studium  der  vor- 
handenen Literatur  beruhende  Geschichte  der  kriegerischen  und 
fi'iedlichen  Erschließung  der  Alpen. 


"81)  ArchTriest.  1902,  151.  —  »"«ä)  I  valli  rom.  aelht  Alpe  Giulia. 
Ebenda  117—50.  -  "83)  KorrBlAnthr.  1897,  Nr.  1—3.  —  »'»^)  Bd.  IV, 
S.  2126.  —  "85)  Rom  1893  u.  Scari  1901,  23;  1902,  384.  —  "8«)  Beneveut 
1896.  -  "87)  Rom  1908.  —  "8«)  Potenza  1895.  —  "8»)  ArchStorl/imbardo 
1904.  —  "90)  Serta  llarteliana.  —  "9i)  MInstÖGesch.  25.  —  "9-)  (Mahresh. 
1904,  60.  -  "»3)  Ebenda  46.  -  "»<)  Progr.  Burghausen  1901.  -  "»*)  Korr. 
BlAnthr.  1905,  71.  —  "9")  WürtlKorr.  1904.  —  "»T)  GZ  1908,  198.  — 
"98)  ArchTriest.   XXIV.    119  -.-)ü.  Ii99)  Berlin    1908.      206   S. 


Ttalia.  167 

Scheffel  behandelt  1 .  Die  Alj)en  in  der  Geschichte  Europas,  2.  Die  Römer 
der  Republik  und  die  Alpen,  ?,.  Völker  und  Wege  in  den  Alpen  vor  der 
römischen  Eroberung,  4.  Eroberung  der  Alpen  durch  die  Römer,  5.  Die  Alpen- 
länder als  römische  Provinzen,  6.  Die  Römerstraßen,  7.  Die  Alpen  und  die 
große  Völkerwanderung.  8.  Kriegsgeschichte  der  Alpen  von  Mark  Aurel  bis 
Probus,  9.  Das  vierte  Jahrhundert  nach  Christus  und  die  Alpen,  10.  Die  Alpen 
während  des  Untergangs  des  weströmischen  Reiches,  11.  Die  Alpen  unter 
Theodosius  dem  Großen. 

Oberziner  hat  die  Kriege  des  Augustus  gegen  die  Älpenstämme 
behandelt  i200)_  Die  Literatur  über  die  Alpenstraßen  ist  unter 
»  Straßen  «   verzeichnet. 

Daß  der  Name  Apennin  auch  iu  den  Alpen  nördlich  von  Aquileia 
vorkommt,  weist  E.  Pais^^oi)  aus  Strabo  S.  207,  Zosimus  IV,  45 
und  anderen  Stellen  nach.  Ebenda  vermutet  er,  daß  der  bei  Strabo 
in  dieser  Gregend  genannte  Istros  der  Isonzo,  der  Aquilis  die 
Wippach  sei.  Part  seh  äußert  sich  zu  der  Frage  des  »Apennin« 
a.  a.  0.  S.  1603. 

Alpes  Marititnae.  Gegen  Nissen  (II,  S.  135)  hält  E.  Kiepert 
daran  fest,  daß  die  Pro\inz  bis  zum  Monte  Viso  (nions  Vesulus) 
gereicht  habei202)  Derselbe  behandelt  a.  a.  0.  auch  andere  Fragen 
der  Geographie  dieser  Gegend. 

Alpes  Coftias.  Das  Reich  des  Cottius  und  die  Provinz  der 
Alpes  Cottiae  ist  der  Gegenstand  der  tüchtigen  Schrift  von  R.  Rey^^os), 
Die  Reliefs  des  Augustushogens  zu  Susa  hat  Ferrero  ediert ^204) 
imd  Studnizka  erklärt^^os^^  Den  Stamm  der  Quariates  identifiziert 
R.  Kiepert  sicher  mit  Recht  mit  dem  Val  Queyras^^^^),  die  Savincates 
(CIA  Y,  7231)  mit  Savines  (südwestlich  von  Embrun).  Gegen 
Nissen  behauptet  er  die  Identität  von  Cahurrum  (heute  Cavour) 
mit  dem  Fwum  Vibii.  —  Wichtig  ist  Oslanders  ^^o?)  wahrschein- 
liche Vermutung,  daß  der  Col  de  Frejus  (unter  ihm  der  Mont-Cenis- 
Tunnel)  nach  einem  Forum  Julii  (bei  Modane)  heiße.  —  Als  mons 
Geminus  wird  der  Cenis  und  Col  Frejus  bezeichnet  auf  der  von 
A.  Schulten  als  antik  nachgewiesenen  Fhcrkarte  der  Feldmesser  ^^^^).  — 
Oslander  teilt  mit,  daß  der  Name  der  ylaQidt]  Xif.iyrj,  mit  dem 
Ptolemäus  den  See  auf  der  Paßhöhe  des  Mont  Cenis  bezeichnet, 
noch  heute  existiert  (Lago  Larida). 

Über  die  Caturiges  vgl.  Ihm  (RE).  Der  Name  des  3Iars  Caturix 
findet  sich  auf  Inschriften^'^^).  Den  Namen  der  Caturiges  bewahrt 
das  heutige   Chorges. 

Alpes  Graiae  et  Poeninae.  Die  Lage  der  Alpes  Atrectianae,  die 
mit  den  Alpes  Poeninae  zusammen  genannt  werden,  ist  noch  nicht 


-^'"')  Le  guerre  di  A.  contra  i  pop.  Alp.  Rom  1900.  —  '^oi^  Ricerche 
stör.  (s.  Nr.  1151)  K.  31.  —  »202)  fOA  Ital.  Sup.  S.  6.  —  i^o»)  BullAcDelphinale 
1898.  DLit.  1899,  Nr.  43  (Hirschfeld).  —  1204)  L'arc  d'A.  k  S.  Turin 
1901.  —  1205)  JbArchlnst.  1903,  1.  —  1206)  j-qA  Ital.  Sup.  S.  7.  — 
'207)  Hannibalsweg  S.  169.  —  1208)  pig  römischen  Flurkarten.  Hermes  1898.  — 
'209)  S.  o.  S.  117. 


168      A.  Schulten.  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

bestimmt,    wie    R.  Kiepert   ausführt '^lOj      Ynr   die   Ceutrones   be- 
sitzen wir  eine  Schrift  von  Borne i'-^'^). 

IV.  Liguria  (Regio  IX). 

Die  Stämme  der  Genuaten  und  Viturier  behandelt  G.  Poggii2i2) 
in  einer  ausfülirlichen  Schrift.  Von  demselben  Verfasser  stammt 
ein  Aufsatz  über  die  Ri\'iera  in  römischer  Zeit^^is).  Eine  historische 
Karte  des  Gebiets  von  Genua  gibt  R.  Kiepert  im  Nebenblatt  zum 
Blatt  »Italia  Superior«. 

Allerhand  Topographisches  enthält  Jungs  Aufsatz  »Hannibal 
bei  den  Ligurera,  historisch-topographische  Exkurse«  (1.  Die  Po- 
landschaft im  Jahre  218  v.  Chr.,  3.  Der  Flußverkehr,  4.  Die  An- 
fänge von  Saena)^^^^).  Derselbe  beschäftigt  sich  mit  mehreren 
Städten  des  ligurischen  Apennins  *2i5) 

In  Augnsta  Bagiennorum  (heute  Bene)  ist  ein  von  Rundtürmen  flankiertes 
Stadttor  und  ein  Amphitheater  gefunden  worden  '^-^^),  —  Das  Tropaetim  Äugnsli 
(h.  Turbia)  hat  O.  Benndorff  archäologisch  erklärt '^iT),  Über  neuere  Aus- 
grabungen, die  d;ts  Denkmal  freilegen  und  neue  Architekturreste  zutage  fördern 
sollen,  berichtet  Babelon  1218^.  Die  Gegend  von  Nicaea  (h.  Nizza)  ist  als 
Nebenkarte  auf  Kieperts  Blatt  »Italia  Superior«  dargestellt.  — ■  Die  falsche 
Identifikation  des  die  Ostgrenze  der  Ligurer  bezeichnenden  Antium  (Scylax 
Kap.  IV)  mit  Äntipolis  (h.  Antibes)  in  Müllers  Ptolemäus  weist  R.  Kiepert 
zurück  1-'^).  —  Derselbe  vergleicht '220^  ^jg^  Namen  des  Partus  Ericis  (Lerici 
auf  der  Ostseite  der  Bucht  von  Spezia)  mit  dem  sizilischen  Ery.r  und  lateini- 
schem Verruca. 

V.  Transpadana  (Regio  XI). 

Verschiedene  Fragen  der  Topographie  erörtert  R.  Kiepert i22i)_ 

Daß  man  dem  Lago  d'Orta  ohne  weiteres  den  der  Tab.  Peuting.  ent- 
nommenen Namen  des  Laciis  Clisins,  noch  dazu  in  der  falschen  Fonn  Cusio«, 
beigelegt  hat,   ist  wieder  ein  Fall  der  in  Italien  grassierenden  Umnennungsnianie. 

Aus  mittelalterlichen  Urkunden  stellt  O.  Cuntz  fest,  daß  der  Ort  Leucerae 
auf  der  Straße  Bergamo — Brescia  gelegen  habe  und  mit  dem  heutigen  Lesse 
identisch  sei  '222) 

Taurini  und  Taurisci  behandelt  Garofalo^223)  iip(1  ^\^  ^q  j^- 
bainvillei224)  E.  Pais  beschäftigt  sich  mit  den  Zuständen  der 
Tauriner  und  Anamarer  in  vorrömischer  Zeit*225^ 

Den  goldgrabenden  Victuvtulcrn  gilt  ein  Aufsatz  von  A.  Beletti'-^^)  und 
J.  Montanari  1227)_  j^jg  Stadt  VU-tumidae  lag  nach  R.  Kiepert'-"^*)  bei 
BiMa,  wohin  die  Zeugnisse  und  Spuren  alter  Goldgruben  führen. 

Einen  populären  Aufsatz  über  Aosla  und  seine  hen'orragenden 
Römerbauten    hat   Eyssenhardt    herausgegeben i229)_     Einen  Plan 

»21«)  FOA  Ital.  Sup.  S.  7.  —  'Sii)  Les  Ceutrons.  Moulius-Tarant.  1905.  — 
1212)  Genua  1900.  407  S.  —  '2i3)  Lg  due  Rivierie  nell'  ep.  rom.  Genua 
1901.  136  S.  —  '214)  WienStudien  1902,  313.  —  '2i5)  Bobbio,  Veleia,  Bardi. 
MInstÖGesch.  1899.  —  '2i6)  aA  1899,  65;  1902,  51.  —  1217)  Centenaire  de 
la  Soc.  d.  Ant.  d.  France  1904.  —  >2i8)  CRAcad.  1905,  783.  —  »2i9)  poA 
Ital.  Sup.  S.  6.  —  '220)  Ebenda.  —  '22i)  Ebenda  S.  5f.  —  «222)  ÖJahresh. 
1904,  44.  —  '223)  RevCcllique  1906,  154.  —  '224)  Ebenda  160.  —  '225)  kj,.. 
Stör.  K.  29.  —  1226)  RivStorAnt.  1903/04,  15—31.  —  '227)  Ebenda  263.  — 
1228)  FOA  Ital.  Sup.  S.  5.  —  '229)  Samml.  wiss.  Vorträge  (hrsg.  v.Virchow) 
II.  240,    1H96. 


Italia.  169 

findet  man  in  den  Notizie  degli  Scavii230)  Die  Geschichte  der 
Stadt  und  Gegend  ist  von  Tibaldi  dargestellt  worden  i23i). 

Von  Städten  ist  monographisch  behandelt  worden  Pollenlia  1^32) 
von  A.  Mathis. 

A.  Schulten  1233)  tiat  nachgewiesen,  daß  in  mehreren  bisher 
gering  geachteten  Bildern  der  Feldmesser  antike,  auf  die  forrtme 
zurückgehende  Flurkarten  verschiedener  oberitalisc'her  Städte,  z.  B. 
Turin  u.  a.,  erhalten  sind.  Neue  Beiträge  zur  Deutung  dieser  Bilder 
gibt  Osianderi234j 

Das  auf  einer  dieser  Karten  genannte  Rodua  ist  wohl  ein  älterer  Name 
des  heutigen  Bautier  =  Dora.  Baltea. 

Die  Topographie  des  römischen  Turin  ist  durch  Freilegung  des 
Theaters  bereichert  worden.  Außerdem  sollen  neue  Stücke  des 
Straßennetzes  festgestellt  sein.  Die  Herausgabe  eines  neuen  Planes 
wäre  selir  erwünscht. 

E.  Paisi235)  ist  der  Ansicht,  daß  die  campi  Baudii,  der  Ort 
der  Niederlage  der  Cimbern,  statt  bei  Vercellae  vielmehr  südlich 
vom  Po  zwischen  Turin  und  Pollenza  zu  suchen  seien.  Daß  das 
wenig  wahrscheinlich  ist.  zeigt  R.  Kiepert ^236)^  [lie  Kontroverse 
über  den  Ort  der  berühmten  Sclilacht  behandelnd. 

Alba  Pompeia  (heute  Albi)  besitzt  eine  eigene  historisch-archäologische  Zeit- 
schrift 1237)^  ^as  von  löblichem  Eifer  zeugt.  Der  erste  Jahrgang  enthält  eine 
Übersicht  der  archäologischen  Funde  von  1897  bis  1907.  Die  römischen  Mauern 
der  Stadt  beschreibt  in   vortrefflicher  Weise  F.  Eusebio '238) 

VI.  Venetia  (Regio  X). 

Ihms  Artikel  (RE)  über  die  Carni^  welche  das  ganze  Bergland 
zwischen  Istrien  und  der  Drau  einnahmen  (auch  die  nach  ihnen 
benannten  Landschaften  Krain  und  Kärnten),  zieht  die  Grenzen  des 
Stammes  zu  eng.  Ferner  gehören  hierher  die  Artikel  in  der  RE: 
Carnia,  Carnicae  Alpes  (Ihm)  und  Carniola  (Tomaschek).  Richtig 
sind  die  Carni  angesetzt  von  R.  Kiepert ^239)^  der  auch  die  Lage 
der  Catali  bestimmt. 

Über  die  Topograpliie  von  Äquileia  oiientiert  Maionica,  sein 
verdienter  Erforscher  i240)_ 

In  den  Mitt.  der  k.  k.  Zentralkom.  berichtet  er  über  die  Fortschritte  der 
Aufdeckung  1241).  Eine  kulturhistorische  Darstellung  des  für  den  Handel  nach 
N  so  M'iehtigen  Platzes  hat  E.  v.  Schneider  gegeben  1242)_  —  Über  die  von 
Äquileia  ausgehenden  Straßen  handelt  v.  Domaszewskii243)^  (jei-  zeigt,  wie 
sich  der  Handel  Aquileias  an  der  Verbreitung  der  Barhii,  einer  dortigen  Handels- 

1230^  1901,  108.  —  '231)  La  regione  d'A.  Turin  1900.  408  S.  — 
1232)  Vicende  di  P.  Turin  1900.  —  1233)  s.  Anm.  1208.  —  '234)  Hannibals- 
weg  (Anm.  1174),  S.  188.  —  i235)  RicStor.  K.  30.  —  1236)  FOA  Ital.  Sup. 
S.  5.  —  1237)  AlbaPompeia  I,  1908.  —  1238)  Le  mura  r.  di  A.  P.  Miscell. 
Salinas  (Anm.  1479).  —  i239)  POA  Ital.  Sup.  S.  5.  —  12*0)  Xenia  Austr. 
Festschr.  z.  Wien.  Phil.-Vers.  273.  —  12^1)  1891  f.  Vgl.  auch  ArchTriest.  1894, 
179.  —  1242)  j)j.ei  römische  Städte:  Äquileia,  Pola,  Salona.  Kunstgeschichtl. 
Charakterbilder  aus  Österreich.  —    12*3)  "wZ   1902,   159. 


170      A.  Schulteu,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

familie,  verfolgen  läßt.  —  In  ähnlicher  Weise  ist  der  Kult  der  Ilerecura 
(=  "Hga  xvQia),  die  zuerst  in  Aquileia  unter  griechischem  Einfluß  verehrt 
wurde,  auf  der  Straße  über  den  Birnbaunier  Wald  nach  Urunje  und  Carmmtum 
gedrungen  ^^**). 

Die  alte  Grieehenstadt  Atria,  Ravennas,  Venedigs,  Triests  Vor- 
gängerin, behandelt  Hülsen  (RE). 

Mit  den  2)rähistorischen  Ansiedlungen  auf  dem  Boden  von  Venedig 
beschäftigt  sieh  ein  Aufsatz  von  Perl^^^s). 

An  Städtenionographien  liegt  vor:  Monti,  Como  romano  ^-*^),  Beltraui, 
Bresci  antica^^*^).  —  Das  kleine  Forum  AHieni  (an  der  Etsch)  ist  der  Gegen- 
stand zweier  Schriften  geworden,  vonValmaggi  und  A.  Serri '249),  R.Kiepert 
setzt  es  bei  Lecjnano  an  >250^_ 

Das  Amphitheater  von  Verona  hat  Giaui  dargestellt  125 1).  — 
Der  Aufsatz  von  Gr.  Niccolinii252)  xxhev  die  erste  Schlacht  bei 
Bedriacum  operiert  mit  den  Veränderungen,  welche  der  Unterlauf 
der  Adda  erfahren  hat. 

Daß  die  Addua  einst  bei  Cremona  vorbeifloß,  lehrt  die  von  A.  Schulten '253) 
besprochene  Flurkarte,  welche  das  Gebiet  von  Cremonn,  darstellt '254j  y^^^  (jjß 
Addua,  den  lacus  (auf  der  Karte  mons)  Lariun  nennt.  Andere  Gründe  führt 
R.  Kiejiert  an  1255^ 

R.  Kiepert  behandelt  a.  a.  0.  noch:  Piave,  Taglianiento,  honzo, 
die  Straßen,   Sirmio,  Arusnates,  Pens  Sonti  usw. 

Vn,  Istria. 

Sehr  eifrig  wird  die  topographische  Forschung  betrieben  auf 
der  Halbinsel  Istrien.  In  Triest  erscheint  der  Ärcheografo  Triestino, 
das  Organ  der  archäologischen  Forschungen.  Hier  wurde  von 
Marchesetti  das  große  Werk  über  die  merkwiütligen  prähistori- 
schen (neolithischen)  Festen  des  Landes,  die  Casiellieri,  veröffent- 
licht i256). 

Die  Castillieri  erinnern  in  ihrer  Menge  und  Kleinheit  am  meisten  an  die 
Castros  der  Pyrenäenhalbinsel  (s.  Anni.  319  f.).  Über  die  neuere  Castellieri- 
foi-schung  berichtet  Anthes'257). 

Ein  zweiter  Brennpunkt  istrischer  Archäologie  ist  das  an  antiken 
Denkmälern  so  reiche  Fola,  dank  der  unermüdlichen  Tätigkeit  von 
A.  Gnirs. 

Zur  Topographie  von  Pola  hat  er  folgende  Arbeiten  veröffentlicht:  Über 
eine  vorrömische  Nekropole  auf  der  Stätte  von  Pola'^ss),  Über  die  römische  Stadt- 
niauer'259),  Über  die  Befestigung  des  Kapitolshügels'^^O),  Über  das  Theater'26'), 
Über  die  Villen   und  einen  Tempelbezirk  auf  der  Pola  gegenüberliegenden  Insel 


'244)  JbAlterl.  1901),  14  (O.  Cuntz).  —  '-'45)  BeilAUgZ.  1908.  Nr.  134.  — 
'246)  Como  1908.  -  '2*7)  Mailand  1901.  —  '219)  Padua  1904.  —  '2*0)  FOA 
Ital.  Sup.  S.  3.  —  '25')  L'ant.  teatro  di  V.Verona  1908.  19  Taf.  —  '2^2)  Rend. 
AccLinc.  1906,  278,  mit  K.  -  '253)  Hermes  1898,  .'■)43.  —  '254)  Die  Beziehung 
auf  Cremona  teilte  mir  R.  Wünsch  mit.  —  '255)  pQA  Ital.  Sup.  —  '256)  I  cast. 
«li  Trieste  e  della  Reg.  Giulia.  Triest  1903.  —  '257)  RGBer.  1905,  34.  — 
'258)  Jb/enIrKom.  1903,  ()2.  —  '259)  Ebenda  1904,  217.  —  '26")  MZentrKom. 
1904,  34t;.   —    '2iii)  .JbAUert.    1903,   249. 


Italia.  171 

i?rtWe'''5'-),  Ühor  Villen  der  Riviera  von  Pola  >263)_  t'rbor  Istrische  Beispiele 
der  antik-röniisehen  Villa  rustica '2G4)^  Über  antike  Siedlungsjjlätze  im  Küsten- 
gebiet zwischen  Rovigno  und  Canale  di  Lema  '^c»),  Über  die  Topographie  des 
ager  Polensis  (Florianum  bei  Pola) '-'"'),  l^ber  das  Gebiet  der  Halbinsel  Istrien 
in  der  antiken  Literatur '^ßT)  ü},e,.  Römische  Wasserversorgungsanlagen  im  süd- 
liehen  Istrien  1268)_ 

Neben  Gfnirs  hat  sich  Weißhäiiptl  um  die  Topoj^raphie  von 
Pola  verdient  gemacht. 

Von  ihm  stammt  eine  vortreffliche  Darstellung  der  antiken  Topographie 
der  Stadt  1269)  und  eine  Anzahl  von  Berichten  ^ 270)  Ferner  ist  zu  nennen 
R.  V.  Schneiders  Darstellung  i^'i).  Eine  römische  Villa  bei  Pola  behandelt 
M.  Schwalb>272). 

Bei  dem  als  N'esactium  geltenden  Altura  ist  eine  sehr  wichtige 
vorrömische  Nekropoh  gefunden  worden  mit  Altertümern  »mykeni- 
scken«  Stils,  erforscht  von  A.  Puschi  und  Sticotti^^vs)  ^^d  be- 
sprochen von  De  Laigue^^'^*). 

Teile  des  römischen  Nesactium  hat  A.  Puschi  aufgedeckt  und  beschrieben '27o). 
R.  Kiepert  1276)  betont,  daß  die  Identität  von  Altura  mit  Nesactium  bloße 
Vermutung  sei. 

Die  Topographie  der  römischen  Feldzüge  gegen  die  Istrer  in 
den  Jahren  178 — 177  v.  Clu-.  wurde  aufgeklärt  von  Hauptmann 
Gr.  Veithi277)  Yor-  und  frühgeschichtliche  Beziehungen  Istriens 
und  Dalmatiens  zu  Italien  und  Griechenland  sucht  H.  Gutscher^^vs) 
nachzuweisen. 

Vin.  AemiHa  (Regio  VIII). 
Die  Grenzen  der  Regio  bestimmt  R.  Kiepert ^279) 
Derselbe  entscheidet  sieh  für  die  Identität  des  vielumstrittenen  Rubicon 
mit  dem  heutigen  Fiumicino,  während  Nissen  (Ital.  Landesk.  II,  246)  die 
von  Kiepert  widerlegte  Meinung,  daß  Fiumicino  und  ürgone  (Pisciatello)  zu- 
sammen den  Rubicon  bildeten,  vertritt.  O.  Cuntz  versucht  zu  zeigen,  daß  die 
Rubicongrenze  schon  auf  die  Ässignatione7i  des  Tiherius  &racfÄ!t5  zurückgeht '2 80)_ 

In  der  Abhandlung  »Die  römische  Flurteilung  und  ihre  Reste«  ^281) 
behandelt  A.  Schulten  auf  Grund  italienischer  Generalstabskarten 
das  in  der  Poebene,  besonders  an  der  Via  AemiMa,  vortrefflich  er- 
haltene Wegenetz  der  bei  der  Anlage  der  Kolonien  Parma,  Modena, 
Bologna  u.  a.  ausgeführten  Limitation. 

Die  Stätte  des  alten  Spina  ist  nach  Kiepert  in  der  Lagune 
von  Comacchio  zu  suchen  1282^  —  Den  Namen  von  Veleia  soll  ein 
Gehöft  Velli  (südlich  von  Piacenza)  beAvahreni283), 


1262)  ÖJahresh.  1904,  133.  —  1263)  JbZentrKom.  1906,  26;  1908,  118. 
124.  —  1264)  jbAltert.  1908,  124.  —  1265)  JbZentrKom.  1904,  473.  — 
12«6)  JbAltert.  1908,  118.  —  i267)  p,-ogr.  Pola  1902.  —  1268)  Pola  1901.  — 
1269)  ÖJahresh.  1901,  Beibl.  168,  mit  Plan.  —  1270)  MZentrKom.  1891  f.  — 
1271)  Anm.  1242.  —  1272)  SchrBalkankom.  II,  1902.  —  12")  La  necropoli 
prerom.  di  N.  Triest  1905.  —  127*)  BuUCom.  1904,  123;  1905,  127.  — 
1275)  Edifici  ant.  scop.  a  N.  Parenzo  1905.  —  1276)  FOA  Ital.  Sup.  S.  5.  — 
1277)  Streffleuers  MilZ  1908,  mit  K.  —  1278)  Progr.  Graz  1903.  —  1279)  FOA 
Ital.  Sup.  S.  5.  —  1280)  polybius  und  sein  Werk  1902,  S.  27.  —  128I)  Abh. 
GöttGelGesWiss.   1897,  mit  K.   —    i282)  FOA  Ital.  Sup.  S.  2.  —  1283)  Ebenda. 


172      A.  Schulten,  Bericht   über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Alle  Bemühungen,  die  auf  der  Tafel  von  Veleia  genannten  fundi  zu 
lokalisieren,  sind  bisher  ziemlich  erfolglos  geblieben.  Festgestellt  ist  nur  der 
pagus  Ambitreblus  (an  der  Trebia),  der  fundus  Cabardiacus  (=  heute  Caverzago), 
der  pagus  Minervius  bei  dem  Tempel  der  Minerva  Medica  (bei  Travo)'284') 
Die  Anamares  saßen  an  der  Trebia  '^ssj  Mussüiu  ent.«prieht  wohl  dem  heutigen 
Marsaglia  an  der  Trebia '^86).  —  Auf  Grand  eingehender  Untersuchungen  des 
Terrains  setzt  J.  Kromayer  das  Schlachtfeld  an  <Jer  Trebia  auf  dem  linken 
Ufer  des  Flusses  an  1287^  j)en  Zustand  der  Gegend  von  Ferrara  in  römischer 
Zeit  schildert  Borgatti '288-j 

IX.  Etruria  (Eegio  VII). 

Die  Unmasse  der  neueren  Literatur  zur  Etruskologie  verzeichnet 
von  1894  bis  1902  G.  Herbig  in  seinem  Bericht  über  Etrusko- 
logie ^-^^^  (vgl  g_  96 ff.,  Städte).  Eine  gute  durch  die  Beherrschung 
des  archäologischen  Materials  ausgezeichnete  Übersicht  über  den 
Stand  der  Forschung  gibt  der  Artikel  >Etrusker«  in  der  RE  von 
G.  Körte  1290). 

Herkxmft  aus  Asien.  Die  rätisehen  Etrusker,  wohl  durch  die  Kelten  dort- 
hin gedrängt,  kein  Beweis  für  Einwanderung  aus  dem  Norden ;  Zeit  der  An- 
kunft an  der  Westküste  nicht  vor  dem  8.  Jahrhundert.  —  Ausdehnung  und 
Verfall.  Ausdehnung  zuerst  nach  Süden,  wo  die  ältesten  Nekropolen,  zuletzt 
—  um  550  V.  Chr.  —  in  die  Poebene.  Verfall  seit  zirka  400  v.  Chr.  (396 
Eroberung  Melpums  durch  die  Gallier,  Vejis  durch  Rom).  —  Politische  Organi- 
sation, Familienleben,  Handel  und  Verkehr,  ilünzwesen,  Kunst  (ausführlich), 
Religion,  Kultur. 

Die  Bedeutung  des  monumentalen  Werkes  über  die  italischen 
Namen  von  W.  Schulze,  besonders  fm-  das  Verhältnis  der  Etrusker 
zu  den  anderen  italischen  Stämmen,  ist  oben  (Anm.  1153)  gewürdigt 
worden.  —  Das  Land  Etnirien  behandelt  Hülsen  in  der  RE  s.  v. 
FAruria. 

Für  Falerii  gibt  es  eine  xGuida  storica  della  Faleria  etrusca«'29i)  ygn 
Del  Frate.  —  Allerhand  Landschaftsbilder  historischer  Stätten  der  Gegend 
von  Sutri  und  Nepi  gibt  K.  M.  Kaufmann  in  einer  kleinen,  für  fromme  Pilger 
zur  Basilika  von  S.  Elia  (bei  Nepi)  bestimmten  Schrift '292)  j),e  Stätte  von 
Aequum  Faliscum  sucht  O.  Cuntz  bei  S.  Silvestro  (westlich  von  Borghetto).  — 
Daß  die  bedeutende  in  Narce  (bei  Falerii)  gefundene  Stadt  den  Namen  des 
Naharcum  numen  der  Igtivinischen  Tafeln  bewahrt  liat,  ist  wohl  nicht  zu  be- 
zweifeln (von  Nissen,  Ital.  Landeskunde  II,  364  übersehen).  —  Einen  Tempel 
der  Noriia  am  See  von  Bohena  hat  E.  Gabriel  ausgegraben '293).  Die  Lage 
von  Sabate,  nach  dem  der  See  von  Bracciano  lacu.t  Sahatimis  hieß,  hat  O.  Cuntz 
endgültig  bei  Forum  Clodii  am  Westufer  des  Sees  fixiert '294). 

Im  mittleren  Etrurien,  dem  Tafelland,  sind  durch  Ausgrabungen 
mehrere  Stadtlagen  identifiziert,  welche  die  Topographie  dieser 
bisher  unerforschten  Gegend  beleben. 

/S'atMn«ai295)  j^g  bei  Manciano.  Die  Stätte  des  alten  Stuto)iia  ist  auf  dem 
Hügel    »Le  Starne«    östlich    von  Pitigliano    festgestellt    worden  '296).     über    die 

>284)  FOA  Ital.  Sup.  —  '285)  Ebenda.  —  '286)  Ebenda.  —  '2")  WissBer. 
(s.  Anm.  76).  —  '28«)  Atti  e  Mem.  della  dep.  ferrar.  di  Stör.  patr.  XVII, 
1  —  169,  mit  K.  —  '289)  Bursians  JBer.  CXL,  79.  —  '290)  re  V,  730—70.  — 
'29')  Rom  1898.  —  '292)  g.  Elia.  Hamm  i.  W.  1900.  —  '293,  MouAnt.  1906, 
170.  —  '294)  ÖJaliresh.  II,  84.  —  '295)  Not.  d.  Scavi  1899,  476.  -  '29«)  AA 
1899,  04. 


rtalia.  173 

Aiissrabungen  von  Vetulonia,  die  als  Ort  der  Stadt  Colonna  ergeben  haben 
(nordwestlieh  von  Grosseto),  unterrichten  am  besten  die  Berichte  im  Arch. 
Anz.'297)_     Andere  Literatur  verzeichnet  G.  Herbig  (s.  Anm.  1289). 

Die  Mauern  von  Perugia  und  anderen  etruskischen  Städten  hat 
F.  Noack  untersucht  1298).  »Perusia  nach  dem  bellum  Perusinum« 
behandelt  Jungi299).  Von  Voliora  ist  vor  allem  die  Nekropole 
erforscht  worden  ^^ooj  \)\q  Geschichte  von  Florenz  im  Altertum 
hat  David  söhn  im  ersten  Band  seiner  großen  »Geschichte  von 
Florenz«  1301)  behandelt.  Daß  die  Stätte  von  Florenz  schon  vor 
der  römischen  Kolonie  besiedelt  war,  lehren  hier  gefundene  alte 
Gräber i302)_  Die  Topographie  von  Arretliutii  untersuchte  Fricken- 
hausi303). 

Über  die  TöpfereAen  von  Arezzo,  welche  am  Ausgang  der  Republik  und 
unter  Augustus  besonders  nach  N  exportierten  (s.  Anm.  777  f.),  spricht  M.  Ihm  '**'*). 

Pisa  hält  E.  Pais  für  eine  Gründung  der  Pfiokäcr  ^^^^).  Das 
im  übrigen  dilettantische  Buch  von  G.  Poggii^os)  über  Luna  ent- 
hält eine  Karte,  welche  deutlich  die  römische  Limitation  des  Stadt- 
gebiets erkennen  läßt. 

Vortrefflich  ist  J.  Jungs  Aufsatz  »Die  Stadt  Luna  und  ihr  Gebiet  .'307)^ 
Der  Name  »Luna«  ist  etruskisch  und  kehrt  wieder  bei  anderen  Seestädten  wie 
Pup-luna,    Vet-hm-a  (Vetulonia),  bedeutet  also  wohl  »Hafen«. 

Die  von  Luna  ansgehenden  Apenninstraßen  hat  0.  Cuntz 
untersucht  1309)  —  Der  Aufsatz  von  J.  Jung  »Zur  Landeskunde 
Tusciens«i3io)  behandelt  allerhand  Topographisches.  ■ —  Bei  Popu- 
hnia  ist  flie  etruskische  Nekropole  aufgefunden  worden  i^n).  Über 
Cortona  gibt  es  eine  Arbeit  von  Mancinii3i2), 

Sabbadinisi3i3)  Aufsatz,  »Griechische  Ortsnamen  auf  Elba«, 
gehört  zu  den  dilettantischen  Arbeiten,  denen  man  in  der  italieni- 
schen Lokalforschung  so  häufig  begegnet. 

Mehrfach  ist  die  Kontroverse  über  Hannibals  Apenninübergang 
behandelt  worden. 

Nach  J.  Jung  *''^*)  gelangte  H:uinibal  an  den  unteren  Arno,  nach  Fuchs  i'''^) 
ins  Casentino,  das  obere  Arnotal,  J.  Kromayer i^i^)  ist  mit  Nissen  der  An- 
sicht, daß  Hannibal  nur  in  die  Ebene  von  Pistoja  (mittlerer  Arno)  hinab- 
gestiegen   sein  könne,   auf  welche  die  Schilderung  des  Inundationsgebiets  passe. 

Die  vielumstiittene  Schlacht  am  Trasinienisclien  See  ist  zuletzt 
von  E.  Sadeei3i7)  behandelt  worden,  der  auch  die  ältere  Literatur 
anführt. 

Sadee  sucht  die  Schlacht  iu  der  westlichen  Ebene  bei  Tuoro.  J.  Kro- 
mayer   hat    über    seine  Untersuchungen    an  Ort    und  Stelle    einen   vorläufigen 

»297)  1899f.  —  1298)  RömM  1897,  161.  —  i299)  WienStud.  1897.  — 
1300)  Herbig  (Anm.  1289),  S.  110.  —  i30i)  1896.  —  i302)  Reliquie  di  F. 
antica.  MonAnt.  VI,  1896.  —  1303)  ß.  J.  1909.  —  1304)  ß.  J.  1898,  106.  — 
1305)  RicStor.  K.  27.  —  1306)  Genua  1904.  —  1307)  MInstÖGesch.  22.  — 
1308)  FOA  Ital.  Med.  S.  7  (R.  Kiepert).  —  1309)  Topogr.  Studien.  ÖJahresh. 
VII,  46.  —  '310)  Festschr.  f.  O.  Hirschfeld  1903,  205.  —  13")  Not.  d.  Sc. 
1903,  4.  —  1312)  Bergamo  1909.  —  1313)  Miscell.  Salinas  (Anm.  1479).  — 
131*)  WienStud.  1902.  —  I3i5)  Hannibal  in  Mittelitalien.  Ebenda  1904.  — 
1316)  WissBer.  (Nr.  76),  S.  4.  —   1317)  Klio  1909,  48,  mit  K. 


174      A.  Sehulteu,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Bericht  erstattet '***).     Er  verlegt  das  Schlachtfeld  in  deu  Osten:  in  die  Gegend 
zwischen  Passignano  und  M.  Colognola. 

Den  alten  Znstand  der  Küste  zwisclien  Cosa  und  Popuhnia, 
die  R.  Kiepert  und  Sieglin  ganz  verschieden  darstellen,  versucht 
0.  Cuntz  zu  bestimmen  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  die 
Küste  ehedem  weiter  landeinwäi'ts  gelaufen  sei^3i9)_  Einige  Stationen 
der  Küstenstraße   Via  Aurelia  hat  Gramurrini  bestimmt ^^^O), 

Im  Text  zum  Blatt  »Italiae  pars  media«  spricht  R.  Kiepert 
über  einige  Pimkte  der  Topographie  Etruriens. 

Die  bei  Ponte  Molle  von  der  Via  Flaminia  abzweigende  und 
nach  Cosa  führende  Straße  heißt  fälschlich  Via  Cassia,  richtig 
Via  Clodia  (Via  Cassia  erst  von  Veji  ab). 

Anguillara  am  See  von  Bracciano  heißt  nach  der  ViUa  AngulaHa,  nach 
der  auch  der  See  als  lacus  Angulariiis  bezeichnet  wurde  (Dig.  XVIII,  1,  69). 
Aquae  Apollinares  nicht  =  Vicarello,  sondern  =  Bagni  di  Stigliano.  Lage 
der  Hafenstadt  von  Tarquinii:  G-raviscae.  Liicus  Feroniae.  Das  etruskische 
Vohinü,  nicht  sieher  mit  Orvieto  zu  identifizieren,  sondern  vielleicht  bei  Bolsena, 
dem  römischen  Volsinii,  zu  suchen.  Telamun,  der  Ort  der  Schlacht  des  Jahres 
225  V.  Chr.,  nicht  =  Telamone,  sondern  =  Poggio  di  Telamonaccio  (weiter 
östlich),  Vetnlonia  =  Colonna  (nordwestlich  von  Grosseto).  Topographie  von 
Arrettium   (Arezzo).     Der  Portiis  Pisanus  =  Livorno. 

X.  Umbria  (Regio  VI). 

Carsioli  wurde  ausführlich  von  Gr.  Pfeiffer  und  T.  Ashbyi32i^ 
behandelt.  Für  die  Topographie  von  Spoleto  ist  allerhand  durch 
Ausgrabungen  gewonnen  worden  ^^^2)  i^n  Text  ^323)  ^u  den  FOA 
wird  behandelt: 

Die  Via  Flaminia,  Flüsse,  Seen  Umbriens,  Lage  von  Fulginium  (süd- 
östlich vom  heutigen  Foligno),  Lage  des  Tempels  des  Juppiter  Penninu^.  Die 
Straße  Cale — Ad  Pirnm  und  die  Strecke  Fanum  Forfnnae — Sen^  Gallica  der 
Küstenstraße  hat  O.  Cuntz  untersucht *^24^_ 

Eine  antike  Flurkarte  von  Hispellum  hat  A.  Schulten  nach- 
gewiesen ^3  25)_  Das  auf  ihr  im  Westen  dargestellte  »flumen  fini- 
timum«  muß  der  heutige  Ose  sein,  der  also  die  Grenze  zAvischen 
Hispellum  und  Assisium  bildete.  Die  Gemeinde  der  Camerter  ist 
von  M.  Mariani  behandelt  worden  ^326^ 

XI.  Picenum. 

Das  bei  Montefortino,  40  km  westlich  von  Sinigaglia,  gefundene 
gallische  Gräberfeld  mag  als  archäologische  Fikunde  der  Senones 
und  des  ager  Gallicus  erwähnt  scin^'^^T)^  ßi^  Schrift  von  Napo- 
letani  über  Firnmm  fällt  unter  die  S.  163  gekennzeichnete  Kategorie 
schlechter    Lokalforschuugi3'-8).     In    dem    Buch    >Die  Angriffe    der 

1318)  WissBer.  (Anm.  7(j).  —  i»'»)  TopStud.  (Anm.  1309),  S.  54.  — 
1320)  N.  d.  Sc.  1898,  271.  —  i32i)  Suppl.  Papei-s  of  Amer.  School  Rome  I, 
108.  —  >322)  N.  d.  Sc.  1898,  6.  —  "23)  fqA  It:d.  Med.  S.  5.  —  >324)  Xop. 
Stud.  (Anm.  1309),  S.  60,  —  '325^  Hermes  1898,  540.  —  '32S)  Int.  agli  C. 
Umbri.  Camerino  1900.  —  >327)  MouAnt.  1901.  -  '»28)  Fermo  sul  Piceno, 
Rom   1907.      191    S.  mit   Plan. 


Italia.  175 

clrei  Barkiden  auf  Italien« '329^  bespricht  R.  Lehmann  unter  anderem 
das  Schlachtfeld  Hamilkars  am  unteren  Metaiirus.  Dasselbe  ist 
der  Gegenstand  von  Untersuchungen  Oehlers^330)  und  j_  Kro- 
rnaj^er 8^331)  geworden,  die  zu  demselben  von  Lehmann  abweichenden 
Resultat  kommen.  Über  den  Wert  der  allgemeinen  Schrift  »II 
Piceno«  von  Speranzai332)  kann  ich  nicht  urteilen.  R.  Kiepert 
behandelt  im  Text  zu  den  FOA^^^^)  mehrere  Punkte  der  piceni- 
schen  Ortskunde:  die  Namen  der  Flüsse  (Chienti  =  Cluentus), 
Straßen. 

xn.  Die  sabellischen  Stämme  (Regio  IV). 

In  einer  Abhandlung  »Italische  Namen  und  Stämme«  ^^34^  weist 
A.  Schulten  in  den  Namen  auf  -iedius,  -edius,  -idius  eine  sabellische, 
besonders  am  Fuciner  See  heimische  und  nur  im  Gebiet  der  sabellisch- 
oskischen  Stämme  verbreitete  Namengruppe  nach:  die  Ausbreitung 
der  Namen  bezeichnet  die  der  sabellischen  Stämme.  Über  die 
Identität  der  Sahelli  mit  den  Samnites  und  ihre  Verschiedenheit 
von  den   Sahini  ist  W.  Schulze ^^^^j  ^ii  vergleichen. 

Vestiner.  Den  mons  Fiscellus  identifiziert  R.  Kiepert  mit  dem 
Gran  Sasso  d'Italia^^^^).  Zweifelhaft  bleibt  die  Lage  von  Angulus. 
Colasantis  Buch  über  Pinna^^^'^)  gehört  zu  der  oben  (S.  163)  ge- 
kennzeichneten Lokalliteratur. 

Paeligner.  Die  Landschaft  hat  den  Tod  A.  de  Ninos,  des 
unermüdlichen  Antiquars  des  Pälignerlandes,  zu  beklagen. 

Von  seinen  letzten  topographischen  Arbeiten  seien  genannt  der  »Saggio 
areheologico  suU'  ubieazioue  di  aleuni  oppidi,  pagi,  vici«'^'*)  und  das  in  der 
»Arcbeologia  leggendaria«  gegebene  Verzeichnis  der  kyklopischen  Mauerringe  des 
Landes  1^'^).  Eine  Sammlung  seiner  zahlreichen  topographischen  Arbeiten  wäre 
ein  besseres  Denkmal  als  leere  Elogien.  Seine  von  1877  bis  1902  unter- 
nommenen Forschungen  hat  De  Nino  selbst  verzeichnet  i^^").  Aufsein  Haupt- 
werk, die  »Usi  e  costumi  Abbruzzesi«,  eine  auch  für  das  antike  Volkstum  der 
Abruzzen  wichtige  Arbeit,  sei  auch  hier  hingewiesen '34 1^ 

Eine  Monogi'aphie  der  Landschaft  hat  M.  Besnier  1^42^  ge- 
schrieben. 

Das  malerische  Felsental  des  Sagittarms  und  seinen  Hauptort  Scanno 
(Betifuli?)  hat  Scacchi  beschrieben  i^^^).  Statula  ist  von  De  Nino  in  »La 
Statura«  (bei  Goriano  Siculo)  nachgewiesen  worden,  was  R.  Kiepert  annimmt'^*!^ 
Die  Ruinen  von  Sitperaeq^mm  scheinen  beim  heutigen  Macrano  bei  Castelvecchio 
Subequo  (=  Superaequum)  zu  liegen  i^'*^). 

Marser.  Das  von  Livius  (X,  3,  1)  erwähnte  Milionia  wird 
hypothetisch   im  oberen  Liristal  angesetzt  is-^ß).     Da  der  Name  des 


1329)  Anm.  1172.  —  1330)  ßerlStud.  N.  F.  H,  1.  —  i33i)  WissBer. 
(Anm.  76).  —  1332)  1901.  109  S.  —  i333)  FOA  Ital.  Med.  S.  4.  —  i334)  Klio 
1902.  —  1335)  Znv  Geschichte  lateinischer  Eigennamen  (Anm.  1153),  S.  595.  — 
1336)  FOA  Ital.  Med.  S.  3.  —  i337)  Rom  1907.  BerlPhilWschr.  1908,  Nr.  6 
(Nissen).  —  1338)  Sulniona  1905.  —  1339)  Turin.  —  i340)  Sulmona  1902.  — 
13")  8  Voll.,  Florenz.  —  1342)  Dg  reg.  Paelign.  Th&se  Paris  1902,  mit  K.  — 
'"3)  Scanno  e  la  valle  del  Sagittario.  Rom  1900.  —  1344,  foa  Ital.  Med. 
B.  3.  _   1345)  N.  d.  Sc.   189b,   71.  —   1340)  FOA  Ital.  Med.,'  S.  3. 


176      A.  Schulten,  Bericht  ül)er  die  historische  Geographie  des  Westens. 

von  Osten  in  den  Fucinussee  mündenden  Giovenco  dem  antiken 
Juvencus  entspricht,  hat  Detlefsen  in  der  Pliniusstelle  (nat.  hist. 
n,  224),  »in  Fucinum  laciim  invectus  amnis«  invectus  in  Juvencus 
emendiert^^'^'').  Den  Namen  des  Piionius  (Plinius  nat.  hist.  XXXI, 
41)  trägt  noch  heute  die  Katavothre  am  Ostufer  des  Sees,  La 
Pedognai348^_  —  Dje  Lage  des  auch  inschriftlich  bezeugten  Anxa 
bleibt  noch  immer  unbekannt  ^^49^  —  Mehr  dem  Ruhm  des  Principe 
Torlonia,  der  den  See  in  Ackerland  verwandelte,  als  der  Topo- 
graphie dient  die  Schrift  von  S.  de  Filippis^^so),  d^s  ganze 
Land  behandelt  Picirilliissi). 

Äequer.    Beachtenswert  ist  Hülsen s  Artikel  »Aequi«  in  der  RE. 

Die  Stationen  In  nionte  Garant,  in  monte  Carbonai'io,  Sublaciuin  an  der 
Via  Valeria  hat  O.  Cuntzi"**-)  identifiziert  und  R.  Kiepert  dementsprechend 
eingezeichnet.  Sublachnn  ist  nicht  mit  Sublaqucum  (=  heute  Subiaco)  zu  ver- 
wechseln. Die  alte  Aboriginerfeste  Tiora  Matiene  wird  bei  Torano  ge8ucht*'53)_ 
Alba  Fucens  behandelt  Hülsen  in  der  RE. 

Sabiner.  Die  genauere  Identifikation  der  antiken  Bergnamen 
der  Abruzzen  iGuretus  mons,  Cmiterius  monSy  Gurgures)  will  außer 
beim  Tetricus  mons  (=  monii  Sihillini)  noch  immer  nicht  ge- 
lingen 1354^_  Ebensowenig  läßt  sich  die  Lage  der  Städte  Corsula, 
Issa,  Man-uvium  genauer  bestimmen  i^^^).  J)\q  Y{^  Caecilia,  erst 
durch  eine  von  Hülsen ^^^e^  behandelte  Inschrift  bekannt  geworden, 
ist  von  N.  Persichetti  erforscht 1 357)  (vgl.  auch  FOA  S.  4).  Der 
Name  von  Vespasians  Geburtsort  Falacrine  hat  sich  erhalten  (im 
heutigen  San  Silvestro  di  Falacrinoi^-^^). 

Pitimim,  dessen  Name  in  der  Madonna  di  Pettino  fortlebt,  sucht  O.  Cuntz 
trotzdem  weiter  westlich  bei  Coppito,  weil  hier  die  meisten  Altertümer  gefunden 
werden  i^^")  und  das  von  Martial  (V,  71)  beschriebene  Trebula  Siiffenas  bei 
Cicilianoi*^*).  Ebenda  wird  die  Straße  ForvM — Pitinum — Aveia  besprochen. 
Amiternum  hat  eine  Monographie  erhalten '^''2). 

Xm.  Samnium. 

Hirpiner.  Die  eingangs  gerügte  Manie,  auf  gut  Glück  moderne 
Orte  mit  antiken  Namen  auszustatten,  hat  in  Samnium  um  so  mehr 
Unheil  angerichtet,  je  weniger  antike  Namen  hier  sicher  fixiert 
sind  1363), 

So  ist  der  Name  von  Aqidlonia  {=  heute  Lacedogna;  die  Ruinen  3  Miglien 
von  der  Stadt)  fälschlieh  auf  Carbonara  übertragen  worden  und  der  Name 
Duronia  dem  Ort  Civitaveechia  bei  Rojano  verliehen,  weil  dort  ein  Fluß  Durona 
existiert. 

R.  Kiepert  behandelt  mehrere  Ortslagen. 


1347)  FOA  Ital.  Med.  S.  4.  —  »348)  Ebenda.  —  ISJ»)  Ebenda.  —  >350)  II 
Fucino  (CittJl  di  Castello  1893),  mit  K.  des  Seebeckens.  —  1351)  l^  Marsica. 
Trani  1904.  —  '»52)  ÖJahresh.  1899,  94.  —  >353)  poA  Ital.  Med.  S.  4.  — 
1354)  Ebenda.  —  1355)  Ebenda.  —  1356)  N.  d.  Sc.  1896,  94.  —  i357)  RömM 
1898,  193,  mit  K.  N.  d.  Sc.  1901,  23;  1902,  384.  —  1358)  FOA  Ital.  Med. 
S.  4.  —  1359)  Ebenda.  -  I3ß0)  ÖJahresh.  1899,  65.  —  1361)  Ebenda  87.  — 
1362)  Gallo,  Amiternum.  Aquilu  1904.  —  1363,  FOA  Ital.  Med.  S.  2.  - 
1364)  Ebenda  S.  3. 


Italia.  177 

Taurasia  kann  nicht  beim  heutigen  Tanrasi,  sondern  nur  im  Gebiet  der 
Ligurcs  Bacbiani  gesucht  werden  (wegen  I^ivius  XI,  158).  —  Die  Lage  von 
('audinm  ist  durch  Auffindung  der  alten  Stadt  zwischen  Montesarchio  (mit  dem 
man  es  bisher  identifiziert  hat;  siehe  Hülsen  in  der  KE  und  Nissen,  Ital. 
Laudeskunde  II,  807)  und  Bonea  (im  Nordwesten)  festgestellt ;  die  furculae 
CaiuUnae  lagen  bei  Arpaia.  —  Satictda  sucht  II.  Kiepert  und  Nissen  bei 
Sani'  Agata  dei  Goti.  Die  Lage  von  Murrjantia  bleibt  unbekannt,  ebenso 
CalUfac. 

Die  imposanten  Monumente  von  Benevent  haben  durch  den  treff- 
lichen Lokalforscher  Meomartini  eine  würdige  Bearbeitung  erfahren, 
wie  man  sie  allen  italischen  Denkmälern  wünschen  möchte  i365)_ 

Geschichte  und  Topographie  der  Stadt  stellt  derselbe  in  einem  anderen 
Werk  dar'^^ß).  Auch  liat  er  die  Strecke  der  Via  Äppia  von  Benevent  bis  zur 
Calorbrücke  untersucht  ^•'^'^j.  Über  Telesia  gibt  es  eine  umfangreiche  italienische 
Spezialarbeit  1368). 

Pentrer.  Über  Äesernia  und  Bovianum  siehe  die  Artikel  von 
Hülsen  in  der  RE. 

Caracener.  Der  Streit,  ob  Aufidena  an  der  Stelle  des  heutigen 
Alfidena  oder  bei  Castel  di  Saugro  gelegen  habe,  ist  zugunsten  von 
Alfidena  entschieden  durch  Ausgrabungen,  über  die  L.  Mariani^^eg) 
berichtet. 

Frentanei:  Die  Stadt  Anxanum  ist  vielleicht  besser  Anximi 
zu  nennen,  da  die  Bürger  Anxani  genannt  werden  i370j_  Über  das 
Land  liegt  eine  italienische  Monographie  vor^^'^^).  Das  durch 
Hannihals  Standlager  bekannte  Gerxniwni  setzt  J.  Kromayer  wie 
Cluver  und  Nissen  bei  Dragonara  (25  km  nordwestlich  von  Lucera) 
an  13^2).  Die  Schrift  von  Raimondii373j  ü|-,gj.  ([\q  Frentaner  ist 
ohne  Wert. 

XIV.  Latium. 

1.  Latium   Vetus. 

Über  die  Grenzen  vergleiche  man  Kiepert  im  Text  zu  den  FOA 
Italia  Media  mit  dem  Beiblatt  Regio  Suburbanai374),  Der  Aufgabe, 
über  die  umfangreiche  Literatur  zur  Topograpliie  der  Stadt  Rom  zu 
berichten,  bin  ich  durch  Ch.  Hülsens  Bericht  (s.  S.  189)  enthoben. 

Daß  der  Name  Roma  etruskisch  sei  —  die  Stadt  des  Geschlechts  der 
Ruvui  —  hat  VV.  Schulze  wahrscheinlich  gemacht  ^375)  Sicher  ist  Tiuculum, 
die  Stadt  der  Tuseuli  (=  Tusci),  eine  etruskische  Gründung  1376^. 

Die  vortrefflichen  Forschungen  Tomasettis  über  die  Campagna 
di  Boma^^''")   erscheinen   jetzt    als   Buch^^TSj^    dessen   erster  Band 


"65)  I  monum.  ant.  di  B.  Benevent  1889—96.  —  1366)  Benevento. 
Bergamo  1909.  135  S.  —  1367)  Dgi  eamino  della  V.  A.  da  B,  al  ponte 
Appiano  sul  Calore.  Benevent  1896.  —  i368)  Jannachini,  Stori  di  T.  Benevent 
1900.  296  S.  —  1369)  MonAnt.  1900,  225—638.  Vgl.  auch  Hülsen  in  RE.  — 
"70)  FOA  S.  3.  —  1371)  Raimondi,  I  Frentani.  Camcrino  1906.  —  "72)  wiss. 
Be_r.  (Anm.  76),  S.  12.  —  "73^  ßiblGStor.  H.  3.  —  "74)  ßöniM  1902,  1  —  97.— 
"'5j  Zur  Geschichte  lateinischer  Eigennamen  (Anm.  1153),  S.  79f.  —  "76)  Ebenda 
S.  542.  —  1377)  Arch.  d.  Soc.  rom.  di  Stör.  patr.  — ■  "78)  L^  q  r.  ant.  medioevale 
e  mod.  I.     Rom  1910. 

GeoijT.  Jahrbuch  XXXIV.  12 


178      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

allgemeinen    Inhalts   ist.      Die   antike    Topographie   der   berühmten 
Gefilde  behandelt  ferner  T.  Ashbyi379). 

Diese  ausgezeichnete,  mit  großen  Karten  (1:25  000),  vielen  Plänen  (be- 
sonders von  Villen)  und  Ansichten  antiker  Monumente  ausgestattete  Darstellung, 
nach  den  von  Rom  ausstrahlenden  Straßen  angelegt,  ist  die  beste  Periegese  der 
Campagna  di  Roma,  welche  wir  besitzen,  eine  würdige  Nachfolgerin  von  West- 
phals  klassischem  Campagnabuch. 

Den  Denkmälern  der  Via  Appia  ist  eine  ausführliche  Beschreibung 
zuteil  geworden  i380)_  Denselben  Gegenstand  behandelt  ein  Buch 
von  U.  Leoni  und  G.  Staderini^^si). 

Über  die  Villa  Hadriana  liegen  zwei  Arbeiten  vor:  ein  Führer 
von  R.  Lanciani^3^2)  und  ein  reich  illustriertes  Prachtwerk  von 
Gusman^^^^. 

Sehr  willlvommen  ist  eine  archäologische  Karte  ^^s*)  und  eine 
topographische  Darstellung  ^385^  (jgj.  Umgebung  von  Frascati  von 
Grossi-Gondi,  der  auch  eine  Schrift  über  die  Villen  dieser  Gegend, 
besonders  über  die  Villa  des  Qimwtilius  bei  Mondragone  veröffent- 
licht hat  ^3^^).  —  Die  antiken  Reste  des  Territoriums  von  Laurenium 
hat  R.  Lanciani^^^'^)  untersucht.  Das  nemus  Ariciniim  (unterhalb 
des  Dianatempels  beim  heutigen  Nenii)  ist  durch  Ausgrabungen 
aufgeklärt  worden ^ 388)^  über  die  L.  Morpurgo  berichtet. 

Die  berühmte  Stätte  von  Alba  Longa,  das  man  zuletzt  meist 
am  Nordostufer  des  Albanersees  (zwischen  Marino  und  Palazzuolo) 
ansetzte  1390)^  sucht  Ashby^^^^)  neuerdings  am  Westrand  des  Sees 
auf  der  Stelle  des  heutigen  Castel  Gandolfo  (zwischen  dem  päpst- 
lichen Palast  und  dem  Kloster  der  Reformati),  wohin  schon  Hol- 
st en  ins  Alba  Longa  verlegt  hatte.  Die  neue  Meinung,  welche 
den  Beifall  R.  Kieperts ^39i)  gefunden  hat,  beruht  vor  allem  auf 
der  Nähe  der  albanischen  Nekropole.  Außerdem  gehören  hierher 
die  Artikel  »Albanus  mons«,  »Albanus  lacus«,  »Albanus  ager«  usw. 
von  Hülsen  in  der  RE. 

Die  auf  dem  Grunde  des  Nemisees  lagernden  Schiffe,  welche, 
aus  der  Art  der  Fundstückc  zu  schließen,  prächtig  ausgestattete 
kaiserliche  Pavillons  trugen,  sind  der  Gegenstand  lebhafter  Erörte- 
rungen geworden  1392^^  harren  aber  noch  ihrer  Auferstehung. 


1379)  Classical  Topography  of  the  rom.  C.  Pap.  of  the  Brit.  School  of 
Rome  1,  3,  4,  1902—07.  —  i^so)  Ripostelli  u.  Marucchi,  La  V.  A.  il 
l'epoque  rom.  et  de  ocs  jonrs.  Rom  1908.  440  S.  —  '^®')  Süll'  A.  antica. 
Rom  1904.  —  1382)  Villa  Adr.  Rom  190Ö.  —  1383)  villa  Had.  Paris  1904.  — 
1384)  Carta  arch.  del  territ.  di  F.  1:2.5  000.  Rom  1907.  —  '385)  n  Tuscolauo. 
Rom  1908.  233  S.  mit  K.  —  1386)  Lc  ville  Tuscolane.  Rom  1901.  — 
1387)  i^e  ant.  del  terr.  Laurentiuo.  MonAnt.  XIII  u.  XVI.  ^  i388)  Ebenda 
XIII,  1903.  —  1389)  Alba  L.  JPhilol.  XXVII,  37—50.  —  i»»")  Siehe  Nissen, 
Ital.  Landesk.  II,  582,  Hülsen,  RE  s.  v.  A.  L.,  mit  K.  —  i»»')  FOA  Itiü.  Med. 
S.  2.  —  1392)  Malfatti,  Le  uavi  r.  nel  lago  di  N.,  Rom  1905,  125  S.  Maas, 
Le  navi  imp.  n,  1.  di  N.,  Rom  1902.  Giuria,  Le  navi  r.  n.  1.  di  N.,  Rom 
1902.     Borghi,  La  verita  sulle  navi  ...     Rom   1901. 


Italia.  179 

G-ustiimerium ,  dessen  genaue  Lage  Nissen  und  Hülsen  (RE) 
offen  lassen,  möchte  R.  Kiepert  mit  den  Ruinen  7^  km  östlich 
von  Marcigliana  identifizieren  ^  393), 

Die  Allia  wird  von  Hülsen,  Nissen,  R.  Kiepert  einstimmig 
mit  dem  Fosso  della  Bettina  (nördlich  vom  Casale  Macigliano) 
identifiziert  ^394). 

Der  A^ersammlungsort  des  altlatinischen  Bundes,  der  lucus 
Fereniinac,  wird  von  R.  Kiepert  im  Tal  von  Marino,  beim  Parco 
Colonna  gesucht ^395)^  von  Nissen  und  Hülsen  bei  Äricia. 

H.  Kiepert  hebt  mit  Recht  hervor,  daß  eine  aqua  Ferentina  nicht  be- 
zeugt sei.  Die  von  Nissen  und  Hülsen  (RP^  s.  v.  Ferentina  aqua)  angeführten 
Stellen  beziehen  sich  in  der  Tat  auf  den  lucus;  nur  zwei  (Livius  II,  38,  und 
Festus  s.  V.  praetor)  auf  ein  caput  Fcrentinae  oder  Ferentinum ;  wieder  ein- 
mal ein  Beispiel,    wie  Zitate  ohne  Nachprüfung  übernommen  werden! 

Die  Topographie  von  Ostia  ge^winnt  immer  mehr  durch  Aus- 
grabungen, über  die  von  ihrem  Leiter,  D.  Vaglieri,  in  den  Notizie 
degli  Scavi  berichtet  wird.  An  Monographien  nenne  ich  Nagu- 
jewski  »Ostia«i396)  und  Calzas  Aufsatz i397j_  —  Über  neue 
Forschungen  in  Ärdca  ist  Arch.  Anz.  1901,  60  zu  vergleichen  und 
Hülsens  Artikel  in  der  RE. 

2.  Latium  Adiectum. 

Antike  Flurkarten  von  Terracina  und  Mintw-nae  hat  A.  Schulten 
in  den  zu  denFeldmessem  überlieferten  Zeichnungen  nachgewieseni398). 

Auf  der  Karte  von  Minturnae  sind  hinter  ^Nlintumae  die  montes  (mons) 
Vescini  (=  heut,  monti  di  Roccamonfina)  genannt.  Die  Stadt  wird  vom  Lii-is 
durchströmt.  Dieser  mündet  in  einen  Strandsee,  den  heutigen  Pantano  di  Sessa, 
der  zwar  heute  nicht  bis  zum  Liris  reicht,  aber  im  Altertum  bedeutend  größer 
gewesen  sein  muß.  Durch  die  Karte  wird  die  Lage  von  Minturnae  am  Liris 
bestätigt.  Da  die  Ruinen  der  Stadt  (beim  heutigen  Traetto)  jetzt  3  km  nord- 
westlich vom  Fluß  liegen,  muß  dieser  seinen  Lauf  beträchtlich  verändert  haben. 
Die  Karte  von  Terracina  bezeichnet  die  ponünischen  Sümpfe,  »paludes«,  und 
die  Via  Appia.  Der  im  Westen  der  Stadt  gezeichnete  Fluß  muß  der  Amasenus 
(heute  Portatore  oder  Amaseno)  sein.  Außerdem  zeichnet  die  Karte  einen  Fluß, 
der  die  Stadt  durchfließt.  Beide  münden  in  eine  Lagune.  Das  wird  bestätigt 
von  Strabo,  S.  233:    ^:zo6>ieLTai  ö'avTrj;  fiiya  e2og,  o  Tioiovai  ovo  :iOTaiioi<i . 

Dem  Amasenus  hat  Tomas etti  eine  ausführliche  Studie  ge- 
widmeti399),  —  Über  die  noch  nicht  bestimmte  Lage  des  volskischen 
Ecetra  spricht  R.  Kiepert i^°o).  Überzeugend  ist  seine  Identifikation 
der  alten  Ijatinerstadt  Fortmuni  mit  dem  heutigen  Montefortino, 
dem  fälschlich  der  Name  von  Artena  beigelegt  worden  ist,  das 
vielmehr  weiter  östlich  gelegen  habe.  — ■  Die  Arx  Carventana  T\n.rd 
in  Rocca  Massima  wiedererkannt.  —  Für  das  latinische  Sidmo  gilt 
noch  immer  Clüvers  Gleichung  =  h.  Sermoneta  als  die  beste. 
Die  Schrift   von  P.  Serafinii-^oi)  fördert  die  Frage  nicht.  —  Das 

1393)  FOA  S.  2.  —  1394)  Ebenda.  —  i395)  Ebenda.  —  1396)  Kasan  1903 
(russ.).  —  1397)  XAntol.  Fasz.  854,  229.  —  1398)  Hermes  1898,  S.  537  u.  541.  — 
1399)  Rom  1899.  181  S.  —  i^o")  eOA  S.  1.  —  i^oi)  intorno  a  Sulmona  nel 
Lazio.     Sulmona  1901. 


180      A.  Schulten,  Berieht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

von  den  Oskem  zerstörte  Amyklae  am  Strand see  von  Fundl  hat 
eine  Monographie  erhalten  von  E.  Pais^*02~)^  ^q^  zeigt,  daß  die 
Sage  von  der  Zerstörung  durch  Schlangen  auf  volksetymologischer 
ümdeutung  der  'Om/.oi  in  Txfcig  beruht.  —  Die  Topographie  von 
Circci  hat  Ashby  vortrefflich  behandelt  ^*03^_  —  Eine  genaue  Auf- 
nahme und  Beschreibung  oder  gar  Ausgrabung  der  alten  Mauer- 
ringe im  Lande  der  Herniker  wird  nocli  immer  vermißt. 

Über  seine  Untersuchungen  in  Ferenünum,  Aqninum,  Frcgellae, 
Cora,  Seim,  Fundi  usw.  berichtet  R.  Delbrück i404-)_  Derselbe 
hat  auch  dem  Kapitol  von  Signia  (=  heute  Scgni)  eine  eingehendere 
Untersuchung  gewidmet  i*05j_ 

Wichtig  für  die  Chronologie  dieser  bisher  in  sehr  alte  Zeit  gesetzten  Mauer- 
ringe ist  der  durch  Ausgrabungen  erbrachte  Nachweis,  daß  die  Mauern  von 
Norba  der  römischen  Kolonie  aus  dem  Jahre  262  v.  Chr.  angehören  i*<"^.  Die 
antiken  Denkmäler  von  Cora  beschreibt  Attilj  ^*''').  Die  sorgfältige  Unter- 
suchung der  Stadtmauern  und  der  Topographie  von  Fcrentinwn  durch  Ashby  i^o?"^ 
könnte  den  oben  (S.  102)  gekennzeichneten  jungitalienischen  Forschern  den 
richtigen  Weg  topographischer  Forschung  weisen. 

Für  Praeneste  liegt  eine  recht  gute  Topographie  und  Stadt- 
geschichte von  R.  V.  Deman  Magoffin  vor^^os),  in  der  man  aber 
einen  Plan  vermißt.  Die  Schrift  von  Gr.  Colasanti  über  FregellaeA^^^) 
bringt  für  die  nur  kurz  behandelte  Topographie  wenig  Neues.  — 
Mit  Liebe  hat  Ciceros  Vaterstadt  Ärpinuni  und  seine  Villen  der 
Ciceroforscher  0.  E.  Schmidt  behandelt i'^io,  i4nj|  die  Lage  von 
Ciceros  Arpinum  D'Ovidio^*^-).  Über  Aguitiuin  gibt  es  zwei  um- 
fangreiche, aber  ziemlich  wertlose  Monogi-aphien  der  oben  kritisierten 
Gattung  1"  3). 

XV.  Campania. 

Von  allgemeinen  Arbeiten  liegt  vor  der  Artikel  »Campania«  in 
der  RE  von  Ch.  Hülsen.  Einige  Bemerkungen  zur  Topographie 
gibt  R.  Kiepert  im  Text  zur  Karte  »Italia  inferior«.  Auf  die 
bisher  nur  aus  Vasenfunden  bekannte  EtncskcrherrscJmft  in  Kam- 
panicn  hat  eine  beim  alten  Capua  gefundene  große  Inschrift  neues 
Licht  geworfen  i^^*). 

Ausgehend  von  der  Polj'biusstelle  (II,  91,  4),  die  in  Kampanien  »Daunier« 
erwähnt,  sucht  E.  Pais  nachzuweisen,  daß  von  den  nach  Dionysius  Halicarnassensis 
VII,  3  im  Jahre  524  v.  Chr.  mit  den  Etru^kern  nach  Ksunpanien  gelangten 
Umbrern  und  Daunicrii   Reste  lange  erhalten  blieben  '^i*). 

E.  Pais  handelt  auch^'*!'')  über  die  Aurunkcr,  indem  er  vor 
allem  ihre  ehemalige  Ausdehnimg  zu  bestimmen  sucht.    Ferner  ist 


1*02)  RicStor.  K.  22.  —  i*03)  Mel.  d'archeol.  1905,.  157,  mit  K.  — 
1*0*)  RömM  1903,  141.  —  H05)  Rom  1904.  —  n««)  AA  1902,  50;  1903, 
229.  —  1*07)  Rom  1904.  —  i*07")  RömM  1909,  mit  K.  —  i*08)  Study  of 
top.  of  P.  Baltimore  1908.  —  i*09)  Rom  1906.  —  i*iO)  Ari)inum.  Progr. 
Meißen  1900.  —  i*")  C.s  Villen  (NJbKlassAlt.  1899).  —  i*»"-)  Atena  e  Roma 
1899,  200.  —  1*13)  Grossi,  Aqu.,  Rom  1907.  Jacobone,  Aqu.,  Canosa.  — 
1*1*)  Litt,  bei  Herbig  (Aum.  1289),  S.  115.  —  i*i*)  I  Dauni  e  gli  U.  della 
Camp.      RicStor.   K.  17.   —    1*16)  Ebenda  K.  1. 


Italia.  181 

Ch.  Hülsen  in  seinen  Artikeln  »Aurunci«   und  »Ausones«  der  RE 
zu  vergleichen. 

Die  Ausgrabungen  des  Engländers  Stevens  auf  der  ehrwürdigen  Stätte 
des  alten  Kyvic  haben  ergeben,  daß  die  Gründung  der  hellenischen  Stadt  nicht, 
wie  die  Tradition  will,  um  1100  v.  Chr.,  sondern  mit  der  ganzen  hellenischen 
Kolonisation  in  Unteritalien  und  Sizilien  erst  im  8.  Jahrhundert  v.  Chr.  statt- 
gefunden hat.  Die  Lage  von  Kyme  schildert  v.  Duhn  im  ersten  Kapitel  seiner 
Schrift  xiher  Pompei  {knra.  1431).  Daß  vor  der  griechischen  bereits  eine  italische 
Stadt  bestanden  hat,  ist  von  Patroui'^'")  und  besonders  von  Sogliano  ge- 
zeigt worden  ^^^^). 

Eine  Menge  neuerer  Literatur  besitzt  Neapel,  aber  darunter  ist 
nur  Avenig  Brauchbares. 

Genannt  sei  B.  Capasso,  »Napoli  Grecoromana  esposta  nella  topografia  e 
nella  Vita" '•*'**");  De  Petra,  »Le  origini  dl  Napoli«!*'^)  und  »Napoli  colonia 
romana«'^20j.  Barbati,  »Napoli  al  tempo  di  Augusto«'*2ij_  und  das  Buch 
»Le  origini  di  Napoli <■  von  A.  Pirro  mit  den  beiden  Teilen  1.  Falero  e 
Xapoli^^'^-),  2.  Palepoli  e  XapoW^^^^)  mit  Plänen,  welche  den  Zug  der  Stadt- 
mauer und  das  regelmäßige  Straßennetz  der  griechischen  Stadt  und  die  römische 
Erweiterung  im  Westen  und  Süden  darstellen.  Über  eine  neue  Strecke  der 
Westmauer  berichtet  Pirro  i^24)_  p^Q  Dioskurentempel  hat  v.  Duhn  be- 
handelt'^25|_  —  Über  das  alte  Capua  (S.  Maria  di  Capua  vetere)  liegt  eine 
ausführliche,  aber  wertlose  Schrift  vor^^^Gj^ 

Das  Hauptwerk  über  Pompei  ist  A.  Maus  »Pompei  in  Leben 
und  Kunst«  i^27j  ^^t  einem  Anhang  über  Ilerculaneum. 

Das  Werk  ist,  ausgezeichnet  durch  die  völlige  Beherrschung  des  Stoffes  und 
die  musterhafte  Klarheit  und  Knappheit  der  Darstellung,  bei  weitem  die  beste 
Monographie  über  eine  italische  Stadt  und  ihrem  kürzlich  verstorbenen  Verfasser 
ein  »monumentum  aere  perennius".  Der  Mansche  Führer  für  Pompei  liegt, 
von  Bart  hei  bearbeitet,  in  fünfter  Auflage  (1910)  vor.  In  der  Sammlung 
--Berühmte  Kunststätten  hat  E,.  Engelmann  Pompei  behandelt  ^^28)_  Über 
neue  Funde  in  Pompei  hat  Mau  bis  1908  in  den  Rom.  Mitt.  berichtet.  Das 
Prachtwerk  von  Gusman'^^gj  empfiehlt  sich  durch  den  Reichtum  der  Ab- 
bildungen. Der  Architekt  C.  Weich  ardt  hat  uns  ausgezeichnete  Rekonstruktionen 
von  Pompei'* 3")  geschenkt,  Blätter,  die  zugleich  archäologischen  und  künst- 
lerischen Wert  haben.  Als  hellenistische  Stadt  würdigt  Pompei  v.  Duhn'^^'). 
Eine  seltsam  geformte  alte  SHuW^^^-)  wird  von  manchen  Forschern  für  etruskisch 
gehalten  und  ;ils  Zeugnis  eines  etruskischen  Pompei  ausgegeben  '*^^).  In  der 
Nähe  von  Pompei  kommen  immer  mehr  Villen,  teils  Landhäuser,  teils  Farmen, 
zum  Vorschein.  Eine  besonders  prächtige  bei  Boscoreale  hat  den  berühmten 
Silberfund  ergeben.     Sie  ist  beschrieben  von  Barnabei '*''*). 

An  der  Mündung  des  Sarno  sind  allerhand  zum  dortigen  Hafen 
gehörige  Gebäude  gefunden  Avorden.  Eine  gute  Darstellung  dieser 
suburbanen  Ansiedlungen  findet  man  in  »Le  Musee«!*^^). 


i"7)  BullPaletnSt.  1898.  —  '"«j  ^uma  italiea  (Miscell.  Saunas).  — 
1*18")  Neapel  1905.  225  S.  —  i^i^)  Neapel  1903.  —  i*20)  AttiAccNap.  1894, 
57—81.  —  1*21)  Xeapel  1897.  —  "22)  Salerno  1905.  —  i*23)  Salerno  1906.  — 
1*24)  StudiStor.  1909.  —  "25)  SitzbAkHeidelberg  1910.  —  "26)  Teti,  Framm. 
stör.  d.  Cap.  ant.  S.  Maria  di  C.  1902.  —  "27)  2.  Aufl.  Leipzig  1908.  — 
"28)  1902.  —  "29)  Paris  1899.  —  "30)  Pompei  vor  der  Zerstöning.  a)  große, 
b)  kleine  Ausgabe  1898.  —  "3i)  Aus  Natur  u.  Geisteswelt  II.  114,  1906.  — 
"32)  RömM  1902,  305;  1904,  124  (Mau).  —  "33)  Cosenza,  Gli  Etr.  a  P. 
Atena  e  Roma  1903,  302.  —  "34)  La  Villa  di  Fannio  Sinistoro.  Rom  1901.  — 
"35)  La  banlieue  d.  P.     LeMusee  1906,   159. 


182      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Hereulaneum,  die  Schicksalsgefährtin  Pompeis,  hat  Mau  in  der 
zweiten  Auflage  seines  Pompeiwerkes  behandelt.  Das  Buch  des  durch 
seine  vergeblichen  Bemühungen  um  eine  mit  internationalen  jMitteln 
zu  veranstaltende  Aufdeckung  \on  Hereulaneum  bekannten  Prof.Wald- 
st ein  1*36)  über  Hereulaneum  besteht  aus  einem  aktuellen  und  einem 
historischen  Teil,  der  alle  Hereulaneum  betreffenden  Fragen  behandelt. 

Die  antiken  Nachrichten  über  den  Vesuvaush'uch  im  Jahre 
79  n.  Chr.  behandelt  H.  Herrlich i^^?)^  (jie  Nachrichten  über  den 
Vesuv  überhaupt  Ranisauer^^^^). 

Rekonstruktionen  und  Landschaftsbilder  der  kaiserlichen  Tillen 
auf  Capri  hat  Weichardti*39)  veröffentlicht. 

Daß  die  von  Tiberius  auf  Capri  bewohnte  Villa,  wie  überliefert,  »Villa 
lonis«,  nicht  wie  bisher  emendiert  wurde,  »Villa  lovis«  geheißen  habe,  wird 
M.  Ihrai^*")  nicht  jeder  glauben,  denn  wegen  ihrer  Zwölfzahl  dürften  die 
Villen  doch  wohl  nach  den  zwölf  Olympiern  benannt  gewesen  sein. 

Die  Literatur  über  Pompei,  den  Vesuv,  Capri  ist  zusammen- 
gestellt von  Furchheim  1**1). 

E.  Paisi**2)  will  in  der  Beschreibung,  die  Strabo  S.  247  von 
Ischia  gibt,  /qvohu  in  /vtohu.  korrigieren,  weil  dort  keine  Gold- 
mine,  dagegen  eine  bedeutende  Töpferei  vorhanden  sei.  —  Pnteoli 
hat  eine  ausführliche  und  tüchtige  Monographie  erhalten  von 
Dubois  1**3).  —  Stabiae  ist  bearbeitet  worden  von  Cosenzai***). 
Baiae  von  J.  Schmatz i**5).  —  Der  Aufsatz  von  Rostovzewi**^«) 
über  die  i^ompeianischen  Vülenhilder  und  ihre  Vorbilder  behandelt 
ein  für  die  Topographie  der  kampanischen  Küste  wichtiges  Element. 
Den  vom  Meer  bedeckten  Resten  der  Villen  in  der  Gegend  des 
Posilippo  gilt  der  von  vortrefflichen  Aufnahmen  begleitete  Aufsatz 
eines  englischen  Archäologen  i**^). 

Die  Darstellung  der  Phlegräi sehen  Felder  von  C.  de  Stefanii**'^) 
ist  auch  für  die  antike  Topographie  der  Gegend  wichtig. 

Hannihals  Lager  im  Tifatagehirge  sucht  J.  Kromaj'er  auf 
Grund  örtlicher  Untersuchungen  mitten  im  Gebirge  auf  der  Hoch- 
ebene von  Balzi  und  Pianelli^^^^). 

Die  Straßen  nördlich  von  Capua  hat  0.  Cuntzi**^)  untersucht. 

XVI.  Lucania. 

Die  neuere  Literatur  über  Lukanien  und  verschiedene  Fragen 
der  lukanischen  Topographie  erörtert  R.  Kiepert  im  Text  zu  den 
FOA  Ital.  Inf.,  S.  5. 


1436)  w.  u.  Shoobridge,  H.  past,  preseut,  futur.  London  1908.  —  "37)  Klio 
1904,  209.  —  i«38)  D.  Alpcnztg.  VII.  —  i"9)  Das  Schloß  des  Tiberius  auf 
Capri.  Leipzig  o.  J.  —  i"")  Hermes  1901,  287.  —  '**»)  Bibliogr.  di  V. 
Nap,,  Neapel  1891.  B.  del  Vesuvio,  Neapel  1896.  B.  di  Capri  e  della 
penisola  Sorrent.  Neapel  1899.  —  i"2)  RicStor.  K.  18.  —  '**')  P.  anticiues. 
Bibl.  des  ficoles  d'Ath.  et  Rome.  —  »"<)  Stabia.  Trani  1908.  —  i^^S)  p,.ogr. 
Regensburg  1906.  —  '<*5a)  jbArchlnst.  1904,  103.  —  '■»•"')  Subnu-rged  regions 
of  Posilipo.  Archaeologia  190:5.  —  '"7)  pM  Erg.-II.  156,  1907.  —  >*<«)  Wiss. 
Ber.  (Anm.  76),  S.  7.  —    •"»)  ÖJahresh.   1899,  97. 


Italia.  183 

Über  Ausgi'abungen  in  verschiedenen  lukanischen  Akropolen 
wird  in  den  Notizie  degli  Scavi  berichtet  ^^-^o).  Neue  Ausgrabungen 
in  Paestum  haben  bereits  zu  einer  wichtigen  Bereicherung  des 
Stadtbildes  geführt.  Diese  guten  Ergebnisse  sollten  die  italienischen 
Archäologen  an  die  dringende  Pflicht  einer  Erforschung  der  Griechen- 
städte  am  Golf  von  Tarent  mahnen  ^^^i)!  »Studien  zur  Topogi-aphie 
von  Paestum«  veröffentlichte  Th.  Kluge i*^^). 

Mit  der  älteren  Geschichte  von  Siris  beschäftigt  sich  E.  Pais^^^s), 
Über  Syharis  und  sein  Gebiet  gil)t  es  mehrere  ziemlich  wertlose 
Monographien  ^^^^). 

XVn.  Bruttium. 

Aus  dem  Text  zu  S.  4  der  FOA  kann  man  ersehen,  daß  in 
dieser  kulturell  und  wissenschaftlich  zurückgebliebenen  Landschaft 
selbst  über  die  Lage  wichtiger  Städte  noch  Unklarheit  herrscht 
{Terina,  Pandosia  usw.).  Über  Rkegium  gibt  es  eine  ausführliche 
Arbeit  von  P.  Larizza^^^s).  Aus  den  die  Aufschrift  Ami... 
ti'agenden  und  denen  von  vSybaris  und  Siris  sehr  nahe  verwandten 
Münzen  schließt  E.  Pais  auf  eine  alte,  früh  untergegangene  große 
Gemeinde  der  Amineer  in  der  Gegend  von  Sybaris  i*56^_  Derselbe 
vertritt  in  Kap.  YIII  desselben  Werkes  die  Existenz  eines  zweiten, 
in  Messapien,  bei  Tarent,  gelegenen  Syharis  und  bezieht  den  zu- 
sammen mit  Brundusium  auf  einem  bronzenen  Heroldstab  stehenden 
Namen  QovQÜor  auf  eine  Gemeinde  Thuriol  in  Apulien,  nicht  auf 
das  lukanische  Thurioi. 

Von  den  Griechenstädten  ist  bisher  nur  Lokroi  Epizephyrioi 
erforscht  worden  ^•^ 5 7)^  wo  P.  Orsi  mehrere  Tempel,  darunter  den 
berühmten  der  Persephone,  gefunden  hat.  —  Derselbe  bespricht^^ss) 
auch  die  Topographie  von  Kaulotiia.  —  Medma  ist  behandelt  von 
Lafortuna^*-''^).  —  Nur  auf  die  Münzen  der  Stadt  bezieht  sich 
die   :> Terina«  überschri ebene  Scnrift  von  K.  Regling^^60)_ 

XVin.  Apulia. 

Yen  allgemeinen  Darstellungen  sind  zu  nennen  die  Artikel  der 
RE  »Apulia«  und  »Daunia«  von  Ch.  Hülsen  und  der  Text  zu 
den  FOA  Ital.  Inf.  S.  5.  —  Der  Aufsatz  von  Max.  Mayer  »Zur 
Topographie  und  Urgeschichte  Apuliens«  versucht  aus  archäologi- 
schen Daten  (Vasen)  die  verschiedenen  Stämme  zu  scheiden  ^^ß^). 
Er  ist  das  ethnologische  Resümee  der  gründlichen  Untersuchung 
»Keramik  des  vorgriechischen  Apulien «i*62)_ 


i«0)  1897,  114  (Atena  Luc),  184  (Muro  Luc).  —  '^^i)  s.  Les  fouilles  de 
la  Gr.  Grece  in  Rev.  d.  Et.  grecqu.  1907.  —  i*52)  JclPhil.  1909,  57.  — 
"53)  RicStor.  K.  6.  —  "54)  Galli,  Per  la  Sibaritide,  Acireale  1907.  Garof  alo 
di  Bonito,  Intomo  Sibari  e  Turio,  Neapel  1899.  —  "^5)  Rhegium  Chalcidense. 
Rom  1906.  —  "56)  RicStor.  K.  5.  —  "57)  nSc  1909,  319.  —  "58)  Ebenda 
327.  —  "59)  Caltanisetta  1899.  —  ""O)  ßerl.  Winckelmannsprogr.  1906.  — 
"«»)  Philol.   1906,  490.  —   "62)  RömM  1897,   1899,   1904. 


184      A.  Schulten,   Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Die  einen  uralten  Haustypus  darstellenden  kegelförmigen  Steinhäuser  des 
heutigen  Apulien,  die  Tndli,  bilden  den  Gegenstand  der  Abhandlung  von 
Bertraux,   »fitudes  d'un  type  d'habitatiou  primitive« ^^63)_ 

Der  berühmteste  Platz  der  apulischen  Topographie,  das  Sclüacht- 
feld  von  Cannae,  und  die  Kontroverse,  an  welchem  Ufer  des 
Aufidus  die  Schlacht  geschlagen  sei,  ist  zuletzt  von  J.  Kromayer 
untersucht  worden  i"* 6*),  der  sich  mit  Recht  für  das  rechte  Ufer 
entscheidet.  Die  frühere  Literatur  führt  Ch.  Hülsen  in  seinem 
Artikel   »Cannae«  in  der  RE  an. 

Von  apulischen  Städten  sind  behandelt  worden:  Canusium  von  Hülsen 
(RE),  J.  Nunzioi'*''^)  und  Jacobone '^^^j,  der  die  Vorstellungen  von  dem 
riesigen  Umfang  der  Stadt  auf  ein  bescheidenes  Maß  (6 — 7  ha)  reduziert;  Asculum, 
von  P.  ßosario  1^^^). 

XIX.  Calabria. 

Über  Brundisium  unterrichtet  der  eingehende  Artikel  von 
Hülsen  (in  der  RE  mit  Plan);  über  Tarent  Del  Lagoi^^^^)  imd 
der  Plan  in  den  FOA  Ital.  Inf.  (vgl.  Text  S.  5). 

XX.  Sicilia. 

Eine  Menge  von  Fragen  der  Ortskunde  Siziliens  hat  R.  Kiepert 
im  Text  zu  den  Blättei-n  »Italia  Inferior«  und  »Magna  Graecia« 
behandelt.  Über  die  reiche  Numismatik  der  Insel,  eine  wiclitige 
topographische  Quelle,  liegt  ein  Werk  von  F.  Hill  vor^^^^).  — 
Eine  populäre  Darstellung  der  griechischen  Monumente  findet  man 
im  24.  Heft  der  Sammlung  »Berühmte  Kunststätten«  von  M.  G. 
Zimmermann^*'^0)_  —  Yon  a.  Holms  »Geschichte  von  Sizilien« 
ist  1898  der  dritte,  die  römische  Zeit  (von  264  v.  Chr.  an)  be- 
handelnde Band^^'^i)  erschienen  (mit  historischer  Karte  1:800000). 

Für  die  archäologische  Erforschung  der  Insel  begann  eine  neue 
Epoche  mit  P.  Orsi,  dem  Direktor  des  Museums  von  Syrakus.  Ihm 
verdanken  wir  vor  allem  die  Kenntnis  des  von  den  Sücancrn  und 
Sikekrn  bewohnten  prähisfoi-ischen  Siziliens,  soweit  sie  sich  aus 
Grabfunden  und  Siedlungsweise  gewinnen  läßt. 

Seine  zahlreichen  Forschungen  sind  meist  niedergelegt  im  Bulletino  di 
Paletnologia  Italiana  1899ff. ,  den  Notizie  degli  Scavi  und  den  Monumcnti 
Antiehi.  Eine  bei  Pantalica  (am  Anapos)  gefundene  bedeutende  Sikelerstadt 
ist  in  den  Monumenti  Antiehi  IX,  1899  behandelt.  Orsi  kommt  zu  dem  (mir 
unwahrscheinlichen)  Ergebnis,  daß  die  Sikaner  und  Sikeler  ein  Volk  sind 
(besser  sagt  man  wohl,  daß  sich  ihre  Kulturen  nicht  unterscheiden  lassen). 
Ferner  findet  Orsi  die  Nachricht  von  der  iberischen  Abstammung  der  Sikaner 
bestätigt  durch  zahlreiche  Übereinstimmungen  zwischen  der  spanischen  und 
sizilischen  Prähistorie'^'^^  ju  populärer  P^orm  stellt  P.  Orsis  Forschungen 
dar  G.  Perrot  in  dem  Aufsatz   »Un  peuple  oublie  Ics  Sikeles«!*^'). 


1*63)  AnnG  1899,  207.  —  ^*^*)  WissBer.  (Anm.  76)  S.  13.  —  "65)  Canosa 
ant.  Cano.sa  1905.  —  >*ß6)  BiblStorTop.,  H.  3.  —  "6")  Ascoli  1898/99.  — 
1*68)  RivStorAnt.  1895,  1,  mit  Plan.  —  i*«»)  Coins  of  anc.  S.  Westminster 
1903.  —  1*70)  1904.  —  i-»7ij  Leipzig  (Engelmann).  —  '^"2)  BullPal.  17 
(Castelluccio),  24  (M.  Tabuto),  MonAnt.  IX  (Pantalica).  —  1*^3)  RevDeuxMondcs 
1897,  594. 


Italia.  185 

AViclitig  ist  das  mehrfache  Vorkommen  des  Namens  der  Sikeler 
in  Dalnmtien^^'^*). 

Es  bestätigt  die  Einwanderung  des  Volkes  aus  Italien,  macht  seine  Zu- 
gehörigkeit zum  illyrischen  Stamme  wahrscheinlich,  scheidet  es  von  den  im 
Westen  der  Insel  sitzenden  und  doch  wohl  von  Westen  her,  nach  den  Alten 
aus  Spanien,  eingewanderten   Sikanern. 

Der  Historiker  des  prähistorischen  Italiens  Modestov  hat  auch 
die  Urgeschichte  der  Insel  zu  rekonstniieren  versucht  ^•*'^^). 

Ein  wohlerhaltenes  prähistorisches  Dorf  mit  runden  Hütten  hat  A.  Mos  so 
Dei  Girgenti  erforscht  i*^"). 

Die  Elymer  werden  für  gleichen  Stammes  mit  den  anderen 
Sikelioten  gehalten  von  E.  Pais^*77)_  über  seine  Gleichsetzung 
von  ^'Env'i  mit  dem  lateinischen  Verruca  {=  Berg)  haben  die  Sprach- 
forscher zu  urteilen.  Daß  die  Identität  ihrer  Ortsnamen  mit  denen 
der  ügurischen  Küste  für  ihre  ligurische  Abstammung  spricht,  betont 
Hülsen  (RE  s.  v.   »Elymi«)  und  E.  Kiepert i^^S). 

Dieser  stellt  die  Aufeinanderfolge  der  sizilischen  Völker  so  dar:  Zuerst 
Lignrer,  als  deren  Rest  sich  die  Elymer  im  Westen  der  Insel  behaupten,  dann 
Illyrer,  zu  denen  die  Veneter  und  die  zuei-st  in  Italien  verbreiteten,  dann  nach 
Sizilien  eingewanderten  Sikeler  gehören. 

Ebenda  versucht  E.  Kiepert  eine  Abgrenzimg  der  einzelnen 
Stadtgebiete  der  Insel,  ein  Versuch,  der  auch  als  Hypothese  will- 
kommen ist. 

Es  fällt  auf,  daß  unter  den  in  der  Festsclirift  für  A.  Salinas^-^'^) 
vereinigien  Aufsätzen,  abgesehen  von  den  kurzen  Bemerkungen 
Bei  ochs  über  Herbita,  kein  einziger  Beitrag  zur  historischen  Topo- 
graphie der  Insel  ist.  "Während  in  Eom  zu  viel  Lokalgeschichte 
getrieben  A\-ird  (s.  o.  S.  163),  scheint  es  in  Palermo  daran  ganz 
zu  fehlen.  Nach  dieser  Seite  ist  die  vierzigjährige  Lehi-tätigkeit 
von  Salinas  offenbar  ohne  Frucht  geblieben. 

Während  im  übrigen  Italien  die  Erforschung  der  historischen 
Stätten  des  Landes  hinter  der  Prähistorie  zurücksteht,  sind  in 
Sizilien  dank  der  umfassenden  Tätigkeit  P.  Orsis  bereits  mehrere 
Griechenstädte  in  Angriff  genommen  worden,  Avie  Gela^^^^),  Kania- 
rma  1481)^  Megara  Hyblaia^^^-),  Selinus^^^^). 

Vher  Akraga,?  ist  der  Artikel  von  Hülsen  (mit  Plan)  in  der  RE,  R.  Kiepert 
im  Text  zu  P'OA  Ital.  Inf.,  S.  3  zu  vergleichen.  Ferner  notiere  ich  Lenschau, 
»Zur  Topographie  des  alten  Akragas«,  und  Petersen  im  Areh.  Anz.  1Ö03, 
88.  — ■  Bonfiglio  beschäftigt  sich  mit  dem  Verhältnis  der  vorgriechischen  und 
griechischen  Stadt i^^^).  —  Eine  ausführliche  Monographie  hat  Catania  er- 
halten'*85)_  —  £)jg  Lage  der  syrakusanischen  Kolonie  Kasmenai  hat  man  zu 
bestimmen  versucht  i^*^). 

1474)  FOA  Magna  Graecia  S.  2.  —  mi'^  X)e  Siculorum  origine.  Berlin 
1898.  —  1^76)  AA  1909,  134.  —  '^^^  RicStor.  K.  11.  —  i*"«)  FOA  M.  Graec. 
S.  3.  —  1^79)  Mise,  di  arch.,  di  Stör,  e  di  Fil.  ded.  al  Prof.  A.  Sal.  nel  40. 
Anniversario  del  suo  insegnamento.  Palenno  1907.  —  \i»Oj  MonAnt.  XVII.  — 
'*8')  Ebenda  IX,  1899;  XIV,  1904.  —  i*82)  Ebenda  I,  689.  —  i*»»)  AA 
1903,  88.  —  ii8i)  RieStorAnt.  1901.  —  i*»*]  Messina,  C.  vetusta.  Catania 
1902.     185  S.  —   ii8«j  Monterisi,  Sul  sito  di  C.     Neapel  1897. 


186      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens. 

Auch  die  Topographie  von  Syrakus  scheint  jetzt  durch  Aus- 
grabungen gründlicher,  als  dies  bisher  der  Fall  war,  erforscht  werden 
zu  sollen. 

Besonders  wichtig  sind  die  Ergebnisse  am  Euryelosi**^),  dessen  Befestigungen, 
eines  der  bedeutendsten  Werke  altgriechiseher  Befestigungskunst,  immer  noch 
genauer  Aufnahmen  entbehren.  Einen  Plan  der  Stadt  zur  Zeit  Dionys'  I.  ent- 
hält das  Blatt  »Italia  Inferior«  der  FOA  (1 :  60  000),  einen  anderen,  der  Syrakus 
zur  Zeit  der  athenischen  Belagerung  darstellt  (1:100000),  das  Blatt  XXI 
(Roma  Urbs.  Magna  Graecia),  bei  dem  aber  das  Terrain  der  Stadt  sehr  summarisch 
gezeichnet  ist.  Für  die  Topographie  der  athenischen  Belagerung  sei  auf  G. 
Busolts  ausführliche  Behandlung  verwiesen  i^**).  P.  Orsis  Forschungen  am 
Olympieion  sind  in  den  Monumenti  Antichi  J^^^)  veröffentlicht.  Die  Tempel 
auf  Ortygia  hat  Puchstein  i^^f*)  untersucht.  Über  die  großen  Katakomben 
liegt  die  Publikation  ihres  leider  zu  früh  von  seinem  Werke  abgerufenen  Er- 
forschers Führer  vor'^^'). 

In  den  FOA  gibt  E.  Kiepert  eine  Earte  der  Häfen  von  Pan- 
hormos  (Palermo)  auf  Grund  neuerer  Untersuchungen.  Das  alte 
Herhita  sucht  Beloch^'^^S)  zwischen  Mistretta  und  der  Küste. 

Besonderes  Interesse  haben  die  Untersuchungen  mehrerer  durch 
kriegerische  Ereignisse  berühmter  Stätten. 

Voran  seien  genannt  die  vortrefflichen  Forschungen  J.  Kromayers  über 
Eryx^^^^)  (Stadt  auf  dem  Nordabhang,  Tempel  =  h.  Stadt  San  Giuliano;  Lager 
der  Römer  auf  dem  Westabhang)  und  Heirlde^^^^),  das  Kromayer  nicht 
auf  dem  Monte  Pellegrino,  sondern  auf  dem  7  km  nordwestlich  von  Palermo 
gelegenen,  im  Monte  Castelluccio  gipfelnden  Berg  wiedererkennt. 

Die  Lage  des  im  Jahre  405  v.  Chr.  von  den  Karthagern  gegen 
Gela  angelegten  Lagers  sucht  Gr.  Cultrera^*^^)  zu  bestimmen. 

Den  durch  die  Schlacht  des  Jahres  340  v.  Chr.  berühmten 
Fluß  Krimissos  bei  Segesta  erkennt  R.  Kiepert  in  dem  Bache  Bio 
Freddo  wieder  ^*96j_  Derselbe  hat  a.  a.  0.  auch  andere  Schauplätze 
kriegerischer  Ereignisse  behandelt.  —  Auf  die  Topographie  des 
Untergangs  der  Athener  am  Asinarus  bezieht  sich  ein  Kapitel  in 
E.  Pais'^  »Ricerche  Storiche«i497). 

An  neueren  italienischen  Monographien  liegt  vor:  Ciaceri,  Megara  Hyblaea 
und  Hybla  Gereatis  ^^^^),  ein  299  Seiten  starker  Aufsatz  über  eine  Stadt  (Xisa 
=  Caltanisetta),  die  vielleicht  gar  keine  war '''99),  eine  Schrift  über  Xeelon  i500j_ 
Über  die  römischen  Straßen  auf  Sizilien  gibt  es  zwei  Untersuchungen,  eine  von 
Garofalo  i50ij_  (]je  andere  von  Blasquez  i^''2)_  Scylla  und  Charyhdis  bilden 
den  Gegenstand  einer  geographischen  Studie  von  v.  Jobst'^'^'').  Zur  Charj'bdis 
ist  Wasers  Artikel  in  der  RE  zu  vergleichen. 


"87)  NSc.  1909,  337.  —  i<88)  GrGcsch.  III,  2,  1904.  —  i'S»)  XIII, 
1903,  369—92.  —  >^90)  Festschr.  f.  Kiepert  199.  —  i^^')  Führer,  Sicilia 
sotterranea.  München  1897.  F.  u.  V.  Schulze,  Die  altchristlichen  Grabstätten 
Siziliens.  Jb.  d.  Inst.  Ergänz.  7,  1907.  —  ^^^-)  MiscSalinas'223.  —  i*93)  Klio 
1909,  461,  mit  K.  —  i"^)  Wien.  Eranos  zur  .50.  Phil.-Vei-s.  1909,  22h. 
mit  K.  —  "95)  RendAccLincei  1908,  252,  mit  K.  —  "9«)  FOA  Ital.  Inf., 
S.  2.  —  "")  Anm.  1151.  —  "98)  StudStor.  II,  2,  163.  —  "99^  p„nturo, 
L'ant.  Nisa  e  Tod.  Caltanisetta.  Caltanisetta  1901.  —  I^OO)  Buccheri,  Mon. 
class.  di  Noto  vccehio.  Noto  1903.  —  \^o\)  Lg  yj^  rom.  in  Sic.  Neapel 
1901.  —    '•'Oä)  RevArchivos,    1901.  —    1=03)  Würzburg  1902. 


Italia.  187 

Die  merkwfirdigen,  denen  von  Malta  und  Sardinien  nahe  ver- 
wandten und  wohl  demselben  Volk  libysch-iberischen  Stammes  ge- 
hörigen Denkmäler  auf  Pantellaria  haben  A.  May r  ^so-i)  und P.  Orsi  i^"») 
untersucht. 

Über  die  Liparischen  Inseln  im  Altertum  liegen  zwei  kleine 
Schriften  vor^soe).  Die  Häfen  Siziliens  imd  der  anderen  Inseln 
sind  in  einer  offiziellen  Publikation  i^o^)  behandelt. 

XXI.  Sardinia. 

Den  merkwürdigen  prähistorischen  Denkmälern  der  Insel,  vor 
allem  den  Nuraghen,  dem  Gegenstück  der  »Talayots«  auf  den 
Balearen  und  der  »Sesi«  auf  Pantellaria,  ist  die  Vorliebe  der 
italienischen  Archäologie  für  die  Prähistorie  zugute  gekommen. 

Die  lang  erörterte  Frage  nach  dem  Zweck  der  Nuraghen  scheint  jetzt  mit 
dem  Spaten  gelöst  zu  sein  durch  A.  Taramelli,  der  in  mehreren  Nuraghen 
alle  Anzeichen  von  Bewohnung  fand^^^Sj  ^j^  Türme  oder  Burgen  hatte  einen 
Teil  der  Nuraghen  schon  E.  Pais^^og)  bezeichnet,  während  G.  Pinza  sie  sämt- 
lich für  Kuppelgräber  hielt  i^io).  Die  vermittelnde  Ansicht  von  G.  Mayr^äii)^ 
daß  sie  zum  Teil  Gräber,  zum  Teil  Befestigimgen  gewesen  seien,  ist  sehr  zu 
erwägen,  da  für  beides  Analogien  vorliegen.  Volle  Klarheit  kann  offenbar  nur 
die  dringend  erwünschte  Bearbeitung  des  ganzen  Bestandes,  freilich  eine  kolossale 
Arbeit,  bringen.  Der  Anfang  müßte  mit  einer  Xnraghenkrn-tc  gemacht  werden 
auf  Grund  der  jetzt  vorliegenden  Generalstabskarte  1:25  000.  Die  Nuraghen- 
gruppe  der  Hochebene  Giara  bei  Cagliari  bespricht  Delbrück  i^^^),  e.  Pais 
leitet  von  Nuraghen  die  Ortsnamen  Xurrenses,  Xora  (nördlich  von  Cagliari) 
abi5i3),  Nach  der  Etymologie  des  Wortes  »Nuraghen  fragt  Subak'^n). 
Schließlich  sei  noch  ein  Aufsatz  über  die  Architektur  der  Nuraghen  von  F. 
Prehac  erwähnt  1515)_ 

Die  in  Cagliari  gefundene  iberische  Inschrift  verstärkt  die  anderen 
Zeugnisse  für  die  Beziehungen  der  Insel  zu  Spanien  ^-^^ 6). 

Von  Olhia  berichtet  E.  Pais,  daß  dort  bisher  nur  eine  punische, 
noch  keine  griechische  Nekropole  gefunden  sei,  führt  aber  Gründe 
für  die  Annahme  einer  älteren  griechischen  Gründung  (Vorgängerin 
von  Alalia)  ani^i'). 

Über  Topographie  und  Altertümer  des  panischen  Xora  hat  G.  Patroni 
eine  ausführliche  Arbeit  veröffentlicht '^IS).  Den  moderneu  Ortsnamen  Kentu 
Istaßas  hat  als  altoskisch  {=  centum  stabula)  erkannt  und  auf  eine  oskische 
Kolonie  zurückgeführt  W.  Meyer-Lübke  ^^is),  ein  neues  Beispiel,  wieviel 
Uraltes  in  heutigen  Ortsnamen  fortlebt. 

Daß  die  Römer  das  wilde  Innere  der  Insel  als  barbaria,  seine 
Bewohner  als  Barbaricini  bezeichneten,  weist  E.  Pais^^^O)  nach. 
Derselbe   hat    eine   gründliche    Analyse    der   sardischen  Gemeinden 


1504)  EömM  1898,  367.  —  ^^os)  Mon.\nt.  IX,  1899,  450.  —  1^06)  straz- 
zella,  Attraverso  l'ant.  liparea.  Messina  1908.  D'Amico,  SuUe  Isole  Eolie 
(Girgenti).  —  i^otj  Monogr.  stör,  dei  porti  dell'  ant.  nell'  Ital.  insulare.  Rom 
1906.  —  i508j  MonAnt.  XIX.  1909,  225—304.  —  i509)  RieStor.  K.  35.  — 
1510)  MonAnt.  XI,  1901.  —  i^ii)  Glob.  1904,  134.  —  1512)  aA  1909,  136.  — 
1513)  RicStor.  S.  583.  —  i^u)  ArchTriest.  1906,  52.  —  i5i5)  MelHist.  1908, 
141.  _  1516)  EphEp.  VIII,  513.  —  1517)  RieStor.  K.  33.  —  151")  MonAnt.  XIV, 
1904,  107.  —  1519)  ZÖsterrGvmn.  1902,  675.  —  1520)  Rjc.  Stör.  K.  15. 


188      A.  Schulten,  Bericht  über  die  historische  Geographie  des  Westens, 

gegeben.     Einige    Punkte   der   sarclischen    Topographie    erörtert   R. 
Kiepert  im  Text  zu  den  FOA. 

XXTT.  Corsica. 

Eine  Darstellung  des  antiken  Korsika  gab  X.  Poli^^^i),  d[q 
Inschriften,  deren  Verteilung  gerade  bei  ihrer  Spärlichkeit  bedeut- 
sam ist,  hat  Esperandieu  gesammelt i522j.  Eine  Geschichte  der 
griechischen  Kolonisation  der  Insel  ist  von  Stephanopolii^^s^  ge- 
schrieben  worden.  Mehrfaches  Vorkommen  des  wahrscheinlich 
ligwriscJien  Namens  Äliso   auf  Korsika  weist  F.  Gramer  nach ^ 524^. 

XXm.  Malta. 
Geographie,  Geschichte  und  Altertümer  der  Insel  sind  nach 
allen  Seiten  erforscht  worden  von  A.  Mayr  besondei'S  in  den 
Schriften  »Die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  von  Malta«  ^525)^  »Aus 
den  phönizischen  Nekropolen  von  Malta«  ^^^e)  ^nd  dem  die  früheren 
Untersuchimgen  zusammenfassenden  Buch  »Die  Insel  Malta  im  Alter- 
tum« i527)^  aus  dem  hier  besonders  die  Kapitel  »Geographische 
Verhältnisse«  (Kap.  1)  und  »Topographie  imd  Besiedlung  der  Malta- 
gruppe in  geschichtlicher  Zeit«   hervorgehoben  seien. 


1521)  La  Corse  dans  l'antiquite  (1907).  —  1^22)  inser.  ant.  de  la  Corse. 
Bastia  1893.  —  ^523)  Hist.  d.  Grecs  en  C.  Paris  1900.  —  1^24)  wZ  1902, 
254.—  J525)  AbhBavrAk.  1901,  645—721.  —  ^526)  SitzbBayrAli.  1905,  467.  — 
1527)  München  1909. 


Topographie  der  Stadt  Rom. 

Yon  Prof.  Dr.  Cli.  Hülsen  in  Florenz. 

Der  folgende  Bericht  setzt  ein  mit  dem  Jahre  1906,  bis  wohin 
die  einschlägige  Literatur  für  den  größten  Teil  der  Stadt  in  dem 
von  mir  bearbeiteten  Schlußband  (I,  3)  von  Jordans  »Topographie« 
berücksichtigt  werden  konnte;  doch  ist  an  einzelnen  Stellen  auch 
auf  erwähnenswerte  Arbeiten  des  vorhergehenden  Jahres  zurück- 
gegriffen worden.  Von  periodischen  Publikationen  haben  die  Notizie 
degli  seavi  bis  Oktober  1910,  das  Bullettino  comunale  bis  Heft  I 
von  1911  berücksichtigt  werden  können.  Eine  Verzeichnung  der 
vielen  Funde  von  unbenannten  Gebäuderesten,  Straßenpfiaster  u.  dgl. 
wie  sie  in  jenen  offiziellen  Zeitschriften  gegeben  "wird,  bleibt  für 
diesen  Bericht  natürlich  noch  mehr  ausgeschlossen  als  für  meine 
früheren  in  den  Komischen  Mitteilungen. 

I.  AUgemeines. 

Von  Lancianis  groß  angelegter  »Storia  degli  scavi  di  Roma« 
ist  1907  der  dritte,  die  Pontifikate  Julius  III.,  Pauls  IV.  und 
Pins  IV.  (1550 — 65)  umfassende  Band  erschienen  i).  Noch  mehr 
als  in  den  früheren  Bänden  treten  gegenüber  den  Ausgrabungs- 
berichten die  Notizen  über  Antikensammlungen  in  den  Vordergrund : 
einen  großen  Teil  des  Bandes  nehmen  die  Urkunden  und  Inventare 
über  die  Villa  Giulia,  die  Horti  Carpenses,  die  Allla  des  Kardinals 
von  Ferrara  auf  dem  Quirinal  u.  a.  in  Anspnich.  Auch  über  die 
Villen  von  Frascati  wird  ausführlich  berichtet. 

Wichtige  Materialien  auch  für  die  antike  Topographie  enthalten 
die  beiden  Sammlungen  alter  Veduten,  welche  A.  Bartoli^)  und 
F.  Hermanin^)  veröffentlicht  haben.  Eine  noch  weit  reichere,  von 
H.  Egger  zusammengestellte  Sammlung  wird, in  allernächster  Zeit 
erscheinen  4).  Zahlreiche  Pläne  und  Details  antiker  und  fmhchrist- 
licher  Bauwerke  finden  sich  in  dem  von  Ch.  Hülsen  heraus- 
gegebenen ehemals  barberinischen,  jetzt  vatikanischen  Zeichnungen- 


1)  Korn  1907.  40,  296  S.  —  2)  Cento  vedute  di  Roma  antica.  Florenz, 
Alinari.  54  S.  Text,  100  Taf.  Kl.-Fol.  —  3)  Die  Stadt  Rom  im  15./16.  Jahr- 
hundert. Leipzig.  35  S.,  52  Ansichten.  —  *)  Römische  Veduten  aus  dem 
15.— 17.  Jahrhundert.     Wien.     2  Bde.  mit  je  115  Taf.  Gr.-Fol. 


190  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Sladt  Rom. 

kodex  des  Giuliaiio  da  Sangallo^).  Aus  der  Modeneser  Pracht- 
handsclirift  von  Giovanni  Marcanovas  Inscliriftensammlung  (1465) 
sind  von  Ch.  Hülsen  18  meist  sehr  phantastische  Zeichnungen 
antiker  Baudenkmäler  herausgegeben,  welche  als  ältester  Versuch 
einer  systematischen  Rekonstruktion  des  alten  Rom  von  Interesse 
sind:  der  Herausgeber  schreibt  sie  vermutungsweise  dem  Ciriaco 
d'Ancona  zu  6).  Ein  kurzes  Verzeichnis  von  Handzeichnungen 
niederländischer  Künstler  des  16.  und  17.  Jalirhunderts  nach  Denk- 
mälern in  Rom  und  der  Campagna  gibt  J.  Orbaan'^)  nach  Ori- 
ginalen meist  aus  dem  Louvre  und  dem  British  Museum.  Aus 
späterer  Zeit  stammen  die  vom  British  Museum  gelegentlich  der 
römischen  Jubiläumsausstellung  von  1911  reproduzierten  schönen 
Zeiclmungen  mit  kurzem  erläuternden  Text  von  Th.  Ashby^). 

Den  Bericht  des  Gio.  Rucellai  über  Rom  im  Jubiläumsjahre 
1450  hat  H.  P.  Hörne  nach  der  jetzt  im  British  Museum  (als 
Deposito  des  Besitzers  Lord  "Westbury)  befindlichen  Handschrift 
noch  einmal  herausgegeben,  ohne  sich  auf  Erläuterungen  einzulassen 9). 
Kurze  Mitteilungen  über  Ausgrabungen  und  Zerstörungen  aus  dem 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  haben  Pelissier^O)  und  De  WaaP^) 
nach  gleichzeitigen  Quellen  publiziert. 

Das  »Bollettino  bibliografico  delle  pubblicazioni  italiane  e  straniere 
edite  su  Roma«  von  E.  Calvi  berücksichtigt  speziell  die  in  römi- 
schen Tageszeitungen  erschienenen  Artikel,  was  für  Zeitgeschichte 
und  Risorgimento  ganz  nützlich  sein  mag,  für  antike  Topographie 
aber  kaum  etwas  von  AVert  ergibt  ^  2).  Weit  nützhcher  sind  die 
Übersichten  im  American  Journal  of  Archaeolog}'. 

Darstellende  Werke. 
In  der  Collezione  di  monografie  artistiche,  zu  denen  Corrado 
Ricci  die  Initiative  gegeben  hat,  behandelt  Diego  Angeli  Rom  in 
mehreren  reich  illustrierten  Heften,  von  denen  das  erste  die  Periode 
von  der  Stadtgründung  bis  auf  Konstantin  umfaßtes).  Einen  knappen 
Überblick  über  »Das  alte  Rom,  sein  Werden,  Blühen  und  Vergehen« 
gibt,  in  klarer  Darstellung  und  mit  Benutzung  der  neuesten  For- 
schimgen,  E.  DiehU*).  Genannt  sei  liier  auch  die  14.  Auflage 
von  Baedekers  Mittelitalien ^^^^ 


5)  II  Libro  di  Giulisuio  da  Sangallo.  Leipzig  1910.  Fol.,  59  u.  103  S. 
Text,  Gr.-Fol.,  138  Taf.  Atlas.  —  «)  La  Roma  antica  di  Ciriaco  d'Ancona.  Rom 
1907.  40,  50  S.,  18  Taf.  —  ")  BComun.  1909,  12  —  18.  —  «)  Forty  drawings 
of  Roman  scenes  by  British  artists,  1715 — 1850  from  Originals  in  the  British 
Museum.  Fol.,  22  S.  —  9)  RevArch.  1907,  82—97.  —  i")  Rev.  des  etudes 
anciennes  1909,  178—80  (Brief  von  B.  Bartholdy,  Ausgrabungen  1823).  — 
11)  RömQuarlalschr.  1909,  248 — 50  (Brief  über  Zerstörung  röm.  Monumente 
um  1800).  —  12)  Anno  I:  pubblicazioni  edite  nel  1909.  Rom.  47  S.  Anno  II: 
})ul)blicazioni  edite  nel  secondo  semestre  del  1910  (cou  aggiunte  per  gli  anni 
1909,  1910).  78  S.  —  13)  Bergamo  1908.  133  S.  —  1^)  Wissenschaft  u. 
Bildung,  hrsg.  v.  P.  Hone,  Nr.  54,  Leipzig  1909.     126  S.  —  i^)  Leipzig  1908. 


Allgeraeines.  191 

Die  vortrefflichen  »Promenades  Archeologiqucs«  von  Gas  ton 
Boissior  sind  in  einer  italienischen  Übersetzung,  mit  Nachträgen 
von  A.  Jahn-Rusconi  erschienen ^ 6).  Eine  Reihe  ihrer  kleinen, 
früher  in  Zeitschriften  erschienenen  Artikel  über  Monumente  der 
Stadt  Rom  hat  die  Gräfin  E.  Caetani-Lovatelli  in  einem  zier- 
lichen Bändchen  vereinigt  i^).  Sie  zeichnen  sich,  wie  stets,  durch 
geschmackvolle  Form  bei  reichem  Inhalt  aus. 

Das  Jubiläumsjahr  1911  hat  natürlich  eine  üppige  Literatur 
von  kleinen  Handbüchern,  Führern  u.  dgl.  aufschießen  lassen,  die 
zu  verzeichnen  hier  zwecklos  wäre.  Wegen  mancher  Angaben  von 
Wert  ist  der  Katalog  der  Retrospektiven  Ausstellung,  in  welcher 
eine  überaus  reiche  Sammlung  von  seltenen  alten  Plänen  und  An- 
sichten vereinigt  war^Sj.  Als  ein  nützliches  Bilderwerk  sei  P. 
Stettiners  »Roma  Monumentale«  genannt,  in  dessen  Text,  der 
speziellen  Kompetenz  des  Verfassers  entsprechend,  die  antike  und 
moderne  Numismatik  einen  breiten  Raum  einnimmt  ^9)^ 

Zur  Stadtgeschichte. 

Das  Material  an  Funden  für  die  älteste  Periode  Roms  ist  mit 
gi'oßem  Fleiße  gesammelt  von  G.  Pinza^o).  Namentlich  die  Funde 
aus  den  esqiuilinischen  Nekropolen  sind  hier  zum  erstenmal  voll- 
ständig publiziert.  Leider  zeigt  sich  dabei,  wie  geringe  Sorgfalt 
diesen  Objekten  gerade  in  der  Avichtigsten  Ausgrabungsperiode,  den 
siebziger  Jahren,  zugewandt  worden  ist:  genaue  Beobachtungen 
hegen  fast  nur  über  die  Nekropole  Brancaccio  (von  Pinza  selbst) 
und  die  auf  dem  Forinn  (von  Boni)  vor.  Zm-  Ergänzung  werden 
in  zweckentsprechender  Weise  Grabfunde  aus  anderen  Teilen 
Latiums,  namentlich  dem  albanischen  Territorium,  herangezogen. 
Pinzas  reich  und  gut  illustriertes  Buch  wird  auf  lange  hinaus  den 
Ausgangspunkt  für  Forschungen  über  die  ältesten  Schichten  Roms 
bilden. 

In  der  Behandlung  der  ältesten  Stadtgeschichte  hat  in  den 
letzten  Jahren  eine  Methode  Platz  gegriffen,  welche,  unter  dem 
Anspruch  kritisch  zu  sein,  sich  von  jeder  antiken  Tradition  eman- 
zipiert, freilich  meist  nur,  um  an  Stelle  dessen,  was  Varro,  Livius 
und  Diom'sius  an  Hypothesen  überliefert  haben,  ein  eigenes,  nicht 
minder  luftiges  Gebäude  von  Vermutungen  zu  setzen,  dessen  im- 
sicheres  Fundament  entweder  prähistorische  Funde  oder  sakralrecht- 
liche oder  staatsrechtliche  Überlieferungen  bilden. 

Von  dieser  Art  ist  das  Schlußkapitel  in  Pinzas  sonst  so  verdienstlichem 
Buch,    in    dem    er    die   Geschichte  Roms    »nella    etä   del    ferro«    zu    skizzieren 


^^)  Roma  e  Pompei:  passeggiate  archeologiche.  1908.  519  S.  —  ^'^  Passeg- 
giate  nella  Roma  antica.  Piom  1909.  176  S.  —  ^^  Guida  generale  delle 
mostre  retrospettive  in  Castel  Sant'  Angelo.  198  S.  —  '^)  Roma  nei  suoi 
monumenti:  illustrazione  storica  cronologica.  Rom  1911.  579  S.,  580  Abb.  — 
^^)  Monumenti  priraitivi  di  Roma  e  del  Lazio  antico.  Monumenti  dei  Lincei 
XV,  1905,  844  Sp.  Pol.,  27  Taf. 


192  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

unternimmt.  Danach  soll  die  Stadt  entstanden  sein  aus  mindestens  sechs  auto- 
nomen Dörfern  (Germal,  Palatual,  Querquetual,  Fagutal,  Viminal,  Quirinal), 
die  sich  paarweise,  vor  dem  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  zu  Tities,  Ramnes  und 
Luceres  koaliert  hätten.  Die  Einheitsstadt  der  vier  Regionen  wird  ins  6.,  die 
»servianische«  Befestigung  ins  4.  bis  3.  Jahrliundert  v.  Chr.  gesetzt,  —  Die  im 
Altertum  allgemein  herrschende  Ansicht,  daß  der  Palatin  der  Urkern  der  Stadt 
gewesen,  muß  leugnen,  wer  nicht  als  zurückgebliebener  Nachbeter  der  Tradition 
gelten  will;  Kornemann^')  faßt  die  Resultate  früherer  Untersuchungen  (von 
Degering  u.  a.)  mit  apodiktischer  Bestimmtheit  dahin  zusammen:  »das  Urrom 
ist  der  Palatin  sicher  nicht«;  auch  Carter ^2)  hält  den  Palatin  für  einen 
jüngeren  Teil  der  Stadt  als  den  Quirinal,  Esquilin  und  Kapitoi,  wegen  des 
Fehlens  archaischer  Kulte  (der  Kult  der  oder  des  Pales  sollte  doch  genügen). 
Als  Gegenbild  zu  solcher  Hyperkritik,  welche  eine  an  sich  glaubliche  Angabe 
damit  abzutun  meint,  daß  man  sie  als  »Priestermärchon«  bezeichnet,  sehe  man, 
in  welch  phantastischer  Weise  ein  hervorragender  Gelehrter  wie  E.  Pais  es 
unternimmt-'^,  einer  handwerksmäßigen  Pompejaner  Wandmalerei  neue  Auf- 
schlüsse über  die  Urgeschichte  Roms  zu  entlocken,  zum  Teil  dadurch,  daß  er 
sie  mit  den  luftigen  poetischen  Erfindungen  Ovids  über  Lala,  die  Mutter  der 
Laren,  kombiniert. 

Daß  die  ganzen  Synoikismostheorien  für  Rom  meines  Erachtens  durch  die 
Ranmverhältnisse  ausgeschlossen  sind,  habe  ich,  mit  Bezug  auf  Gilberts  phan- 
tastische Konstruktionen,  bereits  Topogr.  I,  3,  S.  35  ausgesprochen.  Hoffentlich 
kommt  das  Konstruieren  von  Urdörfern  und  Urgemeinden  in  der  römischen 
Topographie  ebenso  wieder  aus  der  Mode,  wie  in  der  Philologie  das  Zurecht- 
schneiden  von  Uriliadeu  und  Urodysseen  aus  dem  überlieferten  Texte  der  Epen. 
Wieviel  Scharfsinn  und  Gelehrsamkeit  ist  nicht  in  früheren  Jahren  auf  solche 
Lusus  ingenii  verwandt  worden,  ohne  zu  besserem  Verständnis  und  höherer 
Würdigung  der  Dichtungen  selbst  beizutragen. 

Aucli  das  für  die  lateinische  Namenforschung  grundlegende  große 
AVerk  von  Wilhelm  Schulze 2*)  endigt  mit  einem  Exkurs  über 
die  Entstehung  der  Stadt  Eom,  welchen  ich,  so  dankbar  ich  dem 
Verfasser  für  vielfache  sonstige  Belehrung  bin,  nicht  für  glücklich 
halten  kann.  Denn  für  die  dort  aufgestellte  Behauptung,  daß  sich 
»in  und  um  Eom  die  Namen  etruskischer  Geschlechter  in  solcher 
Fülle  drängen,  daß  sie  wohl  einen  Einfluß  auf  die  Gestaltung 
unserer  Yorstellungen  von  den  Anfängen  der  ewigen  Stadt  fordern 
dürfen«,  bleibt  der  Verfasser  den  Beweis  schuldig;  und  wenn  der 
Name  des  Tiber  wirklich  etruskisch  ist,  so  beweist  er  für  die 
Nationalität  der  Stadtgründer  nicht  mehr,  als  der  keltische  Name 
des  Rhenus  für  die  Herkunft  der  Gründer  von  Köln. 

Daß,  wie  Schulze  S.  581  meint,  »vor  den  portae  Capenae  und  Ratumenna 
die  Acker  der  rapnc  und  rntimisiia  gelegen  hätten«,  ist  reine  Vermutung,  und 
nameutlicli  für  die  porta  Ratumenna,  die  gar  kein  Stadttor  war,  höchst  un- 
wahrscheinlich. Weiter  aber  wird  sogar  zu  erwägen  gegeben,  »ob  nicht  das 
decennium  in  der  Vorzeit  den  tcjuna,  das  Quartier  der  Cicinenses  den  cica 
gehört  habe«  ;  nun  sind  aber  beide  Namen  nur  in  ganz  späten  Quellen  erhalten 
(4.  bis  G.  Jahrb.  n.  Clir.),  der  letztere  als  Sicincnscs  oder  ile  Siciniiw,  mit  S 
statt  C  am  Anfang,  was  eher  auf  einen  nachkonstautinischen  Siciniu^  iüs  auf 
urzeitliche  zichnci  (Schulze,  S.  231)  hindeutet;  der  ei-ste  Name  steht  sprachlich 
so  dem  Decennovium  an  der  Via  Appia  (RE  IV,  22t)7)  parallel,  daß  man  eine 


21)  Klio  VI,  1905,  89.  —  22)  AmJArehaeol.  1908,  172—83.  —  23)  Ancient 
legends  of  Roman  history  43 — 59.  —  2i)  j^j,,-  Ceschichte  lateinischer  Eigen- 
namen.     Abli(;ötlGes.,   jdiil.-hist.    Kl.,   V,   2.   Berlin    1904.      4",   Ü47    S. 


Allgemeines.  193 

andere  Etymologie  meines  Erachtcns  nicht  zu  suchen  braucht.  Als  cntsclicidendes 
Argument  für  das  notwendig  .inj^usetzendc  Gentilicium  Roma  wird  der  (•<päte) 
Bronzestempel  aus  Telesia  CIL  X,  6083,  30  angeführt;  aber  ob  die  im  Index 
des  Coi-pus  gegebene  Auflösung  Sex(ti)  Romaei  Tuxci  das  Richtige  trifft,  ist 
zweifelhaft;  ebensogut  möglieh  wäre  (J.  Scx(tiU)  Romaei  Tusri,  mit  doppeltem 
Kognomcn  usw. 

An  ^^elen  der  gewagton  Hypothesen  Schulzes  hat  treffende 
Kritik  geübt  J.  Binder  in  seinem  inhaltreichen  und  anregenden 
Buche  über  die  Plebs  ^s),  auf  welches  hier  nur  kurz  hingewiesen 
werden  kann,  da  es  sich  naturgemäß  mehr  auf  staatsrechtlichem 
als  auf  stadtgeschichtlichem  Boden  bewegt.  Man  beachte  aber  z.  B., 
was  S.  273  über  die  jSTamen  der  Ramnes  Tities  Luceres  auseinander- 
gesetzt wird. 

Für  den  Namen  Ramnes  hat  Schulze  S.  218  (abgesehen  von  dem  differen- 
zierten Rammius,  das  er  selbst  nur  in  die  Anmerkung  setzt)  drei  Beispiele  zu- 
sammengebracht, die  ein  postuliertes  etruskisches  ramne  erweisen  sollen.  Davon 
könnte  stichhaltig  sein  nur  CIL  I,  571  ^  X,  3772  (Capua,  Ramnius);  zu  dem 
zweiten  Beispiel,  einer  Ramcnnia  aus  Ostia  (CIL  XIV,  1542),  bemerkt  Binder 
ganz  mit  Recht,  daß  es  ganz  ungewiß  sei,  ob  diese  aus  der  Kaiserzeit  stammende 
Inschrift  eine  gens  römischen  Ursprungs  nenne  (es  kann  irgend  eine  semitische 
Wurzel  darin  stecken).  Am  schlimmsten  aber  steht  es  mit  dem  dritten  Bei- 
spiel, das  Binder  nicht  beanstandet,  dem  »modernen  Ortsnamen  Ramignani  bei 
PJacentia  CIL  XI,  1280«.  Schlägt  man  im  Corpus  nach,  so  findet  man  dort, 
daß  der  Stein  um  1830  ^nella  casa  giä  Ramignani,  ora  tijmyrafia  del  3Iaino<i 
gewesen  ist:  so  wird  der  Familienname  eines  biederen  Placentiner  Hausbesitzers 
aus  dem  19.  Jahrhundert  ein  Beleg  für  die  urzeitliehen  Ramnes!  Da.s  moderne 
Namenmaterial  bei  Schulze  bedarf  überhaupt  sehr  der  Nachprüfung,  obwohl  so 
starke  Versehen  glücklicherweise  selten  sinil. 

Über  Septimoutium  und  Sieben hügelstadt  handelt  S.B.  Platner^C)^ 
im  allgemeinen  Wissowa  zustimmend;  das  Verhältnis  zwischen 
servianischer  Stadt  und  Pomerium  erörtert  E.  T.  Merril^G«)^  die 
Entwicklung  der  Stadt  A-on  ihren  Anfängen  bis  zum  gallischen 
Brande  J.  B.  Carter 27). 

Über  die  Brände  der  Stadt  in  der  Kaiserzeit  ist  eine  gute 
Leipziger  Dissertation  von  P.Werner  28)  erschienen.  Der  berühmteste, 
der  neronische  Brand,  hat  eine  ausführliche  Behandhmg  durch 
A.  Profumo29)  erfahren,  welche  den  Nachweis  versucht,  daß  der 
Brand  in  der  Tat  dolo  principis  entstanden  sei.  Dagegen  hat 
Hülsen 30)  auf  das  bisher  übersehene  Faktum  hingewiesen,  daß 
die  Nacht,  in  welcher  der  Brand  ausbrach,  dem  Vollmond  im  Juli  64 
ganz  nahe  war,  wodurch  die  Mögliclikeit  absichtlicher  Brandstiftung 
wenig  wahrscheinlich  wird.  Profumo  hat  darauf ^i)  seine  Hypo- 
these zu  verteidigen  gesucht. 

25)  Erlangen  1909.  630  S.  —  26)  ClassicalPhilology  L  Chicago  1906, 
69—80.  —  2G<.)  Ebenda  IV,  1909,  420-32.  —  27)  pAmPhilolS  XLVIII, 
1909,  129 — 41.  —  28)  j)e  incendiis  urbis  Romae  aetate  imperatoria.  1906. 
86  S.  —  29)  Le  ionti  ed  i  tempi  dell'  incendio  Neroniano.  Rom  1905.  748  S. 
Vgl.  auch  G.  S.  Ramundo,  Nerone  e  l'incendio  di  Roma  (.\rchSRomanaStorPatr. 
XXVIII,  1905,  355f.);  G.  G.  Ramsay,  The  fire  of  Rome  and  thc  Christians 
(Athenaeum  1906,  Nr.  4083,  S.  108).  —  30)  Am.TArchaeol.  1909,  45—48.  — 
31)  RivStoriaAntica  XIII,   1909,  3—30. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  13 


194  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Born. 

Unsere  Kenntnis  vom  Laufe  des  Fotneriums  in  der  Kaiserzeit 
wird  erweitert  durch  zwei  Funde  im  Norden  und  im  Osten  der 
Stadt:  zAvischen  Yia  Salaria  und  Pineiana  ist  an  seiner  alten  Stelle 
der  Grenzstein  Nr.  CIIX  der  Termination  des  Claudius  gefunden  ^2)^ 
vor  Porta  Maggiore  ein  ähnliches  kleines  Fragment^^)^  ohne  Nummer. 

Befestigungen.  Reste  der  Serviusmauer  sind  am  Nordabhang 
des  Quirinals  beim  Bau  des  neuen  Landwirtschaftsministeriums  ge- 
funden; ebendort  einige  Lagen  Tuffblöcke,  welche  der  Herausgeber 
Vaglieri  geneigt  ist,  einer  noch  älteren  Sonderbefestigung  des 
Hügels  zuzuschreiben  34).  Ein  jüngst  im  Zuge  der  Via  delle  Finanze 
aufgedecktes  sehr  wohlerhaltenes  Stück  ist  leider,  trotz  des  Wider- 
spruchs zuständiger  Behörden,  großenteils  zex'stört  worden,  wovon 
ein  offizieller  Bericht  unerfi-euliche  Kunde  gibt^s).  Einige  Reste  sind 
gefunden  bei  Demolierungen  für  die  neue  Passeggiata  Archeologica  in 
der  Nähe  der  Porta  Capena^^«),  Das  Alter  der  Serviusmauer  bespricht 
Graffunder36),  der  ilu-e  ältesten  Teile  noch  dem  6.  Jahrhundert 
V.  Chr.  zuschreiben  will.  Die  Anwendung  oskischen  Maßes  schien 
mir  durch  die  vom  Verfasser  im  Jahre  1906/07  vorgelegten  Proben 
keineswegs  erwiesen.    Über  die  Befestigung  des  Palatins  s.  u.  S.  205. 

Auch  an  der  Aureliansmauer,  und  zwar  gerade  an  ihrem  best- 
erhaltenen Teile  zwischen  Porta  Pineiana  und  Salaria,  ist  in  neuester 
Zeit  unnützer  Vandalismus  verübt:  unter  dem  Verwände  der  Her- 
stellung direkter  Kommunikationen  zwischen  den  inneren  und  äußeren 
Straßen  (wofür  torartige  Durchbrüche  im  imteren  Mauerteil  genügt 
hätten)  sind  an  fünf  SteDen  breite  Breschen  in  die  Mauer  gelegt 
worden.  Der  offizielle  Berieht  ^7)  zeigt,  daß  die  Proteste  von  Be- 
hörden, Kommissionen  und  Künstlern  wieder  einmal  machtlos  ge- 
wesen sind  gegen  den  Willen  einflußreicher  Bauunternehmer. 

Ein  im  Jahre  1905  dm'ch  Elementargewalt  eingestürztes  Stück 
der  Mauer  ist  von  drei  Mitgliedern  der  amerikanischen  Schülers) 
sorgfältig  auf  das  darin  enthaltene  Ziegelmaterial  untersucht.  Unter 
dem  verwendeten  Altmaterial  sind,  wie  zu  erwarten,  hadrianische 
Stempel  die  häufigsten;  interessant  ist  das  Vorkommen  relativ  zahl- 
reicher Stempel  mit  dem  Namen  des  Theoderich,  welche  auf  eine 
Ausbesserung  der  Mauer  im  6.  Jahrhundert  schheßen  lassen. 

Brücke7i.  Die  Reste  des  Pens  Aemilius  sind  genau  beschrieben 
von  R.  Del  brück  39),  mit  guten  Aufnahmen  von  Malgherini.  Wert- 
volle   Angaben    über    die    Zerstörung    bringt    Th.   Ashby^s«).    — 


32)  NotScavi  1909,  45.  BCoimiu.  1909,  131.  —  33)  NotScavi  1909,  44. 
BComun.  1909,  132.  —  »■»)  NotScavi  1907,  504  f.  —  35)  NotScavi  1909, 
222.  BComuu.  1909,  119—21,  294f.,  343—48.  —  35-)  NotScavi  1909,  427; 
A.  Bartoli,  Rassegna  Contemporanea  III,  2,  1910,  19.—  36)  ArchäolAnz.  1908 
442—44.  Klio  XI,  1911,  H.  1.  —  37)  BComun.  1908,  339f.  Athenaeum  1908, 
Nr.  4185,  S.  49;  4188,  137  ii.  a.  —  »»)  Pfeiffer,  van  Buren  U.Armstrong, 
Stivmps  ou  bricks  and  tiles  from  the  Aurelian  wall.  SupplPapei-sAmSchoolI 
1905,  1—86.  —  39)  Hellenistische  Bauten  in  Latium  I,  12-22.  —  39-)  Ucl. 
I^:coleFr.  XXVI,   190G,   189—93. 


Allgemeines.  195 

Zum  Pons  Neronianus  gehören  mancherlei  bei  den  Arbeiten  für 
den  neuen  Ponte  Yittorio  Emanuele  gemachte  Funde:  Eiclienpfähle 
mit  eiserner  Spitze  vom  Fundament,  Eeste  von  Bronzestatuen  u.  a., 
die  von  Pasqui*^)  und  Gatti'*!)  verzeichnet  werden. 

Wasserleitungen.  Über  die  Leitungen  im  aligemeinen  erstattet 
Th.  Ashby  auf  Grund  seiner  eingehenden  Campagnastudien  vor- 
läufigen Bericht  •*2)j  welcher  einer  umfassenden  Arbeit  desselben 
Verfassers  über  dies  Thema  mit  Interesse  entgegensehen  läßt.  — 
Auf  einige  technische  Beobachtungen  über  die  Konstruktion  der 
Pfeiler  der  Aqua  Marcia  beschränkt  sich  Delbrück *3).  Die  älteste 
Leitung,  die  Appia,  ist  von  Rocchi-*'*)  und  Luini*^)  zum  Gegen- 
stand der  Untersuchung  gemacht  worden. 

Zur  Baugeschichte  und  Technik. 
Auf  Werke  umfassender  Anlage,  in  denen  römische  Monumente 
nur  einen  freilich  bedeutenden  Teil  ausmachen,  wie  Durms  vor- 
treffliches, in  zweiter  Auflage  erschienenes  Handbuch -^c^  oder  die 
weit  ausgreifenden  Untersuchungen  von  Rivoira*'^),  kann  hier  nur 
hingewiesen  werden.  Eine  reiche  Sammlung  von  Aufnahmen  und 
Rekonstruktionen  römischer  Bauten  nach  den  in  der  Ecole  des 
Beaux  Arts  aufbewahrten  Zeiclinungen  der  französischen  Architekten 
hat  d'Espouy*^)  begonnen,  zu  welcher  für  das  Detail  die  durch 
vortreffliche  Reproduktionen  ausgezeichnete  Sammlimg  von  P.  Gus- 
man*9)  hinzukommt.  Unter  den  Behandlungen  einzelner  Mouumenten- 
klassen  seien  Altmanns  Untersuchungen  liber  die  italischen  Rund- 
bauten *9")  (vgl.  u.  S.  207,  208),  sowie  das  fleißige  Verzeichnis 
römischer  Triumphbogen  von  C.  D.  Curtis^O)  genannt,  während 
die  stadtrömischen  Thermen  in  der  von  PfretzschnerS^)  zu  flüchtig 
behandelt  werden.  Weit  förderlicher  sind  die  fachmännischen  Aus- 
einandersetzungen in  W.  Schleyers  großem  Buche  über  Bäder 
und  Badeanstalten  5 1*^).  Großenteils  außerhalb  des  Rahmens  dieses 
Berichts  fällt  das  nützliche  Handbuch  von  Frothingham  über  die 
altchristlichen  Bauten  Roms52j. 

*0)  NotScavi  1909,  12 f.  —  *i)  BComun.  1909,  124.  —  ^2)  NJbPhilPädag. 
1909,  246—60.  Vgl.  auch  The  Builder  1908,  11.  Jan.,  27  Febr.  —  <3)  Hellen. 
Bauten  in  Latium  I,  3 f.  —  ■•*)  BComun.  1905,  215 — 32  (vgl.  einen  früheren 
Artikel  desselben  Verfassers  ebenda  1903,  243 — 48).  —  **)  NuovaAntologia 
Fasz.  881,  1.  Sept.  1908,  110—16.  —  ^^)  Die  Baukunst  der  Etrusker  und  der 
Römer  (Handb.  der  Architektur  II,  2).  Stuttgart  1905.  784  S.  —  ■*7)  Le 
origini  dell' architettura  lombarda.  Bd.  II,  Rom  1907.  698  S.  (Bd.  I,  1901, 
370  S.).  —  ^^)  ^Monuments  antiques,  releves  et  restaures  par  les  Architectes 
pensionnaires  de  l'Academie  de  France  H  Rome.  Bis  jetzt  4  fascicules  mit 
102  Taf.  Paris  1907/08.  —  ^9)  L'art  decoratif  de  Rome  de  la  fin  de  la  R§- 
publique  au  4eme  siöele.  Paris  1910.  60  Taf.  Fol.  —  ^S")  Berlin  1906.  102  S., 
21  Abb.  —  50)  SupplPapersAmSehool  II,  1908,  26—83.  —  ^i)  Die  Grundriß- 
entwicklung der  römischen  Thermen.  Straßburg  1909.  80  S.,  11  Taf.  — 
"")  Leipzig  1909.  748  S.  —  ^2)  xhe  Monuments  of  Christian  Rome  from 
Conslantiue  to  the  Renaissance.     New  York  1908.     412  S. 

13* 


196  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Die  Baiimaterialien  im  alten  Rom  behandelt  Mary  W.  Porter^S) 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  fremden  Marmorarten,  wofür 
die  von  der  Verfasserin  neu  geordnete  reiche  Marmorsammlung 
Faustino  Corsis    (jetzt    in  Oxford)  eine   vortreffliche  Unterlage   bot. 

Stadtpläne. 

Über  die  (im  Jahre  1903  ausgeführte)  Neuanordnung  des  antiken 
Marmorplanes  der  Stadt  im  Garten  des  Konservatorenpalastes  hat 
Lanciani  einen  kurzen  Bericht  gegeben s-i).  Beigefügt  ist  ein 
Übersichtsblatt  (nach  Photographie)  der  ganzen  Wand,  auf  der  die 
Fragmente  jetzt  eingemauert  sind  sowie  vier  Abbildungen  von  Frag- 
menten (Ludus  Magnus,  Theatrum  Balhi,  Balineum  Surae,  Macellum), 
welche  durch  neue  Funde  ergänzt  werden  konnten.  Über  die 
Fragmente  mit  der  Darstellung  des  Circus  Maximus  vgl.  Hülsen- 
Jonlan  Topogr.  I,  3,  136,  über  das  Colosseum  ebenda  295,  das 
südliche  Marsfeld  ebenda  568,  und  in  den  »Agrippathermen«  (S.  u. 
S.  213),  S.  15,  28,  über  die  das  Forum  Romanum  darstellenden 
s.  Hülsen,  Forum  20. 

Zur  Auffindung  der  Fragmente  der  Forma  Urbis  bringt  L.  Dorez^ö) 
neue  Daten  aus  zwei  an  Pier  Vettori  gerichteten  Briefen  Mccolö 
del  Neros  und  Fil.  Carnesecchis  (British  Museum  Add.  mscr.  10265 
und  10  269):  dadurch  wird  die  Zeit  der  Ausgrabung  auf  Mai  und 
Juni  1562  fixiert.  Die  weiteren  Ausführungen,  von  denen  der 
Verfasser  einiges  schon  im  Nachtrag,  S.  804,  zurückgenommen  hat 
und  welche  davauf  abzielen,  den  Anteil  G.  A.  Dosios  an  der  Aus- 
grabung gänzlich  zu  negieren,  sind  mehrfach  zu  berichtigen.  Meine 
auf  Dosios  Tätigkeit  bezüglichen  Bemerkungen  (RömMitt.  1891,  62) 
sind  dem  Verfasser  entgangen. 

Eine  Rekonstruktion  des  Planes  von  Rom,  welcher  der  Periegese 
des  sog.  Anonj^mus  Einsidlensis  beigefügt  war,  hat  Hülsende)  ver- 
sucht. Danach  hat  der  Plan  wahrscheinlicli  kreisrunde  Form  ge- 
habt, Mittelpunkt  war  der  ümbilicus  Urbis  Romae,  den  vertikalen 
Durchmesser  bezeichnete  die  Via  Lateranensis  (Via  Maior),  welche 
von  S.  Peter  (oben)  nach  dem  Lateran  (unten)  lief.  Die  das  Ilinerar 
enthaltenden  Seiten  der  Handschrift  sind  vollständig  in  autotypi- 
schem Faksimile  gegeben  und  kurz  erläutert. 

Zwei  neue  Perspektivpläne  aus  dem  15.  Jahrhundert  ])ub]iziert 
Hülsen ö6*)j  der  die  Abhängigkeit  der  verschiedenen  Typen  (Taddeo 
Bartoli,  Fazio  degli  Uberti,  Ptolemäuspläne)  untersucht  und  als  ge- 
meinsames Original  einen  auf  Vei'anlassnng  der  Kurie  bald  nach 
1180  entwoifenen  kreisförmigen  Stadtplan  vermutet. 


53)  Wh.at  Rome  was  l)uilt  witli.  London  u.  Oxford  1907.  108  S.  — 
5*)  AltiCon>,'rIntcinS(Stor.  I,  Jtom  1907,  109  —  13.  —  ")  CR  Acadlnscr.  1910, 
499-508.  —  50)  AUi.\ccPontific'aArchool.  Scr,  2,  IX,  1907,  379  — 4J4,  6  Taf.  — 
58")  BConiiui.   1911,  8—22,  Taf.  I— V. 


Allgemeines.  197 

Das  große  Mantuanor  Panorama  (De  Rossi  Plante  icnografiche 
tav.  V — XIT)  ist  von  H.  Brockhaus^^)  und  Ch.  Hülsen ^8)  be- 
sprochen. Das  Original  war  aller  "Wahrscheinlichkeit  nach  nicht 
ein  Gemälde,  sondern  eine  durch  den  Stich  verbreitete  Zeichnung 
eines  Schülers  des  L.  B.  Alberti,  um  1480  entstanden;  der  Stich, 
von  dem  sich  Exemplare  nicht  erhalten  haben,  erscheint  im  Nachlaß- 
inveutar  des  Florentiner  Kunstverlegers  Francesco  Rosselli  (1525) 
als   »una  Roma  in   12  fogli  reali«. 

Einen  wegen  seines  großen  Formates  und  seiner  genauen  Detail- 
zeichnung wichtigen  Plan  von  Duperac-Lafreri  (1577)  hat,  nach 
dem  einzigen  bekannten  Exemplar  im  British  Museum,  P.  Fr.  Ehrle 
in  Lichtdruckfaksimile  herausgegebenes).  Die  Einleitung  enthält 
eine  Fülle  interessanter  Mitteilungen  über  die  Tätigkeit  der  großen 
römischen  Stecherfirmen  des  16.  Jahrhimderts  (Lafreri,  Duchet, 
Salamanca,  Vaccaria),  deren  Verlagskataloge  und  Inventare  teils 
nach  Handschriften,  teils  nach  höchst  seltenen  Drucken,  zum  ersten- 
mal zusammengestellt  werden. 

Dieser  Publikation  stellt  sich  würdig  an  die  Seite  die  soeben 
erschienene  des  noch  wichtigeren  Planes  von  Leonardo  Bufalini, 
der  einzigen  geometrischen  Aufnahme  der  Stadt  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, welche  für  römische  Topographie  und  für  Kaitographie  im 
allgemeinen  von  hohem  Interesse  ist.  Die  neue  Ausgabe  (neben 
welcher  die  Unzulänglichkeit  der  nach  einer  schlechten  liandschriit- 
lichen  Kopie  veranstalteten  von  1879  klar  zutage  liegt)  reproduziert 
ein  sehr  schönes  Exemplar  aus  dem  Besitz  der  Vatic3na  (das  zweite 
bekannte  rollständige);  P.  Ehrlos  inhaltreiche  Einleitung  berichtet 
über  Bufalini,  sein  AVerk  und  seine  Vorgänger.  Mit  besonderer 
Freude  werden  die  Fachgenossen  die  Ankündigung  begrüßen,  daß 
die  Vatikanische  Bibliothek  weitere  ähnliche  Publikationen  unter 
P.  Ehrlos  Leitimg  (Roma  al  tempo  di  Paolo  V:  Plan  von  Tempesta; 
al  tempo  di  Urbano  VIII:  Pläne  von  Maggi  und  de  Scaichis;  al 
tempo  di  Innocenzo  XI:  Plan  von  Falda  da  Valduggia)  vorbereitet. 

Eine  Vedute  der  Stadt  von  Henrik  van  Cleef  im  Gabinetto 
Xazionale  delle  Stampe  (1548  oder  1549;  so,  nicht  1550,  ist  das 
Datum  zu  lesen)  publiziert  A.  Bartoli^ojj  gje  bietet  ein  Interesse 
durch  die  Wahl  des  Standpunktes,  Esquilin  in  der  Nähe  der  Tra- 
jansthermen.  Anhangsweise  beschreibt  Bartoli  ein  bisher  unbekanntes 
sehr  großes  Panorama  desselben  Künstlers,  welches  im  Jahre  1665 
in  Venedig  von  G.  Temini  und  Stefano  Scolari  nachgestochen  ist 
(einziges  bekanntes  Exemplar  im  Besitz  von  Comm.  Lanciani  in 
Rom).     Ein    unbekanntes  Panorama,   aufgenommen  von  A.  van  den 

*')  MKunsthistlFlorenz  1910,  H.  4,  151—55.  —  Sfej  Ebenda  1911,  H.  5, 
211  — 16.  —  59)  Eoma  prima  di  Sisto  V;  la  Planta  di  Eoma  di  Duperac-Lafrery 
del  1577.  Rom  1908.  Fol.,  70  S.  —  6°)  BComun.  1909,  3—11,  Taf.  I,  IL 
Auch  Cento  Vedute  (o.  A.  2),  Taf.  A  (ebenda  Taf.  B  der  große  Plan  Gio.  Maggis, 
leider  sehr  stark  verkleineit). 


198  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Born. 

Wyngaerde  (Nr.  1545),  vom  Aventin  bis  S.  Sabina,  publiziert  Th. 
Ashbyei). 

Auf  einen  handschriftlichen  Stadtplan  aus  dem  17.  Jahrhundert, 
vielleicht  eine  Studie  (von  Lieven  Cruyl?)  für  den  großen  bei  G.  Gr. 
Eossi  1665  herausgekommenen  Stich,  hat  St.  Clair  Baddeley^^) 
kurz  hingewiesen.  Erwähnt  seien  hier  noch  die  allgemeinen  Er- 
örterungen über  römische  Pläne,  welche  Oberhummer,  auf  das 
von  de  Rossi  und  Rocchi  gesammelte  Material  sich  beschränkend  ß^), 
gegeben  hat. 

Wichtig  ist  der  im  Jahre  1910  in  zwei  Ausgaben  veröffentlichte 
Bebauungsplan  der  Stadt  6^),  mit  Höhenkurven  von  Meter  zu  Meter, 
die  leider  wiederum  da  aufliören,  wo  die  stä,dtische  Bebauung  an- 
fängt. Einen  Teil  der  Blätter,  mit  Erläuterimgen  über  die  beab- 
sichtigten Sti'aßendurchbrüclie  und  Neuanlagen,  enthält  die  Schrift 
von  San  just  de  Teulada^^^).  Für  Schulzwecke  sei  noch  die 
Wandkarte  zur  Greschichte  der  Stadt  Rom  von  Schwabe 6^)  genannt. 

Im  Anschluß  an  frühere  Arbeiten,  namentlich  die  wertvolle 
große  Aufnahme  des  Forums  (1900:  vgl.  Rom.  Mitt.  1902,  7)  und 
des  Palatins  in  1:500  (1902—04:  vgl.  Hülsen-Jordan  Topogr.  I, 
3,  S.  20)  haben  die  Studenten  der  Polytechnisclien  Schule  unter 
Leitung  der  Professoren  Reina,  Barbieri  und  Cassinis  das  Zen- 
trum der  antiken  Stadt  (bis  zu  den  Trajansthormen  einschließlich) 
vermessen:  über  die  Grundlagen  der  Operation  hat  Reina  in  der 
Accademia  dei  Lincei  berichtet,  der  Plan  selbst  ist  ganz  neuer- 
dings in  den  Handel  gekommen  ce«). 

II.  Topographische  Rundschau. 

Capitolium. 

Yon  E.  Rodocanachis  nützlicher  Monographie  über  den  kapi- 
tolinischen Hügel  ist  eine  englische  Übersetzung  erschienen  ^7).  Die 
von  Künstlern  namentlich  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  gemachten 
Versuche,  das  Kapitol  und  Forum  in  seiner  antiken  Herrlichkeit 
zu  rekonstruieren,  behandelt  Hülsen ß^«). 

Das  Tabularium  hat  eine  eingehende  Behandlung  erfahren  durch 


61)  MelficoleFr.  XXVI,  1006,  179—93,  Tai'.  4—7.  —  «2)  Athcnacum 
1907,  Nr.  4190,  S.  202.  —  63)  Der  Stadtplan,  seine  Entwicklung  und  geo- 
graphische Bedeutung.  Vh.  des  XVI.  D.  Geogr.-Tages  zu  Nürnberg  1907, 
S.  66 — 101.  —  64)  Piano  rcgolatore  e  di  arapliamento  della  citta  di  Roma 
1:5000,  6  Bl.  zu  je  65/90  em,  1:10000  4  Bl.  —  6*)  Piano  rcgohifore  dclla 
cittk  di  Roma  1908.  Ilelazionc  presentata  al  Consiglio  comunale.  Rom  190S. 
57  S.,  12  Taf.  —  66)  Leipzig  1907.  -  60«)  p^r^  media  Urbis.  Rom  1911. 
Vgl.  RendAccLincci,  cla.sse  di  scicnze  fisiohe  ece.,  Ser.  5,  XIX,  17.  Juli  1910, 
36 — 41.  —  67)  'fiie  Roman  Capitol  in  ancient  and  modern  times,  translated 
from  the  French  by  Fr.  Lawton.  London  1907.  —  67»)  \\  Campidoglio  ed  il 
Foro  Romano  nell'  imaginazione  degli  artisti  dal  secolo  XV  al  XIX;  in  der 
ZeiLschrift  Conferenze  c  prolusioni  Nr.  5.   1908.     8  S. 


Allgemeines.     Topographische  Rundschau.  199 

R.  Delbrück^s);  ^er  bisher  erschienene  erste  Teil  enthält  die  Bau- 
beschreibung mit  sehr  viel  technischem  Detail,  genaue  Pläne  imd 
Durchschnitte  von  dem  italienischen  Architekten  Malgherini  (Taf. 
3 — 9)  und  22  Abbildungen.  Rekonstruktion  und  geschichtliche 
Erläuterung  sollen  in  einem  zweiten  Bande  folgen. 

Eine  bei  den  Arbeiten  für  das  Yiktor-Emanuel-Denkmal  ge- 
fundene Marmorbasis,  welche  die  unter  der  Regierung  des  Augustus 
genommenen  aiiguria  salufis  verzeichnet,  stammt  ohne  Zweifel  aus 
dem  Amtslokal  der  Auguren,  dem  auguraculmn  auf  der  Arx.  Sie 
ist  herausgegeben  von  Pasqui^^),  erläutert  von  Costa'^O)  und 
Cagnaf^i).  —  In  dem  Namen  der  Kirche  Ära  Coeli  hat  man 
häufig  einen  Nachklang  antiker  Ortsbezeichnung  finden  wollen, 
namentlich  ihn  bei  Gelegenheit  neuerer  Funde  mit  dem  Kultus  der 
(virgo)  caelestis  auf  der  arx  in  Verbindung  bringen  wollen.  Da- 
gegen sucht  Hülsen 72)  nachzuweisen,  daß  der  Name  Aracoeli, 
welcher  erst  nach  dem  Jahre  1000  den  älteren  S.  Maria  in  Capitolio 
verdrängt,  gar  keine  antike  Tradition  enthält,  sondern  erst  aus  der 
(in  leoninischen  Hexametern  abgefaßten)  Inschrift  des  Hauptaltars 
der  Kirche  herausgelesen  ist. 

In  einem  Aufsatz  >The  Saxum  Tarpeium«  versucht  E.  Pais'''^) 
entgegen  der  bisher  allgemein  angenommenen  Meinung  nachzuweisen, 
der  tarpeische  Fels  habe  auf  der  Arx,  in  der  Nähe  der  Scalae 
Gremoniae  und  des  Carcer  gelegen.  Das  Resultat  scheint  mir  nicht 
überzeugend,  überhaupt  kann  ich  gegen  die  ganze  Methode  der 
Untersuchung,  bei  welcher  absolut  klare  antike  Zeugnisse  umgedeutet 
oder  eliminiert  und  durch  sehr  künstliche  moderne  Kombinationen 
ersetzt  werden,  schwere  Bedenken  nicht  unterdrücken.  —  Mehr 
mythologischen  als  topographischen  Inhalts  ist  ein  zweiter  Artikel 
über  Tarpeia  von  Pais'^*)  und  ein  solcher  von  S.  Reinach '^5). 

Das  Grab  des  Bibulus  am  nördlichen  Fuße  des  Kapitels  ist, 
im  Zusammenhang  mit  den  Arbeiten  für  das  Viktor-Emanuel-Denk- 
mal,  bis  zum  antiken  Boden  freigelegt  worden.  Es  hat  sich  dabei 
herausgestellt,  daß  der  bisher  allgemein  als  einziges  Stockwerk  auf- 
gefaßte Rest  des  Baues  in  Wirklichkeit  nur  das  obere  Geschoß  ist 
und  daß  die  Inschrift  in  4 — 5  m  Höhe  über  dem  Pflaster  der  alten 
Straße  angebracht  war.  Das  Monument  war  demnach  dem  sog. 
Sepolcro  di  Terone  in  Girgenti  u.  a.  ähnlich '^5ffl)_  —  Auch  das  dem 
Bibulusgrabe  gegenüberliegende  sog.  »Sepiücrum  Claudiorum«  ist 
neuerdings  wieder  untersucht,  ohne  erhebliche  Resultate  ^sfc). 


68)  Hellenistische  Bauten  in  Latium  I,  23—46.  —  ^9)  NotScavi  1910, 
132—34.  —  70)  BComun.  1910,  118—40.  —  ^i)  CR  Ac.  Inscr.  1911,  49—53.  — 
")  JBritAmAichaeolSRome  IV,  1907,  39—48.  —  ''^)  AncLegendsRomanHist. 
1905,  109—27.  —  74)  Ebenda  96—108.  —  ^5)  RevArcheol.  Ser.  4,  X,  1908, 
43—74.  —  75a)  NotScavi  1907,  411  —  13  (Boni).  —  75»)  Ebenda  1909,  8—10. 
429.     BComun.   1909,   116  f. 


200  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Forum  Bomanum. 

Allgemeine  Darstellungen  dieser  wichtigsten  Stätte  des  alten 
Roms  sind  in  den  letzten  Jahren  erschienen  von  Hülsen  ^6),  Lan- 
ciani'^'^),  Thedenaf^),  Thiele ''9).  Ein  Budapester  Programm 
von  Horvath^o^  igt  mir  nicht  zugänglich  gewesen,  ebensowenig 
eine  kurze  russische  Schrift  von  Tschedruka^i). 

Eine  hübsche  populäre  Schilderimg  des  Lebens  auf  dem  Forum 
gibt  E.  de  Ruggiero^^),  ^jg  künstlerische  Wiedergabe  des  Forums 
in  seinem  jetzigen  Zustande  verdient  die  große  Ansicht  von  M. 
Roeder^^^,  als  bildliche  Gesamtrekonstruktion  des  antiken  die  von 
G.  Tognetti^'*)  hervorgehoben  zu  werden.  Die  zalillosen  kurzen 
Referate  über  das  Forum  in  italienischen  und  ausländischen,  illu- 
strierten und  nicht  illustrierten  populären  Zeitschriften  hier  auf- 
zuzählen Aväre  zwecklos. 

Die  Ausgrabung  des  Forums  hat  in  den  letzten  fünf  Jahren 
nur  äußerst  geringe  Fortschritte  gemacht,  obschon  noch  viele  und 
wichtige  Probleme  ihrer  Lösung  harren.  Zu  verzeichnen  sind 
einige  kleine  Schürfungen  am  Titusbogen,  über  welche  jedoch  auch 
noch  kein  offizieller  Bericht  vorliegt  ^5).  Das  sepulcretum  am  Ost- 
ende des  Forums  beim  Faustinentempel  hat  wieder  eingeebnet 
werden  müssen,  doch  hat  man  vorher  noch  eine  Versuchsgrabung 
am  Ostrande  gemacht,  bei  Avelcher  wiederum  zwölf  Gräber,  darunter 
ein  sehr  wohlerhaltenes  Brandgrab  mit  Hüttenurne,  zutage  ge- 
kommen sind^G).  Eingehend  und  sachkundig  behandelt  ist  die 
Forumsnekropole  in  Pinzas  großem  Werke  (s.  o.  S.  191)  S.  273 — 314. 

Mit  dem  Untergrund  und  Pflaster  des  römischen  Forums  be- 
schäftigt sich  der  vierte  der  »Beiträge  zur  römischen  Topogi'aphie « 
von  0.  Richter^?).  Es  werden  darin  behandelt:  der  Niger  lapis, 
das  Romulusgrab,  die  Rostra,  das  Pflaster  in  der  Nähe  des  Severus- 
bogens  und  vor  dem  Cäsartempel,  endlich  die  allgemeine  Erhöhung 
des  Forumspflasters,  welche  dem  4.  Jahrhundert  n.  Chr.  zugeschrieben 


''*')  The  Roman  Forum,  its  history  aud  monuments;  translated  by  Jesse 
Benedict  Carter,  2.  Aufl.,  Rom  1909,  271  S.,  5  Pläne,  151  Abb.  Ferner: 
Die  neuesten  Ausgrabungen  auf  dem  Forum  Romanum  (Nachtr.  zur  2.  deutschen 
Aufl.),  Rom  1910,  30  S.,  1  Taf.,  20  Abb.  1  scavi  piü  recenti  sul  Foro  Romano 
(Nachtr.  zur  ital.  Ausgabe),  Rom  1910,  39  S.,  1  Taf.,  30  Abb.  Einen  Auszug 
in  russisclier  Sprache  hat  (ohne  Autorisation  des  Verfassers  oder  Verlegers) 
D.  Nagujewski  (Kasan  1907)  veröffentlicht.  —  ^^)  Forum  Romanum.  Rom 
1910.  Auch  in  deutscher  Übers,  von  F.  Brunswick,  ebenda.  —  ''*)  Le  Forum 
Romain  et  les  Forums  Imperiaux.  4.  Aufl.  Paris  1908.  454  S.  —  ''')  Das 
Forum  Romanum  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  neuesten  Ausgrabungen. 
2.  Aufl.  Erfurt  1906.  —  8")  Das  Forum  Romanum  einst  und  jetzt.  Budapest 
1909.  —  81)  Rimskij  Forum.  St.  Petersburg  1910.  —  «2)  Comc  si  svolgcva 
la  Vita  nel  Foro  Romano.  AteneRoma  IX,  190Ü,  Nr.  88/89.  —  «»)  Fol., 
München-Gladbach  1907.  —  ^*)  Photographisch  vervielfältigt.  Rom.  —  ^5)  Vgl. 
einstweilen  BerlPhilolVVschr.  1908,  1034 f.  —  8«)  GattiBComun.  1909,  107.  — 
87)  Beil.  zum  XX.  JBer.  des  Kgl.  Prinz-Heinrich-Gvmn.  Berlin  1910,  4°,  29  S., 
15  Abb. 


Topographische  Riintlschau.  201 

wird.  Ein  Detail  der  Dekoration  der  Tabernen  ist  in  R.  Laurent 
Viberts  Aufsatz   »Marianum  scutum  Cimbricum«   behandelt ^7«). 

Der  Aufsatz  von  A.  Piganiol,  »Les  origines  du  Forum«^^), 
greift  auf  die  früher  von  Goettling  und  Nissen  aufgestellte  Hypo- 
these zurück,  daß  die  Sacra  Via  der  Deeumanus  des  ältesten  Roms 
gewesen  sei.  Die  ursprüngliche  Sacra  Via  sei  in  ganz  gerader 
Linie  verlaufen,  der  von  der  Nordecke  des  Palatins  nach  der  Gegend 
des  Nervaforums  gerichtete  Kardo  habe  seinen  Schnittpunkt  mit 
dem  Deeumanus  beim  Puteal  Scriboniauum  gehabt.  Ferner  wird 
über  die  Jani  und  über  die  Roma  quadrata  gehandelt.  Der  Ver- 
fasser sagt  am  Schlüsse  selbst  »Je  me  suis  propose  d'offrir  un 
Systeme  d'hypotheses,  non  pas  uns  serie  de  preuvcs«;  in  der  Tat 
dürften  für  viele  der  sehr  gewagten  Aufstellungen  die  Beweise 
schwer  beizubringen  sein,  während  gegen  die  meisten  derselben 
recht  schwerwiegende  Gegengründe  ins  Feld  zu  führen  sind. 

In  einem  anderen  Aufsatz  behandelt  Piganiol^^)  den  Fornix 
Fabianus,  dessen  Stelle  er  an  der  Südseite  der  Regia,  zwischen 
dieser  und  dem  Atrium  Vestae,  ansetzt. 

Die  vielbehandelte  Rostrafrage  ist  seit  dem  Erscheinen  meines 
letzten  Forumsberichtes^o)  eingehend  besprochen  worden  von  Mau^^) 
und  Petersen  92).  Beide  Gelehrte  kehren  zurück  zu  der  verjähren 
aufgestellten  Hypothese  von  Nichols,  wonach  das  sog.  Hemicyclium 
der  älteste,  in  cäsarische  Zeit  zurückgehende  Teil  der  Anlage,  der 
große  davorliegende  rechteckige  Quaderbau  eine  hundert  Jahre  später 
hinzugefügte  Erweiterung  sein  soll.  Ich  halte  die  Annahme  nach  wie 
vor  für  unmöglich  und  hoffe  das  an  anderer  Stelle  ausführlich  dar- 
legen zu  können;  einstweilen  vgl.  Forum  Nachtrag  1910,  S.  3—5. 
Einen  kleinen,  aber  schätzbaren  Beitrag  zur  Baugeschichte  der 
Rostra  hat  Miß  E.  B.  van  Dem  an  gegeben  ^3)^  indem  sie  die  Gleich- 
artigkeit der  alten  Ziegelbauten  in  den  untersten  Schichten  unter 
dem  »Umbilicus  Urbis  Romae«  mit  denjenigen  im  Innern  des 
Quaderbaues  nachgewiesen  hat. 

Über  den  Lacus  Curtius  und  seine  Legenden  handelt  Gräfin 
Ersilia  Caetani-Lovatelli^'*).  Die  Lage  des  benachbarten  Tribunal 
praetorium  läßt  sich  genauer  bestimmen  durch  eine  in  das  Travertin- 
pflaster  des  Platzes  eingelassene,  ursprünglich  mit  Bronze  ausgefüllte 
Inschrift,  die  den  Wiederhersteller  des  Tribunals  in  der  Zeit  des 
Augustus,  Naevius  Surdinus,  neuntes).  Dabei  ist  auch  der  Platz 
für  die  drei  heiligen  Bäume  (Ölbaum,  Feigenbaum,  AVeinstock)  zu 
erkennen,  welche  samt  dem  Marsyas  in  unmittelbarer  Nälie  des 
Tribunals  standen. 


87")  MelficoleFr.  XXVIII,  1908,  353—61.  —  «8)  Ebenda  233—82.  — 
«9)  Ebenda  XXVII,  1907,  89—95.  —  9»)  RömM  1904,  15—23.  —  9>)  Ebenda 
1905,  230—66.  —  92)  Ebenda  1906,  57—63.  —  ^^)  AmJArchaeol.  1909, 
170—86.  —  94)  NuovaAntoI.  1909,  369—75.  —  9»)  Hülsen,  Forum.  Nach- 
trag 1910,   15—21. 


202  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Eine  neue  Erklärung  des  archaischen  Cippus  beim  »Romulus- 
grabe«  hat  Minton  Warren ^ß)  versucht;  einige  Bemerkungen  über 
das  Alter  des  Cippus  gibt  E.  Pais^'^),  der  die  Inschrift  gern  unter 
die  Zeit  der  Gallierkatastrophe  hinabrücken  möchte. 

Der  Aufsatz  von  A.  J.  Reinach,  »Pila  Horatia  et  pilumnoe 
poploe«^^)  sei  hier  erwähnt,  obwohl  sein  Schwerpunkt  nicht  auf 
der  topographischen  Seite  liegt.  —  Über  die  älteren  Bauschichten 
des  Castor-  und  des  Concordientempels  gibt  van  Buren 9^)  einige 
Bemerkungen.  Die  antiken  Abbildungen  des  Yestatempels  bespricht 
W.  Altmann  100);  beachtenswert  ist  die  Zusammenstellung  des  ver- 
lorenen negronischen  Reliefs  mit  einem  Fragment  in  Urbino  und 
dem  früher  borghesischen  (jetzt  im  Louvre)  Clarac  Bd.  163,  Nr.  21: 
auf  letzterem  wird  der  Podiumtempel  am  linken  Rande  sehr  wahr- 
scheinlich für  den  Castortempol  erklärt. 

Über  das  Atrium  Vestae  hat  Miß  E.  B.  van  Deman  eine  aus- 
führliche und  tüchtige  Monographie  i^i)  geliefert. 

Durch  eingehende  Analyse  des  Mauerwerks,  welche  mittels  sorgfältig  ent- 
worfener Pläne  erläutert  wird,  sucht  die  Verfasserin,  außer  den  tiefliegenden 
und  sehr  zerstörten  Resten  des  republikanischen  Atriums,  in  der  kaiserlichen 
Anlage  fünf  verschiedene  Bauperioden  (Augustus,  Domitian,  Hadrian,  Antoninus 
Pius,  Septimius  Severus)  zu  unterscheiden.  Diese  Chronologie  verdient  freilich 
an  Ort  und  Stelle  nachgeprüft  zu  werden;  z.  B.  kann  ich  mich  nicht  davon 
überzeugen,  daß  der  Westtrakt,  der  sicher  in  situ  einen  Stempel  vom  Jahre  145 
enthält  (Rom.  Mitt.   1889,  246)  aus  der  flavischen  Zeit  stammt. 

Mit  Inschriften  und  Statuen  aus  dem  Vestalenhause  beschäftigen 
sich  zwei  andere  Arbeiten  derselben  Verfasserin  i02)_ 

Die  Kirche  S.  Maria  Antiqua  hat  eine  eingehende  Behandlung 
erfahren  in  dem  großen  und  glänzend  ausgestatteten  "Werke  von 
W.  v.  Gruen eisen  103)^  zu  welchem  Hülsen  ein  kurzes  Kapitel 
über  die  antiken  Bauten  an  derselben  Stelle  (Templum  01%^  Augusti 
und  Bibliotheca)  geliefert  hat.  In  einem  Ergänzungshefte  von  V. 
Federici^'^*)  sind  auch  die  hier  gefimdenen  lateinischen  Inschriften 
aus  klassischer  Zeit  faksimiliert.  Die  weitere  Literatur  über  die 
Kirche  imd  ihren  Freskenschmuck  fällt  nicht  in  den  Rahmen  dieses 
Berichtes. 

Kaiser fora . 

Über  die  auf  dem  Trajansforum  1906/07  ausgefühi-ten  Arbeiten 
ist    ein   ausführlicher   Bericht   von    G.  Boni^os)    erscliienen.      Der 

96)  AmJPhilol.  XXVIII,  1907,  249—72,  373—400.  —  9^)  RendLincei 
1910,  213  —  16.  —  98)  RevHistReligions  1907,  316—46.  —  99)  ßphW  1906, 
127  f.  —  '00)  Die  Italischen  Rundbauten  51—60.  —  '«i)  The  Atrium  Vestae. 
Carnegie  Institution  of  Washington.  Publ.  Nr.  108,  1910,  47  S.,  10  Taf., 
6  Pläne.  —  102)  Notes  on  a  few  Vestal  inscriptions.  Am.IPhilol.  XXIX,  1908, 
172 — 78.  The  value  of  tlie  Vestal  statues  as  Originals.  Am.TArchaeol.  XII, 
1908,  324—42.  —  'O»)  Sainte  Marie  Antique.  Rom  1911.  Fol.,  029  S., 
79  Taf.  —  '04)  Album  ejjigraphique.  Sui)pl.  au  chapitre  Kpigraphie  de  I'eglise 
S.  Marie  Antique.  20  Taf.  Gr.-Fol.  —  'O»)  NotScavi  1907,  361  —  410,  413—27. 
Vgl.  auch  PrBritAc.  III,  1—6.  Kurze  Ref.  JBritAmArchaeolS  IV,  1907,  71  f. 
(St.  Clair  Baddelev);    NuovaAnn.l.  IL  864,    16.  Dez.  1907,  679—81  (F.  Pellati). 


Topographische  Rundschau.  203 

größte  Teil  besclicäftigt  sich  mit  den  Konsolidierungsarbeiten  an 
der  Säule  (S.  361 — 410),  wobei  technische  Details  mit  ermüdender 
"Weitläufigkeit  und  ohne  Unterscheidung  z-wischen  AVichtigem  und 
Unwichtigem  vorgetragen  werden,  die  Zeichnungen  dagegen  meist 
so  stark  verkleinert  sind,  daß  man  die  Ziffern  darauf  auch  mit  der 
Lupe  kaum  lesen  kann.  Wichtig  ist,  daß  dieser  Bericht  auch  dem 
Fernerstehenden  die  Möglichkeit  gibt,  eine  Angabe  in  Bonis  früheren 
Mitteihmgen  106)  nachzuprüfen,  die  von  ihm  und  anderen  zum  Aus- 
gangspunkt weitgreifender  Vermutungen  gemacht  worden  war. 

Boni  hatte  früher  ganz  allgemein  von  »avanzi  di  piü  antichi 
edifizj«  gesprochen,  die  unter  dem  Pflaster  des  Trajansforums  — ■ 
wie  man  annehmen  mußte,  ziemlich  überall  —  konstatiert  seien. 
"Wäre  dies  wirklich  der  Fall,  so  wäre  natürlich  die  bisher  allgemein 
akzeptierte  Meinung,  daß  das  Trajansforum  auf  einem  durch  künst- 
liche Abtragung  des  südlichen  Teiles  des  Quirinals  gewonnenen 
Terrain  errichtet  sei,  irrig.  Die  Meinung  beruht  u.  a.  auf  dem 
Zeugnis  des  Cassius  Die,  der  ein  halbes  Jahrhundert  nach  Gründung 
des  Forums  in  Rom  war,  und  mit  klaren  Worten  sagt  (LXVIII, 
13):  narzoc  toi  /(ooi'nv  l/.^irov  OQen'Ov  ovTog  ■/:uTt(y/ar(je  l^oa'iai'og 
TonovToy  oaor  o  y.Kui'  una/ti  y.ui  riji'  ayorjut'  ty.  rorrov  ntdiyi^i' 
y.aTf^a/.clani.  Da  muß  also  zunächst  der  alte  Autor  für  unglaub- 
würdig oder  unzTU'Cchnungsfähig  erklärt  werden  lO'^).  Schlimmer 
aber  ist,  daß  die  Inschrift  der  Säule  mit  ihrem  Schlußsatz:  ad 
declarandum,  quantae  altitudinis  mons,  et  locus  tantis  operibus,  sit 
egestus'^^^)  selbst  zu  bezeugen  scheint,  daß  der  Erbauung  gewaltige 
Erdarbeiten  durch  Beseitigung  eines  mons  vorausgegangen  seien. 
Man  hat  also  der  unglücklichen  Inschrift  in  der  verschiedensten 
Weise  mit  den  raffiniertesten  Rütteln  zugesetzt,  sie  solle  bekennen, 
von  solchen  Dingen  nichts  zu  wissen  und  niemals  damit  zu  tim 
gehabt  zu  haben. 

Boni  selbst '09)  meint,  die  Säule  sei  errichtet,  um  zu  zeigen  (d.  h.  damit 
man  auf  sie  steigend  sehen  könne),  um  welchen  Höhenbetrag  der  Berg  (Quirinal) 
und  die  Ebene  (locus)  durch  die  Bauten  des  Kaisers  gehoben  sei.  —  Für 
D.  Comparetti^'O)  bedeutet  die  Höhe  der  Säule  die  Länge  eines  Würfels,  der 
die  Gesamtmasse  des  verwendeten  Steinmaterials  darstellt.  —  A.  Mau'^'j  will 
den  moyis  der  Inschrift  mit  der  hier  durchlaufenden  servianisclien  Befestigung 
identifizieren;  da  die  Säule  natürlich  viel  höher  ist,  als  Mauer  oder  "VVall  je 
gewesen  sein  können,  muß  auf  die  Bunsensche  Vermutung  zurückgegriffen 
werden,  daß  nicht  die  Gesamthöhe  der  Säule,  sondern  die  Höhe  der  Basis  dem 
mons    entsprechen    solle.  —   Sogliano'^-)    hält    den  mons  für  eine  künstliche 

»06)  NuovaAntol.  H.  837,  1.  Nov.  1906;  H.  845,  1.  März  1907,  1  —  17. 
Scharf  kritisiert  von  G.  Costa,  Alcuni  monumenti  di  Traiano  in  Borna.  Riv. 
StorAntica  1907,  475 — 90.  —  »"^  Wenn  man  ihn  nicht  überhaupt  gänzlich 
ignoriert,  wie  autfallenderweise  A.  Mau  in  seinem  gleich  zu  erwähnenden  Auf- 
satze. —  »08)  \Y-je  2u  interpungieren  und  wie  die  Worte  zusammenzufassen 
seien,  hatte  ich  nicht  nur  seit  Jahren  mündlieh  vorgetragen  (Mau  a.  a.  O.  S.  188), 
sondern  auch  RheinMus.  1894,  396  drucken  lassen.  —  '"9)  XuovaAntol. 
a.  a.  O.  —  110)  RendLüicei  1906,  575—88.  —  "i)  RömM  1907,  187—97.  — 
"2)  AttiAccNapoli  XXV,   1908. 


204  Ch,  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Ablagerung  von  Schult,  eine  Art  vom  Monte  Testaccio  inmitten  der  Stadt. 
O.  Richter  meint,  mons  bedeute  den  Qiiirinal,  locus  die  abgerissenen  Häuser- 
quartiere'^^^  —  Rasi^i^)  verwirft  zwar  Soglianos  pubVjlieo  scaricatoio,  hält  es 
aber  für  möglich,  daß  sich  eine  Anhäufung  von  38  m  Höhe  im  Laufe  langer 
Jahrhunderte  ganz  von  selber  gebildet  habe.  —  O.  Nazari"*)  kritisiert  in 
verständiger  Weise  die  Versuche  seiner  Vorgänger,  und  will  die  Hohe  des  mons 
dadurch  gewinnen,  daß  er  zu  dem  Hügel  die  Höhe  der  abgerissenen  vielstöckigen 
Gebäude  addiert. 

Leider  haben  sich  alle  Forscher,  die  eine  sehr  achtenswerte 
Menge  von  Scharfsinn  und  Mühe  auf  die  Lösung  dieses  Problems 
verwandt  haben,  um  die  tatsächlichen  Grimdlagen  der  Bonischen 
Behauptung  entweder  nicht  gekümmert  oder  nicht  kümmern  können. 
Selbst  ein  so  kritischer  Beobachter  wie  Mau  beginnt  seinen  Aufsatz 
mit  der  Behauptung:  ;>Nun  steht  durch  die  Ausgrabungen  Bonis 
fest,  daß  hier  lange  vor  Trajan  Gebäude,  eine  StraBe,  eine  Kloake 
vorhanden  waren,  namentlich  in  der  Nähe  der  Säule  und  in  der 
östlichen  Exedra  des  Forums.  Also  auf  dieser  ganzen  Strecke  fand 
Trajan  keinen  solchen  Berg  vor.«  Dies  Referat  ist  irreführend, 
insofern  es  den  Anschein  erweckt,  als  sei  von  der  Säule  bis  zum 
Quirinaiabhang  eine  zusammenhängende  Kette  vortrajanischer  Kon- 
struktionen gefunden  worden.  In  Wüklichkeit  steht  es  damit  so: 
nördlich  der  Säule,  nach  der  Seite  des  Marsfeldes,  sind  unbedeutende 
Reste  einer  Straße  (3,50  m  lang),  einer  Kloake  und  eines  nicht 
näher  zu  identifizierenden  Gebäudes  gefunden.  Daß  der  Quirinal 
je  bis  hierher  gereicht  habe,  hat  auch  schon  vor  den  neuen  Aus- 
grabungen kein  Verständiger  behauptet.  Da  die  Stellung  der  Säule 
in  der  ganzen  Anlage  durch  bauliche  Rücksichten  bedingt  war, 
wäre  es  absurd,  zu  verlangen,  daß  jemals  der  Berg  gerade  an 
dieser  Stelle  bis  zur  Höhe  des  Kapitals  gereicht  habe;  die  Inschrift 
Avill  vielmehr  nur  sagen,  daß  der  höchste  Punkt  des  abgegrabenen 
Quirinals  (annähernd)  100  Fuß  über  dem  Pflaster  der  trajanischen 
Prachtanlagen  erhaben  gewesen  sei.  —  Zwischen  der  Säule  und 
der  östlichen  Exedra  ist  bis  jetzt  nicht  das  Geringste  von  älteren 
Bauten  konstatiert,  imd  der  Rest  in  der  Exedra  beschränkt  sich 
auf  einen  kleinen  formlosen  Fundamentblock  (2:3  m  Fläche,  3  m 
Tiefe),  welcher  direkt  unter  dem  trajanischen  Lavapflaster  lag 
und  bei  Legung  desselben  oben  abgesclmitten  worden  war.  Der 
Block  kann  sehr  wohl  aus  trajanischer  Zeit  selbst  sein  und  etwa 
einer  früheren  Baupliase  des  Forums  angehören,  oder  wenn  er 
wirklich  vortrajanisch  sein  sollte,  so  kann  er  zum  Fundament 
eines  erheblich  höher  gelegenen  schweren  Gebäudes  gehört  liaben. 
Wie  tief  man  im  antiken  wie  im  modernen  Rom  mit  Gußwerk- 
fundamenten  oft  geht   und  gehen  muß,   weiß  jeder  Techniker  ^^^). 


"3)  luternWschr.  1907,  664—08.  —  i")  AttiAccPadova  1910,  167—76. 
RivFilol.  1910,  .06—62.  —  "5)  AttiAccTorino  XLIII,  1908,  595-601.  — 
"*)  Wer  z.  B.  nach  dem  heutigen  Zustand  des  großen,  1897  in  Via  di  Monte 
Tarpeo    aufgedeckten    und    zum    großen    Teile    zerstörten    Gußwerkfundimienta 


Topographische  Rundschau.  205 

Ich  sehe  also  keinen  Grund,  dem  dionischen  Zeugnis  den  Glauben 
zu  versagen  oder  die  Inschrift  der  Säule  andere  zu  verstehen,  als 
es  etwa  vor  250  Jahren  der  alte  Raffaol  Fabretti  (der  sehr  gut 
Lateinisch  konnte)  auch  tat.  Mancherlei  Gründe  allgemeiner  Art, 
welche  gegen  die  neuerlich  aufgestellten  Theorien  sprechen,  können 
hier  nicht  dargelegt  worden. 

Einen  interessanten  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Skulpturenschmuckes 
des  Trajansforums  gibt  A.  B.  Wace^iß"),  welcher  mit  Hilfe  von 
Zeichnungen  aus  dem  IG.  Jahrhundert  (aus  Cod.  Vat.  3439  und  der 
Sammlung  der  Uffizien)  nachweist,  daß  mehrere  jetzt  in  verschie- 
dene Museen  zerstreute  (bzw.  verlorene)  Monumentalreliefs  (u.  a. 
die  bekannte  Opferszene  vor  dem  kapitolinischen  Tempel,  jetzt  im 
Louvre)  vom  Forum  Traiani  stammen. 

Erwähnt  sei  noch  ein  Aufsatz  von  Th.  Birt^i^)^  in  welchem 
die  Ähnlichkeit  der  Trajanssäule  mit  der  delpliischen  Schlangen- 
säule erörtert  wird.  Eine  kurze  Abhandlung  über  »Die  Geschichte 
der  Dakerki-iege  auf  den  Relief bildern  der  Trajanssäule «  von  K  i  r  al  y  ^  ^8) 
ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 

Palaiin. 
Eine  populäre  Darstellung  über  die  Ruinen  des  ganzen  Hügels 
hat  D.  Cancogni^i9)  geliefert.  Durch  Ausgrabimgen  ist  vor  Allem 
die  Avestlichste  Spitze  berührt  worden.  Unter  Leitung  von  Vaglieri 
und  Cozza  sind  hier,  zwischen  dem  oberen  Ende  der  Scalae  Caci  und 
dem  Tempel  der  Magna  Mater,  Reste  von  archaischen  Befestigungen, 
monumentalen  Anlagen  und  Gräbern  zutage  gefördert  worden  ^19"). 
Besonders  wichtig  ist  ein  Grab,  welches  direkt  imter  den  Funda- 
menten der  aus  großen  Tuffquadern  bestehenden  Festungsmauer 
liegt,  und  als  Beigabe  u.  a.  eine  wohlerhaltene  Terrakottavase  mit 
gelbem  Dekor  enthält,  die  man  nicht  älter  als  das  5.  Jahrhundert 
datieren  kann.  Dieser  Fund  bestätigt  aufs  neue,  daß  die  Sonder- 
befestigimg des  Palatins  ebenso  ^vie  die  ihr  technisch  ganz  ähn- 
liche sog.  Serviusmauer  in  Wahrheit  jünger  sind,  als  die  gallische 
Katastrophe.  Über  die  Bedeutung  mancher  anderer  in  den  ge- 
wachsenen Fels  eingetiefter  Spuren  hat  sich  eine  Polemik  zwischen 
Yaglieri  und  Pigorini  entsponnen:  der  erstere  sieht  darin  die 
Reste  einer  archaischen  Nekropole,  was  der  zweite  für  unmöglich 
erkläi-t  120),  —  YÄne  Darstellung  der  gesamten  Ausgrabungen  mit 
großem  Plane  hat  Pinza^^i)  gegeben. 

(Festschr.  für  H.  Kiepert  S.  216,  Fig.  1)  auf  die  Höhenlage  der  Area  Capitolina 
schließen  wollte,  würde  bedenklich  in  die  Irre  gehen.  —  ^^8")  PapBritSchool 
V,  1910,  229—57.  —  "^  RheinMus.  LXIII,  1908,  39  —  58.  —  "8)  Deva 
1907.  27  S.  —  119)  Le  rovine  del  Palatino.  Mailand  1909.  —  ii^")  NotScavi 
1907,  185—205,  264—82,  444—59,  529—42,  BComun.  1907,  202—05. 
"Vgl.  auch  Intern Wschr.  1907,  669  (O.  Richter).  —  120)  Pigorini,  RendLincei 
1909,  249—62.  Vaglieri,  NuovaAntol.  H.  850,  16.  Mai  1907,  314—20. 
RendLincei  1908,  201—10.  —    i2i)  AnnSArchitettiIngegeneriltal.   1907. 


206  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Zunächst  niit  dem  Apollotempel  beschäftigt  sich  ein  Aufsatz 
von  Pin za  122^^  (jgj.  (jgg  weiteren  die  ganze  Topographie  des  Hügels 
in  Mitleidenschaft  zieht. 

Der  Apollotcmpel  wird  mit  der  gewöhnlich  »Juppiter  Victor«  genannten 
Ruine  identifiziert,  die  Porticus  ApoUinis  mit  den  die  Sealae  Caci  begleitenden 
Bogenbauten;  die  Domus  Augustana  soll  nichts  anderes  sein  als  die  »Domus 
Liviae«,  der  kleine  westlieh  davon  gelegene  Pfeilersaal  (8 — 15  m!)  die  Biblio- 
theca  ApoUinis.  Der  großartige  Ziegelbau  der  sog.  Domus  Flavia  wird  in  die 
severische  Zeit  hinabgerüekt,  die  Höhe  von  S.  Sebastiano  für  die  »Adonaea« 
in  Anspruch  genommen  usw.  Es  ist  bedauerlich,  daß  ein  For.-cher,  der  auf 
dem  Gebiete  der  Prähistorie  hervorragendes  geleistet  hat,  sich  hier  auf  ein  Ge- 
biet begibt,  wo  seine  Kompetenz  aufhört.  Die  Mißhandlung  der  alten  Texte 
und  der  lateinischen  Grammatik  gipfelt  am  Schlüsse  in  dem  Versuch,  nach- 
zuweisen, daß  die  Präposition  ante  auch  gelegentlich  »hinter«  bedeuten  könne, 
nämlich  ante  templum  =  an  der  Rückseite  des  Tempels  für  den,  der  von  hinten 
kommt!  Die  Überzeugung  »di  aver  definitivamente  determinati  i  resti  del  cospicuo 
complesso  di  monumeuti  raccolti  nell'  area  del  tempio  di  Apollo  palatino«  wird 
schwerlich  jemand  mit  dem  Verfasser  teilen. 

Eine  ganz  neue  Benennung  der  Reste  in  Vigna  Barberini  schlägt 
P.  Bigoti22a)  vor. 

Er  weist  auf  die  Ähnlichkeit  hiu,  welche  der  Grundriß  des  Ruinenkomplexes 
mit  einer  Münze  des  Alexander  Severus  hat,  auf  der  ein  Tempel  mit  umgebenden 
Hallen  und  Treppe  dargestellt  ist,  mit  der  Inschrift  lovi  Ultori.  Die  Ähnlich- 
keit ist  nicht  zu  leugnen;  aber  es  scheint  mir  viel  einfacher  anzunehmen, 
daß  hier  ein  nicht  städtisches,  vielleicht  nach  dem  Vorbild  des  palatiuischen 
Tempels  erbautes  Heiligtum  dargestellt  sei,  als  daß  es  sich  um  einen  Tempel 
des  Juppiter  handeln  sollte,  der  an  hervorragendster  Stelle  gestanden  und  von 
größter  Pracht  gewesen  sein  müßte  und  doch  in  allen  unseren  Quellen  gänzlich 
mit  Stillschweigen  übergangen  wäre. 

Angesichts  dieser  neusten  Versuche  kann  man  den  AVunsch 
nicht  unterdrücken,  daß  endlich  einmal  durch  Ausgrabungen  fest- 
gestellt würde,  was  für  Reste  eigentlich  unter  dem  vorderen  (öst- 
lichen) Teil  der  Villa  Mills  liegen;  eine  Ausgrabungsdirektion,  der 
Förderung  wissenschaftlicher  Untersuchungen  mehr  am  Herzen  läge 
als  das  Ausarbeiten  uferloser  Projekte,  könnte  binnen  einer  oder 
zwei  Wochen  dies  wichtigste  Problem  der  palatinischen  Topographie 
aufklären. 

Der  Tempel  der  Magna  Mater  ist  abgebildet  auf  mehreren 
Cotorniaten  aus  der  späten  Kaiserzeit,  welche  Katharina  E.  Es- 
daile^^S)  publiziert. 

Über  das  Septizonium  des  Septimius  Severus  hat  A.  Bartoli^24) 
mit  großem  Fleiß  die  Nachrichten  aus  dem  Mittelalter  und  der 
Renaissance  zusammengestellt,  auch  einen  sorgfältigen  Katalog  der 
auf  den  Bau  bezüglichen  alten  Handzeiehnungen  gegeben.  Zwei 
wichtige  Blätter  Märten  van  Heemskcrcks  im  Gabinetto  Nazionale 
dellc  stampe  in  Rom  werden  zum  erstenmal  veröffentlicht.  Der 
Aufsatz    bedeutet  eine  schätzenswerte  Bereicherung  unserer  Kennt- 


»22)  BComun.   1910,  3—41.  —   »22«^  Ebenda  1911,  80—85.  —  '23)  Kü,„m 
1909,  368—74.  —   »24)  BArteMinisteroPI   1900,  253—09. 


Topographische  K.undschau.  207 

nis.  —  Nicht  das  gleiche  läßt  sich  von  dem  Aufsatz  E.  Petersens 
sagen  ^^5)^  welcher  hauptsäclüich  darauf  abzielt,  die  bisher  angenom- 
menen Maße  des  Gebäudes  stark  zu  modifizieren.  Der  Verfasser 
(der  eine  Reihe  wichtiger,  nach  Stevensons  Aufsatz  im  Bull,  comun. 
1888  bekannt  gewordener  Dokumente  ignoriert)  geht  dabei  nicht 
von  den  Maßen  des  Oberbaues  aus,  die  durch  mehrere  gute  mid 
voneinander  unabhängige  Zeugen  bekannt  sind,  sondern  von  den 
nur  durch  eine  einzige  (nicht  immer  leicht  verständliche)  Beschreibung 
bekannten  Maßen  des  Fundaments;  und  da  er,  statt  zu  versuchen, 
ob  die  letzteren  sich  dem  ersteren  anpassen,  vielmehr  die  Maße 
des  Oberbaues  nach  den  von  ihm  unrichtig  verstandenen  des  Funda- 
ments zu  korrigieren  unternimmt,  so  kann  natürlich  ein  richtiges 
ResuJtat  nicht  herauskommen;  worüber  an  anderer  Stelle  ausführ- 
licher. 

Anhangsweise  seien  hier  noch  zwei  Aufsätze  von  A.  Bartoli 
genannt,  welche  sich  mit  der  Kirche  S.  Lucia  de  SeptemsoUoi^e) 
und  der  Südhöhe  des  Hügels  bei  S.  Sebastiano^^?)  beschäftigen; 
obwohl  in  erster  Linie  auf  mittelalterliche  Topographie  gerichtet, 
bringen  sie  doch  auch  schätzbare  Bemerkungen  für  das  Antike. 

Die  südlichen  Stadtteile. 

Fortan  Boarium.  Der  Aufsatz  von  A.  Piganiol,  »Les  origines 
du  Forum  Boarium«  ^ 28)^  sucht  die  Topographie  des  ganzen  Gebiets 
zwischen  Palatin,  Kapitol  und  Fluß  von  Grund  aus  umzugestalten, 
allerdings  mit  sehr  gewaltsamen  Mitteln. 

So  wird  z.  B.  eine  Trasse  der  servianischeu  Befestigimg  von  der  Südspitze 
des  Kapitols  quer  über  Piazza  Bocca  della  Veritk  bis  zum  Aventin  gezogen, 
obwohl  der  Verfasser  selbst  zugibt,  daß  die  Zeugnisse  der  Alten  dem  wider- 
sprechen und  daß  Ausgrabungen  in  diesem  seit  300  Jahren  vielfach  angestochenen 
Terrain  niemals  die  geringste  Spur  einer  Stadtmauer  zutage  gefördert  haben. 
Die  etwa  200  m  lange  mittlere  Strecke  dieser  supponierten  Mauer  versieht  der 
Verfasser  mit  nicht  weniger  als  vier  Toren  (Flumentana,  TriumphalLs,  Trigemina 
und  eine  anonyme)  und  schlägt,  zum  Teil  in  Verbindung  mit  diesen  Hypothesen, 
für  die  erhaltenen  Tempel  neue  Namen  vor.  Der  Herkulestempel  wird  mit 
dem  erhaltenen  marmornen  Rundtempel  identifiziert  (Altmanns  gleich  zu  nennende 
Untersuchungen  kennt  der  Verfasser  nicht),  die  Ära  Ma.xima  hinter  S.  Maria 
in  Cosmedin  verlegt  usw.  Der  Verfasser  ist  bescheiden  genug,  seine  Auseinander- 
setzungen als  reine  Vermutungen  zu  bezeichnen;  wenn  er  aber  sagt:  »la  Rome 
que  nous  bätissons  sur  les  nuages  est  comrae  une  cite  des  oiseaux«,  so  glaube 
ich,  daß  die  Topographie  und  Baugeschichte  der  Stadt  Rom  noch  auf  lange 
Zeit  hinaus  Probleme  genug  bietet,  ehe  wir  uns  an  die  von  Wölkenkuckucksheim 
zu  begeben  brauchen. 

Ein  baugeschichtliches  Problem  ist  in  vortrefflicher  Weise  be- 
handelt von  E.  Fiechter  in  seinem  Aufsatz  »Der  ionische  Tempel 
am  Ponte  Rotte« ^ 29)^  ^^^f  Grund  sorgfältiger  eigener  Aufnahmen 
wird  das  Bauliche   in  allen  Einzelheiten  gewissenhaft  erörtert  und 

125)  RömM  1910,  56—73.  —  126)  RendLincei  Ser.  5,  XVHI,  1907,  540 
bis  551.  —  '27)  Ebenda  527—39.  —  '28)  MelficoleFrRome  XXIX,  1909, 
103-  44.  —   129)  RömM  1907,  220—79,  mit  Taf.  6—12. 


208  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

durch  stilistische  Vergleiche  die  Zeit  der  Entstehung  auf  die  Mitte 
des  1.  Jahrhunders  v.  Chr.  zu  bestimmen  versucht.  Die  Frage  nach 
dem  Namen  bleibt  offen. 

Die  Herkulesheiligtümer  am  Forum  Boarium  sind  behandelt  von 
W.  Altmann  130)^  (]gj.  u.  a.  die  wichtigen  Zeichnungen  und  Be- 
schreibungen Pirro  Ligorios  über  den  dorischen  Rundtempel  zum 
erstenmal  (aus  dem  Codex  Parisinus)  veröffentlicht.  Auch  der 
marmorne  Rundtempel  am  Ponte  Rotte  (Portunus?)  wird  dort  ein- 
gehend und  mit  guten  Illustrationen  besprochen  i^i). 

Circus  Maxhmis.  Erfolgreiche  Untersuchungen  an  Ort  und 
Stelle  hat  der  französische  Architekt  P.  Bigot  ausgeführt  i^'^).  Es 
ist  ihm  u.  a.  gelungen,  die  Stelle  der  Carceres  genau  nachzuweisen 
(unter  dem  nördlichen  Flügel  der  Gasanstalt  und  der  Yia  dei  Cerchi), 
also  etwas  weiter  vom  Forum  Boarium  entfernt,  als  man  bisher 
allgemein  angenommen  hatte.  Die  Westseite  des  Circus  (nach  dem 
Aventin  zu)  verlief  wahrscheinlich,  wie  auch  die  entsprechende  im 
Circus  des  Maxentius  nicht  in  einer  geraden,  sondern  in  einer  ge- 
brochenen Linie. 

Aventin  und  Speicherviertel.  Eine  ausführliche  und  gründliche 
Monograpliie  über  den  ganzen  Hügel  -wird  A.  Merlin  verdankt ^^S), 
Die  Geschichte  des  Aventins  wird  von  der  prähistorischen  Zeit  bis 
in  die  frühchristliche  Epoche  dargestellt,  den  Kiüten  besondere 
Aufmerksamkeit  gewidmet,  einzelne  topographische  Probleme  mit 
umfassender  Kenntnis  der  Literatur  klar  und  verständig  erörtert. 
Das  Buch  bietet  eine  nützliche  Zusammenfassung  des  bisher  Ge- 
leisteten und  eine  brauchbare  Unterlage  für  weitere  Untersuchungen. 

Die  Pyramide  des  Cestius  behandelt  E.  Caetani-Lovatelli^^i). 
Ganz  populär  gehalten  ist  eine  kleine  Schrift  von  D.  Orano  über 
den  Monte  Testaccio  und  die  umliegende  Stadtgegend  ^^5), 

Auf  dem  »falschen  Aventin«  bei  S.  Saba  ist  unter  anderen 
Inschi'iften  ein  interessantes  Fragment  einer  Lex  horreorum  gefunden, 
welches  auf  die  Hori'ea  einer  Ummidia  Bezug  nimmt  ^ 36).  Wahr- 
scheinlich hat  Lanciani  (Bull.  Comun.  1891,  210)  die  donius  Corni- 
ficiae  und  Ummidiae  Quadratillae  mit  Recht  in  dieser  Gegend  an- 
gesetzt, und  meine  Zweifel  (Topogr.  I,  3,  187)  muß  ich  zurück- 
nehmen. 

Zwischen  Aventin  und  Caelius.  Die  Cella  solearis  der  Caracalla- 
thermen  erklärt  A.  de  Pachtere^^T)  füi-  identisch  mit  derCaldariums- 
rotundc,  und  leitet  das  Epitheton  nicht  von  solea,  sondern  von  solium 


130)  Die  italischen  Rundbauten  31—36.  —  "')  Ebenda  22—30.  — 
132)  CR  AcIu><cM-.  1908,  :527ff.  BComun.  1908,  241—53,  mit  Taf.  10—15. 
MelfeoleFr.  1908,  227—31.  —  '33)  L' Aventin  dans  l'antiquite.  ThiJse  de 
Doctorat.  Paris  190G.  470  S.  —  '34)  KuovaAntol.  H.  922,  10.  Mai  1910, 
193—204.  —  135)  II  Testaccio:  il  monte  ed  il  (iiiartiore  daUc  origini  al  1910. 
Pescara  1910.  74  S.  —  136)  NotScavi  1910,  90.  —  137)  MelfooleFr.  1909, 
401-06. 


Topographische  Kandschau.  209 

ab.  Die  Etymologie  ist  längst  von  Salmasius  aufgestellt;  darüber, 
daß  die  Beschreibung  der  cella  solmris  in  der  Biographie  des  Cara- 
calla  zu  den  Resten  des  Caldariuras  wenig  stimmt,  geht  Verfasser 
sehr  leicht  hinweg. 

Das  bei  Porta  Latina  gelegene  Columbarium  des  Pomponius 
Hylas  ist  sorgfältig  aufgenommen  von  F.  Gr.  Newton,  beschrieben 
von  Th.  Ashbyi38j.  ^{q  interessanten  Dekorationen  des  Grabes 
werden  zum  erstenmal  in  stilgetreuen,  zum  Teil  farbigen  Zeich- 
nungen reproduziert. 

Über  den  intramuranen  Teil  der  Via  Latina  im  allgemeinen 
vgl.  Ashbys  Untersuclmngeni^sa).  über  die  Via  Appia  sind  mehrere 
populäre  Bücher  erschienen,  von  Leoni  u.  Staderinii^sfej^  von 
S.  Scagliai39)^  von  Ripostelli  u.  Marucchii^o)^  in  welchen  auch 
der  intramurane  Teil  (Caracallathermen,  Drususbogen  usw.)  Berück- 
sichtigung findet.  Der  Teil  zwischen  Caracallathermen  bis  ziu- 
Porta  Capena  ist  bekanntlich  zur  sog.  »Passeggiata  Archeologica« 
gezogen,  bei  deren  Anlage  man  leider  alle  anderen  als  archäologische 
nnd  künstlerische  Interessen  berücksichtigt  und  die  Arbeiten  mit 
vandalischer  Verwüstung  des  Baumbestandes  und  Niederreißung 
malerischer  alter  Bauwerke  begonnen  hat.  Die  archäologische  Er- 
forschung des  der  Ser\iusmauer  und  der  Porta  Capena  benachbarten 
interessanten  Gebiets  ist  durch  die  Konstruktion  der  breiten  modernen 
Fahrstraße,  deren  Hauptzierde  melirere  Trambahnlinien  bilden  werden, 
wohl  dauernd  unmöglich  gemacht.  Proteste  gegen  das  sinn-  imd 
rücksichtslose  Vorgehen  sind  (s.  oben  das  über  die  Aureliansmauer 
Bemerkte)  vergeblich  gewesen  i*^).  —  Mancherlei  gewagte  Hypo- 
thesen über  diese  Gegend  enthält  der  Aufsatz  von  L.  Morpurgo 
über  die  Porta  triumphalis^'^^). 

Caelius.  Eine  Versuchsgrabung  an  den  Substruktionen  des 
Claudiustempels  hat  mehrere  Stufen  der  großen  Freitreppe,  welche 
zur  Plattform  hinaufführte,  zutage  gefördert  1*3).  Über  die  von 
Martial  genannte  Porticus  Claudia  handelt  ein  kurzer  Artikel  von 
J.  M.  Hartmann  144). 

Am  Abhang  unterhalb  S.  Giovanni  e  Paolo  ist,  innerhalb  der 
Ruinen  desselben  alten  antiken  Hauses,  welches  zum  Teü  bereits 
1890  ausgegraben  war,  ein  neuer  Raum  mit  vortrefflich  erhaltenen 
"Wandgemälden  entdeckt  worden  i*5)j  eines  derselben,  eine  Meerszene 
(mit  Aplirodite  imd  Dionysos?)  dai-stellend,  ist  von  W,  Amelungi*^) 

138)  PapBi-itSchool  V,  1910,  461—71.  —  i^^a)  Ebenda  IV,  1909,  1—42.  — 
138')  On  the  Appian  way.  Translated  by  E.  Fitzmauriee.  Rom  1907.  235  S., 
50  Abb.  —  I39j  L;^  Promenade  archeologique.  Rom  1911.  175  S.,  50  Abb.  — 
"")  La  Via  Appia  k  l'epoque  romaine  et  de  dos  joui-s.  Rom  1908.  440  S., 
4  Taf.,  300  Abb.  —  i^')  BComun.  1908,  109—50.  —  i<2)  Ebenda  347. 
RassegnaConteraporanea  III,  2,  1910,  22  S.  (A.  Bartoli).  XuovaAntol.  H.  915, 
1910,  481  —  88  (G.  Boni).  —  i*3)  XotSeavi  1909,  427.  —  >")  Muemosyne 
XXXIV,  1906,  83  f.  —  1*5)  BComuQ.  1909,  122.  —  HG)  AttlAccPontif. 
1910,   13f. 

Gcogr.  Jalirbuch  XXXIV.  14 


210  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

und  C.  Eobert^*'^)  behandelt  ^vo^den,  Ein  früher  dort  gefundenes 
Bild  bespricht  Rostowzew^^^). 

Unweit  Piazza  della  Navicella  sind  beim  Bau  eines  englischen 
Hospitals  mehrere  zu  den  Castra  Peregrina  gehörige  Inschriften 
gefunden  worden  i*'').  Über  den  Plan  der  ganzen  Anlage  hat 
Hülsen  150)  ältere  und  neuere  Nachrichten  zusammengestellt. 

Kolosseum  und  Umgegend.  Über  das  Kolosseum  im  allgemeinen 
vergleiche  den  guten  Artikel  »Flavium  Araphitheatrum«  von  Gall  in 
Pauly-Wissowas  Realenzyklopädie  i^^).  Ganz  populär  ist  ein  Schrift- 
chen von  G.  Viola *52)-  fachmännisch  bespricht  ein  Detail  der  De- 
koration K.  Ronczewskii53)_ 

Mit  der  Erklärung  der  Skulpturen  am  Konstantinsbogen  be- 
schäftigen sich  Arbeiten  von  M.  Bieber^^^"),  Stuart  Jones ^^^^^^ 
A. Mon aci ^^^\ S. Reinach ^^%  J. Sieveking i56)  und  A. B.Wace i56o). 
Besonders  interessant  ist  der  von  Sieveking  gegebene  Nachweis,  daß 
die  schönen  Rundreliefs,  welche  man  bisher  immer  als  eine  einheit- 
liche Serie  betrachtet  hat,  in  zwei  stilistisch  und  zeitlich  geschiedene 
Gruppen  zerfallen.  Speziell  mit  den  gewöhnlich  vernachlässigten 
Friesen  aus  der  konstantinischen  Zeit  beschäftigt  sich  Wace.  — 
Ein  Aufsatz  über  die  Inschriften  des  Bogens  von  Fregni^'"»')  ist, 
wie  die  sonstigen  Produktionen  desselben  Verfassers,  wertlos. 

Über  die  Meta  Sudans,  deren  antiker  Ableitungskanal  neuerdings 
wieder  in  Betrieb  gesetzt  ist^ss)^  handelt  Rocchi^^B), 

Der  Esquilin. 

In  den  Ruinen  eines  privaten  (?)  Gebäudes  an  der  Via  Labicana, 
unweit  Via  Mecenate,  ist  eine  Porträtstatue  des  Angustus,  ein  Werk 
von  hohem  Kunstwert,  ausgegraben  ^^o). 

Das  konstantinische  Stadtbuch  verzeichnet  in  der  viei"ten  Region 
einen  Namen  Aureum  Bucinum  (oder  Aurea  budnutn).  Duchesne 
hat  vorgeschlagen  161),  denselben  in  zwei  zu  trennen  und  zu  lesen 
Aura,  bucinum,  so  daß  die  Aura  genannte  Örtlichkeit  (deren  Name 
vielleicht  von  einem  Relief  mit  A2irae  abzuleiten  sei)  in  der  Nähe 
der  Konstantinsbasilika  gelegen  habe.  A.  Bartoli^''^)  hat  die  Frage 
mit  Hilfe  der  von  Fedele  aus  dem  Archiv  von  S.  Maria  Nova  ver- 


"7)  Hermes  XLVI,  1911,  249—54.  —  i*8)  ArcliRcligWiss.  X,  1907, 
560—62.  —  i<9)  NolScavi  1907,  183;  1909,  37.  BComian.  1909,  37.  — 
150)  Planta  dell'  Einsidleuse  (o.  A.  56)  33—38.  —  '^i)  yi,  2516—25.  — 
152)  II  Colosseo  ed  i  combattimenti  dei  gladiatori.  Rom  1910.  16",  04  S. 
(auch  franz.).  —  '^'^  Die  Stuckgewölhe  des  Kolosseums.  SchweizBauztg.  XLVII, 
1906,  305—07.  —  153.)  RömM  1911,  214—37.  —  iss»)  PapBritSehool  III, 
1906,  229—68.  —  15<)  AUiAccPontif.  Ser.  2,  IX,  1907,  1—23.  BComun.  1910, 
53_55.  __  155)  RevArcheol.  1910,  118—29.  —  156)  RömM  1907,  345—60.  — 
166*)  PapBritSchool  V,  1910,  229—76.  —  157)  Delle  iscrizioni  che  si  leggono 
neir  Arco  di  Costantino  Modcna  1906.  24  S.  —  158)  NotScavi  1909,  428.  — 
159)  NuovaAntol.  H.  881,  1.  Sept.  1908,  110—16.  —  1 6«)  NotScavi  1910,  223-28 
(Pasqui).  —    i6i)    RömM    1907,    429—33.  —   >62)  RendLiucei   1909.  224—30. 


Topographische  Rundschau.  211 

Öffentlichton  Urkunden  aufs  neue  untersucht.  Er  bestimmt  die 
Grenze  der  in  Dokumenten  des  11.  und  12.  Jahrhunderts  »Aura« 
genannten  Gegend  genauer  (zwischen  Konstantinsbasilika,  Templum 
Veneris  et  Romae  und  Via  del  Colosseo)  und  vermutet,  daß  der 
Benennung  eine  Reminiszenz  an  das  goldene  Haus  des  Nero  zu- 
grunde liege. 

Auf  Piazza  Dante  gefunden  ist  das  Bruchstück  einer  Monumental- 
inschrift aus  später  Zeit,  auf  welchem  die  Namen  mehi-erer  vor- 
nehmer Männer  aus  dem  3.  und  4.  Jahrhundert  (u.  a.  eines  Cassius 
Dio,  ohne  Zweifel  Nachkomme  des  Geschichtschreibers)  und  hinter 
jedem  Namen  ein  Beitrag  von  400000  Sesterzen  verzeichnet  sind. 
Vaglieri^63)  vermutet,  die  Beiträge  hätten  zum  Bau  der  Thermae 
Helenae  gedient.  Ein  ähnhches  Fragment,  im  Tiber  gefimden,  ist 
publiziert  CIL  VI,  30423,  4. 

Zur  Interpretation  der  Inschrift  von  Porta  Maggiore  vergleiche 
die  Bemerkungen  von  Albertini  i^'*).  Das  Grab  des  Eurysaces, 
seine  Schicksale  seit  der  Renaissance  und  sein  Skulpturen  schmuck 
sind  beschrieben  und  illustriert  von  der  Gräfin  E.  Caetani-Lova- 
telli^es). 

Der  Quirinal. 

Auf  der  südlichen  Spitze  des  Hügels,  zwischen  S.  Silvestro 
und  Giardino  Colonna,  ist  beim  Bau  des  Palazzo  Mengarini  ein 
neues  Exemplar  des  Cippus  (CIL  VI,  31574)  zutage  gekommen, 
dessen  Inschrift  bezeugt,  daß  fünf  Curatores  locorum  publicorum 
(aus  tiberianischer Zeit)  ein  Terrain  exprivato  i?ipublicumredegerunt^^^). 

Der  Bau  des  neuen  Stadtviertels  vor  Porta  Pinciana  und  Porta 
Salaria  bringt  fortwährend  Reste  von  Grabanlagen  aus  der  früheren 
und  mittleren  Kaiserzeit,  mit  massenhaften,  aber  wenig  interessanten 
Grabschriften  zutage ^6'^).  Über  den  hier  gefundenen  Grenzstein 
des  Pomeriums  vgl.  oben  S.  194. 

Beim  Bau  des  neuen  Ackerbauministeriums  in  Via  Flavia  und 
Via  delle  Finanze  sind,  außer  den  oben  (S.  194)  erwähnten  Resten 
der  Sen-iusmauer,  auch  archaische  Gräber  imd  Gebäudereste  aus 
späterer  Zeit  gefunden  ^ß^);  architektonische  Terrakotten,  ihrem  Stile 
nach  wolil  noch  aus  republikanischer  Epoche,  scheinen  von  einem 
nahegelegenen  Heiligtume  zu  stammen,  dem  wir  jedoch  einen  Namen 
zu  geben  bisher  nicht  imstande  sind. 

Über  die  Dioeletiansthennen,  namentlich  die  Konstniktion  des 
Hauptsaals,  hat  Rivoirai^^")  gehandelt. 

163)  BComun.  1907,  115—21.  —  i^*)  MelEcoleFr.  XXVI,  1906,  305—18.  — 
165)  NuovaAntol.  1908,  Nr.  877,  1.  Juli,  1  —  11  =  Passeggiate  nella  Eoma  antica 
151 — 76.  Vgl.  auch  E.  Siccardi  iu:  Roma,  Rassegna  dell'  Esposizione,  ott.  1910, 
12f.  —  166)  NotScavi  1907,  83.  BComun.  1907,  209f.  —  167)  NotScavi 
1906 — 10  fast  in  jedem  Hefte;  mehr  zusammenfassend  BComun,  1906,  90 — 102, 
333—39;  1907,  182—201,  350—58;  1909,  128—30.  —  16«)  NotScavi  1907, 
438,  504,  651,  679;  1908,  19,  46,  128f.,  438;  1909,  221—23.  BComun. 
1909,  221—23.  —   168«)  JBritAmArehaeolS  IV,  1910,  353—60. 

14* 


212  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Das  Marsfcld. 

Eine  kurzgefaßte  und  anschauliche  Übersicht  über  die  gesamte 
Topographie  des  Campus  hat  F.  Lohr^^^)  gegeben. 

Regio  VII.  Via  Lata.  Unter  S.  Silvestro  in  Capite  sind  acht 
große  und  sechs  kleinere  Fragmente  von  reich  verzierten  Gebälken 
eines  Monumentalgebäudes  gefunden  ^'^o^,  welche  Vaglieri  ihrem 
Stile  nach  ins  3.  Jahrhundert  n.  Chr.  setzt  und  mit  dem  Templum 
Solls  Aureliaui  in  Verbindung  bringt. 

Die  Reliefs  des  sog.  Arco  di  Portogallo  (bei  S.  Lorenzo  in 
Lucina)  sind  eingehend  behandelt  von  A.  J.  B.  Wace^'^^).  Über 
die  gewöhnlich  dem  Claudiusbogen  bei  Piazza  Sciarra  zugewiesenen 
in  Villa  Borghese  vergleiche  die  Bemerkungen  von  Stuart  Jones  ^'^2), 
der  sie  zur  Dekoration  des  Trajansforums  rechnen  möchte. 

Regio  IX.  Nördlicher  Teil.  Zwischen  Porta  del  Popolo  und 
Fluß,  bei  Piazza  dell'  Oca,  sind  Reste  eines  prachtvoll  ausgestatteten 
Privathauses  mit  Badeanlagen  aufgedeckt;  in  einem  der  Räume 
ist  eine  lebensgroße  Hermesstatue  von  sehr  guter  Arbeit  mit  Kopf 
(zurückgehend  auf  ein  attisches  Original  des  4.  Jahrhunderts?)  ge- 
funden i'^3)^ 

Ganz  populär  ist  das  Schriftchen  von  Fr.  Sabatini  über  das 
Mausoleum  des  Augustus  i'^*). 

Die  Ausgrabungen  an  der  Ära  Pacis  sind  leider  seit  1904  in 
vöUigem  Stillstand  verblieben.  Zur  Erklärung  der  ReUefs  beschäftigen 
sich  die  Arbeiten  von  Dissel^'^^)^  Gardthausen  i^e^^  Petersen  i^''), 
Sieveking^'^8)^  Studniczka^'^^),  die  hier  nicht  näher  analysiert 
werden  können.  Eine  reich  illustrierte  Übersicht  über  das  nament- 
lich durch  die  neuesten  Ausgrabungen  Geleistete  mit  Versuch  einer 
Gesamtrekonstruktion  hat  M.  E.  Cannizzaro  gegeben i^*^),  ein  kurzes 
Resümee  Stuart  Jones i^^). 

Der  Erweiterungsbau  des  Parlamentspalastes  an  der  Nordseite 
von  Monte  Citorio  hat  bedeutende  Grabungen  bis  in  große  Tiefe 
mit  sich  gebracht,  die  mancherlei  interessante  Funde  zutage  gefördert 
haben.  Bemerkenswert  sind  die  Reste  eines  ausgedehnten,  mit 
Travertinpfosten  und  Gittern  umhegten  Platzes,  ganz  ähnlieh  dem 
im  Jahre  1704  unter  der  nahen  Casa  dei  Padri  della  Missione 
entdeckten  (vgl.  Rom.  Mitt.  1889,  41 — 64),  welcher  mit  Wahr- 
s«heinlichkeit  für  das  Ustrinuni  der  Kaiser  des  zweiten  Jahrhunderts 


169)  Das  Marsfeld  (Gymn.  Bibl.  49).  Gütersloh  1909.  lOG  S.,  1  Plan.  — 
170)  NotScavi  1908,  231;  vtrl.  auch  1907,  680;  1908,  172.  BConiim.  1908, 
87.  -^  171)  PapBritSchool  IV,  1908,  258—63.  —  172)  ■  Ebenda  III,  1900, 
215—29.  —  173)  NotSeavi  1908,  263,  443,  525.  BComiin.  1907,  41—44, 
330 f.  Ausonia  II,  1907,  207—34  (Mariaui).  —  174)  Rom  1907.  30  S.  — 
175)  Der  Opferzug  der  Ära  Pacis.  Progr.  Hamburg  1907.  —  176)  Der  Altar 
des  Kaisorfriedeus.  Leipzig  1908.  58  S.,  2  Taf.  —  177)  ÖsterrJabresh.  IX, 
1906,  298-315.  —  17»)  Ebenda  X,  1907,  175—90,  Beibl.  107.  —  17»)  Abh. 
Sii.hsGes.  1909,  901-44.  —  i»«)  BArte  1907,  Okt.,  1  —  16.  —  i^i)  JBritAm. 
ArebaeolS  IV,    1910,  267  —  69. 


Topograpliische  Rundschau.  213 

gehalten  wird.  Gefunden  wurden  ferner  Reste  eines  großen  Rund- 
baues aus  karrarischem  Marmor  (Durchmesser  32  m)  sowie  andere 
von  einem  großen  polygonalen  Bau  aus  gleichem  Material.  Er- 
wähnung verdienen  auch  die  großen  Pfahlroste  aus  Eichenstämmen, 
welche  zur  Sicherung  der  Fundamente  in  diesem  tief  gelegenen 
und  sumpfigen  Teile  des  Marsfeldes  zur  Anwendung  gebracht  waren  ^ 8-). 

In  Via  Zanardelli  sind  halb  bearbeitete  Säulen  aus  Cipollino, 
Affricano  imd  anderen  fremden  Marmorsorten  gefunden,  welche 
aufs  neue  die  Existenz  von  Steinmetzwerkstätten  in  dieser  Gegend 
bezeugen  (vgl.  Jordan-Hülsen  I,  3,  S.  596).  Ein  Säulenbündel  aus 
Africano  trägt  eine  Steinbruchsmarke  aus  dem  Jahre  80  n.  Chr.i^^). 

Begio  IX.  Mittlerer  Teil.  Unter  der  zum  Senatspalast  gehörigen 
alten  Kirche  S.  Salvatore  in  Tliermis  sind  Reste  von  Hypokausten- 
anlagen  gefunden,  welche  zu  den  Thermae  Neronianae  gehören  i84)_ 

Der  Aufsatz  von  Cerasoli  über  Ausbesseningsarbeiten  am 
Pantheon  in  den  letzten  Jahrhunderten  ist  für  das  Antike  wenig 
ergiebig  ^^^). 

Mit  dem  bisher  sehr  unklaren  Grundriß  der  Agrippathermen 
beschäftigt  sich  eine  Monographie  von  Ch.  Hülsen ^^ß).  Es  wird 
mit  Hilfe  des  1901  gefundenen  Fragments  der  Forma  Urbis  Romae, 
einer  nicht  genügend  beachteten  Aufnahme  Andi-ea  Palladios  und 
des  bisher  immer  falsch  orientierten  und  daher  mißverstandenen 
Planes  von  Baldassare  Peruzzi  der  Grundriß  des  mittleren  und 
wichtigsten  Teiles  der  ganzen  Anlage  (Caldarium,  Tepidarium,  La- 
conicimi)  festgelegt  und  die  von  den  späteren  Kaiserthermen  stark 
abweichende  Disposition  dieses  ältesten  Luxusbades  der  Hauptstadt, 
imter  Vergleichung  außerrömischer  Anlagen,  erörtert. 

Wertvolle  neue  Aufschlüsse  über  das  Iseum  Campense  bringt 
ein  Aufsatz  von  H.  DresseP^').  Auf  einer  Großbronze  des  Yes- 
pasian,  von  der  ein  vorzüglich  erhaltenes  Exemplar  jüngst  in  das 
Königliche  Münzkabinett  zu  Berlin  gekommen  ist,  hat  Drossel  eine 
sehr  genaue  Abbildung  des  Heiligtumes  erkannt.  Für  Domitian 
hatte  dasselbe  eine  besondere  Wichtigkeit  dadurch,  daß  er  mit 
seinem  Vater  dort  die  Nacht  vor  dem  jüdischen  Triumphe  zugebracht 
hatte  (Joseph,  de  bell.  Judaic.  VU,  5,  4).  Die  Berliner  Münze 
zeigt  u.  a.  das  Giebelfeld  mit  der  auf  einem  Hunde  reitenden  Isis, 
wie  es  Cassius  Dio  (LXIX,  10)  beschreibt.  —  Die  Deutimg  des 
Münzbildes  versucht  auch  (und  meines  Erachten s  in  manchen  Einzel- 
heiten   richtiger)  W.  Weber i^^)^    welcher  den  von  Dresse!  für  das 

'82)  NotScavi  1907,  435,  525—29,  651,  681;  1908,  19,  46 f.,  234,  438; 
1909,  lOf.,  429;  1910,  285.  BComim.  1907,  326;  1908,  86;  1909,  113.  — 
i«3)  NotScavi  1907,  184.  BComun.  1906,  317,  207,  330.  —  i«*)  BComun. 
1909,  330.  —  185)  I  restauri  del  Pantheon  dal  secolo  XV  al  XVIII.  BComun. 
1909,  280—89.  —  186)  Die  Thermen  des  Agrippa.  Rom  1910.  43  S.,  4  Taf., 
13  Abb.  —  187)  Das  Iseum  Campense  auf  einer  Münze  des  Vespasianus.  Sitzb. 
AkBerlin  1909,  640—48.  —  i88)  Ein  Hermestempel  des  Kaisers  Marcus. 
HeidelbergerAk.   7.  Abb.,   1910,   11—13. 


214  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

innere  Heiligtum  erklärten  Bau  vielmehr  für  die  Tür  des  Tempels 
hält.  —  Daß  der  jetzt  auf  Piazza  Navona  stehende  Obelisk,  der  im 
späteren  Altertum  die  Spina  des  Maxentius-Zirkus  schmückte,  ur- 
sprünglich (um  80  n.  Chr.)  von  Domitiau  beim  Iseum  Campense 
errichtet  gewesen  sei,  vermutet  G.  Farina^^"). 

Begio  IX.  Südlicher  Teil.  Mit  dem  ganzen  südlichen  Teile 
des  Campus  Martins  beschäftigt  sich  A.  v.  Domaszewskis  Aufsatz 
über  die  Triumphalstraße  im  Marsfelde  ^^^^^  unter  spezieller  Berück- 
sichtigung der  dieser  Straße  anliegenden  und  benachbarten  Tempel 
aus  republikanischer  Zeit.  Besonders  wichtig  ist  das  über  den 
Neptunstempel  in  Circo  Flaminio  Beigebrachte:  das  Rehef  mit  den 
Suovetaurüien,  welches  zusammen  mit  den  Nereidenreliefs  die  Basis 
der  skopasischen  Nereidengruppe  vor  dem  Tempel  schmückte  ^ 9^), 
bezieht  sicli  nicht  auf  Cn.  Domitius,  den  Zeitgenossen  des  Augustus, 
sondern  auf  den  Zensor  Cn.  Domitius  115  v.  Chr.  Dieser  hat  nach 
seinem  Siege  über  die  Kelten  an  der  Rhone  den  Tempel  gegründet, 
sein  Urenkel  ihn  erneuert  und  durch  Aufstellung  der  skopasischen 
Gruppe  verschönt,  weshalb  er  auch  auf  dessen  Münzen  erscheint.  — 
Nicht  beistimmen  kann  ich  D.  in  der  Ansetzung  der  Porta  Carraen- 
talis  an  der  Ostseite  des  Forum  HoHtorium;  auch  die  Lage  des 
Apollotempels  ist  unrichtig  angegeben. 

Der  lange  Aufsatz  von  L.  Morpurgo^^^^  über  die  Porta  ti-i- 
umphalis  und  die  Triuniphalstraße  fördert  die  Lösung  der  schwierigen 
Frage  wenig.  So  redliche  Mühe  sich  die  Verfasserin  gegeben  hat, 
so  genügen  doch  ihre  Argumente  nicht,  um  die  ebenso  neue  wie 
unwahrscheinliche  Hypothese  zu  beweisen,  daß  Porta  triumphalis 
nicht  ein  bestimmtes  Tor  gewesen  sei,  sondern  daß  der  Name  ver- 
schiedenen Stadttoren  hätte  beigelegt  werden  können,  durch  die 
jeweilig  der  Triumphzug  die  Stadt  betreten  habe.  Gegen  manche 
Aufstellungen  erheben  sich  schwere  methodische  Bedenken,  z.  B. 
gegen  die  Bedeutung,  welche  dem  skenischen  Triumplie  des  Nero 
beigemessen  wird,  um  aus  diesem  für  das  regelmäßige  Triumphritual 
weitgehende  Schlüsse  zu  ziehen. 

Zwei  anziehend  geschriebene  und  gut  illustrierte  Aufsätze  der 
Gräfin  E.  Caetani-Lovatelli  behandeln  den  Circus  Flaminius^^^ä) 
und  das  Theater  des  Marcellus  1^4).  Jüt  der  spätantikon  bzw. 
mittelalterlichen  Porticus  Pallacinae  beschäftigt  sich  Gatti^^''), 
welcher  sechs  bis  vor  kurzem  in  Via  S.  Marco  sichtbare  Säulen 
für  Reste  des  Baues  erklärt. 

Durch  eine  interessante  Kombination  eines  Stadtplanfragmentes 


189)  BComun.  1908,  254—74.  —  '»O)  ArchReligionswiss.  XII,  G7— 82.  — 
191)  Zur  Erklärung  vgl.  Michon,  Mouuments  Piot  XVII,  1910,  147—57; 
Sicveking,  ÖstcrrJahresh,  1910.  —  192)  ßConiun.  1908,  109—50.  — 
193)  NuovaAulol.  II.  846,  1907,  16.  März,  202—09  =  Pixsseggiate  nclla  Roma 
antica  107  —  27.  —  i»*)  NuovaAntol.  H.  823,  1906,  1.  April,  387—400  = 
Passcggiate  51—89.  —    ^^■')  lU^miun.    1908,  280—82. 


Topographische  Pwundschau.  215 

mit  gewissen  Mauerresten  an  der  Ostseite  der  Porticiis  Pompeiana 
(Via  dell'  Olmo)  glaubt  F.  Bigoti^ß)  die  Stelle  der  Curia  Pompei 
bestimmen  zu  können,  in  welcher  Cäsar  seinen  Tod  fand. 

Für  den  dorischen  Tempel  bei  S.  Nicola  in  Carcere  bringt 
Hülsen  authentisches  Material  aus  Handzeichnungen  Peruzzis, 
Palladios,  der  Sangallo  u.  a.  bei^^'^,  mit  deren  Hilfe  sich  Grundriß 
mid  Bauformen  weit  vollständiger  feststellen  lassen,  als  das  in  der 
vielfach  unkritischen  und  ungründlichen  Monographie  von  R.  Delbrück 
geschehen  war.  Der  Tempel  selbst  A^rd  als  der  um  260  v.  Chr. 
gegründete  des  Janus  bestimmt. 

In  einer  sehr  ausführlichen  Abhandlung,  von  der  bisher  nur 
der  erste  Teil  erschienen  ist,  erörtert  A.  Elter ^98)  aufs  neue  die 
oftbesprochenen  Probleme  über  Cremera  und  Porta  Cai'mentalis ; 
hier  kann  nur  auf  das  die  Stadttopograpliie  Betreffende  kurz  liin- 
gewiesen  werden. 

Der  Verfasser  glaubt,  die  Porta  Cannentalis  habe  gegen  Ende  der  republi- 
kanischen Zeit  noch  bestanden,  aber  als  einsame  verlassene  Torburg,  während 
der  Strom  des  Verkehrs  durch  eine  neben  dem  alten  Tore  in  die  servianische 
Mauer  gebrochene  Lücke  geleitet  worden  sei.  Dies  sei  der  Sinn  der  o\-idischen 
Verse,  deren  Betrachtung  E.  in  den  Mittelpunkt  stellt  (Fast.  II,  195 f.):  (Jar- 
mentis  poi-tae  dextra  est  Ha  proxima  iano ;  Ire  per  harte  noli  quisquis  es, 
omen  habet.  Die  unheimliche,  dem  Verkehr  gänzlich  entzogene  Porta  habe 
dann  (nach  200,  vielleicht  ei-st  nach  150  v.  Chr.)  Anlaß  zur  Bildung  der  Sage 
vom  Auszuge  der  306  Fabier  gegeben.  Aus  der  weitläuftigen,  durch  keine 
Planskizze  erläuterten  Darlegung  E.s  wird  nicht  klar,  mo  er  sich  eigentlich  die 
Porta  Carmentalis  denkt:  nicht  im  Zuge  oder  neben  der  Via  Bocca  della  Veritä 
(S.  63),  aber  dicht  am  Fuße  des  Kapitols,  also  etwa  im  Zuge  des  Vicolo  della 
Bufola?  Wo  mau  es  aber  auch  ansetze,  bei  jedem  Versuche,  sich  die  Hypothese 
auf  einem  genügend  großen  Plan  zu  verdeutlichen,  wird  man  sofort  ihre  Un- 
wahrscheinlichkeit  erkennen.  Daß  die  Porta  Carmentalis  noch  im  Jahre  203 
ein  offenes  Stadttor  war  und  für  feierliche  Prozessionen  diente,  beweist  die 
bekannte  Stelle  Livius  XXVll,  27 ;  dann  soll  sie  gerade  in  der  Periode,  wo 
die  Stadt  sich  in  die  südliche  Hälfte  des  Marsfeldes  ausdehnte  und  der  Verkehr 
sehr  gesteigert  war,  aus  unbekannten  Gründen  geschlossen  worden  und  der 
Verkehr  rechts  davon  (d.  h.  weiter  den  Berg  hinauf!)  abgeleitet  sein.  Ich  kann 
nicht  finden,  daß  irgend  eine  der  Stellen  aus  antiken  Autoren  eine  wirkliche 
Schließung  des  Tores  bezeugt.  Ein  Grundfehler  der  ganzen  Elterschen  Unter- 
suchung ist,  daß  Ovid  und  nicht  seine  direkte  Quelle  (denn  das  ist  Livius  in 
der  Fabiererzählung  ebenso  wie  beim  Regifugium)  zum  Ausgangspunkt  genommen 
wird,  dessen  klare  Worte:  infelici  via  dextro  iano  portae  Carmentalis  profecti 
der  Dichter  wenig  geschickt  paraphrasiert  hat.  Die  richtige  Intei-pretation  der 
Worte  hat  meines  Erachtens  Vahlen  (Index  lect.  Berol.  1893/94,  p.  10  =  opusc. 
II,  89)  mit  feinem  Sinne  gefunden. 

Transtiberim. 

Unter   den  Entdeckungen   der   letzten  Jahre   haben    wenige    so 

viel  Aufsehen  gemacht,  wie  die  des  Lucus  FuiTinae  auf  der  Höhe 

des  Janiculum  in  der  ehemaligen  Villa  Sciarra  (jetzt  Wurts).     Die 

Literatur    über   dieselbe   ist    so   angeschwollen,    daß    an   mehreren 


»96)    MelEcoleFr.    1908,    225—28.    —    i^^)    RömM    1906,    169—92. 
Progr.  der  Univ.  Bonn  zu  Kaisers  Geburtstag  1910,  78,  Sp.  4. 


216  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

Stellen  bibliographische  Zusammenstellnngen  darüber  gegeben  sind  1 99) : 
auf  diese  sei  verwiesen  für  die  zahlreichen  aus  zweiter  Hand  re- 
ferierenden Artikel  in  Zeitungen  u.  dgl.,  deren  Aufzälüung  hier 
zu  viel  Raum  beanspruchen  würde. 

Im  Sommer  1906  wurden  zufällig,  beim  Graben  für  die  Fundamente  eines 
Gärtuerhauses,  mehrere  Marmoraltäre  (2.  Jahrhundert  n.  Chr.)  mit  Dedikationen 
an  orientalische  Gottheiten  gefunden :  einer  ist  geweiht  zltt  Ksgawäo  y.al  Nvfiq:aig 
^OQQivatg  2"'').  Das  Verdienst,  auf  diese  Funde  zuerst  öffentlich  hingewiesen  zu 
haben,  gebührt  St.  Clair  Baddeley ^oi),  welcher  auch  in  dem  letzten  Namen 
sofort  die  altlatinische  Furrina  erkannte  und  den  Schluß  zog,  daß  nahe  der 
Fundstelle  der  Lueus  Furrinae,  die  Stelle  des  Todes  des  C.  Gracchus,  gelegen 
habe.  Durch  Baddeley  erhielten  auch  P.  Gauckler  und  Ch.  Hülsen  von  den 
Funden  Kenntnis;  Gauekler  berichtete  darüber  an  die  Academie  des  In- 
scriptions 2''-),  Hülsen  faßte  die  Resultate  der  bis  1907  gemachten  Funde  in 
einem  Vortrag  im  K.  D.  Archäologischen  Institut  zusammen,  der  dann  in  den 
Rom.  Mitt.  gedruckt  ist-^*^.  Gauckler  schloß  aus  dem  Ausdrucke  Nvftqpaig 
^OQQivaig,  daß  die  altrömische  Furrina  eine  Quellgottheit  gewesen  sei;  Hülsen 
bezweifelte  das,  weil  eine  Quelle  in  dieser  Gegend  des  Janiculum  nicht  nach- 
zuweisen sei.  Gauckler  hat  darauf  durch  Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle 
mancherlei  (antike?)  Wasserleitungsanlagen  nachgewiesen  ^oi);  freilich  treten 
diese  an  einer  Stelle  zutage,  die  von  der  ursprünglich  von  ihm  angenommenen 
ein  ganzes  Stück  entfernt  liegt.  Mit  der  Erklärung  der  Inschriften  haben  sich 
auch   Clermont-Ganneau^os^  uuj  q    Bruston  beschäftigt 206). 

Seit  Juni  1908  wurden  dann,  nicht  innerhalb  der  Villa  Sciarra,  sondern 
auf  dem  unmittelbar  nördlich  anstoßenden  Terrain  der  Societä  Immobiliare  del 
Gianicolo  methodische  Ausgrabungen  unter  Leitung  der  Herren  Gaston  Darier 
und  Georges  Nicole  ausgeführt.  Außer  den  offiziellen  Berichten  in  den 
Notizie  degli  scavi  und  dein  Bullettiuo  Comunale^OT)  liegt  ein  ausführlicher 
gut  illustrierter  Bericht  der  beiden  Gelehrten  selbst  vor 208)^  j^m  p_  Gauckler 
wiederum  eine  ganze  Reihe  von  Einzeluntersuchungen  hat  folgen  lassen  ~^^). 
Beiträge  zur  Erklärung  der  Bauten  und  sonstige  Funde  haben  auch  M.  Dieu- 
lafoy^iO)  und  G.  Wissowa-i^)  geliefert. 

Abgesehen  von  einigen  ganz  tief  liegenden  und  wenig  bedeutenden  Resten 
von  Tuffmauem,  die  möglicherweise  noch  aus  der  Zeit  der  Republik  stammen, 
hat  man  zwei  übereinander  liegende  Kultgebäude  gefunden.  Das  ältere,  ziemlich 
genau  nach  den  Himmelsgegenden  orientierte,  scheint  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr. 
errichtet    und    durch  Feuer    zerstört    zu    sein.      Erhalten    sind    davon    nur  zwei 


199)  P.  Gauckler,  MelficoleFr.  1908,  283;  1909,  239.  S.  Aurigemma 
Ausonia  IV,  Beibl.  17—34.  —  200)  NotScavi  1906,  248 f.,  433  (Gatti);  1907, 
88  (Vaglieri).  BComun.  1906,  332  (Gatti).  —  20i)  Athenaeum  Nr.  4145, 
S.  417  f.  —  202)  CorapteRendu  1907,  135—59  (le  bois  saere  de  la  Nymphe 
Furrina  et  le  sanctuaire  des  dieux  Syriens).  BComun.  1907,  45 — 81.  — 
203)  RömM  1907,  225—54.  —  204)  MelficoleFr.  XXVIII,  1908,  283—336 
(La  source  du  Lucus  Furrinae).  —  205)  CR  AcInscr.  1907,  250—58.  RevOrientsde 
VIII,  1907,  51—59.  —  206)  BSAntiqFr.  1909,  285—87.  —  207)  MelftcoleFr. 
XXIX,  1909,  1—86,  mit  15  Taf.  —  208)  NotScavi  1908,  262;  1909.389—410; 
1910,  163.  BComun.  1909,  97  —  106,  298—302  (Gatti).  —  209)  MelEcoleFr. 
XXIX,  1909,  239—68  (le  couple  Heliopolitain  et  la  tri'ade  solaire  dans  le 
sanctuaire  syrien  du  Lucus  Furrinae).  CR  AcInscr.  1909,  424 — 35  (la  nativitfe 
de  la  decssc  syrienne  Atargatis).  Ebenda  617 — 47  (les  trois  tcniples  >uj)erpos&3 
du  Lucus  Furrinae).  Ebenda  1910,  378 — 408  (Nouvelles  decouvertes  dans  le 
sanctuaire  syrien  du  Janicule).  Eine  ausführliche  Bcliamlhmg  in  den  Memoires 
de  l'Acadeniie  wird  außerdem  in  Aussieht  gestellt.  —  2i0)  qr  AcInscr.  1909, 
125 — 27  (le  temple  svrien  du  J.anicule  et  le  däityögAtous  niazdeen).  —  2ii)  ßerl. 
PhilolWschr.   1909,   1538—41. 


Topographische  Rundschau.  217 

kleine  Riiume,  davon  einer  mit  Mosaikpflaster  und  Wasserrinne,  möglicherweise 
für  rituelle  Waschungen,  ferner  die  Umfiissungsmauer  eines  unbedeckten  Hofes, 
in  dem  sich  zahllose  Keste  von  Brandoj)fern  und  viele  in  Reihen  aufgestellte 
Tonamphoren  fanden.  Das  jüngere  Heiligtum,  ein  Bau  wahrscheinlich  des 
3.  Jahrhunderts,  hat  etwa«  abweichende  Orientierung  und  interessanten  Grund- 
riß: im  ganzen  Gebilude  findet  sich  kaum  ein  rechter  Winkel.  Ein  Hof  in 
Form  eines  langgezogenen  Parallelogramms,  zugänglich  dureli  eine  breite  Tür 
in  der  Mitte  der  südlichen  Langseite,  wird  an  der  Schmalseiten  flankiert  von 
zwei  Kultgebäuden.  Zur  Linken  (westlich)  das  Heiligtum  einer  männlichen 
Gottheit,  basilikalcr  Form  sich  näherad  (Mittelschiff  und  zwei  Seitenschiffe, 
davor  dreiteiliger  Narthex);  zur  Rechten  (östlich)  das  der  weiblichen  Gottheit, 
ein  Oktogon  mit  zwei  fünfeckigen  Vorräumen,  die  so  angeordnet  sind,  daß  ein 
Einblick  in  das  Innere  unmöglich  ist.  In  der  Mitte  des  Oktogons  steht  ein 
gemauerter  dreieckiger  Altar  (Spitze  nach  O),  der  in  seinem  Innern  die  Bronze- 
statue einer  schlangennmwundenen  Göttin  birgt  (ein  ähnlicher  kleinerer  Altar 
mit  der  Spitze  nach  W  nimmt  die  Mitte  des  gegenüberliegenden  basilikalen 
Baues  ein).  Auch  sonst  sind  zahlreiche  bemerkenswerte  Einzelfunde  an  Statuen, 
Inschriften  u.  a.  gemacht  worden. 

Die  koQStantinischen  Regionarier  erwähnen  in  der  XIV.  Region 
einen  Ort  Mica  aurea,  welclier  bisher  meist  in  der  Nähe  von  Ponte 
Sisto  angesetzt  wurde,  weil  man  die  dort  gelegene  Kirche  S.  Gio- 
vanni della  Malva  mit  der  in  mittelalterlichen  Katalogen  <S'.  Johannis 
in  mica  aurea  genannten  identifizierte.  Dnchesne^is)  weist  diese 
Identifikation  zurück  und  sucht  die  3Iica  aurea  m  der  Nähe  von 
S.  Cosimato. 

Unweit  der  Porta  Portese  gefunden  ist  ein  großes  Fragment 
der  monumentalen  Grabschrift  des  Potitus  Messalla,  Consul  32  v.  Chr., 
Quindecimvir  sacris  faciundis  etc.,  ferner  ein  schöner  Sarkophag 
mit  liegender  Figur  der  Yerstorbenen  auf  dem  Deckel  u.  a.^is). 

Drei  vor  Porta  Portese  in  Vigna  Jacobini  noch  an  ihrer  alten 
Stelle  gefundene  Altäre  aus  Tuff,  mit  Weihinschriften  an  die  Lares 
viales,  Lares  semitales  und  Lares  curiales^i*)  gi^d  für  die  städtische 
Topographie  von  Interesse  insofern,  als  durch  den  dritten  der  Name 
eines  Vicus  der  XIV.  Region  auf  der  Basis  Capitolina,  vicus  Larum 
curialium  gesichert  wird  (bisher  las  man  r.  L.  ruralium  oder 
putealium). 

Von  G.  Tomassettis  Aufsatz  Scoperte  vaticane^is)  beschäftigen 
sich  mit  klassischer  Topographie  besonders  der  zweite,  dritte  und 
fünfte  Abschnitt:  E  Vaticano  antico  (über  den  Namen  und  das 
Verhältnis  des  ager  Vaticanus  zur  Tribus  Romilia),  S.  23 — 26; 
Romolo  nel  Vaticano  nel  medio  evo  (über  die  sog.  Meta  Romuli), 
S.  26 — 30;  11  Monte  d'oro  (dort  gefimden  u,  a.  eine  ex  praecepto 
Vestae  deahus  Nymphabus  gesetzte  Weihinschrift),  S.  37 — 41. 

Den  CLrcus  des  Nero  behandelt  Hülsen 216)  auf  Grund  unedierter 
Beschreibimgen  und  Zeichnungen  Giacomo  Grimaldis  (in  der  Am- 
brosiana und  der  Vaticana).     Die  Carceres  lagen  nicht,  wie  bisher 


212)  RendLincei  1909,  151.  —  2i3)  ßComun.  1908,  294f.  (Gatti).  — 
2'*)  NotScavi  1907,  465f.,  546.  BComun.  1908,  42—47  (Gatti).  —  2i5)  ßComun, 
1008,  21—41.  —   216)  Miscellanea  Ceriani,  Mailand  1910,  255—78. 


218  Ch.  Hülsen,  Topographie  der  Stadt  Rom. 

angenommen  zu  werden  pflegte,  au  der  West-,  sondern  an  der 
Ostseite  des  Gebäudes,  dessen  Maße  sich  ziemlich  genau  bestimmen 
lassen. 

Über  Castel  S.  Angelo  und  das  Mausoleum  Hadrians  liegt  eine 
ausführliche  und  reich  ausgestattete  Monographie  von  E.  Rodo- 
canachi2i7)  vor.  Der  Schwerpunkt  derselben  liegt  allerdings  in 
der  mittelalterlichen  und  neueren  Geschichte  des  Kastells,  das 
Antike  ist  ziemlich  kurz  (S.  1 — 16)  behandelt  und  auf  die  in  meiner 
Topographie  (Jordan  I,  3,  663 — 67)  mitgeteilten  Ergebnisse  neuerer 
Untersuchungen  ist  noch  keine  Rücksicht  genommen.  —  Der  Kom- 
mandant des  Kastells,  Oberst  Borgatti,  der  sich  in  zwanzigjähriger 
unermüdlicher  Tätigkeit  um  die  Freilegung  und  Erforschung  des 
Monuments  die  größten  Verdienste  erworben  hat,  gibt  eine  kurze 
Übersicht  seiner  Resultate  in  einer  englisch  geschriebenen  Bro- 
schüre ^is);  ein  Vortrag  desselben  Verfassers,  »Recent  discoveries 
in  the  Mausoleum  of  Hadrian«,  beschäftigt  sich  fast  ausschließlich 
mit  Mittelalter  und  Renaissance  21 9). 

Über  die  Via  triumphalis  im  vatikanischen  Gebiet  handelt  L. 
Morpurgo220)j  ihi-  Resultat,  daß  triumphalis  ein  »unoffizieller« 
Name,  ein  zweites  Attribut  der  A^ia  Cornelia  sein  soll,  ist  allerdings 
nicht  annehmbar.  Fräulein  Morpurgo  hat  wenigstens  die  Zeugnisse 
für  den  Namen  Via  triumphalis  fleißig  gesammelt;  schlimmer  ist 
es,  wenn  A.  Elter 221)  behauptet:  »der  Name  (Via  triumphalis)  ist 
nicht  antik  und  nur  überliefert  in  den  ältesten  Berichten  über  das 
Grab  des  heiligen  Petrus,  erst  von  den  Neueren  mißbräuchlich  als 
antiker  Straßenname  *verwendet«.  Allerdings  enthält  mein  Nomen- 
clator  Topographicus,  dessen  ün Zuverlässigkeit  und  Unvollständig- 
keit  Elter  anderwärts  beklagt,  die  antiken  Zeugnisse  für  die  Triumphahs 
ebensowenig  wie  für  die  übrigen  Landstraßen. 

Bei  den  neuen  Straßenanlagen  im  vatikanischen  Gebiet  sind 
zahlreiche  Gräberreste  zutage  gekommen,  mit  Urnen  \nid  Sarkophagen, 
zum  Teil  von  bedeutendem  künstlerischen  Werte;  auch  ein  wohl- 
erhaltenes Stück  der  Via  triumphalis  selbst  ist  (bei  der  modernen 
Via  Famagosta)  aufgedeckt  worden  222). 


2>7)  Le  Chateau  S:iiut-Ango.  Paris  1909.  4«,  290  S.,  40  Taf.  —  218)  The 
Mausoleum  of  Jladriaa  and  the  Castle  S.  Angelo.  Rom  1910.  84  S.  — 
219)  JBritAmArchaeolAss.  IV,  73—77.  —  220)  BComun.  1908,  125—35.  — 
221)    Itinorai-studieu,    Progr.  Bonn   1908,   11.  —   222)  NotScavi   1906,  300—04; 

1907,  471f.,    543f.;    1908,    129.     BComun.    190t),  321—26;    1907,  331—35; 

1908,  93f.;   1909,   126. 


Bericht  über  die  ethnologische  Forschung 
1906—1908. 

Von  Prof.  Dr.  P.  Gähtgens  in  Straßburg  i.  E. 

Allgemeines. 

A.  H.  Keane  hat  eine  systematische  Darstellung  der  Rassen 
und  Völker  der  Erde  erscheinen  lassen:  »The  World's  Peoples:  a 
populär  account  of  their  bodily  and  mental  characters,  beliefs, 
traditions,  political  and  social  institutions « i),  E.  Reclus  ein  um- 
fangreiches Werk:  »L'homme  et  la  terre«^).  M.  Haberlandts 
kleine  »Völkerkunde«  3)  in  der  Sammlung  Groschen  ist  in  zweiter 
durchgearbeiteter  Auflage  erschienen.  Wertvoll  für  den  Ethno- 
graphen ist  der  von  der  Generalverwaltung  neu  herausgegebene 
»Führer  diurch  das  Museum  für  Völkerkunde  (zu  Berlin)«'*)  mit 
seinen  einleitenden  Abschnitten  über  die  vorgeschichtlichen  Altei'- 
tümer  und  über  die  Völkerkunde  der  einzelnen  Erdteile  (mit  Karten) 
sowie  der  von  W.  Foy  in  zweiter  Auflage  veröffentlichte  »Fülu-er 
durch  das  Rautenstraucli-Joest-Museum  (Museum  für  Völkerkunde) 
der  Stadt  Köln  «5),  der  in  einigen  einleitenden  Kapiteln  auch  über 
Begriff  und  Fragen  der  Völkerkunde  orientiert. 

Der  erste  Band  von  James  Hastings  großangelegter  »Ency- 
clopaedia  of  Religion  and  Etliics«^),  die  das  gesamte  Gebiet  der 
Theologie  und  Philosophie,  die  einschlägigen  Teile  der  Anthropologie, 
Mythologie.  Folklore,  Biologie,  Psychologie  sowie  der  ökonomischen 
und  Sozialwissenschaften  enthalten  soll,  bringt  eine  ganze  Reihe 
von  äußerst  wertvollen  Artikeln  über  religionsA\ässenschaftliche 
Fragen  aus  der  Feder  bedeutender  Fachgelehrten.  Für  W.  Wundts 
»Völkerpsychologie,  eine  Untersuchung  der  Entwicklungsgesetze 
von  Sprache,  Mythus  und  Sitte«.  Bd.  II:  Mythus  und  Religion, 
1.  und  2.  Teil"),  verweise  ich  auf  die  Besprechung  von  A.  Vier- 
kandt.  Bd.  III  des  Werkes,  der  »Die  Kunst <^)  behandelt,  ist  in 
zweiter  neubearbeiteter  Auflage  erschienen. 


1)  London  1908.  434  S.  mit  270  Abb.  PM  1908,  LB  582  (Ehrenreich).  — 
2)  Paris  0.  J.  (1905 ff.).  I,  II,  III,  580,  572,  676  S.  mit  Abb.  u.  K.  PM 
1908,  LB  583  (O.  Schlüter).  —  3)  Leipzig  1906.  16»,  213  S.  —  *)  14.  Aufl. 
Berlin  1908.  272  S.  mit  K.  —  »)  2.  Aufl.  Köln  1908.  259  S.  mit  Abb. 
u.  K.  —  6)  Edinburg  u.  New  York  1908,  Bd.  I,  XXII  u.  903  S.  —  7)  Leipzig 
1905/06.  617  u.  481  S.  PM  1907,  LB  537  (Vierkandt).  —  »)  Leipzig  1908. 
X  u.  564  S.  mit  59  Abb. 


220  P.  Gähfgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Matsumura  Akira  hat  ein  in  englischer  und  japanischer 
Sprache  abgefaßtes  Völkerlexikon  »A  Gazetteer  of  Ethnology«^) 
veröffentlicht,  das  alle  Völker-  und  Stammesnamen  der  Vergangen- 
lieit  und  Gegenwart  mit  Angabe  des  Wohnsitzes  aufführt,  ein  für 
den  Ethnographen  außerordentlich  wichtiges  Hilfsmittel. 

Von  hohem  Wert  für  Ethnologie  und  Linguistik  ist  die  seit 
1905  von  P.  W.  Schmidt  herausgegebene  Internationale  Zeitschrift 
für  Völker-  und  Sprachenkunde  »Anthropos«!^),  die  die  wissenschaft- 
lichen Ergebnisse  aus  dem  Gesamtgebiet  der  katholischen  Missionen 
ohne  konfessionelle  Nebenzwecke  zusammenfassen  will.  Auch  A. 
V.  Gennep  gibt  seit  1908  eine  neue  internationale  ethnographische 
Zeitschrift,  Revue  des  etudes  ethnographiques  et  sociologiquesi^), 
heraus.  Daneben  sind  zwei  bibliographische  Zeitschritten  zu  nennen. 
Die  eine  von  L.  Dietrich  herausgegebene  Volkskundliche  Zeit- 
schriftenschau ^  2)  schließt  in  ihrem  neuesten,  das  Jahr  1905  um- 
fassenden Bande  die  innerhalb  des  Britischen  Reiches  erscheinenden 
volkskundlichen  Zeitschriften  aus,  da  seit  1906  Northcote  W. 
Thomas  eine  »Bibliography  of  Anthropology  andFoLldore«!^)  heraus- 
gibt, die  sich  auf  die  Erscheinungen  (auch  Bücher)  innerhalb  des 
Britischen  Reiches  beschränkt.  Erwähnt  seien  auch:  »Boas  Anni- 
versary  Volume,  Anthropological  Papers  written  in  honor  of  Franz 
Boas«^*)  und  »Anthropological  Essays,  presented  to  E.  Burnett 
Tylor  in  Honour  of  his  75 ^^^  Birthday  Oct.  2  1907  «i5),  auf  deren 
einzelne  Arbeiten  später  verwiesen  werden  Avird. 

K.  Th.  Preuß  handelt  über  die  »Religionen  der  Naturvölker  «^ß). — 
A.  Vierkandt  versucht  in  einem  Aufsatz  über  »Die  Anfänge  der 
Religion  und  Zauberei« i'^)  die  Entwicklung  derselben  aiif zudecken 
imd  die  Ansicht  von  Preuß  über  ein  präanimistisches  Zeitalter 
der  Religion  als  richtig  zu  erAveisen.  —  P.  Ehrenreichs  kritische 
Abhandlung  »Götter  und  Heilbringer« '8)  richtet  sich  gegen  K. 
Breysigs  Werk  »Die  Entstehung  des  Gottesgedankens  und  der 
Heilbringer«.  —  Wera  Cham  sin  spricht  »Zur  Frage  über  die 
Verehrung  des  Feuers« i^)  \md  will  das  Sammeln  von  Über- 
lieferungen über  das  Feuer  aus  dem  Volksmunde  vervollständigen 
und  systematisieren.  —  Eine  zusammenfassende  Arbeit  über  »Feuer- 
findung  und  reuerzündung«20)  hat  G.  Pauschmann  in  seiner  Disser- 
tation geliefert.  Von  R.  Lasch  wird  »Der  Eid,  seine  Entstehung 
und  Beziehung  zu  Glaube  und  Brauch  der  Naturvölker«  21)  behandelt. 

9)  Tokio  1908.  XVI  u.  492  S.  mit  6  K.  —  i")  Salzburg  190Gff.  — 
>')  Paris  1908.  —  12)  Leipzig  1907.  36G  S.  —  i»)  Ix)ndon  1906 ff.  — 
'*)  New  York  1906.  XIX  u.  559  S.,  37  Taf.  u.  22  Textfig.  PM  1908, 
LB  581  (Giihtgens).  —  '5)  Oxford  1907.  VIII  u.  416  S.,  1  K.  u.  15  Taf. 
PM  1909,  LB  677  (Gähfgens).  —  16)  ArchReligionswiss.  IX,  95—142.  — 
«7)  Glob.  XCII,  1907,  21  —  25,  40—45,  61  —  65.  —  i»*)  ZKthn.  1906,  .-)36— 610.  — 
19)  Etnograficeskoje  Obozronije  1906,  Nr.  3/4,  68—205.  Glob.  XCIIl,  1908, 
324  (P.).  —  20)  Erlangen  1908.  —  21)  Studien  u.  Forsch,  zur  Menschen-  u. 
Völkerkunde,  Bd.  V,  Stuttgart  1908.      147   S. 


Allgemeines.  221 

Eine  sehr  wertvolle  Bei-eichoning  der  Literatur  ist  das  groß 
angelegte  Werk  »Vergleichende  Volksmedizin,  eine  Darstellung  volks- 
medizinischer Sitten  \md  Gebräuche,  Anschauungen  und  Heilfaktoren, 
des  Aberglaubens  und  der  Zaubermedizin «22j^  das  unter  Mitwirkung 
von  Fachgelehrten  Dr.  0.  v.  Hovorka  und  Dr.  A.  Kronfeld  heraus- 
gegeben haben.  C.  J.  Grawinkel  handelt  über  »Zähne  und  Zahn- 
behandlung der  alten  Ägypter,  Hebräer,  Inder,  Babylouier,  Assyrer, 
Griechen  und  Römer« ^3)^  H.  Schroeder  in  einer  zahnärztlich-ethno- 
logischen Studie  über  »Die  künstliche  Deformation  des  Gebisses« 2*). 

In  zweiter  umgearbeiteter  und  vermehrter  Auflage  ist  A.  Leh- 
manns »Aberglaube  und  Zauberei  von  den  ältesten  Zeiten  an  bis 
in  die  Gegenwart,  deutsche  Übersetzung  von  Dr.  med.  Petersen«25)^ 
erschienen.  —  R.  R.  Marett,  »Is  Taboo  a  Negative  Magic?«  26)^ 
sucht  das  Wesen  des  Tabu  klarzulegen  und  tritt  der  Frazerschen 
Erklärung  desselben  als  eines  negativen  Zaubers  entgegen.  —  Eine 
selu'  tüchtige  und  dankenswerte  Arbeit  über  den  Gebrauch  von 
Amuletten  im  Altertum  hat  G.  Ivropatscheck  in  »De  amuletorum 
apud  antiquos  usu  capita  duo«27)  geliefert.  Hier  sei  auch  das  Buch 
von  G.  Bellucini  »H  feticismo  primitive  in  Italia  e  le  sue  forme 
di  adattamento«28j  erwähnt.  —  Von  E.  Westermarcks  »Origin 
and  Development  of  the  Moral  ldeas«29)  hat  L.  Katscher  eine 
deutsche  Bearbeitung  besorgt  unter  dem  Titel  »Ursprung  und  Ent- 
wicklung der  Moralbegriffe «30).  Aus  dem  zweiten  Baude  bringt 
der  Globus  als  selbständigen  Artikel  den  Absclmitt  über  »Reinlich- 
keit, Unreinlichkeit  imd  Askese«3i).  A.  v.  Gennep  hat  24  iu 
verschiedenen  französischen  Zeitschriften  von  1904 — 08  veröffent- 
lichte Abhandlungen  gesammelt  herausgegeben:  »Religions,  Moers 
et  Legendes,  Essais  d'Ethnographie  et  de  Linguistique«32).  In 
einem  kleinen  lesenswerten  Aufsatz,  »Die  soziale  Dreistuf entheorie«^^), 
weist  F.  Gold  stein  die  Theorie,  der  Mensch  sei  zuerst  Jäger,  dann 
Viehzüchter  gewesen  und  schließlich  Ackerbauer  geworden,  als  jeder 
Avissenschaftlichen  Grundlage  entbehrend  zurück. 

Da  der  Mensch,  wie  erwiesen,  ursprünglich  Heibivor  gewesen  ist,  könne 
er  nicht  zuerst  Jäger  gewesen  sein.  Ebensowenig  liönne  die  Viehzucht  als  Vor- 
stufe des  Ackerbaues  angesehen  werden,  da  der  Naturmensch  nirgends  aus  wirt- 
schaftlichem Interesse,  sondern  immer  nur  aus  Thesaurierungspolitik  Viehzucht 
treibe  (vgl.  unter  Afrika  Nr.  35). 

A.  E.   Crawley,    »Exogamy    and    the    Mating   of    Cousins«^^), 

22)  Stuttgart  1908.  2  Bde.,  1500  S.  mit  28  Taf.  u.  etwa  380  Abb.  im 
Text.  Glob.  XCV,  1909,  160  (R.  Andree).  —  23)  Berlin  1906.  VI  u.  66  S, 
(Erlanger  Diss.).  —  24)  Greifswald  1906.  116  S.  mit  3  Taf.  u.  23  Bildern.  — 
25)  Stuttgart  1908.  505  S.  mit  2  Taf.  u.  67  Textabb.  —  26)  Anthropol.  Essays, 
presented  to  E.  B.  Tylor,  Oxford  1907,  219—34.  —  27)  ßiss.  Greifswald  1907. — 
28)  Perugia  1907,  74  Abb.  —  29)  London  1906  u.  1908.  2  Bde.,  XXI  u. 
716,  XV  u.  868  S.  —  30)  Leipzig  1907  u.  1908.  2  Bde.  —  3i)  Glob.  XCIII, 
1908,  109  —  13.  —  32)  pari^  igog.  i20,  318  S.  —  »3)  ZSozialwiss.  X,  1907, 
H.  10,  1—18.  PM  1907,  LB  591  (Gähtgens).  —  34)  Anthr.  Essavs,  pres.  to 
E.  B.  Tylor,  Oxford   1907,   51—64. 


222  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

erklärt  die  Exogamie  als  hervorgegangen  aus  der  natürlichen  ge- 
schlechtlichen Gleichgültigkeit  zwischen  Bruder  und  Schwester,  aus 
der  das  Verbot  des  Inzostos  entstand,  das  später  auf  die  Stammes- 
brüder und  -Schwestern  ausgedehnt  wurde,  angebahnt  durch  die 
Gleichheit  des  Namens  (Totem).  Northcote  W.  Thomas  behandelt 
kurz  das  Problem  des  Ursprungs  der  Exogamie  (»The  Origin  of 
Exogamy«)35).  —  H.  E.  Rivers  knüpft  in  seiner  Abhandlung  über 
»Classification  of  Relationship«36)  an  Morgans  Theorie  an.  John 
R.  Swanton  bringt  eine  interessante  »Reconstructiou  of  the  Theory 
of  Social  Organization  «37). 

Die  herrsehende  Ansicht,  daß  diejenige  Gesellschaftsform,  in  der  ein  Stamm 
in  totemistische  exogame  Clans  mit  Miitterrecht  organisiert  ist,  die  primitive 
sei,  bei  einer  Prüfung  der  nordamerikauischen  Stämme  nach  dieser  Richtung 
hin,  sei  nicht  aufrecht  zu  erhalten.  Totem  und  Exogamie  müßten  gesondert 
betrachtet  werden. 

A^on  der  von  Fr.  S.  Krauß  herausgegebenen  Zeitsclmft  An- 
thropophyteia,  Jahrbücher  für  folkloristische  Erhebungen  und  For- 
schungen zur  Entwicklungsgeschichte  der  geschlechtlichen  Moral  ^^^^ 
sind  der  dritte  bis  fünfte  Band  erschienen.  Das  1884  zuerst  ver- 
öffentlichte Werk  von  H.  Floß  und  M.  Bartels,  »Das  Weib  in 
der  Natur-  und  Völkerkunde«  39),  hat  seine  neunte,  von  Dr.  Paul 
Bartels  bearbeitete  Auflage  erlebt.  —  Otto  Stolls  Buch  »Das 
Geschlechtsleben  in  der  Völkerpsychologie«  *ö)  hat  Vierkandt  be- 
sprochen. —  A.  Penck  hat  einen  Vortrag  über  »Das  Alter  des 
Menschengeschlechts «*!)  gehalten.  —  W.  M.  Flinders  Petrie  ver- 
sucht in  seinem  Aufsatz  »Migrations«*^)  1.  die  allgemeinen  Er- 
wägungen bezüglich  des  Wandels  und  der  Bewegungen  der  Rassen, 
2.  die  Rassengeschichte  Ägyptens  und  3.  die  gToßen  europäischen 
Völkerverschiebungen  und  -mischungen  in  der  Zeit  von  Kaiser 
Augustus  bis  Karl  d.  Gr.  zu  skizzieren. 

R.  Lasch,  »Über  Sondersprachen  und  ihre  Entstehung« *3)  ujk^I 
»Die  Arbeitsweise  der  Naturvölker«**),  führt  die  primitiven  Arbeits- 
systeme vor.  Er  behandelt  ferner  »Das  Marktwesen  auf  den 
primitiven  Kulturstufen  «*5).  —  Eine  wertvolle  zusammenfassende 
Arbeit  über  das  Flechtwerk  verdanken  wir  J.  Lehmanns  »Syste- 
matik und  geographische  Verbreitung  der  Geflechtsarten.  Mit 
166  Figuren  und  einem  Anhang:  Die  hauptsäclüichsten  Arten  von 
Knoten« *ß).     In    seiner    »Gescliichte    des    Schattentheaters«'*''')    g\\){ 


35)  Anthr.  Essays,  pres.  to  E.  B.  Tylor,  Oxford  1907,  349—54.  —  »6)  Ebenda 
309—23.  —  ")  Boas  Anniversary  Vol.,  New  York  1906,  166—78.  —  ^8)  Leipzig 
1906—08.  MAnthrGesWien  XXXVI,  50—52;  XXXVll,  12,9—31  (Wintcr- 
nitz).  —  39)  Leipzig  1908.  2  Bde.,  986  u.  884  S.  mit  11  Taf.  —  *^)  Leipzig 
1908.  XIV  u.  1020  S.  PM  1908,  LB  588  (Vierkandt).  —  -")  ZEthn.  1908, 
390—407.  PM  1908,  LB  594  a  (O.  Schoeteusack).  —  *2)  JAnthrl  XXXVI, 
1906,  189—232,  mit  8  Taf.  —  ")  MAnthrGesWien  XXXVII,  1907,  89—101, 
140—62.  —  **)  ZSozialwiss.  XI,  1908,  293—304.  —  *»)  Ebenda  IX,  1906, 
619—27,  700—15,  764—82.  —  <6)  Leipzig  1907.  Abh.  d.  KgL  Zool.  u. 
Anthr.-ethnogr.  Mus.  z.  Dresden,  Bd.  XI,  Nr.  3.  —   ")  Berlin   1907. 


Allgemeines.     Ozeanien.  223 

G.  Jacob  einen  T"^berblick  über  die  Wanderung  des  Schattentheaters 
vom  Morgenland  ins  Abendland  und  charakterisiert  den  inneren 
Gehalt  der  einzelnen  Schattenspiele.  —  M.  Haberlandt,  »Völker- 
schmuck mit  besonderer  Berücksichtigung  des  metallischen  Schmuckes, 
nebst  Einfühmngen  und  Erläuterungen«  *8). 

Caroline  Furness  Jayne  »String  Figures,  a  Study  of  Cat's 
Cradle  in  Many  Lands «*9)  verfolgt  an  der  Hand  einer  reichen 
Literatur  das  Fadenspiel  über  die  ganze  Erde. 

Eine  wertvolle  Einleitung  zu  dem  Werke  hat  Haddon  geschrieben.  Ein 
wichtiges  Resultat  des  Werkes  ist,  daß  sich  in  Amerika  derselbe  Typus  des 
Spiels  findet  wie  in  Ozeanien,  dagegen  nicht  der  asiatische.  —  Über  das  Faden- 
spiel und  seine  Verbreitung  in  Afrika  haben  ferner  Cunnington  (für  Zentral- 
afrika), Parkinson  (bei  den  Yoruba)  und  Haddon  (für  Südafrika)  ge- 
schrieben ^O).  —  Walter  E.  Roth,  »Cratch- Cradle« 5'),  weist  dieses  Spiel  nun 
auch  für  die  Aruaken  und  Warrau  in  Britisch-Guayana  nach. 

Zum  Schluß  sei  noch  hingewiesen  auf  »Die  neuen  Methoden 
der  ethnologischen  Jurisprudenz «^2)  von  Giuseppe  Mazzarella 
(aus  dem  italienischen  Manuskript  übersetzt  von  A.  Hellwig)  und 
auf  die  sehr  brauchbare  Anleitung  für  ethnographische  Beobachtungen 
von  J.  H.  Frazer:  507  »Questions  on  the  Customs,  Belief s  and 
Languages  of  Savages«^^). 


*8)  Wien  1906.  109  Taf.  mit  22  S.  Text.  —  *»)  New  York  1906  mit 
Abb.  —  50)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  121—31,  132—41,  142—49,  mit  Fig.  — 
")  RevfitudesEthnogr.  1908.  —  ^2)  ArchAnthr.  N.  F.  V,  1906,  227—48.  — 
")  Cambridge  1907. 

I.  Ozeanien. 

Allgemeines.  Von  allgemeinen  Darstellungen  ist  zu  nennen  die 
zweite,  von  A.  H.  Keane  durchgesehene  und  ergänzte  Auflage  von 
F,  H.  H.  Guillemards  » Australasia.  Bd.  11:  Malaysia  and  the 
Pacific  Archipelagoes«^).  G.  Fritsch  beleuchtet  in  einem  längeren 
Aufsatz  »Über  die  Verbreitung  der  östlichen  Urbevölkerungen  und 
ihre  Beziehungen  zu  den  Wandervülkern«^)  auf  Grund  eigener,  auf 
einer  Reise  um  die  AVeit  gemachten  Beobachtungen,  die  Lage  der 
ethnographischen  Verhältnisse  in  den  Ländern,  die  an  den  Indischen 
Ozean  stoßen  und  im  Osten  in  den  Sundaarchipel  hinführen.  Der- 
selbe behandelt  »Die  ethnographischen  Probleme  im  tropischen 
Osten«3).  Über  D.  Macdonalds  »The  Oceanic  Languages,  their 
Structure,  Vocabulary  and  Origin«-*)  haben  sich  P.  W.  Schmidt 
und  Fr.  Nik.  Finck  abfäUig  geäußert.  Nach  dem  Globus  führe 
ich  an  »Die  Malaio-Polpiesische  Völkerwanderung  im  Stillen  Ozean «5), 
in  Tabellenform    dargesteUt   von  \V.  v.  Bülow.     Von  A.  Hellwig 


1)  London  1908.  XVI  u.  574  S.,  16  K.,  47  Abb.  PM  1909,  LB  580 
(F.  Hahn).  —  2)  Glob.  XCI,  1907,  8—14,  21—26,  37—44,  mit  Abb.  — 
3)  ZEthn.  1906,  347—66.  —  *)  London  1907.  XV  u.  352  S.  Anthropos 
III,  626f.  (Schmidt).  PM  1908,  LB  467  (Finck).  —  5)  Glob.  LXXXIX, 
1906,  243. 


224  P.  Gähtgens,  Beriebt  über  die  etbnologische  Forschung. 

liegt  wieder  eine  wichtige  ethnologisch-juristische  Arbeit,   »Beiträge 
zum  Asylrecht  von  Ozeanien  «6),  vor. 

A.  Australien. 

N.  W.  Thomas  hat  über  »Australian  marriage  eustoms«'^)  ge- 
schrieben. Fih'  desselben  »Kinship  Organisation  and  Group  Marriage 
in  Australia«^)  und  »Natives  of  Austraha«^),  das  eine  sehr  dankens- 
werte zusammenfassende  Darstellung  der  australischen  Kultur  ist, 
kann  ich  auf  die  Besprechung  von  F.  Graebner  verweisen.  R.  H. 
Mathews  handelt  über  »Australian  Tribes  —  their  Formation  and 
Government« ^0),  »Sociology  of  some  Australian  tribes« ii),  »Organi- 
sation sociale  de  quelques  tribus  australiennes«^^^  und  bringt  »Ethno- 
logical  notes  on  the  aboriginal  tribes  of  New  South  "Wales  and 
Victoria« ^3j.  dIq  (\j-q[  letztgenannten  Arbeiten  hat  F.  Graebner 
besprochen  1*).     Zahh-eiche  Arbeiten  hat  R.  H.  Mathews  geliefert: 

»Initiation  ceremonies  of  the  Murawarri  and  otber  aboriginal  tribes  of 
Queensland  «^^),  »Notes  on  the  aborigines  of  the  northeru  territory,  Western 
Au.'-tralia  and  Queensland«'^),  *The  totemistic  System  in  Australian '^,  »Folk- 
lore of  sonie  aboriginal  tribes  of  Victoria«'^),  »Some  Mythology  of  the  Gun- 
dungurra  Tribe,  New  South  Wales« '3),  »Bemerkungen  über  die  Eingeborenen 
Australiens« 20)  (Soziologie  der  Stämme  Ngunnlialgu,  Mailpurlgu,  Maraura  und 
einiger  Qucenslandstämme),  >  Beiträge  zur  Ethnographie  der  Australier«-')  (Ver- 
stümmelungen und  andere  Bräuche,  Wohnungen,  Geräte,  tägliches  Leben),  die 
»Initiationszeremonie  des  Birdhawalstammes«22)  ju  der  Nordostecke  des  Staates 
Viktoria.  In  einem  Artikel  »Zur  australischen  Deszendenzlehre« ^3)  wendet  er 
sich  gegen  die  von  Spencer  und  Gillen,  Howitt  und  Thomas  aufgestellten  Theorien 
uml  sucht  weiter  auch  die  »Matrilineale  Deszendenz  beim  Wombaiastamme, 
Zcutralaustralien<  2*)  zu   erweisen. 

F.  Graebner  bezeichnet  einen  Aufsatz  über  »Wanderung  und 
Entwicklung  sozialer  Systeme  in  Australien« 25)  als  ersten  Teil  der 
genaueren  Untersuchung  des  Problems,  welches  er  in  seinem  Vor- 
trag über  Kulturkreise  und  Kulturschichten  in  Ozeanien  (GJb.  XXXI, 
143,  Anm.  1)  aufgezeigt  hat. 

Die  beiden  entgegengesetzten  sozialen  Systeme,  das  muttcjTechtliche  Zwei- 
klassensystem und  das  vaterrechtliche  Lokalsystem,  sind  nicht  das  eine  aus  dem 
andern  hervorgegangen,  sondern  haben  gegeneinander  gewirkt,  und  zwar  so, 
daß  das  mutterrechtliche  Zweiklassensystcm,  das  sich  mitten  durch  den  ganzen 
Kontinent  zieht,  von  der  Nordostküsie  die  Flußläufe  aufwärts  und  über  die 
Wasserscheide  die  nach  SW  fließenden  Ströme  abwärts  vorgedrungen  ist.  Eine 
Karte  veranschaulicht  die  Verteilung  der  sozialen  Systeme  der  Australier. 

6)  Stuttgart  1906.  04  S.  ZVglRechtswiss.  XIX.  —  '')  Folk-Lore  XVIII, 
306—18.  —  8)  Cambridge  1906.  XIII  u.  105  S.  —  9)  London  1906.  XII 
u.  256  S.  mit  Abb.  u.  1  K.  Glob.  XCII,  1907,  16  f.  (F.  Graebner).  PM  1907, 
LB  492  (derselbe).  —  i")  ZEibn.  1900,  939—46.  —  ")  JPIISNSWales  1906, 
39,  104—23.  —  12)  BMemSAnthrParis  1900,  7,  104—74.  —  '3)  Sydney 
1905.  —  i<)  ZentralblAuthr.  1907,  338—40.  —  >5)  QuecnslGJ  XXII,  64—73.  — 
16)  Ebenda  74—86.  —  i")  AmAniiq.  XXVIII,  1900,  140—47.  —  i»)  Ebenda 
XXIX,  1907,  44—48.  —  i»)  ZEthn.  1908,  203  —  00.  —  20)  MAnthrGcsWicn 
XXXVI,  1906,  167—73.  —  2i)  Ebenda  XXXVII,  1907,  18  —  38.  —  22)  Ebenda 
XXXVIII,  1908,  17—24.  —  23)  Kbenda  182—87.  —  24)  Ebenda  321—23.  — 
25;  Glob.   XC,    1906,   181—80,  207  —  10,  220—24,  237—41,  mit  Abb.  u.  1  K. 


Australien.  225 

B.  Schidlofs  >Das  Sexualleben  der  Australier  und  Ozeanier<'26) 
-wird  von  G.  Antze  sehr  ungünstig  beurteilt.  —  Klaatsch  berührt 
in  seinem  »Reisebericht  aus  Australien « 27)  und  »Sohlußbericht  über 
meine  Reise  nach  Australien  in  den  Jahren  1904 — 07 «^s)  (Nord- 
Avestaustralieii ,  Nordterritorium,  Melville-Island,  Tasmanien)  auch 
manche  ethnologische  Fragen,  so  den  Totemismus,  die  Schwirrhölzer, 
die  Zirkumzision  und  teilt  seine  mannigfaltigen  Beobaclitungen  mit. 
In  einem  Vortrag  handelt  er  über  »Die  Steinartefakte  der  Australier 
und  Tasmanier,  verglichen  mit  denen  der  üi-zeit  Europas  «29).  — 
D.  J.  Cunningham  hat  »The  Head  of  an  Aboriginal  Australian « 30) 
und  eine  anthropologische  Untersuchung  über  »The  Australian 
Forehead«3i)  veröffentlicht.  —  Andrew  Lang  erörtert  in  seinen 
»Australia  Problems  «32)  einen  noch  unerkläi'ten  Fall  von  Exogamie, 
die  Ein-Totemehe  (one  totem  to  one  totem  marriage).  —  A.  v. Grennep 
bespricht  in  der  Einleitung  zu  »Mythos  et  legendes  d'Australie. 
Etudes  d'Ethnographie  et  de  Sociologie«33)  eine  Menge  wichtiger 
auf  Australien  bezüglicher  ethnologischer  Fragen. 

Ein  AVerk  von  hoher  Bedeutung,  das  auf  langjähriger,  tief- 
gründiger Arbeit  beruht,  verdanken  wir  dem  Missionar  Carl  Streh- 
low.  Sein  Manuskript  hat  M.  Frlir.  v.  Leonhardi  kommentiert 
und  unter  dem  Titel  »Die  Aranda-  und  Loritjastämme  in  Zentral- 
australien « 3*)  herausgegeben. 

1.  Teil:  Mythen,  S.igen  uud  Märehen  des  Arandastammes;  2.  Teil:  Mythen, 
Sagen  und  Märchen  des  Loritjastammes,  die  totemistischen  Vorstellungen  und 
die  Tjurunga  der  Aranda  und  Loritja.  Mit  Tjurunga  wird  etwas  Geheimes, 
Verborgenes  bezeichnet,  sie  gelten  als  der  gemeinsame  Leib  des  Menschen  und 
seines  Totem  vorfahren.  Zu  ihnen  gehören  auch  die  Schwirrhölzer.  —  M.  P^rhr. 
V.  Leonhardi  berichtet  auch  nacli  Briefen  desselben  »Über  einige  religiöse 
und  totemistische  Vorstellungen  der  Aranda  [Arunta]  und  Loritja  in  Zentral- 
australien «^^),  die  teilweise,  z.  B.  in  bezug  auf  die  Reinkarnation,  den  Angaben 
Spencers  und  Gillens  nicht  entsprechen  (näher  ausgeführt  in  dem  obengenannten 
Werite);  teilt  ferner  »Einige  Sagen  des  Arandastammes  in  Zentralaustralien «3^, 
gesammelt  vom  Missionar  C.  Streb  low,  mit  (zum  Teil  im  Urtext  mit  freier 
tjbersetzung)  und  berichtet  Ȇber  einige  Hundefiguren  des  Dicristammes  in 
Zentralaustralien«  ^''). 

W.  Planert  bietet  in  seinen  »Australischen  Forschungen «^8) 
zunächst  eine  Arand- (Arunta-) Grammatik,  der  einige  Texte  mit 
Interlinearversion  und  freier  Übersetzung  angefügt  sind,  dann  eine 
Dierigrammatik  mit  Wortbildung  uud  Texten  mit  InterHnearversion. 

26)  Leipzig  1908.  XVI  u.  314  S.  ZentralblAnthr.  1909,  278  (Antze).  — 
27)  ZEthn.  1906,  776—800.  —  28)  Ebenda  1907,  635—90,  mit  8  Fig.  u. 
4  Taf.  —  29)  Ebenda  1908,  407—28,  mit  Abb.  u.  2  Taf.  PM  1908,  LB  594b 
(Schoetensaek).    —    3«)    JAuthrl    XXXVII,    1907,    47—58,    mit    3    Taf.    — 

31)  Anthr.  Essays  pres.  to  E.  B.  Tylor,    Oxford  1907,    65—80,  mit  3  Taf.  — 

32)  Ebenda  203—18.  —  33)  Paris  1906.  CXVI  u.  188  S.  Glob.  XCI,  1907, 
130  (Graebner).  ZentralblAnthr.  1907,  83—85  (Graebner).  —  34)  Frankfurt  a.  M. 
1907,  mit  8  Taf.,  u.  1908.  —  35)  Glob.  XCI,  1907,  285—90.  —  36)  Ebenda 
XCII,  1907,  123—26.  —  37)  Ebenda  XCIV,  1908,  378—80,  mit  Abb.  — 
38)  ZEthn.   1907,  551—66;   1908,  686—97. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  15 


226  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

C.  Strehlow  liefert  dazu  »Einige  Bemerkungen «39).  —  »Die 
Stellung  der  Aranda  unter  den  australischen  Stämmen« *o)  behandelt 
P.  W.  Schmidt. 

Er  erörtert  dabei  den  Stand  der  Arandafrage,  die  sprachlichen  Verhältnisse, 
den  Pflanzentotemismus,  die  Wachstumsriten  und  das  Speiseverbot,  das  Heirats- 
verbot, die  Anschauungen  über  die  Konzeption,  die  Tjurnnga  und  die  Schwirr- 
hölzer, endlich  die  Grundelemente  der  sozialen  Struktur  und  kommt  zu  dem 
Schluß,  daß  die  Arandakultur  nicht  eine  einfache,  primitive,  sondern  eine  späte, 
komplizierte  Kulturform  ist. 

H.  Basedow  bringt  »Vergleichende  Vokabularien  der  Aluridja- 
undArunndtadialekte Zentralaustraliens «^1),  ferner  eine  vonKlaatsch 
eingehend  besprochene  wertvolle  Arbeit  »Anthropological  Notes  on 
the  Western  Coastal  Tribes  of  the  Northern  Territory  of  South 
Australia«^2)  (besonders  über  die  Larrekiya)  und  einen  »Beitrag 
zur  Entstehung  der  StiHsierungsornamente  der  Eingeborenen  Austra- 
liens« ■^3).  —  R,  jj.  Mathews  handelt  über  »Marriage  and  descent 
in  the  Arranda  tribe,  Central  Australia«^'*)  und  »The  sociology  of 
the  Arranda  and  Chingalee  tribes  (Northern  Territory,  Australia)«*^) 
und  teilt  »Notes  on  the  Arranda  tribe« *6)  mit. 

Erhard  Eylmann,  »Die  Eingeborenen  der  Kolonie  Süd- 
australien«*''), behandelt  vorzugsweise  die  zentralen  Stämme,  die 
schon  früher  am  besten  bekannt  waren.  So  bringt  er  über  sie 
nicht  viel  wesentlich  Neues  bei,  erweitert  aber  doch  unsere  Kennt- 
nis in  bezug  auf  Zeichensprache,  Trauergebräuche,  Kannibalismus, 
Nahrungsmittel,  Hüttenbau,  Haartracht,  Schmuck  usw.  —  A.  W. 
Ho  Witt  wendet  sich  in  zwei  Artikeln,  »The  Native  Tribes  of  South- 
East  Australia«*^)  und  »Australian  Group-Relationships«*^)^  gegen 
die  Kritik  seines  gleichnamigen  Werkes  in  A.  Längs  »The  Secret 
of  the  Totem«  (GJb.  XXXI,  204,  Anm.  11).  —  J.  Bischoffs  »Die 
Niol-Niol,  ein  Eingeborenenstamm  in  Nordwestaustralien«50)_ 

Walter  E.  Roth  hat  seine  monographischen  Abhandlungen  über 
die  Ethnographie  Nordqueenslands  mit  fünf  Arbeiten  fortgesetzt. 

»Notes  on  government,  morals  and  crime« ^'),  »Burial  ceremonies  and 
disposal  of  the  dead«52),  «Marriage  ceremonies  aud  Infant  life«*'^),  »Miscellaneous 
papers:  1.  Tabu  and  other  forms  of  restriction,  2.  Counting  and  enumeration, 
3.  Signals  of  the  road,  gesture  language,  4.  Progressive  Kokoyimidir  exercises^^^), 
»On  certain  initiation  ceremonies« ^5). 


39)  ZEthn.  1908,  698—703.  —  *«)  Ebenda  866—901.  —  <i)  Ebenda 
207—28.  —  ■•2)  TrRSSAustr.  XXXI,  1907,  1  —  62,  Taf.  1  —  19.  PM  1908, 
LB  476  (Klaatsch).  —  *3)  ArchAnthr.  N.  F.  VII,  1908,  216—19,  mit  4  Fig.  — 
<i)  AmAnthropologist  X,  88—102.  —  ^^)  Foik-Lore  XIX,  1.  —  *^  JPRS 
NSWales  XLI,  1907,  146—63.  —  <7)  Berlin  1908.  28*  u.  494  S.  mit 
36  Lichtdrucktaf.,  8  Fig.  im  Text,  1  Tab.  u.  1  Übersichtsk.  ZEthn.  1908. 
1005 f.  (F.  Graebner).  —  '«8)  .TAnthrl  XXXVII,  1907,  268—78.  Folk-Lore 
XVII,  1906,  174—89;  XVIII,  1907,  166—86.  —  <9)  JAnthrl  XXXVII, 
1907,  279—89.  —  50)  Anthropos  III,  1908,  32—40.  —  ^i)  North  Queensland 
Ethnography,  B.  8,  Brisbane  1906.  —  *2)  Dasselbe  B.  9.  RecordsAustrMus. 
VI,  365—403,  mit  6  Tiif.  —  ^^  Dasselbe  B.  10.  Ebenda  VII,  1  —  17,  mit 
3  Taf.  —  54)  Dasselbe  B.  11.  Ebenda  74—107,  mit  5  Taf.  —  **)  Dasselbe 
B.  12.     Ebenda  166—85,  mit  7  Taf. 


Anstralien.     Tasmanien  und  Melanesien.  227 

J.  W.  Gregory  bringt  in  seinem  Buche  »The  Dead  Heart  of 
Australia«56)  —  eine  hauptsächlich  geologischen  Zwecken  dienende 
Reise  um  den  Eyresee  im  Sommer  1901/02  —  auch  ein  Kapitel 
über  die  Eingeborenen. 

Er  hält  sie  für  Kaukasier,  teilt  seine  Beobachtungen  über  Exogamie, 
Totemismus  und  Heiratsgesetze  mit  und  schildert  einen  nach  seiner  Aussage 
vor  kurzem  aus  Nordqueensland  eingeführten  Kriegstanz. 

B.  Tasmanien  und  Melanesien. 

K.  BerryS'^  hat  auf  der  Känguruhinsel  (Küste  von  Südanstralien) 
einen  weiblichen  Mischling  der  ausgestorbenen  Tasmanieirasse  ge- 
funden. 

Sie  ist  die  Tochter  eines  Weißen  und  einer  reinblütigen  Tasmanierin, 
75  Jahre  alt  und  zeigt  große  Ähnlichkeit  mit  dem  Papuatypus.  Daraus  folgert 
Berry,  daß  die  Tasmanier  einen  Papuastamm  bildeten,  der  ehemals  wohl  auch 
Australien  bewohnte. 

Sir  Wm.  Turner  untersucht  >>The  Craniolog\',  Racial  Aifinities, 
and  Descent  of  the  Aborigines  of  Tasmania<'58).  —  Für  B.  Hagens 
»Kopf-  und  Gesichtstj^pen  ostasiatischer  und  melanesischer  Völker, 
herausgegeben  mit  Unterstützung  der  Kgl.  Bayer.  Akad.  der  Wiss., 
Atlas  mit  50  Doppel  tafeln  nach  eigenen  Aufnahmen  mit  Einleitung 
und  erklärendem  Text«^^)  verweise  ich  auf  die  Besprechung  von 
Buschan.  —  E.  W.  Elkingtons  Text  zu  Norman  H.  Hardys 
farbigen  Bildern  »The  Savage  South  Seas«^^)  fülirt  uns  die  Land- 
schaft und  das  häusliche  Leben  der  Eingeborenen  verschiedener 
Teile  Melanesiens  vor.  —  Yon  den  »Reports  of  the  Cambridge 
Anthropological  Expedition  to  Torres  Straits«  ist  der  dritte  Band 
»Linguistics«6i)  von  Sidney  H.  Ray  verfaßt.  Er  klärt  die  Knguisti- 
schen  Verhältnisse  von  Neuguinea,  der  Torresstraßeninseln  imd 
Nordaustraliens  sowie  ihre  gegenseitigen  Beziehungen  auf.  Der 
sechste,  von  H.  C.  Haddon  verfaßte  Band,  eine  Fortsetzung  des 
fünften,  schildert  »Sociology,  magic,  and  religion  of  the  Eastern 
Islanders  «62).  Alle  bisher  erschienenen  Bände  hat  Felilinger  be- 
sprochen. H.  C.  Haddon  gibt  in  »The  Religion  of  the  Torres 
Straits  Islanders« ^3)  einen  kurzen  Überblick  über  die  Religion  der 
Insulaner.  —  K.  Haus  er  liefert  in  »Das  kraniologische  Material 
der  Neuguineaexpedition  des  Dr.  Finsch  (1884/85)«  und  »Eine 
Schädelserie  aus  Neuirland « 6*)  einen  auf  ausgedehnten  Messungen 
beruhenden  Beitrag  zur  Schädelkunde  Melanesiens. 


56)  London  1906.  400  S.  mit  K.  u.  Abb.  Bespr.  in  GJ  XXVUI,  1906, 
285—89  (H.  O.  F.).  —  ^7)  pßSVictoria  XX;  s.  Glob.  XCIH,  131  f.  — 
58)  TrRSEdinburgh  XLVI,  1908,  365—403,  mit  Abb.  —  ^^)  Stuttgart  1906. 
ZentralblAnthr.  XII,  1907,  81—83  (Buschan).  —  60)  London  1907.  211  S. 
mit  68  färb.  Taf.  —  6i)  Cambridge  1907.  X  u.  528  S.  mit  K.  über  Sprach- 
verbreitung. —  62)  Cambridge  1908.  XX  u.  316  S.  mit  K.  u.  Abb.  ZentralbL 
Anthr.  1909,  210—12  (Fehlinger).  —  63)  Anthr.  Essays  pres.  to  E.  B.  Tylor, 
Oxford  1907,   175—88.  —  64)  Berlin  1906.     102  S.  mit  Tab. 

15* 


228  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

C.  A.  W.  Monckton  berichtet  nach  Mitteilungen  von  C.  G. 
Seligmann  65)  über  seine  DnrchquerungBritisch-Nenguineas  1906/07 
und  etwas  über  die  wenigen  Eingeborenen,  die  er  traf,  mehr  über 
die  Dorfanlagen  imd  Häuserbauten.  An  anderer  Stelle  ß^)  erzählt 
er  von  seinem  Besuch  des  Chirimastammes.  Hierüber  sind  R.  Pöchs 
Mitteilungen  über  »Besteigung  des  Mount  Albert  Edward  und  Be- 
such des  Chirimastamms  durch  C.  A.  W.  Monckton  «6^)  zu  ver- 
gleichen. W.  M.  Streng  macht  in  »Notes  on  the  Central  Part  of 
the  Southern  Coast  of  Papua  (British  New  Guinea) «ß^)  auch  kurze 
Angaben  über  die  Bevölkerung,  die  Namau,  Elema,  Fuyuge,  Afoa, 
Kovio,  Koro. 

Letztere  sowie  die  Kabadi,  Mekeo,  Pokaii,  Kuni,  Doura  und  Motu  hält  er 
für  Einwanderer,  da  sie  sprachlich  eng  mit  den  Bewohnern  der  Salomonen  und 
anderer  melanesischer  Inseln  verwandt  sind. 

Von  P.  J.  Eeiber  wird  »Der  Ackerbau  in  Neuguinea  und  auf 
den  angrenzenden  Inseln  «ß^)  beschrieben. 

Seligmann  teilt  in  » Anthropological  Investigations  in  British 
New  Guinea« '^'^)  verschiedene  Beobachtungen  mit. 

So  über  die  Toro  am  Bensbach  River  im  Dorf  Tivi,  dann  über  die  Be- 
wohner der  Landschaft  Mekeo  am  St.  Joseph  River,  die  in  zwei  Stämme,  Biofa 
und  Vee,  zerfallen,  ferner  über  die  in  den  Bergen  des  Innern  wohnenden 
Stämme  der  Kuvi  und  Kamaweka,  endlich  über  die  Bewohner  der  Insel  Tube- 
Tube  in  der  Ingenieurgruppe,  mit  totemistischen  Cliins  und  hochentwickelter 
Bootbaukunst.  Auf  der  Insel  Murua  wurden  zahlreiche,  zum  Teil  in  Töpfen 
beigesetzte  Gebeine  gefunden.  —  Derselbe  bringt  »Notes  ou  the  Tugore  Tribe, 
Netherlands  New  Guinea«'"). 

Lamberto  Loria,  »Appunti  di  psicologia  Papuana  (Punta  S — E 
della  Nuova  Guinea  Britannica)«'^^)^  entwirft  ein  recht  trauriges 
Bild  vom  Seelenleben  der  Papuas  in  Britisch-Neuguinea.  —  Über 
papuanische  Kinderspiele  liegen  vor:  F.  R.  Barton,  »Children's 
Games  in  British  New  Guinea« '^3)^  j_  jj,  Holmes,  »Introductory 
Notes  on  the  Toys  and  Games  of  Elema,  Papuan  Golf«'^^)  und 
A.  C.  Haddon,  »Notes  on  Cliildren's  Games  in  British  New  Guinea« '^5). 

0.  Fröhlich  berichtet  über  eine  zu  Vermessungsz wecken  aus- 
geführte Reise  »Durch  das  Innere  von  Kaiser- Wilhelms-Land  vom 
Huongolf  nach  der  Astrolabebai«''^). 

Auf  dieser  wurde  eine  fruchtbare,  stark  bevölkerte,  30  km  breite  und 
300  km  lange  Ebene  entdeckt.  Die  hochgewachsene  Bevölkerung  wohnt  in 
kreisförmigen  Hütten  mit  spitzem  Grasdach.  Die  Männer  gehen  vollständig 
nackt,  die  Frauen  tragen  Grasröcke.     Die  Bewaffnung  besteht  aus  langem  Speer, 


65)  GJ  XXXII,  1908,  503—07.  —  66)  Report  Brit.  New  Guinea  f.  the 
yearendingSOti'June  1906.  —  67)  MAnthrGcsWien  XXXVIII,  1908,  [9j— [11].— 
68)  GJ  XXXII,  1908,  270— -74.  —  69)  Anthropos  III,  1908,  234—38.  — 
70)  GJ  XX VII,  1906,  225—42,  347—65,  mit  Abb.  Glob.  LXXXIX,  1906, 
302 f.  —  ■?•)  Man  1906,  Gö— 67,  mit  Abb.  —  ")  Atti  del  V.  Congr.  intern, 
di  Psicologia  ten.  Roma  1905,  Rom  1906,  702—17.  —  ''3)  JAnthrl  XXXVIII, 
1908,  259—79,  mit  3  Taf.  PM  1909,  LB  597  (F.  Graebnor).  —  7<)  JAnthrl 
XXXVIII,  1908,  280—88.  —  ")  Ebenda  289—97,  mit  1  Taf.  —  76)MI)Schut/,geb. 
XXI,   1908,  200-13,  mit   1    K.   u.    1   Taf. 


Tasmanien  und  Melanesien.  229 

Holzschwert    und    langem,    sehmalcm  Schild.     Die  Leute    loben    noch  völlig  in 
der  Steinzeit  und  sahen   zum  erstenmal   Weiße. 

R.  Pöch  hat  eine  Reihe  von  Arbeiten  veriiffentlicht. 

Er  beschreibt  »Wanderungen  im  Gebiet  der  Kai  (Deutsch-Neuguinea)«''^),  be- 
spricht »Einige  bemerkenswerte  Ethnologika  aus  Neuguinea«^*)  aus  seiner  auf  der 
Reise  1904—06  angelegten  Sammlung  und  die  »Ausgrabungen  alter  Topf.scherben 
in  Wanigela  (Colliugwood-Bay)«''^)  und  macht  »Ethnographische  Mitteilungen 
über  die  Kworafi«*"),  in  denen  er  Totemismus  und  Hausbau  behandelt.  Der- 
selbe faßt  in  einem  »Bericht  über  eine  Reise  nach  Neuguinea«"')  und  dem 
Bismarckarchipel  die  Ergebnisse  seiner  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Anthropo- 
logie und  Ethnologie  zusammen  (Totemismus,  Zauberei,  Geld,  Kannibalismus, 
Begräbnisstätten,  Verbreitung  des  Kanu,  Sprache).  Ebenso  in  »Travels  in 
German,  British  and  Dutch  New  Guinea<'82j  Von  den  Küsten-  und  Inland- 
stämmen wurden  von  ihm  die  Monumbo,  Kai,  Poum,  Korafi  und  Tugeri  oder 
Kaya-Kaya  anthropologisch  untersucht.  Derselbe,  -Das  Wandern  und  Reisen 
in  Neuguiuea-^^).  Er  hat  auch  einen  Vortrag  über  seine  »Reisen  in  Neuguinea 
in  den  Jahren  1904— 06« s*)  gehalten.  Die  Reisen  erstreckten  sich  auf  Deutsch-, 
Britisch-  und  Holländisch-Neuguinea  und  ermöglichten  die  Sammlung  reichen 
anthropologischen  und  ethnologischen  Materials  von  sechs  Volksstämmen :  den 
Monumbo,  Kai,  Kworafi,  Motus,  Kage,  Kaja-Kaja  (Tugeri).  Außerdem  wurden 
aber  noch  andere  Stämme  flüchtig  beobachtet  und  einzelne  Stücke  von  ihnen 
erworben.  Viele  Tänze  der  Eingeborenen  wurden  kinematographisch  aufgenommen. 
Etwas  ausführlicher  ist  desselben  späterer  Bericht *5).  —  R.  Pöch  schildert 
ferner  seine  »Reisen  an  der  Nordküste  von  Kaiser-Wilhelms-Land'<86)  und  die 
Eingeborenenstämme  der  Monumbo,  Nubia,  Manäm,  Zepä,  Alepäpun,  Ikü  und 
Watäm  nach  der  anthropologischen  und  ethnographischen  Seite  und  bringt  auch 
Wörterverzeichnisse  und  Satzproben.  In  seinem  Artikel  >Eine  Reise  an  der 
Nordküste  von  Britisch-Ncuguinea<  "7)  teilt  er  einiges  über  die  Yassiassileute, 
die  Bewohner  von  Mosquito  Island,  Boiana  an  der  Goodenoughbai  und  von 
Menapi  mit. 

C.  Gr.  Seligmann  und  T.  A.  Joyce  schreiben  »On  Prehistoric 
Objects  in  British  New  Guinea  «^s).  Dazu  ist  eine  Notiz  von 
R.  Pöch,  »Prähistorisches  aus  Neuguinea« 89),  zu  vergleichen.  — 
B.  Geis  1er  beschreibt  »Die  Kampf  Schilde  der  Jabim  auf  Deutsch- 
Neuguinea«  ^O)  und  ihre  Herstellung. 

J.  W.  van  Hilles  Fortsetzungen  zu  »Reizen  in  West-Nieuw- 
Guinea«9i)  beziehen  sich  auf  die  Eingeborenen  in  der  Nordwestecke 
von  Neuguinea  und  auf  den  angrenzenden  papuanischen  Inseln  so- 
wie in  den  Landstrichen  um  den  MacCluer-Golf.  —  R.  L.  A. 
Hellwig  macht  kurze  Mitteilungen,  »Toevoegingen  tot  den  onder- 
zoekingstocht  naar  de  Oostbaai«^^),  über  die  Bewohner  der  um  die 


77)  MDSchutzgeb.  XX,   1907,  223—31.  —  '»)  MAnthrGesWien  XXXVII, 

1907,  57—71,  125,  mit  Abb.  —  79)  Ebenda  137—39.  —  »O)  Ebenda  XXXVIII, 

1908,  25—33,  mit  Abb.  —  »i)  DKolonialbl.  1906,  647  —  55.  —  »2)  GJ  XXX, 
1907,  609—16,  mit  K.  u.  Abb.  —  »3)  DRfG  XXX,  1908,  1—7,  mit  Abb.  — 
84)  ZEthn.  1907,  382  —  400,  mit  Textabb.  u.  2  Taf.  —  »'=)  SitzbAkWien,  math.- 
nat.  Kl.,  CXIV,  Abt.  1,  437—53,  689—98;  CXV,  Abt.  1,  601  —  15,  895—903, 
mit  Abb.  —  86)  Glob.  XCIII,  1908,  139—43,  149—55,  169—73,  mit  Abb. 
u.  1  Kartensk.  —  «7)  Ebenda  XCII,  1907,  277—83,  mit  Abb.  u.  1  Kartensk.  — 

88)  Anthr.  Essays  pres.  to  E.  B.  Tvlor.  Oxford  1907.  VIII  u.  416  S.,  325—41.  — 

89)  Glob.  XCII,  1907,  301.  —  ^''^  Ebenda  XCIV,  1908,  126—28,  mit  Abb.  — 
»1)  TAardrGen.  XXIII,  1906,  451  —  540;  XXIV,  1907,  547—631,  mit  3  K.  — 
92)  Ebenda  200—03. 


230  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Ostbai  liegenden  Flußgebiete  und  schildert  »Een  landtocht  naar  de 
grens  van  Britisch-Nieuw-Guinea,  van  Merauke  uit,  Sept.  1906  «^3), 
wobei  auch  ethnographische  Beobachtungen  über  die  Siwasi-Werike 
und  Kondo-Onim  gemacht  wurden. 

Die  ethnographischen  und  anthropologischen  Ergebnisse  der 
großen  AVichraannschen  Expedition,  die  hauptsächlich  im  Küsten- 
gebiet zwischen  Kap  D'ürville  und  der  Humboldtbai  arbeitete,  sind 
jetzt  niedergelegt  in  dem  Buch  von  G.  A.  J.  van  der  Sande, 
»Nova  Guinea.  üitkomsten  der  Nederlandsche  Nieuw - Guinea- 
Expeditie  in  1903  onder  leiding  van  A.  Wichmann.  III.  Ethno- 
graph j  and  Anthropology«^*).  Es  bereichert  imsere  Kenntnis  be- 
sonders der  materiellen  Kultur  der  Papua  bedeutend.  Anthropo- 
logisches Material  bietet  J.  W.  R.  Koch  in  seinem  »Beitrag  zur 
Kenntnis  der  Anthropologie  der  Bewohner  von  Niederländisch-Neu- 
guinea  (südliche  Küste«)^^). 

J.  H.  Hondius  van  Herwerden ^6)  hat  den  Süd-  und  den 
Nordutumbuwe,  die  in  die  Ostbai  zwischen  Pisangbai  und  Prinz- 
Fried  rich-Heinrich-Insel  in  Niederländisch-Neuguinea  münden,  ziem- 
lich tief  landeinwärts  befahren  und  ein  ziemlich  dicht  bevölkertes 
Gebiet  gefunden. 

Die  Leute  scheinen  alle  demselben  Stamme  anzugehören,  unterscheiden  sich 
aber  im  Äußeren  und  in  der  Sprache  von  den  Kaja-Kaja  der  Siidküste.  Ihre 
einräumigen  Häuser  ruhen  auf  3 — 4  m  hohen  Pfählen.  Die  Haare  tragen  sie 
kurz,  die  einzige  Bekleidung  der  Männer  besteht  aus  Federn  und  geflochtenen 
Armbändern,  die  der  Frauen  aus  Schamschürzen.  Sie  nähren  sich  von  Sago 
und  von  den  Erträgnissen  der  Kasuarjagd  und  des  Fischfangs,  der  durch  Ab- 
sperrung der  Krieks  und  mit  Wurfspeeren  betrieben  wird.  Sie  scheinen  Kopf- 
jäger zu  sein. 

Th.  H.  Ruys  schildert  einen  »Bezoek  van  den  Kannibalenstam 
van  Noord  Nieuw-Guinea«^'^),  den  er  1905  in  der  Landschaft  Gebar 
auf  der  Nordwesthalbinsel  Neuguineas  machte. 

Er  beschreibt  seine  Haartracht  und  Kleidung,  Schmuck  und  Bewaffnung, 
Behandlung  der  Toten,  Ermittlung  und  Bestrafung  von  Totschlägern.  Der  Ver- 
kehr zwischen  beiden  Geschlechtern  ist  freier  als  bei  der  Küstenbevölkerung. 
Wenn  aber  Folgen  aus  dem  Verkehr  entstehen  und  der  Mann  das  Mädchen 
nicht  heiratet,  so  wird  er  getötet  und  aufgefressen.  Das  gleiche  Schicksal  haben 
alle  Ermordeten,  während  die  Leichen  von  eines  natürlichen  Todes  Gestorbeneu 
im  Walde  zum  Verwesen  ausgesetzt  werden.  Das  Haar  der  Aufgefressenen 
wird  in  der  Veranda  aufgehängt,  der  Schädel  nicht  aufbewahrt.  Die  Geschlechts- 
teile eines  ermordeten  Mannes  werden  von  einer  alten  Frau  gegessen,  die  einer 
ermordeten  Frau  von  einem  alten  Manne. 

Über  Ausfuhrartikel  und  Nahrungsmittel  der  Eingeborenen  Nord- 
west-Neuguineas unterrichtet  uns  H.  Hirschi,  »Reisen  in  Nordwest- 
Neuguinea«^^).    —    A.  B.  Meyer,    »Die    Papuasprache    in    Nieder- 


93)  TAardrGen.  XXIV,  1907,  213—19.  —  ^*)  Leiden  1907.  390  S., 
50  Taf.,  216  Abb.,  1  K.  PM  1908,  LB  488  (F.  Graebuer),  —  9*)  Nederl. 
Bijdr.  tot  de  Anat.  1906,  Deel  IV,  Afl.  1«  en  2«,  202  —  14.  —  96)  TAardrGen. 
1907,  178  —  99,  mit  Abb.  u.  1  K.  —  ")  Ebenda  XXIII,  1906,  320—31, 
Abb.  —   98)  JbGEthnogrGesZürich  1907/08,  71  —  100,  mit  1   K.  u.  Abb. 


Tasmanien  und  Melanesien.  231 

ländisch-Neuguinea«99),  weist  auf  den  papuanischen  Charakter  einiger 
Sprachen  des  niederländisclien  Neuguinea  liin  und  knüpft  daran 
die  Hoffnung  auf  Auffindung  unvermischter  Papuas  im  Innern  des 
Landes. 

Von  dem  Bande  »De  Zuidwest-Nieuw-Guinea-Expeditio  1904/05 
van  het  K.  Ned.  Aardrijkskundig  Genootschap«^^'')  kommt  hier  der 
Bericht  des  Expeditionsmitglieds  J.  W.  R.  Koch  in  Betracht.  Seine 
anthropometrischen  Arbeiten  und  ethnographischen  Beobachtungen  be- 
ziehen sich  zumeist  auf  die  Papuas  von  Merauke;  der  Bericht  von 
Kok  und  Adriani  gibt  spraclüiches  Material,  G.  P.  Rouffaer 
bietet  einige  ethnographische  Spezialuntersuchimgen.  —  0.  Nu  off  er, 
»Ahnenfiguren  von  der  Geelvinkbai,  Holländisch-Neugmnea<'ioi), 
bringt  manches  Neue  über  die  Korwars,  jene  aus  Holz  geschnitzten 
Figuren  der  Papuas,  die  der  Ahnenseele  zum  Aufenthalt  dienen, 
besonders  über  die  Entwicklung  der  ornamentierten  Korwarbalustrade. 

Die  von  Hellwig  zusammengebrachte  Matysammlung  des  Museums 
für  Völkerkunde  zu  Hamburg  bildet  den  Gegenstand  zweier  ethno- 
logischer Veröffentlichungen:  P.  Hambruch,  »Wuvulu  und  Aua 
(Maty-  und  Durourinseln),  auf  Grund  der  Sammlung  F.  E.  Hellwigs 
aus  den  Jahren  1902 — 04«i02)^  ui^tj  ^  Hagen,  »Die  Ornamentik 
von  Wuvulu  und  Aua  auf  Grund  der  Sammlungen  des  Museums«  ^^^).  — 
W.  Schmidt  beschreibt  nach  den  Mitteilungen  des  Karesauinsulaners 
Bonifaz-Tamatai-Pritak  »Die  geheime  Jünglings  weihe  der  Karesau- 
insulaner  (Deutsch-Neuguinea)«  ^o*). 

Nach  einem  Bericht  des  Stationschefs  von  Eitape  i"^)  haben  die  Bewohner 
der  Schouteuinseln  vor  der  Nordküste  Neuguineas  kleine  Ruderkanus  mit  auf- 
fallend kurzen  Auslegern  ohne  Verzierung.  Was  sie  an  verzierten  und  ge- 
schnitzten Gegenständen  haben,  stammt  vom  Festlande.  Fischspeere  sind  fast 
ihre  einzigen  Waffen.  Die  schräge  Stellung  der  Augen  und  die  hellere  Haut- 
farbe der  Schoutenbewohner  verraten  chinesischen  Einschlag. 

H.  Fischer  beschreibt  drei  sanduhrförmige  »Trommeln  von 
"WuwuloÄioe)  (Mattyinsel)  aus  dem  Museum  für  Völker-  und  Länder- 
kunde in  Stuttgart. 

Nach  einem  Bericht  ^^7^  tles  stellvertretenden  Gouverneurs  von 
Deutsch-Neuguinea  ist  die  Bevölkerung  der  Hermitgnippe  dem  Aus- 
sterben nahe. 

Die  hellbraunen  Bewohner  des  Schachbrettarchipels  sind  mit  denen  der 
Hermitinseln  offenbar  einer  Rasse  trotz  der  verschiedenen  Sprachen.  Auch  sie 
sind  sehr  zusammengeschmolzen  (nur  noch  etwa  200).     Ebenso  ist  die  Zahl  der 


99)  Glob.  XCIV,  1908,  189—92.  —  lO")  Leiden  1908.  XXVI  u.  677  S. 
mit  9  K.,  11  Taf.,  148  Textabb.  usw.  —  loi)  AbhKZoolAnthrMusDresden 
XII,  1908.  30  S.  mit  1  Taf.  u.  32  Fig.  —  102)  Hamburg  1908.  MMus. 
VölkerkHamburg  1907,  II,  1.  4°,  158  S.  mit  88  Textabb.  u.  375  Abb., 
32  Taf.  PM  1908,  LB  489a  (Graebner).  —  lo»)  Ebenda  II,  2.  40,  180  S. 
mit  21  Textabb.  u.  36  Abb.,  5  Taf.  PM  1908,  LB  489  b  (Graebner).  — 
104)  Anthropos  II,  1907,  1029—56.  —  '05)  DKolonialbl.  1908,  15—20.  — 
106)  JBerWürttVerHandelsgeogr.  1905/06,  79-  86,  mit  6  Abb.  —  lOT)  DKolonialbl. 
1907,    514—19. 


232  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Bewohner  von  Durour  (Aua)  stark  zurückgegangen  (etwa  470).  Das  gleiche 
gilt  für  Matty  (Wuwula),  dessen  Bewohner  in  Sprache,  Sitten  und  Gebräuchen 
denen  von  Durour  gleichen.  Zu  vergleichen  sind  hierzu  die  Berichtigungen  im 
Globus  von  P.  Hambruch '"*). 

Des  Letzteren  Monographie  über  »Wuvulu  und  Aua  (Maty-  und 
Duronrinsel)«^*'^)  wird  von  A.  Krämer  besprochen  und  durch  eigene 
Beobachtungen  ergänzt  i  ^^). 

Jos.  Meier  macht  uns  mit  einigen  »Mythen  und  Sagen  der 
Admiralitätsinsulaner  oder  Moänus«^ii)  bekannt  (Urtext  mit  Inter- 
linearversion) und  bringt  »Berichtigungen  zu  Dr.  Schnees  Mit- 
teilungen über  die  Sprache  der  Monäos  (Admiralitätsinseln)«  ii2)_ 

Für  das  hochbedeutsame,  von  B.  Ankermann  herausgegebene 
Buch  K.  Parkinsons  »Dreißig  Jahre  in  der  Südsee,  Land  und 
Leute,  Sitten  imd  Gebräuche  im  Bismarckarchipel  und  auf  den 
deutschen  Salomoinseln«ii3)  muß  ich  auf  die  Besprechungen  von 
R.  Andree  und  von  Reinecke  verweisen. 

P.  G.  Peckels  Arbeit,  »Die  Yerwandtschaftsnamen  des  mittleren 
Neumecklenbiirg«ii4)^  igt  wertvoll  für  das  Verständnis  des  klassifi- 
katorischen  Verwandtschaftssystems. 

O.  Schlaginhaufen  berichtet  über  »Die  Rand-Butam  des  östlichen  Süd- 
Neu  mecklenburg  4"^),  ihre  Siedlungen,  Waffen,  Steinwerkzeuge  (jetzt  durch 
europäische  Messer  und  Äxte  ersetzt),  Hausgeräte,  besonders  über  den  Papäu- 
bund  und  seine  Zeremonien  und  über  einige  anthropologische  Messungen.  Abel 
besehreibt  »Knabenspiele  auf  Neumecklenburg  (Südsee)«  ^'^). 

A.  Hahl  bringt  in  »Das  mittlere  Neumecklenburg«  ii'^)  außer 
einer  kurzen  geographischen  Beschreibung  des  Landes  eine  ethno- 
graphische Schilderung  der  Eingeborenen. 

Sie  zerfallen  in  drei  Hauptgruppen,  in  die  des  nördlichen,  die  des  mittleren 
zuzüglich  der  Uferstämme  des  südlichen  und  in  die  Bergstämme  des  südlichen 
Neumecklenburg,  Butam  genannt.  Ihre  Kopfzahl  schätzt  er  auf  weniger  als 
10000, 

R.  Pöch  schildert  seine  »Wanderungen  im  nördlichen  Teile 
von  Süd-Neumecklenburg«  1^8)  im  Frühjahr  1905  und  teilt  einiges 
über  die  Eingeborenen  von  Ulaputür  und  Labur,  von  Kokola  (zwei 
Heiratsklassen  nach  den  zwei  Totemvögeln),  von  Born  Namorodu 
mit.  Auch  hat  er  Schädel  und  Skelette  aus  einer  Höhle  in  der 
Landschaft  Kudukudu  gefunden  und  mit  sich  genommen. 

E.  Stephan  und  F.  Graebner  haben  geraeinsam  ein  sehr  be- 
langreiches Buch  veröffentlicht:  »Neumecklonburg  (Bismarckai'chipel), 

108)  Giob.  XCn,  1907,  164.  —  'O»)  Hamburg  1908.  4»,  158  S.  mit 
88  Abb.  im  Text  u.  375  Abb.  auf  32  Taf.  A.  d.  4.  Beih.  z.  JbHambWiss. 
Anstalten  XXV,  1907.  —  "O)  Glob.  XCIH,  1908,  254—57,  mit  Abb.  — 
111)  Anthropos  H,  1907,  646—67,  933—41;  HI,  1908,  192—206,  651-71; 
IV,  1909,  354—74.  —  "2)  Ebenda  L  1906,  210  —  28,  472  —  82.  —  "3)  Stutt- 
gart 1907.  XXn  u.  876  S.  mit  56  Taf.,  141  Textabb.  u.  4  Übei-sichtsk. 
Glob.  XCTI,  1907,  320f.  (Andree).  PM  1908,  20 f.  (Reinecke).  —  "<)  Anthropos 
HI,  1908,  450-81.  —  n^)  ZElhn.  1908,  803—09,  mit  3  Fig.  —  n«)  Anthropos 
I,  1906,  465—81.  —  ii'O  Glob.  XCI,  1907,  310—16.  —  "8)  Ebenda  XCIH, 
1908,  7  —  12,  mit  Abb. 


Tasmanien  und  Melanesien.  233 

Forschungsergebnisse    bei    den    Vermessungsarbeiton    von    S.  M.  S. 
,M:öwe'  im  Jahre   1904«  "9). 

Die  Studien  erstreckten  sich  nur  auf  das  Küstenland,  lieferten  aber  so 
reiches  Material,  daß  Schlüsse  auf  Abstammung  und  verwandtschaftliche  Be- 
ziehungen der  Insulaner  gemacht  werden  konnten.  Oberleutnant  Klüpfel  hat 
ein  Kapitel  über  Bootsbau,  E.  v.  Hornbostel  über  Musik  und  Musikinstrumente 
beigesteuert.  —  Auf  das  bei  der  gleichen  Gelegenheit  gewonnene  Material  gründet 
sich  ein  Sonderwerk  E.  Stephans  über  >Südseekunst,  Beiträge  zur  Kunst  des 
Bismarckarchipels  und  zur  Urgeschichte  der  Kunst  überhaupt«'-"),  £_  Stephan 
teilt  auch  sehr  interessante  .^Ärztliche  Beobachtungen  bei  einem  Naturvolk« '^i), 
nämlich  den  Bewohnern  des  Bismarckarchipels,  mit  und  ergänzt  seine  früheren 
Mitteilungen  über  die  Bewohner  von  Neupommern  durch  einige  »Anthropo- 
logische Angaben  über  die  Barriai  (Neupommem)«'22]_ 

P.  A.  Kleintitschen  hat  in  seinem  sehr  schätzensM'erten  Buch 
»Die  Küstenbewohner  der  Gazellehalbinsel  (Neupommern  —  deutsche 
Südsee),  ilire  Sitten  und  Gebräuche«  ^23)  (je^  gesamten  ethnologischen 
Stoff  hierüber,  der  sich  in  den  Monatsheften  der  Gesellschaft  vom 
Heiligsten  Herzen  Jesu  vorfindet,  sowie  die  Veröffentlichung  Par- 
kinsons, des  Grafen  Pfeil,  Hahls,  Schnees  n.  a.  mit  seinen  eigenen 
Beobachtungen  zu  einem  vorzüglichen  Gesamtbilde  der  Livuan,  eben 
jener  Küstenbewohner,  verarbeitet. 

P.  J.  Eberlein  handelt  über  »Die  Trommelspraehe  von  Neupommern 
(Gazellehalbinsel)« '24).  Von  Joseph  Meier  liegt  »A  Kaja  oder  der  Schlangen- 
aberglaube bei  den  Eingeborenen  der  Blanchebucht  (Neupommern).  Ein  Bei- 
lrag zur  Geschichte  der  Religionen  primitiver  Völker« '25j  vor.  P.  Otto  Mayer 
beschreibt  kurz  »Ein  Sonnenfest  bei  den  Eingeborenen  von  Vuatom,  Neupommern, 
Südsee«'26)_  M.  Rascher  schildert  »Baining,  Land  und  Leute«'27)  Wilh. 
Müller  hat  »Beiträge  zur  Kraniologie  der  Neubritannier«'28)  geliefert. 

F.  Krause  bringt  viel  Neues  »Zur  Ethnographie  der  Insel 
Nissan«  129)^  der  nördlichsten  der  deutschen  Salomonsinseln,  haupt- 
sächlich auf  Grund  der  von  Uhlig  zusammengebrachten  Leipziger 
Nissansammlimg. 

Die  Bewohner  von  Nissan  sind  dunkelfarbige  Melancsier  und  zerfallen  in 
kleine  Stämme.  Nach  der  vorhandenen  Literatur  werden  ihre  politischen  und 
sozialen  Verhältnisse,  Recht,  Religion  und  Hausbau  geschildert  und  nach  den 
Sammlungen  des  Leipziger,  Berliner  und  Dresdener  Museums  ihre  Geräte, 
Waffen,  Ornamente,  Boote,  Musikinstrumente,  Tanzmasken  usw.  eingehend  be- 
handelt. Auch  Thurnwalds  »Nachrichten  aus  Nissan  und  von  den  Karo- 
linen«'^'')   enthalten    manches    Interessante.      Sie    betreffen    den    Kannibalismus 


"9)  Berlin  1907.  242  S.,  10  Taf.,  3  Notenbeilagen,  Abb.,  1  K.  PM 
1907,  LB  494  (Reinecke).  —  '20)  Berlin  1907.  242  S.  mit  13  Taf.,  2  Kartensk., 
Noten,  Register,  Wörterverzeichnis  u.  1  Übersichtsk.  PM  1907,  LB  495 
(Reinecke).  —  '21)  ArchRassenGesBiol.  1905,  799.  —  '22)  Glob.  LXXXIX, 
1906,  14f.,  mit  Abb.  —  '23^  Hiltrup  bei  Münster  i.  W.  o.  J.  (1907).  VIII 
u.  360  S.  mit  Abb.  u.  2  K.  Glob.  XCII,  1907,  17  (Sg.).  —  '2*)  Gott  \nll 
es!  1908,  364.  —  '25)  Anthropos  III,  1908,  1007ff.  ~  ZentralblAnthr.  1909, 
36  (Graebner).  —  '26)  Anthropos  III,  1908,  700 f.  —  '27)  Monatsh.  z.  Ehren 
U.  L.  Frau  v.  Heil.  Herzen  Jesu  XXIII,  1906,  13—20,  55—60,  103  —  10. 
151—58,  199—206,  247—58.  —  '2»)  Reih.  5  JbHambWissAnst.  XXIII,  1906^ 
71—187.  —  129)  JbMusVölkerkLcipzig  I,  1906,  44—159,  mit  Abb.  PM  1908, 
LB  490  (Graebner).   —   '»O)  ZEthn.    1908,   106  —  15. 


234  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

(auf  Grund  eines  bestimmten  Falles),  Dorfanlage,  Hausbau  und  Hausein richtung, 
Kindermord,  Bevölkerungszahl  (etwa  2000)  der  Nissaninseln,  dann  die  zum 
erstenmal  von  Weißen  besuchten  Bewohner  der  Teuchinsel,  östlich  von  St.  Mathias, 
mit  ihrem  eigentümlichen  Bartschmuck,  endlich  einen  Tanz  auf  der  Insel  Track 
(Ostkarolinen).  —  O.  Schlaginhaufens  Artikel  >Ein  Besuch  auf  den  Tanga- 
inseln«!^')  (von  der  deutschen  Marineexpedition  1907 — 09)  enthält  auch  einige 
ethnographische  Bemerkungen,  zwei  Typenaufuahmen  (Mann  und  Frau  von  der 
Insel  Boäng)  und  eine  kleine  Tabelle  mit  Maßzahlen. 

C.  M.  Woodford  berichtet  in  »Notes  on  the  mannfacture  of 
tlie  Malaita  shell  bead  money  of  the  Solomon  Group«  ^32^  ß^er  die 
Bewohner  der  kleinen  Riffinseln  an  den  Küsten  von  Malaita  (brit. 
Salomonen). 

Sie  sind  Fischer  und  vorzügliche  Schiffer,  in  Sprache  und  Sitten  verschieden 
von  den  Bewohnern  der  Hauptinsel.  Sie  verfertigen  Muschelgeld,  dessen  Her- 
stellung genau  beschrieben  wird.  Dei-selbe  bringt  »Note  on  stone-headed  clubs 
from  Malaita,  Solomon  Islands« ^•'•')  im  Anschluß  an  Baron  A.  v.  Hügels 
»Decorated  maces  from  the  Solomon  Islands'^''*).  Auch  J.  Edge-Partington, 
»Stone-headed  clubs  from  Malaita,  Solomon  Islands« i^^),  knüpft  hieran  an. 

C.  M.  AVoodford  teilt  in  »Notes  on  Leueneuwa,  or  Lord  Howe's 
Group«  136)  einiges  ethnographisch  Neue  mit. 

So  über  den  Webstuhl  der  Eingeborenen,  über  Behandlung  der  Toten  und 
über  das  Halten  von  lebenden  Schildkröten.  Auch  ein  kurzes  Vokabular.  Die 
Eingeborenen  sind  Polynesier  mit  starker  mikronesischer  Beimischung.  Derselbe 
bringt  in  «Some  account  of  Sikaiana  or  Stewart's  Island  in  the  British  Solomon 
Islands  protectorate«'^^)  auch  von  dieser  Insel  ein  kleines  Vokabular.  Derselbe, 
»Notes  on  Rennell  Islands« *3^),  fand  auf  den  wenig  bekannten,  südlich  von 
Bauro  (St.  Cristobal)  gelegenen  Rennell  Islands  in  den  noch  unberührten  Be- 
wohnern reine  Polynesier. 

Eine  ethnographische  Monographie  über  die  Fidschiinsulaner, 
in  der  besonders  dargelegt  werden  soll,  welche  Veränderungen  in 
Sitten  und  Gebräuchen  die  Berührung  mit  den  Europäern  hervor- 
gerufen hat,  verdanken  wir  Basil  Thomson  »The  Fijians,  a 
Study  of  the  Decay  of  Cnstom«i39).  Wertvoll  sind  die  beiden 
Artikel  von  J.  de  Marzan  »Le  totemisme  aux  iles  Fiji«^'*^)  und 
:>Sur  i|uelf|ues  societes  secretes  aux  iles  Fiji«^*^).  E.  Rougier 
handelt  über  »Maladies  et  medecines  äFiji  autrefois  et  aujourd'hui«  ^*^). 
B.  Grimschaw,  »In  the  savage  Soutli  See«i*3),  über  Fidschi  und 
die  Neuen  Hebriden, 

Der  Zensus  vom  15.  April  1906  gibt  die  Zahl  der  Bewoliner- 
schaft  von  Neukaledonien  auf  52560  (ohne  Militär)  an^**).  D. 
Waterston  beschreibt  acht  »Skulls  from  New  Caledonia«  i^-"'). 


1»')  Glob.  XCIV,  1908,  165—69,  mit  Abb.  —  '32)  Map  1908,  81—84, 
mit  Abb.  —  >33)  Ebenda  165 f.  —  '")  Ebenda  33  f.,  mit  1  Taf.  —  i")  Ebenda 
164 f.,  mit  Abb.  —  »»6)  Ebenda  1900,  133—35,  mit  Abb.  —  »")  Ebenda 
164—69,  mit  Abb.  —  'S»)  Ebenda  1907,  33—37,  mit  Abb.  —  '39)  I/)ndon 
1908.  XX  u.  396  S.  mit  16  Abb.  —  ><0)  Anthropos  II,  1907,  400—05.  — 
>«>)  Ebenda  III,  1908,  718—28.  —  i*2)  Ebenda  II,  1907,  68—79,  994—1008.  — 
>")  NatQMag.  XIX,  1  —  19,  mit  11  Taf.  u.  5  Abb.  —  "<)  Glob.  XCI,  1907, 
36.  —   i<5)  jAnthrl  XXXVIII,   1908,  36—46,  mit  2  Taf.  u.  9  Fig. 


Tasmanien  und  Melanesien.     Mikronesicn  und  Polynesien.  235 

C.  Mikronesien  und  Polynesien. 

Mih'onesien.  Nach  Arno  Senfft  zerfallen  »Die  Bewohner  der 
Westkarolinen«^*^)  in  drei  verschiedene  Stämme,  die  sich  auf  die 
Eingeborenen  1.  von  Jap  mit  dem  etwa  60  Seemeilen  entfernten 
Atoll  Ngulu  (Mateiotas),  2.  der  Palaugriippc  und  3.  aller  übrigen 
Inseln  verteilen. 

Sprachen  und  Sitten  der  drei  Stämme  unterscheiden  sich  wesentlich  von- 
einander. Äußere  Erscheinung  und  Charaktereigenschaften  werden  an  der  Hand 
der  Abbildungen  kurz  besprochen.  In  seinem  Bericht  über  seine  »Rundreise 
durch  die  Westkarolinen  und  Palauinseln«'*^)  entwirft  Senfft  ein  recht  trauriges 
Bild  von  den  moralischen  I'^igenschaften  der  Palauer.  Auf  dieser  Reise  im 
November  und  Dezember  1905'*^)  besuchte  er  die  Palauer,  Oleai,  Lamutrik, 
Satuwal,  Grimes,  Feis  und  Ululsi  und  nahm  auf  der  Insel  Feis  die  erste  Volks- 
zählung vor,  die  129  Männer,  108  Frauen,  ?>9  Knaben  und  24  Mädchen  ergab.  — 
Unter  Benutzung  von  Mitteilungen  des  Lootsen  Brüggemann  gibt  Senfft  eine 
kurze  Notiz  über  »Die  Ngulu-  oder  Mateiotainseln <- 1^^)  und  ihre  Bewohner. 
Bewohnt  ist  nur  die  südlichste  Insel,  Ngulu,  und  zwar  von  etwa  50  Menschen, 
die  Stammesgenossen  der  Japer  sind.  Senfft  macht  uns  auch  mit  den  ȧechts- 
sitten  der  Japcingeboreneu«'50^  bekannt.  Die  Gesamtzahl  der  106  Gemeinden 
beträgt  6G24,  gegen   1903  eine  Abnahme  von  531   Seelen. 

Auf  eigener  Beobachtung  und  fleißigem  Quellenstudium  beruht 
P.  Salesius'  Monographie  »Die  Karolineninsel  Jap«^^i).  A.  Krämer 
berichtet  über  »Die  Heilkunst  der Trukinsulaner (Zentralkarolinen) «^^^^^ 
bei  denen  er  die  Übung  des  Kaiserschnittes  gefunden  hat. 

H.  Seidel  liefert  in  »Das  Atoll  Oleai  und  seine  Bewohner« ^53^ 
einen  Beitrag  zur  Kenntnis  Deutsch-Mikrouesiens,  er  schildert  ferner 
»Die  Bevölkerung  der  deutschen Marianen« ^54).  0. Schlagiuhauf en, 
»Über  eine  Schädelserie  von  den  Marianen«  i^S)^  hat  die  23  Schädel 
und  Schädelbruchstücke  von  der  Insel  Saipan  im  Museum  für 
YöLkerkimde  zu  Berlin  untersucht.  Den  Bemerkungen  Costenobles 
über  die  Chamorros  (GJb.  XXXI,  1.50,  Anm.  101)  tritt  Bezirks- 
anitmann  Gr.  Fritz  in  einer  Zuschrift  an  den  Globus,  »Von  den 
Marianen«  156^^  entgegen.  Desselben  » Chamorro- Wörterbuch  in  zwei 
Teilen,  auf  der  Insel  Saipan,  Marianen,  gesammelt« i^'^),  ist  in 
zweiter  Auflage  erschienen. 

Antonie  Brand  eis  teilt  »Ethnographische  Beobachtungen  über 
die  Nauruinsulaner«  ^^^)  mit,  die  sich  zusammensetzen  aus  Gilbert-, 
Marshall-  und  Karolineninsulanern.  Von  Girschner  ist  eine 
»Grammatik  der  Ponapesprache«^^^)  erschienen. 


"6)  Glob.  XC,  1906,  279—83,  mit  Abb.  —  i^^  DKolonialbl.  1906, 
281  —  84.  —  148)  Ebenda.  —  1*9)  Glob.  XCIV,  1908,  303 f.  —  '»O)  Ebenda 
XCI,  1907,  139—43,  149—53,  171—75.  —  i^i)  Berlin  1907.  173  S.,  1  K. 
PM  1908,  LB  494  (Reinecke).  —  1^2)  ArchSchiffsTropenhvgiene  XII,  1908, 
456  ff.  —  153)  DRfG  XXVIII,  1906,  97  —  106,  150—59,  mit  f  K.  —  154)  Ebenda 
XXIX,  1907,  193—206,  mit  1  Abb.  —  »55)  JbStGallNaturwGes.  1905  (1906), 
454—509,  mit  19  Abb.  —  i^S)  Glob.  LXXXIX,  1906,  287—89.  —  »")  Arch. 
StudDKolonialspr.  II,  Berlin  1908.  159  S.  —  i^S)  Glob.  XCI,  1907,  57—62, 
73  —  78,  mit  Abb.   —   '59)  MSemOrientSprBerlin  IX,   1. 


236  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

A.  Krämer,  »Hawaii,  Ostmikronesien  uud  Samoa,  meine  zweite 
Südseereise  zum  Studium  der  Atolle  und  ihrer  Bewohner«  ^^o^, 
bietet  auch  ethnologisch  manches  Wertvolle  über  die  Bewohner  der 
Marshallinseln,  besonders  der  Hauptinsel  Jaluit,  und  von  Samoa, 
von  wo  er  unter  anderem  eine  große  Sammlung  alter  Sagen  imd 
Geschichten  mitgebracht  hat.  Ebenso  seine  »Studienreise  nach  den 
Zentral-  und  "Westkarolinen«  i^^)  (Truk,  Zentralkarolinen,  Jap  und 
Palau),  und  seine   »Ornamentik  und  Mythologie  von  Pelau«^^^)^ 

A.  Thalheimer  liefert  einen  »Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pro- 
nomina personalia  und  possessiva  der  Sprachen  Mikronesions«!^^). 
T.  A.  Joyce  bringt  eine  »Note  on  a  Native  Chart  from  the  Marshall 
Islands  in  the  British  Museum«  i^*). 

Polynesien.  W.  Churchill  liat  1200  »Weather  AYords  of 
Polynesia«i65)  gesammelt  und  erläutert,  die  auch  für  die  Mytho- 
logie der  Polynesier  von  Wert  sind. 

F.  V.  Luschan  hat  in  einem  prächtig  ausgestatteten  Werk  die 
»Sammlung  Bäßler,  Schädel  von  polynesischen  Inseln«  i^^)  veröffent- 
licht. 

Mit  Hinzurechnung  von  40  von  anderen  Forschern  gesammelten  Schädeln 
umfaßt  sie  168  Schädel  von  den  Marquesas-,  Society-,  Cookinseln  und  von 
Neuseeland.  Die  von  Bäßler  selbst  geschriebene  Einleitung  gibt  die  Beschreibung 
der  Fundorte  nebst  manchen  ethnologisch  bemerkenswerten  Angaben. 

Fr.  Linke  teilt  die  »Samoanische  Bezeichnung  von  Wind  und 
Wetter«  16'^)  mit.  W.  v.  Bülow  handelt  über  »Das  Geschlechts- 
leben der  Samoaner«  ifi8~)  ^^i^i  macht  »Einige  Bemerkungen  über 
die  Anthropologie  der  Samoainseln«!*'^'^).  E.  Heider  scliildert 
»Die  Sitte  des  Kavatrinkens  in  Samoa«  i^9)_  —  j}\q  Zählung  der 
Eingeborenen  Deutsch-Samoas^'^'')  am  1.  Oktober  1906  hat  eine 
Gesamtzahl  von  34062  Seelen  ergeben  (gegen  32  612  im  Jahre 
1902).  —  Oberrichter  Dr.  Schultz  in  Apia  hat  »Sprichwörtliche 
Redensarten  der  Samoaner«i'^i)  veröffentlicht. 

Bei  der  Sammlung  und  Bearbeitung  haben  ihm  20 — 30  Samoaner  geholfen. 
Sie  beziehen  sich  auf  Fischerei,  Jagd,  Nahrung,  Handwerk,  Spiele  und  Tänze. 
Zu  vergleichen  sind  hierzu  die  Bemerkungen  W.  v.  Bülow s  im  Globus '^2^. 
Von  Schultz  wird  »Noch  ein  Steinnagel  aus  Samoa« ''^)  besprochen.  J.  D. 
¥j.  Schmeltz  hält  den  betreffenden  Gegenstand  für  einen  Keiber  zur  Herstellung 
von  Nahrungsbrei '^^). 

A.  Hamilton  schreibt  über  »Fishing  and  sea  foods  of  the 
ancient   Maon«!'^^^     —    Th.  Mollison    zeigt    in    seiner   wichtigen 

160)  Stuttgart  1906.  Mit  20  Taf.,  86  Abb.  u.  50  Fig.  —  »6«)  MDSchutzgeb. 
XXI,  169—86.  —  i«2)  KorrBlAnthr.  XXXIX,  116—18.  —  >63)  Stuttgart  1908. 
96  S,  —  lei)  Man  1908.  146—48.  —  'cs)  Mem.\mAnthrS,  II,  1,  1907.  — 
'66)  VeröffKglMusVölkerk.  XII,  Berlin  1907.  4«,  256  S.  mit  33  Taf.  Glob. 
XCIV,  1908,  33f.  —  167)  Glob.  XCIV,  1908,  229—32,  mit  1  K.  —  i««)  Anthropo- 
phyteia  IV,  84—99.  —  168")  InternArchEthn.  XVII,  1908,  105—09.  — 
169)  AllgemMissZ  1908,  394.  —  170)  DKolonialbl.  1907,  165,  406.  —  i"')  Apia 
1906.  274  S.  —  172)  Glob.  XCI,  1907,  347—49.  —  173)  Ebenda  LXXXIX, 
1906,  145  mit  Abb.  —  1^4)  Ebenda  211.  —  "«)  New  Zcalaud  Dominion  Mus. 
B.  2,  Wellington   1908. 


Mikronesien  und  Polynesien.  237 

anthropologischen  Abhandlung  »Die  Maori  in  ihren  Beziehungen 
zu  verschiedenen  benachbarten  Gruppen« i'^ß),  daß  die  Polynesier, 
Melanesier  und  Australier  eine  ■Mischungsreihe  darstellen  und  daß 
bei  den  Maori  das  polynesische  Element  bei  weitem  überwiegt. 
Yon  demselben  »Beitrag  zur  Kraniologie  und  Osteologie  der  Maori«  ^^v^^ 
W.  Dittmcr,  »Te  Tobunga.  Alte  Sagen  aus  Maoriland«'^^).  J.  M. 
Brown,  »Maori  and  Polynesian:  their  origin,  hi.story,  and  ciilture«*'^).  Weiter 
sind  zu  nennen  von  Eisdon  Best  »Maori  oschatology:  the  Whare  Potae 
(house  ot  mourning)  and  its  lore:  being  a  de-cription  of  many  customs,  beliefs, 
superslitions,  riti'S  etc.  pertaining  to  death  and  burial  among  tbe  Maori  people, 
as  also  some  account  of  native  belicf  in  a  spiritual  world«i80^^  »Maori  Nume- 
ration,  some  Account  of  the  Single,  Biuary,  and  Semivigesimal  Systems  of 
Numeration  formerly  employed  by  the  Maori«'*'),  »Maori  forest  lore:  being 
some  account  of  native  forest  lore  and  wooderaft,  as  also  of  many  myths,  rites, 
customs,  and  superstitions  connected  with  the  flora  and  fauna  of  the  Tuhoe  or 
Ure-wera  district«'82j_  »Personifications  of  nature  among  the  Maoris  of  New 
Zealand« '*''')  und  »Maori  Numeration ■:; '"*).  —  Gudgeon  handelt  über  »Maori 
wars«'*^),  Hare  Heregi  bringt  »A  Maori  Cosmogeny«'*^)  mit  Übersetzung, 
T.  F.  Cheeseman,  »Notes  on  certain  Maori  Carved  Burial-chests  in  tbe  Auck- 
land  Museum«'*^. 

Sehr  verdienstvoll  ist  die  Arbeit  von  William  T.  Brigham 
(s.  GJb.  XXXI,  153,  Anm.  151)  »Mat  and  Basket  Weaving  of  the 
Ancient  Hawaiians  described  and  compared  with  the  basketry  of 
the  other  Pacific  Islanders.  With  an  account  of  Hawaiian  nets 
and  nettings  by  John  F.  Gr.  Stokes«^^^).  Ebenso  W.  T.  Brighams 
»The  ancient  Hawaiian  house«  1^9).  Fremont  Wm.  Blackman 
erörtert  in  »The  Making  of  Hawaii,  a  study  in  social  evolution«i90) 
die  Wirkungen  der  sozialen,  moralischen  und  religiösen  sowie  politi- 
schen Einflüsse  auf  Hawai. 

Die  Bevölkerung  ist  ein  buntes  Durcheinander  der  verschiedensten  Rassen, 
Nationen,  religiösen  Bekenntnisse  und  politischen  Parteien.  Dazu  kommt  noch 
ein  bedeutendes  Mißverhältnis  der  männlichen  zur  weiblichen  Bevölkerung  (3  :  1). 
1896  wurden  unter  109000  Bewohnern  nur  noch  31000  reine  Hawaier  gezählt. 

E.  Schulz  teilt  »Drei  Sagen  aus  Ostpolynesien «^91)  mit,  deren 
Schauplatz  die  Inseln  Moorea,  Huahine  und  Raiatea  sind.  —  Frhr. 
V.  Schleinitz,  »Die  Südseebewohner  und  ihre  Herkirnft^^^^j,  hält 
mit  Keane  die  Polynesier  für  zur  kaukasischen  Basse  gehörig,  im 
letzten  Grunde  (mit  E.  Amend  »Die  Phönizier,  die  Entdecker 
Amerikas)  für  phönizischen  Ursprungs.  Die  Besiedlung  der  polynesi- 
schen  Inseln  durch  die  Polynesier  sei  von  Südamerika  her  erfolgt. 


176)  KorrBlAnthr.  1907,  147  ff.  —  '")  ZMorphologie  XI,  529  —  95.  — 
178)  Hamburg.  VII  u.  119  S.  —  '79)  London  1907.  XXXII  u.  300  S.  — 
isOjTrPNZe.üandlnst.  XXXVIII,  148—239.  —  i8i)  Ebenda  XXXIX,  150—80.  — 
182)  Ebenda  XL,  185—254.  —  i83)  AmAntiqOricntJ  XXX,  140—43,  267—70.  — 
181)  JPolynS  XVI,  94—98.  —  185)  Ebenda  13—42.  —  '86)  Ebenda  109—18.  — 
187)  TrPNZealandlnst.  XXXIX,  451—56.  —  188)  Mem.  of  the  Bemice  Pauahi 
Bishop  Mus.,  II,  Nr.  1,  Honolulu  1906.  4",  162  S.  mit  16  Taf.  —  189)  Ebenda 
II,  Nr.  3,  1908.  194  S.  mit  178  Abb.  u.  23  Taf.  —  '»O)  New  York  1906. 
262  S.  PM  1907,  LB  498  (Reineeke).  —  19')  Glob.  XCIII,  1908,  143—45.  — 
192;  DRev.  XXXIII,   1908,  225—35,  357—68. 


238  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

"W.  V.  Bülow  liefert  in  seinen  »Notizen  zur  Elhnographie,  Anthro- 
pologie und  Urgeschichte  der  Malaio-Polynesier«^93)  einen  Beitrag 
zur  Urgeschichte  der  Polynesier  und  zur  Anthropologie  der  Samoaner 
und  macht  Mitteilungen  liber  deren  Leichenbestattung. 

Derselbe  hat  kleine  »Beiträge  zur  malaiopolynesischen  Ethnographie  und 
Sprachforschung«  18^)  veröffentlicht  und  über  »Die  Bemühungen  um  die  Fest- 
stellung der  Urheimat  der  Polynesier« '3^)  gehandelt.  Er  teilt  eine  bisher  un- 
bekannte Sage  von  der  Besiedlung  des  Dorfes  Sasina  auf  Sawaii  im  samoanischen 
Urtext  mit  deutscher  Übersetzung  mit,  nach  der  Sawaii  von  W  her  besiedelt 
worden  ist. 

D.  Malaisien. 

Allgemeines.  Ein  schon  längst  erwünschtes  zusammenfassendes 
Werk  über  die  holländischen  Kolonien  hat  H.  Blink  in  zwei  Bänden 
erscheinen  lassen:  »Nederlandsch  Oost-  en  West-Indie,  geographisch, 
ethnographisch  en  economisch  beschreven«!^^).  Für  die  Ethnologie 
kommt  hauptsächlich  der  erste  Band  in  Betracht.  F.  Hegers 
»Bericht  über  eine  Studienreise  nach  Niederländisch-Indien  (Dez. 
1903  bis  Sept.  1904)« i^'^)  behandelt  hauptsächlich  ethnologische 
Fragen. 

Halbinsel  Malakka.  W.  W.  Skeat  und  Cb.  0.  Blagden  bringen 
in  ihrem  umfangreichen  Werk  »Pagan  Races  of  the  Malay  Pen- 
insula«^^^),  einem  Seitenstück  zu  Martins  großem  Werke  über  die 
Inlandstämme  der  Malaiischen  Halbinsel,  eine  Fülle  ethnographischen 
und  sprachlichen  Materials  über  die  Heidenvölker  Malakkas. 

Sie  werden  in  die  drei  Hauptgruppen  der  Semang  (Negritos),  Sakai  (Dravido- 
australier)  und  Jakun  (malaiische  Aboriginer)  getrennt.  Alle  drei  Gruppen 
werden  nach  Rasse,  Religion,  Sprache,  Sitten  und  Gebräuchen  betrachtet,  überall 
wird  die  vorhandene  Literatur  benutzt  oder  auf  sie  verwiesen. 

F.W.  Knocker  beschreibt  »The  Aborigines  of  Sungei  Ujong«^^^) 
anthropologisch  und  ethnographisch,  und  zwar  von  den  beiden  ver- 
schiedenen Rassen  von  Aboriginern,  Orang-Berlanus  und  Orang- 
Bersisi,  besonders  die  zu  den  ersteren  gehörenden  Orang-Bukit. 

Als  Anhang  gibt  er  ein  Vokabular  des  Bersisidialekts  sowie  der  Sprache 
der  Orang-Berlanus  und  zwei  Tabellen  mit  Kopfmaßen  und  körperlichen  Merk- 
malen der  Orang-Bukit.  —  Eine  dankenswerte  Ergänzung  zu  den  genannten 
Arbeiten  bietet  O.  Schlaginhaufen  in  seiner  vergleichend  gehaltenen  Ab- 
handlung »Ein  Beitrag  zur  Kraniologie  der  Semang« -''°). 

R.  J.  Wilkinson  führt  in  »The  Peninsular  Malays,  Malay 
Beliefs«20i)  orientierend  in  die  malaiische  Religion  und  Mythologie 
ein.     R.  N.  Rudraose  Brown    macht  in   »Mergui  Archipelago:  its 


193)  InternArchEthn.  XVII,  1908,  152—66.  —  19<)  Ebenda  100—05.  — 
195)  Glob.  XC,  1900,  61  —  66.  —  196)  2  Bde.  Leiden  1905  u.  1907.  576  u. 
580  S.  —    197J  AnnNaturhistHofmus.  XXI,  Wien  1906,  1—40.  —  198)  London 

1906.  Bd.  I:  XL  u.  724;  Bd.  II:  XII  u.  858  S.  mit  K.  u.  Taf.     Glob.  XCI, 

1907,  108—10.  MAnthrGesWieu  XXXV,  1906,  259—61  (Bouchal).  — 
199)  JAnthrl  XXXVII,  1907,  290—305,  mit  2  Taf.  —  20O)  Leipzig  1907. 
Mit  26  Fig.  AbhKglZoolAuthrEthnogrMusDresden  XI.  —  201)  London  1006. 
81   S.     PM   1907,  LB  748  (Achelis). 


Malaisien.  239 

people  and  pro(lucts«202)  interessante  Mitteilungen  über  die  Seiung, 
die  Meerzigeuner  der  Merguiinsebi. 

Sumatra  und  Nachbar inseln.  Von  den  von  Jul.  Böhmer  heraus- 
gegebenen » Religionsurkiinden  der  Völker«  ist  (Abt.  4,  H.  1)  »Die 
Religion  der  Batak.  Ein  Paradigma  für  die  animistische  Religion 
des  Indischen  Archipels« 203j  voq  Joh.  Warneck  erschienen,  Alb. 
C.  Kruyt  behandelt  auf  Grund  langjähriger  eigener  Beobachtungen 
und  Erfahrungen  »Het  Animisme  in  den  Indischen  Archipel« 204) 
(Animismus,  Spiritismus,  Dämonologie). 

W.  Volz  liefert  Beiträge  »Zur  Kenntnis  der  Kubus  in  Süd- 
sumatra «205j  (Beiträge  zur  Anthropologie  und  Ethnographie  von 
Indonesien,  III). 

Er  bespricht  die  anthropologische  Stellung  der  Kubus  (Mischrasse,  wahr- 
scheinlich Reste  mehrerer  uralter  Bevölkerungsschichten),  ihre  soziale  Gliederung, 
äußere  Erscheinung,  Wohnstätten,  Hauptbeschäftigung,  Geräte,  Waffen,  Stellung 
der  Frau,  Eheschließung,  Behandlung  der  Toten,  geistiges  Leben  und  bringt 
ein  kleines  Wörterverzeichnis.  —  Für  B.  Hagen s  wertvolle  Monographie  »Die 
Orang  Kubu  auf  Sumatra« 206|  kann  ich  auf  die  Besprechung  von  M.  Moszkowski 
verweisen. 

H.  J.  Grijzen  veröffentlichte  »Nota  omtrent  de  Kota  en  Padaug 
Tarap  (Midden-Sumatra)«207).  r.  Pick  hat  über  »Das  Gajoland 
und  seine  Bewohner«  208^  geschrieben. 

Max  Moszkowski  macht  sehr  interessante  Mitteilungen  über 
»Die  Inlandstämme  Ostsumatras« 209^. 

Er  hat  im  Jahre  1907  die  weddaähnlichen  Sakais  und  die  letzten  Reste 
der  negritischen  Semangs,  welche  beiden  Völker  man  bisher  nur  von  Malakka 
her  kannte,  an  der  Ostküste  Sumatras  im  Sultanat  Siak  besucht.  Die  Sakais 
zerfallen  in  zwei  große  Stämme,  die  Batin  lima  und  Batin  selapan.  Letztere 
sind  zum  erstenmal  von  einem  Weißen  beobachtet  worden.  Die  Semangs  sind 
nnvermischt  nur  noch  in  wenigen  Individuen  erhalten,  sonst  stark  mit  heidni- 
schen Malaien  vermischt.  Sie  werden  Orang-Akit  genannt.  Moszkowski  führt 
uns  ihre  Ergologie,  Religion,  Zauberei  und  wirtschaftlichen  Verhältnisse  vor. 
Zum  gleichen  Thema  schrieb  er  »Über  zwei  nichtmalaiische  Stämme  von  Ost- 
sumatra« 2J0j^  doch  wählt  er  hier  die  Schreibung  Orang- Akett  und  Sakeis  und 
bringt  zwei  anthropologische  Maßtabellen.  In  einem  Vortrag  bespricht  derselbe 
»Die  Völkerschaften  von  Ost-  und  Zentralsumatra«^!!),  nämlich  die  primitiven 
Sakeis,  Orang-Talang  und  Aket  (Orang-Raket,  Orang-Akik),  die  Malaien  und 
Mandelinger.  Endlich  ist  noch  sein  kleiner  Artikel  »Die  Urstämme  Ost- 
sumatras« 212)  zu  erwähnen. 

Ein  für  die  Anthropologie  Sumatras  sehr  Avertvolles  Buch  sind 
Joh.  Bieter  Kl  ei  weg  de  Zwaans   >Bijdrage  tot  de  Anthropologie 


202)  ScottGMag.  XXIII,  1907,  463—83.  —  203)  Leipzig  1909.  136  S, 
PM  1909,  LB  141  (Achelis). —  204)  Haag  1906.  XVI  u.  541  S.  IntemArch. 
Ethnogr.  XVIII,  1908,  118f.  (v.  Hoevell).  —  205)  ArchAnthr.  N.  F.  VII,  1908, 
89—109,  mit  13  Abb.  —  206j  Frankfurt  a.  M.  1908.  40,  XIX  u.  269  S. 
mit  1  K.,  16  Taf.,  42  Textabb.  (Veröff.  a.  d.  Stadt.  Völkermus.  Frankfurt). 
Glob.  XCV,  336f.  (Moszkowski).  —  207)  TlndTaalLandVolkenk.  L,  62—120.  — 
208)  MGGesWien  L,  1907,  379—401.  —  209)  Glob.  XCIV,  1908,  293—97, 
309—16,  mit  Abb.  —  21O)  ZEthn.  1908,  229-39.  —  211)  Ebenda  634—55 
mit  12  Fig.  —   212)  KorrBlAnthr.  XXXIX,   122—24,  mit  Abb. 


240  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

der  Menangkabau-Maleiers«2i3)  mit  einem  Anbang:  363  Farben- 
untersnchimgen  bei  den  Malaien  Zentralsumatras  von  Alfred  Maas. 
Letzterer  beschreibt  seine  Reise  »Durch  Zentralsumatra« ^i^j  i^d 
Kl  ei  weg  de  Zwaan  stellt  »Die  anthropologischen  Ergebnisse  der 
Sumatrareise  des  Herrn  A.  Maas«-^^)  zusammen.  J.  H.  Meerwaldt 
teilt  »Gebruiken  der  Bataks  in  het  maatschappelijk  leven«2i6),  J.  H. 
Neumann  »Een  en  ander  aangaande  de  Karo  Bataks«2i7)  mit. 
R.  Römer  gibt  in  »Die  Heilkunde  der  Batak  auf  Suraatra«2i8)  ein 
Bild  der  Sitten  und  Gebräuche  der  Bewohner  Nord-  und  Mittel- 
sumatras nebst  anthropologischen  Maßen. 

Dr.  C.  Snouck-Hurgronje  bietet  in  seinem  umfangreichen, 
schon  1894  in  holländischer  Sprache  geschriebenen,  jetzt  vom  ver- 
storbenen A.  W.  S.  O'Sullivan  ins  Englische  übersetzten  Werke 
»The  Acliinese«2i9)  sehr  viel  bisher  Unbekanntes  über  Kriegführung 
und  Ethnographie  der  Atschinesen. 

B.  Hagen  hat  ein  Manuskript  C.  W.  Kreons  als  »Beitrag  zur 
Kenntnis  der  Orang-Sekka  (Sakai)  oder  Orang-Laut  sowie  der 
Orang-Lom  oder  Mapor,  zweier  nichtmohammedanischer  Volksstämme 
auf  der  Insel  Banki«22o^  übersetzt  (Kleidung,  Lebensweise,  Be- 
schäftigung, religiöse  Anschauungen,  Heirat,  Ehescheidung,  Tod  und 
Begräbnis). 

A.  Maas  hat  »Die  primitive  Kunst  der  Manta\veiinsulaner«22i) 
zum  Gegenstand  einer  längeren  Abhandlung  gemacht  (Körperschmuck, 
Waffen  und  Geräte  und  die  freie  Bildnerei).  A.  Krämer  bringt 
einen  Artikel  »Zur  Tatauierung  der  Mantawaiinsulaner«222^.  j_  ß_ 
Neumann  »De  Mentawei  Eilanden« 223)_  __  jj.  W.  Fischer  teilt 
»Jets  over  de  wapens  uit  de  Mentawei -Vergaraeling  van's  Rijks 
Ethnographisch  Museum  te  Leiden«  224)  mit  und  hat  einen  illustrierten 
»Führer  durch  die  Ausstellung  ethnographischer  Gegenstände  aus 
Atjeli«22ö)  in  holländischer  und  deutscher  Sprache,  H.  H.  Juynboll 
einen  solchen  für  die  ethnographischen  Gegenstände  der  Insel  Bali226) 
herausgegeben.  H.  W.  Fischer  macht  auch  »IMitteilungen  über  die 
Niassammlung  des  Ethnographischen  Reichsmuseums  zu  Leiden «227), 
C.  Roppard  schildert  »Het  eiland  Nias  en  sijne  bewoners«228). 


213)  Amsterdam  1908.  206  S.  mit  Tab.  u.  Taf.  ZEthn.  1909,  134-36 
(B.  Hagen).  —  2i4)  ZEthn.  XLI,  143—66,  mit  21  Abb.  u.  3  Taf.  —  2i5)  Ebenda 
167—80,  mit  14  Abb.  —  216)  MededeelNedZeudeliuggen.  XLIX,  104—30;  L, 
1  —  26.  —  217)  Ebenda  XLIX,  54—07;  L,  27—40,  347  —  64.  —  218)  jau,,^ 
XII,  1907,  Nr.  7—11  (73  S.).  —  2i9)  2  Bde.  Leiden  1906.  XXVI  u.  439, 
IV  II.  384  S.  —  220)  Festschr.  d.  39.  Allgem.  Vers.  d.  Deuisohen  Anthr.  Ges. 
in  Frankfurt  a.  M.  1908.  S.  37—46.  —  221)  ZEthn.  1906,  433—55,  mit  Abb. 
u.  3  Taf.  —  222)  ArchAnthr.  1907,  86-41,  mit  5  Abb.  —  223)  TAardrGcn. 
XXVI,  2,  181—213.  —  224)  IntcrnArchEthn.  XVIII,  1908,  132—36,  mit 
7  Textabb.  —  225)  Leiden  1907.  VII  11.  23  S.,  5  Taf.  11.  3  Abb.  —  226)  Leiden 
1907.  IX  u.  47  S.,  8  Taf.  —  22?)  JutornArchEthn.  XVIII,  1908,  85  —  94, 
mit  1  Taf.  u.  17  Textabb.  —  228)  BijdrTaalLaiulVolkeukNcdlnd.  VIII,  477 
bis  648. 


Malaisicn.  241 

Java  und  Nachharinscln.  Seit  1907  liegt  die  von  Joh.  F. 
Snelleman  und  J.  F.  Niermeyer  besorgte  zweite,  erheblich  um- 
fangreichere Auflage  des  großen  "Werkes  von  P.  J.  Veth  »Java, 
geographisch,  ethnologisch,  historisch«  vollendet  vor.  Der  vierte 
und  letzte  Teil,  die  »Ethnographie «229),  ist  von  Joh.  F.  Snelleman 
bearbeitet.  Kap.  3  und  4  (die  unter  dem  Namen  I^doejs,  Teng- 
geresen,  Kalangs,  Pinggirs  und  Gadjah  matis  bekannten  kleinen 
Volksstämme;  die  fremden  Eingeborenen)  sind  ganz  neu. 

W.  O.  F.  Nieiiwenkamp  beschreibt  »De  trom  met  de  hoofden  te  Pedjeng 
op  Bali«^^"),  jene  merkwürdige  Metidltrommcl  von  außerordentlicher  Größe  und 
Form,  die  bisher  nicht  eingehend  hat  besichtigt  werden  dürfen.  — ■  Edward 
Jacobsen  und  J.  H.  van  Hasselt  führen  uns  in  »De  Gong-Fabricatie  te 
Seniai-ang«23i)  das  Gießen,  Schmieden  und  Abstimmen  der  Gongs  in  aller  Aus- 
führlichkeit vor.  Beigegeben  ist  eine  deutsche  Übersetzung.  —  J.  H.  F.  Kohl- 
brugge,  »Blikken  in  het  zieleleven  van  den  Javaan  en  zijner  overheerschers«232). 
D.  Louwerier  berichtet  über  »Bijgeloovige  gebruiken,  die  door  de  Javanen 
worden    inacht    genomen  bij  de  verzorging  en  upvoeding  hunner  kinderen«233^_ 

Borneo.  Der  zweite  Teil  von  A.W.  Nieuwenhuis'  bedeutendem 
AVerk  »Quer  durch  Borneo« 234)  behandelt  die  Reisen  von  1899 
bis   1900. 

Die  ethnographischen  Kapitel  beschäftigen  sich  mit  den  Anwohnern  des 
mittleren  Mahakam,  den  Bahaus,  Punaus,  Tadjungs  und  mit  den  Kenjas  und 
bieten  eine  Fülle  wichtigen  Materials.  Nieuwenhuis  schreibt  auch  kurz  über 
»Die  körperliche  und  geistige  Entwicklung  der  Dajak  auf  Borneo« 2'^^).  M.  C. 
Schadees  »Bijdrage  tot  de  kennis  van  den  godsdienst  der  Dajaks  van  Landak 
en  Tajan«236)  (Fortsetzung)  enthalten  auch  sprachliehe  Mitteilungen.  Ch.  Hose 
und  R.  Shelford  veröffentlichen  »Materials  for  a  Study  of  Tatu  in  Borneo«237). 
A.  E.  Lawrence  teilt  »Some  Aspect«  of  Spirit  Worship  amongst  the  Milano 
of  SarawakK^-*^)  mit.  J.  E.  Tehupeiory  erzählt  seine  Erlebnisse  »Onder  de 
Dajaks  in  Centraal-Bomeo«239)  und  handelt  über  »Centraal-Bomeo  en  zijne 
bevolking«2*0),  M.W.  H.  Beech  über  »The  Tidong  dialects  of  Borneo«24ij.  _ 
"Von  F.  Grabowsky  werden  nach  eigenen  Beobachtungen  »Der  Häuserbau, 
die  Dörfer  und  ihre  Befestigungen  bei  den  Dajaken  Südostborneos« 2^2^  und 
»Der  Reisbau«243)  bei  denselben  beschrieben.  E.  H.  Gomes,  »The  Sea-Dyaks 
of  Bonieo«^**),  bringt  viele  Einzelheiten  über  Sitten  und  Lebensweise  der  See- 
dajaken,  S.  Br.  Scott  beschreibt  »Harvest  festivals  of  the  Land  Dyaks«^-*^). 
Von  Leo  Nyuak  liegen  in  englischer  Übersetzung  vor  »Religions  rites  and 
customs  of  the  Iban  or  Dyaks  of  Sarawak«^*^,  translated  from  the  Dyak  by 
Edm.  Dünn. 


229)  Harlem  1907.  VII  u.  579  S.  —  230)  BijdrTaalLandVolkenkNedlnd. 
7«  Volgr.  VII,  319—38,  mit  6  Taf.  MAnthrGesWien  XXXVIII,  350ff. 
(Heger).  —  23i)  Leiden  1907.  VII  u.  64  S.  mit  12  Taf.  —  2^2)  Leiden  1907. 
191  S.  —  233)  MededeelNedZendelinggen.  XLIX,  251—57.  —  234^  Leiden  1907. 
Bd.  II,  XIII  u.  557  S.  mit  73  Taf.  in  Licht-  u.  18  Taf.  in  Farbendruck. 
GJ  XXXII,  1908,  517  —  19  (A.  C.  Haddon).  —  235)  ZVerGStatFrankfurt  a.  M. 
1905/06,  VII,  129 f.  —  236)  BijdrTaalLandVolkenkNedlnd.  LIX,  207—28, 
616— 47;LX,  101  — 27.  —  237)  jAnthrl  XXXVI,  1906,  60 -91,  mit  13  Fig. — 
238)  Ebenda  XXXVIII,  1908,  388—408,  mit  Taf.  —  239)  Batavia  1906.  XVI 
u.  219  S.,  6  Taf.,  2  K.  u.  Abb.  —  240)  indMercuur  1908,  885.  —  24i)  Oxford 
1908.  120  S.  —  242)  Giob.  XCII,  1907,  69  —  75,  mit  Abb.  —  243)  Ebenda 
XCIII,  1908,  101  —  05,  mit  1  Abb.  —  244)  London  1907.  75  S.  mit  K.  u. 
Abb.  —  245)  JAmOrientS  XXIX,  236—80.  —  246)  Anthropos  I,  1900,  11—23, 
165  —  84,  403—25,  mit  2  Taf.  u.  Abb. 

Gcogr.  Jahrbuch  XXXIV.  ■  16 


242  P.  Gähtgens,  Berieht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Celebes.  Der  zweite  Teil  %'on  F.  Sarasins  »Yersuch  einer 
Anthropologie  der  Insel  Celebes«  (Bd.  V  der  »Materialien  zur 
Naturgeschichte  der  Insel  Celebes«)  umfaßt  »Die  Varietäten  des 
Menschen  auf  Celebes« 2*7)  ^nd  stellt  sich  in  seiner  sorgfältigen 
Ausarbeitung  und  prächtigen  Ausstattung  dem  ersten  Teile  würdig 
an  die  Seite. 

Nach  ihm  ist  die  Bevölkerung  der  Insel  in  die  drei  Rassen  der  Toälas, 
der  Toradjas  und  der  Minahaser  einzuteilen,  und  zwar  aus  linguistischen,  ethno- 
logischen und  anthropologischen  Gründen.  Besprochen  von  Klaatsch,  Moszkowski 
und  Buschan. 

N.  Adriani  berichtet  über  »De  Voorstellingen  der  Toradjas 
omtrent  het  Hiernamaals«248).  J.  Alb.  T.  Schwarz'  »Ethnographica 
uit  de  Minahassa«2*9)  beziehen  sich  auf  den  Stamm  der  Tontem- 
boan  (Tompakewa),  unter  denen  er  mehr  als  40  Jahre  als  Missionar 
gelebt  hat.  C.  I.  J.  Sluyk  bringt  »Teekeningen  of  grafsteden  uit 
de  Minahassa«250)  und  darauf  bezügliche  tombulusche  Erzählungen 
(mit  Einleitung  von  N.  Adriani). 

Baron  van  Hoevell  zeigt  in  »Nog  iets  over  Messing-helmen,  -Schilden 
en  -pantsers  in  het  oostelijk  deel  van  den  O.  I.  Archipel«-^'),  daß  die  Urbilder 
der  bekannten  indonesischen  Messinghelme,  -schilde  und  -panzer  nicht  von  den 
Portugiesen,  sondern  von  den  Holländern  stammten,  die  schon  1599  auf  der 
Insel  Contor  ein  Warenhaus  mit  dergleichen  Dingen  als  Tauschartikel  für  die 
Eingeborenen  errichtet  haben.  Von  demselben  wird  »Der  Kris  von  Südcelebes«252) 
als  ein  besonderer  Typus  hingestellt,  in  dessen  Griff  man  als  Erinnerung  an 
den  Ahnenkult  einen  stilisierten  Huudepenis  zu  erblicken  habe.  J.  Tideman 
berichtet  über  »De  Batara  Gowa  op  Zuid-Celebes«253). 

Alb.  C.  Krujt,  »De  berglandschappen  Napoe  en  Besoa  in 
Midden-Celebes«254)  und  »Het  landschap Bada  in]VIidden-Celebes«255). 

Seligmann  teilt  einen  Brief  des  Kapitäns  Pim,  eines  Mitgliedes 
der  Danielsschen  Expedition  nach  Neuguinea,  über  die  von  ihm 
besuchten  Keiinseln  westlich  von  der  Ai-ugruppe  mit  256). 

In  Ellat  an  der  Küste  ist  die  Bevölkerung  meist  malaiischen  Blutes,  doch 
im  Innern  an  der  Südostseite  der  Insel  ist  sie  papuanischer  Rasse.  Ihre  Kleidung 
besteht  aus  selbstgefertigten  Matten,  das  Haar  tragen  sie  wie  in  Neuguinea  laug 
und  gekräuselt,  doch  konnten  zwei  Typen  unterschieden  werden,  einer  mit 
steifem,  drahtigem  Haar,  der  andere  mit  weicherem  und  längerem.  Die  Be- 
wohner scheinen  Ackerbauer  und  geschickte  Zimmcrlcute  zu  sein  und  nach 
Mutterrecht  zu  leben.  I.W.  Tissot  van  Patot  bringt  in  seinem  »Een  viertal 
tochten  door  het  eiland  Terangan  (Aroeeilanden)  in  Maart  en  April  1907«2*'i) 
auch  einige  ethnographische  Notizen.  .loh.  F.  Snellemann  berichtet  über 
die  Töpferei    auf    den  Keiinseln  2**),    die    durch    ihre    hohe  Entwicklung  merk- 


2*7)  Wiesbaden  1906.  163  S.  mit  22  Taf.  in  Lithogr.  u.  Lichtdr.  ZEthn. 
1908,  139—41  (Klaatsch).  Glob.  XCV,  1909,  32  (Moszkowski).  ZentralblAnthr. 
1908,  150—54  (Buschan).  —  2<8)  MedcdeelNedZendclingsgenootseh.  LH,  1  — 21.  — 
2")  InteruArchEthnogr.  XVIII,  1908,  44—63,  mit  3  Taf.  u.  Textabb.  — 
250)  Ebenda  144—52.  —  25i)  Ebenda  95—99,  mit  Abb.  —  252)  Ebenda  64— 67, 
mit  Abb.  —  253)  BijdrTaalLandVolkenkNcdlnd.  VII,  1908,  350—90.  — 
25*)  TAardrGen.  XXV,  6,  1271  —  1344,  mit  K.  u.  Taf.  —  255)  Ebenda  XXVI, 
3,  349—80,  mit  K.  —  256)  qj  XXX,  1907,  94.  —  25?)  TAardrGen.  XXV, 
1908,  77—93,  mit  1  K.  u.  1  Abb.  —  258)  pe  Aarde  en  haar  Volkeu,  1907 
Juni.     Glob.  XCII,   1907,  308. 


Malaisiea.  243 

würdig    von    der    Töpferei    der    ganzen    Inselwelt    von    Sumatra    bis  Neuguinea 
abweicht. 

F.  I.  P.  Sachse  handelt  in  »Het  eiland  Seran  en  sijne  be- 
woners«259)  ausführlich  über  die  Alfurus,  die  an  der  Küste  stark 
mit  Javanen,  Makassaresen  und  Malaien  gemischt  sind,  J.  Gr.  T. 
Riedel  über  »Prohibitieve  teekens  en  tatuage-vormen  op  het  eiland 
Timor«  260). 

Philippinen.  C.  Worcester,  »The  non-christian  Tribes  of 
nort?iern  Luzon«26i)^  nimmt  auf  Grund  eigener  Beobachtung  (1900 
bis  1906)  nur  sieben  nichtchristliche  Stämme  in  Nordluzon  an:  die 
Negritos,  Ilongoten,  Kaiingas,  Ifugaos,  Bontoc-Igoroten,  Benguet- 
Lepanto-Tgoroten  und  Tingianen.  Anthropologisch  unterscheidet  er 
nur  malaiische  imd  Xegritoelemente.  —  Warren  D.  Smith,  »An 
account  of  a  human  sacrifice  held  by  the  Bagobos,  district  of 
Davao,  Mindanao,  Pliilippine  Islands« 262)  schildert  auf  Grund  un- 
gedruckter Briefe  spanischer  Missionare  und  eines  Schriftstückes 
des  Distriktsgouverneurs  AValker  die  bei  den  Bagobo  noch  bis  1907 
vorgekommenen  Menschenopfer,  die  dem  bösen  Gott  Mandarangan 
dargebracht  wurden.  F.  C.  Cole  bietet  im  Aufsatz  »The  Tinggian«263) 
einen  vorläufigen  Bericht  über  seine  zweijälirigen  ethnograpliischen 
Forschungen  auf  den  Philippinen. 

Der  heidnische  Bergstamm  der  Tinggianen  wohnt  im  nordwestlichen  Luzon. 
Wir  erfahren  einiges  über  ihre  materielle  Kultur,  ihr  soziales  und  religiöses 
Leben  und  ihre  Gebräuche.  Cole  hat  700  Photographien  gesammelt,  anthropo- 
logische Messungen  vorgenommen  und  phonographische  Aufnahmen  gemacht. 

H. Fehlinger  hat  »Beiträge  zur  Ethnographie  von  Nordluzon « 264) 
geliefert.  —  H.  Fehlinger  gibt  nach  dem  Census  of  the 
Pliilippine  Islands  1903,  "Washington  1905,  eine  Übersicht  über 
»Die  Bevölkerimg  der  PhiHppineninseln«  265)  (neben  einer  Be- 
völkerungsstatistik auch  eine  Wertung  der  geistigen  Kultur  der 
zivilisierten  imd  Klassifikation  und  Verbreitung  der  nichtzivilisierten 
Stämme). 

Der  Globus  bringt  nach  einem  englischen  Konsulatsbericht  die  Bevölkerungs- 
zahl der  Philippinen  für  Februar  1905  266).  Pv.  B.  Bean,  »The  Benguet  Igorots, 
a  somatical  study  of  the  life  folk  of  Benguet  and  Lepanto-Bontoc<  ^67)^  unter- 
scheidet auf  Grund  seiner  anthropologischen  Untersuchungen  unter  den  Igoroten 
der  Provinzen  Benguet  und  Lepanto-Bontoc  drei  Haupttypen:  M  (Malay),  A 
(Aboriginal)  und  N  (Negrito).  —  B.  L.  Maxfield  und  W.  H.  Millington 
teilen    einige  »Visayan  FoIk-Tales«268),    die    sie    1904  auf  der  Insel  Panay  ge- 


259)  Leiden  1907.  184  S.  mit  Kartensk.  u.  Abb.  —  260)  TTaalLandVolkeuk. 
Nedlnd.  XLIX,  181—87,  mit  2  Taf.  —  2oi-|  philippJSc.  I,  Manila  1906, 
791  —  875,  mit  67  Taf.  PM  1907,  LB  786  (Czekanowski).  —  262)  philippJSc. 
III,  1908,  188—96,  mit  3  Taf.  —  263)  Ebenda  197—213,  mit  9  Taf.  — 
26<)  DRfG  XXX,  1908,  445—53,  mit  Abb.  —  ««S)  Glob.  XC,  1906, 
142—45.  —  266)  Ebenda  LXXXIX,  1906,  372.  —  267)  phUippJSc.  Abt.  A, 
III,  1908,  413—72,  mit  7  Taf.  ZentralblAnthr.  1909,  348f.  (Fehlinger).  — 
268)  JAniFolklore  XIX,   1906,  97—112;  XX,   1907,  89—103,  311  —  18. 

16* 


244  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

sammelt  haben,  und  »Philippine  (Visayan)  Superstitions; —69)  ,y,it.  Von  Clara 
Kern  Bayliss  werden  drei  weitere  »Philippine  Folk-Tales«270)  bekannt  ge- 
geben. —  Fletcher  Gardner  teilt  »Philij)pine  (Tagalog)  Superstitions« 271) 
mit  (nach  »La  Practica  del  Ministerio«  des  P.  Tomas  Ortiz,  Ord.  Aug.,  Manila 
1713)  und  »Tagalog  Folk-Tales«272)  und  >-Some  Games  of  Filipino  Children«"3)_ 

Manuel  H.  Venturillo  gibt  eine  ethnographische  Schilderung 
der  Batacs  of  the  Island  of  Palawan,  Pliil.  Islds.«274)  (aus  dem 
Spanischen  übersetzt  von  Edw.  Y.  Miller). 

0.  Scheerer  bringt  einen  Aufsatz  »Zur  Ethnologie  der  Insel- 
kette zwischen  Luzon  und  Formosa«275)  über  den  Fehhnger  referiert. 

Formosa.  0.  Scheerer  hat  einen  Bericht  des  Japaners  Tora 
über  die  Insel  Botel  Tobago  östlich  vom  Südende  Formosas  in 
deutscher  Bearbeitung  veröffentlicht  276). 

Die  1300  Bewohner,  deren  Sitten,  Gebräuche  uud  materielle  Kultur  ein- 
gehend geschildert  werden,  weisen  nach  Körperbcsehaffenheit  und  Kultur  durch- 
aus indonesischen  Charakter  auf,  ihre  Sprache  verrät  aber  zweifellos  nahe  Be- 
ziehungen zu  den  Sprachen  der  südlichen  Philippinen,  von  denen  sie  offenbar 
in  früheren  Zeiten  eingewandert  sind. 

B.  Adachi  hat  über  »Negrito-like  inhabitants  in  Formosa« 277) 
(jap.)  und  »On  the  skulls  of  the  aborigines  of  Formosa«  278)  ge- 
schrieben, Zaborowski  über  »Les  derniers  anthropophages  de 
Formose«  279). 

Von  dem  Japaner  Y.  Ino  liegt  eine  ganze  Eeihe  von  Artikeln 
über  die  Eingeborenen  von  Formosa  vor,  deren  Titelangabe  hier 
genügen  muß. 

»Natural  objects  utilized  by  the  natives  of  Formosa«280)  (jap.),  »Number 
concepts  among  the  aboriginal  tribes  of  Formosa«  ^^i)  (jap.),  »Traditions  about 
pigmy  tribes  in  Formosa« ^82)  (jap.),  »Disgustful  feelings  about  twius  possessed 
by  the  Aborigines  of  Formosa«^*^)  (jap.),  »Hair-dressing  of  the  native  women 
of  Formosa«  284)  (jap.),  »Club-house  of  the  Aborigines  of  Formosa« 285)  (jap.), 
»Notes  on  the  superstitions  of  the  Chinese  in  Formosa« 286)^  »On  betel  chewing 
practiced  among  the  aborigines  of  Formosa« 287)^  » Beard-cradicating  custom 
practiced  among  the  aborigines  of  Formosa«  288)^  »Tooth-breaking  custom  in 
Formosa« 289)^  »Playiugs  for  chauging  weather  practiced  by  the  aborigines  of 
Formosa«  29"),  »Aboriginal  ideas  concerning  fingcrs<:29i),  »Carved  designs  found 
on  the  objects  made  by  the  Poiwan  of  Formosa« 292)^  »Formosa  and  Loo-Cho«293)^ 
»Naming  of  land  among  the  aborigines  of  Formosa« 294)|  »Old  customs  of  the 
Pazzehe,    a    sub-tribe  of  the  Pepo  in  Formosa«  295)^    »On  the  racial  position  of 


269)  JAmFolklore  XIX,  1906,  205  —  11.  —  270)  Ebenda  XXI,  190S, 
46—53.  —  271)  Ebenda  XIX,  1906,  191—204.  —  272)  Ebenda  XX,  1907, 
104  —  16,  300—10.  —  273)  Ebenda  119f.  —  274)  InternArchEthnogr.  XVIII, 
1908,  137—44.  —  275)  MDGesNatVölkerkOst.'L'iiens  XI,  Tokio  1907,  1—31, 
mit  6  Taf.  PM  1907,  LB  787  (Fehliuger).  —  276)  MDGesNatVölkerkOstasiens 
XI,  1908,  145—212,  mit  Kartensk.  u.  Abb.  —  277)  JAuthrSTokyo  XXII, 
83—88.  —  278)  Ebenda  255.  —  279)  BSAnthrParis  IX,  1908,  486 f.  — 
280)    .lAnthrSTokyo    XXI,    1906,    242.    —    281)    Ebenda    243.  —   282)    Ebenda 

XXII,  1907,  101—04.  —  283)  Ebenda  57—60.  —  284)  Ebenda  41—46.  — 
285)  Ebenda  XXI,  1900,  455—59.  —  286)  Ebenda  XXII,  1907,  256.  — 
287)    Ebenda    256.    —    288)   El)enda  257.  —   289)  Ebenda  258.  —   290)  Ebenda 

XXIII,  1907,  200.  —  291)  Ebenda  261.  -  292)  Ebenda  XXIII,  1908,  267.  — 
293)  Ebenda  265.  —  294)  Ebenda  268.  —   295)  Ebenda  269. 


Malairtien.  245 

thc  so-called  four  fribes  of  refined  savagcs  in  the  southem  part  of  Formosa«296)^ 
»Old  manncrs  and  mode  of  thinking  of  the  Pazzehe  tribe  in  Formosa"^»^)^ 
»On  the  refined  savages  of  Koshun  in  Formosa«298)_  »Superstitions  of  the 
aborigines  of  Formosa«299),  »On  the  PejK)  tribe  retaining  the  original  conditionse^oo), 
»Marriage  ceremony  of  the  Puma  tribe  in  Formosa <•"'')  und  »Belief  in  good 
and  evil  spirits  among  the  Tso'o  in  Formosa«^''^^. 

Madagaskar.  Marius  u.  Ary  Leblond,  »La  grande-ile  de 
Madagascar<'303j^  suchen  uns  in  die  Kunst,  Denkweise  und  Welt- 
anschauung der  Madagassen  einzuführen,  ein  Bild  des  äußeren  und 
inneren  Lebens  der  Bevölkerung  zu  geben.  Ebenso  in  einer  Reihe 
von  Artikeln  über  »Madagascar«^04j^  in  denen  I.  Les  regions  et 
les  races,  n.  L'ärae  malgache:  La  famille,  les  fetes  et  les  moeurs, 
TU.  Les  arts  de  la  vie  et  de  la  mort  behandelt  werden. 

In  seinem  Buch  »Madaga.<kar,  Studien,  Schildeningen  und  Erlebnisse«  305) 
teilt  Graf  H.  zu  Pappen  heim  manche  interessante  Beobachtung  über  die 
Eingeborenen  mit  nnd  gibt  Sprichwörter,  Lieder  und  Zaubersprüche  wieder.  — 
Zaborowski,  »A  propos  de  l'origine  soudanienne  des  Malgaches«306)_  —  p_ 
Pouperon,  »Etüde  sur  les  peuplades  de  Madagascar«''"^).  —  L.  Vig,  »L'idee 
de  dieu  chez  les  Malgachcs  paiense^"*).  —  P.  CambouS,  »Notes  sur  quelques 
mceurs  et  coutumes  malgaches«309)_  —  Jq  »Xote  sur  le  Calendricr  Malgache  et 
le  Fandruanax^'")  behandelt  G.  Ferrand  den  Kalender  der  südöstlichen  Mal- 
gassen und  das  am  Anfang  des  Jahres  gefeierte,  jetzt  verbotene  Badefest  Fandruana. 

Yon  der  Sammlung  älterer  Werke  über  Madagaskar:  »Collection 
des  ouvrages  ancients  concernant  Madagascar,  publiee  sous  la 
direction  de  MM.  A.  Grandidier,  Charles-Roux,  Cl.  Delhorbe, 
H.  Froidevaux  et  G.  Grandidier«  liegen  jetzt  weitere  vor. 
Bd.  IV:  »Les  aventures  de  Robert  Drury  pendant  ses  quinze  annees 
de  captivite  ä  Madagascar  et  son  second  voyage  dans  cette  ile 
(1701—17  et  1719/20)«  von  Alfred  Grandidier  u.  Guillaume 
Grandidier^ii)  und  Bd.  V:  »Ouvrages  ou  extraits  d'ouvrages  anglais, 
hollandais.  portngais,  espagnols,  suedois  et  russes  (1718 — 1800)« 
von  A.  u.  G.  Grandidier3i2).  Q^.  Grandidier  hat  ferner  eine 
umfassende  »Bibliographie  de  Madagascar« 3i3)  in  zwei  Teilen  heraus- 
gegeben. 

Der  Globus  bringt  (s.  GJb.  XXXI,  160,  Anm.  246)  einen  mit  Abbildungen 
vei-sehenen  Artikel  von  A.  du  Picq  über  »Das  Volk  der  Tanala«3i4^  des  Ver- 
waltungsbezirks Ikongo  im  südöstlichen  Madagaskar.  Erwähnt  seien  noch: 
H.  ßusillon,   »Madagascar,    ethnographie  et  ioYklove«.^^^),  A.  Jully,    »Ethno- 


296)  JAnthrSTokyo  XXIII,  1908,  270.  —  29^)  Ebenda  XXIV,  1908, 
272f.  —  298)  Ebenda  271f.  —  299)  Ebenda  XXIII,  1908,  270;  XXIV,  1908, 
272.    —    300)    Ebenda    274.    —    3oi)    Ebenda    275.    —    302)    Ebenda    277.    — 

303)  Paris    1907.      320  S.,    1   K.,    80  Abb.     PM    1909,    LB  223    (Hahn).    — 

304)  RevDeuxMondes  XXXVII,  1906,  149—88;  XXXVIII,  1907,  382—411, 
683—700.  —  305)  Berlin  1906.  XII  u.  356  S.,  6  Taf.  u.  100  Ans.  — 
306)  BSAnthrParis  VIII,  162—65.  —  307)  ßSGAlger  XII,  175-82.  — 
308)  BUnionGNordFr.  XXXV,  1907,  206—14.  —  309)  Anthropos  II,  1907, 
981—89;  IV,  1909,  375—86.  —  3iO)  RevEtudesEthnogrSociol.  I,  1908,  93 
bis  105.  —  311)  Paris  1906.  —  3i2)  Paris  1907.  551  S.  mit  K.  u.  Abb.  — 
313)  Paris  1905/06.  905  S.  —  3i4)  Qlob.  LXXXIX,  1906,  358—62,  mit 
Abb.  —  315)  Le  Globe  XLVI,   113—27. 


246  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

graphle  de  Madagascar«''^)^  und  G.  Ferrand,  »Le  peuplement  de  Mada- 
gascar«^'^).  —  J.  Stanley  Gardiner  behandelt  in  seinem  Artikel  »The  Sey- 
chelles  Archipelago«3i8)  auch  kurz  die  sehr  gemischte  Bevölkerung  nach  ihrer 
Zusammensetzung  und  Herkunft. 


316)  ßevMadagascar  VIII,  1906,  1025—54.  —  3i7)  Ebenda  IX,  1907, 
81—91.  —  318)  Gj  XXIX,   1907,  148—68,  mit  Abb. 

II.  Asien  und  Europa. 

Allgemeines.  J.  Deniker  hat  auf  dem  Kongreß  der  Association 
franoaise  in  Lyon  im  Jahre  1906  das  Ergebnis  seiner  Forschungen 
über  die  Verteilung  der  Körpergröße  in  Europa  vorgetragen  und 
dann  unter  dem  Titel  »Les  Races  de  l'Europe.  IL  La  Taille  en 
Europe«^)  veröffentlicht  und  auf  einer  Karte  in  1 :  10  Mill.  zur 
Darstellung  gebracht.  —  Von  Sven  v.  He d ins  »Scientific  Results 
of  a  Joumey  in  Central  Asia  1899 — 1902«  ist  an  dieser  Stelle 
Bd.  VI,  Teil  III:  »Eacial  Types  from  Western  and  Central  Asia 
drawn  by  Dr.  Sven  Hedin  «2)  zu  nennen,  der  eine  Anzahl  Zeich- 
nungen von  Völkertypen  aus  Kaukasien,  Persien,  Mesopotamien, 
Transkaspien,  Ostturkestan,  Pamir,  Tibet  und  China  enthält.  J.  L. 
Myres,  »The  Sigynnae  of  Herodotus,  an  Ethnological  Problem  of 
the  Early  Iron  Age«^),  versucht  das  Problem  zu  lösen,  wer  die 
Sigynnae  waren,  deren  Wohnsitz  Herodot  als  jenseits  der  Donau 
nördlich  von  Thrazien  angibt.  Er  hält  sie  für  ein  Volk  der  frühesten 
Eisenzeit.  —  H.  Balfour,  »The  Fire  Piston«*),  verfolgt  das  Vor- 
kommen des  pneumatischen  Feuerzeugs  in  Europa,  in  Hinterindien 
und  dem  hinterindischen  Archipel  bei  Völkern  relativ  niedriger 
Kulturstufe.  Nach  ihm  ist  die  Erfindung  unabhängig  voneinander 
in  Asien  und  Europa  gemacht  worden.  —  Richard  Andree  Aveist 
das  Vorkommen  der  »Scapulimantia«^),  des  Wahrsagens  aus  dem 
Schulterblatte,  für  ganz  Europa  und  Asien  nach  imd  sieht  die 
mongolische  Bevölkerung  Innerasiens  als  Urquell  dieser  Art  Wahr- 
sagung an.  —  A.  G.  Wilke  wendet  in  einer  interessanten  Abhand- 
lung »Ziu-  Entstehung  der  Spiraldekoration « 6)  die  von  A.  Stübel 
für  die  Entwicklung  des  Mäandermusters  aufgestellte  Vei-schiebungs- 
theorie  auch  auf  die  Entwicklung  der  verschiedenen  Spiralformen 
an  und  glaubt  die  Heimat  der  Spiraldekoration  im  südlichen  Ungarn, 
Siebenbürgen  mid  namentlich  Butmir  gefunden  zu  haben.  —  Von 
großem  Interesse  ist  auch  die  Abhandlung  über  »Geschlechtsleben, 
Geburt  und  Mißgeburt  in  der  asiatischen  Mythologie«'^)  von  Hans 
Bab. 


1)  Paris  1908.  143  S.  Glob.  XCIV,  1908,  97.  —  2)  Leipzig  1908.  4«, 
86  Taf.  —  3)  Anthr.  Essays,  prcs.  to  E.  B.  Tylor,  Oxford  1907,  255—76.  — 
*)  Ebenda  17 — 49,  mit  1  K.  u.  4  Taf.  —  *)  Boas  Anniversary  Vol.,  New  York 
1906,  143—65,  mit  Abb.  —  «)  ZEthu.  1906,  1—33,  mit  70  Fig.  —  '0  Ebenda 
264—311,  mit  Abb. 


Asien  und  Europa,  Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.         247 

Die  phantastischen  Götter  und  Dämonen  asiatischer  Religionen  sticht  er  in 
Anlehnung  und  Ergänzung  der  Schatzschen  Untersuchungen  (Die  griechischen 
Götter  und  die  menschlichen  Mißgeburten,  Wiesbaden  1901)  als  aus  realen 
Beobachtungen  hervorgegangen  zu  erweisen. 

A.  Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten. 

Hinterhulien  und  Tibet.  G.  Fritsch  scliildert  einen  '^Besuch 
auf  den  Andamanen«^),  bei  dem  er  die  Strafgefangenen  verschie- 
denster Herkunft  beobachten  konnte.  Die  Abbildungen  zeigen  Ein- 
geborene der  Nikobaren  und  der  Andamanen.  E.  Amann  gibt  eine 
kurze  ethnograpliische  Beschreibung  der  »Zwergneger  der  Anda- 
manen« 9).  Nach  dem  Globus  ^o)  berichtet  A.  C.  Haddon  über 
A.  R.  Browns  Studien  über  die  Bewohner  der  Andamanen,  die 
er  im  Auftrag  des  Board  of  Anthropological  Studios  in  den  Jahren 
1906—08  ausgeführt  hat. 

Brown  hat  besonders  die  nördlichen  Stämme  von  Groß-Andaman  untersucht 
und  gefunden,  daß  die  Andanianesen  eine  sehr  einheitliche  Easse  darstellen 
und  daß  sie  bezüglich  ihrer  sozialen  Einrichtungen  und  religiösen  Vorstellungen 
das  primitivste  Volk  sind,  das  bisher  systematisch  untersucht  worden  ist. 

Sir  R.  C.  Temple,  »Andamans«!^),  schreibt  kurz  über  Land 
und  Volk,  Charakter,  Religion,  Aberglauben,  Mythologie  und  Ge- 
bräuche. Derselbe  entwirft  »A  plan  for  a  uniform  scientific  record 
of  the  languages  of  savages.  Applied  to  the  languages  of  the 
Andamanese  and  Nicobarese«^2)_ 

Für  P.  \V.  Schmidts  wertvolle  Arbeit  »Die  Mon-Khmer- Völker, 
ein  Bindeglied  zwischen  Yölkem  Zentralasiens  und  Austronesiens«^^) 
verweise  ich  auf  die  Besprechungen  im  Globus  und  Pet.  Mitt. 
Dasselbe  in  fi-anzösischer  Sprache:  »Les  peuples  Mon-Khmer,  trait 
d'union  entre  les  peuples  de  TAsie  Centrale  et  de  l'Austronesie«!*). 
P.  P.  Cupet  gibt  einen  Überblick  über  »Les  populations  de  l'Indo- 
Chine«i5).  —  Baudesson,  »Deux  ans  chez  les  Mois«!^).  Auch 
Paul  Patte  "svidmet  in  seinem  Buch  »Hinterland  Moi«^^  einen 
kürzeren  Abschnitt  (Teil  IV)  der  Schilderung  von  Land  und  Volk 
der  Moi.  Unter  den  Moi  vrill  er  auf  seiner  1904  unternommenen 
Reise  die  verschiedensten  Typen,  arische,  indische,  chinesische, 
malaiische  usw.,  gesehen  haben.  Er  erzählt  von  ihi-em  Dorf-  und 
Hausbau,  von  ihren  rehgiösen  Vorstellungen  und  gibt  ein  Vokabular. 
A.  Cabaton  handelt  in  »Annam  (populär  religion)«!^)  über  Animis- 
mus,  gute  und  böse  Gottheiten,  Tierverehrung,  Zauberei,  Wahrsagen, 
Aberglauben,   Krankheiten,    Geburt    und    Heirat.      Gemeinsam   mit 


8)  Glob.  XCII,  1907,  181—86,  mit  Abb.  —  9)  DRfG  XXX,  1908,  257 
bis  261.  —  10)  XCV,  1909,  131.  —  H)  Encvcl.  of  rel.  and  ethics  I,  467—69.  — 
12)  JAsiat.  XXXVI,  181—203,  217—51,'  317—47,  353—69,  mit  2  K.  u. 
Abb.  —  13)  ArchAnthr.  N.  F.  V,  1906,  59—109.  Glob.  XC,  1906,  306f. 
PM  1907,  LB  742  (Gähtgens).  —  »)  BEcoleFrExtremeOr.  VII,  1907,  213—64.  — 
15)  BSGLyon  XXII,  1907,  239—305.  —  16)  Tour  du  Monde  XII,  1906, 
337—84,  mit  Abb.  u.  K.  —  17)  Paris  1905.  VII  u.  267  S.  mit  1  K.  u. 
Abb.     Glob.  XC,   1906,   177  (Sg.).  —  i»)  Encycl.  of  rel.  and  ethics  I,  537—44. 


248  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

E.  Ay monier   hat   er   ein    »Dictionnaire  Cam-Fran^ais«^^)    heraus- 
gegeben. 

Die  Einleitung  enthält  eine  kurze  Grammatik  der  beiden  Öamdialekte  und 
eine  Bibliographie  der  Sprachei«  von  Indochina,  Indonesien,  Madagaskar,  Me- 
lanesien, Mikronesien  und  Polynesien. 

E.  M.  Durand  hat  seine  »Notes  sur  les  Chams« 20)  fortgesetzt.  — 
R.  V[erneau]  berichtet  über  »Les  decouvertes  archeologiques  de 
M.  Mansy  dans  le  nord  du  Tonkin«2i). 

Es  handelt  sich  um  Mansys  Höhlenforschungen  bei  dem  Dorfe  Pho-Binh- 
Gia,  nordöstlich  von  Lang-Son  in  Tonkin,  bei  denen  er  Steinwerkzeuge,  Muschel- 
ringe, Gefäßscherben  usw.  und  fünf  menschliche  Skelette  zutage  förderte. 

P.  Fr.  Th.  Gordaliza,  »Estudio  sobre  el  Dialecto  Thö  de  la 
region  Lang-sön«22).  Seiner  1904  erschienenen  »Ethnograpliie  des 
Territoires  Miütaires«  hat  Lunet  de  Lajonquiere  eine  »Ethno- 
graphie du  Tonkin  Septentrional«23)  folgen  lassen  (Annamiten  des 
Flachlandes  und  die  in  den  höher  gelegenen  Gebieten  wohnenden 
Thai,  Man,  Meo  und  Lolo  sowie  die  Mon  [Muong,  Moi]  im  Westen 
des  Deltalandes). 

Bonifacy,  »fitude  sur  les  coutumes  et  la  langue  des  La.-Ti«^*),  und 
»fitude  sur  les  T^y  de  la  Ri vifere  Ciaire  au  Tonkin  et  dans  la  Chine  meridionale 
(Yun  Nan  et  Kouang  Si)«^^).  Über  »Les  Thay«26)  handelt  auch  A.  Bourlet. 
Derselbe  schreibt  über  »Socialisme  dans  les  h'ua  phän  (Laos,  Indo-Chine)«^^) 
und  über  »Superstitions  laotiennes:  la  vie  ordinaire  d'un  Thay«^«),  p.  Giraldos 
über  » Enfermedades  y  medicamentos  de  los  indigeuas  de  Tong-King«29). 

Bonifacy  teilt  »De  certaines  croyances  relatives  ä  la  grossesse 
chez  les  divers  groupes  ethniques  du  Tonkin« ^o)  mit  und  gibt  in 
»Les  groupes  ethniques  du  bassin  de  la  Riviere  Ciaire  (Haut-Tonkin 
et  Chine  meridionale)« ^i)  nicht  nur  eine  gute  Übersicht  über  die 
zahlreichen  Stämme  Obertonkins  und  Chinas,  die  er  in  drei  Haupt- 
gruppen teilt,  sondern  macht  uns  auch  mit  ihren  sprachlichen, 
sozialen  und  ^virtschaftlichen  Verhältnissen  bekannt.  —  L.  Cardiere, 
»Le  mur  de  Dong-höi.  Etüde  sur  l'etablissement  de  Nguyen  en 
Cochinchine«32). 

Die  Sammlung  »Le  mariage  indigene  dans  les  colonies  et  les  protectorats 
de  la  France«  von  A.  Daguin  und  A.  Dubreuil  bringt  im  zweiten  Heft  »Le 
mariage  annamite  en  Indo-Chine,  Chochinchine,  Annani,  Tonkin,  plus  speeialement 
dans  l'empire  d'Annam«^^)  und  im  dritten  Heft  »Le  mariage  cambodgicn«^*).  — 
E.  Diguet  behandelt  in  »Les  Annamites«*^)  Gesellschaft,  Sitten  und  Religion. 
Zusammen  mit  J.  Denikcr  hat  Bonifacy  auf  Grund  anthropologischer  Unter- 

>9)  Paris  1906.  XLVIII  u.  588  S.  PublficoleFrExtrOrlent.  —  20)  B£cole 
FrExtrOrient  VI,  279-89;  VII,  312—55,  mit  Abb.  —  21)  L'Anthr.  XVIII, 
235—37.  —  22)  Anthropos  111,  1908,  512—32.  —  23)  PaHs  1906.  379  S., 
1  K.  PM  1907,  LB  744  b  (M.  Hammer).  —  24)  BEcoleFrExtrOrient  VI, 
271—78.  —  25)  T'oung  Pao  VIII,  1.  —  26)  Anthropos  II,  1907,  355—73, 
613—32,  921  —  32,  mit  15  Taf.  —  27)  Ebenda  I,  1906,  521—28.  —  28)  Missions 
Cath.  XXXVIII,  202—04,  215f.  —  29)  Anthropos  Hl,  1908,  41—52.  — 
30)  Bi::coleFrExtrOrient  VII,  107  —  10.  —  3i)  BSAuthrParis  1906,  296—325, 
mit  21  Taf.  —  32)  ßficolcFrExtrOricnt  VI,  87  —  254,  mit  1  K.  u.  1  Taf.  — 
33)  Paris  (1906).  63  S.  —  34)  p.,ris  1906.  91  S.  —  35)  Paris  1906.  367  S. 
mit  Abb.     PM   1907,  LB  743  (M.  Hammer). 


Mougolen  und  ihre  ethnischen   Verwandten.  249 

suchungen  :>Les  Annamitcs  et  Ics  CanibodgieDS«'^)  beschrieben.  Bonifacy, 
»Le  laquage  des  dents  en  noir  chez  les  Annamites«'^,  und  Ch.  Crevost,  »Le 
laquage  des  dents  chez  les  Annamites-^Sj^  schildern  beide  eingehend  das  Ver- 
fahren der  Schwarzfärbung  der  Zähne.  —  R.  Deloustal  schreibt  über  »La 
justice  dans  l'ancien  Annam«^^),  G.  Dumoutier  über  »Les  cultes  annamites«'*'').  — 
G.  Knosp  hat  eine  Studie  üljcr  die  Musik  der  Kambodschaner  und  der  Anna- 
miten*!),  H.  Tissot,  »Causeries  sur  les  mceurs  et  les  institutions  sociales  des 
Annamites'  *^)  veröffentlicht.  Die  Verhältnisse  Annams  vor  der  französischen 
Besetzung  schildert  P.  Pasquier  in  seiner  Studie  .-L'Annam  d'autrefois«*^). 
Fr.  Serapio  Gil  teilt  »Fdbulas  y  refranes  ananiitas«''^")  mit  annamitischem 
Text  und  spanischer  Übei-setzung  mit. 

Paul  Marabails  »La  haute  region  du  Tonkin  et  Fofficier 
colonial,  Cercle  de  Cao  Bang«**)  enthält  auch  einige  wichtige 
ethnographische  Kapitel  über  die  Tho. 

Sie  halten  sich  für  die  sozial  höchststehende  Prasse;  auch  die  Nong,  Man, 
Meo,  deren  Tracht,  Hausbau,  Aberglauben,  Gebräuche  bei  Geburt  und  Begräb- 
nis werden  geschildert.  Interessant  ist  die  Mitteilung,  daß  bei  den  Nong,  Man 
und  Meo  nach  dem  Tode  des  Mannes  die  Frau  Familienoberhaupt  wird.  — 
Lecl6re  schildert.  »La  cremation  et  les  rites  funeraires  au  Cambodje,  cremation 
de  sa  Majeste  Noroudam,  roi  du  Cambodje«**).  Bonifacy,  »f^tude  sur  les 
coutumes  et  la  langue  des  Lolo  et  des  La-Quä  du  Haut-Tonkinx*^). 

Lunet  de  Lajonquiere  schildert  »LeSiam  et  lesSiamois<-*'^). — 
P.  A.  Thompson  entwirft  in  seinem  Buche  »Lotus  Land«* 8)  ein 
Bild  des  südlichen  Siam  und  seiner  Bevölkerung. 

In  der  Einleitung  erörtert  er  die  Frage  der  Herkunft  des  Khmervolkes, 
d;us  er  für  ein  ursprünglich  rein  kaukasisches,  durch  Einwanderung  der  Laotier 
mongolisiertes  Volk  erklärt,  und  behandelt  in  übersichtlicher  Weise  Religion, 
Überlieferungen,  Folklore,  Sitten  und  Kunst  der  Siamesen.  An  ein  Volk 
mittelländischer  Rasse  erinnern  auch  die  Ruinen  in  der  Südwestecke  Siams,  die 
jetzt  von  den  Tai  bewohnt  ist.  —  Von  seinem  1901  erschienenen  Werke  »Le 
Laos-  hat  L.  de  Reinach  einen  kurzen  Abriß,  »Notes  sur  le  Laos«*^),  ver- 
öffentlicht, der  sich  inhaltlich  mit  dem  erstgenannten  Buche  völlig  deckt.  C.  C. 
Hosseus  erklärt  in  vZur  Rassenfrage  des  Dann-Sai-Gebiets  in  Siam«*")  die 
Bewohner  desselben  für  Angehörige  des  Laostammes.  —  P.  Marjos  Pionnier 
bringt  »Notes  sur  la  Chronologie  et  l'astrologie  au  Siam  et  au  Laos«5i).  E. 
Janselme  zeigt  »Un  vestige  du  culte  phallique.  La  danse  du  serpent  ä 
Luang-Prabang«52),  danach  R.  V{erneau),  »Le  culte  phallique  au  Laos«53). 
P.  Macey  veröffentlichte  £tude  ethnographique  et  linguistique  sur  les  K'Katiam- 
Pong-Houk,  dits:  Thai  Pong  (province  du  Ojmmon  Laos)  **)  und  »Deu:: 
legendes  laotiennes«**^. 

Von  H.  Cordiers  >Bibliotheca  Indo-Sinica:  L  Birraanie  et 
Assam«56)    hegt   jetzt    der   erste  Teil  vollständig  vor.  —  Sir  J.  Gr. 

36j  BMemSAnthrParis  VIII,  1907,  106—15.  —  3^)  Ebenda  437—40.  — 
38)  Ebenda  441  f.  —  39)  BEcoleFrExtrOrient  VIII,  1908,  177—220.  —  *0)  Hanoi 
1907.  —  41)  Mercure  musical  VIII,  889—956.  Anthropos  III,  1908,  164.  — 
<2)  Rev.  indo-cbinoise  1908,  15.  u.  30.  Jan.  —  *3)  Paris  1907.  339  S.  — 
*3»)  Anthropos  I,  1906,  82—90,  824—37.  —  **)  Paris  1908.  IV  u.  507  S. 
mit  6  K.  u.  17  Abb.  —  *5)  Hanoi  1907.  155  S.  —  *6)  BficoleFrExtrOrient 
Vin,  1908,  531—58,  mit  Abb.  —  ^"^  Paris  1906.  362  S.  —  *«)  London 
1906.  VI  u.  312  S.  mit  Abb.  u.  K.  PM  1907,  LB  746  (Hammer).  — 
")  Paris  1906.  130  S.  —  ^O)  PM  1907,  290f.  —  5i)  Anthropos  III,  1908, 
489—507.  —  52)  La  France  medicale  1905,  25.  Dez.  —  53j  L'Anthr.  XVII, 
240f.  —  54)  ßev.  indo-chinoise  1907,  15.  Okt.  —  **)  Ebenda  15.  Nov.  — 
56)  Leiden  1908.     269  S. 


250  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Scotts  Buch  »Burma:  a  Handbook  of  Practical,  Commercial, 
and  Political  Information  «5'^)  enthält  mehr,  als  der  Titel  erwarten 
läßt.  Es  wird  der  Versuch  gemacht,  einige  der  verwickelten  ethno- 
logischen Probleme  zu  lösen,  die  verschiedenen  Rassen  zu  klassifi- 
zieren, ihren  Ursprung,  ihre  Verwandtschaft  und  ihre  Wanderimgen 
zu  verfolgen.  —  R.  Grant  Brown  schreibt  kurz  über  »Rain- 
making  in  Burma«  ^8). 

Hans  J.  Wehrlis  Abhandlung  »Zm^  Wirtschafts-  imd  Siedlungs- 
geographie von  Oberbirma  und  den  nördlichen  Schanstaaten«^^) 
kommt  auch  für  die  Ethnographie  in  Betracht.  —  William  C. 
Griggs  teilt  in  »Odds  and  Ends  from  Pagoda  Land «6«)  seine  als 
Arzt  gewonnenen  Eindrücke  im  Verkehr  mit  der  Bevölkerung 
Birmas  (Birmanen,  Katschiu,  Schan,  Indiern  und  Eurasiern)  mit, 
aus  denen  sich  ein  Bild  der  Sitten,  Anschauungen,  religiösen  Vor- 
stellungen und  des  täglichen  Lebens  derselben  ergibt.  A.  Führer 
schildert  »Die  Karenstämme  in  Birma  und  den  Schanstaaten«^^) 
und  »Die  Katschin stamme  an  der  Grenze  von  Oberbii-ma  und 
Jünnan«62).  p.  Ch.  Gilhodes  handelt  über  »Mythologie  et  Re- 
ligion des  Katchins  (Birmanie)«^^). 

E.  C.  Toung  berichtet  über  »A  Journey  from  Yün-nan  to 
Assam  «  6*). 

Nach  Durchquerung  des  von  den  näher  geschilderten  Liso  bewohnten  Ge- 
biets traf  er  am  Westufer  des  Salwin  zwischen  Lukou,  26°  19'  N,  und  Lantschiati, 
26°  29'  N,  als  erster  Europäer  auf  die  Ulu  Lama.  Sie  sind  von  den  Chinesen 
unabhängig,  wahrscheinlich  tibetischer  Herkunft  und  ohne  jede  politische  Or- 
ganisation. Sie  unterscheiden  sich  scharf  von  den  benachbarten  Liso,  haben 
aber  wie  diese  Armbrust  mit  vergifteten  Pfeilen,  ein  langes,  gerades,  zwei- 
schneidiges Sehwert  und  kleine  Dolche.  Sie  sind  klein,  sehr  schmutzig  und 
tragen  langes  zottiges  Lockenhaar,  das  in  einen  kleinen  Zopf  ausläuft.  Die 
Männer  tragen  kurze  Hosen  und  lange  Röcke  aus  selbstgesponnenem  Hanf,  die 
Frauen  kurze  Röcke,  Perlenhalsbänder  und  silberne  Ohrringe.  Sie  sind  Jäger 
und  primitive  Ackerbauer.  Ihre  Sprache  ist  mit  der  der  Liso  verwandt.  Die 
Toten  werden  begraben.  Des  weiteren  werden  die  Tsa-shan-jen,  die  Langsu-j^n 
und  die  Puma- (Birma)  Leute  geschildert,  welch  letztere  in  äußerer  Erscheinung, 
Kleidung  und  Sitten  mit  den  Singphos  an  der  Grenze  von  Assam  identisch 
sind,  auch  die  Sprache  scheint  die  gleiche  zu  sein. 

Von  M.  Molz  wird  »Ein  Besuch  bei  den  Ao-Nagas  in  Assam« 6^) 
geschildert. 

Zwei  sehr  dankenswerte  Bücher  über  zwei  tibetobirmanische 
Stämme  sind  hier  noch  zu  nennen:  »The  Mikirs«^^),  aus  den  hinter- 
lassenen  Papieren  von  Edward  Stack  herausgegeben  und  ergänzt 
von  Sir  Charles  Lyall,  und  »The  Meithcis«^^)  von  T.  C.  Hodson. 


57)  London  1906.  530  S.  —  5«)  Man  1908,  145  f.,  mit  1  Taf.  u.  Abb.  — 
59)  Zürich  1906.  WissBeilJbGEthnogrGes.  Zürich  1905/06.  130  S.,  12  Taf. 
u.  41  K.  PM  1907,  LB  752  (Hammer).  —  6»)  Philadelphia  1906.  274  S. 
mit  Abb.  PM  1907,  LB  750  (Hammer).  —  6')  MOstschweizGKommGcsStGallen 
n,  1906,  63—87.  —  ea)  Ebenda  1908,  49ff.  —  ^^)  Anthropos  I,  1906,  672 
bis  699.  —  6<)  GJ  XXX,  1907,  152—80,  mit  1  K.  1:2500000  u.  Abb.  — 
65)  Anthropos  IV,  1909,  54—70,  mit  Abb.  —  ^6)  London  1908.  XVII  u. 
183  S.  mit  Abb.  —   ^^  I^ondon   1908.     XVII  u.  227   S.  mit  Abb. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  251 

Beide  beh.indehi  Wohnsitze,  äußere  Erscheinung,  Verbreitung,  Kleidung, 
Wohnungen,  Industrie,  Spiele,  Hecht  und  Gewohnheiten,  Religion,  Folklore  und 
Sprache.  Hodson  handelt  an  anderer  Stelle  speziell  über  »The  , Genua' 
amongst  the  Thribes  of  Assam«^^)  und  über  »Head-hunting  among  the  Hill 
Tribes  of  Assam«^^). 

Eine  wirklich  wertvolle  Bereicherung  der  ethnographischen 
Literatur  ist  die  Monographie  P.  R.  T.  Gurdons  >^The  Khasis«'^"), 
in  der  ein  ungeheures  Material  in  gründlicher,  sachkundiger  Weise 
verarbeitet  ist. 

In  bezug  auf  Herkunft  und  Verwandtschaft  der  Khiusis  gelangt  der  Ver- 
fasser zu  demselben  Resultat  wie  P.  W.  Schmidt  in  seiner  schon  genannten 
Abhandlung  »Die  Mon-Khmer- Völker,  ein  Bindeglied  zwischen  Völkern  Zentral- 
asiens und  Austronesiens«.  Gurdons  Buch  hat  eine  Einleitung  von  Sir  Charles 
Lyall  erhalten,  in  der  der  gegenwärtige  Stand  unseres  Wissens  über  die  Khasis 
dargelegt  wird.  Eine  Würdigung  des  Buches  findet  sich  in  einem  mit  A.  ge- 
zeichneten Artikel  des  Globus  unter  dem  Titel  »Die  Khasi  in  Assam«''').  Auch 
von  J.  D.  Anderson  ist  ein  Artikel  »The  Khasis«''^)  zu  erwähnen.  St.  Wake 
macht  »A  Khasi  folk  tale«  bekannt  ^^. 

Tibet.  J.  Deniker  bespricht  »Nouvelles  publications  sur  le 
Tibet«''*).  Von  N.  V.  Kjuners  »Opisanie  Tibeta«  (Beschreibung 
Tibets)  kommt  hier  der  zweite  ethnographische  Teil  >Cast'  11  etno- 
graficeskaja« '^5)  in  Betracht,  der  auch  deutschen  Titel  und  deutsches 
Inhaltsverzeichnis  hat.  H.  Müller  schreibt  »Über  Gynäkokratien 
in  Hochasien«  76)  (Ostturkestan  und  Tibet)  nach  chinesischen  Quellen 
und  liefert  in  »Tibet  in  seiner  geschichtlichen  Entwicklung« ^7) 
einen  Beitrag  zur  ethnologischen  Jurisprudenz. 

L.  A.  Waddells  »Lhasa  and  its  mysteries,  with  a  record  of  the  expedition 
of  1903/04«78)  hat  E.  Tiessen  besprochen.  —  E.  H.  C.  Walsh  beschreibt  »An 
cid  form  of  elective  government  in  the  Chumbi  Valley« ^9).  —  L.  de  Milloue, 
»Les  Tibetains,  Notes  d'ethnographie«*^).  —  Tafel,  »Meine  mehrjährige  Reise 
im  chinesischen  Reich« *'),  unterrichtet  uns  besonders  über  die  Bestattungs- 
gebräuche in  Osttibet. 

Für  das  auch  füi-  die  Ethnographie  wichtige  Buch  von  Wilh. 
Filchner,  »Das  Kloster  Kumbum  in  Tibet.  Ein  Beitrag  zu  seiner 
Geschichte« ^2)^  verweise  ich  auf  die  Besprechung  im  Globus.  Des- 
selben populäre  Reisebeschreibung  »Das  Rätsel  des  Matschu,  meine 
Tibetexpedition« 83)  enthält  ebenfalls  viele  interessante  Bemerkungen 
über  die  Bevölkerung  des  durchreisten  Gebiets,  besonders  die  Ngolok. 
J.  Bacot  hat  über  »Anthropologie  du  Tibet,  les  populations  du 
Tibet  Sud-Oriental«8*),    F.  Delisle    »Sur   les    caracteres    physiques 

68)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  92—103.  —  69)  Folklore  XX,  2.  —  ^O)  London 
1907.  XXVII  u.  227  S.  mit  Abb.  PM  1909,  LB  130  (E.Wagner).  — 
71)  Glob.  XCI,  1907,  384—86,  mit  1  Abb.  —  ^2)  ImpAsiatQuartRev.  XXIV, 
1907,  47.  —  73)  AmAntiq.  XXX,  8.  —  74)  LaG  XV,  345—54.  —  75)  Wladiwo- 
stok 1908.  XXVIII  u.  117,  111  S.  —  76)  ZVglRechtswiss.  XX,  113—18.  — 
77)  Ebenda  279—344.  —  78)  London  1906.  3.  Aufl.  550  S.  mit  K.  u. 
Abb.  —  79)  JPAsiatSBengal  II,  303  —  08.  —  8«)  CouferencesMuseeGuimet 
XXVII,  51—77,  mit  1  Taf.  —  »i)  KorrBlAnthr.  XXXIX,  118—22.  — 
82)  Berlin  1906.  XIV  u.  164  S.,  39  Taf.,  3  K.  u.  Textabb.  Glob.  LXXXIX, 
1906,  303  (Sg.).  —  83)  Berlin  1907.  XVII  u.  438  S.  mit  Abb.  u.  Kartensk.  — 
8<)  BSAnthrParis  IX,   1908,  462—73. 


252  P.  Gähtgeus,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

des  populations  du  Tibet  sud-oriental«S5j  geschrieben.  Das  aus 
dem  Nachlaß  Grraham  Sandbergs  von  L.  D.  Barnett  heraus- 
gegebene Handbuch  über  »Tibet  and  the  Tibetans«^^)  hat  E.AVagner 
besprochen. 

Für  P.  K.  Koslows  auch  ethnograpliisch  belangreiches  großes 
Werk  (in  russischer  Sprache),  »Mongolei  und  Kam  (=  östliches 
Tibet).  Arbeiten  der  Expedition  der  Kais.  Euss.  Geogr.  Ges.  in 
den  Jahren  1899—1901.  Bd.  I,  1:  Durch  die  Mongolei  bis  zu 
der  tibetanischen  Grenze;  Bd.  I,  2:  Kam  (=  Osttibet)  und  der 
Rückmarsch «8'^),  verweise  ich  auf  die  Besprechung  von  M.  Frie- 
derichsen.  Den  Teil  der  Reisebesclireibung  vom  Yerlassen  des 
Tsaidam  bis  zur  Ankunft  in  Chjerku  hat  A.  B.  Lindsay  unter 
dem    Titel    »Through  Tibet   and  Kam«^^)   ins  Englische   übersetzt. 

Drmidavölker.  Edgar  Thurstons  »Ethnographie  Notes  in 
Southern  India«^^)  ist  eine  sehr  reichhaltige  Sammlung  ethno- 
graphischen Materials,  W.  H.  R.  Rivers'  »The  Todas<90j  eine  aus- 
gezeichnete, nahezu  erschöpfende  Darstellung  der  Sitten  und  Ge- 
bräuche, der  religiösen  Anschauungen  und  der  sozialen  Gliederung 
der  Todas.  Von  W.  H.  R.  Rivers  sind  noch  zu  erwähnen  »Report 
on  the  Psychology  and  Sociology  of  the  Todas  and  other  Indian 
Tribes«^^)  und  »The  marriage  of  cousins  in  India«^^),  j,  Caius, 
»Au  pays  des  castes,  Gastes  des  pays  Dravidiens«^^)  behandelt: 
1.  Castes  du  pays  Tamoul,  2.  Castes  du  pays  Malayalam,  3.  Castes 
du  pays  Canara,  4.  Castes  du  pays  Telinga,  5.  Castes  d'origine 
incertaine.  Les  Brahmanes:  1.  Bibliographie,  2.  Classifications, 
3.  Anthropometrie,  4.  Karmmas  ou  Observances  religieuses.  — 
N.  Pillai  schildert  kurz  »Travancore  and  its  people«^*),  Modi 
bringt  »A  few  notes  on  the  Todas  of  the  Nilgiris«^^).  A.  Srini- 
vasan  unterrichtet  uns  über  »Telugu  marriages<<96j_ 

In  E.  V.  Hesse-Warteggs  »Indien  und  seine  Fürstenhöfe« 9'^) 
wird  auch  auf  die  Gebiete  der  Südspitze  Indiens  und  ihre  mannig- 
faltige Bevölkerung  näher  eingegangen.  N.  Chandrasekharam 
handelt  über  »The  Ganga-jätra:  a  curious  non-Aryan  religious 
celebration«98)  aus  dem  Tamillande. 

Ethnologisches    und   folkloristisches  Material    enthalten  mehrere 


85)  BSAnthrParis  IX,  1908,  473—86.  —  8«)  London  1906.  X  n.  333  S. 
PM  1907,  LB  441.  —  s"?)  St.  Petersburg  1906.  4»,  256  u.  475  S.  mit  vielen 
Taf.  u.  K.  PM  1907,  LB  445.  —  ««)  GJ  XXXI,  1908,  402—15,  522—34, 
649—61,  mit  2  K.  —  «9)  Madras  1906.  VIII  u.  580  S.  mit  39  Vollbildern. 
PM  1909,  LB  129a  (Gälitgens).  —  90)  J^ndon  1906.  XVIII  u.  755  S.  mit 
Abb.,  1  K.  u.  72  Tab.  PM  1909,  LB  129  b  (Gähtgou.s).  —  9')  PRS  Ser.  B, 
LXXVII,  1906,  239—41.  —  92)  jRAsiatS  1907,  611—40.  —  93)  Anthropos 
I,  1906,  426—34;  II,  1907,  35—39;  III,  1908,  239—43,  637—50,  mit 
6  Taf,  —  94)  IndMagRev.  1906,  264—68.  282—87.  —  95)  JAnthrSBombay 
VII,  68—82.  —  96)  MadrasChristCollMag.  N.  Ser.  IV,  532—35.  —  »7)  Stutt- 
gart o.  J.  (1906).  VIII  u.  464  S.  mit  Abb.  PM  1907,  LB  759  (Wagner).  — 
98)  Madra-sChristCollMag.  N.  Ser.  VI,  85—90. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandton.  253 

Artikel  von  L.  K.  Anantha  Krishna  lyer   über  die  Bevölkerung 
von  Cociiin. 

»The  Ulladans  of  Cochin«99),  »The  Kadars  of  the  Cochin  State« '"O),  »The 
Palayans  of  Cochin'<i°'),  »The  Kaniyans  of  Cochin« '''2),  »The  Panans  of 
Cochin« '03)_  „The  Villiurups  of  Cochin«  1°^),  »The  Velans  of  Cochin«  105)_  »The 
Nayadis  of  Cochin«"^"),  »The  Kootans  of  Cochin« i"^),  »The  Kanakkans  of 
Cochin«'"^)  und  »The  Vetuvans  of  Cochin« '"9).  Auch  A.  II.  Keane  äußert 
sich  kurz  über  »The  Cochin  tribes  and  castes«""^. 

E.  Barnes,  »The  Bhils  of  Western  Inclia«^!^),  handelt  über 
Sitten  und  Gebräuche  dieses  Dravidastarames.  L.  Besse  teilt  »Un 
ancient  document  inedit  sur  les  Toda«i*2)  (Berichte  aus  den  Jahren 
1602  und  1604)  mit.  Dazu  gibt  Herbert  Mueller  »Some  Re- 
marks«i^2a).  g.  M.  Edwardes  unterrichtet  uns  in  »Note  on  the 
Bombay  Kolis«^^^)  über  tägliches  Leben,  Berufsklassen,  Nahrung, 
Wohnung,  Feste,  Behandlung  der  Toten  und  Kleidung  dieses  Abori- 
ginerstammes  an  der  Thanaküste,  Modi  ebenso  in  »Note  on  the 
Kolis  of  Bassein«  11*),  P.  Kershap  über  »Some  superstitions  pre- 
vailing  amongst  the  Canarese-speaking  people  of  Southern  India«ii^). 

E.  M.  Gordon  hat  das  Material  für  sein  Buch  »Indian  FoLk- 
Tales,  being  Side-Lights  on  Village  Life  in  Bilaspore,  Central  Pro- 
vinces«ii6)  während  eines  16jährigen  Aufenthaltes  in  Mimgeli 
Tehsil  gesammelt. 

Die  zehn  Kapitel  behandeln  Land  und  Volk,  Gegenstände  der  Verehrung 
und  Feste,  Ackerbau,  Heilmittel,  Geburt,  Heirat,  Tod,  Begräbnis  und  das  Jen- 
seits, Erzählungen  und  Sprichwörter,  Schlangenkunde,  »relies  and  fossils«.  Ver- 
schiedenes, die  neue  Religion. 

A.  C.  Clayton,  »The  Paraiyan,  and  the  legend  of  Nandan«ii'^), 
behandelt  eingehend  die  soziale  Stellung  und  Gliedentng  sowie  die 
Ehe-  und  Geschlechtsverhältnisse,  Zeremonien,  Festlichkeiten,  Re- 
ligion usw.  dieser  niedrigsten  Kaste  in  der  Präsidentschaft  Madras. 

H.  Whitehead  beschreibt  in  »The  village  deities  of  Southern 
India«iiö)  eingehend  die  Gebräuche  bei  der  Verehning  lokaler 
Gottheiten  in  der  Präsidentschaft  Madras. 

F.  D ahmen,  »The  Paliyans,  a  hiU-tribe  of  the  Palni  Hills 
(South  India)«ii9),  unterrichtet  uns  über  Ursprung,  Sprache,  Heil- 
mittel, Nahrung,  Jagd,  Handel,  Wohnungen,  Kleidung,  Schmuck, 
Tanz,  Pubertätsgebräuche,  Ehe,  Familie,  Geburt,  soziale  Gliederung, 
Religion,  Aberglauben,  Moral,  Begabung  und  Tod. 


99)  MadrasChristCollMag.  N.  Ser.  V,  642—49.  —  lo«)  Ebenda  VI,  16—23, 
80—85.  —  101)  Ebenda  142—50,  182  —  90,  245—51,  289—96.  —  102)  Ebenda 
365—71,  417  —  23,  466—70,  523—29.  —  ^°^)  Ebenda  577  —  84.  —  lo*)  Ebenda 
637—40.  —  105)  Ebenda  VII,  76—86.  —  lo^j  Ebenda  128—36.  —  lov)  Ebenda 
182—87.  —  108)  Ebenda  242—48.  —  109)  Ebenda  299-304.  —  "O)  Man 
1907,  41  f.  —  111)  JSArts  LV,  324—41.  —  "2)  Anthropos  II,  1907,  970—75.  — 
112°)  Ebenda  III,  1908,  294—96.  —  n»)  JAnthrSBombay  VII,  516—21.  — 
11*)  Ebenda  521—26.  —  ns)  Ebenda  83—88.  —  ns)  London  1908.  XII  u. 
99  S.  —  117)  MadrasGovernmMusB  V,  1906,  51—91.  —  n»)  Ebenda  105—90, 
mit  7  Taf.  —   n»)  Anthropos  III,   1908,   19—31,  mit  1   Taf.,  Abb.  u.   1  K. 


254  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

L. Lapicque  hat  »Recherches  siir  l'ethnogenie  desDra\'idiens«^20) 
bei  den  Kadern,  Malassern,  Tamul  und  Malabar  angestellt. 

Ferd.  Halm,  der  40  Jahre  als  Missionar  unter  den  Kols  ge- 
wirkt hat,  macht  uns  in  eingehendster  Weise  mit  diesem  Volk, 
besonders  mit  seiner  Religion,  bekannt  in  seiner  ^>  Einführung  in 
das  Gebiet  der  Kolmission.  Geschichte,  Gebräuche,  Religion  und 
Christianisierung  der  Kols«i2i).  Derselbe  hat  unter  dem  Titel 
»Blicke  in  die  Geisteswelt  der  Kols«  122)  eine  Sammlung  von 
Sagen,  Märchen  und  Liedern  der  Oraon  in  Chota-Nagpur  heraus- 
gegeben. 

F.  A.  Grignard  gibt  einen  Überblick  über  »The  Oraons  and 
Mundas  from  the  time  of  their  settlement  in  India«i23j,  —  Sarat 
Chandra  Ray  schildert  »The  Mundas:  their  country,  their  character, 
and  their  poetry«i24).  Sten-Konow  bringt  »Notes  on  the  Munda 
family  of  speech  in  India«i24a^_ 

Von  dem  großen  AVerke  von  P.  und  Fr.  Sarasins  »Ergebnisse 
naturwissenschaftlicher  Forschungen  auf  Ceylon«  behandelt  der 
vierte  Band  »Die  Steinzeit  auf  Ceylon«  i25).  Den  gleichen  Inhalt 
hat  Fr.  Sarasins  Vortrag  »Unsere  vierte  (Paul  imd  Fritz  Sarasins) 
Forschungsreise    nach  Ceylon    und    die  Steinzeit   der  Weddah«i26). 

Die  steinzeitliehen  Urwedda  haben  schon  vor  der  Einwanderung  des  nörd- 
lichen Kulturvolkes  das  Tiefland  und  diis  zentrale  Gebirge  Ceylons  bewohnt. 
A.  C.  Haddon  berichtet  12 7)  über  einige  Beobachtungen  C.  G.  Seligmanns 
auf  soziologischem  und  religiösem  Gebiet  bei  den  Wedda,  unter  denen  er  1907 
bis  1908  fünf  Monate  lang  geweilt  hat.  C.  G.  Seligmann  beschreibt  selbst 
»Quartz  Implements  from  Ceylon« '28^^  ^\q  er  in  Höhen  bis  zu  4000  Fuß  über 
dem  Meere  gefunden,  und  die  zweifellos  von  den  Vorfahren  der  heutigen  Wedda 
stammen.  M.  Moszkowski  schildert  seinen  Besuch  »Bei  den  letzten  Weddas«'29) 
im  Jahre  1907.  —  W.  L.  Hildburgh  hat  eine  längere  Abhandlung  über 
»Sinhalese  ilagie«'^^^'')  geschrieben,  während  Brenda  Z.  Seligmann  »A  Devil 
Ceremony  of  the  Peasant  Sinhalese«' 29')  beschreibt. 

China.  J.  J.  M.  de  Groots  großes  Werk  »The  religious  System 
of  China  etc.«  ist  bis  zum  fünften  Bande ^^o)  vorgeschritten,  dessen 
zweites  Buch  »On  the  soul  and  ancester  worship«  in  Part  2 
»demonology«   und  in  Part  3   »sorcery«   behandelt. 

Von  H.  Cordiers  »Bibliotheca  Sinica«i3i)  jQegt  der  zweite 
Band  vor.  Reiches  Material  für  die  Volkskunde  Chinas  enthält  die 
seit  1886  erscheinende  Zeitschrift  Der  Ostasiatische  Lloyd  ^32)^  für 


120)  CRSeancesSBiologie  LVIII,  1907,  949ff.,  1019ff.  ZentralblAnthr. 
1908,  147  (v.  Hovorka).  —  '21)  Gütersloh  1907.  158  S.  —  >22)  Gütersloh 
1906.  X  u.  116  S.  —  123)  Anthropos  IV,  1909,  1  —  19,  mit  Abb.  —  '24)  indian 
World  VII,  303—15;  VIII,  78—88,  380—85,  507—11.  —  124«)  Anthropos 
III,  1908,  08-82.  —  125)  Wiesbaden  1908.  4«,  VII  u.  93  S.  mit  10  Taf. 
in  Lichtdr.  u.  1  Texttaf.  —  126)  Genf  1908.  Le  Globe  XLVII,  Mem.  S.  1.  — 
127)  Nat.  1908,  2.  Juli.  Glob.  XCIV,  1908,  158  f.  —  128)  Man  1908,  113—16, 
mit  Abb.  —  12»)  Glob.  XCIV,  1908,  133—36,  mit  Abb.  —  i29»)  JAnthrl 
XXXVIII,  1908,  148—206,  mit  6  Taf.  —  i29*)  Ebenda  368-79,  mit  4  Tiif.  — 
130)  Leiden  1907,  465—930.  —  i3i)  Paris  1905/06,  765—1576.  —  i='2)  Bd 
XX— XXII,   Berlin   1906—08. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  255 

dessen  einzelne  Artikel  ick  auf  die  »Orientalische  Bibliographie« 
von  L.  Scherman  verweisen  muß.  —  A.  Forke  gibt  einen  ethno- 
graphischen Überblick  über  »Die  Völker  Chinas,  Vorträge,  gehalten 
im  Seminar  für  orientalische  Sprachen  in  Berlin«  ^3^).  Er  behandelt 
außer  den  eigentlichen  Chinesen  die  Mandschu,  Mongolen,  Türk- 
tataren und  Tibetaner,  die  Miaotse,  Lolo,  Schan,  Singpo  u.  a.  — 
Auf  das  Buch  von  Fr.  Hirth,  »The  ancient  History  of  China  to 
the  End  of  the  Chou  Dynasty«i34)^  sei  auch  hier  hingewiesen. 
E.  Ruhstrat  entwirft  in  39  Skizzen  »Sittenbilder  aus  Cliina«i35),  — 
Von  P.  Carus  sind  außer  seinen  beiden  Büchern  »Chinese  thought: 
an  exposition  of  the  main  characteristic  features  of  the  Chinese 
world-conception ;  being  a  continuation  of  the  author's  essay  ,  Chinese 
philosophy'«!^^)  und  »Chinese  life  and  customs«!^?)  eine  Reihe 
von  kleineren  Artikeln  zu  nennen:  »Chinese  Industries  and  foreign 
relations«!^^),  »Confucianism  and  ancestor-worship«^39)^  »Cliildhood 
and  education  in  China <^  ^^^)  und  »Betrothai  and  marriage  in  China«  ^^i). 
Auch  Jaime  Masip  bringt  eine  Notiz   »Del  matrimonio  chino«^*2)_ 

A.  Völling  handelt  über  »Die  Haartracht  der  Chinesen «i*^),  P.  d'Enjoy 
über  »Le  spiritisme  en  Chine« '*^),  »Congregations  et  societes  secr&tes  chinoises«'**) 
und  »La  polygamie  ohinoise«'^^).  W.  Schüler  beschreibt  »Das  Mittsommerfest 
in  China«  1*^.  A.  Nagel,  »Der  chinesische  Küchengott  (Tsau-kyun)<'i*8),  macht 
interessante  Angaben  über  diesen  Gott  oder  Herdfürsten,  der  höchstwahrschein- 
lich zu  Agni,  dem  Feuergott,  oder  der  Opferflamme  der  alten  Vedenreligion  in 
Beziehung  stehe. 

G.  E.  Grum-Grrshimailo,  »Beschreibung  einer  Reise  in  das 
westliche  China,  Bd.  III:  Rings  um  den  Kuku-nor  usw.«  (russ.)i*9), 
bringt  auch  zwei  Kapitel  über  die  Ethnologie  von  Amdo. 

P.  Georg  M.  Stenz,  »Beiträge  zur  Volkskunde  Südschantungs, 
herausgegeben  und  eingeleitet  von  A.  Conrady  «^50^^  beschreibt 
die  Volksgebräuche  während  des  Jahres  bei  der  Geburt,  Verlobung, 
Heirat  und  bei  dem  Begräbnis.  —  »Totenbräuche  in  Schan tung« 
werden  auch  von  W.  Schüler ^öi)  und  R.  Wilhelm  i52j  beschrieben, 
während  Hochstetter  die  »Hausindustiie  in  Schantung«!^^)  be- 
handelt. 


133)  Berlin  1907.  90  S.  —  134)  New  York  1908.  XHI  u.  383  S.  PM 
1908,  LB  406  (M.  v.  Brandt).  —  135)  Oldenburg  u.  Leipzig  190G.  212  S.  — 
136)  London  1907.  195  S.  mit  Abb.  —  137)  London  1907.  VI  u.  114  S. 
mit  Abb.  —  138)  OpenCourt  XX,  587—97,  mit  Abb.  —  139)  Ebenda  598—615, 
mit  Abb.  —  ^^°)  Ebenda  668—84,  mit  Abb.  —  ^i)  Ebenda  741—54,  mit 
Abb.  —  1*2)  Anthropos  II,  1907,  715—21.  —  1*3)  Ebenda  l,  1906,  60—64, 
mit  Abb.  —  i")  BSAnthrParis  VII,  87  —  100.  —  1*5)  La  Rev.  LIII,  75—89.  — 
1*6)  Ebenda  LVII,  526—35;  LVIII,  95—103.  —  i*^)  ZMissionskdeRel.  XXIII, 
378—80.  —  1*8)  ArchReligionswiss.  XI,  1908,  23—43.  —  i*^)  St.  Petersburg 
1907.  4°,  531  S.  mit  1  K.  in  3  Bl.,  54  Abb.  PM  1909,  LB  811  (M.  Frie- 
derichsen).  —  i^O)  Leipzig  1907.  116  S.  Veröff.  d.  Stadt.  Mus.  f.  Völkerkde. 
zu  Leipzig,  H.  1.  —  i5i)  ZMissionskdeRel.  XXIII,  78—88,  mit  2  Taf.  — 
152)  MDGesNatVölkerkdeOstas.  XI,  1,  1907,  33—45.  —  1*3)  ZKolonialpolitik 
X,  1908,  269—74. 


256  P.  Gähtgens,  Berieht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Durch  \V.  N.  Fergussou  werden  wir  mit  »The  Tribes  of 
North-western  Se-chuan«i54)  bekannt  gemacht. 

Im  Westen  des  oberen  Minflusses  wohnen  eine  Reihe  unabhängiger  oder 
halbunabhängiger  Stämme,  die  als  Fantze  (Rebellen)  oder  Mantze  (Barbaren) 
bekannt  sind.  Auf  dem  Ostufer  des  Flusses  wohnen  die  Changaning,  die  sieh 
in  Sitten  und  Lebensweise  von  den  Chinesen  durchaus  unterscheiden.  Ihre 
Herkunft  ist  nicht  sicher.  Nach  Aussage  eines  eingeborenen  Fürsten  sind  sie 
vor  etwa  600  Jahren  aus  Tsang-peh  (nördliches  Tibet  und  Chinesisch-Turkestan) 
eingewandert.  Daraus  schließt  Fergusson,  daß  sie  von  den  Hors  oder  Türken 
des  nördlichen  Tibet  abstammen. 

A.  F.  Legen dres  »Le  Far  West  Chinois,  deiix  annees  au 
Setchouen«^55)  enthält  ein  Kapitel  über  die  in  Sz'tschwan  vertretenen 
Eassen  (negroide  Urbevölkerung,  eingewanderte  Lolo,  reine  Chinesen, 
Mischlinge). 

Speziell  die  Lolo  behandelt  Legcndre  in  »Far  West  Chinois,  les  races 
aborig&nes;  les  Lolos«!^^).  R.  P.  de  Guebriant  schildert  seinen  Aufenthalt 
»Chez  les  Lolos«'^^).  A.  Lietard  bringt  »Notions  de  grammaire  Lo-lo  (dialecte 
V-Hi)«i58). 

D'Ollone,  »Mission  d'Ollone,  Traversee  du  pays  des  Lolos 
independants«i59),  berichtet  über  den  unabhängigen  Teil  der  Lolo, 
der  den  Jangtsebogen  östlich  von  Ningjuanfu  bewohnt  und  den  er 
1907  besucht  hat.  Ebenso  enthalten  »D'Ollones  weitere  Mitteilungen 
über  die  Lolo  und  Miautse«i60)^  die  an  die  Geographische  Gesell- 
schaft in  Paris  gerichtet  sind  iß^),  sehr  viel  Neues. 

Er  berichtet  u.  a.  über  »Exploration  dans  les  regions  nord-est  du  Tibet« '^^^^ 
über  das  prächtige  und  mächtige  Kloster  Labrang  auf  dem  Wege  von  Song- 
panting  nach  Lantscheou  und  über  die  nomadischen,  ständig  berittenen  Bewohner 
jenes  Gebiets,  die  weder  in  ihrem  Aussehen  noch  in  ihren  Gebräuchen  den  seß- 
haften Tibetanern  gleichen,  sondern  sich  in  ihrer  Gesichtsbilduug  der  »arischen 
Rasse  oder  der  der  Rothäute«  nähern  und  die  weder  Gütergemeinschaft  noch 
Polyandrie  kennen.  Ihre  Sprache  jedoch  ist  tibetanisch  und  ilire  Gebräuche  sind 
mongolisch.  Die  Chinesen  nennen  sie  wie  alle  westlichen  Grenzvölker  Sifan. 
Ihre  politische  Orgauisation  ist  ein  geistliches  Lehnssystem,  an  dessen  Spitze 
das  Kloster  Labrang  steht.  —  Cl.  Madrolle,  »Quelques  peuplades  Lo-lo«'^^. 
H.  Cordier,  »Les  Lolos,  t'Aa.t  actuel  de  la  question«^^*)  und  »Les  Mo-sos«'^^) 
faßt  unsere  Kenntnis  dieser  Aborigiuerstämme  zusammen.  Die  Nachrichten 
gehen  bis  auf  das  Jahr  1735  zurück.  —  G.  Soulie  und  Tchang  Yi-Tch'ou 
haben  ein  Kapitel  aus  einem  chinesischen  Werk,  Tien-hi,  über  »Les  Barbares 
soumis  du  Yuunan«!^^)  übersetzt.  —  R.  Torii  beschreibt  die  »Physieal  characters 
of  the  Lo-lo  tribes  in  southeru  China« i^^,  A.  Henry,  »The  Lolo  and  other 
tribes  of  Western  China« '^^). 


154)  GJ  XXXII,  1908,  594—97,  mit  1  K.  —  i")  p-ji-ig  1906.  XVI  u. 
537  S.,  1  K.  PM  1907,  LB  459  (v.  Brandt).  —  156)  T'oung  Pao  X,  3.  — 
»57)  MissionsCathol.  XL,  1908,  164  —  66,  172 f.,  199—203,  207—09,  221—24, 
mit  Abb.  —  '^8)  EcoleFrExtrOrient  IX,  285—314.  —  >59)  LaG  XVI,  1907, 
71-73,  196f.,  265—71,  348f.  Glob.  XCII,  1907,  384f.  --  le»)  Glob.  XCIII, 
1908,  319—21.  —  '61)  LaG  XVII,  1908,  247  —  52,  431—38.  —  ^^-)  Ebenda 
XVIII,  315—25.  —  >ö^)  T'oung  Pao,  Ser.  2,  IX,  1908,  529—576,  mit 
Kartensk.  —  1«^)  Leiden  1907.  92  S.  T'oung  Pao  VIII,  1907,  597—686.  LaG 
XVII,  1908,  17—40.  PM  1909,  LB  828a  u.  b  (Hammer).  —  i^B)  T'oung 
Pao  IX,  663—88,  mit  Abb.  —  »86)  BfteoIeFrExtrOrient  VIII,  1908,  149  —  76, 
333—79.  —  »67)  JAnthrSTokyo  1907,  XXII,  Nr.  257;  XXIH,  Nr.  261.  — 
»68)  Ebenda  XXIV.  Nr.  276. 


^longolcn  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  257 

G.  Forrests  Artikel  »Journey  on  Upper  Salwin,  October — De- 
cember  1905 «^^9)  enthält  auch  einen  Abschnitt  über  die  Lissu, 
als  deren  Urheimat  er  das  südöstliche  Tibet  annimmt. 

Fr.  Greg.  Arnäiz  scliildert  »Los  indigenas  de  la  Prefectura 
de  Chiangcliiu  (Amoy),  China«  ^•'9"). 

A.  Schotter,  »Notes  ethnographiques  sur  les  tribus  du  Kouy- 
tcheou  (Chine) « ^ '^*^) ,  bezeichnet  diese  als  Eest  der  Aboriginer- 
bevölkerung  Ciiinas  und  schätzt  ihre  Zahl  auf  mindestens  9  Millionen. 

Die  Gesamtheit  der  Bevöliiorung  teilt  er  in  die  drei  Hauptklassen :  Chinesen 
(Kanfleute),  Y-jen  (Aclicrbauer)  und  Miao  (Jäger).  Auf  chinesische  Quellen, 
auf  Nachrichten  der  Missionare  älterer  und  neuerer  Zeit  sowie  auf  eigene  Be- 
obachtungen gestützt,  entwirft  er,  mit  den  Miao  beginnend,  ein  ethnographisches 
Bild  dieser  drei  Bevölkerungsgruppen. 

Korea,  Äino,  Japan.  W.  Sieroszewski  hat  nach  eigener  An- 
schauimg  und  gestützt  auf  die  einschlägige  Literatur  »Korea  Land 
und  Volk«i'^i)  gemeinverständlich  geschildert  und  in  Stefania 
Golden  ring  eine  deutsche  Übersetzerin  gefunden. 

Homer  B.  Hulbert  gibt  in  »The  passing  of  Korea« ^'^^^  eine 
Schilderung  von  Land  und  Leuten  auf  Grund  eigener  Anschauung. 
Derselbe  hat  eine  zweibändige  »History  of  Korea«  ^ '^3^  und  eine 
ebenfalls  zweibändige  »Comparative  grammar  of  the  Korean  language 
and  the  Dravidian  languages  of  India«^'^'^)  verfaßt. 

Von  desselben  Zeitschrift  The  Korea  Review*^')  enthält  der  sechste  Band 
wieder  Artikel  verschiedener  Verfasser  über  Geschichte,  Volkskunde  usw.  Koreas 
(s.  Orient.  Bibliogr.  XX,  2135—73).  G.  Heber  Jones  schildert  »Korea, 
the  land,  people  and  customs« ''^^j.  Y.  Koganei  hat  »Über  Schädel  und  Skelette 
der  Koreaner« ''''')  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  von  25  Schädeln  und  zwei 
weiblichen  und    einem  unvollständigen  männlichen  Skelette  geschrieben. 

Leo  Sternberg  versucht  Entstehung  und  Zweck  von  »The 
Inau  Cult  of  the  Ainu«^''^)  auszulegen. 

N.  G.  Munro  über  »Designs  of  Ainu  and  the  pre-historic  stone-age  people 
of  Japan«^''^).  S.  Tsuboi  schreibt  über  »Family  and  individual  names  of  the 
Karafuto  (Saghalien)  Ainu«'80)  und  »On  the  graves  of  the  Ainu  in  Saghalien«'®'), 
S.  Ishida,  »On  the  natives  living  in  the  southern  part  of  Saghalien« ^*-)  und 
»Bear  festival  among  the  Karafuto  Aino«^*''). 

Ein  ausgezeichnetes  Hilfsmittel  zur  Orientierung  über  die  Lite- 
ratur über  Japan  ist  Fr.  v.  Wencksterns  » Bibliography  of  the 
Japanese  Empire.  Bd.  II:  Comprising  the  literature  from  1894  to 
the  middle  of  1906  (XXVH— IXL^i»  year  of  Meiji)  with  additions 


169)  GJ  XXXII,  1908,  239—64,  mit  Abb.  —  169-)  Anthropos  I,  1906, 
779—85;  II,  1907,  59—67,  mit  1  Taf.  —  i^O)  Ebenda  III,  1908,  397—425; 
IV.  1909,  318—53,  mit  2  Taf.  —  i^i)  Berlin  1908.  VII  u.  302  S.  mit 
27  Abb.  u.  1  K.  —  1^2)  London  1906.  XII  u.  474  S.  —  i")  London  1906. 
874  S.  mit  Abb.  —  1^4)  j^ndon  1906.  152  S.  1907.  152  S.  —  i")  yi, 
Söul  1906,  480  S.  —  176)  Cincinnati  1907.  110  S.  —  i")  ZEthn.  1906, 
513—35.  —  178)  BoasAnniversaryVol.  New  York  1906,  425—37,  mit  2  Taf,  — 
179)  JAnthrSTokyo  1907,  XXII,  Nr.  257.  —  i««)  Ebenda  Nr.  258.  —  i«i)  Ebenda 
1908,  XXIII,  Nr.  261.  —  1S2)  Ebenda  Nr.  270.  —  ISS)  Ebenda  1908,  XXIV, 
Nr.  274. 

GeogT.  Jahrbuch  XXXIV.  17 


258  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

and  corrections  of  the  first  volume  [erschienen  1895]  and  a  Supple- 
ment to  Leon  Pages'  Bibliographie  Japonaise«!^*).  —  Das  Journal 
of  the  Anthropological  Society  of  Tokyo  enthält  zahlreiche  Beiträge 
zur  Prähistorie  und  Ethnographie  Ostasiens  (alle  in  japanischer 
Sprache).  Die  ZEthn.^^^)  bringt  ein  Inhaltsverzeichnis  von  Bd.  XXI, 
1905/06,  Nr.  235—39  und  Auszüge  aus  dem  Oktoberheft  1905, 
Nr.  235.  —  Die  beiden  Bücher:  D.  Itchikawa,  »Die  Kultur 
Japans«  186),  und  K.  Rathgen,  »Staat  und  Kultur  der  Japaner« ^87)^ 
sind  von  Baelz  besprochen,  ebenso  N.  Gr.  Munro,  »Primitive  Culture 
in  Japan«  188).  E.  Baelz  hat  einen  Vortrag  »Zur  Vor-  und  Ur- 
geschichte Japans«  189)  gehalten. 

Auch  für  die  Ethnologie  von  Bedeutung  ist  0.  Nachods  »Ge- 
schichte   von  Japan.     Bd.  I,   1:    Die  Urzeit   (bis  645  n.  Chr.)«i90). 

Der  erste  Teil  behandelt  Land  und  Volk  der  Japaner  (Landesverhältnisse, 
Rassenfrage,  Ureinwohner,  Abstammungstheorien,  Ergebnisse  der  Ausgrabungen), 
der  zweite  Teil  das  halbhistorische  Zeitalter  (Staat.  Religion,  Sitten  und  Ge- 
bräuehe), der  dritte  Teil  den  Geschlechterstaat,  die  Ujiverfassung,  von  Ein- 
führung der  chinesischen  Schrift  bis  Abschaffung  der  Ujiverfassung  645  n.  Chr. 

F.  Gras  seit  sucht  uns  durch  seinen  Aufsatz  über  »Japanische 
Erziehungsgnuidsätze  in  Schrift  und  Praxis«  i^i)  den  Charakter  der 
Japaner  zu  erschließen  und  bespricht  »Die  Stellung  der  Ehefrau 
in  Japan«  192), 

Der  zweite  Halbband  von  K.  Florenz'  »Geschichte  der  japani- 
schen Literatur«  193)  führt  uns  bis  in  die  neueste  Zeit.  R.  G.  Smith, 
»Ancient  tales  and  folklore  in  Japan« i^*),  ist  mir  nur  dem  Titel 
nach  bekannt  geworden. 

Unter  der  Überschrift  »Kotzereien  über  die  Japaner« i^^)  wird 
im  Globus  der  Inhalt  eines  Artikels  von  H.  ten  Kate,  »Notes 
detachees  sur  les  Japonais«i96),  wiedergegeben,  der  eine  Kritik  des 
japanischen  Charakters  enthält. 

W.  G.  Aston  handelt  kurz  über  »Anccstor-worship  in  Japan« i^^),  ebenso 
M.  Revon  über  »Ancestor-worship  and  cult  of  the  dead«*^*),  K.  Miura  »Über 
japanische  Traunidenterei«'^^).  O.  Olshausen  berichtet  über  »Die  Leichen- 
verbrennung in  Japan  200)_  —  Über  Hans  Sauters  Aufsatz  »Die  südliche 
Abstammung    der   Japaner« ^oi)    siehe    Globus -O^).     Auch   H.  ten  Kate    äußert 


18*)  Tokio  1908.  XVI  u.  486,  28  u.  21  S.  —  iss)  ZEthn.  1906,  711 
bis  715.  —  186)  Berlin  1907.  ZEthn.  1908,  283—85  (Baelz).  —  187)  Biele- 
feld n.  Leipzig  1907.  Mit  1  Kunstbeil.  u.  155  Abb.  ZEthn.  1908,  283—85 
(Baelz).  —  188)  TrAsiatSJapan.  XXXIV,  2.  Teil,  Tokio  1900.  212  S.  mit 
86  Fig.,  1  Taf.  u.  1  K.  ZEthn.  1908,  473f.  (Baelz).  —  189)  ZEthn.  1907, 
281—310,  mit  Abb.  —  19")  Gotha  1906.  XXIX  u.  426  S.  (Allgem.  Staaten- 
geschichte,  hrsg.  von  K.  Lamprecht,  I).  Bespr.  Glob.  XCI,  1907,  353 f. 
(Crasselt).  —  i^i)  Glob.  XCII,  1907,  37—40,  53—59,  78—81,  90—94,  mit 
Abb.  —  192)  Anthropos  III,  1908,  533—55.  —  193)  Leipzig  1900,  255—642.  — 
i9<)  London  1908.  XVI  u.  362  S.  mit  Abb.  —  i»^)  Glob.  XCIV,  1908, 
322.  —  196)  BSAnthr.  1908,  178—91.  ZentralblAnthr.  1909,  91  f.  (E.  Prost). — 
197)  Man  1900,  35—37.  —  '98)  EncvclRelEthics  I,  455—57.  —  199)  MGes. 
NatVölkerkdeOstas.  X,  291—305.  —  200)  ZEthn.  1908,  100—06.  —  20i)  Denti<che 
Japanpo^t  (Jokohama),  IV,  Nr.  40,  Beil.   —    202)  LXXXIX,   1906,  258  f. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  259 

sich  über  »Die  südliche  Abstammung  der  Japaner« ^OS),  Nagai  hat  einen 
Vortrag  »Über  die  Urbewohner  Japans« 20^)  gehalten.  —  Y.  Tashiro  handelt 
über  »Religion  of  the  inhabitants  of  I^o-choo  and  neighbouring  Islands  "^o»).  __ 
11.  ten  Kate  teilt  einiges  »Aus  dem  japanischen  Volksglauben «206)  der  niederen 
Klassen,  besonders  der  Bauern  und  Fischer  mit  und  berichtet  »Weiteres  aus 
dem  japanischen  Volksglauben« -"7)  (Zauberei,  Wahrsagekunst,  Träume,  Astro- 
logie, Mythologie,  Gottesdienst  und  Heilkunde).  Für  F.  S.  Krauß'  Buch  »Das 
Geschlechtsleben  in  Glauben,  Sitte  und  Brauch  der  Japaner«  208^  vergleiche  die 
Besprechung  von  P.  Näcke. 

Ostsibirien,  Amurländer,  Mongolei.  S.  Patkanow^os)  sucht  an 
der  Hand  der  Statistik  festzustellen,  bei  welchen  Stämmen  der 
Urbevölkerung  Sibiriens  eine  Zunahme,  bei  welchen  eine  Abnahme 
sich  nachweisen  läßt. 

1.  Alle  Stämme,  die  nicht  Ackerbau  oder  Viehzucht  treiben  (Streif Völker), 
erscheinen  als  nicht  lebensfähig.  2.  Alle  ausschließlich  Viehzucht  treibenden 
nehmen  langsam  zu.  3.  Alle  Ackerbau  allein  oder  Ackerbau  und  Viehzucht 
treibenden  vermehren  sich  bedeutend.  Der  Hauptgrund  der  großen  Verschieden- 
heit in  der  Zu-  bzw.  Abnahme  ist  nicht  in  der  Nationalität,  sondern  in  der 
sehr  großen  Ungleichheit  der  wirtschaftlichen  Lage  zu  suchen. 

Über  E.  E.  Ahner ts  »Reise  an  der  Ostküste  des  russischen 
Sachalin  im  Jahre  1907«2io)  (russ.)  berichtet  C.  v.  Zepelin.  Max 
Funke  hat  eine  ethnogeographische  Studie  über  »Die  Insel  Sacha- 
lin« 211)  veröffentlicht. 

»Die  ethnologischen  Probleme  an  den  ISTordküsten  des  StiUen 
Ozeans  «212)^  deren  Lösung  die  Aufgabe  der  Jesup  Pacific-Expedition 
war,  werden  von  W.  Jochelson  kurz  erörtert.  Derselbe  hat  »Über 
asiatische  und  amerikanische  Elemente  in  den  Mythen  der  Kor- 
jaken «2i3)  gesprochen  und  in  einem  umfassenden  AVerke  »The 
Koryak« 21*)  die  materielle  Kultur  und  soziale  Organisation  dieses 
Volkes  dargestellt.  Frau  Dina  Jochelson-Brodsky  hat  eine  mit 
zahlreichen  MaßtabeUen  ausgestattete  Arbeit  »Zur  Topographie  des 
Aveiblichen  Körpers  nordostsibirischer  Völker«  2i5)  gescluieben. 

Es  handelt  sich  dabei  um  die  sogenannten  paläoasiatischen  Völker  der 
Tschuktschen,  Korjaken,  Kamtschadalen  und  Jukagiren  und  die  ural-altaischen 
Tungusen,  denen  die  Verfasserin  eine  Übergangsstellung  zuweist. 

W.  N.  Tjuschow  liefert  in  seinem  in  Tagebuchform  abgefaßten 
"Werke  »Po  sapadnomu  beregu  Kamtschatki«2i6)  (Entlang  der  West- 
küste von  Kamtschatka)  einen  willkommenen  Beitrag  zur  Kenntnis 


203)  DJapanpost  IV,  Nr.  42.  ZentralblAnthr.  1906.  279.  —  204)  KorrBl. 
Anthr.  XXXVH,  70—74.  —  205)  JAnthrSTokyo  XXI,  1906,  413—24.  — 
206)  Glob.  XC,  1906,  111—14,  126—30.  —  20?)  Ebenda  XCIV,  1908,  373 
bis  378.  —  208)  Leipzig  1907.  Gr.-Fol.,  161  S.  mit  80  Taf.  ZentralblAnthr, 
1908,  95.  —  209)  RevOrientale  1908,  54—94.  PM  1909,  LB  554  (P.  Gähtgens).  — 
210)  St.  Petersburg  1908.  38  S.  S.-A.  IswKRGGes.  XLIV,  Nr.  8.  PM  1909, 
LB  551  (v.  Zepelin).  —  211)  Halle  1906.  VHI  u.  33  S.,  1  K.  (AngewG  H.  12).  — 
212)  PM  1907,  139—41.  —  213)  Intern.  Amerik.-Kongr.  XIV,  Stuttgart  1904, 
119  —  27.  —  2H)  PublJesupNorthPacificExped.  VI,  Leiden   1908,  383—842.  — 

215)  ArchAnthr.  N.  F.  V,   1906,  1  —  58,  mit  14  Abb.,  9  Tab.,  4  Taf.,  1  K.  — 

216)  St.  Petersburg  1906.     521   S.    mit    K.   1:1680000.     SapKRGGes.  Abt.  f. 
aUg.  Geogr.  XXXVII,  Nr.  2.     PM   1907,  LB  141  (Friederichsen). 

17« 


260  P.  Gähtgens,  Beriebt  über  die  ethnologische  Forschung. 

des  Lebens,  der  Beschäftigungen  und  Gewerbe  der  Kamtschadalen, 
die  er  durch  zehnjährigen  Aufenthalt  unter  ihnen  als  Arzt  genau 
kennen  gelernt  hat.  —  L.  Sternberg  macht  »Bemerkungen  über 
Beziehungen  zwischen  der  Morphologie  der  gil jakischen  nnd  ameri- 
kanischen Sprachen  « -  ^  '^). 

Der  zweite  Band  von  W.  Bogoras'  AVerk  »The  Chukchee«  (Bd.  I, 
s.  GJb.  XXXI,  173,  Anm.  192,  behandelte  die  materielle  Kultur 
der  Tschiditschen) ,  »Religion« 21  sj  betitelt,  bringt  ihre  reUgiösen 
Vorstellungen,  das  Schamanentum,  die  Gebräuche  bei  Geburt  und 
Tod  in  trefflicher  Weise  zur  Darstellung.  Derselbe  hat  über  »Re- 
ligious  ideas  of  primitive  man,  from  Chukchee  material«2i9)  ge- 
sprochen. 

Waldeinar  Jochelson  handelt  über  die  im  Verschwinden  begriffenen 
»Kumiss  Festivals  of  the  Yakut  and  the  Decoration  of  Kumiss  Vessels«220^_  — 
W.  Radioff  betrachtet  »Die  jakutische  Sprache  in  ihrem  Verhältnis  zu  den 
Türksprachen« 221).  —  Troschtschanski,  »Jakuty  w  jich  domaschnej  ob- 
stano\rke«222)^  stellt  die  Jakuten  in  ihrem  häuslichen  Leben  dar.  —  E.  Pekarskij 
»Iz  Jakutskoj  stariny«223)  (Aus  dem  Altertum  der  Jakuten).  Derselbe  hat  ein 
jakutisches  Wörterbuch  »Slowar'  Jakutskago  jazyka«224)  veröffentlicht. 

W.  N.  Wassiljew  gibt  eine  »Kurze  Übersicht  über  die  Ein- 
geborenen des  nördlichen  Turuchanskischen  Kreises  «224«)  (Kratkij 
otscherk  inorodzew  sewera  Turuchanskago  Kraja)  und  macht  einige 
»Tungusische  Überlieferungen «224*)  (Tungusskija  predanija)  bekannt. 

Der  Globus  bringt  nach  einem  in  der  Russischen  Geographischen 
Gesellschaft  zu  Petersburg  gehaltenen  Vortrag  einen  Bericht  über 
»Buturlins  Expedition  an  die  Kolyma«225)^  die  auch  für  die  Ethno- 
graphie manches  Interessante  ergeben  hat,  ebenso  über  einen  Vor- 
trag W.  I.  Anutschins  über  »Die  Jenessei-Ostjaken«226).  Das  erste 
Heft  des  achten  Bandes  der  »Trudy  Troitzkosavskago  Otdelenija 
Priamurskago  Otdela  Imper.  Russk.  Geogr.  Obschtschestwa«  (S.  32 
bis  51)  bringt  einen  Artikel  von  Talko-Hryncewicz,  in  dem 
»Die  alten  Aborigenen  des  sabai kaiischen  Gebiets  mit  den  jetzigen 
Allogenen  verglichen  «22?)  werden. 

G.  I.  Ramstedt,  Ȇber  den  Ursprung  der  sog.  Jenesei-Ost- 
jaken«228)^  hält  diese  für  einen  Zweig  des  indochinesischen  Sprach- 
stammes, der  dem  tibetischen  am  nächsten  steht.  —  J.  Päpay 
schildert  seine  Reise   »Im  Lande  der  Nord-Ostjaken « 229). 


217)  Intern.  Amerik.-Kongr.  XIV,  1904,  137—40.  —  218)  PublJesupNorth 
PacificExped.  VII,  2,  1907,  277  —  536,  mit  Abb.  —  219)  Intern,  Amerik.-Kongr. 
Xl'V,  1904,  129—35.  —  220)  ßoasAnniversaryVol.  New  York  1906,  257—71, 
mit  6  Taf.  —  221)  gt.  Petersburg,  Akad.  Sclirift.  86  S.  —  222).  Ziv^ja  Starina 
XVII,  1908,  332—46,  435—45.  —  223)  Ebenda  495—500.  —  224)  st.  Peters- 
burg 1907.  XVIII  u.  320  Spalten.  —  224»)  EshegoduikRusskAntropObschtsch. 
ImpStPeterbUniv.  II,  1905—07,  56—87.  —  224^)  zivayi  Starina  XVII,  1908, 
362—70.  —   225)  Glob.  XCI,   1907,   192f.  —  226)  Ebenda  XCIII,  1908,  94.  — 

227)  St.Petersl)urg  1900.     68  S.    ZcntralblAnthr.  1909,  88—90  (AV.  Charusin).  — 

228)  JSFinnoOugr.  XXIV,  Helsingfors  1907,  Abb.  2.    6  S.  —  229)  BSIIongroiseG 
XXXIV,   1906,  37  —  52,   71—82,  mit  Abb. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  261 

G.  Soulio,  »Les  Mongols,  leur  Organisation  administrative 
d'apres  des  documents  cliinois«230)^  kann  ich  nur  nach  OrBibl, 
XXI,  1565  anführen.  Auf  diese  muß  ich  auch  für  die  vielen 
russischen  Arbeiten,  die  in  diesen  und  die  folgenden  Abschnitte 
gehören,  verweisen. 

TürkiscJie  Stämme.  W.  J.  Lipskij,  »In  den  Berglandschaften 
Russisch-Turkestans  (Tien-schan)«23i)^  bringt  zum  Sclüuß  auch 
Bemerkungen  über  die  Kirgisen  und  ihre  Lebensgewohnheiten  (russ.). 

Von  W.  Radioffs  »Versuch  eines  Wörterbuches  der  Türk- 
dialekte« 232)  ist  der  vierte  Band  erschienen.  Derselbe  gibt  »Proben 
der  Volksliteratur  der  türkischen  Stämme.  IX.  Teil:  Mundarten 
der  Urianchaier  (Sojonen),  Abakan-Tataren  und  Karagassen.  Texte 
gesammelt  imd  übersetzt  von  N.  Th.  Katanoff  «233).  —  S.  K. 
Kusnezow,  »Is  wospominanii  etnogi-afa«234)  ^aus  den  Erinnerungen 
eines  Ethnographen),  handelt  über  Wotjaken  und  Tschere missen.  — 
Ethnographisches  Material  über  die  Sarten  bringt  N.  P.  Ostroumow 
in  seinem  Buche  »Sarty«235).  —  jj.  Vambery  schreibt  über  »Die 
Kulturbestrebungen  der  Tataren  «236). 

Von  Interesse  ist  »Eine  ethnographische  Skizze  über  die 
Tschuwaschen  von  Milkowitsch,  einem  Schriftsteller  des  18.  Jahr- 
hunderts, mit  einer  Einleitung  von  N.  Nikolsky  «237)  (russ.). 

M.Tschormanoff,  »Notizen  über  die  Kirgisen  des  Distrikts  Pavladarska«238) 
(russ.).  A.  Dirajeff,  »Ethnographische  Materialien.  Kirgisische  Märchen 
von  den  Abenteuern  dreier  Kahlköpfe.  I.  Kirgisischer  Text,  II.  Russische 
Übersetzung« 239).  j).  jj.  Sokolow,  »Iz  pojezdok  po  stepi«^*'')  (von  den  Reisen 
über  die  Steppe),  enthält  auch  ethnographische  und  archäologische  Bemerkungen. 

M.  Aurel  Stein  erstattet  in  seinem  zweibändigen  Werke  »An- 
cient  Khotan«24i)  Bericht  über  seine  archäologischen  Forschungen 
in  Cliinesisch-Turkestan.  Über  »Steins  weitere  Forschungen  in 
Ostturkestan«242)  berichtet  der  Globus. 

Der  zweite  Band  von  Sven  v.  Hedins  »Scientific  Results  of 
a  Journey  in  Central  Asia  1899 — 1902:  Lop-nor«243)  enthält  auch 
ein  Kapitel  (48)  über  die  heutige  Bevölkerung  Osttnrkestans.  Baron 
De  Baye,  »Chez  les  Tatares  de  Crimee«2'i4),  Talko-Hryncewicz 
hat   eine   Monographie    Ȇber   die    Muslim   oder   die    sog.    Tataren 


230)    Actes    XIV.  Congr.  intern,  des    Orientalistes    I,    Sekt.  V,  64—83.  — 

231)  IswKRGGes.  XLII,  1906,  91  —  236.     PM  1908,  LB  132  (Friederichsen).  — 

232)  St.  Petersburg  1907/08.  —  233)  gt.  Petersburg  1907.  —  234)  EtnogrObosrenije 
1906,  1/2,  29—51.  —  235)  Taschkent  1908.  VI  u.  288  S.  —  236)  DRundschau 
CXXXII,  72—91.  —  237)  IzvObArcheolIstorüEthnogr.  pri  J.  Kasansk.  Univ. 
XXII,  1906,  1,  34—67.  Ref.  ZentralblAnthr.  XII,  1907,  78ff.  (Wera 
Charusin).  —  238)  ZapiskiZapadnoSibirskagoOtdelaluipRGObschtsch.  XXXII, 
Omsk  1906.  ZentralblAnthr.  1908,  17  (W.  Charusin).  —  239)  Taschkent  1906. 
Lief.  XI.  ZentralblAnthr.  1908,  18  (W.  Charusin).  —  240)  TrudvOrenbUtsehenoj 
ArchKomm.  XIX,  210—15.  —  24i)  2  Bde.  Oxford  1907.  XXIV  u.  622  S., 
Taf.,  K.,  PI.  u.  Abb.  —  242)  Glob.  XCII,  1907,  97  f.  —  243)  Leipzig  1905. 
716  S.,  74  Taf.,  297  Textfig.,  K.  u.  Prof.  —  244)  p^^rig  igoß.  47  S.  Zentralbl. 
Anthr.  XII,   1907,  218f.  (Byhan). 


262  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

von  Litauen« 2*5)  (polnisch)  geschrieben,  die  \V.  Schreiber  be- 
sprochen hat. 

Samojeden,  Finnen  usw.  A.  W.  Shurawskij  hat  in  der  Geo- 
graphischen Gesellschaft  in  St,  Petersburg  einen  V"ortrag  über  zwei 
Expeditionen  in  die  Großlands-Tundra  gehalten,  die  interessante 
Resultate  über  die  Samojeden  gewonnen  haben 2*6).  A. Novosiltzew 
beschreibt  ausführlich  die  »Boljschezeraeljskaja-  (=  Großlands-) 
Tundra  und  das  Polarmeer«  2*7)  (russ.),  wobei  auch  die  Bevölkerung, 
Russen,  Siränen  und  Samojeden,  eingehend  behandelt  wird.  Auch 
A.  Boris  so  w,  »Bei  den  Samojeden,  von  der  Pinega  bis  zum 
Karischen  Meer,  Reiseskizzen  eines  Malers «2*8)  (russ.),  bietet  in 
seiner  Schilderung  manches  ethnogTapliisch  Interessante.  Von  W. 
Ramsey  wird  ebenfalls  »Ein  Besuch  bei  den  Samojeden  auf  der 
Halbinsel  Kanin« 2*9)  beschrieben. 

Sirelius  behandelt  eingehend  »Das  Kunstgewerbe  der  Ostjaken  und 
Wogulen« 250)  (russ.).  —  Derselbe  bat  »Über  die  primitiven  Wohnungen  der 
finnischen  und  ugrischen  Völker:  die  Zelte  mit  spitzem  Dach,  die  Zelte  mit 
spitzem  Dach  bei  den  Lappen«-^')  geschrieben  und  eine  vergleichende  ethno- 
graphische Untersuchung  Ȇber  die  Sperrfischerei  bei  den  finnisch-ugrischen 
Völkern«252)  veröffentlicht,  die  von  H.  Schuchardt  eingehend  besprochen 
ist253)_  —  J.  Wassilieff  gibt  eine  »Übersicht  der  heidnischen  Bräuche,  des 
Aberglaubens  und  des  Glaubens  der  Wotjaken  im  Gtouvemement  Kasan  und 
Wiatka«254)  (russ,). 

K,  "W(einberg)  teilt  aus  des  estnischen  Folkloristen  Dr,  Jakob 
Hurt  Werk  »Setukeste  Laulud«  (Monumenta  Estoniae  antiquae)255) 
eine  Skizze  über  »Die  Hochzeitsgebräuche  der  Setud«256)  n^jt. 

Die  griechisch-orthodoxen,  etwa  16  500  Seelen  zählenden  Setud  oder  Setu- 
kesen  bilden  mit  den  protestantischen  livländischen  Esten  eine  ethnographische 
Einheit  imd  erscheinen  nur  als  östliche  Ausläufer  der  Werro-Esten.  Ihr  Ver- 
breitungsgebiet liegt  im  Gouvernement  Pleskau  oder  Pskow. 

M.  ,J.  Eisen  schildert  nach  Mitteilungen  von  G.  u.  J.  Sauder  den  »Peko- 
kultus  bei  den  Setukesen«257),  —  Hjalmar  Appelgren-Kivalo  beschreibt 
»Finnische  Trachten  aus  der  jüngeren  Eisenzeit  (Suomalaisia  pukuja)-' -^8)  nach 
Funden  in  Gräbern  des   12.  .Jahrhunderts. 

Von  W.  P.  Semenow-Tianschanskijs  »Rußland«  ist  Bd.  XVI, 
»Das    westliche    Sibirien «2-'>9)    (russ.),    erschienen.      Dort    behandelt 


2*5)  AbhAkKrakau  IX,  1907.  ZentrnlblAnthr.  1908,  277  f.  (W.  Schreiber).  — 
2*6)  Glob.  LXXXIX,  190G,  307.  —  247)  ZapGydrogr.  XXVIII,  St.  Petersburg 
1907,  149—222.  ZentralblAnthr.  1908,  342  (W.  Charusin).  —  248)  St.  Peters- 
burg o.  J.  104  S.  ZentralblAnthr.  1908,  342  f.  (W.  Charusin).  —  249)  JSFinno 
Ougr.  XXIII,  Nr.  27.  12  S.,  2  Taf.,  Abb.  —  250)  EshegodnikTobolskagoMus. 
XVI,  1907.  ZentralblAnthr.  1908,  214  (W.  Charusin).  —  25i)  FinnUgrFoi-sch. 
VI,  1900,  121—54;  VII,  1907,  55—128;  VIII,  1908,  8—59.  —  252)  Hclsing- 
fors  1906.  40,  486  S.  mit  607  Fig.  —  253)  MAnthrGesWien  XXXVI,  1906, 
156—60.  —  254)  IzvObschtschAreheolIstorüEtnogrKasanskUniv.  XXII,  1906, 
185  —  219,  253—76,  321—49.  ZentralblAnthr.  1908,  15—17  (W.  Charusin).  — 
255)    Helsingfors    1905,      XXVII    u.  710    u,   169  S,   —   256)   Qlob.  LXXXIX. 

1906,  257.  —  257)  FinnUgrForsch.  VI,  1906,  H.  1.     Glob.  XCII,  1907,  191.  — 
258)    Helsingfors   1907.     20,    60  S.  Text,    15  Taf.,  Abb.  —    259)  gt.  Petersburg 

1907.  591    S.,   104   Abb.,  34  Diagr.,   Prof.  u.    10   K. 


Mongolen  und  ihre  ethnischen  Verwandten.  263 

F.  N.  Bjeljawskij  die  Yertcilung,  ethnographische  Zusammen- 
setzung, das  Leben  und  Treiben,  die  Erwerbszweige  und  Beschäftigung 
der  Bevölkerung. 

Der  früher  nur  in  madjarischer  Sprache  erscheinende  »Anzeiger 
der  ethnographischen  Abteilung  des  Ungarischen  Nationalmuseums«  260) 
erscheint  auf  Veranlassung  des  Leiters  der  Muscumsabtcilung,  Dr. 
Semayer,  seit  1905  auch  in  einer  deutschen  Ausgabe  (jährlich 
vier  Hefte).  Er  enthält  außer  Mitteilungen  aus  dem  Museum  und 
Artikeln  über  Ethnographie  und  Anthropologie  Ungarns  auch  all- 
gemeine ethnographische  Abhandlungen. 

Kaukasus.  A.  Dirr  sucht  in  das  Chaos  der  kaukasischen  Völker- 
namen Ordnung  zu  bringen,  indem  er  »Die  heutigen  Namen  der 
kaukasischen  Völker« 26i)  nach  drei  Gruppen  geordnet  aufzählt  imd 
zu  erklären  versucht.  Die  Gruppen  sind:  1.  südwestliche  Gruppe: 
Kharthvel Völker;  2.  nordwestliche  Gruppe:  Abchasen,  Tscherkessen, 
Ubychen;  3.  östliche  Gruppe:  Tschetschenen  und  Daghestaner. 

Derselbe  schildert  nach  einer  Abhandlung  des  Tschetschenen  BaSir  Dalgat 
»Die  alte  Religion  der  Tschetschenen «262^^  veröffentlicht  eine  wertvolle  »Sprachen- 
karte der  Gebiete  am  Mittellauf  des  andischeu  Koissu,  Daghestan«263)  mit  be- 
gleitendem Text  und  bringt  einen  Artikel  Ȇber  die  Klassen  (Geschlechter)  in 
den  kaukasischen  Sprachen  «2^*). 

R.  Weinberg  handelt  über  »Die  Bevölkerimg  des  Kaukasus  in 
statistischer  und  ethnischer  Beziehung« 265).  —  M.  v.  Dechys  drei- 
bändiges Werk,  »Kaukasus:  Eeisen  und  Forschungen  im  kaukasi- 
schen Hochgebirge« -^6),  enthält  auch  eine  Menge  eingestreuter 
ethnologischer  Beobachtungen. 

Den  Hauptinhalt  von  Bd.  I  von  A.  N.  Dzavachows  Anthropo- 
logie Georgiens  (Grusiens,  russ.):  »Antropologija  Gruzii,  I.  Gruzin}^ 
Kartalinii  i  Kachetii«267)  (Anthropologie  Georgiens,  I.  Die  Georgier 
Kai'taliniens  und  Kachetiens),  gibt  der  Globusses)  wieder.  Den 
gleichen  Titel  (russ.):  »K  antropologii  Grusii  i  Grusiny  Kachetii«269), 
hat  ein  Aufsatz  von  Dzavachow  selbst.  N.  A.  Busch  entwirft  am 
Schlüsse  seines  Aufsatzes  »Chewsurien  und  Tuschetien«270j  eine 
kurze  Skizze  von  den  Chewsuren,  Tuschinen,  Pschawen  imd  Zowzem. 
Aus  der  Zeitung  »Wessj  Kaw^kas«  (Der  ganze  Kaukasus)  bringt 
der  Globus  eine  Mitteilung  von  B.  Dalmat  über  Veränderungen 
in  der  Benennung  von  Völkern  des  Kaukasus 27i).  A.  Chachanow 
hat  »Skizzen  zur  grusinischen  Kultur« 2^2)  (i-uss.)  und  »Zwei  Skizzen 
aus  dem  Kulturleben  der  Grusinier«  273)  (russ.)  veröffentlicht. 


260)  Budapest  1905ff.  —  26i)  pM  1908,  204—12.  —  262)  Anthropos  III, 
1908,  729—40,  1050—76.  —  263)  pm  1907,  234—36,  Taf.  17  —  264)  intern. 
ArchEthnogr.  XVIII,  1908,  125—31.  —  265)  dr/g  XXVIII,  1906,  244—59.  — 
266)  3  Bde.  Berlin  1905  —  07.  Mit  vielen  Taf.,  Prof.,  K.  —  267)  Moskau  1908. 
40,  VIII  S.  u.  306  Spalten  mit  Abb.  u.  1  K.  —  268)  XCIV,  1908,  335—37.  — 
269)  KusskAntrZurnal  1907,  127—67,  mit  Abb.  —  270)  pM  1906,  136—39, 
153—59,  204—10,  222—27.  —  27i)  Glob.  LXXXIX,  1906,  132.  —  272)  Tiflis 
o.  J.     23  S.  —  273^  Tiflis  1905.     32  S. 


264  P.  GähtgCDS,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung, 

N.  V.  Seydlitz  teilt  eine  Menge  »Kaukasische  Sprichwörter  und  Rede- 
weisen «274)  in  Übersetzung  mit,  und  zwar  tatarische,  armenische,  georgische, 
kürinische  (lesghinische) ,  awarische,  solche  der  Laken  (Kasikumucher)  und 
Äkuscha,  tschetschenische,  ein  tseherkessisches  (Adyghe)  und  einige  daghestanische 
Rätsel.  Von  N.  Dershawin  liegt  ein  Artikel  »Abchasija  w  etnografitscheskom 
otnoschenij«275)  (Abchasien  in  ethnographischer  Beziehung)  vor.  Über  »Une 
noce  tcherkesse«2''6)  berichtet  der  Missionar  A.  Poidebard. 

B.  Indogermanen. 

Allgemeines.  Den  zweiten  Band  von  H.  Hirts  »Die  Indo- 
germanen, ihre  A^erbreitung,  ihre  Urheimat  und  ihi-e  Kultur« ^77) 
hat  Th.  Achelis  besprochen.  W.  Götz  sucht  »Die  Herkunft 
der  nördlichen  Indogermanen  «278)  ^^i  ermitteln  und  glaubt  als  ihre 
Heimat  die  Lößzone  Mitteldeutschlands,  Galiziens  und  Südpolens 
bezeichnen  zu  können,  während  er  als  Urheimat  des  indogermanischen 
Gesamtstammes  den  nördlichen  Teil  der  Balkanhalbinsel  zu  beiden 
Seiten  des  Balkan  in  Anspruch  nimmt.  Seine  Beweisfülu-ung  gründet 
sich  auf  geographische  Momente,  ist  aber  keineswegs  überzeugend.  — 
K.  Penka  ti'itt  »0.  Schraders  Hypothese  von  der  südrussischen 
Urheimat  der  Indogermanen« ^79)  entgegen. 

Er  stellt  alle  Gründe,  die  ihn  zu  seiner  eigenen  südskandinavischen  Hypo- 
these geführt  haben,  nochmals  zusammen.  Dabei  führt  er  in  die  vielumstrittene 
Frage  gut  ein  und  gewährt  einen  Überblick  über  die  umfangreiche  Literatur 
hierüber. 

Auch  Z.  Zaborowski  hat  sich  »Zur  Frage  der  Herkunft  der 
Arier« 280)  (polnisch)  geäußert;  er  hält  Südrußland  für  ihre  Urheimat. 
Für  Zaborowskis  Buch  »Les  peuples  aryens  d'Asie  et  d'Europe, 
leurs  origines  en  Em-ope,  la  ci\'ilisation  protoaryenne«28i)  siehe 
die  Besprechung  von  P.  Gähtgens.  —  Beachtenswert  ist  ein 
längerer  Artikel  von  G.  Wilke,  »Vorgeschichtliche  Beziehungen 
z^wischen  Kaukasus  und  dem  unteren  Donaugebiet;  ein  Beitrag  zum 
Arierproblem«  282). 

Er  weist  nach,  >daß  bald  nach  der  Mitte  des  2.  Jahrtausends  v.  Chr. 
arische  Völkerstämme  vom  unteren  Donaugebiet  im  Norden  des  Schwarzen 
Meeres  bis  zum  Kaukasus  vordrangen,  diesen  in  etwas  späterer  Zeit  überschritten 
und  noch  innerhalb  des  letzten  Viertels  dieses  Jahrtausends  sich  über  giuiz 
Transkaukasien  bis  zum  Araxes  hin  ausbreiteten«. 

Ernst  Richard,  »The  Scandinavian  Theory  of  Indo-European 
Origins«283)^  gibt  einen  Überblick  über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Forschung.  G.  Wilke  hat  eine  Studie  über  »Neolithische 
Keramik  und  Arierproblem« 28-i)  veröffentlicht.     L.  Wilser  hat  einen 

274)  Glob.  XCII,  1907,  143—45.  —  275)  Sbornik  materidow  dlja  opissanija 
mestnostej  i  plemen  kawkasa  XXXVII,  Otd.  1.  38  S.  —  276)  £t.  des  pöres 
de  la  comp,  de  Jesus  113,  571—86.  —  277)  gtraßburg  1907.  Bd.  II,  408—771, 
mit  4  K.  PM  1908,  LB  584.  —  27«)  NaturKultur  IV,  H.  12  u.  13,  1  —  12. 
PM  1908,  LB  585  (P.  Gähtgens).  —  279)  Leipzig  o.  J.  (1908).  41  S.  Bcitr. 
Ra-Hsenkde.  II.  6.  —  280)  i:^wiatowit  VII,  1906,  49—53.  —  281)  Paris  1908. 
XX  u.  439  S.  PM  1910,  LB  285.  —  282)  MAnthi-GesWien  XXXVIII,  1908, 
136  —  71,  mit  120  Abb.  —  283)  RoasAnniversaryVol.  New  York  1900,  373—86.  — 
28<)  ArchAnthr.  N.  F.  VII,    1908,  298—344,  mit   106  Abb. 


Indogermanen.  265 

»Stammbaum  der  indogermanischen  Völker  und  Sprachen «285),  deren 
Verbreitung  er  sich  fächerförmig  von  Skandinavien  ausgehend  denkt, 
aufgestellt. 

M.  Much  tritt  mit  »Die  Trugspiegelung  orientalischer  Kultur 
in  den  vorgeschichtlichen  Zeitaltern  Nord-  und  Mitteleuropas« ^86) 
den  Ansichten  Sophus  Müllers  (Urgeschichte  Europas)  von  der 
vollständigen  kulturellen  Abhängigkeit  der  prähistorischen  Europäer 
von  den  orientalischen  Völkern  entgegen. 

Über  Joseph  Dechelettes  »Manuel  d'Archeologie  prehistorique, 
celtique  et  gallo-romaine,  I.  Archeologie  prehistorique«287)  (]as,  für 
die  ältere  und  jüngere  Steinzeit  auch  Gesamteuropas  in  Betracht 
kommt,  schrieb  M.  Hoernes  eine  sehr  anerkennende  Besprechung, 
und  für  das  großangelegte  Werk  von  K.  Rhamm,  »Ethnographische 
Beiträge  zur  Germanisch-slawischen  Altertumskunde  (Abt.  I:  Die 
Großhufen  der  Nordgermanen;  Abt.  II:  Urzeitliche  Bauernhöfe  in 
germanisch-slawischem  "Waldgebiet,  Teil  I:  Altgermanische  Bauern- 
höfe im  Übergang  vom  Saal  zu  Fletz  und  Stube)« 288)^  verweise  ich 
auf  die  Besprechung  von  E.  Hahn. 

Indien.  Im  Anschluß  an  den  »Census  of  India,  1901«  gibt 
G.  V.  Mayr  eine  Übersicht  über  »Die  Bevölkerung  Britisch-Indiens 
nach  dem  Census  von  1901  «289)  und  ebenso  P.  Vidal  de  la  Blache, 
»Le  peuple  de  l'Inde  d'apres  la  serie  des  recensements«290)_  gii* 
Herbert  Risleys  »The  People  of  India« 29i)  ist  größtenteils  ein 
Wiederabdruck  aus  dem  »Indian  Census  Report«  für  1901.  Risley 
hat  auch  den  Abschnitt  über  Ethnologie  und  Kastenwesen  in  »The 
Indian  Empire,  the  Imperial  Gazetteer  of  India,  Vol.  I:  Descriptive«292) 
verfaßt. 

Das  Buch  von  W.  Crooke,  »Natives  of  Northern  India« 293), 
das  einen  Band  der  Sammlung  »Native  Races  of  the  British  Em- 
pire« bildet,  reiht  sich  am  besten  an  dieser  Stelle  ein,  obwohl  es 
auch  die  nichtarischen  Rassen  NorcMndiens  behandelt.  Crooke  teilt 
die  Völker  nach  sprachlichen  und  geschichtlichen  Gesichtspunkten 
in  die  drei  Hauptgruppen  der  Indoarier,  der  drawidischen  Ur- 
eingeborenen und  der  Mongoloiden.  Das  von  Henry  K.  Beauchamp 
ins  Englische  übersetzte  Werk  des  Abbe  J.  A.  Dubois,  »Hindu 
Manners,  Customs,  and  Ceremonies«294),  ist  in  dritter  Auflage  er- 
schienen. 

Wegen  der  prächtigen  Abbildungen  und  der  glänzenden  Schil- 
derung,  in    die  auch  die  Bevölkerung,  ihre  Geschichte,  Sitten  und 

285)  Jena  1907.  38  S.  —  286)  jgna  1907.  Mit  50  Abb.  —  287)  Parfs 
1908.  XIX  u.  746  S.  mit  zahlr.  Abb.  Glob.  XCIV,  1908,  369.  —  288)  ßraun- 
schweig  1905,  853  S.;  1908,  1117  S.  mit  152  Abb.  ZEthn.  1909,  586—88.  — 
289)  BeitrKenntnOrients  IV,  127—48,  mit  3  Taf.  S.-A.  Halle  1907.  22  S., 
3  Taf.  —  290)  AnnG  XV,  1906,  353—75,  419—42,  mit  5  K.  —  291)  Kalkutta 
1908.  494  S.  mit  K.  u.  Abb.  —  292)  Oxford  1907.  XXXI  u.  568  S.  mit 
1  K.  —  293)  London  1907.  XIV  u.  270  S.  mit  32  Abb.  u.  1  K.  PM  1909 
LB   128  (E.Wagner).  —   294)  Oxford  1906.     XXXIV  u.  742  S. 


266  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Gebräuche  einbezogen  sind,  soll  hier  auch  Perceval  Landons 
Buch  »Under  the  Sun,  Impressions  of  Indian  Cities«^^^)  erwähnt 
werden,  ebenso  das  zusammenfassende  Werk  von  Hans  Gehring, 
»Indien,  das  alte  Wunderland  und  seine  Bewohner« ^96).  —  Jn  die 
indischen  Religionsverhältnisse  führen  zwei  Bücher  von  J.  C.  Oman 
treffüch  ein. 

»The  Brahmans,  Theists  and  Muslims  of  Indi;i,  Studies  of  goddess-worship 
in  Bengal,  caste  brahmaism  and  social  reform,  with  descriptive  sketches  of 
curious  festivals,  eeremonies,  and  faquirs«297)  hq(\  »Cults,  customs  and  super- 
stitions  of  India.  Being  a  revised  and  enlarged  edition  of  ,  Indian  life,  religious 
and  social '.  Comprising  studies  and  sketches  of  interosting  peculiarities  in  the 
beliefs,  festivals  and  domestic  life  of  the  Indian  people;  also  of  witchcraft  and 
demoniacal  possession,  as  known  amongst  them^^*)«. 

Von  besonderem  Interesse  ist  Swami  Abhedanandas  »India 
and  her  People«  299). 

Hier  entwirft  ein  geborener  Inder  ein  Bild  von  dem  indischen  Volk,  seinem 
Leben,  seiner  Religion,  seinen  politischen  Verhältnissen,  seinem  Bildungswesen 
und  nicht  zuletzt  seiner  Bedrängnis  durch  die  Engländer.  Von  besonderem 
Werte  dürften  seine  Auseinandersetzungen  über  die  Stellung  der  iudischen  Frau 
sein.  —  In  einem  kleinen  Aufsatz  »Zeuana-Leben  in  Ostindien  -  ^''•')  schildert 
Helene  Niehus  aus  eigener  Anschauung  das  traurige,  von  der  Außenwelt 
völlig  abgeschlossene  Leben  der  indischen  Frauen. 

E.  H.  Rose  macht  uns  mit  »Hindu  Birth  Observances  in  the 
Punjab«30i)^  »Hindu  Betrothai  Observances  in  the  Punjab«^^-)  und 
mit  »Muhammedan  Birth  Observances  in  the  Punjab«303)  bekannt. 
Dankenswert  ist  L.  C.  Casartellis  »Hindu  mythology  and  literature 
as  recorded  by  Portuguese  Missionaries  of  the  early  1 7  *^''  Century«  304).  — 
Paul  Wagner  schildert  »Eine  Hinduhochzeit  nach  altem  Ritus« ^ö^). 
Tribhovandas  Manguldas  Nathubhoy  die  Hochzeitszeremonien 
der  »Shrimäli  Brähmans«306)  im  Marwargebiet  —  R.  Ragumätha 
Räo  hat  eine  kritische  und  historische  Studie  über  »The  Arj^an 
marriage,  with  special  reference  to  the  age-question«307)  geschrieben. 

Silvain  Levy  hat  sein  Werk  »Le  Nepal,  etude  historique 
d'un  royaume  Hindou«308)  fortgesetzt.  Ffir  die  Ethnologie  kommt 
besonders  der  zweite  Band  in  Betracht,  der  eingehende  Betrachtungen 
über  Religion,  Kultus  und  religiöse  Feste  der  Nepalesen  enthält. 
Interessante  Ausführungen  über  die  Beeinflussung  des  Buddhismus 
durch   das   syrische    Christen timi   des    1.  Jahrhunderts    sowie    über 


295)  London  1906.  288  S.  mit  Abb.  PM  1907,  LB  763  (E.  Wagner).  — 
296)  2  Bde.  Leipzig  1907/08.  VI  u.  260  S.  mit  92  Abb.;  VIII  u.  329  S. 
mit  117  Abb.  —  207,  London  1907.  XV  u.  342  S.  mit  Taf.  u.  Abb.  — 
298)  London  1908.  XXII  u.  336  S.  mit  Taf.  u.  Abb.  —  299)  New  York  o.  J. 
(1906).  281  S.,  1  Abb.  PM  1907,  LB  758  (E.  Wagner).  —  »o»)  Glob. 
LXXXIX,  1906,  246—49.  mit  Abb.  —  30i)  JAnthrl  XXXVII,  1907,  220 
bis  236.  —   302)  Ebenda  XXXVIII,  1908,  409—18.  —  ^03)  Ebenda  XXXVII. 

1907,  237—60.  —  =»04)  Anthropos  I,  1906,  864—77;  II,  1907,  128—32, 
275—81,  1077—80.  —  ^OS)  DieEvMiss.  XI,  273—76,  mit  Abb.  —  ^06)  JAuthr. 
SBombay  VII,   162—90.  —  3"^  Madras   1908.     280  S,  —   s««)  Paris   1905  u. 

1908.  410  u.  222  S.  Abb.,  22  Taf.     AunMusGuimet  XVlllf. 


ludogermanen.  267 

indische  Kunst  und  Geschichte  bringt  Joseph  Da  hl  mann  in  seinem 
zweibändigen,  reichillustriertcn  Werk  »Indische  Fahrten.  Bd.  I. 
Von  Peking  nach  Benares;  Bd.  IL  Von  Delhi  nach  Rom«309). 

H.  Fehlingo r,  »Die  indischen  Kasten «^lo^^  sucht  Entstehung 
und  Entwdcklung  derselben  aufzudecken. 

Kurden.  Mark  Sykes,  .>The  Kurdish  Tiibes  of  the  Ottomaii 
Empii-e«3ii). 

Er  teilt  sie  in  die  Hnlbnomaden  der  Ebenen  und  der  südlichen  Berge,  die 
seßhaften  Bergstämme  und  die  halbnomadischeu  Bergstämme  ein  und  schildert 
sie  im  einzelnen.  Den  Schluß  bildet  eine  alphabetische  Liste  der  etwa  250  Stämme. 
Auch  sein  Artikel  »Journeys  in  North  Mesopotamia«3i2)  enthält  mancherlei 
Nachrichten  über  die  Kurden.  —  Über  »Aberglauben  in  Armenien  und  Kur- 
distan«^!^)  unterrichtet  uns  Volland.  —  E.  Herzfeld  beschreibt  »Eine  Reise 
durch  Luristan,  Arabistan  und  Fai-s«***)  auf  der  er  manche  ethnographische 
Beobachtungen  gemacht  hat. 

Perser.  Ä.V.  W.  Jackson  behandelt  in  >Persia  Fast  and  Present, 
a  Book  of  Travel  and  Research« ^is)  eingehend  Leben  und  Religion 
der  in  Persien  ansässigen  Färsen.  D.  C.  Phillott  berichtet  über 
»Bibliomancy,  divination,  superstitions  amongst  the  Fersians«-^^^). 
Über  das  bunte  Gemisch  der  Afghanistan  bewohnenden  Volksstämme 
finden  wir  Auskunft  in  A.  Hamiltons-  Handbuch  über  '> Afghani- 
stan «^i").  —  M.  Longworth  Dam  es  hat  »Populär  Foetry  of  the 
Baloches«^^^),  von  ihm  selbst  gesammelt,  herausgegeben.  A.  Bencke 
schildert  »Belutschistan,  Land  und  Leute« 3i9).  Auch  A.  C.  Yates 
Artikel   » Baluchistan « ^^o^  enthält  Ethnographisches. 

Der  Globus  bringt  nach  der  Times  eine  kiu'ze  Notiz  über  die 
1905  von  M.  A.  Stein  unternommene  Forschungsreise  nach  Ost- 
turkestan«32i),  deren  Ergebnisse  auch  für  die  Ethnologie  von  Inter- 
esse sind.  Es  handelt  sich  um  die  Darden  von  Tschitral,  deren 
Verwandtschaft  mit  den  iranischen  Hügelstämmen  am  oberen  Oxus 
in  anthropologischer  wie  spracMicher  Beziehung  sicher  ist. 

Klehmsien  und  Balkanhalb insel.  F.  W.  de  Jerphanion  macht 
einige  Angaben  über  »Abergläubische  Vorstellungen  und  Volks- 
gebräuche in  Anatolien  <:  322)  besonders  der  Christen  (böser  Blick, 
Glücks-  und  Unglückstage,  geheiligte  Gegenstände.  Wahrzeichen  und 
Traumdeutungen,  Totenverehrung  und  Wallfahrten).  E.  Branden- 
burg handelt  »Über  Grabsteinmuster  in  Anatolien«323).  _  E.Fisclier 


309)  Freiburg  i.  Br.  1908.  XIV  u.  403  S.,  XVIII  u.  456  S.  mit  Abb. 
u.  1  K.  —  ••iiO)  PolitAnthrRev.  IV,  1906,  573—83.  —  3ii)  jAnthrl  XXXVIII, 
1908,  451  —  86,  mit  Kartensk.  —  312)  GJ  XXX,  1907,  237  —  54,  384—95.  — 
313)  Glob.  XCI,  1907,  341  —  44,  mit  Abb.  —  3i4)  pm  LIII,  1907,  49—63, 
73—90,  mit  Koutenk.  —  3i5^  New  York  1906.  XXXI  u.  471  S.,  200  Abb., 
1  K.  1:4311000.  PM  1908,  LB  131  (Sarre).  —  3i6)  JPAsiatSBcngal  II, 
1906,  339—42.  —  317')  London  1906.  XXI  a.  562  S.  mit  Abb.  u.  1  K. 
1:4500000.  PM  1907,  LB  131  (E.Wagner).  —  3i8)  London  1907.  Publ. 
FolkloreS  LIX.  —  3i9)  oRfG  XXV,  110—22.  —  320)  AsiatQuartRev.  XXII, 
1906,  15—35.  —  321)  Glob.  XC,  1906,  148.  —  322)  KatholMiss.  XXXV, 
1906/07,  73—76.  —  323)  ZEthn.  XL,  201  f.,  mit  Abb. 


268  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

liat  über  »Die  Haar-  und  Kleidertracht  vorgeschichtlicher  Karpathen- 
und  Balkanvölkerschaften  «324)  geschrieben,  die  sich  in  den  wesent- 
lichen Stücken  noch  bei  den  heutigen  Balkanvölkern  erhalten  hat. 
Derselbe  beschreibt  den  »Paparuda  und  Scaloian«325)^  zwei  noch 
ganz  heidnische  Umzüge  der  rumänischen  Bauern. 

In  »Mir  und  Zadruga  bei  den  Eumänen«326)  legt  E.  Fischer 
dar,  »daß  das  rumänische  Volkstum  (vornehmlich)  aus  der  Ver- 
schmelzung von  Thrakoromanen  und  Südslawen  entstanden  ist«.  — 
G.  Weigand  hat  auf  Grund  eigener  Forschungen  über  »Die  Rumänen 
und  Aromunen  in  Bulgarien« 327)  ^jnd  »Rumänen  und  Aromunen 
in  Bosnien «328)  geschrieben.  —  E.  Pittard,  »Anthropologie  de  la 
Roumanie.  La  taille,  le  buste,  les  membres  superieurs  et  inferieurs 
chez  1213  Tsiganes  de  deux  sexes  (783  hommes  et  430  femmes) 
etudies  principalement  daus  la  Dobrudja«329).  —  R.  F.  Kaindl 
bringt  einen  Artikel  »Zur  Volkskunde  der  Rumänen  in  der  Buko- 
wina«330)^  zu  dem  einige  Bemerkungen  von  K.  Fuchs33i)  zu  ver- 
gleichen sind.  A.  D.  Xenopol,  »Les  Roumains«332)^  schildei-t  Ent- 
stehung und  Entwicklung,  wirtschaftliches  und  geistiges  Leben  des 
rumänischen  Volkes;  Victor  Lazar  »Die  Hochzeit  hei  den  Süd- 
rumänen (Kutzowlachen,  Zingaren)  in  der  Türkei«  333)^  und  zwar 
bei    dem  Stamme   der  Färscheroten  in  der  Umgebung  von  Ivoritza. 

Die  Frage  nach  der  ethnischen  Zugehörigkeit  der  Dorier  be- 
antwortet W.  Ridgeway,  »Who  were  the  Dorians?«334)^  dahin, 
daß  sie  nach  sozialen  Gebräuchen,  nach  Physis,  Haartracht,  Be- 
handlung der  Toten  sowie  nach  iliren  sprachlichen  Eigentümlich- 
keiten als  ein  illyrischer  Stamm  zu  betrachten  seien.  —  K.  Stein- 
metz, »Von  der  Adria  zum  Schwarzen  Drin«335)^  bringt  auch  viel 
Interessantes  über  Lebensweise,  wirtschaftliche  Verhältnisse,  Sitten 
und  Gebräuche,  Blutrache  und  Raubzüge  der  Nordalbanier.  Franz 
Nopcsa  schildert  in  einer  Skizze  über  »Das  katholische  Nord- 
albanien «336)  Sitten,  Lebens-  und  Wohnweise  seiner  Bewohner. 

Im  Avissenschaftlichen  Streit  um  die  Nationalitätenfrage  in  Maze- 
donien stehen  einander  gegenüber  der  Serbe  J.  Cvijic,  »Remarques 
sur  l'ethnographie  de  la  Macedonie  (2®  ed.  augm.,  d'une  carte  de 
la  Vieille-Serbie)«337)^  und  (jer  Bulgare  A.  lehircoff,  »Etüde  ethno- 
gi'aphique  sur  les  Slaves  de  Macedonie«  338), 


32*)  ArchAnthr.  N.  F.  VII,  1908,  1  —  13,  mit  2  Taf.  u.  Textabb.  —  32*)  Glob. 
XCIII,    1908,    13— IG,    mit    Abb.  —   326)  Ebenda  XCIV,   1908,  252  —  56.  — 

327)  .JBerlnstRumäuSprLcipzig  XIII,   1908,   1  —  105,  mit  16  Abb.  u.   1   K.  — 

328)  Ebenda  XIV,  1908,  171—97,  mit  6  Abb.  —  329)  BSScBucarost  1908, 
207—55.  —  330)  Glob.  XCII,  1907,  283—89.  —  33i)  Ebenda  XCIII,  1908, 
68.  —  332)  Paris  o.  J.  153  S.  —  333)  Glob.  XCIV,  1908,  316—19.  — 
33<)  Anthr.  Essays,  prcs.  to  E.  B,  Tylor,  1907,  295—308,  —  335)  Sarajewo 
1908.  78  S.,  1  K.  Zur  Kunde  der"Balkanhalbiusci,  H.  6.  —  336)  Pest  1907. 
Auszug  aus  BUngarGGcs.  45  —  88.  —  337)  Paiis  1907.  56  S.  AnnG  XV 
1906,    115  —  32,   249—66.  —    338)  parls   1908.     93  S. 


Indogermanen.  2G9 

Für  das  umfangreiche,  auch  für  die  Ethnographie  wichtige  Werk  »Ballcan- 
halbinsel,  die  Siedlungen  der  serbischen  Länder« •'39)  (Kgl.  Serb.  Ak.,  Serbisches 
ethnographisches  Sammelwerk,  Kd.  VIll)  verweise  ich  auf  die  Besprechung  von 
W.  Götz  in  Pet.  Mitt. 

A.  Stead,  »Servia  by  tho  Servians«340)^  unterrichtet  uns  über 
Gescliichte,  Ethnographie,  kulturelle  Entwicklung  usw.  der  Serben 
und  bringt  auf  einer  ethnographischen  Karte  der  Ballcanhalbinsel 
vorzugsweise  die  Verbreitung  der  Serben  und  Kroaten.  Anton 
Hangi  schildert  »Die  Moslims  in  Bosnien  und  Herzegowina,  ihre 
Lebensweise,  Sitten  und  Gebräuche,  autor.  Übersetzung  von  Herrn. 
Tausk«34i).     Sie  sind  vorwiegend  Serbokroaten. 

Erzherzog  Ludwig  Salvators  »Anmerkungen  über  Levkaa«^^^)  beziehen  sich 
hauptsächlich  auf  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  und  die  buut  gemischte  Be- 
völkerung von   Leukas. 

Rußland  und  die  außerrussischen  slavnschen  Gebiete.  Für  die 
Slawen  ist  an  erster  Stelle  das  Buch  des  russischen  Slawisten 
T.  D.  Florinskij  »Slavjanskoje  plemja«^*^)  (Der  slawische  Volks- 
stamm) zu  nennen,  das  einen  statistisch-ethnographischen  Überblick 
über  das  gesamte  gegenwärtige  Slawentum  gibt.  —  L.  Stieda 
macht  uns  in  dankenswerter  Weise  mit  dem  Inhalt  der  russischen 
»Ethnograpliischen  Rundschau«  (Etnografitscheskoje  Obosrenije),  die 
von  der  ethnographischen  Abteilung  der  Kais.  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Naturkunde,  Anthropologie  und  Ethnographie  bei  der 
Moskauer  Universität  herausgegeben  wird,  bekannt. 

Er  bespricht  kurz  unter  dem  Titel  »Aus  der  russischen  Literatur« ä**)  die 
Arbeiten  der  einzelnen  Hefte  seit  1901  (13.  Jahrgang).  In  gleicher  Weise  be- 
handelt er  die  Arbeiten  des  »Russischen  Anthropologischen  Journals« ^^ 5),  das 
von  der  anthropologischen  Abteilung  derselben  Gesellschaft  herausgegeben  wird, 
und  den  »Sbornik  (Sammlung)  des  Museums  für  Anthropologie  und  Ethnographie 
der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften«^*^. 

Wera  Charusin,  »Zur  Frage  der  Feuerverehrung,  Einführung 
in  ein  Programm  zum  Sammeln  von  Belegen  für  die  Feuerverehrung 
bei  den  russischen  Bauern  und  Fremdvölkern,  mit  Beifügung  des 
Programms «3*7)  (russ.),  wird  von  A.  Byhan  eingehend  besprochen. 
I.  V.  Ivan  off  scliildert  ausführlich  Leben  und  Glauben  der  Bauern 
des  Disti'ikts  Kupiansk,  Gouv.  Charkow«  3*8)  (russ.). 

Ein  hervorragendes  volkskundliches  Werk  hat  Fr.  S.  Krauß 
geliefert:  »Slawische  VoLksforschungen,  Abhandlungen  über  Glauben, 
Gewohnheitsrechte,  Sitten,  Bräuche  und  die  Guslarenlieder  der 
Südslawen,  vorwiegend  auf  Grund  eigener  Erhebungen« ^^S). 

339)  Belgrad  1907.  1088  S.  mit  11  Skizzen  u.  1  Atlas.  PM  1909, 
LB  754.  —  340)  London  1909.  377  S.,  1  K.  -  34i)  Sarajewo  1907.  267  S. 
mit    11   Taf.  u.  Abb.  —   3*2)  Prag  1908.     VII  u.  61   S.,  8  Taf.  —   343)  Kiew 

1907.  X  u.  192  S.  mit  2  ethnogr.  K.  PM  1908,  LB  586  (Cvijic).  — 
3")  Ai-chAnthr.  N.  F.  V,  1906,  282—306;  VI,  1907,  194—208.  —  345)  Ebenda 
219—36.  —  346)  Ebenda  208—18.  —  347)  EtnogrObosrenije  LXX/LXXI,  1906, 
68 — 205.  —  348)  Zbornik  Charkowskago  Istoriko-Filologiöeskago  Obäöestwa 
XVII,  1907.    216  S.    ZentralblAnthr.  1908,  339f.  (W.  Charusin).  —  349)  Leipzig 

1908.  403  S.     ZentralblAnthr.   1908,  274—77  (Jauker). 


270  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

A.  Brückner  bespricht  »Neuere  Arbeiten  zur  slawischen  Volkskunde 
(polnisch  und  böhmisch)« ^50).  R.  p.  Kaindl  referiert  wieder  über  »Neuere 
Arbeiten  zur  Völkerkunde,  Völkerbeschreibung  und  Volkskunde  von  Galizien, 
Russisch-Polen  und  Ukraine,  vorwiegend  aus  den  Jahren  1904  und  IQOö«^^!). 
An  dieser  Stelle  sei  auch  auf  Kaindls  Referate  im  Zentralblatt  für  Anthropo- 
logie ^52)  über  Arbeiten  zur  Ethnographie  und  Anthropologie  der  Polen  und 
Ruthenen  hingewiesen,  femer  auf  seine  »Beiträge  zur  Volkskunde  des  Ost- 
Karpathengebiets«3S3)_  Auch  G.  Polivka  bespricht  »Neuere  Arbeiten  zur 
slawischen  Volkskundcf^^^).  F.  Tetzner  hat  einen  Artikel  »Zur  Volkskunde 
der  Bulgaren  in  Ungarn«^^^),  einen  anderen  über  »Die  istrischen  Slawen«356) 
geschrieben.  In  einem  dritten  über  »Die  Slowenen <357)  handelt  er  über  Volks- 
geschichtliches, über  Sitten  und  Gebräuche  (darunter  Hausbau)  und  Volkspoesie 
(mehrere  Lieder)  und  gibt  zum  Schluß  ein  kleines  Literatui-verzeichnis.  —  C. 
Kaßner  macht  Mitteilungen  über  »Klapperbrettcr  und  anderes  Volkskundliches 
aus  Bulgarien« 3^*),  nämlich  Bauliches,  Landwirtschaftliches,  Industrielles,  Kirch- 
liches. —  M.  Murko  hat  eine  längere  Abhandlung  »Zur  Geschichte  des  volks- 
tümlichen Hauses  bei  den  SüdslaM-en«^^'')  veröffentlicht.  A.  Baldacci  handelt 
über  »Die  Slawen  von  MoliseÄ^s*^),  ^je  sich  in  den  Orten  Acquaviva  Collecroce, 
S.  Feliee  Slavo  und  Montemitro  erhalten  haben  und  deren  Zahl  nach  der  letzten 
Volkszählung  4882  beträgt.  Der  Aufsatz  ist  von  O.  Reche  ins  Deutsche 
übesetzt. 

Für  die  kaschiibische  Volkskunde  ist  eine  neue  Zeitschrift  ge- 
gründet worden:  »Jklitteilungen  des  Vereins  für  kaschubische  Volks- 
kunde«, in  denen  u.  a.  J.  Giilgowski  die  Anschauungen  über  »Sonne, 
Mond  und  Sterne  im  Volksglauben  der  Kaschuben  am  Woitsee 
(Kaschubei)«36i)  mitteilt,  die  auch  im  Globus  -wiedergegeben  sind^es). 

Paul  Rost  hat  mit  großer  Sorgfalt  und  Gründlichkeit  »Die 
Sprachreste  der  Dravänopolaben  im  Hannoverschen  «3ß3)  gesammelt 
und  mit  einem  Wörterverzeichnis  versehen. 

Des  1907  gestorbenen  A.  Bielenstein  letztes  Werk  »Die  Holz- 
bauten und  Holzgeräte  der  Letten,  ein  Beitrag  zur  Ethnographie, 
Kulturgeschichte  und  Archäologie  der  Völker  Rußlands  im  West- 
gebiete, I.  Die  Holzbauten  der  Letten« ^64)  hat  R.  Meringer  ein- 
gehend besprochen.  —  F.  Tetzner,  »Zur  litauischen  Sprichwörter- 
poesie «365)^  teilt  200  litauische  Sprichwörter  mit. 

Österreich-Ungarn.  Die  von  M.  Haberlandt  herausgegebene  Zeit- 
schi-ift  für  österreichische  Volkskunde  366)  bringt  reiches  volkskund- 
liches Material  aus  allen  Teilen  des  Landes.  Erwähnt  seien  daraus 
J.  Bachmanns  »Bräuche  und  Anschauungen  im  nordgauischen 
Sprachgebiet  Böhmens« ^67)    und  L.  Rzeszowskis    ethnographische 

350)  ZVerVolkskde.  XVIII,  203—14.  —  »")  Glob,  XCI,  1907,  62—65, 
78—82.  —  3")  ZentralblAnthr.  XIII,  1908,  13—15;  XIV,  1909,  25—31, 
268—72,  337—40.  —  »^s^  ZVerVolkskde.  XVII,  92—98.  —  3*4)  Ebenda  XVIIl, 
214—19.  —  355)  Glob.  XC,  1906,   138—42,  mit  Abb.  —   356)  Ebenda  XCII, 

1907,  85—89.  —   357)    Ebenda    XCI,   1907,   165—70.  —  358)  Ebenda  XCIV, 

1908,  7  —  11,  mit  Abb.  —  »59)  MAnthrGesWien  XXXV,  1905,  308—30; 
XXXVI,  1906,  12—40,  92—129,  mit  Abb.  —  360)  Glob.  XCIII,  1908,  44—49, 
53—58,  mit  Abb.  u.  1  Kartensk.  —  36i)  MVerKa.schub Volkskde.  1908,  H.  1 
u.  2.  —  362)  Glob.  XCllI,  1908,  145f.  —  363)  Leipzig  1907.  —  364)  St.  Peters- 
burg 1907.  X  u.  224  S.  mit  154  Abb.  MAnthKiesWien  XXXVIII,  1908, 
204-74.  —  365)  Glob.  XCIII,  1908,  G3— 65.  —  366)  ßd.  XII— IV,  Wien 
1906—08.  —  367)  zÖsterrVolkskde.  XIV,   1908,   114—25,   167—69. 


Iiidogermanen.  271 

Skizze  »Die  deutschen  Kolonien  an  der  Westgrenzc  Galiziens«^^^). 
Der  österreicliische  Ingenieur-  und  Architektenverein  hat  einen 
Atlas  mit  75  Foliotafeln  und  einer  Landkarte  über  »Das  Bauern- 
haus in  Österreich -Ungarn  «369)  herausgegeben.  Den  Textband 
(228  S.,  67  Abb.  u.  6  Taf.)  haben  M.  Haberlandt  und  A.  Dachler 
verfaßt.  Von  H.  Ploy  liegt  eine  Arbeit  »Zur  Anthropologie  des 
oberen  Salzachgebiets«  3^")  vor.  Arbeiten  über  die  slawische  Bevöl- 
kerung Österreich-Ungarns  sind  schon  in  dem  Abschnitt  über  Ruß- 
land usw.  erwähnt. 

Die  Schweiz.  Einen  vortrefflichen  Überblick  über  die  schweizerische 
Volkskimde  bietet  E.  Hoffmann-Krayer  im  »Geographischen 
Lexikon  der  Schweiz «^'^i).  Derselbe  hat  die  »Bibliographie  über 
die  schweizerische  Volkskundeliteratur  des  Jahres  1907  «^'^2)  zu- 
sammengestellt. Für  die  vergleichende  Ethnologie  ist  ein  Aufsatz 
von  L.  Eütimeyer  »Über  Masken  und  Masken  gebrauche  im  Lötschen- 
tal  (Kanton  Wallis)« 3'' 3)  von  Interesse.  Auch  die  anthropologische 
Arbeit  von  A.  Schenk,  »Etüde  sur  l'anthropologie  de  la  Suisse«374)^ 
sei  erwähnt. 

Italien.  Sehr  beachtenswert  ist  G.  Sergis  »La  Sardegna  (Note 
e  comenti  di  un  antropologo)«375)^  (Jas  uns  u.  a.  auch  die  ethni- 
schen, wirtschaftlichen  und  sozialen  Verhältnisse  der  Sardinier  vor- 
führt, ihren  physischen  Typus  darstellt  und  auch  die  Pygmäen- 
bevölkening  Süditaliens,  besonders  Sardiniens  und  Siziliens,  eingehend 
behandelt.  Für  die  Ligurei'frage  von  Bedeutung  ist  das  in  neuer 
Bearbeitung  erschienene  Buch  von  Arturo  Issel  »Liguiia  pre- 
istorica«  3'^6)_  Yon  Zeitschriften  kommen  für  Italien  hauptsächlich 
das  Archivio  per  l'antropologia  e  la  etnologia^'^^),  das  Archivio  per 
lo  studio  delle  tradizioni  populari378)  nnd  die  Atti  della  Societa 
Romana  di  Antropologia^'^)  in  Betracht. 

Portugal  und  Spanien.  Die  Zeitschrift  Portugalia  bringt  eine 
Reihe  von  Artikeln  zur  Prähistorie,  Anthropologie  und  Ethnographie 
Portugals. 

So  behandelt  M.  V.  Natividade  die  Ethnographie  von  Aleobaja  ^^O), 
I.  I.  Nunes  die  Sitten  von  Algarve  (die  Kleidung) ■'*^),  ß.  Peixoto  die  Ethno- 
graphie Portugals  (die  Filigranarbeiten) ■'^^^^  j^_  Sampajo  die  Seebevölkerung 
des  nördlichen  Portugals ■^ä^,  M.  de  Sousa  Gebräuche  und  Überlieferungen  der 
Ackerbauern  von  Minho  (Hirtenleben  der  Bevölkerung  von  Serra  de  Gerez)^^*). 


368)  ZÖsterr Volkskde.  XIV,  1908,  178—99.  —  »ß»)  Wien  1906.  — 
370)  MAnthrGesWien  1908,  324—47.  —  37i)  y,  Basel  1907,  33—48.  — 
372)  SchweizArchVolkskde.  XII,  1908,  70—76.  —  373)  Giob.  XCI,  1907, 
201  —  04,  213—18,  mit  Abb.  —  374)  BSNeuchätG  XVIII,  1907,  106—65; 
XIX,  1908,  5—57.  —  375)  Turin  1907.  211  S.  mit  Abb.  u.  K.  PM  1909, 
LB  772  (Th.  Fischer).  —  376)  Genua  1908.  2",  765  S.  (AttiSLigureStoriaPatria 
XL).  PM  1909,  LB  782  (Th.  Fischer).  —  377)  XXXVIff.,  Florenz  1906ff.  — 
378)  XXIII,  Turin  1907.  —  379)  XII— XIV,  Rom  1906—08.  —  380)  Portugalia 
II,  638—46,  mit  42  Abb.  —  38i)  Ebenda  654 f.  —  382)  Ebenda  540—79.  — 
383)  Ebenda  580—604.  —   384)  Ebenda  647—52. 


272  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Prankreich.  Reiches  Material  zur  Präliistorie  Frankreichs  ent- 
halten die  beiden  Zeitscliiüften  L'Antliropologie^ss)  und  Bulletins 
et  Memoirs  de  la  Societe  d' Anthropologie  de  Paris  ^^ß). 

»Der  Ursprung  des  Druidentums«387)  -wird  in  einem  Vortrag 
von  Julius  Pokorny  im  Anschluß  an  d'Arbois  de  Jubainvilles 
Buch  »Les  Druides  et  les  Dieux  Celtiques  ä  Forme  d'Animaux«388) 
erörtert.  Er  sucht  den  vorkeltischen  Ursprung  derselben  in  Britannien 
nachzuweisen. 

Großbritannien.  Eine  wichtige  Arbeit  über  die  Anthropologie 
Schottlands  hat  John  Gray  veröffentlicht:  »Memoir  on  the  Pig- 
mentation   Sm-vey  of  Scotland«389). 

Auf  Grund  von  Untersuchungen  sämtlicher  Schuliiinder  Schottlands  kommt 
er  zu  dem  Ergebnis,  daß  in  der  schottischen  Bevöllieruug  das  keltische  Element 
der  Urbewohner,  der  Pikten  und  Kaledonier  und  der  aus  Irland  eingewanderten 
Skoten,  weitaus  das  germanische  Element  überwiegt.  Dazu  ist  zu  vergleichen 
J.  Beddoe,   »A  Last  Contribution  to  Seottish  Ethnology«*90^_ 

Die  unter  Frankreich  angeführte  Arbeit  von  J.  Pokorny  kommt 
auch  für  Grroßbritannien  in  Betracht.  Von  Zeitschriften  sind  außer 
dem  oft  zitierten  Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britain  and  Ireland  besonders  Folk-Lore^ai)  und  die  schon  früher 
erwälmte  Bibliography  of  Anthropology  and  Folklore^^S)  von  North- 
cote  W.  Thomas  zu  nennen. 

Dmismark.  In  den  »Meddel eiser  om  Danmarks  Antropologi 
udgivet  af  den  Antropologiske  Komito  ved  Dr.  phil.  H.  P.  Steensby«393) 
teilt  Steensby  vorläufige  Betrachtungen  über  Dänemarks  Rassen- 
anthropologie mit.  L.  Ribbing  unterscheidet  in  »Bemerkungen 
zur  Anthropologie  Bornholms« 39*)  (dänisch)  zwei  Tj'-pen,  einen 
größeren  dunkleren  und  einen  kleineren  helleren.  Von  Soren 
Hansen  wird  »Der  Breitenindex  des  Kopfes  bei  den  Dänen «395) 
(dänisch)  auf  Grund  von  4000  Messungen  an  Männern  und  Frauen 
zumeist  aus  Nordjütiand  und  Nordfünen  festgestellt. 

Deutschland.  Willi  Peßler  liefert  mit  seinem  Werk  »Das 
altsächsische  Bauernhaus  in  seiner  geographischen  Verbreitung«  396) 
einen  sehr  willkommenen  Beitrag  zur  deutschen  Landes-  und 
Volkskunde. 

Denselben  Gegenstand,  nur  örtlich  begrenzt,  behandelt  er  in  mehreren 
Artikeln:  »Die  geographische  Verbreitung  des  altsächsischen  Bauernhauses  in 
Pommern «397)^    »Das    altsächsische  Bauernhaus  in  der  Kbeinprovinz«398^j    »Das 


385)  XVIIff.,  Paris  1906ff.  —  386)  Vlllff.,  Paris  1906ff.  —  »87)  MAnthr. 
GesWien  XXXVIII,  1908,  34—50.  —  »88)  Pai-jg  1906.  —  389j  JAnihrl 
XXXVII,  1907,  375—401,  mit  21  Taf.  —  390)  Ebenda  XXXVIII,  1908, 
212—20,  mit  1  Taf.  —  »9»)  XVII— XIX,  London  1906  ff.  —  ^92)  London 
19061f.  —  393)  Kopenhagen  1907.  I,  Abt.  1,  172  S.  ZEthn.  1908,  277  f. 
(Lissauer).  —  394)  MeddDauniAntrUdgAnthrKomite  I,  191-202.-395)  Ebenda 
221—40.  —  39«j  Braunschweig  1906.  Mit  171  Abb.,  6  Taf.  u.  4  K.  PM 
1907,  LB  98  (Ule).  —  397)  (^lob.  XC,  1906,  357—02,  mit  Abb.  u.  1  K.  — 
398)  ZVerRheinWestfalVolkskde.   1906,  272,  mit  Abb. 


iDdogermanen.  273 

jiltsächsische  Hans  in  Mecklenburg« 399)_  »Das  altsächsische  Bauernhaus  der  Insel 
Rügen t*"^.  In  einer  ethno-geographischen  Studie  betrachtet  W.  Peßler  ferner 
»Die  Haustypengebiete  im  Deutschen  Reiche«*"').  W.  Heller  behandelt  in 
seiner  Dissertation  »Die  historischen  Merkmale  der  thüringischen  und  slawischen 
Holzarchitektur  beim  deutschen   Bauernhaus«. '*''2). 

Aug.  Andrae  teilt  eine  Sammlung  von  »Hausinschriften  aus 
deutschen  Städten  und  Dörfern <;*03^  ri^it.  Von  W.  Lüpkes  liegt 
eine  »Ostfriesische  Volkskunde« '*o^)  vor.  0.  Schell  hat  eine  ethno- 
graphische Studie  über  »Land  und  Leute  im  Hickengrund«*''^), 
dem  Südzipfel  der  Pro\anz  Westfalen,  geschrieben.  Zu  erwähnen 
ist  auch  eine  Nationalitätenkarte  der  Provinz  Ostpreußen  in  1 :  500000 
von  F.  Langhans  mit  Zugrimdelegung  der  Volkszählung  von  1900 
und  ein  dazugehöriger  Aufsatz  von  Fr.  Hahn  über  »Die  Entstehung 
der  Bevölkerung  Ostpreußens <-406).  Nach  Jak.  Frederics  »Bei- 
trägen zur  physischen  Anthropologie  der  Elsaß-Lothringer«  *<''^)  sind 
bei  der  heutigen  Landbevölkerung  Elsaß-Lothringens  die  hohen 
Grade  von  Brachyzephalie  seltener,  die  Mesozephalie  häufiger  als 
bei  der  mittelalterhchen. 

Von  den  vielen  Zeitscliriften  seien  vor  allem  genannt  die  Zeit- 
schrift für  Ethnologie  *o^)  nebst  ihren  Ergänzuugsblättern,  den  Nach- 
richten über  deutsche  Altertumsfunde,  die  Prähistorischen  Blätterlos), 
das  Archiv  für  Anthropologie  "^lO),  das  Korrespondenzblatt  der  Deut- 
schen Gesellschaft  für  Anthropologie  *i^),  das  Zentralblatt  für-  An- 
thropologie *i2j  mit  seinen  wertvollen  Referaten  und  der  zwar  reich- 
haltigen, aber  immer  noch  nicht  zuverlässigen  und  nicht  praktischen 
Bibliographie  (das  Erscheinungsjahr  fehlt  zumeist),  endlich  der 
Globus* ^3).  Von  den  zahlreichen  volkskundUchen  Zeitschriften  sei 
hier   nur   die  Zeitschrift    des  Vereins   für  Volkskunde ^i*)  genannt. 

Zigeuner.  Die  seit  1892  unterbrochene  Zeitschrift  Journal  of 
the  Gypsy  Lore  Society ^i^)  erscheint  seit  1907  wieder  und  bringt 
eine  Fülle  wertvoller  Arbeiten  über  die  Zigeuner.  Es  sei  für  die 
Literatur  über  die  Zigeuner  im  übrigen  auf  die  entsprechenden 
Abschnitte  in  Schermaus  Orientalischer  Bibliographie  verwiesen. 
Fried r.  S.  Krauß  hat  als  neunten  und  zehnten  Band  seiner  Samm- 
lung   »Der   Volksmund«     unter    dem    Titel    » Zigeunerhumor «-^^ß) 


399)  Mecklenburg,  ZHeimatbundes,  Okt.  1906,  65,  mit  Abb.  —  ''OO)  ZEthn. 
1906,  967  —  80,  mit  17  Fig.  —  *<")  DE  VII,  1908,  14—22,  45—52,  mit  K. 
u.  Abb.  —  *02)  Berlin  1908.  58  S.  mit  128  Abb.  —  ^°^)  Glob.  LXXXIX, 
1906,  181—89.  —  40*)  Emden  o.  J.  (1908).  VIII  u.  260  S.  mit  über 
100  Abb.  —  405)  Glob.  XCIII,  1908,  213—15,  234—38,  mit  Abb.  —  ^06)  de 
VI,  1907,  2—6,  mit  K.  u.  Abb.  —  ^o^)  KorrBlAnthr.  XXXVIII,  1907.  — 
<08)  XXXVIII— XL,  Berlin  1906—08.  —  *09)  XVIII— XX,  München  1906 
bis  1908.  —  *10)  N.  F.  IV— VI,  Braunschweig  1906—08.  —  *")  XXXVII 
(1906)  bis  XXXIX  (1908),  München  1907—09.  —  "2)  XI— XIV,  Braun- 
schweig 1906—09.  —  413)  LXXXIX— XCIV,  Braunschweig  1906—08.  — 
414)  XVI— XVIII,  Berlin  1906—08.  —  4i5)  Liverpool  1907/08,  N.  Ser.  I, 
XVI  u.  420  S.  mit  11  Taf.  u.  Abb.;  1908/09,  N.  Ser.  II,  XIX  u.  400  S.  mit 
12  Taf.  u.  Abb.  —  4i6)  Leipzig  1907. 

Geogr.  Jahrbuch  XIXXIV.  18 


274  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

250  Schnurren,  Schwanke  und  Märchen  veröffentlicht,  die  teilweise 
auch  für  die  Kenntnis  der  religiösen  Anschauungen,  Sitten  und 
Gebräuche  der  Zigeuner,  freilich  nur  der  unter  südslawischen 
Völkern  lebenden,  manches  ergeben.  P.  Molesworth  Sykes  bringt 
ein  96  Wörter  umfassendes  Vokabular  der  »Gypsies  in  Persia«  *!''), 
und  zwar  aus  den  Landschaften  Jiruft,  Sirjän  und  Khoräsän.  A. 
T.  Sinclair,  »Gypsy  and  Oriental  Music«^^^),  sucht  der  Frage 
nach  dem  Ursprung  der  Zigeuner  näher  zu  kommen. 

C.  Semiten. 

Von  Alois  Musils  großem  Werke  »Arabia  Petraea«*!^)  ist 
der  dritte  Band,  »Ethnologischer  Reisebericht«,  erschienen.  —  J. 
Goldziher  berichtet  ausführlich  über  »Alois  Musils  ethnologische 
Studien  in  Arabia  Petraea«*20)^  Antonin  Janssen  schildert  ein- 
gehend »Coutumes  des  Arabes  au  pays  de  Moab«*2i)  nach  eigener 
langjähriger  Anschauung.  Er  behandelt  das  Häusliche,  Familien- 
und  Stammesleben,  die  Stammesorganisation,  Eechtsgebräuche,  Wirt- 
schaftsleben, rehgiöse  Anschauungen  und  Gebräuche.  —  J.  Eu ting- 
gibt eine  sehr  genaue  Beschreibung  des  Karaelsattels  der  Beduinen *22), 
Enno  Littmann  hat  »Arabische  Beduinenerzählungen« -^^s)  ver- 
öffentlicht; Bd.  I  enthält  die  arabischen  Texte,  Bd.  11  die  Übersetzung. 
Sie  sind  auch  von  ethnographischem  Interesse.  Der  dritte  Band 
von  D.  H.  Müllers  »Die  Mehri-  und  Soqotrisprache,  ni.  Shauri- 
Texte«*24)  -vvird  unter  dem  Titel  »D.  H.  Müllers  Beiträge  zur  süd- 
arabischen Volkskunde «*25)  von  M.  Winternitz  gewürdigt.  — 
J.  Hell  schildert  »Die  Beduinen  der  Gegenwart  im  Lichte  ihrer 
Lieder« ^^e')^  d\q  für  (\[q  Rehgionsgeschichte  belangi-eiche  Arbeit 
von  R.  Dussaud,  »Les  Arabes  en  Syrie  avant  lTslam«*27j^  ]xat 
A.  Jahn  besprochen.  E.  Sidney  Hartland,  »Concerning  the 
Rite  at  the  Temple  of  Mylitta«*28)^  vergleicht  das  Keuscliheitsopfer 
am  Tempel  von  MyHtta  mit  ähnlichen  Sitten  in  Heliopolis,  Cypern, 
Byblus,  Lydien  und  Armenien.  Er  glaubt  es  zu  den  Pubertäts- 
gebräuchen rechnen  zu  dürfen.  • —  0.  AVeber  führt  in  einer  Skizze 
eine  »  Dämonenbeschwörung  bei  den  alten  Babyloniern  und  Assyrern  «■^-^y 
vor.  Fr.  Maurer  teilt  aus  der  Serie  »Haus  der  Abwaschung«  der 
babylonischen  Beschwörungsformeln  »Eine  babylonische  Dämonen- 
beschwörung« *30),  nämlich  die  Entsühnung  des  Königs,  mit.     Der- 


"7)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  302—11.  —  *»«)  JAmFolklore  XX,  1907, 
16—32.  —  *19)  Wien  1908.  XVI  u.  550  S.  mit  62  Abb.  im  Text.  —  •»2")  Glob. 
XCIII,  1908,  280—85,  mit  Abb.  —  "i)  p^-is  1908.  IX  u.  448  S.  — 
<22)  OnentStud.,  Th.  Nöldccke  z.  70.  Geburtstag  gew.,  II,  Gießen  1906,  393 ff.  — 
*23)  2  Bde.  Straßburg  1908.  58  u.  57  S.  mit  16  Abb.  —  *-*)  Kais.  Akad. 
d.  Wiss.,  Südarab.  Exped.,  Bd.  VIII,  4«,  Wien  1907.  —  *25)  Qiob.  XCIII, 
1908,  78—80.  —  -»26)  BeitrKenntnisOrients  V,  Halle  1908,  161.  —  *27)  Paris 
1907.  178  S.  PM  1908,  LB  129.  —  '•28)  Anthr.  Essavs,  pres.  to  E.  B.  Tylor, 
1907,  189—202.  —  *29)  DAlteOrient  VII,  1906,  Nr.  4.  37  S.  —  "«)  Glob. 
XCIV,   1908,   143—45. 


Semiten.  275 

selbe  handelt  über  den  »Phallnsdienst  bei  den  Israeliten  und  Baby- 
loniern«*3i)^  r_  Campbell  Thompson  über  »Semitie  Magic:  its 
origin  and  development«432). 

Über  die  bedeutsamen  Ausgrabungen  in  Palästina,  bei  den^n 
man  auf  Bauten  und  Gegenstände  aus  der  Kanaaniterzeit  gestoßen 
ist,  berichten  Lamec  Saad,  »Die  Ausgrabungen  in  Gezer  in 
Palästina«'* ^3),  und  E.  Seilin,  »Über  eine  Probeausgrabuug  in 
Jericho«^^^).  —  J.  G.  Frazer  deckt  in  einem  längeren  vergleichenden 
Aufsatz  »Folk-Lore  in  the  Old  Testament«  *35)  einige  Reste  alt- 
semitischen Heidentums  im  Alten  Testamente  auf. 

S.  Weißenberg  zeigt  in  einem  kurzen  »Beitrag  zur  Anthropologie  der 
Juden«  ^^ß),  daß  die  Aaroniden  und  Leviten,  anthropologisch  betrachtet,  denselben 
Typus  darstellen  wie  die  Juden  überhaupt.  Derselbe  handelt  über  »Speise  und 
Gebäck  bei  den  südrussischen  Juden  in  ethnologischer  Beziehung« *3^,  über 
»Krankheit  und  Tod  bei  den  südrussischen  Juden«*38^  ^ß(l  über  »Das  neu- 
geborene Kind  bei  den  südrussischen  Juden «*39). 

Das  Bureau  für  Statistik  der  Juden  hat  eine  von  J.  Thon  ver- 
faßte statistische  Arbeit  über  »Die  Juden  in  Österreich« **o)  heraus- 
gegeben, in  der  wir  über  Anzahl  und  Yerteihmg,  Bewegung,  Aus- 
wanderung, Taufbewegung,  Schulwesen,  Sprache,  Beruf  und  Kriminal- 
verhältnisse unterrichtet  werden.  —  Ignaz  Bernsteins  »Jüdische 
Sprichwörter  und  Redensarten  «**i)  sind  in  zweiter  Auflage  er- 
schienen. —  F.  Goldstein,  »Die  Herkunft  der  Juden« ^■*2),  weist 
sie  den  Kaukasiern  zu.  M.  Fishberg  führt,  in  seiner  Untersuchung 
über  den  Ursprung  der  blonden  Juden  •^•*3),  in  der  er  rein  anthropo- 
logisch vorgeht,  diese  auf  slawische  Beimischung  zurück. 

Nach  desselben  1905  angestellten  Untersuchungen  der  »North  African 
Jews«***)  unterscheiden  diese  sich  in  ihren  somatischen  Verhältnissen  doch  recht 
wesentlich  von  den  europäischen  Juden.  Den  gleichen  Gegenstand  behandeln 
seine  »Beiträge  zur  physischen  Anthropologie  der  nordafrikanischen  Juden«'**^). 
A.  Wadler  bringt  einen  auf  amtlich-statistischem  Material  Serbiens  beruhenden 
Aufsatz  über  »Die  Juden  in  Serbien«**^  (Kopfzahl,  geographische  Verteilung 
und  Gliederung  nach  der  Sprache). 

L.  Sofer,  »Armenier  und  Juden«** 7),  kommt  zu  dem  gleichen 
Ergebnis  wie  früher  schon  F.  v.  Luschan,  daß  nämlich  Armenier 
und  Juden  gemeinsam  von  den  alten  Hettitern  abstammen,  trotz 
der  Verschiedenheit  der  Religion  und  Sprache.  - —  Fr.  Maurer 
hat  kurz  über  »Israelitisches  Asylrecht« **8)  ^md  über  :>Das  Tabu 
im    Alten    Testament« **9)    gehandelt.    —    Jacques   Faitlovitsch 


"I)  Glob.  XCII,  1907,  256—58.  —  *32)  London  1908.  LXVIII  u. 
286  S.  —  ^33)  Glob.  XCII,  1907,  213—15.  —  "4)  MNachrDPalästinaver. 
1907,  65—71,  mit  Abb.  —  *35^  Anthr,  Essays,  pres.  to  E.  B.  Tvlor,  1907, 
100—74.  —  "6)  ZEthn.  1907,  961—64.  —  "7)  Glob.  LXXX'lX,  1906, 
25—30,  mit  Abb.  —  *38)  Ebenda  XCI,  1907,  357—63,  mit  Abb.  —  "9)  Ebenda 
XCIII,  1908,  85—88.  —  **0)  Berlin-Halensee  1908.  —  **^)  Warschau  1908. 
294  Doppelseiten.  —  **2)  Glob.  XCI,  1907,  124—28.  —  "3)  zDemogrStatJuden 
1907,  H.  1  u.  2.  —  "*)  BoasAnnivVol.  New  York  1906,  55—63.  —  ^''S)  ZDemogr. 
StatJuden  1906,  H.  11.  —  "6)  Ebenda  H.  10  u.  11.  —  ^^'O  Ebenda  lU,  1907, 
65—69.  —  **8)  Glob.  XC,   1906,  24f.  —  "9)  Ebenda  136—38. 

18* 


276  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung, 

schildert  in  seinen  »Notes  d'im  voyage  chez  les  FalachasÄ'^^o)  seine 
Reise  in  Abessinien,  die  er  in  der  Absieht  machte,  die  abessinischen 
Juden,  die  Falaschas,  kennen  zn  lernen. 

*50)  Paris  1905.     27   S.     Glob.  XC,   1906,   163  (S.  W.). 

IM.  Afrika. 

Allgemeines.  In  einem  nmfang-  und  inhaltreichen  Bande  sind 
sieben  Jahre  nach  dem  Tode  Foäs  die  wissenschaftliehen  Ergebnisse 
seiner  denkwürdigen  Reisen  erschienen  unter  dem  Titel  »Resultats 
Scientifiques  des  Voyages  en  Afrique  d'Edouard  Foä«i),  bearbeitet 
nach  den  hinterlassen  en  Notizen  desselben  sowie  nach  den  ausführ- 
lichen, vom  verstorbenen  Hamy  und  anderen  Spezialisten  gelieferten 
Beschreibungen  der  von  Foä  gesammelten  geograplii sehen,  ethno- 
logischen und  naturgeschichtlichen  Gegenstände.  —  E. Nordens kiöld 
hat  mit  der  Herausgabe  eines  Sammelwerkes  »Etnografiska  Bidrag 
af  Svenska  Missionärer  i  Afrika,  I.  Afrika« 2)  begonnen.  —  Henry 
Savage  Landers  »Across  Widest  Africa«^)  enthält  eine  Menge 
von  Beobachtungen  über  die  zalüreichen  Völkerstämme,  die  das 
durclii-eiste  Gebiet  (Djibuti-Dakar)  bewohnen.  Dasselbe  gekürzt 
»Across  Widest  Africa,  an  account  of  the  country  and  peoples  seen 
during  a  journey  across  Africa  from  Djibuti  to  Cape  Verde« 4).  — 
C.  Meinhof  hat  über  »Die  afrikanischen  Religionen  1904 — 06«^) 
gehandelt  und  »Über  den  gegenwärtigen  Stand  der  afrikanischen 
Sprachforschung «6)  gesprochen.  —  Zahlreiche  Arbeiten  zur  afrikani- 
schen Sprachenkunde  sind  in  den  Mitteihmgen  des  Seminars  für 
orientalische  Sprachen  zu  Berlin 7)  enthalten.  —  Von  D.  Kürch- 
hoff  liegt  eine  Abhandlung  über  »Maße  und  Gewichte  in  Afrika« 8) 
vor.  Lasch  schreibt  über  »Das  Fortleben  geschichtlicher  Ereig- 
nisse in  der  Tradition  der  Naturvölker« 9),  Lion  über  »Die  Kultur- 
fälligkeit des  Negers  und  die  Erziehungsaufgabe  der  Kulturnationen«  ^^). 

A.  Die  hamitischen  Völker  und  Abessinien. 

Die  Atlasländer.  Detloff  v.  Behr  versucht  in  seinen  »Metrischen 
Studien  an  152  Guanchenschädeln«^!)  von  Teneriffa  eine  zwischen 
den  Guanchen  und  den  vorgeschichtlichen  Bewohnern  Südspaniens 
in  der  ersten  Metallzeit  bestehende  Verbindung  nachzuweisen. 

R.  Arnaud  macht  einige  Angaben  über  die  »Chasseurs  et 
pecheurs  du  Tagant  et  du  Hodh«i2). 

Es  handelt  sich  um  die  Imeraguen  bei  Bilauakh  und  die  weiter  nördlich 
am   Kap  Blanco    lebenden  Ahl  el  Ghasal    und  Abduluahab,    dteren  Fisch-    und 

1)  Paris  1908.  XLI  u.  742  S.  —  -)  Stockholm  1907.  4<»,  182  S.  — 
3)  New  York  1907.  XV  u.  396,  XII  u.  511  S.,  3  K.,  Abb.  —  *)  NatGMag. 
XIX,  694—737,  mit  Abb.  —  5)  ArchRellgionswiss.  XI,  547—70.  —  ^  Vh. 
DKolonialkongr.  1905,  114  —  27.  —  7)  Berlin  1906—08.  Bd.  IX  — XI.  — 
8)  ZEthn.  1908,  289-342.  —  9)  Glob.  XCIII,  1908,  287—89.  —  »O)  ZKolonialpol. 
1908,   129ff.  —    >')  Stuttgart   1908.     83  S.  mit  3  Taf.  —  »2)  LaG  Febr.  1906. 


Afrika,  Die  hamitischen  Völker  und  Abessinien.  277 

Straußeujagd  beschrieben  wird,  sowie  um  einige  im  Innern  lebende,  nomadisierende 
Jägerstämme,  wie  die  Nem:idi  im  Tagant  und  im  Ilodh,  die  nur  insofern 
Mohanimed;mer  sind,  als  sie  die  Beschneidung  üben  und  arabische  Namen  haben, 
und  die  Ida-bujellen,  deren  ethnische  Zugehörigkeit  fraglich  bleibt.  —  Über 
Arnauds  Forschungen  in  Mauretanien  macht  Hamy  noch  einige  weitere  Mit- 
teilungen, »Inscription  rupestrcs  et  picrres  levees  du  Tagant«'^),  die  sich  auf 
Felsenzeichaungen  älterer  und  neuerer  Zeit  sowie  auf  Reihen  aufgerichteter 
Steine  in  der  Gegend  von  Tagant  beziehen. 

P.  Pallari  weist  in  »Recherches  Palethnologiques  sur  le  littoral 
du  Maroc  en  1906«  !■*)  auch  für  Marokko  die  afrikanische  Steinzeit 
nach,  und  zwar  im  Küstengebiet,  wo  die  ältesten  Stationen  bis  ins 
Pleistozän  hinaufreichen.  Weitere  Arbeiten  über  Prähistorie,  An- 
thropologie, Ethnographie  und  Soziologie  Nordafrikas  werden  von 
Bertholon  in  »L'Annee  Anthropologique  Nord-Af ricaine  1906/07«^^) 
kritisch  besprochen.  —  E.  Michaux-Bellaire  u.  Gr.  Salmon 
schildern  eingehend  »Les  tribus  de  la  vallee  du  Lekkoiis«^*'),  die 
arabischen  Stämme  der  Khlot  und  Tliq. 

In  seinem  Buch  »Im  mohammedanischen  Abendlande,  Tagebuch 
einer  Reise  durch  Marokko« i^)  macht  Rudolf  Zabel  auch  Mit- 
teilungen über  die  nahezu  unabhängigen  Berbern  im  Serhun.  — 
F.  Weis  gerb  er  hat  auf  Grund  eigener  Beobachtimg  eine  kleine 
Abhandlung  über  »Les  Chauia«!^)^  tlie  teilweise  arabisierten  Berbern- 
stämme des  Hinterlandes  von  Casablanca,  gesciirieben.  —  Einen 
interessanten  Beitrag  zur  Volkskunde  der  Mauren  liefert  E.  Wester- 
marck  in  einem  Aufsatz  über  die  bedingte  Verfluchung  in  Marokko, 
»L-Ar,  or  the  Transference  of  conditional  Curses  in  Marocco«^^). 
Grethe  Auers  »Marokkanische  Sittenbilder« 20)  führen  in  sehi' 
hübscher  imd  verständnisvoller  Weise  in  das  Volksleben  der  Ulad 
Fordj  im  Hinterlande  von  Masagan  ein,  wo  sie  sechs  Jahre  gelebt 
hat  und  in  freundliche  Beziehungen  zu  den  Eingeborenen  getreten 
ist.  A.  Brives,  »Les  Beni-Snassen  (Maroc)«2i),  schildert  einen 
Besuch  bei  diesem  Bergvolk  an  der  algerischen  Grenze. 

In  dem  »Annuaire  du  Maroc,  P  Annee  1905 «22)  von  A.  Cousin 
u.  D.  Saurin  wird  die  Bevölkerung  von  Marokko  auf  9  Mill.  ge- 
schätzt (5,2  Mill.  Berbern,  1 — 2  MiU.  Mauren,  1  MiU.  Araber, 
200000  Juden,   150  000  Neger,  15  000  Europäer). 

Außerdem  enthält  es  eine  Studie  von  Rene-Leclerc  über  die  in  Marokko 
gesprochenen  Sprachen,  eine  Skizze  der  Grammatik  des  Berberischen  und  ein 
französisch-arabisch-berberisches  Wörterbuch.  N.  Larras,  »La  population  du 
Maroc«  23).  schätzt  die  Gesamtbevölkerung  von  Marokko  auf  nur  4,6  Mill. 
Alfred  Bei  schildert  in  »La  population  musulmane  de  Tlemcen«^*)  die  heutige 


'3)  LaG  April  1906.  —  1^)  L'Anthr.  1907,  301  —  14.  —  i^j  ßevTunis. 
1907.  12  S.  —  18)  Arch.  Maroc.  Publ.  de  la  mission  scient.  du  Maroc, 
Bd.  IV,  1905,  1—151;  V,  1905,  1  —  133;  VI,  1906,  219—397.  —  ^^j  Alten- 
burg 1905.  XVI  u.  463  S.  mit  8  K.  u.  146  Abb.  —  i«)  RenseignColon. 
1907,  209—24.  —  19)  Anthr.  Essays,  pres.  to  E.  B.  Tylor,  1907,  362—74.  — 
20)  Bern  1906.  308  S.  —  21)  BSGAlger  XIII,  1908,  1  —  16.  —  22)  Paris 
1905.  455  S.  —  23)  LaG  1906,  337—48.  —  24)  RevEtudesEthnogrSoc.  I, 
200—25,  417—47,  mit  9  Taf, 


278  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Bevölkerung,  ihre  Sitten  und  Gebräuche.     Aug.  Bernard  u.  N.  Lacroix  be- 
handeln  »L'evolution  du  nomadisme  en  Algerie«25). 

A.  Lissauer  hat  »Archäologische  und  anthropologische  Studien 
über  die  Kabylen«26)  veröffentlicht. 

Alle  reinen  Kabylen  gehören  nach  ihm  zur  weißen  Mittelmeerrasse  und 
sind  mehr  oder  weniger  stark  mit  blonden  blauäugigen  Individuen  nordeuropäi- 
schen Charakters  untermischt;  alle  t^prechen  eine  zum  >/Tamazirt«  gehörige 
Mundart  einer  hamitischen  Sprache,  und  die  Blonden  stammen  wohl  von  Nord- 
europäern, die  in  vorgeschichtlicher  Zeit  in  die  Kabylie  eingewandert  sind. 
Die  weißen  Kabylen  mit  schwarzem  Haar  und  braunen  Augen  sind  somatisch 
weder  Neger  noch  Hamiten,  wahrecheinlich  sind  sie  von  der  Iberischen  Halb- 
insel eingewandert  und  haben  in  Afrika  die  hamitische  Sprache  angenommen. 
In  einem  Anhang  teilt  Anna  Lissauer  vier  kabylische  Fabeln  und  Märchen 
in  deutscher  Übersetzung  mit. 

K.  Narbes huber  macht  uns  mit  manch  Interessantem  »Aus 
dem  Leben  der  arabischen  Bevölkerung  in  Sfax  (Regentschaft 
Tunis)  «27)  bekannt,  indem  er  arabische  Textstücke  mit  Übersetzung 
veröffentlicht,  welche  Vorgänge  bei  "Werbung,  Verlobung,  Hochzeits- 
feierlichkeiten behandeln.  Ein  Kapitel  ist  der  dem  Dienste  eines 
Heiligen  geweihten  Bruderschaft  Aisawis  gewidmet.  In  Giacomo 
de  Martinos  »Cirene  et  Cartagine,  Note  e  impressioni  della 
carovana  de  Martino-Baldari  giuguo-luglio  1907«28)  werden  auch 
die  Ruinenstätten  von  Barka  und  das  Volksleben  berücksichtigt  und 
Mitteilungen  aus  einem  unveröffentlichten  Manuskript  über  die 
Senussisekte  gemacht.  —  R.  Karutz  führt  uns  »Nach  den  Höhlen- 
städten Südtunesiens  «29)  und  bespricht  die  » Tatauiermuster  aus 
Tunis  «2*^). 

P.  Traeger  macht  interessante  J^Iitteilungen  über  »Die  Tro- 
glodyten  des  Matmata«^!)  in  Südtunis,  die  arabisierte  Berbern  sind. 
G.  Schwein furth  handelt  in  einem  Vorti-ag  über  »Stein zeitliche 
Forschungen  in  Südtunesien «^ 2)  i^n^j  »Über  das  Höhlen-Paläolitliikum 
von  Sizilien  und  Sttdtunesien«33).  M.  de  Mathuisieulx  maclit 
detaillierte  Angaben  über  die  Bevölkerungszahl  von  TripoUtanien, 
»Note  sur  la  population  de  la  Tripolitaine«34)^  die  jedoch  nicht 
zuverlässig  zu  sein  scheinen  (vgl.  Glob.  XC,   1906,   147). 

F.  Goldstein  weist  in  seinem  Aufsatz  »Die  Thesaurierungs- 
politik  der  Saharabevölkerung«  ^5)  ffu-  die  Tuareg  nach,  was  er  in 
seiner  Abhandlung  über  die  soziale  Dreiklassentheorie  im  allgemeinen 
ausgeführt  hat,  und  scliildert  Politik  und  Leben  der  » Saharastädto 
Rhat  und  Agades«36),  —  E.  Arnaud  u.  M.  Cortier,  »Nos  confins 

25)  Paris  1906.  342  S.,  1  K.  PM  1908,  LB  163  (Th.  Fischer).  — 
26)  ZEthn.  1908,  501—35,  mit  4  Taf.  u.  19  Textabb.  —  27)  Leipzig  1907. 
44  S.  VeröffStädtMusVölkerkdeLcipzig  H.  2.  —  28)  Bologna  1908.  XVI  u. 
193  S.  mit  96  Abb.  u.  2  K.  —  29)  Glob.  XCII,  1907,  117—23,  134—40, 
201  —  05,  215—18,  229—36,  mit  Abb.  —  30)  ArchAnthr.  1908,  51—61,  mit 
38  Abb.  auf  1  Taf.  —  3i)  ZEthn.  1906,  100  —  12,  mit  Abb.  —  »2)  Ebenda 
1907,  137—81,  mit  Fig.  —  33)  Ebenda  832—915,  mit  18  Abb.  u.  2  Taf.  — 
3<)  L'Anthr.  1906,  237  ff.  —  35)  Glob.  XCI,  1907,  379—84.  —  36)  Ebenda 
XCII,   1907,   171—75,   186—88. 


Die  hamitiscben  Völker  und  Abessinien.  279 

saharieüs,  Etüde  crorganisation  railitaire«^?),  bringen  auch  manches 
ethnologisch  Bemerkenswerte  üljer  die  Tuareg.  Näheres  über  die 
Bewohner  des  Adrar,  die  Iforass-Tuareg,  besonders  ihre  soziale 
Organisation,  teilt  M.  Cortier  in  »L'Adr'as  des  Ifor'ass' ^Sj  nüt 
und  vor  allem  in  seinem  Buch  »D'une  rive  ä  l'autre  du  Sahara« 3^). 

Eine  eingehende,  auf  eigenen  Beobachtungen  beruhende  Mono- 
grapliie  der  Ahaggar-Tuareg  verdanken  wir  Maurice  Benhazera, 
»Six  mois  chez  les  Touareg  du  Ahaggar«^^'). 

Wir  werden  sehr  genau  unterrichtet  über  Geburt,  Stellung  der  Frau,  Ehe, 
Kindei-spiele,  Tod,  Wohnung,  Aberglauben,  Kleidung  usw.;  femer  über  die 
soziale  Gliederung  (Adel  und  Imrad),  Raubzüge,  Krieg,  Religion,  Viehzucht, 
Handel,  Ackerbau,  sowie  über  die  alten  Gräber.  Die  Imrad  seien  nicht  Hörige, 
sondern  eiwa  Klienten,  Lehnsleute,  Tributpflichtige.  Die  Ahaggar  sind  Mo- 
hammedaner, aber  streng  monogam.  Das  Werk  liietet  ferner  einen  Abriß  der 
Geschichte,  eine  Aufzählung  der  Familien,  der  Weideplätze,  des  Viehbesitzes 
der  Stammesgruppen  und  bringt  in  einem  Anhang  Gesänge  und  Sprichwörter 
in  Tif inarschrift ,  Tamahektranskription  und  Übersetzung  mit  grammatischen 
Erläuterungen.  Unter  dem  gleichen  Titel  gibt  er  eine  kurze  Schilderung  seines 
Aufenthalts  bei  den  Tuareg^'). 

Am.  Aymard  hat  eine  Arbeit  über  »Les  Touareg  du  Sud«*2) 
veröffentlicht,  die  im  Globus  auszugsweise  wiedergegeben  ist*^), 
C.  Jean  handelt  über  »Les  Touareg  du  Sud-Est,  L'Ai'r«**).  — 
Chudeau  bringt  in  seinem  Artikel  »L'A'ir  et  la  region  de  Zinder«*-5) 
auch  Bemerkungen  über  die  Völkerverhältnisse  zwischen  Inasua 
und  der  Südgrenze  (14°  N)  des  von  ihm  durchreisten  Gebiets. 

Yon  dem  von  Gautier  u.  Chudeau  gemeinsam  herausgegebenen 
Werke  »Missions  au  Sahara«  ist  zunächst  der  von  Gautier  verfaßte 
erste  Band   »Sahara  algerien«^^)  erschienen. 

Er  enthält  unter  Benutzung  der  bisherigen  Literatur  die  Verarbeitung  der 
1902 — 06  gemachten  eigenen  Beobachtungen  und  die  prähistorischen  Funde. 
In  Bd.  II  beschreibt  Chudeau  »Sahara  soudanais«*^).  Außerdem  hat  Chudeau 
»Quelques  renseignements  ethnographiques  sur  le  Sahara  et  le  Soudan«*^)  und 
Gautier  »Etudes  d'ethnographie  saharienne«*^  geschrieben  (Gräber,  Fels- 
zeiehnungen,  neolithische  Waffen  und  Werkzeuge),  L.  Voinot  »Notes  pour  servir 
ä  I'etude  de  l'ethnographie  ancienne  du  Sahara  central« ^'^  veröffentlicht. 

Hutter  stellt  »Die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  der  Expedition 
Foureau-Lamy  1898 — 1900 <^i)  zusammen,  die  auch  für  Prähistorie 
imd  Ethnographie,  besonders  der  Tuareg,  manches  Neue  gebracht  hat. 


37)  Paris  1908.  512  S.  mit  7  K.  u.  102  Abb.  —  ^8)  LaG  XVII,  1908, 
265—80,  mit  1  K.  —  ^9)  Paris  1908.  VIII  u.  416  S.  mit  118  Abb.  u. 
3  K.  —  *0)  Algier  1908.  IX  u.  233  S.  mit  zahlr.  Abb.  u.  1  K.  —  *i)  BSG 
Alger  XI,  1906,  260—88.  —  *2)  Tour  du  Monde  1908,  109—56,  mit  Kartensk. 
u.  Abb.  —  *3j  Glob.  XCIV,  1908,  183—88,  mit  Abb.  —  ^*)  Paris.  361  S. 
mit  120  Abb.  u.  4  K.  —  ^»)  LaG  1907,  Mai.  —  *6)  Paris  1908.  V  u. 
371  S.  mit  65  Abb.  u.  K.,  96  Photogr.  u.  2  färb.  K.  —  *T)  Paris  1909. 
IV  u.  326  S.  mit  K.  u.  Abb.  -  <«)  BSAnthrParis  VIII,  138—46.  — 
<9)  L'Anthr.  XVIII,  1907,  37—68,  315—32.  —  sO)  ßSGOran  XXVIII,  1908, 
325—68,  mit  Kartensk.,  Plänen  u.  Abb.  —  5i)  Glob.  XC,  1906,  362—67, 
380—83. 


280  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Die  nördlichen  Tuareg  scheiden  sich  scharf  in  drei  Kasten :  die  Vornehmen, 
die  Lehnsleute  und  die  Slilaven,  letztere  schon  mit  starker  Negerblutmischung. 
Die  Tuareg  von  Air  zerfallen  in  zwei  Hauptstämme:  die  Kelgere  im  nördlichen 
und  östlichen,  und  die  Kelui  im  mittleren  und  südlichen  Teil.  Sie  sind  seit 
dem  14.  Jahrhundert  in  diese  Gebiete  gedrungen  und  schon  ziemlich  vernegert. 
Die  wenigen  reinblütigen  Weiber  tragen  die  libysche  Flechte.  Umgtmgssprache 
ist  die  Haussasprache,  doch  ist  die  Tuaregsprache,  das  Tamachek,  allgemein 
bekannt  und  gilt  als  vornehmer.     Alle  sind  Mohammedaner. 

V.  Kleist  stellt  die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  von  »E.  F. 
Gautiers  Durchqnerung  der  Sahara« ^2)  zusammen.  —  Über  Fels- 
zeichnungen berichtet  G.  B.  M.  Flamand,  »Notes  siu-  quelques 
stations  nouvelles  ou  peu  connues  de  pierre  ecrites  du  Sahara 
(Archipel  Touatien,  Tadmait,  Mouydir  et  region  de  la  Saoura)«^^). 
Ägypten.  Bruno  Oetteking  faßt  in  seinen  » Kraniologischen 
Studien  aus  Altägypten«  5^)  nicht  nur  die  bisherigen  Ergebnisse  der 
Rassenforschung  kritisch  zusammen,  sondern  stellt  auch  auf  Grund 
seiner  Untersuchung  von  182  ägyptischen  Schädeln  neue  Gesichts- 
punkte auf.  Die  Rassenf  rage  vermag  auch  er  nicht  zu  lösen.  — 
Ch.  S.  Myers  »Contributious  to  Egyptian  Anthropology«55)  ist 
zu  dem  Ergebnis  gekommen,  daß  für  die  Zusammensetzung  der 
ägyptischen  Bevölkerung  aus  verschiedenen  Rassen  kein  anthropo- 
metrischer  Beweis  beigebracht  sei,  daß  vielmehr  die  Ägypter  als 
ein  von  altersher  homogenes  Volk  zu  betrachten  seien,  das  je  nach 
dem  Milieu  kaukasischen  oder  negroiden  Charakter  trage.  —  V. 
Giuffrida-Ruggeri,  »I  crani  egiziani  del  museo  civico  di  Milano«^^), 
hat  etwa  200  ägyptische  Schädel  untersucht  und  die  Indices  fest- 
gestellt. —  Für  H.  Stahrs  wertvolle  Arbeit  »Die  Rassenf  rage  im 
antiken  Ägj^ten,  ki-aniologische  Untersuchungen  au  Mumienköpfen 
aus  Theben« 57)  vergleiche  die  Besprechung  von  Klaatsch.  —  G. 
Elliot  Smith  hat  eine  interessante  Arbeit,  »A  contribution  to  the 
study  of  mummification  in  Egypt«^^),  über  die  Kunst  des  Ein- 
balsamierens  der  Leichen  veröffentlicht  auf  Grund  einer  Unter- 
suchung von  44  Priester-  und  Priesterinnenmumien  der  21.  Dynastie.  — 
Über  Elliot  Smiths  Vortrag  in  der  British  Association  in  Dublin 
über  »Die  Geschichte  der  Mumifizierung  bei  den  alten  Ägyptern« ^^^ 
referiert  kurz  Rosenberg.  —  Elliot  Smith  hat  in  derselben  Gesell- 
schaft  auch    über   »Anthropological   work  in  Egypt«^'^)  gesprochen. 

In  Ägypten  habe  sich  seit  der  vordynastischen  Zeit  bis  auf  den  heutigen 
Tag  dieselbe  Kasse  mit  keinen  oder  nur  geringen  Änderungen  in  ihren  körper- 
lichen Besonderheiten  erhalten  und  diese  entsprächen  denen  der  Mehrzahl  der 
Mittelmeervölker.     Die  Beiinischung   von  Negerblut  sei  nur  von  wenig  Belaug. 

52)  Glob.  LXXXIX,  1906,  319—21.  —  53)  Pans  1906  (S.-A.  BGHist. 
Descr.).  27  S.,  13  Taf.,  8  Fig.  —  54)  ArchAnthr.  VIII,  1909,  1  —  90.  Vor- 
tragsbericht im  KorrBlAuthr.  XXXVIII,  1907,  124—28.  —  55)  JAnthrl 
XXXVI,  237  —  71;  XXXVIII,  99—147.  —  56)  ArchAntrEtnol.  XXXVII, 
1907,  399—410,  mit  2  Taf.  —  57)  Berlin  (1907).  164  S.  mit  71  Aufnidmien. 
Glob.  XCII,  1907,  225 f.  (Khuitsch).  —  ^«)  MemPresiftgvpt.  V,  Kairo  1906, 
1—46,  mit  29  Taf.  —  59)  Glob.  XCIV,  1908,  273f.  Man  1908,  157.  — 
«0)  Mau   1908,   156.     Glob.  XCIV,   1908,  290. 


Die  hamitischen  Völker  und  Abessiuien.  281 

In  »The  Archaeological  Survey  of  Nubia  (Ministery  of  Finance, 
Egypt.  Surv.  Depart.)«^!)  berichtet  Reisner  über  die  Fortschritte 
der  Ausgrabungen  im  Gebiete  des  künftigen  großen  Staubeckens 
von  Assuan. 

Die  Untersuchungen  haben  wichtige  Aufschlüsse  über  die  Bevölkerungs- 
verhältnisse dieser  Gegend  ergeben,  die  einen  Wechsel  von  rein  ägyptischer 
Bevölkerung  in  der  ältesten  Zeit  zu  einer  mit  negroiden  Elementen  gemischten 
Bevölkerung  im  Alten  Reiche  zeigen.  —  Eine  Notiz  im  Globus  gibt  einen 
Überblick  über  »Neuere  Erfolge  ägyptischer  Ausgrabungen  «^2^. 

Flinders  Petrie,  »The  Hyksos«63)  und  »The  Hyksos,  and 
other  werk  of  the  British  School  of  Archaeology  in  Egypt« •>*),  er- 
stattet vorläufige  Berichte  über  die  zwecks  Klärung  des  Hyksos- 
problems  veranstalteten  Ausgrabungen  bei  Teil  el-Yehudiyeh,  35  km 
nördlich  von  Kairo.  Ferner  schreibt  er  kurz  über  »The  soul-house 
in  Egypt«  65)  und   »Soul-houses  in  Egypt«  6^). 

E.  Naville  beantwortet  die  Frage  nach  »The  Origin  of  the 
Egyptian  Civilisation«^^)  dahin,  daß  die  der  ersten  Dynastien  einer 
Nation  angehörte,  die  sich  aus  einem  eingeborenen  afrikanischen 
Yolk  und  einem  Ei'oberervolk  zusammensetzte,  das  von  Arabien, 
und  zwar  vom  Ausgangspunkt  der  Chaldäer,  herüberkam.  Dieses 
fremde  Element  wai'  nicht  semitisch,  sondern  ebenso  wie  das  Ein- 
geborenenelement hamitisch,  daher  die  leichte  Verschmelzung  beider. 

A.  Wiedemann  hat  zehn  » Altä,gyptische  Sagen  imd  Märchen«^^) 
ins  Deutsche  übersetzt.  Derselbe  schreibt  über  die  »Totenbarken 
im  alten  Ägypten«  69)  \md  über  »Die  Leichenköpfung  im  alten 
Ägypten  « '^o). 

Für  James  Henry  Breadsteds  »History  of  Egypt  from  the 
Earliest  Times  to  the  Persian  Conquest«'^!)  vergleiche  die  Be- 
sprechung von  K.  L.  Henning.  —  Charles  Boreux,  »Les  poteries 
decorees  de  l'Egypte  predynastique«"^)^  sucht  durch  kritische  Be- 
trachtimg der  alten  Vasendarstellungen  das  älteste  Ägypten  zur 
Veranschaulichung  zu  bringen.  —  Der  Globus  bringt  nach  Nature 
einen  Bericht  über  eine  Vortragsreihe  Dr.  R.  Catons  im  Institute 
of  Archaeology  der  Universität  Liverpool  über  »Die  Heilgötter  der 
Ägypter  und  Griechen «''3).  —  Moustapha  Sabry,  ein  ägyptischer 
Araber  und  europäisch  ausgebildeter  Ingenieur,  bringt  in  seinem 
Buche  »L'Egypte  teile  qu'elle  est«'^*)  manches  Beachtenswerte  über 
die  sozialen  und  religiösen  Verhältnisse  der  heutigen  Ägypter.     In 


6')  B.  Nr.  2,  Dez.  1907  bis  März  1908.  Kairo  1908.  40,  69  S.  mit 
52  Taf.  —  62)  Glob.  XCII,  1907,  314f.  —  63^,  ^an  1906,  113f.,  mit  1  Taf.  — 
«*)  RepBritAssAdvSc.  LXXVI,  699 f.  —  65)  Man  1907,  113 f.,  mit  1  Taf.  — 
66)  RecordsPast  VI,  195—201,  mit  Abb.  —  67)  JAnthrl  XXXVII,  1907, 
201  —  14.  —  68)  Der  Volksmund,  Bd.  VI.  Leipzig  1906.  VII  u.  153  S.  — 
69)  Glob.  XCIV,  1908,  119-23,  mit  Abb.  —  ^0)  OrientLitZentralbl.  XI, 
112—26.  —  71)  New  York  1905.  Glob.  XC,  1906,  177f.  —  "2)  Revfitudes 
EthnogrS  1908,  33—52,  mit  Abb.  —  73)  Glob.  XCI,  1907,  272.  —  ^4)  2.  Aufl. 
Kairo   1906.     200  S. 


282  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

neuer  umgearbeiteter  Auflage  sind  auch  erschienen  das  trefflich 
orientierende  Buch  von  Fr.  Kayser  »Ägypten  einst  und  jetzt« ''5) 
(Neubearbeitung  von  E.  M.  Roloff)  und  G.  Masperos  »L'archeo- 
logie  egyptienne«'^^).  —  Für  das  gescliichtsphilosophische  Werk 
von  H.  Schneider  »Kultur  und  Denken  der  alten  Ägypter« '^'^) 
(Entwicklimgsgeschichte  der  Menschheit,  Bd.  I)  vergleiche  die  Be- 
sprechungen A.  Wiedemanns  und  "W.  Spiegelbergs. 

Äbessinien  usw.  Zu  beachten  sind  des  Alph.  Mendez  »Ex- 
peditionis  Aethiopica  libri  I — IV  «^S),  die  Berichte  des  portugiesi- 
schen Jesuiten  (1579  — 1656),  die  C.  Beccari,  S.  J.,  als  Bd.  VIII 
und  IX  der  »Rerum  aethiopicarum  scriptores  occidentales  a  saeculo 
XVI  ad  XIX«  herausgegeben  hat  imd  die  eine  ganze  Menge  von 
Nachrichten  über  Herkunft,  Charakter,  Lebensweise,  Religion,  Ver- 
fassung, Verwaltung,  Rechts-  und  Kriegswesen  der  Abessinier  ent- 
halten. Auch  in  F.  Rosens  Buch  »Eine  deutsche  Gesandtschaft 
in  Äbessinien«  79)  finden  sich  manche  Beobachtungen  über  die  Be- 
völkerung. 

E.  Littmaun  teilt  »Sternensagen  und  Astrologisches  aus  Nord- 
abessinien«80)  mit  mid  macht  auf  »Abessinische  Parallelen  zu  einigen 
altarabischen  Gebräuchen  und  Vorstellungen  «^i)  aufmerksam.  — 
Eine  gekürzte  deutsche  Übersetzung  von  L.  de  Castros  Schilderung, 
»Eine  Reise  zum  Berge  Zuquala,  zum  See  Zuai  und  zu  den  Soddo«^^)^ 
findet  sich  in  der  Deutschen  Rundschau  für  Geographie  und  Sta- 
tistik ^3).  Der  Artikel  gibt  auch  Auskunft  über  die  Eingeborenen, 
besonders  die  Guragen  auf  den  Inseln  imd  am  Westufer  des  Zuai- 
sees  und  die  Soddo  Galla.  —  J.  R.  Luchsin ger  berichtet  über 
seine  Reise  »Von  Schoa  zum  Stefaniesee  und  zu  den  Boraugalla«^*) 
im  Jahre  1906. 

Am  Flusse  Duleika,  südlich  vom  Gandjule,  traf  er  auf  nackte,  mit  Speer 
und  rundem  Schild  bewaffnete  Männer,  deren  Wohnstätten  sich  auf  Bäumen 
befanden.  Sic  hatten  Negertypus,  trugen  Haarnetze  und  Ohrschmuck  aus  Holz. 
Die  Gallasprache  war  ihnen  unbekannt.  In  der  Niederung  des  Stefaniesees 
fand  er  den  auf  zwei  Dörfer  verteilten  Stamm  der  Uata-Uandu,  der  von  Vieh- 
zucht und  Salzgewinnung  lebt  und  zu  den  Boran-Galla  gehört  und  als  Waffe 
Bogen  und  Pfeil  benutzt. 

In  AVilly  Hentzes  Buch  »Am  Hofe  des  Kaisers  Menehk  von 
Äbessinien«  8^)  beschäftigen  sich  eine  Reihe  von  Kapiteln  mit  der 
Bevölkerung  des  Landes,  besonders  den  Schoanem.  In  einem  Vor- 
trag   über  »Reiseeindrücke   imd   wirtschaftliche  Beobachtungen  aus 


")  Freiburg  i.  B.   1908.     XII  u.  335  S.  mit  190  Abb.  u.l  K.  —  "^  Paris 

1907.  336  S.  mit  Abb.  —  ")  Leipzig  1907.  XXXVI  u.  567  S.  Glob. 
XCI,  1907,  370  (Wiedemann).  HistZ  C,  130 f.  (Spiegelberg).  —  ^8)  Rom 
1908/09.  LX  u.  409  u.  545  S.  —  ^9)  Leipzig  1907.  XII  u.  490  S.,  160  Abb.. 
1   K.  —   80)    ArchReligionswiss.  XI,    1908,  2/3.  —   »»)  BeitrKenntnOrients  VI, 

1908,  52.  —  «2)  BSGltal.  1908,  Nr.  1  u.  2.  —  «»)  XXX,  1908,  362—68, 
406—13,  mit  1  K.  —  »*)  JBerGKthnogrGesZürich  1900/07,  75—104.  — 
86)  Leipzig  o.  .1.     VIII  u.   182  S.  mit  Abb. 


Die  hamitischen  Völker  und  Abessinien.  283 

Gallaland  und  Kaffa<^8ß)  macht  Fr.  J.  Biebcr  auch  interessante 
Mitteilungen  über  die  Dscliimma-Gralla  und  die  Kaffitscho,  die  Be- 
wohner des  fruchtbaren  AValdlandes  Kaffa. 

letztere  leben  in  einzelnen,  im  Walde  verstreuten  Gehöften.  Es  haben 
sich  unter  ihnen  Reste  des  Christentums  seit  dem  frühen  Mittelalter  erhalten, 
aber  der  größte  Teil  der  sehr  arbeitsamen  und  sittenstrengen  Bevölkerung  huldigt 
dem  eigenartigen  Tschittekult.  Es  herrscht  Vielweiberei.  Neben  den  nach 
ihrer  Tradition  aus  Amhara  und  Innarea  stammenden  Kaffitscho  leben  als 
Paria  die  Urbewohner  des  Landes,  die  Mandscho,  ein  Volk  mit  Negerphysis. 
>Das  staatliehe  Leben  der  Kaffitscho«*'')  behandelt  derselbe  in  einem  besonderen 
Aufsatz.  Verstreute  ethnographische  Bemerkungen  über  die  Galla  und  Kaffitscho 
finden  sich  auch  vielfach  in  seinem  Reisebericht  »Das  Hochland  von  Süd- 
äthiopien «*^.  Endlich  liefert  er  >  Beiträge  zu  einem  erotischen  Lexikon  der 
Abessinier  (Amhara),  Galla  und  Kaffitscho,  Geschlechtsleben  in  Äthiopien, 
Abessinische  Erzählungen«*")  und  unterrichtet  uns  über  »Das  Recht  der  Kaf- 
fitscho; 9°),  das  sich  bis  vor  kurzem  von  abessinischen,  d.  h.  semitischen  Ein- 
flüssen fast  ganz  unbeeinflußt  erhalten  hat.  Bieber  hat  auch  ein  »Dizionario 
della  Lingua  Cafficio«^')  mit  etwa  2900  Wörtern  veröffentlicht. 

Über  die  Expedition  des  Vieomte  K.  du  Bourg  de  Bozas  ist 
zunächst  das  von  Fernand  Mau  rette  herausgegebene  Reisetage- 
buch erschienen,  »Mission  Scientifique  Du  Bourg  de  Bozas,  de  la 
Mer  Eouge  ä  TAtlantifiue  ä  ti-avers  l'Afrique  tropicale  (Oct.  1900 
ä  Mai  1903) «92). 

Vier  Bände  mit  ethnographischen  und  anderen  wissenschaftlichen  Beob- 
achtungen sollen  folgen.  Das  Kap.  8  des  vorliegenden  Bandes  enthält  aber 
schon  manche  ethnographisch  interessante  Mitteilungen  über  die  Völker  Nord- 
ostafrikas (Galla,  Somal,  Turkana  usw.). 

Chauffard  handelt  über  »Les  populations  indigenes  du  pro- 
tectorat  franyais  de  la  cote  des  Somalis «^s).  —  H.  Le  Roux  u. 
Mordont-Vidailhet  bringen  .> Notes  sur  les  Somalis,  les  Danakils 
et  les  Gallas«^'*).  —  E.  Maunier  entwirft  ein  »Tableau  de  la  vie 
economique  et  jm-idique  chez  les  Somalis,  les  Gallas,  les  Danakils 
et  les  Abjssins«95).  —  H.  Weld  Blundells  Bericht  »Exploration 
in  the  Abai  Basin,  Abyssinia«^^)  enthält  manche  Notizen  über  die 
Bevölkerung  an  den  Ufern  des  Blauen  Nils.  —  A.  Sokolowsky 
handelt  kurz  über  die  »Völkertypen  aus  dem  Osthorn  Afrikas« 9'^), 
die  Danakil,  Somal  und  Galla.  S.  S.  Wakefield  schildert  »Marriage 
customs  of  the  southern  Gallas«^^).  —  Eine  gute  zusammenfassende 
Arbeit  über  die  Galla-  tuid  Somaliländer  und  Abessinien  und  ihre 
Völker  verdanken  wir  F.  Maurette,  »Etat  de  nos  connaissances 
sur  le  Nord-Est  Africain«^^). 


86)  Glob.  LXXXIX,  1906,  117—22,  133—39,  mit  Abb.  —  «7)  Ebenda 
XCIII,  1908,  165—69,  186—89,  mit  Abb.  —  8»)  PM  1908,  1—15,  99—114, 
mit  3  K.  —  83)  Anthropophyteia  V,  18—24,  44—99,  lOOf.  —  ^°)  Glob.  XCII, 
1907,  365—67.  —  9»)  BSGItal.  1908,  H.  4/5.  31  S.  —  ^^  Paris  1906. 
40,  VIII  u.  442  S.,  3  K.,  172  Abb.  PM  1907,  LB  147  (F.  Hahn).  — 
93)  RevInternSociol.  XVI,  1908,  11.  —  9*)  Ebenda.  —  95)  Ebenda.  —  96)  GJ 
1906,  529—51,  mit  Abb.  —  97)  DRfG  XXVIII,  1906,  204—06,  mit  Abb.  — 
98)  Folklore  XVIII,  1907,  319—25.  —  99)  AnnG  XIV,  1905,  339—64, 
433—55,  mit  8  K.  u.  4  Prof. 


284  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

B.  Neger. 

Allgemeines.  Jerome  Dowds  »The  Negro  Races,  I«^oo)^  eine 
soziologische  Studie  vom  anthropogeograpliischen  Standpunkt  aus, 
besprach  P.  Gähtgens  in  PM.  —  L.  Rütimej^er  macht  »Weitere 
Mitteihmgen  über  westafrikanische  Steinidole«  ^oi)_  —  Yqh  a. 
Danneskiold-Samsoe  wird  »Der  Schlangenkult  in  Oberguinea 
und  auf  Haiti«  ^^^^  behandelt. 

Es  erscheint  zweifelhaft,  inwieweit  der  Kult  in  Haiti  als  aus  Afrika  im- 
portiert oder  als  Entwicklung  ähnlicher  Ideen  in  der  Neuen  Welt  zu  betrachten  ist. 

West-  und  Zentralsudan.  Viel  ethnographisches  Material  ent- 
hält M.  Delafosses  Reisewerk  »Les  frontieres  de  la  Cöte  d'Ivoire, 
de  la  Cöte  d'Or  et  du  Soudan«^^^),  und  zwar  für  die  Agni,  Äschanti, 
Abron,  Kulango,  Birifo,  Lobi,  Dagari.  Eingehend  wird  von  ihm 
»Le  peuple  Siena  on  Senoufo«i04)  dargestellt. 

Fr.  de  Zeltner  macht  uns  in  »Notes  sur  la  sociologie  souda- 
naise«^05)  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  mit  den  bei  den 
Stämmen  des  sudanischen  Sahel  herrschenden  Anschauungen  über 
Totem  und  Tabu  und  besonders  mit  den  unreinen  Kasten  bekannt. 

In  dem  Artikel  »Troglodytes  Sahariens«i°8)  handelt  er  auf  Grund  von 
Erkundigungen  über  die  Höhlenbewohner  im  Norden  von  Tischit,  die  im  Ge- 
birge Uld  Bede  wohnen,  Rouaissat  heißen  und  eine  vom  Maurischen  verschiedene 
Sprache  reden. 

Maclaud  berichtet  über  Herstellung  imd  Wirkung  des  be- 
rauschenden Bilitrankes  bei  den  ISTegerstämmeu  des  französischen 
Nordwestafrika  107)^  Derselbe  veröffentlicht  eine  »Etüde  sur  la 
distribution  geographique  des  races  sur  la  cöte  occidentale  d'Afrique 
de  la  Gambie  ä  la  MeUacoree«i08)  (Aboriginer  und  Eindringlinge. 
Als  letztere  werden  bezeichnet  die  Fulbe,  Mandingo  und  Soninke) 
und  »Notes  anthropologiques  sur  les  Diola  de  la  Casamance«i09) 
(ausführliche  Beschreibung  der  Diolaneger). 

Bruns  bringt  »Notes  sur  les  croyances  et  les  pratiques  religieuses 
des  Malinkes  fetichistes«!^'').  H.  Bazin  skizziert  »Les  Bambara 
et  leur  langue«i^i),  J.  M.  Henry,  »Le  culte  des  esprits  chez  les 
Bambaras«ii2)^  L.  Mare  schildert  »Le  paj^^s  Mossi«!!^). 

Für  L.  Desplagnes  hervorragendes  Buch  »Le  plateau  central 
nigerien,  une  mission  archeologique  et  ethnograpliique  au  Soudan 
fran^ais«^^*)    verweise    ich   auf  die  Besprechungen  von  Passarge, 

100)  New  York  1907.  XXIII  u.  493  S.  mit  1  K.  PM  1909,  LB  679 
(P.  Gähtgens).  —  loi)  InternArchEthnogr.  XVIII,  1908,  167  —  78,  mit  2  Taf. 
u.  2  Textabb.  —  ^02)  djss.  Leipzig  1907.  76  S.  —  103)  i^aris  1908.  XII 
u.  256  S.  mit  94  Abb.  —  104)  RevfitudesEthnogrS  I,  1908,  16—32,  79—92, 
151  —  59,  242—75,  448—57,  483—86,  mit  K.  u.  Abb.  —  >05)  L'Anthr.  1908, 
217—33.  —  >06)  BSAnthrParis  1907,  511  f.  —  '07)  La  Nature  1907,  21.  Sept.  — 
108)  Paris  1906.  ExtrBGIIistDescr.  Nr.  1,  mit  1  K.  PM  1908,  LB  438 
(Ankermann).  —  109)  L'Anthr.  XVIII,  1907,  69  —  98.  —  n«)  Anthropos  II, 
1907,  722—29,  942—54,  mit  Abb.  —  i")  Ebenda  I,  1906,  681—94.  — 
112)  Ebenda  III,  1908,  702-17.  —  H3)  Paris.  VIII  u.  189  S.  mit  Abb.  u. 
K.  —    iK)  Paris   1907.     504  S.,   119  Taf.  u.   1    K.    1:1  Mill. 


Neger.  285 

»Die  ethnographischen  Forschungen  von  L.  Dcsplagnes  im  West- 
sudan« ^is)^  und  p.  Gähtgens,  »Die  Bevölkerung  des  Zentral-Niger- 
plateaus«^^^). 

Neben  dieser  Gesamtdarstellung  sind  einzelne  Ergebnisse  seiner  Forschungen 
in  verschiedenen  Auf>ätzen  niedergelegt:  '»Une  mission  archeologique  dans  la 
valee  du  Niger«"''),  *Notes  sur  les  origines  des  populations  nigeriennes« 'i^j. 
Dazu  E.  T.  Ilamy,  »Note  sur  les  collections  anthropologiques  recueillies  par 
M.  le  lieutenant  L.  Dcsplagnes  dans  le  Moyen-Niger«"^).  —  Von  seiner  neuesten 
Reise  berichtet  Desplagues  über  »Les  sources  du  Bakoy«*^''),  wo  er  sich  mit 
dem  vorgeschichtlichen  Goldbergbau  beschäftigt  und  wichtige  Aufschlüsse  über 
die  Beziehungen  zwischen  der  alten  Kultur  Nordafrikas  und  der  Sudanbevöl- 
kerung zu  finden  hofft. 

A.  Seidels  Lehrbuch  »Die  Haussasprache« ^21^  igt  yQ^  R. Prietze 
eingehend  bssprochen  worden. 

R.  Prietze  hat  drei  »Tiermärchen  der  Haussa«'^?)  mjt  Interlinearversion 
und  freier  Übereetzung  herausgegeben.  A.  Mischlich  handelt  »Über  Sitten 
und  Gebräuche  in  Haussa«'^»)  (mit  Texten  und  Interlinearversion).  C.W.  J. 
Orr-Captain,   »The  Hausa  Race«^24)^  kann  ich  nur  dem  Titel  nach  anführen. 

Krämer  bringt  wertvolle  »Anthropologische  Notizen  über  die 
Bevölkerung  von  Sierra  Leone«  ^25)_ 

Sie  beziehen  sich  auf  18  Individuen  aus  dem  Gefängnis  von  Freetown. 
Es  wurden  untersucht  4  Mendi,  2  Timne,  2  Leute  von  Port  Lokkoh,  4  Leute 
vom    oberen  Laufe    des  Lokkohflusses,   2  Mandingo,  2  Fullah  und  2  Kruleute. 

Missionsarzt  Dr.  H.  Vor  tisch  handelt  in  einem  längeren  Auf- 
satz über  »Die  Neger  der  Goldküste« ^26^, 

Er  bespricht  Körperbau,  Kleidung  und  Charakter,  Familie,  Sitten  und 
Gebräuche,  öffentliches  Leben,  Markt  und  Reisen,  politische  und  staatliche  Ver- 
hältnisse sowie  Musik-  und  Musikinstrumente.  Von  einigen  Liedern  sind  auch 
die  Melodien  angegeben.  Femer  behandelt  er  Wohnstätten  und  gewerbliche 
Kunst  und  veranschaulicht  alles  durch  zahlreiche  gute  Abbildungen. 

A.  Ffoulkes  legt  »The  Fanti  family  System« ^27)  tlar  ^uj(j 
schildert  »Fanti  marriage  customes«i28)^  »Funeral  customs  of  the 
Gold  Coast  Colony«^29j  m^d  »Borgya  and  Abiowa;  or,  the  latest 
fetish  on  the  Gold  Coast«  i30). 

C.  G.  Seligmann  teilt  »Notes  on  the  Totemism  of  the  Gold  Coast«^^!) 
von  C  H.  Harper  und  auderen  mit  als  Antworten  auf  seinen  Fragebogen  über 
Totemismus.  P.  Staudinger  beschreibt  »Ein  großes  afrikanisches  Steinbeil «1^2^ 
aus  Akem  an  der  Goldküste,  dessen  einstige  Verwendung  nicht  ganz  klar  ist. 
B.  Struck  teilt  nach  unveröffentlichten  Aufzeichnungen  des  verstorbenen  Mis- 
sionars H.  Bohner  einige  »Pockeuschutzmittel  der  Gäer  (Goldküste)« '^^  sowie 
sonst  noch  einiges   »Zur  Kenntnis  des  Gästammes  (Goldküste)« '3*)  mit. 


115)  ZGesE  1908,  549—57.  —  "6)  PM  1909,  140f.  —  "7)  LaG  XIV, 
1906,  81—90.  —  "8)  L'Anthr.  XVIII,  1907,  525—46.  —  "9)  BSAnthrParis 
1906,  433—37.  —  12O)  LaG  XVI,  1907,  225—35.  —  121)  Heidelberg  1906. 
292  S.  PM  1907,  LB  792  (Prietze).  —  122)  ZEthn.  1907,  916—39.  — 
123)  MSemOrientSpr.  X,  3,  155—81;  XI,  3,  1—81.  —  12*)  JAfrS  VII,  1908, 
278.  —  125)  Glob.  XC,  1906,  13—16,  mit  Abb.  —  126)  Ebenda  LXXXIX, 
1906,  277—83,  293—97;  XC,  232-37,  249—53.  —  12^)  JAfrS  VII,  1908, 
394—409.  —  128)  Ebenda  VIII,  1909,  31—48.  —  129)  Ebenda  154—64.  — 
130)  Ebenda  387—97.  —  i^i)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  178—88.  —  132)  ZEthn. 
1908,  809—13,  mit  Abb.  —  1^3)  Qlob.  XCII,  1907,  149  f.  —  13*)  Ebenda 
XCIII,  1908,  31  f.;  XCIV,   1908,   136—39. 


286  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

In  F.  J.  Clozels  »Dix  ans  ä  la  Cöte  d'Ivoire«^^^)  finden  auch 
die  Eingeborenen  und  ihre  Geschichte  eingehende  Berücksichtigung, 
ein  von  Delafosse  verfaßter  Anhang  ist  speziell  der  Ethnogi-aphie 
von  Baule  gewidmet. 

Als  Quellenwerk  ersten  Ranges  zur  Kenntnis  des  Geisteslebens 
der  Neger  muß  J.  Spieths  umfassendes  Werk  »Die  Ewestämme, 
Material    zur  Kunde    des  Ewevolkes   in  Deutsch-Togo«  136)   genannt 

werden. 

Es  ist  eine  überreiche  Materialiensammlung  zum  größten  Teil  in  der  Original- 
sprache mit  deutscher  Übersetzung,  die  die  bisherigen  Voi-stellungen  vom  Geistes- 
leben und  besonders  von  den  religiösen  Anschauungen  der  Neger  umzustoßen 
geeignet  ist.  Das  Werk  wird  von  C.  Meinhof  überaus  günstig  besprochen. 
Spieth  hat  auch  einen  Vortrag  über  »Die  religiösen  Vorstellungen  der  Eweer«'^'') 
gehalten  und  über  »Die  Eechtsanschauungen  der  Togoneger  und  ihre  Stellung 
zum  europäischen  Gerichtswesen« ^^8)  geschrieben.  F.  Müller  führt  uns  »Die 
Religionen  Togos  in  Einzeldarstellungen« i^^)  vor.  —  Die  Missionare  G.  Binetsch 
und  G.  Härtter  berichteten  »Über  die  Eweer  bzw.  Anglo-Eweers^^O),  und  zwar 
ersterer  über  »Religiöse  Anschauungen  der  Eweer«,  letzterer  über  »Sitten  und 
Gebräuche  der  Angloer  (Oberguinea)«  sowie  über  »Fischfang  im  Evheland«  und 
»Spiele  der  Evheer«.  H.  Klose  handelt  über  »Musik,  Tanz  und  Spiel  in 
Togo«  1*1).  C.  Spieß,  »Fetischismus  unter  den  Evhenegern  in  Togo«!*^)^  stellt 
auf  Grund  von  Angaben  der  Neger  selbst  die  Grenze  zwischen  Fetischismus 
und  Religion  fest  und  schildert  »Die  Bestattung  bei  den  Evhenegern  in  West- 
afrika« i*^).  Derselbe  bringt  eine  bildliche  Darstellung  und  Beschreibung  des 
»Yevhe  und  Se«i**).  Yevhe  ist  ein  Fetisch  und  der  Yevhekultus  findet  sich 
besonders  bei  den  Agotimeern  in  Togo,  die  von  der  Goldküste  stammen.  Se- 
ist das  Abzeichen  eines  Wahrsagers  der  Evheer  und  nicht  zu  verwechseln  mit 
der  Gottheit  Se  desselben  Volkes.  Spieß  teilt  ferner  einiges  »Aus  den  Gerichts- 
sitzungen der  Ewheer  Westafrikas  in  alter  und  neuer  Zeit«!**)  mit  und  be- 
schreibt »Das  Gehöft  des  Gottes  Zakadza  in  Nogokpo«!*^)^  nicht  weit  von  der 
englisch-deutschen  Togogrenze  auf  englischem  Gebiet. 

Smend  schildert  »Eine  Reise  durch  die  Nordostecke  von  Togo«  i*'^). 

Er  macht  uns  dabei  bekannt  mit  den  Käbure,  einem  Splittervolk  des 
großen  Tim  sprechenden  Tschaudyovolkes,  den  Losso,  die  vielleicht  einen  hamiti- 
schen  Bluteinschlag  haben,  femer  mit  den  Difale,  die  auch  einen  Timdialekt 
sprechen,  den  Ssola,  einem  im  Lande  gebliebenen  Rest  der  nach  SO  abgewan- 
derten Ssoruba,  mit  besonderer  Sprache  und  Tätowierung,  Penishüllen  und 
merkwürdigen  Burgen,  endlich  mit  den  Tamberma.  Derselbe  handelt  über 
»Negermusik  und  Musikinstrumente  in  Togo«'*^  und  »Herstellung  von  Messing- 
perlen bei  den  Ewhe«!*^),  G.  Antze  beschreibt  eingehend  zwei  »Fetische  und 
Zaubermittel  aus  Togo«  1*0).  Über  die  »Tamberma«  ^^i)  an  der  Ostgrenze  Togos, 
besonders  über  ihren  Häuserbau  macht  auch  Claus  Schilling  kurze,  aber 
interessante  Mitteilungen. 

135)  Paris  1906.  Mit  K.  u.  Abb.  —  i»«)  Berlin  1906.  LXXX  u.  962  S., 
2  K.  u.  172  Bilder.  PM  1907,  LB  480  (Meinhof).  —  i^T)  BremerMissionsschr. 
Nr.  17,  1906.  16  S.  —  i^»)  JBerDKolonien  I,  1908,  132.  —  i»»)  Anthropos 
I,  1906,  509—20;  H,  1907,  202—10;  III,  1908,  272—79.  —  i*°)  ZEthn. 
1906,  34—70.  —  1*1)  Glob.  LXXXIX,  1906,  9—13,  69—75,  mit  Abb.  — 
1*2)  DGBl.  XXIX,  1906,  189—215,  mit  8  Taf.  —  i*^)  Ebenda  XXX,  1907, 
H,  4.  —  1**)  Glob.  XCIV,  1908,  6f.,  mit  Abb.  —  i*5)  Ebenda  LXXXIX, 
1906,  334f.  —  i*'5)  Ebenda  XCI,  1907.  6—8.  —  i*^)  Ebenda  XCII,  1907, 
245—50,  265—69,  mit  Abb.  —  '*«)  Ebenda  XCIII,  1908,  71-75,  89—94, 
mit  Abb.  —  i*»)  Ebenda  XCII,  1907,  315 f.,  mit  Abb.  —  i*<^  JbMusVölkerkde. 
Leipzig  II,  1907,  36—56,  mit  83  Abb.  —  i^i)  Glob.  LXXXIX,  1906,  261—64. 


Neger.  287 

A.  Seidel  hat  ein  »Lehrbuch  der  Ewhesprache  in  Togo  (Anglo- 
dialekt),  mit  Übungsstücken,  einem  systematischen  Vokabular  und 
einem  Lesebuch«  ^  ^2)^  Diedrich  West  ermann  den  zweiten  Teil 
seines  Wörterbuches  der  Ewesprache  »Deutseh-E\ve\vörterbuch«i53) 
und  eine  »Grammatik  der  Ewesprache« ^^■*)  veröffentlicht  und  seine 
eingehenden  Beobachtungen  über  die  »Zeichensprache  des  Ewevolkes 
in  Deutsch-Togo«  155)  mitgeteilt. 

Von  Fr.  Witte  liegt  eine  kleine  Sammlung  »Lieder  und  Gesänge  der 
Ewheneger  (Gr'dialekt)«!^^)  mit  einer  Einleitung  und  mit  Zusätzen  von  P.W. 
Schmidt  vor,  von  Ant.  Witte  ein  Artikel  »Der  Königseid«  in  Kpandu  und 
bei  einigen  benaciibarten  Ewestämmen  •^''). 

A.  Grlyn  Leonard  baut  sein  außerordentlich  wertvolles  religions- 
wissenschaftliches Werk  »The  Lower  Niger  and  its  Tribes«i58)  auf 
anthropogeographischer  Grundlage  auf. 

Er  sucht  die  verschiedenen  Stämme  des  Nigerdeltas  aus  ihrer  natürlichen 
Umgebung  heraus  zu  verstehen.  Das  Buch  enthält  eine  Fülle  von  Beobachtungen 
besonders  über  das  Geistesleben  und  die  Sitten  der  Eingeborenen.  Von  dem- 
selben »Southern  Nigeria —  religion  and  witchcraft«^^^).  E.  A.  Steel  spricht  in 
seinem  Vortrag  »Exploration  in  Southern  Nigeria«  i^")  auch  über  die  Eingeborenen, 
die  Oka,  Bende,  Elugus,  Ahiaras,  Onitschas,  ihre  Feste,  abergläubischen  Vor- 
stellungen und  Heiratsgebräuehe. 

Hanns  Vischer  berichtet  über  »Journeys  in  Northern  Nigeria«  i^i), 
AVanderungen  von  Amara  am  Benue  durch  das  Sultanat  Bautschi 
nach  Gudscheba. 

Sein  Bericht  enthält  viele  wertvolle  Angaben  (religiöse  Anschauungen, 
Kleidung,  Charakter,  Dorfbau)  über  die  zum  größten  Teil  kannibalischen  Heiden- 
stämme der  Jikum,  Yergum,  Montoil,  Ankwe,  Angoss,  Burmawa  und  Gatali  in 
den  Bergen  um  Wase  und  am  Benueufer,  femer  über  die  Talu,  Pe  und  Gasura 
in  derselben  Gegend.  —  J.  Parkinson  teilt  in  »Note  on  the  Asaba  People 
(Ibos)  of  the  Niger«  162)  manches  über  religiöse  Vorstellungen,  Sitten  und  Ge- 
bräuche mit;  ebenso  in  »A  Note  on  the  Efik  and  Ekoi  Tribes  of  the  Eastem 
Province  of  Southern  Nigeria« '^3). 

M.  Büchner  macht  in  »Benin  und  die  Portugiesen« ^ 6*)  den 
Einfluß  der  Portugiesen  auf  die  Beninkunst  sehr  wahrscheinlich. 
W.  Crahmer,  *Über  den  Ursprung  der  Beniiikultur«i65),  hält 
indischen  Einfluß  für  unverkennbar.  Nach  L.  Schermani^ß)  hat 
denselben  Gedanken  schon  Dr.  Oswald  Richter  ausgesprochen. 

S.  Kosenhuber,  Die  Basäsprache«^^'^. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  französischen  Kolonie 
Dahome   bietet    G.  Franoois   in    seinem   Buch   »Notre    colonie   du 


152)  Heidelberg  1906.  VIII  u.  176  S.  —  153)  Berlin  1906.  235  S.  — 
154)  Berlin  1907.  158  S.  —  155)  MSemOrientSprBerlin  X,  3,  1—14.  — 
156)  Anthropos  I,  1906,  65—81,  194—209.  —  157)  Ebenda  III,  1908,  426—30.  — 

158)  London    1906.      586  S.,    1   K.      PM    1908,    LB    448    (P.  Staudinger).  — 

159)  AsQuRev.  XXIV,  1907,  279—311.  —  16")  GJ  XXXII,  1908,  6—21,  mit 
Abb.  —  161)  Ebenda  XXVIII,  1906,  368—77.  —  162)  JAnthrl  XXXVI,  1906, 
312—24,  mit  2  Taf.  —  16»)  Ebenda  XXXVII,  1907,  261—67,  mit  2  Taf.  — 
164)  ZEthn.  1908,  981—92,  mit  4  Fig.  —  i65)  Glob.  XCIV,  1908,  301—03.  — 
166)  Ebenda  XCV,   1909,  36.  —   i«^)  MSemOrientSprBerlin  XI,  3,  219—306. 


288  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Dahomey,  sa  Formation,  son  developpement ,  son  aveuir<  i^^),  in 
dessen  zweitem  Kapitel  die  geographischen  und  ethnograpliischen 
Verhältnisse  behandelt  Averden.  —  Gaillard  schildert  in  »Etüde 
sur  les  lacnstres  du  Bas-Dahomey«i69j  eingehend  Lebensweise, 
Äußeres,  Sitten,  Gebräuche,  Gesundheitsverhältnisse  der  Pfahlbauer 
auf  den  Lagunen  der  Dahomeküste.  Über  »L'ethnographie  du 
Dahomey  au  XVIP  siecle«^'^^')  hat  H.  Deherain  berichtet  nach 
Auszügen  aus  ungedruckten  Briefen  des  niederländischen  Sklaven- 
händlers Bosman,  der  1668 — 1700  in  Ouidah  an  der  Küste  von 
Dahome  lebte. 

J.  Decorse,  »Du  Congo  au  Lac  Tchad  (Mission  Chari-Lac 
Tchad  1902 — 04)« i'^^)  berichtet  über  seine  zoologischen  und  ethno- 
graphischen Beobachtungen,  welch  letztere  sich  auf  dicHoro,  Tunia 
und  Kaba  bei  Fort  Archambault,  auf  die  Niellim  und  die  »Sara« 
genannten,  sprachlich  verwandten,  aber  physisch  sehr  verschieden- 
artigen Stämme  beziehen. 

Derselbe,  »Recherches  archeologiques  dans  le  Soudan«*^^^,  hat  nordöstlich 
vom  Senegal  und  südwestlich  von  Timbuktu  zahlreiche  prähistorische  Artefakte 
aufgefunden,  ferner  bedeutende  Schlackenhaufen,  die  auf  ehemalige  Eisengewinnung 
schließen  lassen,  endlich  monolithische  Denkmäler  südlich  von  Timbuktu,  auf 
die  schon  Desplagnes  in  seiner  bereits  erwähnten  Arbeit  hingewiesen  hat. 

Loeffler  bietet  in  »Les  regions  comprises  entre  la  Haute-Sanga, 
le  Chari  et  le  Cameroun«^''^^  auch  manche  ethnographische  Be- 
merkungen, so  über  die  Teri  und  Laka.  —  H.  Marquardsen  teilt 
seine  »Beobachtungen  über  die  Heiden  im  nördlichen  Adamaua«  ^7-*)  mit. 

A.  Chevaliers  Bericht  über  die  Schari- Tschad -Expedition 
»L'Afrique  Centrale  Fran(,'aise«i75)  (1902 — 04)  enthält  auch  eine 
Menge  ethnographischer  Beobachtungen. 

0.  Couvy  bringt  auf  Grund  von  Untersuchungen  an  245  er- 
wachsenen Männern  verschiedener  Stämme  im  Tschadseegebiet 
»Notes  anthropometriques  sur  qiielques  races  du  territoire  mibtaire 
du  Tchad«  176).  Leiblich  und  geistig  stehen  am  höchsten  dieWadaier, 
am  niedrigsten  die  Saras.  —  H.  R.  Palmer  hat  »The  Kano  Chro- 
nicle«!'^''),  die  in  Sabongari  bei  Katsina  gefunden  wurde,  ins  Eng- 
lische übersetzt  und  mit  einer  Einleitung  versehen.  Sie  beginnt 
999  n.  Chr.  und  schließt  mit  dem  Jahre   1892. 

Nach  Gaden'78)  setzt  sich  die  Bevölkerung  der  Oase  Bilma 
aus  Beriberi  und  seßhaft  gewordenen  Tibbu  zusammen,  beläuft  sich 
auf  2500  Köpfe  und  verteilt  sich  auf  zehn  Dörfer,  denen  jede 
politische  Organisation  fehlt.     Die  im  Nordosten  von  Bilma  liegende 


J68)  Paris  1906.  VII  u.  284  S.  mit  52  Abb.  —  169)  L'Anthr.  XVIII, 
1907,  99—125.  —  170)  LaG  XVII,  1908,  471.  —  i^i)  Paris  1906.  VII  u. 
347  S.,  1  Abb.  —  i''2)  L'Anthr.  1906,  669—75,  mit  Abb.  —  i")  Renseign. 
Colon.  1907,  224—40,  mit  1  K.  —  i^*)  Glob.  XCII,  1907,  197—201,  mit 
1  Völkerk.  —  175)  Pai-is  1907.  XVIII  u.  776  S.  mit  6  K.,  8  Taf.  u.  112  Abb.  — 
170)  L'Anthr.  XVIII,  1907,  549—82.  —  '77)  JAnthrl  XXXVIII,  1908,  58—98, 
mit  2  Taf.   —    "78)  RevCol.    1907,  Juni. 


Neger.  289 

Oase  Djado  oder  Geuas  ist  von  Tibbu  bewohnt,  die  südwestlich 
von  Bilma  gelegene  Oase  Faschi  oder  Agram  von  Beriberi. 

Ostsudan.  Boyd  Alexander  behandelt  in  einem  Artikel  »From 
the  Niger,  by  Lake  Chad,  to  the  Nile«!'^^)  kurz  auch  die  Völker 
des  durchreisten  Gebiets. 

Es  sind  die  Yergum,  die  heidnischen  Kerri-kcrri,  die  Kagorra  (Kopfjäger) 
zwischen  Dairoro  und  Badiko,  die  heidnischen  Kachia,  die  Budiima,  die  Sara- 
stämme  oder  Kurdi,  die  mit  ihnen  verwandten  Kabba-sara,  femer  die  Wujia, 
Munjia,  N'Dikongo,  Langassi,  alle  zum  Bandavolk  im  Schari-Ubangi-Gebiet 
gehörig,  die  Banziris  und  die  Yakomas  oder  Sungoes,  Assande,  Bakango,  Momvu 
und  Mombuttu,  Dinka. 

Enrico  Graffen  u.  Edoardo  Colombo,  »Les  Niam-Niam, 
Traduit  de  l'italien  par  M™®  Jaques  Dumas« ^^O)^  schildern  be- 
sonders die  Familienverhältnisse,  die  soziale  und  politische  Organi- 
sation der  beiden  Abteilungen  der  Niam-Niam,  der  Avungura  und 
der  Bangia.  —  Fr.  X.  Geyer  berichtet  über  »Eine  Forschungsreise 
ins  Land  der  Kresch«^^!)  jm  Westen  der  Provinz  Bahr-el-Ghasal 
und  schildert  diese  sowie  die  unter  und  neben  ilinen  wohnenden 
Stämme  der  Adja,  Banda,  Manga,  Schat  und  Dinka. 

Watkiss  Lloyd  veröffentlicht  »Some  Notes  on  Dar  Homr«i82) 
über  den  bisher  unbekannten  südwestlichen  Bezirk  von  Kordofan 
und  seine  Bewohner. 

Dar  Homr  liegt  nördlich  vom  Bahr-el-Arab  und  westlich  vom  Dar  Nuba 
zwischen  dem  28.  und  29.°  O  und  dem  10.  und  12.°  N.  Seine  Bewohner 
sind  Araber  und  zerfallen  in  zwei  große  Stammesgruppen,  die  Ageira  und  die 
Felaita.  In  bezug  auf  die  Kriminalität  stehen  sie  weit  höher  als  die  übrigen 
Bewohner  von  Kordofan,  denn  Verbrechen  kommen  sehr  selten  vor  und  werden 
streng  bestraft.  Mord  wird  durch  ein  Wergeid  gesühnt.  Sie  treiben  etwas 
Ackerbau  und  Viehzucht,  leben  in  sehr  primitiven  Hütten  mit  höchst  einfachem 
Hausrat.  Ihre  Kleidung  besteht  aus  Baumwollmänteln  mit  weiten  Ärmeln. 
Selbst  verfertigen  sie  nur  Schläuche,  Netze  und  Zaumzeug,  alles  übrige,  Töpfer- 
und Baumwollwaren  usw.,  kaufen  sie  in  El-Odaiya  oder  von  umherziehenden 
Händlern. 

J.  K.  Giffens  »The  Egyptian  Sudan« ^83)  enthält  auch  inter- 
essante Bemerkungen  über  die  Schilluk.  —  B.  Struck,  »An  un- 
located  tribe  on  the  White  Nile«^84)^  macht  es  sehr  wahrscheinlich, 
dali  die  Baer  identisch  mit  den  Dyur  sind.  —  G.  A.  S.  Northcote, 
»The  Nilotic  Kavirondo«!^^)^  gibt  eine  kurze  ethnographische  Be- 
schreibung der  Kavirondo  oder  Jaluo  am  Nordostufer  des  Viktoria- 
sees, die  zur  selben  Familie  "svie  die  Dinka  gehören  und  mit  den 
Aluri  und  Acholi  zu  beiden  Seiten  des  Nils  bei  Wadelai  nahe  ver- 
wandt sind. 

D.  Comyn  berichtet  in  »Survey  of  the  Pibor  River«  i^e)  über 
seine    1904   ausgeführte  Fahrt   den  Pibor,    einen  südlichen  Zufluß 

"9)  GJ  XXX,  1907,  119—49,  mit  1  K.  1  : 8  Mill.  —  i»»)  Paris  1906. 
32  S.  (ExtrRevInternS).  —  i8i)  KatholMiss.  XXXIV,  1905/06,  101—03.  — 
182)  GJ  XXIX,  1907,  649—54.  —  183)  Chicago  o.  J.  (1905).  252  S.  mit 
2  K.  u.  10  Abb.  —  184)  jAfiS  VIII,  1908,  75—78.  —  i85)  jAnthrl  XXXVII, 
1907,  58—66.  —  186)  GJ  XXXI,  1908,  304—07,  mit  Kartensk. 
Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  19 


290  P.  Gähtgcns,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

des    zum    Sobat   gehenden    Akobo,    aufwärts    bis    in    die  Nähe   der 
Quelle. 

Am  Zusammenfluß  des  Pibor  und  des  Akobo  wohnen  Nuer  und  Anuak. 
Weiter  aufwärts  am  Dorfe  Nyanabek  beginnen  die  Sitze  der  Agibba,  die  den 
Nuer  und  Anuak  nicht  ähnlich  sind,  sondern  an  die  Völker  des  westlichen 
Bahr-el-Ghasal  erinnern.  Auffallend  ist  die  Haarfrisur  der  Männer  und  ihr 
sonstiger  Schmuck  (Filzhut,  20  cm  langer  Draht  oder  Kette  an  der  Unterlippe). 
Sie  treiben  Ackerbau  und  Viehzucht  und  zeigen  Geschicklichkeit  in  der  Leder- 
arbeit. C.  W.  Hobley  bringt  in  seinen  »Notes  on  the  Geography  and  People 
of  the  Baringo  District  of  the  East  Africa  Protectorate«'*'')  eine  Menge  historischer 
und  ethnographischer  Nachrichten  über  die  Bevölkerung  zwischen  Baringo-  und 
Rudolfsee  in  der  nördlichen  Fortsetzung  des  ostafrikanischen  Grabens,  die 
Samburu,  Masai,  Suk,  Turkana,  welch  letztere  sich  als  stammverwandt  mit  den 
Masai  bezeichnen  sollen.  Die  Turkana  üben  keine  Beschneidung.  Von  A. 
Faraggiani  sind  »Alcune  notizie  sui  Suk  e  sui  Turkana«^*^,  von  R.C.Owen 
»Bari  grammar  and  vocabulary«^^^)  zu  nennen.  A.  Kaiser  stellt  >Eassen- 
biologische  Betrachtungen  über  das  Masai volk«!^**)  an  im  Anschluß  an  Merkers 
Buch  »Die  Masai«. 

C.  Bantuvölker. 

Allgemeines.  Für  J.  F.  van  Oordts  »The  Origin  of  the  Bantu: 
a  Preliminary  Study« ^ 9^),  worin  er  die  Verwandtschaft  der  Bantu- 
sprachen  mit  dem  Ugroaltaischen  nachzuweisen  sucht,  kann  ich 
auf  die  durchaus  abweisende  Kritik  von  H.  H.  Johnston  in  The 
Geogr.  Journ.  verweisen.  Das  bedeutende  Werk  C.  Meinhofs, 
»Grundzüge  einer  vergleichenden  Grammatik  der  Bantusprachen«i92^, 
wird  von  B.  Struck,  »Eine  vergleichende  Grammatik  der  Bantu- 
sprachen«^^^),  eingehend  gewürdigt.  Struck  hat  auch  eine  »Biblio- 
graphy  of  Bantu  languages«^^-*)  verfaßt,  F.  N.  Fink  »Die  Verw^andt- 
schaftsverhältnisse  der  Bantusprachen«!^^)  auseinandergesetzt.  — 
B.  Anker  mann  gibt  eine  Übersicht  »Über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Ethnographie  der  Südhälfte  Afrikas« ^^6^^  w^obei  die  Rassen- 
und  Sprachenfrage,  die  Kultur,  Herkunft  und  Wanderungen  berück- 
sichtigt werden.  Die  wertvolle  Arbeit  ist  von  R.  P.  Hermes  auch 
ins  Französische  übersetzt  worden:  »L'ethnographie  actuelle  de 
TAfrique  meridionale«  ^^'^). 

Ostafrika  und  Seengebiet.  K.  G.  T.  Bright,  »The  Uganda — 
Congo  Boundary  Commission«!^^),  referiert  auch  kurz  über  die  Be- 
völkerung. 

In  Ankoli  die  hamitischen  Bahima  und  der  Bantustamm  der  Baero,  südlich 
vom  All)ert-Edward-Sce  die  Basiggi  oder  Bachigga  mit  deu  Baero  verwimdt, 
aber  auf  einer  niedrigeren  Kulturetufe  mit  einer  Ka.ste  weiblicher  Zauberdokloren, 
Niawingi;    im    Semlikiwald    die    kannibiilischen  Baamba    uud    die  Batwa-    oder 

187)  GJ  XXVIII,  1906,  471—81,  mit  Abb.  —  i««)  BSGItal.  IX,  1908, 
561—76,  636—52.  —  189)  London  1908.  VIII  u.  16-1  S.  —  '»O)  ArchRjusscu 
GesBiol.  III,  1906,  201—26,  mit  Abb.  Glob.  LXXXIX,  1906,  387  f.  — 
19»)  Kapsladt  1907.  97  S.  GJ  XXX,  1907,  202 f.  —  i92)  Beriiu  1906. 
XV  u.  160  S.  —  193)  Glob.  XCIII,  1908,  271—73.  —  i9^)  JAfrS  VI,  24.  — 
i»5)  Göttingen  1908.  138  S.  —  l»«)  ArchAnthr.  N.  F.  4,  XXXII,  1906, 
241  —  86,  mit  5  Taf.  u.  Abb.  —  ■")  Anthropos  I,  1906,  552—91,  914—49, 
mit  5  Tiif.  —   198)  GJ  XXXII,   1908,  488—93. 


Neger.     Bantuvölkcr.  291 

Bambutuzwerge  und  die  etwas  größeren,  aber  äffen  ahn  lieberen  Banande ;  zwischen 
der  Nil-Kongo -Wasserseheide  und  dem  Albertsee  die  ganz  anders  gearteten 
Balegga  und  Bavira  (beide  Bantu)  und  die  nilotischen  Lendu. 

J.  Roscoe  schildert  ethnographisch  »The  Bahima:  a  Cow  Tribe 
of  Enkole  in  the  Uganda  Protectorate«*^^).  A.  Kaisers  längerer 
Aufsatz  über  »Die  wirtschaftliche  Entwicklung  der  Ugandabahn- 
länder« 200)  mag  wegen  der  Abbildungen,  die  Völkertypen  darstellen, 
hier  erwähnt  werden.  Derselbe  hat  auch  eine  Arbeit  über  »Die 
Ugandabahn  in  ihrem  Einfluß  auf  die  Eingeborenen  «201)  geschrieben. 
C.  W.  Hattersley  teilt  in  seinem  »Uganda  by  Pen  and  Camera« 202) 
auch  manches  über  die  Sitten  der  von  ihm  als  sehr  intelligent  be- 
zeichneten Waganda  mit,  mehr  in  »The  Baganda  at  home,  with 
one  hundred  pictures  of  life  and  work  in  Uganda« ^03). 

B.  Grutmanu  macht  uns  in  einer  Reihe  von  Artikeln  näher 
mit  den  Wadschagga  bekannt. 

So  schildert  er  die  »Trauer-  und  Begräbnissitten  der  Wadschagga« 20*),  be- 
spricht »Die  Fabelwesen  in  den  Märchen  der  Wadschagga« 20ö)^  lehrt  uns  »Die 
Frau  bei  den  Wadschagga<  206^  kennen,  führt  die  verschiedenen  Formen  von 
»Wahrsagen  und  Traumdeuten  bei  den  Wadschagga« ^o 7 j  yor,  und  handelt  über 
»Fluchen  und  Segnen  im  Munde  der  Wadschagga« 208)^  über  die  »Zeitrechnung 
bei  den  Wadschagga  «209)  und  über  »Die  Opferstätten  der  Wadschagga« 2 lO). 
.1.  Raum  bringt  einen  Artikel  über  »Blut-  und  Speichelbünde  bei  den  Wa- 
dschagga« 21 1). 

H.  Krauß  unterrichtet  uns  über  den  »Tierfang  bei  den  Wasa- 
ramo«2i2).  Derselbe  gibt  die  von  den  Wasuaheli  in  Deutsch-Ost- 
afrika verwendeten  Arzneien  an^is). 

Er  schildert  Geburt  und  Tod  bei  den  Wasuaheli  2 1<),  beschreibt  das  »Spiel- 
zeug der  Suahelikinder«  215),  die  verschiedenen  Arten  des  »Lufambo«2i6)j  des 
Schnurabhebespiels,  das  besonders  bei  den  Wakami  in  Deutsch-Ostafrika  beliebt 
ist,  und  handelt  über  »Hausgeräte  der  deutsch-ostafrikanischen  Küstenneger«  21 7) 
sowie  über  »Die  Wohnung  des  deutsch-ostafrikanischen  Küstennegers« 218). 

A.  Karasek  schreibt  über  »Tabakpfeifen  und  Rauchen  bei  den 
Waschambaa  «  2 1 9  j. 

I.  M.  M.  Van  der  Bürgt  berichtet  über  eine  kui-ze  Reise  »Von 
Mwansa  nach  Uschirombo  im  Herbst  1903«220). 

Der  Artikel  enthält  auch  einige  Nachrichten  über  die  Wakawirondo  und 
Wagaya  und  bringt  eine  Liste  von  Kigayawörtem  aus  Sehirati,  aus  denen  er 
auf  die  Zugehörigkeit  der  Wagaya  zu  der  nilotischen  Völkergruppe  schließen  zu 


199)  JAnthrl  XXXVII,  1907,  93—118,  mit  2  Taf.  —  200)  Qlob.  XCI, 
1907,  53—57,  69—73,  85—93,  101—08.  —  201)  MOstschweizGKommGes. 
StGallen  1906.  —  202)  London  1906.  138  S.,  24  Abb.  —  203)  London  1908. 
XVI  u.  227  S.  —  204)  Glob.  LXXXIX,  1906,  197—200.  —  200)  Ebenda 
XCI,  1907,  239—43.  —  206)  Ebenda  XCII,  1907,  1—4,  29—32,  49—51.  — 
207)  Ebenda  165—67.  —  208)  Ebenda  XCIII,  1908,  298—302.  —  209)  Ebenda 
XCIV,  1908,  238—41.  —  21O)  ArchReligionswiss.  XII,  1.  —  211)  Ebenda  X, 
2.  —  212)  Glob.  XCII,  1907,  338  f.,  mit  Abb.  —  2i3)  MünchMedWschr.  1907, 
Nr.  41.  —  214)  Ebenda  Nr.  50.  —  2i5)  Qlob.  XCII,  1907,  357—59,  mit  Abb.  — 
216)  Ebenda  221  f.,  mit  Abb.  —  2i7)  Ebenda  XCIII,  1908,  357—63,  mit  Abb.  — 
218)  Ebenda  XCIV,  1908,  380—82,  mit  Abb.  —  2i9)  Ebenda  XCIU,  1908, 
285—87,  mit  Abb.  —  220)  pm  1906,  121—36. 

19* 


292  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnolo^sehe  Forschung. 

können  glaubt,  stellt  einige  Irrtümer  in  der  Benennung  einzelner  Volksstämme 
zwischen  Viktoriasee  und  Tanganjika  fest  (Wasukuma,  Wanyamwesi),  spricht 
kurz  über  die  politischen  und  dynastischen  Verhältnisse  von  Msalala  und  gibt 
eine  Liste  der  Vorgänger  des  jetzigen  Oberkönigs  von  Msalala,  die  bei  durch- 
schnittlicher Regierungszeit  von  25  Jahren  bis  1628  zurückgehen  würde.  Er 
macht  weiter  kurze  Angaben  über  die  Walongo,  deren  Handwerk  die  Gewinnung 
von  Eisen  und  Erz  ist  und  die  unvermischt  unter  den  anderen  Volksstämmen 
zwischen  Tabora  und  Mwansa  leben. 

Oberleutnant  M.Weiß  schildert  »Land  und  Leute  von  Mpororo«22i), 
das  er  durch  seine  3|jährige  Tätigkeit  als  Kommissar  der  deutsch- 
englischen Grenzkommission  gründlich  kennen  gelernt  hat. 

Die  Bevölkerung  setzt  sich  aus  den  hamitischea  Wahima  (Wahuma)  und 
den  Wapororo  (Wanjambo),  einem  echten  Bantustamm,  zusammen.  Beide  werden 
recht  eingehend  ethnographisch  geschildert.  Von  besonderem  Interesse  ist  die 
genaue  Beschreibung  der  körperlichen  Merkmale,  der  Haartrachten  und  Narben, 
des  Schmuckes,  der  Kleidung,  der  Bewaffnung  usw. 

Robert  Koch  teilte  in  einem  Vortrag  »Anthropologische  Be- 
obachtungen gelegentlich  einer  Expedition  an  den  Viktoria-Nyanza«222) 
mit,  die  er  auf  den  Sesseinseln  und  in  den  Uferlandschaften  1  906 
gemacht. 

Die  Bewohner  gehören  zu  den  Bantu,  stellen  aber  einen  Mischtypus  aus 
diesen  und  hamitischen,  nilotischen  und  Pygmäenelementen  dar.  Die  Mitteilungen 
beziehen  sich  auf  die  verschiedensten  Dinge  ethnographischer  Art  und  auf  Fels- 
zeichnungen in  Kisiba. 

P.  C.  Smoor  berichtet  über  einige  religiöse  oder  abergläubische 
Anschauungen  der  Neger  an  der  Westküste  des  Viktoriasees  im 
Gebiet  der  Missionsstation  Ihangiro  bei  Bukoba^ss^.  —  In  A.Vetters 
Dissertation  »Die  Ergebnisse  der  neueren  Untersuchungen  über  die 
Geographie  von  Ruanda« ^24)  sind  auch  die  Bevölkerungsverhältnisse 
berücksichtigt  und  die  Verteilung  der  wichtigeren  Volksstämme  auf 
der  Karte  zur  Darstellung  gebracht.  Missionar  Johannsen  läßt 
uns  »Blicke  in  Herz  und  Leben  der  Ruandaleute «220^  tun  und  er- 
zählt »Schöpfung  und  Sündenfall  nach  der  Überlieferung  der  Ruanda- 
leute« 226).  —  w.  y,  Grawert  schildert  »Land  und  Leute  in 
Urundi«227)  —  Richter  macht  einige  interessante  Mitteilungen 
über  die   »Rechtsgewohnheiten  der  Wangoni«228j. 

E.  Nigmann  schildert  »Die  Wahehe,  ihre  Geschichte,  Kult-, 
Rechts-,  Kriegs-  und  Jagdgebräuche« 229). 

Ganz  besonders  ausführlich  sind  seine  Mitteilungen  über  die  Reehtsanschau- 
ungcn  und  -gebrauche,  die  er  durch  eigene  richterliche  Tätigkeit  auf  das  ge- 
naueste kennen  gelernt,  und  die  erschöpfende  Darstelluug  des  fein  ausgebildeten 
Kriegswesens,  für  die  er  als  Offizier  besonders  befähigt  ist.  Von  demselben 
werden  »Jagdgebräuche  der  Wahehe,  Jagdgegend,  Jagdart,  Wildvorkommen«-'"'), 


221)  Glob.  LXXXIX,  1906,  206—71,  325—32;  XCI,  1907,  153—59, 
165—71.  —  222)  ZEthn.  1908,  449-70,  mit  Abb.  u.  1  Taf.  —  223)  Gott 
will  es!  Nov.  1905.  Glob.  LXXXIX,  190G,  84.  —  224)  Darmstadt  1906. 
VIII  u.  99  S.,  1  K.  1  :1  Mill.  —  225)  NachrOstafrMiss.  1908,  87  f.  —  22«)  Ebenda 
70f.  —  227)  DOARundsch.  1908,  Nr.  13.  —  228)  DKolonialbl.  1907,  672—76.  — 
229)  Berlin  1908.  XII  u.  131  S.  mit  3  K.  u.  11  Abb.  PM  1910,  LH  170 
(Gähtgens).  —   230)  OstafrWeidwcrk  III,   1908,  Nr.  2. 


Bantuvölker.  293 

von  Weck  wird  »Der  Wahehearzt  und  seine  Wissenschaft« ^31)  besprochen.  Von 
Denipwolff  »Einige  Sonderheiten  der  nehesprache<'232)  mitgeteilt.  —  .1.  H. 
West  Sheane  veröffentlichte  »Some  Aspects  of  the  Awemba  Religion  and 
Superstitious  Observances«233). 

H.  Fabry  erzählt  manches  ethnographisch  Interessante  »Aus 
dem  Leben  der  AVapogoro«^^*),  die  zwischen  den  Quellflüssen  des 
Kufiji,  dem  TJlanga  und  dem  Liiwego,  und  zu  beiden  Seiten  des 
Eufiji  bis  zu  seinem  ^Mittellauf  wohnen. 

Er  unterrichtet  uns  auf  Grund  eigener  Anschauung  über  die  Wohnstätten, 
über  Schmuck,  Haartracht,  künstliche  Verunstaltungen,  Kleidung,  Waffen  und 
Instrumente,  Jagd,  Fischfang,  Viehzucht  und  Ackerbau,  über  Tanz,  Haustechnik, 
Handel  und  Gewerbe,  politische,  soziale  und  eheliche  Verhältnisse,  über  die 
Gebräuche  bei  Geburt  und  Tod,  über  die  religiösen  Anschauungen,  Medizin 
und  Zeitrechnung. 

Was  K.  Weule  auf  seiner  1906  nach  Deutsch-Ostafrika  unter- 
nommenen Forschungsreise  erlebt  und  gesehen  und  wie  er  seine 
sehr  reichen  Resultate  gewonnen  hat,  erzählt  er  in  seinem  für 
weitere  Ea-eise  berechneten,  aber  auf  wissenschaftlicher  Grundlage 
beruhenden  Reisewerk  »Negerleben  in  Ostafrika,  Ergebnisse  einer 
ethnologischen  Forschungsreise« 235),  während  er  eine  systematische 
Zusammenstellung  des  gewonnenen  Materials  unter  dem  Titel 
»Wissenschaftliche  Ergebnisse  meiner  ethnographischen  Forschungs- 
reise in  den  Südosten  Deutsch-Ostafrikas« 236)  veröffentlicht  hat. 

Seine  Forschungen  erstrecken  sich  auf  die  Stämme  der  Wayao,  Makua, 
Makonde,  der  sog.  Wangoni  und  der  Wamatambwe,  die  in  dem  der  Küste  be- 
nachbarten Teil  des  Hinterlandes  von  Lindi,  auf  dem  Makondeplateau  und  am 
unteren  Eowuma  wohnen.  Die  Ausbeute  auf  dem  Gebiete  der  geistigen  und 
materiellen  Kultur  ist  überaus  reich,  und  Weule  hat  eine  Menge  neuer  über- 
raschender Beobachtungen  gemacht.  Derselbe  berichtet  über  »Körperverun- 
staltungen und  Maunbarkeitsfeste  im  Süden  von  Deutsch-Ostafrika«  ^^T),  Von 
dem  an  erster  Stelle  genannten  Buche  ist  auch  eine  englische  Übersetzung  von 
A.Werner  unter  dem  Titel  »Native  Life  in  East  Africa«^^«)  erschienen. 

Fr.  Fülleborn  hat  seine  1897 — 1900  gemachten  ethnographi- 
schen Studien  im  Njassa-  und  Rowumagebiet  in  einem  großen 
prächtig  ausgestatteten  Werke,  »Das  deutsche  Njassa-  imd  Ruwuma- 
gebiet,  Land  und  Leute,  nebst  Bemerkungen  über  dieSchireländer«239)^ 
niedergelegt. 

Es  ist  als  Bd.  IX  von  »Deutsch-Ostafrika,  wissenschaftliche  Forschungs- 
resultate über  Land  und  Leute  unseres  ostafrikanischen  Schutzgebietes  und  der 
angrenzenden  Länder«  erschienen  und  gibt  eine  vortreffliche  geographisch  ge- 
ordnete Darstellung  der  materiellen  Kultur  der  vielen  Stämme  im  Süden  Deutsch- 
Ostafrikas.     Die  vorhandene  Literatur  bis  1905  ist  gewissenhaft  verwertet. 


231)  DKolBl.  1908,  1048—51.  —  232)  MSemOrientSprBerlin  XI,  1908,  3, 
82.  —  233)  jAnthrl  XXXVI,  1906,  150—58.  —  234)  Qiob.  XCI,  1907,  197 
bis  201,  218—24,  mit  Abb.  —  235)  Leipzig  1908.  XII  u.  524  S.  mit  196  Abb. 
u.  1  K.  —  236)  MDSchutzgeb.,  Erg.-H.  1,  Berlin  1908.  4",  X  u.  150  S.  mit 
64  Bildertaf.  u.  1  K.  —  237)  Umschau  XI,  762  —  68,  mit  6  Abb.  —  238)  London. 
432  S.  —  239)  Berlin  1906.  XX  u.  636  S.  mit  200  Abb.,  1  Atlas,  119  Licht- 
drucktaf.  u,  2  K.     PM  1907,  LB  807  (F.  Hahn). 


294  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

H.  Henocli  hat  über  »Die  Makonde  im  Süden  von  Deutsch- 
Ostafrika«  240)  geschrieben. 

C.  Meinhofs  »Linguistische  Studien  in  Ostafrika« 2 •ii)  (Forts.) 
betreffen  Bondei,  Zigula,  Mbugu,  Mbulunge,  Dzalamo,  Ndorobo, 
Makua  und  Yao. 

B.  Strucks  »A  Vocabulary  of  the  Fipa  Languagc«2*2)  (Ostufer  des  Tanga- 
njika)  enthält  einen  kurzen  grammatischen  Abriß  und  ein  Englisch-Fipa  und 
Fipa- Englisches  Wörterverzeichnis  sowie  25  kleine  Sätze.  Struck  teilt  auch 
»Ein  Märchen  der  Wapare«2i3^  Jq  Übersetzung,  Joh.  Häflinger  drei  »Fabeln 
der  Matengo« 2**)  im  Urtext  mit  Interlinearversion  mit. 

Kjassa- Sambesi- Gebiet.  A.  Werner,  »The  Natives«of  British 
Central  Africa«^*^),  behandelt  die  Anyanja  oder  Mang'anja,  die  Taos 
(Waj^ao  oder  Ajawa),  Alolo  oder  Anguru,  Awankonde,  Batumkuba 
und  Angoni.  —  C.  H.  Stigand  unterrichtet  uns  in  »Notes  on  the 
Natives  of  Nyassaland,  N.  E.  Rhodesia,  and  Portuguese  Zambesia, 
Their  Arts,  Customs,  and  Modes  of  Subsistence«^*^)  auch  über  ihre 
Geschichte,  Sprache,  Musikinstrumente,  Schmuck  und  Verstümme- 
lung, Rehgion  und  Aberglauben.  —  G.  Stucki  veröffenthcht  eine 
»Etüde  sur  les  Cafres  du  Zambeze«247).  Vincent  Dickin s  Artikel 
»Journeys  in  South  Eastern  Mashonalaud«248)  enthält  auch  Be- 
merkungen über  die  Eingeborenen.  —  E.  W.  Smith,  »A  handbook 
of  IIa  language  (commonly  called  the  Seshuknlumbwe)  spoken  in 
North  "Western  Rhodesia,  South  Central  Africa;  comprising  gramraar, 
exercises,  specimens  of  IIa  tales,  and  vocabiüaries«^^^),  hat  den 
ersten  Versuch  gemacht,  die  Ilasprache  systematisch  zu  behandeln. 

R.  S.  Rattray  hat  »Some  Folk-lore  Stories  and  Songs  in  Chiyanja,  with 
English  Translation  and  Notes<  ^50)  veröffentlicht.  Auch  die  Bemba-  und  Wisa- 
sprache  haben  Bearbeiter  gefunden:  Schoeffer,  :>A  grammar  of  the  Bemba 
language,  as  spoken  in  North  East  Rhodesia«^^!)^  und  A.  C.  Madan,  »Wisa 
Handbook:  a  short  Introduction  to  the  Wisa  Dialect  of  North  East  Rhodesia« 252). 

Die  Frage  nach  dem  Ursprung  und  Alter  der  Simbabyekultur 
ist  noch  immer  nicht  endgültig  beantwortet.  Randall- Maclv er 
hat  einen  Vortrag  über  »The  Rhodesia  Ruins:  Their  Probable  Origin 
and  Significance«253)  gehalten. 

Er  hält  sie  im  Gegensatz  zu  allen  bisherigen  Ansichten  für  ganz  jungen 
Ursprungs  (14.  Jahrhundert),  errichtet  von  den  Vorfahren  der  heutigen  Bewohner 
des  Landes.  Ausführlich  legt  er  seine  Ansichten  dar  in  dem  Werke:  »Mediaeval 
Rhodesia« äs-i).  g.  Passarge  wägt  in  einem  Aufsatz,  Ophir  upd  die  Simbabye- 
kultur« 255^^  die  verscliiedenen  Ansichten  über  diese  Frage  gegeneinander  ab 
und  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Simbabyekultur  in  Südafrika  als  Fremd- 


240)  DGegenwart  1908,  294ff.  —  24i)  MSemOrientSprBerlin  IX,  3,  278 
bis  333;  X,  3,  90—123;  XI,  1908,  3,  85—173.  -  242)  jAfrS  1908,  Okt.  — 
243)  Giob.  XCIV,  1908,  111.  —  244)  Anthropos  I,  1906,  244—47.  —  24S)  London 
1906.  XII  u.  303  S.,  32  Abb.,  1  K.  PM  1909,  LB  186  (P.  Gähtgens).  — 
246)  JAnthrl  XXXVII,  1907,  119—32.  —  247)  BSG.\lger  XIII,  1908,  198 
bis  206.  —  248)  G.T  XXIX,  1907,  15—23,  mit  Kartensk.  —  249)  London  1907. 
XII  u.  488  S.  —  250)  London  1907.  244  S.  —  251)  O.xford  1907.  72  S.  — 
"2)  0.xford  1906.  136  S.  —  253)  qj  XXVII,  1906,  325—36.  —  2S4)  London 
1900.     40,  XV  u.   100  S.  mit  Abb.   —   255)  Qlob.  XCI,   1907,  229—32. 


Bantavölker.  295 

ling  dasteht  und  von  auswärts,  von  Vorderasien,  eingewandert  ist.  R.  N.  Hall 
spricht  sich  in  einer  Zuschrift  an  die  Londoner  Geographische  Gesellschaft  »The 
Zimbabwe  Temple,  and  the  Discovery  of  Nanking  China  etc.«256)  durchaus 
gegen  Maclvers  Mittelalterthcorie  aus.  Ebenso  in  zwei  Aufsätzen  in  der  Zeit- 
schrift The  African  Monthly  1907:  »The  Prehistoric  Gold  Mines  of  Rhodesia« 
und  »Notes  on  the  Traditions  of  South  African  Races,  especially  of  the  Makalanga 
of  Mashonaland«,  die  beide  im  Globus  unter  der  Überschrift  »Zur  Frage  nach 
dem  Alter  der  Ruinen  Rhodesias<257j  besprochen  wurden.  In  seinem  Werke 
»Pre-Historic  Rhodesia«^^^)  erörtert  Hall  die  ganze  Frage  eingehend. 

Martin  Richter  behandelt  in  seiner  Dissertation  »Kultur  und 
Reich  der  Marotse,  eine  historische  Studie  «259)  (Heft  8  der  von 
K.  Lamprecht  herausgegebenen  »Beiträge  zur  Kultur-  und  Universal- 
gescliichte«),  nach  einer  geographischen  Einleitung  zunächst  die 
Geschichte,  dann  die  materielle  Kultur,  Verfassung  und  geistige 
Kultur  der  Marotse  vom  Standpunkt  des  modernen  Historikers. 

Kongo.  Fr.  Starr,  »The  Truth  about  the  Congo,  the  Chicago 
Tribüne  Ärticles«260)^  teilt  auch  manche  ethnogi'aphische  Beob- 
achtungen mit.  Derselbe  hat  auch  »A  bibliography  of  the  Congo 
languages«26i)  und  »Ethnographie  notes  from  the  Congo  Free  State: 
on  African  misceUany«262)  veröffentlicht. 

L.  Frobenius  erstattet  einen  kurzen  »Bericht  über  die  völker- 
kundlichen Forschungen  (Mai  bis  Dez.  1905)«263)  im  Gebiet  des 
mittleren  und  oberen  Kassai.  Über  »Leo  Frobenius'  Forschungs- 
reise in  das  Kassaigebiet«  wird  auch  in  der  Zeitschr.  der  Ges. 
für  Erdkunde  in  Berlin  berichtetest).  —  Das  Buch  von  L.  Fro- 
benius, »Im  Schatten  des  Kongostaates,  Bericht  über  den  Verlauf 
der  ersten  Reisen  der  D.  L  A.  F.  E.  von  1904  bis  1906,  über 
deren  Forschungen  und  Beobachtungen  auf  geographischem  und 
kolonialA\drtschaftlichem  Gebiet«  ^65)^  enthält  auch  etlmographische 
Notizen,  ist  aber  nur  ein  Vorläufer  der  wissenschaftlichen  Bände 
über  die  Ethnographie  des  Kassaigebiets. 

Die  »Ethnologischen  Ergebnisse  der  ersten  Reisen  der  Deutschen  Inner- 
afrikanischen Forsehungsexpedition«266)  hat  Frobenius  auch  in  einem  höchst 
interessanten  Vortrag  dargelegt,  in  dessen  Einleitung  er  den  Streit  um  die 
monographische  und  polygraphische  Methode,  um  Ethnographie  und  Ethnologie 
erörtert. 

E.  Cordella  bringt  in  »Appunti  geografici  ed  etnografici  sulla 
zona  del  Maniema«267j  mancherlei  Notizen  über  die  Bantustämme 
auf  beiden  Ufern  des  Lualaba  etwa  zwischen  2.  und  5.°  S,  die 
A'uafiüuca  (TrommeUeute),    Matampa  (Festungsleute)   usw.    imd   die 


256)  GJ  XXIX,  1907,  682  f.  —  -'">')  Glob.  XCIII,  1908,  16.  —  258)  London 
1909.     516  S.  mit  Abb.  —  259)  Diss.  Leipzig  1908.     XII  u.  63  S.  mit  1  K.  — 

260)  Chicago  1907.     VIII  u.  129  S.  mit  6  Abb.     PM  1907,  LB  837  (Singer).  — 

261)  Univ.  Chicago,  depart.  archaeol.  B.  V,  1908.  97  S.  —  262)  PDavenportAcSc. 
XII,  96—122,  mit  13  Taf.  u.  Abb.  —  263)  ZEthn.  1906,  736—41.  —  264)  1905, 
467—71;  190G.  114—18,  426—31,  493—97.  —  265)  Berlin  1907.  XIV  u. 
468  S.  mit  8  K.,  33  Taf.,  318  Textkarten  u.  -bilden  Glob.  XCIII,  1908, 
17  (Singer).  —  266)  ZEthn.  1907,  311—33.  —  267)  BSGItal.  VII,  1906, 
963—78. 


296  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethoologische  Forschung. 

Kalega  im  großen  Walde  östlich  vom  Lualaba  bis  nach  dem  Kiwu- 
nnd  Tanganjikasee. 

E.  Torday  u.  T.  A.  Joyce  teilen  »Notes  on  the  Ethnography 
of  the  Ba-Yaka«268)  mit,  eines  Bantustammes  im  Kassaidistrilct  des 
Kongostaates  zwischen  dem  Kwango  und  Inzia. 

Sie  scheinen  kulturell  weit  höher  zu  stehen  als  ihre  Nachbarn,  die  Ba- 
Mbala,  über  die  die  beiden  Verfasser  früher  berichtet  haben  (GJb.  XXXI, 
S.  200,  Anm.  191).  Wir  werden  unterrichtet  über  Schmuck  und  Kleidung, 
Nahrung,  Ackerbau,  Wohnungen,  Industrie,  Handel,  Regierung,  soziale  Organi- 
sation, Musik  und  Spiel,  Moral  und  Rechtspflege,  Krieg,  Krankheit,  Tod,  Be- 
gräbnis, Religion  und  lernen  einige  Fabeln  kennen.  Ein  Vokabular  bildet  den 
Schluß.  Zwei  andere  ähnliche  gemeinsame  Arbeiten  von  Torday  u,  Joyce 
sind  die  »Notes  on  the  Ethnography  of  the  Ba-Huana«269),  eines  Bantustammes 
an  den  Ufern  des  Kwilu,  der  in  die  eigentlichen  Ba-Huana  oder  Ba -Wangana 
und  die  Ba-Honi  zerfällt,  und  »On  the  Ethnology  of  the  South  Western  Congo 
Free  State«  270).  Die  letztere  Arbeit  gibt  einen  Überblick  über  die  Bevölkerung 
im  Südwesten  des  Kongostaates  und  sucht  die  Reihenfolge,  in  der  die  einzelnen 
Stämme  in  ihren  heutigen  Wohnsitz  gelangt  sind,  sowie  die  Ursachen  der  Wan- 
derungen darzulegen.  Es  kommen  dabei  in  Betracht  die  Ba-Samba,  Ba-Songo, 
Wa-Ngongo,  Ba-Bunda,  Ba-Yaka,  Ba-Yanzi,  Ba-Pindi,  Ba-Mbala,  Ba-Huana, 
Ba-Lua,  Ba-Kwese  und  Ba-Djok  (Kioko). 

Cyr.  van  Overberghs  »Les  Bangala  (Etat  Indep.  du  Congo) 
Sociologie  descriptive«27i)  ist  der  erste  Band  der  »Collection  de 
monographies  ethnographiques « ,  einer  systematisch  geordneten  Quellen- 
sammlung über  die  einzelnen  Volksstämme  des  Kongostaates. 

In  einem  gleichnamigen  Buche  272)  hat  er  das  Material  zu  einer  zusammen- 
hängenden Darstellung  der  Bangala  verarbeitet,  die  jedoch  recht  wenig  wissen- 
schaftlich ausgefallen  ist.  Ein  weiteres  Buch  desselben  Verfassers  hat  »Les 
Mayombe  (fitat  Indep.  du  Congo)«273)  zum  Gegenstand,  ein  drittes  »Les  Basonge 
(fttat  Indöp.  du  Congo)«  274). 

Eine  ähnliche  Sammlung  von  ethnographischen  Monographien, 
die  hauptsächlich  auf  den  Beantwortungen  eines  ethnographisch- 
soziologischen Fragebogens  beruhen  und  sich  außerdem  auf  hand- 
schriftliche Quellen  und  die  bereits  vorhandene  Literatur  stützen  sollen, 
eröffnet  J.  H alkin  mit  einer  Arbeit  über  die  Ababua:  »Quelques 
peuplades  du  district  de  l'Uele,  I.  Les  Ababua  «275).  Auch  das  Bull, 
de  la  Soc.  Royale  Beige  de  Geogr.  bringt  wieder  eine  Reihe  kleiner 
Einzeldarstellungen  von  Kongovölkern.  So  behandelt  Vedj^  »Les 
riverains  de  l'Uele« 276)^  y.  Harroy  »Les  Bakubas« 277).  Für  Ch. 
Delhaises  drei  Monographien  »Chez  les  Wabemba«278)^  »Chez 
les  Warundi  et  les  Wahorohoro«279)  und  »Chez  les  Wasongola  du 
Sud,  Bantu  ou  Ba-Bili«280)  vgl.  Pet.  Mitt.     E.  de  Jonghe  sclireibt 

268)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  39  —  59,  mit  2  Taf.  —  269)  Ebenda  272—301. 
mit  3  Taf.  u.  Fig.  —  270)  Ebenda  XXXVII,  1907,  133—5(5,  mit  4  Taf.  — 
271)  Brüssel  1907.  XVI  u.  460  S.  mit  K.  —  272)  Brüssel  o.  J.  100  S.  mit 
Abb.     PM    1910,    LB  278    (P.  Gähtgens).    —    273)    Brüssel   1907.     486  S.  mit 

1  K.  —   274)  Brüssel   1908.     XI  u.  565  S.  —   275)  Lüttich   1907.     155  S.  mit 

2  Taf.  u.  1  K.  —  276)  XXX,  1906,  185—209,  299—324.  -  277)  XXXI, 
1907,  171—92,  234—51.  —  278)  XXXII,  1908,  Nr.  3/4.  81  S.  PM  1910, 
LB  47  (Gähtgens).  —  279)  BSRBelgeG  XXXII,  1908,  Nr.  5/6.  64  S.  — 
280)  Ebenda  XXXIII,   1909.  Nr.  1—3.     115  S. 


Bantuvölker.  297 

Über  »Les  societes  secrotes  au  Bas  Congo«28i),  j,  Struyf  teilt 
einiges  »Aus  dem  Märchenschatz  der  Bakongo  (Niederkongo)« 282) 
mit.  Rev.  Thomas  Lewis  bringt  einen  Artikel  über  »The  Old 
Kingdom  of  Kongo« 283)^  den  Vasallenstaat  der  portugiesischen  Ko- 
lonie Angola,  besonders  über  die  religiösen  Anschauungen,  Sitten 
und  Gebräuche  der  zu  einem  einheitlichen  Stamm  gehörenden  Ein- 
geborenen. Den  wesentlichen  Inhalt  des  Berichts  gibt  Brix  Förster 
\mter  dem  Titel  »Aus  dem  Königreich  Kongo«  28*)  wieder.  An 
dieser  Stelle  sei  auch  ein  Aufsatz  von  A.  Bas  tos  erwähnt:  »Tracos 
geraes  sobre  a  ethnographia  do  districto  de  Benguella«285). 

P.  H.  G.  Powell-Cotton  teilt  in  einem  Vortrag  über  »A  Journey 
through  the  Eastern  Portion  of  tlie  Congo  State  «286)^  die  ihn 
1904/05  von  Lado  aus  durch  das  Ituri-  und  Lindigebiet  zum 
Albert-Edward-See  führte,  auch  einiges  über  die  Pygmäen  des 
Ituriurwaldes  sowie  über  das  merkwürdige,  zum  Teil  schwimmende 
Dorf  Katang  am  Südostufer  des  Albert-Edward-Sees  mit.  In  das- 
selbe Gebiet  führt  uns  Demuenynck,  »Au  pays  de  Mahagi,  region 
du  lac  Albert  et  du  Haut-Nil  (Etat  Indep.  du  Congo),  Ma3urs  et 
coutumes  des  Alulus«287)  und  »Les  pygmees  du  Haut-Ituri«288). 
V.  Luschan  berichtet  über  »Sechs  Pygmäen  vom  Ituri« 289)  und 
Meinhof  über  »Untersuchung  der  Pygmäensprache« 290). 

E.  Frhr.  v.  Nordenskiöld  veröffentlicht  unter  dem  Titel  »Etno- 
grafiska  Bidrag  af  Svenska  Missionärer«  29i)  wertvolle  Beiträge  des 
Missionars  Laman  zur  Kenntnis  des  Mazingadialekts  und  Berichte 
der  Missionare  Westlind,  Hammar  und  Anderson  über  Sitten,  Ge- 
bräuche und  Namengebung  am  unteren  Kongo,  besonders  bei  den 
Babwende.  —  Ed.  de  Jonghe  neigt  in  seiner  Abhandlung  »Les 
Societees  Secretes  au  Bas  Congo«  292)^  die  sich  auf  die  Völker  am 
unteren  Kongo  bis  zum  Stanleypool  und  speziell  auf  die  Nkimba 
und  Ndembo  genannten  Geheimbünde  beschränkt,  der  Ansicht  zu, 
daß  der  Nkimba  religiöse  Belelu-ung  und  politische  Ausbildung  be- 
zwecke, während  der  Ndembo  ein  echter  Geheimbund  auf  religiös- 
sozialer Grundlage  zu  sein  scheine. 

J.  H.  Weeks  bringt  »Notes  on  some  customs  of  the  lower 
Congo  people«293).  R.  Visser  hat  einen  Vortrag  über  »Fetisch- 
dienst und  Aberglaube  der  Bavilli  und  Bajumbe«29-i)  am  unteren 
Kongo  gehalten.  Nach  P.  L.  Martou,  »Les  ,Eki'  des  Fang«295)j 
sind   die   »Eid«    moralische  Gebote    oder  Verbote,    die   die  Freiheit 


281)  RevQuestSc.  1907,  Okt.  —  282)  Anthropos  III,  1908,  741—60.  — 
^83)  GJ  XXXI,  1908,  489—611,  mit  Abb.  —  284)  Qlob.  XCIV,  1908,  93  f.  — 
285)  BSGLisboa  XXVI,  1908,  5—15,  44—56,  81—99,  135—40,  154—76, 
197  —  207.  —  286)  GJ  XXX,'  1907,  371—82,  mit  1  K.  —  287)  BSRBelgeG 
XXXII,  1908,  36—80,  93—133,  mit  K.  u.  Abb.  —  288)  Ebenda  134—40, 
mit  Abb.  —  289)  ZEihn.  1906,  716—30,  mit  2  Abb.  —  290)  Ebenda  730f.  — 
291)  Stockholm  1907.  —  292)  RevQuestSc.  Brüssel  1907,  Okt.  —  293)  Folklore 
XIX,  1908,  4.  —  294)  JBerNaturwVerKrefeld  1905/06,  52—63.  —  295)  Anthropos 
I,   1906,  743—59. 


298  P.  Gähtgcns,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

des  einzelnen  stark  beschränken.  E.  Pittard  beschreibt  in  »Note 
sur  deiix  cränes  Ysnxg«^^^)  zwei  aus  Gabun  stammende  Fangschädel, 
von  denen  der  männliche  der  Tribus  der  Esingi,  der  weibliche  der 
der  Makes  angehört. 

Das  langerwartete  und  sehr  wertvolle  Buch  von  E.  Pechuel- 
Loesche,  »Die  Loangoexpedition,  ausgesandt  von  der  Deutschen 
Gesellschaft  zur  Erforschung  Äquatorialafrikas,  1873 — 76,  3.  Abt., 
2.  Hälfte«297),  dessen  erste  Hälfte  bereits  1882  erschienen  ist,  hat 
F.  Hahn  besprochen.  Dieser  Teil  beschäftigt  sich  mit  der  »Volks- 
kunde von  Loango«  imd  ist  auch  selbständig  erschienen.  Das  Volk 
sind  die  Bafioti. 

R.  E.  Dennett,  Ȁt  the  Back  of  the  Black  Mau's  Mind  or 
Notes  on  the  Kingly  Office  in  West  Africa«298)^  sucht  uns  den 
tiefsten  Hintergrund  des  Gemüts  der  Schwarzen  aufzudecken  und 
die  große  Bedeutung  der  Königswürde  in  den  sozialen  Verhältnissen 
darzulegen. 

Seine  für  die  Ethnographie  jedenfalls  sehr  bedeutsamen  Bemerkungen  be- 
ziehen sich  auf  die  Loangoneger  (Bafioti,  Fjort),  unter  denen  er  15  Jahre  gelebt 
hat,  und  auf  Benin,  wo  er  sich  auch  längere  Zeit  aufgehalten  hat  und  über 
dessen  so  berühmt  gewordene  Altertümer  er  manche  Aufklärung  zu  geben  vermag. 

Sehr  verdienstvoll  sind  M.  R.  Avelots'  »Recherches  sm-  l'histoire 
des  migrations  dans  le  bassin  de  l'Ogooue  et  la  region  littorale 
adjacente«299)  besonders  wegen  der  beigegebenen  Karten,  auf  denen 
die  hauptsächlichsten  Wanderungswege  sowie  die  AVohusitze  der 
Ogowevölker  in  den  Jahren  1820,  1864,  1884  und  1904  dar- 
gestellt werden. 

In  Don  Enrique  Lopez  Pereas  »La  isla  de  Corisco«300^ 
findet  sich  auch  einiges  über  die  Eingeborenen. 

Gottes  teüt  in  seinem  Vortrag  »La  sylve  equatoriale  et  les 
anthropophages:  Pahouins  et  Pygmees«^^^)  die  Bevölkerung  an  der 
Grenze  von  Südkamerun  in  Bantu  und  Nichtbantu  ein. 

Unter  den  letzteren  versteht  er  die  Pygmäen,  die  von  den  Dsimu  und 
Dsem  im  Osten  »Babinga«  genannt  werden,  von  den  Fang  im  Westen  »Bajaga« 
und  von  den  Küstenbewohnern  »Bekue«  oder  »Akoa«.  Bei  den  Bantustämmen 
macht  er  Ang.aben  über  Kopfzahl,  Wanderungen,  Verbreitung  des  Kannibalis- 
mus usw. 

Kamerun.  Die  Ostkameruner  Grenzexpedition  hat  auch  für  die 
Ethnographie  wichtige  Ergebnisse  gehabt. 

Der  wissenschaftliche  Begleiter  der  französischen  Kommission,  Brussaux, 
berichtet  »Aus  den  Ergebnissen  der  Ostkamerun-Grenzexpedition« ^02)  über  die 
kannibalischen  Stämme  der  Koapuli  und  Biakombe  in  der  Landschsüt  Mbiemu 
westlich    vom  Sanga    und  Kadei.     Hier   gibt    es    auch    einen  Zwergstamm,    die 


296)  BSNeuchätG  XIX,  1908,  58—68.  —  =97)  Stuttgart  1907.  VI  u. 
503  S.  mit  24  Abb.  im  Text  u.  5  Taf.  PM  1909,  LB  190  (Hahn).  — 
298)  Ix)ndon  1907.  XV  u.  288  S.  —  299)  Paris  190G.  PM  1907,  LB  S.  215f. 
(Ankermann).  —  ^OO)  Rev.  de  Gcogr.  colon.  y  mercant.  BRealSG  1906,  337—41.  — 
3"')  LaG  XVIII,  1908,  64  —  73.  —  »02)  BComiteAfrFr.  1907,  Nov.,  s.  Glob. 
XCIII,   1908,   12  f. 


Bantuvölker.  299 

Babinga.  Nordwestlich  von  Mbiemu  zu  beiden  Seilen  der  Grenze  bis  nach 
Gasa  hin  wohnen  die  Kaka,  die  zu  den  Baja  gehören.  Die  südlichen  Baja  sind 
noch  wilde  Kannibalen,  die  nördlichen  schon  stark  l)eeinflnßt  durch  die  mo- 
hammedauiseheu  Fulbo  und  Ilaussa.  Tätowierung  ist  allgemein,  die  Weiber 
tragen  einen  Lippenpflock.  Die  Baja  glauben  an  ein  höheres  unsichtbares  Wesen, 
das  sie  stets  bedroht.  Zwischen  der  CJrenze  und  dem  Schari  wohnen  die  Laka, 
von  den  Fulbe  Mbanno,  d.  h.  Kameraden  genannt.  Zu  ihnen  gehören  auch 
die  Tuburi,  deren  Frauen  ebenfalls  den  Lippenpflock  tragen.  In  ihren  Dörfern 
gehen  die  Laka  nackt,  sonst  tragen  sie  hinten  einen  Schurz  von  Ziegen-  oder 
Antilopenhaut.  Sie  glauben  an  ein  gutes,  Di  genanntes  Wesen,  dem  keine 
Opfer  gebracht  werden.  Besonders  eingehend  hat  Brussaux  die  Baja  studiert 
und  ihnen  auch  einen  speziellen  Artikel  »Notes  sur  la  race  Baya« ■"'■*)  gewidmet. 
Ch.  Ducasse  unterrichtet  uns  über  »Les  Labbis  chez  les  Bayass^O''),  gj^e  eigen- 
tümliche Genossenschaft  mit  besonderer  Sprache  und  besonderen  Einrichtungen, 
die  auch  die  Erziehung  der  Jugend  leitet.  Leutnant  Frhr.  v.  Reitzenstein 
bringt  in  einem  Artikel  »Längs  der  Ostgrenze  von  Kamerun «^o^»)  einzelne 
ethnographische  Mitteilungen. 

Dieselben  Gebiete  hat  Lenfant  besucht.  Er  berichtete  darüber 
vor  der  Pariser  Geographischen  Gesellschaft  3*^5). 

Um  das  Yademassiv,  das  die  Wasserscheide  zwischen  Sanga,  Sanaga  und 
Logone  bildet,  wohnen  die  Stämme  der  Mbum,  Laka,  Baja,  Mbaka,  Yanghere, 
Pande  und  Kaka.  Lenfant  hält  die  Yanghere  und  Baja  für  Angehörige  der 
Mandjafamilie,  die  sich  aus  der  afrikanischen  Seenregion  bis  hierher  ausgebreitet 
habe.  Dafür  sprächen  ihre  Sitten,  ihr  Kannibalismus,  ihre  Wohnungen  und 
ihre  Gruppierung  in  kleinen  Siedlungsbezirken.  Am  Südrand  des  Massivs  traf 
auch  Lenfant  auf  den  Pygmäen-Jägerstamm  der  Babinga. 

E.  Karutz  gibt  einen  Überblick  über  die  bisherigen  Ergebnisse 
der  Lübecker  Expedition  unter  G.  Teßmann  zur  Erforschung  der 
Mpangwevölker  in  Südkamerun ^06).  H.  Marquardsen  hat  eine 
»Karte  des  Gebiets  zwischen  Ibi  und  Yola«307)  veröffentlicht,  deren 
begleitender  Text  auch  ethnographische  Bemerkungen  enthält. 
Müller  schildert  »Land  und  Volk  der  Bafia«308). 

In  seinem  Artikel  »Bamum«309)  berichtet  Hutter  auch  über 
die  Bevölkerung  dieses  im  Osten  Kameruns  gelegenen  Gebiets. 

Sie  setzt  sich  aus  Bantus  und  Sudannegern  zusammen ;  außerdem  lebt  süd- 
östlich der  Hauptstadt  ein  kleines  Völkchen,  die  Badyuigim,  die  nicht  un- 
beträchtlich kleiner  als  die  Bamumleute  sind  und  an  die  Banzoa  westlich  des 
Nun  erinnern.  Sie  tragen  Rindenklcidung  und  Penisfutteralc,  weswegen  Hutter 
sie  als  Baia  anspricht  und  sie  zu  den  sog.  >Tikar«  rechnet.  Das  herrschende 
Volk  in  Bamum  ist  jedenfalls  ein  Sudannegerstamm,  dessen  Industrieerzeugnisse 
denen  der  Balilandsehaften  ähneln.  Wir  erfahren  ferner  einiges  über  die  äußere 
Erscheinung,  die  politischen  Verhältnisse,  den  Häuserbau  und  die  Dorfanlage, 
die  Märkte,  die  Bewaffnung  usw. 

»Zur  Gescliichte  von  Bali  und  Bamüm«3io)  liat  M.  Moisel 
Mitteilungen  veröffentlicht,  die  er  den  Missionaren  Ernst,  Dorsch 
und  Göhring   verdankt.     Auf  Grund   sprachlicher,  ethnographischer 


303)  BSAnthrParis  IX,  1908,  80—102,  mit  1  Taf.  —  »o*)  LaG  XVII, 
1908,  453—57.  —  30*")  Glob.  XCIII,  1908,  229—34,  mit  Abb.  —  »05)  LaG 
XVII,  1908,  337—40.  —  306)  MGGesNaturhistMusLübeck  1908,  H.  22.  — 
307)  PM  1907,  108—11,  Taf.  8.  —  308)  AmtsblSchutzgebKamerun  1908,  30.  — 
309)  Glob.  XCI,  1907,  1—6,  26—32,  44—47,  mit  Abb.  —  3iO)  Ebenda  XCIII, 
1908,   117—20,  mit  1   Kartensk. 


800  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

lind  anthropologischer  Untersuchungen  hat  der  Bezirksleiter  von 
Ossidinge  die  Grenze  zwischen  Sudan-  und  Bantunegern  in  Nord- 
westkamerun festgestellt  ^  ^  ^). 

Sie  fällt  genau  zusammen  mit  dem  Crossfluß  einerseits  und  einer  von 
Ossidinge  aus  in  fast  genau  nördlicher  Richtung  gehenden  Geraden  anderseits. 
Danach    sind  die  Bewohner  Ossidinges  Bantus,    die  Bokis  dagegen  Sudanneger. 

Über  die  Bevölkerung  der  Landschaften  Biteku  und  Widekum 
in  Nordwestkamerun  berichtet  Gr launin g,  »Von  Bamenda  an  die 
Westgrenze  « ^  ^  ^). 

Die  Leute  gehen  vollständig  nackt.  Südlich  vom  Flusse  Mamfi  oder  Mafi 
am  Nordwestrand  wohnen  noch  kannibalische  Stämme.  Die  Bewaffnung  besteht 
aus  Vorderladern  und  Speeren.  Neben  den  gewöhnlichen  ßundhütten  kommen 
viereckige  Steinhäuser  mit  Veranden  vor.  Die  Eingeborenen  beschäftigen  sich 
mit  Ackerbau,  Ölgewinnung,  Töpferei,  Spinnerei  und  Weberei.  Der  »Bericht 
des  Hauptmanns  Glauning  über  seine  Reise  in  den  Nordbezirk« ^'^^  beschäftigt 
sich  auch  mit  der  Ethnographie  des  Landes.  Er  unterscheidet  1.  die  Völker 
des  Hochlandes:  Bekom,  Oku,  Bansso,  Tambo;  2.  die  Stämme  der  Übergangs- 
länder: Bafum,  Dumbo,  Assa,  Mambila;  3.  die  Völker  des  Tieflandes,  die  sich 
scheiden  in  a)  die  Bewohner  der  niederen  Randgebirge:  Tukum,  Kentu,  Djumperri; 
b)  die  Völker  der  eigentlichen  Ebene:  Tukum,  Ndoso,  Bussum,  Dinji,  Muntschi. 
Er  teilt  einiges  über  die  einzelnen  Stämme  mit  und  gibt  ihre  ungefähre  Kopf- 
zahl an.  Von  Glauning  erfahren  wir  ferner  etwas  speziell  über  die  Bansso, 
»Bericht  über  die  Banssoexpedition«^'*). 

In  seinem  »Bericht  über  eine  zweimonatige  Bereisung  des 
Mandaragebirges  (1906)« ^i^)  macht  Hauptmann  Zimmermann  auch 
einige  Mitteilungen  über  die  von  den  Fullas  aus  den  Niederungen 
zurückgedrängten  Bewohner  des  Mandaramassivs.  Bezirksamtmann 
Dr.  Mansfeld,  »Keaka-  und  Obangland«3i6)^  stellt  fest,  daß  die 
Bev()lkerung  viel  zahlreicher  ist,  als  bisher  angenommen  wurde, 
4000  statt  2000.  Frhr.  v.  Stein  berichtet  über  »Eine  Erkundigungs- 
expedition zwischen  Wuri  und  Sanaga«^^'').  Das  Land  ist  sehr 
dicht  bevölkert.  Die  Bewohner  weichen  im  Äußern,  in  Sprache, 
Sitten  und  Bekleidung  usw.  wesentlich  von  den  ihm  bekannten 
Stämmen  ab.  In  Haartracht  und  äußerem  Habitus  erinnern  sie 
etwas  an  Bamum  tmd  ähnliche  Stämme  des  Nordens. 

Auch  kurze  Mitteilungen  über  »Das  Zwergvolk  der  Bagielle«^!^) 
inmitten  des  Ngumbastammes  bei  Lolodorf  liegen  vor.  H.  Dominik, 
»Unterwerfimg  der  Maka  am  oberen  Njong«3i9),  berichtet  über  die 
Völker\^erhältnisse  der  Landschaft  Schimekoa,  westsüdwestlich  von 
Bertua. 

Das  Gebiet  wird  von  Bele  und  Maka  bewohnt.  Erstere  sind  ein  den 
Wüte  und  Jekaba  am  Sanaga  nalie  verwandter  Sudaustamm  mit  Rundhülten 
und  haben  den  Bantustamm  der  Maka,  der  den  viereckigen  Hüttenbau  bei- 
behalten hat,  unterworfen.  Die  Maka  sind  Kannibalen,  die  sogar  die  Leichen 
der  eigenen  Stammesgenossen  verzehren. 

3")  DKolonialbl.  1907,  886.  —  312)  Ebenda  1908,  64—69,  mit  Kartcnsk.  — 
313)  Ebenda  1906,  235—41.  —  3U)  Ebenda  705—07,  mit  Karten^k.  — 
315)  Ebenda  457—64.  —  316)  Ebenda  1907,  400.  —  3i7)  Ebenda  1908,  521 
bis  531,  mit  Kartensk.  —  3i8)  Ebenda  1907,  885 f.  —  3i9)  Ebenda  619—24, 
mit  Kartensk. 


Bantuvölker.  301 

H.  Dominik,  »Vom  Atlantik  zum  Tschadsee,  Kriegs-  und 
Forschungsfahrten  in  Kamerun  «^20j^  bietet  für  die  Ethnograpliie 
recht  viel,  besonders  über  die  Tuburi,  Kungs,  Wulhas  und  Musgu, 
die  noch  wenig  bekannt  waren,  aber  auch  manches  über  die  be- 
kannteren Völker   wie   die   Fula,  Haussa,  Bagirmi    und  Kanuri.  — 

F.  Gold  stein  schildert  »Die  Frauen  in  Haussafulbien  und  in 
Adamaua«32i)j  ihre  soziale  Stellung,  ihre  Bewertung  durch  die 
Männer  und  sucht  zu  zeigen,  daß  die  Weiber  ebenso  Schatzobjekte 
sind  wie  das  Rind,  das  Kamel  usw.  Über  desselben  »Viehthesau- 
rierung  in  Haussafulbien  und  Adamaua«322)^  vgl.  Nr.  35.  — 
E.  V.  Schkopp  hat  seinen  »Kameruner  Skizzen«  ein  neues  Buch, 
»Kameruner  Bananen «^23)^  folgen  lassen,  dessen  Schlußkapitel  eine 
kleine  Monographie  über  die  Bakoko  bildet. 

A.  Mansfeld  hat  in  »Urwald-Dokumente,  vier  Jahre  unter  den 
Crossfliißnegern  Kameruns«  ^ 24)  seine  Beobachtungen  über  die  Ein- 
geborenen des  Bezirks  Ossidinge  niedergelegt. 

Er  gibt  die  Bewohnerzahl  auf  25  000 — 30000  an.  Von  den  sieben  Stämmen 
des  Bezirks  gehören  die  Boki  zu  den  Sudannegern.  Bei  den  Keaka  und  Banjang 
besteht  eine  Weiberkaste  Mboandem ,  deren  Mitglieder  von  einem  von  Gott 
gesandten  Weibe  abstammen  sollen  und  eine  Geheimsprache  haben.  Kanni- 
balismus wird  nur  noch  manchmal  von  den  Anjang  geübt.  Eingehend  werden 
wir  in  15  Kapiteln  über  die  ganze  materielle  und  geistige  Kultur  unterrichtet, 
besondei-s  auch  über  die  politischen  und  sozialen  Verhältnisse  und  die  religiösen 
Anschauungen.  Ein  Anhang  enthält  u.  a.  anthropologische  Beobachtungen  und 
viel  linguistisches  Material. 

R.  Mey  er  erzählt »  Negermärchen  aus  dem  Kameruner  Urwald  « 325), 

G.  Teßmann  teilt  »Drei  Mabeamärchen«326)  QÜt.  Von  linguisti- 
schen Arbeiten  seien  genannt  E.  Schul  er,  »Die  Sprache  der  Bak- 
wiri«327)^  und  P.  S.  Rosenhuber,  »Die  Basäsprache«  (schon  unter 
Anm.  167  angeführt). 

Südliche  Bantustänime,  Hottentotten  und  Buschmänner.  Das  im 
Aufti'age  seiner  Oberen  von  einem  Ordenspriester  verfaßte  Buch 
»Das  Trappisten-Missionskloster  Mariannhill  oder  Bilder  aus  dem 
afrikanischen  Missionsleben« 328)  enthält  in  der  Skizze  »Der  heid- 
nische Kaff  er«  auch  einiges  ethnographische  Material  und  bringt 
zahlreiche  sehr  gute  Kafferntypen  sowie  Abbildungen  von  Waffen, 
Schmuck,  Geräten  usw. 

Agidius  Müller,  Mitglied  des  Trappistenordens,  schreibt  über  »Wahr- 
sagerei bei  den  Kaffem«329),  F.  Mayer  über  »The  Zulu  Kafirs  of  Natal«330)^ 
H.  C.  Lugg    bringt    »Notes  on  some  puberty  and  other  customs  of  the  natives 


320)  Berlin  1908.  VII  u.  308  S.  mit  Abb.  u.  1  K.  —  32i)  Qlob.  XCIV, 
1908,  61—65.  —  322)  Ebenda  XCIII,  1908,  373—76.  —  323)  Berlin  1906. 
IX  u.  204  S.  —  324)  Berlin  1908.  XVI  u.  310  S.  mit  32  Taf.,  165  Abb. 
im  Text,  2  K.  u.  Tab.  —  325)  ZKolonialpol.  IX,  817—34.  —  326)  Qiob.  XCII, 
1907,  75—78.  —  327)  MSemOrientSprBerlin  XI,  1908,  3,  174—218.  — 
328)  Freiburg  i.  Br.  1907.  4",  188  S.  mit  Abb.  u.  1  K.  —  329)  Anthropos 
I,  1906,  762—78;  II,  1907,  43-58.  —  330)  Ebenda  I,  453—71;  II,  392—99, 
633—46. 


302  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

of  Natal  and  Zulnland«33i),  A.  Mabile  über  »The  Basuto  of  Basutoland«332j 
K.  Wessmanns  »The  Bawenda  of  the  Spelonken  (Transvaal):  a  contribution 
towards  the  psychology  and  folk-lore  of  African  peopless'^S)  jj^t  Leo  Wein- 
thal  übersetzt. 

Leonhard  Schnitze  erstattet  unter  dem  Titel  »Ans  Namaland 
nnd  Kalahan«334)  seinen  Bericht  an  die  Kgi.  Preuß.  Akad.  der 
Wiss.  in  Berlin  über  eine  Forschungsreise  im  westlichen  nnd  zen- 
tralen Südafrika,  ausgeführt  1903 — 05.  Das  prachtvoll  illustrierte 
Werk,  das  auch  für  die  Ethnologie  von  außerordenthchem  Wert 
ist,  wird  von  S.  Passarge  in  einem  besonderen  Artikel  »L.  Schultzes 
Heise  in  Namaland  und  Kalahari«^^^)  gewürdigt. 

G.  McCall  Theal,  >History  and  Ethnogi-aphy  of  Africa  south 
of  the  Zambesi«,  Bd.  I:  »The  Portiiguese  in  South  Africa  from 
1505  to  1700  «336). 

Die  ethnographischen  Kapitel  über  Buschmänner,  Hottentotten  und  Bantus 
sind  besonders  wertvoll.  Das  ganze  Werk  ist  die  um  die  Ethnographie  er- 
weiterte dritte  Ausgabe  der  »Historj'  of  South  Africa  from  the  advent  of  the 
Fortuguese  in  1505  to  the  British  occupation  of  Cape  Colony  in   1795«. 

F.  V.  Luschan  bespricht  in  einem  »Bericht  über  eine  Reise 
in  Südafrika«  337)  (jje  Frage  der  Stellung  der  Hottentotten  zu  den 
Buschmännern. 

Erstere  verraten  in  ihrer  Kultur  (Sprache)  manche  hamitische  Einflüsse. 
Die  Buschmänner  sind  noch  heute  Jäger  und  Sammler,  die  Hottentotten  dagegen, 
wie  alle  Hamiten,  Hirten.  Die  Art  der  Beschneidung  der  Hottentotten  ist  die- 
selbe wie  die  der  Masai  und  dürfte  als  althamitisches  Erbgut  anzusprechen 
sein.  Großes  Gewicht  legt  v.  Luschan  dem  Umstände  bei,  daß  die  Hottentotten 
sich  auch  in  bezug  auf  Ohrmuschel-  und  Gesichtsform  merklieh  von  den  Busch- 
männern unterscheiden.  Des  weiteren  behandelt  er  die  afrikanische  Steinzeit 
und  die  Ruinen  von  Simbabye,  die  er  mit  Randall-Maclver  für  Kaffernbau- 
werke  jüngerer  Zeit  hält.  Nachzulesen  wäre  hierüber  auch  die  Diskussion  ^38) 
über  diesen  Vortrag,  v.  Luschan  hat  auch  eine  Abhandlung  über  »Busch- 
mannmalereien in  den  Drakensbergen«^^^)  veröffentlicht,  Otto  über  »Buschmann- 
malereien aus  Natal« ^^0)  berichtet. 

H.  Werner  teilt  seine  »Anthropologischen,  ethnologischen  und 
ethnograpliischen  Beobachtungen  über  die  Heikum-  imd  Kungbusch- 
leute« 34i)  mit  und  gibt  in  einem  Anhang  ein  Wörterverzeichnis 
und  einen  grammatikalischen  Abriß  der  Sprachen  dieser  Buschmann- 
stämme. 

Erwähnt  sei  auch  die  eingehende  Besprechung  der  Passargeschen  Ab- 
handlung über  »Die  Buschmänner  der  Kalahari«  (GJb.  XXXI,  S.  203,  Anm.  224) 
von  D.  R.  Hermann  unter  dem  Titel  »Neues  über  die  Buschmänner« 3-*2). 
Einen  wertvollen  Beitrag  zur  Beurteilung  der  Kunstleistungeu  der  Buschmänner 


331)   Man    LXXIII    [115]— [119].  —   332)    JAfrS  V,   190G,  233—51,  351 
bis  376.    —    333)    Loudon   1908.     154  S.   mit  Kartensk.  u.  Abb.  —   334)  Jena 

1907.  40,  772  S.  mit  25  Taf.,  1  K.  u.  286  Textabb.  —  335^  pji  1908, 
238—40.  —  336)  London  1907.  XXII  u.  501  S.  mit  K.  u.  Taf.  —  337)  ZEtlui. 
1906,    863—95,    mit    17  Textbild.    —    338)    Ebenda  904—25.  —   339)  Ebenda 

1908,  665—85,  mit  Abb.  u.  4  Taf.  —  340)  Anthropos  III,  1908,  1047—49, 
mit  4  Taf.  u.  1  K.  —  341)  Ebenda  241—68,  mit  Abb.  —  342)  oiob.  LXXXIX, 
1906,  285—87. 


Bantnyölker.  —  Amerika.  303 

liefert  auch  Otto  Moszeck  mit  seiner  Arbeit  »Die  Malereien  der  Busch- 
männer«''*^, die  von  S.  Levinstein  herausgegeben  und  mit  einem  Vorwort 
versehen  ist.  —  S.  Sergi  teilt  »Osservazioni  su  due  cervelli  di  Ovambo  ed 
uno  di  Ottentotta«-'**)  mit  und  handelt  »Sulla  eraniologia  degli  Herero -•'**). 

J.P.  Johnson  faßt  in  »The  Stone  Implements  of  South  Africa«^*^) 
die  Ergebnisse  seiner  langjährigen  Stuflien  zusammen. 

Er  unterscheidet  drei  Perioden  der  südafrikanischen  Steinzeit:  das  Eolithi- 
kum,  das  Paläolithikum  und  d:is  Neolithikum.  Die  erste  und  zweite  fallen 
wohl  iu  die  Phivialzeit,  die  dritte  ist  wesentlich  jünger.  Für  die  Träger  der 
neolithischen  Kultur  hält  .1.  die  Buschmänner.  Der  Missionar  I.  Irle,  der 
34  Jahre  lang  (1869  — 1903)  unter  den  Herero  tätig  gewesen  ist,  hat  seine 
Beobachtungen  in  einem  vortrefflichen  Buche  »Die  Herero,  ein  Beitrag  zur 
Landes-,  Volks-  und  Missionskunde'^"'*^)  niedergelegt. 

H.  Yirchow  hat  einen  kurzen  Bericht  über  »Zahn Verstümmelung 
der  Hereros«  3^8 j  von  dem  Sanitätsamt  in  Windhuk  veröffentlicht. 
Auch  E.  Dannert  hat  >Über  die  Sitte  der  Zahnverstümmelung  bei 
den  Ovaherero«^'*^)  gehandelt  und  »Zum  Rechte  der  Herero,  ins- 
besondere über  ihi'  Familien-  und  Erbrecht«,  F.  Meyer  über  »Wirt- 
schaft und  Recht  der  Herero« ^öo^  geschrieben.  R.  Zürn  stellt  aus 
der  vorhandenen  Literatur  »Einiges  zur  Ethnographie  der  Hereros« ^^i) 
zusammen. 


3*3)  Intern ArchEthnogr.  XVIII,  1908,  1—44,  mit  3  Taf.  u.  1  Textabb.  — 
3«*)  AttiSRomAntr.  XIV,  1908,  139—47.  —  3*^)  BRAccMedRoma  XXXIV, 
1908,  3—19.  —  346)  lyjudon  1907.  58  S.  mit  258  Abb.  PM  1907,  LB 
852 a-f  (Passarge).  —  3*')  Gütersloh  1906.  VIII  u.  352  S.  mit  Abb.  u.  1  K. 
ZEthn.  1906,  810f.  (Ankermann).  —  348)  Ebenda  1908,  930—32.  —  349)  Ebenda 
1907.   948—53.  —   350)  Berlin   1906.     66  S.   —   35i)  Berlin   1905.     105  S. 

IV.  Amerika. 

Allgeineines.  Ein  Nachschlagewerk  von  außerordentlichem  Wert, 
das  auf  das  dankbarste  begrüßt  werden  maß,  ist  F.  AVebb  Hodges 
»Handbook  of  American  Indians,  I«*). 

In  lexikalischer  Form  bringt  es  die  Namen  aller  in  der  Literatur  erwähnten 
Indianerstämme  und  ihrer  Unterabteilungen  so\rie  das  wichtigste  über  Archäo- 
logie, materielle  und  geistige  Kultur  der  Indianer. 

A.  H.  Stone  veröffentlichte  »Studies  in  the  American  race 
problem«2).  R.  Andree  tritt  in  einem  Überblick  über  den  »Ur- 
sprung der  amerikanischen  Kiüturen«^)  für  das  Autochthonentum 
der  amerikanischen  Rasse  und  ihrer  Kulturen  ein.  Auch  A.  J. 
Fynn  betrachtet  »The  American  Indians  as  a  product  of  environ- 
raent,  A^ith  special  reference  to  the  Pueblos«*). 

Natalie  Curtis  liefert  mit  ihrem  Buch  »The  Indians"  Book, 
an  offering  by  the  American  Indians  of  Indian  Lore,  Musical  and 
Narrati ve,  to  form  a  record  of  the  songs  and  legends  of  their  race«^) 


1)  Washmgton  1907.  X  u.  972'  S.  BurAmEthnol.  B.  30.  PM  1908, 
LB  504  (Ehrenreich).  —  ^)  New  York  1908.  XXH  u.  555  S.  —  3)  MAnthr. 
GesWien  XXXVI,  1906,  ^87]— [98J.  —  *)  Boston  1907.  275  S,  mit  8  Taf.  — 
5)  New  York  u.  London   1907.     Mit  Abb. 


304  P.  Gähtgcns,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

einen  wertvollen  Beitrag  zur  indianischen  Yolkskiinde.  Roland 
B.  Dixon  erörtert  in  »Some  Aspects  of  the  American  Shaman«^) 
Geschlecht,  Erblichkeit  oder  Berufung,  Kraftquelle,  Funktionen,  Or- 
ganisation und  gesellschaftliche  Stellung  der  Schamanen.  E.  Sarferts 
Dissertation  »Haus  und  Dorf  bei  den  Eingeborenen  Nordamerikas«'^), 
den  Indianern  und  Eskimos  wird  von  W.  Krickeberg  sehr  an- 
erkennend besprochen.  —  St.  Culin  gibt  eine  eingehende  Be- 
schreibung der   »Games  of  the  American  Indians«^). 

A.  Hrdlicka  stellt  in  »Beauty  among  the  American  Indians«^) 
in  kurzen  Zügen  die  Merkmale  der  Indianerschönheit  fest,  imd 
zwar  bei  einem  Kinde,  einem  jungen  Mädchen  und  einem  jungen 
Manne. 

Derselbe  schreibt  über  »Die  Krankheiten  der  Indianer«'")  und  faßt  in 
seiner  Untersuchung  »Slieletal  Remains  Suggesting  er  Attributed  to  Early  Man 
in  North  America«'')  alles  zusammen,  was  wir  aus  den  bisher  gemachten 
Funden  über  das  Alter  des  Mensehen  in  Nordamerika  wissen,  und  kommt  zu 
dem  Ergebnis,  daß  der  Mensch  im  Gebiet  der  Vereinigten  Staaten  relativ  jung 
ist,  vgl.   »Die  ältesten  Spuren  des  Menschen  in  Nordamerika« '2)  im  Globus. 

Der  Verlag  von  Strecker  &  Schröder  in  Stuttgart  hat  unter 
der  Leitung  G.  Buschans  die  Veröffentlichimg  einer  Reihe  von 
Monographien,  »Studien  und  Forschungen  zur  Menschen- und  Völker- 
kunde« begonnen,  als  deren  erster  Band  »Die  Schiffahrt  der  In- 
dianer« ^3^  von  G.  Friederici  erschienen  ist. 

Derselbe  untersucht  »Die  Wirkung  des  Indianerbogens«'^),  liefert  einen 
Beitrag  zur  Psychologie  des  Weibes  in  einem  kleinen  Artikel,  »Die  Squaw  als 
Verräterin«''),  behand€lt  in  seiner  Dissertation  »Skalpieren  und  ähnliche  Kriegs- 
gebräuche in  Amerika« 'ß)  (gesondert  »Scalping  in  America«'^)  und  macht  in 
»Die  Ethnographie  in  den  ,Documentos  Ineditos  del  Archivo  de  Indias'«'®)  in 
dankenswerter  Weise  auf  die  Bände  und  Stellen  des  großen  Sammelwerkes  auf- 
merksam, die  für  den  Ethnologen  von  Interesse  sind,  und  bespricht  dann  kurz 
die  ethnologisch  wichtigen  Angaben. 

Robert  H.  Lowie  setzt  sich  in  »The  Test-Theme  in  North 
American  Mythology«!^)  mit  den  Theorien  anderer  Mythenforscher, 
besonders  Ehrenreichs,  über  Sonnen-  und  Mondhelden  und  das 
Probenmotiv  auseinander  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  Sonnen- 
und  Mondhelden  menschliche  Wesen  sind,  die  nach  Sonne  und 
Mond  benannt  oder  mit  ihnen  in  irgendeiner  Weise  identifiziert  sind. 


8)    JAmFolklore    XXI,    1908,   1  —  12.  —   ^  ArchAuthr.  N.  F.  VII,   1908, 
119  —  215,  mit  84  Abb.  u.  3  K.    ZentralblAnthr.  1909,  216  —  19  (Krickeberg).  — 

8)  AnnRepAmEthnol.  XXIV,   1901  —  03,    1  —  846,  mit  21  Taf.  u.  zahlr.  Fig.  — 

9)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  38—42,  mit  3  Taf.  —  '")  MedAnn., 
Wa-shington,  IV,  372—94.  Glob.  XC,  1906,  256.  —  ")  BurAmEthnol.  B.  33, 
Washington  1907.  113  S.  mit  21  Taf.  —  '«)  XCIII,  1908,  270  (A.).  — 
13)  Stuttgart  1907.  130  S.  mit  12  Abb.  PM  1908,  LB  496  (Ehrenreich).  — 
'*)  Glob.  XCI,  1907,  325—30.  —  '5)  lutcrnArchEthnogr.  XVIII,  1908, 
121—24.  —  '8)  Braunschweig  1906.  172  S,  mit  1  K.  —  ")  AnnRepSmithlnst. 
f.  1906,  Washington,  423  —  38.  —  'S)  Glob.  XC,  1906,  287—89,  302  —  05.  — 
'9)  .lAmFolklore  XXI,   1908,  97  —  148. 


Das  nördliche  Amerika.  305 

H.  Liug  Roth  beschreibt  die  »Mocassins  and  their  Quill  Work<c20)  y^gj 
verschiedenen  Indianerstämmen  Nordamerikas.  D.  I.  Bnshnell,  »Origin  of 
Wampum«^^),  ist  der  Ansicht,  daß  die  Indianer  schon  vor  der  Berührung  mit 
den  Europäern  jene  Muschelperlen  kannten. 

A.  Das  nördliche  Amerika, 

Ällgemeiiies.  C.  C.  Ulilenbeck  gibt  den  heutigen  Stand  der 
Wissenschaft  über  »Die  einheimischen  Sprachen  Nordamerikas  bis 
zum  Rio-Grande«2i'')  wieder,  indem  er  die  54  Sprachfamilien  geo- 
grapliisch  geordnet  aufzählt  und  charakterisiert. 

1.  Eskiyno.  Roald  Amundsen,  »To  the  North  Magnctic  Pole 
and  through  the  North -West  Passage«  22)  beschreibt  auch  die  Art 
und  Weise,  wie  die  Eskimos  ihre  Schneehütten  bauen,  sowie  ihre 
Lebensweise,  Sitten  und  Gebräuche.  —  Fr.  Boas'  ethnographische 
Skizze  »The  Eskimo «23)  behandelt  hauptsächlich  die  sehr  einfache 
soziale  Organisation,  religiöse  Ideen  und  Gebräuche,  Mythologie  und 
Folklore.  G.  B.  Gordon  schreibt  in  seinen  »Notes  on  the  Western 
Eskimo« 24)  über  Umwelt,  Beschäftigung,  Erziehung,  Kunst,  Töpferei 
luid  Schnurspiele  der  westlichen  Eskimos.  Von  A.  Hambug,  »Der 
Ursprung  der  Eskimos  und  die  ersten  Völker  Amerikas  «25)  (schwed.) 
kenne  ich  nur  den  Titel.  Dillon  Wallaces  Buch  »The  Long 
Labrador  Tail«26),  das  die  1905  bis  1906  ausgeführte  Reise  vom 
Hamilton  Inlet  über  den  llichikamausee  nach  der  Ungavabai  und 
nach  Nachvak  und  von  hier  nach  SO  längs  der  Küste  und  süd- 
wärts nach  Romain  und  Matashquan  schildert,  enthält  auch  einige 
Kapitel  über  die  nördlichen  Indianer  und  die  Eskimos  von  Labrador. 

L.  Mylius-Erichsen  u.  Harald  Moltke  geben  in  ihrem  Buch 
»Grönland,  illustreret  Skildering  af  den  danske  literäre  Grönlands- 
ekspeditions  Rejser  i  Melvillebugten  og  Ophold  blandt  Jordens 
nordligst  beende  Mennesker,  Polareskim oerne  1903/04« 27)  eine  aus- 
führliche Schilderung  der  Kap  York-Eskimos.  Der  Dolmetscher 
dieser  Expedition  war  Knud  Rasmussen. 

In  dessen  von  Elsbeth  Kohr  ins  Deutsche  übertragenen  Buche  »Neue 
Menschen,  ein  Jahr  bei  den  Nachbarn  des  Nordpols« 28)  handelt  es  sich  eben- 
falls um  die  Kap  York-Eskimos  an  der  Melvillebai,  doch  sind  die  im  Original 
enthaltenen  Fabeln  und  Geschichten  der  York-Eskimos  fortgelassen.  Dieses  und 
noch  ein  anderes  Buch  Rasmussens,  »Under  Norden vindens  Svobe«^^"),  hat  G. 
Herring  in  englischer  Sprache  mit  geringen  Kürzungen  zu  einem  Buch  ver- 
einigt: »The  People  of  the  Polar  North,  a  Record  Compiled  from  the  Danish 
Originals  and  Edited  by  G.  Herring«  ^O),  das  auch  die  erwähnten  Fabeln  und 
Geschichten  bringt. 

20)  JAnthrl  XXXVIII,  1908,  47—57,  mit  24  Fig.  —  21)  Ebenda  XXXVl, 

1906,  172—77,  mit  2  Taf.  —  21«)  Anthropos  III,  1908,  773—99.  —  22)  gJ 
XXIX,  1907,  485—513,  mit  Abb.  —  23)  AnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905, 
Toronto  1906,  107  —  16.  —  24)  TrDepartArchaeoIFreeMusScArtUnivPensylvania 
11,  1906,  69—101,  mit  Abb.  —  25)  y  1906,  15—48.  —  26)  New  York  1907. 
318  S.,  Taf.  u.  2  K.  PM  1908,  LB  526  (H.  Haas).  —  27)  Kopenhagen  1906, 
40,    1—628,    295  Abb.,    3  K.      PM    1909,    LB  351    (Thalbitzer).  —   2»)  Bern 

1907.  VIII  u.  191  S.  mit  Abb.  —  29)  Kopenhagen  1906.  —  30)  London  1908. 
XIX  u.  358  S.  mit  zahlr.  Abb.  u.   1   K. 

GeogT.  Jahrbuch  XXXIV.  20 


306  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

0.  Solberg  liefert  sehr  bemerkenswerte  »Beiträge  zur  Vor- 
geschichte der  Osteskimo« 31),  in  denen  er  steinerne  Schneidegeräte 
und  Waffenschärfer  aus  Grönland  eingehend  bespricht  und  durch 
zahlreiche  Abbildungen  veranschaulicht.  W.  Thalbitzer  gibt  einen 
kurzen  vorläufigen  Bericht  über  »Meine  Reise  nach  Ostgrönland «32) 
(1905/06). 

Diese  hatte  die  Erforschung  der  besonderen  Mundart  der  Angmagssalik- 
eskimos  und  ihrer  Traditionen  zum  Zweck.  Derselbe  weist  in  »Eskimokulturen 
ved  Angmagssalik  (Amassalik)«-''')  nach,  wie  der  europäische  Einfluß  (seit  1894) 
die  Kultur  des  kleinen  Angmagssalikstammes  (etwa  500  Köpfe)  direkt  und  in- 
direkt umformt. 

0.  Schells  Angaben  über  »Die  Ostgrönländer« 34^  stützen  sich 
im  wesentlichen  auf  ein  vom  Missionar  Rttttel  1903/04  in  Ang- 
magssalik geführtes  Tagebuch.  —  Der  Bericht  des  Kapitäns  James 
S.  Mutch  über  »WhaKng  in  Fonds  Bay«35)  enthält  auch  ethno- 
graphisches Material  über  die  Ponds-Bay-Eskimos. 

Bruno  Oetteking  veröffentlicht  die  Ergebnisse  seiner  Messungen 
an  13  Eskimoschädeln  (elf  aus  Labrador,  zwei  aus  Nordgrönland) 
und  einem  Aleuten schädel  der  Dresdener  Sammlung  in  einer  Schrift: 
»Ein  Beitrag  zur  Kraniologic  der  Eskimo«  36). 

Mit  einem  Anhange:  Über  Eskimosteingräber  im  nordöstlichen  Labrador 
und  das  Sammeln  anthropologischen  Materials  aus  solchen  von  Bernhard 
Hantzsch.  Oetteking  unterscheidet  zwei  Schädeltypen,  einen  dolichozephalen 
(östliche  Innuit)  und  einen  meso-  bis  brachyzephalen  (westliche  Innuit)  und  er- 
klärt den  Eskimoschädel  für  einen  modifizierten  Mongolenschädel  mit  deutlieh 
ausgeprägten  spezifisch  mongoloiden  Merkmalen. 

Von  J.  Brierley  sind  »Notes  on  a  Collection  of  Ancient  Es- 
kimo Skulls« 37)  zu  erwähnen,  denen  F.  Gr.  Parsons  »An  Explanatory 
Note«  hinzufügt.  —  V.  Stefänsson  bringt  »Notes  on  the  Theory 
and  Treatment  of  Diseases  among  the  Mackenzie  River  Eskimo«  38). 

R.  Trebitsch  hat  eine  kleine  Studie  über  »Die  blauen  Geburtsflecke  bei 
den  Eskimos  in  Westgrönland«  ■'ä)  veröffentlicht.  Derselbe  hat  zusammen  mit 
G.  Stiassny  1906  »Phonographische  Aufnahmen  der  Eskimosprache«*'')  ge- 
macht. —  Von  C.  C.  Uhlenbeck  liegen  vor  »Ontwei-p  van  eene  vergelijkendc 
vormleer  der  Eskimotaalen«*')  und  »Zur  Eskimogrammatik«*-). 

2.  Tlinkit.  G.  T.  Emmons  beschreibt  in  »Petroglyphs  in 
Southeastern  Alaska« *3)  Felsenzeichnimgen  von  den  Inseln  Baranof, 
Etoline  u.  a. 

Die  von  der  Baranofinsel  stellen  offenbar  die  Erschaffung  des  Menschen 
durch  Jelch,  den  Raben,  dar.     Eine  größere  Abhandlung,  »The  Cbilkat  Blanket, 


31)  Christiania  1907.  92  S.  mit  12  Taf.,  1  K.  u.  55  Textbild.  —  »2)  PM 
1906,  260 f.  —  33)  GTKöbenhavn  XIX,  1907,  56—69.  ~  »*)  Glob.  XCIV, 
1908,  85—88.  —  35)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  485— 5Ö0,  mit  1  Taf.  — 
36)  AbhBerKglZoolAnthrEthnogrMusDresden  XII,  1908.  54  S.  mit  1  Taf.  u. 
12  Fig.  im  Text.  —  37)  JAnthrl  XXXVI,  1906,  104—20.  —  38)  JAmFolklore 
XXI,  1908,  43—45.  —  39)  ArchAnthr.  1907,  137—42,  mit  7  Abb.  —  ■"')  Ber. 
PhonogrArchKomKAkWissWien  IX,  1906.  17  S.  mit  2  Taf.  —  *')  VhKAk. 
WetAmsterdam,  AfdLetterkd.  VIII,  3.  77  S.  —  *^  ZDMGes.  LX,  1.  -  *^)  Am. 
Anthropologist  X,   1908,  221  —  30,  mit  Abb. 


Das  nördliche  Amerika.  307 

with  Notes  on  the  Blanket  Designs  by  Franz  Boas«**),  beschreibt  Herstellung 
und  Gebrauch  der  aus  Bergziegenhaar  gefertigten  Tücher  der  Tschilkat.  Ein 
kleiner  Artikel  desselben  beschäftigt  sich  mit  »The  Use  of  the  Chilkat  Blanket«*^). 

Fr.  Boas  stellt  in  »The  Tribes  of  the  North  Pacific  Coast«*^), 
worin  er  hauptsächlich  die  soziale  Organisation,  Initiationszeremonien 
und  Mythologie  bespricht,  fest,  daß  die  charakteristischen  Züge 
dieser  Stämme  (im  Norden  Tlinkit,  Haida,  Tsimsliian;  in  der  Mitte 
Kwakiutl  und  Bella-Covla;  im  Süden  Küstensalisch  nnd  Nortka)  am 
stärksten  im  Norden  ausgeprägt  sind  und  nach  S  zu  abnehmen. 

Von  demselben  wird  »Der  Einfluß  der  sozialen  Gliederung  der  Kwakiutl 
auf  deren  Kultur«*')  aufgezeigt  und  »Eine  Sonnensage  der  Tsimschian' **)  im 
Urtext  mit  Übersetzung  und  mit  Anmerkungen  zu  jedem  Worte  des  Textes 
veröffentlicht. 

John  R.  Swanton  bringt  in  Bd.  X,  Teil  2,  der  »Jesup  North 
Pacific  Expedition«:  »Haida  texts  —  Masset  dialect«^^).  Yon  dem- 
selben liegt  eine  umfangreiche  Abhandlung  über  »Social  condition, 
beliefs,  and  lingiiistic  relationship  of  the  Tlingit-Indians«^")  vor. 
F.  A.  Golder  teilt  »Tlingit  Myths«5i)  und  »A  Kadiak  Story:  The 
White-Faced  Bear«  52)  mit. 

5.  Columhiastämme.  Über  C.  Hill-Touts  zusammenfassendes, 
populär  gehaltenes  Buch  »The  Natives  of  British  North  America, 
I.  The  Far  West,  the  Home  of  the  Salish  and  Dene«53)  habe  ich 
in  Pet.  Mitt.  referiert. 

Derselbe  handelt  in  einem  Bericht  »The  Salish  Tribes  of  the  Coast  and 
Lower  Fniser  Delta<^5*)  über  soziale  Organisation  und  Gebräuche,  religiöse  Vor- 
stellungen und  materielle  Kultur  der  Küstensalisch,  während  Fr.  Boas  »The 
Salish  Tribes  of  the  Interior  of  British  Columbia«  ^5)  nach  ihren  Beschäftigungen, 
ihrer  sozialen  Organisation  und  religiösen  Ideen  bespricht. 

Htll-Tout  erstattet  auch  einen  »Report  on  the  Ethnography 
of  the  South-Eastern  Tribes  of  Yancouver  Island,  British  Columbia«  ^6). 

Es  ist  eine  summarische  Darstellung  der  ethnographischen,  soziologischen 
und  sprachlichen  Verhältnisse  der  Lekünen  und  ihrer  Verwandten,  der  Saanich, 
Clallam  und  Sooke,  die  eine  gesonderte  Abteilung  der  Salisch  bilden.  Angereiht 
sind  Bemerkungen  über  die  Cowitchin  oder  Insel-Halkömelemstämme.  Auch 
mehrere  Erzählungen  in  Originaltext  mit  Interlineai^version  und  englischer  Über- 
setzung werden  mitgeteilt. 

James  Teit  schildert  >>The  Lillooet  Indians«^'')  in  ausführlicher 
Weise. 


**)  MemMusNatHist.  III,  1907,  329—401,  mit  4  Taf.  u.  58  Fig.  — 
*5)  AmMusJ  VIII,  1908,  65—70,  mit  4  Taf.  —  *6)  AnnArchaeolOntarioRep. 
f.  1905,  Toronto  1906,  235—49.  —  *^  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  in  Stutt- 
gart 1904  (1906),  141—48.  —  *»)  ZEthn.  1908,  776—97.  —  *»)  Leiden  u. 
New  York  1908,  271—812.  —  ^^  XXVI.  AnnßepBurAmEthnol.  1904/05, 
Wa.shington  1908,  391—485,  mit  11  Taf.  u.  14  Abb.  —  ^i)  JAmFolklore 
XX,  1907,  290—95.  —  52)  Ebenda  296—99.  —  ")  London  1907.  XIV  u. 
263  S.  mit  33  Vollbild,  u.  1  K.  PM  1908,  LB  535  (Gähtgens).  —  ^4)  Ann. 
ArchaeolOntarioRep.  f.  1905,  Toronto  1906,  225—35.  —  ")  Ebenda  219—25.  — 
56)  JAnthrl  XXXVII,  1907,  306—74.  —  57)  The  Jesup  North  Pacific  Exped. 
Bd.  II,  Teil  5,  S.  193—300,  Leiden  1906.     PM  1909,  LB  629  (Preuß). 

20* 


308  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Sie  wohnen  im  Innern  von  Britisch-Kolumbien  an  den  Küstengebirgen  und 
gehören  sprachlich  zu  den  Salisch.  Teit  schätzt  ihre  Kopfzahl  auf  1600.  Er 
macht  uns  bekannt  mit  der  mateiiellen  Kultur,  dem  Kriegswesen,  den  Spielen, 
der  Zeichensprache,  den  sozialen  Einrichtungen,  Geburt,  Heirat,  Tod  und  mit 
der  Religion.     In  ähnlicher  Weise  schildert  derselbe  »The  Shuswap«^^). 

H.  J.  Smith  beschreibt  in  »Archaeology  of  the  Gulf  of  Georgia 
and  Füget  Sound« ^9)  die  von  der  Jesupexpedition  gemachten  Funde 
im  Gebiet  der  Salisehstämme  in  Britisch-Kolumbien  und  Washington. 

Es  handelt  sich  um  Muschelabfallhaufen,  Steingräber,  Erdwerke  und  Fels- 
zeichnungen an  der  Ostküste  von  Vancouver,  wobei  alte  Völkerwanderungen 
und  Handelsbeziehungen  der  Nordwestamerikaner  aufgedeckt  werden. 

Franz  Boas  u.  George  Hunt  haben  eine  zweite  Serie  der 
»Ewakiutl  Texts«^*')  veröffentlicht,  die  eine  Menge  von  Erzählungen 
und  Mythen  im  Urtext  mit  gegenüberstehender  englischer  Über- 
setzung enthält.  George  Hunt  gibt  den  mit  Interlinearversion 
versehenen  Originaltext  einer  Kwakiutlerzählung  »The  Rival Chiefs«  ^i) 
wieder.  0.  Abraham  u.  E.  M.  v.  Hornbostel  haben  43  »Fhono- 
graphierte  Indianermelodien  aus  Britisch-Kolumbien «62)  von  den 
Thompson-River-Indianern  bearbeitet. 

A.  B.  Lewis  entwirft  eine  ethnograpliische  Schilderung  der 
»Tribes  of  the  Columbia  Valley  and  the  Coast  of  Washington  and 
Oregon«  63). 

Tschinuk,  Salisch,  Tschimakua,  Yakon,  Athapasken,  Wakasch,  Takilma, 
Kusa,  Kalapuya,  Schoschoni,  Wayilaptu,  Schahaptin.  Als  Anhang  eine  gute 
Bibliographie.     Von  G.  Friederici  anerkennend  besprochen. 

R.  B.  Dixon  weist  auf  »Linguistic  relationships  within  the 
Shasta-Achomawi  stock«  6*)  hin.  E.  Sapir  handelt  in  seinem 
»Freliminary  Report  on  the  Language  and  Mythology  of  the  Upper 
Chinook«65)  über  Sprache  und  Mythologie  der  von  ihren  Nachbarn 
Wücxam  (englisch  Wishram  oder  Wishham)  genannten  Indianer, 
die  früher  am  Nordufer  des  Columbia  zwischen  White  Salmon  River 
und  Long  Narrows  wohnten.  Derselbe  hat  von  J.  Curtin  gesammelte 
»Wishram  Texts«^^)  herausgegeben. 

Edward  Sapir  schreibt  ferner  über  »Religious  Ideas  of  the 
Takelma  Indians«^'')  und  teilt  dabei  auch  einige  Zaubersprüche  im 
Originaltext  mit  Übersetzimg  mit. 

In  »Notes  on  the  Takelma  Indians  of  Southwestern  Oregon«^*)  bringt  er 
manche  interessante  Mitteilung  über  Nahrung,  Fischfang  und  Jagd,  Spiele, 
Wohnungen,  Kleidung  und  Schmuck,  Zahlensystem,  soziale  Organisation,  Krieg, 
Mannbarkeit,  Heirat  und  Totengebräuche.  Die  Takelma  sind  so  gut  wie  aus- 
gestorben.    Nur  noch  drei  oder  vier  alte  Frauen  sprechen  die  Takelmasprache, 


58)  MemAmMusNatHist.  IV,  7.  —  ^9)  The  Jesup  North  Pacific  Exped. 
II,  6,  302—441,  Leiden  1907.  PM  1909,  LB  630  (Prouß).  —  6")  Ebenda 
X,  1,  leiden  1906.  —  «i)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  108  —  36.  — 
62)  Ebenda  447—74.  —  63)  MemAmAnthrAss.,  Lancaster,  Pa.,  I,  2,  147—209. 
ZcntralblAnthr.  1907,  26f.  (Friederici).  —  «*)  Congr.  intern,  d.  Amer.,  XV.  sess., 
Quebec  1906  (1907),  II,  255—63.  —  65)  AmAuthropologist  IX,  1907,  533 
bis  544.  —  66)  PublAmEthnolS  II.  —  67)  JAmFolklore  XX,  1907,  33—49,  — 
68)  AmAuthropologist  IX,    1907.  251—75. 


Das  nördliche  Amerika.  309 

die    wenigen    anderen    bedienen    sich    des    Tschinukjargonir    oder    irgend    eines 
Athapaskendialekts  oder  reden  ein  gebrochenes  Englisch. 

G.  C.  Shaw,  »The  Chinook  language  and  how  to  use  it.  A 
complete  and  exhaustive  lexicon  of  the  oldest  trade  language  of 
the  American  continent«  ^9). 

A.  F.  Chamberlain  handelt  in  »The  Kootenay  Indians«''*') 
kurz  über  Spiele  und  Vergnügungen,  soziale  und  politische  Organi- 
sation, Religion,  Aberglauben,  Mythologie  und  Volkskunde  der 
Kutenay.  Auch  J.W.  Schultz  bringt  in  »My  Life  as  an  Indian«''!) 
manches  auf  die  Kutenay  Bezügliche.  —  Herbert  I.  Spinden 
hat  eine  Monographie  über  »The  Nez  Perce  Indians«'^^)  geschrieben 
und   18   »Myths  of  the  Nez  Perce  Indians«''^)  mitgeteilt. 

Im  ersten  Bande  von  K.  Breysigs  großangelegtem  "Werke  »Die 
Geschichte  der  Menschlieit«,  betitelt  »Die  Völker  ewiger  Urzeit, 
I.  Die  Amei'ikaner  des  Nordwestens  und  des  Nordens«"^*),  behandelt 
er  die  »Kolumbier«,  zu  denen  er  auch  die  Tlinkit  u.  a.  rechnet, 
sowie  die  Tinne  und  Eskimo. 

Der  Gedankengang  desselben  wird  in  einem  kleinen  Artikel  von  P.  Gähtgens, 
»Weltgeschichte  und  Völkerkunde«''^),  wiedergegeben,  in  dem  von  manchen  Aus- 
stellungen, die  zu  machen  gewesen  wären,  Abstand  genommen  werden  mußte. 
Eine  sehr  scharfe  Kritik  erfährt  das  Buch  durch  G.  Friederici  ^^). 

4.  Tinne.    A.  G.  Morice  handelt  über  »The  Great  Dene  Eace«77). 

Zunächst  über  Namen  und  Wohnsitze  der  nördlichen  Dene  und  ihre  Teilung 
in  fünf  Gruppen,  die  zusammen  aus  etwa  31  Stämmen  bestehen;  dann  der 
südlichen  Den6  (Navahos,  Apaches,  Pacific  Dene  einschließlich  der  Hupa  usw.). 
Die  Kopfzahl  aller  Denestämme  zusammen  betrug  im  Jahre  1901  etwa  53  867. 
Derselbe  bietet  eine  zusammenfassende  ethnographische  Darstellung  der  »Canadiau 
Denes«'^8^.  Auch  hat  er  schon  früher  über  »Les  Langues  Denees«^^)  geschrieben. 
Ferner  weist  er  »The  unity  of  speech  among  the  northern  and  southern  Dene«^'') 
nach  und  schildert  »La  femme  chez  les  Den^s«**). 

James  Teit  gibt  in  »Notes  on  the  Tahltan  Indians  of  British 
Columbia«  82)  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  in  den  Jahren  1903 
und  1905  eine  ethnographische  Schilderung  dieses  westlichen  Zweiges 
der  Nähane,  der  also  zu  den  Tinne  gehört. 

P.  E.  Goddard  hat  von  Washington  Matthews  gesammelte 
»Navaho  Myths,  Prayers  and  Songs  with  Texts  and  Translations«^^) 
herausgegeben,  A.  M.  Tozzer,  »A  note  on  stai'-lore  among  the 
Navajos«^*),  A.  Wright,   »An  Athabascan  tradition  from  Alaska« ^s) 


69)  Seattle.  65  S.  —  ^O)  AnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905,  Toronto  1906, 
178—87.  —  71)  New  York  1907.  —  ")  MemAmAnthrS  II,  165—274.  — 
73)  JAmFolklore  XXI,  1908,  13—23,  149—58.  —  74)  Berlin  1907.  XXVII 
u.  563  S.,  1  Völkerk.  Bespr.  auch  in  Glob.  XCIII,  1908,  160  f.  (Aby).  — 
7S)  PM  1909,  313—15.  —  76)  ZentralblAnthr.  1908,  25—27.  —  77)  Anthropos 
I,  1906,  229—78,  483—509,  695—730;  II,  1907,  1—34,  181—96,  mit 
8  Abb.  —  78)  AnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905,  Toronto  1906,  187  —  219.  — 
79)  L'AnneeLinguistique  Paris  1904,  205—47.  —  8")  AmAnthropologist  IX, 
720—37.  —  81)  Congr.  intern,  des  Amer.,  XV.  Sess.,  Quebec  1906  (1907), 
361—94.  —  82)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  337—49,  2  Taf.  u.  Textabb.  — 
83)  UnivCalifomiaPublAmArchEthnol.  V,  1907,  21  — 63,  —  84)  JAmFolklore 
XXI,  80.  —  85)  Ebenda. 


310  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  etlinologische  Forschung. 

veröffentlicht.  In  F.  L.  Ostermanns  kleiner  Monograplüe  »The 
Navajo  Indians  of  New  Mexico  and  Arizona«  ^6)  werden  die  Tinne 
als  ein  über  die  Beringstraße  von  Asien  her  eingewandertes  Volk 
bezeichnet.  J.  W.  Hudson  beschreibt  »A  Diminutive  Cereraonial 
Quiver  froni  California «^ 7)^  der  beim  Springtanz  der  Hupa  eine 
EoUe  spielte.  Pliny  Earle  Goddard  macht  neun  »Lassik  Tales«^^) 
bekannt.  Die  Lassik,  von  denen  nur  noch  wenige  übrig  sind,  sind 
ein  Athapaskenstamm  in  Kalifornien,  Humboldt  County.  J.  Jette 
handelt  »On  the  Medicine-Men  of  the  Ten'a«^^),  eines  Athapasken- 
stammes  im  Innern  Alaskas  am  Yukon,  und  »On  Ten'a  Folk-Lore«^^) 
(neun  Erzälilungen  und  Mythen  im  Originaltext  mit  Interlinear- 
version, freier  englischer  Übersetzung  und  Anmerlmngen. 

5.  Algonkin.  James  Mooney  gibt  in  »The  Chej^enne  Indians« 9^) 
eine  lüstorische  Skizze  der  Cheyenne. 

Dann  werden  Organisation,  heraldisches  System,  Religion,  häusliches  Leben, 
Sprache,  Kultur  usw.  behandelt.  Alle  höhereu  technischen  Arbeiten  und  die 
dekorative  Kunst  stehen  oder  standen  bis  vor  kurzem  unter  der  Aufsicht  weib- 
licher Gewerkschaften.  Rodolphe  Petter  liefert  eine  »Sketch  of  the  Cheyenne 
Grammar«^2)  mjt  Beispielen  der  Umgangssprache  und  der  gehobenen  Rede. 
George  Bird  Grinnel,   »Some  Early  Cheyenne  Tales«^^). 

S.  G.  Simms  beschreibt  die  religiösen  Zeremonien  der  »Metawin 
Society  of  the  Bungees  or  Swampy  Indians  of  Lake  Winnipeg«^*). 

Sie  haben  den  Zweck,  langes  Leben  und  glücklichen  Erfolg  'zu  sichern. 
Derselbe  teilt  »Myths  of  the  Bungees  or  Swampy  Indians  of  Lake  Winuipeg*^^) 
mit,  über  die  Zeit,  da  Gitchi  Manitou,  der  gute  Geist,  den  Menschen  die  Ge- 
heimnisse des  Metawin  enthüllte. 

William  Jones  handelt  in  »Central  Algonkin« ^ß)  über  soziale 
Organisation,  materielles  Leben  und  religiöse  Vorstellungen  und 
Gebräuche  der  Ojibwa.  —  Frances  Densmore  beschreibt  »An 
Ojibwa  Prayer  Ceremony«97)^  (]ie  q^  bei  den  Indianern  von  Grande 
Portage  in  Minnesota  1905  beobachtet  hat.  H.  P.  Eaton  macht 
auf  einige  »Survivances  paiennes  chez  les  Ojibways«98)  aufmerksam. 
Harlan  I.  Smith  teilt  sieben  »Ojibwa  M^^ths  and  Traditions«^^)  mit. 

Als  ersten  Band  der  von  Fr.  Boas  herausgegebenen  »Publi- 
cations  of  the  American  Ethnological  Society«  hat  William  Jones 
eine  Sammlung  von   »Fox  TextsÄ^^^^)  veröffentlicht. 

Er  enthält  geschichtliche  Erzählungen,  Mythen,  Parabeln,  Gebete  und  Er- 
zählungen vom  Stammeshelden  der  Foxindianer  (und  der  Sauks),  Wisäka,  im 
Urtext  mit  englischer  Üliersetzung.  Derselbe  teilt  ein  »Algonkin  Syliabary''"') 
mit,  das  von  den  Sauk-,  Fox-  und  Kickapooindianern  gebraucht  wird. 

86)  Anthropos  III,  1908,  857—69,  mit  Abb.  —  «^  AmAnthropologist  X, 
1908,  168  —  70.  —  88)  JAmFolklore  XIX,  1900,  133—40.  —  »9)  JAnthrl 
XXXVII,  1907,  157—88.  —  9")  Ebenda  XXXVIII,  1908,  298—367.  — 
91)  MemAmAnthrAss.  I,  1907,  357—442,  mit  3  Taf.  —  92)  Ebenda  443—78.  — 
93)  JAmFolklore  XX,  1907,  168—94;  XXI,  1908,  269—320.  —  94)  Ebenda 
XIX,  1906,  330—33.  —  »5)  Ebenda  334—40.  —  «6)  AnnArchaeolOutarioRep. 
f.  1905,  Toronto  1906,  136—46.  —  97)  AmAnthropologist  IX,  1907,  443  f.  — 
98)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906),  159  —  91.  —  99)  JAm. 
Folklore  XIX,  1906,  115—30.  —  '"O)  Leiden  1907.  383  S.  —  '<")  Boas 
AnniversVol.  New  York   1906,  88—93. 


Das  nördliche  Amerika.  311 

W.  H.  Holmes,  »The  Tomahawk«  102)^  und  W.  R.  Gerard, 
»The  Term  , Tomahawk '«i03)^  handeln  über  Natur,  Form,  Gebrauch 
und  Namen  dieser  Waffe. 

Dyneley  Prince  berichtet  über  einen  Besuch  Specks  bei 
den  letzten  Überlebenden  des  Stammes  der  Natikindianer  in  Mashpee 
am  Kap  Cod  bei  Boston  i04)_ 

Er  hat  von  den  fünf  ältesten  Leuten  noch  den  ganzen  Überrest  der  Natik- 
sprache,  29  Wörter,  erkundet  und  teilt  auch  einiges  Ethnographische  (Einrichtung 
der  Wigwams,  Korbflechterei,  Kanubau,  religiöse  Vorstellungen)  mit.  M.  R. 
Harrington,  »Vestiges  ot  material  culture  among  the  Canadian  Delawares« i"^). 

Clark  Wisslers  Artikel  über  »The  Blackfoot  Indians«i06^ 
enthält  Mitteilungen  über  Nahrung,  Kleidung,  Verkehrsmittel,  Krieg- 
führung, soziale  und  sakrale  Organisation,  religiöse  Ideen,  Kunst 
imd  Mythologie. 

In  bezug  auf  letztere  scheinen  die  Blackfootindianer  vieles  von  den  Gros 
Ventre  und  den  Cree  entlehnt  zu  haben.  Cl.  Wissler  u.  C.  C.  Duvall  haben 
die  »Mythology  of  the  Blackfoot  Indians^'*^^)  dargestellt.  Die  von  Lawrence 
J.  Burpee  herausgegebene  Reisebeschreibung  des  englischen  Pelzjägers  Anthony 
Hendry,  »York  Factor}'  to  the  Blackfeet  Country,  1754  and  1755«^"*),  ent- 
hält eine  Menge  Nachrichten  über  die  von  ihm  besuchten  Völkerschaften.  Von 
Walter  McClintock  liegen  Mitteilungen  über  »Leben,  Bräuche,  Legenden 
der  Schwarzfußindianer  in  Montana« '"ä)  vor. 

H.  L.  Scott  schreibt  über  »The  Early  History  and  the  Names 
of  the  Arapaho«iio)  (Grros  Yentres,  Fall  Indians,  Paunch  Indians, 
Gens  de  Pause,  Big  ßellies.  Rapid  Indians,  Kanenavish,  Gens  de 
Vaches,  Buffalo  Indians).  Der  Name  Arapaho  scheint  ein  Crow- 
wort  zu  sein  mit  der  Bedeutung  »auf  der  Brust  tätowierte  Leute«. 

A.  L.  Kroeber  hat  .50  »Gros  Ventre  Myths  and  Tales «m) 
gesammelt  und  zwar  Schöpfungslegenden,  Tiergeschichten,  Ursprungs- 
mythen usw.,  und  in  englischer  Übersetzung  als  Teil  des  Werkes 
über  die  Mrs.  Morris  K.  Jesup- Expedition  veröffentlicht. 

I.  Ed.  Roy,  »Principes  de  gouvernement  chez  les  Indiens  du 
Canada«ii2)^  bespricht  Staats-,  Rechts-  und  Familienverfassung  der 
Algonkin,  Huronen  imd  Irokesen  des  St.  Lorenz  -  Gebiets.  A.  F. 
Chamberlain  handelt  über  Spiele  und  Vergnügimgen,  soziale  und 
politische  Organisation,  Religion,  Aberglauben,  Mythologie  usw.  der 
»Indians  of  the  Eastern  Provinces  of  Canada«ii3)  (Micmac,  Naskapi, 
Montagnais  usw.). 

C.  C.  Willoughby  beschreibt  nach  den  vorhandenen  Quellen 
»Houses  and  Gardens  of  the  New  England  Indians« ^i*),  das  runde, 


102)  AmAnthropologist  X,  1908,  264—76.  —  103)  Ebenda  277—80.  — 
»0*)  Ebenda  IX,  1907,  493.  —  i»»)  Ebenda  X,  1908,  408—18,  mit  3  Taf.  — 
106)  AnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905,  Toronto  1906,  162—78.  —  107)  Anthr. 
PapAmMusNatHist.  U,  1908,  1.  —  los^  TrRSCanada  1907/08,  Ser.  3,  I,  Ottawa 
1908,  307—64.  —  109)  ZEthn.  1908,  605—14.  —  "O)  AmAnthropologist  IX, 
1907,  545—60.  —  '")  AnthrPapAmMusNatHist.  I,  Teil  3,  1907,  55—139.  — 
"2)  Quebec  1907.  24  S.  —  "3)  AnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905,  Toronto 
1906,   122—36.  —    "*)  AmAnthropologist  N.  Ser.,  VIII,   1906,   115—32. 


312  ■  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

das  lange  und  das  konische  Haus.  Derselbe  gibt  eine  treffliche 
Zusammenstellung  alles  dessen,  was  über  »The  Virginia  Indians 
in  the  Seventeenth  Century«  ^^^)  bekannt  ist,  und  handelt  über 
»Wooden  bowls  of  the  Algonquian  Indians« i^^).  Francis  Jordan 
beschreibt  »Aboiiginal  Fishing  Stations  on  the  Coast  of  the  Middle 
Atlantic  States«  i^'^,  Reste  vorgeschichtlicher  Ansiedlungen  indiani- 
scher Fischer  und  Spuren  von  Pfahlbauten.  Mrs.  T.  P.  Bagby 
berichtet  kurz  über  »The  Last  Remnant  of  the  Tribe  of  Powhatan«ii8)^ 
deren  nur  noch  195  auf  einer  kleinen  Insel  des  Pamunkeyflusses 
leben.  In  »The  Beothuks  of  Newfoundland«!^^)  faßt  A.  F.  Cham- 
berlain  alles  zusammen,  was  über  diesen  seit  1829  ausgestorbenen 
Indianerstamm  bekannt  ist. 

6.  Irolcesen,  Maskoki,  Natchez  usiv.  Nach  David  Boyle,  »The 
Iroquois«^20)^  ist  die  Urheimat  der  Huronirokesen  wahrscheinlich 
in  Kentucky  und  im  südlichen  Ohio  gewesen.  A.  T.  Cringan 
handelt  über  »Indian  Music«i2i)^  ausgehend  von  einer  Sammlung 
irokesischer  Lieder  aus  der  Grand-River-Reservation  in  Ontario. 

Eine  Monographie  über  »The  Oneidas«i22j  j^^t  J.  K.  Bloomfield 
geschrieben.  Th.  V.  Parker,  »The  Cherokee  Indians,  with  special 
reference  to  their  relations  with  the  U.  S.  Government«  123).  jj.  M. 
Converse  veröffentlicht  »Myths  and  legends  of  the  New  York 
State  Iroquois«i24), 

Sara  Henry  Stites  faßt  in  »Economics  of  the  Iroquois«^25) 
alle  auf  die  materielle,  soziale  und  geistige  Kultur  der  Irokesen 
bezüglichen  Nachrichten  in  einer  methodisch  durchgearbeiteten  Dar- 
stellung zusammen.  D.  Boyle  handelt  kurz  über  »The  making 
of  a  Cayuga  chief«^27).  Nach  Stansbury  Hagars  »Cherokee 
Star-Lore«  128)  betrachten  die  Tscheroki  jedes  Gestirn  oder  Sternbild 
als  das  himmlische  Prototyp  irgend  eines  Lebewesens  auf  Erden. 
Er  hält  diese  Lehre  für  m*sprünglich  allgemein  indianisch.  —  In 
seiner  Monographie  »The  Creek  Indians  of  Taskigi  Town«i29) 
behandelt  F.  G.  Speck  materielle  Kultur,  soziale  Organisation,  Ge- 
bräuche bei  Geburt,  Namengebung,  Mannbarkeit,  Heirat,  Krieg  und 
Begräbnis,  Schamanismus,  religiöse  Vorstellungen,  Zeremonien  und 
Mythen. 

Die  Kopfzahl  der  Ta.skigi-Creeks  beträgt  höchstens  150,  und  von  diesen 
haben    nur    wenige    reines   Indianerblut.     Derselbe    faßt    in  »Some  Outlines    of 


"5)  AmAnthropologist  IX,  1907,  57—86.  —  "6)  Ebenda  X,  1908,  423 
bis  434,  mit  3  Taf.  —  u^)  Lancastcr,  Pa.,  190G.  45  S.  —  "«)  Southern 
Workman  XXXV,  1906,  74—78.  —  "9)  AuuArehaeoIOntario  Rep.  f.  1905, 
Toronto  1906,  117—22,  —  120)  Ebenda  146—58.  —  '21)  Ebenda  158—61.  — 
122)  New  York  1908.  X  u.  395  S.  mit  Abb.  —  >23)  jjew  York  1907.  VIII 
u.  116  S.  mit  Taf.  u.  K.  —  124)  NYorkState  B.  125,  Albany  1908.  195  S. 
mit  Abb.  —  125)  Lancaster,  Pa.  (Diss.,  Bryn  Mawr  Colleg  1905).  159  S. 
PM  1907,  LB  269  (Haberlandt).  —  127)  ÄnnArchaeolOntarioRep.  f.  1905, 
Toronto  1906,  56—59.  —  128)  Boa.sAnniversVol.  New  York  1906,  354—66.  — 
129)  MemAmAnthrAss.  II,  99—164,  mit  4  Taf.  u.   1   K. 


Das  nördliche  Amerika.  313 

Aboriginal  Culture  in  the  Southeastern  States« i^O)  jje  charakteristischen  Züge 
der  Soziologie,  der  religiösen  Feiern  und  Ideen,  des  Schamanismus,  des  häus- 
lichen, industriellen,  wirtschaftlichen  Lebens,  der  dekorativen  Kunst  usw.  der 
Creek,  Yuchi  und  anderer  Stämme  des  Südostens  zusammen.  Die  soziale  Ein- 
heit bildet  der  matemale,  exogame,  totemistischc  Clan.  Manche  Zeremonial- 
gebräuche  dieser  Stämme  lassen  sich  nach  W  hin  bis  zu  den  Puebloindianem 
verfolgen,  manche  Sitten  wicdenim  deuten  auf  L'bertragung  vom  Antillen-  oder 
Karibengebiet  her.  Derselbe  handelt  in  seinen  »Notes  on  Chickasaw  Ethnology 
aud  Folklore«  '•'^)  über  soziale  Gruppen,  Zeremonien  und  Gebräuche  der  Chickasaw- 
indianer  und  femer  über  »Some  comparative  traits  of  the  Maskogian  languages«  ^^^. 

John  R.  Swanton  zeigt  in  »Ethnological  Position  of  the  Natchez 
Indians«i33)^  daß  die  Sprache  der  Natchez  eine  sehr  abweichende 
Mundart  der  Muskhogeesprache  ist  und  nicht  mehr  als  selbständiger 
Sprachstamm  zu  betrachten  ist. 

Mit  den  Yirginiaindianern  beschäftigen  sich  folgende  fünf  Auf- 
sätze: David  J.  Bushnell  jr.,  »Virginia  from  early  records«!^*) 
und  »Discoveries  beyond  the  Appalachian  Mountains  in  September 
1671  «135)^  Charles  C.  AVilloughby,  »The  Virginia  Indians  in 
the  seventeenth  Century« ^36^^  "W,  H.  Holmes,  Aboriginal  shellheaps 
of  the  Middle  Atlantic  tidewater  region«i37)^  und  James  Mooney, 
»The  Powhatan  Confederacy,  past  and  present«i38).  yüt  alle  fünf 
vgl.  G.  Fried erici  139), 

7.  Dakota.  Weygold  gibt  in  »Die  Dakotaindianer« ^^O)  eine 
Übersicht  über  Ethnologie  und  Geschichte  dieses  Stammes.  Eine 
umfassende  Gesamtdarstellung  der  Dakota  hat  Fred  M.  Haas  ge- 
liefert, »The  great  Sioux  Nation« m).  F.  G.  Speck  bringt  »Notes 
on  the  ethnology  of  the  Osage  Indians« i*2j_  I.R.Walker  hat 
14  weitere  »Sioux  Games« i*^)  beschrieben,  George  A.  Dorsey 
die  »Legend  of  the  Teton  Sioux  Medicine  Pipe«i**)  mitgeteilt  und 
»The  Ponca  sun  dance«^*^)  beschrieben.  Clark  "Wissler  hat 
»Some  Dakota  Myths«^*^)  ^nd  eine  Abhandlung  über  »Some  pro- 
tective  designs  of  the  Dakota«  i^'^)  veröffentlicht.  Derselbe  unter- 
sucht in  »Ethnological  Problems  of  the  ^Missouri-Saskatchewan 
Area«  1*8)  die  gegenseitigen  Beeinflussungen  der  verschiedenen 
Stamme  dieses  großen  Gebiets.  Es  sind  dies  Angehörige  der  Atha- 
pasken,  Algonkin.  Caddo,  Kiowa,  Sioux,  Schoschoni. 


l30^ 


0)  AmAnthropologist  IX,  1907,  287—95.  —  i3i)  JAmFolklore  XX, 
1907,  50—58.  —  132)  AmAnthropologist  IX,  1907,  470—83.  —  1^3)  Ebenda 
513—28.  —  13*)  Ebenda  31—44.  —  i^S)  Ebenda  45—56.  —  136)  Ebenda 
57—86.  —  137)  Ebenda  113—28.  —  138)  Ebenda  129—52,  mit  1  K.  — 
139)  ZentralblAnthr.  1908,  28—30.  —  i*0)  XXIV.  u.  XXV.  JBer.  (1905/06) 
WürttVerHandelsG  1907,  51—78.  —  i")  Chicago  1907.  575  S.  —  i*2)  Univ. 
PennsvlvTrFreeMusScArt.  II,  1907,  2.  —  i*3)  JAmFolklore  XIX,  1906, 
29—36.  —  1**)  Ebenda  326—29.  —  i*5)  FieldColumbMus.  Publ.  Nr.  102, 
Anthr.  Ser.,  II,  Nr.  2,  1906.  ZentralblAnthr.  1906,  341  f.  (Ehrenreich).  — 
1*6)  JAmFolklore  XX,  1907,  121—31,  195—206.  —  i*^  AnthrPapAmMus. 
NatHist.  I,  1907,  19  —  53,  mit  3  Taf.  u.  26  Fig.  —  i*«;  AmAnthropologist 
X,   1908,   197—207. 


314  P.  GähtgCDs,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

D.  J.  Bushnell,  »Primitive  salt-making  in  the  Mississippi 
Valley«  1*^),  berichtet  über  die  primitive  Salzgewinnung  bei  den 
Indianern  des  Mississippitales  vor  der  Entdeckung.  Gr.  F.  Will  u. 
H.  I.  Spinden  haben  die  Resultate  ihrer  Forschungen  und  Aus- 
grabungen an  den  Sitzen  der  Mandanen  am  oberen  Missouri  in 
einer  Schrift,  »The  Mandans,  a  Study  of  their  Culture,  Archaeology 
and  Language«^50)^  niedergelegt. 

8.  Kalifornier,  Sehoschoni,  Pawnie  und  Verwandte.  L.L.  Kroeber 
veröffentlicht  »A  Mission  Record  of  the  California  Indians  from  a 
Manuscript  in  the  Bancroft  Library«  i^i)^  einen  Bericht  an  die 
spanischen  Behörden  in  Mexiko  aus  dem  Jahre  1811  über  eine 
Reihe  von  Missionsindianerstämmen. 

Nach  desselben  »Ethnography  of  the  Coahiiilla  Indians« i^^)^  ^jg  Jq  gQd. 
kalifornien  leben  und  sprachlich  zu  den  Schoschonen  gehören,  zeigen  diese  in 
ihrer  Kultur,  dem  doppelten  Charakter  ihres  Landes  entsprechend,  sowohl  An- 
klänge an  die  wüstenbewohnenden  Mohave  und  Yuma  als  an  die  Missionsindianer. 
Von  demselben  sind  ferner  zu  nennen  »The  Yokuts  language  of  South  Central 
California« !»•*),  vShoshonean  dialects  of  California« i^*)^  »On  the  evidence  of  the 
occupation  of  certain  regions  by  the  Miwok  Indians« i^^).  In  >The  Religion  of 
the  Indians  of  California« '^^  handelt  Kroeber  über  das  Verhalten  des  Einzelnen 
bei  gewissen  Vorgängen  im  Leben  (Tod,  Geburt,  Geschlechtsverkehr  usw.),  über 
Schamanisrnus ,  öffentliche  Zeremonien,  Kultgebäude,  Mythologie,  Glauben, 
charakteristische  Merkmale  einzelner  Stämme  (Yurok,  Karok,  Hupa,  Yuki, 
Maidu,  Miwok,  Yokuts,  Sehoschoni,  Mohave).  Kroeber  gibt  auch  englische  Texte 
von  41  »Indian  Myths  of  South  Central  California«'^")  (Costano,  Miwok,  Yokuts, 
Sehoschoni)  und  vergleicht  die  Mythologie  der  nördlichen  und  der  südlichen 
Gruppen  der  zentralkalifornischen  Stämme.  Ferner  handelt  er  über  »The  Washo 
Language  of  Fast  Central  California  and  Nevada<  '*^),  teilt  eine  »Origin  Tradition 
of  the  Chemehuevi  Indians« '^8)  mit,  vergleicht  zwei  zu  derselben  morphologi- 
schen Gruppe  gehörende  kalifornische  Sprachen,  »The  Yokuts  and  the  Yuki 
Languages«'^0),  miteinander  in  bezug  auf  Phonetik,  Etymologie,  grammatischen 
Bau,  Gebrauch  der  Redeteile  und  ihrer  Affixe  und  Satzbau,  macht  kurze  Mit- 
teilungen über  die  doppolte  Namengebung  bei  den  Yokuts,  »Yokuts  names«'^') 
und  gibt  eine  Liste  von  Männer-  und  Frauennamen  vom  Tule  River  und  eine 
interessante  Erklärung  für  das  Tabu  der  Namen  der  Toten.  »A  Yokuts  Creation 
Myth«'62)  wird  von  George  W.  Stewart  mitgeteilt.  Roland  B.  Dixon 
handelt  über  »The  Pronominal  Dual  in  the  Languages  of  California« '^•'j  mjj 
legt  zusammen  mit  A.  L.  Kroeber  die  »Numeral  Systems  of  the  languages  of 
California« !'>'•)  dar.  Fr.  C.  Speck,  »Ethnology  of  the  Yuchi  Indiaus«'65)_ 
R.  H.  Lowie,   »In  northern  Shoshone«'**')  war  mir  nicht  zugänglich. 

S.  A.  Barrett  schildert  in   »The  Ethno-Geography  of  the  Pomo 


"9)  Man  1907,  17—20,  mit  9  Taf.  u.  b  Fig.  —  '^O)  PapPeabodyMusAm. 
Archaeol.  III,  Nr.  4,  1906.  218  S.  —  i^i)  UnivCaliforniaPublAmArchEthnol. 
VII,  Berkeley  1908,  1—27.  —  '»2)  Ebenda  VIII,  Nr.  2,  29 -ß8,  mit  15  Taf.  — 
»53)  Ebenda  II,  1907,  5.  —  '54)  Ebenda  IV,  3.  —  »")  Ebenda  VI,  2/3.  — 
156)  Ebenda  IV,  319—56.  —  »57)  Ebenda  167—250.  —  »^8)  Ebenda  251  bis 
317.  —  159)  JAmFolklore  XXI,  1908,  240—42.  —  »6«)  BoasAuuiversVol. 
New  York  190G,  G7— 79.  —  »«i)  JAmFolklore  XIX,  1906,  142f.  —  »62)  Ebenda 
322,  —  163)  BoasAnnivei-sVol.  New  York  1906,  80—84.  —  16<)  AmAnthropologist 
IX,  1907,  663—90.  —  165)  UnivPennsvlvAnthrPublUnivMus.  I.  1,  Philadelphia.  — 
166)  AnthrPapAmMusNatHist.  II,   163—306,   mit   1   Taf.  u.   20  Abb. 


Das  nördliche  Amerika.  315 

and  neighbouring  Indians«*^^)  eingehend  Verwandtschaftsverhältnisse, 

Sprache,  Kultur  und  Wohnsitze  der  Pomoindianer. 

Zu  ihnen  geiiören  die  eigentlichen  Pomo,  die  iloquelumnan,  die  Athapasken, 
die  Wintun  und  die  Yuki.  Alle  Pomoindianer  zusammen  zählen  heute  nur 
noch  1000  Seelen.  Ferner  handelt  Barrett  über  »The  geography  and  dialects 
of  the  Miwok  Indians«i88^,  bringt  eine  kurze  Notiz  über  »Totemism  among  the 
Miwok  Indiaus«'^^  und  teilt  »A  Composite  Myth  of  the  Pomo  Indiana« '^'') 
mit.  J.  Walter  Fewkes  berichtet  über  zwei  »Hopi  ceremonial  frames  from 
Canon  de  Chelly,  Arizona« '''^). 

H.  Eicklioff  entwirft  auf  Grund  eigener  Forschungen  an  Ort 
und  Stelle  ein  zusammenfassendes  Bild  der  »Kultur  der  Pueblos 
in  Arizona  und  New  Mexiko«  ^'^ 2)  auf  geograpliischer  Grundlage.  — 
F.  Krause  hat  eine  dankenswerte  historisch-ethnographische  Skizze 
über   »Die  Puebloindianer«  ^'^3)  veröffentlicht. 

F.  B.  Washington  teilt  einiges  über  »Customs  o'  the  Indians  of  Western 
Tehama  County« '''•')  mit.  Sie  gehören  zu  den  Wintun  und  nennen  sich  selbst 
Nomlaki.  George  A.  Dorsey  bringt  die  englische  Übersetzung  eines  kleinen 
mythologischen  Lehrgedichts  der  Pawnie,  »A  Pawnee  Ritual  Instruction« '^^j. 
Herbert  Brown  beschreibt  »A  Pima-Maricopa  Ceremony«^^^  ein  Erntefest, 
das  früher  von  den  Pima  und  Maricopa  gefeiert  wurde.  Von  Fr.  Rüssel  liegt 
eine  Monographie  über  »The  Pima  Indians« ''''')  vor.  In  seinen  Notes  on  the 
Pima  of  Arizona«!'^^  behandelt  A.  Hrdlicka  die  jetzige  Lage  der  Pima,  ihre 
Wohnungen,  Handwerkserzeugnisse,  Sitten,  Gebräuche  und  Spiele;  in  »Contri- 
bution  to  the  physical  anthropology  of  California«  i^^)  gibt  er  Maße  und  Be- 
schreibungen von  47  Kalifoniierschädeln. 

J.  R.  Swanton  hat  über  »Mythology  of  the  Indians  of  Louisiana 
and  the  Texas  Coast«!^*')  geschrieben.  George  H.  Pepper  be- 
schreibt »Human  Effigy  Vases  from  Chaco-Canon,  New  Mexico«  ^^i), 
die  er  für  vorgeschichtlichen  Ursprungs  hält. 

A.  L.  Kroeber  bringt  »Two  Myths  of  the  Mission  Indians  of 
Cahfornia«i82)  n^t  einleitenden  Bemerkungen.  Constance  Goddard 
Du  Bois  teüt  einiges  aus  der  »Mythology  of  the  Mission  Indians«  i^^) 
und  »Ceremonies  and  Traditions  of  the  Diegueno  Indians«  ^s*)  mit. 
Eingehend  wird  von  derselben  »The  religion  of  the  Luisefio  Indians 
of  southern  California«  ^^5)  ^nd  von  Ph.  St.  Spar  km  an  »The  culture 


1")  UnivCalifPublAmArchEthnol.  VI,  1908,  Nr.  1,  1  —  332,  mit  2  K.  — 
168)  Ebenda  Nr.  2/3.  —  le»)  JAmFolklore  XXI,  1908,  237.  —  '^O)  Ebenda 
XIX,     1906,    37—51.    —    171)    AmAnthropologist    VIII,    1906,    664—70.    — 

172)  StudForschMenschen Völkerkde.  H.  4,  Stuttgart   1908.     78  S.  mit  1   K.  — 

173)  Leipzig  1907.  4«,  226  S.  mit  9  Taf.,  1  K.,  15  Textfig.  (NovaActa,  Abb. 
KLeopCarDAkNatnrf.  LXXXVII,  HaUe,  Nr.  1).  —  i7i)  JAmFolklore  XIX, 
1906,  144.  —  175)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  350—53.  —  176)  Am. 
Anthropologist  VIII,  1900,  688-90.  —  177)  XXVI.  AnnRepBurAmEthnol. 
1904/05,  Washington  1908,  3—389,  mit  47  Taf.  u.  102  Abb.  —  17»)  Am. 
Anthropologist  N.  Ser.,  VIII,  1906,  39—46.  —  179)  UnivCalifPubl.  IV,  1906, 
49—64,  mit  5  Tab.,  1  K.  u.  10  Taf.  —  18»)  JAmFolklore  XX,  1907,  285 
bis  289.  —  181)  BoasAnniversVol.  New  York  1906,  320—34,  mit  2  Taf.  u. 
Textabb.  —  182)  JAmFolklore  XIX,  1906,  309—21.  —  i«»)  Ebenda  52  —  60, 
145—64.  —  18*)  Ebenda  XXI,  1908,  228—36.  —  185)  UnivCalifPublAm. 
ArchEthnol.  VIII,   1908,  3,  69—186,  mit  Taf. 


316  P.  Gähtgcns,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

of  the  Luiseno  Incliaiis«^^^)  dargestellt.  H.  N.  Rust  beschreibt 
»A  Piiberty  Ceremony  of  the  Missions  Indians«!^'^),  die  von  ihin 
im  südlichen  Kalifornien  in  Campo  beobachtet  wurde. 

John  Peabody  Harrington  bringt  »A  Yuma  Account  of 
Origins<'^8S)  mit  vorangeschickten  kurzen  Bemerkungen  über  Grup- 
pierung der  Yumastämme  und  ihre  durch  Träume  offenbarten  re- 
ligiösen Vorstellungen. 

C.  Hart  Merriam  hat  einen  Vortrag  über  »Fragments  of  Cali- 
fornian  Ethnology:  a  Mortuary  Ceremony,  and  other  Matters« i^^) 
gehalten  und  über  »Distribution  and  Classification  of  the  Mewan 
Stock  of  California «190)  geschrieben. 

Er  führt  den  Namen  Mewan  für  Moquelumnan  ein.  Dazu  gehören  die 
Mewuk-  oder  Sierrastämme,  die  Tuleamne,  von  denen  nur  noch  sechs  Individuen 
leben,  und  die  Lekahtewutko.  Ferner  bringt  er  einen  kurzen  Artikel  über 
»Totemism  in  California« I9i).  A.  L.  Kroeber,  »The  dialectic  divisions  of  the 
Moquelumnjin  family  in  relation  to  the  internal  differentiation  of  the  other 
linguistic  families  in  California«  i''-).  In  seinen  »Notes  on  the  Maidu  Indians 
of  Butte  County,  California« '^3)  beschreibt  D.  L.  Spencer  unter  anderem  die 
Herstellung  und  den  Gebrauch  der  Pfeile  und  die  Wertschätzung  derselben. 
Roland  B.  Dixon  teilt  zwölf  »Achomawi  and  Atsugewi  Tales«!^'*)  mit,  die 
er  1900  und  1903  unter  den  Stämmen  Nordostkaliforniens  gesammelt  hat,  und 
bringt  »Notes  on  the  Achomawi  and  Atsugewi  Indians  of  Northern  California«  ^ 8*). 

B.  Mexiko  und  Mittelamerika. 

E.  Seier  hat  einen  Vortrag  über  »Das  Dorf  buch  von  Santiago 
Guevea,  eine  zapotekische  Handschrift  aus  der  Glitte  des  16.  Jahr- 
hunderts« ^96)  gehalten,  Cäcilie  Seier,  »Zur  Tracht  der  mexi- 
kanischen Indianerinnen«  19'^)  gesprochen. 

Die  nach  einer  Kopie  des  Dr.  Nicolas  Leon  veröffentlichte  »Relacion  de 
los  pueblos  de  Acatlan,  Chila,  Petlaltzingo,  Icxitlan  y  Piaztla«!^*)  geht  auf  das 
Jahr  1581  zurück  und  enthält  neben  Angaben  über  Landesprodukte,  Tracht 
der  Bewohner  und  einigen  Lokalsagen  auch  solche  über  die  heidnischen  Götter, 
die  in  der  Mixteca  Baja  verehrt  wurden.  Von  E.  Seiers  »Gesammelten  Ab- 
handlungen zur  amerikanischen  Sprach-  und  Altertumskunde«'^^)  ist  der  dritte 
Band  erschienen.  Über  den  reichen  Inhalt  von  E.  Seiers  »Erläuterung  zum 
Codex  Borgia,  eiue  altmexikanische  Bilderschrift  der  Bibliothek  der  Congregatio 
de  Propaganda  Fide«200)  hat  H.  Strebel  referiert-"').  Seier,  »Einiges  über 
die  natürlichen  Grundlagen  mexikanischer  Mythen  «-"^^j^  weist  dem  Monde  eine 
hervorragende  Stellung  in  dem  Glauben  und  in  der  Vorstellungswelt  der  alten 
mexikanischen  und  mittelamerikanischen  Stämme  zu.     E.  Sei  er  bespricht  einige 


186)  UnivCalifPublAmArchEthnol.  VIII,  1008,  4.  —  »»T)  AmAnthropologist 
VIII,  1906,  28—32.  —  i»»)  JAmFolklore  XXI,  1908,  324—48.  —  i«^)  Am. 
Anthropologist  IX,  1907,  388.  —  is»)  Ebenda  338—56.  —  »9')  Ebenda  X,  1908, 
558—62.  —  192)  p:benda  VIII,  1906,  652—63.  ZentralblAnthr.  1908,  30 
(G.  Friederici).  —  i»»)  JAmFolklore  XXI,  1908,  242--45.  —  19<)  Ebenda 
159  —  77.  —  195)  AmAnthropologist  X,  1908,  208—26.  —  i»")  ZEthn.  1906, 
121—55,  mit  Abb.  —  197)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  1904,  Stuttgart  1906, 
419—20,  mit  4  Taf.  u.  2  Fig.  —  19»)  AnMusNacMcxicoSegundal^^poca  IV,  1907, 
97—118,  —  199)  Berlin  1908.  XXX  u.  729  S.  mit  Abb.  -  200)  Berlin, 
Bd.  I,  1904;  II,  1900.  ~  20")  MAnthrGesWien  XXXVI,  1906,  261—66.  — 
202)  ZEthn.   1907,   1—41,  mit  11   Fig. 


Das  nördliche  Amerika.     Mexiko  und  Mittelanierika.  317 

»Parallelen    in    den   M;nahan(lscliriften«203)  und   hand(;lt  über   »Eine  Steinfigur 
aus  der  Sierra  von  Zacatlan«204)_ 

Zelia  Nuttall  führt  an  der  Hand  von  Abbildungen  aus  den 
verschiedenen  Handschriften  ^>The  Astronomical  Methods  of  the 
Ancient  Mexicans«^"^)  vor.  Carl  Lumholtz  erklärt  »The  Meaning 
of  the  Head-Plume  Tawiäkarai  used  by  the  Huichol  Indians«206). 
Von  Hermann  Beyer  wird  die  Rolle  besprochen,  die  »Der  Süden 
in  der  Gedankenwelt  Altmexikos «207)  spielt. 

W.  Lehmann  berichtet  kurz  über  »Die  mejdkanische  Grün- 
steinfigiu-  des  Musee  Guimet  in  Paris«  208j_ 

Er  deutet  sie  als  einen  Tezcatlipoca  (jungen  Krieger),  handelt  über  »Alt- 
mexikanische Mosaiken  und  die  Geschenke  König  Montecuzonias  an  Cortes«209) 
sowie  über  »Die  altmexikanischen  Mosaiken  des  ethnographischen  Museums  in 
Kopenhagen« -1")  und  gibt  in  seiner  schätzenswerten  Untersuchung  über  »Er- 
gebnisse und  Aufgaben  der  mexikanischen  ForachungÄ^H)  einen  Überblick  über 
die  Bibliographie,  die  Quellen  und  Gesamtdarstellungen  und  legt  die  anthropo- 
logischen, sprachlichen   und  ethnologischen   Verhältnisse  dar. 

Von  H.  Beyer  wird  kurz  »Der  , Drache'  der  Mexikaner« 212) 
behandelt. 

In  einem  Reisebericht  an  den  Globus  werden  von  K.  Th.  Preuß 
»Der  Mitotetanz  der  Coraindianer«2i3)  ^nd  die  dabei  gesungenen 
Lieder  besprochen  und  »Weiteres  über  die  religiösen  Gebräuche 
der  Coraindianer,  insbesondere  über  die  Phallophoren  des  Oster- 
festes« ^i^*)  mitgeteilt. 

Von  Märchen  gibt  er  »Die  Hochzeit  des  Maises  und  andere  Geschichten 
der  Huicholindianer«2i5)  wieder.  Endlich  schildert  er  seine  »Ritte  durch  das 
Land  der  Huicholindianer  in  der  mexikanischen  Sierra  Madre«2iG)  und  die 
dabei  beobachteten  Feste  und  einen  »Besuch  bei  den  Mexicano  (Azteken)  in 
der  Sierra  Madre  Occidental« -^'0,  in  welch  letzterem  Artikel  auch  der  Mythus 
von  der  Himmelfahrt  des  Abendstemes  mitgeteilt  wird.  Die  wichtigen  religions- 
geschichtlichen Ergebnisse  seines  zweijährigen  Aufenthalts  in  der  mexikanischen 
Sierra  Madre  faßt  Preuß  in  einem  Vortrag  über  »Die  Astralreligion  in  Mexiko 
in  vorspanischer  Zeit  und  in  der  Gegenwart« 218)  zusammen,  den  er  auf  dem 
in.  Internationalen  Kongreß  für  Religionsgeschichte,  Sommer  1908,  in  Oxford 
gehalten  hat.  An  anderer  Stelle  handelt  er  über  »Die  religiösen  Gesänge  und 
Mythen  einiger  Stämme  der  mexikanischen  Sierra  Madre«  2i9). 

Weiter  schildert  Preuß  seine  »Reise  zu  den  Stämmen  der  west- 
lichen Sierra  Madre  in  Mexiko« 220)  und  teilt  die  »Ethnographischen 
Ergebnisse  einer  Reise  in  die  mexikanische  Sierra  Madre« 221)  an 
der  Hand  seiner  ethnograpliischen  Sammhmgen  mit. 

203)  Glob.  XC,  1906,  187—93,  mit  Abb.  —  204)  BoasAnniversVol.  New  York 
1906,  299—305,  mit  2  Taf.  —  205)  Ebenda  290—98,  mit  Abb.  —  206)  Ebenda 
316—19,  mit  2  Taf.  —  207)  MAiithrGesWien  XXXVHI,  1908,  228—31.  — 
208)  Glob.  XC,  1906,  60f.,  mit  Abb.  —  209)  Ebenda  318—22.  —  210)  Ebenda 
XCI,  1907,  332-35,  mit  Abb.  —  2")  ArchAnthr.  N.  F.  VI,  1907,  113—68, 
mit  2  Taf.  —  212^  Glob.  XCIII,  1908,  157  f.,  mit  Abb.  —  2i3)  Ebenda  XC, 
1906,  69—72,  mit  Abb.  —  2i4)  Ebenda  165—69,  mit  Abb.  —  2I5)  Ebenda 
XCI,  1907,  185—92,  mit  Abb.  —  216)  Ebenda  XCII,  1907,  155—61,  167—71, 
mit  Abb.  —  2i7)  Ebenda  XCIII,  1908,  189—94.  —  218)  Transact.  of  the 
3'-d  Intern.  Congr.  for  Hist.  of  Rel.  Oxford  1908.  —  2i9)  ArchReligionswisa. 
XI,  1908,  2f.  —  220)  ZGesE  1908,  147—67,  mit  Abb.  —  221)  ZEthn.  1908, 
582—604,  mit  9  Fig. 


318  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Es  handelt  sich  dabei  um  das  Gebiet,  in  dem  die  Indianerstämme  der 
Cora,  Huiehol  und  Mexicano  noch  recht  unberührt  leben,  und  besonders  um 
die  Religion  dieser  Stämme,  wie  sie  sich  äußert  in  Gesängen,  Gebeten,  Mythen 
und  Erzählungen.  Derselbe  hat  kurz  über  ;>Sonnenfeste  der  Altmexikaner  und 
der  Moki«222)  berichtet. 

Von  W.  Bauer  liegt  ein  Aufsatz  über  »Heidentum  und  Aber- 
glaube unter  den  MaQateeaindianern  Südmexikos  «223)  vor.  "W. 
Stempell  sucht  »Die  Tierbilder  der  Mayahandschriften«224)  yom 
zoologischen  Gesichtspunkte  aus  zu  deitten.  —  Ed.  de  Jonghe 
stellt  in  seinem  Aufsatz  »Der  altmexikanische  Kalender« 225)  deu 
gegenwärtigen  Stand  unserer  Kenntnis  der  mexikanischen  Chrono- 
logie dar.  H.  Strebel  handelt  kurz  über  »Ornamente  auf  Ton- 
gefäßen aus  Altmexiko« 226j.  jj.  Beyer  über  »Tamoanchan,  das  alt- 
mexikanische Paradies «227).  J.  i.  Lares'  »Etnografia  del  estado 
Merida«228)  jgt  in  zweiter  Auflage  erschienen.  A.  Breton  hat  über 
»The  wall  paintings  at  Chichen-Ttza<-229)  gesprochen. 

H.  Fehlinger  untersucht  die  »Rassenverhältnisse  in  Mexiko, 
Mittel-  und  Südamerika«  230).  in  ihrem  nach  eigener  Anschauimg 
geschriebenen  Buche  »Aus  Mexiko,  mit  wirtschaftlichen  und  politi- 
schen Beiträgen  von  Ralph  Zürn«230")  schildert  Orla  Holm  Land 
und  Volk  sowie  wirtschaftliche  Verhältnisse  von  Mexiko,  wobei  sie 
bezüglich  der  Religion,  Kunst,  Stellung  der  Frau  usw.  auch  die 
aztekische  Zeit  berücksichtigt. 

H.  Prowe  schält  aus  dem  Popol  Vuh  »Das  Wissen  der  Quiche- 
indianer  in  mythischer  Form«23i)  heraus,  findet  aber  in  W.  Leh- 
mann 232)  einen  Kritiker,  der  ihm  manche  sprachliche  und  damit 
auch  sachliche  Irrtümer  und  Wililvürüchkeiten  vorwirft.  Zu  ver- 
gleichen ist  dazu  die  Entgegnung  von  Prowe  und  die  Er^\^denmg 
von  Lehmann  233). 

Für  A.  M.  Tozzers  wertvolle  ethnologische  Monographie  »A 
comparative  Study  of  the  Mayas  and  the  Lacandones«234)^  die  viel 
Neues  über  die  sozialen  Verhältnisse  mid  die  Religion  bringt,  ver- 
gleiche die  Besprechung  von  K.  Sapper. 

In  einem  Vortrag  macht  Tozzer  aufmerksam  auf  »Surviv;ds  of  ancient 
forms  of  culture  among  the  Mayas  of  Yucatan  and  the  Lacadones  of  Chiapas«235^. 
Derselbe  bringt  »Notes  on  the  Maya  Pronoun<  ^36). 

N.  Leon  hat  die  Herausgabe  einer  Sammlung  mexikanischer 
Volkskunde  unter  dem  Titel   »Foc-lor  Mexicano« 237)  begonnen. 

222)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906),  343  f.  —  223)  zEthn. 
1908,  857  —  65.  —  224)  Ebenda  704—43,  mit  30  Fig.  —  225)  Ebenda  1906, 
485—512,  mit  2  Abb.  u.  2  Tab.  —  226)  xiV.  Intera.  Amer.-Kongr.  Stuttgart 
1904  (1906),  305—07.  —  22?)  Anthropos  III,  1908,  870—74.  —  ^28)  Merida 
1907.  52  S.  —  229)  Congr.  intern,  des  Amer.,  XV.  sess.,  Quebec  1906  (1907), 
II,  165—69.  —  230)  PolAuthrRev.  VI,  325—34.  —  230«)  Berlin  1908.  VIII 
u.  257  S.  —  231)  Glob.  XC,  1906,  157—60.  —  232)  Ebenda  274 f.  — 
233)  Ebenda  XCI,  1907,  305f.  —  234)  New  York  1907.  195  S.  mit  29  Taf. 
u.  51  Fig.  Glob.  XCI,  1907,  273 f.  (Sapper).  —  235)  Congr.  intern,  des  Amer., 
XV.  Sess.,  Quebec  1906  (1907),  II,  283—88.  —  236)  Hoa.>iAnnivei-sVol.  New  York 
1906,  85—87.  —   237)  Mexiko   1906.     43  S. 


Mexiko  und  Mittelamerika.     Südamerika.  319 

Die  erste  Nummer  enthält  die  Volkskunde  der  Pueblos  von  San  Bartolome 
Aguascalientes  (Guanajuato),  San  Maria  del  Pueblito  und  San  Pedro  de  la  Canada 
(Queretaro)  sowie  der  Otomi.  Dei-selbe  hat  seine  Studie  »rx)s  Tarascos,  Notas 
historicas,  etnicas  y  antropologicas «-•'*)  fortgesetzt. 

C.  V.  Hartmann  teilt  aus  der  »Mytliology  of  the  Aztecs  of 
Salvador« 239)  die  Erzählung  vom  Ursprung  der  Baurakalabasse  und 
der  Tabakpflanze  mit  und  fügt  die  Übersetzung  »The  Story  of 
the  Calabasli-Tree  in  the  ,Popol  Yuh'«  aus  Ximenes'  »Las  Historias 
del  Origen  de  los  Indios  de  Guatemala«  (hrsg.  von  Dr.  C.  Scherzer, 
Wien  1856)  hinzu. 

Derselbe  hat  über  »The  Alligator  as  Plastic  Decorative  Motive  in  certain 
Costa  Rican  Pottei7<  2*0)  gehandelt  und  »Arehaeological  Researehes  on  the 
Pacific  Coast  of  Costa  Rica«^*')  veröffentlicht,  die  er  auf  der  Halbinsel  Nicoya 
und  in  Las  Guacas  unternommen  hat.  Danach  deutet  die  Nicoyakultur  ent- 
schieden auf  nördlichen  Ui-sprung,  und  die  Las  Guacas-Kultur  zeigt  merkliche 
Verschiedenheiten  von  der  Kultur  der  Chiriqui,  der  Güetaru  und  an  der  atlanti- 
schen Küste.  Er  beschreibt  zahlreiche  Geräte  und  Waffen  aus  Stein,  dann 
steinerne  Schmuck-  und  Zeremonialgegenstände  sowie  Amulette. 

K.  Sapper  bespricht  in  einer  ethnologisch-sozialökonomischen 
Skizze    »Die    Aussichten    der   Indianerbevölkerung  Guatemalas «242), 

Derselbe  handelt  über  »Spiele  der  Kekchiindianer«^*^)^  deren  es  verhältnis- 
mäßig wenige  gibt.  Unter  anderen  wird  ein  vom  Verfasser  in  Campua  in  Alta 
Verapaz  1890  beobachtetes  Tanzspiel  »Xajol  Conacax  Pop'<  beschrieben.  Der- 
selbe hat  über  »Mittelamerikanisches  Wirtschaftsleben  einst  und  jetzt«  2^*),  über 
»Choles  and  Chorties«2*5)  sowie  über  »Sitten  und  Gebräuche  der  Pokonchi- 
indianer<  2*6^  gesprochen. 

L.  Adam  vergleicht  »Le  Caraibe  du  Honduras  et  le  Caraibe 
des  Isles«247)_  ^ür  J.  Segarra  u.  J.  Julia,  »Costarica «2*8)^  ver- 
gleiche die  Besprechung  von  K.  Sapper. 

In  seinem  Werke  »Explorations  in  the  Department  Peten,  Gua- 
temala, and  Adjacent  Region« 2*9)  beschreibt  Teobert  Maler  die 
vier  Ruinenstätten  auf  der  heiligen  Insel  Topoxte  im  Yaxha,  der 
Stadt  Yaxha,  Benque  Viejo  und  Naranjo,  die  er  auf  seinen  Reisen 
1905  und  1906  besuchte  und  die  eine  reiche  Ausbeute  ergaben. 
In  die  Schilderung  der  Reisen  durch  den  Urwald  sind  auch  ethno- 
graphische Beobachtungen  eingeflochten. 

C.  Südamerika. 

Allgemeines.  Georg  Friederici  untersucht  den  »Tränengruß 
der  Indianer«  250)^  seine  Yerbreitimg  in  Amerika  und  das  sonstige 
Vorkommen  desselben. 


238)  AnnMusNacMexico  1908,  VII,  298—340 ;  VIII,  341—88 ;  IX,  389—436 ; 
X,  437  —  79.  —  239)  JAmFolklore  XX,  1907,  143—50.  —  240)  j^jn^nthropologist 
IX,  1907,  307—14,  mit  Abb.  —  24i)  Pittsburg  1907.  4",  95  S.,  47  Taf. 
u.  70  Abb.  (MemCamegieMus.  III,  Nr.  1).  —  242)  ArchRassenGesBiol.  VI,  1909, 
44—58.  —  243)  Boas Annivers Vol.  New  York  1906,  283—89.  —  244)  MOstschweiz. 
GKommGesStGallen  II,  1906,  37—62.  —  245)  Congr.  intern,  des  Amer.,  XV.  Sess., 
Quebec  1906  (1907),  II,  423—38,  mit  1  K.  —  246)  xiV.  Intern.  Amer.-Kongr. 
Stuttgart  1904  (1906),  403—17.  —  247)  Ebenda  357—71.  —  248)  s.  Jose  de 
Costarica  1907.  633  S.  mit  1  K.  u.  Abb.  PM  1909,  LH  254.  —  249)  Mem. 
PeabodyMusAmArchaeol.  IV,   1908,  2.  —  250)  Qiob.  LXXXIX,  1906,  30—34. 


320  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Unter  dem  gleichen  Titel  veröffentlicht  er  eine  Broschüre  25 1)^  die  sich 
gegen  die  spanische  Übersetzung  seines  Artikels  und  die  damit  verbundene 
Kritik  von  R.  R.  Sc  hu  Her  in  »El  orijen  de  los  Charrüa«252)  sendet,  außer- 
dem aber  noch  weiteres  Material  zur  Verbreitung  des  Tränengrußes  in  Amerika 
beibringt.  Derselbe  schreibt  Ȇber  eine  als  Couvade  gedeutete  Wiedergeburta- 
zeremonie  bei  den  Tupi«253^  nach  Erlegung  eines  Feindes. 

A.  F.  Chaniberlain  bietet  in  »South  American  Linguistic 
Stocks  «25^)  eine  Liste  von  83  Spraclistämmen  mit  kurzen  Angaben 
über  ihre  geographische  Verbreitung.  Eine  kartograpliische  Dar- 
stellung der  letzteren  hat  er  1906  dem  Amerikanistenkongreß  in 
Quebec  vorgelegt. 

P.  Ehrenreich  hat  Ȇber  die  Verbreitung  und  Wanderung  der 
Mythen  bei  den  Naturvölkern  Südamerikas «^55)  gesprochen.  R. 
Andree  legt  im  Anschluß  an  P.  Ehrenreichs  Buch,  »Die  Mythen 
und  Legenden  der  südamerikanischen  Urvölker  und  ihre  Beziehungen 
zu  denen  Nordamerikas  und  der  Alten  Welt« 256),  den  »Mythologi- 
schen Zusammenhang  zwischen  der  Alten  und  Neuen  Welt« 257)  ^lar. 

Erland  Frhr.  v.  Nordenskiöld  berichtet  über  »Südamerikani- 
sche Rauchpfeifen  «258)^  ilir  Vorkommen  schon  in  präkol umbischer 
Zeit  und  ihre  verschiedenen  Formen  und  deren  Entwicldung. 

Ch.  Mead  behandelt  eingehend  die  Technik  des  Federschmuckes 
der  Südamerikaner 259)^  besonders  der  Peruaner,  aber  auch  der 
Schamakoko  und  Guato  in  Paraguay,  der  Karaja  in  Brasilien  u.  a. 
(nach  Globus  XCI,  1907,  148).  P.  Radin  liefert  einen  Beitrag 
»Zur  Netztechnik  der  südamerikanischen  Indianer« 260).  Yon  A. 
Vierkandt  wird  »Das  Problem  der  Felszeichnungen  und  der  Ur- 
sprung des  Zeichnens« 261)  auf  Grund  der  Th.  Koch-Grünbergschen 
Untersuchungen  behandelt.  Sergi,  »Contributo  all'  antropologia 
americana«262)^  glaubt  auf  Grund  seiner  Untersuchung  amerikanischer 
Schädel  (er  unterscheidet  peruanische,  bolivianische  und  Mounds- 
schädel)  für  Amerika  eine  asiatische  und  eine  ozeanische  Einwan- 
derung annehmen  zu  dürfen. 

Westindien.  1.  Walter  Fewkes,  »The  Aborigines  of  Porto 
Rico  and  neighbouring  Islands «263)^  entwirft  nach  den  dürftigen 
historischen  Quellen  und  den  archäologischen  Fimden  ein  Kulturbild 
der  Urbewohner  von  Portoriko,  San  Domingo  und  Haiti,  die  wahr- 
scheinlich von  der  Nordküste  Südamerikas  stammten  und  zu  der 
großen  Familie  der  Arawaken  gehörten,  sich  aber  mit  später  nach- 
gewanderten karibischen  Stämmen  mischten. 

251)  Leipzig  1907.  22  S.  —  252)  AnUnivChile  XCVIII,  1906,  201—62.  — 
253)  Glob.  LXXXIX,  1906,  59—63.  —  254)  Quebec  1907.  24  S.  S.-A. 
XV.  Congr.  intern,  des  Amor.  —  255)  XIV.  Intcni.  Amer.-Kongr.  Stuttgart 
1904  (1906),  659—80.  —  256)  Berlin  1905.  Suppl.  ZEthn.  196  S.  —  257)  Qiob. 
LXXXIX,  1906,  89 f.  —  258)  Ebenda  XCIII,  1908,  293—98,  mit  Abb.  — 
259)  AnthrPapAmMusNatllist.  I,  New  York  1907,  Teil  1.  —  260)  ZEthn.  1906, 
926—38,  mit  28  Fig.  —  26i)  ArchAnthr.  N.  F.  VII,  1908,  110  —  18,  mit 
3  Fig.  —  262)  AUiSRomAntr.  XII,  1906,  H.  2,  197—206.  —  263)  Tho  25'"  Rep. 
of    the    Rur.  of    Amor.  Ethnol.   1903/04,  Wasiiington   1907.     220  S.,    113  Taf. 


Südamerika.  321 

C.  W.  Brauch  beschreibt  »Aboriginal  Antiqnities  in  Saint  Kitts  and 
Nevis«284)  darunter  Felszeichnungen,  T.  A.  .Joyce,  »Prehistoric  Antiqnities  from 
the  Antilles,  in  the  British  Museum «2*^).  Walter  Jekylls  »Jamaican  Song 
and  Story,  with  an  Introduction  i)y  Alice  Werner,  and  Aj)pendiees  on  African 
Melody  in  Jamaica  and  on  English  Airs  in  Jamaica«^^^)  wird  in  einer  ein- 
gehenden Besprechung  von  A.  im  Globus  unter  dem  Titel  »Afrikanische  Märcheu 
in  Westindien  «267^  gewürdigt. 

Guayana.  C.  H.  de  Goeje  hat  wertvolle  »Bijdrage  tot  de 
ethnographie  der  Surinaarasche  Indianen «  2G8)  veröffentlicht. 

Er  unterscheidet  zwei  sprachlich  geschiedene  Gruppen,  deren  eine  aus 
Kariben,  Rukujanos  und  Trios,  deren  andere  aus  Arrowaken  und  Waraus  sich 
zusammensetzt.  Besonders  belangreich  ist  ein  aus  103  Wörtern  und  Ausdrücken 
bestehendes  Vokabular.  Eine  Ergänzung  dieser  »Bijdrage«  bilden  die  »Beiträge 
zur  Völkerkunde  von  Surinam« ^69),  in  denen  de  Goeje  zerstreute  Mitteilungen 
über  Kultur,  Geisterglauben,  Sitten  der  Trios,  Ojana  und  Kaiinas  macht,  unter 
anderem  auch  eine  eigentümliche  .Jünglingsweihe  durch  die  sog.  »Wespenprobe« 
schildert.  Sehr  wertvoll  sind  die  farbigen  Tafeln  über  Ornamentik  und  Gesiehts- 
bemalung  und  die  Erläuterungen  dazu.  Auch  in  seinem  -> Verslag  der  Toemoek- 
hoemak-Expeditie«270)  tpüt  g^  manche  ethnographische  Beobachtungen  besonders 
aus   den  Ojanadörfem  Majoeti    und  Popokai  mit,  auch  die  »Wespen probe«. 

L.  C.  van  Panhuys  hat  »Über  die  letzte  niederländische  Ex- 
pedition nach  Suiinam«27i)  berichtet  und  »Näheres  über  die  Omar 
mente  der  Naturvölker  Surinams  «272)  mitgeteilt. 

F.  P.  u.  A.  P.  Penard  bringen  in  ihrem  Buch  »De  Mensch- 
etende  Aanbidders  der  Zonneslang<'273)  eine  Menge  interessanter 
Mitteilungen  über  den  Stamm  der  Kalüias  oder  Kariben,  besonders 
über  ihr  Seelenleben.  W.  E.  Roth  berichtet  über  »Cratch-Cradle 
in  British  Guiana« 274)^  das  Fadenspiel  bei  den  Arawaken  und 
Warrau.  C.  v.  Coli  bringt  »Contes  et  legendes  des  Indiens  de 
Surinam«  275), 

Brasilien.  P.  Teschauer  berichtet  »Über  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Ethnographie  in  Brasilien« 276)  und  veröffentlicht  in 
»Mythen  und  alte  Yolkssagen  aus  Brasilien <  277)  j^  deutscher  Sprache 
eine  Reihe  meist  von  den  Tupi  und  Guarani  stammender  Geister- 
und Tiersagen,  kosmischer  Mythen  und  alter  Traditionen.  R.  Krone 
hat  eine  anthropologische  Studie  über  »Die  Guaranyindianer  des 
Aldeamento  do  Rio  Itariri  im  Staate  Säo  Paulo  in  Brasilien  «278) 
verfaßt,  zu  der  C.  Toldt  einen  Anhang  über  einen  Guaranischädel 
liefert.     C.  0.  Ullrich  handelt  über  »Die  Tapes«279). 

*6*)  AmAnthropologist  IX,  1907,  315—33,  mit  4  Taf.  u.  11  Fig.  — 
265)  JAnthrl  1907,  402—19,  mit  8  Taf.  —  266)  London  1907.  PublFolkloreS 
LV.  —  267)  Glob.  XCU,  1907,  33.  —  268)  InternArchEthnogr.  XVII,  1906, 
Erg.-H.  40,  117  S.  mit  16  Taf,  —  269)  Ebenda  XIX,  1910,  1—34,  mit  20  Taf. 
u.  32  Abb.  —  270)  TAardrGen.  XXV,  1908,  945—1169,  mit  1  K.  u.  Abb.  — 
271)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906),  427  —  35.  —  272)  Ebenda 
437—39.  —  273)  Paramaribo  1907.  235  S.  mit  Abb.  —  274)  Revfitudes 
EthnogrSociol.  I,  1908,  193—99.  —  275)  Anthropos  II,  1907,  682—89;  III, 
1908,  482—85.  —  276)  Ebenda  II,  1907,  499—507.  —  277)  Ebenda  I,  1906, 
24—34,  185—93,  738—44.  —  278)  MAnthrGesWien  XXXVI,  1906,  130—46, 
mit  Abb.  u.  Tab.  —  279)  xiV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906), 
473—506,  mit  21  Fig. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  21 


322  P.  Gähtgens,   Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

G.  V.  Koenigswald  bringt  einen  Aufsatz  über  »Die  Botokuden 
in  Südbrasilien  «280)  zwischen  der  Serra  do  Mar  und  dem  Rio  Timbo 
südlich  vom  mittleren  Iguassü  und  seinem  Nebenfluß  Rio  Negro 
und  einen  anderen  über   »Die  Cayuäs«28i). 

Diese  wohnen  in  schwer  zugänglichen  Sumpf-  und  Bergwäldern  und  werden 
in  Paraguay  deshalb  Monteses  oder  Montarazes  (Bergindianer),  in  Brasilien 
Canoeiros  (Kanuleute),  in  der  Lingua  Geral  Ubayhas  genannt.  Ihre  Sprache 
ist  ein  Dialekt  des  alten  Guarani.  Wir  erfahren  einiges  über  ihre  äußere 
Erscheinung,  ihre  Nahrung,  Gesang  und  Tanz,  Hütten  und  Hausrat,  Waffen, 
Schmuck,  die  ehelichen  Verhältnisse,  Kindererziehung,  Behandlung  der  Toten 
und  religiöse  Anschauungen.  In  ähnlicher  Weise  führt  er  uns  »Die  Coroados 
im  südlichen  Brasilien« 282^^  im  mittleren  Flußgebiet  des  Rio  Paranä  nach  eigenen 
langjährigen  Beobachtungen  vor  und  »Die  Carajäindianer«283j  im  mittleren 
Gebiet  des  Rio  Araguaya  und  gibt  »Die  landesüblichen  Bezeichnungen  der  Rassen 
und  Volkstypen  in   Brasilien« 2^*)  an. 

In  einem  Artikel  »Zur  Kennzeiclmung  der  Farbigen  Brasiliens «285) 
charakterisiert  Augusta  P.  Morel ra  hauptsächlich  die  echten  Neger 
Brasiliens  und  die  Mulatten,  dann  auch  kurz  die  mit  den  Weißen 
in  Beziehung  getretenen  brasilischen  Indianer  und  die  Inder  und 
Chinesen. 

E.  Ranke  teilt  »Anthropologische  Beobachtungen  aus  Zentral- 
brasilien« 286)  niit,  E.  A.  Göldi  berichtet  kurz  »Über  den  Grebrauch 
der  Steinaxt  bei  den  jetzt  lebenden  Indianern  Südamerikas,  speziell 
Amazoniens«287)  und  über  »Altindianische  Begräbnisumen  und  merk- 
würdige Ton-  und  Steinidole  aus  der  Amazonasregion «288)^  Gr.  Yerrier 
über  »Les  populations  sauvages  de  l'etat  de  Bahia«289).  —  A.  Oncken 
polemisiert  in  seinen  Mitteilungen  über  »Die  ,Schokleng'  und 
,Caingaeng'  in  Südbrasilien« 290)  gegen  Bleyer  (»Die  wilden  Wald- 
indianer Santa  Catharinas«,  GJb.  XXXI,  S.  225,  Anm.  254).  Von 
Martinez  liegt  eine  »Etnografia  del  Rio  de  la  Plata«29i)  vor. 
W.  Valien tin  schildert  »Paraguay:  das  Land  der  Guaranäs«292). 
Hugo  Gen  seh  bringt  ein  »Wörterverzeichnis  der  Bugres  von  Santa 
Catharina«293)  mit  Bemerkungen  von  Ed.  Seier. 

V.  Fric  u.  P.  Radin  veröffentlichen  »Contributions  to  the  Study 
of  the  Bororo  Indians,  with  a  Description  of  an  Ethnograpliic 
Collection    presented    to    the  Berlin  Museum  für  Völkerkunde« 29*). 

Sie  behandeln  Wohnsitze  (die  Ufer  des  Säo  Lourenzo  bis  zu  seiner  Ver- 
einigung mit  dem  Cuyabä)  uud  Geschichte,  soziide  Einrichtungen,  Religion, 
Ackerbfiu,  Kleidung,  Schmuck,  Waffen,  Musikinstrumente  usw.  und  bringen  als 
Anhang  ein   bororo-italienisch-englisches  Vokabular.     Auch  Tänze  (Marido  und 


280)  Glob.  XCTII,  1908,  37—43,  mit  Abb.  —  28i)  Ebenda  376—81,  mit 
Abb.  —  282)  Ebenda  XCIV,  1908,  27—32,  45—49.  mit  Abb.  —  283)  Ebenda 
217—23,  232—38,  mit  Abb.  —  284)  Ebenda  XCIII,  1908,  194f.  —  285)  Ebenda 
75_78.  —  286)  AbhAkMünchon  XXIV,  1907,  1  —  148,  mit  13  Taf.  — 
287)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906),  441—44.  —  288)  Ebenda 
44.0-53.  —  289)  BSGComm Bordeaux  XXX,  1907,  174—80,  199—208.  — 
290)  ZEthn.  1907,  406  —  10.  —  291)  BlnstGArgentino  XXII,  Teil  2,  89  —  121.  — 
292)  Berlin  1907.  VIII  u.  324  S.  mit  Abb.  —  293)  ZEthn.  1908,  744—59.  — 
29<)  .JAntlirl   XXXVl,    1906,  382—406,  mit  3  Taf.  u.  2  PMg. 


Südamerika.  323 

Mano)  werden  beschrieben  und  Beispiele  von  Gesängen  gegeben.  Monogamie 
ist  allgemein,  obwohl  Polygamie  gestattet  ist.  Der  Heiratsantrag  geht  von  der 
Frau  aus.  E^ine  der  Untreue  verdächtige  Gattin  wird  zur  »areida  bahito«  (Stammes- 
prostituierten) gemacht.  Die  beiden  hauptsächlichsten  bösen  Geister  der  Bororo 
sind  Mareba  und  Bope.  Dius  Hauptkleidungsstück  der  Männer  ist  ein  Penis- 
futteral,  das  der  Frauen  ein  Mieder  aus  Baumrinde  und  ein  Bastband. 

Von  Yojtech  Friö  liegen  auch  Mitteilungen  über  seine  »Sam- 
baquifoi\schungen  im  Hafen  von  Antonina  (Paranä)«295^  vor.  In 
zweiter,  stark  vermehrter  Auflage,  ist  H.  v.  Jherings  Schrift  »The 
Anthropology  of  the  State  of  Säo  Paulo,  Braz^Ä'-^^^)  erschienen; 
von  den  zwei  wertvollen  ethnographischen  Karten  zeigt  eine  die 
Yerbreitimg  der  Völker  etwa  zur  Zeit  der  Entdeckung,  die  andere 
die  noch  im  19.  Jahrhundert  vorhandenen  Reste  derselben. 

Fr.  B.  S.  da  Prade  gibt  in  »Una  spedizione  ai  ,Coroados'  neUo 
State  di  S.  Paolo  nel  Brasile«297j  einen  kurzen  Bericht  über  die 
Expedition  vom  Dezember  1904  zur  Erforschung  der  sog.  Coroados 
oder  Indios  braves  in  der  Waldregion  von  S.  Paolo  zwischen  Tiefe 
und  Parä  und  den  Agudosbergen. 

Zu  den  Stämmen  des  oberen  Madeira  führt  uns  E.  H.  Giglioli 
in  »Appunti  suUe  condizioni  attuali  delle  tribu  indigene  dell'  alto 
Madeira  e  regione  adjacenti  (Brasüe  e  Bolivia),  raccolti  del  dott. 
Andrea  Landi«298j, 

Gr.  Earl  Church  berichtet  über  »Dr.  Rice's  Exploration  in  the 
North -Western  Valley  of  the  Amazon  «299). 

Dazu  ist  zu  vergleichen  Th.  Koch-Grünberg,  »Einige  Bemerkungen  zu 
der  Forschungsreise  des  Dr.  H.  Rice  in  den  Gebieten  zwischen  Guaviare  und 
Caquetä-Vapura«^""),  der  auch  zwei  Kartenskizzen  dieses  Gebiets  bringt. 

Große  Bereicherung  unserer  Kenntnis  der  zum  Teil  bisher  ganz 
imbekannten  Indianer  Nordwestbrasiliens  verdanken  wir  Th.  Koch- 
Grünberg. 

So  macht  er  in  »Kreuz  und  quer  durch  Nordwestbrasilien« '"')  Mitteilungen 
über  die  Ipurinä,  von  deren  Sprache  er  einige  Wörter  angibt,  über  die  noch 
wenig  bekannten  Yauapery  oder,  wie  sie  sich  selbst  nennen,  üämiri,  die  zur 
Karibengruppe  gehören,  sowie  über  die  Makü,  die  teilweise  noch  in  der  Stein- 
zeit leben,  nnd  viele  andere.  Erwähnenswert  ist  neben  den  vielen  guten  Ab- 
bildungen auch  eine  Völkerkarte  des  Gebiets  am  oberen  Rio  Negro  und  Yapurä. 
Eine  andere  Arbeit  handelt  speziell  über  »Die  Maküs^^^^^  besonders  über  ihre 
Sprache.  Sie  sind  ein  Mischvolk  von  kleinem  Wuchs  und  offenbar  ein  Rest 
einer  primitiven  Bevölkerungsschicht  vor  Einwanderung  der  Aruak,  zu  denen 
sie  in  einer  Art  Helotenverhältnis  stehen.  Eine  dritte  Arbeit  ist  den  »Uitoto«^*'^) 
gewidmet,  einer  Anzahl  von  kannibalischen  Völkerschaften  mit  verwandten 
Sprachen  zwischen  dem  oberen  Yapurä  und  Ija  und  besonders  an  des  letzteren 


295)  Glob.  XCI,  1907,  117—22,  mit  Abb.  —  296)  Säo  Paulo  1906.  52  S. 
mit  2  K.  ZentralblAnthr.  1907,  28—31  (Koch-Grünberg).  —  29V)  Anthropos 
I,  1906,  35—48,  mit  Abb.  —  298)  ArehAntr.  XXXVI,  1906,  219—28.  — 
299)  GJ  XXXI,  1908,  307—10,  mit  Kartensk.  —  »OO)  Glob.  XCIII,  1908, 
302—05,  mit  K.  —  30i)  Ebenda  LXXXIX,  1906,  165—69,  309—16,  373—80; 
XC,  1906,  7—13,  104—11,  117—24,  261—68,  325—29,  345—51,  373—80, 
mit  Abb.  u.  1  K.  —  302)  Anthropos  I,  1906,  877—906,  mit  Abb.  —  303)  js 
AmericanistesParis  N.  Ser.  III,   1906,  Nr.  2,  mit  Abb. 

21* 


324  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

Nebenflüsseu  Carapami  und  Igaraparanä.  In  einem  Vortrag  hat  Koch  »Die 
Indianerstämme  am  oberen  Rio  Negro  und  Yapurä  und  ihre  sprachliche  Zu- 
gehörigkeit« ^o*)  behandelt.  Er  unterscheidet  folgende  sechs  Sprachgnippen : 
Aruak-,  Betoya-,  Kariben-,  Makü-,  Miränya-  und  Uitotogruppe.  Von  sämtlichen 
Gruppen  und  allen  zugehörigen  Stämmen,  die  Koch  besucht  hat  —  im  gauzen 
30  — ,  wird  ein  15  Wörter  umfassendes  Vokabular  gegeben.  Den  Schluß  bildet 
eine  Sprachgruppenkarte.  —  Vor  der  38.  Versammlung  der  Deutschen  Anthropo- 
logischen Gesellschaft  in  Straßburg  hat  Koch  einen  Vortrag  über  »Das  Haus 
bei  den  Indianern  Nordsvestbrasiliens«^"^)  gehaiten.  Derselbe  beschreibt  »Jagd 
und  Waffen  bei  den  Indianern  Nordvvestbrasiliens«306)^  die  »Frauenarbeit  bei 
den  Indianern  Nordwestbrasiliens«  •'''^),  und  zwar  die  Verarbeitung  der  Mandioka 
und  die  Töpferei,  »Fischfang  bei  den  Indianern  Nordwestbrasiliens'  •^"8).  Sehr 
wertvoll  ist  seine  Abhandlung  über  »Südamerikanische  Felszeichnungen« •"'Sj. 
Aus  sprachlichen  Gründen  schließt  Koch,  daß  »Die  Hianäkoto-Umäua«""")  am 
oberen  Caiary-Uaupes,  die  in  manchen  ihrer  Gerätschaften  eine  bemerkenswerte 
Übereinstimmung  mit  ihren  Verwandten  in  Guayana  zeigen ,  erst  nach  der 
Konquista  von  dort  eingewandert  sind.  Somatisch  sind  sie  echte  Kariben,  — 
Von  seinen  zweijährigen  Reisen  hat  Koch  auch  ein  reiches  photographisches 
Material  an  Indianertypen  heimgebracht,  das  er  unter  dem  Titel  »Indianertypen 
aus  dem  Amazonasgebiet,  nach  eigenen  Aufnahmen  während  seiner  Reise  in 
Brasilien«3ii)  veröffentlicht  hat.  Auf  den  20  Tafeln  der  ersten  Lieferung  sind 
Angehörige  des  Tukauostammes  am  Tiquie  und  einige  Mirititapuyoindianer  dar- 
gestellt. Der  Text  der  Einleitung  behandelt  die  Völkerverhältnisse  in  Nord- 
westbnisilien  nach  ihrer  i-prachlichen  Verwandtschaft.  Die  zweite  Lieferung 
bringt  Typen  von  Tuyuka  und  Baiä,  die  das  Bindeglied  zwischen  den  Uaupes- 
stämmen  und  den  zur  Betoya-Sprachgruppe  gehörenden  Horden  am  Pira-paranä 
darstellen.  Die  dritte  Lieferung  führt  uns  die  Uanäna,  Arapäso  und  Pira-tapuyo 
vor.  —  Die  Ergebnisse  seiner  Forschungen  hat  Koch-Grünberg  in  einem 
in  jeder  Beziehung  hervorragenden  Werk,  »Zwei  Jahre  unter  den  Indianern: 
Reisen  in  Nordwestbrasilien  1903 — 05«^'^)^  zusammengefaßt.  —  Koch-Grün- 
berg hat  auch  eine  Arbeit  von  Georg  Hübner  über  »Die  Yauapery«'*'^), 
die  einen  karibischen  Dialekt  sprechen,  kritisch  bearbeitet  und  mit  einer  Ein- 
leitung versehen.  »Die  Makuschi  und  Wapischäna«^'^)  haben  durch  Th.  Koch- 
Grünberg  und  G.  Hübner  eine  zusammenfassende  Darstellung  gefunden. 
Die  karibischen  Makuschi  sind  den  Arekuna  sprachlich  am  näclisteu  verwandt 
und  haben  sich  in  entlegeneren  Gegenden  ganz  unabhängig  und  unbeeinflußt 
erhalten.  Die  Wapischana  sind  Arowaken  und  von  europäischer  Kultur  be- 
einflußt. Von  beiden  Stämmen  werden  Wörterlisten  sowie  grammatikalische 
Bemerkungen  gegeben. 

Über  die  Yauapery  berichtet  auch  R.  Payer,  »Reisen  im  Yaua- 
pirygebiet«3i5)^  (ler  1901  in  friedliclie  Berührung  mit  ihnen  kam 
(kleines  Vokabular). 

Stämme  des  Gran  Chaco.  R.  Lehmann-Nitsche  veröffent- 
lichte die  »Resultados  generales  de  la  expedicion  a  Jujuy  realizada 


30*)  ZEthn.  1906,  166—205,  mit  Abb.  u.  1  Tuf.  —  »o^)  ArchAnthr. 
N.  F.  VII,  1908,  37—50,  mit  29  Abb.  —  306)  ZEthn.  1908,  1—44,  mit 
2  Taf.  u.  14  Tcxtabb.  —  30^)  MAnthrGesWien  XXXVIII,.  1908.  172—81, 
mit  2  Taf.  u.  12  Textabb.  —  308)  oiob.  XCIII,  1908,  1—6,  21—28,  mit 
Abb.  —  309)  Berlin  1907.  92  S.  mit  zahlr.  Abb.,  29  Taf.  u.  1  K.  — 
310)  Anthropos  III,  1908,  83—124,  297—335,  952—82.  —  311)  Berlin  o.  J. 
Fol.,  1.  Lief.  20  Taf.  u.  4  S.  Text;  2.  Lief.  21  Taf.  u.  4  S.  Text;  3.  Lief. 
20  Taf.  u.  4  S.  Text.  —  3t2)  Berlin  1909/10.  2  Bde.  mit  zahlr.  Abb.,  22  Taf. 
u.  5  K.  —  313)  ZEthn.  1907,  -225—48,  mit  Abb.  u.  Kartensk.  —  3i4)  Qiob. 
XCIII,   1908,    197—203,  215  —  21,  mit  Abb.  —    3i5)  pM   1906,  217—22. 


Südamerika.  325 

en   1906.     Estiidios  antropologicos  sobre  los  Cliiriguanos,  Chorotes, 
Matacos  y  Tobas  (Chaco  occidental)«-''^^). 

Über  »Arqucologia  de  la  cuenea  del  Rio  Paranii«^'^)  hat  L.  M.  Torres 
geschrieben.  E.  v.  Rosen  hat  seine  Beobachtungen  über  »The  Chorotes  Indiana 
in  the  Bolivian  Chaco- ■"^  mitgeteilt,  A.  F.  Bandelier,  »Über  Trepanieren 
unter  den  heutigen  Indianern  Bolivias» ■"8)  gehandelt.  Der  Aufsatz  von  Vojt^jch 
Friö,  »Eine  Pilcomayoreise  in  den  Chaco  Central «'20)^  enthält  außer  einigen 
interessanten  Mitteilungen  über  die  Pilagä-  und  Sotegraikindianer  in  der  Reise- 
beschreibung einen  speziellen  ethnograi)hischcn  Teil  über  die  Toba-michi,  Toba- 
guazü  und  Pilagä. 

Gunnar  Langes  Bericht  über  seine  Pilcomayoexpedition,  »The 
River  Pücomaj'o  froni  its  Dischai'ge  into  the  River  Paraguay  to 
Parallel  22°  S«32i),  enthält  auch  Angaben  über  die  verschiedenen 
Indianerstämme. 

Hierzu  sind  die  Ausführungen  W.  Herrmanns  zu  vergleichen,  der  »Die 
ethnographischen  Ergebnisse  der  deutsehen  Pilcomayoexpedition '^^2^  iu  einem 
Vortrag  zusammenfaßt  und  auf  einer  Karte  die  Verteilung  der  Indianerstämme 
angibt.  Besprochen  werden  kurz  die  Toba,  Pilayu,  eingehender  die  Sotegaraik 
oder  Tapieti,  die  sprachlich  den  Matacos  bzw.  Mataguayos  nahestehen,  dann 
wieder    kurz  die  Guisnay-  und  Nocten-Mataco,  Choroti,  Tapui  und  Chiriguano. 

M.  R.  P.  Pierini  hat  einen  kurzen  Bericht  über  »Los  Guarajos 
de  Bolivia«323)  geschrieben. 

Patagonier  und  Verwandte.  R.  Lehmann-Nitsche  bringt  den 
deutschen  Text  von  sechs  araukanischen  »Märchen  der  argentini- 
schen Indianer«  324^  und  vergleicht  sie  mit  eiu-opäischen ;  ferner  eine 
Abhandlung  über  »Patagonische  Gesänge  und  Musikbogen« 325j  niit 
Noten  phonographisch  aufgenommener  Melodien.  Auch  Erich 
Fischer  schreibt  über  »Patagonische  Musik« 326).  —  c.  Scottsberg 
berichtet  über  »The  Swedish  MageUania  Expedition,  1907 — 09« ^27)^ 
auf  der  er  auch  Beobachtungen  über  die  sog.  Kanuindianer  oder 
Alookooloop  machen  konnte. 

Sie  leben  zwischen  der  Magellanstraße  und  der  Penasbucht  und  haben  ihre 
alten  Gebräuche  noch  teilweise  erhalten.  Sie  gleichen  in  dier^en  und  in  ihrem 
Äußeren  den  Yaghan,  sprechen  aber  eine  andere  Sprache.  Scottsberg  hat  ein 
Vokabular  derselben  anlegen  können.  —  R.  Dabbene  gibt  am  Schlüsse  seines 
Aufsatzes  »Viaje  ä  la  Tierra  del  Fuego  y  iX  la  Isla  de  los  Estadosc328)  ejne 
Beschreibung  der  Feuerländer  ( Alacalulf  800  Köpfe,  Ona  500  und  300  halb- 
zivilisierte,  Yaghan  200). 

I.  B.  Hatchers  u.  W.  B.  Scotts  »Reports  of  the  Princeton 
University  Expeditions  to  Patagonia  1896 — 99 «^29)^  deren  Schluß- 


316)  AnnMusLaPlata  I,  1908,  53—152,  mit  Abb.  —  317)  RevMusLaPalata 
XIV,  1907,  53—122.  —  3i8)  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906), 
649—58,  mit  13  Taf.  u.  1  Fig.  —  3i9)  Ebenda  81—89.  —  320)  Qlob.  LXXXIX, 
1906,  213—20,  229—34,  mit  Abb.  —  32i)  Buenos  Aires  1906.  126  S.  mit 
Abb.,  Prof.,  1  Atlas  von  2  IHiersiehtsk.  u.  1  K.  des  Pilcomayo  in  7  Bl.  — 
322)  ZEthn.  1908,  120—37,  mit  13  Textfig.  u.  1  Kartensk.  — '  323)  Anthropos 
III,  1908,  875—80,  mit  Abb.  —  324)  zVolkskde.  1906,  156-64.  —  325)  An- 
thropos III,  1908,  916—40.  —  326)  Ebenda  941—51.  —  327)  GJ  XXXII, 
1908,  485  —  88,  591—94.  —  328)  ßlGArgent.  XXI,  3—78.  —  329,  Princeton 
N.  J.  Univ.  Stuttgart  1903. 


326  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

kapitel  der  Schilderung  der  einheimischen  und  eingewanderten  Be- 
völkenmg  gewidmet  ist,  werden  von  R.  Hauthal  eingehend  be- 
sprochen ^30).  A.  Bandelier  untersucht  die  »Traditions  of  Pre- 
columbian  Earthquakes  and  Volcanic  Eruptions  in  Western  South 
America«  331). 

ten  Kate,  »Materiaux  pour  servir  ä  Tanthropologie  des  Indiens 
de  la  Republique  Argentine«332)^  und  Chr.  Jakob.  » Contribution 
ii  l'etude  de  la  morphologie  des  cerveaux  des  Indiens« 333)^  liefern 
Beiträge  zur  Anthropologie  der  Indianer  Argentiniens  (Yahgan  = 
Mann  [Yamana],  Ala  Kaluf  =  Frau  [Araukanerin],  Kazike  Inacayal  = 
Sohn  einer  Araukanerin  und  eines  Puelche). 

C.  E.  Porter,  »Literatura  antropolojica  i  etnolojica  de  Chile«  334). 
J.  B.  Ambrosetti,  »Exploraciones  arqueologicas  en  la  Pampa  grande 
(Provincia   de  Salta)«335)^    kann    ich  nur  dem  Titel  nach  anführen. 

R.  R.  Schuller  macht  einige  statistische  Angaben  über  »Die 
Araukaner  in  den  Missionen  von  Südchile« 336)_  Derselbe  hat  in 
einer  Schrift,  »El  Vocabiüario  Araucano  de  1642/43  con  notas 
criticas  i  algunas  adiciones  a  las  bibliografias  de  lalenguaMapuche«337)^ 
ein  weitverstreutes  Material  über  die  araukanische  Sprache  über- 
sichtlich zusammengestellt.  A.  Plagemann  handelt  ausführlich 
»Über  die  chilenischen  ,Pintados'«338). 

Peruaner.  S.  Ha  gar  bespricht  »The  Peruvian  asterisms  and 
their  relation  to  the  ritual«339),  Comte  G.  de  Crequi-Montfort 
macht  Mitteilungen  über  »FouiUes  de  la  mission  scientifique  fran^aise 
ä  Tiahuanaco,  les  recherches  archeologiques  et  ethnologiques  en  Bolivie, 
au  Chilie  et  dans  la  Republique  Argentine«339«).  A.  Chervins 
»L' Anthropologie  Bolivienne«340)  (Vorbericht)  und  die  ausführliche 
Beai'beitung  der  anthropometrischen  Aufnahmen  der  »Mission  Scienti- 
fique G.  de  Crequi-Montfort  et  E.  Senechal  de  la  Grange,  Antlu-opo- 
logie  Bolivienne,  I.  Ethnologie,  Demographie,  Photographie  metrique, 
II.  Anthropometne«34i)  bespricht  P.  Ehren  reich:  ebenso  Eric 
Bomans  Buch  »Antiquites  de  la  region  andine  de  la  republique 
Argentine  et  du  desert  d'Atacama  (Mission  scientifique  G.  de  Crequi- 
Montfort  et  E.  Senechal  de  la  Grange)  «3*2)^  das  die  Ergebnisse  der 
Ausgiabungen  im  Gebiet  der  alten  Calchaquikultur  enthält. 

Juan  B.  Ambrosetti    beschreibt   seine  »Exploraciones  arqueo- 


330)  PM  1906,  186—90.  —  33i)  Am  Anthropologist  VIII,  1906,  47—81.  — 
332)  RevMusLaPlata  XII,  31—58,  mit  9  Taf.  —  333)  Ebenda  59  —  74,  mit 
7  Taf.  —  334)  RivChilHistNat.  Santiago  1906.  36  S.  —  335)  Buenos  Aires 
1906.  200  S.  mit  K.  u.  Abb.  —  336)  ciob.  XCII,  1907,  337  f.  —  33V)  Santiago 
de  Chile  1907.  279  S.  —  338)  xiV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904 
(1900),  Erg.-Bd.  S.  1—87,  mit  7  Taf.  —  339)  Ebenda  593—602.  —  339«)  Ebenda 
531  —  50.  —  340)  Ass.  frant;.  avanc.  sc.,  Congr.  de  Reims  1907.  20  S.  — 
3*>)  Paris  1907.  2  Bde.  411  u.  435  S.  PM  1909,  LB  872  u.  873.  — 
3<2)  Paris  1908.     388  S.,  2  K.,  32  Taf.,  25  Textabb.     PM   1909,  LB  860. 


Südamerika.  327 

logicas  en  la  ciiidad  prchi.storica  de  ,La  Paya'  (Yallc  Calchaf|iil — 
Provincia  de  Salta),  Campanas  de  1906  y   1907<'3"). 

Er  hat  bei  seinen  Ausgrabungen  überaus  reiches  Material  gefunden  (2000 
Gegenstände);  wir  haben  es  hier  in  La  Paya  mit  einer  typischen  lokalen  Kultur 
und  eigenartigen  Riten  und  Gebräuchen  zu  tun,  und  es  muß  ein  Handelsweg 
nach  Nordchile  vorhanden  gewesen  sein.  Von  derselben  Expedition,  der  Am- 
brosetti  angehörte,  wurde  schon  vorher,  1900,  die  Ruinenstätte  von  Kipon  unter- 
sucht. Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  hat  Salv.  Debenedetti  in  »Ex- 
eu rsion  arqueologica  ä  las  ruinas  de  Kipon  (Valle  Calchaqui  —  Provincia  de  Salta)«  3<<) 
veröffentlicht. 

Erland  Frhr.  v.  Nordenskiöld  berichtet  in  »Ethnographische 
und  archäologische  Forschungen  im  Grenzgebiet  zwischen  Peru  und 
Bolivia  1904/05  «3*5)  über  die  ackerbauenden  Quichuas  der  Ost- 
kordillere,  die  Reste  älterer  Kultur,  die  sich  bei  ihren  Leichen- 
zeremonien, Tänzen,  Aberglauben  usw.  finden. 

Im  Urwaldgebiet  am  Ostabhang  der  Anden  fand  er  keramische  Reste  einer 
kulturell  vorgeschritteneren  Bevölkerang.  Dann  schildert  er  die  Urwaldindianer, 
und  zwar  die  Guarayo  am  Rio  Tambopata,  die  Yamiaca  am  Rio  Inambari  und 
die  Atsahuaca  zwischen  diesen  Flüssen.  Die  beiden  letztgenannten  Stämme 
werden  von  den  Quichuas  und  den  Weißen  Chunchos  genannt.  Denselben 
Gegenstand  behandelt  er  in  »Travels  on  the  Boundaries  of  Bolivia  and  Peru«^*^). 
Von  demselben  erschienen  »Beiträge  zur  Kenntnis  der  südamerikanischen  Ton- 
gefäße und  ihrer  Herstellung"  ■'*''),  und  zwar  im  Grenzgebiet  von  Peru  und 
Bolivia,  wo  Mataco-,  Chorote-,  Toba-,  Chiriguanoindianer,  Quichua,  Aymara  u.  a. 
wohnen.  Es  handelt  sich  um  Gefäße,  die  teils  aus  Gräbern  stammen,  teils  um 
solche  der  heutigen  Indianer.  Derselbe  hat  ferner  einen  interessanten  Aufsatz 
über  den  »Doppeladler  als  Ornament  auf  Aymarageweben"'^'**)  geschrieben, 
dessen  Entwicklung  durch  die  Abbildung  deutlich  zur  Anschauung  gebracht 
wird,  und  »Recettes  magiques  et  medicales  du  Perou  et  de  la  Bolivie«''^^)  mit- 
geteilt. Ad.  F.  Bandelier  beschreibt  »La  danse  des  ,Sicuri'  des  Indiens 
Aymara  de  la  Bolivie  •'^'^j  und  schildert  »The  Indians  and  aboriginal  ruins 
near  Chachapayas  in  northern  Peru« '5'). 

Max  ühle  eröffnet  das  erste  Heft  der  von  der  Historischen 
Gesellschaft  zu  Lima  herausgegebenen  Revista  historica  mit  einer 
Abhandlung  über  die  Muschelhaufen  in  Peru,  »Los  Kjokkenmödings 
del  Perü«3ö2j^  deren  jüngste  bis  in  die  Inkazeit  herabreichen. 

Von  demselben  liegen  vor  »Bericht  über  die  Ergebnisse  meiner  südameri- 
kanischen Reisen" ^53^  umj  »Aus  meinem  Bericht  über  die  Ergebnisse  meiner 
Reise  nach  Südamerika« ^^^j.  F.  M.  Bauer  beschreibt  »Feste  der  Indianer  in 
Peru«^^^).  —  \V.  Schreiber  liefert  einen  -Beitrag  zur  Kraniologie  der  alt- 
peruanischen Schädel« ■'^^).  —  H.  E.  Brüning    teilt   »Einiges    über    die  Erotik 

3*3)  Buenos  Aires  1907/08.  Facultad  de  Filosofia  y  letras,  Pnblicaciones 
de  la  Seccion  Antrojiolögica  Nr.  3,  Teil  1  u.  2.  534  S.  mit  288  Abb.  u. 
1  Plan.  —  344)  Ebenda  1908,  Nr.  4.  55  S.  mit  35  Abb.  u.  1  Plan.  — 
345)  ZEthn.  XXXVIII,  1906,  80-99,  mit  Kartensk.  u.  Abb.  —  346)  qJ 
XXVIII,  1906,  105—27,  mit  Abb.  u.  K.  —  347)  KSvVetenskAkHandl.  XLI, 
Stockholm  1906,  Nr.  6.  22  S.  mit  Abb.  —  348)  (jiob_  LXXXIX,  1906, 
341—47.  —  349)  JSAmericanistesParis  IV,  1907,  153—74,  mit  Abb.  — 
350)  Boa.sAnniversVol.  New  York  1906,  272—82,  mit  1  Taf.  —  35i)  HistRecords 
StudUStCatholHistS  V,  1907.  51  S.  mit  13  Taf.  —  352)  Lima  1906.  — 
353^  XIV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906),  567—79,  mit  4  Fig.  — 
354)  Ebenda  581—92,  mit  10  Fig.  —  355)  oiob.  XCIV,  1908,  109  f.  — 
356)  ZMorpholAnat.  XII,  243—60. 


328  P.  Gähtgens,  Bericht  über  die  ethnologische  Forschung. 

der  alten  Indianer  des  Küstengebiets  Nordperus« ^^'^  mit.  M.  Schmidt  erklärt 
die  >Besondere  Geflechtsart  der  Indianer  im  Ucayaligebiet«^*^)  und  bringt  eine 
Abhandlung  »Über  altperuanische  Ornamentik« •'^^  auf  Grund  der  Gaffronschen 
und  Gretzerschen  Sammlung  im  Münchener  und  Berliner  Museum. 

Rivet  behandelt  in  einer  wertvollen  Monographie  über  »Les 
Indiens  Jibaros,  etude  geographique,  historique  et  ethnographique«3G0)^ 
Geschichte,  geographische  Verteilung  verscliiedener  Stammesabtei- 
lungen, Bevölkerungszahl  (höchstens  20  000),  körperliche  Merkmale, 
materielles  Leben,  Hausbau,  Geräte  und  Waffen,  Beschäftigung,  Ehe, 
Behandlung  der  Toten,  soziale  Gliederung,  Handel,  Krieg,  Kopf- 
trophäen, geistige  Kultur. 

Über  die  von  Rivet  1907  in  Paris  ausgestellte  anthropologische  und  ethno- 
graphische Sammlung  aus  Ekuador  berichtet  R.  Verneau,  »Les  nouveaux  do- 
cuments  anthropologiques  rapportes  de  l'fiquateur  par  le  Dr.  Rivet«36i).  Rivet, 
»La  race  de  Lagoa-Santa  chez  les  populations  precolorabiennes  de  l'ftquateur«^^^), 
ist  von  P.  Bartels  besprochen  worden.  Rivet  hat  mit  H.  Bouchat  zusammen 
»Contribution  il  l'etude  des  langues  Colorado  et  Cayapa  (Republ.  de  l'fiquateur)«^^'') 
geliefert.  Otto  v.  Buchwald  sucht  in  »Vokabular  der  , Colorados'  von 
Ecuador« 364^  durch  Vergleichung  geographischer  Namen  festzustellen,  wer  »Die 
Kara«365)  waren,  deren  Reich  (Reich  der  Schirikönige)  mit  der  Hauptstadt  Quito 
Ende  des   15.  Jahrhunderts  von  den  Inkas  erobert  wurde. 

Als  Frucht  der  George  G.  Heye-Expedition  ist  als  erster  Band 
der  » Contribution s  to  South  American  Archaeologj" « ,  in  denen  alles, 
was  auf  die  vorkolumbischen  Bewohner  des  gesamten  Gebiets 
zwischen  Peru  und  Panama  gesammelt  und  veröffentlicht  Averden 
soll,  ein  vorläufiger  Bericht  über  »The  Antiquities  of  Manabi, 
Ecuador« 3^6)  erschienen,  verfaßt  von  Marshall  H.  Saville. 

Auszüge  aus  älteren  Beschreibungen  und  Schilderungen  sind  aufgenommen 
nebst  wertvoller  Bibliographie  der  Anthropologie  von  Ekuador.  Ruinen  vor- 
kolumbischer  Häuser  finden  sich  noch  über  ganz  Mauabi  verstreut.  Zu  den 
merkwürdigsten  archäologischen  Gegenständen  gehören  die  aus  Stein  gehauenen, 
mit  menschlichen  und  tierischen  Figuren  geschmückten  Sitze  oder  Stühle. 

H.  Pittier  de  Fabregas  eingehende  Monographie,  »Ethno- 
graphie and  Linguistic  Notes  on  the  Paez  Indians  of  Tierra  Adenti'o, 
Cauca,  Colombia*^^'^),  ist  besonders  für  die  Linguistik  von  Wert. 

Sie  bringt  eine  grammatische  Skizze  und  eine  Ergänzung  des  Vokabulars 
der  Paezsprache,  bietet  aber  auch  mancherlei  wertvolles  ethnographisches  Material. 
Die  Paezindianer  gehören  sprachlich  zu  der  Chibchagruppe.  —  F.  Regel  be- 
richtet kurz  über  »Die  Reste  der  Urbevölkerung  (Indios  bravos)  in  der  ko- 
lumbischen  Westkordillere  nach  eigenen  Beobachtungen  im  Jahre  1896«'88). 


'57)  Anthropophyteia  V,  358—60,  —  358)  ArchAnthr.  N.  F.  VI,  1907, 
270—81,  mit  11  Abb.  u.  2  Taf.  —  359)  Ebenda  VII,  1908,  22—36,  mit  Abb. 
u.  2  Taf.  —  360)  L'Authr.  XVIII,  1907,  333—68,  582—618;  XIX,  1908, 
09-87,  235—59,  mit  Abb.  u.  K.  —  36i)  Ebenda  XVIII,  1907,  146—55,  mit 
Abb.  —  362)  BSAnthrParis  IX,  1908,  209—68,  mit  14  Fig.  ZentralblAnthr. 
1909,  159  f.  —  363)  JSAmericanistesParis  IV,  1907,  1.  —  364)  ZEthn.  1908, 
70—82.  —  365)  Giob.  XCIV,  1908,  123—25.  —  366)  New  York  1907.  133  S. 
mit  4  Taf.  u.  9  Fig.  —  367)  MemAniAnthrAss.  I,  Teil  2,  Lancaster,  Pa.,  1907, 
301  —  56,  mit  Abb.  —  »68)  xiV.  Intern.  Amer.-Kongr.  Stuttgart  1904  (1906), 
517—20. 


Bericht  über  die  Länder-  und  Völkerkunde  der 
östlichen  antiken  Welt.     IV. 

Von  Prof.  Dr.  Eugen   Oberhummer  in  AVien. 

Seit  meinem  letzten  an  dieser  Stelle  erstatteten  Bericht^)  hat 
sich  meine  Aufgabe  insofern  verschoben,  als  es  der  Redaktion  ge- 
lungen ist,  in  Prof.  A.  Schulten  einen  hervorragend  sachkundigen 
Bericliterstatter  für  den  Westen  der  antiken  Welt,  die  Länder 
lateinischer  Kultur,  zu  gewinnen.  Obwohl  ich  selbst  auch  für 
dieses  Gebiet  von  jeher  ebenso  wie  für  den  Osten  literarisches 
Material  gesammelt  hatte,  hat  die  Erfahrung  doch  gezeigt,  daß 
meine  durch  Berufsgeschäfte  und  andere,  von  imserem  Thema  recht 
weit  abliegende  Aufgaben  in  Anspruch  genommene  Zeit  nicht  aus- 
reicht, um  den  Literaturbericht  für  die  ganze  antike  Welt  durch- 
zuführen; durch  die  Arbeitsteilung  mit  Prof.  Schulten  ist  die  Mög- 
lichkeit gegeben,  mit  der  Zeit  etwas  Vollständiges  zu  liefern. 

Vereinbarungsgemäß  bleibt  meinem  Bericht  der  allgemeine  Teil, 
d.  h.  die  Gescliichte  der  Geographie  im  Altertum  uud  die  das  Ge- 
samtgebiet oder  größere  Teile  der  antiken  Welt  betreffende  Lite- 
ratur, vorbehalten.  Dagegen  bringt  es  die  Scheidung  des  Gebiets 
in  eine  lateinische  West-  und  eine  griechisch-orientalische  Osthälfte 
mit  sich,  daß  in  diesem  Bericht  von  dem  Erdteil  Afrika  nur  mehr 
die  Länder  des  ägyptisch-ätlüopischen  Kulturkreises  erscheinen, 
während  über  die  Länder  punischer  und  lateinischer  Kultur,  das 
römische  Nordafrika  im  engeren  Sinne,  von  Prof.  Schulten  berichtet 
wird. 

Quellenkunde  vind  Geschichte  der  Geographie. 

Allgemeines.  Aus  dem  Nachlaß  H.  Bergers 2)  hat  W.  Kieß- 
ling  einen  lesenswerten  Aufsatz  über  »Die  Lehre  von  der  Kugel- 
gestalt im  Altertum«  herausgegeben,  im  wesentlichen  nur  eine  Zu- 
samjnenfassung  der  Ergebnisse  seines  großen  Werkes.  Ein  Schüler 
Bergers,  Otto  Th.  Schulz 3),  imternimmt  es,  »Entwicklung  und 
Untergang  des  kopernikanischen  Weltsystems  bei  den  Alten«  im 
Zusammenhang   darzustellen;    die    Schwächen   der    Schrift   hebt   S. 


1)    GJb.    XXVIII,    1905,   131—94.  —   2)  qZ   1906,   20—37.  —   3)  Weh- 
onschauuDgsfrageii,  I.     Stuttgart  1909.     143  S. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  22 


330        E.  Oberhummor,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Günther  (PM  1910,  52)  treffend  hervor.  Die  Anschauungea  der 
Alten  über  Vulkanismus  bespricht  F.  Ramsauer^). 

Die  »Kenntnisse  der  klassischen  Völker  von  den  physikalischen 
Eigenschaften  des  Wassers  <  behandelt  Karl  B.  Hof  mann  5)  in 
einer  auch  für  die  physische  Geograj)hie  der  Alten  beachtenswerten 
Untersuchung;  »Die  Anscliauungen  der  Kirchenväter  über  Meteoro- 
logie« ebenso  Imm.  Hof f mann C);  die  Lelire  von  den  Gezeiten  im 
klassischen  Altertiun  R.  Almagia'^).  Mehr  kulturhistorisch  als 
geographisch  ist  eine  Schrift  von  J.  Kaerst^)  fiber  vDie  antike 
Idee  der   Ökumene^. 

Ägypten.  .  Nachträglich  erwähne  ich  einen  Aufsatz  von  H.  R. 
HalP)  über  »Keftin  and  the  Peoples  of  the  Sea«  und  sclüieße 
daran  die  Ausführungen  von  R.  Weill^")  »L'Asie  dans  les  textes 
egyptiens  de  l'Ancien  et  du  Moyen  Empire«.  >Eine  ägyptische 
Expedition  nach  dem  Libanon  im  15.  Jahrh.  v.  Chr.«  behandelt 
K.  Sethe^^),  einen  »Zug  nach  der  großen  Oase  unter  Sesostris  I.« 
H.  Schäfer  12). 

Nach  der  von  Sethe  aufgefundenen  Darstellung  in  einem  thebanischen  Grabe 
aus  der  Zeit  Thutmosis'  III.  fuhr  Sen-nufe  im  Auftrag  des  Königs  nach  dem 
Libanon,  um  Zedern  zu  holen.  Der  Libanon  wird  durch  eine  grüne  Treppe 
(älteste  Signatur  für  Gebirge  mit  Andeutung  des  Vegetationskleides  I)  bezeichnet 
und  als  ein  waldreiches  Gebirge  geschildert.  Der  Bericht  ist  ein  intei  essantcs 
Gegenstück  zu  dem  des  Un  Amun  (11.  .Tahrh.),  worüber  GJb.   1905,   134. 

Großes  Aufsehen  erregte  im  Sommer  1908  die  Nachricht,  daß 
das  Musee  Guimet  in  Paris  und  das  Museum  in  Brüssel  zwei 
Skarabäen  angebhch  aus  dem  Nachlaß  des  französischen  Agyptologen 
ü.  Bouriant  erworben  hätten,  welche  nichts  Aveniger  als  eine  Be- 
stätigung der  von  Her.  IV,  42  berichteten  L'mschiffung  Afrikas 
durch  die  Phönizier  unter  König  Necho  enthielten. 

Bekanntlich  steht  die  Angabe  Herodots  ganz  veicinzelt  da,  und  kritische 
Forseher  haben  seit  langem  Bedenken  gegen  die  Glaubwürdigkeit  derselben 
geäußert,  obwohl  sich  dieselbe  immerhin  verteidigen  läßt,  s.  GJb.  1905,  134. 
Es  ist  begreiflich,  daß  das  Auftauchen  angeblich  zeitgenössischer  und  amtlicher 
Belege  ciuerseits  geradezu  Enthusiasmus  hervorrufen,  anderseits  kühler  ver- 
:mlagle  Beurteiler  zur  Vorsieht  mahnen  mußte.  Der  französische  Ägyptologo 
A.  Moret  hatte  sich  in  eiuer  Mitteilung  an  die  Academie  des  luscripiions '3) 
für  die  Echtheit  der  neueu  Urkunden  eingesetzt  und  in  der  Eröffnungssitzung 
des  Internationalen  Geographen kongresses  in  Genf  (1908)  die  Bedeutung  der  neuen 
Entdeckungen  erläutert''*).  In  der  Diskussion  wies  E.  01)erhum  nier,  obwojil 
sich  der  Agyptologe  E.  Naville  auch  seinerseits  für  die  P^chtheit  ausspracli, 
sofort  darauf  hin,  daß,  abgesehen  von  der  notwendigen  Nachprüfung  der  Texte 
von  philologisciier  Seite,  die  überraschende  Bestätigung  der  vielumstrittcneu 
Angabe    Herodots    durch    zwei    gleichzeitig    auftauchende  Dokumente  Verdacht 

*)  Antike  Vulkaukuude.  Burghausen  1900.  41  S.  —  5)  SitzhAkWien, 
phil.  KL,  CLXllI,  2,  1909.  79  S.  —  6)  MünchGStud.  XXII.  1907.  90  S.  — 
7)  RivGltal.  1903,  480  —  93;  1904,  13—24.  —  «)  Leipzij;  1903.  34  S.  — 
")  AnnBritSchAth.  VIII,  1901/02,  157-89.  —  i«)  Si)hiux  VllI,  1904,  179  —  215: 
JX,  1906,  1  —  17,  63—69.  —  >')  SilzbAkBerlin  1906,  350  —  63.  —  ^-)  ZÄgvpt. 
Spr.  XLII,  1905,  124—28.  —  »^)  C\\  Aclnscr.  1908,  303,  466 f.,  493.  — 
i<)  IX.  Congr.  Intern.  Gcogr..  C\\   1,   72  f. 


Quellenkunde  und  Geschichte  der  Geogrnpluo.  331 

or^voclcen  müs.se.  Drei  Tage  uiuli  dieser  Sitzung  crörlcrtcn  die  Berliner  Agypto- 
logen  A.  Erman  und  H.  Schäfer'-^),  welclio  sicli  schon  vorher  gegen  die  Echt- 
heit ausgesprochen  hatten,  vor  der  Derliner  Aliadoinie  den  »angeblichen  ägypti- 
schen Bericht  über  die  Uraschiffung  Afrikas«  und  wiesen  denselben  als  moderne 
Fälschung  nach.  Diese  Fälschung  ist  seither  auch  gerichtlich  enviffseu  vrorden, 
indem  die  Hinterbliebenen  Bouriants  zur  Verantwortung  gezogen  wurden  und 
den  Betrug  eingestanden.  Damit  ist  diese  Angelegenheit  ein  für  allemal  ab- 
getan, die  Frage  aber,  ob  ITerodots  Bericht  Glauben  verdient,  bleibt  nach  wie 
vor  offen.     Zur  Literatur  vgl.  OrBibl.   1908,  Nr.  5442. 

Semiten.  Über  den  Anfang  der  astrologischen  Geogi'aphic  bei 
den  Babylonicrn  handelt  F.  Cnmont^c). 

Bereits  iu  seinem  gelehrten  Buche  »Sphaera«  hatte  F.  Boll  (GJb.  1905, 
132)  auf  den  Ursprung  eines  zu  den  Zeichen  des  Tierkreises  in  Beziehung  ge- 
setzten Länderverzeichuisses  in  Babylonien  hingewiesen.  Auf  Grund  der  von 
Boin^)  neuerdings  herausgegebenen  astrologischen  Texte  verfolgt  C.  diesen 
Ursprung  weiter. 

Ein  Verzeichnis  der  geogTaphischen  Namen  in  R.  F.  llarpers 
Sammelwerk  »Assyrian  and  Babylonian  Letters«  hat  0.  A.  Toff- 
teen^s)  geliefert;  nach  der  eingehenden  Kritik  von  M.  Streck *9) 
läßt  dasselbe  jedoch  an  philologischer  Zuverlässigkeit  viel  zu  \vün- 
schen  übrig.  Eine  zweite  Schrift  von  Toffteen'-O)  enthält  eine 
Neubearbeitung  jenes  Verzeichnisses  und  den  AViederabdruck  einer 
Abhandlung 21)  »Notes  on  Assyrian  and  Babylonian  Geography«, 
deren  Wert  nach  M.  Streck 22)  ebenfalls  selir  fragwürdiger  Natur 
ist.  Weitere  Untersuchungen  hat  Streck 23)^  der  gegenwärtig  wohl 
der  beste  Kenner  keilinscliriftlicher  Geographie  ist,  in  seinen  »Assy- 
riologischen  Miszellen«  niedergelegt.  Vei'gl eiche  auch  unten  bei 
Mesopotamien. 

Nr.  7  (OrLitZig.  VIII,  493)  jissyrischer  Ortsname  SibtiniS;  Nr.  8  (IX,  95 ff.) 
<iie  hinki  §a  Puratte  in  Assurnasipals  Annalen;  Nr.  9  (IX,  262  ff.)  Kakzi  und 
Alse,  zwei  assyrische  Orte;  Nr.  10  (IX,  344 f.)  Atalur  und  Lallai-,  Berg  in 
Nordsyrien;  Nr.  11  (IX,  345 f.)  Diristaun,  medischer  Bezirk  •=  Daristane  Steph. 
Byz. ;  Bit  Zamüni,  aramäische  Landschaft  =  Thillazaraana  Not.  dign.;  Pardukka, 
medischer  Bezirk  =  Parduce  ßav.  54;  Aratta,  südbabylonische  Stadt  =  'Purza 
Ptol.  V,  20  (19)  18;  Hains,  assyrischer  Ort  bei  Tac.  A.  VI,  41  (47)  =  assyrisch 
uhi  »Stadt«  (der  eigentliche  Name  ausgefallen). 

Eine  Hauptquelle  der  orientalischen  Geographie,  die  Tafeln  von 
Teil  el  Amarna  (GJb.  1896,  310f.;  1899,  207;  1905,  133)  liegt 
jetzt  in  einer  neuen  Ausgabe  imd  Übersetzung  von  J.  A.  Knudtzon 
mit  Anmerkungen  von  0.  Wober2'i)  vor.  Über  die  Städte  der 
El-Amarna-Briefe   und    die  Bibel   handelt  ausführlich  H.  Clauß25). 

Es  sind  durchweg  Ortsnamen  aus  Syrien  und  Palästina.  Die  Schrift  von 
G.  Marmier  (GJb.   1905,   133)  wird  einer  scharfen  Kritik  unterzogen. 


'^)  SitzbAkBerlin  1908,  956 — 67.  —  ^^)  La  plus  ancienne  geogr.  astr.  Kilo 
IX,  1909,  263—73.  —  17)  CatalCodAstrGraec.  VII,  Cod.  Genn.,  Brüssel  1908.  — 
i8)AmJSemLanguLit.  XXI,  1905,  83  — 99.  —  19)  Ebenda  XXII,  1906,207—23.— 

20)  Researchcs  in  Assyr.  a.  Babyl.  Geogr.,  Pt.  I.     Chicago  1908.     59  S.,  2  K.  — 

21)  AmJSemLanguLit.  XXIII,  1907,  323—57.  —  22)  Babvloniaca  II,  1908, 
243—56.  —  23)  OrLitZtg.  VIII— X,  1905—07.  —  24)  Die  El-Amarna-Tafeln. 
Lief.   1  —  10,  Leipzig  1907  —  10.  —  25)  ZDPalVer.   1907,   1—79;  1908,  298. 

22* 


332        E.  Oberhnmmor,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   Welt. 

Unter  sonderbarem  Titel  verbergen  sich  Studien  eines  eifrigen 
Dilettanten,  Moritz  Engel^G),  zur  Genesis.  Er  glaubt  den  Garten 
Eden  und  die  Flüsse  dos  Paradieses  in  der  Oase  Ruchebe,  südöst- 
lich von  Damaskus  und  dorn  Ilaiu-an,  nachweisen  zu  können.  Vom 
Standpunkt  der  hebräischen  I 'herlief eruiig  wäre  die  Annahme  viel- 
leicht diskutierbar,  sie  scheitert  aber,  abgesehen  von  der  gewalt- 
samen Interpretation  des  Textes,  an  dem  babylonischen  Ursprung 
der  Sage  und  den  gesicherten  Flußnamen  Phrat  und  Hiddekel. 
Über  »Die  vier  heiligen  Flüsse«  der  Babylonier  handelt  F.  Hommel27)^ 
über  die  biblischen  Länder  nach  den  Amarnatafeln  P.  Dhormc"^). 

Bezüglich  der  Ophir frage,  die  ich  zuletzt  im  GJb.  1905,  133 f. 
besprochen  habe,  verweise  ich,  soweit  Simbabye  in  Betracht  kommt, 
auf  GJb.  1907,  278  und  Glob.  LXXXIX,  1906,  305 f.  Neuerdings 
hat  R.  Pöch^o)  die  Ruinen  besucht  und  die  Überzeugung  gewonnen, 
daß  kein  Beweis  für  vormitteJalterliehen  und  außerafrikanischen 
Ursprung  vorliegt. 

Griechen.  In  einem  zweiten  nachgelassenen  Aufsatz  (vgl.  Aura.  2) 
behandelt  H.  Berger ^O)  »X)ie  ältere  Zoneulehre  der  Griechen«;  über- 
sichtliche Zusammenfassung  seiner  hier  besonders  bahnbrechenden 
Forschungen.  Ein  bedeutendes,  allerdings  nur  teilweise  die  Erd- 
kunde berührendes  und  deshalb  in  unserer  Fachliteratur  bisher 
kaum  berücksiclitigtes  Werk  hat  0.  Gilbe rt^^)  auf  Grund  einer 
Preisaufgabe  der  Bayrischen  Akademie  über  »Die  meteorologischen 
Theorien  des  griechischen  Altertums«   verfaßt. 

Nach  einem  allgemeinen  Teil,  welcher  die  Anschauungen  der  Philosophie 
über  Elementarei-scheinungen  von  den  loniern  bis  zur  Stoa  behandelt,  werden 
die  Ei-seheinungen  nacli  folgenden  Kategorien  dargestellt:  1.  der  Erdkcirper 
(Erdbeben),  2.  das  Erdelement,  3.  das  Wasser,  4.  die  tellurischen  Ausscheidungen, 
5.  Atmospiiäre  und  atmosphärische  Niederschläge,  6.  Windgenese,  7.  Wind- 
systeme, 8.  atmosphärische  Spiegelungen,  9.  das  atmosphärische  Feuer,  10.  das 
ätherische  Feuer. 

Einen  kurzen  Überblick  über  »Die  Fortschritte  der  geographi- 
schen Kenntnisse  im  hellenistischen  Zeitalter«  mit  zahlreichen 
Quellennachweisen  hat  F.  P.  Garofalo^^)  gegeben. 

Homer.  Im  Mittelpunkt  der  Diskussion  über  homerische  Geo- 
graphie stehen  die  bekannten  Aufstellungen  AV.  Dörpfelds,  über 
welche  zuletzt  im  GJb.   1905,   135  f.  berichtet  wurde. 

Insofern  es  sich  hierbei  um  lokale  llntei"suchungcn  handelt,  soll  an  der 
entsprechenden  Stelle  darauf  zuriiclcgekommen  werden,  liier  kommt  haupt- 
sächlich ein  allgemeiner  Gesichtspunkt  in  IJetraeht.  Während  bisher  die  Auf- 
fassung herrschte,  daß  die  homerischen  Gedichte  uns  die  Zustände  des  Zeitalters 
ihrer  Entstehung,  also  dos  9.  bis  8.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  schildern,  sieht  Döf])- 
feld  in  denselben  ein  Spiegelbild  jenc^r  Zeit,  auf  welche  sich  der  Inhalt  der 
Gesänge    bezieht,    also    des    ausgehenden    mykenischen  Zeitalters    kurz    vor  d(;r 

26)  Wirklichkeit  und  Dichtung.  Dresden  1907.  302  S.,  2  K.  —  27)  CLilZtg. 
IX,  1900,  G58— G3.  —  28)  KevUibl.  1908,  500  —  19.  —  29)  MGGesWien  1911, 
432—52,  Taf.  17—20,  —  30)  gZ  1900,  440—49.  —  3i)  Leipzig  1907. 
74ß  s.  —   32)  r{SOLi^l)^a  XXII,   1904,   121—20. 


Quellenkunde  nnd  fJeschiehte  dpr  Geographie.  333 

dorischen  W.anderung.  Damit  rückt  aueii  der  geographische  Horizont  der  ho- 
merisclien  Gedichte  zeitlich  um  Jahrhunderte  zurück.  Man  wird  zugeben  müssen, 
daß  die  fortschreitenden  Ergebnisse  arcliäologischer  Forschung  diese  Auff;i^sung 
begünstigen.  Haben  schon  die  Ausgrabungen  Schliemanns,  hauptsächlich  in 
Mykenc  und  Tiryns,  uns  einen  viel  realeren  Hintergrund  der  homerischen 
Dichtung  gezeigt,  als  die  historische  Kritik  vordem  annehmen  zu  dürfen  glaubte, 
so  haben  uns  die  staunenswerten  Ergebnisse  der  neueren  Ausgrabungen  auf 
Kreta  einen  Blick  in  eine  wunderbare  Welt  holier  und  eigenartiger  Kultur  er- 
öffnet, die  mindestens  seit  der  Mitte  des  2.  Jahrtausends  v.  Chr.  von  dort  aus 
über  die  Länder  im  Umkreise  des  Agäischen  Meeres  ausstrahlte  und  zur  Kultur 
des  kliissiseben  Zeitalters  sich  etwa  so  verhält  wie  die  Antike  zur  Renaissance. 
Die  homerischen  Gesänge  ei^scheineu  hiernacii  als  das  lebendige  Echo  einer 
fernen  und  großen  Zeit,  die,  im  Schutte  tifiber  Jahrhunderte  begraben,  nach 
drei  .Jahrtausenden  heute  durch  den  Spaten  der  Ausgrabungen  ihre  Auferstehung 
feiert.  Man  kann  dieser  prinzipiellen  Auffassung  durdiaus  beistimmen,  ohne 
sich  deshalb  durchweg  den  Standpunkt  zu  eigen  zu  machen  ^  den  Dörpfeld 
in  einzelnen  Fragen  der  homerischen  Geographie  einnimmt.  Die  Leukas- 
It hak a- Frage  ist  hierunter  weitaus  die  wichtigste.  Unermüdlich  hat  Dörp- 
feld'''^) in  jährliehen  Ausgrabungen  Beweise  für  seine  ebenso  neue  als  kühne 
Hypothese  zu  erbringen  versucht  und  bis  jetzt  jedenfalls  den  Nachweis  geliefert, 
daß  auf  Leukas  tatsächlich  eine  größere  Ansiedlung  mykenischer  Kultur  vor- 
handen war.  Ohne  hier  auf  die  für  und  wider  geäußerten  Stimmen,  über 
welche  den  Geographen  einstweilen  ein  Aufsatz  von  J.  Bartsch •'*)  und  ein 
Referat  von  \V.  ßugc''^)  orientiert,  näher  einzugchen,  möge  für  ein  ab- 
schließendes Urteil  die  noch  ausstehende  geologische  Lokaluntersuchung,  die 
Fortführung  der  Ausgrabungen  und  das  geplante  zusammenfassende  Werk  Dörp- 
felds  abgewartet  werden.  Der  Aufsatz  von  M.  Kießling"")  enthält  eine  Be- 
sprechung des  bereits  im  GJb.  1905,  13.jf.  erwähnten  Buches  von  G.  Lang, 
das  sich  in  der  entscheidenden  Frage  gegen  Dörpfeld  richtet.  W.  Vollgraff  ^^) 
hält  seinerseits  Leukas  für  das  homerische  DnUchiov.  In  einem  anderen  Punkt, 
nämlich  bezüglich  der  Stadttore  von  Troja  und  des  alten  Skamanderlaufes. 
wenden  sich  gegen  Dörpl'clds  Auffa.ssung  A.  Busse-'*)  und  C.  Robert^^j.  Daß 
man  im  6.  Jahrhundert  v.  Ciir.  von  der,  nach  Dörpfeld,  anzunehmenden  Wande- 
rung des  Namens  Ithaka  nichts  mehr  wußte,  sucht  E.  Bethe^")  aus  den  Frag- 
menten der  'A/.y.iiai(i>vf;  nachzuweisen.  Eine  weitere  Frage  der  schwierigen 
(jeograpliie  der  Odyssee  behandelt  Dörpfeld *')  in  dem  Aufsatz  Trinahria  = 
Thrinfikiu.  Hiernach  ist  das  homerische  QoiruHi')]  keineswegs,  wie  gewöhnlieh 
und  schon  im  Altertum  angenommen  wurde,  identisch  mit  Toivny.nia  =  Sizilien, 
sondern  (nach  Ooivai  :>die  Heugabel 's:)  als  eine  gabelförmige  Insel  aufzufassen; 
als  solche  erschien  den  Griechen  jener  Zeit  Unteritalien  mit  seinen  beiden  vor- 
gestreckten Halbinseln,  deren  östliche,  lapygia,  Döi-pfeld  für  die  Insel  der 
Kalypso,  die  rijoog  ojyvyh],  »den  Nabel  des  Meeres«,  hält,  wozu  übrigens  auch 
Roschers  Lexikon  der  griech.  und  röm.  Mythol.  IV,  692 f.  zu  vergleichen.  — 
Endlich  gibt  A.  della  Seta*^)  jjj  seinen  Appunti  di  topografia  omerica«  neue 
Erklärungen  für  ^y.aiul  Tli'/.m,  Aaoöavit],  Alyai,  Ref.  Pet.  Mitt.  1910,  161. 
Über  andere  Einzelfragen  der  Topographie  von  Troas  siehe  unten  bei  Kleinasien. 


•'^    Dntter  Brief    über  Lenkas-Ithaka :    Ergebnisse    der  Ausgrabungen    von 

1906,  Athen,  19  S.  Vierter  Brief  usw.,  1907,  26  S.,  3  Taf.  Fünfter  Brief 
usw.,    1908,    47  S.,   2  Taf.  —  ^4)  Das  Alter  der  Inselnatur  von  Leukas.     PM 

1907,  269—78,  Taf.  20.  —  35)  Ebenda  LB  710  a— d.  —  »«)  GZ  1906,  340—43.  — 
3')  Dulichion-Leukas.  NJbKlass Altert.  I,  1907,  617—29.  —  ^8)  Der  Schauplatz 
<ier  Kämpfe  von  Troja.  Ebenda  457 — 81,  mit  K.  —  ^9^  Topographische  Pro- 
bleme der  nias.  Hermes  1907,  78—112.  —  ^O)  RheinMus.  1907,  326 f.  — 
<i)  MiscellArcheol. ,  ded.  al  Prof.  A.  Salinas,  Palermo  1907,  105—12.  — 
<2)  RendAccLineei  XVI,   1908,  .j70— 613. 


334        E.  Oberhiiiiimor,  Länder-  uud  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   Welt. 

Eine  Schrift  von  H.  II.  Schwerin*»)  (vgl.  GJb.  1905,  134)  über  die  Irrfahrten 
des  Odysseus  kenne  ich  nur  ans  Pet.  Mitt.   1910,  II,   159. 

Neue  Untersuchungen  zu  den  ionisclien  Naturpliilosophen  und 
deren  kosmologischen  Systemen  bringt  Wolf  gang  Schultz^-*). 

Aus  dem  Inhalt  kommt  hier  in  Betr.ichl:  1.  Das  philosophische  Weltbild 
des  Thalcn.  Schattenkoustruktioncn,  mathematisch-kosmologische  Spekulationen. 
Niltheorie.  Okeanostheorie.  2.  Das  geographisch-kosmologischo  Weltbild  der 
thaletischen  Zeit.  Der  Nordberg.  Eine  babylonische  und  eine  chinesische  Land- 
karte. Mythologische  Flüsse.  Weltkarte.  3.  Änaximunder.  Kosmogcnie, 
Anthropogenie.  Himmelskarte.  Gestirne,  Luftraum,  Erde.  Erdbebentheorie. 
4.  Anaximrnes.  Weltbild  des  Thaies,  Anaximauder,  Anaximenes.  5.  Xenv- 
phanes.  6,  Parinenides.  Die  Untersuchungen  enthalten  vieles  Neue  und  Selb- 
ständige. Beachtenswert  besonders  der  erstmalige  Versuch  einer  geographischen 
Konstruktion  der  Erdkarte  des  Thaies  (S.  154)  sowie  des  Weltbildes  von  Thaies, 
.Vnaximauder  imd  Anaximenes  (S.  187).  Merkwürdigerweise  wird,  soviel  ich 
sehe,  auf  die  Arbeiten  von  Berger  nirgends  Bezug  genommen. 

Zu  Herodot  erwähne  ich  einen  Aufsatz  von  J.  L.  Myres*-») 
über  das  transdanubische  Volk  der  Sigynnen  als  Vertreter  der 
Latenekultur,  ferner  Untersuchungen  von  F.  Westberg*^)  über  die 
persische  Königsstraße,  vom  Borysthcnes  zum   Geiros  usw. 

Die  Frage  der  Atlantis  bei  Plato  ^nrd  neuerdings  von  G.Demni'*?) 
erörtert.  Nach  einem  Icritisclien  Überblick  der  Literatur  kommt 
Verfasser  zu  dem  Ergebnis,  das  allerdings  für  Urteilsfähige  schon 
lange  feststand,  daß  es  sich  hierbei  lediglich  um  eine  poetische 
Fiktion  handle.     Über  Xenophon  siehe  unten  bei  Kleinasien. 

Mit  Fyilicas  beschäftigen  sich  Arbeiten  von  G.  V.  Callegari*^'*) 
uud  Georg  Mair^^). 

Ersterer  gibt  eine  orientierende  Übersicht  des  Pytheasproblems.  Mair,  der 
sich  schon  früher  vom  philologischen  und  geographischen  Standpunkt  mit  P. 
beschäftigt  hatte  (s.  GJb.  1905,  136),  wendet  sich  in  seinen  letzten  Scliriflea 
mehr  der  astronomischen  Seite  der  Fr.age  zu,  sucht  nachzuweisen,  daß  P.  seine 
Fahrt  liaupt^ächlich  zum  Zwecke  der  Bestimmung  der  Mittagslicihe  der  Sonne 
und  der  Scliiefe  der  Ekliptik  unternommen,  im  Norden  überwintert  habe  und 
östlicli  bis  zur  Nc\ra  gelangt  sei,  die  er  für  den  Tannis  hielt.  Iteferat  von 
W.  Ruge'^Oj. 

Zur  Geographie  des  Aristoteles  liegen  zwei  wichtige  Unter- 
suchungen vor.  P.  Boichert^i)  behandelt  des  »A.  Erdkunde  von 
Asien  und  Libyen«,  indem  die  hierauf  bezüglichen  Stellen  syste- 
matisch zusammengestellt  und  besprochen  werden,  im  Anhang  auch 
die  Stellen  der  pseudoaristotelischen  Schriften.    J.  Partsch-^'^)  bringt 

43)  Odysseus'  Irrfärder.  Lund.sUnivAr.sskr.  VI,  3.  151  S.  —  ")  Alt- 
jonische Mystik.  1.  H.  (r=  Stud.  z.  ant.  Kultur,  IL  2/3).  Wien  1907.  355  S.  — 
•'S)  AutlirEsKays,  pres.  U>  E.  B.  Tylor,  1907,  255—70.  —  '»<')  Klio  IV,  1904. 
1«2  — 92;  VI,"  1900,  259— <)8.  —  •»')  Ist  die  Atlantis  in  Piatons  Kritias  eine 
poetische  Fiktion?  Progr.  Straubing  1905.  43  S.  —  *^)  Pitea  di  Massilia. 
Fcltrc  1904.  88  S.  S.-A.  llivStorAnt.  VII  — IX.  —  *»)  Pytheas  von  Ma.ssilien 
und  die  matliemaliscbe  Geographie.  Progr.  JLirbiirg  a.  D.  1904,  1906.  31  n. 
96  S.,  3  Tat.  —  -'O)  l'M  1907,  LB  564.  —  ^i)  Sieglins  Quellen  u.  Forsch. 
XV,  1908.  102  S.  Ref.  N.JbKlass.Mtert.  1910,  I.  381  f.  (W.  Rüge).  — 
^••J)  AbhSüch.-.GosWiss.,   phi].-hi^l.   Kl..    XXV 11.    16,    1909.     50  S. 


Quellenkunde  luid  Geschiehto  der  Geographie.  335 

in  einer  ebenso  eiiidringonclen  als  feinsinnigen  Studie  nhev  »Des 
A.  Buch  ,über  das  Steigen  des  Nil'<;  eine  fast  verschollene  Schrift 
des  A.  wieder  zu  Ehren  und  läßt  damit  auch  für  uns  die  Ursachen 
der  Nilschwelle  in  einem  neuen  Lichte  erscheinen. 

Der  liber  AriMotclis  de  inimdacione  Nili  ist  uns,  von  einigen  Bruchstücken 
des  griechischen  Textes  abgesehen,  nur  in  einer  spüthiteinischen  Übersetzung 
erhalten  und  galt  bis  jetzt  als  unecht.  In  den  Erörterungen  über  die  Frage 
der  Nilschwelle  blieb  die  Hchrift  ganz  unbeachtet.  Eine  Prüfung  nach  Inhalt 
und  Form  zeigt  jedoch,  daß  wir  es  hier  wirklich  mit  einem  Erzeugnis  aristo- 
telischcu  Geistes  zu  tun  haben.  Nach  einem  kritischen  Überblick  der  sonstigen 
Erklärungsversuche  kommt  A.  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Ursache  der  Nilschwelle 
in  den  sommerlichen  Niedei-schlägen  der  äthiopischen  (d.  h.  abessinischen)  Ge- 
birge liege,  welche  durch  die  Verdichtung  des  Wasserdampfes  der  von  den 
Etesien  aus  N  herangeführten  Luftma.ssen  veranlaßt  werde.  Diese  Erklärung 
trifft  insofern  den  Kern  der  Sache,  als  hiernach  nicht,  wie  bis  jetzt  gewöhnlieh 
angenommen  wurde,  der  Weiße,  sondern  der  Blaue  Nil  den  IJauptfaktor  bei  der 
Nilschwelle  bildet.  Ei-st  die  1902 — 04  bei  Khartum  ausgeführten  Pegelmessungen 
haben  gezeigt,  daß  das  Hochwasser  des  Blauen  Nil  jenes  des  Weißen  weit  über- 
trifft und  tatsächlich  mit  der  Nilschwelle  zusammenfällt  (Lyons).  Verursacht 
werden  die  Steigungsregen  des  abessinischen  Hochlandes  aber  nicht  durch  die 
Etesien,  sondern  durch  den  nach  NW  abgelenkten  Südwestmonsun. 

Eratosthencs  als  Schöpfer  der  wissenschaftlichen  Erdkiuide  und 
Vorbild  des  Varenius  behandelt  in  einem  anregenden  Aufsatz  M. 
Kießling53). 

Zu  Strabo  habe  ich  diesmal  nur  die  spanische  Übersetzung  der 
Beschreibung  Iberiens  von  A.  Blasquez^'*)  nachzutragen. 

Einzelne  Fragen  der  biblischen  Greographie  bei  Josephus  (Midian, 
Saba,  Liste  der  Noacliiden)  bespricht  J.  Levy^^). 

Yon  der  großen  Ausgabe  des  Pausanias  von  H.  Hitzig  und 
H.  Blümner  (GJb.  1905,  138)  ist  nunmehr  der  Schluß 56)  mit 
ausführlichem  Regster  und  Karte  (s.  Griechenland)  erschienen. 

»Geograpliisclie  Hinweise  und  Anklänge  in  PlutarcJis  Schrift 
de  facie  in  m-he  lunae«  behandelt  E.  Ebner^^). 

Der  Schwerpunkt  liegt  in  den  Bemerkungen  über  kosmische  Physik  (Schwer- 
kraft, Mondbahn,  Finsternisse,  Einfluß  des  Mondes  auf  die  Erde.  Ozean  und 
Ökumene)  sowie  in  der  Erörterung  über  die  Erzählung  von  dem  sagenhaften 
Land  im  Westen,  die  nebst  Piatos  Atlantis  am  meisten  zu  den  Vermutungen 
über  eine  Kenntnis  der  Alten  von  Amerika  beigetragen  hat. 

Eine  Gesamtausgabe  der  Werke  des  Ptolemäus  hat  seit  längerer 
Zeit  J.  L.  Hei b er g 58)  in  Angriff  genommen. 

Der  zwei  starke  Teile  umfassende  erste  Band  enthält  das  astronomische 
Hauptwerk  des  Pt.,  den  Abnagest  [Madtj/^iazix))  Zvvra^ig),  der  bisher  fast  nur  in 
der  sehr  seltenen  Ausgabe  von  Halma  (Paris  1816)  zugänglich  war.  Im  zweiten 
Band  sind  die  kleineren  astronomischen  Schriften  vereinigt,  darunter  die  Schrift 
über  die  Planeten  (Buch  I,  griechisch  und  deutsch.  Buch  II,  deutsch  nach  der 
arabischen  Übertragung),  über  die  orthographische  Projektion  {^isgl  dvahjfifiaro;, 
lateinisch  mit  den  Bruchstücken  des  griechischen  Originals)  und  über  die  stereo- 

53)  Varenius  und  Er.atosthenes.  GZ  1909,  12—28.  —  ^4)  BSGMadrid 
1900.  70  S.  —  55)  ßevEtJuiv.  LIV,  1907,  45—53.  —  56)  Vol.  III,  p.  1/2. 
Leipzig  1907  u.  1910.  1036  S..  5  Taf.  —  57)  MünchGStud.  XIX,  1906. 
101  S.  —  58)  M.  Ptol.  opera.  Bibl.  Teubn.     Bd.  I,   1/2,   18!)8,   1903;  II,   1907. 


33G        E.  Oberlninimer,  Läudci-  und  Völkerkunde  der  östlichen  iiutikeii  Welt. 

graphische  Projektion  {planinpliaeriuvi,  iu  der  allein  erhaltenen  lateinischen  Über- 
tragung). Man  wird  der  Bearbeitung  der  Geographie,  deren  Pariser  Ausgabe 
leider  noch  immer  nicht  abgeschlossen  ist,  in  dieser  Sammlung  mit  Spannung' 
entgegensehen  dürfen. 

»Die  Gradnetze  des  Pt.  im  ersten  Buche  seiner  Geograplüe«, 
mit  einer  Überset/Aing  der  Kapitel  21 — 24,  behandelt  Th.  Schöne'^^), 
lioff entlich  nur  als  Vorläufer  einer  kommentierten  Übersetzung  des 
ganzen  ersten  Buches,  welche  einem  dringenden  Bedürfnis  entgegen- 
kommen Avürde! 

Eine  neue  Bibliographie  der  gedruckten  Ausgaben  des  Pt.  hat 
H.  N.  Steve ns^")  herausgegeben.  Eine  vortreffliche  Karte  von 
Europa  nach  Pt.  verdanken  wir  jetzt  R.  Kiepert  (s.  n.  Allgemeines). 
Über  des  Pt.  Karten  von  Kleinasien  und  Galati en  s.  unten  bei  Klein- 
asien; über  das  reichhaltige  Buch  von  G.  E.  Gerini  und  die  Ab- 
handlung von  W.  Volz  bei  Ostasien. 

Fama:  Eine  Abhandlung  von  A.  Scliultenß^)  »Yom  antiken 
Kataster«  zeigt,  daß  die  in  Arausio  aufgefundenen  Bruchstücke  zu 
einer  Katasterkarte  gehörten,  welche  zugleich  die  Stelle  eines  Flur- 
buchs vertrat. 

Über  »Ursprung,  Einrichtung  und  Bedeutung  der  Erdkarte 
Agrippas«   handelt  eingehend  D.  Detlef sen 62). 

Quellenschriften  über  die  Karte.  Agrippa  hat  keine  commcntarü  als  be- 
sondere Schrift  herausgegeben.  Die  hiei-aus  bei  Plinius  u.  a.  angeführten  Bruch- 
stücke, welche  nacli  einzelnen  Ländern  usw.  zusammengestellt  werden,  sind 
Legenden  der  Karte  entnommen.  Die  Maßangaben  haben  nicht  zur  Konstruktion 
«ler  Karte  gedient.  Unbeschadet  des  Verdienstes  der  Einzeluntersuchuugen  wird 
man  diesen  Selilußfolgerungen  des  Verfassers,  wie  auch  Partsch  (s.  unten)  her- 
vorhebt, kaum  beistimmen  können. 

Seiner  kiütischen  Ausgabe  der  geographischen  Bücher  des  Plinius 
(GJb.  1905,  140)  hat  D.  Detlef sen 63)  eine  umfassende  Abhand- 
lung über  »Die  Anordnung  der  geographischen  Bücher  des  Plinius 
und  ihre  Quellen«  folgen  lassen,  nachdem  er  kurz  vorher  die  Reihe 
seiner  Einzeluntersuchungen  hierzu  durch  eine  Schrift 6^),  »Die 
Geographie  Afrikas  bei  Plinius  und  Mda  und  ilire  Quellen  —  Die 
formidae  prorh^eiariim ,  eine  Hauptquelle  des  Plinius«,  abgeschlossen 
hatte. 

Der  [nhalt  d<'i-  letzteren  Schrift  ergibt  sicli  zur  Genüge  aus  dem  Titel. 
Ans  der  erstercu  seien  hervorgehoben:  Die  geographisclien  Griiudauschauungen 
des  Plinius;  Grundlagen  der  plinianischen  Erdbeschreibung;  Varros  Theorie 
von  den  Meeren;  die  fonnulae  provinciarum  und  die  di.scn'plio  Ttaliac ;  die 
geographische  Bibliothek  des  Plinius;  Übersicht  der  einzelnen  iJinder;  Quellen- 
schriftstcller. 


59)Progr.  Gymn.Clunmitz  1909.  28  S.  Ref.  PM  1909,  243  f.  (E.  Hammer).— 
«0)  Ptolemy's  Geography.  2.  Aufl.  London  1908.  «2  S.  Ref.  PM  1909, 
381.  —  6')  Hermes  XLI,  190G,  1 — 14,  Taf.  1.  —  62)  Sieglius  Quellen  u. 
Forsch.  XIII,  190Ü.  117  S.  Ref.  WschrKlassPhilol.  1907,  1053—02  (J. 
Partsch).  —  e»)  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  XVllI,  1909.  171  S.  —  "<)  Ebenda 
XTX,   1908.      104  S.     Ref.  GöttGelAnz.   1910,  4()-  ()2  (O.  Cuntzl 


(Quellenkunde  und  Geschichte  der  Geographie.  337 

Neben Detlofsen  hat  gleiclizoitig A.Klotz 65)  in  seinen  >Quaesti(>nes 
PJinianae  geogiapliieae <:  im  Avesentlichen  dieselben  Fragen  ein- 
dringend behandelt,  kommt  aber  dabei  teilweise  zu  anderen  Ergel)- 
nissen  und  hält  au  den  commenfarii  der  Agrippa  (s.  0.)  fest. 

Der  ei-stc  Teil  der  Schrift  handelt  von  den  Quellen  im  allgemeinen  un.l 
dem  Verhältnis  zu  Mela,  der  zweite  Teil  von  den  einzelnen  Ländern.  Ilaupt- 
quellen  der  Länderkunde  sind  Agrippa  und  Varro. 

Die  Quellen  dos  an  geographischen  Angaben  und  Schildei-nngen 
reichen  epischen  Gedichts  dos  Valerius  Flacms  untersucht  A. 
Heeren 66).  Über  die  in  neuerer  Zeit  mehrfach  untersuchten,  für 
die  Topographie  des  römischen  Reiches  so  wichtigen  Ifinerare  (GJb. 
1905,   1401)  hat  A.  Elter 67)   neue  Untersuchungen  veröffentlicht. 

Elter  unternimmt  eine  Ehrenrettung  der  uns  crlialtenen  Itinerare  gegen 
Kubitschek  und  sucht  nachzuweisen,  daß  nicht  nur  It.  Burd.,  sondern \iidi 
It.  Ant.  und  Tab.  Peiit.  in  christlicher  Zeit  überarbeitete  Pilgeritinerare  sind, 
für  welche  Rom  und  Jerusalem  den  Schwerpiuikt  bilden.  Die  Tab.  Pcut.  ist 
(S.  11  f.)  »eine  Pilgerkarte  des  4.  Jahrhunderts«;  »im  allgemeinen  gibt  sie  wohl 
die  Gestalt  der  früheren  Straßenkarten  ohne  wesentliche  Veränderung  wieder«. 
Das  //.  Ant.  ist  (S.  41)  ein  Pilgeritinerar  des  4.  Jahrhunderts,  für  alle  Lander 
der  Christenheit,  übei-sichtlich  zusanunengestellt  in  der  Form  eines  vollsiäudi^^en 
Reichsitinerars«.  Als  Grundlage  hat  der  Redaktor  ein  auf  die  christlich-römische 
Welt  beschränktes  Reichsitinerar  und  daneben  Spezialitinerare  nacli  Art  des 
It.  Bnrcl.  (s.  Anm.  203)  benutzt;  außerdem  schließt  der  Verfasser  aus  der  an- 
seheinend von  N  ausgehenden  Anordnung  auf  eine  nach  X  orientierfe  Karten- 
grundlage und  somit  auf  Zusammenhang  mit  Ptolcmäns !  Man  wird  gespannt 
sein  dürfen,  wie  sich  die  künftigen  Herausgeber  der  römischen  Itinerare,  W. 
Kubitschek  und  O.  Cuntz,  zu  dieser  neuen  Dariegung  Elters  verhalten 
werden.  Vgl.  einstweUen  das  Referat  von  P.  Thomsen,  Zeitschr.  D  Pal  äst - 
Vor.  1910,  51-53.  '  ' 

Die  Descriptio  orbis  terrae,  eine  Handelsgeograpliie  aus  dem 
4.  Jahrhimdert«  hat  Th.  Sinko68)  neu  herausgegeben.  Er  hält 
sie  für  eine  lateinische  Originalschrift,  deren  Ursprung  E.  \Vülfflin69) 
in  Igjiiten  sucht.  A.  Klotz'»)  betrachtet  dagegen  die  auch  unter 
dem  Namen  Expositio  totius  mundi  et  gentium  (GJb.  1905,  141) 
bekannte  Schrift  als  Überarbeitung  eines  griechischen  Originals, 
das  um  350  n.  Chr.  in  Ägypten  entstanden  ist;  der  sog.  Junior 
philosophus  ist  eine  andere  Eedaktion  dereelben  Schrift. 

Auf  Avieniis  bezieht  sich  eine  Studie  von  D.  C.  Garcia  de  la 
Riega^i)  » Oestr\-mnis  Opliiusac  Über  die  sog.  fränki.s-chc  Völker- 
iafel  handelt  H.  Friedrich 72). 

Dyx/i)itiner.  Bezüglich  der  Karte  von  Jladeba  (GJb.  1905,  141) 
ist  das  Hauptereignis  die  lang  ersehnte  Ausgabe  in  Farbendruck 
von  P.  Palm  er  und  H.  Guthe^S)  durch  den  Deutschen  Palästina- 

65)  Sieglins  Quellen  u.  Forsch.  XI,  1906.  228  S.  Ref.  DLiiZtg.  1906. 
30 11  ff.  (Detlefsen).  —  66)  De  Chorographia  a  Valerio  Flacco  adhibita.  Diss'" 
Gottingeu  1899.  90  S.  —  67)  Itinerarstudien.  Bonn  1908.  76  S  —  «8)  ^rch 
LatLexikogr.  XIII,  1904,  531—72.  —  69)  Ebenda  573—78.  —  70,  Phiiolo-u^ 
1906,  97-127.  —  71)  BSGMadrid  1905,  372-450.  -  72)  SitzbAkMünchen 
1910,  Nr.  11.-73)  Die  Mos.aikkarte  von  Madeba,  I.     Leipzig  1906.     10  Taf. 


338        E.  Obcrhummer.  Lündei-  und  Völkerkunde  der  östliehon  antiken  Welt. 

verein,  welche  nach  den  bisherigen  unzulängliclien  Reprodulctionen 
zum  erstenmal  ein  vollständiges  Bild  des  Werkes  gibt;  der  dazu 
gehörige  Text  steht  noch  aus.  Inzwischen  bietet  A.  Jacoby'^*) 
Avertvolle  Untei-suchungen  ilber  Einzelheiten  der  Karte,  von  der 
eine  stark  verkleinerte,  aber  ziemlicli  übersichtKche  Reproduktion 
beigegeben  ist. 

Über  den  Stadiasmiis  Maris  Magni  hat  0.  Cuntz"^)  neue  Unter- 
suchungen veröffentlicht. 

Anschließend  an  eine  Abhaiidluiig  von  A.  Baiier^^)  über  die  Chronik  des 
Ilippolytos  (s.  unten)  behandelt  Cuntz  den  in  der  Handschrift  dieser  Chronik 
zu  Madrid  erhaltenen  Stadiasmos,  dessen  letzte  Ausgabe  in  C.  Müllers  Geogr. 
Gr.  nain.  durchaus  nicht  befriedigt.  Müllers  Ansatz  auf  die  Zeit  von  250  bis 
300  n.  Chr.  ist  dahin  zu  berichtigen,  daß  der  Stadiasmos  nach  200  n.  Chr. 
abgefaßt  ist.  Die  Lesarten  des  Textes  werden  an  vielen  Stellen  richtiggestellt. 
»Es  kann  nicht  bezweifelt  werden,  daß  in  den  Stadiasmusangaben  ein  Teil  des 
Materials  vorliegt,  auf  das  Ptolemäus  seine  Kartenzeichnung  gründete  und  das 
er  jedenfalls  für  relativ  zuverlässig  und  für  seine  Zwecke  brauchbar  gehalten 
haben  muß.  An  einen  direkten  Zusammenhang  zu  denken,  verbieten  schon  die 
Differenzen,  wohl  aber  dürfen  wir  eine  gemeinsame  Quelle  annehmen.« 

In  engem  Zusammenhang  damit  steht  eine  weitere  Untersuchung 
von  A.Bauer  und  J. Strzj^gowski''^)  über  den  Jmiuoinfioi;  rrjg  yp^g. 

Es  ist  eine  christlich-apologetische  Bearbeitung  der  mosaischen  Völkertafel, 
die  sich  in  verschiedenen  Rezensionen  erhalten  hat,  unter  anderen  in  der  von 
Ilippolytos  im  Jahre  234/35  verfaßten  Chronik.  Von  Interesse  ist  (S.  98  ff.)  die 
Liste  kleiuasiatischer  Jjaudschuften  und  griechisclier  Inseln  aus  verschiedenen 
Itezensioncn. 

Eine  sehr  wertvolle  Bereicherung  erfuhr  die  Quellenliteratur 
der  byzantinischen  Greographie  durch  die  Ausgabe  des  Kosman 
Indikopkusios  von  E.  0.  Winstedt^^)  und  die  Faksimilereproduktion 
von  C.  Storuajolo'^ö). 

Eine  kritische  Ausgabe  fehlte  bisher.  Man  war  auf  die  Benutzung  alter 
Drucke  angewiesen.  Dem  Bedürfnis  der  Geograi)hen  kam  bereits  die  von  J.  W. 
McCrindle  besorgte  Übersetzimg  der  Hakluyt  Society  (Bd.  XCVIU,  1897) 
entgegen.  Winstedt  gibt  nun  zum  erstenmal  einen  verlässigen  Text  mit 
kritischen  Noten,  Einleitung,  Indiccs  und  photographischer  Wiedergabe  der 
sonderbaren  Konstruktionen  des  Weltalls  nach  der  Handschrift  der  Laurentiana. 
Nach  einer  anderen,  ebenfalls  s<dir  alten  Handschrift,  dorn  cod.  Vat.  Gr.  699 
(9.  Jahrb.),  bringt  Storuajolo  in  einer  monumentalen  Ausgabe  photographischc 
Faksimiles  sämtlicher  Textbilder,  unter  denen  für  uns  besonders  hervorzuheben 
sind:  1.  Adulis,  2.  Schema  der  Erde  nach  P>phorus,  .5/6.  Ansicht  der  Welt  von 
verschiedenen  Seiten,  7.  Plattkarte  der  Erde,  8/9.  Der  Kcgelberg  von  S  und 
N,  10.  Gesamtansieht  der  Welt,  11.  Erde  und  Himmel  nach  den  Sphäristen, 
56.  Kreislauf  der  Gestirne  nach  Kosmas.  Der  Text  enthält  außerdem  bemerkens- 
werte Ausfüiirnngen  des  Herausgebers  über  K.  und  den  Ursprung  seines  Systems, 
<lcr  in  der  Theologenschule  von  Antiochia  zu  suchen  ist. 


^*)  Das  geograj)hisehe  Mosaik  von  Madeba.  Leipzig  1905.  110  S.,  1  Taf. 
Ref.  P.M  1908,  LB  388.  —  75)  TexteUnlersGesch.VltchristlLit.  N.  F.  XIV,  1905, 
243—70.  —  ■^fi)  Ebenda  1—242,  s.  bcsondei-s  S.  16ff.  über  den  Stadiasmos.  — 
77)  Eine  alexandrinische  Wellchronik.  DonksAkWien,  phil.-hist.  Kl.,  LI,  1900, 
92 — 105.  —  78)  i'iie  cMiristian  Topogr.  of  Cosmas  Indicoplcustes.  Cambridge 
1909.  376  S.,  14  Taf.  GZ  1910,  341  f.  PM  1910,  II,  159.  —  79)  n» 
Miniature  della  Topografia  Cristiaua  di  Cosma  Indieopleuste  (cod.  Vat.  Gr.  699). 
Mailand    1908.      52   S.,   64   Taf.   Fol.  (Cod.  Vat.  Sei.   vol.  Xl. 


Quellenkunde  und  Ge?chictite  der  GtiOgnpliie.     Alltroiueino.s.  339 

AUgemeiiies. 

Das  große  von  II.  Kiepert  begründete  und  von  11.  Kiepert 
fortgesetzte  Kartenwerk  »Formae  orbis  autiqui«  (GJb,  190ö,  3  43  f.) 
schreitet  langsam,  aber  ziemlich  regelmäßig  fort. 

Es  ci-schienen  seither  folgende  Blätter:  V.  Syria,  Mer'f)pot!iniia,  Assyria, 
Armenia.  1911,  9  S.  Text.  —  VI.  Pidacstina.  1911,  6  S.  Te.xt.  —  VIT.  Asia 
minor  cum  ori.s  Ponti  Euxini  ante  dominationem  Romanorum  (a.  188  a.  C.  n.). 
1908,  4  S.  Text.  —  VIII.  Asia  minor  imperatoris  Traiani  temj.ore.  1900,  20  S. 
Text.  —  X.  Coloniae  Phoeuicum  et  Graecorum.  1908,  3  S.  Text.  —  XIII.  Pelo- 
ponnesus  cum  Attica.  1906,  6  S.  Text.  —  XIV.  Pbocis.  Uoeotia.  Attica. 
Atheuae.  1906,  8  S.  Text.  —  XVI.  Graecia  cum  Macedonia  et  Epiro  tempore 
foederum  Aetolici  et  Achaici.  1908,  10  S.  Text.  —  XXXV.  Europa  soeundum 
rtolemaeum.  1911  (ohne  Text).  Wie  immer  enthält  der  Text  eine  Fülle  von 
Quellennachweisen  und  kritischen  Untersuchungen,  zum  Teil  von  bedeutendem 
Umfang,  so  besonders  zu  dem  Blatt  Kleinasieu  (VIII).     Vgl.  Nachtrag. 

Auch  das  zweite  Kartenwerk  der  alten  Geographie,  der  von 
W.  Sieglin  in  Angriff  genommene  »Atlas  antiquns<;,  welcher  die 
gleichnamige,  zuletzt  von  Th.  ]\Ienke  bearbeitete  Abteilung  in 
K.  V.  Spruners  »Historischem  Handatlas <■  ersetzen  sollte  (GJb.  1896, 
321),  hat  nach  langer  Pause  jetzt  eine  Fortsetzung  gefunden,  deren 
Herausgabe  M.  Kießling  übernommen  hat. 

Die  1909  erschienene  sechste  Lieferung  enthält  die  Blätter  XIV.  Mare 
Aegaeum  V.  a.  C.  saec.  —  XV.  Graecia  V.  a.  C.  s.aec.  —  XVI.  Graecia: 
Attica,  Boeotia,  Athenae  urbs  aliaque  oppida.  —  XVIII.  Graecia  IV.  a.  C.  sace. 
(1   Karten). 

Zur  biblischen  Erdkunde  sind  Atlanten  von  R.  Rieß^O)^  M. 
Hagen 80«)  und  der  vortreffliche  »Bibelatlas«  von  H.  Guthe^^) 
sowie  eine  Wandkarte  von  E.  LüdfSS)  erscliieuen  (1:1800000). 

Von  Pauly -Wisse was  » Realen zj^klopädie  der  klassischen  Alter- 
tuiuswisseuschaft<  (GJb.  1905,  144),  welche  das  derzeit  vollständigste 
Lexikon  der  alten  Geographie  entliält,  erschienen  fünf  weitere  Halb- 
bände ^3).     Die  Redaktion  hat  seither  "\V.  Kroll  übernommen. 

Von  einzelnen  Artikeln  sind  hervorzuheben:  Z>em«i  (Schoef  fer),  V,  1 — 131, 
mit  tabellarischer  Übersicht  der  attischen  Demen  (Sp.  35 — 122);  Egnada  ria 
(Oberhummer),  V,  1988—93;  Juche  (Olck),  V,  2013—76;  ^(sch  (Blümner), 

V,  2142—49;  Elü  (Geogr.  Philippson,  Gesch.  Swoboda),  V,  2308—2432; 
Epeiros  (Geogr.  Philippson,  Gesch.  Kaerst),  V,  2718 — 31;  Ephesos 
(Bürchner),  V,  2773—2822,  mit  K.  u.  PI.;  Eralosthcncs  (Knaack),  VI, 
358—89;  Erythrai  (Bürchner),  VI,  575—90,  mit  K.;  Esche  (Olck),  VI, 
617-24;  Esel  (Olck),  VI,  626—70;  Eti-uria  (Hülsen),  VI,  720—24;  Etrasker 
(Skutsch),  VI,  7.S0— 806;  Euhoia  (Philippson),  VI,  851—57;  Eaie  {Vi'cW- 
mann),  VI,  1064—71;  Ev.j)hrutcs  (Weißbach),  VI,  1195—1215;  Europa 
(Berger),  VI,  1298—1309;  Exercitus  (I.iebenam),  VI,  1589—1679;  Feige 
(Olck),  VI,  2100—51;  Festirngskrieg  (Liebenam).  VI,  2224—55;  Fichte 
(Olck),  VI,   2265—09;    Finstcnk^se  (Boll),  VI,  2329—64;    Fixsterne  (Boll). 

VI,  2407—31;  Flache  (Olck),  VI,  2435—84;  die  zahlreichen  mit  Forum  und 
Fossa   gebildeten    Ortsnamen,    VII,    56 — 70;    Fnimentum    (Rostowzew),  VII, 

'*")  Atlas  scripturae  saerae.  Ed.  II,  rec.  C.  Rueckert.  Freiburg  i.  T>. 
1906.  26  S.,  10  Taf.  —  so»)  Atlas  biblicus.  Paris  1907.  110  S.,  22  Taf.  — 
81)  Leipzig  1909.  VI  S.,  13  Taf.  —  82)  o.  Aufl.  Leipzig  1905.  —  «3)  Bd.  V. 
Dcmogencs-Ephoroi,  StixtU^nrt  \00f).  VA.XL  Ephoros-Fomaces,  1909,  Bd.  VII, 
1.  n.  Fornox-Glyl-o»,   1910. 


310        K.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   Welt. 

126—87;  Galatia  (Brandis),  VII,  519—59;  Galli  (Niese)  und  Gallia  (J. 
Weiß),  VII,  610—66;  Gartenbau  (Olck),  768—841;  Geflligehucht  (Orth), 
VII,  903—27;  GW(f  (Rcgling),  VIT,  970—84;  G emii aehan  (Ovih),  1119—29; 
Geometria  (Oder),  VII,   1210-25;   Getreide  (Orth),  VII,   1336—52. 

Daß  auch  dieses  "Werk  trotz  seiner  Reichhaltigkeit  dem  Bedürf- 
nis nach  einem  umfassenden  Lexikon  oder  Thesam-us  der  alten 
GeogTaphie  nicht  genügen  kann,  wurde  schon  von  anderer  Seite 
wie  auch  von  mir  früher  (GJb.  1905,  145)  betont.  Neuerdings 
hat  E.  Oberhummer^*)  auf  der  Philologenvei-sammlung  in  Graz 
(1909)  diese  Forderung  \saeder  erhoben  und  begründet.  Eine 
Resolution,  Avelche  ein  Komitee,  bestehend  aus  J.  Partsch,  W. 
Sieglin  und  den  Referenten,  mit  der  Berichterstattung  für  die 
nächste  Versammlung  in  Posen  beauftragt,  wurde  einhellig  an- 
genommen. 

Als  ein  Gegenstück  zur  »Realenzyklopädie  der  Alterturas  Wissen- 
schaft« erscheint  jetzt  ;>mit  Unterstützung  der  internationalen  Ver- 
einigung der  Akademien  dei"  Wissenschaften-  die  -  Enzyklopädie 
des  Islam,  herausgegeben  von  M.  Tli.  Houtsma  u.  A.  Schaade« 
(Leiden   1908  ff.). 

Die  einzelnen  Artikel  sind  von  Si^ezialisten  bearbeitet  und  vom  Autor  ge- 
zeichnet. Der  Schwerpunkt  der  geographischen  und  ethnographischen  Artikel 
liegt  natürlich  in  der  nachantiken  Zeit,  doch  sind  viele  wegen  des  historischen 
Zusammenhangs  auch  für  die  antike  Welt  von  Bedeutung.  Bis  jetzt  ist  er- 
schienen: Lief.  1  — 10,  Aaron — Balüt.  Die  wichtigeren  Einzclartikcl  werden 
an  ihrer  Stelle  besprochen  werden. 

Unter  den  Sammelwerken  zur  alten  Geograpliie  sind  die  von 
W.  Sieglin  herausgegebenen  > Quellen  mid  Forschungen  zur  alten 
Geschichte  und  Geographie«  um  eine  Reihe  weiterer  Hefte  ge- 
fördert worden. 

Seit  dem  letzten  Bericht  (1905,  146)  erschieucu  lieft  11:  A.  Klotz, 
(iuacstiones  Plinianae  (s.  Anni.  65);  H.  12:  L.  Schmidt,  Geschichte  der  deut- 
schen Stämme,  l,  3  (4.  bis  6.  Buch),  1907;  H.  13:  D.  Detlefsen,  Ursprung 
der  Erdkarte  Agrippas  (s.  Anm.  02);  II.  14:  derselbe,  Die  Geographie  Afrikas 
bei  Plinius  und  Mela  (s.  Anm.  64);  H.  15:  P.  Bolchert,  .\ristoteles'  Erdkunde 
von  Asien  und  Libyen  (s.  Anm.  51);  H.  17:  F.  Braun,  Die  Entwicklung  der 
spanischen  Provinzialgreuzen  1909;  II.  18:  D.  Detlefsen,  Die  Anordnung  der 
geographischen  Bücher  des  Plinius  (s.  Anm.  63);  IT.  19:  S.  Feist,  Europa  im 
Lichte  der  Urgeschichte,  1910;  II.  21:  A.  Herrmann,  Die  alten  Seidenstraßen 
(s.  u.  Asien);  H.  22:  L.  Schmidt  (s.  o.)  I,  4  (7.  u.  8.  Buch),   1910. 

Unter  dem  ähnlichen  Titel  >  Quellen  und  Forschungen  zur  Ge- 
scliichte  der  Erdkunde«,  d(}r  aber  bereits  in  »C^)uenon  und  For- 
schungen zur  Erd-  und  Kulturkunde«  verändert  ist,  wurde  voj\ 
R.  Stube  eine  neue  Sammlung  (Leipzig,  0.  Wigand)  begründet. 
Die  bisher  erschienenen  Bände  I,  P.  Schwarz,  Samarra,  und  111, 
derselbe,  Iran  II,  werden  au  entsprechender  Stelle  Erwälinimg 
finden. 

Reiclihaltig  wie  immer  an  Arbeiten  zur  alten  Geographie  ist 
auch    die   jetzt    von  C.  F.  Lchmann-llaupt   und  E.  Kornemann 

«^)  Vh.  50.  Vcr«^.  d.  Philol.  57  f. 


Allf,'emeint's.  341 

hej'ausgegobene  Zeitschrift  />Klio,  Beiträge  zur  alten  Goschiehto", 
deren  einzelne  Artikel  an  den  betreffenden  Stellen  zu  suchen  sind. 

Mehr  dem  Titel  als  dem  Inlialt  nach  ist  an  dieser  Stelle  das 
Werk  von  G.  Consin^S)  )Etudes  de  geographie  ancicnnec  zu 
nennen. 

Wer  den  umfangreiclicn  und  teuren  (40  fr. !)  Quartband  in  der  Erwartung 
durchblättert,  darin  größere  Abhandlungen  ül)or  einzelne  Fragen  der  alten  Geo- 
graphie zu  finden,  wird  ihn  enttäuscht  aus  der  Hand  legen.  Der  Verfa.«ser  ist 
Philologe,  speziell  Grammatiker,  und  behandelt  die  alte  Geographie  fast  aus- 
schließlich vom  Standpunkt  der  Namenkunde.  Um  so  auffälliger  berührt  es, 
in  der  langatmigen  Vorrede  den  Vorwurf  erhoben  zu  sehen,  daß  die  Kultur- 
völker, die  Franzosen  nicht  ausgeschlossen,  für  die  alte  Geographie  bisher  so 
gut  wie  nichts  geleistet  hätten.  Am  sclileehtesten  kommen  dabei  die  Deutschen 
weg,  welche  sich  der  Erdkunde  nur  bedienten,  um  sie  im  Sinne  ihrer  nationalen 
Expansiousgelüste  zu  fälschen (!).  An  einzelnen  Beispielen  wird  das  gelegentlieh 
erläutert,  z.  B.  Art.  Imrgus  (S.  373).  Die  erdrückende  Fülle  von  Einzelheiten 
des  völlig  unlesbaren  Buches  gliedert  sich  sehr  unübersichtlich,  nach  rein 
grammatischen  Gesichtspunkten,  z.  B.  1.  der  Anlaut  Is-  in  orientalischen  Namen 
(z.  B.  Istixmbul  usw.),  dgl.  2.  der  Anlaut  S,  .3.  E  vor  Konsonant  im  Anlaut  usw. 
Aus  diesem  trocknen  Kahmen  fallen  nur  einigermaßen  heraus  3G.  über  die 
»Parthischen  Stationen  des  Isidor  von  Charae«,  38.  »Die  Geographie  des  Orients 
bei  Villehardouin  und  Henri  de  Valenciennes«,  40.  über  das  Paradies  und  die 
Atlantis.  Ein  beträchtlicher  Abschnitt  enthält  Zusätze  zu  A.  Holders  »Alt- 
keltischem  Sprachschatz" ;  doch  seheint  der  Verfasser  nicht  über  selbständige 
keltische  Sprachkenntnisse  zu  verfügen,  wie  man  auch  bei  den  orientalischen 
Namen  die  entsprechenden  Sprachkenntnisse  vennißt.  Seinen  Stoff  schöpft  der 
Verfasser,  abgesehen  von  den  antiken  Quellen,  hauptsächlich  aus  Pape-Benselers 
Wörterliuch  der  griechischen  Eigennamen  und  den  Kartenwerken  von  Kiepert 
und  Kampen.  Die  Spezialliteratur  über  einzelne  Gebiete  wird  fast  nirgeuds 
berücksichtigt,  vras  durch  die  Schwierigkeit,  dieselbe  in  Nancy  zu  beschaffen, 
einigermaßen  entschuldigt  ei-scheint.  Um  so  unbegreiflicher  ist  es,  daß  nicht 
einmal  auf  die  Artikel  in  Pauly-Wissowas  Realenzyklopädie  Bücksicht  genommen 
wird.  In  der  Fülle  von  einzelnen  Bemerkungen  mag  immerhin  manches  Brauch- 
bare stecken;  doch  hat  man  den  Eindruck,  daß  der  Nutzen  des  ganzen  Werkes 
in  keinem  Verhältnis  zu  der  darauf  verwendeten  Mühe  steht.  Viele  Artikel 
sind  völlig  nichtssagend,  so  als  ein  Beispiel  für  hunderte  (S.  176)  »A'iSön 
(A.  V.  Kamp.,  4C3;  Kiep.,  Atl.  aut.,  III,  IE),  riviere  de  la  Palesline,  puls 
de  Phenicie;  aujourd'hui  le  Kison  (A.-Sc,   126  C  4)«. 

Ein  anziehendes  Buch  über  »Die  archäologischen  Entdeckungen 
des  19.  Jahrhunderts«  hat  A.  Michaelis ^ß)  herausgegeben. 

Obwohl  ganz  vom  Standpunkt  des  Archäologen  geschrieben,  bietet  es  doch 
auch  dem  Geographen  eine  wertvolle  Übersicht;  besonders  hervorzuheben  ist 
der  Abschnitt  »Antike  Stadtanlagen«   (S.  133—74). 

Von  allgemeinen  historischen  Werken  nenne  ich  zunächst  die 
Neubearbeitung  des  ersten  Bandes  von  Ed.  Meyers 8')  »Geschichte 
des  Altertums«; 

Der  einleitende  erste  Teil  enthält  unter  dem  Titel  »Eloineute  der  Anthropo- 
logie« die  allgemeinen  soziologischen  Grundlagen  der  Geschichte  (I.  Die  staat- 
liche und  soziale  Entwicklung.  II.  Die  geistige  Entwicklung.  III.  Die  Ge- 
schichte  und  die  Geschichtswissenschaft).     Manche  Abschnitte  dieser  geistvollen 

85)  Paris-Nancy  1906.  572  S.  Bespr.  von  M.  Besnier,  AnnG  XVI, 
Bibliogr.  1906,  Nr.'  17.  —  ^^)  Leipzig  1906.  325  S.  —  ")  1.  Hälfte,  1907^ 
250  S.;  2.  Hälfte,   1909,  894  S.     Vgl.  GJb.  1905,   147. 


342        E.  Obeiliunimor,  Läudcr-  und  Völkcrkiiudc  der  östlicheü  antiken  Welt. 

und  originellen  Darstellung  berühren  sich  direkt  mit  der  allgeiueinen  Anthr()))o- 
geographie.  Eiii^^ehliigig  ist  ;iueb  eine  anderweitig  erschienene  Abhandlung  des 
Verfassers*^  »Über  die  Anfänge  des  Staates  und  sein  Verhältnis  zu  den  Gc- 
sehlechtsverbändcn  und  zum  Volkstum«.  Der  umfangreiche  zweite  Teil  be- 
handelt »Die  ältesten  geschichtlichen  Völker  und  Kulturen  bis  zum  16.  Jahr- 
hundert« (v.  Chr.),  nämlich  »Ägypten  bis  zur  Hyksoszeit",  Babylonien  und 
die  Semiten  bis  auf  die  Kossäerzeit«  und  »Die  Völker  des  Nordens  und  Westens«. 
Überall  werden  auch  die  geographischen  Grundlagen  betont. 

Einen  natin-gemäß  stark  topographischen  Einschlag  hat  auch 
(las  Werk  von  J.  Xromayer^'^)  »Antike  Schlachtfelder  in  Griechen- 
land«, von  welchem  jetzt  der  zweite  Band  vorliegt. 

Derselbe  behandelt  die  hellenistisch-römische  Periode  von  Kyuoskephalae 
bis  Pharsalos.  Die  beigegebeneu  Karten  beruhen  zum  Teil  auf  unveröffentlichten 
Originalaufnahmen,  Taf.  1  und  2  enthält  eine  Übersichtskarte  von  Nordepirus, 
Thessalien  und  AVestmakedonien  für  die  römischen  Feldzüge  (199 — 197  v.  Chr.) 
1:900000  mit  Nebenkarte  der  Schlacht  bei  Banitza  (Eordaea)  1:200000; 
Taf.  3  die  Schlacht  au  den  Aoospässen  (198  v.Chr.)  1:72  000;  Taf.  4  die 
Sehlacht  bei  Kynoskephalae  (197  v.  Chr.)  1:50000;  Taf.  5  die  Thennopylcn 
1  :  50  000;  Taf.'o  die  Schlacht  von  Magnesia  1:50000;  Taf.  7  Übersichtskarte 
zum  Krieg  gegen  Pei-seus  (Südmakedouien  und  Nordtliessalien)  1:300000; 
Taf.  8  den  Olympübergang  der  Römer  (169  v.  Chr.)  1:50  000;  Taf.  9  die 
Schlacht  von  Pydna  (168  v.  Chr.)  1  :  50000;  Taf.  10  die  Schlacht  von  Chaeronea 
(86  V.  Chr.)  1*:  50  000;  Taf.  11/12  die  Schlacht  bei  Pharsalos  (48  v.  Chr.) 
1:100000  und  1:50000. 

Von  den  großen  epiyrapMschen  Sammelwerken  (GrJb.  1905,  149), 
die  ja  zu  den  wichtigsten  Quellen  der  antiken  Topographie  gehören, 
hat  das   Corp.  Inscr.  Lat.  mehrere  Fortsetzungen  erfahren. 

Für  imsere  Zwecke  sind  davon  nur  von  Bedeutung  die  beiden  Germania 
.Hiipcrior  und   inferior  behandelnden   Abteilungen  '^'^). 

Die  Inscripiioncs  Graccae  sind  durch  einen  Nachtrag  zu  Thes- 
salien ^i),  die  Inschriften  der  Kykladen^^^^  von  Amorgos  und  den 
Nachbarinseln 9''),  dann  der  Inseln  des  Thrakischen  Meeres"^)  be- 
reichert worden.  Leider  werden  statt  der  früher  von  H.  u.  R.  Kiepert 
gelieferten  schönen  Karten  jetzt  nur  noch  einfache  Skizzen  beigegeben. 
Auch  das  mit  Unterstützung  der  Berliner  und  Leipziger  Akademie 
herausgegebene  Corpus  Inscr.  Etruscarum  ist  fortgesetzt  worden^-"'). 
Aus  dem  Corp.  Inscr.  Se?niticarum  der  Pariser  Akademie  sind  Ab- 
teilimgen  der  aramäiscJmi^^)  und  phönixiscJieti^^^)  sowie  der  Jivn- 
jarUischcn  imd  sahäischen^'^)  Inschriften  erschienen. 

Ich  schließe  hieran  wieder  eine  Reihe  verschiedener  Arbeiten, 
welche  sich  mit  einzelnen  die  antike  Welt  betreffenden  Fragen  im 
allgemeinen  beschäftigen.  Eine  Übersicht  der  Erdbeben  im  Alter- 
tum gibt  W.  Oapelle ''''),  eine  Skizze  des  antiken  Bergbaues  Hans 


88)  SitzbAkBerlin  1907.  508—38.  —  80)  ßd.  II,  Berlin  1907.  452  S., 
13  Taf.  —  00)  Bd.  XIII,  Teil  2,  H.  1,  1905;  U.  2,  1907.  —  »')  Bd.  IX, 
Teil  2,  1908.  —  »2)  15,1.  y,  H.  1/2,  1903-09.  —  9»)  Bd.  XII,  II.  7,  1908.  — 
'•'<)  Bd.  XII,  H.  9,  1909.  —  9^)  ß,].  II,  Sekt.  I,  II.  1,  1907.  —  »«)  Pars  II, 
Inscr.  aram.,  Bd.  II,  II.  1,  190(>/07,  mit  Atlas.  —  »C")  Pars  I.  Inscr.  i>hoeu., 
Bd.  II,  II.  3,  1908.  —  9^  Pai-s  IV,  Inscr.  liimv.  et  sab.,  Bd.  I,  H.  4,  1908, 
mit  Atlas.  --    9«)  N.IbKLxssAltcrt.   XXI,    1908,  603—33. 


AlJgoincines.  343 

Hof  mann  ^3).  Mit  der  Frage  der  Nivcauversehiebungen  des  Meeres- 
in  hiötorischer  Zeit  bescliät'tigcii  sich  A.  Gnirs^^Oj^  tjer  wie  Ncgris 
(GJb.  1905,  150)  ein  gleichmäßiges  Steigen  des  Jüttehneerspiegels 
seit  dem  Altertum  annimmt  (1,5 — 2  m),  und  L.  Cayeux^^'i),  der 
hauptsächlich  nacli  Beobachtungen  auf  Delos  und  Kreta,  für  die 
Stabilität  des  Meeresspiegels  eintritt.  Von  allgemeiner  Bedeutung 
ist  auch  die  Untersuchung  über  die  Änderung  des  Klimas  von 
H.  Leiter  102).  Die  Pflanzenwelt  des  Altertums  betrifft  das  auch 
für  die  ethnogi'aphische  Forschung,  speziell  die  Indogermaneufrage, 
wichtige  Werk  von  J.  Hoops^^^^)^  »Waldbäume  und  Kulturpflanzen 
im  germanischen  Altertum«.     Anderes  s.  GJb.   1908,  381  ff. 

0.  Keiler,  durch  frühere  Arbeiten  über  die  Tierwelt  des  Alter- 
tums wohl  bekannt,  hat  soeben  mit  der  Herausgabe  eines  zusammen- 
fassenden Werkes^o-i)  fiber  »j)ie  antike  Tierwelt«  begonnen.  Voraus- 
gegangen war  zuletzt  eine  beachtenswerte  Abhandlung  über  die 
Katze  im  Altertum  ^os). 

Die  nubische  Falbkatze  wurde  in  prähistorischer  Zeit  in  Athioj)ieu  y^eziilnnt, 
erscheint  um  2000  v.  Chr.  als  heiliges  Tier  in  Agj-ptcn,  wird  in  Griechenlnnd 
vereinzelt  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  erwähnt,  in  Italien  cbeus^o  im  1.  Jahr- 
hundert n.  Chr.,  verdrängt  vom  2.  bis  5.  Jahriiundert  das  Hauswiescl ;  Be- 
zeichnung cattus  seit  dem  4.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Unter  den  allgemeineren  Werken,  welche  die  EiJinograijhie  der 
antiken  Welt  betreffen,  nenne  ich  zuerst  die  zusammenfassende 
Behandlung  der  Indogermanenfrage  von  IL  Hirtioej. 

Entsprechend  der  jetzt  auch  bei  anderen  Forschem  vorherrschenden  Ansicht 
vertritt  H.  die  Anschauung,  daß  die  Urheimat  der  Indogennanen  in  Europa  zu 
suchen  sei,  und  zwar  in  der  nordeuropäischen  Tiefebene.  Für  den  Geographen 
ist  hauptsächlich  der  erste  Band  von  Interesse,  in  welchem  die  nichtindo- 
gcrmanischo  Urbevölkerung  und  die  Verbreitung  der  Indogermanen  in  Europa 
behandelt  werden.  Der  zweite  Band  bespricht  lediglich  allgemeine  ethnographische 
und  soziale  Verhältnisse  der  Indogermanen.  Wichtig  sind  die  beigegebenen 
Karten,  deren  erste  (Ausbreitung  der  romanischen  Sprachen)  aus  Gröbers  Grund- 
riß der  romanischen  Pliilologie  wiederholt  ist,  die  zweite  ist  die  Völkerl^arte 
Europas  aus  Debes'  Schulatlas,  die  dritte  zeigt  die  iranischen  Dialekte,  die 
vierte  die  Ausbreitung  der  iudogermanisclien   Sprachen  in   Europa. 

Ich  schließe  liieran  ein  kürzlich  erschienenes  Buch  von  H. 
Brunnhof  er  107). 

Aus  dem  wesentlich  antiquarischen  Inhalt  hebe  ich  folgende  Abschnitte 
heraus:  I.  Die  nordische  Herkunft  der  Arier.  II.  Historische  Geographie  von 
Pontokaspien  (3.  Armenische  und  ehunische  Städtenamen  in  Iran  und  Indien. 
5.    Der    Urmia-    und    der   Vänsee    im  Veda.      7.    Das    Kaspische    Meer    usw.)^ 


99)  Der  Naturfreund  XIII,  1909,  124-31.  —  J"»)  Beobacht.  über  das 
Fortschr.  einer  säkul.  Niveauschwankung  des  ileeres  usw.  Pola  1907.  23  S^ 
Vollständiger  MGGcsWicn  1908,  1—56.  Ref.  PM  1908,  LB  288  (Philippson).  — 
'•")  Fixite  du  uiveau  de  la  mer  a  l'epoque  historique.  AnnG  1907,  97  — 116.  — 
102)  AbhGGesWien  VIII,  1,  1909.  143  S.,  1  Taf.  —  103)  Straßburg  1905.  — 
10*)  Bd.  I.  Die  Säugetiere.  Leipzig  1909.  434  S.,  3  Taf.  —  lOö)  MArchlnst. 
Rom  XXIII,  1908,  40—70.  —  106)  Die  Indogermanen.  Bd.  II,  Straßburg 
1905—07.  772  S.,  4  K.  Ref.  Glob.  LXXXIX,  1906.  114.  PM  1906, 
LB  635.  —   107)  Arische  Urzeit.     Bern  1910.     428  S. 


344        E.  Oberhummor,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   V>'clt. 

III.  Frenulvölker  im  Vcda.  Y.  Naturereignisse,  Natur-  und  Kulturjirodukte. 
VI.  Gestirne  im  Veda.  Die  Aufstellungen  des  Verfassers  sciieinen  zum  Teil 
sehr  gewagt,  doch  muß  ich  das  Urteil  Fachmännern  überlassen. 

Mit  den  Wanderungen  der  Indogermanen  beschäftigt  sich  auch 
W.  Christ i'^S)  in  seiner  nachgelassenen  Abhandlung  »Sprachliche 
Verwandtschaft  der  Grräko-It:der«. 

Aus  der  Wolgagcgcnd  zogen  die  europäischen  Urindogermanen  nach  W  deu 
Dnjestr  aufwärts  und  durch  die  mährische  Pforte  zur  mittleren  Donau,  von  wo 
die  Uritaler  und  die  Urgriechen  auf  verschiedenen  Wegen  nach  S  zogen.  »Beide, 
die  Urgriechen  und  Uritaler,  bestanden  schon  auf  ihren  Wanderungen  aus 
mehreren  Stämmen,  deren  Sprache  sich  dann  in  den  neuen  südlichen  Sitzen 
unter  örlliclieu  Einflüssen  bestimmter  in  mehrere  Dialekte  schied.« 

Über  andere  sprachvergleichende  Arbeiten,  welche  für  die  antike 
Ethnographie  in  Betracht  kommen,  kann  ich  auf  den  letzten  Bericht 
von  E.  Friedrich  109)  verweisen. 

J\Iit  der  auf  Sprachforschung  beruhenden  Ethnographie  der 
antiken  "Welt  hängen  auch  eine  Reihe  von  Arbeiten  über  Ortsnamen 
izusammen,  die  ich  wegen  ihrer  besonderen  Bedeutung  für  die 
antike  Topographie  liier  nicht  übergehen  kann.  Der  bekannte 
Sprachforscher  A.  Fick  hat  nach  einer  Reihe  von  Untersuchungeni^O) 
über  »Altgriechische  Ortsnamen«  eine  zusammenfassende  Schrift m) 
über  »Vorgriechische  Ortsnamen«   veröffentlicht. 

Die  Schrift  behandelt  die  vorgriechischen  Namen  in  den  cinzeluen  Gauen 
und  Inseln,  dann  die  vorgricehischen  Völker  in  Griechenland  und  sucht  als 
Ergebnis  eine  hettitische  Grundschieht  in  Osthcllas,  eine  lelcgische  in  West- 
hell:\s  auszuscheiden.  Auch  die  Verbreitung  der  Illyricr,  Pelasger,  Tliraker  usw. 
wird  berülirt.     Ablehnend  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  Abt.  2,  I,  2,  G85. 

Eine  Untersuchung  von  Wilh.  Schulze i^^^,  »Ziu-  Geschichte 
der  lateinischen  Eigennamen«,  betrifft  niclit  nur  Ortsnamen  dieser 
Sprache,  sondern  auch  keltische,  illyrovenetische,  etruskische  usw. 
Hierher  gehört  auch  ein  Aufsatz  von  W.  Meyer-Lübkeii^)  über 
Conflucntes  und  ähnliche  Ortsnamen,  deren  ungleiche  Vorteilnng  im 
römisch-keltischen  Südwesteuropa  (häufig  in  Gallien  und  Italien, 
selten  in  Hispanien)  zu  allgemeinen  siedlungsgeographischcn  Er- 
örterungen anregt. 

Mit  den  Städtenamen  Didopolis  und  Poticropolis  als  J^hantasie- 
bezeichnungen  beschäftigen  sich  A.  Calderiniii-*)  und  G.  Ka- 
zarowiis).  Von  Interesse  ist  endlich  der  Art.  Erythracvm  mare 
von  H.  Berger  116)  und  eine  Studie  von  G.  Grasso^'^  über  die 
Bezeichnung  noslnmi  mare. 

Diese  ist,  wie  mare  intcrnum,  in  rein  geographischem  Sinne;  zu  fassen  für 
d;is  Mittelmeer  im  Gegensatz  zum  Allautischen  Meer,  ohne  den  Anspruch  einer 


108)  SitzbAkMütichen,  philos.  Kl.,  190G,  I.'jI  — 246  (Ergebnis  239ff.).  — 
>09)  G.Tb.  1909,  9ff.  —  »'")  HcitrKenntnlndosrermSpr.  189(5—99,  21—2:).  — 
1")  Güttingcn  1905.  171  S.  —  ^^-)  AbhGesWissGöltingen,  phil.-hist.  Kl., 
N.  F.  V,  2,  1904.  04  S.  —  n»)  llomanForsch.  XXIII,  1907,  591— 9r).  — 
"4)  RivStorAnt.  XI,  190G,  581—87.  —  >'*)  Ebenda  XII,  1908,  77  f.  — 
"«)  Paulvs  Kealeu/.vkl.  VI,  592  —  601.  —   i'^)  BSGIial.   1907,   1222—28. 


Allgemeinns.     Afrika.  345 

politischen  Vorherrschaft  Koms  auszudrückeu.  JJie  Bezeichnung  mnre  medi- 
termneuni  erscheint  erst  l)ci  Isid.  Et.  XIII,  IG,  doch  findet  sich  daneben  noch 
lange  das  alte  mare  ma(/)tiiin. 

Anschließend  liieiau  mögen  aucli  die  Untersuchungen  von  W.  H. 
Ro  seh  er  11^)  über  geographische  und  topographische  Hehdomaden 
(Siebenzahl  der  Inseln,  Hügel,  Flußmündungen,  Gebäude,  Welt- 
wunder usw.)  genannt  sein. 

Ganz  dilettantisch  sind  die  »Kasischen  Forschungen«  von  A. 
WirtliiiQ)^  welcher  überall  vorindogermanische  {==  kaukasische) 
Wurzeln  erkennen  will. 

Ich  verzeichne  ferner  an  Beiträgen  zur  politischen  Geographie 
des  Altertums  eine  Studie  von  E.  Kornemann  über  die  Begriffe 
Polis  und  Urbs^^^)  sowie  über  »Stadtstaat  und  Flächen staat^ 2 1) 
des  Altertums  in  ihren  Wechselbeziehungen«,  zur  Siedlungskunde 
Aufsätze  von  C.  Schuchardti22)  über  »Hof,  Burg  und  Stadt  bei 
den  Germanen  imd  Griechen«  und  F.  Korppi23^  »Aus  altgriechi- 
schen Städten«  sowie  die  beiden  umfassenderen  Darstellungen  von 
R.  Frhr.  v.  Lichtenberg  124)  und  E.  Ziebarthi25). 

Lichtenberg  gibt  eine  systematische  Entwicklung  der  Wohnplätze  im 
Altertum:  Hütte  und  Zelt,  Entwicklung  des  Hauses,  Zusammenschluß  der  Einzel- 
häuser zu  Gemeinwesen,  Entwicklung  der  ältesten  Stadt,  Teile  des  Stadtbilds 
in  älterer  Zeit,  jüngere  Entwicklung  des  Stadtbilds.  Zahlreiche  Illustrationen 
und  Beispiele  aus  der  ganzen  antiken  Welt.  Ziebarth  bringt  nach  einer  all- 
gemeinen Einleitung  Kulturbilder  aus  Thera,  Pergamon,  Priene,  Milet  und  den 
griechischen  Städten  in  Ägypten. 

Zur  VerkehrsgeograjMe  kommen  in  Betracht  F.  Preisigkei26) 
über  »Die  ptolemäische  Staatspost«  (nach  neuen  Papyrusfunden,  sehr 
wichtig  für  die  Geschichte  des  Postwesens),  0.  Jauber^^T)  über 
»Das  geograpliische  Element  bei  den  Römerstraßen«,  0.  Hirsch- 
feldi28j  über  »Die  römischen  Meilensteine«. 

Zusammenfassende  Abhandlung,  wichtig  für  die  Kenntnis  des  Straßennetzes. 
Man  kennt  jetzt  etwa  4000  Meilensteine,  davon  ein  Drittel  in  Afrika.  Die 
ältesten  stammen  aus  der  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Anhang  über  die 
gallischen  Städtenamen  auf  Meilensteinen  und  die  Umbildung  derselben  zu  Gau- 
namen. 

Endlich  sei  hier  noch  ein  kürzlich  erschienener  Aufsatz  von 
J.  L.  Myresi29j  »The  Geographica!  Study  of  Greek  and  Roman 
Culture«   erwähnt. 

Afrika. 

Allgemeines.  Mit  der  schon  viel  besprochenen  »Frage  der 
Klimaänderung    während    gescliichtlicher   Zeit   in    Nordafrika«    hat 


"8)  AbhGesWissLeipzig  LUX  (=  phil.  Kl.  XXI^'),  1904,  179—82.  — 
119)  Memnon  III,  1909,  1—48.  —  12O)  Klio  V,  1905,  72—92.  —  121)  NJb. 
KlassAlt.  XXI,  1908,  233—53.  —  122)  Ebenda  305—21.  —  i23)  ArchAnz. 
1905,  141—48.  —  121)  Haus,  Dorf,  Stadt.  Leipzig  1909.  280  S.  — 
125)  Kulturbilder  aus  griechischen  Städten.  2.  Aufl.  1912.  120  S.  —  126)  Klio 
VII,  1907,  241—77.  —  127)  GA  1908,  73—78.  —  128)  SitzbAkBerlin  1907, 
105-201.  —   129)  ScottGMag.   1910,  113—30. 

Geogr.  Jalirbuch  XXXR'.  23 


346        E.  Oherhummor,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

sich  auf  Veranlassung  des  Berichterstatters  H.  Leiter  (s.  Anm.  102) 
eingehend  beschäftigt  und  zum  erstenmal  das  gesamte  erreichbare 
Material   herangezogen. 

Die  Arbeit  behandelt  in  den  zwei  Hauptteilen  diis  Klima  Nordafrika.s  in 
der  Gegenwart  und  desgleichen  im  Altertum,  verglichen  mit  dem  heutigen, 
wobei  auch  Flora,  Fauna  und  Siedlungsverhältnisse  entsprechend  berücksichtigt 
werden.  Der  Verfasser  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  eine  wesentliche  Änderung 
des  Klimas  seit  dem  Altertum  nicht  stattgefunden  hat. 

Nordafrilca  (zuletzt  GJb.  1905,  151  ff.),  soweit  es  in  den  Be- 
i'eich  römischer  Kultur  gehört,  scheidet  jetzt  aus  meinem  Bericht 
aus  und  ist  bei  A.  Schulten  zu  suchen. 

Äthiopien,  "wie  wir  in  antikem  Sinne  das  ganze  südlich  von 
Ägypten  liegende  Gebiet  nennen  wollen,  hat  eine  allgemeine 
Schilderung  durch  W.  Max  Müller ^^o)  erfahren,  dem  wir  auch 
den  Versuch  der  Erklärung  des  Volksnamens  Ärtabatitae  quadripedes 
Plin.  n.  h.  VI,  195  aus  dem  Amharischen  verdanken  i^*).  Eine  all- 
gemeine Geschichte  von  Äthiopien  (Nubien  und  Abessinien)  hat 
L.  J.  Morie^32)  geschrieben.  Einen  »Vorbericht  der  deutschen 
Aksumexpedition«,  welche  wesentlich  archäologische  und  sprach- 
wissenschaftliche Zwecke  verfolgt,  haben  E.  Littmann  und  D. 
Krencker^^^)  veröffentHcht.  Mit  einer  »Archaeological  Survey  of 
Nubia«  ist  der  Anfang  i^'*)  gemacht  worden. 

Über  die  Mondberge  des  Ptolemäus  hat  L.  Hugues  in  einem 
Anhang  zu  dem  Werk  des  Herzogs  der  Abruzzen,  Ludwig  Amadeus 
von  Savoyeni34a^^  gehandelt. 

Nach  Prüfung  der  Angaben  des  Ptol.  über  das  Quellgebiet  des  Weißen 
Nil  und  dessen  beide  Quellseen,  die  er  für  den  Viktoria-  und  den  Albert-  bzw. 
Albert-Edward-See  hält,  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Mond- 
berge nur  das  Ruwenzorigebirge  sein  können. 

Zu  Kyrene  ist  ein  Aufsatz  von  A.  Gercke^^i^'^  2^  erwähnen, 
welcher  nachzuweisen  sucht,  daß  schon  lange  vor  der  dorischen 
Kolonie  aus  Thera  (631  v.  Chr.)  zur  Zeit  der  dorischen  Wanderung 
aiohsche  Stämme  aus  dem  südlichen  Thessahen  (die  Mj-rmidonen) 
dorthin  gelangt  sind. 

Ägypten. 

Neben  der  neuesten  Auflage  von  Baedeker  i^s)^  dessen  Hand- 
buch ja  dem  alten  Ägypten  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  widmet, 
nenne  ich  imter  allgemeineren  Schriften  die  anziehende,  das  Altertum 
ebenfalls  mehrfach  berührende  Antrittsvorlesung  vcm  J.  Bartsch  ^^G) 
»Ägyptens  Bedeutung  für  die  Erdkunde«.  Im  übrigen  sei  auf  die 
Berichte  über  Länderkunde  von  Afi-ika  verwiesen.   . 


"0)  Der  Alte  Orient  VI,  2,  1904,  32  S.  111.  —  '3')  OrLitZtg.  VII,  1904, 
221  ff.  —  132)  Histoire  de  TEthiopie.  2  Bde.  Paris  1904.  495  u.  515  S.  — 
1")  AbhAkBerlin  190(),  37  8.,  4  Taf.  —  i'-«)  B.  1  u.  2,  Kairo  1908.  OrBibl. 
1908,  271.  —  1"")  IlRuwenzori,  Mailand  1908,  267—80.  Der  Ruwcnzori, 
I^ipzig  1909,  307  —  28.  —  '34')  Hermes  1900,  447—59.  —  "5)  Ägypten, 
(i.  Aufl.     Leipzig  1900.  —    !••«)  Leipzig   1905.     39  S. 


Afrika.  347 

Ich  schließe  hieran  die  neuesten  Publikationen  des  Egypt 
Exploration  Fund  (GJb.   1905,   155). 

Memoirs:  2i.  Abydos.  Part  II.  Von  W.  M.  Flinders  Petrie.  1903, 
56  S.,  64  Taf.  —  25.  Abi/dos.  Part  III.  Von  E.  R.  Ayrton,  C.  T.  Currclly 
and  A.  E.  P.  Weigall.  1904,  00  S.,  62  Taf.  —  20.  Elmasya  1904.  Von 
W.  M.  Flinders  Petrie.  1905,  41  S.,  44  Taf.  —  26a.  Roman  Elmasya 
(Hcradeopolü  Marina).  Von  demselben.  1905,  16  S.,  74  Taf.  —  27.  The 
Temple  of  Deir  el  Bahari.  Von  E.  Naville.  Part  V.  1906,  12  S.,  Taf. 
119—50.  —  28.  The  XI th  Dynasty  Temple  at  Deir  el  Bahari.  Part  I.  Von 
E.  Naville.     1907. 

A  rchaeological  Report  (jährlich),  siehe  die  Inhaltsangaben  in  Orient. 
Bibl,   1904,  318;   1905,  309;  1906,  314. 

Archaeological  Survey:  14.  — 17.  The  roek-tombs  of  el  Amama.  Von 
N.  de  G.  Davies.  Pt,  II,  1905,  48  S.,  47  Taf.  —  Pt.  III,  1905,  41  S., 
40  Taf.  —  Pt.  IV,   1906,  36  S.,  45  Taf.  —  Pt.  V,   1908. 

Yon  den  Publikationen  des  Egypt  Research  Account  (vgl. 
meine  Bemerlcungen  in  GJb.  1905,   156)  erschienen  weiter: 

IX.  The  Osireion  at  Abydos.  Von  M.  A,  Murray.  1904.  —  X.  Saqqara.s 
Mastabas.  Pt.  I.  Von  M.  A.Murray  usw.  1905,  50  S.,  45  Taf.  —  XII.  Hyksos 
and  Israelite  eitles.  Von  W.  M.  Flinders  Petrie.  1906,  56  S.,  40  Taf.  — 
XIII.  Gizeh  and  Rifeh.     Von  W.  M.  Flinders  Petrie.     1907,  49  S.,  40  Taf. 

Eine  periodische  Änderung  des  Klimas  seit  dem  Altertum  sucht 

E.  Huntington i37j  für  (\{q  o^se  Chargeh  {Oasis  maior  der  Alten) 
nachzuweisen.  Daß  dortliin  eine  Karawanenstraße  von  Abydos  aus 
bestand,  hat  H.  Schäfer  (s.  Anm.  12)  gezeigt. 

Neben  der  tiergeographisch  bemerkenswerten  Tatsache,  daß  das 
neuerdings  im  oberen  Kongogebiet  entdeckte  Okapi  dem  heiligen 
Tier  des  Gottes  Set^^^)  entspricht  und  demnach  in  ältester  histori- 
scher Zeit  wohl  noch  in  Ägypten  vorkam,  sind  von  geogTaphisch 
bedeutsamen,  das  ganze  Land  betreffenden  Untersuchungen  haupt- 
sächlich jene  über  die  Bevölkerimg  hervorzuheben.  Das  Wichtigste 
davon  ist  schon  in  den  Berichten  über  etlinologische  Forschung 
(GJb.  1908,  189 f.)  und  über  Anthropogeographie  (ebenda  334  u. 
337  f.)  besprochen.  Ich  füge  hinzu  die  kraniologischen  Unter- 
suchungen von  H.  Stahri39)^  der  zwei  Grundtypen  (afiikanisch 
und  asiatisch)  annimmt  und  auch  die  altägyptischen  Eassenbilder 
bespricht,  eine  weitere  Abhandlimg  von  W.  M.  Flinders  Petrie ^*0)^ 
eine  Schrift  von  A.  J.  Reinach^*!)  und  die  Aufsätze  von  A.Wiede- 
manni*2)  ^nd  P.  Sarrasini*^)  über  »Die  Steinzeit  Ägyptens«. 
Nur  erwähnt  seien  die  "Werke  über  die  Gescliichte  des  Landes  von 

F.  W.  V.  Bissing  14*),    G.  Maspero    u.    S.  Rappopont^^s),    P.  E. 

>37)  The  Libyan  Oasis  of  Kharga.  BAmGS  1910,  641  — 61.  —  i»«)  A.  Wiede- 
mann  in  OrLitZtg.  V,  1902,  220ff.;  u.  Umschau  VI,  1902,  1002ff.  G.Krause 
in  WestermMonatsh.  XCV,  1904,  403 ff.  E.  Meyer  in  Gesch.  d.  Altert.  2.  Aufl., 
I,  2,  74.  —  J39)  Die  Rassenfrage  im  antiken  Ägypten.  Beil.  1907.  164  S. 
16  Taf.  Ref.  KorrBlAnthrGes.  1907,  lOOf.  Glob.  XCII,  225  f.  —  '*0)  jjjgrations! 
IntemAnthrlnst.  XXXVI,  1906,  189—232,  11  Taf,  —  i<i)L'Egypte  prehistorique, 
Paris  1908.  54  S.  —  i*2)  Qlob.  XCVI,  1909,  293—99.  —  i*^)  VhXaturfGes. 
Basel  XXI,  1910.  —  '")  Geschichte  Ägyptens  im  Umriß.  Berlin  1904.  185  S. 
mit  K.  —    1*5)  Complete  History  of  Egypt.     12  Bde.     New  York  1904. 

23* 


348        E.  Oberliummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Newberry  u.  J.  Graistangi'*^),  J.  H.  Breasted  i^^);  für  die  ältere 
Zeit  ist  jetzt  E.  Meyer i-*^)  das  Hauptwerk. 

Über  den  Ntl  sind  außer  den  GJb.  1909,  362 f.  besprochenen 
allgemein  geogi'aphischen  Werken  zn  nennen  die  Untersuchungen 
von  Ch.  Palanquei*9),  »Le  Nil  ä  l'epoque  pharaonique,  son  röle 
et  son  culte  en  Egypte«,  und  L.  Borchardt^so^^  »Nilmesser  und 
Nilstandsmarken«,  dazu  Stcindorffs  Artikel  Elephanline  bei  Pauly- 
Wissowa  V,  2321 — 24.     Über  Bartsch  zu  Aristoteles  s.  Anm.  52. 

Palanque,  Kap.  I:  Ägyptische  Überlieferung  über  Ursprung  und  Steigen 
des  Nils,  Nilmesser,  Kanäle;  Name  und  bildliche  Darstellung. 

Die  jüdischen  Kolonien  in  Assuan  und  Elephantine  im  5.  Jahr- 
hundert V.  Chr.  bespricht  J.  Levi^^i).  Eine  große  Publikation 
darüber  von  E.  Sachaui52)  ist  soeben  erschienen.  Die  »Griechi- 
schen Texte  zur  Topographie  Ägyptens«  von  K.  Wessely  ^^3^  ent. 
halten  nur  Eohmaterial,  das  erst  verarbeitet  werden   muß. 

Von  Einzelheiten  zur  Topographie  nenne  ich  den  Beginn  eines 
großen  Kartenwerkes  über  die  NekropoHs  von  Theben  von  M.  E.  Ba- 
raizei54)^  ferner  die  Fortsetzung  der  Arbeiten  von  E.  Amelineau  ^^^) 
über  Ahydos  (GJb.  1905,  157),  die  geographischen  Bemerkungen 
über  den  Gau  Panopolis  von  H.  Gauthier^sG)  ^xnä.  die  Studie  von 
E.  Brecciai57)  über  Hermupolis  magna,  dann  den  Ausgrabungs- 
bericht von  J.  Garstangi^S)  über  Reqäquah  (in  der  Provinz  Girga). 
Über  die  Topographie  des  Faijüm  handelt  B.  Apostolides^^^), 
eine  arabische  Beschreibung  desselben  aus  dem  7.  Jahrhundert  d.  H. 
teilt  Ahmed  Zeki  Bey^^'')  mit.  Über  die  älteste  Geschichte  von 
Memphis  (auch  geographisch  wichtig)  handelt  K.  Sothe^ßi)^  über 
das  Archäologische  und  den  Palast  des  Apries  daselbst  W.  M. 
Flinders  Petrie^^^)^  über  Heliopolis  und  dessen  Umfassungsmauer 
Ahmad  Bey  Kamal^'^^),  über  Ausgrabungen,  Geschichte,  Topo- 
graphie usw.  von  Naukratis  D.  G.  Hogarth  u.  a.i'54). 

Über  die  bis  1908  fortgesetzten  Ausgrabungen  der  Deutschen 
Orientgesellschaft  in  Ahusir  (GJb.  1905,  157)  liegen  seither  eine 
Eeihe  von  Monographien  vor. 

'■»6)  A  Short  History  of  Ancient  Egypt.  London  1904.  111  S.  mit  K.  — 
^<^  A  Historv  of  the  Ancient  Egyptians.'  London  1908.  469  S.  —  i*")  Gesch. 
d.  Alt.  2.  Aufl.,  I,  2,  Leipzig  1909.  —  1*9)  BiblEcHEt.  CXLIV,  1903,  132  S.  — 
150)  AbhAkBerliu  1906,  55  S.,  5  Taf.  —  i^i)  RevßtJuiv.  LIV,  1907,  35—44, 
153—65;  LVI,  1908,  161—08.  —  1^2)  Aramäische  Papyrus  und  Ostraka  aus 
Elephantine.  Leipzig  1911.  290  S.,  75  Taf.  —  i^^)  StudPaläogrPapyruskde. 
X,  Leipzig  1910.  —  '^4)  Y\r^^  ^^^  Nccropoles  Thebaines,  Lief.  1,  5  Blätter, 
Kairo  1904.  —  »55)  Nouv.  Fouilles  d'Ahydos,  Ser.  3.  Paris  1904/05.  742  S., 
52  Taf.  mit  111.  —  156)  BlnstFrArchOr.  IV,  1900,  39—101,  mit  K.  — 
1")  BSArchAlex.  VII,  1905,  18—43,  5  Taf.  (ital.).  —  »58)  Report  of  Exca- 
vations  at  PwcqAquah.  Westminslcr  1904.  70  S.,  34  Taf.  —  '59)  RSArch.\le.x. 
IX,  1907,  13-24.  —  iGO)  BSKhedG  V,  1902,  253—95.  —  i«')  Untei-sGesch. 
Altcrtumsk.Vrg.  III,  1902,  121—41.  —  16-')  Memphis  I  u.  II.  London  1909. 
26  S.,  54  Taf.;  25  S.,  34  Taf.  —  i«3)  BSKhedG  VI,  1908,  281—312.  — 
1«*)  AnnBrilSchAlh.  V,  1898/99,  26—97,  Taf.  II— XIV.  JHellSt.  1905,  105 
bis   136,  Taf.  V— VII. 


Afrika.  349 

Sie  bilden  einen  Teil  der  bis  1905  als  AViss.  Veröffentlichungen  der  D.  Or.- 
Ges.«,  von  da  ab  als  >Veröffentlichunj,'  6'  usw.  bezeichneten  Serie.  Um  die 
Verwirrung  voll  zu  machen,  laufen  dieselben  unter  besonderen  Ziffern,  die  aber 
nicht  der  Zeitfolge  des  Erscheinens  entsprechen.  So  ist  Veröff.  6  =  Ausgrab.  III, 
Veröff.  7  =  Ausgrab.  I  usw.  Von  der  Anführung  der  Einzeltitcl  kann  hier 
abgesehen  werden,  da  die  altägj'ptischen  Namen  in  gewöhnlichem  Satz  nicht 
wiedergegeben  werden  können  und  der  Inhalt  wesentlich  archäologisch  ist. 
Auch  die  »Mitteilungen  der  D.  Or.-Ges.«  muß  ich  hier  grundsätzlich 
übergehen,  da  dieselben  nicht  im  Handel  und  daher  für  die  all- 
gemeine wissenschaftliche  Benutzung  unzugänglich  sind  (in  Wien 
an  keiner  öffentlichen  Bibliothek  vorhanden). 

Die  wichtigsten  Publikationen  zur  Topographie  von  Akxandrien 
aus  den  letzten  Jahren  ist  das  mit  ungewöhnlichem  Luxus  aus- 
gestattete Prachtwerk  über  die  »Expedition  Ernst  Sieglin«,  dessen 
bis  jetzt  vorliegender,  )inter  Mitwirkung  verschiedener  Fachmänner 
von  Th.  Schreiber  165)  bearbeiteter  erster  Teil  (die  Nekropole  von 
Kom-esch-Schukäfa)  allerdings  mehr  archäologisches  als  topographi- 
sches Interesse  hat,  dann  die  große  Arbeit  von  H.  Thiersch^ßß) 
liber  den  berühmten  Leuchtturm. 

Zum  erstenmal  werden  hier  die  literarischen  und  monumentalen  Quellen 
aus  antiker  und  arabischer  Zeit  vollständig  und  kritisch  verarbeitet  und  an  der 
Hand  eines  reichen  bildlichen  Matcriales  der  Einfluß  dieses  ersten  Vorbildes 
aller  Leuchttürme  auf  die  islamische  und  christliche  Baukunst  (Minarette  und 
Glockentürme)  besprochen.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Rekonstruktionen 
des  Architekten  A.  Thiersch  sowie  ein  Anhang  zur  Topographie  von  Taposiris 
macjiia  (Abusir). 

Einen  Plan  von  Alexandrien  mit  antiker  und  moderner  Topographie  hat 
M.  E.  Bloom fieUU"^)  herausgegeben,  dem  wir  auch  Untersuchungen  über 
(las  Ärsinoeum'^^^  sowie  über  die  Lage  des  Museums  und  der  Bibliothek  i^^) 
verdanken.  Über  die  Xekropolen  handeln  E.  Breceia ^'''')  und  Clermont- 
Ganneaui'i),  über  die  Küste  von  Alexandrien  im  ^Utertum  G.  Botti^^^)^ 
Patriareh  Kyrillos  über  das  Caesarernn'^''^)  und  die  Reise  des  hl.  Markus'''*). 
In  der  Mareotiswüste  südlich  von  Alexandrien  hat  Karl  M.  Kaufmann  ein 
»Nationalheiligtum  der  altchristlichen  Ägypter«,  den  Mcnastempel ,  ausgegraben 
und  darüber  illustrierte  Berichte  ^'5)  sowie  einen  Führer i'^)  durch  die  Aus- 
grabungen veröffentlicht.  Die  Hochschule  zu  Alexandrien  im  4.  und  .5.  Jahr- 
hundert n.  Chr.  schildert  F.  Schemmel '^^). 

ilit  dem  Kasios  und  dem  See  Sirbonis  beschäftigt  sich,  an- 
scheinend ohne  Kenntnis  der  GrJb.  1905,  158  genannten  Literatur, 
R.  Caj?nati'8). 


165)  Expedition  Ernst  Sieglin.  1.  Bd.,  2  Teile.  Leipzig  1909.  407  S., 
70  Taf.  —  166)  Phai-os.  Antike,  Islam  u.  Okzident.  Leipzig  1909.  260  S.,  11  Taf.— 
167)  BSArchAlex.  VIII,  1905.  —  16«)  Ebenda  27—45,  mit  K.  —  169)  Ebenda 
VI,  1904,  15—38.  —  170)  Ebenda  VIII,  1905,  55—100,  Taf.  IVf.  —  i^i)  CR 
Ac.  Inscr.  1907,  234—43,  375—80.  —  1^2)  BSKhedG  V,  1902,  71  — 122.  — 
173)  Ebenda  329—54.  —  i^*)  Ebenda  381—406.  —  175)  1.— 3.  Bericht  über 
die  Ausgrabung  der  Menashciligtümcr  in  der  ^lareotiswüste.  Kairo  1906 — 08. 
107,  109,  30  S.,  zahlr.  lU.  u.  Taf.  Ref.  OrBibl.  1906,  319;  1907,  337. 
BvzZ  1908,  634 f.;  1910,  239 f.,  654 f.  —  ^'")  Der  Menattempel  usw.  Frank- 
furt a.  M.  1909.  94  S.  —  177)  NJbKlassAlt.  1909,  II,  438—57.  —  i'«)  CR 
Ac.  Inscr.   1905,  602—11. 


350        E.  Obcrbummcr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  AVeit. 

Asien. 

Allgemeines.  Da  die  meisten,  größere  Teile  von  Asien  be- 
treffenden Arbeiten  teils  im  allgemeinen  Abschnitt  (o.  S.  339 ff.),  teils 
bei  den  folgenden  Unterabteilungen  besprochen  sind,  seien  hier 
nur  erwähnt  eine  neue  Publikation  der  »üniversite  Saint-Joseph 
BeyrouthjMelanges^'^ö)  de  la  Faculte  Orientale«,  welche  gelegent- 
lich auch  geographische  Beiträge  bringt,  hauptsäclilich  über  Syrien, 
wo  dieselben  im  einzelnen  zu  suchen  sind.  Über  die  gleichfalls 
von  den  Jesuiten  daselbst  herausgegebene  Zeitschrift  AI  Machriq, 
s.  GrJb.  1905,  163.  Die  hier  einschlägigen  Teile  des  großen  Werkes 
von  H.  Grothe^^O)  -werden,  weil  vorläufig  nur  auf  Kleinasien  be- 
züglich, dort  zu  besprechen  sein.  Dagegen  möge  hier  die  von 
einem  um  die  Pflege  geographischer  Studien  in  der  Türkei  durcli 
Herausgabe  von  Lehrbüchern  ^^i)  ^nd  wissenschaftUchen  Publika- 
tionen ^^2)  verdienten  Forscher,  B.  A.  Mystakides^^^j  in  Konstan- 
tinopel,  bearbeitete  Karte  der  Asiatischen  Türkei  (in  griechischer 
Sprache)  genannt  sein. 

Die  Karte,  im  Maßstab  1 : 2  Mill.  in  lithographischem  Farbendruck  (bei 
Wolf  &,  Sohn  in  München)  sehr  gefällig  ausgeführt,  dient  zwar  in  erster  Linie 
der  Gegenwart  und  ist  in  diesem  Sinne  durch  die  Eiuti'agung  der  administrativen 
Einteilung  von  allgemeinem  Interesse,  trägt  aber  auch  der  historischen  Topo- 
graphie durch  Aufdruck  der  antiken  Namen  in  Rot  Rechnung.  Jedenfalls  ist 
dieselbe  ein  erfreuliches  Zeichen  von  sonst  in  der  Türkei  noch  sehr  brach 
liegenden  geographischen  Studien.  Den  Verlag  hat  die  Buchhandlung  Depasta- 
Sphyra-Gerard  in  Galata  übernommen. 

Dem  ehemals  in  der  türkischen  Armee  tätigen  Major  R.Huberiss") 
verdanken  wir  jetzt  außer  seiner  früher  erschienenen  Administrativ- 
karte des  Türkischen  Reiches  (PM  1901,  LB  406)  und  der  großen 
Karte  der  Libanonprovinz  CGrJb.  1909,  280)  auch  eine  soeben  er- 
schienene Karte    der   christlichen  Kulte   in  der  Asiatischen  Türkei. 

Die  in  1  : 1  250  000  entworfene,  durch  farbige  Signaturen  erläuterte  Karte 
muß  hier  schon  deshalb  erwälmt  werden,  weil  die  Verteilung  der  Konfessionen 
lief  in  historischen  Verhältnissen  wurzelt.  Die  Karte  beruht  offenbar  auf  müh- 
samen Erhebungen  und  gibt  ein  anschauliclics  Bild  der  konfessionellen  Betätigung, 
für  die  Provinz  Libanon  noch  auf  einer  Nebenkarte  in  größerem  Maßstab. 

Das  unter  Anm.  246  genannte  Handbuch  von  Baedeker  um- 
faßt jetzt  auch  '>Die  Hauptrouten  Mesopotamiens  und  Bab^donieus 
und  die  Insel  C3'-pern«,  ist  also  schon  hier  zu  erwähnen. 

Arabien. 
Im    allgemeinen    verweise   ich    zunächst   auf   den    Bericht    von 
C^uelle,    GJb.    1909,    281  ff.      AVegen    der    Bedeutung    moderner 


"9)  Bd.  I ff.  Beirat  1900 ff.  —  '»O)  Meine  Vorderasienexpedition,  I.  1. 
Leipzig  1911.  CCLXLIV  S.,  20  Taf.  —  '»')  ncoyoaqixdv 'Ey^eioidtov.  2.  Aufl. 
Konstantinopcl  1894.  'Ejinoiti]  rF.riy>~i<  J}-(oyoar/'i'a^.  Konstantinopel  1904, 
2.  Aufl.  1900.  —  "»2)  Vgl.  GJb.  XIV,  lG2f.-"  XIX,  354,  u.  Anm.  186.  — 
'*^  XdoT)]g  T?7s  'AaiaTtyS^c:  Tiinoy.lag.  1908.  —  ^^^")  Empire  Ottoman.  Carte 
Statistique  des   ("ultes  ChrMiens.      4    151.      Kairo    1911. 


Asicu,  Arabien.  351 

Karten    auch   für  die  antilcc  Ortskundo  erwähne  ich  hier  die  neue 
große  Karte  von  F.  V.  lluntor^^^). 

Im  Bureau  der  Indischen  Laudesaufuahme  ausgeführt  im  Maßstab  1 "  ^=  32  M. 
(1:2  027  525)  ist  dies  derzeit  die  grüßte  Gesamtkarte  von  Arabien;  die  Ver- 
arbeitung des  Quellenmaterials  ist  jedoch  eine  sehr  unvollständige  und  reicht 
in  dieser  Beziehung  bei  Aveitem  nicht  an  die  alten,  zu  Ritters  Erdkunde  heraus- 
gegebenen Karten  oder  Stielers  Handatlas  (GJb.   1905,   159)  heran. 

Zu  dem  Art.  Arabia  in  Paulys  Realenzykl.  (GJb.  1897,  330) 
bildet  jetzt  der  Art.  Evdui/t(ov  ^AQußla  (Arabia  Felix)  ebenda  VI, 
885 — 91  von  Tkac  eine  wertvolle  Ergänzung. 

Eine  Reihe  von  Artikeln  über  Arabien  enthält  die  »Enzj'-klopädie 
des  Islam«   (o.  S.  340),  Lief.  G/7,   1910. 

Topographie,  Klima,  Erzeugnisse  384 — 90  und  Völkerkunde  390 — 94  von 
M.  J.  de  Goeje,  Arabien  vor  dem  Islam  394 — 98  von  F.  Hommel,  Arabien 
unter  dem  Islam  398f.,  Arabische  Schrift  399—410  mit  10  Taf.  von  B.  Moritz, 
Arabische  Sprache  410 — 12  von  A.  Schaade,  Arabische  Dialekte  412  — 19 
von  Kampffmeyer,  Arabische  Literatur  419 — 32  von  Brockelmann. 

Von  dem  Werke  »Südarabische  Expedition«  der  Kais.  Akademie 
der  AVissenschaften  in  "Wien  (GJb.  1905,  159)  erschienen  seither 
Avieder  mehrere  Bände. 

VII.  D.H.Müller,  Die  Mehri-  und  Soqotrisprache.  3.  Shauritexte.  1907, 
168  S.  »Die  Sprache,  welche  in  den  Bergen  von  Zafai  am  Persischen  Meer- 
busen gesprochen  wird,  ist  dem  Mehri  nahe  verwandt,  zeigt  aber  sehr  ab- 
geschliffene Formen  dei-selbcn.«  Die  Texte  werden  zum  Teil  mit  Mehri-  und 
Soqotritexten  zusammengestellt.  —  VIII.  N.  Rhodokanakis,  Der  vulgärarabische 
Dialekt  im  Dofär  (Zfär).  1.  Prosaisehe  und  poetische  Texte.  1908,  144  S.  — 
IX.  W.  Hein,  Mehri-  und  Hadramitexte,  herausgegeben  von  D.  H.  Müller. 
1909,  200  S. 

Eine  bedeutende  Bereicherung  steht  miserer  Kenntnis  von  Süd- 
arabien durch  die  jüngst  erfolgte  Erwerbung  des  Nachlasses  von 
E.  Glaser  (f  1908)  seitens  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  bevor.  Liegt  auch  der  Schwerpunkt  derselben  in  der 
\mvergleichlichen  Sammlung  saöä'j'sc/jcr  Inschriften,  deren  Entzifferimg 
gewiß  auch  für  die  Topographie  und  Etlmograpliie  des  Landes  viel 
Neues  ergeben  wird,  so  finden  sich  dort  aucli  zahlreiche  Karten- 
skizzen und  Routenaufnahmen,  von  deren  Verarbeitung  eine  wesent- 
liche Verbesserung  unserer  Karte  von  Jemen  zu  erwarten  ist.  Mit 
der  »Archäologie«  (d.  h.  alten  Geschichte  und  Völlierkunde)  dieses 
Landes  wie  Arabiens  überhaupt  beschäftigt  sich  auch  ein  umfang- 
reiches Buch  von  Martin  Hartmann^s^)  sowie  eine  kleine,  aber 
inhaltreiche  Schrift  von  B.  A.  Mystakidesi^G). 

Für  Nordarabien  haben  wir  zimächst  auf  die  Fortsetzung  des 
großen  Werkes  von  R.  E.  Brünnow  u.  A.  v.  Domaszew- ski^^'^ 
hinzuweisen  (GJb.  1905,   160). 


18<)  Map  of  Arabia  and  the  Persian  Gulf.  4  Bl.  Kalkutta  1908.  — 
^*^)  Der  Islamische  Orient.  Bd.  II.  Die  arabische  Frage.  Leipzig  1909.  685  S. 
Ref.  PM  1909,  LB  543.  —  is^j  '/^^jg',.,^.  Konstantinopel  1907.  17  S.  S.-A. 
aus  'AxzTvE?.  —  187)  Die  Provincia  Arabia.  Bd.  II,  Straßburg  1905.  358  S. 
Dazu  OrBibl.  1905,  215.     Bd.  III,   1909.     403  S.     Zahlr.  111.  u.  Pläne. 


352        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Der  II.  Band  behandelt  »den  äußeren  Limes  und  die  Eömerstraßen  von 
El  Ma'an  bis  Bosra«.  Eingehende  Beschreibung  des  Römerlagers  von  el-Le^güu 
und  der  Ruinen  von  el-Me§että  (GJb.  1905,  166).  Geodätische  Grundlagen 
der  Karte  und  Höhenmessungen  bearbeitet  von  M.  Kunze.  Zahlreiche  Ab- 
bildungen und  Pläne.  Der  III.  Band  enthält  eine  eingehende  Beschreibung  von 
Bosra.  (1 — 84),  el-Kanawat  (107- — 44)  usw.  und  einen  »Überblick  über  die 
Geschichte  der  Provinz  Arabia«,  welcher  auch  für  die  historische  Geographie 
wertvolle  Abschnitte  enthält,  so  Tabellen  der  Städte  nach  den  einzelnen  Quellen, 
Untersuchungen  über  die  ursprünglichen  Grenzen  der  Provinz  und  ihre  späteren 
Verschiebungen  usw. 

Umfassendes  Material  für  Nordarabien  liegt  jetzt  durch  die 
Eeisen  und  Forschungen  von  A.  Musil  vor,  über  welche  GJb.  1905, 
160  nur  vorläufige  Ergebnisse  mitgeteilt  werden  konnten.  Die 
topographischen  Aufnahmen  sind  verarbeitet  in  der  »Karte  von 
Arabia  Petraea«    1  :  300  000  i88). 

Ausgeführt  im  k.  u.  k.  Mil.-geogr.  Institut,  umfaßt  die  Karte  das  ganze 
Gebiet  im  Osten  des  Toten  Meeres  bis  37°Ov.  Gr. ;  nach  S  erstreckt  sich  die 
Zeichnung  von  ßazze  (Gaza)  und  dem  Südcude  des  Toten  Meeres  bis  29°  20'  N, 
während  im  Westen  der  34.°  O  den  Rand  bildet.  Die  Fläche  des  dargestellten 
Gebiets  umfaßt  beinahe  SOOOOqkm.  Auf  einem  besonderen  Blatte  1^9)  ist  Petra 
mit  Umgebung  in  1:20000  dargestellt,  die  erste  über  eine  bloß  skizzenhafte 
Andeutung  der  Lage  hinausgehende  Aufnahme  dieser  historisch  und  archäologisch 
so  wichtigen  Gegend. 

Über  das  Wüstenschloß  Kiisejr  Anira  besitzen  wir  eine  von  der 
Wiener  Akademie  herausgegebene  monumentale  Publikation  ^^o).  Außoi- 
A.  Musil,  der  den  Hauptteil  des  Textes  verfaßte,  haben  sein  Be- 
gleiter, der  Maler  A.  L.  Mielicli,  dessen  Gemälde  von  Kusejr  Amra 
die  Moderne  Galei-ie  in  Wien  ziert,  der  Orientalist  J.  v.  Karabacek, 
der  Kunstliistoriker  F.  Wickhoff  u.  a.  Beiträge  geliefert. 

Das  Gesamtergebnis  seiner  bis  1902  ausgeführten  Eeisen  hat 
Musil  in  einem  vierbändigen  Werke i^^)  zusammengefaßt,  das  nicht 
nur  für  den  heutigen  Znstand  des  Gebiets,  sondern  auch  für  die 
historische  Geographie  ein  außerordentlich  reiches  Material  enthält. 

I.  Moah.  Topographischer  Reisebericht.  1907,  443  S.,  1  Taf.,  190  Abb. 
Topographische  Übei-sicht,  Reiserouten  1896 — 1902  mit  spezieller  Behandlung 
einzelner  besonders  wichtiger  Örtliehkeiten,  wie  d-Kerak,  Madaha  usw.  Register 
der  neuarabischen,  hebräischen,  syrischen,  griechischen,  lateinischen,  fränkischen 
und  altarabischen  Ortsniimen.  —  II.  Edum.  Topographischer  Reisebericht. 
1.  Teil,  1907,  K.  von  Petra  (s.  o.)  u.  170  Abb.  Topographische  t^bersicht  und 
Reiserouten  1896 — 1900,  ausführliche  Beschreibung  von  Pctm  (S.  41  — 150).  — 
Desgl.  2.  Teil,  1908,  299  S.,  K.  des  Dreiecknetzes  u,  152  Abb.  Reiserouten 
1901/02,  Register  wie  I.  —  IIL  Ethnologischer  Reisebericht.  1908,  550  S., 
62  Abb.  Besprechung  der  einzelnen  Stämme  nach  Gesclilechtern,  Wohnsitzen 
und  Geschichte  und  allgemeine  ethnologische  Schilderung.  Index  der  Orts-  und 
Personennamen  und  Sachregister.    Ref.  Glob.  XCIII,  1908,  280—85  (J.  Goldziher). 


'*^  3  BI.  1907.  Dazu  »Bemerkungen«  von  Musil  in  WieuerZKMorgenl. 
1906,  163—68;  E.  Oberhummer,  Arabia  Petraea,  in  NFrPresse  1907, 
Nr.  15  274.  Vgl.  auch  GJb.  1909,  282.  —  '89)  Umgebun.gskarte  von  Wädi 
Müsa.  Wien  1906.  —  '»")  Kusejr  'Amra.  2  Bde.  Wien  1907.  238  S., 
41  Taf.  Ref.  verz.  in  OrBibl.  1907,  244.  —  19')  Arabia  Petraea.  Wien 
1907/08.     Ref.  OrBibl.   1907,  244. 


Asien,  Arabien.  353 

Seither  hat  Musil  in  den  Jahren  1908/09  eine  neue,  sehr 
schwierige  und  erfolgreiche  Reise  nach  Nordarabien  jenseits  des 
früher  begangenen  Gebiets  ausgeführt;  seine  Forschungen,  über  die 
ein  vorläufiger  Bericht  i^^)  vorliegt,  erstreckten  sich  nördlich  und 
östlich  bis  zum  Euphrat,  südlich  bis  27°  N.  Kaum  zurückgekelu-t, 
unternahm  M.  1910  eine  weitere  Reise  in  den  nördlichen  Iledschds^^^), 
welche  sich  bis  gegen  26°  N  nach  S  ausdehnte  und  die  zwischen 
dem  früheren  Aufnahmegebiet  und  dem  Roten  ileer  gebliebene 
Lücke  ausfüllte.  Auf  beiden  Reisen  war  M.  von  dem  Feldwebel 
im  k.  u.  k.  Mil.-geogr.  Institut  R.  Thomasberger  als  Topogi-aphen, 
auf  der  letzten  Reise  auch  von  dem  Geologen  R.  Kober  begleitet. 
Eine  große,  auf  68  Blättern  in  1:300000  gezeichnete  Kai'te  von 
Nordarabien,  welche  in  1:1  Mill.  (einzelne  Teile  in  größerem  Maß- 
stab) veröffentlicht  werden  soll,  wird  das  nächste  Ergebnis  dieser 
Reisen  sein.  Für  die  historische  Geographie  von  Bedeutung  ist, 
daß  M.  den  Sinai  der  Bibel  nicht  in  dem  seit  cliristlicher  Zeit 
dafür  gehaltenen  Gebii-ge,  sondern  in  einem  Vulkan  östlich  des 
Roten  Meeres  im  Lande  Midian  gefunden  zu  haben  scheint. 

Nachdem  die  Lokalisierung  des  Berges  der  Gesetzgebung  lange  Zeit  nur 
zwisclien  dem  traditionellen  Sinai  der  Mönche  =  dsch.  Miisa  (Ritter,  Ti:<elion- 
dorf  usw.),  dem  von  Burckhardt,  Lepsius,  Ebers  für  die  älteste  christliche  Tradition 
in  Anspruch  genommenen  dsch.  Serbai  und  der  höchsten  Erhebung  der  Halbinsel, 
dem  dsch.  Katherin,  geschwankt  hat,  nötigte  die  zuerst  von  dem  Engländer 
Ch.  Beke  (1873)  aufgestellte  Hypothese,  daß  der  Sinai  der  Bibel  ein  "Vulkan 
gewesen  sein  müsse,  dazu  denselben  östlich  des  Akabagrabens  zu  suchen.  Mit 
besonderem  Nachdruck  ist  die  Vulkanhypothese  seither  von  H.  Gunkel  (öffent- 
lich zuerst  1903)  vertreten  worden,  doch  blieben  bei  dem  ganz  unzureichenden 
Stande  der  geographischen  Erforschung  von  Nordwestarabien  die  Versuche,  den 
Sinai  dort  zu  lokalisieren,  vergeblieh.  Nunmehr  scheint  es  Musil  gelungen 
zu  sein,  in  dem  von  ihm  entdeckten  Vulkan  HaloA-Bcdr,  27°  12'  N,  37°  7'  O 
die  Stelle  gefunden  zu  haben,  auf  die  sich  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  der 
biblische  Bericht  beziehen  läßt.  Natürlich  ändert  sicli  damit  das  ganze  Bild 
des  Exodus.  Das  >;  Schilfmeer •<  ist  nicht  mehr  bei  Suez,  sondern  bei  Akaba  zu 
suchen,  die  Wanderung  im  Sinaigebirge  und  aller  darauf  verwandter  Fleiß 
moderner  Exegeten  entfallen  ganz,  da  die  Halbinsel  auf  kürzestem  Wege  durch- 
quert wird  und  die  Suche  nach  den  Stationen  der  Wüstenwanderung  kann  nun 
in  Midian  aufs  neue  beginnen.  Vergleiche  die  ausführlichere  Darlegung  der 
ganzen  Frage  von  E.  Oberhummer ^''■*).  Weitere  Literaturnachweise  finden 
sich  noch  in  der  von  ausgebreiteter  Belesenheit  zeugenden  Abhandlung  von 
K.  Miketta  lä*"),  welche  aber  zuletzt  zum  Standpunkt  der  Tradition  zurückkehrt 
und  sowohl  die  Vulkantheorie  wie  die  Lage  außerhalb  der  Sinaihalbinsel  ablehnt. 

Mit  der  historischen  Geographie  der  Halbinsel  Sinai  beschäftigen 
sich  die  Arbeiten  von  R.  Weill  über  die  altägyptischen  Nieder- 
lassungen daselbst  195)  sowie  über  die  Halbinsel  im  allgemeinen  ^^ß) 


192)  Nord-Arabien,  Wien  1909.  18  S.  mit  K.  S.-A.  AnzAkWiss.,  phil. 
Kl.,  1909,  Nr.  XIX.  —  'S»)  im  uördlichen  Hegäz  (Vorher.).  Wien  1911. 
23  S.  S.-A.  dgh  1911,  Nr.  XHL  —  19*)  Die  Sinaifrage.  MGGesWicn  1911, 
628—41,  mit  K.  —  i^*")  Wo  lag  der  Berg  Sinai?  WeidenauerStud.  111,  1909, 
77—123;  IV,  1911,  117—45.  —  195)  Recueil  des  inscr.  egypt.  du  Sinai. 
Paris  1904.  243  S,,  6  K.  mit  111.  Dazu  OrBibl.  1904,  334;  Sphinx  IX,  1906, 
41—48.  —    196)  La  presqu'ile  du  Sinai.     Bibl^HEt.  XVII,   1908,  mit  K. 


354        E.  Obeihmumcr,  Länder-  und  Völkoikundc  der  üstliclien  antiken  Welt. 

und  den  Zug  der  Israeliten  ^ 9'^),  von  H.  Gregoire  über  das  Alter 
des  Sinaiklosters  198)^  dessen  Entstehung  546 — 62  n.  Chr.  angesetzt 
Avird,  ferner  Flinders  Petriei99),  ü.  Schönfeld 200)  ^nd  L. 
Szczepanski  (s.  u.). 

Das  reich  ausgestattete  Buch  des  bc-kaunten  Agyptologen  enthält  u.  a.  eine 
ITntersuchung  des  Tempels  im  Wady  Serabit  (12.  Dynastie)  sowie  eine  Erörterung 
des  Exodus,  welche  zu  dem  interessanten  Ergebnis  kommt,  daß  die  unmöglichen 
Ziffern  des  Zensus  der  Stämme  in  Num.  1  und  2r3  auf  ein  Mißverständnis  zurück- 
zuführen sind:  Juda  74600  aus  74  a/(7/ (nicht  »Tausende«,  sondern  »Familienc 
oder  »Zelte«)  und  600  als  beigeschriebene  Ziffer  der  Personen,  Euben  nicht 
46  500,  sondern  etwa  500  Personen  in  46  Zelten  (S.  209  ff.).  Hierdurch  re- 
duzieren sich  die  exorbitanten  Ziffern  auf  ein  wahrscheinliches  Maß  und  lassen 
eine  tatsächliche  Grundlage  möglich  erscheinen.  In  einem  Anhang  tritt  C.  T. 
Currelly  für  den  Serbdl  als  Berg  der  Gesetzgebung  ein. 

Im  Gegensatz  zu  Petrie  nimmt  Schön  fei  d  in  seinem  sonst  anziehend  ge- 
schriebenen und  gut  illustrierten  Buche  zur  Exodusfrage  die  denkbar  reaktionärste 
Stellung  ein.  Er  glaubt  au  eine  Million  Israeliten  auf  der  Sinaihalbinsel  und 
an  Aufzeichnungen  des  Moses  in  Kades-Barneal  Gleichfalls  auf  dem  Standpunkt 
der  Tradition  steht  natürlich  Szczepanski  (S.  J.),  welcher  in  seinem  Reise- 
bericht  die  ganze  Exodusfrage  erörtert. 

Eine  neue  Karte  des  Sinai gebiets  in  1:250000  wird  vom 
britischen  Greneralstab  in  Anschluß  an  die  große  Karte  von  Afrika 
lierausgegeben^oi).  Mit  Ausnahme  der  ägyptisch-türkischen  Grenz- 
linie beruht  dieselbe  jedoch  nicht  auf  Neuaufnahmen,  sondern  nur 
auf  Verarbeitung  des  vorhandenen  Materials. 

Einen  Aufsatz  von  B.  Moritz 202)^  »Ausflüge  in  der  Arabia 
Petraea«,  kenne  ich  nur  aus  einer  kritischen  Besprechung  von 
A.  Musil203).  p.  Haupt 204)  bespricht  neuerdings  den  Durchzug 
der  Hebräer  durch  das  Bote  Meer  (mit  Vergleicli  des  Vorgangs 
bei  Potidaea  Her.  VUI,  129)  und  den  Palmenhain  205)  Strab.  XVI, 
4,  18  (nicht  l)ei  Elath,  sondern  '^Ujüii  Miisa  entsprechend  dem 
alten  Poseidion).  Anderes  im  GJb.  1909,  283  und  Pet.  Mitt.  1909, 
LB  541  f.  (geologische  Arbeiten  von  W.  E.  llume  und  T.  Barron). 

Ein  neues  Werk  über  Petra  liegt  von  G.  Dalman^oß)  vor,  eine 
besondere  Aufnahme  und  Untersuchung  des  Kas^-  Firaun  genannten 
Gebäudes  von  H.  Kohl207)  (vorzügliche  Bilder),  ein  Reisebericht 
»Nach  Petra  und  zum  Sinai,  nebst  Beitrag  zur  biblischen  Geographie 
und  Geschichte«   von  L.  Szczepanski 208)  (g,  q.). 

Dalman:  I.  Allgemeiner  Teil:  Lage,  Verkehrsbcdingungcu,  Geschichte  usw. 
II.  Ilundgang  durch  die  Feldheiligtümer.  Über  den  Weg  nach  Petra  handelt 
der  Verfasser  auch  in   -O^). 


197)  Revfojuiv.  LVII,  1909,  19  —  54,  194—238;  LVIII,  1909,  23—59.  — 
19»)  BCorrllell.  1907,  327—34.  —  199)  Researches  in  Sinai.  London  1906. 
280  S.  mit  111.  -  200)  pje  Halbinsel  des  Siu.ii  usw.  Berlin.  1907.  S.  G.lb. 
1909,  283.  —  201)  Africa.     Sinai   Peninsula  Sheet  17D— 17R.      Southampton 

1909.  —   202)   MelFacOrBeyrouth   1908,  387—436.   —  203)  WienerZKMorgenl. 

1910,  51—61.  —  204)  OrLitZtg.  1909,  245—48.  —  20.i)  Ebenda  248—51.  — 
20C)  Petra  und  seine  Felsheiligtümor.  Leipzig  1908.  364  S.  mit  111.  u.  K. 
Ref.  ZDPalVer.  1909.  247—51  (R.  Brünnow).  -  207)  Kasr  Fraun  in  Petra. 
Leipzig  1910.  43  S.,  12  Taf.  —  20«)  Innsbruck  1908.  597  S.,  2  K.  (Veröff. 
d.   I',il)l.-])atnst.  Sem.  2).   —   209)  ZDl'alYer.    190S,  259—67. 


Asien,  Arabien,   Palästina.  355 

PalävStina. 

Eine  hochorfrculiclic  Erscheinung  ist  die  Bibliographie  von  Peter 
Thomson  210). 

Seit  der  für  jeden  Palöstinaforscher  unentbehrlichen,  bis  1878  reichenden 
»Bibl.  geogr.  Pal.«  von  R.  Röhricht  (Berlin  1890),  war  man  bis  1394  auf 
die  biljliographischen  Übersichten  in  der  Zeitschr.  D.  Pal.-Ver.  angewiesen ; 
nach  deren  Auflassung  bildeten,  neben  den  bibliographischen  Verzeichnissen  in 
einigen  theologischen  Zeitschriften,  die  Bibl.  Geogr.  und  die  Orient.  Bild,  sowie 
die  Berichte  in  diesem  Jahrbuch  die  einzige  Quelle.  Nunmehr  wird  wieder 
von  einem  sachkundigen  Bearbeiter  der  Versuch  gemacht,  für  einen  jeweils 
größeren  Zeitraum  die  Literatur  vollständig  zusammenzufassen.  Der  nächste 
Band  soll  1915  erseheinen.  Eine  nachträgliche  Zusammenfassung  der  Literatur 
von  1879  bis  1894,  so  daß  die  neue  Bibliographie  unmittelbar  an  Röhricht 
anschließen  würde,  ist  in  Aussicht  genommen. 

Die  ältesten  ägyptischen  und  babylonischen  Nachrichten  über 
Palästina  bespricht  C.  R.  Conder2ii);  über  Palästina  nach  den 
Amarnatafeln  handelt  H.  Clauß  (s.  Anm.  25)  und  K.  Miketta-^^). 
über  »Die  Palästinaliste  Thutmosis  III«  AV.  Max  Müller^is).  p. 
Thomsen2i4)  verdanken  wir  ferner  »Untersuchungen  zur  älteren 
Palästinaliteratur«,  worin  die  Angaben  des  Piolemäus  und  der 
Noiitia  dignitatum  geprüft  und  durch  eine  Karte  veranschaulicht 
werden.  Hieran  schließen  sich  die  topographischen  Bemerkungen 
von  G.  Hölscher2i5)  über  die  Feldzüge  des  Makkabäers  Judas 
(1.  Makk.  5).  Daß  Eusehios  seinem  > Onomastiken «  nicht,  wie 
Thomsen  (GJb.  1905,  IGl)  meinte,  ein  förmliches  Straßennetz  zu- 
grunde legte,  sucht  W.  Kubitschek2i6)  darzutim.  Das  1884  ent- 
deckte Itinerar  der  Silvia  (GJb.  1896,  317)  wird  jetzt  von  K. 
Meister^iG'»)  in  den  Anfang  des  6.  Jahrhunderts  herabgerückt  und 
einer  gallischen  Äbtissin  Aethcria  zugesclirieben. 

Zu  den  älteren  Pilgerschriften  sind  diesmal  außer  Neuausgaben 
des  Textes  der  Silfia  von  E.  A.  Bechtel^i^j  und  W.  Heraeus^i») 
mehrere  Studien  über  den  Pilger  yon  Bordeaux  zu  erwähnen.  E.  Hart- 
mann2i9)  bespricht  »Die Palästinaroute  desItinerariumBurdigalense«, 
das  für  christliche  Pilger  als  Führer  dienen  sollte  und  als  solcher 
auch  benutzt  wurde.  Anderes  siehe  unten  bei  Jerusalem.  Von 
späteren  PUgerberichteu  ist  mir  seit  der  im  GJb.  1905,  161  f.  be- 
sprochenen Reihe  nur  die  aus  dem  Nachlaß  von  R.  Röhricht 220) 
herausgegebene  »Jerusalemfahrt  des  Kanonilms  Ulrich  Brunner  vom 
Haugstift  in  AVürzburg  (1470)«   sowie  die  Beschreibung  des  Landes 


210)  Palästina-Literatur.  I.  Bd..  1895—1904,  Leipzig  1908,  203  S.  (Ref. 
PM  1909,  LB  519);  IL  Bd.,  1905—09,  Leipzig  1911,  316  S.  —  2")  QuartStat. 
1904,  168—77.  —  -12)  Die  Amarnazeit  (Palästina  u.  Äg}-pten).  Münster  1908. 
48  S.  (Bibl.  Zeitfragen  10).  —  2i3)  MVorderasiatGes.  1907,  1,  40  S.,  3  Taf.  — 
2")  ZDPalVer.  1900,  101  —  32,  Taf.  3.  —  2I5)  Ebenda  133—51.  —  216)  Jahresh. 
ÖsterrArchlnst.  1905,  119—27.  —  216«)  RheinMus.  LXIV,  1909,337—92.  Vgl. 
ByzZ  1910,  234,  643.  —  2i7)  g.  Silviae  Percgrinatio.  Chicago  1902.  160  S.  — 
218)  Heidelberg  1908.  52  S.  —  2i9)  ZDPalVer.  1910,  169—88.  —  220)  Ebenda 
1908,   1—50. 


35G        E.  Oberhummer,   Länder-  imd  VölkcrkuDde  der  östlichen  antiken  Welt. 

durch  einen  ungenannten  Franziskaner  (1463),  die  Ch.  Kohler^soa^ 
veröffentlicht  hat,  bekannt  geworden.  Über  Leonhard  Rauwolffs 
Reise  (1573)  verbreitet  sich  R.  A.  St.  Macalister22i).  »Eine 
arabische  Palästinabeschreibimg  spätestens  des  16.  Jahrhunderts« 
veröffentlichte  A.  Baumstark 221«). 

Von  allgememen  Arbeiten  über  Palästina  nenne  ich  als  für  die 
historische  Geographie  besonders  wichtig  zimächst  die  »Loca 
Saucta«   von  P.  Thomsen222). 

Das  Buch  enthält  ein  (nach  dem  griechischen  Alphabet  geordnetes)  Ver- 
zeichnis der  vom  1.  bis  G.  Jahrhundert  n.  Chr.  erwähnten  Ortschaften  Palästinas 
mit  genauen  Quellennachweisen,  mehreren  Registern  und  einer  Übersichtskarte. 
Ein  zweiter  Band  soll  später  die  alten  Nachrichten  über  Jerusalem  und  die 
Klöster  behandeln.  S,  Klein ^23^  jj^fc  dazu  wichtige  Ergänzungen  aus  der 
talmudischen  Literatur,  Thomsen-^*)  selbst  einige  Nachträge  gegeben. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  von  »Canaan  d'apres  l'ex- 
ploration  recente«  hat  H.  Vincent225)  gegeben,  vgl.  u.  Anm.  230. 
In  kürzerer  Fassung  behandelt  den  Stoff  für  weitere  Kreise  das 
ansprechende  Buch  von  P.  Thomsen225ft)  »Palästina  und  seine 
Kultur  in  fünf  Jahrtausenden«,  Nicht  gesehen  habe  ich  die  »Studien 
zur  Geographie  Palästinas,  besonders  im  Neuen  Testament«  von 
J.  Boehmer225?'). 

Obwohl  wesentlich  historisch,  ist  wegen  der  vielfach  neuen 
Gesichtspunkte  bezüglich  der  Entstehung  des  israelitischen  Volks- 
tums und  der  Behandlung  mehrerer  liistorisch-geograpliischer  Fragen 
das  bedeutende  Buch  von  Eduard  Meyer226)  »Die  Israeliten  und 
ihre  Nachbarstämme«   hier  zu  nennen. 

In  Betracht  kommen  die  Abschnitte  »Qades  und  der  Sintd«,  »Die  älteste 
Gestalt  des  Wüstenzuges«,  »Jehova  als  vulkanischer  Feuergott«,  wo  u.  a.  auch 
die  Lage  des  ursprünglichen  Sinai  im  vulkanischen  Gebiet  von  Midian  (s.  o. 
S.  353)  vertreten  wird  (S.  GOf.),  »Die  Aramäer  und  die  Herkunft  der  Israeliten« 
(235 — 49)  und  besonders  das  ganze  Buch  über  »Die  Südstämmc«  (299 — 471) 
mit  einem  Anhang  über  »Die  angeblichen  Länder  Musri  und  Jfclucha  in  Arabien, 
und  das  augebliche  Land  Sm-i  (gegen  Winckler,  s.  u.  Anm.  310). 

G.  Marmicr227)  j^at  seine  »Contributions  <\  la  geographie  de 
la  Palestine«   (GJb.   1899,  220;   190.5,   133,   162)  fortgesetzt. 

Zu  den  früheren  Untersuchungen  über  die  Südgrenze  von  P:dästina  (1897), 
Palästina  und  Syrien  nach  den  Amarnatafeln  (1901/02),  kommen  solche  über 
die  Eroberung  von  Nordpalästina  durch  Josua  (1902),  das  Territorium  Issaschar 
nach  dem  Biich  Josua  (Bd.  XLVI,  1903),  das  aramäische  Ostjordnnland  zur 
Zeit  Davids  (dgl.),  Sir  Alai  in  den  Inschriften  Salnianassai-s  =  Israel  (Bd.  XLIX. 
1903),  die  isniaelitischen  Stämme  (Bd.  XLVIII,   1904)  usw. 

Die  Yerwaltimgsointcilung  in  römischer  Zeit  behandelt  S. 
Krauß228)^   »Die   Grenzen  des  Westjordanlandes  bei  der  Besetzmig 

220°)  RevOrL.at.  XII,  1909,  1—67.  —  221)  Q„.irfStat.  1908.  133—41; 
1909,  138f.,  210—18.  —  221«)  OrionsChristianus  VI,  1907,  238—99.  — 
222)  I.  j>d.  Halle  1907.  142  S.,  1  Taf.  —  223)  ZDPalVer.  1910,  26—40.  — 
224)  Kbenda  41—43.  —  "-25)  1.^.;^  1907.  495  S.,  U  Taf.  OrBibl.  1907,  247.  — 
•-'25«)  Leipzig  1909.  108  S.,  111.  —  225')  ZNeutestWiss.  IX,  1908,  216  —  29.  — 
22C)  Halle  190G.  570  S.  —  227)  KevßtJuiv.  XXXV— XLVIII,  1897  —  1904.  — 
228)  Ebenda  XLVf,   1903,  218— 3(;;  LVI,   1908,  27—41. 


A?ioii,  Pülüstinji.  3f)7 

durcli  die  aus  Ilabel  hoimkclircntlen  Exiilanleri-  J.  Goldlior^-a), 
die  kanaanäischen  Städte  (Lage,  Befestigung  usw.)  nach  den  neueren 
Ausgrabungen  H.  Yincent230)|  über  die  neueren  Ausgrabungen  im 
allgemeinen  referiert  H.  T  hier  soll  ^^i). 

Die  ausführlichen  und  reich  illustrierten  Berichte  beh:indeln:  I.  Megiddo 
(1907,  276—311),  II.  Thaanach  (311—57,  mit  PL),  III.  Z«c7<«  (1908,  3—38, 
mit  K.  u.  PL),  IV.  TM  Zakarija  (349  — G6,  mit  PL),  V.  TeM  es-Sufi  (366—84, 
mit  PL),  YI.  Teil  ed-Dschwleide  (384  —  92,  mit  PL),  VII.  Teil  Sandnhnnna 
(392—413,  mit  PL),  VIII.   Gczer  (1909,  347  —  406,  mit  PL). 

Eine  neue  Karle  des  alten  Palästinas  in  1:GOOOOO  mit  reich- 
haltigem kritischen  Text  (G  S.  Fol.)  hat  R.  Kiepert 232)  geliefert. 
Die  historischen  Wandkarten  von  H.  Fischer  u.  H.  Guthe^ss) 
bg\\\q  von  E.  Gaebler  u.  E.  Oppermann234)^  beide  in  1:200000, 
dann  von  H.  Haack  u.  F.  Burbach^as)  in  1:250000  seien  niu- 
erwähnt.  Über  die  Wandkarte  von  G.  Leipoldt  u.  M.  Kuhnert^ss) 
in  1 :  150000  und  andere,  meist  nicht  speziell  historisch-geographische 
Publikationen,  verweise  ich  auf  den  Bericht  von  0.  Quelle,  GJb. 
1909,  278ff. 

Eine  lebhafte  Diskussion  ist  über  die  aus  dem  Alten  Testament 
bekannte  Redensart,  >das  Land,  da  Milch  toid  Honig  fließt«,  ge- 
fülu-t  worden. 

Daß  Palästina  unseren  Begriffen  von  einem  solchen  Land  nicht  entspricht, 
wird  allgemein  zugegeben.  E.  Nestle ^3")  bat  die  Frage  aufgerollt  und  denkt 
an  Traubenhonig.  Dalman^^S)  macht  sich  die  Erklärung  eines  Einheimischen, 
»alle  Produkte  des  Landes  sind  süß  und  wohlschmeckend  wie  Milch  und  Honig«, 
zu  eigen.  L.  Bauer^^S)  verteidigt  den  wörtlichen  Sinn,  Dalman-*0)  wieder 
seine  frühere  Erklärung,  zu  deren  Stütze  Simonsen-*^)  die  Aggada  ins  Treffen 
führt.  S.  Krauß2*2)  bringt  hierauf  zahlreiche  Belege  aus  der  rabbinischen 
Literatur,  in  denen  auch  Dattelhonig  und  Feigenhonig  eine  Bolle  spielen.  Mit 
einer  Erwiderung  von  Simousen-*'')  schließt  vorläufig  die  Diskussion. 

Die  Frage  der  Änderung  des  Klimas  von  Palästina  seit  dem 
Altertum  ist  neuerdings  von  E.  Huntington ^i*)  aufgerollt  worden, 
welcher  für  periodische  Schw^ankungen  eintritt  und  dem  Altertum 
günstigere  Bedingungen  zuschreibt. 

Bezüglich  der  neuerdings  wieder  viel  behandelten  Rassenfrage 
der  Bevölkerung  von  Palästina  verweise  ich  auf  Meyer  (s.  Anm.  226) 
sowie  die  Berichte  über  Ethnologie  und  Anthropogeographie  im  GJb. 
1909,  184f.  u.  328f. 


229)  .JbJüdLitGes.  IV,  Frankfurt  a.  M.  1906,  169—74:  V,  1907,  278—96, 
mit  K.  —  230)  RevBibl.  1906,  38—66,  210—44,  mit  8  PL  Vgl.  o.  225.  — 
231)  ArchAnz.  (Beibl.  z.  JbDArehlnst.)  1907—09.  —  232)  FormaeOrbisAnt.  VI, 
1911.  _  233)  2.  Aufl.  Leipzig  1905.  —  234)  4,  Aufl.  Leipzig  1905.  — 
235)  Gotha  1907.  —  236)  Dresden  1905.  Ref.  GZ  1906,  536  f.  (Kirchhoff).  — 
237)  MNachrDPalVer.  1902,  42—44.  —  238)  Ebenda  1905,  27—29.  — 
239)  Ebenda  05—71.  —  240)  Ebenda  1906,  81—83.  —  24i)  Ebenda  1907, 
39f.  —  242)  ZDPalVer.  1909,  151—64.  —  243)  Ebenda  1910,  44—46.  — 
2**)  The  Climate  of  Aucient  Palestine.  30  S.  S.-A.  BAmGS  1908.  Dazu 
GZ   1911,  395  f.  (E.  Banse,  ablehnend). 


358        K.  Obcrbumnicr,  Länder-  nnd  Völkorkuntle  der  östlichen  antiken  Welt. 

Bemerkenswert  ist  eine  Notiz  von  W.  Spiegelberg 2*»),  wonach  der  Name 
der  Hebräer  nicht  =  'ibri,  »die  Jenseitigen«,  sondern  =  habim  (Amarnatcxte), 
»die  Umherziehenden,  Beduinen«  im  Sinne  der  seßhaften  Kanaanäer. 

Für  die  Geschichte  des  Verkehrs  ist  bedeutsam  ein  Aufsatz  von 
R.  Hartmann 245«)    Xihev  »Die  Straße  von  Damaskus  nach  Kairo«. 

Zug  der  Straße  im  Altertum,  ihre  Benutzung  in  arabischer  Zeit  und  unter 
der  Frankenberrschaft,  Beschreibung  nach  Jäküt,  die  Poststraße  Baibars',  Ver- 
fall des  Landverkehrs  in  der  Folgezeit  und  Ersatz  durch  den  Seeweg. 

Eine  mir  erst  jetzt  bekannt  gewordene,  für  die  historische  Greo- 
graphie  des  Landes  wichtige  Arbeit  von  S.  Vailhe^^ö^)  über  die 
Klöster  Palästinas  (alphabetisch  mit  zum  Teil  in  das  Altertum  zu- 
rückreichenden Quellennachweisen),  möchte  ich  hier  schon  deshalb 
nachtragen,  weil  sie  an  einer  ganz  außerhalb  des  geographischen 
Gesichtskreises  liegenden  Stelle  veröffentlicht  ist. 

Von  Baedekers 246)  trefflichem  Handbuch,  das  auch  über  die 
wichtigsten  Fragen  der  historischen  Geographie  rasch  und  verlässig 
informiert,  ist  wieder  eine  neue,  erweiterte  Ausgabe  erschienen. 

Als  eine  neue  periodische  Publikation  über  Palästina  erwähne 
ich  das  »Palästina] ahrbuch  des  Deutschen  evangelischen  Instituts 
für  Altertumswissenschaft  des  heiligen  Landes  in  Jerusalem.  Heraus- 
gegeben von  G.  Dalman«247), 

Von  geographischen  Beiträgen  ist  bemerkenswert  V.  Schwöbel^^S)^  »Die 
geographischen  Verhältnisse  des  Menschen  in  der  Wüste  Judci".  (Vorläufer  einer 
größeren  Arbeit). 

Nur  aus  Zitaten  in  Orient.  Bibl.  kenne  ich  die  seit  1904  in 
Jerusalem  erscheinende  Zeitschrift  Ntu  ^mn',  welche  zahkeiche 
topographische  Artikel  enthält,  aus  gelegentlicher  Benutzung  ferner 
die  jüdische  Pubhkation  »Jerusalem,  Jahi'b.  z.  Beförd.  ein.  wiss. 
Kenntnis  des  jetzigen  und  des  alten  Palästina,  herausgeg.  von  A.  M. 
Luncz«   (Bd.  VH,  Jerusalem  1907). 

Eine  fleißige  Zusammenstellung  der  Materialien  über  das  Tote 
Meer  von  den  ältesten  Quellen  bis  zu  den  neuesten  Arbeiten  ent- 
hält die  Programmarbeit  von  K.  Meusburger^^S).  Anderes  hier- 
über und  über  das  Tal  des  Jordan  s.  GJb.   1909,  279. 

In  der  Landschaft  Judäa  konzentriert  sich  die  Forschung  nach 
wie  vor  am  intensivsten  um  das  alte  Jerusalem.  Zusammenfassende 
Werke  hierüber  haben  geliefert  K.  Mommert^so)^  George  Adam 
Smith25i)  und  S.  Merrill252). 

Mommert:  L  Zion  und  Akra.  1901,  393  S.  Ausführliche  Diskussion 
der   verschiedenen    Hypothesen.  —  IL  Das    salomonische   Tempel-    und  Palast- 


245)  OrLitZtg.  X.  1007,  618—20.  —  245«)  ZDMGes.  LXIV,  1910,  Ü65 
bis  702,  —  2454)  RevOrChret.  IV,  1899,  512—42;  V,  1900,  19—48,  272  —  92.  — 
246)  Palästina  und  Syrien.  7.  Aufl.  1910.  —  24?)  Berlin  1905ff.  Ref.  ZDPalVer. 
1907,  220f.;  1908,  307 f.;  1909,  175f.;  1910,  231  ff.  —  248)  Ebenda  III, 
1907,  76—132.  —  249)  Das  Tote  Meer.  3  Teile.  Brixeu  1907—09,  181  S,  — 
250)  Topographie  des  alten  Jerusalem,  I — IV.  I^eipzig  1901 — 07.  —  251)  Jerus:ücm. 
2  Bde.  I>ondon  1907/08.  498  u.  631  S.  mit  111.  u.  K.  Vgl.  OrBibl.  1908, 
194.  —   252)  Ancient  .Jerusalem.     London    1908.     419  S.  mit  K. 


A^'ic'n,  Palästina.  359 

quartier  anf  Moriah.  1903,  306  S.,  ')  Taf.  —  III.  Salomons  Mauerbaii,  die 
Wasserversorgung  Jerusalems,  der  Mauerbau  des  Manasses.  1905,  174  S., 
1  K.  —  IV.  Der  Mauerbau  des  Nehemias,  die  Akra  der  Syrer,  die  Baris 
Antonia,  der  Königspalast  Herodes  d.  Gr.,  die  Agrii)i)amauer  und  Jerusalems 
alte  Gräber.  1907,  340  S.,  2  Taf.  —  Das  Werk  von  G.  A.  Smith  schließt 
sieh  an  dessen  »Historical  Geography  of  the  Iloly  Land«  (GJb.  1899,  220)  au 
und  gibt  eine  ebenso  vorzüglich  (mit  Karten,  Plänen  und  Ansichten)  ausgestattete 
als  inhaltlich  wertvolle  Darstellung  der  Topographie  und  Geschichte  der  Stadt 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Zerstörung  im  Jahre  70  n.  Chr.  Es  ist  wohl 
das  beste,  was  wir  derzeit  über  das  alte  Jerusalem  besitzen.  Ausführliches 
Referat  von  F.  Jeremias  in  Pet.  Mitt.  1909,  LB  537.  Zu  Merrill  s.  Or. 
Bibl.   1908,   193. 

Kartograplüöch  hat  A.  Kümmel 253)  unser  derzeitiges  Wissen 
vom  alten  Jerusalem  verarbeitet  und  einen  ausführlichen  kritischen 
Text  beigefügt. 

Die  »Karte  der  Materialien  zur  Topographie  des  alten  Jerusalem ;<  (1904) 
ist  in  1  :  2500  mit  Schichtlinien  von  je  3  m  Höhenabstand  gezeichnet,  antike 
Topographie  in  Schwarz,  heutige  in  Rot.  Die  Höhenwerte  beziehen  sieh  auf 
den  Felsboden,  geben  also  ein  Bild  des  Geländes  vor  der  ersten  Besiedlung. 
Der  Text  gibt  hierzu  einen  genauen  Quellennachweis  für  die  einzelnen  Höhen- 
punkte und  enthält  außerdem  gründliehe  Studien  über  die  Mauern  der  Stadt 
und  des  Tempelplatzes,  die  Wasserversorgung  der  alten  St.adt,  ihre  Straßen, 
Gebäude,  Gräber  usw. 

Über  Jerusalem  beim  Pilger  von  Bordeaux  (s.  o.  Anm.  203) 
handeln  R.  Eckardt-ö^)  und  K.  Mommert^ss),  über  den  >Raum 
des  Tempels  nach  Estorihap-Parchi«,  einem  spanischen  Rabbiner 
(um  1300),  L.  Grünhut256)^  über  Aelia  imd  das  Lager  der  X.  Legion 
C.  W.  Wilson 257)^  über  das  Jerusalem  der  Kreuzfahrer  P.  Volz^ss). 
»Grabeskirche  (in  Jerusalem)  und  Äpostelkirche  (in  Konstantinopel)« 
behandelt  monographisch  A.  Heisenberg^s^),  hauptsächlich  vom 
kun  stliistorischen  Standpunkt. 

Unter  dem  etwas  anspruchsvollen  Titel  »Jerusalem  sous  teiTe« 
berichtet  H.  V.2ö9a)  über  die  jüngsten  Ausgrabungen  am  Opliel, 
wie  der  Tempelhügel  in  einigen  Bibelstellen  auch  genannt  ynv(\. 
Die  Ergebnisse  sind  wesentlich  archäologisch  und  nur  durch  den 
Nachweis  der  zur  Quelle  Siloah  führenden  Timnelverbindungen  auch 
topographisch  von  Bedeutung. 

Von  Einzelfragen  der  Topographie  kann  ich  nur  die  wichtigsten  kurz 
hervorheben,  so  über  Golgotha  und  das  hl.  Grab  C.W.  Wilson  260)  (Lage  nicht 
zu  erweisen!),  W.  F.  Birch^si)  (auf  Zion  =  Osthügel),  H.  Appel262)  (für  die 
Echtheit  der  Tradition),  E.  Nestle  263^  [golgota  von  den  Evangelisten  verschrieben 
für    gogolta);    über    die  Akra  Ch.  Watson,  J.  M.  Teuz,  Birch  u.  a.^^*);    die 


253)  Materialien  zur  Topographie  des  alten  Jerusalem.  Halle  1906.  198  S., 
K.  in  2  Bl.-Fol.  Ref.  PM  1906,  LB  387.  —  254)  ZDPalVer.  1906,  72—92; 
dazu  E.  Nestle,  ebenda  193ff.  —  255)  Ebenda  177—93;  1907,  212f.  — 
256)  Ebenda  1908,  281  —  90,  Taf.  IH.  —  257)  QuartStat.  1905,  138  —  44,  mit 
PI.  —  258)  PalJb.  III,  1907,  56—71.  —  259)  2  Bde.  Leipzig  1908.  Ref. 
ByzZ  1909,  538—60  (O.  Wulff).  —  259»)  London  1911.  45  S.  mit  zahlr.  Taf,  — 
260)  Quartstat.  1903,  51—63,  140—53,  242—49;  1904.  26—41;  1906,  269 
bis  274.  —  261)  Ebenda  1907,  73—76,  140—47.  —  262)  PalJb.  1907,  17—33.  — 
263)  ZDPalVer.  1905,  40 f.,  150.  —  264)  QuartStat.  1906,  50—54,  mit  PI. 
158,  206—09;   1907,  290—93;  1908,  79—82. 


360        E.  Oberhumincr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

via  dolorosa  G.  Dalman^^a);  Jen  Felscndom  H.  Grcßmann^ßß)  und  Rieh. 
Hartmann266a).  j^q  heiligen  Fels  auf  dem  Moria  (eine  uralte,  vorisraelitische 
Kultstätte)  ß.  Kittel2C7);  die  dritte  Mauer  H.  Vincent268);  den  Teich  Bcthcsda 
E.W.  Masterman269)  und  K.  Mommert^TO^.  (j^u  Urunnen  Hiloah  dcrselbe"^^'); 
das  Tal  des  Kidron  J.  Thoinü-"^^.  Eine  Geschichte  von  Gethsemane  hat  H.V. 
Trusen2"3)  geschrieben. 

Auf  die  wichtige  Arbeit  von  M.  Blanckenhorn^?*)^  »Geologie 
der  näheren  Umgebung  von  Jerusalem«  (mit  Karte  1:10000),  weise 
ich  liier  hauptsächlich  deshalb  liin,  weil  sie  in  dem  Bericht  über 
Asien,  GJb.  1909,  279,  übersehen  worden  zu  sein  scheint.  Über 
die  neueren  englischen  Ausgrabimgen  in  Jerusalem  berichtet  P. 
Thomsen275).  Daß  das  Matth.  26,  32;  28,  7;  Mark.  14,  28;  IG, 
7  genannte  Galilaea  bei  Jerusalem  auf  dem  Ölberg  oder  in  dessen 
Umgebung  zu  suchen  sei,  hat  nach  dem  Vorgang  von  Rud.  Hoff- 
mann276)  neuerdings  A.  Res ch 277)  gezeigt. 

In  der  weiteren  Umgebung  von  Jerusalem  behandelt  F.  Fenn  er  278) 
die  Ortslage  von  Bethanien;  F.  Hagemeyer279)  Gibea,  die  Stadt 
Sauls;  J.  Lepsius280)  Jas  vorsalomonische  Heiligtum  auf  dem  Nehi 
Samwil;  R.  Hart  mann  ^81)  ]\[ehi  Musa.  Über  die  Ausgrabungen 
von  Sellin  u.  a.  in  Jericho  liegen  erst  vorläufige  Mitteilungen  vor, 
so  von  L.  Saad282)^  eine  lange  Reihe  von  solchen  über  Gezcr  von 
R.  A.  St.  Macalistor283)  (ygi.  GJb.  1905,  163).  Über  Teil  cl 
B.esi (Lac]iis)  berichtet,  außer  Thiersch  (Anm.  231),  P. Thorasen^s-t)^ 
über  die  Städte  des  Negeb  (Südlandes)  C.  Haus  er  285).  Eine  Ge- 
schichte von   Gaza  hat  Martin  A.  Meyer286)  geschrieben. 

Samaria.  Über  Sichein  und  Umgebimg  handelt  G.  Hol  scher  287)^ 
über  die  Stadt  Samaria  und  ihre  Verkehrswege  G.  Daiman288)_ 
Zu  dem  Ausgrabungsbericht  über  Teil  Ta'annek  {Thaanach,  GJb. 
1905,  165)  hat  E.  Sellin289)  noch  eine  »Nachlese«  gegeben.  Für 
Teil  el  Mutesellim    [Megiddo,    ebenda)   liegt   jetzt   der   Anfang   des 


•-K5)  PalJb.  II,  1906,  15—26,  mit  PI.  —  266)  Ebenda  IV,  1908,  54—66.  — 
266")  Der  Fesendoni  in  Jerusalem  und  seine  Geschichte.  Straßburg  1909.  73  S., 
5  Taf.  (Zur  Kunstgesch.  d.  Ausl.  69).  —  267)  StudHebräischenArch.äol.  Leipzig 
1908.  1—96.  —  268)  RevBibl.  1908,  182—204,  367  —  81.  —  =69)  ßiblWorld 
XXV,  1905,  88—102.  —  270)  Der  Teich  Bethesda.  Leipzig  1907.  87  S. 
PM  1909,  LB  538.  —  27i)  Siloah.  Leipzig  1908.  96  S.  ZDPalVer.  1910, 
55f.  _  272)  ZDPalVer.  1908,  272—81.  —  273)  Ebenda  1910,  57—97.  — 
274)  Ebenda  1905,  75—120,  Taf.  II  f.  —  275)  MNachrPalVcr.  1908,  54  —  69, 
81—86  (mit  PL).  —  270)  Galiläa  auf  dem  Ölberg.  Leipzig  1896.  —  277)  pas 
Galiläa  bei  Jerusalem.  Leipzig  1910.  55  S.  mit  K.  —  278)  ZDPalVer.  1906, 
151—77,  Taf.  IV  (PI.).  —  279)  Ebenda  1909,  1—37.  —  280)  Das  Reich  Christi 
VI,  1906,  103—34,  mit  K.  —  28i)  MNachrDPalVer.  1910,  65^75.  —  282)  Qlob. 
XCVI,  1909,  9—13,  mit  111.  —  283)  QuartStat.  1904/05  (vierteljährl.,  mit  111. 
u.  PI.);  1907-09  (dgl.);  dazu  L.  Saad  in  Glob.  XCV,  1909,  171  —  74,  mit 
XU.  —  284)  MNachrDPalVer.  1908,  1—13.  —  285)  QuartStat.  1906,  213  bis 
221.  —  286)  iiistorv  of  the  City  of  Gaza.  New  York  1907.  182  S.  — 
287)  ZDPalVer.  1910,  98—106.  —  288)  PalJb.  1906,  27—43,  mit  K.  — 
289)  Dcnks.MvWicn,  phil.  KL,  XLII,  3,  1905,  41  S.,  5  Taf.  Ref.  MNachrD 
PalVer.   lOOü,  2 19  f. 


Asien,   P.'dä-stina.  Stil 

abschließenden  Werkes 290)  ci^yi-  ([[(.  lOö;} — Oö  vom  Deutschen 
Palästinaverein  veranstalteten  Ausgi-abungen  vor.  Der  erste  Band 
des  unter  Redaktion  von  C.  Steuernagel  erscheinenden  Werkes 
enthält  den  Fundbericht  von  G.  Schumacher,  von  dem  auch  die 
Fortsetzung  der  vorläufigen  Ausgrabungsberichte  in  29i)  herrührt. 
Besondere  Erwähnunc(  verdienen  hier  die  vorzüglichen  von  (i.  Schumacher 
aufgenommenen  Pläne:  Umgebung  des  Teil  1:5000  mit  den  römischen  Lagern 
von  el  Ledschan  und  cd  Dscheleme  (neuentdeckt),  der  Teil  in  1:10000,  Detail- 
plane  1  :  100. 

Den  Karmel  hat  E.  Graf  v.  Mülinen'^QS)  zum  Gegenstand  einer 
sehr  eingehenden  Monograjjhie  gemacht,  welcher  eine  Karte  in 
1 :  63360  und  eine  besondere  Skizze  der  Nordwestspitze  in  1 :  41 822 
beigegeben  ist.  Der  Schwerpunkt  der  Arbeit  liegt  im  volkskimd- 
lichen  Teil  und  in  der  topographischen  Einzelbeschreibung. 

Galiläa.  Außer  den  letztgenannten  Örtlichkeiten,  die  in  weiterem 
Sinne  noch  zu  Galiläa  gerechnet  werden  können,  sind  hier  zunächst 
die  freilich  nur  für  Kenner  des  Hebräischen  benutzbaren  »Beiträge 
zur  Geographie  und  Geschichte  Galiläas«  von  Samuel  Klein 293) 
zu  nennen,  eine  Untersuchung  über  die  bei  dem  Synagogaldichter 
Eleasar  Kalir  (9.  Jahrhundert  n.  Chr.)  genannten  Priesterorte. 

Es  »wurden  besonders  die  Angaben  der  talmudisch-midraschischen  Literatur 
herbeigezogen  und  verwertet.  Hierbei  zeigte  es  sich  wiederum,  daß  diese  Lite- 
ratur eine  fast  unerschöpfliche,  noch  immer  nicht  genügend  gewürdigte  Quelle 
für  die  topographische  Erforschung  des  IIl.  Landes,  insbesondere  aber  Galiläas 
ist.  Sie  enthält  nicht  nur  eine  große  Zahl  solcher  Ortsnamen,  die  sonst  bei 
den  zeitgenössischen  Schriftstellern  überhaupt  nicht  erwähnt  sind,  sie  bietet 
auch  eine  Fülle  von  Einzelheiten,  die  teils  zur  topographischen  Bestimmung 
der  einzelnen  Orte,  teils  zur  näheren  Beschreibung  namentlich  der  größeren 
Städte  verwertet  werden  können.« 

An  einem  besonderen  Beispiel  zeigt  S.  Klein 294)^  Jaß  der 
heutige  Name  el-Battof  der  im  Altertum  Äsochis  genannten  Ebene 
schon  in  rabbinischen  Quellen  nachweisbar  ist  und  wahrscheinhch 
im  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  aramäisch  Betöfa  lautete.  Eine  Notiz 
von  E.  W.  G.  Mast  er  man  295)  über  die  Lage  von  Kapernaum 
(=  Tel  Hum)  bringt  nichts  Neues. 

Ostjordanland.  Ein  Ereignis  für  die  geographische  Kenntnis 
dieses  Gebiets  ist  das  Erseheinen  der  von  G.  Schumacher296)  jj^ 
Auftrag  des  Deutschen  Palästinavereins  bearbeiteten  »Karte  des 
Ostjordanlandes«  in  1:63360,  über  deren  Aufnahme  H.  Guthe297) 
berichtet. 

Die  Karte  ist  auf  12  Blätter  berechnet,  von  welchen  bis  jetzt  Blatt  A  5 
und  ß  5  (1909),    das  südliche  Adschlun  (Gilead)  östlich  des  Jordan  und  nörd- 

290)  Teil  el-mutesellim,  L  Leipzig  1908.  Textbd.  192  S.,  1  Taf.;  Tafelbd. 
IV  S.,  50  Taf.  —  29ij  MXachrDPalVer.  1905,  1—26.  81  f.;  1906,  1—70,  mit 
vielen  111.  —  292)  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Karmels.  ZDPalVer.  1907,  1—207; 
1908,  1—258,  Taf.  I/II.  Das  ganze  auch  selbständig,  Leipzig  1908.  349  S., 
2  K.  Ref.  PM  1909,  LB  540.  —  293)  Leipzig  1909.  112  S.  mit  K.  — 
29*)  MNachPalVcr.  1908,  33  ff.  —  295)  QuartStat.  1905,  220—29.  —  296)  Karte 
des  Ostjordanlandes.  Leipzig.  —  297^  MVELeipzig  1909,  35 — 50. 
GeogT.  Jahrbuch  XXXIV".  24 


362        E.  Obcrhiimmcr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

lieh  des  Nahr-ez-Zerka  (Jabbok)  umfassend  und  soeben  (1911)  noch  A4,  das 
nördliche  Adschlun  bis  zum  Unterlauf  des  Jarmuk,  erschienen  sind.  Die  Aus- 
führung (bei  Wagner  &  Debes  in  Leipzig)  in  Chromolithographie  ist  gefällig, 
Gelände  in  brauner  Schummerung,  Gewässer  blau  (Fiumaren  rotbraun),  die 
möglichst  dem  topographischen  Bilde  augep:ißten  Ortszeichen  teils  rot,  teils 
schwarz,  Landesgrenze  grün,  Schrift  und  Verkehrswege  schwarz.  Leider 
tragen  die  beiden  Blätter  keine  Jahreszahl,  was  in  der  Folge  un- 
bedingt nachgeholt  werden  sollte!  Durch  diese  Karte  wird  endlich  die 
Kenntnis  des  Ostjordanlandes  auf  eine  ähnlich  sicliere  Grundlage  gestellt,  wie 
wir  sie  für  das  Westjordanland  seit  1880  durch  die  vom  Palestine  Exploration 
Fund  herausgegebene  Aufnahme  von  C.  R.  Conder  u.  II.  H.  Kitchener  in  gleichem 
Maßstab  besitzen.  Die  Karte  wird  sich  nördlich  bis  zum  großen  Hermon,  öst- 
lich bis  zum  Haurangebirge  erstrecken.  Eine  Einbeziehung  der  südlieh  vom 
Jabbok  gelegenen  Landschaften  Arumon  und  Moab  scheint  leider  nicht  geplant 
zu  sein. 

Nachträglich  erwähne  ich  eine  reich  ilhistrierte  Reiseschilderung 
von  L.  Gautier298)^  (Jer  schon  früher^os)  einen  Ausflug  in  das 
Ostjordanland  beschrieben  hatte.  Die  Römerstraße  von  Kerak  nach 
Madeha  bespricht  G.  A.  Smith 300)^  über  Madeba  selbst  hat  M. 
Metaxakis^''!)  eine  Reihe  von  Aufsätzen  veröffentlicht. 

Phönizien.  »Die  Bedeutiuig  der  Phönizier  im  Yölkerlebeu« 
schildert  "W.  Frhr.  v.  Landau 302).  Die  Geschichte  der  Stadt  Sidon 
behandelt  F.  C.  Eiselen ^03)^  »Bas  Vorgebirge  am  Nahr-el-Kelb  und 
seine  Denkmäler«  H.  Wincklcr^04)^  dje  Topographie  von  Balanaca- 
Leukas  J.  Rouvier^os).  pje  GJb.  1905,  16G  erwähnte  Reihe  von 
Studien  über  den  Libanon  hat  H.  Lammens^oß)  jetzt  in  einem 
zusammenfassenden  Werke  vereinigt. 

1.  Teil.  Archäologie  und  Geschichte  (Einzelfragen).  148  S.  2.  Teil. 
Geographie  und  Ethnographie:  Der  Libanon  in  der  antiken  und  arabisciien 
Literatur.  Die  alten  Völker  des  Libanon.  Die  Maroniten.  Häfen,  Hydro- 
graphie, Klima  usw.     Ortsnamenkunde.     256  S. 

Syrien. 
Hauptsächlich    noch    auf   das  vorgenannte  Gebiet  beziehen  sich 
die   »Notes  de  geogi'aphie  syrienne«   von  H.  Lammens^o?). 

1.  Der  syrische  Distrikt  Gazr.  2.  Der  Libanon  nach  Idrisi  (242 — 49). 
3.  Fränkische  Topographie  des  Libanon  (S.  250 — 71,  zahlreiche  Örtllelikeiteu 
besprochen).     4.  Die  Nosairier. 

Eine  von  Privatleuten  geförderte  amerikanische  Expedition^^s) 
nach  dem  nördlichen  Mittelsyrien  und  dem  Dschebel  Hauran  (1899 
bis  1900)  hat  anscheinend  neben  archäologischen  auch  topographi- 
sche Ergebnisse  gezeitigt,  docli  stehen  die  letzteren  noch  aus. 


298)  Autour  de  la  Mer  Morte.  Le  Globe  XXXIX,  1900,  Mem.  25—157, 
mit  K.  —  299)  Ebenda  XXXIV,  1895,  109—70.  —  ^OO)-  QuartStat.  1004, 
367—77;  1905,  39—48,  148f.  —  3<")  Nea  lubv  I— IV,  nach  OrBibl.  190G, 
228;  1908,  193.  —  '^^-)  Leipzig  1905.  44  S.  (ExOrLux.  I,  4).  —  S"»)  New  York 
1907.  172  S.  (ColUnOrStud.  IV).  —  304)  Leipzig  1909.  28  S.  (Der  alte 
Orient  X,  4).  —  ^os)  KevBibl.  N.  Ser.  I,  1904,  572  —  76.  —  »»ß)  Lc  Liban. 
2  Teile.  Beirut  1906.  —  3°^)  MelFacOrBeyrouth  I,  1906,  239—83.  — 
308)  puhl.  of  an  Amer.  Archaeol.  Exped.  to  Syria  1899/1900.  New  York  u. 
lycidcn. 


Asien,  Palästina,  Syrien.  363 

Von  den  Publicatious'  liegen  bis  jetzt  vor:  Part  II.  Arcliitocture,  von  H,  C. 
Butler.  New  York  1904.  433  S.  —  Part  IV.  Scmitic  Inscriptlons,  von  E. 
Littmann.  New  York  1905.  230  S.  —  Part  VI.  Modem  Arabic  Tales,  von 
E.  Littmann.     Bd.  I,  Leiden   190.'). 

Eine  ähnliche  Veröffentlichung  sind  die  »PubJications-'"^^)  of  the 
Princeton  üniversity  Archaeological  Expeditions  to  Syria  in  1904 
to  1905  and   1909.« 

Die  mir  bis  jetzt  vorliegenden  Hefte  Section  A.  Southern  Syria,  Part  2 
(1910)  und  Section  B.  Northern  Syria,  Part  2—4  (1909/10)  enthalten  teils 
architektonische  (Division  II)  teils  epigraphische  (Division  III)  Aufnahmen.  Erstere 
enthalten  zahlreiche  Aufnahmen,  Piisse,  Pläne  usw.  sowie  eine  Übersichtskarte 
des  südlichen  Haurän  nach  Aufnahmen  von  F.  A.  Norris,   1904/05. 

Über  den  Namen  Suri  (Syiien)  hat  H.  Winckler^ioj  eine  be- 
achtenswerte Untersuchung  geliefert.     Vgl.  S.  356  und  367. 

Die  von  Nöldeke  aufgestellte  Erklärung  des  Namens  Syrüi  als  Abkürzung 
von  Assyria  ist  (nach  W.)  nicht  mehr  haltbar,  die  Einwände  E.  Meyers  (Israe- 
liten 469)  seien  zurückzuweisen.  Der  Name  Suri  erstreckt  sich  in  Überein- 
.stimniung  mit  Strabo  731  von  Mesopotamien  bis  an  den  Halys.  Die  Letiko- 
syrcr  sind  aus  falscher  Etymologie  zu  erkläi'en;  vgl.  dazu  E.  Nestle  •'^'). 

Auch  Über  den  Namen  Kolh]  ^voi'a,  Coelesyria,  hat  W.  Spiegel- 
berg3i2)  eine  neue  Vermutung  aufgestellt. 

In  KoiXt]  stecke  der  ägyptische  Landesuame  Il-r,  vokalisiert  Hoir, 

»Die  älteste  Gescliichte  der  Aramäer«  behandelt  M.  Streck ^^3)^ 
ilu'e  gesamte  historische  Stellung  S.  Schiffer^i^j. 

Aus  dem  Inhalt:  Die  Aramäer  in  den  Keilinsehriften  und  im  Alten  Testa- 
ment. Emporkommen  und  Entwicklung  des  Aramäertums  (seit  dem  14.  Jahr- 
hundert V.  Chr.    von  Mittelsyrien    aus).     Staaten  und  Siedlungen  der  Aramäer. 

Von  Einzelheiten  seien  erwähnt  ein  »Führer  durch  die  Ruinen 
von  Baalhek«  von  0.  Puchstein^is),  dazu  ein  kurzer  Artikel  nlit 
(ungenügenden)  Literaturangaben  von  M.  SobernheimSie^,  über 
Antiochia  der  Art.  »Antakiya«  (reiche  Literatiu-nachweise)  von  M. 
Streck  31'^),  über  die  Römerstraße  von  Antiochia  nach  Ptolemais 
ein  Aufsatz  von  R.  Mouterde^is)^  xiber  Sergiopolis  =  Rusafa  (Resafa) 
eine  vorläufige  Mitteilung  von  F.  Sarre^*^),  über  Hierapolis  = 
Mabog  (j.  Mumbidsch)  ein  (hauptsächlich  archäologischer)  Bericht 
von  D.  G.  Hogartli3i9«).  Über  die  Ausgrabungen  in  Sendschirli 
(GJb.  1896,  336)  liegt  nach  langer  Pause  eine  Fortsetzung  vor. 

Nach  dem  ersten,  1893  ei-schienenen  Heft,  welches  die  Einleitung  und 
Inschriften  nebst  einer  Karte  von  11.  Koldewcy  enthielt,  wurde  1898  das 
zweite  Heft  »Ausgrabungsbericht  und  Architektur«  mit  25  Tafeln  (darunter 
Taf.  28  f.,  Plan  der  Burg  mit  der  Unterstadt),  1902  das  dritte  Heft  und  jetzt 
soeben  (1911)  Heft  4  der  »Ausgrabungen  in  Sendschirli«  (S.  237  —  380,  Taf. 
LXI — LXVII)    herausgegeben.      Es    enthält    den    Bericht    von    F.  v.  Luschan 

309)  Leiden  1909 ff.  Dazu  BvzZ  1909,  278 ff.;  1910,  658 f.  —  3i0)  OrLitZtg. 
X,  1907,  281—99,  345—57,  40'l  — 12.  —  3")  Ebenda  547  f.  —  »12)  Ebenda 
IX,  1906,  106—08.  —  313)  Klio  VI,  1906,  185—225.  —  3i4)  Leipzig  1911. 
207  S.  mit  K.  —  3i5)  Berlin  1905.  40  S.,  2  Taf.  —  3i6)  Enzykllslam  1911, 
564—66,  mit  PI.  —  3i7)  Ebenda  1910,  375—78.  —  3i8)  MelFacOrBeyrouth 
n,  1907,  336—45.  —  3i9)  MonatshKunstwiss.  1909,  95—107,  mit  111.;  vgl. 
PM  1909,  348.   —   319°)  AnnBritSchAth.  XIV,   1907/08,   183—96. 

24« 


364        E.  Oberhiimmer,   Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

über  die  fünfte  Grabung  1902,  die  Bearbeitung  der  Bildwerke  und  Inschriften 
durch  denselben  und  der  Architektur  durch  G.  Jacoby.  Vergleiche  dazu 
D.  H.  Müller ^20)  über  eine  für  die  Anfänge  der  aramäischen  Sprache  hoch- 
wichtige Inschrift.  B.  A.  Mystakides ^^i)^  welcher  der  dritten  Grabung  (1894) 
als  Vertreter  der  Museuni.sverwaltung  in  Koustantinopel  beiwohnte,  hat  seine 
eigenen  Beobachtungen  in  ZivöCiqU  nebst  einem  Bericht  über  die  Reise  dorthin 
nun  unter  dem  Titel  'E:!tioz)]^iovi>iij  'Ey.Sno/irj  veröffentlicht. 

Wegen  der  Hethiter  verweise  ich  wieder  auf  OrBilil.  1904, 
213;   1905,  201;  1906,  212;   1907,  224f.;   1908,   1751 

Ämnrru,  d.  h.  das  Land  der  Amoriter  in  Mittel-  und  Nordsyrien, 
nimmt  A.  T.  Clay^22^  ^\^  Urheimat  der  Semiten  in  Anspruch  und 
^\^I1  damit  der  herrschenden  Annahme  von  der  Beeinflussung  der 
■westsemitischen  Kultur  durch  Babylon ien  entgegentreten. 

Im  Anhang  Erörterungen  über  Ur  der  Chaldäer,  den  Namen  Jerusalem  usw. 

Mesopotamien. 

Eine  eingehende  Untersuchung  der  römischen  Euphratgi-enze 
von  Pompejus  bis  zur  arabischen  Eroberung  hat  V,  Chapot^^S) 
geliefert;  für  die  Einzelheiten  muß  auf  das  Register  verwiesen 
werden.  Die  oft  geschilderten  (Moltke,  Naumann  usw.)  eigentüm- 
lichen Fahrzeuge  auf  dem  Euphrat  und  Tigris  bespricht  mit  Bezug 
auf  Her.  I,  194  K.  T.  Frost324).  Art.  Euphrates  von  Weißbach 
in  Paulys  Realenzykl.  YI,   1195—1215. 

An  der  Grenze  von  Mesopotamien  und  Armenien  bewegt  sich 
das  wichtige  Werk  Amida  von  M.  van  Berchem  und  J.  Strzy- 
gowski^'-is^^ 

Das  Werk  beruht  auf  photographischen  Aufnahmen,  welche  der  französische 
General  L.  de  ßeylie  im  Gebiet  von  Amida,  dem  heutigen  Diarbekr,  ausgeführt 
und  Miß  G.  L.  Bell,  besonders  für  das  Gebiet  des  Hochlands  Tur  Ahdin,  ver- 
vollständigt hat.  Dort  finden  sich  Klosterbauten,  die  zu  den  ältesten  bis  jetzt 
nachgewiesenen  gehören  und  eine  ganz  neue  Vorstellung  von  der  Bedeutung 
des  Klosterwesens  zwischen  Edessa,  Nisibis  u.  a.  im  4.  bis  6.  Jahrhundert  geben; 
sie  sind  von  Miß  Bell  selbst  bearbeitet.  Der  Haiiptteil  des  Werkes  besteht 
aus  der  französischen  Bearbeitung  der  arabischen  Inschriften  und  der  Geschichte 
und  Topographie  von  Diarbekr  durch  van  Berchem  sowie  aus  den  kunst- 
historischen Untersuchungen  von  Strzygowski  über  die  Anfänge  der  christ- 
lichen Baukunst,  die  hier  eine  selbständige  Entwicklung  genommen  und  die 
mittelalterliche  Kunst  Griechenlands  beeinflußt  hat.  In  einem  Anhang  zeigt 
L.  V.  Schröder,  daß  die  durch  H.  Wiucklers  Entdeckungen  in  Boghazköi 
nachgewiesene  arische  Sprache  der  C/iarri  (von  denen  Harrän  benannt  ist)  in 
Nordmesopolnmien  (um  1400  v.  Chr.)  übernLsehende  Übereinstimmungen  mit 
dem  seit  kurzem  in  Ostturkestan  als  Sprache  der  Indoskythcn  nachgewiesenen 
Tocharischcn  aufweist.  Vergleiche  das  Referat  v.  Schröders  im  Anz.  Kais. 
Ak.  Wiss.,  phil.  Kl.,   1910,   140  ff. 

Eine  Gescliichte  der  Ausgrabtmgen  in  Assyrien  und  Babylonion 
gibt  H.  Hilprecht=^2G)      J)[q   älteste  Hauptstadt  Assyriens,  welche 

320)  AnzKaisAkWiss.,  phil.  Kl.,  1911.  Nr.  XXlll.  —  32i)  'H/iFoo?.6yior 
'Ay-zlreg  1908,  224—46.  —  '^"^)  Amurru.  riiihulelpbia  1909.  217  S.  mit  K. — 
323)  BiblKcFr.  XCIX,  1907.  402  S.  mit  K.  —  324)  AnnBritSchAth.  XII, 
190.J/0Ü,  190—95.  —  325)  Heidelberg  1910.  392  S.,  XXIII  Taf.  —  326)  ßx- 
cavations  in  Assyria  and  Babylonia.  Philadelj)liia  1904.  Die  Ausgrabungen 
in  Assyrien   und   Bahylonien.      1.  Teil,  Leipzig  1904.     208  S.  mit  K. 


Asien,  Syrien,  Mesopotamien.  365 

gleich  dem  Stamme  und  dem  Nationalgott  Assi{7'  hieß  und  der 
Landschaft  den  Namen  gegeben  hat,  ist  frühzeitig  durch  die  spätere 
Hauptstadt  Nineveh  verdunkelt  worden  und  war,  da  sie  die  klassi- 
schen Schriftsteller  nur  unter  anderem  Namen  {Kainai  bei  Xen.  an. 
n  4,  28)  erwähnen,  bis  vor  kurzem  kaum  bekannt.  Die  Erforschung 
der  am  rechten  Tigrisufer  unter  35^°  N  gelegenen  Ruinen  hat  seit 
1903  die  Deutsche  Oricntgesellschaft  in  die  Hand  genommen. 

Bis  jetzt  erschienen:  W.  Andrae,  Der  Ann  Adad-Tempel  in  Assuräse«). 
Sonst  vgl.  über  Assur  Paulys  Realenzykl.  II,  1752;  E.  Meyers  Gesch.  d.  Alt. 
2,  Aufl.,  I,  2,  464,  538 f.;  Baedekers  Palästina  7.  Aufl.,  394;  Helmolts  Weltgesch. 
III,  46. 

Die  bisher  kaum  bekannten  Ruinen  von  Hatra  (GJb.  1905,  169), 
etwa  40  km  westlich  von  Tigris  und  80  km  südlich  von  Mosul, 
jetzt  el  Hadr,  einer  Stadt,  die  unter  den  Parthern  (1.  und  2.  Jahr- 
hundert) ihre  Blütezeit  eiiebto  luid  durch  den  Sassaniden  Sapor  I. 
(242 — 72)  zerstört  wurde,  sind  jetzt  durch W.  Andrae ^2?)  abgebildet 
und  beschrieben  worden.  Die  historische  Topographie  der  Land- 
schaft am  Tigris,  kleinen  Zab  und  Dschebel  Hamrin  (Reste  antiker 
Siedlungen  der  assyrischen,  persischen,  hellenistischen,  römischen 
Zeit,  Nachi-ichten  der  klassischen  Schriftsteller)  behandelt  E.  Herz- 
feld328)^  welcher  an  anderer  Stelle ^29)  ein  Programm  für  »Die 
historische  (ireographie  von  Mesopotamien«  überhaupt  entwickelt  hat. 

Zur  Geographie  Bahyloniens  nach  den  keilinschriftlichen  Quellen 
hat  M.  Streck  wieder  mehrere  Beiträge  geliefert,  wozu  auch  oben 
S.  331  zu  vergleichen. 

Der  erste '3")  behandelt  den  Xanieu  des  Laudes  Suprkt,  über  welches  jetzt 
auch  Schiffer  (s.  Anm.  314),  S.  146  —  52,  zu  vereleichen,  und  das  Labbana 
des  Ptol.  V,  18,  ein  zweiter  3"')  den  kassitischen  Namen  Karduniaä  für  Süd- 
babylonien;  in  einer  besonderen  Abhandlung  ^^-)  werden  die  nomadischen  Völker- 
schaften Babyloniens  und  dos  angrenzenden  Elam  aufgezählt  und  nachgewiesen. 

»Die  sumerischen  und  akkadischen  Königsiu Schriften«  liegen 
jetzt  in  Umschrift  und  Übersetzung  von  F.  Thureau-Dangin^ss) 
vor.  >'Sumerier  und  Semiten  in  Babylonien«  betitelt  sich  eine 
besonders  für  die  Kenntnis  des  Rassentypus  dieser  beiden  Be- 
völkerimgselemente  wichtige  Abhandlung  von  Ed.  Meyer ^34).  Be- 
züglich der  bedeutenden  Arbeit  von  W.  "Willcocks  über  die  alten 
Bewässerungsanlagen  am  Tigris  sei  auf  GJb.  1904,  55;  1909, 
281  verwiesen.  Eine  poi)uläre  »Geschichte  der  Stadt  Bahylonc 
hat  H.  Win  ekler  335)  geschrieben,  über  die  Ausdehnung  der  Stadt 
J.  Oppert336),      2u   dem  Werke    »The   Babylonian    Expedition   of 

326«)  Leipzig  1909.  95  S.,  34  Taf.  (10.  wiss.  Veröff.  d.  DOrGes.).  — 
327)  Hatra.  Leipzig  1908.  1.  Teil,  29  S.,  15  Taf.  (9.  wiss.  Veröff.  d.  DOrGes.).  — 
528)  Memnon  I,  1907,  89—143,  217—38.  —  329)  pjj  1909,  345—49.  — 
330)  ZAssyf.  XX,  1906,  456—60.  —  33])  Ebenda  XXI,  1907,  255  —  64.  — 
332)  Keilinschr.  Beitr.  z.  Geogr.  Vorderasiens,  I.  (MVorderasiatGes.  1906,  3). 
44  S.  —  333)  Leipzig  1907.  275  S.  (VorderasiatBibl.  1).  —  334)  AbhAkBerUn 
1906,  125  S.,  9  Taf.  Ref.  KorrBlAnthr.  1907,  99  ff.  —  335)  per  alte  Orient, 
VI,   1.     Leipzig  1904.     48  S.  —   336)  cK  Ac.  Inser.   1903,  011  —  18. 


36G        E.  Oberhumtncr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

the  University  of  Penusylvaiiia<;  (GJb.  1905, 168)  hat  C.  S.  Fislier337) 
einen  Ausgi-abungsbericlit  mit  Plänen  und  Bildern,  A.  T.  Clay^ss) 
eine  topographische  Karte  von  Nippnr  veröffentlicht,  die  ich  nicht 
gesehen  habe. 

In  Babylon  selbst  veranstaltet  seit  1899  die  Deutsche  Orient- 
gesellschaft planmäßige  Ausgrabungen  unter  Leitung  von  R.  K  o  1  d  e  w  e  y. 

Außer  den  »Mitteilungen«,  über  die  ich  aus  dem  o.  S.  349  angeführten 
Grunde  nicht  berichten  kann,  erschien  bis  jetzt  als  erste  Publikation  >Die 
Tempel  von  Babylon  und  Boi-sippa«  von  R.  Koldewey-^^*"). 

Über  Babylon  usw.  in  chinesischen  Quellen  s.  u.  S.  371. 

In  die  arabische  Zeit  Mesopotamiens  führen  uns  eine  Abliand- 
limg  von  G.  Salmon^sö)  über  die  topographische  Einleitung  zur 
Gescliichte  Bagdads  von  Abu  Bal<r  Ibn  Thabit  al  Khatib  al  Bagdädhi 
(1002 — 71  n.  Chr.)  sowie  der  eben  erschienene  Artikel  Baghdad 
(M.  Streck,  R.  Hartmann)  in  der  Enzykl.  d.  Islam  585 — 92, 
ferner  die  Arbeiten  von  General  de  Be3"lie3*o),  E.  Herzfeld ^H) 
und  Paul  Schwarz ^42)  ßber  iSaniaira,  die  glänzende  Residenz  der 
Abbasiden  im  9.  Jahrhundert  (am  Tigris  oberhalb  Bagdad). 

Eeylie  schildert  die  Ruinen,  Schwarz  gibt  eine  Geschichte  und  Be- 
sehreibung der  Stadt  nach  arabischen  Quellen,  hauptsächlich  alJakubi  (891  n.  Chr.), 
Ilerzfeld  vereinigt  beides  mit  einer  Karte  des  anstoßenden  Tigrislaufs  in 
1  :  100000  und  einer  Rekonstruktion  des  Stadtplans  nach  Jakubi. 

Unabhängig  davon  ist  die  Schilderung,  welche  derselben  Stadt 
in  dem  noch  im  Erscheinen  begriffenen  Werke  » Arcliäologische 
Reise  im  Euphrat-  und  Tigiisgebiet«  von  F.  Sarre  u.  E.  Herz- 
feld343)  zuteil  geworden  ist. 

Die  1907/08  ausgeführte  Reise  ging  von  Alei>po  an  den  Euphrat,  dieseu 
abwärts  bis  ed  Deir,  dann  hinüber  nach  Mosul  und  den  Tigris  abwärts  bis 
Basra  mit  Durchquerung  des  Zwischenstromlands  nach  Ilille.  Das  geographische 
Ergebnis  ist  in  einer  farbig  ausgefülirten  Routeukarte  von  E.  Herzfeld  in 
1:200000  in  drei  Blättern  niedergelegt.  Der  vorli(?gende  erste  Band  entliält 
die  Bearbeitung  der  arabischen  Inschriften  durch  M.  v.  Berchem  (1 — 51),  die 
Beschreibung  von  Samnrni  (52  — 109)  und  der  Reiseroute  (110 — 252)  von  Herz- 
feld. Der  zurzeit  noch  niclit  erschienene  zweite  Rand  soll  eine  Reihe  Spezial- 
arbeiten  über  einzelne  Ruinenstätten  enthalten,  der  dritte  Band  vereinigt  das 
gesamte  Bilderinateiial.  Der  Schwerpunkt  liegt  auch  bei  diesem  Werke  in  den 
»Forschungen  zui-  islamischen  Kunst«,  unter  welchem  Titel  dasselbe  den  ei-stcn 
Teil  einer  größeren  Serie  bildet.  Einen  Berieht  über  die  »Reise  in  Mesopo- 
tamien«  mit  Bildern  und  Plänen  hat  F.  Sarre  aueli  in   '^**)  ci-stattet. 

Iran. 
J.  Mar(|uart3*-'')    hat    seine    »Untersuchungen    zur   Geschichte 
von  Eranc  (GJb.   1899,  230;   1905,   169)  fortgesetzt. 

5^^  Excavations  at  Nipj)ur.  2  Teile.  Philadelphia  1905^07.  —  *^'>)  Top. 
Map  from  Nippur.  1905.  OrBibl.  1905,  207.  —  »^s«)  Leipzig  1911.  76  S., 
16  Tat.  (15.  wiss.  Veröff.  d.  DOrGes.).  —  330^  BiblßeHfit.  CXLVIII,  1904, 
206  S.  —  340)  KcvArch.  IV,  9,  1907,  1  —  18,  Taf.  V— X.  —  ='*i)  Samarra. 
Berlin  1907.  92  S.,  8  Taf.  —  ^42)  ^jc  'Abbasidenresidenz  Samarra.  Leipzig 
1909.  42  S.  —  343)  ji^i  u.  III.  Berliu  1911.  252  S.,  2  K.;  XI  S., 
120  Taf.  —  34<)  ZGcsE  1909,  423—39,  Taf.  8.  —  345)  n.  phüologus  Suppl.  X, 
1907,   1—258. 


Asien,  Mesopotamien,  Irau.  367 

Aus  iler  wie  die  frühcien  Arbeiten  des  Verfassers  von  staunenswerter  Ge- 
lehrsamkeit zeugenden  Samnilunj;  sind  für  uns  von  Wichtigkeit:  2.  Alexandere 
Marscli  von  Persepolis  nach  ITerat,  19—71.  —  3.  TlaQaynä&Qag ,  TlaQonaviaäliai, 
Paradüta  (Alburz  und  Hindukusch),  71 — 77,  —  4.  Über  einige  skythisch- 
iranische  Völkernamen,  77  —  9(j  (wesentlich  sprachwissenschaftlich).  —  b.  Über 
einige  Inschriften  aus  Kappadokicn,  90  — 126  (Name  des  Volkes  persisch  Katpa- 
tuka,  den  Griechen  seit  dem  5.  .Tahrlumdert  bekannt;  diese  bezeichneten  die 
Bevölkerung  des  Landes  früher  als  2vqioi\  der  Name  Aevxöavooi  ist  volks- 
etymologisehes  Mißverständnis;  scharfe  Polemik  gegen  Wincklers  o.  Anm.  310 
besprochene  Theorie). 

Eine  zusammenfassende  »Geschichte  der  Meder  imd  Perser  bis 
ziu"  makedonischen  Eroberung«  hat  J.  V.  Präsek^iö)  geschrieben 
(unznlängHch  nach  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  2.  Aufl.,  I,  2,  810). 

Ethnographisch  wichtig  die  Abschnitte  ^  2.  Die  Protoiranier  und  die  Proto- 
meder  (vorarisehe  Bevölkerung).  §  3.  Die  Arier  (die  medischen  Arier  sind  am 
nächsten  mit  den  Baltoslawen  verwandt).  g  5.  Das  Reich  Ararnt  und  die 
Chalder  (die  Frage  ihrer  Nationalität  noch  nicht  gelöst).  §  8.  Die  KimmeHer 
(die  K.  sind  Arier).  §  11.  Die  Ski/tlieti.  g  30 f.  Das  Skythenland  und  der 
Skythenzug  des  Dareios. 

Eine  der  ^^^chtigsten  Quellen  altpersischer  Geschichte,  »Die 
Keilinschiiften  der  Achämeniden«,  ist  jetzt  durch  die  Ausgabe  von 
F.  H.  Weißbach s*")  in  Umschrift  und  Übersetzung  allgemein  zu- 
gänglich gemacht. 

Ein  monumentales  Werk  über  die  Denkmäler  aus  alt-  und 
mittelpersischer  Zeit  hat  kürzlich  F.  Sarre  mit  E.  Herzfeld 3*8) 
herausgegeben,  ein  ähnhches  AVcrk  von  F.  Sarre S'*»)  über  .> Denk- 
mäler persischer  Baukunst«  (aus  mohammedanischer  Zeit)  ist  noch 
im  Erscheinen  begriffen. 

Während  die  zweite  Publikation  wesentlich  kunsthistorische  Bedeutung  hat, 
sind  die  »Iranischen  Felsreliefs '^  wegen  der  vorzüglichen  Reproduktion  antiker 
(achämenidischer  und  sassanidiseher)  Denkmäler  auch  topographisch  wichtig. 
Besonders  hervorzuheben  sind  hier  die  neuen  Aufnahmen  von  Persepolü  und 
Pasargadai.  Von  den  beiden  Karten  dient  die  eine  zur  Übei-sicht,  die  andere 
enthält    den  Versuch  einer  Rekonstiiiktion  der  >S'a?ra/jic?ieiiiteilung  des  Dareios. 

Von  den  großen  durch  J.  de  Morgan  u.  a.  herausgegebenen 
Publikationen  ülDcr  die  französischen  Forschmigen  in  Persien,  über 
welche  zuletzt  GJb.  1905,  169  berichtet  wiu-de,  sind  weitere  Fort- 
setzungen erschienen. 

Delegationen  Perse.  Bd.  VII.  Recherches  archeologiques.  1905,215  8., 
30  Tat.  (OrBibl.  1905,  18C).  Bd.  VIII.  Desgl.  1905,  348  S.  (ebenda  1906, 
196).  Bd.  V  u.  IX.  Textes  olamites-anzanites.  Von  V.  Seh  eil.  1904—07, 
116  S.,  17  Tai;  233  S.  Bd.  VI  u.  X.  Textes  elamites-semitiques.  Von  V. 
Scheil.  1905—08,  128  S.,  24  Taf.;  94  S.  —  Mission  scientifique  en 
Perse.  Bd.  V.  Etudes  linguistiques  (kurdische  und  nordpersische  Dialekte).  1904, 
325  S.,  2  Taf.  (OrBibl.  1904,  189).  Über  Bd.  III,  1  (geologisch)  s.  GJb.  1909, 
283. —  Weitere  Literaturnachweise  s.  OrBibL  1905,  186;  1907,205;  1908,  159. 

Paul  Schwarz 350)  hat  seine  Studien  über  »Iran  im  Mittelalter 
nach  den  arabischen  Geographen«   fortgesetzt. 


3^6)  2  Bde.  Gotha  1906—10.  —  347)  Leipzig  1911.  LXXXIV  u.  160  S. 
(VorderasiatBibl.  3).  —  3*8)  iranische  Felsreliefs.  2  Bde.  Berlin  1910.  277  S., 
51  Taf.,  2  K.  -  349)  Lief.  1—7.  Berlin  1901  —  10.  —  350)  j.^  Leipzig  1896, 
42  S.;  II.  (=  Stübcs  Quellen  u.  Forsch.  Bd.  III),   1910,  43—109,  mit  K. 


368        E.  Oberhniiiiner,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Die  schon  früher  \'iel  erörterte  Streitfrage  über  die  Lage  von 
Fasargadai  (GJb.  1896,  339)  ist  neuerdings  von  E.  Herzfeld  35i) 
erörtert  worden,  welcher  mit  archäologischen  und  sprachlichen 
(rründen  für  Meshed  i  Murghab,  nördlich  von  Persepolis,  eintritt. 
Aus  Paulys  Realenzykl.  seien  die  Art.  Elymais  von  Weißbach 352) 
und  Gedrosia  von  Kießling^^S)  hervorgehoben.  Dem  Klima  Irans 
im  Altertum  hat  endlich  E.  Huntington ^54)  ein  Kapitel  seines 
Buches  gewidmet  und  kommt  auch  hier  zu  dem  Schluß  einer  zu- 
nehmenden Anstrocknung. 

Indien. 

Mehl"  noch  als  im  letzten  Absclmitt  muß  ich  mich  hier  und 
in  den  folgenden  Kapiteln  auf  die  Beziehungen  dieser  Länder  zum 
klassischen  Altertum  beschränken.  Die  gewaltige  Vergangenheit 
der  Süd-  und  ostasiatischen  Völker  als  solche  liegt  außerhalb  des 
Rahmens  dieses  Berichts  wie  auch  der  Spezialstudien  des  Bericht- 
erstatters. Die  wichtigsten  mit  der  Erdkunde  in  Beziehung  stehenden 
Publikationen  werden  ohnehin  in  den  Berichten  über  Länderkimde 
Asiens  besprochen;  im  übrigen  sei  auf  die  OrBibl.  verwiesen. 

F.  L.  Pulle  355)  iiat  seinem  bedeutenden  AVerk  über  die  alte 
Kartographie  Indiens  (frJb.  1905,  169 f.)  einen  zweiten  Teil  folgen 
lassen,  der  das  Mittelalter  und  die  Frührenaissance  behandelt. 

Ausgehend  von  den  europäischen  Mönchskarten,  dei'en  eine  Anzahl  im 
Text  abgebildet  werden,  bespricht  der  Verfasser  die  Erweiterung  der  Kenntnis 
von  Asien  im  12.  bis  14.  Jahrhundert,  darunter  auch  die  Vorstellungen  Dantes 
von  der  östlichen  Hemisphäre  (66 — 72  mit  Zeiclinung  Taf.  E),  sodann  die 
Portulankarten,  unter  denen  die  katalanischen  Karten  als  besondere  Gruppe 
vergleiclieud  untersucht  werden.  In  einem  umfangreichen  Anhang  handelt  der 
Verfasser  über  zwei  italienische  Versionen  des  Image  Mumli,  M.  Longhena 
über  Indien  in  den  enzyklopädischen  Werken  des  Benzo  d' Alessandria,  Ivicobaldo 
da  Ferrara  und  der  Orbis  Dcscriptio  sowie  über  die  Reisen  des  Girolamo  Aderno 
und  Girolamo  da  S.  Stefano,  endlich  Pulle  über  eine  bisher  unbekannte,  für 
die  zeitgenössische  Geographie  Asiens  sehr  interessante  Reisekarte  Asiens  aus 
dem  15.  .Jahrhundert  im  Vatikan.  Die  photographische  Reproduktion  dieser 
Karte  in  einhalb  des  Originals  bildet  zugleich  das  erste  Blatt  der  Kartenbeilage, 
dann  folgen  Reproduktionen  der  katalanischen  Weltkarten  aus  der  Palatina  in 
Florenz  und  der  P^steuse  in  Modena.  Die  ganze  Arbeit  ist  nicht  nur  für  die 
Geschichte  der  Geographie  Indiens,  sondern  für  das  Studium  der  mittelalter- 
lichen Kartographie  überhaupt  von  großer  Bedeutung. 

Bezüglich  der  Fortschritte  des  Archeological  Survey  of 
India  und  verwandter  Publikationen  verweise  ich  \\aeder  auf  OrBibl. 
1905,  157f.;  1906,  164f.;  1907,  1711".;  1908,  133.  Die  Ge- 
schichte Indiens  von  Vinc.  A.  Smith^sß)  (600  v.  Chr.  bis  zur 
mohammedanischen    Eroberung)    ist    in    neuer   Auflage    erscliienen. 


351)  Klio  Vlll,  1908,  1  —  68,  mit  K.  Ref.  PM  1910,  I,  162.  —  =>")  V, 
2458—67.  —  353)  VI,  895—903.  —  »54)  xhe  Pulse  of  Asia  1907,  315—28.  — 
•"S)  La  cartografia  antica  dell'  India.  P.  II  (StudiltFillndoIran.  .5).  Florenr 
1905.  139,  22,  23,  56,  47  S.,  6  K.  —  "«)  Tlie  Karlv  Historj-  of  India. 
2.  Aufl.     London   1908.      »62  S.   mit  K, 


Asien,  Iran,  Indien,  Ostasien.  369 

Über  die  alten  Ortslagcn  und  Ruinen  der  NW- Grenzprovinz  und 
Belutschistans,  darunter  auch  des  aus  dem  Alexanderzug  bekannten 
Aomos,  berichtet  M.  Ä.  Stein 357)j  den  Art.  Ganges  hat  für  Paulys 
Realenzykl.  YI,  703 — 07  Kießling  geliefert.  Über  seine  Aus- 
grabungen in  Prome  (Birma)  berichtet  General  de  Beylie^^S) 

Für  Ceylon  ist  jetzt  die  Hauptquelle  füi-  die  alten  Denkmäler 
die  Archaeological  Survey  of  Ceylon,  deren  Inhalt,  wie  über- 
haupt die  Literatur  über  diese  Insel,  OrBibl.  1904,  182;  1905, 
180f.;   1906,   189;   1907,   197;   1908,   152   verzeichnet. 

Ostasien. 

Eine,  wie  man  sich  auch  zu  den  Ergebnissen  stellen  mag,  jeden- 
falls sehr  bedeutende  Veröffentlichung  liegt  uns  vor  in  den  -Re- 
searches  on  Ptolemy's  Geography  of  Eastern  Asia,  Further  India 
and  Indo-Malay  Archipelago«  von  Col.  G.  E.  Gerini  ^soj. 

Verfasser  hat  seine  Studien  lange  .Jahre  hindurch  in  Hinterindion  sellist 
betrieben  und  bereits  im  JRAsiatS  III,  1897,  551  —  77  eine  Studie  über  die 
ptolemäische  Geographie  von  Hinterindien  veröffentlicht,  welche  hier  als  .>Prc- 
liminary  Remarks«  wieder  abgedruckt  ist.  Diese  Studie  enthält  die  Grund- 
linien seines  Systems  für  Identifikation  ])tolemäischer  Ortsnamen,  indem  zu- 
nächst nachzuweisen  versucht  wird,  daß  das  Ptol.  VII,  2,  6  genannte  Akadra 
dem  Hafen  Hatien  an  der  Küste  von  Kambodscha  entspreche  und  der  Fehler 
der  Längenbestimmung  nun  als  Schlüssel  für  die  übrigen  Längenberechnuugen 
des  Ptol.  verwendet  wird.  Der  weitaus  umfangreichere  Teil  des  Buches  enthält 
einen  gelehrten  Kommentar  zu  den  vom  Verfasser  vei"snchten  Identifikationen, 
welche  übrigens  in  einigen  Hauptpunkten  {Chrysc  =  Malakka,  Jabadiu  = 
Sumatra,  KaUigara  --=  Hangtschou  usw.)  mit  den  schon  bisher  meist  üblichen 
übereinstimmen,  vorläufig  jedoch  nur  für  Hinterindien  und  Indonesien.  Der 
China  und  Innerasien  betreffende  Teil  soll  in  einem  weiteren  Bande  behandelt 
werden.  Von  den  beigegebenen  Karten  enthält  die  eine  eine  synoptische  Dar- 
stellung von  Hiuterindien  und  Indonesien  nach  den  griechischen,  arabischen 
und  chinesischen  Quellen,  die  andere,  aus  JRAsiatS  1897  wiederholt,  Ostasien 
nach  Ptol.,  dessen  Zeichnung  (in  Rot)  mit  dem  heutigen  Kartenbild  in  Verbindung 
gesetzt  ist.  Im  Kommentar  steckt  eine  gewaltige  Menge  von  Arbeit  und  Material, 
darunter  gewiß  viel  Nützliches,  das  aber  hier  nicht  auf  seinen  Wert  geprüft 
werden  kann.  Hinter  den  Versuch,  die  Irrgänge  der  antiken  Geographie  eines 
so  fernen  Gebiets  nach  einer  mathematischen  Formel  aufzulösen,  wird  man  aber 
noch  ein  großes  Fragezeichen  machen  dürfen.  Das  meines  Erachtens  größte 
Rätsel  der  ptolemäischeu  Weltkarte,  der  sonderbare  Einfall  (wohl  des  Marinus), 
die  Ostküsie  Chinas  von  Hinterindien  nach  S  statt  nach  N  laufen  zu  lassen, 
um  so  die  theoretisch  postulierte  Geschlossenheit  des  Indischen  Ozeans  darzutun, 
wird  in  seinem  letzten  Grunde  auch  durch  diesen  Lösungsversuch  nicht  auf- 
geklärt. Denn  daß  Kattigara  in  China  zu  suchen  ist,  daran  möchte  ich  doch 
trotz  entgegenstehender  Meinungen,  denen  auch  Berger  (Gesch.  2.  Abt.,  607 f., 
027  f.)  zuneigt,  festhalten. 

Die  teils  widerspruchsvollen,  teils  doch  eine  für  die  damaUge 
Zeit  überraschende  Kenntnis  des  fernen  Ostens  verratenden  Angaben 
des  griechischen  Geographen  müssen  eine  besondere  Anziehungskraft 

357)  Report  of  Arch.  Survey  Work  etc.  Peshawar  1905.  56  S.,  6  Taf. 
Näheres  in  OrBibl.  1905,  158.  —  35»)  RevArch  IV,  9,  1907,  193  —  225, 
Taf.  XI— XIV.  —  359)  Asiat.  Soc.  Monogr.,  I.  London  1909.  945  S.,  2  K., 
11  Tab.     Ref.  PM   1910,  II,  304  f.  (P.  Teleki). 


370        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

auf  die  heutigen  Erforscher  dieses  Gebiets  ausüben.  So  liat  nicht 
nur  R.  Martin  ^60)  in  seinem  großen  Werke  die  antiken  Angaben, 
besonders  des  Ptolemäus,  über  Malakka  und  deren  neuere  Erklärungs- 
versuche zusammengestellt,  sondern  auch  W.  Yolz^eij  in  einer 
Studie  über  »Südostasien  bei  Ptolemäus«  eine  neue  Hypothese,  wie 
er  sie  selbst  vorsichtig  bezeicliuet,  vorgebracht. 

Seinen  Ausgangspunkt  liilden  die  I]aru^ai',  nacli  Ptol.  VII,  2,  28  fünf 
Inseln  westlich  von  Chiyse,  deren  Namen  V.  in  einer  als  Baras  bezeichneten 
Unterschicht  der  Battakbevölkerung  und  auf  Mentawci  wieder  erkennt.  Die 
Beziehung  auf  die  Inseln  westlieh  von  Sumatra  ist  übrigens  nicht  neu  und 
wird  u.  a.  schon  von  H.  Kiepert  in  seinem  »Atlas  antiquus<<  vertreten,  s. 
Tomaschek  in  Paulys  ßealenzykl.  III,  34f.  Chryse  ist  nach  V.  Malakka  und 
Sumatra,  der  Daona,<iß)iß  =  Mekong,  Jabadiu  =  Java,  die  Ostküste  des  »Großen 
Meerbusens<:  =  Luzon,  Palawan  und  Borueo.  Hierdurch  wird  er  jedoch  genötigt, 
das  Land  der  Sinai  nicht  in  Cliina,  sondern  mit  Bezug  auf  die  Ptol.  VIII,  27 
(nicht  26),  12 f.  angegebene  Tagesdauer  für  Sinai  und  Kattigara  im  tropischen 
Indonesien  zu  suchen.  Hierin  wird  man  ihm  mit  Rücksicht  auf  die  Tatsache, 
daß  schon  das  Thinai  im  Peripl.  d.  Erytlir.  Meeres  64  zweifellos  auf  China 
zu  beziehen  ist  imd  auch  die  sonstigen  Angaben  des  Ptol.  (Lage  zu  Indien  und 
dem  Land  der  Sererj  auf  dieses  I,aud  weisen,  wohl  kaum  beistimmen  können. 
Denn  die  Angabe  über  die  Tagesdaucr  beruht  sicher  nicht  auf  Beobachtung, 
sondern  ist  nur  aus  der  geographischen  Breite  erschlossen,  bezüglich  deren  sich 
eben  Ptol.  in  einem  rätselhaften  (s.  o.)  Irrtum  befand.  Im  übrigen  stimmen 
wir  dem  Verfasser,  der  am  Schluß  eine  dankeuswcrte  Übersetzung  des  ein- 
schlägigen Abschnitts  der  rstoyQaqnxr]  'Yfpt'jy)]cjig,  für  den  wir  leidei*,  solange 
die  Pariser  Ausgabe  unvollendet  ist,  noch  immer  keinen  kritischen  Text  besitzen, 
beifügt  und  auf  einer  Tafel  das  ptolemäische  Kartenbild  mit  dem  heuligen  ver- 
gleicht, gerne  bei,  wenn  er  sagt:  »Die  Verscliiedenheit  der  bisherigen  Deutungen 
erweist,  daß  jeder  Pekonstruktionsversuch  hypothetisch  bleiben  muß.«  Die  mit 
der  Sicherheit  der  eigenen  Überzeugung  auftretenden  Schlußfolgerungen,  mit 
denen  Gerini  (s.  o.)  operiert,  können  wolil  für  den  Autor  selbst,  müssen  aber 
nicht  für  andere  zwingend  sein. 

Das  Werk  von  J.  Hallberg^eaj.  »L'extreme  Orient  dans  la 
litterature  et  la  cartographie  de  l'occident  des  XIII.,  XIV.  et 
XV.  siecles«  liegt  zwar  der  Hauptsache  nacli,  wie  schon  der  Titel 
besagt,  außerhalb  unseres  Rahmens,  muß  aber  doch  hier  erwähnt 
werden,  da  viele  der  in  alphabetischer  Folge  behandelten  Namen 
bereits  dem  Altertum  angehören.  Noch  weiter  entfernt  sich  von 
unserer  Aufgabe  das  für  die  historische  Geographie  Ostasiens  hoch- 
bedeutsame Werk  des  Grafen  Paul  Teleki^esj^  bezüglich  dessen 
ich  daher  nur  auf  die  Anzeigen  von  H.Wagner^^*)  undO.Nachod^ß^) 
venveiso. 

Verschiedene  Fragen  der  historischen  Geographie  des  fernen 
0.stens  behandelt  E.  Blochet^ee). 

Bd.   13.    Älbracca    bei  Boiardo    und  Ariosto  Orl.  I,  79    wahrscheinlich 
Acbalec  des  Marco  Polo  (II,  43  Yule).     Das  Land  Tliarsr  bei  Haithum;   Fo-Ii» 


36<')  Die  Inlandstämme  der  Malaiischen  Halbinsel.  Jena  1905.  S.  88  bis 
100,  mit  K.  —  3C1)  GZ  1911,  31—44,  Taf.  1.  —  ^«2)  Göteborg  1907.  573  S.  — 
•'*')  Atlas  zur  Geschichte  der  Kartograjdiie  der  Japanischen  Inseln.  Budapest 
1909.  —  36^j  PM  1909,  318^20.  —  3«^)  ZGesK  1910,  196—204.  -  306,  i>ev. 
OrChr(-t.   Xllf,   1908,  346—66;  XIV,    1909,   71-89. 


Asien,  Ostasicii,  Iiincrasien.  371 

=  'Pojfii^  (s.  u.).     Bd.  14.    Ta-Tlm)i    —   t)  uj'ot  ^Lvoia    (s.  u.).      Feldzüge    der 
Mongolen  nach  Iran  und  Rußland. 

Blocket ^ß'^)  verdanken  wir  ferner  eine  geleiirte  Abhandlung 
über  Babylon  bei  den  chinesischen  Gesehichtschreibern ;  die  Unter- 
suchungen bescliränken  sich  nicht  auf  diese  Stadt,  sondern  erstrecken 
sich  über  ganz  Yorderasien  einschließlich  Iran. 

Die  auch  von  Blochet  (s.  o.)  berühile  Frage  der  Gleichsetzung 
von  Fu-lin  der  chinesischen  Historiker  des  7.  und  (S.  Jahrhunderts 
mit  KonstmitinojM  (=  iiohf),  worüber  E.  Oberhummer  Con- 
stantinopolis  3  (=  Paulys  Rcalcuzykl.  IV,  967)  und  GJb.  1899, 
206  f.  die  bis  dahin  geäußerten  Ansichten  kurz  zusammengefaßt 
liat,  ist  neuerdings  anläßlich  einer  zum  alten  Standpunkt  zurück- 
kehrenden Bemerkung  von  E.  Chavannes^''^)  durch  eine  Abhand- 
lung »The  Mystery  of  Fu-lin <-  von  F.  Hirth^''^^  wieder  aufgerollt 
Avorden. 

Hirth  erörtert  den  I.autwert  des  chinesischen  Namens,  dessen  Vorkommen 
lind  die  Quellen  der  Information,  die  Sprache  von  Fu-lin  nach  den  Namen  der 
von  dorther  bezeugten  Erzeugnisse  usw.  und  kommt  wie  fri\her  zu  dem  Schlüsse, 
daß  Fu-lin  nicht  =  Konstantinopel,  sondern  =  Ta-t-n'in  der  iUtcren  Quellen  = 
Syrien  sei.  Neu  ist  die  von  Hirth  als  möglich  bezeichnete,  allerdings  unwahr- 
scheinlich klingende  Beziehung  auf  Bethlehem  als  Geburtsort   Christi. 

Innerasieu. 
Die  früher  von  Richthofen,  Hirth,  Tonia.schek  u.  a.,  denen 
auch  Vidal  de  la  Blache370)^  »ivfote  siu-  l'origine  du  commerce 
de  la  soie  par  voie  de  mer«,  anzureihen  ist,  behandelte  Frage  der 
alten  Seideyistraßen,  worüber  mein  Bericht  GJb.  1896,  341  f.;  1899, 
206 f.,  231  zu  vergleichen,  wird  diu'ch  eine  weitausgi-eifende  Unter- 
suchung  von  A,  Herrmaun^'^^)   in  ein  neues  Fahrwasser  gelenkt. 

Ausgehend  von  einer  historischen  Besprechung  der  Frage,  den  Quellen  und 
deren  neueren  Bearbeitungen,  werden  in  dem  vorliegenden  ersten  Teil  zunächst 
die  chinesischen  Quellen,  hauptsächlich  das  Gesehichtswerk  des  Ssö-ma  Ts'ien 
(fSS  V.  Chr.),  von  dem  E.  Chavannes  seit  1895  eine  neue  Übersetzung  er- 
scheinen läßt,  und  die  Aimalen  der  Handyuastie  (200  v.  Chr.  bis  220  n.  Chr.) 
einer  eingehenden  Prüfung  unterzogen  und  die  Ergebnisse  hieraus  für  die  Geo- 
graphie Zentralasiens,  besonders  den  Verlauf  der  Straßenlinien,  systematisch 
verarbeitet.  Eine  Karte  (1  :  ö  Mill.),  die  auch  in  Pet.  Milt.  1911,  I,  Taf.  4  er- 
schienen ist,  veranschaulicht  die  alten  Handelsbeziehungen  zwischen  China  und 
den  iranisch-turanischen  Ländern  in  den  beiden  Jahrhunderten  vor  und  nach 
Beginn  unserer  Zeitrechnung  (chinesische  Angaben  blau,  griechische  rot);  eine 
Nebenkarte  zeigt  das  Iluinengebiet  bei  Chotan.  In  dem  später  folgenden  zweiten 
Teil  sollen  diese  Untersuchungen  auf  West-  und  Südasien  ausgedehnt,  in  einem 
dritten  die  Angaben  des  Marinvs  bzw.  Ptolemäus  geprüft  werden.  Über  letztere 
finden  sich  vorläufige  Mitteilungen  in  des  Verfassei^  '^''^)  Aufsatz  »Zur  alten 
Geographie  Zentralasiens«,  welelier  die  Hauptergebnisse  seiner  Untersuchungen 
kurz  zusammenfaßt. 


367)  RevOrChret.  XV,  1910,  282—300,  350—64.  —  3««)  T'ouug-pao  1904, 
37.  _  369)  Leipzig  1910.  31  S.  S.-A.  JAmOrS  XXX,  1909.  —  "O)  cR 
Ac.  Inser.  1897,  520 — 27.  —  ^71)  dj^  alten  Seidenstraßen  zwischen  China  und 
Syrien.  I.  Abt.  Berlin  1910.  130  S.  mit  K.  (Sieglins  Quellen  u.  Forsch. 
XXI).  —   "2)  pM   1911,  i^   12—15. 


372        E.  Oborhiimmcr.  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Die  Frage  der  Grleichsetzung  der  Hking-nu  mit  den  Hunnen, 
welche  durch  F.  Hirth  (GJb.  1905,  171)  erledigt  schien,  ist  neuer-, 
dings  wieder  diskutiert  worden.  Gegen  J.  W.  Kingsmill^vsj  ver- 
teidigt F.  Hirth 3'^*)  seine  Gleichung  mit  neuen  Beweisen  aus 
chinesischen  Quellen,  und  K.  Nomäti  bringt  in  einer  zuerst  ungarisch, 
dann  deutsch  unter  dem  Titel  »Die  historisch-geographischen  Be- 
weise der  Hiung-nu  =  Hun-Identität«  erschienenen  Schrift  3'^^)  un- 
abhängig davon  aus  abendländischen  Quellen  weiteres  Material  hier- 
für bei. 

Bei  Strabo  XI,  516  liest  man  seit  Tzsuhucke  fis)^oi  SrjQwv  y.ai  4>Qvvon', 
obwohl  die  Handschriften  übereinstimmend  ^ai'vcov  bieten,  s.  Strab.  reo.  Kramer 
II,  472,  A.  8.  Die  Emendation  beruhte  auf  Dicu.  Per.  752  und  dessen  Kom- 
mentatoren, wo  die  Lesarten  fpQovvoi,  (Pgvvot,  (pQovQot,  'Pavgoi  schwanken, 
s.  Geogr.  Gr.  Min.  reo.  C.  Müller  II,  151  z.  St.  Nach  Hist.  Mise.  XII,  13 
silvestres  hornines  qnos  nonmiUi  Faunos  Phicarios  vocant  scheint  tatsächlich 
<Pavvot  oder,  wie  ein  Rezensent  in  Byz.  Zeitschr.  1910,  644  bemerkt,  ^ovvoi 
die  ursprüngliche  Lesart  zu  sein.  Bei  Plin.  u.  h.  VI,  55  werden  Thuni  et 
Focari  genannt,  wofür  jedoch,  was  N.  entgangen  zu  sein  scheint,  der  Cod. 
Riccard.  Chuni  bietet.  Da  bei  Dion.  Per.  Tochari  Phrvnique  genannt  werden, 
scheint  bei  Plin.  ursprünglich  Chuni  et  Tocari  gestanden  zu  haben.  N.  zieht 
für  seine  Beweisfühnmg  außerdem  noch  die  Hieronymuskarte  (Miller  Mappaem.  III) 
und  die  gotische  Tradition  über  den  Ursprung  der  Hunnen  heran. 

Die  alten  Nachrichten  über  das  westhche  Tibet  bespricht  A.  H. 
Francke376).  Gegen  die  Annahme  von  S.  Levi^'^''),  daß  das 
Kharostra  der  Sanskrittexte  nach  chinesischen  Quellen  =  Kaschgar 
bzw.  Turkestan  sei,  wendet  sich  0.  Franke ^'Sj.  Von  dem  Buche 
von  F.  V.  SchAvarz379)  über  Alexanders  d.  Gr.  Feldzüge  in  Tur- 
kestan (GJb.  1897,  340)  ist  eine  anscheinend  unveränderte  Neu- 
ausgabo erschienen,  welche  A.  Janke^^f*)  neuerdings  besprochen  hat. 

Auf  die  wichtigen  archäologischen  Entdeckungen  von  Sven 
Hedin,  M.  A.  Stein,  A.  v.  Le  Coq,  GrünAvedel  u.  a.  im  Tarim- 
becken  kann  hier  nicht  eingegangen  werden;  ich  verweise  auf  GJb. 
1909,  336,  imd  OrBibl.  1904,  62ff.;  1905,  64ff.;  1906,  69f.; 
1908,  56 f.  Auch  die  Frage  der  Klimaämlerimg  in  Zentralasion, 
welche  durch  die  Aufdeckung  im  Sande  begrabener  Ruinenstädte 
akut  geworden  ist,  kann  hier  nur  kurz  berührt  werden. 

Bekanntlich  .stehen  sich  seit  langem  die  Vertreter  einer  Änderung  des 
Klima-s  einerseit.s,  der  Konstanz  desselben  seit  historischer  Zeit  anderseits  gegen- 
über; vergleiclie  die  zusammenfassende  Übersicht  bei  Leiter,  (s.  Anm.  102), 
S.  3  ff.  (auch  für  Zentrahusjcn).  Der  eifrigste  Verfechter  der  Veränderaugstheorie 
j.st  gegenwärtig  wohl  E.  II  untingtou.  In  verschiedenen  Aufsätzen  (GJb.  1909, 
337)  wie  in  seinem  größeren  Werke  ^'"),  das  wegen  der  durchgreifenden  Bezug- 
nahme auf  historische  Verhältnisse  an  dieser  Stelle  ganz  besonders  hervorgehoben 


3")  Dr.  F.  Hirth  and  the  Hiung-nu.  .FChinaBrRAsiatS  XXXIV,  137 
bis  141.  —  3'")  Mr.  Kingsmill  and  the  Hiung-nu.  .TAniOrS  XXX,  1909, 
32—45.  —  375)  Budapest  1910.  28  S.  —  "C)  A  History  of  Western  Tibet. 
Jxjudon  1907.  192  S.  mit  K.  —  «")  Bl^:cFrE.\trOr.  II,  246— 53;  IV,  543 
bis  579.  —  378)  Sit/.bAkBerlin  1905,  238—48.  —  379)  2.  Aufl.  Stuttgart  1906, 
103  S.,  2  Taf.,  7  K.  —  »s»)  ZGesE  1906,  590 ff.  —  38i)  The  Pulse  of  Asia. 
Boston    1907.     415  S.  mit  111.      Bef.  PM   1909,  LB  800, 


Asien,  luuerasicn,   Armenien.  373 

werden  muß,  hi»t  II.  ;<roßo  Schwankungen  des  Klima-s  in  geschiditlicher  Zeit 
naehzuweiscn  versucht,  hauptsächlich  in  dem  Sinne,  daß  seit  etwa  2000  Jahren 
eine  zunehmende  Austrocknung  stattgefunden  hat  und  infolgedessen  auch  die 
Kultur  dieser  Länder  vielfach  zurückgegangen  ist.  Verfasser  hat  seine  Unter- 
suchungen nicht  auf  Zentralasien  heschräukt,  sondern  auch  auf  Iran  (s.  Anm.  354), 
Palästina  (s.  Anm.  244),  die  Libysche  Wüste  (s.  Anm.  137)  und  Griechenland 
(Olympia)  ausgedehnt.  Ablehnend  verhält  sich  dagegen  bezüglich  der  Änderung 
des  Klimas  L.  Berg'^^)    »j^j,  Zentralasien  im  Austrocknen  begriffen?« 

Eine  andere  Streitfrage,  in  der  sich  gleichfalls  die  Meinungen 
seit  langem  gegenüber  stehen  und  bald  die  eine,  bald  die  andere 
obenauf  kommt,  betrifft  den  üzboi,  den  angeblichen  alten  Unterlauf 
des  Oxus  imd  dessen  Mündung  in  das  Kaspische  Meer.  Ich  habe 
in  früheren  Berichten  (GJb.  1896,  342;  1899,  2.31f.)  auf  die  ein- 
schlägige Literatur  hingewiesen  und  mußte  nach  den  Untersuchungen 
von  de  Goeje  (1875)  und  Walther  (1898)  zu  einem  ablehnenden 
Ergebnis  kommen.  Seitdem  hat  der  russische  Orientalist  W.  Bart- 
hold die  Frage  wieder  aufgenommen.  Seine  1902  in  russischer 
Sprache  erschienene  Arbeit  ist  bei  uns  kaum  beachtet  worden;  doch 
s.  Frieder ichsen  in  GrJb.  1904,  402.  Nunmehr  liegt  dieselbe 
in  deutscher  Bearbeitung 383)  von  H.  v.  Foth  vor  unter  dem  Titel 
»Nachrichten  über  den  Aralsee  und  den  unteren  Lauf  des  Amudarja 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  17.  Jahrhundert«.  Barthold 
bringt  hier  neues  Quellen material  bei,  aus  welchem  hervorzugehen 
scheint,  daß  der  Oxus  bis  zum  16.  Jahrhundert  sich  tatsäclilich  in 
den  Uzboi  ergossen  habe.  Auch  Huntington  (s.  Anm.  381)  ist 
dieser  Frage  in  dem  Kapitel  »The  Caspian  Sea«  näher  getreten 
und  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  der  Oxus  sich  zeitweise,  aber 
niemals  dauernd  in  das  Kaspische  Meer  ergoß. 

Armenien, 

Einen  zusammenfassenden  Artikel  über  Armenien  (geographische 
Übersicht,  Geschichte,  Verwaltung  usw.)  mit  reichhaltigem  Literatur- 
verzeichnis hat  M.  Streck^S't)  geliefert.  Die  beste  kritische  Karte 
des  aJten  Armenien  gibt  jetzt  R.  Kiepert ^^s).  'EmQ  sorgfältige 
Bearbeitung  der  »Landschaften  Hocharmeniens  bei  griechischen  und 
römischen  Schriftstellern«,  nach  Gauen  geordnet,  verdanken  \\ir 
H.  Montzka386). 

Wichtige  Arbeiten  über  Armenien  liegen  jetzt  vor  von  C.  F. 
Lehmann-Haupt,  Ergebnisse  seiner  1898/99  mit  W.  Belck  aus- 
gefülu-ten  Forschungsreise. 

In  den  »Materialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Mesopotamiens« 
legt    der  Verfasser  '^^^)    die    assyrischen    Denkmäler    und    arabischen    Inschriften 


382)    Izvestija    XLI,    1905,  507—21.     Deutsch  in  GZ   1907,  568—79.  — 

383)  Stübes    Quellen    u.    Foi-sch.,    II.      Leipzig    1910.      80  S.    mit    1   K.    — 

384)  Enzykllslam  1911,  452  —  66.  —  385)  Formae  orbis  ant.  V,  1910.  — 
386)  28.  u.  29.  Jßer.  d.  öff.  Untergvmn.  in  der  Josefstadt  Wien  1905/06  (19  u. 
27  S.).  —  387)  AbhGesWissGöttingen,  phil.  Kl,,  N.  F.  IX,  3,  1907,  183  S., 
14  Taf. 


374        E.  Oberliummer,  Lämlor-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  AVeit. 

(diese  bearbeitet  von  M.  van  Bercliem)  vor  und  behandelt  in  einem  besonderen 
Abschnitt  die  Kultur  und  Herkunft  der  C'halder,  welche  er  jetzt  (vgl.  GJb. 
1899,  233)  für  Einwanderer  aus  dem  Westen  hält.  »Die  für  die  Chalder  so 
charakteristischen  baulichen  Anlagen  im  lebendigen  Felsen  sind  durch  ganz 
Kleinasien  und  Griechenland  hin  verbreitet«  (S.  120).  Nicht  nur  die  kariscLen 
Felsgräber,  auch  die  mykenischen  Schachtgräber,  die  Burg  im  Kopaissee,  die 
Felbbearbeitungen  an  der  Kastalia  und  an  der  Pnyx  werden  zum  Vci'gleich 
herangezogen.  Sie  dienen  u.  a.  dem  Verfasser  zum  Beweis  für  eine  W — O 
gerichtete  Bewegung  der  vorindogermanischen  Bevölkerung,  welche  im  11.  (viel- 
leicht schon  13.)  Jahrhundert  v.  Chr.  einsetzt,  veranlaßt  durch  einen  von  Westen 
kommenden  Stoß  der  thrakisch-phrygischen  Einwanderung.  Auch  in  Phrygien 
ist  das  Gros  der  Bevölkerung  unarisch,  darüber  liegt  die  herrschende,  relativ 
spärliche  thrakophrygische  Schicht  (S.  124).  Dieser  Zusammenhang  mag  im 
wesentlichen  richtig  sein ;  doch  erscheinen  manche  Aufstellungen  des  Verfassers 
sehr  gewagt  und  die  Bedeutung  der  Chalder  überschätzt.  Vergleiche  im  übrigen 
das  ausführliche  Referat  von  M.  Streck 388-)_ 

Seither  ist  nun  auch  der  Anfang  des  eigentlichen  Reisewerks 
von  C.  F.  Lehmann-Hauptes^)  erschienen.  Es  reicht  »vom  Kau- 
kasus zum  Tigris  und  nach  Tigranokerta«.  Im  allgemeinen  im 
Rahmen  einer  Reiseschildermig  gehalten,  enthält  das  Buch  auch 
viele  Beiträge  zur  historischen  Geographie,  deren  Einzelheiten  sich 
jedoch  zurzeit  bei  dem  Mangel  eines  Registers  und  ausfülirlicheu 
Inhaltsverzeichnisses  noch  nicht  überblicken  lassen.  Nur  auf  die 
Feststellung  der  Lage  von  Tigranokerta  (vgl.  GJb.  1896,  345 f.; 
1905,  173f.)  =  Farkin-Martyropolis,  nordöstlich  von  Diarbekr,  sei 
liier  hingewiesen  (S.  501  ff.). 

Ein  soeben  erschienenes  Buch  von  General  E.  v.HoffmeisterSao)^ 
:>  Durch  Armenien,  eine  Wanderung,  und  der  Zug  Xenophons  bis 
zum  Schwarzen  Meere,  eine  müitärgeographische  Studie«,  beschäftigt 
sich  in  seinem  zweiten  Teile  ausschließlich  mit  dem  Zug  Xenophons, 
dessen  Verlauf  auf  einer  Karte  veranschaulicht  wird. 

Die  armenischen  Feldzüge  des  LucuUus  behandelt  K.  Eckhard  1 39i), 
die  Zerstönmg  des  von  Pompejus  gegründeten  Nikopolis  (in  Klein- 
asien) im  Jahre  499  n.  Chr.  F.  Cumont392). 

Kleinasien. 

Nachdem  jetzt  endlich  auch  Kleinasien  an  den  Bericht  über 
Länderkunde  von  Asien  angeschlossen  ist,  keineswegs  aber,  wie 
dort  (GJb.  1909,  275)  behauptet  wird,  »zum  erstenmal«  im  GJb. 
erscheint,  ist  es  mir  möglich,  mich  noch  mehr  als  früher  auf  jene 
Yeröffentlichungen  zu  beschränken,  w^elche  zur  historischen  Geo- 
gi-aphie  in  Beziehung  stehen.  Gleichwohl  ist  die  Ffille  des  Neuen 
auch  diesmal  eine  erstaunlich  große. 

Von  den  antiken  Quellen  zur  Kenntnis  Kleinasiens  hat  Ptolenniiis 
eine  neue  Untersuchung  durch  IT.  S.  Cronin^^a^  erfahren;  er  ver- 


388)  ZDMGes.  LXII,  1908,  755—74.  —  •'»ss)  Armenien  einst  und  jetzt.  Bd.  I. 
Berlin  1910.  544  S.  mit  1  K.  u.  111.  —  »s«)  Leipzig  1911.  252  S.,  2  K.  u. 
gute  111.  —  39")  Klio  IX,  1909,  400—12.  —  392)  BAcRBelg.,  Cl.  lettrcs  1905, 
557—65.  —  393)  Ptolemy's  Map  of  Asia  Minor.    GJ  XXV,  19Ö5,  429—41,  mit  K. 


Asien,   Aimenieu,  Klcinasien.  375 

sucht,  die  Methode  zu  finden,  durch  welche  Ptolemäus  zur  Kon- 
struktion seiner  Karte  gelangte.  Über  den  Zug  des  Kip'os  erwähne 
ich  nachträglich  eine  kloine  Studie  von  A.  Bläsquez'*^^)  (Itinerar 
nach  Xenophou)  und  eine  umfangreiche  Arbeit  von  G.  Cousin^s»), 
Über  den  Zug  des  Agesilaos  im  Jahre  395  hat  ein  von  Grenfell 
u.  Hunt 396)  veröffentlichter  Papyrus  aus  Oxyrynchos  neues  Licht 
verbreitet.  Die  von  Xenophou  stark  abweichenden  Angaben  des 
unbekannten  Verfassers  untersucht  Ch.  Dugas^a''). 

Das  Hauptereignis  auf  kartographischem  Gebiet  ist  die  Vollendung 
der  gi'oßen  :>Karte  von  Kleinasien«  von  R.  Kiepert,  über  welche 
bereits  GJb.   1905,   175  eingehender  referiert  wurde. 

1908  ist  das  letzte  Blatt  A  III  Zafarenboli  erschienen,  im  gleichen  Jahre 
auch  das  1902  ausgegebene  Blatt  A IV  Sinob  in  völlig  neuer  Bearbeitung; 
Umarbeitungen  weiterer  Blätter,  je  nach  Bedarf,  sind  in  Aussicht  genommen. 
Die  Summe  entsagungsvoller  Arbeit,  welche  in  diesem  gewaltigen  Werke  steckt 
und  von  dem  Fernerstehenden  kaum  geahnt  wird,  ist  sehr  schön  von  J.  Partscli  ^^^ 
in  seiner  ausführlichen  Würdigung  des  ganzen  Werkes  dargelegt  worden ;  bei- 
gegeben ist  dieser  Anzeige  das  Blatt  B  II  Brussa  und  ein  Übersichtsblatt. 

Die  gleiche  Meisterschaft  Avie  in  der  kritischen  Verarbeitung 
des  gesamten  für  das  heutige  Kartenbild  verfügbaren  Qu  eilen  materials 
hat  R.  Kiepert  auch  in  der  Konstruktion  der  historischen  Kaiten 
füi-  die   »Formae  Orbis  antiqui«   (s.  S.  339)  bewährt. 

Seit  1894  lag  nur  das  noch  von  H.  Kiepert  bearbeitete  Blatt  IX  Asla 
Provincia  (d.h.  Westkleinasien  bis  etwa  31°  O)  in  1:1200000  vor,  welches 
im  wesentlichen  mit  dem  Gebiet  von  H.  Kieperts  großer  »Spezialkarte  vom 
Avcstlichen  Kleinasien«  (GJb.  1897,  347)  zusammenfiel.  Nunmehr  sind  in 
rascher  Folge  von  der  Hand  R.  Kieperts  die  Blätter  VII,  Asia  Minor  cum 
oris  Ponti  Euxini  ante  dominationein  Romanorum  (a.  188  a.  C.)  1908,  und  VIII 
Asia  Jfinor  imperatori^  Traiani  tempore  1909  erschienen,  ersteres  eine  dankens- 
werte Übersicht  der  verwickelten  politischen  Verhältnisse  vor  dem  Aufgehen  in 
das  Römische  Reich,  letzteres  eine  ungemein  reichhaltige  Darstellung  der  ge- 
samten antiken  Topographie  einschließlich  der  auf  einer  Nebenkarte  eingefügten 
Insel  Zypern ,  soweit  es  der  Maßstab  1 : 2  200  000  und  die  Lücken  unserer 
Kenntnis  gestatten.  Der  zu  dieser  Karte  gehörige  Text  von  20  Folioseiten  ent- 
hält ein  wahres  Füllhorn  von  kritischen  Bemerkungen,  nach  Landschaften  ge- 
ordnet, mit  Heranziehung  der  ganzen  einschlägigen  Literatur. 

Daß  ein  Kartenwerk  über  ein  gi-oßes  Land,  dem  noch  die  feste 
Grundlage  einer  topographischen  Aufnahme  fehlt,  niemals  ganz  ab- 
schließend sein  kann  und  von  der  Einzelforschung  bald  vielfach 
überholt  wird,  bedarf  nicht  der  Begründung.  Doch  nur  ein  Forscher 
von  so  ausgebreiteter  eigener  Erfahrung  wie  A.  Philippson  konnte 
daneben  wenigstens  teilweise  ein  neues  stellen.  Ihm  verdanken 
Avir  jetzt  den  Anfang  einer  »Karte  des  westlichen  Kleinasien«  in 
1:300  000.  von  welcher  bis  jetzt  zwei  Blatt 399)  vorliegen,  den 
Nordwesten  des  Landes  mit  den  vorgelagerten  Inseln  bis  über  28°  0 


39*)  BSGMadrid  1902,  482—92,  mit  K.  —  »9»)  Kyros  le  Jeune  en  Asie 
Mineure.  Nancv  1905.  440  S.  mit  K.  —  ^96^  fhe  Oxvrhynchus  Papyri 
V,  London  1908,  Nr.  842.  —  »97)  BCorrHell.  1910,  58-^95,  mit  K.  — 
398)  ZGesE   1910,  322—30,  Taf.  4/5.  —   399)  Gotha  1910/11. 


376        E.  Obcrbunimcr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

umfassend.  Schon  der  größere  Maßstab  ermöglicht  hier  eine  ent- 
sprechende Detailaiisführung,  durch  welche  allmählich  H.  Kieperts 
» Spezialkarte  des  westlichen  Kiemasien«  in  1:250000  ersetzt 
werden  wird.  Auch  hier  ist  die  antike  Topographie  in  Rot  ein- 
getragen. Der  Schwerpunkt  der  Bedeutung  von  Philip psons 
neuem  Kartenwerk  liegt  jedoch  in  der  geologisch  kolorierten  Aus- 
gabe, welche  seine  » Reisen  ^^o)  und  Forschungen  im  westlichen 
Kleinasien«  beigegeben  ist.  Letztere  umfassen  bis  jetzt  »Das  west- 
liche Mysien  und  die  pergaraenischo  Landschaft«  sowie  »lonien 
und  das  westliche  Mysien«.  Es  ist  die  geographisch  wertvollste 
Publikation,  welche  die  letzten  Jahre  über  Kleinasien  gebracht 
haben.  Liegt  auch  die  Bedeutung  derselben  hauptsächlich  in  der 
physisch-geographischen  Beobachtung,  so  werden  darin  doch  auch 
vielfach  Fragen  der  historischen  Greogi'aphie  berührt. 

Bezüglich  der  sonstigen,  wesentlich  die  heutigen  Verhältnisse 
betreffende  Reiseliteratur  über  Kleinasien  muß  auf  GJb.  1909,  275 ff. 
verwiesen  werden.  Wertvolle  Beiträge  zur  historischen  Geographie 
enthält  das  Werk  von  H.  Grothe  (s.  Anm.  180);  da  sich  dieselben 
jedoch  wesentlich  auf  Kajypadokien  beschränken,  sollen  sie  bei  dieser 
Landschaft  zur  Sprache  kommen. 

Au  einen  weiteren  Leserkreis  scheint  sich  das  Buch  von  L. 
Gallois'^oi)  zu  wenden.  Einen  Überblick  über  » Österreieliische 
Forschungen  in  Kleinasien«  gibt  Joh.  Oehler*02).  Eine  Schrift 
von  G.  Radet**'^)^  »Recherches  sur  la  geographie  ancienne  de  l'Asie 
Mineure«  habe  ich  nicht  gesehen.  Das  gut  ausgestattete  Buch  von 
H.  Rott-104)^  »Klein asiatische  Denkmäler  aus  Pisidien,  Pamphylien, 
Kappadokien  und  Lykien«,  berücksichtigt  hauptsächlich  Denkmäler 
aus  christlicher  Zeit;  beigegeben  ist  die  archäologische  Karte  von 
W.  Rüge  und  E.  Friedrich  (GJb.   1905,   175). 

W.  M.  Ramsay,  der  bekanntlich  seine  ganze  Lebensarbeit  der 
Erforschung  Kleinasiens  gewidmet  hat  und  neben  R.  Kiepert  heute 
der  gründlichste  Kenner  der  historischen  Topographie  dos  Landes 
ist,  hat  in  zwei  größeren  Werken,  deren  Schwerpunkt  jedoch  in 
der  Kultin-geschichte  liegt,  auch  vielfach  topographische  Verhältnisse 
beleuchtet. 

Das  erste  der  beiden  Werke,  »Studics  in  the  History  and  Art  of  tbe  Eastern 
Provinces  of  the  Roman  Empire«,  ist  jualäBIicli  des  400jährigen  Jubiläums  der 
Universität  Abordccu  von  R.  mit  mehreren  Mitarbeitern  herausgegeben  worden**'^). 
Die  erste  Abiiandlung  von  des  Herausgebers  Tochter  A.  Margaret  Ramsay 
über  die  Kunst  des  3.  und  4.  Jahrhunderts  in  Isaurin  und  im  östlichen  Phri/gia 
ist  wesentlich  archäologisch.  Dann  folgen  die  Beiträge  von  W.  M.  Calder 
(s.  Anm.  44::!),  T.  Oallander  (s.  Anm.  473),  J.  G.  C.  Anderson  (s.  Anm.  400) 
und  die  beiden  Abiiaudlungen  von  W.  M.  Ramsay  (s.  Anm.  497  f.). 

*oo)  PM  »g.-H.  167  u.  172,  1910/11.  —  ^oi)  Asie  Mineure  et  8yrie 
(Sites  et  mouvments).  Paris  1907.  246  S.  Ref.  LaG  XV,  213 f.  —  *o-)  Wien 
1904.  27  S.  Progr.  —  ^^3)  RcvßtAncicnu.  VI,  Bordeaux  1907,  277—319.  — 
*°*)  Stud.  über  chiistl.  Denkmäler,  hrsg.  von  J.  Fickcr.  5.  u.  0.  H.  Leipzig 
1908.     394  8.  mit  111.  u.    1    K.   -    <0'')  London   1900. 


Asien.  377 

Das  zweite  Buch^*""'),  Tiic  Cities  of  St.  Paul«,  legt  noch  stärker  als  R.s 
sonstige  Arbeiten  den  Schwerpunkt  in  die  frühchristliche  Zeit.  Ganz  unter 
dem  kirchlichen  Gesichtspunkt  steht  der  erste  Abschnitt  über  den  »Pauliuismus 
in  der  griechisch-römischen  Welt«.  Hieran  schließen  sidi  eine  Peihe  mono- 
graphischer Studien  über  die  paulinischen  Städte  Tai-sos,  Antiochia,  Ikonion, 
Derbe,  Lystra,  auf  die  wir  bei  den  zugehörigen  Landschaften  zurückkommen. 
Den  Beschluß  macht  wieder  ein  Kapitel  über  »Paulus  in  der  römischen  Welt«. 

Es  wird  immer  schwieriger,  die  zahlreichen,  oft  an  recht  entlegenen  Stellen 
veröffentlichten  Einzelfoi-schungen  Ramsays  zu  überblicken  und  aus  Arbeiten 
theologischer  und  kulturgeschichtlicher  Richtung  den  geographischen  Gewinn  zu 
ziehen.  Eine  neue  zusammenfassende  Bearbeitung  des  ganzen  Materials,  das 
ß.  wie  kein  anderer  beherrscht,  wäre  ein  dringendes  Bedürfnis;  denn  seine 
»Historical  Geography«  kann  doch  nur  als  ein  Entwurf  zu  einer  solchen  gelten! 

Wesentlich  archäologischen  Inhalts  sind  auch  die  » Kleinasiati- 
sclien  Untersuchungen«  von  E.  Brandenburg*"").  Über  Wasser- 
leitungen in  kleinasiatischen  Städten  handelt  G.  AVeber^os^^  über 
die  Bildung  der  römischen  Provinz  Asia  (vgl.  Chapot,  GJb.  1905, 
178)  P.  roucart*09j^  über  »Das  Fortleben  der  VoUvSsprachen  in 
Kleinasien  in  nachchristlicher  Zeit«  K.  HolH^O). 

Holl  zeigt,  daß  die  Volkssprachen  nicht,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird, 
schon  in  der  Kaiserzeit  ausgestorben  siud,  sondern  sich  bis  in  das  5.  und  6.  Jahr- 
hundert erhalten  haben  und  erst  allmählich  durch  die  christliche  Kirche,  voll- 
ständig vielleicht  erst  durch  den  Islam  ausgerottet  worden  sind. 

Die  beste  Übersicht  der  alten  Völker  Kleinasiens  findet  man 
jetzt  bei  E.  Meyer  (Anm.  87)  611—72. 

Die  für  die  Topographie  so  wichtigen  Münzen  ^verden  nun  für 
Kleinasien  durch  die  Academie  des  Inscriptions  in  einer  von  W.  H. 
Waddington  begonnenen,  von  E.  Babelon  u.  Th.  Reinach  fort- 
gesetzten Sammlung  »Recueil  geueral  des  monnaies  grecques  d'Asie 
■\Iineure«  herausgegeben.  Bis  jetzt  hegt  der  erste  Teil  von  Bd.  I^^i) 
vor,  welcher  die  Landschaften  Fonfos  und  Paplüagonia  enthält. 

AVir  wenden  uns  nunmehr  den  einzelnen  Landschaften  zu  und 
beginnen,  wie  früher  die  Halbinsel  von  NO  über  AV  nach  S  und 
dem  Innern  durchwandernd,  mit 

Pontos.  In  der  Sammlung  »Studia  Pontica«  (GrJb.  1905,  179) 
haben  F.  u.  E.  Cumont''i2j  über  eine  archäologische  Reise  durch 
Pontos  und  Kleiuarmenien  ausführlich  berichtet. 

Inhalt:  1.  Amisos,  2.  Phazimouitis,  3.  Amasia,  4.  Zelitis  und  Sebastopolis, 
5.  Sebasteia  und  Kolopene,  6.  Yerisa,  Dfezimon  und  Komaue,  7.  Neocaesarea 
und  Pargadres,  8.  Colonia  und  Nikopolis  Arm.,  9.  Armenische  Grenze  und 
Eriza,  10.  Satala  und  Trapezus.  Illustrationen  und  eine  Anzahl  etwas  dürftiger 
Routenkärtcheu  und  Pläne. 

Über  den  altertümlichen  Dialekt  der  bei  Gümüsch  Chane  [=^Ar- 
gyi-opolis)    südlich   von    Trapezunt   wohnenden  Griechen    (vgl.  GJb. 

^06)  London  1907.  468  S.  —  «^  OrLitZtg.  X,  1907,  313—19,  360—65.  — 
*08)  JbDArchlnst.  XX,  1905,  202—10.  —  ^09)  MemlustFr.,  Ae.  d.  Inscr., 
XXXVII,  1907,  297—339.  —  "»)  Hermes  XLIII,  1908,  240—54.  —  *")  Paris 
1904.  210  S.,  28  Taf.  —  -«'S)  Voy.  d'explor.  archeol.  =  Stud.  Pont.  II, 
Brüssel  1906,  105—375,  mit  K.  u.  Taf.  In  Bd.  III  der  Stud.  Pont.  1910  sind 
die  Inschriften  aus  Pontos  u.  Armenien   vereinigt. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  25 


378        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

1896,  S.  348,  Anm.  339 f.)  hat  der  dort  heimische  D.  E.  Oecono- 
niides*^^),  Professor  an  der  griechischen  Nationalschule  in  Kon- 
stantinopel, nunmehr  eine  umfassende  Untersuchung  mit  Sprach- 
proben usw.  erscheinen  lassen.  Über  die  Reise  von  11.  Gregoiro 
s.  u.  Anm.  481). 

Einzelorte:  D.  M.  Girard'***)  behandelt  die  Gescliichte  von 
Siwas  ==  Sebasteia  von  1021 — 80  und  bringt  eine  historisch-geo- 
graphische Studie**^)  aus  dem  Dschanik  benannten  Küstenstrich 
an  der  Mündung  des  Hal3^s  und  des  Iris  über  Amisos  (Samsun 
und  Umgebung).  Th.  Macridy-Bey*^^)  gibt  einen  kurzen,  aber 
mit  Bildern  reich  ausgestatteten  Bericht  über  Ausgrabungen  einer 
namenlosen  alten  Burg  bei  Ak-alan,  18  km  WSAV  von  Amisos 
(Samsun),  M.  Collignon*!')  berichtet  über  solche  zu  Apollonia 
im  Pontes. 

Das  in  der  Kirchengeschichte  mehrfach  genannte,  bisher  nicht 
sicher  nachgewiesene  Eiwhäita  (Paulys  Realeuzykl.  YI,  880)  erkennt 
H.  Gregoire^^ö)  in  Avghat  Hadscjii  Köi  westlich  von  Ainasia. 

Paphlagonia.  R.  Leonhard'^^^)  hat  seinen  früheren  Arbeiten 
(GJb.  1905,  180)  noch  eine  solche  über  »Die  paphlagonischen 
Felsengräber  und  ihre  Beziehung  zum  griechischen  Tempel«  folgen 
lassen.  Die  Geschichte  des  alten  Sinope  behandelt  David  M. 
Robinson  420). 

Biihynia.  Eine  Reise  »Quer  durch  die  Bithynische  Halbinsel« 
mit  hauptsächlich  geologisclien  und  wirtschaftlichen  Beobachtungen 
schildert  W.  Endriß*-^),  den  »Sabandjasee  und  seine  Umgebung« 
mit  Tiefenkarte  und  Profilen  K.  Risch*22).  yüq  wirklichen  und 
angeblichen  Projekte,  diesen  See  einerseits  mit  dem  Meere,  ander- 
seits mit  Sangarios  in  Verbindung  zu  setzen,  wovon  ihn  beiderseits 
nur  eine  niedrige  Schwelle  scheidet,  bespricht  mit  kritischer  Prüfung 
der  historischen  Quellen  J.  Solch ^23).  Derselbe  erörtert  auch  die 
imastrittene  Lage  von  Kaisareia  in  Bithynien  *24)  ^nd  kommt  zu 
dem  Schlüsse,  daß  die  Stadt  am  Ostende  des  einst  viel  größeren 
Sees  DaskyUlis  gelegen  haben  müsse.  Über  die  Lage  des  letzteren, 
dessen  Identität  mit  der  von  W.  Regel  1887  dafür  erklärten  Sumpf- 
gegend noch  keineswegs  erwiesen  zu  sein  scheint,  und  der  bithyni- 
schen  Stadt  Daskylion  handelt  R.  Kiepert^^s)     y>\q  Lage  des  von 

<'3)  Lautlehre  des  Pontischen.  X^eipzig  1908.  242  S.  —  ^i^)  EevOrChret. 
X,  1905,  79—95,  169—81,  283—88,  337—49.  OrBibl.  1906,  204.  — 
*>5)  Un  coin  d'Asie  Mineure.  Museou  VIII,  1907,  100—71.  Orliibl.  1907, 
222.  —  *'«)  Une  citadelle  urchai<iue  du  Pont.  MVordenisGes.  IV,  2,  1907,  9  S., 
17  Taf.  —  *'7)  eil  Ac.  In.scr.  1905,  360—66.  —  ■»«8)  ByzZ  1910,  59 ff.  — 
*I9)  Breslau  1907.  28  S.,  2  Taf,  S.-A.  84.  .IBerSchlesGcsVaterlKult.  — 
<20)  Aucient  Sinope.  Baltimore  1906.  S.-A.  AmJPhilol.  XXVII,  1906,  125 
bis  153,  245—79.  AmJArch.  Ser.  2,  IX,  1905,  294—333.  —  ^2>)  PM  1910, 
IT,  177-  81,  236—40,  Taf.  31(geol.  K.)— 33,  40f.  —  <22)  Ebenda  1909,  10—17, 
62—70,  134-38,  182—86,  Taf.  2.  —  <''3)  MVerGUnivLeipzig  1,  1911,36—56.— 
<2*)  Klio  Xr,   1911,  325—34.  —   *^^)  Ebenda  V,   1005,  241—43. 


Asien.  379 

l*toleinäus  u.  a.  genannten  Vorgebirges  Äkritas  wird  nun  von  J.  P. 
Meliopulos  u.  X.  A.  Siderides^^G)  übereinstimmend  mit  der  jetzt 
H.  Georgios  genannten  Landspitze  bei  Tuzla  am  Golf  von  Nikomedeia 
gleichgesetzt.  Das  Grenzgebiet  gegen  Mj'sien,  die  Gegend  zwischen 
Brussa  und  Michalitseli,  luvt  F.  W.  Hasluck-'^'')  archäologisch  durch- 
forscht. 

Bithynica:  1.  Die  byzantinischen  Kirchen  von  Triglia  und  Syge;  2.  Die 
byzantinischen  Festungen  Caesarea  Germanike,  wahi"scheinlich  =  Tachtaly  am 
Nordfuß  des  Olympos,  Ketc  und  Kubuklia  (Pachymcres) ;  3.  Die  Insel  Beshikot 
=  Kalolimno,  mit  Karte;  4.  Inschriften. 

Während  des  Druckes  geht  mir  noch  eine  weitere  Abhandlung 
von  J.  Solch *28)  zu:  Modrene,  Modroi  und  Gallus.  Nebst  Be- 
merkungen über  die  Nordgrenze  von  Pkrygia  Epiktetos  und  die 
Lage  der  bithynischen  Bistümer. 

Ohne  auf  die  Beweisführung  einzugehen,  kann  ich  hier  nur  die  Haupt- 
ergebnisse kurz  zusammenfassen:  1.  Der  als  Gallos  bezeiclinete  Nebenfluß  des 
Sangarios  ist  nicht  der  von  SW  mündende  Göktsche  su  (so  Kiepert  Formae  VIII), 
sondern  der  weiter  unterhalb  von  O  kommende  Mudumu  tschai;  2.  Jfodroi.  und 
Modrene  sind  identisch  und  =  Mudurnu;  3.  Phrygüi  Epiktetos  reichte  nicht 
bis  zum  Askanischen  See  (Strabo),  im  NO  dagegen  über  den  Sangarios  hinaus; 
4.  Das  Bistum  Gallos  ist  am  Unterlauf  des  gleichnamigen  Flusses  in  der  alten 
Landschaft  Tarsia  zu  suchen. 

Die  Literatiir  über  den  Bosporus  möge  imter  Thrakien  nach- 
gesehen werden. 

Mysia.  Nachti'äglich  erwähne  ich  M.  Collignon*29)^  »Note  sur 
les  fouilles  de  P.  Gaudin  dans  la  necropole  de  Yortan«.  Über  die 
Lage  von  Poimanenon  handelt  F.  W.  Hasluck^^O)^  über  die  Topo- 
graphie von  Kyxikos  derselbe  mit  A.  E.  Henderson^^i);  über  die 
Schlacht  am  Granikos  W.  Judeich*^^)^  (jie  Städte  Gergis  und 
Marpcssos  in  Troas  R.  Kiepert*33")^  (Jen  Y\n&  Skamandros  =  Xanthos 
in  der  Ilias  E.  Obst*^*).  Die  Schi-ift  von  E.  Menge  über  Troia 
und  die  T)-oas  ist  in  neuer,  umgearbeiteter  Ausgabe *3^)  erschienen. 
»Das  Hj^oj^lakische   Theben«   untersucht  F.  Staehlin^^e^. 

Verfasser  sucht  nachzuweisen,  daß  Theben  am  Südfuß  des  Ida,  beim  jetzigen 
Adramyti  (Edremid),  eine  junge  Gründung  sei  und  das  homerische,  schon  den 
Alten  unvei^ständlich  gewordene  Beiwort  vn:o.-T?.af<it],  das  er  mit  »unten  an  der 
Ebene  gelegen«  übersetzt,  ursprünglich  zu  dem  phthiotischen  Theben  in  Thessalien 
gehöre,  dessen  Sagenkreis  mit  Achilleus  nach  der  Troas  gewandert  sei.  Doch 
scheint  mir  die  Beweisführung  nicht  genügend. 

In  Pergamon  sind  die  deutschen  Arbeiten  1908/09  fortgefühii 
worden.  Der  Bericht  von  W.  Dörpfeld"')  enthält  S.  395—99 
(K.)  auch  geographische  Ausführungen  über  die  Ebene  des  unteren 


*26)  SyUogos  1908,  nach  ByzZ  1910,  235.  —  '«27)  AnnBritSchAth.  XIII, 
1906/07,  285—308.  —  <28)  Klio  XI,  1911,  393—414.  —  "9)  CR  Ac.  Inscr. 
1901,  810—17,  mit  111.  —  *30)  JHellStud.  1906,  23—31,  Taf.  6.  —  ">)  Ebenda 
135—43,  mit  K.  —  *'^-)  Klio  VIII,  1908,  372—97.  —  "3)  Ebenda  IX,  1909, 
10—13.  —  *34)  Ebenda  220—28.  —  *35)  Gütersloh  1905.  98  S.,  2  Taf., 
1  K.  —  "6)  Progr.  München  1907.  32  S.,  3  Taf.  —  "7)  AthM  1910,  346 
bis  400,  Taf.  XV— XX. 

25* 


380        E.  Oberhiimmer,  LändcM-  und   Völkerkiiude  dei*  östlichen  antiken  Welt. 

Kaikos.    welche    zu    einer    Polemik    mit  A.  Philippson*'^^^    Anlaß 
gegeben  haben. 

Philippson  wendet  sich  gegen  Dörjjfelds  Behauptung,  daß  nach  Stiab. 
XIII,  581  der  Kaikos  in  einen  bei  Dikeli  landeinwärts  reichenden  Golf  gemündet 
habe,  das  Gebirge  Kaue  =  Kara  Dagh  sonach  insclartig  abgeschlossen  gewesen 
sei.  Durch  die  Anschwemmungen  des  bei  Dikeli  von  NO  her  mündenden 
Baches  sei  der  Golf  abgeschnürt  Morden.  Es  hätte  sich  hiernach  hier  derselbe 
Vorgang  vollzogen,  wie  er  beim  Latmischen  Golf  tatsächlich  eingetreten  ist  und 
dem  Golf  von  Smyrna  vor  der  Ableitung  des  Ilermos  gedroht  hat.  Gegen  diese 
Annahme  spricht  nach  Philippson  der  geologische  Tatbestand.  In  einer  ein- 
gehenden Erwiderung  »Zum  Ela'itischen  Golf«  hält  Dörpfeld^-'^)  seine  Auf- 
fassung aufrecht,  wonach  die  Stadt  EUiia  an  einer  schmalen  Landenge  zwischen 
dem  damals  noch  nicht  ausgefüllten  Delta  des  Ka'ikos  und  der  von  N  her 
sackartig  bis  nahe  an  die  Stadt  heranreichenden ,  jetzt  gänzlich  verlandeten 
Bucht  gelegen  habe,  welche  gleichfalls  die  Bezeichnung  »Elaitischer  Golf«  (?) 
führte. 

Einen  weiteren  Bericht  über  den  Fortgang  der  Arbeiten  zu 
Pergamon  gibt  im  Anschluß  anDörpfeld  (s.  Anm.437)  H.Hepping**0); 
Über  die  Gemeinden  des  Reiches  von  Pergamon  hat  F.  Ghionc***) 
eine  umfassende  Arbeit  geliefert. 

Die  Untersuchung  erstreckt  sich  auf  das  ganze  pergamenische  Reich,  also 
die  Landschaften  Mysien,  Lydien  und  Phrygien,  gehört  somit  eigentlich  zur 
Literatur  über  ganz  Kleinasien.  Obwohl  wesentlich  die  Verfassung  betreffend, 
ist  die  Arbeit  doch  auch  für  die  Topographie  und  Ortsgeschichte  der  einzelnen 
Gemeinden  von  Wichtigkeit. 

Lydia.  Die  Berichte  von  J.  Keil  u.  A.  v.  Premcrstein'**^) 
über  zwei  im  Auftrag  der  Wiener  Akademie  1906 — 08  ausgeführte 
Reisen  in  Lydien  und  der  südlichen  Aiolis  enthalten  im  wesent- 
lichen, nach  Stadtgebieten  geordnet,  die  gesammelten  Inschriften. 
Doch  finden  sich  auch  topographische  Ausführungen,  z.  B.  II,  57 
Hermolcupeleia,  60  Ättalcia,  91  ff.  NiavQton'  y.uToi/.iu  und  JÜQar 
y.oiin^,  108f.  Säittai,  121f.  Silandos,  133f.  Temenothyrai .  144f. 
Blatmdos.  Die  beigegebenen  Karten  dienen  nur  zur  Übersicht  der 
Reiserouten.  Eine  vorläufig  namenlose,  aber  als  Siedlungstypus 
interessante  griechische  Stadt  der  Aiolis  zwischen  Myrina  und  Aigai 
beschreibt  A.  Conze^*2a^_ 

AV.  M.  Calder**^)  schildert  Smyrna  nach  dem  Redner  Aelius 
Aristides.  A.  Fontrier^**)  legt  in  einer  nachgelassenen  Schrift 
neQi  rot  noraitov  Mth/vog  dar,  daß  der  von  demselben  Aristides 
erwähnte  Fluß  3Mes  in  Smyrna  identisch  ist  mit  dorn  vor  einigen 
.lahrzehnten  noch  vorliandenen  breiten  Fluß  Potama,  der  jetzt  infolge 
verschiedener  Veränderungen  zu  einem  sich  durch  die  Stadt  hin- 
ziehenden Kanal  herabgesunken  ist  (Nach  ByzZ  1910,  235).     Eine 

4^8)  Hermes  XLVl,  1911,  254—00.  —  "9)  Ebenda  444—57,  mit  K.  — 
**«)  AthM  1910,  401- 52G,  Taf.  XXI— XXIX.  —  **^)  I  comuni  del  regiio 
di  Pergamo.  MemAccTorino  Ser.  2,  LV,  1905,  Sc.  mor.  etc.,  G7 — 149.  mit 
K.  —  ■«^2)  DenksAkWicn,  phil.  Kl.,  LIII,  1908.  2,  112  S.,  1  K.;  LIV,  1911, 
2,  101  S.,  1  K.  —  ••^2'.)  JbArchlnst.  1910,  1—8,  Taf.  If.  (PI.  u.  111.).  - 
^^•')  Stud.  in  liist.  and  art  of  East.  Ilom.  j)rovinces,  cd.  by  W.  M.  Kamsay, 
London   1900,   95—110,  mit  K.  **^)  Smyrna   1907.     44  S.  mit   K. 


Asien.  381 

Keilie  von  ReisGoindrücken  ans  Smyrna  und  Ephesos  hat  B. K rieg-*^^) 
veröffentlicht,    »Forschungen  in  der  ErytJiraia  ^'    J.  Keil-*-*^). 

Die  Bezeichnung  Erythxiia  für  die  auffällig  gestaltete,  die  Formen  der 
vorgelagerten  Insel  Chios  wiederholende  Halbinsel,  welehe  im  Altertum  eines 
besonderen  Namens  entbehrte,  jetzt  gewöhnlich  nach  ihrer  höchsten  Erhebung 
Mimxshalbinsel  (auch  erythräische  Halbinsel)  genannt,  erscheint  einfach  und 
ptissend,  da  Ei-ythrai  tatsächlich  die  einzige  bedeutende  und  zugleich  zentral 
gelegene  Stadt  auf  derselben  war.  Dem  ausführlichen  epigraphischen  Bericht 
hat  Keil  iu  dankenswerter  Weise  eine  Übersicht  der  Besiedlung  der  Halbinsel 
in  alter,  mittlerer  und  neuer  Zeit  mit  einer  Kartenskizze  vorangestellt. 

»Altertümer  von  Notion«   veröffentlicht  Th.  Makridy*'*''). 

Reich  ist  wiederum  die  Ausbeute  in  EpJiesos.  Von  dem  gToßen 
Werke  des  Österr.  Archäol.  Inst,  ist  seither  dei-  erste  Band**^) 
vollständig  erschienen. 

Der  hauptsächlich  geogi'aphisehes  Interesse  ])ietende  erste  Teil  des  Bandes, 
welcher  mir  bei  Abfassung  des  letzten  Berichts  in  Sonderabdruck  vorlag,  ist  dort 
GJb.  1905,  183  bereits  besprochen.  Der  Rest  ist  mit  Ausnahme  eines  kurzen 
Berichts  von  A.  Schindler  (S.  235 f.)  über  die  Karte  wesentlich  archäologischen 
Inhalts  und  behandelt  die  seldschukischen  Bauwerke  in  Ajasoluk,  den  Rundbau 
auf  dem  Panajirdagh,  das  Artemision  usw.  Der  zweite,  im  Erscheinen  begriffene 
Band  (1912)  behandelt  das  Theater. 

3Iit  den  Ansgraljungen  in  unmittelbarem  Zusammenhang  stehen 
die  Untersuchungen  von  A.  Grund •*-*9)  über  die  Veränderungen  im 
Deltagebiet  des  Kaystros  (Kütschük  Mendere)  seit  historischer  Zeit. 

Ein  »Vorläufiger  Bericht  über  physiogeographische  Untersuchungen  im 
Deltagebiet  des  Kleinen  Mäander  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  das  ganze  Tal 
mindestens  bis  Ajasoluk  hinaus  ein  offener  Meeresgolf  gewesen  ist,  und  zwar 
noch  zur  Zeit  der  Entstehung  des  älteren  Ephesos;  dieser  Golf  war  durch  eine 
ganz  kurz  vor  der  historischen  Zeit  erfolgte  Senkung  des  Landes  entstanden. 
Von  da  an  lassen  sich  mehrere  Perioden  schneller  Zusehüttung  feststellen,  denen 
jedesmal  eine  Abschnürung  des  betreffenden  Golfteils  durch  eine  Nehrung  vor- 
ausging. So  ist  der  gesamte  Landzuwachs  von  8  km  Länge  in  der  historischen 
Zeit  nicht  durch  Deltavorbau  ins  Meer,  sondern  durch  Verbindung  von  vorher 
thalassogen  abgeschnürten  Lagunen  entstanden.  Eine  vertikale  Niveauveränderung 
in  historischer  Zeit,  wie  sie  sonst  an  den  Mittelmeerküsten  vielfach  nachgewiesen 
ist,  glaubt  G.  ablehnen  zu  müssen  oder  hält  sie  zum  mindesten  für  nicht  be- 
weisbar. (Nach  Ref.  in  PM  1907,  LB  123  von  A.  Philippson,  der  gegen 
die  letztere  Schlußfolgerung  G.s  Einwände  erliebt.)*  In  einem  zweiten  ^^O)  »Vor- 
läufigen Bericht<;  hat  G.  seine  Untersuchungen  fortgeführt  und  auch  auf  den 
»Großen  Mäander«  (Böjük  Mendere),  den  Maiandros  der  Alten  (bei  Mihi)  aus- 
gedehnt. Hier  sind  die  Verhältnisse  viel  großartiger.  Wie  ])eim  Kleinen 
Mäander  nimmt  auch  hier  G.  eine  Senkung  des  Landes  kurz  vor  der  historischeu 
Zeit  an;  doch  konnten  hier  nicht  wie  dort  durch  Nehrungen  bezeichnete  Ab- 
schnitte nachgewiesen  werden.  Wie  und  wann  der  latmische  Golf  vom  Meere 
abgetrennt  M^urde,  läßt  sich  nur  vermutungsweise  feststellen.  Die  Tatsache, 
daß  unter  Trajan  das  Niveau  des  Straßenpflasters  in  Milet  bereits  gehoben 
werden  mußte,  spricht  dafür,  daß  das  Delta  des  Nordarms  damals  den  Kanal 
zwischen  der  Insel  Lade  und  Milet  erreicht  haben  dürfte,  wodurch  der  Spiegel 
des  latmischen  Golfes  zu  einer  Binnenlaguue  aufgestaut  wurde.     Eine  Senkung 


^^5)  HistPolitBl.  CXLI,  1908,  200ff.  -—  *<C)  jahreshÖsterrArchlnst.  1910, 
Beibl.  1—74.  —  "'0  Ebenda  1905,  155—73.  —  ^*8)  Foi-schungen  iu  Ephesos. 
Bd.  I,  Wien  1906.  285  S.,  9  Taf.,  1  K.  —  "9)  SitzbAkAVien,  math.  Kl., 
CXV,  Abt.  I,   1906,  24—62,  mit  1  K.  —  ^^O)  Ebenda  1755—67. 


382        E.  Oborhiimmer,  Ländor-  und  Völkeikuude  der  östlichen  antiken   Welt. 

des  Landes  in  historischer  Zeit  ist  nicht  nachweisbar.  Myus  war  frülier  am 
Meere  gelegen  und  hatte  500  n.  Chr.  in  seinem  Hafen  Platz  für  200  Triereii; 
zur  Zeit  des  Pansanias  waren  die  Bewohner  bereits  nach  Milet  übergesiedelt.  Im 
Laufe  des  Mittelalters  übernahm  nun  der  Südarm  die  Rolle  des  tätigen  Mäander- 
arms, baute  sein  Delta  in  den  latmischen  Golf  und  verschüttete  dessen  west- 
lichen Teil.  So  bildeten  sich  im  Mittelalter  die  heutigen  Verhältnisse  aus. 
Bereits  die  ältesten  Portulane  des  14.  Jahrhunderts  verzeichnen  die  Insel  Lade 
nicht  mehr.  Auf  die  älteren  Rekonstruktionsversuchc  von  C.  Geld,  Küsten- 
veränderungen im  Archipel  (München  188G)  und  H.  Berghaus,  Atlas  der 
Hydrogr.  IX,  wozu  auch  Kiepert,  Formae  IX  und  Westkleinasien  X,  zu  vgl., 
nimmt  G.  in  diesem  vorläufigen  Bericht,  der  sonst  in  geographischen  Zeitschriften 
nicht  angezeigt  und  deshalb  hier  ausführlicher  besprochen  wurde,  keinen  Bezug. 

Über  die  Ausgrabungen  im  Artemision  zu  Ephesos,  die  alte 
Domäne  engiisclier  Archäologen,  hat  D.  G.  Hogarth*»\)  einen  aus- 
führlichen Bericht  veröffentlicht. 

Verfasser  verarbeitet,  durch  mehrere  ^litarbeiter  unterstützt,  die  Ergebnisse 
seiner  1904/05  im  Auftrag  des  Britischen  Museums  unternommeneu  Ausgrabungen 
mit  den  älteren  Ergebnissen  von  Wood  (1876).  Ein  zweiter  Band  ist  in  Aus- 
sicht genommen.  Es  ist  jetzt  das  Hauptwerk  über  den  Artemistempel  und 
wesentlich  von  archäologischem  Interesse. 

Eine  vielseitige,  laiappe  und  inhaltreiche  Verarbeitung  des  ganzen 
Ephesos  betreffenden  Materials  (Lit.,  Lage,  Besiedlung,  Geschichte, 
Bewohner,  Stadtgebiet,  Altertümer,  Ruinen)  mit  mehreren  Plänen 
(nach  den  österreichischen  Aufnahmen)  hat  L.  Bürchner'^52^  gg. 
geben,  wozu  der  Ai-tikel  von  J essen '*^3)  Ephesia  (Artemiskult)  er- 
gänzend tritt.  Gewissermaßen  eine  Fortsetzung  liierzu  für  die 
christliche  Periode  der  Stadt  bilden  die  gTÜndlichen  »Studien  zui- 
Geschichte  der  Stadt  Ephesos  vom  4.  nachchristlichen  Jahrhundert 
bis  zu  ihrem  Untergang  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts <: 
von  W.  Brockhoff*^*).  Über  die  Aufsätze  von  B.  Krieg  s.  o. 
Anm.  445.  Soeben  erschien  noch  eine  topographische  Skizze  (Vor- 
trag) »Epliesus  und  Milet«  von  A.  Grund454«)^  welche  eine  gute 
Übersicht  der  Küstenveränderungen  und  ihrer  anthropogoographischou 
Wirkungen  (auch  für  Simjrna)  bietet. 

»Zur  Topographie  der  ionischen  Küste  südlich  von  Ephesos« 
liat  J.  Keines)  Untersuchungen  veröffentlicht. 

Behandelt  werden  die  Lage  und  Funde  von  Pygela,  Manühcsion,  Anaia 
sowie  die  zwischen  beiden  letzteren  Städten  vorliandcno  antike  C)rtslage,  welche 
bisher  nacli  Strab.  639  als  Xeapolls  bezeichnet  wurde  (s.  Kiepert,  Formac  IX); 
doch  liest  jetzt  Wihimowitz  bei  Strabo  statt  fira  Nfü.-To/jg :  fir  "Area  {'  =  'Avaia) 
.■rö?-ig,  wozu  mir  keine  zwingende  Notwendigkeit  vorzuliegen  scheint. 

Noch  ein  Stück  weiter  an  der  Küste  führt  uns  eine  Abhandlung 
von  V.  V.  Wilamowitz*56)  iW^Qx-  Jas  Panionion.  Endlich  erwähne 
ich,  weil  von  der  geographischen  Grundlage  7ü«ic«  ■  ausgehend,  ein 


*5lj  Excavations  at  p^phesus:  the  archaic  Artomision.  London  1908.  Text 
344  S.,  52  Taf.,  Atlas  18  Taf.  —  ••52)  Paulys  llealenzykl.  V,  1905,  2773  bis 
2822.  —  "3)  Ebenda  2753—71.  —  *")  Diss,  Jena  1905.  78  S.  ByzZ  XV. 
683.  —  «Sio)  Prag  1911.  HS.  S.-A.  Lotos  LIX.  —  ^^S)  j.,j,resh().sterrArehInst. 
1908,   Beibl.   1.35-68,  mit  K.  --   ^^^)  SitzbAkBcrlin    1906,  :;8  — 57. 


Asien.  383 

mehr   die   großen    kulturhistorischen   Zusammenhänge    verfolgendes 
Buch  von  D.  G.  Hogarth*57). 

Karia.  Eine  neue  Reise  »Quer  durch  Karlen«  beschreibt  der 
altbewährte  Erforscher  Kleinasiens  W.  v.  Diest^^Sj. 

Die  Reise  förderte  nebst  einem  »Itinerar  von  Nysa  nach  Idyma«  in 
1:200000  (Taf.  19)  in  einem  noch  wenig  begangenen  Gebiet  auch  wertvolle 
Ergebnisse  für  die  historische  Geographie  zutage.  So  wird  die  Lage  von  Xysa 
mit  Bezug  auf  die  alten  Quellen  und  Inschriften  besprochen  und  ein  Plan  der 
Stadtlage  in  1 :  7500  (Taf.  20)  gegeben,  ebenso  die  Lage  von  Acheraka,  die 
liistorische  Bedeutung  von  Ilaliharnassos  usw. 

A^on  den  einzelnen  Städten  Kaiiens  schließt  sich  an  das  lydische 
Gebiet  zunächst  Magnesia  am  Mäander. 

Außer  dem  schon  GJb.  1905,  183  genannten  Inschriftcuwerk  liegt  nun 
seit  längerer  Zeit  auch  das  abschließende  Hauptwerk*^^  über  die  1891 — 93 
für  die  Kgl.  Museen  in  Berlin  ausgeführten  Ausgrabungen  vor.  Es  enthält 
einen  kurzen  Bericht  von  K.  Humann  und  die  eingehende  Bearbeitung  der 
Bauwerke  von  J.  Kohte  sowie  der  Bildwerke  von  K.  Watzinger.  Für  die 
Topographie  kommt  nur  der  Abschnitt  über  die  Bauwerke,  die  Umgebungskarte 
1:25  000,  der  Plan  der  Ausgrabimgen  1:1500  und  der  Agora  1:750  in  Be- 
tracht (Taf.  I— III). 

Ein  ganz  ähnliches  "Werk  besitzen  wir  jetzt  über  Priene  von 
Th.  Wiegand  u.  H.  Schrader^eo). 

Geographisch  sind  die  dortigen  1895 — 98  ebenfalls  für  die  Kgl.  Museen 
in  Berlin  durchgeführten  Ausgrabungen  sowohl  nach  den  Ergebnissen  wie  nach 
der  Verarbeitung  ungleich  wichtiger.  Sie  zeigen  uns  das  Bild  einer  griechischen 
Stadt  der  hellenistischen  Zeit,  wie  wir  es  in  ähnlicher,  an  Pompei  erinnernder 
Vollständigkeit  kaum  von  einer  anderen  Stelle,  etwa  Delos  ausgenommen,  be- 
sitzen. Th.  AViegand,  der  Leiter  der  Ausgrabungen,  gibt  uns  im  1.  Kapitel 
des  Werkes  einen  geographischen  Überblick  über  »Die  prienische  Landschaft?., 
der  sich  auch  auf  die  später  von  A.  Grund  (s.  Anm.  450)  behandelte  Frage  der 
Abschnürung  des  latmischen  Golfes  und  die  Angaben  der  Portulane  erstreckt, 
sodann  einen  Überblick  über  »Die  Gesamtanlage  der  Stadt«  (Mauerring,  Tore, 
Straßennetz  usw.),  worauf  ein  Bericht  von  Landmesser  G.  Kummer  über  »Die 
tachymetrische  Aufnahme«  des  Ausgrabungsgebiets  folgt.  Der  übrige  Teil  des 
Werkes  ist  vorwiegend  archäologisch,  doch  sind  die  Abschnitte  über  die  Wasser- 
anlageu  (Wiegand),  die  Heiligtümer  und  den  Markt  (Schrader),  das  Theater, 
Stadion  und  die  Gymnasien  (Wiegand)  auch  topographisch  wichtig.  Besondere 
hervorzuheben  ist  Kap.  X,  »Die  Privathäuser«,  in  dem  Wiegand  den  prieni- 
schen  Haustypus  und  dessen  Umgestaltungen  schildert,  ferner  Kap.  XII  t>Thebev 
an  der  Mykale«  (bisher  nicht  lokalisiert,  von  Wiegand  durch  Ausgrabungen 
nachgewiesen)  und  XllI  »Priene  und  Umgebung  in  christlicher  Zeit«  (derselbe). 
Ein  von  G.  Kummer  u.  W.  Wilberg  aufgenommener  großer  »Plan  von  Priene« 
in  1  :  1000  gibt  auf  zwei  Blättern  ein  vorzügliches  Gesamtbild  der  Stadt  mit 
der  Burg  (Schichtlinien  5  m  mit  Felszeichnung),  ferner  finden  wir  auf  Taf.  If. 
Kieperts  Karte  1:250000  von  Milet  bis  Ephesos  mit  zahlreichen  Zusätzen  von 
Wiegand  und  einem  Vei-such  der  Rekonstruktion  der  alten  Küstenlinie,  einen 
Umgebungsplan  von  Priene  in  1:20000  (Taf.  III),  Spezialpläne  einzelner  Teile 
der  Stadt  (Taf.  XII  f.,  XXI  f.)  sowie  in  Text  und  Tafeln  eine  Reihe  geographisch 
wertvoller  Ansichten  nach  topographischen  Aufnahmen.  —  Au  das  archäologische 


157)  lonia  and  the  East.  Oxford  1909.  117  S.  mit  K.  —  'S»)  PM  1909, 
169—77,  216—23,  264—69,  Taf.  19f.,  23f.  —  <»»)  Magnesia  am  Maeander. 
Berlin  1904.  228  S.,  14  Taf.  —  *60)  Priene.  Berlin  1904.  492  S.,  22  Taf. 
u.  2  K. 


384        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Hauptwerk  schließt  sich  wie  bei  Magnesia  (s.  o.)  ein  besonderer  von  F.  Hiller 
V.  Gaertringen^*'*)  herausgegeben(!r  Inschriftenband,  dem  eine  Geschichte  der 
Stadt  und  ihrer  Erforschung  (S.  V — XXIII)  vorangestellt  ist.  —  An  anderer 
Stelle  hat  Th.  Wiegand*''^^  einen  orientierenden  Überblick  über  die  Ergebnisse 
der  Ausgrabungen  gegeben. 

Über  tue  gleichfalls  für  Rechnung  der  Königüchen  Museen 
unternommenen  und  geograpliisch  kaum  minder  wichtigen  Aus- 
grabungen in  dem  benachbarten  Milet  erscheint  neben  den  vor- 
läufigen Berichten  ein  abschließendes  Werk  in  Einzelheften  unter 
Leitung  von  Th.  Wiegand^^^), 

Bis  jetzt  liegen  vor  Heft  I :  Karte  der  milesischen  Halbinsel  mit  erläuterndem 
Text  von  P.  Wilski.  1906,  24  S.,  2  Taf.  Die  im  Jahre  1900  in  1:50000 
aufgenommene  Karte  der  Halbinsel,  welche  im  Altertum  als  solche  durch  den 
milesischen  Golf  im  Norden  begrenzt  ward,  jetzt  aber  durch  die  Anschwemmungen 
des  Mäanders  mit  der  Halbinsel  Mykale  zusammenhängt,  ist  in  farbigen  Höhen - 
schichten  von  50  m  Abstand  (0 — 10  m  besonders  ausgeschieden)  ausgeführt  und 
zeigt  die  antiken  Reste  in  Rot.  Ein  Deckblatt  enthält  die  eingemessenen  Punkte 
nach  der  Methode  ihrer  Bestimmung  (trigonometrisch,  tachymetrisch  usw.).  — 
Heft  2:  Das  Rathaus  von  Milet.  Von  H.  Knack  fuß.  1908,  100  S.,  20  Taf. 
2.  Beil.     Wesentlich  archäologisch. 

Über  den  Fortgang  der  Ausgrabungen  berichten  Th.  Wiegand'^ß-') 
imd  M.  Schede 46**).  Ein  übersichtliches  Büd  der  »Ausgrabungen 
in  Milet  und  Didynia«  gibt  A.  v.  Salis^ß^).  Die  Untersuchungen 
von  A.  Grund  über  die  Yerlandung  des  latmischen  Golfes  wni'den 
in  Anm.  iöO  besprochen,  s.  auch  Anm.  454a. 

Einen  alten  Wart-  oder  Leuchtturm  auf  der  Papasinsel  (wohl 
Papanisi  bei  Kiepert,  AVestkleinasien  XIV,  28°  44'  0)  beschreibt 
F.  V.  Holbach 466). 

Von  den  Städten  des  karischen  Binnenlandes  liegen  ausfükr- 
lichere  Grabungsberichte  .  aus  Älabanda  von  Edhem  Bey*^^)  ^^1 
aus  ApJirodisias  von  M.  Collignon^ßS)  ,ind  P.  Gaudin^ß^)  vor. 

Über  das  Volk  der  alten  Karcr  und  der  mit  ihnen  gewöhnlich 
in  Verbindung  genannten  Leleger,  die  neuerdings  in  der  Vorgeschichte 
Griechenlands  und  Kleinasiens  eine  so  große  Rolle  spielen,  hat 
W.  Aly*"0)  die  Nachrichten  bezüglich  ihrer  Verbreitung  zusammen- 
gestellt. 

Lykia.  üi  einer  Mitteilung  über  »Das  sog.  lykische  Sparta« 
weist  P.  Carolides-t^i)  die  Annahme  Hitzigs  (ZDMGes.  1856. 
731  ff.)  zurück,  daß  das   1.  Makk.  14,  16  genannte  Sjjarfa  =  dem 

*6>)  Inschriften  von  Priene.  Berlin  190G.  312  S.  —  •»"2)  Priene.  N.JbKlAlt. 
I,  l;»10,  545—70,  mit  III.  u.  2  Taf.  —  *^'^)  Milet.  Ergebnisse  der  Ausgrabungen 
und  Untersuchungen  seit  1899.  Berlin.  —  *«*)  4.  u.  5.  Voriäuf.  Bericht. 
SitzbAkBeriin  1905,  533—48,  mit  PI.;  1906,  249—65.  6.  Voriäuf.  Bericht. 
AbhAkBerlin  1908,  46  S.,  6  Taf.  ByzZ  1908,  632.  Kürzlich  erschien  der 
7,  Voriäuf.  Bericht  ebenda  1911,  Anh.,  71  S..  13  Taf.  —  *^*')  JbArchlust. 
1911,  ArchAnz.  419  —  43.  —  *«*)  NJbKlAlt.  1910,  I,  103—32,  mit  7  Taf.  — 
<«6)  AthM  1909,  393—98.  —  *")  CR  Ac.  Inscr.  1905,  443—59;  1906,  407—22, 
mit  PI.  u.  111.  —  *68)  Ebenda  1904,  703  —  11,  2  Taf.  RevArt.  XIX,  1907, 
33—50,  ill.  —  <ö9)  CR  Ac.  Inscr.  1906,  158—84,  ill.  —  *''^}  Philol.  1909, 
428—44.  —   ••■')  Atti  Toiigr.  Intern.  8c.   Stör.   II,   Itom   1905,   129—32. 


Asien,  385 

lykischen  Paiara  sei,  und  nimmt  dafür  das  von  Polyb.  V,  72,  4  be- 
zeugte ^unoQda  =  Isparta  in  Pisidien  in  Ansprucli. 

Pisidia.  Tiber  die  Stadt  Jntiochia  und  ihre  Geschichte  handelt 
ausführlich  AV.  M.  Ramsay*'^^^  in  einer  Artikelserie,  die  in  dem 
o.  Anm.  406  erwähnten  Buche  abgedruckt  ist.  Vgl.  auch  u.  Anm.  498. 

Die  Beschreibung  der  Stadt  umfaßt  S.  245 — 314  und  erstreckt  sich  auf 
Lage,  Geschichte,  Bevölkerung  (.Juden,  Griechen,  Phryger,  Römer)  und  die 
religiösen  Verhältnisse  (Paulus).  Photographische  Aufnahmen  aus  der  Stadt 
und  Umgebung  auf  Taf.  VI— X. 

Küikia.  Einen  Reisebericht  durch  Ivihkia  und  Lykaonkn,  der 
sich  hauptsächhch  auf  die  Denkmäler  der  byzantinischen  Zeit  be- 
zieht, hat  Gertrude  L.  BelH^^j  veröffentlicht.  Einen  ähnhchen 
kürzeren  Reisebericht  durch  dasselbe  Gebiet  von  S.  Gu^^er'*'^*)  kenne 
ich  nur  aus  ByzZ  XVI,  37  7  f.  Guyers  Reisegefährte  E.  Herz  fei  d*''^) 
gibt  einen  vorläufigen  Bericht  über  »Eine  Reise  durch  das  west- 
liche Kililda  im  Jahre  1907«. 

Routenkarte  1:300  000.  Die  Reise  ging  von  Eregli  über  Tai-sus  nach 
Selefkie,  wo  die  frülichristlichen  Denkmäler  von  Meriamlik  untcrsuelit  wurdeu, 
dann  zurück  über  Karaman. 

In  einem  Aufsatz  über  »Menons  Zug  nach  KiliMa«  nimmt 
K.  :\Iünscher^76)  gegen  Schaffer  (GJb.  1905,  185,  Anm.  495) 
Stellung.  Die  nor/.ih]  TletQu,  welche  nach  Strab.  XIV,  670  öst- 
lich vom  unteren  Kalykadnos  zu  suchen  ist,  wollte  R.  Kiepert*''^) 
auf  eine  Mitteilung  von  W.  Siehe  hin  auf  das  rechte  Ufer  bei 
Seleukeia  versetzen,  hat  aber  diese  Vermutung  in  seiner  Karte 
(Formae  VIII,  dazu  Text  S.  18)  mit  Rücksicht  auf  Stadiasm.  M. 
M.  175  wieder  zurückgenommen.  Das  alte  Tarsus  mu\  dessen 
eigentümliche  Stellung  an  der  Grenze  der  griechisch-römischen  und 
der  orientalischen  Kultur  schildert  in  umfassender  "Weise  W.  M. 
Ramsay^'^S), 

Fast  die  Hälfte  des  o.JAnm.  406  genannten  Buches  (S.  83 — 244j  ist  der 
Heimat  des  Apostels  Paulus  gewidmet.  Hier  sind  besonders  hervorzuheben  die 
Abschnitte  über  die  Lage  der  Stadt,  ihre  Beziehungen  zur  kilikischen  Ebeue, 
zum  Flusse  Kydnos,  zum  Meere  und  Gebirgspaß  der  kilikischen  Pforte,  dann 
über  die  Bevölkerung  (lonier,  .Juden,  Römer,  Orientalen)  und  die  kulturhistorische 
Stellung  der  Stadt.     Einige  Kartenskizzen  und  gute  Abbildungen  auf  Taf.  I — V. 

Über  das  zuletzt  von  A.  Janke  (GJb.  1905,  177)  untersuchte 
Schlachtfeld  von  Issos  hat  neuerdings  A.  Gruhn'*''^)  geschrieben. 
Zu  Kilikia  gehört  endlich  noch  Augusia  (PtoL,  Notit.  und  Münzen), 
das  jetzt  H.  Grothe  (s.  Anm.  180)  S.  CCXXIX— CCXXXU  in  dem 
Ruinenfeld  von  Masylyk,  .85  km  A^^^^W  von  Sis,  nachgewiesen  hat. 


*'2)  Expositor  Ser.  7,  HI,  1907.  —  -i^»)  RevArch.  IV,  1906,  7,  1—29, 
385—414;  8,  7—36,  225—52,  390—401;  1907,  10,  18—30,  mit  111.  Dazu 
BvzZ  XVI,  378—81.  —  *'^^)  Aus  dem  christl.  Kleinasien.  S.-A.  XZürichZtg. 
1903,  8,  23  S.  —  4")  PM  1909,  25—34,  Taf.  III.  —  <'<5)  Philol.  1907, 
491—97.  —  ^77)  Klio  V,  1905,  340.  —  "«)  Expositor  Ser.  7,  I  ii.  II,  1906 
u.  o.  S.  377.  —   *'9)  NP'hilolRundsch.   1906,  361  —  73. 


386        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Kcippadokia.  Auf  diese  Landschaft  entfällt  der  Schwerpunkt 
des   bisher  veröffentlichten  Teiles  des  Reise werks  von  H.  Grothe. 

Einschlägig  sind  die  Abschnitte  »Griechische  und  lateinische  Inschriften 
ans  Kappadokia  von  J.  Oehler«,  S.  LXXI — LXXXVIII,  -Zur  Topographie 
und  historischen  Geographie  von  Comana  Cappadociae  von  H.  Grothe«, 
S.  CCXXXIII — CCLIII,  und  »Meine  Schürfungen  in  Kappadokia«  (derselbe), 
S.  CCXC— CCXCIV.  Auch  die  »Bemerkungen  zu  einigen  Denkmalstättcn  und 
Denkmälern  hettitischer  Kunst  in  Kleinasien«  (derselbe),  S.  CCLIV — CCLXXIV 
mit  Taf.  VII — XIII,  beziehen  sich  größtenteils  auf  Ortlichkeiten  in  Kappadokia. 
Eine  Karte  des  Antitauriis  in  1:400  000  auf  Grund  der  Itineraraufnahmcn  des 
Verfassers  ist  dem  Buche  (s.  Anm.  180)  beigegeben. 

Auf  den  Süden  von  Kappadokia,  nämlich  die  Gaue  Sophene 
(jenseits  des  Euphrat)  nnd  Kataonia  (Gegend  des  Antitaurus)  bezieht 
sich  gleichfalls  ein  Reisebericht  von  E.  Lohniann*80)_ 

Der  kurze,  mit  guten  Bildern  ausgestattete  Bericht  berührt  hauptsächlich 
die  Ethnographie  und  historische  Geographie  des  durchzogenen  Gebiets:  1.  Euphrat- 
übergang  bei  Kymyrchan,  2.  Inschrift  des  Corbulo  in  Keserik,  3.  Lage  von 
Arsamosata,  4.  Ebene  Kalon  Pedion,  5.  Anzit  (Ziata),  6.  Eine  römische  Heer- 
straße (von  Malatia  nach  Marasch). 

Einen  ausführlichen,  jedoch  nur  vorläufigen  Bericht  über  eine 
1907  ausgeführte  archäologische  Reise  durch  Pontos  und  Kappadokia 
gibt  H.  Gregoire48i). 

Die  Reise  ging  von  Samsun  (Amisos)  nach  Ncodaiidivpolis  und  Amasia, 
dann  über  Tokat,  den  Tälern  des  Iris  und  Lykos  folgend,  östlich  bis  Nikopolis 
und  im  Tal  des  Halys  abwärts  nach  Siwas  (Sebastea)  und  weiter  nach  Kaisarie 
(Caesarea),  von  wo  aus  noch  das  Gebiet  der  auch  von  H.  ßott  (s.  Anm.  404) 
beschriebenen  Felsen kirchen  bei  Urgüb,  Göreme,  Sinasos  besucht  wurde.  Der 
Schwerpunkt  der  Ergebnisse  liegt  in  der  epigraphischen  Ausbeute,  die  in  einem 
Band  der  »Studia  Pontica<  (o.  Anm.  412)  vereinigt  werden  soll.  Doch  bringt 
der  Bericht  auch  über  Denkmäler  und  Ortslagen  neues  Material.  Wichtig  be- 
sonders S.  116  ff.  der  Abschnitt  über  Ariaramneia-Bhodandos  =  Farascha  im 
Tal  des  Samanti  Su  (38°  N),  S.  135ff.  über  'Ogßäöwv  xwfoj  =  Aravan  bei 
Nigde,  S.  148 — 59  über  den  griechischen  Dialekt  von  Farascha.  Ein  Register 
erleichtert  die  Auffindung  von  Einzelheiten,  die  Kartenskizzen  auf  Taf.  I — III 
geben  aber  nur  ein  sehr  dürftiges  Bild  der  Reiseroute,  das  von  Kaisarie  ab 
ganz  vci'sagt. 

Über  die  Kappadokia  betreffenden  Untersuchungen  von  J.  Mar- 
quart  s.  0.  Anm.  345.  Das  als  Heimat  des  Kirchenhistorikers 
Philostorgios  genannte,  in  Paulys  Realenzykl.  und  allen  anderen 
AVörterbüchern  felüende  Boi'issos  erkennt  II.  Gregoire*^^)  in  dem 
Namen  des  Dorfes  Soreovu  bei  Nazianzos  wieder.  Das  bisher  noch 
nicht  gesicherte  IHokaisareia  (Paulys  Realenzykl.  V,  656)  vermutet 
S.  Guyer'*83)  in  Ala  Klisse  zwischen  Sclefko  und  Mut.  Über  den 
Zug  des  Kalifen  Mntnsim  durch  Kappadokia  im  Jahre  838  handelt 
J.  B.  Bury4«3"). 

Qalatia.  Daß  Ptolomäus  die  Städte  au  der  Küste  Sinopc, 
Amisos  usw.    aus  Ungenauigkeit    zu    dieser  Provinz    rechnet,    zeigt 


*80)  Glob.  XC,  1006,  37—42,  53—57,  mit  K.  u.  111.  —  «s')  BConllell. 
1909,  1  —  109,  437—39,  Taf.  I  -IIL  —  '•82)  ByzZ  1910,  Ol  f.  -  ^8■■')  ZGcscliArchit. 
Iir,   100!)/10.   192     09.  —  -»s'")  .JHcllSt.   1909,   120—29. 


Asien.  387 

F.  Cumont*^'*).  Eine  > Geschieht^  der  kleinasiatischon  Galater<' 
(erweiterte  Beai'beitung  einer  Dissertation  von  1897)  schrieb  F. 
Stähelin*85)  2^  dgu  bisherigen  Beschreibungen  (zuletzt  GJb. 
1905,  185f.)  der  Ruinen  von  Öjük,  nördlich  von  Boghasköi,  hat 
Th.  Macridy-Bey*s6)  in  einer  reich  illustrierten  Schrift  auf  Grund 
von  Ausgrabungen  für  das  Museum  in  Konstantinopel  eine  wertvolle 
Ergänzung  gegeben.  In  Boghasköi  selbst  (s.  GJb.  a.  a.  0.  und  1896, 
354)  hat  H.  AVinckler  190G/07  neue  Forschungen  angestellt,  über 
welche  ein  Vortrag  von  0.  Puchstein'*^*'«)  orientiert. 

»Das  Wesentliche  von  Wincklers  Feststellungen  ist,  daß  die  Keilinschriften 
die  Ruineustätte  bei  Bogh;i.«köi  als  Chatti,  d.  i.  Hauptstadt  des  Hettiterlandes, 
erweisen  und  uns  fiinf  Genenitioueu  einer  einheimischen  Dynastie  kennen  lehren, 
die  hier  noch  zu  den  Zeiten  der  18.  und  namentlich  der  19.  ägyptischen 
Dynastie  geherrscht  hat.«  Wichtige  Ergebnisse  hatte  die  Expedition  auch  be- 
züglich der  Stadtanlage. 

Phrijgia.  Für  weitere  Kreise  schildert  »Phrygien  und  seine 
Stellung  im  kleinasiatischen  Kulturkreis<'  E.  Brandenburg*^'), 
derselbe *^^)  in  seinem  »Bericht  über  eme  Reise  in  Anatolien«  die 
phryg-ischen  Grotten.  Die  für  Topographie  so  ^nchtigen  Münzen 
Phrv'giens  hat  der  bekannte  Numismatiker  B.  Y.  Head**^)  für  den 
Münzkatalog  des  Britischen  Museums  bearbeitet. 

Die  Bedeutung  der  Münzen  erhellt  u.  a.  aus  dem  Beispiel  von  Grinifnothyrai, 
einer  kleinen  Stadt  unweit  des  jetzigen  Uschak,  deren  bei  Ptol.  V,  2,  13  in 
der  Vulgata  als  Trimenothyritae  überlieferten  Name  erst  durch  Münzfunde 
richtig  gestellt  und  von  Imhoof-Blumer ''^'')  als  Bezeichnung  eines  selbständigen, 
von  dem  benachbarten  Traicmopolis  verschiedenen  Gemeinwesens  erkannt  wurde; 
s.  Ptol.  rec.  Müller  I,  2,  S.  818f.;  R.  Kiepert,  Text  zu  Formae  VIII,  S.  11; 
J.  Scholz  in  *9J). 

Der  Stadt  Amcyrion  widmet  P.  Karolides *32)  eine  gehaltvolle 
Studie,  hauptsächlich  mit  Bezug  auf  ihre  Rolle  in  christlicher  und 
islamischer  Geschichte  und  Dichtkunst.  (Nach  ByzZ  1909,  272 f.) 
»Byzantinische  und  seldschukische  Reste  im  Gebiet  des  Türkmen- 
Dagh«  (südlich  von  i)o/-i/faei<7?i  =  Eskischehr)  beschreibtE.  Branden - 
burg493)_  2ur  S]?rache  der  alten  Phryger  ist  ein  Aufsatz  von 
A.  Torp*9-i)  nachzutragen.  Eine  Abhandlung  über  Heidentum  und 
Christentum  im  Tal  des  olieren  Temhris  Piu'sak  von  J.  G.  C. 
Anderson *95)  enthält  auch  (S.  183 — -93)  eine  topographische  Ein- 
leitung mit  Karten. 


^84)  RevElGr.  1903,  25—27.  —  *8»)  2.  Aufl.  Leipzig  1907.  122  S.  — 
<86)  La  porte  des  sphinx  il  Euyuk.  MVorderasiatGes.  1908,  3,  29  S.,  2  Tat.  — 
<86»)  JbArchlnst.  1909,  ArchÄnz.  489—526,  mit  Fl.  u.  111.  —  *87)  Der  Alte 
Orient  IX,  1907,  2,  31  S.  mit  111.  —  <88)  Memnon  I,  1907,  19—40,  mit 
JH.  —  4S9)  Catal.  of  Gr.  Coins  of  Phrygia.  London  1906.  CVI  u.  492  S., 
53  Taf.,  1  K.  —  *30)  Festschr.  f.  O.  Beundorf,  1898,  204£f.  —  "i)  wiener 
Eranos,  Wien  1909,  283  f.  —  ■«92)  'H  nöhg  'A/wQior.  S.-A.  'EnErrjQU  rov 
ITavfmoiij/uov.  Athen  1908.  30  S.  —  ^s»)  BvzZ  1910,  97—106,  mit  111.  — 
*^i)  BeitrKIndogSpr.  XXVII.  1902,  280—90.  —  *9ä)  ßei  Rarasay,  Studies, 
183—227.  s.  o.  Aum.  405. 


388        E.  Oberhumnier,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Lykaonia.  Die  Reisen  von  Gr.  L.  Bell  u.  S.  Guyor  s.  S.  385. 
Vhev  Forschungen  in  Lykaonia  wnCilsauria  berichtet T.  Callander'*^^). 

Snratra,  Kanna  oder  Kenia,  Sldamaria,  Ausflug  nach  Isauria,  Salnrama, 
Pschila  oder  Psihela  jetzt  Sewerek,  Bordakome  oder  Barda-ctta ,  Barata,  Laravda 
(jetzt  Karaman),  Dagh  Orcn,  Eniii'  Ghazi.  Vorwiegend  ejiigrai)hiseh,  doch  auch 
topographische  Bemerkungen. 

Auch  clej-  Bericht  über  »Forschungen  in  Phrygia  und  Lykaonia« 
von  W.  M.  Ramsay^^'')  entfällt  zum  weitaus  größten  Teil  auf 
letztere  Landschaft. 

Die  »Kaiserstraße«  von  Antiochia  nach  Lystra.  Ikonion  und  sein  Gebiet. 
Verinopolis,  Psrbila  und  die  zentrale  Handelsroute.  Grenzgebiete  gegen  Phrygia 
und  Isauria.  Die  1001  Kirchen  (s.  u.).  Hieran  schließt  sich  noch  eine  längere 
Abhandlung  ^''^  über  eine  aus  Inschriften  nachgewiesene  i  antichristliche«  Ge- 
sellschaft im  pisidischen  Äntioclda,  Avelche  S.  361 — 71  einen  die  Topographie 
der  inschriftlich  bezeugten  Orte  behandelnden  Abschnitt  mit  Karten  enthält. 

Unter  den  einzelnen  Ortslagen  der  Landschaft  haben  in  jüngster 
Zeit  die  der  Stelle  des  alten  Barata  entsprechenden  Ruinen  der 
»1001  Kirchen-!,  türk.  Bin  bir  Kilisse,  am  Nordfuß  des  Kara  Dagh 
das  Augenmerk  auf  sich  gezogen.  Zuerst  von  J.  W.  Crowfoot 
aufgenommen  und  in  dem  für  die  christlichen  Denlanäler  des  Landes 
bahnbrechenden  Werke  von  J.  Strzygowski  (GJb.  1905,  178) 
beschrieben,  sind  die  Ruinen  neuerdings  durch  AV.  M.  Ramsay  vmd 
Gertrude  L.  Bell  einer  genaueren  Untersuchung  unterzogen  worden, 
worüber  Ramsay *99)  zuerst  in  einer  Reüie  von  Aufsätzen,  hierauf 
zusammen  mit  ]\ßß  Bell^^Oj  i^  einem  mir  noch  nicht  zu  Gesicht 
gekommenen  abschließenden  "Werke  berichtet  haben.  Außerdem 
liegt  eine  architektonische  Aufnahme  der  Ruinen  von  C.  Holz- 
mann^oi^  ii^it  einem  Plan  1 :  12  500  und  einer  Karte  des  Kara  Dagh 
1:50000  vor. 

In  dem  mehrfach  genannten  Buche  (s.  Aiun.  400)  bespricht 
W.  M.  Ramsay  mehrere  lykaonische  Städte. 

S.  317—84  /A-omo» 502)^  385—404  D(rbe^<^^,  405—18  Lyntru.  Über 
Ikoiiion  s.  auch  o.  Anm.  497. 

An  anderer  Stelle  behandelt  Ramsay ^o-i)  die  Topographie  von 
Nova  Isaura  und  verschiedene  topographische  Einzelheiton  aus 
Lykaonia  und  Phrj'g-ia  s'^»). 

Zisima,  =  Sizma;  Ariandos,  Dorf  bei  Sa'itta;  KahaUa,  byzantinische  Burg 
bei  Ikonion;  Coloiiia  Icnnirnsium ;  Ikonioit  als  Stadt  der  Provinz  Galatia;  die 
kaiserlichen  Domänen  bei  Antiochia  Pi^.,  worüber  auch  o.  Aum.  498. 

Die  Lage  einer  inschriftlich  bezeugten  Stadt  Perki  in  Lykaonia  erörtert 
Ilamsay  in   ^'"'). 

.  •*9ß)  Bei  Ramsav,  Sludies,  157-80.  —  <97)  Ebenda  231—77.  —  *^^)  Ebenda 
305—77.  —  499)  p:xpositor  IV.  ByzZ  1908,  631  f.  OrBibl.  1907,  Nr.  4449.  — 
.loo)  The  Thousand  and  One  Churches.  London  1909.  580  S.  mit  111.  Ptcf. 
von  J.  Strzygowski  ByzZ  1910,  554—58,  047 f.  —  ^O')  Binbirkilise.  Ham- 
burg 1905.  9  Taf.  —  ^02)  Vorher  im  E.xpositor  XII,  s.  OrBihl.  1905,  201.  — 
^"3)  Ebenda  Ser.  7,  J,  s.  OrBibl.  1900.  211.  —  »o^)  JHellSt.  1905,  163—80.  — 
••05)  Classllev.  XIX,  1905,  367—70,'  413—29.  —  »o«)  Ebenda  XXIII,  1910, 
7—9. 


Asien.  389 

Inseln  bei  Kleinasion. 

Oypern.  Die  neueren  Veröffentlichungen  zur  i)liysischen  Geo- 
graphie der  Insel  s.  GJb.  1909,  277.  Das  praktische  kleine  Hand- 
buch von  J.  T.  Hutchinson  u.  C.  D.  Cobham^OTj  j^t  seither  in 
mehreren  neuen  Auflagen  erschienen.  Eine  übersichtliche  Schilderung 
der  Insel  hauptsächlich  nach  ihren  wirtschaftlichen  Verhältnissen 
gibt  D.  Trietsch"08),  i„  Baedekers  (s.  Anm.  24G)  Palästina  hat 
nun  auch  Cypern  seine  Stelle  gefunden. 

Die  Beschreibuna:  von  R.  Frhr.  v.  Lichtenberg  umfaßt  S.  363 — 78  mit 
einer  Karte  1  :  750  000  und  Plänen  von  Famar/usta  1  :  7500  und  Nikosia  1 :  10000. 

Hauptsächlich  für  die  einlioiniische  griechische  Bevölkerung  ist 
eine  neue  Karte  der  Insel  von  H.  Chatzigeorgis-''09)  bestimmt. 

Maßstab  1:190000.  Die  Karte  beruht  natürlich  auf  der  topographischen 
Aufnahme  Kitcheners  von  1882,  enthält  aber  auch  die  Meerestiefen  nach  der 
englischen  Seekarte  und  daher  ebenso  wie  die  Höhen  in  englischem  Maße, 
ferner  die  Eisenbahn,  Straßen  usw.  Mit  der  neueren  Literatur  zur  historischen 
Topographie  ist  der  Verfasser  offenbar  nicht  vertraut,  wie  aus  den  spärlich 
eingetragenen  historischen  Namen  erhellt. 

Eine  Schrift  von  B.  Stewart ^lO),  anscheinend  rein  touristisch, 
habe  ich  nicht  gesehen.  Über  den  ältesten  Namen  der  Insel  hat 
G-.  HüsingSii)  eine  Notiz  veröffentlicht. 

Als  solcher  ist  das  in  den  Amarnatafeln  vorkommenden  Alasia  von  \Y. 
Max  Müller  erkannt  und  durch  E.  Oberhummer,  was  H.  unbekannt  ge- 
blieben, in  der  Bilinguis  von  Tamassos  nachgewiesen  worden,  s.  GJb.  1896, 
357.  Die  auffällige  Schreibung  Älahiotas  des  phönizischen  Textes  wird  nun 
von  H.  auf  Nordsemiteu  (Aramäer),  welche  die  erste  semitische  Schicht  auf 
Cypern  bildeten,  zurückgeführt,  bzw.  auf  die  Vertauschung  von  s  mit  /(,  welche 
die  späteren  kanaauäischen  Einwanderer  vornahmen.  Assyr.  Jafnan  (Jas)  und 
ägypt.  Äjasja  (früher  Aschi  gelesen),  wozu  man  die  Belege  in  meinem  »Cypern' 
findet,  hängen  wahrscheinlich  damit  zusammen  und  entsprechen  der  bis  um 
700  n.  Chr.  im  Orient  üblichen  Bezeichnung  für  Cypern.  Protestieren  muß  ich 
gegen  den  Schlußsatz:  »Von  da  an  hieß  sie  die  ,  Kupferinsel'.  Sollte  das  viel- 
leicht nur  eine  Übersetzung  des  alten  Namens  in  eine  andere  Sprache  sein?« 
Wenn  H.  es  sonst  nicht  wußte,  hätte  er  es  aus  meinem  Buche  (S.  176  f.)  lernen 
können,  daß  das  Kupfer  von  der  Insel  den  Namen  erhalten  hat  und  nicht  um- 
gekehrt! Die  Sache  ist  nach  den  Belegen  des  Sprachgebrauchs  (aes  cyprium  usw.) 
in  der  römischen  Kaiserzeit  so  selbstverständlich,  daß  ich  es  nicht  für  nötig 
hielt,  in  dem  Kapitel  über  den  Namen  Kypros  (S.  81  ff.)  die  Möglichkeit  zu 
berücksichtigen,  daß  jemand  denselben  heute  noch  von  dem  nach  der  Insel 
benannten  Produkt  ableiten  werde.  Hiermit  erledigen  sich  auch  die  Bemerkungen 
von  A.  Ludwig 5'-)  über  y.vjioog  cupi'v.m,  das  er  vergebens  aus  dem  Semitischen 
abzuleiten  sucht. 

Über  die  altägvptischen  Namen  für  Kreta  und  Cvpern  handelt  neuerdings 
W.  Max  Müllersis). 


507)  A  Handbook  of  Cyprus.  1.  bis  3.  (richtig  4.)  Ausg.  s.  GJb.  1905, 
IST.  5.  Ausg.,  London  1907,  132  S.,  1  Taf.,  1  K.  6.  Ausg".,  1909,  135  S., 
1  Taf.,  2  K.  Pvcf.  PM  1910,  I,  162.  —  508)  Cypern.  Frankfurt  a.  M.  1911. 
110  S.  mit  111.  u.  K.  (AngcwG  IV,  \).  —  »09)  Xäoz)]^  rFjg  Kvtzoov.  London 
1909.  —  5i0j  My  Hxperiences  of  the  Island  of  Cyprus".  London  190~6.  206  S.  — 
511)  Memnon  III,  1909,  90—92.  —  5i2)  WienZKMorgenl.  XIX,  1905,  239f.  — 
513)  OrLitZtg.   1910,   108—12. 


390        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Die  ältesten  Benenmmgen  der  Insel  berührt  auch  E.  Frhr. 
V.  Lichtenberg 5^*),  »Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  von  Kypros«. 

Verfasser  bespricht,  wie  Oberhummer  »Cypeni«,  die  ägyptischen  und  assyri- 
schen Nachrichten  und  wendet  sich  dann  hauptsächlich  den  archäologischen 
Funden  zu,  um  daraus  auf  die  älteste  Bevölkerung  Schlüsse  zu  ziehen.  Daß 
dieselbe  weder  arisch  noch  semitisch  war,  ist  allerdings  nicht  neu.  Die  phönizi- 
sche  Besiedlung  wird  jetzt  allgemein  ziemlich  spät,  d.  h.  kaum  früher  als 
1000  V.  Chr.,  angesetzt.  Auch  die  ältesten  Kulturbeziehungen  zu  Kleinasieu, 
besonders  zur  Hissarlikkultur,  ist  schon  von  Ohnefalsch-Richter  u.  a.  behauptet 
worden.  L.  geht  hier  noch  weiter,  indem  er  (S.  41  f.)  eine  gleichartige  Kultur 
in  Cyperu,  Troia  und  Phrygien  annimmt,  deren  Wurzeln  nach  der  nördlichen 
Balkanhalbinsel  (Thrakien)  hinweisen  und  sich  wohl  bis  in  das  südliche  Ungarn 
verfolgen  lassen.  Wir  dürfen  die  ältesten  Bewohner  von  Cypern  den  Troern 
und  Phrjgiem  als  einen  nah  verwandten  Stamm  angliedern,  der  bereits  im 
3.  Jahrtausend  v.  Chr.  auf  dem  Landweg  an  die  Südküste  Kleinasiens  gekommen 
ist  und  von  da  aus  die  Insel  besiedelt  hat. 

Gleichfalls  mit  der  Vorzeit  der  Insel  beschäftigt  sich  eine  Ab- 
handlung von  R.  Du s Saud 515)  über  Cypern  in  der  Kupfer-  und 
Bronzezeit. 

Von  rein  archäologischen  Arbeiten  muß  ich  hier  absehen;  doch 
sei  wegen  des  reichen  Materials  wenigstens  das  AVerk  von  A.  de 
Ridder^iß)  genannt,  ebenso  die  Bearbeitung  der  cyprischen  Münzen 
des  Britischen  Museums  durch  G.  F.  Hill ^i 7). 

Neue  »kyprische«,  d.  h,  in  der  einheimischen  Silbenschrift  ab- 
gefaßte Inschriften  hat  R.  Meistor^is)  veröffentlicht.  Sie  stammen 
zum  Teil  aus  Salamis,  zum  Teil  aus  einer  Gegend,  wo  nach  einem 
vorläufigen  Bericht  von  M.  Ohnefalsch-RichterSi9)  vielleicht  die 
älteste  Stelle  von  PapJios  anzusetzen  ist. 

Indem  ich  mich  den  späteren  Zeiten  der  Insel  zuwende,  nenne 
ich  in  erster  Linie  die  Avichtige  Arbeit  von  H.  Delehaye  8.  J.520) 
über  die  Heiligen  Cyperns. 

Auf  die  große  Bedeutung  der  Ifagiographen  für  die  historische  Geographie 
des  Mittelalters  hatte  bereits  C.  Ritter  in  seinen  Vorlesungen  zur  Geschichte 
der  Erdkunde  hingewiesen,  und  der  Berichterstatter  konnte  dies  in  seinen  »Studien« 
(ZGesE  1890 — 92)  an  mehreren  Beispielen  für  Cypern  im  besonderen  erweisen. 
Die  hagiographische  Literatur  der  Insel  ist  ungemein  reichhaltig.  D.  macht 
uns  nun  hier  mit  mehreren  neuen  Texten  bekannt,  die  auf  das  Menologion  des 
Neophytos  (um  1190)  zurückgehen.  Man  kannte  von  diesem  Mönch  bisher  nur 
die  Klageschrift  über  die  traurige  Lage  der  Insel,  worüber  Krumbacher,  Gesch. 
d.  byz.  Lit,  173  (Ehrhard,  berichtigt  von  D.  163  A.),  286  und  Oberhummer, 
C.  271,  440.  Weiteres  Material  über  Neophytos  hat  L.  Petit  in  Echos  d'Orient 
II,  1898/99,  257—88  beigebracht,  s.  ByzZ  IX,  614.  Unter  den  von  D.  nach 
Cod.  Gr.  Paris.  1189  veröffentlichten  Reden  ist  für  uns  besondei-s  wichtig  Nr.  6 
(8.  207  — 12)  dv(i/ivT]oig  -Tf^t  asio/ncöv  dtaqpÖQCov  über  die  Erdbeben  der  Insel. 
Das  in  meinem  »Cypem<^,  S.  137 — 46,  zum  ei-stenmal  kritisch  bearbeitete  Ver- 


61*)  MVordcrasiatGes.  1906,  II,  78  S.,  10  Taf.  —  ^^'S)  Revl^xjAnthr.  XVII, 
1907,  145—212,  mit  111.  —  5>6)  Les  autiquitfs  Chypriotes.  Paris  1908. 
369  8.,  36  Taf.  —  *'^  Cat.  of  thc  Gr.  Coins  of  Cyprus.  I/indon  1904. 
20  Taf.  u.  K.  —  *»«)  BerSächsGesWi88.,  phil.  Kl.,  1909,  3—13,  Tnf.  I;  1910, 
233—47,  3  Taf.  —  ^i»)  Glob.  XCVIIl,  1910,  293—97,  mit  111.  —  "O)  Saint» 
de  Chvpre.     AnBolland.  XXVI,   1907,    163—301. 


Asien.  301 

aeichnis  der  Erdbeben  erhält  hicrdureb  eine  wertvolle  Veivollständiguug,  auf 
die  ich  mir  bei  andenjr  fielegenheit  zurüekzukommen  vorbehalte.  Auch  die 
von  D.  an  die  Texte  angesohlossenen  gelehrten  Ausführungen,  in  denen  die 
einschlägige  Literatur  sorgfältig  benutzt  ist,  berühren  vielfach  die  Topographie 
der  Insel. 

Wesentlich  histoiisdi,  aber  auch  für  die  Besiedlungsverhältnisso 
der  Frankenzeit  (Kap.  I,  Famagusta!)  von  Interesse  ist  das  Buch 
von  A.  Berard^si)^  »Cypris.  Chronique  de  l'lle  de  Chypre  au 
Moyen-äge«,  das  schon  in  meinem  letzten  Bericht  hätte  erwähnt 
werden  soUen.  Neue  Dokumente  aus  dem  14.  Jahrhundert  hat 
Ch.  Kohl  er  522)  beigebracht.  Die  überaus  wichtige  Quellensamm- 
lung aus  der  mittelalterlichen  und  neueren  Literatur  über  C^'pern, 
welche  C.  D.  Cobham,  der  eifrige  Bibliograph  der  Insel  (GJb.  1905, 
187),  von  1892  bis  1902  in  Cypern  selbst  an  schwer  zugänglichen 
Stellen  bnichstückweise  herausgegeben  hatte,  ist  jetzt  in  neuer 
Ausgabe  523)  erschienen  unter  dem  Titel  »Excerpta  Cypria,  Materials 
for  a  History  of  Cj^prus,  with  an  Appendix  of  the  BibHography  of 
Cyprus«.  Geographisch  wertvoll  sind  darin  besonders  die  Schil- 
derungen von  Axigenzeugen  aus  verschiedenen  Zeitaltern.  Endlich 
erwähne  ich  noch  einen  Aufsatz  von  R.  Michelles-*)  über  die 
Sekte  der  Linohamhaki. 

Man  nennt  in  Cypern  so  die  äußerlich  zum  Islam  übergetretenen,  heimlieh 
jedoch  Christen  gebliebenen  Bewohner  mancher  Dörfer,  da  sie  weder  >- Leinwand« 
noch  »Baumwolle«  sind. 

Über  die  Inseln  an  der  Westküste  Kleinasiens,  über  die  ich 
in  meinem  letzten  Bericht  (GJb.  1905,  189 — 94)  die  Literatur  seit 
1890  zusammengestellt  hatte,  liegt  mir  diesmal  nm-  wenig  neues 
Material  vor. 

Syme.  D.  Chaviaräs  {Xußiuouq)^'^^)  behandelt  in  seinen 
Mtkhat  TifQi  Tt^q  i't]aov  ^.  die  Insel  unter  der  Herrschaft  der 
Rhodiser  Ritter  und  bespricht  ^26)  ([[q  großherrlichen  Erlasse  des 
17.  und  18.  Jahrhimdei'ts  über  die  Vorrechte  von  Syme  und  den 
südlichen  Sporaden. 

Nisyros  hat  in  den  letzten  Jahren  durch  sein  Schwefelvorkommen 
die  Aufmerksamkeit  industrieller  Kreise  auf  sich  gelenkt.  Eine 
Studie  hierüber  hat  H.  R.  de  Maufly527)  veröffentlicht. 

Einen  wohl  nur  vorläufigen  archäologischen  Reisebericht  über 
Ästypalaia,   Telos,  Nisyros,  Lews  geben  Dawkins  u.  Wace^ss). 

Kos.  Vorläufiger  Bericht  über  die  Kölsche  Expedition  1904 
von  R.  Herzog 529). 


521)  Paris  1902.  280  S.  2.  Aufl.,  1907.  287  S.  mit  111.  OrBibl.  1907, 
222.  —  522)  RevOrLat.  XI,  1908,  440—52.  —  «23)  Cambridge  1908.  524  S.  — 
•"i2<)  NineteenthCent.  LXIII,  1908,  751—62.  —  525)  VizantVremennik  XII, 
1906,  172—90.  —  526)  JeXTiov 'JoTOQ.  x.  'E{h-oL  'Eraig.  VI,  1904,  321—50. 
OrBibl.  1906,  209.  —  527)  Etüde  industrielle  sur  les  volcaus  et  soufri^res  de 
Nisyros.  Athen  1908.  13  S.  mit  K.  —  »28)  AnnBritSchAth.  XII,  1905/06, 
150—74.  —   529)  ArehäolAnz.   1905,  1—14. 


392        E.  Oberliummcr,  Liinder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Samos.  L.  Bürclmer^so)^  dei-  spezielle  Kenner  von  Saraos 
(GJb.  1905,  192  f.),  bespricht  den  Hafen  Panm-mos  =  Yathy  und 
das  Vorgebirge  PaUmiros  =  Domüs  Burnü.  Wesentlich  archäo- 
logisch ist  L.  Curtius^^i)  »Samiaka«.  Eine  große  Karte  der  Insel 
fiii'  Schul-  und  Bureauzwecke  in  1:53000  hat  im  Auftrag  der 
samischen  Regierung  S  p.  A.  A e g i n  i  t i  s  ^^'^)  {Alyi ri] ri];)  herausgegeben. 

Prokonnesos.     F.  W.  Hasluck,   »The  Marmara  Islands« 532«). 

Europa. 

Allgemeines.  Hiei-  kommen  in  erster  Ijinic  die  im  allgemeinen 
Teil  S.  3 39 ff.  besprochenen  Werke  in  Betracht.  Die  auf  Rassen 
bezüglichen  Werke  sind  außerdem  von  E.  Friedrich,  GJb.  1908, 
312ff.  übersichtlich  behandelt.  Hinzugekommen  ist  seither  das 
bedeutende  AVerk  von  G.  Sergi^^S)  \\\,q;^  (\q^  »Ursprung  der  euro- 
päischen Völker  und  ihre  Beziehungen  zu  den  Völkern  Afrikas, 
Asiens  und  Ozeaniens  <. 

Die  zum  Teil  schon  ans  früheren  Publikationen  des  Verfassers  bekannten 
kühnen  Theorien  über  die  Gattungen  (!)  Ilomo  Europueus  (Neandertalrasse), 
Homo  Afer  (mehrere  Arten!,  s.  S.  509)  und  Homo  Äsiaticu^  (s.  Stammtafel  der 
Simiidae,  S.  530),  aus  deren  Mischung  die  heutigen  Rassen  hervorgegangen 
sind,  können  hier  nicht  diskutiert  werden.  Sie  dürften  bei  den  Anthropologen 
auf  großen  Widerspruch  stoßen. 

Die  umfangreiche  2)rä]i,istoriscJie  Literatur,  so  wichtig  sie  auch 
für  die  Kenntnis  der  ältesten  Besiedlung  des  Erdteils  ist,  kann 
hier  sell)stverständLiGh  auch  nicht  hereingezogen  werden;  sie  würde 
einen  eigenen  Bericht  erfordern.  Es  mag  genügen,  auf  das  große 
zusammenfassende  Werk  über  »Natur-  und  Urgeschichte  des  Menschen« 
von  M.  Hoernes53'i)  hinzuweisen,  das  die  Summe  aus  den  zahl- 
reichen Einzelforschungen  zieht. 

Für  den  Südosten  Europas,  welcher  allein  in  den  llahmeu  dieses  Berichts 
fällt,  kommt  hau])tsächlich  in  Betracht  I,  349 — 58,  Illyrieu  und  Griechenland. 
Die  von  einzelneu  Forschern,  u.  a.  von  Sieglin,  vertretene  Anschauung,  daß 
die  herrsehende  Ilasse  im  alten  Griechenland  blond  gewesen  sei,  teilt  H.  nicht 
und  hält  den  blonden  Typus  für  eine  Ausnahme,  die  wegen  ihrer  Seltenheit 
geschätzt  Murde.  Der  überwiegende  Teil  des  Werkes  beschäftigt  sich  mit  der 
»Urgeschichte  der  Kultur< ,  wobei  natürlich  auch  die  Völker  des  südöstlichen 
Europas  berücksichtigt  werden,  aber  stets  nur  innerhalb  der  nach  sachlichen 
Gesichtspunkten  (Nahrung,  Wohnung  und  Siedlung,  Kleidung,  Familie,  Staat  usw.) 
geordneten  Gesamtdarstellung. 

Das  bekannte  Werk  »Der  Mensch«  von  J.  Ranke 535)  erscheint 
soeben  in  dritter,  ganz  neu  bearbeiteter  Auflage. 

Wie  bei  Iloernes  etwa  drei  Viertel  des  Ganzen  auf  die  Prähistorie,  so  ent- 
fällt bei  R.  ebensoviel  auf  die  somatische  Anthropologie;  der  erste  Baqd  ist 
ihr  ganz  gewidmet  und  kommt  hier  nicht  weiter  in  Betracht.  Alan  wird  ge- 
spannt   sein    dürfen,    wie    sich    R.    bei    dem      Die  Urrassen    in  Europa«    über- 


530)Philol.  1906,481  —  89.—  ssi)  AthM  1906,  151— 85,  Taf.XIV— XVI. — 
"2)  XdQzr]?  n/s  n'/aor  l^äftm'.  'El'  la/ifo.  1908.  -  532»)  jndlSt.  1909, 
6—18.  —  533)  Europa.  Turin  1908.  652  S.  mit  111.  —  =i")  2  Bde.,  Wien 
1909.     591   u.  G08  S.  mit  111.  —   "5)  Bd.  T,   Leipzig   1911.     692  S. 


Europu.  393 

stluiebeueu  Teile    des    zweiteu  Bunde«    der    frülieren  Auflagen  zu  den  neueren 
Forschungen    über    die  primitiven  Ilominidcn  {Hoiiki  priinüjeniiLS  usw.)  stellen  • 
wird,  gegen  deren  Vorhiindensein  er  sieh  ebenso  wie  Virchow  früher  entschieden 
ablehnend  verhalten  hat. 

In  weit  engerem  Rahmen  als  die  vorgenannten  Werke  sucht 
S.  Feist 536)  in  der  o.  S.  340  genannten  Schrift  die  Ergebnisse 
der  prähistorischen  und  sprachwissenschaftlichen  Forschung  zu- 
sammenzufassen, ohne  selbst  zu  einem  positiven  Ergebnis  zu  kommen. 

Eine  sehr  dankenswerte  Gabe  ist  die  Karte  Europas  nach  Ptole- 
viäus  von  E.  Kiepert ^37). 

Bisher  waren  nach  Ptolemäus  nur  Weltkarten  kleinen  Maßstabs  und  Länder- 
karteu  entworfen  worden,  letztere  in  den  alten  Ausgaben  und  im  Pariser  Atla^ 
(GJb.  1905,  138  f.).  K.  gibt  uns  hier  zum  erstenmal  ein  auch  die  Einzelheiten 
enthaltendes  Gesamtbild  von  Europa  in  größerem  Maßstab,  das  in  dem  Atlas 
des   Ptolemäus  selbst  fehlte! 

Sarmatia. 

Den  Übergang  von  Asien  nach  Europa  bildet  naturgemäß  das 
ausgedehnte  Tiefland,  welches  die  Alten  ursprünglich  als  Land  der 
Shyihen,  später  als  Sarmatia  bezeichneten  und  Ptolemäus  in  ein 
europäisches  imd  asiatisches  Sarmatien,  begrenzt  durch  Tanais  und 
Maeotis,  schied.  Die  gemeinsame  Benennung  bringt  den  einheit- 
lichen Charakter  des  Gebiets  zum  Ausdruck,  wie  auch  die  heutige 
Erdkiuide  die  Scheidelinie  zwischen  beiden  Erdteilen  hier  nur  will- 
kiirlich  zu  ziehen  vermag  und  in  der  "Walil  der  besten  Naturgrenze 
noch  immer  schwankt. 

In  meinen  früheren  Berichten  wurde  dieses  Gebiet  noch  an- 
schließend an  Westasien  berücksichtigt,  zuletzt  GJb.  19U5,  171f. 
Ich  habe  daher  hier  nur  wenig  Neues  vorzubringen,  wobei  ich 
jedoch  betonen  muß,  daß  die  wichtigste  Quelle,  die  russische  Lite- 
]'atur,  mir  unzugänglich  ist.  Ich  verweise  deshalb  gleichzeitig  auf 
die  Berichte  über  Rußland  von  M.  Friederichsen538')_ 

Von  der  Nordküste  des  Schwarzen  Meeres  mit  ihren  gi-iechischen 
Pflanzstädten  hat  jetzt  R.  Kiepert  auf  Blatt  VII  der  »Formae« 
(s.  S.  339)  eine  neue  Darstellung  mit  kritischen  Bemerkungen  und 
Literaturnachweisen  in  dem  zugehörigen  Text  gegeben.  Spezialjiläne 
von   Chersonnesus  und  Bosporus   Gimmerius. 

»Die  griechische  Kolonisation  am  Nordgestade  des  Schwarzen 
Meeres  im  Lichte  archäologischer  Forschung«  besprichtE.  v.  Stern539). 
Einen  archäologischen  Reisebericht  an  die  Schwarzmeerküste  des 
Kaukasus  von  A.  A.  Müller  kenne  ich  nur  aus  einem  kurzen 
Referat 5*0)^  ebenso  eine  zusammenfassende  russische  Schrift  des 
Grafen   A.  Bobrinskij^^i)   aus    einer  Anzeige   von  J.  Franko^'*^). 


536)    Europa    usw.     Berlin   1910.     70  S.    —    53^)    Formae  XXXV.   1911, 

s.  o.  S.  339.  —   538)    Zuletzt  GJb.   1900,    besouders  S.  181  ff.  —  539)  Klio  IX, 

1909,   139-52.  —   540)  Qlob.  XCIII,   1908,  292.   —   54i)  Der  Taurische  Chro- 

soues.     St.  Petersburg  1905.     195  S.  (russ.).  —  542)  ByzZ  XY,  1906,  299—301. 

Geogr.  Jahrbuch  XXXIV.  26 


394        E.  Oberhummcr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  (istlichen  antiken  Welt. 

Über  die  Kuppelgräber  von  Pantikapaion  berichtet  J.  Durm^^^), 
über  die  Ausgrabungen  in  Olbia  1901 — 08  B.  Pharmakowsky  544)_ 
Mit  dem  skythischen  Volk  der  Alanen  und  seiner  Geschichte  be- 
schäftigen sich  A.  T.  Dumitrescu^^s)  und  g  TäublerS^ß).  Ferner 
sind  hier  zum  Teil  einschlägig  die  o.  Anm.  46  genannten  Unter- 
suchungen von  F.  West b erg.  In  Paulys  Realen zj'kl.  hatBrandis^^*'") 
größere  Artikel  über  Bosporos  =  Paniilcapaion  (Geschichte  des 
bosporanischen  Reiches)  und  Chersonncsus  Tanrica  (Halbinsel  und 
Stadt)  geliefert. 

Über  die  Sarmatia  nächstbenachbarten  Landschaften  Dacia  und 
Moesia  hat  A.  Schulten  o.  S.  15 6- — 61  berichtet.  AVir  wenden 
uns  daher  sogleich  nach 

Thrakien. 

Eine  allseitige  Bearbeitung  der  alten  Geographie  ist,  abgesehen 
von  den  Handbüchern,  meines  AVissens  nie  versucht  Avorden.  Einiger- 
maßen Ersatz  bietet  dafür  die  Schrift  ;>De  Tlu-acia  provincia  Romaua« 
von  D.  Kalopathakes^*"). 

Inhalt:  Quellen,  Grenzen,  Chersones,  Einteilung,  Städte,  Verwaltung.  Ex- 
kurs über  die  Pentapolis  und  die  Jfexapolis  ain  Pontos.  Reichliche  Literatur- 
angaben. 

Kartographisch  hat  das  erreichbare  Material  H.  Kiepert  in 
Formae  XVH,  1894  verarbeitet.  Die  Ethnographie  und  Ortsnamen- 
kunde ist  von  W.  Tomaschek^'*^),  »Die  alten  Thraker«,  eingehend 
behandelt  worden. 

I.  Übersicht  der  Stämme.  II.  Die  Sprachreste,  1.  Hälfte:  Glossen  und 
Götternamen,  2.  Hälfte:  Personen-  und  Ortsnamen  (einschl.  Berg-  und  Flußnamen). 

Wie  früher  der  »Thrakische  Syllogos«  in  Konstantinopel  (GJb. 
XIV,  162),  so  hat  auch  ein  »Thrakischer  Verein«  in  Athen  ein 
Jahrbuch  ^^^)  Öortz^x;)  'EntTtj^ig  begründet,  das  auch  topographische 
Beiträge  enthält. 

Über  die  Ortsliste  der  »Diözese  Thrake«  bei  Prokop.  de  acdif. 
IV,  11  handelt  J.  Weiß^^O)^  Archäologische  Reiseberichte  aus 
Thrakien  geben  V.  Dobrusky^si),  G.  Seurre^ss)^  derselbe  mit 
A.  Degrand553)^  F_  Schaffer^^^),  letzterer  auch  einen  allgemeinen 
Reisebericht  ^55)  über  das  östüche  Thi-akien. 


5*3)  JahreshÖstcrrArchlnst.  X,  1907,  230—42,  mit  111.  —  ^^*)  BComm. 
LupArcheol.  H.  33,  103—37;  nach  ByzZ  1910,  653.  —  ^45)  Alanii.  Bukarest 
1907.  41  S.  (rum.).  ByzZ  1908,  628.  —  ^40)  Zur  Geschichte  der  Alanen. 
Klio  IX,  1909,  14—28.  —  5*6")  Bd.  III,  1899,  757—89,  2254—69.  — 
5<7)  Diss.  Lips.  1894.  82  S.  —  548)  SitzbAkWien,  phil.-hist.  Kl.,  LXXVIII, 
1893,  130  S.;  LXXX,  1893,  70  S.;  LXXXI,  1894,  103  S.  —  549)  Athen 
1897.  320  S.  Ref.  ByzZ  VII,  507  f.  —  550)  MGGcsWien  1907,  51—53.  — 
551)  BCorrllell.  1897,  *  119— 40.  —  552)  Ebenda  1900,  147—69,  574  (fest- 
ländisches Gebiet  von  Samothrake);  1901,  156—220,  308—24  (skythische 
Niederlassungen  in  Th.).  —  553)  Ebenda  1906,  358—432.  Explor.  de  quelques 
Teils  de  la  Thrace.  —  554)  JahreshÖstcrrArchlnst.  1903,  Beibl.  63—66.  — 
556)  MGGesWien   1904,   196—206. 


Eiirojia.  395 

Einzelnes. 

jiimsiasiupolis  Prokop.  de  aed.  IV,  11  wird  von  W.  Regel  ^•''ß) 
in  den  Ruinen  von  Burn  Kalessi  im  südwcstlir-hcn  Tlirakien  nach- 
gewiesen. 

Bosporos.  Zusammenfassende  ßearbeitiuig  einschließlicli  der 
Spezialtopograpkie  nach  Dien.  Byz.  mit  Versuch  einer  Karte  des 
antiken  Bosporos  und  Verzeichnis  der  älteren  Literatur  von  E.  Ober- 
hummer-''^'^.  Ergänzungen  dazu  (Gegend  von  Therapia)  von  F. 
v.  Calice^^^),  »Zur  Topographie  des  oberen  Bosporos«.  Nur  die 
physische  Geographie  betrifft  A.  Philippson-^59j^  »Bosporos  und 
Hellespont«.  Der  Deutsche  Ausflugsverein  in  Ivonstantinopel  hat 
ein  Organ  »Bosporus«  begründet,  in  welchem  als  zweites  Heft 
Fritz  Braun 560)  »Landschaftsbilder  vom  Bosporus«  herausgab, 
anscheinend  in  ähnlicher  Richtung  ^vie  dessen  Aufsatz  ^ei)  »Über 
den  Landschaftscharakter  der  Bosporusufer«.  In  derselben  Serie 
hat  A.  D.  Mordtmann562)  »Historische  Bilder  vom  Bosporus« 
veröffentlicht. 

X.  F.,  Heft  5:  1.  Urzeit,  2.  Die  Phönikier  am  Bo.^porus.  Heft  4: 
HI.  Deutsche  Erinnerungen   vom  Bosporus  (mit  der  Türkenzeit  beginnend). 

Eine  neue  morphologische  Darlegung  über  Bosporus  und  Darda- 
nellen gibt  J.  Cvijic  (s.  Anm.  683,  vgl.  S.  369—88). 

Byzanfion  (bis  330  n.  Chr.),  ähnlicli  wie  Bosporos  mit  voll- 
ständiger Heranziehung  der  Quellen  und  der  Literatur  bearbeitet 
von  E.  Oberhummer 563)  und  J.  Miller564). 

O.  behandelt  Lage,  Klima,  Topographie  und  gibt  den  ersten  Vei-such  einer 
Planskizze  des  antiken  Byzantion  (1:15  000).  M.  behandelt  eingehend  die 
Geschichte,  dann  Landbesitz,  Dialekt,  Verfassung,  Kultus  usw.  und  Münzwesen. 
Die  gelegentlich,  z.  B.  in  Baedekers  »Konstantinopel«,  S.  78,  zu  findende  An- 
gabe, der  Artikel  sei  von  Kubitschek  behandelt,  beruht  auf  Verwechslung 
mit  dem  darauffolgenden,  in  der  Überschrift  allerdings  nicht  deutlich  genug 
getrennten  Artikel  über  das  Münzwesen  des  oströmisehen  Reiches  (S.  1150 — 58), 
der  mit  der  Stadt  Byzantion  gar  nichts  zu  tun  hat! 

Constaniinopolis  (seit  330  n.  Chr.).  Anschließend  an  den  vor- 
genannten Artikel  hat  E.  Oberhiimmerseö)  versucht,  aus  der  reich- 
haltigen SpeziaUiteratur  in  übersichtlicher  und  knapper  Form  die 
Summe  der  Ergebnisse  zu  ziehen. 

Name  der  Stadt  bei  verschiedenen  Völkern  und  Kritik  ihrer  Erkläning, 
speziell  des  Namens  Stambul.  Ausdehnung  und  Vorstädte.  Befestigung  und 
Tore.  Häfen,  Brücken  usw.  Straßen  und  Plätze.  Paläste,  Kirchen  und  andere 
Gebäude.     Wasserversorgung,  Privatbauten.     Zerstörungen  durch  Erdbeben  und 


556)  Samml.  von  Aufsätzen  zu  Ehren  Sokolovs.  St.  Petersburg  1895,  147 — 52 
(russ.);  nach  BvzZ  V,  240.  —  557)  Paulys  Realenzykl.  III,  1899,  742—57.  — 
558)  JahreshÖsterrArchlnst.  1900,  Beibl.  74—78,  mit  K.  —  559)  GZ  IV,  1898, 
16—26.  -  560)  Konstantinopel  1906.  70  S.  mit  111.  —  56i)  GZ  1910.  65—73, 
Taf.  IL  —  562)  H.  4,  Konstantinopel  1907,  73—108.;  H.  5,  84  S.  mit  111.  — 
563)  Paulys  Realenzykl.  III,  1899,  1116—27,  mit  K.  —  564)  Ebenda  1127  —  50.  — 
565)  Constantinopolis.  Stuttgart  1899.  28  S.,  1  Taf.  S.-A.  Paulys  Realenzykl. 
IV,  962—1013. 

26« 


39ß        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlicbeu  antiken   Welt. 

Feuer.  Bewohner  (Mischung  und  Zahl).  Literatur,  Pläne  usw.  Eine  eigent- 
liche Stadtgeschichte  wird  liier  nicht  gegeben  und  ist  überhaupt  noch  von 
niemand  ernstlich  in  Angriff  genommen  worden.  Der  beigegebene  Plan  von 
Konstantinopel  im  Mittelalter  ist  nicht,  wie  jeuer  von  Byzantion  (s.  o.j,  von 
mir  entworfen,  sondern  aus  Meyers   '> Türkei«   entnommen. 

Bezüglich  der  früheren  Literatur  Ivann  auf  die  dort  gegebene 
kritische  Übersicht  verwiesen  werden.  Doch  ist  die  Schrift  von 
Mordtmann56G)^  welche  mehr  eine  Eeihe  von  Einzeluntersuchungen 
als  eine  systematische  Darstellung  enthält,  "wegen  der  reichhaltigen 
Beigaben  (großer  Plan  von  Konstantinopel  im  Mittelalter,  Repro- 
duktion alter  Pläne  und  Ansichten)  auch  liier  noch  zu  nennen. 

Pläne  des  mittelalterlichen  Konstantinopel  haben  seither  E.  M. 
Antoniades^^'^)  und  Djelal  Essad^ß^)  veröffentlicht;  ein  anderer 
bei  Millingen  (s.  Anm.  588). 

Antoniades  gibt  iu  1:25000  eine  gute,  in  Farben  ausgeführte  Übersicht 
mit  Andeutung  des  Geländes.    Den  Plan  von  Djelal  Essad  habe  ich  nicht  gesehen. 

Die  Hauptquelle  für  die  mittelalterliche  Topographie  der  Stadt, 
die  riaTQiu  Ti^c  K(oy(TTurrii'ovn6lf(')c,  worüber  Oberhummer  Const. 
22  f.,  ist  jetzt  von  Th.  Preger569)  in  musterhafter  kritischer  Be- 
arbeitung unter  dem  Titel  »Scriptores  originum  Constantinopolita- 
narum«  herausgegeben  worden.  Über  Konstantinopel  im  15.  Jahr- 
hundert hat  Hasluck570)  ^us  Handschriften  des  Britischen  Museums 
einiges  Material  mitgeteilt;  N.  H.  Baynes^'^oa^  gibt  einige  topo- 
graphische Bemerkungen  zu  den  Miracula  S.  Artemii  (T.Jahrhundert). 

Reiches  Material  liegt  aus  der  türkischen  Zeit  vor.  Die  von 
]\Ielchior  Lorichs  aus  Flensburg  im  Jahre  1559  in  der  Art  eines 
Panoraiuas  gezeichnete  große  Ansicht  der  Stadt  hat  E.  Ober- 
hummer^^i)  aus  der  Bibliothek  in  Leiden  ans  Licht  gezogen  und 
an  die  Erläuterung  der  Tafeln  eine  Besprechung  der  alten  Pläne 
angeschlossen,  von  denen  mehrere  im  Text,  der  große  farbige  Plan 
in  der  Berliner  Handschrift  des  Piri  Rei's,  wohl  erst  aus  dem 
17.  Jahrhundert,  als  Tafel  beigegeben  sind.  Kürzlich  hat  nun, 
nachdem  bereits  H.  Harbeck^^^")  »Zwei  neue  Zeichnungen  von 
M. Lorichs«  bekannt  gemacht  hatte,  C.Grurlitt^'^^)  gj^e  reichilhistrierte 
Abhandlung  »Ztu-  Topographie  Konstantinopels  im  16.  Jahrhundert« 
veröffentlicht,  welche  die  topographisch  wortvollen  Zeichnungen  aus 
dem  seltenen,  auch  mir  unbekannt  gebliebenen  Werke  von  Wilhelm 
Dilich,     »Kurtze    Beschreibung    —    der  —  stadt   Constantinopel<; 


^*"')  Esquisse  toj)Ograi)hique  de  Constantiuople.  Lille.  1892  (S.-A.  Rev. 
ArtChret.  IX).  lief.  ByzZ  II,  145—48.  —  ^«^  XüoTtj^  rT/g  /iFoaKorno]^- 
K(ornTarTirov.-T('t/.y(oi.  1904.  ^  ^os-j  pjjm  archcologique  de  Constantiuople,  Byzanoe 
et  Stamboul.  Konstantinopel  19U9.  Mit  32  S.  Text.  OrRibl.  1908,  (31.  — 
569)  Lips.  1901,  II.  1,  134  S.;  1907,  IL  2,  135— 37G,  mit  Plan.  BvzZ  1907, 
ßlO  — 13.  —  570)  AnnBritSchAtli.  XII,  1905/Ot),  203-  09,  Taf.  l"  (K.).  — 
570")  JHellSt.  1911,  266— ()8.  —  57i)  Konstantinopel  unter  Sultan  Suleiman  d.  Gr. 
München  1902.  24  S.,  22  Taf.  Ref.  verzeichnet  in  OrHibl.  190:!,  69 f.;  1904. 
77.  _  571«)  JbDArehlnst.  1910,  28—32.  —  572)  orArchiv  II,  1911,  1-9, 
Taf.  I,  r>l— 65,  Taf.  X. 


Kuroi>a.  397 

(Kassel  1600),  /.ugängiich  macht  und  aucli  auf  Lorichs  neues  Licht 
wirft,  auf  dessen  Entwürfe  Dilichs  Zeichnungen  zurückgehen. 

Ein  Exemplar  des  selteucn  Buches  fand  ich  in  der  Wiener  ünivei-sitäts- 
bibliothek.  Aus  dem  Katalog  ersehe  ich,  daß  Di  lieh  als  Pseudonym  für 
Wilh.  Schäffer  gilt,  s.  Jöehers  Gelehrtenlex.  II,  127;  AUg.  D.  Biogr.  V,'  22.jf.; 
M.  Holzmann  u.  H.  Bohatta,  Deutsch.  Pseudonymenlex.  65.  In  den  bio- 
graphischen Notizen  wird  die  Schrift  über  Konstantinopel  nicht  erwähnt.  Dali 
der  Verfasser  selbst  in  Konstantinopel  gewesen  sei,  erschein!  ganz  ausgeschlossen. 

Die  Reise  des  Jerome  Maurand  von  Antibes  nach  Konstantinopel 
im  Jahre  1544  hat  L.  Dorez^'S)  herausgegeben,  französische  Ge- 
sandtschaftsreisen dos  10.  bis  18.  Jahrhunderts  A.  Rigault-^'^-t), 
Gr.  de  Munö'^5)  ^^^ß^[  y  Rousseau576)^  Di-.  Covels  (Kaplan  der  eng- 
lischen Botschaft  1609 — 7 7) Nachrichten  über  Galata^.  Hasluck^'^^), 

Unter  den  neueren  Gesamtdarstellungen  von  Konstantinopel  steht 
das  reich  ausgestattete  Buch  von  E.  A.  Grosvenor""^)  an  erster 
Stelle;  es  gibt  eine  auf  gründlichen  Studien  beruhende  Schilderung, 
doch  ohne  Quellenbelege  oder  Erörterung  strittiger  Fragen.  Ähn- 
licher Art  scheinen  die  kleineren  Bücher  von  W.  H.  Hutton  ^''9) 
und  H.  0.  Dwight^so)  z^  sein.  Kaum  der  Erwähnung  bedarf 
hier  die  treffliche  geographische  Skizze  von  Th.  Fischerssi).  Eine 
ausführlichere,  wesentlich  kulturhistorische  Schilderung  gibt  C.  Gur- 
]itt582j^  dem  wir  auch  ein  monumentales  Werk^^^)  übe^  y>J)\Q  Bau- 
kunst Konstantinopels«:  verdanken.  Eine  kultur-  und  kunsthistorische 
Sclülderung    für   weitere  Kreise   gibt  ferner  Hermann  Barth 584). 

Für  die  Bedürfnisse  der  Reisenden  liegt  jetzt  neben  dem  alt- 
bewälirten  Führer  von  MeyerS^s)  auch  das  längst  erwartete  Hand- 
buch von  Karl  Baedeker'^^ej  vor^  wie  immer  sorgfältig  gearbeitet 
und  mit  Karten  und  Plänen  trefflich  ausgestattet.  Ein  anscheinend 
auch  für  Reisende  bestimmtes  Buch  von  Joanne^ST)  habe  ich  nicht 
gesehen. 

Unter  den  Arbeiten,  welche  sich  auf  bestimmte  Teile  des  bi/xan- 
tiuisclien  Konstantinopels  beschränken,  ist  das  auf  langjährigen  ört- 
lichen Studien  beruhende  Buch  von  A.  v.  Millingen^ss)  an  erster 


573)  ßec.  de  Voy.  et  Doc.  p.  s.  a  l'hist.  de  la  geogr.  XVII,  1901.  — 
57*)  Voyage  d'un  ambassadeur  de  France  en  Turquie  au  Kje  sifecle.  ßevHistDipl. 
XII,  1902,  481—526.  —  "ö)  peux  ambassadeui-s  ä  C.  1604—10.  Paris 
1902.  139  S.  —  576)  L'ambassade  du  Comte  de  Castellane  a  C.  1741—47. 
EevQuestHist.  LXX,  1902,  410—37.  —  577)  AnnBritSchAth.  XI,  1904/05, 
50—62,  Taf.  II.  —  578)  Constantinople.  2  Bde,  London  1895.  410  S., 
417—812,  zahlr.  111.  —  579)  Constantinople.  London  1900.  356  S.  (geschichtl.).  — 
580)  Constantinople  and  its  problems  etc.  London  1901.  298  S.  —  581,  jXittel- 
meerbilder  1906,  1—24.  —  582)  Konstantinopel.  Berlin  1908.  118  S.,  32  Taf. 
in  »Die  Kultur«  31  u.  32.  ByzZ  1910,  183ff.  —  583)  Lief.  1—7.  Berlin 
1907—11.  —  584)  Konstantinopel.  Leipzig  1901.  201  S.  mit  111.  (Ber.  Kunst- 
stätten 11).  —  585)  ;Meyei-s  Reisebücher:  Türkei,  Rumänien,  Serbien,  Bulgarien. 
7.  Aufl.  Leipzig  1908.  —  586)  Koustantinopel  und  das  westliche  Kleinasien. 
Leipzig  1905.  275  S.,  9  K.,  29  PI.  —  587)  Dg  Paris  a  C.  Paris  1902. 
437  S.,  9  K.,  18  Taf.  —  588)  Bvzantine  Constantinople.  London  1899.  361  S. 
Ref.  in  BvzZ  X,  225—28. 


398        E.  Oberhummcr,  Länder-   imd   Viilkcikundc  der  östlichen  antiken   Welt. 

Stelle  ZU  nennen,  das  ich  leider  für  mein  :>Constantinopolis«   nicht 
mehr  verwerten  konnte. 

Das  reich  illustrierte  Buch  bebandelt  Die  Jfaiiern  der  Stadt  und  die 
benachbarten  historischen  Örtlichkeiten«.  Zu  letzteren  gehören  u.  a.  die  Häfen, 
das  Hehdomon,  welches  man  früher  fälschlich  in  dem  von  il.  »Palast  des 
Poi'phyrogenitus<  genannten  Tckfur  Sern!  gesucht  hat,  M.  aber  schon  früher 
als  eine  beim  7.  ileilenstein  an  der  via  Egnatia  gelegene  Vorstadt  nachgewiesen 
hatte  (s.  mein  Constantinopolis  4  f.,  15;  der  beigegebene,  Meyers  Pveisebüchern 
entnommene  Plan  zeigt  leider  noch  die  alte  Lokalisierung),  ferner  die -lHa.<t/a,si.s'f;/i« 
ßfaiter  (s.  u.).  Unter  den  Beilagen  sind  hervorzuheben  eine  Karte  der  Land- 
mauern 1:7500,  ein  Plan  der  byzantinischen  Stadt  1:30000,  ein  solcher  des 
Blachernenviertels  1  :  2000,  eine  Karte  der  Marmaraküste  usw. 

Ich  schließe  hieran  das  in  seiner  Art  ebenfalls  bedeutende 
"Werk  von  L.  de  Beylie-^^^),  »L'habitatiou  byzantine<:,  das  in  einem 
Supplement  590)  (jje  alten  (d.  h.  byzantinischen)  Häuser  von  Kon- 
stantinopel behandelt,  und  erwähne  folgende,  in  meinem  »Constan- 
tinopolis«  nicht  mehr  verzeichnete  Einzeluntersuchungen: 

Aja  Sofia,  Prachtwerk  von  E.  M.  Antoniades^ai);  Studie  von  J.  Eber- 
solt^^l").  —  Bleicherden.  E.  Oberhummer  in  Paulys  P.ealenzykl.  III,  554 
bis  556.  —  Erdbeben.  J.  Duck,  Die  Erdbeben  von  Konstantinopel »"^^^  — 
Galata.  J,  Gottwald,  Die  Stadtmauern  von  Galata^^S)  —  Gründling.  Th. 
P reger,  Das  Gründungsdatum  von  Konstantinopel ^^^l.  —  Hippodrom.  Th. 
Wiegand^ä^),  Das  Hipi^odrom  vou  Konstantiuopel  zur  Zeit  Suleimans  d.  Gr. 
(nach  einem  Bild  von  Bieter  Koeck  van  Alst  um  1530).  —  Kaiscrpala.it.  J. 
Ebersolt,  Le  grand  palais  de  Constantinopolis ''9'')  (mit  Plan  von  A.  Thiers 
in  1:1250).  —  Kaisertor.  Th.  Preger  s.  Tore.  —  Kirchen.  M.  Y.  Fi-dfojv 
'Ey.y.?.7]aiai  Bv'Qavxivai^^'^).  —  Klima  (regelmäßige  Aufzeichnungen  fehlen!). 
Charakteristik  von  F.  BraunSa«)  und  J.  Hann^äS).  —  Säulen.  C.  Gurlitt, 
Antike  Denkmalsäulen  in  Konstantinopel «^oo-),  „  Tore.  Th.  Preger^o')  (Po- 
lyandros  und  Kaisertor). 

Erst  während  des  Druckes  wurde  mir  noch  ein  Bericht  von 
J.  Ebersolt 601")  über  eine  Mission  nach  Konstantinopel  bekannt; 
er  betrifft  die  Marciansäule  und  verschiedene  in  Mosqheen  verwandelte 
byzantinische  Kirchen. 

Die  Reste  der  507  (512)  errichteten  Änastasiusmauer ,  welche 
60 — 70  km  westlich  vom  Bosporus  die  thrakische  Halbinsel  mit 
der  Hauptstadt  gegen  Einfälle  der  Barbaren  schützte,  hat  (in  Ver- 
bindung mit  den  Dobrudschawällen)  C.  Schuchardt^oa)  untersucht. 
Man  findet  die  Mauer  auch  eingetragen  auf  einer  von  der  Redaktion 


•'89)  Grenoble  1902.  218  S.  —  ^^»0)  Greuoble  1903.  28  S.,  11  Taf.  — 
591)  "Exf/'oaaic  Ti'js  'Ayiag  l'ocflag.  3  Bde.  Leipzig  1907—09.  750  S.,  625  Abb., 
100  Taf.  ~  BvzZ  XVII,  635;  XIX,  238,  64«  ff.  —  ''«i")  Saiute-Sophie  de  Con- 
stantinople.  "  Paris  1910.  40  S.  —  »92)  Laibach  lüOl.  38  S.,  2  K.  S.-A. 
Erdbel)en\varte  III,  Nr.  6  —  12.  —  593^  Bosporus  IV,  1907,  5  —  72.  —  594)  Hermes 
XXXVI,  1901,  336—42;  1902,  316ff.  —  595j  J bDArchIn.sf.  1908,  1  —  11, 
Taf.  I.  ByzZ  XVIII,  278.  —  »96)  pai-js  1910.  240  S.  ByzZ  XIX,  650f.  — 
597)  Konstantinopel  1900.  172  S.  ByzZ  X,  644  f.  —  598)  MetZ  1905,  369—71. 
DRfG  1905,  175  —  78.  —  599)  MctZ  1902,  120—23.  Klimatologie  3.  A.,  111, 
158  (Lit.).  —  coo)  München  1900.  8  S.,  1  Taf.  ByzZ  XIX,  236  f.  —  e»')  ByzZ 
XIV,  1905,  272—80.  —  ""i")  RevArch.  Sor.  4,  XIV,  1909.  1—41.  — 
«02)  JbÜArchlnst.   1901,   107—27,  Taf.  I. 


Europa.  399 

der '^xrn'fc  (G.  Clirysogonis  u.  S.  Cliatzopnlos)  herausgegebenen 
Karte  H  Kioraxuvxiuovnohc  fUTu  roh  Boaiionov  y.ui  tmi'  nt(ii% 
ut/oi  2:Toüi'r'OjC  y.c.)  ^r,XvßQlag  1:150000  (Konstantinopel  1907). 
Die  Einzelai-tikel  zur  Topographie  von  Thrakien  in  Paulys  Real- 
enzykl.  hat  (von  As-  an)  E.  Oberhumracr  bearbeitet  (besonders 
zahlreich  unter  B,  wie  Bessol  u.  a.);  in  Druck  befindlich  sind  die 
größeren  Artikel  Hadrianopolis ,  Haimos,  Hebros:  Der  Artikel 
Chersonesos  (III,  2242 — 51)  ist  von  L.  Bürchnor,  Hellcsponios  (im 
Druck)  von  Bürchner  mit  Zusätzen  von  Oberhummer  bearbeitet. 
Über  »Die  Ausdehnung  des  Hellesponfes  bei  den  antiken  Geographen '< 
schrieb  W.  Sieglin^os)^  über  die  Morphologie  des  HeDespontes 
J.  Cvijic  (s.  Anm.  683,  vgl.  o.  S.  395). 

Makedonien. 

Da  Schulten  seinen  Bericht  mit  Dabnatia  absclüießt,  fassen 
wir  hier  den  Begriff  Makedonien  im  Sinne  der  römischen  Provinz- 
einteilung in  seiner  späteren  Ausdehnung  bis  zum  Adriatischen 
Meer. 

Eine  den  heutigen  Anforderungen  entsprechende  Darstellung 
der  alten  Geographie  von  Makedonien  gibt  es  nicht.  Der  erste 
Versuch  dieser  Art  von  Th.  Desdevises-du-Dezert604j  muß  als 
gänzlich  mißlungen  bezeichnet  werden.  Das  umfängliche  AVerk 
von  M.  Demitsas^oö)  ist  eine  stoff reiche,  aber  kritiklose  Kom- 
pilation. Das  von  demselben  Verfasser  6" 6)  zwei  Jahrzehnte  später 
herausgegebene  Werk  'if  May.cdot'i'a  ir  Xi'&oig  (fif^tyyo/nti'oig  y.ui 
fiyri/tiioig  Go/Cofi^i'otg  usw.  {Muy.edoriy.i~jy  fit'()og  y )  stellt  sich  als 
eine  Ergänzung  der  älteren  Darstellung  nach  der  epigraphischen 
und  archäologischen  Seite  hin  dar.  Als  Materialsammlung  nicht 
ohne  Wert,  bringt  es  für  die  Topographie  kaum  etwas  Neues.  Im 
übrigen  verweise  ich  auf  meine  ausführliche  Besprechung  in  ß"'^. 
Was  sonst  seit  der  von  G.  Hirschfeld eo«),  H.  G.  LollingGO»)  und 
J.  Jung 610)  angeführten  Literatur  erschienen  ist,  betrifft  die  alte 
Geographie  von  Makedonien  nur  teüweise.  Doch  verdanken  -wir 
R.  Kiepert^ii)  eine  vorzügliche  kartographische  Übersicht  des 
ganzen  Landes  in  1:1200  000  für  den  Zeiti)unkt  um  270  v.  Chr.; 
der  zugehörige  Text  ist  wie  immer  reich  an  kritischen  Bemerkungen 
und  literarischen  Nachrichten.  In  kleinerem  Maßstab  ist  das  alte 
Makedonien  auch  von  H.  Kiepert^ia)  für  die  römische  Zeit,  von 
M.  Kießling6i3)  für  das  5.  Jahrhundert  v.  Chr..  der  südliche  Teil 
mit  Chalkidihe  ebenda  auch  in   1:1250  000  dargestellt  worden. 


603)  Festschr.  f.  H.  Kiepert  1898,  321—31,  mit  K.  —  «"4)  Geographie 
ancienne  de  la  Macedoine.  Paris  1863.  —  ^^S)  'Ao/ai'a  yecoyoaffia  zrjg  May.e- 
öovia;.  2  Bde.  Athen  1870—74.  —  606)  2  Bde.  Athen'  1896.  1046  S. 
mit  m.  —  607)  BerlPhilolWschr.  1898,  Nr.  18.  —  608)  GJb.  X,  XII,  XIV.  — 
609)  HandbKlassAltertumswiss.  III,  1885,  222—27.  —  6io^  Grundriß  der  Geo- 
graphie von  Italien  usw.  2.  Aufl.  1897.  138 f.  —  «")  FormaeOrbisAnt.  XVI, 
1908.  —  612)  Ebenda  XVII,  1894.  —  6i3)  Jq  Sieglins  Atlas  ant.  14  u.  15,  1909. 


400        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  «istlichen  antiken  Welt. 

In  seinen  »Studien  zur  Geographie  des  alten  Makedonien«  be- 
handelt M.  Döll^^*)  mehrere  Einzelfragen,  die  hier  nicht  mehr 
diskutiert  werden  können;  ich  verweise  auf  das  Referat  von  W. 
ßugeeis).  Das  gleiche  gilt  bezüglich  eines  Aufsatzes  von  J.  D. 
Aphthonides^^ß),  ^Ay.Qiß)]C  Ton(Uh]<Jig  noXfoiy  Tuor  rrjc  May.tdoi'i'ug. 
Wesenthch  epigraphisch  ist  der  Eeisebericht  von  P.  Perdrizet^i^^ 
»Voyage  dans  la  Macedoine  premiere«,  archäologisch  das  Werk  von 
N.  P.  Kondakovßis).  Allgemeine  Reiseschildeningen,  auch  wenn 
dieselben,  wie  A.  Struck  (s.  u.  Anm.  688),  gelegentlich  die  historische 
Geograpliie  berücksichtigen,  und  die  hauptsächlich  für  die  physische 
Geographie  grundlegenden  Arbeiten  von  J.  Cvijie,  K.Oestreich  u.a. 
sind  in  den  Berichten  über  Länderkunde  von  Etu'opa  nachzusehen, 
ebenso  die  Literatur  über  die  aus  nationalen  und  politischen  Gründen 
viel  erörterten  ethnographischen  Verhältnisse.  Nur  soweit  die  alte 
Bevölkerung  dabei  in  Frage  kommt,  kann  hier  darauf  eingegangen 
Averden. 

Es  ist  begreiflich,  daß  von  griechischer  Seite  das  Bestreben 
besteht,  die  alten  Makedonier  als  nahe  A^erwandte  des  hellenischen 
Volkes  zu  erweisen.  Dieser  Aufgabe  hat  sicli  einer  der  bedeutendsten 
Sprachforscher  des  heutigen  Griechenland,  G.  N.  Hatzi dakis,  in 
einer  griechisch  c^^)  IleQi  tov  '^EkXrinofwv  tuiv  urr/akm'  Muxtduyan', 
deutsch  620)  »Zur  Abstammung  der  alten  Makedonier«  betitelten 
Schrift  unterzogen. 

Titel  und  Vorrede  der  griechischen  Ausgabe  lassen  erkennen ,  daß  der 
nationale  Standpunkt  hier  stärker  betont  wird  als  in  der  deutschen  Bearbeitung. 
Die  Beweisfülirung  des  Verfassers  ist  durchaus  sachlich  und  wissenschaftlich, 
aber  meines  Erachtens  doch  nicht  in  dem  Grade  überzeugend,  daß  man,  wie 
er  meint,  die  Makedonier  schlechthin  als  griechischen  Stamm  bezeichnen  könnte. 
Meine  Besprechung "^^ij  kommt  im  wesentlichen  zu  demselben  Ergebnis  wie 
schon  früher  P.  Kretschmer622j^  daß  trotz  der  unleugbaren  nahen  sprachlichen 
Verwandtschaft  die  Makedonier  dem  sich  historisch  entwickelnden  griechischen 
Volksbewnßtsein  anfangs  fremd  geblieben  und  erst  später  durch  die  hellcnisierendeu 
Bestrebungen  seiner  Hen-seher  assimiliert  worden  sind.  Ahnlich  hielt  aucii 
Kretschmer^23)  gegen  Hatzidakis  seinen  früheren  Standpunkt  aufrecht. 

Noch  umfassender  als  Hatzidakis  hat  später  Otto  Hoffmann^^t) 
»Die  Makedonen,  ihre  Sprache  und  ihr  Volkstum«  untersucht,  um 
zu  demselben  Ergebnis  wie  sein  Vorgänger  zu  gelangen. 

Inhalt:  (Quellen  der  makedonischen  Sprache.  Der  altmak.  Wortschatz. 
Die  mak.  Personennamen.  Der  mak.  Dialekt.  Die  Gründung  des  mak.  lleich<'s. 
Ergebnis:  Die  dürftigen  Reste  des  mak.  Idioms  tragen  in  ihrer  Mehrzaiil  griechi- 
schen Charakter,  ebenso  die  Personennamen;  sie  sind  dialektisch  den  thessali- 
schen    am    nächsten    verwandt.      "Wenn   11.    daraus    folgert,    daß  die  Makedonen 


6>*)  Progr.  Regensburg  1891,  (58  S.,  2  K.  —  «'»)  PM  1892,  LB  939.  — 
6'«)  riaQvaaoö?  XV,  1893,  401—04.  —  ß'')  BCorrllell.  1894,  416—45;  1895, 
109—12,  532—34;  1897,  514—43.  —  «'«)  ]\Iakedonia.  St.  Petei-sburg  1909. 
308  S.  (russ.)  mit  111.  u.  13  Taf.  BvzZ  1909,-604.  —  «i»)  Athen  1890.  62  S. 
S.-A.  '^i9>/v«  VIII.  —  «2")  Athen  1897.  57  S.  —  62')  BerlPhilolWschr.  1898, 
Nr.  19.  —  "22^  Einleitung  in  die  Gese.hiclUc  der  griechischen  Sprache  1890, 
og3_88.  —   <i23j  WschrKlPhilol.   1897,   1105.  -    «■'^)  (Jöttingen  1900.     284  S. 


Kuropa,  401 

ein  rein  gfiechisclier  Stainni  waren,  so  mag  dieser  Schluß  sprachlich  berechtigt 
sein,  soweit  man  dem  spärlichen  Alateriiil  eine  solche  Tragweite  geben  will. 
Die  Schwierigkeit  der  Verständigung  liegt  in  dem  TJcgriff  der  Nationalität,  der 
sich  nicht  mit  der  ursprünglichen  Verbreitung  sprachlicher  Eigenarten  deckt. 
Die  romanischen  Idiome  sind  z.  15.  nirgends  scharf  gegeneinander  abgegrenzt, 
die  Scheidung  zwischen  Franzosen ,  Italienern ,  Spaniern  usw.  hat  sich  erst 
historisch  entwickelt.  Die  Niederländer,  von  Haus  aus  rein  deutsch,  gehören 
vermöge  ihrer  i)olitischen  Sonderstellung,  dem  deutschen  Volkstum  nicht  mehr 
an  usw.  So  hat  sich  auch  das  hellenische  Nationalbewußtsein  ei-st  aus  der 
Kulturgemeinschaft  mehrerer  sprachlich  nahe  verwandter  Stämme  entwickelt, 
denen  die  Makedonen  erst  in  einer  späteren  Phase  beigetreten  sind. 

In  ähnlichem  Sinne  liat  die  Unsicherheit  der  Ergebnisse  Hoff- 
niaiins  P.  Kretschmer624f()  in  seiner  ausführlichen  Besprechung 
betont.  Neuerdings  Aveist  P.  Perdrizet^s**)  wieder  auf  die  Ver- 
schiedenheit des  makedonischen  Idioms  vom  griechischen  hin,  neben 
dem  es  bei  den  makedonischen  Truppen  der  ägyptischen  Ptoiemäer 
noch  fortbestand. 

Für  die  Topographie  der  Kriegsgeschichte  enthält  der  zweite 
Band  von  J.  Kromayer  (s.  o.  Anm.  89)  reiches  Material. 

Die  Literatur  über  einzelne  Städte  und  Landesteile  ordne  ich 
wieder  alphabetisch. 

Athos.  Die  Literatur  bis  1891  ist  angeführt  in  dem  Artikel 
von  E.  Oberhummer 625)_  Seither  erschien  eine  umfassende  Mono- 
graphie in  griechischer  Sprache  von  Ger.  Smyrnakes^^e)  mit 
einer  Karte  in  1:100000,  eine  russische  Gescliichte  des  Athos 
von  P.  Uspenskij  627)^  eine  Schilderung  »Das  Klosterland  des 
Athos«  von  A.  Schmidtke^ss)^  eine  weitere  griechische  Monograpliie 
von  K.  Ylachos629)_  das  anregende  Buch  »Vom  Heiligen  Berge 
und  aus  Makedonien«  von  H.  Geizer Q^o)^  oiti  archäologischer  Reise- 
bericht von  G.  Millet63i). 

Inschriften  von  Athos  findet  man  gesammelt  in  ''■^-)  und  ^■*ä).  »Die  Haupt- 
urkundeu  für  die  Geschichte  der  Athosklöster«  hat  Ph.  Meyer  ^3*)  herausgegeben. 
Über  das  Dionysioskloster  handelt  .1.  Dräseke^''^),  über  den  Xerxeshi ind 
A.  Struck636j_ 

Ghalkidike.  Zusammenfassender  Artikel  von  L.  Bürchnorß^Tj. 
Reisebeobachttmgen  von  A.  Struck ^38)  ^xni  Karte  1:300000  (ohne 
Terrain). 

Dyrrhachion.     Artikel  von  A.  Philippson^^o)  mit  Plan. 


I 


021«)  GöttingerGelAnz.  1910,  Nr.  1.  —  624»)  BCorrHell.  1911,  120ff.  — 
625)  Paulvs  Pvealenzykl.  II,  2066—69.  —  «26)  j^  "Ayiov  Voog.  Athen  1903. 
710  S.  mit  111.  u.  1  K.  —  627)  St.  Petei-sburg  1892.  ByzZ  11^  354;  IV,  218.  — 
628)  Leipzig  1903.  16G  S.  mit  111.  PM  1904,  LB  362.  —  «29)  'fj  Xeoaörvtjoog 
Tov  'Aylov  ^'ÖQovg  "Adw.  'Er  Bö/.co.  1903.  y.y  376  S.  BvzZ  XIV~  359.  — 
630)  Leipzig  1904.  262  S.  mit  111.  ByzZ  XIII,  654.  PM  "l905,  LB  576.  — 
63>)  BCorrHell.  1905,  105—41,  Taf.  I— IV.  —  632)  BiblEcFr.  VII,  1904, 
192  S.,  11  Taf.  ByzZ  XIII,  658.  —  6")  ßy^z  X,  1901,  574—80.  — 
634)  Leipzig  1894.  303  S.  ByzZ  III,  426 f.;  V,  371  f.  —  635)  ßyzZ  n,  1893, 
79—95.  —  636)  NJbiaAIt.  I,  1907.  115—30,  mit  K.  —  637,  Paulvs  Realenzvkl. 
III,  1899,  2069—74.  —  638)  Makedonische  Fahrten,  I.  Wien  "l907.  88  S. 
mit  II].   —   639)  Paulvs  Realenzvkl.  V,   1905,   1882—87. 


402        E.  Obcriiiimmer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Egnatia  via.     Artikel  von  E.  Oberhummer^^o), 

Koritza.  Studie  von  H.  Dassaretos"^^),  jjt^}  r/)c  KoitiToäg, 
einer  1490  gegründeten  Stadt,  welche  frülier  zu  Epirus  gehörte, 
jetzt  zu  Makedonien  gerechnet  wird. 

Olynthos.     Studie  von  M.  ChrysochoosC*-)  mit  Karte. 

Palatizza.  Grabkammer  und  antike  Ruinen,  anscheinend  noch 
nicht  näher  untersucht,  30  km  südöstlich  von  Karaferia  =  Beroia 
(worüber  Artikel  von  E.  Oberhummer  in  Paulys  Realenzykl.), 
kurze  Mitteilung  von  A.  Struck •5*3).  Die  Aufmerksamkeit  der 
Archäologen  sei  auf  diesen  Punkt  gelenkt! 

Pangaion.  Monographie  '//  y.aTu.  to  Tldyyaioy  yyxju.  von  A. 
G  u  s i  u  (Forniov)  6**). 

PhiUppi.  Aufsätze  und  archäologische  Berichte  von  A.Struck 6*5). 
J.  Strzygowski646)^  C.  Friedrich 6*"). 

Prasiassee.  Monographie  H  TIoaGiac  h'/irii  von  M.  Chryso- 
choos^^S),  der  ihn  (gegen  Kiepert  und  Doli)  für  den  heutigen 
Doiransee  hält,  s.  GJb.'xiX,  113;  Partsch  in  PM  1894,  LB  363; 
Bürchner  Glob.  LXIV,  1893,  3111 

Pydiia,  Schlachtfeld,  s.  o.  Anm.  89. 

Ä'm  (Serrlmi),  das  heutige  Seres.  Monographie  Ai  ^tQoui  y.u) 
TU  7if)oa(Treiu  tu  nfQi  rag  ^tQ()UQ  y.ai  >/  fioi'i,  l(i)if.ri>ov  tov  ITooÖQOi^iof 
von  P.  N.  Papageorgiu*'*'^),  dazu  Nachträge  von  A.  Papadopulos- 
Kerameus^so), 

SJcapiesyle,  Versuch  einer  genaueren  Lokalisierung  von  P.  Per- 
drizeteso"). 

Thessalonike.  Seit  der  bekannten  Monographie  von  Tafel  (1839) 
und  einer  griechischen  Schrift  von  M.  M.  Chatzi-Joannußsi)  ist, 
abgesehen  von  kommerziellen  Schriften  über  das  heutige  Saloniki, 
von  denen  eine  ältere  von  F.  Rohnstock652)  nicht  in  die  geo- 
graphische Literatur  gedrungen  zu  sein  scheint,  keine  zusammen- 
fassende Bearbeitung  erschienen.  Eine  hübsche  Karte  '/:?  Qtaauloi'ixij 
f-tiTa  T(~)i'  7tt{ti/t!i(jinf  von  M.  Chrysochoos^^s)  \^  1:100000  be- 
rücksichtigt auch  die  historische  Topographie.  Eine  Studie  von 
B.  A.  Mj^stakides^öi),  ^diaqoon  jurn  Qtnaulovl/.y^g  nijueic'iiuTu,  ist 
wesentlich    kirchengeschichtlieh.      Die    byzantinischen    Kirclien    be- 

6*0)  Paulys  Realenzvkl.  V,  1905,  1988—93.  —  e")  Aeh.  lar.  x.  i{^vol. 
haiQ.  V,  1896,  123—58."  ByzZ  VI,  208f.  —  6-«2)  UaQvaooö?  1899,  142—51.  — 
6<3)  Glob.  LXXIII,  1898,  153  f.  —  644)  Leipzig  1894.  112  S.  —  "-»S)  DRfG 
XXIII,  1901,  529—34.  —  ^^^)  Die  Ruine  von  Philippi.  ByzZ  XI,  1902, 
473—90,  Taf.  I— III.  —  6*7)  Aus  Philippi  und  Umgebung.  AtheuJI  1908, 
39—46.  —  C48)  Athen  1893.  40  S.,  2  Taf.  (1  K.).  S.-A.  Haovaaad^-  XV, 
1892.  —  6*9)  BvzZ  III,  1894,  225—329,  mit  7  Taf.  (PI.).  —  6^0)  VizVrem. 
I,  1894,  673—83  (nach  P.yzZ  JV,  393  f.).  —  «^o..)  kü«  x,  1010,  1—27,  mit 
K.  —  651)  'AoTv/oatpia  0eoon/.orix7]g.  Saloniki  1881.  —  6i2)  Salouik  und 
sein  Hinterland.  Konstautinopel  1880  (Volkswirtsch.  Studie  über  die  Türkei,  I).  — 
6'")  Athen  1890.  (Erschien  auch  mit  türkischer  Sdnift.)  —  «54)  'jr^}..  (PdoX. 
l'r/J.oyu^  KZ'   XXVII,   1900,  309—88,   mit   1   Taf. 


Europa.  403 

schreibt  P.  N.  Papageorgiu''55j^  wozu  auch  ein  Aufsatz  von  J. 
Laurent^sGj  2u  vergleichen,  den  antiken  Triumphbogen  K.  F. 
Kinch^s^).  D[q  Eroberung  von  Thessalonike  durch  die  Sarazenen 
im  Jahre  904  behandelt  A.  Struck^ss^^  »I  Siciliani  in  Saioniki<' 
G.  Spata659). 

Inschriften  und  sonstige  archäologische  Mitteilungen  aus  Thessalonike  findet 
man  in  BvzZ  I,  637f.;  ArchEpMüsterr.  1894,  117f.;  Athen.M  1807,  223f., 
4Go— 7-2;  RevArch.  III,  24,   1894,   196—214;  EevfoGr.   1897,  44G— 55. 

Griechenland. 

Seit  1891  ist  an  dieser  Stelle  über  historische  Geographie  von 
Griechenland  nicht  mehr  berichtet  worden;  in  dem  Abschnitt  Länder- 
kunde von  Südeuropa  wurde  die  einschlägige  Literatur  nur  gelegent- 
lich beriicksichtigt.  Es  ist  nicht  leicht,  das  Yei'säumte  nachzuholen, 
Vollständigkeit  für  einen  so  langen  Zeitraum  ausgeschlossen.  Icli 
will  versuchen,  ebenso  wie  für  die  lieiden  vorhergehenden  Land- 
schaften, das  Wichtigste  kurz  zusammenzufassen. 

Allgemeines.  Die  > Hellenische  Landeskunde  und  Topographie« 
von  H.  G.  Lolling  in  Iwan  Müllers  >Handbuch  der  klassischen 
AltertumsAWssenschaft«  III,  1889  harrt  noch  immer  der  Neubearbeitung. 
Referent,  seit  längerer  Zeit  damit  betraut,  konnte  vor  seiner  Über- 
siedlimg  nach  Wien  nur  den  einleitenden,  die  Geschichte  der  Er- 
forschung des  griechischen  Orients  vom  Altei-tum  bis  zur  Neuzeit 
ausführlich  behandelnden  Teil  im  Manuskript  fertigstellen.  Eine 
Foi-tigstellimg  des  Ganzen,  die  ebenso  wie  die  Einleitung  eine  völlig 
neue  Arbeit  bedeutete,  komite  in  dem  seither  wesentHch  veränderten 
Wirkungskreis  innerhalb  einer  bestimmten  Fiist  nicht  zugesichert 
Averden,  und  W.  Rüge,  der  seither  die  Aufgabe  übernahm,  war  bis 
jetzt  ebenfalls  dui'cli  andere  Arbeiten,  insbesondere  seine  verdienst- 
vollen historisch-kai-togi'aphischen  Foi-schungen,  an  der  Ausführung 
verliindert.  So  entbehren  wir  heute  leider  einer  dem  raschen 
Fortschritt  der  archäologischen  Einzelforschung  Rechnung  tragenden 
Gesamtdarstellung  der  altgriechischen  Topographie.  Die  zahlreichen 
Ai-tikel  in  der  Neubearbeitung  von  Paulys  Realenzyldopädie  der 
klassischen  Altertumsv\issenschaft  bieten  bei  dem  langsamen  Fort- 
schreiten des  Werkes  dafür  nur  teilweise  Ersatz.  Sie  wurden  mit 
einzelnen  Ausnahmen  von  A  bis  Ar  durch  G. Hirschfeld,  von  As  bis 
Ch  durch  E.  Oberhummer,  für  den  Rest  von  C  von  L.  Bürchner, 
füi"  D — E  von  A.  Philippsou,  seither  (F  fällt  im  griechischen 
Alphabet  aus)  von  F.  Bölte  bearbeitet.  Obwohl  naturgemäß  un- 
gleich in  der  Ausfülirung,  geben  diese  Artikel  im  allgemeinen  jetzt 
die    beste    Orientierung    über   Einzelfragen    der   griechischen   Topo- 


655)  ByzZ  X,  1901,  23  —  39,  Taf.  III— V.  —  65C;,  Ebenda  IV,  1895, 
420—34.  —  G")  L'Arc  de  triomphe  de  Saloniki.  Pari-^  1890.  —  G58,  BjzZ 
XIV,   1905,   535—62.  —   ^■'^)  Palermo  1892.     Vgl.  BvzZ  I,  037  f. 


404        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östliehcu  jintiken  Welt. 

graphie.  Ich  verweise  deshalb  darauf,  soweit  größere 
Objekte  abschließend  behandelt  sind,  kurz  mit  RE. 

Besser  ist  es  derzeit  mit  der  kartographischen  Darstellung 
von  Alt-Grriechenland  bestellt.  Lange  war  H.  Kieperts  »Neuer 
Atlas  von  Hellas <■  (1872)  das  einzige  Hilfsmittel,  welches  bei  ge- 
nügend großem  Maßstab  alle  Einzelheiten  berücksichtigte  und  anderen 
historischen  Kartenwerken  als  Grundlage  diente.  Die  nach  dem- 
.selben  Plane  angelegten,  auf  den  ganzen  antiken  Erdkreis  erweiterten 
»Formae  orbis  antiqui«  (o.  S.  339)  sind  jetzt  durch  R.  Kiepert 
so  weit  gefördert  worden,  daß  das  alte  Hellas  nunmehr  vollständig 
vorliegt. 

Es  kommen  hier  folgende  Blätter  in  Betraol\t:  XII.  Insulae  ifaris  Aegaei, 
1:900000,  1893.  -  XIII.  Peloponnesus  cum  Attica,  1:600000,  1906.  — 
XIV.  rhocis  Boeotia  Attica,  1 :  400000,  Athenae,  1  :  12  500,  1906.  —  XV.  Graecia 
scptentrionalis,  1:600000,  1894.  —  XVI.  Graecia  cum  Macedonia  et  Epiro 
a.  270  a.  C.  n.,  1:1200000,  1908.  Sämtliche  Blätter  enthalten  Nebenkarten 
und  Spezialpläne  und  sind  von  einem  kritischen  Text  begleitet. 

Die  0.  S.  339  erwähnten,  von  M.  Kießling  bearbeiteten  Blätter 
in  Sieglins  »Atlas  antiquus«  enthalten  außer  Übersichtskarten  der 
Länder  nm  das  Ägäische  Meer  (1*2  500000)  und  der  griechischen 
Halbinsel  im  S.Jahrhundert  v.  Chr.  (1 : 1  250000)  in  Detailausführung 
bisher  nur  das  östliche  Mittelgriechenland  (1:  750000)  nebst  zahl- 
reichen auf  demselben  Blatte  vereinigten  Spezialplänen  (Athen 
1:20  000  usw.),  außerdem  auf  den  Blättern  17  (1894)  und  18 
(1909)  die  territoriale  Entwicklung  der  griechischen  Staaten  im 
5.  und  4.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Die  übrigen  in  historischen  Atlanten  enthaltenen  Karten  von 
Alt-Griechenland  können,  als  kaum  auf  eigener  Forschung  beruhend, 
hier  wohl  übergangen  werden.  Dagegen  ist  ganz  kürzlich  von 
H.  Blümuer<560j  als  Zugabe  zu  seiner  großen  Ausgabe  des  Pausanias 
(o.  S.  335)  eine  »Karte  von  Griechenland  zur  Zeit  des  Pausanias 
sowie  in  der  Gegenwart«  in  1:500000  herausgegeben  worden, 
welche  in  dem  modernen  Kartenbild  die  topographischen  Angaben 
des  Periegeten  durch  roten  Aufdjuck  ersichtlich  macht  und  von 
einem  Register  der  antiken  Ortsnamen  begleitet  ist. 

Anschließend  an  die  historischen  Karten  muß  hier  die  in  geo- 
graphischen Kreisen  nocli  kamn  bekannte  Tatsaclie  hei-vorgehobeu 
werden,  flaß  die  durdi  österreichische  Offiziere  seit  1889  vorbereitete 
Neuaufnahme  des  Königreiclis,  übei-  welche  H.  Hartl^''^)  und  V. 
V.  liaardt*'"''^)  bcriclitet  haben,  nach  langer  Pause  endlich  in  das 
Stadium  der  topogTaphi sehen  Karte  getreten  ist,  von  welcher  mir 
bis  jetzt  vier  Blätter  vorliegen. 

Die  Karte  wird  unter  Leitung  eines  jeweils  zu  diesem  Zwecke  nacli  Wien 
kommandierten  griechischen  Offiziers  der  Xaoroyaar/  ixi)  'Y.-Ttjofaiu  im  k.  u.  k. 
Militärgeographischen  Institut    ausgeführt,    ist    aber    im  Handel    nur    durch  die 

660)  Bern  1911,  —  ««')  V)i.  IX.  D.  Geogr.-Tag  Wien  86 ff.  —  ««-'i  pje 
Kartographie  der  Balkanhalbinsel,  Wien   1902,  3S5ff. 


« 


Europa.  405 

Dienststelle  iu  Athen  zu  beziehen.  Sie  fiilirt  den  Titel  Xdortjs  ED.ijvixoT) 
BaadFi'ov  und  schließt  sich  in  Maßstal)  1  :  75  000  und  Projektion  (GradabteihuiKs- 
karte)  an  die  österreichisch-ungarische  Spezialkartc  an.  Die  Grundlafj;e  bilden 
Originalaufnahmen  in  1:20  000,  die  ich  in  Athen  zu  solu^n  Gelegenheit  hatte; 
dieselben  seheinen  sehr  genau  ausgefiiiirt  zu  sein  und  geben  mit  Schichtlinien 
von  20  m  (teilweise  10  m)  Abstand  ein  vortreffliches  Terrainbild  (Schrift  auf 
Oleaten).  Die  Karte  selbst  ist  in  Farbendruck  ausgeführt,  Gelände  braun  mit 
Schichtlinien  (20  ni)  und  Schunimerung,  Gewilsser  blau,  Verkehrswege  rot.  Un- 
bequem ist  die  Bezeichnung  der  Blätter  mit  den  Buchstaben  des  griechischen 
Alphabets  von  «  bis  zu  dem  (unseren  Druckereien  fehlenden)  Zahlzeiclien  8  für 
die  ein  Gradfeld  bedeckenden  Blätter,  welche  auf  das  (^radkreuz  eines  Meridians 
und  Parallcls  als  Koordinaten  bezogen  werden,  wobei  die  Meridiane  von  der 
Sternwarte  in  Athen  mit  -j-  (O)  »nd  —  (W")  gezählt  sind.  Die  ■\''erüffentlichung 
der  Blätter  beginnt  erfreulicherweise  mit  Thessalien,  wo  die  topographische 
Grundlage  bisher  am  unsichersten  war.  Das  türkisclie  Grenzgebiet  ist  nach 
den  vorhandenen  Materialien  nach  Möglichkeit  ausgeführt.  Die  erschienenen 
Blätter  sind  40°N— l°Wc  'P«i/^dv>/  — 7V^ot;  (1909),  dgl.  //  AuQtaaa  (1909), 
40°  N  — 2°  WC  Km'iay.og-'EUaoadjv  (1908),  dgl.  (8)  TQixxala  (1908). 

Es  braucht  Icaum  hervorgehoben  zu  werden,  eine  wie  große 
Bedeutung  diesem  nun  hoffentlich  stetig  weiter  erscheinenden  Karten- 
werk für  die  geographische  und  arcliäologische  Erforschung  Grieclien- 
lands  zukommt;  speziell  die  historische  Topograpliie  wird  dadurch 
auf  eine  ganz  neue  Grundlage  gestellt. 

Auf  die  sonstige,  die  Landesnatur  nnd  das  heutige  Griechenland 
betreffende  Literatur  kann  natürlich  hier  nicht  eingegangen  werden; 
diesem  Zweck  dient  der  Bericht  über  Länderkunde  Europas.  So 
müssen  wir  uns  auch  bezüglich  der  bahnbrechenden  Arbeiten 
Philippsons,  die  ohnehin  jedem  Geographen  bekannt  sind,  mit 
einer  allgemeinen  Erwcähnung  honoris  causa  beg-nügen.  Auch  die 
zahlreichen  Schriften  von  Ph.  Negris,  welche  sich  auf  die  Ver- 
änderungen des  Meeresspiegels  in  Griechenland  beziehen,  können 
hier  mit  Hinweis  auf  das  GJb.  1905,  150  Gesagte  erledigt  werden. 

Dagegen  ist  Baedekers ß*'^)  bekanntes  Reisehandbuch,  an  dem 
eme  Reihe  der  hervorragendsten  archäologischen  Kenner  Griechen- 
lands mitgearbeitet  haben,  als  eines  der  vorzüglichsten  Hilfsmittel 
zu  nennen,  um  iiber  Einzelfragen  der  Topographie  und  den  Stand 
der  Ausgrabungen  rasch  zu  orientieren,  wozu  wesentlich  auch  die 
mit  jeder  Auflage  vermehrten,  in  der  bekannten  AVeise  Idar  und 
übersichtlich  ausgeführten  Karten  und  Pläne  beitragen. 

Eine  für  weitere  Leserkreise  berechnete  Schilderung  »Griechen- 
land, Land,  Leute  und  Denkmäler«  mit  guten  Illustrationen,  deren 
Schwerpunkt  im  Archäologischen  liegt,  hat  A.  St  ruck  "^ß^)  unter- 
nommen. Der  vorliegende  erste  Band  umfaßt  nur  Athen  und  Attika. 
Durch  den  inzwischen  erfolgten  Tod  des  Verfassers  dürfte  das 
Werk  vorerst  wohl  ins  Stocken  kommen.  Einen  kurzen  liberblick 
der  »Grundlinien  altgriechischer  Landeskunde«,  anscheinend  im 
Rahmen   eines  Vortrags,    gibt  F.  Bölteßc^^.     Manches   andere,  was 


663)    Griechenland.     5.  Aufl.     Leipzig  1908.    —    6«^)    Bd.  I.     Wien   1911. 
204  S.,  2  K.  --  665)  JbFrDHochstifts  1910,  216—40. 


406        K.  Obciluimmer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

hier  einschlägig  ist,  wie  Kromayers  »Antike  Schlachtfelder«, 
Ficks   ;>Ortsnamen«  usw.,  wurde  bereits  oben  S.  342tf.  besprochen. 

Eines  besonderen  Hinweises  bedürfen  noch  die  Werke  über 
griechische  Geschichte.  Die  Eigenai't  der  politischen  Entwicklung 
Griechenlands  im  Altertum  mit  seinen  zahlreichen,  auf  der  natür- 
lichen Gliederung  des  Landes  beruhenden  Kleinstaaten  bringt  es 
mit  sich,  daß  das  geographische  Moment  bei  jeder  einigermaßen 
ausführlichen  Darstellung  stärker  hei-vortritt,  als  dies  in  irgendeiner 
anderen  Periode  der  Weltgescliichte  oder  bei  irgendeinem  anderen 
Lande  der  Fall  ist.  Wie  sehr  Ernst  Curtius  in  seiner  vom  Geiste 
klassischer  Form  durchwehten,  von  der  heutigen  Forschung  jedoch 
überholten  > Griechischen  Gescliichte«  es  verstanden  hat,  dieses 
geographische  Moment  herauszuarbeiten,  ist  allgemein  bekannt.  Es 
kann  nicht  meine  Absicht  sein,  die  seither  erschienenen  Darstellungen 
einer  vergleichenden  Kritik  zu  unterwerfen,  die  dem  Historiker 
zusteht.  Nur  die  für  das  Studium  der  historischen  Geographie 
besonders  wichtigen  Werke  seien  hervorgehoben,  in  erster  Linie 
die  den  Stoff  jetzt  am  meisten  erschöpfende  »Griechiselie  Geschichte« 
von  G.  Busolt^ßß). 

Die  möglichste  Vollständigkeit  anstrebenden  Quellen-  und  Literaturnachweise 
bei  den  einzelnen  griechischen  Gemeinwesen  (einschließlich  der  Kolonien  in 
Kleinasien,  Italien  usw.)  machen  das  Werk  zu  einem  unentbehrlichen  Hilfsmittel 
für  jeden,  der  sieh  mit  der  Topographie  und  Geschichte  griechischer  Städte  be- 
schäftigt; es  reicht  jetzt  bis  zum  Ende  des  Peloponnesischen  Krieges,  dessen 
Darstellung  sdlein  einen  über  1000  Seiten  starken  Band  füllt.  Leider  ist  es 
anfangs  verabsäumt  worden,  gleich  den  einzelnen  Bänden  Register  beizugeben, 
so  daß  man  zur  Auffindung  der  ungeheuren  Fülle  von  Einzelheiten  auf  das 
Inhaltsverzeichnis  angewiesen  ist. 

Ganz  anderer  Art  ist  die  hier  schon  mehrfach  besprochene 
»Geschichte  des  Altertums«   von  Eduard  Mej^er^'ß?). 

Liegt  auch  der  Schwerpunkt  in  der  Beherrschung  der  universalhistorischen 
Zusammenhänge  und  in  der  selbständigen  Darstellung  des  orientalischen  Alter- 
tums, dessen  Gesamtheit  nur  G.  Maspero  in  gleicher  Weise  meistert,  so  wird 
anderseits  jeder,  der  sich  über  die  älteste  Bevölkerung  Griechenlands  und  ihre 
Verschiebungen  nach  dem  neuesten  Stande  der  Forschung  orientieren  will,  in 
erster  Linie  zu  Meyer  greifen  müssen.  Das  Topographische  kommt  hier  weniger 
in  Betracht. 

Andere  Werke  über  griechische  Geschichte  von  J.  Beloch, 
A.  Holm,  R.  Pöhlmann,  R.  v.  Scala  (in  Helmolts  Weltgescliichte) 
usw.  können  hier,  so  wertvoll  sie  an  sich  sein  mögen,  als  für 
unseren  Zweck  minder  wichtig  übergangen  werden. 

Wir  treten  nunmehr  in  die  Besprechung  der  einzelnen  Land- 
schaften ein  und  beginnen  anschließend  an  Makedonien  mit 

Thessalien.  Von  allgemein  geographischen  Darstellungen  ist 
an  A.  Philippsons''68)  »Thessalien  und  Epirus«   und  seinen  Auf- 


666)  Bd.  I  u,  II  in  2.  Aufl.,  1893—97;  III,  1,  1897;  III,  2,  1901.  — 
667)  GJb.  1905,  147,  und  o.  S.  341  f.  —  668)  Berlin  1897.  Kef.  BerlPhilolWschi:. 
1900,  Nr.  5  (E.  Oberhuramer). 


Europa.  407 

Satz 669)  > Thessalien*  sowie  an  die  ^> Wirtschaftsgeographische  Skizze '< 
von  L.  Chalikiopulos670)  zu  erinnern.  Auf  das  Altertum  beziehen 
sich  ein  Aufsatz  von  0.  Kei-n''7i)  »Die  Landschaft  Thessalien  und 
die  Geschichte  Griechenlands«  und  eine  umfangreiche  Dissertation 
von  G.  Kip672). 

Plan  und  Ziel  dor  Schrift  erhellt  aus  dem  Untertitel  »IJeiträgc  zur  politi- 
schen Geographie,  Geschichte  und  Verfassung  der  thessalischen  Landschaften« 
und  dem  Inhalt.  1.  Das  Verhältnis  der  thessalischen  Völker  zueinander  in  der 
vormakedonischen  Zeit.  2.  Die  Völker  der  Spercheiosebeue:  Anianen,  Otäer, 
Malier.  3.  Die  Periöken  der  Thessaler:  Phthiotische  Achker,  Magneten,  Perr- 
häber.  4.  Die  Doloper.  5.  Die  Thessaler  (der  thessalische  Bund).  Die  bei- 
gegebenen Umrißkarten  enthalten  einen  Versuch,  die  Gebiete  der  einzelnen 
Völker  zu  begrenzen. 

Die  Landschaften  Thessaliotis  und  Pelasgiotis  bespricht  haupt- 
sächlich hinsichtlich  des  Dialekts  F.  Solmsen^^S)^  »Einige  zweifel- 
hafte Punkte  der  Topographie  von  Thessalien«  C.  D.  Edmonds^^*). 
über  prähistoriscJie  Siedhmgen  in  Thessalien  liegt  ein  wichtiges 
Buch  von  Chr.  Tsountas^^^a),  yil  TiQoiaroQixui  a/.QonoKtic  Jifn]vt()v 
y.(u  ^tn/Xov  vor,  über  das  A.  Jolles^^*'')  ausführlich  referiert  hat. 
Anderes  Material  bringt  N.  J.  Giannopulos^^s). 

Von  63  neolithischen  Ansiedlungen,  welche  Tsountas  in  Thessalien  aufzählt, 
wurden  zwei  genauer  untersucht,  das  wenige  Kilometer  westlich  von  Volo  ge- 
legene Dhimini  und  das  weiter  westlich,  südlich  von  der  Bahnlinie  Larissa — 
Volo  gelegene  Sesklo.  Die  Funde  datieren  nach  Ts.  aus  dem  4.  und  3.  Jahr- 
tausend V.  Chr.,  reichen  aber  nach  dem  Ausgrabungsbefund  der  Engländer  (s.  u.) 
weiter  herab.  Beigegeben  ist  eine  Übersichtskarte  1  :  300  000  und  Spezialpläne 
der  beiden  Burgen  in  dem  sonderbaren  Maßstab  3:1000.  Wichtig  die  all- 
gemeine Einleitung  über  prähistorische  Ansiedlungen  in  Thessalien  (Stein-  und 
Bronzezeit). 

Weiteres  Licht  über  die  erst  seit  kiu'zem  als  hochbedeutend 
erkannte  prähistorische  Kultur  in  Thessalien  haben  die  Ausgrabungen 
der  englischen  Schiüe  in  Theotoku  an  der  Südostecke  der  Halbinsel 
Magnesia  und  besonders  in  Zerelia,  westlich  vom  Pagasäischen  Golf, 
verbreitet,  worüber  A.  J.  Wace^'^)  in  Verbindimg  mit  anderen  be- 
richtet hat.  Die  Ansiedlungen  in  Zerelia  wären  hiernach  um  2500 
bis   1200  V.  Chr.  anzusetzen. 

Demetrias.  C.  Friedrich^'"),  Demetrias,  mit  Plan.  —  R.  G.  Kent''''''), 
The  City  Gates  of  Demetrias. 

Hypata.  K.  D.  Kapralos*"^*),  'Yjiäzr};  derselbe ''^^),  Tä  /.ovrgu  i^g 
'  Ynärt]?. 

Itonos.     N.  J.  Giannopulos^*"),  'H  ^&ia>ziHt/  :r6?.tg  ^Ircoroc. 

Kynoskephalai ,  Schlacht  364  v.  Chr.,  s.  o.  Anm.  89. 

669)  GZ  1897,  305—15.  —  670)  Ebenda  1905,  445—75.  Ptef.  PM  1907, 
LB  712.  —  671)  NJbKlAlt.  XIII,  1904,  12—22.  —  672)  Thessalische  Studien. 
HaUe  1910.  143  S.,  2  K.  —  673)  ßheiuMus.  LVIII,  1903,  598—623.  — 
674)  AnnBritSchAth.  V,  1898/99,  20—25.  —  674»)  Athen  1908.  432  Sp., 
47  Taf.  —  674»)  JbDArchlnst.,  ArchAnz.  1909,  406—15.  —  675)  AthenM  1910, 
61—64.  —  676)  AnnBritSchAth.  XIII,  1906/07,  308—27,  Taf.  Xf.;  XIV, 
1907/08,  197—225.  —  677)  AthenM  1905,  220—44,  Taf.  IX.  —  677«)  AmJArch. 
1905,  166—69.  —  678)  UaQvaooög  XIV,  1891,  167—74.  —  679)  Ebenda  XV, 
1892,  820—33.  —   680)  BCorrHell.   1892,  473—78. 


408        E.  Oberhmiiinor,  I-äiuler-  iiud  Yölkerkundt-  der  östlitben  antiken  Welt,. 

Maijnesia.  A.  lleicbl^*'),  Der  Bundesstaat  der  Magneten  und  das  Orakel 
des  ApoUon   Koropaios.      Vgl.  Pelion. 

Meteora.     A.  H.  Cruickshank^*^)^  Meteora. 

Olympos.  Monographische  Schriften  älteren  Datums  (L.  Heuzey  18(i0  usw.). 
Für  die  Volkskunde  wichtig  die  Arbeiten  des  rumänischen  Sprachforschers 
G.  Weigand  (Sprache  der  Olympo-Walachen  1888,  Vlacho-Meglen  1892,  Aro- 
raunen 1894  usw.,  s.  GJb.  XVII,  153;  XIX,  113  f.).  Geographisch  neuerdings 
durchforscht  von  J.  Cvijic^^''),  »Grundlinien  der  Geographie  und  Geologie  von 
Makedonien  und  Altserbien  usw.«,  ausführlicher  in  seinem  unter  gleichem  Titel 
in  serbischer  Sprache  erschienenen  Werke  *'**)  (wertvolle  Bilder  und  Karten). 
Den  bekanntlich  in  Griechenland  und  Kleinasien  mehrfach  wiederkehrenden, 
sicher  vorgriechischeu  Namen  Olympos  deutet  S.  Bugge^*^)  aus  dem  Armenischen. 
Den  Olympühergaug  der  Römer  169  v.  Chr.  bespricht  J.  Kromayer  (s.  Aum.  89). 

Felioti.     A.  J.  B.  Wace^^''),  The  Topography  of  Pelion  and  Magnesia. 

Pharsalos,  Schlachtfeld,  s.  o.  Aum.  89. 

Phtldotis.     F.  Staehlin^ST)^  Zur  Landeskunde  der  Phthiotis. 

Epirus.  Diese  größte  von  allen  griechischen  Landschaften  ist 
heute  noch  weitaus  die  wenigst  bekannte  und  durchforschte.  Das 
liegt  zum  Teil  daran,  daß  sie  schon  im  Altertum  der  griechischen 
Kulturentwicklung  ferner  stand  und  eine  lohnende  Ausbeute  für 
archäologische  Forschung  dort  weniger  zu  erwarten  ist  als  anderswo, 
zum  größeren  Teil  wolil  an  der  geringen  Zugänglichkeit  als  tih-kischer 
Grrenzpro\dnz,  wovon  Referent  bei  seiner  eigenen  Reise  im  Jahre 
1885  (GJb.  XU,  27 6 f.)  sich  überzeugen  konnte.  Für  Einzelfragen 
der  historischen  Geographie  ist  das  auf  Reisen  zu  Anfang  des 
vorigen  Jahrhunderts  beruhende  Werk  von  W.  M.  Leako  (18B5) 
noch  immer  unentbehrlich,  ebenso  K.  Bursians  »Geograpliie  von 
Griechenland«  (1862).  In  die  physische  Geographie  des  Landes 
hat  A.  Philipp  so n  (s.  Anm.  6G8)  einiges  Licht  gebracht.  Vereinzelt 
liaben  wohl  Archäologen  und  Naturhistoriker  das  Land  durchstreift 
und  manches  aufgehellt;  doch  fehlt  es  noch  an  einer  planmäßigen 
Durchforschung  des  ganzen  Landes.  Der  von  Pliilipps£)n  (Geo- 
graphie) u.  Kaerst  (Geschichte)  verfaßte  Artikel  in  RE  V,  1905, 
2718 — 31  gibt  nur  eine  Übersicht. 

Eine  Aufsatzreihe  von  Ch.  Christobasiles*'*^'^)  behandelt  »Epirus 
in  geograpliischcr  und  etlmologischer  Beziehung  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Gegenwart«.  »Beiträge  zur  Geschichte  des  alten 
Epirus«  liefert  H.  Schmidt^^^).  Zur  Geschichte  von  Epirus  im 
Mittelalter  liegen  mehrere  Arbeiten  vor,  so  ein  umfangreiches  Buch  von 
A.  Meliarakes690)  über  das  Kaisertum  von  Nikaia  und  das  Despotat 
Epirus  (1204 — 61),  über  letzteres  ferner  eine  Abhandlung  aus  dem 


681)  progr.  Prag  1891.  31  S.  —  ^^~)  AnnBritScliAlh.  II,  1895/90,  105 
bis  112,  mit  Hl.  —  683)  pm  Erg.-II.  1G2,  1908,  311—30.  —  684)  ßd.  I, 
Belgrad  1906,  425—62;  II,  1911  (Geol.  Karte  S.  836;  Anthropogeogr.).  — 
685)  AlbumKcru  1903,  105—07.  —  686)  JHellSt.  1906,  143—68;  1908,  337.— 
687)  AthenM  1906,  1—37,  Taf.  I-III  (K.).  —  688)  'Elhp-iafuk  VIII,  1905. 
OrBibl.  1906,  144.  —  689)  Epeirotika.  Diss.  Marburg  1894.  94  S.  - 
690)  'loTogia  lor  ßaadrioi'  zi'jg  Nixaia-;  usw.  Athen  1898.  Kef.  ByzZ  VIII, 
682ff.  (j"  Partsch). 


Europa.  409 

Naclilaß  von  J.  A.  Roman os^'^i)  sowie  eine  auf  die  gleiche  Periode 
bezügliche  Quellcnsammlung  von  V.  Vasiljevskijß^^)^  vor. 

Einige  in  der  Zeit-scluift  KonaraviivovTio/.ig  1894  ei-schienene  Beiträge  zur 
Ortskunde  von  N.  Mystakides  /}  Anoßiarrj  t>)c  'Htcfiooi',  t)  tv  Sranoonia 
fjLovi]  Uoävvov  xov  (-Jeo?.dyor,  i]  'Poiriy.ri  tTj;  'H:n:et()<)}'  finde  ich  notiert  in 
ByzZ  V,  241.     Von  sonstigen  Arbeiten  über  Einzelortc-  .sind  mir  bekannt: 

Ambraki'i.  Th.  Büttner-Wobst''^^,  Eine  Episode  aus  der  Belagerung 
von  Ambrakia  im  Jahre   189  v.  Chr. 

Ainphilochia.  U.  K  ö ii  1  e  r  ß^^),  Zur  Geschichte  des  amphilocliischen  Krieges.  — 
A.  Behr''9^),  Der  amphilochische  Krieg. 

Aoos,  Schlacht  in  den  Pässen,  s.  Anm.  89. 

Dodona.  Artikel  von  Kern,  RE  V,  1905,  1257—04.  —  A.  v.  Wars- 
berg^^*),  Eine  Wallfahrt  nach  Dodona. 

GiUnuie.     M.  K  raschemini  kov ''^^,  De  Gitanis  Epiri  oppido. 

loaitniiia.  Außer  Lamprides  (GJb.  XII,  276)  handelt  darüber  ein  Auf- 
^atz   von   N.  Mystakides  (s.  o.). 

Pandosia.  D.  Panagiotides^a«),  Tlsni  zf^g  sv  (-Jso:iocoTt'a  Jlai'doöiag 
(■=  Monobar). 

Parga.  Große,  reichillustrierte  Monographie  von  Erzherzog  Ludwig 
Salvator699)^  welcher  der  fürstliche  Verfasser^"")  noch  seinen  -> Versuch  einer 
Geschichte  von  Parga     folgen  ließ;  dazu  ein  Aufsatz  von  E.  Oberhummer'^i). 

Photike.  D.  Panagiotides  "O'-j,  'H  <PoniyJ]  sr  IIaoa/iivi)ia.  —  H.  Grfe- 
goire^o^),  Inscriptions  de  Photike. 

Paramytina.  N.  Mystakides '"^),  ^vvTono:;  imnniy.ij  nfniyoafii)  usw. 
(nach  ByzZ  IX,   704). 

Zitsa.     Monographie  von  Amalia  Papastauru '''■^). 

Akarnunien.  Durch  ältere  monogi-aphische  Arbeiten  über  Archäo- 
logie (L.  Heuzey  1860),  Numismatik  (F.  Imhoof-Blumer  1878) 
und  Gescliichte  (E.  Oberhummer  1887)  ist  auch  die  Topographie 
des  Landes,  soweit  die  mangelhafte  Karte  es  zuläßt,  ziemlich  ge- 
sichert. AVenig  Neues  ist  seither  hinzugekommen,  so  ein  (vorläufiger) 
Bericht  von  F.  Noack'^Oß)  über  Aufnahmen  griechischer  Stadt-  und 
Burgruinen  im  westlichen  Lokris,  Ätolien  und  Akarnanien;  Be- 
merkungen von  C.  M.  Church  u.  J.  L.  Myres'O'')  über  die  Topo- 
grapliie  der  Gegend  am  Golf  von  Ambrakia. 

Die  Bemerkungen  beziehen  sich  auf  die  militärischen  Operationen  der  Jahre 
1828  und  1829  unter  dem  General  Sir  R.  Church  und  enthalten  aus  dessen 
Nachlaß  im  Britischen  Museum  unveröffentlichte  Karten  und  Pläne  von  seinem 
Adjutanten  Hauptmann  Jochmus;  Straße  von  Prevesa,  Salaghora,  Vonitza 
(=  Aiioktorion),  Makiynoros,  Arrjos  Amphilochikoii.  Daß  speziell  die  letztere 
Gegend  von  mir  1885  besucht  und  zwar  nicht  touristisch  beschrieben,  aber  in 
meinem  » Akarnanien '<  (S.  27  f.  u.  a.)  topographisch  behandelt  worden  ist,  scheint 
den  Herausgebern  entgangen  zu  sein. 

^^')  IJsgi  roT-  Aea.-roTÜTOv  t)]^  'H.-nigov.     Korfu  1895.     vß"    17 ö  S.     ByzZ 

V,  2.36.  —  "692)  Epirotica  saec.  XIII.     Vicz.  Vrem.  III,  1896,  233—99.     ByzZ 

VI.  185  f.  —  693)  Philologus  LVIl,  1898,  428—35.  —  694)  Hermes  1891, 
43—50.  —  695)  Ebenda  1895,  447—55.  —  696)  Graz  1893.  154  S.  mit 
2  K.  —  697)  Hermes  1902,  489—500.  —  698)  '£■;.;..  ,j,;..  Vv/./.ovo,-  XXIX, 
1907,  232—35.  BvzZ  1910,  235.  —  69»)  Parga.  2  Bde.  Prag  1907,  — 
700)  -pra„  1908.  —  "701)  MGGesWien  1909,  684—88.  -  ^02)  '£';.^.  0^;..  y{,xx. 
XXVI,  1896,  26  —  38.  ByzZ  VII,  492.  —  "O^)  BCorrHell.  1907,  38—45.  — 
70^)  'Ey.y.L  'Addern  XIX,  1899.  —  '"S)  'H  Zi'roa.  Athen  1895.  61  S. 
BvzZ  VII,  643.  —  706)  BeriPhilolWschr.  1897,  698ff.,  730ff.  —  'O')  GJ 
XXXII,   1908,  47—54,  mit  K. 

GeogT.  .Jahrbuch  XXXIV.  27 


410        E.  OberhinuDier,  I.iliider-  und  Völkerkunde  der  östlicheu  antiken   Welt. 

Aus  dem  Itinerar  des  Cyriacus  von  Ancoua  1436  veröffentlichte 
R.  Weil '^08)  interessante  Bruchstücke,  die  sich  auf  die  Reise  von 
Arta  (AmbraJcia)  über  Xikopolis  nach  Stratos  und  Oiniadai  beziehen. 

Die  Bemerkungen  über  letzteie  Stiidt  beweisen,  daß  Cyriacus  dort  mehr 
gesehen  hat  als  die  meisten  Reisenden  nach  ihm.  Eine  Vergleichung  seines 
Berichts  mit  der  (von  Weil  vorausgeschickten)  Besehreibung  von  Oiniadai  zeigt, 
wie  er  die  Eigenartigkeit  der  Stadtanlage  mit  ihren  beiden  Akropolen  erfaßt 
hat,  er  kennt  das  /ufisvi  und  blickt  von  der  Höhe  hinüber  nach  Ithaka.  — 
Was  aber  sein  Staunen  am  meisten  erregt,  sind  die  beiden  großen  Zisternen 
(über  die  Referent  im  JBerGGesMünchen  1885,  119  ff.  gehandelt  hat)  und  die 
Felsarbeiten. 

Die  Ruinen  von  Oiniadai  im  Delta  des  Acheloos  gehören  zweifel- 
los zu  den  besterhaltenen  und  merkwürdigsten  in  Griechenland. 
Es  ist  deshalb  sehr  dankenswert,  daß  die  amerikanische  Schule  in 
Athen  dort  1900  Ausgrabungen  ausgeführt  hat,  über  deren  schöne 
Ergebnisse  B.  Powell  und  J.  M.  Sears '^o^)  berichten.  Eine  bisher 
unbekannte  Stadt  Twybcia  oder  Tyrbeion  suchte  B.  Haussoullier'^ioj 
aus  Inschriften  und  Münzen  zu  erweisen,  wogegen  H.  Pomtow''ii) 
Stellung  nahm.  Über  Ausgrabungen  in  Stratos  wurde  in  ''^-)  be- 
richtet. Eine  Studie  von  J.  Kromayer'^i^)  über  den  Feldzug  von 
Äctium  ist  atich  für  die  Topographie  der  Gegend  "VNdchtig.  Neue 
Inschriften,  in  Akarnanien  spärlich,  hat  E.  Preui^er^i^)  veröffent- 
licht, H.  Swoboda'^'i^)  einen  Beitrag  zm*  Gescliichte  von  Akarnanien 
auf  Grund  der  großen  Vertragsinschrift  von  Thermen  gegeben, 
G.  Weigand  '^^ß)  einen  Besuch  bei  den  Walachen  der  Manjana  in 
Akarnanien  geschildert.  Artikel  Äkartiania  in  RE  I,  1150 — 57 
von  G.  Hirschfeld  (Geographie)  und  W.  Judeich  (Geschichte). 

Atollen.  Hier  ist  vor  allem  das  gediegene  Werk  von  W.  J. 
Woodhouse'^i'^)  zu  nennen,  das  auf  Grund  eingehender  Studien 
an  Ort  und  Stelle  sowohl  die  Geographie  der  Landschaft  als  ihre 
Topographie  und  Altertümer  behandelt;  zur  näheren  Charakteristik 
muß  ich  auf  die  ausführlichen  Besprechungen  von  E.Oberhummer"!^) 
und  J.  Bartsch '^^9)  verweisen.  Weitere  Untersuchungen  zur  Ge- 
schichte und  Topographie  von  Atollen  hat  G.  Soteriades "^o)  ver- 
öffentlicht. 

Die  Untei-suchungen  erstrecken  sich  auf  den  Feldzug  des  Demosthcncs  im 
Jahre  426  und  die  Stadt  Aigition  sowie  auf  den  Einfall  der  Giüater  und  die 
Stadt  Kaliion. 

In  der  Bundeshauptstadt  Thermon  haben  Ausgrabvuigcn  durch 
die    Griechische    Archäologische    Gesellschaft    stattgefunden,    über 

^•**)  Oeniadae.  Beitr.  z.  Bücherk.  u.  Philol.  A.  Wilmauns  gewidmet,  Leipzig 
1903,  341—54.  —  '"»)  AmJArch.  Ser.2,  VIII.  1904,  137— 237,  Taf.  VII— XI.  — 
^'«)  RevPhil.  1893,  155—58.  —  "H)  NJbKlPhilol.  CXLIX,  1894,  517f., 
836f.;  CIJ,  1895,  463f.  —  ''^^)  BCorrHell.  1893,  213f.,  445ff.,  632.  - 
713)  Hermes  1899,  1—54,  mit  K.  15.  —  "'<)  AthenM  1903,  330—52.  — 
716)  Klio  X,  1910,  397  —  405.  —  7i6)  oiob.  LXIII,  1893,  85—89,  mit  K.  — 
7'7)  Aetolia.  Oxford  1897.  400  S.  mit  111.  u.  K.  —  '?'8)  BcrlPhilolWschr. 
1900,  Nr.  5.  —  710)  PM  1898,  LB  424.  —  '?20)  BCorrHell.  1907,  270—320. 
Taf.  1  (K.). 


Emopa.  411 

welche  außer  vorläufigen  Mitteilungen'' 2')  ausführlichere  Berichte  von 
G.  Soteriades^22)^  de,^  Leiter  der  Ausgrabungen,  vorliegen.  Der- 
selbe'^23^  berichtet  auch  über  Funde  in  ätolischen  Gräbern,  welche 
für  den  Kulturstand  der  alten  Bewohner  bezeichnend  sind.  Auf 
die  rein  historischen  Schriften  ziu*  Geschichte  des  ätolischen  Bundes 
kann  hier  nicht  eingegangen  werden.  Das  Wichtigste  darüber  findet 
man  in  dem  Artikel  Aiiolia  in  RE  I,  111  o — 27  (Geographie  von 
G.  Hirschfeld,  Geschichte  von  U.  Wilcken). 

Lokris.  Ein  Bericht  von  E.  Soteriades'^24)  xxhev  Ausgrabungen 
in  Lokris  Hesperia  und  Fhokis  ist  wesentlich  archäologisch.  Anderes 
s.  o.  bei  Akarnanien  (Noack).  Sagen  geschichtliche  TTntersuchimgen 
unter  dem  Titel  »Lokrika«  veröffentlichte  W.  A.  Oldfather^^s)^ 
»Freilassungsurkunden«  aus  Lokris  E.  Nachmanson'^e^,  Sonstige 
epigraphische  Veröffentlichungen  muß  ich  hier  übergehen,  zumal  die 
Inschriften  von  Phokis,  Lokris,  Atolien,  Akarnanien  und  den  Inseln 
des  Ionischen  Meeres  jetzt  in  CIGGraec.  Sept.  III,  1,  1897  = 
IG  IX,  1  vereinigt  sind.  Die  Schlacht  bei  den  Thermopylen  (191 
v.  Chr.)  behandelt  Kromayer  (Anm.  89)  II,   134 — 54. 

Phokis.  Im  ]VIittelpunkt  stehen  hier  natürlich  die  französischen 
Ausgrabungen  in  Delphi,  welche  1892 — 1903  unter  Leitung  von 
Th.  Homolle  ausgeführt  worden  sind.  Über  die  jeweiligen  Er- 
gebnisse ist  seit  1893  im  BCorrHell.  und  in  den  CR  Ac.  Inscr. 
regelmäßig  berichtet  worden.  Das  abschließende  "Werk  »Fouilles 
de  Delphes«  erscheint  unter  Leitung  von  Th.  Homolle '^2?^  imd 
ist  auf  fünf  Bände  berechnet,  von  denen  I  die  Geschichte  der  Stadt 
und  der  Ausgrabimgen,  11  Topographie  und  Architektui-,  III  die 
Inschriften,  IV  die  Skulpturen  und  V  die  kleinen  Altertümer  um- 
faßt. Die  bisher  erschienenen  Teile  von  11  bis  V  bieten  wesentlich 
archäologisches  Interesse,  während  die  topograpliische  Bearbeitung 
und  vor  allem  der  seit  langem  ersehnte  Situationsplan  noch  aus- 
stehen. Die  bisher  veröffentlichten  Pläne  haben  nur  einen  provi- 
sorischen Charakter.  Der  umfangreiche  Artikel  Dclphoi  in  RE  IV, 
1901  enthält  eine  gute  Skizze  der  Lage  von  A.  Philippson 
2517 — 20,  die  Geschichte  von  Hiller  v.  Gaertringen  2520 — 83 
und  die  Clironologie  mit  den  Beamtenlisten  von  H.  Pomtow 
2583 — 2700;  die  Topographie  fehlt!  Eine  Übersicht  derselben, 
von  P.  Wolters  bearbeitet,  findet  man  in  Baedekers  :>Griechen- 
land«.  Die  sonstige  ältere  und  neuere  Literatur  über  Delphi  ist 
ungemein  reicldialtig  und  kaum  mehr  zu  übersehen;  das  Wichtigste 


^21)  BerlPhilolWscbr.  1897.  1561  f.;  1898,  1564f.  AllgZtg.  1908,  Beil.  204. 
Baedekei-s  Griecheul.  4.  Aufl.,  219,  —  "2)  'Erfrjii.  'Ag/aioX.  1900,  161—212, 
Taf.  lOf.;  1903,  71—96,  Taf.  2—6;  1905,  57  —  100,  Taf.  2,  mit  111.  — 
'23)  Ebenda  1906,  67—88.  —  ^24)  AtbenM  1906,  392—404.  —  '25)  PhUoI. 
1907,  411  —  72.  —  '26)  AthenM  1907,  1  —  70,  Taf.  I/II.  —  '27)  PaHs  1902  ff. 
Teil  II,  II.  1  enthält  für  das  topographische  Verständnis  wichtige  Detailpläne 
und  Ansichten  vom  Apollotempel  und  dessen  Umgebung. 

27* 


412        E.  Oberhummer,  Länder-  uud  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

davon  ist  in  RE  angeführt.  Von  den  zahlreichen  vorläufigen  Bei- 
trägen der  Franzosen  ist,  bis  zum  Abschluß  des  großen  Werkes, 
eine  Darlegung  der  Topographie  von  Th.  HomoUe'^^s^  hervor- 
zuheben. Der  beigegebene  gi'oße  Plan  in  1 :  1000  enthält  noch  das 
auf  den  Ruinen  erbaute,  seither  verlegte  Dorf  Kasti-i  mit  seinen 
einzelnen  Grundstücken.  Auch  H.  Pomptow"29)  hat  hierzu  mehrere 
Beiträge  geliefert.  Die  Schlucht  (the  Chasm)  in  Delphi  bespricht 
A.  P.  Oppe'^'^O),  »Die  Hauptergebnisse  der  Ausgrabungen <:  P.  Per- 
drizef^^i),   »Die  heiligen  Stätten  in  Delphi«  A.  Frickenhaus'^32) 

Von  sonstigen  Einzelheiten  zur  Topographie  von  Phokis  nenne 
ich  die  Monographie  über  Elateia  von  P.  Paris'^^s^^  dazu  Sote- 
riades  (s.  Anm.  739),  einen  Bericht  über  Ausgrabungen  in  Abai 
und  Hijampolis  von  V.  W.  Yorke'^34j  ymj  einen  Reisebericht  »Von 
Delphi  nach  Chaeronea«  von  J.  Simon '^^^^^  endlich  eine  Dissertation 
von  G.  Kazarow'^36)  ^x^q^  den  phokischen  Bund. 

Böotkn.  Eine  Übersicht  der  Geograpliie  (E.  Oberhummer) 
und  der  Gescliichte  (P.  Cauer)  enthält  der  Artikel  Boiotia  in  RE 
III,  637 — 63.  Über  die  Bewohner  des  alten  ßöotien  hat  W.  Rhys 
Roberts "3^)  eine  hübsche  Studie  veröffentlicht,  welche  tief  in  den 
Charakter  des  VoUvstums  eindringt  und  vielfach  überlieferten  Vor- 
urteilen entgegentritt.  »Beiträge  zur  Topographie  von  Bootien« 
(griechisch)  liefert  A.N.  Skiäs'^^^).  Die  »Untersuchungen  in  Böotien 
und  Phokis«  von  G.  Soteriades'^^^)  beziehen  sich  auf  ChaiwTieia 
(das  Stadtflüßchen  Ilaimon  und  das  Herakleion),  eine  prähistorische 
Erdanschüttung  daselbst,  verschiedene  TumuH  und  eine  prähistorische 
Ansiedlung  bei  Elateia. 

Das  geographisch  merkwürdigste  Objekt  der  Landschaft,  der 
Kopaissec,  hat  eine  allseitige  geograpliische  Schilderung  durch  A. 
Philippson'^O)  erfahren;  Karte  in  1:150  000  mit  der  antiken 
Topographie.  Über  die  Versuche  zur  Trockenlegung  im  Altertum 
handelt  M.  L.  Kambanis''*^)  (wertvolle  Karten  und  Illustrationen). 

Von  einzelnen  Städten  sind  zu  erwähnen: 

^'1/-He(?).  Diese  nur  aus  Homer  bekannte,  später  ganz  verschollene  Stadt 
glaubte  F.  Noack'^*-)  in  den  von  ihm  beschriebeuen  merkwürdigen  Ruinen  der 
mykenischen  Burg  Goulas  oder  Gla  (das  Wort  ist  nicht  albanisch,  wie  N.  meint, 
sondern  türkisch,  knie  =  Turm)  auf  der  Insel  im  Kopaissee  zu  erkennen. 
A.  de  Ridder '^•'),    der   gleichzeitig    dieselben   Ruinen    unter  dem  Namen   Gha 

"8)  BCorrHell.  1897,  250  —  420,  Taf.  XIV— XVII.  —  '2»)  AthenM  1900, 
437— 5C3,  Taf.  XXIV.  Klio  VII,  1907,  395—446;  IX,  1909,  153—93.  — 
730)  JHellSt.  1904,  214—40.  —  "i)  NJbKlAlt.  XXI,  1908,  22—33.  — 
"32)  AthenM  1910,  235—73,  Taf.  Xlllf.  —  '^SS)  f:iatee.  Paris  1892.  318  S. 
mit  15  Tiif.  BiblßcFr.  LX.  —  "4)  jHellSt.  189G,  291—312,  Taf.  XIV.  — 
735)  Progr.  Cilli  1893.  —  "36)  De  foederis  Phocensiam  institutis.  I^ipzig  1899. 
48  S.  —  "'')  The  Ancient  Boeolians.  Cambridge  1895.  92  S.  mit  K.  — 
738)  Athen  1900.  20  S.,  1  Taf.  S.-A.  'A'.Tfri/o/V  rov  IlaovaaaoT'.  —  "9)  AthenM 
1905,  113—40.  —  740)  ZGesE  1894,  1— ÜÖ,  Taf.  If.  —  74i)  BCorrHell.  1892, 
121—37,  Taf.  XII;  1893,  322—42,  Taf.  VII— IX,  XV,  XVII,  XlXf.  Vgl. 
AligZtg.  1894,  Beil.  35.  —  742,  AthenM  1894,  405—85,  53G,  Taf.  X— XIII.  — 
7*3)  BCorrHell.   1894,  271—310,  Taf.  X  f. 


Europa.  413 

bcsclirieb  (beide  mit  Plan),  crliob  nachträglich  ''**)  gegen  Noacks  Benennung,  die 
jedenfalls  zweifelhaft  ist,  Einsj)rache. 

(Jlmironcia.  G.  Soteriades '*5)^  Das  Schlachtfeld  von  Chaironeia  und 
der  Grabhügel  der  Makedonon.  Vgl.  auch  o.  Anni.  739.  .1.  Kromayer, 
Ant.  Schlachtfelder  I,  127—95  mit  Plan  1:25  000  und  Übersichtskarte,  dgl. 
11,  352—87  mit  Phui  1:50000. 

Leuklra,  s.  Plataiai. 

3Iylcalessos.  Der  Suche  nach  dieser  alten,  am  Wege  von  Theben  nach  dem 
Euripos  gelegenen,  aber  noch  nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesenen  Stadt  gelten 
die  Ausgrabungen  von  M.  Burrows  u.  P.  N.  Urc^^^)  in  Rhitxona. 

OrcJwmenos.  Nach  den  letzten  Ausgrabungen  der  Franzosen,  über  die 
A.  de  Ilidder^^'^)  berichtete,  ist  die  Kenntnis  dieser  uralten  Stadt  in  ein  neues 
Btadium  getreten  durch  die  Ausgrabungen,  welche  dort  1903  und  1905  unter 
Leitung  von  A.  Furtwängler  ausgeführt  worden  sind.  Es  wurden  sieben 
Kulturschiehten  nachgewiesen,  deren  älteste  dem  Volk  der  Ni.ni/er  angehören 
imd  bis  in  das  3.  Jahrtausend  v.  Chr.  zurückreichen.  Im  ersten  Teil  der  Ver- 
öffentlichung'^•'8)  hierüber  behandelt  H.  Bulle  »Die  älteren  Ansiedlungsschichten 
bis  zum  Ende  der  mykenischen  Epoche«.  Zahlreiche  Pläne  und  Illustrationen, 
darunter  interessante  Vergleiche  der  dortigen  primitiven  Ilundbauten  mit  solchen 
der  Kurden,  Vlachen  und  aus  den  Alpen. 

Plataiai.  Die  amerikanische  Schule  hat  dort  1889 — 91  Ausgrabungen 
veranstaltet;  die  Ergebnisse  (verschiedene  Berichterstatter)  sind  wesentlich  archäo- 
logisch und  epigrajjhiscb  "*^).  Weiter  berichten  über  Plataiai  A.  Ilauvette^^") 
und  G.  B.  Grundy^^').  Letzterem  verdanken  wir  eine  genaue  Aufnahme  des 
Schlachtfeldes  1:15  840,  der  Stadt  1:7920  und  der  Akropolis  1:3600  und 
damit  eine  Klärung  der  topographischen  Fragen.  Anschließend  daran  wird 
auch  das  Schlachtfeld  von  Leuktm  behandelt  und  ebenfalls  in  einem  Plane 
1:15  840  dargestellt.  Auf  die  zahlreichen,  meist  nur  die  historische  Über- 
lieferung prüfenden  Abhandlungen  über  die  Schlacht  von  Plataiai  kann  hier 
nicht  eingegangen  Avei-den.  Man  findet  diese  und  ähnliche  Monographien,  frei- 
lich nicht  vollständig,  verzeichnet  in  dem  für  bibliographische  Zwecke  nützliehen 
Katalog  von  G.  Fock^^^K 

Ploon.  Über  Ausgrabungen  im  Heiligtum  des  Apollon  Ptoos  berichtet 
nach  M.  Holleaux^^^)  neuerdings  G.  Mendel ''5*). 

Thebai.  Die  neuere  Hauptschrift  zur  Topographie  der  Stadt  von  E.  Fa- 
hrioius  wurde  bereits  GJb.  XIV,  167  besprochen.  Über  die  sieben  Tore 
handelte  ü.  v.  Wilamowitz-Moellendorff  ^5''),  über  die  Geschichte  der  Stadt 
von  519—427  v.  Chr.  K.  Berger ^sß). 

Thespiai.  Über  Ausgrabungen  daselbst  und  im  Heiligtum  der  Musen  am 
Helikon  berichtet  P.  Jamot^57)_ 

Ätiika.  Für  keine  griecliische  Landschaft  besitzen  wir  eine  so 
vorzügliche  Grundlage  der  historischen  Toj^ographie,  wie  sie  hier 
in    den    unter   Leitung   von   E.  Curtius    u.  J.  A.  Kaupert^ss^    jn 


"**)  BCorrHell.  1894,  446—52.  —  "■'5)  AthenM  1903,  301—30.  — 
7^8)  AnnBritSchAth.  XIV,  1907/08,  226—318,  Taf.  VII— XV.  JHellSt.  1909, 
308—53,  Taf.  XXIII— XXVI;  1910,  336—56.  —  '■'')  BCorrHell.  1895, 
137—224.  —  '<8)  AbhBayAkWiss.,  phil.  Kl.,  XXIV,  2,  1907,  128  S.,  30  Taf. 
AllgZtg.  1907,  Beil.  211.'—  '^9)  Discoveries  in  Plataia  etc.  AmJArch.  1889 
bis  1891.  —  '50)  XouvArehMiss.  Ser.  2,  1892,  359—74.  —  ^öi)  The  Topo- 
graphy  of  the  Battle  of  Plataea.  London  1894.  76  S.  Ref.  PM  1894, 
LB  631  (J.  Partseh).  —  ''^^  Catalogus  dissenationum.  2.  Aufl.  Leipzig 
1910.  652  S.  —  "53)  BCorrHell.  1886.  —  'S^)  Ebenda  1907,  185—207.  — 
755)  Hermes  1891,  191—242.  —  ^56)  AkVerHistWien  Ber.  III/IV,  1892/93,  — 
"7)  BCorrHell.  1891,  381—403,  Taf.  XV;  1894,  201—15,  Taf.  XVIII;  1895, 
320—85;  1902,  129—60,  291  —  320.  —  "8)  Berlin  1881  —  1900.  Vgl.  GJb. 
XIV,   167. 


414        E.  OborhuiiimcT,  Läntk-r-  und  Volkcikr.ndo  der  östlicheu  autilceu   Welt. 

26  Blättern  erschienenen  »Karten  von  Attika<;  gegeben  ist.  Der 
große  Maßstab  1:25000  ermöglichte  die  Einti-agnng  auch  der 
kleinsten  Baureste  des  Altertums,  die  sich  in  roter  Farbe  deutlich 
von  dem  in  Braun  vorzüglich  gezeichneten  Gelände  und  dem  Schwarz 
der  Situation  abheben.  Eine  willkommene  Zugabe  war  die  1900 
erschienene  :> Übersichtskarte <  in  1:100000,  welche  nicht  nur  den 
wesentlichen  Inhalt  der  Originalaufnahmen  in  ebenso  schöner  Aus- 
fühi'ung  als  in  handlicher  Form  vereinigt,  sondern  auch  über  den 
Rahmen  der  großen  Karte  hinausgreift.  So  sind  die  Grenzgebiete 
gegen  Böotien  teils  nach  Originalaufnahmen  in  1:50  000  nur  hier 
angeschlossen,  teils  nach  sonstigen  Materialien  bis  Theben  hin  ergänzt, 
ebenso  die  Insel  Aegina  mit  einbezogen.  Der  von  A.  Milchhöfer 
verfaßte  Text  (fünf  Hefte)  enthält  ein  reiches  topographisches 
Material,  dessen  Benutzung  ein  mit  dem  Sehlußhefte  ausgegebenes 
Register  erleichtert.  Im  übrigen  verweise  ich  auf  die  beachtens- 
werte Besprechung  von  J.  Bartsch '^59)_ 

Die  meisten  der  sonstigen  bedeutenden  Schriften  über  Attika 
liegen  vor  dem  Zeitpunkt,  bis  zu  dem  unser  Bericht  zurückgreift. 
Eine  vortreffliche  Zusammenfassung  der  Landschaftskunde  mit  Über- 
sicht der  Demen  usw.  sowie  der  Literatur  gibt  A.  Milchhöfer  in 
RE  n,  189G,  2184—2207,  woran  sich  ein  Abriß  der  Geschichte 
von  W.  Judeich  2207 — 37  schließt.  Bezüglich  der  bereits  dort 
erwähnten  Arbeiten  von  R.  Lei^sius,  »Geologie  von  Attika«  und 
»Geologische  Karte  von  Attika«,  R.  Loeper,  »Die  Trittyen  und 
Demen  Attilcas«,  A.  Milchhöfer,  »Untersuchungen  über  die  Demen- 
ordniing  des  Kleisthenes  -  möchte  ich  auf  die  lehrreichen  Referate 
von  .1.  Bartsch '^ßOj  verweisen.  Von  sonstigen  seither  erschienenen 
Schriften  nenne  ich  H.  Koester''6i),  »Über  den  Einfluß  landschaft- 
licher Verhältnisse  auf  die  Entwicklung  des  attischen  A^lkscharakters<, 
J.  Lezius''62)^  »Gentilizische  und  lokale  Fhylen  in  Attika«,  und 
Sp.  P.  Lampros'63)^  '//  oiouuroXüyt'u  Ti]g  'ylTTi/S^^  y.a)  ij  ti'g  Ti,y 
yjÖQav  inoi'y.ijaig  rtnv  \4Xßuyiöi;  eine  »gehaltreiche  Studie  über  die 
modernen  Ortsnamen  in  Attika,  in  denen  sich  die  mittelalterliche 
nnd  neuere  Geschichte  dieser  Landschaft  spiegelt,  und  über  die 
albanesischen  Besiedlungen,  die  vornehmlich  im  Anfange  des  15.  Jahr- 
hunderts stattfanden«  (ByzZ  VI,  406).  Über  das  Buch  von  A.  Struck 
s.  0.  xVnm.  664. 

Unter  den  einzelnen  Orten  der  Landschaft  beansprucht  das 
Interesse  in  überragender  "Weise  die  Topogi-aphie  von 

Athen.  Eine  eingehende  Behandlung  der  reichen  Literatur  aus 
den  letzten  zwei  Jahrzehnten,  wie  sie  zwar  für  einen  kürzeren 
Zeiti-aum,    aber   einen    noch    weit    umfangreicheren    Gegenstand    in 


■59)  PM  1902,  LB  6ÜG.  —  ^60)  Ebenda  1894,  LB  369  f.  —  '«')  Saar- 
brüekcn  1898.  ProRr.  17  S.  —  ^^2)  philol.  1907,  321—35.  —  "«»)  <Pdo/.. 
—  !■/./..    IIuov<ioo(k,  'E.-rrTjjnü  ä    1897,    l.öti — 92. 


Europa.  415 

diesem  Bande  ein  Spezialkcnner  der  Topographie  von  Rom  gegeben 
hat,  verbieten  mir  nicht  nur  Zeit  und  Raum,  sondern  auch  die 
mangelnde  Vertrautheit  mit  den  schwierigen  Problemen,  die  nur 
eine  in  besonderen  Studien  und  langjähriger  Lokalanschauung  ge- 
reifte Kenntnis  zu  überblicken  vermag.  Der  Verzicht  hierauf  wird 
um  so  leichter,  als  uns  nicht  nur  von  dem  Vei-fasser  des  leider 
imvollendet  gebliebenen  Hauptwerks  über  'Die  Stadt  Athen  im 
Altertum <:,  Curt  Wachsmuth'^64)^  ejiie  ([\q  neuere  Literatur  sorg- 
fältig berücksichtigende  Übersicht  der  Topographie  (mit  einleitenden 
Abschnitten  über  Namen,  Lage,  Klima  und  Plan  1:10000),  sondern 
auch  eine  ausführliche  Darstellung  der  •> Topographie  von  Athen« 
von  W.  Judeich'^^^)  vorliegt. 

Der  Inhalt  gliedert  sich  in  eine  Einleitung  (Quellen,  Bearbeitungen.  Hilfs- 
mittel) und  die  drei  Hauptteile  Stadtgeschichte,  Stadteinteilung,  Stadtbeschreibung. 
Die  Kontroversen  werden  sorgfältig  erörtert,  die  Literatur  ist  anscheinend  sorg- 
fältig benutzt.  Beigegeben  ein  großer  Plan  von  Athen  1  :  5000  mit  Schicht- 
linien, alte  Topographie  schwarz  auf  blaßrotem  Untergrund  des  heutigen  Stadt- 
Inlds,  und  Spezialplan  der  Akropolis  1:1000,  femer  Firaen,s  in  1:15  000. 
Es  sind  meines  Wissens  die  besten  derzeit  existierenden  Pläne,  abgesehen  von 
der  Akropolis,  worüber  Anm.  766. 

Die  wichtigste  Publikation,  welche  seither  über  das  alte  Athen 
erschienen  ist,  bildet  die  in  griechischer  \md  deutscher  Sprache 
von  der  Archäologischen  Gesellschaft  hei-ausgegebene  Monographie 
»Die  Ausgrabung  der  Akropolis  vom  Jahre  1885  bis  zum  Jahre 
1890«   von  P.  Cavvadias  {Kaßßudi'ug)  u.  Gr.  Kawerau'^^ej. 

Die  von  Kabbadias  verfaßte  Geschichte  der  Ausgrabungen  enthält  eine 
Übersicht  der  Arbeiten  von  1873  bis  zur  Gegenwart  und  behandelt  ausführlich 
die  Periode  von  1885  bis  1890  (III.).  Kawerau  gibt  eine  Erklärung  der 
Tafeln.  Letztere,  für  uns  besonders  wichtig,  enthalten  einen  Übersichtsplan  in 
1  :  500  (Schichtlinien  1  m)  und  einen  Spezialplan  in  1  :  200  auf  sechs  Blatt 
(Felszeichnung  und  Höhenkoten),  beide  mit  farbiger  L'^nterscheidung  der  Bau- 
teile, Querschnitte,  Aufrisse  usw. 

Sonst  ist  mir  seit  dem  Erscheinen  von  Judeichs  Buch  nur  wenig 
bekannt  geworden,  was  liier  in  Betracht  käme.  Die  »Beiträge  zur 
Topographie  von  Alt- Athen-  von  E.  Drerup'ß^«)  betreffen  das 
Enneapylon  als  Burgmauer  der  mykenischen  Zeit,  die  Pmjx,  die 
ältere  Unterstadt  und  die  vielumstrittene  Stelle  Thuk.  II,  15.  Gegen 
seine  Aufstellungen  wendet  sich  W.  Dörpfeld'^ß'^'),  »Alt-Athen  zur 
Königszeit <;.  Über  die  Emieakriinos  handelt  auch  F.  Gräber '^ßS), 
über  die  mittelbyzantiuischen  Kirchen  Athens  A.  Struck '^ß^).  über 
die  Mauern  der  Stadt  F.  Noack^''^).  Für  die  fortlaufenden  Aus- 
grabungsberichte sind  hier  wie  für  Griechenland  überhaupt  neben 
dem   Archäologischen   Anzeiger   (Beiblatt    zum    JbDArchlnst..    auch 


764)  RE  Suppl.  I,  1903,  159—219.  —  ^^S)  München  1905.  416  S.  mit 
2  PI.  (HandbKIAlt.  III,  2,  2).  Ref.  PM  1907,  LB  711.  —  '''^^)'HAvaöy.a(pr] 
Tfjg  'Ay.oojTÖhcog.  Athen  1906.  78  S.,  13  Taf.  —  766«)  Philol.  1905,  66—94.  — 
767)  Ebenda  1906,  128—41.  —  768)  AthenM  1905,  1—64.  Taf.  I— lU.  — 
769)  Ebenda  1906,  279—324,  Taf.  XX f.  —  7T0)  Ebenda  1907,  123—60, 
473—566,  Taf.  X— XII,  XIV— XXIII. 


416        E.  Oberhumnier,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

für  den  Orient)  die  Iloa/.nxu  r^c  tf  'yl^/ifutc  'yiQ/ciohr/iy.i]^ 
^Etcu^h'uq  die  wichtigste  Quelle;  die  meist  kürzeren  und  vorwiegend 
archäologischen  Einzelartikel  sollen  hier  nicht  angeführt  werden. 
Auf  die  beachtenswerte  Studie  von  Th.  Fischer'^'^i)  über  das 
heutige  Athen  als  »Schwerpunkt  Giiechenlands«  ist  bereits  im  GJlx 
1909,   18G  hingewiesen  worden. 

Die  übrigen  Örtlichkeiten  Attikas  ordne  ich  wieder  alphabetisch: 

AphidnaL     S.Wide,  Aphidnai  in  Nordattika'''^). 

Daplmi.     G.  !Millet,  Le  Mona.stere  de  Daphni'^^«^ 

Eleusis.  Hauptschrift  D.  Philios,  Eleusis,  ses  mysteres,  ses  ruines  et  son 
musee"3).  Weiteres  bei  O.  Kern,  RE  V,  1905,  2336ff.  Über  Ausgrabung 
einer  sehr  alten  Nekropole  bei  Eleusis  berichtet  A.  N.  Skias'^'')  (PL). 

Helena.  Über  diese  wegen  ihrer  langgestreckten  Gestalt  auch  Makri'f!,  jetzt 
Makronisi  genannte  Insel,  südöstlich  von  Attika,  handelt  H.  Hauttecocur, 
Le  roeher  de  la  belle  Helene  ''''^). 

Kolias  (Vorgebirge  südlich  von  Athen).     P.  Kastriotes,  Koi'/.iag  äy.oa'^''^). 

Laurion.  Über  dieses  durch  antiken  und  modernen  Bergbau  bekannte 
Gebirge  besteht  schon  eine  ziemlich  reiche  ältere  Literatur.  A.  Kordellas, 
der  darüber  früher  mehrere  Schriften  in  französischer  und  griechischer  Sprache 
veröffentlicht  hatte,  schrieb  noch  ÄavQeoizty.al  äo/ai<JT7jTFg  "'^).  Von  weiteren 
Schriften  sind  mir  bekannt:  J.  J.  Binder,  Laurion '^^*),  gute  Übersicht;  E.  Ar- 
daillon'"^),  Les  mines  du  Laurion  dans  l'antiquite  (mit  Karte  1  :  50 000),  neuere 
Hauptschrift;  ausführlicher  Bericht  hierüber  von  M.  L.  de  Launay''*'')  und 
Bemerkungen  zu  beiden  von  J.  Partsch^^^). 

Marathon.  Kaum  eine  andere  Schlacht  des  Altertums  ist  so  viel  behandelt 
worden  wie  jene  bei  Marathon.  Die  meisten  Abhandlungen  drehen  sich  jedoch 
um  die  Glaubwürdigkeit  der  Überliefernng  und  den  Hergang  der  Schlacht,  ohne 
für  die  Topographie  der  Gegend  als  solche  wesentliches  zu  bieten.  Diese  ist  am 
besten  von  A.  Milchhöfer  im  Text  zu  den  »Karten  von  Attika«  HI — VI,  1889, 
40 — 54  dargestellt.  Von  seither  erschienenen  Schriften  nenne  ich  H.  Schauer, 
Die  Schlacht  bei  Marathon ^^2);  b_  Staes,  'O  h'  Magadöjvi  ivfißog'^^);  C.  Ro- 
bert, Die  Marathonschlacht  in  der  Poikile^*^)  (nur  archäologisch);  A.  Hau- 
vette,  Marathon '«5) ;  W.  Scliilling,  Die  Schlacht  bei  Marathon '»ß) ;  J.  A. 
R.  Munro,  The  Campaign  of  Marathon'"'^). 

Oropos.  F.  Dürrbach,  De  Oropo  et  Amphiarai  sacro^**);  F.  Versace, 
Der  Tempel  und  die  Stoa  im  Amphiaraeion  bei  Oropos"*^);  H.  Lattermann, 
Zur  Topographie  des  Amphiareions  bei  Oropos  ''^^). 

Farnes.  K.  Rhomaios ^ä')  berichtet  über  Ausgrabungen  in  der  Höhle 
des  Pan  auf  dem  Parnes. 

Piräus.  Die  Topographie  des  Piräus  und  der  übrigen  Häfen  von  Athen 
wird    in    der  Regel    zusammen    mit  Athen    selbst  behandelt  und  ist  daher  hier 


"1)  Mittelmeerbilder  N.  F.  1908.  —  ^^2)  AthenM  1896,  385—409, 
Taf.  XIII— XV.  —  'TS«)  Paris  1890.  204  S.,  19  Taf.  Ref.  ByzZ  X,  223ff.  — 
"3)  Athen  1896.  84  S.  mit  PI.  Ref.  WschrKlPhilol.  1896,  561  ff.  — 
"^)  E(pi]n.  'AoxaioL  1898,  29—122,  Taf.  2—6.  —  "»)  BSGBrux.  1890, 
57—63.  —  "6)  'E(fiui.  'AoyaioL  1897,  93—96.  —  "7)  AthenM  1894, 
238—47.  —  "8)  progr.  Laibach  1895.  54  S.,  1  K.,  4  Taf.  —  "")  Biblfo;Fr. 
LXXVII,  1897,  218  S.,  3  Taf.,  1  K.  —  ^SO)  AnnMines  1899,  5—32.  — 
781)  PM  1898,  LB  753;  1902,  LB  662.  —  ^82)  Progr.  Mähr.-Weißkircheu  1893, 
mit  PI.  —  783)  AthenM  1893,  46—63.  —  ^84)  Halle  1895.  126  S.,  1  Taf.  — 
785)  NArchMissSc.  11,  1892,  326-44,  mit  4  Taf.  u.  K.  —  ^Sü)  philol.  1895, 
253—73.  —  787)  JllellSt.  XIX,  1899,  185-97.  —  788)  Paris  1890.  15  S., 
2  Taf.  —  789)  AthenM  1908,  247—72,  Taf.  XI— XIV.  —  790)  Ebenda  1910, 
81  —  102.  —  7ni)  '/ü/^f?,«.  'AgynioÄ.  1905,  99—158,  Taf.  3;  1906,  89—116, 
Taf.  5  f. 


Europa.  417 

nur  auf  die  dort  angeführte  Literatur,  besonders  das  Handbuch  von  W.  Judeich 
(Anm.  765)  zu  verweisen,  wo  mau  alle  nötigen  Behelfe  findet. 

Psi/Ualeia.  Diese  aus  der  Schlacht  bei  Salamis  beksrnnte  kleine  Insel  wird 
gewöhnlich  für  das  am  Eingang  des  Sundes  zwischen  Sidamis  und  Piräus  ge- 
legene Inselcheu  Lii)sokutali  gehalten,  deren  moderne  Rezeiehnimg  nur  eine 
Entstellung  der  antiken  zu  sein  scheint.  Dagegen  erklärte  .1.  Beloeh  (s.  u. 
Salamis)  das  heutige  Inselchen  Gcorgios  in  der  Mitte  des  Sundes  für  Psyttalcia. 
Die  übliche  Lokalisierung  verteidigt  nun  der  griechische  Marineoffizier  P.  Re- 
diades^ä')  in  einem  Aufsatz  Ti'g  >/  vTJoog  WvTrüXeia,  wogegen  J.  Beloch^^*) 
in  seinem  Sinne  wieder  Stellung  nimmt. 

Salamis.  Über  diese;  Insel  und  die  Seeschlacht  daselbst  handeln  A.  Hau- 
vette'9*),  H.  Welzhofer"95),  K.  Zarapas796)^  G.  B.  fJrundy^")^  C. 
Horner^ä*),  A.  Bauer '^"''j,  .1.  Beloeh*"»).  Beste  topographische  Darstellung 
der  Insel  auf  den  Karten  von  Attika  1:25  000,  Blntt  XXI— XXIII  mit  Text 
von  MUchhöfer  VII,  26—37. 

Sunion.     B.  Staes  (^rdtjc:),  Ausgrabungen   in   Suuion**"). 

Megaris.  In  seinen  Studien  über  >Topologie  und  Toponymie« 
hatV.  Berard802)  -mch  Megaris  behandelt  (K).  Wichtig  für  die  Topo- 
graphie sind  R.  Delbrück  u.  K.  Gr.  Vollmüller^o^),  Das  Brunnen- 
haus des  Theagenes;  F.  Böltc  u.  G,  Weicker^o*),  Nisaia  und  Minoa. 
Das  Paus.  I,  44,  h  genannte  Dorf  'Eq^ii-ic.  sucht  J.  Sarres**''-')  zu 
lokalisieren. 

Korinthia.  t'ber  den  hthinos  liegt  außer  der  geographischen 
Hauptschiift  von  A.  Philippson^oc)  yy^t^  belanglosen  kleineren 
Aufsätzen  eine  technische  Studie  von  B.  Grerster^o'^)  vor,  welche 
geographisch  nichts  Neues  bringt.  Über  den  aus  der  Gesclüchte 
des  hl.  Paulus  bekannten  Hafenort  Kenchreai  gibt  G-.  Lampakes^^^), 
XQinriuri/.u)  Kr//Qi-ui',  eine  mit  Plänen  iind.  Abbildungen  begleitete 
Studie.  In  Korinth  selbst  hat  seit  1896  die  amerikanisclie  Schule 
erfolgreiche  Ausgrabungen  unternommen,  über  welche  von  ver- 
scliiedenen,  stets  wechselnden  Verfassern  Berichte  ^o^)  vorliegen. 
E.  Wilisch,  der  Verfasser^^O)  einer  »Geschichte  Korinths  von  den 
Perserkriegen  bis  zum  SOjäluigen  Frieden«,  gibt  einen  Überblicksn) 
(lieser  Ausgrabungen. 

Sikyonia.  In  Sikijon  haben  schon  vor  längerer  Zeit  die  Ameii- 
kaner  das  Theater  ^tsj  bloßgelegt. 

^92)  'E(pTi^.  'AoyaioL  1909,  45—56.  —  ^93)  Ebenda  1910,  151-58.  — 
79<)  NArchMissSc.  11,  1892,  345—58.  —  'S^j  HistTaschenb.  VI,  1892,  12, 
43—75.  —  796)  TJaoraomk  XVI,  1893,  755—65.  —  ^97)  JHellSt.  XVII, 
1897,  230—40.  —  ''s«)  Quaestiones  Sidaminae.  Diss.  Bern  1901.  44  S.  — 
799)  JahrcshÖsterrArchlnst.  1901,  90—111,  mit  K.  —  800)  xiio  VIII,  1908, 
477—86.  —  801)  'E(iriu.  'Ag/ato/..  1900,  113—50,  Taf.  5—9.  —  «02)  AnnG 
VII.  1898,  363-^75.  —  »o^)  ÄthenM  1900,  23—33,  Taf.  VII  f.  —  «o*)  Ebenda 
1904,  79—100.  —  805)  'Efiiiii.  AoyaioL  1910,  151—58.  —  »oe.  Der  Isthmus 
von  Korinth.  ZGesE  1890,  1—98",  Taf.  I.  —  807)  L'Isthme  de  Corinthe  et 
son  percement.     Budapest  1896.     146  S.  mit  PI.  u.  111.    Ref.  GZ  1899,  485 f.  — 

808)  Miscellanea    Salinas.     Palermo  1907,  71—80  (nach  ByzZ  XVII,  270).  — 

809)  AmJArch.  Ser.  2.  I,  1897.  204—39  (Pirenej,  313—32.  455—506,  Taf. 
XIII— XXVI;  II,  1898,  233—36,  Taf.IX— XI;  VI.  1902,  439—54,  Taf.  XVII f.; 
1904,  433—41,  Taf.XVIIf.;  1905,  44—63,  Taf.IIf.;  1906,  17—20,  Taf.  V. — 

810)  progr.  Zittau  1896.  46  S.  —  8ii)  NJbKlAlt.  XXI,  1908,  414—39.  — 
812)  AmJArch.   1889,   1891.   1893. 


418        E.  Oberhummer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östliehen  antiken  Welt. 

Argolis.  Übersicht  der  ganzen  Landschaft  und  ihrer  Geschichte 
von  G.  Hirschfeld  n.  F.  Cauer  in  ßE  II,   728—43. 

Einzelorte : 

Arf/os.  Französische  Ausgrabungen  von  M.  Vollgraff  *'2).  Amerikanische 
Ausgrabungen  nördlich  davon  bei  Kutsopodi **'*).  Geschichte  von  J.  K.  Ko- 
phinioies^'5). 

Epidauros.  Ergebnisreiche  griechische  Ausgrabungen  im  Jlieron  1881 — 98. 
Berichte  in  den  UganTixu  (s.  o.  S.  416),  'E(pi]fi.  'Aqx-  usw.  und  in  dem  noch 
imvoUendeten  Hauptwerk  von  P.  Kav vadias^^"}  (Kaßßadi'a^l.  Prachtwerk 
von  A.  Defrasse  u.  H.  Lechat**^^).  Studien  von  S.  Herrlieh^'^)  und  E. 
Wagner 819).     Weitere  Literatur  KE  VI,  50. 

Heraion.  Amerikanische  Ausgrabungen  1892 — 94^'-").  Hauptwerk  von 
Ch.  Waldstein  ^21)  u_  a_  (Geologie,  Architektur  usw.). 

Mjikenai.  Die  topographisch  vortrefflichen  Karten  von  Steffen  (1884, 
GJb.  X,  417  f.)  sind  in  bezug  auf  archäologische  Einzelheiten  durch  die  späteren 
Ausgrabungen  der  Archäologischen  Gesellschaft  überholt.  Von  den  Berichten 
in  der  "Eq^ijf-isQig  und  den  IIoaxTiy.d  abgesehen,  nenne  ich  hier  besonders  die 
Arbeiten  von  Chr.  Tsountas^äS)  über  Mykenai  und  die  mykenische  Kultur. 
S.  Dragumes823^  ijber  die  Schatzhäuser,  Ch.  Belger824)  über  den  Plattenring. 

Nauplia.  Ausführliche  Geschichte  dieser  alten,  aber  erst  in  Mittelalter  und 
Neuzeit  zu  größerer  Bedeutung  gelangten  Stadt  von  M.  G.  Lamprynides^s»)^ 
dazu  Referat  von  H.  Zimmerer 826). 

Troizene.     Französische  Ausgrabungen  von  P.  E.  Leg r and 82')  u.  a. 

Lakonien.  Ein  jeder  übersichtlichen  Gliederung  entbelirendes, 
wesentlich  historisches  Buch  hat  P.  A.  Komnenos^^S)  geschrieben. 
Es  enthält  als  Einleitung  eine  »Chorographie< ,  die  hauptsächlich 
aus  Quellenauszügen  besteht.  Die  »Beiträge  zur  Topographie  La- 
koniens«  von  F.  Bölte^^g)  betreffen  Gh/mpeis  und  Ghippia  (in  der 
Kyinuia),  Amyldaion  und  Aviijklai,  IHonysion  iv  yiiiiraic..  Die 
wertvollsten  Ergebnisse  verdankt  man  neuerdings  den  Arbeiten  der 
englischen  Schule  in  Athen. 

Die  von  verschiedenen  Berichterstattern  herrührenden  Veröffentlichungen 
findet  man  in  Ann.  Brit.  Seh.  Ath.  XI,  1904/05,  81—145  (Angelona,  Geraki, 
Thalamon  usw.);  XII,  1905/OG,  258—480,  Taf.  II— XII  (mittelalterliche  Festungen, 
Ausgrabungen  in  Sparta);  XIII,  190G/07,  1—267,  Taf.  I— VII  (Sparta,  Gytheion, 
Tainaron);  XIV,  1907/08,  1  —  182,  Taf.  I— VI  {Sparta  und  südöstliches  La- 
konien); XV,  1908/09,  1  —  176,  Taf.  I--XVIII  {Sparta,  östliches  Lakonien, 
mittelalterliche  Kirchen  der  ßfaiiia). 

813)  BGorrHell.  1904,  364—99,  420—29,  Taf.  XIII f.  (PI.);  1906,  5—44; 
1907,  139—84,  Taf.  V— IX  (PI.).  —  814)  AmJArch.  1893,  429—36.  — 
8 '5)  'loioQia  Tov  "AQyovg.  Bd.  I.  Athen  1892.  509  S.  BeriPhilolWschr. 
1894,  234 f.  —  816)  Fouilles  d'ftpidaure.  Bd.  I.  Athen  1893.  124  S.,  X  Taf.  — 
8i<)  fcpidaure.  Paris  1895.  252  S.,  19  Taf.  Dazu  RevArch.  Ser.  3,  XXVIII, 
1896,  3—59,  369-82.  —  818)  Epidaurus,  eine  antike  Heilstätte.  Progr.  Berlin 
1898.  32  S.,  1  Taf.  —  8i9)  Ein  Besuch  in  dem  Heiligtum  zu  Epidaurus. 
Progr.  Wehlau  1901.  18  S.  —  820)  AmJArch.  1893,  199—225,  Taf.  IX— XII ; 
1894,  331—60.  —  821)  The  Argive  Hcraeum.  2  Bde.  Boston  u.  New  York 
1902—05.  —  822)  Mvxi'iyai  y.ai  /irxiirnTo^  .Tohriafw^;.  Athen  1893.  264  S., 
11  Taf.  —  823)  AthenM  189.'>,  127—60,  371  f.  —  824)  JbDArchlnst.  1895, 
tl4_27.  —  825)  7/  Nav:r)Mi.  Athen  1898.  6.53  S.  —  82«)  BvzZ  IX,  549  ff.  — 
827)  BCorrlleli.  1897,  513—51,  Taf.  XIH;  1905,  269—318,  Taf.  XVII  (PI.); 
1906,  52-57.  —  8^8)  Any.oyrtHä.  Athen  1896—98.  368  S.,  1  Taf.  - 
82»)  AthenM    1910,  376-92.  mit  K. 


Europsi.  419 

Der  L<»\venanteil  dieser  Forschungen  entfällt  auf  die  Topogi-aphio 
von  Sparta,  über  welches  außerdem  noch  Arbeiten  von  H.  K.Stein  ^^o^^ 
K.  Nestorides83i)  (mit  Plan  von  F.  de  Billi),  N.  E.  Crosby832)^ 
Ch.Waldstein  u.C.L.Moader833)^  H.v.Prott834),  G.B.GrundySSS) 
zu  nennen  sind. 

Sonstige  Einzelheiten : 

Mistra.  Von  diesem  byzantinischen  Pompeji  verdanken  wir  einer  französi- 
schen Mission  die  wertvollste  Beschreibung.  L.  Magne^-'ß),  »der  seilest  189.5 
in  Mistra  photographiert  hat,  gibt  Nachricht  von  dieser  Unternelimung,  beschreibt 
die  einzelnen  Kirchen  und  erörtert  die  französischen  Einflüsse,  die  darin  hervor- 
treten-. Der  Leiter  der  Arbeiten,  G.  Millet,  hat  nach  vorläufigen  Berichten*''^) 
nnd  einer  Sammlung  der  byzantinischen  Inschriften ^•'*)  kürzlich  ein  abschließendes 
Werk*'''^)  herauszugeben  begonnen.  Der  vorliegende  Teil  entliält  nur  d;is  bild- 
liche Material  mit  einem  Plan  der  Stadt  und  zahlreichen  Grundrissen;  der  Text 
soll  nachfolgen.  Unabhängig  von  diesen  hauptsächlich  für  die  byzantinische 
Kunst  grundlegenden  Arbeiten  der  Franzosen  hat  A.  Struck **■*"),  »Mistra,  eine 
mittelalterliche  Ruinenstadt': ,  ein  vortreffliches  Handbuch  veröffentlicht,  da.s 
auch  dem  Geographen  vieles  bietet.  Er  gibt  eine  Übersicht  des  fränkisch- 
byzantinischen Zeitalters  in  Morra,  schildert  den  abendländischen  Zug  nach  O 
und  die  Ausbreitung  der  Franken  im  Peloponnes,  wo  Mistra  ihre  Hauptstadt 
war.    Eine  kurze  Schildei'ung  mit  einigen  eigenen  Aufnahmen  gibt  F.  Mielcrt**^). 

3fonemva.na.  W.  Miller^^^^^  Monemvasia  during  the  Frankish  Period 
(120-t— 1540). 

Petrina  bei  Sparta,  Schilderung  des  Johannes  Eugenikos  (15.  .Jahr- 
hundert), herausgegeben  von  K.  Nestorides ^■*3). 

Sellnsia.  Eingehende  Behandlung  der  Schlacht  von  Sellasia  bei  Kromayer 
(Anm.  89),  I,  199—277,  mit  Plan  1:12500.  Dagegen  G.  Soteriades»"), 
T6  :i:sdiov  rT/g  ir  ^e?J.aoia  /mpjg,  Replik  von  Kromayer 8*^)^  Duplik  von 
Soteriades*'*^),   »Anti-Sellasia«. 

Taygetos.    Aline  Martel^*^),  Sparte  et  les  gorges  du  Taygete  (Reisebericht. 

Messenien.  Über  />Die  älteste  Greschichte  Messeniens«  schrieb 
B.  Xiese^^s^,  ^Aruuyi'jan;  ano  ji^f  Mtaa)\v)it'  A.  Joannides  Ada- 
niantiu^'is),  »Aus  Mossenien«  E.  Pernice^äO)^  über  »Die  Grenzen 
Messeniens  iu  der  ersten  Ivaiserzeit«  W.  Kolbe^äi)^  derselbe ^52) 
einen  »Bericht  über  eine  Reise  in  Messenien«,  »Notes  and  Inscriptions 


830)  Topographie  des  idten  Sparta.  Glatz  1890.  Progr.  mit  K,  —  83i)  Tono- 
yoaqia  zfjg  äoyaiag  I:täoz)]g.  Athen  1892.  110  S.,  1  Taf.  —  «32)  xhe  Topo- 
graphy  of  Sparta.  AmJArch.  1893,  335—73;  1894,  212  f.  —  833^  Ausgrabungs- 
berichte  ebenda  1893,  410—28;  1894,  545  f.  —  »3*)  Die  Ebene  von  Sparta. 
Athen M  1904,  1  —  15,  mit  K.  Taf.  I.  —  835)  xhe  population  and  policy  of 
Sparta  in  the  5"»  cent.  JHellSt.  1908,  77—96.  —  «30)  Mistra.  Gaz.  d.  Beau.x- 
arts  3.  Per.,  X.\n,  1897,  135—48,  301—13,  mit  Hl.  ByzZ  VI,  467,  641  f.  — 
837)  BCorrHell.  1895,  268—72.  —  838)  Inscriptions  byzan'tines  de  Mistra.  P.  I. 
Textes.  Paris  1899.  BCorrHell.  1906,  453—66.  —  "«39)  Monuments  de  Mistra. 
Paris  1910.  152  Taf.  Ref.  BvzZ  XIX,  651  f.  —  840)  '^vien  1910.  164  S. 
mit  111.  Ref.  ebenda  052  f.  —  84i)  Glob.  XCV,  1909,  152—55.  —  842)  iHellSt. 
1907.  229—41,  300f.,  Taf.  XVf.  —  843^  ^^Xj,  [or.  y..  edvoL  haio.  IV,  1895, 
627—34.  BvzZ  V,  358.  —  844)  BCorrHell.  1910,  1—57,  Taf".  I— III.  — 
8*5)  Ebenda  508—37,  Taf.  XIII.  —  846)  Ebenda  1911,  87  —  107,  241  f.  — 
8*7)  Paris  1892.  31  S.  S.-A.  AnnClAlpin  XVIII,  1891.  —  848)  Hermes  1891, 
1—32.  —  849)  Jlagvaooöc  XV,  1893,  815—33;  XVII,  1894,  106—17.  — 
850)  AthenM  1894,  351—67.  —  S5i)  Ebenda  1904,  364-78.  —  852)  SitzAk. 
Berlin   1905,  53  —  63. 


420        E.  Obeihunimer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  AVeit. 

from  S.  "NV.  Messenia«  M.  N.  Tod^^^)^  \Mtoatifiu/.a  y.u)  idi'a  neQi 
0(tpwt'  y.ai  Ku'/.afiuTug  uiib  T(~if  aQ/aioxäron'  /nmcir  tir/oi  xoT 
KanodiOTQiot:  D.  Cli.  Dukakes^^*). 

Von  einzelnen  Örtliehkeiten  ist  besonders  das  aus  Thukydides 
bekannte  Pylos  mit  SpJiakteria  untersucht  tukI  diskutieii,  worden, 
so  von  B.  Gruudy855)  (K.  1:15  840)  und  R.  M.  Burrows^se). 
dazu  Bemerkungen  von  R.  C.  Bosanquet^s?)^  jj.  AwdrySss)  und 
Burrows^s^).  Über  Ält-Pylos  hat  W.  Dörpfeld^^'')  eine  eingehende 
Untersuchung  veröffentlicht. 

Elis.  Eine  geographische  Übersicht  gibt  A..  Philippson  in 
RE  Y,  2368 — 73,  eine  ausführliche  Darstellung  der  Geschichte, 
Verfassung  usw.  H.  Swoboda,  ebenda  2373 — 2432.  Das  Haupt- 
interesse konzentriert  sich  natürlich  auf  Olympia.  Alle  älteren 
Arbeiten  sind  überholt  durch  das  große  Werk  über  die  1875 — 81 
ausgeführten  deutschen  Ausgi'abungen  >0l3'mpia,  die  Ergebnisse  der 
von  dem  Deutschen  Reich  veranstalteten  Ausgrabung«,  herausgegeben 
von  E.  Curtius  u.  F.  AdlerSei). 

Der  für  uns  wichtigste  Textband  I,  1897  enthält  dit;  Topographie  und 
Geschichte  von  Olympia  mit  der  Mappe  >Karten  und  Pläne«,  darin  die  Karte 
der  Pisatis  von  J.  Partsch  1  :  150000,  Olympia  und  seine  nächste  Umgebung 
von  P.  Graef  1  :  5000,  Olympia  in  griechischer  Zeit  (3.  Jahrb.  v.  Chr.)  von 
W.  Dörpfeld  u.  W.  Wilberg  1  :  1000,  desgleichen  in  römischer  Zeit  (2.  Jahr- 
hundert n.  Chr.)  1  :  1000,  Lageplan  der  b)'zantinischen  Bauwerke  (2  Bl.)  vou 
W.  Dörpfeld  u.  E.  Heyne  1:500,  Lageplan  der  ausgegrabenen  antiken  Bau- 
werke (6  Bl.)  iu  1  :  250 ,  Gesamtübersicht  des  Ausgrabungsfeldes  von  Südost 
(photographische  Aufnahme).  Die  weiteren  Bände  wesentlich  archäologischen 
Inhalts  mögen  hier  nur  registriert  werden:  IL  Baudenkmäler  1892,  dazu 
Tafelbd.  I  u.  II,  1892— 96;  III.  Die  Bildwerke  in  Stein  und  Ton  1897,  dazu 
Tafelbd.  III,  1894;  IV.  Die  Bronzen  1890,  dazu  Tafelbd.  IV,  1890;  V.  Die 
Inschriften   1896.     Zur  Karte    von  Partsch  wichtige    >ErläuteruDgen  :   (45  S.). 

Eine  offene  Frage  der  Toj)ogra2)hie  von  Olympia  bildet  die  Lage  des  großen 
Zcusattara.  Daß  die  Periegese  des  Pausanias  hier  große  Schwierigkeiten  bietet, 
ist  mehrfach  dargelegt  worden,  so  vou  R.  Heberdey^^^l  g^jt  der  Aufdeckung 
der  Altis  galt  allerdings  die  große  elliptische  Basis  zwischen  Zeustempel  und 
Jletroon  ziemlich  allgemein  als  Überrest  des  Altar?,  doch  wurde  diese  Annahme 
von  einzelnen  mit  gewichtigen  Gründen  bekämpft,  besonders  von  A.Trendelen- 
burg*63j^  der  den  Altar  NW  zwischen  Pelopion  und  Ileraion  verlegt,  ebenso 
K.  Pf uhl *"•'").  Heute  ist  die  frühere  Annahme,  soviel  ich  selie,  von  den  Archäiv 
logen  wohl  allgemein  aufgegeben  und  wird  die  erwähnte  Basis  als  eine  Stein- 
setzMUg  aus  vorgriechischer  Zeit  betrachtet.  Hiermit  in  Zusammenhang 
stehen  die  neuereu  Forschungen  über  die  ältesten  Siedlungen  und  Kultstätten  in 
Olympien,  welche  jetzt  bis  in  die  mykenische  Zeit  und  noch  weiter  zurückzuverfolgen 
sind.    Einschlägig  sind  hier  Mitteilungen  von  W.  Dörpfeld  8**)  über  »Das  Alter 

853)  JHellSt.  1905,  32—55.  —  «54)  Athen  190G.  80  S.  —  «55)  JHellSt. 
1896,  1—54,  Taf.  I— III;  1898,  232—37.  —  «56)  Kbenda  1896,  55—76, 
Taf.  VIII;  1898,  147—55,  345—50,  Taf.  VII— X.  —  «57)  Ebenda  1898, 
155— .59.  —  85«)  Ebenda  1900,  14—19;  1907,  274—83,  mit  III.  —  859)  Ebenda 
1908,  148—50.  —  860)  AthenM  1907,  S.  VI— XVI;  1908,  295—317,  Taf. 
XV— XVII.  —  861)  5  Textbde.  u.  4  Tafelbde.  nebst  einer  Mappe  K.  u.  PI. 
I5erlin  1890—97.  —  862)  Eranos  Vindobonensis,  Wien  1893,  34—47.  —  863)  per 
große  Altar  des  Zeus  in  Olympia.  Berlin  1902.  44  S.,  3  Taf.  —  863«)  JbDArchlnst. 
1906,   147ff.   —   8«4)  AthenM   1906,  205—18. 


Knropa.  421 

der  Heiligtümer  von  Olympia-^  uud  über  »Oiymi)ia^''^)  in  präliistorischer  Zeitt 
sowie  ein  kürzlich  ausgegebener  Fnndbericbt  von  F.  Wecga *'''').  Im  Frühjahr 
1911  hatte  icli  selbst  Gelegenheit,  die  in  den  Ausgrabungen  von  1906  bis  1909 
aufgedeckten  primitiven  Wobnstätteu  zu  sehen,  welche  entgegen  der  Annahme 
Furtwänglers,  daß  sich  der  Bestand  Olympias  nielit  über  das  8.  Jahrhundert 
n.  Chr.  zurückverfolgen  lasse,  das  Urteil  Dörpfelds  (1908)  zu  l)estätigen 
scheinen:  »Olympia  ist  uralt;  in  der  Mitte  der  Altis,  wo  nach  der  Über- 
lieferung das  Haus  des  Königs  Oinomaos  gewesen  sein  soll,  liat  tatsächlich  eine 
prähistorische  Ansiedlung  bestanden«. 

Auf  einem  ganz  anderen  Gebiet  bewegt  sich  der  Aufsatz  von 
E.  Huntington*^ 67),    >Tlie  Burial  of  Olympia«. 

Anscliließend  au  seine  bereits  o.  S.  372 f.  besprochene  Theorie  der  stoßweiße 
(pulsntoi-y)  sich  vollziehenden  Klimawechsel  und  zunehmenden  Austrocknung, 
sucht  H.  das  gleiche  auch  für  Griechculand  im  allgemeinen  darzutun  und  die 
Verödung  von  Olympia  im  besonderen  damit  zu  erklären.  Die  schwungvoll 
geschriebene,  weiter  Ausblicke  und  geistreicher  Kombinationen  nicht  entbehrende 
Studie  leidet  wie  andere  Schriften  von  H.  unter  dem  Fehler,  daß  sie  die  Tat- 
sachen einer  vorgefaßten  Meinung  anpaßt  uud  auf  unzureichender  Grundlage 
kühne  Schlüsse  aufbaut,  wo  nur  sorgfältige  uud  unbefangene  Prüfung  der  Einzel- 
heiten uns  einem  sichereu  Ergebnis  nähern  kann.  Daß  die  Frage  der  Klima- 
änderung in  Griechenland  uud  anderen  klassischen  Ländern  von  berufenen 
Forschem  längst,  teils  in  bejahendem,  teils  in  verneinendem  (neuerdings  über- 
wiegend in  letztcrem)  Sinne  erörtert  worden  ist,  wird  gänzlich  ignoriert.  Daß 
Olympia  durch  einen  Bergrutsch  vom  Kronoshügel  oder  durch  das  Austreten 
des  Alpheios  infolge  eines  Au.sl)ruchs  des  Sees  von  Pheneos  verschüttet  worden 
sei,  sind  überwundene  Hyi^otheseu,  die  nicht  mehr  diskutiert  zu  werden  brauchten, 
seit  durch  die  deutschen  Ausgrabungen  erwiesen  ist,  daß  die  Schuttdecke  vou 
Olympia  aus  AUuvionen  des  Kladeos  (nicht  KladeiMs!)  besteht.  Die  Zunahme 
der  Malaria  auf  Verschlechterung  des  Klimas  zurückzuführen  und  daraus  den 
Verfall  der  Kultur  und  die  Degeneration  der  Rasse  zu  erklären,  ist  zum  mindesten 
willkürlich  und  die  gewöhnliche  Auffassung  der  Vei^seuchung  als  einer  Folge- 
erscheinung der  sinkenden  Kultur  jedenfalls  näherliegend.  Wieweit  die  Meinungen 
in  der  ganzen  Frage  auseinandergehen,  zeigte  die  an  den  Vortrag  sich  an- 
schließende Diskussion^^^  (Hogarth,  A.  Stein,  Myres,  Gardner,  Gregory, 
Chisholm  u.  a.). 

Yon  sonstigen  Beiträgen  zur  Topographie  von  Elis  vermerke 
ich  noch  E.  Curtius869j  »Der  Synoildsmos  von  Elis<i  (Stadt), 
"W.  Dörpfeld870)  -»Pisa  bei  Olympia«,  derselbe ^'^i)  »Die  homerische 
Stadt  Arene«  (=  SamrJco7i).  In  der  Stadt  Elis  werden  gegenwärtig 
vom  Österreichischen  Archäologischen  Institut  Grabungen  ausgeführt. 

Achaia.  Übersicht  der  Landschaft  und  Geschichte  des  achäischen 
Bundes  von  J.  Toepffer  in  RE  I,   156—90. 

Arkadien.  Übersicht  der  Geographie  und  Geschiclite  von  G. 
Hirschfeld  u.  Hiller  v.  Gaertringen  in  RE  II,  1118 — 37. 
Die  ganze  Landschaft  betreffen  das  Buch,  von  W.  Immerwahr872)^ 
zwei  andere  Schriften  über  arkadische  Kulte  von  G.  Perrot^"^) 
imd  V.  Berard^"*),    ein    archäologischer   Reisebericht   aus    Südost- 


865)  AthenM  1908,  185—92.  —  »66)  Ebenda  1911,  163  -92,  Taf.  Vf.  — 
8C7)  GJ  XXXVI,  1910,  657—75.  —  868)  Ebenda  675—86.  —  869-,  sitzbAk. 
Berlin  1895,  793—800.  —  870)  AthenM  1908,  318  —  20.  —  87i)  Ebenda 
320—22.  —  872)  Die  Kulte  und  Mythen  Arkadiens.  Bd.  I.  Leipzig  1891.  — 
873)  JSavants  1894,  660 — 74.  —  874)  De  l'origines  des  cultes  arcadiens.  Paris 
1894  (BiblEcFr.  67). 


422        E.  Oberhuinmer,  Länder-  »ind  Völkcrkuude  der  östlichen  antiken  Welt. 

arkadien  imd  Nordlalconien  von  W.  Loring^'^'ö),  Reiseerinnerungen 
von  M.  Meinecke^'^ß)  und  die  >Beiträge  zur  Geschichte  Arkadiens« 
von  ß.  Niese 8'^^)  (Gründung  von  Megahpolis  usw.). 

Einzelorte: 

Bassal.  K.  Kourouniotes  iiber  den  älteren  Apollotempel  zu  Bassai*^^). 
Vgl.  Kolilos. 

Gortys.  T.  Ch.  Kandeloros  (Kavf>t]hoQog) ,  'lazoQia  tT/c:  /ooTirta? *'") 
(von  der  Urzeit  bis  zur  Gegenwart). 

Kolilos.  K.  Kourouniotes,  Ausgrabungen  auf  dem  Berge  Kotilos 8^*'). 
Vgl.  Bassai. 

Lykaion.     Derselbe  ^^•),    Ausgrabungen    am  Lykaion  (Heiligtum  des  Zeus). 

Lykosura.     P.  Cavvadias  (Kaßßablagj,  Fouilles  de  Lvcosoura *"'2) 

Lusoi.  Lage  des  Ortes  in  Nordarkadien  zwischen  Kleitor  und  Kynaitha 
nachgewiesen  durch  W.  Reichel  u.  A.  Wilhelm,  Die  Heiligtümer  der  Artemis 
zu  Lusoi  ^^^). 

Mavtinein.  Französische  Ausgrabungen  1887 — 89,  auf  deren  Ergebnissen 
das  umfassende  Werk  von  G.  Foug&res,  Jlantinee  et  l'Arcadie  Orientale *'^^) 
beruht.  Topographisch  wichtig  die  Feststellung  des  371  n.  Chr.  errichteten, 
fast  4  km  langen  Mauerkranzes,  der  124  ha  Fläche  umschließt  und  auf  eine 
Bevölkerung  von  18  000  Einwohnern  schließen  läßt.  Plan  der  Stadt  in  1:6000 
von  F.  de  Billi.  Die  Untersuchungen  erstreckten  sich  auch  auf  das  südlieli 
benachbarte,  mit  der  Geschichte  Mantineas  eng  verbundene  Tegca,  dessen  Gebiet 
auf  einer  Spezialkarte  1:40000  (Schichtlinien  teilweise  Im)  dargestellt  wird, 
die  besonders  für  die  Hydrographie  der  ostarkadischen  Ebene  wertvoll  ist.  Eine 
Übersichtskarte  1  :  100000  zeigt  das  Gebiet  von  Mantinea,  dessen  Grenzen  eine 
Fläche  von  325  qkm  und  eine  Bevölkerung  von  etwa  25  000  Einwohnern  um- 
schlossen. Referate  von  J.  Partsch^^^)  und  E.  Oberhummer*'*'').  Die 
Schlachtfelder  von  Mantinea  362  und  207  v.  Chr.  behandelt  Kromayer 
(Anm.  89)  I,  25—123  und  279—314  mit  Karten   1:50000  und  Illustrationen. 

ßfegalopolü.  Englische  Ausgrabungen**^.  Hauptwerk**^")  >Excavations 
at  Megalopolis  1890/91«  (verschiedene  Verfasser  mit  Karten  von  W.  Loring 
1  :633G  (Schichtlinien  20').  —  J.  B.  Bury,  The  Double  City  of  Megalopolis*««). 
Über  die  Gründung  von  Megalopolis  s.  o.  Anm.  877.  Zur  Geschichte  P.  Hert  hum, 
De  Megalopolitarum  rebus  gestis  et  de  commuui  Arcadum  republica,  I  **^). 

Tavia,  »Eine  verkannte  mittelgriechische  Stadt«  im  Zentrum  Arkadiens, 
westlich  des  heutigen  Tripolizza,  die  im  15.  Jahrhundert  eine  bedeutende  Rolle 
spielte,  das  heutige  Dhavia,  bespricht  in  einer  gehaltvollen  Studie  Sp.  P.  Lam- 
bros*^'').  »Es  ist  sozusagen  ein  zweites  Mistra.  Es  ist  sehr  zu  beachten,  daß 
im  Mittelbecken  von  Arkadien  und  zwar  unweit  des  tegeatischen  Gebiets,  immei- 
während  in  der  Geschichte  eine  Zentralstadt  aufzublühen  bestimmt  war.  So 
hat  denn  das  alte  Tegea  im  früheren  Mittelalter  Nikli,  dann  dasselbe  Tavia 
ersetzt;  zuletzt  ist  seit  dem  vorigen  Jahrhundert  Tripolizza  hervorgetreten.« 


875)  Some  Ancient  Routes  in  the  Peloponnesus.  JHellSt.  1895,  25—89, 
Taf.  I^ni  (K.).  —  *'<»)  Arkadische  Frühlingstage.  Progr.  Marienwerder  1899. 
1(5  s.  _  877)  Hermes  1899,  520—52.  —  *78) 'AV»;u.  'AgxatoL  1910,  271—332, 
mit  111.  —  *79)  Pntras  1899.  346  S.  Ref.  BerlPhilolWschr.  1900,  1555; 
ByzZ  XV,  647  f.  —  **")  'Ecptj/i.  'AqxcuoL  1903,  151  — 88,'  Taf.  11  f.  — 
««')  Ebenda  1904,  153—214,  Taf.  7  —  10.  —  **2)  j^ief.  i.  Athen  1893.  16  S., 
4  Taf.  —  **3)  JhÖsterrArchlnst.  1901,  1—89.  —  «**)  Paris  1898.  624  S., 
7  Taf.,  3  K.  (BiblfoFr.  78).  —  «*»)  PM  1899,  LB  394.  —  **«)  BerlPhilolWschr. 
1900,  n.  17.  —  *87)  JHellSt.  1893,  319-37,  356—58;  1894,  242  f.  — 
*«7«)  SPromHellSt.,  Suppl.  Pap.  Nr.  1,  1892,  141  S.,  16  Taf.  —  »**)  El)enda 
1898,  15—22.  —  »89)  Diss.  Jena  1893.  37  S.  —  890)  ßyzZ  VII,  1898, 
309—15. 


Europa.  423 

Tegea.  Außer  Foiig?:rcs  (Anni.  884)  sdirieb  V.  Berari]*"")  über  »Tegea 
et  la  Tegeatide«. 

Morea.  An  den  Schluß  des  Kapitels  über  das  festländische 
Griechenland  stelle  ich  noch  die  Diskussion  über  diesen  vielerörterten 
Namen.  Die  älteren  Ableitungen  von  der  Form  des  Maulbeerblattes 
oder  von  slaw.  7nore  =  Meer  (Fallmerayer)  findet  man  bei  Curtius 
Pelojj.  I,  92,  113  und  Bursian  Geogr.  II,  3  (Mctathesis  aus  Rhomaea 
nach  Hopf)  verzeichnet.  Die  von  K.  Sathas  (1880)  aufgestellte 
Herleitung  von  einer  gleiclmamigen  Ortschaft  in  Elis  und  die  sich 
daran  schließende  Diskussion  habe  ich  in  meinem  Literaturbericht 
über  GiiechenlandS92)  zusammengefaßt.  Seither  ist  G. N. Hatzidakes 
zum  Wortführer  in  der  Frage  geworden  und  hat  zuerst  in  seiner 
bedeutsamen  Abhandlung  ^^3)  ;>Zur  Wortbildungslehre  des  Mittel- 
und  Neugriechischen«  den  Namen  o  MoQt'ug  (seit  dem  12.  Jahr- 
hundert nachweisbar)  wieder  mit  /wqc'u  (Maulbeerbaum)  in  dem 
Sinne  in  Zusammenhang  gebracht,  daß  die  Entwicklung  der  Seiden- 
industrie zunächst  für  den  Westen  des  Peloponnes  diese  Benennung 
aufkommen  ließ,  Avelche  allmählich  auf  die  ganze  Halbinsel  über- 
tragen wurde.  Diese  Ableitung  hat  Hatzidakes ^3*)  dann  ausführ- 
lich begründet  und  auch  die  Form  o  Montag  gegen  das  von  Sp. 
Lampros^^^)  angenommene  to  MoQtor  verteidigt 896)_  Damit  ist 
die  so  viel  diskutierte  Frage  Avohl  endgültig  zum  Abschluß  gekommen. 

Anschließend  hieran  mag  auch  erAvähnt  sein,  daß  eine  der 
wichtigsten  Quellen  zur  Kenntnis  der  fi'änkischen  Periode  Giiechen- 
lands,  die  Chronik  von  Morca  aus  dem  14.  Jahrhundert,  worüber 
man  die  frühere  Literatur  bei  Krumbacher ^9'')  zusammengefaßt 
findet,  jetzt  in  der  langersehnten  Neubearbeitung  von  J.  Schmitt^^^) 
vorliegt.  »Medieval  Fortresses  of  North  Western  Peloponnesus« 
beschreibt  Traguair^aa). 

Griechische  Inseln. 
Allgemeines.  Die  älteste  Beschreibung  des  Archipels  verdanken 
wir  dem  Florentiner  Cristoforo  Buondelmonte,  der  acht  Jahi-e 
auf  Rhodus  und  sechs  Jahre  auf  Reisen  in  den  griechischen  Ge- 
wässern zubrachte  und  sein  Werk  1420  dem  Kardinal  Orsini  über- 
sandte. Es  ist  in  barbarischem  Latein  gesclirieben  und  in  zalil- 
reichen,  meist  schlechten  Handschriften  erhalten,  nach  denen  L.  de 


891)  BCorrHell.  1892,  529—49,  Taf.  XIII;  1893,  1—24.  —  892)  jßer. 
FortschrKlAltertumswiss.  LXIV,  1890,  439.  Zur  dort  angeführten  Literatur 
gehört  noch  ein  Aufsatz  von  Sathas  in  ßevG  VI,  1880,  260 — 69,  und  die 
Bemerkungen  bei  Egli,  Nom.  geogr.  2.  Aufl.  706  S.  —  «9^)  ßyz^  II,  1893, 
283 f.  —  89*)  'Adrjvä  V,  1893,  231—39,  491—508,  549.  Dazu  Krumbacher 
in  ByzZ  III,  1894,  202,  420.  Gesch.  d.  bvz.  Lit.,  2.  Aufl.,  411  f.  —  895)  AsÄx. 
laz.  y..  idr.  haio.  IV,  1895,  639 ff.  —  '896)  ßyzZ  V,  1896,  341—46.  — 
89^  Gesch.  d.  byz"",  Lit.,  2.  Aufl.,  833 ff.  —  «s»)  The  Chronicle  of  Morea.  London 
1904.  XCII  u.  640  S.  ßcf.  ByzZ  XIV,  288—93.  —  ^99)  AnuBritSchAth. 
XIII,   1906/07,  268—80,  Taf.  Vlilf. 


424:         E.  Ohcrbuinmor,   Länder-   iiud  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   Welt. 

Sinn  er  den  »Liber  insularum  Archipelogi«  herausgegeben  hat 
(Berlin  1824).  Seither  hat  E.  Legrand 900)  eine  von  E.  Miller 
nach  einer  Handschrift  des  Serail  kopierte  griechische  Bearbeitung 
des  Textes  mit  französischer  Übersetzung  nebst  der  ausführlichen, 
schon  1755  in  Druck  erschienenen  Descn-iptio  inside  Candie  Btiondel- 
montes  herausgegeben  und  auch  zur  Reinigung  des  lateinischen 
Textes  wesentlich  beigetragen.  Beigegeben  sind  36  Karten  griechi- 
scher Inseln  nach  einem  in  Italien  gestochenen  Atlas  mit  französi- 
scher Schrift,  welche  eine  Verwandtschaft  mit  den  italienischen 
Isolarien  zeigen,  aber  nicht  direkt  zu  Buondelnionte  gehören,  ferner 
IG  Karten,  die  einer  Pariser  Handschrift  des  »Liber  insularum <; 
entnommen  sind,  darunter  auch  der  in  meinem  »Konstantinopel« 
(s.  Anm.  571),  S.  19 f.,  besprochene  und  vollständiger  wieder- 
gegebene Plan  von  Konsfantnioj^el.  Weitere  biogi-aphische  Notizen 
über  Buondelmonte  hat  E.  Jacobs ^f'^)  veröffenthcht. 

»Ein  türkisches  Werk  über  das  Ägäische  Meer  aus  dem  Jahre 
1520«,  nämlich  das  auch  von  mir  in  meinem  »Cypern«  und  »Kon- 
stantinopel« (s.  0.  S.  396)  herangezogene  ;>Meerbuch«  des  Piri  Reis 
bespricht  R.  Herzog^o^^.  Beigegeben  ist  eine  photographische  Re- 
produktion der  Karte  von  Attika  mit  den  umliegenden  Inseln  nach 
der  Berliner  Handschrift.  Weiteres  bei  Gallois  (Anm.  969).  Die 
»Notes  on  Manuscripts  in  the  British  Museum  relating  to  Levant 
Geography  and  Travel«  von  F.  W.  Hasluck^os)  betreffen  neben  Kon- 
stantinopel und  Kleinasien  hauptsächlich  die  Inseln  des  Archipel;  es 
handelt  sich  um  meist  italienische  Isolarien  vom  15.  bis  18.  Jahr- 
hundert, darunter  Handschriften  des  Buondelmonte.  Bemerkensweit 
eine  Karte  von  Chios  1638,  über  welclie  Insel  auch  sonst  ausführ- 
liche Notizen  gegeben  werden.  Anschließend  hieran  gibt  Hasluck 
eine  Studie  ilber  die  Siedlungen  der  Älhancsen  im  Archipel  ö*''*)  und 
über  die  Denkmäler  der  Gatfeln.sl  aus  Genua  in  Ainos  (Thrakien), 
Phokaia  und  3Iytüenc^^-'). 

Eine  anonyme  Reihe  von  Aiifsätzen  » (rli  Ilcthei-I'elasgi  nelle 
isole  deir  Egeo«  kenne  ich  nur  aus  ^^'^).  Im  übrigen  ist  auf  den 
verschlungenen  Pfaden  der  ältesten  Kultur  des  Archipels  das  Kapitel 
»Die  Welt  des  Ägäischen  Meeres«  in  E.  Meyers  Gesch.  d.  Alt., 
2.  Aufl.,  12,  677—721  jetzt  der  beste  Führer. 

»Slawische  Ansiedlungen  auf  Kreta  und  den  anderen  griechischen 
Inseln«    weist  (in  bulgarischer  Sprache)  J.  D.  Sismanov^OT)  nach. 

900)  Description  des  iles  de  l'Arcbipel.  I.  l'arl.  Paris  1897.  2G0  S. 
(PublEcLangOr.  IV,  14).  —  »oi)  BeitrRiicherkriiilol.  A.AVilraanns  gewiiimet, 
Leipzig  1903,  313— 40.  —  »02)  AlhenM  1902,  417  —  30,  Taf.  XV.  —  903)  Ann. 
BritSchAtli.  Xll,  1905/OG,  196—215;  XIII,  1900/07,  .139—47.  —  »oi)  Ebenda 
XV,  1908/09,  22;i— 28.  —  90'>)  Ebenda  248—69,  mit  lU.  —  90ß)  jjibK;  ly, 
276  (Civilth  Cattolica  189."j).  Nach  ebenda  V,  218  u.  VI,  217,  wo  eine  Fort- 
setzung der  Aufsatzreibe  über  das  tcricchische  Festland  verzeiebnet  ist,  sclieint 
C.  A.  de  Cara  der  Verfasser  zu  sein.  —  907^  s.-A.  a.  ßlgarski  Pregled  1897. 
38  S.     Nacb   HyzZ   VI,  037. 


Eiuoi»a.  425 

Als  Zeugnisse  werden  Literatui-stellcn,  slawische  Wörter  in  InseidialckteD, 
Ortsnamen  usw.  angeführt.  «Die  herrschende  Ansicht,  daß  die  Inseln  sich  vom 
slawischen  Blute  völlig  rein  erhiilten  liaben,  erleidet  dnrch  die  von  ?«.  zusammen- 
gestellten Tatsachen  eine  (wenn  auch  nicht  sehr  erhebliche)  Einschränkung.« 

Ein  hauptsächlich  die  Iconfessionellen  Vcrhilltnisse  im  Archipel 
berücksichtigender  Reisebericht  von  Y.  V^anutelli^os)  j^^t  kaum 
geographische  Bedeutung.  Nachträglich  vermerke  ich  noch  eine 
kleine  Arbeit,  von  A.  Meliarakcs'^osn)  y^hcv  die  Beschreibung  des 
Archipel  bei  Edrisi  (nach  der  Übersetzung  von  A.  .Taubert). 

Unter  der  Ägide  der  bisher  nach  außen  noch  kaum  hervor- 
getreteneu 'TiA/.^jr/z/"^  r}-(»you.(fi/.t^  '^EruiQfi'a  gab  deren  Vorsitzender 
Iv.  N.  Papamichalopoulos  in  Verbindung  mit  dem  Marineoffizier 
Gr.  J.  Kritsas^*^^)  kürzlich  eine  Schrift  yi'i  EXhii'i/.at  NT^ooi  als 
Einleitung  zu  einem  umfänglichen,  auf  drei  Bände  berechneten 
AVerke  heraus. 

Das  Werk  soll  nach  dem  Plane  nur  die  Namen  der  griechischen  Inseln 
betreffen,  welche  allerdings  durch  die  von  der  italienischen  Sehiffersprache  des 
Mittelalters  vennitteltcn  und  bei  den  heutigen  Kulturvölkeni  gangbaren  Namens- 
formen vielfach  in  Verwirrung  geraten  sind.  Aber  so  schlimm,  wie  die  Ver- 
fasser meinen,  steht  es  doch  nicht.  Wenn  z.  B.  für  Korßi  29  verschiedene 
Namen  aufgeführt  werden,  so  bandelt  es  sich  dabei  nur  um  orthographische 
Varianten  einiger  weniger  Namen,  von  denen  wiederum  die  Mehrzahl  (Drepane, 
Schrrir  usw.)  oieraals  praktische  Bedeutung  gehabt  haben  ;  die  wirklich  gebrauchten 
reduzieren  sich  auf  das  illyrische  Korkyra,  das  in  der  griechischen  Schriftsprache 
zu  Kcrkijra  wurde,  und  das  mittelgriechische,  seit  dem  10.  Jahrhundert  zuerst 
:ils  Benennung  der  Stadtburg,  dann  der  ganzen  Insel  nachweisbare  Korfu  (ur- 
sprünglich y.oov'f  OL'-;).  Die  Varianten  dieser  Namen  in  alten  Karten  und 
Büchern  sind  ebenso  wie  die  verschiedene  Schreibweise  zahlloser  anderer  geo- 
graphischer Namen  für  den  heutigen  Sprachgebrauch  kaum  von  Belang,  und 
wenn  der  Italiener  heute  Corfu,  der  Franzose  Corfou  schreibt,  so  übt  er  damit 
nur  das  Recht  jeder  Nation,  gangbare  Namen  der  eigenen  Aussprache  und 
Schreibweise  anzupassen.  Im  Archipel  treten  die  bis  vor  wenigen  Jahrzehnten 
in  unseren  Karten  üblichen  italianisierten  Namensformen  wie  Skio,  Stanko, 
Stampalia  usw.  seit  dem  Aufschwung  der  Altertumsforschung  ganz  von  selbst 
gegen  die  ursprünglichen  antiken  Namen  zurück,  und  wenn  auch  Stielers  Atlas 
mit  deutscher  Gründlichkeit  innerhalb  der  osmanischen  Ileichsgrenzen  die  türki- 
schen Namen  voranstellt,  so  wird  sich  die  Kulturwelt  ebensowenig  ein  Kirid 
für  Kreta  oder  statt  des  ehrwürdigen  Chios  ein  Snkyx  arla^y  (Mastixinsel)  auf- 
drängen lassen  als  österreichische  Nationalitätenrücksichten  oder  ungarische 
Prinzipienreiterei  uns  für  die  historischen  Namen  Ragiisa  oder  Preßhur(j  ein 
Dubrovnik  oder  Pozsoni/  aufzwingen  können.  Der  Kampf,  den  die  Verfasser 
mit  so  großem  Eifer  unternommen  haben,  schlägt  daher  offene  Türen  ein,  indem 
er  sich  gegen  längst  überholte  oder  überhaupt  niemals  in  Gebrauch  gewesene, 
nur  aus  gelehrter  Pedanterie  entsprungene  Namen  wendet,  während  über  die 
Identität  des  Objekts  wohl  nur  in  seltenen  Fällen  Zweifel  bestehen  können. 
Im  t'bi-igen  ist  jedoch  die  gestellte  Aufgabe,  die  Namengebung  durch  alle  Zeiten 
historisch  zu  vei'folgen,  eine  sehr  wichtige  und  die  Zusammenstellung  des  Materials 
an  sich  schon  wertvoll.  So  wird  in  der  vorliegenden  Schrift  zunächst  die  Be- 
nennung des  Mittelmeers  bei  den  alten  Giiechen  und  Römern  und  in  der  Neu- 
zeit sowie  bei  Arabern  und  Türken  verfolgt,  hierauf  die  Bezeichnung  einzelner 


908)  L'Arcipelago.    Rom  1895.    IGj  S.    PM  1896,  I.B  422.  —  so»")  Ilany.  — 
'E.-zeTi]otg   1899,  81—91.   —   »o»)  Athen   1911.     ;/    144  S. 

Gcogr.  .Jahrbuch  XXXIV.  28 


426        E.  Oberhiimmcr,  Lündci-  und  Völkerkunde  der  r.stlichen  antiken  Welt. 

Teile  des  Mittelinecrs,  der  Inseln  im  allgemeinen  und  ihrer  Gruppen  ausführ- 
lich besprochen.  Wünschenswert  wäre,  daß  im  weiteren  Verlauf  der  Arbeit 
neben  den  Quellen  nicht  bloß  allgemeine  Hilfsmittel,  wie  Kie})erts  Lehrbuch 
(Eglis  Nom.  geogr.  scheint  der  Verfasser  nicht  zu  kennen),  sondern  auch  die 
neuereu  monographischen  Arbeiten  über  einzelne  Inseln  herangezogen  werden, 
soweit  sie  sich  mit  der  Namenkunde  befassen. 

Wie  für  das  Festland,  so  sind  auch  für  die  physische  Geographie 
der  griechischen  Inseln  die  Arbeiten  von  A.  Philippson  bahn- 
brechend geworden.  Der  vorläufige  Bericht  über  seine  1896  aus- 
geführte Bereisung  (VhGesE  1897)  sowie  die  gnuidlegende  Unter- 
suchung über  die  Tektonik  der  Ägäis  (AnnG  1898),  die  sich  auch 
auf  das  Festland  erstreckt,  ist  schon  GJb.  XXI,  66  und  ausführ- 
licher von  J.  Partsch  in  PM  1898,  LB  133  und  413  besprochen 
worden;  nach  ihrem  wesentlich  geologischen  Cliarakter  fällt  sie 
nicht  in  den  Rahmen  dieses  Berichts.  Dagegen  müssen  seine  »Bei- 
ti'äge^^'')  zur  Kenntnis  der  griechischen  Inselwelt«  hier  schon  des- 
halb besonders  hervorgehoben  werden,  weil  sie  auch  die  historisclie 
Geographie  sorgfältig  berücksichtigen. 

Die  »Beiträge«  erstrecken  sich  auf  die  zum  Königreich  Griechenland  ge- 
hörigen Inseln  des  Archipels  ohne  die  Küsteninseln  (Euböa  usw.),  also  auf  die 
Kykladen  und  sog.  Nördlichen  Sporaden.  Die  »Nachträge«  beziehen  sich  auf 
das  dort  nur  kurz  behandelte  JL/bmos  und  enthalten  einige  Bemerkungen  über 
Ikaria  und  Levkcis.  Die  frühere  Literatur  wird  jeweils  verzeichnet,  die  Anthrojjo- 
geographie  meist  ausführlich  behandelt,  über  Ruinen  des  Altertums  und  Mittel- 
alters wertvolle  Angaben  mitgeteilt. 

Aus  den  zalüreichen,  auf  flüchtiger  Bereisung  beruhenden  Scliil- 
deiTngen  ans  der  Ägäis,  welche  die  BiblG  registriet,  hebe  ich  eine 
beachtenswerte  landschaftliche  Skizze  von  K.  Sapper^^^«)^  »Inseln 
des  Ägäischen  Meeres«   (mit  Bildern  von  Nisyros  und  A'os),  hervor. 

An  Karten  vermißt  man  eine  größere  Gesamtdarstellung  des 
Arcliipels.  Die  italienischen  Portulanatlanten  pflegten  dieses  Meeres- 
becken als  eine  Einheit  darzustellen  und  widmeten  der  bunten 
Zeichnung  seiner  Inseln  besondere  Sorgfalt.  Diese  aus  der  Praxis 
der  Seefahrt  hervorgegangene  Auffassung  wirkt  in  der  englischen 
Seekarte  2836  nach,  wo  die  Einzelaufnahmen  im  Archipel  auf  zwei 
großen  Blättern  (1881)  zusammengefaßt  sind."  Eine  gute  Übersicht 
geben  die  Karton  der  Balkanhalbinsel  in  unseren  Atlanten,  besonders 
C.Vogels  Karte  1:1500000  in  Stielers  Handatlas  und  Griechen- 
land im  gleichen  Maßstab  bei  Debes.  Dagegen  hat  von  den  zwei 
Blättern  »Inseln  und  asiatische  Westküsten«  in  Kieperts  »Neuem 
Atlas  von  Hellas«  (1:1  Mill.)  nur  das  südliche  in  Blatt  XIT  der 
;>Formae«  (1893,  1:900  000)  seine  Erneuerung  gefunden.  Eine 
Gesamtübersicht  des  :>Mare  Aegaeum«  (1  :  2500000)  gibt  M.  Kieß- 
ling  in  Sieglins  Atlas  ant.  14  (1909),  noch  kleiner,  aber  handlich 
A.  van  Kämpen  in  Perthes'  Atlas  ant.   12. 


«10)    PM    Erg.-H.    134,    1901,    172    S.    mit    4  K.     Nachträge    l'.M     1002, 
106—10,  Taf.  10.  —   9io°)  GZ  1906,  38-47,  Taf.  1/2. 


Euroj)a.  427 

Derartige  Übersichtskarten  siiid  unentbehrlich,  um  die  Anordnung 
der  ungloieh  verteilten  Inseln  nach  einzelnen  Gruppen  zu  über- 
blicken. Über  die  Abgrenzung  und  Bezeichnung  dieser  Gruppen 
verweise'  ich  auf  die  wenigstens  für  die  ältere  Zeit  erschöpfende 
Darlegung  in  Bursians  Geogr.  v.  Griech.  11,  845 — 54.  Von  den 
in  Betracht  kommenden  Gruppen  scheiden  die  Inseln  bei  Kleinasien 
hier  aus,  da  sie  schon  o.  S.  389 — 92  besprochen  sind.  Als  nächste 
Gruppe  folgen  die 

Inseln  des  Thrakischen  Meeres.  Unter  diesem  Namen  hatte 
bereits  A.  Conze  in  seinem  bekannten  Reisebericht  (1860)  die 
Gruppe  zusammengefaßt.  Als  Ganzes  ist  sie  seither  nur  von 
C.  Fredrich  besucht  worden,  der  dort  Material  für  das  griechische 
Inschriften  werk  (o.  S.  342)  sammelte.  Einen  kurzen  »Bericht  über 
eine  Bereisuug  der  Inseln  des  Thrakischen  Meeres  und  der  Nörd- 
lichen Sporculen«  (darin  eine  große  Inschrift  aus  Pepareihos)  hat 
derselbe  an  die  Preußische  Akademie  erstattet  ^ii).  AVeiteres  siehe 
bei  den  einzelnen  Inseln. 

Halonnesos  heißt  bei  deu  alten  Geographen  eine  kleine  Insel  des  nord- 
iigäischen  Meeres,  welche  als  Streitobjekt  zwischen  Athen  und  Philipp  II.  sowie 
durch  eine  von  Hegesippos  gehaltene,  unter  den  Werken  des  Demosthenes  über- 
lieferte Rede  jrfot  ' AXovvrjOov  bekannt  ist.  Welche  Insel  damit  gemeint  sei, 
war  lange  Zeit  strittig.  Man  suchte  sie  unter  den  Nördlichen  Sporaden,  und 
die  im  Volksmund  Chiliodromia  genannte  Insel,  welche  aber  sicher  dem  alten 
Ikos  entspricht,  heißt  jetzt  sogar  offiziell  Halonnesos.  Das  Richtige  traf  H. 
Kiepert,  indem  er  schon  in  seinem  >Neuen  Atlas  von  Hellas«  vej-mutungsweise 
die  südlich  von  Lemnos  gelegene  türkische  Insel  Strati  (türk.  Bozbaba)  als 
Halonnesos  bezeichnete.  Diese  Vermutung  ist  nun  durch  C.  Fredrich^'-), 
den  ersten  wissenschaftliehen  Reisenden,  der  die  Insel  besucht  hat,  bestätigt 
worden.  In  seiner  kleinen  Abhandlung  ist  alles  Material  einschließlich  seiner 
eigenen  Beobachtungen  zusammengestellt  und  ein  Zweifel  an  der  mir  schon 
stets  wahrscheinlichen  Identität  von  Halonnesos  mit  Strati  kaum  mehr  möglich. 
Der  neugriechische  Name  rührt  von  dem  hl.  Eustratios  aus  Tarsos  her,  der 
im  9.  Jahrhundert  dort  als  Einsiedler  lebte.  F.  gibt  auch  zwei  photographische 
Aufnahmen,  aber  keine  Karte.  Die  Grundlage  zu  einer  solchen  bildet  die 
Spezialaufnahme  der  britischen  Admiralität  Nr.  1891   vom  Jahre  1835. 

Imbros.  Alles  erreichbare  Material  zusammengestellt  von  E.  Ober- 
hummer^iS)  mit  Karte  1:250000.  Von  älteren  Reisenden  habe  ich  nach- 
träglich Sibthorp  notiert,  welcher  1787  die  Insel  besuchte  und  in  seinem  Tage- 
buch eine  Reihe  naturgeschichtlicher  Nachrichten  gab,  die  bei  R.  Walpole, 
Travels  1820,  S.  50—54  abgedruckt  sind.  Seit  A.  Conze  (1858)  hat  nur 
C.  Fredrich^'*)  die  Insel  archäologisch  durchforscht  und  darüber  einen  Bericht 
veröffentlicht,  der  auch  einige  Abbildungen  und  geographische  Ausführungen 
enthält. 

Lemnos.  L.  de  Launay,  L'ile  de  Lemnos^iS)  mit  Karte  1:400000,  dazu 
Referat  von  Ehrenburg^ie^.  —  Derselbe,  Notes  sur  Lemnos 9^^,  Referat 
ebenda.    —    Derselbe,    La   geologie    des    iles    de    Metelin    (Lesbos),    Lemnos    et 


9")  SitzbAkBerlin  1905,  I,  64—71.  —  ^^-)  Halonnesos.  Progr.  Posen 
1905.  18  S.,  1  Taf.  ~  »i»)  Imbros.  Festschr.  f.  H.  Kiepert  1898,  275—304.  — 
9i<)  Imbros.  AthenM  1908,  81  —  112,  mit  K.  —  9'5)  pa^s  1395.  46  S., 
1  K.,  2  Taf.  S.-A.  a.  (Annu.?)  ClubAlpinFr.  XXI.  —  9'«)  PM  1896,  LB  466.— 
9'^  RevArch.  Ser.  3,   XXVII,   1895,  305—25. 

28* 


428        E.  Oberhummer,  Länder-  uud  Viilkerkuude  der  östlichen  antiken   Welt. 

Thasosöi«),  mit  111.  n.  ä  K.  —  H.  Hauttecoeur,  L'ilc  de  Leninos^iS).  — 
S.  Shebelew,  Zur  Geschichte  von  Lemnos^^o^^  __  q^  Frcdrich,  Leninos^si) 
(vorwiegend  archäologisch,  doch  auch  topographisch,  K.  n.  111.). 

Samothrake.  Seit  dem  großen  Werke  der  österreichischen  archäologischen 
Expedition  (1875 — 80,  s.  GJb.  X,  420)  sind  nur  kleine  archäologische  Mit- 
teilungen von  C.  Fredr ich ^^•i')^  b_  ^_  Mystakides^-"')  i).  a.^-^)  sowie  eine 
der  schablonenmäßigen  Monographien  von  H.  Hauttecoeur^^S)  ei-schienen. 
Eine  Besteigung  des  Phengari  auf  Samothrake  schildert  V.  Schleiff ä25«^_  Über 
die  Geologie  der  Insel  und  das  Erdbeben  vom  28.  Jan.  1893  liegt  eine  Arbeit 
von  A.  K.  Chrestomanos^^s'')  (mit  geol.  K.   1:105960)  vor. 

Thasos.  Geologische  Forschungen  von  L.  de  Launay,  s.  Anm.  918.  »Zur 
Geschichte  von  Thasos  <  schrieben  E.  Szanto^-^)  und  A.  Wilhelm''-^),  eine 
historisch-antiquarische  Monographie  E.  Jacobs ^^8^^  derselbe ^29^  über  »die 
Thasiaca  des  Cyriacus  von  Ancona  in  cod.  Vat.  5250«,  über  ein  archäisches 
Relief  aus  Thasos  A.  Joubin^'^").  Eine  geographische  Skizze  (mit  dürftiger 
Karte)  gibt  H.  Hauttecoeur^*').  Neue  archäologische  Forschungen  von 
C.  Fredrich932),  w.  Deonna933)_  j.  ßaker-PenoyreS»*)  (mit  K.  u.  PL). 

Nördliche  Sporaden.  Ausführliche  Behandlung  der  gauzen  Gruppe 
{Skyros  und  die  magnesischeInselveih.G)  bei  Philippson(s.  Anm.  910), 
S.  113 — 42  mit  geologischer  und  topographischer  Karte  1:300000; 
dort  findet  man  auch  die  frühere  Literatur  verzeichnet. 

Peparet hos  {Skopeloii).  W.  Wroth,  Peparethos  and  its  Coinage^-'').  Weiteres 
s.   n.  Skiathos  uud  o.  Anm.  911. 

S/ciathos.  C.  Fredrich,  Skiathos  und  Peparethos "^ß).  —  A.  J.  B.  Wace, 
Skiathos  und  Skopelos  9*^). 

Skyros.  J.  C.  Lawson,  A  Beast-dance  in  Skyros^*^).  —  R.  M.  Dawkins, 
A  Visit  to  Skyros 93ä).  —  Die  Geschichte  behandeln  M.  Konstantin  id es  9*") 
(vom  Altertum  bis  zur  Gegenwart)  und  P.  Graindor^^')  (bis  zum  Jahre  1538).  — 
Archäologische  Forschungen  von  C.  Fredrich  9^2)_ 

Euhoea.  Eine  neue  Darstellung  der  »Topographie  uud  Geschichte 
der  Insel  Euboia«  hat  Fritz  Geyer943)  in  Angriff  genommen,  eine 
kurze  Übersicht  derselben  gibt  A.  Philippsou  in  RE  VI,  851 — 57. 

Von  der  Arbeit  Geyers  liegt  der  erste  TeU  »Bis  zum  peloponnesischeu 
Kriege«  vor.  Die  Anordnung  ist  topograjjhisch.  In  einem  allgemeinen  Ab- 
schnitt wird  zusammengestellt,    was  sich  auf  die  Physische  Geographie  uud  die 

918)  Paris  1898.  104  S.  S.-A.  AnnMines  XIII,  157—316.  VgL  die 
Rückweise  GJb.  1905,  194.  —  «19)  BSGAnvers  XXVII,  1903,  197  —  212.  — 
920)  Kiio  II,  1902,  30—44.  —  92i)  AthenM  1906,  60—86,  Taf.  VIII,  241—56, 
Taf.  XIX  (K.);  1908,  47—64.  —  922)  Ebenda  1909,  23  —  28.  —  923)  £•;.;.. 
<l>i).o}..  ZvlL  1890,  24—26.  Uaoäin.  172 f.  —  924)  CR  Ac.  Inscr.  1892,  22-25, 
55.  AthenM  1894,  133—30,  395—400,  527.  —  925)  BSGBruxellcs  1905, 
168—81,  281—301.  —  925-)  DRfG  1900,  352—57.  —  925») //„o,..  —'Ejtsrijgi,- 
1899,  193—237,  mit  K.  —  «-'G)  AthenM  1890,  72—83.  —  927)  EranosVindob. 
1893,  241—52.  —  928)  Thiisiaca.  Berlin  1893.  52  S.,  3  Taf.  —  929)  AthenM 
1897,  113—38.  —  930)  BCorrHell.  1894,  64—69,  Taf.  XVI.  —  93i)  L'ile  de 
Thasos.  Brüssel  1902.  31  S.  S.-A.  BSBelgeG.  —  932)  AthenM  1908,  215 
bis  246,  Taf.  VIII— X.  —  933)  RevArch.  Ser.  4,  XIII,  1909,  1  —  14.  'Eq^>)fi- 
uox-  1909,  1—26.  —  934)  JllellSt.  1909,  91  —  102,  202—50,  Taf.  XIII— XXII.  — 
935)  Ebenda  1907,  90—98,  Taf.  IV.  —  936^  AthenM  1906,  99  —  128,  mit  111.  — 
937)  Ebenda  129—33.  —  938)  AunBritSchAth.  VI,  1899/1900,  125  —  27.  — 
939)  Ebenda  XI,  1904/05,  72—80.  —  940)  '//  ^fjaoo  l'y.rwu:  Athen  1901. 
190  S.  Ref.  ByzZ  XI,  648.  —  94i)  Histoire  de  l'ile  de  Skyros.  Lüttich  1906. 
SO  S.  Ref.  WschrKlPhilol.  1907,  Nr.  10.  —  9^-)  AthenM  1906,  257—78, 
mit   111.   —   9^3)  Berlin   1903.      124  S.  (Sieglins  Quellen  u.   Forsch.  0). 


I 


I 


Europa.  429 

Hcvülkciung  der  Insd  im  Alfortum  bezieht,  dann  werden  die  einzelnen  Städte 
toi)Ographiseh  und  historiscli  bis  um  425  n.  Chr.  behandelt.  (Jraphische  Bei- 
gaben fehlen. 

Einen  Beitrag  zur  Geschichte  von  Euboea  im  Mittelalter  hat 
\j.  de  Mas  Latrie^**)  in  dem  Aufsatz  »Les  seigneurs  Tierciers 
(Titel  der  drei  lomhardischen  Teilfürsten)  de  Negi'epont«  gegeben. 
Von  T.  Philaretos^'*-'')  habe  ich  einen  Aufsatz  über  die  nord- 
enböischen  Städte  Histiaia,    Oreos  usw.  notiert. 

Chalkif.  Topographie  und  Geschichte  von  E.  Oberhiimmer  iu  RE  III, 
2078—88,  mit  2  K. 

Dystvs.     Lokaluntersuchung  von   Th.  Wicgand  ^-iß),   mit   PI.    1:1500. 

EretHa.  Ausgrabungen  der  amerikanischen  Schule,  veischiedene  Bericht- 
erstatter in  3*').  Über  den  Dialekt  von  Eretria  sehrieb  P.  Kretschraer ^**). 
Zusammenfassender  Artikel  von  A.  Philippson  in  RE  VI,  422 — 25,  mit  Fl. 

Euripos.  Artikel  von  A.  Philippson,  ebenda  1281 — 83,  wo  auch  die 
jdtere  Literatur  zu  finden. 

Ocha.  Th.  Wiegand,  Der  angebliehe  Urtempel  auf  der  Ocha^*")  (kein 
Tempel,  auch  nicht  Sennhütte,  wie  Roß  meinte,  vielleicht  ein  Wachthaus). 

Inseln  bei  Attika  (Helena,  Psyttaleia,  Salamis),  s.  o.  S.  416  f. 

Kyldade)i.  Außer  der  schon  o.  Anm.  910  genannten  Hauptschrift 
von  A.  Philippson  ist  hier  die  archäologische  Literatur  über  die 
ältesten  Kulturstufen  wichtig,  da  wir  aus  dieser  für  die  früheste 
Besiedlung  der  Inseln  und  die  ethnographischen  Beziehungen  ihrer 
Bewohner  wichtige  Anhaltspunkte  gewinnen.  Im  Einzelnen  kann 
dieselbe  jedoch  hier  nicht  besprochen  werden  und  verweise  ich 
deshalb  neuerdings  auf  E.  Mej^er  (s.  o.  S.  424).  Nur  die  Abhand- 
lung von  Ch.  Tsountas^^*'),  Kr/ludixu,  sei  sowohl  wegen  des 
Titels  als  auch  wegen  der  topographischen  Gesichtspunkte,  die  neben 
dem  vor^viegend  prähistorischen  und  archäologischen  Material  hervor- 
treten, genannt;  sie  betrifft  besonders  die  Inseln  Amorgos,  Paros, 
Antiparos,  Siphnos,  Sj'ros.  Ein  archäologischer  Reisebericht  von 
L.  Pollakss"")  Avird  bei  den  einzelnen  Inseln  anzuführen  sein,  die 
ich  wieder  alpliabetisch  ordne. 

AmorgoK.  Philippson,  98  —  105.  —  G.  Deschamps,  Six  semaines  dans 
l'ile  d' Amorgos 9*').  —  N.  Gaspares,  'H  vPjaog  'AjtioQyoc:^^^.  —  A.  Thumb, 
Eine  Kiostergründungssage  aus  Amorgos ä^-*).  —  Derselbe,  Der  Dialekt  von 
Amorgos 95*).  —  H.  Hauttecoeur,  L'ile  d' Amorgos ^^^-j,  —  j_  Delamarre, 
Location  du  domaine  sacre  de  Zeu-;  Temenites  ^^^).  —  Derselbe,  Amorgos  et  les 
Pirates"^^.  —  Derselbe,  Inschriften  nsw.^^s^^ 

9")  RevOrLat.  I,  1893,  413—22;  dazu  BvzZ  IV,  212.  -  9<5) /Zaoraööo',- 
XVI,  1893,  833—40.  —  »")  AthenM  1899,  458—67,  Taf.Vf.  —  9*7)  AmJAreh. 
1891,  233—80,  Taf.  XI,  371  —  89,  Taf.  XIV— XIX;  1894.  320-46,  Taf. 
XVIIIf.;  1896,  152—95,  317—34,  Taf.  I— III.  Papers  AmSchAth.  V,  1892, 
1—48,  mit  PI.  —  948)  ZfVglSprachforseh.  XXXIII,  1894,  567  —  70.  — 
949)  AthenM  1896,  11  —  17,  Taf.  II f.  —  ^'"O)  'Erprju.  dox-  1898,  137—212, 
Taf.  8  — 12;  1899,  73—134,  Taf.  7  — 10.  —  »so«)  AthenM  1896,  188—228, 
Taf.  IV  f.  —  951)  RevDeuxMondes  (3)  CIX,  1891/92,  157—85.  —  952)  Athen 
1895 (?).  —  953)  BvzZ  II,  1893,  294-90.  —  »54)  indogForseh.  II,  1892,  65ff.; 
VII,  1896,  1—37".  —  955)  BSGBruxelJes  1899,  90—108,  145—71  (auch  in 
Ü,.A).  —  95C)  ßevPhil.  1901,  165—88.  —  «57)  Ebenda  1903,  111—21.  — 
958)  Ebenda  81  —  102,   154—72. 


430        E.  Oberlniininer,  Liiiuler-  uud  Vrilkcrlciindc  der  östlichen  autiken   Welt. 

Anaphe,  s.  unter  Thera. 

Ändros.     Philippson,  8 — 19.     Die  dort  angeführte  Karte  von  Mamaes 
\\.    Stavlas^^^    (1:52000)    habe    ich    nicht    gesehen.    —    H.   Hauttecoeur,  . 
Andres 9^").  —  D.  P.  Pasch ai es,  Nofuafiariy.i/  rtj;  rtjaoo  "Avdoov^^^). 

Astypalaia.  Von  Philippson  (S.  113)  nicht  besucht  und  geographisch 
überhaupt  noch  unerforscht.  —  H.  Kiepert ^''^j^  »Astypalaia,  ein  Beitrag  zur 
geographischen  Etymologie«,  suchte  den  Namen  als  volksetymologische  Umdeutung 
aus  der  semitischen  Wurzel  spl  =  Niederung  (Schephela,  Sofala  usw.)  zu  er- 
klären. —  E.  Oberhummer,  Astypalaia  in  PkE  II,  1873 — 75.  —  Archäologische 
Beobachtungen  von  Dawkins  und  Wace  s.  o.  Anm.  528. 

Delos.  Die  hohe  kulturelle  uud  wirtschaftliche  Bedeutung  der  kleinen 
Insel  im  Altertum  hat  schon  vor  den  1873  einsetzenden  französischen  Aus- 
grabungen eine  beträchtliche  Literatur  hervorgerufen,  welche  von  L.  Bürchner 
in  seiner  geographischen  Übersicht  RE  IV,  1901,  2459 — 73  (mit  K.)  zusammen- 
gestellt und  verarbeitet  ist.  Anschließend  hieran  hat  V.  v.  Schoeffer,  ebenda 
2473 — 2502,  die  Geschichte  der  Insel  behandelt,  von  ihm  schon  vorher  in  einer 
größeren  Arbeit  ^''■^)  dargestellt.  Die  französischen  Foi-schungen  fallen  in  drei 
Perioden.  A.  Leb&gue  richtete  1873  sein  Augenmerk  hauptsächlich  auf  da.-< 
alte  Heiligtum  des  Apollo  am  Kynthos  und  faßte  seine  Untersuchungen  in  einer 
monographischen  Beschi-eibung  3^*)  der  Insel  zusammen.  Dann  folgten  die  großen 
Ausgrabungen  in  der  Stadt  1877 — 94  unter  Leitung  von  Th.  Homolle  u.  a., 
worüber  im  BCorrHell.  (seit  1879),  ßevArch.  usw.  regelmäßig  berichtet  wurde. 
Ein  wichtiges  Ergebnis  dieser  Periode  war  die  von  E.  Ardaillon  u.  H.  Con- 
vert^^^)  1893/94  aufgenommene  »Carte  archeologique  de  l'ile  de  Delos«  in 
1  :  2000  (Schichtlinien  5  m).  Nach  längerer  Pause  wurden  die  Arbeiten  unter 
Leitung  von  M.  Ilolleaux^^ß)  wieder  aufgenommen  und  zugleich  au  die  Heraus- 
gabe der  abschließenden  Publikation  geschritten,  welche  unter  dem  Titel  »Ex- 
ploration Archeologique  de  Delos«  im  Erscheinen  begriffen  ist.  Dieselbe  zerfällt 
in  drei  Hauptabteilungen,  deren  erste  die  geographische  und  historische  Be- 
schreibung, die  zweite  die  Baudenkmäler,  die  dritte  die  Skulpturen  und  kerami- 
schen Überreste  umfassen  soll.  Bis  jetzt  liegen  vor  Fase.  I:  .  Introduction. 
Carte  de  l'ile  de  Delos  au  1/10000  e  avec  un  commentaire  exj)licatif  par  A. 
Bellot«^^'')  mit  einer  prächtigen  Karte  (Gelände  braun,  antike  Topographie 
rot),  zu  der  noch  ein  Deckblatt  mit  zahlreichen  Höhenkoten  gehört;  Fase.  II 
(zur  zweiten  Abteilung  gehörig):  »La  Salle  Hypostyle  par  G.  Leroux ';^^ä); 
Fase.  III  (anschließend  an  Fase.  I):  »Introduction  (suite).  Cartographie  de  l'ile 
de  Delos  par  L.  Gallois«^^^),  ein  geographisch  außerordentlich  wertvoller  Teil, 
bezüglich  dessen  ich  auf  meine  ausführlichere  Besprechung  in  PM  1912,  I,  107 
verweisen  kann;  Fa.sc.  IV,  1:  »Description  physique  de  l'ile  de  Dolos,  1.  Partie, 
par  L.  Cayeux«  "^0).  Dieser  eben  erst  ausgegebene  Band  euthält  eine  sehr 
eingehende  petrographischc  Beschreibung ,  an  die  sich  eine  Schilderung  der 
Erosionserscheinungen  und  ein  physisch-geographischer  Überblick  schließen.  Bei- 
gegeben ist  die  Karte  von  Bellot  (s.  o.),  ohne  den  braunen  Geländeton,  dann 
dieselbe  mit  den  Verwerfungslinien  uud  mit  geologiscliem  Kolorit  von  Cayeux, 
ferner  eine  Karte  1:20  000  mit  Abgrenzung  der  natürlichen  Regionen  uud  mit 
den  Linien  der  Wasserscheide,  zwei  photographische  Pauoramaaufuahmen  der 
Insel    von   Rheneia    und    vom  Kvnthos    aus    und  zahlreiche,    meist    vortreffliche 


959)  AaoTj/,-  riys  vi,nov  " AvfiQov.  Athen  1894.  —  »«"i  KSGBruxellcs  1895, 
429—58.  —  SCI)  '^V//;/(.  Nofuait.  ' Emig.  1899,  299—368;  dazu  ByzZ  IX, 
307.  —  962)  SitzbAkBerlin  1891,  839—44.  —  »«»)  De  Deli  insulae  rebus. 
Berlin  1889.  —  »ß*)  Recherchcs  sur  Delos.  Paris  187G.  K.  u.  111.  — 
«6*)  3  Bl.  Paris  1902.  Ref.  PM  1902,  LB  057.  —  »sC)  Vgl.  die  Berichte 
im  BCorrHell.  1906—08.  —  ^«7)  Paris  1909.  44  S.,  9  Tab.,  2  K.  — 
«6«)  Paris  1909.  76  S.,  13  Taf.  —  969)  Paris  1910.  103  S.,  5  Tiif.  — 
9"0)   Paris   1911.     210  S.,   8  Taf. 


Europa.  431 

Illnstnitioufu.  Wohl  niemals  ist  ein  so  kleines  Gebiet  nach  allen  Seiten  hin  so 
<,'rün(llicli  bearbeitet  worden,  wie  es  hier  mit  Delos  geschieht! 

Von  sonstigen  neueren  Schriften  über  Delos  ist  hier  zu  nennen  Ph.  Negris, 
Delos  et  la  transgression  actuelle  des  nicrs^^i),  worin  gegen  die  von  Cayeux^^^) 
auf  Grund  seiner  Beobachtungen  in  Delos  angenommene  Stabilität  des  Mittcl- 
me(!rspiegels  seit  historischer  Zeit  an  der  von  Nogris  frülier  (s.  o.  S.  405)  be- 
liaupteten  Hebung  des  Meeresniveaus  um  3 — 3|  m  festgehalten  wird. 

los.     Philippson,  Ol — 9(3.     F.  Graindor,   Fouilles  dTos^^^). 

Keos.  A.  Pridik,  De  Cei  insulae  rebus '^^^j  (Topographie  und  Geschichte 
im  Altertum).  Quellen  und  Literatur  auch  bei  Busolt,  Gr.  Gesch.  I,  2.  Aufl., 
292—95;  Philippson,  42—51;  H.  Hauttecoeur,  L'ile  de  Keos^^'');  L. 
Savignani,  Altertümer  von  Keos "^6);  B.Schmidt,  Der  Selbstmord  der  Greise 
auf  Keos«'?'');  P.  Graindor,  Fouilles  de  Karthain  ^^»). 

Kimolos.  A.  Meliarakes,  KmoAog'^''^),  mit  Karte  1:74000  und  einem 
Trachtenbild;  H.  Hauttecoeur,  L'ile  de  Kimolos "^Oj^ 

Kythnos  (Thermia).  Die  einheimische  Monographie  von  A.  Ballendas 
(Bä^drjvdac) ,  Kvüriaxd^^'^),  scheint  Philippson  u.  a.  unbekannt  geblieben  zu 
sein;  eine  zweite  Schrift  desselben  (Neuauflage?)  fand  ich  in  einem  Katalog  von 
Barth  u.  Hirst  angezeigt "^^^^  Philippson,  51—56;  H.  Hauttecoeur,  L'ile 
de  Kythnos  ä*^;  derselbe,  Le  folklore  de  l'ile  de  Kythnos  «84)_ 

3Ielos.  Die  Monographie  von  K.  Ehren  bürg,  welche  auch  die  ältere 
Literatur  verzeichnet,  ist  bereits  GJb.  XIV,  171  besprochen;  E.  Maigre,  L'ile 
de  Milo«85).  L_  Pollak,  Von  griechischen  Inseln 9*^).  Neuere  Ausgrabungen 
der  englischen  Schule,  verschiedene  Berichterstatter«**^),  besonders  wichtig  der 
Nachweis  einer  prähistorischen  Siedlung  in  der  Nordostecke  der  Insel  bei  Phyla- 
kopi,  welche  sich  von  der  troianischen  bis  zur  mykenischen  Zeit  verfolgen  läßt. 
Der  ersteren  Periode  gehören  zahlreiche  Funde  aus  Obsidian  au,  für  dessen 
Bearbeitung  und  Export  Melos  damals  einen  ähnlichen  Mittelpunkt  bildete  wie 
das  alte  Mexiko  und  die  Adrairalitätsinseln.  Zusammenfassung  der  Ergebnisse 
in  9*8).  Über  den  Fundort  der  Venus  von  Milo  schrieb  A.  Furtwängler^^"). 
B.  Girard,  L'ile  de  Milo»»««). 

Mykonos.  .T.  N.  Svoronos  (JSßoocordg) ,  NoiuafiaTixl/  y.al  lOTOQia  T/yc 
aQXalag  Mvy.övov  ««O),  bespricht  zum  Schluß  auch  die  Topographie  (Städte)  der 
Insel  und  die  Melantischen  Klippen  (SO  der  Hauptinsel);  Philippson,  30 f., 
und  ausführlicher  PM   1902,   106—09,  Taf.  10  (K.    1:300000). 

Naxon.  Philippson,  71 — 82;  G.  A.  Polites,  'Igt.  äjio/iirtjiiovsvfiata 
' EkläÖog,  II.  iValoc««!);  M.  J.  Markopolis,  ' Ey.y.bjaiaoiy.l)  raga/Jj  fv  Nd^o)^^^; 
B.  Sauer,  Altnaxische  Marmorknnst««^);  L.  Pollak,  Von  griechischen  Inseln««^); 

971)  Athen  1907.  24  S.  —  9^2)  g.  q.  Aum.  101;  dazu  PM  1907,  LB  523 
(Philippson).  —  9")  BCorrHeU.  1904,  308—33.  —  974)  Berlin  1892.  180  S.  — 
975)  BSGBruxelles  XX,  1896,  181—225;  dazu  PM  1898,  LB  426.  —  976)  'Eq^rnii. 
\4gx.  1898,  219—48,  Taf.  14.  —  977)  N.IbKlAlt.  1903,  I,  617—28.  — 
978)' BCorrHeU.  1905,  329—61;  1906,  433—52.  —  ^''^)  'Yjtö^ir.  -rsgiyo.  töjv 
Kvy.l.  vriawv.  Athen  1901.  48  S.,  1  Taf.  S.-A.  Ae).t.  'Iot.  'Edv.  'Et.  VI.  — 
980)  BSGBruxelles  XXV,  1901,  350—66,  mit  K.  —  98i)  Hermupolis  1882. 
,?'  162  S.  —  982)  '[oTooia  Tijg  n'/aov  Keco.  1896.  —  983)  BSGBruxelles  XXI, 
1897,  416—47;  dazu 'PM  1898,  LB  427.  —  984)  Brüssel  1898.  40  S.  — 
985)  BSGMai-seille  XV,  1891/92,  244—51.  —  »«C)  AthenM  1896,  214—24.  — 
987)  AnnBritSchAth.  II,  1895/96,  67—82,  155—68;  III,  1896/97,  1—61, 
Taf.  I— IV;  IV,  1897/98,  1—48.  Taf.  I— III;  V,  1898/99,  3—19,  Taf.  L 
JHellSt.  1897,  122—33,  Taf.  V.  —  988^  Excavations  at  Phylakopi  in  Melos  1904. 
Soc.  Prom.  Hell.  St.,  Suppl.  Pap.  4;  dazu  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.,  2.  Aufl., 
I,  2,  695  f.  —  989)  SitzbAkMüuchen,  phil.  Kl.,  1902,  456—61.  —  »s«")  BSG 
Toulouse  XXIII,  1904,  319—23.  —  990)  BCorrHeU.  1893,  455—501,  Taf.  Xf.. 
XIV.  —  991)  'E?.}.äs'  III,  1891,  55—74.  —  ^^^EoTca  1890,  II,  80  f.,  102—06.  — 
993)  AthenM  1892,  37—79.  —  »94)  Ebenda  1896,  224—28. 


432        K.  Olierhnmmer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken   Welt. 

V.  G.  Zerlentes  (Zeg/JvTrj?),  Na^ia  rijaog  xai  nöhg^^^)  (wichtig  für  Mittel- 
alter und  Neuzeit,  viele  Quellen-  und  Literaturnachweise).  Eine  geologische 
Arbeit  von  S.  A.  Papabasileios  ü))er  Naxos  und  seine  Smirgellager  (griechisch) 
kenne  ich  nur  aus  BiblG   1905,  284. 

Faros.  Philippson,  62 — 71;  Archäologische  Durchforschung  von  0. 
Rubensohn  ^^^. 

Seriphos.  H.  Hauttecoeur,  L'ile  de  Seriphos**"^) ;  dazu  Philippson  ä***), 
der  selbst  die  Insel  nicht  besucht  hat  (Beitr.  öfjf.);  T.  E.  Euaugelides,  'H 
vTjoog  Sffiiffog  ^^^),  »geographisch-historische  Skizze,  in  der  auch  das  Mittelalter 
bemcksichtigt  wird«  (ByzZ  XVIII,  G61).  Eine  kurze  Beschreibung  des  lateini- 
schen Bischofs  A.  Justiniani  von  Syra  aus  dem  Jahre  1700  hat  M.  Marko- 
poulos"""')  herausgegeben. 

Siphnos.  Eine  ältere  griechische  Monographie  vou  K.  .1.  Giou  (Tyciojv), 
loTOQia  xfjg  v/joov  ^t'(pvoir  ^^'^^)  erwähne  ich,  weil  sie  weder  Hirschfeld 
(GJb.  X)  noch  Pliilijtijsou,  58 ff.,  der  diese  schon  von  II.  Foullon  und 
V.  Goldschmidt  geologisch  erforschte  Insel  auch  nicht  besucht  hat,  bekiinut 
gewesen  zu  sein  scheint.  H.  Hauttocoeu r,  L'ile  de  Siphnos '"O') ;  L.  Pollak, 
Von  griechischen   Inseln  loos-j^ 

iSi/ros.  Philippson,  34 — 42.  Eine  ziemlich  umfängliche  einheimische 
Literatur,  die  außerhalb  Griechenlands  nirgends  bekannt  geworden  zu  sein 
scheint,  wird  von  A.  Meliarakes,  Nsos/Jajv.  rsor/garp.  'Pi/.o/.oyia  (1889), 
S.  68  f.  (vgl.  dessen  Kvxkabixä  C),  angeführt,  auf  welche  wertvolle  Bibliographie 
bei  dieser  Gelegenheit  neuerdings  hingewiesen  werden  soll.  Die  von  Philipp- 
son 34,  A.  3  besprochene  Karte  von  N.  Kotsobilles  (Koiacßi'/j.)]-:)  besitze 
ich  selbst.  R.  C.  Bosanquet,  Prehistoric  Graves  in  Svrai''04).  l  Pollak 
a.  a.  O.1005).  B.  Girard,  Syra  ioo6^. 

Tenus.  Philippson,  20 — 30,  wo  auch  (20,  A.  1)  eine  mir  nicht  näher 
bekannte  einheimische  Karte  (verschiedene  Verfasser)  besprochen  ist.  Die  Mono- 
graphie von  E.  Georgantopoulos  hat  schon  Hirschfeld  GJb.  XIV,  171 
erwähnt.  Eine  neuere  Abhandlung  von  A.  Adamantios,  l^ip-iaxä^'^^'),  ist 
wesentlich  volkskundlich.  Über  die  katholischen  Klöster  auf  Tenos  handelt 
Ch.  E.  Kanellopoulos,  AI  h>  Trjv<o  dvitxai  fioraP^^^),  über  die  Altertümer 
der  Insel  G.  Patroni,  Sülle  antichitä  di  Tino'*'"^),  und  II.  Demoulin,  Fouilles 
de  Tenos  101")  (Heiligtümer  des  Poseidon  und  der  Amphitrite);  letzterer  schrieb 
auch  Les  Rhodiens  :i  Tenos '•"!).  Geographische  und  volkskundliche  Skizzen 
von  H.  Hauttecoeur,  L'ile  de  Tinos  "^'2)  „„j  Lg  pelerinage  panhelleuique 
de  Tinos  1013). 

Thcra  (Santorin).  Die  ältere,  au  den  Vulkauausbruch  von  1866  anknüpfende, 
vorwiegend  geologische  Literatur  über  diese  Inselgruppe  liegt  außerhalb  dieses 
Berichtes;  dazu  gehören  auch  die  für  die  Geschichte  der  Besiedlung  wichtigen 
Ausgrabungen  der  ältesten  Kulturschicht,  welche  durch  die  große  prähistorische, 
gewöhnlicli  um  2000  v.  Chr.  angesetzte  Bimssteineruption  überdeckt  wurde,  auf 
der  Haui)tinsel  und  auf  Thcrasia.  Das  geographisch  Wertvolle  daran  ist  bereits 
bei  Neumann- Partsch,  Phys.  Geogr.  v.  Gr.  'IITU.  zusammengestellt.     Unter 


995)  ByzZ  XI,  1902,  491—99.  —  9»«)  Paros.  AthenM  1900,  341—72, 
Taf.  Vf.;  1901,  157  —  222,  Taf.  IXf.  (PI.  von  Paroikia);  1902.  189—238, 
Taf.  IX— XI.  —  997)  BSGBruxelles  XXIV,  1900,  533—58.  —  "98)  PM  igoi, 
LB  415.  —  999)  llermupolis  1909.  144  8.,  2  K.  —  i""«)  Elxor.  ' Eorln  1894, 
I,  204 f.  (nach  BvzZ  IV,  .394).  —  i"Oi)  Svra  1876.  154  S.  —  ">P2)  BSGBruxelles 
XXII,  1898,  183—203.  —  lO"^)  AthenM  1896,  203—14.  —  lO''^)  AnnBrit. 
SchAth.  II,  1895/96,  141  —  44.  —  '«"S)  AthenM  1896,  188—203.  —  19"6)  BSG 
Bordeaux  1902,  169  —  72.  —  loo^)  jg^r.  7ör.  'EÖv.  ' Etwq.  V,  1900,  277  bis 
326.  —  1008)  Iluornaoög  XV,  1893,  711  —  19.  -  i"«9)  AthenM  1895,  397 
bis  404.  —  1010)  BrorrHell.  1902,  399—439.  —  lOH)  Ebenda  1903,  233—59.  — 
1012)  BSGBru.xelles  1903,  197—230,  mit  K.,  289-311.  —  loi:')  BSGAnvcrs 
XXVIII,    190-1,    15      38. 


Europa.  433 

den  neueren  Arbeiten  über  Thera  ragt  weit  über  all«-  sonstigen  Publikationen 
hervor  das  große  Werk  »Thera.  Untersuchungen,  Vermessungen  und  Aus- 
grabungen in  den  Jaliren  1895 — 1902,  herausgegeben  von  F.  Frhr.  fliller  von 
Gaert  ringen«  ""''). 

Bd.  I  (1899),  XVI,  404  S.  mit  31  Taf.,  enthält  die  geologisch-geographische 
Beschreibung  der  Inselgruppe  von  A.  Philippson  (S.  36 — 82),  die  »Geschichte 
der  Erforschung  von  Thera"  vom  Herausgeber  (S.  1  —  35)  mit  wertvollen  Re- 
produktionen alter  Karten,  die  »Flora  der  Insel  von  Th.  Heldreich,  dann, 
teils  vom  Herausgeber  allein,  teils  in  Verbindung  mit  anderen  bearbeitet,  »Das 
Wetter  von  Thera«.  »Geschichte  von  Thera«,  »Topograjjhie  des  alten  Thera« 
(hauptsächlich  die  Stadt),  cmdlich  den  Bericht  über  die  topographischen  Auf- 
nahmen von  P.  Wilski.  Ein  Anhang  bringt  einen  Ai)schnitt  vom  Herausgeber 
über  die  Insel  Anaphe  (S.  351  —  58),  einiges  über  die  dorischen  Sporudvn  (wert- 
volle HL),  endlich  Bemerkungen  von  E.  .Tacobs  über  die  Karten  des  Berlinghieri, 
Sonetti  und  Sophianos. 

Bd.  II  (1903),  »Theraeische  Grüber,  herausgegeben  von  H.  Dragendorff« 
(X,  328  S.,  4  Taf.  nebst  großem  Plan  der  Felsgräber  von  Plagades),  ist  wesent- 
lich archäologischen   Inhalts. 

Bd.  III  (1904)  enthält  die  »Stadtgeschichte  von  Thera«  von  F.  Frhr.  Hiller 
von  Gaertringen  und  P.  Wilski  (VIII,  292  S.)  mit  Plan  der  alten  Stadt 
1:1000  und  Karte  ihrer  Umgebung  1:5000  (Schichtlinien  20  m),  eine  mit 
neuem  Material  wesentlich  erweiterte  Bearbeitung  des  Abschnitts  in  Bd.  I  (s.  o.), 
welche  sich  auch  auf  die  prähistorische  Besiedlung  sowie  auf  die  Topographie 
und  das  häusliche  Leben  in  der  alten  Stadt,  endlich  auch  auf  die  neuere  Ge- 
schichte erstreckt. 

Bd.  IV  (1902 — 09)  »Kliniatologische  Beobachtungen  aus  Thera,  bearbeitet 
von  P.  Wilski«   (X,   202   S.,   2  K.,  3  Beil.). 

Die  Kartenmappe  enthält  u.  a. :  Geologische  Karte  der  Inselgruppe  1 :  80000 
nach  F.  Fouque  u.  A.  Philippson  (auf  Grund  der  englischen  Seekarte); 
Topographische  Aufnahme  des  südöstlichen  Teiles  von  Thera  von  P.  Wilski 
1:10000  (Schichtlinien  20  m);  die  alte  Stadt  Thera  von  P.  Wilski  1:1000 
(Schichtlinien  10m);  verschiedene  Detailpläne,  Profile  und  Ansichten;  die  Karte 
des  Sophianos  (s.  o.)  nach  dem   Pariser  und  Basler  Druck. 

Von  sonstigen  Publikationen  sind  außer  der  unvermeidlichen  Schrift  von 
H.  Hauttecoeur ^"1^)  zu  erwähnen:  E.  Pfuhl,  Der  archaische  Friedhof  am 
Stadtberg  von  Thera  1016).  "w.  Dörpfeld,  Das  Theater  von  Thera""');  A.  Klotz, 
Die  Inses  Thia^^'^^  (identisch  mit  der  46  n.  Chr.  zwischen  Thera  und  Therasia 
entstandenen  Insel). 

Kreta.  Die  Insel  nimmt  einerseits  durch  ihre  Größe  eine  Sonder- 
stellung im  Archipel  ein.  anderseits  zieht  sie  seit  zwei  Jahrzehnten 
in  doppelter  Hinsicht  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Der 
Aufstand  im  Jahre  189ü  und  die  noch  fortdauernden  pohtischen 
Wirren  haben  eine  Flut  von  Literatur  hervorgerufen,  die  meist  nur 
ephemere  Bedeutung  hatte.  Das  geographisch  Wertvolle,  wie  die 
treffliche  Skizze  von  E.  Fabricius  (GZ  1897)  und  die  Kai-te  von 
H.  Kiepert  1:300000  (1897)  oder  die  bedeutende  Monograpliie 
von  L.  Chalikiopulos  über  die  Ostlialbinsel  Sitia  (1903)  ist  in 
den  Berichten  über  Länderkunde  von  Südeiu'opa  jeweils  hervor- 
gehoben,   s.   besonders    GJb.    1898,    67f.;    1903,    35:    1900,    38f. 

101^)  4  Bde.  u.  KaHenmappe.  Berlin  1899- -1909.  —  'O'^)  Santorin. 
BSGBruxelles  1904,  413—21:  1905,  47—62.  —  i"'«)  AthenM  1903,  1—290, 
Taf.  I— V.  —  i«i7)  Ebenda  1904,  57—72.  TaL  IVf.  —  'O'»)  Hermes  XLIII, 
1908,  314—20. 


434        E.  Oberhnmmer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Vollständiger  ist  diese  Literatur  in  BMG  (1897,  213ft'.;  1898, 
224f.  usw.)  verzeichnet.  Füi"  uns  kommt  hier  in  erster  Linie  die 
ganz  einzigartige  Stellung  in  Betracht,  welche  die  Insel  infolge  der 
jüngsten  Ausgrabungen  innerhalb  der  ältesten  Kulturentwicklung 
des  Mittelmeers  einnimmt.  Schon  die  Auffindung  des  aus  dem 
7.  Jahrhundert  v.  Chr.  stammenden  Stadtreehts  von  Gorfyn  (1884), 
an  die  sich  eine  besondere  philologische  und  juristische  Fachliteratur 
knüpft,  zeigte,  was  für  unerwartete  Schätze  der  Boden  von  Ki'Cta 
noch  barg.  Aber  erst  Ende  der  90  er  Jahre  gelang  es  dem  eng- 
lischen Altertumsforscher  A.  J.  Evans  zuerst  durch  seine  Aus- 
grabungen in  K)iosos  den  Schleier  einer  Vergangenheit  zu  lüften, 
deren  Erinnerung  bei  den  Griechen  der  klassischen  Zeit  noch  in 
dem  Sagenkreis  -des  M'mos  fortlebte. 

Was  uns  bis  vor  kurzem  nur  als  ein  kaum  greifbares  Nebelgebilde  galt, 
ist  durch  die  von  Evans  und  später  auch  von  anderen  Forschern  ausgeführten 
Entdeckungen  als  eine  Wundervveit  aus  dem  Schutt  der  .Jahrtausende  wieder- 
erstanden, eine  hohe  und  eigenartige  Kultui-,  die  im  mykenischen  Zeitalter  be- 
reits ausklingt  und  uns  nach  rückwärts  einen  Ausblick  in  ungeahnte  Fernen 
eröffnet.  »Die  Ausgrabungen  auf  Kreta  haben  uns  nicht  nur  die  Vorstufen  der 
mykenischen  Kultur  in  weit  reicherer  Fülle  als  bisher  erkennen  lassen,  sondern 
zugleich  gelehrt,  daß  diese  selbst  nur  der  Ausläufer  einer  älteren,  weit  lebens- 
volleren Kultur  gewesen  ist,  deren  ilittelpunkt  die  Insel  Kreta  gebildet  hat.  — 
Evans  hat  die  Schichten  nach  der  neolithischcn  Zeit  in  drei  Epochen  geteilt, 
die  er  als  Earhj  Minoan,  Müldle  Minoan  (Kumaresstil)  und  Laie  Minna» 
(Palaststil,  frühmykenischer  Stil)  bezeichnet  und  deren  jede  er  wieder  in  drei 
Unterabteilungen  zerlegt.  —  An  keiner  Stätte  der  Welt  des  Agäischen  Meeres 
reichen  die  Überreste  menschlicher  Ansiedlungen  in  so  frühe  Zeit  hinauf  wie  in 
dem  Hügel  bei  Knosos,  auf  dem  im  zweiten  Jahrtausend  v.  Chr.  der  große 
Paliist  stand,  dessen  ßuinen  die  Griechen  als  das  Labi/riiith  bezeichnen.  Der 
Fußboden  dieses  Palastes  liegt  2|  m  unter  der  jetzigen  Oberfläche;  darunter 
liegen  schichtenweise  die  Überreste  älterer  Bauten,  die  den  Perioden  angehören, 
die  Evans  als  Middir  und  Early  Minoan  bezeichnet.  —  Die  Blüte  der  mittel- 
miuoischen  oder  Kamareskultur  beginnt  um  2000  v.  Chr.,  die  älteren  Schichten 
(Early  Minoan)  führen  uns  mithin  ein  paar  .Jahrhunderte  weiter  hinauf.  Zu- 
sammen haben  diese  Schichten  eine  Höhe  von  ?>  m.  Unter  dem  ältesten  ihnen 
angehörenden  Fußboden  liegt  bis  zum  gewachsenen  Boden  eine  Schuttschicht 
von  nahezu  ü.^  m,  die  einer  rein  steinzeitlichen  (neolithischen)  Kultur  angehört, 
welche  das  Metall  noch  nicht  kennt.  Eine  zuverlässige  Abschätzung  des  Zeit- 
raums dieser  Entwicklung  ist  unmöglich ;  nur  so  viel  ist  klar,  daß  diese  Schicht 
uns  in  ihren  Anfängen  jedenfalls  weit  ins  vierte,  wenn  nicht  ins  fünfte 
Jahrtausend  hineinführt.  So  wenig  eine  absolute  Chronologie  für  die  Anfänge 
der  neolithischen  Schicht  möglich  ist,  so  ist  doch  Evtms'  Ansatz  auf  10-  bis 
12  000  V.  Chr.,  den  er  selbst  als  ein  ,  moderate  estimate'  bezeichnet,  maßlos 
übertrieben«  (nach  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  1,  2,  §  505ff.\  Den  Beginn 
der  Kupferzeit  setzt  Meyer  (ij  510)   zn   Ende  des  4.  Jahrtausends. 

Über  die  eümographische  Stellung  der  ältesten  Bev()lkcrung 
Kretas  läßt  sicli  jetzt,  da  die  Forschung  noch  in  vollem  Fluß  be- 
griffen ist  und  wir  der  mindestens  schon  in  der  Kamareszeit  aus- 
gebildeten kretischen  Bilderschrift  noch  völlig  hilflos  gcgein'iberstehen, 
noch  kein  abschließendes  Urteil  fällen. 

Meyer  hält  es  für  wahrscheinlich,  daß  die  älteste  (neulithisehe)  Bevölkerung 
der  Urbevölkerung  Kleinasiens  verwandt  war  und  durch  die  violleicht  gegen 
P'ndc    des   :i.  .Jahitausends   eiiiv'wandertcn    Eteokrrtey  lim   <>)    und    A'i/domn   (im 


Euro{)a.  435 

W),  die  Hoiuor  (r  115)  als  ältere  (vorgriechische)  Bev(>lkernng  der  Insel  kennt, 
verdrängt  oder  imtei-jocht  wurde ;  möglicherweise  gehören  aber  die  Kydoncn  der 
älteren  Schicht  au  und  sind  durch  die  Eteokrrter  nach  der  Westhälfte  der  Inael 
zurückgedrängt  worden.  Letztere  sind  wahrscheinlich  die  Träger  der  Kultur- 
entwicklung des  2.  Jahrtausends  und  identisch  mit  den  Kafli ,  welche  die 
Ägypter  des  16.  und  15.  Jahrhunderts  als  ein  mächtiges  Seevolk  und  als  Träger 
einer  hochentwickelten  Kultur  (der  mykenischen)  kennen;  der  Name  lebt  noch 
später  fort  in  dem  biblischen  Kaftor  für  Kreta  (Meyer,  ij  505,  514  f.).  In  der 
Erinnerung  der  Griechen  hat  sich  diese  Periode,  in  der  Kreta  die  Führung  in 
der  ägäischen  Welt  liatte,  als  die  Zeit  der  Seehcrrscliaft  des  Minos  erhalten. 
Diese  neue  Kulturentwicklung  setzt  etwa  im  17.  Jahrhundert  ein.  Äußerlich 
unterscheidet  sich  die  altmykonische  Kultur  (=  Late  Minoan  T  und  II)  von 
der  älteren  dadurch,  daß  sie  in  einen  weit  größeren  Zusammenhang  tritt:  sie 
hält  nicht  nur  die  enge  Verbindung  mit  Ägypten  aufrecht,  sondera  nimmt 
daneben  Elemente  aus  Syrien,  Babylonien  und  Klcinasieu  in  sich  auf, 
und  umfaßt  auf  der  anderen  Seite  die  ganze  Welt  des  Ägäischen  Meeres 
(Meyer,  §  523).  In  die  Zeit  vom  15.  Jahrhundert  ab  fällt  dann  die  Einwanderung 
griechischer  Stämme,  erst  der  Ächäer,  dann  (um  1000  v.  Chr.)  der  Dorer, 
welche  bei  Homer  1.  c.  (9.  Jahrhundert)  noch  getrennt  net)en  den  anderen  Völkern 
ei-scheinen,  später  aber  die  Vorherrschaft  erlangt  und  der  Bevölkerung  der  Insel 
ein  einheitliches  Gepräge  gegeben  haben  (Meyer,  I5  526  und  II,  §  182).  Ihre 
Sprache  hat  nach  Ausweis  der  bis  in  das  7.  Jahrhundert  zurückreichenden  In- 
schriften die  übrigen  Sprachen  verdrängt  (Fabricius,  GZ  III,  489). 

Wenn  wir  versuchen,  aus  der  Literatm'  das  Wichtigere  heraus- 
zuheben, was  uns  zum  Verständnis  des  alteu  Kreta  dienlich  ist,  so 
.sei  zunächst  neben  Meyer  a.  a.  0.  an  den  ausführlichen,  alle 
Behelfe  bis  1893  erschöpfenden  Abschnitt  erinnert,  den  G.  Busolt, 
Gr.  Gesch.,  2.  Aufl.,  I,  326—52,  der  Insel  gewidmet  hat  (338ff., 
Aufzählung  aller  bekannten  Städte  mit  Nachweisen).  Einen  »Über- 
blick über  die  neueren  wissenschaftlichen  Arbeiten  auf  der  Insel <;  hat 
E.  Gerland  1019)  gegeben.  Die  Abhandhmg  von  E.  Aßmann^osoj^ 
»Zur  Vorgeschichte  von  Kreta«,  welche  für  den  phönizisch-semitischen 
ürspnmg  eintritt,  kehrt  auf  einen  von  der  heutigen  Forschung 
längst  verlassenen  Standpunkt  zurück.  Von  den  archäologischen 
Publikationen  beschränken  sich  die  folgenden  nicht  auf  eine  be- 
stimmte Lokalität. 

Der  italienische  Archäologe  F.  Halbherr,  welcher  mit  E.  Fabricius  die 
berühmte  Inschrift  von  Gortyn  (s.  o.  S.  434)  entdeckte,  behandelt  in  seinen 
»Researches  in  Crete«  Ruinen  und  Städte  der  Osthälfte,  so  Ranos,  das  Palaeo- 
kastro  von  Sitia,  die  Halbinsel  von  Praisos,  den  Isthmos  von  Ilierapytna, 
Lyttos  und  JTho.s-os  ^^gi),  a.  Evans  (vgl.  u.  Knosos)  machte  die  von  ihm  zuerst 
1894  entdeckte  Bilderschrift  in  einer  besonderen  Abhandlung '022^  ^,uj  neuer- 
dings, nach  Entdeckung  des  wichtigsten  Schriftdenkmals,  des  Diskos  von  Phaistus 
durch  L.  Pernier  (1908),   in  einem  größeren   Werke  zugänglich. 

Über  die  kretische  Expedition  des  Amerikanischen  Archäo- 
logischen Instituts  berichten  verschiedene  Verfasser  1024^. 


1019)  NJbKlAlt.  IÖO2,  726—37.  —  1020)  philol.  1907,  161—201.  — 
1021;  The  Antiquary  24—28  (nach  BiblG  1894,  210).  —  1022)  Cretan 
Pictographs  and  Praephoenician  Script.  London  1895.  —  1023)  Scripta  Minoa. 
Bd.  I.  Oxford  1909.  302  S.,  13  Taf.  —  1024,  AmJArch.  XI,  1896,  525—611; 
Ser.  2,  I,  1897,  159—312,  Taf.  IX— XII;  H,  1898,  71  —  04;  V,  1901,  259 
bis  327,  371  —  451,  Taf.  VI— XIV;  VI,   1902,   101  —  65. 


43G        E.  Obcrhnmmer,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Die  amerikanisclien  Ausgrabungen,  unter  Leitung  von  F.  Halbherr,  er- 
streckten sich  auf  verschiedene  Städte,  besonders  Gortyn,  Lyttos,  Lato,  die  prä- 
historische Grotte  von  Miamü,  Praisox,  Phaütas  (PI.  in  V,  424);  topographiscj^ 
wichtig  besonders  der  letzte  Bericht  über  Gortyn  (AmJ  VI,  mit  K.  u.  PL). 
Über  Gournia  s,  u. 

Über  die  für  die  Geseliichte  menschlicher  Niedeiiassungeii  be- 
deutungsvollen kretischen  Paläste  und  ihre  Stellung  im  ägäischen 
Kulturkreis  handeln  D.  Mackenzieioss)^  ferner  F.  Noacki026)^ 
dieser  auch  in  der  Schrift ^"^t)  »Ovalhaus  und  Palast  in  Kretas, 
dann  W.  Dörpfeldi028)  und  besonders  A.  Mosso^^^g)  in  dem  i-eich 
illustrierten  Werk  :>The  Palaces  of  Crete  and  tlieir  Builders«.  In 
weiterem  Sinne  wurden  die  Ausgrabungen  in  Kreta  und  ihre  Be- 
deutung für  die  älteste  Mittelmeerkidtur  dargestellt  von  R.  M. 
Burrowsioso),  M.  J.  Lagrange lo^i)  (gute  111.),  D.  Fimmeni«32) 
(sehr  tüchtige  Arbeit),  A.  Mossoioss)  (gute  III.),  R.  Dussaud  1034) 
(betrifft  auch  die  Kykladen,  Troia,  Mykonai  und  C^'pern).  Ein 
schönes  Tafel  werk  hat  G.  Maraghiannisi^ss)  herausgegeben  (kurzer 
Text  von  L.  Pernier  u.  G.  Karo). 

Dikie.     D.  G.  Hogarth,  The  Dictaean  Cavei03G)_ 

Dragmos  s.  Palaiokastro. 

Gournia,  heutige  Bezeichnung  für  eine  vortrefflich  erhaltene  inykenisohe 
8tadt  ohne  spätere  Siedlungen,  an  der  Südseite  des  Golfs  von  Merabelo,  süd- 
westlich von  Kavousi,  ausgegraben  und  glänzend  veröffentlicht  von  Harriet 
Boyd  Hawesio")  (Ansicht  und  PI.  1:400).  Kiepeirt  (Formae  XII)  setzt  in 
diese  Gegend  den  Namen  Minoa  (Bursian  II,  574). 

Kavousi  (s.  o.).     Harriet  A.  Boyd,  Excavations  et  Kavousi 'ö^^). 

Knosos.  Hier  ist  die  Hauptstätte  der  Ausgrabungen  von  A.  J.  Evans '039)_ 
Der  in  1  :  3000  aufgenommene  Plan  ist  in  mehreren  der  allgemeinen  Werke 
(s.  o.)  wiedei-holt.  Über  die  prähistorischen  Gräber  hat  Evans  "''"'^  an  anderer 
Stelle  berichtet.    Über  Knosos  handeln  ferner  P.Wolters  'o*')  und  K.  Tittel  ^^*\ 

Lappa.  G.J.KaIa'isakes,77fO("  Tijg  fv  Kq/jt})  Adrrmt:  >/  \4()yvoo.-TÖÄeo}g^^*-"). 

Lato.  J.  Demarque,  Les  ruines  de  Goulas,  l'ancicnnc  ville  de  Lato'"^-').  — 
Derselbe,  Fouilles  a  Lato'""). 

J025)  AnnBritSchAth.  XI.  1904/05,  181  —  223,  Taf.  V— VII.  —  >"'-'«)  Ho- 
merische Paläste.     Leipzig  1903.     104  S.,  2  Taf.  —  i027,  Leipzig  1908.     70  S., 

1  Taf.  —  J«28)  Kretische^  Paläste.  AthenM  1907,  570—603.  —  i"29)  London 
1907.  348  S.  —  1030)  The  Discoveries  in  (Yete.  London  1907.  244  S., 
4  Taf.  —  1031)  La  Cretc  ancienne.  Paris  1908.  15(5  S.,  7  Taf.  (S.-A.  Rev. 
Hibl.  1907).  —  '032)  ;^eit  und  Dauer  dei-  kretiseh-mykenischen  Kultur.  Leipzig 
1909.  104  S.  —  1033)  La  Preistoria  I.  Escursioni  nel  Jlediterraneo  e  gli 
scavi  di  Creta.  N.  Aufl.  Mailand  1910.  355  S.  —  i034)  Les  civilisations 
prehelluni(iucs.  Paris  1910.  314  S.,  2  Taf.  (K.  des  Mittelmeers  in  mykenischer 
Zeit).  —  1035)  Antiquites  Cretoises.  Bd.  I  (Wien  1908)  u.  II  (Candia  1911), 
je  50  Taf.  in  Lichtdruck.  —  1036)  AnnBritSchAth.  VI,  1899/1900,  44—116, 
Taf.  VIII  (PI.)  — XL  —  1037)  Gournia.  Philadelphia  1909.  60  8.,  25  Tnf. 
Vorbericht  in  Un.  of  Pennsvlv. ,  Transact.  Dep.  Arch.  I,  1904,  44  S.  — 
103«)  AmJArch.  Ser.  2,  V,  1901,  125  —  57,  Taf.  I— V.  —  103!>)  AnnBritSchAth. 
VI,  1899/1900  bis  XI,  1904/05.  Auch  in  S.-A.  The  Pidacc  of  Knossos.  Ixindon 
1900.  —  1040)  Archaeologia  LIX  1902,  351—562.  —  lo^i)  ArchAnz.  1900, 
141  —  51,  mit  111.  —    1012)  Der  Palast  zu  Knosos.     NJbKlAlt.  1903,  385—409, 

2  Taf.  —  10"")  naQr(wa<k  XV,  1893,  615—21.  io<^)  BCorrHcll.  1901, 
282—307,  Taf.  XXf.   —    i"''*)  Ebenda    1903,   206—19. 


Kuro[>ii.  437 

Lyttos.     E.  Kopascs,  7/  anyala   .ti'rrrJc  ""•'';. 

Minoa  s.  Gournia. 

MochloH,  kleine  Küstoninsel  der  Nordseite,  östlich  von  Psyra  (s.  u.),  au- 
scheinoud  identisch  mit  dem  auf  Spratts  Seekarte  und  hei  Kiepert  11.  Nikolaos 
genannten  Inselcheu,   Ausgrahungen  von  R.  B.  Seagcr '"^•'j. 

Palaiokustro  an  der  Ostküste  südlich  von  Itanos,  auf  Kieperts  Karte  /*.  K., 
in  Formae  XII  hypothetisch  Draymos  genannt  (s.  RE  V,  1645j,  Ausgrabungen 
von  R.  C.  Kosau«iuet,   Dawkins,  D.  Mackenzie  u.  a.'**-*^). 

Petras  s.  Sitia. 

PhaiMos  (vgl.  o.  S.  435 f).  F.  Ilalbherr.  Rapporto  sugli  seavi  eseguiti  ad 
Haghia  Triada  ed  a  Festo 'o^^").     L.  Pernier  in   i"^''). 

Praims.  R.  S.  Conway,  The  prehellenic  inscriptions  of  Praesos  i048j.  — 
R.  C.  Bosanquet,  Excavations  at  Praesosio*^). 

Psyra,  Insel  im  Golf  von  Merabelo.  R.  B.  Seager,  Excavations  on  the 
Island  of  Pseira  1050) 

Sitia.  L.  Chalikiopoulos  s.  o.  S.  433.  Neben  dem  Hafen  der  Ort 
Petras,  wo  Ausgrabungen  von   R.  C.  Bosanquet '"*•). 

Zakro  (Ostküste,  bei  Kiepert  Zakry),  Ausgrabungen  von  D.  G.  Hogarth '"52), 

Unbestimmt.  L.  Mariani,  Di  uu'  antica  citta  scoperta  in  Greta '"»^  (west- 
lich von  Kandia). 

Auch  Über  die  späteren  Perioden  von  Kreta  liegen  Arbeiten 
vor,  welche  für  die  historische  Geographie  zu  beachten  sind,  so 
ein  griechisches  Werk  über  die  Geschichte  Kretas  » Von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zum  Aufstand  von  1866«  von  Pan.  K.  Kriares^osi) 
{Kqiu^}];),  das  aber  die  ganze  ältere  Zeit  nur  sehr  kurz  behandelt 
und  sich  hauptsächlich  mit  dem  erwähnten  Aufstand  beschäftigt. 
Für  die  ältere  christliche  Zeit  auf  Kreta  hat  F.  Halb  he  rr  in  dem 
ersten  der  o.  Anm.  1024  genannten  Berichte  wertvolles  Material 
beigebracht.  Mit  der  Zeit  der  venexianischcii  Herrschaft  beschäftigen 
sich  H.  Noirefioss)^  »Documents  inedits  pour  sorvir  a  riiistoh-e 
de  la  domination  venitienne  en  Crete  de  1380  a.  1485«,  mit  einer 
freilich  lückenhaften  Karte  der  Insel  in  venezianischer  Zeit;  E.  Ger- 
land ^056)^  Kreta  als  venezianische  Kolonie  (1204 — 1669);  derselbe, 
Histoire  de  la  noblesse  cretoise  au  moyen  age^''^'^);  J.  Je  ger- 
lehn er  loös)^  Der  Aufstand  der  kandiotischen  Ritterschaft  gegen 
das  Mutterland  Venedig  1363 — -65:  derselbe  ioö9),  Beiträge  zur 
Verwaltungsgeschichte  Kandias  im  14.  Jahrhundert;  G.  Gerola, 
Monumenti  veneti  nell'  isola  di  Greta  ^o^o) 


10*5)  'EXL  <Pil.  Iclloyo;,  IlacmoT.  XXIV— XXVI,  1S96,  119—22.  — 
lo-ie)  AmJAreh.  1909,  273—303,  Taf~  VI —VIII.  —  '"^^  AnnBritSchAth.  VIII, 
1901/02  bis  XII,  1905/06.  —  i"*^")  MemRIstLomb.,  CI.  Lett.,  XXI,  1905, 
235—54,  12  Taf.  —  lo*^'')  MonAntLincei  XIV  (nach  Meyer  5^  516).  — 
10*8)  AnnBritSchAth.  VIII,  1901/02,  125—56.  —  loi^)  Ebenda  231—81, 
Taf.  VII(PI.)— XIV.  —  1050)  Philadelphia  1910.  38  S.,  9  Taf.  —  lOäi)  Ann. 
BritSehAth.  VIII,  1901/02,  282—85.  —  i«")  Ebenda  VII,  1900/01,  121—55, 
PI.  u.  III.  —  1053)  s.-A.  RendAccLincei  1894,  9  S.  mit  PI.  —  1054)  'loiogia 
rrjg  Kq/it>]^.  'Er  Xarloi?  (Chanea)  1902.  »/'  798  S.  —  1055)  Paiis  1892. 
601  S."  (BiblEcFr.  61).  Vgl.  BvzZ  II,  328 ff.  (Ortsnamen  Ij;  u.  GZ  III,  379  A. 
(Karte!).  —  1056)  HistJb.  1899,  1—24.  —  1057)  RevOrLatin  X,  1903/04, 
172—247.  BvzZ  XVI,  705.  —  105«)  BvzZ  XII,  1903,  78  —  125.  —  i059)  Ebenda 
XIII,  1904,  435—79.  —  '060)  o  Bde."  Venedig  1905—08.  676  S.,  20  Taf. 
391   S..   17  Taf. 


\ 


438        E.  Oberhumincr.  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  unliken  Welt. 

»Der  erste  Band  bringt  die  Fortifikationon,  darunter  auch  die  leider  spär- 
lichen Reste  byzantinischer  Akropolen,  der  zweite  Band  die  Kirchen«  (ByzZ 
XVII,  635  f.). 

Eine  liand schriftliche  Karte  von  Kreta  (nebst  einem  solchen  Plan 
von  Konstantinopel)  aus  dem  15.  Jahrhundert  veröffentlichte  Has- 
luck,  s.  0.  Anm.  903;  ein  großes  Erdbeben  auf  der  Insel  im  Jahre 
1629  schildert  Sp.  de  Biazesioei).  y^^xY  Volkskunde  verzeichne 
ich,  abgesehen  von  dem,  was  in  allgemeinen  Schilderungen  und 
Reisewerken  enthalten  ist,  eine  Sammlung  kretischer  Sprichwörter 
von  G.  J.  Kala'] sakes ^062^^  (jie  Schriften  über  den  Dialekt  von 
A.  N.  Skiäsi"63)  „n(i  über  die  Statistik  (nach  der  Zählung  1881) 
von  N.  Staurakesi064)^  über  das  A^erhcältnis  der  Christen  und 
Mohammedaner  von  E.  Ardaillon^oes), 

Die  Ergebnisse  der  Volkszählung  von  1900  findet  man  in  PM  Erg.-H.  163, 
117;  von  1911  im  Hofkalender  1912  und  in  Statesman's  Year-book«,  wo  auch 
noch  weitere  Literatur  über  die  neueste  Geschichte  Kretas  angeführt  ist, 

Inseln  des  Peloponnes.  Unter  diesem  Namen  fasse  ich  die  dem 
Peloponnes  vom  Saronischen  Golf  bis,  zum  Eingang  des  Ionischen 
Meeres  vorgelagerten  Inseln  zusammen,  da  sie  sich  keiner  der 
übrigen  Gruppen  anschließen.  Sie  bilden  geographisch  keine  Ein- 
heit und  sind  daher,  außer  in  aUgemeinen  Werken  über  Griechen- 
land, auch  nirgends  zusammen  behandelt. 

Aegina.  Die  Hauptliteratur  über  die  Insel  ist  älteren  Datums  und  von 
G.  Hirschfeld  in  RE  I,  964 — 68  verwertet.  Daß  Aegina  auf  der  Übersichts- 
karte von  Attika  1:100000  mit  dargestellt  ist,  wurde  bereits  o.  S.  414  hervor- 
gehoben. Eine  Spezialkarte  in  1  :  24500  mit  eigenen  Verbesserungen  der  mimgel- 
haften  Grundlage  hat  E.  Lampadarios'oee^  herausgegeben.  »Epigraphisches 
aus  Aegina«  veröffentlichte  M.  FränkeP<"5^.  Von  großer  Bedeutung  waren 
die  von  A.  Furtwängler,  H.  Thiersch,  P.  Herrmann  u.  a.  1901 — 05 
ausgeführten  Ausgrabungen. 

Die  Ausgrabungen  galten  zunächst  dem  in  der  Nordostecke  der  Insel  in 
190  m  frei  gelegenen  Tempe],  der  zu  den  besterhaltenen  und  landschaftlich 
hervorragendsten  Ruinen  Griechenlands  gehört.  Dort  hatte  Cock ereil  1811  die 
berühmten  Gicbelgruppen  gefunden,  welche  von  König  Ludwig  I.  für  die 
Münchener  Glyptothek  erworben  wurden.  Im  Auftrag  seines  Sohnes  Prinz- 
regent Luitpold  unternahm  Furtwängler  eine  neue  Untersuchung  der  Stelle, 
welche  gleich  zu  Anfang  das  wichtige  Ergebnis  hatte,  daß  der  zuerst  dem  Zeus 
Panhellenios,  dann  der  Athena  zugeschriebene  Tempel  einer  sonst  wenig  be- 
kannten Göttin  Apliaia  zugehörte,  »deren  Wesen  und  Kultus  ganz  in  der 
mykcnischen  Epoche  wurzeln«.  Siehe  Furtwängler,  Vorläufiger  Bericht  usw.  i*"'^). 
Die  weiteren  Forschungen  erstreckten  sich  auf  den  Tempel  der  Aphrodite,  bei 
der  heutigen  Stadt  Ägina,  der  sich  mitten  in  einem  Trümmerhaufen  von  Häusern 
der  mykenischen  Periode  erhebt,  sowie  auf  das  Heiligtum  des  Zeus  Panhellenios 
am  Nordabhang  des  532  m  hohen  Oron,  des  höchsten  Punktes  der  Insel,  wo  ein 


1061)  naQvaoOik  XVI,  1893,  218—21.  —  »»62)  Ebenda  479f.,  559f., 
635—38,  877—80.  —  '"6»)  IJegl  r/)?  Kntjtty.fjg  dca/Jxrov.  Athen  1891.  — 
1064)  2^raTtaTtxti  ror  iih^dvonov  rfji  Kor'iTtj^.  Athen  1890.  Dazu  GZ  III, 
372 f.  —  10")  AnnG  1897,  255  ff.,  Taf.VlII.  —  '"«6)  To.-ioyQUffixu^'  yäoiijc: 
Tt/c:  vtjoov  Aiyirt]c.  Athen  1904.  Ref.  PM  1907,  LB  709.  Auch  englisch, 
s.  BiblG  1904,  298.  —  »o«^)  AbhAkBerlin  1897.  37  S.  —  'O«»)  Sitzb. 
AkMümhen,  j.hil.  Kl.,    1901,  363  —  89. 


Kiiroi)!!.  439 

Kultplatz  der  iirolithiar/ien  Periode  aufgedeckt  wurde.  Die  Gesamtergebnisse 
veröffentlichte  Furtwängler 'O^^)  in  Verbindung  mit  E.  K.  Fiechtner  u. 
H.  Thiersch  unter  dem  Titel  >Aegina,  das  Heiligtum  der  Aphaia«.  Die  bei- 
gegebene Karte  der  Insel  ist  von  Thiersch  nach  den  früheren  Karten  ver- 
vollständigt und  neu  gezeichnet  in  1  :  3(3 800.  Außerdem  gab  Furtwängler '"^'') 
noch  eine  hübsche  Zusammenfassung  für  weitere  Kreise. 

Kdlaureüi.  S.Wide  u.  L.  Kjellberg,  Ausgrabungen  auf  Kalaureia  i"^') 
(Heiligtum  des  Poseidon). 

fCi/thera  (Cerigo).  Die  Monographie  von  R.  Leon  ha  rd '072)  j^t  den  Geo- 
graphen hinlänglich  bekannt;  Karte  1:100000.  Sie  erstreckt  sich  auch  auf 
die  zwischen  Kythera  und  Kreta  gelegene  kleine  Insel  Antikythera,  bei  den 
Schiffern  Cerigotto  genannt,  welche  dem  alten  Aigila  entspricht  (Kiepert  nennt 
sie  nach  Steph.  Byz.  Ogylos).  Die  Publikation  von  J.  N.  Svoronos 'O^^,  »Die 
Funde  von  Antikythera«,  bezieht  sich  nicht  auf  die  Insel  selbst,  sondern  auf 
den  merkwürdigen  Fund  einer  ganzen  Schiffsladung  antiker  Skulpturen  von 
bedeutendem  Kunstwert,  welche  1900  durch  Schwamm fischer  bei  dem  Vorgebirge 
Glyphadia,  unweit  des  Hafens  Potamos,  35  Ellen  unter  dem  Meeresspiegel  ent- 
deckt wurden.  Die  sonstige  spärliche  Literatur  über  beide  In.seln  findet  man 
bei  Leonhard  verzeichnet. 

Inseln  des  Ionischen  Meeres.  Solange  die  »Ionischen  Inseln« 
ein  politisches  Gemeinwesen  waren  und  noch  geraume  Zeit  darüber 
hinaus,  war  es  üblich,  dieselben  in  Reisewerken  und  sonstigen  all- 
gemeinen Schilderungen  als  eine  Einheit  zusammenzufassen,  die 
nicht  sowohl  geographisch  als  historisch  durch  die  Tatsache  be- 
gründet war,  daß  diese  Inseln  einschheßlich  Kytheras  den  letzten 
Rest  venezianischer  Herrschaft  gegenüber  dem  der  Pforte  unter- 
worfenen Festland  samt  dem  Archipel  darstellten  und  bis  zum  Jahre 
1863  einen  Freistaat  unter  britischem  Schutze  bildeten.  Heute 
erscheint  eine  solche  Zusammenfassung  nur  mehr  für  historische 
Arbeiten  berechtigt,  wie  sie  E.  Rodocanachii074)^  Bonaparte  et 
les  lies  ioniemies;  derselbe  ^'^'^s),  Les  iles  ioniennes  sous  la  domi- 
nation  russe  et  sous  la  domination  francaise;  W.  Miller i'^'ß),  The 
lonian  Islands  under  Venetian  Rule,  geliefert  haben.  Die  sonstige 
Literatur  über  diese  Inseln  ist  bis  1891  mit  möglichster  Vollständig- 
keit von  E.  Oberhuramer^o'^^)^  »Bericht  über  Geographie  von 
Griechenland,  IL  Die  westgriechischen  Inseln«,  zusammengestellt 
und  besprochen,  wobei  auch  schon  die  jedem  Geographen  imd 
Archäologen  bekannten  mustergültigen  Monographien  von  J.  Partsch 
gewürdigt  werden  konnten.  Was  seither  darüber  erschienen  ist, 
soll  bei  den  einzelnen  Inseln  angeführt  werden.  Doch  muß  schon 
au  dieser  Stelle  die  vielerörterte  Yerschiebung  der  Benennungen 
durch  W,  Dörpfeld  berührt  werden,  da  sie  eben  mehrere  Inseln 
betrifft.  Es  wiu-de  bereits  GJb.  1905,  135  f.  imd  in  diesem  Bericht 
S.  333  auf  die  wichtigsten  Schriften,  soweit  sie  bis  dahin  vorlagen. 


1069)  2  Bde.  München  1906.  504  S.,  130  Taf.,  1  K.,  G  Beil.  — 
1070)  Die  Ägineten.  München  1906.  58  S.,  14  Taf.  —  lO'i)  AthenM  1895, 
267—326,  Taf.  VII— X.  —  10'2)  Die  Insel  Kythera.  PM  Erg.-H.  135,  1899.  — 
1073)  Athen  1903.  86  S.,  XX  Taf.  —  1074)  Paris  1899.  —  1075)  EevHistDipl. 
XII,  1898,  481—526.  —  1076)  EnglishHistEev.  XVIIl,  1903,  209—39.  — 
>"")  JBerForlschrKlAlt.  LXIX,   1891,  251—86. 


440        E.  Obcrbummer,  Länder-   uud  Volkerkunde  der  üstlicben  aiitikeu  Welt. 

hingewiesen,    so    daß    hier    nur    zur   Orientierung   die   Aufstellung 
Dörpfelds  wiederholt  zu  werden  braucht: 

Homers  Ithaka  -—  Leukiis,  Same  =  Ithaka,  Duliehion  =  Kephallenia. 
Ich  habe  dem  o.  S.  333  Gesagten  bezüglich  der  allgeineiuen  Stellungnahme  zu 
der  schwierigen  Frage  vorläufig  nur  wenig  hinzuzufügen;  die  wohl  bald  zu 
erwartende  größere  Publikation  über  Leukas  wird  ein  endgültiges  Urteil  er- 
leiehteru,  das  trotz  der  suggestiven  Überzeugnug,  mit  der  Dörpfeld  in  Wort 
imd  Schrift  seine  Theorie  zu  verteidigen  weiß,  bei  nüchterner  Kritik  noch  vor- 
sichtig zurückhalten  muß,  ehe  es  eineu  Beweis  für  geschlossen  anerkennen  kann. 
Ich  gestehe,  daß  die  Schwierigkeiten,  welche  die  bekannte  Stelle  i  21  ff.  für 
die  Lage  der  einzelnen  Inseln  bietet,  durch  Dörpfelds  Erklärung  am  besten 
gelöst  werden,  obwohl  die  Deutung  von  yOuiiah'i  als  »nahe  am  Festland«  auch 
mir  gezwungen  erscheint.  Die  vielen  anstößige  Verschiebung  der  Namen, 
speziell  Ithakas  von  Leukas  auf  die  später  so  genannte  Insel,  hat  dagegen  ihr 
Analogon  in  zahlreichen  historisch  bezeugten  Namenverschiebungen ;  man  denke 
nur  an  Calabria,  das  seit  dem  Altertum  von  der  südöstlichen  auf  die  südwest- 
liche HiJbinsel  gewandert  ist,  an  Korone  in  Messenien,  das  auf  das  alte  Asine 
übergegangen  ist,  an  Lauuvnon,  das  als  »Civita  Lavinia«  den  Namen  von 
Larinium  übernommen  hat  (Nissen,  Italien  II,  rj92f.)  u.  v.  a.  Ich  möchte 
zugunsten  der  Namenversehiebung  noch  anführen,  daß  Leitkos  neben  Kephallenia, 
das  Homer  als  Inselname  auch  noch  nicht  kennt,  der  einzige  Name  unter  den 
Ionischen  Inseln  ist,  der  entschieden  griechisch  uud  deutlich  jüngeren  Ursprungs 
ist.  Ursprünglich  haftete  derselbe  an  den  weißen  Felsen  des  Vorgebirges 
Leukatas  und  wurde  wohl  erst  im  7.  Jahrhundert  auf  die  korinthische  Pflanz- 
stadt und  dann  auf  die  ganze  Insel  übertragen.  Ker/:i/ra  (illyrisch,  s.  f'orcyra 
nigra),  Itkake  und  Zakynthos  (s.  über  die  Namen  auf  -nthos  jetzt  Meyer,  §  506) 
sind  aus  dem  Griechischen  nicht  zu  erklären  und  vorgriechischeu  Ursprungs. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  einzelnen  Inseln,  wobei  natürlich 
die  in  historischer  Zeit  üblichen  Namen  ihre  Geltung  behalten. 

Ithaka.  E.  Seilliere,  Une  exeursion  a  Ith.aque '""^j.  —  E.  Heisch, 
Ithiüia^'''^^)  (tritt,  wie  Partsch,  für  die  Realität  der  homerischen  Schilderung  ein).  — 
N.  Pavlatos,  'H  ähj&ij;  'I&äxij  zov  'O/n}oor'0"9 ").  —  Derselbe,  7/  .-rarok  toi' 
'O^wöösws '"''''"')  (lokalpatriotischer  Protest  gegen  Dörpfeld).  —  Ähnlich  J.  Thomo- 
poulos 'O''^'').  —  H.Michael,  Das  homerische  und  das  heutige  Ithaka  i'^^") 
(gegen  Dörpfeld).  —  Dei-selbe,  Die  Heimat  des  Odysseusio^f*")  (ebenso).  —  H.  Dra- 
heim,  Die  Ilhakafrage'osi).  _  E.  van  HiUe,  Op  en  om  Ithakaiosa,,  _  "w.  Voll- 
graff,  Fouilles  d'Ithaque  iö82')_  —  w.  v.  Marees,  Die  Ithakalegende  auf 
Thiaki  i'^83)_  —  j)je  bedeutendste  neuere  Publikation  über  Ithaka  sind  die  beiden 
von  Erzherzog  Ludwig  Salvator  herausgegebenen  Prachtbände  »Sommertage 
auf  Ithaka«'"*^)  (nur  Illustrationen  nach  Zeichnungen  des  Verfassers  mit  kurzen 
Erläuterungen)  und  Wintertage  auf  Ithaka« '"^'Sj^  eine  Schilderung  der  Insel  und 
ihrer  Hevölkeruug  in  landschaftlicher,  statistischer  und  volkskundlicher  Beziehung, 
mit  einer  nach  der  englischen  Seekarte  vergrößerten  und  ergänzten  farbigen  Karte 
1:46  570    und    einer  Bibliographie,    welche    noch    manche  hier  uud  in  meinem 


1078)  Paris  1892.  72  S.  mit  111.  PM  1893,  LB  161.  —  "»79)  Scrta 
Harteliana  1896,  145-59.  —  »o^9°)  Patnus  1901.  16  S.  2.  AufL  Athen 
1902.  30  S.  —  10"'J')  Athen  1906.  360  S.  —  »«"O  'H  Oihjqixi)  'Ii^üx,/. 
Athen  1908.  —  loso)  Progr.  .lauer  1902.  28  S.,  1  K.  Ref.  PM  1903,  LB 
619  (VV.  Rüge).  —  '"SO«)  Ebenda  1905.  32  S.  Ref.  P.M  1907,  LB  710.  — 
1081)  progr.  Beriin  1903.  4  S.  Drahcim  hatte  bereits  in  WschrKlPhil.  1894. 
63  dieselbe  Vermutung  geäußert  wie  Dörpfeld.  -  '"*-l  De  Gids  LXII.  Amster- 
dam 1002,  275—303,  mit  K.  —  ^o»2-)  BCorrllell.  1905,  145—68.  — 
1083)  NJbKlAlt.  1906,  I,  233—45.  mit  K.  —  '084)  prag  1903.  102  Taf.  — 
1085)  Prag  1905.     318  S.,   14  Taf.,    1    K. 


Europa.  441 

früheren  Bericht  (s.  o.)  niclit  verzeichnete,  besonders  auch  griechische  Schriften 
enthält.     Weiteres  s.  u.  bei  Leiikas. 

Krp/ialloiia.  N.  G.  Mantzabinos,  ' Avajuvt'/oEig  Ksqpa?.Xr)vtag  ^^^^).  — 
E.  A.  Tsitseles,  ^'Käi/tu  tv  Kf-fpu/.bjvi'a^'^^'^.  —  Derselbe,  Tlooh'pptin;  y.al 
<)Fia()ainovi(a  fr  Kff/aV.ijri'n^^^^).  —  .T.  Partseh  flJuoTi),  Ktffol/.rp'ia  xai 
'Ißay.)]^^^^)  (griechische Übersetzung  von  PM  Erg.-ll.98  von  L.G.Papandreou). — 
A.  Skiutzopoulos,  Ol  üa?.aaa()fiv?.ni  ' AoyooToh'ov  ^^^^j.  —  P.  Wolters, 
Mykenische  Gräber  in  Kephallenia 'o^').  —  A.  Issel,  La  rupe  oscillante  e  le 
voragini  di  Cefalonia '092,  —  E.  A.  Tsitseles,  KecpalXrjiay.u  2'v/ii/.iiy.Ta^°^^) 
(Volkskunde  usw.). 

Kcrl:;/ra.  Auch  hier  liegt  eine  griechische  Übersetzung  der  bekannten 
Monographie  von  J.  Partsch  durch  P.  Begia  vor"'ä4)_  £>(.„  bedeutendsten 
Beitrag  zur  physischen  Geographie  verdankt  man  seither  C.  de  Stefani:  Obser- 
vations  geoloiriques  sur  l'ile  de  Corfou 'O^^^),  worüber  .1.  Partsch '^^ß)  ausführ- 
lich berichtet  hat.  Allgemeine  Schilderungen  geben  H.  Zimmerer,  Wande- 
rungen auf  Korfui097).  x.  de  Claparede,  Corfou  et  les  Corfiotes '"^Sj.  Zur 
Toiiographie  des  alten  Kerkyra  hat  Bernh.  Schmidt  (s.  mein  Bericht  in 
Anm.  1077)  noch  wiederholt  das  Wort  ergriffen  i^Säj^  Archäologische  Funde 
(Terrakotten)  beschreibt  IL  Lechat"00).  Ganz  neuerdings  (1S»11)  sind  südlich 
von  der  Hauptstadt  bei  dem  Vorort  Kastrades  unter  Leitung  von  W.  Dörpfelil 
die  Reste  eines  Tempels  des  Poseidon  (6.  Jahrhundert)  und  weiterhin  (1912) 
in  der  Gegend  des  alten  Marktes  Reste  eines  altgriechischen  Hauses  (bei 
II.  Euphemia  unweit  Monrepos)  bloßgelegt  worden,  worüber  mir  bis  jetzt  nur 
Mitteilungen  in  der  Tagespresse  vorliegen.  Zur  Geschichte  von  Kerkyra  ist 
zu  vermerken  ein  Aufsatz  von  H.  Lutz""!)  y^jj  gJQ  Abriß  von  A.  M.  Hidro- 
menos''02^  ^yqu  (jpu  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart),  eine  Studie  von  N. 
Gerakares  ""Sj  ^ber  die  Zeit  von  1204  bis  138G,  ein  Beitrag  von  K.  Jirecek"0-') 
(Urkunde  von  1238 — 40)  und  einige  Arbeiten  zur  Geschichte  der  Juden  in 
Kerkyra  von  J.  A.  Romanos,  'H  'Eßoal'y.ij  yoivöztjg  ifj^  Ksoxvoag^^^^),  und 
1).  Kaufmann,  Contributions  a  l'histoire  des  Juifs  a  Corfou '^o^  sowie  über 
die  Italiener  in   Kerkyra  von   B.  Berio,   Corfu  e  la  eolonia  italiana 'i"'). 

Lcuhas.  Nachdem  bereits  C.  de  Stefani 'i"*)  in  seinen  »Cenni  geologici 
sull'  isola  di  Leucade«  einen  wertvollen  neuen  Beitrag  zur  physischen  Geographie 
der  Insel  gegeben  und  A.  Philippson  i'09j  einige  Bemerkungen  hierzu  ver- 
öffentlicht hatte,  hat  die  Theorie  Dörpfelds  (s.  o.  S.  439f.)  das  Augenmerk  auf 
die  früher  sehr  vernachlässigte  Insel  gelenkt  und  vor  allem  eine  neue  topo- 
graphische Aufnahme  im  Auftrag  S.  M.  des  Deutschen  Kaisers  durch  einen 
deutschen  Offizier,  W.  v.  Mareesi"0),  gezeitigt.  Die  Aufnahmen  umfassen 
eine  Karte  der  ganzen  Insel  mit  den  Nebeninseln  1  :  100000,  eine  Karte  des 
Sundes    zwischen  Leukas    und  Akarnanieu    in    1:25  000    und  mehrere  Sj^ezial- 


losG)  Jlaotaoa'k  XIV,  1891,  329—47.  —  '"s?)  Ebenda  XV,  1892,  280 
bis  297.  —  1Ö88)  Eljenda  XVII,  1894.  429—33.  —  1089)  Athen  1892.  276  S. 
mit  K.  —  1090^  Athen  1893.  40  S.  PM  1894,  LB  372.  —  'osi)  AthenM 
1894,  486—90.  —  '092^  MemSGItal.  V,  1895,  149—04.  Ref.  PM  1896, 
LB  700.  —  1093)  Bd.  I.  Athen  1904.  939  S.  ByzZ  XVI,  374,  705.  — 
'00*)  ndorg,  'H  rrjoog  Ksoy.von.  Korfu  1892.  299  S.  PM  1S94.  LB  368.  — 
'095)  BSGeolFr.  Ser.  3,  XXlf,  1894,  445—64.  —  '096)  pm  1896.  262— 64.  — 
1097)  FestschrGGesM uneben  1894,  156—80.  —  109«)  Genf  1900.  177  S.  PM 
1902.  LB  658.  —  lo»»)  JbPhilol.  CXLV.  1892,  313—20.  RheinMus.  1898, 
477—81.  —   1100)  BCorrHelL   1891,  1  —  112.  —  noi)  Philol.  1897,  71—77.  — 

1102)  Zvvo.-myij  lozooia  r^g  Ksoy.voag.     Korfu  1895.     133  S.     BvzZ  V,  233.  — 

1103)  Ksoy.voaiy.al  Ze/udsg.  Korfu  1906.  ry  94  S.  —  no^)  ByzZ  I.  1892, 
336f.  —  ii"05)  'Earia  I,  1891,  Nr.  24f.  ByzZ  I,  180.  —  no«)  RevEtJuiv. 
XXXIV,  1897,  32—34.  —  hot)  BMinAffEst.  II,  1892,  251—344.  —  iio8)Cos- 
mos  Xir,  1896,  97  —  108,  Taf.  IV.  —  ii09)  PM  1902,  109f.  —  mo)  Karten 
von  Leukas.     Berlin  1907.     40  S.  Text,   0  K. 

Geosr.  Jahrbuch  XXXIV.  29 


442        E.  Oberhummer,  Länder-   imd  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

karten  im  gleichen  Maßstab  (Ebene  von  Nidri  mit  Bucht  von  Vlicho,  Kechropula 
[Xei-Ikos  CO  377],  Halbinsel  Leukatas,  Syvotabucht  und  Insel  Arkudi,  letztere 
pach  Dörpfeld  das  homerische  .l«ic/-w),  endlich  eine  »Übersichtskarte  zur  Odyssee« 
(im  Sinne  Dörpfelds).  Der  Text  enthält  neben  dem  technischen  Bericht  über 
Aufnahmen  auch  selbständige  Untersuchungen  über  die  httiebiatiir  von  Leukas. 
Letztere  sind  hauptsächlich  Gegenstand  des  o.  Anm.  34  genannten  Referats  von 
J.  Part  seh,  das  sich  zu  einer  orientierenden  Ubei-sieht  über  die  ganze  Frage 
mit  vollständiger  Berücksichtigung  der  bis  dahin  vorliegenden  Literatur  gestaltet 
hat.  Als  wesentliches  Ergebnis  ist  daraus  hervorzuheben,  daß  Leukas  im  Alter- 
tum in  der  TLiuptsache  die  gleiche  Beziehung  zum  Festland  hatte  wie  heute. 
Ein  Landzusammeuhang  bei  der  alten  Stadt  Leuk;is,  wie  er  nach  bestimmt 
lautenden  Zeugnissen  (Pol.  Strab.  Plin.)  von  Oberhummer,  Akarnanien,  und 
noch  von  Partsch,  Leukas,  angenommcu  wurde,  erweist  sich  nach  genauer  ört- 
licher Untersuchung  als  unhaltbar;  dagegen  scheint  die  südlich  davon  bei 
Alexandros  endigende  Nehrung  erst  seit  dem  Altertum  entstanden  zu  sein  und 
die  Durchfahrt  verengert  zu  iiaben.  Die  das  ganze  Lagunengebiet  im  N  ab- 
schließende Nehrung  (Plaka)  ist,  wie  Stefani  gezeigt  hat,  eine  geologisch  zwar 
junge,  aber  doch  weit  über  die  historische  Zeit  zurückreichende  Bildung.  Dort 
sind  die  bei  alten  Schriftstellern  so  oft  erwähnten  Schiffahrtshiudernisse  zu 
suchen.  Ob  der  »Durchstich«  (DioTi/ktoit)  quer  durch  diese  Nehrung  erfolgte, 
wie  von  den  Älteren  ganz  vereinzelt  M.  Leake,  neuerdings  Dörpfeld  mid 
V.  Marees  annehmen,  oder  ob  er  sich  nur  auf  eine  Offenhaltung  der  »Canali 
stretti«  zwischen  dem  Ende  der  Nehrung  und  dem  Festlande  (Partsch  a.  a.  O. 
276  f.)  bezog,  ist  eine  offene  Frage.  Älanches  bleibt  durch  die  ungemein  schwierige 
und  noch  keineswegs  abgeschlossene  Ixikaluntei'suchung  (Bohrungen  usw.)  noch 
zu  klären.  Dazu  gehört  auch  die  von  Ph.  Negris"'')  imgenommene  Hebung 
des  Meeremi)ie<jelK,  für  welche  allerdings,  trotz  der  Einwendungen  von  v.  Marees, 
schwerwiegende  Momente  zu  sprechen  scheinen.  Wenn  Dörpfeld  und  seine 
Anhänger  Gewicht  daratif  legen,  Leukas  schon  für  die  homerische  Zeit  als  Insel 
zu  erweisen,  so  scheint  mir  das  bei  der  zu  allen  Zeiten  bestehenden  Zwitterstelluug 
zum  Festland  ebenso  wie  Partsch  (S.  277)  von  geringem  Belang;  der  »Durch- 
stich« der  Koriuther  änderte  an  diesem  Verhältnis  so  wenig,  daß  er  für  Dörp- 
felds Hypothese  nicht  ausschlaggebend  sein  kann. 

Auf  die  Bücher  von  P.  Goeßler  Qjrächtige  Bilder)  und  G.  Lang  wurde 
bereits  GJb.  1905,  135  hingewiesen.  Ersterer  tritt  ebenso  entschieden  für  wie 
letzterer  gegen  Dörpfeld  ein ;  DulicMon  sucht  Lang,  wie  Oberhummer,  Akar- 
nanien, im  Delta  des  Acheloos,  Leukas  sucht  er  für  die  homerische  Zeit  als 
vollständige  Halbinsel  zu  erweisen.  Daß  anderseits  wieder  Dnik/iiun  von  Voll- 
graff  in  Leukas  selbst  gesucht  wird,  wurde  ebenfalls  o.  Anm.  37  erwähnt. 
Auch  H.  Michael'*'^  hat  in  einer  Anzeige  der  Karten  von  v.  Marees,  »Zur 
Jjeukas-Ithaka-Frage«,  neuerdings  das  Wort  genommen  und  beharrt  natürlich 
auf  seinem  früheren  Standpunkt.  Ferner  haben  C.Robert,  Ithaka'"^),  A. 
Gercke,  Die  Lage  von  Ithakam*),  und  E.  Herkenrath '"^)  gegen  Dörpfeld 
Stellung  genommen,  H.  Rüteri"")  u.  a.  für  ihn.  Letzterer  verzeichnet  auch 
die  neueste  Literatur  in  der  Streitfrage  vollständiger,  als  es  hier  möglich  ist. 

W.  Dörpfeld  selbst  hat  in  »Sechster  Brief  "'^  über  I>€ukas-Ithaka:  Die 
Ergebnisse  der  Ausgrabungen  von  1910«  über  den  Fortgang  der  Ausgrabungen 
berichtet,  die  in  der  Ebene  von  Nidri,  westlich  des  Eingangs  der  Bucht  Vlicho, 
eine  bedeutende  Ansiedlung  aus  mykenischer  Zeit  nachgewiesen  haben.  Hier 
sucht  Dörpfeld  die  ,Stadt  llliulu,  erkennt  in  einer  Gruppe  von    15  Rundgräbern 


»")  S.  GJb.  1905,  150;  u.  Partsch  a.  a.  O.  271  f.  —  "'2)  Glob.  XCV, 
1909,  191—93.  —  '»'3)  Hermes  1909,  632ff.  —  '"•«)  BerlPhilWschr.  1910. 
189  ff.  —  >"•■')  Ebenda  1236  fr.,  12()9ff.  —  m«)  Mit  Dörpfeld  nach  Leukas- 
Ithaka.  Progr.  ILnlber^tadt  191  i.  51  S.  mit  K.  u.  111.  —  "'")  Ende  1911. 
40  S.,  4  Taf.  (nicht  im  Handel).  Die  früheren  Briefe  s.  G.Ib.  1905,  135, 
Anm.  33  c  u.  o.  S.  333,  Anm.  33. 


Kur()|):i.  443 

die  Köüigsgräbcr  und  vermutet  in  einem  kürzlich  aufgedeckten  großen  Bau  das 
Königshaus.  Die  bis  in  die  neolithisciie  Zeit  zurückreichenden  Funde  vereinigt 
jetzt  ein  kleines  Museum.  Eine  abschließende  Heurteilung  derselben  ist  erst 
nach  Erscheinen  des  von  Dörpfeld  in  Aus.sicht  gesicllten  Werkes  »Alt-Itliaka' 
möglich.  Kürzlich  hat  sich  noch  eine  Kontroverse  zwischen  E.  Ilcrkeurath  i"^") 
und  W.  Dörpfeld  "'^')  über  die  J>agc  von  .Vc/vTro.v  entsjmnnen ;  ersterer  hält 
die  von  Dörpfeld  ausgegrabene  Stadt  dafür,  letzterer  sucht  das  alte  Ncrikos 
bei  Palairos,  das  der  klassischen  Zeit  (Thuk.)  an  der  akarnanischcn  Küste. 

Von  sonstiger  Literatur  über  die  Insel  ist  außer  den  von  E.  Preuner  u. 
W.  Kolbc'"*)  veröffentlichten  Inschriften  die  liübsche  Publikation  von  Erz- 
herzog Ludwig  Salvator,  »Anmerkungen  über  Levkas«'"'*),  zu  nennen, 
welche  neben  farbigen  landschaftlichen  Skizzen  nach  Zeichnungen  des  Verfassers 
wertvolles  volkskundliches  und  statistisches  Material  enthält.  In  der  Ithakafrage 
verhält  sich  der  Verfasser  wie  auch  in  dem  Werke  über  Ithaka  (o.  Anni.  1085) 
ablehnend.  Für  den  Namen  Santa  Mavra,  worüber  mein  »Akarnanien«  7, 
A.  3,  284 f.,  bringt  W.  Miller "20)  urkundliche  Belege  aus  den  Jaliren  134.3 
bis  1361  bei. 

Paxoi.  Über  diese  beiden  Inseln  (Paxos  und  Antipaxos)  liegt  außer  dem 
Prachtwerk  von  Erzherzog  Ludwig  Salvator"2i)  jgj^t  eine  gründliche  geo- 
logische und  geographische  Bearbeitung  von  A.  Martelli"22)  jjjjt  Karte 
1  :  75  000  vor. 

Sdson  (Saseno).  Bei  der  außerordentlichen  Seltenheit  von  Nachricliten 
über  diese  kleine,  vor  Kap  Linguetta  gelegene  Insel,  welche  gewöhnlich,  doch 
wie  es  scheint  irrtümlich,  auf  unseren  Karten  (s.  Stielers  Atlas)  zu  Griechenland 
gerechnet  wird,  mag  hier  ein  botanischer  Bericht  von  A.  Baldacci  "-•'j  er- 
wähnt sein. 

Strophades.  Diese  beiden  kleinen  Inseln  im  W  von  Messenien ,  über 
welche  Bursian  (Geogr.  v.  Gr.  II,  383  f.)  das  ältere  Material  (zuletzt  von  Prokesch- 
Osten  1825!)  zusammengestellt  hat,  sind  1898  von  dem  Zoologen  O.  Reiser 
besucht  worden,  dessen  geographische  Beobachtungen  von  A.  PhiIip]>son, 
Beiir.  168f.,  u.  C.  Patsch  ^^4)  verwertet  worden  sind.  Eine  kurze  Notiz  gibt 
auch  H.  Hauttecoeur  1''^).  Eine  ausführliche  Schilderung  verdanken  wir 
Erzherzog  Ludwig  Sal vator i'26)  jq  ^gm  Werke  über  Zante  (s.  u.),  wo  auch 
die  einzige  größere  Karte  der  Inseln  nebst  einer  solchen  des  griechischen  Kapitäns 
Anetti  aus  dem  Jahre  1842,  die  wie  eine  Aufnahme  aus  dem  18.  Jidirhundert 
anmutet,  zu  finden  ist. 

Zakynthos  (Zante).  Über  diese  Insel  haben  wir  außer  der  Monographie 
von  J.  Partsch"27)  ^jjt  der  hübschen  Karte  von  K.  Peucker  1:100000  ein 
prächtiges  Werk  von  Erzherzog  Ludwig  Salvator "28^  Per  »Allgemeine 
Teil«  schildert  hauptsächlich  die  Bevölkerung  und  deren  Kultur,  der  »Spezielle 
Teil«  die  einzelnen  Landschaften  der  Insel.  Reichhaltige  Bibliographie.  Bei- 
gegeben sind,  außer  zahlreichen  Illustrationen,  eine  Karte  der  Iiisel  (Maßstab 
etwas  größer  als  jene  von  Peucker,  welche  nicht  benutzt  worden  zu  sein  scheint) 
und  besonders  wertvolle  Pläne  der  Stadt  1  :  6000,  des  Hafens  1  :  3500,  des 
Kastro  1:1100  nach  unediertem  Material.  Zur  physischen  Geogra])hie  liegen 
außerdem  eine  geologische  Untersuchung  von  A.  IsseP'29)  „nd  mehrere  Arbeiten 


ni^")  AthenM  1911,  207  —  11.  —  "i"')  Ebenda  212—20.  —  i"»)  Ebenda 
1902,  353—71.  Dazu  Partsch  in  PM  1907,  272b.  —  i"")  Prag  1908.  61  S., 
9  Taf.  —  "20)  EnglHistRev.  XVIII,  1903,  513f.  —  "2i)  ßespr.  von  Ober- 
hummer (Anm.  1077,  S.  2G2f.).  —  "22)  ßSGItal.  Ser.  4,  H,  1901,  769—92, 
859—82.  RendAccLincei,  Cl.  scifis.,  IX,  2,  1900.  BSGeoIItal.  1901.  Ref. 
PM  1902,  LB  759  (Partseh).  —  "23)  ßSBotltal.  1893.  Ref.  PM  1896,  LB 
417.  —  "2<)  MGGesWien  1904,  207  —  10.  —  "25)  BSGBruxelles  1905,  75f.  — 
"26)  Zante.  Spez.-Teil  417—37.  —  "27)  PM  1891,  161  —  74,  Taf.  XII.  — 
"28)  2  Teile.  Prag  1904.  188  u.  437  S.  mit  111.  u.  Beil.  —  "2»)  Ref.  PM 
1894,  LB  371   (Partsch). 

29* 


44'1        K.  Oberhii miner,  Länder-  nud  Vulkeikiinde  der  östlichen  antiken  Welt. 

iiber  das  Erdbeben  von  1893  vor,  über  welche  bereits  GJb.  1894,  1G2  berichtet 
wurde.  Eine  vortreffliche  Schilderung  der  Insel,  ihrer  Geschichte  und  ihrer 
Bewohner  gibt  Bernh.  Schmidt  "•"');  in  einigen  Punkten  der  alten  Topographie 
(Elatos,  NcUon)  weichen  seine  Annahmen  von  Partseh  "^')  ab.  Sonst  ver- 
merke ich  zur  Geschichte  und  Volkskunde  noch  einige  kleinere  griechische 
Arbeiten  von  G.  Xenopoulos,  Zay.vvdiay.ä  ijüoygraftjiiaTa^^^-);  Sp.  de  Biazes, 
'H  'EßQai'y.ii  xoivözt]::  Zay.t'vßov  fni  ' EvFzoy.Qaxia^^'^^'^);  L.  Zoes  /Zc'»»]^), 
'loToniy.ai  aF?.i'öe^  Zay.i'vOov^^'^^);   dei-selbe,  Ai  fv  Zuy.i'vDo)  iioyci'^^^^'). 

Schlufs  und  Nachträge. 

Länger  als  vorauszusolien,  hat  mich  bei  meinen  sonstigen  Ob- 
liegenheiten dieser  Bericht  in  Anspruch  genommen,  und  Redaktion 
wie  Verlag  wurden  auf  eine  harte  Geduldprobe  gestellt.  Es  handelte 
sich  aber  darum,  meine  früheren  Berichte,  die  mit  Kloinasien  ab- 
brechen mußten,  einmal  vollständig  auszugestalten  und  den  Anschluß 
an  den  in  diesem  Bande  zum  erstenmal  oi-scheinenden  Bericht  über 
die  weströmischen  Länder  zu  gewinnen,  so  daß  nunmehr  hier  eine 
vollständige  Übersicht  über  das  Gesamtgebiet  der  antiken  Googi-aphie, 
sowohl  der  Länderkunde  wie  der  Geschichte  der  Erdkunde,  vorliegt. 
Dabei  möchte  ich  für  meinen  Teil  nochmals  daran  erinnern, 
daß  in  den  Abschnitten  über  Geschichte,  Allgemeines, 
Afrika,  Asien  einschl.  Kleinasien  und  den  zugehörigen 
Inseln  von  dorn  letzten  Bericht  im  GJb.  1905  ausgegangen 
wurde,  während  für  Europa  (Thrakien,  Makedonien,  Grie- 
chenland mit  Inseln)  bis  1891  (Bericht  Ilirschfelds  im 
GJb.  XIV)  zurückgegriffen  Averden  mußte.  Bei  der  außer- 
ordentlichen Zerstreutheit  und  teilweise  auch  schweren  Erreichbar- 
keit der  einschlägigen  Literatur  kann  ich  mir  nicht  schmeicheln, 
nichts  Wichtiges  übersehen  zu  haben;  davon  haben  mich  schon  die 
mannigfachen,  mir  erst  während  des  Druckes  bekannt  gewordenen 
Lücken  überzeugt.  Es  liegt  mir  auch  jetzt  fern,  alles,  was  seit 
der  Inangriffnahme  des  Berichts  vor  zwei  Jahren  erschienen  oder 
nachträglich  zu  meiner  Kenntnis  gekommen  ist,  hier  noch  beifügen 
zu  wollen.  Aber  einiges,  was  mir  teils  zufällig,  teils  weil  die  be- 
treffenden Publikationen  nicht  rechtzeitig  zur  Hand  waren,  erst 
später  bekannt  wurde,  soll  doch  hier  nachgetragen  werden,  sofern 
es  eine  empfindliche  Lücke  ausfüllt. 

Geschiclite  der  Erdkunde. 
AUgeincuies.      Karl    P>.  Hof  mann    (Anm.  ;")    hat    seine    Unter- 
suchungen fortgesetzt  *^="^). 


1130)  Die  Insel  Zakvnthos.  Freiburg  i.  B.  1899.  177  S.  —  "^i)  i.,.f. 
PM  190-2,  LB  ßlJO.  —  ii3'2)  JInornaoü::  XIV,  1891,  IGl— 67,  357—04.  r,\\ 
bis  .-,48.  —  H33)  Ebenda  624  — 3"7,  662  —  70,  723—35.  —  •'")  Ebenda  XVII, 
1894,  913—20.  —  1135) '7/;^;..  0^;.,,;..  v/v.;..  IlaoänT.  XXIV— XXVI.  1896, 
140—72.  —  ii3ß)  S.-J5cr.  AkAVicn,  phil.  KI.,  TLXIV,  2,  1910;  CLXV,  3. 
1910. 


Schluß  imkI  N.'u-l)tr:i).'<'.  445 

Semiten.  V.  Dhorme,  i.es  pays  hibliques  au  tomps  «Tel 
Amania^^ •'*').  —  .1.  Donucu,  Lfs   iles  Lc<jnios  et   Ophir^^^^). 

Die  Schrift  von  Dcnuce  betrifft  die  Ofibirfnigo  insofern,  als  sie  zei;,'t,  daß 
man  in  Spanien  und  Portugal  zu  Anfang  des  KJ.  Jahrhunderts  (O.  Barhosa  u. 
F.  Magellan)  die  biblischen  Gold-  und  Silberländer  (auch  Tarschisch)  in  Ostasien 
suchte.      Über  Ilüsiug  zn    Opkir  s.  u.  S.  448. 

Homer.     T.W.Alien,  The  Homoric  Cataloguoii39j_ 
A.  hält    den  Schiffskatalog   gegen  IJ.  Niese,  der  eine  Iledaktion  in   Milet 
um   030 — (300  V.  Chr.   angenommen  hatte,   wie  auch  die  meisten  Philologen   ihn 
für  einen  jüngeren  Zusatz  zur  Ilia-s  erklären,  für  ein  zeitgenössisches  Dokument, 
das  die  Zustände  vor  der  dorischen  Wanderung  spiegelt. 

Hekataios.  Die  schon  öfter  angefochtene  Echtheit  der  Fragmente 
wurde  neuerdings  von  J.  Wells.  The  genuiness  of  the  /"/~c  utQiodog 
of  Hecataeus^i^O)  jn  Zweifel  gezogen,  dagegen  von  M.  0.  ß.  Cas- 
pary^i-*!)  verteidigt,  ebenso  von  F.  Jacoby  in  dessen  sehr  aus- 
führKchen  und  inhaltreichen  Ailüvel  Hekataios  in  Rp]  VII,  1912, 
2667—2750. 

TJiukydides.  \n  dem  Aufsatz  von  D.  Serruys^^^^j  werden 
zwei  in  den  Handschriften  überlieferte  strategische  Pläne  (Athen 
mit  den  Häfen  zu  U,   13  und  Plataiai  zu  H,   75)  mitgeteilt. 

Bei  dem  Fehlen  sonstiger  derartiger  Dokumente  gerade  von  griechischer 
Herkunft  bilden  sie  eine  wertvolle  Ergänzung  zu  meinem  »Stadtplan  (Berlin 
1907).  S.  glaubt,  daß  die  Skizzen,  die  ähnlichen  Darstellungen  in  den  Hand- 
schriften des  Ptolemäii.i  verwandt  zu  sein  scheinen,  aus  einem  antiken  Werke 
über  das  Kriegswesen  stammen. 

Eraiosthcnes.     Artikel  von  Knaack  in  RE  VI,  1909,  358—89. 

Hipparchos.  Eine  schon  früher  übersehene  Abhandlung  von 
F.Hultsch,  Hipparchos  über  die  Größe  undEntfernungderSonne^^*^), 
möchte  ich  hier  nachtragen. 

Pachijmeres.  Das  Geographische  bei  diesem  bj'zantinischen 
Historiker  behandelt  G.  Zolotas^i*'*). 

Afrika. 
ÄgijpAen.  H.  Tliicrsch,  Die  alexandrinisclie  Königsnekro}ioleii*-''). 

Asien. 

Allgemeines.  M.  Breal,  D'oü  vient  le  nom  de  FAsie^^*'*),  hält 
mit  Rad  et,  Hist.  des  Mermnades,  daran  fest,  daß  die  von  Homer 
li  461  'ylaiio  fr  uiftwii  genannte  Lokalität  der  Ausgangspunkt 
der  Benennung  sei. 

Armenien.  K.  Eckhardt,  Die  anncnischen  Feldzüge  des  Lu- 
cullusii*''). 


"37)  RevEibl.  X.  Ser.,  VI,  1909,  50—74.  —  "38)  Brüssel  1907.  31  S. 
S.-A.  BSBelgeG.  —  "39)  JHellSt.  1910,  292—322.  —  "*")  Ebenda  1909, 
401—52.  —  "")  Ebenda  2.36—48.  —  "*2)  MelArch.  1901,  403—09.  — 
"")  BerSächsGesWiss.  1900,  169—200.  —  "*^)  TIuqv.  —  'E:TfTt]oi';  1906, 
1  —  18.  —  "<5)  .JbDArchlnst.  1910,  55—97.  —  "■•«)  ßevKtGr.  1909,  231  ff.  — 
"■•^j  Klio  X,   1910,   72—115,   192—231. 


44(5         E.  Oborhuinnicr,  LiindcM--   und   Völkorkmulc  der  östlichen   antiken   AVi;lt. 

KleiiMsien.  A,  Conze  u.  P.  Schatz  mann,  Mamurt-Kaleh,  ein 
Tempel  der  Göttin-Mutter  unweit  Pergamon^^^^).  —  C.  Butler, 
Vorläufiger  Bericht  über  Ausgrabungen  in  Sardes^^^^).  —  W.  B. 
Dinsmoor,  The  Mausoleum  at  Halicarnassus^^^^).  —  W.  Ditt- 
berner,  Issos^^^^).  —  A.  Gruhn.  Das  Schlachtfeld  von  Issos^^->') 
(gegen  Jauke).  —  Th.  Schier,  Zur  Lage  des  Schlaclitfeldes  von 
Issus  und  des  Pinarus^^^^).  —  A.Janke,  Die  Schlacht  hei  Issos^^^^). — 
Derselbe,  Das  Schlachtfeld  von  Issus  und  die  Bagdadbahn  1^55),  — 
W. M. Calder,  A  Journey  round  the  Proseileiiiniene^^^^)  (epigraphisch, 
mit  einigen  topographischen  Notizen  über  Lykaonia  usw.).  — 
Th.  Wiegand,  Vorläufiger  Bericht  über  die  von  den  Kgi.  Museen 
unternommenen  Ausgrabungen  in   Sanios^^^T). 

E  u  r  0  p  a. 

Allgemeines.  B.  Dentzer,  Topographie  der  Feldzüge  Robert 
Guiscards  gegen  das  bj'zantinische  Reicli '^''^). 

Die  Arbeit  von  Deutzcr  betrifft  bauptsäehlieli  /opinis,  das  südliche  Ilh/ritin 
und  das  westliche  ßlakedonicn  und  l)eriUirt  auch  die  antike  Toi)ogra])hie  dieser 
Gegenden. 

Thrakien.  F.  Braun,  Griechische  Walddörfer  am  Bosjyorns^^^^).  — 
X.  A.  Siderides,  Zur  Topograpliie  des  Kaiserpalastes  und  de.s 
Hippodroms  in  Konstantinopen^'''')  (gi-iecliisch). 

Makedonien.  M.  Chrysochoos  bringt  eine  Reihe  topograplü- 
sciier  Studien  über  ÄmphipoUs  und  E'ion^^^^),  Ohjnthos^^^-)  (mit 
Karte  der  Umgebung  1:50  000),  Sermyle,  jetzt  Ormylia  in  Chalki- 
dikeii63)  (mit  K.  1:50000),  Thyssos  auf  der  Halbinsel  Akteiiß^).  — 
P.  Perdrizet,  Le  cimetiere  chretien  de  Thessalonitpic^^^^);  derselbe, 
Inschriften  von   Thessalonikc^^^'^). 

Gricclienlaud  (Allgemeines).  Ein  mit  auCergewöhnlicliom  Luxus 
ausgestattetes  Prachtwerk  (künstlerische  Illustrationen)  haben  D.  Baud- 
Bovy  u.  F.  Boissonasii'"'')  herausgegeben,  eine  Karte  des  alten 
Grieclienland  E.  AntoniadesiiG^) 

;>  Untorsuciiungen  zur  Geograpliie  und  Geschichte  der  nordwcii- 
liclicn  Landschaften  Griechenlands  nach  den  delphischen  Liscltriften« 


»1J8)  IJerlin  1911.  44  S.,  U)  Taf.  (.IbD.Vrchlnst.  Krtc-Bd.  IX).  — 
"''»)  AmJArch.  1010,  401  — IG.  —  >>S0)  Ebenda  1908,  3— "29,  141  —  71,  Taf.  1, 
V— VII.  —  '••'')  Berlin  1908.  182  S.  —  i'^S)  Jena  1905.  47  S.,  1  K.  — 
1153)  WienStud.  1909,  153—68.  —  "5^)  Klio  X,  1910,  137—77,  mit  K.  u. 
111.  _  1155)  i>M  1911  _  n^  275f.  —  "»«)  Klio  X,  1910,  232—42.  — 
'157)  AbhAkHerlin  1911,  24  S.,  1  Taf.  —  i'^S)  Festschr.  GSeniünivBrcslau 
1901,  82  —  121.  —  "*9)  DRfG  XXVI,  1904,  393  —  97.  —  "«O)  ' EaL  'Pihd. 
IvUoyog  XXXI,  1907/08,  107—12.  —  "Ci)  Haovnooo::  —  'A'.Tfn/o/V  1898, 
261—04,  mit  K.  —  »'«2)  Ebenda  1S99,  142-51.  —  "6»)  Ebenda  1900, 
104—13.  —  ii«<)  ?:beuda  1902,  151—58.  —  >'65)  MelArch.  1899,  541—48.  — 
i>6ß)  Ebenda  1900,  223—33.  —  "67)  En  Grece  par  Monts  et  par  Vaux. 
Paris  1910.  168  S.,  40  Taf,  Preis  500  fr.!  —  >'«8)  ' Aoyain  'KU.d^.  Paris 
1904   mach    lÜblG). 


Schluß  und  Nachträge.  447 

veröffentlichte  Edmund  liauei-i^^^);  in  Betracht  kouunt  hierbei 
besonders  das  westliche  Lokris.  Einen  mir  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommenen l>ericlit  über  die  Tätigkeit  des  kartographischen  Dienstes 
in  Griechenland  (s.  o.  S.  404 f.)  von  1889  bis  1905  finde  ich  in 
Bibl.  G  190G,  280  verzeichnet. 

Von  griechischen  Zeitschriften  ist  mir  das  als  Fortsetzung  des 
1894  eingegangenen  TIuQi'uoaug  unter  domTitel  (Dtloloytxog 2i)loyog 
Iluovuaaog  —  'EntTr^ol;  erscheinende  Jahrbuch  erst  nachträglich 
bei  einem  Besuch  in  München  zugänglicli  geworden.  Es  enthält 
viele  hier  beachtensAverte  Beiträge.  Ich  benutzte  Band  a  (1896/97) 
bis  S'  (1906)  und  konstatiere  hiermit  zugleich  die  leidige  Gewohn- 
heit. Bandnummem  einer  wichtigen  Publikation  (ebenso  wie  die 
Paginierung  der  Vorreden  usw.)  mit  den  vorsintflutlichen  giiechi- 
schen  Zahlzeichen  statt  mit  deutlichen  römischen  Ziffern  zu  be- 
zeichnen, vor  denen  die  Griechen  einen  unüberwindlichen  Abscheu 
zu  haben  scheinen;  es  ist  das  um  so  unangenehmer,  als  diese  Zahl- 
zeichen sich  nicht  mit  der  Folge  des  Alphabets  decken,  sondern 
einige  rätselhafte  Formen  enthalten,  die  mit  unseren  Schriftsätzen 
meist  gar  nicht  gedruckt  werden  können  (s.  o.  S.  405)  und  den 
Xichteingeweihten  oft  in  Zweifel  lassen,  welche  Niunmer  er  eigent- 
lich vor  sich  hat.  Eine  andere  Unsitte  ist  der  Gebrauch  der  neuen 
griechischen  Kuirentschrift  (statt  der  Druckschrift)  auf  Landkarten, 
deren  Lesbarkeit  dadm-ch  wesentlich  beeinträchtigt  wird! 

Das  ebenfalls  an  volkskundlichen  Beiträgen  reiche  Jüaior  rrfi 
hjToor/.r^c  y.ai  lÜvnhtyr/.r;  truintu;  konntf:"  ich  in  München  bis 
Bd.  VlI,   1910  benutzen.' 

Thessalien.  Über  das  Tal  Tempe  handelt  M.  Chrysochoos^'"")  (mit  K. 
1:50  000),  über  die  jetzige  Stadt  Halmyros  und  die  beiden  mittelalterlichen 
Orte  gleichen  Namens  N.  .T.  Giannopoulos  i''i)  (wertvolle  Lokalisierung),  über 
die  Landschaft  Phihiotis  J.  Bortselas  ^i^*")  (griech.). 

Akarnania  und  Aetolia  schildert  E.  B.  Kiehardson  "^-),  byzantinische 
Inschriften  aus  AtoUen  teilt  G.  Soteriades  ^'^•')  mit. 

Böotien.  Beiträge  zur  Topographie  (Küstengebiet  von  Plutaiai,  Zug  des 
Kleombrotos  378  und  371  v.Chr.)  mit  Karte  1:200000  gibt  N.  Skiasi"*)^ 
Untei-suchungen  zur  Topographie  von  Theben  mit  einem  von  M.  Chrysochoos 
gezeichneten  Plan  G.  Soteriades  i^^^^.  Zur  Kenntnis  des  Sees  Kopa'is  ist  noch 
eine  ältere  Abhandlung  von  E.  Curtius,  Die  Deichbauten  der  Minyer'*'®) 
(mit  K.),   nachzutragen. 

Arf/olis.  Ein  Buch  von  G.  Horton 'i^')  kenne  ich  nur  aus  Bibl.  G 
1902,  267. 

Messenien.  Die  schon  von  Fallmerayer  angenommene  Ableitung  von 
JN'orarjno  aus  slg  zoy  ' AßaoTvov  (Ansiedlung  von  Avaren)  bestätigt  W.  ^Miller  i'''^). 
Die    den  Zugang    aus    der   messenischen  Ebene    nach  Triphylien   beherrschende 


1169)  Diss.  Halle  1907.  80  S.  —  H'O)  IJaoranoög  —  'EjisTtjoig  1904, 
35—45.  —  ii'i)  p:benda  65—92,  mit  K.  —  "^i-)"  Atlien  1908.  518" S.,  1  K. 
Eef.  PM  1910,  I,  112.  —  ""2j  BAmGS  1901.  31—35.  —  "^3)  IJuoraaaög  — 
'E.-TeT>jgig  1903,  208—15.  —  n^-")  Ebenda  1900,  114—139.  —  n''^)  Ebenda 
140— 7""0,  mit  4  Taf.  —  "76)  S.-Ber.  AkBerliu  1892,  1181—93.  —  "'^  In  Argolis. 
Chicago  1902.     22G  S.  mit  111.  —   ""8;  Engl.  HistRev.  XX,   1905.  307 ff. 


448        E.  Obeihummcr,  Länder-  und  Völkerkunde  der  östlichen  antiken  Welt. 

Festung    Mila    {Mij/.n,  Myla    der    franz.  Karte)    bespricht  D.  Th.  Anagnosto- 
poulos  ""^). 

Arkadien.  Über  den  See  vou  Phcneos  und  die  Quellen  des  Ladon  handelt 
Th.  G.  Skouphos"80)  (mit  geologischer  Karte   1:150000). 

Inseln.  Über  ISkyros  soll  noch  eine  Geschichte  von  D.  Papageorgiu  u*') 
erschienen  sein.  Zu  Andros  ist  eine  ziemlich  wertlose  Schrift  von  N.  Moscho- 
nisios  >'82-)^  zu  Do7ii(sa  (O  von  Naxos)  eine  auf  örtlicher  Untersuchung  beruhende 
Studie  von  H.  Neukirch ^'83)  mit  Karte  1 : 75 000  nachzutragen,  zu  T/iomopouIos 
(Anm.  1079c)  die  Kritik  von  W.  Euge ''*■*)  zu  vergleichen. 

Nachträglich  bemerke  ich,  daß  G.  Hüsing,  OrLitZtg.  1903,  367 — 71; 
1904,  87 — 94  Op/iir  in  dem  elamitischen  Volksnameu  Hapirti  erkennen  will. 
In  dieser  Gegend  hatte  schon  Glaser  Ophir  gesucht.  Aber  sollte,  abgesehen 
von  den  für  Elam  nicht  passenden  Erzeugnissen,  zu  Salomos  Zeit  die  schwierige 
Aufgabe  der  vollen  Umschiffung  Arabiens  gelöst  worden  sein,  um  ein  Land  zu 
erreichen,  das  auf  dem  Weg  über  den  Eujjhrat  viel  leichter  zugänglich  war? 
Mit  der  phantastischen  Gleichung  Ophir  =  Afrika  tritt  IL,  ohne  es  zu  wissen, 
in  die  Fußtapfen  von  K.  Peters  (GJb.  1905,  133 f.)  und  hält  A.-ioix,/  für 
altgriechisehes  Sprachgut,  wo  doch  feststeht,  daß  Afrr  eine  nur  den  Italikem 
geläufige  Bezeichnung  für  den  Küstenstrich  bei  Karthago  war  und  ^AtpQixt'j  ei-st 
in  der  Kaiserzeit  als  Terminus  für  den  administrativen  Begriff  Africa  propria 
in  die  griechische  Literatur  Eingang  fand! 

Iran.  »Der  Zagros  und  seine  Völker«  ist  Gegenstand  einer 
populären,  aber  auf  eigenen  Forschungen  beruhenden  Darstellung 
von  G.  Hüsing ii85)_ 

Wähi'end  der  letzten  Korrektur  geht  niir  noch  eine  für  die 
Geschichte  der  Erdkunde  wie  für  die  Länderkimde  des  ]\Iittelalters 
gleich  wichtige  Publikation  von  K.  Dieterich ^i^^j,  -Byzantinische 
Quellen  zur  Länder-  und  Völkerkunde  (5. — 15.  Jahrh.)«,  zu. 


"^3)  Uaovuaoik  —  'EjTenjoi^  1904,  183—86.  6  Taf.  —  "80)  Ebenda 
1899,  241—54,  4  Taf.  —  "«>)  Athen  1909.  —  "«2)  Athen  1909.  55  S.,  2  K. 
Ref.  PM  1910,  I,  112.  —  "s»)  pM  jgjo,  II,  130,  Taf.  25f.  —  ii8<)  Ebenda 
i,  112.  —  "85)  Leipzig  1908.  66  S.  mit  111.  (Der  alte  Orient  IX,  3/4).  — 
"86)  2  Teile.     Leipzig  1912,  XLII,  140;  200  S.  (Stübes  Quellen  u.  Forsch.  V). 


Personennamen-Register. 


Das  nachfolgende  Kcs^ister  enthält  die  Namen  der  angeführten  Autoren  oder 
anderer  Perf^önlichkeiten ,  nicht  aber  die  geographisclieu  Namen.  Es  beziehen 
sich  die  Seitenzahlen  wie  folgt  auf  die  Haiijjtartikel  des  Bandes  XXXIV: 

Geographische  Namenkunde       3 —  50    i    Ethnographie 219 — 328 

Römischer  Westen     .     .     .     51—218       Orient  und  griechische  Welt  329— 448 


Abel  232 
AbgruU  94 

Abhedananda,  Swami,  266 
Abraham,  F.,   147 
Abraham,  O.,  308 
Abramic   155 
Achelis,  Th.,  264 
Adachi,  B.,  244 
Adam,  L.,  319 
Adamantios,  A.,  432 
Adamantiu,  A.  J.,  419 
Ademeit,  E.,   129 
Adler,  F.,  420 
Adriani,  N.,  231.  242 
Adzo  27 

Aeginitis,  Sp.  A.,  392 
Aeminium  90 
Agnelli,  S.,   166 
Ahnert,  E.  E.,  259 
Alaceviö  153.   156 
Alamagia,  E.,   154.  330 
Albertini  211 
Alemany  78 
Alexander,  Boyd,  289 
Allcroft   108 
Allen,  T.  W.,  445 
AUmer-Dissard  100 
AI  Machriq  350 
Altmann,    \V.,    195.    202. 

208 
Aly,  W.,  384 
Amann,  E.,  247 
Ambrosetti,  Juan  B.,  326 
Amelineau,  E.,  348 
Amend,  E.,  237 
Amundseu,  Roald,  305 
Anagnostopoulo«,    D.  Th., 

448 
Anantha  Krishua  Iver,   L. 

K..  253 


Anderson,  .1.  D.,  251 
Anderson,    .1.  G.  C,   370. 

387 
Andrae,  Aug.,  273 
Andrae,   W.,  365 
Andree  143 
Androe,  Richard,  232.240. 

303.  320 
Anetti,   Kapitän,  443 
Angeli,  Diego,   190 
Anglade,  .!.,  33 
Angot  95 

Ankermann.  B.,  232.  290 
Anthes  92.  112.  118.  121. 

123.  133.  170 
Antoniades,  E.,  396.  398. 

446 
Antze,  G.,  225.  286 
Anutschin,  W.  I.,  260 
Aphthonides,  J.  D.,  400 
Apostolides,  B.,  348 
Appel,  H.,  359 
Appelgren-Kivalo,     Hjal- 

niar,  262 
Arbois  de  Jubainville,  d', 

25,  31.  272 
Ardaillon,   E.,    416.  430. 

438 
Arnaiz,  Fr.  Greg.,  257 
Amaud,  E.,  278 
Amaud,  R.,  270 
Arnold   14 
Asbach,  .J.,   122 
Ascoli,  G.  J.,  35.   164 
Ashby,  T.,  174.  178.  180. 

190.   194.   195.   198 
Aßmann,  E.,  435 
Aston,  W.  G.,  258 
Attilj   180 
Attinger  24 


Audollent,  A.,  66 
Auer,  Grethe,  277 
Avelots,  M.  R.,  298 
Awdr>-,  H.,  420 
Aycrve,  Naval,  88 
Aymard,  Am.,  279 
Avmonier ,    Etiennc , 

"248 
Ayrton,  E.  R.,  347 


40. 


Bab,   Hans,  246 
Babelon,  E.,  377 
Babelon,  F.,  57.   168 
Bacher,  W.,  40 
Bachmann,  J.,  240.  270 
Bacmeister  134 
Bacot,  J.,  251 
Baddeley,  St.  Clair,   198 
Baedeker  58.  65. 190.  346. 

350.358.389.395.397. 

405.  411 
Baelz,  E.,  258 
Bagby,  T.  B.,  312 
Bahr*  H.  v.,   105 
Baichere,  E.,  33 
Baker-Penovre,  J.,  428 
Baldacci,  A.",  240.  270.  443 
Balfour,  H.,  246 
Ballendas,  A.,  431 
Ballu  73 

Bandelier,  A.,  325—27 
Bangert  7 
Baraibar  88 
Baraize,  M.  E.,  348 
Barbati   181 
Barbieri   198 
Bardt,  C,  56 
Barnabei   181 
Barnes,  E.,  253 
Barnett,  L.  D.,  252 


450       Geographische  Namenkunde  ?> — 50;  Römischer  Westen  51—218; 


Baron,  J.,   158 
Barrett,  S.  A.,  314 
Barron,  T.,  354 
Bansewitsch,  Gustav  v.,  42 
Bartels,  M.,  222 
Bartels,  P.,  222.  328 
Bartelt  6 

Barth,  Hermann,  397 
Barthel,  \V.,  62.  06.  131. 

132.   133.  181.  373 
Barthelemy,  E.,   72 
Bartholon  "34.  41 
ßartoli,  A.,  189.  197.  206. 

207 
Barton,  F.  R.,  228 
Basedow,  H.,  226 
Bastos,  A.,  297 
Battisti,  Cäsar,  37 
Baud-Bovy,  D.,  446 
Baudesson  247 
Bauer,  A.,  338.  417 
Bauer,  Edm.,  447 
Bauer,  F.  M.,  327 
Bauer,  L.,  357 
Bauer,  W.,  318 
Baumann,  K.,   133 
Baumstark,  A.,  356 
Bause,  J.,   15 
Baye,  de,  261 
Bayliss,  Clara  Kern,  244 
Ba'ynes,  N.  H.,  396 
Bazin,  H.,   284 
Bean,  R.  B.,  243 
Beauchamp,     Henrv     K., 

265 
Beaupre  92 
Beccari,  C,  282 
Bechtel,  E.  A.,  355 
Beck,  Christian,  9.   114 
Becker,  F.,   12 
Beddoe,  J.,  272 
Beech,  M.W.IL,  241 
Bejjjix,  P.,  441 
Behlen   121 
Behr,  A.,  409 
Belir,  Detloff  v.,  276 
Beke,   Gh.,  353 
Bei,  Alfred,  277 
Belck,  AV.,  373 
Beletti,  A.,   168 
Boiler,  Ch.,  418 
Bell,    Gertrude   L..    364. 

385.  388 
Bellair  112 
Belloc,  E.,  32.  33 
Bellonius,  Petrus,  41 
Boilot,   A.,  430 
Mellucini,   C,   221 


Beloch  163.164.185.186. 

406.  417 
Beitran  i   170 
Bencke,  A.,  267 
Benhazera,  Maurice,  279 
Benignus,  Siegfr.,  42 
Benndoi-ff,  O.,   168 
Bennewitz,  J.,  26 
Beowulf  29 
Berard,  A.,  55.  391 
Berard,  V.,  417.  421.423 
Berchem,    M.    van,    364. 

366.  374 
Beretta,  A.,  32 
Berg,  L.,  373 
Berger,  F.,   149 
Berger,  H.,  329.  332.  339. 

344,  369 
Berger,  K.,  413 
Berget,  A.,  126 
Berghaus,  H.,  382 
Berio,  B.,  441 
Berlanga,  M.  Rodr.  de,  80 
Bernard,  Aug.,  278 
Berneuil,  E.,  32 
Bernstein,  Ignaz,  275 
Bern-,   N..  227 
Berthele  97 
Bertholon  41.  59.  277 
Berthoud,  L.,  32.  95 
Bertolini,  L.,  36 
Bertoui,  G.,  37 
Bertrand  75 
Bertraux   184 
Besant  111 
Beschomer.  Heinr.,   3.  6. 

7.   13 
Besnier,  M.,  65.  76.   175 
Besse,  L.,  253 
Best,  Elstou,  237 
Bethe,  E.,  333 
Bethge,  O.,   14 
Bey,  Ahmed  Zeki,  348 
Bey,  Edhem,  384 
Bey  Kamal,  Ahmad,  348 
Beyer,  Hermann,  317.318 
Bevlic,    L.  de.    364.  366. 

369.  398 
Beyrouth  350 
Bezard,  L.,  32 
ßiazcs,  Sp.  de,    438.  444 
Biel)er,  Fr.  .!.,  283 
Bielenstein,  A.,  240.  270 
Bienkowski  55.  93 
Bigot,  P.,  206.  208.  215 
BiUi,  F.  de,  419.  422 
Binder,  Gast.,   18 
Binder,   .1.,    193 


Binder,  J.  J.,  416 
Binetsch,  G.,  286 
Binzer.  C,   143 
Birch,  W.  F.,  359 
Bircher,  H.,  98 
Birt,  Th.,  205 
Bischoffs,  J.,  226 
Bissing,  F.  W.  v.,  347 
Bjeljawskij,  F.  N.,  263 
Blache,  P.Vidal  de  la,  77. 

265.  371 
Blackman,  Frem.  W.,  237 
Blanchere,  de  la,  64 
Blanchct,  A.,  95.  96.  122 
Blanchet,  P.,  63 
Blanckenhorn,  M.,  360 
Blasel  120 
Blasquez,  A.,  78.  79.  186. 

335.  375 
Blayac,  J.,  4 
Blavden,  Ch.  O.,  238 
Blever  322 
Blink,  H.,   113.  238 
Bloch,  G.,  93 
Blocher,  Ed.,  24.370.371 
Bloomfield,  J.  K.,  312 
Bloomfield,  M.  R.,  349 
Blümmer,    H. ,    54.   335. 

339.  404 
Blundell,  H.  Weld,  283 
Boas,  Fr.,  305.  307.  308 
Bobrinskij,  A..  393 
Bodewig.  R.,   129 
Bögner,  Rieh.,  22 
Boehmer,  J.,  356 
Boekh  6 
Bölte,  F.,  403.  405.  417. 

418 
Bocswillwald  73 
Bogoras,  W.,  260 
Bohatta,  H.,  397 
Bohnenberger,  K.,  7,  133 
Bohner,  H.,  285 
Bois,  du,  315 
Boissier,  G.,  56.   191 
Boissonas,  F.,  446 
Bolchert,  P.,  334.  340 
Boll.  F.,  331.  339 
Bolle,  .1.,  42 
Boman,   l'ric,  320 
Bonfiglio   185 
Boni,  G.,  202.  20:^ 
Bonifacy  248.  249 
Bonnard  92 

Bon.«=or,  G.,  81.  83.84.85 
Borchardt,  L.,  348 
Boreux.  Cliarles,  281 
Borgatti,   F.,  35.  172.218 


Ktlin()grai)hio  -219  — 328;  Orii^it  und  t;riccliiscIio  Welt  .''.29—448.       451 


Bdri.ssow,  A.,  202 

JJoiue  108 

Bosanquet,  R.  C,  420.  432. 

437 
Eoscbcidgcn,  11.,   140 
Dos  man  '2H8 
Botet  V  Sifo  87 
Botti,  "g.,  349 
Bouchat,  H.,  328 
Boulanger,   C,  93 
Botirde,   F.,   50 
Bourgde  Bozas,  1'.  du,  283 
Bourlet,  A.,  248 
Bournou   101 
Bourtier,  .!.,  32 
Bousrez   102 
Boyd,  Haniet  A.,  436 
Boyd  Ilawes,  Haniet,  436 
BoVle,   David,  312 
Bozas,    R.  du    Bouig   de, 

283 
Branch,  C.  AV.,  321 
Brandeis,  Antonie,  235 
Brandenburg,  E.,  267.  377. 

387 
Brandis,  Karl,  6.114.146. 

147.  158.  166.  340.394 
Brandatäter,  Fr.  VI.,   15 
Brandstelter,  .1.  L.,  26 
Braun  80.  82 
Braun,  F.,  84.  340.  395. 

398.  446 
Braun,  Raoul  v.,   17 
Brcadsted,  J.  H..  281.  348 
Brtal,  M.,  445' 
Breccia,  E.,  348.  349 
Bremer,  O.,   11« 
Breton,  A.,  318 
Breuil,  H.,  83 
Breysig,  K.,  220.  309 
Brierlev,  J.,  306 
Bi-ighaiu,  W.  T.,  237 
Bright,  K.  G.  T.,   290 
Brive,  A.,  277 
Brechet,  L.,  94.  98 
Brockelmaun  351 
Brockhaus,   IL,   197 
Brockhoff,   W.,  382 
B  rosset  39 
Brown,  A.  R.,  247 
Brown,   Herbert,  315 
Brown,  J.  M.,  237 
Brown,  R.  Grant,  250 
Brown,  R.X.  Rudmore,  238 
Bru,  Ludw.,   27 
Bruce,   I.  B.,    109 
Brückner,  A.,  20.  38.  270 
Brünina.  H.  E.,  327 


Brünner,   II.,   6 
Brünnow,  R.  E.,  351 
Bruunhofer,  H.,  343 
Bruns  284 

Brunfimid    152,   153.   155 
Brussaux  298.  299 
Bruston,  C,  216 
Bruton   110 
Buchler  133 
Buchner,  M.,  287 
Buchtel  a,  V.,   145 
Buchwald,  Otto  v.,  328 
Buckeley,  Jos.,  32.  49 
Bücheier  146 
Bückmann,  L.,   16 
Bülow,W.v.,  223.236.238 
Bürchner,    L.,    339.   382. 

392.399.401.402.403. 

430 
Büttner -Wobst,  Th.,    409 
Bufaliui,  Leonardo,   197 
Bugge,  Sophus,  27.  408 
Buhler,  M.,   15 
Bujak,  Franz,  21.  38 
Bulic,  F.,.  156 
Bulle,  H.,  413 
Bulliot,  G.,  94.   100 
Bunte   120 
Buondelmonte,   Cristoforo. 

423 
Burbach,  F.,  357 
Burckhardt,  R.,   125 
Burckhardt- Biedermann, 

Th.,  125  —  28 
Buren,  van,  202 
Bürgt,    I.  M.  M.  van  der, 

291 
Burpee,  Lawrence  .J.,  311 
Burrows,  M.,  413 
Burrows,  R.  M.,  420.  436 
Bursian,  K.,  408.  427 
Bury,  J.  B.,  386.  422 
Busch,  N.  A.,  263 
Buschan  227 
Bushnell,  D.  L,  305.  314 
Bushneil  jr.,  David  J.,  313 
Busolt,  G.,  186.  406.  431. 

435 
Bu-sse,  A.,  333 
Butler,  C,  446 
Butler,  H.  C,  363 
Byhan,   A.,   269 

Cabaton,  A.,  247 
Caetani-Lovatelli,    Ersilia, 

191.201.208.211.214 
Cagnat,  R.,  57.61.63.60. 

67.  09.  73.  75.  199.  349 


("aius,  J..   252 

Calder,  W.  M..  376.  380. 

446 
Calderini,  A.,  344 
Calice.  F.  v.,  395 
Callander,  T.,  376.  388 
Callegari,  G.  V.,  334 
Calvi,  E.,   190 
Calza  179 
Camboue,  P.,  245 
Camden   106 
Cam|)bell  Thompson,    R., 

275 
CampioD,  L.,  102 
Canavitto,  L.,  36 
Cancogni,  D.,  205 
Canizzaro,  M.  E.,  212 
Capasso,  B..   181 
Capelle,  W.,  342 
Carcoj)ino,  .1.,  67 
Cardit-rc,  L.,  248 
Carrasco,  A.,  85 
Cartailhac,  E.,  83 
Carter,  .1.  B.,   192.   193 
Cartou,    Dr.,    63.  64.  67. 

68.  70.  72 
Carus,  P.,  255 
Caruselli,  G.,   162 
Casa  Lopez,  Martinez  de,  89 
Casartelli,  L.  C,  206 
Caspary,  M.  O.  B.,  445 
Cassini"  198 
Castanier  96 
Ca-stro,  L.  de,  282 
Catou,  R.,  281 
Cauer,  F.,  418 
Cauer,  P.,  412 
Cavvadias,  P.,    415.  418. 

422 
Caveux,  L.,  343.  430.  431 
Ceila,  Alb.  Della,  35 
Cerasoli  213 
Cerralbo,  Marques  de,  84. 

88 
Chabas,   Roque,   87 
Chabret  S7 
Chachanow,  A.,  263 
Chalikiopulos,     L.,     407. 

433.  437 
Chamberlain.  A.  F.,  309. 

311.  312.  320 
Chandra  Ray,   Sarat,   254 
Chandrasekharara.  N.,  252 
Chapot,  V.,  364.  377 
Charles-Roux  245 
Charuzina,  Wera,  220.  269 
Chatelain  99 
Chatzi-Joannu,  M.  M..  402 


452       Geographische  Namenkunde  3 — 50;  Römischer  Westen  51 — 218; 


Chatzigoorgis,   II.,   389 
( "liatzopiilos,  S.,  399 
Chauffard  283 
thavannes,  E.,  371 
Chavianis,  D.,  391 
Clieeseman,  T.  F.,  237 
Chenon,  E.,  99 
("herviu,  A.,  326 
Chevalier,  A.,  288 
(  liisholra,  George  G.,  44. 

421 
(  hrestomanos,  A.  K.,  428 
Christ,  Karl,    12 
Christ,  AV.,   149.  344 
Cliristobasiles,  Gh.,  408 
Clirvsochoos,  M.,  402.  446. 

447 

<  hrysogouis,  G.,  399 
»hudeau  279 
Chiirch,  C.  M.,  409 

<  luirch,  G.  Earl,  323 
Church,  R.,  409 
Churchill,  W.,  236 
Ciaceri   186 
Cichorius   158.   160 
Cipolla,  C.,  35.  45 
Cisneros  y  Hervas  87 
Claparede,  A.  de,  441 
(lausen,  H.  V.,   16 
Clauß,  IL,  331.  355 
Clav.  A.  T.,  364.  366 
Clayton,  A.  C.,  253 
Clerc  93.  90.  97 
Clermont-Ganncau  08.216. 

349 
Clouzot,  F.,  49 
Clozel,  F.  J.,  286 
Clüver  177.  179 
Cobham,  C.  D.,  389.  391 
CodriugtoD,  T.,   112 
Coello  79.  80 
Cohausen,  v.,   118 
Gdasauti,  G.,   175.   180 
Col:isanti,  H.  I.,   163 
D^ld,  C.,  382 
Cole,  F.  C.,  243 
ColJ,  C.  V.,  321 
CoUignou,    M.,    378.  379. 

384 
Collitz  42 
Colorabo,   Ed.,  289 
Comparetti,  D.,  203 
Comyn,  D.,  2b9 
Conder,  C.  R.,  355 
Conrady,  A.,  255 
Cons  97 

Converse,  II.  !M.,  312 
Convert,   H.,   430 


Conway,  R.  S.,  437 

Convberre   108 

Conze,  A.,  380.  427.  446 

Cook,  J.,   5.  43 

Co(|,  A.  V.  le,  372 

Cordella,  E..  295 

Cordier,   Henri,    44.  249. 

254.  256 
Corippus  50 

Correa  Morales,  E.  de,  42 
Corte,  G.  la,  37 
Cortier,  M.,  279 
Cosenza  182 
Costa  199 
Costenoble  235 
Gottes  298 
Courteault  94 
Cousin,  A.,  54.  277 
Cousin,  G.,  341.  375 
Couvy,  O.,  288 
Cowaa,  James,  43 
Cox   107 
Cozza  205 
Crahmer,  W.,  287 
Cramer,    Franz,    13.    95. 

104.116.122.128.129. 

138.   140.   142.   188 
Crasselt,  F.,  258 
Craster  110 
Crawley,  A.  E..  221 
Cregut  99 

Crcqui-Moutfort,  G.  de,  320 
Crevost,  Ch.,  249 
Cringan,  A.  'f.,  312 
Crist,  W.,   161 
Crocioni,  G.,   37 
Crome,  Dr.,   6 
Cronin,  II.  S.,  374 
Crookc,  W,,  265 
Croou,  G.,   17 
Crosby,  N.  E.,  419 
Crotta,  Salvatorc,  43 
Crowfoot,  J.  W.,  388 
Cruickshank,  A.  H.,    408 
Csallner,  Rob.,   23 
Culiu,  St.,  304 
Cultrera,  G.,   186 
Cumont,  E.,  377 
Cumont,  F.,  331.374.377. 

387 
Cunnington  223 
Ciintz,  O.,  53.  56.  79.  87. 

94.  127.  151.  152.  105. 

100.168.171.173.174. 

176.   182.  337.  338 
Cupet,  P.  P..  247 
Curie,  .1.,   110 
Cnnvllv,  C.  T.,  347.  354 


Curtis,  C.  D.,   195 
Curtis,  Natalie,  303 
Curtius,  Emtit    406.  413. 

420.  421.  447 
Curtius,  L.,  392 
Cviji.',  J.,  268.  395.  399. 

400.  408 
Czerui-ßt'la   159 

Dabbene,  R.,  325 
Dachler,   A.,  271 
Daguin,   A.,   248 
Dahlmann,    Joseph.    237. 

267 
Dahm   135.   137.   143 
Dahmen,  F.,  253 
Dahn,  Felix,  33 
Dalman,  G.,  354.  357.  358. 

360 
Dalmat,  B.,  263 
Dames,  M.Lougworth,  207 
Damkühler,  Ed.,   10 
Dannert,  E.,  303 
Danneskiold-Samsoe,     A. 

284 
Dante  308 
Darrier,  Gaston,  216 
Dassaretos,  H.,   402 
Daubenspeck,  II.,   12 
Davidsohn   173 
Davies,  N.  de  G.,  347 
Dawkins.  R.  M.,  391.428. 

430.  437 
Debenedetti,  Salv.,  327 
Debcs,   Ernst,   426 
Dechelette,  Joseph,  83.  91. 

92.  93.  95.   100.  265 
Dechy,  M.  v.,  263 
Decorse,  J.,  288 
Defrasse,  A.,  418 
Degen,  Wilh.,  26 
Degert,   A.,  32 
Degrand,  A.,  394 
Dehorain,  H.,  288 
Delafosse,  M.,  284.  280 
Delaraarre,  J.,   429 
Delattre,   Pere,   65 
I)elbriick,R..  54.142. 180. 

187.  194.  195.  199.  417 
Delehaye,  S.  J.  II.,  390 
Delgado   79 
Delhaise,  Ch.,  296 
Delhorbe,  Cl.,  245 
Delisle,  F.,  251 
Delhi  Cella,  All>.,  35 
Deloustal,  R.,  249 
Deman,  E.  B.  van,  201. 202 
nenian^lagoffin.R.v.,  180 


Eihiiof,'iai>liie  219 — 328;  Orient  und  griechische  Welt  329 — 448. 


Demangeon,   A.,  4 
Denianiue,  J.,  43(> 
I>einarteau   92 
Demitsas,   M.,   399 
Deiiini,  G.,  334 
Demoulin,   H.,   432 
Deinpwolff  293 
Deimieuvnck  297 
Denikei',    .1.,     240.    248. 

251 
Dennctt,  R.  E.,  298 
Densmore,  Franccs,  310 
Deutzer,  B.,  446 
Denuce,  J.,  44.5 
Deouua,  W.,  428 
Dei^hawin,  N.,    2G4 
Descharaps,  G.,  429 
Dcsdevises-dti-Dczert,  Th., 

399 
Desjardiu   91 
Desplagne,  L.,  284 
Dessau,  H.,  54.  79.  85.  8G 
Detlefson.  ü.,  52.56.  112. 

119.131.144.161.176. 

336.  340 
Devaux,  A.,  32 
Devrient  120 
Deyrolle,  Dr.,  CO 
Dhorme,  P.,  332.  445 
Dickin,  Vincent,  294 
Diehl,  E.,   190 
Diest,  W.  V.,  383 
Dieterich,  Karl,  44.  448 
Dietrich,  L.,  220 
Dieulafoy,  M.,  210 
Diguet,  E..  248 
Dilich,  Wilh.,  396.  397 
Dinsnioor,  W.  B.,   446 
Dirajeff,  A.,  261 
Dirr,  A.,  39.  263 
Dissel  212 
Dittberner,  W.,  446 
Dittmer,  W.,  237 
Dittrich,   P.,    17 
Dixon,    Roland  B. ,    304. 

308.  314.  310 
Dobrusky,  V.,  394 
Doclea  157 
Döhler,   PJch.,    14 
Doli,  M.,  400 
Dörpfeld,  V,'.,    104.    332. 

333.379.380.415.420. 

421.433.436.439.441 

bis  443 
Dörrenberg,  O.,   121 
Dohm,   Paul,    16 
Domaszewski,   v.,   55.   57. 

79.  88.   103.  112.  117. 


122.135.136.140—43. 

140.148.152.156.100. 

169.  214.  351 
Dominik,  H.,  300.  301 
Donau  72 
Donv,  E.,  27 
Dorez,  L.,   196.  397 
Dorsey,    George    A.,    313. 

315 
Dowd,  Jci'ome,  284 
Dräseke,   .J.,   401 
Dragendorf f,  IL,  95.  112. 

115.122.123.134.137. 

139.   142.  433 
Draglimes,   S.,   418 
Draheira,  H.,  440 
Drechsler,  P.,   17 
Drcrup,  E.,  415 
Dreselly,   Anton,   8 
Dressel",  IL,   84.  213 
Drzazdzyiiski,  Stanisl.,   17 
Dubois,Ch..  55.  182.  205. 

315 
Dubreuil,   A.,  248 
Diibiic  102 
Ducasse,  Ch.,  299 
Duchesne,  L.,  91.  217 
Ducourtieux  94.  99 
Duck,  J.,  398 
Dürrbach,  F.,  410 
Dugas,  Ch.,  375 
Diilm,  V.,   163.   181 
Dukakes,  D.  Ch.,  420 
Duraas,  .Taques,  289 
Dumitrescu,  A.  T.,  394 
Dumoutier,  G.,  249 
Dünn,  Edm.,   241 
Duperre  159 
Dupond  95 
Durand,  E.  M.,  24S 
Duranti-La  Calade  98 
Dur^gue  98 
Durui,  J.,   195.  394 
Dussaud,  R.,  274.  390.  436 
Duval,  L..  32 
DuvaU,  C.  C,  311 
Dwight,  H.  O.,  397 
Dzavachow,   A.  N.,  263 

Eaton,  H.  P.,  310 
Eberlein,  P.  J.,  233 
Ebersolt,  J.,  398 
Ebner,  E.,  335 
Eekardt,  R.,  359 
Eckh.ardt,  K.,  374.  445 
Edge-Partington,  J.,  234 
Edhcm  Bey  384 
Edmonds,  C.  D.,  407 


Edwardes,  S.  M.,  253 

Egger,   IL.    189 

Ehlers    16 

Ehrenliiiig,   K.,   427.  431 

Ehrenreich,  P.,  220.  320;- 

326 
Ehrlc,   P.  Fr.,    197 
Eicklioff,  H.,   15.  315 
Eiselen,  F.  C.,  362 
Eisen,  M.  J.,  262 
Elkiugton,  E.  \Y.,   227 
F:iter,   A.,   218.  337 
Emiuons,  G.  T.,  306 
Endriß,  W.,  378 
Engel,  A.,  85 
Engel,  Moritz,  332 
Engelmanu,  li.,    181 
Enjoy,  P.  d',  255 
Erckert,  R.  v.,   119 
Erman,  A.,  50.  331 
Errera,   C,   37 
Eschler,  J.,  21 
Esdailc,  Katharina  E.,  206 
Esperandieu    93.    90.  97. 

101.  188 
Espouy,  d'.   195 
Essad,'  Djelal,  396 

',  Euangelides,  T.  E.,  432 
Eugenikos,  ,Toh.,  419 

\  Eiisebio,   F.,  35.   169 

I  Euting,  J.,   274 

j  Evans  156 
Evans,  A.  J.,  434—30 

!  Eybert  60 

I  Eylmann,   Erhard,   226 

j  Eyssenhardt  168 

I  Fabrega,  H.  Pittier  de,  328 

Fabricius,    E.,    107.   117. 
■       127.130.131.132.136. 
j      413.  433 
(  Fabry,  H.,  293 
j  Faitlovitsch,  Jacques,  275 
I  Faraggiani,  A.,  290 
I  Farina,  G.,  214 

Fath,  Abii'I,  41 

Federici,  V.,  202 
I  Fehlinger,  H.,    243.  267. 
i       318 

;  Feist,  S.,  340.  393 
,  Feiice,  S.  R.  de,  31 
j  Feliciani  82.  85 
!  Fenner,  F.,  360 

Fergusson,  W.  N.,  256 

Fernandez,  J.,   84 

Ferrand,  G.,  245.  246 

Ferrero   107 

Fertiar,  IL.  77 


4.'34       Geographische  Namenkunde  3 — 50;  Römischer  Westen  51 — 218; 


Festus  170 

Fewkes,    J.  Walter,   315. 

320 
Ffoulkes,  A.,  285 
Fick,    A.,    38.    49.    344. 

40G 
Fiechter,  E.,  207 
Fiechtuer,  E.  R.,  439 
Filehner,  Wilh.,  251 
Filippis,  S.  de,    176 
Fimmen,  D.,  436 
Finaly,    G.  v. ,    54.    148. 

152.   158 
Finch,  Fr.  N.,  223 
Fink,  F.  N.,  290 
Fink,  J.,   149 
Firmstone,  H.  W.,  40 
Fischer,  E.,  267.  268.  325 
Fischer,  H.,  45.  231.  357 
Fischer,  H.  W.,  240 
Fischer,  R.,   120 
Fischer,  Th.,  60.  74.  397. 

416 
Fishberg,  M.,  275 
Fisher,  C.  S.,  366 
Fita,    Fidel,    78.   81.  86. 

89.  90 
Flamand,  G.  B.  Hf.,   280 
Flechia  31 

Fleischmann,  W.,   121 
Fleurieu,  Graf  de,    5.  41 
Flinders  Petrie  281 
r"lorcnz.  K.,  258 
Florinskij,  T.  D.,  269 
Fock,  G.,  413 
Förster,  ßrix,  297 
Fontrier,  A.,  380 
Forke,  A.,  255 
Forrer,  R.,  96.   116.   117 
Forrest,  G.,  257 
Forster   110 
Fort,  Leutnant,   76 
Foth,  II.  V.,  373 
Foucart,  P.,  377 
Foug&res,  G.,  422.  423 
Foullon,  n.,  432 
Fouque,   V.,   433 
Fourier,  G.,   101 
Fournereau,  de,  40 
Fourtau,  R.,  41 
Fox   111 

Fränkel,  M.,  438 
Franck,  .1.,  6 
l'raneke,  A.  H.,  372 
Krancois,  G.,  287 
Frank,  .1.,    120,    149 
Fr:mke,  O.,  372 
Franko,  J.,  393 


Franziss,  F.,   148 
Frate,  del,   172 
Frazer,  J.  IL,  223 
Frazer,  J.  G.,  275 
Frederic,  Jak.,  273 
Fredrich,  C,  427.  428 
Freixa  79 
Freixe  94 
Frey   125 
Friö,  Vojtech,    322.   323. 

325 
Frickenhaus,  A.,  86.  173. 

412 
Friederichseu ,    M.,     252. 

373.  393 
Friederici,  G.,    304.  308. 

313.  319 
Friedrich,  C,  402.  407 
Friedrich,    E.,    344.  376. 

392 
Friedrich,  H.,  337 
Friesen,  Otto  v.,  29 
Fritscb,  G.,  223.  247 
Fritz,  G.,  235 
Frobenius,  L.,  295 
Fröhlich,  O.,  228 
Froidevaux,  H.,  245 
Frost,  K.  T.,  364 
Frothingham  195 
Fuchs,  K.,   173.   268 
Führer,  A.,   186.  250 
Fülleborn,  Fr.,  293 
Funke,  Max,  259 
Furchheim   182 
Furgus,  P.,  85 
Furtwängler,  A.,  413.  421. 

431.  438.  439 
Fynn,  A.  J.,  303 

Gabelentz  82 
Gabriel,  E.,   172 
Gadel  288 
Gaebler,  E.,  357 
Gähtgens,    P.,    264.    284. 

285.  309 
Gaertringen,  F.  Hiller  v., 

384.  411.  421.  433 
Gaillard  288 
Gallaud,  Is.,  4 
Gallois,  L.,  376.  430 
Gamnrrini,  F.,   163.   174 
Ganzenmüller,  K.,   44.  45 
Garcia  de  la  Riega,  D.  C, 

337 
Gardiner,  J.  Stanley,   246 
Gardner,    Fletchcr,    244. 

421 
Gardthausen  212 


Garofalo,  F.,  81.  82.  87. 

89.  93.  124.  150.  168. 

186 
Garofalo,  F.  P.,  332 
Garraux,  Em.,  24 
Garstang,  J.,  348 
Gaspares,  X.,  429 
Gatti  195.  214 
Gauchat,  L.,  24.  26.  49 
Gauckler,  P.,  57.  59.  63. 

65.  66.  71.  216 
Gaudiu,  P.,  384 
Gaus,  E.,   133 
Gauthier,  H.,  348 
Gautier,  L.,  279.  362 
Gavault  75 
Gebhardt,  A.,  9 
Gehring,  Hans,  266 
Geijer,  Herrn.,  29.  49 
Geisler,  B.,  229 
Geizer,  IL,  401 
Gennep,  A.  v.,  220,  225 
Gensch,  Hugo,  322 
Georgantopoulos,  E.,    432 
Gerakares,  N.,  441 
Gerard,  W.  R.,  311 
Gerbing  6 

Gercke,  A.,  346.  442 
Gerin-Ricard.  M.  de,  96 
Gerini,  G.E..  336.369.370 
Gerland,  E.,  435.  437 
Gerola,  G.,  437 
Gerster,  B.,  417 
Geyer,  Fritz,  428 
Geyer,  Fr.  X.,  289 
Ghione,  P.,  380 
Giani   170 
Giannopulos,  N.  J.,    407. 

447 
Gierlichs,  IL,   12 
Giffen,  J.  K.,  289 
Giglioli,  E.  H.,  323 
Gil,   Fr.  Scrapio,   249 
Gilbert,  O.,  332 
Gilhodes,  P.  Ch.,   250 
Gille,  J.,  97 
Gillies,  U.  C,  29 
Gion,  K.  J.,  432 
Giovanni,  V.  de,  37 
Giraldo,  P..  248 
Girard,  B.,  431.  432 
Girard,  D.  M.,  378 
Girsehner  235 
Giuffiida-Rnggeri,  V.,  280 
Gliiser,  E.,  351.  448 
Glanning  300 
Gliese,  W.,   16 
Glyn  Leonard,  A.,  287 


Ethnographie  219—328;  Orient  und  griechische  Welt  329—448.       455 


Gnier,  A.,   55.   145.   170. 

171.  343 
Gobin   94 

(joddard,   Constanco,   315 
Goddard,  Plii.y  Karle,  30!). 

310 
(iöldi,  E.  A.,  322 
Goeje,  C.  II.  de,  321 
(iot'jo,  M.  J.  de,  351.  373 
Goeßler,  P.,   133.  442 
Götz,  W.,  2G4.  2G9 
Goldenring,  Stefania,  257 
Golder,  F.  A.,  307 
Goldhor,  J.,  357 
Goldschmidt,  V.,  432 
Goldstein,    F.,    221.   275. 

278.  301 
Goldziher,  J.,  274 
Gomes,  E.  H.,  241 
Gondi,  Grossi,    164 
Gordaliza,  P.  Fr.  Th.,  248 
Gordon,  E.  M.,  253 
Gordon,  G.  B.,  305 
Gorra,  E.,  36 
Gottwald,  J.,  398 
Govantes,  de,  88 
Gowland   107 
Grabowifky,  F.,  241 
Gradmann,    R.,    81.    113. 

114.   121.   132 
Gräber,  F.,  415 
Gräbner,  F.,  224.  232 
Graef,  P.,  420 
Graesse,  Th.,  54 
Graf,  Georg,  41 
Graffen,  Enrico,  289 
Graffunder  194 
Graindor,  P.,  428.  431 
Grandidier,  A..  245 
Grandidier,  G.,  245 
G  ränge,  R.,  75 
Grasso,  G.,  4.  5.  31.  35. 

37.  42,  45.  344 
Grauciere,  A.  de  la,  93 
Gravisi,  G.  A.,  21 
Grawert,  W.  v.,  292 
Grawinkel,  C.  J.,  221 
Gray,  John,  272 
Gregoire,    IL,    354.  378. 

386.  409 
Gregorio,  Jakob  v.,  37 
Gregory  227.  421 
Greinz,  Christ.,   18 
Grenfell  375 
Grenier,  A.,   105 
Greßmann,  H.,  360 
Gribaudi,  P.,  36 
Griggs,  William  C,  250 


Grignard,  F.  A.,  254 
Grijzen,   II.  J.,  239 
Grimschaw,  B.,  234 
Grinncl,  (icorge  BIrd,  310 
Grisanti,  Christoph,  37 
(Jröhler,  Herrn.,  31 
Größler,  H.,   14.   15 
Groller,  v.,   147 
Groot,    J.  J.  M.  de,    254 
Grosse,  E.,  56 
Grossi,  E.,   163 
Grossi-Gondi   164.   178 
Grosvenor,  E.  A.,  397 
Grothe,  H.,  350.  376.  385. 

386 
Gruber,  Karl,  8 
Grueneisen,  W.  v.,  202 
Grünenthal,  O.,  50 
Grünhut,  L.,  359 
Grünwedel  372 
Gruhn,  A.,  385.  446 
Grum-Grshimailo ,    G.  E., 

255 
Grund,  A.,  381—84 
Grundy,  G.  B.,  413.  417. 

419."  420 
Grunewald  118 
Gsell  57.  64.  72—75 
Gsell,  St.,  57.  58.  60.  75 
Gudgeon  237 
Guebhard  92 
Guebriant,  R.  P.  de,  256 
Guenin,  Major,  63 
Günther,  S.,   129.  330 
Guepin  88 
Guerrier  102 
Gürtler,  Job.,   18 
Guillemards,  F. H.H.,  223 
Guillcn-Garcia,  J.  de,    82 
Gulgowski,  J.,  270 
Gunkel,  H.,  353 
Gurdon,  P.  R.  T.,  251 
Gurlitt,  C,  396.  397.  398 
Giisiu,  A.,  402 
Gnsman,    P.,    178.    181. 

195 
Guthe,  H.,  337.  339.  857. 

361 
Gutjahr  12 
Gutmann,  B.,  291 
Gutscher,  H.,   171 
Guyer,  S.,  385.  386.  388 

Haack,  H.,  357 
Haardt,  V.  v.,  404 
Haa.s,  Fred  M.,  313 
Haberlandt,  M.,  219.  223. 

271 


Iladdon,  A.  C,  223.  227. 

228.  247.  2-A 
Iladwiger,  J.,  34 
Iläflinger,  Joh.,  294 
Härtter,  G.,  286 
Hagar,  Stansbury,  312. 326 
Hagemeyer,   F.,  360 
Hagen,  ß.,  227.  239.  240 
Hagen,  H.,  231 
Hagen.  M.,  339 
Hahl,   A.,  232 
Hahn,  E.,  265 
Hahn,  Ferd.,  254 
Hahn,  Friedr.,1 1.273. 298 
Hahn,  K.  v.,  39 
Halbherr,  F.,  433. 436. 437 
Halder,  A.,  31 
Halevy,  J.,  40 
Halkin,  J.,  296 
Hall,  H.  R.,  330 
Hall,  R.  N.,  295 
Hallberg,  J.,  370 
Hambruch,  P.,   231 
Hambug,  A.,  305 
Hamilton,  A.,  236.  267 
Hammer,  E.,   131 
Hammer,  W.  A.,  4 
Haniy,  E.  T.,  277.  285 
Hangi,  Anton,  269 
Hann,  J.,  398 
Hannezo,  Major,  67.  68 
Hansen.   Soren,  272 
Hantzsch,  Berah.,  306 
Harbeek,  H.,  396 
Hardv,  Norman  H.,  227 
Harper,  C.  H.,  285 
Hai-per,  R.  F.,  331 
Harpf,  A.,  21 
Harrington,  John  Peabody, 

316 
Harrington,  M.  R.,  311 
Harrison,  H.,  29 
Harrog,  F.,  296 
Hartl,  H.,  404 
Hartland,  E.  Sidney,  274 
Hartmann   142 
Hartmann,  C.  V.,  319 
Hartmimn,  J.,  8 
Hartmann,  Martin,  351 
Hartmann,  R.,  355.  358. 

360.  366 
Hasluck,  F.W.,  379.392. 

396.  397.  424.  438 
Hasselt,    J.  H.  van,  241 
Hastings,  J.,  219 
Hatcher,  I.  B.,  325 
Hattersley,  C.  W.,  291 
Hatzidakis,  G.  N.,  400. 423 


45G       Geographische  Namenkunde  3 — äO;  llümisclicr  Westen   51  —  218; 


Hauck  117 
Hang  114.   123.   133 
Haupt,  A.,   121 
Haupt,  Paul,  50.  354 
Hauser.  C,  125.  151.  300 
Häuser,  K.,  227 
HaussouUier,  B.,  410 
Hauthal,  R.,  320 
Hautteeoeur,  H.,  410.  428 

bis  433.  443 
Hauvette,   A.,   413.    416. 

417 
Haverficld  52. 53.104—10 
Hawes,  Haniet  BovJ,  430 
Head,  B.  V.,  387  " 
Hebeustreit  50 
Heberdey,  11.,  420 
Hecht,  K.,  42 
Hedin,  Sven  v.,  246.  261. 

372 
Heeger,  F.,   237 
Heeren,  A.,  337 
Heiberg,  J.  L.,  335 
Heider,  E.,  236 
Heierli,  I.,  125.  120.  149 
Heilig,  O.,  8.  10.  11.  18 
Hein,  W.,   17.  351 
Heinzc,  H.,   14 
Heisenberg,   A.,  359 
Heldreich,  Th.,  433 
Hell,  .1.,  274 
Heller,  W.,  273 
Hellraich,  M.,   17 
Hellquist,  Elof,  28.  29.  49 
Hellwig,  A.,  223.  229 
Helm,  K.,  20.  27 
Helmhold,  H.,   14 
Hendcrson,  A.  E.,  379 
Hcndry,   Anthony,   311 
Henning,  K.  L.,  2S1 
Henning.  M.,   31 
Henoch,  H.,  294 
Henry,  A.,  250 
Henn,-,  J.  M.,  284 
Heutze,  Willy,  282 
Henzey,  L.,  408 
Hcppe,  E.,   127 
Hepping,  H.,  380 
Heraeus,  W.,  355 
Herbig,  G.,  151.  162.  172. 

173 
Heregi,  Hare,  237 
Herkenrath,  E.,  442.  443 
Hermanin,  F.,   189 
Hermann,   ü.  K.,  302 
Hermes,   H.  P.,  290 
Herniet  93 
Herndl,  Franz,   18 


Herriug.  G.,  305 

Herrlich,  H.,   182 

Herrlich,  S.,  418 

Herrmann,  A.,    340.  371 

Herrmaun,  P.,  438 

Herrmann,  W.,  325 

Hertel,  Ludw.,   15 

Herthura,   P.,  422 
'.  Hcrzfeld.  E.,  207.  365  bis 
;       368.  385 
I  Herzog,   E.,   131 
I  Herzog,  K.,  391.  424 

Hesse -Wartegg,  E.V.,  252 

Hettner,  F.,   104.   130 
;  Heuberger,  S.,   125 

Heurtebise  94 
j  Heuzey,  L.,  409 

Hey,  G.,   15.   16 

Heyne,  M.,   120.   121 

Heyne,  P..,  420 

Hidromonos.  A.  M.,  441 
I  Hildburgh,  W.  L.,  254 
!  Hill,  F.,   1S4 
i  Hill,  G.  F.,  390 

Hill-Tont,  C,  307 
!  Hille,  E.  van,  440 

Hille,  J.  W.  van,  229 
Hiller  v.  Gaertringen,  F., 
384.  411.  421.  433 

Hilprecht,  H.,  304 
Hintner,   Val.,  6.   19 
Hirschfeld,  G.,  399.  403. 
410.411.418.421.432. 
.438.  444 
Hirschfeld,  O.,  91.  93.  95. 
97—105.112.119.122. 
124.   127.  141.  345 
Hirschi,  II.,  230 
Hirt,  H.,  264.  343 
Hirth,  Fr.,  255.  371.  372 
Hitzig,  H.,  335.  384 
Ilobley,  C.  W.,  290 
Plochstetter  255 
Hodgo,  F.  Webb,  303 
Hodson,  T.  C,  250.  251 
Höfler,  M.,  8 
Hölscher,  G.,  355.  360 
Hoerncs,  M.,  265.  392 
Hoevcll,  van,  212.  242 
Hoffmann,  Imm.,  330 
Hoffmann,  Otto,  400 
Iloffmann,   Ilud.,   360 
Hoffmann-Krayer,  E.,  271 
Hoffnieister,   E.  v.,  374 
Ilofmann,   Hans,   343 
Hofmann,    Karl  B.,    330. 

444 
Hofmann-Kutschke  49 


I  Hogarth,  D.  G.,  348.  363. 
I       382.383.421.436.437 

Holbach,  F.  v.,  384 
'<  Holder  114.   145.   152 
t  Holder,   A.,   54 
j  Holder,  H.,  91 
I  Holl,  K.,  377 
i  Holleaux,  M.,  413.  430 
I  Holm,  A.,   184.  400 
j  Holm,  Orla,  318 

Holmes,  .1.  H.,  228 
I  Holmes,  Pvice,   108 
Holmes,  W.  H.,  311.  313 
Holstenius  178 
Holzingcr  73 
Holzmann,  C,  388 
Holzmann,  M.,  397 
Homniel,    Fritz,    40.  77. 

332.  351 
Plomollc,    Th.,    411.  412. 

430 
Ilondius    van   Herwerden, 

.1.  H.,  230 
Hoops,  .J..  113.  119.  121. 

343 
Hopf  423 
Hornl)osteI,  E.  M.  v.,  233. 

308 
Hörne,  II.  P.,   190 
Homer,  C,  417 
Horsley   100 
Horton,  G.,  447 
Horvath  200 
Hose,  Ch.,  241 
Hosius,  €.,  92.   104.   114 
Hosseu-,  C.  C,  249 
Houtsma.   M.  Th.,  340 
Hovorka,  O.  v.,  221 
Howitt,  A.  W.,  226 
Hrdlicka,  A.,  304.  315 
Huber,  R.,  350 
Hudson,  .1.  W.,  310 
Hübner    81.    82.    84.    80 

bis  90.  97 
Hühner,    E.,    54.  77.  79. 

80.   106.   109.  111 
Hübner,  Georg,  324 
Hügel,  A.  V.,  234 
Hülsen,  Ch.,  .54.  161.  162.' 

160. 17.0.  172. 176— 81. 

183—85.189.190.193. 

196—200.     213.     216. 

217.  339 
Ilüsing,  G.,  389.  448 
Hüttig  6 

Hüttig.  Oskar,   13 
Hugues,  E.,  346 
Hulbert.  Homer  B.,  257 


Etlinographie  219—328;  Orient  und  griechische  Welt  329—448.      457 


Hnltsch,  F.,  445 
lluniiinn,  K.,  383 
Hunie,  W.  E.,  354 
Hunt,  George,  308.  375 
Huuter,  F.  F.,  351 
Huntington,  E.,  347.  357. 

368.  372.  373.  421 
Hurt,  Jakob,  232.  262 
Hutchinson,  J.  T.,  389 
Huttcr  279.  299 
Huttou,  W.  H.,  397 
Huverstuhl,  AV.,    137 

Ichircoff,  A.,  268 

Ihm,  M.,  54.  94.  99.  118. 

119.141.145.148.150. 

151.158.167.109.173. 

182 
Ilwof,  F.,  20 
Imhoof-Blumer,    F.,    387. 

409 
Immerwahr,   W.,   421 
Ino,   Y.,  244 
Ippen.  Th.,    157 
Irle,  I.,  303 
Iselin   25 
Ishida.  S.,  257 
Issel,Arturo,  27 1.44 1.443 
Itchikawa,  D.,  258 
Ivauolf,  I.V.,  209 
lyer,     L.     K.     Anantha 

Krishna,  253 

Jaccard,  Henri,  24 
Jackson,  A.Y.W.,  267 
Jacobi,  H.,   133.   134 
Jacobi,  L.,   131.  133.  134 
Jacobi,  M.,  45 
Jacobone  163.   184 
Jacobs,  E.,  424.  428.  433 
Jacobsen,  E.,  241 
Jacoby,  A.,  338.  364 
Jacoby,  F.,  445 
Jacquot  76 
Jäger,  Eugen,  6.   7 
Jagic  38 
Jahn,  A.,  274 
Jahn-Rusconi,  A.,   191 
Jakob,   Chr.,  320 
Jakobi,  Max,  5 
Jaksch,  A.  R.  v.,  21 
Jamot,  F.,  413 
Janke,  A.,  372.  385.  446 
Janselme,  E.,  249 
Janssen,  Autonin,  274 
Jäqüt  34 
Jatta  55 
Jauber,  O.,   166.  345 

Geogr.  Jahrbucli  XXXIV. 


Jayne,  Carol.  F.,  223 
Jean,  C,  279 
Jeanjaquet,  J.,  25 
Jeanvoy,  A.,  33 
Jcgerlehner,  .T.,  437 
Jckyll,    Walter,  321 
Jelic   154.   156 
.Jellinghaus,   H.,    16 
Jenny,  S.,   150.   152 
Jeremias,   F.,  359 
Jerphanion,  P.W.  de,  267 
Jessen  382 
Jette,  J.,  310 
Jhering,  H.  v.,  :^23 
Jirecek,  K.,  441 
Jiriczek,  L.,  56 
Joanne  31.  397 
Jobard   101 
Jobst,  V.,   186 
Jochelson-Brodskv,    Dina, 

259 
Jochelson,  Walderaar,  259. 

260 
Jochmus  409 
Johannsen  292 
.lohn,  Alois,  21 
Johnson,  J.  P.,  303 
Johnston,  H.  H.,  290 
Jolles,  A.,  407 
Joly  74 

Jones,  Daniel,  43.  45 
Jones,  G.Heber,  257 
Jones,  Stuart,  210.  212 
Jones,  William,  310 
Jonghe,  E.  de,  296.  297. 

318 
Jordan,  Francis,  312 
Jordan,  Leo,  39 
Joubert,  J.,  50 
Joubin,  A.,  428 
Joulin  96 
Jourdanne  97 
Joyce,T.A.,  229.296.321 
Jubainville,    d'xVrbois   de, 

25.  31.  56.  81.  82.  93. 

94.   168.  272 
Judeich,   W.,    379.    410. 

414.  415.  417 
Julia,  J.,  319 
Julius,  C,  8 
Jullian.  C,  34.  54.  55.  81. 

88.91—96.98.99.101. 

143.  145 
JuUy,  A.,  245 
Jung,  J.,  52.  77.  91.  112. 

162.  166.  168.  173.399 
Jungfer,  Joh.,  3.   15.  17. 

23.20.32.33.36.38.78 


Juritsch,  (}.,  21 
Juroszek,  L.  J.,  31 
.Justiiiiaui,  \.,  432 
Juynboll,  H.  II.,  240 

Kabbadias  415.  418.  422 
Kaerst,  J.,  330.  339.  408 
Kahle,  ß.,  49 
Kaindl,  R.  F.,   268.  270 
Kaiser,  A.,  290.  291 
Kalaisakes,  G.  J.,  430. 438 
Kalopathakes,  D.,  394 
Kamal,   Ahmad  Bey,   348 
Kambanis,   M.  L.,   412 
Kämpen,   Alb.   van,   426 
Kampffmeyer  351 
Kandeloro.s,  T.  Gh.,  422 
Kanellopoulos,  ("h.  E.,  432 
Kanitz,  v.,   148 
Kapralos,  K.  D.,  407 
Karabacck,  J.  v.,  352 
Karasek,  A.,  291 
Karo,  G.,  436 
Karpiss,  J.,   159 
Karsten,  T.  E.,  38.  49 
Karutz,  R.,  278.  299 
Kaßner,  C,  270 
Kastriotes,  P.,  410 
Katanoff,  N.  Th.,  261 
Kate,  H.ten,  258.  259.  326 
Katscher,  L.,   221 
Kaufmann,   D.,   441 
Kaufmann,  K.M.,  172.349 
Kaupert,  .1.  A.,  413 
Kavvadias,  P.,  415.  418. 

422 
Kawerau,  G.,  415 
Kayser,  Fr.,  282 
Kazarow,  G.,  344.  412 
Keane,  A.  H.,    219.  223. 

253 
Keil,  J.,  380,  381.  382 
Keller,  O.,  343 
Kellner  158 
Kenner,  F.,   151.   152 
Kent,  R.  G.,  407 
Kern,  O.,   407.  409.  410 
Kern  Bayliss,   Clara,  244 
Kei-shap.  P.,  253 
Keune  92.   105.   140 
Keussen   140 
Kiepert  382.  426.  436 
Kiepert,  H.,  79.  107.  101. 

166—71.174—76.339. 

370.376.394.399.404. 

427.  430.  433 
Kiepert,  R.,  126.127.134. 

146.  150.  151.  150.  177 
30 


458       Geographische  Namenkunde  3 — 50:  Römischer  Westen  51 — 218; 


bis  180.  182.  184—88. 

330.339.357.373,375. 

378.379.385.387.393. 

399.  404 
Kießling  368.  369 
Kießling,    M.,    333.   335. 

339.  399.  404.  426 
Kießling,  W.,  329 
Kinch,  K.  F.,  403 
Kingsmill,  .1.  W.,  372 
Kip,  G.,  407 
Kir.-dy  Pal   159.  205 
Kisa  "l40 
Kisch,  Gustav,  23 
Kitte],  R.,  360 
Kjar,  A.,  27 
Kjellberg,  L.,  439 
Kjuner,  N.  V.,  251 
Klaatsch  225.  226.  280 
Klein,  S.,  356.  361 
Kleintitschen  233 
Kleist,  V.,   280 
Kleiweg  de  Zwaau,  J.  P., 

239.  240 
Klemenz,  P.,  7 
Klenz,  H.,   14 
Klimesch,  .7.  M.,  21 
Klinkenberg  139.  140 
Klose,  H.,   151.  286 
Klostermann,  Erich,  39 
Klotz,  A.,  337.  340.  433 
Klüpfel,  Obcrleutn.,  233 
Kluge  8 

Kluge,  F.,  5.   11.   119 
Kluge,  Th.,   183 
Knaaek  339.  445 
Knackfuß,  H.,  384 
Knocker,  F.  W.,  238 
Knoke,  F.,   140 
Knorr,  Robert,   124 
Knosp,  G.,  249 
Knowles  110 

Knudtzon,  J.  A.,  331     ~- 
Kober,  R.,  353 
Koblischke,  J.,   10.  45 
Koch  324 

Koch,  .1.  W.  R.,  231 
Koch,  Robert,  292 
Koch-Grünbcrg,  Th.,  323. 

324 
Kögel  31 
Köhler,  T.,  29 
Köhler,  U.,  409 
Konen,  C,  95.  123.  127. 

138.   139 
König,  Eberhard,  8 
Koenigswald,  G.  v.,  42. 322 
Koepp  122.   141 


Körte,  G.,  53.   172 
Koester,  H.,  414 
Köfzschke,  R.,   5.   7 
Kövi,  F.,  22 
Koffmane  17 
Kofier  12.  129 
Koganci,  Y.,  257 
Kohl,  H.,  354 
Kohlbrugge,  J.  H.  F.,  241 
Kohler,  Ch.,  356.  391 
Kohte,  J.,  383 
Kok  231 

Kolbe,  W.,  419.  443 
Koldewey,  R.,  363.  366 
Komnenos,  P.  A.,  418 
Kondakov,  N.  P.,  400 
Konstantinides,  M.,  428 
Kopases,  E.,  437 
Kophiniotes,  .J.  K.,  418 
Kordellas,  A.,  416 
Kornemann,    E.,    62.    84. 

95.  114.  131.  143.  146. 

192.  340.  345 
Korodi,  Lutz,  22 
Korodv,  O.,   159 
Korpp,  F.,  345 
Kosiow,  P.  K.,  252 
Kossinna  119 
Kotsobilles,  N.,  432 
Kourouniotes,  K.,  422 
Krämer,  A,,  232.  235.  236. 

240.  285 
Krascheminikov,  M.,   409 
Kraß  7 

Kraus,  Franz  X.,  6 
Krause,  F.,  233.  315 
Krauß,    F.  S.,    222,  259. 

269.  273 
Krauß,  H.,  291 
Krauß,  S.,  356.  357 
Krencker,  D.,  346 
Ki'etschmer,  K.,   110 
Kretschmer,  P.,  154.  400. 

401.  429 
Kriares,  Pan.  K.,  437 
Krickeberg,  W.,  304 
Krieg,  B.,  381.  382 
Krieger  11 
Krishna     lyer,      L,     K. 

Auantha,   253 
Kritas,  G.  .J.,  425 
Kroeber,  A.  L.,  311.  314. 

315.  316 
Kroeber,  L.  L.,  314 
Krohmaun,  A.,   103 
Kroll,  W.,  339 
Krom,  J.,   120 
Kromayer,  .I.,60. 147. 155. 


165.172.  173.175.177. 
182.184.186.342.401. 
406.408.410.411.413. 
419.  422 

Krone,  R.,  321 

Kronfeld  221 

Kroon,  C.  W.,  240 

Kropatscheck  142.  221 

Krüger,  E.,  103.  109.  111 

Krüger,  G.,  39 

Krumbacher  423 

Kruyt,  Alb.  C,  239,  242 
I  Kubitschek,  W.,  53.   55. 
151.157.337.355.395 
I  Kühler,  Aug.,  9.   19 
:  Kühne],  Paul,   15 

Kümmel,  A.,  359 
\  Kürchhoff,  D.,  276 
j  Kugeuei',  M.,  40 

Kuhn   119 
I  Kuhnert,  M.,  357 
!  Kummer,  G.,  383 
;  Kunze,  M.,  352 
j  Kunze,  R.,   119 
I  Kusnezow,  S.  K.,   261 
j  Kuzsinsky   148.   151.  152 
{  KyriUos  349 

Lachenmaier,  E.,  131.  132 
Lachenmeier  117 
Lacroix,  N.,  278 
Ladek,  F.,   159 
Läffler,  L.  Fr.,  27.  49 
Lafortuna  183 
Lagrange,  M.  J.,  436 
Laigue,  de,  171 
Lajonquiere,  Lunctde,  248. 

249 
Lambros,  Sp.  P.,  414.  422. 

423 
Lammens,  H.,  362 
Lampadarios,  E.,  438 
Lampakes,  G.,  417 
Lamprecht,  H.,   149 
Limiprides  409 
Lampros,  Sp.  P..  414.  422. 

423 
Lamprynides,  M.  G.,  418 
Lanciani,    R.,    178.   189. 

196.  200 
Landau,  W,  Frhr.  v.,  362 
Landon,  Pcrceval,  236. 266 
Landor,  Henry  Savage,  276 
Lang,   Audrew,  225 
Liuig,  G.,  333.  442 
Lange,   Gnunar,   325 
Langhiuis,  P.,  273 
Lauz-Rloeseh   126 


Ethnographie  219—328;  Orient  und  <rriechischc  "Welt  329—448.       409 


Lapiaiue,  L.,  254 
Lares,  .'.  I.,  318 
Larizza,  P.,  183 
Larras,  N.,  277 
I.ar!^en,  A.  H.,  38.  49 
Lasch,  R.,  220.  222.  276 
Latrie,  L.  de  Mas,  429 
I^attermann,  H.,  41ö 
Launay,  L.  de,  427.  428 
l^aunay,  M.  L.  de,  416 
Laurent,  J.,  403 
Lauterer,  Joseph,    42.  45 
Lavisses  93 
Lawrence,  A.  E.,  241 
Lawson,  J.  C,  428 
Lazar,  Victor,  268 
Leake,  W.  M.,  408 
l^begue,  A.,  430 
Leblond,  Ary,  245 
J^eblond,  Maiüus,   245 
Lechat,  H.,  418.  441 
Lechner,  E.,  26 
Lecler,  E.,    32.  249 
Le  Coq,  A.  v.,  372 
Ledain  95 

Legendre,   A.  F.,  256 
Legrand,  E.,  424 
Legrand,  P.  E.,  418 
Lehmann,  A.,  221 
Lehmann,  C,   102 
Lehmann,  J.,  222 
Lehmann.    E.,    164.   165. 

175 
Lehmann,  W.,  317.  318 
I^ehmann  -  Haupt ,    C.    F., 

340.  373.  374 
Lehmann-Nitsche,  R.,  324. 

325 
Lehmsdorff   146 
Lehnerl03. 104. 115.123. 

130.   138.   139.  141 
Leipoldt,  G.,  357 
Leiter,  H.,  343.  346.  372 
i>eithäuser,  Jul.,   12 
]>enfant  299 
Lenschau  185 
Lenz,  Ph.,   18 
Leo,  F.,   161 
Leon,  N.,  318 
Leonard,  A.  Glyn,  287 
Leonhard,  R.,  378.  439 
Leonhardi,  M.Frhr.v.,  225 
Leoni,  U.,   178.  209 
Lepsius,  J.,  360 
Lepsius,  R.,  414 
Leroux,  G.,  430 
Lessert,  C.Pallu  de,  41.  58 
Lessiak,  Pr.,  20 


Letelier,  Valentin,  34.  42 
Levi,  J.,  348 
Levi,  S.,  372 
Levinstein,  S.,  303 
Levy,  Isidor,  40 
Levy,  .!.,  335 
Levy,  Silvain,  266 
Lewis,  A.  B.,  308 
Lewis,  Thomas,  297 
Lezius,  J.,  414 
Lichtenberg,    R.  Frhr.  v., 

55.  345.  389.  390 
Liden,  Evald,  29,  49. 
Liebe,  G.,  6 
Liebenam  53.58.  73.  112. 

131.  145.  339 
Lietard,  A.,  256 
Liger,   F.,  94.   102 
Lindsay,  A.  B.,  252 
Ling  Roth,  H.,  305 
Linhoff,  Matthias,   15 
Linke,  Fr.,  236 
Lion  276 

Lipskij,  W.  J.,  261 
Lissauer,  A.,  278 
List,  G.  V.,  6 
Litard  92 
Littmann,  Enno,  274.  282. 

346.  363 
Livius  165.  175.  177.  179 
Lloyd,  Watkiss,  289 
I^effler  288 
liöhr  54 
Loeper,  R.,  414 
Löschke,  S.,   124 
Lösmair,  J.,   19 
Löwe,  R.,   119 
Lohmann,  E.,  386 
Lohmann,  F.  H.,  42 
Lohmeyer  15 
Lohr,  F.,  212 
Lolling,  H.  G.,    399.  403 
Longheua,  M.,  368 
Longnon,  A.,    31.  91.  94 
Longworth  Dam  es,  M.,  237. 

267 
Lorenzi,  A.,  36 
Loria,  Lamb.,  228 
Lorichs,  Melchior,  396. 397 
Loring,  W.,  422 
Louwerier,  D.,  241 
Lovarini,  E.,  37 
Lowie,  Robert  H.,  304.314 
Luehsinger,  J.  R.,  282 
Ludovici  123 
Ludwig,  A.,  389 
Ludwig,  K.,  56.   150 
Lüdt,  F.,  339 


I  Lüpkcs,  W.,  273 
i  Lugg,  H.  C,  301 
I  Luini   195 

Lumholtz,  Carl,  317 

Luna,  Rosa  de,  83 

Luncz,  A.  M.,  358 

Luschan,  F.  v.,  236.  297. 
302.  363 

Lutz,  H.,  441 

Lyall,  Charles,    250 

Lyon  335 

Maas,  Alfred,  240 

Maaß,  E.,  80 

Mabile,  A.,  302 

Macalister,  R.  A.  St.,  356. 
360 

McCall  Theal,  G.,  302 

McClintock,  Walter,    312 

McCrindle,  J.  W.,  338 

Macdonald   110 

Macdonald,  D.,  223 

Macey,  P.,  249 

Machriq,  AI.,  350 

Macias,  M.    82.  89 

Macineira  y  Pardo  90 

Mackenzie,"  D.,  436.  437 

Mackinnou  30 

Maclaud  284 

Macridy-Bev,    Th.,    378. 
387 

Madan,  A.  C,  294 

Madrolle,  CI.,  256 

Magalhäeus     Sepulveda, 
Ayres  de,  83 

Magne,  L.,  419 

Maigre,  E.,  431 

Maillon,  A.,  49 

Maionica  169 

Mair,  Georg,  334 

Makridy,  Th.,  381 

Maler,  Teobert,  319 

Mamaes  430 

Mancini  173 

Manfrin  108 

Manguldas     Nathubhoy, 
Tribhovandas,  266 
j  Mimsfeld,  A.,  300.  301 
!  Mansy,  M.,  248 
'  Manteyer,  de,  98 
]  Mautzabiuos,  N.  G.,  441 
!  Marabail,  Paul,  249 
I  Maraghiannis,  G.,  436 

Marcel,  .M.,  40 
I  Marchesetti  170 

Mare,  L.,  284 
I  Marees,  W.  v.,  440,  441 
I  Marett,  R.  R.,  221 
30* 


460 


Geographische  Namenkunde  3 — 50;  Römischer  Westen  51 — 218; 


Mariaui,  L.,  1C3.  177.  437 
Mariiuii,  M.,   174 
Mariiielli,   O.,   37 
Maikopolis,  M.  J.,  431 
:\rarkopoulos,  M.,  432 
Marinier,  G.,  331.  356 
Marmorstein,  Artiir,  22 
Marquardsen,  H.,  288.  299 
Marquart,  J.,  366.  386 
Marteaux  94 
Martel,  Aliue,  419 
Martelli,  A.,  443 
Martial  176 
Martin,  R.,  94.  370 
Martinez  322 
Martino,  Giacomo  de,  278 
Marlon,  P.  L.,  297 
Marx   104 
Marzau,  J.  de,  234 
Masip,  Jaime,  255 
Mas  Latrie,  L.  de,  429 
Maspero,    G.,    282.    347. 

406 
Maß,  E.,  96 
Massia,  P.,  36.  49 
Mastermann,  E.W.  G.,  360. 

361 
Mathews,  R.  H.,  224,  226 
Mathis,  A.,   169 
Mathuisienlx,    M.  de.    71. 

278 
Matrnchot,  L.,  32.  94.  95. 

101 
Matthias,  F.,  6.   119 
Matsumura  Akira  220 
Man,  A.,   163.  181.   182. 

201.  203 
Manny,  H.  R.  de,  391 
Maunier,  R.,  283 
Maurer,  Fr.,  274.  275 
Maurette,  Fernand,  283 
Maus,  A.,   181 
Mautn(?r,   Otto,   31 
Maxficld,  B.  L.,   243 
Maxwell  84.  85 
Mayer,  F.,  301 
Mayer,  Max.,   183 
Mayer,  P.  Otto,  233 
Mayr,  A.,  88.   187.   188 
Mayr,  G.  v.,  187.  265 
Mazzarclla,  G.,  223 
Mazpgger  150 
Mazzi,   A.,  35 
Mead,  Cli.,  320 
Meader,  C.  L.,  419 
Mi-erwaldt,  .1.  II.,  240 
Mehlis,  C,  55.  59.   116 
Melirinp,  G,,   10 


Meiclie,  A.,   13.   14 
Meier,  Jos.,  232,  233 
Mcineoke,  A.,   124 
Meineeke,  M.,  422 
Meinhof,  C..  276.  286.  290. 

294.  297 
Meister,  K.,  355 
Meister,  R.,  390 
Meitzen,  A.,   121 
Melanges  350 
Melaye  94 
Melchiori   164 
Meliarakes,  A.,  408.  425. 

431.  432 
Melida,  .T.  R.,  87 
Melida,  R.,  83.  85 
Meliopulos,  .1.  P.,  379 
Menardos,  S.,  40 
Mendel,  G.,  413 
Mcndez,  Alph.,  282 
Menge,  R.,  379 
Meomartiui   1()4.    166 
Meriuiee,  P,,  85 
Meringer,  R.,  270 
Merlin,  A..  62.  63.  65.  69. 

71.  208 
Merriam,  C.  Hart,  316 
Merril,  E.  T.,   193 
Merrill,  S.,  358.  359 
Mestwardt  140 
Melaxakis,  M.,  362 
Metellus  90 
Meuriot,  P.,   107 
Meusbnrger,  K.,  358 
Meyer  357.  396.  397 
Mever,  Ed.,  56.  341.  344. 

348.356.303.365.367. 

406.  424.  429.  434.  435 
Meyer,  F.,  303 
Meyer,  Martin  A.,  360 
Meyer,  Ph.,  401 
Mever,  iL,  301 
Meyer-Lübke,  W.,  12.  31. 

49.  54.   187.  344 
Michael,  H.,  440.  442 
Michaelis    A.,   341 
Miehaux-Bellaire,  E.,  277 
Michell,  R.,  391 
Michon,  E.,  54,  91 
Micola,  Joes,  29 
Miedel,  .1.,  7.  8.  10.  11.  20 
Mielert,  F.,   419 
Mielieh,  A.  L.,  352 
Miketta,   K.,  353.  355 
Mikkola,  .Joos  .1.,  38.  49 
Milchhöfcr,  A.,   414,  416 
Mi Iko witsch  261 
Miller,   .!.,   395 


Miller,  W.,  419.439.443. 

447 
Millet,  G.,  63.  401.  416. 

419 
Millingen,  A.  v.,  396.  397 
Millington,  W,  H.,  243 
Milloue,   L.  de,  251 
Mischlich,  A.,  285 
Miura,  K.,  258 
Modestov,  B,,   162.   185 
Modi  252.  253 
Modin,  Erik,  29 
Mörtsch,  Otto,    14 
Moisel,  M.,  299 
Moleswortii  Sykes,  P.,  274 
Molius  97 
Mollison,   Th..   23i) 
Moltke,  Harald,  .•;<:)5 
Molz,  M.,   250 
Mommeja,   I.,   99 
Mommcrt.   K.,    358.  359. 

360 
Mommsen,  Th.,  143.  149. 

151.   162 
Monaei,  A.,  210 
Monckton,  C.  A.  W.,   228 
Monlezun  67 
^lonsidud,  Marques  de,  90 
Montanari,  .1.,   168 
^lontanari,  T.,  92 
Montauzan,  Germain  de,  64 
Montelius   145 
Monti  170 
Montzka,  H.,  373 
^loonev,  James,  310.  313 
Moore,'  A.  W.,  29 
Moraes,  W.  de,  50 
Morales,  E.  de  Correa,  42 
Mordont-Vidailhet  283 
Mordtmann,    A.  D.,    395. 

396 
Moreira,  Augusta  P.,  322 
Moreno,  M.  Gomez,  83.  84. 

86 
Moret,  A.,  330 
Morgan,  J.  de,  367 
Morice,  A.  G.,  309 
Morie,  L.  J.,  346 
Moritz,  B.,  351,  354 
Mon>urgo,-  L.,    178,  209, 

214.  218 
Mosso,  A.,   185.  43t! 
Moszeck,  Otto,  303 
Moszkowski,    Max,     239. 

254 
.Mourral,  D.,  32 
Mouterde,  R.,  363 
Mnch   118.   119.   152 


Ethnographie  219—328;  OiiPnt  und  griechische  Welt  :;29— 448.       461 


Much,  M.,  265 

Much,  R.,  6.   12 

Mucke,   E.,   15.   16 

Mülincn,  E.  Graf  v.,  361 

MiiUenhoff.  K.,   120 

Müller  299 

Müller,  A.,   124.  301 

Müller,  A.  A.,  393 

Müller,  (;.,  338 

Müller,  D.  H.,  274.  351. 

364 
Müller,  F.,   286 
Müller,  H.,  251 
Mueller,   Herhert,   25.'! 
Müller,  K..  77 
Müller,  Max,    12.  34 
MüUer,  Rieh.,   17 
Müller,  Sophus,  56.  235. 

265 
]Müller,  Wilh.,   233 
Müller,  W.  Max,  346.  355. 

389 
Müllner,  A.,   166 
Münch   166 
Münscher,  K.,  385 
Mun,  G.  de,  397 
Munro,  J.  A.  R.,  416 
Munro,  N.  G.,  257.  258 
Muret,  Emest,  3.  24.  25. 

26.  30.  33.  35 
Marko,  M.,  270 
Murray,  M.  A.,  347 
Musil.    Alois,    274.    352. 

353.  354 
Musoni,  Fr.,  36.  37 
Mutch,  .James  S.,  306 
Myer,  Ch.  S.,  280 
Mylius-Erichsen,  L.,  305 
Myre,    J.  L.,    246.    334. 

345.  409.  421 
Mvstakides,    B.  A.,    350. 

"351.  364.  402.  428 
Mystakides,  N.,  409 

Nähert,  Herrn.,  36 
Nachmanson,   E.,   411 
Nachod,  O.,  258.  370 
Nadrowski,   R.,   17 
Näeke,  P.,  259 
Nägele,  E.,  43.   132 
Nagai  259 
Nagel,  A.,  255 
N.ngl   17.   19 
Nagujewski   179 
Najioletani   174 
Narheshuber,  K.,   278 
Nathubhoy,  Tribhovandas, 
Manguldas,  266 


Natividade,  M.  V.,  271 

Naue,  \V.,   115 

Naville,  E.,  281.330.347 

Nazari,  O.,  204 

Neekel  27 

Negris,rh.,  343.405.  431. 
442 

Neinäti.  K.,  372 

Nestle,  E.,  39.  357.  359. 
363 

Nestoiides.   K.,  41!) 

Neumann,   J.  B.,   240 

Neumann,  J.  H.,  240 

Neumann-Partsch  432 

Newberrv,  P.  E.,  348 

Newton,  "f.  G.,  209 

Nicole,  G.,  216 

Niccolini,  G.,   170 

Niehu?,  Helene,  266 
}  Niemann,  Ernst,  7 

Niermever,  J.  F.,  241 

Niese,  B.,  340.  419.  422. 
!      445 

!  Nieuwenhuis,  A.  W.,  241 
I  Nieuwenkamp,  W.  O.  F., 
j       241 

Nigmann,  E.,  292 
I  Nikolsky,  N.,  261 
I  Nino,  A.  de,   175 
j  Nissen,  H.,  115.  137—39. 
161—63.  165.  167.  171 
I      bis   173.   177.   179 

Noaek,  F.,  409.  411.  412. 
415.  436 

Noak,  F.,   173 

Nöldeke,  Th.,  5.  40 

Noethe   142 
I  Noiret,  H.,  437 

Nopeso,  Franz,  268 
!  Nordenskiöld,  E.  v.,  276. 
j      297.  320.  327 
I  Nordhoff  144 
'  Nordlander,  J.,  29.  49 

Noreen,  Adolf  28 

Norrby,  R.,  29 

Narren,  A.,  27 

Norris,  F.  A.,  363 
I  Northcote,  G.  A.  S.,  289 

Novakovic,  St.,  38 
\  Novosiltzew,  A.,  262 
[  Novotny  151.  152 
1  Nunes,"j.  J.,  271 
'';  Nunzio,  J.,  184 
!  Nuttall,  Zelia.  317 
!  Nyuak.  Leo,  241 

'  Oberhummer,  E.,  54.  56. 
I       58.  154.  198.330.339. 


340.353.371.389.395. 

396.     398.    399.     401 

bis  403.  409.  410.412. 

422.  427—30.  439 
Oberziner  167 
Obst,  E.,  379 
Oder  340 
Oechsli   149 

Oecouomides,  D.  E..  378 
Oehler,  Job.,  376.  386 
Oehler,  K.,  61 
Oehler,  R.,  65.   164.   175 
Oestreich,  K.,  400 
Oetteking,  Bruno,  280. 306 
Öztbcrg  31 

Ohlenschlager.R.,  147.149 
Ohnefalsch -Richter,   M., 

390 
Ohnesorge,  Wilh.,   16 
Olck  339.  340 
Oldfather,  W.  A.,  411 
Olivieri,  d',  36 
OUone,  d',  256 
Olsen,  Magnus,  27 
Olshausen,  O.,  258 
Oman,  J.  C,  266 
Oman,  R.,   108 
Oncken,  A.,  322 
Oordt,  J.  F.  van,  290 
Oppe,  A.  F.,  412 
Oppermann,  E.,   44.   118. 

357 
Opperi,  E.,  86 
Oppert,  J.,  365 
Orano,'D.,  208 
Orbaan,  J.,  190 
Omsteiu,  J.,   158 
Orr-Captain,  C.W.  J.,  285 
Oi-six,  P.,  164.  183—187 
Orth  340 
Ortner  149 
Osiandor,  W.,    127.    165 

bis  167.  169 
OsteiTuann,  F.  L.,  310 
Ostroumow,  N.  P.,  261 
O'Sullivan,  A.  W.  S.,  210 
Othmer  82 
Otto  302 

Overbergh,  Cyr.  van,  296 
Ovidio,  D.',   180 
Owen,  R.  C,  290 
Oxe,  A.,    123.    131.   135. 

140.  143 

Paasonen,  H.,  39 
Pachtere,  A.  de,  208 
Pachtere,  F.  G.  de,  74 
Pachtere,  (J.  de,   147 


4(i"2        Geoirraphiselic  Namenkunde  '! — 50;  Köniisclier  Westen  öl — 218; 


Page  111 

Pais,    E.,     102.   IGT  — 69. 

173.  180.  182.  183.185 

bis  187.   192.  199.  202 
Pajot  32 
Pal,  Kiraly,   159 
Palanque,  Ch.,  348 
Pallari,  P.,  277 
Pnllat,  L.,   133 
Pallu  de  Lessert,  C,  41. 58 
Palmer,  H.  R.,  288 
Palnier,  P.,  337 
Panagiotides,  D.,  409 
Pauhuys,  L.  C.  van,  321 
Panzer  108 

Papabasileiof,  S.  A.,  432 
Papadopulos  -  Kerameus, 

A.,  402 
Papageorgiu,   P.  N.,  402. 

403 
Papamichaloi)Oulos,  K.  N., 

425 
Papiuidreou,  L.  G.,  441 
Papiistauru,  Araalia,  409 
Papay,  J.,   260 
Pappenheim,  H.  zu,  245 
Paris,  P.,  54.  77.  78.  84. 

85.  412 
Parker,  Th.  V.,  312 
Parkinson,   .f.,   223.  232. 

287 
Pai-son,  F.  G.,  306 
Partscb,    J.,    56.    60.    69. 

161.162.165—67.333. 

334.340.346.348.375. 

402.410.414.416.420. 

422.426.439.441—44. 
Pasqui  195.   199 
Pa-squier,  P.,  249 
Passarge,  S.,  284.  294.  302 
Patkauow,  S.,  259 
Paton,  Lewis  P.,  40 
Patot,    J.  \V.   Tissot   van, 

242 
Patroui,  G.,  181.  187.432 
Patsch  54.  152.   154—59 
Patsch,  C,  443 
Patsfh,  J.,  52.   153 
Patsch,  K.,   146.   152 
Patte,  Paul,  247 
Pauschmaun,  G.,  220 
Pavhvtos,  N.,  440 
Pa\vh)wskl  98 
Payer,  J{.,  324 
Pechui4-I.ocsche,   F.,    298 
Peckels,    P.  G.,   232 
Pt'hr,   Franz.   21 
Pcixoto,    11.,   271 


Pekarskij,  E.,  260 
Pelissier   190 
Pellegrini,  F.,  3G 
Penard,  A.  P.,  321 
Penard,  F.  P.,  321 
Penck,  A.,  222 
Penka,  K.,  264 
Pepper,  George  H.,  315 
Perdrizet,  P.,  81.  400  bis 

402.  412.  446 
Pereas,  Enrique  Lopez,  298 
Perl   170 
Pernice,  E.,  419 
Pernier,  L.,  435 — 37 
Perrin   126 
Perrot,  G.,   184.  421 
Persichetti,  N.,   166.   176 
Peßler,  Willi,  272.  273 
Peters,  W.,  448 
Petersen    158.    185.    201. 

212.   221 
Petersen,  E.,  53.  73.  207 
Petra,  de,   181 
Petrie,    W.    M.    Flinders, 

222.281.347.348.354 
Petschenig  56 
Petter,  Rodolphe,  310 
Peucker,   K.,  443 
Pfaff,  Fr.,    11 
Pfau   6 

Pfeiffer,  G.,   174 
Pfretzschner  195 
Pfuhl,  E.,  420.  433 
Pharmakowsky,  B.,  394 
Philaretos,  T.)  429 
Philios,  D.,  416 
Philipon,E.,30.34.81.82 
Philipp,  O.,  7.  10.  11.13. 
Philippi   142 
Philippson,  A.,  339.  375. 

376.380.381.395.401. 

403.405.406.408.411. 

412.417.420—26.428 

bis  433.  441.  443 
Phillott,  D.  C,  267 
Pichler,  F.,  145.  146.151. 

158.   166 
Picirilli   176 
Pick,  B.,   159 
Pick,   11.,  209 
Pickert,   W.,  8 
Picq,   A.  du,   245 
Pieper,    P.,    IG 
Pieri.   Silvio,   37 
Pieriui,    M.  11.  P.,   325 
Pigauiol.  A.,  201.  207 
Pigoriui  205 
Pilk,  Georg,    14 


PUlai,  N.,  252 

Pim,  Kapitän,  242 

Pinta  1G6 

Pinton,  P.,  35 

Pinza,  G.,   187.  191.  200. 

205.  206 
Piounier,  P.  Marjos,  249 
Piper,  P.,  29 
Pirro,  A.,   181 
Pitt-Rivers   106 
Pittard,  E.,   2ü8.  298 
Pittier  de  Fabrega,  H.,  323 
Piz  Terri,  B.  F.,  26 
Plagemann,  A.,  32G 
Planert,  W.,  225 
Floß,  H.,  222 
Platner,  S.  B..   193 
Ploy,  H.,  271 
Pöch,  R.,    229.  232.  332 
Pöhlmann,  R.,  40G 
Poggi,  G.,   168.   173 
Poidebard,  A.,  204 
Poinssot  03 
Pokornv,  Julius,  272 
Poli,  X.,   188 
Polites,  G.  A.,  431 
Polivka,  G.,  270 
Pollak,  L.,  429.  431.  432 
Pomtow,  IL,  410.  412 
Popp,  K.,   132,   133,    147 
Porter,  C.  E.,  320 
Porter,  Mary  W.,    190 
Pottier  97 
Poupardin,  R.,  91 
Pouperon,  P.,  245 
Powell,  B.,  410 
Powell-Cotton  ,    P.   IL  G., 

297 
Prade,  J>.  B.  S.  da,  323 
Prätorius,  F.,  39 
Prasek,  J.  V.,  367 
Prati,   Angelo,  35.  37 
Prato,  S.,  37 
Preger,  Th.,  396.  398 
Prehac,  F.,   187 
Prcin   142 
Prcisigke,  F.,  345 
Premerstein,  A.  v. ,    146". 

147.  151.  159.  165.380 
Preuncr,  E.,   410.  443 
Preuß,  K.  Th..    220.  317 
Pridik,   A.,  431 
Pricn   6 

Prietze,   R.,   285 
Priuee,  Dyueley,  311 
Profumo,  A.,   193 
Promis.  C.   164 
Prott,  H.  V.,  419 


Ethnographie  219—328;  Orient  iiiul  i,Micchisc)ic  Welt  329—448.       463 


Prowe.   n.,   318 
Piich.steiii,0.,  180.363.387 
Pulle,   F.  L.,  308 
l'u^earin,  Sextil,  38 
Piischi,  A.,  105.  100.  171 

OucUe,  O.,  350.  357 
<iiiilliiig,  K.,    136 

Radet,  G.,  376.  445 
Radirasky,   158 
Radin,  P.,  320.  322 
Radinger,  Karl,   18 
Radloff,  W.,  260.  261 
ßagumiitha  Rao,   R.,  266 
Raimondi,  J.,  164.   177 
Ramsaiier,  F.,    166.    182. 

330 
Ramsauer,  W.,  7 
Ramsav,  A.  Margaret,  376 
Ramsay,  W.  M.,  376.  385. 

388' 
Ramsey,  W„  262 
Ramstedt,  G.  J.,  260 
Randall-Mac  Jver,  294 
Ranke,  E.,  322 
Ranke,  .!.,  392 
Räo,   R.  Eagumätha,    266 
Rappopont,  S.,  347 
Rascher,  M.,  233 
Rasi  204 

Rasmussen,  Knud,  305 
Rathgen,  K.,  258 
Rattrag,  ß.  S.,  294 
Rand,   102 
Raum,  J.,  291 
Rauschmayer,  J.,   10 
Ray,  Sarat  Chandra,  254 
Ray,  Sidney  H.,  227 
Reader  111 
Reche,  O.,  270 
Rediades,  P.,  417 
Regel,  F.,  328 
Regel,  W.,  395 
Regung,  K.,  104.  183.340 
Reiber,  P.  J.,  228 
Reichel,  W., '422 
Reichl,   A.,  408 
Reiniesch,   F.,  23 
Reina  198 

Reinach,  A.  J.,  202.  347 
Reinach,  L.  de,  249 
Reinach,  Sal.,  57.  59.  155. 

199 
Reinach,   Th.,   377 
Reineckc,  Fr.,  232 
Reinecke,  P.,   115 
Reis.   Piri,  396,  424 


Reiscli,  E.,   140.  410 
Reiser,  O.,  443 
Reisner  281 
Reitzenstein,  v.,  299 
Renard-Grcnson,  54 
Resch,  A.,  360 
Revelli,   P.,  37 
Revon,  M.,  258 
Rey,  R.,   167 
Rhamni,  K.,  265 
Rhodokanakis,  N.,  351 
Rhomaios,  K.,  416 
Rhys  Roberts,  W.,  412 
Ribbing,  L.,  272 
Ricaudy,  E.  Verges  de,  43 
Rice,  H.,  323 
Ricek,  Leop.  G.,  7.  45 
Richard,   Ernst,   264 
I  Richardson,  R.  B.,  447 
'  Richieri,   G.,    3,    35,    37, 

43,  44 
Richter  292 
Richter,  Eduard,  5 
Richter,  Martin,  295 
Richter,  O.,  200.  204.  287 
Richthofen,  F.  v.,  71 
Ridder,  A.  de,  390.  412. 

413 
Ridgewav,  W.,  268 
Riedel,  j.  G.  T.,    243 
Riedl  151 
Riega,  D.  C.  Garcia  de  la, 

337 
Riemann,  F.,  45 
Riese,  A.,  122.  134.   136 
Rieß,  R.,  339 
Riezler,  Siegmuud,  8.  45 
Rigault,  A.,  397 
Ripostelli-Marucchi     100. 

209 
Risch,  K.,  378 
Risley,  Herbert,  205 
Risniann,   Franz,   14 
Ritsert,  Theod.,   12 
Ritterling,    E,,    95.    124. 

134.   139.   148 
Itivei-s,    W.  H.  R.,   252 
Rivet  328 
Rivetta,  P.  S.,  50 
Rivoira  195.  211 
Robert,  C,  210.333.  410. 

442 
Roberts,   W.  Rhys,  412 
Robinson,  David  M.,  378 
Rocchi   195.  210 
Rocha,  A.  dos  Santos,  90 
Roche,   Charles  de,   20 
Eochetin   97 


Rodet  92 

Rodcwich,  R.,   110 

Rodlf)w,   VVanka»  v.,   165 

Rodocanachi,  E.,  198.  218. 
439 

Roeder,  M.,  200 

Röhricht,  R.,  355 

Römer,  R.,  240 

Rohmcder,  W.,  20 

Rohnstock,  F.,  402 

Rohr,   Elsbcth,  305 

Flolla,  Pietro,  38 

Roloff,  E,  M.,  282 

Roman  y  Calvet,  J.,  88 

Romano,  Salvator,  37 

Romanos,  J.  A.,  409.  441 

Ronczewski,  K.,  210 

Roppard,  C,  240 

Roquevaire  70 

Rosario,  P.,   184 

Röscher,  W.  H.,  345 

Roscoe,  J.,  291 

Rose,  E.  H.,  206 

Rosen,  E.  v.,  325 

Rosen,  F.,  282 

Rosen berg  280 

Rosenhuber,  P.  S.,  301 
I  Rosenhuber,  S.,  287 
I  Roserot  95 
!  Rost,  Paul,  270 
!  Rostovzew   182.  210.  339 

Roth,  H.  Ling,  305 

Roth,  W.  E.,    223.  228. 
321 

Rott,  H.,  370,  386 

Rouffaer,  G.  P.,  40 

Rougier,  E..  235 

Rousseau,  F.,  397 

Rouvier,  J..  302 

ßoux,  H.  le,  283 

Roux,  Ludw.,  25 

Rouzand,  H.,  97 

Roy,  J.  Ed.,  311 

Rubensohn,  O.,  432 

Rubel   14.   120 

Rubel,  H..   144 

Rubel,  K.,  0 

Rüter,  H.,  442 

Rüthuing,  G.,   7 

Riitimeyer,  L.,    271.  284 

Rüttel  300 

Rüge,  W.,  333.  334.  376. 
400.  403. 

Ruggiero,  E.  de,  200 

Ruhstrat,   E.,   255 

Ru])reeht  8 

Rnsillon,   H.,   245 

Rüssel,   Fr.,   315 


464        Geographische  Xainenkunde  3 — öO;   Ilötnischer  ^Ve^^ten   jl — 218; 


Rust,  H.  N.,  31(J 
Rutar,  S.,   151.   15(!.   165 
Kvgh,  K.,  28 
Rygh,  O.,  27 
Rzeszowski,  L.,  270 

Saud,  Lainec.  275.  360 
Saavedra,  Ed.,  79.  85.  88 
Sabarthes,  A.,  33 
Sabatini,  Fr.,  212 
Sabbadini   17.'. 
Sabn-,  Jloustapha,  281 
Sacbau,  E.,   348 
«achse,  F.  J.  F.,  243 
8adee,  E.,   173 
Sagnier  07 
Sahlgren,  Jänui,   49 
Paladin,  H.,   71 
Salas,  Molina,  42 
Balesius,   F.,  235 
Salina,  A.,   185 
Salis,  A.  V.,  384 
Salmon,  G..  277.  306 
Salvator,  Erzhzg  Ludwig, 

409.  440.  443 
Salviani  35 
Salvioli,  G.,  35.  45 
Salvioni,  C,  30.  3ö 
Summe  49.  50 
Sampajo,  A.,  271 
Sandberg,  Graham,    232. 

234.  235.  238.  252 
Sande,  G.  A.  ,T.  van  der,  230 
Sander,  G.,  262 
Sander,  .1.,  262 
Santos   üochu,  A.  dos,  90 
Sapir,  E.,  308 
Sapper,  K.,  318.  319.425 
Suralegui  y  Medina, Ij.de, 90 
Sarasin,  F.,  242.  254 
Sarasin,   F.,  254 
Sarat  Chandra  Ray,  254 
Siirauw,  Chr.,   39  ' 
Surfert,  E.,  304 
Sarnisin,  P.,  347 
Sarre,  F.,  363.  366.  367 
Sarres,  J.,  417 
Sarvey,  v.,   131.   135 
Sathas,  K.,  423 
Sauer,   R.,    431 
Saurin,  D.,  277 
Suuter,  Hans,  228,  258 
Savignani,  L.,  431 
Saville,  H.,  328 
Savoyen,  J>u(l\v.  Amad.  v., 

346 
Scacchi   175 
Scayliu,  S.,  209 


Scala^  R.  v.,  406 
Sehaade,  A..  340.  351 
Sehadee,  M.  C,  241 
Schädel,  Beruh.,  34 
Schäfer,  H..  330.  331.  347 
Schäffer,  AVilh.,  397 
Schaffer  385 
Schatz,  Jos.,  8 
Schatzmann,  F.,  446 
Schauer,  H.,  410 
Schede,  M.,  384 
Sclieerer,  O.,  244 
Scheffel,  A.,   165.   106 
Scheffler  7 
Scheil,  V.,  367 
Scheinigg,  Joh.,  20 
Schell,  Ö.,  273,  300 
Sehemmel,  F.,  349 
Schenk,  A.,  270 
Schermau,  L.,  287 
Schiber,  A.,  31.   108 
Schidlofs,  B.,  225 
Schier,  Th.,  446 
Schiffer,  S.,  363.  305 
Schiffmann,  K.,   18 
Schilling,   Claus,  286 
Schilling,  H.  K.,   7 
Schilling,  W.,  416 
Schindler,  A.,  381 
Sehinz  25 

Schkopp,  E.  V.,  301 
Schlaginhaufeu,  O.,  43.  50 
Schleif f,  V.,  428 
Schleiuitz,  O.  v.,   104 
Sehleinitz,  Frhr.  v.,  237 
Schlemmer,  K..  45 
Schleyei-,   W..   195 
Schliz,  A.,   114.   115 
Schmatz,  J.,   182 
Schmeltz,  E.,  236 
Schmidt,  B.,  431.441.444 
Schmidt,  H.,  408 
Schmidt,  L.,  118.120.340 
Schmidt,  M.,  328 
Schmidt,  O.  E.,    180 
Schmidt,  F.  W.,  220.  223. 

226.  247.  287 
Schmidt,  W.,   231 
Schmidtke,  A.,  401 
Schmidtkonz,  .1.,   6.  9.  11 
Schmitt,  .f.,  423 
Schnee  232 

Schneider,  A.,   125.   150 
Schneider,  E.,   94 
Schneider,  H.,  282 
Schneider,  R.  v.,  156.  169. 

171 
Schnell,   F.,   41 


Schneller,  Ch.,   18 
Schnizlein,  A.,  9 
Schnitzger,  C.  R.,    14 
Schoeffer  294.  339 
Schoeffer,   V.  v.,  430 
Schöne,  Emil,   13 
Schöne,  Th.,  336 
Schöner,  G.,  45 
Schönfeld,  D.,  354 
Sehönfeld,  Moritz,  5 
Schoeteusack   118 
Scholz,  J.,  387 
Schoof,  \V.,   14 
Schotter,  A.,  257 
Schrader.  H.,  383 
Schramm   105 
Schreiber,  Th.,  349 
Schreiber,   W.,  327 
Schröder,  Edw.,  5.  6.  119 
Schröder,  H.,  221 
Schröder,  L.  v.,  364 
Schubart,  L.,   14 
Schuchardt,  C,  345.  398 
Schnehardt,  H.,  5.  12.  34. 

49.  «2.   118.  120.  121. 

141.142.144.148.160. 

262 
Schuck,  H.,  29 
Schüler,  W.,  255 
Schuler,  E.,  301 
Schuller,  G.  A.,  23 
Schdler,  R.  R.,  320.  320 
Schullerus,  Ad.,  23 
Schulten,  A.,  53.  57.  58. 

02.  65—67.  73.  83.  86. 

88—90.    96.   97.    122. 

138.141.167.169—71. 

174.175.179.336.346. 

394.  399 
Schultheß,  O.,  54 
Schultz,  Oberriehter,  236 
Schultz,  J.  W.,  309 
Schultz,  Wolfgang,  334 
Schnitze.  Leonhanl,   302 
Schulz,  E.,  237 
Schulze,  K.,   15 
Schulz,  Otto  Th.  329 
Schulze,  R.,   137 
Schulze,  W.,  53.  90.  162. 

172.  175.  177.  192.344 
Schimiacher,  G.,  361 
Schumacher,  K.,  112.  113. 

114.115.110.118.119. 

120.122.123.129.132. 

133.   134 
Schuster  149 
SeJiwabc  198 
Schwalb,  -M.,   171 


l':thiiouM:ii)hio   219— o2ö;  Orient   uinl  'griechische  Welt  329— 44S.        465 


Schwarz,   F.  v.,  .'J72 
Schwarz,  J.  Alb.  T.,  242 
Schwarz,   I.  P.,   o40 
Schwarz,   Paul,    366,  367 
Schwarzleitner,   A.  v.,    22 
Sek  wein  furth,   G.,   278 
Sehwender,  J.,   9 
Schwerin,  H.  H.,  334 
Sehwcrzenbach   1 50 
Schwöbel,  V.,  358 
Scott,  H.  L.,  311 
Scott,  J.  George,  250 
Scott.  S.  ß.,  241 
Scott,  W.  ß.,  325 
Seottsberg,  C.  325 
Scager,  K.  B.,  437 
Seai-s,  J.  M.,   410 
Secretan   124 
Seemüller,  J.,  21 
Segarra,  .J.,   319 
Sehmsdorff  146 
Seidel,  A.,  285.  287 
Seidel,  Hugo,   15.  235 
Seiliiere,  E.,  440 
Seier,  Caecilie,  310 
Seier,  E.,  310.  322 
Seliginann  242 
Seligmanu,  Brenda  Z.,  254 
Seligmann,  O.G..  228.229. 

254.  285 
Seilin,  E.,  275.  3G0 
Semayer,  Dr.,  203 
Semenow-Tiaiiscbanskij, 

W.  P.,  262 
Senfft,   Arno,   235 
Serafini,   P.,    179 
Sergi  320 

Sergi.G.,  55. 102.271.392 
Sergi,  S.,  303 
Serri,  A.,   170 
Serruys,  D.,  445 
Seta,  "a.  della,  333 
Sethe,  K.,  330.  348 
Seurre,  G.,  394 
Severo,  P^.,  78 
Sevbold  34.  78 
Seydlilz,  N.  v.,  264 
Shaw,  G.  C,  309 
Shebelew.  S.,  428 
Shelford,  E.,  241 
Shurawskij.  A.  W.,  262 
Siderides,  X.  A.,  379.  446 
Siebourg  140.   141 
Sieger,  Rob.,  43.  44 
Sieglin,  Ernst,  349 
Sieglin,    W.,    57.  79.  86. 

98.  107.  161.  174.339. 

.340.  392.  399.  404 


Siehe,  W.,  385 
Sieroszewski,  W.,  257 
Sieveking.  .1.,  210,  212 
Sill,  Mich.,  23 
Simms,  S.  C,  310 
Simon,  J.,  412 
Simonsen  357 
Sinclair,  A.  T.,  274 
Sinko,  Th.,  337 
Sinner,  L.  de,  424 
Sion,  J.,  4 
Sirelius  262 
Siret,  L.,  83.  92 
Sisnianov,  J.  D.,  424 
Sixt   133 

Skcat,   W.  W.,   29.   238 
Skiäs,    A.   N.,    412.  416. 

438.  447 
Skintzopoulos,  A.,  441 
Skok,  P.,  32 
Skor})il,  K.,   159 
Skouphos,  Th.  G.,  448 
Skiitseh  50.  60.  339 
Sloane,   C.  S.,   41 
Sluyk,   C.  I.  J.,  242 
Smcud  286 
Smid,  AValtcr,  20 
Smith    111 
Smith,   E.  W.,  294 
Smith,  George  Adam,  358. 

359.  362 
Smith,  G.  Elliot,  280 
Smith,  Harlan  I.,  308.310 
Smith,  R.  G.,  258 
Smith,  Vinc.  A.,  368 
Smith,  Warren  D.,  243 
Smoor,  P.  C,  292 
Smyrnakes,  Ger.,  401 
Snelleman,  .Toh.  F.,    241. 

242 
Snouck-Hurgronje,  C,  240 
Sobernheim,  M.,  363 
Solch,  J.,  378.  379 
Sofer,  L.,  275 
Sogliano  181.  203 
Sokolow,  D.  N.,    261 
Sokolowsky,  A.,  283 
Solberg,  O.,  306 
Solmsen,  F.,  407 
Soteriades,  E.,  411.  412 
Soteriades,  G.,    410.  411. 

412.  413.  419.  447 
Soulie,  G.,  256.  261 
Sotisa,  M.  de,  271 
Soyer  98 

Sparkraan,  Ph.  St.,  315 
Spata,  G.,  403 
Speck  311 


Speck.   Fr.  C,  314 
Speckt   F.  G.,  312.  313 
Si)encer,   I).  L.,  310 
Si)cranza    175 
Spiegclbcrg.  W.,    40.  50. 

282.  358.  363 
Spieli,  C,  286 
Spieth,  .J.,   280 
Si)inden,  Herbert  I.,   309. 

311 
Sj)irkner,  L.,  8 
Srinivasan,   A.   252 
Staderini,  G.,   178.  208 
Stähelin.F.,  145.147.387 
Staehlin.  F.,  379.  408 
Staös,  B.,  410.  417 
Stahr,  H.,  280.  347 
Stammeljohann,   11.,    15 
Starr,   Fr.,   295 
Staudinger,  P.,  285 
Staurakes,   N.,  438 
Stavlas  430 

St.  ClairBaddeley  198. 216 
Stead,  A.,  269  " 
Steel,  E.  A.,  287 
Steensby,  H.  P.,  272 
Steensdriip,  Joh.,  27 
Stcfani,  C.  de,   182.  441 
Stcfänsson,   Y.,   306 
Steffen  418 
Stein,   A.,   421 
Stein,  F.,   119 
Stein,   Frhr.  v.,  300 
Stein,  H.  K.,  419 
Stein.  M.  Anrel,  261.  267. 

3G9.  372 
Steindorff  348 
Steinmetz,  K.,  238.  268 
Stempeil,  W.,  318 
Sten-Konow  254 
Stenz,  P.  Georg  M.,  255 
Stephan,  E.,  232,  233 
Stephani   121 
Stephanopoli  188 
Stern,  E.  v.,  393 
Sternberg,  Leo,  257.  260 
Stettiner,  P.,   191 
Steueruagel,  C,   137.  361 
Stevens,  "^H.  N.,   181.  336 
Stewart,  B.,  389 
Stewart,  George  AV.,  314 
Stiassny,  G.,   306 
Sticotti   171 
Stieda,  L.,  269 
Stiefelhagen  6 
Stigand,  C.  H.,  294 
Stites,  Sara  Henry,  312 
Stoffel  85 


466       Geographische  Namenkunde  3 — 50;  Römischer  Westen  51 — 218; 


Stokos,  John  F.  G.,  237 
Stolz,  F.,  45 
Stoll,  O.,  222 
Stone,  A.  H.,  303 
Stornajolo,  €.,  338 
Strabo  113.   179 
Strack  138 

Strebel,  H.,  316.   318 
Streck,  M.,  331.363.365. 

360.  373.  374 
Strehlow,  <J.,  225,  226 
Striegl,   Hans,    18 
Strong,  W.  M.,  228 
Struck,  A.,  400.  401.  402. 

408.    405.     414.    415. 

419 
Struck,  B.,  285.  289.  290. 

294 
Strupf,  J..  297 
Strzygowski,  J.,  156.  338. 

364.  388.  402 
Stuart,  Jones,  210,  212 
Stucki,  G.,  294 
Studnizka  167.  212 
Stube,  R.,  340 
Sturm.  O.,  6 
Subak',  G.,  21.  187 
Sütterlin,  L.,   11 
Sullivan,  A.W.  S.O.',  240 
Sunder,  L.,   7 
Svoronos,  J,  N.,  431.  439 
Swami  Abhedananda,  266 
Swanton,    John    R.,    222. 

307.  313.  315 
Swoboda,    H.,    339.  410. 

420 
Sykes,  Mark,  267 
Sykes,  P.  Molesworth,  274 
Szanto,  E.,  428 
Szezepariski,  L.,  354 

Täuber,  C,  4.  26.  45 
Täubler,  E.,  394 
Tafel  221.  251 
Talko  -  Ilryncewicz   260. 

261 
Taramelli,  A.,   187 
Tashiio,  Af.,  259 
Tausk,  Herrn.,  269 
Taylor.  V.,   109 
TehangYi-Tch'on  226.256 
Tegl.4s  148.   158—60 
Tehupeiory,  J.  E.,  241 
Teit,  James,  307.  309 
Telcki,  Graf  Paul,  370 
Temj.le,  R.  C,  247 
Teschauer,  P.,  321 
Teßmaun,  G.,  299.  301 


Tetzuer,  F.,  270 
Teuber,  G.,   108 
Teubner  112 
Teulada,  Sanjust  de,   198 
Teutsch,  I>.,  22 
Teuz,  J.  M.,  350 
Thalbitzer,  W.,  306 
Thalheimer,  A.,  236 
Thedenat  200 
Thiele  200 
Thiers,   A.,  398 
Thiersch,   H.,    349.   357. 

360.  438.  439.  445 
Thomä,  J.,  360 
Thomas,  A.,  32 
Thomas,  C,   137 
Thomas,  F.  W..  40 
Thomas!  L.,   116.   137 
Thomas,  M.  Antoine,  30 
Thomas,    Northcote   W., 

220.  222.  224.  272 
Thomasberger.  R.,  353 
Thomopoulos,  J.,  440 
Thompson,  P.  A.,  249 
Thompson,  R.Campell,  275 
Thomsen,    P.,    337.    353. 

356.  360 
Thomson,  Basil,   234 
Thon,  J.,  275 
Thrämer,  E.,   127 
Thnmb,  A.,  429 
Thureau-Dangin,  F.,    365 
Thurnwald  233 
Thurston,  Edgar,  252 
Tibaldi   169 
Tidemann,  J.,  242 
Tiessen,  E.,  251 
'Alemann  103 
Tissot,  H.,  249 
TissotvanPatot,  J.W.,  242 
Tittcl,  K.,  436 
Tjusehow,  W.  N.,  259 
Tkaö  351 

Tocilescu   148.   160 
Tod,  M.  N.,  420 
Toepfer,  H.,   144 
Toepffer,  J.,  421 
Töpper,  F.,  21 
Toffteen,  O.  A.,  331 
Tognetti,  G.,  200 
Toldt,  C,  321 
Tomaschek    54.   152  —  55. 

158.  109.370.371.394 
Tomasetti,    G..    177.   179. 

217 
Toni,  llektor  de,  5.  36.  44 
Torday,  E.,  296 
Torii,  R.,  244.  256 


Torp,  A.,  387 

Torres,  L.  M.,  325 

Torres,  Romero  de,  85.  86 

Toulotte  58 

Toutain,  Ch.,  61.  62.  69. 

72.  91,  100 
Tozzer,  A.  M.,  309,  318 
Traeger,  P.,  27 S 
Traguair  423 
Trampler  151 
Trautmann    14 
Trebitscb,  R.,  306 
Trendelenburg,  A.,  420 
Treu,  W.,  30 
Tribhovandas     Manguldas 

Nathubhoy  266 
Trietsch,  T>.',  389 
Trosehtschanski  260 
Trusen,   H.  V.,   360 
Tschedruka  200 
Tschepe,  Albert,  40 
Tschormanoff,  M.,  261 
Tsitseles,  E.  A.,  441 
Tsountas,  Chr.,  407.  418. 

429 
Tsuboi,  S.,  257 
Türler,  H.,  26 
Turner,  Wm.,  227 

Uhle,  Max,  327 
Uhlenbeck,  C.  C,  305.  306 
Ullrich  6 

Ullrich,  C.  O.,  321 
Ungar,  Hans,  23 
Unterforeher,   A.,   150 
Unwerth,  W.  v.,   17 
Ure,  P.  N.,  413 
Uspenskij,   P.,  401 

Vachcr,  A.,  4 
Vaglieri,D.,179. 194.  205. 

211.  212 
Vailht',  S.,  358 
Vallentin,   W.,  322 
Vallois  94 
Valmaggi   170 
Valverde  y  Alvarez  80 
Valverde  v  Pcrales  85 
Vambery, 'h.,  261 
Vancsa,  Max,   18 
Vanutelli,  V.,  425 
VaiTo,  59 
Vars,  Gh.,  74 
Vaschide,  V.,   158 
Vasconcellos,  Leite  de,  78. 

80.   83.   86.   90 
Vasiljcvskij,  V.,  409 
Vnssits,  N.,  54.  159.  160 


Ethnographie  219—328;  Orient  und  griechische  Welt  329—448.       467 


Vauvillc,  O.,   102 
Veit,  Fr.,   10.  20 
Veith,  G.,  171 
Ventnrillo,     Manuel     H., 

244 
Verges,  E.,  33 
Vergfes  de  Rioaudy,  E.,  43 
Verneau,    R.,    248.    249. 

328 
Verrier,  G.,  322 
Versace,  F.,  416 
Vesseraii,   161 
Veth,  P.  J.,  241 
Vetter,  A.,  292 
Vibert,  R.  Laurent,  201 
Vidal    de   la   Blache,    P.. 

77.  265.  371 
Vidossich,  G.,  21 
Vierkandt,  A.,   219.  220. 

320 
Vig,  L.,  245 

Villefosse,  H.  de,  95.  100 
Vincent,    H.,    3Ö6.    357. 

360 
Viola,  G.,  210 
Virchow,  H.,  303 
Vire,  93 

Vischer,  Hans,  287 
Visser,  R.,  297 
Vlachos,  K.,  401 
Völling,  A.,  255 
Vogel,  Alfred,  8 
Vogel,  C,  426 
Vogel,  O.,  16 
Voinot,  L.,  279 
Volland,  267 
Vollgraf,  Wich.,  40.   139. 

141 
Vollgraff,  M.,  418 
VoUgraff,  W.,    333.    440. 

442 
Vollinann,  Reraigius,  9,  45 
Vollmöller,  K.  G.,  417 
Volz,  P.,  359 
Volz,  W.,   239.  336.  370 
Vortisch,  H.,  285 
Vos,  Luc.  de,  99 
Vulie,  N.,  159 

Waal,  de,   190 

Wace,  A.  B.,  205.  391 

Wace,  A.  J.,  407 

Wace,  A.  J.  B.,  210.  212. 

408.  428.  430 
Wachsmuth,  Curt,  415 
Wackeraagel,  .T.,   58.  55. 

59.  81 
Wüddell,  L.  A.,   251 


Waddingtou,   W.  IL,  377 
Wadler,  A.,  275 
Wäber,  A.,  26 
Wiischkc,  45.  50 
Wagencr,  E.,    115 
Wagner,  E.,  252.  418 
Wagner,  H.,   17.  370 
Wagner,  Paul,  266 
Wake,  St.,  251 
Wakefield,  S.  S.,  283 
Waldersdorff,  Graf  V.,  149 
Waldstein,  Ch.,  182.  418. 

419 
Walker,  I.  R.,  313 
Wallace,  Dillon,  305 
Walpole,  R.,  427 
Walsh,  E.  H.  C,  251 
Walther,  373 
Waltzing,   104.   149 
Wanner,  G.,   126 
Warker,  Nikolaus,  27 
Warneck,  Joh.,  239 
Warren,  Minton,  202 
Warsberg,  A.  v.,  409 
Waser,   186 

Washington,  F.  B.,  315 
Wassilief,  J.,  262 
AVassiljew,  W.  N.,  260 
Waterston,  D.,  234 
Watson,  Ch.,  359 
Watzinger,  K.,  383 
Weber,  F.,   149 
Weber,  G.,  377 
Weber,  O.,  274.  331 
Weber,  W.,  213 
Weekerling,   128 
Weega,  F.,  421 
Weeks,  J.  H.,  297 
Wehrle,  Hugo,   8 
Wehrli,  Hans  J.,  250 
Weichardt,    C,    181.   182 
Weicker,  G.,  417 
WeigaU.  A.  E.  P.,  347 
Weigand,    G.,    268.    408. 
410 
I  Weil,  R.,  410 
i  Weill,  R.,  330.  353 
j  Weinberg,  K.,  262 
I  Weinberg,  R.,  263 
!  Weinthal,  Leo,  302 
;  Weise,  O.,   11 
I  Weisgerber,  F.,  277 
j  Weiß,   160 
Weiß,  J.,  340.  394 
Weiß,  M..  292 
Weißbach,  F.  H.,  339.364. 

367.  368 
Weißenberg,  S.,  275 


!  Weißhüuptl,   171 

!  Wold  Blundell,  H.,  283 

i  Wellhausen,  .!.,  40 

I  Wellmann,  339 

i  Wells,  .1.,  445 

I  Welter,   P.,    127 

i  Welter,  T.,   118 

I  Welzhofer,  H.,  417 

[  Wenckstem,  Fr,  v.,  257 

Werner,  A.,  293.  294 

Werner,  H.,  302 

Werner,  P.,  193 
j  Wessely,  K.,  348 
]  Wessinger,  8 

Wessmann,  R.,  302 

Westberg,  F.,  334.  394 

Westermann, Diedrich,  287 

Westermarck,  E.,  221.  277 
,  Westhoff,   144 
I  Westphal,   178 
1  West  Sheane,  J.  IL,  293 
;  Weulc,  K.,  293 
I  Weygold,  313 
!  Wev,  W.,  41 
j  Whitehead,  H.,  253 
j  Wickhoff,  F.,  352 

Wide,  S.,  416.  439 

Wiedel,  Jul.,  3 

Wiedemann,  A.,  281.  282. 
347 
;Wiegand.  Th.,    383.  384. 

398.  429.  446 
j  Wielisch   142 
I  Wiese,  G.,  92 
1  Wilamowitz  -  MöUendorf, 
I      U.  V.,  382.  413 
I  Wilberg,  W.,  383.  420 
I  WUcken,  U.,  411 
{  Wilhelm,   A.,  422.  428 

Wilhelm,  R.,  225.  255 

Wilisch,  E.,  417 
I  WUke,  A.  G.,  246 
!  Wilke,  G.,  264 
1  Wilker,  Ludw.,  45 
:  Wilkinson,  R.  J.,  238 
I  WiU,  G.  F.,  314 
:  Willcocks,  W.,  365 

AVilliams,  Ch.  A.,  31 

Williams,  Marv,  29 

Willmer,   104  ' 

WiUoughby,  C.C,  31 1. 313 

Wilmanns,  G.,  56 
;  Wilser,  L.,  264 

Wilski,  P..  384.  433 

Wilson,  C.  W.,  359 
;  Wilter,  Ludw,,  7 
[  Wimmer,  J.,   113 
\  Winckler,  C,   127 


4G8       Geographische  Namenkniide  ?> — äO;  Römischer  Westen  Hl — 218. 


Winckler,   H.,    362.  363. 

■!65.  367.  387 
Wiiikelmann  131 
Winkelsässer  122 
Winkler,   J.,   26,  57,  61, 

72,  74,  76 
Winstedt,   E.  O.,  338 
Winteler,  J.,   150 
Winternitz,  M.,  274 
Winzer,  O.,  8 
Wirth,  Ä.,  345 
Wissler,  Clark,   311.  313 
Wissowa,  G.,  216 
AVitte,  Aut.,  287 
Witte,  Fr.,  287 
Wölfflin,   E.,  337 
Wolf.  K.  F.,  43 
Wolff,   140 
Wolff,  A.,   134 
Wolff.  G.,    52.   113.  116. 

123.   135.   136 
Wolff.   Karl  Fei.,    18.  20 
Wolfram.  G.,   105 


Wollemanu,   A.,   44 
Woltei>,  P.,  411.  436.441 
Wood,  Frances  Harriot,  40 
Woodford,  C.  M.,  234 
Woodhouse,  W.  j.,  410 
Worcester,  C,  243 
Wright,  A.,  309 
Wroth,  W.,  428 
Wiindt,  W.,  210 

Xenopel,  A.  D.,  268 
Xenopoulos,  G.,  444 

Yates,  A.  C,  267 
Yi-Tsch'ou,  Tschaug,   256 
Yorke,  V.  W.,  412 
Young,  E.  C,  250 

Zabel,  Rudolf,   277 
Zaborowski,  Z.,  234.  244. 

245.  264 
Zampas,   K.,  417 
Zanardelli,  Tito,   36.  37 


Zangemeister,  K.,  117. 
119.  122.124.  125.127 

Zauner  38 

Zeki  Bey,  Ahmed,  348 

Zeller,  .T.,  123 

Zelter,  .Joh.,  7.  44 

Zeltner,  Fr.  de,  284 

Zepelin,  C.  v..  259 

Zerlentes,  P.  G.,  432 

Zeuß,  Kjispar,   119 

Ziebarth,  E.,  345 

Zimmer  112 

Zimmerer,  H.,  418.  441 

Zimmermann  300 

Zimmermann,  M.  G.,   184 

Zink,  Theod.,   12 

Zoes,  L.,  444 

Zois'l50 

Zolotas,  G.,  445 

Zschiesche,  P.,   118 

Zürn,  R.,  303 

Zwaan,  Joh.  Pieter  Klei- 
weg de.  239.  240 


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