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BOUGHT WITH INCOME
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THOMAS WREN WARD
Late Treasurer of Harvard College
The sum of $5000 was received in 1858,
*^ the income to be annually expended
for the purchase of books.'*
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GEOGRAPHISCHES LEXIKON
DER
, SCHWEIZ
NEUENBÜRG — BÜCHDRUCKEREI PAUL ATTINGER
GEOGRAPHISCHES LEXIKON
DER SCHWEIZ
MIT DBIf BBISTANDK DBR
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT ZU NEUENBÜRG
HBRAUS6BGBBBN UNTER DBR LBITUN6 VON
MAURIGE BOREL
KARTOGRAPH
CHARLES KNAPP
PA0FB880R AN DBR AKADEMIE IN NEUENBURG
UND
V. ATTINGER
VERLEGER
IN VERBINDUNG MIT FACHMiENNERN AUS ALLEN KANTONEN
MIT ZAHLREICHEN
KARTEN, PL/ENEN UND ANSICHTEN IN UND AUSSER DEM TEXT
DBXJT80HE AXJSGhABE
BESORGT VON
HEINRICH BBUNNEB
IN zOrich
ZWEITER BAND
EMMENHOLZ - KRAIALPPASS
"NEUENBÜRG
VERLAG VON GEBRÜDER ATTINGER
1904
nd Abkürzungen.
m wir zugleich mit dem von der Leitunc
einige allgemeine Angaben über Plan und
f^^ Einordnun
Um den Gebrauch des
aufgestellten Verzeichnis der
Anlage des Werkes folgen.
Die Reihenfolge der einzelnen^ÄrUtiO^EhÄHrö^treng alphabetische. In Namen wie Estavayer le
Lac, Estavayer le Gibloux, Vuistemens en Ogoz entscheidet für die Einreihung einzig der massgebende
Bestandteil des Namens. •
In Namen, die aus einem Adverbium und Substantivum bestehen, zeigt der Anfangsbuchstabe
des letztern den Platz des Artikels an; so werden Ober Aegeri, Unter Aegeri der Reihe nach unter A
aufgeführt werden. — Zusammensetzungen mit Sankt, Saint, Santo stehen unter S.
Ortsnamen, die aus einem AppelLativum und einem Eigennamen zusammengesetzt sind, erhal-
ten in der Regel ihren Platz nach dem ersten Buchstaben des letztern ; so findet sich Monte Rosa
unter R.
Die Artikel über physische Geographie, die Beschreibungen der Kantone, Kreise u. s. w. gehen
denjenigen über die gleichnamigen Städte, Dörfer u. s. w. voran.
Wiederholen sich die nämlichen Ortsnamen in mehreren Kantonen, Bezirken u. s. w., so folgen
sie in der alphabetischen Reihenfolge der Kantone, Bezirke u. s. w. aufeinander; so geht Gorcelies
(Bern) dem neuenburgischen Gorcelies voran.
Wir behalten uns vor, in den kurzen Artikeln oder nach den Bedürfnissen des Druckes folgende
Abkürzungen anzuwenden :
hoch
Hektare
Hektoliter
katholisch
Kilogramm
Kilometer
Quadratkilometer
Kreis
Kanton
Meter
Amtshez,
Amtsbezirk
h.
Bez.
Bezirk
ha
Dir.
Direktor, Direktion
hl
Distr.
Distrikt
kathol
Ew.
Einwohner
%
Fabr.
Fabrik
km
Gem.
Gemeinde
km*
Ges.
Gesellschaft
Kr.
gl.N.
gleichen Namens
Kt.
gr-
gross
m
N.n.
Norden, nördlich
0. ö.
Osten, östlich
Ob.
Ober-
reform.
reformiert
S.S.
Süden, südlich
H. d. M.
über dem Meer
Veno.-bez
. Verwaltungsbezirk
W. w.
Westen, westlich
zus.
zusammen
zw.
zwischen
ErUirnMen zq ien in nnll ausser dem Teite des LeiilLOBS TorkomMdeB KaiteB.
Landesgnenze
SiAdta
Gemeinden,
Weiler , ,
□ von mehr sk 5000 Bm.
Kantonsgnenze
m
©
.. 2500 - 5000 n
Bezfrksgrenze
m
©
. 1000 - 2S00 n
Kneisgnenze
a
o
« 500 ' 1000 n
Gemeindegrenze
Eisenbahn
□
o
St^ Tunnef
H ivsn/jerak 500 >p
Hotel
/^Asst.
Schma/spurbahn
Strassenbahn
6
Sch/oss
Befestigung
Hauptstrasse
L,
Ruine
otrsssß
Denkmal
Kirche
*•*»» Cr www
A
Fussweff
KANTONSHAUPTORT
Fabrik
Schlachtfeld
Gemeinde
u-f
Bad
KldnererOrt
l^rschiedlVam
>en
M
Bergwerk, Steinbruch
THgonometnfhnkt
Brücke
Be^irkshauptort
Kc^isböuptorl.
Kantonale und regionale Mitarbeiter
Geographischen Lexikon der Schweiz.
Prof. Dr. Aeppli, Dr. Emile Andrö.
Pfarrer Dr. Bächtold, Pfarrer Bähler, Direktor Baumgartner, Dr. Max van Berchem, Pfarrer
Blättler, F. Bichsel, Direktor Dr. Billwiller, Prof. Brandstetter, Dr. Bretscher, Heinrich
Brunner, Dr. Buomberger.
Archivar Dr. Carl Gamenisch, L. Courthion.
Pfarrer A.Daucourt, Pfarrer De la Harpe, Bibliothekar Diacon, Max v. Diesbach, Dr. Oskar
Dill, Dr. Emile Dunand f.
Prof. G. Abegg, Prof. A. Elzingre, A. Erni.
Dr. H. Flach, Prof. F. A. Forel, Dr. L. Freivogel.
Prof. Gerster, Prof. Dr. de Girard.
Privatdozent Dr. Heierli, Prof. Dr. Hess, Prof. Heyer.
Dr. E. Imhof.
Prof. Henri Jaccard, Prof. Dr. P. Jaccard, Ingenieur Jacot-Guillarmod, H. Jacottet,
Meinrad Kaelin, Prof. Klopfenstein, Kantonsstatistiker KoUbrunner, Pfarrhelfer A.
Küchler, L. Kurz.
E, Lehner, Dr. Leuthardt, A. Liardet, Prof. Dr. Lugeon.
Dr. Mangold, Prof. Mariani, Domherr Prof. G. Mayer, Archivar S. Meisser, Prof. Dr.
F. Mühlberg.
Kantons-Archäolog Dr. A. Naef, Statistiker E. Naef.
Prof. Oberholzer.
Direktor Alex. Perrochet, Dr. E. Pittard, Prof. L. Poirier-Delay.
Reg.-Rat Rebmann, Elisöe Reclus, Prof. E. Renevier, Staatssekr. Ribi, Standerat Arnold
Robert, Privatdoz. Dr. L. Rollier, Prof. W. Rosier.
Prof. Dr. H. Schardt, Dr. Schenk, Prof. Dr. G. Schröter, Dr. G. Streun.
Dr. Tarnuzzer, Dr. de Tribolet.
Dr. Walser, Pfarrer M. Waser, Prof. Wolff, Landammann Wyrsch, Prof. Dr. Bernhard
Wyss.
Prof. Dr. Emil Yung.
Dr. R. Zeller, Prof. Dr. J. Zemp, Dr. Graf Eberhard von Zeppelin, Prof. Zobrist, ZoUinger,
Dr. E. ZolHnger, Prof. Dr. Ernst Zschokke.
VERZEICHNIS DER TAFELN
V 1.
.2.
u 3.
v/4.
V 5.
^6.
v7.
9.
vlO.
vll.
^ 12.
vlä
Seit«
Gruppe der Engadiner Berge ... 16
Karte der Finsteraarhorngruppe . . 108
Historischer Plan von Frauenfeld . 153
Kanton Freiburg 161
Kanton Freiburg : Hauptsächlichste
Industrien und Bevölkerungsdich-
tigkeit 169
Kanton Freiburg : Landwirtschaft
und Bodenerzeugnisse .... 175
Kanton Freiburg: Verteilung der
Nutzviehhaltung 177
Historischer Plan von Freiburg . . 180
Kanton Genf 250
Kanton Genf: Landwirtschaft und
Bodenerzeugnisse 252
Historischer Plan von Genf . . . 264
Genfersee 281
Kanton Glarus 320
Kanton Glarus: Bodengestalt und
Landwirtschaft 382
S«iU
J5. Kanton Glarus: Bevölkerungsdich-
tigkeit und hauptsächlichste In-
dustrien 334
16. Plan der Stadt Glarus 339
17. Kanton Graubtinden : Physikalische
Karte 400
18. Kt. Graubünden: Politische Karte 402
19. Kanton Graubünden: Bevölkerungs-
dichtigkeit 423
20. Kanton Graubünden : Sprachen und
Konfessionen 425
21. Kanton Graubünden : Landwirt-
schaftliche Karte 427
^22. Kanton Graubünden : Gewerbe und
Viehzucht 429
v^23. Kt. Graubünden : Historische Karte 433
24. Plan von Herisau 548
^ 25. Karte der Haupt-Ketten des Jura . 672
26. Jura : Physische und politische Karte 680
27. Jura: Bevölkerungsdichtigkeit und
landwirtschaftliche Karte ... 704
NOTIZ FÜR DEN BÜCHBINDER
D«r zweit« Band des Geographischen Lexikons enthält 48 Bogen, 27 Tafeln'ausser dem Text, welche
nach obiger Tabelle einzureihen sind, und 8 Titel- und Vorwortseiten.
BERICHTIGUNGEN UND ERGJINZUN6EN ZUM II. BAND
DES
GEOGRAPHISCHEN LEXIKONS DER SCHWEIZ
(LIEFERUNGEN 45-92).
CMMISHOFCN. Lies Brunnegg statt Braunegg.
CNSCX (CRtTC und SIGNAL D'). Zeile 5 lies:
Ormont Dessous.
tPCROLLAZ. ZeUe 3 lies: Dorf H^r^mence.
EPPENBERQ (Kt. Solothurn). Lies: Dorf, s. der
Strasse.
ERI.EN (Kt. St. Gallen). Lies: Strasse: Bschenbach-
Jona.
CRMATINQCN. Zeile 21 lies : sonst nur noch im st.
galJlschen Oberrheinthal anzutreffende Eigentömlichkeit.
ESCHENBACH (Kt. St. Gallen). Zeile 17 lies: Hier
tagte 1831-1861.
ESCHIKON. Füge hinzu: 774: Asgininchova; 882:
Eskinghova.
EUMATT. Zeile 3 lies : 500m sO.
FALKCNSTCIN (Kt. Solothurn). [Zeile 6 lies': der
durch seine Teilnahme am Ueberfall von Brugg (1444) be-
kannt geworden ist.
FAtrK DESSOUS und DESSUS (LC). Streiche:
Hier soll einst ein Ordenshaus der Tempelritter gestan-
den haben.
FAULHORNQRUPPB. Zeile 6 lies: Schwarzen
Lütschine.
FEHRKN. Zeile 3 lies: Lüssel. — Zeile 7 lies: Post-
wagen nach Laufen, Bretzwil und Breitenbach. — Zeile 8
lies: Kirchgemeinde Breitenbach.
.FELD (Kt. Zärich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzikon). Füge
hinzu: Eine mechanische Stickerei. — Streiche: Gasthof.
FELSEN. ZeUe 3 lies : 1 km w.
FENDRINQBN. Zeile 7 lies: Venringen.
FERDKN. Zeile 8 streiche : Keine Fahrstrasse.
FEV (Kt. Wallis). Zeile 5 lies: 3 km w.
FINNEN. Lies: Gem. Mund.
FINSTBRAARHORN. S. 107, Sp. 1. Z. 2 von unten
lies : 18439der Basler Kaufmann Rudolf Sulger.
FONTAINE AUX ALLCMANDS (LA). Fuge hinzu :
Einwohnerzahl geht rasch zurück. Früher eine eigene
Schule. ^
FRAUBNFELD. S. 154, Sp. 2, Z. 15 von unten lies:
dass an das 34 Millionen Fr. betragende Gesamtsteuerkapital
der Gemeinde die thurgauische Hypothekarbank allein
8 MilUonen beiträgt.
FREIENBACH] (Kt. Schwyz). Füge hinzu: Kam erst
nach dem Krieg mi^Zürich (1440) an Schwyz.
FROIDEVILLB(Kt.Waadt, Bez. fichallens). Streiche:
Postwagen Lausanne-Froideville.
FRONTENEX DESSOUS und DESSUS. Füge
hinzu: 1438: Frontenay.
FORSTENLAND. S. 203, Sp. 1, Z. 47 lies: Brief-
träger Künzli.
FUHR FÜR, FOHR. Lies: vom althochdeutschen
fümli.
FURTIQ. S.212, Sp. 1 lies: 1887: Furtegg . . . =
Vor die Egg, im Gesensatz zum jenseits der Bie liegen-
den Hintertegg = Hinter die Egg. Streiche : 15^.
QACHNANQ. Füge hinzu: oder QACHLINQEN.
QASTERHOLZ. Füge hinzu : Wald und Berg ge-
hörten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts dem Damen-
stift Schännis. Man sieht hier heute noch Spuren von
einstigen Befestigungsanlagen und Marchsteine mit den
Jahreszahlen 1012, 1&2. 1643 und 1721.
QASTLOSE. Zeile 14 lies : zwischen (i«m Punkt i995
m und der Oberberggabel.
QEISSBERQ. S. 238 lies: (Kt. Aargau, Bez. Brugg).
GENF. Kanton. S. 250. Sp.2, Z. 18 füge hinzu: Sie
führt in der Sekunde im Minimum 20 m^ und im Maxi-
mum (Oktober 1888) 1136 m^ Wasser.
GENF. Stadt. S. 268, Sp. 1, Z.ll von unten lies:
Der N.-Turm. — S. 273, S^. 2, Z. 18 lies: Godefroy.
QEREN (Kt. Aargau). Zeile 3 lies: Hungerberg.
QERSAU. Gemeinde. Z. 31 lies : für Montreux i0,i4^
— Zeile 35 lies : in Montreux 735 mm. — Zeile 39 lies :
Montreux i23,
S. 304, Sp. 2 fuge hinzu: QIFLIS (Kt. Waadt, Bez.
Pays d*Enhaut, Crem. Rossiniöre). Dorf. S. den Art.
CUVES.
S. 308, Sp. 1 füge hinzuc QIR (AUF DEM) Kt. Grau-
bünden; Bez. Unter Landquart). 2167 m. Gipfel. S. den
Art. Gyr (Auf dem).
S.308, Sp. 2 füge hinzu : QIRENSPITZ (Kt. Grau-
bünden. Bez. Ober Landquart). 2187 m'. Gipfel. S. den
Art. Gyrknspitz.
QIRENSPITZ (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2373 m. Gipfel. S. den Art. Gyrenspitz.
QIRENSPITZ (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2397 m. Gipfel. S. 'den Art. Gyrenspitz.
QIVRINS. Zeile 3 lies: an den Strassen ntich,
QLARI8EQQ. S. 320, Sp. 1 lies : seit 1901 im Besitz
einer Gesellschaft, die hier unter dem Namen des Schwei-
zerischen Land-Erziehungsheimes eine Anstalt eingerich-
tet hat, deren Zweck die harmonische Ausbildung des
Menschen in der Landschaft ist, d. h. die Verbindung der
VIII
BERICHTIGUNGEN UND BRGiENZUNGBN.
eigeDtlichen theoretischen Schulbildung mit praktischen
Arbeiten in der Landwirtschaft und Werkstatt, sowie mit
Turnen, Spiel und Sport.
QRENCHEN (Kt. Solothum). Füge hinzu: Hier be-
stand bis 1806 eine weltbekannte Erziehungsanstalt,
die 1861 in Berg am Irchel gegründet und 1864 nach
Berg bei Grenchen verlegt worden war. Sie hatte bis
1886 zusammen 723 Schüler, von denen nur 138 Schweizer
waren.
QRCSSIN8 DE8SU8. Lies: Gruppe von 4 Häu-
sern.
QR088BACH (Kt. Schwyz). Zeile 7 lies : Fühlloch,
Amsel.
QROS8BODEN. Der letzte Satz ist folgendermassen
abzuändern : 1447 fand zwischen dem Kloster und Flecken
Einsiedeln einerseits und den Bewohnern von Gross
andererseits ein grosser Rechtsstreit um die Alpweiden-
rechte im Amsel- und Sihlthal statt.
QROTTEN8TBIN (Kt. Graubünden, Bez. Unter
Landquart). Füge hinzu : Edle von Grottenstein werden
im Mittelalter urkundlich ffenannt. Der Name rührt
von einer Grotte her, aus der eine Mineralquelle ent-
sprang.
GUMMEN (HINTER und VORDER). Lies: 3 km
sinr. Dallenwil.
QY. Statt : Gy gehörte einst ... bis verliehen worden
war lies : Vor der Reformation gehörte Gy zum Priorat
von Saint Victor in Genf und kam nach der Reformation
unter die gemeinsame Oberhoheit von Genf einerseits und
Berns (1536-1567) und des Herzogs von Savoyen (1567-1754)
andererseits. Im Turiner Vertrag von 1754 verzichtete der
Köniff von Sardinien auf seine Rechte, worauf Gy dem
Manoament Genf zugeteilt wurde.
HEILIQKREUZ(Kt. St. Gallen). Streiche: Postwagen
Bürglen-Neukirch.
HEILIQKRBUZ (Kt. Thurgau). Füge hinzu: Post^
wagen Bürglen-Neukirch.
HIRZEQQSPITZ. Streiche: w. über Bilten und 7 km
s. Uznach.
HÖFEN (Kt. Thurgau). Lies: 28 Häuser, 94 Ew.
HOF8TETTEN (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem.
Oberglatt). Füge hinzu : In den Jahren 1130-1172 viird
ein Rüdiger von Hofstetten genannt. Der Burgbühl
(« BurbeU) befindet sich so. vom Ort.
HOFSTETTEN (Kt. Zürich, Bez. Winterthur).
Streiche die zwei letzten Sätze.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
E
(FORTSETZUNG)
EMM
EMMENHOLJ[ (OBER und UNTER) (Kt. Solo-
Ihurn, Amlei Kriegstetten, Gem. Zuchwil). 432 m. Gruppe
von 4 Bauernhöfen, am rechten Ufer der Aare, im Winkel
nahe der Mündung der Emme in diese, 2 km nö. des
Bahnhofes Neu Solothum und 1,5 km nö. Zuchwil. 40
reform. Ew.
EMIMENMATT (Kl. Bern, Amtsbez. Signau, Gem.
Lauperswil). 652 m. Dorf, am linken Ufer der Emme und
an der Mündung der Ilfis in diese, an der Strasse ßurg-
ilorf'SigDau und 1,8 km s. Lauperswil. Station der Linie
Bern-Luzern. Postbureau, Telegraph, Telephon. 19 Häu-
ser, 142 reform. Ew. Land wir tscnafc. Kunstdüngerfabrik.
EMMENTHAl. (Kt. Bern, Amisbez. Signau u. Trach-
selwald). Das Emmenthal, das Thal der
Grossen Emme, nimmt den ö. Teil des berni-
schen Mittellandes ein und grenzt im S. an
das Oberland, im W. an das Mittelland im
engern Sinn, d. h. die Landschaft um
Bern, im N. an den Oberaargau, im 0. an
den Kanlon Luzern. Seine Breite beträgt
1^25 km, die Länge vom Hohgant bis Bur^-
dorf, wo das Thal endigt, in gerader Linie
40 km. Da die politiscne Einteilung nicht
mit dem Flussgebiet der Emme (verffl.
den Art. Emme, Grosse) zusammenfällt, ist
es schwierig, natürliche Grenzen festzu-
setzen.
Bodenheschaffenheit. Das Emmenthal ist
ein ausgesprochenes Bergland, das es aus-
ser der schmalen von Enr.menmatt bis
Burgdorf reichenden Thalsohle der Emme
keine grössere Ebene aufweist. Regellos
laufen die Ketten von wechselnder Länge
durcheinander, an die Hauptketten reihen
sich Seitenäste, von denen wieder kürzere
Zweige abgehen; dazwischen liefen die
zahllosen Thäler und Thälchen eingebet-
tet, die sich alle dem Hauptthal der Emme zuwenden;
es ist ein Berg- und Hügellabyrinth, wrie sich in der Schweiz
wohl kein zweites findet.
In seinem obersten Teile reicht das Emmenthal noch
in die Zone der Oberländer Voralpen. Der Hohgant (2202
m), der Rieder- und Brienzergrat mit Augstmatthorn (2140
m) und Tannhom (2223 m) und die Schrattenfluh (2093
mj, deren südlicher Gipfel, der Schibec^tsch (2040 m),
mit senkrechten Wänden gegen die durch das enge Bum-
bachthal sich windende Emme abstürzt, schliessen, den
Fluss im S. und N. einfassend, das Emmenthal gegen
das Oberland und das Thal der Kleinen Emme ab. Steil
fallt der Hohgant auf dfer N.-Seite gegen das Emmenthal
ab, sanfter geneigt gegen das Habkernthal. Von Brienz
fuhrt der Kruternpass in der Höhe von 2Q63 m über den
Brienzergrat ins oberste Emmenthal, über die Habche^g
(1500 m) ein Pass aus dem Habkernthal. Dieses Gebiet
mit seinen herrlichen Alpweiden hat noch ganz voralpinen
Charakter. Bereits der Molasse gehört die vorgelagerte
EMM
ffegen das Thal von Marüach und Schangnau abfallende
Lochsitenberg (1487 m) anschliesst. Dessen Fortsetzung
auf der linken Seite der Emme bildet die Honegg (1529
m), die das nach der Aare gerichtete Zulgthai im N. be-
gleitet Parallel mit diesen Ketten zieht ein langer Rucken,
der vom Napf abzweigt, sich im Turner zu 1219 m erhebt,
hier zugleich die Grenze gegen den Kanton Luzern bil-
dend, bei Kröschenbrunnen steil zum Thal der Ilfis ab-
ßUt , hierauf gegenüber dem Lochsitenberg im Wacht-
hubcl wieder zu 1418 m ansteigt und das Thal von Marbach
und Schangnau im W. abschliesst. Von der Emme in*der
engen Schlucht des Reblochs mit ihrer Naturbrücke
Kette der Beichten (1773 m) an, an welche sich der steil
Der Strick (Schratten fluh) im obern Emmenthal.
durchbrochen, setzt sich die Kette in der Natersalp (1215
m) fort, an welche sich weiter w. gegen die Aare hin der
Buchhotterberg und Kurzenberg anschliessen. Diese drei
Ketten folgen der allgemeinen Richtung der Alpen von
SW.-NO.
Vom Mittelstück der nördlichsten Kette, dem Wacht-
hubel, geht in nw. Richtung eine Abzweigung zwischen
die Thäler der Emme und Ilfis bis zu ihrer Vereinigung
bei Emmenmatt; ihre bekannteste Erhebung ist der Rä-
misgummen (1304 m), ausserdem der Pfeiffer (1316 m)
und die Höh wacht (1028 m). Auf der linken Seile der
Emme, n. von Signau, steigt zwischen Emme und Aare
eine neue Bergreihe auf mit dem Hundschüpfen (1014 m)
und der Blasenüuh (1117 m); durch das Thal des Bigel-
baches wird sie bei Walkringen vollständig durchschnit-
ten, erhebt sich im Wegissen wieder zu 965 m, wird noch
einmal vom Krauchthaibach und dem Bach des Linden-
thals geteilt und endigt mit dem Bantiger (949 m) und
dem Grauholz (823 m) bei Bern.
geogr. lex. 45 — n — 1
2
EMM
EMM
Ein wesentlich anderes Bild bietet das Bergland n.
der Ilfis. Das Ganze bildet die Form eines etwas unre-
ffelmässigen Kreises mit einem Radius von ungefähr
13 km. Seine ö. Hälfte gehört dem Kanton Luzern und
den Flussgebieten der Wigger u. Kleinen Emme an. Der
Mittelpunkt des Kreises ist das Hochenzi (1341 m) ; noch
höher und bekannter, 1411 m, ist der in der Luftlinie
3 km weiter ö. gelegene Napf, die Rigi des Emmenthals.
nach dem dieses Bergland genannt wird. Von ihm und
dem Hochenzi gehen, vergleichbar den Speichen eines
Rades, 6 Hauptketten (mit astförmigen Verzweigungen
niederer Ordnung) strahlenförmig nach allen Seiten aus,
länger nach N. und W., etwas Kürzer nach S. und 0.
Die nach S. sich ziehende Kette mit dem Turner, die
zwischen Escholzmatt u. Trubschachen die Ilfis erreicht,
ist bereits erwähnt worden. Nach W. erstreckt sich eine
in der Luftlinie 19 km lange Kette 'bis in den Winkel
zwischen Emme und Grünen. Ihre höchsten Punkte sind
Hochenzi (1341 m), Lushütte (1343 m), Rafrütti (1205 m).
Von diesem Hauptast gehen 7 Seitenäste nach S., zwischen
welchen der Fankhaus-, Hütten-, Brandösch-, Seltenbach-,
Twären-, Gol- und der Obere und Untere Friltenbachgra-
ben eingebettet sind (die Thäler des Emmenthals heissen
«Gräben»); n. Abzweigungen schliessen den Dürr- und
Trubsohachen im Emmenthal.
den Kurzeneigraben ein (zwei Seitengräben des Thaies
der Grünen). Die höchsten Punkte dieser Nebenkelten sind
die Hohmatt (1359 m) und der Schinenzinggen (1326 m)
zwischen Brandösch- und Golgraben, Uinterami (1226 m)
und Bisegg (1208 m) zwischen Kurzenei- und Hombach-
graben. Eine dritte Kette zieht sich vom Hochenzi in
einem Bogen nw. um das Thal der Grünen, dessen obers-
ter Teil Hörn bachgraben heisst, über den Schilt (1118 m),
das Ahorni (1142 m) und den Bärhegen (991 m) bis Su-
miswald: sie bildet die Wasserscheide zwischen dem Ge-
biet der Emme und demjenigen der Langeten ; ihre n.
Abzweigungen bis Dürrenroth und Huttwil bilden das
Unteremmenthal. Niedriger sind die Ketten im Kanton
Luzern.
Als Beispiel der fast unendlichen Grabenverzweigung
des Napfgebietes (die topographische Karte weist im gan-
zen Emmenthal 1d9 benannte Gräben, dazu noch unzäh-
lige unbenannte Runsen auf) wählen wir den 6 km langen
Brandöschgraben, einen n. Seitengraben des sich fächer-
artig verzweigenden Trubgrabens. In denselben münden
von rechts ein im Ganzen 15 Gräben in der Länge von
0,5-2 km. Vom benachbarten Hütten^raben kommen
ihnen gleiche Quersräben entgegen, die im Laufe der Zeit
durch rückwärtsschreitende Erosion die ^anze dazwi-
schenliegende Kette in blosse Kuppen auflosen werden.
Ein zweites, niedrigeres Hü^elsystem nw. vom Napfffe-
biet hat seinen Knotenpunkt in der Luea (889 m ; 2,5 km
w. Afibltern). Von ihr zieht sich ein Höhenzug sw. über
die Schaufelbühlegg (834 m) zwischen den Thälern der
Grünen und des Rüegsbaches nach Lützelflüh, ein zweiter
in paralleler Richtung über den Rachisberg (844 m) zwi-
schen Rüegsau- uud Heimiswilgraben, ein dritter reicht
nach NO. über den Friesenberg (833 m) und Oberbühl
(821 m) bis in die Nähe von Langenthai, gehört also nicht
mehr dem Emmenthal an.
Die Mehrzahl der Einzelgipfel des Emmenthales sind
schöne Aussichtspunkte. W"eitbekannt in dieser Hinsicht
ist namentlich der Napf (1411 m).
Geologie. Wie schon gesagt, gehören Hohgant und
SchrattenÜuh noch der Zone der Voralpen an. Der Hohgant
besteht aus schwarzem Spatangenkalk und Schiefer (Neo-
com), die von einer mächtigen Platte von Rudistenkalk
(Urgon) bedeckt werden, die Schrattenfluh mit dem Schi-
bengütsch aus Rudistenkalk (Urgon). In der Kette der
Lochsiten und der Honegg, im Her^land zwischen Emme
und Ilfis mit dem Rämisgummen, m der Natersalp und
in der Kette von Signau bis Rüderswil mit der Blasen-
fluh wechselt Nagelfluh mit Molasse; die canze Napf-
ffruppe besteht aus Nagelttuh und Mergel. Nach N. und
aem mittleren Emmenthal wird die obere Süsswasser-
molasse immer mächtiger, endlich wird die Nagelfluh
ganz verdrängt oder kommt nur noch in vereinzelten
Nestern vor. N. der Linie Rüegsau-Dürrenroth folgt Mee-
resmolasse. Die Nagelfluhgesteine des Emmenthals ent-
halten rote Granite und Porphyre, grüne
Granite, Serpentin, Gabbro, grüne und
violette SpiJitgesteine , Mandelsteine,
Variolithe, verkittet durch groben Sand-
stein. Hornblendeschiefer und Horn-
blendegesteine charakterisieren die Na-
gelfluh in der Umgebung des Napf.
Neuestens hat F. Antenen gezeigt, dass
der Rhonegletscher zur letzten Eiszeit
sich bis zur Linie Gurnigel-Honegg-
Wiggen erstreckt hat. In der dritten
Eiszeit reichte der Aaregletscher bis
Eggiwil und der lokale Emmengletscher,
dessen Stirnmoräne bei Breitmoos noch
erhalten ist, bis in die Gegend zwischen
Eggiwil und Schangnau.
Wie schon der mehrmals vorkom-
mende Flussname Goldbach im Gebiete
der Grünen und der in die Kleine Emme
fliessenden Fontannen und die Orts-
namen Ober und Nieder Goldbach be-
sagen, finden sich besonders in der Nagel-
fluh des Napf Goldkömer eingelagert. In
früherer Zeit, vielleicht schon von den
alten Helvetiern, deren Goldreichtum
gerühmt wird, wurde dies Gold gewa-
schen u. von der bernischen u. luzernischen Regierung im
17. und 18. Jahrhundert auch zu Goldmünzen geprägt;
bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in ßannwil
bei Aarwangen in der Aare Gold gewaschen, das ihr von
der Emme zugeführt wurde. Das Gold findet sich nicht in
Adern, sondern als Blattgold in Goldseifen und rührt
offenbar von einem zertrümmerten Gebirge her, dessen
Gesteine durch einen Strom hier als Delta abgelagert wor-
den sind. Speziell die Bäche der Napfgruppe (Grünen,
Goldbach, Golbach, Trubbach, Fontannen, Lutheren und
Wigger) fuhren Gold, das sie besonders aus den tieferen
Lagen des Gebirgszuges bringen. Ausserdem finden sich
in ihrem Sande Rubinen und Magneteisen. Vor zwei
Jahren hat ein Unternehmer von der bernischen Regie-
rung die Konzession erhalten, die Goldwäscherei in nie-
sen Bächen fachmännisch zu betreiben ; bis zur Stunde
hat sich aber das Kapital zu diesem Unternehmen nicht
herbeigelassen.
Als naturhistorische Seltenheit wollen wir nicht uner-
wähnt lassen, dass im Jahre 1886 auf der Rafrütti im
Napfgebiet ein dort 1856 niedergefallener Meteorit ge-
funden wurde, der im Jahre 1900 ins Museum von Bern
kam. Er besteht aus Eisen, Nickel, Kobalt, Phosphor und
Schwefel, hat die Form einer Pyramide von 27 cm Höhe
und 21 cm Breite und ein Gewicht von 18 kg. (Beschrieben
von Edm. v. Fellenberg im Zentralhlatt für Mineralogie,
1900).
Charakter des Landes und der Bevölkerung. Den
treffendsten Typus der Emmenthalerber^e bietet das Napf-
bergland : lange Gebirgszüge mit zahlreichen Ausläufern,
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die an ihren Enden plötzlich steil abbrechen, die Rücken
bald plateauartig breit, bald zu einer schmalen cc Egg )»
(Ecke, First) zulaufend, die Seiten mit Dammerde bedeckt
und selten den Nagelfluhfels zei^^end, bis zu oberst mit
Wald und Weiden bekleidet, zerrissen in bald breitere,
bald enge, steil ansteigende Gräben und in Runsen, die
sich erst zu Thälem entwickeln. Es bietet weder das
Grosse und Erhabene, noch das Interessante der Alpen-
welt, wenig Abwechslung der Formen und malerische
Effekte; sein Reiz liegt im Idyllischen und Lieblichen.
Die säubern und heimeligen Dörfer tragen noch vielfach
den altertümlichen Typus : stattliche Holzhäuser mit weit
vorspringendem Dach, die appetitlichsten Bauernhäuser
vielleicht der ganzen Schweiz, wie sie ein Schriftsteller
nennt ; oft mit Spruchen schalkhaften oder moralischen
Inhalts geschmückt. Die Wirtshäuser des Emmenthales
sind bekannt durch ihr unverfälschtes Getränk. Vielfach
sind auch die Gasthöfe mächtige Holzbauten.
Den reinsten Typus eines ächten Emmenthalerdorfes
bietet Rüderswil mit seinen stolzen Bauernhäusern ; mo-
demer sind Langnau und Sumiswald; den Ueberffang
von alter zu neuer Zeit bietet Si^nau. Im Ganzen sind die
Dörfer klein und entsprechen nicht der Grösse der Be-
völkerung: das Dorf Trachselwald z. B. zählt blos 120 Ew.,
die ganze Gemeinde hingegen 1475 Ew.,
die grösstenteils zerstreut im Dürrgra-
ben wohnen. Im Emmenthal herrscht
im Gegensatz zum Flachland das Hof-
system ; die Leute leben nicht in ge-
schlossenen Dörfern bei einander, son-
dern zerstreut über die Halden und
Thalgründe hin auf ihren Höfen. Es
sind stattliche Bauernsitze, inmitten des
dazu gehörenden Acker- und Wieslan-
des ; Wohnung, Stall und Scheune
unter dem gleichen Dache, versteckt
hinter Obstbäumen, umgeben von ei-
nem Speicher u. einem Nebengebäude,
dem c Stock », dem Ruhesitz der Alten,
jedes Heirawesen ein für sich bestehen-
des Ganzes, eine Welt für sich. Stren-
ger als in den andern Landesteilen
wurde im Emmenthal das schon seit
der Gerichtsordnung vom Jahre 1539
für den ganzen Kanton geltende Recht
des Minorats beobachtet, wonach es dem
en Sohne gestattet war, nach dem
ie des Vaters dessen Hof um eine
«billige», nach dem gegenwärtigen Zivilgesetz um eine
« geriätliche » Schätzung an sich zuziehen. Bei diesem
Verfahren blieben die Höfe oft Jahrhunderte lang in der
gleichen Familie, und es bildete sich so jener Bauernadel,
wie ihn Jeremias Gotthelf unübertrefflich schildert.
Für die nachfolgenden statistischen Angaben sei be-
merkt, dass die politische Einteilung in die Amtsbezirke
Signau und Trachselwald sich mit dem geographischen
Begriff Emmenthal als dem Thale der Emme nicht voll-
ständig deckt, indem die zum Amtsbezirk Trachselwald
gehörenden Gemeinden Dürrenroth, Walterswil, Huttwil,
Eriswil und Wissachengraben , das sogenannte Unter
Emmenthal, im Thale der Lange ten liegen, jedoch in
Bodenbeschaffenheit und Lebensweise der Bevölkerung
mit dem Emmenthal übereinstimmen. Dagegen sind die
im untersten Emmenthal gelegenen Dörfer Hasli, Ober-
bnrg, Krauchthal und Heimiswil dem Amtsbezirke Burg-
dorf, mithin dem Mittel 1 and. zugeteilt. An Fläche umfasst
der Amtsbezirk Signau 322,o km*, der Amtsbezirk Trach-
selwald 189,7 km*, zusammen also 512,3 km^.
Das Emmenthal umfasst 19 Kirchgemeinden (9 im Amts-
bezirk Signau, 10 im Amtsbezirk Trachselwald). Kirch-
gemeinden und Einwohnergemeinden treffen überall zu-
sammen mit Ausnahme der Kirchgemeinde Eriswil, die
in die Zivilgemeinden Eriswil und Wissachengraben zer-
fallt; umgekehrt gehört die Kirchgemeinde Wasen zur
Einwohnergemeinde Sumiswald. Die Dörfer sind geteilt
in Viertel, Drittel, Höfe oder Güter. Die Gemeinden nahen
meist grosse Ausdehnung. So'Btossen Trachselwald, Su-
miswald und Langnau in der «Nahe der Rafrütti zusammen
in einer Entfernung von je 3 Zeitstunden vom Hauptdorf.
Die Schulhäuser liegen daher zerstreut in den einzelnen
Vierteln ; in der Gemeinde Langnau verteilen sich die 32
Primarschulklassen auf 11 Schulhäuser. Den geographi-
schen Verhältnissen entsprechend standen die Amtsbe-
zirke Trachselwald u. Signau bei den Rekrutenprüfungen
der letzten 5 Jahre von den 30 Bezirken des Kantons im
18. und 19. Rang.
An Gemeindegütern ist das Emmenthal der ärmstq
Landesteil ; auf den Kopf der Bevölkerung traf es im
Jahre 1890 blos 75 Franken, gegenüber dem kantonalen
Durchschnitt von 186 Franken. Burgergüter bestehen im
Amte Signau gar nicht, da schon seit dem Ende des 16.
Jahrhunderts die Wälder und Allmenden auf die einzelnen
Höfe als dauerndes Eigentum verteilt wurden.
In der Sprache bietet das Emmenthal keine Einheitlich-
keit ; im untern Emmenthal wird der Dialekt des Ober-r
aargaus, im obern derjenige des Mittellandes gesprochen.
Die altemmenthalische Frauentracht weicht immer mehr
der allgemeinen Bernertracht ; das reizende « Schwefel-
hütli » und die Haube mit Rosshaarspitzen gehören bereits
der Vergangenheit an. Auch das früner allgemein übliche
« du » ist nur noch unter den Dorfgenossen gebräuchlich.
Das Lieblingsspiel der emmenthalischen Burschen, das
von hier aus auch im Flachland Verbreitung gefunden
hat, ist das viel Gewandtheit und Sicherheit des Auges
Walkringen im Eromentbal.
erfordernde « Burnussen ». Wie alle Bergbewohner der
Innerschweiz sind die Emmenthaler auch als Schwinger
berühmt; ausgezeichnet haben sich ieweilen in diesem
Nationalspiel die Trüber. Ausser an den kantonalen und
eidgenössischen Festen messen sich die Schwinger an
kleineren Alpfesten, den sogenannten «Kilbenen » (Kirch-
weih).
Auffällig ist es, dass sich die Bevölkerung seit einem
halben Jahrhundert nur unbedeutend vermehrt hat. Im
Jahre 1850 zählte das Amt Signau 22338, Trachselwald
23970, zusammen 46308 Ew. ; 1900: 25047 und 23731 =
48778 Ew., d. h. 8,3% der Bevölkerung des ganzen Kan-
tons. Auf den km* trifft es im Amte Signau 77,6, in
Trachselwald 125,1, im Ganzen 95,2 Ew. Davon sind 48590
Reformierte, 257 Katholiken und 9 Juden. In diesen 50
Jahren weist der Kanton eine Bevölkerungszunahme von
28^0, das Emmenthal eine solche von blos 5% auf, ob-
gleich der Ueberschuss der Geburten über die Todesfalle
im Emmenthal bei der kräftigen Konstitution der Bevöl-
kerung von allen Landesteilen am grössten ist, von 1888
bis 1897 13 %«, im Kanton 11,8 «/oo per Jahr. Der Grund
dieser auffälligen Erscheinung liegt in der starken Auswan-
derung, nicht zwar übers Meer (denn in der überseeischen
Auswanderung steht das Emmenthal in den letzten 20
Jahren mit durchschnittlich 2,17 7oo per Jahr gegenüber
dem kantonalen Durchschnitt von 3,48 Vo« im letzten Rang),
sondern meist in den bernischen Jura, wo schon die wegen
ihres Glaubens verfolgten Wiedertäufer beim Bischof von
Basel Aufnahme fanden, ferner in die Kantone Neuen-
burg, Waadt, Freiburg, wo sich die Auswanderer meist
dem Ackerbau widmen ; andere ziehen als Käser in die
Fremde. Durch das schon oben erwähnte Minorat, das
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Vorrecht des jüngsten Sohnes auf den väterlichen Hof,
wurden die altern Söhne vielfach zur Auswanderung ge-
zwungen; dazu kam die später noch zu berührende Um-
wandlung im Ackerbau, der Uebergang von der Getreide-
produktion zur Milchwirtschaft, die viele Hände überflüssig
machte. Die Auswanderunff stieg zu der Höhe, dass im
Jahre 1888 das Emmenthal bei einer Bevölkerung von
AooiE v::.^e^^ o"? ooo ^ 2.^^ u_^~j^ -d.-^ _^uix.
auf Eggiwil 7000, auf das kleine Schangnau 5000.
Armenwesen, Diese zwei Erscheinungen, die Volksver-
mehrung und die Aenderung der Wirtschaftsweise, zu
denen noch der Rückgang der Landesindustrie, der Lein-
wandweberei, kam, hatten nicht nur eine starke Auswan-
derung zur Folge, ihnen hat das Emmenthal auch sein
dunkelstes Blatt, sein ländliches Proletariat und damit
die Armennot zu verdanken. Bei der seit 1690 im Kanton
herrschenden bürgerlichen Armenpflege waren die Ge-
meinden ausser zur Unterstützung der Ortsarmen auch
zum Unterhalt ihrer in der Fremde verarmten Mitbürger
verpflichtet. Aus der grossen Zahl der Ausgewanderten
wurde den Heimatgemeinden jeweilen eine Men^e Ver-
armter zugeführt, und das Emmenthal wurde schliesslich
zu einem grossen « Spittel » (Armenhaus). Die Armen-
steuer stie^ zu einer Höhe, dass viele Reiche sich an-
schickten, ihr Vermögen flüssig zu machen und das Land
ebenfalls zu verlassen. Erst das Schenk*sche Armengesetz
vom Jahre 1857, das an die Stelle der bürgerlichen die
örtliche Armenpflege setzte, rettete das Emmenthal vor
dem wirtschaftlichen Ruin. Seitdem haben sich die Ver-
hältnisse gebessert; während im Jahre 1858 im Amtsbe-
zirk Signau auf 1000 Einwohner 86, im Amt Trachselwald
96 Notarme (dauernd Unterstützte) kamen, sank ihre 2^hl
im Jahre 1895 in beiden Aemtem auf 54 ; da aber der
Durchschnitt im alten Kantonsteil 46 beträgt und nur die
Aemter Ober Simmenthai, Schwarzenburg und Saanen
schlimmer dastehen, können die Annen Verhältnisse noch
nicht als vollständig saniert bezeichnet werden. Erleich-
tert wird im Amte Signau die Armenlast durch die gros-
sen Armengüter, worin es im Jahre 1894 von allen Aemtem
im dritten Range stand.
Landwirtschaft. In dem ohnehin ackerbautreibenden
Kanton Bern ist das Emmenthal die eigentliche Bauern-
landschaft. Schon ein offlzieller Bericht des Jahres 1796
nennt das Emmenthal den in Landwirtschaft und Viehzucht
vorgeschrittensten Teil des Kantons, vielleicht der ganzen
Schweiz. Die Landwirtschaft kann nicht intensiver be-
trieben werden : bis weit in die Berge hinauf reichen die
Heimwesen, und immer mehr Boden wird den Alpweiden
zum Ackerbau abgerungen ; bis zur Höhe von 1200 m
werden Kartofieln gepflanzt, wenig tiefer (bis 1050 m auf
der Rafrütti) gedeihen noch Winter- und Sommergetreide
und Fruchtbäume, a Es dürfte kaum ein zweites Exempel
sich vorfinden, wo der Mensch den Kampf mit einer
rauhen, kargen, alle möglichen Schwierigkeiten darbie-
tenden Natur energischer und ausdauernder unternom-
men und es zu Erfolgen gebracht hat, vor denen man den
Hut abziehen muss », urteilt ein Kenner der Landwirt-
Schaft.
Ueber die Bodenverhältnisse gibt die Statistik folgenden
Bericht : Amt
Signau Trachsel-
wald Total %
Gesamtareal in ha 32260 18970 51230
Produktives Land 24830 17980 42810
Davon Aecker u. Gärten 5110 9995 15105 35,3
Wiesen und Hofstetten 5707 1614 7321 17,1
Weiden und Alpen 7988 1142 9130 21,3
Wald 6024 5229 11253 26,3
Auf dem Ackerlande wurde 1895 gepflanzt :
Getreide 28,0 %, im Kanton 34,2 %
Hackfrüchte 13,7% » 19,5%
Kunstfutter 55,8% » 43,9%
Versch. Pflanzungen 2,5 % » 2,4 9^^
In Kunstfutter steht das Emmenthal im Kanton in ers-
ter, in Getreide in letzter Reihe; es wird besonders
Korn, Roggen und Hafer angebaut, Weizen nur wenig.
Der Anbau von Hanf und Flachs ist gegenüber früher
stark zurückgegangen ; 85,05 ha lieferten 424,3 Zentner
Flachs, 57,8 ha 324,9 Zentner Hanf. Mit Gewinnung der
Naturerzeugnisse waren 1888 60% der Erwerbenden be-
schäftigt, gegenüber 45,9 % im Kanton.
Zu einem rationellen Betrieb der Landwirtschaft trägt
sehr viel bei die Grösse und Abrundung der Grundstücke.
Während im Jahre 1888 im ganzen Kanton die Grund-
stücke des Kulturlandes eine durchschnittliche Grösse von
62,7 Aren hatten, massen sie im Emmenthal 305 Aren.
32,3 % der Grundbesitzungen hatten eine Grösse von 5-20
ha, im Kanton deren 17,7 %; diese grösseren Höfe machen
63,5 % des ganzen Kulturlandes aus. Von den 4607 Grund-
besitzungen bestanden 3335, d. h. 72 %, aus einem zusam-
menhängenden Areal. Der Grund dieser Erscheinung ist
einzig ihi Minorat zu suchen ; es verhinderte die Zer-
stückelung und ein armseliges Kleinbauernwesen und er-
möglichte eine rationelle Bewirtschaftung.
obgleich dabei die ;älteren Geschwister durch Auszah-
lungen entschädigt werden mussten, sind dank dem
Fleisse und der Sparsamkeit ihrer Besitzer die Güter
nicht übermässig verschuldet, immerhin stärker als im
übrigen Kanton. Im Jahre 1898 lasteten 48,8 "o der
Grundsteuerschatzung als Hypothekarschuld darauf,
gegenüber dem kantonalen Durchschnitt von 36,8 %. Als
Gläubigerin ist die kantonale Hypothekarkasse, bei wel-
cher 22,5 % aller Grundschulden des Kantons verschrie-
ben sind, nur mit 0,6 % beteiligt: das Uebrige fällt meis-
tens auf die 9 Ersparniskassen des eigenen Landes; im
Amte Signau sind 2/3 der Grundschulden bei Privaten
untergebracht. Das Emmenthal hilft sich selbst.
Viehzucht, Im 18. Jahrhundert war das Emmenthal
berühmt durch seine Pferdezucht; der Pferdemarkt in
Langnau genoss einen vortrefflichen Ruf nicht nur in
der ganzen Eidgenossenschaft, sondern auch in den Nach-
barstaaten. Diesen Ruf hat das Emmenthal allerdings in
Bezug auf Quantität und Qualität der Zucht verloren ; der
Rückgang des Getreidebaus und die Eisenbahnen hatten
auch einen Rückgang in der Pferdezucht zur Folge.
Immerhin ist es diejenige Landesfegend, die nach dem
Jura den stärksten Pferdebestand aufweist, im Jahre
1901 3429 Stück, 7 auf 100 Einwohner (im Jura 8,7, im
Kanton 6) ; ebenfalls im zweiten Rang steht sein Bestand
an Rindvieh mit 36274 Stück, 74 auf 100 Einwohner (im
Kanton 50, im Oberland 66) ; während aber der Bestand
im Oberland seit 1808 sich nur um 42 % vermehrt hat,
hat er sich im Emmenthal verdreifacht (1808: 12472
Stück), eine Folge der Käseproduktion 'damit hängtauch
die auf das fast vierfache gestiegene Zahl der Schweine
zusammen (1808: 4272; 1901: 15972), gegenüber einer
Verdoppelung in den andern Landesteilen ; die Schaf-
zucht hingegen hat wie im ganzen Kanton sehr stark
abgenommen (1808: 10141; 1901: 5338).
Alpwirtschaft. Grosse Bedeutung für die Viehzucht
haben die Alpweiden, die sich über die Napfgruppe, das
Bergland zwischen Ilfis und Emme und über die Ketten
w. von der oberen Emme von Eggiwil und Rötenbach
bis zum Hohgant und der Schrattenfluh erstrecken. Eine
zuverlässige Alpstatistik über das Emmenthal besteht
nicht, da einzig das Amt Trachselwald im Jahre 1901
neu inspiziert wurde, für das Amt Signau hingegen die
1864 vorgenommene Untersuchung keinen Wert mehr
hat. In den letzten Jahrzehnten ist nämlich das Weide-
areal einerseits zurückgegangen, indem es in Bergheim-
wesen umgewandelt und in den bessern Teilen zu
Acker- und Heuland eingeschlagen wurde ; andererseits
sind die Weiden durch bessere Bewirtschaftung ertrags-
fahiger gemacht worden. Die meisten Weiden liegen in
den Gemeinden Schangnau, dessen Krone sie sind, in
Rötenbach, ELegiwil, Trüb, Langnau und Sumiswald.
Im Amt Trachselwald liegen sie in einer Höhe von 800-
1360 m, im obersten Emmenthal steigen sie bis 1500 m.
Weidezeit im Napfgebiet 125 Tage, in höhern La^en kür-
zer. Die Gesamtfläche des Weidegebiets (38 Weiden) im
Amt Trachselwald betraj^ 1951 ha und reicht für ca 1000
Kuhrechte gegenüber 730 im Jahre 1864. Davon fallen auf
die Einschläge 317 ha, auf die produktive Weide ^0 ha,
auf den Wald 716 ha, auf Ried 2 ha, auf unproduktives
Land 9 ha. Der Katasterwert des Gesamtareals erreicht
die Summe von Fr. 1 336 500, der Weiden allein Fr.
498 170.
Früher als « Herrenalpen » meist im Besitze von Bern-
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bürgern, sind sie in die Hände von einheimischen Priva-
ten oder auch von Alpgenossenschaften übergegangen;
3 in der Gemeinde dumiswald sind Staatseigen-
tum. Die Alphütten werden auch im Winter von
den Sennen und ihren Familien bewohnt ; nur die
allerhöchsten bleiben leer. Zu den am besten ver-
walteten Alpen zählen die der oberaar^auischen
Gesellschaft für Viehzucht gehörenden Hinterami-
aloen in der Gemeinde Sumiswald.
Während früher die Alpweiden das Hauptgebiet
der Käseproduktion waren, dienen sie jetzt fast aus-
schliesslich zur Sommerung des Jungviehs; die
Küher überwintern mit ihren Sennten nicht mehr
in den Dörfern, die fröhlichen Alpfahrten haben
aufgehört, die Thalkäsereien haben ihnen den Rang
abgelaufen.
Käseproäuktion. Im Auslande ist das Emmen-
thal vor Allem als Erzeu^ngsland des feinsten
Schweizerkäses bekannt. Die Bereitung von Käse
muss hier schon alt sein. Bereits im Jahre 1318
verpflichtet das Kloster Trüb den Besitzer einer Alp-
weide in Schanffnau, dem Gotteshaus zum Zeichen
der Leibeigenschaft jährlich einen Käse zu liefern.
Die Milchwirtschaft war der Haupternährungs- und
Erwerbszweig ; das Emmenthal lieferte Butter, Zie-
ger und Käse, schwer beladene Flösse fuhren damit
die Emme hinunter; dafür bezog es vom Mittelland
Getreide. Bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahr-
hunderts wurde der Käse ausschliesslich in den Bergkä-
sereien fabriziert, den besten lieferten die Schangnauer-
alpen ; in Menge kam er auf die Märkte von Langenthai,
Langnau, Bern und Burgdorf. Bald ging der Absatz nach
dem Ausland. 1773 knüpfte die Firma Mauerhofer in
Trubschachen ausgedehnte Handelsverbindungen mit dem
Elsass und Deutschland an ; andere Firmen in Langnau
und AiToltern folgten und brachten den Emmenthaler-
käse in Weltruf. Die Ausfuhr betrug von 1800-1810 jähr-
lich zirka 1000-1200 Zentner; im Jahre 1819 soll der Ex-
port nach Deutschland, Italien und Indien bereits 5000
Zentner betragen haben zum Preise von durchschnittlich
100 Franken. Dies alles war noch Bergkäse der Alp weiden.
Nachdem aber von der Mitte des 18. Jahrhunderts an,
d. h. seit Gründung der ökonomischen Gesellschaft, durch
intensiveren Futterbau, durch Aufhebung der Brache und
des Weidgangs, durch Einführung des Kleebaus und
durch Stallfütterung und damit verbundene bessere Düng-
ung eine vollständige Revolution in der Landwirtschaft
eingetreten war, berührte dieser Wechsel auch die Milch-
wirtschaft der Thäler. Während sich diese bisher auf die
Bntterproduktion für den inländischen Markt beschränkt
hatten, fanden sie jetzt eine vorteilhaftere Verwertung
der Milch in der Käseproduktion. Es entstanden die Dorf-
käsereien, deren erste der Oberst von Effinger 1815 in
Kiesen bei Thun gründete. Das Emmenthal fol^e sogleich
nach, schon 1820 entstand die erste Thalkäserei im untern
Frittenbach, Gemeinde Rüderswil; bis 1830 gab es deren
im Emmenthal bereits 10. Damit war der Anstoss gegeben
zu ienem grossartigen Aufblühen der Käsefabrikation
und des Käsehandels, der seine Hauptsitze in Langnau,
Bur^dorf, Langenthai und Bern hat.
Die Steigerung der Produktion zeigt sich in folgender
Tabelle. Produktion der
Dorf- Alp- Dorf- Alp-
käsereien käsereien käsereien käsereien
in Zentnern
Signau . _ 54 31 6999 1262,5
immer schwieriger ; nur die höchste Vervollkommnung
durch Primawaare kann ihn aufrecht erhalten.
1871
( Trachselwald 53
7426
107
I Signau 57
! Trachselwald 60
31 14425 1262,5
4 9923,6 123,5
- 11760,6 -
117 4 21684,2 123,5
Diese Produktion stellt einen Wert von 3083683 Fr.
dar, oder 18,4% der kantonalen Produktion. Dazu kommen
noch 2572.8 Zentner Butter im Werte von 547243 Fr.
Es zeigt sich, wie in der neuesten Zeit die Alpkäsereien
fast vollständig eingegangen sind ; eine einzige ist seitdem
neu entstanden auf dem Lüderngässli, Gemeinde Sumis-
wald.
Durch die Konkurrenz des Auslandes wird der Export
AipweideDxaun im ErameDthal.
Industrie. Im Kiburgerurbar (Grundbuch) werden um
das Jahr 1260 unter den Leistungen der Herrschaftsleute
Tonschüsseln, Flachs und Leinen tuch aus dem Emmen-
thal genannt, was wohl darauf schliessen lässt, dass die
dortige Bevölkerung in der Herstellung dieser Produkte
besondere Fertigkeit besass. Die Töpferei in Lanenau ist
bei Beginn des 19. Jahrhunderts infolge Verschlechte-
rung des Produktes abgestorben, nachdem sie im Anfang
des 18. Jahrhunderts neu begründet worden war und in
der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts geblüht hatte. Er-
halten hat sich die Leinwandindustrie, nicht ohne eben-
falls verschiedene Phasen durchgemacht zu haben. Ihre
Blütezeit fallt ins 18. Jahrhundert, wo sie neben der
Landwirtschaft, auf welcher sie mit Bezug auf das Roh-
Erodukt basierte, die Haupterwerbsquelle des Emmenthals
ildete. 1764 schreibt der Pfarrer von Schangnau, dass
sogar alte Männer mit grossen Barten bei der Kunkel
sitzen und Hanf spulen. Wie der RohstofT teilweise aus
dem Elsass und der Pfalz bezogen wurde, ging auch das
Fabrikat ins Ausland zurück; Frankreich, Italien, Spa-
nien waren die Hauptabnehmer; in Barcelona hatten
Bemer Handelsleute ihre eigenen Filialen. Haupthandels-
platz im Kanton war Langenthai, dessen Märkte selbst
von Käufern aus England und Holland besucht wur-
den. Gebleicht wurde die Leinwand ausser in Langenthai
und den aargauischen Städten im Emmenthal selbst. Seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts bürgerte sich auch die
Spinnerei und Weberei in Baumwolle ein. alles Haus-
industrie. Infolge der Konkurrenz der billigen Baum-
wolle und des Maschinengarns aus England nach der
Kontinentalsperre und infolge un^nstiger Zollverhält-
nisse, die den Export beinahe unmöglich machten, ging
seit 1820 die bis dahin so blühende Leinwandindustrie
sehr rasch zurück, was besonders im Emmenthal für einen
Cssen Teil der Bevölkerung unsägliches Elend zur Folge
te. « Die Leinwandindustrie hat das Emmenthal reich
und nachher siebenmal arm gemacht » lautet ein Bericht
aus den zwanziger Jahren. Einzig im Unteremmenthal,
vor allem in den Gemeinden Wasen, Eriswil und Wissa-
chengraben hat sich die Leinwand- und Damastweberei
dank der Feinheit ihrer Waare gegen die Konkurrenz des
Auslandes noch halten können. Hier ist sie fast aus-
schliesslich noch Hausindustrie: in Eriswil sitzen noch
500, in Wasen 400 Personen, Männer und Frauen, im
Webkeller und arbeiten für die Fabrikanten in Langen-
thal, Burgdorf und Wasen. (Hiernach ist das Seite 209,
Zeile 26 ff. der deutschen. S. 202, Zeile 25 der französi-
schen Ausgabe über die Weostühle Gesagte zu korrigieren).
Fabrikweberei und Spinnerei wird betrieben in Langnau,
Rüderswil, Eriswil und Huttwil, Tuchweberei in Lang-
nau ; Eriswil und Huttwil haben Strickereien (an ersterem
Orte Hausindustrie), Wasen Maschinen- und Stiften-,
t>
EMM
EHM
Sumiswald Uhren- und Musikinstrumenten-, Langnau
Handharfenfabrikation, Lützelflüh Bleicherei; Langnau
ist mit 11 Firmen Hauptsitz des Käsehandels. Die Haupt-
industrie ist die Textilindustrie, in welcher 1889 von 2^2
Berufstätigen 1873 = 63% beschäftigt waren. Dem Fabrik-
gesetz waren 1898 32 Betriebe unterstellt, worunter 13 Sä-
gereien und Holzbearbeitunffswerkstätten und 10 Webe-
reien und Spinnereien. Von Jen 779 Betrieben des Kantons
ergibt dies blos 4,1%, bei einer Bevölkerung von 8,3%.
Den Geldverkehr vermitteln 9 Ersparniskassen und die
Bank in Langnau. , ,
Verkehrswege. Die alten über die Berffe hinf&hrendfen
Landstrassen dienen nur noch dem Lokalverkehr. Das
neue Strassennetz, das die Höhen verliess und die Thal-
sohle durchzieht, entstand erst in. den Jahren 1835-59, die
Strasse Eg^iwil-Schangnau sogar erst 1876. An Eisen-
bahnen besitzt das Emmenthal die Linien Bern-Lan^^nau-
Luzem und Burgdorf-Langnau. An den Grenzen wird es
berührt von der neuen elektrischen Vollbahn Burgdorf-
Thun und der Linie Lan^enthal-Huttwil-Wolhusen. Eine
Verbindungsbahn Ramsei-Sumiswald-Huttwil harrt noch
der Ausführung.
Bei der isolierten Lage der Häuser ist es dem Emmen-
thal ohne grosses Risiko möglich, eine eigene Mobiliar-
versicherungs^esellschaft zu halten.
Militärisch ist das Emmenthal der 4. Armeedi vision
zugeteilt; ihr Materialdepot befindet sich in Langnau.
Geschichtliches, Nicht blos keltische Orts-, Berg-
und Flussnamen, sondern auch vereinzelte Ueberreste
beweisen, dass das Emmenthal schon von den keltischen
Helvetiern bewohnt war. Auf dem Münnenberg zwischen
Lützelflüh und Sumiswald finden sich ausgedehnte Erd-
wälle, die Reste eines keltischen oppidum; eine Erd-
burg, vielleicht der Sitz eines Häuptlings, ist erhalten
im Thalgraben bei Obergoldbach ; eine ähnliche Erdburg
war der Burgbühl bei Sumiswald ; der künstlich aufge-
worfene Kegel des Bärhegen bei Wasen ist durch Nach-
ffrabungep als Opferplatz erwiesen; Würzbrunnen bei
Rötenbach war em heidnischer Kultort. Die Besetzung
des Landes durch die Römer wird ausser durch die im
untern Emmenthal gemachten Münzfunde bezeugt durch
die Ueberreste von zwei römischen a Hochgsträss » (hohe
Strasse, vom erhöhten Strassendamm), demjenigen von
Sumiswald über den Bärhegen nach Huttwil (einer Fort-
setzung der Strasse vom befestigten Lager bei Bern über
den Vvegissen nach dem mittleren Emmenthal), und
demjenigen von Signau, das die Aaregegend mit dem
obem Emmenthal verband und bei diesem Orte durch
die « Heidengräben », die Ueberbleibsel eines verschanzten
Lagers, gedeckt wurde. Ums Jahr 400 wurden die Ale-
mannen sesshaft, sogen die noch vorhandenen keltisch-
römischen Elemente auf und drangen auch in unsere
Gegend. Genaueres wissen wir über ihre Niederlassungen
nicht, und die Geschichte des Landes liegt Jahrhunderte
in Dunkel gehüllt. Erst vom Jahre 1100 an fallt einiges
Licht hinein, das uns die Urkunden bringen. Unter dem
Einfluss des Lehenswesens war das Thal unter die Herr-
schaft einiger Herren gekommen, die als Dienstmannen
zuerst unter den Herzoffen von Zähringen, nach deren
Aussterben im Jahre 12l8 unter den Grafen von Kiburg
in Burgdorf standen. Die bedeutendsten dieser Adels-
ffeschlechter waren die Freien von Signau, Lützelflüh
(Brandis), Spitzenberg (im Golgraben bei Langnau),
Langiiau, Wartenstein bei Lauperswil, die Edeln von
Sumiswald, Trachselwald, Schweinsberg bei Eggiwil,
Rüderswil, Aflbltem und Eriswil, deren Burgen alle, mit
der einzigen Ausnahme von Trachselwald, in Trümmern
liegen oder gänzlich verschwunden sind. Zu diesen welt-
lichen Herren kamen das um 1130 von Thüring von Bran-
dis gestiftete Benediktinerkloster in Trüb und die vom
Freiherrn Lüthold von Sumiswald im Jahre 1225 gegrün-
dete Deutschritterkommende Sumiswald.
Alle diese Besitzungen gingen im Laufe der Zeit an
Bern über : 1384 Burgdorf mit Oberburg und Hasli, 1399
das Amt Rötenbach, 1408-14 die Burg Trachselwald, die
Gerichte zu Ranflüh und Stadt und Gericht Huttwil, 1420
die Herrschaft Schongau (Schangnau), 1504 Rohrbach
und Eriswil, 1528 in Folge der Reformation das Kloster
Trüb, 1529 die Herrschaft Signau, 1607 Brandis, 1698
durch Kauf die Kommende Sumiswald mit Dürrenroth.
Die hohe Gerichtsbarkeit hatte das Landgericht Ran-
flüh; die niedere Gerichtsbarkeit und die Verwaltung
stand unter den Landvögten von Trachselwald, Sumis-
wald, Brandis und Signau. In der Helvetik zerfiel das
Emmenthal in die Distrikte Ober und Unter Emmenthal.
Im Jahre 1803 kam die heutige Einteilung in die Amts-
bezirke Signau und Trachselwald mit den Amtssitzen
Langnau und Trachselwald zu Stande.
Aus der Geschichte des Emmenthals sei noch erwähnt
sein anfänglicher Widerstand gegen die Reformation und
seine hervorragende Beteiligunff am Bauernkriege des
Jahres 1653, in welchem es in Niklaus Leuenberger, dem
Bauern Von Schönholz, den Führer lieferte. Von sonsti-
gen bekanntem Männern des Emmenthals heben wir
hervor, den originellen, von weither aufgesuchten Wun-
derdoktor Michael Schüpbach von Langnau (1707-1781),
den gepialen Schilderer des bemischen Volkslebens Jere-
mias Golthelf (Albert Bitzius), Pfarrer in Lützelflüh (1797-
1854), den Volksdichter Christian Widmer von Signau,
den Dichter des « Emmenthalerliedes » (1808-1857) und
den ebenfalls von Signau stammenden Bundesrat Karl
Schenk, den hervorragendsten Sohn des Emmenthals
(1823-1895).
Litteratur: Imobersteg, Jak. Das Eninienthal, Bern
1876. — Imobersteg, Jak. Wanderungen durch das Em-
menthal (im Alpenhom^ Beilage zum Emmenthalerblatt
Nr. 18-40). 1872. — Türler, E. A. Das malerische und
romantische Emmenthal. Bern 1887. — Oberaargau und
Unteremmenthallin Europäische Wanderbilder. 245-247).
Zürich [1896]. — Studer^ Bemh. ßeüräae zu einer Mono-
araphie der schweizer. Molasse. Bern 1826. — Jahn, Al-
bert. Emmenthaler Altertümer und Sagen. Bern 1865.
— Jahn, Albert. Der Kanton Bern; antiquariscf^topo-
graphisch beschrieben. Bern 1850. — Mülinen, W. v. Die
weltlichen und geistlichen Herren im Emmenthal im
früheren Mittelalter (im Archiv des historischen Vereins
des Kantons Bern. Bd 8). — Geiser, Karl. Geschichte des
Armenwesens im Kanton Bern. SA. Bern 1894. — Geiser,
Karl. Land und Leute bei Jeremias Gottheit (im Neu-
Jahrsblatt der litterar. Gesellschaft Bern 1898). Bern
1897. — Geiser, Karl. Studien zur bemischen Land-
wirtschaft im i8. Jahrhundert (im Landwirtschaftlichen
Jahrbuch der Schweiz) 1895. — Berger. Volkswirtschaft-
liche Zustände des Emmenthals und ihr Zusammenhang
mit dem Vorrecht des jüngsten Sohnes. 1866. — Geiser,
Karl. Bückblick auf die Entwicklung der wirtschaftli-
chen Verhältnisse im Kanton Bern (im Katalog der Ge-
werbeausstellung Thun). Thun 1899. — Schweizer, J. J.
Topographie der emmenthal. Alpgenieinde Trüb. Bern
1830. — Flückiger, D. Geschichte der Hinteramialpen.
Bern 1892. — Antenen, Frdr. Die Vereisungen der Em-
menthaler (in den Mitt. der Naturforsch. Gesellsch. in
Bern. i90i). Bem 1902. — Publikationen des bemischen
statistischen Bureaus. [G. Zolumobr.]
EMMENTHAL (UNTER) (Kt. Bem). Lokalname.
S. den Art. Emmenthax.
EMMENWEID (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Emmen). 447 m. Gruppe von 18 Wohnhäusern und 12
Fabriken, am linken Urer der Emme, 3 km sw. Emmen
und 1,5 km w. der Station Emmenbrücke der Linie Lu-
zem-Olten. Telephon. 340 kathol. Ew. Bedeutende Giesse-
reien, um 1840 eröfl'not; 400 Arbeiter.
EMMENWIL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gunz-
wil). 740 m. Gruppe von 8 Häusern, zwischen dem Kegel-
wald und Mohrenthalerwald, 10 km n. der Station Semp-
ach der Linie Luzern-Olten und 4,5 km s. Gunzwil. 38
kathol. Ew. Kirchgemeinde Eich. Landwirtschaft.
EMMERZERWEIER (Kt. Thurgau, Bez. Weinfel-
den. Gem. Birwinken). 559 m. Weier von 5 ha Fläche und
3 m Tiefe; 1 km so. Illighausen und 2,5 km nö. Birwin-
ken. Liefert der grossen Walzenmühle Bottighofen die
Triebkraft. Wenig Fische. Sein Abfluss der Tobelbach.
Am N.-Ufer die Häusergruppe Emmerzen mit 3 Häusern
und 9 kathol. Ew.
EMMERZHOLZ (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen,
Gem. Illighausen). 575 m. Gruppe von 6 Häusern, 400 m
sw. Illighausen und 5 km s. aer Station Münsterlingen
der Linie Romanshom-Konstanz. 26 reform. Ew. Milch-
wirtschaft. Stickerei als Hausindustrie.
EM MET, EMM AT, EM METTEN. Ortsnamen der
EMM
EMS
deutschen Schweiz; vom althochdeutschen ämät, dem
heutigen Emd, Oemd. Guten Wiesen beigelegt.
EM MET (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Menziken).
619 m. Elf am linken Ufer der Wina zerstreut gelegene
Häuser; 1,3 km s. Menziken und 2,5 km s. der Station
Reinach der Linie Beinwil-Reinach. 89 reform. Ew.
EM METEN (Kt. Uri, Gem. Erstfeld). 1020 m. Zwei
Häuser, auf einer kleinen Terrasse über dem linken Ufer
der Reuss gelegen; 1,3 km nw. der Station Erstfeld der
Gotthardbahn. 12 kathol. Ew. Aussichtspunkt, von Erstfeld
aus in SV* Stunden zu erreichen.
EMMETTEN (Kt. Nidwaiden). 778 m. Gem. u. Pfarr-
dorf, auf einer Terrasse am NW.^Hang des Niederbauen,
am Kohlthalbach, an der Strasse Stans-Seelisberg, 13
km ö. Stans und 4 km ö. der Dampfschiflstation Becken-
ried. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Beckenried. An Zahl der Einwohner kleinste politische
und Kirchgemeinde des Kantons ; an Fläche dagegen ziem-
lich ausgedehnt, reicht vom Ufer des Vierwaldstättersees
bis hinauf zum Niederbauenkulm. Dorf durch die Egg ge-
teilt in Vor der Egg und Hinter der Egg (welch' letzteres
auch wohl Sagendorf heisst). Pfarrkirche 1615 erbaut ;
Beinhavs mit Demerkenswertem, den Totentanz darstel-
lenden Wandgemälde. In Sagendorf die grosse Heili^kreuz-
kapelle. Prachtvolle Aussicht auf den See und sem Um-
gelände. Gemeindearmenhaus, schönes neues Schulhaus.
110 Häuser, 593 kathol. Ew. Viehzucht und Käsefabrika-
EmmetteD, voo Sftdosten.
Uon. Bekannte Wasserheilanstalt Schöneck. Gasthäuser.
Zwei Sägen. Seidenweberei. Holzhandel. Seit einigen
Jahren stark besuchter klimatischer Kurort; Ausflüge auf
den Niederbauen, Schwalmis, ins Kohlthal, nach den
Windlöchem, Seelisberg und ßeckenried. Der 1871 ge-
storbene Pfarrer Alois Niederberger in Emmetten um das
Nidwaldner Schulwesen hochverdient. 1150: Emmaten;
1190: Emmoutin. Eine Kirche zu St. Jakob schon um
1370 erwähnt. Im Kirchenschatz ein grosses gotisches
Kreuz. In der Kapelle auf Rinderbäh lalp eine gotische
Predella (Sockelgemälde des Altaraufsatzes).
EMMET8CHLOO (OBER und UNTER) (Kt. Zü-
rich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzikon). 677 und 633 m. Zwei
Gruppen von zusammen 6 Häusern, an der Strasse Wetz-
ikon-Bäretswil und 2,3 km ö. Ober Wetzikon. Station
der Linie Uerikon-Bauma. 28 reform. Ew.
EMMI8HOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen).
480420 m. Gem. und Dorf, nahe dem Bodensee reizend
gelegen, längs und an der Kreuzung der Strassen Kreuz-
lingen-Tägerwilen u. Konstanz-Schwaderloo-Märstetten ;
1,5 km sw. Konstanz. Station der Linie Schaffhausen-
Etzwilen-Konstanz. Postbureau, Telegraph, Telephon. Der
8. Teil der Gemeinde bergig und mit vielen zerstreut ge-
legenen Häusern. Gemeinde, mit den Höfen u. Schlössern
Bemrain, Braunegg, Ebersberg, Girsber^ u. Hochstrasse :
179 Häuser, 1555 Ew., wovon 1057 Katholiken. Pfarrkirche
der Katholiken in Bemrain ; reformierte Kirchgemeinde
Egelshofen. Freie evangelische Gemeinschaft. An einem
der schönsten Aussichtspunkte der Gemeinde wird z. Z.
eine prächtige katholische Kirche erbaut. Obst-, Gemüse-
und Weinbau. Mehrzahl der Bewohner Handwerker oder
Fabrikarbeiter. Bedeutende Ziegelei, Feuerwerkerei : Back-
stein-, Ofen-, Papiercouverts-, Eisenmöbelfabrik: Möbel-
Schreinerei, Rosshaarspinnerei, Bauffeschäfte. Heimat des
gewesenen Bundesrates Anderwert ; Wohnort des zürcher-
ischen Schulmannes und pädagogischen Schriftstellers
Dr. Thomas Scherr und zeitweiser Aufenthaltsort des Ton-
künstlers Ludwig Liebe. W. Bemrain, nahe dem Schloss
Ebersberg, ist ein prähistorisches Refugium aufcedeckt
worden ; eine Goldmünze der Arvemer hat man bei der
Hochstrasse gefunden.
EM0880N (Kt. Wallis, Bez. Saint Maunce, Gem. Ein-
baut). 1774 m. Sommerweide, in einem Thälchen mit
sumpfiger Sohle, am Zusammen Auss von Eau Noire, Nant
de Dranse und Nant de FoUy, am S.-Fuss des Bei Oiseau
und am W.-Hang des Col de la Gueulaz ; 4 km osö. des
Dorfes Einbaut. Eigentum der Bürgergemeinde Einbaut.
Nach langjährigen Streitigkeiten zwischen den Savoyar-
den, den Leuten von Salvan und den Achten von Saint
Maurice wurde die Alpweide Emosson 1697 von der Alp-
weide Barberine, die im Besitz der Leute von Salvan ver-
blieb, abgetrennt. Doch dauerten die Streitigkeiten bis
zum Untergang der alten Eidgenossenschaft fort. Wie die
Ebenen von Barberine und Salanfe ist auch die von Emos-
son wahrscheinlich ein altes Seebecken, das seither von
den Sedimenten der sie heute dnrchfliessenden und früher
wohl bedeutend geschiebereichem Wild-
. bäche aufgefüllt worden ist. Diese alten,
ganz in anstehendes Gestein einge-
schnittenen Seebecken sind sog. ^Kare,
d. h. Bildungen der Erosion durch
fliessendes Wasser (oder durch Glet-
scher?).
EMOSSON (VIEUX) (Kt. Wallis.
Bez. Saint Maurice, Gem. Einbaut). 2300
m. Magere Sommerweide, Abteilung der
Alpweide Emosson, 1'/« Stunden über
dieser; in einem Kar zwischen den
Gipfeln des Cheval Blanc und der Ve-
dalle. Zugang durch die Gorges du
Vieux ; mit dem Vallon d'Entraignes
durch den Col du Vieux verbunden.
EMPOSIEUX ä.E8> (Kt. Neuen-
burg, Bez. Val de Travers, Gem. Tra-
vers). 1025 m. Gmppe von 3 Häusern,
im Thal von Les Ponts und 2,5 km nw.
der Station Noiraiffue der Linie Neuen-
burg - Pontarlier. 14 reform. Ew. Vieh-
zucht. Torfffruben. In der Nähe einige
Dolinentricnter fEmposieux), durch cue
ein Teil des Oberflächenwassers aes.xhales unterirdisch
abfliesst.
EMSf romanisch Domat (Kt. Graubünden, Bez. Im
Boden, Kreis Räzüns). 586 m. Gem. und Pfarrdorf, am
rechten Ufer des Rhein, an der Strasse Chur-Reichenau-
Ilanz und 6 km osö. Chur. Station der Linie Chur-Thusis
der Rätischen Bahn. Postbureau, Telephon. 206 Häuser,
1504 kathol. Ew. romanischer Zunge. Wiesenbau u. Vieh-
zucht. Zahlreiche Bewohner von Ems sind in den Gast-
höfen angestellt. In der Nähe von Ems am 3. Mai 1799
Kampf zwischen französischen Truppen und den Leuten
aus dem Bündner Oberland, der den Rückzug der erstem
thalabwärts zur Folge hatte. Ein Teil des Dorfes 1776 und
1870 durch Feuer zerstört. Verschiedene Funde von Bronze-
gegenständen (Hammer , Beil u. Sichel) ; römische Münze
mit dem Bildnis von Alexander Severus. 766 : Amedes.
EMS (MITTEL) (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Ober
Ems). 1235 m. Fünf auf dem Hang zwischen Ober und
Unter Ems zerstreut gelegene Häuser, zwischen zwei Wald-
bändern, am Fussweg Unter Ems - Ober Ems. 24 kathol.
Ew.
EMS (OBER) (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1345 m. Gem.
und Dorf, auf der obern Terrasse des Hanges von Ems,
der im Winkel zwischen Rhonethal und Ausmündung des
Turtmanthaies s. Agaren und Turtman ansteigt, 3 km s.
über der Station Turtman der Simplonbahn. Gemeinde,
die Weiler Weidenbrunnen und Im Ahorn inbegriffen :
48 Häuser, 202 kathol. Ew.; Dorf: 27 Häuser, 117 Ew.
Kirchgemeinde Unter Ems. Gemeinde längs des links-
EMS
ENG
seitigen HaDges des Turtmanthaies gelegen. 1276 : Hemeta ;
1367 : Hemcsa.
Ems (Kt. OraubQnden).
EMS (UNTER) (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1011 m.
Gem. und Weiler, auf einer Terrasse über dem linken
Ufer der Rhone, links über der Ausmündunp^ des Turt-
manthalcs und 2,5 km s. über der Station Turtman der
Simplonbahn. Poslbureau. Die Häuser der Gemeinde auf
der Terrasse zerstreut gelegen, zusammen 24 Häuser, 133
kathol. Ew. Mit Ober Ems gemeinsame Kirchgemeinde.
Sehr schöne Aussicht ins Rhonethal und auf alle die Berg-
hänge zwischen Visp und Siders. Der Weiler 1799 durch
die französischen Truppen völlig in Asche gelegt. Unter
Ems und Ober Ems im Mittelalter Eigentum der Herren
von Turtman.
EM8EREN (HINTER, MITTLER u. VORDER)
(Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Werthenstein). 580 m.
Drei Gruppen von zusammen 11 Häusern, am rechten Ufer
der Emme ; 2,7 km sw. Werthenstein und 1,5 km sw. der
Station Wolhusen der Linie Bern-Luzem. 60 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Wolhusen. Landwirtschaft. Gerberei, Fab-
rikation von Latten und Dachschindeln.
EM8HORN (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 2561 m. Grat; z.
T. felsig, z. T. mit Rasen bewachsen, sw. über Ober Ems
und s. über Agaren im Rhonethal ; äusserster nö. Ausläu-
fer der Bella Tola.
EN (8UR) (Kt. Graubänden, Bez. Inn, Kreis Obtasna,
Gem. Ardez). Weiler. S. den Art. Sur En.
EN (8UR> (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis Unter-
tasna, (jem. Sent). S. den Art. Sur En.
ENCARDEN (LAI) (Kt. Graubänden, Bez. Vorder-
rhein). 2500 m. Kleiner See, im Val Lavaz, dem sw. Arm
des Yal Somvix, nahe dem Weg über die Fuorcla de Lavaz
im Val Medels. Gegenüber dem Medelsgletscher reizend
gelegen und von einer Reihe von schönen Gipfeln um-
rahmt.
ENDERDORF (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Naters).
Oestl. Abschnitt des alten Naters, durch den Kelchbacn
vom übrigen Teil des Dorfes geschieden. 15 Häuser, 189
kathol. Ew. S. den Art Naters.
ENDER LENZEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, (}em.
Fischenlhel). Weiler. S. den Art. Ennerlenzen.
ENDHÖRI (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. Höri). 415
m. Kleines Dorf, am rechten Ufer der Glalt und 2 km n.
der Station Niederglatt der Linie Zürich-Bülach. 54 Häu-
ser, 314 reform. Ew. Kirchgemeinde Bülach.
- EfiDINQEN (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 386
m. Gem. und Dorf, zu beiden Seiten der Surb, an der
Strasse Lengnau - Döttingen und 5 km nö. der Station
Siggenthal der Linie Turgi- Waldshut. Postbureau. Tele-
graph, Telephon ; Postwagen Siggenthal - Lengnau. 188
Häuser, 1121 Ew., wovon 312 Reformierte, 547 Katholiken
und 262 Juden. Reformierte Kirchgemeinde Tegerfelden,
katholische Kirchgemeinde Unter En-
dingen. Die beiden jüdischen Einwoh-
nergemeinden Ober Endingen u. Leng-
nau durch Beschluss des Grossen Rates
1877 unter den Namen Neu Endingen
und Neu Lengnau zu selbständigen Bür-
gergemeinden erhoben. In Ober Endin-
gen Synagoge. Die Juden haben hier
seit dem 17. Jahrhundert Bürfferrecht
und freie Ausübung ihres Glaubens er-
langt. Da sie des Wuchers verdächtig
waren, entstanden während des Zeit-
raums 1860-1870 öfters z. T. blutige
Ruhestörungen ; 1870 erlangten sie ihre
völlige bürgerliche Gleichberechtigung.
Acker- und Weinbau, Viehzucht. Prä-
historische Funde, so z. B. ein Nephrit-
messer, Pfeilspitzen aus Feuerstein und
ein Bronzebeil; nahe Ober Endingen
ein in den Fels gehauenes Grab mit
Skelet.
ENDINQEN (UNTER) (Kt. Aar-
gau, Bez. Zurzach). 395 m. Gem. und
Dorf, am rechten Ufer der Surb, an der
Strasse Lengnau-Döttingen, 1 km n.
Ober Endingen und 4,5 km so. der
Station Döttingen - Klingnau der Linie
Turgi- Waldshut. Telegraph, Telephon ;
Postwagen Siggenthal-Lengnau. 28 Häu-
ser, 154 Ew., wovon 52 Katholiken,
93 Reformierte und 9 Juden. Ackerbau und Viehzucht.
ENDORF (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Sigriswil).
778 m. Dorf, am Berghang n. des Thunersees, 700 m so.
Sigriswil, 10 km so. Thun und 1,4 km ö. der DampfschifT-
statlon Gunten. 36 Häuser, 237 reform. Ew. Landwirt-
schaft.
ENDROIT, ADROIT, DROIT etc. Im Jura häufiger
Ortsname ; bezeichnet den nach S. oder zur Sonne expo-
nierten Hang eines Bergzuges; Gegensatz dazu L'Envers,
der Bach N. absteigende Hang.
ENETM008 oder ENNETM008 (Kt. Bern, Amts-
bez. Schwarzenburg, Gem. Albligen). 660 m. Weiler, 700
m sw. Albligen und 6 km s. der Station Flamalt der
Linie Bem-Freiburg. 10 Häuser, 80 reform. Ew. Wiesen-
bau.
ENFER (CREUX D*) (Kt.Waadt,Bez. Aigle). Scharte.
S. den Art. Creux d'Enfer.
ENFER (CREUX D') (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Trich-
ter. S. den Art. Creux d'Enfer.
ENFER (SUR L') (Kt. Wallis, Bez. Monthey). Teil
des Berghanges von Chambairy-Derrav. S. diesen Art.
ENFER (Ti^TE D') (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 2769 m.
Gipfel, in der Gruppe der Diablerets, zwischen Töte Ronde
und Signal du Culand ; nur von Gryon und Bex aus sicht-
bar, erscheint von der Seite der Ormonts aus gesehen
als blosses Hochplateau zwischen den beiden genannten
Spitzen.
ENFER8 (L.E8) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen).
958 m. Gem. und Dorf, auf der Hochfläche der Freiberee,
800 m n. Montfaucon, n. der Strasse Glovelier-Saigneiö-
gier und am Rand einer Doline, durch die die Wasser der
auf den Oxfordmer^eln liegenden Torfmoore n. Montfau-
con ihren unterirdischen Abfluss Anden. Im Grund der
Wanne einiare von lichten Tannengruppen umrahmte
Weier. Das Dorf Les Enfers steht n. dieser Weier an der
vielfach gewundenen Strasse von Montfaucon hinunter
nach Soubey am Doubs ; 6 km nö. der Station Saignele-
gier der Schmalspurbahn Saignelögier-La Chaux de Fonds.
Postablage. Gemeinde: 35 Häuser, 194 kathol. Ew. fran-
zösischer Zunge ; Dorf: 28 Häuser, 155 Ew. Kirchgemeinde
Montfaucon. Ackerbau und Viehzucht. Uhrenindustrie.
ENFERS (COMBE DES) (Kt. Neuenburg, Bez. und
Gem. Le Locle). Thal. S. den Art. Combe des Enfers.
ENQADIN (Kt. Graubünden). Das Engadin ist der
schweizerische Teil des Innthales, jener merkwürdigen
Furche, welche die Alpen vom N.-Rand bis zum S.-Rand
in einer 300 km langen Diagonale durchschneidet und
zwar mit einer Steigung von kaum Vt %> so dass man auf
RNG
ENG
fast horizontaler Strasse vom baierischen Alpenvorland
auf den Maloja gelangen kann. Hier wird das Thal nicht
durch eine Bergwand abgeschlossen. Es
hat kein Hintergehänge, sondern setzt sich
in das entgeffengesetzt verlaufende Bergeil
fort. Der Maioja erscheint nur vom Ber-
geil aus als Bergwand, vom Enfadin aus
dagegen nur als oberster Teil des Thal-
bodens, der dann plötzlich gegen das steil
abfallende Bergeil abbricht, vom Maloja
bis in die Schlucht Finstermünz und zur
schweizerisch -tirolischen Grenze hat das
Engadin eine Länge von etwa 90 km, wovon
die Hälfte auf das geradlinige Stuck bis
Zernez kommt. Dann folgt ein etwa 12 km
langer, nach SO. geöffneter Bogen um den
Gebirgsstock des Piz Nuna herum, von Zer-
nez bis Giarsun, in dessen ungefährer Mitte
Süs liegt : endlich ein ^anz flacher, nach
NW. geöfTaeter Bogen bis zur Einmündung
des Schergenbachs aus dem Samnaunthal.
Die Hauptrichtung des Thals geht von SW.-
NO. Ist dies auch nicht eenau parallel mit
der Hauptrichtung der Alpen, so muss man
das Engadin im ganzen doch als ein Lnngs-
thal bezeichnen. Nur die kurze Strecke von
Zernez bis Süs erscheint als Querthal.
Die einschliessenden Bergketten sind
links die Albula- und Silvrettagruppe ,
rechts die Bernina- und Ofenpassgruppe,
die man auch als N.- und S.- Engadiner Alpen zusam-
menfasst. Die Kammlinien beider Ketten weichen nur
wenifT von der geraden Linie ab und begleiten die
Thalfurche in Abständen von meist nur etwa 5-10 km,
so dass die Hohlform des Thaies auch oben in der Höhe
der Kämme auffallend schmal ist, viel schmaler als z. B.
beim Rhein- und Rhonethal und bei andern Langsthälern
von ähnlichem Grössenrang. Den Verlauf der Kammli-
nien bezeichnen etwa folgende Passe und Gipfel : Septi-
mer, Julier, Piz d'Err, Albula, Piz Kesch, Scaletla, Piz
Yadret, Fluela, Piz Linard, Piz Ruin, Augstenber^, Fim-
berpass, Samnaunerjoch und Biirkelkopf im Norden,
Murettopass, Piz Bernina, Berninapass, Piz della Stretta,
Casanapass, Piz del Diavel, Piz Plavna da Daint, Piz
Pisoc, Piz Lischanna, Piz S-chalambert und Piz Lad im
Süden. Die Wasserscheide freilich geht mehrfach ihre
eigenen Wege. Im N. zwar hält sie sich mit geringen
Ausnahmen an die Kammlinie, im S. auch noch vom
Muretto- bis zum Berninapass. Dann aber springt sie auf
lieh im Gebiet des Münsterthals eigentümliche Seiten-
sprünge und Krümmungen macht. Wir finden darum auf
Das Engadin bei St. Moritz.
eine südlichere Kette über, um über Corno di Campo,
Monte Foscagno, Piz Murlaröl, Ofenpass (Sür Som), Piz
Seesvenna und Piz Lad zu verlaufen, wobei sie namenl-
Das Engadin bei Sils-Maria.
der rechten Seite des Engadins einige grössere Seiten-
thäler. Davon sind das Pontresina- und das Scarlthal
richtige Querthäler, während das Livigoothal im grössten
Teil seines Verlaufs ein Längsthal ist und nur im untern
Teil zu einem tief eingerissenen, schluchtartigen Quer-
thal wird. Diese drei grös.sern Seitenthäler sind die ein-
zigen standig bewohnten der Südseite. Alle andern,
insbesondere auch alle auf der linken Seite des Engadin,
sind nur ganz kurz und steil ansteigend. Davon ist nur
das Samnaun in einigen kleinen Dörfern bewohnt und
zwar in seinem obern Teil, wo es in ein Län^sthal mit
flacherem Thalboden übergeht. Auch das Val SuTsanna hat
zwar noch ein Dörfchen, aber nur an seinem Ausgang
zum Hauptthal und nur in geringer Höhe über der Sohle
des letztern.
Manche dieser Seitenthäler ragen in die Gletscherwelt
hinauf, besonders im Ober Engadin, wo vor allem die
Berninagruppe eine grossartige Gletscherentwicklung
aufweist und mächtige Eiszungen gegen das Hauptthal
vorschiebt. Die übrigen Engadiner Grup-
pen sind ihrer geringern Höhe entspre-
chend weit weniger vergletschert, am meis-
ten noch die Silvrettagruppe vom Piz Li-
nard bis zum Fluchthom. Doch fallen die
meisten und grössten Gletscher hier nicht
zum Engadin ab, da sie auf der N.-und
W.- Seite des Gebirges liegen. Die Albula-
gruppe hat grössere Gletscher nur beim
Piz Yadret, beim Piz Kesch und besonders
in der Errgruppe; diese entwässern sich
zum grossem Teil zum Engadin. Noch viel
spärlicher ist die Vergletscherung in der
Ofenpassgruppe, wo nur kleine Plateau- und
Terrassengletscher vorkommen.
Die geologiscßien Verhältnisse des Enga-
din und seiner einschliessenden Bergket-
ten sind sehr mannigfaltige u. verwickelte.
Zwar gehört das Thal den Zentralalpen an,
ist also vorherrschend in altkrystalline
Schiefer und alteruptive Massengesteine
eingeschnitten. Doch sind dieselben viel-
fach von paläozoischen und mesozoischen
Sedimenten unterbrochen oder in solche
eingehüllt. Es lassen sich drei grössere
Sedimentgebiete unterscheiden. Das grösste
liegt rechts vom Unter Engadin und breitet
sich durch das gesamte Geoiet der Münster-
thaler Alpen bis in die Ortlergruppe aus. Es setzt sich aus
verschiedenartigen Schiefern, Kalken und Dolomiten der
Trias zusammen. Die schönen, stolzen Gipfelformen des
10
ENG
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Piz Plavna, Piz Pisoc, Piz San Jon, Piz Lischanna, Piz
Ajuz, Piz S-chalambert, Piz Lad etc. sind daraus aufge-
Silvaplana u. Silvaplanersee im Engadin.
baut, eine Gipfelreihe von einer Mannigfaltigkeit der
Formen und Farben, wie sie nur selten in solcher Höhe
und in so langer Front vorkommt. Doch reicht dieses
Triasgebiet nicht überall an die Innlinie. Im NW.
grenzt es längs einer ziemlich (geraden, aber orographisch
nicht markierten Linie von Cinuskel über den Straglia-
vitapass etwa bis Tarasp an die Gneis- und Schiefermasse
des Piz Nuna, die vom Inn w. und n. umflossen wird
und nach Sw. und NO. sich allmählig verschmälert, so
dass gegen die genannten Enden hin noch der Sockel
der bergwände aus krystallinen Felsarten, die obern
Stockwerke aber aus Triasgesteinen bestehen. Von Ta-
rasp weiter abwärts und von Cinuskel weiter aufwärts
etwa bis Ponte treten dann die Triasformationen bis an
die Innlinie heran. — Ein zweites Sedimentgebiet liegt
links vom untersten Engadin, etwa von Giarsun unter
Guarda bis über Finstermünz hinaus und von der Thal-
sohle hinauf zum Piz Minschun, Piz Tasna, Piz Spadla,
Stammerspitz, Muttier, Piz Mondin und bis ins Sam-
naun. Hier dominieren die in ihrem Alter immer noch
nicht sicher bestimmten und in ihrem petrographischen
Charakter sehr wechselnden Bündnerschiefer mit gros-
sen Einlagerungen von Gips und Ser-
{>entin und mit reichen Mineralquellen,
etztere besonders bei Fetan, Schuls,
Tarasp und im Yal Sinestra. Die mäch-
tigsten Serpentinmassen finden sich
oben am Piz Minschun und hinter
demselben, dann unten bei Ardez, so-
wie in zwei durch Gneis getrennten
Streifen auch auf der rechten Thal-
seite. Dazwischen finden sich auch
einzelne kleinere Massen von Granit,
Diorit, Kalk und andern Gesteinen. Das
dritte und kleinste Sedimentgebiet
zieht sich als schmaler Streifen aus
dem mittleren Bünden über Bergün
und den Albulapass bis nach Ponte und
Capeila und setzt sich über den Piz Ca-
sana und auer durch das Livignothal,
fort bis nacn den Quellen der Adda und
in die Nähe der Bäder von Bormio. Er
besteht hauptsachlich aus Jurakalken.
Auch die alteruptiven und altkrystal-
linen Gesteine des Engadin zerfallen in
drei Gruppen : 1) die Granite, Diorite,
Syenite m teils massiger, teils schief-
riger Ausbildung; dann Gneise, Horn-
blendegneise und verschiedene krystal-
line Schiefer der Beminagruppe vom Murettopass bis
zum Berninapass und auch noch darüber hinaus in der
Piz Languardgruppe bis ins Val Chamuera ; 2) die Gra-
nitmasse (vorwiegend Hornblendegranite, Julier- und
Albulagranit) vom Septimer bis zum Albulapass und Piz
d'Err mit einigen Trias-, Lias-, Serpentin-,
Grunschiefer- und Gabbroeinlagerungen ;
3) die ausgedehnte Gruppe von vorherr-
schenden Gneisen und Hornblendeschie-
fern vom Piz Kesch bis zum Fluchthorn,
die die Thalsohle des Engadin auf der
Strecke von Capeila bis Giarsun erreicht
und im Piz Nunastock auch noch beträcht-
lich auf die rechte Thalseite hinübergreift.
Dazu gesellen sich partienweise auch Seri-
cit- und Talkschiefer, Phyllite (Theobalds
Casanaschiefer) und verwandte Gesteine.
Verfol|^ man diese Gesteinsgruppen spe-
ziell längs der Thal furche des Engadin,
so zerlegt sich dieses in fünf geologisch
verschiedene Abschnitte. Vom Maloja bis
Ponte ist es in krystalline Felsarten (Gra-
nit, Syenit, Diorit, GneiSj Glimmerschiefer),
von Ponte bis Capeila m Trias- und Lias-
kalke, von Capella bis 2^rnez als ungefähre
Formationsgrenze zwischen Gneisgebirge
links und Dolomitgebirge rechts, von Zer-
nez bis Giarsun in Gneis und krystalline
Schiefer und von Giarsun bis Finstermünz
in Kalkformationen (links Lias, rechts Trias)
eingegraben. Jeder dieser Abschnitte zeigt
seinen besondern landschaftlichen Charakter. Doch ist die-
ser nicht allein durch die Gesteins Verhältnisse bestimmt.
Es spielen dabei vielmehr auch die Höhenlage, die Thal-
breite, das Klima und die Vegetation eine wesentliche
Rolle, und man unterscheidet darum unter Berücksich-
tigung aller Verhältnisse nicht fünf, sondern nur zwei
Hauptstufen des Thaies : das Ober Engadin und das Unter
Engadin. Die Grenze zwischen beiden nimmt man in der
Regel bei der Brücke Punt Auta, etwa 5 km unterhalb
Scanfs, an.
Das Ober Engadin ist ein flaches Muldenthal mit wei-
tem, ebenem Thalboden und meist nicht allzusteil anstei-
genden Seitengehängen. Durch einen Querriegel zwischen
St. Moritz und Celerina zerfallt es selber wieder in zwei
Stufen. Die oberste Stufe schmückt eine lange Kette
prächtiger Seen, die die stolzen Formen und blinkenden
Gletscher der umstehenden Gebirge wiederspiegeln und an
deren Ufer stattliche Dörfer mit den einfachen Häusern
der Eingebornen und den glänzenden Palästen der Frem-
denetabiissemente sich ausoreiten. Auch die zweite Thal-
stufe von Celerina bis unter Scanfs muss einst ihren See
gehabt haben, der aber durch die Ablagerungen der Sei-
Das Engadin, vom Hang des Piz'Muraigl aus.
I tenbäche längst zugeschüttet worden ist. Jetzt nehmen
I weite Wiesenflächen, zum Teil auch Sumpf- und Moor-
böden seine Stelle ein. Aehnlich wie auf der obern Stufe
ENG
ENG
il
zieht sich auch hier eine lange Perlenschnur stattlicher
und reicher Dörfer von zum Teil städtischem Aussehen
längs dem Fuss der linken Bergwand, d. h. auf der Son-
nenseite des Thals und in etwas erhöhter Lage hin. Nur
Campovasto liegt ähnlich wie auch Siis- Maria der obem
Stufe auf der rechten Thalseite.
£inen ganz andern Charakter hat das Unter Engadin.
Hier arbeitet sich der Inn in meist enger, schluchtarti-
§er Rinne zwischen hohen, steilansteigenden Bergwän-
en durch. Nur selten und auf kurze Strecken findet
sich eine kleine Thalerweiterung mit ebenem Boden und
flachen Flussufern, so bei Zernez und von Süs bis Lavin.
Dafür ziehen sich, besonders auf der linken Seite, schöne,
sanfter geneigte und sonnenreiche Terrassen an den
Gehängen hin, auf welchen freundliche Dörfer, umgeben
von Wiesen und Feldern, hoch über der engen Thal-
rinne Ironen, während die steilere und schattigere rechte
Thalseite fast durchweg dem Wald reserviert ist. Nur
Tarasp und einige ganz kleine Oertchen haben hier noch
Raum gefunden. Der grossem Erhabenheit und den ein-
heitlicheren Formen des Ober Engadin gegenüber zeich-
net sich das Unter Engadin durcn einen mehr romanti--
schen Charakter und einen grössern landschaftlichen
Wechsel aus, wie dies durch die Anstern Schluchten und
rauschenden Wasser der Tiefe, die sonnigen Terrassen
mit den lan^hingestreckten Dörfern der linken Thalseite
und der reichen Vegetation, der es auch nicht an zahl-
reichen Kornfeldern und einigem Obstbau fehlt, die dunk-
len weit hinaufreichenden Wälder überall in den Schluch-
ten und l)esonders an den steilen Gehängen der rechten
Seite und durch die stolzen Gipfel der « Engadiner Dolo-
miten » bedingt v/itd.
Die ungewönnliche Höhenlage und das auffallend ge-
ringe Gefalle des Engadin, sowie sein Charakter als
Längsthal und seine allseitige Abgeschlossenheit durch
hohe Gebirgswände üben einen wesentlichen Einfluss auf
sein Klima und seine Vegetationsverhältnisse aus. Das
Engadin hat ein typisches Hochthal- und Längsthaiklima :
eine dünne, leichte, reine und trockene Luft, relativ hei-
tern Himmel und geringe Niederschläge, bei frisch-
kühler Luft (loch eine starke Sonnenstrahlung und be-
deutende Bodenwärme. Dabei zeigen die Temperaturen
sehr beträchtliche tägliche und jährliche Schwankungen.
Das Klima erhält überhaupt einen Zug ins Kontinentale.
Eine Vergleichuni^ von Sils-Maria im Ober Engadin (1810
m) mit der ungefähr gleich hohen Ri^i (1790 m) mag dies
verdeutlichen. Sils-Maria hat eine mittlere Jahrestempe-
ratur von 1,5" C. bei einer Januartemperatur von — 8"
und einer Julitemperatur von 11,3 ° ; die Rigi dagegen ein
Jahresmittel von 1,7° bei einem Januarmittel von —4,8°
und einem Julimittel von 9,7 "*. Bei ungefähr gleichen
mittleren Jahrestemperaturen ist also im Ober Engadin
der Winter kälter, der Sommer wärmer als auf der Rigi,
Vegetationsgrenzen und insbesondere die Waldgrenze im
Engadin höher steigen als in den übrigen Teilen der Alpen,
Das Engadin bei Bevers.
die Differenz zwischen kältestem und wärmstem Monat
dort fast 5 ** grösser als hier. Der grössern Sommerwärme
ist es gewiss auch hauptsächlich zuzuschreiben, dass die
Innschlucht im Engadin.
ausgenommen das Wallis, wo ähnliche Höhen- u. Klima-
verhällnis.ee herrschen wie im Engadin. Günstig auf das
Pflanzenleben wirken ferner die starke Sonnenstrahlung
und die erhöhte Bodentemperatur, wie sie dem Hochthal
mit seiner dünnen und trockenen Luft eigen sind. Die
Insolation ist selbst im Winter an hellen Tagen so kräftig,
dass die dann sonst herrschende niedrige Lufttemperatur
nicht unangenehm empfunden wird und die Leute oft
mitten im Winter ohne Ueberzieher sich im Freien auf-
halten können, ein Umstand, der neben der trockenen
und ruhigen Luft das Engadin ähnlich wie Davos auch
zu Winterkuren für Lungenkranke geeignet machen
würde. Eine weitere Eigentümlichkeit des Engadiner-
klimas sind die geringen Niederschläge, für welche inner-
halb der Schweiz auch wieder nur das Wallis ein Analo-
gon bietet. Dabei nehmen dieselben vom
Ober Engadin gegen das Unter Engadin
allmählig ab. Für Sils-Maria, das sich dem
regenreichen Bergeil nähert, betragen sie
nach Hann im Jahresmittel 95, für Bevers
79, für Zernez 59 und für Remüs 57 cm,
während sie im schweizerischen Mittelland
meist zirka 100 und in den nach diesem
sich öffnenden Alpen thälern etwa 120-150
cm betragen. Im langen Winter, nicht
selten auch mitten im Sommer, fallt dieser
Niederschlag natürlich als Schnee, der
Berg und Thal in ein gleichmässi^es, blen-
dend weisses Gewand hüllt und im Leben
der Engadiner, in ihrem Verkehr, in ihren
Heu- und Holztransporten, in ihren win-
terlichen Belustigungen und Festen, in
Sport und Spiel eine wichtige Rolle spielt.
Bei der Schneeschmelze helfen dann der
warme Sonnenschein und die trockene Luft
durch rasche Verdunstung den Boden
trocknen und die Vegetation vor einem
Uebermaass kalten Schneewassers bewah-
ren. JD' Ed. iMHOF.l
Flora. Wie das Wallis ist auch das Engadin für den
Botaniker ein Fund- und Arbeitsgebiet ersten Ranges. Die
topographische Beschaffenheit u. Höhenlage des bündnc-
12
ENG
ENG
Tischen Hochlandes, dem auch das Ober Rngadin an-
gehört, bedingen das hier herrschende kontinentale
Das EDgadin bei Guarda.
Klima, das sich vor demjenigen aller andern Teile der
Schweizer Alpen durch hohe Trockenheit und grosse
Lichtfülle auszeichnet. Immerhin bedingt der die ganze
Thalschaft umrahmende Gürtel von Hochgipfeln und
Gletschern die Bildung einer zwischen 1600 und 1800 m
Höhe gelegenen Zone, längs der sich der Wasserdampf-
gehalt der Luft gerne zu Regen verdichtet. Daher die
wunderbare Frische und der ausserordentlich üppige
Wuchs der subalpinen Wiesen und Weiden des Engadin.
Während im Winter das Temperaturmittel hier weit unter
diejenigen der übrigen Abschnitte der Alpenländer sinkt,
steigt es im Sommer doch bis zu Beträgen an, wie sie
andernorts in den Alpen nur um 500-600 m tiefer gele-
gene Gebiete erreichen. Im Engadin schwankt die mittlere
Januar- und Julitemperatur zwischen den Extremen von
20" unter und über Null. Da die Hauptmasse der Wärme
dem Frühjahr und Sommer zu Gute kommt, entfaltet sich
das Ptlanzenleben hier schon bemerkenswert früh, so dass
man die zarten Blumenkronen der Enziane, Potentillen,
Anemonen, Krokus und des roten Heidekrautes zu seiner
grossen Ueberraschung z. B. bei Sils und St. Moritz, in
einer Höhenlage von nahe an 1800 m, schon zu Ende
März und gegen Mitte April sich entfalten und die ganze
Frühjahrstlorula in vollem Blütenschmuck prangen sieht
zu einer Zeit, da die gleich hoch gelegenen Gebiete der
zentralen Alpen noch in ihren winterlichen Schneemantel
gehüllt sind. Es macht sich diese rasche Wärmezunahme
im Frühjahr, die zugleich die Dauer der vegetativen Pe-
riode der Pflanzenwelt verlängert, besonders in dem nach
oben bis zu etwa 2400 m ansteigenden Banmwuchs gel-
tend. Der Hochwald besteht der Hauptsache nach aus
Lärchen und Arven. Die Arve findet sich längs der hoch-
gelegenen Berghänge ununterbrochen auf eine Strecke
von mehreren Kilometern Länge und steigt am Worm-
serjoch in vereinzelten Gruppen sogar bis 2426 m an,
womit sie die von ihr im Wallis erreichte obere Höhen-
grenze noch überschreitet. Nirgends in der Schweiz ent-
wickeln sich Lärche und Arve schöner als hier im Ober
Engadin, wo sie die zu ihrem gemeinsamen Gedeihen
Dünstigsten Bedingungen zu finden scheinen. Es spielt
enn auch im Engadin die Arve im Haushalt der Bewoh-
ner eine wichtige Bolle ; ihr im Kern rotes und eigenar-
tig frisch duftendes Holz wird mit Vorliebe zur Verklei-
dung der Zimmerwände verwendet, während ihre Nüsse,
im Romanischen nuschells ^eheissen, als gesuchte Lecker-
bissen gerne gegessen weraen. In seinem Pflanzenleben
der Schweiz (S. 229) sagt Hermann Christ: « Mit den
leichten, anmutigen Lärchen zusammen bildet die Arve
einen seltsamen Kontrast und erscheint als eine vorwelt-
liche Gestalt. Und doch sind beide aufs innigste ver-
schwistert nnd folgen genau denselben klimatischen Be-
ziehungen; sie halten treu zusammen über den ganzen
Kontine&t bis an den äussersten Osten
Asiens. »
Da die Zapfen der Arve zu ihrer völ-
ligen Reife einer Zeitdauer von drei
Jahren bedürfen und da ihr Samen
erst nach Verlauf eines Jahres keimt,
da femer Mäuse, Häher, Eichhörnchen
und nicht zum mindesten auch der
Mensch eifrig nach den Arvennüsschen
fahnden, ist es nicht zu verwundem,
wenn die natürliche Aussaat der Arve
heute sozusagen bleich Null ist und die-
ser prachtvolle Waldbaum Tag für Tag
an Boden verliert. Hier und da bildet
%uch die Bergföhre noch einiffe verein-
zelte Bestände; auch die Fichte ßndet
sich noch häufig, und in tiefern Lagen
des Thaies gedeiht die Weisslanne.
Stellenweise trifft man in den Nadel-
holzwald eingestreut noch die Birke,
Eberesche, Traubenkirsche, Espe u. a.
Laubhölzer. Auf Lichtungen, im Unter-
holz und am Rande der subalpinen
Wälder ist der Boden oft mit den weis-
sen Blumen der Linnsea borealis über-
sät, die einen zierlichen Gegensatz bil-
den zu den roten Büschen der Alpen-
rose, den grossen blauen Blumen der
Alpen Waldrebe (Cleniatis alpina), der Alpenakelei, des
himmelblauen Sperrkrautes (Polemoniuni coeruleum) u.
zu den dunkelroten Blumenkronen von zwei prachtvollen
Rosenarten (Apfelrose, Rosa ponxifera^ und Zimmtrose,
Rosa cinnamoniea).
Eine der auffallendsten Eigentümlichkeiten der Enga-
diner Flora ist das oft auf Strecken von mehreren Kilo-
metern Länge festzustellende Vorkommen von alpinen
Arten auf völlig ebenen und regelmässig gemähten Wie-
senüächen. So kann man hier z. B. mitten in der sub-
alpinen Zone und mitten im hohen Wuchs von Futter-
kräutern, Disteln, Flockenblumen, Rapunzeln, possen
Winterblumen etc. Typen pflücken, die wie Trifolium
alpinuniy Gentiana nivalis, Aster alpinus, Amica nion-
tana, Viola calcarata^ Androsace obtusifolia, Veronica
alpina, Pedicularis tuberosa u. a. sonst in den Alpen
überall nur hoch oben auf den Alpweiden der Berghänge
gedeihen. Die untern Berghänge über Silser- und St.
Moritzersee sind bestanden mit Alpenrosen, Zwergwach-
holder. Grünerlen und arktischen Weidearten, wie z. B.
der Salioi arbuscula, S. myrsinites, S. glauca, S. has-
lata u. S. Lapponuni; ihnen gesellen sich zu das Krumm-
holz und die balix cassia der Südalpen. Trotz ihrer ge-
ringen Grösse üben die Seen des Engadin auf die Entr
Wicklung ihrer Uferflora ohne Zweifel einen günstigen
Einfluss aus, sei es dass sie das Sonnenlicht kräftig re-
flektieren, sei es dass sie der nächtlichen Temperaturab-
kühlung entgegenarbeiten.
Im Engadin ist aber auch die eigentliche alpine Zone
an Pflanzenarten ausserordentlich reich und abwechs-
lungsvoll, besonders in ihrem über 2500 m hoch gelegenen
Abschnitte. In seiner Abhandlung über die nivale Flora
der Schweiz hat Oswald Heer durch Vergleichung der
verschiedenen Abschnitte der Schweizer Alpen unter sich
gezeigt, dass die nivale Flora Rätiens die an Arten reichste
ist. Er zählt im Ober Engadin allein etwa 340 solcher Ar-
ten auf. Der Grund für diese Erscheinung liegt vor allem
in der topographischen Beschaffenheit unseres Gebietes,
das eher ein hochgelegenes Plateau als eine eigentliche
Gebirgskette genannt werden kann. Daraus folgt unmit-
telbar, dass hier der nivalen Flora eine ausserordentlich
grosse Anzahl von auch räumlich nicht zu eng beschränk-
ten Standorten zugänglich ist. In der Zusammensetzung
dieser nivalen Flora des Ober Engadin fällt zunächst
der grosse Prozentsatz von arktischen Formen auf. So
finden sich von solchen im hohen Norden allgemein ver-
breiteten Arten in der Schweiz und speziell in der alpi-
nen und nivalen Zone des Engadin Carex microglochm,
C. Ic^opina und C. Vahliif Kobresia caricinay Junctis
arcticuSj Tofieldia borealis, Woodsia ilvensis^ Potcntilla
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13
ftigidaund P.nivea, Salix Lapponum.Linrmaborealis, i grauer Blätterschmuck sich mit den hellgrünen Farben
Geranium aconitifoliufn, dnaphalium norvegicum, I des Kreuzdorns und den '" " '"""
AndroBoce septenirionalis u. a. Es ist ver-
sucht worden, diese Erscheinung mit der
nach NO. geöfTneten Richtung des Thaies
zu eritlären, die die Einwanderung dieser
Arten begünstigt habe; richtiger cTürfte es
sein, den Grund ihrer Anwesenheit in dem
Zusammenwirken einer Reihe von Rünsti-
gen Faktoren zu suchen. Solche sind hier i)
Ausdehnung der zwischen 2000-
9000 m gelegenen Höhenzone ; 2) die Nach-
barschaft des Veitlines, das wegen der Nähe
des Comersees als mächtiges Verdunstungs-
Sibiet wirkt; 3) die wenig hohe La^e des
aloja, der den feuchten und verhältnis-
mässig warmen Winden von der S.-Seite
der Kette her leichten Zugane gestattet und
endlich 4) die Nähe der mächticen Gruppe
der Bemma und anderer Hochgebirgsge-
biete, an deren Hängen diese feuchten S.-
Winde sich ihres üeberschusses an Was-
serdampf entledigen können.
Während die Sohle der grossen Thal-
achafl verhältnismässig trocken ist, er-
freuen sich die Berghänge zu gleicher Zeit
sowohl einer relativ hohen Feuchtigkeit als
auch der Einwirkung der aus der Thal-
sohle aufsteigenden Wärme. Mit Hinsicht
auf seine nivale Flora Hesse sich mit
dem Ober Engadin in der Schweiz am ehesten noch
die zwischen dem EiAschthal und Simplon aufsteigende
Gruppe des Matterhorns vergleichen, viel eher als z. B.
das Massiv des Mont Blanc, das trotz seiner mächtigen
Entwicklung in Hinsicht auf die nivale Flora ein sehr
armes Gebiet ist (beträchtliche Schneebedeckung u. Ver-
gletscherung, gleichartige petrographische Beschaffenheit
des Untergrundes, Mangel an tiefern Einschnitten}.
Von den Engadiner Arten finden sich auch m der
Gruppe des Matterhorns (sonst aber in den Alpen des
Wallis nirgends) Anärosace septenirionalis, Roeleria
hirsuia, Carex rtxucronata und C. Buxhawniii^ Phyleu-
ma knmile und Callianthemuni rtttsefoliuni; dagegen
weist die nivale Flora des Eneadin eine Reihe von östr
liehen Arten auf, die man in den W.-Alpen vergeblich
suchen würde, so Primula alutinosa, P. oßnensis und P.
integrifolia, Senecio carniolicus, Dianlhus glacialiSy Pa-
paver alpinum var. Rmticum, Saxifraga Hostii, Vale-
riana supina^ Sesleria sp/iaerocephala, ßotrychium lan~
eeolatum, Woodsia ilvensis. Wie das Engadin oder, all-
gemeiner gefasst, das ganze bündnerische Hochland die
Westgrenze der Verbreitung der eben genannten Arten
bildet, ist es zugleich auch die östlichste Verbreitungs-
grenze mehrerer westlicher Arten. Die Scheidelinie zwi-
schen beiden Florengebieten ist eine stark gebrochene
and lässt sich etwa von der Silvrettagruppe über Süs
and Zernez bis zur Gruppe des Ortler ziehen, Es treffen
auf dem bündnerischen nochplateau Arten aus der Dau-
phinä und aus dem Tirol zusammen, die wesentlich zur
Bereicherung der hiesigen Flora beitragen, aber die eben
erwähnte Scheidelinie beiderseits kaum überschreiten.
Diese Linie nun ist nicht durch ein tiefeingeschnittenes
Thal gekennzeichnet, wie dies bei der Florengrenze
zwischen N.- und S.-Alpen der Fall ist; sie fallt vielmehr
mit der O.-Grenze des bündnerischen Hochplateaus zu-
sammen, auf das dann erst weiter ö. ein tiefer und reicher
zerschnittenes Gebiet folgt So markiert z. B. Zernez, wo
das Thal des Inn sich zu senken beginnt und sich plötz-
lich stark verengert, nicht nur den Beginn einer neuen
topo^aphischen Bodenform sondern aucn den Uebergang
zu einem neuen Klima und zu einer neuen Flora. Wäh-
rend also das Ober Engadin noch dem w. Florenreich zu-
gezählt werden muss, zeigt das Unter Engadin schon zahl-
reiche verwandtschaftliche Beziehungen zum ö. Floren-
reich.
Der allgemeine Charakter der Flora des Unter Engadin
gleicht ohne Zweifel in manchen Beziehungen demje-
nigen von gewissen Walliser Gebieten, und Rhone- wie
Innufer sind beide mit dem kreuzdornähnlichen Sand-
dom (Hippophaes rhamnoides) bestanden, dessen sil ber-
grossen goldgelben Blütentrau-
Schuls im Engadin.
ben der Färberwaid {Jsatis tinctotna) mischt. Trotzdem
sind aber eine grosse Anzahl von Arten des Unter Enga-
din rein südliche oder östliche Typen, die sich in der
Schweiz sonst nirgends mehr vorfinden; es trifft dies z.
B. zu für die interessante, an feuchte Standorte gebun-
dene Cortusa Matthioli, für die Stellaria Friesiana^
Rosa caryophyllacea, das Sisytnbriuni strlctissimuni u.
Thalictruni alpinum. Von nocn ausgesprochener östlichen
Arten finden sich im Unter Engadin, Münsterthal und
Val Samnaun : Pedicularis asplenifolia und P. Jacquini^
Centaurea austriaca^ Senipervivuni nwntanuni rar. pal-
lidum und S. Wulfeni (diese beiden Arten auch im Ober
Engadin), Primula glutinosa, P. graveolens und P,
oenensis, Draba stelLala und D. tomentosa var. nivea^
Orohanche lucorum, Senecio nebrodensiSy Capsella pau-
ciflora, Euphorbia camiolica (Tarasp, Vulpera), Lilium
bulbiferum (Fuldera, Tarasp), ünabhäncig von diesen
speziell östlichen Arten weist das Engadin auch sonst
noch eine Reihe von Seltenheiten auf, die sich sonst in
der Schweiz blos noch im Wallis finden. Hierher gehören
Trichophorum alpinum, Primula longiflora^ Crepis ju-
bata, Leontodon pseudocrispus^ Geranium aconitifolium
und G. divaricatuniy Alsine roslrata, Adenostyles leuco-
phylla, Viola pinnata^ Plantago serpentina, Allium
strictum, Cytisus radiatus (Unter Engadin), Galium tri-
florum (Tarasp). Durchaus hochalpine Arten sind Draba
Thomasii, Hutchinsia brevicaulis, Alsine lanceolala und
A. mucronata, Arenaria Marschlinsii, Astra^alus leon-
tinus, PotentiUa nivea^ Hemiaria alpiria, Phyleuma
pauciflorum, und Ph, humiley Pedicularis incarnata^
Juncus arcticuSy Carex ericetorum var. membranacea,
Carex ümbriata.
Wieder andere Arten kommen ausser im Engadin und
Wallis in der Schweiz nur ganz vereinzelt und sehr sel-
ten vor, so Calliantftemum rutsßfoliumj Oxytropis lappo-
nica^ Pleurogyne carinthiaca^ Carex ustulata, Dracoce-
phalum auslriacum.
Von grossem Interesse ist auch die bis jetzt weniger
gut durchforschte Kryptogamenflora des Engadin. Wert-
volle Nachweise über Moose und Flechten finden sich
l>esonder8 in den Aufsätzen von .1. Amann : Une excursion
bryologique dans la Haute Engadine (im Bulletin de
l'Üerbier Bossier. Vol. IV, 10). Geneve et Bäle 1896 und
T. Howse: Moss Flora of St. Moritz (in The Alpine
Journal. Vol. V, 1870-72), sowie in der gleich zu nennen-
den Flora von Killias. In Bezug auf die Al^en verweisen
wir auf Ernst Overton's Notizen über die Grünalgen des
Ober Engadin (in den Berichten der schweizer, botan.
Gesellschaft. Bd. VH). Bern 1897 und Notizen über die
Wa^sergewächse des Ober Engadin (in der Vierteljahrs-
ii
14
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Schrift der Naturforsch, Gesellsch. in Zürich. 1899). Die
Gefassptlanzen des interessanten Gebietes sind für ein
gründliches Studium ausreichend beschrieben in folgen-
den Werken: Killias, Ed. Die Flora des Unter Engadin.
Chur 1888. — Heer, Osw. La flore de l'Engadine com-
paree ä celle des regions boröales (in den Archives des
sc. phys. et naturelles. T. 18, 1863 ; Verhandlungen der
Schweiz, naturforsch. Gesellsch. Samaden 1863). — Christ,
H. Das Pflanzenleben der Schweiz. Zürich 1879; 2. un-
veränderte Ausgabe. Zürich 1882. [Dr. Paul Jaggard.]
Einen ähnlichen Reichtum und eine ähnliche Zusam-
mensetzung aus alpinen, nordischen, östlichen und süd-
lichen Arten wie die PÜanzenwelt weist die Insektenwelt,
besonders die Ordnung der Schmetterlinge auf, weshalb
das Engadin ebenso sehr ein Eldorado der Entomolo|[en
wie der Botaniker ist. Die höhere Tierwelt ist diejenige
des übrigen Bünden : Gemsen, Murmeltiere, Alpenhasen
überall in den höhern Regionen, seltener in den Wäldern
Hirsche und Rehe. Auch Bären zeigen sich noch hier und
da. Unter den Vögeln ist der Lämmergeier, wenn über-
haupt noch vorkommend, jedenfalls eine äusserste Selten-
heit. Ziemlich häufig ist dagegen der mächtige Steinadler.
Dazu kommen Auerhuhner, Birkhühner, Schneehühner,
Wildtauben etc. Nicht sehr zahlreich sind die kleinen
Burg Tarasp im Engadin.
Singvögel, vielleicht wegen der Nähe Italiens, wo sie
auf ihren Wanderzügen schonungslos abgefangen wer-
den. Von Schlangen ma^ die Kreuzotter erwähnt wer-
den, die sich an den sonnigen Halden des Unter Engadin
ziemlich häufig findet, von Fischen die Forellen, die die
Seen und Flüsse bis in sehr hohe Laj^^en, z. B. bis zum Lej
Sgrischus (2640 m) im Val Fex, bevölkern.
Die Bewohner des Engadin sind romanischen Stammes
und sprechen das Ladinische, den schönsten und reinsten
der romanischen Dialekte. Sie sind ein schöner, kräftiger
und intelligenter Volksschlag mit schwarzen, lebhaften
Augen und schwarzem Haar.
Üeber einige Hauptergebnisse der Volkszählung von
1900 gibt folgende kleine Tabelle eine Uebersicht :
Ew. Deutsch Roman. And. Ref. Kath. And.
/o /o /o /o /o /o
Ob.Engadin 5498 24 48 28 66 31 3
Unt. Engad. 6275 15 80 5 78 22 0
Zusammen 11773 19 fö 16 72,5 26 1^
Das Engadin hat also nahe an 12000 Einwohner, wovon
die etwas grössere Hälfte auf das Unter Engadin kommt.
Etwa Vs der Bevölkerung sind romanisch, Vg deutsch und
der Rest von andern Sprachen, namentlich italienisch.
Dabei ist zu beachten, dass das italienische Element ge-
l^enwärtig infolge des Albula-Bahnbaus stärker vertreten
ist als sonst. Daher die 28 ^o Anderssprachigen des Ober
Engadin, wo die Italiener besonders auf der Strecke von
Bevers bis St. Moritz sehr stark vertreten sind : machen
sie doch in Bevers über 60, in Samaden über 20 und in
St. Moritz ca. 30^ der Gesamtbevölkerung aus. Wie man
aus der Tabelle sieht, ist auch das Deutsche im Ober En-
gadin stärker vertreten als im Unter Engadin. Das letztere
hat mit 80 % seinen romanischen Charakter viel besser
bewahrt als das erstere. In konfessioneller Beziehung do-
miniert der Protestantismus. Immerhin erscheinen die
Katholiken mit 26 % der Bevölkerung zahlreicher als es
nach früheren Zählungen der Fall war, wo sie nur mit ca.
20 % erschienen, wie jetzt noch im Unter Engadin. Auch
dies ist eine Folge der gegenwärtig zahlreichen italieni-
schen Arbeiterbevölkerung. Daher die über 30 % Katholi-
ken im Ober Engadin (Bevers bis St. Moritz), im Unter
Engadin sind wesentlich nur Tarasp und Samnaun katho-
lisch. Das letztere bietet ein Beispiel einer rein deutschen
und rein katholischen Bevölkerung, eine Folge seiner
Verkehrsverbindung mit Tirol, wohin ja dieses Thal aus-
mündet.
Die Hauptbeschäftigung der Engadiner ist Viehzucht
und Alpwirtschaft, für welche die ausgedehnten Matten
und Weiden eine ausgezeichnete Grundlage gewähren.
Der Viehstand ist denn auch sehr beträchtlich und von
schönem Schlag. Dazu wird auch viel fremdes Vieh auf
den Engadiner Alpen gesommert, und eine
ganze Reihe hochgelegener Schafalpen wer-
aen an Bergamasker Hirten verpachtet. In
Anbetracht der Höhenlage ist auch der
Landbau nicht ganz unbedeutend. Selbst
das Ober Engadin hat noch einigen Feld-
und Gartenbau. Im Unter Engadin aber
nehmen die zahlreichen kleinen Roggen-
felder auf der Sonnenseite einen sehr be-
trächtlichen Raum ein; Gerste ^eht im
Scarlthal sogar bis 1800 m, und Birn- und
Apfelbäume finden sich noch bei Remüs.
Dazu kommen KartofiTeln, Gemüse, Hanf u.
Flachs mit gutem Ertrag. Einen dritten
grossen Erwerbszweig bietet der stets zu-
nehmende Fremdenverkehr, dessen Mittel-
punkte im Ober Engadin Pontresina, St.
Moritz, Maloja und Samaden, im Unter
Ensadin Schuls und Tarasp sind, und der
mehr und mehr sich auch über fast alle
andern Orte ausbreitet. Von der Bedeutung
dieses Verkehrs legen nicht nur die zahl-
reichen, zum Teil sehr stattlichen Frem-
denetablissemente beredtes Zeugnis ab, son-
dern auch die nicht weniger als 7 fahrbaren
Bergstrassen, die das Engadin mit der übri-
f^en Welt verbinden : Flüela-, Albula-, Ju-
ier-, Maloja-, Bernina-, Ofenpass- und
Finstermünzstrasse, wozu noch eine Reihe ziemlich be-
gangener Pässe für den Fuss- und Saumverkehr kom-
men, vne der Scaletta (nach Davos) und der Casana-
Sass (nach Livigno) und viele andere. Bald wird auch
ie Albulabahn fertig sein, die das Engadin mit dem
übrigen Bünden über Bergün, Tiefenkasten und Thusis
verbmden und an die sich eine Linie nach dem Unter En-
pdin anschliessen wird. Viele Engadiner suchen ferner
ihren Erwerb im Ausland, indem sie in jüngeren Jahren
auswandern, um als Konditoren, Kafl*eewirte u. Geschäfts-
leute verschiedener Art ein oft nicht unbedeutendes Ver-
mögen zu erwerben, mit dem sie dann in reiferen Jahren
in ihr Heimatthal zurückkehren. [Dr. Ed. Imhof ]
ENGADINER ALPEN (Kt. Graubunden, Bez. Al-
bula, Bemina, Hinterrhein, Inn, Maloja, Münsterthal und
Ober Landc^uart). Als Engadiner Alpen werden die das
Engadin einschliessenden Gebirgsmassen bezeichnet.
Durch dieses Thal und dessen Rückverlängerunff, das
Bergeil, zerfallen sie natürlicherweise in die Nord- und
Südengadineralpen, die beide von SW.-NO. streichen.
Die Nordengadiner Alpen erfüllen den Raum zwischen
dem Bergell und Engadin, bezw. Innthal bis Landeck im
SO., dem Paznauner- und obern Montafonerthal bis St.
Gallenkirch im NO., dem Schlappinerjoch, Klosters, Wolf-
gangpass, Davoser- und Albulathal bis Thusis im NW. u.
der Splügenlinie von Thusis bis Chiavenna im SW. ; die
Südengaainer Alpen dagegen umfassen den Raum zwi-
schen dem Bergell und Engadin im NW., dem Pass über
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die Reschenscheideck von Finstermänz bis Glums im NO.,
dem Stilfserjoch und Veltlin im SO. und S. und dem un-
tern MaTrathal bis Chiavenna im SW. Die Nordengadiner
Alpen teilt man durch den Flüelapass (2388 m; Sus-Da-
Tos) oder durch den etwas nordöstlicher gelegenen und
einfacher verlaufenden Flesspass (2452 m ; Sus - Klosters)
in die sw. Albulagruppe und die nö. Silvrettacruppe, die
Südengadiner Alpen durch den Beminapass (2334 m ; Sa-
maden-Tirano) in die Berninagruppe im SW. und die
Ofenpassgruppe im NO. Damach erhält man also folgende
Uebersicht der Engadiner Alpen :
A. Nordengadiner Alpen : f. Albulagruppe ; 2. Silvretta-
gruppe. B. Südengadiner Alpen: 1. Berninagruppe; 2.
Ofenpassgruppe.
Von diesen vier Gruppen ist die Beminagruppe als die
höchste und gletscherreichste des Kantons Graubünden
bereits in einem besondem Artikel behandelt (siehe Band I,
Seite 232-236) ; Ofenpassffruppe und Silvrettagruppe wer-
den an ihrer alphabetiscn bestimmten Stelle besprochen
werden, so dass also hier nur noch die bis jetzt ^nicht
ausföhrlich erwähnte Albulagruppe zu besprechen übrig
bleibt.
Die Albulagruppe stellt sich als mächtiger Gebirgswall
dar, dessen Kammlinie in geringer Entfernung vom Ber-
schickt. Die drei Flussgebiete berühren sich am Piz Lnn-
ghino, zwischen Maloja und Septimer, einem zwar nicht
sehr hohen, aber aussichtsreichen Gipfel, der einen be-
merkenswerten hydrographischen Knotenpunkt darstellt^
an dem die Gewässer nach drei Stromgebieten und drei
Meeren sich scheiden.
Für die Gliederung der Albulagruppe kommt zunächst
das Oberhalbstein mit dem Septimer m Betracht, durch
welche fast genau von N. nach S. verlaufende Thal- und
Passlinie unser Gebiet in einen sw. und einen nö. Teil
zerfällt. Der erstere umschliesst hauptsächlich das Aver-
serthal und kann darum als Averser^uppe bezeichnet
werden. In eijg^entümlich gewundener Linie zieht diese von
den Suretta hörnern bei Splu^en zuerst annähernd s. zum
Piz Stella (3129 m), dann ö. bis an den Septimer, dann in
einem Bogen nw. über den Piz Platta zum Piz Grisch, der
den Surettahörnern wieder ganz nahe ist, so dass das
Averserthal hier nur einen engen, schluchtförmigen Aus-
gang findet, während es weiter hinten mit mehreren
Armen sich facherartip[ ausbreitet. Aus der Gegend des Piz
Grisch zieht der Gebirgskamm direkt nach N. über den
Piz Curver in die Thalgabel zwischen Viamala und Schyn.
Durch den Pass vom Septimer über die Forcellina nach
Avers zerfällt dieser gewundene Gebirgsbogen in zwei
Engadiner Alpen, vom Schafberg aus.
ffell und Engadin vom Piz Stella im SW. zum Flüela
Weisshorn im NO. zieht und der mit steilen Wänden zu
den genannten Thälern abfällt, während die entgegen-
gesetzte Abdachung, durch zahlreiche Thäler vielfach ge-
gliedert, allmähliger sich gegen das Davoser-, Albula- und
Hinterrheinthal senkt. Die steile SO.-Abdachung ist wenig
gegliedert, nur kleine Thäler schneiden in dieselbe ein,
80 dass blos kurze Seitenrippen sich bilden. Nur das Val
Bever, das Val Sulsanna und das Val Susasca freifen
etwas tiefer in den Gebirgskörper ein und bewirken an
ihren Hintergehängen ein Ausbiegen des wasserscheiden-
den Kammes, der sonst sich immer ganz nahe ans Ber-
gell und Engadin hält. Dagegen weist die NW.-Seite eine
Reihe langer und ständig bewohnter Thäler auf: Avers
mit seinen Seitenthälem (Val Bregalga, Madriserthal und
Val di Lei), das Oberhalbstein, das Albulathal von Filisur
an aufwärts und die Seitenthäler von Davos (das Sertig-,
Dischma- und Flüelathal). Der Abstand von Tiefenkastei
bis zum Septimer- und Julierpass beträgt z. B. je etwa
30 km, von da hinab ins Bergeil und Engadin aber nur
5 km. Aehnliche Verhältnisse finden wir im Averser- und
Albulathal. Erst gegen das nö. Ende werden die Differen-
zen zwischen den beiden Abdachungen weniger gross.
Die ganze breite NW.-Seite entwässert sich zum Rhein,
während die schmale SO.-Seite ihre kurzen Bäche teils
durch den Inn zur Donau, teils durch die Maira zum Po
Glieder, die man als die Gruppen des Piz Stella und
des Piz Platta bezeichnen mag, jene links oder w. und s.
von Avers, diese rechts oder o. von Avers und Schams.
Der Piz Stella ist zwar in seiner Gruppe nicht der höchste,
aber der zentralste Gipfel, der Scheitel des dortigen Ge-
birgswinkels. Die vom Septimer nö. folgende (jiebirgs-
masse bis zum Flüela- resp. Flesspass ist die Albulagruppe
im engern Sinn, die sich fast ausschliesslich zur Albula
entwässert. Durch den Albula- und Sertigpass teilen wir
sie in drei, wieder mehrfach verzweigte Abschnitte, die
nach ihren Hauptgipfeln als die Gruppen des Piz d'Err,
des Piz Kesch und des Piz Vadret bezeichnet werden. So-
mit erhalten wir folgende Uebersicht der Albulagruppe
im weitem Sinne: I. Aversergruppe : 1. Gruppe des Piz
Stella ; 2. Gruppe des Piz Platta. II. Albulagruppe im
engern Sinn: 1. Gruppe des Piz d'Err; 2. Gruppe des
Piz Kesch ; 3. Gruppe des Piz Vadret.
Die Gruppe des Piz Stella fällt nach W. und S. steil
zu den Thatem des Liro und der Maira ab, während die
Abdachung gegen Avers viel sanfter geneigt und durch
eine Reihe von Thälern in mehrere Ketten gegliedert ist.
Die am Piz Stella rechtwinklig gebogene Hauptkette be-
ginnt im NW. mit dem breiten, mehrgipfeligen Stock der
Surettahömer zwischen dem Splugenpass einerseits und
dem Val d'Emet und dem Passo di Madesimo andererseits.
Obwohl nicht das höchste, ist er doch das am stärksten
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vergletscherte Glied dieser Gruppe. Der Surettagletscher
senkt sich durch das gleichnamige Thal nach N. und ist
der einzige, der eine grössere Eiszunge bildet. Bemer-
kenswert ist der nach NO. über das Hirli streichende
Kamm durch seine Eisenerze, die früher in einer grös-
sern Eisenschmelze zwischen Ausser und Inner Ferrera
verhüttet wurden. Jenseits des Passo di Madesimo folgt
der Piz Timun, mit 3201 m der höchste Gipfel der Gruppe,
dann der Piz Groppera (2934 m) und weiter der Piz Stella
(3129 m, oder nach der italienischen Karte 3162 m), der
Eck- und Zentralpunkt der Gruppe, eine schöne weit-
schauende, aber selten besuchte Pyramide, die sich hoch
über dem Thalwinkel von Chiavenna erhebt (frühergaben
ihr die Karten irrtümlicherweise die für diese Lage ganz
ungewöhnliche Höhe von 3406 m). In dem von hier nach
0. streichenden Kamm sind die Cima di Lago (3015 und
3082 m), der Piz Gallegione (3135 und 3110 m), der Piz
della Duana (3133 m), das Gletscherhorn (3106 m), der
Piz Piolt (3040 m) und Piz della Forcellina oder Piz di
Val Turba (3023 m) die HauptLrjpfel. Davon sind der Piz
Gallegione und der Piz della Duana herrliche Aussichts-
punkte, die in neuerer Zeit öfteren Besuch erhalten. Die
Vergletscherung ist hier überall gering und beschränkt
sich auf einige nach N. geneigte Hängegletscher. Auch
Schöne Marmorlager finden sich z. B. im untern Teil des
Madriserthals und von da abwärts. Das Bett des Averser-
rhein und die nach Cresta führende Strasse sind auf län-
gern Strecken in diese Marmore eingeschnitten und er-
halten dadurch einen besondern Reiz.
Von ganz anderer Beschaffenheit ist die Kette des Piz
Platta, die als mächtiger Wall zwischen dem Oberhalb-
stein einerseits und den Thälern von Avers und Schams
andererseits sich erhebt. In der s. Hälfte, von der Forcel-
lina bis zum Piz Grisch, überschreiten noch zahlreiche
Gipfel 3000 m, unter ihnen der gewaltige Piz Platta mit
3386 m, eine der schönsten und stolzesten Berggestalten
Graubündens. Ihn begleiten als ebenfalls mächtiffe Tra-
banten das Jupperhorn (3151 m),der Mazzerspitz (3161 m),
der Piz Scalolta (3003 m), der breite, mehrgipfelige Aver-
ser Weissberg (3041 und 3044 m), der Piz Grisch (3048 m)
und die wild zerrissenen Gestalten des Piz Forbisch
(3258 m) und Piz d'Arblatsch (3204 m), zum Teil in der
Hauptkette selber, zum Teil in kurzen Auszweigungen
derselben stehend. Weiter n. nimmt die Gipfelhöhe ab, und
die Bergformen nehmen im Ganzen einen sanfteren Cha-
rakter an, besonders auf der Oberhalbsteinerseite, wo sie
in breiten Terrassen und Wald- und Rasenhängen auf-
steigen. Nach W. freilich, gegen Schams, brechen sie
Pia Julier
Piz d'Err
Piz d'i£la
Engadiner Alpen, vom Piz Laoguard aus.
die vier nach N. ziehenden Seitenkelten überschreiten in
ihren s. Teilen noch öfter 3000 m und sind dort mit klei-
nern Gletschern geschmückt, so an der Cima di Sovrana
(3060 m) und am Blesehorn (3048 m) in der Kette zwischen
Val di Lei und Madriserihal. Mehrere, zum Teil ziemlich
stark begangene Pässe führen aus diesen Thälern nach
dem Bergell und nach Italien. Die niedrigsten sind der
schon erwähnte Passo di Madesimo (22b0 m) und der
Stellapass (2276 m), erslerer von Inner Ferrera oder Ca-
nicül durch das val d'Emel nach dem Kurort Madesimo
in einem Seitenthal des italienischen Val S. Giacomo s.
vom Splügen, letzterer aus dem Val di Lei nach Chiavenna
führend. Touristisch von besonderem Interesse sind auch
die Forcella di Prassignola (2720 m) und der Duahapass
(ca. 2800 m) als die kürzesten Uebergänge von Avers-Cresla
nach Soglio und damit ins untere Bergell, ersterer durch
das Madriserihal, letzterer durch das Bregalgathal. Alle
diese Pässe steigen relativ sanft von N. an und fallen mit
grosser Steilheit nach S. In wenigen Stunden führen sie
liier aus der Fels- und Schneeregion nach den warmen
Gefilden der Kastanienwälder und Weinberge. — In der
Hauptsache besteht dieser ganze Gebirgsabschnitt aus
Gneis und krystallinen Schiefern. Nur in den südöst-
lichsten Partien, etwa von Cresta an gegen den Septimer,
setzen sich an deren Stelle Sedimentgesteine, die dem
vielgestaltigen und wohl auch verschiedenalterigen Kom-
plex der Bündner Schiefer zugeteilt werden. Graue und
Srüne Schiefer, Kalke und Marmore, Serpentine und an-
ere Gesteine zeigen sich da in mannigfaltigem W^echsel.
immer noch in mächtigen Felsabstürzen ab. Der Haupt-
gipfel ist hier der Piz Curver (2975 m); nach W. springt
der Piz la Tschera, nach 0. der eigentümlich kraterartig
gestaltete Piz Toissa vor, und den n. Abschluss bildet die
MuttnerhÖhe, von der man das ganze Domlesch^ über-
schaut. Im hintern Teil der Kette sind eine Reihe von
Pässen zu nennen, die das Averserthal mit dem Oberhalb-
stein verbinden. Von Touristen am meisten benutzt wird
die Forcellina (2673 m), die von Avers-Cresta über Juf,
das höchste ständig bewohnte Dörfchen der Schweiz
(2133 m, d. h. Pilatushöhe), direkt nach dem Septimer
führt, von wo man dann über den Lunghinopass (2635 m)
nach dem Maloja und ins Engadin gelangt. Es ist dies die
kürzeste Verbindung dieses Thaies mit Avers. Fast von
der Höhe der Forcellina führt die Fuorcla di Valetta nach
Stalla im Oberhalbstein. Der Hauptpass dorthin ist aber
der Stallerberg (2584 m), der ebenfalls von Juf ausgeht
und vor der Erstellung der neuen, aus dem Schams
heraufkommenden Strasse einen Hauptzugang zum
Averserthal bildete. Die übrigen Bergübergänge, wie das
Fallerjoch von Avers nach Mühlen, das Slarlerajoch und
das Sclimorrasioch von Inner- und Ausser Ferrera nach
dem vordem Oberhalbstein haben nur geringe Bedeulun^f.
— Sehr eigentümlich und mannigfaltig sind die geologi-
schen Verhältnisse dieses Gebirgsabschnittes. Graue und
grüne Schiefer, Serpentin, Diorit, Gabbro, verschiedene
Kalke, Dolomit, Marmor, Gips, Rauchwacke und andere
Gesteine sind bunt durcheinander gewürfelt. Der Piz
Platta z. B. besteht in der Hauptsache aus Grünschiefer,
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der Avener Weissberg hart daneben aus Triaskalken,
die stellenweise in Marmor umgewandelt sind, Piz For-
bisch und Piz d'Arblatsch aus grauem
Bündnerschiefer, der Piz Grisch wieder
aus Kalk ; weiter n. im Gebiet des Piz
Curv^r dominiert der Bündnerschie-
fer, aber hart daneben baut sich der
Piz Toissa aus Kalk und Dolomit auf.
Diorit, Gabbro, Serpentin finden sich
an verschiedenen Stellen, so im Val
Nandro und Val Bercla, meist mit Grun-
schiefer verbunden und oft in diesen
übergehend, Serpentin in so grosser
Ausdehnung, dass er mancherorts
förmlich als Grundgebirge erscheint.
Auch der fiofnagneis und der Talk-
guarzit des Suretlastocks tritt auf der
Strecke von Inner Ferrera bis Andeer
auf die rechte Thalseite und damit in
die Kette des Piz Platta über, hier
mehrfach von Rötidolomitu. Bündner-
schiefer umrandet. Ein anderes grob-
kömiges Silikatgestein hat nach seiner
Hauptfundstelle, der Alp Taspin nw.
vom Piz Cuhver, den Namen Taspinit
erbalten. Darin finden sich Bleifflanz,
Fahlerz, auch Kupferkies und Malachit, die in frühe-
ren Zeiten ausgebeutet wurden. Auch sonst ist dieser Ge-
birgsabschnitt durch Vorkommnisse von Erzen ausge-
zeichnet. Die Alp Schmorras im Hinlergrund des Val
Nandro z. B. und der Piz Starlera, ein Vorgipfel des Piz
Grisch, haben nicht unbeträchtliche Eisenlager, und noch
sieht man unten zwischen Ausser und Inner Ferrera die
Ruinen der Eisenschmelzen, wo diese und andere Erze
der Geeend einst verarbeitet wurden.
Die Gruppe des Piz d'Err erfüllt den Raum zwischen
dem Obernalbstein und dem Septimer im W., dem Al-
bulathal und Albulapass im N. und NO. und dem Ober
Engadin im SO. Von den fünf Abteilungen der Albula-
gruppe ist sie die zentralste und flächensrösste u. zugleich
diejenige, welche die grösste mittlere Höhe und die grösste
Vergletscherung aufweist. Ihr höchster Gipfel, der Piz del-
las Calderas, erreicht zwar mit 3393 m nicht ganz die Höhe
des Piz Kesch (3420 m) u. des Piz Platta (3398 m). Aber von
den 101 Gipfeln der Albulagruppe, die 3000 m übersteigen,
fallen 36 allein auf die Errgruppe, von 7 Gipfeln mit über
3300 m 5 auf die Errgruppe und nur je einer auf die
Gruppen des Piz Kescn und des Piz Platta. Das Mittel
aus den 10 höchsten Gipfeln der Errgruppe ergibt 3303 m,
dasjenige aus den 10 höchsten der Keschgruppe d
, ^ - A * ' dagegen
nur 3157 m, also fast 150 m Differenz zu Gunsten der
erstem. Auch die Vergletscherung ist in der Errgruppe
grösser als in den übrigen Gliedern des Albulageoietes.
Doch kommt ihr die Keschgruppe darin allerdings nahe.
Dabei zeigt die Errgrappe eine bemerkenswerte Eisen-
tömlichkeit in der Verteilung der Gletscher. Dieselben
halten sich nämlich fast ausschliesslich an die 0.- und
N.-Seite des Gebirges, während die W.- und S.-Seite fast
Sauz von Gletschern entblösst sind. Da der llauptkamm
er Grappe sich im Ganzen von S. nach N. erstreckt, so
erscheint die O.-Seite als ein eigentliches Schnee- und
Eisgebirffe, eine Sierra Nevada, während die W.-Seite sich
als ein ebenso typisches Felsengebirge darstellt. Es spie-
gelt sich darin der äussere Bau, das Relief des Gebirges.
Die O.-Seite weist eine Reihe hochgelegener Terrassen
und Mulden auf, wo der Firn sich sammeln und allmählig
in Gletscher' umwandeln kann, während die W.-Sei(e in
steilen Felswänden abbricht, die den Schnee nicht festzu-
halten vermögen. Erst in der Tiefe, weit unter der Schnee-
grenze, treffen wir auch hier auf ausgedehnte Terrassen,
die aber mit Weiden bestanden sind, wie z. B. diejenige
von Flex über Mühlen im Oberhalbstein. Die meisten Glet-
scher senken sich vom Hauptkamm konzentrisch in das
ö. verlaufende Val Bever. Eine geringe Verlängerung der-
selben würde genügen, um sie zu einer einzigen grossen
Zunge zusammenlaufen zu lassen, wie dies m früheren
Zeiten der Fall war. Mehrere bogenförmig quer durch das
Val Bever verlaufende Moränen deuten noch die einstige
grössere Ausdehnung des Gletschers und dessen etappen-
weisen Rückzug an. Jetzt sind nur noch die obern Arme
ohne gemeinsame Zunge vorhanden. Ein grosserer Glet-
scher, der Errgletscher, fallt in prächtigen Terrassen nach
Errgruppe in den Engadiner Alpen, Vüm Pis Ot gesehen.
N. in das zum Oberhalbstein ausmündende Val d'Err, und
auch hier deuten weit vorgeschobene Moränen auf einst
viel grössere Ausdehnung des Gletschers mit grosser Zun-
genbildung an.
Die Erraruppe ist orographisch und geologisch reich ge-
ffliedert. Zunächst ist das Kalk- und Dolomitgebirge der
Uergünerstöcke im N. von der granitischen Zentralmasse
im S. zu trennen. In jenem erheben sich die stolzen Ge-
stalten des Piz d'Aela 73340 m), des Tinzenhorns (3179 m)
und des Piz Michel (3163 m) nebst einigen unbedeuten-
deren Gipfeln und Kummen. Eine Linie von Tinzen im
Oberhalbstein durch das Val d*Err und die Fuorcla da
Tschitta (ca. 2900 m) nach Naz an der Albulastrasse trennt
sie von der Zentralmasse des Piz d*Err. Diese beginnt mit
der kleinern Kette des Piz Saiteras (3114 m), in der sich
der Gesteinswechsel vollzieht. An der Fuorcla da Muliz
(^74 m) biegt sie sw. und w. um und steigt dann rasch
zu der Firnkuppe des Piz d'Err (3383 m) empor. Von da
zieht sie sich als gewaltige Gebirgsmauer geradlinig nach
S. über den Piz dellas Calderas (3393 m) und die Cima
da Flex (3287 m) zum Piz d'Agnelli (3206 m) und schliess-
lich im Bogen so. zum Piz Suvretta (3074 m) und Piz
Julier (338o m). Dies ist das durch Gipfelhöhe und starke
Vergletscherung ausgezeichnete Stammstück der Err-
gruppe, dem sich ihre übrigen Glieder anschliessen. Vom
Piz d Err zieht sich die lange schmale Kette der Crasta
Mora zwischen Albulastrasse Und Val Bever nach 0. Schär^
fer vom Stammstück durch tiefe Einschnitte getrennt sind
die kleineren Gruppen des Piz Ot (3249 m| und des Piz
Lagrev (3168 m), jene s. vom Val Bever, diese zwischen
Juherpass und Seplimer. In letzterer erhebt sich nebep
andern Gipfeln der Piz Lunghino (2784 m) über dem Ma-
lojapass, der mit dem Piz Julier und Piz Ot zu den schöns-
ten und besuchtesten Aussichtspunkten des Ober Enga-
dins gehört. Oft wird die ganze Bergwand auf der linken
Seite des Ober Engadin vom Maloja und vom Septimer
bis zum Albulapass als Juliergebirge zusammengefasst.
Dieser Name bezeichnet also den dem Engadin zugekehrt
ten Teil der Errgruppe. Er präsentiert sich als ein präch-
tiges Gebirge mit vielen stolzen Gipfelformen, unter wel-
chen der Piz Julier, auch etwa Piz Munteratsch genannt,
durch zentrale Stellung, Höhe und kühne Gestalt den
ersten Rang einnimmt. Er baut sich aus einem schönen
grünen Granit auf, der auch sonst in diesem Gebirge weit
verbreitet ist und als Julier- oder Albulagranit bezeichnet
wird. Dazwischen finden sich noch manche andere Ge-
steine, besonders auch Sedimente der Verrucano-, Trias-
und Liasgruppe. Eine eigentümliche Ausbildung zeigen
die V&rrucanogesteine im Val Saluver und am Piz Nair
über St. Moritz und von da bis zum Piz d'Agnelli. Dieses
« Saluvergestein » besteht aus einer grünlichen und roten
talkigen Grundmasse mit eingebettetem Quarz, Glimmer,
Feldspat etc. Damit wechseln schieferige La^en von feine-
rem Korn, dann gröbere Sandsteine und Konglomerate,
GEOGR. LEX. 46 — II — 2
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gelblich an^ewitterter Rötidolomit und rote und ^rüne
Quarlenschiefer. Kalke und Dolomite der Trias streichen
Engadiner Alpen, vom Kühalphorn gesebeo.
vom Piz Padella und den zackigen Trais Fluors (Drei Blu-
men) über Samaden w. und sw. zum Suvrettapass, Com
Alv und Piz Bardella. Mit ihnen verbinden sich auch
Liasgesteine. Vom Oberhalbstein streichen Serpentin und
grüne Schiefer über den Lunghinopass bis an den Sil-
sersee. So erscheint das Juliergebirge strichweise aus
sehr manigfaltigen Gesteinen zusammengesetzt und dem
entsprechend auch vielgestaltig in seinen äussern Formen.
Im grossen und ganzen herrschen aber doch die Granite
so sehr vor, dass die Zenlralmasse des Piz d'Err als ein
typisches Granitgebirge bezeichnet werden muss, dem die
n. vorgelagerten Bergünerstöcke als ebenso typisches Kalk-
und Dolomitgebirge gegenüber stehen.
Die Gruppe des Piz Kesch wird von den Nachbargrup-
pen getrennt durch den Albulapass und das obere Albula-
thal einerseits und das Sulsannathal, den Sertigpass und
das Sertigthal andererseits. Im SO. stösst sie nur auf
einer kurzen Linie von Ponte bis Capella an das Engadin,
im NW. auf einer längern Linie von Filisur bis Frauen-
kirch an das Landwasserlhal. Auch die Keschgruppe glie-
dert sich in eine reichvergletscherte Zentralmasse mit
hochragenden Gipfeln und in vorliegende Ne-
benketten mit geringerer Höhen- und Glet-
scherentwicklung. Die trennende Linie geht von
Bergün durch das Val Tuors und über die Bergü-
ner Furka (2812 m) nach dem Sertigthal und
Davos. Die Zentralmasse besteht aus einem gros-
sen, nach NW. geöffneten Gebirgsbogen, der von
der Alp Fontauna im Val Sulsanna nach SW.,
dann nach W. bis zum Albulathal zieht. Ihm
entragen der Piz Val Müra (3149 und 3164 m),
der Piz Kesch (3420 m), der Piz Blaisun (3204
m), der Piz Uertsch (3273 m) und einige andere
unbedeutendere Gipfel. Die Fuorcia Pischa (2802
m), zwischen Piz Kesch und Piz Blaisun, trennt
ihn in einen nö. streichenden, aus Gneis auf-
gebauten und in einen w. streichenden, aus
Trias- und Liaskalken bestehenden Ast. Beide
Zweige fallen steil nach SO. und S. zum Enga-
din und Albulapass, weniger steil nach NW. und
N. ab. In kurzen Auszweigungen ge^en das En-
gadin und Val Sulsanna erheben sich der Piz
Viluoch (3042 m), der Piz la Virogla (3062 mj und
der Piz Griatschouls (2973 m), letzterer mit ei-
nem eigentümlichen grünlich grauen Granit. Die
Gletscher lagern sich hauptsächlich der N.-
Seite des genannten Gebirgsbogen« an. Vor allen
zeichnet sich hier der Vadret da Porchabella
durch Grösse und Schönheit aus, über den die
Hauptroute auf den Piz Kesch führt und an
N.-Rand die Keschhütte des S. A. C. steht
zwei verschiedenen Stromgebieten, nämlich einerseits
durch das Val Tuors zur Albula und zum Rheingebiet,
andererseits durch das Val Sulsanna zum
Inn und zum Donaugebiet. Dem Haupt-
gebii^sbogen sind n. zwei Jdeinere,
ebenfalls npch krystalline Gebirgsstöcke
vorcelagert: der der Cima da Tisch
(2880 m) nw. vor dem Piz Uertsch und
der des Piz Forun (3056 m) n. vor dem
Piz Kesch.
Die Vor- oder Nebenketten der Kesch-
gruppe sind fast reine Kalkgebirge. Nur
an ihrer Basis treten noch Gneis und
krystalline Schiefer hervor. Im Uebri-
§en bauen sie sich aus den verschie-
enen Schichten der Trias auf, unter
welchen besonders Hauptdolomit und
Plattenkalk hervorragen. An manchen
Stellen geben die verschieden gefarbteu
Schichten dem Gebirge ein schön be-
bändertes Aussehen, und es lassen sich
dann die vielfach auf- und absteigenden
Falten schon aus grösserer Entfernung
erkennen : so besonders auf der S.-Seite
des Hoch Ducan. Diese Vorberge bilden
zwei Ketten: die Ducankette, die gerad-
linig von NO. nach SW. streicht, und
die Monsteiner kette, die in einem nw.
geöffneten Bogen das Monsteinerthal umzieht. Voneinander
sind sie getrennt durch das Ducan- u. Stulserthal u. den
beide verbindenden Ducanpass (2671 m). Die Ducankette
bildet einen hohen, schmalen, stark gescharteten Grat von
ausserordentlicher Wildheit, dessen Flanken von ungeheu-
ren Schutthalden bedeckt sind, wie dies für Dolomitgebirge
charakteristisch ist. Unter den Gipfeln ragen besonders der
Hoch Ducan (3066 m), das Plattenhorn (3018 m), der Glet-
scher Ducan (3020 m) u. der Piz Ravigliel (3038 m) hervor.
Das SW.-Ende der Kette bildet die breite lUisenkuppe des
Cuolm da Latsch (2290 m) über Bergün, das NÖ.-Ende
das Mittaghorn (2728 m), das mit Plattenhorn und Hoch
Ducan zusammen das Sertigthal wirkungsvoll abschliesst.
Die Hauptgipfel der Monsteinerkette sind das Leidbach-
horn (2912 m), das ;£lplihom (3010 m), das Krachenhorn
(2894 m), das Bühlenhom (2811 m) und der mehrhöcke-
rige Stulsergrat (2680 und 2622 m) mit der aussichtsrei-
chen Muchetta (2627 m) über Filisur. Das /Elplihorn
zählt zu den schönsten Aussichtspunkten von Davos und
rivalisiert in dieser Beziehung mit dem berühmten
Schwarzhorn am Flüelapass.
Pis d*Aela in den Eagadiner Alpen, vom Tinzenhorn aus.
dessen
Eigentüm-
lich ist diesem Gletscher auch die Entwässerung nach
Die Gruppe des Piz Vadret wird von der Keschgruppe
durch den äertigpass, von der Silvrettagruppe durch den
Süserpass getrennt. Sie besteht aus einer grossen, stark
ENG
verf^letscherten Zentralmasse und drei langen, nach NW.
streichenden Verzweigungen, den Ketten des Kühalp-
homs, des Schwarzhoms und des Weisshoms. Von der
Zentralmasse werden diese Seitenzweige getrennt durch
den Scalettapass, den Grialetschpass und den Flüelapass.
Die ersteren zwei Pässe gehen beide vom Dischmathal aus
und zwar der Scalettapass s. ins Val Sulsanna, der Gri-
aletschpass ö. ins Val Susasca. Auch hier fällt die S.-Seite
der Zentralmasse steiler ab als die N.-Seite ; an die letz-
tere lagern sich eine Reihe grösserer Gletscher, unter
welchen der Grialetschgletscher der grÖsste ist. An ihn
schliesst sich nach 0. der flachlagernde Sarsuragletscher,
nach W. der Vallor^iagletscher und die beiden Scaletta-
gletscher. Dieses weite Gletscherrevier wird überrag von
einem mächtigen wo. ziehenden Felskamm, der mit sei-
nen Türmen und Scharten den Anblick einer riesigen
Zinnenmauer gewährt und von zwei gewaltigen Bastionen
flankiert wird, dem doppeltürmigen Piz Vadret (3226 und
3221 m) im W. und dem flmgekrönten Piz Sarsura
(3176 m) im O. Von letzterm springen der Piz d'Urezza
(2910 m) ö. gegen Zemez, der Piz del Ras (3036 m) nach
NO. gegen das Val Flüela (Susascathal) vor. An den Piz
Vadret schliessen sich der Piz Grialetsch (3131 m) und
das Scalettahorn (3068 m) an, von welchen der Grosse
Scalettagletscher in schönen Terrassen gegen das Disch-
mathal föllt.
Auch die nach NW. streichenden Seitenketten weisen
in ihren s. Teilen noch kleinere Gletscher und einige
Gipfel von über 3000 m Höhe auf. Diejenijg^e des Kühalp-
homs bildet die Scheidewand zwischen dem Serti^- und
Dischmathal. An das Kühalphom (3081 m), zwischen
Sertig- und Scalettapass, schliessen sich das Augsten-
höran (3030 m), das Bocktenhorn (3047 m) und das Sat-
telhom (2960 m). Dann nimmt die Höhe über Gefroren
Hopn (2750 m), Wuoslhom (2824 m) etc. rasch ab, um
mit dem Jakobshom gegenüber Davos Platz auf 2594 m
zu sinken. Die Kette des Schwarzhoms zwischen Disch-
ma- and Flüelathal schliesst sich beim Grialetsch pass an
die Zentralmasse an. Ihr höchster Gipfel, das Schwarz-
horn (3150 m) am Flüelapass, ist eine hochragende stolze
Pyramide und einer der berühmtesten und besuchtesten
Aussichtspunkte Graubündens. Ihn umaeben noch einige
ebenfalls über 3000 m hohe, aber wenig beachtete Spitzen,
wie der Radünerkopf (3076 m) über dem gleichnamigen
kleinen Gletscher. Nach NW. folgen das Braun hörn
(2730 m), das Sentishorn (2830 m),der Baslerkopf (2632 m)
und, am Ende der Kette, derBühlenber^ (2516 m). Breiter
und komplizierter ist die Kette des Weisshoms zwischen
dem Flüela- und Vereinathal. Das Weisshom (3068 m) am
Flüelapass schmückt der Jörigletscher, der n. gegen die
Jöriseen abföllt. Von da zieht sich der schartige Grat
über das Gorihorn(2969 m) zum aus-
sichtsreichen Pischanorii (2962 m). Dann
teilt sich die Kette in zwei kurze Arme,
von denen der eine über den Mücken-
thälispitz (2673 m) und das Lauenen-
zughora (2472 m) gegen Klosters, der
andere über einen sanftem Rücken zum
Hömli (2448 m) und Seehora (2242 m)
beim Davoser See vorspringt. Diese
ganze Gruppe, Zentralmasse und Sei-
tenketten, bestehen ausschliesslich aus
krystallinen Felsarlen, vor allem aup
Gneis, während die Kesch- und Err-
^uppe daneben auch Kalkgebirge in
bedeutender Ausdehnung aufweisen.
Auch sonst unterscheidet sich die Va-
dretgruppe mehrfach von ihren Nach-
bargruppen. So herrschen z. B. in der
Keschgruppe die Längskämme und
Längsthäler, in der Vadretgruppe da-
gegen die Querketten und Quertnäler.
n jener sind z. B. die Kette des Piz
Uertsch längs dem Albulapass, dann
die Ducan- und die Monsteinerkette
Längsketten, Val Tisch, Val Tuors, Stul-
ser- und Ducanthal Längsthäler; in
der Vadretgruppe sind die drei Seitenketten und die sie
einschliessenden und trennenden Thäler dagegen Quer-
thäler, resp. Querketten.
ENG
i9
In Bezuff auf die übrigen drei STOssen Gebirgsgruppen
der Engadiner Alpen s. die Art. Bernina Gruppe, Ofen-
PASS Gruppe und Silvretta Gruppe. [Dr. Ed. Imhof.]
ENGE und ENQI. Für sich und in Zusammensetzun-
gen häufig vorkommender Ortsname der deutschen
Schweiz; vom Althochdeutschen angi, engl. Bezeichnet
einen Engpass, einen schmalen Passüberganff, ein enges
Thal, einen langen und schmalen Landstrich zwischen
einem Bergzug und Fluss oder See etc.
ENGE (Kt. Ajppenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Heiden). 590 m. Gruppe von 9 Häusern, an der Strasse
Thal-Heiden und 2 km n. der Station Heiden der Berg-
bahn Rorschach-Heiden. 35 reform. Ew. Viehzucht. Sei-
denindustrie.
ENGE (Kt., Amtsbez. und Gem. Bern). So heisst eine
Anzahl von Bauernhöfen und Häusergruppen mit zuge-
hörigen Aeckern und Waldungen in der von der Aare
n. Bern umflossenen und von der Strasse Bem-Zollikofen
durchschnittenen Halbinsel. Grosse Gastwirtschaft. An der
engsten Stelle der Halbinsel die wichtige Baumwollspin-
nerei Felsenau. Beträchtliche Ueberreste einer prähisto-
rischen Siedelung (vergl. Jahn, Alb. Antiquarisch^to-
pograph. Beachr. des Kant. Bern) und Funde von dilu-
vialen Säugern.
ENGE (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai, Gem.
Oberwil). 800 m. Gruppe von wenigen Häusern, in ma-
lerischem Engpass der Strasse Erlenbach-Boltigen, 3 km
nö. Boltigen und 5,2 km w. Weissenburg. Altertümliches
Wirtshaus.
ENGE (Kt. Solothurn, Amtei Dorneck-Thierstein, Gem.
Nunningen). 600 m. Weiler, in engem, vom Kastelbach
entwässertem Thal, an der Strasse Grellingen-Nunnin^en ;
1,5 km nw. Nunningen und 6,5 km s. der Station Grel-
linfi^en der Linie Basel- Delsberg. Postwagen Grellingen-
Meltigen. 13 Häuser, 94 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ober-
kirch. Landwirtschaft. Seidenindustrie.
ENGE (Kt., Bez. und Gem. Zürich). 420 m. Eine der
11 Aussen^emeinden der Stadt Zürich, die am 1. Januar
1893 mit dieser vereinigt worden sind. Bildet zusammen
mit WoUishofen den zweiten stadtischen Verwaltungs-
kreis. Liegt zwischen dem linken Ufer des Zürichsees und
der Sihl. Die ruhige Lage ud die schöne Aussicht auf See
und Alpen haben Enge zu einem bevorzugten Sitz der
wohlhabenden Bevölkerung gemacht, sodass es heute
eines der schönsten Quartiere der Stadt ist. Die vielen
aussichtsreichen Moränenzüge eignen sich ganz beson-
ders zum Bau von Villen. Zwei Eisenbahnstationen; 3
Schulhäuser. Enge hat sich langsamer entwickelt als die
übrigen Vororte Zürichs : zusammen mit Leimbach 1850:
2277 Ew.; 1870: 3284 Ew.; 1888: 5109 Ew.; 1900: 9763
Ew. Bevölkerung überwiegend reformiert; Kirchgemeinde
f;
Enge, vom Utoquai in ZQrich aus.
Enge mit von weither sichtbarer, schöner neuer Kirche
auf dem Moränenzug des Bürgli (1892-94 erbaut). Neue
Kirche auch in Leimbach. Im Gabler Flachgräber aus der
20
ENG
ENG
La Töne Periode. Ueberreste römischer Siedelungen;
beim Quai hat man einen sog. Scramasax (Kurzschwert
mit einfacher Schneide) aus der alemannisch-fränkischen
Zeit gefunden. Der Ort erscheint in den Urkunden als
Engi zuerst 1210-1218 und bezeichnete damals den schma-
len Landstrich zwischen dem die Sihl begleitenden Mo-
ränenzug und dem See. Die Gremeinde hiess nach den
Schutzheiligen der um die Mitte des 14. Jahrhunderts er-
bauten Kapelle adie Wacht zu den heiligen drei Königen ».
Auf ihrem Boden stand das kleine Zisterzienserinnen-
kloster Seldenau (Selnau). Die ursprünglich der Reichs-
vogtei Zürich zustehende hohe und niedere Gerichts-
barkeit kamen 1218 an die Freien von Schnabelburg
und 1304 an den Ritter Rüdiger Maness den Jüngern.
1394 veräusserte Ital Maness die Gerichtshoheit « als von
der Stadt Zürich zu verleihendes Reichslehen, worauf sie
nach verschiedenen Qandänderungen 1423 an die Stadt
Zürich fiel, welche sie vorübergehend 1394 durch ßestel-
lunff eines Vogtes bereits verwaltet hatte und nun eine
bleiDende Obervogtei errichtete». Der Burgstall des Rit-
tergeschlechtes der Manesse war die auf einem vorsprin-
genden Grat des Uetlibergs oberhalb des Höckler gele-
Kirche Enge (Z&rich).
gene Manegg, die 1303 zum erstenmal erwähnt wird
und 1409 in Flammen aufging. Gottfried Keller hat das
Andenken an die heute vollständig vom Erdboden ver-
schwundene Burg in einer seiner Zürcher Novellen ver-
ewigt. Enge bildete einen Teil des Schauplatzes der beiden
Schlachten von Zürich 1799^ und von hier aus beschoss
1802 der helvetische General Andermatt die Stadt Zürich.
Bis 1798 war Enge ein Teil der stadtzürcherischen Ober-
vogtei Wollishofen und wurde durch einen Untervogt ver-
waltet. Mutter kirche von Enge war bis zur Absonderung im
Jahre 1882 die Kirche St. Peter in Zürich. Im herrschaftli-
chen Sitz « Belvoir » wohnte Dr. Alfred Escher (f 1882), be-
kannt als kantonaler und eidgenössischer Staatsmann, als
Gründer der Nordostbahn u. der Schweizerischen Kredit-
anstalt in Zürich, sowie als erster Direktionspräsident der
Gotthardbahn. Sein Denkmal steht heute auf dem Platz vor
dem Hauptbahnhof der Stadt Zürich. Die prächtigen Gar-
tenanlagen des Belvoirgutes sind jetzt Eigentum der Stadt,
die sie zu einem öflentlichen Park umgewandelt hat.
(Vergl. Zeller- Werdmüller, H. Zürcherische Burgen II,
m Mitt. der Antiquar. Gesellsch. in Zürich. 59, 1895. —
Nüscheler, Am. Ein histor. Gang durch die Nachbarge-
meinden der Stadt Zürich in Salomon Vögelins Werk
Das alte Zürich. 2. Aufl. 1890; mit Karte). S. auch den
Art. Zürich (Stadt).
ENGE (DIE) (Kt. und Bez. Schaffhausen). 450 m.
Kleiner Engpass, 2 km w. Schaffhausen, zwischen dem
Neuhauserwald und dem kleinen Hügel Auf der Enge;
von der Strasse Klettgau-Neuhausen und der Bahnlinie
Schafihausen - Waldshut durchzogen. Als Grenzgebiet
schon 806 bei Anlass der Teilung des Reiches Karls des
Grossen erwähnt
ENGE (IN DER) (Kt. Bern, Amlsbez. Saanen, Gem.
Lauenen). 1160 m. 18 zu beiden Seiten des Lauibachs und
der Strasse Saanen-Lauenen zerstreut ffelegene Häuser;
2,1 km nw. Lauenen. 64 reform. Ew. Schöne Wiesen.
ENQEBERQ (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). Weiler.
S. den Art. Enoiberg.
ENGEL. Ortsname der deutschen Schweiz; in Zusam-
mensetzungen nicht selten, meist nur als verdorbene
Form für Enge oder wohl auch als Personennamen auf-
z u fassen .
ENGEL (Kt. Bern, AmUbez. Frutigen). Bergstock,
nw. Ausläufer der Gruppe des Dreispitz und mit diesem
durch einen Felsgrat verbunden, zwischen Kien- und
Suldthal. Der mit saftigen Alpweiden und schönen Wal-
dungen bestandene W.-Hang steigt sanft segen die Dörfer
Falschen und Reichenbach ab ; der O.-Hang sehr steil.
Gipfelpunkte sind die Wetterlatte (2011 m) und Slandfluh
(1979 m). Mächtige Schichten von Nummulitenkalk. Das
am W.-Fuss des Engel gelegene Dorf Falschen soll einst
Engelburg geheissen haben.
ENGELBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau, Gem.
Twann). 440 m. Schöner Weinbere, mit 3 Häusern am
Ufer des Bielersees, zwischen Tüscherz und Twann und
nö. Wingreis. 1235-1433 Eigentum des Klosters Engel-
berg. In der Nähe Ueberreste eines von den Portlandkalk-
wänden der Trämelfluh niedergegangenen Felssturzes.
ENGELBERG (Kt. Luzern, Amt Willisau, .Gem.
Egolzwil). 625 m. Gruppe von 5 Häusern, auf dem s. Ab-
schnitt des £golzwilert>ergs, 800 m nö. Egolzwil und 1,5
km nw. der Station Wauwil der Linie Luzern-Olten. 41
kathol. Ew. Kirchgemeinde Egolzwil- Wauwil. Ackei^bau,
Viehzucht und Milchwirtschaft: Obstbau.
ENGELBERG (Kt. Obwalden). 1023 m. Gem. und
Pfarrdorf, im hochgelegenen Engelbergerthal,
am N.-Fuss des Titlis und 16 km s. Stans.
Endstation der elektrischen Bahn Stansstaad-
Engelberg. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Wasserversorgung und elektrische Beleuch-
tung. Gemeinde 10 km lang und 2 km breit,
umfasst das Engelbergerthal : 5 Dörfer : Ober-
berg (mit dem Weiler Uorois), Nieder berg,
Mühlebrunnen (mit den Weilern Bühl, Kilchbühl,
Welti und Wieden), Schwand und Grafenort (dieses im
N. vor dem eigentlichen Engelbergerthal gelegen). Zu-
sammen 273 Hauser, 1973 kathol. Ew. ; Dorf: 64 Häu-
ser, 471 Ew. Kloster. Sehr stark besuchter alpiner klima-
tischer Kurort. Vor 60 Jahren bestanden m Engel berg
nur 2 Gasthäuser, während man heute 31 (z. T. sehr
grosse) Gasthöfe, Pensionen und Gastwirtschaften zählt.
Al{)wirtschaft, Viehzucht. Seidenweberei als Hausindu-
strie. Parketteriefabrik, Holzschnitzerwerkstätte. Kloster-
kirche; 6 katholische und je eine reformierte und engli-
sche Kapelle. In Engelberg findet man, auf einen Raum
von wenigen Kilometern zusammengedrängt, alle Nalur-
schönheiten des Alpenlandes. Mittlere Jahrestemperatur
5,3" G.; mittlere Januartemperatur —3,5° G.; mittlere
Julitemperatur 14,4° C. Luft mild, rein und stärkend, das
Thal durch die hohen Berge vor starker Luftbewegung
geschützt. Auf den umliegenden Bei^ängen ca. zehn
Alpweiden, die zusammen mit etwa 800 Stück Hornvieh
befahren werden. Bis 1798 sland die ganze Thalschaft
unter der politischen und kirchlichen Oberhoheit des
Benediktinerklosters Engelberg; 17^-1803 jg[eh orte Engel-
berg zu Obwalden, 1803-1816 zu Nidwalden, um dann
endgiltig wieder an den Halbkanton Obwalden zu kom-
men. Das Mönchskloster Engel berg wurde 1120 vom zür-
cherischen Freiherm Konrad von Seldenbüren auf einem
ihm gehörigen Grundstück und das davon abhängige
Nonnenkloster um 1200 von Heinrich von Buochs gestiftet.
Dieses letztere, in der Wetti gelegen, 1449 durch Feuer
zerstört und 1615 nach Samen verlegt; das obere Kloster
1199, 1306 und 1729 eingeäschert. Aus der langen Reihe
der Aebte heben wir hervor deren zeitlich ersten Adel-
ENG
ENG
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heim: Frowin, den Grunder einer Mal- u. Schreibschule
(von deren Arbeiten in der Klosterbibliothek noch mehrere
Engelberg, von Westen aus.
kostbare Handschrirten aufbewahrt werden); Berchtold;
Barnabas Börki, zur Zeit der Reformation amtend; den
prachtliebenden Jakob Benedikt Siegrist, der zu An-
fang des 17. Jahrhunderts das Kloster baulich restau-
rierte; Placidus Tanner; Leodegar Salzmann (f 1798),
der den Bettel abschaffte, dem Thal durch Einführung
neuer Erwerbszweige neuen Verdienst zuführte und das
Schulwesen hob ; endlich Anselm Yilliger, der in Amerika
mehrere blühende Tochterklöster stiftete. In der Kloster-
kirche Gemälde von Josef Spiegier von Riedlingen, von
Wyrsch, Paul u. Theodor von Deschwanden u. X. Kaiser.
Beträchtlicher Klosterschatz, reich an Kunstwerken; an
Handschriften und Inkunabeln reiche Klosterbibliothek
mit naturhistorischem Kabinet. Klostergymnasium mit 90
Schülern. Waisen- u. Armenhaus. Heimat des Ingenieurs
Eugen Müller, der durch seine grossen Reliefarbeiten oe-
Inneres der- Klosterkirche Bngelberg.
rühmt geworden ist, des Schriftstellers Dr. August Feier-
abend, des Architekten Cattani u. A. Der Sage nach soll
der Name Engelberg aus dem lateinischen Mons Ange-
lorum übersetzt sein. (Vergl. Durrer, Roh. Die Kunst-
und Architekturdenkmäler Unterwaldens in J. R. Rahn :
Zur Statistik schweizer. Kunstdenk-
maier, Zürich 1899 IT. — Fleiner, Alb.
Engelberg, Streifzüae durch GMrg und
Thal; unter Mitwirkung von X. Imfeld,
Dr. Christ. Dr. Cattani, Dir. BillwiHer.
Zürich [1890].)
ENGELBERG (Kt. Solothum, Amte!
Ölten). 700 m. Bergrücken, in dem s.
der Aare zwischen Ölten, Aarau, KöUi-
ken und Aarburg gelegenen Hügelland.
Zum grossen Teil bewalaet; daneben Wie-
sen u. Bauernhöfe. Auf einem w. Ausläu-
fer die Ruine Wartburg.
ENGELBERG (Kt. Solothum, Am-
tei Ölten, Gem. DuUiken). 674 m. Gruppe
von 9 Bauernhöfen, auf dem gleichnami-
ffen Bergrücken und 3 km so. der Station
DuUiken der Linie Aarau -Ölten. 04 ka-
thol. Ew. Landwirtschaft. Sommerfri-
sche. Schöner Punkt mit Gasthaus und
Aussichtsturm.
ENGELBERGER ROT8TOCK
(Kt. Obwalden). Gipfel. S. den Art. Rot-
stock, Engelberger.
ENGELBERGERTHAL (Kt. Unter-
waiden, Ob- und Nidwaiden). Nimmt mit
seinen Seitenthälern den ö. Teil des Kan-
tons Unterwaiden ein und erstreckt sich
in einer Län^e von etwa 30 km vom Su-
renenpass bis in die Nähe von Stans, in
dessen Ebene es durch die Thalenge zwi-
schen Stanser- und Buochserhom ausmündet. Sein FIuss,
die Engelberger Aa, zieht durch die Stanserebene noch
etwas weiter nach NO. und mündet dann bei Buochs in
den Yierwaldstättersee. Das En^^elbergerthal zerfallt in
zwei nach ihrer Richtung und ihrem Gesamtcharakter
sehr verschiedene Abschnitte von ungefähr gleicher Länge.
Die untere Thalstufe, vom Eingang oei Stans bis hinauf
zur Waldschlucht des sogen. Hosshimmels, ist ein enges,
waldiges Querthal, das von N. nach S. ansteigt und von
hohen Bergwänden eingeschlossen wird. Nur bei Grafen-
ort weitet es sich auf kurze Strecke zu einem reizenden
kleinen Becken. Anmutige Weiler und nette Schweizer-
häusclien sind hier und auch sonst im Thal über die
Thalsohle und über die grünen Abhänge zerstreut, schwel-
lende Matten, rauschende Buchen- und Tannenwälder,
schäumende Bäche und Wasserfalle schmücken das Thal,
und überall fällt das Auge auf hochragende Fels-
j\ wände und firngekrönte Berghäupter. Wesentlich
' anders geartet ist die obere Thalstufe, das Engel-
bergerthal im entern Sinn. Es nimmt mehr den
Charakter eines Langenthals an und zieht sich in
einem Bogen zuerst sö.^^ann nö. zum Surenen-
pass hinauf, von etwa 1000 m bis auf 2300 m. Auch
dieser Abschnitt zerfällt wieder in zwei Teile, die
ebenfalls verschiedene Richtung haben. Der untere
Teil bildet einen weiten, fast vollkommen ebenen
Thalboden zwischen himmelanstrebenden Gebirgen,
einen herrlichen Zirkus , « voll schreckhafter Gros-
sartigkeit und süsser Lieblichkeit, voll Erhabenheit
und stillem Frieden, durchwürzt von dem kräftigen
Hauche der Alpennatur, abgeschlossen von der übri-
gen Welt eine Kleine Welt für sich». Inmitten die-
ses an allen Reizen der Gebirgsnatur überreichen
Beckens breitet sich auf ebenem Wiesenplan das
stattliche Dorf Engelberg aus mit seinem reichen
Kloster, seinen Hotelpalästen u. schmucken Bauern-
häusern. Es gibt selbst in den Alpen selten eine
grössere Ueberraschung als der Uebergang aus der
Unstern Waldschlucht des Rosshimmels in dieses
ofTene, lachende Gelände mit seinem schimmernden
Gebirgskranz, in dem die mächtige Eiskuppe des
Titlis als König herrscht. Von der Alp Herrenrüti an
ändert sich der Landschaftscharakter wieder. Das
Thal wird enger und steigt allmälig immer steiler
gegen den Surenenpass an. Titlis, Grassen, Spannörter,
Schlossberg einerseits, Stotzigbeivgrat, Wissigstock,
Blackenstock mit ihren mächtigen Kalkwänden anderer-
22
ENG
ENG
seits engen es ein. Es ist das Gebiet der Surenenaip, dem
bei aller Erhabenheit und Wildheit eine gewisse Eintönig-
keit nicht abzusprechen ist. Eigentümlicn ist es, dass die-
ser Thalabschnitt nicht zu Unterwalden, sondern zu Uri
gehört, indem die Kantonsgrenze vom Stotzigberg an
nicht der Wasserscheide über den Surenenpass folgt, son-
dern direkt s. das Thal quert und bei der sog. Bärengrube
(Höhe des Grassen passes) den Kamm der Titliskette er-
reicht. Solche Unregelmässigkeiten im Grenzverlauf kom-
men zwar auch anderwärts und speziell im Gebiet von
Uri (vergl. z. 6. Klausenpass, Kinzig Kulm, Riemenstal-
denthal und Gotthard) mehrfach vor, sind aber hier umso
aufifallender, als die Höhe des Surenenpasses, das sogen.
Sureneneck, eine sehr scharfe und hohe Naturerenze bil-
det. An ihm scheidet sich das Gebiet der Engelber^er Aa
von demjenigen der Reuss. Er trennt aber auch die Ge-
birgsgruppe des Urirotstocks von derjenigen des Titlis und
nach SW. streichenden N.-Wand der Surenenalf) u. aus-
gezeichnet durch mächtige nach SO. fallende Steilwände.
Diese Kette endet mit der zierlichen Gestalt des Hahnen
(2611 m) ö. über dem Becken von En^elberff. Am Wissig-
stock zweigt sich eine nach W. streichencfe Seitenkette
ab, in der der Engelberger Rotstock (2820 m), der Ruch-
stock (2812 m), die Rigidalstöcke (2568, 2579 und 2595 m)
und die Wallenst^cke (bis 2575 m) als Hauptgipfel hervor-
ragen. Der geringern Höhe entsprechend ist auch die Ver-
^letscherung in diesem Gebiet weit geringer als in dem-
jenigen des Titlis und der Spannörter. Immerhin sind
noch einige beträchtliche Fimfelder vorhanden, die sich
um den Urirotstock und Enp^elberger Rotstock lagern. Die
meisten derselben senken sich aber ge^en die obern Arme
des Isenthals, also gegen Uri. Es sind der Kleinthalfirn,
der Blümlisalpfirn und der Schönthalfirn. Gegen Engel-
berg*^enkt sich einzig der Griessengletscher, dessen Ab-
1:120003
Y,äUii*^^'^e^
Eogelberger Thal.
der Spannörter. Letztere streicht in zwei parallelen Zügen,
die sich am Wendenjoch berühren, von SW.-NO. In ihr
findet auch der Gesteinswechsel statt von den Sediment-
gesteinen der Kalkalpen zu den krystallinen Gesteinen der
Zentralalpen, weshalb sie oft zur s. folgenden Damma-
gruppe gezogen wird. (S. den Art. Dammagruppej.
Die Gruppe des Urirotstocks dagegen streicht in ihrem
Hauptkamm von S.-N. und verästelt sich fiederförmig
nach W. und 0. Sie stellt eine breite, reichgegliederte
Gehirgsmasse dar, die den Raum vom Engelbergerthal
und Surenenpass bis zum Vierwaldstättersee ausfüllt.
Zahlreiche kleine Thäler schneiden von allen Seiten in
»ie ein, so besonders das mehrfach verzweigte Isenthal
im 0. ; dann die Thälchen von Niederrickenbach u. Ober-
rickenbach im W., deren schäumende Bäche der Engel-
berger Aa zueilen und hübsche Wasserfalle bilden. An
Höhe steht die Urirotstockgrupne beträchtlich hinter der
Titlisgruppe zurück. Kein Gipfel erreicht mehr 3(KX) m.
Der Urirotstock, schon ausserhalb dem Gebiet von Engel-
berg stehend, kommt nur noch auf 2932 m. Die nächst
höchsten Gipfel sind der Blackenstock (2922 m), unmittel-
bar n. über dem Surenenpass, der Wissigstock (2888 ro),
und der Stotzigberggrat (bis 2730 und 2745 m), alle in der
fluss. der Griessenbach, weiter unten Bärenbach genannt,
gleich hinter Encelberg in die Aa mündet und in seinem
untern Teil das hübsche Alpthal von Horbls durchfliesst.
Auch noch in der Nähe des Griessengletschers entspringt
am Stotzigberffgrat der Tätschbach, dessen hübscher Was-
serfall ein beliebtes Ausflugsziel der Gäste von Engelberg
ist.
AVeiter nach N. nimmt die Höhe des Gebirges rasch ab.
Es folgen der Kaiserstock (2401 m), der Brisen (2406 m),
der Schwalmis (2248 m), dann in einem nö. gerichteten
Zweig der Ober- und Niederbauen (2120 und 1925 m) am
Urnersee und das nach NW. vorgeschobene Buochser-
horn (1809 m), die eine Torwache am Eingang ins Engel-
bergerthal, während die andere durch das Stanserhom
(19(30 m) gebildet wird. Von den Uebergängen über diese
Gebirgsgruppe ist vor allen der Schöneggpass (19^ m) zu
nennen, der das Thal von Oberrickenbacn mit dem Isen-
thal verbindet und über den man in 9-10 Stunden von
Stans nach Altorf gelangt. Auch von Niederrickenbach
führt ein Pfad zwischen Brisen und Schwalmis hinüber
ins Isenthal.
Die linke Thalseite des Engelbergerthals wird gebildet
von einer langen schmalen Kette, die vom Stanserhorn
KNG
BNG
i3
nach S. zieht und sich am Graustock (2663 m) und Joch-
pass (2215 m) an die Titliskette anschliesst. Inr entragen
noch das Schwarzhom (2641 m), das
Uanghorn (2680 m), die Wildeeiss (2679
ro), das Nünalphorn (2387 m), alle bei
Eogelberg; dann weiter n. das Wid-
derfeld (2354 m), die Grafmatt (2020 m)
und der Arvigrat. Mehrere leichte Pässe
fuhren über diese Kette^ darunter das
Acherli vom untern Engelbergerthal
nach Kerns und Samen, der Storegg-
pass von Grafenort nach Melchthal und
der Juchlipass von Engel berg ebenfalls
nach Melcnthal, endlich der an land-
schaftlichen Reizen reiche und viel-
began^ene Jochpass von Engelberg nach
dem Engsllensee und nach Innerlkir
chen und Meirin^en (etwa 9 Stunden).
Alle diese Gebirse zu beiden Seiten
des Engelbergerthais gehören den sedi-
mentären Formationen an. Die Kette
des Titlis bildet mit ihren mächtigen,
aus Hochgebirgskalk (Malm) bestehen-
den und steil gegen das Gadmen- und
Erstfelderthal abbrechenden Wänden
die S.-Grenze dieser Formationen, auf
welche weiter s. das Gneisgebirge folgt.
Die Kontaktzone zwischen beiden bil-
det ein Band aus Doffger, Lias, Röti-
dolomit und Eisenoolitn, das an seiner
rostroten Färbung oft schon aus grosser
Entfernung zu erkennen ist. Zwischen
Titlis und Schlossberig hat die Erosion
auch auf dem N.-Abhang den Gneis blos-
Selegt, so dass derselbe bei Herrenrüti und Niedersurenen
ie Thalsohle erreicht. Vom Reussthal bei Attinghausen
und Seedorf zieht sich über den Surenenpass bis Engel-
berg ein ziemlich breiter Streifen von eocänem Flysch
zwischen einer s. und n. Jurazone hin. Letztere reicht n.
bis zum Urirotstock, zu den Rigidalstöcken und zum
Storeggpass. Dann folgt eine breite Kreidezone, der auch
Grafmatt, Brisen, Schwalmis und die beiden Bauen am
Umersee angehören. In dieselbe sind einige Nummuliten-
bänder eingeklemmt. Eine eigentümliche Stellung nehmen
endlich das Stanser- und Buochserhorn ein, die mit den
Eocän bestehen, ohne eine Wurzel nach der Tiefe zu ha
ben. (S. den Art. Alpen).
Engelberger Thal mit dem Hahnen.
Giswilerstöcken, den Mythen und einigen andern iso-
lierten Bergen der Zone der sog. Klippen angehören und
aus Trias, Lias, Dogger, Malm auf einer Unterlage von
Engelberg, von Osten aus.
Das Klima von Engel berg ist dasjenige der n. Alpen-
thäler in etwa 1000 m Höhe. Dabei ist die windgeschätzte
Lage besonders hervorzuheben. N. -Winde fehlen fast
ganz ; häufig tritt dagegen der Föhn auf, der oft bedeu-
tende Temperaturerhöhung mit sich bringt. Die Nieder-
schläge sind der Höhenlaj^e und der n. Abdachunff ent-
sprecnend ziemlich beträchtlich. Sie betragen durch-
schnittlich etwas über 170 cm per Jahr. Darum zeigen
Wälder und Wiesen eine üppige Vegetation. Dieselbe
zeichnet sich zwar nicht durch besondere Seltenheiten
aus, gibt aber ein gutes Bild der allgemeinen schweizeri-
schen Alpenflora , besonders derjenigen
der feuchteren und nach N. exponierten
Kalkalpen. Dabei sind alle Höhenstufen
von den Gestaden des Vierwaldstätter-
sees bis zum ewigen Schnee vertreten.
In der untersten Thalstufe sind noch
manche Typen einer wärmern Zone vor-
handen j sie ist namentlich ausgezeichnet
durch eine üppige Strauchflora. Weiter
oben setzt sich der Bergwald aus Bu-
chen, Ahornen, Tannen, Fichten und
mancherlei Waldstauden zusammen,
wie man sie in solcher Mannigfoltig-
keit nicht allzu oft findet. Am Rosshim-
mel findet der Botaniker die Lunaria
rediviva und Circaea intermedia. Der
Wiesengrund von Engelberg schmückt
sich bereits mit manchen Vorläufern
der eigentlichen Alpenflora, wie die
Primula farinosa und verschiedene
Enziane. Dann folgen die Al^nblumen
in ihrer reichen Mannigfaltigkeit und
Farbenpracht. Die Gegenden am Trübn
see, am Jochpass und gegen den Sure-
nenpass mögen als besonders günstige
Fundstellen genannt sein. (S. diese Art.).
Besonders reich ist das Engelbergerthal
an Farnen, von denen sich hier eine
Reihe von sehr seltenen Arten finden,
wie z. B. Aspidium Braunii, A. lobc^
tum und der Bastard A. Braunii X lo-
batum ; auch Botruchiuni simplex
wird als hier wachsend (einziger Standort in der
Schweiz I) genannt.
Eigenartig sind die politischen Verhältnisse des Engel-
u
ENG
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bergerthals, gehört dasselbe doch drei verschiedenen Kan-
tonen an : das eigentliche Engelbert mit 1973 Einwohnern
zu Obwalden, der untere Teil des Thals mit Wolfenschies-
sen, Altzellen u. einigen kleineren Weilern zu Nidwaiden,
die oberste Thalstufe gegen den Surenenpass hin, wie be-
reits erwähnt, zu Uri. letztere Stufe hat aber keine stän-
dige Bevölkerunff mehr, sondern dient nur als Alp und
ist also nur im Sommer von einigen Sennen und Hirten
bewohnt. Zu der einheimischen Bevölkerung gesellt sich
im Sommer auch eine beträchtliche Fremdenkolonie, denn
Eneelberi^ hat sich zu einem der ersten Kurorte der Zen-
tralschweiz entwickelt. Seine ruhige, windgeschutzte Lage,
seine reine, staubfreie und relativ milde Luft lassen es
vor allem als Luftkurort geeignet erscheinen. Sein herrli-
cher Gebirgskranz zieht aber auch zahlreiche Touristen an,
so dass hier während der Sommermonate ein recht reges
Leben sich entfaltet. Engelberg ist denn auch mit Stans u.
dem Yierwaldstätlersee durch eine elektrische Bahn ver-
bunden. Näheres über Engelberg als Kurort siehe im Artikel
Engelberg, über seine Bevölkerung im Artikel Obwalden.
(Vergl. Fleiner, Albert. Engelberg; Streifzüge durch
Gebirg und Thal, Zürich [1890.]). [Dr. Kd. Imhof ]
ENGELBOLGEN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggcn-
burg, Crem. Mosnang). 820 m. Gruppe von 6 Häusern, im
Thal von Libingen, 5 km sw. Mosnang und 6,5 km sw.
der Station Dietfurt der Toggenburgerbahn. 34 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Libingen. Viehzucht. Spinnerei als
Hausindustrie.
ENGELBURG (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Gai-
serwald). 723 m. Pfarrdorf, über dem romantischen Sitter-
tobel, am O.-Hang des Hohen Tannenbergs, an der Strasse
Waldkirch-St. Gallen u. 5 km nw. vom Bahnhof St. Gal-
len. Postbureau, Telegraph, Telephon. 45 Häuser, 402
kathol. Ew. Das Dorf hat sich seit der Einführung der
Maschinenstickerei sichtlich gehoben. Ackerbau, Käserei.
Stickerei. Krankenkasse, Armenverein, Erspamiskasse.
Hydrantenversorgung. Schöne Aussicht auf Bodensee und
Säntis. Der Geschichtsschreiber Hdefons Fuchs wirkte
hier als Pfarrer.
ENGELGRABEN (OBER und UNTER) (Kt. Lu-
zern, Amt und Gem. Entlebuch). 1100 m. 6 am N.-Hang
des Risetenstocks zerstreut gelegene Häuser; 6,5 km so.
der Station Entlebuch der Linie Bern-Luzem. 30 kathol.
Ew. Landwirtschaft.
ENGELHÖRNER (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2783, 2742, 2632 und 2626 m. Reihe von Felsffipfeln, Aus-
läufer des Dossenhoms, zwischen Rosen lau igletscher und
Urbachthal. Alle schwierig zu besteigen und selten be-
sucht.
ENGELOCH (Kt. Wallis, Bez. Brig). 1795 m. Thal-
enge der Simplonstrasse, so. unterhalb der Passhöhe und
oberhalb des Schutzhauses Nummer VII, beim Eintritt
der Strasse ins Krummbachthal.
ENGELPRACHTIGEN (Kt. Luzern, Amt Willisau,
Gem. Ufhusen). 667 m. Gruppe von 5 Häusern, im Thal
des Rotbaches, 900 m nw. Ufhusen und 3,5 km nö. der
Station Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen. 33 kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht.
ENGELSTOCK (Kt. und Bez. Schwyz). 1229 m. Berg-
stock, zwischen Schwyz und Sattel, w. vom Hochstuckli ;
z; T. bewaldet, z. T. mit Bauernhöfen (so z. B. denen von
Hinter und Ober En^elstock) bestanden. Früher Engi-
stock genannt nach seinen Eigentümern, den Herren von
Engiberg, deren einstiger Sitz (die sog. Burff) als Ruine
heute noch auf einem Ausläufer des Berges steht und weit-
hin die Gegend beherrscht.
ENGEL8WIL (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Herisau). 861 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer
Anhöhe über dem linken Ufer der Glatt und 2,5 km sw.
der Station Herisau der Appenzeller Bahn (Winkeln-
Herisau-Appenzell). 22 reform. Ew. Wiesenbau. Spinnerei
als Hausinaustrie.
ENGEL8WILEN (Kt. Thurgau , Bez. VS^einfelden,
Gem. Hugelshofen). 557 m. Weiler, am N.-Fuss des Ollen-
bere[s, im oberste^ Teil des Kemmcnthals, 7 km nö. der
Station Weinfelden- der Linie Winterthur-Frauenfeld-Ro-
manshorn und 2,5 km ö. Hugelshofen. 18 Häuser, 72 zur
Mehrzahl reform. Ew. Kirchgemeinde Alterswilen. Wie-
senbau. Maschinenstickerei als Hausindustrie.
ENGELWART (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. BuUis-
holz). 680 m. Zwei Bauernhöfe, auf einer Terrasse mit
schöner Aussicht, 4 km sw. der Station Nottwil der Linie
Luzern-Olten und 1,4 km nö. Buttisholz. 15 kathol. Ew.
In der Nähe hat man Mauerreste gefunden, die als römi-
schen Ursprungs gedeutet worden sind, wahrscheinlicher
aber die letzten Üeberbleibsel der Stammburg des Ge-
schlechtes Engel wart oder Engel wartingen sind, dessen
Glieder als Stifter religiöser Anstalten und als freigebige
Förderer religiöser Bestrebungen bis zum 14. Jahrhun-
dert urkundlich erscheinen.
ENGERENHAU8 (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Eg-
cerberg). 910 m. Gruppe von 3 Häusern, 800 m ö. vom
Weiler Mühlacker und 3,5 km von der Station Visp der
Simplonbahn. 14 kathol. Ew.
ENGERT8WIL (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Sankt Urs). 700 m. Gruppe von 9 Hausem, nahe dem lin-
ken Ufer aes Galternbacties (Gotteron), 500 m nw. Sankt
Urs und 6 km so. vom Bahnhof Freibur^. 46 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Viehzucht und Milchwirtschaft, Getrei-
debau.
ENGE8 (Kt. und Bez. Neuenburg). 816 m. Gern und
kleines Dorf, auf einem Vorberg des Chaumont, 10 km
nö. über Neuenbürg und 3 km n. der Station Comaux
der Linie Olten-Biel-Neüenburg. Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit dem Meierhof Lordel : 31 Häuser, 204 Ew.,
wovon 50 Katholiken; Dorf: 13 Häuser, 87 Ew. Enges
eine ursprünglich katholische Gemeinde, die der Bürger-
Enges
800
Foret de l'Eter
Strasse nach
NachH.Schardt. 1:25000 300r»s.
Geologisches Querprofll durch den Vallon d'Enges.
Gl. Glazialschutl; Hi. und Hs. Unteres und oberes Hanteri-
vien; V. Valangien; Pb. Purbeck; Po. Portlaod; Km. Kiin-
meridge; Sq. Sequan.
gemeinde Le Landeron zu^^eteilt war. Kapelle vom katho-
lischen Pfarrer von Cressier ministriert; die Reformier-
ten des Dorfes Enges gehören zur Kirchgemeinde Cor-
naux, die des Meierhofes Lordel zur Kirchgemeinde
Lignieres. Ackerbau und Viehzucht. Schöne Aussicht;
Sommerfrische. Der Vallon d'Enges ist die Forlsetzung
desjenigen von Voens und wie dieser in die Schichten des
Neocom, Haulerivien und Valangien eingeschnitten. Un-
terhalb des Dorfes ein sehr schön sichtbares kleines
Valangienge wölbe. Bedeutende Moränenablagerungen.
ENGETHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Lauterbrunnen). ^600-2400 m. Einsames Thälchen, nö.
vom Schilthorn, zwischen Schwarzgrat und Birff; vom
Mürrenbach entwässert. Durch das Engethal führt der
von Murren zum kleinen Schutzhaus am Fimfeld des
Schilthorns aufsteigende Fusspfad.
ENGET8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Gossau).
611 m. Gruppe von 7 Häusern, auf fruchtbarer Hochfläche,
an der Strasse Niederbüren-Gossau und 2,5 km nw. der
Station Gossau der Linie Winterlhur-St. Gallen. 49 kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei als Hausindustrie.
904 : Eiganteswilare.
ENGQENHÜTTEN (Kt. Appenzell L R., Gem.
Schlatt). 765 m. Schulkreis, am N.-Hane der Hundwiler
Höhe bis zur Sitter hinunter reichend, 5 km nw. des
Fleckens Appenzell. Von den Strassen Appenzell-Herisau
und Appenzell-Stein-St. Gallen durchzogen. 41 Häuser,
222 kathol. Ew. Kirchgemeinde Appenzell. Viehzucht,
Obstbau, Holzhandel. Steinbrüche. Stickerei als Hausin-
dustrie. Kapelle. An den Mauern mehrerer Häuser von
Enggenhütten und Schlatt-Haslen sind noch sog. Ehbret-
ter oder Hebretter befestigt, d. h. Bretter, auf denen
Tote aufgebahrt worden sina. Sie tragen die Namen dieser
ENG
ENG
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Toten in Schrift oder Malerei und werden zu deren An-
denken aufbewahrt. Diese eigenartige Sitte ist aber im
Verschwinden begriflen.
ENGGER8CH (Kt. Wallis, Bez. Leuk^Gem. Bratsch).
1541 m. Weiler; besteht aus etwa 20 in doppelter Reihe
angeordneten Hätten und Stallen, am untern Teil der
Hänge über dem Dorf Bratsch, am linken Ufer des Eng-
gerschwassers und 6 km onö. Leuk. 15 kathol. Ew.
ENGGI8TEIN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen. Gem.
Worb). 703 m. Kleines Porf, an dem das sumpfige Bic^len-
thal zu einem Teil entwässernden Quelllauf der Worolen,
an der Strasse Worb-Biclen, 3 km w. der Station Biglen
der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun und 2,5 km ö.
Worb. Postbureau, Telephon. 30 Häuibr, 287 reform. Ew.
Wiesenbau, Torfgruben. Bad mit eisenhaltiger Quelle.
ENGGI8TEIN (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Konol-
fingen, Gem. Worb). 715 m. Gruppe von 4 Häusern, 400
m so. Enggistein und 3,5 km w. cfer Station Biglen der
elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 46 reform. Ew.
ENGGWIL (Kt. St. Gallen, Bez.,Tablat, Gem. Mörs-
wil). 622 in. Gruppe von 5 Häusern, auf einer Höhe über
dem rechten Ufer der Steinach und 1,8 km s. der Station
Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 28 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei als Hausindustrie.
ENGI (Kt. Glarus). 774 m. Gem. und Dorf, im Sernf-
Ihal, am rechten Ufer des Semfund an der Mündung des
Muhlebachs in diesen, zwischen Gandstock und Guider-
stock, 6 km so. der Station Schwanden der Linie Zurich-
Glarus-Linthal. Postwagen Schwanden-Elm. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Allmend, Altslafel,
Boden, Grund, Gufelstock, Schlalt und Wald : 253 Häu-
ser, 1160 reform. Ew.; Dorf: 212 Häuser, 981 Ew. Kirch-
gemeinde Matt. Grosse Baumwollspinnerei. Ackerbau u.
Viehzucht, Handel mit Jungvieh. Schieferbrüche. Das aus
piner Reihe von einzelnen Häusergruppen bestehende
Dorf zieht sich auf eine Länge von 2 km nm und steht auf
den vom Mühlebach und den vom Guiderstock herabkom-
Bngi, voQ Nordwesten.
menden Wildbächen aufgebauten Schuttke&^eln. Zerfallt
in Engl vor dem Bach (im Süden) und Engl hinter dem
Bach (im Norden). Obwohl Engl die bedeutendste Ort-
schaft im Sernfthal ist, hat sie doch keine eigene Kir-
che; Pfarrkirche in dem 2 km entfernt gelegenen Dorf
Matt. S. Engl werden zu l>eiden Thalseiten die eocänen
Schiefer eebrochen, die sich ausgezeichnet zur Bedach-
ung von Häusern, zu Tisch- und Ofenplatten, sowie zu
Schreibtafeln eignen. Das Material dieser schon seit meh-
reren Jahrhunderten betriebenen Schieferbrüche wurde
im 17. Jahrhundert nach Deutschland, Holland, England,
Schweden, Spanien und Portugal au^^geführt. In den
Schiefern eine sehr interessante fossile Fauna ; man hat
darin von Fischen 27 und von Schildkröten und Vögeln
je 2 Arten gefunden. Bearbeitet von Alex. Wettstein : Die
Fischfauna des tertiären Giarner Schiefers (in den Ab-
handlungen der Schweiz, paläontolog. Gesellschaft. Bd
13, 1886). Beim Schieferbruch Engi-Matt hat man römi-
sche Münzen gefunden : Platten aus Glarnerschiefer Gndet
man oft in den römischen Siedelungsresten des schwei-
zerischen Mittel landes. Im Mühlebachthal die Heiden-
stäfeli, wahrscheinlich Reste einstiger Alemannensiede-
lungen.
ENGI (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg, Gem.
Kirchberg). 591 m. Gruppe von 5 Häusern, am Alpbach,
3 km n. Rirchberg und 2,5 km sw. der Station Seh war-
zenbach der Linie Winterthur-St. Gallen. 38 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei als Hausindustrie.
ENGI (Kt. St. Gallen, Bez. Gostou, Gem. Waldkirch). 615
m. Weiler, auf fruchtbarer u. sonniger Hochfläche über
dem linken Ufer der Sitter, an der Strasse Bemhardzell-
Wittenbach, 800 m so. Bernhardzell und 6 km nw. der
Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach. 15 Häu-
ser, 79 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bernhardzell. Acker-
bau und Viehzucht. Stickerei als Hausindustrie.
ENGI (Kt. Solothurn, Amtei Dorneck-Thierstein, Gem.
Nunningen). S. den Art. Enge.
ENGIBACH od. AU88ERBACH (Kt. Bern, Amts-
bez. Konolfingen, Gem. Biglen). 711 m. Dorf, am Biglen-
bach, an der Strasse Worb-Biglen und 400 m w. der Sta-
tion Biglen der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun, 43
Häuser, 361 reform. Ew. Zwei grosse Gerbereien, grosse
Säge.
ENGIBERG oder ENGEBERG (Kt., Bez. und Gem.
Schwyz). 602 m. Weiler, 3 km nw. Sctiwyz und 2 km n.
der Station Schwyz-Seewen der Gotthardbahn. 19 Häuser,
128 kathol. Ew. Ackerbau, Obst- und Viehhandel. Ruine
der Burg der Edeln von Engiberg.
ENGI8BERG (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Steinach). 465 m. Gruppe von 7 Häusern, auf eineiin Hügel
nahe dem rechten Ufer der Steinach, 2 km s. vom Dorf
Steinach und 2,5 km nö. der Station Mörswil der Linie
St. Gallen-Rorschach. 51 kathol. Ew. Acker- und Obstbau,
Viehzucht. Stickerei als Hausindustrie. Sehr schöne Aus-
sicht.
ENGI8HALDEN (Kt. Annenzeil A. R., Bez. Hinter-
land, Gem. Schwellbrunn). 920 m. Gruppe von 4 Häusern,
w. der Strasse St. Gallen-Lichtensteig, 1 km ö. Schwell-
brunn und 2 km sw. der Statipn Waldstatt der Apben-
zelterbahn (Winkeln-Herisau-A'ppenzell). 21 refdrm. Ew.
Wiesen- und Obstbau. Stickerei und Spinnerei als Haus-
industrien. Bruch auf harten Molassesandstein.
ENGI8HOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Erlen). 447 m. Dorf, an der Aach, in fruchtbarer Gegend ;
2 km nö. der Station Erlen der Linie Winterlhur^Frauen-
feld-Romanshom. Telephon. 46 Häuser, 185 zur Mehr-
zahl reform. Ew. Kirchgemeinde Amriswil- Sommer!.
Viehzucht und Milchwirtschaft, Wiesen- und Obstbau.
Viehhandel. Etwas Maschinenstickerei. 771 und 774 : On-
giseshova.
ENGI8TEIN (Kt. Solothilrn, Amtei Olten-Gösgen,
Gem. Ifenthal). 680 m. Weiler am S.-Hanff der Schmulz-
fluh, 700 m sw. Ifenthal und 5 km s. der Station Läufel-
fingen der Linie Basel-Olten. 11 Häuser, 45 kathol. Ew.
Viehzucht.
ENGLERZ (Kt. Nidwaiden, Gem. Wolfenschiessen).
750 m. Drei Bauernhöfe, auf einer Anhöhe 900 m ö. der
Strasse Stans-Engelberg und 2 Je m so. der Station Grafen-
ort der elektrischen Bahn Stansstaad-Engelberg. 24 kathol.
Ew. Landwirtschaft.
ENGLi8BERG (Kt. Bern,AmUbez. Seftigen). 825 in.
Gem. und Dorf, am N.-Hang des Längenbergs, an der
Strasse Zimmerwald-Kehrsatz und 3 km sw. der Station
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Kehrsatz der Gürbethalbahn (Bem-Wattenwil-Thun). 34
Häuser, 567 reform. Ew. Kirchffemeinde Zimmerwald.
Landwirtschaft. Die Edeln von Englisberg
haben in der Geschichte keine nennens-
werte Rolle gespielt.
ENGLI8BERQ (Kt. Freiburff, Bez.
Saane, Gem. Granges-Paccot). Häuser-
gruppe. S. den Art. Agy.
ENGOLLON (Kt. Neuenburg, Bez. Val
de Ruz). 732 m. Gem. u. Dorf, im Zentrum
des Val de Ruz, an der Kreuzung der Stras-
sen Valangin-Dombresson und vilars-Fon-
taines, aber abseits der Hauptstrassenzu^e
gelegen; 5 km n. Neuenburg, 4 km osö.
der Station Les Hauts Geneveys der Linie
Neuenburg-La Chaun de Fonds und 2,5 km
von der Station Valangin der Strassenbahn
Neuenburg-Valangin. Postablage. 17 Häu-
ser, 104 reform. £w. Landwirtschaft, Holz-
handel. Alte Kirche, schon im 13. Jahr-
hundert als Filiale des Priorates Motiers
fenannt ; Glockenturm 1806 erbaut. In der
Tarrkirche von Engollon ruht neben sei-
ner Gemahlin Jeanne de Beauffremont
(tl417) der 1427 gestorbene Wilhelm v.
Aarberfif, ^Freiherr von Valangin. Bis zu
Ende aes 15. Jahrhunderts waren die Be-
wohner des Fleckens Valangin, der damals
noch keine Kirche besass, nach Engollon
pfarrgenössig. Schon 1531 hatten sich En-
gollon und Boudevilliers der Reformation
zugewandt, so dass am 10. Juni dieses Jahres
der Propst und das Stift Motiers beide Pfarrgemeinden
mit allea ihren zugehörenden Ländereien an die Herrin
von Valangin, Guillemette de Vergy, abtraten, weil sie
hier den Gottesdienst nicht mehr nach altem Ritus feiern
konnten. Zur Vergrösserung von Engollon trug bei die
1301 erfolgte Zerstörung des s. davon gelegenen Dorfes
La Bonneville. Engollon ist die Heimat von August
Cuffnier, der seine Jugendjahre in La Chaux de Fonds
verlebt hatte, im Juli 1830 an den Ereignissen in Paris
sich beteiligte und einer der Führer der republikanischen
Bewegung vom Dezember 1831 im Kanton Neuen bürg
war. Er unterzeichnete die Erlasse des « Comite revolu-
tionnaire » (bekannter unter dem Namen a Comite d'Yver-
don ») als dessen Präsident ; nachdem die Regierung des
Fürtentums Neuenburg auf seinen Kopf einen Preis aus-
gesetzt hatte, lebte er für einige Jahre in Courtelary und
siedelte dann nach Brasilien aber, wo er 1860 gestorben
ist.
ENQ088E (Kt. Bern, Amtsbez. Freibereen, Gem. Les
Breuleux). 1026 m. Gruppe von 3 Bauernhöfen, 500 m w.
der Strasse Tramelan-Les Breuleux, 5 km w. der Station
Tramelan der Linie Tavannes-Tramelan und 1,7 km so.
Les Breuleux. 21 kathol. Ew. Viehzucht.
ENGRIN8 (LE8> (Kt. Waadt, Bez. £challens, Gem
Fey). 630 m. Häusergruppe mit Mühle, am linken Ufer
der Mentue, an der Strasse Vuarrens-Possensundl,2 km
ö. Fey. 8 reform. Ew. Kirchgemeinde Bercher. Malerische
Gegend.
ENGROGNE oder ANGROGNE <[VAL D'> (Kt.
Waadt, Bez. Lausanne). 560490 m. Kleines bewohntes
Thal, tief ein&eschnitten ; 1,4 km ö. Lausanne, zwischen der
Stadt, dem Weiler Chailly und den nach Belmont füh-
renden Strassen. Vom Bach La Vuach^re durchflössen.
Der Name soll dem Thälchen von Waidensem gegeben
worden sein, die aus ihren heimatlichen Thälem des Pie-
mont sich hierher gefluchtet hatten.
ENG8TLEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). Wild-
bach, Abfluss Hes unter dem Jochpass gelegenen Engst-
lensees (1852 m); durchfliesst die Engstlenalp, nimmt im
Genthal den Namen des Genthalwassers an und mündet
nach 9,5 km langem Lauf von NO.-SW. 3 km oberhalb
Innertkirchen in 837 m in das Gadmerwasser.
ENG8TLENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
1839 m. Weite und schöne Alpweide, im obersten Ab-
schnitt des Genthaies (eines Seitenthaies zum Gadmen-
thal) und am Fuss des von Meiringen nach Engelberg
führenden Jochpasses. Von prachtvollem Hochgebirgs-
kranz umrahmt: im SO. die Gruppe des Titlis mit dem
Tellistock, den Gadmerflühen und den vergletscherten
Gipfeln des Wendenstocks (3044 m) und Reissend Nollen
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Auf dar Engstlenalp.
(3012 m); im NW. auf der Grenze gegen Unterwaiden
der Graustock (2663 m) und Wildnissberg (2714 m) ; im
0. die Scharte des Jochpasses. Unter dem W.-Endfe des
Wendengletschers der schöne Engstlensee in romanti-
scher und wildeinsamer La^e ; reich an ausgezeichneten
Fischen, deren Aufzucht hier den Engelberger Mönchen
seit Jahrhunderten am Herzen gelegen natle. W. vom See
und je 4 Stunden von Innertkirchen und Engelberg ent-
fernt altes und neues Gasthaus; stark besuchte Sommer-
frische. Prachtvolle Arvengruppen; an Arten und Wuchs
reiche Flora. In den Verwitterungsprodukten der Schiefer
interessante Fossilien. Beim Gasthaus eine intermittie-
rende Quelle (Wxmderbrunnen geheissen), die schon
1717 von J. J. Scheuchzer in seiner Hydrographia Hei-
vetica beschrieben worden ist. Ausgangspunkt für die
Besteigung des Titlis (57« Stunden) und seiner Nachbar-
Gipfel ; guter Fussweg über Tannenalp nach Frutt und
ms Melchthal ; nach der andern Seite steigt ein schlecht-
unterhaltener und eine gewisse Bergsicherheit erfordern-
der Pfad langsam zum Sätteli auf, um von da über rasen-
und blumenbestandene Hänge steil nach Gadmen hinun-
terzuleiten. Im Gebirge der Engstlenalp schöne Schiefer
(Trias und Jura) sowie Kupfervitriol, Bleiglanz u. Kohle.
ENG8TLEN8EE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
1852 m. Kleiner Bergsee, auf der Engstlenalp: 1,5 km
lang, 500 m breit, Fläche 72 ha. Empfangt die Schmelz-
wasser aller benachbarten Gletschergebiete und sendet die
Engstlen zum Gadmerwasser. Dem N.-Ufer entlang führt
der Fussweg über den Jochpass. Fischreich.
ENG8TLIGENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen,
Gem. Adelboden). 1940 m. Grosse Alpweide, im obern
Abschnitt des Tnales von Adelboden, 5 km s. über dem
Dorf Adelboden, auf einer 600 m über der Thalsohle von
Adelboden gelegenen Terrasse. Mit Adelboden durch zwei
Fusswege verbunden. Vier Passübergänge: einer über den
Grat zwischen Lohner und Tschingellochtighorn, einer
über den Engstligengrat, einer s. vom Kindbettihom
über den Uschinengletscher und die Rote Kumme zur
Gemmi (seit 1901 mit ausgezeichnetem Fussweg, der das
Begehen des Gletschers zu einem völlig gefahrlosen Spa-
ziergang gestaltet ; bequemer Uebergang von Adelboden
zur Gemmi und nach Leuk in einem Tag) und ein letzter
endlich, der Ammertenpass, ins Ober Simmenthal. Die
Alpweide in einem weiten Zirkus von 4 km Durchmesser,
eingefasst vom Fizer, Rotstock, Ammertengrat, Wildstru-
bel, Steghorn, Thierhörnli, Kindbettihom, Tschingel loch-
tighorn und Lohner. Der ebene mittlere Teil der Alpweide
wahrscheinlich ein ehemaliger Seeboden. Das Ganze ein
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27
typisches Beispiel eines Kares glazialen ^^^y^^»,
den Felswänden kommen eine Reihe von Bächen 1
Engstlensee mit Titlis.
ter, die zusammen den Engstligenbdch bilden. Seltene
Pflanzen ; so die Linnaßa borealts (einziger Standort im
Oberland).
ENG8TLIQENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
Beträchtlicher Wildbach ; entsteht im Zirkus der En^^st-
ligenalp (1938 m) aus einer Reihe von Quellbächen, bildet
Fall des Eogstligenbaches.
bald nach seinem Austritt aus dem Zirkus einen pracht-
vollen Fall von 60 m Höhe, nimmt im Thal von Adelboden
von links den Allenbach (mit dem Geilsbach) auf, wendet
sich nach NW., durchfliesst das Engstli^enthal in bewal-
deter Schlucht, nimmt weiterhin von links den Tschen-
tenbach , Ottembach , Zwischenbach ,
Gantenbach, Bräschgenbach, Leinibach
und viele andere von der Kette Albrist-
horn-Niesen kommende kleine Bäche,
von rechts eine Reihe von vom Allmen-
grat herabfliessenden Wasseradern auf
und mündet nach 23 km langem Lauf
1,5 km unterhalb Frutigen in 762 m in
die Kander.
ENG8TLIGENQRAT (Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen). 2619 m. Wenig be-
kannter Passübergang, zwischen Tschin-
Sellochtighorn und Kindbettihorn in
en den Wildstrubel mit dem Lohner
verbindenden Kamm eingeschnitten.
Wenig begangen, aber sehr leicht zu
überschreiten ; führt vom Gasthof Schwa-
renbach(am Gemmiweg) über Schwarz-
grätli, Oeschinenthäli und Engstli-
ffenalp in 5V4 Stunden nach Adelbo-
den.
ENQ8TLIGENTHAL (Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen). Thal, 20 km lang;
streicht von SSO. -NNW», wird vom
Engstligen bach durchflössen und ist
links von der Kette des Niesen, rechts
von der des Lohner umrahmt, die beide
vom Wildstrubel abzweigen. Mündet
bei Frutigen in 800 m Hohe ins Kan-
derthal aus ; seine höchste Alpweide, die
, liegt in 2000 m. Zahlreiche steile Nebenthäl-
chen, besonders am W.-Hang ; die bedeutendsten sind die
des bei Adelboden ausmündenden Allen bachs, des vom
Gsür absteigenden Tschentenbachs, des Otternbachs, des
Sackgrabens und Gantenbachs, wozu noch eine Reihe von
Schluchten kommen, die von ungestümen Wildbächen
ausgewaschen worden sind und zwischen denen auf schwie-
rig zugänglichen Hochterrassen einige kleine Hüttengrup-
pen — unter dem gemeinsamen Namen Spissen bekannt
— stehen. Am O.-Hang. der Kette des Lonner, mit Aus-
nahme des Bonderlen tnälchens kein bemerkenswerter
Einschnitt. Oberhalb Adelboden bildet das Engstligenthal
den schönen Alpweidenkessel des Boden, unterhalb Adel-
boden eine vom Engstligenbach schäumend durchbrauste
Schlucht. Zwischen Adelboden und Frutigen keine nen-
nenswerte Siedelung: an den Hängen der Kette des Loh-
ner eine Anzahl von Weilern und Wohnstätten, die zu-
sammen die drei Siedelunesgruppen von Hirzboden,
Inner und Ausser Achselen bilden. Der untere Thalab-
schnitt, vom Marchgraben an, ist der Kirchgemeinde
Frutigen, der obere Thalabschnitt der Kirchgemeinde
Adelboden zugeteilt. Viehzucht u. Milchwirtschaft. Frem-
denindustrie. Einige Schieferbrüche, Zündholzfabrikation.
Seitdem nach Ueberwindung grosser technischer Schwie-
rigkeiten die Strasse Frutigen- Adel boden 1884 dam Be-
trieb übergeben worden ist, hat sich der Wohlsland im
Thal bedeutend gehoben. Diese Strasse geht zunächst
längs des linken Bachufers thalaufwärts, überschreitet
beim Pochtenfall auf einer 50 m über der Bachsohle ge-
legenen Brücke die Schlucht, folgt dann dem rechten
Ufer und ceht bei Adelboden wieder über den Bach. Fru-
tigen-Adelooden 4 Stunden. Das in seinem untern Abschnitt
enge, waldbestandene und etwas einförmige Thal birgt in
seinen obern Teilen grossartige alpine Schönheiten in
sich.
ENG8TRINGEN (OBER) (Kt. u. Bez. Zürich). 410m.
Gem. u. Dorf, am rechten Ufer der Limmat, an der Strasse
Zürich-Höngg- Baden u. 2,2 km nö. der Station Schlieren
der Linie Zu rieh- Baden -Bru^rg. Postbureau. Gemeinde,
mit Eggbühl und Landsrain : 54 Häuser, 416 reform. Ew. ;
Dorf: 37 Häuser, 187 Ew. Mehr als 20% der Bodenfläche
der Gemeinde mit Weinreben bestanden. Altertümer aus
der Bronze- und Römerzeit. 870 : Enstelingon. Im Dorf u.
am Sparrenberg alemannisch -fränkische Gräber. Früher
der Grafschaft Baden zu Eigen, ging Engstringen erst 1798
an den Kanton Zürich über.
ENG8TRINGEN (UNTER) (Kt. und Bez. Zürich).
405 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Limmat, an
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der Strasse Zurich-HÖDgg-Baden, 1 km nw. Ober Ed^-
striDgen und 1,3 km d. der Station Schlieren der Linie
Zuricn-Baden-Brugg. Telephon. 50 Häuser, 302 reform.
Ew. Weinbau. Grabhügel aus der Hallstatt Periode.
ENGTHAL (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Ober Ent-
felden). 480425 m. Fünf in kleinem rechtsseitigen Neben-
thälchen zum Suhrthal zerstreut gelegene Hauser; 1,5
km so. der Station Ober Entfelden der Linie Aarau-Suhr-
Zülingen. 33 reform. Ew.
ENQWANG (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
WigoUingen). 445 m. Dorf, an dem mit Weinberffen be-
standenen S.-Han^des Seerückens: 1,5 km ö. WigoUin-
gen und 3,3 km nö. der Station Mullheim der Ünie Win-
terthur- Frauen feld-Romanshorn. 22 Häuser, 105 zum
grössern Teil reform. Ew. Obst- und Weinbau, Vieh-
zucht.
ENGWILEN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem.
Wäldi). 535 m. Dorf, am S.-Han^ des Seerückens, an der
Strasse 'Märstetten-Tägerwilen-Konstanz, 2 km s. Wäldi
u. 4,5 km n. der Station Märstetten der Linie Winterthur-
Frauenfeld-Romanshorn. Postablage ; Postwagen Märslet-
ten-Neuwilen. 36 Häuser, 163 zur Mehrzahl reform. Ew.
Kirchgemeinde Lippcrswilen- Wäldi. Obst-, Acker- und
Wiesenbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Käserei.
ENHAUT (PAY8 D') (Kt. WaadI). Bezirk. S. den Art.
Pays d*Enhaut.
ENIKON (Kt. Zu^, Gem. Cham und Hünenberg). 437
m. Gruppe von 14 Hausern, an der Strasse Hünenberff-
Cham und 1 km w. der Station Cham der Linie Züricn-
Zug-Luzern. 46 kathol. Ew. Kirchgemeinde Cham-Hünen-
berg. Viehzucht. Eine seit der Gründung der Chamer
Fabrik für kondensierte Milch entstandene Gruppe von
7 Häusern mit 70 Ew. heisst Neu Enikon. Pensionen. In
Enikon war das Kloster Frauenthal begütert ; der ganze
Weiler einst Eigentum der Herren von St. Andreas im
Städtli.
ENKHAU8ERN (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem. Nie-
der Heifentswil). 560 m. Weiler, auf einer Anhöhe über
dem linken Ufer der Thur, 1 km nö. Nieder Helfentäwil
und 4 km sw. der Station Bischofszeil der Linie Gossau-
Sulffen. 16 Häuser, 86 kathol. Ew. Acker- u Obstbau. Vieh-
zucnt Stickerei als Hausindustrie.
ENNAZ (LA GRANDE) (Kt. Wuadt, Bez. Nyon, Gem.
Arzier). Alpweide, mit einer Hütte in 1299 m, am Kuss
des SO.-Hanges des Mont Sallaz (Kette desNoirmont) und
4,5 km nw. über Ar7ier. N. und nw. der Alpweide der
gleichnamige Wald.
ENNENDA (Kt. Glarus;. 478 m. Gem. und grosses
Pfarrdorf, in sonniger Lage, am rechten Ufer der Linth,
am Fuss des Schilt und unmittelbar ge-
genüber Glarus, vom s. Abschnitt des Kan-
tonshauptortes blos durch die Linth ge-
trennt. Station der Linie Zürich-Glarus-
Linthal. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit dem Dorf Ennetbühls und
einigen kleinen Weilern : 551 Häuser, 2494
Ew., wovon 2193 Reformierte; Dorf: 417
Häuser, 1885 Ew. Wiesenbau und Vieh-
zucht. Zwei grosse Zeugdruckereien, eine
Buntweberei, eine Teppichweberei, eine
Fabrik chemischer Produkte, zwei Sägen
mit mechanischer Schreinerei, eine Fabrik
für Reini(^ung von ßaumwoUabfallen. Der
älteste Teil des Dorfes mit seinen gewun-
denen und engen Gassen Ui gebräunten
Holzhäusern liegt am Fuss des Schilt,
während die neuen Quartiere mit ihren
geraden Strassen und den Wohnhäusern
und Villen der Fabrikbesitzer etc. sich
mehr in der Linthebene angesiedelt haben.
Schönes Gemeindehaus mit grossem Rats-
und Konzertsaal. Alters- und Krankenasyl
der Gemeinde 1902 eröffnet, drei Kranken-
kassen. Armenverein zur Unterstützung
von Ortsfremden. Ennenda ist eine der
wohlhabendsten Gemeinden der ganzen
Schweiz. Den seit der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts datierenden Aufschwung verdankt
der Ort seiner lebhaften industriellen und Handels-
tätigkeit, die sich in allererster Linie auf die ßaum-
wolizeugdruckerei konzentrierte. Den Höhepunkt ihrer
Entwicklung hat diese Industrie im letzten Drittel des
EoDenda, von SOdwesten.
19. Jahrhunderts erreicht; seit etwa 15 Jahren ist sie
an Bedeutung sichtlich zurückgegangen. Die Bürger-
gemelnde Ennenda besitzt mehrere Alpweiden, ausge-
dehnte Waldungen, Wiesen und Felder, welch' letztere
von den Nutzungsberechtigten mit Kartoffeln und Gemüse
angepflanzt werden. Diese Güter sind zum grösirlen Teil
ausserhalb des Gemeindebannes von Ennenda gelegen.
Bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts war Ennenda
der Kirchgemeinde und dem Schulkreis Glarus zugeteilt;
Im Bnoerbarg.
eigene Kirchgemeinde seit 1774, eigene Scliulffemeinde
seit 1787. Heimat von .lostTschudi, Glarncr Landammann
1419-1452, der als Anführer der Glarner im alten Zürich-
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krieg eine hervorrageDde Rolle spielte. Ennenda = ennet
(jenseits) der Aa (des Wassers).
ENNERBERG (Kt. Nidwaiden, Gem. Buochs
und Oberdorf). 516 m. Landstrich und Gruppe
von 6 Häusern, am rechten Ufer der Engel ber-
ßsr Aa, nw. vom Buochserhom, 1 I^m sw. der
ampfschifistation Buochs und 2,5 km nö. der
Station Stans der elektrischen Bahn Stansstaad-
Engelberg. Bi kathol. Ew. Kirchgemeinden
Buochs und Stans. Seit dem 16. Jatirhundert
Heimat der Familie Ackermann ; noch erhallen
ist das Haus, in dem 1732 Ritter Joh. Jakob
Ackermann, der Sieger des Gefechtes bei Sins
(25. Juli 1712), gestorben ist. Eine zu seinem
Andenken erbaute Kapelle enthält ein Bild die-
ses Kampfes. An den S. -Hängen des Ennerbergs
kleiner Weinberg.
ENNERHAU8 (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem.
Staldenried). 13(X) m. Sieben am Hang von
Staldenried zerstreut gelegene Häuser, über dem
rechten Ufer der Visp, 7 km s. des Dorfes Visp
und 1,5 km ö. der Station Stalden der Linie
Visp-Zermatt. 31 kathol. Ew.
ENNERHOLZ (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem.
Glis). »10 m. Weiler, auf einem Bergsporn rechte
über der Ausmundung der Saltine ins Rhone-
thal und über dem Pont Napoleon, am N.-Fuss
des Glishoms, 1 km so: Glis und 1,7 km s. der
Station Brig der Simplonbahn. 10 Häuser, 28 kathol. Ew.
ENNERLENZEN oder ENDER LENZEN (Kt.
Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischenthal). 704 m. Weiler,
am linken Ufer der Töss, 3 km n. Fischenthal und 800 m
nw. der Station Steg der Tössthalbahn. 12 Häuser, 40 re-
form. Ew.
ENNET. Bestandteil von Ortonamen der deutschen
Schweiz (Ennenda, Ennetbühl. Ennetbaden, Ennetlinth
etc.); vom althochdeutschen enont= mittelhochdeutechen
enent= Jenseite, auf der andern Seite.
ENNETAACH (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Erlen). 456 m. Kleines Dorf, am linken Ufer der Aach,
an der Strasse Riedt- Andwil und 800 m w. der Stetion
Erlen der Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn. 24
Häuser, 143 zur Mehrzahl reform. Ew. Kirchgemeinde
Sulgen-Erlen. Futter- u. Obstbau, Hornvieh- u. Schweine-
zucht, Milchwirtschaft. Stickerei und Wirkerei als Haus-
industrien. Handel mit Wirk- und Töpferwaaren. Einige
Torfgruben.
ENNETBACH u. ENNETBACHBERQ (Kt. Bern,
Amtebez. Konolfingen, Gem. Biglen). 865 m. Zerstreut ge-
legene Bauemhöfö, am rechteseitigen
Hang des Thaies des Bifflenbachs und
500 m n. der Stetion Biglen der elektri-
schen Vollbahn Burgdon-Thun. 14 Häu-
ser, 83 reform. Ew. Wiesenbau.
ENNETBACH (Kt St. Gallen, Bez.
See, Gem. Goldingen). 620 m. Gruppe
von 5 Häusern, an einem kleinen rechts-
seitigen ZuUuss zum Goldingerbach, an
der Strasse Eschen bach-Gold ingen ; 1,2
km sw. Goldin^en und 3,5 km n. der
Stetion Schmenkon der Linie Rappers-
wil-Wesen. 61 kathol. Ew. Viehzucht.
Armenhaus.
ENNETBADEN (Kt. Aargau, Bez.
Baden). 365 m. Gern, und Dorf, am
rechten Ufer der Limmat gegenüber
Baden, im Gegensatz zu diesem (Gross-
baden) wohl auch Kleinbaden geheis-
aen ; am W.-Fuss der Lägern und s. vom
Geissbera, 600 m ö. des Bahnhofes Ba-
den der Linie Zürich-Baden-Brugg. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. 119 Häu-
ser, 997 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinde Baden. Ackerbau und Vieh-
zucht. Kleiner Weinberg, dessen Ertrag
(der sogen. Goldwändler) mit Recht sehr
geschätzt ist. Fünf Gasthäuser. Schlos-
serei, Seidenspinnerei. Mit Baden durch eine grosse
Brücke verbunden. Drei von den acht heissen Quellen
gehören zu Ennetbaden. Am Hang der Scharte sind Beile
und Lanzenspitzen aus Stein und Bronze gefunden wor-
den ; römische Münzen, beim Sommertheater römisches
EnnetbadeD, von Norden.
Mauerwerk, römische Ziegel und Töpferwaaren. Eine rö-
mische Inschrift an einem Hause von Ennetbaden ist
seither wieder vermauert worden. Unter dem Scharten-
fels römische Gräber.
ENNETBERGE (Kt. Glarus, Gem. Ennenda und Net-
stal). 900-1400 m. Alpweiden, an den W.-Hängen von
Fronalpstock u. Schilt, zwischen Fronalp u. Heubodenaip
auf einer 2,5 km langen und 1,5 km breiten Terrasse .ge-
legen, 1-2 Stunden n. über Ennenda. Zahlreiche Stedel
und etwa 30 Hütten, die zur Zeit der Heuernte und wäh-
rend eines Teils des Winters bezogen werden. Zum Teil
Eigentum der Bürgergemeinde Ennenda, zum Teil in Pri-
vatbesitz. Ihren fetten Boden verdanken die Knnelberge
den Flyschschiefern, die hier eine ziemlich tief in den
Berghang einschneidende Mulde bilden, sowie den den
Hang beinahe ganz überdeckenden Glazialablageruogen.
ENNETBRUQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
burg, Gem. Waltwil). Abteilung des Dorfes Wattwil. S.
diesen Art.
ENNETBÜHL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, (^m. Krummenau). 886 m. Pfarrdorf, im romanti-
EnnatbQhl mit dem Sflntis.
sehen Thal der Lutern, 3 km so. Krummenau und 9 km
so. der Stetion Ebnat der Toggenburgerbahn. 27 Häuser,
162 reform. Ew. Viehzucht.
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ENNETBOHLS (Kt. Glarus, Gem. Ennenda). 450 bis
500 m. Dorf, am rechten Ufer derLinth, am W.-Fussdes
Schilt, 1 km n. Ennenda, 500 m ö. Glarus und mit diesem
durch eine Brücke verbunden. 134 Häuser. ßl2 reform.
Ew. Wiesenbau, Viehzucht, Waldwirtschaft. Viele der
Bewohner arbeiten in den Fabriken der Nachbarorte. Die
früher hier in Betrieb stehende grosse Baumwollzeug-
druckerei ist seither eingegangen. Der älteste Teil des
Dorfes mit seinen altertümlichen und malerischen Wohn-
häusern steht auf einem ca. 50 m hohen Hügel, einem
UebemSst eines grossen vom Glämisch herabgekommenen
Bergsturzes. Bis 1875 gehörte Ennetbühls zur Kirchge-
meinde und zum Schulkreis Glarus.
ENNETBORGEN (Kt. Nidwaiden). 439 m. Politische
und Kirchgemeinde, am S.-Hang des Bürgenstocks und
am N¥fr-Üfer der Buochserbucht des Vierwaldstattersees,
5 km nö. der Station Stans der elektrischen Bahn Stans-
sta^d-Engelberg und 2 km n. der Dampfschiffstation
Buochs. Umfasst zahlreiche vereinzelte Höfe u. die Dörfer
u.Weiier Bürglenberg, Buochli, Oberboden, Unterboden u.
St. Antoni. Zusammen 151 Häuser, 923 kathol. Ew. Post-
ablage und Telephon in Unterboden. Viehzucht u. Milch-
wirtschaft, Gemüsebau. Seidenweberei und -zwimerei;
mechanische Schreinerei, Mühle. Makkaronifabrik. Meh-
rere Brüche auf Kalkstein, heute nur noch schwach aus-
gebeutet. Erratische Blöcke. Gegend fruchtbar; Klima
mit nahezu südlichem Charakter: Kastanien- und Feigen-
bäume, sowie die Weinrebe gedeihen im Freien. In Bezug
auf Armen- und Allmendwesen ist Ennetbürgen der Ge-
Kirche von EnnetbOrgen mit St. Antoni, von Norden.
meinde Buochs zugeteilt, während es in politischer Hin-
sicht schon seit langer Zeit und in kirchlicher Hinsicht
seitlSBl selbständig ist. Schöne Kirche, 1894 erbaut, Wall-
fahrtsziel. Schulhaus 1854 erbaut. Am Bürgenstad wurden
die nach der Schlacht am Morgarten und vor der Heim-
kehr der dort fechtenden Männer Unterwaldens (1315) ins
Land eindringenden Oesterreicher von den Frauen der
Gegend verjagt. Alte Kapelle zu St. Jost, wo noch alljähr-
lich zum Andenken an nie bei Sempach gefallenen Krie-
Ser eine Seelenmesse gelesen wird. Hier eine Glocke mit
er Jahreszahl 1385.
ENNET DEM WA88ER (Kt. Nidwaiden). Land-
strich. S. den Art. Wasser (Ennet dem).
ENNET DER AA (Kt. u. Bez. Schwyz, Gem. Sattel).
80(V^4O m. 16 zwischen Steineraa und Lauitobel zerstreut
gelegenealHäuser, am N.-Fuss des Engelstocks und 1 km
so. der Station Sattel der Südostbahn (Wädenswil-Arth
Goldau). 112 kathol. Ew.
ENNET DER BRÜCK (Kt. Schwyz, Bez. Höfe,
Gem. Feusisberg). 713 m. Fünf s. der Strasse Schindel-
legi-Feusisberg, zerstreut gelegene Häuser, 1 km sw. Feu-
sisberg und 2 km nö. der Station Schindellegi der Linie
Wädenswil-Einsiedeln. 67 kathol. Ew. Ackerbau u. Vieh-
zucht.
ENNET DER BRÜCKE [Kt. Wallis, Bez. u. Gem.
Visp). 678 m. Gruppe von 8 Hausem, am Hang von Zen-
eggen und über dem linken Ufer der Visp, 300 m w. der
Station Visp der Siraplonbahn. Bildet eine Art Aussen-
quartier von Visp, mit dem es durch eine Brücke ver-
bunden- ist. 67 kathol. Ew. Auf der Siegfriedkarte unbe-
nannt.
ENNET DER PLATTE (Kt. Schwyz). Landschaft;
umfasst die Gemeinden Steinen, Steinerberg, Sattel und
Rotenturm. 1269 vom Grafen Eberhard von Habsburg an
die Schwyzer verkauft. Platte heisst der zum Lowerzersee
vorspringende Felssporn w. vom Hohstuckli und Engel-
stock, auf dem die Burg der Herren von Engiberg stand.
ENNETEGG (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Hasli). 824 m. Weiler, am rechten Ufer der Grossen Fon-
tannen und 4,5 km sw. der Station Entlebuch der Linie
Bern-Luzem. 11 Häuser, 70 kathol. Ew. Ackerbau. Kapeile.
ENNETHORW (Kt. und Amt Luzern, Gem. Horw).
439 m. Dorf, am W.-Üfer des Vierwaldstattersees, an der
Strasse Luzern-Samen, 800 m s. der Station Horw der
Brünigbahn. 22 Häuser, 142 kathol. Ew. Viehzucht. Hei-
mat von Leonhard Haas, des jetzigen Bischofes von Basel.
ENNETILFI8 (OBER und UNTER) (Kt. Luzern,
Amt Entlebuch, Gem. Escholzmatt). 790 und 768 m. Zwei
Gruppen von zusammen 5 Häusern, am rechten Ufer der
Ufis, 5 km w. Escholzmatt und 1,8 km nw. der Station
Wiggen der Linie Bern-Luzem. 37 reform, und kathol.
Ew. Milchwirtschaft.
ENNETKIREL (Kt. Bern, Amtobez. Nieder Simmen-
thal, Gem. Diemtigen). 1040 m. Gruppe von 8 Häusern,
im Diemtigenthal, am rechten Ufer des Filderichbaches,
6 km sw. Diemtigen und ö. Oeien. 39 reform. Ew. Schöne
Wälder und Quellen. Sommerfrische.
ENNETLINTH (Kt. Glarus, Gem. Mitlödi). 500 m.
Oestl. Abschnitt des Dorfes Mitlödi, am rechten Ufer der
Linth und mit dem Dorf durch eine Brücke verbunden,
an der Strasse Mitlödi-Sool und 4 km ssö. Glarus. 25 Häu-
ser, 105 reform. Ew. Grosse Baumwollzeugdruckerei,
Seidenfabrik, Schuhleistenfabrik. Ackerbau u. Vieh-
zucht.
ENNETLINTH (OBER und UNTER) (Kt
Glarus, Gem. Linthal). 660 m. Kleines Dorf, Teil
der Ortschaft Linthal, am linken Ufer der Linth. 58
Häuser, 539 reform. Ew. Viehzucht. Baumwollwebe-
rei. Hier die Station Linthal der Linie Zürich-Glarus-
Linthal und das Bad Stachelberg. Ennetlinth bis
1837 der Gemeinde Rüti zugeteilt, seither mit der
Gemeinde Linthal vereinigt. Bildet noch eine eigene
Bürgergemeinde, deren Güter sich im N. bis zum
Brummbach, im S. bis zum Fätschbach und im W.
bis zur Kantonsgrenze geffen Uri erstrecken. Zahl-
reiche zerstreut gelegene Höfe und Hütten auf der
Terrasse der Fruttberge ; Weiler Nussbühl, am Fuss
einer Felswand gelegen. Im 18. Jahrhundert hat
Ennetlinth viel unter den Ausbrüchen der Linth zu
leiden gehabt, sodass man sich 1782 genötigt sah,
die hier seit 1600 stehende reformierte Pfarrkircne auf
das rechte Flussufer nach Linthal zu verlegen.
ENNETMARCHT oder URNERBODEN (Kt. Uri,
Gem. Spiringen). 1400-1300 m. Oberer Teil des sw. Lin-
thal zur Klausenpasshöhe aufsteigenden Thaies, von den
Urnern Ennetmärcht, von den Glamern Urnerboden ge-
heissen. Von der Klausenstrasse durchzogen. 7,5 km lang,
500-600 m breit, Steigung nur 2%, Richtung SW.NO.
Wird begleitet: im N. vom Leckistock (2483 m), den Mä-
renbergen, Jägernstöcken und dem Ortstock (2715 m) ;
im S. vom Wangiswald, Claridenstock (3270 m), Gems-
fayrenstock (2974 m) und Rotstock. Zwischen Urnerboden
und der das Thal im N. abschliessenden Felsmauer zieht
sich, ersteremparallel verlaufend, eine Bergstrasse (mitt-
lere Höhe 1800 m) hinauf zum Ziegelgrat. Entwässert
wird das Thal von dem von der Passhöhe und den Clariden
herkommenden fischreichen Fätschbach, der bei Anlass
des Baues der neuen Klausenstrasse korrigiert worden
ist. Auch die umliegenden Sumpfwiesen hat man entwäs-
sert. Die Ennetmärcht ist eine der schönsten Alpweiden
(Allmenden) des Kantons Uri und zählt in 225 Hütten
und Häusern zur Sommerszeit 360 und zur Winterszeit 70
kathol. Ew. Kirchgemeinde Spiringen. Kapelle in 1389 m
Höhe. Alpwirtschaft (Viehzucht, Butter und Käse). Post-
bureau Urnerboden. Im Sommer Postwagen über den
Klausen (Linthal-Altorf-Flüelen). Stark von Fremden be-
sucht. Gasthof und Wirtshäuser. Obwohl topographisch
zum Kanton Glarus gehörig, ist doch das Thal zum grös-
sern Teil dem Kanton Uri zugeteilt. Lan^e Jahre hindurch
bildete der Urnerboden einen Zankapfel zwischen beiden
Kantonen, a Des vielen Streites müde, erzählt die Sage,
kamen endlich Urner und Glamer überein, die Grenze
ENN
ENS
31
freundnachbailich festzusetzen. An einem bestimmten
Tage sollte von Altorf und Glarus je ein Laufer aufbrechen
Auf dem Urnerboden : Klausenstrasse u. Clariden.
und dem Klausen zueilen; wo sie znsammentrefTen, solle
die Grenze sein. Das Zeichen des Aufbruchs sollte der erste
Hahnenschrei geben, und Urner wachten in Glarus und
Glamer in Altorf, dass es recht dabei zuginge. Die Glar-
ner futterten ihren Hahn reichlich, dass er am Morgen
wacker krähe, die Urner aber Hessen den ihrigen fasten,
damit ihn der Hunger früh wecke. Früh krähte er, als
der Morgen kaum dämmerte; der in Glarus aber schlief
fest in den Tag; bangend umstand ihn die Gemeinde,
manch*Worl und Ratschlag hörte der wartende Läufer.
Endlich ergeht so ein träger Ruf, und der Läufer spring
auf, das drei Stunden lange Thal hinein und dann die
stotzige Halde hinan — er läuft sich das Herz aus dem
Leibe. Aber o weh; kaum ist er ein Stück weit gestiegen,
80 kommt ihm mit Jauchzen der Umer Läufer entgegen,
so weit herunter, wie kein Urner im Traum je gedacht
hätte, dass man vom Glamerland bekomme. « Lass mir
noch ein Stück», bat der Glarner j « keinen Zoll breit»,
erwiderte der ürner. « Nur soweit ich dich noch aufwärts
zu tragen vermag ». «Gut« soviel sollst du noch haben. »
Und der Glarner trug den Urner noch hinauf bis zu jenem
Bächli [dem sog. Scneidbächli]; da sank er tot nieder,
und hier wurde die Grenze. » (Becker, F. Ueber den
Klausen. Glarus 1900. S. 89). Nach einer vom 30. August
1196 datierten Urkunde soll diese Abgrenzung vom
Pfalzgrafen Otto von Burgund verfugt worden sein, der
damals kaiserlicher Schirmvogt der Abtei Säckingen und
damit auch des Glarnerlandes war. Ennetmärcht oder
Ennetmarch von ennet (jenseits) der March (Grenze).
ENNETM008 (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Albligen). Weiler. S. den Art. Enetmoos.
ENNETMI008 (Kt. Nidwaiden). 555 m (Kapelle).
Gemeinde, am NW.-Fuss des Stanserhorns ; umfasst den
Muettersch wander berg und die bis zum Alpnachersee
sich hinziehenden Sumpfgebiete des Drachenrieds und
Ennetmoosrieds. 2 km w. Stans. In zwei Abteilungen
getrennt: Ennetmoos nid dem Ried (mit Allweg, Rotz-
berg, Rotzloch, St. Joseph) und Ennetmoos ob dem Ried
(mit Muettersch wanderberg, Rohren, St. Jakob). Zu-
sammen 103 Häuser, 669 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Stans. DampfschifTstalion Rotzloch. Postablage, Tele-
phon in Allweg. Viehzucht und Milchwirtschaft, Kä-
serei. Zwei Zementfabriken, eine Kalkbrennerei, zwei
Gipsmühlen, eine Säge. In Rotzloch seit dem 17. Jahr-
hundert eine heute eingegangene Papierfabrik. Seiden-
weberei und Strohhutfabrikation als Hausindustrien.
Schwefelquelle in Rotzloch. Grosse Kalkgruben. St. Jakob
Kapelle ; Sankt Magnus oder Winkelried Kapelle am All-
we^, dem Drachentöter und Helden von Sempach ge-
weiht; Kapelle in Rohren. Am Rotzberg Ruine der 12i08
zerstörten
terschwam
^en Burg. Drachenhöhle im Muet-
erberff. Zwei schöne Schul häuser, je eines für
jede Gemeindehälfte. Ennetmoos ist die
Heimat des Geschlechtes Winkelried. Einer
der hervorragendsten Gemeindebü^ger war
der grosse Nid waldner Industrielle Caspar
Blättler (1791-1872), der die Papierfrbrik den
neuen Bedürfnissen entsprechend umge-
staltete, den Weg auf den Pilatus erbauen
und auf diesem Berg den ersten Gasthof
errichten Hess (1858/59). Er Hess auch ein
Dampfschiff, mehrere Eisenbrücken und
Gasthöfe erbauen und schenkte dem Schul-
wesen seiner Gemeinde grosse Aufmerk-
samkeit. Die Kapelle zu St. Jakob soll
die erste Kirche des Landes gewesen sein.
In Ennetmoos Hauptkampf der Nidwaldner
fegen die Franzosen (9. September 1798).
m Allweg ein Obelisk zum Andenken an
diesen heroischen Verteidigungskampf. Alle
Häuser von Ennetmoos von den Franzosen
in Asche ffelegt. 1834 am Stanserhorn gros-
ser Waldbrand.
ENNET8EEWEN (Kt. Glarus, Gem.
Haslen). 1419-1929 m. Alpweide, am N.-
Hang des Kärpfstocks, in einem zwischen
Etzeistock u. Matzlenstock eingeschnittenen
kleinen Seitenthälchen zum Niederenthai,
3-4 Stunden über den Stationen Schwan-
den und Nidfum- Haslen der Linie Zürich-
Glarus-Linthal. Fläche 550 ha. 160 Stösse. Sechs Hütten,
auf den Terrassen Auern, Riedmatt, Ratzmatt und Matzlen
gelegen.
ENNETTHUR (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Alt St. Johann). 1045 m. Sieben am linken
Ufer der Säntisthur zerstreut gelegene Häuser, 21 km so.
der Station Ebnat der Toggenburgerbahn und 2,5 km nö.
Alt St. Johann. 27 kathol. und reform. Ew. Viehzucht.
Weberei als Hausindustrie.
ENNETTURGI (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Unter
Siggenthal). 338 m. Gruppe von 9 Häusern, am rechten
Ufer der Limmat, 500 m s. Unter Sigffenthal und 500 m
n. der Station Turffi der Linie Züricn-Baden-Brugg. 90
reform, und kathol. Ew.
ENNEY (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 722 m. Gem. u.
schönes Dorf, am S.-Fuss des Hügels von Greierz, am
linken Ufer der Saane, an der Strasse Bulle-Chäteau
d'CEx und 7 km s. Bulle in geschützter Lage. Station der
elektrischen Bahn Chätel St. Denis- Bulle -Montbovon.
Postablage, Telephon; Postwagen Bulle -Saanen. Ge-
meinde : 49 Häuser, 414 kathol. Ew. ; Dorf: 32 Häuser,
244 Ew. Kirchgemeinde Greierz. Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Münle, Sägen, Strohtlechterei. Holzhandel,
Steinbrüche. Kapelle zu St. Anna. Eindeicnungsarbeiten
längs der Saane haben einen bedeutenden Strich Landes
dem Anbau zurückerobert. 1254: Heyz; 1395: Eiz; 1548:
Heyz ; 1555 : Heney.
ENNIGEN (Kt. u. Amt Luzern, Gem. Malters). 515 m.
Dorf, am rechten Ufer der Kleinen Emme, nahe der Ein-
mündung des Rümligbaches in diese, an der Strasse Lu-
zern-Wolhusen und 2,3 km w. der Station Malters der
Linie Bern-Luzern. 36 Häuser, 342 kathol. Ew. Wäsche-
klammernfabrikation. Landwirtschaft.
EN8EX (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. OUon). Sprich :
Ins6. Alpweiden, mit zwei Gruppen von Hütten in 1785
und 1819 m : an den Hängen rechts über der Gryonne und
nahe unter dem Col de la Croix; V/t Stunden über Che-
si^res. Grösstenteils sumpOg , vom Weg zum Col de la
Croix und Col de Bretaye durchzogen. Unmittelbar nö.
der Hütten öffnet sich der kleine Col d'Encrenaz, der einen
leichten Uebergang vom Thal der Gryonne über die Alp-
weiden von Ensex und Perche nach Vers TEglise gestattet.
Es ist dies zugleich der kürzeste und angenehmste Weg
zwischen dem Zentrum der Gemeinde Ormont Dessus und
Villars oder Chesieres. Ausgezeichnet frische Quellen.
Prachtvolle Aussicht auf den Mont Blanc. In geologischer
Hinsicht bemerkenswert: Flvschbreccie mit Gerollen von
krystallinen Gesteinen und Nummulitenkalk; Ueber-
schiebungsbruch zwischen Lias und Flysch. 1291 : Escez.
ENSEX (CR^TE u. SIGNAL D') (Kt. Waadt, Bez.
32
ENS
ENT
Aigle). Lan^^er begraster Kamm, zwischen dem Meilleret
und aer Pointe des V^lards (1994 m) und Chaux Ronde
(2032 m), Grenze zwischen den beiden Gemeinden Or-
mont Dessus und Oilon. Auf dem Kamm eine von weit
her sichtbare kleine Scheune. Das Signal d'Ensex (1950
m) auf der Siegfriedkarte <c Sur Brezon » genannt.
EN8IER oder VERS EN8IER (Kt. Wallis, Bez.
Monthey, (^em. Troistorrents). 595 m. Gruppe von 10 zer-
stl*eut gelegenen Häusern, im untern Abschnitt der Ge-
meinde Troistorrents, am linken Ufer der Vi^ze und am
Grunde des bewaldeten Tobeis des Nant de Chemex, über
dem die Kapelle Les Chemex steht. 1 km sw. Monthey.
29 kathol. Ew.
ENTDECKUNGS-
FELS» französisch Ro-
cher DE LA DICOUVERTE
(Kl. Wallis, Bez. Visp).
4366 m. Kleiner Fels-
zahn, hebt sich w. des
Lysioches aus dem Firn,
an der tiefsten Stelle des
vom Lyskamm und der
Ludwigshöhe ( Monte
Rosa) zur italienischen
Grenze ziehenden Kam-
mes. Prachtvoller Aus-
sichtspunkt, von den
ersten ( italienischen )
Erforschem des Mas-
sives des Monte Rosa
1778, 1779 und 1780
bestiegen. Vergl. den
Art. Lysjoch.
ENTENMOOS (Kt.
Freiburg, Bez. Sense,
Gem. Rechthalten). 885
m. Gruppe von 6 Häu-
sern, am Galternbach,
an der Strasse Recht-
hal ten-Plaffeien, 11 km
so. vom Bahnhof Frei-
burg und 1,3 km so.
Rechthalten. 36 kathol.
Ew. deutscher Zunge.
Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Holzhandel.
ENTETSWIL
Thurgau , Bez .
schofszell, Gem. Neu-
kirch). 594 m. Weiler.
2 km s. Neukirch una
4,5 km s. der Station
Kradolf der Linie Gos-
sau-Sulgen. 12 Häuser,
60 kathol. und reform.
Ew . Kirchgemeinden
Heiligkreuz und Neu-
kirch. Landwirtschaft.
ENTFELDEN
(OBER) (Kt. Aargau,
Bez. Aarau). 419 m.
Gem. und Pfarrdorf, zu
beiden Seiten der Suhr,
an der Kreuzung der
Strassen KöIIiken-Suhr
und Aarau-Schöftland,
4 km s. Aarau. Station
der Linie Aarau-Suhr-
Zofingen. Postbureau,
Telegraph, Telephon.
Strassenbahn Aarau -
Schöflland. Gemeinde,
mit Am Berg, Am Holz,
Engthal und Wallen-
land : 246 Häuser, 1523
reform. Ew.; Dorf: 185
Häuser, 981 Ew. Acker-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Gips- und Kalkbren-
nereien, Korkzapfen-, Zigarren-, Bürsten- und Besenfab-
riken. Seidenzwirnerei. Sägen. Römische Münzen.
ENTFELDEN (UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Aarau).
418 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der Suhr, an
der Strasse Aarau-Schöftland und 1 km nw. der Station
Ober Entfelden der Linie Aarau-Suhr-Zofinj^en. Post-
bureau, Telephon. Strassenbahn Aarau-Schöftland. 99
Häuser, 726 reform. Ew. Kirchgemeinde Suhr. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Auf den Maueräckern bei
Engsthal oder Engstel Ueberreste eines römischen Bau-
werkes.
ENTIGEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Emetswil).
663 m. 5 zerstreut gelegene Häuser, 4 km nö. der Station
ilznach der Linie Rapperswil- Wesen und 1,2 km nö. Er-
netswil. 39 kathol. Ew. Viehzucht.
E £
!rthen«tein
kV:
a.sf'-sAx^'fiiz'
I t 200000.
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Ti^rnih^
Amt Entlebuch.
ENTLEBUCH. Amt des Kantons Luzem. Fläche ca.
40060 ha. Hauptort Schüpfheim. Im s. Teil des Kantons
gelegen, grenzt das Entlebuch im N. an das Amt Sursee,
ENT
ENT
33
im 0. an das Amt Luzem und den Kanton Obwalden, im
S. an den Kanton Bern, im W. ebenfalls an Bern und an
das Amt Willisau. Entlebuch liegt ganz im
Gebiete der Voralpen. Es ist eine eiffenar-
tige Landschaft, sowohl in Bezug auf seine
Geschichte als auf seine geographische
Lage. Das Amt Entlebuch wird seiner gan-
zen Lange nach von der Kleinen Emme
durchflössen. Die Emme (Waldemme) entr
springt am Rothom (Emmensprung),
durchfliessfc das Marienthal, nimmt dann
einen direkt n. Lauf, fliesst bei Flähli vor-
bei nach Schüpfheim und vereinigt sich
s. davon mit der Weissemme, welche von
Escholzmatt herkommt. Als weitere Zu-
flüsse erhält sie noch von rechts die Entlen
und von links die Fontannen. Sw. Escholz-
matt sammelt die Ilfis ihre Wasser, den
Steiglenbach, die Hilfern und Jen Eschli-
bach. und führt sie der Grossen Emme zu.
Die bekanntesten Bei^e sind : der Schim-
berg, Feuerstein (2043 m), die Schafmatt,
Uaglern, Schrattenfluh mit dem Hengst
(2093 m) und dem Schibengütsch (2040 m)
und die Beichlen (1773 m). Der Ämsthauplort Scliöpf-
heim, ist ein schmuckes Dorf am rechten Emmeufer. Das
Amt umfasst drei Gerichtsbezirke, nämlich Schüpfheim
mit den Gemeinden Schüpfheim und Flähli, Entlebuch
mit den Gemeinden Entlebuch, Doppleschwand, Hnsle,
Romoos und Wertlienstein und Escholzmatt mit den
Gemeinden Escholzmatt und Marbach. Das Amt zählt in
2588 Häusern 3215 Haushaltungen und 16227 Ew., wo-
von 15255 Katholiken und 972 Reformierte. Auf den km*
kommen 40 Ew.
Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Im Thaie sind fruchtbare
Wiesen und an den Bei^hängen schöne Alpweiden. Käse-
und Butterfabrikation liefern gute Einnahmen, ebenso die
Nachzucht von Jungvieh. Auch die Pferdezucht gewinnt
an Bedeutunff. Die grossen Waldungen repräsentieren ein
bedeutendes Kapitalund liefern nicht geringe Einnahmen.
Mit allen diesen Landesprodukten wird Handel getrieben,
und der daherige Verkehr beschäfligt viele Leute. In
neuerer Zeit hat man auch angefangen, die Wasserkräfte
nutzbar zu machen. Die Mineralquellen und die gesunde
Luft werden von Kurbedürftigen aufgesucht. Die Frem-
denindustrie und Kurwirtschaft im Lande ist nicht unbe-
,deutend. Als Kurorte sind zu nennen : Heiligkreuz (1126
m, Luftkurort), Schimberg Bad (1425 m, Schwefelquelle),
Flähli (893 m, Luftkurort und Schwefelquelle), Sören-
berg (1165 m, Luftkurort und Schwefelquelle) u. Escholz-
matt (858 m, Luftkurort).
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh 12912 14445 15554
Pferde 1061 1157 1326
Schweine 6663 8080
Schafe 4853 3267
Ziegen 8860 8639 7348
Bienenstöcke 1252 2571 2365
Das Amt wird von der Strasse und Eisenbahnlinie Bern-
Luzem durc^zo^en. Eine von Schüpfheim ausgehende
Strasse geht nach Flähli und in das Marienthal aufwärts.
Die Bevölkerung des Entlebuch unterscheidet sich in
Sprache, Sitten, Gebräuchen und Charakter ganz merk-
lich von derjenigen des übrigen Kantonsteiles. Pfarrer
Stalder sagt In seinen Fragmenten von 1797: «Wie im
Physischen Stärke des Körpers von zwar mittelmässigem,
aber gedrungenem, nervichtem Wüchse, Behendigkeit der
Glieder, Geschicklichkeit im Schwingen und Mannheit
im Handgemenge den Entlebucher von allen luzernischen
Einwohnern upterscheiden, so im Moralischen Ehrstolz
in hohem Grade, Freibeitssinn fast bis zur Ausschweifung,
Anhänglichkeit an ihr Land und ihresgleichen, Frohmut
und lachende Munterkeit oft bis zum Leichtsinn gepaart,
trauliche Geselligkeit im Umgang mit Fremden, Witz,
Empfänglichkeit für viel Schönes und Gutes — Eigen-
schaften, die von einem freien Berg- und Alpenbewohner
fast unzertrennlich sind und die sich eher verstärken
müssen, je mehr äusserlicher Wohlstand unter ihnen
blüht und je weniger der Staat ihre Freiheit beeinträch-
tigt, als insoweit es seine eigene mit dem W^ohle des gan-
Entlebuch, von Westen.
zen Körpers zusammenhängende Wohlfahrt erheischt. »
Konfessionell sind die Entlebucher katholisch. Wie jedes
Bergvolk, so hängen auch sie zäh am Alten. Von Natur
aus sind sie gut veranlagt, anstellig, im Handel und Ver-
kehr klug ihren Vorteil wahrend. Viele Entlebucher müs-
sen auswandern, da infolge ihrer starken Vermehrung
das Land nicht alle zu ernähren vermag. Vergl. auch den
Art. Emme (Kleine).
<K Von den Gebirgen an, welche die Quellen der Emmen
und Ilfis umgeben, zieht sich zusammenhängend die alte
Herrschaft der Freien von Wolhusen heraus durch das
Thal der Waldemme bis zu dem Pass, wo in schmalem,
vdn steilem Fels umgrenzten Thalgrund der Markt Wol-
husen liegt, von dem und seinen beiden Vesten das Land
innerhalb und ausserhalb im 14. Jahrhundert seinen Na-
men trug. Das innere Land hiess nachmals Entlebuch.
Nach der Vermutung neuerer Geschichtsforscher waren
Rotenburg und Wolhusen ursprünglich dasselbe Haue.
Schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Scheid-
ung von Rotenburg und Wolhusen vollendet. » (Dr. Se-
ftBser.) Ende des 13. Jahrhunderts (nach Dr. Gas. Pfyffer
299) kam Entlebuch in den Besitz des Hauses Oesterreich,
dessen Herzog Rudolf es an Peter von Thorberg verpfän-
dete. 1358 wurde die Pfandschafl wieder aufgehoben und
vom Herzoge versprochen, das Entlebuch nie mehr zu
verpfänden ; aber 1363 kam es schon wieder an einen
neuen Pfandherrn, nämlich an Peter von Grünenberg und
1373 nochmals an Peter von Thorberg. 1375 zogen die
Entlebucher mit den Luzernern und Unterwaldnern in
den Guglerkrieg (Buttisholz) und 13H36 in die Schlacht bei
Sempach. 1395 schloss Entlebuch mit Luzem ein Burg-
recht. Es nahm auch hervorragenden Anteil am Bauern-
kriege (1653), dessen Führer Emmenegger und Schibi ihm
entstammten.
ENTLEBUCH (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 772 m.
Gem. u. Pfarrdorf, am rechten Ufer der Entlen
u. an deren Mündung in die Kleine Emme,
an der Strasse Langnau-Wolhusen. Station
der Linie Bern-Luzern. Postbureau, Tele-
graj^h, Telephon; im Sommer Postwagen nach
Schimberg Bad. Gemeinde, mit Ebnet, Blei-
che, Unterzeug, Bachwil, Eimatt, Erlengraben,
Färb, Feld, Gerbe, Lustenberg, Rüeben, Wilzi-
gen, Finsterwald, Schwenden, Rengg und Rotmoos : 407
Häuser, 2677 kathol. Ew. ; Dorf: 36 Häuser, 345 Ew.
Landwirtschaft. Holz- und Käsehandel. Entlebuch von
Entilinbuoch = am Buchwald des Entil (Personenname).
ENTLEN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). Bach, rechtssei-
tiger Zufluss zur Kleinen Emme, in die er beim Dorf Entle-
buch mündet. Entsteht aus drei Quellläufen : dem vom
Schimberg, Schlieren u. Weisshügel herkommenden Roti-
bach, dem am Feuerstein u. an der Schaf matt entspringen-
den Wasserfallenbach und der von der Schafmatt und Far-
nern herkommenden Kleinen Entlen. Rotibach und Was-
serfallenbach bilden zusammen die Grosse Entlen, die
sich nach NO. wendet, von rechts den Haschelgraben und
GEOGR. LEX. 47 — II — 3
34
ENT
ENT
Inbach aufnimmt, worauf von links die Kleine Entlen
einmündet, die ihrerseits bereits den vom Schimberg
kommenden Müllifraben aufgenommen hat. Vor der Ver-
einigung mit der Kleinen Enuen bildet die Grosse Entlen
einen kleinen aber malerischen Fall, der sich einen wei-
ten Kessel ausgewaschen hat. Der Bach fliesst dann zwi-
schen bewaldeten Ufern hin, wendet sich in schwachem
Bogen nach NW. und nimmt den von Heiligkreuz kom-
menden Kienisbach auf. Mündet nach 16 km langem Lauf
w. Entlebuch in 667 m in die Emme. Beinahe der ganze
Bachlauf in ein tiefes Tobel eingebettet ; tritt an flachern
Stellen bei Hochwasser gerne aus und richtet dann zu-
weilen beträchtliche Verheerungen an. Entlen = Entil-
aha = am Bache des Entil (Personenname).
reform. Ew. Gemischte Quartierschule. Viehzucht. Fossi-
lien im Eisenoolith des Oxford und den Spongitenkalken
des Argovien (von August Jaccard erwähnt).
ENTRE LA REILLE (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Thäl-
chen. S. den Art. Reille (Entre la).
ENTREMONT. BEZIRK des Kantons Wallis. Fläche
63360 ha, nach Visp der grösste Bezirk des
Kantons. Entremont und Herens sind die ein-
zigen Bezirke des Wallis, die nicht an die
Rhone stossen. Er umfasst das ganze Ge-
birgsland der Walliser Dransethäler oberhalb
Bovemier und war lan(|[e Zeit hindurch der
volksreichste der 13 Bezirke des Wallis. Seit
dem Bau der Eisenbahnlinie, die haupt-
Besirk Entremont.
ENTRE DEUX EAUX (Kt. Waadt, Bez. Pays d'En-
haut). Eine der sieben Unterabteilungen (^tablees) der
Gemeinde Chäteau d'CEx; umfasst ungefähr das Gebiet
zwischen den Flussläufen (entre les eaux) der Toumeresse,
Saane und G^rine. Besteht aus den Weilern Les Moulins,
Les Chabloz, Les Cröts, Les Granges d'CEx und G^rignoz
(am linken Ufer der Saane) und zählt in 110 Häusern 609
reform. Ew. Hauptsächlich Wiesenbau u. Alpwirtschaft ;
Wiesen zwischen cSO und 1000 m, höher oben Alpweiden.
ENTRE DEUX MONT8 (Kt. Neuenburg, Bez. La
Chaux de Fonds). 1100 m. Schöne kleine Combe, 3 km
lang; in den NO.-Hang des Sommartel eingeschnitten,
3 km so. Le Locle und 2 km w. La Sagne. Steht über die
Combe Girard mit dem Einzugsgebiet des Bied du Locle
in Zusammenhang. Postbureau, Telephon. 13 Häuser, 71
sächlich dem Rhonethal und ihren grossem Ortschaf-
ten zu Gute gekommen ist, ist aber dieser ehemals «le
grand district» geheissene Bezirk in Bezug auf Be-
völkerungszahl rasch in den sechsten Rang zurückgesun-
ken. Bezirkshauptort ist Sembrancher. Besteht aus den
sechs Gemeinden Sembrancher, Bagnes, Bourg St. Pierre,
Liddes, Orsi^res und Voll^e. Grenzen : im N. die Be-
zirke Martinach und Conthey, im 0. der Bezirk Harens,
im S. Italien und im W. Frankreich (Departement de la
Haute Savoie) und der Bezirk Martinach. Obwohl ganz
im Herzen des Gebirgslandes gelegen und zum grössten
Teil von Firnfeldern umschlossen, gestatten die Thäler
des Bezirkes Entremont doch noch den Anbau der meisten
im Kanton Wallis überhaupt gepflanzten Bodenprodukte.
Der der Hauptsache nach mit Roggen, Weizen und Kar-
ENT
ENT
35
tofTeln bestandene anbaufähige Boden reicht im Thal von
Bagnes bis Zangremont (1434 m) und im Entremontsthal
bis Champdonne und Commeire (1450 m) hinauf. Der
Nussbaum gedeiht bis Orsi^res und jenseits Le Fregnolay
und der» jenseits Bovernier seltene, Kastanienbaum bis
Montagnier (im Bagnesthal). Ueber Sembrancher steigt
ein Weinberg noch bis 800 m und höher an ; sein Ertrag
braucht den Vergleich mit einigen Weinen zweiten Ran-
ges aus dem Rhonethal nicht zu scheuen. Der Weinberg
von La Forclaz, über Le Chäble, geht bis 1100 m Höhe.
Weniger bedeutend, aber immerhin noch nennenswert
ist in einigen Gemeinden der Obstbau. Obwohl die ein-
heimische Kartoffel den Grundstock der Nahrung der Be-
wohner bildet, wird sie doch noch ins Unter Wallis aus-
geführt, wo sie guten Absatz findet. In den Umgebungen
von Liddes und Vollege baut man mehr Getreide, als für
den eigenen Bedarf verwendet wird. Grösserer Entwick-
lung fähig wäre der Gemüsebau. Hauptbeschäftigung der
Bewohner sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Das in
eine Menge von kleinen Parzellen eingeteilte Privateigen-
tum (excl. W'ald) reicht bis in eine mittlere Höhe von
1700 m und steigt an einzelnen Stellen bis 1900 m an.
Darüber folgen weite Alp weiden, gemeinsames Eigentum
der Bürgergemeinden, das da und dort (besonaers in
Bourg St. Pierre) nach und nach an Private verkauft
wird. Die meisten Bewohner besitzen an den Hängen zu
beiden Seiten des Rhonelaufes noch kleine Weinberge
mit Rebhäuschen (mazots), die sie zur Zeit der dortigen
Arbeiten beziehen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh 7230 6997 7764
Pferde 120 60 126
Schweine 1587 2751 1683
Schafe 6835 6293 5800
Ziegen 2970 3635 2988
Bienenstöcke 611 777 711
Wichtigste Einnahmequelle für die Bewohner ist nach
Viehzucht und Milchwirtschaft die Fremdenindustrie, die
sich der Hauptsache nach in den alpinen Kurorten Cham-
pex, Praz de Fort, Le Lens, Villette, Le Chäble, Fionnay
und Mauvoisin konzentriert. Steinplatten und Schiefer
werden am Mont Catogne, Ofensleme bei Bagnes gebro-
chen. Im 16. Jahrhundert.stand die Silbermine Peiloz, bei
Bruson, in Betrieb. 1885 'hat man bei Verseg^re Talkbrü-
che geöffnet. Kupfer an der Pierrayre, Eisen am Mont Che-
min, Pvrit am Amöne, silberschüssiges Blei am Vacheret,
Kobalt bei Sarrayer, Asbest am Gi^troz und an der Liaz,
Anthrazit bei Les Vema^rs und in der Combe des Planards.
Einstige Silberwäschereien bei Les Trappistes. Schwefel-
Quellen am Chätelard bei Montagnier und kohlensaure
Quellen im Val Ferret. Zweimal (1870 und 1898) hat man
am Saleinazgletscher Eis gebrochen, ist aber bald wieder
davon abgestanden. Versuche zur Einführung von Seiden-
weberei und Stickerei. In Bagnes bestehen seit mehr als
50 Jahren je eine Tuch- und Kuhglockenfabrik. Rubinen-
schneiderei.
Trotz aller Versuche, die industrielle Thätigkeit zu he-
ben, nimmt doch im Bezirk Entremont die Bevölkerung
an Zahl ständig ab ; sie ist z. B. von 9760 Seelen im Jahr
1888 auf 9899 Seelen im Jahr 1900 gesunken. Der Grund
dieser Erscheinung liegt in der — meist allerdings nur
zeitweiligen — Auswanderung einer grossen Anzahl von
Bewohnern, die im Ackerbau nicht mehr die Befriedigung
ihrer Bedürfnisse finden.
Bezirksfi'ericht in Sembrancher, Steueramt in Bagnes
und Bezirksamtmann in Orsieres. Der Sitz der zwei letzt-
genannten Behörden, wechselt. Hauptverkehrsweg des Be-
zirks ist die 1892 im Bau vollendete Strasse von Martinach
zum Grossen St. Bernhard, die auf italienischer Seite sich
nach Aosta fortsetzt. In Sembrancher zweigt eine schöne
Fahrstrasse ins Bagnesthal bis Lourtier ab, die bis Fion-
nay fortgesetzt werden soll. Heute geht von Lourtier ein
guter Maultierweg bis Mauvoisin. Das beim Flecken Or-
sieres ins Entremontsthal ausmündende Val Ferret hat
eine Fahrstrasse bis zum Weiler Ferret und steht über
ilen Col de Ferret mit Gourmayeur in Verbindung. Vom
Bagnesthal führen der Col de Fen^re und Col de Cröte
Seche ins italienische Valpelline, die Croix du Coeur und
der Pas du Lens ins Rhonethal. Daneben noch eine grosse
Anzahl von nur von Alpinisten und Schmugglern began-
genen Pässen.
Der Bezirk Entremont, dessen Name früher nur eine
physische, nicht aber eine politische Einheit bezeichnete,
hat keine eigene Geschichte. Die Gemeinden Bagnes und
Völlige waren bis zum Sturz des alten Regiments (1799)
der Abtei St. Maurice Untertan, während über die andern
Ortschaften je besondere Adelsgeschlechter herrschten,
die immer mehr oder weniger vom Kloster auf dem Gros-
sen St. Bernhard abhängig gewesen sind.
ENTREMONT (VALLEE D') (Kt. Wallis, Bez. En-
tremont). Thal ; bedeutendes Glied des grössten Querthal-
systems des Kanton Wallis, dem ausser ihm noch das
Val Ferret und das Val de Bagnes angehören ; reicht von
.der Passhöhe des Grossen St. Bernhard bis Sembrancher.
Oft rechnet man ihm auch noch das Stück Sembrancher-
Martinach des vereinigten Dranselaufes zu.
Die Vallöe d'Entremont (im engern Sinn) beginnt am
Col de Barasson (2649 m), der durch den Mont Mort vom
Pass des Grossen St. Bernhard getrennt ist. Von hier bis
zu seiner Ausmündung (720 m), zwischen Mont Catogne
und dem Rücken des Larsey, ist das Thal 25 km lang und,
von Kamm zu Kamm seiner Thal wände gemessen, im
Mittel 9-11 km breit. Die mittlere Höhe der Thalsohle
(Wiesen von Orsieres) beträgt 900 m. Nachdem das Thal
sich nach NW. gewandt, vereinigt sich mit ihm bei Or-
.i-iV ' *fi./?J/Jc<*
Sjr^ssftn
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Ah.
P:4u^^ytr jc.
Vall^e d'Entremont.
sieres das Val Ferret, worauf es in streng n. Richtung
weiter zieht und zugleich seinen landschaftlichen Charak-
ter ändert : der von der Terrassenfiäche von Proz an bis
36
ENT
ENT
zum Pubs des bewaldeten Hanges von Montatuay in tiefe
Schluchten eingeschnittene Thalgrund erweitert sich und
Bourg St. Pierre in der Vallee d*Eutremont.
gibt neben dem FIuss auch der Strasse reichlich Raum
zur Entwicklung. Hier erheben sich über den baumbe-
standenen Wiesen der Thalsohle mit Tannen, Buchen und
Erlen bekleidete Steilhänge, über welchen auf Gehänge-
terrassen die Weiler und Felder — von zahlreichen klei-
nen Wildbächen durchschnitten ~ folgen. Iwan v. Tschudi
nennt in seinem Führer das Thal von Entremont das-
jenige Thal des Kantons Wallis, das am einförmigsten und
am ärmsten an grossartigen landschaftlichen Reizen sei.
Dafür beherbergt es in seinen Bewohnern eine zähe Rasse
und die ausdauerndsten Arbeiter des ranzen Kantons, die
ihren vom Klima begünstigten heimatlichen Boden bis zu
einer ausnahmsweise grossen Höhe über Meer hinauf er-
folgreich mit Getreide angepflanzt haben. Reich an Arten
und interessant ist auch die Flora des Thalschlusses.
(Vergl. den Art. Grosser St. Bernhard).
Im mittlem Thalabschnitt trifft man die im Kanton
Wallis nur hier vorkommende seltene frühblühende Win-
terkresse (Barharea intermedia) ; die Umgebungen von
Sembrancher sind reich an wilden Rosen Und Habichts-
kräutern. Von Orsieres bis Martinach trägt das Thal den
für das ganze zentrale Wallis so typischen Charakter des
Trockenen und Sonnverbrannten. Die Ufer^ der IDranse
säumen Sanddom (Hippophaea rham-
noidesSy wilde Rosen, Berberitze und
deutsche Tamariske {Myricaria germa-
nica), sowie Gruppen von Färber- Waid
{hatis tinctoria) und Beifuss (Artemi-
sia); an den steilen Felshängen pflückt
man Ononis natrix, Astragalus ono-
brychisy Hyssopus officinalis, neben
deren dichten Büscheln die biegsamen
Stengel des Pfriemgrases {Stupa capil-
lata) und des Bartgrases (Andropogon
iscfiaemum) sich im Winde schaukeln.
Andere interessante Arten steigen bis
zur Strasse herab, so u. a. Euphorbia
Gerardiana, Vesicaria utriculata^ Echi-
nopus sphaerocephalus, Camelina mi-
crocarpa, Scorzonera tadniata, Aspa-
ragus ofäcinaliSy Achillea nobilis, Arte-
misia absinthium und A . vulgaris, Pas-
tinaca opaca. Die Kastanie reicht bis
Bovernier (621 m) hinauf. In den Wäl-
dern bemerkt man stellenweise die den
höhern Teilen des Wallis sonst fehlende
Buche. Im tiefern Thalabschnitt herrscht
die Waldföhre, während an beidseitigen
Gehängen Fichte, Bergfohre und Lärche
bis hoch hinauf stocken. Dort auch einige wenige Exem-
plare der Steineiche [Quercus sessiUflora) und aes italie-
nischen Ahorns (Acer italum). Hier und da (Bourg St.
Pierre, Qombe de La, Catogne) schöne Arven, Wachholder
{Juniperus nana und /. sabina) zwischen Orsier^ und
Martinach. Im Thalhintergrund, bei
Bourg St. Pierre, der reiche alpine Ver-
suchsgarten der Linnaea.
Der unterste Thalabschnitt (Sembran-
cher - Martinach), der meist nach sei-
nem Fluss kurz aas Dransethal geheis-
sen wird, bietet dem Auge des W^an-
derers nur Szenen der Verwüstung und
ungebändigten Natur^altens. Die von
W.-O. ziehende lange und enge Thal-
schlucht ist voller Felstrümmer, die von
den zerrissenen Gehängen des Mont Ca-
togne oder des Mont Chemin hemnter-
festürzt sind. Von der Brücke von Les
Vappistes bis zu derjenigen von Bo-
vernier nehmen Fluss und Strasse ihren
Lauf ganz zwischen diesen mächtigen
Trümmerfeldern durch, zwischen deren
Felsblöcken verkrüppelte und knorrige
Föhren ein kümmerliches Dasein fris-
ten. An den seltenen trümmerfreien
Stellen, wo sich der Bodenbau etwas
zu lohnen schien, hat sich in den be-
scheidenen Dörfchen Bovernier, Les
Valettes und Borgeaud der Mensch an-
gesiedelt. Unterhalb Bovernier, wo die
berühmten Schluchten des Durnand in das Dransethal
ausmünden, setzt sich dessen trostloser Charakter fort
bis zur Vereinigung mit der Combe von Martinach,
worauf das ganze Thalsystem in 460 m Seehöhe in die
Rhoneebene austritt. Von der Vereinigung mit dem Dur-
nand an ist das Thal aus seiner WSW.-Richtung allmäh-
lig abgewichen, um den Vorsprung des Mont Chemin zu
umgehen und plötzlich nach NO. abzubiegen.
Die Vallee d'Entremont sieht über eine ganze Reihe von
Hochgebirgspässen mit den benachbarten Thalsyslemen
in Verbindung. Am bekanntesten, niedrigsten und auch
am leichtesten zu begehen ist der Grosse St. Bernhard
(2427 m), von dem aus man durch den Valion de Fon-
tainte über den ausserordentlich lohnenden Col de Fe-
nötre (2699 m ; zwischen S.-Ende des kleinen Sees und
der Passhöhe auf italienisches Gebiet übergreifend) ins
Val Ferret hinübergelangt. Nach Aosta führen ausser dem
Grossen St. Bernhard noch der Col de Barasson (2649 m).
Col de Menouve (2753 m); Col de Mouleina (2880 m) und
Col d'Ännibal (3000 m); ins Val Ferret gelangt man über
den Col des Planards (2803 m) und über die Scharten
hinter der Combe de La. Nach rechts steht die Vallee
d'Entremont mit dem Val de Bagnes über eine ganze
Liddes in der Vallee d^Entremoiit.
Reihe von Pässen in Verbindung, deren Mehrzahl aber
meist nur von Alpinisten begangen wird ; am bekanntes-
ten sind der Col du Sonadon (3489 m ; über den Mont Du-
ENT
ENT
87
rand Gletscher nach ChaDrion), Col des Maisons Blanches
(3426 m), Col de Boveyre (3487 m), Col de Panosseyre
(3600 m) und Col de TAne (3037 m), die
alle nach Mauvoisin oder Fionnay leiten.
Der Col de Mille (2476 m) und Col du Siz
Blanc (2337 m) münden auf Le Chäble aus
u. werden auch von den Landesbewohnern
hier und da benutzt.
Begrenzt wird die Vall^e d*Entremont :
links vom Pic de Dröuaz (2953 m), den
Monis Telliers (2954 m), von der Becca Co-
tinta (2819 m) und dem Mont Mourin (2769
m), welch' beide letztem es von der Combe
de La scheiden, dann vom stolzen Berg-
stock des Mont Catogne, der auf eine
Strecke von iS km Länge der Reihe nach
die Vereinigung des Val Ferret, Val de Ba-
nnes und Val du Durnand mit der Vallöe
d'Entreroont beherrscht, und endlich von
der Pointe Ronde, die dem Thal seinen
nach N. gerichteten Schlussweg weist;
rechts vom Mont V61an (3765 m), der
Gruppe des Grand Combin (4317 m), dem
Grand Laffet (3134 m), Mont Rogneux (3087
m) und Six Blanc (2411 m), von denen der
eratgenannte das Thal vom italienischen
Val d'Ollomont, die übrigen vom Val de
Bagnes scheiden. Vom Rhonethal end-
lich trennt die Vall^ d'Entremont rechts
die gut angebaute Hochfläche von Che-
min.
In der Vall^ d'Entremont liegen die Ge-
meinden Martinach Combe, Bovernier^ Völlige, Sembran-
cher, Orsieres, Liddes und Bourg St. Pierre. Das Thal wird
seiner ganzen Länge nach von einer Posistrasse durchzo-
gen. Das eanze Jahr hindurch zweimal täglich Fahrpost
zwischen Martinach u. Orsieres u. während des Sommers
einmal täglich zwischen Orsieres u. dem Hospiz auf dem
Grossen St. Bernhard. Schon seit undenklichen Zeiten
zog eine sog. fahrbare Strasse thalaufwärts ; sie war aber
bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts schmal und
steinig, ging planlos bergauf und bergab, wurde oft durch
Bergsturz- und Lawinenschutt gesperrt und stieg stellen-
weise derart steil an, dass man sie für Fuhrwerke von
heutzutage als unpassierbar erklären würde. Einige be-
sonders beschwerliche Stellen pflegte man von i^it zu
Zeit zu verbessern ; 1820 führte man sie durch die sog.
Galerie de la Monnaie, um die Stelle zu umgehen, wo 17^
die Kutsche des Abtes Cocatrix, Obern des Klosters Saint
Maurice, mit allen Insassen in die Dranse hinunterstürzte.
Um 1850 fond eine durchgreifende Korrektion der ganzen
Strasse statt, doch wurde das Teilstück Bourg St. Pierre-
Grosser St. Bernhard erst 1892 fertiggestellt. Beim Durch-
bmch der 1901 erweiterten Galerie de la Monnaie fand
man eine von Rost halb zerfressene alte Kanone, von der
man annimmt, dass sie hier von den 2000 Italienern zurück-
gelassen worden sei, die 1476 über den Grossen St. Bern-
hard Karl dem Kühnen zu Hilfe eilen wollten, von den
Wallisem aber völlig aufgerieben wurden.
Das Thal von Entremont bildet in seinem obersten Ab-
schnitt die Grenze zwischen den beiden orographischen
Einheiten des Matterhoms und Mont Blanc und greift in
der Police bald da, bald dort in das eine oder andere die-
ser Gebirgsmassive über. Der Oberlauf empfangt durch
die mit ihm parallel ziehende Combe de LA und das Val
Ferret seine Wasser einerseits aus dem Massiv des Mont
Blanc und durch eine Reihe von rechtsseitigen Neben-
thälchen aus der dem Matterhommassiv zugehörigen
Gruppe des Grand Combin andererseits. Mit der Einmün-
dung des Val Ferret bei Orsidres tritt das Thal ganz auf
das Gebiet des Mont Blanc über, durchschneidet bei Sem-
brancher — die Richtung des Val de Ba^es fortsetzend
- die untern Stufen des äussersten Auslaufers des Mont
Blanc Massives in engem Durchbruch und wird nach der
Aufnahme des Wildbaches Durnand neuerdings abgelenkt,
am nun nach N. gegen Martinach zu sich zu wenden. Der
Thalkessel, in dem die Wiesen und Felder von Vollege
liegen, lässt heute noch die Spuren dieses einstiffen Kam-
Sfes um die Vorherrschaft zwischen dem Walliser und
em Savoyer Bergriesen erkennen. Unterhalb Sembran-
cher, sagt Viollet-Le Duc, hatte sich das Flussgeschiebe,
dessen Ueberreste heute noch als Terrassen an den Thal-
Orsiöres in der Vallee d'Entremoat.
hängen kleben, zu einer nicht weniger als 480 m mächti-
fen Schicht angehäuft ; dann durchbrach der Fluss den
elsdamm, der die prachtvolle Pyramide des Mont Ca-
tagne mit der Monta^ne de Vence verband, riss die ange-
häuften Geschiebe mit und verfrachtete sie weithin thal-
auswärts.
Das Thal von Entremont ist eines der bekanntesten und
sicher auch berühmtesten Durchgangsthäler der Alpen.
Früher ist sogar die heute wohl allgemein aufgegebene
Ansicht verfochten worden, dass es von Hannibal und
seinen Truppen durchzogen worden sei. Wohl aber hat
es andere Eroberer gesehen, so Karl den Grossen, der 773
mit einem von seinem Oheim befehligten Heer über den
Grossen St. Bernhard nach Italien zog, so 1160 eine von
Berchtold IV. von Zähringen geführte Armee Friedrich
Barbarossa*s und endlich 1800 die Reservetruppen des
damaligen ersten Konsuls Bonaparte, die sich zur Po-
ebene begaben, um dort mit dem Sieg von Marengo ihre
Lorbeeren zuj>flücken. (Vergl. auch die Art. Dranse und
Grosser St. Bernhard.)
ENTREMOUY8 (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Bei
und Gryon). 1000 m. Zwei Häuser, in der ersten Schlinge
des Strasse Les Posses - Gryon, 800 m sw. Gryon. Hier
steht die Haltestelle Les Posses der elektrischen Bahn
Bex-Gryon-Villars. 5 reform. Ew. Kirchgemeinde Gryon.
ENTREROCHE (Kt. Waadt, Bez. Cossonay, Cfem.
Omy). 450 m. Zwei Häuser, am n. Ausgang einer den
Morraont durchschneidenden kleinen Schlucht, nahe der
Strasse La Sarraz - Yverdon und 1,5 km ö. Omy. Nach
dieser Lokalität hat ein ehemals ziemlich wichtiger Kanal
seinen Namen erhalten, der das genannte Tobel durch-
zog und die Wasser der Orbe mit denen der Venoge, d. h.
den Genfer- mit dem Neuenburgersee verband. Er zweigte
bei Le Chauchy du Bouquet, zwischen Villars-Lussery u.
Daillens, von der Venöse ab und mündete bei £pendes
ins alte Bett der Orbe em. Es hat aber blos sein n. Lauf-
stück, von Entreroche an, regelmässig der Schiffahrt ge-
dient. Einer andern Quelle zufolge soll er sogar bis un-
terhalb Cossonay gereicht haben und befahren worden
sein. Der Bau des Kanals 1640 begonnen. Mit der Ver-
besserung und Ausdehnung des Strassennetzes und der
dadurch bedingten Verminderung der Transportkosten
über Land ging der Betrieb des Kanals 1829 ein. Die Gorge
d'Entreroche durchschneidet in schiefer Richtung das Ge-
wölbe des Mormont.
ENTREVOIE8 (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem.
Champ^rv). 1070 m. Gruppe von drei Gebäuden, s. vor
dem Dorf Champery gelegen. 14 kathol. Ew. Sogenannt
38
ENT
ßPA
wegen ihrer Lage jenseits der Gabelung der Wese über
den Col de Coux und durch den Yallon de Susanfe.
ENT8CHWIL (Kt. Bern, Amtobez. Nieder Simmen-
thal, Gem. Diemtigen). 1093 m. 24 zwischen Kirel- und
Filderichbach zerstreut gelegene Häuser, 8 km s. der Sta-
tion Erlenbach der Simmenthalbahn und 3,5 km s. Diem-
tigen. 105 reform. Ew. Der hier anstehende Marmor wird
nicht gebrochen.
ENT8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. AU Toggenburff, Gem.
Mosnang). 750 m. Gruppe von 7 Häusern, im Libinger-
thal, 4 km sw. der Station Dietfurt der Toggenburgerbahn
und 2,5 km s. Mosnang. 48 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Li hingen. Viehzucht.
ENT8WIL (GROBEN und LANGEN) (Kt. St.
Gallen, Bez. Unter Toggenburg, Gem. Flawil). 2 Weiler.
S. die Art. Grobenentswil und Langenentswil.
ENVELIER (Kt. Bern, AmUbez. Delsberg, Gem.
Vermes). 635 m. Weiler, aus zerstreut gelegenen Meier-
höfen bestehend, in einer die Kette des Raimeux durch-
brechenden und bis zum Lias und Keuper ffeöffneten Klus,
an der Strasse £lay- Vermes -Delsberg una 14 km so. der
Station Delsberg der Linie Basel-Delsberff-Biel. Der hier
Gabiare geheissene Bach von £lay treibt in Envelier eine
Mühle. 24 Häuser, 131 kathol. Ew. französischer Zunge.
Ackerbau und Viehzucht.
ENVER8 (L'). Ortsname der welschen Schweiz, den
in» Berg^chatten liegenden N.-Hängen der Jurakämme bei-
gelegt ; im Gegensatz zu L'Endroit, L'Adroit oder Le Droit,
den zur Sonne exponierten S. -Hängen der Ketten.
ENVER8 DE8 CONVER8 iL,') (Kt. Bern, Amts-
bez. Courtelary, Gem. Renan). 900-800 m. Zerstreut gele-
gene Bauernhöfe, an dem das Thal von St. Immer im
NNW. von Convers bis Renan begleitenden Berghang und
zwischen der Quelle der Schüss (Suze) im N. u. der For^t
de TEnvers im S. Mit Renan durch zwei Feldwege ver-
bunden, deren einer direkt ansteigt, während der andere
etwas weiter w. von der Strasse Les Convers - Renan ab-
zweigt. 16 Häuser, 108 reform. Ew.
ENVER8 (FOR^T DE L') (Kt. Bern, Amtsbez. Müns-
ter, Gem. Sorvilier, B4vilard und Malleray). 1300-^00 m.
Weitausgedehnter Wald und Bergweiden, am N.-Hang
der Kette des Monto, s. über der Birs ; wird von mehre-
ren Fusswegen durchschnitten, die vom Ufer der Birs
(Thal von Tavannes) zu den Bauernhöfen auf dem Rücken
des Monto und nach La Reuchenette ins Thal der Schüss
(Suze) führen.
ENVER8 (LE8) (Kt. Bern, Amtobez. Freibergen,
Gem. Les Breuleux). 1106 m. Gruppe von 6 Meierhöfen,
auf einer mit lichtem Tannengehölz bestandenen Ben^-
weide; 2,2 km ssö. Les Breuleux. Rauhes Klima u. wenig
ergibiger Boden. 43 kathol. Ew.
ENVER8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Grandson, Gem.
Sainte Croix). 1110 m. Neun am W.-Fuss des Mont des
Cerfs zerstreut gelegene Häuser, 700 m ö. L'Auberson u.
3 km w. der Station Sainte Croix der Linie Yverdon-
Sainte Croix. 60 reform. Ew. Kirchgemeinde Les Granges
de Sainte Croix. Viehzucht. Uhrenmacherei. Musikdosen.
ENVER8(8UARDDE8)(Kt.Waadt, Bez. Grandson).
1273-1120 m. Waldung, am W.-Hang des Mont des Cerfs,
w. Sainte Croix. Zieht auf eine Länge von 4 km von SW.-
NO.
ENVY (Kt. Waadt, Bez. Orbe). 695 m. Gem. u. Weiler,
über dem rechten Ufer des Nozon, im Thal von Romain-
mötier, an der Strasse Romainmötier - Apples, 500 m s.
Romainmötier, 2 km w. der Station Crov der Linie Lau-
sanne-Pontarlier und 6,7 km sw. Orbe. 14 Häuser, 88 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Romainmötier. Landwirtschaft.
Aus den hier geraachten Funden von druidischen Kultus-
objekten schliesst man auf eine sehr weit zurückreichende
Besiedelung der Gegend.
ENZENALP (Kt. Bern, Amtobez. Ober Hasle, Gem.
innertkirchen). 1400-2000 m. Grosse Alpweide, im obern
Abschnitt des Ürbachthales, am O.-Hang des Renfenhorns,
Dossenhoms und Gstellihorns und am r>^.-Hang des Han-
gendgletocherhoms, am Fuss des Renfengletochers ; 7 km
SSW. über Innertkirchen. 6 Gruppen von zusammen 16
Hütten.
ENZENAU (Kt. Schwyz, Bez. Höfe). 972 m. Bergüber-
gang, fuhrt von der über die Sihl geschlagenen Teufels-
hrucke einerseito nach Schindellegi u. andererseito nach
Feusisberg, w. vom Hohen Etzel. Prachtvolle Aussicht.
Von den Schwyzern 1796 und 1847 militärisch besetzt.
ENZENBERG (OBER u. UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. Unter Toggenburg, Gem. Mogelsberff). 836 u. 810 m.
Zwei Häusergruppen, am S W.-Hang der Wilkethöhe,8 km
ö. der Stotion Lichtensteifi^ der Toggenburgerbahn und
4,2 km so. Mogeisberg. 74 reform. Ew. Kirchgemeinde
Brunnadern. Viehzucht und Milchwirtschaft. Stickerei u.
Weberei.
ENZENBOHL (Kt. Bern, Amtobez. Thun, Gem. Hom-
berg). 1005 m. Gruppe von 4 Häusern, am linksseitigen
Hang des Zulgthales und 4,5 km so. der Stotion Steins-
burg der elektrischen Bahn Burgdorf -Thun. 34 reform.
Ew. Schulhaus.
ENZI. So heissen einige auf der Grenze zwischen den
Kantonen Bern und Luzem stehende N.- u. O.-Ausläufer
des Napf; unterschieden als Romooserenzi, Hergiswiler-
enzi, Luthemenzi und Hochenzi (1357 m).
ENZI (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem. Romoos und
Amt Willisau, Gem. Luthern). Im Mittel 1100 m. Zerstreut
gelegene Bauernhöfe, an den Hängen des Romooser- und
Luthemenzi, 5 km s. Luthern und 4,5 km sw. Romoos.
ENZILOCH (Kt. Luzem. Amt Entlebuch). 963 m.
Tiefe und gefährliche Schlucht, von der Kleinen Fon-
tannen durchflössen, 2 km nö. unter dem Gipfel des Napf.
In der Gegend sehr bekannt und Gegenstond zahlreicher
Volkssagen ; hier hausen die verdammten Seelen der hart-
herzigen und^izigen^ Reichen,
den Art. Jänzimatt.
ENZIMATT {KU Obwalden, Gem. Giswil). Hätten. S.
ENZI8BERG (Kt.Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Rüegsau). 700 m. Zwei Häuser, über dem rechten Ufer
des Küe^baches ; 1,2 km nö. Rüegsau und 3.5 km nö.
der Stotion Hasli-Rüegsau der Linien Burgdorf-Langnau
und Burgdorf-Thun. 17 reform. Ew. Landwirtochaft.
ENZIWIGGER (Kt. Luzem, Amt Willisau). Quelllauf
der Wigger ; entspringt am N.-Hang des Napf in 1300 m,
entwässert das Enziwiggerthal und nimmt von beiden
Seiten zahlreiche Nebenbäche auf, deren grösster der Nol-
lenthalerbach ist, durchfliesst Hergiswil und geht nach
17 km langem Lauf von S.-N. nördlich an Willisau (560
m) vorbei, von wo an er den Namen Wigger erhält.
ENZIWIGGERTHAL (Kt. Luzem, Amt Willisau,
Gem. Hergiswil). 1350-560 m. Thal, von der Enziwigger
entwässert, mit zahlreichen zu beiden Seiten des Baches
zerstreut gelegenen Bauernhöfen. Steigt auf eine Länge
von 17 km seinen Nachbarn, den Thälern der Luthern
und Buch wigger, parallel von S.-N. ab und zieht sich vom
Napf bis Willisau. Im obern Abschnitt schöne Waldungen,
in der Mitte das Dorf Hergiswil und zahlreiche Bauern-
höfe, an der Ausmündung Willisau.
£PAGNIER, deutech SpXniz (Kt. u. Bez. Neuenburg,
Gem. Marin-tpagnier). 450 m. Malerischer Weiler, nahe
dem Austritt aer Zihl aus dem Neuenburgersee, 7 km nö.
Neuenburg und 600 m von der Stotion Marin - fipagnier
der direkten Linie Bern - Neuenburg. Postbureau, Tele-
ßhon. 8 Häuser, 56 reform. Ew. Acker- und W^einbau.
urgherren von £pagnier treten urkundlich schon im 13.
Jahrnundert auf. Auf df^r Grenze der einstigen getrennten
Gemeinden Marin und £pagnier liegt die berühmte Pfahl-
baustotion La T^ne, nach der eine der Perioden der Ei-
senzeit benannt worden ist. Vergl. den Art. La. T£:ne.
6PAGNY (Kt. Freiburg, Bez. u. Gem. Greierz). 715 m.
Dorf, am N.-Fuss des Hügels von Greierz, an der Strasse
BuUe-Saanen und 4 km so. der Stotion Bulle der Linie
Romont-Bulle. Postoblage, Telegraph, Telephon. Elektri-
sche Bahn Chätel Saint Denis-bulle-Montbovon. 37 Häu-
ser, 252 kathol. Ew. Viehzucht u. Milchwirtechaft, Stroh-
flechterei. Sägen, Gerbereien. Fabrik von kondensierter
Milch. Der vom Molton herabkommende Wildbach Erbi-
vue verursacht hier oft grosse Schädigungen. Beim Gra-
ben des Kellers eines im Bau begriflenen Gebäudes deckte
man 1824 acht Skelete auf, deren Kopfenden nach O. ge-
richtet waren. Reste von Panzern, die zwischen den Ge-
beinen lagen, zerfielen an der Luft zu Stoub, während
ein Schwert und eine Hellebarde erhalten werden konn-
ten.
6PALINGE8 (Kt. Waadt, Bez. Lausanne). 804 m.
Gem. und Dorf, auf einem Plateau des Molasseberglandes
des Jorat und über den Tobein im Oberlauf des Flon, 1
ßPA
t?l
39
km nw. der zum Teil von der Schmalspurbahn Lausanne-
Moudon begleiteten Strasse Lausanne - Freibui^ - Bern, 5
km nö. des Bahnhofes und 4,3 km nö. der »tadt Lau-
sanne. Zahlreiche Einzelsiedelungen und Weiler, wie Les
Planches, Les Croisettes und La G^rarde. Zusammen 132
Häuser, 717 reform. Ew. ; Dorf: 49 Häuser, 201 Ew. Bildet
mit verschiedenen zur Gemeinde Lausanne gehörigen
Weilern und Häusergruppen zusammen die Kirchge-
meinde Les Croisettes. Landwirtschaft. Ziegelei, Säge,
Mühlen. Vor der Reformation Eigentum des Stiftes Lau-
sanne.
6PAR8E (L*) (Kt. Waadt, Bez. Payerne). 470440 m.
Kleiner Bach, rechtsseitiger Zuiluss zur Broye ; entspringt
1,5 km nö. Payerne nahe der Bro^eebene, teilt sich w.
Dompierre in zwei Arme, deren einer in die Arbogne
mündet, wahrend der andere nw. Dompierre sich mit
der Broye vereinigt. Nimmt mehrere Nebenbäche und
Kanäle auf und fliesst von S.-N. 5,5 km lang.
tPAUTHEYRES oder 6PAUTAIRE (Kt. Waadt,
Bez. ^challens, Gem. Essertines). 520 m. Weiler, im Thäl-
cben des Buron (n. Jorat), ö. der Strasse Lausanne-Yver^
don, 5 km s. der Station Yverdon der Linie Lausanne-
Neuen bürg und 2,5 km n. Essertines. 22 Häuser, 98
reform. Ew. Kirchgemeinde Gressy. Landwirtschaft. War
vor der Umwälzung von 1796 eine unabhängige Gemeinde
mit eigenem Bürgermeister. In der Nachbarschaft Ueber-
reste ehemaliger Bauwerke und römische Münzen.
6PAUVI1.LER8 (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen). 697
m. Gem. und Pfarrdorf, im Glos du Doubs, 8 km nö. Sou-
bey und 6 km sw. der Station Saint CJrsanne der Linie
Delsberg - Delle. Postablage, Telegraph ; Postwagen Saint
Ursanne-^pau villers- Soubey. Gemeinde, mit Fin du Teck,
Le P^ca und Bauernhöfen am Doubs : 56 Häuser, 251 ka-
thol. Ew.; Dorf: 43 Häuser, 179 Ew. Ausgedehnte Wald-
ungen und fruchtbarer Boden. Ackerbau und Viehzucht.
Uhrenmacherei. Das Dorf als Eigentum des Kapitels Saint
Ursanne schon 1139 genannt; Sitz eines Edelgeschlechtes,
das im 16. Jahrhundert ausgestorben ist. Das Dorf im SO-
iährigen Krieg von einer unter dem Befehl des grausamen
Forbes stehenden Bande von Schotten zur Hälfte zerstört
und die Kirche in Asche gelegt. Letztere 16% wieder auf-
gebaut und 1860 durch ein neues Gotteshaus ersetzt, das
1864 dem h. Arnold (Saint Arnoux) geweiht vnirde. Die
Kirchgemeinde £pauvil1ers umfasst die zwei politischen
Gemeinden £pauvil1ers und ^piquerez.
£PEI88E8 (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Avully). 403
tn. Weiler, auf einer in einer Schlinge der Rhone gele-
genen Halbinsel, 14 km w. Crenf, 1 km w. Avully u. 2 km
nw.der Station Athenaz der Schmalspurbahn Genf-Chancy.
16 Häuser, 73 reform. Ew. Weinbau. Nahe dem Weiler
n. über der Rhon6 ein Hügel (405 m), der heute noch
den Namen Chäteau de Saint Victor trägt und auf dem
die völlig verschwundene feste Burg stand, die das Priorat
Saint Victor mit Erlaubnis der Grafen von Genf 1220 hier
errichtet hatte. Im 13. Jahrhundert fährte gegenüber
^peisses eine Brücke über die Rhone.
tPEHAZ oder £PENEY (Kt. Waadt, Bez. Yverdon).
570433 m. Bach, rechtsseitiger Zufluss zum Neuenburger-
see ; entspringt s. Villars-fipeney, geht ö. an diesem Wei-
ler vorbei, kreuzt die Strasse und Bahnlinie Yverdon-
Estavayer und mündet nach 4,5 km langem Lauf in der
Richtung N.-O. 2 km wnw. Yvonand in den See.
6PENDB8, deutsch Spinz (Kt. Freibur^, Bez. Saane).
755 m. Gem. und Dorf, auf einem mit felsigen Steilwän-
den zum rechten Ufer der Saane abbrechenden Hügelzug,
an der Strasse Marly-Ergenzach (Arconciel) und 9 km s.
vom Bahnhof Freiburg. Telephon. Gemeinde, den Weiler
Le Petit ^pendes inbegriffen : 61 Häuser, 404 kathol. Ew. ;
Dorf: 22 Häuser, 148 Ew. Bildet zusammen mit Ch^sal-
les, Ferpicloz, Sales und Senedes eine gemeinsame Kirch-
gemeinde. Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreidebau.
Pfarrkirche zu St. Etienne. Sehr alte Herrschaft ; in der
Reihe der Stifter und Gönner des Klosters Hauterive ste-
hen die Ritter und Burgherren von £pendes zuvorderst.
Beider Lokalität Mala Mulier stand 1278 ein Siechen-
haus.
6PENDE8 (Kt. Waadt, Bez. Yverdon). 448 m. Gem.
und Dorf, am O.-Rand der Sumpfebenen der Orbe und
am Fuss eines das Bergland des Jorat im NW. begren-
enden Hanges, an der Strasse Chivornay - Yverdon und
4,5 km sw. Yverdon. Station der Linie Lausanne-Neuen-
burg. Postablage, Telephon. 59 Häuser, 249 reform. Ew.
Zusammen mit Essert - Pittet eine gemeinsame Kirchge-
meinde. Landwirtschaft. Säffe und Mühlen. 300 m n. vom
Dorf ein Schloss. Die Kirche von £pendes mit ihren er^
tragreichen Ländereien seit dem 13. Jahrhundert Eigen-
tum der Abtei am Lac de Joux. 1474 wird eine in £pendes
bestehende Bruderschaft vom Heiligen Geist genannt.
Nach der Reformation ging das Eigentum der Abtei zu-
nächst in den Besitz der Familie Treytorrens in Yverdon
und dann, im 17. Jahrhundert, an das Geschlecht Du
Plessis-Gouret über. 1663 erhielt Andr^ Du Plessis von
der Bemer Regierung das Recht zur Ausübung der nie-
dem Gerichtsbarkeit in dem C^biete des mittlerweile zur
eigenen Herrschaft erhobenen £pendes. Bis 1798 im Be-
sitz der nunmehrigen Edeln von ^pendes, denen das
Schloss mit seinen Ländereien auch nachher noch ver-
blieb. Am Hügel La Po^, so. vom Dorf, hat man sieben
Burgundergraber mit Tuffsärgen und verschiedenen Ge-
genständen ausgegraben.
6PENDE8 (PETIT) (Kt. Freiburc, Bez. Saane, Gem.
£pendes). 683 m. Weiler, an einem kleinen linksseitigen
Zufluss zur G^rine (Aergerenbach), 1 km nw. Ependes u.
8 km s. vom Bahnhof Freiburg. 11 Häuser, 78 kathol. Ew.
Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreidebau.
6PENDE8 (GRAND8 MARAI8 D') (Kt. Waadt,
Bez. Yverdon, Gem. £pendes). 439 m. Teil der Sumpfebene
der Orbe, zwischen altem und neuem Orbelauf gelegen ;
1,5 km n. £pendes. S. den Art. Orbe.
£PENEY (Kt. Waadt, Bez. Yverdon). Bach. S. den Art.
£PENAZ.
£PENI8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Monthey).
Zwei Gruppen von Häusern, als Les Hauts £penis (765 m)
und Les Bas £penis (615 m) unterschieden, in einer der
Schlingen der Strasse Monthey -Le Pas, über dem Ufer
des Wfldbaches Nant de ChoSx und 2 km so. der Station
Monthey der Linie Saint Maurice - Saint Gingolph. Les
Hauts ßpenis besteht aus blos im Sommer bezogenen Hüt-
ten ; Les Bas £penis : 9 Häuser, 43 kathol. Ew. Landwirt-
schaft.
6PEROLLAZ (Kt. Wallis, Bez. Harens). 2469 m. Fels-
zahn im Kamm zwischen CrSte de Thyon und Greppon
Blanc, '4 km sw. über dem Weiler Hör^mence im gleich-
namigen Thal und über der Vall^e de Nendaz.
6PE88E8 (Kt. Waadt, Bez. Lavaux). 438 m. Gem. u.
Dorf, am Hanff n. über dem Genfersee und mitten im
Weinbaubezirk von Lavaux gelegen, an der Strasse Cully-
Chexbres, über der Strasse Lausanne- Saint Maurice und
der Linie der Simplonbahn, unterhalb der Linie Lau-
sanne - Bern (Station Grandvaux) und 1,5 km ö. Gully.
Haltestelle der Simplonbahn. Postbureau, Telephon. 76
Häuser, 419 reform. Ew. Kirchgemeinde Gully. Weinbau
(geschätzter Weisswein); die obern Abschnitte der Ge-
meinde mit Aeckem und Wald bestanden. Früher zur
ehemaligen Gemeinde Villette gehörig, die 1824 geteilt
worden ist. Boden leicht Rutschungen unterworfen, die
nach Aussage der Bewohner früher einmal das ganze
Dorf ohne Schaden für dessen Gebäulichkeiten mittrans-
portiert haben sollen. Lange Zeit hindurch (bis 1635)
wurde die Erinnerung an dieses Ereignis durch einen
jährlichen Dankgottesdienst aufrecht erhalten. In den
letztverj|;angenen Jahren hat man am Hang mit Erfolg
Verfestigungsarbeiten ausgeführt.
6PE880N8 D'AMONT (LE8) (Kt. Freiburg, Bez.
Greierz, Gem. ficharlensj. 731 m. Gruppe von 4 Häusern,
an der Strasse Riaz-Coroi^res, 500 m sw. ^harlens und
3,8 km n. der Station Bulle der Linie Romont-BuUe. 24
kathol. Ew. Viehzucht. Strohflechterei. Mühle, Säge.
£PICOUN (BEC D') (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
Gipfel. S. den Art. Bec d'Epicoun.
EPINA88EY (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Saint Mau-
rice). 487 m. Dorf, einsam und firiedlich am Rand des
vom gefahrlichen Wildbach von Saint Barth^lemy ange-
schwemmten Schuttkegels und am Fuss der hohen Fels-
wände von Mex gelegen, 3 km s. der Station Saint Mau-
rice der Simplonbahn. 35 Häuser, 241 kathol. Ew. Wiesen-
und Weinbau, Viehzucht. Nöraliches Ausstreichen der
metamorph ischen Gesteine am linken C^hänge des Rhone-
thales. 1263: Espinassez. Einige Geschichtschreiber wol-
len im Namen des Dorfes denjenigen der alten Stadt
40
fiPI
EPP
Epaunum sehen, die im 6. Jahrhundert durch einen Aus-
bruch des Wildbaches von Saint Barth^Iemy oder durch
einen von derDentdu Midi herabgekommenen Bergsturz
zerstört worden ist. Die Realprobe lässt aber eher der An-
sicht Raum, dass der Name sich von dem hier in Masse
stehenden Dorn^ebüsch (äpines] herleiten werde, gleich-
wie die der Weiler L*£pignat (Gem. £vionnaz) und Les
£penis (Gem. Choex).
fePIQUEREZ (Kt. Bern. Amtsbez. Freibergen). 873 m.
Gem. und Weiler, im Glos du Doubs ; auf einer gesunden,
dem Ackerbau günstigen und zur Errichtung einer klima-
tischen Kuranstalt sehr geeigneten Hochfläche, 5 km n.
Soubey und 9,7 km sw. der Station Saint Ursanne der
Linie Delsberg- Delle. Postablage. Die Gemeinde grenzt
im W. an Frankreich und zählt, die Weiler Essert-Fallon,
Chervillers und La Gharmillotte inbegriffen in 28 HäMsern
186 kathol. Ew. ; Weiler fipiquerez : 13 Häuser, 77 Ew.
Kirchgemeinde £.pauvillers. Ackerbau , Viehzucht und
Holzhandel. Obstbäume und schöne Wälder. Zollamt und
Grenz Wachtposten. Wird urkundlich bei Anlass einer Ei-
gentumsstreitigkeit zum erstenmal 1446 erwähnt. Der
Name auch wohl Les Piquerez geschrieben.
£PLATURE8 (LES) (Kt. Neuenburg, Bez. u. Gem.
La Chaux de Fonds). 1005 m. Ortschaft, mit zerstreut ge-
legenen Häusern, im Hochthal von La Chaux de Fonds,
Les äplatures im Winter, von SQden.
längs der Strasse La Chaux de Fonds - Le Locle. Bei La
Bonne Fontaine, Le Temple und Le Cr§t Haltestellen
der Linie La Chaux de Fonds - Le Locle. Zusammen 155
Häuser, 1086 Ew., wovon 36 Katholiken. Les l^platures
einst der Gemeinde Le Locle zugeteilt, seit 1851 Bürgerge-
meinde, 1888-1900 selbständige politische Gemeine]^ und
seit Januar 1900 durch Volksoeschluss mit La Chaux de
Fonds vereinigt. Kirche 1852 ceweiht. Seit 1862 befindet
sich hier der israelitische Friednof von La Chaux de Fonds.
Gemischte Schulen in La Bonne Fontaine und Le Crdt.
Rege Uhrenindustrie. Viehzucht, Torfpxuben. S.der Strasse
La Chaux de Fonds-Le Locle und zwischen Les £platures
und Le Cröt der soeen. «gros plane», wo eine bei Anlass
des roya listischen Gegenputsches sich nach Le Locle zu-
rückziehende Truppe von Königstreuen eine harmlose
Frau tötete, ^platures = flaches uelände.
6POAI8AT8 (LES) (Kt. Waadt, Bez. La Vall^e und
Orbe). Thal im zentralen Jura, zwischen Mont d'Orzeires
und Dent de Vaulion, von der Strasse Le Pont - Yallorbe
durchzogen. Zerfallt in Les £poaisats Dessus fl087 m ;
700 m nw. Le Pont) und Les £poaisats Dessous (1022 m ;
1 km von ersterm, am O.-Eingang des Tunnels der Linie
Le Brassus- Yallorbe). In ausgelaugten Hohlräumen der
Bathonienschichten Asphaltlager ; Jurafossilien.
6POAI8AT8 (RUI88EAU DES) (Kt. Waadt, Bez.
La Vallee u. Orbe). 1100-886 m. Kleiner Bach ; entspringt
sw. der Dent de Vaulion und 1 km ö. Le Pont, fliesst nacn
N. längs der Strasse u. Bahnlinie Le Pont-Vallorbe durch
das Thälchen von Les £poaisats und verschwindet nach
3 km langem Lauf in den unterirdischen Trichtern ö. der
Orbequelle.
EPPENBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg, Gem. Oberuzwil). 785 m. Gruppe von 5 Häusern,
auf oewaldetem Höhenzug. 4 km s. der Station Uzwil der
Linie Winterthur - St. Gallen und 2,5 km ö. Oberuzwil.
32 katbol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Bichwil und
Oberuzwil. Viehzucht. Stickerei und Weberei als Haus-
industrien. Burgruine der Edeln von Eppenberg (früher
von Bichwil), Dienstleuten des Klosters St. Gallen, die in
Bichwil und Oberuzwil die Gerichtshoheit innehatten. Die
Burg in den Appenzellerkriegen zerstört, dann wieder
aufgebaut und 1521 vom Blitz getroffen und eingeäschert.
Die Ländereien im 16. Jahrhundert von dem üeschlecht
Giele von Gielsberg, im 17. Jahrhundert von den Frei-
herren von Thurn und Valsassina angekauft.
EPPENBERG (Kt. Solothurn, Amtei Olten-Gösgen,
Gem. Eppenberg-Wöschnau). 461 m. Dorf, an der Strasse
Aarau-Schönenwerd und 2 tm nö. der Station Schönen-
werd der Linie Aarau - Ölten. Telephon. 17 Häuser, 122
kathol. Ew. Kirchgemeinde Schönenwerd. Getreidebau.
ZementwaarenfabriK, Mühle, Steinbruch, Maschinenzwir-
nerei. Gut erhaltenes Refugium mit Wall, das Thal der
Aare beherrschend. Römische Goldmünzen.
EPPENRIED (Kt. Bern, Amtsbez. Sefligen, Gem.
Belp). 555 m. Gruppe von 6 Bauernhö-
fen, an der Strasse bern-Belp und 1 km
nw. der Station Belp der Gürbethalbahn
(ßern-Wattenwil-Thun). 66 reform. Ew.
Landwirtschaft.
EPPEN8TEIN (Kt. Thurgau, Bez.
Weinfelden, (^m. Bussnanff). 524 m.
Gruppe von 5 Häusern, 5 xm s. der
Station Märstetten der Linie Winter-
thur-Frauenfeld -Romanshorn und 2,6
km sw. Bussnang. 16 reform. u. kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Ruine
einer alten Burg, bis ins 15. Jahrhun-
dert Sitz der thur^auischen Ritter von
Eppenstein (die mit den gleichnamigen
Geschlechtem im Elsass und anderswo
im Deutschen Reich nicht zu ver-
wechseln sind). Sie kamen erst am Ende
der Feudalzeit zu Ansehen und Reich-
tum. Ritter Eppo oder Eberhart von
Eppenstein war 1324 österreichischer
Vogt von Kiburg und Winterthur. Nach-
dem die Burg zu Beginn des 15. Jahr-
hunderts von den Appenzellem zerstört
worden war, Hessen sich die Herren
von Eppenberg in Winterthur nieder,
wo sie noch eine Zeit lang eine gewisse Rolle spielten. Die
Ueberreste der Burg nur unbedeutend, aber noch vom
Burggraben umgeben; Nachgrabungen würden ohne
Zweifel noch Manches zu Tage fördern.
EPPENWIL (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Gross-
dietwil). 668 m. Gruppe von 8 Häusern, am Goldbach, 3 km
nö. Grossdietwil und 7 km w. der Station Nebikon der
Linie Luzera-Olten. 57 kathol. Ew. Milchwirtschaft, Kä-
serei.
EPPIGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem. In-
nertkirchen). 670 m. Gruppe von 6 Häusern, in einer
Thalbucht am rechten Aareufer versteckt gelegen, ober-
halb der Aareschlucht und 1 km nw. Innertkirchen. 26
reform. Ew.
EPPISHAUSEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell, Gem.
Erlen). 465 m. Kleines Dorf, an der Strasse Sulffen-Amris-
wil, zwischen Biessenhofen und Erlen und 1,5 Km so. der
Station Erlen der Linie Winterthur- Frauenfeld-Rom ans-
hom. 28 Häuser, 140 Ew., wovon 14 Katholiken. Kirch-
gemeinde Sulgen-Erlen. Wiesen-, Obst- und etwas Wein-
bau. Bienenzucht. Käserei. Stickerei und Seilerei. Auf
einer Anhöhe sw. Eppishausen das gleichnamige Schloss,
ein sehr einfach gehaltenes, aber geräumiges Bauwerk
mit breiter Fassade ; heute landwirtschaftlicher Gutsbe-
trieb. Von hier schöne Aussicht auf das Thal der Aach,
nach 0. auf die thurgauische Hügellandschaft am Boden-
see und nach W. auf den rebenbestandenen Ottenberg
und den n. Teil des Kantons Zürich bis zur Lägern. An
Stelle des heutigen Schlosses stand einst eine im 12. Jahr-
EPS
ERD
Ai
hundert erbaute Yeste mit Bur^graben, Ringmauer und
Türmen, von der kaum noch einige wenige Reste sich er-
halten haben. Die Herrschaft Eppishausen war ein Lehen
des Bistums Konstanz, u. die Burg diente dem Bischof wäh-
rend seiner langen Fehde mit dem Kloster St. Gallen als
fester Stützpunkt. Die Burg 1370-1600 Eigentum des Edel-
geschlechtes von Helmsdorf, von dem mehrere Glieder
(besonders Konrad von Helmsdorf) sich als Dichter aus-
zeichneten. Das Familien Wappen, ein weisses halbes Ein-
horn im roten Felde, noch heute als Glasgemälde erhalten.
Die Herrschaft im 17. Jahrhundert vom Kloster Muri an-
gekauft und das Schloss zur Verwalterswohnung umge-
staltet : der Wohnraum auf dem grossen Burgturm wurde
abgetragen und vor diesem das Gebäude in seiner heu-
tigen Gestalt aufgeführt. Eine gewisse Berühmtheit
enangte das Schloss Eppishausen unter seinem nächst-
folgenden Besitzer, dem aus Donaueschingen stammenden
Freiherrn Joseph von Lassberg, der es 1813 dem Kloster
Muri abkaufte. Neben der Pflege seiner grossen Waldungen
widmete sich der Freiherr von Lassberg mit grossem Eifer
dem Studium der altdeutschen Sprache und Litteratur;
fferne zeigte er Liebhabern seine reiche Sammlung von
Handschriflen, seltenen Drucken und Glasgemälden, so
dass Epoishausen lange Jahre hindurch zum häufig be-
suchten Wallfahrtsort von Sprach- u. Geschichtsforschern
wurde. Gustav Schwab, Ludwig Uhland, der Germanist
Jakob Grimm, J. A. Pupikofer und viele andere Gelehrte
waren zeitweilige Gäste des sogen. Einsiedlers von Eppis-
hausen. Allgemein bekannt geworden ist Freiherr von
Lassberg auch durch die Herausgabe des Liedersaales,
einer Sammlung von Dichtungen aus dem Mittelalter.
EP8ACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). 462 m. Gem. u.
Dorf; 3^ km nö. der Einmündung des Hagneckkanales
in den Bielersee, am S.-Hang der bewaldeten Hügelzüge
zwischen Bielersee und Grossem Moos, nahe der Strasse
Gerolfingen-Walperswil-Aarberg, 8 km ssw. Nidau und 5,5
km nw. der Station Aarberg der Linie Lausanne-Payerne-
Lyss. Telephon. Gemeinde, mit Baar und Klus : 62 Häu-
ser, 366 reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde
Täuffelen. Acker- und etwas Weinbau, Viehzucht. In den
Torfgruben hat man Ueberreste einer alten Hütte, zwei
Bronzebeile und eine Lanzenspitze gefunden. Zwischen
Epsach und Walperswil Spuren einer römischen Villa.
13^: Epgach.
CPTINQEN (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg). 567 m.
Gem. und Dorf, am N.-Fuss der Bölchenfluh, am Diegter-
bach, 10 kna s. Sissach und 3,2 km sw. der Station Läu-
felfingen der Linie Basel-Olten. Postbureau, Telephon;
Postwagen Sissach-Eptingen. 104 Häuser, 657 reform. Ew.
Kirchgemeinde Eptingen-Diegten. Seidenbandweberei.
Gipshaltige Mineralquelle, deren Wasser als Eptinger Ta-
felwasser in den Handel kommt. Heilbad, von Rheumati-
kern etc. stark besucht. Refugium bei Rucheptingen. Das
Edelgeschlecht von Eptin^en war durch Jahrhunderte
eine der mächtigsten Familien des Bistums Basel, mit der
Mehrzahl von dessen andern Herrengeschlechtem ver-
wandt und erblicher Inhaber des Mundschenkenamtes
des Fürstbischofes. Freiherr Johann Baptist Ferdinand
von Eptingen stand 1735 als Offizier in französischen
Diensten. Die Herren von Eptingen waren zugleich auch
Borger von Basel und Eigentümer einer Reihe von heute
in Irümmem liegenden Burgen in Basel Land. Ein Zweig
der Familie ist im Verzeichnis der rheinischen Edelge-
schlechter aufgeführt. Die Wappen beider Linien waren
golden mit dem liegenden schwarzen Adler im rechten
oder linken Felde. Dazu führten die Eptinger der Schweiz
eine goldene Krone auf dem Helm, und ihre schwarze
Helmdecke sowie der Federbusch waren übersät mit klei-
nen goldenen Herzen.
ERA (!.') (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 1939 m. Vor-
sprung des vom Piz Michel nach N. abzweigenden Kam-
mes, w. über dem Schaflobel, über dem Thal der Albula
und 2,5 km sw. Alvaneu Bad.
ERA (PIZZO D') (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2635 m.
Wenig hervortretender Gipfel, im nw. Abschnitt der
Gruppe des Pizzo di Molare, über dem linksseitigen Ge-
hänge der Leventina, ö. vom Passo Predelp (Faido-Luk-
manier) und 4,5 km n. über Faido.
ERAT8RICK (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Mosnang). 875 m. Gruppe von 5 Häusern, am N.-
Fuss der Eratsrickegg, 7 km sw. der Station Bütswil der
Toggenburgerbahn und 3«5 km sw. Mosnang. 32 kathol.
Ew. Viehzucht, Käserei. Weberei als Hausindustrie.
ERATSRICKEGG (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggen-
burg). 1050-900 m. Felskamm, vom nö. Teil der Grossegg-
alp rasch sich senkend, zwischen Kurzeneggbach und
einem andern kleinen Wasserlauf; 4,3 km sw. über Mos-
nang.
ERB (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Visperterminen).
lOUO m. Gruppe von 12 Häusern und Hütten, auf einer
geneigten Terrasse über dem rechten Ufer der Visp zer-
streut gelegen, am Fuss des Gebidem, zwischen Slaldbach
und Riedbach und 1 kmnw. Visperterminen. 20 kathol.
Ew. Viehzucht.
ERB (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai,
Gem. Lenk). 1647 m. Gruppe von 7 oder 8 Hütten, am
NO.-llang des Miilkerblatt, über den Hütten von Blatri
und 2,5 km sw. über Lenk.
ERBALPEN (Kt. Graubunden, Bez. Ober Landquart,
Gem. Davos). 2200-1800 m. Alpweide, mit etwa einem
Dutzend zwischen Bildlibach und Frauentobelbach (rechts-
seitigen Zuflössen zum Landwasser) zerstreut gelegenen
Hütten, am SO.-Hang des Körbshorns und 3 km sw. über
Davos Platz. Der UeberJieferung nach so genannt, weil die
Alpweide zur Zeit einer Pestseuche während einer einzi-
gen Nacht siebenmal den Besitzer wechselte.
ERBETHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
thal).2509 m. Felsgrat, in der Gruppe der Männlifluh, nö.
vom Otterngrat (einem Passübergang vom Engstligen- ins
Schwendenthai). Besteigung von Frutigen aus in 6 Stun-
den, ziemlich leicht.
ERBI (Kt. Wallis, Bez. West Raron, Gem. Hothen).
900 m. Gruppe von 11 Häusern u. Hütten, im ö. Abschnitt
der Terrasse zerstreut gelegen, auf der die kleine Ge-
meindc Hothen liegt, 2 km n. über der Station Gampel
der Simplonbahn. 64 kathol. Ew. Kirchgemeinde Nieder-
gestelen. Auf der Siegfried karte unbenannt.
ERBIGNON (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
Collonges). S. den Art. Arbionon (Le Haut d').
ERBIVUE (L') (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Bach.
S. den Art. Albeuve.
ERBOGNE (L*) (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). Bach.
S. den Art. Arbogne (l*).
ERB8ALP(Kt.Glarus, Gem. Elm). 1692-1257 m. Grosse
Alpweide mit 10 am SO.-Hang des Kärpfstocks zerstreut
gelegenen Hütten, im obern Abschnitt des Sernfthales,
links über dem Fluss und 2 km sw. Elm. Tiefer unten
schöne Tannenwaldungen.
ERB8EGG (AUSSER und HINTER) (Kt. Luzern,
Amt Entlebuch, Gem. Romoos). 960 m. 5 am linken Ufer
der Grossen Fontannen zerstreut gelegene Häuser, gut
zur Sonne exponiert, 5 km sw. Romoos und 4,5 km nw.
der Station Schüpfheim der Linie Bern-Luzem. 25 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Schüpfheim. Viehzucht.
ERBSERSTOCK (Kt. Glarus). 2180 m. Gipfel, s.
Vorberg des Kärpfstocks, zwischen Erbsalp und Wichlen-
matt und über dem Richetlipass (Elm-Linthal), 6 km
sw. über Elm.
ERBSKRAUT (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Wald). 1040 m. Gruppe von 5 Häusern, in einem
kleinen Thälchen, 3 km osö. Wald und 5 km sw. der Sta-
tion Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden. 30 reform.
Ew. Viehzucht. Weberei als Hausindustrie.
ERBSMATT (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Ober-
balm). 750 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer
des Trübbaches, 5 1cm so. der Station Thörishaus der
Linie Bern-Freiburg und 1,5 km sw. Oberbalm. 50 reform.
Ew ^Viesenbau
ERCHENWIL (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Rogg-
wil). 535 m. Gruppe von 6 Hausern; 1,2 km s. Roggwil u.
2,5 km nw. der Station Mörswil der Linie St. Gallen-Ror-
schach. 23 reform. u. kathol. Ew. Kirchgemeinden Rogg-
wil und Berg. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
ERDBRUNST (Kt., Bez. und Gem. Zürich, Zürich II-
Wollishofen). 440 m. Gruppe von 13 Häusern, nahe dem
linken Ufer des Zürichsees, 500 m s. der Kirche Wollis-
hofen und 1 km s. der Station Wollishofen der linksufri-
gen Zürichseebahn (Zurich-WädenswII). 91 reform. Ew.
Kirchgemeinde Wollishofen. 1256: Erdbrust; bedeutet
s. V. a. « Erdbruch ».
43
ERD
ERG
ERDE (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Conthey). 790 m.
Dorff oben am rebenbepflanzten Hang über dem Flecken
Conthey und am Fuss einer grossen, mit Kulturen be-
standenen Terrasse. 700 m sw. des Dorfes Premploz, 1 km
nw. Saint S^verin (wo die Kirche der grossen Kirch-
und politischen Gemeinde Conthey steht) und 4,5 km nö.
der Station Ardon der Simplonbahn. 38 Häuser, 378
kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Am Fussweg,
der von Sitten und Conthey aus über den Pas de Cheville
nach Bex führt. 1208: Erdes; 1214: Herdes.
ERDHAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Eg-
nach). 430 m. Kleines Dorf, nahe der Strasse Sulgen-Ar-
bon, 800 m nw. Arbon und 2,2 km sw. der Station
Egnach der Linie Rorschach-Homanshom. 23 Häuser, 116
reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Neukirch und
Steinebrunn. Wiesen- und Obstbau, Obst- und Gemüse-
handel. Stickerei; die 1515 erbaute Kapelle heute in eine
Stickfabrik umgewandelt.
ERDI8GULMEN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2295
m. Wenig hervortretender Gipfel, in dem von der Mage-
ren nach N. abzweigenden und die rechte Seite des Murg-
thales begleitenden Kamm, 2 km n. der Mageren und 7
km s. über Murg und dem Walensee.
EREL (IM) (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Eisten). 1200
m. Gruppe von Wohnhäusern und Stadein, an dem sehr
rasch ^egen Eisten abfallenden Hang eines Ausläufers
des Weissengrats übereinander gebaut, über dem rechten
Ufer der Saaservisp und rechts vom Leidenbach. 400 m
nö. über Eisten.
ERENBOLGEN (OBER u. UNTER> (Kt. Luzem,
Amt Hochdorf, Gem. Römerswil). 660 und 612 m. Gruppe
von 6 Häusern, am w. Uferhang des Balde^gersees ; 1,2
km n. Römerswil und 4,5 km nw. der Station Hochdorf
der Seethalbahn. Telephon. 64 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. In Ober Erenbolgen Waisenhaus. 1326: Er-
chemboldingen.
ERFLETEN (Kt. Aargau, Bez. Rheinfelden, Gem.
Zuzgen). 583 m. Gruppe von 5 Häusern; 2,1 km sw. Zuz-
gen und 4,8 km sw. der Station Munipf der Linie Zürich-
Brugg-Basel. 29 kathol. und reform. Ew.
ERGATEN, ERGETEN. Ortsname der Ost-
schweiz, volkstümliche Form für Aegerten, Egerten.
S. diesen Art.
ERGATEN (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Frauenfeld).
Aussenquartier der Stadt Frauenfeld, am linken Ufer der
Murg. S. den Art. Frauenfeld.
ERGENZACH, französisch Arconciel (Kt. Freiburg,
Bez. Saane). 727 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer
der Saane, 11 km s. Freiburg. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, die Weiler Fontanalles und Sur le
Moulin inbegriffen : 64 Häuser, 316 kathol. Ew. französi-
scher Zunge; Dorf: 19 Häuser, 84 Ew. Ackerbau u. Vieh-
zucht; Milchwirtschaft und Käserei. In Ergenzach ist ein
Satz von 300 römischen Münzen von Konstantin bis Julian
Apostata aufgefunden worden, die jetzt im Kloster Haute-
nve sich befinden. Die schon 1146 erwähnte Kirche des
Ortes ist 1786 restauriert worden, wobei zum Teil die
Quadern der einst an der Saane gegenüber Schloss Hlens
gelegenen Burg zur Verwendung gekommen sind. 1062
belehnte der deutsche Kaiser Heinrich IV. den Grafen
Konrad von Ollingen, Bischof von Lausanne, mit der Burg
Ergenzach im Uechtland. Als sich während der Burgun-
derkriege Wilhelm de La Bresse, Herr von Ergenzach,
für Karl den Kühnen erklärte, belagerten 1475 die Bemer
und Freiburger seine Burg und nahmen sie mit Sturm
ein. Ergenzach stand darauf eine Zeit lang unter der ge-
meinsamen Oberhoheit von Frei bürg und Bern, bis letz-
teres auf seine Rechte an den Ort Verzicht leistete.
ERGETEN (HINTER) (Kt. Appenzell A. R., Bez.
Vorderland, Gem. Wolfhalden). 760 m. 17 an der Strasse
Rheineck-Heiden zerstreut gelegene Häuser, 500 m von
der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden und
1,2 km sw. Wolfhalden. 117 reform. Ew. Landwirtschaft.
ERGI8CH (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1192 m. Gem. u.
schönes Pfarrdorf, auf einer Terrasse rechts über der
Ansmündung des Turtmanthaies ins Rhonethal, gegenüber
Ems und 2,5 km so. der Station Turtman der Simplon-
bahn. Gemeinde, mit Tummenen : 43 Häuser, 272 kathol.
Ew.; Dorf: 37 Häuser, 237 Ew. Die Gemeinde umfasst
einen grossen Teil des rechtsseitigen Gehänges des Turt-
manthales. Von der Kirche Ergisch aus umfassende Aas-
sicht auf die Gehänge und Thaler der Bezirke Leuk und
Siders. Im 13. Jahrhundert Argessa.
ERGI8CHALPEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Ei^
gisch). 2112 m. Alpweiden mit etwa 10 Hütten, am rechts-
seitigen Gehänge des Turtmanthaies, am W.-Hang des
Ergischhorns und 3 km s. über dem Dorf Ergisch.
ERGI8CHHORN (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 2495 m.
Kahler Gipfel, so. über dem Dorf Ergisch und ö. über der
Ausmündung des Turtmanthaies, zwischen diesem und
dem Ginanztnal. Von den Touristen vernachlässigt, aber
mit sehr schöner Aussicht ; 4 Stunden über Ergisch.
ERGOLZ (Kt. Basel Land, Bez. Sissach und Liestal).
960-260 m. Fluss, entwässert das Er^^olzthal und mündet
n. Basel Äugst von links in den Rhem. 28 km lang. Ent-
springt an der Schafmatt in bewaldetem Tobel, empfangt
alle Bäche der zahlreichen Verzweigungen des Ergolz-
thales (Hemmikerbach, Eibach, Rickenbächli, Hombur-
gerbach, Diegterbach, Hintere und Vordere Frenke,
Oristhalbach, Violenbach u. a.), folgt dem rechtsseitigen
Thalgehänge und treibt hier zahlreiche Mühlen, Sägen,
Werkstätten, Fabriken, sowie die elektrische Bahn Sis-
sach-Gelterkinden. Die Ergolz bildet bei Liestal den
wohlbekannten Fall des sog. Ergolzkessels. Ergolz und
Nebenbäche heute noch ordentlich fischreich; am häu-
fi^ten die Bachforelle. Da bei der starken Nachfrage nach
diesem Fisch seine völlige Vernichtung zu fürchten war,
hat sich seiner die Gesetzgebung angenommen, die den
Fang zur Laichzeit verbietet und zugleich auch für das
Einsetzen von frischer Brut sorgt. Der Fortpflanzung
hinderlich sind dann auch die zahlreichen Fabrikkanäle
und Flussverbauungen. Aeschen sind selten ; die Wander-
fische Nase und Lachs vermögen wegen der Wehren und
auch des zeitweise zu niedrigen Wasserstandes oft nicht,
flussaufwärts zn gelangen. 1337: Erchenz; 1348: Ergentz
dann Ergetz, Ergitz, Ergelz und Ergeis. Von Argenza
herzuleiten.
ERGOLZTHAL (Kt. Basel Land, Bez. Sissach und
Liestal). Grösstes Thal im Kanton Basel Land, 28 km
lang ; zieht sich in gewundenem Lauf von der Schafmatt
im SO. zum Rhein (Baselaugst) im NW. und verzweigt
sich in eine Reihe von Seitenthälern. Der Thalfluss, die
Ergolz, sammelt beinahe alle Wasser aus dem s. und ei-
nen grossen Teil der Wasser aus dem n. Kantonsteil. Die
früher verkehrsreichen Strassen über die Schafmatt und
den Hauenstein sind seit der BetriebseröfTnung der
Bahnlinie Olten-Basel vereinsamt. Im Ergolzthal zahlrei-
che Siedelungen: am höchsten gelegen ist Oltingen;
dann folgen thalauswärts Wenslingen, Anwil und Roten-
fluh, von denen die beiden erstgenannten Dörfer auf
Thalterrassen rechts und links über der Ergolz stehen.
Unterhalb Rotenfluh führt eine Strasse nordwärts zum
aargauischen Dorf Wegenstetten. Am Fuss des Fams-
bergs und Wischbergs liegt in reichem Wiesengrund das
Dorf Ormalingen. Die seit der Volkszählung des Jahres
1888 beinahe überall an Zahl zurückgehende Bevölkerung
der genannten Dörfer beschäftigt sich der Hauptsache
nach mit Landwirtschaft und Seidenbandweberei. Unter-
halb Ormalingen folgt als erste bedeutende Ortschaft des
Ergolzthales das an der Einmündung des Eithales gele-
gene Dorf Gelterkinden. Jetzt weitet sich das Thal ; bei
Bockten öffnet sich das zweite s. Nebenthal, das von Läu-
felfingen, dem die Bahnlinie Olten-Basel folgt ; am Aus-
gang des dritten s. Nebenarmes, des Diegterthales, findet
sich der rasch aufblühende Ort Sissach. Dem immer
breiter werdenden Thal folgen die Ergolz längs dem
rechten, Strasse und Bahn längs dem linken Gehängefuss.
Der Boden ist hier dem Acker-und Wiesenbau sehr güns-
tige, und am s. Gehänge stehen sogar einige Weinberge
mit allerdings nur geringem Ertrag. Der letzte Ort des
Bezirkes Sissach ist Itingen; Lausen gehört schon zum
Bezirk Liestal. Unterhalb Lausen mündet das Thal der
Frenke oder das Waldenburgerthal ; bald zeigen sich die
ersten Häuser der Stadt Liestal, des Kantonshauptortes,
wo das Oristhal und Röserenthal sich öffnen. Es folgen
Niederschön thal, Füllinsdorf und Frenkendorf, worauf
das Ergolzthal bei der Hülftenschanz breit ins Rheinthal
austritt. Die Ergolz mündet n. Baselaugst von links in
den Rhein. Das letzte Dorf des Ergolzthales ist das schon
in der Rheinebene gelegene Pratteln. Die Thalhänge mit
ERG
ERG
43
schönen Waldungen u. fetten Wiesen bestanden, Thalboden
fruchtbar. Im ganzen Thalsystem zahlreiche Burgruinen.
Die Strasse Sissach-Liestal-Basel ist schon
von altersher ein wichtiger Verkehrs- und Han-
delsweg gewesen. Dann hat die Bahnlinie 01-
ten-Basel stark zum Aufschwung der Gegend
beigetragen. Im Ergolzthal stehen die gröss-
ten Fabrikbetriebe der Bezirke Liestal und
Sissach.
Während die Bevölkerung der Seitenthäler
und des abseits der Verkehrswege gelegenen
obem Abschnittes des Hauptthaies an Zahl ab-
nimmt, vermehrt sie sich im untern Thalab-
schnitt beständig. Die im Artikel Basel Land
hervorgehobene Abnahme der Bevölkerung im
Bezirk Waidenburg und die schwache Zu-
nahme im Bezirk Sissach bezieht sich haupt-
sächlich auf die n. oder s. der Ergolz gelegenen
Ortschaften.
Geologische Verhältnisse. Die Seiten des
Ergolzthales werden von einer ziemlichen
Reihe von Formationen begrenzt. Das Flusschen
selbst entspringt im Muschelkalk des Ueber-
schiebungsgebietes an der Schafmatt, durch-
3uert dann in sw. Richtung oberhalb Oltingen
en Hauptrogenstein, sowie beim Eintritt in
das Dorf die Variansschichten und den untern
Malm. Wir treffen demnach hier die Schichten
gerade in abnormer, durch Ueberkippung um-
gekehrter Reihenfolge. Im weitern Verlaufe
gegen Rotenfluh durchschneidet die Ergolz
wieder den obem Dogger, um sich dann
tief in den Hauptrogenstein einzugraben.
Die Thalwände bilden dort starke, bewaldete Steilbö-
schungen. Weiter nw. erweitert sich das Thal, und
an der Basis der beiden Gehänge tritt der untere Dog-
ger (Blagdeni- und Humphriesischichten) zu Tage. Ca
1,2 km so. Rotenfluh durchbricht eine von SW. nach
Thalseiten von dem untersten Dogger, den Opalinustonen,
gebildet, die vielfach, hauptsächlich an der rechten (Fluh-
Karte des Ergolsthales.
NO. verlaufende und nach dieser Richtung sich auskeilende
Grabenverwerfung die Formationsreihe. Von hier ab bis
zur Säge zwischen Rotenfluh und Ormalingen werden die
Burg Ergael im 13. Jahrhundert: nach einem Relief von A. BiMris.
halde, Säge) zu Abrutschungen Anlass gegeben haben.
Von Ormalingen an, wo rechtsufrig an der Tnalwand Lias
ansteht, erweitert sich das alte Enudationsgebiet und damit
der Thalboden bedeutend. Von Gelterkinden an bilden ab-
wechselnd unterer Dogger (Opalinustone) und Keuper
(linkes Ufer oei Bockten) die Thalge-
hänge. Keuper, Lias und unterer Dogger
ziehen sich auch rechtsufrig über Sis-
sach gegen Itingen weiter : weithin
sichtbar wird die rechte Thalseite von
einem Hauptrogensteinklotz, der Sis-
sacherfluh, gekrönt, welche eine weite
Rundsicht in den Kettenjura und die
ihm vorgelagerte zerstückelte Tafel-
hndschan gestattet.
Unterhalb des Wuhres (Mühleprit-
sche) bei Itingen lehnt sich der Fluss
unmittelbar an die rechte Thalseite an
und hat hier einen starken Uferbruch
verursacht, welcher die Schichtenfolge
des untern Dogger von den Murchi-
sonaeschichten bis zu den Humphriesi-
schichten erkennen lässt. Aus dfem un-
tern Hauptrogenstein der darüberliegen-
den Schichtfolgen stammen Pracht-
exemplare des Cainocrinus Andreae,
für welchen sonst ein Seitenthal des
Ergolzthales, das Röscrnthal, die klassi-
sche Fundstelle bildet. Weiter west-
wärts, auf der rechten Thalseite ober-
halb des Weilers Furien, ist das Vorkom-
men von Huppererde (ziemlich reiner
Tonerde mit feinen, meist gerundeten
Quarzkörnern) in Spalten und Taschen
des vielfach zerrissenen Rauracien be-
merkenswert. Dieses Vorkommen hat
eine ziemlich umfangreiche Industrie
(feuerfeste Steine und Verblendstcine)
ins Leben gerufen.
Bei Liestal, unterhalb des Eintrittes
der beiden vereinigten (Hintern und
Vordem) Frenken lassen sich an der
rechten Thalseite die beiden Flusster-
rassen der letzten und vorletzten Glet-
scherzeit leicht erkennen und flussabwärts fast bis an
die Mündung in den Rhein verfolgen. Die rechte Thal-
seite wird bei Liestal von den untern Dogger- und Haupt-
lMfliw[ywf»Ji7
44
ERG
ERI
roffensteinschichten gebildet, auf welch' letztern am
Schleifenberg Gletscherlehm lagert. Eine mehrere Meter
mächtige Schicht von Moränen material (ge-
schrammte Geschiebe von sehr verschie-
dener Grösse untermischt mit sandigem
Lehm) bedeckt auf der linken Thalseite die
Anhöhe der Sichtern und bei Hasenbühl.
Unterhalb Liestal, im sogenannten Kes-
sel, treten im Flussbette die Murchisonae-
schichten zu Tage, und über dieselben
hinunter bildet die Ergolz einen hübschen
Wasserfall, durch welchen rechtsseitig auch
die Opalinusschichten angeschnitten wer-
den.
Bei Niederschönthal stehen rechts- und
iinksufrig oberster Keuper (Bone bed) und
Lias an; in ersterem wurden vor Jahren
die gewaltigen Knochen von Gresslyosau-
i'us inqeris gefunden. Von hier ab ist die
linke Thalseite durch einen Bergschlipf
charakterisiert, dessen Trümmer, auf den
Opalinusschichten hinunter gleitend, durch
Kalksinter vielfach wieder verkittet sind.
Weiter unten schneidet der Fluss den un-
tern Keuper (Lettenkohle) an und hat hier
zu einem gefährlichen, immer weiter um
sich greifenden Uferbruch Ursache gegeben.
Linkerseits breiten sich die beiden Terras-
sen als kilometerbreite fruchtbare Acker-
und Wiesengelände aus, die von Frenken-
dorf nach Pratteln von Lias und Doggerschichten um-
rahmt werden.
Bei der Hülftenschanz mündet das Ergolzthal in das
Rheinthal ein. [Dr. Lbuthardt.J
Für Zoologie und Botanik des Ergolzthales vergl. den
Art. Basel Land.
ERGUEL (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary, Gem. Son-
vilier). 936 m. Malerische Burgruine, auf einem steil-
wandigen Felskopf {Portlandkalk), über einem tief in die
Fordt de l'Envers eingeschnittenen Tobel ; von Tannen
umrahmt, aber vom Bahnhof Sonvilier aus sehr gut
sichtbar; 3 km wsw. St. Immer und 1,3 km so. Sonvilier.
gund stammenden Edelgeschlecht erbaut und spielte in
der Geschichte der früher Suzinga (Thal der Schüss,
Burgruine Erguel.
Die Burg wurde im 9. oder 10. Jahrhundert von einem
aus Arguel, einer am linken Ufer des Doubs ca 5 km sw.
Besanyon gelegenen Ortschaft der Freigrafschafl Bur-
Eriswil (Kt.'tBern), von Osten.
Suze), in der Folge aber [allgemein Pays d'Erguel oder
d' Arguel geheissenen Landschaft bald eine hervorragende
Rolle. 1264 kamen die Burg und ihre Landereien in den
Besitz des Bistums Basel, dfas sie den Herren von Erguel
als Lehen beliess. Die Burg im Bürgerkrieg 1367 durch
Feuer zerstört, dann wieder aufgebaut und stark befes-
tigt. Im 3()jährigen Krieg hatten Burg und Landschaft
unter dem Einbruch kaiserlicher Truppen stark zu lei-
den. Der vom Basler Fürstbischof eingesetzte Burgvogt
verlegte im 18. Jahrhundert seinen Sitz von der we.ig
wohnlichen und schwierig zugänj^lichen Burg Erguel
nach Courtelary, das seither stets Sitz der Behörden der
Landschaft Erguel geblieben ist. 1797 kam die Gegend an
Frankreich, und die mehr und mehr vernachlässigte Bunr
zerfiel in Trümmer. 1814 wollte die Bevölkerung der
Landschaft die Gebiete von Erguel, des Tessenoergs
(Montagne de Diesse), von Neuenstadt und Biel zu einem
eigenen Kanton, dem Kanton Schüss (Canton de la Suze)
vereinigt wissen ; der Wiener Vertrag ging aber auf diese
veralteten Sondergelüste nicht ein und gliederte das Ge-
biet des ehemalij^en Fürstbistums Basel dem Kanton Bern
an, um diesen für den Verlust des Oberaargaues und des
Waadtlandes zu entschädigen. So kam das Pays d'Erguel
an Bern, das seinem neuen Amtsbezirk den Namen Cour-
telary gab und diesen Ort wiederum zum Sitz der Be-
hörden erhob. Es ist somit die Bezeichnung Pays d'Erguel
heute nur noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten.
Wie der Name wird auch die Burgruine allmählig völlig
vom Erdboden verschwinden, wenn sich nicht die Be-
hörden ihrer noch bei Zeiten annehmen.
ERICH (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Naters). 1598 m.
Maiensässe mit etwa 10 zerstreut gelegenen Alphütten,
am Fuss des die Hänge der Terrasse von Beialp beklei-
denden Waldes, über der Schlucht des Blindbaches (Zu-
flusses zum Kelchbach) und 1 km n. Platten.
ERIEL8 (Kt. Tessin, Bez. Leventina). Gem. 3 und
Dorf. S. den Art. Airolo.
ERIKON (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. To-
bel). 533 m. Weiler, 40ü m nö. Tobel und 5 km nö. der
Station Münchwilen der Strassenbahn Frauenfeld-Wil. 12
Häuser, 55 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Tobel
und AfTeltrangen. Futter- und Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft.
ERI8WIL (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald). 756 m.
Gem. und Pfarrdorf, im obern Abschnitt des Thaies der
Langeten und am Ufer dieses Baches gelegen, an der
Strasse Wasen-Huttwil und 4,5 km s. der Station Hutt-
wil der Linie Langenthai -Wolhusen. Postbureau, Tele-
graph, Telephon ; Postwagen nach Huttwil. Gemeinde wie
alle im Emmenthal sehr ausgedehnt; mit Grünenboden,
ERI!
ERL
45
Cressier
Gsang, Hintergass, Hizenberg, Kalberweid und Leumatt
zusammen 190 Häuser, 2063 reform. Ew. ; Dorf: 70 Häu-
ser, 672 Ew. Bildet zusammen mit
Wissachen^raben eine gemeinsame
Kirchgemeinde. Eriswil ist ein schö-
nes Dorf; Ausgangspunkt der na-
mentlich zu Ende des 18. Jahrhun-
derts blähenden Emmenthaler Lein-
wandindustrie. Es stehen hier heute
drei Leinwandwebereien in Betrieb ;
daneben noch Webstühle in man-
chen Familien. Hunderte von Frauen
und Mädchen beschäftigen sich aus-
serdem mit der Herstellunff von
Wirkwaaren. Zwei Käsereien. Äcker-
bau. In kirchlicher Hinsicht war
Eriswil einst vom Kloster St. Gal-
len, in weltlicher von den Edeln von
Eriswil abhängig, deren Burg heute
völlig verschwunaen ist. Nach dem
Aussterben dieses Geschlechtes zu
Ende des 14. Jahrhunderts ging Eris-
wil der Reihe nach in den Besitz
der Edeln von Grünenberg, von Mü-
linen und endlich an Rudolf von
Luternau über, welch' letzterer, um
seine Schulden bezahlen zu können,
die Herrschaft schliesslich an den
Staat Bern verkaufte.
ERISWIL (Kt. Luzern, Amt Sur-
see, Gem. Knutwil). 570 m. Gruppe
von 6 Häusern, 200 m n. der Strasse
Sursee-Zoüngen, 6 km nw. der Sta-
tion Sursee der Linie Luzern-Olten und 1,5 km nw.
Knutwil. 50 kathol. Ew. Obst- und Getreidebau, Viehzucht.
ERIZ (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 990 m. Gemeinde,
mit zahlreichen im obern Abschnitt des Thaies der Zuig
zerstreut gelegenen Bauernhöfen, die durch eine Strasse
mit dem Dorf Schwarzenegg verbunden sind ; 13 km ö.
Thun. Postablage, Telephon. Zerfallt in die zwei Ab-
schnitte Ausser Eri/. (mit dem Weiler Losenegg) und
Inner Eriz (mit Bieten) und zählt zusammen in 9Ü Häu-
sern 609 reform. Ew. Kirchgemeinde Schwarzenegg. Rau-
hes Klima. Acker- und Wiesenbau. Sägen, Holzhandel,
Uolzkohlenbrennerei. Bemerkenswerte Fundstelle von
fossilen Pflanzen aus der Miocänzeit.
ERIZHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2696 m. Gipfel,
ö. Ausläufer des Beiengrats, n. der Aeusseren Nanzlücke
und in der das Nanzthal vom Thal der Saltine (Simplon)
trennenden Kette.
ERKE1.IN (Kt. Glarus, Gem. Kerenzen). 650 m.
Gruppe von 5 Häusern, auf sonnenreicher Terrasse über
dem S.-Ufer des Walensees, am linken Ufer des Rötiba-
ches. am Fussw^ Obstalden-Murg und Vi Stunde so. über
der Station Mühlehorn der Linie Rapperswil-Wesen-Sar-
£ans. 19 reform. Ew. Kirchgemeinde Mühlehorn. Acker-
Bau und Viehzucht. Seidenweberei als Hausindustrie.
Schöne Aussicht auf Walensee und Churflrsten.
ERL, ERLEN, ERLI. Ortsnamen der deutschen
Schweiz, vom althochdeutschen arila = dem neuhoch-
deutschen Erle.
ERL (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Brigerbad]. 1804 m.
Frühjahrsweide oder Maiensässe mit etwa 10 Hütten, am
rechtsseitigen Thalgehänge des Furggbaches (Zuflusses
zum Baltschiederbadi) und am linken Gehänge des Balt-
schiederlhales. Mit den in der Thalsohle 4,d km nnö.
vom Dorf Baltschieder stehenden Hütten von Zu Steinen
durch einen Zickzackweg verbunden.
ERLACH. Ortsname der deutschen Schweiz; vom
althochdeutschen arü-aAi=:Erlengebüsch am Bachufer.
Entspricht den französischen Ortsnamen Vernay und
Vernex.
ER LACH, französisch Cerlier. Amtsbezirk des Kan-
tons Bern, im Bemer Seeland zwischen Bieler- und
Neuenburgersee gelegen. Fläche : 9180 ha. Er wird be-
grenzt: im W. durch den Zihlkanal gegen den Kanton
Neuenburg; im S. und 0. durch eine von der Einmün-
dung der ßroye in den Neuenburgersee ausgehende, das
Grosse Moos in einem dem s. Ufer des Bielersees unge-
fähr parallel ziehenden Bogen durchschneidende und den
Aarekanal etwa 3 km vor seiner Einmündung in den Bie-
lersee treffende Linie, die den Amtsbezirk im S. vom
*zers
Amtsbesirk Erlach.
MUng^rac
Kanton Freiburg und im 0. vom Amtsbezirk Aarberg
trennt I im N. und NW. vom Bielersee. Umfasst folgende
14 politische Gemeinden : ßrüttelen (ßreti^ge). Erlach
(Cerlier), Finsterhennen, Gäserz, Gals (Chules), Gampe-
len (Champion), Ins (Anet), Lütscherz (Locras), Müntscne-
mier (Monsmier), Müllen, Siselen, Treiten (Treiteron),
Tschuffg und Vinelz (Fenil oder Fenis). 5 Kirchgemein-
den : Erlach, Gampelen, Ins, Siselen und Vinelz.
Ringsherum liegen die Grenzen ungefähr im Niveau der
Juraseen. Im Innern allerdings machen sich Höhendiffe-
renzen geltend. Aus den alluvialen Ablagerungen des
Grossen Mooses erheben sich drei einander parallel von
NO.-SW. ziehende Rücken, nämlich zwei Molassezüge
und, ö. gegen das Grosse Moos vorgelagert, ein Moränen-
wall. Der westlichste dieser llügelzüge. der Jolimont, an
dessen N.-Ende der Hauptort des Amtsbezirkes — Erlach
— liegt, erreicht eine Seehöhe von 604 m, erhebt sich
mithin etwas mehr als 150 m über seine Umgebunj^. Auf
dem Rucken des Hügels (1,5 km sw.des schönen Jolimont-
gutes) liegt mitten im prächtigsten Buchenwald eine
Gruppe von grossen ArkesinblöcKen, die, unter dem Na-
men «c Teufelsbürüe » bekannt , wahrscheinlich einem
alten Opferplatz entspricht. Grosse erratische Blöcke sind
ferner aus der Gegend von Erlach und auf der sich von
hier aus n. nach der St. Petersinsel fortsetzenden Land-
zunge bekannt. Der Jolimont setzt sich nach N. in den
Bielersee fort, um sich in der St. Petersinsel (Amtsbez.
Nidau, Gem. Twann) nochmals 40 m über den Spiegel des
Sees zu erheben.
Nur wenige Meter niedriger erhebt sich bei Ins der
mittlere Rücken, der Schaltenrain, ebenfalls ein Molasse-
zug, der dem ö. Ufer des Bielersees entlang ziehend bei
Hagneck vom Aarekanal durchbrochen wird und im Amt
Nidau im Jensberg endigt. Auch auf dieser Erhebung fin-
den wir Spuren ehemaliger Versletscherung, ffrosse erra-
tische Blöcke, von denen besonoers der gewaltige Schal-
lenstein auf dem Schallensteinfeld, s. der Strasse Münt-
schemier^Ins, Erwähnung verdient. S. von Lüscherz liegen
auf dem höchsten Teile des Rückens interessante Tumuli,
d. h. eine Anzahl von keltischen Grabhüffeln von 3—4 m
Höhe und etwa 10 m Durchmesser. Auf dem Oberfeld bei
Ins und in der Nähe von Brüttelen wird das Gestein des
Schaltenrains in grossen Steinbrüchen ausgebeutet. Die
Steine von Ins finden besonders als Treppenstufen Ver-
wendung^ und die Brüttelersteine werden als gute Bau-
steine weithin verschickt. Die Brüttelerbrüche sind ausser-
dem den Paläontologen als Fundstelle für Haifischzähne
46
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und Säugetierknochen bekannt. Gegen das Grosse Moos
vorgelagert streicht in gleicher Ricntung die östlichste
und kleinste der genannten Erhebungen, gebildet aus den
Moränenhügeln bei Treiten, Finsterhennen und Siselen.
Dieselben erheben sich rund 50 m über das Grosse Moos,
erreichen also an absoluter Höhe nicht ganz 500 m. Weiter
n. gehen diese glazialen Ablagerungen über in fluviogla-
ziale Geschiebe.
Die Rücken dieser Hügelzüge sind durchweg stark be-
waldet. An den fruchtbaren Hängen wird intensiver
Acker^ und Wiesenbau getrieben. Eine nicht unbedeu-
tende Fläche ist namentlich an den nach 0. und S. e^e-
neigten Halden auch dem Weinbau eingeräumt. An cler
Entsumpfung des Mooses wird seit der Juragewässerkor-
rektion oesonders in den dem Staate Bern gehörenden
Gebieten der Strafanstalten Witzwil und St. Johansen
wacker gearbeitet. Immerhin harrt noch eine grosse Flä-
che der Urbarmachung. Das Areal des Amtsbezirkes ver-
teilt sich in folgender Weise :
Wiesen 2622 ha
Aecker und Gärten 2340 »
Wald 1802 »
Reben 216 »
Unproduktiv 2200 »
Total 9180 ha
Der Amtsbezirk partizipiert mit einem kleinen Anteil
am Neuenburffersee, mit einem grössern am Bielersee
und wird im N. und NO. auf eine Strecke
von ca 10 km von diesem begrenzt. Die
Ufer des Neuenbursersees sind — soweit
sie dem Amtsbezirk Erlach angehören,
d. h. zwischen der Einmündung der
Broye und der Stelle, bei welcher die Zihl
den See verlässt — stark versumpft, und
wir flnden infolge dessen hier keine Spu-
ren ehemaliger Pfahlbauten. Anders am
Bielersee : auf den flach seewärts einfal-
lenden Molasseschichten des Schalten-
rains wurden Ueberreste von Pfahlbau-
ten aus der Stein- und Bronzezeit bei
Lüscherz und bei Vinelz nachgewiesen.
Ein Bau aus der Steinzeit ist ferner in
der Zihl bei Zihl brücke gefunden wor-
den.
Naturgemäss finden wir auch die Siede-
lungen zum weitaus grössten Teil an den
Hängen jener oben genannten Höhen-
züge. Ohne Ausnahme zeigen die 14
Ortschaften des Amtsbezirkes diese Lage.
Einzelhöfe finden sich allerdings auch
oben auf den Rücken und unten in der
Ebene des Grossen Mooses. Nach der Volkszählung vom
1. Dezember 1900 zählt der AmUbezirk Erlach 7066 Ew.,
d. h. 77 Ew. auf den km^. 1053 Häuser, 1379 Haushaltungen.
Die Bewohner gehören mit Ausnahme von rund 50 Katho-
liken und 10 Israeliten der reformierten Kirche an. Trotz-
dem der Bezirk an der deutsch - französischen Sprach-
grenze liegt, sprechen nur etwa 170 Ew. französiscn. Die
Bevölkerung ist eine durchaus landwirtschaftliche. Auf
100 Ew. kommen 96,6 Vieheinheiten, eine Zahl, die nur
in einem einzigen Amtsbezirk des bemischen Mittellandes
— in Laupen — grösser ist. Die Viehstatistik ergibt
folgende Zahlen :
1886
Hornvieh 3210
Pferde 615
Schweine 1970
Ziegen 848
Schafe 2048
Bienenstöcke 833
Eine nicht unbedeutende Rolle spielt der Weinbau. Im
Jahre 1895 ernteten 1637 Rebbesitzer 5968 hl. Wein. Der
Geldwert dieser Ernte belief sich auf 260 119 Fr. Industrie
von irgendwie grösserer Bedeutung hat der Amtsbezirk
Erlach nicht. Ca. 60 Ew. sind mit der Herstellung von
Uhrenschalen und -steinen beschäftigt. Bei Ins und Brüt-
telen werden Steinbrüche ausgebeutet.
Der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des
Bezirkes und den Stationen Aarberg und Kerzers der Linie
Murten-Lyss findet auf guten Poststrassen statt. Zwischen
Erlach und Neuenstadt (Station der Linie Biel - Neuen-
burg) kursieren kleine Dampfboote. Eisenbahnen hatte
der Bezirk bis vor kurzem kerne. Jetzt wird er im S. von
der direkten Linie Bern -Neuenburg durchschnitten und
hat in Müntschemier, Ins u. Gampelen Eisenbahnstationen
erhalten.
ER1.ACH, französisch Cerlier (Kt. Bern, Amtsbez.
Erlach). 436-470 m. Gem. und Städtchen,
Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirks ;
malerisch am sw. obern Ende des ßielersees
und am vorspringenden NO.-Fusse des Joli-
mont gelegen, der sich von dieser Stelle aus
als schmale und abgeflachte, erst seit der
Juragewässerkorrektion das Wasser etwas
überragende Erhebung bis zur St. Peters-
insel fortsetzt. Dieses Neuland ist aber noch unwegsam
und unkultiviert. Erlach beherrscht die Strassen vom
S.-Ufer des Bielersees zu den Zihl brücken und in den
Kanton Neuenburg, sowie die Strasse Ins-Le Lande-
ron-Neuenstadt. Landungsplatz der Dampfboote Neuen-
stadt-Erlach. Zwei Stationen der Direkten Bern - Neuen-
burg. Ins und Gampelen, sind mit Erlach durch Fahr-
posten verbunden, oeide sind 4,8 km vom Städtchen
entfernt. Postbureau, Telegraph, Telephon. 107 Häuser,
848 reform. Ew. deutscher Zunge. Eigene Kirchgemeinde.
Die Sprachgrenze (längs der Zihl) ist hier scharf ausge-
sprochen. Die Bewohner betreiben noch zum grossen Teil
1896
1901
4251
4780
645
751
3476
3765
772
692
1118
477
725
554
Erlach, von Nordweslen.
Landbau, und die Reben nehmen fast die Hälfte des pro-
duktiven Gemeindeareals ein. Fabrikation von Uhrsteinen.
Unbedeutender Handel. Sekundärschule. Kirche und
Schloss dominieren das Städtchen. Zum letzteren führt
die Obere oder Junkerngasse hinan, welche mit ihren Lau-
ben und gotischen Fenstern ein ^utes Bild aus alten Zei-
ten bietet. Im Schlosse befindet sich jetzt eine gut einge-
richtete Rettungsanstalt für Knaben. In der Oberstadt, in
die man durch ein altes mit dem Wappen der Herren
von Erlach geschmücktes Tor eintritt, befinden sich die
neben denen von Werdenberg ältesten heute noch vor-
handenen Laubengänge. Sie gleichen in manchen Be-
ziehunffen denen von Bern, werden aber nicht, wie diese,
von scnönen Verkaufsläden, sondern von Stallungen be-
gleitet. Hier und da hat man diese alten Bauden Kmäler
dem Geschmack der Neuzeit entsprechend etwas umgebaut.
Erlach wurde zu Ende des If. Jahrhunderts von Burk-
hart, Bischof von Basel (demselben, der als Stammvater
des gräflichen Hauses von Neuenburg gilt) zu einem festen
Orte gemacht. Bei der Teilung der neuenburgischen Be-
sitzungen (Beginn des 13. Jahrhunderts) kam es an die
Grafen von Nidau. Graf Rudolf II. erteilte um 1260 dem
Orte Stadtrecht. 1405 kam Erlach an Savoyen, später als
Gemeinsamer Besitz an zwei Zweige des Hauses Chälons.
474 nahmen die Berner den militärisch wichtigen Ort
ein, und Erlach war die einzige bleibende Gebietserwei-
terung, welche der grosse Krieg gegen Karl den Kühnen
der Stadt Bern einbrachte. 1476-1798 bernische Land-
ERL
ERL
47
Togtei ; 1523-28 amtete hier als Landvogt der Maler und
Dichter Nilclaus Manuel.
Eine Gasse in Erlach.
Das noch heute bestehende Geschlecht von Erlach
stammt von den sraflich nidauischen Ministerialen ab,
welche noch im lo. Jahrhundert auf der Burg Erlach
sassen. Aber schon Ulrich von Erlach, der Vater des Sie-
gers von Laupen, hatte in Bern Burgrecht genommen.
ER1.ACKER (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Wit-
tenbaeh^. 625 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse
Kronbünl-Bernhardzell, d km nw. der Station St. Fiden
der Linie St. Gallen - Rorschach und 1,2 km nw. Witten-
bach. 36 kathol. und reform. Ew. Ackerbau u. Viehzucht.
Stickerei als Hausindustrie.
ERLE (IN DER) (Kt. Basel Land, Bez. Liestal, Gem.
Pratteln). 309 m. Historische Lokalitat mit Denkstein ;
1,1 km n. Frenkendorf und 1,3 km so. Pratteln. Sieg-
reicher Kampf der Aufständischen von Basel Land gegen
die Truppen von Basel Stadt.
ERLEN (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Steffisburg).
610 m. Gruppe von 34 Häusern, am Bösenbach und am
N.-Fuss der Rappenfluh, 2 km ö. der Station Steffisburg
der elektrischen Bahn Bursdorf - Thun. 348 reform. Ew.
Acker- und Futterbau. in der Nähe Lehmlager, die von
der Ziegelei Glockenthal ausgebeutet werden. Im weitem
Sinne wird der Name Erlen auch auf den im N. von der
Zalg und im W. von der Strasse Thun - Schnittweier be-
grenzten Teil von Steffisburg ausgedehnt, der Glockenthal,
die Häusergruppe Erlen und einen Abschnitt des Dorfes
Steffisburg selbst umfasst.
ERLEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Jona). 418 m.
Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse Erlenbach -Jona;
1,5 km ö. Jona u. 2,9 km nö. von Rapperswii. 30 kathol. Ew.
ERLEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell). 463 m. Gem.
und Pfarrdorf, an der Strasse Weinfelden - Romanshorn
und 10 km osö. Weinfelden. Station der Linie Winterthur-
Frauenfeld- Romanshorn 500 m nw. vom Dorf. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Buchackern, Engis-
hofen. Ennetaacn, Ebstegen, Eppishausen und Kdmmerts-
hausen : 227 Häuser, 1112 reform. Ew. ; Dorf: 23 Häuser,
127 Ew. Futter- und Obstbau. Stickfabrik mit 16 Maschi-
nen, Baumwollgamfarberei, Wirkwaarenfabrikation. Bis
1763 war Erlen der Kirchgemeinde Sulffen zugeteilt, dann
von dieser abgetrennt und mit ßucnackern, Ehstegen
und Eppishausen zusammen zur eigenen Kirchgemeinde
erhoben. Die Katholiken der Gemeinde sind heute noch
nach Sulgen pfarrgenössig.. Erlen verdankt seinen Wohl-
stand der Familie Brunschweiler, die sich hier im 18.
Jahrhundert niederliess und die Stickerei einführte.
Funde von römischen Münzen.
ERLEN (OBER und UNTER} (Kt. Luzern, Amt
Hochdorf, Gem. Emmen). 504 und 400 m. Zwei Gruppen
von zusammen 5 Häusern, nahe dem linken Ufer der
Kleinen Emme, 3 km sw. Emmen und 2 km ö. der Station
Emmenbrucke der Linie Luzern -Ölten. 66 kathol. Ew.
Landwirtschaft und Viehzucht. Handel mit Most.
ERLEN (OBER und UNTER) (Kt. Schwyz, Bez.
Höfe, Gem. Wolierau). 640-500 m. 13 zwischen Krebsbach
und Mühlebach am W.-Hang des Beckihügels zer-
streut gelegene Häuser, 1 km ö. der Station
Samstagern der Linie Wädenswil-Einsiedeln und
1,5 km sw. Wolierau. 104 kathol. Ew. Obst- und
etwas Weinbau, Bienenzucht. Mühle.
ERLENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal). 707 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am
S.-Fuss der Stockhorn kette, am linken Ufer der
Simme, an der Strasse Spiez-Zweisimmen und 6,5
km w. Wimmis. Schön gelegen. Station der Sim-
menthalbahn. Postbureau. Teleffraph, Telephon. Ge-
meinde, mit Almenden, Balzenoerg, Leimern, Esch-
len, Latterbach, Ringoldingen, Sewelen, Wösch und
Tal : 241 Häuser, 1518 reform. Ew. ; Dorf : 90 Häu-
ser, 602 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Grösste Vieh-
märkte der Schweiz, an denen im Herbst jeweilen
3-4000 Stück Rindvieh der Simmenthalerrasse auf-
geführt zu werden pflegen. Zucht von ihres Schlages
u. ihrer Stärke wegen geschätzten Pferden. Frem-
denindustrie. Holzhandfel. Sekundärschule. Kran-
kenhaus. Bemerkenswert eine Reihe von schönen
Holzhäusern im Hemer Oberländerstil. Kirche mit
originellem Turm und alten Fresken. Neben der
Kirche, auf einer Anhöhe, stand einst eine alte, heute
völlig vom Erdboden verschwundene Burgruine.
Von Erlenbach aus kann das Stockhorn in 4^ Stunden
erstiegen werden. Die Herren von Erlenbach, die wahr-
scheinlich im 12. Jahrhundert das ganze untere Simmen-
thal beherrschten, erbauten die Burg Weissenburff, nann-
ten sich in der Folge nach dieser Freiherren von Weissen-
burg und wurden eines der mächtigsten Geschlechter des
untern Simmenthaies. 1439 kam Erlenbach an Bern.
Peter Kunz, der Freund Luthers und ein hervorragender
Förderer der Reformation in bemischen Landen, war
1517-1535 Pfarrer zu Erlenbach.
ERLENBACH (Kt. Zürich, Bez. Meilen). 415 m. Gem.
und Pfarrdorf, am rechten Ufer des Zürich-
^ — ^^ sees, an der Strasse Zürich-Meilen und 8 km
H ^M so. Zürich. Station der rechtsufrigen Zürich-
^ ^^ seebahn (Zürich -Meilen -Rapperswii) und
I I Haltestelle der Dampfboote. Postbureau, Tele-
H Ih $'*^P^> Telephon. Gemeinde, mit Bindschädler,
^ ^P Isler, Lerchenberg und Winkel : 203 Häuser,
^^^^ 1207 reform. Ew.; Dorf: 131 Häuser^ 817
Ew. Weinbau, Viehzucht. Eine Seidenweberei mit 100
Arbeitern. An der Mariahalden die Martinstiflung, ein
1894 jg^egründetes Asyl für geistig und körperlich schwach
entwickelte Kinder. Vor dem Dorf (im Winkel) und
im Dorf selbst (am Widen) Pfahlbauten. Römische
Siedelung auf der obern Allmend, Alemannengräber
beim neuen Friedhof. Vor einigen Jahren ist man hin-
ter dem Lochhaus, am linken Ufer des Dorfbaches,
auf Mauerreste gestossen, die offenbar von der einstigen
Wohnunff des vom Kloster Einsiedeln über seine Probstei
Erlenbach gesetzten Vogtes herrühren. Die Gerichtshoheit
zuerst in Händen der Grafen von Habsburg und dann der
Grafen von Toggenburg, die sie 1400 für 350 Gulden an
die Stadt Zürich verkauften. Zur Zeit des alten Zürich-
krieges fand 1445 bei Erlenbach ein Gefecht zwischen
Zu renern und Eidgenossen statt.
ERLENBACH ([HINTER u. VORDER) (Kt. Bern,
Amtsbez. u. Gem. Signau). 770 und 750 m. Zwei Gruppen
von zusammen 5 Hausera, nahe dem linken Ufer der
Emme und 2,5 km so. der Station Signau der Linie Bem-
Luzera. 28 reform. Ew.
ERLENQRABEN(Kt.Luzero,Amtu.Gem.Entlebuch).
910 m. Weiler, am rechtsseitigen Gehänge des Entlebuch,
s. der Strasse Entlebuch - Finsterwald und 3 km so. der
Station Entlebuch der Linie Bern-Luzern. 15 Häuser,
57 kathol. Ew. Wiesenbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft.
ERLENHOLZ (OBER u. UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. Gossau. Gem. Waldkirch und Bez. Tablat, Gem. Wit-
ten bach). 565 und 558 m. Zwei Gruppen von zusammen
10 Häusern, zu beiden Seiten der hier überbrückten Sit-
ter, an der Strasse Kronbühl-Bernhardzell, 4 km nw. der
Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach und 1,7
km sw. Wittenbach. 63 kathol. Ew. Kirchgemeinden Bern-
48
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hardzell und Wittenbach.
ckerei als Hausindustrie.
Ackerbau und Viehzucht. SU-
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ERLENMOOS (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Thunstetten). 499 m. Gruppe von 5 Häusern, 800 m w.
Thunstetten und 1,2 km s. der Station Büzberg der Linie
Ölten- Bern. 23 reform. Ew. Landwirlscbafl.
ER1.ENM008 {OBER, MITTLER und UNTER)
(Kt. Zu^, Gem. Menzmgen). 782-745 m. Drei Bauernhöfe,
s. vom Wilersee, 8 km ö. vom Bahnhof Zug und 2,4 km
so. Menzingen. 20 kaihol. Ew.
ERLENMOOS (OBER u. UNTER) (Kt. Solothurn,
Amtei Ölten - Gösgen, Gem. Trimbach). 723 und 582 m.
Zwei Häuser, 2 km nw. Trimbach und 4,5 km nnw. des
Bahnhofes Ölten. 18 kathol. Ew.
ERLE88EN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem.
Uöchstetten). 738 m. Gruppe von 7 Häusern, am N.-Hang
des gleichnamigen Höhenzuges, 500 m w. der Station
Höchstetten der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 40 re-
form. Ew. Landwirtschaft.
ER LI (Kt. Zug, Gem. Steinhausen) 445 m. Gruppe von
4 Häusern, in fruchtbarer Gegend, 700 m nw. Steinhausen
und 3,5 km nö. der Station Cham der Linie Zürich-Zug-
Luzern. 20 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
ERLI (HINTER und VORDER) (Kt. Zürich, Bez.
Hinwil, Gem. Wald). Weiler. S. den Art. Ehru.
ERLIBACH (Kt. Nidwaiden, Gem. Beckenried). 454
m. Weiler, am Ufer des Vierwaldstattersees ; 1,5 km so.
Beckenried und 10,5 km ö. Stans. 10 Häuser, 87 kathol.
Ew. Zementbrennerei.
ERLINSBACH oder ERLISBACH (Kt. Aargau,
Bez. Aarau). 439 m. Gem. und Pfarrdorf, vom solothurni-
schen Ober Erlinsbach durch den Erzbach geschieden ;
4,5 km nw. vom Bahnhof Aarau. Postablase, Telephon ;
Postwagen nach Aarau. Gemeinde, mit Hara : 163 Häuser,
1161 reform. Ew. ; Dorf: 151 Häuser, 1077 Ew. Acker-,
Obst- und Weinbau^ Viehzucht. Viele der Bewohner ar-
beiten in den Fabriken von Aarau. In der Nähe von Er-
linsbach das St. Lorenzbad, die Ferienkolonien der Stadt
Aarau und das neue aargauische Sanatorium für Lungen-
kranke. Funde aus der Steinzeit; primitive Steinbutte u.
einige Bronzegegenstande.
ERLINSBACH oder ERLISBACH (NIEDER und
UNTER) (Kt. Solothurn, Amtei Olten-Gösgen). 405 m.
Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer des Erzbaches, 1
km s. Ober Erlinsbach und 3,5 km nw. vom Bahnhof
Aarau. Postablage, Telephon ; Postwagen Aarau-Ober Er-
linsbach. 128 Häuser, 1085 kathol. Ew. Futterbau. Stein-
bruche. Viele der Bewohner arbeiten in den Fabriken von
Aarau und Schönenwerd. Römische Siedelung.
ERLINSBACH od. ERLISBACH (OBER) (Kt.Solo-
thurn, Amtei Olten-Gösgen). 439 m.Gem. u. Dorf, zu beiden
Seiten des Erzbaches, 1 km n. Nieder Erlinsbach und 4,5
km nw. vom Bahnhof Aarau. Postablage, Telephon: Post-
wagen nach Aarau. Gemeinde, mit Breitmis : 55 Häuser,
445 kathol. Ew. ; Dorf: 37 Häuser, 285 Ew. Kirchgemeinde
Nieder Erlinsbach. Futterbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Schuhwaarenfabrikation. Gros-
ser Steinbruch.
ERLOSEN und OBER ERLO-
SEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Gunzwil). 739 und 755 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 5 Häusern, am NO.-
Hang der Blosenbergerhöhe, 2 km s.
Gunzwil und 6 km nö. der Station
Sursee der Linie Luzern-Olten. 30 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Münster.
Ackerbau und Viehzucht.
ERLOSEN (DIE) (Kt. Luzern).
Ziemlich ^leichmässig verlaufender
Höhenzug im nö. Teile des Kantons
Luzern. Die Länffsgrenzen sind das
Winen- und das Hitzkircherthal, d. h.
die Hitzkircher Aa mit dem Baldegger-
und Hallwilersee im NO. und die
Wina im SW. Die N.-Grenze fiUlt so
ziemlich mit der Kantonsgrenze zusam-
men. Die Erlosen beginnen s. Reinach,
steigen dann massig an und ziehen sich
ziemlich gleichförmig hin, erreichen
ob Seh Warzen bach eine Höhe von 692
m, steigen jedoch im höchsten Punkte,
im sog. Kuhwald oberhalb Herlisberg,
auf 814 m. Dann senken sie sich allmählig. haben bei
den schönsten Aussichtspunkten in Ober Reinach 746
Höhenzug der Erlösen.
KAUingtrje.
m, in Ludigen 768 m und bei Römerswil noch 731
m. Dann verbreitern sie sich und laufen bei Hildis-
rieden, Willischwil und Rain in ein Hochplateau aus.
ERL
ERM
49
Der Höhenunterschied zwischen dem Spiegel des Bald-
eggersees und dem höchsten Punkte im sogen. Kuhwald
beträgt 344 m. Die Länge der Erlosen be-
trägt ca. 12 km und die Breite zwischen
Uitzkircher Aa und der Wina auf der Pro-
jektionsebene gemessen 4 km. Der grösste
Teil der Oberfläche ist mit Wald bedeckt.
So finden wir auf dem Nü.-Hang den aus-
gedehnten Erloserwald, am SW.-Hanff ge-
gen Münster und Neudorf hin den Kuh-
wald, Linden wald und Bromerwald. Be-
merkenswert sind femer die sogen. Tobel.
Die Wasser des Berges eilen nämlich meist
geradlinig, fast rechtwinklig zur Hauptrich-
tung des Höhenzuges in die Thäler hinab.
Die Betten dieser Bäche sind ffewöhnlich
tief eingeschnitten. Die beiden Ufer, steinige
Halden, sind bewaldet, in der Regel mit
Laubholz, vorzugsweise Buchen. Der Bach
und die bewaldeten Ufer zusammen bilden
diese «Tobel». Die vorgenannten ausgedehnten Waldun-
gen bestehen fast ausschliesslich aus Tannen, worunter
wir wieder hauptsächlich die Rottanne trefl'en.
Das offene Land ist wohlangebautes Kulturland. Der
Boden ist zwar etwas leicht, moränenartig (kiesig) ; man
trifft darin erratische Blöcke von ziemlicher Grösse an.
Fast jede Kulturpflanze kommt fort; so werden Korn, Rog-
gen und Kartoffeln gebaut ; wir treflen an Futterpflanzen
Esparsette, Luzerne, Klee und die gewöhnlichen Wiesen-
gräser. Auch die Fruchtbäume, als Apfel-, Birn-, Kirsch-
und Zwetschgen bäume liefern schöne Erträge.
Der Berg selber ist übersät mit einer Menge von Ge-
höften und selbst kleineren Dörfern ; so finden wir über
die Kammlinie Schwarzenberg, Herlisberg, Ober Reinach
und Römerswil. Die Strassenzüge sind im s. Teile besser
als im n., wo sie noch canz bedeutend der Verbesserung
fähig sind. Von Herlisberg führt eine Strasse über die
Höhe nach Römerswil und Willischwil. Sie hat im W.
Abzweigunjg^en nach Münster, Neudorf und Hildisricden
und im NO. nach Stäffligen. Im n. Teile gehen von
Schwarzenbach aus Strassen nach Münster, Menzikcn,
fieinwil und Mosen.
Im Sagenkreise des Kantons Luzem spielen die Erlosen
eine hervorragende Rolle ; sie sind der eigentliche Blocks-
berg der örtlichen Hexen geschieh te. Auf der Erlosen, an
einer abgeholzten Stelle des Erloserwaldes, versammelten
sich zu weiten die Hexen und hielten hier ihren Hexen-
sabbath ab. Von allen Seiten kamen sie dazu auf den
Hexenbesen angeflogen. Fast in jedem Hexenprozesse und
Hexenverhöre werden die Erlosen genannt.
Die Erlosen sind jetzt noch der schönen Aussicht wegen
viel besucht. Sic gewähren einen herrlichen Ausblick auf
die umliegenden Thäler, in die Voralpen und selbst auf
die schneeweissen Gipfel der Hochalpen. Vielbesuchte
Aussichtspunkte sind Ober Reinach, Ludigen, Herlisberg
und Schwarzenbach. [A. Erni.]
ERLÖSEN (OBER und UNTER) (Kt. Zunch, Bez.
und Gem. Hinwil). Häusergruppen. S. den Art. Ehr-
LOSKN.
ERMATINQEN (Kt. Thurgau, Bez. KreuzUngen).
400-440 m. Gem. und grosses Dorf, am Untersee schön
gelegen, 7 km w. Konstanz. Zerfällt in die zwei getrenn-
ten Abschnitte des Dorfes und des c Staad » (Gestade).
Ersteres liegt an der Strasse Konstanz-SchafHiausen und
ihren gegen Schloss Hard und Fruthwilen-Märstetten nach
S. abgehenden Verzweigungen ; der Staad, unmittelbar
am Seeufer gelegen, bildet auf einem in den See vorge-
schobenen und landfest gewordenen Delta einen Kreis-
bogen und ist stets von einer Flottille von Gondeln, Nachen
und Motorbooten umgeben. Zwischen Dorf und Staad zieht
die Bahnlinie durch. Gemeinde, mit Triboltingen : 326
Häuser, 1728 Ew.; Dorf: 258 Häuser, 1410 Ew., wovon
1244 Reformierte und 166 Katholiken. Bedeutende Station
der Linie Konstanz-Schaffhausen. Zollamt, Postbureau,
Telegraph. Telephon. Früher bedeutender Landungsplatz
für Segelschiffe, heute eine der wichtigsten Stationen der
Dampiooote des Untersees. In gerader Fortsetzung der
zum Hafen führenden Strasse zient sich eine 150 m Tange
hölzerne Landungsbrücke in den See hinaus. Der Dialekt
der Bewohner von Staad zeigt die sonst nirgends anzu-
treffende Eigentümlichkeit, dass der Diphthongh ei in ein
dunkles, langgezogenes oa umgewandelt wird, so dass
Erroatingen, von Westen.
z. B. Wörter wie Stein, Bein, kein, Leiter als Stoa, Boa,
koa, Loater ausgesprochen werden. Staad ist bei Hoch-
wasser oft Ueberschwemmungen ausgesetzt, so dass die
endliche Durchführung der zur Regulierung der See-
wasserstände vorgeschlagenen Massnahmen mit Ungeduld
erwartet wird. Geplant wird eine elektrische Strassenbahn
Ermatingen-Konstanz-Münsterlingen, da Ermatingen und
die umliegenden Schlösser beliebtes Ausflugsziel der Kon-
stanzer sind. Ermatingen ist auf dem besten Wege, ein
Kurort ersten Ranges zu werden. Neben der Fremden-
industrie haben sich eine Reihe von andern industriellen
Erwerbszweigen erst seit Kurzem eingebürgert, so dass
sie bis jetzt noch verhältnismässig wenige Hände beschäf-
tigen. Es sind die Hersteilung von Waagen aller Art,
von Blechbüchsen, Karton- und Werkzeugfabrikation, Bau
von Luxuswagen, dann die Stickerei als Hausindustrie
riQ-12 Stickmaschinen), eine Säge für Bauholz, zwei
Kleiderfabriken. Holz- und Viehhandel, dieser besonders
von den in Wangen (Grossherzogtum Baden) ansässigen
Juden betrieben, die in Ermatingen eigene Stallungen ge-
mietet haben. Haupterwerbsquelle der Bewohner ist aber
immer noch die Landwirtschaft; mit Ausnahme von etwa
20 ausschliesslich von der Fischerei lebenden Männern
bebauen auch die Fischer von Staad alle noch einige
kleine Aecker und Weinberge. Boden sehr fruchtbar und
Klima ^nstig, so dass hier der Pflanzenwuchs durch seine
Fülle einen auffallenden Gegensatz zu dem im Thurthal
bildet. Im Grossen und mit Sorgfalt wird besonders die
Frühjahrsrosenkartoflel gebaut, die in grossen Massen auf
den Konstanzer Markt zum Verkauf ausgeführt wird. Als
Dünger wird (heutzutage allerdings seltener als früher)
eine im See wachsende Wasserpflanze, das sog. Wasser-
heu, verwendet, die man im Winter zur Zeit des Niedrig-
wasserstandes einsammelt. In den Beständen dieses Arm-
leuchtergewächses {Ohara) tummelt sich die Groppe, ein
kleiner Fisch mit breitem Kopf, der einem der Ortschaft
Ermatingen eigentümlichen Fest, der sog. Groppenfast-
nacht, seinen Namen gegeben hat. Ueber den Ursprung
dieses Festes sind die Meinungen noch verschieden, in-
dem es von den Einen mit dem Konzil zu Konstanz in Ver-
bindung gebracht, von den Andern aber als alter ger-
manischer Brauch angesprochen wird. Weitbekannt ist
Ermatingen durch seinen Handel mit Fischen geworden,
die hauptsächlich in die übrigen Teile der Schweiz, ins
Grossherzogtum Baden und nach Württemberg ausgeführt
werden ; Forellen von Ermatingen kommen sogar in Paris
auf den Markt. Der wichtigste und lohnendste Zweig der
Fischerei ist der Fang des Gangfisches, einer kleinen
Feichenart mit ausgezeichnet zartem Fleisch. Der Fisch
wird im Winter gefangen und für den Export geräuchert.
Eine grosse, von der Eidgenossenschaft unterstützte Fisch-
brutanstalt sorgt für die stetige Neubevölkerung des Sees.
Während der Laichzeit 1899-1900 hat die Anstalt aus
3546000 Eiern vom Silberfelchen 8195000, aus 1962000
Eiern vom Gancfisch 1 737000 und aus 390000 Eiern von
der Aesche 222000 junge Fischchen ausffebrütet.
Sowohl vom See als auch von den umliegenden Höhen
aus gesehen, bietet Ermatingen mit seinem Umgelände
einen reizenden Anblick dar. Vom See aus sieht man zu-
nächst den Staad mit seinen unregelmässig, aber originell
OEOGR. LEX. 48 — II — 4
50
ERH
ERR
ffruppierten Gebäudekomplexen, höher oben folgen, mitten
m prächtig grünen Gärten und Öbstbaumhainen versteckt,
die gut emfferichteten hohen Häuser des Dorfes, dann
kommt die Kirche mit ihrem massiven Turm und ihrem
steilen Giebeldach, und das Ganze endlich vvird beherrscht
von Landhäusern u. Schlössern (Lilienberg, ßreitenstein,
Wolfsberg), hinter denen die mit Reben, Wiesen, Aeckern,
Obstbäumen und, zu oberst, mit Buchen- und Tannen-
waldungen bestandenen Hänge ansteigen. 300 ha dieser
Wälder sind Ermatinger Bürger|rut. Noch schöner ist der
Blick von den Höhen des schweizerischen Ufers auf den
See, die prächtige, mit Villen und Kirchen übersäete Insel
Reichenau und hinüber ins badische Gebiet. Am schönsten
geniesst man die Aussicht von dem 20 Minuten über Er-
matingen in 517 m Meereshöhe gelesenen Schloss Wolfs-
berg aus, das heute zu einem Gasthof mit Restaurant um-
gewandelt ist und stark besucht wird. (Reichhaltige
Sammlung von Altertümern}. Von hier aus liegen dem
Blick der Untersee, die Reicnenau, Konstanz mit Umge-
bungen und das abwechslungsreiche schwäbische Hügel-
land offen da. Bemerkenswert ist auch das s. vom Dorf in
romantischem Tobel gelegene und von prächtigen Bäumen
und wasserreichen Parkanlagen umgebene Schloss Hard,
das 1898 von einer Aktiengesellschaft angekauft und zu
einer Trinkerheilanstalt für die wohlhabenden Klassen
eingerichtet wurde. Die Gegend von Ermatingen ist schon
frühzeitig besiedelt gewesen. Eine grosse Pfahlbaustation
hat man im «Bügen», in der w. vom Dorf gelegenen
Seebucht, aufgefunden. Auf den Aeckern sind hier und da
römische Münzen zum Vorschein gekommen, und die Erd-
arbeiten beim Bau der Eisenbahn haben 1875 zahlreiche
Alemannengräber zu Tage gelegt. Im W^ald über Erma-
tingen ist ein Steinbeil gefunden worden. Pfahlbau-
stationen aus der Steinzeit im obem Staad und imWester^
feld. Gräber mit zu Asche gebrannten Leichen bei der
Museffg. Karl Martel schenkte 1724 Ermatinga dem soeben
von Sintus gestifteten Kloster Reichenau; nachdem es
diesem lange angehört, ging das Dorf an den Bischof von
Konstanz über, dem es bis 1798 zu Eigen war. Die Pfarr-
kirche zu Sankt Albinus wird schon 1215 als Eigentum
von Reichenau erwähnt : sie ist im Schwabenkrieg von
den Kaiserlichen geplündert worden. Im Erdgeschoss des
Turmes die St. Katharinenkapelle. (Grabdenkmäler mit
den Wappen derer von Breitenlandenberg, von Ulm und
von Hallwil)/ 1491 suchte eine furchtbare Hungersnot die
Gegend heim, so dass die Einwohner genötigt waren,
sich mit Gras, Nesseln und Disteln zu ernähren Im
Schwabenkrieg wurde die aus 400 Mann
bestehende und vom Hauptmann Blunt-
schli befehligte schweizerische Besatz-
ung von Ermatingen in der Nacht des
11. April 1499 von dem 18000 Mann star-
ken Feind überfallen und niedergemet-
zelt und das Dorf der Plünderung und
den Flammen überliefert. Darauf woll-
ten sich die schwäbischen Truppen nach
Konstanz zurückziehen, stiessen aber bei
Triboltingen auf 2000 Eidgenossen aus
dem Lager bei Schwaderloo, die ihnen
eine blutige Niederlage beibrachten. Er-
matingen erholte sich rasch wieder;
schon 1501 entstand das heute noch
wohlerhalt^ne Rathaus, dessen sehens-
werter Sitzungssaal mit schönen Glas-
gemälden (Wappen der Schirmkantone
des Thurgaus, Porträts, Szenen aus dem
Fischerleoen etc.) geschmückt ist. Er-
matingen war eine derjenigen Ortschaf-
ten im Thurgau, wo der jeweilige Land-
vogt den Bewohnern dieses Untertanen-
landes den Treueid abzunehmen pflegte.
Vergl. Mayer, August. Geschichte van
Ermatingen von i600-i800 (in den
Thurg, Beitr. 38). Frauenfeld 1898.
ERMEN8EE(Kt.Luzem,AmtHoch-
dorf). 470 m. Gem. und Dorf, an der Hitz-
kircher Aa und am O.-Fuss der Er-
losen. Station der Seethalbahn. Postablage, Telephon. 101
Häuser, 571 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hitzkirch. Acker-,
Obst- und etwas Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Auf dem Herrenberg römische Si«delung; am Hang des
Hügels hat man einen römischen Münzschatz au%edeckt.
1 '1 7i * Ai*iTiPiisp
ERMEN8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Eschen-
bach). 475 m. Kleines Dorf, am Lettenbach, an der Strasse
Rüti-Eschenbach, 3 km nw. Eschenbach und 3,3 km so.
der Station Rüti der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. 30
Häuser 2 222 kathol. Ew. Viehzucht. Käserei. Baumwoll-
wfibfirßi
ERMI8RIEDT (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.Gossau).
530 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe der Strasse Dürnten-
Esslingen und 3 km nw. der Station Bubikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. 22 reform. Ew.
ERNET8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. See). 582 m. Gem.
und Pfarrdorf, in schönem Thal, 2 km nw. der Station
Uznach der Linie Rappers wil- Wesen- Sargans. Postablage,
Telephon. Gemeinde, mit Gebertingen, Ricken, St. Jo-
hannishöfe und Schümberg : 124 Häuser, 692 kathol. Ew. ;
Dorf: 26 Häuser, 135 Ew. Wiesenbau, Viehzucht, Käserei.
Seidenweberei. Bad, von den Bewohnern der benachbar-
ten Ortschaften stark besucht. Zum erstenmal 885 urkund-
lich erwähnt. Von Gommiswald 1807 abgetrennt.
ERPILLE und ERPILLE8 (Kt. Waadt und Wal-
lis). Gipfel und Alpweiden. S. die Art. Arpille und Ar-
PILLES.
ERPOLINQEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Grossdietwil). 700 m. Gruppe von 7 Häusern, in einer Ex-
klave der Gemeinde Grossdietwil gelegen, 3 km nö. von
diesem Dorf und 8 km w. der Station Nebikon der Linie
Luzern - Ölten. Telephon. 62 kathol. Ew. Viehzucht und
Milchwirtschaft. Käserei.
ERR (ALP D') (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis
Oberhalbstein, Gem. Tinzen). 1964 m. Alpweide mit
Gruppe von etwa 20 Hütten, um rechten Ufer des ö.
Quellarmes der Julia, am S.-Fuss des Pizzo Grossa und
im Val d'Err gelegen ; 3V4 Stunden ö. über Tinzen.
ERR (PIZ D') (Kt. Graubünden, Bez. Albula u. Maloja).
3395 m. Hauptgipfel der Errgruppe. Diese erhebt sich
zwischen Albula, Julier, Oberhalbstein und Engadin und
umfasst einerseits den Piz dellas Calderas, die Cima da
Elex, den Piz Julier und Piz Ot, andererseits die Ber-
günerstöcke (Piz d'Aela, Tinzenhorn und Piz Michel). Die
höchsten Gipfel der Gruppe sind die den Piz d'Err noch
um einige Meter überragenden Piz dellas Calderas und
Piz Julier. Dagegen ist der Piz d'Err der Knotenpunkt der
Gruppe, von dem aus deren bedeutendste Zweige abgehen :
1. der nach S. und SO. über Cima da Flex bis Piz Julier
Piz d'Err, von der Alp Tscharnoz aus.
und Piz Ot ziehende ; 2. der nach 0. zwischen Albulapass
undjVal Bever bis zur Crasta Mora reichende und 3. der-
jenige der Bergünerstöcke nach N. Der Piz d'Err bildet
ERR
ERS
b\
eine schöne Eiskoppe ; er trägt am N.- und NO.-Hang den
£iTglet8cher, am SO.- Hang den nw. Arm des Beverser-
ffletschers und am SW.-Hang den kleinen Teiiergletscher.
Besteigung langwierig, aber nicht sehr schwierig; ent-
weder über die genannten drei Gletscher oder über den
N.., ü.- und S.-Grat. Von Mühlen aus 5 Stunden. Pracht-
volle Aussicht. Näheres über die Errgruppe s. beim Art.
Engadineralpen.
ERR (VAl. D'> (Kt. Graubänden, Bez. Albula). 2594-
1211 m. Seitenthal zum Oberhalbstein, steigt vom O.-Grat
des Piz d*Err zuerst nach NW., dann nach W. ab und
mündet bei Tinzen aus. Der Thalhintergrund ist eine öde
und wilde Cregend, voll von Moränen- und Sturzschutt,
aber mit prachtvollem Ausblick zum terrassierten Err-
gletscher mit seinen mächtigen Eisföllen. Dann folgen
eine Reihe von durch Stufen von einander getrennten
Thalböden mit schönen und grossen Alpweiden (Alp d'Err
1964 m, Alp Pensa 1675 m) und zuletzt, bei der Ausmün-
dung des Thaies, eine enge Schlucht. Die beiderseitigen
Thalwände sind von sehr verschiedenem Charakter: links
erheben sich die aus krystaliinen Schiefern bestehenden
Gipfel des Castellins und seiner Ausläufer, abgerundete,
sanfte und breite Bergformen mit schwach geneigten und
mit saftigen Alpweiden bestandenen Hängen ; rechts ste-
hen die mächtigen Bersünerstöcke (Tinzenhorn und Piz
d'Aela) und die zahlreichen Gipfel der Kette des Piz Bleis
Martscha. Hier haben wir statt der krystaliinen Gesteine
der zentralen Errgruppe die triasischen Kalke und Dolo-
mite, aus denen die Bergünerstöcke aufgebaut sind und
die dieser Thalseite einen grossen Formenreichtum ver-
leihen. Das Val d'Err hat zwei kleine rechtsseitige Neben-
thäler : das eine beginnt am Tinzenhorn und an dem stark
verwitterten Grat von Ils Orgels (über den man ins Val
Spadlatscha hinübergelangen Kann), steict nach SW. und
S. ab und mündet etwas unterhalb der Alp Pensa aus ; das
andere beginnt am Piz d'Aela und steigt über die Hoch-
terrasse der LaJets (kleinen Seen) nach SW. zur Alp d'Err
ab. Zwischen Tinzenhorn und Piz d'Aela führt der Aela-
pass ins Val Spadlatscha und weiter nach Filisur und
Alvaneubad im Thal der Albula, ö. davon die Fuorcla da
Tschitta ins Val Mulix und den obem Abschnitt des Tha-
ies der Albula (nach Naz, Preda, Bergün). Ins Val Mulix
gelanget man ausserdem noch über die Fuorcla da Mulix.
Alle diese Uebergänge liegen aber sehr hoch und werden
nur von Jägern und Touristen begangen. Ein linksseitiges
Nebenthal zum Val d'Err steigt von unterhalb Pensa nach
SO. bis zur Alp Colm da Boos und zum Castellins an und
schliesst zahlreiche Alpweiden in sich. Das Val d'Err
reich an Wiesen und Alpweiden, aber arm an W^ald, der
in kleinen Beständen nur von der Alp d'Err an abwärts
auf den untern Thalböden angetroffen wird.
ERRQ1.ET8CHER (Kt. Graubünden, Bez. Albula,
Kreis Oberhalbstein). 3380-2594 m. Gletecher, am N.-Hang
des Piz d'Err ; steigt von dessen O.-Grat in mächtisen Ter^
nissen und Eisfallen zum Val d'Err ab, in dessen ooerstem
Abschnitt er mächtige Moränen, die zu den grössten im
Kanton Graubünden gehören, abgelagert hat. Wird trotz
seines starken Geßllles und seiner vielen Spalten bei der
Besteigung des Piz d'Err oder beim Uebergang ins Val
Bever oft begangen.
ERRA (PIZ) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2420 m.
Höchster Gipfel der langen Kette des Monte di Sobrio,
zwischen der Leventina und dem untern Abschnitt des
Bleniothales. Der Kamm setzt sich vom Piz Erra an mit
denselben runden und sanften Formen noch nach NW.
bis zum Pizzo di Molare (2583 m) fort, nach welchem der
ganze Zug von Blasca bis zum Val Piora benannt ist. Der
Piz Erra ein schöner Aussichtspunkt, von Lavorgo an der
Gotthardbahn oder von Acciuarossa im Bleniothal aus in
je 5 Stunden leicht zu erreichen.
ER8CHMATT (Kl. Wallis, Bez. Leuk). 1231 m. Gem.
und Pfarrdorf, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer
der Rhone, n. Turtman, zwischen Feschelbach im W.
und Enggerschwasser im 0. und 4 km onö. der Station
Leuk der Simplonbahn. Postablage. 35 Häuser, 323 kathol.
Ew. Zur Zeit der eidgenössischen Volkszählung vom
1. Dezember 19(K) zählte Erschmatl nur eine Wohnbe-
völkerung von 155 Köpfen, was davon herrührt, dass zu
gewissen Zeiten des Janres die Mehrzahl der Erschmat-
ter Bürger sich in der benachbarten Gemeinde Grätsch
aufhält. Ueber den Feschelbach führt eine bemerkens-
wert kühne und bewundernswert hohe Brücke, eine sog.
Teufelsbrücke (Pont du Diable), an die sich eine ähnliche
Sage knüpft, wie an die Teufelsbrücke in der Schöllenen.
Ueber dem Dorf folgt zunächst ein bewaldeter Terrassen-
hang und darauf eine neue Terrassenüäche mit dem zur
Gemeinde Erschmatt gehörenden Weiler Brentschen.
Gemeinde im 13. Jahrhundert Huers geheissen, dann
Huers Matt, Erschmatt. Bei Brentschen hat man Gräber
mit Skeleten aus der Eisenzeit aufgedeckt, in denen sich
Bronzeübeln mit kreisförmigen Verzierungen fanden.
ER8CHWIL oder ER8WIL (Kt. Solothurn, Amtei
Dorneck-Thierstein). 457 m. Gem. und Pfarrdorf, zu bei-
den Seiten der Lüssel, am O.-Fuss des Hoggen, an der
Strasse Mümliswil-Laufen und 7 km so. der Station Lau-
fen der Linie Basel-Delsberg. Postbureau, Telephon; Post-
wagen nach Laufen, Zwingen und Oberbeinwil. 72
Häuser, 465 kathol. Ew. Hier ist vielleicht einmal in
historischer Zeit Eisenerz abgebaut worden. Römischer
Münzschatz; von Breitenbacn herkommende Römer-
strasse.
ER8IQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 501 m.
Gem. und Dorf, am Oeschbach, an der Strasse Kirchberg-
Herzogenbuchsee, 5 km nw. Burgdorf und 2 km nö. der
Station Kirchberg der Linie Solothurn-Burgdorf-Lang-
nau. Postbureau, Telephon ; Postwagen Kirchberg-Koppi-
gen. Gemeinde, mit Fluh und Rudswil : 133 Häuser, 1113
reform. Ew.; Dorf: 79 Häuser, 570 Ew. Kirchgemeinde
Kirchberg. Das auf fruchtbarer Hochlläche gelegene Dorf
zieht sich auf eine Länge von 1,5 km hin. Landwirtschaft.
Käserei. Brennerei. Ziej^elei. 1181 als Ergesingen im Be-
sitz der Edeln von Ersigen; dann Eigentum der Edeln
von Sumiswald, die es 13fe7 an Ritter Peter von Thorberg
verkauften. Dieser hinwiederum vergabte es dem von ihm
gestifteten Karthäuserkloster Thorberg. Ersigen kam zur
Zeit der Reformation an Bern. Grabhügel.
ER8TFE1.D (Kt. Uri). 470 m. Gem. und Pfarrdorf,
zu beiden Seiten der Reuss, im Reussthal und an der
Gotthardstrasse vor der Ausmündung des Erstfelderthales.
Station der Gotthardbahn ; hier werden die schweren Berg-
lokomotiven vorgespannt, die Steigungen von 30 «/«o über-
Obersies Erstfelderthal.
winden und erst in Biasca wieder abgekoppelt werden.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit dem
Bahnhofquartier, Wiler und Ripshausen : 219 Häuser,
52
ERS
ESC
2416 Ew., wovon 362 Reformierte; Dorf: 127 Häuser,
1714 Ew. Im Bahohofquartier reform. Kirche, die eiozige
im KaDton üri. Reformierte Schule, von der Verwaltung
der Gotthardbahn für die Kinder ihrer Angestellten ein-
gerichtet und unterhalten. Wiesenbau und Viehzucht,
Viehhandel. Ein Teil der Bewohner steht im Bahndienst.
Steinbruch der Galciumkarbidfabrik in Gurtnellen; Kies-
gruben. Schöne Kirche und Schulhaus; bemerkenswerte
Kapelle (verständnisvoll restauriert), wohin am St. Mar-
kustag die Umer Bevölkerung in grosser Prozession zu
walleo pflegt und in der ein Ritterschwert und ein
Bronzemesser (aus einem alten Grab) aufbewahrt werden.
Hier brach auch 1799 der Aufstand der Uroer gegen das
französische Joch aus. Das Muheim'sche Haus oder die
sog. Rote Hofstatt ist ein typisches Beispiel des alt ale-
mannischen Gebirgshauses. 1258: Orzeveld; 1275: Oertz-
veld; 1327: Oertzvelden. 1258-1405 Sitz der Meier des
Fraumünsterstiftes zu Zürich. Ihr noch in 16. Jahrhun-
dert bestehender ßurgstall enthielt eine Reihe von
schönen Wappenmalereien.
ER8TFELDERTHA1. (Kt. Uri, Gem. Erslfeld).
LinksseitigetS Nebenthal zum Reussthal; steigt vom Gros-
sen Spannort (3202 m) zwischen dem Schlossberg im
W., dem Geissberg und den Sonnigstöcken im N., dem
Krönten, Kleinen Spannort, Schneehühnerstock und
Männtliser im S. nach ONO. ab. Vom Fuss des Glatten-
fims (1852 m) bis zur Ausmündung bei Erstfeld (470 m)
7,5 km lang; 3 km breit. Ein Drittel des Thaies, d. h.
der oberste Thalboden ist mit Eis- und Moränenmasseh
erfüllt, weiter unten Alpweiden und zahlreiche Hütten
ßiese besonders im Thalboden). Im S. und W. drei
eine Hochgebirffsseen : Jakobiger-, Ober- und Fau-
lensee. Zvfischen den zwei letztgenannten steht seit 1890
die Kröntenhütte des S. A. C. Ausgangspunkt für zahl-
reiche Bergtouren. Mit dem Engeloergerthal steht das
Erstfelderthal über die Schlossberglücke in Verbindung.
Im mittlem und untern Thalabschnitt etwas Wald und
einige Wohnhäuser. Der das Thal aufwärts führende
Fusweg ist leicht zu begehen und gefahrlos. Der unterste
Thalboden bricht bei seiner Ausmündung ins Reussthal
hoch über demselben ab. Der das Thal entwässernde
Faulenbach bildet schöne Fälle und hat sich 500 m w.
Erstfeld durch den steilen Thalabbruch die enge Faulen-
bachschlucht gegraben. Das schöne und malerische, im
Winter von Lawinen heimgesuchte Thal wird seit eini-
gen Jahren mehr und mehr auch von Fremden besucht.
ER8WI1. (Kt. Solothurn, Amtei Domeck-Thierstein).
Gem. und Pfarrdorf S. den Art. Erschwil.
ERZBERQ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2620 m. Gipfel, w. Vorher^ des Aelplihorns, ö. über
Monstein und dem Davoser Landwasser.
ERZEQQ (Kt. Obwalden, Gem. Kerns). 2176 m. Fels-
kamm, dessen WNW.-Hang allmählig zum Melchsee
sich senkt und dessen SO.-Hang schrol! zum Genthal ab-
fällt; 9 km nö. über Meiringen. Höchster Punkt direkt
über den Hütten auf Baumgartenalp. Bemerkenswerte
Lager von Eisenerzen, deren Abbau zu drei verschiede-
nen Malen versucht worden ist. Der
erste Versuch um 1450 musste wegen
der zahlreichen Unglücksfälle unter
den Bergleuten bald wieder aufgegeben
werden, der zweite 1551 und der dritte
1620 führten wegen der zu grossen
Transportkosten zu keinem Erfolg. Das
Erz musste von den Stollen aus zur
Schmelze hinter Melchthal auf Holz-
schlitten herabgeführt werden. Die da-
mals auch auf Berner Boden geöffneten
Stollen ergaben eine an Qualität zu
geringe Ausbeute. Auf Grund von geolo-
ffischen Untersuchungen durch Prof.
Albert Heim in Zürich ist neuestens die
Frage der Gewinnung dieser Eisenerze
wieder aufj^enommen worden, und es
wird z. Z. die Möglichkeit studiert, den
wegen der Transportkosten der Stein-
kohle zu teuern Betrieb von Hochöfen
durch ein von Elektrizität getriebenes Schmelzwerk zu
ersetzen. Hierfür könnten die zahlreichen Wildbäche der
Gegend allerdings genügende Kraft liefern.
ERZENBERQ (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg).
984 m. Bewaldete Höhe, sw. Ausläufer der Bölchenfluh,
zwischen zwei kleinen linksseitigen Nebenthälern zum
Schönthal ; 1,4 km ö. über Langenbruck. Am S.-Hang das
Sanatorium Langenbruck.
ERZENBERQWEQ (Kt. Basel Land, Bez. und
Gem. Liestal). 310 m. 9 am rechten Ufer der Ercolz zer-
streut gelegene Häuser, am W.-Fuss des Schleifenbergs
und 1,2 km nö. der Station Liestal der Linie Olten-Basel.
86 reform. Ew.
ERZENHOLZ (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Frauen-
feld). 385 m. Weiler, 1 km s. vom linken Ufer der Thur,
an der Strasse Frauen feld-Uesslingen und 3 km w.
Frauenfeld. Postablage, Telephon ; Postwagen Frauenfeld-
Ober Neunforn. 15 Häuser, 83 zur Mehr/.alil reform. Kw.
Viehzucht, Viehhandel und Milchwirtschaft.
ERZHORN (Kt. Graubünden, Bez. Albula und Ples-
sur). 2922 m. Einer der höchsten Gipfel der Plessur
Gruppe, in der vom Aroser Rothorn aus links über dem
Welschtobel nach NO. ziehenden felsigen und steilwan-
di^en Kette ; 1,5 km vom Aroser Rothorn. Schöner Gipfel
mit nach allen Seiten steil abfallenden Hängen.
ERZTHALI (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2450-2290 m. Kleines Thälchen, am O.-Hang des Madris-
horns, im obern Prätigau ; vom Schwarzbach entwässert,
der nach SO. ins Schlappinathal abfliesst. Das ganz von
Sturztrümmern aufgefüllte Erzthäli ist nur eine Art von
Felsnische, ein Kar.
kS QENEVROZ (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Pont en Ogoz). Weiler. S. den Art. Genevroz (es).
tS LEX oder tS LOEX (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Lavey-Morcles). Häusergruppe. S. den Art Lex (fcs).
kS MOl-LlfeS (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. On-
nens). Weiler. S. den Art. MoLLifes (es).
E8BON8 oder 1.E8 BONS (Kt. Wandt, Bez. und
Gem. Aubonne). 426 m. Häusergruppe, Landhaus und
grosses Landgut, 2 km s. Aubonne und 500 m nw. der
Station Allaman der Linie Lausanne-Genf. 7 Häuser, 25
reform. Ew. Früher freies Allod, Eigentum der Familie
B^goz bis 1857. Benjamin Begoz im 17. Jahrhundert
Burgherr von Aubonne.
E8CALIER (A L') (Kt. Waadt, Bez. Aiglc, Gem. Be\).
980 m. In den Fels gehauener Abschnitt des von Les
Torneresses (Weiler der Gemeinde Les Plans de Frenie-
res) längs des rechten Ufers des Avangon du Nant nach
Frenieres absteigenden Fussweges, 800 m so. Frenieres.
Beliebter Spazierweg der Kurgäste von Les Plans de Fre-
nieres.
E8CH (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischenthal).
700 m. Weiler, am rechten Ufer der Töss, an der Strasse
Bauma-Wald, 100 m ö. der Station Steg der Tössthal-
bahn und 2,7 km nö. Fischenthal. 15 Häuser, 63 reform.
Ew. Viehzucht. Dampfsäge.
ESCHENBACH (Kt. Luzern, Amt. Hochdorf). 476 m.
Gem. und Pfarrdorf, am Fuss des seiner Aussicht wegen
bekannten Ruchlig reizend gelegen, an den Strassen
Luzern-Hochdorf und Sempach-Root und 9 km n. Luzern.
Bschenbach (Kt. Luzern) von Süden.
Station der Seethalbahn. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon ; Postwagen nach Gisikon. Gemeinde, die Weiler
Blatten, Bründlen, Herrentingen, Höndlen, Mettlen, Oeg-
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53
cenringen etc. inbegriffen : 151 Häuser, 1204 kathol. Ew. ;
Dorf : 49 Häuser, 447 Ew. KartofTel-, Getreide- und
Wiesenbau. Ausgedehnte Kiesgruben,
von zwei Zementfabriken aus|;ebeutet.
Kirsch Wasserbrennereien. 8flÖ : Eskin-
Kich. Zisterzienserinnenkloster mit 46
onnen ; von der Edelfamilie von Eschen-
bach in Unter Eschenbach gegründet u.
erst 1294 hierher verlegt. Nachdem
Freiherr Walter van Eschenbach an
der Ermordung des Kaisers Albrecht
von Oesterreich (1308) teilgenommen,
liess die unerbittliche Kaiserin Agnes
das ganze Dorf durch Feuer zerstören.
ESCHENBACH (Kt. St. Gallen,
Bez. See). 4^ m. Gem. und Pfarrdorf,
auf welliger und nach S. zum Zürich-
see geneigter Hochfläche, an der Strasse
Rapperswil-Wattwil und 3 km nw. der
Station Schmerikon der Linie Rappers-
wil-Wesen-Sargans. Poslbureau, Tele-
graph, Telephon ; Postwagen Rappers-
wil-St. Gallenkappel und nach Uznach. Gemeinde, mit
Bürg, Diemborg, Ermenswil,Felzikon, Herrenweg, Lenzi-
kon,^ Lülsbach und Neuhaus : 359 Häuser, 2117 kathol.
Ew.; Dorf: 130 Häuser, 799 Ew. Landwirtschaft. Sticke-
rei und Baumwollweberei. 775: Esghibach; 8(M : Eskin-
bah ; 826 : Esgibach ; 885 : Esscibahe. Eine Kirche bes-
tand schon im 9. Jahrhundert. Das Dorf 1444 im alten
Zürichkrieg von den üesterreichern in Asche gelegt. Hier
tagt seit 1831 der Bezirksrat des st. gallischen Seebezir-
kes. Der früher genannte Weiler Baucolfiwilare heute
verschwunden. Auf dem Diemenberg ehemals eine Letzi.
E8CHENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
burg, Gem. Wattwil). 962 m. 8 Häuser, auf dem Hügelland
zwischen Thur und Necker zerstreut gelegen; 3,5 km
ö. der Station Wattwil der Toggenburgerbahn. 63 re-
form. Ew.
E8CHENBERQ (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 595
m. Breiter Molasserücken, s. Winterthur bis zur Töss
reichend. Fast ganz mit einem prachtvollen Wald von
2125 ha Fläche, Geschenk Rudolfs von Habsburg an die
Stadt Winterthur, bestanden. Auf dem höchsten Punkt
ein 30 m hoher eiserner Aussichtsturm und auf zwei Lich-
tungen die Sommerwirtshäuser Bruderhaus und Eschen-
berg. Bronzeschwert.
E8CHENM08EN (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem.
Winkel). 525 m. Kleines Dorf, nahe der Strasse Bülach-
Winterthur, 3 km so. der Station Bülach der Linie Zürich-
Oülach-Schaffhausen und 2,8 km n. Winkel. 29 Häuser,
147 reform. Ew. Kirchgemeinde Bülach.
E8CHENM008 (Kt. Appenzell l. R., Gem. Oberegg).
695 m. Weiler, 700 m nö. Reute und 6,5 km sw. über der
Station Au der Linie Rorschach - Sargans. 11 Häuser, 33
kathol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft, Stickerei als
Hausindustrie. Kapelle.
E8CHENTAQWEN (Kt. Glarus). Kreis, umfasst die
8. Schwanden am linken Ufer der Linth gelegenen Ort-
schaften Nidfurn, Leuggelbach, Luchsin^^en und Adlen-
bach. Bis zum 14. Jahrhundert eingeteilt in die 3 Tagwen
(Burgergemeinden) Obfum (heute verschwunden), Nid-
furn und Haslen : dann zu Ende des 14. Jahrhunderts zu
einem einzigen Tagwen vereinigt. Der Name Eschen-
tagwen scheint aber erst später in Gebrauch gekommen
zu sein. Heute blosser Wahllcreis, der die Vormundschafts-
behörde, den Polizei vorstand, das Friedensgericht und
die Abgeordnelen in den Land rat ernennt. Im Uebrigen
sind Luchsingen - Adlenbach, Leuggelbach und Nidfurn
drei vollkommen von einander getrennte Gemeinden.
Kirchgemeinden Luchsingen und Schwanden. Auf Boden
de« loschen tagwen die Stationen Nidfurn und Luchsingen
der Linie Zürich-Glarus-Linthal. Vergl. Heer, Gottfried.
Geschichte des Eschenfagwens im Jahrbuch des histor.
Vereins des Kantons Glarus. Heft 27.
ESCHENZ (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn). 420 m.
Gem. und Dorf, am Austritt des Rhein aus dem Unter-
see, am linken Ufer des Flusses, auf den letzten n. Aus-
läufern des Seerückens und 2 km so. Stein. Station der
Linie Konstanz-Etzwilen-SchafThausen. Postbureau, Tele-
graph, Telephon. Gemeinde, mit Bomhausen, Staad und
zahlreichen Weilern und Höfen : 175 Häuser, 929 Ew.,
wovon 609 Katholiken und 320 Reformierte; Dorf: 148
Eschenz von Weststkdwesten.
Häuser, 740 Ew. Eigene katholische Kirchgemeinde, re-
formierte Kirchgemeinde Burg. Sekundärschule. Acker-
bau, begünstigt durch die geschützte Lage und die Frucht-
barkeit des Bodens. Viele Obstbäume, etwas Weinbau,
Wiesenbau, Schweinezucht, Bienenstöcke. Käserei. Ein
Teil der Bewohner arbeitet in den Fabriken von Stein.
Viehzuchtgenossenschaft, Genossenschaft zur Herstellung
von Kartofielsprit. Leih- und Sparkasse. Zu Eschenz ge-
hören die drei kleinen Werdinseln, deren ^sste bewohnt
ist und eine schöne Wallfahrtskapelle tragt. Hier starb
759 St. Othmar, Abt von St. Gallen. In Eschenz schönes
Schulhaus, schöne neu restaurierte Kirche mit schlankem
Turm und harmonischem Geläute. Hydrantenversorgung.
Bei der St. Othmarsinsel eine zur Steinzeit gegründete
Pfahlbaustation, die bis in die Bronzezeit bestanden hat.
Andere bei Eschenz gefundene Bronzegegenstäode stam-
men vermutlich aus Gräbern. Römische Siedelung mit
Funden von Inschriften ; kleines römisches Bauwerk bei
Grünegg ; bei Freudenfels ein römischer Töpferofen. Zahl-
reiche Alemannengräber. 799: Exsientia. Schloss Freu-
denfels 1359 genannt ; zuerst Eigentum des Geschlechtes
von Hohenklingen, dann des Hauses Oesterreich, 1468
von diesem dem Spital zu Stein gegeben und später Be-
sitz des Klosters Einsiedeln. Enthielt ein aus Holz ge-
schnitztes Marienbild aus dem 15. Jahrhundert.
E8CHERHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3080 m. Schöner Gipfel, in dem vom Oberaarhom nach
NO. abgehenden und den Oberaargletscher vom Unter-
aargletscher trennenden Kamm, s. über dem Unteraar-
gletscher. Nach dem Geologen Prof. Arnold Escher von
der Linth (f 1872) benannt. Leicht zu besteigen.
E8CHERKANAL (Kt. Glarus). S. den Art. Linth-
KANAL.
E8CHERT, deutsch Escherz (Kt. Bern, Amtsbez.
Münster). 595 m. Gem. und Dorf, im Thal von Grand val,
am N.-Hang des Graitery und auf einer Anhöhe s. über
dem linken Ufer der Raus ; 2,5 km osö. der Station Mün-
ster der Linie Basel-Delsberg-Biel. Postablage. Gemeinde,
mit Sous la Rive: 46 Häuser, 295 Ew., wovon 226 Refor-
mierte,150 Ew. deutscher und 140 französischer Zunge ;
Dorf : 31 Häuser, 179 Ew. Schule französisch. Kirchge-
meinde Grandval. Ackerbau und Viehzucht. Ehemals Ab-
bau von Eisenerz. Siedelung stammt aus dem 12. Jahr-
hundert, zuerst Escert geschrieben. Der Name offenbar
vom altfranzösischen essert = deutschem Rüti, Reute.
E8CHERT (COMBE D') (Kt. Bern, Amtsbez. Mün-
ster). 1222 m. Mergelige Wiesen, in einem von Felsen
umrahmten Zirkus, am Hang des Graitery, 2 km s. über
Eschert. Bekannt durch die in den Oxfordmergeln vor-
kommenden pyritischen Fossilien ; fossilführende Echi-
nodermenbreccie, mit schönen Seeigeln. Die Combe d'E-
schert häufigen Erdschlipfen ausgesetzt, die dann von
Zeit zu Zeit den felsigen Untergrund biosiegen.
E8CHI (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). Gem. u. Dorf.
S. den Art. iEscHi.
E8CHI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai, Gem.
Boltigen). 895 m. Dorf, am linken Ufer der Simme und
2,5 km sw. der Station Boltigen der Simmenthalbahn. 50
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Häuser, 224 reform. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
E8-8CHIA (FUORC1.A) (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 3008 m. Gletscherpass, verbindet den zwischen Piz
Kesch und Piz Val Müra gelegenen £s-chiagletscher mit
dem grossen Poschabellagletscher und der Keschhutte des
S.A. C. Fuhrt wie der Sertigpass von Davos ins OberEn-
gadin, wird aber blos von Touristen begangen, die damit
zugleich oft noch die Besteigung des Piz Kesch verbin-
den.
E8-CHIA (VAl. u. VADRET) (Kt. Graubunden, Bez.
Maloja)« Kleines Seitenthal zum Ober
Engadin.; steigt in zwei Armen vom Piz
Val Mura aus ca. 2700 m Höhe nach
S. und vom Piz Kesch nach SO. ab und
mündet bei Madulein (1680 m) aus. Im
obern Abschnitt von einem Kranz pracht-
voller Hochgipfel umrahmt, so dem
hier mit mächtigen Felswänden nach
S. abfallenden Piz Kesch, dem Piz Blai-
sun, Piz Val Müra und Piz la Virogla —
alle mit Firn und Eis umpanzert. Einen
prächtii^en Anblick gewährt auch der
etwas niedrigere Piz Belvair. Zwischen
Piz Kesch und Piz Val Müra hängt der
Vadret d'Es-chia (Es-chiagletscher). Das
romanische ch wird wie ^t, im Oberlän-
derdialekt wie ig ausgesprochen, so dass
Es-chia in der Aussprache etwa wie Es-
tia lautet.
E8CH1EQQ (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Simmenthai, Gem. Boltigen). 1110
m. Weiler, an der Strasse Bolti^en-
Jaun (Bellegarde), an einem kleinen
linksseitigen Zufluss zur Simme u. 4,5
km sw. der Station Boltigen der Sim-
menthalbahn. 11 Häuser, 51 reform. Ew. Alpwirtschaft.
E8CHIEN8 (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 605 m. Gem.
und Weiler, am linken Ufer der Broye und 1 km s. der
Station l^cublens der Linie Lausanne -Payeme-Lyss. 16
Häuser, 57 kathol. Ew. Kirchgemeinde Promasens. Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Getreidebau.
E8CHIKOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem.
Hüttlingen). 415 m. Kleines Dorf, nahe dem rechten Ufer
der hier von einer breiten gedeckten Eisenbahnbrucke
überschrittenen Thur, an der Strasse Frauenfeld - Wein-
felden, 2 km ö. Hüttlingen und 1,2 km sw. der Station
Müllheim der Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshom.
Postablage, Telephon. 35 Häuser, 156 reform. Ew. Vieh-
zucht und Milchwirtschaft, Bienenzucht, etwas Weinbau.
Zementfabrik. Geburtsort von Joh. Jakob Wehrli, des
verdienten Schulmannes und 1833-1852 Seminardirektors
in Kreuzungen. 878 : Hassinchovarromarcha.
E8CHIKON (Kt. Zürich, Bez. PfafTikon, Gem. Lindau).
550 m. Weiler, 1 km nö. Lindau und 2 km sw. der Station
Kemptthal der Linie Zürich - Winterlhur. 10 Häuser, 94
reform. Ew.
E8CH1.EN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai,
Gem. Erlenbach). 900 m. Weiler, am N.-Hanff des Nieder
Simmenthals und 1,5 km nw. der Station Erlenbach der
Simmenthalbahn. 16 Häuser, 77 reform. Ew.
E8CHLEN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Ror-
schacherberg). 640 m. Weiler, am N.-Hang des Ror-
schacherbergs, 2 km s. über Rorschach und 2,5 km so. der
Station Goldbach der Linie St. Gallen-Rorschach. Vieh-
zucht. Stickerei.
E8CHLI (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Blumen-
stein). 735 m. Weiler, am linken Ufer des Fallbaches,
600 m n. der Kirche Blumenstein und 4 km s. der Station
Burgistein- Watten wil der Gürbethalbahn. 18 Häuser, 94
reform. Ew. Landwirtschaft. Gipsmühle.
ESCHLIKON (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Sirnach). 580 m. Dorf, am S.-Hang von zwei kleinen An-
höhen, an der Strasse Winterthur-Wil-St. Gallen u. 2 km
w. Sirnach. Station der Linie Winterthur - St. Gallen.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Tur-
benthal. 124 Häuser, 632 reform. u. kathol. Ew. Wiesen-
und Weinbau. Viehzucht. Käserei. Stickerei- und Strick-
waarenfabriken. Zwei Ziegeleien, Druckerei, mechanische
Werkstätte. Torfgruben. Sekundärschule. Spar- und Leih-
kasse, 1876 gegründet. Schönes Schulhaus.
ESCHLIKON (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Dinhard). 456 m. Kleines Dorf, an der Strasse Seuzach-
Thalheim, 2 km nw. Dinhard und 500 m sw. der Station
Thalheim der Linie Winterthur^Etzwilen-Singen. 21 Häu-
ser 135 reform« Ew«
E8CH01.ZMIATT (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 854
m. Gem. und Pfarrdorf, auf der Wasserscheide zwischen
Grosser und Kleiner Emme, am Fuss der Beichlen. an
der Strasse Luzern-Langnau. Station der Linie Bera-Lu-
zern. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Esoholzmatt von Südwesten.
Eischachen (Hinter und Vorder Hilferen. Obacher), W^eiss-
emmen, Glichenberg, Lehn, Vordergraben, Wiggen und
Schnerlen : 485 Häuser, 3127 Ew., wovon 2770 Katholiken
und 357 Reformierte ; Dorf: 25 Häuser, 365 Ew. Ackerbau
und Viehzucht. Fabrikation von Kaschmirtuch, Licjueur
und Zuckerwaaren. Heimat von Christian Schibi, des
Führers im Bauernkrieg von 165B. Man plant, ihm hipr
ein Denkmal zu errichten. 1240: Aesholtismate ; 1306:
Escholzmatte. Seit einigen Jahren hat sich Escholzmatt
zur Sommerfrische entwickelt.
ESEL (KtObwalden). 2122m. Hauptgipfeides Pilatus.
S. den Art. Pilatus.
ESEL (Kt. Zürich, Bez. Borgen, Gem. Richterswil).
592 m. Weiler, nahe der Grenze geeen den Kt. Schwyz;
1,5 km sw. über Richterswil und 1,2 km n. der Station
Samstagern der Linie Wädenswil-Einsiedeln. 12 Häuser,
40 reform. Ew.
ESELFURQQE (Kt. Wallis, Bez. Brig). Ca. 2400 m.
Passübergang, zwischen Seilerrichte (2589 m) u. Furme-
lengrat (2487 m), in der vom Weissmies nach ONO. ab-
zweigenden und das Z wisch bergenthal oder Val Vaira vom
Laquinthal trennenden Kette.
ESELQRAT, französisch SuR TAne (Kt. Bern und
Waadt). 1904 m. Jurassischer und triasischer Felsgrat,
auf der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt,
zwischen Wildenboden (1654 m) und der Gruppe der
Gummfluh.
ESEN (PIZ D') (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3130 m.
Schönster Gipfel in der das mittlere Engadin auf der
rechten Seite begleitenden Kette, stolze und kühne Pyra-
mide, besonders schön von W. und NW. aus gesehen.
Direkt w. vom Piz Quater Vals und 6 km über Scanfs.
Trotz seiner schönen Lage und Aussicht nur wenig be-
sucht, da seine Besteigung von allen Seiten her lang und
mühsam ist. Am bequemsten ist noch der Zugang vom
Val Tantermuozza aus über sehr steile Felshalden und
den kleinen Gletscher am NO.-Hang. Der Gipfel besteht
aus Hauptdolomit, unter dem die nach ihren verschiede-
nen Farnen schon von weither unterscheidbaren einzel
nen Triasschichten anstehen.
ESMONTS (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 82() m. Gem.
und Dorf, 4 km sw. der Station Siviriez der Linie Bern-
Freiburg-Lausanne. Telephon. 32 Häuser, 168 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Ursy. Gemüse- u. Getreidebau. Viehzucht
und Milchwirtschaft (Molkerei).
ESP
ESS
55
E8PEL, ESPEN, E8PI. Ortsnamen der deutschen
Schweiz ; nach der Espe {Popultis tremula) so benannt.
E8PEL (Kt. St Gallen, Bez. und Gem. Gossau). 622 m.
Zwei Häuser^ am linken Ufer des Kellenbaches u. 2,5 km
sw. der Station Gossau der Linie Winterthur-St. Gallen.
52 kathol. Ew. Waisen- und Armenhaus der Gemeinde
Gossau.
E8PE1. (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Alt St. Johann). 910 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten
Ufer der Thur, gegenüber der Kirche von Alt St. Johann
und 17 km so. der Station Ebnat der Toggenburgerbahn.
27 kathol. und reform. Ew. Viehzucht.
ESPEN und ESPENMOOS (Kt. St. Gallen, Bez. u.
Gem. Tablat). 670 m. Zwei Gruppen von zusammen 13
Häusern, über dem linken Steilufer der Steinach, an der
Strasse St. Gallen- Wittenbach und 1 km n. der Station
St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach. 156 kathol. und
reform. Ew. Kirchgemeinde St. Gallen. In Espenmoos
grosse Ziegelei.
ESPI (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Frauenfeld). 417 m.
Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer der Murg, an der
Strasse Frauen feld-Wil ; 1,2 km w. Hüben und 1,4 km
s. Frauenfeld. 23 reform. Ew. Wiesen-, Wein- u. Obstbau.
Wirtshaus, im Sommer von Spaziergängern aus Frauen-
feld gerne besucht.
ESSERSWIl. (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Rog^-
wil). 476 m. Weiler, 5 km sw. der Station Arbon der Linie
Rorschach-Romanshorn und 1,5 km w. Roggwil. 10 Häu-
ser, 56 zur Mehrzahl reform. Ew. Ackerbau, Viehzucht u.
Milchwirtschaft.
ESSERT, auch ESCHERT, ESSERTES, ES-
8ERTINES, ESSERTONS. In der französischen
Schweiz häufige Ortsnamen, vom altfranzösischen essert
(dem lateinischen exsartuni) ; bezeichnet ein (durch
Feuer) urbar gemachtes Stück Land und entspricht dem
deutschen Rüti, Reute etc.
ESSERT, deutsch Ried (Kt. Freibur^, Bez. Saane).
823 m. Gem. und Dorf, am Fuss des Cousimbert ; 1,9 km
sw. Praroman und 11,3 km so. vom Bahnhof Freiburg.
35 Häuser, 171 kathol. Ew. französischer Zunge. Kirch-
Semeinde Treyvaux. Viehzucht u. Milchwirtschaft. Stroh-
echterei. St. Anna, St. Fabian und Sebastian Kapelle.
Auf einer kleinen Anhöhe mit prachtvoller Aussicht auf
das Freiburger und Berner Sensethal ein sehenswertes
Feudalschloss, Chäteau de la Riederaz genannt, eine kleine
Kapelle und schönes neues Schulhaus.
ESSERT (A 1.' oder EN 1.') (Kt. Wallis, Bez. Mon-
they. Gem. St. Gingolph). 451 m. 4-5 Häuser, auf Wald-
lichtungen der untersten Terrassen des Grammonthanges
und am Fuss der Felswände der Parblanches zerstreut ge-
legen, 2 km ö. St. Gingolph-Suisse und 1 km w. der Sta-
tion Le Bouveret der Linie St. Maurice-£vian. 16 kathol.
Ew.
ESSERT (PLAN D') [Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem.
Ollon). 682 m. Weiler, 700 m nö. OUon, an der
Strasse Ollon- Panex und 4,5 km so. der Station
Aigle der Simplonbahn. 10 Häuser, 49 reform. Ew.
Waldwirtschaft. Viehzucht.
ESSERT FALUON (Kt. Bern, Amtsbez. Frei-
bergen, Gem. Les £piquerez). 738 m. Gruppe von 4
Häusern, am S.-Hang des Glos du Doubs, an der
Strasse Les £piquerez-Soubey und 1,5 km so. Les
Epiquerez. 31 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Anstehend unteres Callovien mit Trigonia supraba-
thonica,
ESSERT PITTET (Kt. Waadt, Bez. Yverdon).
450 m. Gem. und kleines Dorf, am O.-Rand der Or-
besümpfe und am W.-Fuss des Joratberglandes, an
der Strasse La Sarraz-Chavornay-Yverdon ; 7,2 km
sw. Yverdon und 2,3 km nnw. der Station Chavor-
nay der Linie Lausanne-Neuenburg. Postablage. 19
Häuser, 123 reform. Ew. Kirchgem. Ependes. Acker-
uDd etwas Weinbau. Bruch auf bituminösen Kalk-
stein. Gehörte vor 1253 zur Herrschaft Belmont, kam
dann an Gauthier de Montfaucon, Herrn von fichal-
lens und bildete im 15. Jahrhundert eine eigene
kleine Herrschaft, die 1573 von dem aus Lothringen
stammenden Ritter Nikolaus von Hennezel angekauft
wurde. Blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im
Besitz von dessen Nachkommen. Hier ging die Römer-
strasse Entreroches-Eburodunum (Yverdon) vorbei; rö-
mische Ziegel u. Ueberreste römischer Bauwerke.
ESSERT SOUS CHAMPVENT (Kt. Waadt, Bez.
Yverdon). 480 m. Gem. und kleinesDorf, nahe dem Jura-
fuss und dem rechten Ufer der Brinaz, an der Strasse
Yverdon- Sainte Croix und 4,2 km wnw. Yverdon. Station
der Linie Yverdon - Sainte Croix. 18 Häuser, 114 reform.
Ew. Kirchgemeinde Champvent. Ackere und etwas Wein-
bau. Gehörte zur Zeit der Hemer Oberhoheit zur Herr-
schaft Montagny und war zu Ende des 18. Jahrhunderts
eigene Herrschaft im Besitz der Familie Jeanneret aus
Grandson. Römische Niederlassung mit Funden von Mar-
morgegenständen.
ESSERTCHEVALIER (BOIS D*) (Kt. Waadt, Bez.
Nyon, Gem. Bassins). 13C0-1000 m. Wald, am SO.-Hang
des s. Jura, n. Arzier und 3,5 km nw. Bassins.
ESSERTQI1.LOD (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem.Ollon).
Weiler. S. den Art. Exergillod.
ESSERTES (Kt. Waadt, Bez. Oron). 737 m. Gem.
und Dorf, auf einem Rücken des Jorat, über dem linken
Ufer des Grenet und nahe dessen Mündung in die Broye,
an der Strasse Lausanne-Oron und nahe der Strasse Ve-
vey-Moudon, 3 km wsw. Oron la Ville und 2,4 km wsw.
der Station Chätillens der Linie Lausanne-Payeme-Lyss.
Telephon. 35 Häuser, 162 reform. Ew. Kirchgemeinde
Oron. Landwirtschaft. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts
an bis zur Reformation Eigentum der nahe gelegenen
Abtei Le Haut Cröt.
ESSERTINE (Kt.Genf, Rechtes Ufer, Gem. Dardagny).
458 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einem Hans; über dem
rechten Ufer der London, 12 km w. Genf und S km n. der
Station La Plaine der Linie Genf- Bellegarde. Telephon.
25 reform. Ew. Weinbau.
ESSERTINES (Kt. Waadt, Bez. £challens). 595 m.
Gem. und Dorf, auf einer Hochfläche im nw. Jorat, nahe
dem rechten Ufer des Buron, an den Strassen Lausanne-
Yverdon und von Corcelles sur Chavornay nach Donneloye
und Bercher ; 8,5 km n. £challens ; 7,2 km s. Yverdon
und 5,5 km ö. der Station Chavornayder Linie Lausanne-
Neuenburg. Postbureau, Telegraph, Telephon: Postwagen
Echallens - Yverdon. Gemeinde, die Weiler La RobelTaz,
Nonfoux und £pautheyres inbegriflen : 132 Häuser, 672
reform. Ew. ; Dorf: 74 Häuser, 380 Ew. Kirchgemeinde
Vuarrens (excl. Epautheyres). Landwirtschaft. Säge. N.
vom Dorf, an der Stelle der heutigen Kirche, stanif einst
eine alte Burg, die von den Eidgenossen gleich bei Bennn
der Burgunderkriege zerstört worden ist. Kirche 1702 er^
baut : ihr Turm soll noch ein Ueberrest der Burg sein.
Das Stift Notre Dame zu Lausanne besass seit dem 12.
Jahrhundert das Eigentumsrecht auf die Bodenerzeug-
nisse von Essertines und der umliegenden Siedelungen,
die zusammen ein bedeutendes Mandament bildeten. Eine
Reihe von Streitigkeiten mit den in der Nähe sitzenden
Herren von Belmont endeten meist zu Gunsten des Stifts.
Kirche von) Essertines.
Seit dem 12. Jahrhundert taucht ein Feudal^eschlecht
derer von Essertines auf. Zur Zeit der Reformation haben
sich hier aus ihrer Heimat vertriebene Waldenser ange-
56
ESS
EST
siedelt. Beim Dorf und bei den Weilern Nonfoux u. £pau-
theyres hat man 1826 Ueberreste aus der Römerzeit (Spu-
ren von Bauwerken, Säulenschäfte,
Münzen etc.) aufgedeckt.
E88ERTINE8 (Kt. Waadt, Bez.
Rolle). 790 m. Gem. und Dorf, auf dem
Plateau über dem Weinbaubezirk der
Cote, 4 km nnw. Rolle, 2 km s. Gimel
und 500 m w. der Station Le Pontet
der Strassenbahn Rolle-Gimel. Postab-
lage, Telephon. Gemeinde (zum gröss-
ten Teil auf dem Plateau gelegen) mit
den Weilern Le Pontet, Chätel, Bu-
gnaux und Chatagn^r^az : 79 Häuser, 453
reform. Ew.; Dorf: 26 Häuser, 162 Ew.
Kirchgemeinden Gimel u. Rolle. Acker-
und Weinbau. Einst Teil der Herrschaft
Mont le Vieux, deren Schloss über Bu-
gnaux stand, später bei der Teilung der
Herrschaft Rolle zerstückelt. 1784 grosse
Feuersbrunst.
ESSERTINE8 (QRAND BOI8
D') (Kt. Waadt, Bez. fichallens. Gem.
Essertines). 695 m. Wald, 3 km lang,
auf dem Rücken zwischen dem Buron
und Sauteruz, Fortsetzung des w. Vuar-
rens gelegenen Waldes; 1,7 km ö. vom
Dorf Essertines.
E88ERT8 (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und Dorf.
S. den Art. Wallenried.
ES8ERT8 (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Meinier).
442 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe den grossen Mooren
von Rouelbeau und La Pallanierie, 8 km nö. Genf und
500 m von einer Haltestelle der elektrischen Strassenbahn
Genf-Douvaine. 41 kathol. Ew.
E88ERT8 (1.E8) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen,
Gem. Le Noirmont). 1000 m. Gruppe von 6 Bauernhöfen,
n. der Torfmoore von Chantereme, an der Strasse Le
Noirmont-Les Bois und 1,8 km sw. Le Noirmont. 49 ka-
thol. Ew. Viehzucht.
E88ERT8 (1.E8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ley-
sin). 1340 m. Hütten, zur Mehrzahl nur periodisch be-
wohnt, längs der Strasse von der Station Leysin (Hotel-
Quartier) zur Montagne du Cerf und zum Col de la Pierre
du Mouelle. Unterscnieden als Les Esserts Decex, Esserts
Delex und Esserts d'Amont. Alpwirtschaft.
E88ERT8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessus). 1270 m. Hütten, auf den Höhen über dem
linken Ufer der Grande Eau zerstreut gelegen, etwas
oberhalb des Weges Ormont Dessus-La Forclaz; 2 km ö.
La Forclaz. Wird einst von der geplanten Strasse Ormont
Dessus (Le Ros^)-La Forclaz geschnitten werden.
ESSERTS (LES) (Kt. Waadt, Bez. Lausanne, Gem.
Epalinges). 812 m. Häuser, auf geneigter Terrasse 1 km
vom Dorf Epalinges zerstreut gelegen und von Wald um-
geben.
ESSERTS (8UR LES) (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse,
Gem. Bouloz). 875 m. Weiler, 400 m w. Bouloz und 3 km
so. der Station Vauderens der Linie Bern -Freiburg- Lau-
sanne. 10 Häuser, 45 kathol. Ew. Kirchgemeinde Porsel.
Viehzucht und Milchwirtschaft.
ESSERTS D'ILLES DU HAUT und DU BAS
(LES) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem. Les Bois).
720 und 657 m. Zwei Meierhöfe, auf den sonnenreichen
Wiesenflächen nw. über der Schlucht des Doubs bei
Biaufond. Ein schlecht unterhaltener Fussweg von 1,5 km
Länge verbindet Biaufond und Les Esserts d'Illes mit dem
Restaurant du Refrain am Doubs. Schönes Ausflugsziel.
ESSERZE (CR^TE D') (Kt. Wallis, Bez. Conthey).
Ca. 2550 m. Rasenbestandener Kamm zwischen dem Mon-
Rouge und dem Greppon ßlanc und zwischen den Thät
lern von Her^mence und Nendaz. Hier entspringt der
zur Dixence gehende Wildbach Le Mayen.
ESSET8 (COL DES) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 2039
m. Passubergang, zwischen dem Vallon de l'Avare und
der Alpweide Anzeindaz ; verbindet Les Plans de Fre-
nieres mit Anzeindaz in 4 Stunden ; in der schönen
Jahreszeit ziemlich stark begangen. Von der Passhöhe
aus schöner Ueberblick über die Hochfläche von Anzein-
daz und die Diablerets, sowie auf die Kette der Argentine
im W. und das Sammelgebiet des Paneyrossazgletschers
im 0. Am Hang gegen den Vallon de l'Avare eine Schäfer-
Der Col den Kssets (mit der Dent du Midi im Hintergrund).
hütte. Die Weideplätze der benachbarten Felsgebiete wer-
den an italienische Hirten verpachtet, die zahlreiche
Schafe hierher zu bringen pflegen. N. vom Pass im Num-
mulitenkalk reiche Fundstelle von Fossilien.
ES8ETTES (CHAINON DES) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). Kleine Hochgebirgskette, zweigt von dem der
Gruppe von Saleinaz angehörenden und zwischen den
Gletschern Saleinaz und La Neuva sich erhebenden Grand
Darrei nach SO. ab und trennt die Gletscher Trouss Bouc
und La Neuva von einander. Zieht über die Einschartung
des Col Sup^rieur des Essettes (ca. 3130 m ; 3 Stunden s.
über der Saleinazhütte) zum Punkt 3155 m und bildet
von da an einen Felskamm bis zum Punkt 3050 m, über
den sie mit den Poinles des Six Neirs zusammenhängt.
E8SINQES (LES) (Kt. Freiburg, Bez. Broye, Gem.
Surpierre). 630 m. Gruppe von 3 Häusern, 400 m sw.
Surpierre und 1,2 km nw. der Station Henniez der Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. 15 kathol. Ew. Viehzucht, Ge-
treidebau.
ESSLINGEN (Kt Zürich, Bez. Uster, Gem. Egg).
479 m. Dorf, an der Kreuzung der Strassen Stäfa - Uster
und Gröningen-Egg, 5 km n. der Station Stäfa der rechts-
ufrigen Zürichseebahn (Zürich - Meilen - RapperswiJ) und
2.1 km 8Ö. Egg. Postbureaii, Telephon ; Postwagen Uster-
Stäfa. 44 Häuser, 210 reform. Ew. Landwirtschaft. Käserei.
Seidenindustrie. 854 : Ezcilinga ; 877 : Escelinau ; 972 :
Ezzilinga.
ESSLINGEN (NIEDER) (Kt. Zürich, Bez. Uster,
Gem. Egg). 475 m. Weiler, am rechten Ufer des Liebur-
gerbaches; 2,4 km so. Egg, 500 m nö. Esslingen und 5,5
km n. der Station Stäfa der rechtsufrigen Zürichseebahn
(Zürich-Meilen-Rapperswil). 10 Häuser, 44 reform. Ew.
ES8UYERS (LES) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem.
Bex). 1499 m. Hütten und Alpweiden, mit Tannengruppen
bestanden, an den von Les Plans de Frenieres zur T^te ä
Bosset (Teil des Grates von Bovonnaz) ansteigenden Hän-
gen ; 1 Stunde über Les Plans de Fi^enieres.
EST (CIME DE L') (Kt. Wallis, hez. St. Maurice).
Gipfel. S. den Art. Midi (Dent du).
ESTAVANNENS (DESSOUS und DESSUS) (Kt.
Freiburg, Bez. Greierz). 770 und 805 m. Zivil- und Kirch-
gemeinde, am rechten Ufer der Saane und 7 km so. der
Station Bulle der Linie Bulle - Romont. Telephon. Zwei
500 m von einander entfernt gelegene Dörfer: Estavan-
I nens Dessus auf einer Anhöhe und Estavannens Dessous
im Thalboden, zusammen 55 Häuser, 258 kathol. Ew.
Viehzucht und Milch wirtschalt, eine Molkerei. Slrohflech-
terei. Sägen. Schöne Wiesen, mit zahlreichen Obst- (be-
sonders Pnaumen-)bäumen bestanden. Oestl. über den
Dörfern die Dent de Bourgoz (1905 m) und der Gros Mer-
laz (1907 m). Pfarrkirche Sainle Marie Madeleine. Eiserne
Brücke über die Saane, 1868 erbaut. Früher kirchlich
EST
EST
57
der Propstei Broc zugeteilt, seit 1578 eigene Kirchge-
meinde.
E8TAVAYER LE QIBLOUX oder ESTAVAYER
EN OGOZ, deutsch Stäffis am Gibel (Kt. Freiburg,
Bez. Saane). 705 m. Gem. und Dorf, am Gl^bes und am
N.-Hang des Mont Gibloux, 4 km s. der Station Gottens
der Linie Bern-Freibur^Lausanne. Postablage, Telephon.
40 Häuser, 260 kathol. Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde
mit Rueyres, Saint Laurent, Viliarsel le Gibloux und Vil-
larlod. Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreidebau, Holz-
handel. Sage. Molkerei. Pfarrkirche zu St. Clement, 1847
ffeweiht. Sehr alte Kirchgemeinde. Am ganzen W.-
Hang des Mont Gibloux zahlreiche Ueberreste aus Vorge-
schichte, Römerzeit und Mittelalter ; bei der Kirche von
Estavayer hat man den Unterbau von römischem Mauer-
werk biofigelegt. In der Gegend viele in architektonischer
Hinsicht besonders merkwürdige Häuser aus dem 15. und
16. Jahrhundert. Die Landschaft um Estavayer weist mit
ihren dunkelbewaldeten Berghängen einen strengen Cha-
rakter auf. Von den benachbarten Höhen schöne Aussicht.
Viele vereinzelte Häusergruppen, wie z. B. Les Planchet-
te«, Praz Miaux, Le Vivier, Les Errouvenoux, Le Charmet,
Le Pr^ de la Cure, Le Praz de TEpenaz, Sur les Cotes u.
Masagne. 1163: Stavaiel; 1227: Staviolum sub Jublor;
1328: Stavayer lo Jublour; 1513 : Estavayer le Gibliauz.
ESTAVAYER LE LAC, deutsch StAfhs AM See
(Kl. Freiburg, Bez. Broye).
Oberstadt 464, Unterstadt
437 m. Hauptort des Bezir-
kes Broye, 25 km wnw. Frei-
burg. Reizende kleine Stadt,
am rechten Ufer des Neuen-
burgersees ' in fruchtbarer
und gut angebauter Gegend malerisch
gelegen. Station der Linie Freiburg -
Payerne - Vverdon ; Dampfboote nach
Neuenburg und den übrigen Ortschaf-
ten am See. Postbureau, Telegraph, Te-
lephon; Postwagen nach Prahins und
Avenches. Gemeinde, mit Vers la Gare :
%2 Häuser, 1636 kathol. Ew.; Stadt:
237 Häuser, 1511 Ew. Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner ist Lanawirtschaft,
doch entwickeln sich auch Handel und
Industrie immer mehr. Eine Zigarren-
und Tabakfabrik, Glockenffiesserei, zahl-
reiche Bau- und Möbelschreinereien, Schlosser- und
Steinhauerwerkstätten, Mühlen und Sägen, eine Buch-
druckerei (druckt drei Zeitungen). Sekundärschule, zahl-
reiche Primarschulklassen, eme reformierte Schule, Pen-
sionnate für junge Leute beider Geschlechter, mehrere
Leihkassen. Gesang-, Musik-, Schiess- und Turnvereine,
gemeinnützige Gesellschaften, landwirtschaftliche Genos-
senschaften. Im ehemalif^en Jesuitenpensionnat, dessen
Kirche heute dem reformierten Gottesdienst eingeräumt
ist, der Bezirksspital der Broye (dessen Gründung haupt-
sächlich dem Pfarrer Guinard von Belfaux zu verdanken
ist). Wasserversorgunj^ (Quellfassuneen auf den Höhen
von Chätillon). Das Stadtchen hat sich seinen mittelalter-
lichen Charakter noch wohl bewahrt : alte Türme, Lauben-
gänge und Tore mit Wappenschilden. Auch die Ring-
mauer ist noch erhalten. Zahlreiche Neu- und Umbauten
geben dem Ort aber allmählig doch einen modernen An-
strich : Umbau der Pfarrkirche, Vergrösserung des Be-
zirksspitals, neues Schulhaus, Po8tgebäude,Kasino-Theater
etc. Früher wurden die Häuser der Unterstadt und der
Fussdes Steilufers, das den alten Burgturm trägt, noch di-
rekt von den Wellen des Sees bespühlt ; seit der Durch-
führung der Juragewässerkorrektion ist aber der Seespicgel
derart gesunken, dass der ehemalige Hafenplatz unbrauch-
bar geworden ist und durch einen neuen, am Aussenende
eines langen Hafendammes gelegenen Landungs platz hat
ersetzt werden müssen. Der trocken gelegte breite Strand
ist seither mit Bäumen und Sträuchern (Weiden. Erlen,
Birken) bepflanzt worden ; auf ihm liegen zahlreiche erra-
tische Blöcke. Mehrere Pfahlbaustationen aus der Eisen-
und Bronzezeit, mit reicher Ausbeute an Fundgegenstun-
den. Einige römische Altertümer. Zur Bronzezeit muss
hier eine Werkstätte zur Herstellung von Fibeln und
Schmuckgegenständen für Frauen bestanden haben.
Einige der Bauwerke der Stadt sind besonderer Erwäh-
nung wert. Die Pfarrkirche zu St. Laurent, Ende des 14.
Jahrnunderts erbaut, mit schöner Aussentreppe, schönem
Kirchturm und einigen Glockentürmchen; prächtiger
Hauptaltar, bemerkenswerte Malereien, schmiedeeisernes
Gitter, Kirchenstühle aus 1522, altertümliche Kelche üpd
Antipnonarien ; Orgel von Aloys Mooser. Während früher
die Kirchlichen Funktionen von 14 Geistlichen besorgt
wurden, amten heute nur noch deren vier. — Nahe der
Kirche die Place de Moudon, eine von einer alten Linde
beschattete Terrasse mit prachtvoller Aussicht auf den
Neuenburgersee, das Neuenburger Ufer und den Jura.
Hier versammelten sich einst an schönen Sommer- und
Herbstabenden die Bürger des Städtchens, um ihre Hei-
matslieder zu singen und nach einer originellen Melodie
ihre Rundtänze (coraules) zu tanzen. — Die alte Bur^, be-
merkenswert sowohl durch ihre Lage auf dem Steilufer
über dem See als auch durch ihre massive viereckige
Bauart, ihre Gräben, Mauern, Türme und doppelten Um-
fassungsmauern. Der Burgturm ist etwa 45 m hoch ; von
ihm aus ausgedehnte Fernsicht. Daneben der der Stadt
zugekehrte viereckige Turm Jaquemart. Heute ist die
Burg Sitz der Bezirksbehörden. — Das Dominikanerinnen-
kloster, in dessen Chor Guillaume d*Estavayer (f 20. Ok-
tober 1326), Chorherr zu Lausanne und Archidiakon von
Lincoln in England, ruht, ein Hauptgönner des Klosters,
Estavayer, vom Neuenburgersee aus.
dem er sein am neuen Stadtgraben gelegenes Haus
schenkte; andere Förderer des Klosters waren die Her-
ren von Estavayer, Billens, La Moliöre, Neuchätel-Gorgier,
Fögely, Affry und Forel, sowie Frau La Poype etc. Die aus
der Gebend von Lausanne gekommenen Dominikaner-
innen Iiessen sich ums Jahr 1316 in Estavayer nieder ; zwei
Flügel des baufällig gewordenen Klosters wurden 1687, der
dritte 1735 neu aufgebaut. Die aus dem Jahr 1319 stam-
mende Klosterkirche mit Ausnahme des um 1440 von dem
hier begrabenen Humbert von Savoyen {f 1443) errichte-
ten Chores und der Rosen k ran zkapelle umgebaut und am
29. September 1699 neu geweiht. Das Kloster 1848 auf den
Aussterbeetat gesetzt, aber 1857 wieder in seine vollen
Rechte eingesetzt. Auch andere religiöse Gemeinschaften
hatten sich zeitweilig in Estavayer niedergelassen. Die
Inquisitoren erschienen 1685, die Minoriten zu Beginn
des 17. Jahrhunderts, Ursulinerinnen wohnten hier 1637
bis 1677, 1747 gründeten Schwestern vom Orden Herz
Jesu (Sacrö Coeur) hier ein Kloster, zu Beginn des 19.
Jahrhunderts tauchten die Brüder vom christlichen Glau-
ben auf, Trappisten und bald nachher auch Li^uorianer
eröffneten Scnulen. Der Grosse Rat erlaubte mit seinem
Beschluss vom 10. Januar 1826 den Jesuiten zu Brig, ihr
Noviziat hierher zu versetzen (seit 1848 wieder aufgeho-
ben). Die Kapelle von Rivaz (Notre Dame de Consolation
et Sainte Marguerite), in der einige Glieder des Geschlech-
tes von Neuchätel-Gorgier ruhen, im 15. Jahrhundert von
Jacques Catelan gestiftet und' 1487 von Dom Assenti
d'Estavayer, Chorherrn von Lausanne, in gotischem Stil
umgebaut. — Bemerkenswert noch durch seine schöne
Lage am See das Landhaus und die Kapelle La Corbiere.
Die Anfänge der Stadt und des Geschlechtes derer von
Estavayer sind unbekannt. Der Name erscheint urkund-
lich nicht vor der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die
58
EST
fiTA
Herren von Estavayer scheinen zuerst Dienstmannen der
Herzoge von Zähringen und dann der Grafen von Savoyen
Hl
t j^^^^^^v^^H
Estavayer la Lac : Das Schloss.
gewesen zu sein. Estavayer muss schon früh eine eigene
irchgemeinde gebildet haben, erscheint aber als solche
erst lz28. Es war auch eine der Slüdte, die das Recht
hatten, ihre eigenen Vertreter in die Waadtländer Stände-
versammlung abzuordnen. Der erste geschichtlich be-
kannte Herr von Estavayer ist der in den Urkunden von
1135-1159 als einziger seines Namens und Geschlechtes ge-
nannte Raynald I. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts
spalteten sich seine Nachkommen in drei Zweige : die
Herren von Yieux Chätel, Chenaux und Savoyen, die alle
an der Oberhoheit über die Stadt noch ihren Anteil hat-
ten. Am 16. April 1350 verliehen Isabelle de Chälon, Dame
de Vai\d et d'Estavayer, und die Ritter Aymon und Pierre
d'Estavayer der Stadt eine Reihe von Freiheiten und Vor-
rechten. Berühmt durch seinen Rechtsstreit mit Otto von
Grandson ist Görard d'Estavayer : Claude d'Estavayer ver-
teidigte zur Zeit der Burgunderkriege die Stadt kräftig
gegen die Eidgenossen, konnte aber ihre Erstürmung
nicht hindern, wobei er kämpfend seinen Tod fand.
Zur Zeit der Eroberung der Waadt kam Estavayer 1536 an
Freiburg, das es zum Sitz einer Landvogtei umgestaltete.
Seine Vorrechte wurden 1611 bestätigt und 1761 in einem
eigenen Gesetzbuch, dem sogen. Coutumier d'Estavayer,
niedergelegt. Verschiedene Glieder des reichen und ein-
ilussreichen Geschlechtes der Herren von Estavayer haben
sich als Gouverneure der Grafschaft Neuenbürg, als Räte
der Städte Freiburg und Solothurn und als Offiziere in
französischen Diensten hervorgetan. Es ist zu Beginn
des 19. Jahrhunderts erloschen. Der grosse Zehnten, der
im Prinzip dem jeweiligen Pfarrer von Estavayer zustand,
wurde von Papst Innozenz IV. dem Bistum Lausanne ver-
liehen; nach der Eroberung der Waadt kam er an Bern,
das ihn in der Folge an Freiburg abtrat. Sein Inhaber
(amodiateur) war verpflichtet, den Bürgern der Stadt ein-
mal jährlich ein grosses Festmahl (banquet royal oder,
allgemeiner, Conrey genannt) zu spenden, das dem Schutz-
heiligen der Stadt zu Ehren am St. Laurentius-Ta^e auf
der Place Chenaux stattfand und nach dessen Beendigung
die Teilnehmer gemeinsam zur Kirche zoRen, um der
Messe beizuwohnen und für die Stifter des Festmahls ein
Totenamt zu feiern. Wie so viele andere alte Bräuche, die
mit der Zeit alle mehr oder weniger ausarteten, ist auch
dieses Festmahl allmählig verschwunden und durch eine,
endlich ebenfalls aufgehobene, Kompensation in barem
Gelde ersetzt worden.
Estavayer hat einer Reihe von hervorragenden Männern
das Leben gegeben. Wir nennen : Gonon d'Estavayer, Ka-
nonikus und Propst der Kathedrale von Lausanne (im 13.
Jahrhundert), den Verfasser des für die profane und Kir-
chengeschichte der französischen Schweiz eine uner-
schöpfliche Quelle bildenden Cartnlaire; Humbert von
Savoyen, Coseigneur d'Estavayer, der in der berühmten
Schlacht von Nikopolis (28. September 1396;
König Sigismund von Ungarn und die von Jean
Sans-Peur geführten französischen Edelleute
von Bajjazet geschlagen) mitkämpfte, in die
Gewalt des Siegers fiel und erst nach 7 Jah-
ren harter Gefangenschaft gegen Lösegeld wie-
der frei gM^ben wurde ; den 1600 geborenen
Mathematiker Jean Juat; Christofe de Molin
oder Miloeus, eiue litterarische Berühmtheit
des 16. Jahrhunderts, Professor am College de
la Trinite in Lyon und Verfasser einer grossen
Anzahl von in Lyon, Florenz und Basel verleg-
ten Werken ; Alexis G^t, Doktor der Sor-
bonne, Leiter der £cole Militaire zu Paris, St.
Lazarusritter etc. ; den Kanonikus und Ge-
schichtsschreiber Jacques Philippe Grangier
(1743-1817) ; den Litteraturhistoriker und Lin-
guisten Louis Grangier (1817-1891), der während
mehr als 30 Jahren aie Nouvelles £trenties
Fribourgeoises herausgab.
Bibliographie : Grangier, Jacques Philippe.
Annales soit memoires pour servir a Vhistotre
d'Estavayer et lieiix circonvoisins. Manus-
kript. 5 vol. — Gremaud, J. Le Chdteau de
Chenaux a Estavayer (in Fribourg artistique,
1892). — ßlrennes fribourgeoises, III, 80 ; IV,
91; V, 77; VII, 14; XIII, 69; XV, 110. - Me-
moires et docunients publ. par la Societe
d'hist. de la Suisse roniande. XXVII, 114.
ESTER (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Suhr).
412 m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem rechten Ufer
der Suhr, an der Strasse Kölliken-Suhr und 1,3 km sw.
der Station Suhr der Linie Aarau-Suhr-Zofingen. 51 re-
form. Ew.
ESTfcVENENS (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 788 m.
Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Neirigue und 2,6 km
nö. der Station Vuisternens der Linie Bulle - Romont. 42
Häuser, 192 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vuisternens de-
vant Romont. Futter- und Getreidebau. Viehzucht, Mol-
kerei. Alte Herrschaft, 1411 im Besitz von Jacques de
Dompierre, dessen Tochter Jacquette den Edeln Jean de
Bussy heiratete.
^TABLONS (COL DES) (Kt. Wallis, Bez. Entremont
u. Martinach). Passübergang. S. den Art. Croix de Cceür
(CoL DE la).
6TABLONS (1.ES) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem.
Riddes und Saxon). 2070 m. Sommerweide, im Val d'Ise-
rables, am linken Ufer der Fare, über dem Wald gleichen
Namens und am N.-Hang des Col de la Croix de Ccpur
oder Col des fitablons (21^ m). Wird mit 125-140 Stück
Grossvieh befahren. Eine vom Grat des Creuzier ausge-
hende Linie schneidet die Alpweide in zwei Teile, deren
einer zur Gemeinde Saxon genört und von dieser mit der
Alpweide Boveresse gemeinsam bewirtschaftet wird, wäh-
rend der andere auf Boden der Gemeinde Riddes liegt.
Hier und am Col des £tablons hat man früher Anthrazit-
fiöze abgebaut.
6TABLONS (T^TE DES) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont und Martinach). 2419 m. Gipfel, im Kamm zwischen
Mont Gele und Pierre ä Voir ; wird von Bagnes aus in 5
Stunden erstiegen, Aussicht derjeniges der benachbarten
Pierre ä Voir nachstehend.
6TAQE8 (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle,
Gem. Le Cerneux Pöqui^not). 1093 m. Gruppe von 3
Häusern, an der Strasse Le Locle-Le Cerneux P^qui^not,
5 km sw. der Station Le Col des Roches der Linie La
Chaux de Fonds-Morteau und 1,3 km von der Grenze
gegen Frankreich. 14 kathol. Ew. Viehzucht.
6TAQNES (BEC DES) (Kt. Wallis, Bez. Conthey).
3211 m. Gipfel, nnw. Vorberg des Mont Fort, in der
Gruppe des Mont Fort; 4 Stunden über der Alpweide
Cleuson (im Val de Cleuson). Sehr selten bestiegen. Am
N.-Hang der bis 2750 m hinunter reichende kleme Gla-
cier des EtaRnes. Die Firnfelder des W.- und O.-Hanges
nähren die beiden Gletscher von Mont Fort.
^TAQNlfcRES (Kt. Waadt, Bez. £challens). 629 m.
Gem. und Dorf, auf dem grossen W.- Plateau des Jorat,
an der Strasse Lausanne- Yverdon, 5 km ssw. Schaltens
und 9 km n. Lausanne. Station der Linie Lau8anne-£chal-
lens-Bercher. Postablage, Telephon. 54 Häuser (wenige
vereinzelt stehend), 257 reform, und kathol. Ew. Kirch-
femeinden Assens. Paritätische Kirche. Landwirtschaft,
'rinkerheilanstalt. Alte Siedelung; zuerst zur Herrschaft
^hallens gehörig, im 16. Jahrhundert Eigentum des
Grafen Johann von Greierz,der den Ort den Städten Bern
und Freiburg verkaufte. Römische Altertümer (Trümmer
von Bauwerken, Bronzemünzen, Aschenurnen).
6TANG (SUR L*) (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle,
Gem. Las Brenets). 806 m. Gruppe von 3 Häusern, über
dem Lac des Brenets und nw. der Station Les Brenets
der Linie Le Locle-Les Brenets. 12 reform. Ew.
6TAVEZ (EN) (Kt. Waadt, Bez. Lausanne, Gem. Le
Mont). 709 m. Gruppe von 4 Häusern, am Rand eines
Plateaus im Jorat, an der Strasse Lausanne-Thierrens,
80O m n. Coppoz und 2,5 km ö. der Station Romanel der
Linie Lausanne-fichallens-Bercher. 28 reform. Ew.
ETENWIl. (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St. Urs).
762 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer des Gal-
ternbaches (Gotteron), 7 km so. vom Bahnhof Freiburg
und 1,2 km so. St. Urs. 26 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreidebau.
fcTER (FOR£t de 1.') (Kt. und Dez. Neuenbürg,
Gem. Cressier). 800^500 m. Grosser und schöner Buchen-
und Tannenwald von 256,57 ha Fläche, am Hang der ers-
ten Jurakette n. über Cornaux und Cressier. Durch die
von N.-S. ziehende tiefe Combe du Ruhaut in zwei Teile
getrennt, von den Strassen Saint Blaise-Lignieres und,
im W., Saint Blaise-Enges durchschnitten. Die letztere
eine alte Römerstrasse, Vy de l'fitraz (via strata). £traz
oder tter, vom lat. iter=Weff, For^t de T^traz oder de
r£ter= Wald am Weg. Der Wald bekannt als Standort
einer Menge von Cyclamen.
6TERPAZ oder 6TERPA8 (l-ES) (Kt. Waadt,
Bez. Orbe, Gem. Vallorbe). 750 m. Weiler, am linken
Ufer der Orbe, an der Strasse Vallorbe-Jougne, 800 m
onö. Vallorbe und 1,2 km von der Station Vallorbe der
Linie Lausanne-Pontarlier. 13 Häuser. 139 reform. Ew.
Fabrik landwirtschafllicher Geräte. Ehemalige Eisen-
schmelzen und Hochöfen. In der Nachbarschaft Stein-
bruch im untern Urgonkalk. Fossilien.
6TIER (Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem. Vollege).
750 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer der Dranse
de Bagnes und am Eingang ins Val de Bagnes, mitten in
Wieseh und Baumgärten, einige Schritte links der Post-
strasse Sembrancher-Le Chäble, 1 km sw. vom Pfarrdorf
Völlige, 800 m von Sembrancher und 13 km osö. der
Station Martinach der Simplonbahn. 42
kathol. Ew. Hier stand im Mittelalter
eine Burg, Sitz der Vitztume (Statthal-
ter) von Vollege, die heute völlig ver-
schwunden ist. Die Zeit ihrer Erbauung
ist unbekannt ; 1179 erscheint aber ein
Renaud d'Oitiez als Dienstmann der
Grafen von Savoyen, und 1249 sassen
hier die Edeln von Ayent als Lehens-
leute von Savoyen. 1630 im Besitz des
Edelmannes Balthasar Fabri, dem die
Ober Walliser ihren von Rom heim-
kehrenden und soeben von ihnen auf
dem grossen St. Bernhard festgenom-
menen Bischof Hildebrand Jost in Ge-
wahrsam gaben. Nach drei Wochen
dauernder Gefangenschaft erhielt er
seine Freiheit wieder, nachdem er auf
die Re^plien rechte Verzicht geleistet
hatte, die er und seine Vorgänger als
ihnen von Karl dem Grossen verliehen
stets beansprucht hatten und die daher
Caroline genannt wurden. Dieses wich-
tige Ereignis hat die Burg Völlige zu
einem in der Walliser Geschichte be-
rühmten Ort gemacht. Im 12. Jahr-
hundert hiess das ganze Gebiet des heu-
tigen Vollege Octiart ; 1179 : Oitiez ; 1245 :
Othiez; 12tö: Oytier; 1315: Octyez.
6TIVAZ (BAIN8 DE 1.') (Kt. Waadt, Bez. Pays
d'Enhaut, Gem. Chäteau d'CEx). 1250 m. Bad und Kurort,
im Thal von l'fitivaz, 800 m vom Contour de I'fitivaz, 20
ßTI
59
km nö. Aigle (über den Col des Mosses) und 9,5 km ssö.
Chäteau dxEx. Das Badhotel steht mitten in Tannenwäl-
dern links über dem Ufer der Tourneresse. Kalte Schwe-
fel- und Gipswasser, zum Baden und Trinken verwendet.
Stiller Kurort, abseits vom Strome der internationalen
Badegäste. 2 Häuser, 17' reform. Ew. Die schon im 17.
Jahrhundert bekannten Quellen seit 1719 von den Brü-
dern Minod verwertet, die an der Saissapels (six sapins)
genannten Stelle, wo sie einem in den Flyschsandstein
eingelagerten Gipsband entspringen, ein Badehaus er-
richteten. Schon damals hatten die Wasser im Volke den
Ruf von wunderbarer Heilkraft. Die Einrichtungen dieses
ersten Unternehmens Hessen aber mancherlei zu wün-
schen übrig, so dass der Betrieb lange Zeit eingestellt
werden musste. 1888 das Bad neu eröffnet und 1901 be-
trächtlich vergrössert. Bei der Alpweide Praz Cornet, in
der Nähe der ßains de rfitivaz, hat der Gemsjäger Josu^
Henchoz den letzten W^olf der Gegend erlegt, der in we-
nigen Tagen Kleinvieh im Werte von mehreren hundert
Franken zerrissen hatte.
£TIVAZ (CONTOUR DE l.') (Kt. Waadt, Bez. Pays
d'Enhaut, Gem. Chäteau d'CEx). Kleines Dorf. S. den Art.
Contour de l'£tivaz.
feTIVAZ (DEVANT DE 1.') (Kt. Waadt, Bez. Pays
d'Enhaut, Gem. Chäteau d'CEx). Häusergruppe. S. den
Art. Devant de l'Etivaz.
£TIVAZ <VAL1.6E de L') deutsch Lessi (Kt.
Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). Thal, 12 km lang; von der
Tourneresse entwässert, die mit zwei Quellarmen auf
den Alpweiden Saxiömaz und Sexrond (2000 m) entspringt
und bei Les Moulins (900 m), zwischen Chäteau d'(Ex
und Rossinieres, in die Saane mündet. Beim Aufstieg ins
Thal durchschreitet man zunächst die prachl vollen Gor-
?es du Pissot, längs deren linksseitigen Wänden sich die
867 erbaute Strasse hoch über dem Fluss (bis zu 80 m)
entwickelt; dann erreicht man die am rechten Flussufer
stehende Säge und Häusergruppe des Devant de l'ßtivaz,
gelangt zu den am linken Ufer zerstreut gelegenen Hät-
ten von Les Sciernes Raynaud und Les Chargiaux, später
nach Les Bornets (am rechten Ufer ; hier Quollfassun-
gen der Stadt Lausanne), Les Bains de l'fitivaz (am linken
Ufer) und endlich nach Le Contour de l'ctivaz (1144 m),
dem grössten Weiler des Thaies, wo das kaum einige
bewohnte Hütten bergende Thälchen der Eau Froide aus-
mündet. Nachher folgen längs der Tourneresse an ihrem
rechten Ufer die Weiler und Häusergruppen Vers la
Chapelle (mit Pfarrkirche), Chez les Payroz, Chez les
Favrod, Chez les Isoz, Le ßovay, L'Ouge, Qiez les Hcn-
Die mittlere Yallee de l'^^tivas (Blick thalaufwärts).
choz und Les Perrolles, wo die Fahrstrasse endigt. Ueber
der rechten Thalseite erheben sich das Arnenhorn
(2215», Witenberghorn (2353 in), Rothorn de Mayel
60
ßTO
ETT
m), der Co! du .fable (1888 m), die Gutnmlluh
(2464 m) und Brecaca (2337 m), der Bioliet (2298 m), die
Le Devant de TEtivas.
Pointe-'des Salaires (2187 m), der Sex Mossard (2052 m),
Co! de Base (1857 m) und Rorher du Midi (2100 m) ; links
die Monts Chevreuils C1753 m), das Plateau des Th''sailles
(1654 m), die Cornes des Brenlairos (1882 m), der Kocher
a rOurs (2135 m ; zwischen den Tlialern der Eau Froide
und L'j£tivaz) und die Gruppe der Pare de Marnex oder
Tornettaz (2546 m). Wege: nach Ormont Dessus fiber den
Col d'Arpilie oder Co! de Sexrond und den Col d'Isenau,
ins Thal der Saane über den Col de la Forclaz und Col
du .Table, ins Thal der Gerine über den Col de Base,
nach Ormont Dessous über den Col des Mosses. Wie der
Name schon zeij<t (lat. aestira z= Sommerweiden; 1514:
Leytivay. ; deutsch Lessi) ist L'filivaz in der Hauptsache
eine mit Alpweiden bestandene Thalschafl, deren weit
zerstreute Hütten nirgends sich zu einem eigentlichen
Dorf schaaren. Wahrscheinlich sömmerten hier zunächst
nur die Viehherden der Bauern von Chäteau d'CEx; nach
und nach gewöhnte man sich daran, auch den Winter
über zu bleiben ; dann begann man, die Thalsohle anzu-
bauen und drängte die Sommerweiden auf die höher
liegenden Thalhänge zurück, indem man aber immerhin
auch liefer unten für das Vieh noch einige Frühjahrs-
und Herbstweiden (sog. päquiers oder agetes) aussparte.
60 Häuser, 341 reform. Ew. Seit 1713 eigene Kirchge-
meinde. Neben den für die Wasserversorgung der St;idt
Lausanne gefassten Quellen sprudeln im Thal noch die
seit dem 17. Jahrhundert bekannten Schwe-
felwasser, die zur Entstehung des Bades
von L'ifctivaz Veranlassung gegeben haben.
Auch eine salzhaltige Quelle soll vorhan-
den sein. Die Thalbewohner schuldeten
einst den Grafen von Greierz, ihren Ober-
herren, eine jährlich zu entrichtende Ab-
gabe, die für jede einzelne Haushaltung in
einem Butterballen bestand. Noch zu Ende
des 18. Jahrhunderts zeigte man einen
Ahorn, unter dem Graf Michel von Greierz
einst einen zwischen den Hirten des Thaies
ausgebrochenen Streit geschlichtet hatte.
Die den Bewohnern des Thaies zugestan-
denen Sonderrechte vom Grafen Rudolf IV.
von Greierz 1396 bestätigt.
£tOILE (MONT de L') (Kt Wallis,
Bez. Hörens). .^«33 und 3372 m. Gipfel, onö.
Vorberg der Pointe de Vouasson, in der
Gruppe der Aiguilles Bouges de Darbon-
neire (oder d'Arolla). Er bildet einen felsi-
gen Buckel auf dem Schneegrat zwischen dem Glacier de
Vouasson und dem Glacier des Aiguilles Rouges. Be-
steigung ohne Schwierigkeit, von Evolena aus über
den O.-Hanff 5 Stunden erfordernd. Prachtvolle Aussicht.
£tOY (Kt. Waadt, Bez. Moires). 455 m. Gem. und
Dorf, in einer Ebene nahe dem Genfer-
see, an der Strasse Saint Prex-Lavigny ;
6,5 km sw. Morges und 2,5 km so.
Aubonne und von diesem durch die
Schlucht der Aubonne getrennt; 1,2 km
8. der. Hallestelle ]£toy der Linie Lau-
sanne-Genf. Postbureau, Telegraph:
Postwagen Aubonne- Saint Prex. Ge-
meinde, den Weiler La Romaneche in-
begriffen : 111 Häuser, 663 reform.
Ew. ; Dorf: 78 Häuser, 431 Ew. Mit Bu-
chillon und Saint Prex zusammen eine
gemeinsame Kirchgemeinde. Acker- u.
Weinbau. Ziegelei, Sä^e. Asyl Buchet
für schwachsinnige Kinder. Das Dorf
entstand um eine im 13. Jahrhundert
hier vom Kloster auf dem Grossen St.
Bernhard gestiftete Auguslinerpropstei.
Tnter der Berner Herrschaft wurde
I^toy 1542 einem der Burgherren von
Morges, Francoi'*^ de Ponthey, zu Lehen
gegeben, wechselte dann seit 1573 mehr-
fach den Besitzer und wurde 1722 vom
Staat zurückgekauft. 1145: Stuie; 1177:
Stoy ; 1234 : Estue ; 1269 : Estuy ; 1301 :
i Estuel ; 1430 : Estuey ; 1439 : Estuez.
£TRA (VY de L') oder VY O't-
TRAZ. So heissen m der französi-
schen Schweiz mehrere alte Wege und Strassen römi-
schen oder vorrömischen Ursprunges, deren bekann-
teste längs des Jurafusses sich hinzieht. Vom lat. {via)
strata z= gebahnter Weg.
i^TRABLOZ (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Payeme).
498 m. Weiler, auf den da« rechte Ufer der Broye beglei-
tenden Hügel wellen, an der Strasse Payerne-Bomont;
3,2 km s. Payerne, und 2,3 km nö. der Station Trey der
Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 13 Häuser, 81 reform. Ew.
tTRAZ (VY D») S. den Art. tTBK (vv DE l').
6TROIT8 (1-E8) (Kt. Waadt, Bez. Grandson, Gem.
Sainte Croix). 1153 m. Passübergang über den Grat
zwischen der Kette des Chasseron und dem Mont des
Cerfs, 1 km nw. über Sainte Croix. Die von Sainte Croix
ausgehende Strasse verzweigt sich auf der Passhöhe nach
Pontarlier einer- und nach Fleurier andererseits. Unmit-
telbar w. davon die Foröt des Etroits. Malm mit Fossi-
lien.
6TRUAZ <A L') (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Villars d'Avry). Quartier des Dorfes Villars d'Avry. S.
diesen Art.
ET8CHERZAPFEN (GROSSER u. KLEINER)
(Kt. Glarus und St. Gallen). 2225 und 2223 m. W^enig
hervorragende Felsbuckel in der Seitenkette zwischen
Mürtschenalp und oberem Abschnitt des Murgthales, die
bei Murg auf den Walensee ausstreicht. Ueber der N.-
^toy von Südosten.
Wand des Murgseekares ; nach W. mit dem Schwarz-
stöckli und Schilt zusammenhängend.
ETTENBERQ (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
ETT
ETZ
61
Gem. Schwellbrunn). 950 m. 14 auf einer Anhöhe über
dem rechten Ufer des Murbaches zerstreut gelegene Häu-
ser; 1,5 km so. Schwellbrunn und 3,7 km sw. der Sta-
tion Waldstatt der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-
Appenzell). 64 reform. Ew. Wiesen und Wald. Weberei
und Stickerei als Hausindustrien.
ETTENBERQ (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Rehetobel). 950 m. 11 am NW.-Hang des
Gupf zerstreut gelegene Häuser, 1 km n. Rehetobel
und 4,8 km sw. der Station Heiden der Bergbahn Ror-
schach-Heiden. 61 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und
Weberei als Hausindustrien. Steinbruch auf gute Nagel-
fluh.
ETTENHAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld,
Gern. Aadorf). 465 m. Dorf, im Thal der L&lzelmurg, von
den schönen Höhenzügen des Haselbergs, Rumisbergs
und der Eich umrahmt und 1,8 km s. der Station Aadorf
der Linie Winterthur-St. Gallen. Postablage, Telephon.
70 Häuser, 347 kathol. Ew. Kirchgemeinde Tänikon.
Viehzucht und -handel, Milchwirtschaft. 845: Atinishuson.
ETTENHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Wetzikon). 572 m. Kleines Dorf, an der Strasse Hinwil-
Kempten, 500 m w. der Station Emmetschloo der Linie
Uerikon-Bauma und 2,5 km ö. Wetzikon. Po8labla||^e,
Telephon. 58 Häuser, 282 reform. Ew. Viehzucht. Eme
Seidenzwimerei, Färberei. Bei der Kapelle sah man frü-
her die sehr starken Grundmauern eines 12 m^ ins Ge-
viert messenden Turmes, über den man aber keine
geschichtlichen Nachrichten hat.
ETTENHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. Pfäffikon, Gem.
Kiburg). 645 m. Gruppe von 6 Häusern, 1 km sw. Kiburg
und 3^7 km nö. der Station Kemptthal der Linie Zurich-
Winterthur. 32 reform. Ew.
ETTINQEN (Kt. Basel Land, Bez. Ariesheim). 350
m. Gero, und Pfarrdorf, am N.-Fuss des Blauenberges,
an der Strasse Therwil-Mariastein und 9 km sw. Basel.
Station der Linie Basel-Flühen. Postabla^e, Telephon.
141 Häuser, 841 kathol. Ew. Acker (Getreide-) bau. Eine
Seidenzvdrnerei. Quelle mit Badeetablissement. Urkund-
lich zum erstenmal 1146 als Eigentum des Klosters
St Alban in Basel genannt. 1150: Höttingen ; 1154 : Ut-
tingen; 1167: Houttin^en; 1184: Huttingen. Das Dorf
trat 1525 zur Reformation über, kehrte aber schon 1595
wieder zum alten Glauben zurück. Bis 1793 Teil der
Vogtei Birseck des Bistums Basel.
ETTISBOHL (Kt. und Amt Luzern, Gem. Malters).
511 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer der Klei-
nen Emme, an der Strasse Bern-Luzern und 1,5 km w.
der Station Malters der Linie Bern-Luzern. Telephon.
70 kathol. Ew. Ackerbau. Walzenmühle, Säge.
ETTI8RIED (Kt. Obwalden, Gem. Sachsein). 510 m.
Kleines Dorf, nahe dem rechten Ufer des Sarnersees und
der Strasse Samen-Lungern (-Brünig); 1,5 km sw. der
Station Sachsein der Brünigbahn. 64 Häuser, 328 kathol.
Ew. Kapelle. Viehzucht. 1304: Odisried. Turmruine,
wahrscheinlich Ueberrest der Burg der Ministerialen von
Ondisried, deren Glied Rudolf in Urkunden von 1304 und
1332 als erster Landammann von Unterwaiden erscheint.
Andere Forscher sehen in der Ruine die letzten Spuren
der Burg der Edlen von Einwil, die im 15. und 16. Jahr-
hundert ihre Rolle gespielt haben.
ETTI8WIL (Kt. Luzern, Amt Willisau). 521 m. Gem.
und Pferrdorf, zwischen der Roth und Wigger und 1,5
km 80. ihrer Vereinigung, an der Kreuzung der Strassen
Willisau-Sursee und Grosswangen-Dagmersellen, 4 km
nö. der Station Willisau der Linie Lan^enthal-Wolhu-
sen, 4 km sw. der Station Wauwil der Linie Luzern-Olten
und 3,2 km nw. Grosswangen. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach Willisau, Sursee, Nebikon
und Nottwil. Gemeinde, mit Brestenegg und Moos : 103
Häuser, 707 kathol. Ew. ; Dorf: 28 Häuser, 200 Ew. Wie-
sen- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Zwei
Käsereien. Kirche und Abendmahl kapelle. 1286 : Etiswile.
Burg Weierhaus oder Wiher und Burg Kastelen. Das
Dorf liegt in einer sehr fruchtbaren AUuvionsebene, auf
der oft von Truppen exerziert wird. Hier vereinigten sich
am 1. März 1845 zwei Abteilungen von Freischärlern, um
auf Luzern zu marschieren, in der Nähe gotische Ka-
pelle, 1449 erbaut; steht an der Stelle, wo der Sage zu-
lolge die Landstreicherin Anna Vögtlin aus dem Thurgau
die von ihr aus der Kirche entwendete Hostie wieder
fortwarf, weil sie ihr zum Weitertragen plötzlich zu schwer
Seworden war. Alte Holzmalereien mit Darstellungen
ieses Ereignisses. Im 11. Jahrhundert stand der Ort un-
ter der weitlichen und kirchlichen Oberhoheit der Frei-
herren von Wolhusen. Der letzte seines Geschlechtes,
Seliger von Wolhusen, trat seine Rechte an das Kloster
Einsiedeln ab, dessen Abt er geworden war. Eigentümer
des Bodens und Inhaber der Gerichtsbarkeit waren bis
1326 das reiche Kloster St. Urban, später die Herren von
Kastelen und von Weier.
ETTRIA (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Niederwald).
2038 m. Sommerweide mit 8 auf dem Rücken zwischen
den Schluchten der Wildbäche Bettel und Krumpen zer-
streut gelegenen Hütten, auf einer schiefen Terrasse über
dem linken Ufer der Rhone, über dem Wald gegenüber
dem Dorf Niederwald und am NW.-Hang des Kammes
von Aernergalen.
ETZEL (Kt. Schwyz, Bez. u. Gem. Einsiedeln). 959 m.
Gruppe von 5 Häusern, auf der Höhe des Etzelpasses, so.
unter dem Gipfel des Hohen Etzel, 6 km n. Einsiedeln u.
4 km s. Pfafhkon am Zürichsee. Telephon. 43 kathol. Ew.
Landwirtschaft, Viehzucht. Der heute nicht mehr in Be-
trieb stehende Steinbruch lieferte früher dem Flecken
Einsiedeln die benötigten Bausteine. Hier lebte 828-835
der aus llohenzoller'schem Geschlecht stammende Ein-
siedler St. Meinrad, zu dessen Andenken 1196 die St.
Meinradskapelle erbaut wurde. Früher stark besuchte
Gastwirtschaft. Seit dem Bau der Eisenbahn hat der Weg
über den Etzel viel von seiner Bedeutung verloren. 1261 :
Mons Ezzelinus.
ETZEL (HOHEm (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln und
Höfe). 1101 m. Berg, über dein linken Ufer des Zürichsees,
zwischen diesem und der Sihl und 3 km s. über Freien-
bach. Auf dem Rücken steht seit einiger Zeit ein 20 m
hoher Aussichtsturm. Prachtvoller Ausblick auf Alpen,
Mittelland und Jura. Hänge mit Baumgärten und schönem
Wald bestanden. 12 Bauernhöfe, 78 kathol. Ew. Ueber
den benachbarten Etzelpass (959 m) führt die Strasse
Rapperswil-Einsiedeln. Dieser Uebergan^ hat in der Ge-
schichte zu verschiedenen Zeiten eine nicnt unbedeutende
Rolle gespielt. 1386 überschritten ihn die Schwyzer, um die
damals österreichische March zu verheeren, und am 5. Mai
1439 war er der Schauplatz eines Kampfes zwischen Zür-
chem u. Seh wyzern. Zu der zum Andenken an dieses Ereig-
nis errichteten Kapelle pflegte man alljährlich einmal zu
wallfahrten ; heute geschieht diese Wallfahrt zur Mein-
radskapelle. Zur Zeit des heroischen Kampfes der Schwy-
zer gegen die Franzosen 1798 gab der den Pass besetzt
haltende Anführer « diese Strasse fast ohne Kampf preis »,
so dass die Franzosen auf diesem Weg nach Linsiedeln
vorzudringen vermochten ; 1847 hüteten Truppen des Son-
derbunds den Pass. Ueber den Etzelpass flutete Jahrhun-
derte lang der Strom der aus der N. -Schweiz, dem Tirol
und Süddeutschland nach Einsiedeln wallfahrenden Pil-
ger.
ETZELWIL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Schlier-
bach). 750 m. Dorf, 1 km n. Schlierbach und 8 km n. der
Station Sursee der Linie Luzern-Olten. 36 Häuser, 198
kathol. Ew. Kirchgemeinde Büron. Landwirtschaft. We-
berei als Hausindustrie. 1325 : Etzewile.
ETZENERLEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Rus
wil). 762 m. Weiler, am N.-Hang des Ruswilerberges; 2
km nö. Ruswil und 7,5 km nö. der Station Wolhusen
der Linie Bern-Luzern. 10 Häuser, 76 kathoL Ew. Acker-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft. 1275 : Herzenerlon ;
1370: Hertzenerlen.
ETZQEN (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). 339 m. Gem.
und Dorf, am rechten Ufer des Mettauerbaches und nahe
dem Rhein. Station der Linie Koblenz-Stein. Postbureau,
Telephon; Postwagen nach Gansingen. 42 Häuser, 256
kathol. Ew. Kirchgemeinde Mettau. Ackerbau und Vieh-
zucht. Bei der Roten Waag, nahe Christenmatt, eine rö-
mische Inschrift aus dem Jahr 371, die das älteste Doku-
ment einer am Rhein bestehenden römischen Veste bildet.
Vergl. darüber den Anzeiger für schweizer. Altertums-
kunde 1893.
ETZIKEN (Kt. Solothurn, Amtei Kriegstetten). 484 m.
Gem. und Dorf, an der Strasse Solothurn-Herzogenbuch-
see und 2,2 km sw. der Station Inkwil der Linie Lyss-
62
ETZ
EÜL
Solothurn - Herzogenbuchsec. Postablage, Telephon. 68
Häuser, 490 Ew., wovon 70 Reformierte. Kirchgemeinde
Aeschi. Ackerbau (Kartoffeln). Ein Teil der Bewohner
arbeitet in den Fabriken von Derendingen und Gerlafin-
gen.
ETZIKON (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Oetwil am
See;. 505 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Strasse E^g-
Oetwil; 1,5km nw. Oetwil und 4,5km nö. der Station
Männedorf der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zurich-
Meilen-Ra^perswil). 31 reform. Ew. Landwirtschaft.
ETZLI^BACH (Kt.Uri). 2672-821 m. Wildbach, Zufluss
zum Kärstelenbach oder Maderanerbach, in den er 2,5 km
ö. über Amstäg mündet. Entspringt im weiten Felsen-
zirkus zwischen Pörtlilücke und Krüzlipass an den steilen
Hängen des Sonnig- und Schattig-Wichel und des Piz
Giuf. Der aus der Nähe der Pörtlilücke herabkommende
Hauptquellbach bildet den kleinen Spiellauisee (2227 m),
durchüiesst in ö. Richtung die Fellelialp, biegt bei Mül-
lersmatt nach N. ab und eilt mit steilem Gemlle und in
zahlreichen Kaskaden durch das Etzlithal. Vor der Münd-
ung engt sich das Thal stark ein, so dass der Bach hier
eine tiefe Schlucht ausgewaschen hat. Ueberwindet auf
seinem 8 km langen Lauf einen Höhenunterschied von
1850 m.
ETZLIBERQ (Kt. Zürich, Bez. Horden, Gem. ThaU
wil). 523 m. Gruppe von 10 Häusern, auf den Höhen zwi-
schen linkem Ufer des Zürichsees und Sihlthal und 1 km
w. über der Station Thalwil der linksufrigen Zürichsee-
bahn (Zürich - Wädenswil). 76 reform, und kathol. Ew.
Gastwirtschaft. Prachtvolle Aussicht auf See und Gebirge.
\V. über der Häusergruppe der gleichnamige Moränenzug
(547 m), in dem mehrere Kiesgruben geöffnet sind.
ETZLIBODEN (HINTER und VORDER) (Kt. Uri,
Gem. Silenen). Mittlere Höhe 1300 m. Schöne Alpweiden
mit zwei Gruppen von zusammen etwa 30 am linken Ufer
des Etzlibaches gel^enen und nur im Sommer bezogenen
Hütten, mitten im Etzlithal u. ö. unter dem Bristenstock,
6 km so. über Amstäg. Werden der ganzen Länge nach
vom Weg über den Krüzlipass durchzogen.
ETZLITHAL (Kt. Uri). Linksseitiges Nebenthal zum
Maderanerthal, so. über Amstäg, vom Etzlibach entwäs-
sert. Am untern Eingang bildet es zwischen den einander
stark sich nähernden Steilwänden des vom Bristenstock
nach NO. ausgehenden Bristengrates und des vom Ober-
alpstock nach NW. abzweigenden Seelegggrates eine enge
und tiefe Schlucht ; im mittleren Abschnitt erweitert es
sich zwischen den in der Luftlinie 7 km von einander
Blick vom Bristenstock ias Etzlithal.
entfernten Gipfeln des Bristen Stockes im W. und des
Oberalpstockes im 0. zu einer breiten, aber kaum 3 km
langen Mulde, deren Boden mit zahlreichen Alphütten
ubersüt ist. Darüber folgen beiderseits steile Halden, über
denen wieder schwach geneigte und mit Alpweiden be-
standene Terrassen liegen, worauf endlich die hohen
Felswunde des Bristenstocks , Oberalpstocks und ihrer
Vorberge das Ganze beherrschen. Oberhalb dieser Thal-
weite en^ sich das Etzlithal zwischen dem Rossboden-
stock (Bristenstock) und Krüzligrat (Oberalpstock) neuer-
dings ein, um dann hinter dieser Tnalstufe einen neuen
Thalboden zu bilden, der im Gegensatz zu dem die Ge-
birgsrichtung quer durchschneidenden untern Thalab-
schnitt ein mit ihr parallel streichendes Längsthal ist.
Dieser oberste Zirkus wird von einem grossartigen Kranz
von Felswänden umrahmt, in dessen Nischen eine Reihe
von kleinen Firnfeldern liegen. Die hier noch stehenden
magern Alpweiden werden nur auf wenige Ta^e im Monat
August bezogen. Das Thal steht über die Pörtlilücke (2514
m) nach W. mit dem Fellithal und damit mit dem Reuss-
thal, nach 0. über den Krüzlipass (2350 m) mit dem Val
Strim und Sedrun im Tavetsch (oberer Abschnitt des
Vorderrheinthals) und endlich nach S. und SO. über den
Auf den Mittelplatten (2479 m.) geheissenen Pass mit dem
Val Milar und Rueras (oberhalb Sedrun) in Verbindung.
ETZWIL (Kt. Aarffau, Bez. Zurzach, Gem, Leuggern).
420 m. Weiler, am NO.-Hang des Schlossbergs, am Gun-
tenbach, 2 km sw. Leuggern und 5,5 km sw. der Station
Döttingen-Klingnau der Linie Turgi-Waldshut. 14 Häuser,
71 kathol. Ew.
ETZWILEN (Kt. Thur^u, Bez. Steckbom, Gem.
Wagenhausen). 447 m. Weiler, am N.-Fuss des Stamm-
heimerberges und 2,5 km w. Wagenhausen. Früher völlig
bedeutungslos, ist Etzwilen heute eine wichtige Eisen-
bahnstation, wo sich die zwei Linien Winterthur-Etzwi-
len-Singen und SchafThausen-Etzwilen-Konstanz kreuzen.
Postablage, Telephon. 21 Häuser, 142 reform. u. kathol.
Ew. Kirchgemeinden Burg- Kalten bach und Eschenz. Obst-
bau, Viehzucht. Torfgruben. 761 und 888: Zeziwilare.
EUQEN8BERQ (Kt. Thurgau. Bez. Steckborn, Gem.
Salenstein). 544 m. Schönes moaernes Schloss, auf den
Höhen über dem linken Ufer des Untersees, zwischen
Berlingen und Ermatingen, 2 km w. vom Schloss Arenen-
ber^ und 1,5 km sw. über der Station Mannenbach der
Linie Konstanz-Etzwilen-Schatlhausen. Das prachtvoll ge-
legene Schloss wird wie seine Nachbarn Arenenberg und
Salenstein oft besucht. 1816 von Eug[en von Beauharnais,
dem Stiefsohn Napoleons und Vizekönig von Italien, er-
baut.
EUQER8WIL (Kt. Thursau, Bez. Steckbom, Gem.
Homburg). 660 m. Gruppe von 3 Häu-
sern, am S.-Hang des den höchsten
Abschnitt des Seerückens bildenden
Homburgerberges, 4 km so. über der
Station Steckborn der Linie Konstanz -
Etzwilen -Schaffhausen und 1,2 km
nö. Homburg. 18 kathol. Ew. Landwirt-
schaft. Schöne Aussicht auf das Thal
der Thur.
EUQ8T (Kt. Appenzell I. R.). So
heissen mehrere auf die Gemeinden
Schwende, Schlatt-Haslen, Gonten und
Oberegg verteilte Häusergruppen und
einzeln stehende Häuser. Am bekann-
testen sind : Engst (1076 m) in der Ge-
meinde Schwende, Wirtshaus am Weff
Weissbad-Ebenalp, 5 km s. Appenzell
und 1,2 km sw. Schwende; Eugst (910
m) in der Gemeinde Oberegg, Gruppe
von 7 Häusern mit 35 kathol. Ew., 500
m sw. Oberegff und 3,5 km s. der Sta-
tion Heiden der Ber^^bahn Rorschach-
Heiden. Viehzucht. Stickerei als Haus-
industrie.
EUQ8TERN (Kt. Bern, Amtsbez.
Trachselwald, Gem. Rüegsau). 757 m.
Gruppe von 4 Häusern, 2 Km sw. Aflol-
tern und 7,5 km nö. der Station Hasli-
Rüegsau der Linie Burgdorf-Langnau.
30 reform. Ew.
EULACH (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). Flüsschen;
entspringt in 654 m im Lochholz am N.-Hang des Tü-
bergs (752 m) bei Schlatt, fliesst zunächst bis Schottikon
EUL
EVI
63
nach N., biegt dann nach W. ab, durchfliesst die weite £bene
der Grüzen, wo sie von rechts eine Reihe von Nebenbächen
aufnimmt, geht s. an Ober Winterthur vorbei u. durch-
fliesst die Stadt Winterthur, wendet sich dann NW.,quert
das Dorf Wülflingen u. mündet 800 m w. der Kirche Wülf-
lingen in 410 ra von rechts in die Töss. Treibt eine ganze
Anzahl von Fabriken u. Mühlen. 1285 : Oellach fluvius.
EULEN (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Freienbach). 441
m. Weiler, im Thal des Sarenbaches, 3 km sw. der Station
Pßffikon der Linie Zurich-Glarus-Linthal und 1,5 km sw.
Freienbach. 15 Häuser, 100 kathol. Ew. Weinund Obstbau,
Viehzucht Seidenindustrie. Steinbrüche auf Molasse.
EU MATT (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Sattel). 779 m.
11 am rechten Ufer der Steiner Aa zerstreut gelegene
Häuser, an der Strasse Rotenturm-Goldau und 500 m sw.
der Station Sattel der Südostbahn (Wädenswil-Bi berbrugg-
Arth Goldau). Hier Postbureau, Telegraph und Telephon
der Gemeinde Sattel ; Postwagen Sattel-Aegeri. 103 kathol.
Ew. Acker-, Obst- und Weinbau. Bienenzucht. Seiden-
weberei als Hausindustrie. Steinbrücke über die Aa.
EU8ANNAZ oder AUS ANN AZ (Kt. Waadt, Bez.
Aigle, Gem. Bei). 1654 m. Alpweide mit 10 Hütten, am
NW.-Fuss der Pointe des Savoleires und 2 km sw. über
Les Plans de Freni^res. Der untere Abschnitt der Alp-
weide mit Les Plans de Frenieres durch die fertigffestellte
erste Sektion der Fahrstrasse von Javernaz verbunden.
Felsenzirkus, mit auf Neocom u. Flysch liegendem Sturz-
und Moränenschutt überführt.
EU8EIQNE (Kt. WaUis, Bez. Harens, Gem. Hör^
mence). Dorf. S. den Art. Useigne.
EUTHAL (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln). 897
m. Teil der Gemeinde Eihsiedeln und Dorf, am rechten
Ufer der Sihl und am Eubach, an der Strasse Einsiedeln-
Iberg und 7 km so. der Station Einsiedeln der Linie Wä-
denswil - Einsiedeln. Postbureau, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Einsiedeln-Iberg. Die Fraktion Euthal der Ge-
meinde Einsiedeln zieht sich längs beiden Seiten der Sihl
bis zur Grenze des Bezirkes Einsiedeln hinauf und um-
fasst die Dörfer und Weiler Euthal, Halden, Hochbord,
Hüti, Steinau und Steinbach. Zusammen 99 Häuser, 595
kathol. Ew. ; Dorf Euthal : 27 Häuser, 142 Ew. In kirch-
licher Hinsicht Filiale von Einsiedeln. Wiesen, grosse u.
schöne Alpweiden, Viehzucht. Seidenindustrie, o Sägen.
Schulhaus und Kirche. 1331 : Oeital. Von der helvetischen
Regierung seiner Zeit zur selbständigen Kirchgemeinde
erhoben. Während der Kämpfe zwischen Schwyz und
dem Kloster Einsiedeln (1114-1350) wurden Oeital, Halden,
Hageln und Ruhestal zu wiederholten Malen geplündert u.
zerstört.
EUTHAL (OBER) (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Ein-
siedeln). 928 m. Weiler, mit 22 am Eubach zerstreut ge-
legnen Häusern, 8 km so. der Station Einsiedeln der
Linie Wädenswil-Einsiedeln und 1,2 km nö. Euthal. Tele-
phon. 142 kathol. Ew. Alp Wirtschaft. Seidenweberei. Von
hier fahrt ein Bergübergang über die Krummfluh, den
Eathalberff und die Sattelegg in die March. Turbinensäge.
EUW (Kt. Zug, Gem. Menzingen). 4% m. Gruppe von
3 Häusern, am rechten Ufer des Edlibaches und lOO m s.
Menzingen. Waisenhaus, seit 1852 Privateigentum und
seit 18tf/ im Besitz einer gemeinnützigen Gesellschaft. Ca.
50 Zöglinge.
EUW (Kt. Zug, Gem. Unter Aegeri). 732 m. Weiler,
nahe dem rechten Ufer der Lorze, 500 m w. Unter Aegeri
0. 7,5 km so. vom Bahnhof Zug. 12 Häuser, 91 kathol. Ew.
EVA (PA880 D'> (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 2022 m.
Hoher, mühseliger und selten begangener Passübergang,
zwischen dem Madone di Giove und Pizzo Masne, in der
vom Monte Zucchero nach S. abgehenden u. das Maggia-
vom Verzascathal trennenden Kette. Kürzeste Verbindung
zwiscl^en Maggia und Brione. Von Mageia aus steigt der
Weg lan^m und ffleichmässig durch das Val Salla und
über einige Alpweiden nach NO. auf, um dann plötzlich
ausserordentlich steil und pfadlos durch Wälder nach
Brione hinunter zu leiten.
. EVEL (IM) (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Eisten). Un-
richtige Schreibart der Siegfriedkarte für Erel, Im. Siehe
diesen Art.
feVEQUE (L*), oder MONT COLLON P08Ti&-
RIEUR (Kt. Wallis, Bez. Harens). 3738 m. Höchster Gipfel
der Gruppe des MontCollon, zwischen dem AroUa- u. Mont
CoUongletscher und über dem obersten Abschnitt des Val
d'AroUa. Von Aroila aus ist der vom Mont Collon ver-
deckte £v6que nicht sichtbar. Besteigung von AroUa aus
über den NO.-Grat in 5 Stunden ; zum erstenmal 1867.
£v£qUE (COL de LM, oderCOL D'AROLLA
(Kt. Wallis, Bez. Harens). 3393 m. Passüberffang, zwischen
dem Punkt 3535 m der Siegfriedkarte una dem £v^ue.
Wird überschritten entweder beim Weg von Prarayer
nach Aroila (erster von Touristen ausgeführter Uebergang
1863), oder vom Col de Collon über den Col de Pi^ce nach
Arolla, oder endlich auch von Zermatt über den Col de
Valpelline, Col du Mont Brül6 und Col de rfivöque nach
Chanrion.
£V^QUE (LA mItRE DE L'), oder MONT COL-
LON DU MILIEU (Kt. Wallis, Bez. Herens). 3672 m.
Gipfel, in der Gruppe des Mont Collon, zwischen diesem
und dem fivöque, 7-8 Stunden über den Mayens d'AroUa.
Zum erstenmal 1879 von A. Cust erstiegen.
6VERDE8, deutsch Grüningen (Kt. Freibur|, Bez.
Greierz, Gem. £charlens). 710 m. Bur^uine, auf einer
Höhe über der Saane, gegenüber Corbieres und 1 km n.
Champotey. Ehemaliger Sitz der Herren von fiverdes, die
1136 das Kloster Humilimont gründeten. Nachdem 1348
Otto von £verdes die Gemahlin Mermette des Schultheis-
sen Maggenberg von Freiburg überfallen und beraubt
hatte, zogen die von den Bernern unterstützten Freibur-
ger 1349 vor die Burg, nahmen den Burgfried mit Sturm,
plünderten ihn aus und legten ihn in Asche. Von den
Freiburgern 1475 neuerdings genommen, vier Jahre spä-
ter zum Sitz eines Landvo^es umgestaltet und 1553 mit
der unterdessen von ihnen erworbenen Herrschaft Vuip-
pens (Wippingen) vereinigt. Die Landvögte verlegten dar-
auf ihren Sitz von der in Trümmer zerfallenden Burg
nach Vuippens. 1350 : Verdes : später : ßs Verdes. Vergl.
Dev. tverdes et Vuippens in Memorial de Fribourg.
EVI, ^VE etc. Für sich oder in Zusammensetzungen
in der französischen Schweiz und in Savoyen häufig vor-
kommender Ortsname ; vom lat. aqua = fliessendes Was-
ser, Bach.
6VI (COL DE L'> (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 1043
m. Passübergang, führt vom Saanetnal zu den am SO.-
Hang des Molöson gelegenen Alpweiden, 2 km sw. Neiri-
vue. Bemerkenswerter und noch wenig bekannter Ueber-
gmg, der dem Rand einer tiefen Schlucht folgt, in deren
rund der Wildbach Marivue schäumt, tagsüber aber
keinerlei Gefahr bietet. Nach einem Marsch von drei
Viertelstunden weitet sich die Gebend und zeigt sich die
zierliche Kapelle Notre Dame de 1 £vi, die 1863 von der Ge-
meinde Neirivue an der Stelle eines ehemaligen kleinen
Bethauses errichtet worden ist. Am Ausgang erscheint die
Schlucht als weiter Trichter, durch dessen OefTnung mit
einem Male der Gipfel des Molton in den GesichtsKreis
tritt. Der Col de 1 £vi ist der Wejg, den die Viehherden
ausschliesslich benutzen, wenp sie auf die Alpweiden
am SO. -Hang des Mol^son getrieben werden. Von den
Hirten wird dabei das Vieh in von einander getrennte
Gruppen von drei bis vier Stück abgeteilt, und auf der
Passhöhe wartet der Pfarrer mit dem Weihwedel und
segnet die Herden. Im Winter wird über den Pass Emd
und Holz in die Dörfer im Thal hinunter^eschafft ; es ist
dies dann eine sehr gefährliche Arbeit, die oft schon zu
mancherlei Unglück Veranlassung gegeben hat. Es ist
verständlich, dass die wilde Umgebunff des Passes auf
das Volksgemüt einen tiefen Eindruck machen muss.
Es geht die Sage, dass hier an einer bestimmten, ganz
mit Famkraut überwucherten und dem Tone jeder
menschlichen Stimme und auch der Glocken entrückten
Stelle in der Johannisnacht genau um Mitternacht der
Teufel erscheint und einem zufallig dort sich aufhalten-
den Menschenkind eine wohlgefüllte Börse in die Hand
drückt. Es kommt denn auch vor, dass etwa ein armer,
aller andern Mittel entblösster Mann zu dieser Zeit das
Farndickicht wirklich aufsucht.
EVIBACH (Kt. Uri). Kleiner Bach, rechUseitiger Zu-
fluss zur Reuss, ^egen die er einen mächtigen Schuttkegel
vorschiebt und in die er 1 km n. Silenen mündet. Ent-
fliesst durch unterirdische Kanäle dem zwischen den
Windgällen, dem Seewligrat und Rinderstock gelegenen
und oberflächlich keinen Abfluss aufweisenden kleinen
Seewlisee und schneidet sich im untern Teil des Evithales
64
EVI
fivo
durch eine enge und tiefe Schlucht. Die Mehrzahl der
unterhalb des Seewlisees über die Wände des Evithales
herabrauschenden ßäche werden, wie
der Evibach selbst, von unterirdischen
Wasserrinnen aus dem See gespiesen.
Es ist dies eine in Kalke;ebieten über-
haupt nicht seltene Erscheinung.
EVIBACH (Kt. Uri, Gem. Silenenj.
550 m. 14 Häuser, am Eingang ins Evi-
thal und 2 km n. der Station Silenen
der Gotthardbahn. 86 kathol. Ew. Hei-
mat des Generals Sebastian Peregrinus
Zwyer von Evibach (158&-1664), eines der
bekanntesten Umer. Zuerst Offizier im
dOjahrigen Krieg, dann diplomatischer
Agent und Bevollmächtigter des öster-
reichischen Kaisers bei den Friedens-
verhandlungen, war er mit dem Bür-
germeister Wettstein von Basel zusam-
men einer der Hauptbefürworter der
Anerkennung der Unabhängigkeit der
Eidgenossenschaft im Westfälischen
Frieden (1648). Später führte er im
Bauernaufstand die Luzerner Regie-
rungstruppen, dann im ersten Villmer-
ger Krieg die Urner Truppen und wurde
zuletzt Landammann von Uri.
i&VILARD (Kt. Bern, Amtebez. Biel).
Gem. und Dorf. S. den Art. Leubrin-
gen.
^VIONNAZ (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 460 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Rhonethal zwischen Martinach
und Saint Maurice, am linken Ufer der Rhone, 5 km ssö.
Saint Maurice und 1 km n. der Station £vionnaz der Sim-
plonbahn. Die ausgedehnte Gemeinde umfasst ausser
dem zwischen La Balmaz und der Mündung des Wild-
baches Saint Barth^lemy gelegenen Stück der Rhone-
ebene noch das ganze rechtsseitige Gehänge des vom
Saint Barthölemy entwässerten kleinen Thaies sowie das
weite Hochthal von Salanfe, dessen Alpweiden von den
Bürgern von £vionnaz, Saint Maurice, V^rossaz und Mas-
soriffex gemeinsam bewirtschaftet werden, seitdem durch
Gerichtsbeschluss von 1775 die Gemeinde Salvan von
jedem Anrecht der Benutzung an ihnen ausgeschlossen
worden ist. Gemeinde, mit den Weilern La Balmaz, Les
oornes und La Rasse : 128 Häuser, 929 kathol. Ew. ; Dorf:
75 Häuser, 446 Ew. Poslbureau, Telegraph. Früher zur
Gemeinde und Kirchgemeinde Saint Maurice gehörend ;
seit 1822 in politischer und seit 1847 in kirchlicher Hin-
sicht selbständig. Hauptbeschäfligung der Bewohner sind
Ackerbau und Viehzucht. Um 1765 wurde eine über der
Alpweide Cocorier, am N.-Hang des Salantin gelegene
Bleimine abgebaut. Heutige Kirche an der Stelle einer
alten Kapelle, die 1636 von den Bewohnern nach schreck-
lichen Verheerungen durch den Wildbach Saint Barth^-
lemy dem h. St. Bernhard von Menthon zu Ehren errich-
tet worden war ; die zu gleicher Zeit im Weiler La Rasse
erbaute St. Barth^lemy Kapelle steht heute noch. Dorf
^vionnaz durch eine 32 Häuser in Asche legende Feuers-
brunst von 1644 zur Hälfte zerstört. Liegt am Fuss von
aus metamorphischen Gesteinen aufgebautem Gebirge.
1263 : Eviona. Im Mittelalter eine Zeit lang unter der
Herrschaft der Edeln von Bex. Bei Montaoux Gräber aus
der La Tene Zeit. £vionnaz soll das im 6. Jahrhundert
erwähnte Juviana sein. In der Nähe stand damals die
Veste Epaunum. £vionnaz, vielleicht vom lat. aquiona-
tium •= an Quell wasser reicher Ort.
EVITHAL (Kt. Uri). 2000-500 m. Rechtsseitiges Neben-
thal zum Reussthal, vom Evibach entwässert. Steigt zwi-
schen den beiden Windgällen u. der Gruppe des Höh
Faulen ab, fällt vom obersten, vom Seewlisee eingenom-
menen Thalboden mit steiler, von keinem Fussweg über-
wundener Thalstufe ab und setzt sich bis zur Ausmündung
als enges Thal mit starkem Gefälle fort. Um vom untern
Thalabschnitt zum Kar des Seewlisees zu gelangen, muss
man einen weiten Umweg machen, entweder an der Klei-
nen Windgälle vorbei über den Felssporn des Pfaffen oder
um den Rinderstock herum. In geologischer Hinsicht ist
das Thal dadurch besonders bemerkenswert, dass es den
Uebergang zu der grossen liegenden Falte der Windgällen
bildet, die von hier aus zu einem Teil überblickt werden
kann.
^volfene von St^den.
i^VOLE (QLACIER DE L') (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3000-2774 m. Kleiner Gletscher, am NW.-Hang der
Pointes de Planereuse, in der Gruppe der Darre! (nö. dem
Tour Noir und der Aiguille de la Neuva vorgelagert). Am
untern Gletscherrand die Schutzhütte Saleinaz des S.
A. C.
^VOLfeNE, im Dialekt £:volena (Kt. Wallis, Bez. H^
rens). 1378 m. Grosse Gemeinde und schönes Pfarrdorf,
Kirche von ^^volöne.
im Val d'Hörens am rechten Ufer der Borgne, 18 km ssö.
über Sitten. Postbureau, Telegraph: im Sommer zweimal
täglich Postwagen Sitten-£vol^ne-Hauderes. Im Winter
i5vo
EYS
65
werden die Postsachen mit Maultieren befördert. Ge-
meinde, mit den Weilern Les Hauderes, La Forclaz, Lan-
naz, La Sage, La Tour, l^ralovin und
Villa : 167 Häuser, 1208 kathol. Ew. ;
Dorf: 57 Häuser, 464 Ew. Schöne Pfarr-
kirche zu Saint Jean Baptiste. Trotz der
Konkurrenz durch die beiden für Hoch-
touren günstiger gelegenen Orte Aroila
und Ferpecle ist £vol^ne ein wichti-
ges Exkursionszentrum. Drei Gasthöfe.
FVüher bildete £vol^ne überhaupt das
Siedelungszentrum des ranzen obern
Thalabschnittes, so dass dieser oft ein-
fach mit dem Namen des Dorfes be-
zeichnet wurde, während die Bezeich-
nung als Val d'H^rens nur dem untern
Thalabschnitt verblieb. Die sehr grosse
Gemeinde .volene umfasst das ganze
Thal von Saint Martin bis zur Dent Blan-
che und vom Sasseneire bis zum Pic
d*Arzinol und zieht sich bis zur Landes-
Brenze gegen Italien hinauf. Hinter dem
orfe Les Hauderes teilt sich das Thal
in die zwei Arme von Ferpecle und von
Arolla. Das Zentrum der Gemeinde liefft
am Fusse eines alten Sturzschuttkegels
mitten in weitem Alpweidengebiet, das
von hohen Felswänden und bewaldeten
Steilhängen eingerahmt ist, worüber
wieder grosse Alp Weidenterrassen folgen.
Zahlreiche Schalensteine bei Villa und
auf den Maiensässen von . Lassiores. 1570 baute man eine
seither wieder eing:egangene Kupfermine ab. Vom Dorf
£yoläne u. den übrigen alpinen Stationen der Gemeinde
aus fähren eine Reihe von Pässen hinüber nach Zermatt,
Zinal, Grimentz u. ins Val de Bagnes. Auf Gemeindeboden
von Evolene 1840 blutiges und entscheidendes Gefecht
zwischen den Anhängern der freisinnigen Regierung zu
Sitten und denen der konservativen Parteileitung zu Si-
ders. 1250: Ewelina; 1255: Eweleina.
6VORDE8 (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Bardonnex
0. Troinex). 468 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Drize,
nahe der Grenze gegen Frankreich, 700 m von der Station
Pierre Grand der Schmalspurbahn Genf-Collonge und
6«i km s. Genf. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Compe-
sieres.
feVOUETTES (LE8> (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem.
Port Valais). 400 m. Dorf, am linken Ufer der Rhone, an der
Strasse des Rhonethaies ; 3,5 km s. vom Genfersee, 1 km
s. der Kirche von Port Valais und 3,5 km so. der Station
Le Bouveret der Linie Saint Maurice -Saint Gingolph. 44
Häuser, 356 kathol. Ew. Der oberhalb des Dorfes liegende
Schuttkegel des Wildbaches Tov^ ist heute mit Weinreben
bepflanzt, die einen ausgezeichneten Ertrag geben. Das
Dorf am Abend des 10. April 1833 durch reuer beinahe
völlig zerstört. Durch die von den Alpweiden von La D^
rotcmaz herabkommende Schlucht von Les £vouettes muss
einst der grosse Berfisturz von Tauretunum niedergegan-
gen sein. S. diesen Art.
6VOUETTE8 D'AMONT (LES) (Kt. Wallis, Bez.
Monthey, Gem. Port Valais). 460 m. Etwa 10 Gebäulich-
keiten, wovon 8 Wohnhäuser, über dem obern Ende des
Weinberges von Les £vouettes und am Fuss der Wald-
ungen zerstreut gelegnen ; 3 km s. der Station Le Bouveret
der Linie Saint Maurice - Saint Gingolph. 49 kathol. Ew.
EWEL (Kt. Obwalden, Gem. Sachsein). Weiler. S. den
Art. EiwiL.
EWIQ8CHNEEFELD (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron).
Grosses Fimfeld ; 6,5 km lang u. im Mittel 2,6 km breit ;
be|;innt in 3600 m am Ober und Unter Mönchioch u. geht
mit einem Eisfall in den von ihm, dem Jungfrauflm und
Grossen Aletschfim gebildeten Konkordiaplatz über, an
dem der Grosse Aletschgletscher seinen Anfang nimmt,
lieber ihn führt der von der Konkordiahütte ausgehende
und dem Eisfall über die Felsen und Ufermoränen der
rechten Seite ausweichende Weg zur Berglihütte des S.
A. C. und damit vom Eggishom nach Grindelwald.
EWIQ8CHNEEHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
llasle). 3331 m. Bedeutender Gipfel, der höchste in der
Kette zwischen Unteraar^ und Lauteraargletscher einer-
und Gauligletscher andererseits, zwischen Ankenbälli u.
Bächlistock. Seit der Erstellung der Gaulihütte des S. A. C.
Ewigschneeboro, GrQnhörner q. Kamm.
sehr oft besuchter Modeberg, am Weg von der Gaulihütte
zum Pavillon Dollfus. Besteigung von beiden Seiten her
nicht schwierig, erfordert vom Pavillon Dollfus aus über
den Lauteraargletscher und die rasenbewachsenen Hänge
der Wildläger oder von der Gaulihütte aus über den N.-
Grat je 5 Stunden. Schon 1795 querten R. Stettier aus
Zofingen und von Graffenried aus Bern mit einem Führer
vom Urbachthal aus den Gauligletscher und überschritten
nur wenige Minuten vom Ewigschneehorn entfernt die
Kette, um über Lauteraar- und Unteraargletscher die
Grimsel zu erreichen. Die damals der Kette beigelegten
Namen Gauligrat, Aarengrat oder auch Lauteraarjoch
werden heute in präziserem Sinne gebraucht. Seither ist
die Kette vielfach schon zu den Zeiten überschritten wor-
den, da die Hochalpen touren noch nicht Allgemeingut ffe-
wesen sind. Erste sicher bekannte Besteigung des Gipfels
1841 durch Ed. Desor mit dem Führer Leuthold. Aussicht
trotz des nicht allzuweiten Gesichtskreises doch eine sehr
schöne u. harmonische, einerseits auf den Gauligletscher
mit seiner Umrahmung von Eisgipfeln und andererseits
auf die prachtvollen Gruppen der Schreckhörner und des
Finsteraarhoms.
EXERQILLOD od. E88ERTQILLOD (Kt. Waadt,
Bez. Aigle. Gem. OUon). 835-887 m. 3 Häuser, am rechten
Ufer der Grrande Eau, zwischen den Bächen Les Folles u.
Tantin und am Weg La Forclaz-Aigle. 18 Ew. Landwirt-
schaft. Schulhaus für einen Teil der Gemeindet ktion
Les Granges. Früher viel ^össer ; die 1846 durch Feuer
zerstörten 22 Häuser sind nicht wieder aufgebaut worden.
Unter einer Flyschdecke lagern hier in umgekehrter
Schichtfolge Gips und Rauch wacke der Trias dem Rät an.
EY (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. BoUigen). Häuser-
gruppe. S. den Art. Ei.
EY (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem. Meiringen).
585 m. Sechs am linken Ufer der Aare zerstreut gelegene
Häuser, 3 km w. der Station Meiringen der Brünigbahn.
30 reform. Ew. Der alte Name Ey, auch als Ei, Eu, Euw,
Oei, Au im Kanton Bern (besonders im Aare- u. Emmen-
thal und im Oberland) sehr häufig auftretend, bezeichnet
Bauernhöfe oder Weiler, die in der Thalsohle oder auf
sumpfigem Boden stehen.
EYMATTEN (Kt. u. Amtsbez. Bern, Gem. Bümpliz).
Bauernhöfe. S. den Art. Eimatten.
EY8EEALP (Kt. Obwalden, Gem. Lungern). 1978 m.
Alpweide, im oberen Abschnitt des Marienthaies, am N.-
Hang des Brienzergrats und am O.-Fuss des Brienzerrot-
horns; 7,5 km w. über Lunkern. In der Mitte der kleine
Eysee, der keinen oberfiächlichen Abfluss hat. Mit Brienz
durch den Fussweg über das Widderfeld (2062 m ; zwi.
GEOOR. LEX. 49 — II — 5
66
EYS
FiEH
sehen Rothom u. Arnihacken) verbunden. Malerisch ^e\e-
gen. Eigentum der Bürgergemeinde Schwanden bei Brienz.
EY8IN8 (Kt. Waadt, Bez. Nyon). 439 m. Gem. u. Dorf,
auf einer' Hochfläche nähe dem linken Ufer des hier von
einer schönen gemauerten Brücke überschrittenen Boiron
und 2,8 km w. der Station Nyon der Linie Lausanne-Genf.
Postablage, Telephon : Postwagen Nyon - Divonne. Gem.,
nlit Le Petit Eysms : 45 Häuser, 262 reform. Ew. ; Dorf:
37 Häuser, 205 Ew. Kirchgemeinde Nyon. Schöne neue
Kirche. Acker- und etwas Weinbau. Geflügelzucht. Rö-
mische Ueberreste. Hierher hatte Rudolf IIL von Burgund
1002 einen Reichstag einberufen, dessen einer in histori-
scher Hinsicht wichtiger Beschluss die Namen der bedeu-
tendsten Edelgeschlccnter des Königreiches nennt. Heimat
des Waadtländer Dichters und Historikers Juste Olivier
und seines als Verfasser von zahlreichen Novellen aus
dem Waadtländer Bauern leben bekannten Bruders Urbain
Olivier.
EY8IN8 (LE PETIT) (Kt. Waadt, Bez. Nvon, Gem.
Eysins). 447 m. Gruppe von 6 Häusern, 700 m n. Eysins und
2,4 km w. der Station Nyon der Linie Lausanne-Genf. 35
reform. Ew.
EY88Y (Kt. Freiburg, Bez. Broye, Gern, Domdidier).
540 m. Gruppe von 8 Häusern, im Thal der Broye und
2 km s. der Station Domdidier der Linie Lausanne-
Täyerne-Lyss. Telephon. 50 kathol. Ew. Viehzucht, Ge-
treide- und (^emüsebau. Urkundlich zum erstenmal 1401
genannt.
EZELKOFEN (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen). 535
m. Gem. und Dorf, an der (grenze geffen den Kanton So-
lothurn ; 3,5 km w. Fraubrunnen und 6,8 km wsw. der
Station Aefligen der Linie Burpdorf- Solothum. Poslab-
lage, Telephon ; Postwagen Limpach * Münchenbuchsee.
55 Häuser, 275 reform. Ew. Kirchgemeinde Messen. Acker-
bau und Viehzucht.
EZEL8TOCK (Kt. Glarus). 1843 m. Gipfel, im Kamm
zwischen dem Linththal und der Niederenalp ; 2,5 km Ö.
Hätzingen und 4,5 km s. Schwanden. Im glamerischen
Verrucanogebiet.
EZI8BERQ (Kt. St. (wallen. Bez. Tablat, Gem. Muo-
len). 467 m. Gruppe von 4 Häusern, zwischen Neu-
kirch und Muolen und 5 km so. der Station Amris-
wil der Linie Winterthur - Frauenfeld -Romanshorn. 22
reform. Ew.
FABRI (MOULIN) (Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem.
Satiffny). 425 m. Zwei Häuser und Mühle, am linken Ufer
der nier die Grenze geeen Frankreich bildenden London ;
10,5 km nw. Genf und 3,3 km von der Station Satigny
Gare der Linie Genf-Bellegarde. Brücke über die London.
12 kathol. Ew.
FABRIK (Kt. Sclvwyz, Bez. u. Gem. Einsiedeln). Quar-
tier von EiNSiEDELN. S. diesen Art.
FADERHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). So heisst auf
der Siegfriedkarte irrtümlicherweise der den Namen See-
winenhom (s. diesen Art.) tragende Punkt 3215 m in dem
den Col du Monte Moro (hinter dem Saasthal) mit dem
Schwarzberg Weisstorpass verbindenden Seitenkamm.
Faderhom heisst in Wirklichkeit ein ganz auf italieni-
schem Boden stehender s. Vorberg des Rothorns.
FADEUR (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart).
2062 m. Abgerundeter Gipfel, bis zu oberst mit Rasen be-
standen, in der vom Hochwang (2535 m) nach N. abgehen-
den und das Valzeinerthal vom Jenazertobel trennenden
Kette. 4 km sw. über Furna, zwischen Wannenspitz im
N. und dem Stelli im S. Auf dem Rücken dieses Kammes
stossen die grossen Alpweiden von Zizers und Trimmis
aneinander.
FADHORN (Kt. Wallis, Bez. Raron). Gipfel. S. den
Art. Eggenhorn.
FADUR (ALP) (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart, Gem. Fanas). 1800-2000 m. Grosse Alp weide mit
zahlreichen Gruppen von Hütten, am S.-Hang der das
Valsertobel vom Salginatobel trennenden Kette, von den
zahlreichen Quellen des Salginabaches entwässert ; 5 km
nö über Fanas.
FADUR FORKLI (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2195 m. Passübergang, von Jägern und Hirten be-
nutzt, 7 km nnö. über Schiers im Pratigau * in der Kette
des Girenspitz (2393 m) und Sassauna (2312 m), s. Vor-
berge des Kätikon. Verbindet die zur (^meinde Fanas ge-
hörige Alp Fadur mit der Alp Vas, Eigentum der (Ge-
meinde Seewis. Wird hier und da bei der Besteigung der
Scesaplana von Schiers aus überschritten.
FAEDO (Kt. Tessin, Bez.Valle Macgia, Gem. Cavergno).
766 m. Gruppe von 8 Hütten, am linken Ufer der Bavona,
9(X) m s. Sonlerto und 7,5 km nw. Cavergno. Butter und
Käse. Faedo, Faiedo, Faido, Faidalo von faggio = Buche,
also gleich lat. fagetum = Buchenhain.
F/EQ8WIL (OBER und UNTER) (Kt. Zürich, Bez.
Hinwil, Gem. Rüti). 575 und 563 m. Kleines Dorf, s. vom
rechten Ufer der Jona und von der Strasse Rüti- Wald und
2 km ö. der Station Rüti der Linie Zürich-Uster-Rappers-
wil. Telephon. 33 Häuser. 204 reform. Ew. Viehzucht.
Eisen- und Baumaterialienindustrie.
F/EHLEN8EE (Kt. Appenzell I. R.). 1448 m.See, am
untern Ende des Fählenthals ; 1,1 km lang und 130 m
breit. Erhält nur von der Fählenalp her einen nennens-
werten Zutluss und wird zum grössten Teil von unter-
irdischen Wasserläufen gespiesen. Der aus dem NO.-Ende
des Sees austretende Ablluss verschwindet sozusagen so-
fort im Felsboden und erscheint erst tiefer unten im Stie-
felwald in 1330 m wieder als starke Quelle. Ohne Fische.
Zu einem grossen Teil des Jahres mit Eis bedeckt.
F/EHLENTHAL (Kt. Appenzell L R.). 2116-1450 m.
Enps Alpenthal, schliesst den Fählensee in sich und
steigt zwischen Hundstein und Altmann im NW. u. Ros-
len im SO. ziemlich steil auf, 5 km ö. vom Säntisgipfel
und 4 Stunden s. Appenzell. Umfasst eine Fläche von 180
ha, wovon nur etwa die Hälfte auf Alpweiden entfallen.
Gegen den Altmann hin zahlreiche Karrenfelder und das
einsame Wildseelein, am Fuss der Roslen grosse Schutt-
halden. Im mittlem Abschnitt ausgezeichnete Alpweiden.
Mulde im Schrattenkalk (Urgon), Gault und Seewerkalk ;
im obersten Abschnitt doppelt. Hütten beim Fählensee in
1459 m und auf Hadern in 1732 m. Thalauf wärts führt der
Appenzell mit Wildhaus verbindende We^ über den Kray-
alppass. An den n. Felshängen findet sich häutig Edel-
weiss, in den Karrenfeldern Männertreu (Nigritella). Da-
neben Poa cenisitty Alopecurus fulvuSy Chrysanthemum
atratum, Saxifraga aphylla^ Circaea alpina etc.
F/EHNEREN8PITZ od. FAH N ER N (Kt. Appenzell
I. R.). 1509 m. Gipfel, von konischer Form, nahe der
Grenze gegen den Ranton St. Gallen ; von der Gruppe des
Alpstein durch einen ziemlich tiefen Einschnitt getrennt
und von ihr auch geologisch verschieden. 5,5 km ö. über
Appenzell, von wo aus er in 2 Stunden erstiegen werden
kann. Am O.-Hang bewaldet; auf den übrigen Hängen mit
etwa 20 kleinen Alpweiden bestanden, deren wichtigste^der
Spitz, mit Hütte in 1420 m. Seiner isolierten Lage wegen
wird der Fähnerenspitz häufig von Gewittern heimgesucht.
Besteht der Hauptsache nach aus Flyschschiefern und -mer-
geln, mit denen Schichten von Nummulitenkalken und
F;EH
KAH
67
-Sandsteinen wechsellagern. Ein vom Säntis ausgehendes
Riff von Seewerkalk steht da und dort in Gestalt von
felsigen Spitzen an. Von den von Arnold Escher von der
Linth im Säntisgebiet namhaft gemachten 166 Arten von
Fossilien finden sich die meisten auch an der Fähnern.
Besonders Ueberreste einer niedem Flora, so mehrere
Arten von Caulerpa, Chondrites und Münsteria.
FiEHRENSTEIQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
burg, Gem. Wattwil). 890 m. Gruppe von 3 Häusern, am
rechtsseitigen Hanff des Thurthales, an der Strasse Watt-
wil-Heiterswil und 3 km so. der Station Wattwil der
Toggenburgerbahn. 14 reform. Ew. Wiesenbau und Vieh-
zucht
FiEHRISPITZ (Kt. Glarus). 21T3m. Gipfel, der Gruppe
der Sardona vorgelagert, je 4 km nö. Elm und so. Matt.
Unmittelbar unter dem Gipfel führt der Foopass von Elm
ins Weisstannenthal und nach Mels.
FiEHRISTOCK (Kt. Glarus). 2017 m. Gipfel, s. Vor-
berg des Fronalpstockes, zwischen diesem u. dem Schilt,
4 km ö. über Netstal. Gehört zur Heubodenalp. Schöne
Aussicht auf den Mürtschenstock.
FiEHRLIBACH ^Kt. Luzern, Amt Sursee). Kleiner
Bach; entspringt am W.-Rand des Kagelwaldes in 739 m,
fliesst zunächst- von SO.-NW^ dann nach SW. u. mündet
nach 3,5 km langem Lauf 60Ö m w. Schenken in 502 m
in den Sempachersee. 1347 : Femibach.
FiELLANDKN (Kt. Zürich, Bez. Uster). 459 m. Gem.
and Pfarrdorf, am O.-Fuss des Zürichberges, nahe dem
NW.-Ende des Greifensees und am Rand der weiten Thal-
ebene der Glatt; 2 km sw. der Station Schwerzenbach der
Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Postablage, Telephon. Ge-
meinde, mit Benglen, >^euhau8 und Pfaff hausen: 147
Häuser, 696 reform. Ew. j Dorf: 87 Häuser, 395 Ew. Land-
wirtschaft. Seidenweberei. Oberhalb des Dorfes bildet der
Jörrenbach das Fällandertobel, in dem eine Menge von
erratischen Semifit (Verrucano-) blocken zerstreut liegen.
Am Rietspitz Pfahlbaustation aus der Steinzeit ; verein-
zelte Funde aus der Bronzezeit ; römische Münzen und
andere Gegenstände aus der Römerzeit Alemannisch-
fränkische biedelung. 820 : Fenichlanda ; 926 : Feniclanda ;
%2 : Vallanda ; 960 : Fenichlanda. Weder Burff noch Edel-
eeschlecht bekannt. 1265 war Ritter Jakob Müllner aus
Zürich Meyer von Fällanden. Nö. von Pfaffhausen soll
aaf einem mit 8-12 Fuss tiefem Graben umgebenen drei-
eckigen Hügel eine Burg gestanden haben. Nach den
Meniorabilia Tigurina war das Chorherrenstift zu Zürich
Eigentümer der Ländereien von Fällanden und zum Bezuff
des weltlichen und geistlichen Zehnten berechtifft. 1420
kamen die Hoheitsrechte über Fällanden durch Kauf an
die Stadt Zürich, die das Dorf ihrer Landvogtei Greifensee
zuteilte.
FiELLMATT (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Baien). Wei-
ler. S. den Art. Fellmatten.
FiELMIS (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Freienbach).
522 m. 25 am Eulenbach zerstreut gelef^ene Häuser, s. der
Station Wollerau der Linie Rapperswil- Einsiedeln - Arth
Goldau u. 2,4 km sw. Freienbacn. 251 kathol. Ew. Wein-,
Obst und Gemüsebau. Seidenindustrie.
FiERBERHAUSER oder 8P0RLERQUT(Kt. Lu-
xem, Amt Entlebuch, Gem. Marbach). 855 m. Gruppe von
6 Häusern, am rechten Ufer des Schärligbaches, 3 km
D. Marbach und 5 km sw. der Station Wiggen der Linie
Bem-Luzem. 36 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FiERNENALP (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Rieden). 1000-1300 m. Grosse Alpweide, am W.-Hang
des Gubelspitz und 4 km nö. über Rieden. Hütte in
1218 m.
FiERNIQEN (Kt. Uri, Gem. Wassen). 1450 m. Gruppe
von 9 Häusern, iid Meienthal» am Weg über den Susten-
pass und 7,5 km nw. der Station Wassen der Gotthard-
bahn. 70 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Ausgezeichneter
Käse.
FiERNLIAL-P- (Kt. St. Gallen. Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Kappel). 1300-1400 m. Grosse Alpweide mit drei
zerstreut ffelegenen Hütten, am O.-Han^ des Tanzboden
und am linksseitigen Gehänge des Stemthales, 5 km s.
Kappel.
FiE8CH,(OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans, Gem. Flums und Walenstadt). 1000^740 m.
Alpweide mit zwei Gruppen von zusammen 15 Häusern
und Hütten, auf einer Terrasse über dem linken Ufer des
Walensees und 2,5 km s. über der Station Walenstadt
der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. 59 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Walenstadt. Alpwirtschaft. Schöne Aus-
sicht auf See und Umgebung.
FiESCHHORN (Kt. Wallis, Bez. Raron). Gipfel. S.
den Art. STRAHLäORN.
FiE88l8ALP oder FE88I8ALP (Kt. Glarus, Gem.
Sool). 1400-2100 m. Alpweide mit 3 Hütten, am SW.-
Hang des Gufelstocks und 3 Stunden ö. über Schwan-
den. Fläche 450 ha. Wird mit 50 Kühen und 300 Schafen
befahren. Der untere Abschnitt der Alp lieft auf Ver-
rucano, der obere auf Rötidolomit, der hier kleine
Karrenflächen bildet. Einige kleine Seen, vermutlich
glazialen Ursprunges. Prachtvolle Aussicht auf die s.
Glarneralpen.
FiET8CH (Kt. Urij. 2170 m. Felsgipfel, 2 km ssw.
über Spiringen im Schachenthai, in der Gruppe des Höh
Faulen, n. der Burg (2282 m) und nw. vom Blin^i
(2464 m). An ihm entspringt der dem Schächenbach zu-
fliessenae Fätschbach.
F/ET8CHBACH (Kt. Glarus und Uri). Bach; ent-
springt am Claridengletscher und am KlausenpasH. in ca.
2000 m, durchfliesst den Umerboden, bildet beim Aus-
tritt aus demselben einen prachtvollen Wasserfall (den
sog. Berglistüber : s. diesen Art.), schäumt dann durch
eine dunkelbewaldete Schlucht und mündet nach 11 km
langem Lauf von SW.-NO. 1,4 km oberhalb Linthal in
700 m in die Linth. Nimmt von beiden Seiten eine Reihe
von kleinen Zuflüssen auf und bildet mehrere Fälle. Lie-
fert seit 1901 dem Elektrizitätswerk Linthal die Wasser-
kraft. 1483 : Fertscha.
FiET8CHBACH (Kt. Uri). Bach ; entspringt am SW.-
Hang des Fätsch in 2100 m und mündet nach 4,5 km
langem Lauf von SO.-NW. ö. der St. Lorettokapelle in
648 m von links in den Schächenbach.
FAFLERALP (Kt. Wallis. Bez. West Raron, Gem.
Blatten). 1782 m. Alpweide mit 17 Hütten und Ställen,
an den untern Hängen der Grindelspitzen, über dem
rechten Ufer der obern Lonza, im Lötschenthal und 3,2
km nö. über Blatten. Wird im ü. vom Inner und im W.
vom Aensser Faflerbach beffrenzt. Korporationseigentum,
mit 80 Stück Gross- und Kleinvieh befahren.
FAFLERBACH (iEU88ER und INNER) (Kt.
Wallis, Bez. West Raron). Zwei Bäche. Abflüsse der
Fimfelder an den Grindel-, Telli- und Burstspitzen (s.
Vorbergen des Petersgrates und Breithorns) ; entwässern
das Aeusser und Inner Faflerthal und münden 3,7 resp.
2,5 km oberhalb des Dorfes Blatten in 1770 resp. 1620 m
in die Lonza.
FAFLERTHAL (iEU88ER und INNER) (Kt.
Wallis, Bez. West Raron). 2500-1800 m. Zwei kleine,
wilde und einsame Thäler, durch den Grat der Grindel-
spitzen voneinander getrennt, obere rechtsseitige Ver-
zweiffungen des Lötschenthales, von den beiden Rächen
gleichen Namens entwässert ; nö. Blatten.
FAHR (KLa8TER) (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem.
Würenlos). 393 m. Benediktinerinndakloster mit Kirche,
am rechten Ufer der Limmat, in einer kleinen, rings
vom Kanton Zürich umschlossenen aargauischen £x-
klavci malerisch (gelegen und stark besucht. 2 km nw.
der Station Schlieren der Linie Zürich-Baden-Brugg.
Telephon. Vom Freiherm Leuthold von Regensberg ge-
gründet. Langes Gebäude in sehr einfach gehaltener
romanischer Architektur, mit einer Kapelle beim Ein-
Sang. Etwas oberhalb des Klosters sind Altertümer aus
er Eisenzeit gefunden worden. Kloster Fahr steht unter
der geistlichen Oberhoheit des Abtes von Einsiedeln ; es
wurde von der Mediationsakte dem Kanton Aargau zuge-
teilt, dann durch Grossratsbeschluss zusammen mit 7 an-
dern aargauischen Klöstern 1841 aufgehoben, endlich aber
auf besondern Wunsch der Bundesversammlung nach
langen Debatten nebst drei andern Nonnenklöstern wieder
in seine Rechte eingesetzt. Heute einziges noch bestehen-
des Kloster im Kanton Aargau.
FAHREN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Mörswil). Weiler. S. den Art. Farn.
FAHREN8CHWENDI (Kt. Appetizell A. R., Bez.
Vorderland, Gem. Wald). 1038 m. 10 auf einer Anhöhe
zerstreut gelegene Häuser, 5 km sw. der Station Heiden
68
FAH
der Bergbahn RorBchach-Heiden und 1,5 km ö. Wald. 62
reform. Ew.
FAHRENSTOCK (Kt. und Bez. Schwyz). 1641 m.
Breiter und abgerundeter Gipfel, in der vom Drusberg
abzweigenden und das obere Sihlthal vom Thal der
Waag trennenden Kette; 10 km so. über Einsiedeln. Be-
steht aus eocänen Flysch- und Nummulitenbildungen, die
weiter s. von Kreideschichten abgelöst werden.
FÄHRHÄUSER (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem.
Full-Reuenthal). 316 m. Weiler, am linken Ufer des
Rhein, 700 m nö. Füll und 1,8 km nw. der Station Fel-
senauder Linie Basel-Stein-Koblenz. 13 Häuser, 71 kathol.
Ew. Fähre über den Rhein.
FAHRHOF (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem.
Ober Neunfom]. 390 m. Gruppe von 9 Häusern, nahe
dem rechten Ufer der Thur, 3 km so. der Station Ossin-
gen der Linie Winterthur-EtzwHen-Singen und 1,5 km
sw. Ober Neunforn. 37 reform. Ew. Kirchgemeinde Neun-
fom. Etwas W^einbau. Bildete mit dem benachbarten
zürcherischen Weiler Burghof zusammen bis
1872 eine Schulgemeinde mit eigenem, zwi-
schen beiden Häusergruppen stehenden Schul-
haus. Dieses dann geschlossen u. infolge eines
seinetwegen zwischen den Kantonen Zürich
und Thurgau entstandenen Prozesses ver-
kauft.
FAHRLEN (GROSS) (Kt. Glarus). 1603
m. Felsspom, auf dem Gebiet der Neuenalp,
zwischen Obstalden und • Mollis ; vom ihm
geht ein rasenbestandener und zum Teil mit
Wald bewachsener Kamm zuerst nach SO.
und dann nach S. über den Neuenkamm
(1906 m) bis zum Scheienstock (1924 m ; n.
vom Fronalpstock)*
FAHRN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Mörswil). Weiler. S. den Art. Farn.
FAHRNI (Kt. Bern, AmUbez. Thun). 852
m. Gem. und Weiler, auf den Höhen zwi-
schen den Th&lern der Zulff und Rotachen ;
5 km ö. der Station Steffisburg der elektri-
schen Bahn Burgdorf-Thun. Gemeinde, mit
Bach, Lueg und Reckholteren : 111 Häuser,
686 reform. Ew. ; Weiler : 10 Häuser, 63 Ew.
Kirchgemeinde Stefßsburg. Landwirtschaft.
Heimat von Ulrich Ochsenbein, Freischaaren-
führers 1845, Bundespräsidenten und Oberstdivisionärs
zur Zeit des Sonderbundskrieges und endlich Generales
in französischen Diensten im Krieg 1870-71. Fahrni oder
Farni bezeichnet einen mit Farnkraut bestandenen Ort.
FAHRWANQEN (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg). 550
m. Gem. und Pfarrdorf; 1,7 km ö. vom Hallwilersee, an
der Strasse Lenzburg-Hochdorf und 6,5 km so. der Sta-
tion Boniswil der Seethalbahn. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach Boniswil, Gelfingen und
Wohien. 130 Häuser, 1019 reform. Ew. Acker- und Wein-
bau. Stroh- und Rosshaarflechterei. Bis 1817 der Kirch-
gemeinde Seengen zugeteilt; seit 1820 eigene Kirche
zusammen mit Meisterschwanden. Pfarrer von Fahrwan-
ffen war Dr. A. Scartazzini (f 1901), bekannt als Dante-
forscher. Der Tägerstein, im Gschlägli, wahrscheinlich
ein vorhistorischer Opferplatz. Am Nunneli ein Tumulus
mit den Resten eines durch Feuer bestatteten Leichna-
mes. Das ö. vom Dorf gelegene Steinmüri ist eine
römische Siedelung. Alemannengräber bei Grubmatten
und Oberdorf. 830: Famovancn; 893: Farinwanch.
Fahr Wangen = Farnkrautfeld.
FAHRWINDISCH (Kt. Aarffau, Bez. ßrugg. Gem.
Windisch). 342 m. Gruppe von 3 Häusern, am linifen Ufer
der Reuss, an der Strasse Baden - Brugg, 500 m s. Win-
disch und 1,2 km so. vom Bahnhof Brugg. 20 reform. Ew.
Die einstige Fähre über die Reuss heute durch eine Brücke
ersetzt.
FAHY. Ortsnamen, in den Waadtländer und Walliser
Alpen, sowie im welschen Jura häufig vorkommend ; be-
deutet s. V. a. mit Buchen {fagus) bestandener Hang.
FAHY (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). 568 m. Gem. u.
Pfarrdorf, auf fruchtbarer, von der Strasse Pruntrut-
Montb^liard gekreuzter Hochfläche, 600 m ö. der Grenze
gegen Frankreich und 11 km w. der Station Pruntrut der
Linie Delsberg-Delle. 116 Häuser, 491 kathol. Ew. franzö-
FAH
Bischer Zunge. Postbureau, Telephon ; Postwagen nach
Pruntrut. Eidgenössisches Zollamt und Grenz Wachtposten.
Landwirtschaft. Bedeutender Grenzhandel mit Spezerei-
waaren. Da die hiesigen Bodenverhältnisse die Einrich-
tung von laufenden Brunnen nicht gestatten, haben die
Bewohner von Fahy Sodbrunnen graben müssen , aus
denen sie das Wasser in Eimern schöpfen, die an einer
über einen Querbalken laufenden Kette oder Seil befestigt
sind -- ganz wie in der ungarischen Pussta. Diese eigen-
artigen und sehr alten Schöpfbrunnen gehören zu den
Merkwürdigkeiten der Gegend. 1177: Fahyl; 1349: Fahi-
ren. Einst Eigentum der Propstei Lanthenans ; bis 1802 der
Kirchgemeinde Grandfontaine zugeteilt. Die Kirche zu St.
Peter und Paul 1788 an Stelle einer ehemaligen Kai>elle
erbaut. Das Dorf gleich zu Beginn der Burgunderkriege
von Stephan von Hagenbach durch Feuer beinahe gänz-
lich zerstört. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wütete hier
die Pest derart, dnss das Dorf von seinen Bewohnern für
einige Zeit gänzlich geräumt werden musste. Lager von
smmmmi
Kirche von Fahy.
schweizerischen Truppen zur Zeit der Grenzbesetzung von
1870-71. Der Name des Dorfes von den einst die ganze
Gegend bedeckenden weiten Buchen Waldungen.
FAHY (LE) (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Aiffle). 482 m.
Waldung, zur Grande Foröt de la Cheneau gehörend, am
Eingang ins Ormontsthal über dem linken Ufer der Grande
Eau. 1,7 km über Aigle. N. von diesem Wald steht in äus-
serst günstiger Lage das von einem grossen natürlichen
Park umgebene und von Fremden stark besuchte Grand
Hotel des Bains d' Aigle. Vom Bahnhof Aigle zum Hotel
eine von der Eisenbahngesellschaft Aigle -Leysin 1899 er-
baute elektrische Trambahn. Am Flussufer stehen Trias
und Rät an.
FAHY (LE QRAND u. LE PETIT) (Kt. Bern, Amts-
bez. Pruntrut). 581 m. Schöne Buchen- und Tannenwald-
ungen, 1 km n. Pruntrut und Courtedoux, auf einer wei-
ten Hochfläche; begrenzt im 0. von der Strasse nach
Beifort, im N. von der Combe du Varieux und im W. von
der Strasse Courtedoux-Bure ; wird von SO.-NW\ von der
Strasse Pruntrut-Bure quer durchschnitten. Eigentum der
Gemeinde Pruntrut und des Staates Bern. Wird durch
zahlreiche malerische Tobel gegliedert, die sich alle nach
0. zur Allaine öffnen und als reizende Ausflugsziele be-
kannt sind. In der Combe du Varieux älteste Quellfassung
der Stadt Pruntrut.
FAHYN (PLAIN oder PLAINFAHYN (Kt. Bern,
Amtsbez. Münster, Gem. Perrefitte). 805 m. Schöne Meier-
höfe, am N.-Hang des Mont Moron, s. der Strasse Münster-
Perrefitte-Souboz, 5 km w. Münster und 2.5 km w. Perre-
fitte. Die s. der Meierhöfe ansteigenden Waldhänge des
Moron heissen L'Envers du Piain Fahyn, im Gegensatz
zu den jenseitigen Hängen, dem Droit du Piain Fahyn.
Thalsohle von der Chaliere entwässert, die oberhalb Mün-
ster von links in die ßirs mündet. Vom latein. Adjektiv
faginus = mit Buchen bestanden.
FAI
FAL.
69
FAICHROTI (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Pfäffikon).
548 m. Weiler, nahe dem NW.-Ende des Pfäffikonersees,
an der Strasse Uster-Pfaffikon und 2 km sw. der Station
PßfTikon der Linie Effretikon-Hinwil. Telephon. 10 Häu-
ser, 38 reform. Ew. Grabhügel. Der Name von der Hirse
{Panicum)y im Dialekt Faicn, die hier heute nicht mehr
gebaut wird.
FAIDALO (Kt.Te8sin,Bez. Leventina, Gem. Personico).
906 ra. Alpweide mit Gruppe von 10 im Frühjahr und
Herbst bezogenen Hätten, im kleinen ValNadro und 2 km
Dw. Personico. ßutter und Käse.
FAI DO (sprich Fa-ido), deutsch Pfaid (Kt. Tessin, Bez.
Faido mit dam Gampolungo.
Leventina). 721 m. Gem. und Pfarrdorf, Hauptort des Be-
zirkes, am linken Dfer des Tessin und an der Strasse
Airolo-Bellinzona. Station der Gotthardbahn. Postbureaii.
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Chinchengo: 171
Häuser, 860 kathol. Ew.; Dorf: 157 Häuser, fe5 Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Granitbrüche. Sehr malerisch
gelegen und rings von prachtvollen Tannenwalduncen
umrahmt ; beliebte Sommerfrische von Familien aus Mai-
land. Alte Holzhäuser aus dem 16. Jahrhundert mit
Schnitzwerk. Auf dem Dorfplatz Denkmal des kantonalen
und eidgenössischen Staatsmannes (Bundesrates) Stefano
Franscini, des Vaters des Tessiner Volksschulwesens.
Sekundärschule ; ehemaliges Franziskanerkloster ; be-
merkenswerte Holzbrücke. Nahe dem Dorf der pracht-
volle Wasserfall der vom Campo Tencia herunterkom-
menden Piumogna, die das das Dorf mit Licht und
eine bedeutende Giesserei mit Kraft versehende Elek-
trizitätswerk speist. Bierbrauerei, Gerberei und Fär-
berei. Stark besuchte Viehmärkte. Auf dem Dorfplatz
von Faido wurden 1755 im Beisein der ganzen Be-
völkerung der Leventina die drei Führer des Auf-
standes gegen Uri, Forni, Orsi u. Sartori, enthauptet.
Ueber der Pfarrkirche die mit Schiessscharten und
Zinnen versehene Torre dei Varesi. Das am N.-Ein-
gang zum Dorf stehende Holzhaus zeigt ein an seiner
Front im ersten Stockwerk in Holz geschnitztes Bas-
relief, das die Madonna, Jesus am Kreuz zwischen Ma-
ria und Johannes und die Anbetung der drei Könige
darstellt; ein anderes Basrelief mit dem h. Martin im
zweiten Stockwerk. Beide Schnitzereien tragen die
Jahreszahl 1582. Gegenüber der Torre dei Varesi die
alte Casa Solari mit origineller Galerie. Abgebildet in
Hahn, J. Rud. Die niittelalterlichen Kunstaenkmäler
des Kantons Tessin. Zürich 1893.
FAIE, FAYE, FEYA, F^E. Ortsname, im Jura
und in den Alpen häufig vorkommend ; vom lat. feta^ im
Dialekt faie oder fahia = Schaf. Bedeutet also s. v. a.
Schafweide oder Schafhürde.
FAIEDO (MONTI DI) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia,
Gem. Prato). 890 m. Bergweide mit Gruppe von 18 Hütten,
im Val Prato, am S.-Fuss des Pizzo di Ruscada und Vt
Stunde so. über Prato. Butter und Käse.
FAIN (VAL DEL), deutsch Hecthal (Kt. Graubunden,
Bez. Maloja). Rechtsseitiges Nebenthal zum Thal des
Flatzbaches oder von Pontresina, 7 km lang u. für kleine
Fuhrwerke auf eine Länge von S-4 km fahrbar, mündet
bei den Berninahäusern in 1900 m aus. Steigt im Bogen
nach NO. und 0. bis zum Strettapass oder Passo Fieno
(2482 m) auf. Reizendes Thal mit reicher Flora, im Som-
mer von zahlreichen Touristen besucht. Auf gutem Fuss-
weg in 2 V« Stunden von den Bernina-
hnusern zum Strettapass und von da in
3 Stunden nach Sant' Antonio im Val
Livigno. Wie schon der Name besagt,
ist das Thal besonders ausgezeichnet
durch seine fetten Alpweiden. Für den
Botaniker ein in hohem Masse bemer-
kenswertes Gebiet mit zahlreichen Pflan-
zenarten : Primula integrifolia, P. hir-
suta und P. viscosa mit ihren Bastar-
den P. hirsuia X integrifolia^ P. inte-
grifolia X viscosa und P. hirsuta X
viscosa ; Papaver raeticum ; Pedicularis
tuberosa und P. incamata mit dem
Bastard P. Vulpii ; Polemonium rsß-
ticuni, Senecio abrotanifolius, Saus-
surea alpina^ Phyteuma numilßj Sem-
pervivum Wulfeni, Orchis nigra v.
rosea, Carex tncurva und zahlreiche
Hieracien (Habichtskräuter).
' FAJAUNA (Kt. Graubünden, Bez.
Unter Landquart, Kreis und Gem.
Schiers). 900 m. Weiler, am W.-Hang
des Stelserbergs, über der Einmündung
des Schraubachs in die Landquart und
i km ö. der Station Schiers der Räti-
schen Bahn (Landqqart-Davos). 21 Häu-
ser, 91 reform. Ew. deutscher Zunge.
Wiesenbau und Viehzucht.
FAKLEN8TBIN (Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart, Kreis Fünf Dörfer, Gem. Igi^). 912
m. Burgruine, auf einem Felsvorsprung am N W.-Hang
des Eichbergs; 1,2 km so. Igis.
FALAIN (MONT) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2570
m. Gipfel, nw. Ende des vom Piz Starlex nach NW. zum
Cruschettapass und zum Alpthälchen Plazer ziehenden
Kammes, 5 km so. über Scan.
FALCHEREN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Schattenhalb). 906 m. Weiler, auf einer Felsterrasse über
dem linken Ufer der Aare und 1,9 km sw. über der Sta-
tion Meiringen der Brünigbahn. 19 Häuser, 83 reform.
Burgruine Faklenstela.
Ew. Kirchgemeinde Meiringen. In der Nähe schöner Was-
serfall des Falcherenbachs.
FALCHERENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
70
FAL
FAL
940-580 in. Kurzer Bach, Zufluss zu einem kleinen Kanal i
im Thalboden von Meiringen ; entspringt w. des Weilers |
Falcheren und stürzt sich gegenüber Mei-
ringen in schönem Fall über eine Fels- j
wand.
FALDUMALP oder FELDUMALP
(Kt.Wallis, Bez. West Baron, Gem. Fer-
den). 2033 m. Alpweide mit 19 zwischen
2033 und 1^ m zerstreut gelegenen Hüt-
ten, in einem grünen Thalkessel des Fald-
umbachs. Korporationseig[entum. Mit 80
Stück Milchkühen und i^leinvieh befahren.
FALDUMBACH (Kt.Wallis, Bez. West
Raron). 2500 bis 1300 m. Wildbach, Abfluss
der die O.-Hänj^e des Faldum Rothoms
bekleidenden Firnfelder; durchüiesst ein
grünendes Thälchen, in dem die Faldumalp
eingebettet liegt, und mündet nach 4 km
langem Lauf in der Richtung SW.-NO. 1
km s. vom Dorf Ferden von rechts in die
Lonza.
FALDUMQRAT (Kt. Wallis, Bez. West
Baron). 2762, 2734 und 2589 m. Verwitterter
Felsgrat, nö. Auszweigun^desNiven ; trennt
die Faldumalp von der Meiggenalp. 5-6 Stun-
den sw. über Ferden. Beide Alpweiden mit ^
einander verbunden durch den die ö. Felswände des Gra-
tes überwindenden Fussweg des Bärenfallen.
FALDUM PASS (Kt. Wallis, Bez. Leuk und West
Raron). 2644 m. Passübergang, zwischen dem Faldum
Rothorn im SSO. und den Laucherspitzen im NNW.;
verbindet Leuk Bad und Leuk Stadt mit Ferden in 6 und
Ried mit dem LöUchenthal in 6 »A Stunden. Wenig be-
L^angen.
FALDUM ROTHORN (Kt. Wallis, Bez. Leuk und
West Raron). 2839 m. Gipfel, in der Gruppe des das Leu-
kerthal vom Lötschenthal trennenden Torrenthorns, 7
Stunden sw. über Ried. Steigt als steilwandige Pyramide
über der an seinem NO.-Fuss gelegenen Faldumalp auf.
Besteigung schwierig, zum erstenmal 4881 von F. Steiner
aus Zürich ausgeführt. Bemerkenswert durch die merk-
würdigen Faltenbiegungen der auch den Faldumgrat auf-
bauenden Liasschichten. Der Name Faldum sehr wahr-
scheinlich vom althochdeutschen fald, falt = Falte, Bie-
gung.
FALEIN (Kt. Graubun-len, Bez. Albula, Kreis Bergan,
Gem. Filisur und Stuls). 1443-2200 m. Grosses Alpweiden-
gebiet, mit mehreren Gruppen von Hülten (Curzins dador,
Platelas, Puez u. a.), am SW.-Hang der Muchelta, 3 km
so. über Filisur.
1040 m. W. Abschnitt des Duchholterberffes, entwaldet
und mit grosser Felswand senkrecht abfallend. Sehr in-
Falkenfluh, von Westen.
FALKENBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen). Gem.
und Dorf. S. den Art. Montfaucon.
FALKENFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen).
Burgruine A.U Palkenstein.
teressanter und oft besuchter Aussichtspunkt, schöne Aus-
sicht auf die Umgebungen von Thun und die Gebii^gs-
gruppen des Stockhorns und Niesen. Von der Station
Ober Diessbach der elektrischen Bahn Buraddrf-Thun aus
in 1, von Thun aus über Stefßsburg und Schnittweierbad
in 2 Stunden zu erreichen. Auf dem Rücken die kleine
Häusergruppe Auf der Fluh und eine im Sommer ge-
öffnete Gastwirtschaft. In geologischer Hinsicht besteht
die Falkenfluh aus einem wohl ausgebildeten Gewölbe von
miocänen Nagelfluhschichten , das von der Aare quer
durchschnitten worden ist. In den Felsen nisten zahl-
reiche Eulen, Falken und Auerwild. Im 18. Jahrhundert
fanden die hier gefangenen Falken guten Absatz ins deut-
sche Reich. Auf einem s. Vorberg stand einst die von den
ßernern 1331 zerstörte Burg Diessenberg.
FALKENFLUH (PAVILLON) (Kt. Bern, Amtsbez.
Interlaken). 1040 m. Schöner Aussichtspunkt, am SO.-
Hang des Härder, mitten im Bruckwald und 1 ^4 Stunden
über Unterseen. Von den Kurgästen Interlakens oft be-
sucht.
FALKENHORST (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Wald). Gruppe von 6 Häusern, auf einer An-
höhe 1,5 km so. Wald und 5,5 km sw. der Station Heiden
der Bergbahn Rorschach-Heiden. 37 reform. Ew.
FALKENSTEIN [Kt. St. Gallen,
Bez. u. Gem. Tablat). 624 m. Burgruine,
am linksseitigen Hang des romanti-
schen Martinstobel und 2,7 km nö. der
Station St. Fiden der Linie St. Gallen-
Rorschach. 1287 von Abt Wilhelm von
Montfort an das Kloster St. Gallen ver-
kauft und in den Appenzellerkriegen
zerstört.
FALKENSTEIN (Kt. ,Solothum,
Amtei Ölten, Gem. Nieder Gösgen).
Volksname für die Burgruine Gössen,
die auf einem Felsen über dem linken
Ufer der Aare u. über der Brücke Schö-
nenwerd-Gösgen steht. Einst Eigentum
des Grafen Thomas von Falkenstein,
der durch seine Teilnahme an der
Ermordung des Kaisers Albrecht zu
Brugg bekannt geworden ist. Die Ruine
soll in eine katholische Kirche mit dem
mächtigen Burgturm als Glockenturm
umgewandelt werden.
FALKENSTEIN (ALT) (Kt. Solo-
thurn, Amtei Balsthal). 515 m. Burg-
ruine, eine der schönsten im Jura;
links über der Vereinigunj^ des Augst-
baches mit der Dünnern, in der Klus
bei Balsthal über der Strasse Oensingen-Balsthal und 1
km SSW. Balsthal.
FALKENSTEIN (NEU) (Kt. Solothurn, Amtei Bals-
FAL
FAL
71
thal). 570 m. BurgruiDe, auf der im N. den uDtern Ab-
schnitt des Thaies des Augstbaches abschliessenden Fels-
Burgruine Neu Falkenstein.
wand, 1 km nö. Baisthal und über dem Weiler St. Wolf-
gang und der Strasse Balsthal-Mümliswil. Die Gesellschaft
zur Erhaltung schweizerischer Baudenkmäler, die Diens-
der Schweiz den in ihrem W. gelegenen Gruppen der
Romanischen Präalpen und des Chablais, die alle als
Ueberreste jener Ungeheuern UeberschiebungsschoUen zu
deuten wären, die sich von der Innenseite des Gebirges
nach der Aussenseite zu übergelegt haben. Es stehen somit
alle diese Berge nicht an ihrem ursprünglichen, primäreh
Platz, sondern sie sind durch einen grossen, von S. her-
kommenden Schub hierher gelangt. Die Wurzel der gros-
sen FalknischoUe wäre nach Lugeon sehr wahrscheinlich
im Gebirgsmassiv von Arosa zu suchen. In der Tat findet
sich als Unterlage dieser aus sekundären Gesteinen
aufgebauten und der Wurzel nach unten entbehrenden
Berge und Berggruppen überall tertiärer Flysch, d. h. ein
Gestein jungem Alters. Die Frage der Entstehung dieser
ganzen sog. Klippenzone ist heute noch nicht völlig ge-
löst und hietet für den Geologen das höchste Interesse.
Die Schichten des Falknis fallen nach 0., wo sie von den
triasischen Gesteinen einer weitern Ueberschiebungs-
schoUe, der des Rätikon, überlagert werden, die ihren Ui^
Sprung noch tiefer im Kern des Alpengebietes haben
muss. Vergl. Lorenz, Theod. Geologische Studien im
Grenzgebiete zwischen helvetischer und ostalpiner Facies
(in Eclogm geoloqicm Helvetim. VI 2, 1900). — Lorenz,
Theod. Monographie des Fläscherberges (in Beiträge zur
geologischen Karte der Schweiz. NF. X). Bern iflCÖ. 4\
— Lugeon, Maurice. Les grandes nappes de recouvre-
ment du Chablais et de la Suisse (in Bull, de la Societe
geolog. de France, 1902).
FALL (Kh Bern, Amtsbez. Schwarzenburff, Gem. Gug-
gisberg). 840 m. Gruppe von 11 Häusern, über der Ver-
einigung des Laubbacnes mit der Sense, nahe der Grenze
Burohlispity.
*54i'" ,
Jag •* Eonnspit»
Querprofil durch das Gebiet des Falknis.
M. Malm ; N. Neocom ; R. Bote Kreide ; Q. Zerriebene Gesteinsschichten.
tacsgesellschaft von Baisthal u. opferwillige Private be-
mnüen sich, die prächtig gelegene Ruine gegen weiteren
Zerfall zu schützen.
FALKNI8HÖHE (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
3uart). 2566 m. Einer der Hauptgipfel des Rätikon, an
edsen W.-Ende, auf der Grenze gegen Lichtenstein und
6 km nö. über Maienfeld. Zusammen mit dem benach-
barten Gleckhorn einer der schönsten Gipfel Graubün-
dens. Fällt ffegen Maienfeld und die St. Luzisteig mit
senkrechten Felswänden ab. Dank ihrer günstigen Lage
gestattet die Falknishöhe die Aussicht nicht nur auf das
umliegende Gebirgsland sondern auch auf das ganze
Hheinthal von Chur bis zum Bodensee. Wird häufig be-
stiegen, am meisten auf dem von Maienfeld ausgehenden,
über ßargün führenden und unterhalb der Turnen vor-
beigehenden Fussweg, der vom Fuhrer Fortunat Enderlin
erbaut worden ist. Besteht aus eigenartig gefalteten und ge-
quetschten Juraschichten und aus einer ihrer Entstehung
nach noch nicht sicher bestimmten Breccie. Prof. Tarnuz-
zer in Chur sieht in letzterer die Geschiebe eines von der
Berninagruppe über das Oberhalbstein und das Rheinthal
herabkommenden Flusses der Kreidezeit, der hier in eine
Meeresbucht mündete und darin sein Geschiebe ablagerte.
Später hat dann die Alpenfaltung diese Ablagerungen in
eme Höhe von über 2000 m gehoben. Nach Professor M.
Lugeon in Lausanne entspricht die Falknisgruppe im 0.
ffegen den Kanton Freiburg und 2,2 km sw. Guggisberg.
21 reform. Ew. Wiesenbau.
FALL (Kt. Bern , Amtsbez. Schwarzenburg , Gem.
Rüschegg). 890 m. Gruppe von 3 Häusern, etwas s. der
Strasse Plaffeien-Rüschegg und 1 km w. Rüschegg. 26 re-
form. Ew.
FALLBACH (Kt. Appenzell A. R. u. L R. und Kt. St.
Gallen). Bach; entspringt in 1060 m an den Hängen von
Bensol, steigt s. Oberegg ab, nimmt von links den Blan-
bach auf, geht n. an Reute vorbei, erhält den Namen
Littenbach und mündet nach 9 km langem Lauf bei Au in
408 m in den Giessen. Bildet einen 8 m hohen schönen
Wasserfall. Treibt auf Appenzeller Boden zwei Sägen und
eine Mühle und ist bei Oberegg, wo er früher oft grosse
Verheerungen angerichtet hat, verbaut worden.
FALLBACH (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg).
870 m. Gruppe von 4 Häusern, am Fallbach, 500 m w.
der Kirche Ooeregg und 3 km sü. der Station Heiden der
Bergbahn Horschach-Heiden. 28 kathol. Ew. Landwirt-
schaft. Stickerei als Hausindustrie.
FALLBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). Bach;
entspringt am SO.-Hang der Gummfluh in 1840 m,
durcnlliesst als Meielsgrundbach den Meielsgrund, er-
hält dann den Namen Fallbach und mündet nach 6,5
km langem Lauf in der Richtung SW.-NO. beim Weiler
Grund in 1090 m in die Saane.
72
FAL
FAN
FALLBACH (Kt. Bern, Ämtsbez. Thun). Bach ; ent-
springt am Fuss der Krummefadenfluh (N.-Hang der
Stockhorn kette) in 1620 m, durchfliesst das Thälchen
von Langeuegg, nimmt von rechts den Ablluss des wilden
Sulzgrabens auf, bildet oberhalb der Kirche Blumenstein
einen schönen Wasserfall, durchauert die Gemeinde Blu>
menstein und mundet nach 7 tm langem Lauf in der
Richtung SW.-NO. in 635 m in die Gürbe. Treibt neben
mehreren Mühlen und ^ägen eine Gipsfabrik. Er tritt
bei der Schneeschmelze im Frühjahr und nach heftigen
Gewitterregen oft über seine Ufer, weshalb an ihm be-
deutende verbauung^sarbeiten ausgeführt worden sind.
Fossilien in den Posidonienschiefem des Toarcien (Lias).
FALLBODKNHUBEL (Kt. Bern, Amtebez. Interla-
ken). 2175 m. Wenig bedeutender nw. Vorberg des Klei-
nen Eiger, im Kamm zwischen Wengernalp und Wergis-
thalalp und 700 m s. über der Passhöhe der Kleinen
Scheidegg (Hotel Bellevue).
FALLENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Nieder Muhleren). 787 m. Gruppe von 15 Bauernhöfen.
1 km ö. Nieder Muhleren und 1 km w. der Station TofTen
der Gürbethalbahn (Bern- Watten wil-Thun). 86 reform.
Ew. Landwirtschaft.
FALLENBACH (Kt. Nidwaiden). Kleiner Bach; ent-
springt am O.-Hang des Gräfimattgrates in 1920 m, durch-
fliesst die Kemalp, bildet einen malerischen Wasserfall
und mündet nach 5 km langem Lauf in der Richtung
SW.-NO.-SO. 2,2 km unterhalb Grafenort in 530 m in die
Engelberger Aa. An der Mündung Gruppe voH 3 Häusern,
ebenfalls Fallenbach geheissen.
FALLENBODEN (OBER und UNTER) (Kt. und
Bez. Schwyz, Gem. Lowerz). 710 und 640 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 9 Häusern, am O.-Hang der Rigi ; 2,5
km w. Lowerz und 1,5 km s. der Station Arth Goldau
der Gotthardbahn. 50 kathol. Ew. Viehzucht, Obstbau.
Wurde vom Bergsturz von Goldau, am 2. September 1806,
mitergriffen.
FALLENDER BRUNNENHOF (Kt., Bez. u. Gem.
Zürich, Zürich IV-Unterstrass). Häusergruppe. S. den
Art. Brunnenhof (Fallender).
FALLENFLUH (Kt. u, Bez. Schwyz). 1203 m. Breiter
und flacher Bergrücken, am N.-Han^ des Muotathales,
im Einzugsgebiet der Muota, 4 km so. Schwyz und 3,3
km 8. vom Grossen Mythen. Fällt nach NW. und SW. in
steilen Felswänden ab ; sonst stark bewaldet.
FALLENKOPF (HINTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Toggenburg). Gipfel. S. den Art. Hinterfallen-
kopf.
FALLfeR oder IQL PLANQ (Kt. Graubünden, Bez.
Albula, Kreis Oberhalbstein, Gem. Mühlen). 1933 m.
Gruppe von 12 im Sommer bewohnten Hütten, im Val
da Faller an der Stelle, wo sich dieses in zwei Arme
teilt, am NO.-Fuss des Piz Platta und 4 km sw. über
Mühlen. Kapelle.
FALLfeR (VAL DA) (Kt. Graubänden, Bez. Albula).
Romantisches Seitenthal des Oberhalbstein, mündet in
dieses bei Mühlen in 1460 m aus. Steigt ziemlich rasch
nach SW. auf, erweitert sich dann zu einem breiten,
von hohen Gipfeln umrahmten Boden, in dem die im
der Piz Platta ab. Bei Igl Plang teilt sich das Thal in
zwei Arme, das nach W. ziehende Val Gronda und das
nach S. aufsteigende Val Bercla, die beide ebenfalls von
Hochgebirgsgipieln begleitet werden. Vom Val Gronda
aus führt das selten begangene Thälijoch (2802 m) am
Averser Weissberff vorbei nach Avers Cresta, vom Val
Bercla aus das Fallerjoch (2770 m) nach Juf im obersten
Abschnitt des Avers. Das Val da Fall^r ist unbestritten
eine der grossartigsten und zugleich lieblichsten Thal-
landschaften Graubündens. Es ist heutzutage zum belieb-
ten Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Gipfeltouren
geworden, unter denen die Besteigung des Piz Platta als
eine der lohnendsten zu nennen ist.
FALLERA (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). Gem. u.
Dorf. S. den Art. Fellers.
FALLERN (Kt. Solothurn, Amtei Lebern, Gem. Rüt-
tenen). 557 m. Gruppe von 7 Häusern, am S.-Fuss des
Weissenstein, am benebten Fussweg Solothurn -Fallern-
Riesi-Nesselboden-Weissensteio, 700 m sw. Rüttenen und
3,3 km n. Solothurn. Telephon. 35 kathol. Ew. Kirchge-
meinde St. Nikiaus. Wirtshaus.
FALLQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3810-
3330 m. Kleiner Hängegletscher, am ONO.-Grat der
Süd lenzspitze, in der Gruppe der Mischabelhörner ; wird
durch eine Felswand, über die die Eisblöcke der obem
Hälfte auf die untere Hälfte abstürzen, in zwei Teile ge-
trennt.
FALOPPIA (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio). Bach ; ent-
springt im Hügelland der lombardischen Gemeinde U^-
giale in 390 m, tritt nach 6 km langem Lauf auf Schwei-
zerboden über, bildet auf eine Strecke von 1 km die
Landesgrenze, nimmt den Wildbach Roncaglia auf, geht
in einem gedeckten Kanal unter dem Bahnhof Chiaaso
durch und mündet bald nachher nach 11 km langem
Gesamtlauf an der Grenze in 235 m in die Breggia.
FALOTTA (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 2427 m.
Wenig bedeutender Gipfel, Vorberg des Piz d'Err, 3 km
nö. über Mühlen im Oberhalbstein. Am W.-Fuss führt
ein z. T. durch Wald gehender Fussweg von Roffna auf
die Hoch terrasse von Mex.
FALSCHEN oder FALT8CHEN (Kt Bern, Amts-
bez. Frutigen, Gem. Reichenbach). 900 m. Kleines Dorf,
zwischen dem Reichenbach und Suldbach, am N.-Fuss
des Engelbergs und 1,5 km ö. der Station Reichenbach
der Thunerseebahn ( Frutigen- Spiez). 47 Häuser, 214 re-
form. Ew. Viehzucht. Schöne Aussicht. Eine Volkssage
erzählt, die als Engel verkleideten Frauen von Falschen
hätten einst eine Schar von über die Gemmi ins Kander-
thal vorgedrungenen Wallisem zurück^j^etrieben. In alten
Urkunden Velschen geheissen. Das im Mittelalter in
Bern und Thun ansässige Edelgeschlecht von Velschen
Stammtaus Falschen.
FALT8CHONHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner). 3024 m. Gipfel, in der das Valser-vom Vrinthal
(oberstes Lugnez) trennenden und über den Piz Schar-
boden mit der Gruppe des Piz Terri zusammenhängenden
Kette des Piz Aul. 4 km w. über Vals Platz und 4 km
ssö. über Vrin. Vom Piz Aul durch die selten begangene
Fuorcla de Patnaul getrennt. Von Vals Platz zur Passhöhe
der Fuorcla de Patnaul 3 V4» von da auf den Gipfel ^/^
Stunden.
FALZ (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Sumis-
wald). 760 m. Gruppe von 6 Häusern, am Eingang zom
Kurzeneigraben, 400 m s. Wasen, 9 km nö. der Station
Ramsei der Linie Burgdorf-Langnau und 4,1 km nö. Su-
miswald. 79 reform. Ew.
FALZOBER oder VALZObER (ALP) (Kt. Glarus,
Gem. Elm). 1200-2360 m. Alpweide mit 7 Hütten, am N.-
Hang des Piz Segnes und seines w. Vorberges, des über
dem Raminthal aufsteigenden Mörderhoms, 2-3 Stunden
ö. über Elm. Zerfallt in eine Reihe von durch Eocänbän-
der von einander getrennten Terrassenflächen. Mit 40 Kü-
hen und 200 Schafen befahren. Der Name Falzüber ist
romanischen Ursprungs und wahrscheinlich von Valsu-
pra = oberes Thal herzuleiten.
FAMBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Röten-
bach). 810 m. Gemeindefraktion mit 31 im kleinen Thal
des gleichnamigen Baches zerstreut ^legenen Häusern.
9 km 8. der Station Signau der Linie Bem-Luzem una
1,2 km n. Rötenbach. 208 reform. Ew.
FAMELON (TOUR DE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
2141 et 2130 m. Zweigiofliger Felskopf mit langem und
schmalem Grat, in der uruppe der Tour d'AT and Tour de
Mayen, 3 V« Stunden nw. üoer Le S^pey im Ormontsthal.
Hat seinen Namen offenbar von semer von Leysin aus
ffesehen einer sitzenden Frau ähnlichen Gestalt erhalten.
Besteigung unschwierig, wegen der grösseres Interesse
bietenden oenachbarten Tour de Mayen u. Tour d'AIaber
nur selten besucht. Der W.-Hang z. T. mit Rasen bestan-
den, zu einem grossen Teil aber ein weites Karrenfeld.
FANA8 (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart,
Kreis Seewis). 907 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Ter-
rasse am rechten Seitengehänge des Prätigau und 2,5
km nö. über der Station Grüsch der Rätischen Bahn
(Landquart-Davos). Postablage. 67 Häuser, 282 reform.
Ew. deutscher Zunge. Obstbau, Alp Wirtschaft. 1291 : Affe-
nas ; 1375: Fenaus. Vom lat. faena = Wiesen, Alp-
weiden.
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FANCHINI oder ANNUNCIATA (Kt. Graubünden,
Bei. Bernina, Kreis und Gem. Puschlav). 975 m. Weiler,
am linken Ufer des J^oschiavino, 3 km
so. Puschlav. Postaolage. 16 Häuser,
70 kathol. Ew. italienischer ZunRe.
Kirchgemeinde Puschlav -Prada. Alp-
wirtschaft.
FANELLAALP (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner, Kreis Lugnez, Gem. Vals).
1830-2400 m. .Alpweide mit Gruppe von
4 Hütten, am linken Ufer des Peiler-
bachs, an den O.-Hängen des Cura-
letschhoms und Ampervreilerhorns u.
6 km 8. über Vals Platz.
FANELLAGLET80HER (Kt.
Graubünden, Bez. Glenner). Einer der
grössten Gletscher im Adulamassiv;
zwischen St. Lorenzhorn (3047 m),
Kirchalphorn (3039 m), Wengjispitze
(2839 m), Rothorn (3002 m) und Fanella-
horn (3122 m), von denen die drei erst-
genannten mit steilen Felswänden ins
Rhein waldthal abbrechen, während sie
nach N. in sanft geneigtem Hang abstei-
gen. Hier liegt der Fanellagletscher, der
wenig steil nach NO. zu dem bei Vals
Platz ins St. Peterthal ausmündenden
Peilerlhal sich senkt. Am untern Ende
fallt er über eine steile Felswand und
bietet ein schönes Beispiel eines Terrassengletschers,
lieber ihn führen drei wenig begangene Passwege : der
Fanella pas8(2840 m) nach.W. ins Kanalthal, die St. Lo-
renzlücke (2849 m) nach S. ins Obere Bheinwald und die
Kirchalplücke nach 0. nach Hinterrhein.
FANELLAHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner).
3122 m. Gipfel, eine der schönsten und höchsten Fels-
pyramiden im Adulamassiv, auf einem vom St. Lorenz-
nom nach N. ausgehenden und das Peilerthal vom
obersten Valserthal trennenden Seitenkamm. Ueber den
Fanellagletscher leicht zugänglich, ^|^ Stunden über der
Fanellapasshöhe ; trotzdem er einer der schönsten Aus-
sichtspunkte seiner Gebirgsgruppe ist, wird er wegen
seiner grossen Entfernung von den Exkursionszentren
rhein überschritten (Hinterrhein-Vals Platz 7 Stunden).
FANQ. Ortsname der deutschen Schweiz, für sich und
Fanellahorn von Osten.
nur wenig besucht. Soweit bekannt von J. J. Weilenmann
1859 zum erstenmal erstiegen.
FANELLAPA88 (Kt. Graubünden, Bez. Glenner).
2840 m. Passübergang, sw. unter dem Fanellahorn, zwi-
schen diesem und dem Rothorn. Verbindet das Legitobel,
ein kleines Seitenthal zum Kanalthal, und die Zervreiler
Alp>nit dem Fanellagletscher u. der Fanellaalp. Selten für
sich allein begangen, wird meist in Verbindung mit der
Tour Zervreila oder Vals Platz - Kirchalplücke -Hinter-
Fang von Süden.
in den Zusammensetzungen Bifang, Infang, Ifang etc. oft
vorkommend ; vom althochdeutschen fdhan •= schliessen,
einschliessen, mit einem Zaun umgeben ; entspricht den
Formen Glos, Cloud etc. der französischen Schweiz.
FANQ (Kt. Wallis, Bez. Siders, Gem. Chandolin). 1100
m, Weiler, aus drei Gruppen von Häusern und Stallen
bestehend, an den Hängen über dem rechten Ufer der
Navizance und über der Strasse Siders -Vissoye (Eifisch-
thal), 3 km n. Vissoye und 2 km sw. Chandolin. Telephon.
Zusammen 21 Häuser, 82 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vis-
so]fe. Sehr tätige Bevölkerung. St. Germanus Kapelle.
Primarschulhaus. Säge an einem vom Hang von Chando-
lin herunterkommenden Wlldbach. Um das im Wald über
Painsec geschlagene Holz in die Thalsohle hinunter trans-
portieren zu können, hat man hier 1895
ein Luflkabellgespannt.
FANQ (IM), französisch La ViLLETTE(Kt.
Freiburg, Bez. Greierz, Gem. Jaun). 951 m.
Dorf, am linken Ufer der Jaun, an der
Strasse Bulle-Jaun (Bellegarde); 3,3 km sw.
Jaun und 18,5 km so. der Station Bulle der
Linie Romont-Bulle. Telephon ; Postwagen
Bulle-Jaun. 43 Häuser, 231 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Holzhandel. An der Stelle einer
alten, 1661 erbauten Kapelle heute eine •
schöne, 1871 geweihte Kirche.
FANQI8ALP (Kt. Bern. Amtsbez. In-
terlaken. Gem. Iseltwald). 1910 m. Alpweide
mit Gruppe von 11 Hütten, zwischen dem
Fangisalpbach und Harzersbodenbach, am
NO. -Hang des Schwabhoms und 5-6 Stun-
den so. üoer Iseltwald.
FANINALP (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart, Kreis und Gem. Jenaz). Alp-
weide, mit zwei Gruppen von zusammen
etwa 50 Hütten u. Stadeln (in 1923 u. 2031
m), zwischen Cuonzatobel und Farnezabach
und am Weg über den Faninpass, 6 km sw.
über Jenaz.
FANINPA88 (Kt. Graubünden, Bez.
Plessur). 2219 m. Passüberganc^, etwa in
der Mitte der Kette des Hochwang, zwischen Kunkel und
Mattlishorn. Ein von Pagig im Schanfigg ausgehender
Fussweg führt bis zum Bücken des Kammes, wo er sich
verzweigt und weniger gut sichtbar wird.
Der eme dieser Zweite steigt nach N. zur Faninalp ab,
die zum Schanfigg gehört, trotzdem sie durch das Jenazer-
tobel zum Prätigau entwässert wird ; dieser Weg kann
aber zum Uebergang ins Prätigau nicht benutzt werden.
Der andere Arm des Fussweges führt zunächst nach 0.
74
FAN
KAR
bis zur Arfliner Furka (2251 m) und nach NO. in die
Fideriser Heuberge, um aann aU nach und nach besser
werdender Pfad nach Fideris und ins Prätigau abzustei-
gen. Es ist somit in dieser Gegend die Arfliner Furka der
einzig in Betracht kommende Uebergang vom Schanfigg
ins Prätigau. Leicht zu begehen : da aber der Weg ebenso
leicht zu verfehlen ist, kommen hier von Zeit zu Zeit Un-
fälle vor.
FANKHAU8 (HINTER, HINTER8T, MITTLER,
OBER , VORDER und VORDER8T) (Kt. Bern,
Amtsbez. Signau, Gem. Trüb). 970-910 m. 10 im Fank-
hausgraben oberhalb der Ausmündung des Hütlensrabens
zerstreut gelegene Häuser, 4 km nö. Trüb und 8 km nö.
der Station Trubschachen der Linie Bem-Luzern. 64 re-
form. Ew. Fankhaus heisst auch eine Abteilung der Ge-
meinde Trüb, mit im ganzen 106 Häusern u. 661 reform.
Ew.
FANKHAU8QRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Siffnau).
1250-792 m. Thälchpn; steigt vom Napf auf eine Länge
von 7,5 km gegen SW. ab und mündet bei Trüb in den
Hrandöschgraben aus. Sein bedeutendster Nebenarm ist
der von N. absteigende Huttengraben. Der obere Thalab-
schnitt schwach bewohnt und mit Alpweiden bestanden,
weiter unten dagegen die zahlreichen zerstreuten Höfe
von Fankhaus. Durch den Fankhausgraben führt der Weg
von Langnau auf den Napf.
FAOUQ (sprich; Fu), deutsch Pfauen (Kt.Waadt, Bez.
Gasse in Faoug.
Avenches). 450 m. Gem. und Pfarrdorf, am SO.-Ufer des
Murtensees, an der N. -Grenze des Kantons Waadt und
an der Strasse Bern-Freiburg-Lausanne ; 4,3 km nö. Aven-
ches und 4 km sw. Murten. Station der Linie Lausanne-
Paverne-Lyss. Dampfschiflstation. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde: 78 Häuser, 440 reforra. Ew. franzö-
sischer Zunge ; Dorf: 51 Häuser, «%3 Ew. Landwirtschaft.
Backsteinfabrik. Etwas Uhrenindustrie. Dorf früher Ei-
gentum des Bischofs von Lausanne, der es durch seinen
Burgvogt in Avenches verwalten Hess; blieb auch zur Zeit
der Berner Oberhoheit unter der Vogtei von Avenches
u. wurde von einem Rat von 12 Mitgliedern nach den
Bestimmungen des Gesetzbuches der Stadt Lausanne
(des sog. Plaict gönöral) verwaltet. 1802 siegreicher Kampf
der Aufständischen gegen die Truppen der damals nach
Lausanne geflüchteten helvetischen Einheitsregierung.
Heimat des Staatsmannes Henri Druey (f 1855), der an
den Ereignissen von 1845 hervorragenden Anteil -genom*'
men hatte, einer der Haupturheber der Bundesverfassung
von 1848 war, dann Mitglied des ersten schweizerischen
Bundesrates und 1850 schweizerischer Bundespräsident
wurde. Pfahlbau aus der Steinzeit, Fund eines Bronze-
dolches. Am Chätelard römische Ruinen, römische Scher-
ben und Münzen am Seeufer. Beim Bau der Strasse hat
man ein Burgundergrab aufgedeckt. 1288: Fol. Vom la-
tein. fagus = Buche.
FÄRB (Kt. Luzern, Amt und Gem. Entlebuch). 710 m.
Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer der Entlen, an
der Strasse Hasli-Entlebuch und 1 km s. der Station Ent-
lebuch der Linie Bern - Luzern. 56 kathol. Ew. Brücke
über die Entlen. Leinwandweberei und -Spinnerei. Säge.
FÄRB (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Alt St. Johann). 900 m. Gruppe von 4 Häusern, am rech-
ten Ufer der Thur, 800 m sw. Alt St. Johann und 14 km
so. der Station Ebnat- Kappe! der Toggenburgerbahn. 18
kathol. und reform. Ew. Viehzucht.
FÄRB (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Sargans). 495 m.
Weiler, an der Strasse Gams - Sargans und 1 ,1 km nw.
der Station Sargans der Linie Rorschach-Sargans-Chur.
13 Häuser, 75 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FARB8CHAOHEM (Kt. Luzern, AmtEntlebuch, Gem.
Hasli). 700 m. Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer der
Entlen, 800 m nö. Hasli und 1,2 km s. der Station Entle-
buch der Linie Bem-Luzern. 16 kathol. Ew. Ackerbau u.
Viehzucht.
FARDON (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein, Kreis
Schams, Gem. Pazen-Fardün). 1164 m. Gruppe von 9 Häu-
sern, am linken Seitengehänge des Schams und am SO.-
Hang des Piz Beverin ; 3,5 km n. Andeer. Postablage. 30
reform. Ew. romanischer Zunge. Kirchgemeinde Lohn-
Mathon. Alpwirtschaft.
FARE (LA) (Kt. Wallis, Bez. Martinach). Bedeutender
Wildbach, 10 km lang, linksseitiger Zufluss zur Rhone ;
entspringt dem in einsamem Kar in 2600 m Höhe und
am Fuss der die Bezirke Ck>nthey, Entremont und Mar-
tinach trennenden Gebirgsgruppe des Mont Gel^ (auch
Becca de la Grande Journöe geheissen) ffelegenen Lac des
Veaux, tritt zwischen Töte des Etablons
und Cr^ta de Mounaing nach NNO. in
das rasch fallende Val d'Is^rables ein,
lliesst zwischen der Foröt Verte und Fo-
r^t des Etablons in enger und tiefer
Schlucht, nimmt von rechts als einzi-
gen nennenswerten Zufluss einen Wild-
bach auf, der sich aus einer Menge von
Wasseradern aus den Fimgebieten am
Mont Gond und den Dents Rousses bil-
det, tritt wieder in ein rechts oben vom
kühn gelegenen Dorf Iserables überrag-
tes, ausserordentlich tiefes Tobel ein
und mündet mit zwei Armen oberhalb
und unterhalb der Brücke von Riddes
in 479 m in die Rhone. Weil die Fare
1 m # 4 fast stets am Boden von tiefeingeschnit-
'*^1(_M Im ^^"^" Schluchten fliesst, wird sie erst
^raSA bei ihrem Austritt auf den Schuttkegel
— B^i^W von Riddes gefährlich, wo sie nur in
langen Zwischenräumen und daher völ-
lig unvorhergesehen etwa Verheerungen
anzurichten pflegt. Solche Ausbrüche ge-
schehen dann meist infolge von irgendwo in den Schluch-
ten zeitweilig eintretenden Verstopfungen. Die Archive
von Riddes verzeichnen solche Zufälle aus den Jahren
1533 und 1790. Am 13. November 18^ arbeiteten Männer
aus Riddes beim Austritt der Fare in die Ebene an einem
Stauwehr, als plötzlich ein Warnruf ertönte. Eine mäch-
tige mit Felsbföcken, entwurzelten Bäumen und anderen
Trümmern beladene W^asser- und Schlammmasse wälzte
sich heran, vor der die Männer schleunigst die Flucht er-
greifen mussten. Häuser und drei Brücken wurden mit-
gerissen und im Ganzen ein Schaden von 100000 Franken
angerichtet.
FAREN8TÖCKUI und FARN8TÖCKU (Kt. und
Bez. Schwyz). 1655 und 1544 m. Zwei wenig bedeutende
Gipfel, in der Gegend von Ober Iber^ und der obern Ver-
zweigungen des Sihllhales hinter Emsiedeln ; der erste
nw. vom Twäriberg (2118 m), am rechten Seitengehänge
des Thaies der Stillen Waag und 7 km so. Ober Iberg,
der andere 2 km s. vom Roggenstock und 6 km s. Ober
Iberg.
FARE8 (ROC DES) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1300 m.
Felswand, oberhalb der Brücke zwischen Gryon und Ar-
veyres, n. Gryon, an der Stelle,'wo der Wildbach Gryonne
sich tief in den auf den Bajocienschichten (Unterer Dogger)
auflagernden Moränenschutt eingeschnitten hat. Wichtige
Fundstelle von Fossilien.
FARN, FARNEQQ, FARNEN, FARNEREN,
FARNERN, FARNI etc. Ortsnamen der deutschen
Schweiz, ursprünglich eine mit Farnkraut überwachsene
Stelle bezeichnend. Vergl. den Art. Fahrni.
FAR
FAR
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FARN oder FAHREN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Mörswil). 554 m. Weiler, über dem linken Ufer der
Goldach, an der neuen Strasse St. Gallen-Horschach und
%% km so. der Station Mörswil der Linie St. Gallen-Hor-
schach. Telephon. 16 Häuser, 126 kathol. Ew. Obstbau.
Stickerei.
FARNBODEN ALP (Kt. St. Gallen, Bez. Werden-
berg, Gem. Sevelen). 1388-1800 m. Alpweide mit 5 Hütten,
am NO.- Hang des Faulfirst und 5,5 km wnw. Sevelen.
Liegt zusammen mit der Malbunalp in dem Felsenzirkus,
dem der Geissbach entfliesst.
FARNBONL (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Teufen). 890 m. Gruppe von 8 Häusern, 200 m n.
der Strasse Speicher - Teufen und 1 km nö. der Station
Teufen der Strassenbahn St. Gallen-Gais. 48 reform. Ew.
Viehzucht. Weberei als Hausindustrie.
FARNBOHL oder FARNBOHLBAD (Kt. Luzem,
Amt Entlebuch, Gem. Werthenstein). 706 m. Weiler; kli-
matischer Kurort und Bad, an der Strasse Entlebuch-
Ennigen, 4 km so. Werthenstein u. 6 km sw. der Station
Malters der Linie Bern -Luzem. Telegraph, Telephon. 98
kathol. Ew. Kirchgemeinde. Malters. Landwirtschaft.
Fremdenindustrie. Schöne Aussicht.
FARNEOO (NINTER, OBER und UNTER) (Kt.
Bern, Amtsbez. und Gem. Signau). 980-840 m. 3 Gruppen
von zusammen 11 Häusern, auf den Höhen zwischen zwei
kleinen linksseitigen Zuflüssen zur Emme und 2,2 km n.
der Station Signau der Linie Bern-Luzem. 52 reform. Ew.
Landwirtschan.
FARNEN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Sennwald). 485 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Strasse
Oberriet-Gams, 2 km nno« vom Dorf Gams und 3,5 km
nw. der Station Oberriet der Linie Rorschach-Sargans-
Chur. 47 reform. Ew. Kirchgemeinde Sax. Ackerbau und
Viehzucht.
FARNEREN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen). Gem. und
Dorf. S. den Art. Farnern.
FARNEREN (OBER u. UNTER) (Kt. Bern, Amts-
bez. Signau, C^m. Rötenbach). 951 und 941 m. 3 Bauern-
höfe ; 1,9 km nö. Rötenbach und 8,5 km s. der Station
Signau der Linie Bern-Luzern. 91 reform. Ew.
FARNEREN (OBER u. UNTER) (Kt. Luzem, Amt
Willisau, Gem. Fischbach). 725 und 669 m. 4 Bauernhöfe,
900 m sw. Fischbach und 2,8 km nw. der Station Zell der
Linie Langenthai -Wolhusen. 30 kathol. Ew. Kirchgem.
Grossdietwil. Ackerbau und Viehzucht.
FARNERN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. St.
Beatenberg). 1164 m. Ca. 10 auf den Höhen zwischen Lom-
bach und Suldbach zerstreut gelegene Hütten, 3 km nö.
St Beatenberg.
FARNERN oder FARNEREN (Kt. Bern, Amtsbez.
Wangen). 800 m. Gem. und Dorf, am S.-Han^ der ersten
Jurakette in sonniger Lage, 7 km nw. der Station Wangen
der Linie Ölten - Solothurn. 37 Häuser, 274 reform. Ew.
Kirchgemeinde Oberbipp. Landwirtschaft. Käserei. Eine
1849 bis in eine Tiefe von 170 m auf den Keuper hinab
ausflefährte Bohrung auf Steinsalz ergab günstige An-
zeichen, musste aber eingestellt werden, da der Bohrer
abbrach.
FARNEZABACH (Kt. Graubunden, Bez. Unter Und-
qaart). Bach ; entspringt mit mehreren Quellarmen auf
der Famezaalp am NO.-Hang des Hochwang in 2200 m,
darchfliesst nach N. das Jenazertobel, biegt dann nach
NO. ab und mündet nach 11 km langem Lauf 1,5 km un-
terhalb Jenaz in 710 m von links in die Landquart. Nimmt
mehrere kleine Zuflüsse auf, von denen wir nennen von
rechts die Bäche des Cuonza- und Muntietobels und von
links die des Bona- und Mühletobels und den Sägenbach.
FARNITHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2200-927
in. Kleiner linksseitiger Nebenarm zum Kienthal, zwischen
den Stöcken des Gerihoms und Aermighoms. Zieht auf
eine Länge von 4 km von S.-NO. und enthält die Bachalp.
FARN8BERO (Kt. Basel Und, Bez. Sissach). 762 m.
Bewaldeter Berg in der Höhenzone zwischen den Thälem
des Buuserbachs und Wintersingerbachs und 1,5 km s.
Buus. Am ziemlich schroffen N.-Hang die Huine Farns-
burg.
FARN8BURO (Kt. Basel Land, Bez. Sissach, Gem.
Bous). 710 m. Burgruine, am N.-Hang des Famsbergs u.
1,3 km SSO. über Buus.
Die Famsburg, auch etwa Varsperg genannt, hat wohl
nicht vom Farnknut den Namen bekommen. Dagegen
spricht das s, das vielmehr auf einen Personennamen der
Wurzel far, althochdeutsch faran = fahren hinweist
(yergl. den Hof Farisberg bei Mümliswil). Die Burg ist eine
Gründung der Grafen von Thierstein, jenes mächtigen
Ministerialenceschlechtes, das seine Stammburg Alt-Thier-
stein im Frickthal hatte. Am Anfang des 12. Jahrhunderts
baute sich ein Graf Rudolf von Thierstein in deren Nähe
die Burg Alt-Homburg, so dass sich von da an die Familie
in die beiden Zweige Alt-Thierstein und Alt-Homburg
spaltete. Dieser bekleidete bis ^egen Ende des 12. Jahr-
hunderts die Reichs- oder Schirmvo^ei über die Basler
Kirche und starb um 1225 aus. Um die Mitte des 12. Jahr-
hunderts vermählte sich Graf Rudolf v. Alt-Thierstein mit
Bertha von Sogem oder Sovhi^res, einer der beiden Erb-
töchter des mächtigen Grafen Udalard von Sogem oder
Soyhieres, und erwarb sich dadurch bedeutende Besit-
zungen an der Birs. Deshalb gründete sein Sohn Rudolf
im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts bei Büsserach
die Burg Neu -Thierstein^ wo die Nachkommen in der
Folge verblieben. Gegen Ende des 13. und Anfang des 14.
Jahrhunderts muss es wieder zu einer Teilung gekom-
men sein. Rudolf von Thierstein (f 1318) erhielt Thier-
stein und Pfefßngen, die nun 200 Jahre in dieser Familie
vererbten, bis der letzte des Geschlechtes, Graf Heinrich,
am 30. November 1519 die Augen schloss, worauf Pfefßn-
gen an den Bischof von Basel und Thierstein an Solothurn
el. Der Bruder des genannten Grafen Rudolf, Graf Sig-
mund von Thierstein, erlangte die östlichen Besitzungen
des Hauses und setzte sich 1309 mit seinen Vettern wegen
der Hörigen auseinander. Doch mag die Teilung noch
keine voUständifie gewesen sein, da im ffleichen Jahre
beide Brüder bei einem Verkauf in Ormalingen als Le-
hensherren erscheinen.
Um diese Zeit muss Famsburg entstanden sein. Das
Gründungsjahr meldet keine Urkunde; doch wird 1307
von Gütern prope Vamsberg und 1310 von Buus unter
Vamsberff gesprochen. Dass darunter die Bur^ und nicht
der gleichnamige Berg gemeint sei, geht wenigstens aus
der letzten Stelle unzweifelhaft hervor. Beim grossen Erd-
beben von 1356 stürzte das Schloss ein, wurde aber in
der Folge von einem andern Grafen Sigmund nur um so
grösser wieder aufgebaut. Dieser war Landgraf im Sis-
und Buchsgau, Herr zu Farnsburg, Pfandherr zu Ölten,
Herr zu Aarburg, Bipp, Wiedlisbach, Erlisbur^, Domach
und AltrHomburg u. natte Güter bei Freiburg i./Ü. Auch
als er 1383 gestorben, waltete noch 20 Jahre lang Gräfin
Verena, (geborene von Nidau, umgeben von einer statt-
lichen Kinderzahl, auf dem Schlosse. Aber mit ihrem
Tode 1402 brach das Geschick ^äh herein. Denn ihr letzter
Sohn Otto lebte nur noch bis 1418 mit Hinterlassung
einer Tochter, Glaranna, die sich mit Hans Friedrich von
Falkenstein vermählt hatte. Dieser wurde nun Erbe. Er
ist der Vater der beiden berühmten Freiherren Thomas
und Hans von Falkenstein, über die nach seinem Hin-
schied (1429) Bern u. Solothurn die Vormundschaft über-
nahmen. Nachdem jene 1439 mündig geworden, beob-
achteten sie längere Zeit die ihnen von den beiden Städten
auferlegten Pflichten gewissenhaft, mussten aber doch 84
Tage lang eine solouiumische Besatzung in Farasburg
bergen. Da erfolgten 1444 der Ueberfall von Brugg, die
Zerstörung von Gösgen und die Belagerung von Farns-
burg. Diese wurde nach der Schlacht bei St. Jakob wieder
aufgehoben ; aber der Krieg hatte deswegen kein Ende.
Die Freiherren schlössen sich mit dem übrigen Adel
Oesterreich an und stritten sich Jahre lan^ in dem sog.
St. Jakoberkrieg mit Basel herum. Dabei töteten oder be-
raubten sie manch' unschuldigen Landbewohner der bas-
lerischen Herrschaften Homburg, Waidenburg und Lie-
stal. Als jedoch 1449 die sogenannte Breisacher Richtung
zustande gekommen , verpfändeten die beiden Brüder
Farnsburg an Oesterreich und zogen sich nach Heidburg
bei Rottweil zurück. 1453 beschuldigte der österreichische
Landvogt Wilhelm Runs auf Famsburg zwei Wächter
des geheimen Einverständnisses mit Basel und Hess sie
durch das Landgericht des Sisgaus in Rheinfelden ver-
urteilen und grausam hinrichten. Allein Thomas von Fal-
kenstein kehrte noch einmal zurück, löste die Landgraf-
schaft Sisgau und die Herrschaft Farnsburg wieder ein
76
FAR
FAR
und verkaufte sie, nachdem er auch mit Solothum unter-
handelt, 1461 der Stadt Basel. Der letzte männliche
Sprössling dieses Geschlechtes war des Thomas Enkel,
Cnrisioph von Falkenstein, Landvo^t im Breisgau, Elsass
und Sundgau, der in Ebringen bei Preiburg i. B., dem
Sitze seiner neuen Herrschaft, nach dem Bauernkrieg
von 1525 begraben wurde.
Am Schloss Farnsburg nun Hessen sich drei Teile unter-
scheiden, der obere und untere Schlosshof mit den dazu
gehörenden Gebäulichkeiten und das Zielempenhaus. Die-
ses befand sich hoch über dem Üorfe Buus und bildete
den nördlichen Abschluss des untern Schlosshofes. Es
war ein Sesshaus der Edeln gleichen Namens, die zuerst
1255 als Vasallen der Grafen von Thierstein erscheinen.
Das Haus blieb, und die Besitzer wahrten sich das Hecht
der freien Ein- und Ausfahrt. Noch 1462 hatte deswegen
die Stadt Basel einen Streit mit dem Erben der Zielempen,
Ludwig Zehehder von Aarau, auszufechten. Das Haus
hatte eine besondere Abschlussmauer, die erst 1782 abge-
tragen wurde, als es sich um eine beträchtliche Repara-
tur handelte. «
Der Eingang zum Schlosse war dem Zielempenhaus ge*
geniiber auf der S. -Seite des Berges. Wenn man den
Die Farnsbarg in ihrem einstigen Zustande.
steilen Burgweg herangekommen war, gelangte man über
eine Zugbrücke in einen kleinen Vorhof und dann über
eine zweite in den untern Schlosshof. Da war das Wacht-
haus. wo zwei Mann von Gelterkinden Ta^ und Nacht die
Wacne zu besorgen hatten, ohne einen Bissen Brot oder
einen Trunk Wein beanspruchen zu dürfen. Erst am 3.
.Tanuar 1798 wurde der Gemeinde die Tagwache erlassen,
die fortan ein Harschier (Polizeimann) übernahm. Im un-
iern Schlosshof, der gegen 0. durch eine Mauer mit zwei
Türmen abgeschlossen war, befanden sich ausserdem
noch die Stallungen, das Hühnerhaus, ein Schopf, wo
Baumaterial, Balken, Ziegel, Backsteine und Kalk aufbe-
wahrt wurden, und der grosse Schlossbrunnen. Er war in
den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts ganz unbrauchbar
geworden, weil er mit Steinen, Holz, Schlamm und un-
sauberem Wasser gefüllt war; ebenso war auf die 60 Fuss
lange Kette kein Verlass mehr. Doch damals unterblieb
die Reparatur wegen der grossen Kosten. Sie erfolgte erst
1786; allein die angebrachte Seilmaschine funktionierte
nicht recht. Unter diesen Umständen war man über einen
zweiten, den sogen. Kalkbrunnen, froh, trotzdem er etwas
entfernter war.
In dem untern Schlosshof fiel der Blick vor allem auf
den gewaltigen blauen Turm, der wie alle andern einen
Spitznut trug. War man da eingetreten, so stieg man auf
einer Treppe von mehr als 100 Stufen zum obern oder
innern Schlosshof hinauf. Hier erhoben sich gegen S. u.
W. die Hauptgebäude, die Wohn- und Arbeitszimmer des
Landvogtes und Schlossschreibers, die Schlosskapelle, die
Vorratsräume und Gefängnisse. Zur Sicherheit wurde
1783 ein Blitzableiter angebracht. Von den Zinnen der
s. und ö. Umfassungsmauern oder aus den Scharten des
blaues Turmes wurden in Zeiten grosser Gefahr die nöti-
gen Zeichen gegeben. Ein Schuss bedeutete Warnung,
zwei Feuers- u. drei Kriegsgefahr. Ausser dem wurde
etwa ein weisses Tuch oder eine Hettungsscheibe ver-
wendet.
Zum Schloss gehörten ausser zwei Schlossgärten nicht
weniger als 52 .lucharten Acker- und Mattland und aas-
Sedehnte Weiden, die obere und hintere Schlossweid, so
ass 21 Stück Vieh gesommert und gewintert werden
konnten. Die Bauern von Hemmiken waren verpflichtet,
die Matten zu heuen und zu emden, und diejenigen von
Buus, das Holz ins Schloss zu fähren. Ebenso mussten
alle umliegenden Gemeinden oder das ganze Amt die
Wege verbessern. Der grösste Teil der Landereien wurde
mit dem Sennhaus verpachtet, in dem zeitweise eine
Stuterei oder eine Wirtschaft eingerichtet war.
Das Amt Farnsburf^, das seit 1461 zu Basel gehörte,
umfasste nicht nur die Gebiete, welche unmittelbar von
Thomas von Falkenstein erworben wurden, sondern auch
andere, welche die Stadt erst nachher erkaufte, aber die
einen Bestandteil der Landgrafschaft Sis^au bildeten.
Diese reichte nach einer Urkunde von 1363 im 0. an den
Violenbach ; von hier zog sich die Grenze nach der Ergolz
bei Rotenfluh und der Schafmatt, darauf dem Jurakamm
entlang bis nach Nunningen, von da nach Zwingen an die
Birs, alsdann die Birs hinab und rheinaufwärts nis Äugst.
In der Folge wurden nicht nur die drei baslerischen
Vogteien Homburg, Waidenburg u. Liestal, sondern auch
das Gempenplates^i losgelöst, und die land vögtlichen
Rechte sanken zu einem Schatten herunter, der « Male-
fiz, Hagens und Jagens b, d. h. dem Blutbann und der
Jagd- und Forstpolizei. Immerhin wurdeü nun alle Ter-
ritorien, wo die Freiherren von Falkenstein diese Hoheit
noch ausgeübt hatten, zur Landvogtei Farnsburg ver-
einigt. Es waren das folgende 28 Dörfer : Buus, Maisprach,
Wintersinffen, Nusshof, Hersberg; Gelterkinden, Ricken-
bach, Tecknau; Ormalingen, Hemmikpn, VVenslingen;
Kilchberg, Rünenberg, Zeglingen, Diepflingen ; Oltingen,
Anwii; Rothenfluh; Eptingen, Diegten,Tenniken; Sissach,
Zunzgen, Itingen, Bockten; Arisdorf, Äugst, Olsberg. Fer-
ner wurde dazu noch das solothurnische Dorf Wisen ge-
rechnet, über das Basel die hohe Herrlichkeit besass.
Heute bildet die ganze ehemalige Landvogtei Farnsburg
ausser Arisdorf, Äugst und Hersberg nebst 7 Dörfern im
Homburgerthal den basellandschafilichen Bezirk Sissach.
Das Amt Famsburg wurde mehr als 300 Jahre durch
Landvögte regiert. Ihre Verwaltung steht im allgemeinen
beim Volke in schlimmem Andenken. Der bekannteste ist
der letzte, Hans Franz Hagen bach (1794-1798), unter dem
die Revolution ausbrach. Schon am 8. Januar 1798 kamen
60 Arisdörfer, Nusshöfer und Hersberger, um ihre alten
Freiheitsbücher zu holen, und spät am Abend stellten sich
auch noch Rickenbacher ein. Darauf herrschte wieder
Ruhe. Aber am 18. Januar räumte man das Schloss und
brachte das Hausgerät nach Ormalingen und das Archiv
nach Gelterkinden. Den Landvogt trug ein Bauer in einem
Tragkorb nach Ormalingen hinunter; darauf wurde das
Schloss am 21. Januar, einem Sonntag, wohl auf Befehl
der Patriotenpartei von Basel, verbrannt. Quellen: Ver-
schiedene Schriften Martin Birmanns. Das Urkundenbuch
von Baselland ; Baaler Jahrbuch^ etc. [Dr. L. Frbivoobl.]
FARNSTÖCKLI (Kt. und Bez. Schwyz). Gipfel. S.
den Art. Farenstöckli.
FARNTHAL (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). 540-405
m. Kleines fruchtbares Tnal, am NO.- Fuss des Horns ;
zieht sich auf eine Länge von 2 km von NW.-SO. Sein
Bach mündet bei Wittnau in den Altbach.
FARRERA (Kt. Graubünden, Bez. Albula). Gem. und
Dorf. S. den Art. Schmitten.
FARVAGE8 (LE8) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz,Gen[i.
Hauteville). 742 m. Gruppe von 9 Häusern, 800 m ö. Hau-
teville u. 8,5 km nö. der Station Bulle der Linie Romont-
Bulle. 51 kathol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft.
FARVAGNY LE GRAND, deutsch GROSS Faveh-
FAR
FAÜ
77
NACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane). 693 m. Gem. und Dorf,
am N.-Fuss des Mont Giblcux, am linken Ufer der Lon-
givue und 8 km so. der Station Qoltens der Linie Bern-
Freiburg - Lausanne. Postbureau, Telepaph. Telephon;
Postwagen Le Bry-Villaz-St. Pierre und Freiburg -Bulle.
Gemeinde, mit La Poya : 71 Häuser, 433 kathol. Ew. ;
Dorf: 25 Häuser, 186 Ew. Bildet mit Farvagny le Petit,
Grenilles und Posat zusammen eine gemeinsame Kirchge-
meinde. Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreide- und
Kartoffelbau. Strohflechterei. Sparkasse. Grosse moderne
Kirche zu St. Vincent, in gotischem Stil gehalten ; an
Stelle einer sehr alten Kirche mit einem aus Tuffstein er-
bauten Turm stehend. In Monban eine Kapelle aus 17-27.
Im 12. Jahrhundert Favarniacum. Zuerst zur Herrschaft
Pont ([ehörend, dann 1482 von Freiburg angekauft. Bis
1798 Sitz eines Landvogtes und vor 1847 Bezirkshauptort.
FARVAGNY LE PETIT, deutsch Ki.ElN Fävernach
(Kt. Freiburg, Bez. Saane). 703 m. Gem. und Dorf, am
rechten Ufer der Longivue, 1 km nö. Farvagny le Grand
u. 9 km so. der Station Cottens der Linie Bern-Freiburff-
Lausanne. 27 Häuser, 167 kathol. Ew. Kirchffemeinae
Farvagny le Grand. Viehzucht und Milchwirtschaft, Ge-
treide- und Kartoffelbau. Kapelle zu St. Claude. Römi-
sche Ruinen.
FARZIN (FOR^T DE) (Kt. Waadt, Bez. Payerne,
Gem. Villars-Bramard). 740-800 m. Wald, nö. Villars-
Bramard, Abteilung eines grossen, von der Kantonsgrenze
WaadtrFreiburg durchschnittenen Waldgebieles. Durch
die Foröt de Farzin führt die Strasse Romont - Payerne.
Staatseigentum. Zahlreiche kleine, noch nicht erforschte
Tumuli.
FA8CHALBA (PIZ), auf vielen Karten Piz Fat-
scbalb, deutsch Grenzeckkopf oder Grenzeggkopf ^eheis-
aen (Kt. Graubunden, Bez. Inn). Gipfel, im Silvretta
Massiv, hinter dem obem Val Tasna und zwischen Fut-
schölpass und Fuorcla Tasn«. Wird durch seine mächtigen
Nachbarn Fluchthom, Piz Tasna und Augstenberg stark
beeinträchtigt, so dass er trotz leichter Zugänglichkeit
doch nur selten bestiegen wird. Die bisher der Wasser-
scheide zwischen Inn und Trisanna folgende Landesgrenze
gegen Gestenreich biegt hier plötzlich nach N. gegen das
Fluchthom zu aus und weist damit den obern Abschnitt
des Val Fenga oder Fimberthales der Schweiz zu. Fa-
schalba = weisses Antlitz.
FA8CHNEIDA (Kt. Graubänden, Bez. Ober Land-
quart, Gem. Luzein). Irrtümliche Schreibweise der Sieg-
friedkarte für Gaschneidä. S. diesen Art.
FA80N8 (ALP) (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart, Gem. Seewis). 1700-2200 m. Alpweide mit zerstreut
gelegenen Hütten, am S.-Hang des Alp-
steins, zwischen Valpeidabach und Val-
serbach, 8 km nnö. über Seewis.
FATRE DE880U8 u. DE88U8
(LE) (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut,
Gem. Comol). 476 und 492 m. Zwei
Meierhöfe, in fruchtbarer und gut an-
gebauter Gegend, halbwegs zwischen
Comol und Mi^court, 3 km so. der Sta-
tion Alle der Linie Pruntrut - Bonfol u.
1,5 km n. Comol. Le Fätre Dessous
früher La Courtine geheissen. Hier soll
einst ein Ordenshaus der Tempelritter
gestanden haben.
FAT8CHEL(Kt. Graubünden, Bez.
Plessur, Kreis Schanfigg, Gem. St. Pe-
ter). 1552 m. Gruppe von etwa 40 Hät-
ten und Ställen, am Lochbächli, am
SO.-Hang des Hochwang und 1 km nö.
über St. Peter.
FAULBERG (Kt. Wallis, Bez. Ost
Raron). 3244 m. Gipfel, w. Vorberff des
Kamm, in der Gruppe der Walliser
Fiescherhömer. Steigt mit hohen Fels-
wänden ö. über der Konkordiahütte des
S. A. C. und dem kleinen Hotel Kon
kordia (am Rand des Grossen Aletsch-
gletschers) auf. Die selten unternom-
mene Besteigung erfordert von der Kon kordiah ütte aus
2 Stunden. An seinem S.-Fuss in etwa 2800 m eine
Höhle und seit 1865 auch eine vom Gastwirt Wellig
im Hotel Eggishom erbaute Hütte, die den damals noch
seltenen Besuchern der Hochgebirge um die Aletsch-
gletscher vor der Erstellung der Konkordiahütte des S. A.
C. (1876) als Unterkunft diente. In der ersten Hälfte des
18. Jahrnunderts nur von Jägern benutzt, wurde die Höhle
1856 von Ort und Lightfoot bei der achten Besteigung der
Jungfrau und 1857 von Hardy, Matthews u. a. bei der Be-
steigung des Finsteraarhoms besucht. Vergl. die Art. CoN-
cordiahOtte und Concordiaplatz.
FAULEGG (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2459 m.
Wenig hervortretender Gipfel, etwas ö. vor der vom Sau-
renstock nach N. abzweigenden und zum Spitzmeilen u.
Mageren ziehenden kleinen Kette. Mit ihr durch einen
Kamm verbunden, der sich über den Walenkamm noch
weiter nach 0. fortsetzt und die N.-Wand des Weiss-
tannenthals bildet. Sehr schön ist hier, im Gebiet des N.-
Flügels der Glarner Doppelfalte, die Auflagerung von Ver-
rucano und Rötidolomit auf eocänen Schiefern zu beob-
achten.
FAULEN (Kt. Glarus). 2415 m. Gipfel, im Zentrum
der Gruppe des Mürtschenstocks stehend, zwischen dem
Stock (23Ö2 m) im N. und Rüchen (2442 m) im S. und
unmittelbar ö. über dem Spanneggsee. Vergl. den Art.
M Ortschenstock.
FAULEN (Kt. Glarus und St. Gallen). 2491 m. Gipfel,
in der vom Saurenstock nach N. abzweigenden .Grenz-
kette zwischen den Kantonen Glarus und St. Gallen. 2 km
weiter s. führt der Riese tenpass von San^ns und Mels
durch das Weisstannenthal hinüber ins Krauchthal und
nach Elm. N. -Flügel der Glarner Doppelfalle mit auf eocä-
nen Schiefem aullagerndem Verrucano und Rötidolomit.
Heisst auch Weissgandstöckli.
FAULEN (Kt. Schwyz und Uri). 2058 m. Kleiner Gip-
fel, in dem kurzen, vom Uri Rotstock nach N. abgehenden
Kamm, der die beiden ohern Verzweigungen des Isen-
thales, das Grossthal und Kleinthal, von einander trennt.
FAULEN (Kt. Uri). 2494 m. Gipfel, n. über dem Schä-
chenthal und 1,5 km nw. vom beKnnnten und oft began-
genen Passübergang des Kinzig Kulm , Nachbar des
Rossstocks und Kaiserstocks, 7 km sw. über dem Dorf
Muotathal.
FAULEN (BÖSER und OUTER) auch GRIE8ET
geheissen (Kt. Glarus und Schwyz). 2804 u. 2724 m. Zwei
Gipfel, im SW.-Abschnitt des Glärnischstockes, über der
Karrenalp und in dem vom Rächistock nach SW. abge-
henden Felskamm. Sehr schöne Aussicht. Die Resteigung
des 7 km w. über Luchsingen stehenden Rosen Faulen
ist schwierig und wird nicht häufig unternommen, sie er-
fordert von Linthal aus über Rraunwald 8 Stunden ; der
Böser Faulen von Nordnordosten.
Gute Faulen oder auch Faulen kurzweg wird dagegen
recht häufig besucht, von Linthal bis Rraunwald 1 *^, von
da auf den Gipfel 4 Stunden. Prachtvolles nach N. über-
78
FAU
FAU
liegendes Dogger- und Malmgewölbe, dessen lehrreicher
Bau an den Felswänden des 0.- und W.-Hanges genau
studiert werden kann.
FAULEN (HÖH) (Kt. Üri). 2518 m.
Hauptgipfel der breiten Gebirgsgruppe
nw. der VVindgällen, von diesen durch
die Scharte des Seeweligrates (2260 m)
getrennt. Uebrige Grenzen das Reuss-
thal von Silenen bis Bürglen, das Schä-
chenthal bis Unterschächen und das
Schächenthaler Brunnithal. Neben dem
Höh Faulen stehen in dieser Gruppe
Beimeten und Schwarzgrat im W., Fun-
derstock im S., Sittliser und Blinzi im
Nu. Seiner sehr schönen Aussicht we-
gen verdiente der Höh Faulen häufige-
ren Besuch ; Besteigung von Amstag aus
über Silenen und das Evithal in 5 Stun-
den. Besteht aus eocanen Gesteinen und
Alpenkalk (Malm).
FAULENaACH (Kt. Uri). Bach
des Erstfelderthales ; entsteht aus den
Schmelz wassern des am O.-Hang des
Grossen Spannort hängenden Glatten-
fims, die sich in 1600 m zum Faulen-
bach vereinigen, bildet eine Reihe von
schönen Fällen, fliesst 500 m w. Erstfeld
durch die Faulenbachschlucht und mun-
det nach 6,5 km langem Lauf in der
Richtung WSW. -ONO. bei Erstfeld in 470 m von links in
die Reuss.
FAULENBERG (Kt. Bern und Unterwaiden). 2368 m.
Wenig beachteter Gipfel, zwischen den oft besuchten
Hohenstollen (2484 m) und Glockhaus (2536 m), in der w.
über der Melchseealp sich erhebenden Grenzkette zwi-
schen Bern und Unterwaiden, 6 km nö. über Meirinffen.
FAULENBERG (Kt. Graubünden, Bez. Plessur). 2578
m. Gipfel, in der Kette des Stätzerhorns, 1 km n. von
diesem Gipfel ; wenig bekannt und besucht.
FAULENGLET8CHER (Kt. Bern, Amtsbez. Fru-
ticen). 3300-2610 m. Kleiner Gletscher, am W.-Hang des
Kleinen Doldenhoms: sendet seine Schmelzwasser ins
Gasternthai und zur Kander. Auf der Siegfriedkarte un-
benannt.
FAULEN8EE (Kt. Bern, AmUbez. Nieder Simmen-
thal, Gem. Spiez). 587 m. Dorf, am linken Ufer des Thu-
nersees, an der Strasse Thun-Interlaken und 2 km so. der
Station Spiez der Linie Thun-Interlaken. Telephon. 110
Häuser, 6ÜQ reform. Ew. Landwirtschaft. Fremdenindu-
strie. Am O.-Fuss der Burgfluh schön gelegen, reich ent-
faltete Vegetation. -Vor der Reformation berühmter Wall-
fahrtsort ; die Ruine der einstigen Wallfahrtskapelle St.
Kolumban ist 1892 völlig abgetragen worden. Benannt
nach einem heute versumpften kleinen See (auch Nagelsee
Tschingei
menthal, Gem. Spiez). 690 m. Grosses Bad und klima-
tischer Kurort, 3 km so. über der Station Spiez der Linie
FaoIeDsea.
Thun-Interlaken und mit ihr durch eine Strasse ver-
bunden. Telejjraph, Telephon ; Postwagen Spiez-Aeschi.
Gipshaltige Mineralquelle. Schöne Aussicht.
FAULEN8EELI (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 614
m. Kleiner See, auf einer Felsterrasse über dem rechten
Ufer des Brienzersees, 600 m ö. Goldswil und auch Golds-
wilerseeli geheissen. Ohne oberflächlichen Abfluss. Be-
merkenswert durch seinen Reichtum an Fischen, Krebsen
und Süss Wassermuscheln. S. und w. vom See zwei z. T.
bewaldete Höhen, auf deren letztgenannter die Ruine der
alten Kirche Goldswil steht. Malerische Landschaft, schöne
Aussicht auf Brienzersee und Faulhornkette.
FAULENSTOCK (Kt. Glarus u. St. Gallen). 2418 m.
Gipfel, in der n. vom Saurenstock abzweigenaen Kette,
Nachbar des Faulen (2491 m) und n. vom Riesetenpass
(2188 m). Fällt nach w. zur Stafelruns und zum Krauch-
thal in schrofien Felswänden ab.
FAULER QONZEN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
Felsgruppe. S. den Art. Gonzen.
FAULFIR8T (QR088 u. KLEIN) (Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans und Werdenberg). 2385 und 2368 m. Zwei
bedeutende Gipfel, in der vom Gonzen bei Sargans zu den
Chui^firsten ziehenden Kette des Alvier; schöne schlanke
Felstürme mit hohen und, besonders auf der Seite gegen
das Seezthal, terrassierten Felswänden. Von einander ge-
SchmBf^hom
J7as
Briemerses
Mtiet-esspiegel.
Goologiaches Querprofil durch die Faulhorogruppe.
i^,AHiitqer' sc.
Ef. Flysc-h (Eocän); N. Neocom (Htulerivien); Be. Berrias schichten (Valtngien); M. Malm; D. Dogger; Z. Dogger. Lias, Trias
u. Perm; Gn. Gneise des Aarmassivs.
geheissen] über dem Dorf, dessen Abfluss, der Faulen-
bach, in den Thunersee mündet.
FAULENSEEBAD (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
trennt durch die Faulfirstlücke. Weniger grossartig als
der benachbarte Gamsberg und weniger besucht als der
Alvier selbst.
FAU
FAU
79
FAUI.FIR8TL0CKE (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans u.
Werdenberg). 2309 m. Passübergang, zwischen Gross und
Klein Faulfirst; verbindet die Malunalp mit der Altsassalp.
FAUI.HORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2683 m.
Gipfel, in der nach ihm benannten Gebirgsgruppe zwi-
schen Brienzersee einerseits, Grindelwald una Grosser
Scheidegg andererseits, ein schon seit vielen Jahren oft
besuchter Aussichtspunkt. Wird gewöhnlich von Grindel-
wald aus über das Wirtshaus W^aldspitz auf einem guten
Maultierpfad in 4Vt Stunden bestiei^en, kann aber auch
auf gutem Weg von der Schynigen Platte aus in 3 Vi» vom
Hotel auf der Grossen Scheidegg aus über die schönen
Rasenflächen der Grindelalp in 4 oder endlich vom Giess-
bach aus über den Hagelsee in 6 Stunden erreicht wei^
den. Etwas s. unter dem Gipfel in 2672 m ein kleiner
Gasthof. Prachtvolle Aussicht, deren Glanzpunkt das wun-
derbare Hochgebirgs- u. Gletschergebiet zwischen Wetter-
liom und Blümlisalp bildet. Erste bekannte Besteigung
die des Pfarrers Kuhn aus Grindelwald, der sie 1787 im
Magazin für die Naturkunde Helveliens beschrieben hat.
Das erste Panorama von Oberst Weiss aus Strassburg
FAULHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2725 m. Gipfel,
in der Gruppe des Bettlihorns; zwischen Rhone-, Ganter-
und Binnenthal, über der Alpweide Im Staffel und für
Kleinvieh zugänglich. Besteht aus jurassischen Gesteinen.
FAULHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2554 und
2525 m. Rasenbestandener Kamm, in der das Binnenthal
vom Rappenthal scheidenden Kette, zwischen Eggerhorn
und Schweifengrat. Schöner Aussichtspunkt, 3 Stunden
nö. über Binn. Meist wird ihm aber von den Touristen
das benachbarte Eggerhorn vorgezogen.
FAULHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2872 m. Gip-
fel, in der Gruppe des Blindenhorns, auf dem Kamm
zwischen Griesgletscher und Langthal, nw. vom Gries-
pass. Am SW.-Hanff ein Teil des Ritzgletschers und am
SO.-Fuss der ganz Kleine Sulzfirn.
FAULHORNGRUPPE (Kt. Bern, Amtsbez. Interla-
ken und Ober Hasle). Hochgebirusgruppe und Kette der
n. Kalkalpenzone, Unterabteilung der n. Hälfte der mäch-
tigen Finsteraarhorngruppe ; benannt nach dem Bergstock
des Faulhorns und begrenzt vom Brienzersee, Aarethal,
dem Thal der Weissen Lütschine und der Grossen Scheid-
Flnggcnberg
46r
^Weffhom
Wcäerhöm
1:160000
¥Jf(bf*g^,
Faulhorngruppa im Berner Oberland.
aufgenommen und 1811 veröffentlicht; ihm folgte Stähli
mit seinem Panorama, das der von Jos. Rud. Wyss 1816
und 1817 publizierten Reise in das Bemer Oberland bei-
gegeben ist ; zwischen 1816 und 1832 erschien in Bern das
von Weibel aufgenommene Panorama und 1832 liess J. J.
Schweizer seine Broschüre Das Faulhom im. Grindel-
wald mit einem neuen Panorama von Franz Schmid er-
scheinen. Ein erstes Haus, dem man etwas kühn den
Namen eines Hotels beilegte, liess S. Blatter auf dem
Faulhorn 1822/23 erbauen. 1832 entstand das noch heute
stehende Gasthaus auf Kosten seines Besitzers, was damals
als ein für einen Privatmann ganz ausserordentliches Un-
ternehmen im Hochgebirge ealt. Schon 1831 bestieg man
das Faulhorn zu Pferd über aie Bachalp, u. am 23. Januar
1832, also mitten im Winter, erhielt es den Besuch des
Solothumer Naturforschers Hugi und des Pfarrers Müller
aus Grindel wald.
FAULHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig und Ost Raron).
%75 m. Gipfel, im Kamm zwischen Nanz- oder Gamser-
thal und dem Thal der Saltine (Simplonstrasse) ; sein nö
Vorberg heisst Glishorn und sein S.-Grat Schönbühi.
Leicht zugänglich, aber selten besucht. Resteht aus juras-
sischen Gesteinen.
egg. Es ist aber nicht das Faulhorn (2683 m) der höchste
Punkt der Gruppe, sondern das Schwarzhorn (2930 m),
das sich in dem der Felswand des Wetterhorns parallel
ziehenden und von ihr durch die Grosse Scheidegg ge-
trennten Kamm erhebt.
Die Faulhorngruppe bildet das Verbindungsglied zwi-
schen den Kalkalpen des Kienthaies und denen Unter-
waldens. Sie besteht aus den Schichten des Dogger, der
Ozfordschiefer, des Malm (Hochgebirgskalkes) und des
Berrias (unteres Valangien). Alle diese Schichten liegen
mehrfach übereinander und bilden eine Reihe von liegen-
den Falten, die denen der Kreidekette des Brienzerrot-
homs am gegenüberliegenden Ufer des Brienzersees ent-
sprechen. Es folfft aus aen nö. Brienz und Meiringen und
sw. des Thaies der Lütschine besonders deutlich sicht-
baren Lagerungsverhältnissen, dass die Juraschichten der
Faulhorngruppe nichts anderes sind als die Faltenkerne
der Kreidefalten der Kette des Brienzerrothorns und dass
das Ganze zusammen nur eine einzige grosse (durch un-
tergeordnete kleine Falten biegungen weiter gegliederte)
liegende Falte bildet, die auf das Tertiär (Flysch u. Num-
mulitenkalk) aufgeschoben ist. Ein schmales Band ter-
tiärer Gesteine steht noch auf der Grossen Scheidegg am
80
FAU
FAU
Fuss des Eiger und Wetterhoms an. Faulhorn (26S3 m),
Rötihorn (2759 m), Schwarzhorn (2930 m) und Wildgerst
Faulhorn (im Berner Oberland) von Osten.
(2892 m) liegen in der gegen die Grosse Scheidegg zu all-
mählig fallenden Doggerzone, der weiter gegen NO. auch
noch die Schöniwan gshörner (2448 m) und das Tschingel-
hörn (2324 m) angehören.
Der NW.-Hang der Kette fallt in einer Reihe von durch
die Malmfalten bedingten Stufen ab, zwischen denen in
den durch Falten Verwerfungen gestörten Gewölbekernen
die Oxfordschiefer und in den Muldenkernen die Schich-
ten des Derrias zu Tage anstehen. Die schieferige Be-
schaffenheit dieser leicht verwitterbaren Gesteinsschichten
lässt eine Reihe von Terrassen flächen entstehen, die durch
die Felswände des festen Malm von einander getrennt sind.
Lägisthai und Giessbachthal sind in Ozfordgewölbe ein-
geschnittene Längsthäler, während die Giessbachschlucht
von Oberberg (am Fuss des Schwarzhoms) an die ver-
schiedenen Fallenbiegunßen des Jura alle
quer durchschneidet. Vergl. den Art.
Schwarzhorn.
Flora. In botanischer Beziehung ist die
Gruppe des Faulhoms und besonders das
Faulhorn selbst ein ausserordentlich rei-
ches Gebiet. Wir geben im Folgenden nach
Oswald Heers Abhandlung Ueber die ni-
vale Flora der Schweiz das Verzeichnis der
von verschiedenen Botanikern am Faulhorn
zwischen ca. 2600 und 2683 m (Spitze) fest-
gestellten Arten. Von echten Grasern und
Cypergrasgewächsen finden sich Agrostis
rupestris und A. alpina; Avena versicolor
und A. subspicata; Poa alpina v. vivipara,
P, brevifolia, P. laxa und P. annua; Ses-
leria coerulea; Festuca putnila, F, ovina
V. violacea und F. Halleri ; Phleutn alpi-
num; sechs Secgenarten : Carex nigra^
C. foetida, C. lagopina, C. curvula^ C.
sempervirens u. C. rupeslris. — Andere
Monokotylen : Elyna scirpina ; Luzula
spicata und L. spadicea ; Juncus Jac-
quinii und Lloydta sef^otina. — Apetale
Dikotylen : zwei Weiden, die Kraut-Weide
{Salix herbacea) und Netz -Weide (Sa-
lix retusa); dann Polygonum viviparuniy
Schneeampfer [Rumex nivalis) und Oxyria
digyna. — Compositen : Homogyne alpina,
Alpenaster [Aster alpinus), Enperon uni-
florus und E. alpinus; Gnaphalium supinxiw, Artemisia
spicata, Achilleaatrata; Chrysanthemum alpinumu. Ch.
leucantheniuni v. montanum ; Aronicuni scorpioides,
Cirsiuni spinosissimum, Tarax<icum. offidnale, Leonto-
don hispidus u. Crepis aurea. — Andere gamopetale Diko-
tylen : Scabiosa lucida, Planlago monUtna
und P, alpina, Phyleutna hemisphaericuni,
Campanula pusilla und C. Scheuchzeri,
Azaiea procumbens ^ Thymus serpyllum,
Myosotis alpestris, Galium anisophyllurti
und G. helveticum. — Primulaceen : fünf
Arten von Mannsschild Androsace obttisi-
folia, A, chamaejasme, A. glacialis, A. pur-
bescens und A. fielvetica; das kleine Alpen-
glöckchen {Soldanella pusilla) und die
zwei Schlüsselblumen Primula farinosa
und P. viscosa. — Scrophulariaceen : fünf
Arten des Ehrenpreis Veronica alpina, V.
fruticans, V, bellidwideSy V. aphylla und
V. serpyllifolia ; dann Linaria alpina,
Euphrasia minima^ Pedicularis versicolor
und P, verticillata, — Am reichsten ver-
treten sind Enziane und Steinbreche :
Gentiana campestris, G. gkicialis, G.
vernQy G. brachyphylla, G. bavarica, G.
nivalis, G. vulgaris und G. eoccisa; Saxi-
fraga aizoon^ S. oppositifolia, S. aspera
V. bryoides, S, slellariSf S. muscoides, S.
exarata, S, Seguieri und S. androsacea,
— Ferner etwa ein Dutzend Rosaceen :
Potentilla aurea, P. alpestris, P. gran-
diflora und P. frigida ; Sibbaldia pro-
cumbens, Dryas octopetala, Geum reptans
u. G. montanum ; Alchimilla pubescens,
A. glaberrima, A. pentaphyllea a. A. al~
pina. — Cruciferen: Arabis alpina, Caraamine alpina ;
Draba aizoides und D. Wahlenbergii ; Thlaspi rotundi-
folium, Capsella bursa pastoris, Hutchinsia alpina.
— Caryophyllaceen : Alstne vema und A, sedoides,
Moehringia ciliata, ArenaHa ciliata u. A. biflora, Slel-
laria cerastioides, Cerastium an^ense v. strictum und
C. latifolium, Sagina Linnaei, Silenevenosa u. S. aectu-
lis. — Leguminosen : Trifolium caespitosum, T. badum
u. T. pratense; Phaca astragalina, Oxylropis lappo-
nica u. 0. campestris, Hedysarum obscurum. — Aus
verschiedenen Familien: Ranunculus alpestris, R. gla-
Cialis u. R. montanus; Aconitum napellus, Helianthe-
mum alpestre^ Viola calcarata, Seaum atratum, und
S. alpestre, Epilobium origanifolium, Liguslicum mu-
tellina, Gaya simplex u. Carum carvi (der gemeine
Faulhorn u. Siraelihorn von Norden.
Kümmel). Es ist wahrscheinlich, dass mit den neuen
Wegbauten und dem stets anwachsenden Strom der Be-
sucher noch verschiedene andere, von 0. Heer nicht
FAU
FAV
8i
genannte Arten der Ebene ihren Weg auf das Faulhom
gefunden haben.
Dieser einzig in der Gipfelregion vorkommenden Zahl
von mehr als 130 Arten gesellen sich noch eine Anzahl von
anderen bei, die auf und aH den Kämmen^ den felsigen
Hängen und um den kleinen Sägisthalsee herum sich fin-
den. Wir nennen davon blos die interessantesten der der
alpinen Zone angehörenden Typen: Anemone vemalis;
Arabis pumila, Ä. bellidifolia und A. coerulea; Cardor-
mine resedifolia ; Draba aizoides^ D. tomentosa und D.
carinthiaea ; Silene rupestrisy Rhamnus puniila, Trifo-
lium alpinum, Phaca frigida und Ph. australis, Sem-
pervivum Doellianum, Siaxifraga mutala und S. aspera,
Astrantia minor; die Compositen Edelweiss [Leontopo-
dium alpinum), Arlemina mutellinn, Amica montana,
Senecio aurantiacuSj Saussurea alpina, Hypochoeris uni-
flora, Crepis grandiflora u. C. montana, Sayeria hyoseri-
difolia ; mehrere Habichtskräuter, wie Hieracium auran-
tiacum, H. alpinum^ H. glacialCf H. piliferum u. a. Be-
merkenswert sind ferner noch das Rfiododendron inter-
medium, ein Badtard von Rh. ferinigineum mit Rh.
hirsutum ; Cerinthe alpina, Erinus alpinus, Tozzia alpina,
Pedicularis tuberosa, Primula inlegrifolia, Rumex scu-
tatus und R. arifolius, Empetrum nigrum,, Scheuchzeria
palustris, Triglochin palustris, Potamogeton pectinatus
(Sägisthalsee), die zwei ziemlich seltenen Orchideen Co-
rallorhiza innata und Malaxis monophylla, Allium
Victoriaiis, ferner eine Reihe von Se^genarten, wie
Carex microstyla, C. canescens, C. aterrima, C, atrata,
C. sparsiflora, ' C. capillaris, C. frigida, C. firma, und
endlich noch einige Gramineen, wie Poa minor, P. nemo-
ralis und P. Chaixii^ Festuca Scheuchzeri,
Die so schon bedeutende Liste könnte mit Leichtigkeit
noch vermehrt werden. Der grosse Florenreichtum der
Faalhorngruppe erklärt sich zum Teil aus ihrer ab-
wechslungsvollen topographischen Beschaffenheit, ihrer
Höhenlage und der scnieferigen Natur eines Teiles der
sie aufbauenden Gesteinssenichten. Immerhin ist es
anzunehmen, dass auch die eigenartige Lage der Gruppe
einen Einfluss auf ihr Pflanzenkleid gehabt hat. Vor
die mächtigen Massive der Jungfrau und des Finster-
aarhorns und hinter den tiefen Einschnitt des Brien-
zersees gestellt, hat die Faulhorngruppe unzweifelhaft
schon wahrend der Glazialzeiten und aann zur Zeit des
Rückganges des grossen diluvialen Oberländer Glet-
schers eine eisfreie Insel gebildet, die einer Anzahl von
alpinen und nivalen Pflanzenarten als Zufluchtsort gedient
hat. Diese haben sich danHi vielleicht
hier bis heute gehalten. Näheres siehe
bei Guthnick. Die Flora des Faulr,
Schwab' u. Schwarzhomes (in Schwei-
zer, J. J. Das Faulhom im, Grindel-
ufald .... Bern 1832). Für Moose s.
Schimper, W. Th. Reiträge zur Flora
des Faulhcms (in Flora. Bd 22, 1839).
FAUX (PAS DE LA) (Kt. Wallis,
Rez. Entremont). 1350 m. Einschartung
im NO.-Grat des Mont Catogne, mit
Spuren eines einstigen Weges ; verbin-
det die Hänge von Le Fay (Gemeinde
Sembpancher) mit der Fordt du Dailley
und dem am linken Ufer der Dranse
gelegenen Weiler La Garde.
FAVA (LA) (Kt. Wallis,. Bez. Ck)n-
Ihey). 2614 m. GipfeL, in der kurzen
Kette zwischen den Thälern der Morge
und Lizeme, s. vom Sanetschpass und
0. über den Karrenfeldern von Miet u.
Zanlleuron. Der schöne Felsturm wird
vom Hotel auf dem Sanetsch aus be-
stiegen, allerdings nicht häufig, obwohl
er keine ernstlichen Schwierigkeiten
bietet. Der die Fava mit dem s. gelege-
nen Mont Gond (2701 m) verbindende
Gral wird vom Pass der sog. Croix , de
Trente Pas (2350 m] überschritten.
Ein nach NO. vorgescnobener Ausläu-
fer, der sich so. über dem Col de Cleuson (zwischen
Sanetschpass und Pas du Porteur de Bois) erhebt, heisst
bei den Einheimischen Töte de Terre Noire (2469 m) u.
ist auf der Siegfriedkarte unbenannt ; er kann vom Col
de Cleuson aus in Vi Stunde mit Leichtigkeit erstiegen
werden. Malmkalk.
FAVARQE (LA> (Kt. und Bez. Neuenburg, G^m. La
Coudre). 470 m. C^ruppe von alten Häusern, 2 km ö.
Neuenburg, zwischen den Bahnlinien Neuenburg-Biel
und Neuen bürg -Bern gelegen. 8 Häuser, 62 reform. Ew.
Der Name Favarge stammt von einer einstigen an der
Yy d'£traz gestandenen Eisenschmelze oder Schmiede
(forge) her. Ein Weinberg dieses Namens kam 1193 an
das Kloster Fontaine Andrä; ein Wohnhaus hier
1279 urkundlich erwähnt. Das grösste Haus der
Gruppe trägt das Datum 1522. — Favarge, Faverge,
Favergeatte etc. bezeichnet Orte, wo sich einst faori
oder favres, das heisst Schmiede und andere Eisen-
arbeiter angesiedelt hatten. Weil der Bezug von Kohle
von anderswoher höher zu stehen kam, als der Wert des
ausgebeuteten Eisenerzes, verlegte man solche Orte oft
mitten in den Wald, wo die Kohle an Ort und Stelle her-
gestellt werden konnte.
FAVAROeS (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle,
Gem. Les Ponts de Martel). 1069 m. Drei Meierhöfe; 2,5
km sw. der Station Les Ponts de Martel der Schmalspur-
bahn La Chaux de Fonds- Les Ponts de Martel. 20 reform.
Ew. Viehzucht.
FAVAULAZ D'AMONT und D'AVAUX (Kt. Frei-
bui^, Bez. Greierz, Gem. Broc). 857 und 842 m. Zwei
Häuser, am N.-Fuss der Dent de Broc und 2 km nö.
Broc. 20 kathol. Ew. Viehzucht.
FAVAZ (FOR^T DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Harens,
Gem. Nax).1600 m mittlere Hone. Ausgedehnte Waldung,
über der Terrasse von Nax, auf dem Rücken und an den
Hängen des Mont Gautier; zwischen dem Ursprungs-
zirkus des in die Rhone mündenden Wildbaches D^ro-
chiaz und der Waldung der Jeux Fralche (Gemeinde
Vernamöge, im Thal der Borgne), die nur die Fortsetz-
ung der Fordt de la Favaz ist.
FAVERGE8 (LES) (Kt. Bern und Wallis). 2975 m.
Gipfel, im verwitterten Autannaz^t, der den Wildstru-
belgletscher im S. abschliesst; hinter dem obern Ende
des Thaies der Zesse. Nummulitenlcalk. Schöner Aus-
sichtspunkt, von Siders aus in 6 Stunden zu erreichen.
FAVERQE8 (LES) (Kt. Waadt, Bez. Lavaux, Gem.
Saint Saphorin). 500 m. Zwei Häuser, im ö. Teil und an
einer der besten Lages des Weinbaubezirkes von Lavaux,
an der Strasse Vevey-Moudon und 300 m nw. Saint Sa-
phorin. 6 reform. Ew. Gehörten einem Rebgut an, das
Les Faverges (Kt. Bern u. Wallis).
Wilhelm von Gläne, der Gründer des freiburgischen
Klosters Hauterive, diesem schenkte. Durch weitere
Schenkungen von Seiten von Raymond de Chexbres,
GEOGR. LEX. 50 — 11 — 6
82
FAV
FED
Gerold de Puydoux, Pieire de Montsalvens, Rodolphe de
Chardonne und seiner Brüder, Jean de Puydoux, seiner
Brüder Guillaume und Guichard und seines Sohnes Ray-
mond im 12. Jahrhundert, von Seiten von Gautier de
Blonay, Guillaume Comte du Genevois (1230 ; Enkel von
Uta von Gläne, der Schwester des Gründers von Haute-
rive), Rudolf von Greyerz und Maurice de Saint Sapho-
rin im 13. Jahrhundert rundete sich dieser Besitz bald
zu einer prachtvollen Domäne ab, die in den Urkunden
des Mittelalters « Fabricae apud S. Suiforianum » heisst
und nach der Aufhebung des Klosters Hauterive 1848 Ei-
gentum des Staates Freiburg wurde.
FAVERNACH (GROSS) (Kt. Freilmrg, Bez. Saane).
Gem. und Dorf. S. den Art. Farvagny le Grand.
FAVERNACH (KLEIN) (Kt. Freiburg, Bez. Saane).
Gem. und Dorf. S. den Art. Farvagny le Petit.
FAVRE (DENT), oder DENT AUX FAVRE (Kt.
Wallis und Waadt). 2927 m. Gipfel der Waadtländer
Hochalpen, zwischen Dent de Mordes und Grand Muve-
ran ; mit prachtvoller Aussicht, die der vom benachbarten
mächtigen Grand Muveran ebenbürtig ist, Früher allge-
mein von den Hütten von Nant (bei Les Plans de Fre-
nieres) aus in 6 Stunden, heute gewöhnlich von der
Ramberthülte (auf der Frete de Sailles) aus in 3 Stunden
Die Dent Favre, vom Petit Muveraa aus.
bestiegen. Der Name des Gipfels bezieht sich sehr wahr-
scheinlich auf einen einstigen Gemsjäger, der sich hier
auf irgend eine Art einmal hervorgetan hat. Bei den
Landleuten der Gegend ist der Name Dent aux Favre der
gebräuchlichere.
FAVUGN (Kt. Graubünden, Bez. Im Boden). Gem.
und Dorf. S. den Art. Felsberg.
FAY (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Trotstorrents).
797 m im Mittel. 6 Häuser, zum Gemeindeabschnitt Che-
valier der Gemeinde Troislorrents gehörig, dessen Ein-
zelsiedelungen zerstreut über beiden Ufern der Viöze
liegen. Fay der zentralen Häusergruppe der Gemeinde
gegenüber auf einer grünenden Terrasse über dem
rechten Ufer der Vieze. 44 kathol. Ew.
FAY (LE) (sprich Fei) (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Martinach Combe). 975 m. Gruppe von 9 Häusern,
unterhalb der von der Strasse Martinach-La Forclaz-Cha-
monix in der Mitte der Combe von Martinach gebildeten
Kehren, zwischen Le Sergnieux und Chanton ; 2.3 km
sw. La Croix und 4,5 km sw. Martinach Stadt und 5,3
km sw. der Station Martinach der Simplonbahn. 62 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Martinach. Acker- und Obstbau^
Viehzucht.
FAYAULAZ (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem. La
Roche). 838 m. Gruppe von 6 Häusern, am S.-Fuss des
Mont Combert, 700 m n. La Roche und 13 km nö. der
Station Bulle der Linie Romont- Bulle. 25 kathol. Ew.
Viehzucht uud Milchwirtschaft.
FAYOT (NANT DE) (Kt. Wallis, Bez. Monthey).
1920-740 m. Wildbach, linksseitiger Zufluss zur Vieze ;
bildet die Grenze zwischen den Gemeinden Val dllliez
und Troistorrents. Sammelt die Wasser der Alpweiden
von L'Haut, Champey und La Foilleusaz und mündet
durch ein schmales Tobel nach 5 km langem Lauf in die
Vieze. Im Juli 1900 hat eiu Hochwasser des Wildbaches
die damaligen Verbauungsarbeiten zum grossen Teil
wieder zerstört.
F^CHY (Kt. Waadt, Bez. Aubonne). 492 m. Gem.
und Dorf, am Hang der Moräne La Cote im Weinbaube-
zirk dieses Namens, nahe der Strasse Aubonne-Nyon (der
sog. Vy d'fitraz) ; 2,3 km sw. Aubonne und 1,4 km nö.
der Station Perroy der Linie Lausanne-Genf. Postablage,
Telephon. Gemeinde, mit Saugey und La Bossenaz: 52
Häuser, 330 reform. Ew. ; Dorf: 20 Häuser, 125 Ew. Äcker-
und Weinbau. Bei Messe-Jean, Le Bayet und Le Tombay
Ueberreste römischer Bauten, an letzterm Ort auch ein
Grabfeld aus der Burgunderzeit. 1180 : Fescheio.
FECON (MONTAGNE DE) TKt. Wallis, Bez. Mon-
they, Gem. Troistorrents). 1487-1900 m. Sommerweideii
mit 4 Hätten, im obern Abschnitt des Val de Morgins,
zwischen Pas de Morgins und Tete du
G^nt und über dem linken Ufer der
Vieze von La Tine. Eigentum der Bür-
gergemeinden Troistorrents u. Mon-
they. Der oberste Teil der Alpweiden
bildet die Landesgrenze zwischen der
Schweiz und Hoch Savoyen (Val d'Abon-
dance). Es sömmem hier 80 Milchkühe.
FEDERSTOCK oder PIZ 8UMI-
VAL (Kt. Graubünden und Uri). 2928-
2970 m. Stark zerscharteter Kamm mit
mehreren Spitzen, in der Gruppe des
Piz Giuf, 2 km sw. dieses Stockes und
4 km nw. über Tschamut im obersten
Abschnitt des Vorderrheinthals. Streicht
von N.-S., trennt das obere Val de Val
(Graubünden) vom obern Fellithal (Uri)
und endigt im S. mit dem Piz Tiarms,
der ö. über dem Oberalpsee und un-
mittelbar über dem Passo Tiarms auf-
steigt. Die einzelnen Spitzen selten be-
stiegen, obwohl deren höchste vom
Sumvalpass (zwischen ihr und dem
Crispalt) aus in ^/^ Stunden ziemlich
%v ^1 leicht zu erreichen ist. Es werden eben
^l^jiij^^ von den in diesen Gegenden seltenen
Touristen der Crispalt, Piz Giuf, Rien-
zerstock u. a. dem Federstock vorgezo-
gen.
FEDI8TOCK (Kt. Uri). 2842 m.
Gipfel, in der rechtsseitigen Wand aes bei Wassen auf
das Reussthal ausmündenden Meienthals; Vorberg des
Fleckistockes (3418 m).
FEDOZ (Kt. Graubünden. Bez. Maloja). 2138-1800 m.
Trüber Wilabach, Abüuss des Fedozgletschers ; durch-
iliesst mit starkem Gefälle in nnw. Bichtung das Fedozthal
und mündet nach 5 km langem Lauf in den Silsersee, in
den er ein grosses Delta hinausgebaut hat.
FEDOZ (FUORCLA) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
Ueber 3000 m. Passübergang, zu hinterst über dem Fedoz-
thal und unmittelbar ö. vom Monte deirOro. Verbindet
das Fedozthal mit La Chiesa im italienischen Val Ma-
lenco. Sehr wenig begangen.
FEDOZ (VADRET DA) (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 3100-2138 m. Grosser Gletscher, im obersten Ab-
schnitt des Fedozthales und am N.-Hang der Grenzkette
zwischen der Schweiz und Italien. Ist einer der schönsten
und grössten Gletscher im ßernina Massiv, mit weitem
Firn&ld und 4 km langer Zunge; nahe der Kammlinie
4 km breit. Gletscherzunge im obern Teil steil abfallend
und stark zerklüftet, im untern Teil weniger steil und
leicht zu begehen. Sein Abfluss der Wildbach Fedoz.
FEDOZ (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). Röchst
gelegenes Seitenthal des Engadin, mündet bei Isola auf
den Silsersee aus, in den der Thalbach ein schönes Delta
hinausgebaut hat. Das Thal wird begleitet links von den
FEE
FfiE
zahlreichen Gipfeln und den kleinen Gletschern nnd
Firnfelflern der Kette des Piz della Margna, rechts von
der vom Piz Güz nach N. abzweigen-
den und rasch an Höhe abnehmenden
Kette; den Thalabschluss bildet die
nach S. steil abfallende und nach N.
mit dem grossen Fedo7glet8cher beklei-
dete Grenzketle zwischen der Schweiz
und Italien, aus der der Piz Fora (3370
m), Monte deirOro (3153 m) und Monte
Muretto (3107 m) aufsteigen. Vom Fuss
des Fedozgletschers steigt das Thal in
nnw. Richtung auf eine länge von 5 km
ab. Es ist überall eng und bildet nir-
gends einen nennenswerten Thalboden.
Liegt über 2000 m Höhe und hat da-
her ein ausserordentlich rauhes Klima.
Keine Hütten. Die magern Alpweiden
dieser steilen Hänge nähren noch Schaf-
herden und sind ein selten gestörter
Zufluchtsort für Gemsen und Murmel-
tiere. Auch von Touristen nur wenig
besucht, da die Anstiegsrouten auf den
Piz della Hargna, einen der besuchtes-
ten Gipfel des Ober Engadin, das Val
Fedoz umcehen oder nur zu olierst an
seinen Hangen berühren. Schönes
Uochalpenthal, das aber an Grossartig-
keit seine beiden Nachbarn, das Val Fex und Val Mu-
retto, nicht erreicht.
FEE oder 8AA8-FEE (Kt. Wallis, Bez. Visp). 1798 m.
(jem. und Dorf, zum Unterschied von Saas- Im Grund
meist unter dem Namen Saas - Fee bekannt ; in einem
weiten, amphitheatralisch ansteigenden Thalkessel, der
von einer Reihe von vom Dom, Alphubel und Allalinhorn
absteigenden mächtigen Gletschern geschlossen wird.
Dieser ganze Halbkreis, dessen grossartigstes Schluss-
stnck der Feegletscher bildet, liegt auf Boden der Ge-
meinde Fee. Postbureau, Telegraph. Besteht aus den zwei
zum Dorf Fee sich gruppierenden Siedelungen Gasse und
Lohmatten und zählt zusammen 37 Häuser mit 280 kathol.
Ew. Früher der Kirchgemeinde Saas (Kirche Im Grund)
zugeteilt, seit 1896 eigene Kirchgemeinde mit schöner
Kirche. Das Dorf ist im Begriff, sich zu einer Hochalpen-
station ersten Ranges zu entwickeln und zählt heute schon
um zwischen den Dörfern Bödmen und Im Grund von
links in die Saaser Visp einzumünden. Vergl. Noelle, Ro-
Fee, von Westen.
zahlreiche Gasthöfe. Es liegt auf einer anmutigen Terrasse
link<t über den wilden tannenbestandenen Schluchten,
durch die die Feevisp schäumend sich ihren Weg bahnt.
Feegletscher, von Nordosten.
j*er. Saas-Fee et la vallee de la Viege de Saas. Geneve
1901. — Dübi, Heinrich. Saas-Fee und Umgebung. Bern
1902.
FEEQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). Einer der
grössten Gletscher der Schweiz, Fläche 18 km*; am NO.-
Gehänge des Saasgrates, zwischen Sudlenzspitze u. Allalin-
horn (Gruppe der Mischabelhömer). Schöne Eisfälle. Im
untern Abschnitt durch die die kleine Gletscheralp tra-
gende Längefluh in den Obern Fee(5letscher rechts und
den Untern Feegletscher links geschieden. Beim Aufstieg
von Saas-Fee aus über die Gletscheralp und Langettuh
zum Alphubeljoch muss der Gletscher seiner ganzen Länge
nach begangen werden. Er wird gespiesen durch die ober-
sten Firnfelder am Allalinhorn, Feekopf, Alphubel, Täsch-
horn, Dom und an der Südlenzspitze; beginnt in einer
mittlem Höhe von 3800 m und steigt bis 2^ m ab. Sein
Abfluss ist die von links in die Saaser Visp einmündende
Feevisp. Der grossartige Gletscher ist
von Fee und seinen Umgebungen aus
prachtvoll zu sehen.
FEEJOCH oder FEEPA88 (Kt.
Wallis, Bez. Visp). 3812 m. Passübei^
gang, im Saasgrat zwischen Allalinhorn
und Feekopf (Gruppe der Mischabel-
hörner) ; verbindet Saas-Fee über den
Fee- und Mellichengletscher mit der
Täschalp in 8 Stunden. Dient als Ueber-
gang von Fee nach Zermatt und umge-
kehrt und als Fusspunkt für die Be-
steigung des AUalinhoms.
FEEKOPF oder MELLICHEN-
HORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3^2 m.
Schneedom, in der Gruppe der Mischa-
belhömer, auf dem Saasgrat zwischen
Feejoch und Alphubeljoch ; von beiden
Pässen aus in wenigen Minuten zu be-
steigen. Von Saas-Fee aus ohne Schwie-
rigkeit in 5 Stunden erreichbar.
FEEPA88 (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3812 m. Passübergang. S. den Art. Fee-
Joch.
FEERACH (Kt. Zürich, Bez. Hinwril,
Gem. Rüti). Weiler. S. den Art. Fer-
RACH.
FEERBERQ(Kt. Wallis, Bez. Brig,
Gem. Simpeln). Bewaldeter Berghang
mit zahlreichen, zwischen 1473 und 1894
m gelegenen Maiensassen, steigt vom
Seehorn nach W. bis zur Ausmün-
dung des Laquinbaches, 2 km ö. Algaby, ab.
F6E8 (GROTTE DE8 oder GROTTE AUX) (Kt.
Wallis, Bez. und Gem. Saint Maurice). 500 m. Höhle, mit-
84
FgE
FEL
ten im Wald zwischen dem W.-Ende der Brücke von
Saint Maurice und dem Plateau von Värossaz. Aufstieg
über den hinter dem Schlosse vorbeifährenden Zickzack-
weff. Die zahlreichen Besucher der mit einem Gitter abge-
schlossenen und von einem Wächter gehüteten Höhle be-
zahlen seit 1863 zu Gunsten des Waisenhauses von Saint
Maurice ein Eintrittsgeld. Die Höhle ist noch nicht völlig
erforscht ; 700 m vom Eingang entfernt ist sie durch ein
Haufwerk von Blöcken gesperrt, und hier erlöschen auch
die Lampen. Am Boden mitten in einer hohen Halle ein
kleiner See, in den sich mit schönem Fall ein Bach er-
giesst. Zur Kenntnis der Höhle und zur Hebung ihres
Besuches hat besonders Alexander Dumas Vater vieles
beigetragen.
f6E8 (LA CÖTE AUX) (Kt. Neuenburg, Bez. Val
de Travers). Gemeinde. S. den Art. Cöte aux FfeES (La).
FEGO (Kt. Appenzell L R., Gem. Oberegg). 972 m.
6 zerstreut gelegene Häuser, 5 km nw. über der Station
Rebstein der Linie Rorschach-Sargans-Chur und 3,5 km
8. Oberegg. 32 kathol. Ew. Landwirtschaft. Stickerei als
Hausindustrie.
FEHLWIES (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Salms-
ach). 427 m. Weiler, nahe dem rechten Ufer der Aach :
2,2 km sw. Salmsach u. 3,5 km sw. der Station Romans-
hom der Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn. 11
Häuser, 59 zur Mehrzahl reform. Ew. Wiesenbau.
FEHRALTORF (Kt. Zürich, Bez. Plaffikon). 536 m.
Fehraltorf.
Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Winterthur - Hinwil
und 3 km nw. Pfafßkon. Station der Linie Efl'retikon-Hin-
wil. Postbureau, Telegraph, Tele{|hon ; Postwagen nach
Wildberff und Turbenthal. Gemeinde, mit Mesikon und
Rüti: 186 Häuser, 938 zur Mehrzahl reform. Ew.; Dorf:
153 Häuser. 715 Ew. Hauptbeschäftigung der Bewohner
ist die Lana Wirtschaft. Daneben auch etwas Industrie :
je eine Seidönzwirnerei, Zündholz- und Maschinenfabrik,
Thonwaarenfabrik und Ziegelei. Die sogen. Burg Rüti ist
ein ehemaliji^es Refugium mit dreifacher Umwailung. Auf
der Lochweid mehrere Grabhügel aus der Hallstatt Periode
und im Speck Flachgraber aus der La Tene Zeit ; hier
auch Ueberreste von römischen Bauwerken. Nahe dem
Dorf Alemannengräber ; ein Betbur. Weder Burg noch
Edelgeschlecht bekannt. Ging zusammen mit der Graf-
schaft Kiburg an die Stadt Zürich über, die das Dorf dem
Oberen Amt ihrer Landvogtei Kiburg zuteilte. Früher
Rüeggisaltorf geheissen. Vergl. Lindenmann, Rud. Dir.
Helvetier im Kampfe um, ihre Freiheil... Fehraltorf 1898.
FEHREN (Kt. Solothurn, Amtei Thierstein). 585 m.
Gem. und kleines Dorf, in einem rechtsseitigen Neben-
thälchen zur Kleinlützel , im so. Winkel des Thaies
von Laufen, an der Strasse nach Nunningen, 3 km so.
Breitenbach und 6,5 km so. der Station Zwingen der Linie
Basel-Delsberg. Postbureau, Telephon; Postwagen nach
Laufen und Bretzwil-Breitenbach. 27 Häuser, 124 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Bretzwil-Breitenbach. Eidgenössi-
sches Hengstendepot. Viehzucht u. Milchwirtschaft. Sei-
denspinnerei. Oberer Gompholith (oberes Tertiär).
FEHRENBACH (Kt. Zürich, Bez. u. Gem. Affoltem).
480 m. Kleines Dorf, am rechten Ufer der Jonen u. 2 km
nw. der Station Affoltem der Linie Zürich- Affoltern-Zog.
12 Häuser, 119 reform. Ew. Gräber mit Skeleten, ohne
Grabschmuck.
FEHRENTHAL (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gera.
Leuggern). 400 m. Gruppe von 6 Häusern, 1 km s. Leu^-
gern u. 4 km w. der Station Döttingen-Klingnau der Linie
Turgi- Waldshut. 39 kathol. Ew.
FEHRENWALT8BERO (Kt. Zürich, Bez. Hinviril,
Gem. Bäretswil). 985 m. Gruppe von 8 Häusern, nahe der
Wasserscheide zwischen Töss und Kempt, 2 km sw. der
Station Fischenthal der Tössthalbahn und 3,3 km gö. Bä-
retswil. 40 reform. Ew.
FEILEN (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Arbon). 411 m.
Weiler, 2 km w. der Station Arbon der Linie Korschach-
Bomanshorn. 18 Häuser, 78 reform. Ew. Acker-, Obst-
und Wiesenbau. Die männlichen Bewohner arbeiten in
den Fabriken zu Arbon.
FEISTEN BERQ, romanisch Val Buera (Kt. Grau-
bünden, Bez. Glenner, Kreis Lugnez, Gem. St. Martin).
1283 m. Gruppe von 3 Häusern, am NO.-Hang des Piz
Begina, nahe dem linken Ufer des Valser Rhein ; 1,6 km
s. §t. Martin und 17 km s. der künftigen Station Hanz der
Linie Chur-Hanz. 14 kathol. Ew. romanischer Zunge. Alp-
wirtschaft.
FEITHIEREN (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Leuk). 704
m. Weiler, am linken Ufer der Rnone,
zwischen aer Ausmündung des lUgra-
bens und dem Dorf Aearen, 2 km von
der Station La Souste der Simplonbahn
und 2,5 km ssö. Leuk Stadt. 13 Häu-
ser, 95 kathol. Ew.
FELBEN (Kt. Thurgau. Bez. Frauen-
feld). 400 m. Gem. und Pfarrdorf, am
linken Ufer der Thur, an der Strasse
Frauenfeld -Pfin-Konstanz und 5 km
nö. Frauenfeld. Station der Linie Zü-
rich-Winterthur- Frauenfeld -Bomans-
horn. Postablage, Telephon. Gemeinde,
mit Wellhausen : 105 Häuser, 573 zur
Mehrzahl reform. Ew. ; Dorf: 51 Häu-
ser, 258 Ew. Futterbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Sandpuben. Stickerei.
1841 sind in einer Kiesgrube Knochen
u. römische Münzen aufgefunden wor-
den. Nahe dem Haus «Zur Römer-
strasse» Alemannengräber und Reste
der zur Murg ziehenden einstigen Rö-
merstrasse. Feiben, vom althochdeut-
schen felawa = Weide (Salix).
FELD. Für sich und in Zusammensetzungen häufiger
Ortsname der deutschen Schweiz. Althochdeutsch feld^
mittelhochdeutsch velt ; wie das französische plat von
einer indoeuropäischen Wurzel plth = eben, breit sein
abzuleiten.
FELD (Kt. Aargau, Bez. Zofmgen, Gem. Strengelbach).
448 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Strasse Zofingen-
Bog^wil, Teil des Dorfes Strengelbach und 2 km w. der
Station Zofmgen der Linie Luzem-Olten. 54 reform. E^v.
Kirchgemeinde Zofingen. Wiesenbau. Ein Teil der Bewoh-
ner arbeitet in den Fabriken von Zofingen.
FELD (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem. Teu-
fen). 900 m. Sieben auf den Höhen zwischen Rotbach und
Wattbach zerstreut gelegene Häuser; 1,3 km nw. der Sta-
tion Teufen der Strassen bahn St. Gallen-Gais. 45 reform.
Ew. Viehzucht. Stickerei u. Spinnerei als Hausindustrien.
FELD (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. BoUigen). 740 m.
Gruppe von 3 Bauernhöfen ; 3,5 km so. BoUigen und 5,5
km nö. der Station Ostermundigen der Linie Bem-Thun.
37 reform. Ew.
FELD (Kt. Luzem, Amt und Gem. Entlebuch). 764 m.
Weiler, 300 m ö. der Strasse Wolhusen-Escholzmatt und
3,2 km nö. der Station Entlebuch der Linie Bem-Luzern.
14 Häuser, 122 kathol. Ew.
FELD (Kt. und Amt Luzem, Gem. Kriens). 587 m.
Gruppe von 3 Häusern, in der Obemau, an der von Kriens
ins Eigenthal führenden Strasse und 2,5 km sw. der Sta-
tion Kriens der elektrischen Strassen bahn Luzern-Kriens.
22 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
FEL
FEL
85
FELD (Kt. und Amt Luzern, Gem. Malters). 500 m.
Gruppe von 3 Häusern, an der Strasse Luzern-Wolhusen
und 700 m ö. der Station Malters der Linie Bem-Luzern.
30 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
FEI.D (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Altishofen).
490 m. 19 am linken Ufer der Wigger zerstreut gelegene
Häuser, 500 m s. Altishofen und 1 km nw. der Station
Nebikon der Linie Luzem-Ollen. 128 kathol. Ew. Land-
wirtschaft. Wollweberei. Eine mechanische Ziegelei.
FELD (Kt. Obwalden, Gem. Kerns). 567 m. Gruppe
von Häusern, an der Strasse Ennetmoos-Kerns und 1 km
nö. Kerns. 36 kathol. Ew.
FELD (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Gommiswald).
700 m. Gruppe von 4 Häusern, 900 m ö. Gauen und 4,5
km nö. der Station Uznach der Linie Rappers wil-Wesen-
Sargans. 20 kathol. Ew. Kirchgemeinde Gauen. Vieh-
zucht.
FELD (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Ebnat). 995 m. Gruppe von 5 Häusern, zwischen zwei
kleinen rechtsseitigen Zuflüssen zur Thur und 2,5 km n.
der Station Ebnat-Kappel der Togeenburgerbahn. 31 ref.
Ew. Viehzucht. Spinnerei und WeDerei.
FELD (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.Walenstadt).
800 m. Gruppe von 5 Häusern, am Walenstadterberg (S.-
HaDg der Churfirsten) und 3 km nw. über der Station
Walenstadt der Linie Rappers wil- Wesen-Sargans. 18 ka-
thol. Ew. Fette Wiesen, Obstbäume. Schöne, vor Nord-
winden geschützte Lage mit prächtiger Aussicht auf Wa-
lensee, St. Galler- und Glameralpen.
FELD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem. Grabs).
479 m. 53 längs der Strasse Gams-Grabs zerstreut gelegene
Häuser, 4 km nw. der Statipn Buchs der Linie Rorschach-
Sarffans-Chur. 271 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Stickerei.
FELD (Kt. Schwryz, Bez. Höfe, Gem. Feusisberg). 713
m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Schindellegi-
Feusi8k>erg, 400 m sw. Feusisberg und 2,5 km nö. der Sta-
tion Schindellegi der Linie Wädenswil - Einsiedeln. 25
kathol. Ew. Wiesen-, Obstr und Gemüsebau. Viehzucht.
FELD (Kt. Schwyz, Bez. March. Gem. Reichenburg).
500 m. Gruppe von 5 Häusern, zwischen Rütibach und
Ber^libach und i km sw. der Station Reichenburg der
Linie Zürich-Glarus-Linthal. 21 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
FELD (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Ingen bohl). 447 m.
Kleines Dorf, auf fruchtbarer Terrasse am linken Ufer der
Muota, 2 km nö. der Station Brunnen der Gotthardbahn.
30 Häuser, 238 kathol. Ew. Wiesen- und Obstbau, Vieh-
zucht. Seiden Industrie. Die ^nze Terrasse 1762 und 1764
vom Hochwasser der Muota uberilutet ; im letztgenannten
Jahr konnte man zwischen Ingenbohl und Ibach während
vier Wochen nur mit Hilfe von Kähnen verkehren. Als
im September 1799 die Russen bis zur Muota vordrangen,
zogen sich die Franzosen über Feld zurück.
FELD (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St. Nikiaus). 1121
m. Kleine Gruppe von Häusern und Ställen, auf einem
Rücken über der Mundung des Riedbachs in die Visp u.
1 km nö. der Station St. Nikiaus der Linie Visp-Zermatt.
20 kathol. Ew.
FELD (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. TörbelJ. 1308 m.
Zwei Häuser, an fruchtbarem Hang, über dem linken Ufer
der Zermatter Visp, an dem von Stalden nach Törbel hin-
auffährenden Fussweg, 1 km s. Törbel und 1 Stunde w.
der Station Stalden der Linie Visp-Zermatt. 12 kathol. Ew.
FELD und OBER FELD (Kt. Zürich, Bez. Hinwil,
Gem. Wald). 630^70 m. Sieben über dem rechten Ufer
der Jona zerstreut gelegene Häuser; 1,5 km nw. der Sta-
tion Wald der Tössthalbahn. 42 reform. Ew.
FELD (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzikon). 555
m. Weiler, an der Strasse Kempten- Wetzikon, 600 m nö.
Ober Wetzikon und nahe der Station Kempten der Linie
Effretikon-Hinwil. Telephon. 21 Häuser, 100 reform. Ew.
Seidenfabrik. Spen^lerei. Gasthof. Günstigst gelegener
Abschnitt der Gememde Wetzikon.
FELD (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Hirzel). 675 m.
Gruppe von 6 Häusern, 1 km sw. der Kirche Hirzel und
3 km so. der Station Sihlbrugg der Linie Zürich-Thalwil-
Zug. 28 reform. Ew.
FELD (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Thalwil). 480m.
21 am Hang über dem linken Ufer des Zürichsees zer-
streut gelegene Häuser, 600 m sw. über der Station Thal-
wil der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil).
217 reform. Ew.
FELD (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Wädenswil).
621 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Strasse Wädenswil-
Schönenber^ und 2 km sw. über der Station Wädenswil
der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil). 25
reform. Ew.
FELD (Kt. und Bez. Zürich, Gem. Altstetten). 412 m.
Gruppe von 4 Häusern, 1 km von der Station Altstetten
der Lmie Zürich-Baden-Brugg und 500 m von einer Halte-
stelle der Limmatthal Strassenbahn. 34 reform. Ew.
FELD (AEU88ER, MITTLER und OBER) (Kt.
Nidwaiden, Gem. Stansstaad). 440-442 m. 3 Bauernhöfe,
an der Strasse Stansstaad-Stans u. 700 m so. der Station
S^nsstaad der Dampfboote und der elektrischen Bahn
Stansstaad-Engelberg. 25 kathol. Ew.
FELD (AUSSER) (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Männedorf). Dorf. S. den Art. Ausserfeld.
FELD (AUSSER und INNER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Alt Toggenhurg, Gem. Bütswil). 615 m. Zwei Gruppen von
zusammen 10 Häusern, an der Strasse Wil - Lichtensteig
und 1 km s. der Station Bütswil der Toggenburgerbahn.
77 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei und
Weberei.
FELD (HINTER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Grosswangen). 560 m. Neun auf einer Stirnmoräne des
einstigen Reussgletschers zertreut gelegene Häuser, an der
Strasse Kottwil-Grosswangeh, 7 km sw. der Station Sur-
see der Linie Luzern-Olten und 1,5 km n. Grosswan^en.
55 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Schöne Aussicht
auf die Berner Alpen.
FELD (HINTER und VORDER) (Kt. Zürich, Bez.
und Gem. Meilen). Weiler. S. den Art. Feldmeilen.
FELD (IM) (Kt. Luzern , Amt Willisau, (^em. Fisch-
bach). 720 m. Gruppe von 3 Häusern, 800 m so. Fischbach
und 2,5 km n. der Station Zell der Linie Langenthal-Wol-
husen. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Zell. Kapelle. Acker-
bau und Viehzucht.
FELD (IM) (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Binn). 1568
m. Gruppe von 8 Häusern, im Binnenthal ; 2,5 km w.
Schmidigenhäusern, dem Hauptort des Thaies. Am rech-
ten Ufer der Binna und im Winkel zwischen dieser und
der Mündung des von der Galenalp herabkommenden
Wildbaches. 46 kathol. Ew. In der Nachbarschaft seltene
Mineralien.
FELD (KLEIN) (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Men-
ziken). 590 m. Gruppe von 4 Bauernhöfen, am linken Ufer
der Wina, 1 km s. Menziken und 2 km s. der Station
Heinach der Zweiglinie Bein wil -Reinach der Seethalbahn.
70 reform. Ew.
FELD (KLEIN) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Trien-
gen). 505 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Sur-
see-Aarau, 600 m n. Triengen und 9 km n. der Station
Sursee der Linie Luzern-Olten. 27 kathol. Ew. Landwirt-
schaft.
FELD (NIEDER) (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Hombrechtikon). 505 m. Weiler, an der Strasse Stäfa-
Hombrechtikon, 500 m sw. Honlbrechtikon und 3 km nö.
der Station Stäfa der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-
Meilen-Rapperswil). 11 Häuser, 43 reform. Ew.
FELD (NIEDER) (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Wülilingen). 423 m. Gruppe von 6 Häusern, am O.-Fuss
des Beeren bergs und 600 m nw. der Station Wülflingen
der Linie Winterthur-Bülach. 31 reform. Ew.
FELD (OBER) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Teufen). 967 m. Gruppe von 5 Häusern, 1,8 km n.
Bühler und 3 km ö. der Station Teufen der Strassenbahn
St. Gallen-Gais. 39 reform. Ew. Viehzucht. Weberei.
FELD (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. u. Gem. Frutigen).
900 m. 59 zerstreut gelegene Häuser und Fraktion der
Gemeinde Frutigen, zwischen dem Leimbach und Bräsch-
genbach. zwei kleinen linksseitigen Zuflüssen zum Engst-
ligenbacn, 800 m w. Frutigen. 311 reform. Ew.
FELD (OBER) (Kt. und Amt Luzern, Gem. Root).
425 m. Sieben nahe dem rechten Ufer des Kon zerstreut
gelegene Häuser, 2,2 km sw. der Station Gisikon der Linie
Zürich-Luzern. 57 kathol. Ew.
FELD (OBER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gross-
wangen). oOO m. Sechs am W.-Hang des Leidenbergs zer-
86
FEL
FEL
Streut gelegene Bauernhöfe, an der neuen Strasse Sursee-
Grosswangen, 5 km 8W. der Station Sursee der Linie
Luzern - (Jlten und 1,5 km nö. Grosswangen. 40 kathol.
Ew.
FELD (OBER) (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Tog^en-
burg, Gem. Nesslau). 815 m. Weiler, an einem kleinen
linksseitigen Zulluss zur Thur, 2 km nw. Nesslau und 6,2
km so. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn.
58 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
FELD (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
Häusergruppe. S. den Art. Feld.
FELD (OBER u. UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Aarau,
Gem. Gränichen). 425 m. Zwei Gruppen von zusammen
10 Häusern, an der Strasse Suhr-Kulm, 3 km so. der Sta-
tion Suhr der Linie Aarau-Suhr-Zofingen und 1,2 km so.
Gränichen. 68 reform. Ew.
FELD (OBER u. UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Kulm,
Gem. Oberkulm). 480 m. Weiler, mit 18 an der Strasse
Menziken-Aarau zerstreut gelegenen Häusern, 300 m n.
Oberkulm und 8 km ssö. der .^talion Suhr der Linie
Aarau-Suhr-Zofingen. Postbureau Oberkulm, Telephon 120
reform. Ew. Kirchgemeinde Unlerkulm. Landwirtsclialt.
Buntweberei und Schuhwaarenfabrikalion.
FELD (OBER und UNTER) oder STADTFELD
(Kt. Bern, Amtsbez. Interiaken, Gem. Unterseen). 568 m.
Zusammen mit Bohnern 30 am linken Ufer des Lombachs
zerstreut gelegene Häuser, 2 km w. der Slalion Interiaken
und 1,5 km w. Unterseen. 235 reform. Ew.
FELD (UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem.
Oflringen). 420 m. Gruppe von 4 Häusern, 500 m w. Of-
tringen u. 700 m so. der Station Aarburg der Linie Olten-
Bern. 50 reform. Ew. Kirchgemeinde Zofingen.
FELD (UNTER) (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Egolzwil). 50o m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten
Ufer der Wigger, nahe dem Egolzwilersee, 1 km w.
Egolzwil und 1,5 km 8Ö. der Station Nebikon der Linie
Luzern-Olten. 40 kalhol. Ew. Kirchgemeinde Egolzwil-
Wauwil. Landwirtschaft.
FELDBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenbure).
Kleiner Bach ; entspringt an den O.-Hängen des Tweralp-
spitzes (1335 m) und der Kreuzegg (1317 m), fliesst meist
durch oft nur längs seiner Ufer in schmalen Streifen ste-
henden Waldungen und mündet nach 5 km langem Lauf
bei Wattwil (619 m) von links in die Thur.
FELDBACH (Kt.Thurgau.Bez. und Gem. Steckbom).
401 m. Weiler, auf einer Landzunge am S.-Ufer des Unter-
sees, in reizender La;;e, sw. des Dorfes und 400 m w. der
Station Steckborn der Linie Konstanz - Etzwilen - SchaU-
hausen. Telephon. 14 Häuser, 96 reform. Ew. Eine grosse
Maschinenfabrik mit GIcsserei beschäftigt 130 zur Mehr-
zahl in Steckborn wohnende Arbeiter und ist mit der
Station Steckbom durch Geleiseanschluss verbunden. Obst-
u. Weinbau. Bis 1895 stand in Feldbach ein weilbekanntes
ehemaliges Nonnenklostor, dessen zierlicher Turm und
Flügel von altertumlicher Architektonik der Gegend einen
ganz besonderen Beiz verliehen. Wurde 1253 an der Stelle
einer alten Burg erbaut, die der Ritter Kuno von Feld-
bach mit Zustimmung seiner Oberherrn, der Freiherren
von Klingen, um 100 Pfuhd Silber an die Schwestern des
Klosters Auf der Brücke in Konstanz verkauft hatte. Die
neuen Eigentümer richteten das Kloster Feldbach nach
den Regeln des Zisterzienser! nnenordens ein. Infolge von
zahlreichen Schenkungen von Seiten der Herren von
Klingen, der Aebte von Reirhcnau und der Bischöfe von
Konstanz j^elangte das neue Kloster bald zu beträchtlichem
Grundbesitz, der sich auf beide Seiten des Sees verteilte
(Eugerswil, Reutenen, Hemmenhofen, Basadingen, Stamm-
heim). 400 Aren Landes wurden vom Kloster selbst be-
wirtschaftet, 600 Aren waren verpachtet. Im Kloster
lebten 16 Nonnen und 6 Laienschwestern. Nach der Auf-
hebung des Klosters im Jahre 1848 ging das Gebäude zu-
nächst in den Besilz der Bürgergemeinde Steckbom über,
wurde dann zu verschiedenen industriellen Zwecken
(Giesserei, Schlosserei elc ) verwendet und kam schliess-
lich als Eigentum an die Bank in Winterthur. 1895 durch
eine Feuersbrunst zerstört, wobei der ganze viereckige
Gebäudekomplex mitsamt der Kirche unter betäubendem
Lärm einstürzte. Es ist nur das sog. Altkloster, eine aus
dem 16. Jahrhundert stammende bemerkenswerte Baute,
übrig geblieben. Seither ist hier eine Petrol- und Benzin-
motorenfabrik erbaut worden. Kirche und Oratorium des
Klosters enthielten Ueberreste von Wandmalereien ; aus
diesem Kloster stammt auch der im schweizerischen Lan-
desmuseum zu Zürich auf bewahrte Grabstein eines Rit-
ters von Klingen und einige im Museum zu Fraueofeld be-
findliche Triptycha. (Vergl. darüber Bahn, J. R. Die mit-
telaUerl. Architektur- und Kunstdenkmäler des Kantans
Thurgau. Zürich 1899). Im Turgi, zwischen Steckbom
und Feldbach, grosser Pfahlbau aus der Steinzeit.
FELDBACH (Kt. Wallis, Bez. Goms). Wildbach;
entspringt in 2700 m einem kleinen Gletscher zwisclien
Hölzlihorn und Turbhorn, durchfliesst in der Richtung
NO.-SW. die durch ihre einstigen Eisengroben bekannte
Alp Feldbach (2427 m) und das kleine Feldbachthal, tritt
ins Binnenthal aus und mundet zwischen den beiden Wei-
lern Giessen und Im Feld in 1500 m von rechts in die
Binna.
FELDBACH (Kt Zürich, Bez. Meilen, Gem. Hom-
brechtikon). 421 m. Weiler, am rechten Ufer des Zurich-
sees, an der Seestrasse Zürich-Bapperswil und 2,2 km so.
Hombrechtikon. Station der rechtsufrigen Zürichseebahn
(Zürich-Meilen-RapperswU). Postbureau, Telegraph, Te-
lephon. 17 llänper, 97 reform. Ew. Weinbau. Bierbrauerei.
FELDBACHTHAL (Kt. Wallis, Bez. Goms). 270ü-
1500 m. Kleines rechtsseitiges Nebenthal zum ßinnenthal,
in das es unterhalb Im Feld ausmündet; steigt in sw.
Richtung vom Hölzlihorn undiTurbhorn ab, wird durch
den Schweifengrat im N. vom Rappenthal und durch das
Gandhorn im S. vom obern Binnenthal geschieden. Vom
Feldbach entwässert.
FELDBRUNNEN (Kt. Solothurn, Amtei Lebern,
Gem. Feldbrunnen-St. Nikiaus). 452 m. Dorf, am linken
Ufer der Aare, an der Strasse Basel-Solothurn und 2,2 km
nö. Solothurn. Postablage, Telephon; Postwagen Solo-
thurn-Niederbipp. 27 Häuser, 275 kathol. Ew. Kirchge-
meinde St. Nikiaus. Viehzucht und Milchwirtschaft. Ein
Teil der Bewohnerarbeitet in den Fabriken von Solothurn
und Umgebung. Kiesgruben, ^eimat des berühmten Ma-
lers Frank Buchser (f 1890), dessen Grab auf dem Kirch-
hof zu St. Nikiaus eine schöne Bronzebüste von Max Leu
ziert. Hier liegen auch der bekannte Bomanschriftstt^ller
Charles Sealsfield (Karl Postel), der Geologe Amanz
Gressly und der Bildhauer Max Leu begraben. Römische
Münzen.
FELDEN (Kt. Bern. Amtsbez. Thun, Gem. Sigriswil).
Anderer Name des Dorfes Endorf. S. diesen Art.
FELDI (Et. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Ellikon).
377 m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem linken Ufer der
Thqr,- 2,5 km nö. Ellikon und 3,5 km nö. der Station
Thalheim der Linie Winterthur-Etzwilen-Singen, 40 re-
form. Ew. Hatte früher unter den Hochwassern der Thur
stark zu leiden. Auf der Siegfriedkarte unrichtig Veldis
geschrieben.
FELDISi romanisch Veulden fKt. Graubünden, Bez.
Heinzenberg, Kreis ßomleschg). 14/2 m. Gem. und Pfarr-
dorf, auf schöner Terrasse am W.-Hang der Faulhorn-
kette, 6 km sw. über der künftigen Station Ems der Linie
Chur-Ilanz. Postablage. 3t Häuser, 130 reform. Ew. roma-
nischer Zunge. Alpwirtschaft. Römische Münzen.
FELDI8ER ALP (Kt. Graubünden. Bez. Heinzen-
berg, Kreis Domleschg, Gem. Feldis). 1935 m. Alpweide
mit Gruppe von 17 Hütten nnd Stadeln, am W.-Hang des
hreibündenstpins, nahe dem kleinen See Palus und 2,5
km nö- über Feldis.
PELDLE (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Strauben-
zell). 685 m. Gruppe von 43 Häusern, nahe dem Friedhof
der Stadt St. Gallen, Aussenguartier der Stadt; 1,5 km
sw. vom Bahnhof. Telephon. ö98 Ew. Asyl für verwahr-
loste Kinder; städtisches Waisenhaus. Vergl. den Art.
St. Gallkn (Stadt).
FELDMATT (OBER und UNTER) (Kt. und Amt
Luzern, Gem. Malters). 490 und 481 m. Zwei Gruppen
von zusammen 4 Hansem, am linken Ufer der Kleinen
Emme, im Brunauerboden und 3,5 km nö. der Station
Malters der Linie Bern-Luzern. 38 kathol. Ew. Acker- u.
Obstbau, Viehzucht, Käserei.
FELDMEILEN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Meilen).
410 m. Dorf; besteht aus den liäusergruppen Feld, Hinter
Feld und Vorder Feld; am rechten Ufer des Zürichsees
und 1,8 km nw. der Station Meilen der rechtsufrigen
FEL
FEL
87
Zürichseebahn (Zurich-Meilen-Rapperswil). Telephon. Bil-
det eine Gemeindeabteilung und eigenen Schulkreis und
zählt zusammen in 83 Häusern 549 re-
form. Ew. Weinbau.
FELDIM008 (Kt. Bern, Amtsbez.
Mciringen, Gem. Gadmen). 1504 m. Alp-
weide mit Hätten, am Fuss des Vorbellfi-
horns, n. vom Sustenweg und 4 km ö.
Gadmen.
FELDMOOS (Kt. Luzern, AmtEnt-
lebuch, Gem. Escholzmatt). 813 m.
Gruppe von 5 Häusern, an der Weiss-
emme, an der Strasse Langnau-Wolhu-
sen und 1,9 km nö. der Station Escholz-
matt der Linie Bern-Luzern. Postablage.
49 kathol. Ew. Wollspinnerei, Halbwoll-
weberei. Ackerbau uud Viehzucht.
FEI.DM008 (Kt. St. Gallea, Bez.
Ober Toggen bürg, Gem. Nesslau). 885
ra. Acht in einem kleinen linksseitigen
Neben thal zum Thurthal zerstreut ge-
legene Häuser. 7 km so. der Station
Ebnat-Kappel der Toggen burgerbahn n.
2,2 km w. Nesslau. 44 reform. Ew.
FELDMOOS (Kt. St. Gallen, Bez.
Unter Rheinthal, Gem. Thal). 415 m.
Gemeindefraktion und Dorf, am SO.-
Fuss des Buchbergs und am Steinlibach,
in früher sumpfiger Gegend, die heute
dank der Verbauun^ des Steinlibaches
dem Anbau zugänglich gemacht ist; 1,8 km w. der Station
Rheineck der Linie Rorschach-Sargans. 118 Häuser, 625
reform. u. kathol. Ew. Mais-, Kartoffel-, Gemüse-, Obst-
und Weinbau. Stickerei und Seidenindustrie.
FELDMOOS (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Rich-
terswil). 655 m. W^eiler, 400 m n. vom Hüttnersee, 3 km
sw. über Richterswil und 700 m sw. der Station Sams-
tagern der Linie Wädenswil-Einsiedeln. 12 Häuser, 50
reform. Ew.
FELDMOOS (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. Rorschach, Gem. Eggersriet). 945 und 920 m. Zwei
Gruppen von zusammen 8 Häusern, auf dem Hügelzug
des Rossbühel ; 1,8 km nö. Eggersriet und 3,2 km sw. der
Station Schwendi der Bergbahn Rorschach- Heiden. 51
kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
FELDMOOSALP (Kt. Obwalden, Gem. Lungern).
1500 m. Alpweide mit 12 Hütten, am W.-Hang des Giebel
und auf der Grenze gegen den Kanton Bern; 2 km so.
über Lungern.
FELDMOHLE (Kt. und Amt Luzern, Gem. KriensJ.
510 m. Gruppe von 4 Häusern, n. der Strasse nach
Obernau und 1 km w. der Station Kriens der elektri-
schen Strassenbahn Luzern-Kricns. 87 kathol. Ew., die
in den Fabriken der Umgebung arbeiten. Landwirtschaft.
FELDMOHLE (Kt. St. Gallen,. Bez. un4 Gem. Ror-'
Schach). 412 m. Grosses industrielles Aussenquartier von
Rorschach, 700 m sw. vom Bahnhof. Früher grosse Mühle.
S. den Art. Rorschach.
FELDMOHLE (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rhein-
thal, (iem. Berneck). 410 m. Gruppe von 6 Häusern mit
Mühle, in der Rheinebene, an der Strasse Au-Reute, 600
m nö. Berneck und 2 km sw. der Station Au der Linie
Rorschach-Sargans. 33 reform, und kathol. Ew. Gemüse-,
Mai»- und KartofTelbau.
FELDSCHYN (Kt. Uri). Ca. 2850 m. Gipfel, in der
Gruppe der das Urserenthal im N. abschliessenden Spitz-
beine, Nachbar des Blaubergstocks und Mütterlishorns,
ö. der Alpligenlücke und 3 km n. über Realp.
FELDUM (Kt. Wallis, Bez. West Raron, Gem. Fer-
den). Alpweide. S. den Art. Faldum.
FELIKJOCH oder COLLE DI FELIK (Kt. Wallis,
Bez. Yisp). 4068 m. Passübergang, zwischen Lyskamm und
Kastor (im Massiv des Monte Rosa), verbindet den Glet-
scher der Zwillinge mit dem italienischen Felikgletscher.
Wird von Touristen begangen, die sich vom Riffelberg
nach Fiöry oder zur Schutzhütte Quintino Stella des C.
A. l. begeben wollen. Der Uebergang bietet zwar keine
ausserordentliche Schwierigkeiten, ist aber doch auch
nicht einer der leichtesten; zum erstenmal 1861 von W.
Mathews und Jacomb mit den Führern J. B. Croz und
Michel Croz begangen. Wird hier und da fälschlich auch
Zwillingsjoch genannt.
Fellers, von Nordwesten.
FELLERS, romanisch Fall£:ra (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner, Kreis Ilanz). 1218 m. Gem. und Pfarrdorf,
auf aussichtsreicher Terrasse am S.-Fuss des Piz Grisch
und 4 km nw. über der künftigen Station Sagens der
Linie Chur-Ilanz. Postablage, Telegraph. 62 Häuser, 322
kathol. Ew. romanischer 2^nge. Alpwirtschaft. Kirche an
einem Hü^el, von dem aus man beinahe bis nach Chur
hinunter sieht. 766: Falaria.
FELLEWIL (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Düdin-
gen). 570 m. Gruppe von 5 Häusern, über dem Bad Bonn
und 1,5 km nw. cter Station Düdingen der Linie Bern-
Frei burg-Lausanne. 24 kathol. Ew. deutscher Zunge. Ge-
treide-, Kartoffel- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Früher Feibin geheissen.
FELLIBACH (Kt. Uri). W^ldbach; entspringt in 1960
m. nimmt zahlreiche kleine Nebenadern auf, durchfliesst
mit starkem Geßille das enge Fellithal und mündet nach
8 km langem Lauf in n. Richtung in 690 m von rechts in
die Reuss. Brücke der Gotthardstrasse.
FELLIBERG (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen). 1130 m.
Alpweide mit Gruppe von 15 Hütten und Kapelle, am N.-
Hanj^ des Fellihorns, im Fellithal und 3 km nö. über der
Station Gurtnellen der Gotthardbahn.
FELLIHORN oder TAGHORN (Kt. Uri). 2129 m.
Gipfel, am N.-Ende der Kette des Rienzerstocks, zwischen
Felli- und Reussthal und so. über Gurtnellen. Von N. oder
S. her zugänglich.
FELLILOCKE (Kt. Un). 2490 m. Bassübergang, über
dem obern Ende des Fellithals, zwischen Schneehühner-
stock (2789 m) und Piz Tiarms (2915 m); führt vom Felli-
thal zur Passhöhe der Oberalp. Wenig begangen. Oberalp-
see-Passhöhe 1 Stunde, Passhöhe-Amstag 4Vt Stunden.
Fussweg, oft nur schwierig zu fmden. Wahrscheinlich
1799 von österreichischen und französischen Truppen
überschritten.
FELLITHAL (Kt. Uri). 2490-690 m. Rechtsseitiges
Nebenthal zum Reussthal, mündet in dieses bei Gurt-
nellen, 4 km oberhalb Amstäg, aus. Steigt mit mehreren
Stufen von der Fellilücke zuerst nach N., dann in enger
Schlucht nach W. ab. Länge 8 km, Höhenunterschied
1800 m. Im allgemeinen eng und steil, enthält das Felli-
thal doch auch einige ziemlich weite Thalböden, auf denen
kleine Hüttengruppen stehen. Vom Fellibach entwässert.
Wird beiderseits von hohen Gneisketten begleitet; rechts
steht der schöne Rristenstock (3074 m), der sich über den
Sonnig Wichel (2910 m) und Schattig Wichel (3078 m)
nach S. bis zum Piz Tiarms (2915 m) fortsetzt; rechts die
Kette des Rienzerstocks (2964 m), deren S.-Ende der
Schienstock (2893 m) und deren N.-Ende das Fellihorn
oder Taghorn (2129 m) bilden. Diese Gipfel werden selten
88
FEL
FEL
bestiegen ; über (iie Ketten führen eine Reihe von eben-
falls nur selten von Touristen begangenen Einschartun-
Im Fellithal.
aen : die Pörtlilücke (2514 m) im 0. zwischen Bristenstock-
Ruchen und Sonnig_Wichel zum Etzlithal, die Giutlücke
(2960 m) im 0. amTuss des Piz Giuf (3098 m) vorbei ins
Tavetscherthai, die Rienthallücke (2696 m) im W. zwi-
schen Rienzerstock u. Schienstock nach Göschenen, die
Fellilücke (2490 m) im S. zwischen Schienstock und Piz
Tiarms zur Oberaippasshöhe. Die grosse Reihe dieser
nach allen Seiten führenden Passübergänge und die vie-
len stolzen Gipfel wären es wohl wert, dass das bis jetzt
meist nur von Zürcher Touristen besuchte Fellithal
allgemein bekannt würde.
reui-MATTEN Oflör FÄLLMATT (Kt- Wallis,
rii'z. Visp, GtTÜH Fialen). 15*25 m. nmppo von 4 Uii^-
a^rn, 300 m n. vorn Dorf ßaleo und von diesem fje»
ir:hieden durch den Wildbjich, der vom kleinen Gru-
bongletscher berühkomiiiL !28 k^iLhol. Kw. liirchg^e-
meindü Sri;i^ (Kirch*? Im Tiruiid).
FELMES (KE, ihU tiom^ Silenen). 1419 m.
Gruppe von 10 IJülttn, im Etstlithal» über dem rech-
ten Ufer ilea Sellenerbaches u. 2 Stunden aö. ül>er
der ir^lLiijon Amslag der Gotlhfirdbahn.
FELMI$(KL Zürich. Be?. Hinwil, Gem.Wnld),
855-lKJO m* Sieben am S.-Hang der Srheidegp ter-
streut gelep^ne Umner, 4 km nö. über der ^tJttion
Wald der Töästhalbaho. 'Si raform- Ew. Der Narr,e
?Vlmiä verkürzl aus Pii?ldjnooa.
FELMIS (Kt. Zürich, ßt>z. Pfimkon, Gem.
Bauuitt). 605 m. Wdler* ülier dem linken Ufer der
Tüsö, ä km nw. B^unta und %h km e. di*r SlE^ion
Saiand der TöisJäthtil bahn. i5 IUuslt* 52 refonn.
Ew.
FE LOH (AU^ (itt. Fnnhui^, B#7. Snaiie, G«m.
AütiftTiy). 682 in. Grupp*' von 5 Hiiinsnrn, I10<* Un
^h AiitJi{fiy und ^ km «üw. df^r Stiitioii l>uttcufi der
Linit* Bprn-Frci^^f'' '— : — - ^^ i .<i.,,i t,\. {l^^
iroiito- M. Kill kjfli ii.ifl*
FELSBACH fi;). stnr-
ker WlldtwTi I -in
t^K* m. dur. .-öm
Lauf von NW.-SO. 600 m so. Gams in 470 m in die Simmi.
FEL8BACH (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. Werdenberg, Gem. Gams). 525 und 480 m. Zwei
Gruppen von zusammen 16 Häusern, zum Dorf Gams ge-
hörend, am Felsbach und 3 km w. der Station Gams der
Linie Rorschach-Sargans. 90 kathol. Ew. Wiesen- und
Obstbau, Viehzucht.
FEL8BERG (Kt., Amt und Gem. Luzem). 467 m.
Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer der Luzemer
Bucht des Yierwaldstättersees und 1 km nö. vom Bahnhof
Luzern. Pensionen.
FEL8BERG (ALT und NEU), romanisch Favlgn
(Kt. Graubünden, Bez. Im Boden, Kreis Trins). 590 und
571 m. Politische und Kirchgemeinde mit 2 kleinen Dör-
fern, am S -Fuss des Calanda und am linken Ufer des
Rhein, 4 km w. Chur. Künftige Station der Linie Chur-
llanz. Postablage, Telephon. 108 Häuser, 647 zur Mehr-
zahl reform. Ew. deutscher Zunc^e. Alt Felsberg: 58 Häu-
ser. 343 Ew. ; Neu Felsberg : 50 Häuser, 304 Ew. Wiesen-,
Obst- und Gemüsebau, Viehzucht. Glockengiesserei. Ehe-
maliges Goldbergwerk « Zur goldenen Sonne », zu Beg^inn
des 19. .lahrhunderts betrieoen. Das in schöner Gegend
mitten in einem Wald von Obstbäumen gelegene Alt Fels-
berg stand früher in starker Gefahr, durch vom Calanda
abbrechende Felsstürze verschüttet zu werden, weshalb
1844 in sicherer Lage Neu Felsberg angelegt worden ist.
Noch heute fallen vom Calanda Fels- und Schutttrümmer
zu Thal, aber ohne Schaden anzurichten. Schalenstcin
mit Verzierungen aus der ersten Eisenzeit.
FEL8BERQ CALANDA (Kt. Graubünden, Bez. Im
Boden). Gipfel. S. den Art. Calanda.
FEL8EQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg,
Gem. Henau). 511 m. Grosse Maschinen Weberei mit Ar-
beiterhäusem, am rechten Ufer der Thur, 1 km n. Henau
und 3,3 km nw. der Station Uzwil der Linie Winterthur-
St. Gallen. Telegraph u. Telephon. 25 Häuser, 195 reform,
und kathol. Ew. Kirchgemeinden Niederuzwil u. Henau.
FEL8EN (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Wollerau).
560 m. W^eiler, am O.-Hang des Becki, 300 m s. der Kirche
Wollerau und 1 km s. der Station Wollerau der Linie
Rapperswil-Arth Goldau. 10 Häuser, 103 kathol. Ew.
Acker-, Obst- und Gemüsebau.
FEL8ENAU (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem. Leug-
gern). 319 m. Gruppe von 9 Häusern, am Zusammenfluss
von Aare mit Rhein, am linken Ufer der Aare und 3 km
n. Leuggern. Station der Linie Koblenz-Stein. Telephon.
70 kathol. Ew. Gerberei, Gipswaarenfabrik.
FEL8ENAU (Kt., Amtsbez. und Gem. Bern). 500 m.
Grosse Baumwollspinnerei und bedeutende Bierbrauerei,
in der von einer Schlinge der Aare umschlossenen Halb-
inael Enge, gegenüber dein UremgartensehJoss und mW
ihm durch eine Fähre verbunden ; %b kin n, Bern. Tele-
phon. Mit den Arbelt^rhäufiern und anderen b^a^chb Arten
FEL
PEN
89
Gebäulichkeiten zusammen : 64 Häuser, 769 reform. Ew.
FEI.8ENBACH (Kt. Graubänden, Bez. Unter Land-
quart, Gem. Malans). 571 m. Haus, am linken Ufer der
Landquart und an deren Austritt aus der Klus (zwischen
Mastrils und Grüsch). Haltestelle der Rätischen Bahn
(Landquart-Davos). Ausgangspunkt des Fussweges nach
Valzftina.
FEI.8ENBURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Kandergrund). 1054 m. Burgruine mit 20 m hohem Turm,
120 m über der Kander auf einem freistehenden und
schwer zu ersteigendem Felsen, 4 km n. Kandersteg und
6 km 8. der Station Frutigen der Thunerseebahn (Fruti-
gen-Spiez-Erlenbach'Zweisimmen). Romantisch gelegen,
prachtvolle Aussicht auf das Kanderthal. Zuerst Eigen-
tum der Walliser Freiherrn von La Tour-Chätillon, Ober-
herren des Frutiglandes ; 1400 von Antoine de La Tour an
Bern verkauft und seither nicht mehr bewohnt. Vergl. Die
Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössem . . . ;
herausge«. von Gust Schwab. Bd. IIL Chur 1839. —
StetUer, Karl. Das Frutigland, Bern 1887.
FEI.8ENEOG (Kt. Zürich, Bez. Pfäffikon, Gem.
Wila). 574 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer
der Töss, an der Strasse Winterthur-Wald und 200 m s.
der Station Wila der Tössthalbahn. 29 reform. Ew.
FEI.8ENEOG (Kt. und Gem. Zug). 954 m. Sehr be-
kannte Gasthöfe und Pensionen, am vV.-Rand der Hoch-
fläche des Vorderen Geissbodens, am Hang des Zugerbergs,
sw. der Hoch wacht und der Hotelbauten Schönfels, in
der Nähe von grossen Waldungen schön gelegen. 1 Vi
Stunden so. über Zug und mit der Stadt durch eine gute
Fahrstrasse verbunden. Telegraph, Telephon. Erster Gast-
hof 1858 eröffnet. Prachtvolle Aussicht auf Kanton und
Stadt Zug, den Zugersee und des Hochgebirge.
FEI.8ENHOLZ (Kt. Thursau, Bez. Bischofszeil). 600
m. Mit Tannenwald gekrönter Hugelzug, über dem rech-
ten Ufer der Sitter, auf eine Lance von 1,2 km von Zihl-
ächlacht bis Hohentannen sich ziehend. Besteht aus Nagel-
fluh, die abgebaut und zu Bauzwecken verwendet wird ;
S.-Han^ in Felswänden abbrechend, hier zwei ziemlich
tiefe Hohlen. Sommerwirtshaus.
FEI.8ENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2791
m. Gipfel, zwischen Wildstrubel und Lohner, sw. über
dem Gasthaus Schwarenbach am Weg über die Gemmi,
trennt diese vom Oeschinenthäli; von Schwarenbach aus
in 2 Stunden leicht zu ersteigen, aber selten besucht.
FEI.8EN8TEIN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Kappel). 630 m. Gruppe von 5 Häusern,
zwischen dem rechten Ufer der Thur und der Strasse
Lichtensteig-Ebnat und 500 m nw. der Station Ebnat-Kap-
pel der Toggenburgerbahn. 43 reform. Ew. Viehzucht.
Stickerei und Färberei.
FEI.8ENTHAL (Kt. und Bez. Schaffhausen) 480 m.
Romantisches kleines Thal, 700-800 m lang, vom Hemmi-
kerbach vor dessen Mündung in die Durach entwäs-
sert; im N. vom Wirbelberg (K7 m), im S. vom Hügel zug
der Platte (509 m) begleitet und 1,5 km n. der Stadt
Schaffhausen.
FBI.8ENTHAL(Kt. Uri). 2600-1440 m. Rechtsseitiges
Nebenthal zum Urserenthal : steigt vom St. Annaberg und
St. Annagletscher im Gotthardmassiv nach NW. ab und
mündet f km unterhalb Hospenthal aus. Bis zum Fuss
des Gletschers 2, mit dem Gletscher zusammen 3,5 km
lang.
FENAOE (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem. Ardon).
1814 m. Alpweide mit Hütte, im obern Abschnitt des
Thaies der Lizerne und unterhalb der Felswand, über
welche die sog. Passiere, ein Felskamin weg, zu den Hüt-
ten von Miet aufsteigt. Untere Neocomschiefer.
FENAIO (Kt. Tessin, Bez. Locamo, Gem. Comologno).
1380 m. Alpweide mit Gruppe von etwa 20 Hütten, im s.
Val Onsemone, am S.-Hang des Monzelumo und 2,2 km
w. über Comologno. Wird im Frühjahr und Herbst be-
zogen. Butter und Käse.
FENAI.ET (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Bex). 701 m.
Weiler, an der Strasse Bex-Gryon und 5,5 km nö. der
Station Bex der Simplonbahn. Im Sommer Haltestelle der
Strassenbahn Bex-ViUars, im Winter Postwagen. 22 Häu-
ser, 98 reform. Ew. Bildete einst einen der 12 Zehnten
der Gemeinde Bex. Obere Liasschiefer, z. T. mit Errati-
kom überfuhrt. N. vom Weiler, am Weg zu der Salzmine
Le Bouillet, Fundort Le Cr^t ä l'Aigie von Fossilien des
Toarcien. Hier lebte (nach seinem Aufenthalt in Les Plans
de Frenieres und vor seiner endgilti^en Uebersiedelung
nach Les Devens) lanc^e Zeit der Botaniker Abraham Tho-
mas, Vater, der den berühmten Albrecht von Haller bei
der Abfassung seiner Historia stirpium Hehetim indige-
narum (Bern 1768) mit wertvollen Angaben unterstützt
hat. Vergl. Rambert, Eug. Bex et ses environs. Lausanne
1871.
FENALET (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Saint
Gingolph). Steinbrüche auf rote Molasse und Fucoiden-
schiefer des Flysch, am Ufer des Genfersees, t km ö.
Saint Gingolph.
FENDRINGEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Bö-
singen). 589 m. Weiler, 3 km nnw. der Station Schmitten
der Linie Bern-Frei burg-Lausanne u. 1,5 km so. Bösingen,
16 Häuser, 138 kathol. Ew. deutscher Zunge. Viehzucht u.
Milchwirtschaft, Käserei. Im Mittelalter Venvingen geheis-
sen; zuerst 1270 genannt, aber ohne Zweifel schon vorher
bestehend. Aus dem Geschlecht der Edeln von Venvingen
war ein Ulrich 1280 Burgvogt der Reichsstadt Laupen und
1299 Schultheiss der Stadt Freiburg.
FENE8TRAI. (sprich Fenetral) (Kt. Wallis, Bez. Mar-
tinach, Gem. Fully). 2729 m. Gipfel, n. vom Grand Cha-
valard. Von der Siegfriedkarte fälschlich so benannt,
heisst in Wirklichkeit TßTE du Duc. S. diesen Art.
FENESTRAL (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
Salvan). 1795 m. Alpweide mit etwa 10 Hütten, in einem
felsumrahmten und bei Einbaut ausmündenden Thal-
kessel; vom Bei Oiseau, den Rochers de Fontanabran und
der Rebarmaz umrahmt, l'/j Stunden w. über dem
Pfarrdorf Einbaut. Eigentum der Gemeinde Salvan, die
sie alle vier Jahre auf öffentlicher Gant zu verpachten
pflegt.
FENESTRAL (COL DE) (Kt. Wallis, Bez. Marti-
nach). 2506 m. Passübergang, am Walliser Hang der
Waadtländer Alpen, zwischen Grand Chavalard und Tete
Noire ; verbindet die Montagne de Fully mit der von Le
Grand Pr6. So. über dem Pass die Töte du Duc (2729 m;
auf der Siegfriedkarte fälschlich Fenestral geheissen).
Selten begangen; wurde im September 1901 von einem
Bataillon der schweizerischen Armee, das in der Nähe ein
Lager bezogen hatte, überschritten.
FENESTRAL (COL DE) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurica). 2200 m (auf der neuen Ausgabe der Siegfriedkarte
2459 m). Passübergang, auf der Siegfriedkarte unbenannt,
zwischen der Rebarmaz und den Felsen von Fontanabran:
verbindet die IVi Stunden w. über Einbaut gelegenen
Hütten von Fenestral in 2 Stunden mit ^maney. Selten
begangen.
FEN^TRE (AIGUILLE DE LA) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont u. Martinach). 3417 m. Gipfel, in der Kette der
Aiguilles Dorfes (in der Trientgruppe, schweizerischer
Anteil am Mont Blanc Massiv); w. über der Fendtre de
Saleinaz, die ihr den Namen gegeben hat. Erste Besteig-
ung 1881 vom Trientplateau aus.
FEN^TRE (COL OB) DE Baones (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). 2786 m. Passübergang, hinten über dem Val
de Bagnes, auf der Grenze gegen Italien und zwischen
zwischen Mont Avril und Mont Gelö. Von den Italienern
Finestra di Balma genannt und auf der italienischen Karte
mit 2812 m kotiert. Verbindet die Alpweide Chermontane
und den Fendtregletscher im Val de Bagnes mit der ita-
lienischen Alpe de Balme und dem Val d*011omont. Mar-
tinach-Passhöhe 12 Vt» Passböhe-Valpelline 4 oder Pass-
höhe-Aosta 6Vs Stunden. Scheint schon seit Jahrhunder-
ten bekannt gewesen und begangen worden zu sein, was
bei seiner von beiden Seiten leichten Zugänglichkeit (er
kann von Maultieren begangen werden) erklärlich ist.
Eine lange Zeit als verbürgt betrachtete Ueberlieferung
erzählt, dass Calvin auf seiner Flucht vor den ihm feind-
lich gesinnten Behörden von Aosta, wohin er sich kurz
vorher Zuflucht suchend gewendet hatte, den Pass am 18.
März 1536 überschritten habe. Wird sowohl von Touristen
als besonders von Schmugglern viel begangen, welch'
letztere ihn mit Vorliebe benutzen. Auf der Passhöhe
Ueberreste ehemaliger Befestigungsanlagen. Prachtvolle
Aussicht auf das Ganze der Penninischen und Graischen
Alpen. Von der Passhöhe aus in IVt Stunden (von der
Chanrionhütte des S. A. C. aus in3 </• Stunden) leicht und
90
FEN
PEN
fefahrlos auf den seiner Aussicht ersten Ranges wegen be-
annten Mont Avril.
Col de Fen6tre de Bagnes, vom Col de Lyrerose aus
FEN^TRE (COL DE) DE Ferret (Kt. Wallis, Bez.
Kntremont). 2699 m. Passübergang, zwischen der Töte de
Fontaint^ (wsw. Vorberg des Pic de Drönaz) und dem Mont
Fourchon (Hauptgipfel der Rochers des Vans); verbindet
das schweizerische Val Ferret mit dem italienischen Thal
des Grossen St. Bernhard und wird der Hauptsache nach
von Touristen auf dem "Weg vom oder zum Grossen St.
Bernhard begangen. Er gestattet zwei Varianten der Route
Martinach -Grosser St. Bernhard. Orsieres-Val Ferret-
Passhöhc 6 Stunden 20 Minuten und Passhöhe-Grosser
St. Bernhard 4 Stunde 10 Minuten; umgekehrt Grosser
St. Bernhard-Passhöhe 1 V, Stunden und Passhöhe-Or-
siöres 4 Stunden 50 Minuten. Zwischen den Seen von
Fenötre und der Passhöhe bleibt der Schnee sehr lange
liegen, oft noch bis in den August hinein, so dass man zur
Markierung des Weges (besonders bei Nebel nützlich) von
Zeit zu Zeit Stangen gesteckt hat. Lange Zeit hat der Col
de Fenötre der Verwaltung des Hospizes auf dem Grossen
St. Bernhard dazu gedient, um über ihn das in den Wal-
dungen des Klosters im Val Ferret geschlagene Holz auf
Maultieren heraufzuschaffen ; heute hat dieser Transport
dank der neuen Strasse durch die Vallöe d'Entremont
aufgehört. Trotz aller Beaufsichtigung durch die Grenz-
wächter ist der Col de Fenötre aber immer noch einer
der von Schmugglern am häufigsten begangenen Pass-
übergänge der Alpen. In der Nähe der Passhöhe Anthra-
zitflöze.
FENfeTRE (COL DE) (Kt. Wallis, Bez. Hörens). 2971
m. Passübergang. S. den Art. Praz Fleuri (Col de).
Col de Fen^tre de Ferret, mit einem Teil der Kette des Moni Blanc.
FEN^TRE (QLACIER DE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 2800-2500 m. Kleiner, wenig zerklüfteter Gletscher,
am schweizerischen Hang des Col de Fenötre, zu oberst
im Val de Bagnes ; beim Aufetieg auf die Passhöhe wird
seine linke Seitenmoräne begangen.
FEN^TRE (LAC8 DE) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont). 2510, 2498 und 2471 m.
Drei nahe bei einander liegende kleine
Seen, am obern Endo des Val Ferret, 2
Stunden über Ferret und Vi Stunde
unter dem Col de Fenötre. Sie werden
durch den Felskamm des Bastillon von
den zur Dranse d'Entremont abfliessen-
den Seen von Drönaz oder Le geschie-
den. Bleiben den grössten Teil des Jah-
res zugefroren und tragen ihre Eisdecke
oft noch bis zu Beginn des August. Der
grösste in 2471 m ; er nimmt den Ab-
üuss des einen der beiden andern auf
und sendet seinen eigenen, stark tosen-
den Bach unterirdisch bis gegenüber
der Hütte des Mont Perc^, wo er wie-
der zu Tage tritt, um dann in die Dranse
de Ferret zu münden. Der Fussweg von
Le Plan de la Chaux zum Col de Fenc^tre
führt über besonders zu diesem Zwecke
gelegte Felsblöcke nahe dem Austritt
des Baches durch den untern Teil die-
ses Sees.
FEN^TRE (PETITE AIQUILLE
DE LA)(Kt. Wallis, Bez. Entremont u.
Martinach). Ca. 3350 m. Wenig bedeu-
tender Fels^pfel, in der Trientgruppe
zwischen Aiguille de la Fenetre und
Fenötre de Saleinaz.
FENETRE DE SALEINAZ (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont und Martinach). 3267 m. Passübergang. S. den
Art. Saleinaz (FENfiTRE de).
FENETRE DE TENDA (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 1500 m. Wilde Schlucht, auch Pertuis d'tma-
ney geheissen ; vom Triege durchflössen, im Vallon d'£-
maney und halbwegs zwischen Triquent und Emaney. 2 Vt
Stunden sw. Salvan.
FENETRE DU CHAMOI8 (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). Passübergang. S. den Art. Chamois (FENfiTRE dv).
FENETTAZ (EN LA) (Kt. Freiburg, Bez. Saane,
Gem. Villarlod). 862 m. Weiler, am N.-Hang des Mont
Gibloux, 500 m so. Villarlod und 7 km so. der Station
Villaz-St. Pierre der Linie Bern-Frei burg-Lausanne. 11
Häuser, 64 kathol. Ew. Kirchgemeinde Estavayer le Gib-
loux. Getreide- und KartofTelbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. In der Nähe die von einem grossen Kreuz und
mächtigen Bäumen gekrönte Croix du Sault (911 m), die
eine schöne Aussicht auf die Ebene der Broye, den Neuen-
burger- und Murtensee und den Jura bietet.
FENQA (ALP), deutsch Fimberalp (Kt. Graubünden,
Bez. Inn, Kreis Bemüs, Gem. Remüs und Sent). 2100-
2500 pa. Grosse Alpweide, in dem ins Tirol sich fortsetzen-
den Fimberthal, 11 km nw. über Sent und 13 km nw.
über Remüs. Von Graubündner Seite her über den Fim-
berpass, die Fuorcla davo Lais und Fuorcla Tasna zu-
gänglich. Zur Mittsommerszeit grosses Alpfest.
FENGA (CUOLMEN) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Passübergang. S. den Art. Fimberpass.
FENGA (PIT8CHNA) (Kt. Grau-
bünden, Bez. Inn). 2725 m. Wenig be-
deutender Gipfel, rechts über dem Val
Fenga, zwiscnen diesem und einem der
Quellarme des das Val Chöglias entw^äs-
sernden Baches und 1 km s. der östeiv
reichisch-schweizerischen Grenze.
FENGA (VADRET DA) od. FiM-
berferner (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
3045-2611 m. Grosser Terrassenglet-
scher, hinten im Val Fenga; zieht sich
in breitem Kreisbogen vom Fluch thorn
zur Fuorcla Tasna und bildet keine
Zunge. Die weiter unten an den Hän-
gen und im Boden des Thaies lieg-en-
den grossen Ufer- und Stirnmoränen
zeugen von dem Vorhandensein einer einstigen Gletscher^
zunge, die etappenweise zurückgeschmolzen ist.
FENQA (VAL) oder FIMBERTHAL (Kt. Graubün-
PEN
PER
91
den, Bez. Inn). 2800-2116 m. Oberer, schweizerischer An-
teil am österreichischen Fimberthal, das mit einer Länge
von 16 km von der Fuorcla Tasna nach NNO. absteigt, um
bei Ischgl ins Paznaun (das zusammen mit dem Stanzer-
thal bei Landeck sich mit dem Innthal vereinigt) auszu-
münden. Das Fimberthal ist eines der zahlreichen vom
Silvrettamassiv aus nach N. absteigenden Thälchen.
Links wird es von der mächtigen Kette des Fluchthornes,
rechts von der im Burkelkopf gipfelnden n. Randkette
des Samnaun begleitet. Die Landesgrenze zwischen der
Schweiz und Oesterreich springt vom Gemsbleisspitz
(5 km nördlich vom Fluchthom) quer durch das Thal
zum Piz da Val Gronda und Spi da ChögUas (nahe dem
Piz Roz) hinüber. Der schweizerische Abschnitt des Tha-
ies, das Val Fenga, ist der grosftartigere ; er bildet einen
Thalzirkus mit ebenem oder wenig gewelltem Boden und
wird von ziemlich beträchtlichen Fimfeldern umrahmt,
von denen der Vadret da Fenga oder Fimberferner der
mächtigste ist. Darüber erheben sich Fluchthorn (3403,
3102 und 3344 m), Krone (3195 m), Grenzeckkopf (3051 m),
der breite Piz davo Lais (3030 m) und andere Hochgipfel.
Diese ^^rossartige Hochgebirgslandschaft zieht im Sommer
zahlreiche Besucher an, denen die ausgezeichnet einge-
richtete Heidelbergerhütte des D. u. Oe. A. V. als Aus-
gangspunkt für ihre Exkursionen dient. Die Hütte liegt
auf Schweizer Boden. Die Alpweiden des Thaies sind von
altersher Eigentum der Gemeinden Remüs und Sent im
Engadin, werden aber von diesen zur Bewirtschaftung
an Tiroler Sennen verpachtet. Mit der Schweiz steht das
Val Fenga in Verbindung über den Fimberpass oder Cu-
olmen Fenga (2612 m ; Val Fenga- Val Sinestra-Remüs 4-5,
umgekehrt 6 Stunden) und zwei andere Einschartungen
(2598 m. s. vom Fimberpass ; 2654 m, n. vom Fimber-
pass), die gleichfalls ins Val Chöglias-Sinestra hinüber-
führen und von denen der letztgenannte hauptsächlich
bei der Besteigung des Piz Roz von der Klubhütte aus be-
fangen wird. Früher konnte der Fimberpass mit Wagen
befahren werden ; seitdem aber die Eigentümer der Alp-
weiden auf deren eigene Bewirtschaftung verzichtet haben,
Hessen sie den Weg nicht mehr unterhalten, so dass er
heute blos noch als guter Maultierpfad gelten kann. In
anderer Richtung führt die Fuorcla Tasna (2857 m) ohne
Schwierigkeiten über den Fimbergletscher ins Val Tasna
und von da nach Fetan oder Ardez (5 oder, in umgekehr-
ter Richtung, 6V« Stunden).
FfeNIL od. FENI8 (Kt. Bern, Amtsbez. Erlach). Gem.
und Dorf. S. den Art. Vinelz.
FENIL. Ortsname, in der französischen Schweiz, be-
sondere in den Waadtländer Alpen, häufig vorkommend ;
vom lateinischen /*enite =: Scheune, Heustadel, Heugaden.
Auch in abgeleiteten Formen, wie Fenalet, Fenillets, Fe-
nillies etc. vorkommend.
FENIL (PRAZ DU)(Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Romanens). Weiler. S. den Art. Praz du Fenil.
FENILIE8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessus). 1454 m. Hütten, zur Siedelungsgruppe Les
Moilles gehörend, 50 Minuten ö. vom Postbureau Les
Diablerets und etwas über der von Les Diablerets zum
Gel de Pillon hinaufführenden Strasse.
FENIL8 (LE8 PREMIER8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
(Jem. Ormont Dessous). 1000 m. Hütten, die ersten über
der Strasse von Le S^pey nach Ormont Dessns. Wahr-
scheinlich erstbesiedelter Teil des heute zur Gemeinde
Ormont Dessus gehörenden l'halabschnittes. Boden Rut-
schungen unterworfen. So kam der Hang z. B. 1870 nach
starken Regengüssen in Bewegung; drei Hütten, die er
mit sich zur Grande Eau hinunter zu reissen drohte, konn-
ten in aller Hast noch abgetragen und ihr Holzwerk ge-
rettet werden.
FENIL8 (RUIS8EAU DE8), deutech Grischbach
(Kt. Bern und Waadt). Wildbach; entspringt am S.-Hang
der Dent de Ruth in etwa 2000 m, durchfliesst das Grisch-
bachthal und mündet nach 8 km Innigem Lauf beim O.-
Ende von Rougemont in 1(X)0 m in die Saane. Bei der
Mündung die Burgruine Vanel. Bildet bis 1 km vor der
Mundung die Grenze zwischen den Kantonen Bern und
Waadt.
FENIL8 <VALL£e DES), deutsch Grischbachthal
(Kt. Bern und Waadt). Thal, vom Ruisseau des Fenils
oder Grischbach entwässert, der die Grenze zwischen den
Kantonen Bern und Waadt bildet, so dass die rechte Thal-
seite zur Waadt. die linke zu Bern gehört. Auf Berner
Seite begrenzen aas Thal der Hugeligrat (1902 m) und die
Rasenkämme der Schneitalp, die durch aen Grubenberg-
Sass (1650 m) vom SO.-Hang des Amelier (2133 m ; Gruppe
er Dent de Ruth) ffetrennt sind. Oben teilt sich das Thal
in drei Arme : den Yallon de Ruth (nw. darüber die Dent
de Ruth, Dent de Savigny und Portes de Savigny), Valien
de Merzeire (nw. darüber die Pointes des Pucelles und
Come Aubert) und Vallon des Roseys (zwischen den Ro-
domonts und einem so. Vor^erg der Come Aubert). Auf
Waadtländer Seite wird das Grischbachthal durch die Ro-
domonts (1892 m) vom Vallon de la Manche getrennt.
Im untern und mittlem Abschnitt ständig besiedelt. Ein
^sser Teil der Hütten trägt Inschriften, die meist den
Bauherrn, dem Zimmermeister, das Jahr des Baues und
Bibel- oder andere, vom Eigentümer erfundene Sprüche
zum Vorwurf haben. Hier und da stehen stechen eruptive
Felsarten vielleicht exotischen Ursprungs zu Tage.
FENIN (Kt. Neuenburg, Bez. Val de Ruz). 756 m.
Gem. u. Dorf, am W.-Fuss des Chaumont, an der Strasse
Neuenburg-Dombresson, 5 km n. vom Bahnhof Neuenburg
und 1,5 km nö. Valangin. Postbureau, Telephon; Post-
wagen nach Valangin und Dombresson. Strassen bahn nach
Valangin und Neuenburg. Gemeinde, mit Vilars und
Saules: 64 Häuser, 424 reform. Ew.; Dorf: 19 Häuser,
160 Ew. Landwirtschaft, etwas Holzhandel und Uhren-
macherei. Sommerfrische. Zum erstenmal 1132 genannt ;
1206 Bau einer Kapelle, die 1736 der heutigen Kirche Platz
gemacht hat ; Kirchgemeinde seit 1288 ; 1561 Schloss. Seit
18SB mit Vilars und Saules zu einer einzigen Gemeinde
vereinigt. 1860 durch Feuer zerstört und löißl neu aufge-
baut.
FENKRIEDEN (Kt. Aargau, Bez. Muri« Gem. Meien-
berg). 503 m. Weiler, im s. Teil des Obern Freiamts, 3 km
sw. der Station Oberrüti der Linie Aarau-Lenzburg-Rot-
kreuz und 4,2 km s. Meienberg. 13 Häuser, 90 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Sins. Viehzucht.
FER (LA CROIX DE) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
Gipfel. S. den Art. Croix de Fer (La).
FER (MINE DE) (Kt. Wallis« Bez. Conthey, Gem.
Chamoson). 1996 m. Eisengruhen, unter dem Haut
de Gry, Ö. Chamosentze, um 1820 zusammen mit denen
am Mont Chemin abgebaut und das Erz nach den grossen
Hochöfen zu Ardon transportiert. Am linken Ufer der Lo-
senze, auf einer steil abfallenden und im N. von den
Felsen von Zeriet überragten Terrasse. Seit etwa 40 Jah-
ren völlig aufgegel>en. Das Ghamoisit genannte Erz besteht
aus einem dunkeln Grundgestein, in dem runde und oft
magnetische Eisenkörner eingeschlossen sind und das
chemisch sich als ein Eisen- und Aluminiumsilikat er-
wiesen hat. Aus den gefundenen Fossilien lässt sich
schliessen, dass das Gestein metamorph aus einem eisen-
schüssigen Dogger der Callovlenstufe entstanden ist.
FERCHEN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Mund). 1290
m. Gruppe von 8 Häusern, 600 m w. Mund und 5 km
von der Station Brig der Simplonbahn. 38 kathol. Ew.
FERDEN (Kt. Wallis, Bez. West Baron). 1389 m. Gem.
und Dorf, eine der Hauptsiedelungen im Lötschenthal ; an
der Stelle, wo das Thal aus seiner sw. Richtung nach S.
abbiegt, um bald darauf auf die Rhoneebene auszutreten ;
1 km sw. Kippet und 11 km n. der Station Gampel der
Simplonbahn. Rechts über der Mündung des Ferdenbachs
in die Lonza gelegen. Postablage. 32 Häuser, 249 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Kippel. Keine Fahrstrasse. Zahlreiche
Funde von Bronzegegenstanden, womnter ein mit dem
sogen. Walliser Goppensteiner Schmuck verziertes Arm-
band.
FERDENBACH (Kt. Wallis, Bez. West Raron). Wild-
bach; entspringt mit zahlreichen Quellarmen den kleinen
Firnfeldem, Gletschern und Seen von Oberferden und
am Lötschenberg (O.-Fuss des Balmhomkammes). Der
grösste Teil dieser Adern vereinigt sich unterhalb der
Felswände und Hänge der Kummenalp in 1800 m ; von
da tritt der Bach auf die Heidmatte, den mittlem Boden
des kleinen Thaies aus und erreicht nö. des Dorfes Ferden
das Lötschenthal, wo er nach 6,5 km langem Lauf in 1310
m von rechts in die Lonza mündet.
FERENBALM (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen). 500 m.
Gem. und Pfarrweiler, am rechten Ufer der Biberen, 8
92
FER
PER
km onö. Murten u. 1 km s. der Station Jerisberg-Feren-
balm der direkten Linie Bern - Neuenburg. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Die Gemeinde wird durch die Frei-
burger Enklave Wallenbuch in zwei Abteilungen geschie-
den, von denen die nördliche von der Saane und Biberen
begrenzt und von der Strasse ßem-Murten durchschnitten
wird, während dieandere ebenfalls am rechtsseitigen Hang
des Saanethals zwischen den Dörfern Kriechen wil u. Wal-
lenbuch liegt. Gemeinde, mit Biberen, Gammen, Klein
Gummenen, Jerisberg, Rizenbacii und Vogelbuch : 150
Häuser, 1114 reform. Ew. ; Weiler : 16 Häuser 78 Ew. Die
Kirchgemeinde Ferenbalm ist in zwei Abteilungen ge-
trennt : Bernisch Ferenbalm (deckt sich mit der Zivilge-
meinde Ferenbalm) und Freiburgisch Ferenbalm, zu welch*
letztererdie Dörfer Agriswil (Agrimoine), Büchsien (Bnchil-
lon), Gempenach (Chuinpagny), Ulmiz (Ürmey) und Ober-
ried mit zusammen 1492 re form. Ew. gehören. 962: Balmo,
von König Konrad von Burgund der Abtei Payerne ge-
schenkt; spätere Eigentumer der Reihe nach die Herren
von Oltingrn, der Deutschrilterorden, die Probstei St.
Vinzenz in Bern und 1528 nach der Reformation die Stadt
Bern. Ackerbau und Viehzucht. Schöne Wiesen und
Waldungen. Die von der KÖnij^in Bertha gestiftete Kirche
beherrscht das ganze Thal ; sie trug früher den Namen
der h. Verena, woher auch der Ortsname Ferenbalm =
Verena Balmarum. W. unter der Kirche eine Felswand
(Balm) mit Höhle, in der einst ein Einsiedler hauste.
Heute zu einem Keller umgestaltet und hier und da auch
noch von Fremden besucht. Die am Flussufer gelegenen
Alluvialböden sind der Hochwasser wegen wenig ange-
baut. Ganze Gegend eine wellige Moränen landschaft.
FERGENHÖRNER (Kt. Graubünden, Bez. Ober
LandQuart). 2868, 2847 und 2857 m. Schöner dreigipfliger
Bergstock, in der Kette der Schiltfluh (2890 m) und von
diesem Gipfel durch die Rote Furka getrennt ; n. über
den Alpweiden von Garfiun und Novai und 6 km ö. über
Klosters Platz im Prätigau. Die drei Spitzen unterschie-
den als Gross Fergenhom (2868 m), Klein Fergenhom
(2847 m) und Fergenkegel (2857 m). Besteigung der Fergen
nörner, besonders aber die des Fergenkegels, gehört zu-
den in den Umgebungen von Klosters schwierigsten Klet-
terpartien. Alle fallen mit steilen Felswänden ab und sind
auf allen Seiten mit Ungeheuern Schutthalden bekleidet,
die auf der S.-Seite Ausser und Inner Fergen heissen.
Der Fergenkegel zum erstenmal 1880 vom Führer Mettier
aus Bergün bestiegen. Ihm folgte 10 Jahre später als erster
Tourist Rydzewsky, der auch die beiden andern, bisher
ebenfalls noch jungfräulichen Spitzen eroberte.
FERLEN (Kt. Appenzell I. R., Gem. Rüti). 830 m. 14
am rechten Ufer der Sitter zerstreut gelegene Häuser,
gegenüber dem Weissbad und 2,9 km so. vom Flecken
Appenzell. 74 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei. Fremden-
industrie.
FERI.EN8 (Kt. Freiburg, Bez. Gläne, Gem. Masson-
nens). 783 m. Weiler, in einer Bodensenke gelegen, 1 km
s. Massonnens und 4 km ssö. der Station Villaz-St. Pierre
der Linie Bern-Freiburg-Lausanne. 16 zerstreute Häuser,
deren jedes seinen eigenen Namen trägt, und 81 kathol.
Ew. Getreide- und Kartoflelbau, Viehzucht u. Milchwirt-
schaft. Säge und Mühle.
FERLEN8 (I^t. Waadt, Bez. Oron). 753 m. Gem. und
Dorf, auf einer Anhöhe im Jorat, zwischen dem Carouge
und der Broye, nahe der Grenze gegen den Kanton Frei-
burg und nahe den Strassen Vevey-Moudon und M^ieres-
Oron. 1,5 km so. M^zi^res, 4 km nw. Oron la Ville und
3,2 km nw. der Station Chätillens der Linie Lausanne-
Payeme-Lyss. Gemeinde, eine Reihe von Einzelhöfen in-
begriffen : 40 Häuser, 209 reform. Ew. ; Dorf: 23 Häuser,
128 Ew. Kirchgemeinde M^zi^res. 1820 von Servion losge-
löst und zur eigenen Gemeinde erhoben. In der Nähe sind
zahlreiche Skelele aufgefunden worden, die das Volk mit
einem hier in unbekannter Zeit einst stattgefundenen
Kampf in Verbindung gebracht hat. Römische Ueberreste.
Bei Rappettaz Gräber mit Skeleten ohne Zutaten.
FERMAN od. FERMEN8 (Kt. Waadt,Bez. Aubonne,
Gem. ApplesV. 670 m. Waldung; 3,2 km nw. Apples und
2,5 km SSW. Pampigny. Bildet zusammen mit dem Bois
de Saint Pierre und anderen Waldungen einen grossen
Waldkomplex, der zwischen Apples und Mollens liegt und
längs dem rechten Ufer des Veyron sich nach N. fortsetzt.
Die Foröt de Ferman selbst grenzt ebenfalls an den Vey-
ron u. ist auf den übrigen Seiten von Sümpfen umrahmt.
Von der Strasse Apples-Mollens durchschnitten. Ein Bau-
ernhof.
FERMEL oder FERMELTHAL (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Simmenthai). 2354-1050 m. Oberstes rechtsseitiges
Nebenthal zum Simmenthai; beginnt am (^ür (2711 m),
dessen Felsgräte es vom Engstligenthal scheiden, etei^
in S-förmiger Kurve nach W. ab und mündet 7 km sso.
Zweisimmen und 3 km so. St. Stephan beim Dorf Matten
ins Simmenthai aus. Wird begleitet im N. vom Ganthom
(2113 m), dem wilden Stock der Spielgerten (2479 m) und
dem Rothorn (2411 m); im S. von Albristegg (2145 m) a.
Albristhom (2764 m). Mit dem En^tligenthal über den
Krinden oder die Fermelkrinde, mit dem Diemtigeothal
über einen zwischen Rothorn und Rautlihorn durchführen-
den Maultierpfad verbunden. Das 9 km lange Fermelthal
vom Fermelbach entwässert. Im Thal das ständig bewohnte
Dorf Fermel mit Primarschulhaus ; Weg bis zum Weiler
Fermelberg (1592 m). 35 Häuser, 168 reform. Ew. Zivil- u.
Kirchgemeinde St. Stephan. Ackerbau und Viehzucht.
Schöne Alpweiden, fette Wiesen; prachtvolle Tannen.
Ueberreste alter Bauwerke, so eines burgartigen Gebäu-
des. Schwefelquelle nahe dem Weg und Bach, univeit
Birchlauenen. Totz seiner landschaftlichen Schönheiten
wird das Thal nur selten besucht. Der mittlere Abschnitt
des Fermelthales in die Triaskalke der stark verwitterten
Gräte von Mieschfluh, Brunnenhorn und Rothorn und in
den Flysch von Albristegg und Albristhom eingeschnitten.
FERMELBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal). Bach ; entspringt am W.-Hang des Gsür in 2250 m,
Üiesst zunächst nach NW., biegt dann in scharfem Knie
nach SW. um und mündet nach 10 km langem Lauf bei
Matten in 1040 m von rechts in die Simme.
FERMELBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal. Gem. St. Stephan). 1592 m. Gruppe von Hätten, im
obem Abschnitt des Fermelthales, am Fermelbach und
am N.-Fuss des Albristhorns; 6,5 km ö. St. Stephan.
FERMELKRINDE, auch Krinden oder Flrggi-
KRiNDE geheissen (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai).
2230 m. Passübergang, zwischen Albristhom und Gsür ;
verbindet Adelboden über das Fermelthal mit Matten in 5
Stunden ; sehr leicht zu begehen und landschaftlich von
grossem Reiz, aber von Touristen nur wenig gewürdigt.
FERMELTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thai). Thal. S. den Art. Fermel
FERMEN8 (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem. Apples).
Wald. S. den Art. Ferman.
FERNATA (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis Ruis,
Gem. Wallensburg). 2409 m. Quelle, am SO.-Han|; des Piz
da Dartgas, 4 km nw. über Waltensburg. Eisensaueiling,
nur sehr wenig bekannt.
FERNERSPITZ (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Ca.
3150 m. Gipfel, in der Gruppe des Piz Sesvenna, über dem
Scarlthal und dem O.-Urer des Sesvennagletschers, auf
der Landesgrenze gegen Oesterreich und 6,5 km ö. über
Scarl.
FERPfeCLE (ALPE DE) (Kt. Wallis, Bez. Harens,
Gem. ^voleoe). 1800-2800 m. Sommerweide mit etwa 15
Hütten, über dem linken Ufer der Borgne de Ferpecle.
Hütten nahe dem Ende der Gletscher von Ferp^le und
Mont Min^ u. auf den untern Hängen der Dent de Perroc
und Dont de Veisivi. Wird vom Juli bis September mit 86
Stück Hornvieh und 700 Schafen bezogen.
FERPfeCLE (COMBE DE) (Kt. Wallis, Bez. Harens).
1890-1433 m. So heisst der O.-Arm des beim Weiler Les
Hauderes sich nach oben in zwei Zweige, AroUathal nach
W. und Combe de Ferpecle nach 0., spaltenden Val d'H^
rens. Wird von einem mächtigen Kranz von Gletschern
abgeschlossen, der nach S. an Italien und nach 0. an das
Gletschergobiet des Eifischthales und von Zermatt grenzt ;
die grössten der Ferpeclegletscher und der Gletscher von
Mont Min^, die sich am Fuss des Felskammes des Mont
Min^ vereinigen und bis in eine Seehöhe von 1890 m in
das 4 km lange Thal hinabreichen. Am rechtsseitigen, von
der Dent Blanche, dem Grand Cornier, der Pointe de Bri-
colla und Couronne de Breonna überragten Thalgehänge
zahlreiche Alpweiden (BricoUa, Les Bosses, Bi^eonna);
am linksseitigen, von der Gruppe der Dents überragten
Hang die Alpe de Ferpecle. Im Tnalboden längs dem rech-
FER
FER
98
ten Ufer des Thalbaches die Maiensässe S6pey (4700 m ;
2 km über Les Hauderes), Prazfleuri and, nahe den Glet-
Hintergrund der Corabe de Ferpöcle.
Sehern, Salay (1800 m), wo ein kleiner Gasthof, der ein-
zige in diesem Gebiet, und eine vor Kurzem erbaute ka-
tholische Kapelle stehen. Ums Jahr 1290 Freytpiclo ge-
heissen.
FERPfeCI-E (QLACIER DE) (Kt. Wallis, Bez. Ha-
rens). 9696-1890 m. Grosser Gletscher ; bildet zusammen
mit dem Gletscher von Mont Min^ den Thalabschluss der
Combe de Ferp^le, wird von diesem durch den Felsstock
des Mont Mine getrennt und im 0. von der mächtigen
Pyramide der Töte Blanche überragt. Vom Gipfel der lete
Blanche bis zur Vereinigung mit dem Gletscher von Mont
Mine 6,5 km lang ; im obern Abschnitt 3,2 km und gegen
das Ende hin noch 500 m breit. Eine zwischen dem pla-
teauförmigen obern Abschnitt des Gletschers und semer
Zunge quer durchziehende Felsrippe, die einzig mit der
sogen. Motta Rotta (= zersplitterter Fels) über das Eis
Torragt, lässt den Gletscher mit 600 m hohem, pracht-
vollem Eisfall abbrechen. Am N.-Fuss des Mont Mmö ver-
einigt sich mit dem Ferp^clegletscher der Gletscher von
Mont Mino zu einer gemeinsamen Zunge, die den Namen
Ferpecle beibehält, durch eine grosse Mittelmoräne aber
noch deutlich ihre Zusammensetzung aus zwei Eisströ-
men erkennen lässt. Ueber den Ferpeclegletscher führt
der Weg zum Col d'Hörens u. von da zum Stockgletscher
und nach Zermatt.
FERPICI.OZ, deutoch PiCHLEN (Kt. Freiburg, Bez.
Saane). 770 m. Gem. und Weiler, am rechten Ufer der
Saane, an der Strasse Freiburf- Bulle und 9,8 km s. vom
Bahnhof Freibur?. Postwagen Freiburff-BuUe. Gemeinde,
ein Teil von Le Mouret inbegrilTen : 22 Häuser, 132 kathol.
Ew. ; Weiler : 12 Häuser, 60 Ew. Kirchgemeinde inendes.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Ehemals Ziegelei. Kapelle
zu St. Maria und St. Joseph.
FERRACH oderFEERACH (Kt. Zürich, Bez. Hin-
wil, Gem. Rüti). 471 m. Dorf, am linken Ufer der Jona,
an der Strasse Ruti-Eschenbach und 500 m so. der Station
Räti der Linie Zürich -Uster- Rappers wil. Telephon. 24
Hänser, 224 reform. Ew. Die meisten der Bewohner von
Ferrach sind in den grossen Fabriken zu Rüti beschäf-
tig. Wird mit dem Dorf Rüti bald ganz verschmolzen
sem.
FERRARO (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Lugano).
1497 m. Gipfel ; SO.-Ende des vom Monte Tamaro (196i6
m) zuerst nach S. streichenden und dann am Monte (>ra-
dicioli (1939 m) nach SO. abbiegenden Kammes, 3 km w.
überder Station Taverne der Linie Lugano-Monte Genere-
BelUnzona der Gotthardbahn.
FERREE (CA DEL) (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem.
Arogno). Weiler. S. den Art. Ca del Ferree.
FERREN (Kt.Luzem,Amt Hochdorf, Gem. Hohenrain).
506 m. Dorf, am Spittlisbach ; 2,5 km nw. Hohenrain u.
1,5 km nö. der Station Baldegg der Seelhalbahn. 21 Häu-
ser, 174 kathol. Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Römische Ruinen und Altertü-
mer; Alemannengräber. 893 : Farrichin
und Farrihchin ; 1238 : Verrieb. Von ferch
= Pferch, Hürde abzuleiten.
FERRENBERQ (Kt. und Amtebez.
Bern, Gem. Bolligen). 722 m. Dorf, am
^. ^ S.-Hang des Bantiger, 5 km nö. der Sta-
1^^* tion Ostermundigen der Linie Bern-Thun
ß^:^ _ i| und 2,8 km so. Bolligen. 38 Häuser, 282
" ' reform. Ew. Landwirtschaft.
FERRENBERQ (Kt. Bern, Amtebez.
Burgdorf, Gem. Winigen). 759 m. Weiler
und zerstreut gelegene Höfe, am N.-Hang
des Kappelengrabens und 4,5 km ö. der
Station Winigen der Linie Olten-Bern.
Telephon. 30 Häuser, 234 reform. Ew.
Käserei
FERRENBERQ (KLEIN) (Kt.Bern,
Amtebez. Burgdorf« Gem. Heimiswil). 720
m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer An-
höhe, 6 km nö. Burgdorf u. 2,3 km nnö.
Heimiswil. 41 reform. Ew.
FERRERA <ALLA) (Kt. Tessin, Bez.
Lugano, Gem. Melide). 276 m. Kalkbren-
nereien, am Ufer des Luffanersees ; 1 ,2
km n. der Station Meliae der Linie
Chiasso-Lugano-Bellinzona der Gotthard-
bahn. Darüber, am Hang des Monte San Salvatore, ein
ebenfalls Ferrera genannter Waldstrich.
FERRERA (AU88ER) (Kt. Graubünden, Bez. Hinter-
rhein, Kreis Schams). 1321 m. Gem. und Pfarrweiler, am
rechten Ufer des Averser Rhein, an der von Andeer ins
Avers führenden Strasse und 19 km s. der Station Thusis
der Rätischen Bahn (Chur -Thusis). Posteblaee; Postwa-
gen Andeer-Avers. Gemeinde, mit Creste : 29 Häuser, 107
reform. Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschaft. Um 1870
wurde hier noch Eisenerz verhüttet ; Betrieb des mangeln-
den Brennholzes und der Transportschwierigkeiten wegen
eingestellt.
FERRERA (INNER), romanisch Canicül (Kt. Grau-
bünden, Bez. Hinterrhein, Kreis Schams). 1480 m. Gem.
und Pfarrweilör, am rechten Ufer der Averser Rhein und
am SW.-Fuss des Piz Grisch ; 23,5 km s. der Stetion Thu-
sis der Rätischen Bahn (Chur-Thusis). Posteblage ; Post-
wagen Andeer-Avers. 13 Häuser, 55 reform. Ew. romani-
scher Zunge. Alpwirtechaft. Ehemalige Eisengruben und
Hochöfen : Betrieb der zu geringen Ausbeute, des man-
gelnden Brennholzes und der Transportechwierigkeiten
wegen eingestellt.
FERRET oder FERREX (Kt. Wallis, Bez. Entremont.
Gem. Orsi^res). 1696 m. Grosse Maiensässe mit etwa 20
Hütten, im obern Abschnitt des Val Ferret, am Fuss der
Dotea und des Tzavraz, 12 km s. über dem Fleckes Or-
si^res und 7 km s. über Praz de Fort. Kapelle zu Notre
Dame des Neiges, an die sich zahlreiche interessante
Volksüberlieferunsen knüpfen und zu der die Bewohner
des Thaies trotz des vom Bischof \on Sitten und der
Walliser Regierung erlassenen Verbotes alljährlich ein-
mal zu wallfahren pllegten. Ferret ist das günstigste Zen-
trum für eine ganze Reihe von Hochgebirgstouren. Gast-
hof, im Sommer geöffnet.
FERRET oder FERREX (COL DU QRAND) (Kt.
Wallis, Bez. Entremont). 2536 m. Kleines Alpweidenpla-
teau mit Passübergang, zwischen der Tete de Ferret und
dem z. T. rasenbewachsenen, z. T. schiefrigen Grat der
£conduits, in dem den Mont Dolent (Mont Blanc Massiv)
mit dem Grand GoUiaz (Gruppe der Grande Rochere] ver-
bindenden Kamm. Verbindet Martinach über das schwei-
zerische Val Ferret mit dem itelienischen Val Ferret und
Courmayeur(Martinach-Passhöhe9, Passhöhe-Courmayeur
4 Stunden; Courmayeur- Passhöhe 5 Vi, Passhöhe-Mar-
tinach 8 Stunden). Ueber den Pass selb>t führt ein Maul-
tierpfad. Als kürzester und bequemster Weg vom Rhone-
thal nach Courmayeur von Touristen oft begangen, noch
mehr aber von Schmugglern benutzt. Der Pass als Ueber-
?^ang von jeher bekannt. Es bestend s. Z. der Plan, hier
ür eine direkte Bahnlinie Martinach - Qourmayeur den
Berg in einem Tunnel zu unterfahren.
94
FER
FER
FERRET oder FERREX (COL DU PETIT), auch
CoL DU Chantonnet oder Col df La L^ch^re (nach der
Alpweide dieses Namens) geheissen (Kt Wallis, Bez. £n-
tremont). 2498 m. Passüoersang, zwischen den letzten
Ausläufern der vom Mont Doient und der T<^te de Ferret
absteigenden Pointes des Gr^pillons, vom Col du Grand
Ferret durch die Töte de Ferret getrennt. Beschwerlich,
wenig angenehm und mit beschränkter Aussicht ; wird
deswegen von Touristen weit weniger begangen als der
Col du Grand Ferret, obwohl er einen um eine Stunde
kürzeren Ueber^ang gestattet als dieser. Der von Runsen
zerfressene italienische Han^ Les Gröpillons geheissen.
F^aHs in die bis nach Charrat im Rhonethal zu erkennende
Kontaktzone zwischen dem krystallinen Massiv des Mont
Blanc (Porphyr und Protogin) und den angrenzenden se-'
dimentären Gebilden (Trias und Jura) eingeschnitten.
FERRET oder FERREX (MONT) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). Gipfel. S. den Art. Tzavraz.
FERRET oder FERREX (T^TE DE) (Kt. WallU,
Bez. Entremont). 2711 m. Rasenbewachsener Gipfel, zwi-
schen den beiden Cols de Ferret und von jedem aus in
2Ü Minuten zu erreichen. Keine bemerkenswerte Aus-
sicht.
FERRET oder FERREX (VAL) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). Der Name auf der Dufourkarte in der Form
Ferrex, aur der altem Ausgabe des betr. Siegfriedblattes
Ferret geschrieben. Diesem letztem folgend hat dann die
alpine Litteratur beinahe allgemein die Form Ferret
adoptiert. In der neuen Ausgabe kehrt die Siegfriedkarte
wieder zur Orthographie Ferrex zurück.
Thal ; 14,5 km lang. Steigt längs dem Fuss des schwei-
zerischen Anteils am Mont Blanc Massiv, von woher ihm
der grösste Teil seiner Wasser zufliesst, von SSW.-NNO.
ab und bildet gleichsam die Fortsetzung der Furche, die
durch das nach SSW. auf Courmayeur zu absteigende ita-
lienische Val Ferret markiert ist. Mündet unterhalb Som la
Proz auf die Yall^ d'Entremont aus. Die mittlere Breite,
zwischen dem Bec Rond und dem gegen das Thal vor-
geschobenen Ausläufer der Clochers de Planereuse, be-
trägt 4,5 km. Das Val Ferret beginnt mit den zwei Fur-
chen, die vom kleinen Glacier des Angroniettes und vom
Col du Ban d'Arrey absteigen ; nach deren Vereinigung
munden auf das Thal in regelmässiger Folge eine Reihe
von kleinen linksseitigen Nebenarmen, das Val de la
Peulaz, Val de Merdenson und die Combe des Fonds, aus.
Von diesem obersten Thalabschnitt gehen mehrere Fuss-
wege aus, die ihn über ebensoviele Pässe mit den benach-
barten Thalschaften in Verbindung setzen : vom Plan la
Chaud (2040 m) zweigt der über die Seen und den
Col de Fenötre zum Grossen St. Bernhard hinauf fuh-
rende Zickzackweg, von den Hätten von Ferret (1707 m ;
mit Kapelle und Gasthof) der Weg über den . Col du
Grand Ferret und von dem 1 km tiefer gelegenen Le
Clou (1629 m) endlich der Weg nach Courmayeur über
den Col du Petit Ferret oder Col du Chantonnet und ein
zweiter über die Cröte des fxhesscttes zur Combe de La
leitender Weg ab. Von der Vereinigung mit der Combe
des Fonds an biegt das Thal aus der bisherigen NW.-
Richtung nach NNO. ab. Hier, bei den Hütten von La
FoUy, liegt der oberste ebene Thalboden des Val Ferret,
den die vom grossen Glacier de La Neuva herkommenden
Wildbäche mit ihren Schutlmassen aufzufüllen streben
und den im W. ein mächtiger Kranz von Eis-u. Fels-
massen überragt, aus welchen sieh der wilde Grand Dar-
re? (3523 m), der Pelit Darrei (3516 m), der Tour Noir
(3844 m), die Aiguilles Rouges und der Mont Doient
(3833 m) als besonders grossartige Bastionen emporheben.
Thalauswärts reihen sich von dieser Stelle an zahlreiche
fette Alpweiden auf, längs welcher zwischen Weidegrün-
den und Waldpartien die weissschäumende Dranse de
Ferret hinbraust : es sind die Maiensässe von La Fouly,
L'Amone, La Seiloz, Praillon und Branche, über denen
rechts die rasen- u. waldbestandene Grenzkette gef^en die
Combe de La mit ihren verhältnismässig bescheidenen
Felstürmchen ^ec Rond, 2564 m ; Tour de Bavon, 2478
m) aufsteigt. Einen grossen Gegensatz zu diesen mit
Hütten übersäten und zeitweise vom Glockengetön der
Heerden belebten Alpweidenhängen der rechten Thalseite
bildet die gegenüber aufstrebende Thalmauer mit ihrem
Gewirr von bizarr geformten Spitzen, ihren verwitterten
und bis ins Unendliche zerschnittenen oder mit grünem
und weissem Eis gepanzerten Gräten und ihren zuweilen
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Val Ferrat.
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von oben bis unten durch die Runse eines schäumenden
Wildbaches (reuse) zerfressenen Felswänden. Wir kön-
nen hier nur die bekanntesten dieser Gipfel aufzählen,
so die Six Neirs, den Troues Bouc, die Pointe de Plane-
reuse und Clochers de Planereuse, den Chätelet und
Croz Magnin, die Breya. Ueber und hinter diesen den
Thalboden u. -fluss mit ihren Vorsprüngen und Schutt-
keffeln nach rechts abdrängenden Massen folgt ein noch
höneres, 2(XX) m und mehr über der Thalsohle aufstei-
gendes Hochgebirgsgebiet, das mit der Cime du Portalet
und den Aiguilles Dorees, du Chardonnet und d^Argen-
tiere abschliesst. Von Praz de Fort (1153 m), der obersten
ständig bewohnten Siedelung des Thaies an, wo die dem
Saleinazgletscher enttliessende Reuse de Saleinaz ins
Hauptthal ausmündet, ändert zu beiden Ufern der Drani^e
sich dessen Charakter vollständig : Roggen- und Kartofl'el-
felder und Baumgärten treten an die Stelle der Alpweiden
und umrahmen die Weiler Les Arlaches, Ville d'Issert
und Som la Proz, denen bald der unterhalb der Vereini-
fi^ung des Val Ferret mit seinem Zwillingsthal, der obern
Vallöe d'Entremont, gelegene Flecken Orsieres folfft.
Zwischen Ville d'Issert und Som la Proz mündet ins Val
Ferret noch der von links aus der Combe d'Orny kom-
mende und von der Strasse überbrückte Wildbach aus.
PER
PER
95
Durch das Val Ferret sind die zahlreichen Protoginblöcke
herabtransportiert worden, die bei Sembrancher die
Dranse d'Entremont aufdämmen und sich bis zu den
Schluchten verfolgen lassen, durch welche der Strom vor
der Yereinigunff mit der Dranse de Baffnes seinen Weg
findet. Seit 1861 hat man am Saleinazgletscher während
20 Jahren Eis gebrochen ; nachdem dieser Betrieb dann auf
die Dauer von weitern 15 Jahren eingestellt war, hat man
ihn wiederum für einige Jahre aufgenommen, aber 1900
neuerdings aufgegeben. Die vor Jahren mit der Errich-
tung der Gasthöfe in Ferret und Le Clou inaugurierte
Fremdenindustrie hat durch die Eröffnung eines Hotels
in Praz de Fort neuen Impuls erhalten. Zanlreiche erra-
tische Blöcke, deren grösster ca. 2700 m^ misst. Blei und
Eisen am Aroöne, alkalische Quellen auf dem Plan La
Chaud. An der Fortsetzung bis zum Weiler Ferret der
heute bis etwas oberhalb Praz de Fort vollendeten Fahr-
strasse wird gearbeitet. Die der Gemeinde Orsieres zuge-
teilten Bewohner des Thaies betreiben hauptsächlich
Alpwirtschaft, Korn-, Roggen- und Kartoffelbau. Ein Teil
der Jungmannschaft pflegt nach Paris auszuwandern, um
dort als Haus- und Stallknechte, Kutscher, Omnibus-
angestellte und Farbwaarenfabrikanten Verdienst zu fin-
den. Vergl. Kurz, L. und E. Colomb. La pavtie suisse de
Oberer Abschnitt des Val Ferret.
la Chaine du Moni Blanc. Seuchktel 1900. — Correvon, H.
Le Val Ferrex misse (im Jahrbuch S. A, C. 37, 1901-
1902). Bern 1902.
Der Ingenieur de Yautheleret hat 1884 das Projekt aus-
fearbeitet, die Schweiz mit Italien durch eine das Val
erret bis zum Fuss des Col Ferret ansteigende und
diesen in einem in 1621 m Meereshöhe liegenden und 9,5
km langen Tunnel unterfahrende Eisenbahn zu verbinden.
Dieser 1893 vom Ingenieur Ritter gegenüber dem Sim-
plondurchstich warm verteidigte Plan, der das Alpenthal
Ferret zu einer grossen internationalen Verkehrsader
umgestaltet hätte, ist aber der technischen Schwierig-
keiten des Bahnbaues wegen bald in Vergessenheit ge-
kommen.
Das Val Ferret ist ziemlich genau auf der Grenze
zwischen den jurassischen Kalksedimenten am SO.-Hang
des Mont Blanc Massives und den ö. davon folgenden,
ebenfalls jurassischen Glanzschiefern eingeschnitten.
Diese in ihrer Facies so stark verschiedenen zwei Jura-
zonen werden von einander getrennt durch einen schmalen
Streifen von Trias (Rauchwacke und Gips), die an den
Thalseiten oft zu Tage ansteht (Som la Proz, Ville d'lssert).
Die Thalsohle selbst ist beinahe überall mit Moränen-
material überführt und wird von Le Grand Ferret bis Praz
de Fort durch die Schuttkegel zahlreicher Wildbäche
in eine ganze Reihe von Stufen aufgedämmt.
Die Flora des Val Ferret zeigt grosse Analogie mit denen
des Val de Bagnes und der Vallee d'Entremont. Es lassen
sich nur etwa 4-5 hier wachsende Arten nennen, die im
übrigen Abschmitt des Einzugsgebietes der Dranse selten
sind oder ganz fehlen : die in der Kette zwischen Ferret
und Entremont ziemlich verbreiteten Saxifraga aizoides
und S. diapensioidesj die am Col Ferret sich findende
Draha Zahlbruckneri und der dem übrigen Dransegebiet
zu fehlen scheinende Erinus alpinus.
FERREYRE8 (Kt. Waadt, Bez. Cossonay), 565 m.
Gem. und Dorf, auf einer dem Jura vorgelagerten Hoch-
fiäche, nahe dem linken Ufer der Venoge und an der
Strasse La Sarraz-Mont la Ville ; 5,3 km nnw. Cossonay
und 2,3 km w. der Station La Sarraz der Linie Lausanne-
Pontarlier. Postwagen La Sarraz- La Coudre. Gemeinde : 34
Häuser, 157 reform. Ew. Kirchgemeinde La Sarraz. Land-
wirtschaft. Beim Dorf mechanische Werkstätten und
Elektrizitätswerk (dieses am rechten Ufer der Venoge auf
Boden der Gemeinde Chevilly). Der Ort schon 815 ur-
kundlich erwähnt, 1010 von König Rudolf III. von Bur-
ffund dem Kloster Romainmötier geschenkt. Um die
Mitte des 11. Jahrhunderts erbaute Adalbert II. von
Grandson hier eine feste Burg, die aller Wahrscheinlich-
keit nach der Vorläufer des spätem Schlosses La Sarraz
war ; nachdem sich der Burgherr gegenüber den Religiösen
des Klosters Ausschreitungen zu Schulden hatte kommen
lassen, erwirkten diese vom Papst seine Aechtung, was
aber die Fortsetzung der Streitigkeiten
zwischen dem Kloster und den Herren
von Grandson nicht zu hemmen ver-
mochte. Das Dorf 1141 mit der Herr-
schaft und 1598 mit der Gemeinde La
Sarraz vereinigt, 1818 zur eigenen Ge-
meinde erhoben. Die ehemalige Pfarr-
kirche von Ferreyres muss an der
Stelle des heutigen Spitales Saint Loup
gestanden haben. Alte Gräber; 1871 hat
man einen Münzschatz mit Münzen aus
dem 11. und 12. Jahrhundert aufgefun-
den.
Der Untergrund des vorjurassischen
Plateaus von Ferreyres besteht z. T. aus
wenig geneigten Neocomschichten ; in
der Nahe, im Urgon, Taschen mit Bo-
lus und Knochen von Säugetieren der
Tertiärzeit (Ton^ien). Im tobelartigen
obersten Abschnitt der Vallee d'Engens,
1 km n. Ferreyres, werden Bänke eines
hellgelben und feinkörnigen Kalksteines
des obern Hauterivien amgebaut. Diese
so^. Pierre de Ferreyres wird als Bau-
stein sehr geschätzt.
*t«FERRICHHORN (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3292 m. Gipfel, in der Balfrin-
gruppe (Saasgrat), zwischen Saasthal und dem Thal von
St. Nikiaus ; 2,5 km nw. vom Balfrin. Kann von St. Ni-
kiaus aus in 6 Stunden erstiegen werden.
FERRICHLOCKE (Kt. WaUis, Bez. Visp). 2889 m.
Passübergang, zwischen Ferrichhorn im S. und Platthorn
im N. ; verbindet St. Nikiaus über das Riederthal und
die Uutegffe mit dem Saasthal. Der unschwierige, 7 Stun-
den erfordernde Uebergang hie und da von den Einhei-
mischen begangen.
FERRifeRE (COMBE DE LA) (Kt. Bern. Amtebez.
Courtelary). 865-800 m. Thälchen ; von N.-S. streichende
Furche im Hochplateau der Freiberge, Fortsetzung der
Combe du Valanvron, 500 m w. La Fernere und nö. La
Chaux de Fonds. Geht beim Cul des Pr^s in eine sehr ma-
lerische tiefe Schlucht über, die den Namen Combe de
Biaufond führt und durch den bei Biaufond von rechts in
den Doubs mündenden Wildbach La Ronde entwässert
wird. Da die Faltenbiegungen der beidseitigen Gehänge
einander nicht entsprechen, ergibt sich, dass hier die
Erosion längs einer langen Dislokationslinie, einer so^.
horizontalen Transversalverschiebung, gearbeitet hat. Ls
ist dies eine der bedeutendsten Erscheinungen dieser Art
im Juragebirge.
FERRifeRE (I.A) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary).
1010 m. Gem. und Pfarrdorf, in der SW.-Ecke der Hoche-
bene der Freiberge und an der Grenze gegen den Kanton
Neuenburg, an der Strasse La Chaux de Fonds-Renan-
Les Bois, 4 km nw. Renan und 9 km nö. La Chaux de
Fonds. Auf welliger, wenig fruchtbarer und wasserarmer
96
FER
PET
Hochfläche gelegen, deren Einförmigkeit nur durch verein-
zelte Gruppen von hundertjährigen Tannen etwas gemildert
La FerriÄre, von Norden.
wird. Station der Linie La Chaux de Fonds-Saignel^gier.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Les
ßreuleux. Auf den Lichtungen zwischen den Tannenbe-
ständen zahlreiche schmucke Meierhöfe. Gemeinde, die
Meierhöfe und Häusergruppen La Haute Fernere, Le Cröt
de La Fernere, La ßasse Ferriere, Le Fief, La Chaux
d'Abel, La Combe du Pelu, Le Droit de Renan und La
Cibourg inbefi^iffen : 97 Häuser, 723 Ew., wovon 627 Re-
formierte und 96 Katholiken, 536 Ew. französischer und
487 deutscher Zunge; Dorf: 27 Häuser, 234 Ew. Uhrenin-
dustrie. Holzhandel und Viehzucht. Das heute so wohlha-
bende Dorf ist im 15. Jahrhundert von etwa 100 aus der
Grafschaft Valangin ausgewanderten Neuenburgern ge-
gründet worden. Die Ableitung des Namens La Ferriere
ist sehr unsicher. Das neue Gemeinwesen kam bald zu
hoher Blüte, wurde aber im 30jährigen Krieg von den
Schweden heimgesucht und geplündert. 1852 zur eigenen
politischen und 4861 zur Kirchgemeinde erhoben. Das
Dorf litt stark unler dem Durchzug der Alliierten im
Winter 1813-1814. Heimat der beiden Naturforscher Abra-
ham und Daniel Gagnebin (1707-1800 und 1709-1781),
deren erster besonders als Geologe und Meteorologe und
deren anderer als Physiker sich einen Namen gemacht
hat. Beide wurden 1763 von J. J. Rousseau besucht.
FER8CHERA (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Gif-
fers). 710 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer
der Görine, 800 m s. GifTers (Chevrilles) und 8 km so.
vom Bahnhof Freiburg. 30 kathol. Ew. Viehzucht. Säge u.
Mühle.
FE8CHEL (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1283 m. Gem. und
kleines Dorf, hoch über dem rechten Ufer des Feschel-
baches und nahe der Ausmündung des vom Fuss des Tor-
renthornes nach S. zum Rhonethal absteigenden Thaies,
gegenüber Agaren und 4 km nö. der Haltestelle La Souste
der Simplonbahn. 21 Häuser, 187 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Guttet. 1267: Veselli ; 1357: Vesselli.
FE8CHELBACH (Kt. Wallis, Bez. Leuk). Wildbach;
entspringt zwischen dem Restirothorn und den Laucher-
spitzen am Restipass in 2639 m, fliesst auf eine Strecke
von 2 km nach bW., biegt am Fuss der Schafalp nach S.
um, entwässert von da an das Bachalpthal, um Feschel
zu erreichen und durch den Engpass des Rotafen in die
Rhoneebene auszutreten, wo er nach 10 km langem Lauf
300 m unterhalb der Brücke von Gampenen in 629 m von
rechts in die Rhone mündet.
FE8COQQIA (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 840 m. Gem.
und Dorf, im Val Magliasina, am SO. -Fuss des Poncione
de Breno und 14,5 km nw. Luciano. Postablage; Postwa-
gen Lugano-Novaggio-Breno. cfe Häuser, 149 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Breno. Ackerbau, Vieh- und Seiden rau-
Senzucht. Starke Auswanderung der Männer in die übrigen
Kantone der Schweiz als Maurer, Gipser, Maler u. Stukk-
arbeiter.
FESEL (OBER und UNTER) (Kt. Wallis, Bez.
Leuk, Gem. Gampol). 22'I5 und 1940 m. Sommerweiden
mit zusammen 22 Hätten, im obersten Abschnitt des Tha-
ies des Enggersch wassere, eines rechtsseitigen Zuflusses
zur Rhone, und zwischen Lötschen-
und Dalathal. Die Hütten von Unter
Fesel stehen in einer Gruppe zwischen
zwei Waldungen, während die von
Ober Fesel auf dem zum Fuss des
Schwarzhorns ansteigenden Hang zer-
streut liegen. Beide Alp weiden zusam-
men werden mit 148 Künen bezogen.
FE88 (PIZ) (Kt. Graubänden, Bez.
Glenner). 2874 m. Höchster Gipfel über
den Alpweiden von Sanina, Endpunkt
der langen Grenzkette zwischen Lugnez
und Safienthal. Diese aus Bündner-
schiefern aufgebaute wilde und steil-
wandige Kette ist am W.-Hang von den
obersten Verzweigungen des grossarti-
gen Rieinertobels angefressen. Der im
Safienthal Scheerenhorn genannte Piz
Fess trägt ein kleines Firnfeld, den s«^.
Schneeboden, und kann trotz seines ab-
schreckenden Aeussern von verschie-
denen Seiten her bestiegen werden.
Bester Anstieff von Tenna im Safien-
thal aus über das Thäli zum N.-Grat und von da direkt
südlich auf den Gipfel. Vom genannten N.-Grat aus ist
auch der Piz Riein (2752 m) zugänglich. Der vom Piz
Fess über den Piz Sanina (283b m) zum Grünerhorn
(2842 m) ziehende S.-Grat ist dagegen nur sehr schwierig
zu begehen. Ein zerrissener Felsgrat zwischen Piz Fess
und Piz Sanina scheint unzugänglich zu sein und erhebt
sich vielleicht noch höher als die zwei genannten Gipfel.
Piz Fess und Piz Riein zum erstenmal 1874 von Hoffmann-
Burckhardt aus Basel mit dem Führer Christian Jann
bestiegen.
FE88I8AI.P (Kt. Glarus, Gem. Sool). Alpweide. S.
den Art. F^essisaxp.
FE8TE (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Melch-
nau). 580 m. Gruppe von 8 Häusern, 500 m ö. Melch-
nau und 5,5 km nö. der Station Madiswil der Linie
Langenthai- Wolhusen. 66 reform. Ew. Zwischen Feste
und Melchnau auf einem Höhenzug die Burgruinen
Grünenberg, Langenstein und Schnabelburg.
FE8TIQI.ET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4554-
2676 m. Gletscher, 3 km lang und 1 km breit, beginnt am
Gipfel des Dom (Mischabelgruppe) und bekleidet dessen
WN W.-Hang. Endigt mit zwei Zungen, die vom Felsgrat
des Haupt von einander getrennt sind und beide grossar-
tige, von der Bahnlinie nach Zermatt (bei Randa) aus sehr
ffut sichtbare Eisfalle bilden. Ueber dem rechten Ufer die
Domhätte des S. A. C. Der gewöhnliche Anstieg auf den
Dom fuhrt längs der rechten Seite dieses Gletschers auf-
wärts.
FESTIHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3249 m. Gipfel,
nö. Vorberg des Stellihorns, in der den Stelli- vom Jung-
gletscher trennenden Felskette und unmittelbar w. über
St. Nikiaus. Am WN W.-Hang die Schafweiden In der
Festi.
FE8TIH0TTE (Kt. Wallis, Bez. Visp). Schutzhätte
des S. A. C. S. den Art. Domhütte.
FE8TIJOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3724 m. Pass-
übergang, am N W.-Hang des Dom (in der Mischabel-
gruppe), zwischen Festi- und Hohberggletscher. Wird be-
gangen entweder beim Aufstieg auf den Dom von Randa
aus oder beim Uebergang über das Nadeljoch nach Saas
Fee. Passhöhe 3 Stunden über der Domhütte.
FETAN (GROSS und KLEIN), romanisch Ftan
Grond u. Ftan PiTSCHEN(Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis
Unter Tasna). 1648 und 163(5 m. Politische und Kirchge-
meinde mit zwei Dörfern, auf schöner Terrasse am S.-
Fuss des Piz Minschun, 4 km w. Schuls. Postbureau, Te-
legraph, Telephon ; Postwagen nach ArJez. 95 Häuser,
403 reform. Ew. romanischer Zunge. Alp Wirtschaft. Frem-
denindustrie. Zwischen Gross Fetan im W. und Klein
Fetan im 0. das Val Püzza, beide 500 m von einander
entfernt. Schöne Gebirgsstrasse nach Ardez und Schuls.
Fetan dreimal (1721, 1795 und 1885) durch Feuer zerstört
und mehrfach von Lawinen heimgesucht, deren eine 1720
32 Menschen tötete und 13 Häuser wegriss. 1890 traten
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FEU
97
am Fass des Hanges der Terrasse von Fetan bedenkliche
Erdrutschungen auf, die zu grossen Besorgnissen Anlass
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Featijoch a. Kette des Zinal Rothorns.
gaben, heute aber durch Entwässerungs- und Verfesti-
gun<?sarbeiten zum Stillstand gekommen sind. Heimat des
als Verfasser von romanischen Erbauungsbüchern bekann-
ten Job. Rosius a Porta; des Historikers Pet. Dom. Ro-
sius a Porta, genannt Ungareis (1732-1808), der seine sehr
geschätzte Geschichte der Reformation in Graubänden in
lateinischer Sprache 1770 veröffentlichte; des Chronisten
Jak. Ant. Vulpius, der die Ereignisse während der Reli-
gionskriege in Graubänden aufgezeichnet und 1680 mit
I)orta zusammen eine romanische Bibelübersetzung im
Engadinerdialekt veröffentlicht hat. Im letzten Viertel des
18. Jahrhunderts gründete Andreas Rosius a Porta in
Fetan eine höhern Ansprächen dienende private Erzieh-
ungsanstalt, das sog% Institut a Porta, das seit der Ein-
richtung der paritätischen Kantonsschule in Chur (1807) an
Bedeutung einbüsste, aber doch noch bis 1870 fortoestand.
F^TIQNY (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 457 m. Gem. u.
Pfarrdorf, in der Freiburger Exklave Estavayer, am linken
Ufer der Broye schön gelegen ; 3,5 km sw. der Station
Fetan von Nordwesten.
Payeme der Linie Freiburg-Yverdon. Postablage, Tele-
Ehon ; Postwagen Payerne-Combremont. 72 Häuser, 390
athol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft; Getreide-,
Kartoffel-, Tabak-, Hanf- und Obstbau. Die grosse mecha-
nische Ziegelei Payerne steht zum grössern Teil auf Boden
von F^tigny und baut dessen mächtige
Lehmgruben ab; daneben eine zweite
kleinere Ziegelei. Pfarrkirche zu den
10000 Märtyrern. 1143 : Festignei. Das
Dorf 1490 von Geor^ von Gläne um den
Preis von 1450 kleinen Gulden an das
Spital Romont und um 1510 unter Vor-
behalt der Gerichtshoheit von diesem
weiter an Freiburg verkauft. 1834 grosse
durch Blitzschlag verursachte Feuers-
brunst. Auf dem dreieckigen Plateau
von La Rapettaz hat man 1882 einen
Burgunderfriedhof aufgedeckt, in dem
zahlreiche Schmuck- und Gebrauchs-
gegenstände (goldene Fibeln mit Fili-
ffranschmuck, versilberte und vergol-
aete Gurtelschnallen etc.) zum Vor-
schein gekommen sind. Die ganze rei-
che Sammlung heute im kantonalen
^^^ Museum zu Freiburg. In der Nähe Spu-
^^H ren einer Römerstrasse. 1796 als selb-
^^^H ständige Kirchgemeinde von der von
"^^^H Mänieres abgetrennt. Ver^l. Kirsch, P.
^^W Le cimetiere burgonde de Fetigny in
den Archives de ta soc, d'hist. de Fri-
bourg. Vol. VI.
FETZIKON (Kt. St. Gallen, Bez.
See, Gem. Eschenbach). 605 m. Gninpe
von 9 Häusern, auf sonniger Anhone,
700 m n. Eschenbach und 4 km nö.
der Station Schmerikon der Linie Rapperswil- Wesen-
Sargans. 41 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Seiden-
weberei als Hausindustrie.
FEUERBERQ (Kt. Glarus). 2642 m. Gipfel, eine der
Spitzen der Glärnischgruppe, 2 km w. vom Rüchen Glär-
nisch (2910 m) und 1 km onö. über der Glärnischhötte
des S. A. G. Der Weg von der Hütte zum Glärnischglet-
scher und Rüchen geht s. am Feuerberg vorbei. Ein nach
N. mit grossartigen Felswänden zum Klönthal abfallender
Felsgrat verbindet den Rüchen mit dem Feuerberg und
setzt sich nach W. noch bis zum Nebelkäppler fort.
FEUERSTEIN (Kt. Luzern und Obwalden). 2043 m.
Gipfel, ö. über Flühli, auf der Grenze zwischen den Kan-
tonen Luzern und Obwalden und zwischen den zwei von
Kragen ausgehenden und ins Thal des Entlenbachs, bezw.
nach Samen fuhrenden Fusswegen. Vom Gasthof auf der
Seewenalp aus leicht zu besteigen.
FEUERTHALEN (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen).
400 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer des Rhein, gegen-
über SchatThausen und mit diesem durch
eine Brücke verbunden ; 1,5 km so. vom
Bahnhof Schaffhausen. Station der Li-
nie Schaffhausen - Etzwilen - Konstanz.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Die
Gemeinde erstreckt sich bis zum be-
waldeten N.-Hang des Kohlfirst und
zählt zusammen mit Langwiesen in 180
Häusern 1992 reform, und kathol. Ew.
{worunter 237 Italiener); Dorf: 127 Häu-
ser, 1558 Ew. Landwirtschaft. Bewoh-
ner arbeiten z. T. in den Fabriken von
Schaffhausen und Neuhausen. Im Dorf
selbst Bine Fabrik für Hanfschläuche ;
Fabrikation von Baumaterialien, zwei
mechanische Werkstätten. Kranken-
haus. Vereinzelter Fund aus der Bronze-
zeit ; römischer Wachtturm auf der
Schätzen halde ; über dem Dorf römi-
sches Bauwerk. In Langwiesen aleman-
nische Siedelung, 875-76: Langewisa.
Das bis 1543 von einem Schaffhauser
Geschlecht ausgeübte Recht der niede-
ren Gerichtsbarkeit ging 1544 an Zürich
über. Nach den «Memorabilia Tigurina»
besassen auch das Kloster Allerheili-
gen in Schaffhausen, der Bischof von Konstanz u. a.
Rechte und Güter in Feuerthalen. Meyer von Knonau
berichtet, dass 1643 der Fürst von Fürstemberg mit
GEOGR. LEX. 51 — II — 7
98
FEÜ
FEX
zahlreichem Gefolge hier in eiDem ihm gehörigen Haus
gewohnt habe. Im Kriegsjahr 1799 hatte Feuerthalen
unter dem Durchzug der fremden Truppen stark zu leiden.
FEUILLAS8E (Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem. Mey-
rin). 442 m. Gruppe von 5 Bauernhöfen, 5 km nw. Genf
und 1 km von der Station Vernier-Meyrin der Linie Genf-
Bellegarde. 31 kathol. und reform. Ew.
FEUILLA8SE (CHATEAU DE) (Kt. Genf, Rechtes
Ufer, Gem. Meyrin). 446 m. Schloss, auf dem Rücken eines
kleinen Hügels, 400 m von den Bauernhöfen Feuillasse
und 5 km nw. Genf. Das Gebiet von Feuillasse seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts Eigentum des Stiftes St. Pierre
zu Genf, 1357 parzelliert und an die Bürger von Moens
verteilt, mit Ausnahme von 80 Jucharten, über die sich
das Stift die Verfügung vorbehielt und die es 1489 an
den Edelherrn Claude de Viry verkaufte. Die Herren von
Viry erbauten dann später auf diesem ihrem Eigentum das
Schloss Feuillasse.
FEU8ISBERQ (Kt. Schwyz, Bez. Höfe). 683 m. Gem.
und Pfarrweiler, am NW.-Hang des Hohen Etzel, an der
Strasse über den Etzel und 3,5 km nö. der Station Schin-
del legi der Linie WädenswiUEinsiedeln. Postablage, Te-
legraph, Telephon; Postwagen nach Schindellegi. Ge-
meinde ziemlich umfangreich, mit Hinterberg, Vogelnest,
Mittelberg, First, Stoss, Oberberg, Schindellegi, Ennet-
derbrück und Vorderberg zusammen :
174 Häuser, 1276 kathol. Ew.; Weiler
Feusisberff : 9 Häuser, 62 Ew. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Seiden- und
Baumwollindustrie. Sommerfrische.Kir-
che 1492 erbaut und 1892 restauriert.
Gasthöfe und Pensionen in prachtvol-
ler Lage. Auf dem Etzel seit 1901 ein
Aussicntsturm. Armenhaus. Feusisberg
gehört erst seit dem alten Zürichkrieg
(1440) zu Schwyz, zu welcher Zeit es
von den über Enzenau vordringenden
Eidgenossen zu verschiedenen Malen
geplündert worden ist. 1798 wurden der
Etzel und die Schindellegi von den ge-
sen die Franzosen ihren Freiheitskampf
Kämpfenden Schw7zern besetzt, aber
einzig Schindelleffi heldenmütig vertei-
digt. Beide Punkte auch im Sonder-
bundskrieg von den Schwyzern bewacht.
Beidemale standen die Schwyzer Trup-
pen unter dem Oberbefehl eines Alois
von Beding, 1798 unter dem Vater und
1847 unter dem Sohn.
FEU8I8QARTEN (Kt. Schwyz,
Bez. Höfe, Gem. Feusisberg). 710 m.
Klimatischer Kurort, am NW.-Hang
des Hohen Etzel, mit prachtvoller Aus-
sicht auf den Zürichsee und seine Umgebungen, 600 m
ö. Feusisberg und 4 km nö. der Station Schindellegi der
Linie Wädenswil-Einsiedeln. Telephon. 2 Häuser. Schöne
Spazierwege.
FEUTER80EI (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen, Gem.
Gsteig). 1130 m. Dorf, mit 16 im Thal von Gsteig zerstreut
gelegenen Häusern, am linken Ufer der Saane, an der
Strasse Saanen-Gsteig, am Ausgang des den Arnensee
bergenden Tscherzisthaies, 3 km n. Gsteig und 9,7 km s.
der Station Saanen der Simmenthalbahn. Postablage;
Postwagen Les Diablerets-Col du Pillon-Saanen. 101 re-
form. Ew. Alpwirtschaft.
FEÜX (I.E8) (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Trois-
torrents). Häuser. S. den Art. Colayre.
FEX (Kt. Graubünden, Bez. Maloja, Kreis Ober Enga-
din. Gem. Sils). 1900-1980 m. Häusergrupoen im Val Fex,
einzeln benannt als Curtins, Crasta u. Platta; 11 km s.
der künftigen Station St. Moritz der Engadinerbahn. Zu-
sammen 16 Häuser, 50 reform. Ew.
FEX (OVA DA) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). Wild-
bach des Val Fex; entspringt in 2150m, lliesst nach NNW.
und mündet nach 10 km langem Lauf, von dem die letzten
2 km auf den Thalboden des Engadin bei Sils entfallen,
in 1794 m in den Silvaplanersee. Von mehreren Brücken
überschritten.
FEX (VADRET DA) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
3400-2150 m. Gletscher; erfüllt den ganzen Thalhinler-
grund des Val Fex und steigt mit schmaler Zunge bis 2150
m ab. Von einem grossartigen Kranz von Hochgipfeln
umrahmt.
FEX (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2900-1800
m. Thal, mündet bei Sils Maria zwischen Silser- und Sil-
vaplanersee von rechts auf das Ober Engadin aus. Das
Hintergehänge der Thaies vom Fexgletscher bedeckt, den
ein mächtiger Kranzvon über 3000 m aufsteigenden Hoch-
gipfeln umrahmt : Chapütschin (3393 m), La Mongia (3419
m), Pizzo Capuccino (3382 m), Piz Tremoggia (3452 m),
Piz Fora (3370 m), Piz Güz (3169 m), Piz Led (3090 m) u.
a. Vom Chapütschin zweigt die Kette des Piz Corvatsch
ab, die ebenfalls mehrfach vergletschert ist u. die rechts-
seitige Thalwand des Val Fex bildet ; auf der linken Seite
begleitet das Thal der etwas niedrigere schöne Gras-
rücken, der vom Piz Led zur Mortaira (2333 m) zieht.
Vom Ende des Fexgletschers steigt das Thal langsam ab,
erweitert sich bei den Hütten von Platta (1900 m) zu einem
weiten, mit prächtigen Alpweiden bestandenen Boden und
bricht dann in enger Schlucht nach NO. durch. Hier las-
sen ein vom Piz Corvatsch zuerst nach W. zur Furtschel-
las (2933 m) und dann nach NW. gegen Sils Maria zu ab-
zweigender Seitenkamm und ein von SW. her ebenfalls
gegen Sils Maria zu ziehender und den Silsersee beglei-
tender Ausläufer der Motl'ota dem Thalbach einen nur
Thalschluss dea Val Fex mit dem Vadret da Fex.
sehr engen Auszug. Die hohe Lage des Thaies (im Mittel
2000 m) lässt kernen geschlossenen Baumwuchs mehr auf-
kommen (obwohl im Engadin sonst der Wald recht hoch
anzusteigen ptlegt), so dass man nur hier und da noch auf
einige Gruppen von kümmerlich ihr Dasein fristenden
Bäumen tritlt. Zahlreiche, stellenweise zu kleinen Gruppen
zusammengerückte Hütten : Platta, Crasta (1948 m), cfur-
tins (1976 m). Im Sommer sind die Alpweiden stark be-
lebt und wird das Thal auch von Touristen häufig besucht.
Ein guter Weg führt von Sils Maria aus thalaufwärts bis
Curtins und zu den Silseralpen. Der Thall)oden bleibt
oberhalb Curtins noch auf eine Strecke von 2 km flach
und wird dann von einem von links kommenden Fels-
sporn, dem heute entwaldeten Mott Selvas, eingeengt.
Hänge und Thalboden werden steiler, die Alpweiden ver-
schwinden und machen Schuttfeidern von Sturz- und
Gletscherschutt und endlich dem Gletscher selbst Platz.
Das Thal bietet somit grosse Abwechslung und dies um
so mehr, als die beiden Seitengehänge von durchaus ver-
schiedenem Charakter sind; besonders reich an land-
schaftlichem Wechsel ist das rechte Seitengehänge, das
zu Unterst von steilen Felsbändern gesäumt wird, weiter
oben Terrassen mit kleinen Hochsebirgsseen (Lej Sgri-
schus und Lej Alv) trägt und dann plötzlich mit mächtiger
Felswand aufstrebt. Ein wenig begangener Passüber,
gang, die Fuorcla da Fex-Roseg (3082 m), fuhrt vom Tha-
über den Lej Alv zum Roseggletscher ; ein anderer Pass,
FEX
FID
99
die Fuorcla da Fex-Scerscen (ca. 3100 m), leitet zwischen
Piz Tremoggia und Piz Capuccino durch, bildet den kür-
zesten Weg vom Ober Engadin zu der am S.-Hang des
Bernina Massives stehenden Marinellihütte des C. A. I. u.
wird seiner grossarligen landschaftlichen Schönheit wegen
trotz der eribrderiichen langen Gletscherwanderung von
Touristen häuß^ begangen. Von ihm aus können die
stolzen und schönen Spitzen des Piz Tremoggia bestiegen
werden.
FEX-R08EQ (FUORCLA DA) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja). 3082 m. Passübergang, zwischen Piz Ck>r-
vatsch und 11 Chapütschin, in der das Yal Fex vom Roseg-
gletscher trennenaen Kette.
FEX-SCERSCEN (FUORCLA DA) (Kt. Graubün-
den, Bez. Maloja). Ca. 3100 m. Passübergang, zwischen
Piz Tremoggia und Piz Glüschaint, auf der Landesgrenze
gegen Italien ; verbindet das Val Fex über den Fexglet-
Hcher und den Scerscengletscher mit der Marinellihütte
des C. A. I.
FEV (Kt. AVaadt, Bez. ^Ichallens). 645 m. Gem. und
Dorf, auf einer Hochfläche im Jorat, zwischen der Men-
tue und ihrem linksseitigen Zufluss Sauteruz, an der
Kreuzung der Strassen £challens-Payerne und Orbe-Yuar-
rens-Moudon, 5 km nö. l^challens. Station der Linie
Lausanne-iLchallens-Bercher. Postablage, Telephon. Ge-
meinde : 60 Häuser, 476 reform. Ew. ; Dorf: 50 Häuser.
450 Ew. Kirchgemeinde Bercher. Ackerbau. Sagen und
Mühlen von Les Engrins an der Mentue. Dorf einst zur
Baronie Bercher gehörig. Funde von römischen Gold- u.
Silbermünzen.
FEV (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem. Nendaz). 750 m.
Weiler und Häusergruppen, an den vom Bec de Nendaz
und der Dent de Baltavaux zur Rhone absteigenden
Hängen, zwischen Aproz und Riddes, am Fussweg
Nendaz-Riddes und 3 km ö. vom Pfarrdorf Basse Nen-
daz. Mit den Siedelungen Bieudron, Crevey und Plan
Fey zusammen : 196 kathol. Ew. ; Weiler Fey allein :
12 Häuser, 76 Ew. Sagen. Wiesenbau und Viehzucht.
Holzhandel.
FEY (BOIS DES) (Kt. Waadl, Bez. Cossonay, Gem.
La Sarraz). 553 m. Gruppe von 2 Häusern, nahe dem
rechten Ufer des Veyron und von ihm durch einen Wald
getrennt, an einem von La Sarraz nach Dizy führenden
Fussweg und 2 km siv. La Sarraz. Der Name Bois des
Fey umfasst sowohl die Häuser wie den längs dem Ufer
des VeyroD sich hinziehenden und den s. davon stehen-
den Wald. 17 reform. Ew. Die Häuser gehören zu einem
grossen Landgut, das einst Eigentum des Schlosses La
Sarraz gewesen war.
FEY (PLAN) (Kt. Wallis, Bez. Conihey, Gem. Nendaz).
808 m. Oberer Abschnitt des Weilers Fey, nach seiner
Lage auf flacher Terrasse so genannt. 3 Häuser, 22 kathol.
Ew. Vergl. den Art. Fey.
FEYA (LA T^TE DES LUEX) (KL Waadt, Bez.
Aigle). 2242 m. Schafweiden, am NW.-Grat des Grand
Mnveran und unt^r der Pointe des Ancrenaz. Mit Sturz-
schutt übersät. Beliebtes Ausflugsziel der Sommergäste
von Les Plans de Freni^resund von hier aus in 3*/« Stun-
den zu erreichen. Fällt mit 700 m hohen Felswänden, wie
sie in solcher Grossartigkeit in den Waadtländer Alpen
selten zu finden sind, senkrecht zu Thal.
FEYDEY (LE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Leysin).
1440 m. So heisst das modernste Quartier von Leysin ; von
den Sanatorien, Gasthöfen und Villen gebildet, die an der
Stelle der heute zum grössten Teil verschwundenen ein-
stigen Hütten von Le Feydey sich erheben. Endstation der
elektrischen Bahn Aigle-Leysin. Telephon. 39 Häuser, 423
reform, und kathoU Ew. Vergl. den Art. Leysin. Rote
Schichten der obern Kreide und, tiefer unten, Flysch mit
Fucoiden.
FEYGIRE, auch FEIQIRE, FIAUO^RE, FIAU-
DlfeRE, FLAUQIRE, FOlGlfeRE etc. Ortsnamen
der französischen Schweiz; vom mittellatein. filicarias =
mit Famkraut bestandener Ort.
FEYGIRE (PONT DE) (Kt. Waadt und Freiburg).
773 m. Schöne Brücke über die Veveyse de Fey^ire, Strasse
Blonay-Chätel Saint Denis, unterhalb Ghaussin. Ganz in
der Nähe, am linken Bachufer, der Bauernhof Feygire.
Beliebtes Ausflugsziel der Bewohner von Vevey u. If km
von diesem Ort entfernt. Oligocäne Schiefer mit Clausil-
lien in abnormalem Kontakt mit der ersten Neocom- und
Jurazone des Alpenrandes.
FEYQIRE (VEVEYSE DE) (Kt. Freiburg u. Waadt).
Bach ; entspringt am Fuss der Cape au Moine in 1500 m,
fliesst in tiefem Einschnitt zuerst nach NW. und W., biegt
in scharfem Knie nach SW. um und mündet in die Ve-
veyse de Chätel. Durchbricht in beinahe rechtem Winkel
die ganze äussere Zone der romanischen Präalpen und
bildet ihrer ganzen Länge nach die Grenze zwischen den
Kantonen Waadt und Freiburff. An den Steilufern eine
Reihe von wichtigen Fundstellen von Fossilien der Jura-
schichten, des Neocom, Flysch und endlich der oligocänen
Süsswassermolasse.
FEZI8LOH (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Egnach).
429 m. Weiler, 4 km vom linken Ufer des Bodensees und
2 km so. der Station Egnach der Linie Rorschach - Ro-
manshom. 10 Häuser, 49 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinden Steinbrunn und Neukirch - Egnach. Wiesen-
und Obstbau (Kirschbäume), Viehzucht und Milchwirt-
Schaft
FIANELL (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
Gipfel. S. den Art. Grisch (Piz).
FIAUDAIRES (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont
Dessous). Hütten. S. den Art. Fiodeyres.
FIAUDifeRE (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Le GhA-
telard). 1700 m. Hütten, zur Zeit der Heuernte und des
Holzschlages in den am SO.-Hang des Mont Cubly zer-
streuten Waldparzellen bezoffen, etwas über der Strasse
Les Vernex-Les Avants und aer Bahnlinie Montreux -Les
Avants-Montbovon gelegen ; 1,5 km w. Les Avants.
FIAUQfeRE (BN) oder EN FlOUQfeRE (Kt. Waadt,
Bez. Morges, Gem. Yens). Häuser. S. den Art. Fougere
(La).
FIAUQfeRBS (Kt. Freibunz. Bez. Veveyse). 860 m.
Gem. und Dorf, mit zwischen Saint Martin und Gratta-
vache zerstreut gelegenen Häusern, 5 km nö. Oron la Ville
und 2,5 km nw. der Station Semsales der Linie Chätel
Saint Denis-Bulle-Montbovon. 50 Häuser, 279 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Saint Martin. Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Das Dorf wird von den Leuten der Umgegend all-
gemein a Ville des Bois » geheissen. Kapelle zur Unbe-
fleckten Empfängnis, 1884 erbaut. 1150: Felgeria; 1273:
Fiougi^re. '
FIBBIA (I.A) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2742 m.
Gipfel, im Gotthard massiv ; steigt unmittelbar über der
Gotthardpasshöhe mit breiten, steinigen und allen Pflan-
zenwuchses entbehrenden Hängen auf. 2 km sw. über dem
Hospiz und von hier aus in 2 Stunden leicht zu besteigen.
Sehr schöne Aussicht. Fundstellen von z. T. seltenen Mi-
neralien in schöner Ausbildung : Adular, Albit, Anatas,
Apatit, Bergkrystall, Calcit, Desmin, Epidot, Laumontit,
Rutil, Titanit etc. Liegt in einer Zone von mehr oder we-
niger grobkörnigem Gneis, dem sogen. Fibbiagneis, der
durch Dynamometamorphose aus dem Gotthardgranit ent-
standen ist.
FICHTEN (KLOSTER) (Kt. Basel Stadt, Gem.
Basel). Ehemaliges Kloster. S. den Art. Kloster Fich-
ten.
FIDAZ (Kt. Graubänden, Bez. Im Boden, Kreis Trins,
Gem. Flims). 1189 m. Dorf, am S.-Fuss des Flimsersteins,
2 km ö. Flims und 8 km nw. über der Station Beichenau
der Bätischen Bahn (Chur-Thusis). Postablage. 33 Häuser,
106 reform. Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschaft. Kleine
Kirche.
FIDENHAU8 (Kt. 6t. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Häg-
genswil). 585 m. Gruppe von 2 Häusern, 1 km so. Häggens-
wil und 9 km nw. der Station Mörswil der Linie St. Gal-
len-Borschach. 34 kathol. Ew. Acker- und Obstbau. Vieh-
zucht. Stickerei.
FIDERENHAUSER (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Hhein-
thal, Gem. Altstätten). 700 m. 5 über dem Schleifertobel
zerstreut gelegene Häuser; 2,5 km nw. über der Station
Altstätten der Linie Borschach - Sargans. 14 reform, und
kathol. Ew. Landwirtschaft. Stickerei.
FIDERI (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). Gipfel. S. den
Art. SCHÄNNISERBERG.
Fl DER 18 (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
Jenaz). 903 m. Gem. und Pfarrdorf, auf schöner Terrasse
am linken Seitengehänge des Prätigau, 2 km von der Sta-
tion Fideris der Rätischen Bahn (Landquart-Davos). Post-
100
FID
FIE
bureau, Telec^raph, Telephon ; Postwagen nach Fideris
Bad. Gemeinde, mit Strahlegg : 95 Häuser, 3Ö3 reform. Ew.
Fideris von SQden.
deutscher Zunge ; Dorf: 70 Häuser, 271 Ew. Alpwirtschaft.
Gasthöfe, Pensionen und Wirtshäuser.
FIDERIS BAD (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart, Kreis Jenaz, Gem. Fideris). 1091 m. Heilbad in
einer Schlucht am rechten Ufer des Arieschbaches gele-
gen ; 2,9 km so. der Station Fideris der Rätischen Bahn
(Landquart- Davos). Im Sommer Postablage, Teleffraph
und Postwagen nach Station Fideris. 3 Häuser, 18 Ew.
Sehr bekannter und besuchter Kurort mit eisenhaltigem
Säuerling. Armenhaus.
FIDERISER ALP DURANNA (Kt. Graubünden,
Bez. Ober Landquart, Kreis Jenaz, Gem. Fideris). 1872 bis
2124 m. Alpweide mit Gruppe von etwa 20 Hütten, am
N. -Hang der Hochwangkette zwischen Piz Casanna und
Kistenstein, am Weg über den Durannapass und 4-5 Stun-
den so. über Fideris.
FIDERISER HEUBERQE (Kt. Graubünden. Bez.
Ober Landquart, Kreis Jenaz, Gem. Fideris und Jenaz).
2000-2200 m. Alpweiden mit zerstreut gelegenen Hütten,
an den Quellen des Arieschbaches, n. der Glunerseen, am
Fideris Bad von Norden.
Weg über die Artlinerfurka und am N.-Hangdes Mattlis-
horns, 4-5 Stunden s. über Fideris.
FIDERSBERQ (Kt. u. Bez. Schwyz). 1919 m. Breiter
Gipfel, in dem vom Drusberg nach N. abzweigenden und
das Thal der Stillen Waag vom obern Sihlthal trennenden
kurzen Kamm; 3,5 km n. vom Drus-
berg und 4 km osö. über Ober Iberg.
FIECHTEN (Kt. Bern, Amtsbez.
Trachselwald, Gem. Huttwil). 620 im.
Weiler und am rechten Ufer der Roth
zerstreut gelegene Häuser, nahe der
Mündung der Roth in die Langeten und
1,2 km w. der Station Huttwil der Lini»«
Langenthai- Wolhusen. 33 Häuser, 212
reform. Ew. Käserei. Fiechlen, vom alt-
hochdeutschen ßuhta r=r heutigem Fichte
{Pinus).
FIER <PIZ) (Kt. Graubünden, Bez.
Inn). 3060 m. Schöne und stolze Fels-
pyramide, in der Gruppe des Piz Qua-
ter Vals, hinter dem ö. Gehänge des
zentralen Engadin und über dem Grund
des Val Trupchum ; zwischen Piz
Quater Vals und Piz Ca^ana, 9 km ö.
Scanfs.
FIESCH oder VIESCH (Kt. Wallis,
Bez. Gfoms). 1071 m. Gem. und schönes
Pfarrdorf, am rechten Ufer der Rhone
gegenüber Aernen und an der Ausmün-
dung des Fiescherthales prachtvoll ge-
legen, 18 km nö. Brig. Hauptzentrum
für den Fremdenverkehr zwischen Brig
u. dem Rhonegletscher. Postbureau-, Telegraph; Pferde
Wechsel des Postkurses Brig-Furka-Göschenen. Gemeinde,
mit Birchi u. Wiler : 58 Häuser, 467 kathol. Ew. ; Dorf: 15
Häuser, 127 Ew. Klimatischer Kurort mit zwei Gasthöfen.
Schöne neue Kirche. Vom Fiescherbach (oder der Eau
Blanche) in zwei Hälften getrennt. Neben der nach O.
weiterführenden und bald das Gehänge des Gibeleggwal-
des erklimmenden Furkastrasse gehen von Fiesch noch
drei bedeutende Alpwege aus, deren einer nach N. ins
Fiescherthal führt, während der zweite längs dem bewal-
deten Hang zur Terrasse von Fürnergarten und zum Eg-
gishom leitet und der dritte s. vom Dorf von der Haupt-
strasse abzweigt, unweit der Mündung des grossen Fiescher-
baches in die Rhoneschlucht eintritt, den Fluss auf einer
Hoizbrücke überschreitet und nach Aernen und Binn
führt. Fiesch besass im 13. und 14. Jahrhundert sein ei-
genes Edelgeschlecht , dessen letztes bekanntes Glied,
Wilhelm von Viesch, seine Güter an die um 1325 in Aer-
nen sesshaft gewordenen Augustinerinnen vom Mont de
Gräce, die dann 1344 nach Fiesch übersiedelten, abtrat.
Nach zeitgenössischen Urkunden hausten
diese Nonnen in einem festen Turm am
Hauptplatz von Fiesch. Trotzdem der Bi-
schof von Sitten die Schwestern ermächtigt
hatte, zweimal in der Woche im See der
« Monts de Morel » (es ist damit ohne Zwei-
fel der Bettenersee gemeint) zu fischen,
verschwand 1505 das Kloster Mangels an
fenügendem Einkommen. Gerichtsherr von
iesch war bis zum Ende des 18. Jahrhun-
derts der Bischof. Ueber Fiesch hat man
ein Bronzebeil gefunden. 1265: Viu ; 1277 :
Vios ; 1360 : Vyes und Vies. Vom lat. victts
•=. Dorf, Weiler.
FIESCHERALP oder VIESCHER-
Al-P (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Fiesch).
1891 m. Alpweide oder Sommerweide mit
etwa 15 Hütten und kleiner Kapelle, 2 km
nw. über Fiesch und über den das Dorf
im W. überragenden Waldungen. Von
Fiesch führt ein Fussweg über die Ter-
rasse von Fürnergarten in 2,5 Stunden
auf die Fiescheralp, die bis zum Fuss des
Fiescherhorns (2900 m ; Nachbarn und Ri-
valen des Eggishorns) ansteigt. Schöner
Ausblick auf das Goms, Binnenthal und
besonders das Fiescherthal mit seinem
Gletscher.
FIESCHERBACH oder VIESCHERBACH, fran-
zösisch Eau Blanche (Kt. Wallis, Bez. Goms). 1560-
1030 m. Wildbach, Ablluss dos Fieschergletsohers ; enl-
FIE
FIE
101
springt den beiden durch einen Fels von einander pe-
Irennlen Zungenenden des Gletschers mit zwei Quell-
Fiesch von Westen.
.-irmen, deren w. noch durch einen Teil der Wasser des
vom Märjelensee kommende^ Seebaches geschwellt wird.
Unterhalb der Alp weide von Unter Titer vereinigen sich
die beiden Arme zum eigentlichen Fiescherbach, der nun
dem Boden des Fiescherthales folgt, das schöne Dorf
Fiesch durchfliesst und nach 5 km langem Lauf von
N.-S. mit wildem Getöse oberhalb der Brücke von Neu-
brügg in 10^ m von rechts in die Rhone mündet.
FIE8CHERBIEL oder VIESCHERBIEI. (Kt.
Wallis, Bez. West Raron, Gem. Ausserberg). 1167 m.
Gruppe von 5 Häusern, am Fuss des Dählwaldes, 400 m
n. vom Dorf Ausserberg. 38 kathol. Ew.
FIE8CHERFIRN oder VIESCHERFIRN (WAL-
LISER) (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3900-2800 m. Grosses
Firn- und Gletscherfeld ; beginnt an den Hänpn der drei
Grindelwalder Fiescherhörner, steigt zwischen der
Gruppe des Finsleraarhorns und der der Walliser Fie-
scherhörner ab, nimmt von beiden Seiten her eine Anzahl
von (auf der Siegfriedkarte unbenannten) Nebenarmen
auf und geht am Rotlochplatz in den eigentlichen Fie-
scherglelscher über. Vom Gipfel des Grossen Fiescherhorns
bis zum Botlochplatz 6 km lang.
FIE8CHERQABELHORN oder VIE-
SCHERGABELHORN (Kt. Wallis, Bez.
Goms). 3870 m. Doppelgipfel, auf der Sieg-
friedkarte unbenannt und ohne Kote, ö.
vom Kamm in der Gruppe der Walliser
Fiescherhörner. Zum erstenmal 1889 von
der Konkordiahutte aus in 7 Stunden 40
Minuten erstiegen.
FIE8CHERGLET8CHER oder VIE-
8CHERGLET8CHER (Kt. Wallis, Bez.
Goms). 2800-1560 m. Gletscher; 7,4 km
lang und im Mittel 1 km breit ; entsteht aus
dem Walliser B'iescherfim, Galmifirn und
Sluderfirn, die sich am Rotlochplatz (S.-
Fuss des Finsteraarhornslockes) zu einem
breiten, furchtbar zerklüfteten und mit
Spalten übersäten Eisstrom vereinigen.
Dieser Fieschergletscher steigt zwiscnen
Walliser Fiescherhörnern unaWasenhorn
nach S. ab und sendet den Fiescherbach
durch das Fiescherthal zur Rhone. Lange
Jahre hindurch war der Weg über den
Fieschergletscher die am gewöhnlichsten
begangene Route zum Oberaarjoch und zur
(irimsel ; seitdem der Gletscher seiner
furchtbaren Zerklüftung wegen vielfach ungangbar ge-
worden, pllegt man den leichtern und zugleich interes-
santeren Weg von der Konkordiahütte aus über Grünhorn-
lücke und Gemsenlücke zum Oberaarjoch zu nehmen.
FIE8CHERGBAT oder VIE8CHERQRAT (Kt.
Bern und Wallis). 3705 und 3642 m.
Schnee- u. Eisgrat, in der Gruppe der
Grindelwalder Fiescherhörner ; verbin-
det das Unter Mönchjoch mit dem Gross
Fiescherhorn und trennt das Ewig-
schneefeld vom Grindelwalder Fie-
scherfirn. Eine Gratwanderung von der
Berglihütte des S. A. C. bis zum Gipfel
des Gross Fiescherhorns erfordert un-
gefähr 6 Stunden.
FIESCHERHÖRNER oder VIE-
8C H E R H Ö RN E R (Q Rl N DE L-
WALDER) (Kt. Bern und Wallis).
Stark zerschnittener Kamm, verbindet
den Mönch über das Mönchjoch und
Agassizhorn mit dem Finsteraarhorn.
Der N.-Hang steigt in steilen Wänden
über dem rechten Ufer des Unter Grin-
delwaldgletschers auf, während an die
sanftem S.- u. SW.-Hänge das Ewig-
schneefeld sich anlehnt. Hängen über
das Agassizhorn mit dem Finsteraarhorn
und, jenseits des Hinter Fiescherhornes,
über eine unbenannte Scharte mit den
Walliser Grünhörnern zusammen. Vom
Unter Mönchjoch an gezählt, können
wir folgende Gipfel und Einschartungen
unterscheiden : das Walcherhorn (3/(Ä
m) im . Fieschergrat ; das Gross Fiescherhorn (4049 m),
von wo aus der Kamm sich verdoppelt, um auf dem O.-
Arm das Fiescherjoch oder Ochsenioch (ca. 3700 m) und
das Klein Fiescherhorn oder den Ochs (3905 m) und auf
dem SO.-Arm den (auf der Siegfriedkarle unbenannten)
Fieschersattel (ca. 3960 m) und das Hinter Fiescherhorn
(ca. 4020 m) zu tragen.
FIE8CHERHORNER oder VIE8CHERHÖR-
NER (VORDER) (Kt. Bern und Wallis). Unter diesem
Namen werden zuweilen Gross und Klein Fiescherhorn
in der Gruppe der Grindelwalder Fiescherhörner zusam-
mengefasst, zum Unterschied vom Hinter Fiescherhorn,
das von der Grindelwalder Seite aus gesehen hinter dem
Hauptkamm aufsteigt.
FIESCHERHÖRNER oder VIESCHERHÖR-
NER <WALLI8ER) (Kt. Wallis, Bez. Goms und Ost
Raron). Im Mittel etwa 3870 m. Gruppe von Hochgipfeln ;
zwischen dem Grossen Aletschgletscner, Märjelensee, Fie-
schergletscher, Waliiser Fiescherfirn und der Grünhorn-
lücke gelegen. Es lassen sich darin folgende Einzelgipfel
unterscheiden : Fieschergabelhorn (ca. 3870 m ; auf der
Walliser Fiescherhörner, vom Eggishorn aus.
Siegfriedkarte unbenannt) mit den von ihm nach W.
abzweigenden Kamm (3870 m) und Faulberg (3244 in),
Schönbühlhorn (3864 m). Gross Wannehorn (3950 m) und
102
FIE
FIE
Klein Wannehorn (3717 m). Der SW.-Grat des Gross
Wannehorns ist der Herbriffsgrat, sein O.-Grat der Trift-
grat ; der OSO .-Ausläufer des Klein Wannehorns heisst
Distelgrat (3085 m), sein SSW.-Grat trägt die Strahl-
hörner (3080, 3053 und 3030 m).
FIE8CHERHORN oder VIE8CHERHORN (Kt.
Wallis, Bez. Goms und Ost Raron). 2900 m. Felszahn, im
SW.-Grat des Eggishorns, unmittelbar über dem Gasthof
Jungfrau oder Eggishorn. Besteigung in 2 Stunden leicht
auszuführen, aber selten unternommen, da sich der
Fremdenstrom hauptsächlich dem benachbarten Eggis-
horn zuwendet. Aussicht von beiden Gipfeln aus dieselbe.
Am SO.-Fuss die Fiescheralp.
FIE8CHERHORN oder VIE8CHERHORN
(QR088) (Kt. Bern und Wallis). 4049 m. Hauptgipfel
der Gruppe der Grindelwalder Fiescherhörner, am Kno-
tenpunkt der drei Kämme, deren erster vom Unter
Mönchjoch, deren anderer von der Grünhornlücke und
deren dritter vom Agassizhorn herkommen. Besteigung
schwierig, von der Bergli- oder Konkordiahütte aus id je
5 Stunden zu bewerkstelligen, zum erstenmal 1862 aus-
^föhrt. Aussicht eine der von Kennern geschätztesten
im Gebiete der Hochalpen.
FIESCHERHORN oder VIE8CHERHORN (HIN-
TER) (Kt. Wallis, Bez. Goms und Ost Raron). Ca. 4020
und 3990 m. Doppelgipfel, in der Gruppe der Grindel-
walder Fiescherhörner ; höhere Spitze zum erstenmal
1^5, niedrigere 1871 von der Berghhütte des S. A. C. aus
erstiegen. Kann auch von der Konkordiahütte aus (in 5
Stunden) erklommen werden.
FIE8CHERHORN oder VIE8CHERHORN
(KLEIN) oder OCH8 (Kt. Bern und Wallis). 3905 m.
Gipfel, in der Gruppe der Grindelwalder Fiescherhörner,
8. über dem Ober Eismeer des Unter Grindelwald-
gletschers und nw. über dem Walliser Fiescherfirn. Zum
erstenmal 1864 von Emanuel von Fellenberg mit den
Führern P. Inäbnit, P. Baumann, \). und P. Kaufmann
vom Unter Grindelwaldgletscher aus über das Fieschei^
joch bestiegen ; Besteigung sehr schwierig, erfordert von
der Bäregg aus etwa 12 Stunden.
FIE8CHERJOCH oder VIE8CHERJOCH (Kt.
Bern, Amtabez. Interlaken). Ca. 3700 m. Gletscherpass,
zwischen Klein Fiescherhorn und dem Punkt 3758 m, in
der Gruppe der Grindelwalder Fiescherhörner. Hoch-
alj^nübergan^ ersten Ranges, seiner grossen Schwierig-
keiten wegen jedoch nur sehr selten begangen ; verbindet
das Ober Eismeer des Unter Grindelwaldgletschers mit
dem obern Abschnitt des Walliser Fiescherfims. Zum
erstenmal 1863 von Leslie Stephen, Hardy, Liveing und
Morgan mit den Führern Michel Baumann, C. Bohren
und Inäbnit überschritten, die von Grindelwald bis zum
Gasthof Eggishorn 20 Stunden unterwegs waren. Dieser
Pass soll einst weit weniger vergletschert gewesen und als
Uebergang von Grindelwald nach Fiesch und umgekehrt
häufig überschritten worden sein. Vergl. darüber den
Art. FiESCHERTHAL (Gemeinde). *
FIE8CHERSATTEL oder VIE8CHER8ATTEL
(Kt. Wallis, Bez. Goms und Raron). 3960 m. Passüber-
gang, zwischen Gross Fiescherhorn und Hinter Fiescher-
horn ; verbindet das Ewigschneefeld mit dem Walliser
Fiescherfirn. 5 Stunden über der Berglihütte des S. A. G.
Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
FIE8CHERTHAL oder VIE8CHERTHAL (Kt.
Wallis, Bez. Goms). Rechtsseitiges Nebenthal zum Thal
der Rhone, in das es bei Fiesch und ge|[enüber Aemen
ausmündet. Das Hintergehänge vom Fiescher^letscher
erfüllt, der am Finsteraarrothorn in 2805 m beginnt und
nach S. absteigt, um 8 km tiefer unten durch den Fels-
sporn des Titer in zwei Zun^enenden gespalten zu wer-
den, denen je ein Quellarm aes Fiescherbaches oder der
Eau Blanche entfiiesst. Von hier bis zu seiner Mündung
hat das Thal noch eine Länge von 5 km. Es zeichnet sich
durch seine angebaute flacne Sohle vor allen andern
Querthälern dieser Gegenden aus und bietet dem Auge
die schlagendsten landschaftlichen Gegensätze dar. Im N.
wird der Horizont über dem furchtbar zerklüfteten, mit
weissen und grünen Eisnadeln übersäten und mit schwar-
zen, erdigen Streifen gebänderten Gletscher abgeschlossen
durch die stark zerrissenen hohen Felswände des Distel-
grates und die nackten Felsausläufer des Wasenhorns ;
im W. steigen dunkle Wälder steil zu den Grashälden der
Strahlhörner und des Eggishoms auf, während die mit
saftigen Alp weiden bestandenen und mit Weilern und
Hütten übersäten Hänge der 0. -Seite ein glänzendes Ge-
mälde alpiner Lieblichkeit bilden. Die mittlere Höhe des
Thaies im Fiescherboden 1115 m. Das Thal früher als
Fundstätte von prachtvollen Krystallen weit bekannt ;
1757 entdeckte man in einer Felshöhle zahlreiche solcher
Krystalle von 6-14 Zentnern Gewicht, deren schönste von
den Franzosen zur Zeit der Eroberung des Ober Wallis
mitgenommen wurden und heute Zierden der Pariser
Museen sind.
FIESCHERTHAL oder VIESCHERTHAI. (Kt.
Wallis, Bez. Goms). Gem., umfasst einen Teil des (?leich-
namigen Thaies mit den drei grössten Weilern Wiche!
(1113 m), Wirbel und Platten oder Zur Flüe (1169 m), die
alle einige Hundert Meter von einander entfernt in einem
ebenen Thalboden 34 km n. Fiesch liegen. Zusammen
^ Häuser, 181 kathol. Ew. Kirchgemeinde Fiesch. Die
Ueberlieferung erzählt, dass einst von Wirbel, dem
höchstgelegenen Weiler aus ein Fussweg durch die Eis-
massen des Aletsch und über die Felsabstürze des St. An-
tonsberges hin zur Kirche von Grindel wald führte. Dann
hätte der Fieschergletscher, dessen Vorrücken zu wieder-
holten Malen die mühsam angebauten Aeckerchen der
Bewohner vernichtete, das ganze obere Thal überflutet
und den ferneren Uebergang verunmöglicht. Anderen
Ueberlieferungen nach sollen im 16. und 17. Jahrhundert
die reformierten Walliser auf diesem Wege nach Grin-
delwald gepilgert sein, um dort ihre Ehen zu schliessen
und ihre Kinder taufen zu lassen, wie die katholischen
Bemer Grindel walds zu denselben Zwecken den gleichen
W'eg in umgekehrter Richtung nach Fiesch benatzt
hätten. Aehnlichen Ueberlieferungen begegnen wir noch
in andern kleinen Querthälern n. der Rhone, besonders
im Lenker- und Lötschenthal. Es ist nach neueren For-
schungen nicht wahrscheinlich, dass diese Angaben un-
beschränkten Glauben verdienen. Im Gemeindehaus von
Fiesch hat man bis 1871 einen Käse aufbewahrt, der im
Jahre 1600 fabriziert worden sein und aus einer nachher
von vorrückendem Eis zerstörten Alpweide im obersten
Thalabschnitt gestammt haben soll.
FIE880 (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Prato).
970 m. Dorf, mitten in Wiesen und Tannenwäldern schön
gelegen, am rechten Ufer des Tessin und an der Strasse
Airolo-Biasca. Station Rodi-Fiesso der Gotthardbahn.
Telegraph. 34 Häuser, 148 kathol. Ew. Viehzucht. Fabri-
kation von und Handel mit Fettkäse. Fremden Industrie ;
Sommerfrische für italienische Familien und Durchgangs-
station für Touristen auf dem Wege über den Campo-
lungo ins Val Maggia.
FIEUDO (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Leventina,
Gem. Airolo). 1850-2480 m. Alpweide, am Eingang ins
Val Bedretto, am S.-Hang der Fibbia (St. Gotthard). Im
Sommer mit 75 Kühen bezogen. Ausgezeichneter Fett-
FIEZ (Kt. Waadt, Bez. Grandson). 522 m. Gem. und
Dorf, auf der vom Arnon entwässerten Molassehochfläche
zwischen Neuenburgersee und Jurafuss, nahe dem linken
Ufer des Flusses, an der Strasse Grandson-Mauborget-Val
de Travers und 2,8 km nw. der Station Grandson der Linie
Lausanne-Neuenburg. Postbureau, Telephon; Postwagen
Grandson-Villars-Burquin, Grandson-VuittebGeuf und, im
Sommer, Grandson-Mauborget. Gemeinde: 50 Häuser, 399
reform. Ew. Bildet zusammen mit Fontaines, Grande-
vent, Novalles, Vugelles la Mothe, Villars-Burquin, Mau-
borget und einem Teil von Vaugondry eine gemeinsame
Kirchgemeinde. In Villars-Burquin Kirche und Pfarrer
für Villars-Burquin, Mauborget, Vaugondry und die zur
Kirchgemeinde Champagne gehörigen Zivilgemeinden
Fontanezier und Romairon. Acker- und etwas Weinbau.
Sägen, Mühlen. Zur Gemeinde Fiez gehört auch noch
eine am W.-Hang des Chasseron gelegene Enklave in
Neuenburger Gebiet mit mehreren Sennbergen. Römische
Ruinen. Alte Siedelung, unter der Berner Oberhoheit
Hauptort eines alle benachbarten Gemeinden umfassen-
den Verwaltungskreises, der als solcher erst 1844 aufge-
löst worden ist. 885: Figiacum; 1028: Fie.
FIEZ-PITTET (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Grandson).
440 m. Gruppe von 5 Häusern, am Fuss eines mit Reben
FIG
FIL
103
bestandenen Hanges, 200 m w. vom Weiler Les Tuileries
und 1,7 km sw. der Station Grandson der Linie Lausanne-
Neuenburg. 2i reform. Ew. Aeitere Siedelung als Les Tui-
leries, die einst Fiez-Pittet Dessous geheissen baben.
FIGA8CIAN (MONTE) (Kt. Wallis, Bez. Goms). Gip-
fel. S. den Art. Albrunhorn.
FIQINO (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Barbengo).
296 m. Weiler, 20 m über dem Ufer des W.-Armes des
Luganersees, gegenüber dem italienischen Dorf Brusim-
piano, an der Strasse Lugano-Grancia-Morcote und 7 km
sw. Lugano. Postablage; Postwagen Lu^ano-Figino. 20
Häuser, 94 kathol. Ew. Ackerbau und Fischerei. Starke
periodische Auswanderung in die übrigen Kantone der
bchweiz.
FIGIONE (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Rossura).
1000 m. Weiler, am Weg Faido-Rossura, 400 m nw. Ros-
sura und 2,5 km ö. der Station Faido der Gotthardbahn.
10 Häuser, 37 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Butter u. Käse.
FIGLI8BERQ (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Nott-
wiD. 698 m. Gruppe von 6 Häusern, am Nottwilerberg
und 2,5 km sw. der Station Nottwil der Linie Luzern-
Olten. 20 kathol. Ew. Landwirtschaft.
FIL, FEIL, FO IL. Häufig vorkommende Bezeichnung
für spitze Gipfel und Gräte; die erst-
genannte Form besonders in der ita-
lienischen Schweiz und im Engadin,
die übrigen beiden Formen im roma-
nischen Gebiet gebräuchlich. Vom lat.
filum = Schneide, Grat.
FILA88E(TfeTE DE) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle). 2165 m. Rasen bewachsener
Buckel, in dem vom Pas de' Cheville
überschrittenen Kamm zwischen den
Gruppen des Grand Muveran und der
Diablerets; gehört noch zum Waadt-
länder Anteil am Alpweidengebiet von
Anzeindaz. Schöne Aussicht auf das
Thal der Derborence, 1 V« Stunden über
den Hütten von Anzeindaz. An seinem
Hang die sog. Combe de Filasse, ein
kleines Thälcnen im Nummulitenkalk.
FILD (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem.
Sargans). Weiler. S. den Art. Vild.
FILDER (Kt. Appenzell L R., Gem.
Schwendi). 1632 m. Kleine Alpwetde
mit 3 Hütten, am sehr steilen N.-Hang
des Schäfler und 4,5 km sw. über
Schwendi. Da hier auf eine Fläche von
45 ha der Höhenunterschied 450 m be-
trägt, ist die Alpweide häufigen Erdrut-
schuDgen und Lawinenschlägen aus-
gesetzt und wird wohl mit der Zeit
ganz verwüstet sein, wenn nicht bald — kostspielige —
Yerbauungsarbeiten an Hand genommen werden.
FILDERICH (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
Ihal, Gem. Diemtigen). 1320 m. Alphütten, am Filde-
richbach und am W.-Fuss der Männlitluh, 15 km s.
Diemtigen.
FILDERICHBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal). Bach ; entspringt mit zwei Quellarmen am W.-
Hang des Erbethorns in 2100 m und am S.-Hang des
W^annenspitz in 2200 m. entwässert das kleine, in den
Flysch der Niesenzone eingeschnittene Schwendenthai,
nimmt von links den Grimmibach und von rechts den
Gürbsbach auf, durchfliesst das malerische Thal von Zwi-
schenflüh, erhält dann von links den Nauenbach und
mündet nach 18 km langem Lauf in der Richtung nach
NW. und NO. in 825 m in den Kirel, einen Nebenbach
zur Simme. Grösster der verschiedenen Bäche des Diem-
tigthales.
FILDERN (MITTLER, OBER und UNTER) (Kt.
und Amt Luzern, Gem. Ebikon). 440-426 m. 4 Häuser^ am
rechten Ufer des Ron und 1,3 km nö. der Station Ebikon
der Linie Zürich- Rotkreuz-Luzern. 29 kathol. Ew. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Fildern ein Kollektivum von
Feld, Gefilde.
FILET (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). 785 m. Gemeinde,
über dem rechten Ufer der Rhone. 1,5 km nö. Morel und
von dieser Gemeinde z. T. durch den Tiefenbach geschie-
den. UmfasstdreiSiedelungsgruppen: Filet, Gifrisch und
Halten; zusammen: 15 Häuser, 120 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Morel. Weiler Filet am Maultierweg Mörel-Bet-
ten-Eggishom. Nördl. über der Terrasse von Filet liegt die
Hochterrasse von Goppisberg.
FILISTORFENES (Kt. Freibur^, Bez. Greierz). 1184-
1600 m. Alpweide und Wildbach ; dieser bildet efnen der
Quellarme der Görine, der vom Gipfel der Berra (nahe
beim Signal] aus 1600 m Höhe abstei^ und nach 3,5 km
langem Lauf durch tiefe Schluchten sich mit dem andern,
an Wassermenge geringern Quellarm der Gerine ver-
einigt. Von der Quelle zur Mündung beträgt das Gefälle
11 6 V.
FILISUR (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis Ber-
gün). 1040 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Albula und an der Albulastrasse. Station der künftigen
Albulabahn (Thusis-St. Moritz). Die Sektion Thusis-Fili-
sur der Bahnlinie hat eine Maximalsteigung von 2,5%,
die Sektion Filisur-St. Moritz eine solche von 3,5%. Post-
ablage, Telegraph. Gemeinde, mit Jennisberg : 76 Häuser,
644 Ew. deutscher, italienischer und romanischer Zunge,
wovon 372 Katholiken. Dorf: 68 Häuser, 602 Ew. Alpwirt-
schaft. Beim neuen Friedhof hat man einen Bronzeham-
mer und ein Gussstück aus demselben Metall gefunden.
Filisur mit dem Schafberg.
Eine grosse Anzahl von im Ober Engadmer Stil gehal-
tenen Häusern ist mit sehr bemerkenswerten alten Male-
reien geschmückt.
FILISWEID (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Wald-
kirch). 700 m. Gruppe von 6 Häusern, 1 km s. Waldkirch
und o,3 km nö. der Station Arnegg der Linie Sulgen-
Gossau. 80 kathol. Ew. Armenhaus der Gemeinde Wald-
kirch. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei.
FILLARHORN, FILLARKUPPE, QRAN FIL-
LAR oder auch FULLARHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3679 m (auf der italienischen Karte 3680 m). Gipfel, von
der Schweizerseite aus wenig sichtbar, in dem die Gruppe
des Monte Rosa mit dem Strahlhorn verbindenden Weiss-
torkamm, auf der Landesgrenze gegen Italien. Vom ita-
lienischen Macugnaga aus sehr schön sichtbar. Besteigung
von der auf der Zermalter Seite stehenden Bötempshütte
des S. A. G. aus in 4 Stunden leicht zu bewerkstelligen ;
schwierig von italienischer Seite aus, wo sie von Macug-
naga über die Alpe de Fillar und den Fillargletscher 11
Stunden erfordert.
FILLARHORN (KLEIN), PICCOLO FILLAR od.
FULLAR (Kt. Wallis, Bez. Visp). Gipfel; nach der itali-
enischen Generalstabskarte unmittelbar s. des Gran Fil-
lar (Weisstorkamm) gelegen und 3616 m hoch. Kann bei
der Besteigung des Gran Fillar mitbesucht werden. Auf
der Siegfried karte nicht verzeichnet.
FILLAR JOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Passübercanff ;
nach der italienischen Generalstabskarte 3485 m noch.
104
FIL
FIN
auf der Siesfriedkarte ohne Namen und Kote, von Iwan
von Tschudi irrtümlich Jazzipass ^eheissen. Wird jetzt
von Kennern alpiner Topographie mit dem Alt Weisstor
identifiziert. S. diesen Art.
FILI.E DIEU (I.A) (Kt. Freiburg, Bez. Glane, Gem.
Romont). 694 m. Nonnenkloster, am linken Ufer der Gläne,
mitten in sumpfiger Gegend ; 1,5 km nö. der Station Romont
der Linie Bern-Freiburg-Lausanne.Telephon. Zwei Häuser,
77 kathol. Ew. Altertümliche Klosterkirche, der h. Jung-
frau geweiht, 1345 vom Bischof von Angers eingesegnet.
Im 13. Jahrhundert zogen sich Julielte, Pernette und Cecile,
drei Töchter von Haymeric, Herrn von Villa (Saint Pierre),
in ein am Ufer der Gläne abseits stehendes Gebäude zu-
rück, um hier ihr Leben in beschaulicher Einsamkeit ab-
zuschliessen. Das Haus 1268 von Jean deCossonay, Bischof
von Lausanne, zum Kloster des Ordens der Zisterzien-
serinnen erhoben und Pille Dieu benannt. Bald flössen
der neuen Stiftung Schenkungen zu, besonders von Seiten
von Isabelle de Chälons; 1350 von Papst Klemens VI. der
damaligen Priorin Jacquette de Billens der Titel einer
Aebtissin verliehen ; das Kloster 1463 von der Stadt Romont
in ihr Bürgerrecht aufgenommen und mit verschiedenen
Rechten und Freiheiten begabt. Im 15. Jahrhundert mit
Ausnahme der Kirche durch Feuer zerstört, dann in zwei
verschiedenen Bauperioden wieder auf^^ebaut. Stand zu-
erst unter der Gerichtshoheit der Abtei Hautcrest, dann
1593-1848 unter derjenigen des Klosters Hauterive. Heute
Klotier Fille Dieu u. Romont, von Nordosten,
haben die Nonnen das Recht, sich ihren geistlichen
Schutzherrn selbst zu wählen.
FILLINAZ (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Val d'II-
liez). 836 m. Gruppe von 4 Häusern mit Kapelle, am linken
Ufer der Vi^ze^ nahe dem Pont de Crettex und 500 m nö.
vom Dorf Val d'IUiez. 20 kathol. Ew.
FILLI8TORF oder FILLI8DORF (Kt. Freiburg,
Bez. Sense, Gem. Düdingen). 638 m. Gruppe von 7 Häusern,
am N.-Hang einer fruchtbaren Anhöhe; 3,5 km nö. Dü-
dingen. Haltestelle der Linie Bem-Freiburg-Lausanne.
Telephon. 54 kathol. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde
Schmitten. Viehzucht und Milchwirtschaft, Getreide-,
Kartoffel- und Runkelrübenbau. Die Familie derer von
Filiistorf gehörte zum Freiburger Patriziat; 14 Träger
dieses Namens, worunter der Pannerherr von Freiburg,
fanden 1339 in der Schlacht von Laupen ihren Tod.
FII.I.UNQ (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein). 3082
m. Kurzer und steiler Felsgrat, in der Gruppe des Pii Me-
del ; zweigt von der Fuorcla de Lavaz nach S. ab, auf
drei Seiten vom grossen Medelsergletscher umpanzert;
9 km so. Disentis und 2 km n. vom Piz Medel.
FILZBACH (Kt. Glarus). 712m. Gem. u. Dorf; amFuss
des Neuenkamm ; in einem vom Filzbach in die 200 m über
dem linken Ufer des Walensees gelegene Terrasse gegra-
benen kleinen Thal, an der Strasse Mollis-Mühlehorn und
1 V4 Stunden w. der Station Mühlehorn der Linie Rap-
perswil-Wesen-Sargans. Postablage, Telephon ; im Som-
mer Postwagen nach Mühlehorn. Gemeinde, mit Alter :
91 Häuser, 407 reform. Ew.; Dorf: 47 Häuser, 203 Ew.
Kirchgemeinde Obstalden, Wiesenbau und Viehzucht.
Etwas Seidenweberei und Holzhandel. Hat sich seit eini-
gen Jahren zum klimatischen Kurort entwickelt und wird
von den die malerische Strasse über den Kerenzerbers^ be-
gehenden Touristen oft besucht. Schöne Aussicht auf den
W^alensee.
FIMBERFERNER (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Gletscher. S. den Art. Fenga (Vadret da).
FIMBERPA88 oder CUOLMEN FENGA (Kt.
Graubünden, Bez. Inn). 2612 m. Passubergang, zwischen
den zwei Kämmen des Callcugns im N. und des Spi d'ür-
sanna im S. ; verbindet das Val Fenga oder Fimberlhal
mit dem Val Chöglias.
FIMBERTHAL (Kt. Graubünden, Bez. Inn). S. den
Art. Fenga (Val).
FIMMELSBERG (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. AmlikonJ. 565 m. Weiler, 4 km sw. der Station Mär-
stetten der Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn und
2,2 km sw. Amiikon. Postablage. 16 Häuser, 90 kathol.
und reform. Ew. Kirchgemeinde Leutmerken. Wiesen-
bau, Viehzucht u. Milchwirtschaft. 300 m w. vom W^eiler
zwei Weier, in denen Hechte und Schleihen gefangen
werden.
FIN u. FINAGE. Zwei in der französischen Schweiz
stark verbreitete, sehr alte Bezeichnungen für ein Grenz-
gebiet, vom lat. fini^ (im Sinne eines Landstriches, sel-
tener als Grenzlinie selbst angewendet). Bildet in Ver-
bindung mit einem Eigennamen die Bezeichnung für
einige Weiler und zahlreiche Gewanne und Fluren. So
laj^en z. B. im 9. u. 10. Jahrhundert die
Dörfer £cublens, Mezery, Renens, Chailly
und Mornez in der « ßn des Runinges » :
in fines Buningoruni, Im Kanton Frei-
burg wird mit dem Ausdruck « Fin »
meist ein grösseres oder kleineres Stück
Land (eine Flur) bezeichnet, auf dem
für sich wieder besonders benannte Sie-
delungen stehen. Die Mehrzahl der Dör-
fer hat hier ihre « Fins » ; es giebt Fins
dessus, dessous, devant, derriere, d'a-
mont, d'avau, du Jordil, du Mont, du
Motty, du Päquier, du Pont u. s. w.
FIN CHATEAU (POINTE DE)
(Kt. Waadt, Bez. Nyon). 1559 m. Be-
waldeter Felskamm, nw. über dem
kleinen Alpweidenthälchen von Le
Vuarne, in der Gruppe der Dole (W^aadt-
länder Jura);-1 Stunde wsw. über Saint
Cergues.
FIN DE CHAI.lfeRE (I.A> (Kt.
Bern, Amtsbez. und Gem. Münster).
550 m. Gruppe von 10 Meierhöfen, zwischen Münster,
La Verrerie und Perreütte und im Winkel zwischen der
Vereinigung des Baches von Chaliere mit der Birs. 68
kathol. Ew.
FIN DE DOM HUGON (LA) (Kt. Freiburg. Bez.
Greierz, Gem. Galmis). 1015 m. Schöne Alpweide mit
Hütte, am N.-Hang der Dent de Brenleire, im Thal des
Rio du Grand Mont und 4,5 km so. über Galmis (Char-
mey).
FIN DE VAUD (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Glane, Gem.
MosselJ^. 827 m. Gruppe von 5 Häusern, 700 m nö. Mossel
und 1,0 km so. der Station Vauderens der Linie Bern-
Freiburg-Lausanne. 35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Pro-
masens. Viehzucht und Milchwirtschaft.
FIN DESSOUS (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz,
Gem. La Roche). 680 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken
Ufer der Serbache. 2 km sw. La Roche und 11 km nnö.
der Stalion Bulle der Linie Romont-BuUe. 31 kathol. Ew.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Strohflechterei.
FIN DU MARAIS (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz,
Gem. Säles). Teil des Dorfes Sales. S. diesen Art.
FIN DU PUBLOZ (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Saane,
Gem. Matran). 615 m. Gruppe von 3 Häusern, nahe dem
linken Ufer der Gläne und 1 km sw. der Station Matran
der Linie Bern-Freiburg- Lausanne. 24 kathol. Ew. Vieh-
zucht, Getreide- und Kartoffelbau.
FIN DU TECK (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen,
Gem. Epauvillers). 874 m. Gruppe von Meierhöfen, im ö.
Abschnitt des Glos du Doubs und 4 km sw. der Station
Saint Ursanne der Linie Delsberff-Delle. Mit den Bauern
höfen Le Peca zusammen : 14 Häuser, 74 kathol. Ew"
FIN
FIN
105
französischer Zange. Mehr und mehr besuchte Sommer-
frische. Einstiges Lehen des Bistums Basel, im 14. Jahr-
hundert Eigentum der Herzoge von Teck.
FINAGE DU COINAT (Kt. Bern, Amtsbez. Freiber-
fen, Gem. Les Breuleuz). Wiesen und Weiden. S. den
rt. CoiNAT (FiNAGE DU).
FINDE1.ENA1.P oder FINDE1.NALP (Kt. Wallis,
Findeien u. Triftgietscher.
Bez. \i8p, Gem. Zermatt). 2100 m. Alpweide mit vielen
Hütten, m einem auf das rechte Ufer der Yisp ausmün-
denden Thälchen, 1 km über Zermatt. Das von O.-W.
ziehende Thal wird vom Findelenbach entwässert, der
dem etwa die Hälfte des Thaies bedeckenden Findelen-
gletscher entfliesst. Die Findelenalp liegt am rechten Sei-
tengehänge und steigt von den Hütten von Findelen bis
in SüOO m Höhe auf, wohin nur noch Ziegen und Schafe
zu ziehen vermögen. Am linken Seitengehänge des Thäl-
chens bis hinauf zu den grossen Hochflächen des RifTel-
bergs dunkle W^älder. Hier einer der schönsten Arvenbe-
stände des Wallis. Auf der Findelenalp sommern 53 Milch-
kühe und zahlreiche Häupter Kleinviehes. Die Milch wird
an die grossen Gasthöfe der Gegend verkauft. Der Rog-
genbau steigt hier bis zu der ausserordentlichen Höhe
von 2100 m an. In der zweiten Hälfte August werden die
Felder bestellt, worauf sich die junge Saat bis zur Zeit
des beständigen Schnees genügend entwickelt, um den
langen Winter überdauern zu können. Gegen Ende März
pflegt dann der Bauer den auf seinen Feldern liegenden
Schnee mit Erde zu überstreuen, um ihn schneller zum
Schmelzen zu bringen ; im Laufe des April schwindet die
Schneedecke, in der zweiten Hälfte des Juli blüht der
Roggen und kann gegen Ende August geschnitten werden.
Das Feld wird darauf ein Jahr brach Hegen gelassen.
Dieser Roggenbau in Findelen rückt die auf Berghaus'
Physikal. Atlas verzeichnete Getreidegrenze für den Rog-
gen von 1500 auf 2100 m hinauf. (Vergl. Pittard, Eug.
.4 propos de la distribution en allitude dans les Alpes
in Le Globe, Geneve 1896). Am Eingang ins Findelenthal,
bei Vorderwald, eine Haltestelle der neuen Gornergrat-
bahn (Zermatt-Gornergrat). Findelen, früher Finden,
vom lat. fenile = Heustadel.
FINDELENBACH (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2158-1660
m. Bach ; entspringt dem Findelengletscher, durchüiesst
die Findelenalp und den Weiler Winkelmatten u. mündet
nach 3,5 km langem Lauf von O.-W. 700 m sw. Zermatt
von rechts in die Visp.
FINDELENQ1.ETSCHER (Kt. Wallis, Bez. Vis[)).
3512-2158 m. Gletscher; 10 km lang, im obern Abschnitt
durchschnittlich 3 km und unten 1 km breit; beginnt am
Schwarzberg Weisstor, hat sein Nährprebiel in den von
der Cima di Jazzi, vom Stockhorn und Strahlhorn nieder-
steigenden Firnfeldern und erhält als bedeutendsten Ne-
l>enarm den Adlergletscher. Benannt nach der das untere
Stück des Thaies bedeckenden Findelenalp. Wird von den
Kurgästen von Zermatt häufig besucht, besonders auf dem
Wege von der RifTelalp über das Gasthaus Findelen und
den Grünsee. Am linken Ufer hat man in den Gletscher
eine künstliche Eishöhle eingehauen. Eine Stunde von der
RifleUlp entfernt. Kann vom Grünsee oder vom Wirts-
haus Fluhalp aus gequert und muss bei der Besteigung
des Schwarzberg Weisstor von der Fluh-
alp aus der Länge nach begangen wer-
den.
FINE1.EN (Kt. Wallis, Bez. Visp;.
Im 13. und zu Beginn des 14. Jahr-
hunderts üblicher Name für Findelen.
S. diesen Art.
FINE8CH8 (Kt. Graubünden, Bez.
Plessur). %22 m. Wenig bedeutender
Gipfel, 1 km n. vom Parpaner W^eiss-
horn (2781 und 2828 m) und 3 km ö.
über Parpan. Zwischen dem Fineschs
und dem Weisshorn führt das Urden
Fürkli von Parpan über die Urdenalp
nach Arosa und Tschiertschen (im
Schanfigg).
J FINE8TRA DI BALME (Kt. Wal-
-^ I lis, Bez. Entremont). Italienische Be-
zeichnung für die Fen£:tre de Bagnes.
S. diesen Art.
FINQER (Kt. Wallis, Bez. Ost Ra-
ren, Gem. Ritsch). 1420 m. Alpweide
mit zahlreichen zerstreut gelegenen
Hütten, auf einer Terrasse links über
der Massaschlucht, 1 km n. vom Dorf
BiUch.
FINQE8 (Kt. Wallis, Bez. und Gem.
Leuk). Weiler. S. den Art. Pfin.
FINQE8 (FOR^T oder BOI8 DE) (Kt. Wallis. Bez.
Leuk, Gem. Leuk u. Salgesch ; Bez. Siders, Gem. Siders).
Grosse Waldung. S. den Art. Pfinwald.
FINQLE8 (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 652 m. So
heissen auf der Siegfried karte die grünen Grasbänder an
den Felswänden sw. über Saint Maurice. Vom lat. cingulas
Brücke der Oornergratbahn Aber den Findelenbach.
= französ. sangles, cingles, im Dialekt fingles = deutsch
Bänder. Identisch mit den riginen, die der Rigi ihren
Namen gegeben haben.
106
FIN
FIN
FINHAUT od. FIN8HAUT8 (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 1200-1350 m mitll. Höhe. Gemeinde, am linken
Findelengletscher, vom Gugel aus.
Seitengehange des Trientthales, an der von Vernayaz nach
Le Chätelard aufsteigenden und dort sich mit der grossen
Poststrasse Martinach -Chamonix verein ig'enden Strasse,
10 km SSW. über der Station Vernayaz der Simplonbahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Der Bau einer Eisen-
bahn Martinach-Salvan-Finhaut-Le Chätelard-Chamonix
ist gesichert u. wird in Bälde in Angriff genommen wer-
den. Die (iemeinde Einbaut liegt an den untern Hängen
der Gebirgsstöcke der Barmaz, Rebarmaz, des Fontana-
bran und Beloiseau (deren obere, z. T. unproduktive Ge-
hängestufen zur Gemeinde Salvan gehören) und umfasst
— auf dem Plateau von Einbaut — die "Weiler Götz oder
Einhaut (mit Pfarrkirche in 1252 m), La Ville und Leamont
und — im Thal der Eau Noire nahe der Landesgrenze —
die Weiler Getroz und Le Chätelard. Zusammen 101 Häu-
ser, 433 kathol. Ew., von denen etwa 300 sich auf die
vielen über das ganze Plateau zerstreuten kleinen Häuser-
gruppen, Hütten, Gasthöfe und Pensionen verteilen. Elek-
den Siedelungsgruppen stehen, ist der am besten ange-
baute Abschnitt der ganzen malerischen Gegend und liegt
gegenüber dem sehr bekannten Ueber-
gang über die Töte Noire, der vom un-
tern Rhonethal nach Chamonix und ins
Eaucigny führt. Seitdem dieser Weg
zu einer Fahrstrasse ausgebaut worden,
hat sich Einhaut zu einer wichtigen
alpinen Fremdenstation entwickelt. Kir-
che dem h. Sebastian geweiht, dessen
Namensfest alljährlich am 20. Januar
feierlich begangen wird. Nahe der Kir-
che Spuren des ehemaligen Dorfes Crest,
das cfer Ueberlieferung nach von sei-
nen Bewohnern im 16. Jahrhundert in-
folge einer verheerenden Pestseuche
verlassen worden sein soll. Der Name
Einhaut erscheint als Eignoux, Fignaux,
Fignol, Efignaz zum erstenmal in Ur-
kunden vom Jahr 1242 ; 1294 : Einyaux.
Die Geschichte der Gemeinde ist mit
derjenigen der Gemeinde Salvan eng
verknüpft, der sie übrigens bis 1649
angegliedert war und mit der zusammen
sie bis zum Ende des alten Regime ein
515 vom König Sigismund von Burgund
der Abtei Saint Maurice verliehenes Le-
hen bildete. Dieses Lehen umfasste die
sogen. Landschaft Autanelle (Vernayaz
und das Thal von Salvan) mit verschie-
denen Neben ländereien ; es wurde zu
Beginn des 12. Jahrhunderts der Abtei
von den Herren von Allinges streitig gemacht, um
1138 jener zu verbleiben. Die endgiltige Teilung der
Bürgergüter zwischen Einhaut und Salvan ist erst 1874
erfoTj^t. Einbaut kirchlich 1648 von Salvan abgetrennt,
heutige Kirche 1737 erbaut. In geologischer Hinsicht
liegt Einhaut ungefähr am nw. Ende der zwischen
die metamorphen Schiefer eingeklemmten Karbonmulde,
die von Salvan bis Barberine reicht. Dir krystallinen
Schiefer, aus denen oberhalb des Dorfes die Stöcke des
Beloiseau und der Rebarmaz aufgebaut sind, werden
von einer vom Col de la Gueulaz über Eenestral bis La
Creuse reichenden Granitzone unterbrochen. Vergl. Go-
quoz, Louis. Eist, et descr. de Salvan- Fins Hauts. Lau-
sanne. [18.. I. — Coquoz, Louis. Autour de Salvan. Lau-
. [18..]. — Guide et legendes de Salvan.
FiDhaut, von Süden (T^le Noire) aus.
trisches Licht. Alp Wirtschaft. Holzflösserei. Eremden-
industrie. Früher zahlreiche Gemsjäger. Schiessverein.
Die^ Terrasse, auf der die den Weiler Einhaut bilden-
FINIVE (Q1.ACIER DE LA} (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). Kleiner Gletscher, am NO.-Hang der Pointe de
la Einive (Kette der Tour Sallieres] ; seine Schmelzwasser
gehen zur Eau Noire, einem der Quell-
arme des Trient.
FINIVE (POINTE DE LA) (Kt.
Wallis, Bez. Saint Maurice). 2877 m.
Gipfel, in der von der Tour Sallieres
zum Buet ziehenden Kette, zwischen
dem Cheval Blanc u. der Pointe de
Tanneverge. Besteigung von der Schulz-
hütte Barberine des S. A. C. aus in 4
Stunden unschwierig, zum erstenmal
1883 ausgeführt. Heisst auch Pointe de
la Feniva oder Pointe de Prat Riond.
Auf der Siegfried karte unbenannt.
FINKENBACH (Kt. St. Gallen,
Bez. Tablat, Gem. Häggenswil). 545 m.
Gruppe von 3 Häusern, am S.-Ufer des
Einkenbacherweiers, 7 km so. der Sta-
tion Amriswil der Linie Winterthur-
Frauenfeld-Romanshorn u. 1,3 km w.
Häggenswil. Telephon. 19 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei als
Hausindustrie.
FINKENBACHERWEIER (Kt. St.
Gallen, Bez. Tablat, Gem. Häggenswil).
544 m. Weier, 500 m ö. vom rechten
Ufer der Sitter und 1,2 km w. Häggens-
wil. 17 ha gross.
FINKEN8TEIQ (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Muolen). 500 m. Weiler, 900 m s. Muolen und 5 km so.
der Station Amriswil der Linie Winterthur - Frauenfeld-
FIN
FIN
107
Romanshorn. 12 Häuser, 91 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Stickerei als Hausindustrie.
FINNE1.ENA1.P (Kt. Wallis, Bez.
Visp, Gem. Staldenried). 2050 m. Alp-
weide mit Hütten, von Wald umrahmt,
am Fuss des W^eissengrat, am rechten
Ufer der Saaser Visp und 2 km nö.
über Eisten.
FINNEN (Kt. Wallis, Bez. Brig,
Gem. Brigerbad). 1423 m. Zahlreiche
eng geschaarte Hütten, auf einer ganz
von Wald umrahmten Terrasse und
links über dem Tobel des Baltschieder-
baches; 2,5 km nw. über Brigerbad.
1275 : Funnona ; 1360 : Funnun.
FIN8HAUT8 (Kt. Wallis, Bez.
Saint Maurice). Gemeinde. S. den Art.
FiNHAUT.
FINSTERAARFIRN (Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken). 3400-2700 m. Firn-
feld, eines der beiden Nährgebiete des
Finsteraargletschers ; beginnt am Fins-
teraarjoch u. steifft zwischen dem SO.-
Ende der Strahleg^^hömer und dem
Gebirgsstock des Fmsteraarhoms auf
eine Länge von 2,5 km und mit einer
mittlem Breite von 1 km ab. Im un-
tern Teil stark zerklüftet. Muss bei der
Besteigung des Finsteraarhorns von
der Grimsel oder dem Pavillon Dollftis
aus der Länge nach begangen werden.
FIN8TERAARQLET8CHER (Kt. Bern, Amtsbez.
Interlaken). 2700-2460 m. Grosser Gletscher ; entsteht aus
der Vereinigung von Strahleggfirn und Finsteraarfim,
die ihm die zu Eis umgeformten Schneemassen der Lau-
teraai^ und Strahlegghörner , des Finsteraar-, Studer-,
Oberaai^, Grüner- und Scheuch zerhorns zuführen. 3,6 km
lang und im Mittel 1,1 km breit. Vereinigt sich seinerseits
wieder mit dem Lauteraargletscher zum mächtigen Unter-
aargletscher. Auf der Moräne beim Zusammen fluss von
Finsteraar- und Lauteraargletscher das einstige Hotel des
Neuchätelois.
FIN8TERAARHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken
uDd Kt. Wallis, Bez. Brig). 4275 m. Höchster Punkt der
Finsteraarhorngruppe und Hauptffipfel der Berner Alpen ;
steigt finster und drohend zwischen dem Walliser Fie-
scherfirn, Studertirn, Finsteraarfim und Grindelwald-
gletscher auf. Der Gipfel getrennt vom Agassizhom (3^
m) durch das Agassizjoch (3850 m),
vom Studerhorn (3637 m) durch das
Ober Studerjoch (ca. 3400 m) u. vom
Finsteraarrothom (3549 m) durch den
Rothornsattel oder die Gemsenlücke
(3370 m). Von den Bernern und W^alli-
sem seiner dunkeln Felsmassen wegen
früher Schvsrarzhorn geheissen. Erste
Besteigung 1812 durch die von Dr. Rud.
Meyer aus Aarau geworbenen Führer
Arnold Abbühl aus Melchthal und die
beiden Walliser Alois Volker und Josef
Bortes (Dr. Meyer selbst erreichte die
Spitze nicht). Diese erste Karawane
nahm den heute seiner ausserordentli-
chen Schwierigkeiten nur selten noch
begangenen Weg über den Studerfirn
und den SW.-Grat. Mit Unrecht ist be-
hauptet worden, dass sich diese ersten
Pioniere geirrt und statt des Finsteraar-
horns den benachbarten Altmann (3482
m) erstiegen hätten. Den zweiten Ver-
such unternahm 1828, also erst 16 Jahre
später, der Solothumer Naturforscher
Franz Josef Hugi, der auf dem heute
allgemein üblichen Weg über den Hugi-
sattel und den W.-Grat bis zu 67 m un-
ter der eigentlichen Spitze gelangte ;
erst 1829 erreichte derselbe Hugi mit
den Führern Jakob Leuthold und Johannes Währen die
Spitze. Dann folgte als dritter 1842 der Basler Student
Job. Sulger mit den Führem Joh. Jaun aus Meiringen,
Andreas Abplanalp aus dem Hasle und Heinrich Lorenz
aus W^assen (Uri). Ueber die Einzelheiten der [Bestei-
Finsteraarhorn, von S&dosten (Vorder Oalmihorn) aas.
gungsgeschichte des Finsteraarhorns vcrgl. Gottlieb Stu-
der : lieber Eis und Schnee. Zweite verbess. Aufl., von
A. Wäber und H. Dübi. Bd. L Bern, 1896.
Die Aussicht vom Finsteraarhorn ist eine der Bedeutung
dieses Hochgipfels entsprechend ausgedehnte und gross-
artige und auch in allen Einzelheiten von vollendeter
Pracht. Neuestens hat S. Simon im Jahrlmch des S. A. C.
(1901/92) das von ihm aufgenommene und farbig ausge-
führte Panorama des Gipfels veröffentlicht. Heute wird
das Finsteraarhorn häufig bestiegen, und oft treffen am
gleichen Tag und zur selben Stunde auf dem Gipfel
mehrere Partien zusammen. Anstiegsrouten : von der
Oberaarjochhütte des S. A. C. aus über Gemsenlücke
und Hugisattel (4089 m) in 6 Vt Stunden ; von der Kon-
kordiahütte des S. C. A. und dem Gasthof Konkordia
aus über die Grünhornlücke und den Hugisattel in 7
Stunden ; von der Schwarzegghütte des S. A. C. aus über
Oipfelgrat des Finsteraarhorns, vom Hugisattel aus.
Finsteraarjoch Agassizjoch und Hugisattel in 9 Stunden.
FIN8TERAARHORNQRUPPE(Kt.Bernu.Wallis).
Unter dieser Bezeichnung versteht man den ganzen ö.
108
FIN
FIN
Abschnitt der Berner Alpen zwischen Gemmi und Grim-
sel. Die Einteilung der Berner Alpen in zwei orographi-
sche Gruppen rechtfertigt sich durch ihren von einander
verschiedenen geologischen Bau und ihren grossen Unter-
schied an landschaftlichem Charakter und Bedeutung.
Der w. Abschnitt der Berner Alpen ist vorwiegend Kalk-
gebirge; die Kammlinie erreicht hier nirgends 4000 m,
die Seitenketten steigen rasch zum Miltelland ab, und
Firn- und Eisfelder sind nur schwach entwickelt. Im Ge-
Sensatz dazu zeichnet sich die Finsteraarhomgruppe aus
urch ihr — wenigstens in den höchsten Teilen — aus
krystallinen Schiefern aufgebautes Felsgerüste, durch die
grosse Anzahl von 4000 m Hohe übersteigenden Spitzen
und durch ihre grossartigen Firn- und Gletscherbildun-
gen, die im ganzen Alpengebirge ihres Gleichen nicht
wieder finden.
Die Finsteraarhomgruppe wird begrenzt : im N. von der
Aare und vom Brienzer- und Thunersee ; im W. von der
Kander, dem Gemmipass und der Dala ; im S. und SO.
von der Rhone; im 0. und NO. vom Grimselpass u. vom
Oberlauf der Aare. Nach N. schliessen sich an sie an die
Emmengruppe, nach NO. die Aa- u. Dammagruppe, nach
SO. die Gruppe des Monte Leone, nach S. die Matterhom-
gruppe, nach w. die Wildhorn- und Simmengruppe. Ge-
samtfläche 1900 km*. Die Langsachse, von der Grimsel
zur Gemmi, misst nahezu 55 km, die Querachse, von Brig
bis Interlaken, 42 km. Die Höhenunterschiede innerhalb
der Gruppe bewegen sich zwischen 560 m (Ufer des Thu-
nersees) und 4275 m (Gipfel des Finsteraarhoms). Die
Kammlinie der Gruppe, die zugleich die Grenze zwischen
den Kantonen Bern und Wallis bildet, scheidet d^s Ein-
zugsgebiet der Aare von dem der Rhone, mit Ausnahme
der Strecke zwischen Balmhorn und Jungfrau, wo die
Wasserscheide (der auch hier die politische Grenze folgt)
etwas nach S. übergreift. Es sendet somit die S.-Flanke
der Gruppe ihre Wasser zur Rhone, die N. -Flanke zur
Aare. Hauptzuflüsse zur Rhone sind hier, von O.-W. ge-
zählt, der Fiescherbach, die Massa, Lonza und Dala ; zur
Aare gehen der Reichenbach, beide Lütschinen, der Kien-
bach und die Kander. Eine von SW.-NO. verlaufende
Linie trennt die Finsteraarhomgruppe wieder in zwei
Abschnitte. Diese durch eine Reihe von Elinsenkungen ge-
kennzeichnete Scheide beginnt bei Kandersteg, geht
durch das OeschinenthaK über das Hohtürli, die Seßnen-
furgge, durch das Sefinenlhal, über Murren, Grosse und
Kleine Scheideerg und folgt dem Lauf des Reichenbaches
bis zu seiner Vereinigung mit der Aare.
Die beiden durch diese Linie abgegrenzten Abschnitte
unterscheiden sich voneinander wieder sowohl durch
ihren geologischen Aufbau als ihren landschaftlichen
Charakter. Die s. Hälfte besteht vorwiegend aus krystal-
linen Schiefern und bildet ein einziges Meer von Eis und
Firn, das durch mächtige Felsmauern gegliedert und von
riesenhaften Spitzen überragt ist ; die n. Hälfte gehört den
sedimentären Formationen an und weist weniger gross-
artigen landschaftlichen Charakter auf, ihre Berggipfel
sind nicht so schrofl* gegliedert und ihre 3000 m nicht
erreichenden Höhen lassen die Ausbildung von Gletschern
nicht zu.
i4. Die s. Hälfte der Finsteraarhomgruppe stellt weniger
eine Kette, d. h. eine lineare Folge von Bergen dar, als
vielmehr ein ganzes Gebirgsmassiv, das nach 0. an Breite
und Höhe stets zunimmt und in dem es auf den ersten
Blick schwierig erscheint, eine zentrale Achse und davon
abgehende Seitenzweige zu unterscheiden. Die Massen-
zunahme ist eine derartige, dass dieser nach 0. gelegene
Teil der Gruppe zum bedeutendsten Hochgebirgskomplex
nicht nur der Alpen sondern von ganz Europa wird. Dazu
stempeln ihn nicht die absolute Höhe seiner Gipfel, wohl
aber die Grosszügigkeit seiner Formenentwicklung und
die mächtige Ausbildung Peines Eispanzers. Im Grossen ge-
nommen zieht die Kammlinie dieser s. Hälfte der Finster-
aarhomgruppe in der Richtung von SW.-NO. Doch ist der
orographi^che Bau dieses Abschnittes ein derart verwickel-
ter, dass wir genötigt sind, davon vor dem Beginn der
Einzelschilderung einen allgemeinen Ueberblick zu geben
u. den Gang unserer Beschreibung zu erklären. Im Zentrum
der Gruppe erhebt sich ein beinahe allseitig geschlosse-
ner, weiter Ring von Hochgebirgsmauern, der nur nach
S. zu geöfi'net erscheint und hier dem Grossen Aletsch-
gletscher den Austritt gestattet. Im W. schliessen Bich ao
diesen Ring drei untereinander parallele, vom SW.-NO.
streichende Ketten an, deren mittlere nahe dem W.-Ende
der Gruppe vom Gebirgsstock des Balmhorns seinen Aus-
gang nimmt; nach 0. sendet der zentrale Ring die Kette
des Finsteraarhoms aus, die sich bald in sehr schwieri^r
zu überschauender Weise verzweigt; die Bergmassen dö.
vom Ring endlich zeigen ein vom Sichreckhorn abgehendes
wirres Durcheinander von Ketten. Unsere EinzeMarslel-
lung wird die Reihenfolge von W.-O. und von S.-N. inne-
halten.
Unsere s. Hälfte der Finsteraarhomgruppe beginnt im
W. mit der Gebirgsmasse des Balmhorns, die mit ihren
Vorbergen und Ausläufern — den Plattenhöraem (2859
m), dem Grossen und Kleinen Rinderhorn (3457 u. 3007
m), der Alteis (3636 m), dem Ober Tatlishom und Tatlis-
horn (2966 und 2505 m) — über der Gemmi (2329 m) und
der ihr nach N. vorgelagerten, etwa 8 km langen Einsen-
kung aufragt. Das Ganze beherrschen die zwei Eisspitzen
des eigentlichen Balmhorns (3676 und 3711 m). Von den
Eisfeldern dieser Masse nennen wir den zwischen Rinder-
horn u. Alteis nach NW. absteigenden Schwarzgletscher.
Während der Hauptkörper der Balmhornmasse sw. über
dem vom Oberlauf der Kander durchflossenen merkwür-
digen Gasternthai sich aufbaut, zweigt sich von ihr nach
S. eine kurze Ketle ab, die den untern Teil des wilden
Lötschenthales im W. begleitet und als bemerkenswertes-
ten Gipfel das als prachtvoller Aussichtspunkt oft erstie-
gene Torrenthorn (3003 m) trägt.
Oestlich vom Balmhorn wird die orographische Gliede-
rung reicher ; sie lässt sich deutlich in drei untereinander
parallel von SW.-NO. streichende Ketten auflösen : die
Kette des Bietschhorns im S., die Kette der Blümlisalp
im N. und, in der Mitte zwischen beiden, die Kette des
Petersgrates. Die erstgenannte gehört ausschliesslich dem
Einzugsgebiet der Rhone an, die andere sendet ihre Was-
ser zur Aare, und die dritte bildet die Wasserscheide
zwischen den beiden Flüssen. Bietschhornkette und Pe-
tersgral schliessen sich im 0. an den den Ursprung des
Grossen Aletschgletschers umrahmenden mächtigen Ge-
birgs- und Eiszirkus an, während die Kette der Blümlisalp
mit abnehmender Höhe gegen das obere Lauterbrunnen-
thal streicht und als dessen W.-Wand endigt.
Die Bietschhornkette beginnt bei Gampel im Rhonethal.
Ihre beiderseitigen Gehänge sind nicht symmetrisch aus-
gebildet, da der das Lötschenthal im S. überragende N.-
Hang steil zum linken Ufer der Lonza abfällt, während
vom S.-Hang fünf untereinander parallele Seilenzweige
ausgehen, die rasch an Höhe abnehmend zur Rhoneebene
sich senken und zwischen sich Raum für eine Reihe von
tief eingeschnittenen Furchen lassen : das Ijollitbal,
Rietschthal, Baltschiederthul, Gredetschthal undTieflhal.
Von Gampel steigt die Kette des Bietschhorns allmählig
an bis zu einer ganzen Folge von Felsgipfeln, den Leg-
hörnern (2840 und 2913 m), dem Strahlhorn (3460 m),
Hohgleifen (3280 m), Wilerhorn (3311 m ; sendet die ersle
der genannten Seitenketten aus), Schwarzhora (3132 m)
und Schaf berg (3170 m), von denen die vier letzten zu
einem Teil vergletschert sind. Dann steigt als mächtige
Pyramide das Bietschhorn (3953 m) in die Lüfte, dem im
N. das Kleine Bietschhorn (3348 m) vorgelagert ist. Das
Bietschhorn und seine Vorberge senden zwei grosse Glet-
scher zu Thal, den Bietschgletscher nach SW. und den
dem weiten Firngebiet nö. vom Hauptgipfel entsprin-
genden Baltschiedergletscher nach S. Vom Bietschnom
zweigen sich nach 0. ein kurzer mit dem Stockhorn (3229
m) endigender Felskamm und nach S. die zweite der er-
wähnten Seiten ketten ab, die als Hauptgipfel das Thier-
egghorn (3086 m), Kmtighorn (3013 m) und die Hohe
Egg (3070 m) trägt. Jenseits vom Bietschhorn folgt in der
Hauptkette der lange Eisgrat des Elwerrück, aus dem
einige Felsinseln auftauchen und der am Breitlauihorn
(3663 m) endigt, das nach S. mitten durch die weiten Fim-
gebiete des Baltschiedergletschers eine lange, mit dem
Jägihorn (3416 m) endigende Felszunge vorschiebt.
Nö. vom Breitlauihorn steht das Breithom (3783 m), das
über einen Felskamm nach SO. mit der grossartigen Py-
ramide des Gross Nesthoms (3820 m) verbunden ist. An
diesem letztem vereinigen sicn die drei übrigen s. Seiten-
zweige der Bietschhornkette, von denen der dritte und
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109
vierte unmittelbar mit dem Hauptkörper verknüpft sind,
während der fünfte blos eine vom vierten ausgehende
Abzweigung niedrigeren Ranges vorstellt. Von den Gipfel-
punkten der dritten Seitenkette nennen wir das Fäsch-
hom (3214 m), Rotlauihom ^3155 m] und Gredetschhörnli
(3662 m) ; von denen der vierten aas bedeutende Unter-
bächhorn (3517 m), dann das Gisighorn (3182 m) und
Foggenhorn (2578 m). Am Unterbächhorn entspringt der
letzte Seitenzweig, der über den Hohstock (3175 m) bis
zum Sparrhorn (3026 m) zuerst nach 0 zieht, hier nach
S. abbiegt u. die Schlucht der dem Grossen Aletsch-
gletscher entspringenden Massa im W. begleitet.
Nach dem breithorn folgen als Fortsetzung der Bietsch-
hornkette der lange Kamm des Beichgrates (3254 m),
dann das Schienhorn (3807 m), Distelhorn (3748 m) und
das schon zu dem den Grossen Aletschgletscher umrah-
menden Gebirgsring gehörige Sattelhorn (3745 m). Das
Schienhorn sendet zwischen Beichfirn und Ober Aletsch-
fletscher einen mit dem Thurberg (3030 m) endigenden
elskamm nach S. aus.
Ueber die Bietschhom kette und ihre Verästelungen
fuhren eine Reihe von Pässen, die das Lötschenthal mit
den Thälern der S.-Flanke oder diese Thäler selbst mit-
einander verbinden. Von solchen, die die Hauptkettc über-
schreiten, nennen wir (von W.-O. zählend) das Kastler-
joch (ca. 3100 m), Wilerjoch (3078 m), Bietschjoch (ca. 3100
mj, Baltschiederjoch (ca. 3250 m) u. den Beichpass (3136
m). Alle sind Gletscherpässe, die nur von geübten Berg-
steigern begangen werden können.
Die zweite Hauptkette, die des Petersgrates, ist von der
Balmhommasse durch den kleinen Lötschengletscher u.
den vom Gasternthai zum Lötschenthal hinüberleitenden
Lötschenpass (2695 m) geschieden. Während der S.-Hang
der Kette zum tief eingeschnittenen Lötschenthal absteigt,
ist die ihren N.-Hang begleitende Senke weit weniger
scharf ausgesprochen und in ihrem mittlem Abschnitt
mit Firn und Gletschern aufgefüllt (Kanderfirn, Tschin-
ffelfirn, Breithornglelscher). Die Kette beginnt über dem
Lötschenpass mit dem Schilthorn oder Hockenhorn (3297
in), dem das Sackhorn (3218 m), Birghorn (3216 m) und
der etwa 5 km lange geradlinige Eiskamm des Peters-
grates folgen (sinkt nirgends unter 3175 m). Beide Hänge
(les Petersgrates werden von einer einzigen zusammen-
hängenden Eisdecke umhüllt, die im S. als Telligletscher,
Ausser Thalgletscher und Inner Thalgletscher und im N.
als Kanderfirn bezeichnet wird. Am O.-Ende des Peters-
§rates steigt mitten aus den rings lagernden Eismassen
as Tschingelhorn (3581 m) auf, aas nach NW. zur Blüm-
lisalp einen den Kanderfirn vom Tschingelfim trennenden,
die Felsinsel des Mutthoms (3041 m) tragenden und die
Wasserscheide zwischen Kander und Weisser Lütschine
bildenden Eiskamm aussendet. Darüber führt zwischen
Mntthom und Blümlisalp der Tschingelpass (2824 m).
Nach dem Tschingelhorn setzt sich die Kette fort mit dem
Breithorn (3779 m), ihrer höchsten Spitze, u. dem Gross-
hom (3765 m) und verknüpft sich am Mittaghorn (3895 m)
mit dem Gebirgsring des Grossen Aletschgletschers. In
dieser ganzen langen Kette ist nur ein einziger Passüber-
gang, die zwischen Tschingelhorn und Breithorn einge-
schnittene Wetterlücke (3159 m), zu nennen.
Die Kette der Blümlisalp beginnt im W. mit den zwi-
schen Gastern- und Oeschinenthal aufragenden Felsbas-
tionen der Fisistöcke (2947 m), setzt sich über die mit
ihren Eishängen den Oeschinensee beherrschende Doppel-
pyramide des Doldenhorns (3474 und 3647 m) fort und
verknüpft sich am Fründenhorn f3367 m) mit dem pracht-
vollen Gebirgsstock der Blümlisalp. Diese besteht aus sie-
ben in einer Doppclreihe angeordneten Spitzen : dem
Oeschinenhorn ^3490 m), Blümlisalphorn (3669 m), der
Weissen Frau (3661 m) und dem Morgenhorn (3629 m) in
der s., die Hauptachse der Kette fortsetzenden Reihe, u.
dem Blümlisalp Rothorn (3300 m), Blümlisaljpstock (3219 m)
u. der Wilden Frau (3259 m) in der n., vom oeschinenhorn
abzweigenden u. rings von Eismassen umpanzerten Reihe.
Der S.-Hang der ganzen Blümlisalpkette bildet eine gross-
artige Felsenmauer, während dem weniger steilen N.-Hang
weite Eisfelder auflagern. Oestl. der Blümlisalp schneidet
die tiefe Scharte der Gamchilücke (2833 m) in den Kamm
ein, der von da als wildzerrissener Grat bis zur kühnen
Spitze des Gspaltenhoms (3437 m) zieht und dann über
den Tschingelgrat u. einige
weniger bemerkenswerte
Gipfel allmählig zur Weis-
sen Lütschine ansteigt. Das
Gspaltenhom schiebt nach
N. die von ihm durch eine
tiefe Scharte abgetrennte
Pyramide der Büttlassen
(3197 m) vor. Zwei der Er-
wähnung würdige Glet-
scherpässe führen über die
Kette der Blümlisalp : das
zwischen Doldenhorn u.
Fründenhorn eingeschnit-
tene Fründenjoch (3001 m)
und die das Lauterbrun-
nenthal mit dem Kienthal
verbindende Gamchilücke
(2833 m).
Der zentrale Ring der
Finsteraarhorngruppe hat
die Gestalt einer unregel-
mässigen Ellipse, deren
etwa 12 km lange grosse
Achse der Hauptrichtung
der ganzen Gruppe folgend
von SW.-NO. orientiert
ist. Das 'Innere dieses rie-
senhaften Amphitheaters
fällen ungeheure Firn- und
Eisfelder völlig aus, die
hier und da durch Fels-
kämme gegliedert erschei-
nen und alle auf die grosse
Lücke zusammenfliessen,
durch die der Grosse
Aletschgletscher seinen
Ausweg nach SW. findet.
Als mächtige Torhüter ste-
hen hier im W. das Drei-
eckhorn (3822 m) und im
0. der Kamm (3870 m),
von deren erstgenanntem
aus eine mit dem Olmen-
horn (3318 m) endigende
Kette längs dem rechten
Ufer des obem Grossen
Aletschgletschers nach
SSO. zieht. W. vom Drei-
eckhorn besteht die Ring-
mauer zunächst aus einem
sich zur dreieckigen Pyra-
mide des Aletschhorns (4182
m) hebenden Eisgrat. Von
hier zweigt nach S. eine
Felszunge ab, die sich in
der Folge in zwei Aesle
teilt und zusammen mit
der eben genannten Kette
des Olmennorns den Mitt-
ler Aletsch- oder Olmen-
gletscher, einen rechtssei-
tigen Zuüuss zum Gros-
sen Aletschgletscher, ein-
schliesst. Dieser s. Ast des
Aletschhorns bildet mit der
Bietschhornkette und mit
dem von dieser ausgehen-
den Zweig des Grossen
Nesthorns ein zweites, dem
zentralen Ring im SW. an-
gegliedertes Felsenamphi-
theater, das in seinem In-
nern die Firnmassen birgt,
die den ebenfalls von rechts
auf den Grossen Aletsch-
gletscher ausmündenden
Ober Aletschgletscher näh-
ren. Die Ringmauer des
grossen zentralen Zirkus
110
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setzt sich nach NW. zum Sattelhorn (3745 m) fort, an
das sich die schon beschriebene Bietschhomkette an-
schliesst, senkt sich zur Lötschenlücke (3204 m) u. zieht
über den Anengrat (höchster Punkt in 3681 m) zum Mit-
taghorn (3895 m), dem Schlussglied der Kette des Peters-
grates. Die ö. Abschnitte der Ketten des Bietschhoms
und Petersgrates bilden mit dem Anengrat zusammen die
Umrandung eines dem Hauptring angegliederten zweiten
Firn- u. Gletschergebietes, dessen Eismassen sich schliess-
lich alle zum Lötschengletscher vereinigen. Vom Mittag-
horn an biegt die Kammlinie des Hauptringes nach NO.
aus und trägt der Reihe nach die Ebnefluh (3964 m), das
Gletscherhorn (3982 m) und die Jungfrau (4166 m), die
westlichste Spitze des über der Kleinen Scheidegg auf-
ragenden Dreigestirns Ei^er, Mönch und Jungfrau. Am
Mönch (4105 m) wendet sich die Umrandung des zentra-
len Zirkus nach 0., während der den Eij|[er ?3975 m) tra-
§ende Wall die Linie Jungfrau - Mönch in der Richtunff
er Tangente nach NO. fortsetzt und mit dem Felsgipfel
des Hörnli (2706 m] über dem Unter Grindelwaldglet-
scher abbricht. Der Eiskamm des Fieschergrates, der vom
Mönch an den zentralen Bing nach 0. fortsetzt, endigt an
den in der Richtung des Kammes hintereinander liegen-
den zwei Spitzen des Gross Fiescherhoms (4049 m) und
Hinter Fiescherhoms (4020 m), sendet aber vorher noch
eine Felszunge nach NO., die das Klein Fiescherhorn oder
Ochs (1^905 m) und das Grindelwalder Grünhorn (3121 m)
tragt und den weiten Grindelwalder Fieschergletscher
auf der rechten Seite umwallt (links die Ausläufer des
Eiger). Vom oben genannten Mittaghom bis zum Hinter
Fiescherhorn bildet die Kammlinie des zentralen Ringes
die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten der
Rhone und Aare. Verfolgen wir vom Hinter ?'iescher-
hom aus die Hauptkammlinie weiter, so sehen wir sie
bald nach S. ablenken, über das Klein Grünhorn (3927 m),
Gross Grünhorn (4047 m) und Grüneckhorn (3869 m) zie-
hen und endlich an der Felspyramide des Kamm (3870
m) ihren Abschluss fmden. Wie schon bemerkt, stehen
Kamm und Dreieckhom gleich riesigen Torpfeilem links
und rechts vom Abfluss des Grossen Aletschgletschers aus
dem zentralen Fimffebiet. An den Kamm schliessen sich
nach S. noch die Walliser Fiescherhörner an, die in den
rinfi^sum vergletscherten Gipfeln des Schönbühlhorns
(38d4 m) und des Gross und Klein Wannehorns (3905
und 3717 m) ihre bedeutendsten Höhen erreichen. End-
lich müssen wir noch des etwa 15 km lancen Felskammes
gedenken, der vom Klein Wanuehom nacn S. abzweigend
das linke Ufer des Grossen Aletschgletschers begleitet und
auf dieser Strecke durch die Lücke des berühmten Mär-
jelensees (2367 m) unterbrochen ist, um sich jenseits von
Neuem zu heben, im weltbekannten Aussicntsberg des
Eggishorns 2934 m zu erreichen und schliesslich in brei-
ten Alp weiden terrassen zur Rhone niederzusteigen.
Eine Reihe von meist ausserordentlich schwierig zu be-
gehenden Gletscherpässen unterbricht die Umfassungs-
mauer des zentralen Fimgebietes. Wir nennen sie in der
gleichen Reihenfolge, die wir bei der Aufzählung der Gip-
fel beobachtet haben : die Lötschenlücke (3204 m), führt
ins Lötschenthal : das Ebnefluhjoch (3750 m), zwischen
Mittaghom und Ebnefluh ; das Lauitor ^3700 m), zwischen
Gletscherhorn und Jungfrau, führt nacn Lauterbmnnen ;
das Jungfraujoch (3470 m), zwischen Jungfrau u. Mönch,
führt nach Lauterbrunnen ; das Mönchjoch (3618 m), führt
nach Grindelwald ; die Grünhomlücke (3305 m), s. vom
Grünhorn, führt zum Walliser Fieschergletscher ; endlich,
zwischen Mönch und Eiger, das Eigerjoch (3619 m).
Das Hinter Fiescherhorn ist der Ausgangspunkt der
Finsteraarhom kette im engern Sinne, die zuerst über
einen Eis- und Felskamm zum Agassizhom (3956 m) nach
0. zieht, dann nach SO. umbiegt, sich zum Affassizjoch
(3850 m) senkt und endlich zur gewaltigen steilen Pyra-
mide des Finsteraarhoms (4275 m) sich aufschwingt. Das
Finsteraarhom hat der ganzen mächtigen Gebirgsgruppe
seinen Namen gegeben und steigt dem Matterhom ähnlich
aus den ringsum um etwa 1000 m tiefer gelegenen Fim-
gebieten mit derart steilen Felswänden zum Himmel auf,
aass der Schnee an ihnen kaum zu haften vermag. Wäh-
rend das Finsteraarhom nach SO. zwischen Walliser
Fiescherfim und Studerfim den mit dem Rothom (3549
m) endigenden Felssporn vorschiebt, streicht die Kamm-
linie der Hauptkette nach 0. fort, trägt über einem Eis-
grat das Studerhorn (3637 m) und erreicht das Ober Aar-
horn (3642 m), an dem sich die Kette in zwei, den Ober
Aargletscher zwischen sich einschliessende Arme spaltet.
Der die Wasserscheide zwischen Rhone und Aare fort-
setzende S.-Arm zieht zunächst auf eine kurze Strecke
direkt südlich, biegt dann aber plötzlich nach 0. ab und
endigt mit abnehmender Höhe über der Grimsel. Von sei-
nen Gipfeln mögen genannt werden das Rothom (3458 m),
Löffelhorn (3098 m) und das Gross und Klein Sidelhom
(2881 und 2766 m). Nach S. lösen sich von diesem Arm in
beinahe rechtem Winkel eine Reihe von Seitenzweigen
ab, die kleine, von zur Rhone gehenden Wildbächen ent-
wässerte Querthäler unter sich einsch Hessen. Der west-
lichste dieser Seitenzweige geht vom Rothom aus und
spaltet sich selbst bald wieder in einen das linke Ufer des
Walliser Fiescherfirns besleitenden. das Hinter u. Vorder
Galmihom (3482 und 3524 m) und das schöne Wasenhom
(3457 m) tragenden W.-Zweig und einen O.-Zweig. Der
andere vom Ober Aarhorn sich lösende Arm begleitet das
linke Ufer des Unter Aargletschers u. das rechte des Ober
Aargletschers; er zieht über das Grunerhorn (3510 m)
zum Scheucbzerhorn (3471 m), das den Felssporn des
Escherhorns (3080 in) nach N. zum Unter Aargletscher
vorschiebt, biegt allmählig nach 0. um und steigt über
den Tierberg (3202 m), den Hinter Zinkenstock (3042 m)
und Vorder Zinkenstock (2922 m) bis zur Vereinigung der
beiden dem Ober und Unter Aargletscher entspringen-
den Quellbäche der Aare ab.
Die Kette des Finsteraarhoms wird ausser vom Agassiz-
joch noch vom Fiescherjoch (ca. 3600 m ; zwischen Hinter
Fiescherhorn und Klein Fiescherhorn), Studerjoch (3428
m) und Ober Aarjoch (3233 m) überschritten.
Der ganze nö. Abschnitt der s. Hälfte der Finsteraar-
horngruppe bildet sozusagen eine eigene Gebirgsmasse,
die man nach ihrem höchsten Punkt die Schreckhom-
gruppe nennen kann. Von den eben beschriebenen Ge-
bieten trennt sie eine im Zickzack verlaufende, aber im
Ganzen doch der Richtung SO.-NW. folgende Senke, die
nur durch den die Strahlegghömer mit der Kette des
PMnsteraarhorns verbindenden Sattel des Finsteraarjoches
(3390 m) unterbrochen erscheint. Dieser Sattel ist das ein-
zige Verbindun^glied der Schreckhorngruppe mit den
übrigen Abschnitten der Finsteraarhomgmppe. N. vom
Finsteraarjoch wird die eben genannte Senke von dem
seine Schmelzwasser zur Schwarzen Lütschine sendenden
Unter Grindelwaldgletscher, s. davon von dem gewunde-
nen Finsteraargletscher und dem ihn fortsetzenden Unter
Aar^letscher erfüllt. Die Gruppe des Schreckhoms gehört
in ihrer Gesamtheit zum Einzugsgebiet der Aare. Ihr
westlichster Abschnitt besteht aus einer von SO.-NW.
ziehenden Kette, die im S. mit der steilwandigen P^-
mide des Abschwung (3143 m) beginnt und in der riesigen
Schartenmauer der Lauteraarhömer sich fortsetzt. Deren
höchster Gipfel, das Lauteraarhom (4043 m), schiebt nach
W. einen Fels- und Eisgrat vor, der sich am Strahlegg-
pass (3351 m) nach S. wendet, unter dem Namen Mittel-
ffrat oder Strahlegghömer (3482 m) parallel zur Kette der
Lauteraarhömer streicht und mit der Nassen Strahlegg
(3488 m) endigt. In der Hauptkette folgen auf die Lauter-
aarhömer das Gross und Klein Schreckhom (4060 und
3497 m), die beide mit ihren dunkeln Felsabstürzen die
beiden Grindelwaldgletscher überragen und von denen
das Gross Schreckhorn der höchste Gipfel dieses ö. Ab-
schnittes der Finsteraarhomgruppe ist. Mit dem Metten-
berg (2996 m) fällt diese Hauptkette zum Grindelwald ab.
Von dem zwischen beiden Schreckhömem stehenden
Nässihom (3749 m) zweigt nach NO. ein Eisgrat aus, über
dessen tiefsten Punkt der Lauteraarsattel (3156 m) fuhrt
und der sich jenseits davon in zwei Arme spaltet. Der S.-
Arm streicht zunächst auf etwa 4 km Länge nach SO.,
trä^t als bedeutende Gipfel das Ankenbälli (3605 m) und
Ewigschneehorn (3331 m), wendet sich dann über das
Hubelhorn (3256 m) und den Kamm der Hühnerstöcke
(3348 m) nach 0. und endigt mit dem Bächlistock (3270
m). Hier neue Spaltung in drei weitere Zweite, deren
(von S. an gezählt) erster und zweiter nur kurz sind, nach
0. ziehen, den Bächligletscher zwischen sich einschlies-
sen und am Aarelauf abbrechen. Der erste (rechtes Ufer
des Bächligletschers) trägt das Brandlammhom (3115 m).
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die Branberghömer (2984 m) a. den Juchlistock (2586 m),
der zweite (linkes Ufer des Bachiigletschers) den Diamant-
stock (2800 m) und Aelplistock (2895 m). Der dritte der
vom Bächlistock ausstrahlenden Zweige ist etwa 12 km
lang, geht der Aare nahezu parallel nach N^rägt das
Hühnerthälihorn (3181 m), das Ritzlihorn (3282 m), den
langen Kamm der Galiauistöcke (2894 m), das Bettlerhom
(2lS m) und findet über der Einmündung des Urbaches
in die Aare seinen Abschluss.
Der nach N. orientierte zweite Arm der jenseits des
Lauteraarsattels sich vollziehenden Spaltung hebt sich
zunächst zum Berglistock (3657 m), senkt sich darauf
zum Berglijoch (3441 m) und geht wiederum in zwei
Kämmen auseinander, deren einer die stolze Gruppe der
Wetterhömer trägt und deren anderer sich am Kenfen-
hom mit der das Urbachthal im W. begleitenden Kette
verknüpft (während die gegenüberliegende Seitenmauer
dieses Thaies von den schon erwähnten Gallauihörnern
gebildet wird). Die Masse der Wetterhörner besteht aus
drei in der Richtung nach NW. aufeinander folgenden
Gebirgsstöcken, dem Rosen hom (3691 m), Mittel hörn
(3708 mj und "Wetlerhorn (3703 m), welch' letzteres seiner-
seits wieder einen im Wellhorn (3196 m) gipfelnden
Kamm nach NO. vorschiebt. Wetter- und Wellhorn
scheiden mit ihren drohenden Felswänden die Grosse
Scheidegg im W. von dem Rosenlauigletscher im 0.
Beide Gehängeflanken der Wetterhömer sind mit mach-
tigen Firnfeldem umpanzert, die auf der einen Seite den
Ober Grindelwaldgletscher, auf der andern den Rosen-
lauigletscher zu Thal senden.
Der vom Berglijoch nach NO. ausstreichende zweite
Kamm bildet einen Schnee- und Eisgrat mit einigen auf-
gesetzten Felsspitzen und trennt den Rosenlaui- vom
Gauligletscher. in seiner Mitte ist in ihn die wenig tiefe
Scharte der Wetterlimmi (3182 m) eingeschnitten ; an
seinem O.-Ende verwächst er, wie bereits bemerkt, mit
der das Urtmchthal auf der linken Seite bogenförmig be-
gleitenden Kette, die im S. mit dem felsigen Teilengrat
(2824 ro) beginnt, im Hangendffletscherhorn (3294 m) ih-
ren höchsten Gipfel hat, mit aer dreieckigen Pyramide
des Renfenhorns (3272 m) weit nach W. ausbiegt und
dann über Dossenhom (3140 m), Gstellihorn (2857 m),
die Engelhömer (2783 m), die Hohjägiburg (2641 m) und
Jägiburg (2500 m) nach NO. zieht, um schliesslich unter
das Aarethal zu tauchen.
B. Die nördliche Hälfte der Finsteraarhomgruppe un-
terscheidet sich von der eben beschriebenen südlichen
sowohl in ihrem landschaftlichen Charakter wie in ih-
rem geologischen Aufbau (der später eingehend behan-
delt werden wird) ganz wesenthch. Keiner ihrer Gipfel
erreicht 3000 m, woraus folgt, dass mit ganz unbedeuten-
den Ausnahmen auch keine Gletscher und Firnfelder
sich ausbilden können. Bezeichnend für das Ganze ist
dessen Zusammensetzung aus zahlreichen, nach allen
Richtangen hin streichenden kleinen Felsketten, die
teils isoliert für sich bleiben ^ teils wieder miteinander
verschmeUen und die einer Emteilung nach grossen Zü-
gen ziemliche Schwierigkeiten entgegensetzen. Diese n.
Hälfte der Finsteraarhomgruppe Kann in ein Dreieck
zusam menge fasst werden, dessen von S.-N. laufende
Grundlinie der nahezu gerade Lauf der Kander bildet
und dessen nach 0. gerichtete scharfe Spitze in den
Winkel zwischen Reichenbach und Aare zu liegen
kommt. Eine Reihe von Querthälern durchschneidet das
so umgrenzte Gebiet ; ihr bedeutendstes ist das der Lüt-
schine, das sich aus dem von S. herkommenden Lauter-
bmnnenthal und dem von 0 herabsteigenden Lütschi-
nenthal im engern Sinne oder dem Grindelwald
zusammensetzt. Daneben verdient auch noch das Kien-
thal, ein linksseitiger Ast des Kanderthales, genannt zu
werden. Unsere Beschreibung gliedern wir der Ueber-
sichtlichkeit wegen nach diesen Thalfurchen, derart, dass
wir zuerst das Gebiet zwischen der Kander und dem
Kienthal, dann dasjenige zwischen Kienthal und Lauter-
bruonenthal, darauf die zwischen beiden Lütschinen
(lauterbninnenthal und Grindelwald) sich erhebende
Bergmasse und endlich das ganze Stück ö. der Schwar-
zen Lötschine als Einheiten betrachten werden.
Zwischen dem Lauf der Kander und dem Kienthal er-
nebt sich eine der Form nach einem liegenden T zu
vergleichende Gebirgsmasse. Der horizontale Ast dieses
T streicht über dem Oeschinenthal von W.-O. und be-
ginnt im W. mit der trotzigen Pyramide der Birre
(2511 m), um über das Zahlershorn (2745 m) die Wittwe
oder das Dündenhorn (2865 m) zu erreichen, das im
Schnittpunkt der beiden Aeste des T liegt und zugleich
die höchste Spitze dieses Gebietes ist. Auf der anderen
Seite des Dündenhorns setzt sich der horizontale Balken
dieses T mit einem am Hohtürli (2707 m) endigenden
Felskamm fort. Der nach N. zu gerichtete vertikale Ast
des T trägt in seiner Mitte das Aermighorn (2745 m) und
sendet einige wenig wichtige Verzweigungen nach 0.
aus. Parallel mit dem vertikalen Balken des T streicht
im selben Gebiet eine weitere, kleine Kette, die im Gie-
senengrat (2379 m) gipfelt und im N. mit dem Gerihom
(2132 m) abschliesst.
Wir kommen zum Teilstück zwischen Kienthal und
dem Thal der Weissen Lütschine (Lauterbrunnenthal).
Hier fallt uns zunächst im S. ein halbkreisförmiger,
nach N. zu konkaver Gebirgsbogen auf. Am Schilthorn
(2973 m), dem höchsten Gipfel der gesamten N.- Hälfte
der Finsteraarhomgruppe, vereinigen sich von NW. und
NO. her die beiden Bogenstücke dieses Hufeisens. Der
NW .-Arm springt zunächst mit der Kilchfluh (2B34 m)
nach innen vor, erreicht dann das Gross Hundhom
(2932 m) und begleitet als langer felsiger Kamm die rechte
Seite des Kienthaies; der NO.- Arm streicht über den
Schwarzgrat, setzt sich im Schwarzbirg (2758 m) fort und
endigt breit zwischen Sausbach und Weisser Lütschine.
Dieser Halbkreis umfasst, wie schon bemerkt, nur den
8. Abschnitt des Gebietes zwischen Kienbach und Weis-
ser Lütschine ; die übrige Hälfte erfüllen eine Reihe von
mehr vereinzelt stehenden kleinen Gebirgsstöcken. Deren
bedeutendster ist der sternförmige Stock des Morgen-
berghorns (2251 m], dessen drei Strahlen mit unter sich
nahezu gleichen Winkeln nach NW., SO. und NO. aus-
zweigen. Der NW.-Strahl, der kürzeste und niedrigste
der drei, bildet den rechtsseitiffen Abschluss des zum
Kienthal ausmündenden Suldthales. Der SO.-Strahl senkt
sich vom zentralen Morgenberghom an zunächst zu dem
vom Suldthal ins Saxptenthal hinüberführenden Pass des
Tanzbödeli (1880 m) und steigt dann über die Schwal-
memhörner bis zu seinem Gipfelpunkt, dem Höchst
Schwalmern (2727 m), stetig an, um hier seinerseits sich
nach drei Seiten zu verzweigen : nach SW. mit dem im
Mittel 2500 m hohen, über dem Bochtenbach (Zulluss
zum Kienbach) endigenden felsigen Schwalmerngrat,
nach S. mit einem das Hohganthom (2776 m) tragenden
und am Drettenhom (2806 m) mit einer kleinen, der In-
nenseite des bereits beschrieoenen Hufeisens vorgelager-
ten Kette im rechten Winkel verschmelzenden Kamm
und endlich mit einem vom Höchst Schwalmern nach 0.
abgehenden, an den Lobhörnern (2523 und 2570 m) nach
N. umbiegenden und die Sulegg (2412 m) und den Bel-
lenhöchst (2094 m) tragenden Ast, der nach 0. noch ei-
nige kleine Ausläufer entsendet und zusammen mit dem
SO.- und NO.-Strahl des Morgen horns das reizende Saxe-
tenthal einschliesst. Der NO.-Strahl des Sternes ist ein
etwa 8 km langer steiniger Kamm der zuerst Leissigen-
grat (2035 m), oann Därligengrat (1822 m) helsst, an Höhe
beständig abnimmt, über der kleinen Alluvionsebene des
Bödeli endigt und das Saxetenthal vom Thunersee
trennt. Im Reichen Gebiet können noch zwei zwischen
Suld- und Kienthal von SW.-NO. streichende kleine Ket-
ten erwähnt werden, deren südliche im Dreispitz
(2522 m) ffipfelt und über rasenbestandene Rücken einer-
seits mit dem schon genannten Schwalmerngrat, anderer-
seits mit der nördlichen der beiden kleinen Ketten, der
im Wetterlattehorn (2011 m) gipfelnden Standfluh, ver-
schmilzt.
In dem von den beiden Armen der Lütschine und
der Kleinen Scheidegg umschlossenen Raum erhebt
sich ein Berggebiet, das ebenfalls mit einem drei-
strahligen Stern verglichen werden kann. Vom Mit-
telpunkt, dem berühmten Aussichtsberg des Männlichen
(2345 m), zweigt der Hauptstrahl dem Thal der Weis-
sen Lütschine parallel nach S. aus, trägt den Tschug-
gen (2523 m) und das Lauberhorn (2475 m) und senkt
sich schliesslich zur kleinen Scheidegg (2066 m) ab.
Die beiden andern, viel weniger wichtigen Strahlen
119
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liegen mit einander beinahe in einer geraden Linie, ste-
hen beide senkrecht auf den S. -Strahl und begleiten eine
Strecke weit das Thal der Schwarzen Lütschine im S.
Die letzte Unterabteilung der n. Hälfte der Finsteraar-
horngruppe wird begrenzt von der Schwarzen Lutschine,
der Grossen Scheide^g, dem Reichenbach, der Aare und
dem Brienzersee. Hier herrscht Parallelstruktur von
kleinen SW.-NO. streichenden Ketten vor, die im allge-
meinen als ziemlich breite Rücken ausgebildet sind und
zwischen denen nur wenig tiefe und stellenweise durch
Querketlen wieder gegliederte Thalfurchen sich Anden.
An Länge und Höhe die wichtigste dieser kleinen Paral-
lelkelten ist die südlichste, die des Faulhorns. Sie be-
ginnt im W. mit dem Kamm der Winteregg (2570 m),
setzt sich über das Faulhorn (2683 m) nach 0. im Fels-
kamm des Hinterbir^ bis zum Schwarzhorn (2930 m)
fort, biegt hier auf eme kurze Strecke bis zum Wild-
gerst (^92 m) scharf nach N. ab, geht dann bis zur
Garzenscheer (2618 m) wieder in die allgemeine NO.-
RichtuDg über und spaltet sich hier in einen S.-Ast mit
den Schöniwanghörnern (2448 m) und dem Tchingel-
horn (2324 m) und einen mit dem Wandelhom (2306 m)
abschliessendfen NO.-Ast. Das Faulhorn selbst sendet
nach S. den kurzen Kamm des Simelihorns (2752 m) und
des Rötihorns (2759 m] und einen mit dem sogleich noch
zu nennenden Schwaohorn sich verknüpfenden N.-Grat
aus. Die zweite der Parallelkelten ö. der Schwarzen Lüt-
schine beginnt im W. mit dem Schilthorn (1822 m),
streicht, der Winlereg^ parallel und von ihr oiurch das
schmale aber wenig liefe Weitthal getrennt, über das
Stellihom (2080 m) und die Sägishörner (2427 m) zum
Schwabhorn (2376 m), nimmt dann bis zum Einschnitt
des Giessbaches an Höhe beträchtlich ab und setzt sich
jenseits desselben mit einer Reihe von Felsgipfeln
(Tschingel 2245 m, Axalphorn 2327 m und Oltschikopf
2238 m) bis zur Aare fort, zu der sie in terrassierten
Felswänden abbricht. Die Felsgruppe des Gummihorns
(2101 m) mit dem berühmten Aussichtspunkt der Schi-
nigen Platte (1970 in) bezeichnet den Ausgangspunkt
der dritten Parallelkette, die sich über Laucherhorn (2235
m), Schrännigrat (2278 m), Lägerhorn (2297 m), Furgge-
horn (2172 m), Bättenalpburff (2133 m) und Litschenburg
(2116 m) zieht und im Winkel zwischen Giessbach und
Brienzersee in eine Reihe von breiten Rasen- und W^ald-
rücken auflöst. Der NW.- Hang dieser Kette steigt sanft
zum Brienzersee ab, nach SO. ist pie mit der vorherge-
henden durch die zwei kurzen Seitenäste von der Schränni
zu den Sägishörnern und von der Bättenalpburg zum
Schwabhorn verknüpft.
Von den zahlreichen im Gebiet der Finsteraarhom-
ffruppe tätigen Forschern haben zu ihrer Kenntnis am
Meisten beigetragen Franz Josef Hugi, Arnold Escher
von der Linth, Bernhard Studer, Karl Vogt, Louis Agas-
siz, Eduard Desor, JohnTyndall, Dollfus-Ausset, Edmund
von Fellenberg u. A. Ihren Bemühungen ist es zu ver-
danken, dass die Gruppe des Finsteraarhorns, zusam-
men mit derjenigen des Matterhorns, ein Hauptziel des
Fremdenstroms geworden ist, dessen gefahrvolle Hoch-
gebirge die Alpinisten und dessen bald ernste und er-
schreckende, bald liebliche und malerische Landschaft
die Sommerfrischler aus aller Herren Ländern anziehen.
Die bald bis an den Fuss der Gemmi ihre Fortsetzung
findende Thunersee- und Simmenthalbahn (Frutigen-
Spiez-Erlenbach-Zweisimmen), die durch die Linie über
die Kleine Scheidegg mit einander verbundenen Bahnen
nach Grindelwald und Lauterbrunnen, die Drahtseilbahn
Lauterbrunnen-Mürren und die Jungfraubahn seslatten
den Reisenden das mühelose Eindringen bis ins Herz der
Hochgebirge oder doch zum mindesten bis an den Fuss
der dieses ^anze Gebiet beherrschenden Bergriesen. Dazu
kommen die zahllosen guten Gasthöfe, die auch ihrerseits
den Weltruf des Bemer Oberlandes mit begründet ha-
ben. Endlich haben der Schweizerische Alpenklub und
Privatinitiaiive mitten im Gipfel- und Kirngebiet der
Finsteraarhorngruppe zahlreiche Schutzhüllen geschaf-
fen, die dessen Erforschung nach allen Richtungen hin
ungemein erleichtern. Es sind dies : die Doldenhorn hülle,
iwb von den Führern von Kandersteg erbaut; Blümlis-
alp- oder Hohtürlihütte (2760 m)^ Ausgangspunkt für
Hochtouren im Gebiet der Blümlisalp ; Mutthornhütte
(ca 2900 m); Nest- oder Bietschhutle (2573 m), am Fuss
des Bietschnorns, dem Gasthof Ried gehörend; Ober-
aletschhütte (2650 m), am linken Ufer des Oberaletsch-
gletschers ; Konkordiahütte (2870 m), am Fuss des Kamm
und am linken Ufer des Grossen Aletschgletschers ;
Rotthalhütte (2764 m), am Fuss der Jungfrau und am
rechten Ufer des Rotthalgletschers ; Guggihütte, am Fuss
des Mönch und am rechten Ufer des Guggigletschers ;
Berglihütte (3299 m), auf einem aus dem Grindelwalder
Fieschergletscher aufragenden Felssporn ; SchwarzegK-
hütte (2500 m), am Fuss des Schreckhoms und am rech-
ten Ufer des Unter Grindel waldgletschers ; Gleckstein-
hütte (2345 m), auf einem Felsrücken über dem rechten
Ufer des Ober Grindefwaldgletschers ; DossenhuUe
(2750 m), nahe dem linken Ufer des Rosenlauigletschers ;
Oberaarjoch hütte (3180 m), auf der Passhöhe des Ober-
aarjoches ; Oberaargletscher hütte (2258 m), vor der Front
des Oberaargletschers ; der Pavillon Dollfus (^)93 m), am
linken Ufer des Unteraargletschers, heute Eigentum des
S. A. C. Dieser Liste mag noch eine Reihe von Gasthöfen
beigefügt werden, die mitten im Hochgebirgsgebiet hoch
genug gelegen sind, um gleich den Hütten als Ausgangs-
punkte für Hochtouren dienen zu können : die Gasthofe
Schwarenbach (2067 m) und Wildstrubel (2329 m), beide
an der Gemmi; das Hotel Jungfrau (2193 m), am Hang
des Eggishorns; Hotel Beialp (2137 m), am Fuss des
Sparrhoms und hoch über dem Grossen Aletschgletscher;
Grimselhospiz (1875 m) ; Hotel Bellevue (2064 mj, an der
Kleinen Scheidegg, Standquartier für die Besteigung des
Eiffer; u. a.
Diese Hütten und Gasthöfe und die erfahrenen und
tüchtigen Führer des Berner Oberlandes und Lötschen-
thales gestatten eine Masse von Hochgipfeltouren in der
Gruppe des Finsteraarhorns: Wetterhorn, Jungfrau,
Mönch, Eiger, Finsteraarhorn, Mittelhorn, Schreckhör-
ner, Lauterbrunnen Breithorn, Hockenhorn, Balmhom,
Blümlisalp u. a. werden jedes Jahr erklettert; andere
Gipfel, die weniger hoch sind und keine Schwierigkeiten
bieten, erhalten während der schönen Jahreszeit täglich
Besuch. Diese dem eigentlichen Herzen des Hochgebir-
ges im N. und S. vorcelagerten Gipfel zweiter Ordnung
bieten prachtvolle Gelegenheit, die um das Finsteraar-
horn aufragende Schaar von Spitzen und das dazwischen
gebettete Chaos von Gletschern und Firnfeldem aus
nächster Nähe zu bewundern. Die berühmtesten dieser
Aussichtspunkte sind Faulhorn, Männlichen, Schilthorn,
Sulegg, Lauberhorn, RÖtihorn, Klein Sidelhorn, Torrent-
horn u. a., denen man als nicht weniger berühmt noch
die am Hang des Gummihorns liegende Terrasse der
Schinigen Platte beifügen muss, auf die man heute ver-
mittels einer Zahnradbahn bequem gelangen kann.
Die mächtige Verbreilerung des mittlem und östlichen
Abschnittes der Finsteraarhorn^ppe gestaltet dieses
Gebiet der Alpen zu einem für die Ausbildung von Firn-
feldem und öletschern ausserordentlich geeigneten Ein-
zugsbecken. Deshalb enthält unsere orographische Gruppe
des Finsteraarhorns auch die grössten Eismassen von
Ranz Europa (die arktischen Gebiete des Erdteiles natür-
lich ausgenommen). Der ausgedehnteste aller dieser Eis-
ströme ist der Grosse Aletschgletscher, der 24 km lang
ist, eine Fläche von 103 km' bedeckt und dessen unge-
heures Einzugsgebiet den von uns früher beschriebenen
zentralen Zirkus der Finsteraarhorn^uppeumfasst. Dann
lassen sich nennen der mit dem Fiescnerfim zusammen
14 km lange Walliser Fieschergletscher, der mit dem
Unteraargletscher, seiner Fortsetzung, zusammen 12 km
lange Finsteraargletscher, der Ober Aletschgletscher und
Unter Grindel waldgletscher mit je 8 km Länge etc. Die
Gesamtfläche der Firn- und Gletscherffebiete in der
Gruppe des Finsteraarhorns kann auf 500 km* beziffert
werden. Es gibt hier 16 Gletscher erster Ordnung (Thal-
cletscher) und über 100 Gletscher zweiter Ordnung
(Hängegletscher etc.). Der Druck der Ungeheuern Eis-
massen lasst in unserem Gebiet die Gletscher sehr tief
in die Thäler heruntersteigen, tiefer als sonst irgendwo
in unsern Breiten. So hat z. B. der Grindelwaldglelscher
vor seiner jetzigen Rückzugsperiode einst bis in etwa
900 m hinuntergereicht, d. h. bis in die Zone der Kirsch-
bäume. Das untere Ende des Grossen Aletschgletschers
liegt in 1353 m, des Walliser Fieschergletschers in
FIN
FIN
HS
1500 m, des RosenlauigleUchera ebenfalls in etwa 1500 m,
des Oberaargletschers in 1877 m. Endlich sei noch be-
tont, dass die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen
über Gletscher im Gebiet der Finsteraarhorngruppe, und
bier besonders am Unteraargletscher angestellt worden
sind, zuerst von Franz Josef Hugi, dann von einer gan-
zen Schaar von Schweizer Gelehrten wie Louis Agassiz,
Eduard Desor, Cesar Nicole t, Karl Vogt, Bernhard Slu-
der u. a., und endlich von Ausländem wie Charles Mar-
tins, James Forbes, Dollfus- Ausset, John Tyndall u. a.
Wenn wir die Resultate unserer Wanderung durch
die Finsteraarhorngruppe noch einmal zusammenfassen
wollen, so ergeben sich als charakteristische Hauptzüge
zunächst die ungeheure Entwicklung ihrer Firn- und Eis-
gebiete und dann ihr komplexer orographischer Aufbau,
der die Erkennung einer zentralen Achse mit davon aus-
gebenden Seitenzweigen zu einer so ausserordentlich
schwierigen Aufgabe gestaltet.
Geologie, Die geologischen Verhältnisse • der S.-Hälfte
der Finsteraarhorngruppe sind hauptsächlich von Em-
manuel V. Fellenberg und Armin Baltzer untersucht wor-
den. Von besonderem Interesse ist hier die unmittelbare
Ueberlagerung der Gneise durch die Jurakalke und die
daraus sich ergebende Kontaktzone zwischen diesen bei-
den Formationen mit ihren eigentum liehen Dislokations-
erscheinungen. Diese Kontaktzone lässt sich auf der N.-
Seite der Gruppe an Jungfrau, Mönch, Eiger, Wetter- und
Wellhom verfolgen ; sie beginnt über Lauterbrunnen und
setzt sich nach 0. zu bis weit ausserhalb die Grenzen der
an dessen N.-Hängen aber hier und da Granite und Ver-
rucanofetzen anstehen. Grünliche oder rosarote Granite
finden sich auch im obersten Abschnitt des Gastemthales
zwischen Alpetligletscher und dem Fuss des Balmhorns.
Die Kette der Blümlisa Ip besteht aus mächtig entwickel-
ten Juraschichten (Dogger und Lias), die nach N. fallen
und unter denen mancherorts Dolomite und Verrucano
zu Tage anstehen. Auch die Gruppe des Balmhorns ge-
hört in ihren Gesteinen der Hauptsache nach den Schich-
ten des untern und mittleren Jura an, die wiederum auf
den Quarzsandsteinen des Verrucano ruhen. Zwei der
Vorberge des Balmhorns endlich, das Klein Hinderhorn
und Tatlishom, sind Ueberreste von Kreide- und Jura-
falten.
Die n. Hälfte der Finsteraarhorngruppe besteht (im Ge-
gensatz zu der vorwiegend krystallinen S. - Hälhe) der
Hauptsache nach aus Sedimentgesteinen der sekunaären
Formationsgruppe. An den Grenzen trifft man aber auch
hier und da, besonders im nw. Abschnitt, auf tertiäre
Schichten. Die Thalböden sind, wie überall, mit Gebilden
quaternären Alters (Alluvionen, Sturzschutt, Tuffen etc.)
überführt. Hier herrschen Absätze der mittlem Jurazeit
vor, und aus Juragestein besteht auch die grosse Mehrzahl
aller Gipfel. Im Abschnitt zwischen Kander und Kienthal
tritt auch Lias (Sin^murien) auf, der mit dem Dogger zu-
sammen die kurze Kette der Wiltwe aufbaut ; der an die
Wittwe im rechten Winkel anschliessende Ast gehört da-
gegen der Kreide (Neocom und Urcon) an. Nach N., wo
alle diese Ketten sich beträchtlicn absenken, tauchen
Hgst^naarß^ihäm
Uvib^rd
fiMfi Eüm. V. Feitenberg.
Geologisches Querprofii durch die Finsteraarhurngruppe.
Go. Graue oder grQoe Oneise : Oao. Aug;eDgnei8e; Orgn. GrauitiBche Gneise; Gl. Glimmerschiefer; Scgn. Sericitgneise; Scvgn.
' GrOne Oneise, wechsellagernd mit grOnen Schiefern; Sa. Amphibolite und Araphibolsohiefer.
Grappe, d. h. bis an die Reuss auf eine Länge von etwa
00 km fort. Die beiden Formationen, Kalk und Gneis,
haben vereinigt sehr wechselvolle Faltenbiegungen erlit-
ten. Die Falten sind an manchen Stellen schief; es er-
scheinen dann die Juraschichten oft in Form eines Keiles
lief in die Gneise hineingepresst, oder es werden die
Sedimentgesteine von den Gneisen überlagert (wie am
Wetterhom, Mönch und an der Jungfrau). Am Gstellihorn,
im Hintergrund des Urbachthales und an andern Orten
wiederholen sich die Falten mehrmals, wodurch Gneise
und Kalke einander gegenseitig vielfach ablösen und ganz
ineinander geknetet erscheinen, die ursprünglich noch
vorhandenen Faltenumbiegungen sind später durch die
Tätigkeit von Erosion und Verwitterung abgetragen wor-
den, so dass man jetzt nur noch entweder Reste von
Kalkfalten isoliert mitten in Gneisen oder vereinzelte
Gneisfetzen mitten in Kalkschichten (Gipfel des Mönch
und Gstellihorns) antritft. Das Finsteraarhorn massiv ist
nicht symmetrisch gebaut (vergl. das geolog. Querprofil).
Es besteht zum grössten Teil, namentlich in den zentralen
Abschnitten, aus krystallinen Gesteinsarten : Gneis, mehr
oder weniger schiefrig, übergehend in Augengneis, Gra-
nilgneis oder Protogin (Hühnerstöcke , ßächlislöcke ,
Brurfberghörner, JucKlistöcke, Hühnerthälihörn'er), in
Serizitgneis (Ritzlihorn) oder auch in Amphiboigneis
(Finsteraarhorn, Grünhorn, Oberaarhom). An die Gneise
schliesst sich nach S. eine beinahe bis zur Rhone rei-
chende breite Zone von Casanoaschiefern an, die an
einigen Stellen wieder Uebergänge in Gneis zeigen. Dieser
Zone von Casannaschiefern gehören an das Lötschenthal,
die Bietschhornkette (mit Ausnahme der aus Amphibol-
schiefem aufgebauten höchsten Teile) und der Pclersgrat,
Jura und Kreide unter eine beträchtliche Decke von eocä-
nem Flysch und Nummulitenkalk. — Zwischen Kienbach
und Lütschine besteht das Hufeisen des Schilthorns mit
allen seinen Verzweigungen und dem dazwischen gelege-
nen Gebiet aus unterem und oberem Jura, der nach N.
von einer Kreidezone (ürgon u. Berrias) überlagert wird,
die noch weiter n. ihrerseits wieder unter den Flysch
taucht. — Im Dreieck zwischen beiden Lütschinen« des-
sen Mittelpunkt der Männlichen ist, herrschen durchaus
Juraschichten (unlerer und oberer Dogger) vor, mit Aus-
nahme eines s. über Grindelwald hinziehenden Flysch-
bandes. — Die {gleichen Verhältnisse treden wir auch
überall ö. der Lutschine, wo die ganze Reihe der durch
Oxfordmulden von einander getrennten und durch die
Erosion an den Umbie^ungsstellen abgetragenen Dogger-
gewölbe nach N. überliegt. Immerhin zeigen sich in der
dem Brienzersee nachstgelegenen Kette auch Kreidereste
(Berrias) und längs des Reichenbaches ein langes Band
von Flysch und Nummulitenkalk. Für Einzelheiten vergl.
Baltzer, Armin. Der median, Kontakt von Gneis und Kalk
im Berner Oberland^ sowie Fellenberg, Edmund v., und
Casimir Mcesch. Geolog. Beschr, des westl. Teiles des
Aarniassivs.., (beide in den Beiträgen zur geolog. Karte
der Schweiz. Lieferung 20 und 21). Bern, 1880 und
1893. für. Emil Andr^.]
Flora. Die Finsteraarhorngruppe bildet in botanischer
Hinsicht dank ihrem topographischen Bau, der bedeuten-
den Höhe ihrer Gipfel und der petrographischen Zusam-
mensetzung ihrer zu einem Teil krystallinen Gesteinsarten
ein vom westlichen Oberland deutlich geschiedenes Ge-
biet für sich. Der die beiden Gebirgsgruppen orosraphisch
scheidende Pass der Gerami bildet auch die Grenzlinie
GEOGR. LEX. 52 — II — 8
il4
FIN
FIN
zwischen den beiden Floren. Immerhin ist aber diese
Querscheide weniger scharf ausgeprägt , als diejenige,
welche durch die Kammlinie zwischen den Einzugsjgebie-
ten von Aare und Rhone als Längsscheide gekennzeichnet
ist. Der Unterschied in den floristischen Erscheinungen
zwischen N.- und S.-Seite der (irupi>e wird um so auffal-
lender, je tiefer man thalwärts absteigt. Hermann Christ
hat schon bemerkt, dass die Hochalpen des Hemer Ober-
landes für die Ausbreitung der Mehrzahl der südlichen
Typen der reichen Walliser Flora eine unüberwindliche
Schranke gebildet zu haben scheinen. So wie man nach
Ueberschreitung der Gemmi oder Grimsel die Walliser
Seite der Gebirgsgruppe erreicht hat, nimmt man mit Er-
staunen einen plötzlichen Wechsel im Charakter u. Reich-
tum der Flora wahr. Doch ist in Wirklichkeit das seltene
Auftreten von südlichen Typen auf der N. -Seite weniger
eine Folge der orographischen Mauer, als vielmehr der
zu beiden Seiten der Kammlinie von einander vollständig
verschiedenen klimatischen Verhältnisse. Es sind aber
trotz allem dennoch eine Reihe von südlichen Arten auf
dem W^eg über die Passlücken nach N. gelangt u. haben
sich hier erfolgreich zu behaupten vermocht. So findet
man auf dem Plateau der Gemmi Anemone baldensis^
Ranunculus pamassifolius, VUcaria alpina^ Crepis pyg-
maea, Alsine laricifolia, Oxutropis lapponica etc. : am
N.-Hang des Lötschenpasses Oxytropis lapponica^ Salix
Slauca, Potentilla frigida, Phyteuma Schekchzeri; am
[.-Hang der Grimsel Saluc glauca und S. myrsinites,
Androsace tonientosa, Pinguicula grandiflora, Potenlilla
frigida, Phaca alpina. Andere für die Walliser Flora
charakteristische Arten, wie z. B. Ranunculus pyrenaeus,
Sedum alpestre, Saxifraga niuscoides und S. Seguieri,
Achillea nana etc. finden sich an isolierten Standorten
des n. Gebirgsabfalles.
Nordseite. Im östlichen Abschnitt der Finsteraarhorn-
gruppe, besonders im Ober Hasle und in dem oroffra-
phisch schon der Dammagruppe zugehöri|[en Gadmentnal,
zeigt sich der Einfluss des Föhns auf die Flora im Vor-
kommen mehrerer südlichen Elemente der insubrischen
Flora, wie z. B. des Polygonum alpinwm (Guttannen),
der schönen Saxifraga cotyledon, einer Zierde der Fels-
wände der zentralen und südlichen Alpen, der zusammen
mit Woodsia ilvensis bei Lauterbrunnen wachsenden Be-
tonica Jacquini etc. « Dass der Föhn, der gerade die Ost-
flanke des Hemer Oberlandes mit ungeheurer Kraft be-
streicht, an diesem südlichen Charakter ihrer Flora den
grössten Anteil hat, ist unzweifelhaft. Sowohl seine wär-
mende und aufhellende Hauptwirkung, als seine regen- :
spendende Nachwirkung ist in diesen Thälem bedeuten-
der als irgendwo : ihre Niederschlagsmenge ist durchaus
die der Sudalpen, sie übersteigt 200 cm und erreicht im
obersten Aarthal (Grimsel 22d cm) den zweithöchsten in
unsern Alpen beobachteten Wert. » (H. Christ : Pflanzen-
leben der Schweiz. 2. Ausg. S. 372).
Diesen insubrischen Arten fugen vnr als solche der zen-
tralen und östlichen Alpen noch bei Rumex nivalis, 5a-
xifraga aphylla und Priniula iniegrifolia. Auch die von
uns für die Kette des Faulhorns (s. diesen Art.} genann-
ten Arten finden sich mit nur wenigen Ausnahmen auf
verschiedene Standorte im übrigen Teil der Finsteraar-
horngruppe verteilt. Wenn man jene Liste mit den hier
schon genannten und sogleich noch anzuführenden Ar-
ten ergänzt, so erhält man ein ziemlich vollständiges
Verzeichnis der auf der N. -Seite der Finsteraarhorngruppe
wachsenden interessanten Florenelemente. Erwähnens-
wert sind für die N.-Seite der Gebirgsgruppe femer:
Viola palustris und Drosera longifolia (Grimsel), Viola
lutea (bei Murren häufig), Sp^gularia campestris (von
Guttannen bis Grimsel); Trifolium rubens (Lütschenthal),'
T, Thalii und T. badium.; Phaca alpina und Ph. astra-
galina (Umgebung von Grindelwald) ; Oxytropis Halleri
(Gadmen) und O. cyanea (Rosenlaui und Hintergrund des
Lauterbrunnenthaies) ; Coronilla vaginalis (Fuss des Wet-
terhoms bei Grindelwald); Geum replans, Agrimonia
odorata (Innertkirchen), Potenlilla dubia und P. frigida,
Dryas octopetala (Fuss des Grindel waldgletschers), Sor-
bus chamaemespilus (Kleine Scheidegg, Rosenlaui etc.) ;
Sedum villosum, S. atratum und S. annuum; Semper-
vivum Mettenianum (bei Innertkirchen und Wengen) ;
Saxifraga cotyledon, S. caesia^ S. oppositifolia, S. ma-
cropetala, S, aspera, S, stellaris, S, cuneifolia, S, mus-
coides (Unteraargletscher), S. exarata, S, Seguieri (Grin-
delwalder Eismeer, Eiger, Aargletscher) und S. androsa-
cea; Laserpitiumpanax (Grimsel, Guttannen, Umgebang
von Grindelwald gegen das Faulhoin zu), Adenostyies
leucophylla (Rotthal bis Jungfrau); Achillea atraUL, A,
nana n, A. moschata: Chrysanthemum coronopifcUium
(Sulegg, Rosenlaui), Ämica montcma (Handeck bu Aar-
gletscher, Kleine Scheidegg, Wenf^en, Murren etc.),
Saussurea alpina (Gipfel des Männlichen). Crepis pyg-
maea (Lammerengletscherj. In den Grindel walderberven
nennt Christener zahlreiche bemerkenswerte Habichts-
kräuter, wie z. B. Hieracium glanduliferum, H, Gaudini,
H, scorzoneraefolium, ü. befmense, n. glaucum, U, Jac-
quini, H. Trachselianum, H. caesium, ß, pseudo-porrec-
tum, H, gothicum,, H. perfoliaium, H. valdepilosum., H.
albidum (Uandeck bis Grimsel), etc. Ferner Orobanche
salviae (Lauterbrunnen), PUmtago fuscecens (Lämmem-
alp), Phyteuma Hallen, Pirola uniflora; Gentiana ni-
valis und G. obtusifolia; Pedicularis rostrala un^ P.
recutita; Salix helvetica, S. glauca, S. myrsinites, S.
retusa etc. Monokotylen : Sparganium minimum (Grosse
Scheidegg, Wengemalp, Spitalboden auf der Grimsel),
Orchis pallens (Grindelwalder Alpen), Chamaeorchis al-
pina (beim Eigergletscher), AHium, fallax (Innertkirchen,
Wenden), Heleocharis pauciflora (Rosenlaui); Carex
pauctflora (Handeck, Gnmsel), C. Laggeri (Grimsel), C.
leponna (Grimsel), C. irrigua (Grosse Scheidegg, Grim-
sel), C. ustulata (bei Rosenlaui), die seltene C. sparsiflora
(Schwabhorn ; einziger Standort der Schweiz neben dem
Ober Engadin), C tenuis (Grindelwalder Alpen); Poa
hybrida (Grimsel), Festuca varia (Wengemalp). Für
weitere Einzelheiten verweisen wir auf Prof. L. Fischers
Verzeichnis der Gef&sspflanzen des Berner Oberlandes.
Bern 1862 ; mit zwei Supplementen 1875 und 1889.
In der Waldzone treffen wir hauptsächlich die Weiss-
tanne und Fichte, beide meist in gemischten Beständen.
Die Fichte steigt hoch auf, geht aber doch nicht über
1800-1900 m. Nur ausnahmsweise stehen hier und da
noch bis auf 2000 m und darüber vereinzelte und ver-
kümmerte Exemplare. Im Schatten dieser Waldungen
gedeiht an den feuchtesten Stellen der Thäler die Mehr-
zahl unserer Orchideen : Herminium monorchis (auf feuch-
ten Wiesen, zwischen Wilderswil und Zweilütschinen
häufig), Epipogium aphyllum (am Weg auf die Schinige
Platte), Lxstera cordata (Murren, Trachsellauenen, Ober
Hasle, bei der Handeck etc.), Goodyera repens (an tro-
ckeneren Standorten, z. B. bei Wengen, Rosenlaui), Co-
rallorrhiza innata (Wenjjemalp, Trachsellaue||en etch
Malaxis monophylla (beim Staubbach und Giessbach),
Cypripedilum calceolus (bei Wengen und Rosenlaui). Die
Buche bildet reine oder, in den tiefem Lagen der Thäler,
gemischte Bestände und steigt kaum höher als bis 1300 m
an. Die Waldföhre kommt auf der N.-Seite der Gruppe
nirgends in grossem Beständen vor, während die Berg-
föhre im Ober Hasle häufig angetroffen wird und in ein-
zelnen isolierten Gruppen noch bis nahe an 1900 m ge-
deiht. Auch vereinzelte Arvengruppen lassen sich da und
dort noch entdecken ;• oberhalb der Kleinen Scheidegg
lassen noch einige alte Stümpfe die einstige grössere Ver^
breitung dieses Baumes erkennen. Einzelne Exemplare
der Arve steigen in der Umgebung der Aargletscher bis
über 2000 m an. Sie findet sich im ö. Abschnitt des Ober-
landes noch häufiger als in den Thälem der Simme und
Kander, wo sie zu einer recht seltenen Erscheinung ge-
worden ist. Auch die Eibe ist nicht mehr stark vertreten
und stockt u. a. noch im Kienthal und Lütschenthal. In-
teressante Pflanzenarten der Bergregion sind : Clematis
vitalba (Hasle), Aquilegia alpina, Delphinium eUUum
(Schwarzhom , Murren etc.) , Aconitum, paniculatum
(Schilthom', Ober Hasle etc.), Berberis vulgaris (Sichel-
lauenen; auf Gneis), Papaver alpinum (Gadmenthal),
Inipatiens noli tahgere (Ober Hasle), etc.
Südseite. Wie sich zwischen den Floren der N. -Flan-
ken von Wildhorn- und Finsteraarhorngruppe ein Unter-
schied zeigt, so auch zwischen denen der S.-Flanken
dieser Gruppen. Doch finden sich im S. eine j^rosse
Anzahl der für die ö. Hälfte der Kette charakteristischen
Arten auch an dem der w. Hälfte angehörenden, z. T. aus
krystallinen Felsarten aufgebauten Mont FuUy. Solche
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beiden Hälften der S. -Flanke gemeinsame Typen sind
inach dem CatcUogue de la flore valaisanne von Henri
accard) z. B. Aquilegia alpiruij Coronaria flos JovUy
Geraniuni rivularcj Ädenoatyles leucophylla, Phaca aU
pina^ Sedum annuum u. S, alpestre; Saxifraga asperay
S, cupera v. brvoideM, S, exarata und S. cuUcenaens ;
Bupieurum tteUcUum, Erigeron Schleicheriy Achillea
nana und A. moschcUay Centaurea rhaponticüm, Hypo-
chaerit uniflora, Veronica bellidioide$, Empetrum nig-
rum^ Juncus trifiduM u. /. Jacquinij Silene valesia, Cam-
pantUa cenUia etc. In der Bergregion zwischen den
Schluchten der Massa und dem Fiescherthal trifft man
noch einifle der für das zentrale Wallis charakteristischen
Arien, wie Astragalus exscapua, Centaurea axillaris,
Campanula excita, Linaria ttalica, Euphrasia Christa
and G€Uium pedemantanum, das bis über Deisch noch
blüht. Die O.-Hälfte der Kette, im Goms, hat dagegen eine
an Arten arme Flora ; die grosse Mehrzahl der alpinen
Typen der Penninischen Alpen fehlt hier, und es bietet
am diesen zu trockenen Rücken und Halden die Pflanzen-
decke oft eine ermüdende Einförmigkeit. Sie besteht der
Hauptsache nach aus nur wenigen Arten, die oft ganze
grosse Flächen ausschliesslich bedecken : Leantodon py-
renaicus^ Amica niontana, Trifolium alpinum, Veronica
bellidioides, Gentiana obtusifolia. Auch die nivale und
subnivale Flora ist hier eine kümmerliche, wie dies Henri
Jaccard nachgewiesen hat Er safft darüber : « Man findet
hierauf den Schuttfeldem u. an aen Felsen kein Thlaspi.
keine Achillea, keine Androsace, keine Artemisia und
keine Draba ; nur Saxifraga cupera v. bryoides, Primula
viscosa und Phyteuma hemiapnaericum grüssen den Bo-
taniker. Auf den obersten Rasenflächen besteht der ganze
Pflanzenteppich aus nicht mehr als etwa 10 Arten : Vero-
nica cUpina, Gnaphalium supinunij Gentiana bavarica,
Cardaminealpina, SibbaldiaprocumbenSj Oxyria digyna,
Sahx herbacea und einigen andern. » Bios im Münster-
thale stösst man noch auf einige gute Arten, die in den
benachbarten Gebieten selten sind oder ganz fehlen, wie
z. B. Campanula excisa^ Primula longiftora^ Phaca al-
jpina und Ph, frigida, Saxifraga cotyledon, Androsace
tmbricata.
Grossen Florenreichtum weisen dagegen die Umge-
bungen der Furka, des Gries- und Nufenenpasses, sowie
der Grimsel auf, wo sich die klaasische Fundstelle der
Maienwand findet, die wir im Artikel Goms des näheren
besprechen werden.
Zahlreiche Forscher — Lindt, E. v. Fellenberg, A. Escher
▼. der Linth u. A. — haben ihre Aufmerksamkeit der ni-
Talen Flora der Finsteraarhomgruppe geschenkt und die
obere Verbreitungsgrenze der verschiedenen Arten fest-
gestellt. Am Wetterhom hat man den Leontodon pyre-
naicus noch über 3000 m beobachtet, und ebenso hoch
steigen Campanula cenisia, Poa alpina und Androsace
hetveiica an. Androsace glacialis ist am Oberaarhorn noch
bei 3500 m gefunden worden. Auf dem Gaulipass (3274 m)
kann man folgende neun Arten pflücken : Poa laxa^ Chry-
santhemum alpinum^ Androsace glacialis, Gentiana oa-
varica^ Ranunculus glacialis, Silene acauliSy Saxifraga
oppositifolia und S. muscoides, Potentilla grandiflora.
Am Ewigschneehom hat man in etwa 3400 m Poa laxa
und Androsace imbricata gesammelt, am Oberaarhorn in
derselben Höhe Androsace qlticialis, A. helvetica und A.
obtusifolia, Ranunculus glacialis^ Draba carinthuica,
Saxifraga oppositifolia , Artemisia spicata, Achillea
maschata und Linaria alpina. Am S.-Hang des Finster-
aarhoms wachsen in 3350 m noch Poa laxa, Linaria al-
pina, Draba frigida, Silene acaulis, Saxifraga aspera
V. brynides und S. muscoides, in 4000 m (nach Lindt]
noch Saxifraga aspera v, bryoides, S. muscoides und
Achillea atrata; ganz nahe dem Gipfel, in 4270, hat man
im Monat September noch ein kleines Polster von blühen-
dem Ranunculus gUicialis angetroffen. An der Jungfrau
hat E. V. Feüenberg in einer Höhe von 3000 m notiert
Thlaspi rotundifolium, Hutchinsia alpina, Gaya sim-
plex, Erigeron uniflorus, Artemisia mutellina und A.
sptcata, ferner 300-400 m höher noch Silene acaulis und
Saxifraga oppositifolia. Im Uebrigen ist die oberste
Grenze, bis zu welcher die nivalen Typen aufsteigen, eine
sehr wechselnde, da sie hauptsächlich vom Vorhanden-
sein von Humus abhängt und mehr vom Schnee als von
der Höhenlage beding wird. Jeder für einige Wochen
im Sommer schneefreie Fleck kann die Ansiedelung einer
nivalen Florula gestatten. (Or. Paul Jaccard.)
FINSTERAARJOCH (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken
u. Ober Hasle). Ca. 3340 m. Gletscherpass, in der Gruppe
des Finsteraarhorns ; führt über den während der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts Mittelgrat geheissenen Eis-
und Felskamm zwischen Agassizhorn (3^ m) und Gross
Lauteraarhom (4043 m) und verbindet den Unter Grindel-
waldgletscher mit dem Finsteraarfim, einem der zwei
Nähr^ebiete des Finsteraargletschers. Grossartiger und
der vielen Eisfalle we^en sehr schwieriger Hochalpen-
übergang, dem die leichtere Traversierung der benach-
barten Strahlegg (3351 m) meist vorgezogen wird. Erfor-
dert von Grindel wald bis zur Grimsel 14 Stunden und
wird meist derart ausgeführt, dass man ie einmal in der
Schwarzegghütte (5 Stunden über Grindelwald) und im
Pavillon DoUfus (auf der Seite gegen die Grimsel) über-
nachtet. Zum erstenmal 1826 vom Alpinisten VS^agner aus
Hessen-Kassel mit den Schäfern Peter Baumann und
Ulrich Witwer überschritten, die den Weg über die da-
mals schon als gangbar bekannte Strahlegg verfehlt hatten
und nach vielen Mühen und Gefahren erst am andern
Morgen um 2 Uhr auf der Grimsel anlangten. Dieser erste
Uebergang scheint dann in Vergessenheit geraten zu sein,
so dass der berühmte Führer Christian Almer seine 1^2
vollzogene Bezwingung des Joches stets als die erste an-
gesehen hatte.
^FINSTERAARROTHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig).
3o49 m. Hochgipfel, so. Vorberg des Finsteraarhorns, von
diesem durch die Gemsenlücke oder den Rothornsattel
(ca. 8360 m) getrennt. An seinem N.-Fuss das Rotloch, das
den Touristen vor der Erbauung der Konkordia- u. Ober-
aarjochhütte oft zur Unterkunft gedient hatte. Ziemlich
selten bestiegen, kann von der Oberaarjochhütte aus in
2 Vt Stunden erreicht werden.
FIN8TKRBACH (OBER u. UNTER) (Kt. Zürich,
Bez. Hinwil, Gem. Wald). 685 und 636 m. Zwei Gruppen
von zusammen 5 Häusern, am Hang über dem recnten
Ufer der Jona und 1 km nw. der Station Wald der Töss-
thalbahn. 27 reform. Ew.
FINSTERHENNEN (Kt. Bern, Amtsbez. Erlach). 449
m. Gem. und Dorf, an Rand des Grossen Mooses und am
Hang der dieses im N. begleitenden Moränenzüge, an der
Strasse Aarberg-Ins und o km nö. der Station Müntsche-
mier der direkten Linie Bem-Neuenburg. Telephon : Post-
wagen Aarberff-Ins. 65 Häuser, 347 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Siselen. Ackerbau u. Viehzucht. An den Hügeln
etwas Reben. Die Siedelung erscheint urkundlich 1263 als
Apud pinguenx gallinam,
FINSTERSEE (Kt. Zug, Gem. Menzingen). 772 m.
Weiler, am NW.-Fuss des Gottschalkenbergs und am SO.-
Hang des Hochplateaus von Menzingen, 4 km sw. Men-
zingen und 6,5 km sw. der Station Samstagern der Linie
Wädenswil-Einsiedeln. Postablage, Telephon ; Postwagen
Schindellegi-Menzingen. 11 Häuser, 68 kathol. Ew. Acker-
bau, Viehzucht, Holzhandel. Seidenindustrie. Am Hang
des Gk>ttschalkenbergs ein längst nicht mehr ausgebeutetes
Flöz von Molassekohlen. Am Gibel und bei Black ie ein
kleiner Steinbruch auf Molasse. Schöne Kirche, 1868 ge-
weiht. 1232 kam Vinstirse durch Tausch vom Kloster En-
gelberg an das Kloster Kappel.
FINSTERSTOCK (Kt. Uri). 2750 m. Breiter Gipfel,
in dem kurzen Kamm, der von den Muttenhörnern nach
NO. auszweigt und die Garschenalp von der Muttenalp
trennt ; 3 km ö. über der Furkapasshöhe.
FINSTERTEI.LI (Kt. Wallis, Bez. West Raron, Gem.
Ferden). 1417 m. Hütten, im Lötschenthal, längs dem
rechten Ufer der Lonza zerstreut gelegen, zwischen dieser
und dem Durchbruch des Faldumbaches und 1,5 km s.
Ferden.
FINSTERTHOEI-EN (Kt. Aargau, Bez. Zofingen,
Gem. Oftringen). 500 m. 6 am N.-Hang des Bühnenbergs
zerstreut gelegene Häuser, 3 km nÖ. der Station Zofingen
der Linie Luzem-Olten und 2,5 km so. Oftringen. 50 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Zofingen. Wiesenbau und Vieh-
zucht.
FINSTERWAI.D (Kt. Luzern, Amt und Gem. Entle-
buch). 1079 m. Weiler, am rechtsseitigen Hang des Entle-
buch, in sumpfiger Gegend, 5 km so. der Station Entle-
il6
FIO
FIS
buch der Linie Bern - Luzern. 13 Häuser, 94 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
FIODEYRE (Kt. Waadt, Bez. Aigle. Gem. Ormont
Dessous). 1020 m. Einige oberhalb der Strasse nach Le
Söpey zerstreut gelegene Hätten, nö. über Le S^pey. Hier
setzt die 1895 neu erbaute Strasse des Ormontstnales auf
einer Eisen brücke über eine vielfachen Rutsch ungen un-
terworfene Combe.
FIONNAY, FIONNEY oder FIONNIN (Kt. Wallis,
Bez. Entremont, Gem. Bagnes). 1497 m. Maiensasse und
alpiner Kurort, im Mittelpunkt des Val de Bagnes und 10
km so. über Le Chäble. im Sommer Postablage und Tele-
phon. Gasthöfe und Pensionen. Exkursionszentrum für
Touren im Gebiet des Corbassieregletschers, der Gebirgs-
stöcke des Grand Combin, der Rosa Blanche u. des Grand
Mont Fort, der Thäler und Passübergänge von Louvie,
Le Crdt etc. Obwohl die Lage der Alpweide Fionnay au
sich schon eine prachtige ist (landschaftlich liebliche
Punkte und schöne Walddngen), haben die Begründer
von Fionnay als Kurort keine Kosten gescheut, um sie
für Fremde noch anziehender zu ffeblalten. So ist durch
Ablenkung des die Alpe de Sevreu durchiliessenden Wild-
baches hier ein 3(X) m hoch senkrecht herabstürzender
Wasserfall geschalfen worden, der in einen ebenfalls
künstlich angelegten, von Steinblöcken und Tannen um-
rahmten See abmesst. Nicht ständig bewohnt. Vor 1890
kaum bekannt. Heisst bei allen Bauern des Val de Bagnes
stets Fionnin ; die auch auf den Karten eingebürgerte
Form Fionnay ist nur konventionnel und keineswegs
richtig.
FIORA (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem. Bignasco).
600-784 m. Gruppe von 17 beinahe das sanze Jahr hin-
durch bewohnten Hütten, am rechten Ufer der Maggia
und am NW.-Fuss des Sasso Bello; 1,5 km n. Bignasco.
FIORA (Kt. Uri). Gem. und Dorf. S. den Art. FlCelen.
FIORERA (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2921 m (auf der italieniscnen Karte Bedriolhom geheis-
sen und mit 2920 m kotiert). Gipfel, in der Kette zwischen
Maggia- und Formazzalhal, auf der Landesgrenze gegen
Italien und 47t Stunden über Bignasco im Maggiatlial.
FIORINA (PAS80) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2654 m. Passübergang, zwischen Pizzo Fiorina u. Kastel-
horn ; führt vom Val Fiorina steil in den obersten Winkel
des Thaies der Tosa (Formazzathal) zum Fischsee u. von
da auf den San Giacomopass einer-, zu den Tosafällen u.
nach Fruttwald andererseits. Auch Bocchetta di Val Mag-
gia geheissen.
FIORINA (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2926 m (auf der italieniscben Karte 2924 m). Gipfel, im
Bergstock des Basodino, zwischen Maggia- u. Formazza-
thal; n. über der Bocchetta di Val Maggia oder dem Passo
Fiorina, von dem aus er in einer Stunde ziemlich leicht
bestiegen werden kann.
FIORINA <VAL) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). 2654
bis 1800 ra. Seitenarm des obern Val Bavona ; steigt vom
Passo Fiorina zwischen Cavagnoli- und Cavergnogletdcher
auf eine Länge von 5 km nach ONO. ab und trägt in sei-
nem untern Abschnitt die Alpe Robici.
FIRNA1.PE1.IQLET8CHER (Kt. Obwalden). 2650
bis 2105 m. Gletscher, am NO.-Hang des Titlis und N.-
Hang des Grassen ; über ihn führt der Wef? zum Wenden-
joch, das zum Weudengletscher und weiterhin zur Wen-
denalp leitet.
FIRNBTÖCKLI (Kt. u. Bez. Schwyz). 1709 m. Fels-
terrasse, am Hang des Klingenstocks und 1 km nw. unter
diesem Gipfel; 2 Icm s. über dem am Fuss des Frohnalp-
Stocks gelegenen Kurhaus Stoss und am Fussweg von da
auf den Klingenstock.
FIRRENHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3280 m.
Gipfel, so. Vorberpr des Hinter Galmihorns (3482 m), im
Geoirgsstock des Oberaarrothoms u. zwischen Bächithal
und Münsterthal : 6 Stunden nw. über Reckingen im Ober
Wallis.
FIRREN1.0CKE (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3247 m.
Passübergangy wenig bekannt und begangen ; führt vom
Bächithal über den Bächigletscher zum Münstergletscher
und ins Münsterthal.
FIRST. In der deutschen Schweiz häufig vorkom-
mende Bezeichnung für einen schmalen, dachnrstartigen
Bergrücken, Kamm oder Grat.
FIRST (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2560 m. Gipfel,
in der Kette zwischen Kander- und EngsUigenthal ; 4 V,
Stunden onö. über Adelboden und 4 Stunden nw. über
Kandersteg. Besteigung ohne Schwierigkeiten. Prachtvolle
Aussicht auf Doldenhom, Blümlisalp und Balmhom, 'so-
wie ins Kanderthal.
FIRST (Kt. Bern, Amtsbez. Fruti^^en). 2412 m. Fels-
gipfel, im Bergstock des Dreispitz, zwischen Kienthal und
buldthal und w. über der Lattreienalp, nach welcher der
NO.-Ausläufer des First den Namen Lattreien First (2132
m) erhalten hat. Dieser ist leicht zu besteigen, wird aber
nur seilen besucht.
Fl R ST (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gero. Willisau Land).
716 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer Anhöhe im obern
Mühlethal und 4,5 km sw. der Station Willisau der Linie
Lun^enthal-Wolhusen. 40 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Willisau. Ackerbau. Hornvieh- und Schweinezucht.
FIRST (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach). 1686 m. Gipfel,
nö. Vorberg des das Schlieren- vom Entlenthal trennen-
den Schlierengrates; 8 km nw. über Samen.
FIRST (Kt. Schwyz. Bez. Höfe, Gem. Feusisberc). 590
m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Pfäftikon-Schin-
dellegi, 1 km w. Feuslsberff und 2,7 km nö. der Station
Schindellegi der Linie Wadenswil-Einsiedeln. 42 kathol.
Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
FIRST (Kt. Schwyz, Bez. March). 1923 und 1919 m.
Doppelgipfel, in der vom Fluhberg nach S. abzweigenden
und mit dem Schwarzstock zum Pragelpass abbrechen-
den Kette, 1 km vom Fluhberg oder Diethelm.
FIRST (Kt. u. Bez. Schwyz). 2341 m. Gipfelgrat des
breiten Wasserbergs, zwischen Huri- und Bisitnal und
4 km so. über dem Dorf Muotathal.
FIRST (Kt. u. Bez. Schwyz). 2149 u. 2116 m. Doppel-
giplliger Kamm, sw. Ausläufer des Kirchbergs, zwischen
Glatten- u. Karrenalp und ö. über dem obern Bisithal; 12
km so. über dem Dorf Muotathal.
FIRST (Kt. Zürich, Bez. Pfäftikon, Gem. Ulnau). 681
m. Weiler, auf einer Hochtläche mit prachtvoller Aussicht
auf die Alpen, 3 km nö. Hlnau u. 4 km so. der Station
Kemptthal der Linie Zürich-Winterthur: Telephon. 18
Häuser, 89 reform. Ew.
FIRST, LATTREIEN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigeo).
2132 m. Gipfel, nö. Vorberg des First (2412 m), der sich
mit dem Dreispitz (2424, 2d22 u. 2434 m) zwischen Suld-
u. Kienthal erhebt. Nw. über der Lattreienalp. Schiebt
als Ausläufer seinerseits wieder das Littlihorn (ca. ^ßOO
m) nach N. vor. Von der Lattreienalp aus leicht zii be-
steigen, aber ohne besonderes Interesse.
FIRSTHAI.DEN (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 480 m.
Anhöhe, zwischen Ober Endingen und Würenlos. Trigo-
nometrisches Signal. Schöner Aussichtspunkt.
FIRTIQQRATLI (Kt. Uri). 1895 m. Kleine Scharte,
zwischen dem Dieppen (2226 m) und Dübistock (2061 ro),
in der Kette zwischen Riemenstalden- u. Schächenthal u.
2 km s. über Riemenstalden.
FIRZSTOCK(Kt. Glarus). 1929 m. Stark zugespitzter
Gipfel, ö. über der Meerenalp und durch diese vom
Mürtschenstock getrennt, 2 km ö. vom Stock. Fällt nach
S. und 0. in Felswänden ab, während sich von W. her
die Alp Firzstock bis auf die Spitze des Firzstockes hinauf-
zieht.
FISCHBACH (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gemr
Fischbach-Göslikon). 383 m. Dorf, nahe dem linken Ufer
der Reuss, an der Strasse Bremgarten-Mellingen und 3,5
km nw. der Station Bremgarten der Linie Wohlen-Brem-
garten. Postablage ; Postwagen Bremgarten-Mellingen. 36
Häuser, 259 kathol. Ew. Eigene Kirchgemeinde. Ackerbau,
Viehzucht u. Milchwirtschaft. Strohflechterei. Die Mauern
des so^. Heidenkellers sollen römischen Ursprungs sein.
Bei Fischbach-Göslikon siegten im Toggenburgerkrieg
am 26. Mai 1712 die Berner unter General Tschamer
über 5000 Luzerner und Freiämtler unter General Son-
nenberg. Dieser in einem mit Stauden bewachsenen
Gelände geschlagenen sog. Staudenschlacht folgte die
Uebergabe von Bremgarten an die beiden Städte Zürich
und Bern.
FISCHBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Rö-
tenbach). 800 m. Fünf im kleinen Fischbachgraben am
linken Ufer des Rötenbachs zerstreut gelegene Häuser, an
der Strasse Eggiwil-Rölenbach, 10 km s. der Station Sig-
FIS
FIS
117
nau der Linie Bern-Luzern und 1,8 km nö. des Dorfes
Rötenbach. 32 reform. Ew. Käserei.
FISCHBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Thun,
Gem. Ober Langenegg). 945 m. Gruppe von
6 Häusern, an der Strasse Rötenbach-
Schwarzeneffg und 9,5 km nö. der Sta-
tion StefßsDurg der elektrischen Bahn
Burgdorf-Thun. 39 reform. Ew.
FISCHBACH (Kt. Luzern, Amt Willi-
sau). 635 m. Gem. u. Dorf im obern Ab-
schnitt des Thaies der Roth, an der Strasse
Altbüron-Zell und 2,5 km nw. der Station
Zell der Linie Langentbal-Wolhusen. Post-
ablage, Telephon ; Postwagen Zel 1- Fisch-
bach-Altbüron-Melchnau. Gemeinde, mit
Leimbätz, Reiferswil, Schlempen, Mett-
menegg und Schönentüel : 80 Häuser, 676
kathol. Ew. ; Dorf : 17 Häuser, 111 Ew.
Rirchffemeinden Grossdietwil und Zell.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft
Zwei Käsereien.
FISCHBACH (Kt. Schwyz, Bez. Ein-
siedeln). Einer der Quellbäche des Ricken-
baches, durchfliesst ein 6 km ö. Einsiedeln
gelegenes grösstenteils bewaldetes Thälchen
und steigt auf eine Länge von 2,5 km in
sw. Richtung von 1600-930 m ab. Ein
das Thälchen aufwärts führender Fussweg
verbindet Willerzeil über die Rinderegg mit der March.
FiSCHBACH (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem.
Raperswilen). 597 m. Weiler, am S.-Hang des See-
rückens ; 1,2 km nö. Rafxerswilen u. 5,5 km sw. der Sta-
tion Ermatingen der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhau-
sen. 12 Häuser, 71 kathol. u. reform. Ew. Kirchgemeinden
Homburg u. Wigoltingen. Wiesen- u. Obstbau. Käserei.
FiSCHBACH (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). Bach ;
entspringt 800 m nw. Nieder Steinmaur in 464 m Höhe,
durchiliesst Nieder Steinmaur und die Sümpfe links von
der Glatt und mündet in diese nach 5 km langem Lauf
von SW.-NO. etwas oberhalb Oberhöri in 411 m. Nimmt
von rechts den Rötzbach mit Telli-u. Haslibach auf.
FISCHBACHEN (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Schwarzen bürg. Gem. Rüschegg). 1500-1200 m.
Alpweiden mit 12 zerstreut gelegenen Hütten, aut Hinter
der Egg am SW.-Hang der Schüpfenfluh« vom Dürren-
tannenbach entwässert : 6 km s. über Ruschegg.
FISCHENBACH (Kt. Luzern, Amt Entlebuch u. Lu-
xem). Bach ; entspringt in 1190 m am N.-Hang des Schaf-
bergs, fliesst der Reihe nach von 0.-W.,S.-N. u. nach NO.
u. mündet nach 7 km langem Lauf 800 m so. Fambühlbad
in 560 m in den Rümligbach. Nimmt zahlreiche kleine
Nebenadem auf.
FISCHENBACH <MITTI.ER, OBER und UN-
TER) (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Wertenstein). 670-615 m. 14 zwischen dem
Fischenbach u. Rümligbach zerstreut gele-
gene Häuser ; 4,8 km so. Wertenstein und
5,5 km sw. der Station Malters der Linie
Bem-Luzem. 60 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Malters. Wiesenbau. Holzhandel.
FISCHENRIED (Kl. St. Gallen, Bez.
See, Gem. Jona). 495 m. Gruppe von 5 Häu-
sern, 2 km nw. Jona und 2,ö km n. der
Station Rapperswil der Linien Zürich-Rap-
ferswil. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Buss-
irch. Ackerbau und Viehzucht.
FISCHENTHAL(Kt. Zürich, Bez. Hin-
wil). 751 m. Gem. und Pfarrdorf, in einem
kleinen linksseitigen Nebenthäichen zum
Tössthal, an der Strasse Winterthur-Wald
und 7 km nö. Hinwil. Station der Töss-
thalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Die Gemeinde Fischenthal ist hinsichtlich
ihrer Fläche (3014 ha) die grösste im Kan-
ton Zürich. Sie ist im obern Abschnitt des
TÖssthales zwischen 680 m und 1295 m
(Schnebelhorn) gelegen und umfasst die
höchstgelegenen Teile des Zürcher Oberlandes,
manchen Stellen mit subalpiner Pflanzendecke
I düngen am Tössstock sind Staatseigentum des Kantons
I Zürich. Die Tössthalbahn (Winlerthur-Wald) hat auf
Fisohenthal mit dem HOrnli.
Boden der Gemeinde Fischenthal die drei Stationen
Steg, Fischenthal und Gibswil. Gemeinde, mit Boden,
Fucnsloch , Steg , Bödmen , Burffhalden , Heinsberg,
Schmittenbach, Ober und Unter Mühlebach, Gibswil,
Hörnli, Lenzen, Esch, Rohr, Auruti, Fistel, Hinter und
Vorder Slrahlegg : 397 Häuser, 2052 Ew., wovon 1929
Reform.: Dorf Fischenthal (auch Oberhof geheissen) : 23
Häuser, 155 Ew. Viehzucht. Starke industrielle Tätigkeit :
10 Fabriken, worunter 3 Stickereien und 3 Baumwoll-
spinnereien. 878 : Fiskinestal ; alemannische Siedelung.
Teil der Herrschaft Grüningen, mit welcher sie 1408 durcn
Kauf an die Stadt Zürich kam. Auf dem Schlosskopf, 200
m links über der Töss, stand einst eine feste Burg.
FISCHERRIED (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem.
Uetendorf). Früherer Name für Eichberg. S. diesen Art.
FISCHHAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Kaltbrunn). 425 m. Gruppe von 22 Häusern, an der
Strasse Uznach- Wesen , 2 km so. der Station Uznach der
Linie Rapperswil-Wesen-Sargans und 1,5 km nw. Kalt-
brunn. 148 kathol. Ew. Acker- u. Obstbau, Pferdezucht,
Käsereien. Schieferbrüche.
FISCHINQEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen). 620
m. Gem. u. Pfarrdorf, im S.-Zipfel des Kantons, im engen
obern Murgthal, zwischen Thur und Töss und 6 km s.
der Station Sirnach der Linie Winterthur-Sl. Gallen.
An
und
subalpinem landschaftlichen Charakter. Die grossen Wal-
Fischingen von SQdeD.
Strassen nach Kirch berg und Mühlrüti im Toggen bürg
und nach Au und Stemenberg im Tössthal. Postbureau-
Telegraph, Telephon; Postwagen Sirnach -Dussnang,
118
FIS
FIS
Fischingen. Gemeinde, die Dörfer u. Weiler Au, Buhwil,
Dussnang , Wies , Oberwangen , Anwil , Grub , Matt ,
Inneres der Klotlerkirche Fischingen.
Sonnenbof, Tannegff, Bemhardsriet, Hamberg, Hatters-
wil, Schürten und Vofelsang inbegriflen : Jw9 Häuser,
2570 zur Mehrzahl kathol. Ew. ; Dorf: 42 Häuser, 543 Ew.
Grosse Kirchgemeinde. Alpweiden, Wiesen und Wälder ;
Holzhandel. Bienenzucht. Stickerei. Beizende Landschaft
mit schön bewaldeten Höhenzügen. Angenehme Sommer-
frische. Auf Otteneffg schöne Aussicht. Etwas über dem
Dorf, am Fuss des Homli, das ehemalige Kloster Fischin-
gen, heute Waisenhaus mit etwa 240 Zöglingen. Es ist ein
massiv viereckiges Gebäude mit einer 1^5 erbauten Klos-
terkirche, deren Inneres prächtig geschmückt ist und die
eine ausgezeichnete Orgel enthält. Chorgitter, Altare,
Kanzel und Orgel sind alle von seltener Pracht. In einem
Seitenchor die Totengruft der h. Idda von Toggenburg,
die einst von Wallfahrern viel besucht wurde. Das Bene-
diktinerkloster Fischingen, um das herum sich später das
Dorf ansiedelte, wurde um 1035 gegründet. Viele Schen-
kungen von Seiten des Bischofes Ulrich von Konstanz und
verschiedener anderer geistlichen und weltlichen Her-
ren sicherten ihm grossen Reichtum und ausgedehnten
Landbesitz (Dussnang, Affeltrangen, St. Margrethen,Krill-
berg, Bettwiesen, Balterswil, Bichelsee). Das Andenken
an das Leben und die Leiden der h. Idda führten ihm
Tausende von Pilgern zu, die zu Ehren der Heiligen
gerne ihr Scherfchen entrichteten. Idda von Toggenburff
war die Gemahlin des Grafen Heinrich v. Toggenburg una
starb 1197 nach furchtbaren Qualen, die der Unschuldi-
gen ihr eifersüchtiger Gatte auferlegt hatte. Im histori-
schen Museum zu Basel befindet sich eine Glasmalerei mit
der Ansicht des Klosters Fischingen und der Darstellung
der wichtigsten Abschnitte aus der Legende von der h.
Idda.
Nach der das Kloster in Asche lebenden Feuersbrunst
des Jahres 1138 ordnete Bischof Ulrich II. von Konstanz
die beiden Mönche Gebino und Waltram aus dem Kloster
Petershausen zur Neueinrichtung des Klosters Fischin-
gen ab. Tussnang und Oberwangen, die bis dahin Eigen-
tum von Petershausen gewesen waren, gingen nun an
Fischingen über, das 1326 auch noch die Kirchenhoheit
über Sirnach und später über Herrschaft und Schloss
TanneR(^ erlangte. Von den Grafen von Toggenburg wurde
als Scnirmvoj^ des Klosters der jeweilige Burgvogt auf
Tannegg bestimmt. Zur Zeit der Einführung der Refor-
mation ginff die Mehrzahl der Mönche zusammen mit dem
Abt zur Lehre Zwingiis über, und das Kloster leerte sich.
Der 1540 vom Abt von St. Gallen hierher gesandte Abt
Marx Schenkli, ein energischer Mann, stellte das Kloster
wieder her, warb ihm neue Insassen und führte die Be-
völkerung der Umgebungen wieder dem alten Glauben zu.
Durch weise Verwaltung blühte das Kloster bald wieder
auf und erwarb sich die Herrschaften Lommis, Spieg:el-
berg und Wildem. Der letzte Abt, Franciscus, zog sich
nach der Aufhebung des Klosters 1848 auf das Schloss
Bettwiesen zurück, lieat aber in der Klosterkirche zu
Fischingen begraben. Vergl. Kuhn, Kd. Thurgovia
1 Sacra,.. 3 Bde. Frauenfeld 1869-1883. — Pupikofer,
3. k, Geschichte des Thurgaus. 2. Ausg. 2 Bde.
Frauenfeld 1886-1889. Kornmeier. Geschichte der
Pfarrei Fischingen,
FI8CHINGERSACH(Kt. Aarffau, Bez. Rhein-
- ' felden). Bach ; entspringt am N.-Hang des Thier-
steinberges in 640 m, durchfliesst die Dörfer Schup-
fart und Ober Mumpf und mündet nach 6 km lan-
gem Lauf von SO.-NW. bei Nieder Mumpf in 2fö
m in den Rhein.
FISCHRAIN (Kt. u. Amtsbez. Bern, Gem. Bol-
ligen). 545 m. Gruppe von 5 Bauernhöfen, am rech-
ten Ufer der Worblen, 2 km nw. Bolligen u. 3 km
s. der Station Zollikofen der Linie Olten-Bem. 59
reform. Ew. Landwirtschaft. Ein Teil der Bewoh-
ner arbeitet auch in der eidgenössischen Pulver-
fabrik und in andern industriellen Betrieben.
FISIBACH (Kt. Aargau u. Zürich). Bach; ent-
snringt im Kanton Zürich am O.-Han^ der Efo^ in
5ä0 m, durchfliesst das Dorf Bachs, tritt bei Ha|[e-
len auf den Kanton Aargau über, bieet aus der bis-
herigen NW.-Richtung nach N. ab, durchfliesst
Dorf und Bad Fisibach und mündet 1,5 km weiter
nördlich nach 9 km langem Lauf in 340 m von
links in den Rhein.
FISIBACH (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 378 m. Gem.
und Dorf, am Fisibach, an der Strasse Baden-Kaiserstuhl
und 1,5 km w. der Station Kaiserstuhl der Linie Basel-
Koblenz-Schaffhausen. Postablage. 45 Häuser, 246 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Kaiserstuhl. Acker- und Weinbau,
Viehzucht. Refugium mit Graben und Wall.
FISIBACHS (Kt. Zürich, Bez. Oielsdorf, Gem. Bachs).
Südl. Abschnitt des Dorfes Bachs, auch Alt Bachs geheis-
sen. S. den Art. Bachs.
FISISTOCK (Kt. Bern, Amtobez. Frutigen). Felsgrat,
nw. Ausläufer des Doldenhoms, so. über der Fisialp und
über Kandersteg. Trägt den Inner Fisistock ^2947 m), sw.
über dem kleinen Biberggletscher und nw. üoer dem (auf
der Siegfried karte unbenannten) Faulengletscher, und
den (auf der Siefrfried karte ebenfalls unbezeichneten) Vor-
der Fisistock (ätO m). Der Inner Fisistock kann vom
Gasterenthal aus über den Faulengletscher bestiegen wer-
den. Der Oeschinensee ist durch einen vom Fisistock
herabgekommenen Bergsturz aufgedämmt worden, zwi-
schen dessen Schuttmassen auch aas kleine Blauseeli von
Kandersteg noch eingebettet liegt. Der Fisistock be-
steht aus Nummulitensandsteinen, mit denen rote oder
ffrüne Schiefer wechsellagem und unter denen Untere
Kreide ansteht. Diese baut zusammen mit Juraschichten
den Gipfel des Doldenhoms auf. Das Ganze bildet eine
Reihe von übereinander liegenden Falten. Der geologi-
sche Bau der Gruppe der Doldenhömer zusammen mit
dem des Fisistocks ist vom Gasterenthal aus wunderschön
zu erkennen. Vergl. das geolog. Querprofil beim Art. DoL-
DENHORN.
FISITENBACH (Kt. Uri und Glarus). Kleiner Bach;
entspringt am NO.-Hang des Gemsfayrenstocks in 2020 m,
durcnfliesst von SW.-NO. auf eine Lange von 2,5 km die
Fisitenalp, tritt auf Glamer Boden über, erhält den Na-
men Schräjenbach, stürzt sich mit prächtigem Fall ins
Thal der Linth und mündet nach 4,5 km langem Gesamt-
lauf etwas unterhalb vom Hotel Tödi im Thierfehd in 790
m von links in die Linth.
FiSITENPASS (Kt. Uri). 2040 m. Passübergang,
auch wohl Fismetenpass geheissen; verbindet die nö.
unter dem Gemsfayrenstock liegende Fisitenalp über den
vom Gemsfayrenstock nach NO. zum Kammerstock zie-
henden Grat mit den Hütten von Gemsfayer u. Orihalden
am S.-Gehänge des Umerbodens. Dient etwa als direkter
Uebergang von der Claridahütte des S. A. G. nach dem
Urnerboden und umgekehrt.
FISLISBACH (Kt. Aargau, Bez. Baden). 445 m.
Gem. und Pfarrdorf, auf geschützter Hochfläche, an der
Strasse Baden-Mellingen und 1,5 km s. der Station Dätt-
wil der Linie Aarau-Suhr-Wettingen. Postbureau, Tele-
phon. Postwagen Bremgarten-Dättwil. 103 Häuser, 676
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Oestlich vom Dorr
ns
¥UE
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hat man römische Mauerreste und Ziegel aafig;edeckt. Grä-
ber mit SlLeleten.
FI8METENPA88 (Kt. Uri). Passübergang. S. den
Art FiSITENPASS.
FISTCL (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischenthal).
755 m. Weiler, im Tössthal, 200 m ö. der Strasse Winter-
thur-Wald und 1 km s. der Station Fischenthal der Töss-
thalbahn. 18 Häuser, 97 reform. Ew.
FITTCRNALP (KOH und OCHSCN) (Kt. Glarus,
Gein. EnRi und MaU). 1240-2400 m. Zwei grosse Alpwei-
den, am S.- und SW.-Hang des Gulderstocics, 2-3 Stun-
den ö. über Engi. Zwei Hätten und mehrere Stadel.
FIUMCGNA (VAL) (Kt. Tessin, Bez. Locamo). 2300-
920 m. Linksseitiges Neoenthal zum Obern Yal OuQer-
none ; beginnt am S.-Hang des Pizzo Molinera und steigt
im Boffen zuerst nach SO., dann nach SW. auf eine Länge
von 5 km ab, um 1,5 km nw. Vergeletto ins Val Onsee-
none auszumünden. Heisst im untern Abschnitt Yal della
CaiBana.
Fives (BOI8 DK) (Kt. Waadt, Bez. Orbe. Gem. Affiez
und Bretonnieres). 520-i640 m. Grosser Wald, über dem
rechten Ufer der Orbe, zwischen Agiez und Bretonnieres.
Steigt an steilem und felsigem Hang bis zum Flusslauf ab,
der hier (zwischen Les Cl^es und Orbe) sehr tief einge-
schnitten ist. Endigt im W. an einem kleinen Tobel und
setzt sich nach 0. unter dem Namen Bois de Ch^nes und
nach S. unter verschiedenen Namen fort. Unter dem Bois
de Chönes Hegen die Tuffgrotte von Agiez und, am andern
Flussufer, die von Montcnerand. Im Kanton Waadt be-
zeichnet man mit five die Rottanne oder Fichte, während
die Weisstanne la vuargne heisst.
FIZER (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2548 m. Gipfel,
nw. Ausläufer des vom Wildstrübel nach
NW. auszweigenden Ammertengrates.
Er hebt sich mit seinen z. T. mit Käsen
bestandenen Felshängen nw. über der
Engstligenalp und endigt nach N. mit
einem Rasenkamm, der das Thälchen
des Geilsbaches vom Engligstenthal
trennt.
FLA ACM (Kt. Zürich. Bez. Andelfin-
eD).360m. Gem.u. Pfarrdorf, am N.-Fuss
des Ircbel u. am S.-Rand der grossen
von der Thur vor ihrer Mündung in den
Rhein durchflossenen Ebene, an der Strasse Dorf-Rafi
ond 7,5 km nw. der Station Henggart der Linie Zürich-
Winterthur-Schaflhausen. Postbureau, Telegraph, Tele-
ghon. Postwagen Hengffart-Rüdlinffen und nach Rafz.
emeinde, mit Schollenberg: 172 Hauser, 852 Ew., wovon
12 Katholiken: Dorf: 105 Häuser, 826 Ew. Acker- und
Weinbau, Viehzucht. Spinnerei mit 6000 Spindeln. Bei
der untern Mühle römische Siedelung. Aus der Bronze-
zeit stammt der vereinzelt gebliebene Fund einer gut er-
haltenen Bronzestatuette des Merkur. 1044 : Flacha. Hatte
im Mittelalter sein eigenes Edelgeschlecht : 1120 werden
Bertold, Rudolf und Lütold von Flach genannt. Auf dem
Mühlberg, nahe der untern Mühle, stand ehemals eine
mit Graben versehene Borg, 1586 c uffen Bürgli > geheis-
sen. Die 1602 in der Ebene n. vom Dorf erbaute Burg ist
heute in einen grossen Bauernhof umgewandelt. 1094
kaufte die Stadt Zürich die Gerichtshoheit über Flaach
einer Schaffhauser Patrizierfamilie ab und gliederte den
Ort dem Ennem Amt ihrer Landvogtei Andelfingen an.
FLACHI8MATT (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Plafleien). 875 m. Gruppe von 6 Häusern, am N.-Fuss des
Schweinsbergs, 2 km s. Plaffeien und 15 km so. vom
Bahnhof Freihurg. 22 kathol. Ew. deutscher Zunge. Vieh-
zucht und Milchwirtschaft.
FLACHS (NIEDCR) (Kt. Zürich, Bez. und Gem.
Bülach). Weiler. S. den Art Niederfiaghs.
FLACHS (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Brugg). Gem. u.
Dorf. S. den Art. Oberflachs.
FLiCSCH (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart,
Kreis Maienfeld). 530 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss
des Fläscherbergs u. nahe dem rechten Ufer des Rhein ;
3,2 km nw. der Station Maienfeld der Linie Sarpns-Cbur.
Postablage, Telephon. Gemeinde, mit einem Teil der Luzi-
8teiff:81 Häuser, 383 Ew., wovon 21 Katholiken; Dorf:
73 Häuser, 321 Ew. Weinbau mit geschätztem Ertrag,
Viehzucht. Nahe dem Dorf die Ueberreste des ehema-
ligen Fläscherbades und die Stalaktitengrotte des Flä-
scherloches. 1525 führte ein Prädikant aus Zürich (viel-
leicht Bürkli oder Bolt geheissen) in Fläsch die Reforma-
tion ein. Das Dorf 1622 und 1822 durch Feuer zerstört.
Auf der Luzisteig hat man ein Steinbeil und Bronze-
nadeln gefunden. Heimat des Geschlechtes Anhom, dem
Bartholomäus Anhom (+1640), der Verfasser einer ge-
schätzten Chronik des SO jährigen Krieges, angehörte.
891 : Fassia.
FLiCSCHBCRG (Kt. und Bez.- Schwvz). 2074 m. Gip-
fel, über dem O.-Hang des obem Sihlthales und w. hinter
dem Klönthal ; 3,5 km n. über dem Pragelpass. Schöne,
auf allen Seiten steil abfallende Spitze, die aber den
Kamm nur wenig überragt. Am O.-Fuss führt der Schwein-
alppass vom Klönthal ins Wäggithal.
FLiCSCHCRALP oder 8ARINA (Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart. Kreis Maienfeld, Gem. Fläsch).
1824 m. Alpweide mit Uruppe von 4 Hütten, am SO.-Hang
des Gleckhorns und 5^ Stunden nö. über Fläsch.
FLiCSCHCRBCRG (Kt. Graubünden, Bez. Unter
Landquart). Kurzer mehrgipfliger Kamm, w. Fortsetzung
des Rätikon und von diesem durch die Einsattelung der
Luzisteig (692 m) getrennt ; streicht von SO.-NW. und
fällt mit steilen Wänden zu dem seinen Fuss unmittelbar
bespühlenden Rhein ab, so dass zwischen Fluss und Berg
kaum Platz für einen Fussweg bleibt. Gegen die Luzi-
steig zu ist der Hang sanfter und zu einem grossen Teil
mit Wald bestanden. Der Fläscherberg ist in die Fes-
tungsanla|[en der Luzisteig mit einbezogen und trägt auf
seinem Rucken einige Blockhäuser, die mit der Luzisteig
selbst durch eine kleine Militärstrasse verbunden sind.
Auf den Fläscherberg führen ausserdem noch ein zweiter,
fu/vw ffsfv
, l:5000O
Geologisoher Qaerschnitt durch den Fläiicherberg.
Ne. Neooom ; Be. Berrias (unterttt Kreide); M. Mtlm ; D. Dogger ; F. Verwerfungen.
von Klein Mels bei Balzers im Fürstentum Lichtenstein,
und ein dritter, von Fläsch ausgehender Weg. Dieser letz-
tere vrindet sich durch eine Sturzschuttrinne längs den
Felsen des SW.-Hanges in die Höhe. Höchste Spitze der
Guschaspitz (1105 m); äusserster nw. Punkt gegen den
Rhein zu das Ellhom (761 m), das von dem Körper des
Bergzuges durch ein steil nach NW. absteigendes Thäl-
chen getrennt ist. Der Fläscherberg besteht aus einer
Reihe von überliegenden Jura- und Neocom falten und ist
die Fortsetzung der grossen Glamer Ueberschiebung
längs der Zone, wo diese unter die Klippen des Rätikon
taucht. Sein Bau lässt erkennen, dass er einst über den
Gonzen mit der Kette der Churfirsten verbunden gewesen
ist und ein Mittelglied zwischen diesen und dem (Calanda
bildet.
FLiCSCHERTHAL oder RADAUFI8 (Kt. Grau-
bünden, Bez. Unter Landquart). Aloenthal, im Rätikon,
zwischen Falknis und Grauspitz im N. und Gleckhorn im
S., steigt mit schwachem GefUle gegen das Thal der Mai-
enfelderalpen ab. 2 km lang. Im untern Abschnitt, so.
unter dem Gleckhorn, die Fläscheralp oder Sarinaalp,
im obern Abschnitt die Radauflsalp, der Oberstafel der
Fläscheralp. Im Thal drei kleine Seen : Ober-, Mittler- u.
Untersee, ois zu welch' letzterem (19(H m) die letzten
Bäume, einige verkümmerte Lärchen, hinaufreichen. Nach
der Volksüberlieferung soll der Obersee von unergründ-
licher Tiefe sein. Eine einst in ihn gefellene Kuhglocke
soll im Kath|irinenbrünneli bei Balzers (am N.-Fuss der
Luzisteig) wieder zu Tage gekommen sein. W. über dem
Obersee führt das Fläscherförkli (2247 m) steil nach Mai-
enfeld und Fläsch herunter. Ein weit weniger beschwer-
licher Alpw^ creht von Jenins aus nach NO., erreicht
den Kamm (2039 m) und steigt zu den Hütten von Bad
(1960 m) und Sarina (1824 m) ab, um von da zu den obem
Alpweiden im Fläscherthal sich fortzusetzen.
FLiCSCHLlHÖHK (Kt. Schwyz, Bez. March). 1372
120
FLJE
FLE
m. Leichter und angenehmer Uebergang vom Hinter
Wäggithal ins Sihlthal und nach Einsiedeln. Fuhrt un-
mittelbar n. vom Fluhberg über einen
mit Rasen bestandenen und z. T. t>e-
v^ldeten Rücken. Schöne Aussicht auf
den Fluhberg.
FLiCSCHSeCLI (Kt. Uri). 1818 m.
Kleiner Weier, hoch oben am N. -Ge-
hänge des Schächenthals ; auf dem
Rücken, der das Gebiet der Grumberge
vom Schächen- und Gruonthal trennt.
In der Nähe noch andere solcher klei-
nen Wasserbecken.
FLiCSSLE (Kt. St. Gallen, Bez.
Werdenberg, Gem. Sevelenl. Südl. Ab-
schnitt des Dorfes Sevelen. S. diesen Art.
FLiETSTOCK (Kt. Schwyz). 2404 m. NW.-Ecke des
Kirchbergs, im Gebiet der Karrenalp und Glattenalp. S.
den Art. Kirchberg.
FLAMATT (Kl. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Uebers-
torf und Wünnenwil). 535 m. Wohlhabendes Dorf, an der
Mündung des Tafernabaches in die Sense und am linken
Ufer dieser letzteren, 3 km nö. Wünnenwil. Station der
Linie Bern-Freiburg. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Laupen und Schwarzen bürg. 39 Häuser,
267 kalhol. und reform. Ew. deutscher Zunge. Getreide-,
Kartoffel- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Mühlen, Sägen ; Mehlhandel.
FLANCMAYEN (Kt. Wallis, Bez. Hörens, Gem.
Evolene). 1663 m. Maiensässe, auf einer schiefen Terrasse
über dem linken Ufer der Borgne, am Hang eines Vor-
berges des Pic d'Arzinol und 2 km nw. fivolene. Die thal-
aufwärts schauende Terrasse gestattet eine schöne Aus-
sicht auf den Gebirgsstock der Dent de Veisivi und in die
Gombe de Ferpecle.
FLANC8 (CRfeTA tS) (Kt. Wallis, Bez. Hörens,
Gem. Saint Martin und Hörömence). Häusergruppe. S.
den Art. CRfiTA fes Flancs.
FLAWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg).
613 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, Hauptort des Bezirkes
Unter Toggenburg, am linken Ufer der Glatt, in schö-
ner und an Obstbäumen reicher Landschaft, an der
Strasse Wil-St. Oallen. Ausgangspunkt von Strassen nach
Degersheim, ins Toggenburg und Appenzellerland. Sta-
tion der Linie Winterthur-St. Gallen. Postbureau, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Mogelsberg-Flawil-Brunna-
dern. Die sehr ausgedehnte Gemeinde umfasst ausser
dem Dorf Flawil noch die Weiler und
Häusergruppen Alterswil, Grobenents-
wil, Langenentswil, Ransberg, Sägen,
Städeli, Ober und Unter Botsberg, In-
zenbühl, Wiesenthal, Burgau, Ober-
glatt, Egg und Riedern. Zusammen : 776
Häuser, 4873 Ew., wovon 3200 Refor-
mierte; Dorf: 536 Häuser, 3457 Ew.
Buchdruckereien ; zwei Zeitungen. Rege
industrielle Tätigkeit: Eine grosse
Stickerei, Jacquardwebereien u. Bunt-
webereien. Daneben Viehzucht, Garten-
und Obstbau. Obstbauschule. Schönes
Gemeindehaus mit Turm, der eine
schöne Rundsicht auf die umgebende
Landschaft bietet. Auf einer Anhohe das
Gemeindekrankenhaus, ebenfalls mit
schöner Aussicht auf den Säntis. Im w.
Abschnitt des Dorfes die 1844-1848 er-
baute katholische Kirche, im Weiler
Oberglatt die reformierte Kirche. Eine
neue reform. Kirche soll demnächst
auch im Dorf selbst erstellt werden.
Das neue Viertel beim Bahnhof besteht
zumeist aus steinernen Gebäuden, wäh-
rend im Dorfe selbst noch der Holzbau
im Toggen burger Stil vorherrscht. Im
Toggenburgerkrieg kämpften die damals
noch der Ortschaft Oberglatt zugeteilten
Bürger von Flawil tapfer gegen den Abt
von St. Gallen. Am 7. August 1838 tagte in Flawil eine
von 8000-10000 Bürgern aus den ö. Kantonen der Schweiz
besuchte Volksversammlung, um gegen das anmassende
Auftreten des französischen Botschafters Herzogs von
Montebello und gegen die Haltung der Tagsatzung Pro-
Flawil von Westen.
test zu erheben und die Revision der Bundesverfassung
zu verlangen. Die von der Versammlung beschlossene
und der Tagsatzung überreichte Resolution blieb aber
ohne Erfolg. Flawil war von jeher der Vorort der Refor-
mierten des Unter Toggen burgs. 858: Flacwilare; 907:
Vlacwi lare.
FLECKEN JfKt. Appenzell A. R., Bez. Mittclland,
Gem. Speicher). 900 m. 2 Häuser, 500 m nö. Speicher und
6 km 80. der Station St. Kiden der Linie St. Galien-Roi^
schach. 25 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei. Armenhaos
der Gemeinde Speicher.
FLECKEN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober To^genburg,
Gem. Kappel). 820 m. Gruppe von 7 Häusern, im Stein-
thal; 2,3 km so. der Station Ebnat-Kappel der Toggen-
burgerbahn. 36 reform. Ew.
FLECKENHAUSEN (Kt. Aargan, Bez. Zofingen.
Gem. Rothrist). 414 m. 28 Häuser, am linken Ufer der
Wiffger, zwischen dieser und der Pfaffnem; 1,5 km s.
Aarourg und 2,3 km ö. der Station Rothrist der Linie
Olten-Bern. 229 reform. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
Fabrikation von Verbandstoff. Zement- und Baukonstruk-
tionswaarenfabri k .
FLECKI8TOCK (Kt. Uri). 3418 m. Hauptgipfel der
das Meienthal vom Voralpthal trennenden und über das
Sustenjoch mit dem Sustenhorn sich verknüpfenden
Kette ; an seinem O.-Hang der Kartigelfim, am N.- und
W.-Han^ der Rütifirn, die beide zum grossen Wallen bühl-
firn gehören. Der Fleckistock zeigt sich von der einen Seite
aus als kühne und mächtige Pyramide, von der andern
aus als elegante Spitze und ragt über einem in hohen
Felswänden abstürzenden mächtigen Sockel auf. Gleicht
Fleckistock, vom Kartigelfirn aas.
in manchen Beziehungen dem Finsteraarhorn. Zum ers-
tenmal 1864 bestiei^en ; blieb aber bis 1890 wenig bekannt.
Heute eines der beliebtesten Ziele im Exkursionsgebiet der
FLE
FLE
121
Voralphülte und besonders von Klubisten aus Zürich
häufig besucht. Wird auch Spitzliberg genannt.
FLEM (Kt. Graubündeo, Bez. Im Boden). Gem. und
Dorf. S. den Art. FuMs.
FLEM (IL) (Kt. Graubünden, Bez. Im Boden). Wild-
bach. S. den Art. Flimserbach.
FLENDRUZ (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut, Gem.
Rougemont). 990 m. Kleines Dorf, am linken Ufer des
Baches Flendruz und an der Strasse ChAteau d*C£x-Rougc-
mont-Saanen; 5,5 km onö. Chäteau d'CEx. Postbureau,
Telephon. 27 Häuser, 180 reform. Ew. Landwirtschaft.
Ursprünglich bezeichnete man mit dem Namen Flendruz
die beiden ö. und w. an Rougemont vorbeitliessenden
Wildbäche, dann ging diese Bezeichnung auch auf die
dazwischen gelegene beträchtliche Strecke Landes über,
die 1115 (damals Flandru geschrieben) vom Grafen von
Greierz dem Priorat Rougemont zu Eigen gegeben wurde.
Heute heisst Flendruz nur noch der beim Dorfe Flendruz
vorbeifliessende und hier zwei grosse Sägen treibende
Wildbach, während der andere als Ruisseau des Fenils
oder Grischbach bekannt ist. Der Name des Baches ist
dann auf das am Ausgang seiner Schlucht malerisch ge-
legene Dorf übertragen worden. Dieses einst zusammen
mit G^rignoz und dem kleinen Thale von Vertchamp Eigen-
tum der Herren von Montsalvens ; 1337 erlangten die Be-
wohner die völlig freie Verfügung über ihr im Weiler
selbst, in La Mocausa, im Thal von Vertchamp und zu bei-
den Ufern der Saane gelegenen Güter. Diese Ausnahms-
stellung wurde von den Grafen von Greierz bestätigt und
später auch von Bern nicht angetastet. Ein altes Gebäude
heisst heute noch allgemein Le Couvent und scheint eine
ehemalige Filiale des Klosters Rougemout gewesen zu sein.
FLENDRUZ (RUISSEAU DE) (Kt. Waadt, F.ez.
Pays d'Enhaut). Wildbach ; entsteht aus dem am SO.-
Fass der Dent de Combettaz entspringenden Bach von
La Manche und dem Bach von Lcs Siemes Picats, der in
den Wiesen von Mocausa am Fuss der Dent de Brenleire
entspringt und das Thälchen von Vertchamp entwässert.
Der eigentliche Bach Flendruz ist nur 2 km lang und
mündet beim Dorf Flendruz in 950 m in die Saane.
FLE R DEN (Kt. Graubänden, Bez. Heinzenberg, Kreis
Thnsis). 1245 m. (Jem. und kleines Pfarrdorf, am Hein-
zenberg, 3 km wnw. der Station Thusis der Rätischen
Bahn (Chur-Thusis). Postablage, Telephon. 25 Häuser,
109 reform. Ew. zumeist deutscher Zunge. Alpwirtschaft.
Schönes Dorf mit Steinhäusern. W^ird mehr und mehr
der deutschen Sprache zurückgewonnen. 1156: Flirden.
FLERSCH (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart,
Kreis Küblis, Gem. Saas). 1252 m. Alpweide mit etwa 20
Hätten, am SW.-Hang des Rätschennorns und 1,5 km
ö. über Saas.
FLCSCHENHORN (Kt. Wallis, Bez. GomsK 3004 m.
Giprel, nw. Vorberg des Cherbadung, so. über Binn im
Binnenthal. Wird von Binn aus zuwei-
len über Fieschenthal und Halbelfjoch
in 5 Stunden bestiegen.
FLESS (AVA DA) (Kt. Graubün-
den, Bez. Inn). Wildbacn; entspringt
am Flesspass in 2450 m, entwässert das
Val Fless und mündet nach 6 km lan-
gem Lauf 4 km w. oberhalb Süs in
1810 m von rechts in die (vom Flüela-
pass herkommende n. dem Inn zuflies-
sende) Susasca.
FLESS (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez.
Inn). 3023 m. Schöner (jipfel, zwischen
Val Saglains und Val Fless und links
ober diesem, sw. vom Piz Linard. Leicht
zu besteigen, schöne Aussicht. Wird
aber seiner bekannteren Nachbarn (Piz
Linard, Weisshom etc.) wegen nur sel-
ten besucht.
FLESS (VAORET> (Kt. Graubün-
Hen, Bez Inn), 2900-2700 m. Kleiner
Gletscher, am W.-Hang des Piz Fless,
hinter dem obern Val Fless und so. vom
Flesspass.
FLESS (VAL) (Kt. Graubänden, Bez. Inn). Rechts-
seitiger Nebenarm des bei Süs in Unter Engadin ausmün-
denden Flüelathales. Beginnt am Flesspass (2452 m).
heisst im obersten Abschnitt (oberhalb der letzten Alp-
hütten) Val Torta und steigt im Bogen zuerst nach S. und
dann nach SW. ab. Steht über den Flesspass mit dem
Süser- und Vereinathal und über den Jöri- Flesspass (2507
m) mit dem Vereinathal in Verbindung. Der Weg über
diesen letzteren steigt von der Thalmitte aus nach \V. zu
den schönen Jöriseen auf und führt dann nach N. durch
das Jörithal ins Vereinathal. Beide Pässe werden wie auch
der Vereinapass seit der Erstellung der Vereinahütte des
S. A. C. ziemlich oft begangen. Dagegen erhalten die das
Thal umrahmenden Gipfel wegen der Nähe der bekann-
teren und höheren Spitzen des Piz Linard, der Platten-
hörner, des Weisshorns, Pischahorns etc. nur wenig Be-
such. Der über den Jöriseen aufsteigende Rossthälispilz
(2933 m) und der so. über dem Flesspass stehende Piz
Fless (3023 m) würden ihrer leichten Zugänglichkeit und
ihrer schönen Aussicht auf die Silvrettagruppe wegen
grössere Beachtung von Seiten der Touristen verdienen.
FLESSPASS (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2452 m.
Passübergang, hinten über dem Val Fless und zwischen
Piz Fless, Platten hörnern und Gemsspitz. Verbindet das
Unter Engadin über das Flüelathal und Val Fless mit dem
Süscrlhal u. Vereinathal (Seltenarm des Prätigau). W'ird
von Touristen oft begangen. Spielt in der orographlschen
Einteilung der Graubündner Alpen eine gewisse Rolle,
da einige Gelehrte über ihn die Grenze zwischen Albula-
und Silvretta massiv ziehen (während andere diese beiden
Gruppen durch den Flüelapass voneinander abgrenzen).
FLETSCHHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4001 m.
Gipfel, in der Gebirgsgruppe des Fletschhorns, über der
Simplonstrasse und Nacnhar des Laquinhorns. Heisst
auch (so auf der Siegfriedkarle) Rossbodenhorn. Ueber
den W.-Hang und den N.-Grat verhältnismässig leicht
zu erreichen ; zum erstenmal 1854 vom Fletschjoch aus
bestiegen.
FLETSCHHORNGLETSCHER (Kt. Wallis, Bez.
Brig). 3673-2485 m. Kleiner Gletscher; steigt vom Fletsch-
joch, am O.-Hangder Fleschhomgruppe, zwischen Fletsch-
hom und Laquinhorn ab. 1,8 km lang und im Maximum
900 m breit. Sendet seine Schmelzwasser zum Laquin-
bach, dem grössten Quellarm der Doveria.
FLETSCHHORNGRUPPE (Kt. Wallis, Bez. Visp).
Hochffebirgsgruppe ; zwischen Simelipass, Sirwoltenpass,
Simplonstrasse, Z wischbergen pass und Saasthal. Be-
nannt nach dem doppelgiptli^en Fletschhorn oder Ross-
bodenhorn, dem beträchtlichsten Gebirgsstock der
Gruppe. Die Gruppe steht ganz auf Schweizerboden,
obwohl über sie die Wasserscheide zwischen den Ein-
zugsgebieten der Rhone und des Po hinwegzieht. Um-
fasst, von N.-S. gezählt, folgende Einzelgipfel : Sirwolten-
horn oder Schilthorn (2848 m), Rauthorn (3269 m) mit
Griesserhorn (2843 m) und Weissboden (2619 m) als nö.
Vorbergen, Sengkuppe (3625 m; auf der Siegfriedkarte
Fletsch- and'Laqnioboro, von Saas- Fee aus.
unbenannt), Fletschhorn oder Rossbodenhorn (4001 m),
Laquinhorn oder Süd Fletschhorn (4005 m) und Weiss-
mies (4031 in). Pässe: Rossbodenpass (ca 3300 m) z^i-
122
FLE
FLE
sehen Rauthora und Sengkuppe, Fletschjoch (3673 m)
zwischen Fletschhom und Laquinhorn, Laquinjocn
FleUchhorn, von der Simplonstravse aus.
^97 m) zwischen Laquinhom und Weissmies und
Zwischbergenpass zwischen Weissmies und der daran
sich anscnliessenden Gruppe des Portjengrates. Vom
Triflhorn (3401 m), dem wsw. Vorberg des Weissmies,
zweigt nach 0. eme kurze Kette aus mit Thälihom
(3485 m), Thäliioch (ca 3250 m), Tossenhorn oder Sie-
benfluhhom (3270 m), Schienhorn (2998 m), Schien-
hornpass (ca 2750 m) und Balmhorn (2885 m). Vom
Fletschhorn im engern Sinne gehen 4 Kämme aus : ein
SW.-Kamm mit Inner Rothorn (3441 m) und Jägihör-
nem (3213-3350 m) ; ein O.-Kamm mit Sibelenfluh-
Rothom (3115 m), Hitzinensattel (2550 m) und Wängen-
horn (2602 ra) ; ein NO.-Grat mit BreiÜaub (3342-2576 m)
und Bodmerhorn (2403 m) ; ein 1,5 km nnw. des Gipfels
vom zentralen Kamm abgehender W.-Kamm mit Aeusser
Rothorn (3156 m). Die Wasser der O.-Flanke der Gruppe
sammeln sich zur Doveria (einem Zufluss der italieni-
schen Tosa), die der W.-Flanke zur Saaser Visp und die
des NW.-Endes zum Gamserbach (Zufluss zur Rhone).
Die Fletschhomgruppe besteht aus schieferigen Gneisen,
denen oft Granate und Amphibolschiefer eingelagert
sind und die nach SW. einfallen.
Nach N. steht dieses Gneismassiv über
den Simplonpass mit dem Gneismassiv
der Zone Wasenhorn-Bortelhom in
Verbindung, während das SO.-Ende
des Massives sich nach 0. zu fortsetzt
und beide Seitengehänge des Val
Bognanco bildet. Damit umschliesst
dieses Gneismassiv in einem Kreisbo-
gen die Hochgebirgsgruppe des Monte
Leone. Am N.-Hanff^ unterhalb des zen-
tralen Kammes, liegen drei kleine
Hängegletscher, von deren einem im
März 1901 die mächtige Eislawine
niedergebrochen ist, deren Trümmer-
massen bis in die Nähe des Dorfes
Simpeln geworfen worden sind. Vergl.
den Art. Rossboden.
FLETSCH JOCH (Kt. Wallis, Bez.
Brig und Visp). 3673 m. Passübergang,
zwischen Fletschhom oder Rossboden-
hom und Laquinhom, mitten im zen-
tralen Kamm der Fletschhomgruppe;
verbindet Saas über den Grossen Trift-
gletscher und den Fletschhornglet-
scher mit dem Simplon. Einer der
gefahrlichsten und schwierigsten Uebergänge der Hoch-"
alpen, der höchst wahrscheinlich nur einmal begangen j
worden ist, nämlich 1863 von F. W. Jacomb und G.'
Ghater, deren Aufsties vom Dorfe Simpeln bis zur Pas«-
höhe 13 Stunden erforderte, während sie von da in 3
weitem Stunden Saas-Fee erreichten.
FLEURIER (Kt. Neuenbürg, Bez.
Val de Travers). 748 m.
Gem. und Pfarrdorf, im
obem Abschnitt des Val de
Travers; am Zusammenfluss
der drei Flüsse Areuse, But-
tes und Fleurier und in der
von diesen aufgeschütteten
Alluvionsebene telegen , 38
km WSW. Neuenburg und 9 km von der
Grenze gegen Frankreich entfernt. Sta-
tion der Lokalbahn Travers-Buttes und
Travers-Saint Sulpice. Postbureau, Te-
le^ph, Telephon : Postwagen nach
Sainte Groix, La Cöte aux F^s und
Boveresse (Station der Linie Neuen-
burg-Pontarlier). Gemeinde, mit Les
Raisses: 354 Häuser, 3746 Ew., wovon
400 Katholiken ; Dorf : 300 Häuser,
3673 Ew. Hauptbeschäftigung der Be-
wohner ist die Uhrenindustrie, die ihre
Fabrikate besonders nach England, Spa-
nien, Aegypten und China versenciet.
Die nur paarweise zum Verkauf kom-
menden chinesischen Uhren werden
in Fleurier schon seit dem Jahre i890
hergestellt. Fabriken für Uhrzeiger,
-schalen und -Spiralen. Daneben noch 4 Fabriken zur
Herstellung von Absinth und andern Likören und eine
grosse Zündhölzchenfabrik. Eidgenössisches Kontrolbu-
reau für Gold- und Silberwaaren. In Fleurier werden
jährlich etwa 93000 silberne und 7000 goldene Uhren
fertiggestellt. Früher bildeten Spitzen- und Handschuh-
fabrikation noch eine bedeutende Einnahmequelle. Dage-
gen ist hier der Landbau nie von grosser Wichtigkeit
gewesen. Drei Schulhäuser. Sekundärschule mit Lehrer-
seminar und Abteilung zur Ausbildung von Kindergärt-
nerinnen. Zwei Bibliotheken, eine Unrenmacher^ und
Mechanikerschule (1874 eröffnet), ein naturhistorisches
Museum fl859 eröffnet). Das 1865 eingerichtete Kranken-
haus verrügt über ein Kapital von 255 000 Fr. Fleurier
als eigene reform. Kirchgemeinde 1710 von Mötiers abge-
trennt; Kirche 1743 erbaut und 1822 um^baut, Glocken-
turm 1900 vollendet. Kapelle -der unabhängigen evange-
lischen Gemeinschaft seit 1892, katholische Kapelle seit
1856. Katholische Kirchgemeinde seit 1865. Gas und elek-
trisches Licht, Trinkwasser im Ueberfluss. Gesundes
Klima und malerische Landschaft lassen Fleurier sich
*
^m^
^Itak^^^
m«:;:--:^^ :T'.-''- xv .= ";^3^^' T-^'"^
C^s^äJ^
r^^^^^^:.m^y T:^'"^
Fleurier von SQdostea.
mehr und mehr zur Fremdenstation entwickeln. Der
mittlere Barometerstand beträgt 698 mm, die jährliche
Regenmenge 114 mm. Die geschichtliche Entwickelung
FLE
FLI
128
von Flearier häD(^ eng mit derjenigen von Mötiers zu-
sammen. Urkundlich zum erstenmal 1284 genannt. Der
y
Flenrier.
Aufschwung des Dorfes datiert aber erst aus unseren
Zeiten, wie dies seine Bevölkerungszunahme zeigt: 1758:
448 Ew.;1837: 1001 Ew.; 1855: 2095 Ew.; 1874: 3048
Ew. Hier wohnte der Oberst Ludwig Denzler (1806-1860),
der die den royalistischen Aufstand von 1856 niederschla-
Senden republikanischen Truppen geführt hat. Heimat
es ausgezeichneten Botanikers und Paläontologen L^
Lesquereux (1806-1889) und des Malers und Schriftstel-
lers Fritz Berthoud (1812-1890). Vergl. FleuHer et le Val
de Travers; guide illustre.., Neuch. [1899]. — Quartier-
La-Tente, Ed. Le cant. de Neuchdtel.. I : Le Val de
Travers. Neuch. 1897. 4".
FLEURICR (LE) (Kt. Neuenburg, Bez. Val de Tra-
vers). Bach; entspringt im Weier von La Baisse in
760 m, durchfliesst das Dorf Fleurier und mundet nach
2 km langem Lauf von S.-N. in 744 m von rechts in die
Areuse.
FLEURY (PR6> (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 2491 m.
Gipfel, in der von der Petite Dent de Morcles nach NO.
abzweigenden und die Thälchen von Nant und Javemaz
trennenden Kette der Martinets. Der Gipfel zu oberst zu
einer Rasenterrasse abgeflacht. Von Les Plans de Fre-
ni^res aus in 3 7« Stunden leicht zu erreichen. Schöne
Aussicht ins Rhonethal.
FLEX (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Gem. Sur).
1900-2200 m. Alpweiden mit im Sommer bezogenen Hüt-
ten, am W.-Hang des Piz da Cucarnegl und in zwei
kleinen rechtsseitigen Aesten des Thaies der Julia (Ober-
halbstcin) ; 2 km ö. über Sur. Drei Gruppen von Hütten :
Las Cuorts, Tgad*meer und St. Roch (hier eine Kapelle).
FLEX (CIMA DA) (Kt. Graubünden, Bez. Albula und
Maloja). 3287 m. Gipfel, in der Gruppe des Piz d'Err ;
überragt mit seinen stolzen Felsabstürzen die Terrasse
von Flex, ö. Mühlen im Oberhalbstein. Steht nach 0.
mit dem Piz Pienogl (3336 m), nach N. mit dem Piz del-
las Calderas und nach S. mit dem Piz d*Agnelli über
drei gangbare Felskämme in Verbindung.
FLI oder FLY (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Amden und Wesen). 440 m. Weiler, an der Mündung des
Flibaches in den Walensee und auf dem von dem Bach
aufeeschütteten Delta, an der Bergstrasse Wesen-Amden
und 1,5 km nö. der Station Wesen der Linie Rappers-
wil- Wesen-Sargans. Telephon. 8 Häuser, 60 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Wesen. Ackerbau und Viehzucht. Som-
merfrische.
FLIANA (PIZ) (Kt. Graubunden. Bez. Inn). 3284 m.
Gipfel, einer der schönsten und höchsten der Silvretta-
gruppe, 2 km s. vom Piz Buin und von ihm durch den
Gletscher von Plan Hai getrennt, nw. über Guarda im
Unter Engadin. Von ihm zweigt die das Val Lavinuoz
vom Val Tuoi trennende und mit dem Piz Chapisun
(2934 m) über Lavin endigende Kette ab. Sehr scnöne
Aussicht auf die Silvrettagruppe und im Besondern auf
seine Nachbarn Piz Linard, Verstanklahom und Piz
Buin. Wird wegen seiner isolierten Lage abseits der
Touristenstrassen nur selten besucht.
FLIBACH oder FLYBACH (Kt. St. Gallen, Bez.
Gaster). 1680-420 m. Wildbach ; entspringt am Speer,
steigt längs der Kontaktzone zwischen tertiärer Nagel fluh
und eocänem Flysch nach N. ab und mündet nach 5,5 km
lanffem Lauf zwischen Wesen und dem Weiler Fli in den
Walensee, in den er ein grosses Delta hinausgebaut hat.
Sein Bett voller mächtiger Felsblöcke Der so oft schon
grossen Schaden anrichtende gefährliche Wildbach wird
Gegenwärtig gründlich verbaut. Durch das Flytobel steigt
er von Wesen auf den Speer führende Fussweg auf.
FLIDAKÖPF (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
1647 m. Kleiner Felskopf, in der Kette des Alvier und in
dem von der Gauschla oder Kammegg nach 0. abzwei-
genden Kamm ; föllt nach S. mit senkrechten Felswänden
ab und senkt sich nach N. sanft zur Schaneralp. 2 km
über Oberschan und 4 km über Sevelen im Rheinthal.
PLIEGENBERG (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsie-
deln). 987 m. Neun zwischen dem rechten Ufer des Gross-
bachs und der Strasse Einsiedeln-Iberg zerstreut geleffene
Häuser ; 4,5 km so. der Station Einsiedeln der Linie Wä-
denswil-Einsiedeln. 62 kathol. Ew. Kirchgemeinde Gross
(Filiale von Einsiedeln). Acker- und Kartoffelbau, Vieh-
zucht und -handel. Seidenweberei.
FLIEGENBERG (Kt. Schwyz, Bez March, Gem. Al-
tendorf). 570 m. 10 an der Strasse von Altendorf über den
Etzel nach Einsiedeln zerstreut gelegene Häuser, 3 km
sÖ. der Station Pfäfükon der Linie Zürich-Wädenswil-
Glarus und 2,2 km sw. Altendorf. 44 kathol. Ew. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Seidenweberei.
FLIEGENSPITZ (Kt. St. Gallen. Bez. Gaster). 1707
m. Begk*aster Gipfel, in dem vom Leistkamm über den
Gulmen zum Mattstock ziehenden und die Mulde von
Amden vom Toggenburg trennenden Rücken. 1,5 km nw.
vom Leistkamm, vom Fliegenspitz steigen nach SW. zum
Walensee der Beerenbach und nach NO. ins Toggenburg
der Leistbach ab.
FLIM8, romanisch Flem (Kt. Graubünden, Bez. Im Bo-
den, Kreis Trins). 1102 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer
Terrasse am S.-russ des Flimserstein u. an der Strasse
Chur-Hanz ; 9,5 km nö. über Manz. Postbureau, Tele-
graph, Telephon ; Postwagen Reichenau-Hanz. Gemeinde,
mit Fidaz, Scheia und den Waldhäusem : 179 Häuser,
789 reform. Ew. romanischer Zunge; Dorf: 130 Häuser,
590 Ew. Alpwirtschaft. Stark besuchter Luftkurort. Vier
Gasthöfe. Nahe bei Flims der Caumasee mit Badanstalt.
Ausgangspunkt für schöne Bergtouren, besonders über
den Segnespass nach Elm im Kanton Glarus. 766 :
Flemme. Das Dorf Flims liegt am Rande des Ungeheuern
Trümmerfeldes des sog. Bergsturzes von Flims. Die der
Hauptsache nach aus Malmblöcken bestehenden Sturz-
trümmer ruhen auf Grundmoräne und sind ihrerseits
wieder da und dort mit Moränenablagerungen überführt,
was Prof. Heim in Zürich zu dem Schluss berechtigt hat,
dass dieser Bergsturz während einer der Interglazialzeiten
niedergebrochen sei. Die Ausbruchsnische befindet sich
zwischen Flimserstein und Piz Grisch, von wo aus die
ganze Masse sich quer über das Thal des Rhein geworfen
hat, diesen zu einem grossen See von mehr als 100 m
Tiefe aufstauend. Dieser Stausee ist dann durch die Ge-
schiebe der einmündenden Wildbäche z. T. wieder aufge-
füllt und durch die Durchsäffung des Stauwalles allmäh-
lig entleert worden. Prof. Heim schätzt die Masse des
Flimser Bergsturzes zu etwa 15000 Millionen m*, was
dem tausendfachen Volumen des Bergsturzes von Goldau
entspricht. Vergl. Heim, Alb. Der alte Bergsturz von
Flims im Jahrbuch des S. A. C. XVIII, 1882-1883. -
Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und
124
FLl
FLO
Rhein fBeitr. zur geolog. Karle der Schweiz, 25). Bern
1891. Seite 431 ff.
Flimt mit dem Flimserstein von Süden.
FLIM8ERBACH, romanisch II Flem (Kt. Graubun-
den, Be^. Im Boden). Wildbach ; entspringt am Sep^nes-
pass und Segnesgletscher. steigt nach SO. ab, durchfliesst
das Dorf Flims und das Trümmerfeld des interglazialen
Bergsturzes von Flims und mündet durch eine enge
Schlucht 5 km oberhalb Reichenau von links auf den
Vorderrhein aus. 16 km lang. Nimmt bei Mulins die vom
Trinserhom herkommende Ava da Mulins auf. Es ist
wahrscheinlich, dass die im Trümmerhaufen des Berg-
sturzes eingebetteten vier kleinen Seen (Laj de Prau Pulte,
Prau Duleritg, Cauma und Cresta) zum Flimserbach sich
entwässern, obwohl sie keine oberflächlichen Abflüsse
zeigen (mit Ausnahme des Laj Prau Pulte, der durch einen
Bach mit dem Laj Prau Duleritg in Verbindung steht).
Immerhin sind die 1893 hier angestellten Versuche mit
färbenden Substanzen in dieser Hinsicht ergebnislos ge-
blieben.
FLIM8ER8TEIN (Kt. Graubünden, Bez. Im Boden).
Breite u. sehr bemerkenswerte Felsmasse, die sich vom
Trinserhorn nach SO. gegen Flims und Trins zu vor-
schiebt. Vom Rheinthal aus gesehen erscheint der Flim-
serstein als machtiger, nach allen Seiten hin mit senk-
rechten Felswänden abfallender Felsblock. Auf seinem
Rücken liegt eine 5 km lange u. 1,5-2 km breite Alpwei-
denterrasse, die nach NW. von 2100-2700 m ansteij^t. Die
Felsabstürze darunter messen 300-500 und mehr m. Am
äussersten N.-Ende geht das Plateau in einen schmalen
Grat über, der sich mit dem Piz Dolf oder Trinserhorn
(3028 m) verknüpft. Die Alpweidenterrasse ist wasserarm,
da alles Wasser in Spalten versickert, um am Fuss des
Bergstockes in Gestalt von zahlreichen Quellen wieder zu
Tage zu treten. Ist durch eine Anzahl von Fusswegen zu-
gänglich, die. alle steil aufsteigen und schwierig zu be-
gehen sind, da sie sich längs dek* vorhandenen Gras- oder
Felsliänder aufwärts winden. Der einzige gute Weg auf
den Flimserstein gewinnt durch das Thal des Mulinser-
bachs oder der Ava da Mulins über die Alp Bargis ( 1550
m) von 0. her die Höhe des Steins. Besteht der Haupt-
masse nach aus mittlerem Jura, worüber weiter oben
Schichten des untern Jura folgen. Wir flnden also auch
hier, wie überhaupt in dem ganzen Gebiet des S.-Flügels
der Glarner Doppelfalte, umgekehrte Lagerung der Schich-
ten.
FLIM8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2933 m.
Gipfel, Vorberg des Bürkelkopfs, in der Gren/kelte
zwischen dem schweizerischen Samnaun und dem Öster-
reichischen Fimberthal, 4 km nnw. über dem Dorf Sam-
naun.
FLIN (VAi.) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2400-
1580 m. Kleines Thal, im Ober Kngadin ; steigt mit star-
kem Gefäll vom Piz d'Esen nach \V. ab und mündet 4 km
unterhalb Scanfs ins Engadin aus. 3 km lang. Im untern
Abschnitt dicht bewaldet, weiter ol>en mit Sturztrümmem
und Schneefeldern bedeckt.
FLIN8AU (Kt. Bern, Amtsbez. Interla-
ken. Gem. Gsteig). Ehemalige Ortschaft ; im
Mittelalter ziemlich bedeutend, 1365 als un-
mittelbares Lehen des Reiches genannt ; lag
zwischen Gsteig und Gsteigwiler am O.-Hang
des Thaies der Lütschine. Vermutlich durch
einen Bergsturz oder durch Hochwasser zer^
stört.
FLl 8 (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Wildhaus). 1300-1600 m. AJpweide
mit Gruppe von Hätten, im Thal der Säntis-
thur, am S.-Hang des Säntis und 3,3 km n.
Wildhaus.
FLCE8CH. Mit diesem Namen bezeichnen
die Bauern im Kanton Bern einen in den Bo-
den eingelassenen und mit Holz oder Zement
ausgekleideten Wasserbehälter.
FLCE8CH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwan-
gen, Gem. Rütschelen). 575 m. Weiler, 500
m. sw. Rütschelen und 2,5 km sw. der Sta-
tion Lotzwil det* Linie Langenthal-Wolhusen.
15 Häuser, 133 reform. Ew. Kirchgemeinde
Lotzwil. Landwirtschaft.
FL<E8CH (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Thun,
fl^Gem. Uetendorf). 559 m. Gruppe von 6 Häu-
sern, nahe dem linken Ufer des Glüt^ch-
bachs, 400 m so. Uetendorf und 4 km nw. Thun. 50
reform. Ew.
FL<E8CHACKEReN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwar-
zenburg. Gem. Guggisberg). 1065 m. Gruppe von 4 Meier-
höfen, am SW.-Hang des Guggershorns und 1 km sw.
Guggisberg. 30 reform. Ew. Wiesenbau.
FLCE8CHENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Ilasle). 2329 m. Gipfel, nö. Vorberg des Mährenhorns,
sw. ül>er dem Thal des Triftwassers und s.über dem ol)em
Nessenthai. Am NO.-Hang die Flöschenalp. Von Hof (In-
nertkirchen) aus in 4 Stunden leicht zu erreichen.
FLON. So heissen zahlreiche Bäche der französischen
Schweiz ; vom latein. flunxen = Fluss, Bach. Deminu-
tive : Flonzel und Flonzalet.
FLON (i-E) (Kt. Freiburg u. Waadt). Bach ; ent-
springt auf einer sumpflgen Hochfläche s. Les ^casseys und
8 km s. Romont in 896 m, fliesst längs der Waldungen
von Roubata, Le Riez und Antimoz, gent unterhalb Bou-
loz, Porsel, Pont und Oron lä Chätel vorbei, durchfliesst
Oron la Ville und mündet nach 11 km langem Lauf bei
ChAtillens in 604 m von rechts in die Broye. Nimmt bei
Oron le Chätel die Bäche Albaney und Moflon auf
und treibt die Mühlen von Le Riez, Porsel, Pont de la
Corbaz. Fliesst bis jenseits Pont auf eine Strecke von 5,5
km auf Frei burger Boden, bildet dann auf eine Län^e von
1,5 km die Grenze zwischen Freiburg und Waadt und
tritt beim Schloss Oron ganz auf diesen Kanton über.
Sein Gefall beträgt 2,63 %.
FLON (LE) (Kt. Waadt, Bez. Lausanne). Bach, rechts-
seitiger Zufluss zum Genfersee ; entspring im s. Jorat,
1 km n. £palinges u. 6 km nnö. Lausanne imW^ald bei der
Lokalität Les Sept Fontaines in 820 m und mündet nach
etwa 11 km langem Lauf 2,6 km sw. Lausanne. Fliesst
zunächst dem vom Wald von Sauvabelin bestandenen
Hang entlang, tritt nach weiteren 2 km in die Stadt Lau-
sanne ein, die er mitten durchzieht und wo er sich auf eine
Strecke von 2,5 km nach W. wendet, biegt dann beim Vor-
ort Malley neuerdings nach S. um und behält diese Rich-
tung auf 1,5 km bis zur Mündung bei. Geht mehrfach
durch Moränenschutt, hat sich unmittelbar über der
Stadt sein Belt in anstehender Molasse ausgewaschen,
durchzieht unterhalb der Stadt eine fruchtbare u. schöne
Landschaft u. auert kurz vor seiner Mündung in den Ebe-
nen von Vidy aie einzige flache Gegend an seinem Lauf.
Nimmt mehrere kleine Zuflüsse auf, deren bedeutendster,
die Louve, von den Höhen nw. über Lausanne herkommt
und in der Stadt selbst von rechts mündet. Seinem nur
weni^ ausgedehnten Einzugsgebiet entspricht die im All-
gemeinen geringe Wasserführung des Flon. Zeitweise
kann er aber zum gefahrlichen Wildbach werden und mit
seinen Hochwassern grossen Schaden anrichten. So z. B.
FLO
FLU
125
1831, in welchem Jahre neun mit Rettun g8arheiten be-
schäftigte Männer ertranken, dann wieder 1888 u. 1889.
Vor Zeiten flössen Flon u. Louve offen durch Lausanne,
bis die neuere Entwicklung der Stadt deren Eindeckung
wünschenswert machte. Zuerst kamen 1836-1839 der Ab-
schnitt des Flon im Zentrum der Stadt und der der Louve
unter der jetzigen Place de la Hiponne an die Reihe, dann
folgten seit 1849 neue Arbeiten, die zu verschiedenen
Malen bis 1874 fortgesetzt wurden. Um die Wiederkehr
von Verwüstungen, wie der Bach solche 1888 u. 1889 ver-
ursacht hatte, zu verhindern u. aus andern Gründen hat
man in neuester Zeit mit finanzieller Beihilfe des Bun-
des den Flon auch oberhalb u. unterhalb der Sladt und
dazu auch noch die Louve derart eingedeckt, dass beide
zusammen jetzt auf eine Strecke von etwa 3 km unlerir-
disch fliessen. Dazu kommen Kanalisationsarbeiten unter-
halb der Stadt (gemauerter Ueberfall) und nahe der Mün-
dung, bei welchem Anlass auch die Brücke von La
Maladi^re der alten Strasse nach Genf umgebaut worden
ist. Im Oberlauf trieb der Flon einst mehrere Sägen und
wurde auch in der Stadt selbst und ihrer Umgebung von
einer Reihe von Mühlen, Sägen, verschiedenen Fabriken
und Werkstätten, Gerbereien, etc. ausgenützt. Die Mehrzahl
dieser Betriebe ist aber der Verbauung und anderer Ursa-
chen wegen aufgehoben worden. Heute verwenden noch
eine Giesserei, eine grosse Mühle, eine Chokoladefabrik,
eine Knochenmühle, zwei Gerbereien etc. die Wasser-
kraft des Flon.
FLON (LE) (Kt. Waadt, Bez. Lavaux). Bach. S. den
Art. FORKSTAY (LE).
FLON (LE) (Kt. Waadt, Bez. Moudon und Oron). Bach.
S. den Art. Carouge (le).
FLON <LE) (Kt. W^aadt, Bez. Payerne}. Bach ; ent-
sprinist sehr nahe der Kleinen Gläne auf der sumpfigen
Ebene w. Combremont le Petit (695 m), geht zwischen
Combremont le Pelit im S. und Combremont le Grand im
N. durch, tliesst während der letzten 500 m seines Laufes
auf Freiburger Boden und mündet nach 5 km langem Lauf
in den Richtung nach NO. und 0. bei Cheiry (557 m) von
links in die Lembaz (Zufluss zur Broye).
FLON (LE) oder LA GILLI^RE (Kt. Waadt, Bez.
Rolle). Bach, entspringt n. Gilly in 770 ni im Hintergrund
eines kleinen, in den Hang des Weinbaubezirkes der Cote
eingeschnittenen Tobeis, entwässert dieses, tliesst an Vincy
QDdfGilly vorbei durch die untern Hänge der Weinberge
und die Urerebene des Genfersees und mündet in diesen
von rechts nach 4 km langem Lauf in der Richtung NW.-
FLON <LE) (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Vouvry).
1043 m. Gruppe von 8 Häusern, in dem über dem Dorf
Vouvry in die Rhoneebene ausmündenden kleinen Thal,
am linken Ufer des Wildbaches Fosseau und am Fuss des
Täche. 3 km w. der Kirche Vouvry ; an der Verzweigung
der Wege über den Col de Vernaz und ins Thal von Ta-
nay. 36 kathol. Ew. 400 m ö. Flon das dieser Häuser-
gnippe und dem Weiler Vesenand gemeinschaftliche
Schulhaus. 1281 : le Flon de Miex.
FLOND (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis Ilanz).
1075 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse am N.-
Uan^ des Piz Mundaun und ük>er dem rechten Ufer des
Rhein, 5 km sw. der Station Ilanz der Linie Chur-Ilanz.
Poslablage. 35 Häuser, 193 reform. Ew. romanischer
Zunge. Alpwirtschaft. WirkwaarenindusUrie.
FLORIETTAZ (Kt. Bern u. Waadt). 2208 m. Gipfel,
auf der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt,
Vorberg des Arnenhorns. Flyschsandstein und -konglo-
merat (Flysch de Chaussy). An seinen Hangen die bis
zum Gipfel hinaufreichencle fette und blumenreiche Alp-
weide Isenau, von deren Hütten aus der Qerg in einer
Stunde leicht bestiegen werden kann. Schöne Aussicht
auf die Berner Alpen.
FLORI88ANT (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Eaux Vi-
ves u. Plainpalais). 420 m. Vorort von Genf, so. der Sladt,
nahe dem rechten Ufer der hier am Fuss von hohen
Steilufern fliessenden Arve. Villenquartier. Haltestelle
der elektrischen Strassenbalin Genf-Veyrier. Asyl für ge-
fallene Mädchen. Eisweier für den Schlittschuhsport.
Zählt zusammen mit Malagnou in 83 Häusern 708 zur
Mehrzahl reform. Ew.
FLOSS (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzikon).
517 m. Gruppe von 4 Häusern und Fabrik, an der Aa, nn
der Strasse Uster-Wetzikon und 1,5 km nw. der Station
Wetzikon der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. 29 reform.
Ew.
FLOT DE CR^TAZ (LE) (Kt. Waadt, Bez. Aigie).
Höhenzug. S. den Art. Efflot de Cr£taz.
FLOT DE VEIGES (LE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle);
Höhenzug. S. den Art. Efflot de Veiges.
FLOTZ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
W^attwil). 610 m. Gruppe von 8 Häusern, am linken Ufer
der Thur, 2 km n. Wattwil und 300 m s. der Station
Lichtensteig der Toggen burger bahn. 47 reform. u. kathol.
Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
FLUAZ (FIL) (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2904
m. Gipfel, letzter Ausläufer der vom Hausstock nach SO.
abzweigenden und den Meer^ vom Fluazgletscher tren-
nenden kurzen Kette. S.-Flanke des Tödi. Fällt schroff
zur Panixeralp ab.
FLUAZGLETSCHER (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner). 2960-2400 m. Mittlei-er und kleinster der drei vom
Kamm Hnusstock-Ruclii nach SO. zum Panixerpass ab-
steigenden Gletscher, die durch hohe und schroffe Fels-
gräte von einander getrennt sind. Seine Nachbarn sind
der Cavirolas- und Meergletscher. Während ein kurzer
Vorstoss des Fluazgletschers f^enügen würde, um ihn mit
dem Cavirolasgletscher zu emem einzigen Eisstroui ver-
schmelzen zu lassen, könnte eine Veremigung von Cavi-
rolas- und Meergletscher erst 3 km tiefer unten in 1500-
1400 m stattfinden. Dass dies einst der l-all war, beweisen
die im Panixerthal heute noch vorhandenen Reste von
alten Endmoränen.
FLUCHTHORN (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3403,
3402 und 3344 m. Breiterund stark verwitterter Felsstock
mit drei Hauptspitzen, dem N.rFluchthom (3344 m), S.-
Fluchthom (3403 m) und Mittler Fluchthom (3402 ni). Ist
neben dem um 11 m hohem* Piz Linard der bedeutendste
Gebirgsstock der Silvrettagruppe. Gleich dem Piz Linard
steht auch das Fluchthorn nicht in der zentralen Haupt-
kelte der Gruppe, sondern auf einem nach N. davon ab-
sehenden Seitenast, der das Fimberthal vom Jamthal
(beide nicht mehr auf Schweizer Boden) von einander
trennt. Das Fluchthorn ist einer der schönsten und mäch-
tigsten llochgebirgsstöcke der Bündner Alpen und rings
von Gletschern uinpanzert (Fluchthornferner im W., Kro-
nenferner im S., himl»erfemer im 0. und Lareinferner
im N.), aus denen seine Spitzen und Zinnen einer phan-
tastischen Festung gleich mächtig aufragen. Wurde lan^e
Zeit für unzugänglich gehalten, bis dem bekannten Alpi-
nisten J. J. Weilenmann und seinem Führer Franz Pöll
nach mehreren fruchtlosen Versuchen 1861 die erste Be-
steigung f^elanff. Es dauerte dann noch eine Reihe von
Jahren, bis sich die Scheu vor dem immer noch sehr
selten besuchten Fluchthorn gelegt halte; heute ist es
eines der beliebtesten Exkursionsziele in der Silvretta-
gruppe und wird häufig, auch führerlos, bestiegen. Als
Ausgangspunkte dienen dazu die Jamthalhütte am W.-
Fuss und die Heidelbergerhütte am O.-Fues des Gebirffs-
Stockes, beide Eigentum 4es Deutschen und Oesterreichi-
schen Alpenvereins. Unter dem Namen der Fluchthorn-
gruppe verstellt man die zwischen Jamthal u. Fimberthal
sich nach N. vorschiebende gabelförmige Gebirgsmasse,
deren Griff das Stück Piz ' Faschalba oder Grenzeggkopf
— Fluchthorn bildet, während die beiden etwas unglei-
chen Zinken der Gabel das Lareinthal zwischen sich
schliessen. Die Landesgrenze folgt dem Griff und dem O.-
Zinken bis zum Gemshleisspitz (3017 m), von dem sie
rechtwinklig nach 0. abbiegt, um quer durch das Fimber-
thal zu den Hergen des Samnaun zu ziehen. Die );anze
Gruppe des Fluchthorns ist aus krystallinen Gesteinen
aufgebaut, an die sich aber im 0. und SO. sofort die se-
dimentären Kalke und Schiefer der Gruppe des Piz Tasna
und der Samnauneralpen anschliessen.
FLUCHTHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3802 m. Gip-
fel, nö. Vorberg des Strahlhoms, im Saasgrat zwischen
den Thälern von Saas und Zermatt. Von Mattmark aus
über den Allalingletscher zugänglich. Eine sicher ver-
bur^ite Besteigung des Fluchthorns ist aber nicht bekannt,
da sich das Interesse der Alpinisten bisher ausschliess-
lich dem Strahlhom, seinem mächtigen Nachbarn, zu-
gewandt hat.
126
FLU
FLU
FLUCK (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Sempach). | pass, entwässert das FlüelathaL durchfliesst im Unter-
650 m. Gruppe von 7 Häusern, am S.-Hang des Eichbergs I lauf eine enge Waldschlucht, bildet hier einen schönen
Karte d«t Val Fldelt, FlQelapasses n. FlOelathales.
MjiiCaftferM
und 4,2 km n. der Station Sempach der Linie Luzern-
Olten. 22 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
FLOCKIGEN (Kt. Bern, AmUbez. Aarwangen, Gem.
Rohrbachgraben). 730 m. Weiler, 2 km nnö. Dürrenrot
und 4 km s. der Station Rohrbach der Linie Langenthai-
Wolhusen. 18 Häuser, 124 reform. Ew. Kirchgemeinde
Rohrbach. Landwirtschaft.
FLOE (auf der) (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Na-
ters). Burgruine. S. den Art. FlOh, Auf der.
FLOEQGEN und UNTER FLOEGGEN (Kt. Lu-
zern, Amt Willisau, (^m. Altishofen und Nebikon). 500
m. Zwei Gruppen von zusammen 6 Häusern, am NO.-
Fuss des Aescnenbergs, je 1,5 km s. Altishofen und sw.
der Station Nebikon der Linie Luzern-Olten. 51 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Altishofen. Ackei^ u. Obstbau, Vieh-
zucht.
FLOELA oder 8U8A8CA (VAL)
(Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2400-143Ö
m. Thal ; steigt vom Flüelapass nach SO.
und 0. ab und mündet bei Süs ins Un-
ter Engadin aus ; Gegenstück zu dem
ebenfalls am Flüelapass beginnenden,
aber nach NW. gegen Davos zu abstei-
fenden FlüelathaL Beide Thäler unge-
fähr gleich lang, je etwa 11 km ; doch
ist das Val Flüela reicher verzweigt und
verfügt daher über ein grösseres Ein-
zugsgebiet. Es dringt mit dem Val Fless
nach N. in die Silvrettagruppe und mit
dem Val Grialetsch nach S. und SW.
in die Gruppe des Piz Vadret ein. Hier
entspring am Grialetschgletscher der
beträchtlichste Quellarm der das Val
Flüela entwässernden Susasca. Steht
über das Val Grialetsch und den Gria-
letschpass mit dem Dürrboden im Disch-
mathal und über das Val Fless und
den Flesspass mit dem Vereinathal und
dem Queligebiet der Landquart in Ver-
bindung, während der Flüelapass (2388
m) vom Thalhintergrund aus ins Flüe-
lathal und nach Davos leitet. Gänzlich
unbewohntes Hochalpenthal, dessen
lichte Waldungen sich erst gegen Süs
zu zu dichteren Gruppen schliessen.
Arven und Lärchen steigen hier bis 21(X) m und höher an.
FLOELABACH (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). Wildbach ; entspringt in 2388 m auf dem Flüela-
Fall und mündet bei Davos Dorf in 1564 m von links in
das ihm an Wasserführung nachstehende Landwasser.
FLOELABERG (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2751 m. Schöner terrassierter Alpweidenhang;
steigt rechts über der Sohle des Flüelathals hoch hinauf
an bis zu dem vom Pischahom nach W. und WNW. aus-
zwei^enden Felskamm und trägt die Hüttengruppen
Höfli, Dörfli, Alpenrose und Enge.
FLÜELAPASS (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart und Inn). 2388 m. Passübergans mit guter Post-
strasse ; führt von Davos Dorf durch aas Flüelathal und
Val Flüela oder Val Susasca nach Süs im Unter Engadin.
Wichtig und stark bedangen. Zweithöchster fahrbarer
Pass der Schweiz (Furka 2436 m) und höchster Grau-
bündens. Die 1867 erbaute Strasse ist 27,3]km lang und
Blick vom Vtl Flbela gegen SQs.
durchgehends 4,2 m breit ; sie hat 454 500 Fr. gekostet.
Sie ist im Winter häußgem Lawinenfall ausgesetzt, wird
aber nach Möglichkeit das ganze Jahr hindurch offen
FLU
FLU
127
gehalten, was nach der Fertigstellung der Albulabahn
nicht mehr der Fall sein wird, da dann der grösste Teil
des heutigen Waarenverkehrs dem Schienen-
weg zufallt. Zudem kann die Flüelastrasse
in landschaftlicher Beziehung mit den Stras-
sen über den Julier und Albula nicht wettei-
fern. Doch wird der Flüelapass stets die kür-
zeste Route ins Unter Engadin und der
bequemste Zugang zu Hochgebifgstouren im
Gebiete des Schwarzhoms bleiben. Klima
rauh; Landschaft wild, baumlos und voller
Steinschutthalden. Auf der Passhöhe in gross-
arti^er, vom Schwarzhom und Weisshorn
bestimmter Landschaft zwei kleine Wasser-
becken (der milchigtrübe Schottensee und
der düstere Schwarzsee) und das Hospiz,
ein einfaches Gasthaus. Postablage. Tele-
n^ph; Postwagen Davos Platz-Süs-Schuls.
Ber von der Sektion Davos des S. A. C. er-
baute Fussweg auf das Schwarzhom zweigt
i km so. vom Hospiz von der Strasse ab;
auch das Weisshorn von der Passhöhe aus
zuganglich. Wenige Schritte so. unterhalb
der Passhöhe erblickt man in der Ferne das
Dorf Ardez und Schloss Tarasp im Unter
Engadin, weiter unten den das Val Gria-
letsch (Nebenarm des Val Fluela) abschlies-
senden Grialetschgletscher. Der Weg Davos-
Süs oder umgekehrt erfordert cute 6 Stun-
den (3 Vi Stunden Aufstieg und 2 Vt Stun-
den Abstieg). Beim Hospiz hat man eine
prächtige Dmzenspitze aus Bronze gefunden.
FI.OELATHAU (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 3388-1564 m. Höchstes der Seitenthäier des Davos ;
beginnt am Flüelapass, steigt auf 11 km Länj^e nach NW.
ab und mündet bei Davos Dorf aus. Vom Fluelabach ent-
wässert. Am rechten Seitengehänffe und längs der Strasse
einige Gruppen von Häusern und Hütten : Bedera, Höfli,
Dörfli, Alpenrose (Gastwirtschaft), Schindelboden. Enge
und Tschuggen (1941 m ; 7 km über Davos Dorf). Bei
Enee endigt der Wald, der auch an beiden Seitengehängen
nicht hoch ansteigt. Einige Arven und Lärchen findet man
noch vereinzelt bis zu 2000 m und darüber. Von Tschug-
gen an wird das Thal öde, wild und voller Sturztrümmer,
die namentlich zwischen Carlimatten und der Passhöhe
überaus reichlich beide Seitengehänge bekleiden. Ein
Runsen zerfressen und kann kaum als Alpweide benutzt
werden, während der etwas weniger steile rechtsseitige
Scheitel des Fl&elapasses mit dem Hospis u. Scbwtrchoro.
auch nur einigermassen entwickelter Thalboden ist nicht
vorhanden. Das ainserordentlich schroffe linke Seiten-
gehänge ist von Felsbändem durchzogen und stark von
Fl&elapasshöhe im Winter.
Hang auf breiten und sonnenreichen Terrassenflächen bis
zu 2000 m hinauf schöne AJpweiden trägt : Bederaberg u.
Flüela-> oder Tschug^enberg. Darüber die vom Weisshorn
(3088 m) nach NW. ziehende Kette zwischen Flüelathal u.
Vereinathal mit den leicht zugänglichen und oft bestiege-
nen Spitzen des Pischahorns (2982 m) u. Gorihoms (2^
m). Am meisten besucht wird aber das Flüela Schwarz-
hom (3150 m), der höchste Gipfel der das Flüelathal links
be|[leitenden Felsmauer, das s. über dem Hospiz auf dör
Fluela passhöhe stolz aurragt und einer der bekanntesten
Aussichtsberge Graubündens ist. Die übrigen Spitzen der
Schwarzhom kette (Braunhorn 2730 m. Sentishorn 2830 m,
Baslerkopf 2632 n^ und Bühlenberg 2516 m) sind wenig
bekannt und werden nur selten bestiegen.
FLOELEN (Kt. Uri). 438 m. Gem. und Pfarrdorf,
am SO.-Ende des Umersees (Vierwaldstät-
tersee) und der Axenstrasse. Station der
Gdtthardbahn und der Dampfboote des
Vierwaldstättersees. Hafenplatz von Uri.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Ausgangs-
punkt der Post über Altorf und den Klau-
senpass nach Linthal, früher auch der Post
über den Gotthard. Landwirtschaft. Frem-
denindustrie : Gasthöfe. Eine der wichtig-
sten Dampfschiffstationen des Sees (Passa-
gierverkehr 1901 : 237864 Personen). Zwi-
schen Kirche u. Bahnhof das gut erhaltene
Schlösschen Rudenz, einst Eigentum der
Edeln von Attinghausen und von Kudenz. Eid-
genössisches Sanitätsdepot. 1 km w. vom
Dorf die kanalisierte Mundung der Reuss,
der man während der letztvergangenen Jahre
ein gerades Bett mit stärkerem Fall ge-
geben hat, um die Anschwemmung eines
Schuttkegels in den See zu verhüten. Diö
landschaftliche Lage von Flüelen ist rei-
zend : a Nach S. öffnet sich das prachtvolle
Reussthal, und im Hintergruna desselben
erhebt sich der eisfunkelnde Bristenstock...
In drohender Nähe, und zwar am andern
Seeufer, starrt in kolossalen Felswänden
der Gitschen, dessen Gipfel nur erUiegbar
zu sein scheint, in den blauen Aether em-
por ». 1799 Kampf zwischen den Franzo-
sen und Urnern, bei dem der letzteren Füh-
rer, der General und Geschichtsschreiber
Franz Vinzenz Schmid, den Tod fand. Beim Bau des
Hotels zum Sternen hat man Holzmalereien aus dem 16.
Jahrhundert aufgedeckt, die heute im schweizerischen
128
FLU
FLU
Landesmiiseum zu Zürich aufbewahrt werden. Das Dorf
trägt bei den Tessinern und Italienern den Namen Fiora.
PlQelen mit dem Briaieostock.
FLOELI (Kt. Obwalden, Gem. Sachsein). Weiler. S.
den Art. Flühli.
FLOGELBERG (OBER und UNTER) (Kt. Aargau,
Bez. Kulm, Gem. Reinach). 714 und 700 m. Drei am N.-
Hang des Homberffs vereinzelt stehende Häuser ; %b km
n. Beinach und l3 km sw. der Station Beinwil der See-
thalbahn. 22 reform. Ew. Wiesenbau. Stark besuchler
Aussichtspunkt, Aargauer Bigi geheissen. Hier wurden die
1847 dem Kanton Aargau zugewiesenen Heimatlosen ein-
gebürgert.
FL0GLI8LOH (Kt. Nidwaiden, Gem. Wolfenschies-
sen). 499 m. Bauernhof, am rechten Ufer der Encelberger
Aa, 2 km n. der Station Wolfenschiessen der elektrischen
Bahu Stansstaad-Engelberg. Heimat di>r Edeln von Plug-
lislo, deren einer, Johann, wegen Gefangennahme eines
Engelberger Mönches 1412 mit dem Kirchenbann belegt
worden war, aus dem er erst 1415 wieder entlassen ward.
Beste einer Burg hat man hier nicht gefunden.
FlOH, FLUH. Ortsnamen der deutschen Schweiz, in
Zusammensetzungen häuliff vorkommend ; vom althoch-
deutschen fluo/i = steiler Hang, Felswand.
FLOH (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Neuenegg).
570 m. Gruppe von 8 Häusern, 300 m nö. Neuenegg und
2,5 km nw. der Station Flamatt der Linie Bern-Freiburg.
58 reform. Ew.
FLOH (Kt. Solothurn, Amtei Dornegg, Gem. Hofstet-
ten). Dorf. S. den Art. Flühen.
FLOH oder FLOE (AUF DER) (Kt. Wallis, Bez.
Brig, Gem. Naters). Ca. 8Ö0 m. Burgruine, auch ChAteau
du Hoc, de Saxo oder de Super;*axo geheissen; auf einem
über der Strasse Brig- Naters gegen die Bhone zu vor-
springenden Felskopf. Heute sind nur noch ein grosser
viereckiger Turm ohne Dach und eini((e Ueberreste von
Wohngebäuden vorhanden. Vor kaum einem Jahrhundert
diente die Burg dem Zehnten Brig noch als Zeughaus.
Soll die Heimat der berühmten Familie Supersaxo sein,
der u. a. der Bischof Walter Supersaxo, der Besieger der
Savoyarden, und der Politiker Georg Supersaxo angehört
haben. Schon von Josias Simler in seiner Vallesiae des-
criptio als Sitz der in der Geschichte seit 1230 (also lange
vor dem Erscheinen des Geschlechtes Supersaxo) auftre-
tenden Vitztume (Stallhalter) von Naters genannt. Die Ge-
schichte der Burg ist noch nicht völlig aufgeklärt u. wird
oft mit derjenigen der beiden andern alten Burgtürme
von Naters verquickt. Sicher ist, dass sie zu wiederholten
Malen der Schauplatz von denkwürdigen Ereignissen war.
Als 1416 Graf Amadeus VIU. von Savoyen durch das
Rhonethal Truppen gegen die um Domo d'Üssola kämp-
fenden Urschweizer senden wollte, überraschten die Wnl-
liser diese Soldaten auf der Burg Granges beim Mahl,
führten sie ~ barfuss, im blossen Hemd und je zu Zweien
aneinander gefesselt — auf die Burg Le Boc und gaben
sie erst nach sieben monatlicher Gefangenschaft gegeu
Zahlung eines Lösegeldes von 1443 Goldgulden wieder
frei. Hier unterzeichnete auch der vom
Volke belagerte Bischof Wilhelm von
Raron 1446 die berühmten Nalerser Ar^
tikel, eine der ersten der von der Wal-
liser Demokratie dem bischöflichen
Stuhl zu Sitten abgenötigten Konzes-
sionen. Die später von den Bischöfen
Walter Supersaxo, Adrian L von Ried-
matten und Jordan restaurierte Burg
blieb dann bis zum Sturz der alten Eid-
genossenschaft Sitz eines bischöflichen
Beamten.
FLOH (OBER u. UNTER) (Kt.
Schwyz, Bez. March, Gem. Vorder
Wäggithal). 877 und 700 m. Zwei Grup-
pen von 4 Häusern und mehrere am
O.-Hangder Piiflegg zerstreut i^elegene
Hütten, nahe dem linken Ufer der
WägKiihaler An und 4 km nw. der Kir-
che Vorder Wäggithal. 20 kathol. £w.
Kirchgemeinde Yorderthal. Viehzucht.
Mit Siebnen durch einen alten Weg
verbunden, der schon im Friedensver-
trag mit Oesterreich vom 19. Juli 1318
erwähnt ist.
FLOH (ZUR) (Kt. Wallis, Bez. Visp,
Gem. Staldenried). 1348 m. Hütten und Stadel, ülier
dem Hang von Staldenried u. am Fusse der Wälder zer-
streut gelegen, 1 km so. über dem Dorf Staldenried.
FLUHBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Egffi-
wil). 810 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten Ufer des
Rötenbachs, 9 km ssö. der Station Signau der Linie Bem-
Luzern und 2,4 km sw. Eggiwil. 29 reform. Ew.
FLOHBACH (Kt. Luxem, Amt Willisau). Bach; ent-
springt 300 m w. Menzberg, fliesst in bewaldetem Tobel
und mündet nach 3,5 km langem Lauf in der Richtung
nach N. und SO. in 646 m in die Kleine Fontannen. Bil-
det auf eine Strecke von 1,5 km die Grenze zwischen den
Aemtern Willisau und Sursee.
FLOHEN oder FLOH (Kt.Solothurn, Amtei Dornegg,
Gem. Hofstetlen). 400 m. Dorf, in einer die kurze Kette
von Landskron (n. der Blauenkette) durchbrechenden
Klus, an der Grenze gegen das Elsass und 2 km nw. Hof-
stetten. Endstation der Birsigthalbahn (Basel - Flühen).
Postbureau, Telegraph, Telephon. 25 Häuser, 154 kathol.
Ew. Landwirtschaft; Getreidebau. Steinbrüche. Schon seit
langer Zeit bekanntes Bad, sehr beliebtes Ausflugsziel der
Bewohner von Basel. In der Nähe auf dem n. Rauracien-
kämm die elsassische Veste Landskron und auf dem s.
Rauracienkamm das Solothurner Kloster Mariastein.
FLOHENMOHLE (Kt. Solothurn, Amtei Dornegg,
Gem. Hofstetten). 408 m. Alte Mühle, 1 km nw. Hofstelten
und 500 m s. der Station Flühen der Birsigthalbahn. Sehr
bekanntes Ausflugsziel der Basler in pittoresker Land-
Schaft
FLOHLEN (Kt. Bern, AmUbez. Trachselwald, Gem.
Lützelflüh). 666 m. Dorf, nahe dem rechten Ufer der Grü-
nen, 3 km nö. Lützelflüh und 2 km n. der Station Ramsei
der Linie Burgdorf-Langnau. 20 Häuser, 142 reform. Ew.
FLOHLEN (hinter, mittler, ober und
UNTER) (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Luthem). 867
bis 765 m. Sechs am linken Ufer des Elbachs zerstreut
gelegene Häuser, 8 km s. der Station Hüswil der Linie
Langenthal-Wolhusen und 2,5 km nw. Luthern. 52 Ew.,
wovon 32 Katholiken. Ackerbau und Viehzucht.
FLOHLI (Kl. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St. Sylvester).
875 m. Gruppe von 3 Häusern, nahe dein linken Ufer des
Aergerenbaches (Gorine), 300 m so. der Kirche St. Syl-
vester und 12 km so. vom Bahnhof Freiburg. 23 kalhol.
Ew. deutscher Zunge. Viehzucht u. Milchwirtschaft. Stroh-
flechlerei.
FLOhLI (Kl. Luzern, Amt Entlebuch). 894 m. Gem.
und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Waldemme und am
W.-Fuss der Schwändelifluh, 8 km s. der Station Schüpf-
heim der Linie Bern - Luzern. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach Schüpfheim. Gemeinde, mit
Bunihaus, Hirsegg, Hüttlenen, Längenhochwald, Sand-
boden, Rohrigmoos und Sörenberg: 260 Häuser, 1388
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kathol. Ew. ; Dorf: 55 Häuser, 289 Ew. Viehzucht. Holz-
und Käsehandel. Seidenweberei, Rosshaarflechterei. Frem-
Fldhli (Kt. Lusarn) von Nordwesten.
denindustrie ; bekannter Luftkurort. Unterslutzungskasse.
Xn der Waldenfime bemerkenswerte Verbauungsarbeiten.
FI.OHI.1 (Kt. Obwalden, Gem. Sachsein). 748 m. Dorf,
am Unken Ufer der Melchaa und 2,5 km nö. der Station
Sachsein der Brünigbahn (Luzern - Brienz). Postbureau,
Telephon. 16 Häuser, d4 kathol. Ew. Sommerfrische, drei
Gasthöfe. Viehzucht. In dem heute als Schulhaus dienen-
den alten Gebäude so. der Kapelle wurde am 21. März
1417 Bruder Nikiaus von der Flöe geboren, der auch spä-
ter noch bis zu seinem Rückzug in die Einsiedelei hier
ein am AVeg zum Ranft stehendes Haus bewohnte. Die
mit alten Glasmalereien geschmückte Kapelle wurde 1614
Kapelle zu Flahli (Kt. Obwalden).
der Ueberlieferung nach an der Stelle erbaut, wo Bruder
Klaus die Feuersbrunst von Sarnen beschworen hatte und
nach seinem Tode seiner Frau und zwei Männern erschie-
nen war. Nach der Chronik des Weissen Buches von
Sarnen geschah die Pfändung der Ochsen von Arnold
Anderhalden durch die Knechte des
Landvogtes in Melchi, am Han(( der
Melchaa halbwegs zwischen Flühli und
Dietried. Bruder Klaus und sein Sohn
Landammann Walter von der Flüe ver-
machten die Wiesen von Melchi und die
Einnahmen der Einsiedelei am Ranft
ihren armen Verwandten und deren
Nachkommen, unter die heute noch
jährlich 500-700 Franken Zinsen aus
diesem Legat verteilt werden.
FLOHLI (OBER und UNTER)
(Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Vorder-
tbal). 785 und 745 m. Gruppe von 9
Häusern, im Wäggilhal, 300 m n. der
Kirche Vorderthal und 8,5 km s. der
Station Siebnen-Wangen der Linie Zü-
rich-Wädenswil-Glarus. 52 kathol. Ew.
FLOhN (Kt. Appenzell A. R., Bez.
Hinterland, Gem. Herisau). 880 m.
Gruppe von 3 Häusern, am S.-Hang des
Ramsenburghügels und 2,5 km w. der
Station Herisau der Appenzellerbahn
(Winkeln -Herisau -Appenzell). 23 . re-
form. Ew. Landwirtschaft.
FLOHN (Kt. und Amtsbez. Bern,
Gem. Oberbalm). d29 m. Gruppe von
6 Häusern, 2 km so. Oberbalm und
14 km s. vom Bahnhof Bern. 50 re-
form. Ew. Wiesenbau.
FLOHNEN (AUF DEN) (Kt. Graubünden, Bez. Al-
bula). 2758 m. Gipfel, s. über dem als Uebergang von
Stalla nach Juf im Avers häußg begangenen Stallerberg
und von der Passhöhe aus leicht zu ersteigen ; 4,5 km sw.
über Stalla im Oberhalbstein.
FLOHSEEN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
2680 m. Zwei kleine Seen, auf der vom Stallerjoch sanft
nach S. geneigten und über Juf im Avers mit einer Fels-
wand plötzlich abbrechenden Hochfläche. Entwässern sich
mit dem Muttenbach und Treienbach zu dem in den Avei-
ser Rhein mündenden Juferbach.
FLUGBRUNNEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
Bolligen). 630 m. Weiler, am S.-Hang der Stockeren,
900 m ö. Bolli£[en und 4 km nö. der Station Ostermun-
digen der Linie Bern-Thun. 12 Häuser, 89 reform. Ew.
Landwirtschaft.
FLUH oder ROTEN8TÖCKLER (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken). 2042 m. Begraster Buckel, im langge-
zogenen Riedergrat, der sw. Fortsetzung des Brien zerr-
tes; 4 Vt Stunden über Oberried am Brienzersee. Emer
der zahlreichen prachtvollen Aussichtsspunkte der den
Brienzersee im N. begleitenden Kette.
FLUH (Kt. Graubunden, Bez. Ober Landquart, Kreis
und Crem. Klosters). 1500 m. Alpweide mit Gruppe von
12 Hütten, am S.-Hang des Madrishorns und in dem vom
Schlappinbach entwässerten Thälchen; 3 km n. über
Klosters.
FLUH (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Jona). 425 m.
Gruppe von 10 Häusern, in fruchtbarer Landschaft mitten
in Baumgärten und Weinbergen; 1,5 km n. Rapperswil
am Zürichsee. 69 kathol. und reform. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Seidenweberei. Gerberei, Lederriemenfabrik.
FLUH (Kt. Wallis, Bez. Visn, Gem. St. Nikiaus). 1457
m. Alpweide mit Gruppe von Hütten, auf einer Terrasse
am Fuss des Blalthorns und über dem rechten Ufer der
Zermatter Visp. Fällt mit einer verwitterten Felswand zu
Thal, von der sich häufig Teile loslösen. Eine nach und
nach immer tiefer eingreifende Spalte, die ein grosses
Stück Fels von der Gesamtmasse loslöst, lässt für die Si-
cherheit des nur 1 km weiter n. gelegenen Dorfes St. Ni-
kiaus fürchten.
FLUH (Kt. Zürich, Bez. Pfäffikon, Gem. Bauma). 680
m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Terrasse über dem
linken Ufer der Töss und 2 km w. der Station Bauma der
Tössthalbahn (Winlerthur-Wald). 37 reform. Ew.
FLUH (IN DER) (Kt Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Ersigen). 525 m. Weiler, 500 m ö. Ersigen und 2,5 km
nö. der Station Kirchberg der Linie Burgdorf- Solothum.
GROGR. LEX. 53 — II — 9
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11 Häuser, 137 reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchberg.
FLUH (OBCR und UNTER) (Kt. Bern, Amtsbez.
Aarberg, Gem. Gross Affoltem und Amtsbez. Büren, Gem.
Wengi). 545 und 512 m. Gruppe von 8 Bauernhöfen, je
2 km w. Wengi u. nö. Gross AlToltem u. 4 km nö. der
Station Suberg der Linie Bem-Biel. 34 reform. Ew.
FLUH (UNTER) (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle,
Gem. Hasleberg). 902 m. Dorf, am Hasleberg und 2,5 km
nw. der Station Meiringen der Brünigbahn (Luzem-
Brienz). 50 Häuser, 225 reform. Ew.
FLUH (UNTER DER) (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen,
Gem. Mühleberg). 650 m. Gruppe von 6 Häusern, am 0.-
Fuss des Felsabsturzes des Höhenzuges der Ledi und 2,5
km nö. der Station Rosshäusem der direkten Linie Bem-
Neuenburg. 40 reform. Ew.
FLUHACKER (HINTER, MITTLER und VOR-
DER) (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Wolhusen). 900-
815 m. Vier Häuser, am Steinhauserberg, 6 km sw. der
Station Wolhusen der Linie Bem-Luzern. 27 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. In der Nähe eine Kapelle.
FLUHALP (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Leukerbad).
2045 m. Alpweide mit etwa 15 Hütten und Stadeln, am
linken Hang des obersten Abschnittes des Thaies der Dala,
zwischen Magenhorn und Rinderhom. Hier sommern 135
Stuck Gross- und Kleinvieh. Beliebtes Ausflugsziel der
Kurgäste von Leukerbad.
FLUHALP (OBER und UNTER) (Kt. Obwalden,
Gem. Giswil). 1500-1800 m. Schöne Alpweide mit 9 Hüt-
ten, am SO.-Hang des Giswilerstocks, 4 km sw. über
Kleintheil und 3 km nw. über Lungern. Hier sommern
110 Kühe.
FLUHBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 570 m. Oestl. Abschnitt des Dorfes Brienz, am
Brienzersee und 1,5 km ö. der Kirche Brienz. 22 Häuser,
231 reform. Ew. Hier wohnte der berühmte HolzschniUler
Fischer.
FLUHBERG oder FLUHBRIG (Kt. Schwyz, Bez.
March). 2095 m. Einer der höchsten Bergstöcke im Kanton
Schwyz, in der Kette zwischen Wäggithal und Sihlthal,
die im S. mit dem Schwarzstock (^02 m) beginnt und
über Drus- und Fluhberg im Bogen nach N. und
NW. bis zum Elzel (1102 m) über dem Zürichsee zieht.
Bis zum Fluhberg fSÜlt die Kette nach 0. mit hohen
Stellwänden ab, während der W.-Hang weniger schroff
ist, aber auch noch oft genug von Felsbändem unter-
brochen wird. Sie bildet eine nach N. überlieffende
Falte von typischen Kreideschichten. Fast alle Gipfel
dieser mit dem Fluhberg im N. abschliessenden S.-Hälfte
der Kette übersteigen 2000 m. Der Fluhberg fällt nach
allen Seiten hin, besonders schroff aber gegen N. mit
Felswänden von mehreren Hundert Metern Hohe ab und
ist stark von Runsen zerfressen, von denen hier die
Grosse Siene und die Kleine Siene genannt werden
mögen. Der Stock ffipfelt mit einer Reihe von Felszacken,
von denen der mittlere, der Diethelm, mit 2095 m zugleich
der höchste ist, während von den übrigen einer 2(^ m,
der Wändlispitz 1973 m und der Turner 2071 m errei-
chen. N. vom Fluhberg wird die Kette rasch niedriger
und erhält die Gestalt von abgerundeten Rücken. Unmit-
telbar n. unter dem Fluhbere verbindet ein Uebergang
über den Grasrücken der Fläschlihöhe (1372 m) das Hinter
Wäggithal mit dem Sihlthal. Der Fluhberg (Diethelm)
kann von den Fläschlihütten (1328 m) aus bestiegen wer-
den. In den beiden Höhlen des Goldlochs und Silberlochs
sollen der Volksüberlieferung nach einst Gold- und Sil-
berklumpen gefunden worden sein.
FLUHGLETSCHER (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 3600-
2700 m. Kleiner Gletscher, am SO.-Hang des Balmhoms;
liegt am VJeg auf das Balmhom von Leukerbad aus über
die Felshänge der Walliser Seite. An seinem Fuss die
Fluhalp (S. diesen Art.).
FLUHHOF (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln).
910 m. Gruppe von 3 Häusern, am O.-Fuss des Hummel-
beras, am rechten Ufer des hier kanalisierten Steinbachs
und 5 km so. der Station Einsiedeln der Linie Wädenswil-
Einsiedeln. 22 kathol. Ew. Filiale Euthal der Pfarrei Ein-
siedeln. Ackerbau und Viehzucht. Seidenweberei. So. über
Fluhhof reiche Fundstelle von Fossilien.
FLUHHORN (Kt. Bern, AmUbez. Ober Simmenthai).
2141 m. Felsspom, über der zu oberst in der Gemeinde
Lenk liegenden Alpweide Rätzliberg, nw. Ausläufer des
WUdstrubel. Kann vom Fluhseeli aus, bis wohin ein
schmaler und schwindliger Fussweg führt, leicht erstie-
gen werden.
FLUHHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3318 m. Fels-
spitze, in der Kette zwischen Rimpfischwänge rVorberg
des RimpÜschhoms) und Ober Rothorn, die die Täschalp
von der Findelenalp trennt. Vom Wirtshaus auf der Flah-
alp aus in 2 Stunden oder von demjenigen auf der Täsch-
alp aus in 4 Stunden zu erreichen, aoer nur selten besucht
FLUHHOTTEN (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem.
Fiühli). 1174 m. Gruppe von 4 Häusern, im MarienthaK
am linken Ufer der Waldemme; 1 km so. Sörenberg.
8 km ssö. über Fiühli und 18 km s. der Station Schupf-
heim der Linie Bem-Luzern. 43 kathol. Ew. Alpwirt-
schaft.
FLUHSEELI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenlhal).
2045 m. Kleiner Gebirgssee, auf einer Felsterrasse am
NW.-Hang des Wildstrubel (3251 m) und ö. unter dem
Fluhhom (2141 m). Liegt in einer in ein Neocomge wölbe
eingeschnittenen Senke, die früher als kleines Langstbal
gegen den Rätzligletscher zu entwässert worden sein
muss, bis eine von diesem abgelagerte mächtige Ufermo-
räne das Thal oben abgeschlossen, den reizenden kleinen
See aufgestaut und den Bach gezwungen hat, seinen We^
in schäumenden Fällen über die Felswände oberhalb Rätz-
liberg (die sog. Sieben Brunnen) zu nehmen. Der Blick
auf den mit Moos überkleideten Fels wall, der den See
vom Abgrund trennt, über welchen sein Bach zu Thal
schiesst, ist prachtvoll. Von der Lenk aus führt ein schwind-
liger Fussweg in 3Vt Stunden über die Felswände von
Sieben Brunnen zum Fluhseeli hinauf.
FLUHWALD (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland).
1000-1522 m. Wald, über dem linken Ufer der Umäsch
und am S.-Hang des Spitzli, 4 km s. Umäsch. Fläche
300 ha.
FLUMENTHAL (Kt. Solothum, Amtei Lebern). 438
m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Aare und
nahe der Einmündung der Siggem ; 500 m s. der Strasse
Olten-Solothum u. 2,8 km nö. der Station Luterbach der
Linie Olten-Biel. Postbureau ; Postwaffen Solothum-Nie-
derbipp. Gemeinde, mit Neuhüsli : 62 Häuser, 483 kathol.
Ew.; Dorf: 52 Häuser, 374 Ew. Kirche zu St. Peter und
Paul. Landwirtschaft. Herstellung von G^rtenmöbeln. Die
Bewohner arbeiten in der Zementfabrik Vigier, der Zellu-
losefabrik Attisholz und andern benachbarten industriellen
Betrieben. Fund eines Bronzebeiles; grosse römische
Siedelung in der Scharlenmatt (nahe der Grenze gegen
den Kanton Bern).
FLUM8 (Kt. St. Gallen, Bez. San^ns). 455 m. Gem.
und grosses Pfarrdorf, zwischen dem Schilzbach und dem
Seezkanal und am N.-Fuss des Kleinbergs. Station der
Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Die Gemeinde Flu ms ist an Fläche die dntt-
grösste des Kantons und umfasst das Thal des Schiizbachs
bis zur Grenze gegen Glams, einen Teil der von der Seet
durchflossenen Ebene und des W. -Hanges der Alvierkette.
Gemeinde, mit Hoch wiesen, Grossberg (Bühl, Hinterberg,
Mittelberg u. Vorderberg) und Kleinberg (Klefalau, Por-
teis und Rutz) : 620 Häuser, 3567 Ew., wovon zum vierten'
Teil Reformierte; Dorf: 370 Häuser, 2379 Ew. Ackerbau
und Viehzucht. Flums ist eines der grössten Dörfer des
Kantons, in dem intensive industrielle Tätigkeit herrscht :
eine Baumwollspinnerei, mechanische Werkstätten und
eine Calciumkarbidfabrik. Schöne neu erbaute Kirche,
Sekundärschule ; mehrere gemeinnützige, kirchliche und
politische Gesellschaften und Vereine. 766 als Flamen
bischöflicher Meierhof; 881: Ad Flumina. Im 14. Jahr-
hundert bestand in Flums ein grosses Eisenwerk mit
Giesserei und Hammerwerken. Die Herrschaft Flums seit
1528 Eigentum des Geschlechtes Tschudi aus Glarus, das
sie dem Bischof von Chur abgekauft hatte. Auf der nahen
Bur^ Gräplang wohnte der berühmte Geschichtsschreiber
Aegidius Tschudi. Im 18. Jahrhundert ging Flums an das
Geschlecht Good aus Mels über. 1764 verursachte eine
Ueberschwemmung in Dorf und Umgebung grosse Ver-
heerungen. Bei der Burgruine Gräplang hat man ein
Bronzebeil gefunden ; römische Ruinen bei Colsersch.
FLUNTERN (Kt., Bez. und Gem. Zürich, Kreis Zü-
rich V). Einstige AussenKemeinde der Stadt Zürich, jetzt
FLU
FOI
131
mit dieser vereiniet und ihrem 5. Yerwaltungskreis an-
gegliedert. ErstrecKt sich vom Kantonsspital (455 m) bis
auf die Höhe des Zürichbergs (679 m), an dessen Hang
sich zahlreiche schöne Aussichtspunkte finden. Kirchge-
meinde. Am Schmelzberg und beim Polytechnikum hat
man römische Münzen gefunden ; alemannische Kultus-
stätte (Betbur). Kommt urkundlich schon 820, also zur
Zeit Karls des Grossen, als Flobotisreine vor; 1144-1158:
Fluontrein und Fluntrein. 1253 heisst Fluntem bereits
ein Dorf oder Vorstadt {villa seu suburbiumj. Eigenes
Edelgeschlecht, in Grundbüchern ums Jahr 1150 er-
wähnt; seine kleine Burg stand auf der grossen Spitaler-
wiese (vor dem Kantonsspital). Die bedeutendsten Grund-
besitzer auf dem Gebiete von Fluntem waren das
Chorherrenstift in Zürich, die Abtei zum Frauenmünster
und das Augustinerkloster in Zürich und endlich die
freien Leute am Zürichberg. Den Zehnten erhob die
Propsteikirche in Zürich ; das hohe Gericht war mit der
städtischen Reichsvogtei verbunden, bis es 1363 an den
Propst des Chorherrenstiftes zu Zürich überging. Das
gleiche war ohne Zweifel 'auch mit der niedem Gerichts-
barkeit der Fall. Mit dem Zehnten hing die Pfarrge-
nössigkeit Fluntems in die Kirche des zürcherischen
Chorherrenstiftes zusammen. Auf Boden der Gemeinde
Fluntem lag das Augustiner Chorherrenstift St. Martin
auf dem Zurichberg (jetzt Altes Klösterli geheissen), das
1127 begründet und bei der Reformation 1525 zusammen
mit allen andern Klöstern im Kanton Zürich aufgehoben
worden war. Unter den Kriegsereignissen des Jahres
1799 hatte Fluntem Vieles zu leiden; im Herbst 1802
wurde es von den Trappen des helvetischen Generals
Andermatt besetzt, der hier während der Zeit seiner Be-
schie88ung[ der Stadt Zürich sein Hauptquartier aufschlug.
1893 zugleich mit den übrigen Aussengemeinden mit der
Stadt Ärich vereiniget. Vergl. Denzler, J. R. Fluntem,
die Gemeinde am Zurichberg. Horgen 1858. — Nüsche-
ler, Am. Ein histor, Gang durch die Nachbargenieinden
der Stadt Zürich in Salomon Vögelins Werk Das alte
Zürich. 2. Aufl. 1890 ; mit Karte. — Memorabilia Tigu-
rina, S. auch den Art. Zürich (Stadt).
FLUORS (LAS TRAIS) (Kt. Graubünden, Bez.
Maloia). Reihe von drei Felszähnen, zwischen Piz Ot und
Piz Padella, w. über Samaden im Ober Engadin und
4-5 Stunden nw. über Celerina. Beliebtes Exkursionsziel
für Liebhaber von Kletterpartien. V^ährend die W.-Spitze
(2957 m) und der zentrale Zahn dem geübten Alpinisten
keine grossen Schwierigkeiten machen, erfordert die Be-
steigung der O.-Spitze viel Kaltblütigkeit und Geschick-
lichkeit. Las Trais Fluors = die drei Blumen.
FLURINS (Kt Graubünden, Bez. Inn, Kreis Obtasna,
Gem. Tarasp). 1^6 m. Gmppe von 6 Häusern, auf einer
Terrasse über dem rechten Ufer des Inn, im Unter En-
gadin, 4 km 8W. Schuls und am NW.-Fuss des Piz La-
vetscha. ^ kathol. Ew. romanischer Zunge. Alpwirlschaft.
FLURLINQENjKt. Zürich, Bez. AndelUngen). 400 m.
Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Rhein und 2,2
km 8. vom Bahnhof Schaffhausen. Postablage, Telephon.
Die Gemeinde zieht sich vom W.-Hang des Kohlfirst bis
zum Rhein und zählt, mit Gründenstrasse, in 108 Häusern
902 Ew., wovon 172 Katholiken ; Dorf: 103 Häuser, 882
Ew. Von Bedeutung ist der Weinbau ; daneben auch
Ackerbau u. Viehzucht. Thonwaaren- und Bindfadenfabrik.
Bekannt sind die interalazialen Tuffe von Flurlingen, die
fossile Pflanzen- und Tierreste enthalten (so von Rhino-
ceros Merkii), Auf der Tafelfläche des Kohlfirst ein ReAi-
gium mit Wall und Graben. Einige römische Münzen.
895^96: Flurlingin.
FLY und FLYBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster,
Gem. Wesen und Amden). S. die Art. Fli und Flibach.
FHt (PASSO) (Kt. Wallis, Bez. Bng). 2856 m nach
der italienischen Karte. Passübergang, wenig begangen
und fast nur von Schmugglern benutzt, zwischen Pizzo
Fn6 und Pizzo di Avino, zwei so. Vorbergen des Monte
Leone. Verbindet die Alpweide und das Hotel Veglia (Ita-
lien) mit Gondo oder Afgaby. Ve^lia-Passhöhe 3 */„ Pass-
höhe-Gondo 3 ^/^ Stunden. Gneise (Monte Leone-Gneise)
mit vielen Zeichen einstiger Gletscherwirkun^. Auf
Schweizerseite unterhalb der Passhöhe drei reizende
kleine Seen, die, wie auch der am italienischen Hang
liegende Lago d' Avino, der Glazialerosion ihre Entstehung
verdanken. Der eine dieser Seen von einer Moränenbarre
abgeschlossen.
FNfe (PIZZO> (Kt. Wallis, Bez. Bng). 2932 m. Gipfel,
so. Vorberg des Monte Leone, ö. über dem Simplonpass
und zwiscnen Monte Carnera und Monte Leone. Die Ita-
liener von Veglia geben den Namen des Pizzo Fnö dem
sonst allgemein Monte Carnera oder Pizzo Valgrande
J2871 m) geheissenen Gipfel, während die Siegfried karte
ihn dem Punkte 2932 m beilegt. Vom Passo Fnä aus in
Vi Stunde leicht zu ersteigen ; ist auch vom Passo de
Loccia Camera (2802 m ; auf der Siegfriedkarte mit 2740
m kotiert, aber unbenannt) aus in 35 Minuten erreich-
bar. Aussicht ohne besonderes Interesse.
FÖ. Ortsname, in der italienischen Schweiz häufig
vorkommend ; bedeutet s. v. a. Buche (Fagus).
F6 (VAL DI) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). Nördli-
cher onerster Arm des Val Salto, eines Seitenthales zum
Val Maggia, das beim Dorfe Maggia in dieses ausmündet.
Das Val di Fö steigt vom Pizzo Piancaccia (2358 m) ab
und ist mehrfach verzweigt. Alp weiden und au den Hän-
gen etwas Wald. Der obere Abschnitt kahl, mit Sturz-
trümmern übersät und von Gneiswänden umrahmt.
FOCHSCNFLUH (Kl. Freiburg, Bez. Greierz).
1978 m. Gipfel, teilweise mit Rasen bestanden, in der
Gmppe des Schöpfen spitzes, zwischen Jaunthal und
Schwarzsee (Lac Domäne). Vom Schwarzsee oder von
Jaun (Bellegarde) aus über den Col des Neuschels (1580 m)
in je 3 Stunden zu erreichen. Schöne Aussicht auf die
Berner Alpen ; selten besucht.
FOEBBIA (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 2104 m.
Schroffe Felsspitze, in der Kette zwischen Val Verzasca
und Val d'Agro; 1,5 km n. über Lavertezzo und 4 km so.
über Brione.
FOEGLIA (VAL DELLA) (Kt. Graubänden, Bez.
Inn). 2600-1680 m. Seitenthal des untem Spölthales, steigt
vom Gebirgsstock des Piz del Diavel rasch nach ONO. ab.
Im Obern Abschnitt kahl und voller Felstrümmer, weiter
unten bewaldet.
FCEHNENBERG (AUSSER, MITTLER u. UN-
TER) (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Gersau). 1032-863 m.
19 über dem Vierwaldstättersec an steilem und mit Na-
gelfluhblöcken übersätem Hang zerstreut gelegene Häu-
ser, 425 m über dem Seespiegel ; 2 km nö. der Dampf-
schiffstation Gersau und 5,5 km w. der Station Brunnen
der Gotthardbahn. 122 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
FCEHRENKOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
1810 m. Schöner Felskopf, in der Kette des AI vier, 3 km
sw. über dem Voralpsee. Besteht aus steil aufgerichteten
Kreideschichten und steht über einen antiklinalen Neo-
comkamm mit dem Höchst (2028 m) in Verbindung, der
sich in der Hauptkette zwischen Sichel kämm und Tris-
tenkolben erhebt.
FCELLMIS oder FiCLLMIS (Kt. und Bez. Schwyz,
Gem. Muotathal). 580 m. Dorf, auch Feldmoos oder Vor-
derbrück geheissen, in schöner Thalebene zu beiden Sei-
ten der Muota, an der Strasse Schwyz-Muotatbal, 2 km
w. vom Dorf Muotathal und 10 km so. vom Bahnhof
Schwyz-Seewen. Postwaj^en Schwyz-Muotathal. 28 Häu-
ser, 209 kathol. Ew. Brücke über die Muota. Ackerbau
und Viehzucht. Am 30. September und 1. Oktober 1799
Kampf zwischen den Franzosen unter Mass^na und den
Russen unter Suwaroff.
FCERSTLEN (Kt. Solothurn, Amtei Baisthal, Gem.
Mümliswil). 650 m. Fünf am rechten Ufer des Ramiswil-
bachs zerstreut gelegene Häuser; 1,2 km w. Mümliswil
und 5,5 km nw. der Station Baisthal der Linie Oensin-
gen-Balsthal. 30 reform, und kathol. Ew. Wiesenbau.
FCERSTLI oder KLEINFORST (Kt. und Amtsbez.
Bern, Gem. Bumpliz). 558 m. Gruppe von 4 Häusern, am
rechten Ufer des Gäbelbachs, 5 km w. Bümpliz und 500 m
w. der Station Riedbach der direkten Linie Bem-Neuen-
burg. 43 reform. Ew.
FOGGENHORN (Kt. Wallis, Bez. ßrig). 2578 m.
Begraster Gipfel, in der Kette zwischen Gredetschthal
und Massascnlucht ; Teil der zur Gemeinde Birgisch ge-
hörenden Alpweide Nessel. 5 V« Stunden über Brig und
2-3 Stunden über Beialp.
FOIL COTSCHEN (Kt. Graubünden, Bez. Plessur).
2457 m. Gipfel, sw. Vorberg des Parpaner Rolhorns
(2870 m), in der NW.-Wand des die Alp Sanaspans ab-
482
FOI
FOL
schliessenden FeUenzirkus und 3,5 km so. über Parpan.
Foil = Grat, Kamm ; Cotschen = rot.
FOILLEU8AZ (LA) (Kt. Wallis, Bez. Monthey).
1822 m. Begraster Rücken, in dem von der Pointe de
Mossettaz nach NO. auszweigenden und das Thälchen
von Morgins vom Yai d'Illiez trennenden Kette; 1 V,
Stunden über^ Morgins, beliebtes Ausilugsziel der dorti-
gen Kurgäste.
FOIRAU8AZ (LA) (Kt. Waadt, Bez. ßchallens, Mou-
don und Yverdon). Bach. S. den Art. Foyrausaz (La).
FOIREU8E8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
9061 m. Kamm, zwischen Öol d'Annibal und Col de Mou-
lena, in der vom Mont Velan nach SW. abzweigenden
und mit dem Mont Mort über dem Hospiz auf dem Gros-
sen St. Bernhard verschmelzenden Kette. Der verwitterte
Kamm erhebt sich über der italienischen Combe de Mou-
lena und dem schweizerischen Thälchen von Perche oder
Proz. Besteigung ohne besonderes Interesse, kann von
der Cantine de Proz aus in 4 Stunden leicht ausgeführt
werden. Auf der Ausgabe 1901 des betr. Siegfried-Blattes
Pointes de Moulena geheissen.
FOJORINA (CIMA DI) (Kt. Tessin, Bez. Lugano).
1812 m. Gipfel, über dem Yal Colla und unmittelbar n.
vom Monte Torrione (1810 m), auf der
Landesgrenze gepen Italien« 12 km nö.
Lugano und 5 Km nw. über der am
NO. -Ende des Luganersees gelegenen
Ortschaft Porlezza.
FOJORINA (PA880) (Kt. Tessin,
Bez. Lugano). 1716 m. Passübergang,
nö. unter der Cima di Fojorina und
s. der Bocchetta di San Bemardo. Auf
der Landesgrenze eegen Italien. Yerbin-
det das obere Yal C^lla mit der ita-
lienischen Alpweide Fojorina.
FOLDA (VAL) (Kt. Tessin, Bez.
Leventina). 2030-500 m. Kleiner rechts-
seitiger Nebenarm zur Leventina (Tes-
sinthal) ; steift vom Poncione Piategna
sehr steil nach NO. ab und mündet bei
Tirolo, 1 km nw. Giomico, aus. Der
Thalbach biegt beim Austritt aus dem
Yal Folda im rechten Winkel nach SO.
ab, nimmt den Bach des benachbarten
Yal Osadigo auf und mündet erst i km
unterhalb Giornico in den Tessin.
FOLERA (PIZZO) (Kt. Tessin,
Bez. Leventina). 2658 m. Gipfel, Aus-
läufer des Cristallina und von ihm
durch das Yal Torta getrennt, 3 km ssö.
überYilla im Bedrettothal. Fällt nach
W. mit schroffen Felswänden zur Alpe di Folera ab.
FOLLAT (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
3671 m. Bedeutender (ripfel in der (Gruppe des Combin.
Auf der Siegfried karte irrtümlich als Petit Combin ver-
zeichnet. S. den Art. Foülat (Moni).
FOLLATERRE8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Fully). 593 m. Felskopf« rechts über dem grossen
Knie der Rhone (gegenüber Martinach. Metamorphische
(jesteine mit schonen Gletscherschliffen, die vom einsti-
gen Bhonegletscher herstammen. Dieses Felskap wird
von dem wenig über der Rhone durchziehenden Fuss-
weg von Le Roz6 und von dem höher gelegenen Weg
Branson-Alesses überschritten. Sehr interessante Flora
und Insektenfauna. Les Follaterres werden von den Bota-
nikern häufig besucht, die hier schon zu Beginn des
Frühjahres mehrere seltene und bemerkenswerte Arten
finden. Im Februar blüht Bulbocodium vernum, ein der
südUchen Flora angehörendes Liliengewächs; etwas spä-
ter öffnen sich die ihrer Schönheit wegen so geschätzten
Blumen der Adonis vemalis und Anemone montana,
dann Oxytropis pilosa^ Helianthemum salicifolium,
mehrere Veilchenarten, wie Viola rupcstris, V. Beraudii
u. a. Nahe Les Follaterres, über Branson, blüht auch
schon im Februar die äusserst seltene Gagea saxatüis.
Näheres über die Flora s. im Artikel Wallis.
FOLLAT8 (LES) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3371
und 3130 m. Erster Abschnitt des Grates, der vom Mont
Foulat nach NO. abzweigt und sich links über dem Mit-
tellauf des Corbassi^regletschers, nahezu gegenüber der
Hütte von Panoesiere des S. A. C. erhebt. 1896 zo einem
Teil begangen.
FOLLIAZ (Kt. Freiburg, Bez. Gläne, C^em. Yillarim-
boud). 796 m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem Wald
Au Bois, 800 m sw. Yillarimboud und 2 km n. der Sta-
tion Villaz-St. Pierre der Linie Bern-Freiburg-Lausanne.
38 kathol. Ew. Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Schöne Aussicht auf Neuenburger- und
Murtensee und die Landschaft am Mont Gibloux.
FOLLIAZ (PLAN)(Kt. Wallis, Bez.. Entremont). Alp-
weide mit Hütte, am W.-Hang des Mont Catogne (1934 m),
nahe der Kontaktzone zwischen dem Protoginmassiv und
den Porphyrschiefern. S. den Art. Catogne (Mont).
FOLLIERAN (DENT DE) (Kt. Freiburg, Bez. Grei-
erz). 2332 m. Schroffe und spitze Felspyramide, einer
der höchsten Gipfel der Freiburger Alpen ; in der Kelle
der Vanils oder des Vanil Noir, zwischen dem Thal des
Mot^lon und dem Yal Ion des Morteys (dem oberslen Ab-
schnitt des Vallon du Rio du Mont). Schwierig zu be-
steigen und selten besucht; von der Hütte Les Morteys aus,
die als Nachtquartier dient, in etwa zwei Stunden zu er-
reichen. Zudem zieht ihr Nachbar, die höhere und dazu
weit leichter zugängliche Dent de Brenleire, natürlicher-
Dent de Folliertn« von der Dent de Brealtire ilqs.
weise die wenigen von Chäteau d*C£x oder Charmey aus
hierher vordringenden Touristen mehr an. Besteht aus
obern Jura- und Neocomschichten, die gegen Les Mor-
teys zu stark überliegen. Am Freiburger Hang kann man
die ganze Schichtenreihe bis zur Trias ni nun ter verfolgen.
FOLLIERAN (PETIT) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz).
2134 m. Felszahn, im Grat zwischen Dent de Follieran
und Le Galero oder Seile des Morteys (2196 m). Selten
bestiegen, obwohl von Morges aus in 2 Stunden erreichbar.
FOLLIGEN (Kt. Uri, Gem. Seelisberg). 525 m. Weiler,
am S.-Hang des Yierwaldstättersees, 1 km nw. Seelisberg
u. 1 km. sw. über der Dampfschiffstalion Treib. 20 Häuser
und Ställe, 49 kathol. Ew. Kapelle. Schöne Aussicht auf
Brunnen, Schwyz, den Yierwaldstättersee und das Um-
gelände.
FOLLIU BORNA (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). Fels-
kopf. S. den Art. Borna (Folliü).
FOLLY, FOLLIU, FOLLIERAN, FOILLEUX,
FOLLIAUX. So heissen in der französischen Schweiz
oft Berghänge, Alpweiden, Sonnberge und Siedelungen,
wo sich ursprünglich Gebüsch oder Gruppen von Laub-
holzbäumen fanden. Gegensatz zu andern, mit Nadelholz
bestandenen Lokalitäten.
FOLLY oder FOULY (LA) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 1597 m. Alpweide mit etwa einem Dutzend Hütten,
am rechten Ufer tier Dranse de Ferrel, am W.-Fuss des
Mont de la Folly u. 14 km s. über Orsieres. Schöne
Aussicht auf den Gletscher und Felsenzirkus La Neuva,
deren Schmelzwasser hier mit ihren Geschieben den
FOL
FON
133
Thalboden ^a einem weiten ebenen Plan aufgeschüttet
haben. Fahntrasse nach Oni^res. Hier biegt das Val
Ferret aus seiner ursprünglichen NW.-Richtung nach
NNO. ab.
FOLLY (LE) (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 1734 m. Gipfel,
w. Yorberg der den Gol de Jaman mit aem Mol^son ver-
bindenden Kette; l^/« Stunden über Les Avants, Ausflugs-
ziel der Kurgäste von Montreux und Les Avants. Schöne
Aussicht auf den Genfersee. Gehört zusammen mit dem
Mollard zu der kleinen Gruppe von Waldbergen, die sich
zwischen dem Oberlauf der Veveyse und der Baie de Mon-
treux erheben.
FOLLY (BOI8 DU) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1760 bis
i960 m. Tannenwald, am SO.-Hang des SW.-Grates des
Chaussj, unmittelbar über der Terrasse von Chersaulaz ;
4 km no. über Le S^pey.
FOLLY oder FOULY (MONT DE LA) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont). 2878 m. Gipfel, in der Kette der £ches-
settes, zwischen Val Ferret und Combe de LA. Sein fel-
siger und tief von Runsen zerfressener NW.-Hang fallt
steil zum Weiler Folly (im Val Ferret) ab, während sein
sanfterer SO.-Hang mit Alpweiden bestanden ist, die zum
Alpweidenbezirk von La Vouasse (in der Combe de LA)
gehören. Besteigung sehr leicht, entweder von Ferret
aus über den Col du Basset in 3 Stunden oder von den
Hütten von Tzissettaz fin der Combe de LA) aus in 2Vb
Stunden. Prachtvolle Aussicht auf die schweizerischen
und italienischen Flanken des Mont Blanc Massives.
FOLPOTAT (LEjf (Kt. Bern, Amtsbez. Delsberg, Gem.
Soulce). 726 m. Zwei Meierhöfe, im obern Abschnitt des
Thaies von Soulce, 7 km ö. Undervelier und 8 km nw.
Münster; zwischen der Kette des Mont Vellerat im N. und
der Montagne de Montier im S. Den gleichen Namen
legt man auch in weiterem Sinne dem ganzen ö. Abschnitt
d^ Thaies von Soulce bei, der im N. vom grossen Wald
des Droit du Folpotat (870 m) und im S. vom Wald des
Envers du Folpotat (1003 m) abgeschlossen ist.
FOND DE VAL oder FONDEVAL (Kt. Bern, Amts-
bez. Freibergen. Gem. Saint Brais). 800 m. Meierhof, in
der Combe du Tabeillon ; 1,7 km so. Saint Brais. Hier
die Station Saint Brais der Linie Glovelier-Saignel^gier.
FONDEI (Kt. Graubünden, Bez. Plessur, Kreis Schan-
figg. Gem. Langwies). 1300-1968 m. So heisst der rechts-
seitige Hang des vom Fondeierbach entwässerten Fondeier-
thales. Mehrere Gruppen von Häusern und Hütten : Blak-
ten, Meierhof, Strassoerg u. a. 4 km nö. Langwies. Postab-
lage. Zusammen 35 Häuser, 88 reform. Ew. deutscher
Zunge. Alp Wirtschaft.
FONDEIERBACH (Kt. Graubünden, Bez. Plessur).
Wildbach ; entspringt n. der Weissfluh am Casannapass
in 2300 m, durchmesst das Fondeiprthal und mündet nach
8 km langem Lauf in w. und sw. Richtung 1 km. ö. Lang-
wies in 1400 m in den Sapünerbach.
FONDEIERTHAL (Kt. Graubünden, Bez.
Plessur). 2300-1400 m. Rechtsseitiges Neben-
thal zum Schanfigg; steigt vom Duranna- u.
Casannapass, über die es mit dem Prätigau
(Conters und Semeus) verbunden ist, nach
SW. ab und mündet 1 km oberhalb Langwies
ins Schanfigg aus. Mit Ausnahme des unters-
ten engen und steilen Abschnittes weit und
mit sanften Gehängten, auf denen schöne Alp-
weiden und zahlreiche, z. T. auch im Winter
bewohnte Hütten und Weiler liegen. Vom
Fondeierbach entwässert. Von Lan^ies bis
zum Weiler Strassberg (1913 m) kleme Fahr-
strasse, dann eine Strecke weit noch ein ru-
ter Fussweg. Vom Fondeierthal aus weraen
Mattlishorn, Kistenstein und Weissfluh ihrer
schönen Aussicht wegen oft besucht.
FONDEMENT (AU) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle, Gem. OUon). 870 m. Haus mit Neben-
gebäuden, im Thal der Gryonne, unterhalb
Arveyes; als einer der Stolleneingänge des
Salzbergwerkes von Bex bekannt; 5 km nö.
Le B^vieux. 5 reform. Ew. Schon im 16. Jahr-
hundert hatten sich hier die Bewohner von
Arveyes eine Salzquelle zu Nutze gemacht, zu deron
besseren und konzentrierteren Fassung dann im Jahre
1684 der erste Stollen der Salinen getrieben wurde. Dieses
Unternehmen hatte den gewünschten Erfolg, indem nun
die Quelle stärker und mit grösserem Salzgehalt hervor-
brach. Es war dies der erste Versuch zum Abbau der
Salzlager von Bex. Lias und Trias (Gips). Vergl. den Art.
Bex.
FONDEVAL (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem.
Saint Brais). Meierhof. Siehe den Art. Fond de Vaj..
FOND8 (COMBE DE8) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). Kleines Thal. S. den Art. Combe des Fonds.
FOND8 (GLACIER DE8) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 2800-2300 m. Kleiner Gletscher, im obersten
Abschnitt des kleinen Thaies von Barberine und an den
letzten Steilhängen des Mont Ruan und der Tour Sal-
lieres. 300 m lang und im Maximum 1,1 km breit.
FONGE8 <LE8) (Kt. Bern, Amtsbez. Freiheiten,
Gem. Les Breuleux). 1045 m. Gruppe von 6 Bauernhöfen,
am Rand eines lichten Waldes ; 2,5 km sw. Les Breu-
leux und 1,4 km Ö. Le Peu Chapatte. Postwagen La Fer-
riere-Les Breuleux. 42 kathol. Ew. Rauhes Klima,
Boden sehr wenig ergibig.
FON8 (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem. Oberburg).
600 m. Gruppe von 6 Häusern, 1 km sw. der Station
Oberburg der Linie Burgdorf-Langnau. 39 reform. Ew.
Ehemaliges Bad.
FONT, FONTAINE, FONTANA, FONTANEY,
FONTANELLE8 etc. Ortsnamen, in der französischen,
italienischen und romanischen Schweiz sehr häufig vor-
kommend; vom latein. fonSy /bnt^m = Quelle ; Fontane-
tum = Ort mit einer oder mehreren Quellen.
FONT (Kt. Freiburff, Bez. Broye). 465 m. Gem. u.
schönes Pfarrdorf, am Neuen burgersee; mitten in Wein-
bergen, Feldern und Wiesen und nahe bei grossen Wal-
dungen; an der Strasse Yverdon-Estavayer und 2,3 km
sw. der Station Estavayer der Linie Freiburg-Yverdon.
Postablage. 39 Häuser, 206 kathol. Ew. Wein-, Getreide-,
Obst-, Kartoffel- und Tabakbau; Viehzucht. Der Wein
von Font wird von den Leuten der Gegend sehr geschätzt.
Von einigen Punkten aus prächtige Aussicht auf den See
und das Neuenburjzer Ufer. Pfarrkirche zu St. Sulpice.
Ruine der schon 1011 bestehenden Burg der Herren von
Font. Von Rudolf III. von Burgund seiner Gemahlin
Irmengard geschenkt; 1475 von den Freiburgern genom-
men und zerstört. Von den zwei heute nocn stenenden
Nebengebäuden der Burg- diente das eine zuerst dem
Landvogt zur Wohnung und später, unter der Helvetik,
als Schulhaus. Auf einer Anhöhe über dem See schönes
Steinkreuz aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Im 10.
Jahrhundert war Font eine der königlich burgundischen
Besitzungen jenseits des Jura. Oberherren der Edeln
von Font waren der Reihe nach die Herren von Gläne,
die Grafen von Greierz, das durch Heirat in seinen Besitz
gekommene Geschlecht de Blonay, dann Peter von Sa-
voyen und seine Nachfolger. Zu Beginn des 14. Jahr-
Font von SQden.
hunderts nahmen die Edeln von Font denlNamen der
Herren von La Meliere an. Nachdem Boniface de la
Moliere 1520 die Herrschaft Font um den Preis von
134
FON
FON
17147 Pfunden an die Sladt Freibur^ verkauft hatte, ce-
staltete es diese zusammen mit ChAtillon und Le Chäbles
zu einer Landvogtei um, die später mit der von Vuissens
vereinigt wurde. Am Hafenausgang Schalensteine; Pfahl-
bau aus der Steinzeit mit zahlreichen Nephritfunden. Bei
der Pointe du Pilard hat man Statuetten aus Bronze,
römische Münzen und einige eiserne Gegenstande franki-
scher Herkunft aufgedeckt.
FONTAI jfKt.Tessin, Bez. Locamo, Gem. Brionesopra
Minusio). 1041 m. Alpweide mit Gruppe von 12 im
Frühjahr und Herbst bezogenen Hütten, im Val Resa,
3 Stunden nö. über dem Bahnhof Locarno. Der Name
rührt von den zahlreichen oberhalb der Hütten aus dem
Felsen sprudelnden kalten Quellen des Wildbaches Na-
vegna her.
FONTAINE (LA) (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Aigle).
420 m. Quartier der Stadt Ai^le, am rechten Ufer der
Grande Eau (während die übrigen Quartiere, Le Bourg,
Le Cloitre und La Chapelle links des Flusses liegen).
Benannt nach der am Fuss des Hanges sprudelnden star-
ken und unversieglichen Quelle Le Croisat. 66 Häuser,
441 reform. Ew.
FONTAINE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessus). 1150 m. Alpweide mit Gruppe von Hütten,
am rechten Ufer der Grande Eau, 500 m vom Postbareau
Vers r^glise. Sommerfrische. Dem Brauch der weniff
sesshaften Bevölkerung in den Ormonts entsprechend
nur zeitweise auf wenige Wochen im Jahr bezogen. Zahl-
reiche Quellen.
FONTAINE (LA) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem.
Martinach Combe). 800 m. Dorf, an der Strasse Mar-
tinach-La Forclaz-Chamonix, zwischen Les Rappes und
Le Sergnieux; 1,5 km sw. La Croix und 4,5 km sw. der
Station Martinach der Simplonbahn. 32 Häuser, 122 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Martmach. Ackerbau, Viehzucht u.
Holzhandel.
FONTAINE (PR£ DE LA) (Kt. Freiburg, Bez. Grei-
erz. Gem. Vuadens). Weiler. S. den Art. Chez les Capons.
FONTAINE A IMOl8E (LA) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). Ca. 1500 m. Quelle; entspringt einer Fels-
wand am Weg Salvan-Salanfe, 30 Minuten jenseits Van
Haut. Beliebte Haltestelle der Touristen.
FONTAINE ANDR6 (Kt. u. Bez. Neuenburg, Gem.
La Coudre). 608 m. Landhäuser, Bauernhof und Park-
anlage, am untern Rand des Chaumontwaldes und über
dem Weinbaubezirk, 180 m über dem Neuenburgersee u.
2 km nö. Neuenburg. Reizende landschaftliche Lage.
Ehemaliges Prämonstratenserkloster, 1143 über einer
wundertätigen Quelle erbaut, deren Brunnenstube die
Jahreszahl 1487 trägt. Das Kloster erfreute sich im 13.
Jahrhundert eines grossen Rufes und reichlich fliessen-
der Schenkungen : es erhielt 1180 die Kirchenhoheit über
Cressier, 1190 die Ländereien La Lance, dann die Kirchen-
hoheit über Meyriez, femer Häuser in Neuenburg, Cres-
sier und Fontaines. Von den Soldaten von Enguerrand
de Coucy 1375 geplündert und zerstört, 1444 durch den
Abt Pierre de Granges wieder aufj^e-
baut; kam zur Zeit der Reformation j —
1539 in den Besitz des Staates Neuen- |
bürg und wurde 1782 von Friedrich dem
Grossen an den Hauptmann Courant
verschenkt. Von diesem 1793 an einen
Herrn Roy verkauft und seit 1825 Ei-
gentum des Geschlechtes de Perregaux.
Die Liste der 1143-1539 in Fontaine An-
dre amtenden 25 Aebte ist uns erhalten
geblieben. Von den Klostergebäuden
steht heute wenig mehr als ein Teil
des Kreuzganges. Unterhalb Fontaine
Andrö beginnt ein enges Tobel, das
tiefer unten in das Tobel von Monruz
übergeht und den Hügelzug Le Mail
von den Hängen von La Favarge und
La Coudre trennt. Diese Furche folgt
einer horizontalen Transversalverschie-
bung, die unterhalb Fontaine Andrö das
obere Portland in direkten Kontakt mit
dem untern Valangien bringt. Weiter unten, bei Mon-
ruz, stossen auf dieselbe Art der gelbe Fels des Hauteri-
vien und das obere Urgon unmittelbar zusammen. Vergl.
Quartier-La-Tente, Ed. Le Canton de Neuchälel. 1. serie
II: District de Neuchdtel. Neuchätel 1900.
rjyr'
Geologischer Querschnitt durch Fontaine Andr6.
Ml. Molasse; Us. Oberes Urgon; Ui. Unteres Urgon; Ha. Oberes
Hauterivien; Hi. Unteres Hauterivien; Vs. Oberes Valan-
gien; Vi. Unteres Valangien: Fb. Purbeck; Po. Portland;
Km. Kimmeridge.
FONTAINE AUX ALLEMAND8 (LA) (Kt. W^aadt,
Bez. La Vall^e, Gem. Le Lieu)* I'I'IO m. Zerstreut gele-
gene Siedelungen, auf einer Terrasse am SO.-Hang der
Kette des Mont Risoux, zwischen zwei Waldstreifen ge-
legen. Mit den Gruppen Les Ordons und Sur Le Cröt zu-
sammen : 9 Häuser, 43 reform. Ew.
FONTAINE DE8 iMEULE8 (LA) (Kt. Waadt,
Bez. Lausanne, Gem. Lausanne und Le Mont). 811 m. So
heisst die mit schönem ländlichen Brunnen geschmückte
Kreuzung der Strassen Lausanne-Montherond und Le
Mont-Chalet ä Gobet ; 5,5 km nnö. Lausanne am W.-Band
eines Waldes gelegen. Ausflugsziel der Bewohner von
Lausanne.
FONTAINE DE880U8 und DE88U8 (Kt. Bern,
I
'""^HttS^'
#;%
Fontainemelon von SQden.
Amtebez. Pruntrut, Gem. Charmoille). 680 u. 722 m. Zwei
Bauernhöfe, in einem engen aber sonnenreicben Hoch-
thälchen, 500 m s. der Landesgrenze gegen das Elsass ;
FON
FON
135
2,3 km nö. Charmoille und 1,3 km d. der Strasse Prunt-
rut-Charmoille-Lützel. 15 katbol. Ew.
FONTAINE DE880U8 und DE88U8 (Kt. Wallis,
Bez. Kotremont, Gem. Liddes). 1158 und 1330 m. Zwei
Gruppen von Siedelungen, am rechten Ufer der Dranse
d'Entremont und am Fuss des Mont Brül^ und Mont Ro-
ffneux ; die erstere 2,5 km, die andere 1,7 km n. vom Dorf
Liddes. Zwischen beiden der Weiler Bive Haute. Fontaine
Dessus, auf einem Felsspom über der Strassenschlinge
bei Le Torrent Devant gelegen : 15 Häuser, 44 kathol. Ew. ;
Fontaine Dessous^ unterhalb der Strasse des Grossen St.
Bernhard mitten m gut bebauten Feldern gelegen : 9 Häu-
ser, 43 kathol. Ew. Im Sommer Postwagen Orsidres-St.
Bernhard.
FONTAINEMELON (Kt. Neuenburg, Bez. Val de
Ruz). 870 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Cernier-
Les Hauts Geneveys, 8 km so. La Chaux de Fonds und 1,5
km nö. der Station Les Hauts Geneveys der Linie Neuen-
burg-La Ghaux de Fonds. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon ; Postwagen Cernier-Les Hauts Geneveys. Station der
im Bau begriffenen Strassenbahn Les Hauts Geneveys-
Villiers. Gemeinde, zusammen mit einem Teil von Les
Loges: 61 Häuser, 794 reform. Ew. Kirche, 1902 erbaut.
Elektrisches Licht ; grosse, 1825 begründete Uhrenfabrik
mit nahezu 650 Arbeitern. Es ist dies die älteste Uhren-
fabrik im Val de Huz.
FONTAINE8 (Kt. Neuenburg, Bez. Val de Huz). 768
m. Gem. und Pfiai*rdorf, mitten im Val de Huz, an der
Strasse Valangin-Cemier, 7 km nnw. Neuenbürg und
2 km so. der Station Les Hauts Geneveys der Linie Neuen-
burg-La Chaux de Fonds. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. Postwagen Cemier-Valangin. Gemeinde, zusammen
mit Les Convers und einem Teil von Les Loges : 71 Häu-
ser, 634 reform. Ew. : Dorf : 52 Häuser, 533 Ew. Acker-
bau un4 Industrie. Uhrenmacherei, Käserei, Parketterie.
Buchdruckerei, druckt 6 kleine Zeitungen. In Les Convers
Zementfabrik. Alte Siedelung ; 500 m sw. vom Dorf hat
man Ruinen einer römischen Villa aufgedeckt. Kapelle
1151 urkundlich erwähnt ; Kirche 1386 erbaut, 1530 um-
gebaut u. Kirchturm 1686 fertig erstellt. Pfarrei u. Kirche-
Fontaines durch Breve des Papstes Leo X. 1517 der Pfarr-
kirche Va-
langin an-,
gegliedert.
Die Einnah-
men der
Pfarrei Fon-
taines be-
trugen 24
Goldduka-
ten. Seit
1850 katho-
lische Ka-
pelle. Fon-
taines war
1848-1878
Hauptort
des Bezir-
kes Val de
Ruz.
FON-
TAINE8
(Kt. Waadt,
Bez. Grand-
son).575m.
Gem. und
Dorf, am
O.-Fuss der
Kette des
Chasseron,
an der
Kreuzung
der Strassen
Grandson-
Val de Tra-
vers u. On-
nens-Ballai-
Station Grandson der Linie
Kirche von Fontaines (Kt. Neuenbürg).
ffues und 3,8 km nw. der
Neuenborg-Lausanne. Postbureau, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Grandson- Villars-Burquin (im Sommer Grand-
son-Mauborget) und Grandson -VuitteboBuf. 45 Häuser,
190 reform. Ew. Kirchgemeinde Fiez. Acker- und etwas
Weinbau. Die Gemeinde reicht mit Sennbergen und
Waldungen bis zur Kammlinie des Chasseron hinauf.
Alte Siedelung ; schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts in
einer vom Konig Rudolf Ili. von Burgund zu Gunsten
des Klosters Romainmdtier ausgestellten Schenkungsur-
kunde erwähnt. Zur Zeit der Berner Oberhoheit der Ge-
meinde Fiez zugeteilt
FONTAINE8 (LE8) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary,
Gem. Mont-Tramelan). 1067 m. Weiler, am N.-Hanff der
Montagne du Droit 2 km sw. Tramelan Dessus. 10 Höfe,
79 kathol. Ew.
FONTAINE8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem.
Ormont Dessous). 1437 m. Grösster Weiler des Pla-
teaus von Les Mosses, mit 12 an der Strasse Le S4pey-
Ghäteau d'(£x zerstreut gelegenen Häusern, wenig
unter dem Passübergang von Les Mosses; 8 km nö. Le
S^pey und 16,4 km s. Chäteau d'CEx. 39 reform. Ew.
Hier das Schulhaus Les Mosses und früher das Post-
bureau Les Mosses. Postwagen Aiele-Ghäteau d'CEx. Hier
zweigt auch von der Strasse oer zum reizend gele-
genen und von den Kurgästen der Ormonts und des Pavs
d'Enhaut oft besuchten Lac Lioson fahrende Fussweg ab.
Nahe der Strasse eine Reihe von Quellen, worunter eine
mit besonders starker Wasserführung.
FONTAINE8 DU MIDI oder DE DOUAY (LE8)
(Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem. Collonges). Felsen-
zirkus mit zahlreichen Wasserfällen, am Fussweg Plex-
Arbignon (Albinen). Fossile Pflanzen des Karbon.
FONTAINT6 {TtTWL DE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 2722 m. Felskopf, sw. Vorberg des Pic de Dronaz
(2953 m) ; nö. über dem das Hospiz auf dem Grossen St.
Bernhard mit dem Val Ferret verbindenden Col de Fe-
ndtre. Von der Passhöhe aus in 20 Minuten leicht zu er-
reichen ; schöne Aussicht auf die schweizerische Flanke
des Mont Blanc Massives.
FONTANA (Kt. Graubänden, Bez. Inn, Kreis Obtasna,
Crem. Tarasp). 1414 m. Grösste Siedelung der Gemeinde
Tarasp, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer des
Inn, 4 km sw. Schuls. Postwagen des Engadin. 22 Häuser,
101 kathol. Ew. deutscher Zunge. Hier die Pfarrkirche der
Gemeinde. Alpwirtschaft.
FONTANA (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Airolo).
1260 m. Kleines Bergdorf mit Holzhäusern, im Val Be-
dretto, am rechten Ufer des Tessin und 4 km wsw. der
Station Airolo der Gotthardbahn. Postablage. 26 Häuser,
118 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Die Männer wandern als
Kellner nach Frankreich und als Bauernknechte nach
Nordamerika periodisch aus.
FONTANA (Kt Tessin, Bez. Lugano, Gem. Calprino).
Dorf. S. den Art. Paradiso-Fontana.
FONTANA (Kt. Tessin, Bez. Riviera, Gem. Biasca).
1353 m. Alpweide mit Gruppe von 16 im Frühjahr und
Herbst bezogenen Hütten, im Val Pontirone, am Weg
über die Bocchetta Borgeno und 3 Stunden nö. über
Biasca. Kapelle. Butter und Käse.
FONTANA (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem. Ca-
vergno). 660 m. Weiler, im Val Bavona, am linken Ufer
der Bavona und 4 km nw. Caver^o. Etwa 20 im Frühjahr
und Herbst (hier und da bis Weihnachten) bezogene Hüt-
ten. Butter uud Käse.
FONTANA (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Conthey). 951
m. Fortsetzung des Dorfes Daillon und etwa 100 m nw.
über diesem. 20 Häuser, 164 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Conthey-Saint Söverin. Vergl. den Art. Daillon.
FONTANA (ALP) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia,
Gem. Prato Valle Maggia). 1480-2400 m. Grosse u. schone
Alpweide mit einigen Gruppen von Hütten, am O.-Hang
des Pizzo Ruscada, im Val Prato und 4 Stunden nö. über
Prato. Hier sömmem 50 Kühe und 150 Ziegen. Ausge-
zeichneter Fettkäse, «c paglia » genannt.
FONTANA (FUORCLA D'ALP) (Kt. Graubün-
den, Bez. Albula und Maloja). Ca. 2650 m. Wichtiger
Passübergang, zwischen Piz Forun und dem vom Piz
Kesch herabsteigenden Porchabellagletscher ; führt von
Bergan an der Albulastrasse durch das Val Tuors ins Val
Fontanna-Sulsanna u. nach Capeila (unterhalb Scanfs) ins
Engadin hinüber. Von Touristen stark begangen. Haupt-
weg von Bergün aus zu der 200-300 m ö. von der Passhohe
136
FON
FON
am Gletscherrand auf einer Anhöhe stehenden Keschhütte
(2fö1 m) des S. A. C, dem Fusspunkt für die Besteigung
des Piz kesch und einer Reihe von weitern Gipfeln.
FONTANA (PIZZO) (Kt. Graubänden, Bez. Bernina).
2806 m. Wenig hervortretender Gipfel, über dem W.-
Hang des Thaies von Puschlav ; auf der Landesgrenze
gegen Italien und 3 km über dem Puschlaversee.
FONTANA MARTINA (Kt. Tessin, Bez. Locamo,
Gem. Ronco). 367 m. Unbewohnter Weiler, etwa 50 m
über dem rechten Ufer des Langensees, am O.-Fuss
des Pizzo Leone und 700 m sw. Ronco. Prachtvolle Aus-
sicht auf den obem Langensee. Kapelle. Die einstigen
Bewohner sind alle nach Paris und Florenz ausgewandert.
FONTANA MERLA, deutsch AMSELguELLE (Kt.
Graubünden, Bez. Maloia, Kreis Ober Engadin). 1720 m.
Quelle ; entspringt auf der Grenze zwischen Bevers und
Ponte-Campovasto, 2 km nö. Bevers und 2 km sw. Ponte
im Walde ob der Strasse des Engadin. Das Gebiet ober-
halb Fontana Merla, umfassend die Gemeinden Sils, Sil-
vaplana, St. Moritz, Celerina. Pontresina, Samaden und
Bevers heisst Sur oder Ob Fontana Merla, das Gebiet
von hier abwärts mit den Gemeinden Ponte-Campovasto,
Madulein, Zuoz und Scanfs Sot oder Unter Fontana Merla.
Es bildete diese Bezeichnung, die urkundlich zuerst 1338
vorkommt, anfänglich wohl nur einen geographischen
Begriff, bis 1438 die Markgenossenschaft des Ober Enga-
din sich in die beiden Gemeinden Ob und Unter Fontana
Merla trennte, die nach und nach immer grössere Kom-
petenzen an sich zogen, bis wieder nach 100 Jahren (1538)
die Aufteilung des ganzen Ober Engadin in die gegen-
wärtig noch bestehenden 11 politischen Gemeinden er-
folgte, womit Ob und Unter Fontana Merla ihre seit 100
Jahren besessene politische Bedeutung fast ganz ver-
loren. Heute sind diese Bezeichnungen wieder nur noch
geographische Begriffe. Vergl. Meuli, Ant. Die Entste-
hung der autonomen Gemeinden im Ober Engadin. Ghur
1902.
FONTANABRAN (COL DE) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). Ca. 2580 m. Passübergang, zwischen Pointe de
Fontanabran und Bei Oiseau ; auf der Siegfriedkarte un-
benannt, nö. von dem dort verzeichneten Punkt 2611 m.
Verbindet in 2 Vi Stunden die Hütten von Fenestral mit
denen von Barberine.
FONTANABRAN (POINTE DE) (Kt. Wallis, Bez.
Saint Maurice). 2697 m. Hauptgipfel der von der Tour Sal-
lieres nach S. auszweigenden und die beiden Thäler der
Barberine oder Eau Noire und des Triege (zweier Zu-
tlüsse zum Trient) voneinander trennenden Kette. Steigt
zwischen den Alpweiden Barberine, fimaney und Fenes-
tral auf und gestaltet dank seiner Lage einen prachtvol-
len Hundblick auf den Felsenzirkus zwischen Tour Sal-
lieres und Pointe de Finive im Vordergrund und auf die
Berneralpen, die Gruppen des Weisshoms, Matterhorns
und Grand Combin, sowie auf das Mont Blanc Massiv im
Hintergrund. Besteigung entweder von der Barberine-
hütte des S. A. C. aus in 2 V, Stunden, oder von den Hüt-
ten von fimaney oder direkt von Salvan aus in je 6 Stun-
den oder endlich von Einbaut aus in 4 Stunden. Zusammen
mit dem Luisin und der Tour Salli^res bevorzugtes Aus-
Üuffsziel dieses Hochgebirgswinkels. Gehört zu der kry-
staTlinen Zone der Aiguilles Rouges, die sich bis zum
Salantin fortsetzt.
FONTANALBA (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem.
Fusio). 1446 m. Alpweide mit Gruppe von etwa 15 im
Frühjahr und Herbst bezogenen Hütten und Stadeln, im
obem Abschnitt des Val Lavizzara, zwischen der Maggia
und einem ihr von links zukommenden kleinen Neben-
lluss ; 1 km n. Fusio. Butter und Käse.
FONTANALLE8 (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem.
Arconciel). 700 m. Gruppe von 4 Häusern, über dem
rechten Ufer der Saane, 700 m n. Arconciel (Ergenzach)
und 11 km s. Freiburg. 23 kathol. Ew. Futter- und Kar-
tofTelbau. Viehzucht.
FONTANEDO (Kt. Tessin. Bez. Locamo, Gem. Lo-
carno, Minusio und Mergoscia). 700 m. Gruppe von 6
Häusern, auf einem Berevorsprung mitten in Weinber-
gen ; 1,5 km von der HaTtestelle Reazzino der Linie Lo-
carno-Bellinzona der Gotthardbahn. Je nach der Jahres-
zeit 20-30 kathol. Ew., ausschliesslich Familien aus
Lavertezzo (Val Verzasca). Jede Familie bezahlt der Kirch-
gemeinde Cugnasco jährlich 5'/« Franken Kirchensteuer,
ist aber zur heimatlichen Pfarrei Laverlezzo kirchgenös-
sig. Weinbau und Viehzucht. Starke Auswanderung nach
Califomien.
FONTANELLA (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 1800-800
m. Oberer Abschnitt des Val Magliasina, das am Monte
Gradicioli (s. Vorberg des Monte Tamaro) beginnt und
2,5 km ö. Ponte Tresa auf den Luganersee ausmündet
FONTANELLA (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio. Gem.
Morbio Inferiore). 3^ m. Gruppe von 8 Häusern, mit-
ten in Weinbergen schön gelegen, 2 km n. der Station
Chiasso der Gotthardbahn (Chiasso-Lugano-Bellinzona)u.
1,2 km so. Morbio. Postwagen Chiasso-Morbio Inferiore.
59 kathol. Ew. Acker- und Weinbau. Die männlichen Be-
wohner wandern als Maurer periodisch in die übrigen
Teile der Schweiz aus. KalkstPinbruch. Schöne Aussicht.
FONTANELLA (Kt. Tess^in, Bez. Valle Maggia, Gem.
Campo). 1578 m. Alpweide mit Gruppe von Hätten, im
obem Abschnitt des Val Campo, 2 km sw. Campo. Einige
Familien aus Campo hüten hier beinahe das ganze Jahr
hindurch die Heerden. Butter und Käse. Ausgezeich-
nete Quelle (fontanella).
FONTANELLATE (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia,
Gem. Cavergno). 760 m. Gruppe von 8 im Juni und Sep-
tember bewohnten Hütten, im Val Bavona, am O.-Fuss
des Pizzo di Sologna und 8,5 km nw. Cavergno. Kapelle.
FONTANELLE (Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem.
Bagnes). Weiler. S. den Art. Fonteneixe.
FONTANELLE (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Bel-
linzona. Gem. Isone). 920-1760 m. Alpweide, im Val Ca-
neggio, am W.-Hang des Monte Camoghe und 5 Stunden
nö. über der Station Rivera-Bironico der Gotthardbahn
(Bellinzona-Lugano-Chiasso). Wird mit ISO Kühen und
70 Ziegen bezogen. Butter, Fett- und Halbfettkäse.
FONTANELLE8 (COL DE8) (Kt. Wallis, Bez.
Conthey). Ca. 2100 m. Bequem zu begehender Passüber-
gang, im Kamm zwischen Mont Gond und Six Bond ; ver-
bindet die Maiensässe von Conthey durch das Thal der
Morge mit dem am linken Gehänge des Thaies der Lizeme
hinziehenden Chemin Neuf. Neocomschiefer und Malm-
kalke.
FONTANEY (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. (St-
rahles). 1250 m. Maiensässe mit etwa 20 Hätten und Sta-
deln, am W.-Ende der schiefen Hochfläche zwischen den
Thälern der Printze und Fare, 2 km nö. vom Dorf Is^ra-
bles.
FONTANEZIER (Kt. Waadt, Bez. Grandson). 828 m.
Gem. und kleines Dorf, am S.-Hang des Mont Aubert und
5,5 km nnö. der Station Grandson der Linie Neuenburg-
Lausanne. Strasse nach Villars - Burauin und weiterhin
nach Grandson und Champagne. 23 Häuser, 108 reform.
Ew. Kirchgemeinde Champagne. Ackerbau ; Wälder und
Sennberge.
FONTANIX (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Vil-
ters). 640 m. Gruppe von 7 Häusern, am Fehrbach, 3 km
nw. Vilters u. 3,5 Km sw. der Station Sargans der Linien
St. Gallen-Sargans -Chur und Zürich - Sargans - Chur. 21
kathol. Ew. Kirchgemeinde Wangs. Viehzucht.
FONTANNAZ BION (Kt. Waadt, Bez. Moudon, Gem.
Thierrens). 772 m. Gruppe von 7 Häusern, im n. Abschoitt
des .lordt, nahe Payerne, an der Strasse Thierrens - Cugy
und 600 m nö. Thierrens. 27 reform. Ew.
FONTANNAZ DAVID (Kt. Waadt, Bez. Vevey,Gem.
Blonay). Ca. 1200 m. Grosser erratischer Block aus roter
Nagelttuh, wie sie bei Outre Rhone im Wallis ansteht ;
nahe den Bains de TAlliaz.
FONTANNAZ 8EULAZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Bex). 797 m. Gruppe von 6 Häusern, über dem
rechten Ufer der Gryonne, am Weg Les Ven^resses de
Frenieres-Les Posses, nahe einer Haltestelle der elektri-
schen Strassenbahn Bex - Gryon - Villars und 10 Minuten
unterhalb Les Posses. 25 reform. Ew. Landwirtschaft.
Trias, mit Erratikum überführt.
FONTANNE (GROSSE) (Kt. Luzem. Amt Entle-
buch). Fluss ; entspringt s. uncl ö. vom Napf mit einer
Reihe von Quellarmen (Bäche des Egelshorns und Ahorn-
bodens, von Rathausen, Goldbach), fliesst zunächst nach
NO., dann nach N., nimmt bei Stegplatz in 605 m von
links die Kleine Fontanne auf, wendet sich neuerdings
nach NO. und mündet etwa 1 km nach der Vereinigung der
FON
FOP
137
beiden Fontannen 2,7 km s. Wolhusen und 1,7 km nnö.
Doppleschwand in 595 m von links in die Kleine Emme.
Heisst auch Schüpfer Fontanne. Bei Stegplatz über-
brückt.
FONTANNE (KLEINE) (Kt. Luzern, Amt Entle-
buch). Bach ; entspringt nahe dem Napf an der Stächelegg
(IdOO m), fliesst nach NO., nimmt von links den Krau-
chenbach auf, biegt aach 0. ab, erhält eine Reihe von
weitem Neben buchen (deren grösster der vom Menzberg
herabkommende Flühbach ist) und mündet nach 10 km
langem Lauf bei Stegplatz in 605 m von links in die
Grosse Fontanne. Fliegst in en(?em und oft tief zwischen
hohe Felswände eingesenktem Thal. Heisst auch Bomoo-
ser Fontanne.
FONTANNEN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Bomoos u. Schüpfheim). 700-950 m. 16 am rechten Ufer
der Grossen Fontanne zerstreut gelegene Häuser; 3,5 km
nw. der Station Schüpfheim der Linie Bern-Luzern. Tele-
§hon. Eigener Schulkreis. 78 kathol. Ew. Kirchgemeinde
thüpfheim. Wiesenbau. Sägen.
FONTANNEN (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Wol-
husen). 620 m. 22 am linken Ufer der Kleinen Fontanne
zerstreut gelegene Häuser ; 4,5 km sw. der Station Wol-
husen der Linie Bern-Luzern. 127 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Doppleschwand. Ackerbau und Viehzucht. Holz-
flösserei. Wirtshaus. Schöne Aussicht auf Menzberg und
den Napf.
FONTANNEN (Kt. Obwalden, Gem. Giswil). Alp-
weide mit Hätten in 1684 m, im obern Abschnitt des Ma-
rienthaies, in dem einer der Quellarme der Kleinen Emme
entspringt ; am SW.-Hang des Giswilerstocks.
FONTANNEY (Kt. Waadt, Bez. u. Gem. Aigle). 540 m.
Weiler, in geschützter und malerischer Lage, über der
Strasse Aigle-Les Ormonts und 2,3 km ö. über der Station
Aigle der Simplonbahn. Postbureau ; Postwagen Aigle-Le
i^pey-Chäteau d'CEx-Saanen. 14 Häuser, 76 reform. Ew.
Weinbau. Herstellung von Bienenkörben.
FONTANNEY (CA8CADE8 DE) (Kt. Waadt, Bez.
und Gem. Aigle). 560-440 m. Beizende Fälle, zwischen
Aigle und dem Weiler Fontanney. läncs der Strasse nach
den Ormonts. Das Sammelgebiet der 70 m über Fontanney
entspringenden Wasser liegt in den Wäldern auf der
Hochfläche von Leysin und am SO.-Hang der Tours d'Ai
überhaupt (nicht aber, wie oft behauptet wird, im Lac d'Ai
selbst). Dunkle Kalke des untern Lias. Die (Quellen zum
Teil für die Trinkwasserversorgung von Aigle gefasst.
Prachtvoll kaltes Wasser.
FONTANOL (Kt. Graubünden, Bez. Moesa, Kreis Ca-
lanca, Gem. Busen). 750 m. Gruppe von 9 Häusern, nahe
dem rechten Ufer der Calancasca, 700 m s. Busen und 12
km nö. der Station Castione der Gotthardbahn. 44 kathol.
Ew. italienischer Zunge. Kapelle. Landwirtschaft. Periodi-
sche Auswanderung.
FONTANOUX (EN) (Kt. Freiburff, Bez. Greierz,Gem.
Ilcharlens). 725 m. Gruppe von 8 Häusern ; 1,3 km so.
Echarlens und 3,5 km nö. der Station Bulle der Linie Bo-
mont-BuUe. 38 kalhol. Ew Futter- u. Karlofl'elbau. Vieh-
zucht. Strohflechterei.
FONTANY (D£fIL£ DE) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 870460 m. Kleine Schlucht, längs welcher die
Strasse Vemayaz-Salvan ansteigt und die von einem klei-
nen Bach durchflössen wird ; unterhalb Salvan. Schiefer-
brnche, von den Bewohnern von Salvan abgebaut. Die
Schlucht in eine zwischen zwei Verzweigungen des kry-
stallinen Massives der Aiguilles Bouges eingeklemmte
spitze Karbonmulde eingeschnitten. Am SO.-Hang mäch-
tige Bänke von Karbonnageliluh, am NW.-Hang Wechsel-
lagerung von Karbonnageliluh und -schiefern. Nahe der
Strasse nach Salvan hat man in verschiedenen Höhen
versucht, den durch Thonschiefer stark verunreinigten An-
thrazit abzubauen.
FONTAUNA (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
2400-2198 m. Oberer Abschnitt des Val Suläanna ; beginnt
an der Vereinigung des von N. kommenden Sertigthnl-
chens und des von S. kommenden Val del TschüveT und
steigt auf eine Länse von 3 km von SW.-NO. ab. Im N.
vom Knhalphorn überragt.
FONTENAI8 (Kt. Bern, Amtebez. Pruntrut). 465 m.
Gem. und Pfarrdorf, nur 1,2 km s. Pruntrut u. gleichsam
ein Vorort dieser Stadt ; in reizender kleiner Klus, die
von dem der Allaine von links zufliessenden Bac Avoine
entwässert wird. Postbureau, Telephon ; Postwagen Prunt-
rut-Fonlenals-Villars. Gemeinde, mit dem Dorf Villars
und einigen vereinzelten Bauernhöfen : 182 Häuser, 1248
Ew., wovon 1102 Katholiken und 121 Reformierte; Dorf:
131 Häuser, 940 Ew. Uhrenfabrik. Ackerbau, Käserei. Die
obern Jurakalke werden abgebaut und als gute Bausteine
verwendet. Vollständige Hochdruckwassenersorgung mit
Hydranten. Elektrisches Licht. Benannt nach den zahl-
reichen mitten im Dorf und in dessen Umgebungen ent-
springenden Quellen, deren eine noch drei öffentliche
Brunnen in Pruntrut speist. Erscheint in den Urkunden
seit 1148 als Fonteneis; 1179: Fontenel ; 1332: Fonthe-
nay; 1389: Fontenoiz. Während des 30jährigen Krieges
zu wiederholten Malen geplündert und in Asche gelegt.
Das vom Arzt Faber erbaute Schloss mit zwei Erklürm-
chen stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mitten
im alten Friedhof die zu Beginn des 18. Jahrhunderts
erbaute Pfarrkirche zu St. Peter und Paul. Die, Kirch-
f gemeinde umfasst die beiden Dörfer Fontenais und Vil-
ars.
FONTENELLE (Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem.
Bagnes). 1040 m. Weiler, auf einem Felsbuckel am Hang
von MMi^re, über dem Dorf Meiere und über dem rech-
ten Ufer der Dranse ; rings von fetten- Wiesen u. schönen
Gärten umgeben, in einer der sonnigsten Lagen des Val
de Bagnes ; 1 km n. Le Chäble. 15 Häuser, 102 kalhol. Ew.
Heisst wohl auch unrichtig Fontanelle und hat seinen
Namen von einer Beihe von ergibigen Quellen, die w. vom
Weiler entspringen und nichts anderes sein sollen, als
das wieder zu Tage tretende Wasser eines 500 m höher
oben auf den Maiensässen von Creux (1 km n. Verbier) in
einem Trichter verschwindenden Baches.
FONTENETTE8 DE880U8 u. DE88U8 (LE8)
(Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle, Gem. La Br^vine). 1211 u.
1245 m. Drei Bauernhöfe, 5 km sw. La Br^vine. 22 reform.
Ew. Schöne Sennberge; Viehzucht.
FONTNA8, FONTNAU8 oder FUNTNA8 (Kt.
St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem. Wartau). 545 m. Dorf,
in schöner bergumrahmter Landschaft; 2,5 km nw. der
Station Trühbach der Linie Borschach-Sargans. 23 Häu-
ser, 126 reform. Ew. Kirchgemeinde Gretschins. Acker-
bau und Viehzucht. Stickerei und Weberei. Kapelle des
h. Erasmus. Dorf und Kapelle am 7. Oktober 1816 durch
Feuer zerstört, seither aber wieder aufgebaut. Die Burg
Fontnas liegt schon längst in Trümmern.
FOOALP (OBER u. UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans, Gem. Mels). 1800-2000 m. Grosse Alpweide mit
2 Hütten, im obern Weisstannenthal, am Fooalpbach, 17
km sw. über Mels. Wird vom Weg über den Foopass
(Mels-Elm) durchschnitten.
FOOALPBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2190-
1300 m. Bach, einer der Quellarme der Seez ; entspringt
selbst wieder mit mehreren Quellen am N.-Hang der
Sardonagruppe, fliesst in tiefem Tobel längs dem O.-Rand
der Unter und Ober Fooalp und vereinigt sich pach 5,5
km langem Lauf b'M der Alp Uqler Siez mit dem von Ober
Siez kommenden Bach zu der das Weisstannenthal ent-
FOOPA88 (kt. Glarus und St. Gallen). 2229 m Pass-
übergang, zwischen Baminstock (2445 m) und Foöstöckli
(2536 m), n. vom Gebirgsstock der Sardona. Verbindet
Elm durch das Weisstannenthal mit Mels. Von Elm aus
steigt ein guter Fussweg sanft über Haminalp zur Pass-
höhe an, um dann steiler zur Ober Fooalp und in n. Bich-
tung zur Unter Siezalp abzusteigen und der Seez bis
Weisstannen zu folgen, von wo ein guter Fahrweg von 11
km Lange nach Mels bei Sargans führt. Elm-Passhöhe
3 '/„ Passhöhe- Weisstannen 2 Vt Stunden.
F008T0CK und FOÖSTÖCKLI (Kt. Glarus und
St. Gallen). 2610 und 2536 m. Zwei Gipfel, zwischen Foo-
pass und Biesetenpass, in der vom Saurenstock nach W.
auszwcigenden Kette. Beide miteinander durch einen
kurzen Grat verbunden. Wie in dieser Gegend öberdll er-
scheint auch an der Basis dieser beiden Gipfel eocäner
Flysch mit Bänken von Nummulitenkalk, auf die eine,
hier steil zum Weisstannenthal abbrechende Kappe aus
Verrucano überschoben ist.
FOPPA- Bomanischer Ortsname Graubündens ; vom
latein. fovea = Grube, Wanne.
438
FOP
FOR
FOPPA (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis Oberhalb-
stein, Gem. Salux). 2015 m. Alpweide mit Gruppe von 18
Hütten, am O.-Hang des Piz Curvdr, in einem linksseiti-
gen Nebenarm zum Thal der Julia und 5 km sw. über
Salux.
FOPPA od. GRUOB (Kt. Graubünden, Bez. Glenner).
Gebiet des heutigen Verwaltunffskreises Ilanz. Einstiges
Hochgericht Banz und Gruob, das iBich bis Waltensburg
erstreckte und die heutigen Kreise Banz und Buis um-
fasste. H%ute wird unter dem Namen Foppa oder Gruob
meist nur noch die Landschaft um Banz verstanden.
Foppa, Gruob = Grube, weil die G^end hier ringsum
abgeschlossen und gleichsam in die Gebirge eingesenkt
erscheint.
FOPPA (Kt. Graubitnden, Bez. Im Boden, Kreis Trins,
Gem. Flims). 1440 m. Alpweide mit Gruppe von etwa 15
Hütten und Stadeln, am Sw.-Fuss des Flimser Steins und
2 km nw. Flims.
FOPPA (Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem. Leontica). 1515
m. Alpweide mit Gruppe von 14 im Frühjahr und Herbst
bezogene^ Hütten, am SO.-Hang des Pizzo Molare und
2,5 km nw. über Leontica. Butter und Käse.
FOPPA (ALPE) (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Bi-
vera). 1200-1650 m. Alpweide mit Gruppe von 6 Hütten u.
Stadeln, im kleinen Val Luna, am NO. - Hang des Monte
Tamaro und 3 Stunden über der Station Bivera-Bironico
der Gotthardbahn. Butter und Käse.
FOPPA8TEIN (Kt. Graubünden, Bez. Im Boden).
1135 m. Sw. Felsecke des Calanda, 2 km nnö. über Ta-
mins und am Weg über den Kunkelspass.
FOPPERHORN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
2715 m. Gipfel, Vorberg des Mazzerspitz, 1 km n. über
Juf, dem obersten "Weiler im Avers.
FOPPIANA (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Locamo,
Gem. Vogorno). 1220-1760 m. Alpweide mit Gruppe von
10 Hütten, am W.-Han^ des Sassarien te und 2,5 km so.
über Vogorno. Wird mit 20 Kühen u. 60 Ziegen bezogen.
Butter und Käse. Während der letztvergangenen Jahre
sind hier bemerkenswerte Aufforstungen vorgenommen
worden.
FORA (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 3370 m.
Einer der Hauptgipfel im w. Abschnitt des Berninamas-
sives ; schöne dreieckige Eispyramide : am W.-Hang der
Fedozgletscher und am NO. -Hang der Fexgletscher.
Fällt nach S. mit senkrechter Felswand zum italieni«-
schen Val Malenco ab. Mit dem Piz Fora verknüpft sich
die kurze Kette des Piz Güz, die das Val Fedoz vom Val
Fex trennt.
FORAL (Kt. Graubünden, Bez. Plessur, Gem. Chur).
667 m. Gruppe von 4 Häusern, am Fuss des Pizokelbergs
und -walds, 2 km sw. vom Bahnhof Chur. 47 reform. Ew.
Etwas weiter n. Erziehunj^sanstalt Foral für arme Kinder
in eigenem, schmuckem Gebäude, mit 40 Zöglingen (meist
Waisen).
FORAZ (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3094 m.
Verwitterter Felsgipfel mit zahlreichen Bunsen, in der
das Ofenpassthal vom Scarlthal ti*ennenden Kette des Piz
Tavrü. Fällt nach allen Seiten in steilen Felswänden ab
und ist ringsum in mächtige Schutthalden eingehüllt, die
als wahre Trümmerströme zu Thal steigen. Vom Piz
Foraz strahlen drei Thäler aus : Val Foraz (Nebenarm des
Scarlthales), Val Nüglia plebenarm des Ofenpassthaies)
und Val Plavna (Nebenarm des Unter Engadin).
FORAZ (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Rechts-
seitiger Nebenarm zum Scarlthal, en^ und fast der ganzen
Länffe nach schluchtartig eingeschnitten. Vereinigt sich
bei der Alp Minger Dadora (1715 m) mit dem Val Minger,
das 2.5 km unterhalb des Dorfes Scarl ins Scarlthal aus-
mündet.
FORBE8 (AIGUILLE) (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
3483 m. Spitze, n. Vorberg der Aiguille du Chardonnet, in
der Saleinazgruppe (Mont Blanc Massiv) ; zwischen Fend-
tre du Tour und Aiguille du Chardonnet und über der
Vereinigung der Gletscher von Saleinaz und Le Tour. Be-
steigung entweder von der Saleinazhülte des S. A. C. aus
in 3 Vi Stunden, oder von der Ornyhütte aus über Col du
Tour und Glacier du Tour in 4 Vt Stunden. Benannt nach
dem berühmten englischen Naturforscher James David
Forbes, dem ersten wissenschaftlichen Erforscher dieser
Gebirgsregionen.
FORBI8CH (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Albala).
3258 m. Einer der stolzesten und mächtigsten Gipfel in
der Gruppe des Piz Platta und zugleich Hauptgipfel des
grossartigen Felskammes zwischen Val da Faller und Val
Öurtins, über dem W.-Hang des Oberhalbstein. FäUt mit
mächtigen Felswänden zu den beiden erstgenannten lliä-
lern, namentlich zum Val Curtins (einem der beiden
obern Arme des Val Nandro) ab. Der Gipfel durch eine
schmale Scharte (ca. 3070 m) in zwei Spitzen gespalten,
was ihm von Weitem das Aussehen einer Gabel (Foiv
bisch) gibt.
FORCARELLA D'ALBEGLIAu. FORCARELLA
Di LAGO (Kt. Tessin, Bez. Blenio und Biviera). Zwei
selten begangene Passübergänge, mit schlechten und stei-
nigen Fusswegen. Der erste (2114 m) fuhrt hoch oben am
linksseitigen Hang des 3 km oberhalb Biasca ins Val Ble-
nio ausmündenden Val Pontirone über einen nach N.
vorspringenden Felssporn von Alpweide zu Alpweide. Der
andere (2265 m) verbindet das Val Pontirone nach W. di-
rekt mit dem Tessinthal und Biasca. indem er den S.-
Fuss des Pizzo Mottone und einen kleinen See umgeht.
Der Aufstieg zur Forcarella di Lago vom Val Pontirone
her geht über breite Basenhän^e und ist nicht beschwer-
lich, während der sehr steile Anstieg nach Biasca durch
die hier zahlreichen Felsbänder zu lästigen und immer
noch gefährlichen Umwegen zwingt.
FORCELETTE (LE) (Kt. Graubänden, Bez. Maloja).
2546 m. Verwitterte Scharte, in dem vom Piz CacciabeJla
(2973 m) nach W. auszweigenden und über Bondo endi-
genden Kamm ; 5 km ö. über Bondo und 3 km s. über
Vico Soprano.
FORCELLA (Kt. Tessin und Wallis). 2851 m. Gega-
belte Spitze, im W.-Abschnltt des Gotthardmassives, un-
mittelbar w. über dem Gerenpass (2702 m), der vom obern
Bedrettothal ins Gerenthal (Nebenarm des obern Rhone-
thals) hinüberfuhrt ; 3 km nö. vom Nufenenpass (2440 m).
Wie alle Gipfel dieses Teiles des Gotthardmassives wenig
bekannt und nur selten besucht.
FORCELLA ^VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
2406-1090 m. Kleines rechtsseitiges Nebenthal zum Ber-
Sell : steigt zwischen Pizzo Campo im W. und dem Stock
es Pizzo Lizzone im NO. auf eine Länge von 3 km nach
SO. ab und mündet bei Botticcio auf das Bergeil aus.
FORCELLINA (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhem
und Maloja). 2673 m. Passübergan^, seit einigen Jahren
stark begangen ; 2 km w. vom Septimer, den er mit dem
Avers verbindet. Von dem 6 km oberhalb Cresta im Avers
gelegenen Juf aus steigt der Weff zuerst langsam an,
um dann bis unter die Fuorcla di Valletta steiler zu
werden und endlich in neuerdings sanfter Steigung die
Passhöhe zu gewinnen, von wo der Abstieg zum Septi-
mer ein leichter ist. Cresta-Septimer 3 Vs Stunden. Die
Mehrzahl der Touristen geht vom Septimer aus über die
Fuorcla di Lunghino noch bis Maloja. Einer der schöns-
ten Uebergänge in den Alpen Graubündens, für den
Geologen und Botaniker gleich reich an Interesse.
FORCELLINA (PIZZO DELLA) (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein und Maloja). 3023 m. Schöne Gipfelpy-
ramide, i km s. über dem Passübergang der Forcelhna
und von deren Passhöhe aus leicht zu besteigen. An sei-
nem O.-Hang beginnt das Val Turba, nach dem er auch
wohl Pizzo Turba heisst.
FORCH (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Käsnacht u.
Bez. Uster, Gem. Maur). 690 m. Bergübergang über den
breiten Bücken des Zürichbergs, von den Strassen Zü-
rich-Egg und Küsnacht-Maur überschritten und sehr
stark begangen. Auf der Passhöhe ein alter Gasthof mit
Gruppe von 8 weitern Häusern. 51 reform Ew. Post-
ablage, Telephon. Postwagen Zürich-Egg.
FORCHAUX (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Trey-
vaux). 756 m. Gruppe von 6 Häusern, 2 km nw. Treyvaux
und 13 km s. Freiburg. 58 kathol. Ew. Futter- und Kar-
totTelbau, Viehzucht, Strohüechterei.
FORCHETTA D'AVRONA (Kt. Wallis, Bez. Brig).
Passübergang. S. den Art. Furggenbaumpäss.
FORCHEX (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. OUon).
745 m. Weiler, über dem rechten Ufer der Gryonne und
etwas unter der Strasse Ollon-Huömoz-Ch^si^res, ge^n-
über dem Eingang zur Salzmine Le Bouillet (Sahnen
von Bex). 14 Häuser, 52 reform. Ew. Kirchgemeinde Hu^
FOR
FOR
139
moz. Landwirtschaft. Trias (Gips) und Lias. Gleiche Ety-
mologie wie FuRKA. S. diesen Art.
FORCHIR (LA) (Kt. Wallis, Bez. Mar-
tinach, Gem. Riddes). Flecken. S. Four-
tHY (La).
FORCHY (Kt. Waadt, Bez. Aubonne,
Gem. MoUens). 730 m. Gruppe von 14 Häu-
sern, 8w. vor MollenSf an der Strasse
Biere-Montricher. 70 reforra. Ew.
FORCLAZ (LA) (Kt. Waadt, ßez.Aigle,
Gem. Ormont Dessous). 1260 m. Kleines
Dorf, über dem linken Ufer der Grande
£au und am N.-Fuss des Chamossaire ; 2,4
km 8Ö. über Le S^pey und mit diesem
durch einen schlechten Weg verbunden ;
4,4 km w. über Vers TEglise, dem Siede-
lungsmiltelpunkt der Gemeinde Ormont
Dessus. Das|Dorf wird in Bälde mit den
übrigen Ortschaften des Thaies durch eine
Strasse verbunden sein, die von derjenigen
nach Ormonl Dessus bei Le Rosex abzwei-
gen und die Grande Eau bei La Gal^saz
überschreiten wird. Postablage. 24 Häu-
ser, 108 reform. Ew. Gasthaus. Das Dorf
besteht (aus Holzhäusern, unter denen sich einige in
architektonischer Beziehung höchst bemerkenswerte
Hauten befinden. Prof. Ernst Gladbach {Der Schweizer
Uolzstyl. 3. Aufi. Zürich 1897. 4») beschreibt das hier
stehende, 1671 erbaute Haus von Jean Tille als eines der
reinsten Beispiele des Berner Stiles vom 17. Jahrhun-
dert in Wort und Bild auf das (jenaueste. Dieser Berner
Oberländerstil *war in dem damals unter Berner Ober-
hoheit stehenden Thal der Ormonts weit verbreitet. Ei-
gentum der Bewohner von La Forclaz ist die weite Alp-
begangen, die meist von der Ramberthütte aus über die
Frete de Sailles in 1 Vs Stunden zur Passhöhe aufsteigen,
La Forclas mit den Tours d'AI.
weide von Perche, auf die sie im August ihr Vieh treiben.
Gleiche Etymologie wie Furka. S. diesen Art.
FORCLAZ (LA) (Kt. Wallis, Bez. Herens, C^em. £vo-
lenej. 1748 m. Weiler, auf einer Terrasse ö. über dem
Dorf Les Haud^res und dem Eingang in die Combe de
Ferpecle und zwischen den beiden Wildbächen der
Hocnthälchen von Brdonna und Zatö. 12 Häuser. 76 ka-
thol. Ew. Kapelle. Schöne Aussicht. ^Z« Stunden über Les
Haud^res.
FORCLAZ (COL DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Con-
they). 2561 m. Passübergang, zwischen Tdte aux Veillon
{3SSö m ; Gruppe des Grand Muveran) und Dent de
Chamosenze (2i27 m ; ö. Vorberg des Grand Muveran).
Verbindet das Thal der Lizerne über den Vallon de Derbon
mit dem Vallon de Chamosenze. Wird besonders von
Gemsjägern und hier und da auch von einigen Touristen
Passhöhe des Gol de la Forclaz (über Martinach), von Westen.
um von da in weiteren 1 Vi Stunden den Lac de Derbo-
rence zu erreichen.
FORCLAZ (COL DE LA) (Kl. Wallis, Bez. Marti-
nach). 1523 m. Passübergang mit Fahrstrasse, zwischen
Moni Arpille und Pointe Ronde (Vorberg der Trient-
gruppe); verbindet Martinach über Trient und Töte
Noire mit Le Chätelard, wo die Strasse in die französi-
sche Route Le Chätelard-Argentiere-Chamonix übergeht.
Im Sommer von zahlreichen Touristen begangen, die
sich von Martinach nach Chamoniz oder umgekehrt be-
feben. Bahnhof Martinach-Passhöhe
Stunden, Passhöhe-Dorf Trient (wo
von der grossen Strasse nach Le Chä-
telard der Weg über den Col de Balme
abzweigt) Vi Stunde. Auf der Pass-
höhe selbst und etwas unterhalb dieser
(auf der Seite gegen Trient) je ein
Gasthaus. Sommerfrische. Postablage,
Telegraph. Baraken für die Aufsta-
pelung des einst am Trient^letscher
ffebrochenen Eises, das auf gutem
We^ (heute reizender Spazierweg) in
kleinen von Maultieren gezogenen Wa-
gen vom Gletscher 5 km weit bis zur
Passhöhe transportiert wurde. Heute
hat diese Eisgewinnung wie auch die
am Saleinazgletscher auf||[ehört. Von
der wenig über der Passhohef gelege-
nen Hochlläche aus prachtvolle Aus-
sicht auf die Grup{>e der Aiguilles du
Tour und den Glacier des urands ei-
nerseits, das Rhonethal, Bietschhorn
und Balmhom andererseits. Der Pass
früher etwa auch Col du Trient ge-
heissen, welcher Name heute einem
andern Uebergang beigelegt wird. Den
Fahrpostdienst zwischen Martinach u.
Chamonix über den Col de la Forclaz
besorgt eine schweizerisch-französi-
sche Gesellschaft. Pass und Thal bis
Martinach Combe in eine Juramulde eingeschnitten, die
zwischen die krystallinen Massive des Mont Blanc und
Mont Arpille eingekeilt ist.
FORCLAZ (DENT DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Con-
they). So heisst zuweilen auch die Dent de Chamosenze.
S. diesen Art.
FORCLAZ (GLACIER DE LA) (Kt. Wallis, Bez.
Conthey). Miniaturgletscher, am SW.-Hang der Töte aux
Veillon (Walliser Flanke des Grand Muveran, Waadtlän-
der Hochalpen). Sein S.-Rand lehnt sich an den Col de
la Forclaz an; der Gletscherbach bildet kurz nach sei-
nem Austritt den ganz kleinen Lac de la Forclaz
(2500 m).
FORCLAZ (RUI88EAU DE LA) (Kl. Waadt, Bez.
Aigle, Gem. Ormont Dessous). Bach ; entspringt in den
Waldungen von Coussy in etwa 1500 m, wird wahr-
140
FOR
FOR
scheinlich von einem unterirdisch abfliessenden Teil der
Wasser des Lac de Ghavonnes gespiesen; durchfliesst
das Dorf La Forclaz und mündet oberhalb des von der
Burgruine Aigremont beherrschten Engpasses in 960 m
von links in die Grande Eau. Ein Teil der Quellen von
Coussy ist gefasst und versorgt die Gasthöfe von Feydey
(Leysin) mit Trinkwasser.
FORCLETTA (PAS DE) (Kt. Wallis, Bez. Siders).
2886 m. Passübergang, zwischen Boc de Budri (3080 m)
und dem höchsten Punkt des Grates von La Barneuza
(3047 m)^ in der Kette zwischen Eifisch- und Turtman-
thal. Leicht und angenehm zu begehen. Aussicht trotz
ihrer räumlichen Beschränktheit sehr schön.
FORCOLA (PA880 DELLA) (Kt. Graubänden,
Bez. Moesa). 2217 m. Passübergang, hinten über dem Val
Forcola, s. unter dem Pizzo della Forcola. Verbindet So-
azza (615 m) im Misox mit Chiavenna (332 m) in 7 Stun-
den. Trotz der starken Höhendifferenzen wird der Pass
als kürzester Weg zwischen dem zentralen Misox und
Chiavenna schon seit langer Zeit häufig begangen.
FORCOLA (PIZZO DELLA) (Kt. Graubnnden, Bez.
Moesa). 2590 m. Gipfel, in der Grenzkette zwischen dem
i launischen Val San Giacomo und dem schweizerischen
Misox, hinten über dem Val Forcola und unmittelbar n.
über dem Passo della Forcola, von dessen Scheitel aus
er leicht bestiegen werden kann.
FORCOLA (VAL) (Kt. Gnmbünden. Bez. Moesa).
Linksseitiges Nebenthal zum Misox; steigt nach NW.
und W. ab, bildet im untern Abschnitt eine enge Wald-
schlucht und mündet 1 km s. Soazza aus. 7 km lang.
Bis zur Alpe de Corneja (1820 m) hinauf bewaldet, dann
mit magern Alpweiden bestanden und mit Trümmern
von Sturzschutt überführt. Die das Thal umrahmenden
Gipfel bleiben alle unter 3000 m und sind nur wenig be-
kannt ; ihr höchster ist der Pizzn Pombi mit 2971 m.
FORCOLACCIA (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). Ca.
2550 m. Einschartung, zwischen Wandfluhhom (2860 m)
und Hirelihom (2781 m), hinten über dem Val Calneggia
(einem Seitenthal des Val Bavona). Verbindet Bignasco
im Val Maggia mit Andermatten im Val Formazza in sie-
ben Stunden und wird nur etwa von Jägern begangen.
Pfadlos.
FORCORELLA (PIANO DELLA) (Kt. Tessin,
Bez. Lugano). 1504 m. Kleine Senke in der Grenzkette
gegen Italien, die vom Monte Boglia (bei Lugano) nach
NO. gegen den Passo di San Lucio zieht; hinten über
dem Val Colla, 2 km von dem in derselben Kette stehen-
den Monte Torrione (1810 m) und 13 km nö. Lugano.
FORCORELLA (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Bellin-
zona). 1690 m. Gipfel, über den Monti de Carasso, 3V,
Stunden w. über Bellinzona ; zwischen Val Sementina
und Val Gorduno. Schöne Aussicht auf die Landschaft
um Bellinzona, den Langensee, einen Teil des Luganer-
sees undauf die Mesolcina. Gneis und Glimmerschiefer.
FOREL (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 473 m. Gem. und
Dorf, am rechten Ufer des Neuenburgersees, 5 km nö.
der Station Estavayer der Linie Frei bürg- Yverdon. Tele-
phon. Gemeinde, mit Aux Planches : 37 Häuser, 183 ka-
thol. Ew.; Dorf: 28 Häuser, 140 Ew. Kirchgemeinde
Estavayer le Lac. Getreide-, Tabak- und Kartoffelbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Kapelle zu St. Gorgon.
Ehemalige HerrschaCl, zuletzt Eigentum der aus Forcl
stammenden Freiburger Patrizierfamilie Griset Pfahlbau
aus der Steinzeit, mit sehr merkwürdigen Funden.
FOREL (Kt. Waadt, Bez. Lavaux). 680-800 m. Ge-
meinde mit zerstreuten Siedelungen, auf einem grossen
Plateau des südlichen Jorat, das den obern Abschnitt des
Bezirkes Lavaux, d. h. die Gemeinden Forel, Savigny und
Puidoux umfasst. Gemeinde Forel wird von den Strassen-
Zügen Lausanne-Oron, Cully-Grandvaux-PaMzieux und
Vevey-Moudon durchzogen. Telephon; Postwagen Lau-
sanne-Belmont-Forel (Comes de Cferf) und nach Chexbres.
Gemeinde teilt sich in 4 Abschnitte : Les Comes de Cerf,
Le Grenet» Le Planoz und Le Pont de Pierre. Zusammen :
183 Häuser, 1053 reform. Ew. Kirchgemeinde Savigny.
Grösste Häusergruppen der Weiler Les Comes de Cerf,
wo auch eine Kircne steht. Die Gemeinde grenzt im N.
an das Bois du Grand Jorat, einen der höchst gelegenen
Teile des Jorat, und begreift im S. einen Teil des Mont
Ck>urze und der Torfmoore von Gourze in sich. Wiesen,
Aecker, Wald. Im 12. und 13. Jahrhundert gehörten die
Ländereien von Forel den Herren von Palezieux, nach
deren finanziellem Zusammenbruch sie um 1296 an Lud-
wig von Savoyen, Herrn der Waadt, übergingen, um von
diesem nach einer das Land bös verwüstenden Fehde mit
dem Bistum Lausanne schon im Jahr 1300 an dessen Bi-
schof Guillaume de Champvent verkauft zu werden. Zu-
sammen mit den übrigen Gemeinden des Kreises Cally
bis 1824 der grossen ehemaligen Gemeinde Villette xoge-
teilt.
FOREL (Kt. Waadt, Bez. Lavaux, Gem. Forel). 723 m.
Gruppe von 3 Häusern, 1 km sw. Les Comes de Cerf und
200 m seitlich der Strasse Cully-Grandvaux-Pal^zieux.
Postablage. 19 reform. Ew. Landwirtschaft Säge.
FOREL (Kt. Waadt, Bez. Moudon). Gem., am W.-
Hang des Thaies der Brove, im n. Jorat. Umfasst zwei
Weiler und einige Bauernhöfe, die alle nahe der Strasse
Yvonand-Lucens stehen : Forel Dessous (674 m) 2,5 km
nw. der Station Lucensder Linie Lausanne-Payeme-Lyss :
10 Häuser, 76 reform. Ew. und Forel Dessus (698 m),
400 m nw. von jenem. Gemeinde als Ganzes: 30 Häuser,
195 reform. Ew. Kirchgemeinde Courtilles. Landwirt-
schaft. Einst eigene kleine Herrschaft, als Lehen Ludwigs
von Savoyen von Girard de Dizy verwaltet. Unter der Böt-
ner Oberhoheit der Burgvogtei Moudon zugeteilt; zu
Ende des 18. Jahrhunderts Eigentum des Geschlechtes
Bergier.
FOREL (BOI8 DE) (Kt. Waadt, Bez. Orbe). 660-785
m. Wald, am O.-Fuss des Jura, zwischen den Dörfern
Homainmötier und Croy im S. und Bretonni^res im N.
Links über dem Lauf des Nozon und der Bahnlinie Lau-
sanne-Pontarlier. 1,7 km lang und im Mittel 1 km breit.
FORENWALD oder VORENWALD (Kt Lnzern,
Amt Sursee, Gem. Eich). 700 m. Grappe von 4 Häusern,
2 km nw. Eich und 7 km nw. der Station Sempach der
Linie Luzern-Olten. 33 kathol. Ew. Acker- und Obstbau.
Viehzucht.
FORE8TAY (LE> oder LE FLON (Kt. Waadt, Bez.
Lavaux). 657-375 m. Bach; natürlicher Ausfluss des Lac
de Bret. Verlässt den See an seinem O.-Ufer, fliesst zu-
nächst nach N. und dann nach S., geht an Puidoux vor-
bei, bildet vom Weiler Le Genevrez an eine Beihe von
Krümmungen, lässt Chexbres links liegen, durchfliesst
unterhalb der Station Chexbres die Ebene von Le Vemey
und mündet nach 7 km langem Lauf kurz nach dem Dorfe
Hivaz von rechts in den Grenfersee. Heisst im Unterlauf
meist Flon und hat hier so grosses Gefälle, dass er mehr-
mals Wasserfälle bildet. Vor der Benutzung der Wasser
des Lac de Bret für die industriellen Zwecke der Stadt
Lausanne und für die Trinkwasserversorgung von Morges
war der Forestay der einzige Ausfluss des Sees, heute ist
er es nur noch bei sehr hohem Wasserstand desselben.
Mehrere Nebenbäche, so der vom W.-Hang des Mont
P^lerin herabkommende Bach von Puidoux. Säge bei
Puidoux, in Chexbres und Rivaz je eine Mühle.
FOR ET (LA) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Jussy).
503 m. Bauernhof, auf einer Lichtung mitten in grossem
Eichenwald, nahe der Grenze gegen Frankreich, 11 km
onö. Genf und 2,6 km von der Station Jussy der elektri-
schen Strassenbahn Genf-Jussy. Während die s. Hälfte
des Waldes ebenfalls den Namen La Foröt trägt, heisst
die n. Hälfte Les Grands Bois. Gesamtfläche des Waldes
ca. 575 ha.
FORtr (LA) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem.
Fully). Dorf. S. den Art. Fory.
FORtr (A LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Bex).
513 m. Weiler, im Kreis Fenalet, zwischen der Gryönne
und dem Avancen, nahe der Strasse Bex-Le Bövieux-Les
Devens, in einem Thälchen n. der Hügel von Montet nnd
3,2 km nö. Bex. 13 Häuser, 60 reform. Ew. Wein- und
Ackerbau
F0R£T (CHALET DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Mon-
they. Gem. Saint Gingolph). 383 m. Wirtshaus, auf einer
klemen Halbinsel im Genfersee, 600 m w. der Eisenbahn-
und Dampfschifi'station Le Bouveret und 3 km ö. des
Dorfes Samt Gingolph und der Grenze gegen Frankreich.
So benannt nach dem darüber stehenden prachtvollen
Kastanienwald. Sehr beliebtes Ausflugsziel. Hier vtrird in
Bälde ein grosser Gasthof erbaut werden.
FOR&T NOIRE (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz).
FOR
FOR
Ui
85O-1420 m. Grosser und schöner Wald, über dem rechten
Ufer der Saane vom Durchbruch bei LaTinebis zum Tor
rent bei Lessoc ziehend. 3,5 km lang und im Maximum-
1 km breit. Deckt den ganzen W.- und N.-Hang des Mont
Culand und zerfallt in die drei Abschnitte Gresally, Cam-
bille und For^t Noire im engeren Sinn.
FORGE (LA^ (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle, Gem.
La Chaux du Milieu). 1070 m. Gruppe von 8 Häusern,
500 m^nö. La Chaux du Milieu, an der Strasse La Br^-
vine-Le Locle und 5,5 km sw. vom Bahnhof Le Locle.
57 reform. Ew. Viehzucht. Uhrenindustrie. Fabriken für
Handwerkszeug, Ketten und Uhrenschnecken.
FORGE8 D'UNDERVELIER (LE8) (Kt. Bern,
Amtsbez. Münster, Gem. Undervelier). Giesserei. S. den
Art. Underveljer (Forces d').
I^'ORIBACH (Kt. Obwalden, Gem. Kerns und Samen).
S. den Art. Voribach.
FORIMANGUEIRE8 (Kt. Freiburg, Bez. Saane,
Gem. Lossy-Formangueires). 585 m. Gruppe von 7 Häu-
sern, am rechten Ufer der Sonnaz, 1 km so. Lossy und
2 km nö. der Station Belfaux der Linie Freiburg- Yverdon.
59 kathol. Ew. Kirchgemeinde Belfaux. Getreide- und
Kartoflelbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
FORMAZZOLO (MONTE DI) (Kt. Tessin, Bez.
Valle Maggia). 2395 m. Felsspitze, etwas ö. vor der die
Landesgrenze gegen Italien bildenden Kette des Basodino,
hinten über dem Val Calnegffia, einem Nebenarm des
Yal Bavona. 5,5 km ssö. vom Basodino.
FORMAZZORA (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem.
Bedretto). 1620-2400 m. Alpweide mit 5 Hätten, im Val
Bedretto, am Fusswe^ über den San Giacomo Pass und
4 Stunden aber Airolo. Eigentum der Gemeinden Faido
und Mairengo. Wird mit 150 Kuben und 120 Ziegen be-
zogen. Pro Jahr werden hier im Durchschnitt 64 Meter-
zentner Fettkäse hergestellt.
FORMAZZORA (PA880> (Kt. Tessin, Bez. Valle
Maggia). Zwei einander benachoarte und parallel verlau-
fende Passäbergänße, als w. und ö. Formazzorapass von
einander unterschieden und 2900, bezw. 2800 m hoch.
Jener zwischen Marchhorn und Pizzo di Formazzora, die-
ser zwischen Pizzo di Formazzora und Poncione Gran-
dinagia. Beide verbinden San Carlo im Val Maggia mit
AlKAcqua im Val Bedretto in je 5-6 Stunden. Hier und da
von den Einheimischen und den wenigen Touristen be-
gangen, die sich in die vom Fremdenstrom vernachlässigte
Gruppe des Basodino verirren.
FORMAZZORA (PIZZO DI) (Kt. Tessin, Bez. Valle
Maggia). 2923 m. Gipfel, in der die Landesgrenze gegen
Italien bildenden Kette des Basodino, zwi-
schen den beiden Pässen von Formazzora,
von wo aus er in wenigen Minuten zu-
gänglich ist. Besteiffung erfordert von San
Carlo im Mafigiathal oder von Air Acqua
im Bedrettotnal aus je etwa 4 Stunden.
FORMIGHERA (Kt. Tessin, Bez. Lo-
camo, Gem. Gerra). 773 m. Gruppe von 10
Häusern, am rechten Ufer der Verzasca, an
der Strasse Brione-Frwco und 4jD0 m *s.
Gerra. Im Frühjahr und Herbst je 42 Ew.
Viehzucht. Auswanderung nach Californien.
FORNACE (Kt. Tessin, Bez. Lugano,
Gem. Noranco). 322 m. Zieffelei und Back-
steinfabrik, im Pian Scairok), 300 m ö. No-
ranco und 3 km sw. vom Bahnhof Lugano.
Telephon. 4 Häuser. Je nach der Jahreszeit
30-180 kathol. Arbeiter. Kirchgemeinde San
Pietro Pambio. Grosse Lehmgruben.
FORNACI (Kt. Tessin, Bez. Lugano,
Gem. Caslano). 275 m. Kalkbrüche und
Kalkbrennereien, am Luganersee, am N.-
Fuss des Sassalto, 200 m s. Caslano. Für die
Herstellung von gebranntem Kalk vorzüglich
geeigneter Stein. Die Kalköfen früher weit
bedeutender.
FORNACI (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio,
Gem. Balema). 274 m. Ziegelei, Backstein-
fabrik und grosse Lehmgruben, 500 m nw.
der Station Baierna der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Golthardbahn. 10 Häuser, 100 kathol. Ew., wovon 60
Arbeiter.
FORNALE (BOCCHETTA DEL) (Kt. Tessin, Bez.
Locamo). 2020 m. Passübergang, auf der Landesgrenze
gegen Italien, zwischen Monte Gridone im 0. und den
Rocce del Gridone im W. ; verbindet Palagnedra im Cen-
tovalli mit Cavaglio im italienischen Val Cannobina.
FORNASETTE (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem.
Monteggio). 297 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Landes-
grenze geffen Italien, an der Strasse Ponte Tresa-Luino,
2 km w. oer Station Cremenaga der Linie Ponte Tresa-
Luino und 1,5 km sw. Montecgio. 26 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Sessa. Ziegelei. Zollamt.
FORNfe (Kt. Tessin, Bez« Lugano, Gem. Sigirino).
904 m. Alpweide mit Gruppe von 25 im Frühjahr und
Herbst bezogenen Hütten, im Val Buja (einem kleinen
Nebenarm der Valle Cusello), 1 km w. Sigirino und zwei
Stunden nw. der Station Taverne der Linie Bellinzona-
Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Butter und Käse.
FORNEI (BOCCA DI) (Kt. Graubünden u. Tessin).
2879 m. Einschartung, zwischen Cima Fornei und Piz
Cassimoi, in der Adulasruppe ; verbindet das Val Carasina
mit dem Thal des Valser Rhein. Schmal und vereist,
wenig begangen.
FORNEI (CIMA)(Kt. Tessin, Bez. Blenio). 3056 m.
Gipfel, in der Adulagruppe ; in der vom Rheinwaldhorn
nach N. auszweigenden kette und 4 km von ihm entfernt,
n. vom Piz Jut (3128 m) und s. vom Piz Cassimoi (3126 m),
von welchem ihn die Bocca di Fornei trennt.
FORNEI (GHIACCIAJO DI) (Kt. Tessin, Bez. Ble-
nio). 2810-2520 m. Kleiner Gletscher, sw. der Cima For^
nei und der Bocca di Fornei und w. vom Piz Jut. Sendet
seine Schmelzwasser zum Wildbach des Val Carasina,
der bei Olivone in den Brenno mün4et.
FORNET DE880U8 (Kt. Bern, AmUbez. Münster,
Gem. Chätelat). 981 m. Gruppe von 8 Häusern, 1 km ö.
Fornet Dessus, an der Strasse Bellelay-La Joux. 51 reform.
Ew. Viehzucht, Käserei.
FORNET DESSUS (Kt. Bern, Amtsbez. Münster,
Gem. La Joux). 977 m. Weiler, an der Strasse Bellelay-
La Joux-Saulcy-Glovelier, 2 km ö. La Joux und 2 km n.
Bellelay. Postablage, Telephon ; Postwaffen Glovelier^Bel-
lelay. 24 Häuser, 148 kathol. Ew. Ackerbau u. Viehzucht.
FORNO, FORCELLA (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 3087 m. Hoher Gletscherpass, s. vom Monte del Forno
und über der Fornohütte, auf der Landesgrenze gegen
Italien ; führt nach 0. ins italienische Val Malenco. Wird
des bequemeren benachbarten Passo del Muretto wegen
nur selten begangen.
iga
FORNO (GHIACCIAJO DEL) (Kt. Graubünden,
Zunge des Fornogletschers, von Norden.
Bez. Maloja). 3300-2050 m. Grosster Gletscher im Gebirgs-
stock Albigna-Monte della Disgrazia (w. Abschnitt des Ber-
ninamassives), zugleich grosster Gletscher Graubündens
442
FOR
FOR
überhaupt. 8 km lang, Zunge 600-800 m breit; sanft und i ra. Einer der höchsten Gipfel des Kantons Tessin^ im Ge-
gleichmassig geneigt, wenig zerklüftet und leicht zu be- I birgsstock des Pizzo Campo Tencia, von diesem nach 0,
Monte del Forno, vom Cavlocciosee aas.
gehen. Ringsum steht ein grossartiger Kranz von Eis-
spitzen : Piz Bacone (3249 m), Cima di Cantone (3360 m),
Cima di Castello (3400 m), Pizzi Torrone (3270, 3194 und
3333 m), Monte Sissone (3554 m), Cima di Ros8o(337i m)
und Monte del Forno (3219 m). Vom Maloja (1817 m) aus
durch Val Muretto und über den Cavlocciosee in etwas
mehr als einer Stunde leicht zu erreichen. Bis zur Forno-
hütte 1 Vt Stunden.
FORNO (MONTE DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 3219 m. Gipfel, im Berninamassiv, ö. über dem
Fornogletscher und in der kurzen Kette zwischen diesem
und dem Passo del Muretto, s. vom Pizzo dei Rossi und
auf der Landesgrenze gegen Italien. 7-8 Stunden so. über
r^dsflccis
FORNO (PIANO) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2140
m. Gipfel, bis zu oberst mit Wald bestanden, der Haupt-
kette rechts über der Leventina vorgelagert, über dem
FornohQtte u. oberster Foroogletscher, von Norden
Dorf Personico und zwischen dem Val Marcri und Val
d'Ambra. 6 km w. über Biasca.
FORNO (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). 2909
zwischen Val Piumogna und Val Chironico
vorgeschoben; 8-9 Stunden wnw. über dem
Dorf Chironico. Beide Gehänge wenig steil,
aber von 2200 m an aufwärts felsig und z.
T. mit Schutthalden bedeckt. Selten bestie-
gen.
FORNOHÜTTE (Kt. Graubünden, Bez.
Maloja). 2561 m. Schutzhütte, von einigen
Freunden des Hochgebirges 1889 erbaut; sw.
unter dem Monte del Forno und über dem
Fornogletscher. Ausgangspunkt für eine
grosse Anzahl von herrlichen Hochgebirgs-
touren.
FORNY (Kt. Wallis, Bez. Entremont,
Gem. Liddes). 1200 m. Gruppe von 6 Häu-
sern, am linken Ufer der Dranse d'Entre-
mont, am Fuss des Waldes von Montatuay a.
2,5 km nw. Liddes. 23 kathol. Ew.
FORNY8 (LE8 GR08 und I.E8 PE-
TiT8) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Charmey). 900-1000 m. Schöne Alpweide mit
5 Hütten, im Thal der Jaun und am Eingang
eines kleinen Seitenthaies, das im NW. von
den Dents Vertes und im SO. von den Vanels
de Raveyres überragt ist; 3,5 km so. Char-
mey (Galmis). Schöne Quellen, zusammen
mit denen von Bonne Fontaine für die
Wasserversorgung der Stadt Bulle ange-
kauft.
FOROGLiO (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem. Ca-
vergno). 674 m. Gruppe von 10 im Frühjahr und Herbst
bezogenen Hütten, im Val Bavona und am Eingang ins
Val Calneggia, 5 km nw. Cavergiio. Ausgezeichnete But-
ter. Schöner Wasserfall. Von hier aus fuhren durch das
Val Calneffgia die Forcolaccia (2525 m) und der Passo di
Cazzola (2413 m) ins italienische Formazzathal hinüber.
FORON (LE) (Kt. Genf). Bach ; entspringt am N.-
Hang der Voirons (Hoch Savoyen) in etwa 850 m, nimmt
von links eine Heihe von ebenfalls an den Voirons ent-
springenden Nebenbächen auf und mündet nach ^ km
langem Lauf in 395 m von rechts in die Arve. Fliesst im
oberen und mittleren Abschnitt seines Laufes auf eine
Länge von 16 km auf französischem Boden und bildet
dann mit seinem rechten Ufer während der übrigen 7 km
die Landesgrenze gegen Frankreich. 13 Brücken, wovon
5 auf die Strecke längs der Grenze entfallen. Eine Eisen-
bahnbrücke.
FORREN (Kt. Appenzell L H., Gem.
Schwendi). 820 m. Sennberge und 13 zer-
streut gelegene Häuser, über dem linken
Ufer der Sitter, 1 km so. vom Flecken
Appenzell und 2,5 km nnw. der Kirche
Schwendi. 98 kathol. Ew. Vieh-, beson-
ders Schweinezucht: Handel mit Käl-
bern. Stickerei. Torr- und Sandgruben.
Die Forren sind Gemeindegut, von wel-
chem jeder Grundeigentümer des Fle-
ckens Appenzell und Umgebung, dessen
Vermögen die Summe von 2100 Franken
übersteigt, ein Stück Kulturland zum
eigenen Anbau beanspruchen kann. Die
armem Bürger haben den gleichen An-
spruch auf das Hied bei Appenzell. S.
(Ten Art. Hied.
FORRENBERG (Kt. Zürich, Bez.
Winterthur, Gem. Seuzach). 470 m . Gruppe
von 5 Häusern, am N. -Hang des Lindbei^
und 1,5 km sw. der Station Seuzach der
Linie Winterthur - Etzwilen - Singen. 22
reform. Ew.
FORRENMOOS (Kt. Zürich, Bez.
Horgen, Gem. Hinel). 690 m. Gruppe von
7 Hausern, 2 km nö. der Station Sihlj
bruggder Linie Zürich-Thalwil-Zug u. 1,5
km nnw. der Kirche Hirzel. 28 ref. Ew.
FORRY (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Freiburg).
Weiler. Auf der Siegfried karte fälschlich so geheissen. ö.
den Art. ToRRY.
FOR
FOR
143
FOR8CHEI.I.A (Kt. Graubdnden, Bez. Albula). 2258
m. N.-EDde der Kette des Piz Scalotta und der vom Stal-
lerberg bis Mühlen reichenden Monti dils Laiets, ö. vom
Piz Platta.
FORST und FOR8T8EELI (Kt. Appenzell I. R.,
Gem. Röti). 1273 und 1204 m. Einige Alphütten u. kleiner
See, am O.-Hang des Fähnerenspitz, im Schartwald, 8 km
so. über Appenzell. Quellsee des Freienbacherbaches.
FORST (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Thun-
stetten). 520 m. Dorf, 2 km s. der Station Büzberg der
Linie Bem-Olten und 1,2 km sw. der Kirche Thunstetten.
49 Häuser, 310 reform. Ew. Landwirtschaft. Käserei.
FORST (DER) (Kt. Bern, Amtsbez. Bern u. Launen).
Eine der ^rössten Waldungen des schweizerischen BTittel-
landes ; nimmt den zentralen Teil des von den Thälem
der Aare, Saane und Sense umgrenzten Plateaus ein. Die
rund 1200 ha des Forstes im engeren Sinne verteilen sich
auf die Gebiete der Gemeinden Neuenegg, Mühleberg,
Bümpliz und Köniz. Der Boden des Waldes ist leicht
gewellt,
seine Höhe
schwankt
zwischen
580 und 660
m. Einige
Thalgraben
durchfur-
chen die
randlichen
Partien. Eis-
zeitlicher
Rhonefflet-
scherscnutt
bedeckt die
Molasse an
sehr vielen
Stellen. Ne-
ben der Rot-
tanne bildet
auch die
Buche an-
sehnliche
Bestände.
Dieser
Wald ist
eine alte
Staatsdo-
mäne der
Stadt Bern
gewesen. In
der Hand-
veste von
1218 erteilt
Friedrich
IL den Bur-
Rem Berns das Nutzungsrecht im Forstwald, der auf
Reichsboden lag. 1310 erwarb die Stadt die |i^nze Land-
schaft im Winkel der drei Flü^e zugleich mit dem Forst
und 1339 behauptete sie diese Erwerbung in der Schlacht
von Laupen, die aber nicht am. westlichen Saum des Fors-
tes, wo jetzt das Denkmal steht, sondern noch näher ge-
f^en Laupen hin, bei Widen, zur entscheidenden Entwick-
ung kam. 1803 ^in^ der Wald nach längeren Verhand-
lungen in den Besitz der bemischen Burserschafl über.
Noch heule bildet er den Hauptbestandteil der bürgerli-
chen Forsten.
FOR8T (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 655 m. Gem. und
Weiler, am W.-Hangder Höhen zwischen Aare- u. Gurbe-
thal, an der Strasse Thierachem- Watten wil und 1,5 km
8ö. der Station Watten wil der Gürbethalbahn (Bem-Wat-
tenwil-Thun). Telephon. Gemeinde, mit Breiten : 49 Häu-
ser, 297 reform. Ew. ; Weiler: 9 Häuser, 09 Ew. Kirchge-
meinde Amsoldingen. Landwirtschaft. Schöne Aussicht
auf Stockhom kette und Gürbethal. Nahe dem Weiler zwei
Brücken über die Gürbe.
FOR8T (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal, Gem.
Altstätten). 490 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer mit
ßiten Reben und Obstbäumen bestandenen sonnigen
öhe, 400 m s. Altstatten und 1,8 km w. der Station Alt-
stätten der Linie Rorschach-Sargans. 56 reform. u. kathol.
Wasserfall b«i Foroglio.
Ew. Wiesen-, Wein- und Obstbau, Viehzucht. Stickerei.
Vor Kurzem restaurierte Kapelle. Schöne Aussicht ins
Rheinthal.
FOR8T (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.Grabs).
630 m. 20 am O.-Hang des Grabserbergs zerstreut gele-
gene Häuser, 1 km w. Grabs und 4,5 km nw. der Station
Buchs der Linie Rorschach - Sargans. 104 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
FOR8T (HINTER) (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rhein-
thal, Gem. Altstätten und Eichberg). Gemeindefraktion.
S. den Art. Hinterforst.
FORST (OBER u. UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Rhein-
felden). 280-340 m. Grosser Wald, am linken Ufer des
Rhein, zwischen diesem und der Bahnlinie Brugg- Basel,
3 km nö. Möhlin. 850 ha.
FORSTBACH (Kt. Obwalden). Kleiner Bach; ent-
springt auf der Schwänder Allmend in 1730 m, nimmt von
links den Steinibach auf und mündet nach 5 km langem
Lauf in der Richtung SO. 1,5 km sw. Ober Wilen in 472
m in den Sarnersee.
FORSTBERG (Kt. und Bez. Schwyz). 2219 m. Schö-
ner Gipfel, im Bergstock des Drusbergs und 1,5 km wsw.
von diesem, hinten über dem Thal der Stillen Waag und
4 km nö. über dem Dorf Muotathal. Fällt nach allen Sei-
ten, besonders aber nach S. zum Muotathal steil ab. An
seinen Hängen wechseln Fels- u. Rasenbänder u. Schutt-
halden miteinander ab.
FORSTEGG (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberff, Gem.
Sennwald). 445 m. Gruppe von 5 Häusern, am N.-Fuss
des Hügels, auf dem das Schloss Forstegg steht, an der
Strasse Salez- Sennwald und 1 km nw. der Station Salez
der Linie Rorschach-Sargans. Telephon. 37 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Armenhaus. Heilbad.
FORSTEGG (SCHLOSS) (Kt. St. Gallen, Bez. Wer-
denberg, Gem. Sennwald). 473 m. Burgruine, auf einer
Anhöhe 700 m nw. der Station Salez der Linie Rorschach-
Sargans. Von Heinrich von Sax zum Schutz gegen die
Ueberfälle Hu|fos II. von Montfort 1206 erbaut, später Ei-
gentum der Ritter von Hohensax. dann der hier residie-
renden zürcherischen Landvöffte aer Herrschaft Hohensax.
Kam 1803 an den Staat St. Gallen, der das Schloss 1817 an
einen Privatmann verkaufte.
FORSTEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Schän-
nis). 438 m. Gruppe von 7 Häusern , an der Strasse
Schännis - Kaltbrunn und 3,5 km n. der Station Schännis
der Linie Rapperswil - Wesen - Sarsans. 42 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Maseltrangen. Ackeroau und Viehzucht.
FORSTHAUS SIHLWALD (Kt. Zürich, Bez. und
Gem. Horgen). Häusergruppe. S. den Art. Sihlwaj^d.
FORSTSEELI (Kt. Appenzell I. R., Gem. Rüti). Klei-
ner See. S. den Art. Forst (Kt. Appenzell).
FORT (BEAU) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3054 m.
Gipfel, sw. Vorberg aer Grande Aiguille des Maisons Blan-
ches, in der Gruppe des Grand Combin, zwischen den
Thälem von Bagnes und Entremont. Felsspom ohne be-
sonderes Interesse, von dem 3 Stunden uoer Bourg St.
Pierre ffelegenen ehemaligen Schutzhaus La Grande
Penna oder Les Maisons Blanches aus in einer Stunde zu
erreichen.
FORT (COL DU MONT) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3026 m. Passübergang, zwischen Mont Fort und
Petit Mont Fort : übereister plateauförmiger Einschnitt.
Fionnav im Val ae Bagnes-Passhöhe 5 Stunden, Passhöhe-
Val de Nendaz-Sitten 5 Stunden. Wenig begangen, da die
Touristen den leichter zu traversierenden benachbarten
Col de Louvie vorziehen.
FORT (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Ck)nthey u. Entre-
mont). 3330 m. Gipfel, in der Kette des Mont Pleureur,
zwiscnen den Thälem von Ba^es, Nendaz und Hör^-
mence ; steigt als kühne Pyramide zwischen Bagnes und
dem Val de Cleuson auf und sendet drei Gräte aus : einen
SO.-Grat, der den Petit Mont Fort (2938 m) trägt und am
Col de Louvie endigt ; einen NNW.-Grat, der den Bec des
Etagnes (3211 m) trägt und dessen Ende, die Crdte de
TAi^etta, das Val de Cleuson vom Val de Tortin trennt ;
einen SW.-Grat. der sich bald in zwei Arme teilt, dessen
einer den Bec d'Aget (2983 m), Bec des Roxes (32^ m) u.
Bec Termin (3052 m) und dessen anderer die Monts de
Sion (3047 und 2940 m), den Col de la Chaux und den
Mont GeU oder die Becca de la Grande Joum^ (3028 m)
144
FOR
FOÜ
irdft. Zwei von diesem letzteren auszweigende, znr Dent
de Nendnz und zum Mont Chemin ziehende kleine Ketten
rechnet man nicht mehr zum Gebircsstock des Mont Fort.
Von Fionnay aus in 4, vom Col du Mont Fort aus in V4
Stunden ziemlich leicht zugänglich. Prachtvolle Aussicht,
besonders auf die Gruppe des Grand Combin. Der zentrale
Gipfel besteht aus drei einzelnen Spitzen, die durch kurze
Eiskämme mit einander verbunden sind.
FORT (PETIT MONT) (Kt. Wallis, Bez. Conthey u.
Eutremont). 2938 m. Gipfel, so. Vorberg des Mont Fort
und von diesem durch den Col du Mont Fort geschieden ;
vom Col de Louvie aus in ^/^ Stunden leicht zu ersteigen.
Gipfel besteht aus zwei deutlich von einander getrennten
Spitzen.
FORT (PRAZ DE) (Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem.
Orsietes). Weiler. S. den Art. Praz de Fort.
FORTERE88E (LA) (Kt. Wallis, Bez. Monthey und
St. Maurice). 3116 m. Gipfel, eine der Spitien der Dent du
Midi, zwischen dem Val d'lUiez und dem Thal des Trient ;
von der Cime de TEst durch den Col de ia Cime de l'Est
getrennt und mit der Cath^drale üt>er die Aiguille Delez
durch einen schwierig zu begehenden Grat verbunden.
Zum erstenmal 1870 durch £. Javelle, den bekannten
Schi) derer der Hochgebirgswelt der Alpen, und Oberhau-
ser bestiegen. Die Haute Cime und Forteresse sind die
zwei am wenigsten schwierig zu erkletternden Spitzen
der Gruppe der Dent du Midi. Von Salanfe aus, wo ge-
wöhnlich Nachtquartier genommen wird, in 5 Stunden
zu erreichen.
FORTEZZA (Kt. Graubänden, Bez. Maloja). 3365 m.
Eis- und Felsgrat, über den Eismassen des Vadret de Pers
und dem obern Abschnitt des Morteratschgletschers und
zwischen diesen beiden. Steigt über der isla Persa terras-
senförmig nach S. bis zur Fuorcia Bellavista an. Ueber
die Fortezza führt einer der begangensten Touristen wege
von der Bovalhütte und dem Diavolezzapass Aach dem Piz
licrnina und seinen ö. Nachbarn, der Crast'Agüzza, dem
Piz Zupo, der Bellavista und dem Piz Palü.
FORTINO (Kt. Graubünden, Bez. Bernina, Kreis und
Gem. Puschlav). 970 m. Burgruine, über dem rechten
Ufer des Puschlaversees, an der Strasse i^uschlav-Tirano
und 5 km so. Puschlav.
FORTUNE (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Gläne , Gem.
Chavannes sous Orsonnens). 692 m. Weiler, 1 km sw.
Chavannes sous Orsonnens und 1,5 km ö. der Station Vil-
laz-St. Pierre der Linie Freiburg-Lausanne. 12 Häuser, 60
kathol. Ew. Kirchgemeinde Orsonnens. Getreide- u. Kar-
toflelbau. Viehzucht u. Milchwirtschaft.
FORTUNE (A LA) (Kt. Freiburg, Bez. Gläne, Gem.
Villariaz). Häusergruppe, vor dem SO.-Ende des Dorfes
V1LI.ARIAZ. S. diesen Art.
FORTUNEI (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Leventina,
Gem. Airolo). 2050-2900 m. Eine der höchstgelegenen Alp-
weiden des lUntons Tessin, ö. über der Gotthardstrasse
und 1-2 Stunden nö. über dem Gasthaus Prosa auf der
Passhöhe. Wird mit 60 Kühen und 30 Ziegen bezogen.
Ausgezeichneter Fettkäse.
FORTUNO (Kt. Wallis, Bez. Harens, Gem. Ayent).
1025 m. Weiler, n. Fortsetzung des Dorfes Saint Romain,
der grössten Siedelung der Gemeinde Ayent. 16 zu beiden
Seiten des Weges zum Rawilpass aufgereihte Häuser und
Stadel, 500 m von der Pfarrkirche entfernt. 116 kathol.
Ew.
FORUN (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 3051 m.
Felsgipfel, im Stock des Piz Kesch und 4 km nnw. von
diesem ; zwischen Piz Kcsch und Porchabellagletscher
einerseits und Piz Forun andererseits die Fuorcia d'Alp
Fontana. Der Piz Forun ist der zentrale Stock einer klei-
nen Gebirgsgruppe, die zwischen Val Tuors im W. und
Val Fontana im 0. aufsteigt und im N. durch die breite
Senke der Lais da Raveis-ch begrenzt wird. Von der am
Rand des Porchabellagletschers stehenden Keschhütte des
S. A. C. aus in einer Stunde leicht zu erreichen.
FORT oder LA F0R£T (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. FuUy). 475 m. Dorf, den grössten Teil des Jahres
unbewohnt, am Fuss des grossen und schönen Weinbau-
bezirkes von Les Claires oder La Combe d'Enfer, 4(X) m
w. vom Dorf Fully (Vers r£glise). Besteht aus etwa 50 Heb-
häuschen und Weinpressen, Eigentum der Bewohner des
Bezirkes Entremont, denen der grösste Teil dieser Wein-
I berge gehört. Wenn zur Fastnacht und zur Zeit der Wein-
lese die Besitzer hierher kommen und dann jedes Häus-
chen mehrere Haushaltungen zugleich beherbergt, entfaltet
sich in diesem sonst so stillen Winkel ein fröhliches und
reges Leben.
F08AN0 (Kt. Tessin, Bez. Locamo, Gem. Vira-Gam-
barogno). 350 m. Weiler, 800 m s. Vira und 3 km sv9. der
Station Ma^adino der Zufahrtslinie Luino-Bellinzona der
Golthardbahn. 19 Häuser, 74 kathol. Ew. Acker- u. Wein-
bau, Vieh- und Seidenraupenzucht.
F08EN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Krummenau). 1090 m. Gruppe von 6 Häusern, in einem
kleinen rechtsseitigen Nebenthal zum Toggenburg, 6 km
ö. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn und
1,5 km nö. Krummenau. 37 reform. Ew. Wiesenbau ond
Viehzucht.
F088 (8UR IL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2325 m.
Tief eingeschniltene Senke, zwischen den Bergstöcken
des Piz Tavrü und Piz Pisoc ; verbindet das Val Plavna
mit dem Val Mingdr und weiterhin mit dem ScarlthaJ.
6 km WSW. über bcarl.
F088ADA (p0880 DI) (Kt. Tessin, Bez. Bellin-
zona). 1200 m. Käsen bestanden er Bücken, zwischen Val
di Fossada und seinem w. Nachbarn, dem Val di Ras-
cada ; 4,5 km ö. über Sanf Antonio. Einige Hütten.
F088ADA (VAL DI) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona).
1800-900. Rechtsseitiges Nebenthal zum Val Morobbia, das
selbst wieder 2 km unterhalb Bellinzona auf das Thal des
Tessin ausmündet. Das Val di Fossada steigt vom Passo
di San Jorio nach SW. ab und vereinigt sich 3,5 km unter-
halb der Passhöhe mit dem Val Morobbia. Hütte in 1461
m. Durch Val Morobbia und Val di Fossada führt der Weg
über den sehr bekannten und stark begangenen Passo di
San Jorio.
F088ARD (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Thönei).
402 m. Weiler, am rechten Ufer des zur Arve gehenden
Foron, 4 km so. Genf und 1 km onö. der Station ViUette
der elektrischen Strassenbahn Genf-Veyrier. Telephon.
14 Häuser, 59 kathol. Ew.
F088ARD <EN) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Pont Ia Ville). 808 m. Gruppe von 3 Häusern; 2,5 km
nnö. Pont Ia Ville und 14,5 km nnö. der Station Bulle der
Linie Bulle-Romont. 19 kathol. Ew. Futterbau und Vieh-
zucht.
F088AUX (LE) (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem.
Vouvry). Wildbach ; entspringt ö. unter dem von Vouyry
nach ChAtcl d'Abondance fuhrenden Pas de Vernaz in 1377
m und mündet nach 6 km langem Lauf nach O. 700 m
nö. Vouvry in 382 m von links in die Rhone. Nimmt die
unterirdisch abfliessenden Wasser des Lac deTaneyaof. Auf
seinem Schuttkegel, rechts vom heutigen Flussbett, steht
das Dorf Vouvry.
FOT (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2595 m. Wenig
bemerkenswerter Gipfel, s. vor dem Piz Mondin, 5 km n.
über Schieins im Unter Engadin und 5-6 Stunden nw.
über Martinsbrück.
FOUQfeRE|FIOUG£REod.FLOGfeRE(LA),auch
EN FIAUG^RE geheissen(Kt.Waadt,Bez.Morges,Gem.
Yens). 639 m. Gruppe von 2 Häusern, nahe dem linken
Ufer des Boiron, der Strasse Saint Prex-Ballens und der
zwischen Yens und Ballens gelegenen Waldungen ; 2,3 km
nw. Yens. 19 reform. Ew. Kirchg^emeinde Saint Livres
und Yens. 200 m sw. davon am Boiron eine Mühle.
FOULAT oder FOULAZ (MONT) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). 3671 m. Eisdom, in der Gruppe des Grand
Combin, zwischen den Thälern von Bagnes u. Entremont.
Wird von den Landleuten im Val d*Entremont auch wohl
Dent du Midi geheissen. Besteijpung ohne grosse Schwie-
rigkeiten, von der Panossicrehütte aus sw. um den Com-
bin de Corbassi^re herum oder über diesen Gipfel selbst
in etwa 4 Stunden zu bewerkstelligen. Der Mont Foulat
auf der Siegfriedkarte irrtümlich Petit Combin geheissen,
welcher Name dem genauer Combin de Boveyre geheis-
senen Gipfel 3649 m zukommt.
FOULAT8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). Gip-
fel. S. den Art. Folläts (Les).
FOULAZ (LA) (Kt. Waadt, Bez. Orbe, Gem. Croy).
Hüusergruppe. S. den Art. Foule (La).
FOULAZ (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). Gip-
fel. S. den Art. Foulat (Mont).
FOÜ
FOÜ
145
FOULE (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Münster).
Schöne kleine Klus, die die Antiklinale zweiter Ordnung
der Verrerie de Moutier durchschneidet; Höhle u. Strom-
quelle, die zur Zeit der Schneeschmelze als starker Wild-
bäch aus den Felsen hervorbricht.
FOULE (LA) (Kt. Neuenbürg, ßez. Boudry, Gem. Gor-
gier). 460 m. Oelmühle und Ofenrabrik, am Bach von
Uiez le Bart, 500 m n. vom Weiler Chez le Bart u. 1 km
ö. der Station Saint Aubin-Gorgier der Linie Neuenburg-
Yverdon. Ehemalige Uanfmühle.
FOULE (LA) (Kt. Neuenburg, Bez. und Gem. Le
Locle). Quartier der Stadt Le Locle. S. diesen Art.
FOULE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Cossonay, Gem. La
Sarraz). 475 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe dem linken
Ufer der Venoge, an der Strasse Lausanne- Orbe u. 500 m
SSW. La Sarraz. 75 reform. Ew.
FOULE oder FOULAZ (LA) (Kt. Waadt, Bez. Orbe,
Gem. Croy^. 617 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten
Ufer des Nozon etwas oberhalb des Wasserfalles Le Dard,
900 m s. der Station Croy der Linie Lausanne-Pontarlier.
20 reform. Ew. Säge, Mühle, Feilenhauerei.
FOULE (VIEILLE) (Kt.Waadt, Bez. u. Gem. Payerne).
Häusergruppe. S. den Art. Vieille Foule.
FOULET8 (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. und Gem. La
Chaux de Fonds). 1022 m. Thälchen mit
einigen Meierhofen,2 km nö. der Halte-
stelle Les £platures der Linie La Chaux
de Fonds-Le Locle und 2,^ km sw. La
Chaux de Fonds. Id Häuser, 75 reform.
Ew. Viehzucht. Argovien-Combe, Fort-
setzung derjenigen .von ^ Entre deux
Monts. Längs des NW. -Randes der
Combe von Les Foulets eine Reihe von
Trichtern femposieux), durch die bei
normalem Wasserstand die z. T. torfi-
gen Wasser des Thälchens ablliessen.
FOULY (LA) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). Maiensässe. S. den Art. Fotly
(U).
FOULY (MONT DE LA) (Kt. Wal-
lis, Bez. Entremout). Gipfel. S. den Art.
FoLLY (Munt de la).
FOUNEX (Kt. Waadt, Bez. Nyon).
400 m. Gem. und Dorf, nahe dem Ufer
des Genfersees und der Strasse Lau-
sanne-Genf, an der Strasse Cöligny-Cop-
pet, 2 km n. Coppet und 6,8 km ssw.
Nyon. Haltestelle der Linie Lausanne-
Genf. Telephon. Gem., mit dem Weiler
Le Chataign^riaz : 76 Häuser, 374 zur
Mehrzahl reform. Ew. ; Dorf: 42 Häu-
ser, 186 Ew. Reformierte Kirchgemeinde
Comrougny. Katholische Kapelle. Acker-
und Weinbau. Das Dorf bis 17Ö8 Teil
der Baronie Coppet. 1224: Fosnai; 1251 : Founai. Unter
der über dem Steilufer des Sees bis zum Dorf hinauf
ziehenden Moräne steht Molasse der aquitanischen Stufe
an.
FOUR (GROTTE OV) (Kt. Neuenburg, Bez. u. Gem.
Boudry). 535 m. Höhle (Mume), unter einer aus Schich-
ten des untern Valangien bestehenden, überhängenden
Felswand, in den Gorges de TAreuse und 30 m über dem
linken Ufer des Flusses; 1,8 km nw. der Station Boudry
der Linie Neuenburg - Lausanne. Vorhistorische Kultus-
und Opferstätte aus gallischer Zeit. Vergl. Desor, Ed. La
caveme ou bäume du Four im Musee Neuchdtc.lois.
1871.
FOUR (PLAN DU> (Kt. Waadt, Bez. Aicle, Gem. 01-
lon). 1600 m. Kleine Alpweidenterrasse mit 4 Hütten, am
^.-Hang der Chaux Ronde oder des Signal de Conche und
am rechtsseitigen Gehänge des Thaies der Gryonne. 1 '/,
Standen nö. über Villars. Abteilung der Alpweiden von
Charmet; wird im Juni und September bezogen.
FOURCHAUX (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary,
Gem. St. Immer). Häusergruppe, mit grossem Bauernhof
und Gasthaus, 8üO m w. St. immer. 17 kathol. Ew. Sehr
bemerkenswert sind die hier am Fuss des Sonnenbergs
unter den Portlandschichten anstehenden Schichten des
Purbeck.
FOURCHE. Ortsname; bezeichnet gewöhnlich einen
Passüberffang oder eine Senke zwischen zwei Gipfeln. S.
den Art. Furka.
FOURCHE {COL DE LA) (Kt. Uri u. Wallis). Ehe-
maliger französischer Name für den Passubergang der
Furka. S. diesen Art.
FOURCHE (COL DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). Ca. 3400 m. Passubergang, zwischen der Petite
Fourche u. der Fourchette, in der Trientgruppe (schwei-
zerischer Abschnitt des Mont Blanc Massives). Zum ersten-
mal 1892 überschritten ; ziemlich schwierig zu begehen,
Saleinazhütte- Passhöhe 5 Stunden und Passhöhe- Fenötre
de Saleinaz eine Stunde.
FOURCHE (LA GRANDE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3610 m. Höchster Gipfel der Trientgruppe im en-
geren Sinne (schweizerischer Abschnitt des Mont Blanc
Massives], auf dem Granitkamm zwischen den Gletschern
von Salemaz u. Le Tour. Bildet einen eigentlichen Berg-
stock, der im SW. von der Fenötre du Tour, im N. vom
Col du Tour und im NO. von der Fenötre de Saleinaz be-
grenzt ist u. mit einer Reihe von Spitzen aufragt : Grande
Fourche (zentraler Hauptgipfel) und Petite Fourche (3507
m), zwischen beiden der Col des Fourches (3434 m); La
Fourchette (ca. 3410 m), von der Petite Fourche durch
den Col de la Petite Fourche (ca. 3400 m) getrennt ; Col
Die Grande Poorche von Stkdwesten.
Blanc (3402 m) und Töte Blanche (3430 m). Der zentrale
Gipfel der Grande Fourche wird häufig bestiegen ; ent-
weder von der Saleinazhütte aus über steile, aber nicht
sehr schwierige Felswände in 3 Stunden, oder von der
Ornyhülte aus über die obern t^'imfelder des Gletschers
von Le Tour in 6'/, Stunden. Zum erstenmal 1878 be-
zwungen. Umfassende Aussicht, besonders schön für die
näher gelegenen Hochgebirgsgebiete. Der Name Fourche
(den Ausdrücken Furka, Forca, Forcola, Forclaz entspre-
chend) wird von den Gebirgsbewohnern zunächst für einen
von zwei Bergspilzen überragten Passübergang gebraucht
und ursprünglich wohl der heute als Fenötre de Saleinaz
bekannten Scharte beigelegt worden sein, worauf er —
ebenfalls einem alten Brauch entsprechend — auch auf
die betreffenden Gipfel selbst übertragen wurde.
FOURCHE (LA PETITE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3507 m. Gipfel, in der Trientgruppe (schweizeri-
scher Abschnitt des Mont Blanc Massives) ; über den Glet-
schern von LeTour, Saleinaz und Trient; von der Grande
Fourche (3610 m; durch den Cal des Fourches (3434 m)
getrennt. Zum erstenmal 1876 bestiegen ; bietet keine be-
sonderen Schwierißkeiten, von der Ornyhütte aus in 3
Stunden und von der Saleinazhütte aus in 4 Stunden zu
erreichen. Wird der Nähe der beiden Hütten und der
grossartigen Nahsicht wegen oft besucht.
FOURCHES (LES) (Kt. Waadt, Bez. Nyon, Gem.
GEOGR. LEX. 54 — II — 10
146
FOU
PRA
GreDs). 480 m. Gruppe von 7 Häusern, mit Möhlc und
Säge, an der zum Genfersee fliessenden Asse, am Weg
Grens-Trölex und 1 km n. Grens. 30 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Gingins.
FOURCHE8 (COL DES) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3434 m. Passübergang, zwischen Grande und
Petite Fourche, in der Trient^ppe (schweizerischer Ab-
schnitt des Mont Blanc Massives). Zum erstenmal 1850
vom englischen Naturforscher Forbes mit zwei Führern
besucht, die aber den Abstieg über den Saleinazgletscher
nicht wagten; erst 18Ö5 unter Ueberwindung namhafter
Schwierigkeiten ganz überschritten. Verbindet den Gla-
cier du Tour mit dem Glacier de Saleinaz.
FOURCHETTE (LA) (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
3410 m. Gipfel, im Gebirgsstock der Grande Fourche,
Trientgruppe (schweizerischer Abschnitt des Moni Blanc
Massives); auf der Siegfriedkarte unbenannt, 1895 von
Besteigem so benannt. Zum erstenmal 1881 besucht.
FOURCHON (COL DU) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). Ca. 2600 m. Scharte, zwischen den verwitterten
Felsmassen des Mont Fourchon und der Aiguille de Le-
sache, auf der Landesgrenze eegen Italien ; verbindet das
schweizerische Val Ferret üoer das Thälchen des Ban
d'Arrey mit der italienischen Alpe d'Ardifarco (im Thal
des Grossen St. Bernhard). Ist im Hochsommer nicht
schwierig zu begehen ; wird von Touristen kaum über-
schritten, während er ein beliebter Uebergang für die
Schmuggler ist. Ferret-Passhöhe 3Vt» Passhöne - Saint
Hemy 2V, Stunden. Benannt nach dem unmittelbar nö.
über ihm aufsteigenden Mont Fourchon.
FOURCHON (MONT)(Kt. Wallis, Bez. Entremont).
2900 m (2903 m auf der italienischen Karte). Gipfel, auf
der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, w. über
dem Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard, zwischen
dem schweizerischen Val Ferret und dem italienischen
Thal des Grossen St. Bernhard und onö. vom Grand
Golliaz. Auf der älteren Ausgabe der Siegfriedkarte
Mont Fourchons geheissen; früher Le Pain de Su-
cre genannt, welche Bezeichnung heute auf eine im
OSO.-Grat des Mont Fourchon stehende und vom Hospiz
auf dem Grossen St. Bernhard aus sehr ^ut sichtbare
Felspyramide beschränkt bleibt. Der schweizerische oder
NW.-Hang des Gipfels heisst bei den Landleuten Les
Vans (auf der älteren Ausgabe der Siegfriedkarte irrtüm-
lich Les Vents d*Aglo geschrieben), unter welcher Bezeich-
nung die französisch sprechenden Gebirgsbewohner immer
solche Felshänge verstehen, an denen magere und den
Wildheuem noch zugängliche Rasenbänder vorhanden
sind. Besteigung des Mont Fourchon sehr leicht, erfor-
dert von der Passhöhe des das Hospiz auf dem Grossen
St. Bernhard mit dem Val Ferret verbindenden Col de
Fendtre aus nur eine halbe Stunde. Prachtvolle Aussicht
auf die Gruppe des Mont Dolent und des Tal^fre. Gleiche
Etymologie wie Fourche. S. diesen Art.
FOURCHY oder FORCHIR (LA) (Kt. Wallis, Bez.
Martinach, Crem. Riddes). 492 m. Aussenquartier des
Hauptdorfes der (jemeinde Riddes, zwischen den Allu-
vionen der Fare und den weiten Sümpfen w. Riddes ge-
legen ; steht an der alten Strasse und war einst die
zentrale Siedelung der Gemeinde Riddes. In La Four^
chy die Pfarrkirche. Römische Münzen und andere
Funde.
FOURQNON (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
Dor^naz). 840 m. Schieferbrüche, am SW.-Hang des
Diabley, am Weg Dor^naz-Alesse und IVt Stunden nw.
Dor^naz. Karbonschichten.
FOURNOUTZ oder FOURNOUT8E (Kt. Wallis,
Bez. Entremont, Gem. Bourg St. Pierre). 2130 m. Som-
merweide mit etwa 10 Hütten, unter der Gr^te du Pei u.
der Becca Colinta, links von der Ausmündung der Combe
des Planards und 4 km «»w. über Bourg St. Pierre.
FOUR8 (AUX) (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem.
Vionnaz). 1185 m. Maiensässe mit etwa 10 zerstreut ge-
legenen Hütten, im oberen Abschnitt des Thaies desAvan-
i^on und über dem rechten Ufer dieses Flusses, am Weg
zum Gol de la Groix; 3,5 km w. Vionnaz und 2 km w.
Revereulaz.
FOUX '(LE8 8EX DU) (Kt. Wallis, Bez. Sitten).
2566 m. Felsmasse, onö. Voroerg des Sanetschhoms oder
Mont Brun, 1 km n. über der Passhöhe des Sanetsch
(La Grande Croix) und unmittelbar über der Walliser
Sanetschalp oder Alpe de S^nin.
FOYRAU8AZ oder FOIRAU8AZ (LA) (Kt. Waadt,
Bez. Echallens, Moudon u. Yverdon). Bach, im n. Jorat;
entspring nö. Fey in 640 m, geht zwischen den Dorfern
Rueyres im W. und Bercher im 0. durch, bildet auf eine
grosse Strecke seines Laufes die Grenze zwischen den
Bezirken £challens, Moudon und Yverdon, flieset im un-
tern Abschnitt durch ein tiefes Waldtobel und mündet
nach 4,5' km langem Lauf in nördl. Richtung unterhalb
Oppens (525 m) von rechts in den Sauteruz (Einzugsgebiet
der Mentue). Treibt eine Mühle.
FRACHE (TORRENT de LA) (Kt. Wallis, Bez.
Monthey). 2900-^60 m. Wildbach ; entspringt dem kleinen
Glacier de Soix und einem am Fuss des Doi^ (einer der
W. -Spitzen der Gruppe der Dent du Midi) j^lefi^nen
Miniatursee, fliesst durch ein rasch fallendes Tobei, bil-
det nahe der Mündung eine Reihe von sehr schönen
Wasserföllen und vereinigt sich nach 3 km langem Lauf
in der Richtung SO.-NW. beinahe gegenüber dem Wild-
bach Chavalet von rechts mit der Vidze.
FRiCSCHELS» französisch Frasses (Kt. Frei bürg.
Bez. See). 455 m. Gem. und schönes Dorf, auf einer An-
höhe am Rand des Grossen Mooses, an der Strasse Aar-
berg-Kerzers (Chietres) und 2,5 km nnö. des Dorfes Ker-
zers. Station der Linie Lausanne-Payeme-Lyss. Postablage,
Telephon. 51 Häuser. 2d5 reform. Ew. Kirchgemeinde
Kerzers. Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und Weinbau.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Hier besass 1228 der
Orden der Deutschritter ein Hospiz u. Ordenshaus. 1228:
Frescin.
FRAG8TEIN(RUINE) (Kt. Graubünden, Bez. Unter-
Landquart, Kreis und C^m. Seewis). 600 m. Burgruine,
in der Klus über dem rechten Ufer der Land^uart, 3 km
so. Malans und 2,5 km sw. Grüsch. Zuerst Eigentum der
Edeln von Aspermont, dann (durch Erbschaft) der Grafen
von To|]^genburg. Die Ueberlieferung erzahlt, dass der
letzte Eigentümer der Burg von einem jungen Landmano,
dessen Braut er verführt hatte, getötet und dass die Burg
bei diesem Anlass vom Volk zerstört worden sei.
FRAID'AIGUE (Kt. Waadt, Bez. Morges, Bez. Saint
Prex). 385 m. Schönes Landgut, am Genfersee und an
der Strasse Lausanne-Genf, 1 km nnö. Saint Prex und
3,5 km sw. Morges. Vom Grafen d'Oyen ums Jahr 1830
erbaute Villa im Stile einer gotischen Kapelle. Am See-
ufer und auf der Uferbank steht Molasse an.
FRAKMÜNT. Ehemaliger Name des Pilatus. S.
diesen Art.
FRAKMÜNT (Kt. Nidwaiden, Gem. Hergiswil).
1309 m. Alpweide mit 4 Hütten, am Fuss des Klimsen-
horns (Pilatus) und an der Quelle des Stein ibaches, 3
Stunden sw. über Hergiswil. Korporationseigentum. Hier
wachsen Alpenrose, Pirola unißora, Veronica niontana
u. a. Arten.
FRAKMÜNT (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach). 1531 m.
Alpweide mit Gruppe von 4 Hütten, am S.-Fuss desTom-.
lishoms (Pilatus) und am Meisibach, 4-5 Stunden nw.
über Alpnachstaad.
FRANC CA8TEL (Kt. Waadt, Bez. Grandson, Gem.
Sainte Groix). 1066 m. Burgruine, beinahe ganz ver-
schwunden; nahe dem Col des ftroits, an der Strasse
von Sainte Groix über Noirvaux ins Val de Travers, 500 m
ö. La Chaux und n. über Sainte Groix. Von Huffues de
Chälons-Arlay, Herrn v. Jougne, zu Beginn des 14. Jahr-
hunderts erbaut und von den Bewohnern von Sainte Croix
unter Beihilfe von Berner Truppen 1536 zerstört. Nach-
grabungen haben einen Teil der Grundmauern biosgelegt,
FRANCHE8 MONTAGNE8 (LES) deutsch Frei-
BFRGEN. Amtsbezirk der Kantons Bern. Haupt-
ort Saignel^gier. 17 politijüche Gemeinden :
Le Bömont, Les Bois, Les Breuleux, La Chaux,
Les En/ers, ßpauvillers, ^piquerez, Gou-
mois, Montfaucon, Montravergier, Muriaux,
Le Noirmont, Peuchapatte, Les Pommerats,
Saignelögier, Saint Brais und Soubey. Sie^
ben ivom Staate anerkannte und zwei
nicht anerkannte katholische Kirchgemeinden. Die Re-
formierten gehören einer Unterabteilung der Kirch-
gemeinde Pruntrut-Freibergen an, deren Pfarrer in
Saignel^gier wohnt. Fläche : 18810 ha. 10511 Ew. in
PR\
PRA
147
1489 Häusern und 2097 Haashaltungen ; 9795 Katholiken ,
705 Refopmierte (zahlreiche Wiedertäufer); 9800 Ew.
französischer^ 572 deutscher und 150 italienischer Zunge.
56 Ew. anf einen km'. Dieser im Berner Jura gelegene
Amtsbezirk grenzt im NW. an Frankreich (Departement du
Doubs), im N. an den Amtsbezirk Pruntrut, im SO. u. S.
an die Amtsbezirke Delsberg, Münster u. Courtelary und an
den Kanton Neuenbur(|; (Bezirk La Ghaux de Fonds). Die
Franches Montagnes bilden eine weite, im Mittel 1000 m
hoch gelegene Hochfläche zwischen dem Sonnenberg im
SO. und dem Doubs im NW. Zum Amtsbezirk gehört
auch noch der grössere Teil des jenseits der tiefen
Schluchten des Doubs geleffenen Glos du Doubs.
Das Gebiet der Francnes Montagnes im engeren Sinne
besteht aus zwei breiten Thalfürchen, oder besser aus
zwei Längssenken, die
oder den Mühlen am Doubs herstellen. Auf dem Plateau
der Franches Montagnes selbst sickert alles Wasser in
den Boden ein, sammelt sich in unterirdischen Rinnen
und fliesst dann zum Doubs, zur Schüss und Sorne ab.
Charakteristisch für die Landschaft sind hier die zahl-
reichen Dolinen (emposieux), d. h. mitten in den Wiesen
und Weiden gelegene und beinahe stets von Tannen um-
rahmte natürliche Abflusstrichter. Das einzige nennens-
werte stehende Gewässer des Amtsbezirkes, der 7,86 ha
Fläche umfassende Weier von La Teure (n. vom Moulin
de ia Gruy^re), liegt in einem z. T. mit Tannenwald be-
standenen Torfmoor, treibt eine Mühle u. Säge u. lässt
sein Wasser dann plötzlich in einer neben der Strasse Tra-
melan - Saignel^er sich öffnenden Doline verschwinden.
Das Plateau der Franches Montagnes liegt zu hoch, um
von SW.-NO. ziehen,
vertorft und an man-
chen Stellen stark
sumpfig sind und kei-
nen oberflächlichen
Wasserlauf aufwei-
sen. Der ersten dieser
Senken folgt ihrer
ganzen Länge nach
die schöne Strasse
von La Ghaux de
Fonds über La Fer-
nere (IWO m), Les
Bois (1087 m), Le
Noirmont (1005 m),
Muriaux (%2 m), Sai-
Siel^er (962 m),
ontfaucon (1006 in)
and Saint Brais (975
m) nach La Roche
(888 m). Im NW. be-
gleiten diese Senke
eine Reihe von bald
bewaldeten, bald fel-
sigen Höhen, die bei
Les Bois 1055 m, n.
Le Noirmont 1084 m,
mit den senkrechten
Felswänden der Som-
mötres (Burgruine
Spi^elberg) 1083 m,
D. Saignel^ier 1073
m und Ö. Saint Brais
1066 m erreichen. Die-
se Kämme, die eine
weite Femsicht auf
die Freigrafschaft u.
auf Jura und Alpen
bieten , fallen steil
zum Doubs ab, längs
welchem sich eine
grosse Anzahl von
sehr schönen und
malerischen Land -
schiftsbildern aufrei-
hen. Eine andere Reihe von Hügeln bejgleitet die Senke
im SO. ; ihre jorrösste Höhe erreichen sie mit 1083 m nö.
Peachapatte. Zwischen diesen Kämmen und dem Son-
nenberg im S. ist die zweite, weniger bedeutende Längs-
farche eingesenkt, deren sw. Abschnitt den Namen La
Chaux d'Abel trägt und der die Strasse von La Fernere
über Les Breuleux (1042 m), La Chaux (1035 m) und Les
Genevez (1028 m) nach Bellelay folgt.
Der einzige Flusslauf des Amtsbezirkes ist der Doubs,
der von Biaufond bis Le Glairbief ganz auf französischem
Boden fliesst, dann in die Schweiz eintritt und den Glos
du Doubs von den Freibergen scheidet. Er nimmt eine
RTosse Anzahl von Bächlein auf, die oft in reizenden Fällen
sich über die steilen Gehänge der Doubschluchten hinunter-
stürzen und stellenweise (so z. B. in den Gorges de Rond
Tiourd) von einem üppigen Pflanzenkleid umgrünt sind.
Diesen Seitentobeln fol^n eine Reihe von äusserst steilen
Fusswegen und selbst einige Strassen, die die Verbindung
der Hochfläche der Freibergen mit den Flussübergängen
Y.Attinger *
Amtsbezirk Freibergen.
dem Anbau einen ergibigen Boden bieten zu können ; der
weitaus grösste Teil dieser Flächen ist mit Tannenwal-
dungen und grossen Sennbergen bestanden, und nur aus-
nahmsweise sieht man hier und da einen Acker oder Gär-
ten. Die einzelnen Sennberge oder Bergweiden, auf denen
stellenweise etwa auch sehr lichte Waldungen von hun-
dertjährigen Tannen stehen, sind immer dfurch Mauern
von lose angehäuften Steinen von einander getrennt. An
sehr geschätzten Lagen geben Getreide, Pflaumen-, Apfel-
und Birnbäume noch zufriedenstellenden Ertrag, die Ge-
müse sind sehr zart und schmackhaft. Zur Sommers-
zeit sind die Tage trocken und heiss, die Nächte dagegen
frisch oder sogar kalt; während des 6-7 Monate andau-
ernden Winters fallt viel Schnee und sinkt die Temperatur
bis zu — 30* C. Nebel sind dagegen selten. Es ist also das
Klima dieser Hochflächen im Ganzen ein durchaus ge-
sundes und für die Entwicklung von klimatischen Kur-
orten günstiges. Einst litt die ganze Landschaft im Som-
mer an Mangel von gutem Trinkwasser; heute versehen
148
FRA
FRA
die läng^ dem Lauf des Doubs aufgereihten Wasser- und
Elektrizitätswerke alle Ortschaften nicht nur mit Licht
und Kraft, sondern auch mit reichlichem und pitem Was-
ser, das von den in halber Höhe an den Gehängen des
Doubsthales sprudelnden Quellen stammt und durch
mächtige Maschinenanlagen in die über den einzelnen
Dörfern gelegenen Reservoire hinaufgehoben wird. Auf
diese Art besitzt jetzt jedes einzelne Dorf der Franches
Montagnes seine eigene Hochdruckwasserversorgung mit
Hydranten und einem alle Häuser versehenden Leitungs-
netz.
Der Boden des Amtsbezirkes verteilt sich auf
Aecker und Gärten 1181 ha
Wiesen und Baumgärten 6991 )>
Sennberge 2394 »
Wälder 5254 »
Unproduktives Land 2990 »
Total 18810 ha
Vom angebauten Boden sind bepflanzt mit
Getreide 853 ha
Hackfrüchte 266 »
Anderen Kulturen 62 »
Total 1181 ha
Die Obstbäume verteilen sich auf eine Fläche von 7783
ha. Im Jahre 1888 zählte man 5853 Apfel-, 3928 Qirn-, 2761
Kirsch-, 5432 Pflaumen-, 478 Nussbaume, 521 Spaliere u.
Zwergobstbäume und 13 Quittenbäume.
Die Haupterwerbsquellen der Bevölkerung sind Vieh-
zucht u. Landwirtschaft. Die Viehstatistik ergibt folgende
Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh . . 6768 6990 7146
Pferde . . . 1680 1438 1896
Schweine . . 1717 2680 2821
Schafe ... 795 774 521
Ziegen ... 454 620 538
Bienenstöcke . 638 970 933
Im Doubs fön^ man ausgezeichnete Lachsforellen. Das
jagdbare Wild nimmt an Zahl sichtlich ab ; Wolf, Bär u.
Luchs sind schon seit langer Zeit verschwunden.
Seit der BetriebseröfTnung der Bahnlinie nach La Chaux
de Fonds hat die Uhrenindustrie einen beträchtlichen Auf-
schwung genommen. Lebhafter Holzhandel ; doch haben
die einst so berühmten Sägen und Mühlen am Doubs seit
dem Bau von Dampfbetrieben ihre frührer so ausgedehnte
Kundschaft verloren. Ueberhaupt wird die vor Kurzem
noch so weltabgeschiedene und einsame Hochfläche von
den am Doubs in Betrieb stehenden Elektrizitätswerken
aus gänzlich um^taltet, und Les Bois, Le Noirmont, Les
Breuleux und Saignel^gier haben sich zu grossen, schönen
und wohlhabenden Dörfern durchaus modernen Charak-
ters entwickelt. In Saignel^er Bezirksspital und Waisen-
haus, beide von Schwestern der Charit^ geleitet; femer
eine Sparkasse, ein eidgenössisches Kontrolamt für Gold-
und Silberwaren und eine Sekundärschule. Sitz der Be-
zirksbehörden und des Bezirksgerichtes ebenfalls in Sai-
gnel^er. Hier auch eine Pferdezuchtgenossenschaft, die
bereits schöne Erfolge erzielt hat.
Dem Verkehr dienen im Amtsbezirk Freibergen die
Strasse La Chaux de Fonds-La Ferri^re-Saignel^ier-Saint
Brais-La Roche (mit Abzweigung nach Pruntrut, Saint
Ursanne und Glovelier), die den Bezirk von SW.-NO.
seiner ganzen Länge nach durchzieht, und die diese Haupt-
ader des Verkehrs kreuzenden Querstrassen Tramelan-
Saignel^ier-Goumois, Tramelan -Les Breuleux- Le Noir-
mont, La Goule-Charmauvillers und Montfaucon-Soubey-
Saint Ursanne. Dank der glücklichen Initiative der
Zollverwaltung hat der Bund an Stelle des das Schweizer
Ufer des Doubs zu einem Teil begleitenden schauderhaf-
ten einstigen Fusspfades während der Jahre 1900-1902
einen g^ten Weg erstellen lassen, der von Clairbief dem
Fluss bis oberhalb des Moulin de la Mort folgt. Ueber den
Doubs führen bei La Goule und bei Goumois zwei Brücken
aus Stein und Eisen. Neben diesen grossen Adern des Ver-
kehrs sind noch die von St. Immer und Courtelary aus auf
die Hochfläche der Franches Montagnes hinaufl'ünrenden
Wege und die zahlreichen malerischen Fusspfade zu nen-
nen, die zum Doubs hinuntersteigen. Ihr nekanntester
führt von Les Bois zum alten Moulin de la Mort, wo er
den Doubs kreuzt, um jenseits entweder zu den £clielles
de la Mort oder zum Refirain weiter zu ziehen. Der Be-
zirkshauptort Saiffnel^ier ist mit La Chaux de. Fonds
durch eme schmalspurige Lokalbahn und mit Glovelier
durch eine normalspurige Bahnlinie verbunden.
Die Franches Montagnes, früher zu einem Teil als Mon-
tagnes des Bois oder Montanes du Faucon bekannt, leiten
ihren Namen von dem Freiheitsbrief her, den Imer von
Ramstein, Bischof von Basel, am 17. November 1384 den
Bewohnern und allen künftigen Ansiedlem der Montagnes
du Faucon ausstellte. Diese für die damalige Zeit ausseror-
dentlich weit gehenden Freiheitsrechte zogen eine grosse
Anzahl von Kolonisten an, die die weitausffedehnten Wal-
dunffen rodeten und sich hier eine feste Heimat schufen.
Im Jahre 1555 schlössen die Freiberse ihrem Oberherm,
dem Bischof, zum Trotz ein Burgrecht mit der Stadt Ba-
sel, das vom Fürstbischof Christoph von Blarer 1585 wie-
der rückgängig gemacht werden konnte. Dank der bestän-
digen Fürsorge der Fürstbischöfe erfreuten sich die
Franches Montagnes stets einer grossen Summe von
Freiheitsrechten, bis sie 1793 gegen den allgemeinen
Willen ihrer ganzen Bevölkerung unter französische Obei^
herrschaft kamen. Das Wappen der Franches Montagnes
ist dasselbe wie das der Herren von Spiegel berg oder
Mireval (yergl. den Art. Muriaux), nämlich ein goldener
Schild mit sechs roten Bergen, je drei zusammen, und
einem silbernen, schwarz umrahmten und aufgestellten
Spiegel.
FRANEX (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 582 m. Gem. und
Dorf, am linken Ufer der Petite Gläne, am S.-Fuss der
die Tour de la Möllere tragenden Felswand und 6 km sw.
der Station Cugy der Linie Freiburg- Yverdon. 19 Häuser,
115 kathol. Ew. Kirchgemeinde Murist. Getreidebau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Mühle und Säge. Kapelle
zum h. Nikolaus, mit den kunstvoll gehauenen Standbil-
dern der 12 Apostel. 1242 : Frasnei.
FRANKRUTI (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Berg). 472 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer mit Obst-
bäumen bestandenen Anhöhe, 700 m nö. Berg und 3 km
sw. der Station Arbon der Linie Rorschach-Romanshom.
24 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FRANQUEMONT (RUINE8 DE) (Kt. Bern,Amt3-
bez. Freibergen, Gem. Goumois). 671 m. Ruine einer einst
weitberühmten Burg, auf einem Felskamm zwischen der
kleinen Hochfläche von Beifond und dem Doubs; 1,3 km
s. Goumois und 4,2 km w. Saignel^er. Die 1305 von
Gauthier de Montfaucon erbaute Burg wurde später Sitz
der Herrschaft Franquemont, eines Lehens der Bischöfe
von Basel, das Goumois, Montbaron, Gourgouton, Vaute-
naivre und Beifond umfasste. Erste Inhaber die Grafen
von Fenis - Neuchätel, dann die Grafen von Mömpelgard
(Montb^liard). Zur Zeit der Burffunderkriege Hess der Bi-
schof von Basel unter Mithilfe der Eidgenossen die Burg
Franquemont belagern und erstürmen, worauf die ganze
Herrschaft unbeschranktes Eigentum des Bigtums ward
und als solches auch im Frieden von Zürich anerkannt
wurde. Infolgedessen musste 1481 der Graf von Mömpel-
gard auf seine sämtlichen Rechte an der Herrschaft ver-
zichten. Das Bistum verlieh diape dann 1537 um die
Summe von 900 Goldgulden an den Gesandten Kaiser
Karls V. bei den Eidgenossen, Nikolaus von Gillev, der
in Anerkennunff seiner guten Dienste vom Kaiser 15ä8 die
Umwandlung der Herrschaft in eine Reichsbaronie er-
langte. Der neue Herr schlug eigene Münze, obwohl ihm
dieses Recht immer strittig gemacht wurde. Sein Wappen
war ein aufrecht stehender, entwurzelter Baum. Als 1594
der Graf von Mömpelgard den verarmten Kindern von
Nikolaus von Gilley die Baronie heimlich wieder abkaufte,
bestritt der Bischof von Basel die Giltigkeit des Kaufes
und strengte einen Rechtsstreit an, der erst 1658 damit
endigte, dass sich die Grafen von Mömpelgard als Vasallen
des Bischofes anerkennen mussten. Während der Dauer
dieser Streitigkeiten wurde in der Herrschaft Franque-
mont ^egen den Willen ihrer Bewohner die Reformation
eingeführt, die dann aber — es sei dies gleich hier be-
merkt — zur Zeit der Eroberung der Frei grafsc halt Bur-
eund durch Ludwig XIV. wieder gänzlich durch den alten
Glauben ersetzt worden ist. Um den fortdauernden Hän-
deln mit seinem Vasallen ein Ende zu machen, Hess der
Bischof die Burg 1677 vollständig zerstören (nachdem
PRA
FRA
149
schon 1636 die Schweden ihr Dach in Feuer hatten auf-
ffehen lassen). Im Vertrag von Versailles zwischen dem
König Ludwig XVI. von Frankreich und dem Bischof von
Basel, Friedrich v. Wangen, trat dieser 1780 den ganzen
links des Doubs gelegenen Abschnitt der einstigen Herr-
schaft Franquemont an Frankreich ab, während das
rechtsufrige Gebiet dem Bistum verblieb und später an
den Kanton Bern überging. Vom mächtigen Burgturm
stehen heute nur Qoch einige wenige, von grünem Pflan-
zenwuchs umsponnene Mauerreste« die bei den Land-
leuten der Gegend sehr wohl bekannt sind. Franquemont
z= Franche Mont, nach den Franches Montagnes so be-
nannt. Vergl. Trouillat, G., et L. Vautrey. Monuments de
Ihist, de Vancien eveche de Bdle. Vol. II. Porrentruy,
\S5Q. — Plantet, A., et Jeanney. Essai sur les monnaies
du comte de Bourgogne. Lons le Saunier, 1855. — Almor
n(ich histor. de Besangon et de la Franche ComtS pour
Vannee il85. Besangon 1785. — Rott, Ed. Histoire de la
representation dipioniat, de la France auprks des cant.
suisses. Vol. I. Bern 1900.
FRANZI (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem. Geren-
tino). 870 m. Weiler, am Eingang ins Val Campo, am lin-
ken Ufer der Rovana und 800 m s. der Kirche von Geren-
tino. Die starke, Auswanderung der Bewohner nach Au-
stralien 1865-70 hat den Weiler entvölkert; seine Häuser
zerfallen, und in den sechs noch benutzbaren Ställen
werden heute blos noch einige wenige Kühe und Ziegen
gehalten.
FRA8CO (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 873 m. Gem. u.
Pfarrdorf, zu beiden Seiten der Verzasca, am Eingang ins
Val d'Efra und 24 km n. Locarno. Postablage; Postwagen
Locarno - SoDogno. Gemeinde, mit Cantone und Gortas-
ciolo: 91 Häuser. 345 kathol. Ew. ; Dorf: 54 Häuser, 209
Ew. Weinbaa, Viehzucht. Starke Auswanderung nach
Califomien. Frasco hat noch einige alte Häuser ohne Ka-
min ; der Feaerherd liegt mitten in der Küche, die zu-
gleich auch als Ess- und Schlafzimmer und als Hühnerhof
dient. Die 18G8 abgetragene Kirche barg Wandmalereien.
Schöner ^Vasserfall.
FRA8INONE (Kt. Wallis, Bez. Brig). Italienischer
Name für den Alpiengletscher- und -pass. S. diesen
Art.
FRA8NACHT (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Arbon).
419 m. Gemeindeabteilung und Dorf, 500 m vom Boden-
see and 3 km so. der Station Egnach der Linie Rorschach-
Romanshom. Postablage, (i^meindefraktion, mit Feilen,
Kratzern, Speiserlehn, Stachen und Steineloh : 109 Häu-
ser, 652 zur Mehrzahl reform. Ew. ; Dorf: 32 Häuser, 173
Ew. Wiesen-, Obst- u. Gemüsebau, Viehzucht u. Milchwirt-
schaft. Bad. Stein mit römischer Inschrift, wahrschein-
lich aus Arbor Felix (Arbon) stammend.
FRA88E, FRA88ERAN,FRA8-
818, FRACHY, FRACHAY8 etc.
Ortsnamen ; in den Waadtländer, Frei-
burger und Savoyer Alpen häußg an-
zatreffen; von den alten Ausdrücken
frasse. fraisse, fralche, fr^he für neu-
französisch frdnA = Esche (Fraxinus).
Diese alten Wortformen in einiffen
Teilen Frankreichs heute noch allge-
mein gebräuchlich.
FRA88e (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Gryon). 1300, 1477 und 1500 m.
Zerstreut gelegene Hütten, Vi Stunde
nö. über Gryon, nahe dem von Gryon
längs dem linken Ufer der Grvonne
xom Col de la Croix führenden Weg.
FRA88E (LA) (Kt. Waadt, Bez.
Pays d'Enhaut, Gem. Chäteau d*CEx).
980 m. Weiler, am rechten Ufer des
Baches Tenasse und am Eingang in den
Vallon des Meirils, 500 m w. Chäteau
d*(Ex. 16 Häuser, 136 reform. Ew. Gast-
höfe und Pensionen.
FRA88E (LA) (Kt. Waadt, Bez.
Pavs d'Enhaut, Gem. Rossini^re). 920-
990 m. Weiler, ö. Abschnitt des Dorfes
Hossini^re, längs dem linken Ufer des Wildbaches von
Les Chevalets geleffen, 200 m vom Dorf. 21 Häuser, 90
reform. Ew. Ackeroau und Viehzucht.
FRA88E (LA) (Kt. Waadt, Bez. Orbe, Gem. Vallorbe).
Zwei Gruppen von zusammen 6 Häusern, nahe der Landes-
grenze gegen Frankreich : La Frasse Dessus (890 m), am
O.-Fuss des Mont d'Or und 1,8 km n. Vallorbe ; La Frasse
Dessous (867 m), auf einer Terrasse zwischen Mont d'Or
u. Orbe, 300 m ö. La Frasse Dessus. Zusammen 26 ref.Ew.
FRA88E (LA) (Kt. Waadt, Bez. La Vall^e, Gem. Le
Lieu)' 1115 m. Gruppe von 8 Häusern, auf einer Terrasse
am SO.-Hang der Kette des Mont Risoux, von Wald um-
rahmt; 1,3 km nnw. der Station Le Lieu der Linie Val-
lorbe-Le Pont-Le Brassus. 51 reform. Ew.
FR A88E (LA) (Kt. Wallis, Bez. Siders, Gem. St. Jean).
1230 m. Gruppe von 11 Häusern und Ställen, in der Ge-
meindefraktion Les Mayoux am linken Ufer der Navizance
gelegen, im Eifischthal, 1 km so. Painsec und 14 km s. der
Station Siders der Simplonbahn. 86 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Vissoye.
FRA88E (RUI88EAU DE LA) (Kt. Waadt, Bez.
Pays d'Enhaut). Bach. S. den Art. Tenasse.
FRA88E8 (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 485 m. Gem.
und Dorf, an der Strasse Payerne-Estavayer und 3 km nw.
der Station Cugy der Linie Freiburg- Yverdon. 20 Häuser,
122 kathol. Ew. Kirchgemeinde Montet. Getreide-, Kar-
toffel- und Gemüsebau. Viehzucht und Milchwirtschaft.
1142 : Fraces.
FRA88E8 (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und Dorf.
S. den Art. Fraeschels.
FRA88E8 (LE8) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Albeuvej. 1200 m. Einige Hütten, am SO.-Hang des Vanil
Blanc; 2,2 km sw. über Albeuve.
FRA88E8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessous). 900-10(X) m. 2 Häuser und zerstreut gele-
gene Hütten, unterhalb Le Cergnat, zwischen den Stras-
sen Aigle -Le Söpey und Le Söpey-Leysin, 1 km sw. Le
Söpey. 11 reform. Ew. Alpwirtschaft.
FRA88E8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut,
Gem. Rossiniere). 900-1000 m. Einige Hütten und Stadel,
am linken Ufer des Torrent de TOndine, an den Hängen
der Aiguille du Culand ; V4 Stunde nö. vom Weiler Cuves.
FRA880NAYAZ (Kt. Wallis, Bez. Monthey, C^m. Val
d'Uliez). 1186 m. 5 auf einer Terrasse über dem rechten
Ufer der Vi^ze zerstreut gelegene Häuser, rechts über der
Ausmündung des Wildbaches La Fräche und 2 km s. vom
Dorf Val dllliez. 20 kathol. Ew. In der Nähe eine Reihe
von schönen Wasserfällen der Fräche.
FRATZE8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, C^em.
Martinach Combe). 1233 m. Maiensässe und 5 Häuser, an
der Strasse Marti nach-La Forclaz u. 7 km sw. der Station
Martinach der Simplonbahn. 22 kathol. Ew.
FRAU (DIE) (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). So heisst
Weisse Frau and BlQmlisalphorn, vom HohtQrli aus.
bei den Bewohnern des Kienthaies der Bergstock der
Blümlisalp im engeren Sinne, d. h. der Kamm mit den
drei Hauptgipfeln der Blümlisalpgruppe: Blümiisalphorn
150
FRA
FBA
m), Weisse Frau (3661 m) und Morgenberghorn
(3629 m). S. diese Art.
FRAU (WEISSE) (Kt. Bern, Amte-
bez. Fruticen). 3661 m. Einer der drei
Hauptgipfel aer Gruppe der Blümlis-
alp, von den Bewohnern des Kientha-
les auch Frauenhorn ^eheissen ; über
dem obersten Abschnitt des Kander-
thales, das sich als Gasterenthal s.
um den Bergstock herum fortsetzt;
so. über dem Kienthal, ö. über dem
Oeschinenthal, n. und nö. über dem
Grossen Kanderfirn (im obersten Gas-
terenthal). Fällt nach NW. und NO.
in Schnee- und Eishängen ab und bil-
det nach SO. eine hohe und dunkle,
nur durch ein Fimband gegliederte
Felswand. Sein N.- und NW. -Grat
trägt als Vorberge die Wilde Frau, den
Blümlisalpstock und das Blümiisalp-
rothorn. Zum erstenmal 1862 von
Edm. V. Fellenberg und Dr. Alb. Roth
erstiegen, heute ziemlich oft besucht ;
Besteigung erfordert von der Frauen-
balmhütte des S. A. C. aus 3-4 Stunden.
FRAU (WEISSE) (Kt. St. Gallen,
Bez. Werdenberg). 2060 m. Gipfel, n.
Vorher^ des Gamsbergs, in der Kette
des AI vier, 3 km s. über dem Voralp-
see und 7 km wsw. über Werden-
berg. Steigt mit steilen Felshängen
rings aus grünen Alp weiden auf.
FRAU (wilde) (Kt. Bern. Amts-
bez. Frutigen). 3259 m. Gipfel, nnw.
Vorberg der Weissen Frau, einer der
Spitzen der Blümlisalp. Schon vor
vielen Jahren durch Gemsjäger erklet-
tert, von Touristen zum erstenmal
1869 erstiegen. Von der auf dem Hoh-
türliffrat stehenden Frauenbalmhütte
des S. A. C. aus in 1 Vt Stunden ohne
grosse Schwierigkeiten zu erreiclien.
FRAUBRUNNEN. AMTSBEZIRK
des Kantons Bern. Fläche 12090 ha.
Umfasst hauptsächlich das Gebiet zwi-
schen dem Thale des Lyssbaches und
der unteren Emme j erstreckt sich vom
Grauholz im S. bis an den Limpach
im N. Im NO. ragt er über die Emme
hinaus, im NW. gehört zu ihm noch
die Enklave von Ruppelsried. Grenzt
im 0. an den Amtsbezirk Burgdorf,
im S. an den Amtsbezirk Bern, im W.
an den Amtsbezirk Aarberff und den
Kanton Solothurn und im N. an den
Kanton Solothurn.
Der Boden kann in zwei Teile eingeteilt werden. Der
kleinere nö. Teil bildet ein Stück des tiefen und ganz
nachen, breiten Thalbodens der Emme. Seine Höhe bleibt
unter 500 m. Dieser Alluvial boden ist erst in neuerer
Zeit ausgibig kultiviert worden. Noch umfasst er viel
sumpfige Strecken. Zu beiden Seiten der Emme liegen
hier ausgedehnte Waldungen. Die Emme ist durchwegs
eingedämmt und die Zuflüsse (wie die Urtenen und der
Limpach) sind in Kanälen herangeleitet. Der Schachen
(Ueberschwemmungsgebiet) ist von Kanälen durchzogen,
welche die Wasserkraft des rasch dahinfliessenden Flusses
den industriellen Ortschaften zuleiten. Der grössere sw.
Teil liegt durchschnittlich fast 100 m höher (500-600 m)
und bildet ein welliges Plateau, das sich im S. an die
Höhenzüge des Frienisberges und des Grauholz anlehnt.
Zwei tiefere Furchen durchziehen dasselbe: die eine
(Lyssbachthal) zieht vom Aarethal, die andere vom Em-
menthal herauf, und beide stehen bei der Thalwasser-
scheide des Moosseedorfsees mit einander in Verbindung.
In diese zwei Furchen hat man die von Bern nach N.
ziehenden Eisenbahnen, Bern-Biel und Bern-Hindel-
bank-Burgdorf, verlegt. Der Boden ist in diesem Gebiete
von mächtigen Moränendecken und Hügeln aus der Eis-
zeit bedeckt. Er ist sehr fruchtbar. Ueppige Wiesenthäler,
weite Komäcker und viele, meist kleine Waldparzellen.
Die kleinen Bache sind reich an Forellen und Krebsen,
Aintsbesirk Fraobrannen.
der Moosseedorfsee auch an Hechten. Der Bezirk zahlt
13434 Ew. in 1819 Häusern und 2720 Haushaltungen ;
13236 Reformierte, 192 Katholiken. Auf einen km«
entfallen 111 Ew. Die Bevölkerung ist fast ausnahmslos
deutsch und reformiert und sehr stabil, weil meist dem
landwirtschaftlichen Erwerb zugetan. Der Bezirk umfasst
28, also eine relativ grosse Zahl von politischen Gemeinden :
Bätterkinden, Ballmoos, Bangerten, Büren zum Hof,
Deisswil, Diemerswil, Ezelkofen. Fraubrnnnen, Grafen-
ried, Iffwil, Jegenstorf. Limpach, Mattstetten, Messen-
Scheunen, Moosseedorf, Mülchi, Münchenbuchsee, Bfunch-
ringen, Oberscheunen, Ruppelsried, Schalunen, Urtenen,
Utzenstorf, Wiggiswil, Wiler, Zauggenried, Zihlebach n.
Zuzwil. Die grössten dieser Gemeinc&n sind Münchenbuch-
see mit 2088, Utzenstorf mit 1843 und Bätterkinden mit
1401 Ew., die kleinsten Messen-Scheunen und Oberschea-
nen mit 54, resp. 42 Ew.
Die Landwirtschaft dieses Amtes steht seit alters im
Rufe hoher Blüte. Der produktive Boden verteilt sich wie
folgt: * •
Aecker
Wiesen
Wald
Gärten
5760,8 ha
2443,2 »
3196,0 »
126,6 »
Total
115^,6 ha
PRA
FRA
454
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen
188S
1896
1901
Hornvieh
7670
8048
^64
Pferde
970
987
1110
Schweine
3724
4892
5229
Schafe
756
m
371
Ziegen
1848
1943
1670
Bienenstöcke
1585
1298
1452
Den Amtsbezirk berühren an seiner Peripherie die drei
Eisenbahnlinien Bern-Biel, Bem-Burgdorf u. Solo-
tbarn- Burgdorf. Während ihn nur eine einzige
Staatsstrasse erster Klasse (Olten-Bern) durchzieht,
ist er mit einem gut entwickelten Netz von Stras-
sen zweiter Klasse versehen.
FRAUBRUNNEN (Kt. Bern, Amtebez. Frau-
brunnen). 497 m. Gem. u. Dorf, Haupt-
ort des Amtsbezirkes ffleichen Namens;
liegt da wo die Lanastrasse Bern-So-
lothum den w. Rand des untern Em-
menthales erreicht ; 2,5 km sw. der Sta-
tion AefQiffen der Linie Solothum-Burg-
dorf und 16 km nnö. Bern. Postbureau,
Telegraph, Telephon: Postwagen nach
Aefliigen, Limpach und Schönhühl (Station der
Linie Olten-Bern). 68 Häuser, 456 reform. Ew.
Kirchgemeinde Grafenried. Kleines aber stattli-
ches Dorf. Der w. Teil des Gemeindegebietes ist ßehr
fruchtbar (Korn und Wiesen), im Aufschwem-
mungsgebiet des Thaies der Emme breiten sich
das drainierte und vom kanalisierten Urtenenbach
dorchflossene Fraubrunnenmoos und eine grosse
Waldung aus.
In den stark renovierten Gebäuden des ehemali-
Ren Frauenklosters Fon$ beatm Marim (daher der
Name Fraubrunnen) ist jetzt der Sitz der Amtsbehör^
den. Der grosse Ga&Oiof zum Löwrn mit seinen Stalluni^en
miiTj^^rtan dk^ Z<mI, wu Fpiiubrunnen ein wichti^ier Rulie-
pufitt des Stra9s<fnverb«;hrs war, Es wanl zu einem Orte
von Bedeutunj^ dufch ()ie Stiftung: ile.n Frauen-Zistei'zit'ii-
lerkloiaters von aeiten der Brüder [lartmann der Aeltere u.
t(fy0t JÄ.
ümg«buiigea von Priuhruniien,
Hartmann der .Inngi-re von Küiiir^ fiS46). Von iler Rpfor-
TOiitiün an w?ir Fpjuibrunm'n Sit« berniacher l^indvo^ljt\
An zwei Waffentaten von sehr ungleichem Ausgange, die
hier stattfanden, erinnern bescheidene Denkmäler. Den
Sieg der Berner über die Gugler (1374) meldet am Orte
des Kampfes selbst folgende, aus dem Jahre 1529 stam-
mende Inschrift: In dem jar, als man zalt von cristus ge-
hurt dusend drühundert sübeziq vier jor^ erschlugen die
heren von bem die engelschen nie uf sant johans tag zu
wina^ht. 4 km nö. Frauenbrunnen stehen neben den
Häusern « Bei der Linde » zwei in ihrer äussern Form
übereinstimmende Denksteine. Der eine feiert in lateini-
Denksteine bei Fraabrunnen.
sehen u. deutschen Versen wiederum den Gufflersieg, der
andere meldet die blutige Niederlage, welche hier am
5. März 1798 die Berner, eher in Verwirrung ffebracht als
verstärkt durch eine ungeordnete SchaarLanasturms, im
Kampfe gegen die Armee Schauenburgs erlitten. Hier
fanden auch über 30 Frauen und Jun^ranen den Helden-
tod. Grabhügel im Rüdligenwald. Römische Münzfünde
im Kemenried.
FRAUCHWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem.
Rappers wil). 520 m. Dorf, im obern Abschnitt des Lim-
pachthales, 1 km nw. Rapperswil und 4 km nö. der Sta-
tion Schupfen der Linie Bern-Biel. 29 Häuser, 167 reform.
Ew. Wiesen- und Getreidebau.
FRAUENFELD. BEZIRK des Kantons Thurgau. Fläche
13210,6 ha. Umfasst den w. Abschnitt des Kantons und
lieft im sog. Unterthurgau zum weitaus grössten Teil
linKS von der Thur ; bildet ein Dreieck, dessen Grundlinie
im N. von Eschikofen bis Neunforn-Ossingen reicht und
dessen Spitze im S. am Haselberg bei Maischhausen
liegt. Wird bearenzt im N. vom Bezirk Steckborn, im 0.
von den Bezirken Weinfelden und Münchwilen, im. S.
vom Bezirk Münchwilen, im W. und SW. vom Kanton
Zürich. Der Boden des Bezirkes ist hügelig mit Ausnahme
des ziemlich zentralen Abschnittes, wo eme 10 km lange
und 2,5 km breite Ebene (z. T. Exerzier- u. Schiessplatz
für Artillerie) sich findet. Die Gehänge über dem recnten
Ufer der Thur sind mit Weinbergen bepflanzt, die ge-
schätzte Produkte (Karthäuser und Iselisnerger) liefern;
links von der Thur erheben sich zwischen Eschikofen und
Frauenfeld hinter der Ebene der mit dunkeln Tannen-
wäldern bestandene langgestreckte Wellenberg, dessen S.-
und W. -Hänge ebenfalls z. T. Reben tragen. Die höchs-
ten Punkte im Bezirk sind der Stähelibuck (657 m) bei
Frauenfeld, der Bausei (560 m) bei Gerlikon, die Burg,
der Haselberg (825 m), Immenberg, das Schloss Sonnen-
berg (653-710 m). Der tiefste Punkt mit 377 m liefft in der
das linke Ufer der Thur begleitenden Ebene. Mehrere
Thalfurchen durchziehen den Bezirk : Thal der Thür
iEschikofen-Uesslingen-Neunforn). der Murg, des Thun-
laches (zwischen Immenberg und Wellenberg) und der
Lützelmurg (Maischhausen-Aadorf-Mazinffen).
Bezirkshauptort ist die Stadt Frauenfeld. Der Bezirk
gliedert sich in vier Kreise und zehn politische Ge-
meinden : Kreis Mazingen mit Aadorf, Mazingen und
Stettfurt; Kreis Frauenfeld mit Frauenfeld und Gach-
152
FRA
FRA
nang; Kreis UessÜDgen mit Neunforn und UessHngen;
Kreis Tliundorf mit Feiben, Hüttlingen und Thundorf.
Amtsgebäude in Fraubrannen.
Man zählt 150 grössere und kleinere Ortschaften. Die
eidgenössische Vollcszählung vom 1. Dezember 1900 hat
für den Bezirk eine Gesamtbevölkerung von 16 675 Ew.
meindebürger des Bezirkes, 96^ andere Schweizerbürger
u. 1792 Ausländer, 3753 Haushaltungen in 2816 Häusern.
Zirka 7700 Ew. wohnen in Fraueofeld und
Umgebung. Es ist nicht mehr die Landwirt-
schaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner
des Bezirkes. Etwa 2300 Personen treiben Land-
wirtschaft, 2700 arbeiten in industriellen Be-
trieben, 800 widmen, sich dem Handel, der
Verwaltung und dem Unterricht. Industrielle
Mittelpunkte sind Frauenfeld und Aadorf. Zahl-
reiche Arbeiter wohnen ausserhalb der Ortschaf-
ten, in denen sie ihren täglichen Verdienst fin-
den. Stickereien in Aadorf, Frauenfeld, Thun-
dorf. Feiben, Gachnang und Mazingen; mecba-
niscne Webereien in Frauenfeld, Mazingen und
Aadorf; Zwirnereien in Frauenfeld; Spinnerei
u. Färberei in Aadorf; mechanische Werk stal-
ten, Maschinenfabriken, Schuh- und Kleiderfa-
briken etc. in Frauenfeld.
Die Thur hat bei Frauenfeld bei gewöhnlichem
Wasserstand eine Breite von 70 m ; bei Hoch-
wasser kann sie an der Mündung der Murg die
doppelte Breite erreichen. Beide Flüsse können
bei Gewittern oder anhaltendem Regen zu vei^
derblichen V^ildbächen anschwellen. Grosse Ueber-
schwemmung 1876. Seilher hat man durch Korrektions-
arbeiten (Kanalisation und Uferdämme) den Flüssen ein
*SSS Q -a
Ischenberg o 6 6n
/bppersmM ^i^^^
1:150 000.
yAtiin^ersc
Beairk Fraoenfeld.
ergeben. Nach Ermittelung der thurgauischen [Staats- 1 festes Bett zugewiesen und damit ein grosses Stück Land,
kanzlei zählt der Bezirk 12108 Reformierte, 4665 Katho- das heute den feuchten Bodenverhältnissen entsprechend
liken und 40 Ew. verschiedener Konfession; 5395 Ge- ' angebaut ist, vor den Ueberschwemmungen gesichert.
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153
1896
1901
7543
7384
463
640
2130
2146
1319
1132
110
98
702
1501
Der Boden verteilt sich wie folgt :
Wald 3469,37 ha
Reben 453,13 i
Allmend 105,00 »
Aecker und Wiesen 9010,00 »
Unproduktiver Boden 173,10 »
Total 13210,60 ha
Von der gesamten Bodenfläche umfassen Wiesen 38,75%,
Aecker 25,6%, Sumpfland 4,5%, Wald 26,8%, Rehen
3.5%, Allmend 0,85%. Der Bezirk Frauenfeld ist mit Be-
ruff auf Waldfläche der dritte, W^iesenfläche der sechste,
Ackerfläche der siebente des Kantons. Waldreich sind
besonders die Gemeinden und Dörfer Thundorf, Well-
hausen, Hüttlingen, Frauenfeld, Hüben, Mazingen; reich
an Reben Uesslingen, Gachnang, Neunforn, Stettfurt,
Thundorf, Frauenfeld und Langdorf. Die Rebe scheint
trotz ihres geschätzten Ertrages die Widerstandsfähigkeit
gegen ihre zahlreichen Feinde (tierische und pflanzliche
Parasiten) eingebusst zu haben. Der Bezirk zählt 12,42
Obstbäume auf eine ha Kulturland und 8,34 Obstbäume
auf eine ha Boden überhaupt, d. h. also im Ganzen
110135 Obstbäume (7,6 auf einen Bewohner). Im Jahre
1890 verteilten sich die verschiedenen Kulturen wie folgt:
Getreide 52,08%; Kartofl'eln , Runkelrüben, Rüben
19,35%; Kunstfutter 27,04?/; Verschiedenes (Bohnen,
Käfen, Gemüse) 1,53 J^.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1886
Hornvieh 6419
Pferde 378
Schweine 1533
Ziegen 1155
Schafe 116
Bienenstöcke 1389
Den Bezirk durchziehen die drei Eisenbahnlinien Win-
terthur- Frauenfeld -Romanshorn, Win-
terthur-Wil-St. Gallen und die Stras-
senbahn Frauenfeld - Wil, femer eine
RTOsse Anzahl von Strassen, die vom
Mittelpunkt Frauenfeld aus nach Wein-
felden, Wil, Winterthur, SchafThausen,
Steckborn und Stein ziehen. Die Thur
ist fünfmal überbrückt, davon einmal
von der Eisenbahn. Bezirksspital in
Frauenfeld.
FRAUENFELD (Kt. Thurgau, Bez.
Frauenfeld). 402440 m. Ge-
meinde und kleine Stadt,
Hauptstadt des Kantons
Thurgau und des Bezirkes
Frauenfeld. 47'' 33' 32" n.
Br. und 6° 33' 44" ö. L. von
Paris (8*» 53' 49" ö. L. von
Greenwich). Liegt unweit
der Grenze gegen den Kanton Zürich, am Unterlauf
und zu beiden Ufern der Murg 2,5 km s. von der
Einmündung derselben in die Thur und da, wo die
Murg aus dem von ihr durchbrochenen Wellenberg
und Gerlikonerberg (Bausei) heraustritt. Die zwei
Bahnhöfe (Linie WinJerthur-Frauenfeld- Romanshorn
und Strassenbahn Frauenfeld -Wil) sind mit einander
durch eine Strasse von 5-6% Steigung verbunden. Post-
bureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Stamm-
heim, Obemeunforn, Lustdorf. Gemeinde, mit Ober
und Unter Herten, Horgenhach, Erzenholz, Osterhal-
den. Hüben, Bühl, Murkart, Neuhausen, Kurzdorf,
Langdorf und Oberkirch : 891 Häuser, 7835 Ew., wovon
5571 Reformierte, 2230 Katholiken und 34 Andere. 1901
zählte die Stadt zusammen mit den Vororten Langdorf
und Kurzdorf 866, ohne diese 565 Gebäude, wovon 685,
bezw. 461 Wohnhäuser. Stadt mit Langdorf und Kurz-
dorf: 6825 Ew. ; Stadt allein : 4629 Ew., wovon 3170 Re-
formierte, 1429 Katholiken und 30 Andere. Die sehr
ausgedehnte reformierte Kirchgemeinde umfasst ausser
der Stadt noch Horgenbach, Kurzdorf, Hüben, Langdopf
und Herten ; der katholischen Kirchgemeinde Frauen feld
sind sogar noch Feiben und Wellhausen zugeteilt. Oest-
lich der Stadt, in Oberkirch, die älteste, in romanischem
Stil gehaltene Kirche ; s. der Stadl, über der Murg, das
Klösterli, ein ehemaliges Kapuzinerkloster, das heute dem
katholischen Jugendunterricht und als Priesterwohnung
eingeräumt ist.
Die Bewohner Frauenfelds betätigen sich zur grossen
Mehrzahl in Industrie und Handwerk. 1901 beschäftigte
jene etwa 1150 Personen ; sie kann aber zu Zeiten gehäuf-
ter Aufträge bis zu 1700 Personen Arbeit geben. Am wich-
tigsten ist die Eisenindustrie (Maschinenfabrik, mechani-
sche Werkstätten), die 546 Arbeiter beschäftigt; daneben
sind zu nennen eine Schuhwaarenfabrik mit 400 Arbeitern,
drei Buchdruckereien ; ie eine grosse Buchhandlung.
Gerberei, Schnupftabakfabrik, Teigwaaren-, Wichse-,
Fettwaarenfabrik, Färberei und Säge; 2 Bau- und Kunst-
schlossereien, 2 Weisswaarenfabriken, 5 Baugeschäfte,
2 Konstruktionswerkstätten, 2 Bierbrauereien und 1 Ge-
schäftsbücherfabrik. Die Mehrzahl der Fabriken hat Dampf-
betrieb, während die übrigen die Wasserkraft der Murg
oder beides benutzen. Die Stick waarenindustrie ist von
untergeordneter Bedeutung. Landwirte zählt man nur we-
nig; die nicht in den Fabriken tätige Bevölkerung widmet
sich den verschiedenen Handwerken, dem Handel, Unter-
richt und den freien Berufsarten. Der günstigen Lage
Frauenfelds an der Kreuzung einer Reihe von Haupt- und
Nebenstrassen entsprechend ist der Handel in stetigem Auf-
schwung be^ifl'en ; an erster Stelle steht in dieser Hinsicht
der auch die Bewohner aller umliegenden Ortschaften
bedienende Kleinhandel. Zahlreiche Märkte und Messen..
Besondere Anziehungskraft übt der Klausmarkt (am ersten
Montag und Dienstag im Dezember) aus. In guten Jahren
nimmt die Obstausfuhr, d. h. die Spedition auf dem Bahn-
hof gewaltige Dimensionen an. Im Uebrigen Import von
Weinen, Pferden, Stroh. Grosse Kohlenagenturen.
Die Altstadt steht auf einer Molasseterrasse über dem
rechten Ufer der Murg, 14-17 m über dem Wasserspiegel
und am w. Fuss des Wellenbergs (mit Front gegen
NW.), während die neuen Quartiere sich auf leicht an-
Fraaenfeld : Gesamtansicht von SQdwesten.
steigendem Gelände gegen 0. und S. hin ziehen. Im NW.
fallt die Terrasse der Oberstadt steil zu der 10-14 m tie-
fer liegenden Unterstadt (407 m) ab, in welcher Bahnhof,
Kasernen- und Sclilachthausanlagen sich befinden. Die
Oberstadt steht über die um 7% fallende Schlossbrücke
mit der Er^aten-Vorstadt, dem Quartier am linken Ufer
der Murg, in Verbindung. Hier steict das Gelände wieder
langsam an und bietet schöne und trockene Plätze für
Neubauten. Ca. 70 Häuser und Villen und ein grosser Spi-
tal sind hier im Verlauf der Iptzten zehn Jahre aus dem
Boden gewachsen. Die grösste Längenentwicklung der ,
Ortschaft beträgt in der Richtunff O.-W. 2,5 km, die
grösste Breite in der Richtung N.-S. 1,2 km. n. und
nw. von Frauenfeld breitet sich eine grosse Ebene aus, die
von eintönigen geradlinigen Strassen durchzogen wird ;
dagegen bieten die Hügel auf dem rechten Thurufer, so-
wie am n. und nö. Horizont der Seerücken und die
Homburger Höhe den Wohnungsinhabern auf der Front-
seite der Ortschaft einen in Form und Bekleidung herz-
erfreuenüen Anblick. Abwechslungsreicher sind die nächs-
ten Umgebungen der Stadt nach O. und S., wo die mit
Weinbergen, Bauernhöfen und Weilern geschmückten
Hänge des Wellenbergs ansteigen ; weiterhin liegen Baum-
gärten, Wiesen und die Waldrücken des Rügerholz, Stä-
helibuck, Oberholz und Schollenholz. Aussichtspunkte in
der Nähe der Stadt sind das Plättli auf dem Wellenberg,
154
FRA
PRA
das Rüfferholz und der Stahelibuck. Von den beiden letz-
tern scnöner Ueberblick über das Thal der Murg, zahl-
Frauenreld : Katholitehe Kirche mit Urogebuog.
reiche subalpine Gipfel und die Kette der Alpen vom
Glämisch bis Säntis.
Die a Altstadt », das Frauenfeld der früheren Zeiten, ist
sehr regelmässig angelegt und bildet (exkl. Wall und
Graben) ein Rechteck von 120 m Breite und 250 m Lange,
längs dessen Aussenseiten die Häuserreihen stehen. Das
Innere schneiden seiner ganzen Länge nach zwei breite
Strassen und die schmale Mittelgasse, die ihrerseits wieder
von zwei Querstrassen gekret^zt werden. Durch drei Tore
(das untere, obere und Holdertor) stand einst die Altstadt
mit der Aussenwell in Verbindung. Wälle, Gräben, Tore
und Türme sind verschwunden, und an das Rechteck
haben sich in der Folge drei Vorstädte angegliedert : längs
der Strasse nach Winterthur die Ergaten-Vorstadt, nach
NO. gegen Langdorf die Erchingervorstadt und in der
Richtung auf Thundorf die Engel vorstadt. An der Strasse
nach SchafThausen dehnt sich Kurzdorf und an derjenigen
nach Konstanz Langdorf aus.
An bemerkenswerten Bauwerken besitzt Frauenfeld am
Schlossplatz (dem Hauptplatz der Stadt) das alte Schloss
mit mächtigem, viele Jahrhunderte altem Turm. Seine
aus unbehauenen, wahrscheinlich einst vom Säntisglet-
scher hierher verfrachteten Felsblöcken aufgeführten
Mauern sind an der Basis 3 m und in der Hone 1,3 m
stark. Er steht auf einem Felsspom 17 m (Spitze 34 m)
über der Murg. Ebenfalls am Schlossplatz, dem Schloss
gegenüber, steht das geschmackvolle und markige Post-
ffebäude, eine der Zierden von Frauenfeld. Unweit des
Schlosses das in seinem Innern reich verzierte städtische
Rathaus, Eigentum der Bürgergemeinde ; der hohe und
elegante Saal, zugleich auch Sitzungssaal des Grossen
Rates des Kantons Thurgau, hat prachtvolle
Glasmalereien, deren eine — die Gründung
der Stadt darstellend — im Jahr 1891 in
Konstanz um den Preis von 4000 Fr. ange-
kauft worden ist. Bis 1897 hatte die Ober^
Stadt mit dem Bahnhof auf direktem Wege
nur für Fussgänger eine Verbindung (Trep-
pen) ; seither hat man mit Beihilfe von öffent-
lichen und privaten Geldbeiträgen eine neue
Strasse mit 11 % Steigung und 9 m hohen
Stützmauern aus Beton an den Felsenrain
angelegt. Das Regierungsgebäude enthält
Sunkto Baustil nichts Luxuriöses, ist aber
eswegen nicht minder ansprechend: in dem-
selben sind auch der Saal und die Kanzleien
des Obergerichts sowie die 42000 Bände
zählende Kantonsbibliothek untergebracht.
Dieses wie die Schulhäuser stehen an der
Oberen Promenade, einer schönen Allee von
Kastanienbäumen. In der Ergaten-Vorstadt
der 1895 erbaute Bezirksspital mit etwa 40
Betten, in dem 1900 531 Kranke verpflegt wor-
den sind. Die sehr einfachen beiden Kirchen (reformierte
und katholische) besitzen je eine gute neue Orgel. Von
öffentlichen Gebäuden können ferner noch genannt wer-
den die Kaserne mit ihren weitläufiffen Stall- und Reit-
schulanlagen, die drei Zeughäuser, das Gebäude der Hy-
pothekenbank, die Kantonalbank, Kantons-
schule, die stadtische Turnhalle und das
kantonale chemische Laboratorium. Der Waf-
fenplatz Frauenfeld dient besonders der Ai^
tillerie, und seine Kasernen fassen 1000 Mann
und 600 Pferde. Im hintern Gebäude der
Kantonsschule ein historisches und natur-
historisches Museum. Endlich erwähnen wir
noch einige Brunnen mit allegorischen Fi-
guren.
Mit Aussahme der neuesten Bauten entbeh-
ren die Privathäuser Frauenleids der künst-
lerischen Architektonik ; dafür sind sie aber
wohnlich, sauber und ffeschmackvoU. Gärten
hat man überall, wo dies möglich war, an-
gelest, besonders in den Aussenquartieren.
Sie bekunden die Freude der Bewohner an
der Natur. Einige Villen sind sogar von sel-
ten schönen Parkanlagen umgeben. Darf
man aus der an den Strassen und öffent-
lichen Plätzen, den Wohnhäusern and in
den Wohnungen herrschenden Reinlich-
keit und Sorge auf den Bildungsgrad einer Bevölkerung
schiiessen, so muss man Frauenfeld in dieser Hin-
sicht einen ersten Rang zuweisen. Man hat die alten
Strassen umgebaut und neue angelegt, die Wasserversorg-
ung mit Hydranten eingerichtet, Aozugskanäle geöffnet,
ein Gaswerk und Schlachthaus erbaut und eine Bad-
anstalt sowie gut unterhaltene Anlagen und Promenaden
geschaffen. Besonderer Sorge erfreut sich auch das öffent-
liche Gesundheitswesen. Schon lange plant man den Bau
eines an der Thur zu errichtenden Elektrizitätswerkes
(die Murg kann für diesen Zweck nicht in Betracht kom-
men). Das Schulwesen ist von der Klein kinderschüle bis
hinauf zur Stufe der Handels-, Berufs- und Fortbil-
dungsklassen ausgezeichnet organisiert. Die Kantonsschule
umfasst ein humanistisches Gymnasium und eine den
Realfächern dienende Industrieschul«. Die Stadt liefert
Kindern bedürftiger Eltern kostenlos die benötigten Schul-
materialien. Die Uebemahme von kostspieligen Unter-
nehmungen wird der Stadt Frauenfeld dadurch erleich-
tert, dass Vs der gesamten Gemeindeabgaben von der hier
bestehenden und ein Kapital von 24 Millionen Franken
versteuernden Hypothekenbank getragen werden.
Frauenfeld erfreut sich eines gemässigten Klimas mit
vorherrschenden W.-Winden. Nebel treten verhältnis-
mässig oft auf. Im Frühjahr steht das Wiedererwachen
des pflanzlichen Lebens dem der Gegenden am Ufer des
Bodensees um 14 Tage nach. Die Schneedecke verschwin-
det gewöhnlich rasch wieder, und auch lan^ndauemde
Kälteperioden sind selten — zum grossen Leidwesen der
Freunde des Schlittschuhsportes, für die 2 km s. vor der
Stadt ein eigener Eisweier eingerichtet worden ist. Ein
Fraoenfeld : Kantonsschalquartier.
reges Leben verleihen der Stadt die Kasemenanlagen und
die Kantonsschule. Diese zählte im Schuljahr 1900-1901
22 Lehrer und 277 Schüler, wovon 69 auf das Gymnasium
FRA
FRA
155
und 206 auf die Industrieschule entfielen. Kadettenlcorps
mit Musik. Als eidgenössischer Waifenplatz für Artillerie
Frauenfeld : Industrieqaartier.
sieht Frauenfeld vom Februar bis in den Oktober hinein
Wiederholungskurse, Rekruten- und Offizierbildungs-
schulen der Artillerie und hier und da auch Wiederho-
langskurse für Infanterie und Kavallerie sich ununter-
brochen folgen. Im Winter wird die Kasernenküche als
Sappenanstalt benätzt.
Frauenfeld z€
zeichnet sich durch ein intensives geselliges
Leben aus und bietet seinen Bewohnern zahlreiche Ge-
legenheiten zur Unterhaltung und Belehrung : Konzerte,
volkstumliche und wissenschaftliche Vortrage, Theater.
Die Zahl der Konzerte ist ungesund gross. Wenn auch
Fraaenfeld nicht das geographische Zentrum des Kantons
ist, so darf es doch als dessen geistiger Mittelpunkt ange-
sprochen werden, wo sich die Kantonsschule und die ge-
samte kantonale Verwaltung, die Kantonsbibliothek und
zahlreiche andere Sammlungen, der Sitz der kantonalen
geschichts- und naturforschenden Gesellschaft etc. befin-
den. Der Bewohner Frauenfelds ist von Natur aus gesellig
und heiteren Gemütes. Die Fastnacht wird lebhaft gefeiert
ond gibt hie und da Anlass zur Abhaltung von historischen
und humoristischen Umzügen. Am fronlichsten geht es
aber her am Berchtolds- oder Bertelistajs, dem
dritten Montag im Januar, an dem sich die
Stadtbürger 2ur gemeinsamen Rechnungs-
abnahme zu versammeln pflegen. Tagsüber
treiben dann die Kinder mancherlei ergötzli-
chen Maskeoscherz, und abends halten die
Erwachsenen zwei grosse Bankette ab, das
eine für die Gemeindebürger im Rathaus,
das andere für die Niedergelassenen in der
MUitarkantine, wobei Reden, Musik- und
Gesangvorträge in bunter Reihe miteinander
abwechseln. Gross ist auch die Zahl der den
verschiedensten Zwecken dienenden Vereine
und Gesellschaften (mehr als 70) : Beruf und
Wissenschaft, Kunst, Sport, Politik etc. —
Alles ist vertreten. Am zahlreichsten (über
10) sind Gesang- und Musikvereine, dann
folgen Tum- und Schiessvereine, dann be-
rufliche Vereinigungen, philanthropische
Gesellschaften und Unterstützungsvereine,
sportliche Klubs, wissenschaftliche und re-
ligiöse Gesellschaften.
Frauenfeld ist die Heimat, der Geburtsort
oder auch die Wohnstätte einer grossen An-
zahl von hervorragenden Männern : des Ar-
menfreundes Biscnof Nikolaus II. von Kon-
stanz ; des Historikers und Polemikers De-
kan Kaspar L^ng; des 1733 geborenen be-
rühmten Medaillenstechers Johann Kaspar Mörikofer;
der Landammänner Morell u. Anderwert; des schweizeri-
schen Gesandten in Paris Dr. J. Q. Kern, dem die Stadt
in Anerkennung seiner Verdienste um die Begründung
der Kantonsschule das Ehrenbürgerrecht verliehen hat;
des ersten Präsidenten des schweizerischen
Schulrates Dr. Kappeier; des Arztes Dr.
Kappeier : der Bundesräte F. An der wert u.
Dr. Deucher; des abessinischen Staatsmi-
nisters Ingenieur Alfred Ilg ; des Geschichts-
schreibers J. A. Pupikofer; des Verlegers
und Buchdruckereibesitzers Dr. J. Huber ;
des weitbekannten Arztes und geschätzten
Reiseschriftstellers Dr. E. Hafller etc.
Geschichte. Die Gegend von Frauenfeld
wurde von den Alemannen um die Jahre
400-700 besiedelt. Aus den Urkunden, deren
älteste vom Jahr 860 datiert, ergibt sich,
dass damals das ganze Gelände von Frauen-
feld und Umgebung dem nach seinem Be-
sitzer, dem vornehmen Alemannen Erich so
genannten Hof Erichingen zugehörte. Daher
auch die noch heute vorkommenden Namen
Erchinger Vorstadt (nö. Vorstadt von Frauen-
feld), Langenerchingen für den heutigen
Vorort Lanffdorf und Kurzenerchingen für
Kurzdorf. Nachdem der Thurgau in den
Besitz der Frankenköni^e übergegangen
war, schenkte Karl der Dicke 888 den Hof
Erchingen als stetes Besitztum dem 724
gegründeten Kloster Reichenau im Untersee,
dem dieses Gebiet denn auch bis zum Jahr 1803 (Loskauf
durch den Kanton) verblieb. Doch war das Eigentumsrecht
des Abtes am Hofe Erchingen kein unbeschränktes, da er
selbst wieder unter der Reichshoheit und später unter der
Hoheit der Herzoge von Oesterreich stand, die ihre Rechte
(hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Vogtsteuer, Mann-
Bchaftsrecht) durch einen Reichsvogt, bezw. Landgrafen
(zugleich Schirmvogt des Klosters) ausüben Hessen. Da-
gegen bezog der Amtmann des Stiftes Reichenau Grund-
zinse, Zehnten und Gefalle. 1460 ging die Oberherrschaft
an die Eidgenossen über.
Es gab bei dem Hofe Erchingen noch ein besonderes,
durch Reutung des Waldes gewonnenes Stück Feld, das
Separateigentum « Unserer lieben Frau », der Schutzpa-
tronin von Reichenau, war und dieser zu Ehren Vrowan-
veld oder Frowenveld hiess. Später ging dann dieser Name
auf den auf dem « Frauen-Felde » erbauten alten Turm,
auf das Schloss und die Stadt über. Aus der Bauart dieses
Turmes lässt sich schliessen, dass er seine Entstehung
der ersten Zeit des Burgenbaues, d. h. der Zeit des Bur-
gen- und Städtegründers König Heinrichs I. (917-926) ver-
Frauenfeld : Schlossplatz.
dankt und gegen die Ueberfalle der räuberiscnen Hunnen
Zuflucht bieten sollte. Die um 1080 erfolgte Erweiterung
dieses ursprünglichen Burgfriedes zum Doppelturm und
156
FRA
FRA
die Erbauung der Turm wohn ung des Schlosses wurde voq
dem Abt der Reichenau mit dem Grafen von Kiburff, dem
damaligen
Schirmvogt
des Klosters,
gemeinsam
vorgenom-
men. Es war
die Zeit der
grossen Par-
teiung im
Reiche , wo
es galt, aus
dem Stütz-
Bunkt an der
[urff eine
möglichst
feste Stel-
lung zu ma-
chen. Die An-
lage einer ei-
gentlichen
befestigten
Stadt rührt
aber erst aus
der Zeit um
1260 her, da
Graf Hart-
mann der
Aeltere von
Kiburg Inha-
ber der Land-
Pranenfeld t Schloss.
grafschaft Thurgau und Schutzvogt der Reichenau war.
Die gefahrvollen Zeiten des Interregnums veranlassten
viele Hörige und Edelleute der Umgebung (so z. B.
die Edeln von Wellenberg, von Strass, von Bonstet-
ten, von Wiesendangen, von Gachnang), der Einladung
des Grafen von Kiburg zu folgen und sich in der Stadt
niederzulassen, wo sie eine Bürgerwehr einrichteten.
Daraufhin ordneten der Abt und die Kiburger die Ange-
legenheiten der neuen Stadt und teilten sich in die Rechte.
Dem Abt verblieben die Grundherrschaft und die Rechte
der Hörigkeit und Leibeigenschaft über die unfreien Bui^
^er, während dem Grafen die Vogtei und die Verfugung
über die feldtüchtige Mannschaft zukamen. Schon vom
Jahre 1100 an halten die Kiburger das Schloss als ihr un-
beschränktes Eigentum betrachtet.
Diese bestallten in Frauenfeld einen Untervogt als Vor-
stand des Gerichtes und der Stadiverwaltung und als
Anführer der Mannschaft, sowie einen Hofmeister als
Verwalter der Lehen. So kam es, dass im Wappenschilde
von Frauenfeld sich der Löwe von Kiburg und die
Frau von Reichenau vereinigten. Diese führt den Löwen
an goldener Kette. Es ist diese Erklärung des Wappens
wahrscheinlicher als die von der Sage überlieferte, wonach
die Gründung von Schloss und Stadt Frauenfeld dem Lie-
besabenteuer eines Ritters von Sehen (Seen bei Winter-
thur) mit einer Tochter aus dem Hause Kiburg zuzu-
schreiben wäre. Man begegnet den einzelnen Episoden
dieser Liebesgeschichte vielfach auf gemalten Fenster-
scheiben.
Als die Grafschaft Kiburg sich an den Grafen Rudolf
von Habsburg vererbte, Hess dieser den Thurgau durch
Hermann von Bonstetten als Vizelandgraf verwalten (1275),
während er auf der Burg in Frauenfeld als Untervogt
und Hofmeister Jakob von Frauenfeld, seinen tapfern
Mitkämpfer gegen den Abt von St. Gallen und Regen Wil,
einsetzte. Rudolfs Sohn Albrecht von Oesterreich verlieh
der Stadt Frauenfeld grosse Freiheiten, weshalb auch
ihre Bürger treu zu Oesterreich hielten und auf dessen
Seite bei Sempach, Näfels und am Stoss tapfer gegen die
Eidgenossen kämpften. Bei Näfels verloren sie 40 Mann
und ihr Panner, das in der Kirche von Schwyz aufge-
hängt wurde. 1407 belagerten die Appenzeller die Stadt
ohne Erfolg. Als Herzog Friedrich von Oesterreich 1415
zusammen mit dem Papst Johannes vom Konzil zu Kon-
stanz und dem von diesem erwählten Papst Martin V. in
Acht und Bann erklärt wurde, blieben ihm Rat und Bürger
Frauenfelds treu, bis sie — von Oesterreich im Stich ge-
lassen -- sich gezwungen sahen, dem Reich unter Zu-
sicherung ihrer städtischen Freiheiten und Rechte den
Treueid zu leisten. Schon zwei Jahre später (1417) ver-
pfändete der allezeit geld bedürftige König Sigmund die
Vogtei über Frauenfeld um 1500 Gulden an die Stadt
Konstanz, welchen Anlass die Burgerschaft benutzte, um
sich noch mehr Freiheiten und Rechte zu sichern. 1442
trat Konstanz die Vogtei über Frauenfeld wieder an
Oesterreich ab. (Nun folgt die Zeit des alten Zürichkrie-
ges, während welcher Erzherzog Albrecht von Oesterreich
die Stadt Frauenfeld noch stärker befestigte und 1445 den
Ansassen gleiche Rechte mit den Stadtbürgern verlieh.
Als die Frauenfelder sich der Mannschaft des eifrigen
österreichischen Parteigängers Hans v. Rechberg ange-
schlossen und mit dieser zusammen mehrere Streifzäge
gegen das den Eidgenossen gewogene Stadtchen Wil un-
ternommen hatten, zogen 800 Eidgenossen in den Thurgau
und gegen Frauenfeld, verbrannten die Dörfer in dessen
Umgebung, schlugen die sich ihnen entgegenstellenden
Frauenfelder zurück und nahmen ihnen neuerding^s ihr
Panner ab, das in der Kirche von Schwyz, dem bei Nä-
fels schon erbeuteten zur Seite niedergelegt wurde. Nach
dem Frieden von 1446 besuchte Herzog Amrecht mit sei-
ner Gemahlin 1449 die ihm treu gebliebene Stadt Frauen-
feld in Begleitung eines glänzenden Gefolges (800 Pferde).
Er teilte den Bürgern mit, dass er diese Lande seinemVetter
Herzogs igmund abgetreten habe. 1458 verschrieb Sigmund
die Stadt seiner aus dem Geschlechte der Stuart stammen-
den Gemahlin Eleonore zum lebenslänglichen Eigentum.
Im folgenden Jahr versuchte eine unter der Führung von
Albert von Sax stehende Schar aus Rapperswil vergeb-
lich, Frauenfeld mit List zu nehmen. Als 1460 Sigmund
mit dem Papst Pius II. in Zerwürfnis geriet, forderte die-
ser die Eidgenossen zum Kampfe gegen den Herzog anf,
die die Gelegenheit zur Ausdehnung der Grenze ihres
Gebietes bis zum Rhein und Bodensee benutzten. Die
ganze Landgrafschaft Thurgau und die Stadt Frauenfeld
gingen für Oesterreich verloren; Frauenfeld ergab sich
und schwur den Eidgenossen Treue und Gehorsam unter
der Bedingung, dass ihm seine alten Freiheiten, Satz-
ungen und Gewohnheiten (vorbehalten die Rechte des
Gotteshauses Reichenau) durch Brief und Siegel zugesi-
chert bleiben sollten. So war der Thurgau zum Unter-
tanenland der VII alten Orte Zürich, Luzern, Uri, Schwyz,
Unterwaiden, Glarus und Zug geworden, die eine Land-
vogtei-Regierung mit einem alle zwei Jahre wechselnden
Vogt an der Spitze einsetzten. Längere Zeit hindurch
hatten diese Landvögte keinen festen Sitz im Thurgau ;
sie reisten nur hinaus beim Amtsantritt zur Abnahme der
Huldigungen und wann die Unterbeamten Rechnung ab-
legen mussten. Wichtige Angelegenheiten wurden von
den Landvögten vor die Tagsatzung gebracht.
Im Februar 1499 versammelten sich die eidgenössischen
Sendboten in Frauenfeld, um von da aus den aus Anlass
des Schwabenkrieges im Felde stehenden Hauptleuten
ihre Befehle zukommen zu lassen. Das unter Jakob Fehr
stehende Fähnlein von Frauenfeld stand zusammen mit
der übrigen Mannschaft des Thurgau s bei Schwaderloo
und bei anderen Gelegenheiten derart treu zur Seite der
Frftuenfeld : RegieruDgsgebAude.
Eidgenossen, dass die Tagsatzung nachher der Stadt Frau-
enfeld zwei der eroberten Kanonen schenkte. Bei Marig-
nano stritten die Frauenfelder unter Hans von Gryffenberg,
FRA
FRA
157
genannt Wehrli, und erhielten als Anerkennung von
Kardinal Schinner, dem päpstlichen Legaten in der
Fraueofeld : Hauptpost.
Schweiz, die Erlaubnis, neben ihrem gewöhnlichen Wap-
pen noch das Bild des Gekreuzigten in der Fahne zu
fuhren. Zur Zeit der Reformation trat die Mehrzahl der
Frauenfelder trotz strenger Drohungen von Seiten der
katholischen Orte auf Seite Zürichs und nahm den neuen
Glauben an. 1530 grosse Kirchensynode in Frauenfeld
unter Zwin^lis Leitung. 1531 verlor Frauenfeld in der
Schlacht bei Kappel den Sohn seines Schultheissen, den
hochgeachteten Abt von Kappel Wolfgang Joner, genannt
Rüepplin. Durch den Landfrieden von 1712 erhielten die
Anhänger beider Konfessionen gleiche Rechte und freie
ReligionsauBübung. Im selben Jahre wurde Frauenfeld
an Stelle von Baden zum standieen Sitz der Tagsatzung
bestimmt. So sah nun die Stadt alljährlich für einige Zeit
ein buntes und bewegtes Treiben in ihren Mauern, wie
jeweils auch beim Aufzug der Landvögte, die seit etwa
1554 ihre Residenz in dem (von den Eidgenossen um 526
Gulden den Herren von Landenberg abgekauflen) Schlosse
zu Frauenfeld hatten.
Im Zeitraum von 17 Jahren wurde die Ortschaft zwei-
mal schrecklich durch Feuer heimgesucht. Der Brand
vom 19. Juli 1771 zerstörte 64 Wohnhäuser nebst der
katholischen Kirche (blos 12 Häuser blieben verschont),
und am 24. Oktober 1788 brannten 33 Häuser nebst dem
Rathaus nieder. Tatkräftige Beweise der Teilnahme aus
der ganzen Schweiz nnd dem Auslande linderten die Not
der unglücklichen Bewohner. Jetzt erhielt die Stadt ihre
gesenwärtige Bauart und Gestalt.
Nun folgen die grossen Ereisnisse in der Geschichte
von Frauenfeld. Das Jahr 1798 Brachte mit der französi-
schen Invasion in der Schweiz, mit der Einheitsverfassung
und den Revolutionsbewegungen dem Thurgau die Be-
freiung von dem Joche der Untertanenschaft und die Ab-
schaffung der landvögtlioiien Regierung. Um Hauptort
des neuen Kantons zu werden bezw. zu bleiben, hatte
Frauenfeld bei den französischen Machthabem gegenüber
Weinfelden bedeutende Anstrengungen zu machen. Am
^. Mai 1799 schlugen die französischen Truppen unter
Oudinot und Soult unter Mithilfe der vom Generaladju-
tanten Weber geführten 6000 Schweizer der helvetischen
Legion die vereinigten österreichischen Armeen des Erz-
herzogs Karl und des Generals Hotze bei Frauenfeld in
Flucht, bei welcher Gele^^enheit General Weber, von einer
Kartätschenkugel ffetroflen, Ael (die Stelle heute durch ein
einfaches Denkmal aus Granit an der Strasse nach Hüben
bezeichnet). Als aber die Oesterreicher schon am folgen-
den Tage mit neuen Kräften wieder anrückten, fanden es
die französischen Führer für gut, die Stadt Frauen feld in
der Nacht auf den 25. Mai zu räumen und sich in ihre
frühere Stellung bei Zürich zurückzuziehen. Da die Oe-
sterreicher Frauenfeld im Verdacht hatten, die Franzosen
unterstutzt zu haben, drohten sie mit Zusammenschiessen
der Stadt, Hessen es aber bei etwa 20 hineingeworfenen
Kuffeln bewenden. Zur Erinnerung an diesen verhängnis-
vollen 25. Mai hat man später einige dieser Kanonenku-
f:eln in die Mauern der beiden Kirchen eingesetzt. Hierauf
blgten Einquartierung und Brandschatzung durch die
Oesterreicher und nach der zweiten Schlacht hei Zürich
wieder Besetzung durch die Franzosen. Frauenfeld und
Umgebung hatte in der Zeit von 1799-1801 mehr als 320000
Einquartierungstage für Truppen, mehr als 100000 solcher
für Pferde und unzählige Rationen von Lebensmitteln zu
leisten.
Die Mediationsakte erhob im Jahre 1803 den Thurgau
zum 17. Kanton der Eidgenossenschaft und gab ihm seine
eigene Verfassung. Am 14. April dieses Jahres versam-
melte sich in Frauen feld zum erstenmal der Grosse Rat
des neuen Kantons, der neben anderen Geschäften auch
die Wahl der Regierung, des Kleinen Rates (Morell, An-
derwert, Freien muth) vornahm. Frauenfeld verlor alle
Vorrechte gegenüber der Landschaft, und seine Einwoh-
nergemeinde wurde denjenigen aller andern Orte des
Kantons (gleichgestellt. 1830 sah dann Frauenfeld einen
grossen Zudrang von Volk in drohender Haltung, weil
die Behörde der vom Volke gewünschten Reform der
Verfassung nicht günstig gestimmt war.
1853: Einweihung und Eröffnung der Kantonsschule;
1855 : Eröffnung der Eisenbahnlinie Winterthur-Frauen-
feld-Romanshorn ; 1863: Bau der Kaserne durch die
Bürffergemeinde; 1864: Vollendung des Regierungsge-
bäuaes;1884: Eröffnung der Badanstalt; 18ö5: Einwei-
hunff der Wasserversorgung; 1886: nach langen Unter-
handlungen Verkauf der unrentabeln Kaserne an den Bund
mit einem Verlust von 60000 Fr.jl887: Eröffnung der
Strassenbahn Frauenfeld-Wil ; 1890 : eidgenössisches
Schützenfest ; 1893 : Umwandlunj^ der 1882 gegründeten
städtischen Sparkasse in eine Filiale der Kantonalbank
(sie wurde vom Grossen Rat um die Summe von 675000 Fr.
für den Kanton angekauft). — 1810 : Stiftung des Kon-
stablerfonds für den Gesellschaftstrunk an Stelle der 1424
und 1440 gegründeten Herrentrinkstube und Trinkstube
zum Wilden Mann.
Bibliographie. Pupikofer, J . A. Gesch. der Stadt Frauen-
feld. Frauenfeld 1871. — Pupikofer, J. A. Der Pfahlbau-
bei Frauenfeld zwiscl^en Niederwyl u. Strass. Frauen-
feld 1862. — Wirz, J. J. Das erschreckl. Unglück über
die Stadt Frauenfeld, ^chatth. 1771. — Deggeller, G. J.
Fraueofeld : Teil der Freien Strasse.
Wahrhafte Beschr. des fürchterl, Brandes zu Frauenfeld
den 24. Okt. ilH8. — Truppendurchmärsche durch
Frauenf. während der Kriegsjahre i 799-1803 (in den
158
FRA
fr£
Thurg. Beitr. zur vaterländ. Gesch. 34). —Verwaltungs-
berichte der Behörden. [F. Ribi.T
FRAUENQUT (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Sumiswald). 785 m. Gruppe von 7 Häusern, auf
der Schonegg, 3 km nö. Sumiswald und 9 km nö. der
Station Ramsei der Linie Burgdorf-Langnau. 40 reform.
Ew.
FRAUENKAPPELEN (Kt. Bern, Amtobez. Laupen).
613 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Bern-Murten,
900 m 8. vom linken Ufer der Aare und 2 km nnö. der
Station Riedbach der direkten Linie Bern-Neuenburg.
Postablage, Telegraph, Telephon. Die ziemlich umfang-
reiche Gemeinde zählt zusammen mit Wohlei und Woh-
leiberg in 93 Häusern, 6|20 reform. Ew. : Dorf: 18 Häuser,
120 Ew. Fruchtbare Gegend. Käserei. Bis zur Reforma-
tion Frauenkloster, das 1228 eingerichtet worden war,
Sancla Maria in Capella oder Kappelen im Forst hiess
und einen Teil der grossen Waldung des sog. Forst als
Eigentum besass. Die Ortschaft schon vor der Gründung
des Klosters eigene Pfarrei. Im Spiel wald Grabhügel mit
Aschenurnen. Römische Ruinen « Bi de Märe » im Forst.
FRAUENKIRCH (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart, Gem. Davos). 1542 m. Dorf, am rechten Ufer des
Landwassers, an aer Strasse Davos Platz-Alvaneu und
3,4 km sw. der Station Davos Platz der Rätischen Bahn
(Landquart-Davos). Postbureau, Telephon; Postwagen
Fraoeokirch von Süden.
Chur-Davos Dorf. 67 Häuser, 348 reform. Ew. Mit Glaris
zusammen eine Kirchgemeinde. Kirche zum Schutz gegen
Lawinen mit einer Spaltecke versehen.
FRAUENKLOSTER IN DER AU (Kt. Schwyz,
Bez. Einsiedeln). 917 m. Kleines Benediktinerinnen klos-
ter, am linken Ufer der Alp, am Waldrand und 1,5 km
sw. Einsiedeln in einsamer Landschaft gelegen. Daneben
noch 2 Wohnhäuser. Das Kloster zählt heute als Insassen
47 Nonnen und eine Anzahl von Dienstleuten beiderlei
Geschlechtes. Im Jahre iW3 vereinigte hier Hugo von
Rosenegg, der 29. Abt von Einsiedeln, die 4 Ordenshäu-
ser Alpegg, Hintere und Vordere Au und Hagenrüti zu
einem einzigen Klo^er mit gemeinsamen Regeln. Zur
Zeit der in Einsiedeln vom Stiftsverwalter Diebold von
Geroldseck (eines Freundes von Zwin^li) begünstigten
Reformation gingen 1522 und in den folgenden Jahren
eine Anzahl der Schwestern zur neuen Lehre über. 1873-
1880 baute man an das Kloster einen neuen Flügel und
eine Kirche an. DasKloster ist nicht sehr begütert und be-
wirtschaftet die wenigen ihm angehörigen Wiesen, Wei-
den und Waldparzellen zum eigenen Bedarf.
FRAUENROTI (Kt. Aopenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Grub). 800 m. Gruppe von 8 Häusern, etwas
n. der Strasse St. Gallen-Heiden, 900 m ö. Grub u. 1,5 km
nw. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden.
62 reform. Ew.
FRAUENTHAL (Kt. Zag, Gem. Cham). 396 m. Non-
nenkloster des Ordens der Zisterzienser, mit Oekonomie-
gebäuden (Mühle, Säge etc.), auf einer von der Lorze
umflossenen Insel ; 5,5 km nw. der Station Cham der
Linie Zürich-Thalwil-Zug. 7 Häuser, 109 kathol. Ew. Klos-
ter mit Kirche 1231 von den Freiherren von Schoabel-
burg, Eschenbach und Hünoberg gegründet und bald von
verschiedenen Seiten her mit Gütern bedacht. Aebtissin
und Nonnen waren bis ins 15. Jahrhundert fast immer
nur adeliger Herkunft. Das Kloster hatte unter den Frei-
heitskriegen der Eidgenossen gegen das Haus Oesterreich
stark zu leiden und wurde 1^8 sogar durch Feuer zer-
stört; es zerßel zur Zeit der Reformation, erholte sich
dann aber mit Hilfe seines Schirm vogtes, der Stadt Zug,
allmählig wieder. Die Oberaufsicht führten der Reihe
nach die Aebte von Kappel, Wettingen und Wettingen-
Mehrerau. Steht seit 1805 unter dem unmittelbaren
Schutz des Kantons Zug. Die Nonnen unterhalten eine
Erziehungsanstalt für Tochter und beschäftigen sich mit
Weberei und feinen Stickarbeiten für Kirchenparamente.
Der lateinische Name des Klosters war Vallis Beatae Ma-
FRAUENTHAL (HINTER und VORDER) (KL
Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Hasli). 780 m. Gruppe von
5 Bauernhöfen, am linken Ufer der Entlen, 700 m ö. Hasli
und 2 km s. der Station Entlebuch der Linie Bern-Lazero.
22 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FRAUENTOBEL (Kt. Graubünden, Bez. Ober La nd-
quart). 2440-1509 m. Kleines Seitenthal zum Davos ; steigt
vom Körbshorn (2654 m; einem Vorberg der Mädriger-
iluh, 2668 m, in der Strelakette) nach
SO. ab und mündet 4 km unterhalb Da-
vos Platz von rechts in die Thalland-
schaft Davos aus.
FR6CHAUX (Kt. Waadt, Bez. Au-
bonne). 806-1100 m. Wald, am SO.-Haog
des von Le Marchairuz zum Moni Ten-
dre ziehenden Rückens; stösst im NW.
an den Wald von Le Grand Fuey und
im NO. an die Cote de Biöre und wird
gegen S. durch ein kleines Waldtobel
vom Mont Chaubert getrennt. Dieses
Thälchen, die sog. Gombe de Frdchanx,
beginnt bei La Saint (jeorges (1110 m)
und verengt sich 3 km weiter ö. bei La
Gottettaz (775 m) zu einer tiefen Wald-
schlucht, in der der Toleure entspringt
und die bis zur Mündung dieses Baches
in die Aubonne die Ebene von Biere
im S. begrenzt. Dem rechtsseitigen Ge-
hänge der Combe de Fr^haux folgt die
Strasse Le Brassus-Gimel-Aubonne-
Rolle.
FREQQIO (Kt. Tessin, Bez. Leven-
tina. Gem. Osco). 1044 m. Weiler, am alten Maultier-
pfad Faido-Airolo, am S.-Hang des Pizzo Lucomagno, 3
km nö. der Station Rodi-Fiesso der Gotthardbahn und
1,5 km w. Osco. 9 Häuser. 35 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
FREQHI8CIO (MONTI DI) (Kt. Tessin, Bez. Bel-
linzona. Gem. Monte Carasso). 1300-1350 m. Alpweide mit
Gruppe von 22 am SO.-Hang des Pizzo Forcorella zer-
streut gelegenen Hütten, 2 Vt Stunden wnw. über Bellinzo-
na. Wird im Frühjahr und Herbst mit Kühen und Ziegen
bezogen. Butter und Käse.
FR6qi6COURT, deutsch Friedlinsdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut). 530 m. Gem. und Dorf, im ö., La
Baroche geheissenen Abschnitt der Landschaft Ajoie, am
Eingang zu dem in den N.-Hang der Kette von Les Ran-
giers eingeschnittenen Thälchen von Asuel ; 9 km osö. Prun-
trut und 5,5 km ö. und so. der Stationen Courgenay der
Linie Delsberg-Delle und Alle der Linie Pruntrut-Bonfol.
Posthureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Alle-Asuel.
54 Häuser, 240 Ew. französischer Zunge, wovon 200 Ka-
tholiken. Kirchgemeinde Charmoille. Boden sehr ergibig,
blühender Ackerbau, viele Obst- (besonders Kirsch-)
bäume. Spalierreben. Uhrenindustrie, Holzhandel, Topf-
waaren- u. Holzschuhfabrikation, Mühle; ausgezeichnetes
Kirschwasser. Viehzucht. Zahlreiche Brunnen; vollstän-
dige Hochdruckwasserversor^ung mit Hydrantennetz.
Ueberreste einer einstigen Eisengiesserei. 1305 : Fregie-
curt; 1308: Friederichesdorf ; 1330: Vridersdorf; 1340:
Friderstorff; 1411 : Fr^gi^court. Fund einer römischen
Münze mit dem Bildnis von Antoninus. Gräber mit Ske-
leten.
FRE
FRE
159
FRCQNOLEY (Kt. WalUs, Bez. Entremont, Gem.
Bagnes). 965 m. Weiler, im mittleren Thalboden des Yal de
Bagnes, am rechten Ufer der Dranse; 4,5 km so. Le
Chable. Lehnt sich an einen 30 m hohen Felssporn an,
der das Thal 300 m oberhalb des Dorfes Champsec wie
ein Riegel abschliesst und den Fluss ganz an den ent-
gegengesetzten Thalhang zurückdrängt. Das nach 0. ex-
ponierte Dorf bietet dem vom obersten Thalabschniit her-
abkommenden Wanderer einen malerischen Anblick dar.
12 Häuser, 67 kathol. Ew. Obstbau (oberste Grenze des
Nussbaumes), Getreidebau ; Viehzucht.
FREQ8LA8 (PIZ> (Kt. Graubünden, Bez. Albula).
2822 m. Gipfel, im kleinen Gebirgsstock der Cima da
Tisch, zwischen Val Tuors, Val Plazbi und Val Tisch ;
ö. über Bergün und w. vom Piz Kesch. Breite und sanfte
Rasengehän^e, im obersten Teil mit Sturzschutt übersät.
Standort einiger seltenen Alpen pflanzen.
FREIAMT (Kt. Aar^u, Bez. Muri und Bremgarten).
Landschaft im Kanton Aargau ; zwischen un-
terer Limmat, Reuss und Bünz gelegen. Hiess
früher Wagenthal. Das Freiamt liegt auf dem
Gebiet der beiden Bezirke Bremgarten und
Muri und umfasst als nennenswerte Ortschaf-
ten Dottikon, Häglingen, Jonen, Niederwil,
Oberlunkhofen, Oberwil, Sarmenstorf, Tage-
rig und Yillmergen im Bezirk Brem^^arten
und Auw, Bettwil, Boswil, Bünzen, Buttwil, Dietwil,
Merenschwand , Muri, Langdorf und Waltenswil im
Bezirk Muri. Gliederte sich vor 1798 in das Obere Frei-
amt mit den Aemtern Muri (Muri und Winterschwil),
Meienber^ (Sins, Dietwil, Abtwil, Beinwil, Rüti und
Auw), Hitzkirch (Hitzkirch, Aesch und Mosen), Bett-
wil und den Herrschaften Reussegg und Heidegg und in
das Untere Freiamt mit den Aemtern Yillmergen (Sar-
menstorf, Wohlen, Boswil, Miederwil, Hägglinsen, Dotti-
kon und Bdblikon) u. Krummamt (Waltenswil, Bünzen,
Roltenschwil, llermetschwil, Effgenwil, Göslikon und
Fischbach). 1803 kamen dazu dfas bisher zürcherische
Kelleramt und das luzemerische Amt Merensch'wand,
wäiirend Hitzkirch an Luzem zurückfiel.
Zur fränkischen Zeit war die Landschaft zu einem Teil
dem Zürichgau, zu einem andern Teil dem Aargau zuge-
teilt. Mit dem Auftreten einzelner herrschenden Edelge-
schlechter und der Entwicklung des Grossgrundbesitzes,
d. h. also zur Feudalzeit kam der zwischen unterer Limmat
und Reuss gelernte n. Abschnitt des Freiamtes an die
Grafen von Lenzburg, während die s. Hälfte den nach und
nach den gesamten Aargau unter ihre Oberherrschaft ver-
einigenden Grafen von Habsburg, zufiel. Unter diesen
Herren genossen die Bewohner manche Vorrechte; daher
der Name Freiamt. Nach der Eroberung des Aargaues
durch die Eidgenossen überliessen diese das Amt Knonau
und das Kelleramt den Zürchem und vereinisten das
Gebiet zwischen Dietwil und Wohlenschwil- Mägen wil
zu einer ffemeinen Herrschaft, der der Name der Freien
Aemter blieb. Dazu gehörte damals noch der heute dem
Kanton Luzem angegliederte Bezirk Hitzkirch, während
Merenschwand gleich von Anfang an Luzem zugesprochen
worden war. Zugleich beliess man den beiden Städten
Bremgarten und Mellingen ihre Freiheiten, Rechte u. die
Selbstverwaltung, sowie die Ausübung der niederen Ge-
richtsbarkeit üt3Ner eine Reihe von benachbarten Ortschaf-
ten. Das letztere Recht stand übrigens auch noch einer
gewissen Anzahl von weltlichen und geistlichen Herren
zu. Diese nun der Eidgenossenschaft zugefallenen Freien
Aemter standen zusammen mit der Grafschaft Baden unter
der gemeinsamen Verwaltung der sechs Kantone Zürich,
Luzem, Schwyz, Unterwaiden, Glarus und Zug; Uri er-
hielt erst 1446 seinen Anteil an der Herrschaft, wäh-
rend Bern zunächst ganz davon ausgeschlossen war. Alle
zwei Jahre stellten diese Kantone der Reihe nach den regie-
renden Landvogt, der jeweilen mit grossem Gepränge in
sein Amt eingeführt wurde, aber nicht ständig in der
Landvogtei wonnte. sondern nur von Zeit zu Zeit im Klos-
ter Muri abstieg und für jede Reise dahin besonders bezahlt
war. Die Landschreiberei befand sich dagegen ständiff in
Bremgarten. Der Vogt war der Vertreter der Landeshoheit
in allen Angelegenheiten der innem Verwaltung, der ho-
hen Gerichtsbarkeit u. der Militärverhältnisse u. war den
Abgeordneten der Kantone Rechenschaft schuldig. Diese
versammelten sich zu den sog. Svndikatstagen jedes Jahr
zunächst in Baden und von 1712 an in Frauenfeld. Oft
Hess sich der zu ernennende Landvogt seine Wahl be-
deutende Geldsummen kosten, für die er sich dann wäh-
rend der Zeit seiner Amtsführung gewöhnlich wieder
schadlos zu halten wusste.
Mit Ausnahme der Aemter Meienberg, Muri und Bett-
wil trat das Freiamt zur Zeit der Reformation der neuen
Lehre bei, wurde aber nach der Schlacht bei Kappel
(1531) von den katholischen Orten, die nun das Ueber-
gewicht erlangt hatten, bald wieder zum alten Glauben zu-
rückgeführt. Bei dieser Gelegenheit verloren auch Brem-
garten und Mellingen die meisten der ihnen früher zuge-
standenen Rechte u. Freiheiten. Im Bauernkriec lieferten
Leuenberger und Schybi 1653 den Zürchern bei Wohlen-
Freiarot.
schwil ein Gefecht, das zu Ungunsten der aufständischen
Bauern ausfiel, worauf sie zur Heimker überredet wurden.
Auf dem Boden des Freiamtes spielten sich die hauptsäch-
lichsten Ereignisse der beiden Villmergerkriege ab. 1656
wurde ein ins Freiamt vorgedrungener Heerhaufe von
8000 Bernern bei Villmergen , von 5000 Luzernern und
Freiämtlern überrascht und g^ch lagen, 1712 aber besetz-
ten die wiederum verbündeteioi Orte Bern und Zürich das
Städtchen Mellincen, erobertep nach der sogen. Stauden-
schlacht vom 26. Mai 1712 Bremgarten und zwangen nach
mehrtägiger Beschiessung auch Baden zur Uebergabe.
Während noch über den Frieden unterhandelt wurde,
überfiel eine Schaar von Zugern, Luzemern und Urnern
einen bei Sins stehenden Vorposten der ßerner. Der
Krieg entbrannte aufs Neue, doch entschied die blutige
Schlacht bei Villmergen (25. Juli 1712) zu Gunsten der
Berner und damit der Reformierten. Der nun folgende
Friede von Aarau teilte die Freien Aemter durch eine
von Lunkhofen nach Fahrwangen gezogene gerade Linie
160
FRE
FRB
in zwei Gebiete : das Obere Freiamt verblieb ffemeinsames
Kigentum der sieben Kantone, zu denen sich nun auch
noch Bern gesellte, während das Untere Freiamt zusam-
men mit der Grafschaft Baden in den alleinigen Besitz
von Zürich und Bern (unter Vorbehalt der Rechte von
Glarus; kam.
Zur Zeit der französischen Invasion 1798 war das Frei-
amt das letzte der eidgenössischen Untertanenlande, das
seine Unabhängigkeit erklärte. Es wurde von der helveti-
schen Einheitsregicrung mit der ehemaligen Grafschaft
Baden zum neuen Kanton Baden vereinigt, während seine
Bewohner den Anschluss an Zug gewünscht hatten. Des-
halb standen sie auch auf Seite der den Widerstand fort-
setzenden Urkantone, fügten sich aber nach dem für sie
unglücklichen Gefecht von liugglinj^en dem neuen Zustand
der Dinge. Die Mediationsakte vom 19. Februar 1803 end-
lich vereinigte das Freiamt, die Grafschaft Baden, das
Frickthal und den bernerischen Oberaargau zum gemein-
samen Kanton Aareau. Als überall in der Schweiz die Be-
wegung gegen die Vorherrschaft des Patriziates und der
Städte losbrach, trat 1830 auch das Freiamt mit dem Ver-
langen nach einer demokratischen Verfassung und nach
Abschaffung der überlebten Einrichtungen in den Kampf
ein. Als der Grosse Rat dem die Wünsche des Volkes
überbringenden Führer der Bewegung, dem Gastwirt
Fischer aus Merenschwand, das Wort abschnitt, vcriiess
dieser die Sitzung unter Drohungen. Endlich Hessen sich
Regierung und Grosser Rat zur Einberufung einer kon-
stituierenden Abgeordneten Versammlung herbei, stellten
aber dabei die Bedingung auf, dass die von dieser gefass-
ten Beschlüsse dem Grossen Rate zur Begutachtung vor-
gelegt werden müssten, worauf dann dieser dem Volke
einen endgiltig ausgearbeiteten Verfassungsentwurf un-
terbreiten werde. Die mit dieser Bestimmung nicht zufrie-
dengestellten Freiämtler erhoben sich am 6. Dezember 1830
und rückten 4000 Mann stark unter Fischers Anführung
§egen Aarau vor. Die wenig zahlreichen und zudem mit
em Volke sympathisierenden Regierungstruppen zer-
streuten sich, und die Aufstandischen rückten in die Stadt
ein, wo sie die Regierung zur unmittelbaren Einberufung
einer konstituierenden Versammlung zwangen, deren Be-
schlüsse dann dem Volke direkt vorgelegt werden sollten.
Darauf zogen sich die Freiämtler mit dem Erfolg ihres
Zuffes zufrieden zurück. Aus Anlass der kirchlichen Strei-
tigKeiten entstanden aber schon in den nächstfolgenden
Jahren neue Wirren, besonders als durch Annahme der
sog. Badener Artikel dem Staat auch die Oberhoheit über
die Kirche zugestanden worden war. Die nun unter Staats-
aufsicht fallenden Klöster des Freiamtes — vor allem
Muri — organisierten einen zähen W^iderstand. Um die
Priester zum Treueid zu zwingen, musste die Regierung
das Freiamt militärisch besetzen lassen. Damit war aber
der Widerstand nicht gebrochen. Als im Jahre 1840 die
Verfassung revidiert werden sollte, verlangten die Katho-
liken und unter ihnen namentlich die Freiämtler neuer-
dings die Aufhebung der Badener Artikel, während umge-
kehrt die Reformierten das seit 1815 bestehende Prinzip der
Parität,d.h. der gleichmässigen Zusammensetzung der kan-
tonalen Behörden ausVertretern beider Konfessionen , besei-
tigt wissen wollten. Ein auf einem Kompromiss fussender
Verfassungsentwurf wurde von beiden Parteien verworfen,
worauf am 5. Januar 1841 von der Mehrzahl des Volkes
eine den Wünschen der Reformierten entsprechende neue
Verfassung angenommen wurde. Die Katholiken aber
wollten diesen Volksbeschluss nicht anerkennen und rüs-
teten sich zum Widerstand ; ein in Bünzen eingesetztes
Komite übernahm dessen Führung und wiegelte die Mas-
sen derart auf, dass die Regierung die Verhaftung von
dessen Mitgliedern beschloss. Der mit der Ausführung
dieses Befenles betraute Regierungskommissär, Regie-
rungsrat Waller, wurde aber samt den ihn begleitenden
Landjägern in Muri vom Volke gefangen gesetzt, das nun
zum offenen Aufstand überginff. Regierungstruppen rück-
ten heran, zersprengten die Aufständischen bei Villmergen
nach kurzem Kampf, befreiten die Gefangenen und be-
setzten das ganze Freiamt. Unterdessen hatte die Mehr-
zahl der Mitglieder des Bünzener Komites ihr Heil in der
Flucht fi^esucht. Nun beschloss auf Antrag von Augustin
Keller der Grosse Rat am 13. Januar 1841 die Aufhebung
der Klöster, musste aber auf die ablehnende Haltung der
Tagsatzung hin sich zur Wiederzulassung der Fraaeo-
klöster bequemen. Diese Klosterfrage bildete den Anla^
zur Entstehung des Sonderbundes und zum Ausbruch des
Sonderbundskrieges, dessen entscheidende Gefechte im
Freiamt und den ihm angrenzenden Teilen des Kantons
Luzern geschlagen wurden. Am 12. November 1847 ruck-
ten die Truppen des Sonderbundes mit verschiedenen Ko-
lonnen ins Freiamt ein, deren eine unter dem Befehl des
Generals Salis bis nach Merenschwand gelangte, hier aber
von den bei Lunnern stehenden Zürcher Truppen zurück-
getrieben wurde. Eine zweite Kolonne unter Oberst Elgger
überschritt den Lindenberg und drang bis Geltwil vor.
wo sie — durch Nebel in ihren Operationen beeinträch-
tigt — sich vor einigen aargauischen Kompagnien zurück-
ziehen musste. Vom Obern Freiamt endlich brach dann
auch die 4. eidgenössische Division zum entscheidenden
Gefecht bei Gislikon (23. November 1847) auf.
FREIBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Gondiswil). 670 m. Gruppe von 7 Häusern, 1 km w. Gon-
diswil und 8,5 km nö. der Station Madiswil der Linie
Langenthal - Wolhusen. 40 reform. Ew. Kirchgemeinde
Melchnau. Vor der Reformation stand hier eine zum Klos-
ter St. Urban gehörige stark besuchte Wallfahrtskapclle.
FREIBACH (Kt. St. Gallen, i^z. Unter Hheinthal).
Bach ; entsteht in 413 m aus der Vereini^ng des Mühle-
baches und des Gstaldenbaches, ist kanalisiert und mün-
det nach 1,5 km langem Lauf in nö. Richtung etwas nn-
terhalb Rheineck in 403 m von links in den Rhein.
FREIBACH (Kt. St. Gallen. Bez. Unter Rheinthal,
Gem. Thal und Rheineck). 410 m. Gruppe von 7 Häusern,
am linken Ufer des gleichnamigen Baches und 1,3 km w.
der Station Rheineck der Linie Rorschach-Sargans. 41 re-
form, und kathol. Ew. Seidenindustrie.
FREIBERQ (Kt. Glarus). Im Kanton Glarus gebräuch-
licher Name der Gebirgsgruppe des Kärpfstocks. Sie wird
im W. vom Linththal und im SW. vom Dumachthal be-
grenzt, im N. und 0. vom Semfthal halbkreisförmig um-
spannt und im S. durch den Richetlipass von der Gruppe
des Hausstocks und damit von der Tödikette abgetrennt,
von der sie eine inselförmig nach N. vorgeschobene Aus-
strahlung darstellt. Sie besitzt einen fast kreisförmigen
Grundriss mit einer Länge von 12 km in der Richtung
N.-S. und einer Breite von 12,5 km in der Richtung W.-
0. und bildet als Ganzes nichts anderes als eine sehr
reich modellierte Verästelung ihres bedeutendsten Berges,
des im s. Teile der Berggruppe liegenden Kärpfstockes
(2797 m). Durch das von Schwanden südwärts bis zu die-
sem Gipfel hinauf sich erstreckende Niederenthai und
seine w. Abzweigung,«das Thal des Auernbaches, wird
der mittlere und n. Teil der Berggruppe in 3 vom Kärpf-
stock ausstrahlende Ketten gegliedert. Die östlichste und
bedeutendste verläuft vom Karpfstock in leicht geschwun-
genem Boffen auf der W.-Seite des Sernfthales über Bleit-
stöcke (2449 m) und Karrenstock (2424 m) bis zum Gand-
stock (2318 m) ; die mittlere bildet einen kurzen, vom Unter-
kärpf (2440 m) aus zwischen Niederenthal und Auernbaeh-
thal hinein sich schiebenden Grat; die w. auf der O.-Seite
des Linththals verlaufende Kette kulminiert in der Schönau
(1852 m) u. im Etzelstock (1843 m) und nimmt nordwärts
im Salengrat rasch an Höhe ab. Die Hauptkette erstreckt
sich vom Karpfstock noch nach SW. als rauher zerhackter
Grat bis zum Hahnenstock (2565 m) und setzt sich hierauf
westwärts in dem steil gegen das Diesthal und das Dur-
nachthal abfallenden Saasoerg fort, auf dessen Scheitel-
plateau das Butzistockli (2340 m) aufgesetzt ist. Ein vom
Hahnenstock über das Kalkstöckli (2506 m) bis zum Ri-
chetlipass (2263 m) verlaufender Grat stellt die Verbindung
mit der Hausstockgruppe her. In geologischer Beziehung
ist das Frei berggebiet dadurch ausgezeichnet, dass hier,
wie übrigens auch in den benachbarten Gebirgsgruppen,
die Basis des Gebirges aus eocänen und oligocänen Schie-
fern und Sandsteinen, die obern Gebirgspartien dagegen
aus Verrucano bestehen. Der auf der Ueberschiebungs-
lläche auftretende Lochseitenkalk (Malm) und die man-
cherorts, namentlich auf der gegen das Linththal gerich-
teten Abdachung, damit verbundenen, verkehH gelagerten
und dünn ausgewalzten Lagen von Dogger, Lias und
Trias beweisen, dass die grosse Ueberschiebnng aus einer
Faltung hervorgegangen ist. Die Ueberschiebungsflache
steigt von NW. nach SO. allmälig empor, derart, dass die
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von G«br. AlUnger, Neuenbürg.
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KANTON FREIBURG
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161
Baris des Verrucano am N.-Fuss des Gandstocks auf der
Sohle von Linththal und Sernflhal lie^, während sie sich
im S., beim Richetlipass, bereits in emer Hohe von 2450
ra befindet. Die gleichförmige Zusammensetzung des Ge-
birges aus Verrucano und Fiysch bringt es mit sich, dass
ihm die Bänderstrulitur, welche z. B. die Abhänge der
benachbarten Glämischlcette in so hohem Masse aus-
zeichnet, völlig abgeht. Es herrschen hier gleichförmig
geneigte, von unreeelmässig zerstreuten Felsj^artien un-
terbrochene Berghange vor. Ihre untern, meist ziemlich
steilen Partien sind mit dunkeln Tannenwäldern beklei-
det ; auf den mittlem und obern Thalstufen und über die
sanflern Abhänge dehnen sich bis auf die Gräte hinauf
weite Weidelläcnen aus, und darüber erheben sich die
meist rauhen, von grobblockigen Schutthalden umsäum-
ten Verrucanogipfel. Die Freiberggruppe ist sehr reich an
Gemsen und Murmeltieren, da in ihrem ranzen Gebiete
seit 1569 die Jaffd verboten ist (daher der Name Freiberg).
Ihrer reichen Naturschönheiten und ihrer leichten Gang-
barkeit wegen ist sie ein viel besuchtes Exkursionsee-
biet. [J. Okbkuolzkh j
FREIBERQ (Kt. und Amt Luzern, Gem. Vitznau).
1026 m. Hütten, am S. -Hang der Rigi und 2Vt Stunden
n. über Vitznau. Station der vitznau-Rigi-Bahn.
FREIBERQEN (Kt. Bern). Amtsbezirk. S. den Art.
Franches Montagnes.
FREIBURQ, französisch Fribourg. Kanton der
schweizerischen Eidgenossenschaft, in der
^■HMB offiziellen Reihenfolge der Kantone deren
^^^H neunter.
^|B| Lage und Grösse. Der Kanton umfasst eine
I I Fläche von 1675 km* und zählte am 1. Dezem-
I I ber 1900 127951 Ew.; seiner Fläche nach
^^^^x* steht er unter den schweizerischen Kantonen
an achter, seiner Bevölkerung nach an neunter
Stelle. Er liegt z^^ischen 46° 04' und 47° n. Br. und zwi-
schen 4'' 28' und 5** 04' ö. L. von Paris (oder zwischen
6° 48' und 7® 24' ö. L. von Greenwich). Seine grösste Länge
erreicht er mit 66 km auf der in der Richtung NNO. ver-
laufenden Linie von der Ghaux de Naye (in der Gruppe
der Rochers de Naye) bis Fräschels (am Rand des Grossen
Mooses). Die Breite schwankt stark ; sie nimmt von dem
in die Spitze über Allidres auslaufenden Zipfel an rasch
zu, erreicht zwischen Montet (an der Kleinen Gläne) und
dem Gipfel des Schafharnisch mit 45 km ihr Maximum,
beträgt zwischen Gren|[ und Liebistorf noch 9,5 km und
nimmt dann bis zur Spitze von Fräschels stetig wieder ab.
Im Mittel kann man sie auf etwa 40 km veranschlagen.
Alle diese Zahlen beziehen sich nur auf den zusammen-
hängenden Körper des Kantons und lassen dessen Enkla-
veo ganz ausser Betracht. Beffrenzt wird der Kanton in>
N. und 0., von Witzwil am INO.-Ende des Neuenburger-
sees bis zur Dent de Ruth, vom Kanton Bern ; im S. un4
W., von der Dent de Ruth bis Gletterens und von Delley
bis zur Mündung der Broye in den Neuenburgersee, vom
Kanton Waadt. Auf der Strecke Gletterens- Detlev grenzt
der Hauptkörper des Kantons mit dem nach NW. vorge-
schobenen Zipfel von Saint Aubin auch an den Neuen-
burgersee. Zum Kanton Freiburg gehören noch eine Reihe
Ton kleineren Gebieten, die als Enklaven von anderen
Kantonen Gänzlich umschlossen sind. So liegen die Frei-
bnrger Enklaven Surpierre (Ueberstein) und Vuissens iin
Kanton Waadt und die Enklave Wallenbuch ganz im Kan-
ton Bern, während das Gebiet von Estavayer mit den
(gemeinden der Haute Broye, das sonst auf allen übrigen
Seiten von Waadtländer Boden umschlossen ist, im NW.,
vonCheyres bis Forel, an den Neuenburgersee stösst. Um-
Sekehrt liegen dagegen mitten im Kanton Frei bürg die bei-
en Berner Enklaven Munchenwiler und Clavalevres.
Geologie, Der Kanton Freiburg bildet in geologischer
Hinsicht zwei scharf getrennte Gebiete : das tertiäre ilü-
felland mit Vs der Oberfläche und das Alpenland. Das
reibnrger Hügelland hat eine angenehm wellige Ober-
fläche, wo Kulturland in den ebenen Teilen mit Waldun-
gen auf den Erhebungen wechseln. Die Oberflächen formen
sind das Ergebnis der Erosion, welche in flachliegende
Schichten Tnaleinschnitte mit steilabfallenden Rändern,
in aufgerichtete Schichten dagegen ie nach der Wider^
standsfähigkeit des Gesteins abwechslungsweise Thälchen
gegraben und aus den dazwischenliegenden härteren
Schichten abgerundete Hügelzüge herausmodelliert hat.
Den Untergrund bilden Tertiäraolagerungen (Oligocän u.
Miocän). Im NW., zwischen der Senke des Neueuburger-
sees uud einer Linie, welche, von SW. nach NO. vermu-
fend, in etwa 7 km Entfernung parallel zum Alpenrande
streicht, sind die Molasseablagerungen fast horizontal ge-
lagert. In der Nähe dieser Linie heben sie sich allmählig
ge^en die Alpen zu und fallen dann plötzlich ziemlich
steil nach SO. ein. Somit bildet diese tektonische Linie
eine wirkliche Antiklinalachse, durch welche das eigent-
liche Tertiärbecken von der subalpinen Molassezone ge-
trennt wird, in welch' letzterer die Schichten noch inten-
siv gefaltet und sonst gestört sind, aber im allgemeinen
gegen die Alpen einsinken. Die Antiklinalachse ist nicht
nur eine blosse Umbiegung, sondern zugleich auch eine
Verwerfungslinie, längs welcher die älteren Tertiärschich-
ten der subalpinen Zone gegen die jüngeren im NW. uber-
schoben sind. Dies ist besonders in der Nähe von Oron
aufs deutlichste zu ersehen, wo die marine Molasse die
oberoli^ocänen Ablagerungen direkt berührt. Das ganze
Gebiet im NW. der Antiklinallinie besteht fast ausschliess-
lich aus mariner Molasse (helvetische und obere burdi-
galische Stufe); die subalpine Zone weist hauptsächlich
Oligocän (kohlen führende untere Süsswassermolasse und
rote Molasse) auf. Die Fazies dieser Schichten ist im all-
femeinen eine sandige und mergelige. In der Nähe des
Ipenrandes (bei Chätel Saint Denis, am Gibloux und bei
Pont la Ville) finden sich hingegen ausgedehnte Geschiebe-
ablagerungen, in denen Nagelfluhschichten mit sandigen
und mergeligen Zwischenlagern wechseln und dies sowohl
im Oberoligocän als auch im Burdigalien und besonders
im marinen Helvetien. Die tertiären Kohlen sind bei Oron,
Saint Martin und Ck>rpataux mit mehr oder weniger Er-
folg, oft auch nur versuchsweise, abgebaut worden. Die
Sandsteine der verschiedenen Stufen liefern vielerorts
brauchbare Bausteine. Die harten Sandsteine von Vaulruz
besonders werden als geschätztes Material zu Treppen-
stufen verarbeitet.
Die Oberflächen formen der Tertiärlandschaft sind nicht
nur durch die Erosion des Untergrundes bedingt, son-
dern auch durch das Vorhandensein von bedeutenden
.Gletscherschuttablagerungen, welche die Unebenheiten
merklich ausgleichen, indem sie die Abhänge bedecken
und die Vertiefungen ausfüllen. Die sandig-tonige Be-
schaffenheit dieser Gebilde bedingt die Fruchtbarkeit des
Bodens, da der reine Sandsteinboden sonst unfruchtbar
und meist nur mit Wald bestanden ist.
Das Alpengebiet des Kantons Freiburg, die Greierzer
Alpen, gebort den sog. romanischen Voralpen (auch Stock-
HORNALPEN genannt: s. diesen Art.) an. Es umfasst aber
nur ihren nw. Abschnitt, der von der subalpinen Molasse-
zone bis in den zentralen Teil reicht (vergl. den Art. PrA-
alpen). Drei Gebiete können hier unterschieden werden :
1. Das Flyschgebiet, umfassend die Hügelketten des Nire-
mont, der Alpettes und der Berra mit dem Gousimbert.
In diesem Ffysch (mergelige Schiefer mit Sandsteinein-
la([erungen) stecken zahlreiche Fetzen von Kreide-, Jura- u.
Triasschichten ; 2. Die Kalkketten, wo sich zunächst in dis-
kordanter Lagerung die ganze Reihenfolge der Trias-, Jura-
und Kreidescnichten an die Flyschzone anlehnt. Auf die
^normale Kontaktlinie folgt dann ganz regelmässig gefal-
teter Schichtenbau. Die beiden Hau[)tgebirg8züge, Gante-
rist und Vanil Noir, umfassen je zwei GewcHbe mit dazwi-
schenliegenden Mulden. Die Gewölbe sind oft bis auf die
Trias hinunter ausgewaschen : in den Mulden findet sich
Kreide (Neocom und rote obere Kreide) und oft auch
Fiysch. Die dazwischenliegenden Kämme bestehen aus
Malm und oft auch aus unterem Lias. 3. Die SO.-Ecke
des Kantons greift noch auf die mittlere Zone der Vor-
alpen über, wo der Fiysch mit ähnlicher Beschaffenheit
wie am Niremont ein breites Gebiet einnimmt, an dessea
NW.-Rand eine überschobene Kette, die der Gastlosen,
sich anlehnt. Diese, aus Kreide, Malm u. Trias bestehend,
erreicht ihren höchsten Punkt in der Dent de Savigny
(2255 m). (Siehe geologisches Profil.) Die tief eingeschnit-
tenen Thäler des Hongrin, der Saane, des Jaunbachs,' deft*
Sense u. ihrer Zuflüsse lassen den geologischen Bau des
Gebirges ausserordentlich klar erkennen. Die Hauptthäler
sind alle quer zur Faltung gerichtet, während die Neben-
thäler als Längsthäler entweder im Verlauf der Mulden
OEOQR. LEX. 55 — U — 11
162
FRE
FRE
liegen oder in die tief aufgerissenen Gewölbe eingeschnit-
ten sind : einige derselben sind teilweise auch Querthäler,
so z. B. aasjenige des Rio du Mont und des Mot^lon. Die
Freiburger Alpen haben wie alle Kalkgebirge zahlreiche
Crosse Quellen, sog. Strom- oder Karstqueilen, so z. B. die
Quelle des Jaunbachs (Qascade de Bellegarde ; welche mit
6000 Sekundenlitern Wasser einer Felsspalte entspringt),
die Quellen von Fomys, Bonnefontaine und der Cbapelle
dti Hoc (bei Galmis). Im Saanethal entspringt die grosse
Quelle der Neirivue, die einem Wasserverlust des Honffrin
oberhalb Montbovon zugeschrieben wird. Dem Felskopf
des Molöson entspringen ebenfalls zwei beträchtliche
Quellen ^Tzuatzau und Marmotheys). Alle diese grossen
Quellen kommen aus dem obern Jura oder dem l4eocom.
Bibliographie: Gilliäron, V. Les Alpes de Fribourg.,,
u. Gilliäron, V. Descr, des territoires de Vaad^ Fribourg
et Beme compris... entre le Lac de Neuchdtel et la Crete
du Niesen. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. 12 und
18). Bern 1873 und 1885. - Favre, E., und H. Schardt.
Descr. des Alpes du Cant. de Vaud... {Beitr, zur geolog.
Karte der Schweiz. 22). Bern 1887.
Urographie. Wie in ffeologischer bildet der Kanton
Freiburg auch in orograpnischer Beziehung zwei sehr von
einander verschiedene landschaftliche Bezirke. Das an die
Senke des Neuenburgersees sich anlehnende Stück Mittel-
land wird von den zwei grossen und hier merkbar nach
NO. gerichteten Thälern der Broye und Saane durch-
furcht. Die Saane fliesst in einem tief in die Molasse-
schichten ein|e8chnittenen Thal, das besonders in den
zahlreichen Maanderkrümmungen oft den Anblick eines
fortsetzt : o. vom Thal der Sense endlich finden wir die
Pfeife (1657 m), den Seelibühl (1754 m) und den Gurnigel
(1544 m). Alle diese Flyschberge sind an den untern G«-
hängen mit Wald und im obern Abschnitt mit oft nassen
Alpweiden bestanden. Mit ihren den Höhenzügen des
Mittellandes entsprechenden Formen und ihrer schon an
die Alpen anklingenden Höhenlage bilden sie eine Zwi-
schenzone zwischen diesen beiden Gebieten.
An den Gürtel der Flvschberge oder, wie wir sie auch
nennen können, die Zone des Gurnigel schliesst sich
alpeneinwärts die Zone des Ganterist an, die den am lin-
ken Ufer der Saane aufsteigenden Mol^n (2005 m) and
die Tremettaz (1909 m), seinen sw. Ausläufer, umfasst.
Der Mol^son ist ein aus Neocom und Malm bestehender
und auf einem Sockel von Dogger, Lias und Trias stehen-
der isolierter Synklinalrücken. Als Gegenstück zum Mol^
son erhebt sich zwischen den beiden Armen der Veveyse
der ausschliesslich liasische und triasische Stock von Gre-
vallaz, und nach NO. senkt sich der aus denselben Schich-
ten bestehende Kamm von Les Clefs langsam bis zu dem
über dem Rande des Saanethales stehenden Mont Barry
ab. Die U-förmi^ gebogenen Schichten des Mol^sonruckens
müssen einst in Form eines geschlossenen Jura- und
Neocomgewölbes mit dem schmalen Kamm der Verreaux
(1692 m) und mit der Dent du Li (2017 m; irrtümlich meist
Dent de Lys geheissen) in Verbindung gestanden haben.
Später hat dann die Arbeit der Erosion aus diesem Gewölbe
eine Reihe von Einsenkungen herausgewaschen, in denen
der Querfluss Veveyse (mit seinen beiden Quellarmen) u.,
weiter nach N., der Längsfluss Albeuve entspringen. Ueber
G»nterf9tA9Ue
Stock hornkettM
B9rr*k«it9
Geologisches Qaerprofll durch die Freiburger Alpen.
Q. Quaternär : MorttDen, ^turssohntt, etc.; Fi. Plysch; Cr. Rote Kreideschichten (obere u. mittlere Kreide); N. Neoci
Kreide) ; Ms. Oberer Mahnkalk; Mi. Unterer Malm (Argovien); D. Dogger mit Zoophycos; Dm. Dogger mit Mytilus;
Lias; Li. Unterer Li«s; R. Rät; Td. Dolomit (Trias); Tc. Rauchwacke (Trias); Tg. Gips n. Anhydrit. *.... Anormal
Ittngs der Ueberschi^ungssone,
Caftons gewährt und vom Fluss immer noch weiter aus-
gewaschen wird. Es. ist somit das Saanethal eine immer
schärfer sich ausgestaltende Erosionsfurche. Im Gegensatz
dazu zeifft uns die Broye das Bild einer ebenen, breiten
Thallandschaft, die vom Flusse beständig weiter aufge-
schüttet wird. Unzählige Nebenadern von Saane und Broye
entwässern das freibur^sche Hügelland und bestimmen
dessen Reliefformen. Eme erste, zwischen der Senke des
Neuenburgersees und dem Thal der Broye sich erhebende
Reihe von Hügelzügen kann man als die Zone des Vuilly
(V^istenlach) bezeichnen ; sie erreicht eine mittlere Höhe
von 500 m und ffipfelt im Mont Vuilly mit 634 m. Das
Freiburger Mittelland im engeren Sinne steigt mit einer
Reihe von Höhenzügen von 600-800 m bis zum Fuss der
Alpen an. Sein höchster Punkt ist der Mont Gibloux (1203
m). Seinem geologischen und orographischen Aufbau, wie
seinem landschaftlichen Charakter nach ist es eine Fort-
setzung des Waadtländer Berglandes des Mont Jorat.
Die Freiburger oder Greierzer Alpen beginnen mit einer
Bergzone, deren wellige und rundliche Formen durch die
sie aufbauenden wenig widerstandsfähigen Schichten des
hier der Hauptsache nach schieferifen und toniffen Flysch
bedingt sind. Nur an wenigen Stellen werden diese sanf-
ten Bergformen von einigen schroffem Felspartien, die
aus Jura- oder Neocomschichten bestehen, unterbrochen.
Zu dieser Vorzone der Alpen gehören der Mont Corbettes
(1498 m), Niremont (1514 m), die Alpettes (1415 m) und
die Siaz (1390 m), zwischen welchen die beiden Quell-
arme der Veveyse und die Treme sich ihre Betten Regra-
ben haben. Nördl. der Saane erhebt sich über Villarsoeney
der Kamm des Mont Salvens-Bifg (1533 m), der sich über
die Berra u. den Cousimbert (Käsenberg ; 1634 m) bis zur
Müscheneck (1278 m) und zum Schweinsberg (1649 m)
Neocom (untere
Ls. Oberer
Anormaler Kontakt
dem rechten Ufer der Saane setzt sich die Kette Mole-
son-Dent du Li im Bergstock der Dent de Broc (1829 m)
und in der Dent du Ghamois fort; ihnen entsprechen
der zwischen dem Querfluss Mot^lon und dem Jaunbach
sich erhebende Stock der Monse und die nö. des Jaun-
bachs aufsteigende Gruppe der Dents Vertes, die über Hoh-
mättli und Ochsen mit dem dieser ganzen orographischen
Einheit ihren Namen gebenden Ganterist zusammenhängt.
Eine langer Maidenzug trennt die Zone des Ganterist von
derjenigen des Stockhorns oder des Vanil Noir. Der tiefote
Punkt dieser Senke liegt im Thal von Montbovon-Grand-
villars (740 m), wo — eine in den Greierzer Alpen seltene
Erscheinung — der Lauf der Saane ffenau der Achse der
Mulde folgt. Sw. Montbovon steigt die Mulde über das
Thal von Allieres allmählig bis zur Dent de Hautaudon
(1874 m) und Dent de Jaman (1878 m) an, so dass das
Ganze einen regelrechten Schiffsrumpf bildet. Das näm-
liche wiederholt sich im NC, wo vom Dorf Estavanens an
die Kreide- und Flyschschichten des Muldenkerns über
La Perreyre bis zuAi Col de la Forclaz (1593 m) hinauf sich
verfolgen lassen. Von da an ist dann diese Mulde, die
übrigens weiterhin mit derjenigen des Moiöson ver-
schmilzt, beständig den Kämmen (Col des Hauts Gröts,
Arpille und Ausseyre) aufgesetzt.
Die Stockhornzone erreicht ihre grösste Höhe im Vanil
Noir (2395 m). Die diese Zone quer durchschneidenden Thä-
1er des Jaunbachs u. der Saane begreifen zwischen sich den
isolierten Synklinalstock des Corjon, an den sich im NW.
die Antiklinale der Sautaz und im SO. diejenige von Grau
anlehnen. Nö. der Säane reihen sich bis zum Vanil Noir
(2395 m) eine ganze Anzahl von immer an die Nähe der
Synklinal falte gebundenen Gipfeln von 2000-2300 m Höhe
auf. Der Gipfel des Vanil Noir selbst besteht aus Neo-
PRE
FRE
i63
com und bildet einen Knotenpunkt, an dem der Kamm
sich spaltet, um zwischen seinen beiden Aesten (dem Grat
des Fuliieran-Brenleyre und dem der Tours de Dor^naz)
von neuem ein Muldenthal, das Thal von Les Morteys,
einzuschliessen. Beide Aeste verschmelzen nö. vom Durch-
bruch des Rio du Mont wieder zum Bergstock der Hoch-
matt (2158 m), die über den Schafberg und die Scheibe
sich an das Stockhom anschliesst, das, bereits auf Berner
Boden stehend, das NO.-Ende der nach ihm benannten
orographischen Einheit ist.
Auf die Zone des Stockhoms folgt im SO. die Kette
der Gast losen, die vom Perte ä Bovey an mit der Dent
de Saviffny (2259 m), Dent de Ruth (2239 m) und Wand-
fluh (2128 m) der Kantonsgrenze folgt und dann mit der
eigenartigen Säge der Gastlosen selbst ganz auf Freibur-
ger Boden übertritt. Diese Kette bildet einen schmalen
und stark zerschnittenen und gezähnten Kamm aus
senkrecht aufgerichteten Juraschichten, die zusammen
mit der Trias an ihrer Basis auf den der Stockhornkette
angelagerten Flysch aufgeschoben erscheinen. Vergl. den
Art. Gastlosen.
Die über die Freiburger Alpen führenden Passübergänge
halten sich an die Flussläufe, die zugleich auch als sehr
scharfe natürliche Schnitte den Aufbau dieser Gebirffs-
massen klar erkennen lassen. Im Besonderen trifft dies
für beide Thäler der Veveyse zu, deren eines über den
Gel du Soladier (1601 m) mit dem Thal der Bave de Mon-
treux verbunden ist und zwischen denen selbst der Col
des Paccots (1557 m) vom einen zum andern hinüberleitet
Das Thal des Hongrin (AUiöres) fuhrt zum Col de Jaman
(4516 m); das Thal von Montbovon (Saane) steht über
lahlreiche kleine Pässe mit demjenigen des Motelon
einerseits und denen beider Veveyse, der Tr^me etc. an-
dererseits in Verbindung. Das gleiche gilt vom Thal der
Jaun, von dem aus man in die Thäler des Motelon, des
Schwarzsees, von Chäteau d'CEz etc. hinüberselangen
kann. Es ist nicht möglich, alle diese zahlreichen und
sehr interessanten Verbindungen von Thal zu Thal hier
zu nennen. Zu erwähnen bleibt nur noch, dass eine Fahr^
Strasse das Thal des Jaunbachs aufwärts über den Bruch
(1506 m) und von da nach Boltigen ins Simmenthai hin-
unter führt. [Ür. H. SCHARDT.]
Klima. In klimatologischer Hinsicht zerfallt der Kanton
Freiburg in drei Teile, deren Grenzen ungefähr von N.
nach S. lanfen, nämlich : 1. in die Gegend um den Murten-
und Neuenburgersee; 2. in die Hochebene zwischen diesen
Seen und dem Thal der Broye einerseits und den Voralpen
andererseits und 3. in das Voralpen^ebiet selbst. Die Stadt
Freiburg, deren Klima wir als typisch für den mittleren
der genannten Bezirke ansehen können, hat eine mittlere
Jahrestemperatur von 7,2" C. Milder ist das Seenffebiet,
wie schon der Umstand zeigt, dass längs der Ufer beider
Seen der Weinstock gedeiht. Rauher ist natürlich ent-
sprechend der Höhenlage das Alpengebiet. In den bis zu
einer Höhe von 1100 m hinaufreichenden Thälern, z. B.
der Valsainte, ist die Temperatur durchschnittlich 1-2**
tiefer als in der Hauptstadt. Im Winter ist es die aus NO.
wehende Bise, welche auf der Hochebene die tiefen Tem-
peraturen besonders fühlbar macht.
Auch die Regenmenge und die Regenhäufigkeit sind in
den drei erwähnten Bezirken sehr verschieden. Es betrug
im Durchschnitt der Jahre 18901899:
die in einem Jahre die Zahl der Tage, an
gefallene Regenmenge denen Regen fiel
in Estavayer le Lac 834 mm 114
i Freiburg 1002 » 124
* Valsainte 1570 » 134
Das am Südhang der Berra gelegene Valsainte gehört
damit zu den regenreichsten Gegenden der Schweiz.
Dieser grosse Regenreichtum erklärt sich zum Teil durch
den Umstand, dass verhältnismässig häufig Gewitter von
dem obem Genfersee durch den freiburgischen Veveyse-
imd Greierzerbezirk nach dem unteren Simmenthai hin-
ziehen. Der mittlere Teil des Kantons ist Gewittern weni-
Ker ausgesetzt. Im übrigen erklärt sich die erwähnte
Verteilung des Regens durch die wissenschaftlich begrün-
dete Tatsache, dass der Rep^en in unseren Gegenden vor-
züelich an den dem SW.-Wind ausgesetzten Gebirgshängen
lallt. Da überall im Winter die Zahl der heiteren Tage in
den Gebirgsthälern grösser ist als in der Ebene, so ist
trotz des grösseren Regenreichtumes in den gebirgigen
Gegenden des Kantons die Zahl der heiteren .Tage |im
Kanton Preibarg : Schloss Bstavayer.
Jahr nicht geringer und die durchschnittliche Bewölkung
nicht grösser als auf der Hochebene. So weist das an der
Grenze des Greierzerbezirkes gelegene Marsens im Jahr
durchschnittlich 80 heitere und 120 trübe Tage auf, wäh-
rend an 160 Tagen der Himmel etwa zur Hälfte mit Wol-
ken bedeckt ist. Die Nebel, die an windstillen Herbst-
und Wintertagen die Schweizerische Hochebene vom Jura
bis zu den Alpen zu überdecken pflegen, überfluten auch
einen grossen Teil des Kantons Freiburg; doch steigen
sie im allgemeinen nicht höher als 800 m, so dass grosse
Teile des Sense- und des Greierzerbezirkes sich des herr-
lichsten Sonnenscheines erfreuen, während die westlichen
Bezirke in dichte Nebel gehüllt sind. Die Zahl der Nebel-
tage beläuft sich in diesen Bezirken auf durchschnittlich 40
im Jahre, bleibt also noch um 10 Ta^e pro Jahr hinter den
Gegenden an der mittleren Aare zurück. [Dr. a. Uockbl ]
Hydrographie, Wie die Kantone Bern, Neuenburg,
Waadt u. Wallis gehört auch der Kanton Freiburg gleich-
zeitig beiden grossen Flussgebieten der Schweiz an. Auf
Freiburger Boden verläuft die Wasserscheide zwischen
Rhein und Rhone von der Cape aux Moines über Dent de
Lys, Tzuatzau (Kette des Moläson), Niremont, See von
Lussy und Chätel Saint Denis bis zum Mont Vuarat. Man
kann auf Freiburger Boden vier Einzugsgebiete zweiter
Ordnung unterscheiden, nämlich die der Veveyse, Saane,
Broye und Sense. Die Sense, die heute bei Laupen in die
Saane mündet, muss einst einem grossen Strom zuge-
flossen sein, der durch das Thal von Mühlethal (Taferna)
und weiterhin durch das Thal von Thörishaus und Büm-
pliz seinen Lauf zur Aare genommen hat. Später füllten
dann die Moränen des diluvialen Aaregletschers das Thal-
stück Thörishaus-Bümpliz auf und dämmten es zum Teil
ab, wodurch der seines Unterlaufes beraubte Fluss zum
Ausweichen nach einer anderen Richtung veranlasst
wurde. Damit erklärt sich das scharfe Knie, mit dem
heute die Sense bei Unter Fahr (unterhalb Riedem)
nach W. abbiegt. Vielleicht war dieser präglaziule Fluss-
lauf nichts Anderes als die Saane, die dann also über
Flamatt und Thörishaus der Aare zugeflossen wäre und
in der Nähe des heutigen Bern in sie gemündet hätte*.
Von den genannten vier Flussgebieten zweiter Ord-
nung gehört nur eines dem grossen Einzugsgebiet der
Rhone an, nämlich das der Veveyse. Wie viele andere
Flüsse (Sense, Lütschine, Simme) bildet sich auch die
Veveyse aus zwei grossen Quellarmen, der (zum grössern
164
FRE
FRE
Teil dem Kanton Waadt angehörenden} Veveyse de Fev-
gires und der auaschliesslicn freiburgischen Veveyse de
Kanton Preiburg : Fall der Taoima.
Chätel, die den Abflugs des Sees von Lussy aufnimmt.
Das Bett der Veveyse ist beinahe ffänzlich in Glazial-
schutl eingeschnitten ; nur im Oberlauf treten im Fluss-
bett hie und da felsige Schwellen aus Flysch zu Tage, und
iLurz vor ihrem Eintritt in die Ebene hat sich die Veveyse
de Chätel eine enge und tiefe Schlucht in Kalkstein ge-
graben. Recht verschieden von einander sind die drei
übrigen, dem Einzugsgebiet des Rheins zugehörigen Fluss-
gebiete des Kantons Fxeiburg.
Am ausgedehntesten ist das Einzugsgebiet der Saane,
die den Kanton in der Richtung S.-N. in zwei
nahezu gleiche Hälften teilt. Man kann im Lauf
der Saane nach geologischen Gesichtspunkten
drei Abschnitte unterscheiden : Oberlauf (Oberes
Greierzerland), von La Tine (Montbovon) bis
Greierz, im Kalkgebirge : Mittellauf, von Greierz
bis Tusy, im FIvsch; Unterlauf, von Tusy bis
Laupen, in der Molasse. Die hauptsächlichsten
Nebenflüsse der Saane sind : von rechts der Tor-
rent de Lessoc, die bei Grandvillars mündende
Taouna, die Jogne (deutsch Jaunbach : mit dem
Motelon, dem Javroz, den Bächen des Gros Mont
und Petit Mont, dem Bach von Neuschels, der
Cascade de Bellegarde und dem Oberbach), die
Serbache und G^rine (deutsch Aergerenbach),
der Galternbach (oder Gotteron), der Düdinger-
bach und die Sense; von links der Hongrin, die
Marivue, Neirivue (oder Schwarzwasser ; von
dem wieder zu Tage tretenden Wasser des bei
Montbovon zum Teil in einen Trichter ver-
schwindenden Hongrin gebildet), der Bach von
Ennev, die Tröme (mit der Albeuve), die Sionge
(mit dem Görignoz), die Gläne (mit der Neirigue)
und die Sonnaz (oaer Sühn).
Die Broye, deren Einzugsgebiet zum grössern
Teil dem Kanton Waadt angehört, entspringt
auf Freiburger Boden am Fuss der Alpettes,
fliesst bis Paläzieux durch Glazialschutt und Flysch, bis
Bressonnaz (bei Moudon) durch die Molasse und folgt
von Moudon bis zum Murtensee mehr oder weniger der
Sohle eines breiten Alluvialthales. Bedeutendste Freibor-
fer Zuflüsse zur Broye sind die Mortivue, der Tatroz, der
Ion und die Mionnaz (welch* beide letzteren z. T. noch
auf Waadtländer Boden übergreifen), die Lembaz, Erbo-
^ne oder Arbogne, die Kleine Gläne (mit dem Beinoz), der
m den Murtensee mündende Chandon und die Biberen,
die sich in den neuen Mündungskanal der Broye vom
Murten- zum Neuen burgersee ergiesst, vor der Jurage-
wässerkorrektion aber direkt dem Murtensee zuflosB.
Das Becken der Sense ist mit Einschluss seines Bemer
Abschnittes nahezu so umfangreich als das der Saane.
Wie die Veveyse entsteht auch die Sense aus zwei grossen
Quellarmen, der der Hauptsache nach bemischen Kalten
Sense (Schwefelberg) und der ausschliesslich freiburgi-
schen Sense (Schwarzsee). Vom Zusammenfluss dieser
beiden Arme ab bildet* die Sense — mit Ausnahme einer
kurzen Strecke — bis zu ihrem Eintritt in die Ebene bei
Flamatt die Grenze zwischen den Kantonen Bern und
Freiburg. Die beiden Quellarme fliessen auf Glazialboden
und Flysch, während die eigentliche Sense vom Gugg«rs-
bach an bis Laupen stets in die Molasse eingeschnitten
ist. Die Quellarme sind reich an kleinen Nebenflössen,
die fast alle den Charakter von Wildbächen tragen , die
eigentliche Sense selbst nimmt nur wenige Zuflüsse auf,
von denen wir als die bedeutendsten den Tiefgraben (bei
Rufl'enen), den Dütschbach (bei Plalfeien), das bemeriacbe
Schwarzwasser und die Taferna (bei Flamatt) nennen.
In strengen Wintern frieren alle diese fliessenden Ge-
wässer zu, worauf bei Tauwetter Eisgang eintritt, der na-
mentlich in der Saane eine sehr interessante Erscheinung
ist. So häufte sich z. B. am 3. Februar 1803 oberhalb Lau-
nen eine Eismasse von 400000 m^ an, die während der
Nacht vom 10. auf den 11. Februar ungehindert abfloas.
Eine Reihe von Wasserläufen des Kantons schneidet sich
durch Engpässe und sehr interessante und sehenswerte
Schluchten durch ; solche sind z. B. die Durchbrüche der
Saane bei La Tine, bei Tusy und an anderen Steilen, die
Fälle der Jaun bei La Tzintre (nahe Galmis) und ihre
Tines de Chätel geheissenen (an die Gorgen du Trient er-
innernden) Schluchten unter Montsalvens, die Schluchten
des Galternbaches (Gotteron), des Seeligraben, des Hon-
grin und der Gläne (namentlich zwischen Matran und
Neyruz). Dazu kommen eine ganze Anzahl von ihrer Fall-
höhe oder ihres Wasservolumens wegen mehr oder we-
niger wichtigen Wasserfällen, wie z. B. der Wasserfall
von Jaun oder Bellegarde, die Fälle von Grand villars (von
der Taouna gebildet), des Hölbachs ^G^rine), der Veveyse u.
des Fallbachs oder Tossrainbachs (Schwarzsee). In zahl-
reichen kleinen Kaskaden stürzen sich über Flyschbänke
die von der Berrakette, von den Alpettes und dem Nire-
Rantoa Freiburg : Eisgang auf der Saane.
mont herabkommenden Bäche zu Thal. Die Wasserläute
treiben eine grosse Anzahl von Sägen, Mühlen, Dreschma-
schinen etc.
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Dem Kanton Freibarg gehören folgende Seen ganz oder
teilweise an : vom Neuenburgersee (432 m hoch) ca. 4620
Kanton Freibarg : Flössen von Holz.
ha, vom Murtensee (434 m) 1650 ha, der Schwarzsee (1061
m) mit 45,75 ha, der Seedorfsee (616 m) mit 10,33 ha, der
See von Lussy (827 m) mit 3,25 ha und einige kleine Hoch-
gebirgsseen. Von den an Fläche nicht unwesentlichen
Sompfgebieten nennen wir das Grosse Moos, sowie die
Moore von Bulle, Ros^, Lentigny, Säles, Garmiswil, Recht-
halten (Dirlaret), Rohr, Ferpicloz, Cormondes, Minieres,
Vuissens, Schadens und Les Ponts. Im Verlaufe der letzt-
vergangenen Jahre sind mit einem Aufwand von 276 1^
Franken sechs Moore entwässert worden. Diese dem An-
bau zurückeroberten Gebiete haben seither im Durch-
schnitt jährlich pro Hektare einen Ertrag von 912 Fr.
abgeworfen. Mit Ausnahme des zwischen dem Murten- u.
Neuenburgersee ffe^pabenen Kanales der Broye hat der
Kanton Freiburg keine schiffbaren Flussläufe. Immerhin
pfle^^n sich früher die Gerber der Stadt Freiburg zu
bchilTauf der Saane (und Aare) nach den Messen von Zur-
zach zu beigeben. Bis ums Jahr 1880 wurde die Saane auch
regelmässig zum Transport von zu Flössen zusammenee-
bandenem Bauholz und von Klafterholz benutzt, und ois
in die neueste Zeit hat man vom Pays d'Enhaut ois Mont-
bo?on grosse Massen von Baumstämmen (sog. billons) ^e-
flösst, was aber an manchen Steilen dem Ufer gefährlich
geworden ist. (Vergl. die Abbildung.) Heute wird nur noch
Klafterholz auf dem Wasserweg verfrachtet und auch das
nur noch zur Zeit der Schneeschmelze und nur da, wo
ein Transport per Achse nicht möglich ist. Vor der Er-
öffnung der Eisenbahnlinie Biel-iverdon war die von
mehreren Gesellschaften betriebene Dampfschiffahrt auf
den Seen am Jurafüss eine sehr rege. Heute liegt der Be-
trieb der Dampf boote auf dem Neuen burger- und Murten-
see in den Händen einer Aktiengesellschaft, deren grösster
Aktionär der Staat Freiburg ist, während die Staatsver-
waltungen der Waadt und von Neuenburg, sowie die Stadt
Neuenburg das Unternehmen seit einigen Jahren durch
Gewährung von Subventionen unterstützen. Die Gesell-
schaft besitzt zur Zeit 4 grosse Rad- u. 2 Schleppdampfer,
die zusammen über eine Summe von 860 HP verfugen
und 1490 Personen fessen. Im Jahre 1900 hat die Dampf-
schiffahrtsgesellschaft 113920 Reisende befördert; die
Einnahmen aus dem Personenverkehr betnigen 78399
Fr., die aus dem Waarenverkebr 32068 Fr.: (Sesamtein-
nahme brutto 110467 Fr., Reingewinn 7648 Fr.
Der Kanton Freiburg verfügt über sechs Seehäfen, von
denen zwei (Murten und Estavayer) mit völlig geschütztem
Bassin versehen sind, während nie vier übrigen (Portalban,
Suffiez, Praz, Mötier) aus gemauerten Hafendämmen be-
stenen, die so weit in den offenen See hinausreichen, dass
die beladenen Dampf boote auch bei Niedrigwasser anle-
gen können. Die Bassins der zwei geschützten Häfen mes-
sen zusammen 1540 m> an Fläche und die Dämme der
übrigen Häfen zusammen 660 m an Länge. Die durch die
Juragewässerkorrektion bedingte Senkunj^ des Seespiegels
hat an allen diesen Häfen Neuarbeiten notig gemacnt, die
eine Summe von 267450 Fr. erforderten.
Vor dem Jahre 1885 sind an den fliessenden Gewässern
des Kantons nur hier und da und wie es sich gerade zum
Schutze von Ortschaften, Brücken oder Strassen als wün-
schenswert erwies Schutzbauten ausgeführt worden. Erst
seit 1886 sind diese Arbeiten, dank den vom Bund gewähr-
ten Unterstützungen, auf rationeller Grundlage methodisch
in Angriff genommen und seither ununterbrochen fort-
geführt worden. So sind folgende Flussläufe heute z. T.
eingedämmt und kanalisiert : die Mortivue bei Sem-
sales, der Stoutz bei La Roche, die Gläne zwischen Siviriez
und Macconnens, die Sionge im Unter Greierz und die
Veveyse bei Chätel Saint Denis. Verbauungsprojekte be-
stehen für den Wildbach von Scherwil, für den Jaunbach,
die Tröme, G^rine, Kleine Gläne u. Marivue. Seit einem
Vierteljahrhundert, d. h. seit der Zeit, da Arbeiten dieser
Art überhaupt ihrem Zwecke entsprechend ausgeführt
worden sind, hat man im Kanton Freiburg für Flussver-
bauungen und -korrektionen eine runde Summe von Fr.
400 (XX) ausgegeben, wobei die von Gemeinden oder Pri-
vaten vereinzelt vorgenommenen Arbeiten nicht mitge-
rechnet sind. An diese Summe haben beigetragen der
Bund 40%, der Kanton 40% und die interessierten Ge-
meinden 20%.
Der Kanton bat eine grosse Anzahl von Wasserwerk-
kanälen, die vielfach in kurzeh Tunneln durch die leicht
zu durchbrechende Molasse führen und so auch etwas
abseits gelegenen Gebieten billif^e Wasserkraft vermit-
teln. Besonders bemerkenswert ist in dieser Beziehung
Ranton Fraiburg : Cascade de Bellegarde im Winter^
der Tunnel durch den Hügel von Chövrefu, der vom Bei-
noz (einem Zuiluss zur Kleinen Gläne) abzweigt u. die
Wasserwerke von Ghätillon, LuUy und Estavayer mit Trieb-
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kraft versorgt. Er ist 1,6 m hoch, 200 m lang und 1,3 tn
breit. Die Anlage von grossen Wasser- und Elektrizitäts-
werken hat in neuester Zeit die Durchführung der Was-
serwerkkanäle durch sehr lange und grosse Gallerien
notwendig gemacht: solche sind z. B. die von Montbo-
von (2966 m lang, 10 m' Oeffnung), von Tusv-Hauterive
(9217 m lang, 15 m> Oeffnung), von Broc (Cnokoladefa-
orik ; 807 m lang, 5 m' Oeffnunff). Eine weitere, unter
Jaman durchführende Gallerie ^2164 m lang; 2,17 m'
Oeffnung) leitet die Quellwasser des Pays d'Enhaut nach
Lausanne. Schon die Grafen von Greierz haben solche
Ableitungskanäle angelegt und z. B. auf diese Art die Was-
ser des Afßon, oberhalb Enney, zum Betrieb ihrer Was-
serwerke in Saussivue sich nutzbar gemacht.
Im Kanton Freiburg finden sich auch zwei unterirdi-
sche Flussläufe, die gebildet werden durch die Saane bei
Saanen und den Hongrin. Dieser letztere verliert 3 km
oberhalb seiner Mündunjg^ einen Teil seines Wassers, das
nach 7 km langem unterirdischen Lauf in der nahe dem
Dorf Neirivue entspringenden Quelle des Flüsschens Nei-
rivue wieder zu Tage tritt. Diese Tatsache ist ganz zu^illig
dadurch entdeckt worden, dass die Wasserwerksbesitzer
am Hongrin einst zur Zeit grosser Trockenheit die Oeff-
nung des unterirdischen Abflusskanals verstopfen Hessen,
worauf die Quelle der Neirivue versierte und mehrere
von ihr getriebene Anlagen zum Einstellen der Arbeit ge-
nötigt wurden. Seither sind die Ansprüche an das Wasser
des Hongrin gesetzlich geregelt worden. Was das erstge-
nannte Beispiel anbetrint, so ist es äusserst wahrschein-
lich, dass der Wasserfall von Jaun (Bellegarde) seine
Entstehung einem unterirdischen Abfiuss des Wassers
der Saane bei Saanen verdankt. (Vergl. den Art. Jaun).
Die älteste Wasserleitung im Gebiet des heutigen Kan-
tons Freiburg ist diejenige, die einst die Römerstadt
Aventicum fAvenches) mit Wasser versorgte. Dieser längste
und beträcntlicbste aller von den Römern in unserm
Land erbauten Aquaedukte führte grösstenteils durch
Freiburger Gebiet, war ca. 14 km lang und leitete das
Wasser durch einen gemauerten Kanal von 30 cm lichter
Weite mit einem Gefalle von 0,7-2 % an den Ort seiner
Bestimmung. Seit dem Jahre 1870 sind im Kanton 21 neue
Druckwasserleitungen erstellt worden, deren Druck zwi-
schen 1,2-16 Atmosphären schwankt und die zusammen
50 km lang sind. Hydranten bestehen in einer Anzahl
von 372. Alle diese Wasserversorgungsarbeiten haben
zusammen die Summe von rund 2300000 Fr. gekostet.
Eine Reihe von neuen Projekten dieser Art werden ge-
genwärtig studiert oder sind schon in Ausführung be-
griffen. [IngeDieur A.. Obbmaud.]
Flora. Der grösste Teil des Gebietes des Kantons Frei-
burg steht noch unter dem Einflüsse des Klimas der nörd-
lichen Alpen. Es zeigt sich dies namentlich in der reich-
lichen Regenmenge, die s. der Stadt Freiburg nirgends
unter 100 cm im Jahr fallt. Diese grosse Feuchtigkeit er^
klärt die üppige Entfaltung der stets frischgrünen Wiesen
im Kanton Freiburg und deren Reichtum an alpinen
Pflanzenarten. Erst n. Frei bürg, in den dem sog. Gros de
Vaud und der Senke der Seen angrenzenden Teilen des
Kantons, trifft man auf die für das schweizerische Mittel-
land charakteristische Florenentwicklung. Im Uebrieen
gehören der grössere Abschnitt des auf Freiburger Boden
gelegenen Thaies der Saane, das Thal von Vert Chamo,
von Charmey (Galmis), Valsainte und auch der obere Ab-
schnitt der Veveyse unmittelbar dem Alpenbezirk an.
Hier Anden sich eine grosse Anzahl von berühmten Stand-
orten von Typen der alpinen Flora, so z. B. die Gipfel des
Corion, Cray, Paray, die Ketten der Morteys, Brenleyres
und von Oussannaz ^über Galmis), der Gebir^sstock von
Montsalvens (klassischer Standort der Rosa spinulifolia),
die Kaisereck etc.
Der von den beiden Domherren Cottet und Castella ver-
fasste Guide du botaniste dans le canton de Fribourg
(Fribourg 1891) zählt an mehr als 500 Standorten etwa
1500 Pflanzenarten auf. Die von den Verfassern mit be-
sonderer Liebe behandelten Arten der Brombeeren, Rosen,
Habichtskräuter und Weiden treten in wahrhaft über-
raschendem Formenreichtum auf. Es erklart sich dies mit
den in den 7ahlreichen Thalfurchen der Freiburger Vor-
alpen so .oft wechselnden Bedins^ngen für die Entfaltung
der Vegetation. Dazu kommt, ofass ein grosser Teil des
Freiburger Gebirgslandes aus dunkeln und leicht verwit-
terbaren Gesteinsarten besteht, die in Verbindung mit der
grossen Luflfeuchtiffkeit einen den Pflanzenwuchs vor-
züglich fordernden Nährboden bilden. Weitaus am reichs-
ten ist die Flora der Kette der Morteys, die sich aus der
Mehrzahl der in den Freiburger Alpen überhaupt vor-
kommenden alpinen und südlichen Arten zusammensetzt
Auf den zum Vanil Noir führenden hohen Kämmen und
den in die Thäler von Morteys und Bonavallettaz hinunter^
steigenden Schutthalden lassen sich eine Reihe der sel-
tensten hochalpinen Arten sammeln, wie z. B. Viola
cenisia, Ranunculus pamassifoliaSf Crepis Terglonensis
(eine östliche Art), Peirocallis pyrenaica, Atidrosace hei-
vetica, Draba tomentosa, Juncus Jacquiniy Salix Tretusa
var, serpyllifolia. Daneben trifft man hier auf mehrere
andere seltene alpine Arten, die in der Schweiz fast aus-
schliesslich auf «las Juragebirge beschränkt sind : Andro-
soce lactea, Arabis pauctflora, Ranunculus thora^ Cephor
laria alpina, Acer italum. Von den übrigen in diesem
Abschnitt der Freiburger Alpen vorkommenden Arten
nennen wir noch Thalictruni saxatile und Th, minus;
Anemone vernalis^ A. baldensis, A. narcissiflora und A.
alpina; Ranunculus pyrenaeuSy R. Villarsii, R.alpestris^
R. thora u. R. pamassifolius ; Aquilegia alpina, Aconi-
tum paniculatum, Papaver alpinum ; Arabis alpestris,
A. saxatilis, A. pauciflora^ A. pumila u. A. belliaifolia;
Draba dubiay D. carinthia^a, D. tomentosa^ D. Wahlen-
bergii und D, incana; Rhamnus alpina u. Rh. pumila^
Phaca aslragalina u. Ph. australis, Oxytropis montana,
Astragalus aristatuSj Potentilla grandijlora u. P, dubia^
Sedum atratum, Sempervivum tectoruni var, Mettenia-
num u S. glaucum (Les Morteys), Saxifraga caesia u.
S. androsacea, Eryngium alpinum ^ Peucedxmum aus-
triacumy Myrrhis odorata^ Galium helveticum, Valeriana
saliunca, Erigeron Villarsii; Senecio aurantiactts^ S.
cordatus u. S. erucifolius; Carlina longifolia^ Serratula
tinctoria^ Centaurea scabiosa var, alpestris, Leontodon
taraxaci, Hypochoeris maculata, Mulgedium Pluniieri,
Crepis Terglonensis, Salix phylicifolia mit ihren Hybri-
den. Das Genus Hieracium ist mit etwa 20 meist interes-
santen Arten vertreten ; femer Viola lutea (nördlich der
Jaun verbreitet), Polygal<i alpina, Pedicularis Banrelieri^
Tozzia alpina, E'*phrasia hirtella^ Dracocephalum
Ruyschianay Stachys densiflora, Anacamptis pyramida-
lis j Paradisia liliastrum, Luzula spicata u. L. spadicea;
Carex pauciflora, C. frigida^ C. nigra, C. firma^ C, cla-
vaeformls und C capillaris. Dazu kommen noch eine
gewisse Anzahl von Arten^ die erst in letzter Zeit von
Jaquet entdeckt worden sind : Hieracium densiglandu-
lum, H. parcepilosum, H, Cottianum, H. ochroleucomor-
phum, Ü.silstnum, H.pseudosilainumy H,subelongatum
etc.; Agrostis alpina VLfk& A. Schleicheri, Triaetuni di-
stichophyllum und T, subspicatum; die ebenfalls zahl-
reichen Alchimillen (Schafgarben) sind von Jaquet im 5.
Faszikel des ersten Bandes der Memoires de la Soc. frib.
des Sc. nat. 1902 veröffentlicht worden. Eine grosse An-
zahl dieser Arten haben in den Ketten von Cray und Les
Morteys ihre überhaupt am weitesten nach W. vorgescho-
benen Standorte. In der Gebirgsgruppe nördl. der Jaun
findet man Cochlearia officinalis (uanter), Alchimilla
Jaquetiana (Kaisereck), Lhydia serotina, Viola lutea^
Oxytropis Halleri (Schopfenspitz, Schafberg).
Auf den Alpweiden, mit denen die meisten Gipfel der
Freiburg^er Alpen und auch die steilsten Hänce noch be-
kleidet sind, blühen in Masse die ganze Schaaren von
Liebhabern anziehenden Alpenrosen ; auf den Kämmen
des Paray und der Vanils ist das hier ausserordentlich
grosse Blumen bildende Edelweiss häufig. Seltener findet
sich in der subalpinen Zone das reizende Alpen-Männer-
treu (Eryngium alpinum). Der ungehinderte Zutritt der
SW.-Winde, der Einfluss des im Tnal der Saane und in
den kleinen Thalfurchen der Freiburger Alpen auftreten-
den Föhns, die vor N.- Winden geschützte l.age und die
ausgezeichnete Exposition vieler Standorte wirken zusam-
men, um zahlreichen Vertretern der mediterranen Flora
die Ansiedelung zu gestatten. Von solchen qennen wir:
Sisymbrium austria^um (Umgebung von Freiburg, über
Botterens, bei La Tine), Arabis saxatilis (Dent de Ruth,
Vanil Blanc), Helianthemum fumana (M^ni^res und Moni
Vuilly), Linum tenuifolium, Acer italum (sehr selten),
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Cytints labumum (subspootan und sehr selten), Ononis
rotundifolia (Botterens), Medicago minima (M^niöres),
ABlragalus cicer and A . depresstu, Lathyrus cicer, Trir
nia glauca (Hochmatt, £pagny), Artenitsia campe$tri8y
Scorzonera austriaca (Corjon), Lactuca verennia, Crepis
nicmeiuiSf Heliotropium europtßum, Litnospermum pur-
pureo-coeruleum, Verbascum pulverulentum^ Scrophu-
laria canina and S. Hoppeiy Melampyrum nemoroHim^
Hyssopus officinalis^ Stachys gennanica, Cyclaminu$
europtea (Ennev, Montbovon), Priniula suaveolens (bei
Brenleyres in Masse). Wir Tagen noeh hinza den Bachs-
baam, die Kastanie, llaamige Eiche (Querciis lanuginosa),
deutsche Schwertlilie (7m germanica), Schmerwurz (Ta-
mtt$ communis)^ Waldtulpe (Tulipa silvestris), den Sade-
oder Sevibaum {Juniperus Sabina)^ Omithogalum pyre-
naicum^ Hemerocalits fulva^ den Streifenfarn {Asplenum
ceterach) ; endlich die in den Steppen des Ostens verbrei-
teten zwei Gräser Andropogon xschsemum und Stupa
pennala und zwei Seggen Carex gynobasis und C hu-
müis.
Viele dieser genannten Arten fehlen der O.-Schweiz;
obwohl sie auch auf Freiburger Boden meist nur selten
sind, geben sie doch sicheres Zeugnis von dem bis hier-
her sich geltend machenden mildernden Einfluss des me-
diterranen Klimas. In dieser Hinsicht sind z. B. die be*^
nachbarten Thäler des Bemer Oberlandes (allerdings mit
Aosnahme ihrer untersten Abschnitte, die sich der wär-
menden Einwirkung von Brienzer- und Thunersee er-
freaen) weit weniger bejg^nstigt und weisen besonders in
der subalpinen Zone eine weniger reiche Flora auf. In
den zahlreichen kleinen Seen, Teichen und Torfmooren
der Präalpen gedeihen eine ganze Anzahl von der Erwäh-
nung werten Wasser- und SumpfpHanzen. Klassische
Fundorte sind hier besonders der Lac de Lussy, Lac
des Jones und Schwarzsee (Lac Domene), die Torfmoore
von La Rogivue, die Sümpfe von Vaulruz, Champotey,
Biordaz, La Sauge etc. An den Ufern des Lac de Lussy
können wir u. a. folgende interessante Arten sammeln :
^anunculus flammula var. reptans, R. sceleratus und R.
helerophyllus ; Viola persicifolia und V, persicifolia var.
itannina^ Nymphaea alba^ Nuphar luteum und A''. pu-
miluni (auch am Lac des Jones häufig), Callitriche
ttagnalis^ Oenanthe phellandrium; die drei Sonnentau-
arten Drosera rotundifolia^ D. longifolia und D, öbovata;
Scheuchzeria pcUustris, Triglochin palustrcy Potamoge-
ton cUpinus, Sparganium natanSy Eriophorum gractle.
Am Schwarzsee wachsen Schcmoplectus lacustris, Chara
hispiday Carex stellulata, Schoenus ferrugineus ; Potor
mogeton plantagineus, P. lucens, P. perfoliatus, P. na-
Ions, P. longifolius, P. pusillus und P. filiformis. Pota-
mogelon compressus hat man bis jetzt nur am kleinen
Lac des Jones (über Ghätel Saint Denis) gefunden, Sene-
cio spathulmfolius bei Maules und Fuyens, die seltene
Polygala depressa in den Torfmooren von Vaulruz. Aus
den hochgelegenen Mooren von Frachy (über dem Kloster
in der Valsainte), Champotey (nördl. Bulle) und Lussy
kennt man die seltenen Saxifraga hirculus und Betula
nana. Die Carex brunescens gedeiht zusammen mit an-
dern weniger seltenen Seggen und mit Menyanthes trifo-
liata (dem Bitter- oder Fieberklee) und Sweertia perennis
an der Verda, der Berra und dem Petit Mont. Aus den
unten am Murtensee gelegenen Sümpfen kennen wir als
seltene Art die in den Sümpfen von Murist und La Sauge
wachsende Hydrocharis morsus ranm; ferner Sagittaria
sagittaefolia (Umgebungen von Murten), Naias fragilis
(Murten, Biordaz), Cladium mariscus (Murten, La Sauge),
Inula britannica (Sümpfe von Gudrefin und La Sauge),
Bottcnia palustris (Cuarefin, Murten, Faoug etc.), Lust"
machia thyrsiflora (Murist), Litorella uniflora (zwischen
Faoug und Murten) etc. Zum Schlüsse erübrigt uns noch,
die besonders bemerkenswerten und seltenen Arten der
Ebene namhaft zu machen. Solche sind Myosurus mini-
mus (Umgebungen von Middes, Montet und Freiburg),
Adonis aestivalis (Umgebungen von Maggenberg und Frei-
burg), Eranthis hiemalis (Umgebungen von Murten),
Genista pilosa (von Gajpebin in den Umgebungen von
Freiburg gefunden) ; Trifolium hybridum und, seltener,
T.elegans; Centunculus minimus ; mehrere Orchideen
wie Coraüorrhiza innata^ Liparis Lceselii (Moor von Le
Vuai unter Attalens), Cyprtpedilum calceolus (Frauen-
schuh; da und dort vereinzelt). Die schöne Fritillaria
meleagris wächst bei Münchenwiler (nahe Murten) und
die wilde Tulpe {Tulipa silvestris) in den Umgebungen
von Freiburg, Marly und Montorge. Von Gramineen wären
zu nennen Gaudinia fragilis (aus den Umgebungen von
Middes bekannt), Anaropogon isckaemum (Umgebungen
von Freiburg), Alopecurus pratensis, Calamagrostis te-
nella (Alpweide von Ballachaux und am L'£crit), Festuca
anxethystina (Umgebungen von Freiburg), Lolium remo-
tum (bei Est^venens Dessus) etc. Quellen: Die schon ge-
nannte Frei burger Flora von Gottet und Gastella. —
Compte rendu de Vexcurs, de la Soc, botan» suisse aux
Morteys (in den Berichten der Schweiz, botan, Gesellsch,
Heft 2, 1892). — Jaquet, Firmin. Les elSments meridio-
naux de la flore fnb. (in den Mdmoires de la Soc. frib.
des Sc. nat. Vol. I, fasc. 3). — Endlich hat Jaquet in Fasz.
I und V (1901 u. 1902) derselben MSmoires und in Vol. VII
(1899) des Bull, de la Soc. frib. des sc. nat. als wertvolle
Erffänzung des Guide von Gottet u. Gastella eine Liste von
140 für den Kanton Freiburg « neuen, seltenen oder kri-
tischen » Arten mit Angabe ihrer Standorte geboten. —
Savoy, H. Essai de flore romande. — Rösli, Dr. Le» plantes
rares des environs de Fribourg. (Dr. Paul Jaccard.)
Fauna. Trotzdem die einzelnen Tierarten ihren Auf-
enthaltsort während der verschiedenen Jahreszeiten oft
wechseln, ist die Fauna des Kantons Freiburg je nach den
natürlichen Bezirken selbstverständlich eine verschiedene.
Gut vertreten sind die Säugethiere^ deren Verbreitung
zwar noch nicht vollständig bekannt ist, von denen aber
doch eine grosse Anzahl von Arten genannt werden kön-
nen. Zahlreich, aber noch wenig bekannt, sind die Fle-
dermäuse, von denen man die langohrige Fledermaus
IPlecotus auritus) und das Mausohr ( vesr)ertilio murinus)
findet. Insektenfresser: der ziemlich häufige Igel {Erina^
ceus eurojHieus), der gemeine Maulwurf fTalpa europaea)
und vielleicht auch der blinde Maulwurf ^Talpa coecai, die
Wasserspitzmaus {Crossoptis fodiens), die gemeine Spitz-
maus (Sorex vulgaris), die Hausspitzmaus {Leucodon
araneus). Viele Nagetiere, wie das sehr häufige Eichhörn-
chen (Sciurus vulgaris)^ der Siebenschläfer {Mvoxus glis),
die Waldmaus {Mus quercinus), die in den Abwasserka-
nälen und in der Nähe des Schlachthauses von Freiburg
massenhaft auftretende Wanderratte {Mus decumanus) ;
die überall häufige, aber in der Stadt durch die vorher
genannte zum Teil verdrängte Ratte {Mus rattus); die
Hausmaus (Mus musculus) ; viele Feldmäuse, so u. a.
Arvicöla arvalis ; der gemeine Hase {Lepus timidus) and
der Alpenhase {Lepus variabilis). Das Alpenmurmeltier
{Arctomys marmota) ist 1883 auf Les Morteys eingeführt
worden und scheint sich dort fortzupflanzen. In den PfahU
bauten des Murtensees hat man die letzten Spuren des
Bibers {Castor fiber) festgestellt, dessen Andenken sich
auch im Namen des Bibembaches (La Bibera) noch er-
halten hat.
Die Raubtiere waren früher mit einer Reihe von inter-
essanten Arten vertreten : Die Wildkatze {Felis cattus) ist
verschwunden; das letzte Exemplar des, wie es scheint,
niemals häufigen Luchses {Felis lytnx) ist 1826 bei Gal-
mis (Gharmey) erlegt worden ; der im 15.-17. Jahrhundert
massenhaft auftretende Wolf {Canis l^pnjf) hat später an
Zahl rasch abgenommen, der letzte ist 1837 bei Riaz ge-
tötet worden ; der Fuchs {Canis vulpes) ist heute noch
derart verbreitet, dass jedes Jahr im Winter einer Anzahl
von Jägern auch ausserhalb der gewöhnlichen Jagdzeit
seine Verfolgun^^ gestattet wird. Der braune Bär (ursus
arctos) machte im 16. Jahrhundert besonders die- Gegend
um Plafieien, Jaun und Galmis unsicher und verschwand
dann allmählich im 17. Jahrhundert, so dass der letzte
1698 bei Bärfischen erlegt worden ist. Der Dachs {Meles
taoms) kann überall noch beobachtet werden, ist aber nir-
gends häufig, und das nämliche gilt vom Edelmarder
(Martes abietum), der besonders noch im Greierzerland
sich aufhält. Weiter verbreitet ist der Hausmarder IMar^
tes foina), auf den als gefährlichen Feind der Hühner-
höfe im Winter 1901-1902 acht Gruppen von Jägern die
Jagd ft*eigegeben worden ist. Gemein ist auch der Iltis
{Fcßtoritis putorius), sogar in der Stadt Freiburg ; das
gleiche gilt vom Hermelin wiesei (Fcetorius erminea) und
vom Wiesel {Fostorius pusillus). Jedes Jahr werden noch
einige Fischotter {Lutra vulgctris) erlegt, die man na-
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mentlich in der Nahe der Fischzuchtanstalten antrifft.
Von den Dickhäutern war die Wildsaa {Sa* scröfa) im
im 15. und 16. Jahrhundert ziemlich verbreitet, ganz ver-
schwunden ist sie erst im Lauf des 19. Jahrhunderts
(leUte 1872 und 1883 geschossen).
Ausser den Haustieren finden sich nur wenige Wieder-
käuer : Der Steinbock (Capra ibex) hat im Kanton
Freiburg nie gelebt , die Gemse {Capeila rupicapra)
hat sich dagegen seit dem Erlass eines schützenden Ge-
setzes und seit der Einführung von Ranngebieten in den
Alpenregionen des Kantons stark vermehrt. Im 15. und
16. Jahrhundert lebte auch noch der Eilelhirsch (Cervus
elephas), dessen letzte Exemplare am 27. Juli 1748 bei
Bruc, am 15. Oktober des gleichen Jahres bei Cerniat und
im Jahre 1750 bei Murten erledigt worden sind ; dar 1871
bei Cottens geschossene Hirsch hatte sich ohne Zweifel
aus dem Jura hierher verirrt. Das Reh (Cervus capf'eolus)
ist schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wo es noch
von Zeit zu Zeit angetroffen wurde, beinahe ganz ausge-
storben; nachdem aber im Jahre 1886 der Verein «Diana»
bei Cerniat sieben Weibchen und ein Männchen ausge-
setzt hat, ist heute das gebirgige Gebiet wieder ausrei-
chend von ihm bevölkert. Die m den Bezirken Broye und
See (Staatswaldung Galm) vorkommenden Exemplare
stammen zweifellos aus dem Jura oder dem Waadtland.
Kaoton Praibarg 1 Bargtarm La Molitoe.
Mit Inbegriff der — allerdings nicht jedes Jahr wieder-
kehrenden Zugvogel — leben im Kanton Freiburg mehr als
200 Vogelarten: Steinadler {Aquila fulva), Seeadler (Ha-
liailus albicilla)i Schlangenadler {Circaetus aallicus)^
roter Milan (Milvus reqalis), schwarzbrauner Milan (Mil-
vus ater; selten), Uhu (ßubo maximus), Steinkauz
(Athene noctua), Schleiereule {Strix flammea) u. s. w. Alle
schweizerischen Schwalbenarten finden sich auch im Kan-
ton Freiburg, doch ist die Felsenschwalbe noch nicht sicher
beobachtet worden. In grosser Zahl findet sich in Frei-
burg der Alpensegler {Cypvelus melba) ; längs der Saane
unterhalb Freiburg nistet die Goldamsel oder der Pirol
(Oriolus galbula); der Kolkrabe {Corvus corax) bewohnt
das Gebirge ; den Alpenmauerläufer {Tichodrortia mura-
ria) kann man im Winter an den Häusermauern der Stadt
Freiburg beobachten ; nicht selten ist auch der Wiedehopf
lUpupa epo]^). Femer sieht man den grauen Wendehals
(Junx torqutlla) und die verschiedenen Arten der Spechte,
zuweilen sogar den nur selten auftretenden dreizehigen
Specht {Picoides tridactyltts).
Im Bergland leben der Kirsch kernbeisser {Coccothraus-
tes vulgaH8)y der Fichten kreuzschnabel (Loxia curviros-
tra), der Nusshäher {Nucifraga caryocatactes) etc. Gejagt
werden hier Auerhuhn (Tetrao urogallua), das höher
hinaufsteigende Birkhuhn (Tetrao tetrix) und das Hasel-
huhn (Tetrao bonasia) : ferner das Bothuhn (Perdix
rubra) und das gemeine Schneehuhn (Lagopus alpinus)^
die die höchsten Gipfelregionen bewohnen und nicht
häufig angetroffen werden. Beobachtet wird auch die Al-
penkrähe (Pyrrhocorax alpinus). Nachdem das Rebhuhn
(Stama cinerea) beinahe vollständig ausgerottet worden
war, ist es in den Bezirken Broye und See seit 1883 vom
Staat Frei bürg und dem Verein < Diana » wieder einge-
führt worden und hat sich hier seither neuerdings stark
vermehrt.
Im Kanton hält sich femer auf das schwarze Wasser^
huhn (Fulica cUra)j das einst sogar auf dem seit dem
Bau der Eisenbahn verschwundenen Grossen Weier bei
Freiburg vorkam ; das grünfüssige Teichhahn {Galli-
nula Chloropus) nistet noch an dem vor den Toren
Freiburgs hegenden Weier von Bonnefontaine; längs
der Wasserläufe verübt der graue Fischreiher (Ardea
cinera) seine Räubereien ; in den tiefem Lagen des
Miltellandes ist der Zwergreiher (Ardetta minuta) nicht
selten, und sogar ein Nachtreiher Nycticorax grisens)
ist im Mai 1^ auf den Weiera der Fischzuchtan-
stalt Chenaleyres bei Belfaux erlegt worden. Beide
Storcharten beleben den Seebezirk ; auf den Seen and
den diesen benachbarten Sümpfen des Kantons tummeln
sich im Frühjahr und Herbst zahlreiche Wasservögel.
Interessante Wintergäste suchen oft in den Umgebungen
der Stadt ihr Futter, so viele Finkenmännchen, Hänflinge,
Mantelkrähen, Saatkrähen etc.
Verhältnismässig arm an Arten sind die Reptilien. Von
Schlangen finden sich häufig die Ringelnatter (Tromdo-
notus natrix) und, in den Bergen von Chätel Saint Denis
und Galmis (Hochmatt-Les Morteys), die gemeine Viper
(Pelias berus) etc. Die Echsen sind vertreten durch die
Wurzeleidechse (Lacerta stirpiuni), die Beigeidechse
(Lacerta viviparay die Mauereidechse (Lacerta muralit)
und die Blindscnleiche (Anquis fragilis). Zahlreiche
Lurche, so überall der grüne Wasserfrosch (Rana esc\k-
lenta)^ der braune Grasfrosch (Rana tentporariaU der
etwas seltenere (aber in Frei bürg beobachtete) Springs
frosch (Rana agilis) ; weniger häufig sind die Feuerkröte
(Bonibinator ipneus), die gemeine Kröte (Bufo vulgarii),
die grüne Kröte (Bufo calamita) und der Laubfrosch
(Hyia viridis), den man in den Gärten der Murtenstrasse
in Freibur^ angetroffen hat. Bei Freiburg und in den
tieferen Teilen des Kantons lebt der Feuersalamander
ißalamandra maculosa) ; am thauigen Morgen und an
Regentagen trifft man im Gebirge überall den schwarzen
Salamander (Salamandra atra). Ferner besitzt der Ran-
ton den Bergwassermolch (Triton alpestris), den Tei^h-
molch (Triton palmatus)^ den grossen Wassermolch (Tri-
ton cristatus) und vielleicht noch Andere.
In den Seen und Wasserläufen leben über 30 Arten
Fische. Besonders geschätzt werden die Forellen (Salmo
lacustris) der Wildbäche im Gebirge; 8-10 kg schwere
Lachse (Salmo salar) steigen in der Saane bis zu den
Stauwerken der Maigrauge auf; grosse Hechte {Eiox
lucius) machen den Murtensee und Schwarzsee unsicher.
In letzterem lebt auch noch der Aland (Idus melanotus
oder, nach Friedr. v. Tschudi, Lettciscus jesesV der von
V. Fatio als eine Abart des Alet (Squalins cepnalm) be-
trachtet wird und der sich so stark vermehrt, dass er
sich trotz der räuberischen Hechte noch wohl zu erhalten
vermag. Der Murtensee birgt femer den Wels (Silurvs
glanis), von dem von Zeit zu Zeit Exemplare bis nahe
an 2 m Länge und 60 k^ Gewicht gefangen werden.
Sehr geeignet sind die reinen Wasser des Kantons tär
die Fischzucht. Da die vielen Stauanlagen der industriellen
Betriebe heute für die Wanderungen der Fische grosse
Hindernisse sind, setzt man regelmässig eine grosse An-
zahl von jungen Fischchen aus. Diese Aufgabe fällt den
68 Fischenzenp»chtem zu, die sich ihrer unter der Auf-
sicht der Forstinspektoren erledigen. Im Jahre 1901 hat
man in den Wasserläufen und im Murtensee auf diese
Art 936850 junge Fischchen ausgesetzt, von denen 689850
auf Forellen, 71500 auf Aeschen (Thymallus vexUlifer)
und 175000 auf Felchen (Coregonus Schinzii, Palea Cuv.
et Val.) entfielen. Diese gesamte junge Brut entstammte
den im Kanton eingerichteten acht Fischzuchtanstalten.
Das Studium der Wirbellosen ist im Kanton Freiburg
verhältninmässig noch wenig vorgeschritten. Mehrere
Bäche sind reich an Flusskrebsen (Astacus fluviatUii)'
Von Schmetterlingen beherbergt der Kanton mehr als
500 Arten und ziemlich viele Aharten von Makrolepidop-
teren und t20 Arten von Mikrolepidopteren. Wenig kennt
man von der Verbreitung der übrigen Insekten ; die mitt-
FRE
FRE
169
leren und tieferen Teile des Kantons werden ziemlich
häufig vom Maikäfer {Melolontha vulaaris) heimgesucht.
Land- u. Süsswassermollusken sind zahlreich, obwohl
das kantonale Museum in Freiburg deren erst 42 Arten
und Abarten besitzt, so u. a. die Muschel Anodonta cel-
lensU v<tr. elongata, die sich im ehemaligen Weier von
Freiburg in prachtvollen Exemplaren vorfand. Seit eini-
gen Jahren wird auch die gemeine Weinbergschnecke
(Helix potnatia) in ziemlich grossem Massstab gezüchtet
aud auf den Markt gebracht.
Unter den Würmern wäred zu nennen der im kleinen
Lac de Lussy (bei Ch4tel Saint Denis) lebende Blutegel
{Hirudo officinalis) und ein anderer E^el {Piscicola geo-
rnetra), der als Schmarotzer auf gewissen Fischen der
Saane (besonders auf Forellen) angetroffen wird. Die Quel-
len um den Schwarzsee beherbergen den Gordius aquati-
ctis; nicht selten sind auch S()ulwurm {Ascaris lumbri-
coides) und Bandwurm [ Bot hriocef Haitis latus).
Ungenügend bekannt ist ferner die mikroskopische Tier-
welt ; immerhin hat Dr. 0. E. Imhof seiner Zeit eine Liste
der von ihm im Murtensee, Schwarzsee und im Weier
von Granges sur Marly beobachteten Arten veröffentlicht.
Trotzdem das jagdbare Wild nicht sehr zahlreich zu
sein scheint, sind im Kanton Freiburg im Jahre 1900 doch
271 Jagdpatente im Gebührenwert von 11 692 Franken er-
teilt worden. 1901 haben die Jasd dem Fiskus 13965
Franken und die Fischerei (Pacht und verschiedene
Freikarten) 8481 Franken eingebracht. In dieser Summe
ist der Werl der ausgesetzten jungen Fischchen nicht mit
inbegriffen. (Prof. M. Musy.)
Bevölkerung, Die die heutige Bevölkerung des Kantons
Freiburg zusammensetzenden Elemente sind in anthro-
pologischer wie ethnographischer Hinsicht von einander
stark verschieden. Sowohl im französischen als im deut-
schen Kantonsteil herrscht der braune Typus allgemein
vor dem blonden vor. Die blondhaarigen und blauäugigen
Individuen bilden einen verschwindend kleinen Prozent-
satz der Cresamtbevölkerung und werden noch am ehesten
im oberen Greierzerland angetroffen. Der Frei burger ist im
Allgemeinen von kräftigem Körperbau. Nicht selten kann
man dagegen von Ort zu Ort beträchtlich schwankende Un-
terschiede in der Körperlange beobachten. Nach der sanita-
rischen Rekrutenuntersuchung findet man im Greierzer-
lande die ffrössten und im deutschen Teile des Kantons die
kleinsten Männer. Von den heute jährlich zur Rekrutie-
rung Stel-
lungs-
pflichtigen
1200 jun-
gen Män-
nern er-
weisen sich
durch-
schnittlich
je 50-54%
als zum
Militilr-
dienst
tauglich.
Wenn ein-
zelne Kan-
tonsteile
diesbezüg-
lich eine
kleinere
Prozent-
ziffer auf-
weisen, so
rührt dies
zum gros-
sen Teil
von unge-
nügender
Ernährung
u. vom Al-
koholmiss-
brauch
her. Die Städte liefern im Durchschnitt einen grössern
Prozentsatz von Diensttauglichen als die Landschaft;
doch ist umgekehrt die mittlere Lebensdauer hier eine
Kanton Freiburg:
Kapelle La Dauda bei ürandvillars.
höhere als dort,
Veveyse, Broye
Kindersterb-
lichkeit er-
reicht dagegen
mit etwa 19,5%
aller lebendge-
borenen Kin-
der ihr Maxi-
mum im Be-
zirk Broye,
während sie
im Bezirk See
und Sense am
kleinsten ist.
Unsicher ist
die Herkunft
der ursprüng-
lichen Bevöl-
kerung des
Kantons, doch
steht ausser
Zweifel, dass
das Uechtland
schon lange
Zeit vor dem
Auftauchen
der Aleman-
nen und Bur-
gunder in bei-
nahe allen sei-
nen Teilen be-
siedelt gewe-
sen ist. Auf Grund
In dieser Beziehung stehen die Bezirke
und Gläne besonders günstig da. Die
Kanton Freibiirg : Mauern von
Morien.
der im letzten Jahre angestellten
archäologischen Nachforschungen u. Ausgrabungen lässt
sich die älteste Siedeln ngsgeschichte folgen dermassen
zusammenfassen : zur Steinzeit waren blos die Pfahlbau-
ten im Neuenburger- und Murtensee bewohnt, zur
Bronzezeit hatten sich bereits neben den Pfahlbauten
zahlreiche Siedelungen auf dem festen Lande gebildet, u.
zur Eisenzeit bewohnte eine immer zahlreicher werdende
Bevölkerung schon beinahe das ganze tiefer gelegene Ge-
biet des heutigen Kantons. Dauerndere Spuren hat in unse-
rem Lande, besonders in den um Avenches (Wiflisburg)
gelegenen Abschnitten, die Herrschaft der Römer hinter-
lassen. Die grosse Bedeutung der hier bestehenden Römer-
siedelun^en wird illustriert durch die das ganze Thal der
Broye bis über Murten hinaus durchziehende Römer-
strasse nach Petinesca beim Bielersee, durch den in Cor-
tn^rod aufgefundenen Minotaurus, die Mosaike von Chey-
res, eine ganze Reihe von Ruinen römischer Bauwerke
und endlich auch durch die vielen aus dieser Zeit stam-
menden und heute noch erhaltenen Ortsnamen. Um die
Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. folgte in der Schweiz
auf die Herrschaft der Römer die der beiden ffermani-
schen Stämme der Alemannen und Burgunder. Von einer
Besitzergreifung des Freiburger Bodens durch die Ale-
mannen gibt uns die Geschichte keine Kunde ; die ältesten
erhaltenen Urkunden zeigen uns das Land als Teil des
ersten und dann des zweiten Burgunderreiches, worauf
es 1032 dem deutschen Kaiserreich angegliedert wurde.
Aus diesen Angaben geht hervor, dass die heutige Frei-
burger Bevölkerung einer fortwährenden Vermischung der
verschiedenen hier zeitlich sich ablösenden Volksstämme
ihren Ursprung verdankt.
Die eidgenössische Volkszählung vom 1. Dezember 1900
hat für den Kanton Freiburg und seine einzelnen Bezirke
folgende Bevölkerungszahlen ergeben :
Broye
14786 Ew.
Glane
14306 »
Greierz
23111 »
Saane
33107 »
See
15471 »
Sense
18768 »
Vivisbach
8402 »
Kanton Freiburg 1^7951 Ew.
Auf je 1000 Ew. entfallen 507 Männer und 493 Frauen ;
ferner 470 Ortsbörger, 351 Kantonsbürger, 143 Schweizer
aus anderen Kantonen und 36 Ausländer; 849 Katho-
170
FRE
FRE
liken, 149 Reformierte u. 2 JViden ; 682 Ew. französischer,
902 deutscher, 15 italienischer und 1 anderer Sprache.
Kanton Kreiborg : Proaession in DQdingen.
Im Zeitraum 1888-1900 hat die Zahl der Bevölkerunff um
7796 Köpfe oder um 6,54 ^ zugenommen ; am starKsten
ist dabei der die Stadt Freiburg umfassende Saanebezirk
beteilig, dann folgen die andern Bezirke mit Ausnahme
desjenigen der Uroye, der einen schwachen Rückgang in
der Bevölkerungsziffer aufweist. Im Jahr 1811 zählte der
Kanton 74209 Ew. ; im 19- Jahrhundert betrug somit die
Bevölkerungszunahme 53742 Köpfe oder 72,42 %.
Die Bevölkerungsdichtigkeit beträgt 76 Ew. für den km^,
eine Zahl, die sich dem Gesamtmittel der Schweiz bemer-
kenswert nähert. Weit dichter als die Gebirgsbezirke sind
naturlich diejenigen des ebenen Landes besiedelt. So
zählen die Bezirke Saane 149, See 111, Broye 89 u. Glane
84 Ew. auf den km<, während auf die Bezirke Sense nur
69, Vivisbach nur 62 und Greierz sogar nur 46 Ew. pro km'
entfallen. Die Gesamtbevölkerung verteilt sich auf 24776
Haushaltungen in 18557 Wohnhäusern : es besteht somit
eine Haushaltung im Mittel aus 5-6 JPersonen, und es
wird durchschnittlich jedes Haus von 7-8 Personen be-
wohnt. Beinahe die gesamte Bevölkerung verteilt sich auf
die Höhenlage zwischen 500 u. 1000 m ; einzig 16132 Ew.
der Bezirke See und Broye leben unter 500 m und 843 Ew.
der Gemeinde Jaun (Bellegarde) über 1000 m Höhe. Im
Kanton Freiburff war die Geburtszifler von jeher eine
hohe. Die beioen Geschlechter stehen im Verhältnis
von 972 Frauen auf 1000 Männer. Die Zahl der Heiraten
sinkt mit 7,08 ^Jm der Bewohner merklich unter das Ge-
samtmittel der Schweiz. Der Ueberschuss der Geburten
über die Todesfalle schwankt in den einzelnen Jahren von
12— 13^/oQ ; am grössten ist dieser Ueberschuss mit
18-19 ^/go im Bezirk Sense, am kleinsten mit 9-10 «>/oo in
den Bezirken Broye und Gläne. Trotz diesen verhältnis-
mässig hohen Ziftern nimmt die Zahl der Bevölkerung
doch nur langsam zu, indem eine ziemlich beträchtliche
Auswanderung in die Nachbarkantone und ins Ausland
stattfindet. So leben etwa 12000 Freiburger in andern
Kantonen, besonders in der Waadt, in Neuenburg und
Genf. Im Kanton Freiburg selbst hat die Anziehungskraft
der Städte keine beträchtliche Verschiebung der Bevöl-
kerung zur Folge, und was in dieser Hinsicht sich hier
noch geltend macht, ist beinahe ganz auf Rechnung der
anwachsenden Stadt Freiburg zu setzen. Man kann an-
nehmen, dass 22% der Ew. des Kantons in Städten leben.
Volkscharakter, Sitten, Sprachverhältnisse. Der Frei-
burger ist im!Allgemeinen energisch und tätig. Dabei ist er
gutmutig und liebt es, Gastfreundschaft zu üben. Der Be-
wohner des französischen Kantonsteiles ist lebhaft und
heiteren Gemütes, während der Bewohner des deutschen
Kantonsteiles ernsthafter und gesetzter ist. Allen aber ist
die Liebe zum Lande ihrer Väter gemeinsam und wenn
sie auswandern, so geschieht dies immer mit der Hoff-
nung, einst wieder in ihr Geburtsland heimkehren und
dort ihre Tage beschliessen zu können. Seit einem Jahr-
hundert hat sich in den Sitten des Volkes ein starker
Umschwung vollzogen. Die modernen Anschaaangen
haben auch hier Einzug gehalten, ohne aber die
besonders beim Landbewohner noch vorhandene
Einfachheit zu verdrängen. Der Verkehr der Einzel-
nen unter sich ist ein nöflicherer und freundliche-
rer geworden, und die früher häufig blutig endigen-
den Kämpfe und Streitigkeiten sind mit seltenen
Ausnahmen verschwunden. Der Freiburger liebt es,
kirchliche und weltliche Feste zu feiern, er benützt
jeden geringfügigen Anlass in seiner Familie oder
im geselligen Leben zur Fröhlichkeit. Hauptfeste sind
heute noch der o Carnaval » [Fastnacht) und die c Be-
nichon » (Kirch weih oder Kilbi), obwohl beide viel
von ihrer einstigen Bedeutung eingebüsst haben.
Die Kilbi wird in der Ebene während der drei
ersten Tage der zweiten Woche Septembers und
im (rebirge während der drei ersten Tage der zwei-
ten Woche Oktobers mit andauerndem Tanz ge-
feiert. Schiessübungen, Leibesübungen und Sport
üben im Allgemeinen eine grössere Anziehungskraft
auf das Volk aus als geistige Genüsse. Freiburg
gehört zusammen mit Bern und dem Wallis den
zweisprachigen Kantonen der Schweiz an. Der
Bezirk Sense, ein Teil der Bezirke Saane und See
u. die Gemeinde Jaun (Bellegarde) im Bezirk Greierz
sind deutsch, die übrigen Teile des Kantons franzö-
sisch. Die Sprachgrenze hat sich im Laufe der Zeiten viel-
fach verschoben. Heute geht sie von der Mündung der
Broye in den Neuenburgersee diesen Fluss aufwärts bis
zu seinem Austritt aus dem Murtensee, zieht ^ue^ über
diesen, um zwischen Meyriez und Murten in eine Spitze
auszulaufen, wendet sich dann nach SO., umzieht im W.
die Gebiete der Gemeinden Murten, Münchenwiler, Coos-
siberlä, Courlevon, Salvenach, Jeuss, Gurmels, Guschel-
muth. Cordast und Monterschu und erreicht die Saane bei
Schiffen en. Von hier folgt, sie der Saane bis Kasteis, ver-
einigt sich bis zum Schwarzsee mit der politischen Grenze
des Bezirkes Sense, dann mit derjenigen der Gemeinde
Jaun und endigt an der Dent de Ruth. Schwieriger zu
ziehen ist die Grenzlinie zwischen den Gebieten der ge-
schlossenen und offenen Siedelungsweise. Im ganzen Be-
zirk Sense
u. im ober n
Abschnitt
des Bezir-
kesVeveyse
herrscht
das System
der Emzel-
siedelun-
gen vor,
der rechts
der Saane
gelegene
Teil des
Bezirkes
Saane und
der grösste
Teil des
Greierzer-
landes ha-
ben ge-
mischte
Siede-
lunffstypen
und das
übrige Ge-
biet des
Kantons
Siedelung
in Dörfern.
Wo Einzel-
siedelung
vor-
herrscht,
sind die
Höfe weit über das Land zerstreut ; jeder einzelne Bauer ist
alleiniger Herr über die um seinen Hof gelegenen Aecker,
Wiesen, Weiden, Waldungen, Quellen und Wege. In den
Kanton Freiburg:
Grnppa von Sennen (Armaillis).
PRB
PRE
171
Dörfern stehen die Häuser in ffedrängten Gruppen (Hau-
rendörfer), und das umliegenae Land ist in zahlreiche
lange und schmale Parzellen geteilt ; oft sind auch die ent-
legeneren Teile der Gemeindemarch (Wälder u. Weiden)
noch heute sog. Allmenden, d. h. gemeinsames Eigentum
der Ortsbürger.
Die Bauweise der ländlichen Wohnstätten ist fast über-
all die gleiche und gleichen Ursprungs. Es ist der keltisch-
römische Haustypus, der Wohnhaus, Scheune u. Stall unter
einem Dache zusammenfasst. Das Haus ist mit seiner Längs-
achse gewöhnlich nach SW. oder NO. orientiert und be-
steht bald aus Stein, bald einfach aus Holz. Während man
im Obern Abschnitt des Sensebezirkes und im Greierz noch
dem alemannischen Typus sich nähernde Bauernhäuser an-
trifft, lässt sich im ilachen Land mancherorts auch'der bur-
gundische Einfluss auf die Wohnstatten nicht verkennen.
Tracht. Die alten Freiburcer Trachten sind heute entwe-
der schon völlig verschwunaen oder doch dem Verschwin-
den nahe. Die aus Frankreich herüberkommende Mode
hat eben alles Ursprüngliche und Eigenartige unterdrückt
und die Bekleidung unserer Bauern uniform gestaltet.
Früher war es eine sehr leichte Sache, an der Tracht
nicht nur die Bewohner der verschiedenen Kantone, son-
dern auch die verschiedener Landschaften im selben Kan-
ton von einander unterscheiden zu können. Als einzige
Ueberreste der originellen und anmutigen früheren Lokal-
trachten haben sich heute im Kanton Freiburg sozusagen
blos noch diejenige der Greierzer Sennen (Armaillis) und
das so reizende und malerische Kostüm der einer bestimm-
ten religiösen Gemeinschaft angehörenden jungen Mad-
chen von Büdingen (Guin) erhalten. Hier und da, besonders
an Sonntagen sieht man auch im Sensebezirk die Frauen
noch ihre traditionelle Tracht tragen, die aus einem dun-
keln kurzen Rock mit farbiger Schürze, einem reich mit
Silberketten u. -schnallen verzierten schwarzen Sammtleib-
chen, Schnee weissem Brustlatz, gefältelten u. gebauschten
Hemdärmeln und einer mit Gold- und Silberfäden be-
setzten Mütze oder Haube besteht, die schelmisch auf
einem in zwei Zöpfe geflochtenem reichen Haarschmuck
sitzt Manchcnal trifft man auch noch etwa ein gutes altes
Mütterchen mit dem als Kopfschmuck um den Nacken ge-
schlungenen roten oder weissen Taschentuch an, während
die Männer ihre langen Schossfräcke, ihre enganliegenden
und farbig verbrämten Leibröcke, die Kniehose und die
Schnallenschuhe schon längst endgiltig weggelegt haben.
Topoaraphische und politische Einteilung des Kan-
tons. In topographischer Beziehung gliedert sich der
Kanton Freibur^ in zwei Abteilungen : in das Bergland im
S. mit dem Bezirk Greierz, dem obern Sensebezirk und
einem Teil des Bezirkes Veveyse(Vivi8bach) und in den dem
schweizerischen Mittelland angehörenden übrigen Kan-
tonsteil. Dieser letztere besteht seinerseits wieder aus
fünf von einander verschiedenen Landschaften : dem zu-
sammenhängenden ursprunglichen Kantonsgebiet mit
den unmittelbar daran grenzenden spätem Erwerbungen,
den drei vom Kanton Waadt umschlossenen Enklaven von
Estavayer, Surpierre und Vuissens (mit StäfHs) und
der rings von Berner Gebiet umgebenen Enklave Wallen-
buch. Umgekehrt liegen im Freiburgerland die waadt-
ländische Enklave von Avenches und die Berner Gemein-
den Münchenwiler (Villars les Meines) und Clavaleyres.
Zur Zeit der Helvetik waren dem Kanton Freiburg zur
Abrundung seines Gebietes noch die heutigen Waadtländer
Bezirke Pa^erne und Avenches angegliedert worden. Der
Kanton Freiburg umfasst jetzt 7 Verwaltungsbezirke mit
zusammen 281 politischen Gemeinden, nämlich
1. den Bezirk Broye
Glane
mit
49 Gemeinden,
53 »
3. » » Greierz » 41
4. N » Saane » 61
5. » » See »43 »
6. » » Sense »18 »
7. » » Vivisbach »16 »
Jeder dieser Verwaltungsbezirke bildet auch einen
eigenen Gerichtsbezirk und Wahlkreis und gliedert sich
wieder in je 2-7 Friedensgerichtskreise (zusammen 29).
Kirchlich ist der Kanton in 12 Dekanate eingeteilt, die
zusammen 131 Kirchgemeinden umfassen und zum Bis-
tum Lausanne und Genf gehören, dessen Bischof in Frei-
burg residiert. Der reformierte Landesteil umfasst 8
Kirchgemeinden. Ganz anders gestaltet war die frühere
Einteilunff, indem sich das ehemalige Gebiet der Stadt
Freiburg in die 4 Quartiere Au (Panner|, Burg, Spital und
Neustadt und der übrige Kantonsteil in die 15 Vogteien
Montagny, Pont (Farvagny), Estavayer, Chätel, Font und
Vuissens, Romont, Rue, Surpierre, Bulle, Vaulruz, Vuip-
pens, Corbi^res, Greierz und Saint Aubin gliederten.
Plaffeien, Illens, Jaun oder Bellegarde und Cheyres waren
nur Untervogteien, deren jeweilige Inhaber Anspruch auf
spätere Beförderung zum eigentlichen Landvogt hatten.
Später zerfiel der Kanton bis zum Jahre 1848 in 13 Bezirke
(pröfectures) : Freiburg (alte Landschaft), Corbieres, Grei-
erz, Bulle, Chätel, Rue, Romont, Farvagny, Surpierre,
Estavayer, Dompierre und Murten.
Verfassung. Als direkte Volksvertretung und gesetz-
gebende Behörde amtetder Grosse Rat, dessen Mitglieder
von den Wahlkörpern der einzelnen Bezirke im Verhält-
nis von einem Mitglied auf 1200 Einwohner (Bruch-
teile über 600 Einwohnerzählen für voll) ernannt werden;
er zählt 105 auf eine Amtsdauer von je 5 Jahren
gewählte Abgeordnete. In den Grossen Rat sind nicht
wählbar gewisse kantonale Beamte und alle im Amte ste-
henden Geistlichen. Wahl-
ablehnung ist gestattet. Der
Grosse Rat versammelt sich
in ordentlicher Session zwei-
mal des Jahres (im Mai und
November) ; er gibt Gesetze
und hebt solche auf und ist
in allen kantonalen Angele-
5 en heilen, soweit ihm dies
ie schweizerische Bundes-
verfassung gestattet, souve-
rän. Er ernennt die Stände-
räte, die Mitglieder und den
Präsidenten des Staatsrates,
das Kantons^ericht, verschie-
dene Kommissionen u. s. w.
Der frei burgische Grosse Rat
ist berechtigt, vom Staats-
rat die Ausarbeitung von Ge-
setzesvorlagen zu verlangen
oder, falls dieser dem Ke-
gehren nicht Folge leistet,
solche durch eine von ihm
eingesetzte Kommission aus-
arbeiten zu lassen. Vollzie-
hende Behörde ist der auf
eine Amtsdauer von 5 Jah-
ren ernannte Staatsrat, als
dessen Vertreter in jedem
Bezirk je ein Statthalter
(prüfet) amtet. Der Staat führt
die Oberaufsicht über das
öffentliche Schul- und Erzie-
hungswesen. Zur Bestreitung
der Kosten für Kultus und Unterricht bestehen eigene
Stiftungen ; der von der Staatskasse für diese Zwecke aus-
gegebene Mehrbetrag wird proportional zu der Zahl der
einheimischen Bevölkerung ^leichmässig auf beide reli-
giöse Konfessionen verteilt. Die Verfassung gewährleistet
auch den Reformierten die freie und ungehinderte Aus-
übung ihres Kultus, und die Befugnisse der reformierten
Kirchenbehörden sind gesetzlich geregelt Die Verfassung
kann jederzeit ganz oder teilweise entweder durch einen
Beschluss des Grossen Rates revidiert werden, oder sobald
dies mindestens 6000 Aktivburger verlangen. In beiden
Fällen muss das Verlangen zuerst der Volksabstimmung
unterbreitet werden. Bei einer totalen Verfassunjgfsänderung
muss ein eigens gewählter Verfassungsrat einen ersten
Entwurf ausarbeiten, der dem Volke vorgelegt und im
Falle der Ablehnung von demselben Verfassungsrat abge-
ändert wird. Findet er auch dann nicht die Zustimmung
des Volkes, so muss zur Wahl eines neuen Verfassungs-
rates geschritten werden. Eine Partialrevision nimmt der
Grosse Rat vor; die umzuarbeitenden Gesetzesbestim-
mungen werden in einem Zeitraum von sechs Monaten
zweimal durchberaten und dann nach Ablauf eines Mo-
nates von der zweiten Lesung an der Volksabstimmung
unterbreitet. Der Kanton Freiburg ordnet in die schweize-
KaDtoD Preiburg:
Frauentracbt.
m
FRE
FRE
rische Bundesversammlung 6 Nationalrate und 2 Stande -
rate ab. Der Staatsrat besteht aus 7 Mitgliedern, von
Kanton Freiburg : Ansiebt von Rue
denen jedes einer der sieben Verwaltungsabteilungen
(Inneres, Justiz und Kultus, Polizei, Finanzen, Schul-
wesen, Militärwesen und Oeffentliche Arbeiten) vorsteht.
Er arbeitet Gesetzesvorschläge aus und erlAsst Verfü-
gungen, übt die Oberaufsicht über die cesamte Ver-
waltung, über die Staatsdomänen und -gelder und über
das Armen wesen, ernennt die Statthalter, die verschie-
denen kantonalen Beamten, Professoren und Lehrer
und wählt zusammen mit dem Kantonsgericht die unter-
geordneten Gerichtsbehörden. Die gerichtlichen Funk-
tionen werden ausgeübt 1. von dem Kantonsgericht,
bestehend aus 7 Mitgliedern und 14 Stellvertretern, die
vom Grossen Rat auf eine Amtsdauer von 8 Jahren
ernannt werden ; 2. von 7 Kreisgerichten, deren Funk-
tionäre (je ein Präsident, 4 Richter und 4 Stellvertreter)
vom Wahlkollegium (dem vereinigten Staatsrat und Kan-
tonsgericht) auf eine Amtsdauer von 8 Jahren ernannt
werden ; 3. von 29 Friedensgerichten, deren jedes aus
einem Friedensrichter, t Beisitzern und 2 Stellvertretern
besteht. Es bestehen drei Schwurgerichte, deren iedes
sich aus einem Präsidenten, 2 Richtern und 12 Geschwo-
renen zusammensetzt. Das Strafgesetzbuch sieht die
Todesstrafe vor. Kein von einem Gerichtshof gefälltes Ur-
leil ist rechtsgillig, wenn dieser nicht vollzählig versam-
Kanton Freiburg : Kloster Magerau (Maigrauge).
melt war; eine Ausnahme ist unter Vorbehalt von beson-
derengesetzlich geregelten Fällen nur beim Kanlonsgericht
zulässig. Für die Aburteilung über schwere Verbrechen,
Press- und politische Vergehen besteht die Einriclitang
des fakultativen Schwurgerichtes.
Alle Gemeinden verwalten selbständig
ihre eigenen Güter und Gelder anter
Oberaufsicht des Staates, doch sind die
Gemeindeverordnungen der Begierang
zur Genehmigung vorzulegen. Die kirch-
liche Verwaltung ist von der Zivil Ver-
waltung vollständig abgetrennt. Keine
Verfügung der Kirchenbehörde "wird
dem Staat zur Genehmigung vorgelegt;
dieser beschränkt sich auf eine Kon-
trole über die rechtmässige Verwaltung
der Kirchgemeindegüter.
Aktivbürger sind alle Freiburger, die
das 20. Altersiahr zurückgelegt haben,
im Kanton wohnen und im Besitz ihrer
bürgerlichen Rechte und Ehren stehen ;
femer unter denselben Bedin^uD|i^en n.
mit Vorbehalt der diesbezüglichen eid-
genössischen Vorschriften sämtliche
seit einem Jahr im Kanton ansässigen
Schweizerbürger. Alle in einem Wahl-
kreis wohnhaften Aktivbürger bilden
einen Wahlkörper. Das passive "Wahl-
recht beginnt mit dem zurückgelegten
25. Altersjahr. Verwandte in direkter auf- oder ateteigen-
der Linie, Schwiegervater und Schwiegersohn, Stief- und
Halbbrüder, Onkel und Neffen, Geschwisterkinder und
Schwäger dürfen nicht zu gleicher Zeit miteinander in
derselben staatlichen Behörde (den Grossen Rat ausge-
nommen) sitzen.
Kantonales Finanzwesen, Im Jahr 1900 betru|f der Wert
der bebauten und unbebauten Liegenschaften im ganzen
Kanton zusammen die Summe von 396218000 Franken ;
das steaerpnichtige Vermögen erhob sich auf 92000000
Franken und die Hypothekarschuld auf 186775000 Fran-
ken. Daraus ergibt sich ein reines Vermögen von 301 443000
Franken oder im Mittel von 2355 Franken auf den Kopf
der Bevölkerung. Nach dem Rechenschaftsbericht der
Finanzdirektion für 1900 beträgt das Staatsvermögen
an Aktiven 55202387 Franken
» Passiven 50559098 »
Reines Vermögen 4643239 Franken.
Seit dem Jahre 1860 hat der Staat 4 Anleihen im Gesamt-
betrag von 63 Millionen Franken aufgenommen^die heute
durch Rückzahlung auf eine Schuld von 49990000 Franken
zurückgegangen sind. Zweck dieser Anleihen war die
Gründung und Erhöhung des Stammkapitals der Staats-
bank, die Einrichtung des Elektrizitätswerkes Thusy-
Hauterive, Subventionierung von neuen Eisenbah-
nen, Hebung der Landwirtschaft etc. Der Kanton
besitzt eine Reihe von Spezialfonds, den Fonds für
den Kantonsspital u. die Viehversicherungskasse. Das
Gemein ievermögen ist beträchtlich; doch ist es sehr
ungleich verteilt, indem eine Anzahl von Gemeinden
sowohl an Kapitalien und Liegenschaften reich ist,
während umgekehrt andere gar Nichts haben. Die
Schuld an diesen Verhältnissen trägt meistens der
Umstand, dass die zerstreute Siedelung in Eiazelhö-
fen und vielen kleinen Weilern an manchem Ort
der Ansammlung eines Gemeindevermögens hinder-
lich war. Von den 281 Gemeinden des Kantons erhe-
ben einzig deren 120 eine die Gesamtsumme von
510270 Franken erreichende Gemeindesteuer. Im
Jahre 1900 wies die Staatsrechnung eine Einnahme
von 3 898 850 Franken und eine Ausgabe von
3910380 Franken auf. Hauptsächlichste Einnahme-
quellen waren die Erträgnisse von Staatsgütern
(653167 Franken) und die verschiedenen Steuern
(2649599 Franken). Die beträchtlichsten Ausgaben
erforderten das Schulwesen, die Verzinsung der
Staatsschuld, Brücken-, Strassen- und Hochbauten,
Polizei wesen, öffentliche Gesundheitspflege, Land-
wirtschaft und Gewerbe.
Schulwesen, Die obligatorische Primarschule um-
fasst 8 Schuljahre-u. beginnt für iedes Kind mit seinem zu-
rückgelegten 7. Altersjahr ; auf 100 Ew. entfallen 16 Schul-
kinder. Der Umstand, dass die 2^hl der einzelnen Scl^ulen
FRE
FRE
178
diejenige der Gemeinden weit übenteic^ (476 Scnuien «uf
281 Gemeinden), erleichtert den Kindern namentlich in
den Gegenden mit zerstreuter Siedelung den Schulbe-
such und begünstigt die strikte Durchführung des Obli-
l^toriums.
Die Lehrer und die 8 SchuUnspektoren werden vom
Staat ernannt, die Schulkommissionen dagegen von den
Gemeinderäten, mit Ausnahme von je einem Mitglied, des-
sen Wahl sich der Staat vorbehält. Die Besoldung des Lehr-
j^raonales steht heute etwas über dem Gesamtmittel der
2>chweiz und beträgt sesetzlich in barem Gelde für die Leh-
rer 1300 Fr. und für die L.ehrerinnen llOü Franken im Ma-
ximum ; rechnet man dazu noch freie Wohnunj^, Garten-
und Ptlanzland und Brennholz, die zusammen einen Wert
von 200 Franken darstellen, so erhält man eine Maximal-
besoldung von 1500, bez. 1300 Franken. Die Hauptarbeit
fallt der Schule im Winter u. Frühjahr zu; pro Jahr wer-
den mindestens 40 Wochen Schule zu je 5 ganzen Schul-
tagen gefordert. Unter den 476 Schulen des Kantons zählt
man 3o3 Schulen mit französischer und 123 mit deutscher
Sprache, ferner 125 Knaben-, 118 Mädchen- und 233 ge-
mischte Schulen. Von den 20477 Primarschülern des
Kantons waren 11001 Knaben und 9476 Mädchen.
Primarschulunterricht wird ausserdem noch in den
Asylen, Waisenhäusern, freien Schulen, Pensionnaten,
Instituten etc. erteilt. Die 11 Bezirksschulen (6 französische
und 5 deutsch^ haben einen besonders für die Bedürfnisse
der Landwirtschaft bestimmten erweiterten Lehrplan. Es
bestehen 7 Sekundärschulen : je eine in Bulle, Homont,
Chätel Saint Denis, Estavayer, und Murten und zwei
(Mädchen- und Knabensekundarschuie) in Frei bürg.
Von diesen Schulen können diejenigen mit dem aus-
gebildetsten Lehrplan den Progymnasien anderer Kan-
tone an die Seite gestellt werden. Das kantonale Lehrer-
seminar in Uauterive zählte 1900 in 4 Klassen und einem
Vorkurs 75 Zöglinge ; ein kantonales Lehrerinnenseminar
fehlt, dagegen bestehen noch 4 private Seminare. Die
1834 gegründete Alterskasse für Primär- und Sekundar-
lehrer zählt heute 522 Mitglieder, von denen 107 Beiträge
beziehen, und hat einen Barbestand von 294714 Franken.
Der Staat leistet an sie einen jährlichen Beilrag von etwa
10000 Franken. Die Ruhegehälter, die zuerst nach 20 Dienst-
jahren jährlich 70 Franken betrugen, sind 1881 durch Ge-
setz auf 300 Franken für 35 Dienstjahre erhöht worden und
stellen sich heute auf 500 Franken nach 31 Dienstjahren.
Dem höheren Unterricht dienen das Kollegium St. Michael
und die Universität in Freiburg. Hilfsmittel für den Unter-
richt sind das naturhistorische Museum (mit je einer Ab-
teilung für Physik u. Naturwissenschaften), das
Kunst- und historische Museum (mit je einer
Abteilung für Archäoloffie, alte und moderne
Kunst, Münzwesen und historische Denkmä-
ler), das Museum Marcel lo, das pädagogische
Museum,das Gewerbemuseum und verschiedene
Bibliotheken. Die Totalsumme der kantona-
len Primarschulfonds beträgt 4767888 Fran-
ken ; für das Kollegium St. Michael und die
Universität bestehen eigene Stiftungen.
GesundheiU- und Unterstützungswesen. Der
Kanton Freiburg zählte im Jahr IWX) 38 Aerzte
(davon etwa 30 in den Städten), 18 Apotheker,
5 Zahnärzte und 143 Hebammen. In den Städ-
ten kommt auf etwa 1000 Ew. und auf dem
Lande auf etwa 4000-5000 £w. je ein Arzt. Der
Kanton ist reich an Kranken- und Versor-
gungsanslalten : Irrenheilanstalt Marsens, mit
allem Komfort und nach den neuesten wissen-
schaftlichen Forderungen eingerichtet; Spita-
ler in Freiburg undMeyriez; Bezirksspitäler
und Armenhäuser in Billens, Attalens, Bulle,
Chätel Saint Denis, Estavayer le Lac (Stäflis),
Freiburg, Greierz, Riaz und Tafers; Waisen-
häuser in Burg, Freiburg, Gauglera, Montet,
St. Wolfgang und Säles ; Alterasyle in Aubo-
ranges, Bulle, Chätel Saint Denis, Freibur]^,
Gurmels, Treyvaux etc. ; Anstalt St. Nikolaus in
Drognens für verwahrloste Kinder« Taubstum-
menanstalt St. Joseph in Greierz etc. Einen wichtigen
Zweig der öffentlichen Verwaltung bildet das Untere
stätzungs- und Armenwesen. Die Gesetzgebung hat auf
eine Verbindung der privaten mit der staatlichen Wohl-
tätigkeit derart hineearbeitet, dass heute das gesamte
Armenwesen unter der Aufsicht des Staates steht. Die
Gesamtausgaben von Staat, Gemeinden, Armenhäusern
u. verschiedenen Stiftungen zum Wohle der Armen be-
trugen im Jahr 1899 nahezu 2 Millionen Franken, d. h.
17 Franken pro Kopf der Bevölkerung; schon aie von
den Gemeinden allein für diese Zwecke aufgewendeten
Summen ergeben 5.51 Franken auf einen Einwohner.
Das gesamte Armen- und Unterstützungswesen ist wäh-
rend der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutend
vervollkommnet worden.
Militärwesen, Im Jahre 1901 stellte der Kanton Freiburg
zum eidgenössischen Heer folgende Truppen :
A. Auszug : Infanterie 4681 Mann
Kavallerie 283 »
Artillerie 654 »
Genie 132 »
Sanität 58 »
Verwaltung 53 »
Stabe 34 »
B.
Total Auszug
5895 Mann.
idwehr: Infanterie 1.
Aufgebot
1621 Mann
» 2.
Au
ifgebot
725 »
Kavallerie
240 »
Artillerie
418 B
Genie
142 »
Sanität
72 »
Verwaltung
24 »
Stäbe
13 »
Total Landwehr 3255 Mann.
Somit Auszug und Landwehr zusammen 9150 Mann.
Rechnet man dazu noch den Landsturm mit 12319 Mann,
so erhallen wir eine effektive Truppenstarke von 21 4^
Mann. Daneben bezahlen 12190 Mann Militärsteuer. Von
den 1460 Rekruten und Zurückgestellten, die sich 1901
zur Rekrutierung stellten, sind 682 oder 46,8% dienst-
tauglich befunden, 137 zurückgestellt und 641 endgiltig
untauglich erklärt worden.
Gewerbe und Industrie, Der Kanton Freibur^ macht
keinen Anspruch auf die Bezeichnungeines Industrielandes
im modernen Sinne dieses Wortes. Doch sind die mit der
Landwirtschaft zusammenhängenden Handwerke und Ge-
werbe immerhin von einer nicht geringen Bedeutung. Im
15. Jahrhundert war dagegen die Stadt Freiburg einer
der wichtigsten industriellen Mittelpunkte des Landes,
und das Freiburger Tuch und Leder erfreute sich zu
Kanton Freiburg: Strasse io Romont.
jener Zeil europäischer Berühmtheit. Die Lederindus-
trie allein beschäftigte 700 Gesellen u. die Tuchindustrie
wohl ebensoviel ; 20000 - 30000 Tuchballen gingen damals
174
FRE
FRE
alljährlich aus den Tuchwebereien des Uechtlandes her-
vor. Mit Deutschland, Italien und Frankreich stand Frei-
burg in
ausgedehn-
ten Han-
delsbezie-
hungen, u.
zur Er-
leichterung
der Aus-
fuhr be-
standen in
Genf und
Zurzach
grosse Nie-
derlagen.
Diese Blü-
tezeit dau-
erte bis
nach den
Burgun-
derkrie-
gen, dann
be^nn der
Nieder-
gang der
Industrie,
der so weit
ging, dass
sie heute
blos noch
durch die
Slrohflech-
terei u. ei-
nige we-
nige Fabri-
Kanton Freiburg: Kirche von Ergensach (^qq vertre-
(Arconciel). ^^^ j^^
Neuestens scheint es, als ob die industrielle Tätigkeit
im Kanton sich wieder neu beleben werde, indem aank
der neugeschaffenen Etektrizitätswerke bereits eine Anzahl
von neuen Fabrikbelrieben entstanden ist. Die Strohtlech-
terei und Strohhutfabrikation beschäftigt trotz des diesbe-
züglichen schlechten Geschäftsganges im Greierzerland,
im Oberland des Sensebezirkes und in einem Teil des
Saanebezirkes noch eine grosse Zahl von Arbeitern und
bringt jährlich noch beträchtliche Geldsummen ins
Land. Ferner ist die Zurichtung und Ausfuhr von Bauholz
für den Kanton eine bedeutende Einnahmequelle ; das
Holz wird ferner in zahlreichen Schreinereien und in der
Parketteriefabrik zu La Tour de Tröme auch im Lande
selbst verarbeitet.
Lange Jahre hindurch hatte der Kanton
Wolltuch, Leinwand und Leder ausge-
führt; nachdem diese Industriezweige
dann eine Zeit lang gänzlich einffegan-
gen waren oder sich auf die in senr be-
scheidenem Massstab und mit Hilfe des
veralteten Handwebstuhles betriebene
Herstellung von Barchent und Halbleinen
beschränkten, scheinen sie jetzt wieder
zu neuer Blüte gelangen zu wollen. Tuch-
fabriken und Gerbereien sind in Frei-
burg und in andern Gegenden des Kan-
tons neu entstanden, und der primitive
Webstuhl macht allmählig der Arbeit in
den Fabriken Platz. Schwach entwickelt
ist die XJhrenindustrie, die einzig in der
Uhrenfabrik von Montilier einigermassen
nennenswert vertreten ist; daneben be-
steht an verschiedenen Orten, besonders
im Bezirk Broye auch eine gewisse An-
zahl von Uhrsteinschleifereien. Die Glas-
hütte in Semsales findet für ihre weit
bekannten Produkte leichten Absatz. Auch
die schon 1411 erwähnte Papierfabrik in
Marly ist wohl bekannt u. erfreut sich ihrer
vorzüglichen Fakrikate wegen eines grossen Abnehmer-
kreises ; ferner arbeitet in Marly noch eine Fabrik zur
Herstellung von patentierten elektrischen Akkumulatoren
für Beleuchtungs-, Kraftübertragungs-, Telegraphen-,
Telephon-, Läutanlagen etc. Sehr geschätzte Chokolade
liefern die noch nicht lange Zeit bestehenden Fabriken in
Broc und Villars sur Gläne, Teigwaaren die zwei Fabriken
in P^rolles und Sainte Apolline (Gemeinde Villars sur
Gläne). Die Konservenfabrik zu Saxon hat in Kerzers
(Chietres) ein Zweiggeschäft gegründet, das in vollem Be-
trieb Stent. Grosse mechaniscne Ziegeleien arbeiten in
Düdingen, Lentigny u. F^tigny. Freiburg hat eine Kunst-
düngerfabrik. Ferner sind noch eine grosse Anzahl von
anderen, kleineren Fabriken über verschiedene Gebiete
des Kantons verteilt. Am 1. Januar 1900 standen im Kan-
ton Freiburg 77 Fabrikbetriebe mit zusammen 2344 Ar-
beitern unter der eidgenössischen Fabrikaufsicht. Tech-
nische Bildung vermitteln das Technikum (£cole des Arts
et Metiers) zu Freibur^, die Berufssekundarschule, die
Korbmacher- u. Buchbinderschule, verschiedene gewerb-
liche Unterrichtskurse etc.
Im Kanton bestehen eine Reihe von Wassern. Elektrizi-
tätswerken, die Licht und Kraft liefern : Werk Magerau (La
Maigrauge), das von Ingenieur Ritter 1872 an der Saane
bei Freiburg erbaut und eingerichtet worden ist. 1888 kaufte
es der Staat um die Summe von 650000 Franken der
Wasser- und Forstverwaltung ab ; er liess zahlreiche Ver-
besserungen vornehmen und gestaltete namentlich die
Kraflübertragungsanlagen um. Heute schöpfen die Pum-
pen des Werkes in je 24 Stunden 5783 m^ Wasser ; die
Kraft wird durch den elektrischen Strom an 56 Elektromo-
toren von je 0,1-100 HP oder von zusammen ^0 HP und an
4615 elektrische Lampen von zusammen 64800 Kerzen oder
etwa 600 HP abgegeben. Die Magerau ist ausschliess-
lich staatliches Institut. Das lt&3 von einer Aktien-
gesellschaft unter Beihilfe der Stadt Bulle ins Leben ge-
rufene Werk von Galmiz (Charmey) liefert der Stadt Bulle
und 8 umliegenden Ortschaften elektrisches Licht und
für 11 Motoren von zusammen 70 HP die nötige Trieb-
kraft. 1896 entstand das Werk von Montbovon mit einer
Kraft von 3000 HP, die vermittels dreier Leitungen nach
Montreux und Umgebung, nach Chätel Saint Denis und
Semsales und endlich auf dem Weg durch das obere
Greierz und über Bulle nach M^ziöres und Romont im
Broyethal geführt wird. Das grösste Werk des Kan-
tons befindet sich in Hauterive ; es umfasst drei Teile :
das Stauwerk von Thusy an der Saane (unterhalb Pont la
Ville), den Zuleitun£[8kanal und die Einrichtungen in
Hauterive selbst. Es wird acht Generatoren von je 1100 HP
erhalten, die je nach Massgabe des Bedürfnisses einge-
richtet werden sollen; zunächst sind blos 4 Turbinen
mit 1100 HP montiert. Das am Jaunbach gelegene Werk
von Broc ist Eigentum der Chokoladefabrik Cailler; es be-
sitzt zwei mit Dreiphasenstrommaschinen in Verbindung
Kanton Freiburg : Ansicht von Greierx.
Stehende Turbinen von je 550 HP und eine dritte von
50 HP, die zur Beleuchtung der Fabrik u. des Dorfes Broc
verwendet wird. Von 1800 verfügbaren HP werden H50
Lf. M.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Veiiag voo Oebr. AUioger, Neuenburg
1:3^0000.
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W^d, . i^H Torfmoos
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LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS FREIBURG
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175
l:3MO0O0
M.B.C'5
an die Chokoladefabrik abgegebeD, die jährlich 4 000 000
Liter Milch verbraucht, täglich 10000 kg Chokolade her-
stellt und 600 Arbeiter beschäf-
tigt. Chätel Saint Denis und 19
Freiborger u. Waadtländer Dör-
fer werden von dem 1895-1^6
erbauten, 1896-1897 erweiterten
und über 225 HP verfügenden
Elektrizitätswerk von Chätel
Saint Denis mit Licht versorgt ;
das Werk liefert femer der elek-
trischen Bahn Chätel-Pal^zieux
and etwa 12 kleinen Motoren (die
sich bald vermehren werden) die
nötige Kraft.
Handel. Der Handel befasst
sich hauptsächlich mit den Bo-
denerzeugnissen, wie Heu, Stroh,
Obst, Kartoffeln, Holz, Tabak,
Wein; ferner mit Käse, Vieh,
Baumaterialien, Geweben, Glas-,
Töpfer- und Eisenwaaren etc. Er
ist zum grössten Teil in den Städ-
ten konzentriert, unter denen
Freiburg beträchtlichen Wein-
handel, namentlich mit dem
Kanton Waadt, treibt. Der Han-
delstätigkeit etc. dienen eine
Reihe von wichtigen Geldinsti-
tuten, von denen wir die Staats-
bank , Hypothekarkasse, Kan-
tonalbank, Volksbank nennen.
Daneben bestehen noch etwa ein
Dutzend anderer Banken von un-
tergeordneter Bedeutung. Die 12
Sparkassen des Kantons verfug-
ten am 31. Dezember 1900 an
Einlagen über die Summe von
8487723 Fr. Am Kollegium St.
Michael besteht eine eigene Han-
delsabteilunfi^. Ferner sorgen für kaufmännischen Unter-
richt besondere Handelskurse.
Landwirtschaft, Die Bevölkerung des Kantons Freiburg
hat zu jeder Zeit mit mehr oder weniger Erfolg der Land-
wirtschaft ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Früher stellten Edl0 wie Bauern sich in den Dienst des
Bodens, während t^eute der Landmann eher geneigt ist,
sein Feld zu verlassen und in den Städten leichtere und
lohnendere Arbeit zu suchen. Namentlich der Getreidebau
wurde einst in grossem Massstabe betrieben, was eine 1817
aufgenommene Statistik beweist, nach der damals 13596 ha
mit Getreide bepflanzt waren. Dies ergibt pro Kopf der
Bevölkerung einen Anteil von etwa 18 Aren Ackerland.
8500. Der allmählige Rückgang des Getreidebaues erklärt
sich aus verschiedenen Ursachen, unter denen die Auf-
FRBBURG
Tabakbau im Kanton
Freiburg
i-5h3
5 -10 ha.
meftra/s /0 ha.
y.AtOngtr sc.
Kaoton Freiburg: Kloster Hauterive.
Wenn dieser Betrieb im gleichen Verhältnis fortgedauert
hätte, so müssten heute 23100 ha mit Getreide bepflanzt
sein, statt dessen finden wir aber jetzt deren kaum
Uebersicht des Tabakbaues nach Gemeinden im Kanton Freihurg.
hebunff des alten Brauches des freien Weidganges und
die scharfe Konkurrenz fk*emden Getreides die haupt-
sächlichsten sind. Nachdem die Schweiz sich dem Frei-
handel geöffnet hatte, fiel der Preis des Meterzentners
Weizen plötzlich von 4045 Franken auf 20-22 Franken,
welche Summe die aufgewendete Mühe und Arbeit nicht
mehr lohnte. Der Uebergang vom Getreide- zum Wiesen-
bau, oder allgemein vom einstigen extensiven zum mo-
dernen intensiven landwirtschaftlichen Betrieb hat sich
nur langsam vollzogen. Heute haben das Greierzerland,
die Gebiete um die obere Sense und ein Teil des Bezirkes
Vivisbach (Veveyse) den Getreidebau beinahe völlig aufge-
geben, una in den anderen Kantonsteilen ist er beträcht-
lich eingeschränkt worden. In der Ebene baut man
meist noch Weizen und Boffffen (entweder für sich
oder eemischt als sog. Mischkom), weniger Dinkel
und (rerste. Die einst grosse Flächen bedeckenden
Gersten- u. Roggenfelder sind jetzt zumeist in Wie-
sen umgewandelt.
Die Aufhebung des aus alten Zeiten überkomme-
nen Rechtes des freien Weidganges hat die bunte
Mischung von Aeckern u. Wiesen zum Verschwin-
den gebracht ; diese veraltete Art der Bodenkultur
besteht heute nur noch auf einem Teil der Gemein-
degebiete von Saint Aubin und Les Friques (bezirk
Broye). Der Kanton umfasst 84561 ha bebauten Bo-
dens, wovon etwa 26800 ha mit Getreide, Kartoffeln,
Reben und Gemüsen bepflanzt sind, während die
übrigen 57 761 ha, d. h. 68%, auf natürliche und
künstliche Wiesen entfallen. Im Gebirge herrschen
natürliche Wiesen vor, in der Ebene Kunstwiesen.
Das Futter wird mit der Sense geschnitten ; mecha-
nische Mähmaschinen sind im Kanton erst seit ei-
nigen Jahren in Gebrauch gekommen, mehren sich
jetzt aber rasch. Besondere Vorrichtnngen zum
Trocknen des Heues gibt es keine. Im Allgemeinen
eignet sich der freiburgische Bauernhof zur Aufbe-
wahrung des getrockneten Futters ganz vorzüglich, da
der Heuboden den gesamten Raum unter dem Dach u.
über der Tenne und den Stallungen einnimmt. In der
176
PRE
FRC
Ebene wird das Futter zweimal geschnitten, als Heu und
als Emd. Das Vieh treibt man erst im Herbst zur Weide
Kaaton Preibarg: Baoernhaus im Greierserland.
auf die Wiesen ; seit einigen Jahren hat man für das
Jungvieh eigene Weideplätze geschaffen. Im gebirgigen
Landesteil wird Heu nur in den Thalsohlen bis hmauf
zur untern Grenze der Alpweiden geschnitten. Ende Mai
findet der Alpaufzug statt, bei dem das Vieh von den Sen-
nen (armaiUisj in ihrer überlieferten alten Tracht begleitet
wird. Diese jährlichen Alpauftriebe sind von grossem
Beiz : die langen Züge von Vieh auf fast allen berKwärts
leitenden Strassen und Wegen, die hellen Zurufe der
Sennen, das harmonische Geläute der zahllosen Kuh-
fflocken — Alles vereinigt sich zu einem ganz ei^nartigen
Bilde. Während voller vier Monate leben nun die Sennen,
fern dem Getriebe der übrigen Menschen, auf den Höhen,
beschäftigt mit der Sorge um die ihrer Obhut anvertrauten
Heerden und mit der Herstellung von Käse. Dieses ab-
wechselnd ruhige und auch wieder stark bewegte Leben
ist von der Volkssage vielfach aufgegriffen worden und hat
eine ganze Anzahl von Ueberlieferungen und Geschichten
ge/.eitigt,die man sich an den langen Winterabenden gegen-
seitig erzählt. Da die Putterwirischaft heute in der Land-
wirtschaft des Kantons an erster Stelle steht, macht sich
eine eintretende Futternot aufs empfindlichste fühlbar.
Im trockenen Jahr 18d3 z. B. sah sich der Staat genötigt,
durch Lieferung von billigem Kunstfutter auf Abschlags-
zahlungen der leidenden Bauernschaft zu Hilfe zu kom-
men.
Menge und Güte des Futters sind grossenteilft von der
topographischen Beschaffenheit und Höhenlage des Bo-
dens abhängig, wie auch von der Lage der Wiesen zur
Sonne. Im s. Kantonsteil (Greierz, oberer Sense- und Vi-
visbachbezirk) ist das Gras zarter, saftiger und nahrhafter,
während es in der Ebene, wo der Wuchs ein schnellerer
ist, länger aufschiesst, holziger und weniger kräftig ist,
dafür aber auch in grösserer Menge gedeiht. Die Alpwei-
den des Kantons umfassen etwa 84102 ha Fläche, d. h.
2'i % des gesamten produktiven Bodens, und beschränken
sich beinahe ausschliesslich auf die Bezirke Greierz, Sense
und Veveyse ( Vivisbach). Sie werden von dem mit der Jah-
reszeit immer höher steigenden Vieh ab wechslun^s weise
bezogen (Mai, Mitte Juni, Anfangs August) und beim Ab-
trieb in umgekehrter Reihenfolge befanren, bis die Heer-
den Anfangs Oktober wieder im Thal angelangt sind. Die
in der Thalsohle liegenden Bauerngüter sind meist nur
klein, dafür aber um so ergibiger; schönere Wiesen und
besseres Futter als um Bulle und La Tour im untern Grei-
erzerland, um Galmis und Jaun und im Saanethal bis Mont-
bovon findet man kaum irgendwo. Die Alpweiden sind von-
einander gewöhnlich durcn einen Holzhag geschieden. Die
Hütte steht zumeist an dem für die Versorgung mit Wasser
und Holz günstigsten Platz ; sie besteht aus Holz und hat
ein Schindelndach, das mit schweren Steinblöcken belegt
ist, und umfasst den Stall, die Milchkammer, Käseküche,
das Zimmer der Sennen und den Heuböden, auf dem einige
für schlechtes Wetter berechnete Fultervorräte liegen.
Eine Anzahl solcher Sennhütten steht an hervor-
ragend schonen landfechaltlichen Punkten, von de-
nen aus man sich einer sehr ausgedehnten Aussicht
auf die umliegende Alpen weit erfreut.
Auf Anregung und unter Aufsicht der Freiburger
Sektion des schweizerischen alpwirtschaftüchen Ver-
eins sind mit finanzieller Hilfe des Staates be-
trächtliche Alpverbesserungen unternommen woi^
den. besonders in Bezug auf Bau, Einrichtung und
Sauberkeit der Sennhütten, auf Urbarmachung, Eni-
Wässerung, Säuberung von Steinen, Versorgung mit
Wasser, Behandlung ues Düngen», Wegebau etc. Der
intensive Fulterbau hat, besonders in der Ebene, die
Einführung neuer Futtei pflanzen, wie Runkelrü-
ben , Rüben , Mais , Buchweizen etc. zur Folge
gehabt. Alle diese Gewächse werden in ziemlich
grossem Massstab angebaut, um den verderblichfo
Folgen von Futternot einigermassen zu begegnen
und den Bauern zu gestatten, ihren Viehbestand in
bemerkenswertem Umfange zu vergrossem.
Dem land\^irt»cha(tlichen Unterrictit dienen die
landwirtsctiaftliche Schule (heute landwirtschafUi-
ches Institut) zu P^roUes, das Lehrerseminar, die
Sekundär- und Bezirksschulen, ferner eine Reihe
von in den bedeutendsten Ortschaften ab^ehalteneD
landwirtschaftlichen Wanderkursen und VortrageD.
Der Staat verausgabt zur Zeit eine jährliche Summe
von ca. 140000^ Franken zu Gunsten der Landwirtsdiaft,
wobei die Kosten für Strassen- u. Dammbauten, Fiuss-
korrektionen etc. nicht mitinbegriffen sind. Auch der
kantonale lancl wirtschaftliche Verein gibt sich grosse
Mühe, den landwirtschaftlichen Fortschritt zu fördern;
er zählt heute in 25 Sektionen 4300 Mitglieder. Dane-
ben bestehen noch eine Reihe von weitern Vereinen,
die den ffleichen Zweck verfolgen, so der Freibur^er alp-
wirlschaflliche Verein, die Alpgenossenschaften, die Vieh-
zuchtgenossenschaften, die Genossenschaften zum Ankauf
von vervollkommneten landwirtschaftlichen Geräten und
Maschinen, Konsumgenossenschaften etc.
Industrie' und Handelspflanzen. Tabak wird in den
beiden Bezirken Broye und See ffebaut, wo im Jahr 1900
869 Grundbesitzer auf einer Fläcne von 181 ha einen Er-
trag von 3870 Meterzentnern und, bei einem Durch-
schnittspreis von 70 Franken für den Meterzentner, eine
Gesamteinnahme von 271 154 Franken erzielt haben. Nach
einer Reihe von Jahren geringen Ertrages und kleinen
Absatzes hat der Tabakbau jetzt wieder begonnen, die auf
ihn verwendete Sorgfalt in vermehrtem Masse zu lohnen.
In der Ebene, besonders in den Bezirken Broye und See,
wird jetzt in grossem Umfange der Bau der Zuckerrübe
betrieben, die nach der Zuckerfabrik von Aarberg ve^
kauft werden kann. In den Bezirken Broye und See, na-
mentlich im Wistenlach (Vuilly), lohnt sich auch der Ge-
müsebau gut, während der früher noch betriebene Hainf-
und Flachsbau heute fast ffanz verschwunden ist. Von
grosser Wichtigkeit ist auch der Anbau der KartoiTelo,
besonders seit der Einrichtung der landwirtschaftlichen
Brennereien zu Ros4, Domdidier, Payerne und Avenches.
In den Bezirken Broye, Saane, Sense und See finden wir
ßrachtvolle Baumffärten voller Obstbäume. Obstbäume in
lenge, namentlich Apfel-, Bim- u. Kirschbäume, weisen
aber auch die ebenen Landesteile der übrigen Bezirke
auf. Nussbäume gedeihen hauptsächlich in den Bezirken
Broye und See, Pflaumen- und Zwetschgenbäume im un-
tern Teile des Bezirkes Broye. Der Kanton Freiburg
erzeugt eine grosse Menge von Obst, dessen Qualität aber
trotz der stets wachsenden Nachfrage nach Edelobstsorten
doch im Allgemeinen eine nur mütelmässige ist. Wein-
bau treiben die Gemeinden am Neuen burger- und Mur-
tensee, so namentlich Cheyres, Font, Chäbles, Chätillon,
Delley, Les Friques (Broye), Haut Vuilly, Bas Vuilly, Ke^
zers und Galmiz (See). Die gesamte mit Reben benflanite
Fläche des Kantons umfasst 215 ha und erzeugt 19335 hl
Wein im Wert von 385650 Franken. Die leichten Weiss-
weine dieser Gebiete sind unter den Namen der Weine
von Cheyres und Vuilly (Wistenlacher) weit bekannt und
geschätzt.
Viehzucht. Die eidgenössische Viehzählung vom Jahre
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
▼erlag ron Oebr. AlUnger, Neuenbürg.
M':^ßm£i ^c//f£ijrMr£L
VERTEILUNG DER NUTZVIEHHALTUNG IM KANTON FREIBURG
FRE
FRE
477
19(H hat far den Kanton Freiburg folgende Ergebnisse
geliefert ;
a. Einhufer :
Bezirk
Broye
Glane
Greierz
Saane
See
Sense
Vivisbach
Pferde
1340
1271
1832
1102
1727
Maultiere
2
4
34
19
Esel
3
8
36
12
2
1
16
Kanton Freiburg 9276
62
78
b. Hornvieh:
Zuchtstiere
Bezirk
Kühe Ochsen, Binder,
Total
Kälber
Broye
4894
5501
10395
Glane
5949
701<>
12965
Greierz
8003
9355
17358
Saane
8089
7355
15444
See
5287
4807
10094
Sense
10160
7676
17836
Vivisbach
2945
3635
6580
Kanton Freiburg 45327
45345
90672
c. Kleinvieh :
Bezirk
^hweine
Schafe
Ziegen
11%
Broje
6980
555
Glane
6330
1248
2099
Greierz
4942
2553
4596
Saane
8199
1665
2616
See
7509
1612
1985
Sense
9230
1641
3909
Vivisbach
2950
830
1649
Kanton Freiburg 46140
10104
18034.
Dazu kommen
im ganzen
Kanton 11621 Bienenstöcke.
ViehbesiUer zahlt man deren 13440. Auf 1000 Ew. ent-
fallen 67 Pferde,
716 Stuck
Hornvieh, 380 Schweine, 124
Schafe, 177 Ziegen und 107 Bienenstöcke.
Nach Bässen verteilt, gliedert sich das
Hornvieh im
Kanton Frei bürg
folgendermassen :
Schwarzfleck Botdeck
Bezirk
Andere
Broye
1607
7749
1317
Glane
4036
8085
995
Greierz
6090
10403
W5
Saane
4439
9718
1350
See
972
7813
949
Sense
1694
14176
1711
Vivisbach
2332
3600
721
Kanton Freiburg 21170 61544 7958.
Es entfallen somit auf die SchwarzÜeckrasse 23,4%,
auf die Botfleckrasse 67,8^^ und auf andere Bässen
oder Bassenmischlinge 8,8 % des gesamten Viehbestan-
des.
Der Kanton Freiburg zählt unter diejenigen Kantone
der Schweiz, die die reichsten Viehbesitzer aufweisen.
Von den in der ganzen Schweiz vorhandenen 196 Besitzern
vonje mehr als 50 Stück Vieh finden sieht nicht weniger
als o8 im Kanton Freiburg. Es gibt hier 54 Viehzuchtge-
nossenschaften mit zusammen 700 Züchtern, die in ihren
Stallungen nur je Vertreter einer einzigen reinen Basse,
Schwanfleck oder Botfleck, aufziehen.
Der Kanton Freiburg ist ferner derjenige Kanton, der
auf das einzelne Stuck Hornvieh das bedeutendste Lebend-
gewicht in der ganzen Schweiz (580 kg) aufweist und
ausserdem derjenige, dessen einzelnes Stück Nutzvieh
den grössten durchschnittlichen Verkaufiswert (354 Fran-
ken) hat.
Gesamtwert
Tierarten Fr.
Pferde 5522250
Hornvieh 33052140
Schweine 3896840
Schafe 432060
Ziegen 612380
Bienenstocke 236000 —
Gesamtwert des Nutz-
viehes im Kt. Freiburg 43751 670 35i Fr.
Während der Jahre 1807-1901 sind im Viehbestand des
Kantons folgende Schwankungen zu verzeichnen :
Durchschnittswert
pro Stück in Fr.
671
375
28
Jahre
Pferde
Hornvieh Schweine
Schafe
Ziegen
1807
10942
34987
_
_
—
1820
10774
45085
_
—
_
1833
11367
42746
17068
20471
6087
1840
10321
49289
19657
28790
7682
1850
9728
46828
18514
22077
8491
1860
8576
M072
22465
20712
9446
1870
7865
54050
25865
20584
10072
1880
8288
64800
22666
17276
11128
1890
7853
71861
21728
11878
9714
1900
8952
90363
42289
10954
15140
1901
9276
90672
46140
10104
18034
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass die
Zahl der Pferde bis 1890 bei nahe bestandig abgenommen hat,
um seither in beständiger Progression wieder zuzunehmen,
dass ferner die Zahl des Hornviehs sich um 160%, die der
Schweine um 170%, der Ziegen um 200% vermehrt und
die der Schafe um 50 % vermindert hat. Missglückte Kreu-
zunffsversuche haben die alte Basse der feurigen und
starken Freiburger Pferde fast vollständig aussterben
lassen. Mit der Abnahme des Waarenverkenrs vermittels
Pferdefuhrwerke ist die Verminderung der Zahl von
kräftigen Zugpferden parallel gegangen, und heute werden
mit Vorliebe Luxuspferde und solche fremden Geblütes
gesucht. Auch die beiden Freiburger Hornviehrassen
zeichnen sich vor andern sowohl durch Grösse als Er-
gibigkeit an Milch vorteilhaft aus; im Allgemeinen ist
von beiden die Schwarzfleck rasse kräftiger gebaut, ausdau-
ernder und genügsamer, weshalb sie auch im Gebirgsland
vorherrscht. Zieht man eine Linie von Plafleien längs der
Strasse zum Schwarzsee und der Eisenbahn Freiburg-
Yverdon nach Estavayer le Lac, so liegt s.da von das Ge-
biet des schwarzgefleckten und n. davon dasjenige des
rotgefleckten Hornviehes. Staat und landwirtschaftliche
Vereine und Genossenschaften haben sich bisher stets
grosse Mühe gegeben, den Viehstand zu heben, die Auf-
zucht zu fördern und die Gründung eines gleichmässigen
Viehbestandes reiner Basse anzubahnen. 1890 entstanden
inTrey vaux und Schmitten die ersten Genossenschaften zur
Aufzucht einer reinen Viehrasse, die ihr Ziel mit Hilfe
von besonders geeigneten Zuchtstieren und einer strengen
Auswahl der Kühe zu erreichen suchen. Heute bestehen
51 solcher Genossenschaften, denen sämtliche Viehbe-
sitzer des Kantons als Mitglieder angehören. Die Grün-
dung von ähnlich organisierten Pferdezuchtgenossen-
schaften steht in nächster Zeit bevor. Unter finanzieller
Mithilfe des Staates können heute die vorzüglichsten
Zuchttiere, Zuchtställe, Alpzüchtereien etc. mit Prämien
bedacht werden. Um den Züchter möglichst vor Schaden
zu bewahren, hat man die obligatorische Viehversiche-
rung durchgeführt : 1900 waren 59891 Stück Vieh, d. h.
63,6%^ des Gesamtbestandes, für die Summe von
19835716 Franken versichert, was auf das einzelne Tier
im Durchschnitt eine Summe von 356 Franken aus-
macht ; im gleichen Jahre bezahlten der Staat Freiburg
und die Eidgenossenschaft zusammen für 984 umgestan-
dene Tiere eine Entschädigung von 78105 Franken aus.
Milchwirtschaft, Hauptzweck der Viehzucht ist in bei-
nahe allen Kantonsteilen die Gewinnung von Milch und
Milchprodukten, wie Käse (Vacherin, Serac etc.) und But-
ter. Im Jahre 1901 lieferten die 45500 Kühe im Durch-
schnitt je 7 Liter Milch im Taff oder zusammen 115500000
Liter im Jahr, wovon 47470000 direkt als Nahrungs-
mittel für die Bevölkerung Verwendung fanden, während
15500000 in die Fabriken für kondensierte Milch zu
Büdingen, fipagny, Vevey und Payerne und in die Cho-
koladefabrik zu Broc verkauft wurden, 5200000 zur
Aufzucht von Jungvieh und zur Herstellung von Butter
und 47555000 zur Käsefabrikation dienten. Der Ge-
samtwert der Käseproduktion betruc^ bei einem Durch-
schnittspreis von 1,20 Franken pro kg die Summe von
4800000 Franken, der Gesamtwert der als direktes
Nahrungsmittel, in den Fabriken, zur Aufzucht und zur
Herstellung von Butter verwendeten Milch die Summe
von 6640000 Franken, somit der Totalwert der gesamten
Milchwirtschaft die Summe von 11440000 Franken. Die
Viehbesitzer haben sich zu Käserei- und Molkereigenos-
senschaften vereinigt, wobei in den Käsereien die Fabri-
kation auf Kosten und Gefahr der einzelnen Genossen-
schafter betrieben wird, die Buttermilch aber an besondere
GEOGR. LEX. 56 — n — 12
178
FRE
FRE
Molkereiunternehmer verkauft wird, die die weitere Ver-
arbeitung unter eigener Verantwortlichkeit vornehmen.
Kanton Freiburg : Bracke Ober die GUne.
Die Gründung solcher Genossenschaften reicht bis in die
Mitte des 18. Jahrhunderts zurück; heute bestehen deren
500, die aber nicht alle als geschlossene und für die Mit-
glieder bindende Vereinigungen aufzufassen sind, da
sie zum grossen Teil noch eine unvollkommene Organi-
sation haben. Man zählt jetzt im Kanton 290 gut einge-
richtete und tüchtig geleitete Käsereien und Molkereien,
die gewöhnlich je eine Milchkammer, eine Küche zur
Herstellung des Käses, einen Käskeller und den Wohn-
raum für den Molker oder Sennen umfassen. Die Art der
gemeinsamen Arbeit hat unter den Bauern einem edeln
Wetteifer gerufen, der sich in sorgfälticer Behandlung
des Viehes und der Milch, in der Vermehrung des Vieh-
bestandes, in ausgibigerer Düngung und in bemerkens-
werten Bodenverbesberun^en äussert. Mittelpunkt der
Käseproduktion ist das Greierzerland mit seinem berühm-
ten Greierzerkäse, doch machen ihm heute auch die
ebenen Kantunsteile scharfe Konkurrenz, so besonders
der Sensebezirk mit feinem dem Kmmenthaler an Güte
wenig[ nachstehenden Käse. Das 1888 gegründete milch-
technische Institut zu P^roUes hat den Zweck, alle miich-
wirtschafllichen Fragen zu prüfen, das Volk
durch Abhaltung von Wanderkursen, Vorträ-
§en, durch Erteilung von Auskünften und
urch beständige /Ausstellungen zu unterrich-
ten und die praktische Auhbildung von tüch-
tigen Käsern zu leiten, die dann ihrerseits
wieder die Kenntnis einer rationellen Milch-
wirtschaft ins Land und Volk hinaustragen.
Im Bergland hat heute beinahe überall der
Ackerbau dieser intensiven milch wirtschaft-
lichen Tätigkeit weichen müssen.
Waldbau, Schon frühzeitig hat sich der Staat
der Wald unkten mit grosser Sorgfalt ange-
nommen, so dass heute der Kanton Freiburg
sowohl in Bezug auf Waldtläche als auf Unter-
halt der Walder nur von wenigen Kantonen
der Schweiz üb«*rtroffen wird. Die Gesamt-
fläche der Waldungen beträgt H0910ha, wovon
3315 ha oder 1u% Staatseigentum, 15294 ha
oder 50% Gemeinde- oder Korporationseigen-
tum und 12301 ha uder 40% Eigentum von
Privaten sind. Der mit Wald ani^reptlanzte Bo-
den beträgt 18,5% der Gesamllläcne des Kan-
tons und 21% des gesamtt*n produktiven Bo-
dens. Faht alle und im allgemeinen zugleich
auch die dichtesten Waldungen verteilen sich
auf die vorgeschobensten Alpenhänge und die Hügelketten
des Mittellandes. Im Gebirge herrschen reine Waldungen
von nur einer bestimmten Baumart vor. Beinahe sämt-
liche Abhänge sind hier mit dunkeln Tannenwaldungen
bepflanzt, die die tiefern Alpweiden umrahmen und bis
in die Nähe der hohem Alpweiden aufsteigen.
Der Ahorn, diese Zierde der Alpweiden, bildet
nur noch selten ganze Bestände, und die Arve
ist beinahe völlig verschwunden, während die
Lärche noch ziemlich oft angetroffen wird. Die
Buche steigt in geschützten Lagen bis 1400 m
an ; die Weisstanne ist überall y^rbreitet, bil-
det aber nie für sich allein ganze Waldungen;
die Rottanne herrscht allerorts, besonders im
Gebirge vor: in der Ebene ist der Wald meist
Mischwald. Wenn in einigen Waldungen des
Mittellandes die Tanne den überwiegenden
Bestandteil ausmacht, so ist dies nur eine Folge
der diesem ^Baum seit langer Zeit gewidmeten
grossen Sorgfalt. Auch die Siedelungsart hat
ihren Einflqss auf die Waldverteilung ^eübt,
indem in Gegenden mit geschlossenen Siede-
lungen die Wälder Eigentum der einzelnen
Dörfer, in Gebieten mit vorherrschenden Ein-
zelsiedelungen dagegen Eigentum der einzelnen
Grundbesitzer sind. Deshalb machen z. B. im
Bezirk Sense die Privatwaldungen 89 %, in den
übrigen Kantonsteilen nur 1-10% der gesamten
Wald fläche aus.
Waldbau und Waldnutzung stehen im allge-
meinen unter der Oberaufsicht des Staates,
bezw. der Finanzdirektion, der zu diesem
Zweck ein Oberförster und 4 Bezirksförster zur
Seite stehen. Dazu kommen für die Staatswaldungen
noch 7 Bann Wärter, während jede Gemeinde ihren
Waldbesitz durch einen eigenen Gemeindeförster ve^
walten lässt. Im Jahre 1900 haben die Staatswal-
dungen eine Einnahme von 277970 Franken und die
Gemeinde Waldungen eine solche von 1196067 Franken,
zusammen also von 1 474037 Franken ergeben. Die kan-
tonalen Baumschulen umfassen 11,44 ha, diejenigen der
Gemeinden 16,28 ha. In den Staatswaldungen sind im
selben Jahre 1 800000 Setzlinge von Nadel- und Laubhei-
zern neu ffepflanzt und für Aufforstungen und Wald?e^
waltung überhaupt 28797 Franken aungegeben worden.
Minen und Steinbrüche, Eigentliche Minen besitzt der
Kanton Freiburg keine. Alle Bezirke, mit Ausnahme des-
jenigen der Broye, liefern Torf, zusammen pro Jahr
320u0 m3. Die wichtigsten Torfmoore sind diejenigen
von Lentigny, Prez, Düdingen Maules, Säles, Vaulroi,
Agriswil, Fräsch^ls, Sugiez, Fiaugeres, Le Cröt, Rose und
Remaufens. Weit bedeutender ist die Steinausbeutung,
die in den Kalksleinbruchen von Neirivue und Grandvil-
lars, in den Sandsteinbrüchen von Marsens und Vaulruz,
Kanton Freiburg: RrQcke von St. Sylvester.
in den Muschelsandsteinbrüchen von La Moliere und in
den Molassebrüchen von Freiburg, Drsy, Düdingen etc.
mehrere Hunderte von Arbeitern beschäftigt und sehr ge-
FRE
FRE
479
schätzte BausteiDe liefert. Brüche von untergeordneterer
Bedeutung finden sich ausserdem noch |in verschiedenen
Gegenden des Kantons vor. Chätel Saint
Denis stellt Zement und hydraulischen
Kalk her, am Schwarzsee findet man
Kalk und Gips. Etwa ein Dutzend Zie-
geleien verarbeiten die Lehmerde des
Mittellandes.
Verkehr. Der Kanton besitzt ein ziem-
lich grosses Netz von Eisenbahnlinien,
dessen Gesamtlänge 224 km, d. h. 1400
km auf 10 000 m' Bodenfläche be-
tragt. Dieses Verhältnis steht über dem
Durchschnitt der ganzen Schweiz, der
nur 900 km ausmacht. Von den 224 km
entfallen 64 km auf Haupt- und 160
km auf Nebenbahnen. Den Hauptbah-
nen sind im Kanton Freiburg die Ab-
schnitte 1. Freiburg-Flamatt u. 2. Frei-
burg-Pal^zieux zuzuzählen ; normal-
spurige Nebenbahnen : 1. Paläzieux-
Lyss, 2. Freiburg - Yverdon, 3. Bulle -
Romont, 4. Bern - Neuenbürg ; elektri-
sche Bahnen : 1. Freiburg -Murten, 2. Chätel-Pal^zieux,
3. Ghätel-BuUe-Montbovon, 4. Murten-Ins, 5. Vevey-
Chätel. Bergbahnen gibt es im Kanton Freiburg keine.
Auf dem Neuenburger- und Murtensee besorgen 4 Dampf-
boote den Verkehr zwischen den Freiburger, Neuenburger
und Waadtländer Ortschaften. Gut entwickelt ist auch
das Netz der meist ausgezeichneten und wohl unterhalte-
nen kantonalen Strassen, die nach ihrer Breite und Ver-
kehrsbedeutung in 3 Klassen eingeteilt sind. Der Unter-
halt der kantonalen Strassen fallt dem Staat, derjenige
der Gemeindestrassen und -wege den einzelnen Gremein-
den oder Privaten zu.
Es bestehen etwa ein Dutzend Holzbrücken, deren
jüngste diejenigen über die Gläne bei Autieny und die
über die Broye zwischen Saint Aubin una Domdidier
sind. Die ältesten Steinbrücken sind die von Tusy und
Broc, die zwischen Les Granges und Chätel Saint Denis,
die von La Tzintre und der Pont du Milieu sowie die
JohannesbrOcke in Freiburg. Ein Beispiel einer modernen
Steinbrücke bildet der Glaneviadukt nahe der Mundung
dieses Flusses in die Saane. Femer weist der Kanton fünf
Hängebrücken auf: die Grosse Hängebrücke und die Gal-
temorücke in Freiburg, die Brücken von Corbi^res und
Corpataux und endlich der Fussgängersteg bei Haute-
rive. Ausser den Eisenbahnbrücken zählt man noch
neun Brücken in Eisenkonstrtrktion, nämlich diejenigen
über den Javroz und die von Lessoc, Villiarvolara, Broc,
Schiffenen, Estavannens, Sankt Silvester, Mottaz und
Hauterive. Deren älteste ist die 1865-66 erbaute Brücke
von Schiffenen. Die Brücken über die Rougöve und von
Villaz Saint Pierre und Villa repos sind in armiertem Be-
ton ausgeführt.
Die bisher wenig entwickelte Fremdenindustrie be-
ginnt im Greierz mehr und mehr an Bedeutung zu ge-
winnen, so dass man hier jetzt Gasthöfe und Pensionen
findet, die mit modernem Komfort ausgestattet sind.
Frerodenstationen sind besonders Montbovon, Grandvil-
lars, Galmiz (Charmey), Montbarry, Les Colombettes u. a.
Geschichtliche Uebersicht. Eigentliche Städte sind in
unserem Gebiet erst verhältnismässig spät entstanden.
Mit der Stadt Freiburg, gegründet ums Jahr 1178 von
Bercbtold IV. von Zanringen, sind auch die Anfinge
des Kantons Freiburg verknüpft. Sein Gründer wollte
die Stadt Freiburg zu einem Stützpunkt für die Politik
des Hauses Zähringen machen, die hauptsächlich darauf
ausging, den Unabhängigkeitsgelüsten des burgundi-
schen Adels möglichst entgegenzuarbeiten. Nach dem
Aussterben der fährin^er ging Freiburg 1218 in den
Besitz der Grafen von Kiburg-Burgdorf und 1277 in den-
jenigen des Grafen Rudolf von Habsburg über. Das Gebiet
der Stadt beschränkte sich Anfangs auf den von ihren
Hioffmauem umschlossenen Raum, während das umlie-
gende Land Eigentum einer ganzen Reihe von grossen
uDd kleinen Herren war. Nach und nach aber dehnte die
Stadt durch Ankauf, Eroberunff und Unterhandlunff ihr
Gebiet immer weiter aus. So kamen an Frei bürg durch
Kauf: im Jahr 1466 Plaffeien, 1478 Montenach, 1482 Pont
en Ogoz, 1503 Jaun (Bellegarde), 1554 Körbers, 1555 Grei-
erz ; durch Eroberung: zur Zeit der Burgunderkriege
Kanton Freiburg : Viadukt von Grandfey.
1475 niingen und Ergenzach, zur Zeit der Erober ungMer
Waadt 1536 Stäfßs. Saint Aubin, Ueberstein, Vuissens,
Cheyres, Remund, Kue, Vaulruz, Chätel Saint Denis, Bos-
sonens, Atlalens, Wippingen, Boll und Zur Fluh. Daneben
war Freiburg mit ße^n zusammen Oberherr der Vogteien
£challens, Grandson, Orbe, Grassburg und Murten und
zusammen mit den übrigen XII alten Orten der Eidgenos-
senschaft Oberherr der Lamlvogteien Lugano, Locarno,
Mendrisio und Valle Maggia. Zur Zeit der helvetischen
Republik wurde durch die Mediationsakte Murten definitiv
dem Kanton Freibur^ zugeteilt.
1448-1452 hatte Freiburg einen verhängnisvollen Kampf
gegen Bern und Savo^en zu fähren, der damit endigt^,
dass es, von Oesterreich im Stiche gelassen, die Ober-
hoheit der Herzoge von Savoyen anerkennen musste
(1452-1477). Während der Burgunderkriege stand Freiburg
auf Seite der Eidgenossen und wurde von diesen in An-
erkennung seiner wackem Hilfe auf die energische Für-
sprache von Nikiaus von der Flüe hin am 22. Dezember
1481 in ihren Bund aufgenommen. Der Einführung der
Reformation auf seinem Gebiet hat sich der Kanton
Freiburg beharrlich widersetzt. Seither ist die geschicht-
liche Entwickelung des Kantons mit Ausnahme einiger
weniger besonderen Episoden mit derjenigen der ganzen
Schweiz enge verknüpft geblieben.
Anfangs war die Regierunffsform in Freiburg eine rein
demokratische, wie dies die Verfassungen von 1304, 1363,
1370, 1373, 1374, 1387, 1389, 1392, 1404, 1407 etc. zur Ge-
nüge zeigen. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts ver-
wandelte sich infolge der Burgunderkriege, der Militär-
kapitulationen, des i^iederganges der Industrie, der Ge-
bietsvercrösserungen, der geschickteti Besetzung der
öfTentlicnen Aemter, der öffentlichen und geheimen Pen-
sionsbezüge etc. die althergebrachte demokratische Ver-
fassung, wie dies auch in andern Kantonen der Fall war,
allmählig in ein mehr und mehr, zur reinen Oligarchie
auswachsendes Reffiment. Dieser neue Zustand der Din^e
dauerte 200 Jahre Tang an, bis auch er im verhängnis-
vollen Jahre 1798 zusammenbrach. Als aber 1814 und 1815
in Europa der Friede wieder allgemein hergestellt ward,
richteten in Freiburg die Patrizier ihre Herrschaft neuer-
dings auf, mussten aber 1830 endgiltig darauf Verzicht
leisten. Nach den Ereignissen des Sonderbundskrieges
und dem Sturz der 1848-1856 amtenden Regierung gab
sich das Freiburger Volk am 7. Mai 1857 eine neue Ver-
fassung, die, von einigen partiellen Abänderungen abge-
sehen, heute noch (n Kraft steht. Diese Freiburger Ver-
fassung fusst auf den gleichen Prinzipien wie diejenigen
der übrigen Kantone. Sie schafft die Todesstrafe für poli-
tische Vergehen ab, anerkennt die Aufhebung der Nfajo-
rate, Vorrechte und Familiengüter und gewährleistet die
Unverletzlichkeit des Eigentums mit den vom Gesetz vor-
gesehenen Ausnahmen zum öffentlichen Wohle und
Nutzen.
Bibliographie. Kuenlin, Franz. Der Kanton Freiburg..,
(Gemälde der Schweiz. Heft IX). St. Gallen u. Bern 1SJ4.
— Kuenlin, Franz. Dictionn. geograph.^ Statist, et histor.
180
FRE
FRE
du cant. de Frihourg. 2 vol. Frib. 1832. — Lutz, Markus.
VolUtänd. Beschr. des Schweizerlandes. 3. Auil. Aarau
1856. — Berchtold, Dr. Histoire du canton de Frihourg,
3 vol. Frib. 1845. — Daguet, Alex. Histoire de la ville
et seigneurie de Frihourg.., ä son entree dans la Con-
fed. suisse en 148i, — Charles, H. La Gruyere, — Cor-
naz-Vüillet. La Suisse romande en zig-zag. — Recueil
divlomat. du cant, de Frih, 8 vol. — Freihurgische Ge-
schichtshlätter. — Frihourg artistique ä travers les dges.
— Buomberffer, F. Le recensement de iSii. — VerwaU
tungs' una Rechenschaftsberichte, Staatsrechnunqen
elc. [l>r K. BuombbrgbrJ.
FREIBURQ (Kt. Freiburg, Bez. Saane). Hauptstadt
des Kantons Freiburg und des Bezirkes Saane.
Originelle Stadt, auf einer steilen Felshalb-
insel, umflossen von der wilden Saane. Höhe
über Meer am Flussufer 548 m, auf dem
Platz vor dem Kollegium St. Michael 631 m.
Der Platz vor der St. Nikolauskirche liegt in
460 43. 27f/ N. Br. und 4" W 29" 0. L. von Par
ris (T y 44" 0. L. von Greenwich). 27 km sw.
Bern und 50 km nö. Lausanne.
Das Stadtbild von Freiburg ist im Allgemeinen noch
durchaus ein mittelalterliches. Die zahlreichen Kirchen
:^5S
IÄ«M '^^^^
_^ '^'-Jfcjj
Stadt Freiburg (westlicher Teil), von der Lorettokapelle aas,
und Kapellen, die vielen von einer kunstsinnigen Zeit aus-
geschmückten alten Bauten, die Häuserreihen mit ihren
ausgehauenen Nischen, die schmiedeeisernen Gitter und
Portale, die Brunnen, die alten Holz- und Steinbrücken,
die mächtiffen ßefestigungsmauern mit ihren Türmen,
die kühne Lage der Stadt — Alles das versetzt uns zu-
rück in die entlegenen Zeiten, da sich die wehrhaf-
ten Bürger der Stadt an der Saane auf ihrer trotzigen
Halbinsel wohnlich einrichteten. Jahrhunderte sind da-
rüber hinweggegangen, Gesohlechter sind auf Geschlech-
ter gefolgt, Anschauungs-, Denk- und Lebensweise der
Menschen haben sich geändert, die alte Feudalstadt der
Herzoffe von Zähringen aber hat. Dank hauptsächlich
ihrer Lage, ihren mittelalterlichen Anblick sich noch bis
in unsere Tage hinein gewahrt und ist heute noch trotz
aller Veränderungen und Anpassung an die Bedürfnisse
der Jetztzeit eine der originellsten Städte der Schweiz
geblieben.
Topographie, Die Lage Freiburgs erinnert auffallend
an diejenige von Bern. Wie die Bundeshauptstadt steht
auch (reiburg auf einer von W.-O. sich vorschiebenden
und stark unebenen Flusshalbinsel, die eine der zahl-
reichen Krümmungen der Saane aus der Molasse heraus-
geschnitten hat. Diese Halbinsel senkt sich zunächst
langsam bis zu der senkrecht über dem Fluss sich erhe-
benden Terrasse, auf die sich die alte Stadt einst be-
schränkt hatte, und fallt dann rasch über den steilen
Stalden zur Bemerbrücke ab. Hier mündet die tiefe und
wilde Schlucht des bei Neuhaus entspringenden Galtern-
baches (Gotteron) auf das Thal der Saane aus. Die Ebene
von Neigles unterhalb und die Matte (La Planche) und
Neustadt (Neuveville) oberhalb der Mündung des Ga Item-
baches sind nichts anderes als Anschwemmungsprodukte
der Saane. Auf ihnen haben sich die Quartiere der sogen.
Unterstadt angesiedelt. Einen ganz besonders malerischen
Charakter verleihen der Stadt Freibure auch die steilen
Felsenufer der Saane, die tiefen Tobel des Baches von
Bonnesfontaines im N. und des Baches von P^roUes im
S. Fast auf allen Seiten ist Freiburg von Höhen um-
rahmt: von den Hügeln von Bertigny und Le Guinlzet
(714 m) im SW. und W., den Hügeln von Bonnes-
fontaines (697 m) im NW., dem Stadtberg und Schönberg
(697 m) und den Anhöhen von Bürgten oder ßourguillon
(687 m) im NO. und 0. Alle diese Höhen bieten eine
prachtvolle Aussicht auf die Alpen, den Jura, das Mittel-
land und die Stadt selbst ; am schönsten lässt sich die
Stadt in ihrer Gesamtheit jedoch überblicken vom Schön-
ber^, vom Abslieg von Bürgten zur Galternbrücke, vom
Breitfeld und von der Avenue de P^rolles aus. Da das
Gebiet der Stadtgemeinde nur klein ist (650 ha), belinden
sich die neuen Quartiere zum Teil auf dem Boden der Ge-
meinde Villars sur Gläne. Nach allen Richtungen hin
führen von Freiburff gut unterhaltene Strassen : nach
Bulle, Romont, Payeme a. Estavayer,
nach Murten, Laupen, Bern, Schweifel-
berg, zum Schwarzsee etc. Die schat-
tigen Alleen sind bei schönem Wetter
stets von zahlreichen Spaziergängern
belebt, die auch sonst in den Umge-
bungen der Stadt noch manche und
oft recht lohnende Punkte als Ziel ihrer
Ausflüge wählen können.
Die Saane tritt von S. her in das
Gebiet der Stadt Freiburg ein und ver-
lässt es im N. bei Grandfey (Ebene von
Neigles), nachdem sie mit itirem ausser-
ordentlich un regelmässigen und gewun-
denen Lauf eine ganze Reihe von Halb-
inseln (rechts die Mageraü, Matte und
Neigles, links die Charmettes, Au und
den Gors de la Torche) gebildet hat. Auf
Stadtgebiet empfängt sie von links her
die Bäche von PöroUes, Bertigny, Le
Pertuis und Mont Revers, von rechts
her gegenüber dem Stadtviertel L'Auee
(Au) den Gotteron oder Galternbacli.
Bald nach ihrem Uebertritt auf Stadt-
gebiet hat man die Saane durch die
Anlagen des Wasser- und Elektrizitäts-
werkes in der Magerau zu einem 180 ra
breiten See aufgestaut; von da an wechselt die Breite
des Flusses beträchtlich, dessen Bett bald durch senk-
rechte Felswände auf 18 m eingeengt wird, bald sich auf
40 m Breite im Maximum ausdehnen kann. Die mittlere
Breite der Saane beträgt etwa 26 m, ihre Tiefe 2 Vt m
und ihre Geschwindigkeit 2-8 m in der Sekunde. Sehr
ungleichmässig ist ihre Wassermence. Zur Zeit des meist
im Dezember und Januar eintretenden niederen Wasser-
standes führt sie noch in der Sekunde 15 m^ Wasser, wäh-
rend ihr Volumen zur Zeit der Schneeschmelze und nach
starken Reffengüssen auf über 400 m^ anschwellen kann.
Leider sind bis jetzt diese Schwankungen bezüglich der
Wassermenge des Flusses noch keiner genauen Kontrole
unterworfen. Mit Annahme des Spätsommers hält sich
die Temperatur des Saanewassers stets unter der Luft-
temperatur.
Das Thal der Saane verdankt seine Entstehung aus-
schliesslich der Erosion durch den Flusslauf selbst, der
sich durch die beiderseits aus mariner Molasse beste-
hende Ebene seinen Weg gebahnt hat. Diese Molasse bil-
det die malerischen Felswände über dem Flussufer. Die
die Stadt Freiburg umrahmenden Höhenzüge bestehen
ebenfalls sämtlich aus mariner Molasse.
Freiburg steht durch 4 Eisenbahnlinien mit Bern, Lau-
sanne (zwei Abzweigungen nach Chätel Saint Denis und
Bulle), Estavayer und Murten in Verbindung.
Die Stadt zerfällt in vier Quartiere (Panner): 1. Le
Bourg, das heisst das alte Freiburg mit dem Platz der
Liebnrauenkirche und seiner Umgebung, einem Teil
FRE
FRE
181
der LausanneDgasse und mit der Rue de la Prefec-
ture; 2. Les Places, die «ranze obere Stadt; 3. L'Auge
(die Au) mit dem Gotteron, Grabensal
und Stalden; 4. die Neustadt (La Neuve-
ville) mit der Matte (La Planche), dem
Court Chemin und der Grandefon-
taine. Diese beiden letztgenannten Quar-
tiere bilden zusammen die Unter-
stadt.
Der mittlere Barometerstand in Frei-
burg beträgt auf dem Konviktsplatz
(obere Stadt) 709,3 mm. Mittlere Jah-
restemperatur 8,5" C. ; mittlere Tem-
peratur des wärmsten Monates (Juli)
19,3'' C, diejenige des kältesten Mona-
tes (Dezember) — 3,5° C. Beobach-
tete Extreme + 30 " und — 22 C. Vor-
herrschende Winde sind der SW. und
NO., jener warm und feucht, dieser kalt
und trocken; der Föhn tritt nur selten
auf und auch dann nicht mit demjeni-
gm Ungestüm, das ihn in den engen
ebirgsthälem auszeichnet. Mittlere jähr-
liche Niederschlagsmenge 965 mm,
stärkster Niederschlag mit 313,8 mm
im Winter, schwächster mit i43,2 mm
im Herbst. 1900 zählte man im Ganzen
116 Taffe mit Niederschlägen (Reffen
und Schnee), wovon die meisten (43)
auf den Winter und die wenigsten
(19) auf den Herbst entfielen; heitere
Tage 185. Gej^en Ende des Herbstes und zu Beginn
des Winters liegen über dem Saanethal öfters dichte
Nebel. Die Zahl der Gewitter schwankt zwischen 7
und 18.
OeffentUche und private Bauten, Schon auf den ersten
Blick lassen sich in Freiburg die Altstadt und die neuen
Quartiere mit Leichtigkeit von einander unterscheiden. Auf
der Halbinsel ist der ganze verfügbare Raum mit eng anein-
ander geschmiegten Häusermassen besetzt, während die
Aussenquartiere eine mehr offene Bauart mit Gärten
zeigen.
Freiburg war einst stark befestigt. Um die erste Stadt-
anlage, das heutige Burgquartier, zu verteidigen, genügte
es, auf der zugänglichsten Seite einen Graben auszuheben
und einen Wall zu errichten. Diese Befestigungsanlagen
zogen sich
längs der heu-
tigen Rue du
TiUeul hin,
um einerseits
am Grabensal
und anderer-
seits am Rat-
hausplatz, wo
das Schloss
der Herzoge
stand, zu en-
digen. Wäh-
rend der ers-
ten Hälfte des
14. Jahrhun-
derts dehnte
sich dann die
Stadt rasch
aus, so dass
eine neue Li-
nie von Fes-
tungswällen
notwendig
wurde. Diese
folgte zwei na-
türlichen Bo-
deneinschnit-
ten, dem Gra-
ben und Wall-
riss, u. endigte
bildete den Hauptausgang aus der Stadt gegen die Seite
des Welschlandes hin. Ende des 14. Jahrhunderts erbaute
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Stadt Freibar^: Kollegiatskircbe
St. Nikolaus.
am Felsen ufer der Saane nahe der heutigen Präfektur mit
dem 1849 abgetragenen sog. Bösen Turm (Mauvaise Tour).
Der mächtige Torturm des Jacquemar (1853 abgetragen)
Stadt Freiburg (Ostlicher Teil), von der Lorettokapelle aus.
man den Roten Turm, den Turm von Dürrenbühl und das
Bürgten tor, um den am rechten Ufer der Saane gelegenen
SO.-Stadtteil vor einem Handstreich der Bemer zu
sichern. Zwischen 1386 und 1414 entstand die dritte Um-
fassungsmauer zum Schutze des Quartiei*es Les Places und
der Murtnergasse. Das in diese Anlagen mit einbezogene
Remundtor (Porte de Romont) und das Weiertor (Porte
des Etangs) waren mit sehr vollkommenen Aussenwerken
versehen; von der Porte des £tangs an folgte der Wall
bis zur Saane dem Tobel des Mont Revers. Inmitten dieses
noch ziemlich gut erhaltenen Teiles der Festungswerke
stehen das Murtentor mit 1411-1414 erbautem 34 m hohem
Turm und die Tour des Rasoirs (ehemals Tour des Cur-
tils Novels). Ebenfalls gut erhalten ist die alle benachbar-
ten Häuser weit überragende Tour Henri.
Bemerkenswert sind vor Allem auch die Kirchen und
Klöster Freiburgs. Die im Burgquartier befindliche Kolle-
giatskircbe St. Nikolaus ist ein schöner Bau in gotischem
Stil, dem aber in Folge seiner zu verschiedenen Zeiten aus-
geführten Bauten una Vergrösserungen ein gewisser Man-
gel an Einheit anhaftet. Im Jahre llv8 liess hier der Grün-
der Freiburgs das erste Kirchlein bauen und im Jahre
1182 dasselbe durch den Bischof Roffer von Lausanne ein-
weihen. Im Jahre 1512 erhielt die St. Nikolauskirche von
Papst Julius II. den Rang einer Kollegiatskircbe. Ihr
Chor hat man im 17. Jahrhundert völlig neu erbaut, wäh-
rend das Hauptschiff im 13. Jahrhui^dert begonnen und im
14. Jahrhundert vollendet worden ist. Sehenswert sind die
Kanzel, der Taufstein, die Chorstühle und das Chorgitter,
die Darstellung des Leidens Christi am grossen Ogivenbo-
§en zwischen Chor und Schiff, die Kapelle des h. Grabes,
ie Ornamente und Kunstgegenstände in der Sakristei, die
12 Seitenkapellen ^besonders diejenigen Unserer lieben
Frau zum Siege una die Mutter^otteskapelle, ferner der
1876 neu erstellte Hauptaltar, die aus dem Kloster Hau-
terive (14. Jahrhundert) stammenden Glasgemälde im
Chor und vor Allem die von Aloys Mooser erbaute be-
rühmte Orgel mit ihren 74 Registern und 780O Pfeifen,
deren grösste 6 m hoch sind. Schon dieses Kunstwerk
allein, eines der Wunder Europas, lohnt eine Reise nach
Freiburg. Gewaltiff ist auch der 76 m hohe, leider aber
unvollendet ffeblieoene Turm, zu dessen Plattform man
auf einer do5 Stufen zählenden Wendeltreppe ffelanfft;
prachtvoll ist das Geläute, dessen grösste Glocke 9912 \^
wiegt. Endlich nennen wir noch das Hauptportal mit
seinen das jüngste Gericht darstellenden Basreliefs und
das geschmackvoll ausgeschmückte und in reinem goti-
schen Stil jp^ehaltene Seitenportal.
Die Liebirauenkirche stammt aus dem Jahre 1201, war
182
FRB
FRE
von 1250 bis zum 17. Jahrhundert von einem Friedhof
umgeben und mit dem alten Spital verbunden und ist
Stadt Freiburg: Kollegium St. Michael.
in den Jahren 1787, 1854 und 1897 restauriert worden.
Die Franziskanerkirche mit Kloster (fglise und Couvent
des Cordeliers) wurde 1237 vom Grafen von Kiburg und
seiner 1275 hier begrabenen Schwester Elisabetha gegrün-
det. Die Gebäude standen aber zunächst hart am Rande
der zum Grabensal abfallenden Felswand. Da der benach-
barte Felsen mit Einsturz drohte, versetzte man das Klos-
ter an die heutige Stelle. In diesem Kloster wohnten bei
ihrer Durchreise durch Freiburg Fürsten, Kaiser und Kö-
nige, so 1439 der Herzog Amadeus von Savoyen, 1448 der
Erzherzog Albrecht, 1414 Kaiser Sigismund und 1442 Kaiser
Friedrich III. 1798 besetzten die französischen Truppen
das Kloster mit Gewalt. Im Kreuzgan^ sieht man noch
einen z. T. zerstörten Totentanz. Die Kirche hat im Laufe
der Zeiten zu verschiedenen Zwecken gedient: vor 1798
wurden hier je am St. Johannestage die Schultheissen
gewählt, 1803 tagte hier die erste eidgenössische Tag-
satzunff unter dem Vorsitz des ersten Landammannes der
Schweiz Louis d'Affry, und heute pflegt man hier die Aus-
teilung der Preise an die Schulkinder vorzunehmen. Die
Franziskanerkirche birgt einige Sehenswürdigkeiten, so
die Wallfahrtskapelle Unserer lieben Frau zu Einsiedeln,
ferner den mit kunstvollen Skulpturen aus dem Jahr 1513
verzierten Flügelaltar und das Grabmal der 1275 gestor-
benen Gründerin des Klosters.
Kirche und Kloster der Visitation, an der Murten-
strasse 1653 gegründet, nachdem die von Besan^on hier-
her gekommenen Schwestern dieses Ordens sich 1635
zuerst in den Neigles und dann eine Zeit lang in der Lau-
sannengasse niedergelassen hatten. Die in Gestalt einer
Rotunde gebaute Kirche wurde 1656 geweiht und besitzt
eine kleine Orgel von Aloys Mooser. Die Klosterfrauen
unterhalten seit 1726 ein Töchterinstitut, das gegenwärtig
als eines der besten der katholischen Schweiz gilt.
Ebenfalls an der Murtenstrasse steht das Kapuziner-
kloster. Nachdem die Kapuziner 1609 nach Freiburg ge-
kommen waren, wohnten sie zunächst in der Remund-
gasse (im ersten Haus rechts beim Eingang in die Stadt),
bis ihr im Criblet zu erbauendes Kloster zum Bezug bereit
sein würde. Da aber der Bau an dieser Stelle auf Schwie-
rigkeiten stiess, verlegten sie ihr Kloster in die Nähe des
Murtentores. Einer der ersten Kustoden des Kapuziner-
klosters war der h. Fidelis von Sigmaringen, dem sich
als weitere Berühmtheit der Pater Philipp Tanner, Sohn
des Landammannes Konrad Tanner von Herisau, anreihen
lässt. Die in neuester Zeit restaurierte Klosterkirche war
1622 und die unter dem Chor befindliche St. Antonska-
pelle 1677 geweiht worden.
Die Ursulinerinnen waren von Pruntrut her 1634 nach
Freiburg übergesiedelt, wo man ihnen ein Kloster er-
baute, dessen Kirche 1655 geweiht ward. Dieses erste
Kloster wurde am 8. Mai 1798 von hier einquartier-
ten französischen Truppen an allen vier Ecken angezün-
det und brannte nieder, worauf 1804 am Eingang der
Lausannengasse das heutige Ursulinerinnen-
kloster mit seiner 1805 geweihten Kirche ent-
stand. Die Ursulinerinnen leiten ein in gutem
Rufe stehendes Töchterinstitut und eine freie
Mädchenschule mit 4 Klassen.
Ums Jahr 1838 Hess die Gräfin de La Poype
Ordensschwestern vom h. Vinzenz von F^ol
(Sceurs de la Charit^) nach Freiburg kommen,
quartierte sie vorläufig in einem Frivathause
ein und kaufte ihnen später das alte Gebäude
der Redemptoristen samt deren Kapelle in dem
Nenstadtquartier. Die Schwestern leiten zur
Zeit ein geschätztes Mädchenpensionnat, eine
Nähschule und eine freie Schule von 5 Klas-
sen; ihnen ist auch die Pflege im Kranken-
haus für den Bezirk Saane anvertraut. Die
Redemptoristen oder Liguorianer waren 1838
nach Frei bürg ffekommen und hatten hier
das alte Seminar der Diözese angekauft, in dem
sie sich niederliessen. Vor ihrem Auftreten in
Freiburg hatten sie sich 1811 in Posat angesie-
delt, lebten dann einige Zeit in der Yalsainte
und zogen 1824 nach Giffers. Iq Freiburg blie-
ben sie bis zur Aufhebung ihres Klostere 1848.
Der Orden der Malteserritter Hess sich 1259 in
der Matte nieder, wo er ein Hospiz für arme
kranke Durchreisende, ein Komthurhaus und eine Kirche
errichtete ; zu Ende des 16. Jahrhunderts wurde zur Vei^
waltung der Einkünfte des Klosters ein besonderer weltli-
cher Beamter ernannt, und 1825 zog der Grosse Rat das
Vermögen des Ordens an den Staat u. Hess das Hauptge-
bäude zu einer Korrektionsanstalt umwandeln. Die Klos-
terkirche, St. Johanneskirche, soll von Rudolf von Hatten-
berg gegründet worden sein; 1259-1825 Hess der Or-
den den Gottesdienst hier durch besonders bestellte Ka-
pläne ausüben. Seit 1870 hat die Kirche den Rang einer
Pfarrkirche oder eines Rektorates. Sie birgt als besonde-
ren Schatz die von Denis Calvart 1595 gemalte Anbetung
der h. drei Könige. In der Nähe der St. Johanneskirche
steht die St. Annakapelle.
Als eigentlicher öründer des Klosters der Magerau
(Maigrauge), eines der ältesten Ordenshäuser Freibunre,
gilt Graf
Hartmann
der Jün-
gere von
Kiburg
(1255),weV
halb es
auch sein
Wappen
führt. Die
ersten
Nonnen ge-
hörten dem
Orden des
h. Bene-
dikt an u.
waren
ohne Klau-
sur; 1261
wurden sie
dem Zister-
zienseror-
den ange-
gliedert u.
seit 1597
zum stren-
gen Klos-
terleben
angehal-
ten. Die
Oberin
trägt den
Titel einer
Aebtissin. Die 1300 geweihte Kirche ist ein Kleinod goti-
scher Baukunst und birgt sehr schöne Chorstähle, viel-
leicht die ältesten der Schweiz (13. Jahrhundert).
Stadt Freibarg: Rathaus.
FBE
FRE
183
Montorge (Bisenberg), ein Frauenkloster nach der Regel
des h. Franziskus, ist 1626 durch den Edelmann Jakob
Stadt Freibarg: Gebäude der natarwiiisensohaftlichen PakaUät.
Wallier, Herrn von Saint Au bin und Bürger von Frei-
burg, gestiftet worden. Es wurde von der am 9. Juni 1737
durch Blitzstrahl erfolgten Explosion des Pulvermaga-
zines von Burglen hart mitgenommen. Schutzpatron der
Kirche ist der n. Joseph.
Die nach dem Vorbild der Santa Casa der Mark von
Ancona erbaute und am 11. Oktober 1648 (zwei Wochen
vor dem Abschluss des 30jahrigen Krieges) geweihte Lo-
rettokapelle steht neben dem Bürglentor hart am Rande
des jähen Felsens. Die Fa^ade ist im Renaissancestil ge-
baut : zahlreiche Statuen aus dem Jahr 1650 schmücken
die Aussenseiten. Sie bietet dem Auge des Besuchers eine
entzückende Aussicht. 100 Meter tief unter uns er^-
blicken wir die Unterstadt mit der St. Johanneskirche;
darüber erhebt sich die auf steilen Felsen aufKehaute
Oben-tadt mit dem herrlichen St. Nikolausturme, links die
neuen Quartiere mit dem schön gelegenen Bahnhofe.
Welch' feenhaften Anblick gewahrt Freiburg von hier aus
zur Nachtzeit, wenn die vielen Lichter wie unzählige
Sterne dem Besucher freundlich entgegenschimmem.
Das ums Jahr 12-24 gestiftet»^ Auitustinerkloster ist 1848
aufgehoben und zum frei burgischen Staatsgefangnis um-
gewandelt worden. Die jetzt zur Pfarrkirche St. Moritz
gewordene Klottterkirche besitzt einen aus Holz geschnitz-
ten Hochaltar, welcher als prächtiges Denkmal der Re-
naisnancekiinKt bezeichnet werden darf.
Die am Eingang der Remundgasse stehende schone
protestantische Kirche datiert vom Jahr 1875. hie Mittel
zum Kirchenhau hat man auf dem Wege freiwilliger Lie-
bengaben aufgebracht. Die frühere St. Peterskapelle (um
1299 gestiftet) hat mitsamt dem umliegenden Friedhof
1870 der Anlage von Neubauten weichen müssen. Zu
nennen sind ferner noch die Kapellen La Grotte, St. Bar-
tholomäus, St. Jost, St. Beatus, M. Leonhard und die ehe-
malige, 1453 erbaute und 1H50 abgetragene Kapelle cc Mi-
s^ricorde », in der die zum Tode Verurteilten (so auch der
unffliick liehe Fran^ois d'Arsent) ihr letztes Gebet zu ver-
richten pflegten.
Frei bürg besitzt femer eine Reihe von Staatsffebäuden.
Das 1734-1737 erbaute und 1827 um ein halbes Stockwerk
erhöhte Regierungsgebäude oder die Kanzlei ist ein solider,
massiver Bau, in dem der Staatsrat seine Sitzungen abhält
und die verschiedenen Bureaus der kantonalen Regierung
sowie das Staatsarchiv untergebracht sind
Das Rathaus mit seinem achteckigen Turm, sowie mit
seiner gedeckten doppelten Aussenlreppe soll an der Stelle
des ehemaligen Schlosses der Herzoge von Zähringen ste-
hen und ist eines der schönsten Bauwerke der Stadt. Es
enthält den kürzlich restaurierten Grossratssaal und den
Saal für das Kantonsgericht. Zu beiden Seiten des Ein-
ganges befinden sich zwei 1881 zur 400 jährigen Gedenk-
feier an den Eintritt Freiburgs in die Eidgenossenschaft
hergestellte Bronzereliefs. Das neben dem Rathaus befind-
liche Stadthaus enthält die Burt-aux der städtischen Ver-
waltung und die Sparkasse. Dem Rathause gegenüber
liegt der Lindenplatz mit der sog. Murtnerlinde, die
zum Andenken an den glorreichen Sieg der Eidgenossen
über Karl den Kühnen 1476 gepflanzt worden sein soll.
Der bischöfliche Palast ist vom Bischof von Lausanne
und Genf erst 1818 als dauernder Wohnsitz bezogen
worden. Schon 1553 besass der Bischof von Lausanne in
Freiburg einen eigenen Palast, der aber später an den
Staat verkauft wurde, dann an den Bischof Strambino
überginfl und endlich wieder Staatseigentum ward. Der
jetzige bischöfliche Palast war zuerst Eigentum des
ehemaligen Landvogtes Montenach von Vaulruz, der ihn
der Diözesangeistlichkeit verkaufte. Von dieser ist er dann
dem jeweiligen Bischof zur Residenz eingeräumt worden.
Ein schönes Denkmal des Renaissancestiles ist die vom
Hauptmann Jean Ratzä 1583 erbaute heutige Präfektur,
die vom Kanzler Werro, ihrem letzten privaten Eigentümer,
1830 käuflich an den Staat abgetreten worden ist. Der Bau
ist bemerkenswert durch sein hohes Giebeldach, seine
aus vergoldetem Kupfer gearbeiteten Dachi innen in
Drachengestalt, seine Turmspitzen, Ecktürmchen und die
monumentale Säulengallerie mit Aussenpavillon.
Zu Oberst in der Stadt erheben sich die aussichtsreichen
und weitläufigen Gebäudeanlagen des 1585 im Bau begon-
nenen und 1604 vollendeten Kollegiums St. Michael, das
heute ein französisches und ein deutsches Gymnasium,
eine Industrieschule, eine Handelsschule und ein Lyzeum
umfasst und in dem auch das Internat und die Kantons-
bibliothek untergebracht sind. Das einstige Wohnzimmer
des Paters Canisius, des Gründers des Kollegiums, ist
heute zu einer Kapelle umgewandelt. Die schöne St. Mi-
chaelskirche, im Jahre 1613 geweiht, mit ihren gitterge-
schmückten Gallerten u. ihren bemerkenswerten Fresken
ist 1897 restauriert worden. Das Lyzeumsgebäude stammt
aus dem Jahr 1832, enthält die ohern Klassen des Kollegi-
ums, das physikalische und chemische Laboratorium, die
philosophi8ch-philolo(iische, theologische und juristische
Fakultät der Universität, das kantonale Museum und das
MuHeum Marcello.
' Ein prächtiges Gebäude ist das heute zum Seminar
umgewandelte ehemalige Jesuitenpensionnat. Zur Zeit
seiner Gründung durch die Jesuiten (1827) zählte es 20
Zöglinge, ein Jahr später schon deren 350 und bei seiner
Aufhebung 1848 deren 800, die aus allen Staaten Europas
hierher zusammc'ngeströmt waren. In ihm sind heute das
Priesterseminar der Diözese, die städtische Waisenanstalt
und die
Knaben-
schulen
des Burg-
u. Places-
quartiers
unterge-
bracht.
Die na-
turwissen-
schaftliche
Fakultät
der Uni-
versität
mit ihren
Sammlun-
gen hat ihr
eij^enesfie-
bäude in
P^rolles.
Das 1897-
1900 von
der Eidge-
nossen-
schaft an
der Stelle
des ehema-
ligen Bad-
hotels er-
baute neue
Postgebäu-
de steht
gegenüber
dem Square des Places an einer der schönsten Lagen
der Stadt. Es enthält im Erdgeschoss die Bureaux der
Post-, im ersten Stock diejenigen der Telegraphen- u.
btiidt Freiburg: Bruuuen der Taplerkeii.
184
FRE
FRE
Telephonverwaltung und im zweiten Stock das kan-
tonale Gewerbe- und pädagogische Museum. Der solide
Stadt Freiburg : Orosse Hängebrücke.
steinerne Bau entspricht in seiner ganzen harmonischen
Ausführung vollkommen dem franzosischen Renaissance-
stil. Auf demselben Platz findet man, ebenfalls an einer
der schönsten Lasen der Stadt, das Konvikt der Theolo-
giestudierenden (rruher Hotel de Fribourg).
Die alten Bürgerhäuser an den engen und dunkeln
Gassen der Altstadt und in dem den modernen Bedürfnis-
sen angepassten Burgquartier tragen meist hohe und von
Ecktürmchen besetzte Giebeldächer, haben Fassaden mit
Arabeskenverzierung, Gitterfenster und prachtvolle Kunst-
schlosserarbeiten aus dem 17. u. 18. Jahrhundert, wie auch
über den Toreingängen ausgehauene Wappenschilde. Mas-
sive Steinsäulen tragen die Bogenlauben, und an den
Strassenecken stehen in Nischen aus Stein gehauene Sta-
tuen. Die ganze Unterstadt macht noch den Lindruck einer
mittelalterlichen Stadt und bildet zusammen mit ihrer
wundervollen landschaftlichen Umrahmung eines der
denkbar interessantesten geschichtlichen Denkmäler. Die
Bauten der vergangenen Jahrhunderte pflegen in hohem
Masse ein harmonisches Ganzes zu bilden und sind Aussen
und Innen mit strengem aber elegantem Stil ausgestattet.
Beispiele solcher Musterbauten sind die in der Neustadt
gegenüber dem Brunnen der Weisheit (Fontaine de la
Prudence) und im Auquartier die gegenüber dem Brunnen
der Samaritanerin stehenden Häuser.
Das moderne Freiburg umfasst die Quartiere St. Peter,
Pärolles, Beauregard, Gambach und Schönberg und bildet
einen auffallenden Gegensatz zu den alten Stadtteilen.
Hier ist Alles durchaus modern ; die prächtigen Verzie-
rungen des mittelalterlichen Freiburg, seine Eck- und
Glockentürmchen und gotischen Häuser verschwinden
und machen kleinen Villen und den nur auf grosse Ren-
tabilität bedachten Mietskasernen Platz.
Ein treues Zeugnis des die schweizerische Bildhauer-
kunst des 16. Jahrhunderts beherrschenden gesunden
Realismus sind die vielen monumentalen Brunnen der
Stadt, von denen einige zu den schönsten der Schweiz
überhaupt zählen. In der Wahl der Brunnenfiguren
Hessen sich die Künstler sowohl durch Rucksichten auf
die lokalen Verhältnisse als auch durch symbolische
Eingebungen leiten. So wurden z. B. die auszeichnenden
kriegerischen Eigenschaften, denen Freiburg seinen
Ruhm und seine ehrenvolle Stellung verdankt, durch
den Künstlerin vier Brunnendenkmälern folgendermassen
symbolisch verewigt : die Kraft durch den einen Löwen
bezwingenden Samson und die Weisheit durch eine Mi-
nerva ; die Tapferkeit und Treue in Gestalt eines gehar-
nischten Kriegers mit dem zu jederzeitigem Gebrauch
bereiten Schwert an der Seite, dem Banner in der rechten
Hand und einem treuen Hund zu seinen Füssen. Die be-
deutendsten Monumentalbrunnen Freiburgs sind: der
Samsonbrunnen (Fontaine de la Force), auf dem Platz
vor der Liebfrauenkirche, 1551 ; der Brunnen der Tapfer-
keit (Fontaine de la Vaillance), hinter der St. Nikoläu»-
kirche, 1549; der Brunnen der Weisheit (Fontaine de
la Prudence), in der Neustadt, 1547 ;
der sog. Bannerherrenbrunnen (Fon-
taine de la Fid^litö oder de la Vigi-
lance), an der Schmidgasse (Rae des
ForgeronsJ, 1557; der St. Annabmn-
nen, auf dem Platz Klein St. Johann,
1550-1560; St. Petersbrunnen, auf dem
Spitalplatz, 1592; St. Georgsbrannen,
auf dem Rathausplatz» 1760; Wilden-
mannbrunnen, am Fuss der Grand*-
Fontaine, 1610; St. Johannesbrunnen,
in der obern Matte, 1547 ; Samaritaner-
brunnen, in der Au, 1552. Die Mehr-
zahl dieser Brunnenstatuen ist von Hans
Geiler (oder Gieng), einem aus dem
deutschen Reich stammenden in Frei-
burg eingebürgerten Kunstler. Sehr be-
zeichnend für Freiburg sind auch noch
die über dem Eingang von Toren und
Friedhöfen errichteten grossen Kreuze :
La Poya, Burglentor, St. Johannesfried-
hof, Grosser Friedhof etc. Freibarg hat
nur ein einziges Standbild, das18o0 auf
dem Arkadenplatz aufgestellte Denk-
mal des in Freiburg am 17. September
1765 geborenen und hier am 6. März 1850 gestorbenen
Erziehers Pater Girard, des « Pestalozzi » der französi-
schen Schweiz. Auf dem Friedhof ist bemerkenswert das
sog. Franzosendenkmal, das zum Andenken an die 81 in
Freiburg 1871 gestorbenen Soldaten der fhinzösischen
Ostarmee errichtet worden ist.
Bevölkerunq. Nach den Ergebnissen der eidgenössi-
schen Volkszählung vom 1. Dezember 1900 zählt die Ge-
meinde Freiburg 15794 Ew. Damit ist Freiburg unter den
schweizerischen Städten in den 12. Rang gerückt, während
es 1888 noch an 14. Stelle gestanden hatte. Es ist im all-
gemeinen sehr schwierig, die Bevölkerungszahl der Stadt
in vergangenen Jahrhunderten festzustellen. 1444-1448
fand eine umfassende Zählung statt, nach welcher damals
die Stadt 5200-5800 Ew. zählte, die sich auf 503 bürger-
liche u. 1394 nichtbürgerliche, d. h. im Ganzen auf 1897
Haushaltungen verteilten und ein Gesa mtver mögen von
1003212 livres 10 sols (= 20064250 Franken in heutif^em
Gelde) besassen. Genaue Zählungen sind seit dem Ende
des 18. Jahrhunderts vorgenommen worden. Folgende
Tabelle gibt ein Bild der Veränderungen in der Bevölke-
rungszahl :
1444: 5200 Ew. 1850: 9065 Ew.
1448: 5800 » 1860: 10454 »
1789: 5100 . 1870: 10581 »
1811: 6186 » 1880: 11410 »
1818: 6446 » 1888: 12195 »
1831: 8484 » 1900: 15794 »
Die 1900 ermittelten 15794 Ew. bilden 3254 Haushal-
tungen, woraus folgt, dass die einzelne Haushaltung im
Durchschnitt aus 4,8 oder rund 5 Personen besteht; 7406
Personen sind männlichen u. 8360 weiblichen Geschlech-
tes, d. h. auf 1000 Männer kommen 1130 Frauen. Nach
dem Zivilstand verteilt sich diese Bevölkerungsziffer auf
10308 ledige, 4532 verheiratete, 886 verwitwete und 40 ge-
schiedene Personen. Freiburg ist eine von denjenigen
Städten der Schweiz, in denen die Einheimischen verhält-
nismässig noch stark vertreten sind, indem man zählt:
Stadtbürger 3262 = 21 %
Kantonsbürger 6955 = 44%
Andere Schweizerbürger 3956 = 25%
Ausländer 1593 = 10%
Das ziemlich beträchtliche Wachstum der städtischen
Bevölkerungszahl während der letztvergangenen 12 Jahre
rührt zu einem Teil von der seither erfolgten Gründung
der Universität her.
Ihrer Muttersprache nach verteilen sich die Bewohner
wie folgt : Französisch 9713 = 61 %
Deutsch 5550 = 36%
lUlienisch 364 = 2%
Andere Sprachen 139 = 1 %
Wie der Kanton ist auch die Stadt Freiburg zwei-
sprachig und zwar bildet — mit Ausnahme des Au-
FRR
FRE
185
quartiers — die Saane die Sprachgrenze. Seitdem 1889 die
Universität eröffnet worden ist, hat das deutsche Element
an Bedeutung zugenommene so dass man jetzt bei einem
Spaziergang durch die Stadt überall beide Sprachen spre-
chen hört.
In konfessionneller Hinsicht zählt man
Katholiken 1^03=06%
Reformierte 2115 = 13 %
Juden 111 = 1%
Andere 37= 0%
Die bevölkerunff wohnt in 1094 Häusern, von denen also
jedes im Mittel 14 Insassen zählt. Doch zeigen sich hier
in den verschiedenen Quartieren der Stadt beträchtliche
Unterschiede, indem auf je ein Wohnhaus im Quartier
UurglO, in den Places 16, in der Neustadt 15 und der Au 14
Personen entfallen. Die hohe Ziffer des Quart ieres Les
Places erklärt sich aus dem Vorhandensein des Spitales,
des Waisenhauses, des Gymnasiums, der Gasthöfe und der
vielen neuen, grossen und geräumigen Mietskasernen,
während die beträchtlichen Durchschnittszahlen der Neu-
stadt und Au davon herrühren, dass hier die Bevölkerung
sich unter oft ungenügenden Platzverhältnissen im glei-
chen Wohnhaus stark anhäuft. Man registriert jetzt jähr-
lich 506 Geburten und 375 Todesfalle oder 3,21 bezw.
2,35% der ansässigen Bevölkerung. Der grosse Prozentsatz
der Todesfälle (der höchste unter allen Städten der
Schweiz) rührt der Hauptsache nach von Krankheiten
der Atmungsorgane und von der sehr starken Kinder-
sterblichkeit her. Eine neulich vorgenommene Untersuch-
ung der Wohnungsverhältnisse hat ergeben, dass diese
in den Quartieren Burg und Les PJaces den modernen An-
fordungen ziemlich entsprechen, in der Neustadt und Au
dagegen noch vielfach hmter ihnen zurückgeblieben sind.
Religiofi. Freiburg gehört zum Bistum Lausanne. Seit-
dem infolge der Einfuhrung der Reformation in der Waadt
(1536) der Bischof aus Lausanne vertrieben und sein
Domherren kapitel aufgelöst worden war, residiert derselbe
beständig in I-reiburg; das Kapitel wurde nicht wieder-
hergestellt. Nach dem um 1560 erfolgten Tod des Bischofes
Sebastian von Montfaucon erhielt der Papst das aus-
schliessliche Recht, den Bischof der Diözese zu ernen-
nen. Bis heute haben 18 Bischöfe in Freiburg ihren Amts-
sitz gehabt, von denen die berühmtesten Strambino,
Marilley und Mermillod (1892 als Kardinal in Rom ge-
storben) waren.
Das vom Papst Julius II. im Jahr 1512 begründete
Chorherrenstift zu St. Nikolaus zählt 12 vom Staatsrat
ernannte Chorherren, während die Wahl des Propstes
dem Grossen Rat zusteht. Das Stadtgebiet ist in 4 Kirch-
gemeinden oder Rektorate eingeteilt :
St. Nikolaus (Burgquartier), St. Moritz
(Auquartier), iSt. Johannes (Matte) und
St. Peter (Quartier Les Places). Die Re-
formierten bilden eine eigene Kirchge-
meinde mit Kirche und Pfarrer. Frei-
burg besitzt im Ganzen 14 Kirchen und
10 Kapellen.
Handel und Industrie. Freiburg ist
wichtiger Marktplatz und hat als solcher
monatliche Jahrmärkte (besonders im
Mai und am Martinstag) und alle Sams-
tage von den Bauern und fremden
Händlern stark besuchte Wochenmärkte.
Bei solchen Gelegenheiten hat das Le-
ben in der Stadt einen ffanz eigenarti-
gen Anstrich : der St. Jonannesplatz ist
zum Homviehmarkt umgewandelt, auf
dem Platz Klein St. Johann lassen die
Schweine ihr Gegrunze ertönen, die
Promenade des Tilleuls in der Neuen-
stadt wird zum Pferdemarkt, unten
an der Grand' Fontaine lärmt das Klein-
vieh, die Reichengasse (Grand' Rue) und
der Rathausplatz sind von Obst- und
Geroüsehändlem besetzt, auf dem Lieb-
fraoen- und Lindenplatz stehen die
Buden der Waaren Verkäufer, und auf
den übrigen Plätzen der Stadt stehen Fuhrwerke aller
Art und Gestalt wirr durcheinander. Wichtigste Gegen-
stände des Grosshandels sind Holz und Käse.
Frei bürg ist der Sitz der bedeutendsten Banken des Kan-
tons und hat 8 Geldinstitute, von denen wir die Staatsbank,
Kantonalbank, Yolksbank u. die Hypothekarkasse nennen.
Nach dem Niedergang der einstigen einheimischen Le-
der- und Tuchindustrie blieb die Stadt in industrieller
Beziehung lange Zeit untätig. Die unruhigen politischen
und kriefferiscnen Zeiten hatten diese alteingesessenen
Handwerke lahmgelegt, ohne an ihre Stelle etwas Ande-
res zu setzen, sodass die moderne Entwicklung der indu-
striellen Tätigkeit in Freiburg zunächst keine Anhalts-
punkte für eine gedeihliche Entfaltung fand. Dann aber
haben die günstige Lage der Stadt, die verfü(j^baren Na-
turkräfle und eine Reihe von anderen Glücklichen Um-
ständen zusammengewirkt, um hier blühende Industrie-
zweige einzuführen, denen fortwährend neue sich an-
schliessen. Heute hat Freiburg eine Maschinenfabrik,
Giesserei, Milchchokolade- und Kunstdüngerfabrik ; ferner
Karton nagefabriken, grosse Sägen und Holzverarbeitungs-
werkstätten, eine Tuchfabrik etc. Dazu kommen einige
Buchdruckereien, Lithographengeschäfte und Buchbin-
derwerkstätten, sowie ein Glasmaleratelier. Die in Frei-
bur]^ in Menge sich findenden Kunstreichtümer, seine
schöne und an überraschenden Aussichtspunkten so
reiche Lage, der ganze mittelalterliche Anstrich der Stadt
und die jeden Tag in der St. Nikolauskirche veranstalteten
Orgelkonzerte zienen während der Saison auch zahlreiche
Fremde an. Jetzt zählt Frei bürg 47 Gasthöfe, 49 Bier-
und Weinlokale und 2 grosse Bierbrauereien (Kardinal
und Beauregard), die jährlich 80000 hl eines in verdien-
tem guten Rufe stehenden Bieres produzieren.
Wissenschaft und Kunst. Freiburg ist der Sitz einer
1889 gegründeten und gänzlich vom Kanton unterhaltenen
Universität, die heute 4 Fakultäten zählt: die theologische
mit 12, die rechts- und Staats wissen$chaftl ich e mit 16,
die philologisch-historische mit 18 und die naturwissen-
schaftliche mit 12 Professoren. Eine medizinische Fakul-
tät wird sich daran in Bälde anschliessen. Die Zahl der
Studierenden betrug 1901 420, wovon 355 immatrikulierte
Studenten und 65 Hörer waren ; der Heimat nach zählte
man 173 Schweizer, 86 Reichsdeutsche und 161 Andere.
Die naturwissenschaftliche Fakultät ist mit ihren über
die vollendetsten Instrumente und Apparate verfügenden
physikalischen und chemischen Laboratorien und dem
mineralogischen, geo^aphischen. botanischen, physiolo-
gischen und zoologischen Institut in ihrem eigenen
schönen Gebäude zu P^rolles untergebracht, die übri-
gen Fakultäten befinden sich im Gebäude des Lyzeums.
Das 1582 vom Jesuitenpater Canisius gegründete Kolle-
gium St. Michael begann seine Wirksamkeit 1596 unter
Stadt^Freiburg: Eingang in die Schlucht d^s Gotteron.
dem Rektorat von Canisius in dem heute noch dem glei-
chen Zwecke dienenden Gebäudekomplex am Belsay. Die
akademischen Kurse des Kollegiums wurden 1755 und
186
FRE
FRE
1762 eingerichtet. Als das Kollegium 1848 aufgehoben
wurde, zählte es 800 Schuler. Seither ist es zur Kantons-
SUdt Freiburg : Postgebäode.
schule umgewandelt, die seit der Neuoreanisation von
1857 ein Lyzeum von zwei, ein französisches und deut-
sches Gvmnasium von ie 6 und eine Industrieschule (mit
technischer und Handelsabteilung) von 5 Klassen umfasst.
Im Jahre 1900 zahlte das über ein Reinvermögen von
1618387 Franken verfugende Kollegium 317 Schuler. Das
Technikum (£cole des Arts et Metiers) vermittelt die Aus-
bildung von Technikern und Handwerkern : es zerfallt in
eine technische Abteilung (für Maschinentechniker, Elek-
trotechniker, Bautechniker, Dekorationsmaler, Glasmaler,
Holz- und Steinbildhauer) und in eine Handwerkerabtei-
lung (für Mechaniker, Maurer, Steinhauer u. Schreiner).
Der Eintritt in das Technikum ist nur jungen Leuten mit
vollständig abgeschlossener Yolksschulbildung gestattet.
Es zählt gegenwärtig 120 Schüler und befindet sich in
P^roUes. Hier ist auch das landwirtschaftliche Institut,
das eine landwirtschaffliche und eine Käsereischule um-
fasst und 50 Schuler zählt. Zur Anwendunc der in P^rol-
les gelehrten landwirtschaftlichen Grundsätze steht dem
Institut das grosse Bauerngut der Grangeneuve, eine in
der Gemeinde Posieux gelegene Staatsdomäne, zur Verfü-
gung.
An Mittelschulen hat Freiburg ferner je eine berufliche
Sekundärschule für Knaben und Mädchen (diese letztere
mit Unterricht im Zuschneiden, Kleidermachen, Kochen
und Glätten) und eine höhere Mädchenschule. Zu nennen
sind auch noch verschiedene Privat<^chulen (Lehrerinnen-
seminar, Institute der Ursuiinerinnen, der Klosterfrauen
von der Visitation und der Providence, dieses letztere mit
Näh- und Haushaltungsschule), die Fortbildungskurse
für junge Kaufleute und die Musik- und Gesangsschule
Vogt.
Die katholischen Primarschulen zählen 17 Knaben-
klassen (wovon 4 deutsche), 10 Mädchenklassen (wovon
3 deutsche) und eine Klasse für Schwachbegabte, die zu-
sammen von 1271 Schülern besucht werden. Daneben
gibt es noch eine Anzahl von freien Primarschulklassen.
Alle diese Schulen bilden einen besonderen Schulkreis,
der unter der Oberaufsicht eines Inspektors steht. Die 7
reformierten Primarschulklassen mit zusammen 375 meist
deutschsprechenden Schulern sind dem zweiten Schul-
kreis angegliedert, der sämtliche reformierte Schulen
des Kantons umfasst.
Frei bürg besitzt mehrere Bibliotheken, deren bedeu-
tendste die Kantons- und Universitätsbibliothek mit etwa
110000 Druckbänden, 534 Handschriften und 3^ Inku-
nabeln ist. Zu ihr gehören je ein Lese- und ein Zeit-
schriftensaal, in welchem 250 wissenchaftliche Periodica
aufliegen. Reich an wertvollen Büchern sind auch die
Seminarbibliothek und die ökonomische Bibliothek. Diese,
1813 von der ökonomischen Gesellschaft (gegründet, hat
jetzt einen Bestand von 26000 Bänden. Von Bedeutung
sind Freiburgs Sammlun^n für Kunst und WissenschafL
Wir nennen das naturhistorische Museum mit je einer
zoologischen, botanischen, mineralogisch-
ffeologischen und paläontologischen Abtei-
lung ; das Kunstr und historische Museum
mit Abteilungen für Archäologie, alte und
moderne Kunst, Numismatik u. geschicht-
liche Denkmäler (reiche Münzsammlang,
Medaillen, Statuten, Gemälde, Porträts,
Kunstwerke mancherlei Art, Trachten,
Wafl'en, Rüstungen, Möbel, Gebrauchsge-
genstände, Handwerkszeug, Erzeugnisse der
Industrie etc.); das Museum Marcello, in
der kunstliebenden Welt weit bekannt
durch seine einzigartige Sammlung von
Kunstwerken von der Hand der Künstle-
rin Marcello, der in Freiburg geborenen
Herzogin Colonna d'Affry, die diese ganze
Sammlung ihrer Vaterstadt vermacht hat.
Das erstgenannte dieser Museen befindet
sich in P^rolles, die beiden andern im Ge-
bäude des Lyzeums. Das zur Hebung des
Primarschulunterrichtes im Kanton die-
nende pädagogische Museum enthält zahl-
reiche Hand- und Lehrbücher, Programme,
Schulgesetze und -Vorschriften, sowie An-
schauungsmittel aus alter und neuer Zeit u.
ist eine der vollständigsten Sammlungen
dieser Art in der Schweiz; es ist zusammen mit dem
Gewerbemuseum im neuen Postgebäude untei^ebracht.
Das kantonale Gewerbemuseum (Mus^ industriel) bildet
den Kern des beruflichen Unterrichtswesens im Kanton
Freiburg und besitzt ausser einer reichhaltigen Modell-
sammlung auch eine Bibliothek, die wohlausgestattet ist
mit Büchern ül»er Architektur, Kunst und Handwerk,
graphische Künste, Keramik. Kostümkunde, Ornamentik,
Textilindustrie, dekorative Malerei, Glasmalerei, Bild-
hauerei, Tapezierkunst. Holz- und Metalltechnik u. s. w.
Es bestehen femer eine Reihe von Gesellschaften für
Wissenschaft, Kunst und andere Zwecke: ihren Sitz ha-
ben in Freiburg die französische u. deutsche geschichts-
forschende Gesellschaft des Kantons, die die Studien zur
Geschichte
von Stadt
und Kan-
ton för-
dern und
Druck-
schriften
herausge-
ben; die
1813 ge-
pündete
ökonomi-
sche Ge-
sellschaft,
die eben-
fallseigene
Arbeiten
(so u.a. die
6lrennes
frihour-
geoises)
veröffent-
licht; die
naturfor-
schende
Gesell-
schaft, der
Kunstve-
rein, Inge-
nieur- und
Architek-
tenverein,
Gewerbe-
verein, die
Juristen-
gesellschaft,
rungsverein
tische
Stadt Freiburg : Sta ithaas.
litterarische Gesellschaft, der Verschöne-
von Freiburg und Umgebung, 'die statis-
Gesellschaft. Diesen reihen sich an verschie-
FRE
FRE
187
k^
Stadt Kreibarg: Murtnertor.
dene Gesanffvereine, vier Musikvereine und eine Anzahl
▼on beruflichen Vereinigungen, wie der kaufmännische
Verein, Arbei-
terverein,
Metzgermeis-
terverein etc.
Zeitungen ffiebt
es in Freiourg
5, wovon nur
eineeinzi|[e(La
Libert^) täglich
erscheint. Die
übrigen er-
scheinen 2-3
Mal wöchent-
lich, und von
diesen ist die
Freibur^er
Zeitung m
deutscher
Sprache. Für
Maierei und
Zeichenkunst
besteht im
prachtvollen
Fribour^artis-
tique ein be-
sonderes Un-
ternehmen,
das die Kunst-
werke von
Stadt und
Kanton in Wort und Bild meisterhaft darstellt.
Verwaltung. Freiburg ist der Sitz der Kantons-, Be-
zirks- und Stadt-Behörden : Grosser Rat, Staatsrat und
Kantonsgericht, Stalthalter (prüfet), Bezirksgericht, Han-
delsregisterführer, Konkursamt, Friedensrichter; Gros-
ser Stadtrat und Gemeinderal (Conseil g^n^ral und Conpeil
communal). Die Mitglieder dieser beiden letztgenannten
Behörden werden nach dem Grundsatze der proportionalen
Vertretung gewählt. Der Gemeinderat besteht aus neun
Beamten, die folgenden Verwaltungsabteilungen und Kom-
missionen vorstehen : dem Schulwesen, der Orts- und
Feuerpolizei, dem Gesundheitswesen, dem Finanzwesen,
der Gasfabrik, dem Bauamt, der Einwohnerkontrole, der
technischen Kommission, dem Armen- und Unterstütz-
ungswesen, dem Steuerwesen, der Sparkasse, dem Forst-
wesen, Spital, Fried hofswesen und Waisenamt. Dieser
auf eine Dauer von 4 Jahren gewählte Gemeinderat hat
seinen Sita im Stadthaus, wo auch die verschiedenen
Boreaux der städtischen Verwaltung untergebracht sind.
Die seit 1575 bestehende Einrichtung der Scholarchen
▼erteilt die jährlichen Schulpreise in den Primarschulen
und ermöglicht begabten aber armen jungen Leuten
durch Verabreichung von beträchtlichen Stipendien das
Universitätsstudium. Das städtische Vermögen besteht in
Kapitalien, Eisenbahnaktien, Obligationen, Hinterlagen
(d^pöts), Waldungen, Liegenschaften und Gebäulichkei-
ten. Um sich an der Eisenbahnunternehmung Bern-
Frei burg-Lausanne mit der Summe von 2 015 000 Franken
beteiligen zu können, hat die Stadt Freiburg ihre präch-
tigen grossen Forsten zum grossen Teil an die kantonale
Forstverwaltung käuflich abgetreten.
Armen- und Unterstützungsweaen. Freiburg erfreut
sich einer ganzen Reihe von Stiftungen die zur Pflege
der Kranken, sowie zur Unterstützung von Waisen, Grei-
sen und bedürftigen Familien bestimmt sind. Staat, Stadt,
Vereine und Privatleute sorgen mit grossem Eifer für
die Erhaltung dieser verschiedenen Fonds. Die Kasse der
milden Stiftungen (fonds pies) oder Armenkammer, die
bedürftige Stadtbürger unterstützt, verdankt ihre Ent-
stehung der Vereinigung von mehreren aus alter Zeit stam-
menden Stiftungen zu wohltätigen Zwecken (Confr^rie du
Saint Esprit, Grande Aumönerie. Confr^rie de Saint Martin,
Bonne Maison in Bürgten, Stiftung Brunisholz, Spital zu
St. Jakob etc.). Neben den Zinsen von Kapitalien und
dem Ertrag von Liegenschaften erhält diese Kasse auch
Gelder aus Kollekten, jährlichen Beiträgen von Vereinen
und öffentlichen Unternehmungen, ferner die für Ueber-
tretnng des Gesetzes betr. das Herbergswesen ausge-
sprochenen Bussen etc. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf
die Verteilung von Pensionen, auf Unterstützungen in
barem Gelde und in Naturalien (Kleidung, Nahrung,
Schuhe, Heizmaterial, Arzneien, Lehrgelder, Mietzinse].
Ein mit der Liebfrauenkirche verbundener und mit
eiffenem Priester versehener erster Bürgerspital bestand
schon 1248 auf dem Platz der Petita Ormeaux (Arkaden-
allee). 1676 beschloss man den Bau des heute noch ste-
henden Spitals. Dieser ist nach dem Muster des Mailänder
Spitales angelegt und hat (den Ankauf von sieben Häusern
und die Abtragung des Krankenhauses für arme Durch-
reisende inbegriffen) 18621 Gulden ffekostet, wobei noch
der Architekt Joseph Andrä Rossier die Bauleitung ^atis
besoi^te. Die Spitalkirche zum h. Kreuz ist vom Bischof
Montenach am 8. Mai 1609 geweiht worden. Dieser Bürger-
spital hatte sich von Anfang an beträchtlicher Schenk-
ungen zu erfreuen; eine Donatorentafel ist im Erdge-
schoss des Gebäudes angebracht.
Heute beträgt das Vermögen des Spitales 3532d42 Fran-
ken. Die Finanzkommission verwaltet dieses Vermögen,
während die Leitunff des Haushaltes der Hauskommission
anvertraut ist. Für die Pflege der Kranlien stehen Ordens-
schwestern und drei Aerzte bereit. Der Spital enthält zwei
Klassen von Insassen : 1. die Pfründer, bejahrte Stadt-
bürger, deren stets vollbesetzte Zahl auf 60 beschränkt ist
und 2. die ei|g;entlichen Kranken, die, wenn sie Stadt-
bürger oder Dienstboten von solchen sind, unentgeltlich
verpflegt werden. Nach Massgabe des verfügbaren Platzes
werden aber auch kranke Nichlbürger aufgenommen, die
eine ihren Mitteln entsprechende Gebühr bezahlen.
Im Jahre 1841 kaufte die Gräfin La Poype um 30000 Fr.
das alte Gebäude der Redemptoristen in der Neuenstadt
an, Hess Ordensschwestern vom h. Vinzenz von Paul kom-
men und begründete damit das Hospice de la Providence,
das sich die Erziehung armer junger Mädchen zum Ziele
setzt. Heute umfasst diese Stiftung ein Pensionnat. eine
Schule u. Nähschule, wo junge Mädchen die Handarbeiten
unentgeltlich erlernen können, und das Krankenhaus des
Bezirkes Saane. welch' letzteres im alten, von den Liguori-
anem bis 1848 bewohnten Seminargebäude untergebracht
ist.
Das städtische Waisenhaus ist 1868 zu Gunsten von
aus Freiburg gebürtigen Waisen ubd vernachlässigten
Kindern gegründet worden, hat seiile eigene sehr gute
Schule mit ausgesprochen beruflichem Charakter und
verfügt über ein
Kapital von
672 908 Fr. Wohl-
tätigen Zwecken
dienen ausserdem
noch die Kinder-
krippe , der Ar-
men- und Unter-
stützungsverein,
die Konferenzen
zum h. Vinzenz
von Paul etc.
Das öffentliche
Gesundheitswesen
der Stadt lässt
noch zu wünschen
übrig. Auf diesem
Gebiete genügt es
nicht, das schon
Bestehende weiter
zu vervollkomm-
nen , sondern es
muss noch man-
ches Neue ge-
schaffen werden.
Bei dem stetigen
Anwachsen der
städtischen Bevöl-
kerung sehen sich
die Behörden oft-
mals schwierig zu
lö.senden Fragen
gegenüber gestellt. Badanstalten bestehen in den Neigles ;
kalte, warme, Medizinal- und Schwilzbäderam Boulevard.
Die Wasserversorgung entspricht den heutigen Anforde-
Stadt Freibarg: BQrglentor.
188
FRE
PRE
rungen, seitdem man das Reservoir von Le Guintzet er-
baut bat) das die ganze Stadt mit filtriertem Saanewasser
versoret.
Vei'kehrsmittel, Als Verkehrsweg hat die Saane zu
keiner Zeit eine bedeutende Rolle gespielt, obwohl sie oft
zur Verfrachtung des Leders nach Zurzach und zum Flös-
sen von Holz hat dienen müssen. 1860 wurde die erste in
Freiburg einmündende Bahnlinie, das Teilstück Bern-
Freiburfi, gebaut. Heute kommen im Bahnhof Freiburg
täglich 52 Eisenbahnzuge an, und ebensoviele gehen von
ihm nach allen Richtungen hin aus. Postwagen nach Bulle
(mit Anhalten in den Ortschaften zu beiden Ufern der
Saane), Plalfeien, zum Schwarzsee, nach Schwefelbergbad
und Schwarzenburg.
In der Stadt selbst bekteht eine elektrische Strassen-
bahn von 8^ m Schienenlängej die 1897-1900 erbaut
worden ist. Die Unterstadt ist mit der Oberstadt durch
eine Drahtseilbahn mit Wassergegengewicht verbunden,
die längs der malerischen Schlucht des Pertuis aufsteigt,
eine Schienenlänge von 112 m hat und eine Steigung von
51-55% überwindet.. Die von der Stransenbahn durch-
zogene Hauptverkehrsader der Stadt geht vom Bahnhof
aus durch die Avenue de 4a Gare, Remundgasse, Konvikt-
platz, Lausannengasse, Lindenplatz und St. Nikolausgasse
ois zur grossen Hängebrücke. Am Bahnhof zweigt die
Strassenbahn einerseits nach P^rolles und andererseits
nach Beauregard ab. Die oft von Handwagen, Kutschen,
der Strassenbahn und schweren Lastfuhrwerken über-
füllte Lausannen^asse zeigt sich mehr und mehr als ein
sowohl für die Sicherheit als die Schnelligkeit des Ver-
kehrs ungenügender Weg und wird in Bälde durch eine
ihr parallel ziehende neue Strasse, die Alpenstrasse, ent-
lastet werden. Die beiden Saaneufer sind miteinander ver-
bunden durch die aus Stein erbauten St. Johannesbrücke
und Pont du Milieu, durch die gedeckte hölzerne Berner-
brücke und durch die Eisenbrücke in der Magerau. Die
beiden früher schon erwähnten Hängebrücken über-
spannen das Saane- und Golteronthal und bilden die
Hauptverkehrsadern zwischen Freiburg u. dem deutschen
Bezirk einerseits und dem rechtsufrigen Saanebezirk an-
dereseits.
Geickichtlicher Ueberblick. Freiburg wurde gegründet
ums .lahr 1178 von Herzog Berchtold IV. von Zähringen.
Der Gründer gab der Stadt in der Handveste verschie-
dene Freiheiten und Privilegien, so die Wahl ihres eige-
nen Magistrates und der Beamten, wie die Freiheit von
Steuern und Abgaben. Berchtold IV. starb 1185. Sein
Nachfolger Berchtold V. gründete 1191 die Stadt Bern auf
Reichsgebiet. Mit ihm erlosch 1218 das Geschlecht der
2^hringer; das Erbe kam an seine Schwester Anna, die
Gemahlin des Grafen Ulrich von Kiburg, dessen Sohn
Hartmann 1249 die der Stadt Freiburg bewilligten Privi-
legien bestätigte. Nach dem Aussterben der Kiburger 1264
kam die Stadt an den Grafen Eberhard von Habsburg, der
sie 1277 um 9040 Mark Silbers an den König Rudolf von
Habsburg verkaufte. In der Folge hatte nun Freiburg von
Bern und Savoyen, den Feinden Habsburgs, viel zu
leiden. Nachdem es 1447, von diesen zwei (j%nern hart
bedrängt, von Oesterreich im Stiche gelassen worden und
nachdem sogar Albrecht von Oesterreich in Freiburg mit
aller Strenge gegen den Rat vorgegangen war, da sah
sich die Stadt nach einem anderen Schutzherren um. Sie
hatte zu wählen zwischen Bern und Savoyen ; nach län-
gerem Zögern stellte sich die Bürgerschaft unter den
Schutz des Herzogs Ludwig von Savoyen, der ihr alle
früheren Privilegien von Neuem bestätigte (1452).
Als 1474 die Eidgenossen dem Burgunderherzoge Karl
dem Kähnen den Krieg erklärten, zogen auch die Frei-
burger mit ihnen ins Feld. Gemeinsam mit Bern eroberte
Freiburg 1475 Murten, Cudrefin, Avenches, Payerne und
Estavayer. Nach dem Siege bei Grandson besetzten 1000
Eidgenossen unter Hans Waldmann *s Filhrung Freiburg,
um die Stadt gegen einen neuen Angriff des Herzoges zu
schützen. Statt dessen zog Karl der Kühne mit einem Heer
von etwa 30000 Mann vor Murten, das 1500 Berner unter
Adrian von Bubenberg und 100 Freiburger unter d'Affry
besetzt hielten. Die Eidgenossen rückten mit gesamter
Macht zum Entsatz aus und vernichteten am 22. Juni 1476
in der glorreichen Schlacht bei Murten das glänzende
burgundische Heer.
Für die ihnen von Freiburg geleistete Hilfe waren die
Eidgenossen nicht undankbar. Die Städte Zürich, Bern
und Luzern schlössen mit Solothurn und Freiburg einen
besonderen Bund und beantragten auch deren Aufnahme
in den Bund der Eidgenossen. Doch widersetzten sich
dem die Länderkantone aus Furcht vor der Uebermacht
der Städte. Auf der denkwürdigen Tagsatzung zu Stans
1481 drohte vollständige Entzweiung unter den Eidgenos-
sen auszubrechen, und nur durch die Vermittel ung des
seligen Nikiaus von der Flue kam eine vollständige Ver-
söhnung zu Stande, deren Folpe war, dass Freiburg und
Solothurn am 22. Dezember 1481 als vollberechtigte Glie-
der in den Bund der Eidgenossen aufgenommen >vurdeii.
Grosse Freude herrschte darüber in Freiburg, dessen
Stadtrat dem Bruder Klaus aus Dankbarkeit ein Stuck
weissen Tuches übersandte. Heute noch hält Freiburg den
seligen Friedensfürsten hoch in Ehren.
Als Glied der Eidgenossenschaft erfreute sich Freiburg
langer Jahre voll inneren Wohlstandes und Glückes. Von
dieser Zeit an bis 1789 hatte die deutsche Sprache in Frei-
burg entschieden die Oberhand und war ornziell in Staat,
Kirche und Schule eingeführt. Seit dieser Zeit beginnt
auch ein aristokratisches Regiment in der Stadt sich aus-
zubilden.
Im 16. Jahrhundert war Freiburg die Hochburg der
Gegenreformation in der Schweiz. Die neuen Orden der
Jesuiten und Kapuziner entfalteten hier ihre Wirksam-
keit. Am 10. Dezember 1580 kamen die ersten Vertreter
der Gesellschaft Jesu, Petrus Canisius und sein Genosse
Robert Andrew, nach Freiburg. Etwa 30 Jahre später Hes-
sen sich hier auch die Kapuziner nieder, denen man 1609
vor dem Murtentor ein ei^fenes Kloster baute. Beide Or^
den leisteten Grosses für die Religion und Erziehung der
freiburgischen Bevölkerung. Nachdem der Jesuitenorden
durch Papst Clemens XIV. am 21. Juli 1775 aufgehoben
worden war, blieben die Patres als nunmehrige Welt-
geistliche in Freiburg in ihren Aemtem.
Viel Unglück und Verderben brachte der Stadt Preiburs
das Jahr 1798. Französische Truppen unter dem General
Pigeon zogen in die Stadt ein und erzwangen von ihr eine
Kriegsentschädigung von über 2 Millionen Franken. Die
französische Besatzung hauste schrecklich und zündete u.
a. auch das Ursulinerinnenkloster an.
Durch die von Napoleon I. der Schweiz aufgezwungene
Mediationsakte vom Jahr 1803 wurde der Freiburger Louis
d'Affry zum ersten Landammann der Schweiz ernannt, un-
ter dessen Vorsitz die erste Tagsatzung im Franziskaner-
kloster zu Freiburg zusammentrat. Das Jahr 1815 brachte
der Stadt wieder die alte staatliche Einrichtung. Als 1818
der Jesuitenorden wieder hergestellt ward, zogen auch
die Patres dieser Gesellschaft wieder in Freiburg ein und
Rundeten hier 1828 das grossartige Jesuitenpensionnat,
das zeitweise bis zu 800 Zöglin|^e aus allen Ländern
zählte. Im Sonderbundskrieffe ruckten die eidgenossi-
schen Truppen unter General Dufour am 13. November
1847 vor Freiburg, wo Maillardoz den Oberbefehl inne-
hatte. Infolge innerer Uneinigkeit und mangelhafter Or-
ganisation der Verteidigung sah sich die Stadt genöti^
am folgenden Tag schon zu kapitulieren. Die inlol^ die-
ser Ereignisse noch 1847 eingesetzte radikale Regierung
wurde 1857 gestürzt und durch eine bis heute bestehende
katholisch-konservative Verwaltung ersetzt.
Berühmte Männer. Eine grosse Anzahl von auf allen Ge-
bieten menschlicher Tätigkeit hervorragenden Männern ist
ist in der Stadt Freiburg entweder geboren oder hat in ihr
einen grossen Teil ihres Lebens zugebracht : Die Maler
Grimoux, der grosse Realist ; Wuilleret, der Schöpfer des
Totentanzes im Franziskanerkloster ; ferner Friess, Sterck
und Sprinj^, die eine grosse Anzahl von Kirchengemälden
schufan. Die Bildhauer Hans Geiler oder Gieng. Schöpfer
von fast allen Monumentalbrunnen der Stadt; Gaspard
Hugonin, dem man die Kanzel in der St. Nikolauskirche
verdankt ; Antoine de Penney, dessen kunstgeübte Hand
die Chorstühle von St. Nikolaus schnitzte ; die Grafin Co-
lonna d'Affry, genannt Marcello, diese unvergleichliche
Künstlerin, die ihrer Vaterstadt einen grossen Teil ihrer
nun im Museum Marcello vereinigten Werke schenkte.
Als Kunstschlosser zeichnete sich Ulrich Wagner aus,
der Urheber des schmiedeeisernen Gilters von St. Niko-
laus. Schriftsteller: die Freiburger Chronisten Fries,
FRE
FRE
189
Stemer und Goilliman ; der Historiker Baron d'Alt : der
Bischof Lentzbourg, Verfasser der chronologischen Ueber-
sicht über die Geschichte des Kantons und der Geschichte
der Landvoffteien ; der Domherr Fontaine, Verfasser des
Recueil diplomatique; Dr. Berchtold, Verfasser einer drei-
bändigen Geschichte des Kantons Freiburg ; Franz Kuen-
lin. Verlasser des Dictionnaire g^ographique et historique
du canton de Fribourg und der Darstellung des Kantons
im «Gemälde der Schweiz • ; Alex. Daguet, der eine
Schweizergeschichte schrieb; Kantonsbibiiothekar Abb^
Gremaud, ein wie Daguet sehr geschätzter Historiker.
Kirchenschriflsteller und Kanzelredner : Pater Canisius,
Propst Schneuwly, Sebastian Werro, Kapuzinerpater Phi-
lipp Tanner ; Ausffustinerpater Tornarc, der Verfasser von
Streitschriften; Kardinal G. Mermillod, ein unerreichtes
Muster der Kanzelberedsamkeit. Staatsmänner, Diploma-
ten und Politiker : der unglückliche Schultheiss Fran^ois
d'Arsent, der Volkstribun Pannerherr Falk, der erste
Landammann der Schweiz (1803) Louis d'Affrv, der ver-
diente Volksredner und Finanzthann Louis de Weck-ney-
nold, der geschätzte Redner u. Politiker Louis Wuilleret.
Als Pädagog erwarb sich Pater Girard seinen Weltruf, und
Aloys Mooser hat sich als Orgelbauer (besonders durch
die berühmte Orgel in der St: Nikolauskirche), unsterb-
lich gemacht. Ihm stand endlich als vorzüglicher Orgel-
spieler und Komponist J. Vogt zur Seite.
Bibliographie, Artikel Freibur^ in den Dictionnaires von
F. Kuenlin, Raemy u. Pater Apollinaire Dellion. — Ferner :
Huomberger, Ferdinand. Fretbu^rg in der Schweiz u. seine
Umgebung. Freiburg (1804). [Dr. K. Buombbrobr.]
FREIBURQHAUS (Kl. Bem,Amtsbez. Laupen, Gem.
NeucnegK). 574 m. Weiler; 1,5 km w. Neuenegg und 3,5
km II w. der Station Flamatt der Linie Bern- Frei bürg. 11
Häuser, 74 reform. Ew.
FREIDORF (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Rogg-
viil). 541 m. Kleines Dorf, an der Strasse St. Gallen- Roj^g-
wil ; 1,8 km s. Roggwil und 2,5 km nw. der Station Mörs-
wil der Linie St Gallen- Rorschach. Telephon. 19 Häuser,
110 kathol. und reform. Ew. Kirchsemeinden Arbon und
Roggwil. Obstbau, Viehzucht u. Milchwirtschaft. Stickerei.
Zwei kleine Fabriken. Die Katholiken Freidorfs befinden
sich in einer eigentümlichen Lage. Während sie gesetz-
lich der thurffauischen katholischen Kirchgemeinde Arbon
zugeteilt sind, dort auch Stimmrecht haben und dorthin
Kirchen- und Armensteuer entrichten, bedienen sie sich
in allen reli^ösen Angelegenheiten (Kirchenbesuch, Re-
ligionsunterricht, Tauion, Heiraten, Beerdigungen) der
St. gallischen katholischen Kirchgemeinde Berg, die ihnen
näher liegt und wohin sie ebenfalls Kirchensteuer bezah-
len, ohne aber stimmberechtigt zu sein.
FREIKNALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Wiidhaus). 1300-1400 m. Alpweide mit 8 am N. -Hang
des Gamserrück und nahe den Schwendiseen zerstreut ge-
legenen Hütten ; 2,5 km s. über Wildhaus.
FREIBNBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal,
Gem. Oberriet). 615 m. Weiler, in dem vom Freienbacher-
bach entwässerten schönen Thalchen, am Weg auf den
Kamor und Hohen Kosten ; %h km sw. Oberriet und 4 km
n. der Station Rüti der Linie Rorschach -Sargans. 15 Häu-
ser, 70 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kobelwald. Viehzucht.
Schöne Wallfahrtskapelle. Heimat des Landaminannes,
Rechtsanwaltes und Obersten Zäch.
FREIBNBACH (Kt. Schwyz, Bez. Höfe). 416 m. Gem.
und Pfarrdorf, am Zurichsee, an der Strasse Richterswil-
Lachen und 1,5 km ö. der Station Räch der Linie Zürich-
Glarus-Linthal. Postbnreau, Telegraph, Telephon. Die
Gemeinde umfasst ausser dem Dorf Freienbach noch die
Inseln Ufenau und Lützelau, die Halbinseln Hürden und
Dachau, sowie die Weiler und Dörfer Bach, Fällmis, Wi-
len, Hürden und Pfaffikon und zählt zusammen in 294
Häusern 2270 kathol. Ew.; Dorf: 45 Häuser, 331 Ew.
Acker-, Wein-, Obst- u. (jemüsebau, Viehzucht. Fischerei.
Früher Eigentum des Klosters Einsiedeln und unter der
Scbirmvogtei der Grafen von Rapperswil, Grafen von
Habsburg und endlich der Stadt Zürich stehend. Auf der
Ufenau seit 958 die Pferrkirche und seit dem 8. Jahrhun-
dert auf der Lützelau ein Nonnenkloster. Nachdem einst
bei einer unglücklichen Ueberfahrt auf die Ufenau 50
Personen ertrunken waren, erbaute man 1308 die Pfarr-
kirche auf dem festen Lande im Dorf Freienbach selbst.
Freienbach und Hürden während des alten Zürichkrieges
in Asche gelegt. Zur Zeit der französischen Invasion von
1798 Freienbach und Pfäfßkon von den fremden Truppen
besetzt. 972 : Friginbach.
FREIBNBACHBRBACH oder STROSSLBR-
BACH (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal). Bach; ent-
springt in 1204 m im Forstseeli (O.-Hanff des Fähneren-
spit£) im Kanton Appenzell, lliesst nach SO., durchschnei-
det den Weiler Freienbach, wendet sich dann nach NO.
und mündet nach 6 km langem Lauf bei Oberriet in 425 m
in den Werdenberger Binnenkanal.
FREIBNLAND (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Walzeohausen). 875 m. Gruppe von 8 Häusern,
7 km w. der Station Au der Linie Rorschach- Sargans und
1,8 km s. Walzeohausen. 39 reform. Ew.
FRBIBN8TBIN (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 375 ni.
Gem. und Dorf, am SW.-Fussdes Irchel, am rechten Ufer
der Töss gegenüber Rorbas und 2 km n. der Station Em-
brach-Rorbas der Linie Winterthur- Bülach. Telephon.
Gemeinde, mit Ober Teufen, Unter Teufen und Schloss
Teufen : 190 Hauser, 1301 reform. Ew. ; Dorf: 122 Häuser,
891 Ew. Die Gemeinde zieht sich von den Ufern der Töss
hinauf bis auf den Irchel (896 m). Wein- und Ackerbau,
Viehzucht. Wie Rorbas ist auch Freienstein ein Dorf mit
reger industrieller Tätigkeit : je eine Baumwollspinnerei
(mit 22000 Spindeln), Weberei (mit 340 Arbeitern), Gies- .
serei und Ziegelei. Auf einem Hügel n. vom Dorf die Ueber-
reste des Schlosses Freienstein, das heute zu einem Kin-
derasyl mit 40 Zöglingen im Alter von 6-14 Jahren umge-
wandelt ist. Gemeinsam mit Rorbas ein Krankenasyl. Nane
dem Schloss Teufen Ruinen aus der Römerzeit. Aleman-
nische Siedelung mit Gräbern nahe dem Schloss. Die
Freiherren von Freienstein sind schon im Jahre 1360 aus-
gestorben. Am Fusse des 1254 zum erstenmal ffenannten
Schlosse^ Freienstein gruppierten sich die Wohnungen
der Hörigen zum Dorf. 1443 nahm der österreichische
Vogt auf der Kiburg das Schloss mit Sturm, weil einer
seiner Untertanen hier unschuldig gefanffen gehalten
wurde. Auf dem nämlichen Hdgelzuffe auch noch Reste
eines alten Turmes, der die Dörfer des Thaies weithin
beherrscht. Nach dem Uebergan^ an die Stadt Zürich
(1452 und 1471) bildeten Freienstein, Rorbas und Teufen
mit den umliegenden Gegenden eine dem Enneren Amt
der Landvogtei Kiburg angegliederte Gerichtsherrschaft.
890: Tiuffen. Vergl. Dändliker, Karl. Geschichte der Ge-
meinden RorbaSf Freienstein und Teufen, Bülach 1870.
FREIBNSTBIN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Pfäfll-
kon). 580 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Hitt-
nau-Pfäfßkon und 1 km so. der Station Pfaffikon der Linie
Effretikon-Wetzikon-Hinwil. 30 reform. Ew.
FREIBNWIL (Kt. Aargau, Bez. Baden). 469 m. Gem.
und Dorf, nahe dem linken Ufer der Surb und 7 km nö.
der Station Baden der Linie Zürich-Baden-Brugg. Post-
ablage, Telephon. 67 Häuser, 370 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Lengnau. Acker- und Weinbau, Viehzucht.
FREIQADBN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Kalt-
brunn). 690 m. Gruppe von 4 Häusern, an der Strasse
Gauen- Rieden und 3,5 km nö. der Station Kaltbrunn der
Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. 27 kathol. Ew. Vieh-
zucht. Herstellung von Käse.
FREIHEIT (Kt. Appenzell I. R.). 2142 m. Gipfel, in
der Gruppe des Altmann (Säntis), vom Hundstein durch
. eine enge Schlucht getrennt. Appenzell-Meglisalp-Freiheit
4 V, Stunden. Bestem wie auch der Hundstein aus Schrat-
tenkalk.
FREIHERRENBERQ (Kt. SchWyz, Bez. Einsiedeln).
1115 m. Bergrücken, Ausläufer des* von den Mythen nach
NO. abgehenden und das Alpthal vom Amselthal trennen-
den Kammes, so. Einsiedeln. Mit schönen Wiesen und
Waldungen bestanden. Eigentum des an seinem Fusse
stehenden Klosters Einsiedeln. Am Freiherrenberg halten
die Franzosen 1798 ein festes Lager errichtet, um hier
den vom Muotathal über Iberg ins Sihlthal vordringen
wollenden Russen unter Suwaroff den Weg zu sperren.
FREIHERTEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Haupt wil). 597 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Grenze
gegen den Kanton St. Gallen, am Weg Hauptwil • Gottes-
haus u. 1,5 km nö. der Station Hauptwil der Linie Gossau-
Sulgen. 49 reform. u. kathol. Ew. Kirchgemeinde Bischofs-
zell. Futterbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
190
FRE
FRfi
FREIMETTINQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfln-
gen). Gem. und Dorf. S. den Art. Freyhettingen.
FREITHEIL (Kt. Obwalden, Gem. SarneD). Ableilung
der Gemeinde Samen, den Flecken Sarnen selbst und die
Siedelungen Bizighofen u. Kirchhöfen umfassend. S. den
Art. Sarnen.
FREIWILEN (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Wit-
tenbach). 594 m. Gruppe von 7 Häusern, an der alten
Strasse St. Gallen-Bomanshorn ; 1,2 km nw. Wittenbach
u. 5,5 km nw. der Station St. Eiden der Linie St. Gallen-
Rorschach. 38 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FRENEY, FRENifeRE, FR^QNIRE. Ortsnamen,
in der französischen Schweiz ziemlich häußg vorkom-
mend: vom latein. fraxinetum u. fraxinaria = Eschen-
hain, Eschen Wäldchen.
FRENEY (AU) (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. St.
Gingolph). 841 m. Maiensässe mit etwa einem Dutzend
Hütten, am NW.-Fuss des Grammont, am rechten Ufer
der Morge, von Wald umrahmt ; 2 km s. vom Dorf schwei-
zerisch St. Giiigolph.
[' FRENifeRE oder FR^QNIRE (PONT DE LA)
(Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont Dessous). 978 m.
Brücke über die Grande Kau ; 2,3 km ö. Le Söpey. Dient
den Bewohnern von La Forclaz zur direkten Verbindung
mit der gegenüberliegenden Thalseite und erspart ihnen
den Umweg über LeKosey oder über den unterhalb Le
S^pey über die Grande Eau führenden Pont des Planches.
Bei der Brücke reiche Fundstelle von Fucoiden des Flysch.
FRENifeRES od. FREQNlfeRES (Kt. Waadt, Bez.
:^
Holzbäuser in Frenleres.
Aigle, Gem. Bex). 859 m. Dorf, im Thal des Avancen, am
rechten Ufer des Avao^on de Nant, am Fuss des bewalde-
ten Felskopfes Le Sex ä FAigle und 1 Vi Stunden onö.
über der Station Bex der Simpionbahn. Postablage, Tele-
phon ; Postwagen Bex - Les Plans. Der Kreis Freni^res
zählt mir dem Dorfe gleichen Namens und den am linken
Ufer des Avan^on gelegenen Weilern Ley Outraz und Les
Ven^resses zusammen 54 Häuser, 304 reform. Ew. Ueber
dem Dorf Neocom mit Kephalopoden ; unter dem Dorf
Trias (Gips und Bauchwacke).
FRENI£RE8 oder FREQNifeRES (LES PLAN8
DE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Bex). S. den Art. Plans
(Les).
FRENKE oder FRENKENBACH (Kt. Basel Land,
Bez.' Liestal). Bach; entsteht aus zwei Quellarmen, der
Vorderen und Hinteren Frenke, deren erstgenannter w.
Langenbruck in 810 m entspringt und das >A^ldenburger-
thal entwässert, während der andere von der Wasserfalle,
s. Beigoldswil, aus 920 m herabkommt, das Thal von
Beigoldswil durchiliesst und sich mit der Vorderen Frenke
i km n. Bubendorf zum Frenkenbach vereinigt, der 1 km
so. Liestal in 319 m von lioks in die Ergolz mündet. Ge-
samte Lange des Laufes des Frenkenbaches mit der Vor-
deren Frenke 16 km. Zahlreiche Brücken.
FRENKENDORF (Kt. Basel Land, Bez. Liesta)). 340
m. Gem. und Dorf, im Thal der Er^olz, links vom FlQse-
chen und 3 km nw. Liestal. Station NiederschönthaU
Frenkendorf der Linie Olten-Basel. Telephon. Gemeinde,
mit einem Teil von Niederschönthal : 130 Häuser, 1267
reform. Ew.; Dorf: 111 Häuser, 1077 Ew. Bildet mit Fäl-
linsdorf zusammen eine gemeinsame Kirchgemeinde.
Pfarrkirche zu St. Margaretha 1731 vergrössert, ihr Turm
1616 neu erstellt. Landwirtschaft. Viele der Bewohner ar-
beiten in den Fabriken zu Niederschönthal. Asyl für arme
und verlassene Mädchen. 1194: Terra de Francon.
FREN8CHENBBRQ (Kt. Uri, Gem. Silenen). 816 m.
Weiler, über der Mündung des Kärstelenbaches in die
Beuss prachtvoll gelegen, 1 Stunde so. der Station Amstäg
der Gotthardbahn. 10 Häuser, 55 kathol. Ew. Kapelle.
FRfeRE8 (BOI8 DBS) (Kt. Genf, Bechtes Ufer, Gem.
Vernier). 418 m. Eichenwald, nahe dem rechten Ufer der
Hhone und 3,5 km w. Genf. War früher weit grösser und
umfasi>t heute noch etwa 27 ha. Zuerst Eigentum von drei
Brüdern, die als Dominikanermönche im Kloster Palays
wohnten ; kam nach der Beformation an den Allgemeioen
Spital, der ihn 1780 an einen Privatmann verkaufte.
FRfeRE8 (LE8 TROI8^ (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont). 3248 m. Gipfel, in der kleinen Kette der Luisettes,
die zu dem Hochgebirgsgebiet zwischen Grand Com bin
und Mont Velan gehört ; Nachbar des Mont Capucin (3270
m), des Tunnel (2827 m) und der Aiguille des Luisettes
(3000 mj. Oestl. über dem Valsoreygletscher und w. über
dem italienischen Thälchen von By, einem Seitenarm des
Val d'Ollomont. Auf der italienischen Karte
mit 3269 m kotiert und Tre Fratelli oder
Monte Cordina geheissen. Besteigung er-
folgt über den Col de Valsorey und zwar
von der Valsoreyhütte des S. A. C. aas in
4, von Ollomont in Italien aus in 6 Stunden.
FRBSENS (Kt. Neuenbürg, Bez. Bou-
dry). 615 m. Gem. und Dorf, in einer klei-
nen Seitencombe zum Vallon de la Tannaz ;
1,5 km ö. Provence, 18 km sw. Neuenburg
und 2,5 km wsw. der Station Gorgier - St.
Aubin der Linie Neuenburg-Lausanne. Post-
ablage. Telephon. 44 Häuser. 175 reform.
Ew. Kirchgemeinde St. Aubin. Landwirt-
schaft.
FR^TE, FR^TAZ. In der französi-
schen Schweiz häufig vorkommender Orts-
name ; altfranzösisch fröte = deutsch First,
Kamm, Grat.
FRfeTE DE SAILLE (LA)(Kt. Waadt
und Wallis). Verwitterter Felskamm, des-
sen niedrigster Punkt 2599 m erreicht und
der den Grand und Petit Muveran mitein-
ander verbindet; 4 Stunden so. über Les
Plans de Frenieres. Wenig unterhalb der
Kammlinie, auf Walliser Seite, ist von der
Sektion Les Diablerets des S. A. C. 1895
die Bamberthütte erstellt worden, die als Ausgangspunkt
für eine Heihe von Gipfeltouren (Grand Muveran, Petit
Muveran, Pointe d'Aufallaz, Dent au Favre, Grande Dent
de Mordes) dient und häufig auch Muveran hü tte geheissen
wird. Divesische Schiefer (unteres Oxford), ziemlich fos-
ßilreich (pyritische Aramoniten und gestreckte Belem-
niten).
FRfiTE DU PARC (LA) oder AR^TE AU PARC
(Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 20(10-2200 m. Verwitter-
ter Felskamm, ö. Ausläufer des Luisin, über dem Plateau
und den Hütten von La Creuse (ob Salvan). Auf der Sieg-
friedkarte ün benannt. Parc wird wie Pä ausgesprochen.
FRETEREULE8 oder FRETREULE8 (Kt. Neuen-
burg, Bez. Boudry, Gem. Brot Dessous). 857 m. Gruppe
von 9 Häusern, über der Strasse Rochefort-Noiraigue, am
Eingang ins Val de Travers, 12 km ö. Neuenburg u. 1 kni
nw. der Station Le Champ du Moulin der Linie Neuen -
burg-Pontarlier. 42 reform. Ew. Kirchgemeinde Roche-
fort. Landwirtschaft. 1527: Fructurules. Spongitenkalke
des untern Argovien (Birmensdorferschichten).
FRfeTE8 (AUX) (Kt. Waadt, Bez. Orbe, Gem. Vau-
lion). 1138 m. 3 Häuser, mit denen von Le Plane zu einer
Gruppe vereinigt, am SO.-Hang des von der Dent de Vau-
lion nach NO. ziehenden und das Thal des Nozon von
FRfi
FRl
19i
demjeDiffen der Orbe scheidenden Kammes ; am Weg Vau-
lion-Vallorbe. 19 reform. Ew.
FRltTE8 <LE8) (Kt. Neuenborg, Bez. Le Locle, Gem.
Les Brenets). 920-1000 m. 0 an der alten Strasse Le Locle-
Les Brenets zerstreut gelegene Häuser und Villen, n. vom
Eisen bahntunnel durch d^n Col des Koches und 2,2 km
w. Le Locle. Station der Schmalspurbahn Le Locle - Les
Brenets. Telephon. 68 reform. Ew. Viehzucht. Sommer-
frische. Einige der Hänser wieder zum sogen. Bas des
Frötes gruppiert. Discoidenmergel (unterer Jura).
FRltTES (LES PRI8E8) (Kt. Waadt, Bez. Grand-
son. Gem. Provence). S. den Art. Prises Fr£tes (Les).
FRETREULE8 (Kt. Neuenburg, Bez. Boudry, Gem.
Brot Dessous). Häusergruppe. S. den Art. Fretereules.
FREUDENAU (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Wil).
543 m. Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Thur-
gau, am SW.-Band der Thurau und am linken Ufer des
Alpbaches; 1,8 km so. Wil und 1 km nw. der Station
Schwarzenbach der Linie Wioterthur - St. Gallen. Tele-
phon. 34 kathol. Ew. Wiesen- und Obstbau. Stickerei.
FREUDENBERQ (Kt. Appenzell L R., Gem. Appen-
zell). 844 m. Aussichtspunkt, mit 5 Bauernhöfen und einer
Gastwirtschaft, 1 km s. Appenzell. 45 kathol. Ew. Rund-
sicht auf das Thal der Sitter, das umliegende Voralpen-
land, den Gäbris und einige Gipfel des Vorarlbergs.
FREUDENBERQ (Kt. Appenzell L R., Gem. Appen-
zell). 934 m. Höchster Punkt der Strasse Appenzell-Gais ;
2.5 km nö. Appenzell. Bauernhöfe und Gastwirtschaft.
Prachtvolle Aussicht auf die Gruppe des Säntis.
FREUDENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Burgruine Freudenberg über Ragas.
Ragaz). 584 m. Burgruine, auf einer Anhöhe 1,2 km wsw.
der Station Ragaz der Linie Sargans-Chur. Im Mittelalter
übte der auf Burg Preudenberg sitzende Schlossherr die
Gerichtshoheit über das umliegende Land aus. Die Burg
zu verschiedenen Malen und zwar von den Grafen von
Werden berg, österreichisch Habsburg und Toggen bürg
geplündert. Im alten Ziirichkrieg 1437 von den Eidgenos-
sen belagert, genommen und zerstört. Die bald darauf
(1446) geschlagene Schlacht von Ragaz nahm von hier
aus ihren Anfang. Heute steht auf dem Hügel ein moder-
nes Schlösseben. Prachtvolle Aussicht auf Rheinthal und
Gebirge .
FREUDENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat). 887 m.
Höhenzug und Aussichtspunkt mit Gastwirtschaft, 2 km ö.
über St. Gallen. Die Aussicht umfasst den Bodensee, das
Appen zeller land' und di^ Glarner und Schwyzer Alpen.
Panorama von Heinrich Keller 1819 und von Isenring
1856 aufgenommen. Sehr beliebtes Ausflugsziel der Be-
wohner St. Gallens.
. FREUDENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg, Gem. Oberuzwil). 580 m. Gruppe von 6 Häusern,
am O.-Hang des Vogelbergs, an der Strasse Niederuzwil-
Obenizwil und 400 m sw. der Station Uzwil der Linie
WinlerthurSt. Gallen. 29 kathol. und reform. Ew. Land-
wirtschaft. Seidenweberei und Spinnerei.
FREUDENBERQ (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen,
Gem. Simach). 552 m. Weiler, an der Strasse Münch-
wilen-Aadorf-Winterthur; 1,8 km nw. Simach und 2,5 km
nö. der Station Eschlikon der Linie Winterthur-St. Gallen.
12 Häuser, 74 reform. Ew. Futter- u. Obstbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft. Stickerei.
FREUDENFEL8 (Kt. Thurgau, Bez. Steckbom, Gem.
Eschenz). 528 m. Grosses Landgut mit Schloss, am N.-
Hang des Seerückens, an der Strasse Eschenz-Pfyn und so.
über Eschenz und dem Untersee. Hier stand einst die alte
Burg der Herren von Eschenz, deren Geschlecht mit dem
136ö^ gestorbenen Abt Heinrich von Muri und den in der
Schlacht bei Sempach getöteten Angehörigen erlosch. Die
Vogtei kam durch Kauf an das Stift Einsiedeln, das beute
noch Eigentümer des Gutes ist und es durch einen seiner
Patres, den sogen. Statthalter, verwalten lässt, während
ein anderer Pater des Klosters katholischer Pfarrer von
Eschenz ist und Nahrung und Löhnung von Einsiedeln
aus bezieht. Das Landgut warf früher dem Kloster rei-
chen Ertrag ab. 13 kathol. Ew. Ackerbau. Geschätzter
Wein. Zu dieser Domäne gehört auch die kleine Insel St.
Othmars Werd im Rhein, auf der eine neue Wallfahrts-
kapellCvSteht und die mit dem thurgauischen Ufer durch
einen $n der Stelle einer einstigen Kömerbrucke erstell-
ten Steg verbunden i,st. Ruinen emer römischen Siedelung
mit Töpferwerkstätte.
FREUDENTHAL (Kt., Bez. und Gem. Schaffhausen).
550-500 m. Langes una en^es Thal mit einigen Bauern-
höfen, n. vom Schweizersbild und 3 km n. Schaflhausen.
5 Häuser, 2t reform. Ew. An der Rosenberghalde im
Freudenthal haben H. Karsten, E. Joos und J. Nüeäch
1874 vorhistorische Hohlenwohnungen aufge-
funden. Vergl. Karsten, Hermann. Studie
der Urgesch. des Menschen in einer Höhle
des Schaffhauser Jura (in Mitt. der an-
tiquar, Gesellsch. in Zürich, 18). Zürich
1Ä4.
FREUDWIL (Kt. Zärich, Bez. und Gem.
Uster). 550 m. Dorf, 3 km nö. Uster und
1,7 km sw. der Station Fehraltort der Linie
EfTretikon-Wetzikon-Hinwil. Postablage, Te-
lephon. 29 Häuser, 122 reform. Ew. Land-
Wirtschaft
FREYMETTIQEN oder FREIMET-
TIQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen).
676 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer des
Kiesenbachs und 500 m sw der Station Stal-
den der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun.
29 Häuser, 207 reform. Ew. Ackerbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Säge; Elektrizi-
tätswerk; Knochenmühle.
FRIBENq (Kt. Graubunden, Bez. Vor-
derrhein, Kreis Disentis, Gem. Truns). 1030
m. Burgruine, am S.-Hang der Brigelser
Hörner und 1,5 km nö. Truns.
FRIBOURQ. Kanton und Stadt. S. die Art. F^rei-
BURG.
FRICK (Kt. Aarffau, Bez. Laufenburg). 349 m, Kirche
in 372 m. Gem. und Pfarrdorf, im Frickthal, an der Ver-
einigung der beiden Arme der Sisseln und der Strassen
von Zürich und Aarau nach Basel. Station der Linie Zü-
rich-brugg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Aarau-Frick und Frick-Oberhof. 200 Hauser,
937 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Zicho-
rienfabrik; Ziegelei und Backstein fabrik. Bedeutender
Marktplatz. Die schöne Kirche steht auf einer Anhöhe.
Frick war römische Siedelung. worauf mehrfache Münz-
funde weisen. In der Nähe cfer Kirche, auf dem sog.
Rambar (rempart) und am Rain hat man in freier Erde
vergrabene oder zwischen Steinplatten gebettete Skelete
aufgedeckt, wobei bei dem einen ein Skramasax^ bei
einem andern Schwert und Ring zum Vorschein kamen.
Im Mittelalter war der Kirchhügel mit Mauer und Wall
bewehrt. Zur Zeit des Nä felser krieges 1389 streiften Ber-
nerschaaren, die in den Aargau eingefallen waren, plün-
dernd bis nach Frick. Aus Frick stammt der bekannte
Meister Burchard von Frick, ein gelehrter Mann, der als
Geheimschrei her von Könie" Albrecht I. 1303-1309 in
deutscher Sprache das habsburgisch-österreichische Ur-
bar geschrieben hat und auch nach Albrechts Tod im
Dienste des Hauses Habsburg verblieb. Frick führt im
192
FRl
FRI
Wappen ein grünes, herzförmiges Lindenblatt. 1113-1114 :
Fricca.
FRICK (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg, Gem.
Fr ick von Westen.
Gipf-Obertrick). 379 m. Dorf, im Frickthal, an der Sis-
sefn; 1,8 km sw. der Station Frick der Linie Zürich-
Brugg- Basel. Telephon. 84 Häuser, 435 kathol. Ew.
Acker- und Weinbau, Vieh- und Bienenzucht. Mühlen;
je eine Säge und ein mechanische Dreherei.
FRICKBKRQ (Kt. Aargau, Bez. Laufenbur^). 653 m.
Waldgekrönte Höhe, mit trigonometrischem Signal ; 1,8
km nö. Frick. An den untersten Hängen mit Heben,
Aeckern und Wiesen bestanden.
FRICKTHAL (Kt. Aargau). So lieisst heute die aar-
gauische Landschaft, die die beiden Bezirke Laufenburg
und Rheinfelden umfasst. Seit der fränkischen Zeit war
der Frickgau (926: Frichgowe, Friccowe) das Gebiet
zwischen Aare, Rhein und Möhlinbach und wurde durch
Hombcrg-Thierstein, der Herrschaft Laufenburg, der
Grafen von Rheinfelden und der Herzoge von Zähringen)
gewesen, ging das Frickthal allmählig in die Hände der
Habsburger über : so 1330 die Herr-
schaft Rheinfelden als Pfand und 1408
Laufenburg von der jüngeren babsburg-
ischen an die ältere österreichische
Linie. Von nun an bildete das Frickthal
einen Teil der vorderösterreichiBchen
Herrschaft, deren Reffierungssitz zuerst
Ensisheim u. später treiburg im Breis-
gau war. Seit der Eroberung des Aar-
uaues durch die Eidgenossen bat das
Frickthal im Wesentlichen seine beu-
tigen Grenzen beibehalten. Es zerfiel in
3 Teile : die Herrschaft Laufenburg
(unterer Teil mit Leibstadt, Met-
tau, Gausingen, Sulz, Kaisteu, Itten-
thal), die Landschaft Frickthal im en-
geren Sinne (mit Frick, Zeihen, Hoi^
nussen, Herznach, Wölflinswil, Witt-
nau, Schupfart, Oeschgen, Eiken, Ober
Mumpf, Stein) u. die Landschaft Möh-
linbach ^mit Rheinfelden, Wegenstetten,
Zuzgen, Nieder Mumpf, Zeiningen, Möb-
lin, Mägden, Olsberg, Kaiseraugst). Die
Regierung vertraten das Oberamt der
Kameralherrschaft Rheinfelden für die
Frickthal und Möhlinbach, sowie das
Waldvogteiamt zu Waldshut und später auch ein Ober-
amt der Kameralherrschaft zu Laufenburg für die Herr-
schaft Laufenburg. In deren Namen amtete eine ganze
Reihe von Untervö^ten und sog. Stabhaltem. Die nie-
dere Gerichtsbarkeit lag in den Händen verschiede-
ner Gerichtsherren. Zufolge seiner exponierten Lage in
der SW.-Ecke der österreichischen Vorlande hatte das
Frickthal unausgesetzt unter verheerenden Kriegszügen
zu leiden : so schon im allen Zürichkrieg, als der Kriejp-
schauplatz in die Gegend von Basel verlest wurde. Zur
Zeit Karls des Kühnen gehörte das Frickthal zu den an
den burffundischen Herzog verpfändeten und in seinem
Namen durch Peter von Hagenbach verwalteten österrei-
Landschaften
Das Frickthal.
y.Attin^.sc.
diesen letztern von dem westlich von ihm gelegenen Siss-
gau geschieden. Beide Landschaften waren aus dem ehe-
maligen Augstgau hervorgegangen. Nachdem es zunächst
im Besitz von verschiedenen Herren (so der Grafen von
chischen Gebieten. Der Schwabenkrieg brachte dem
Frickthal viele Einfälle der Eidgenossen. Hauptsächlich
schwer lasteten auch auf dem Frickthale die Kriege des 17.
Jahrhunderts, namentlich der dOjährige Krieg und die
FRI
Kriege Ludwigs XIY. Besonders war es Rheinfelden, das
damals Ausserordentliches zu leiden hatte. Neues Un-
glück brachten dann die Napoleoni-
schen Kriege, vor Allem die Durchzüge
der österreichischen u. russischen Trup-
pen in den Jahren 1813 und 1815. In-
zwischen war das Frickthal durch den
Frieden von Lun^ville 1801 an Frank-
reich gekommen, nachdem Basel schon
zu verschiedenen Malen Anstrengungen
gemacht hatte, in seinen Besitz zu gelan-
gen. Napoleon I., der sich der Simplon-
strasse zu versichern u. darum das Wal-
lis an Frankreich zu ziehen wünschte,
schlug der helvetischen Regierung vor.
der Schweiz als Ersatz das Frickthal zu
überlassen. Diese wie das Wallis protes-
tierten vergeblich gegen diese Ansicht.
Während dieser Unterhandlungen hat-
ten die österreichischen Beamten fort-
während im Frickthal die Zehnten und
Grundzinse eingezogen. Am 6. Januar
1802 stellte sich Dr. Sebastian Fahrlän-
der den in Laufenburg tagenden Abge-
ordneten der Landschaft als Sendbote
des französischen Gesandten und der
helvetischen Einheitsregierunff vor und
erklärte sich für beauftragt, aas Frick-
thal für die Schweiz in Besitz zu neh-
men und es als selbständigen Kanton
unter französischem Protektorate zu
organisieren. Es wurden nun die Volksabgeordneten
des Frickthales einberufen, die österreichischen Beamten
in Rheinfelden trotz ihres Widerstandes abgesetzt und als
neue Obriekeit eine aus 5 ständigen Vertretern (je einem
aus Rheinfelden und Laufenburg, die drei andern aus den
übrigen Gemeinden) bestehende Exekutivkommission be-
stelK. Diese erliess zunächst eine von Sebastian Fahrländer
als Präfekten des unter französischem Schutze stehenden
Frickthales unterzeichnete Proklamation ai) das Volk. Am
%. November 1802 trat Frankreich das Frijckthal offiziell
an die helvetische Republik ab, deren Senat seine Erhe-
boDg zum eigenen Kanton beschloss. Die Exekutivkom-
mission wurde durch eine Verwaltungskammer ersetzt,
die bis zu dem von der Mediationsakte angeordneten An-
schluss des Frickthales an den Kanton Aargau (1803) im
Amte blieb.
FRIDA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Flums).
Häaser. S. den Art. Frieden.
FRIDAU (Kt. Solothum, Amtei Bal8thal,Gem. Eger-
kingen). 665 m. Stark besuchter klimatischer Kurort, auf
einer Terrasse am S.-Hang der ersten Jurakette, am S.-
Fuss der Hohen Fluh' und 3,7 km n. der Station Eiger-
kingen der Linie Ölten- Solothurn. Postablage, Telegraph,
Telephon; Postwagen E^erkingen-Fridau-Langenoruck.
Das Kurhaus ist von prachtvollen Parkanlagen umgeben.
FRI
193
len. Bez. Alt Togffenburg, Gem. Mosnang). 775 m. Gruppe
von 8 Häusern ; 1,3 km nw. Mosnang und 4,5 km nw. d^r
Fridolinshütte mit dem Tödi.
bahn. 37 kathol. Ew.
Karbaas Fridao.
Schöne Aussicht auf die AJpen. Gelegenheit zu zahlrei-
chen Spaziergängen und Ausflügen.
FRIDLINQKN oder FRIKDLINQEN (Kt. St. Gal-
Stalion Bütswil der Toc
Viehzucht. Stickerei una Weberei.
FRIDOLIN8H0TTE (Kt. Glarus, Gem. Unthal).
2156 m. SchuUhütte der Sektion Tödi des S. A. C, 1890
auf dem Biferlenalpeli am N.-Fuss des Tödi und am lin-
ken Ufer des Bifertengletschers erbaut; 5 Vt Stunden s.
über Linthal und 4 Stunden s. über dem Hotel Tödi im
Thierfehd. Bietet Raum für 22 Personen und dient als
Fusspunkt für die Besteigung des Tödi und die die Sand-
alp umrahmenden Hochgipfel.
FRIED AU (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart,
Kreis Fünf Dörfer, Gem. Zizers). 564 m. Burgruine, am
W.-Rand des Dorfes Zizers über dem rechten Ufer des
Rhein, 700 m nö. der Station Zizers der Linie Sargans-
Chur.
FRI ED AU (Kt. Solothurn, Amtei Ölten, Gem. Fulen-
bach). 410 m. Armselige Ueberreste einer ehemaligen
Siedelung, die im Guglerkrieg 1375 durch die Banden
des Herrn von Coucy zerstört worden ist; am linken
Ufer der Aare unterhalb der jetzigen Brücke Fulenbach-
Murgenthal. Zur Zeit, da diese Stedelunff noch bestand,
führte von ihr aus eine Brücke über die Aare. Der Name
des Kurortes Fridau ob Egerkingen steht ohne Zweifel
mit demjenigen dieser Siedelung in Verbindung.
FRIEDBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Wran-
gen). 460 m. Gruppe von 5 Häusern, auf ei-
ner Anhöhe über dem rechten Ufer der Aare
und 800 m ö. der Station Wangen der Linie
Olten-Solothurn. 25 reform. Ew.
FRIEDBERQ (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner, Kreis Ruis, Gem. Seth). 1319 m. Burg-
ruine, auf einem Felsspom w. über dem Dorfe
Seth und 1,8 km nö. Ruis.
FRIEDEN oder FRIDA (Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans. Gem. Flums). 7d4 m. Gruppe von
4 Häusern, am linken Ufer des Tobelbaches
schön gelegen; 2,5 km nw. der Station Flums
der Linie Rapperswil- Wesen-Sargans. 19 ka-
thol. Ew. Viehzucht.
FRIEDERSMATT (Kt. Bern, Amtsbez.
Konolfingen, Gem. Bowil). 815 m. Gruppe von
9 Häusern, in einer rechtsseitigen Verzweigung
des Dürrbachthaies; 1,7 km s. Bowil u. 5,o kra
so. der Station Zäziwii der Linie Bern-Luzern.
71 reform. Ew. Kirchgemeinde Höchstetten.
FRIEDHEIM (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Bubikon). 520 m. Asyl für verwahrloste Kinder im Alter
von 6-12 Jahren; 800 m n. der Station Bubikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswii. 39 reform. Ew.
GEOGR. LEX. 57 — II — 13
194
FRI
FRI
FRIEDLINQKN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggen-
burg, Gem. Mosnang). Häusergruppe. S. denArt. Frid-
LINGEN.
FRIKDLINSDORF (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrunt).
Gem. und Dorf. S. den Art. FREGifecouRT.
FRIEDLISBKRQ (Kt. Aargau, Bez. Bremearten,
Gem. Rudolfstetten-Friealisberg). 605 m. Dorf, auf einer
Hochfläche, 1 km so. der Station Budolfstetten der elek-
trischen Strassenbahn Dietikon-Bremgarten. 23 Häuser,
157 kathol. Ew. Kirchgemeinde Berikon.
FRIEDLI8WART (Kt. Bern, AmUbez. Ck>urtelary,
Gem. Vauflelin). Weiler. S. den Art. Frinvillier.
FRIEDMATT (Kt. und Gem. Basel Stadt). 277 m.
Kantonale Irrenbeilanstalt, zwischen Basel und dem el-
sässischen Dorf Burgfelden, nw. der Stadt vor dem Spa-
lentor. 1899 eingerichtet. Zusammen 18 Gebäulichkeiten
mit 370 Ew., wovon 300 Kranke.
FRIEDTHAL (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Turbenthal). 545 m. Gruppe von 4 Häusern, im Tössthal,
am rechten Ufer der Töss, an der Strasse Winterthur-
Wald und 700 m nw. der Station Turbenthal der Töss-
thalbahn. 27 reform. Ew. Eine Baumwollspinnerei.
FRIENI8BERQ (Kt. Bern, Amtsbcz. Aarberg). Lang-
gezogene Hüffelkette mit abgerundeten Tafelformen;
streicht nw. aer Stadt Bern längs der Grenze zwischen
den Amtsbezirken Bern und Aarberg. Ihre Richtung ist
wie die des Jensber^es dem Jura parallel. Beginnt s. der
Linie Bern-Biel zwischen München buchsee und Schup-
fen in 620 m, zieht sich nach W. und erreicht ffegen die
Strasse Meikirch-Frienisberg 720 m, gipfelt im Kastelen-
wald mit dem Kanzenhubel in 825 m und fallt allmäblig
gegen Frieswil ab, um sich dann in mehrere bis zur Aare
ziehende unbedeutende Aeste zu spalten. Der Frienisberg
ist mit dichten Tannen- und Buchenwäldern bestanden,
die eine Aussiebt meist verunmöglichen. Immerhin ge-
stattet der oft besuchte Frieswilhubel einen schönen Blick
auf die Windungen der Aare, das Seeland, den Jura und
die Alpen. Auf dem höchsten Punkt des Frienisberges
Spuren einer beträchtlichen Siedelung.
FRIENI8BERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem.
Seedorf). 669 m. Grosse Armenanstalt der Bezirke Burg-
dorf, Fraubrunnen und Trachselwald; am N.-Rand des
weiten Frienisbergerwaldes, an der Strasse Bem-Aarberg,
4 km s. der Station Suberg der Linie Bern-Biel und 1,5
km so. Seedorf. Postbureau, Telephon ; Postwagen nach
Aarberß und Meikirch. 3 Häuser, 373 reform. Ew. Früher
Zisterzienserkloster, das im 12. Jahrhundert vom Grafen
Udelhard von Soffem gegründet, und 1528 aufgehoben
worden ist ; war dann bis 1803 Sitz eines bemerischen
Landvogtes; später Staatsdomäne, wurde 1834 in eine
Taubstummenanstalt umgewandelt und 1891 als Armen-
anstalt eingerichtet. Zu Frienisberg gehörten eine be-
trächtliche Anzahl von Dörfern und Weilern, die bis 1798
der Verwaltung der ehemaligen Klostergüter unterstan-
den. Grabhügel aus der Hallstatt Periode ; Grab aus der
Karolingerzeit.
FRIENI8BBRQERWALD (Kt. Bern, Amtsbez.
Aarberg). 630-818 m. Grosse Waldungen, 5 km lang und
im Mittel 1,5 km breit; erstreckt sich von N0.-SW.,2 km
s. Seedorf und 4 km so. Aarberc[. Hier entspringt der der
Aare von rechts zufliessende kleine Oelebach.
FRIESENBBRQ (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Winigen). 800 m. Weiler, zwischen Kappelengraben und
Oeschengraben und 6 km ö. der Station Winigen der
Linie Olten-Bern. 13 Häuser, 104 reform. Ew. Käserei.
Auf einer Anhöhe w. vom Weiler stand einst die 1382 von
den Bernern zerstörte Burg der Ritter von Friesenberg.
FRIE8ENBBRQ (Kt., Bez. und Gem. Zürich, Kreis
Zürich III, Quartier Wiedikon). 549 m. Gruppe von 8
Häusern, am NO.-Fuss des Uetliber^s und 2 km sw. Wie-
dikon. 48 reform. Ew. Kirchgemeinde Wiedikon. Gast-
wirtschaft. Wird urkundlich schon vor 1218 erwähnt. Auf
dem vom Kamm des Uetlibergs durch einen tiefen Graben
abgetrennten Bergsporn der Goldbrunnenegg stand im 14.
Jahrhundert ein Burgstall, der von den Grafen von Habs-
burg-Laufenburg und .den Freiherren von Regensberg
einem Zürcher Bürger zu Lehen gegeben worden war.
FRIE8ENCHAM (Kt. Zug, Gem. Cham). 424 m. Wei-
ler, am rechten Ufer der Lorze und 2.5 km n. der Station
Cham der Linie Zürich-Zug-Luzem. 17 Häuser, 116 ka-
thol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Hiess bis ins 15. Jahr-
hundert a be de Käme » und wird heute auch etwa Nieder-
cham genannt.
FRIB8BNHEIT od. FRIBSBNHBID (Kt. Freibarg,
Bez. Sense, Gem. Bösingeo). 600 m. Gruppe von 7 Häu-
sern, 3 km ssö. Bösingen und 1 km nw. der Station
Schmitten der Linie Bem-Freiburg-Lausanne. 65 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Schmitten. Getreide-,
Kartolfel- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Schönes Landgut, Eigentum des Bür^erspitales zu Frei-
burg. Aus einer Grenzstreitigkeit zwischen den beiden
hier begüterten Frei burger Patriziern Schultheias d'Arsent
und Pannerherr Falk soll der furchtbare Hass entstanden
sein, der am 18. Mai 1511 den tragischen Tod des ersteren
zur Folge hatte.
FRIESWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem. See-
dorf). 678 m. Dorf, am N.-Rand des Frieswil waldes, 5 km
sw. Seedorf und 8 km s. der Station Aarberg der Linie
Lausanne - Payerne - Lyss. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon; Postwagen Bern -Aarberg. 26 Häuser, 165 reform.
Ew.
FRIESWIL WALD (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg und
Bern). 480-640 m. Wald, 300 ha umfassend ; über dem
rechten Ufer der Aare und 5 km nw. Wohlen. Vom Leu-
bach und seinen Nebenadern durchflössen.
FRIQQENHAUS (Kt. Graubünden, Bez. Glenner,
Kreis Ruis, Gem. Obersaxen). 1315 m. Gruppe von 7 Häu-
sern, links über dem vom Tscharbach durchflossenen
Grosstobel, 300 m ö. St. Martin u. 14 km sw. der Station
Ilanz der Linie Chur-Ilanz. 24 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde Obersaxen. Alp Wirtschaft.
FRILIHÖRNER (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Siders).
Gruppe von drei Gipfeln (3087, 3107 u. 3146 m), zwischen
den Diablons und dem Pas de Forclettaz, in der das Ei-
fisch- vom Turtmanthal trennenden Kette. Der höchste
Punkt heisst gewöhnlich Frilihorn de Bameuza und kann
von dem Scheitel des Col des Alpettes de Barneaza (Zinal-
Meiden) aus in 20 Minuten ohne Schwierigkeit bestiegen
werden. Auch die. übrigen beiden Gipfel von Zinal aus in
ie 4 Stunden leicht zugänglich. Schöne Aussicht auf Weiss-
horn und Turtmanthal.
FRILUOCH (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Siders). Ca.
3000 m. Passübergian^, zwischen Frilihörnem u. Diablons;
führt von Zinal aus in 5V« Stunden nw. um die Diablons
herum zum untern Ende des Turtmangletschers und wei-
terhin ins Turtmanthal.
FRILITHALI (Kt. Wallis, Bez. Leuk}. 3000^9050 m.
Kleiner linksseitiger Ast des Tortmanthaies; steigt vom
O.-Fuss der Gräte de Bameuza auf eine Lange von 3 km
ab, um 1 km unterhalb des Turtmangletschers bei den
Hütten von Senntum ins Hauptthal auszumünden. Eine
Hütte.
FRILTSCHEN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Bussnang). 525 m. Kleines Dorf, auf den Höhen zwischen
Lauchebach u. Furtbach, 4 km s. der Station Weinfelden
der Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshom u. 2,1 km
so. Bussnang. Postablage, Telegraph, Telephon; Post-
wagen Wein fei den-Wil. 46 Häuser, 223 reform. Ew. Ge-
treide- und Obstbau, Viehzucht. Stickerei. Sand- und
Torfgrube. Heimat der Schulmänner Bartholdi, Gremin-
fer u. A. Erscheint in einer St. Galler Urkunde 840 als
ridabrechteswilem : 865: Fridolteshova. 857 Eigentum
des Diakons Adelhelm von Bussnang. Fund eines Ale-
mannenschwertes.
FRINQELI oder FRINQUELET (Kt Solothum,
Amtei Thierstein, Gem. Bärschwil). 716 m. Bauernhöfe
und Sennberge, hinter dem Jurakamm des Fringeli, ö.
Forsetzung der Montagne de Courroux ; n. Corban, s.
Bärschwil und 6 km s. über Laufen. In den den Dogger
des Zirkus von Bärschwil überlagernden Bänken des
Oxford und untern Rauracien berühmte Fundstellen von
Fossilien. Ebenda grosse Felsrutschungen.
FRIHVILLIER, deutsch Friedliswart (Kt. Bern,
Amtsbez. Courtelary, Gem. Vauffelin). 520 m. Weiler, an
der Schüss, am N.-Eingang zur Taubenlochschlucht, 4 km
n. Biel und 2,6 km s. der Station La Reuchenette der
Linie Biel-Sonceboz-Delsberg ; von hohen Felswänden
umrahmt und an der Stelle, wo der Vallon d'Orvin von
W. und seine Fortsetzung, die Combe de Vauflelin, von
0. her auf das Thal der Schüss ausmünden, malerisch
FRI
FRl
195
Postabla^e, Telephon. 11 Häuser. 107 reform.
Ew.^Destl. über Frinvillier die Strasse und Eisenbahnlinie
nach Sonceboz. HolzstofiTabrik. Reizender Spaziergang
von Biel durch die Taubenlochschlucht oder von La Keu-
chenette durch die Schlucht von Rondchätel nach Frin-
villier. Merkwürdige Quelle der sog. Fontaine Noire, die
in gleicher Höhe mit dem Wasserspieffel der Schüss aus
dem Malm hervorquillt und die Stadt Biel mit Trinkwas-
ser versorgt. Wasserwerk an der Schüss, das die die Seil-
bahn Biel-Leubringen treibende elektrische Kraft liefert
Altes Grab aus dünnen Steinplatten. Auf einem zwischen
dem Vallon d'Orvin und demjenigen von Rondchätel vor-
springenden Fels^t über Frinvillier Spuren einer al-
ten Burg oder römischen Befestigunf^sanlage ; schöner
Aussichtspunkt, wohin seit Kurzem ein guter Fussweg
fuhrt.
FRIQUES (LKS) (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 484 m.
Gem. und Weiler, nahe dem Waadtländer Dorf Yillars le
Grand und 4,7 km nw. der Station Avenches der Linie
Lausanne-Payeme-Lyss. 15 Häuser, 66 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Saint Aubm. Wein-, Getreide- und Tabakbau,
Viehzucht. St. Nikiauskapelle. Früher unter dem Namen
Villars en Vuilly oder Yillars les Friques mit Yillars le
Grand vereinigt.
FRI8AL (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Yorderrheirf).
3296 m. Gipfel, über dem Thalschluss des Yal Frisai urid
über dem Frisai- und Puntaiglasgletscber ; s. vom fiffar-
tenstock und n. vom Crap (vrond, von jenem durch dte
Obere Frisallücke und von diesem durch die Untere Fri-
sallücke getrennt Die schwierige und deshalb nur selten
unternommene Besteifiung ^ejschieht von der 0.- und S.-
Seite her, d. h. über dien Fnsalgletscher.
FRI8AL(VAL) (Kt Graubünden, Bez. Vorderrhein).
320(K750 m. Grösstes Nebentbai des Yorderrheinthals, 19
km lang ; steigt von dem s. vom Bifertenstock geleffenen
Frisalffletscher zuerst auf 4,5 km nach 0., dann auf die^
selbe Länge nach SO. ab, biegt bei Brigels wieder nach
O. um und seht nahe an Waltensburg und dem von der
Borgruine Jörgenberg gekrönten Felskopf vorbei, um
neuerdings sich nach SO. zu wenden und bei Ruis auf daa^
Vorderrheinthal auszumünden. Es ist demnach in seinem ^
ersten und dritten Abschnitt ein Längs-, in seinem zwei-
ten und vierten ein Querthal. Hinten ist das Yal Frisai ^
breit, flachsohlij^ und mit Geschiebe überführt, durch das
der Frisalbach m zahlreichen Armen seinen Weg sucht :
später verengt es sich, erweitert sich dann von neuem und
wird wiederum schluchtartig, um endlich mit der Ebene
des Rheinthaies zu verschmelzen. Der Thalschluss wird
von einem grossartigen Kranz von Hochgipfeln umrahmt :
vom Bifertenstock und den von ihm nach N. zum Kisten-
pass und nach S. zu den Brigelserhörnem abzweigenden
hohen Felskämmen, sowie vom PizTumbif und Piz Frisai
im W. Tiefer unten begleiten das Thal dagegen Bergzüge
von sanften Formen und geringer Höhe, die schon dem
breitansteigenden Wald- und Rasengehänge des Rhein-
thales angehören. Auf den schönen Terrassen von Brigels
und Waltensburg ziehen sich zahlreiche Häuser und Hütten
weit hin. Hier gedeihen auch ausgezeichnetes Futter,
Gemüse und etwas Getreide. Weiter oben folgen einige
Alp weiden, die zuletzt, im Val Frisai im engem Sinne,
nach und nach mageren und spärlich in die Schutthalden
eingestreuten Schaf weiden Platz machen. Den obersten
Abschluss des Thaies endlich bildet der Frisalgletscher.
FRISALBACH (Kt Graubünden, Bez. Yorderrhein).
2481-750 m. Wildbach des Val Frisai; entspringt dem
Prisalgletscher mit drei Armen, teilt sich auf dem steini-
gen und sandigen Boden des obem Thalabschnittes in
zahlreiche Aeste, nimmt von beiden Seiten, besonders
aber von links her. zahlreiche Nebenadem (z. B. Uual
Murier und Ual Schmuer) auf und mündet nach 17 km
langem Lauf bei Ruis von links in den Vorderrhein. Sein
Einzugsgebiet umfasst über 100 km ^ während diejenigen
des Rnsein- und Flimserbaches, seiner beiden ebenfalls
bedeutenden Nachbarn, nur 55 resp. 88 km* messen.
FRISALQLKT8CHKR (Kt Graubünden, Bez. Vor-
derrhein). 3182-2481 m. Gletscher, im Thalschluss des Val
Frisai zwischen einem grossartigen Hochgebirgskranz ein-
gebettet, dem der Bifertenstock im N., Piz Frisai im W.
und Kavestrau im S. angehören. Sendet den Frisalbach
durch das Val Frisai zum Vorderrhein.
FRISALLOCKK (OBKRK und UNTKRK) (Kt
Graubünden, Bez. Vorderrhein). 3182 und 2810 m. Zwei
tief einffeschnittene Scharten, hinten über dem das Yal
Frisai abschliessenden Frisalgletscher ; die Untere Frisal-
lücke zwischen dem Crap Grond (3196 m) im S. und dem
Piz Frisai (3295 m) im N., die höhere Obere Frisallücke
zwischen Piz Frisai im S. und dem Bifertenstock (3426
m) im N. Führen beide mit steilen Couloirs zum Puntai-
glasgletscher hinab und werden nur sehr selten began-
gen.
FRISCHKNBKRQ (Kt St Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Sennwald). 567 m. Haus und Burgruine, 500 m w.
Sax. Die Burg im 13. Jahrhundert von den Freiherren von
Sax erbaut und 1405 von den Appenzellem zerstört, die
hier die Oberhoheit ausübten, bis sie in die Hände der
Eidgenossen überging.
FRITAZ oder FR^TAZ (Kt. Wallis, Bez. Monthey,
Gem. Saint Gingolph). 1109 m. Höhenzug, langgezogener
n. Ausläufer des Grammont, 2 km ssö. über Saint GiUf-
golph. Am S.-Hang in 1083 m Gruppe von 5 Hütten. Be-
steht aus Rät, Lias und Dogger.
FRITT (AUF DEM) (Kt Wallis, Bez. Goms, Gem.
Aemen). 1992 m. Sommerweide, auf der oberen Terrasse
des O.-Ausläufers des Eggerhornes, zwischen den unteren
Abschnitten von Binnen- und Rappenthal. 2 km ö. über
Aernen ca. 10 Hütten.
FRITTENBACH (Kt Bern, Amtsbez. Signau, Gem.
Langnau). 665-1000 m. Unterabteilung der Gemeinde
Langnau, umfasst alle im Ober Frittenbachfraben gelege-
nen Höfe und den am Eingang zu diesem Thal stehen<fen
Weiler Hübeli ; 1,2 km nw. der Station Langnau der Linie
Bern-Luzem. 105 Häuser, 794 reform. Ew.
FRITTENBACH (Kt Bern, Amtsbez. Signau, Gem.
Lauperswil). 680 m. Unterabteilung der Gemeinde Lau-
perswil, umfasst je einen Teil von iiomat und Zollbrücke
und dazu drei am Eingang zum Unter Fritten bachgraben
stehende Einzelhöfc ; diese letzteren je 2 km nö. Laupers-
wil und ö. der Station Zollbrücke der Linie Burgdorf-
Langnau. Zusammen 90 Häuser, 725 reform. Ew., die drei
Höfe allein 22 Ew. Kirchgemeinden Lauperswil u. Rüders-
wil. Aelteste Käserei im Emmenthal.
FRITTENBACH (OBER) (Kt Bern, Amtsbez. Sig-
nau). Bach: entspringt in 1050 m, nimmt von beiden Sei-
ten her zahlreiche kleine und sehr kurze Nebenadem auf
und mündet nach 7 km langem und dem des Unter Frit-
tenbaches nahezu parallelen Lauf 1 km nw. Langnau in
665 m von rechts in die Hfis.
FRITTENBACH (UNTER) (Kt Bern, Amtsbez. Sig-
nau). Bach ; entspringt in 950 m und mündet nach 5 km
langem Lauf in der Richtung von NO.-SW. unter der
Zollorücke in 625 m von rechts in die Grosse Emme.
FRITTENBACHQRABEN (OBER) (Kt Bern,
Amtsbez. Si^au). Enges und bewaldetes kleines Thal,
vom Ober Frittenbach entwässert ; zieht sich von der Raf-
rütti (1206 m) auf eine Länge von 7 km von NO.-SW.,
um 1 km w. Langnau in 668 m ins Thal der Hfis auszu-
münden. Zahlreiche zerstreut gelegene Bauernhöfe.
FRITTENBACHQRABEN (UNTER) (Kt Bern,
Amtsbez. Signau). Kleines Thal, vom Unter Frittenbach
entwässert ; beginnt in 960 m, ist im obem Abschnitt vom
benachbarten Ober Fritten bachgraben durch einen schma-
len Grat getrennt, entfernt sich dann von seinem Pa-
rallelthal und mündet nach einem Lauf von 5 km in der
Richtung NO.-SW. bei Zollbrücke in 628 m von rechts
ins Emmenthal aus. Weniger eng als der Ober Fritten-
bach^ben und mit Aeckem und Wald bestanden. Sen-
det eine Reihe von Seitenästen aus.
FRITTERBERQE (Kt Uri, Gem. Unterschächen).
1500 m. Alpweiden mit 6 Häusem und 14 Stadeln, am
ziemlich steilen S.-Hang der Schächenthaler Windgälle,
an der Klausenstrasse und 1 km n. über Unterschächen.
46 kathol. Ew.
FRITTERNALP (OBER u. UNTER) (Kt Glarus,
Gem. Linthal). Zwei Alp weiden, am SO. -Hang des Ort-
stocks und 2-3 Stunden w. über Linthal. Ober Fritten-
alp (1300-1900 m) zerfallt in zwei durch eine mächtige
Felswand aus Liasschichten von einander getrennte Staf-
fel und zählt 2 Hütten und 92 Stösse; Unter Fritternajhp
(960-1600 m) zieht sich vom Fuss der Felswand nach S.
bis zum Fätschbach und nach W. bis zur Grenze gegen
196
FRI
PRO
den Kanton Uri und zählt 2 Hütten und 65 Stösse. Der
Name Frittare erscheint schon in den auf die alten
Grenzstreitigkeiten zwischen Glarus und Uri bezuglichen
Urkunden.
FRITZ (Kt. Aarffau, Bez. S^fingen, Gem. Safenwil).
481 m. Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Solo-
thurn und 500 m n. der Station Safönwil der Linie Aarau.
Suhr-Zofingen. 12 Häuser, 63 reform. Ew. Wiesenbau.
FRITZENFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald).
930 m. Felskopf, von der Strasse Wasen-Eriswil in einem
Tunnel durchnrochen ; 2,8 km ssw. Eriswil.
FRITZENHAU8 (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Sumiswald). 834 m. Gruppe von 9 Häusern, am Ein-
ang zum Hornbachgraben und am rechten Ufer des
lornbachs; 3 km ö. vVasen und 11 km nö. der Station
Ramsei der Linie Burj^dorf-Langnau. 50 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Wasen. Käserei.
FROCHAUX (Kt. und Bez. Neuenburg, Gem. Cres-
sierj. 631 m. Gruppe von 4 Häusern, an der Strasse Saint
Blaise-Lignieres, 8 km nö. Neuenburg und 1.5 km nw.
über der Station Cornaux der Linie Olten-Biel-Neuenburg.
Wirtshaus. 20 reform. Ew. Beliebtes Ausflugsziel und be-
vorzugte Sommerfrische der Bewohner Neuenbürgs.
Schöne Aussicht auf den Neuenbureer- und Bielersee,
das Mittelland und die Alpen. Zu Bej^inn des 18. Jahrhun-
derts durch eine Feuersbrunst zerstört. Der Name kommt
wahrscheinlich vom altfranzösischen froc = Oedland her.
FRODA (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
Alpweide, im obersten Abschnitt des Val Peccia, des mitt-
leren Astes der drei oberen Verzweigungen (Val Laviz-
zara, Val Peccia und Val Bavona) des Val
MaRgia; von der ihr benachbarten Alpe
delTa Bolla durch den Felsrücken des Ca-
vallo del Torro getrennt. Auf Alpe di Froda
und Alpe della Bolla liegt je ein Kleiner See
in von Steintrümmem übersäter Land-
schaft. Vom Lago di Froda (2361 m) kann
man den benacnbarten Gipfel des Pon-
cione di Bra^ besteigen und über den n.
von diesem em^^eschnittenen Pass zum Lago
Nero (2390 m) im obern Val Bavona gelan-
gen. Es sömmem auf Alpe Froda 130 Kühe
und 230 Ziegen. Fettkäse. Gleiche Etymo-
logie wie Frutt. (S. diesen Art.).
FRODA (LAQO Di) (Kt Tessin, Bez.
Leventina). 2500 m. Ganz kleiner See, nö.
vom Barbarera und unter dem Poncione di
Froda, in öder und steiniger Landschaft.
Sein Abfluss mündet in den Wildbach des
Val Canaria.
FRODA (PONCIONE DI) (Kt. Tessin
u. Uri). Stark zersägter Felskamm, der sich zwischen
dem urnerischen Unteralpthal und aem obern Abschnitt
des Tessiner Val Canana vom Piz Alv (2771 m) zum
Barbarera (2796 m) zieht und in dem sich die Rossa (2791
m) erhebt. Die beiden genannten Thäler stehen über die-
sen Kamm durch den Passo la Rossa miteinander in
Verbindung.
FR0E8CHEN8EELI (Kt. Obwalden, Gem. Samen).
1421 m. Sehr kleiner See, im Thal der Grossen Schlieren ;
1,5 km nö. Schwendi Kaltbad.
FR0E8CHENTHAL (Kt. Aargau, Bez.Zormgen,Gem.
Rothrist). 470 m. Drei am N.-Rand des Langholzes zer-
streut gelegene Häuser: 1,5 km so. der Station Rothrist
der Linie Olten-Bern. 35 reform. Ew.
FROHBURQ (Kt. Solothum, Amtei Ölten, Gem.
Trimbach). 845 m. Burgruine und klimatischer Kurort,
auf einer Höhe 1,9 km nnw. über Trimbach und 2 Stun-
den nw. über dem Bahnhof Ölten. Telegraph, Telephon.
Die Ruine steht auf einem nach W. und N. steil abfallen-
den Felskopf. Nahe dabei das 1900 versrösserte Kurhaus,
Eigentum der Gemeinde Ölten. Stark Besuchte Sommer-
frische und beliebtes Ausflugsziel der Basler und der nahe
der Schweizergrenze wohnenden Baden ser und Elsässer.
Prachtvolle Aussicht auf Mittelland und Alpen. Im 12.
Jahrhundert Vroburg ; vom althochdeutschen frö=iYierr.
FROHMATT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai,
Gem. Zweisimmen). 1859 m. Alpweide mit 8 Hütten und
Stadeln, im obern Abschnitt des vom Bettelricdbach (ei-
nem kleinen rechtsseitigen Zufluss zur Simme) entwässer-
ten Thälchens, am NW.-Hang derj^Spilgerten u. 37« Stan-
den ö. über ^weisimmen.
FROHMATTQRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Sim-
menthal). 2173 m. Felskamm, n. Ausläufer der Spil^erten ;
am W.-Hang die Alpweide Frohmatt. 3 Vf Stunden ö. über
Zweisimmen. Aussicht nicht von grossem Interesse. Der
aus obern Jurakalken (Malm) bestehende Kamm wird
im W. von roten Kreideschichten begleitet, die stellen-
weise bis zur Kammhöhe sich hinaufziehen. Der jurassi-
sche Untergrund ist von unzählif^en Verwerfungen durch-
zogen, sodass die dadurch isolierten Kreidefetzen den
Hang wie mit roten Flecken übersät erscheinen lassen.
Die Alpweide Froh matt liegt auf Flysch.
FR0HM008 (Kt. Zürich, Bez. Afi^oltern. Gem. He-
dingen). 620 m. Gruppe von 4 Häusern, auf den Höhen
zwischen den Thälern der .Ionen und Reppisch; 1,3 km
nö. der Station Hedingen der Linie Züricn-Affoltern-Zug.
18 reform. Ew.
FROHN und FRON. Sehr häufiger Bestandteil von
Ortsnamen der deutschen Schweiz ; vom altltochdeutschen
frö = Herr, welcher Ausdruck den Namen von Gütern im
Besitz einstiger, besonders kirchlicher Herren vorange-
setzt zu werden pflegte.
FROHNACKERN (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem.
Gossau). Weiler. S. den Art. Fronackern.
FROHNALP (Kt. u. Bez. Schwyz). Im Mittel 1500 m.
Alpweide mit Hätten, im obern Abschnitt des Frohnthales
und ö. unter dem Frohnalpstock.
FROHNALP8TOCK (Kt. und Bez. Schwyz). 1922 m.
Schön abgerundeter und sehr bekannter Bergstock, auch
Gasthaus Frohnalp.
etwa Frohnsthal seheissen ; 4km so. über Brunnen. Zweit-
höchster Punkt der im Klingenstock (1929 m) gipfelnden
Kette zwischen Muota- und RiemenstalderthaL die nach
W. steil wandiff zun See abfällt, nach N. und NO. dage-
fen sanftere Gehänge zeigt. Oestl. unter dem Gipfel die
rohnalp. Von verscniedenen Seiten her zugänglich, meist
aber vom Kurhaus Stoss aus auf gutem Weg ^ Stunden)
oder von Morschach aus über den Bärentross bestiegen.
Unter dem Gipfel (in 1911 m) ein kleiner Gasthof. Pracht-
volle Aussicht, besonders auf den Vierwaldstättersee mit
seinem Gebirgsrahmen und auf das Gelände von Brunnen
bis zum Zugersee.
FROHNQARTEN (Kt., Bez. und Gem. St. Gallen).
Vorstadt von St. Gallen, zwischen Altstadt und Bleichele.
S. den Art. St. Gallen.
FROHNHOFEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Richenthal). Häusergruppe. S. den Art. Fronhofen.
FROHNSTHAL (Kt. u. Bez. Schwyz). Gipfel. S. den
Art. Frohnalpstock.
FROHNTHAL (Kt. und Bez. Schwyz). 1900^530 m.
Kleines Thal; steigt vom Frohnalpstock auf eine Lange
von 4 km nach NO. ab, trägt im obern Abschnitt die
Frohnalp, ist tiefer unten bewaldet und sehr steil und
mündet auf das Muotathal aus. Mitten im Thal das Kur-
haus Stoss. Der Thalbach verschwindet nach 1,5 km lan-
gem Lauf in n. Richtung bei der Lauihütte plötzlich im
Boden, tritt 600 m weiter unten, w. vom Stoss, wieder an
die Oberfläche, durchfliesst den Stosswald und mündet
von links in die Muota.
FRO
FRÜ
197
FROIDE (EAU) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut).
Bach. S. den Art. Eau Froide.
FROIDE (TORRENT DE L'EAU) (KUWaadt, Bez.
Aigle). Bach. S. den Art. Eau Froide (Torrent de l').
FROIDE (VALL^E DE L'EAU) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle). Thal. S, dep Art, Eau FRoroE (Valläe de l'J.
FROIDE (VALLON DE L'EAU) (Kt. Waadt, Bez.
Pays d'Enhaut). Kleines Thal. S. den Art. Eau Froide
(Vallon de l*).
FROIDEVAUX (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen,
Gem. Montfaucon). 940 m. Zwei Bauernhöfe mit Käserei,
2 km onö. Montfaucon und 5()0 m s. der Strasse Saint
Brais-Montfaucon-SaigneMgier.
FROIDEVAUX (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem.
Soubey). 689 m. Grupne von 7 Bauernhöfen, am S.-Hang
des Glos du Doubs 200 m über dem Bett des Doubs, in
fesch utzter und schön zur Sonne exponierter Lage; 1,5
m von der Grenze gegen Frankreich und 3,8 km nw.
Soubey. 29 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FROIDEVILLE (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Po-
sienx). 028 m. Schönes Landgut in angenehmer Lage,
nahe der Brücke über die Gläne ; 2,5 km nö. Posieux und
1^ km so. der Station Matran der Linie Bern-Freiburg-
Lausanne. Telephon. 2 Häuser, 19 kathol. Ew. Kirchge-
meinde ^cuvillens. Viehzucht und Milchwirtschaft. Einst
Eigentum des Klosters Hauten ve.
FROIDEVILLE (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem.
Ballens). 691 m. Gruppe von 9 Häusern, am Rand eines
vom Boiron durchflossenen Tobeis, nahe dem Wald und
an der Strasse Saint Prex-Ballens ; 1,5 km ö. der Station
Ballens der Linie Morges - Apples - Bi6re. 60 reform. Ew.
Einst kleines Lehen unter aer Oberhoheit der Schloss-
herrschaften VufHens und Colombier.
FROIDEVILLE (Kt. Waadt, Bez. £challens). 822 m.
Gem. und Dorf, auf einer Hochfläche des Jorat rechts
über dem Tobel des Talent, 6 km so. der Station £chal-
lens der Linie Lausanne - ^M^hallens - Bercher und 9,6 km
nö. Lausanne. Die i^rossen Waldungen im Zentrum des
Berglandes des Jorat reichen im S. und 0. nahe bis ans
Dorf Froideville. Strassen nach £challens und Cheseaux.
Telephon ; Postwagen Lausanne-Froideville. 74 Häuser,
360 reform. Ew. Kirchgemeinde Morrens. Landwirtschaft.
TortgTube ; Bruch auf marine Molasse. Vor der Beforma-
tion Eigentum der Abtei Montherond; der Weiler Mon-
therond 180&-1813 der Gemeinde Froideville ange|[liedert,
dann aber wieder der Gemeinde Lausanne zugeteilt. Hö-
mische Rainen, Münzen aus der Zeit von Antoninus, Fau-
stina und Nerva.
FROMBERGHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder
Simmenthai). 2397 m. Gipfel, in der Kette des Niesen,
zwischen Kander- und Simmenthal, 5 km nnw. über
Fnitigen und 6,3 km so. über Erlenbach. Der felsige, zum
Staldengraben abfallende N.-Hang heisst Bettfluh. Von
Fnitigen aus in steilem und beschwerlichem Anstieg in
4 Standen zu erreichen.
FROMMENHAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau,
Gem. Waldkirch). 590 m. Gruppe von 3 Häusern ; 2,1 km
w. Waldkirch und 1,5 km so. der Station Hauptwil der
Linie Gossau-Sulgen. 19 kathol. Ew. Landwirtschaft. Der
Hof und die kleine Burg Frimmanshusen einst Eigentum
der Ritter von Sinzgenberg; die während der Appen-
zellerkriege zerstörte Burg ist später wieder aufgebaut
worden und steht heute noch, wird aber nicht mehr be-
wohnt.
FROMMENWILEN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Rorschacherberg). 600 m. Gruppe von 7 Häusern,
am N.-Hang des Rorschacherbergs und 2,7 km sw. über
der Station Rorschach der Linien St. Gallen- Rorschach
und Rorschach-Sargans. 34 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Rorschach. Viehzucht.
FRON. Bestandteil von Ortsnamen. Siehe den Art.
Frohn.
FRONACKERN oder FROHNACKERN (Kt. St.
Gallen, Bez. und Gem. Gossau). 790 m. Weiler, in einer
von den Gemeinden Andwil u. Waldkirch umschlossenen
Enklave der Gemeinde Gossau ; 2,8 km nö. der Station
Amegg der Linie Gossau-Sulgen. 12 Häuser, 62 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Waldkirch. Ackerbau u. Viehzucht.
Stickerei.
FRONALP (MITTLERE, OBERE u. UNTERE)
(Kt. Glarus, Gem. Ennenda und Mollis). 1100-2000 m.
Crrosse Alpweide, am S.- u. W.-Hang des Fronalpstocks.
2-3 Stunden nö. über Ennenda und so. über Mollis. Wird
mit 150 Kühen bezogen. Drei Gruppen von Hütten in
1311, 1583 und 1829 m. Die Untere und Mittlere Fronalp
beinahe völlig vom Moränenschutt des einstigen Glet-
schers zwischen Fronalpstock und Schilt überführt.
FRONALP8TOCK (Kt. Glarus). 2127 m. Schöne
dreieckige Felspvramide, w. vom Mürtschenstock und
3,5 km so. über Mollis. Besuchter Aussichtspunkt; von
Glarus, Mollis oder Netstal aus in je 4-5 Stunden zu er-
reichen.
FRONHOFEN oder FROHNHOFEN (Kt. Luzern,
Amt Willisau, Gem. Richenthal). 657 m. Gruppe von 5
Häusern, 5 km nw. der Station Nebikon der Linie Luzern-
Olten und 2,6 km sw. Richenthal. 46 kathol. Ew. Acker-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Käserei.
FRONHOLZ (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem.
Uetendorf ). 630 m. Weiler, auf einer Anhöhe 2 km nw.
der Station Uetendorf der Gürbethalbahn (Bern-Watten-
wil-Thun). 10 Häuser, 57 reform. Ew.
FRONTfe (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 1510 m. Wenig
bedeutender Gipfel, über dem rechten Ufer des Tessin
und der Kette zwischen Val di Moleno und Val di Lodrino
im 0. vorgelagert ; sw. über Prosito und w. über Moleno.
FRONTENEX (DE880U8 und DE88U8) (Kt.
Genf, Linkes Ufer, Gem. Cologny). 421 und 422 m. Gruppe
von Landhäusern ; 1,5 km ö. Genf. Haltestelle der elelk-
trischen Strassenbahn Genf-Jussy. Telephon. 31 Häuser,
101 reform, und kathol. Ew. Hier lebte und starb der
Rechtsgelehrte Gh. G. Le Fort (1821-88). Einst von Amtes
wegen Eigentum der beiden Kirchenvorsteher der Kathe-
drale St. Peter zu Genf.
FRONTICELLO (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 2095 m.
Gipfel, auf der Landesgrenze gegen Italien, so. vom Monte
Garzirola (2119 m), hinten über dem Val di Sertena und
Val Colla ; 10 km ö. vom Monte Ceneri und 3-4 Stunden
nö. über Colla.
FROHHOF (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg,
Gem. St. Peterzell). 885 m. Gruppe von 5 Häusern, 8 km
sw. der Station Waldstatt der Appenzellerbahn ( Winkeln-
Herisau-Appenzell) u. 1,9 km no. St. Peterzell. 36 reform,
und kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
FROHWEID (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Tog&^enburg,
Gem. Alt St. Johann). 908 m. Weiler, an der Mündung
des Wildhausbaches in die Thur, 2 km ö. Alt St. Johann
und 13 km w. der Station Gams der Linie Rorschach-
Sargans. 10 Häuser, 52 reform, und kathol. Ew. Alpwirt-
schaft*
FRÖM8EL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg).
2268 m. Gipfel, in der Kette der Churfirsten, vom Käsern-
ruck aus nach W. gezählt der fünfte, halbwegs zwischen
Käsernruck u. Leistkamm. Von seinem nächsten ö. Nach-
barn, dem Brisi, durch das kleine Frümselthal getrennt.
Vergl, den Art. Churfirsten.
FR0M8ELTHAL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg). 1800 m. Eine der zahlreichen Einschartungen am
N.-Hang der Churfirsten, zwischen Brisi und Frümsel.
Zuoberst mit Sturzschutt übersät ; steigt langsam nach N.
ab und verschmilzt breit mit der Selamattalp. Ohne sieht-
baren ^^asserlauf.
FR0M8EN (kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Sennwald). 456 m. Dorf, am O.-Fuas des Saxerbergs, an
der Strasse Gams-Oberriet und 3 km w. der Station Salez
der Linie Borschach - Sargans. Postablage, Telegraph,
Telephon; Postwagen Salez -Gams. 117 Häuser, 661 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Salez. Mais-, Gemüse- und Obst-
bau, Viehzucht. Stickerei. Sekundärschule.
FR0M8ENERBERQ oder T8CHEL (Kt. St. Gal-
len, Bez. Werdenberg, Gem. Sennwald). 500-1800 m.
Grosser Wald (300 ha), am NO.-Hang des Hochhaus, 1 km
nw. über Frümsen.
FRUENCE (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse, Gem. Chätel
Saint Denis). 832 m. Dorf, am WNW.-Fuss des Mont
Corbettes und 1 km so. der Station Chätel Saint Denis
der Linien Chätel-Pal^zieux und Vevey-Bulle. Telephon.
61 Häuser, 416 kathol. Ew. Viehzucht u. Milchwirtschaft,
Holzhandel. Grosse Bräche auf grauweissen Kalkstein ;
reiche Fundstelle von Fossilien des Malm. IHomantisch
gelegene Kapelle Le Scö. Im frühen Mittelalter trug der
198
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ganze obere Abschnitt des Thaies der Veveyse den Namen
Fruence. Die zuerst unabhängigen Herren der Landschaft
mussten 1244 die Oberhoheit von Savoyen anerkennen.
1095: Frewencia.
FRONDENQLETSCHER (Kt. Bern, Amtsbez. Pru-
tigen). 3000-2371 m. Gletscher, beginnt am Fründenjoch
zwischen Gross Doldenhom und Frundenhorn und sendet
den kleinen Fründenbach zum Oeschinensee. 1,5 km lang
und 600 m breit.
FRONDENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
3367 m. Gipfel, in der Gruppe der Doldenhörner, zwischen
Oeschinensee und dem obern Kanderthal einerseits, dem
Gross Doldenhom und Oesch inen hörn andererseits. Ver-
dankt gleich dem Fründenbach, Fründengletscher und
Das Fr&ndenhorn von Westen.
Früad^njoch seinen Namen der an seinem NW.-Fuss
gelegenen magern Schafweide Fründen. Die ziemlich
schwierige Besteigung erfordert vom Gasthof Oeschinen-
see aus 7-8 Stunden.
FRONDENJOCH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
3001 m. Enger Passeinschnitt, zwischen Frundenhorn und
Gross Doldenhom ; verbindet den Oeschinensee mit dem
oberen Abschnitt des Kanderthales oder Gasterenthal.
Schwierig zu begehen und wenig überschritten ; zum ers-
tenmal 1885 in 6 Vt Stunden bezwungen.
FRUMACKER (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Emd).
1340 m. Eine der auf der Terrasse von Emd zahlreichen
kleinen Siedelungsgruppen, über dem linken Ufer der
Zermatter Visp. 3 Häuser, 24 kathol. Ew.
FRUNT (Kt. Graubunden, Bez. Glenner, Gem. Vals
Platz). 1995 m. Haus, Hütten und Kapelle; am O.-Fuss
des Frunthoms, am linken Ufer des Valser Rhein und
6 km sw. über Vals Platz.
FRUNTHORN (Kt. Grau bänden. Bez. Glenner). 3034
m. Schöne dreikantige Felspyramide mit kleinem Eis-
feld, in der das oberste Lugnez (Vrin) vom St. Peterthal
(Vals) trennenden Kette des Piz Aul ; 8 km wsw. über
Vals Platz, von wo aus der Gipfel über die Fruntalp in
4 Vi Stunden ohne grosse Schwierigkeiten erstiegen wer-
den kann. Auch von Vrin aus über vaneschaalp und Schar-
bodenalp in 4 Stunden zugänglich.
FRUTHWEILEN oder FRUTHWILEN (OBER
und UNTER) (Kt.Thurgau, Bez. Steckbom, Gem. Salen-
stein). 555 und 513 m. Dorf, aus zwei 300 m von einander
entfernten Häusergruppen bestehend, auf einer Anhöhe
1,2 km so. über Salenstein und 2 km sw. über der Sta-
tion Ermatingen der Linie Schafifhausen -Konstanz. Post-
ablage. 48 Häuser, 254 reform, und kathol. Ew. Kirchge-
meinde Ermatingen. Wein- und Obstbau. Sandgruben.
Schöne Aussicht. Grabhügel. 1271 : Fruotwiler; vom alt-
hochdeutschen fröd = weise, klug. Heimat des Ingenieurs
Alfred Hg, Premierministers des Negus Menelik von Abes-
sinien.
FRUTIQEN. Amtsbezirk des Kantons Bern. Umfasst
die Gemeinden Adelboden, Aeschi, Frutigen, Kander-
grund, Krattigen und Heichenbach. Fläche 47812 ha.
Amtshauptort Frutigen. Liegt im Berner Oberland und
bildet ein ziemlich regelmässiges Dreieck, dessen 34 km
lange Grundlinie dem Kamm der BcTueralpen vom
Tschingelhorn (3581 m) bis zum Wildstrubel (3253 in)
folgt, während die ebenfalls an Gebirgskämme (Niesen
und Gspaltenhora - Morgenhora) gebundenen Schenkel
sich nach N. zu am Thunersee zur Spitze vereinigen. Die
Grundlinie des Dreiecks bildet die Grenze gegen den
Kanton Wallis, die sich über das Hookenhom (3297 m),
Balmhorn (3711 m), die Alteis (8636 m), das Steghora
(3152 m) und den Wildstmbel (3251 m) zieht und im All-
gemeinen den Kammlinien folgt. Einzig an der Gemmi
f reift der Kanton Wallis nach N. über. Die beiden Schen-
el des Dreieckes grenzen den Amtsbezirk Fratigen von
den Amtsbezirken Ober und Nieder Simmenthai im W.
und Interlaken im 0. ab. Den 38 km langen W. -Schen-
kel bildet die Kette des Niesen mit den Einzelgipfeln
Albrist (2764 m), Gsür (2711 m). Wannen-
spitz (2438 m), Winterhorn (2609 m), Lad-
holzhorn (2497 m), Hohniesen (2456 m),
Tschiparellenhom (2399 m), Drunengalm
(2410 m) und Niesen (2366 m). Der 25 km
lange 0. -Schenkel beginnt am Tschingel-
horn, geht über die Gamchilücke (2833 m),
Gspaltenhora (3437 m), Büttlassen (3197 m),
Grosshundshom (2932 m), Schwalmeren
(2785 m) und Morgenberghom (2251 m).
um dann zum Thunersee abzusteigen und
ihm längs der Krattighalde auf eine Strecke
von 1,9 km zu folgen. Der höchste Punkt
des Amtsbezirkes ist das Balmhorn (3711
m), der tiefste die Uferlinie bei Krattigen
(560 m). Der Amtsbezirk umfasst beinahe
das ganze Einzuffsgebiet der Kander, mit
Ausnahme von deren Unterlauf (in den
auch die Simme, ihr grösster Zufluss,
einmündet). Es deckt sich somit der
Amtsbezirk Frutigen mit dem Thal der
Kander und seinen Verästelungen. Der
oberste, zwischen der Gruppe des Doldenhoms und
dem Lötschenthal tief eingesenkte Abschnitt des Thaies
heisst Gasterenthal , der Teil von der Klüse oberhalb
Kandersteg bis zur Tellenburg bei Fmtigen Kander-
thal im engeren Sinne, der Abschnitt Frutifi[en-Mühle-
nen Frutigthal und endlich das Stück am N.-Fuss des
Niesen Emdthal. Die nennenswertesten Seitenarme sind
das der Gemmisenke parallel ziehende Ueschinenthal ;
das von Osten beim Dorfe Kandersteg einmündende Thai
des Oeschinensees : das durch die Kette des Lohner vom
eigentlichen Kanderthal getrennte Engstligenthal (die
direkte s. Fortsetzung des Frutigthales), das bis zum
Thatzirkus von Adelboden hinaufzieht, wo sich die Thal-
furchen der Engstligenalp, des Greilsbaches, Allenbaches,
Bonderlen baches und Tschentenbaches mit ihm vereini-
Sen; das bei Reichenbach ausmündende Kienthal mit
em Seitenarm des Spiff|[engrundes und endlich das
2,5 km tiefer unten bei Muhlenen sich mit dem Frutig-
thal vereinigende Suldthal. Die 47812 ha des Amtsbe-
zirkes verteilen sich wie folgt :
Aecker, Wiesen und Gärten 9994 ha
Alpweiden 17200 »
Waldungen 3935 »
Produktiver Boden
Gletscher und Firn
Seen
äli^ ha
4520 ha
292 »
Fels, Bäche, Strassen etc. 11871 »
Unproduktiver Boden
1668^ ha
Es umfasst somit der produktive Boden 65,1 % der Ge-
samtfläche.
Die Alpweiden können zusammen mit 11900 Kühen be-
fahren werden. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh 9780 9584 9746
Pferde 139 162 214
Schweine 1853 2443 2273
Schafe 4806 2955 1815
Ziegen 6850 6614 4858
Bienenstöcke 660 840 859
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Viehzucht und
Landwirtschaft. Schieferbrüche im Engstligenthal. Der
Amtsbezirk hat 10 Zundholzfabriken (6 in Frutigen und
je 2 in Kandergrund und Reichenbach). Die ehemals im
FRU
FRÜ
199
Gebrauche stehenden Pho8phorzündh<»lzchen werden
nicht mehr hergestellt, die gegenwärtig fabrizierten bieten
i 250000
Thumeft
Amtsbezirk Frotigea.
weniger Gefahr in sanitarischer Hinsicht. Herstellung von
Zündholzsch achteln. Seidenweberei. Seit einigen Jaliren
hat sich die Fremdenindustrie stark entwickelt, deren
hauptsächlichsten Mittelpunkte heute Aeschi, Bad Heu-
strich, das Kienthal, Adelboden und Kandersteg sind.
Häufigen Besuch von Touristen erhalten Niesen, Blau-
seeli, Oeschinensee, Engstligenalp und Gemmi. Der Amts-
bezirk zahlt 11166 Ew. mit 2452 Haushaltungen in 2082
Häusern; 10695 Reformierte und 188 Katholiken ; 10714
Ew. deutscher und 22 französischer Zunge.
Klima und Vegetation bieten grosse Verschiedenheiten.
Während z. B. bei Krattigen am Ufer des Thunersees
Weizen, Obst- und Nussbäume und im Frutigtlial alle
auch sonst im Kanton Bern verbreiteten Kulturen ge-
deihen, trifft man um Adelboden und Kandersteg nebön
den Bergwiesen und Alpweiden nur noch die Kartoffel
und einige Kohlarten. An den Thalgehängen stocken aus-
gedehnte Tannenwälder, auf die nach oben Alpweiden
und Schutthalden folgen. Den Thalabschluss endlich
bilden grosse Gletscher und Firnfelder : Strubelgletscher
im Engstligen thal, Kandergletscher im Gasterenthal,
BlümlisalpRletscher im Oeschinenthal und Gamchiglet-
scher im Kienthal. Die Gipfel dieses grossartigen Hoch-
alpngebietes, zählen zu den besuchtesten des Hemer
Oberlandes; auch die höchsten, wie Balmhorn, Alteis,
Wildstrubel, Doldenhom und einige Spitzen des Blüm-
lisalpstockes, können bei ordentlichem Wetter ohne be-
sondere Schwierigkeiten bestiegen werden. Schutzhätten
am Hohtürlipass über dem Oeschinensee, am Biherg über
Kandersteg und am Wildeisigen im Gasterenthal.
Der Amtsbezirk Frutigen wird an seiner schmälsten
Stelle, der Krattlghalde, von der Bahnlinie Thun-Inter-
laken durchzogen, deren Bau hier wegen der geologischen
Beschaffenheit des Bodens
auf grosse Schwierigkeiten
gestossen ist. Seit dem Som-
mer 1901 ist auch der übrige
Abschnitt des Bezirkes mit
der Strecke Frutigen -Spiez
der Thunerseebahn an das
Netz der Berner Eisenbahnen
angeschlossen. Dieser erste
Teil der künfligenLötschberg-
bahn ist 13,7 km lang, hat
normale Spurweite und im
Maximum 1,55^ Steigung;
bemerkenswert smd der Hon-
drichtunnel und die Strecke
von da bis nahe Mühlenen,
wo der Bahnkörper dem
einstigen Kanderbett folgt.
Zur Sicherung der Bahn-
anlage hat man die Kander
an zwei Stellen korrigieren
"-f 1/ .jjilfil ^^^ 5 weitere Wildbäche ver-
^j^/'ffi^'^<] bauen müssen. Von der links-
ufrigen Thunerseestrasse
zweigt bei Spiezmoos eine
e[ute Strasse ab, die längs der
Kander über Emdthal, Müh-
lenen, Reicbenbach und Fru-
tigen führt und nach starker
Steiguni^ bei Kandersteg en-
digt. Hier schliesst sich an
■f^- r't^^^7f^ ®*® ^^'* ^^^ Saumweg über
^-- y^f9*'*äfJ!& die Gemmi an. Die schöne
X "^ - : .>' Strasse Frutigen -Adelboden
geht zweimal über das Enffst-
fi^enwasser und femer über
die diesem zumessenden 20
Wildbäche ; die Stegmatt-
. brücke spannt sich 51 m
A hoch über dem Flussbett.
Von Passübergängen sind
ausser der stark begangenen
Gem mi und einigenGletscher-
pässen zu nennen Otteren-
grat (2282 m; Frutigen-
Uiemtigenthal), Hahnenmoos
(ia54 m; Adelboden-Lenk),
Bonderkrinde (2387 m; Adelboden-Kandersteg), Engst-
ligengrat (2619 m ; Engstligenalp-Gemmi), Lötschenpass
(2695 m; Gasteren-Lötschenlhal). Hohtürli (2707 m;
Oeschinensee- Kien thal), Sefmenfurgge (2614 m; Kienthal-
Lauterbrunnen), Sausgrat (2457 m; Kienthal-Lauter-
brunnen) und Tanzbödelipass (1880 m; Aeschi-Inter-
laken).
FRUTIQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 806 m.
Gem. und Hauptort des gleichnamigen Amts-
bezirkes, an der Ausmündung des Engstligen-
thales ins Thal der Kander, am linken Ufer
des Engstligenbachs 1 km oberhalb dessen
Mündung in die Kander und 13 km s. Spiez.
Das Dorf steigt amphitheatralisch am N.-Fuss
der Niesenkette auf. Der Thalboden ist hier
breit und von steilen Rasenhängen be-
grenzt, über denen die von zahlreichen Wildbach-
schluchten zerfressenen Felswände der Kette sich er-
heben. Gegenüber dem Dorfe auf der rechten Thalseite
die steilen Felshänge des Gerihorns und Giesenen-
grates. Heute Endstation der Linie Spiez-Frutigen, die
unter dem Lötschberg durch an die Simplonbahn ange-
schlossen werden soll. Postbureau. TeleRraph, Telephon;
Postwagen nach Kandersteg und Adelboden. Die Ge-
meinde umfasst eine grosse Anzahl von Weilern und
Häusergruppen, wie Aeusser und Inner Achseten, Ackern,
Ausserspissen (mit Gempelen, Kratzeren, Linter, Ried),
Widi, Hasle, Innerspissen (mit Ladholz und Rinder-
wald), Kanderbrück, Oberfeld, Prasten, Reinisch (mit
Teilenfeld), Schwandi und Winkeln, und zählt in 602
Häusern ^ Haushaltungen und 3996 reform. Ew. : Dorf
•üv
^orAffnft"
1^ Atiin^ 4C
200
PRÜ
FRU
Fruti^en : 189 Häuser, 1380 Ew. Der Kirchgemeinde Fru-
tigen ist neben den eben genannten Siedelungen noch der
Kirche Pratigen.
zur politischen Gemeinde Reichenbach gehörende Weiler
"Wengi zugeteilt. Ein Gross ratsbeschluss hat 1840 die bis
dahin ebenfalls dieser Kirchgemeinde angegliederten Orte
Kandergrund, Mitholz und Kandersteg von ihr abgelöst
und zu einer Helferei vereinigt, die nach Vollendung
von Kirche und Pfarrhaus in Bunderbach 1859 in eine
eigene Pfarrei umgewandelt wurde. Bezirksspital. Se-
kundärschule. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind
Landwirtschaft und Viehzucht, die heute in beträchtlichem
Umfange betrieben werden. Bedeutender Viehhandel und
stark besuchte Viehmärkte. 6 Zündholzfabriken. In den
Wildbachrunsen der aus Flyschsandsteinen und -schiefern
bestehenden Niesenkette. bricht man Schiefer, die in Fru-
tigen selbst zu Schreibtafeln verarbeitet werden. Uhr-
steinschleifereien, Von geringer Bedeutung sind Seiden-
Fratigeo mit der Teilenbarg.
Weberei und Holzschnitzerei. Die Fabrikation des einst
weitbekannten und stark gesuchten sog. Frutigentuchcs
ist heute .beinahe völlig eingegangen. Dafür hat sich in
neuerer Zeit die Fremdenindustrie mächtig entwickeJt.
Frutigen ist der Ausgangspunkt des häufig begangenen
"Weges über die Gemmi und der Strasse
zum klimatischen Kurort Adclboden.
Mehrere Gasthöfe. Im Sommer grossc^r
Wagenverkehr auf den Strassen nach
Kandersteg und Adelboden. Mühlen.
Zu beiden Seiten der die Ortschaft in
das Oberdorf und Unterdorf trennenden
1 km langen Hauptgasse stehen schöne
Häuser. Mitten im Dorf zweigt davon
die Strasse nach Kandersteg ab, die
zunächst mit einer eisernen Brücke
über den Engstligenbach setzt, dann
das Aussenviertel Widi durchzieht und
am weiten Schiessplatz vorübergeht, wo
alle 2 Jahre ein Bezirksschützenfest ab-
§ ehalten wird. Auf einer Anhöhe aber
er Kanderbrücke stehen die noch be-
trächtlichen Ueberreste der 1885 durch
eine Feuersbrunst zerstörten TeUen-
burg. Hoch über dem Dorf die Pfarr-
kirche mit ihrem hohen Turm, eine
ausgeprägt typische Berner Oberländer
Kirche ; daneben eine hoch gewachsene
alte Linde. Von hier aus weite Rund-
sicht auf die ^nze umliegende Land-
schaft und weiterhin auf üoldenhom.
Alteis, Balmhom und die Gebirge um
das Thal von Adelboden. Die erste Kirche
soll in Frutigen von König Rudolf II.
von Burffund 933 erbaut worden sein;
1421 folgte ein Neubau, der 1726 mit dem ganzen Dorf
Frutigen durch eine Feuersbrunst in Asche ffelegt wurde,
während der Brand vom 3. August 1827 die wiederum
erstandene Kirche verschonte. Damals hat man das Dorf
nach einem neuen Bauplan aufgebaut und seine Häuser
aus Stein errichtet. 1^ verursachte ein Ausbruch des
von der Niesenkette herabkommenden Leimbachs grosse
Verheerungen, deren Foljg^en z.T. heute noch sichtbar sind.
Aus vorhistorischer Zeit ist oberhalb Frutigen ein Bron-
zebeil aufffefunden worden. Im 11. Jahrhundert war das
Frutiglana unmittelbares Reichsland, woher wahrschein-
lich auch der Reichsadler im Wappnen der Ortschaft
stammt. 1232: Wrutingium ; 1234: Frutingen. Im 12. und
13. Jahrhundert tauchen die Edelgeschlechter von Kien,
Scharnachthal und Faltschen auf. Die ersten urkundlich
beglaubigten Herren des Landes waren
zu Beginn des 13. Jahrhunderts die
Freiherren von Wädiswil, von denen
aber die Herrschaft durch Heirat schon
1302 an das Walliser Geschlecht Im
Thurm zu Gestelen (La Tour-Chätillon)
überging. 1400 verkaufte Anton Im
Thurm das Frutigland an Bern, bei
welcher Gelegenheit sich dessen Be-
wohner gewisse Ausnahmsrechte, so
namentlich ihr eigenes Zivil- und Straf-
recht, zu sichern verstanden. Die Ver-
waltung besorgte ein auf der Tellen-
burg wohnender bemischer Burgvogt.
Die Reformation fand im Frutigland
kräftigen Widerstand und konnte 1528
nur dfurch Anwendung von Zwangs-
mitteln durchgeführt werden. Ursprüng-
lich zerfiel das ganze Land in nnr zwei
Kirchgemeinden : Frutigen und Aeschi.
1433 erstand dann die Kirche zu Adel-
boden und 1564 diejenige zu Reichen-
bach. Eine heftige Pestseuche raille
1669 in Aeschi 313 und in Adelboden 560
Personen hinweg. 1798 zeichneten sich
die Frutigländer im Gefecht von Neuen-
egg durch besondere Tapferkeit aus.
Vergl. Stettier. Karl. Das Frutigland,
Bern 1887. - Stettier, Karl. Des FnUig-
lanäs Geschichte, Bern 1901.
FRUTIQ8TRA88E (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem.
Thun). 563 m. Villenquartier mit Fremdenpensionen, an
der Strasse Thun- Frutigen, 1 km s. vom Bahnhof Thun.
FRU
fOl
201
ai Häuser, 101 reform. Ew. In der Villa Klose hat s. Z.
Josef Viktor v. Scheffel gewohnt.
FRUTIQTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). Thal-
abschnitt. S. den Art. Kanderthal.
FRÜTT, im Kanton Tessin Froda. Ortsname; be-
zeichnete ursprünglich eine Bodensenke oder auch eine
Bachrunse in einer Bergwand und ist dann in der Folge
oft auf den Wildbach und seinen Wasserfall selbst über-
tragen worden.
FRUTT oder MELCH8EE-FRUTT (Kt. Obwalden,
Gem. Kerns). 1894 m. Alpweide mit Luftkurort und Ka-
pelle, am O.-Üfer des Melchsees und am S.-Fuss des Tan-
nenbandes auf einem an Alpenpflanzen reichen Hochpla-
Fraii mit dam Titlit.
teau gelegen : 5Vt Stunden s. über der Station Kerns-
Kägiswil der Brünigbahn und im Sommer mit ihr durch
eine Fahrpost über Melchthal verbunden. Im Sommer
Postablage. 2 Gasthöfe.
FRÜTTBERQE (Kt. Glarus, Gem. Linthal). 830-1050
m. Schöne Bergwiesen mit 8 zerstreut gelegenen Häusern,
auf einer Terrasse am SO.-Hang des Ortstockes und eine
Stande sw. über der Endstation Linthal der Linie Zürich-
Glarus-Linthal. Postablage ; im Sommer Postwagen über
den Klausen (Linthal-Allopf-Flüelen). 37 reform. Ew.
Ihren tiefgründigen Boden verdanken die Fruttberge dem
vom einstigen Urner bodengletscher hier abgelagerten
Moränenmaterial. Die Klausenstrasse schneidet die unter-
halb der Terrasse abfallende, aus eocänen Sandsteinen
und Schiefern bestehende Wand und steigt mit vielen
Windungen über die Fruttberge bergan. Seit der Er-
öffnung der Strasse sind hier 4 Wirtshäuser entstan-
den.
FRUTTLAUITHAL (Kt. Uri). 2640-1300 m. Kleines,
tiefeingeschnittenes Thal, linksseitiger Nebenarm zum
oberen Maderanerthal ; steigt vom N.-Hang des Frutl-
stockes auf eine Länge von 2,5 km nach N. ab.
FRUTTLI (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Arth). 1032 m.
Haltestelle und Wasserstation der Arth-Rigibahn, am O.-
Hang des Rigi (Bossen) und am rechten Ufer der Rigi
Äa ; 1 Vs Stunden so. Rigi Klösterli und 2 Stunden sw.
über Goldau.
FRUTTPA88 (Kt. Bern und Obwalden). Ca. 1950 m.
Angenehm und leicht zu begehender Passü bering, führt
über schöne Alp weiden vom Brünig oder Mei ringen aus
hinüber ins Kleine Melchthal und wird besonders als Zu-
eane zum Hohstollen (2484 m) oft benutzt. Meiringen-
Hochfluh -Passhöhe 5, Passhöhe-Giswil 2*/* Stunden.
FRUTT8TOCK (Kt. Uri). 2839 m. Gipfel, äusserstes
NO.-Ende des Oberalpstocks und mit diesem durch den
Kamm des Bänderstocks oder des Klein Oberälpler ver-
bunden. Fällt zum Brunni- und Maderanerthal steil ab
und ist von oben bis unten durch Wildbachrunsen und
Lawinenzüge zerschnitten, deren tiefst eingeschnittene
das vom N.-Hang absteigende kleine Fruttlauithal ist.
Weniger wild und kürzer als das Fruttlauithal sind das
Steinthal am O.-Hang und die Vordere und Hintere Lib-
plank am W.-Hang.
FTAN (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Gem. und Dorf. S.
den Art. Fetan.
FTUR (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Seiten-
arm des Ofenpassthaies , beginnt am Piz Laschadurella
(3054 m) und steigt nach S. ab, um 1 km vom Wirtshaus
Fuorn (1804 m) auszumünden. Oben steinig, unten be-
waldet ; einige kleine Alpweiden, aber ohne Hütten und
weglos.
FUCH8ACKERHÖHE (Kt. Appenzell A. R. und St.
Gallen). 1079 m. Gipfel, nö. Ausläufer der Wilkethöhe ;
schöner Aussichtspunkt, 5 km nö. über St. Peterzell und
7 km sw. über Herisau.
FUCH8BACH (Kt. Zürich, Bez. Hinv\dl). Bach; ent-
steht aus den vom Kanton St. Gallen
herkommenden und auf der Kantons-
grenze in 747 m sich vereinigenden
zwei Quellarmen des Mühlebaches und
Kleinen Fischbaches ; mündet nach 2,2
km langem Lauf in der Richtung nach
SW. und W. bei Steg in 696 m in die
Töss.
FUCH8BERQ (Kt. Schwyz, Bez.
und Gem. Einsiedeln). 1000 m. 9 zwi-
schen dem Rickenbach und Dimmer-
bach zerstreut gelegene Häuser. 900 m
so. der Kirche Willerzell und 5 km ö.
der Station Einsiedeln der Linie Wä-
denswil-Einsiedeln. 49 kathol. Ew. Vieh-
zucht; Holzhandel. Seidenweberei.
FUCH8BERQ (Kt. Schwyz, Bez.
Höfe. Gem. Freienbach). Häuser. S. den
Art. Eidgenossen (Drei).
FUCH8B0HL(Kt.undAmtLuzern,
Gem. Schwarzenberg). Luftkurort. S.
den Art. Eigenthal.
FUCH8B0HL (Kt. Zürich, Bez.
Hinwil, Gem. Bubikon). 545 m. Gruppe
von 3 Häusern, 2 km nw. der Station Bubikon der Linie
Uerikon-Bauma. 21 reform. Ew. Landwirtschaft.
FUCH8LOCH (HINTER, OBER und VORDER)
(Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischenthal). 740-860 m.
12 in einem kleinen rechtsseitigen Nebenarm zum Töss-
thal zerstreut gelegene Häuser, an der Strasse von Steg
über die Hulftegg ins Toggenburg, 3 km nö. Fischen-
thal und 2 km ö. der Station Steg der Tössthalbahn
(Winterthur-Wald). 56 reform. Ew.
FUCH8R0TI (Kt.Zünch, Bez. Hinwil, Gem.Gossau).
530 m. Gruppe von 9 Häusern, auf einer Anhöhe, 4 km so.
Gossau und 2,5 km nw. der Station Bubikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. 46 reform. Ew. Viehzucht.
FUCKEN8TOCK (Kt. Glarus). 2373 m. Gipfel, s.
Vorberg des Guiderstocks (2522 m), zwischen Sernflhal
einer- und Mühlebach- und Krauchthal andererseits, 4 km
nö. über Matt im Sernfthal. Seine Hänge tragen die gros-
sen und schönen Alpweiden Ochsenßttern, Vorder- und
Hinteregg, Krauchthal und Fuckenthal.
FUCKENTHAL (Kt. Glarus). Im Mittel 22U0 m. Alp-
weide, am N.-Hang des Fuckenstocks und bis gegen den
Guiderstock sich ziehend. Weite Wanne, durch ein steiles
Felsband von der Krauchthalalp getrennt.
F0CH8LEN (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Reichen-
burg). 530 m. 9 zwischen dem Hogglibarh und Möribach
zerstreut gelegene Häuser, nahe der Grenze gegen den
Kanton Glarus und 2 km so. der Station Reichenburg der
Linie Zürich-Glarus-Linthal. 64 kathol Ew. Viehzucht.
F0QLI8THAL (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary). Gem.
und Dorf. S. den Art. Vauffelin.
FOLLE (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland, Gem.
Herisau). 740 m. Weiler, in einem kleinen und engen
rechtsseitigen Nebenarm zum Thal der Glatt und 1 ,2 km
n. der Station Herisau der Appenzellerbahn (Winkeln-
Herisau-Appenzell). 16 Häuser, 175 reform. Ew. Vieh-
zucht.
F0LLIN8DORF (Kt. Basel Land, Bez. Liestal). 330
m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Ergolz, an der
Strasse Arisdorf-Frenkendorf und 1,2 km nö. der Station
Niederschönthal-Frenkendorf der Linie Olten-Basel. Post-
ablage, Telephon. Gemeinde, ein Teil von Niederschön-
thal inbegriffen : 92 Häuser, 1051 reform. Ew. ; Dorf :
73 Häuser, 716 Ew. Kirchgemeinde Frenkendorf-FüUins-
202
FUN
FÜR
dorf. LandwirUcbaft. Ein Teil der Bewohner arbeitet in
den Fabriken zu Niederschönthal. Römischer Aquädukt.
Grab mit Skelet aus dem 3. und 4. Jahrhundert. 825: Fi-
rinisvilla.
, FÜNF DÖRFER (Kt. Graubündeu, Bez. Unter Land-
quart). Verwaltungskreis des Bezirkes Unter Landquart;
umfasst die Gemeinden Haldenstein, Untervaz und Mas-
trils am linken Rheinthalgehnn^e und Trimmis, Sayis,
Zizers und Igis rechts vom Rhein. Zusammen 4891 Ew.
meist deutscher Zunge, wovon 2418 Reformierte und 2375
Katholiken. Sayis war früher mit Valzeina vereinigt und
Haldenstein eine eigene Herrschaft, während die übrigen
Gemeinden das Hochgericht Vier Dörfer bildeten.
FONFFINQERSTÖCKE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). 2890, 2993, 2556, 3002, 2922 und 3036 m. Fels-
gruppe, deren einzelne Spitzen den Fingern einer Hand
gleich aufragen, im Gebirgsstock des Titli»nw. über dem
von Meiringen nach Wassen (an der Gotthardbahn) führen-
den Sustenpass. Die einzelnen Zacken sind ziemlich
schwierig zu besteigen und werden nur selten besucht,
panfAngerstOcke, vom WiohelpUnkstock aus.
am ehesten noch vom kleinen Gasthof Stein am Stein-
gletcher (Sustenpass) aus.
FORBACH (hinter, mittler, ober und
UNTER) (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Hergiswil).
690-730 m. 4 zerstreut gelegene Bauernhöfe, in dem vom
sehr kleinen Fürbach (Zufluss zur Enziwigger) entwäs-
serten Thälchen ; 1 km sw. Hergiswil und / km sw. der
Station Willisau der Linie Langenthal-Wolhusen. 28
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
FORQANQEN (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Bell-
wald). 1200 m. Gruppe von 7 Häusern, n. der Strasse
Brig-Furka, am rechten Ufer der Rhone und 2 km nö.
der Halte- und Pferde Wechselstelle Fiesch der Furkapost
(Brig-Göschenen). 31 kathol. Ew.
FQRQQLIKOPF (Kt. Graubänden und St. Gallen).
1386 m. Bewaldete und wenig ausgeprägte Bergkuppe,
in der vom Calanda nach N. auszweigenden kurzen Kette,
2 km s. vom Pizalun (4482 m). Vom Fürgglikopf und dem
ihm benachbarten Kaminspitz steigt nach N. gegen Pfä-
fers hin das kleine St. Margrethenthal ab.
FORRENALP (Kt. Obwalden, Gem. Engelberg). 1850
m. Alpweide mit Gruppe von 3 Hütten, am N.-Hang des
Stotzigberggrates und am kleinen Fürrenbach, 5 km so.
über Engel berg. Oft besuchtes Ausflugsziel mit pracht-
voller Aussicht auf den Titlis.
FORSCHWAND (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggen-
burg, Gem. Mosnang). 866 m. Gruppe von 8 Häusern, 3
km w. Mosnang und 6 km w. der Station Bütswil der Tog-
^enburgerbahn. 57 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei und
'Weberei.
FORSCHWAND (Kt. Zug, Gem. Menzingcn). 955 m.
Haus und Kapelle, am Weg Gubel-Gottschalkenberg-Hohe
Rhone-Schindellegi (Sihlthal), 3 km s. Menzingen. Die
Kapelle steht an der Stelle, wo sich die Katholiken an-
^\
lässlich des Nachtgefechtes am Gubel (24. Oktober 1S1)
zum Angriff auf die Vorhut der Reformierten versammel-
ten.
FORSCHWENDI (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Eggersriet). 926 m. Gruppe von 9 Häusern, ana S.-
Hang des Rossbühls, 3 km nw. der Station Heiden der
Bergbahn Rorschach-Heiden und 2,5 km nö. Eggersriet.
63 kathol. Ew. Kirchgemeinde Grub. Viehzucht Stickerei.
FORSTENALP (Kt. Graubänden, Bez. Unter Land-
quart, Kreis Fünf Dörfer, Gem. Trimmis). 4782 m. Alp-
weide mit 3 Hütten, am N.-Hang des Montalin in einem
kleinen rechtsseitigen Nebenarm zum Rheinthal, 4 km
so. über Trimmis. Eigentum des Bistums Chur. Versuchs-
garten der eidgenössischen Samenkontrolstation.
FORSTENAU (Kt. Graubünden). Ehemaliges Hoch-
gericht, das die Gemeinden Sils, Scharans, Fürstenau ond
Almens umfasste; seit 1851 zum Kreis Domleschg mit den
beiden Gerichtsbezirken Ortenstein im Boden und Orten-
stein im Berg umgewandelt.
FORSTENAU (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg.
Kreis Domleschg). 665 m. Gem. und
Weiler, am rechten Ufer des Hinter-
rhein, 3 km nnö. Thusis und 2,5 km
n. der Station Sils (im Domleschg) der
Albulabahn (Thusis-St. Moritz). Post-
ablage, Telephon; Postwagen Rodels-
Realta-Sils im Domleschg. Gemeinde,
mit Zollbrücke : 38 Häuser. 235 reform.
Ew. deutscher Zunge ; Weiler : 17 Häu-
ser, 84 Ew. Zwei Burgen, deren eine im
13. Jahrhundert erbaut wurde und zu-
nächst Eigentum des Bischofes von
Chur war, in dessen Namen hier ein
•Beamter mit der Erhebung der Steuern
und der Ausübung der hohen Gerichts-
barkeit beauftragt war. Um die Mitte
des 19. Jahrhunderts war hier die kan-
tonale Zwangsarbeits- und Korrektions-
anstalt untergebracht, die seither nach
Realta am linken Ufer des Rhein ver-
legt worden ist. Ums Jahr 1870 wan-
delte Peter von Planta das Schloss zu
einem Spital um, der aber nur kurze
Zeit bestand. Beide Burgen heute Eigen-
tum der Familie von Planta. Schloss
Fürstenau war einst befestigt und hatte
eine Umfassungsmauer mit 2 Toren. Heimat des Ge-
schichtsschreibers Fortunatus de Juvalta, der hier den
grössten Teil seines Lebens zubrachte.
FORSTENAUERBRUCK (Kt. Graubünden, Bez.
Heinzenberg, Kreis Domleschg, Gem. Fürstenau). 673 m.
Dorf, auf der Siegfried karte noch unter seinem alten
Namen Zollbrücke verzeichnet, am rechten Ufer des Hin-
terrhein n. von der Mündung der Albula, 1 km s. Fürsten-
au und 3,7 km nnö. der Station Thusis der Rätischen
Bahn (Chur-Thusis). Postablage; Postwjagen Rodels-Sils
im Domleschg. 21 Häuser, 148 reform. Ew. deutscher
Zunge. Kirchgemeinde Scharans. Viehzucht. Kleinhandel.
Hier führte einst eine Brücke über den Hinterrhein,
Eigentum des Bischofes von Chur, der hier einen Brücken-
zoll erheben Hess. Daher der frühere Name Zollbrücke.
Brücke und Zoll kamen 1644 durch Kaufan das Geschlecht
Scheuenstein und später an das Hochgericht Fürstenau.
Die Brücke ist vom Hochwasser des Flusses mehrere Male
weggerissen worden ; nachdem dieses Ereignis zu Mitte des
19. Jahrhunderts neuerdings eingetreten war, baute man
die Brücke nicht wieder auf.
FORSTENLAND (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gossau,
Tablat und Rorschach). Name der 4 nördlichen Bezirke
des Kantons St. Gallen, die einst zusammen das dem
Fürstabt von St. Gallen eigene Gebiet bildeten. Es verlor
seinen Charakter als politische und historische Einheit
durch die helvetische Verfassung vom Jahr 1798 und
wurde 1803 dem Kanton St. Gallen angegliedert. Heisst
auch die alte Landschaft, weil es der älteste Kern der
Besitzungen des Fürstabtes war, unter dessen Herrschaft
sich seine Bevölkerung zum grössten Teil aus Hörigen
zusammensetzte. Nach der Schlacht von Kappel 1531 wur-
den die meist schon der Reformation beigetretenen Fürs-
tenländer gezwungen, wieder zum alten Glauben zurück-
KÜR
FÜH
203
xukehren. Die Gemeinden der Landschaft besassen
keinerlei Freiheiten und durften weder Gemeindever-
sammlungen abhalten noch ihre Vorsteher selber wählen,
noch neue Bürger aufnehmen. Diese alte Landschaft zer-
fiel in eine obere und eine untere Vogtei. Erstere war
ihrerseits wieder in fünf Unterämter eingeteilt : das Lands-
hofmeisteramt und die Untervogteien Rorschach, Ober-
berg, Wil und Romanshorn. Der Landshofmeister resi-
dierte auf der 2 km w. St. Gallen gelegenen c Bur^ »
(Gemeinde Strauben zell) und verwaltete das die Gemem-
den Straubenzell, Gaiserwald, Bemhardzell, Lömmiswil,
Wittenbach, Berg und Rotmonten umfassende sog.
fürstliche Gericht und ferner die Gerichtshoheiten Tablat
und Muolen. Der Untervogtei Rorschach standen ein
geistlicher Würdenträger und der soff. Grossvogt vor; sie
umfasste die Gerichtshoheiten Rorscnach (mit Grub, Ejg[-
gersriet, Tübach, Altenrhein und dem jenseits des Rhein
auf heute österreichischem Boden stehenden Gaissau) und
Goldach (mit Untereggen, Steinach und Mörswil). Die
Untervogtei Oberberg verwaltete ein auf Schloss Oberberg
bei Gossau residierender Grossvogt : sie umfasste die Ge-
richtshoheiten Gossau, Oberdorf, Niederwil, Andwil und
Waldkirch. Die Untervogtei Wil stand unter einem in
Wil wohnenden geistlichen Verwalter und umfasste die
Stadt Wil und die Gerichtshoheiten Zuzwil, Lenggenwil,
Niederhelfentswil. Zuckenriet und Niederbüren, ferner
den Schneckenbund und das sog. Freigericht. Die heute
dem Ober Thurgau zugeteilten Ländereien der Unter-
vogtei Romanshorn standen nur in Zivilgerichtssachen
unter dem Furstabt von St. Gallen, währena die hohe Ge-
richtsbarkeit dem Landvogt des Thurgaues zustand. Dem
geistlichen Vogt zu St. Gallen endlich unterstand die
Herrschaft Ober Arnang. Die obersten Gerichtsbehörden
waren die beiden ReicMräte zu St. Gallen und Wil, das
Kriminalgericht und die Kurie.
Infolge des gütlichen Vertrages vom 6. Oktober 1797
und der Verzichtleistung des Fürstabtes auf seine Hoheits-
rechte vom 4. Februar 4798 gestaltete sich die Verwal-
tung der alten Landschaft allmähli^ um, bis sie endlich
ganz in die Brüche ^ng. Zweimal, im Frühjahr 1796 und
Herbst 1802, hatte sich das ehemalige Fürstenland als
eigene unabhängige Republik erklärt, die sich nach dem
Muster von Appenzell A. R. in die Abschnitte « diesseits
und jenseits der Sitter » gliederte aber beidemale nur
wenige Wochen Bestand hatte. Die Führer der damaligen
Volksbewegungen waren der sog. rote Gerster und der
Pfarrer Künzli in Gossau.
Die Bewohner des einstigen Fürstenlandes zeichnen
sich durch Bedachtsamkeit und Anhänglichkeit an ihre
engere Heimat und die alten Sitten und Gebräuche aus.
Die Bauern leben der Hauptsache nach von Kartoffeln
und Most. Ihre Erwerbsauellen sind vornehmlich Acker^
und Obstbau. An Stelle der früher weit verbreiteten Lei-
nen- und Hanftuchweberei ist heute die in grossem Um-
fang betriebene Maschinenstickerei getreten. Die der
grossen Mehrzahl nach katholische Bevölkerung beträgt
mehr als 50000 Köpfe.
F0R8TEN8TEIN (Kt. Basel Land, Bez. Ariesheim.
Gem. Ettingen). 612 m. Burgruine, am N.-Hang des
Blauenbergs, 10 km ssw. Basel und 3 km ö. Mariastein.
Die Gründungszeit der Burg ist unbekannt. Wir wissen
nur, dass sie dem Geschlecht der Rotberg (Ratberg,
^.^i¥« Baperg) gehörte, die auch das Schloss Rotberg
bei Metzerlen (Kant. Solothum) besassen. Als im Kriege
des Bischofs Heinrich von Neuenburg jg^gen Rudolf von
Habsburg die baslerische Ritterschaft sich in Sterner und
Pfilicher spaltete, hielten die Rotberg mit den Manch
und Schaler zu den letztem und stellten sich auf Seite
Oesterreichs. Dagegen waren sie am Anfang des folgenden
Jahrhunderts Irene Anhänger des Bischofs gegen Kaiser
Albrecht. Als dieser dem Bischof Otto von Grandson die
Reichslehsn nicht erteilen wollte, brach ein Krieg aus,
in dem auch Furstenstein belagert wurde. Schon gedachte
sich die Besatzung zu ergeben, als in der Nacht des
1. Mai 1908 ein Bote den Gipfel des Berges erklomm und
in das Schloss hineinrief: « Herr^von Rotberg, der Kai-
ser ist ermordet. » Im Lager vernahm man um Mitter-
nacht dieselbe Botschaft, und das Heer zog ab.
Imgrossen Erdbeben von 1356 stürzte auch Fürsten-
Stein ; es wurde aber bald wieder auf;?ebaut und war nun
« ein offenes Haus » der Stadt Basel. Denn nachdem die
Zünfte siegreich aus dem Kamj^f mit dem Bischof und
Adel hervorgegangen, fügten sich die Rotberg ins Un-
vermeidliche und leisteten wie die Bärenfels, Eptingen
und Ramstein der Stadt Steuer und Kriegsdienst. Doch
konnten auch einige von ihnen dem Reiz nicht wider-
stehen, der die meisten ihres Standes ans Haus Habs-
burg fesselte, welches seit dem grossen Erdbeben eine
übermächtige Stellung in der Stadt gewann. So wurde
1384 über Hemmann und Wernli Ratperg der Verlust der
Aemter und des Bürgerrechts verhängt, und 1386 fielen in
der Schlacht bei Sempach auf Seite Leopolds auch zwei
Raperg.
Der Krieg mit Oesterreich und dem Adel brach am
Anfang des 15. Jahrhunderts mit erneuter Heftigkeit aus
und wiederum waren die Rotberg beteiligt. Hans Lude-
mann von RotberfT war 1405, 1407 und 1409 Bürgermeister.
Aber er führte ein willkürliches Regiment und wurde
deswegen 1410 aus der Stadt verwiesen. Nun wurde er
österreichischer Landvogt zu Altkirch, erlitt aber als sol-
cher die grösste Einbusse, indem sein Schloss Fürsten-
stein während dieser Zeit von Heinrich ze Rin und Rudolf
von Neuenstein (südlich von Laufen) bestürmt und einge-
nommen wurde. Da zogen die Basler aus, eroberten Neu-
enstein und Blauenstein (bei Kleinlützel) und belagerten
Fürstenstein 12 Tage lang. Endlich ergab sich Heinrich
ze Rin und wurde hinjgerichtet. Die Burg Fürstenstein
aber wurde auf Fastnacht 1412 abgebrochen.
Hans Ludemann von Rotberg kehrte 1416 wieder nach
Basel zurück und erlangte 1418 das Bürgermeisterin m
neuerdings. Dieselbe Wurde bekleideten darauf auch Ar-
nold und Bernhard von Rotberg. Ueberhaupt blühte
dieses Geschlecht noch mehr als ein Jahrhundert in
Basel : dann verschwindet es hier. Dagegen treffen wir
z. B. 1545 Jakob von Rotberg als Landvogt von Röteln
und Besitzer des Dorfes und Dinghofes Bamlach bei
Rheinweiler im jetzigen Grossherzogtum Baden; Karl
Joseph Freiherr von Rotberg war der letzte Landvogt
des fürstbischöflichen Amtes Schliengen.
Quellen : Christian Wurstisen's Basler Chronik bis ioSO,
Sammlung der Basler Chroniken. — Urkundenbücher von
BaselrStadt und Basel-Land. — Heusler, Andr. Ver-
fassungsgesch. der Stadt Basel im Mittelalter. Blasel
1860. — Ochs, Peter. Geschichte der Stadt und Landschaß
Basel. 8 Tle. Berlin u. Leipzig; Basel 1786-1822. — Lutz,
Markus. Geschichte der vormaligen Herrschaften Birs-
eck und Pfef fingen. Basel 1816.
FORTI (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. WoUerau). 593
m. Gruppe von 7 Häusern, an der Kreuzuujgf der Strassen
Samstagern- WoUerau und Schindel legi-Richters wil, 800
m sw. WoUerau und 2 km ö. der Station Samstagem der
Linie Wädenswil-Einsiedeln. 55 kathol. Ew. Obst- und
Gemüsebau.
F088 oder FIE88 (Kt. Wallis, Bez. Lenk, Gem.Leu-
kerbad). 1576 m. Häusergruppe, über dem Weiler Bür-
chen und zu diesem gehörena, auf einer Terrasse über
dem rechten Ufer der Dala und zwischen zwei von den
zerrissenen Flanken der Löschhömer herabkommenden
Wildbächen; 1,5km ssw. über Leukerbad. Nicht das
ganze Jahr bewohnt.
FUET (LE) (Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Sai-
court). 844 m. Dorf, am S.-Hang des das Thal der Trame
von der Hochfläche von Bellelay scheidenden Mont Bau-
tier an der Strasse Tavannes-Bellelay und zwischen diesen
beiden Ortschaften ; 3,5 km nw. der Station Tavannes der
Linie Biel-Delsberg-Basel. Postablage, Telephon ; Post-
wagen Tavannes-Les Geneveys. 33 Häuser, 191 reform.
Ew. französischer Zunge. Kirchgemeinde Tavannes. Land-
wirtschaft. Uhrenindustrie. Handel mit weissem Qaarz-
sand (Huppererde), der weithin an die Glashütten ver-
sandt wird.
FUEY (BOI8 DU QRAND) (Kt. Waadt, Bez. Au-
bonne). 1200-1300 m. Eine der den SO.-Hang des Kam-
mes Le Marchai ruz-Mont Tendre bedeckenden Waldungen,
w. über Biere und im SW. von der Strasse von Aubonne
und Nyon nach Le Brassus begrenzt. Fläche 400 ha.
FUHR, FUR^oder FOHR. ^Ortsname der deutschen
Schweiz; vom Althochdeutschen fuhm — Hang, Ge-
hänge einer niedrigen Anhöhe.
FUHR (Kt. Zünch, Bez. Borgen, Gem. Wädenswil).
204
FUH
FUL
455 m. Gruppe von 4 Häusern, s. der Strasse Wädenswil-
Hirzel und 1 km nw. der Station Wädenswi] der links-
ufrigen Zurichseebahn. 31 reform. Ew.
FUHRA (AUF DER) (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Plaffeien). 848 m. Weiler, zwischen Sense und dem
Tütschbach, 700 m nö. Plaffeien und 15 km so. vom
Bahnhof Frei bürg. 46 Häuser, 74 kathol. Ew. deutscher
Zunge. Viehzucht und Milchwirtschaft. Holzhandel.
FUHRE oder FUHREN (Kt. Bern, Amtsbez. Inter-
laken. Gem. Iseltwald). 720 m. Gruppe von 9 Häusern, über
dem linken Ufer des Brienzersees und 1,5 km sw. über
der DampfschifTstation Iseltwald. 90 reform. Ew.
FUHREN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Lau-
terbrunnen). 807 m. Weiler, nahe der Kirche Lauterbrun-
nen, am Fuss der das linke Ufer der Weissen Lütschine
überragenden Felshänge. 12 Häuser, 58 reform. Ew.
FUHREN (BLAU, OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald, Gem. Sumiswald). 740-794 m.
Fünf am linken Ufer der Drünen zerstreut gelegene
Häuser, 500 m w. Wasen und 9 km nö. der Station Bamsei
der Linie Burgdorf-Langnau. 41 reform. Ew. Kirchge-
meinde Wasen.
FULACH oder KREBSBACH (Kt. und Bez. Schaff-
hausen). Kleiner Bach ; entspringt s. Thäingen in 460 m,
fliesst langsam nach SW. und mündet nach 7,5 km lan-
Fttlaoher Bttrgli.
ffem Lauf unmittelbar w. Schaffhausen in 40^ m in die
Durach (einen rechtsseitigen Zu flu ss zum Rhein). An ihrem
Ufer müssen einst zwei kleine Siedelungen gestanden
haben, nämlich Fulach zwischen Schaffhausen und Herb-
lingen und Alt Fulach zwischen Herblingen und Thäin-
gen. Das Geschlecht derer von Fulach war eines der
bedeutendsten und ältesten schaffhauserischen Edelge-
schlechter; es hatte die Gerichtshoheit über Thäingen
inne und besass neben anderen Gütern auch das Schfoss
Laufen am Rheinfall. Ihm gehörte ferner das unmittelbar
vor Schaffhausens Mauern am Ufer der Fulach stehende
und befestigte sog. Wasserhaus. Im 16. Jahrhundert ent-
stand etwa 20 Schritte von dieser ursprünglichen Burg
entfernt ein neues Gebäude, das heute noch Fulacher
Bürgli heisst. Dieses diente während einer Reihe von
Jahren dem berühmten Schaffhauser Antistes David
Spleiss (f 1854) als Amtswohnunsr.
FULAU (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Elsau).
565 m. Gruppe von 5 Häusern, 2 km nö. Elsau und 3 km
nö. der Station Räterschen der Linie Winterthur-St.
Gallen. 29 reform. Ew.
FULDERA (Kt. Graubünden, Bez. und Kreis Münster-
thal). Politische und Kirchgemeinde, mit den 2 Weilern
Fuldera da int und Fuldera da dora an der Ofenpassstrasse,
im Münsterthal und am rechten Ufer des Rombachs. Post-
ablage ; Postwagen Zemez-Münster. 26 Häuser, 98 reform.
Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschaft. Die vom S.-Ge-
hänge des Thaies herabsteigenden WUdbäche Ruioa und
Fossa haben schon oft den Boden der Gemeinde Fuldera
mit Schlamm und Schutt zu überführen gedroht. Obwohl
diese Gefahr heute infolge von grossen Verbaunngsar-
beiten zu einem Teil abgewendet ist, kommen doch noch
häufig genug kleine Ueberschwemmungen vor.
FULENBACH (Kt. Solothurn, Amtei Ölten). 427 m.
Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Aare, an der
Strasse Wolfwil-Boningen und 1 km n. der Station Mur-
genthal der Linie Olten-Bern. Postablage, Telephon. 88
Häuser, 537 zur Mehrzahl kathol. Ew. Landwirtschaft,
Getreide- und Futterbau. Viele der Bewohner arbeiten in
den zahlreichen Fabriken am rechten Aareufer. Sand-
gruben. Brücke über die Aare. In ihrer Nähe hat man bei
einer Oelmühle Bronzegegenstände aufgefunden, worunter
einen römischen Denar der Gens Vargunteia. Bei Fulen-
bach Ueberreste einer einstigen Stadt Friedau, die s. Z.
von den Guglern in Asche gelegt worden ist. An den Hän-
gen des ehemaligen Stadtgrabens steht Wald, und im
Graben selbst entspringt eine ergibige Quelle, die heute
eine Oelmühle treibt.
FULEN8EE (Kt. Urij. 1774 m. Sehr kleiner See, im
obern Abschnitt des Erstfelderthales, Vt Stunde von der
Kröntenhütte des S. A. .C, nahe dem Glattenfim und 3 Vi
Stunden über Erstfeld. Prachtvoll gelegen und vod
Schlossberg, Spannörtern, Krönte etc. umrahmt.
FÜLL (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem. Full-Reuen-
thal). 318m. Dorf, am linken Ufer des Rhein; 1,6 km
n. Reuenthal und 3,2 km nw. der Sation Koblenz der
Linien Turgi-Waldshüt und Koblenz-Stein. Postablage.
47 Häuser, 274 kathol. Ew. Kirchgemeinde Leuggem.
Acker^ und Weinbau. Viehzucht. Bürstenfabrik. Viele
der Bewohner arbeiten in den Fabriken des gegenüber-
liegenden und mit Füll durch eine Fähre verbundenen
Städtchens Waldshut.
FULL-REUENTHAL (Kt. Aargau, Bez. Zurzach).
Gemeinde, umfasst die zwei Dörfer Füll und Reuenthal,
sowie den Weiler Fahrhäuser. Zusammen 70 Häuser,
404 kathol. Ew. S. diese Art.
FULLARHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). GipfeL S.
den Art. Fillarkuppe.
FULLI (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart, Gero.
Seewis). 1300 m. Alpweiden mit zerstreut gelegenen
Hütten, am S.-Hang des Piz Vilan in einem kleinen
rechtsseitigen Nebenarm des Thaies des Taschinesbachs;
FULLY (Kt. Wallis, Bez. Martinach). Ausgedehnte
Gemeinde, am rechten Ufer der Rhone zwischen den un-
tern Hängen der Felspyramide der Grande Garde und
dem hohen Felssporn Les Follaterres, Dorf Fully in
480 m am Fuss des aus krystallinen Schiefem bestehen-
den Thalgehänges auf einem Glazialschuttkegel gelegen,
3 km n. Martinach. Seit 1891 zwischen den Dörfern
Fully und Charrat und 2 km s. von ersterem die Sta-
tion Charrat-FuUy der Simplonbahn. Postbureau. Ausser
dem Dorf Fully umfasst die Gemeinde noch eine Reihe
von weiteren Dörfern und Weilern, die meist unbe-
wohnt sind, zur Zeit der Fastnacht und Weinernte aber
ein ausserordentlich reges Leben haben, da dann die
Leute aus dem Entremont ihre hier gelegenen Rebhäus-
chen (mazots) zu beziehen und in ihren Weinbergen zu
arbeiten pflegen. Die ansässige Bevölkerung der Ge-
meinde beschränkt sich auf den Landsaum längs der
Sohle des Rhonethaies und die darüber aufsteigenden
unteren Gehänge. Am Rande des Thaies und am Fuss
der Weinberge stehen die Dörfer und Weiler Vers T^glise
oder Fully (der Sitz der Gemeindebehörden), La Fontaine
(n. Fortsetzung des Dorfes Fully), Branson, Chätaignier,
Saxey und Mazembroz; auf den Höhen und in den an-
baufähigen Bodenfalten über den Weinbergen finden
sich die Siedelungen Neuloz, Buitona, Beudon, Tasson-
nieres, Randonne, Tschieboz und Plagnuy. Gemeinde:
277 Häuser, 1404 kathol. Ew. ; Dorf Vers Tfiglise mit La
Fontaine: 106 Häuser, 575 Ew. Wein- und Obstbau,
Wein- und Obsthandel. Pferde- u. Maultierzucht. Eigene
Kirchgemeinde. Die Kirche zu St. Symphorien ist im 17.
FUL
FUL
205
Jahrhundert neu aufgebaut worden ; der durch ein Erd-
beben 1855 z. T. zerstörte und bald nachher ausgebesserte
Glockenturm weist eine Inschrift auf, die uns von der
einstigen Bedeutung der Ortschaft zur Zeit der Eroberung
des Landes durch die Römer unterrichtet. Das Namens-
fest des Kirchpatrons (22. August) pttegt eine grosse An-
zahl von Pilgern und anderen Festgästen aus dem ganzen
französisch sprechenden Teil des Kantons in Fully zu
versammeln, die sich entweder den die ffanze Nacht hin-
durch dauernden Andachtsübungen widmen oder auch
dem Genuss der darauf folgenden weltlichen Freuden
mannigfaltiger Art sich hingeben. Das Gehänge von Fully,
welches von den gewöhnlich einer Schneedecke entbehren-
den und vegetationslosen Gipfeln des Six Carroz, Portail
de Fully, Grand Cbavalard und der
Grande Garde überrafft und bei-
nahe einzig nur von cfem Abfluss
des Obern Lac de Fully bewässert
wird, ist nicht nur das sonnen-
reichste Gebiet des ganzen Kan-
tons, sondern auch dessen an
Trinkwasser und künstlicher Be-
wässerung ärmste grössere Land-
schaft. Am Fusse dieser kahlen
und trockenen Felshänge, die nach
unten von einer aus Mangel an
Feuchtigkeit verkümmerten wald-
zone begrenzt sind, steht auf den
von zahlreichen Bergstürzen an-
gehäuften Schutthalden ein aus-
gedehntes Weinbaugebiet, das das
vorzüglichste des Kantons sein
könnte, wenn es wie die übrigen
von einem Netz von Bewässer-
ungskanälen durchzogen würde.
Die Eigentümer dieser Weinberge,
die Gebirgsleute aus dem Val de
Bagnes und der Vall^e d'Entre-
mont, sind auf eine fortgesetzte
Parzellierung ihres Besitzes in
kleine und kleinste Teile derart
versessen, dass das Ganze darunter
offenbar Schaden leidet und von
einer rationellen Bewirtschaftung
keine Rede sein kann. Dekan
Bridel sagt schon, dass hier die
Früchte mindestens 14Tagefirüher
reifen als am Genfersee und die
Wiesen sich schon mit dem herr-
lichsten Bluroenteppich schmük-
ken, wenn das übrige Land noch
seine winterliche Schneedecke
trägt.
Der Felsgrund des Hanges von
Fallj besteht aus krystallinen
Schiefem, über denen in der Ge-
gend der beiden kleinen Seen
Karbon, dann ein Band triasi-
scher Rauchwacke und endlich
zu Oberst am Grand Cbavalard
Malmkalke folgen. Da Fully vor
den das Rhonethal aufstei|^enden
W.-Winden besser geschützt ist
als das benachbarte Martinach,
nähert sich sein Klima weit eher demjenigen des zen-
tralen Wallis und entspricht, wenigstens in Bezug auf
seinen Regenfall (Durchschnitt 188^94: 529 mm), etwa
den in Sitten herrschenden Verhältnissen. Die für
das zentrale Waliis charakteristischen klimatischen Er-
scheinungen (wie klarer Himmel, seltener Regenfall,
trockene Luft, starke Insolation) machen sich sofort schon
hinter dem Felssporn der Follaterres bemerklich und
lassen sich an der Vegetation unmittelbar erkennen. Da-
her weist Fully bereits alle die dem warmen zentralen
Wallis eigenen Pflanzenarten auf. Besonders reich ent-
wickelt ist die Frühlingsflora, die hauptsächlich durch
Knollengewächse und Arten mit langen und starken Wur-
zeln (wie Anemone montana^ Adoms vemalis, Iris, As-
parogta, Gagea^ Omithogalum, Mtucari, Bulbocodium)
vertreten ist, während der Sommerflora vorzüglich Labi-
aten angehören. Am häufigsten finden .sich Pflanzen mit
einem Haarkleid, und selbst solche Arten, die an anderen
Standorten der Haare ermangeln, weisen hier einen an-
sehnlichen Filzüberzug auf. Hier erreichen auch einige
Baumarten ihre höchste bekannte vertikale Verbreitung:
so steigen z. B. an der Joux Brülle Linde, Eiche und
Spitzahorn bis 1600 und 1Q50 m an. Ausser der Mehrzahl
der im zentralen Wallis wachsenden Pflanzenarten hat
Fully noch eine Reihe von nur seinen Hängen eigenen
interessanten Typen, wie Gatepina Corvini, Uelianthe-
niuni salicifoliunij Coronaria tonxentosa, Trifolium sub-
terraneumy Vicia pisiformis, Lonicera periclymenum.
Der hervorragende Florenreichtum des Gebietes von
Fully ist ferner durch den vielfachen Wechsel des geolo-
i^AffJfi^ersc.
Gemeinde Fully.
gischen Untergrundes bedingt. Der w. Abschnitt des
Beckens der Montagne de Fully, sowie der Mont Bron
und Portail de Fully bestehen bis zu den Seen aus karbon-
ischen Konglomeraten und Quarzsandsteinen, der s.
Abschnitt des Berghanges bis nahe zu dem das Becken
der Seen abschliessenden Kamm hinauf wird von Glim-
merschiefer und Gneis gebildet, und die ö. und n. Ab-
schnitte der Gemeinde, gegen Dent de Mordes und
Grand Cbavalard hin, sind aus Kalksteinen jurassischen
Alters und des Neocom aufgebaut. Daher denn auch der
erstaunliche Wechsel in der Flora mit dem so auflallen-
den Kontrast zwischen den den Kalkboden fliehenden
Arten im S. und W. und den Kalkpflanzen im N. und 0.
des Gebietes (Vergl. dazu Jaccard, Henri. Catalo^ue de la
flore valaisanne in Neue Denkschr. Bd. 34. Zürich 4895).
Auf dem den krystallinen Schiefem angehörenden Ge-
206
FÜL
FUL
hänge wachsen auch eine grosse Anzahl von in den Pen-
ninischen Alpen verbreiteten Arten, die dann vollständig
aussetzen, um erst jenseits Leuk wieder zu erscheinen,
wo sie neuerdings den für ihr Gedeihen notwendigen
Untergrund vorfinden. Von diesen beschränken sich auf
Fully Astragalus australls, Sedum anacampseros, Ade-
nostyles eginetisis u. A. leucophylla, Erigeron VUlarsiif
Centaurea nervosa; Hieraciuni sabinum, H. fuligmo-
suni und H. ochroleucuni ; Scutellaria alpina, Andro-
sdcr. inibricatOy Carex pauciflora und C. brunescens,
Lycopodium alpinurti^ Ällosurus crispuß und Asplenum
gernianicuni.
Dank seinem Klima und der ausnahmsweise reichen
Entwicklung seiner Flora besitzt das Gebiet von Fully
auch eine sehr grosse Anzahl von seltenen oder anderswo
gar nicht vorkommenden Insekten. Schmetterlinge aus
südlichen Gi^bieten, wie Lycaena amanda und Argynnis
pandoray umgaukeln die Bluten ; die Gottesanbeterin
(Mantis religiosa) findet sich auf allen Wiesen; die Cica-
den {Cicada orni, C. viridinervis und C. haematodes)
lassen während des Sommers Tag für Tag ihren betäu-
benden Gesang ertönen. Besonders zahlreich vertreten sind
die Käfer, von denen man viele der hier lebenden Arten
sonstwo in der Schweiz vergeblich suchen wurde; wir
Den! de FoUy, von dar Dent de Mordes aus.
nennen davon Lebia cyathigera und L. turcica, Diachro-
mu8 germanus, Harpalus attenuatuSy Pteroslic/ius Koyi,
Colymbetes collaris und C. adspersuSj Saprinus conjun-
gens, Onthophagus vacca u. O. Schreberi, Osmoderma
eremita, Hypebaeus flavicollis, Ochina hederae, Mylacus
globulus, hhinocyUus latirostris^ ^fecinu8 collariSy Aca-
luptus sericeuSf Orchestes signifer^ Gymnetron noctis^
Ceutorhynchus horridus, Tirtiarcha metallica, Psylliodes
Kunzei. (Näheres siehe bei Favre, fim. Faune des Coleop-
tpres du Valais in Neue Detikschr. Bd 31. Zürich 1890).
Keine andere Gemeinde des Wallis vereinigt wie Fully
auf so kleinem Baum alle die mannigfachen Naturerzeus-
nisse, auf deren Gedeihen der Kanton mit Recht so stolz
ist. Das den Uebcrschwemmungen der Rhone entzogene,
trocken gelegte und der Kultur zurückgewonnene Gebiet
in der Thalsohle übertrifft an Fläche diejenigen der meis-
ten anderen grossen Gemeinden am Fluss ; Fully's Reb-
berge liefern die frühesten Trauben des Landes ; alle
Obstbäume finden sich hier zusammen, und der Nuss-,
Pfirsich-, Kastanien- und Aprikosenbaum, sowie Gemüse
mannigfaltigster Art gedeihen hier besser als an irgend
einer andern unter gleicher Breite gelegenen Stelle. Im
Vallon de Sorniotoder auf der Montagne de Full^ (am Fuss
der Dent de Mordes) findet das Vieh bis hinauf zum
ewigen Schnee sein Futler. Die Bürgergemeinde Fully
zieht sich nicht nur längs des trocken gelegten Land-
streifens am rechten Ufer der Rhone hin, sondern greift
in der Richtung auf Saxon, Charrat und Martinach btadt
noch weit auf das linke Flussufer über. Diese seit der
Eindämmung des Plusslaufes diesem abgewonnene Ge-
meindeländereien werden in Parzellen von je 47 Aren
(700 Toisen) an die in Fully verbärgerten Haushaltungen
verteilt, sodass jedes junge Ehepaar schon gleich von An-
fang an ein hübsches Stück Land zum Anbau und zur
Verwertung erhält. Nicht umsonst ist jetzt die einst so
arme Gemeinde auf dem besten Wege zu blühendem
Wohlstand. Im Mittelalter war das Gelände von Fully
eine Waldvogtei (sog. Salterie). deren Vögte (Sautiers ge^
nannt) der Burgherrschaft Saillon unterstanden und der
Reihe nach den Grafen von Savoyen, dem Staat Wallis,
dem Geschlecht Chamavalli aus St. Gingolph u. den Edeln
Le Chätelard aus Martinäch.den Treueid leisten mussten.
Sie wohnten in Branson, wo die älteste und bedeutendste
der zwischen Riddes und St. Maurice über die Rhone
führenden Brücken ist. Diese Holzbrücke soll in Bälde
durch eine eiserne Brücke ersetzt werden. Lange
Zeit stand Fully mit Dorenaz, Collonges, Lavey und Bei
nur durch einen von Branson ausgehenden und um den
Sporn der FoUaterres sich herumziehenden schmalen
Fussweg in Verbindung. Beim Umgraben eines Feldes
bei Le Carroz (oberhalb Branson) hat man
1901 22 Skelete zu Tage gefördert, bei denen
sich aber keinerlei Gregenstände vorfan-
den, aus welchen man auf das Alter der
Gebeine hätte einen Schluss ziehen kön-
nen. Gräber mit Skeleten ohne Bei^^aben
auch bei Saxey und Mazembroz. Romer-
gräber mit Inschriften, Fibeln und Mün-
zen. [L. COURTBIOI« u. H. Jaccard.]
FULLY (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Fully). 480 m. Dorf; Hauptort der
Gemeinde Fully. Richtiger Vers l'Eguse
feheissen. S. diesen Art. und den Art.
ULLY (Gemeinde).
FULLY (DENT DE) (Kt. Wallis, Bez.
Martinach). Gipfel. S. den Art Chavalard
(Grand).
FULLY (MONTAQNE DE) (Kt. Wal-
lis, Bez. Martinach, Gem. Fullyj. 1620-2500
m. Alpweiden, Eisentum der Bür^erge-
meinde Fully; der Hauptsache nach so. der
Dent de Mordes im weiten Vallon de Somiot
zwischen Six Trembloz und Grand Chava-
lard gelegen. Die ganze Gebirgsumrahmung
bestellt aus Sandsteinen und Schiefem kar^
bonischen Alters. Die Montagne de Fully zer-
fällt in 2 getrennte Alpweiden : 1. die magere
und trockene Alp Lousine, oberhalb der
zwischen Grande Garde und Grand Chava-
lard aufsteigenden Waldungen gelegen ; 2.
die weit grössere und saftigere Alp Sorniot, in dem von
den Botanikern oft besuchten und in zwei übereinander
liegende Terrassen gegliederten Vallon de Somiot. Auf
beiden Terrassen je ein kleiner See ; der untere mit 1 km
Umfang in 1996 m, der etwas grössere obere in 2129 m
Höhe. Dieser letztere hat reines und klares Wasser, wird
von kleinen von den umliegenden Felsgehängen herab-
kommenden Wasserfäden gespiesen und entsendet einen
Bach zum untern See, der 60 m tiefer liegt als die Ter-
rassenkante. Heute entnehmen dem Bach nahe seinem
Austritt aus dem obern See rechts und links je eine Lei-
tung (bisse) einen Teil seines Wassers, das sie bis zur
Terrassen kante führen, von wo es seinen Weg über den
Hang von Fully zu Thal nehmen kann. Das im Bach ver-
bleibende Wasser geht zu dem trüben und schlammigen
untern See, der unterirdisch abfliesst. Der Boden der
Montagne de Fully ist zu einem Teil vertorfl, doch hat
man bis jetzt noch keinen Versuch zum Abbau des Torfes
und zu seiner Verwendung als Brennmaterial ffemacht.
Die Alpweide als Ganzes vermag neben dem Kleinvieh
noch 2o0 Kühe zu ernähren. Am Ein^ng ins Thälchen
stehen am Ufer des unteren Sees einige Hütten und ein
Heusladel. In der Nähe hat man den Anbau von Graphit
versucht.
FULLY (PORTAIL DE) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
2146 m. Passübergang, zwischen den Alpweiden und Seen
FUL
FUU
207
von Fully und dem Haut d'Alesses. Benannt nach einer
Art von Torbogen, den die Atmosphärilien aus der triasi-
scben Rauchwacke herausge^vittert haben und der eine der
Sehenswürdigkeiten derAValliser Flanke der Waadtländer
Alpen ist.
FULTIQEN (HINTER und VORDER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Seftigen, Gem. Rüeggisberg). 875 und 865 m.
Zwei kleine Dörfer; 1,8 km von einander entfernt und
zwar Hinter Fultigen im W. und Vorder Fultigen im 0. ;
jenes 3,5 km und dieses 2 km nw. Rüeggisberg und 8 km
nw. der Station Thurnen der Gürbethaloahn (Bem-Wat-
tenwil-Thun). Zusammen 118 Häuser, 734 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
FUN8 (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis und
Gem. Disentis). 1200 m. Gruppe von 5 Häusern^ an der
Vereinigung von Val d'Acletta und Val Clavanief, 1 km
sw. Disentis und 31 km wsw. der Station Uanz der Linie
Chur-Ilanz. Postwagen über den Oberalppass. 35 kathol.
Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschafl.
FUNTNA8 (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Wartau). Dorf. S. den Art, Fontnas.
FUORCLA (8PI DELLA) (Kt. Graubünden, Bez.
Inn). 2715 m. Kurzer Grat im Bergstock des Stammer-
spitz; zieht von der im obersten Val Sinestra-Chöglias
gelegenen Alp Chöglias nach NO. und schliesst sich zwi-
schen Stammerspitz und Piz Chamins an den Punkt
2925 m der Hauptkette an. Ganz in der Nähe die selten
begangne Fuorcla Chamins, die vom Val Roz ins Val
Chamms fuhrt und damit das obere Val Sinestra mit dem
obern Samnaun verbindet. Etymologie s. beim Art.
FURKA.
FUORN. Romanischer Ortsname im Kanton Grau-
bönden ; vom lat. fumus = Backofen, Backstube.
FUORN (IL)» deutsch Ofenberg fKt. Graubünden,
Bez. Inn, Kreis Obtasna, Gem. Zemez). 1804 m. Bercwirts-
haos, am S.-Fuss des Piz del Fuorn und an der Ova del
Fuom, an der Ofenpass- oder Bufialorastrasse (Zemez-
Münsterthal), 11 km so. über Zemez. Postablage, Tele-
graph.
I^'UORN <OVA DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Wiidbach; entspringt am Orenpass, fliesst bis zum Wirts-
haus II Fuorn nach WNW., dann nach SW. und endlich
Deuerdings nach WNW. und mündet nach 12 km lanffem
Lauf 7,5 km oberhalb Zemez von rechts in den Spöl
(einen Nebenfluss zum Inn). Wird beinahe längs seines
SaDzen Laufes von grossen Föhrenwaldungen und von
er Ofennassstrasse begleitet. Nimmt von rechts eine
^nze Reine von Nebenbächen auf, die von der Kette des
Piz Tavrü herabkommen und die kleinen Thäler Nüglia,
Stavel-Chod, Botsch und Ftur entwässern.
FUORN (PIZ DEL> (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2910 m. Rauher und kahler Gipfel, n. über dem Wirts-
haas II Fuom (1804 m) an der Ofenpassstrasse ; schiebt
sich zwischen Val Ftur und Val del Botsch aus der Kette
des Piz Tavrü etwas nach S. vor und überragt das Val
del Fuorn.
FUORN (VAL DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2280-1830 m. Oedes Tobel voller Schuttmassen und La-
winenzügen ; steigt mit vielen Verästelungen vom Piz del
Fuom nach S. ab und mündet 1,5 km oberhalb des Wirts-
hauses II Fuorn auf die Ofenpassstrasse aus.
FUORN8 (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis
Disentis, Gem. Medels). 1482 m. Gruppe von 6 Häusern, am
rechten Ufer des Medelser Rhein und an der Lukmanier-
strasse. 2 km s. über Platta und 40 km swr. der Station
Ilanz der Linie Chur-Ilanz. Postwagen über den Lukma-
uier (Disentis-Biasca). 24 kathol. Ew. romanischer Zunge.
Aipwirtschaft.
FURCIL (LE) (Kt. Neuenburg, Bez. Val de Travers,
Gem. Noiraigue). 726 m. Gruppe von 6 Häusern, am
Fuss des Steilhanges der Clusette, 500 m so. der SU-
tion Noiraigue der Linie Neuenburg-Pontarlier und un-
terhalb der Strasse von Neuenburc^ ins Val de Travers.
120 reform, und kathol. Ew. Telepnon. Hier werden seit
1858 die Merkel abgebaut und von einer Fabrik zu Zement
und hydraulischem Kalk verarbeitet. Die unmittelbar vor
dem Eingang zu den Stollen stehende Fabrik hat eigenen
Geleiseanschluss an die Station Noiraigue und beschäf-
tigt 80-100 Arbeiter meist italienischer Nationalität. Da-
neben noch eine Uhrsteinschleiferei (80 Arbeiter) und
zwei weitere Zement- und Kalkfabriken, die die der Ge-
meinde Noiraigue gehörenden Brüche ausbeuten. Am Fur-
cil zweigt auch die das Wasser der Areuse zum Elektrizi-
tätswerk des Val de Travers führende Leitung ab. Den
Rohstoff zur Zement- und Kalkfabrikation liefern die
ton igen Kalke des Oberen Bathonien (die sog. Furcil-
schichten), die einen grossen Reichtum an Fossilien (bis
heute nahe an 100 Arten] aufweisen.
FURCLA (PIZ) (Kt. Gf!aubunden, Bez. Vorder-
rhein). 2912 m. Felsspitze, in der vom Piz Bhs zwischen
Val Cornera und Val Naips (jenes bei Tschamut, dieses
bei Sedrun auf das Vorderrheinthal ausmündend) nach
N. sich vorschiebenden Kette. Die zwei genannten Thäler
stehen über einen n. vom Piz Furcln und zwischen ihm
und dem Piz Paradis über die Kette führenden unbe-
nannten Pass mit einander in Verbindung. Etymologie s.
im Art. Fürka.
FURCLETTA (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2738 m.
Breite und tiefe Scharte, zwischen dem Stock des Drei-
länderspitz und der von diesem nach S. auszweigenden
Kette des Piz Cotschen, n. unter dem Piz Furcletta. Stei-
niger und mühsamer Uebergang vom Val Tuoi ins Val
Tasna. Wird nur selten begangen, obwohl er in Verbin-
dung mit dem Silvrettapass zusammen gestatten würde,
einen der schönsten Abschnitte des Silvrettamassives der
Länge nach zu durchwandern.
FURCLETTA (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2899 m. Gipfel, im Silvrettamassiv ; 2,5 km s. vom Drei-
länderspitz und von ihm getrennt durch die Scharte der
Furcletta, den Piz Urezzas und die Jamthalspitze.
FURCLETTA DAFORA und FURCLETTA DA-
VAIN8 (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 2853 u. 2470 m.
Zwei unbedeutende und nur selten begangene Passüber-
gänge über die vom Piz Michöl gegen Alvaneu nach N.
abzweigenden und ein am Weg auf den Piz Michöl lie-
Sendes steiniges und wasser loses Hochthal einschliessen-
en zwei Kämme. Ueber den W.-Kamm führt die Furc-
letta dafora, über den O.-Kamm die Furcletta davains.
Beide verbinden die Alp Tiefenkastei mit dem Alvaneuer
Schaftobel.
FÜREN (Kt. Bern, Amtsbez. Fmtigen, Crem. Adelbo-
den). 1295 m. Weiler, zwischen dem Allenbach u. Engst-
ligenbach und 1 km s. Adelboden. 12 Häuser, 64 reform.
Ew.
FÜREN (Kt. Bem, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Wählern). 779 m. Gruppe von 5 Häusern, auf einer Ter-
rasse über dem linken Ufer des Schwarz wasser; 1,8 km
so, der Kirche Wählern, 27 reform. Ew.
FÜREN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Nieder-
muhleren). dOO m. 5 am NW.-Hang der Brütschelegg zer-
streut gelegene Häuser, 5 km sw. der Station Belp der
Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun) und 1,7 km sw.
Niedermuhleren. 43 reform. Ew.
FÜREN (Kt. Bern, Amtsbez. und C^m. Siffnau). 681
m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer aer £mme
und an der Strasse Langnau-Signau; 1,5 km nö. der
Station Signau der Linie cem-Luzem. 35 reform. Ew.
FÜREN (Kt. Bem. Amtsbez. Thun, Gem. Homberg).
865 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer kleinen Terrasse
über dem linken Ufer der Zu Ig, 4,3 km ö. der Station
Stefßsburg der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun.
37 reform. Ew. Kirchgemeinde Steffisburg.
FÜREN (AN DER) (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle,
Gem. Gadmen). 1173 m. Weiler, am rechten Ufer des
Gadmerwasser, 2 km sw. Gadmen und 15 km ö. der Sta-
tion Meiringen der Brünigbahn (Luzem-Brienz). 13 Häu-
ser, 118 reform. Ew.
FÜREN (HINTER u. VORDER) (Kt. Bem, Amts-
bez. und Gem. Signau). 940 und 920 m. Zwei Gruppen
von zusammen 11 Häusern, über dem linken Ufer der
Emme und 3 km so. der Station Signau der Linie Bern-
Luzern. 30 refOrm. Ew.
FURQQALP (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Almagell).
2000-2600 m. Sommerweide, umfasst das ganze Thal
des Furggbaches (bedeutendste Seiten Verzweigung des
Saasthales) ; 3 Stunden sw. vom Dorf Almagell. Wird von
Bürj^em von Almagell und Saas-Im Gmnd bewirtschaftet.
8 Hütten oder Stadel. Der ganzen Breite nach vom Saum-
weg über den Antronapass durchzogen.
FURQQBACH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Wildbach,.
308
FÜR
FÜR
grÖBdter Zufluss der Saaser Visp; entspringt den am
FuBse des Stellihorns liegenden zwei kleinen Gletschern
von Furggen undNollen, durchlliesstin der Richtung NW.
auf eine Länge von 5 km das von der Furggalp be>
slandene und im Mittel 2IU0 m hoch gelegene Thal und
mündet durch ein bewaldetes Tobel nach 6 km langem
Gesa mtlauf von links auf das obere Saasthal aus.
FURQQBACH (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2402-2040 m.
Wildbach, Abfluss des Furgggletschers und Zufluss zum
Bodengletscher, 1 km lang. iNimmt zwei vom Ober Theo-
dulgletscher kommende Bäche auf und wird vom Fuss-
weg Zermatt-Theoduljoch überschritten.
FURQQE. Ortename. S. den Art. Furka.
FURQQE (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). 1983, 1937,
2202 m. Felskamm, zwischen Habkemthal und dem Thal
des zur Emme gehenden Bumbaches. Trägt den Hohgant
(2202 m) und ist an mehreren Punkten, so z. B. gerade
am Hohgant, leicht zugänglich. Vergl. den Art. Hohgakt.
FURQQE oder FURKEN8 (Kt. Wallis, Bez. Brig).
1882 m. Kleine Alpweidenterrasse, zwischen Seehorn
(-2454 m) und Furmeleugrat (2487 m) einer-, Laquinthal
und Zwischbergenthal (oder Val Vaira) andererseite. Dient
als direkter Passübergang (2 Stunden) vom Weiler Zwisch-
bergen im gleichnamigen Thal nach dem Weiler Gsteig
oder Algaby an der Simplonstrasse (zwischen Simpeln
und Gondo). Saumweg. 6 nicht ständig bewohnte Häuser.
FURQQE (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). 2504 m.
Gewellte Terrassenlläche, oberster Abschnitt der Furggen-
alp im Sallischthal ; dient als breiter Passubergang zwi-
schen Breithorn und Bettlihom (2962 m) und kann von
Binn aus durch das Saflischthal in etwa 4 Stunden leicht
erreicht werden.
FURQQE (QR088E) (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2820 m.
Gipfel, nö. Vorberg des Seelhalhorns und am N.-Ende des
Saasgrates, 3 Stunden osö. über Grächen und 4 Vt Stun-
den über St. Nikolaus.
FURQQE (KLEINE) (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2650 m.
Gipfel, NNO. -Ausläufer der Grossen Furgge und am N.-
Ende des Saavffrates, 2Vfl Stunden* ö. über Grächen im
Thal von St. Nikolaus.
FURQQEHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
2172 m. Felssporn, 3 km s. über dem Dorf Iseitwald am
linken Ufer des Brienzersees ; im Bergstock des Grindel-
walder Faulhorns und im gleichen Felskamm wie das
Läger Rothorn.
FURQQELEN (Kt. und Bez. Schwyz). 1531 m. Ein-
schartung in der das Thal von Iberg vom Alpthal trennen-
den Kette, 500 m n. vom Furggelenstock. Dient als Pass-
übergang zwischen den genannten zwei Thälern.
FURQQELENPA88 (Kt. und Bez. Schwyz). 1733 m.
Verhältnismässig hoher Passübergang, unmittelbar so.
unter dem Frohnalpstock ; verbindet das untere Muotatbal
über den Stoss und die Frohnalp mit Riemenstalden und
Sisikon; 4Vf Stunden nö. über Sisikon. Aufstieg von N.
her wenig beschwerlich, Abstieg nach S. steil über eine
Reihe von Felsbändern.
FURQQELEN8TOCK (Kt. und Bez. Schwyz). 1659
m. Abgerundeter Gipfel, mit Wald und Alpweiden be-
standen, oberhalb Einsiedeln in der Grenzkette zwischen
Iberg und dem Alpthal, 4 km ö. vom Kleinen Mythen ; s.
über der Furggelen.
FURQQEI.8 oder FURKEL8 (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans, Gem. Pfafers). 1202 m. Weiler, am rechten Ufer
des Fluppibaches, 7 km ssö. über der Station Ragaz
der Linie Sargans-Chur und 1,5 km so. über Pfafers. 10
Häuser, 30 kathoL Ew. Viehzucht.
FURQQENALP (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron, Gem.
Grengiols). 2449 m. Alp weide, im Saflischthal (einem Sei-
tenzweig des ins Binnenthal ausmündenden Längthaies),
zwischen Breithorn und Bettlihom. 14 Hütten.
FURQQENBAUMHORN oder PUNTA D'AU-
RONA (Kt. Wallis, Bez. Briff). 2991 m (auf der italieni-
schen Karte 2985 m). Gipfel, im Massiv des Monte
Leone, auf der Grenze gegen Italien und zwischen Gan-
terlhal und der italienischen Alpe de Veglia. Vom Furg-
genbaumpass aus in einer Stunde ohne Schwierigkeit zu
erreichen. Sehr schöne Aussicht.
FURQQENBAUMPA88 oder FORCHETTA
D'AURONA (Kt. Wallis, Bez. Brifir). 2690 m (auf der
italienischen Karte 2682 m). Passübergang, im Massiv
des Monte Leone, zwischen Wasenhom und Furggeo-
baumhorn ; verbindet in 5 Stunden Berisal an der
Simplonstrasse mit der italienischen Alpe de Veglia. Neben
der Bortellücke der kürzeste Uebergang zwischen Brig
und der Alpe de Varzo. Früher auf den Karten irrtümlich
Passo d*Aurona genannt ; dieser liegt nö. vom Furg^n-
baumhorn oder der Punta d'Aurona und zwischen dieser
und dem Bortelhorn.
FURQQENQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3200-2600 m. Kleiner Gletscher, am O.-Hang des StelU-
horns und über der Furggalp. 2 km lang.
FURQQENQRAT (Kt. Wallis, Bez. Visp). Felsgrat
S. den Art. Furgggrat.
FURQQENJOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Passüber-
gang. S. den Art. Furggjoch.
FURQQQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3400-
2350m. Gletscher; steigt vom O.-Hang des Matterhoms ab,
liegt zwischen dem Kamm des Hörnli im N. und dem
Furgggrat im SW., dessen mit 3093 m kotierter Punkt
seine O.-Grenze darstellt, und verschmilzt nach O. mit
dem Ober Theodulgletscher. Im Maximum 4,5 km lang
und 2,5 km breit. Wenig zerklüftet. Wird begangen, wenn
man vom Schwarzsee über Zermatt auf kürzestem Wege
(d. h. ohne Niederstieg ins Thal) zum Theoduljoch ge-
langen will.
FURQQQRAT oder FURQQENQRAT (Kt. Wallis,
Bez. Visp). Felsgrat zwischen O.-Fuss des Matterhoms
und dem Theodulpass, über dem obem Band des Furgg-
gletschers und Ober Theodulgletschers, auf der Grenze
gegen Italien. Kann in 4 Stunden vom Theoduljoch bis
zum Breuiljoch der Länge nach begangen weitien und
bietet den beständigen Anblick anf das mächtige Matter-
hörn. Die Siegfriedkarte beschränkt den Namen Furaggrat
auf den zwischen Breuiljoch (3357 m) und dem NW.-Fu8s
des Theodulhoms gelegenen Abschnitt und gibt seiner
zentralen, wohl auch Breuilhorn genannten Spitze die
Kote 3498 m. Vom italienischen SW.-Hang steigt der
kleine Glacier de la Fourche ab.
FURQQIKRINDE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Sim-
menihal). Passübergang. S. den Art. Fermelkrinde.
FURQQJE (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2987 m. Wenig
bedeutender Passüberganff, zwischen Unter und Ober
Rothorn, welche zwei Gipfel das Findelenthal von der am
rechtsseitigen Han^ des Thaies von Zermatt oder St. Ni-
kolaus liegenden Taschalp trennen. Wird nur sehr selten
begangen und verbindet den Stellisee mit dem öden Thal-
chen von Riederkummen.
FURQQJOCH oder FURQQENJOCH (Kt. WalUs,
Bez. Visp). Ca. 3300 m. Passübergang, auf der Landes-
grenze gegen Italien, früher Matterjoch genannt. Geht
dem Theoduljoch parallel und verbindet wie dieses in 5
Stunden das Gasthaus am Schwarzsee (über Zermatt)
direkt mit Le Breuil am italienischen Hang der Kette.
Ohne grosse Schwierigkeiten zu begehen. Wird von Lieb-
habern von originellen Touren seiner grossem Nähe am
Matterhom wegen dem Theoduljoch vorgezogen.
FURQQLA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2577 m.
Hoher und anstrengender Passubergang, unmittelbar s.
vom Grossen Zanayhorn (2825 m). einer der höchsten
Spitzen der Grauen Homer und 67, Stunden nw. über
Vättis im Taminathal. Verbindet die Alp Tersol mit der
Alp Calvina, dem Vättnerberg und Vason. Wenig began-
gen.
FURQQLENFIR8T (Kt. Appenzell L R. und St
Gallen). 1821 m. Felsgrat, so. über der Furgglenalp und
ö. über dem Fählensee, 9 km ssö. über Appenzell. Streicht
auf eine Länge von 3 km in der Richtung SW.-NO. und
besteht vorwiegend aus Urgon (Schratten kalk). Steile
Hänge. Schöne Aussicht, besonders nach O. hin. Standort
einiger interessanter Pflanzenarten, wie Senecio abrotanir
foliuSy Enipelrumx mgrum, Slreptopus amplexifolius,
Salix hasiata, AUtpecurus fulvus.
FURQQ8TALDEN (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem.
Almagell). 1903 m. Gruppe von 3 Häusem mit Kapelle, auf
einer Lichtung mitten m den Waldungen so. ül>er Alma-
:ell, am rechtsseitigen Gehänge des Saasthales und am
'uss des Almagellhorns. Mit dem Thal durch einen
Saum- und einen sehr steilen Zickzackfussweg verbun-
den. 21 Ew. Wird nur vom Mai bis zum November be-
wohnt.
Fl
FÜR
FÜR
209
FURGQWANQHORN (Kt. Wallis, Bez. Leuk und
ViBp). 3163 m. Verwitterter Felsgipfel, in der Kette zwi-
schen Turtman- und Zermatterthaf (oder Thal von St. Ni-
kolaus) und hinten über dem kleinen Jungthal. Kann
von Meiden an seinem NW.-Fuss aus entweder direkt oder
über den Jungpass in 4 Stunden leicht erstiegen werden.
FURKA und FURQQE. Ortsname in den Alpen, für
sich oder in Zusammensetzungen häufi? vorkommend.
Vom lat. furca und furcula^ im Dialekt (Ter Westschweiz
forcUuy romanisch fuorcla und italienisch forca, forcola^
forcoletta oder forcellina. Mittelhochdeutsch Furke^ neu-
nochdeutsch Furka, Furgge oder Forch. Bedeutet ur-
sprünglich eine zweizinkige Gabel und ist vom Sprachge-
brauch des Volkes meist auf einen zwischen zwei hohen
Spitzen tief eip^esenkten Pass oder auch auf die Gipfel
selbst übertragen worden.
FURKA (Kt. Uri und Wallis). 2436 m. Passübergang
sichten überhaupt. Die Strasse ist von Andermatt bis
Gletsch (am Fuss des Rhone^letschers) 34 km und bis
Briff 84 km lang. Davon entfallen auf die Strecken Realp
(1490 m) -Passhöhe 13 km und Passhöhe-GIetsch (1750 m)
12 km. Die eidgenössische Post fahrt von Göschenen bis
Andermatt in 1 V*, von da bis Realp in 1 ^/i und bis zur
Passhöhe in weiteren 37,, d. h. im (Ganzen 6 Vf Stunden;
Passhöhe-GIetsch 2, Gletsch-Oberwald 1, zusammen 3
Stunden. Göschenen-Oberwald 9-10 Stunden, Oberwald-
Göschenen 8 Vt Stunden. Von Andermatt bis Realp (9 km)
steigt die Strasse in beinahe gerader Linie durch die Alp-
weiden des Urserenthales langsam an, beginnt bald hinter
Realp, den blumenreichen Hang der Fuchsenegg bis zur
Elmetenalp in zahlreichen Kehren zu erklimmen, folgt
dann dem oreiten und flachen Boden am Fuss des Tiefen-
glelschers, der Bielenstöcke und des (wie der Galenstock
und Galengrat) zeitweise vor dem Reisenden auftauchen -
Furkasiranse, von der Passhöhe gegen das Rhonethal.
Karkastrasse, von der Passhöhe gegen Andermatt.
and wichtige Poststrasse. War bis vor Kurzem der höchste
fahrbare Pass der Schweiz und nach dem Stilfserjoch
(2755 m) der zweithöchste der Alpen überhaupt, ist aber
in dieser Beziehung seit der Eröffnung der Strassen über
das Wormserjoch (2512 m ; Münsterthal-Stilfserjoch) und
den Grossen St. Bernhard (2472 m) für die Schweiz in
den dritten und für die Alpen überhaupt in den vierten
Rang gerückt. Nach der Furka folgt als nächster fahr-
barer Alpenübergang der Flüelapass (2388 m). Alle diese
Strassen werden aber von der Furkastrasse an Grossartig-
keit und reizvollem landschaftlichen Wechsel übertrofTen.
Von der Passhöhe aus übersieht man einerseits das Urse-
renthal mit seiner Gebirgsumrandung bis zum Oberalp-
pass hin, andererseits den Rhoncgletscher und die Hoch-
Kebirgsgruppen des Finsteraarhorns, Simplon, Weissmies,
der Mischabelhömer, des Weisshoms und Matterhorns.
Es ist dies unbestritten eine der schönsten Passaus-
den Siedeingletschers, um mit sanfter Steigung das auf
der Passhöhe stehende Hotel de la Furka (Post- und Te-
legraphenbureau) zu gewinnen. Prachtvolle Aussicht.
Günstigster Ausgangspunkt für zahlreiche Hochtouren
ins Gotthardmassiv (Muttenhörner, Wytten wasserstock,
Piz Rotondo) einerseits, in die Dammagruppe (Furkahorn,
Galenstock, Dammastock) andererseits, besonders auch
für den Uebergang über Rhonegletscher und Nägelisgrätli
zum Grimselhospiz. Von der Passhöhe bis zu den nahe
dem Rhonegletscher stehenden Galenhütten verläuft die
Strasse beinahe eben, steigt dann aber in zahlreichen
Schlingen und stets mit prachtvoller Aussicht auf den
Rhonegletscher und seine mächtigen Eisfalle eegen die
Oberalp ab. An der fünften Kehre das prachlvolT gelegene
Hotel Belvedere (Post- und Telegraphenbureau). Von der
Oberalp folgt die Strasse neuerdings einer fast ebenen
Strecke, um endlich mit einigen Kehren Gletsch (Gast-
GEOGR. LEX. .58 — II — 14
2i0
FÜR
FÜR
höfe; Post- und Telegraphenbureau, Bazar) zu erreichen.
Zwischen Realp und Gletsch hält die Post ausser auf der
Passhöhe noch am Gasthof zum Tiefenbach (am Fuss
des Tiefengletschers ; Post und Telegraph) und am Hotel
Belv^döre an. Fussgänger können die Poststrasse um-
gehen, wenn sie von Realp aus bis zur Passhöhe den
über die Garschenalp fuhrenden einstigen Saumweg
wählen, dann direkt zur Oberalp absteigen und bis Gletscb
der Zunffe des Rhonegletschers folgen. Damit gewinnt
man wonl an Zeit, muss aber auf die vielen sehr schönen
Aussichtspunkte der Strasse verzichten. Von Gletsch an,
wo die Grimselstrasse abzweigt, steigt die Furkastrasse
längs dem rechten Ufer der Hhone nach Oberwald und
Obergestelen ab, um sich dann thalauswärts fortzusetzen.
Wänrend der Reisesaison Hütet ein ungeheurer Ver-
kehr über die Furka hinüber und herüber, und Post-
und Privatfuhrwerke, Fussgänger und Radfahrer folgen
einander in grosser Anzahl. Im Winter ist auf der eigent-
lichen Passstrecke zwischen Oberwald und Bealp der
Verkehr eingestellt, da dieser Abschnitt der Strasse dann
nicht offen gehalten wird. Am stärksten wird der Ver-
kehr in den Monaten Juli und August, wo zahlreiche
Gruppen von Touristen, Vereine und Schulen der Furka
1864-66 die 37,5 km lange eigentliche Strasse über die
Furka, d. h. der Abschnitt Hospenthal-Ober wald, an,
deren Bau die Summe von 640500 Franken gekostet haL
Sie ist durchgehends 4,2-6 m breit, und ihre Steigung
beträgt nirgends mehr als 10%. Die Strecke Brig-Ober-
wald, die gewöhnlich ebenfalls noch als Furkastrasse be-
zeichnet zu werden pflefft, heisst genauer Gromserstrasse
(Route de Conches) und ist während der Jahre 1850-00
mit einem Kostenaufwand von 450000 Franken erstellt
worden. Dieser Abschnitt ist 43,6 km lanff und hat eben-
falls eine Strassen breite von 4,2-6 m und eine maxiiDale
Steigung von 10^. Durch ihre oft mit grosser Kühnheit
angelegten Schlingen ist die Furkastrasse im engeren
Sinne auch in technischer Beziehung bemerkenswert.
FURKA und HINTERE FURKA (Kt. Tessin, Bez.
Valle Magffia). 2322-2422 m. Zwei Passübergän^e, durch
den Marcnen spitz von einander getrennt ; sie fähren
beide vom deutschsprechenden Dorf Bosco (w. Cevio im
Maggiathal) hinüber ins italienische Formazzalhal oder
Pommat u. zwar nach den Weilern Unterwald (Foppiano)
bezw. Staffel wald. Der Fuss weg über die Furka steigt von
Bosco (1506 m) aus zunächst nach W. zur Grossalp (1901
m) auf, biegt hier nach N. um, wendet sich dann über
J^^be^^mrme.
Furkastrasse.
ihren Besuch abstatten. Zur Sommerszeit unterhält die
Post zwischen den Stationen Brig der Simplonbahn und
Göschenen der Gotthardbahn in jeder Richtung täglich ie
zwei Fahrkurse ; sie legt diese 90 km lange Strecke in
13 Stunden zurück und hat in Gletsch und Andermatt
Anschluss an die Postwagen kurse über die Grimsel und
die Oberalp. Der Waaren verkehr über den Pass beschränkt
sich auf den von den verschiedenen Gasthöfen benötigten
Bedarf und auf Passagiergepäck und ist nur auf den
Strecken Brig-Oberwald und Göschenen-Hospenthal von
einiger Bedeutung, kann aber auch hier mit demjenigen
der Alpenstrassen des Engadin nicht verglichen werden.
Im Winter kommen Postwagenkurse zwischen Brig-Ober-
wald und Göschenen- Hospenthal zur Ausführung.
Da die Furka auch in strategischer Hinsicht von grosser
Bedeutung ist, wird sie von Festungs- und anderen mili-
tärischen Anlagen geschützt: zwei grosse Festungen ste-
hen über Andermatt am Ausgang des Urnerloches, eine
nahe dem Rhonegletscher angelegte maskierte Batterie
beherrscht Gletscn und die Grimselstrasse, die Furka-
passhöhe selbst ist durch ein über ihr beßndliches Fort
geschützt, und hinter der Passhöhe hat man Militärbara-
ken errichtet.
Nachdem 1820-1830 die Strecke Göschenen-Hosnenthal
der Gotthardstrasse gebaut worden war, schloss sich daran
die Passhöhe (2322 m) s. vom Marchenspitz neuerdings
nach W. und steigt m derselben Richtung längs dem
Balmbach nach Unterwald ab (Bosco-Passhöhe 3, Pass-
höhe-Unterwald 2 Stunden). Die rasenbewachsene Pass-
höhe der Hinteren Furka, n. vom Marchenspitz, erreicht
man von Bosco aus in nw. Richtung ansteigend in drei
Stunden, während der län^s dem Riebbobach zuerst
gegen W. und dann gegen N vV. erfolgende Abstieg nach
btaffelwald (3 km oberhalb Unterwald) 2 Stunden erfor-
dert. Auf schweizerischer wie italienischer Seite kann
man leicht von einem Pass zum andern hinüber traver-
sieren. Beide von Touristen nur selten besuchten Ueber-
gänge werden hauptsächlich von Schmugglern benutzt.
FURKA (BREITE) (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2431 m. Passübergang, kürzester Weg zwischen
Partnun am Fuss der Sulziluh (Hintergrund der Thal-
schaft St. Antonien) und Gargellen im gleichnamigen
Thal, einem Seitenast des Montavon (Vorarlberg). Von
Partnun aus führt der Weg zunächst mit massiger Steig-
ung in so. Richtung gegen den Plasseckpass zu, bie^
dann nach 0. ab und erreicht mit starker Steigung die
nö. unter dem Schollberg eingeschnittene Passhöhe der
Breiten Furka in 2 Stunden ; Abstieg nach 0. über Ra-
senhänge und die Alpweide Rung in 1 Vt Stunden. Von
Touristen selten besucht, um so mehr dagegen von Ja-
FÜR
FÜR
211
gern and Schmugglern begangen, die hier zahlreiche
Verstecke finden und die Grenze n. und s. der Passhöhe
an vielen Stellen überschreiten können.
FURKA (GROSSE u. KLEINE) (Kt. Graubunden,
Bez. Unter Landquart). 2367 und 2238 m. Zwei Passuber-
ginge, zwischen dem Pratigau uud dem österreichischen
Thal Gamperthon (einem Seitenast des Illthales im Vor-
arlberg), von einander getrennt durch den w. der Scesa-
plana sich erhebenden Homspitz. Von Seewis im untern
Prätipu aus führt der Weg in 1 Vi Stunden zuerst mit
massiger Steigung bis zur Ganeyalp (1307 m) und steigt
dann rascher nach NO. und NVv. zur Alp Fasons unter
dem Scheitel der Kleinen Furka auf, wo er sich ver-
zweigt : in direkt n. Richtung erreicht man über einen
Schuithang die Kleine Furka (3 Stunden über Ganey) und
steigt dann nach N. in weiteren iVt Stunden durch das
8teinig:e Thälchen Salaruel zur schönen Alpweide Nenzin-
ger Himmel (zahlreiche Hütten, Kapelle und Wirtshaus)
ab ; der zweite Weff führt von der Alp Fasons aus nach
W. in 2 Vi Stunden auf die zwischen Homspitz und
Tschingel eingeschnittene Passhöhe der Grossen Furka,
um von da über die Güllalp thalwärts zu leiten. Beide
Uebergänge sind sehr lohnend und werden von Touristen,
Jägern und Schmugglern häufig begangen. Vom Nen-
zinger Himmel aus erreicht man durch eine romantische
Schlucht in 3 Stunden die Station Nenzing der Linie
Feldkirch-Bludenz.
FURKA (HINTERE) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
Passsübergang. S. den Art. Furka.
FURKA (MAIENFELDER) (Kt. Graubänden, Bez.
Plessur). 2445 m. Stark begangener Passübergang, zwi-
schen dem obem Schanfigg und Arosa einer- und Davos
andererseits. Der Wec führt zunächst von Am See (2 km
ö. der Kirche Arosa) ninunter zur Plessur, steigt dann
durch die Waldungen der Maien felder Furkaalp auf
and setzt sich weniger steil bis zu der zwischen t urka-
hom und Amseliluh eingeschnittenen Passhöhe fort (2 Vi
Stunden) ; Abstieg nach 0. meist über Alpweiden und zu-
letzt durch Wald nach Frauenkirch (1 Vt Stunden) an der
Strasse nach Davos Platz. Auf der Passhöhe Aussicht
gegen Arosa einer- und auf die Albulagruppe anderer-
seits. Man kann von hier aus auch in der Richtung SO.
durch das Kammenthai nach dem 2,5 km unterhalb Frau-
enkirch gelegenen Spinabad absteigen.
FURKA (ROTE) (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
qaart). 2580 m. Einsenartung, zwischen Schiltfluh und
Fergenhömem, in der das Schlappinathal vom Pratigau
trennenden Kette, n. über den Alp weiden Novai und Gar-
fmn und 5-6 Stunden nö. über Klosters. Der anstrengende
und wilde Pass wird nur selten von Jägern und Touristen
begangen.
FURKABACH (Kt. Graubünden, Bez. Plessur). 2200-
1600 m. Kleiner Bach; entspringt an der Maienfelder
Forka, durchfliesst das zwischen Schiesshom und Amsel-
flah eingeschnittene Hochthälchen und mündet 2 km
unterhalb der Kirche Arosa von rechts in die Plessur.
FURKAEGG (Kt. Uri und Tessin). 2622 m. Gipfel, im
ö. Abschnitt des Gotthardmassives, 3-4 Stunden s. über
Hospenthal und 3 km n. über der Gotthardpasshöhe ;
zwischen der Gotthardstrasse und dem Guspisthai. Steht
nach S. über den Blauberg mit dem Monte Prosa in Ver-
bindung. An der Furkaegg u. dem ihr benachbarten Piz Or-
sino greift der Kanton Tessin am weitesten nach N. über.
FURKAHORN (Kt. Graubünden, Bez. Plessur). 2728
m. Gipfel, in der Strelakette, unmittelbar n. über der
Maienfelder Furka : mit der Thiejerfluh (2785 m) über
einen gangbaren Kamm verbunden und wie diese von
SO. (Davos) her leicht zugänglich, während er nach NW.
gegen Arosa in Steilwänden abbricht.
FURKAHORN (Kt. Uri und Wallis). 3028 m. Gipfel,
S.-Ende des stark zerschnittenen Galengrates; 1,5 km
nw. über der Furkapasshöhe, von wo aus er längs einem
wenig steilen Grat über das Kleine Furkahorn (2819 m)
in 2 V, Stunden leicht erreicht werden kann. Stark be-
sachter Aussichtspunkt mit prachtvollem Rundblick auf
Urserenthal, Furkastrasse, Khonegletscher und die Ge-
birgsgruppen des St. Giotthard, Dammastocks, Finsteraar-
homs, Weisshoms, Matterhorns u der Mischabelhörner.
FURKELEN (Kt. Uri, Gem. Isenthal). 1224m. Gruppe
von Hütten, an der von Isenthal nach Bauen hinüber-
führenden Furkelen; 1 V, Stunden n. über Isenthal.
FURKELI (OBERES und UNTERES) (Kt. Uri).
2622 und 2450 m. Zwei kleine Einschartungen, in dem von
der Grossen Windgälle nach S. zum Schwarzstöckli zie-
henden und den Stafelgletscher im 0. von einem kleinen
Firnfeld im W. scheidenden Grat. Das Obere Furkeli
nahe der Grossen Windgälle, das Untere Furkeli beim
Sch^rarzstöckli. Beide dienen als Uebergang von der
Grossen zur Kleinen Windgälle.
FURKELJOCH (Kt. Graubünden, Bez. Münsterthal).
2807 m (auf der österreichischen Karte 2816 m). Kleine
Einschartun^, in der vom Piz Ciavalatsch zur Eoene von
Glurns streichenden Grenzkette zwischen der Schweiz
und Oesterreich, 4 km nnö. vom Stilfseijoch und zwi-
schen Piz Ck>stainas oder Furkelspitz (3007 m) im N. und
Fartscherkopf (2967 m) im S. Nach W. steigt vom Furkel-
joch das Val Gostainas zum Val Muranza (Ast des Mün-
sterthaies) und nach 0. das Furkelthal zum Trafoithal ab.
Wird als Passübergang wenig begangen, hier und da
aber als Fusspunkt für die Besteigung der benachbarten
Gipfel benutzt. Die Höhenangaben der österreichischen
Generalstabskarte weichen in diesem Gebiet von denen
der Siegfriedkarte ab.
FURKELS (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Ffä-
fers). Weiler. S. den Art. Furg(4ELS.
FURKELSPITZ (Kt. Graubünden, Bez. Münsterthal).
Gipfel. S. den Art. Costainas (Piz).
FU RKENS (Kt. Wallis, Bez. Brig). Alpweide. S. den
Art. FURGGE.
FURKETLIHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner).
9043 m. Schöner Gipfel, im Adulamassiv, 2 km ö. vom
Guferhom und mit mm durch einen Fimkamm verbun-
den ; 4,5 km n. vom Rheinwaldhom. Fällt nach S. in un-
ffeheuem Felswänden ab, während das sanftere N.-Ge-
hänge mit einem breiten Firnmantel überdeckt ist.
Nack N. ist ihm das kühne Zervreilerhorn (2899 m) vorge-
lagert. Bildet mit seinen Nachbarn einen verworrenen
Gebirgsstock, der sich im Winkel zwischen Lenta- und
Kanalthal (obem Verzweigungen des Valserthales) erhebt.
FURLEN (Kt. Basel Land, Bez. Liestal. Gem. Lausen).
390 m. Weiler, in einem kleinen linksseitigen Nebenast
zum Erffolzthal und 1,2 km nw. der Station Lausen der
Linie Ölten- Basel. 10 Häuser, 174 reform. Ew.
FURMELENGRAT(Kt. Wallis, Bez. Bng). 2487 m.
Begraster Grat im Kamm zwischen Zwischber^enthal und
Lac[uinthal, 4 Stunden so. über dem Dorf Simpeln. Be-
steigung wenig lohnend.
FÜR NA (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
Jenaz). 1361 m. Gem. und Pfarrdorf, im Pratigau über
dem Jenazer Tobel. Station Fuma der Linie Landquart-
Davos der Rätisch6n Bahn 2,5 km onö. unter dem Dorf.
Postablage, Telegraph, Telephon. Zerfallt in die Siede-
lungen Hinterberg und Vorderberg. Zusammen 52 Häuser,
209 reform. Ew. deutscher Zunge. Alpwirtschaft. Ent-
wickelt sich seit einiger Zeit zur besuchten Sommerfrische.
FURNATSCH (Kt. Graubänden, Bez. Albula, Gem.
Sur). 1540 m. Gruppe von 9 Häusern, am rechten Ufer
der Julia und an der Mündung der Ava della Stigias, an
der Strasse über den Julier. 700 m sw. Sur und 20,2 km
s. der Station Tiefenkastei der Albulabahn. In Furnatsch
die Postablage Sur. Postwagen über den Julier (Chur-
Tiefenkastel-Ober Ensraidin). 40 kathol. Ew. romanischer
Zunge. Alpwirtschaft. Der romanische Ausdruck furnatsch
vom latein. furnus^ Kalkofen.
FURNERBERQ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart, Kreis Jenaz, Gem. Fuma). 1823 m. Alpweide mit
zahlreichen zerstreut gelegenen Hütten, am breiten Berg-
rücken zwischen Val Davos und dem Thal des Schran-
kenbachs und zwischen dem Wannenspitz und Schwen-
zer ; 1 Vt Stunden w. über Fuma u. 5 km sw. über Schiers.
FURNER8HAUS (Kt. Graubünden, Bez. Plessur,
Kreis und Gem. Cliurwalden). 1200 m. Gruppe von 4 Häu-
sern, am linken Ufer der Rabiusa, an der Strasse Ghur-
Lenzerheide-Tiefenkastel und 10,7 km s. über dem Bahn-
hof Chur. 21 reform, und kathol. Ew. Alpwirtschaft.
FURNIS und HOCH FURNIS (Kt. Graubunden,
Bez. Unter Landquart). 2003 und 2137 m. Zwei wenig be-
deutende Gipfel, s. vom Gleckhorn und von ihm getrennt
durch den Gleckkamm, über den von Maienfeld aus ein
Fussweg durch das Glecktobel auf die Fläscher- und Mai-
212
FÜR
FÜS
enfelderalpen führt. Gegen diese Alpen zu steigt der Fur-
nis in sannen Alpweidenhängen ab, während er nach W.
gegen Maienfeld schiefrige und |stark zerfressene Fels-
wände aufweist. Hier hat sich die Theiler Hufe, ein einst
gefährlicher, heute aber verbauter Wildbach nö. Jenins,
ihre tiefen Runsen ausgegraben, die stets nach oben zu
fortschreiten und die Kammlinie immer weiter nach 0.
v^rflchifiben
FURO (CRAP) (Kt. Graubünden, Bez. Albula).;.1204
m. Kleiner Felskopf, in den bewaldeten Steilhängen der
Ausläufer des Piz Michel. 1 Stunde so. Surava und i Vt
Stunden so. Alvaneu Bad.
FURREN oder OBFURREN (Kt: Wallis, Bez. Visp,
Gem. Törbel). 1625 m. Weiler, 1 km nö. vom Dorf Törbel
und 1 Vfl Stunden nw. über der Station Stalden der Linie
Visp-Zermatt. 12 Häuser und Ställe, 104 kathol. Ew.
FURRHALDEN (Kt. Wallis, Bez.Visp, Gem. Im Grund).
1562 m. Grösste Siedelungsgruppe des Dorfes Im Grund, im
Saasthal am rechten Ufer der baaser Visp u. 14 km ssö. der
Station Stalden der Linie Visp-Zermatt. Ein Gasthof.
FURRI (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Zermatt). 1894 m.
Gruppe von Hütten, auf der zwischen der Mattervisp (bei
ihrem Austritt aus dem Bodengletscher) einerseits und
dem Zmuttbach andererseits vorspringenden Halbinsel;
über Aroleit und 2,5 km s. Zermatt. Zählt zusammen mit
dem Weiler Aroleit 63 kathol. Ew.
FUR8CH (Kt. St. Gallen, Bez.Sarffans, Gem. Flums).
1734 m. Alp weide mit Gruppe von 6 Hütten, am Schrei-
bach und O.-Hang des Gulmen ; 9,5 km sw. Flums. Fursch,
Fuortscha = furra, Gabel.
FURT. Ortsname der deutschen Schweiz, für sich und
in Zusammensetzungen oft vorkommend ; bezeichnete ur-
sprünglich eine Oeffnung in einer Umzäunung oder einen
Uebergang über eine wenig tiefe Stelle eines fliessenden
^Vasse rs .
FURT (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Brunnadern u. Bez. Unter Toggenburg, Gem. Mogeisberg).
670 m. Dorf, an der Mündung des Scnwendibacns in den
Necker und zu beiden durch eine Brücke verbundenen
Ufern dieses letzteren, an der Strasse Lichtensteig-Herisau
und am S.-Fuss des Furtbergs ; 2 km so. Brunnadern und
5,5 km ö. der Station Lichtensteiff der Toggenburger-
bahn. Telephon. 74 Häuser, 376 reform, und kathol. Ew.
Gewerbstleissige Ortschaft mit mehreren Fabriken (Fär-
berei, Manufakturwaaren).
FURTBACH (Kt. Aargau und Zürich). Kleiner Bach;
entspringt w. vom Katzensee (450 m), durchzieht mit zahl-
reichen Armen das grosse Ried zwischen Buchs und Däl-
likon, fliesst nachher durch die Dörfer Oetlikon, Kempf-
hof und Würenlos und mündet nach 13 km langem Lauf
in der Richtung O.-W. u. NO.-SW. in 375 m von rechts
in die Limmat.
FURTBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg). 1041 m. Bewaldeter Höhenzug, streicht längs dem
rechten Ufer des Necker auf eine Lange von 2,5 km von
Brunnadern zur Wilkethöhe.
FÜRTH, romanisch UoRS (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner, Kreis Luffnez). 945 m. Gem. und Pfarrweiler, am
rechten Ufer des Valser Rhein oberhalb seiner Mündung
in den Glenner und 11,3 km s. der Station Ilanz der Linie
Ghur-Ilanz. Postbureau, Telegraph ; Postwagen Ilanz- Vals.
Gemeinde, mit Run : 23 Häuser, 104 kathol. Ew. romani-
scher Zunge ; Weiler : 15 Häuser, 74 Ew. Alp Wirtschaft.
FURTHOF (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Wädens-
wil). 610 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer Terrasse
über dem Zürichsee und 1,5 km sw. über der Station Wä-
denswil der linksufrigen Zürichseebahn. 25 reform. Ew.
FURTIG (Kt. und Amt Luzern. Gem. Schwarzenberg).
835 m. Gruppe von 6 Häusern, 400 m sw. Schwarzenberg
und 3,3 km s. der Station Malters der Linie Bern-Luzern.
30 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. 1529: Furtegg
(wie Vortig ausgesprochen) = Vor der Egg, im Gegensatz
um gegenüberliegenden Hinteregg = Hinter der Egg.
FURT8TOCK (Kt. Uri). Ca. SSOO m. Gipfel, ö. Vor-
berg des Krönten (3106 m) und mit ihm über Mittelstock
(28ffi m) und Wichelhom (2769 m] verbunden ; zwischen
Inschialp und Leutschachthal una 5-6 Stunden w. über
Amstäg. Auf der Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
FURTTHAL (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf und Zürich).
450-375 m. Lokalname für das breite Thal, das s. der Lagern
nach W. zieht und vom Limmatthal durch den Altberg
getrennt ist. Es hat heute keinen seiner beträchtlichen
Breite entsprechenden Flusslauf mehr und ist ein sog.
Trocken Ihal, d. h. ein von seinem ursprünglichen Flass
— der Glatt — verlassener Thalboden, der durch die nw.
vom Katzensee abgelagerten Moränen aufgedämmt wor-
den ist. Wie in den meisten dieser Trockenthäler ist auch
hier der Boden sumpfig und vertorfl, indem der kleine
Furtbach mit seinem schwachen Gefalle die Landschaft
nicht genüffend zu entwässern vermag. Alle Dörfer —
Buchs, Däliikon, Dänikon, Otelfingen und Hüttikon —
stehen an den Seitengehängen des Thaies, dessen Sohle
völlig der Siedelungen entbehrt. Die sumpfige Beschaflen-
heit der Thalsohle verschwindet erst bei Würenlos, d. h.
beim Austritt des Furtthaies ins Thal der Limmat.
FURTWANG (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2686
m. Wenig bedeutender felsiger Gipfel, in der selten be-
suchten Gebirgslandschaft zwischen dem Thal von Gut-
tannen (Ober Hasle) und dem Nessen- und Triflthal;
7 km so. über Hof (InnertkirchenJ.
FU8ELI (Kt. Schvtryz, Bez. Höfe). 1065 m. O.-Abschnitt
des Hohen Rhenen, beliebtes Ausflugsziel, das von Biber-
brücke aus durch einen schönen Tannenwald in einer
Stunde Reicht erreicht werden kann. Schöne Aussicht aaf
die Berge am Vierwaldstättersee, die Bemer, Glamer und
St. Galler Alpen, das Mittelland und den Zürichsee mit
seiner Umgeoung.
FU8IO (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). 1281 m. Gem.
und Pfarrdorf, im obern Abschnitt des Val Lavizzara, am
SO.-Fuss des Pizzo di Rodi und 44 km nnw. Locamo. Post-
ablage, Telegraph; Postwagen Locarno-Fusio. 41 Häuser,
161 kathol. Ew. Viehzucht. Bereitung von Fettkäse.
Durch beständige Auswanderung nach Amerika und in
die Städte des Kantons Tessin nimmt die Anzahl der
Bewohner fortwährend ab. Das Dorf sehr malerisch ge-
legen und von schönen Waldungen umrahmt. Stark be-
suchter Ausgangspunkt für eine Reihe von Exkursionen:
über den Passo di Naret (2443 m), Passo di Sassello (2346
m) oder den zwischen Poncione di Mezzodi und Poncione di
Vespero eingeschnittenen Passo dei Sassi nach Airolo ;
über den Passo Gampolungo (2324 m) nach Dazio Grande
Fusio von SQden.
oder Faido; Aufstieg auf den Campo Tencia (3041 m),
weniger anstrengend als auf dem Wef^ über das Val Prato
etc. Für den Botaniker ausserordentlich lohnende Land-
FÜS
GAB
213
Schaft. 1799 wurde Fusio von einem Teil der russischen
Armee unter Suwaroff passiert.
FU8NENGO (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Chig-
eiogna). 700 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer
des Tessin, 400 m nw. Chiffgiogna und 2,5 km so. der
Station Kaido der Gotthardbahn. 25 kathol. Ew. Vieh-
zucht. Nahe dem Dorf schöner Wasserfall.
FU88HCERNER (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). Ge-
FaMhorngrat, vom Gipfel des Fusshoroes aus.
zackter Kamm, s. Ausläufer des Aletschhorns ; zweigt vom
Geisshom (oder Sattelhorn der Siej^fried karte ; 3746 m)
nach SW. ab und trägt folgende Emzelgipfel : den Rot-
stock (oder das Rothom der SiegtHedkarte ; 3701 m) mit
dem Triestgletscher an seinem SO. -Hang, das Fussnom
(3628 m; der auf der Siegfried karte unbenannte N.-Gipfel
des Kammes) und die verschiedenen Nadeln und ZacKen
im sog. Fusshorngrat, die auf der Siegfried karte unbe-
nannt sind und — mit Ausnahme des Punktes 3106 m —
keine Höhen koten tragen. Ihre Mehrzahl ist während der
Jahre 1896-1901 von der Beialp oder der Ober Aletsch-
hätte aus zum erstenmal bestiegen worden.
FUT8CHGEL(PIZ) (Kt. Graubänden, Bez. Inn).3175
m. Gipfel, Nachbar des Augstenhorns, einer der Haupt-
spitzen im Silvrettamassiv, und nur wenige hundert Meter
von der Grenze gegen Oesterreich entfernt ; sw. über dem
kleinen Hängegletscher Futschöl und dem Futschölpass.
FUT8CHCELPA88 (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2773 m. Passubergang, auf der Landesgrenze gegen Oes-
terreich, ö. vom Augstenber^ und zwischen diesem und
dem Grenzeggkopf oder Piz Faschalba. Verbindet das
schweizerische Val Tasna (linksseitiges Nebenthal zum
Unter Enpdin) mit dem ins Paznaun ausmündenden
österreichischen Jamthal und bildet den kürzesten Weg
von Schuls, Tarasp, Fetan oder Ardez aus zur Jamthal-
hütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.
Wird seit einigen Jahren von Touristen häufig begangen.
Ardez-Passhöhe 13-14 km, Höhenunterschied 1307 m,
.5-6 Stunden Aufstieg (Passhöhe-Ardez 34 Stunden) ; Pass-
höhe-Jam thalhätte 4,5 km, 610 m Höhenunterschied, 1
Stunde Abstieg; Jamthalhötte-Galtür 2 Stunden. Von
Galtür aus fuhrt ein guter Wes; bis etwa 1 Stunde oberhalb
der Hütte und ebenso von Araez aus bis zur Alp Urschai;
der Passübergang selbst ist beinahe pfadlos, aber über
Schutthalden und Schnee ohne Schwierigkeiten zu be-
Sehen. Von der Passhöhe aus prachtvolle Aussicht auf
as umliegende Hochgebirgsgebiet, besonders auf das
unmittelbar n. von ihr aufsteigende Fluchthorn.
FUYEN8 (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 720 m. Gem. u.
Weiler, zwischen der Gläne und der Neirigue und 1,5
km so. der Station Villaz-St. Pierre der Linie Freiburg-
Lausanne. 17 Häuser, 90 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vil-
laz-St. Pierre. Getreide- und KartofTelbau. Viehzucht und
Milchwirtschaft. Ehemalige Herrschaft und als solche
Eigentum des Geschlechtes de Boccard aus Freiburg.
1248: Fuiens.
GAA8ENRIED (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St. Nik-
iaus). Gemeindefraktion. S. den Art. Gasenried.
GABEL. Bestandteil von Bergnamen; bedeutet das-
selbe wie FuRKA. S. diesen Art.
GABELHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3135 m. Dop-
pelgiptel, einer der n. Vorberge der Gruppe des Balfrin,
ö. über St. Nikiaus und von dieser Ortschaft, wie auch
von Visp aus sehr gut sichtbar. Die beiden Zähne galten
lange Zeit für unbesteigbar, bis sie 1901 nach wiederhol-
ten Versuchen endlich doch bezwungen worden sind.
GABELHORN (MITTEL) (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3692 m. Gipfel, in der Gruppe des Ober Gabelhoms und
in der vom Weisshom von Randa zur Dent Blanche zie-
henden und das Thal von Zermatt oder St. Nikiaus vom Ei-
ßschthal trennenden Kette. Erhebt sich auf dem vom Ober
Ciabelhom zum Unter Gabelhom streichenden Grat w.
über Zermatt. Wird durch das Ober Gabeljoch vom Ober
Gabelhom und das Unter Gabel joch vom Unter Gabelhom
Reschieden. Zum erstenmal 1887 auf dem Weg über den
Gabelhoragletscher bestiegen. Auf der Siegfriedkarte un-
benannt.
GABELHORN (OBER) (Kt. Wallis, Bez. Siders und
Visp). 4073 m. Einer der Hauptgiptel der Kette zwischen
dem Thal von Zermatt oder St. Nikiaus und dem Eifisch-
thal. Steigt zwischen Dent Blanche und Zinal Rothorn
auf; nw. über Zermatt, n. über dem Thälchen von Zmutt,
nö. über dem Arbenjoch und dem 0>1 Durand und so.
über der Klubhütte (instantia und Le Mountet (am
Rande des Durand- oder Zinalgletschers), von welch'
letzterer aus es in seiner ganzen Pracht am besten be-
wundert werden kann und sich als eine der schönsten
Spitzen der Penninischen Alpen ausweist. Nachdem der
Bergstock lange Zeit einfach als Gabelhom bezeichnet
worden war, sah man sich später genötigt, zwischen dem
höchsten Gipfel als Ober Grabelhom, dem mittleren als
Mittel Gabelhorn und dem niedrigsten als Unter Gabelhom
zu unterscheiden. Die beiden letzteren stehen auf dem
SO.-Grat des Ober Gabelhoms, das sich mitten aus einem
etw^ 50 m langen scharfen und überhängenden Fim-
frat erhebt. Die Besteigung bietet ernstliche Schwierig-
eiten, wird aber doch ziemlich häufig ausgeführt und
zwar von allen Seiten her. Die beliebtesten Anstieffsrou-
ten gehen vom Gasthaus Trift aus über den Gabelhom-
f^letscher und den SO.-Grat, dann von Zermatt oder end-
ich auch von der Klubhütte am Mountet über Zinal aus
(9 Stunden). Zum erstenmal 1865 von A. W. Moore und
214
GAB
GAB
H. Walker mit dem Führer Jakob Anderegg bezwungen.
GABELHORN (UNTER) (Kt. Wallis, Bez. Visp).
Ober Gabelhorn, vom Unter Qabelhorn aas.
33d8 m. Gipfel, so. Vorberg des Ober Gabelhorns und 8 i
Stunden w. über Zermatt. Bildet die höchste Spitze einer I
Gruppe von zerrissenen und zerfressenen Felszacken und |
-türmen über der prachtvollen Alpweidenterrasse, die
vom Hühnerknubel zum Hohlicht reicht und ihrer
prachtvollen, derjenigen vom Gomergrat nahekommen-
den Aussicht wegen von den Kurgästen Zermatt's häufig
besucht wird. Zum erstenmal 1865 von Lord Francis Dou-
glas (der 7 Tage nachher am Matterhorn zu Tode stürzte)
Unter Gabelhorn mit dem sog. Grand Conloir.
mit den Führern Peter Taugwalder und Josef Viernin
bestiegen.
GABELHORNGLET8CHER (Kt. Wallis, Bez.
Visp). Gletscher, 3 km lang und im Mittel 1 km breit ;
begmnt in etwa 3780 m am SO.-Han^ des Ober Gabel-
horns und steigt bis etwa 2700 m ins
Triftthal ab. Verschmilzt am untern
Ende mit dem n. von ihm gelegenen
Triftgletscher.
GABELHORNJOCH (Ki. Wallis,
Bez. Visp). Etwa 3800 m. Passübergang,
zwischen Wellenkuppe und Ober Ga-
belhorn. Sehr schwierig zu begehen,
besonders bei dem 7 Stunden erfordern-
den Abstieg ; zum erstenmal 1902 über-
schritten. Auf der Siegfriedkarte un-
benannt.
GABELHORNPA88 (Kt. Wallis,
Bez. Visp). Etwa 3000 m. Passübergang,
am S.-Fuss des doppelten Felszahnes
des Gabelhorns (Balfringruppe in der
Kette der Mischabelhörner) und zwi-
schen diesem und dem Platthorn. Ver-
bindet St. Nikiaus mit Hutegeen in 10
Stunden und ist schwierig ta begehen ;
erste bekannte Uebersch reitung die von
Whymper 1895. Auf der Siegfried karte
unbenannt.
GABELJOCH (OBER) (Kt. Wal-
lis, Bez. Visp). Etwa 3750 m. Passüber-
gang, im Grat zwischen über Gabel-
horn und Mittel Gah'^lhorn (Kette des
Weisshoms von Randa) ; verbindet den
Gasthof Trift ob Zermatt mit dem Arben und Zmuttglet-
scher, ist aber bis heute meist blos in Verbindung mit
der Besteigunff des Ober Gabelhorns begangen worden
(zum erstenmal 1888). Auf der Siegfriedkarte unbenannt
GABELJOCH (UNTER) (Kt. WaUis, Bez. Visp).
Etwa 3200 m. Passübergang, zwischen Mittel Gabelhorn
und Unter Gabelhorn (im Bergstock des Ober Gabelhorns,
Kette des Weisshorns von Randa) ; verbindet das Trift-
thal und den Gabelhorngletscher mit dem kleinen Distel-
gletscher und dem Zmuttthal. Wird selten begangen und
auch dann meist blos in Verbindung mit der Besteigung
des Unter Gabelhorns. Auf der Siegfried karte unbenannt.
GABELSCHUTZ (Kt. Appenzell I. R.). 1713 m.
Einschnitt, ö. unter dem Marwies und zwischen diesem
und dem Boprtenfirst ; auf der Siegfriedkarte irrtümlich
mit 1779 m kotiert. Hier ein eigenartiger Erosionsfels-
turm, das sog. «alte Männli ».
GABELSPITZ (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). 1184 m.
Gipfel, in der Kette zwischen dem Emmenthal und dem
Röten bachgraben, 5 km s. über Eggiwil und 10 km so.
über Signau. Am S.-Hang ein Bauernhof.
GABI (AL) (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Simpeln).
Weiler. S. den Art. Algaby.
GABIARE (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. Delsberg). Bach ;
entspringt im Kanton Solothurn in 1083 m, heisst im
Oberlauf Bach von £lay (s. diesen Art.), erhält in der
Klus Envelier-Vermes den Namen Gabiare und mündet
zwischen den Dörfern Courchapoix und Vicques in 470 m
von links in die Scheulte. Im Ganzen 12,5 km, als Gabiare
allein 5 km lang. Fliesst zunächst nach W., dann nach
NW.
GABIULE (LA} (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Col-
lon[,e-Bellerive). 376 m. Gruppe von 6 Villen, ai««öenfei^
see, 9 km nö. der Stadt Genf, 400 m von einer Haltestelle
der elektrischen Strassenbahn Genf-Hermance und 200 m
von der DampfschifTstation und dem kleinen Hafen Cor-
sier. Kies- und Sandgrube. Am Creuz de La Gabiule eine
Pfahlbaustation.
GABLER (Kt., Bez. u. Gem. Zürich, Kreis Zürich in.
Langgestreckter Moränenzug, mit demjenigen des Burgli
in Vorbindung stehend ; sw. über dem Bahnhof Enge.
Häusergruppe mit Schulhaus und Wirtshaus; grosses
Landgut.
GABRIELHAUSER (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem.
Butlisholz). 647 m. Gruppe von 3 Häusern, auf dem Lei-
denberg; 2,2 km n. Buttisbolz und 4,2 km w. der Station
Nottwil der Seethalbahn. 25 kathol. Ew. Landwirtschaft.
GABRI8 (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen. Gem. Wup-
penau). 692 m. Weiler, am N.-Hang des Gabrisstocks;
3,4 km osö. Wuppenau und 5,7 km sw. der Station Kra-
GAB
GAD
215
dolf der Linie SulgeD-Gossau. 13 Häuser. 67 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Heiligkreuz. Wiesen- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Schöne Aussicht auf den Bo-
densee und das Thurlhal.
GABRI88TOCK(Kt. Thurgau.Bez. Munchwilen).Td3
m. Bewaldete Höhe, s. über dem Weiler Gabris. An sei-
nem S.-Hang der Schlipf, eine 60 m tiefe kleine Felsni-
sche. Nach N. und S. sehr schöne Aussicht auf die Kan-
tone Thurgau, St. Gallen und Appenzell.
QACHET (Kt. Waadt, Bez. Nyon, Gem. Founex). 445
m. Zwei Häuser, nw. Founex und 1,8 km nw. der Halte-
stelle Founex der Linie Lausanne-Genf. 14 reform. Ew.
Kirchgemeinde Commugny.
QACHNANQ oder QACHLINGEN (Kt. Thurgau,
Bez. Frauenfeld). 470 m. Gem. und Dorf, 500 m von der
Grenze gegen den Kanton Zürich, im kreisrunden und von
den Höhen des Bausei, Meiersbergs und Kunosbergs um-
rahmten fruchtbaren Thälchen des obern Tegelbaches
(eines linksseitigen Zuflusses zur Thur), 4 km sw. Frau-
enfeld und 1,5 km so. der Station Islikon der Linie Win-
terthur-Frauenfeld-Romanshorn. Postbureau, Telephon.
Gemeinde, mit Gerlikon, Islikon, Kefikon, Niederwil,
Bettelhausen, Strass, Oberwil, Misenriet und Rosenhu-
ben : 251 Häuser, 1368 zur Mehrzahl reform. Ew. : Dorf:
61 Häuser, 279 Ew. (wovon 180 Reformierte und 99 Katho-
liken). Beträchtliche Kirchgenleinde. Burg. Wein-, Wie-
sen- und Obstbau, Käserei, Waldungen, Holz-
handel, Säge, Mühle. Bienenzucht. Alte Ale-
mannensiedeiung ; als Kachnang 888 vom
Kloster Reichenau mit Zustimmung des Fran-
kenkönigs Amulf zusammen mit 10 benachbar-
ten Höfen angekauft. Stand dann qnter der
Verwaltung der vom Kloster eingesetzten Vögte
bis zum Aufkommen der Edeln von Gachnang,
die in Gachnang selbst und auf dem Meiersberg
je eine Burg besassen. Rudolf von Gachnang
war 1346 österreichischer Landvogt von Ro-
tenburg (bei Luzern) ; Walter von Gachnang fiel
1407 in der Schlacht am Stoss, worauf die Ap-
penzeller den Flecken Gachnang zerstörten.
Dorf und Burg Gachnang gingen 1436 in den
Besitz des Geschlechtes von Schinen und 1562
an Rudolf von Heidenheim, Herrn von Klin-
genberg (bei Homburg) über, der sich gleich
seinem Nachfolger Rektor v. Beroldingen (aus
Uri) bemühte, aas unterdessen reformiert ge-
wordene Dorf wieder dem alten Glauben zu-
rück zu gewinnen, wie er dies auch in Hom-
burg schon vorher durchgesetzt hatte. Dank
der Unterstützung durch die fünf katholischen
Orte der Eidgenossenschaft gelang es 1583, in
Gachnang einen Priester zu installieren und eine
Kapelle zu errichten. Da aber noch ein Friedhof fehlte,
mussten die Bewohner ihre Toten in Oberkirch und Frau-
enfeld bestatten, was 1610 einem blutigen Zwischenfall
rief, der das Einschreiten von Zürich und den vom Nun-
tius und dem spanischen Gouverneur Mailands unter-
stützten fünf katholischen Orten zur Folge hatte. Dieser
8<^. Gachnanger Handel wurde von der zu Baden ver-
sammelten Tagsatzung erst nach langen und heftigen De-
batten am 5. Juli 1610 beigelegt. 1623 kaufte das Kloster
Einsiedeln die Gemarkung Gachnang an und baute sw.
vom Dorf gegen Islikon zu die heute noch stehende Burg.
Der Standort der ehemaligen Burg Alt Gachnang über
dem zürcherischen Dorf Meiersberg (oder Meisberg) ist
seit 1427 einer der Fixpunkte der Kantonsgrenze zwischen
Zürich und Thurgau. Kirche 1493 erbaut. 889 : Kachanang.
QADEN (OBER) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Wald). 980 m. Gruppe von 3 Häusern, auf
einer Anhöhe, 1 km so. Wald und 5 km sw. der Station
Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden. 63 reform. Ew.
QADENLAUIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2784 m. Wenig bemerkenswerter Gipfel, in der Gruppe
der Thierberge; in der das Triftthal vom Gadmentnal
trennenden kleinen Kette zwischen Radlefshorn und
Wanghom. 5 Stunden so. über Gadmen. Von ihm steigt
der kleine Wanggletscher ab.
QADEN8TATTE (Kt. Graubünden, Bez. Plessur,
Kreis Churwalden, Gem. Tschiertechen). 1000-1282 m. Alp-
weide mit etwa 50 in verschiedenen kleinen linksseitigen
Nebenthälchen zum Schanfigg zerstreut gelegenen Hütten
und Gaden ; 1,5 km ö. Tschiertschen.
QADEN8TATT (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart, Kreis und Gem. Luzein). 1466 m. Weiler, am
rechtsseitigen Gehänge des Thaies des Schanieierbachs,
an der Strasse Küblis-St. Antönien-Castels und 6 km n.
der Station Kublis der Rätischen Bahn (Landquart-Davos).
Postablage, Telephon. Postwagen Küblis-St. Antönien-
Castels. 12 Häuser, 38 reform. Ew. deutscher Zunge. Alp-
wirtschaft. Sommerfrische. Ein Gasthof.
QADLIQEN (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Mur-
gental). 462 m. Gruppe von 6 Häusern, aut einer Lichtung
zwischen dem Fetzholz und dem Unterwald und 1 km so.
der Station Murgen thal der Linie Olten-Bem. 45 reform.
Ew. Wiesenbau.
QADMEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 1207 m.
Gem. und Pfarrdorf, auch Am Bühl geheissen, im mittle-
ren Abschnitt des Gadmenthals, über dem rechten Ufer
des Gadmerwassers und s. unter den Felsenmauern der
Gadmerflühe ; an der Sustenstrasse, 13 km onö. über der
Station Meiringen der Brünigbahn und 3 Stunden nö.
über Innertkirchen. Postablage. Die Gemeinde umfasst
ausser dem Kirchdorf die über das ganze Thal zerstreuten
Weiler und Häusergruppen Füren, Hopflauenen, Mühle-
stalden, Nessenthai, Obermatt, Sattel, Schaftelen, Staldi
und Twirgi. Zusammen 95 Häuser, 672 reform. Ew. ;
Dorf Gadmen.
Dorf, mitjden benachbarten Häusern An der Sek, An der
Füren und Obermatt auf eine Län^e von 1,5 km sich hin-
ziehend : 22 Häuser, 156 Ew. Kieme Pfarrkirche. Alp-
wirtschaft. Fremdenindustrie. Im Mühlethal ehemaliges
Eisenwerk, am Schaftelenstutz ein Lager von weissem
Marmor. Früher in kirchlicher Hinsicht Filiale von Mei-
ringen und seit 1713 von Innertkirchen ; 1816 zur eigenen
Kirchgemeinde erhoben. 1721 brannte der Ort fast gänz-
lich ah. Die Kirche, ursprünglich eine aus der Zeit
vor der Reformation stammende Kapelle, wurde nach
diesem Brande erneuert. Im Au^st 1799 zog ein franzö-
sisches Korps unter General Loison durch aas Gadmen-
thal über den Sustenpass. Gadmen ist zu wiederholten
Malen von Lawinen heimgesucht worden, besonders
schwer am 11. Dezember 1808, dann auch 1816 und 1817.
Das ziemlich rauhe Klima erlaubt höchstens noch einen
kümmerlichen Gartenbau. Von den zu Beginn des 19.
Jahrhunderts nach vorhandenen Kirschbäumen ist heute
jede Spur verschwunden.
QADMEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Amden).
737 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer Terrasse über
dem N.-Ufer des Walensces, 1 km s. Amden und 4 km
onö. über der Station Wesen der Linie Rapperswil- We-
sen-Sargans. 27 kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
QADMENTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
Erstes grosses Seitenthal zum Aarethal, auf das es bei In-
nertkirchen von rechts ausmündet. Es ist eines der weni-
gen Längsthäler der Schweizer^Alpen und bildet zugleich
216
GAD
GAD
die Formationsgrenze zwischen der Kalk- und Granit-
zone. Die nördl., rechte, Thalwand wird gebildet durch
die mächtige Älpenkalkmauer der Gadmerflühe, die vom
Tellistock (2581 m) über die Wendenstöcke (3044 m) an-
steigt und mit dem Titlis endigt. Vom Titlis springen die
kaum über 3000 m sich erhebenden aber^ ziemlich ver-
gletscherten Uratstöcke südwärts vor und scheinen das
Thal abzuschliessen, das sich in schmalem Engpass um
ihren S.-Fuss windet u. noch bis zum Sustenpass (2262 m)
aufsteigt. Im Süden, d. h. auf der linken Seite, begleitet
das Thal die aus Granit aufgebaute Kette, die mit dem
Benzlauistock (2574 m) oberhalb Innertkirchen beginnt,
im Mährenhorn 2924 m erreicht, das Thal der Aare vom
Becken des Triftgletschers scheidet, sich über Radlefshorn
(2604 m) und Giglistock zu der breiten Gruppe der Thier-
berge (3334 m) hebt und mit den durch den Sustenpass
von den Uratstöcken geschiedenen Sustenhörnern (3112
m) nach N. umbiegt. Das 23 km lange Gadmenthal ist
von seiner Mündung bei Innertkirchen (616 m) bis zu
seinem obersten Abschnitt am Steingletscher (2000 m) in
Hölle fort und erweitert sich endlich am Fuss des Stein-
gletschers zum Kessel der Steinalp. Als Seitentäler sind
zu nennen : das 3 km hinter InnertKirchen von N. her ein-
mündende wasser- und erzreiche Genthal, das nach weite^
ren 5 km von S. her in enger Schlucht mündende Thal des
Triftgletschers und endlich das 3 km über Gadmen sich
öffnende Thal des Wendenwassers.
Das Gadmenthal ist durchzogen von der Sustenstrasse,
die von Innertkirchen aus in 10 Stunden nach Wassen
im Reussthal führt. Ein guter Saumweg geht vom Mühle-
thal aus durch das Genthal über die Engstlenalp, den
Jochpass und Trübsee in 8 Stunden nach Engelberg. Als
Gletscherpässe sind zu nennen das Wendenjoch (2604 m,
Steinalp-Engelberg in 10 Stunden), die Sustenlimmi (3108
m, Stern alp-Göschenen in 10 Stunden) und die Stein-
und Trifllimmi (3135 m ; Steinalp-Gletsch in 12 Stunden).
Als Standquartiere für Hochgeoirastouren dienen das
Bergwirtshaus auf der Steinalp (lo60 m) und die zwei
Schutahütten des S. A. C. am Triflgletscher (Trifthütte in
2515 m und Windegghütte in 1900 m). Unter den Thal-
i(Ji£/q^r:sc.
Oadmeathal.
drei Stufen gegliedert. Die unterste Thalstufe erreicht
hinter dem Dörfchen Wiler im Mühlethal 850 m, steigt
von der vom Achtelsassgrat überragten Mündung des
Genthaies an als Nessenthai sanft bis etwa 1000 m und
weist wildromantische Partien und eine reiche Vegeta-
tion auf; bis zu dem diese Stufe nach oben abschliessenden
Querriegel hinauf gedeihen noch Linden, Eichen, Bim-
und Kirschbäume. Die zweite Thalstufe, das Gadmenthal
im engeren Sinne, reicht vom Schaftelenstutz bis zum
Feldmoosstutz und liegt durchschnittlich 1200 m hoch.
Die schönen Weidetrirlen der Thalsohle werden durch
Ahorngruppen und Arven Wäldchen, sowie durch das dem
Thalwasser entlang reichlich entwickelte Erlengebüsch
angenehm umrahmt, während die meist mit Buchen- und
Tannen Waldungen bekleideten Gehänge erst sanft dann
steiler zu den Terrassen der höheren Alpweiden anstei-
fen, über denen endlich die Felsmauern der Gebirgs-
ämme sich emporheben. In der Mitte der von zahlreichen
Häusergruppen belebten Thalsohle steht das kleine
Pfarrdorf (iadmen. Als dritte Thalstufe kann das die ge-
radlinige Fortsetzung des Gadmenthals bildende Wenden-
thal gelten, das sich zwischen den Wendenstöcken und
Uratstöcken zum Wendengletscher hinanzieht. Das Haupt-
thal biegt dagegen vom hohen Querriegel des Feld moos-
stutz an nach 0. um, setzt sich in dem Felsenthal der
be wohnern sind noch heute alte Sagen lebendiff. Ueber
das Eisenwerk im Mühlethal und aas Marmorlager am
Schaftelenstutz vergl. die betr. Artikel. S. auch Bähler,
A. Der Sustenpass und seine Thäler. Bern 1899.
In botanischer Hinsicht besitzt das Gadmenthal wie
auch das Ober Hasle einige interessante Arten, die dem üb-
rigen Abschnitte des Hemer Oberlandes fehlen und deren
Anwesenheit durch das Auftreten des hier besonders
stark wehenden Föhns und durch die grosse Feuchtigkeit
dieses Gebietes sich erklärt. Es sind Sesleria disttchoj
Eritrichium nanum, Saxifraga Seguieri, Tofieldia pa-
lustris ^ Saxifraga cotyledon u. A., Arten, die sonst oe>
sonders im obern Reussgebiet, im Kanton Tessin und in
den Walliser Alpen angetroffen werden. Das Gadmen-
thal ist nahe dem S.-Rand der Unterwaldner Kalkalpen
in den Gneis der N.-Flanke des Aarmassives eingeschnit-
ten. Im Wendenthal sind von der einstigen Sediment-
decke auch am s. Thalgehänge noch einige Reste von
Kalkfels und Kalkglimmerschiefer, wie auch ein Fetzen
von Karbonschiefer (auf Urath) erhalten geblieben.
GADMERAAR (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
Wildbach. S. den Art. Gadmerwasser.
GADMERFLÜHE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3,5 km langer wilder Felskamm, WSW.-Ausläufer des
Titlis, zwischen Engstlenalp und Genthal einerseits und
GAD
GJE
217
Gadmenthal andererseits. Tr§gt eine Reihe von nicht sehr
scharf herausmodellierten Gipfeln, wie die Punkte 2972,
2780 (Mähren), 2570, 2656, 2597 u. 2581 m (Tellistock).
Sw. nnter dem Tellistock das Sätteli, das die Engsllenalp
mit Gadmen verbindet. Die einzelnen Gipfel können von
der Engstlenalp aus in je 2-3 Stunden mehr oder weniger
leicht bestiegen werden ; oft besucht wird auch die auf
der Siegfriedkarte nicht verzeichnete sog. Mittagslucke.
QADMERWA88ER od. QADMERAAR (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). Wildbach des Gadmenthales. Ent-
springt als Steinbach nahe der Sustenstrasse dem Stein-
gletscher in 1900 m, durchbraust mit starkem Gefalle
den Engpass der sog. Hölle, nimmt 2 km oberhalb Gad-
men von rechts das dem Wendengletscher entspringende
Wendenwasser auf, erhält nun den Namen Gadmenwas-
ser, tritt 3 km unterhalb Gadmen in eine 3 km lange
Schlucht ein, erhält beim Weiler Twirgi in 930 m von
links das Triflwasser (Abfluss des Triftgletschers), durch-
iliesst das Nessenthai ( den untersten Thalboden des Gad-
menthales), nimmt beim Dorf Mählethal des Genlhalwas-
ser auf und mündet nach 23 km langem Lauf in der
Richtung ONO.-WSW. 500 m nw. Innertkirchen als ein
dem Hauptfluss an Wassermenge ebenbürtiger Neben-
arm von rechts in die Aare.
QiEBELBACH (Kt. und Amtsbez. Bern). Bach; ent-
springt in 620 m dem mitten im Forst gelegenen Heitern-
moos, verlässt das von den grossen Waldungen des Forst
bestandene Plateau durch den Hollerengraben und fliesst
in kurzem aber tief eingeschnittenem Thälchen nach NO.,
um nach 13 km langem Lauf 1 km unterhalb der Brücke
von Hinter Kappelen in 480 m in die Aare zu münden.
Treibt im Unterlauf zwei Mühlen und eine Säge.
QiEBRIS (Kt. Anpenzell A. R., Bez. Mittelland). 1250
m. Berg mit sehr schöner Aussicht, manchmal auch der
Rigi der Ostschweiz geheissen : von Trogen aus in einer
Stunde, von Gais aus in 'A Stunden leicht erreichbar.
Fahrstrasse. Trigonometrischer Punkt erster Ordnunff,
Fixpunkt des Triangulationsnetzes der europäischen Grad-
messung und einer der Anschlusspunkte der schweizeri-
schen an die österreichische Landesaufnahme. Gasthaus
mit Telephon. Ferienkolonie der Schulkinder der Stadt
Zürich. Aussicht auf das Rheinthal, den Bodensee, den
Thurgau, die Kette des Hömli und, besonders schön, auf die
Gruppe des Säntis, den Speer und die Vorarlberger Alpen.
QiECHLINQEN (Kt. Schaffhausen, Bez. Ober KJett-
gau). 453 m. Gem. und Pfarrdorf, 10 km w. Schaffhausen
und 1,5 km n. der Station Neunkirch der badischen Linie
Schaffhausen-Waldshut. Postablage, Telephon. 176 Häu-
ser, 7Ö4 reform. Ew. Acker-, Wiesen- und Weinbau
(Handel mit Weisswein), Vieh-, besonders Schweinezucht.
Armenhaus. Die Bewohner von Gächlingen sind ihrer
musikalischen Begabung wegen weit herum bekannt.
Römerstrasse, 1416 urkundlich Hochstrasse genannt.
Fund von römischen Münzen (u. a. eines Goldstückes
ans der Zeit von Domitian und eines andern aus der Zeit
von Valentinian L). Der Ort in einer aus dem Jahr 870
datierten (aber wahrscheinlich erst aus etwa 940 stam-
menden) Urkunde Cähtelinga genannt.
Gächlingen von Süden.
QiCCHLINGEN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld). Gem.
und Dorf. S. den Art. Gachnang.
QiCCHI.IWIL (Kt. Solothurn, Amtei Bucheggberg).
Gem. und Weiler, 7 km osö. der Station Büren der Linie
Solothum-Lvss und 1,5 km nö. Aetigkofen. Postablage,
Telegraph, Telephon. Postwagen Solothurn-Lüterswil und
Küttighofen-SchnottwiI.14 Hauser, 86 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Schnottwil-Oberwil. Schulhaus. Zwischen Gäch-
liwil und Gossliwil ein Schalenstein.
GiCDMEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. und Gem. Tablat). 800 und 750 m. Zwei Gruppen
von zusammen 4 Häusern, 600 m n. der Strasse St. Gal-
len-Speicher u. 3,5 km nö. der Station St. Fiden der Linie
St. Gallen-Rorschach. 40 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinden St. Fiden und St. Gallen. Landwirtschaft.
Schöne Aussicht ins Martinstobel und auf den Bodensee.
QiCHLERN und UNTER GiCHLERN (Kt. Appen-
zell A. R., Bez. Mittelland. Gem. Teufen). 900 und 860 m.
Zwei Gruppen von zusammen 6 Häusern, an der Strasse
Speicher-Teufen und 1,5 km nö. der Station Teufen der
Strassenbahn St. Gallen-Gais. 34 reform. Ew. Viehzucht
und Milchwirtschaft. Weberei.
GiCHWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg, Gem.
Kirchberg). 754 m. Pfarrdorf, in einem schönen Thäl-
chen, 6 km sw. der Station Bazenheid der Toggenburger-
bahn und 3,3 km sw. Kirch berg. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Postwagen nach Bazenheid. 50 Häuser, 246
kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei. 1748 erhob der Abt von
St. Gallen Gähwil zur eigenen Kirchgemeinde und ver-
fügte den Bau der dortigen Kirche.
GiCMPELENBAD (Kt. St. Gallen, Bez. Werden-
berg, Gem. Garns). Häusergruppe. S. den Art. Gamserbad.
GiCNDERICH (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg).
1191 m. Gipfel, in der Kette zwischen dem Thurthal und
dem Steintnal ; 3,5 km so. über Ebnat und 2,4 km sw.
über Krummenau. Zum Teil bewaldet.
QJtLHQ (KURZE) (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). Gipfel. S. den Art. Hornspitz.
GiCNGIGEN (Kt. und Bez. Schwyz. Gem. Arth). 420
m. ^ am O.-Ufer des Zugersees zerstreut gelegene Häu-
ser, an der Strasse Zug-Arth • 1,5 km n. Art und 2,5 km
so. der Station Walchwil der Linie Zug-Arth Goldau. 221
kathol. Ew. Acker- und Obstbau. Seidenindustrie. Vom
Rüfiberg zog sich einst über die Kapelle St. Adrian bis
zum Seeufer eine Letzi hin, die am Tag vor der Schlacht
von Morgarten von den Eidgenossen bewacht wurde, bis
ihnen die Kunde von der Angriffsstelle der Oesterreicher
kam. Hier auch 1798 Kampf zwischen den Schwyzern
und Franzosen. 1306: Gengingen ; 1356: Gengigen.
GiCNSBRUNNEN, französisch Saint Joseph (Kt.
Solothurn, Amtei Balsthal). 747 m. Zivil- und Kirchge-
meinde mit 26 am NO.-Hang der Hasenmatt zerstreut ge-
legenen Häusern, an der Kreuzung der Strassen Solo-
thum-Münster u. Court-Balsthal, 8 km so. der Station
Münster der Linie Basel-Delsberg-Biel. Postablage, Tele-
phon ; Postwagen Welschenrohr-Cremines-Münster. 153
Kathol. Ew. deutscher Zunge. Ackerbau und Viehzucht.
17% Kampf gegen die Franzosen.
GiCNSENSTADT (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Amden). 430^20 m. Drei am N.-Ufer des Walensees zer-
streut gelegene Häuser, nahe der Ruine Strahlegg, 5 km
ö. der Station Wesen der Linie Rapperswil- Wesen-Sar-
gans und 1,5 km so. unter Amden. 33
kathol. Ew. Obstbau, Viehzucht.
GiERISCH (Kt. Solothurn, Amtei
Lebern, Gem. BelJach). 450 m. Dorf,
400 m ö. Bellach una 2,7 km wnw.
vom Bahnhof Alt Solothurn. 34 Häuser,
340 kathol. und refovm. Ew. Viehzucht.
Uhrenindustrie. '
GiCRTLIKÖPFE od. GiCRTLIS-
EGG (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
2244 und 2297 m. Weni^ scharf her-
vortretende Felsköpfe, m der Kette
des Alvier zwischen deren Hauptgip-
feln Alvier und Faulfirst. Fallen wie
alle Gipfel der Kelte nach SW. zum
Seezthal steil ab, während die zum
Rheinthal gerichteten NO -Hänge weit
sanfter absteigen.
GiCSERZ (Kt. Bern, Amtsbez. Krlach). 475 m. Gem.
und Weiler, am SO. -Hang des Schaltenrain und 5 km nö.
der Station Ins der direkten Linie Bern-Neuen bürg.
7 Häuser, 47 reform. Ew. Kirchgemeinde Ins. Ack^r- und
218
GJES
GAF
Weinbau. Kleinste Gemeinde des Kantons Bern. Alle
erwachsenen Männer sind zugleich Mitglieder des Ge-
meinderates. Nahe dem Weiler Spuren einer ehemaligen
Siedelung.
GiCSI (Kt. Glarus, Gem. Mollis). 430m. Grosse Sumpf-
wiesen, zwischen der Bahnlinie Glarus- Wesen und der Ka-
nalisierten Linth (Escherkanal) und nahe der Einmündung
dieser in den Walensee. Ueberreste römischer Mauern.
GiCSIALP (Kt. Glarus, Gem. Kerenzen). 1201-1616 m.
Alpweide, nahe den Quellen des Rötibaches, zwischen
Alpfirzstock und den Drei Hörnern, an der Grenze gegen
den Kanton St. Gallen nnd 2-3 Stunden s. über Muhle-
hom. Besteht aus den drei Stafeln Gäsi (1201 m), Riet-
boden (1411 m) und AJp Biglingen (1616 m). 9 Hütten
und Ställe. 70 Alpweidenrechte (Stösse). Der schweizeri-
sche Dialektausdruck gäsi oder gäschi = kleines Haus,
vom latein. casa,
GiCSIBERQE (Kt. Glarus, Gem. Kerenzen). Etwa
1000 m. Gruppe von Hätten und Ställen, am N.-Hangdes
Alpfirzstockes 1 Vt Stunden s. über Mühlehorn.
GiCSSIJOCH oder BRiCNDIJOCH (Kt. Wallis,
Bez. Leuk und Visp). S. den Art. G^essispitze.
GiC88l8PITZE (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Visp).
3414 m. Gipfel, in der Gruppe der Barrhömer, zwischen
dem St. Niklausthal und Turtmanthal, osö über St. Nik-
iaus. Die Nomenklatur dieser Gruppe ist sowohl auf der
Sie^riedkarte wie in den von den verschiedenen schwei-
zenschen, englischen, deutschen und italienischen alpi-
nen Zeitschriften veröffentlichten Berichten über die
Hochtouren in diesem Gebiet eine derart unbestimmte
und unvollständige, dass hier eine auf grundlichem topo-
graphischem Studium beruhende Auseinandersetzung ge-
ooten erscheint. Vom Brunegj^hom als Ausgangspunkt
an gezählt können wir der Reihe nach folgend«^ Gipfel
und Pässe unterscheiden: Brunegffioch, Schöllihörner
(3508 und 3437 m). Inner Barrhom (3587 m). Ausser Barr-
norn (3621 m ; auf der Dufourkarte 3633 m ; auf der Sieg-
friedkarte Barrhom geheissen ; zum erstenmal 18^ be-
stiegen), Banjoch (ohne Kote; von Prof. Walter Gröbli
bei seiner Besteigung des Inner Barrhoms begangen),
Gässispitze (3414 m ; erste Besteigung 1891 über das Barr-
joch), Pipijoch (auf der Siegfriedkarte ohne Kote und
unbenannt, irrtümlich wohl auch Stellijoch geheissen ;
zum erstenmal 1884 überschritten). Inner Stellihorn (3415
m^ auf der Siegfriedkarte unbenannt, auch Inner Locker-
spitze geheissen ; zum erstenmal 1890 bestiegen), Stelli-
joch (auf der Siegfried karte ohne Kote und unbenannt).
Ausser Stellihorn (3404 m : auf der Siegfriedkarte unbe-
nannt ; zum erstenmal 1890 bestiegen), Gässijoch (etwa
3250 m ; auf der Siegfriedkarte ohne Kote und unbenannt;
auch Brändijoch geheissen ; wahrscheinlich zum ersten-
mal 1892 überschritten). Punkt 3288 m (auf der Sieg-
friedkarte unbenannt), Jungthaljoch (etwa 3200 m ; auf
der Siegfriedkarte ohne Kote und unbenannt), Punkt
3255 m, dann ein Pass ohne Kote und Namen, Jungthal
Rothom (3262 m), Juntrpass (2994 m), Furggwanghorn
(3163 m). Weisse Egg (3168 m), Steinthalhorn (3113 m),
Augstbordpass (2893 m) und Schwarzhom von Gruben
^204 m; wohlbekannter Aussichtspunkt). Vergl. hierzu
Conway, Will. Martin. The Turtman ridge (in The Alpine
Journal Vol. 16).
GiCSSLI (Kt, Bez. und Gem. Zürich, Stadtkreis II,
Quartier Wollishofen). 417 m. Gruppe von 6 Häusern, am
linken Ufer des Züricnsees, 300 m n. der Station WoUis-
hofen der linksuf^gen Zürichseebahn (Zürich-Wädens-
wil-Glarus). 82 reform. Ew. Kirchgemeinde Wollishofen.
GiCTTERLI (Kt. Schwyz, Bez. Gersau). 1192 m.
Scharte, * zwischen Rigi Scheidegg (1665 m) und Rigi
HochQuh (1699 m) ; früher stark begangen, dient auch
heute noch als Uebergang von Gersau nach Lowerz und
weiterhin nach Goldau und Einsiedeln.
GiCTZEBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal,
Gem. Altstätten). Im Mittel 700 m. Gemeindeabteilung,
umfasst 98 am fruchtbaren und z. T. bewaldeten Hang
sw. über Altstätten und längs der alten und neuen Strasse
über den Stoss zerstreut gelegene Häuser. 364 kathol. und
reform. Ew. Viehzucht. Stickerei. DerNameauf der Sieg-
friedkarte nicht eingetragen.
QiCTZIBACH (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Wan-
gen). 426 m. Weiler, am rechten Ufer der Wäggilhaler Aa
und an der Strasse Lachen-Wangen ; 1,2 km n. Galgenen
und 2,3 km so. der Station Lachen der Linie Zürich-Gla-
rus-Linthal. 14 Häuser, 71 kathol. Ew. Landwirtschaft.
GiCTZIBRUNNEN (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln).
886 m. Quelle eines kleinen linksseitigen Zuflusses zur
Alten Sihl, nahe der Strasse Einsiedeln-Iberg und einem
Bruch auf Marmor ; 3,5 km so. Einsiedeln. An Sagen und
Volksüberlieferungen reiche Stelle.
QJtLU. Lokalname im Kanton Luzem; bezeichnet die
nicht lur Stadt, zum Entlebuch oder zu den sog. Ländern
(Weggis, Vitznau und Greppen) gehörende luzemerische
Landschaft. Früher allgemein gebräuchlich und z. ß.
auch von den Schriftstellern Anton Philipp von Segesser
und Kasimir Pfeffer in ihren Werken angewendet, kann
der Ausdruck Gäu für das Land und Gäuer für dessien Be-
wohner auch heute noch im Volksmund gehört werden.
Die Bewohner des Gäu unterschieden sich einst von denen
der übri|[en Teile des Kantons in mehrfacher Beziehung,
wie in Korperbau. Sitten, Bräuchen und Mundart. Ebenso
war auch die politisbne Verwaltung im Gäu eine von der
des Entlebuch oder der Stadt Luzern abweichende. Nach
Kasimir PfyfTer bestand die Tracht des Gäuers aus Pluder-
hosen von grobem Leinen, einem langen roten Kamisol,
einer kurzen grobleinenen Jacke und einem Strohhut
mit kleiner «Güpfe» und breitem Rand. Noch heute
spricht der Gäuer einen Dialekt, der sich von dem in der
Stadt, dem Entlebuch- und den Ufergemeinden am See
üblichen merklich unterscheidet undf selbst wieder ver-
schiedene lokale Abänderungen zeigt. Während er sich
besonders in den Aemtem Sursee und Willisau und in
einigen Landgemeindien des Amtes Luzern ziemlich gleich-
förmig ausgebildet hat, zeichnet er sich z. B. im Seethal
durch hellere Aussprache der Vokale aus, und in den Ge-
meinden Schongau und Aesch, die vor 1798 zum Freiamt
gehörten, gilt noch vorwiegend der Freiämterdialekt.
Aber auch in anderen Beziehungen noch nahm das Gäu
im Kanton einst seine besondere Stelle ein: seine Be-
wohner waren Ackerbauer und Viehzüchter, während
im Entlebuch und in den Ländern die Alpwirtschaft vor
herrschte und der Städter sich mehr dem Handel und
Gewerbe widmete. Desgleichen sind die Häuser im Gäu
in ihrer Bauart von denen in den übrigen Kantonsteilen
merklich verschieden. Die einst scharf ausgeprägte Son-
derstellung des Gäuers in Bezug auf Sitten, Bräuche und
Charaktereigenschaften ist heute unter dem Einfluss der
Verkehrs- und Schulverhältnisse und der beständigen
Bevölkerungsbewegung zum grossen Teil ausgeglichen,
kann aber von einem aufmerksamen Beobachter doch
noch in manchen Einzelheiten wahrgenommen werden.
Die Landschaft hatte einst auch einen ihr eigentümlichen
Tanz, den sog. Gäuer, der von Reisläufem aus Italien
her eingeführt worden zu sein scheint und heute fisst ganz
in Vergessenheit geraten ist, so dass nur noch einige alte
Leute zu cgäuerlen» verstehen.
QJtLV, fHiher Buchsgau. Lokalname im Kanton Solo-
thurn, bezeichnet die zwischen Jurafuss und Aare gele-
gene, von Ölten bis Oberbipp reichende und von der
Strasse Olten-Oensipgen durchzogene Landschaft. Um-
fasst als wichtigere Siedelungen die Dörfer Oensingen,
Kestenholz. Wolfwil, Buchsiten, Neuendorf, Herklingen,
Gunzgen, Kappel, Wangen, Hägendorf, Egerkingen, Fu-
lenbach und Bonigen und zerftillt in das Berggän oder
Obere Gäu am JuraAiss, das MittelgSu und endlich das
Wasserbau oder Untere Gäu an der Aare und gegen
Ölten hin.
QJtLV (Amtei des Kantons Solothum). S. den Art. Bals-
TAL-G^U.
QiCZIBRUNNEN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen,Gem.
Niedermuhleren). 825 m. Gruppe von 4 Häusern, auf
dem Langenberg und 2 km w. der Station Toften der
Gürbethalbahn. 20 reform. Ew. Kirchgemeinde Zimnier-
wald. Bei dem hier befindlichen Brunnen pflegten einst
die zum Kloster Rüeggisberg wallfahrenden Pilger Halt
zu machen. Zum Trinken bedienten sie sich — schon im
15. Jahrhundert — eines kupfernen Schöpflöffels, im
Dialekt «Gäzi » geheissen, woher denn auch der Brunnen
und die um ihn sich gruppierende Siedelung ihre Be-
zeichnung erhalten haben.
GAFADURA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Quarten). 960 m. Bergwiesen mit etwa 15 am NO.-Hang
GAF
GAG
219
des Güslen und am Kammenbach zerstreut gelegenen
Hütten ; 2,5 km s. über Quarten.
QAFARRA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Mels).
1766 m. Alpweide mit 2 Hütten, im
Weisstannenthal, s. vom Gafarratobel
und i km ö. Weisstannen. Der kleine
Gafarrabühl ist nach der Volksüberliefe-
ning der Sammelplatz der Hexen aus
der Gegend.
QAFFERT8CHINGGEN(Kt.Bem,
Amtsbez. Nieder Simmenthai, Gem. Er-
lenbach). 900 m. Burgruine, auf einem
nur schwierig zu erkletternden Fels-
sporn über dem linken Ufer der Simme;
2,5 km nö. Erlenbach. Die ihrem Alter
nach vielleicht bis zur Römerzeit hin-
aufreichende Bur^ war im Mittelal-
ter Sitz eines gleichnamigen Edelge-
schlechtes.
QAFIEN (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart, Kreis Luzein, Gem. St. An-
tönien-Rüti). 1742 m. Gruppe von 18
Hätten und Stallen, im Ganerthal, am
N.-Fuss des Rätschenhorns und 2,5 km
so. über Rüti.
QAFIERTHAl, (Kt. Graubünden,
Bez. Ober Landciuart). Seitliche Ver-
zweigung des bei Küblis ins Prätigau
ausmündenden Thaies von St. Anto-
nien. Steigt vom Madri^hom auf eine
Länge von 5 km nach NW. ab und
mündet 1 km oberhalb des Dorfes St. Antonien aus. Im
untern Abschnitt bewaldet, höher oben mit schönen Alp-
weiden bestanden. Der Thalhintergrund ist von einem
grossartigen Kranz von Hochgebir|[8mauem umrahmt,
von denen insbesondere das Madrishorn, die Madriser-
spitzen, Rätschenfluh, die langgestreckte Plattenfluh, die
Crargellenköpfe, Gempifluh und der Schollberg hervorge-
hoben zu werden verdienen. Der grosse Formen- und
Farbenreichtum dieser Gii)fel beruht auf dem Wechsel
in der Lagerung der Gesteinsschichten, von denen die
äJtem die jungem überlagern. Soweit nicht Moränen-
oder Verwitterungsschutt die Thalsohle und Gehänge
überdecken, bestehen diese bis zu einer Höhe von
etwa 2200 m aus einem mit Rasen bestandenen dun-
keln Tonschiefer z. T. eocänen oder oligocänen, z. T. lia-
sischen Alters ; darüber folgt ein helllarbiges Band von
Tithonkalk (Malm oder oberster Jura), das vom Scholl-
l>erg über die Gempifluh bis zur Plattenfluh sich verfol-
fer) und der Tithonkalk sind tief in die kristallinen
Schiefer hineinffekeilt, so dass der Gebirgsbau hier eine
liegende Falte darstellt, mit welcher zusammen der in
Hotten im Gafierthal.
gen lässt und eine an Höhe wechselnde Steilwand bildet.
Die obersten Hänge und die Gipfel selbst sind aus mit
Glimmerschiefern u. Amphibolschiefern wechsellagernden
Gneisen aufgebaut. Die eocänen Tonschiefer (Flyschschie-
Dttr Schlangenstein im Gaflerthal.
die Gneise und kristalline Schiefer des Silvretta massives
eingewickelte Tithonkalk über die Schiefer des Prätigau
hinaufgeschoben worden ist. Diesem auf dem Wege durch
das Gauerthal und über das Gargellenjoch leicht zu über-
schauenden Aufbau der Schichten verdankt das Thal zu
einem ^ssen Teil seinen landschaftlichen Reiz und
seine reiche Flora. Besonders bemerkenswert ist hier das
Vorkommen der Alpen-Männertreu (Eryngium alpinum)^
die sonst im Kanton Graubünden nur noch bei Nufenenlm
Rheinwald wächst. Das von 2200-1500 m absteigetide,
enge und steile Gafierthal ist nur in seinem untern Ab-
schnitt spärlich besiedelt. Das letzte Haus steht in 1650
m. Grosse Alpweiden: auf der Gafleralp in 1742 m eine
Gruppe von Sennhütten. Im Sommer durchflutet ein be-
trächtlicher Fremdenstrom das Gafierthal, der seinen
Weg von St. Antonien oder Partnun aus meist über das
Gai^ellenjoch ins Montavon oder über die Gafierplatten
nach Klosters im Prätigau nimmt. Auch die umliegenden
Spitzen, besonders das Madrishorn und die
Rätschenfluh, erhalten dann Besuch. Es 'ist
wahrscheinlich, dass im Gafierthal in naher
Zukunft ein Gasthaus erstellt werden vidrd.
QAGENHAUPT (Kt. Wallis, Bez. Visp).
2569 m. Begraste Felsspitze, Vorberg des Riflel-
homs ; nw. über der Runse des Gafrenbaches,
durch welche der vom Hotel RifTelberg (über
Zermatt) zum Bodengletscher (dem untern Ab-
schnitt des Gomergletschers) führende Fussweg
zieht, den man bei einer Tour zur Gandegghütte
und über den Theodulpass zu begehen pflegt.
Schöner Aussichtspunkt, V4 Stunde sw. über
dem Riffelberg.
QAGENMOHLE (Kt. Freiburg, Bez. Sense,
Gem. St. Anton). 632 m. 2 Häuser, am rechten
Ufer des Tafernabaches und i,2 km nw. At.
Anton. 26 kathol. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht. Mühle.
QAQQIO. Sehr alter Ortsname, im Kan-
ton Tessin stark verbreitet. Bezeichnet eine Lo-
kalität (Weiler, W^einberc, Hütten, Wald oder
Alpweide), die ihre Umgenung überragend auf
einem Hügel oder^an einem Berghang gelegen
ist.
QAGGIO (Kt. Tessin. Bez. Bellinzona, G)»bA.
Monte Carasso). 255 m. Weiler, 200 m überdar
Strasse Bellinzona-Locarno und 2,5 km sw. vom Bahn-
hof Bellinzona. 23 Häuser, 98 kathol. Ew. Wein- und
Maisbau. Auswanderung der jungen Männer nach den
Vereinigten Staaten von Nordamerika.
no
GAG
GAI
GAGGIO (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Bioggio).
544 m. Weiler, am O.-Hang des Bergrückens zwiscnen
Val Magliasina und Val Vedeggio; i,2 km sw. Bioggio
und 7,5 km nw. vom Bahnhof Lugano. 16 Häuser, 73
kathoL Ew. Acker- und Weinbau. Mitten in Heben und
Kastanienhainen schön gelegen und mit lieblicher Aus-
sicht auf das Val Vedeggio, den Luganersee und den
Monte Generoso. Periodische Auswanderung in die übri-
gen Kantone der Schweiz.
GAGGIO (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Cuieglia).
432 m. Haus, am rechtsseitigen Hang des Val del Gag^o,
5 km so. der Station Taverne der Linie Bellinzona-Lu-
rno-Chiasso der Golthardbahn und 6 km n. Lugano,
kathol. Ew. Mitten in Weinlauben und Kastanien-
hainen lieblich gelegen und mit schöner Aussicht auf
Lugano und Umgebung. Geburtsort des Schulmannes
Giuseppe Curti (1809-1895), der sich der Einführung der
Pestalozzi'schen Ideen im Tessin 'widmete und hier in
seinem väterlichen Hause während mehreren Jahren ein
Erziehungsinstitut leitete.
GAGGIO (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio). Bach; ent-
springt im kleinen Val Porina am S.-Fuss des San Gior-
gio in 900 m, geht nahe den Dörfern Meride und Arzo,
wo er mehrere Mühlen treibt, vorbei, wendet sich nach
4 km langem Lauf aus seiner bisherigen S.-Richtung nach
SW. und tritt auf italienischen Boden über, wo er den
Namen Gaggiolo erhält und das kleine Dorf Gaggiolo
dnrchfliesst. Dann biegt er in scharfem Knie nach 0. ab,
durchquert auf eine Länge von 1,6 km den sw. Stabbio
sich vorschiebenden Zipfel Schweizerbodens, biegt noch-
mals nach SW. ab und tritt neuerdings nach Italien über,
wo er unter dem Namen des Torrente Laura bei Malnate
in 351 m in die Olona mündet.
GAGGIO (IL) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 2268 m.
Südöstlichster Gipfel der das rechte Ufer des Tessin beglei-
tenden Kette des Campo Tencia; steht in einem an der
Gima del Uomo vom Hauptkamm nach 0. sich abzwei-
genden kurzen Seitenast, 6 km nw. über Bellinzona.
Schöne Aussicht auf einen Teil der Leventina, Bellin-
zona und den unteren Abschnitt des Misox mit Rove-
redo.
GAGGIO (8A880) (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 1327
m. Gipfel, letzter SO.-AusIäufer der das Val d'Osola vom
Val Redorta trennenden Kette des Monte Zucchero. Steigt
in steilen Felshängen unmittelbar nw. über Brione auf
und beherrscht die Vereinigung des Val d'Osola mit dem
Verzascathale. Vom Sasso Gaggio an steigt die Kamm-
linie bis zur Marcia, dem ersten bedeutenden Gipfel der
Kette, stufenförmig an.
GAGGIOLE (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Locarno,
Minusio u. Mergoscia). 210-320 m. Verschiedene Gruppen
von Häusern, Hütten u. Ställen, 2^ km ö. der Station Gor-
dola der Linie Bellinzona-Locarno der Gotthardbahn, an
den untern Hängendes Sassariente mitten in Weinbergen
gelegen. Zusammen 21 Häuser, 113 kathol. Ew. Kirchge-
meinden Gordola und Cugnasco. Weinbau, Viehzucht. In
der Mitte zwischen den Siedelungsgruppen steht ein
Schulhaus für die Kinder der den Winter über hier woh-
nenden Bewohner des Verzascathales.
GAGGIOLO (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio). Bach. S. den
Art. Gaggio.
GAGLIANERA (QHIACCIAJO) (Kt. Graubünden
und Tessin). Etwa 3000-2600 m. Kleiner Gletecher, am S.-
Hang des Piz Gaglianera im obem Somvixerthal. Hänge-
gletscher ohüe Zunge.
GAGLIANERA (PIZ) (Kt. Graubünden und Tessin).
3122 m. Einer der Hauptgipfel im O.-Abschnitt der Gruppe
des Piz Medel, 2 km n. über dem Greinapass und zwi-
schen diesem und dem Val Lavaz. An seinen Hängen die
zwei kleinen Gletscher Gaglianera und Valdraus.
GAGNERIE (POINTE DE) (Kt. Wallis. Bez. Saint
Maurice). 2741 m. Gipfel, SO.-Ausläufer der Cime de TEst
(Gruppe der Dent du Midi), mit hohen und fmstern Fels-
wänden sw. über der wilden Schlucht des Baches Saint
Barth^lemy aufsteigend und nnö. über der schönen Alp-
weide Salanfe ob Salvan. Kann von Salvan aus in 2-3 Stun-
den ohne Schwierigkeilen erstiegen werden. Vom Haupt-
gipfel löst sich eine etwa 2700 m hohe Felsnadel, die
Vierge de Gagnerie oder der Jean Bartavet (barlavet =
Polterer, Lärmmacher ; wegen der hier häufigen Stein-
oder Lawinenschläge so geheissen), los, die mit grossen
Schwierigkeiten 1892 erstiegen worden ist. Auf dem die
Pointe de Gagnerie mit der Cime de TEst verbinden-
den Kamm steht' eine jetzt zerfallene steinerne Schutz-
hütte.
GAGNERIE (VIERGE DE) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). Felsnadel. S. den Art. Gagnerie (Pointe de).
GAGNONE (CIMA) (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 2516
m. Einer der Hauptgipfel in der das Thal des Tessin
rechts begleitenden Rette des Campo Tencia, 10 km sw.
über Biasca in der Leventina und 6 km nö. über Brione
im Verzascathal.
GAGNONE (VAL) (Kt. Tessin, Bez. Bi\iera). 2200-
1150 m. Eine der oberen Verzweigungen des Val d Ambn,
das 4 km nw. Biasca zwischen Personico und PoUegioauf
die Leventina ausmündet. Steigt von der Gima Gagnone
ab und enthält die Alp Gagnone, auf der etwa 30 Köhe
und 130 Ziegen sömmem. Butter und Käse.
GAIBIAT (LE) (Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem.
Corcelles). 779 m. Bergweide, mit lichten Baumgruppen
bestanden, im ö. und obem Abschnitt des Comet oder
Grandval, am SO.-Hang des Mont Raimeux und zwischen
dem Wald der Haute Joux im S. und demjeni^n des
Beucle im N. Vom Oberlauf des der Raus von links zu-
iliessenden Baches von Corcelles entwässert und von der
Strasse Montier Grandval-Seehof (filay) durchzogen.
GAICHT, französisch JuoY (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau,
Gem. Twann). 680 m. Weiler, in einem Muldenthälchen
zwischen dem kleinen Gewölbe des Kapf im S. und dem
Twannberg (Kette von Magglingen über dem Bielersee oder
_- „ Trämeff/uh
Vmllon Mont BiJou
de 6*1 cAt **»
Zaeftencom&e
och £.B**t'rn6efyer
l-.l&OOO.
Geologisches Qoerprofll durch das Oaichttbal. al. Alluviooeo;
mi. Molasse; Hs. Oberes Haoteriviea; Hi. Unteres Htateri-
vien; Vs. Oberes Valangien; Vi. Unteres Valangien ; Pb.
Purbeck ; Pu. Portland.
Seekette) im N., 2 km nö. über der Station Twann der Linie
Olten-Biel-Neuenburff. Mit Twann durch eine gute Fahr-
strasse verbunden. ^ Häuser, 83 reform. Ew. Landwirt-
schaft. Die ganze Gegend mit Moränenschutt des ehema-
ligen Rhonegletschers überführt. In der Nähe in 676 m
der Hohle Stein, ein bemerkenswerter erratischer Block.
Der Hang n. über dem Weiler, Gaichtberg geheissen, ist wie
die ganze Kette von Magglingen dicht mit Wald bestanden,
in dem die Weisstanne vorherrscht. Das Gaichtthal be-
ginnt über Twann im Portland als spitze Mulde, geht
weiter oben durch die Schichten des Valangien und Hau-
terivien, flacht sich ge|[en NO. ab und geht in eine
schwache Einsenkung über, die allmählig mit der See-
kette verschmilzt. Vom Bielersee ist das Gaichtthal durch
ein aus den Schichten des Portland bestehendes Ge-
wölbe geschieden.
GAIER <MOT DEL) (Kt. Graubunden, Bez. Inn).
2811 m. Gipfel, begraster Vorberg des Piz d'Astras, in der
Kette des Piz Tavrü ; zweigt in der Richtung gegen Scarl
vom Piz d'Astras nach N. ab; 2,5 km s. über bcarl.
GAI8 (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland). 938 m.
Gem. und schönes Pfarrdorf, am Rotbach una an der
Strasse Appenzell-Altstätten, 5 km nö. Appenzell. End-
station der Strassenbahn St. Gallen-Gais. Postbureaa,
Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Appenzell und
Altstatten. Gemeinde, mit den Weilern und Häuseiynip-
pen Mühlpass, Obergais, Pfand, Rietli, Rotenwies, Scha-
chen. Steinleuten, Zellweg und Zwislen: 527 Häuser.
2854 Ew., wovon 311 Katholiken; Dorf: 230 Häuser, 1342
Ew. Viehzucht und Viehhandel. Beträchtliche Stickerei-
und Webereiindustrie ; Hausindustrien. Gut besuchter
Luft- und Molkenkurort. 1282 : Gaise. Den benachbarten
Stoss schloss einst eine vom Sommersberg im N. zum
Hirschberg im S. ziehende Letzi ab. Ums Jahr 1820 hat
GAI
GAL
221
man Gebeine von in der Schlacht am Stoss (1405; Sieg
der Appenzeller über Herzog Friedrich von Oesterreich)
Ollis von Nordosten.
gefallenen Kriegern ausgegraben. Restaurierte St. Boni-
fazkapelle.
QAI8ERWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau). Im
Durchschnitt 650 m. Gem., am O.-Hang des Tannenbergs
und am linken Ufer der Sitter, vom Tiefen bach durch-
zogen: 3 km nw. St. Gallen. Umfasst zwei Kirchgemein-
den: £ngelburg (mit Dorf Engelburg und den Weilern
Halten, Lio den wies, Schwenai und Schwendistrasse)
und St. Josephen (mit Dorf St. Josephen und den Weilern
Abtwil, Grund und Hütten). Zusammen 304 Häuser, 2508
Ew., wovon 450 Reformierte. Schöne Tannen Waldungen,
Wiesen und zahlreiche Obstbäume. Ehemaliges Eigentum
des Klosters St. Gallen. Die Gemeinde hat sich seit eini-
gen Jahren in industrieller Hinsicht stark entwickelt,
und in zahlreichen Häusern finden sich heute Stick-
maschinen.
QAI8M008 (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Walzenhausen). 587 m. Weiler, am Schutzbach, 2
km sw. über der Station St. Marffrethen der Linie Ror-
schach-Sargans und 1,6 km so. Walzenhausen. 12 Häuser,
70 reform. Ew. Industrie.
QAI88BERQ (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Kreuz-
linden). 460 m. Gruppe von 10 Häusern, 500 m s. Egels-
hoien und 1,5 km sw. der Station Kreuzlingen der Linie
Romanshorn-Konstanz. Telephon. 54 kathol. und reform.
Ew. Kirchgemeinden Kreuzlingen und Egelshofen. Je eine
Mühle, Schuh waarenfabrik (mit 150 Arbeitern) und Mö-
belfabrik (mit 50-60 Arbeitern). S. von Gaissberg zwei
Fischweier (Hechte und Karpfen), die an Fischhändler
aus Ermatingen verpachtet sind und deren Abtluss den ge-
nannten Fabriken einen grossen Teil der benötigten Trieb-
kraft liefert. Grabhügel aus der Hallstatt Periode mit
bemalten Aschenumen.
QAI88HiEU8ERN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.-
Egnach). 423 m. Gruppe von 4 Häusern, an der Strasse
Neukirch-Egnach und 1,2 km sw. der Station Egnach der
Linie Rorscnach-Romanshom. Postwagen Neukirch-Eg-
nach. 24 reform. Ew. Kirchgemeinde Neukirch-Egnach.
Obst- und Wiesenbau.
jGIAITENBERQ (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg).
1133 m. Bewaldeter Bergrücken, nw. Ausläufer des Pass-
wang, an der Grenze gegen den Kanton Solothurn, sw.
über La.uwil und 7 km w. Waidenburg. Der höchste Punkt
heisst Gaitenkopf.
QALAN8ERALP (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Mels). 1400-2100 m. Grosse Alpweide, im obern Abschnitt
des Thaies des Logsbaches und und am SW.-Hang des
Wannekopfes, 3 km nw. über Weisstannen. Zwei Gruppen
von zusammen 8 Hütten, Ober und Unter Galans (1888
und 1480) geheissen.
GALARE8CIO (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Leven^
tina). Etwa 2600 m. Breiter Felskopfj wenig bekannt und
auf der Siegfriedkarte ohne Kote; 4-5
Stunden s. über Villa im Bedrettothal,
unmittelbar n. und nw. über der das
Bedrettothal mit dem Bavonathal ver-
bindenden Forcla di Cristallina.
GALBI80 (Kt. Tessin, Bez. Bellin-
zona. Gem. Carassoj. *2i» m. «iitppe
von 6 Häusern, aui dem Schuttkegel
des das Val Gorduno entwässernden
Wildbaches, an der dem rechten Ufer
des Tessin folgenden Strasse, 1 km n.
Carasso und 4 km n. vom Bahnhof Bei-
linzona. Postwagen Bellinzona-Gorduno-
Moleno. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde.
Ackerbau und Viehzucht.
GALEI8AZ (LA) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle, Gem. Ormont Dessus). 1066-1180
m. Gruppe von 10 Hütten und Heu-
schobern, im Kreis Crettet oder, wie
er ' meist genannt wird, Seyte d'en
Bas, zwischen dem Ros^ und der La-
vanche über dem rechten Ufer der
Grande Eau gelegen; 1,7 km w. Vers
r£glise. Säge. Viehzucht. La Galeisaz
im Dialekt = die Schöne (seil. Berg-
weide). Brücke über die Grande Eau.
GALEN. Ein im Wallis für sich
allein und in Zusammensetzungen häu-
fig wiederkehrender Ortsname. Entspricht dem in an-
dern Kantonen üblichen Ausdruck Galm, leitet sich
wie dieser vom mittellatein. calma (zusammengezogen
aus calamus) = baumloses Feld her und dient meist
zur Bezeichnung von Berg- und Alpweiden auf einem
über der Waldregion gelegenen Bergrücken, zu dessen
beiden Seiten tiefe Tobel oder kleine Thäler eingeschnit-
ten sind
GALEN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Simpeln). 2200
m. Hochgelegene Alpweide und Passübergang, der von
Klusmatten am Simplon über die Stellialp zur Rossboden-
alp fuhrt ; 2 Vt Stunden nw. über Simpeln.
GALENGRAT (Kt. Uri und Wallis). 3116 m. Gesamt-
name für den vom Furkahorn zum Galenstock ziehenden
Kamm, n. der Furkapasshöhe. Streicht vom Kleinen
Furkahorn (2819 m) und Furkahorn (3028 m) über die
Punkte 3116 m und 3191 m und den Siedeinsattel. Obwohl
die Besteigung der einzelnen Gipfelpunkte wenig schwie-
rig ist, werden sie doch mit Ausnahme des Furkahornes
und des Kleinen Furkahornes nur selten besucht.
GALENHORN (Kt. Wallis, Bez. Brigund Visp). 3360
m. Gipfel, nw. Vorberg des Nadelhornes (Gruppe der
Mischabelhörner), ö. über Herbrigsen im St. Niklausthal
und w. über dem Riedgletscher. Scnöner Aussichtspunkt,
von Herbriggen aus über den Galenpass in 7 Stunden sehr
leicht zugänglich.
GALENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2790m. Gipfel,
in der das Gamserthal vom Simplonpass trennenden Kette
zwischen Magenlücke und Sirwoltenpass, von welch' bei-
den Scharten aus er in je 20 Minuten leicht erstiegen wer-
den kann. Aussicht beschränkt.
GALENHOTTEN (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Ober-
wald). 2436 m. 2 Hütten, an der Furkastrasse (Brig-Ander-
matt) und 2 km w. der Furkapasshöhe und des Hotel
Furka ; oben über dem hohen B^rghang, an welchem sich
die Strasse in grossen Schlingen hinaufwindet und we-
nige Meter über dem Hotel Belv^dere. Festungsanlagen.
GALENLOCKE (Kt. Wallis, Bez. Brig). Etwa 2400m.
Sehr selten begangener Pass, zwischen nein Balmhorn
jONO.-Schulter des Weissmies) und der Seilerrichte
(2589 m); verbindet das Zwischbergenthal oder Val Vaira
mit dem Laquinthal.
GALENPA88 (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3240 m. Pass-
übergang, zwischen Galenhorn (3360 m) und Klein Dür-
renhorn. in der den Riedgletscher im SW. begrenzenden
kurzen Kette; gestattet von Randa aus den direkten
Uebergang zum Riedgletscher und Riedpass (ohne den
Umweg über St. Nikiaus).
GALEN8TOCK (Kt. Uri und Wallis). 3597 m. Einer
der Hauptgipfel in der Dammagruppe ; schöner und stol-
222
GAL
zer Gebirgsstock, der z. T. noch grogsartipp erscheint
aU der Dammastock und seine Nachbarn selbst. Sudlich-
GAL
Zemez. mrtndet. Sein Lauf liegt zum grössten Teil auf ita-
lienischem Gebiet und bildet auf eine Strecke von 1,8 km
die Landesgrenze.
GALLAUI8TÖCKE (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). Felskamm mit
scharfen und gezackten Felsspitzen,
zwischen dem Urbachthal und dem
Thal der Aare. w. über Guttannen.
Trägt von dem ihn vom Ritzlihorn tren-
nenden Uebergan^ der Mattenlimmi aus
gerechnet der Reihe nach die Punkte
2872, 2894, 2884, 2876 m (Tristenstock),
2822 und 27U m (Gigli stocke), 2541 und
2183 m (Bettlerhorn). Mehr
der
Galenslock, vom Rhonegletscher aos.
ster Eckpunkt der vom Dammastock nach S. ausgehenden
hohen Felsmauer, die von da an rasch zur Furka abfällt.
Der 1845 zum erstenmal bestiegene Galenstock wird heute
häufig besucht, meist vom Furkapass (in 8 Stunden), aber
auch vom Grimselhospiz aus (in 5 Stunden). Besteigung
ohne erhebliche Schwierigkeiten, wird sogar manchmal
auch im Winter ausgeführt. Von allen Alpengipfeln ähn-
licher Höhe bietet der Galenstock eine der schönsten, aus-
gedehntesten und grossartigsten Rundsichten, besonders
auf die Hemer und Walliser Hochalpen samt dem Mont
Btanc Massiv. Der Gipfel besteht aus einem langen, auf
der Seite gegen das Göschenerthal zu nach 0. überhän-
gendem Fimdach. Am Galenstock wurde 1869 eine an
prächtigen Mineralien reiche Krystallhöhle entdeckt.
S. diesen Art.
QALGENBERG (Kt. Luzern, Amt Willisau). 590 m.
Bewaldeter Gipfel, in den das Wi^ger- vom Uerkethal
trennenden Hohen ; 2,5 km n. Beiden. Fällt nach N.
ziemlich steil ab.
GALGENBERG (Kt. Schaffhausen, Bez. Schieitheim.
Gem. Siblingen). 535 m. Bergrücken, s. Siblingen und
3 km nö. Neukirch; mit Reben bepflanzt, die einen guten
Weisswein liefern, der aber an Qualität dem ausgezeich-
neten sog. Eisenhaider (ö. Siblingen) allerdings nach-
steht.
GALGENEN (Kt. Schwvz, Bez. March). 429 m. Gem.
und Pfarrdorf, in der fruchtbaren Ebene der March, zwi-
schen Wäggi thaler Aa und Spreiten bach, an der Strasse
Richterswil-Lachen-Glarus und 2 km so. der Station La-
chen der Linie Zurich-Glarus-Linthal. Neue Poststrasse
ins Wäggithal. Postablage, Telephon. Die ziemlich ausge-
dehnte Gemeinde umfasst ausser dem Dorf Galgenen die
Weiler und Uäusergruppen Hinterberg, Grabeneffg und
Vorderberg, sowie einen Teil von Siebnen und zählt zu-
sammen in 236 Häusern 1410 kathol. Ew. ; das Dorf Gal-
genen besteht aus den drei Häusergruppen Bühl, Kreuz-
stadt und Untergass und zählt in 118 Häusern 706 Ew.
Acker- und Obstbau, Vieh- und Bienenzucht. Baumwoll-
industrie ; von der Aa und dem Spreitenbach werden zwei
Fabriken und mehrere Mühlen und Sägen getrieben.
Schöne Kirche, Schulhaus. 1405 eroberten die Appenzeller
die mittlere March mitGalgenen; 1424 gab sie König Sigis-
mund dem Landammann Ital Beding aus Schwvz zum
Lehen, der sie in der Folge (mit Ausnahme der 1275 er-
bauten Kirche) käuflich an Schwvz abtrat. Urkundliche
Fo^en : Galgenen, Galgenum u. Galginon, vom althoch-
deutschen galpo = Galgen, hier im Sinne eines Quer-
balkens über einem Sodbrunnen verstanden.
GALL (ACpUA DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Bach, linksseitiger Zufluss des Spöl, in den er 13 km so.
rere
Spitzen können vom Urbachthal aus
erklettert werden, werden aber sozu-
sagen nie bestiegen, so dass sie 1902
wahrscheinlich z. T. noch jungfrauHch
waren.
GALLEGIONE(PIZZO)(Kt. Grau-
bänden, Bez. Hinterrhein). 3135 m.
Einer der Hauptgipfel der Averser Ber^e,
über dem obern Abschnitt des Madri-
serthales, n. über Castasegna im BerceU
und auf der Grenze ^egen Italien. Der
zwischen den ziemlich stark begange-
nen Grenzpässen der Forcella di Pras-
signola und Forcella di Lago aufstei-
gende Pizzo Gallegione ist von diesen
beiden aus leicht zugänglich und bietet
eine prachtvolle Aussicht, die einerseits über den Connersee
bis nach Mailand reicht.
GALLENKIRCH (Kt. Aargau, Bez. Brugg). 568 m.
Gem. und Weiler, am ßötzberg und etwas s. der diesen
übersteigenden Strasse (Brugg-Frick) ; 2,5 km nö. der
Station Efflnaen der Linie Zünch-Brugg-Basel. 15 Häuser,
92 reform. Ew. Kirchgemeinde Bötzberg. Ackerljau und
Viehzucht.
GALLENWERCH (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Mels). 1190-1260 m. 9 Häuser, am linken Seitengehänge
des Weisstannenthales zwischen Lutztobel und Ulmen-
bachtobel zerstreut gelegen, 8 km sw. über der Station
Mels der Linie Rapperswil -Wesen - Sargans. 54 kathol.
Ew. Alpwirtschaft.
GALLINA (PIZZO) (Kt. Tessin und Wallis). 3067 m.
Gipfel, im Gotthardmassiv; zwischen Eginenthal, Nufenen-
pass, Bedrettothal, Gornerlilücke, Gomerlithal u. Rhone-
thal. Vom Nufenenpass aus in 1 Vi Stunden ohne grosse
Schwierigkeiten erreichbar. Am NO.-Hang des Blasiglet-
scher und auf dem NW.-Grat die beiden Galmihörner.
GALLI8HOF (Kt. Solothum, Amtei Kriegstetten,Gem.
Aeschi). 476 m. Gruppe von 4 Häusern, sw. vom Aeschi-
see, 2 km ssw. Aeschi und 4,3 km sw. der Station Inkwil
der Linie Lyss- Solothum- Herzogen buchsee. 26 kathol. Ew.
Viehzucht. Torf^ruben. Gallishof steht an der Stelle einer
ehemaligen römischen Siedelung.
GALLIZI (Kt. Aargau, Bez. Muri, Gem. Buttwin. 726 m.
2 Bauernhöfe, am O.-Hang des Lindenbergs, 700 m sw.
Buttwil und 3 km sw. der Station Muri der Linie Aarau-
Lenzburg-Rotkreuz. 17 kathol. Ew. Kirchgemeinde Muri.
GALLMÖ8LI (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg,
Gem. Wattwil). 820 m. Gruppe von 5 Häusern, etwas w.
der Strasse Vvattwil-Ricken-Üznach und 4,5 km sw. der
Station Wattwil der Toggen burgerbahn. 36 kathol. und
reform. Ew. Kirchgemeinde Ricken. Viehzucht.
GALLM008 (Kt. Solothum, Amtei Lebern, Gem.
Rüttenen). 500 m. 6 Bauernhöfe, am SO.-Fuss der Röti-
fluh, 6 km n. vom Bahnhof Solothum und 1,2 km nö.
Rüttenen. 48 kathol. Ew. Kirchgemeinde St. Nikiaus.
GALLU8BERG (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Mörswil). 555 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer An-
höhe mit sehr schöner Aussicht, w. über der Station Mörs-
wil der Linie Rorschach-St. Gallen. 18 kathol. Ew. Luft-
kurort.
GALM. Ortsname der deutschen Schweiz; für sich
allein oder in Zusammensetzungen häufig wiederkehrend;
vom mittellatein. ca/ma (zusammengezogen aus calamus)
=: baumloses Feld oder Bergweide über der Waldregion.
Entspricht dem Walliser Ausdmck Galen und dem im
Jura so häufigen Ortsnamen Chaux (s. diese Art.).
GAL
GAL
233
GALM (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai). 2188 m.
Gipfel, w. Vorher^ des Albristhorns, im Kamm zwischen
Fermel- und Albristthal ; 3 Stunden ö. über dem an der
Strasse Zweisimmen-Lenk gelegenen Dorf Matten. Gehört
zur Albristalp.
QALM (Kt. WalUs, Bez. Leuk). 2463 m. Gipfel, zwi-
schen den Thälern des Feschelbachs und derDala, nö.
über dem Dorf Aibinen. Ausläufer des Torren thornes,
sw. über der Galmalp.
QALMAI.P (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Feschel und
Gattet). 2235 m. Alpweide, am NO.-Hang der Galm ; ge-
hört mit der weiter s. an der Waldgrenze gelegenen Obern-
alp demselben £i|[entumer. Auf beiden Alpen zusammen
sommern 178 Stuck Hornvieh. Etwa 20 Hütten, die im
Sommer und Herbst während ungefähr 75 Tagen bezogen
werden. Butter und Magerkäse.
GALMENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2850 m.
Gipfel, nw. Vorberg des Spähnhorns (3194 m), zwischen
Ofenthal und dem obersten Abschnitt des Saasthales und
ö. über der Distelalp. Am Wee von dieser auf das Spähn-
hom und in 1 Vi Stunden leicht zu besteigen.
QALMIENHÖRNER oder GALMIENGRAT (Kt.
Wallis, Bez. Goms). 3241, 3223 und 3011 m. Kurze Kette,
die vom Vorder Galmihom nach SO. abzweigt und das
obere Selkinger- oder Bieligerthal vom Reckingerthal
scheidet. Die verschiedenen Einzelspitzen können von
Ritzingen aus bestiegen werden.
QALMIFIRN (Kt. Wallis, Bez. Goms). Eines der den
Walliser Fieschergletscher speisenden Firnfelder; beginnt
an der Galmilücke (3305 m) und verschmilzt mit dem
Studerfirn zu einer einzigen Eismasse, die in 2800 m von
0. her sich mit dem Walliser Fiescherfim vereinigt. 4,5
km lang und im Maximum 2 km breit.
QALMIHÖRNER (Kt. Wallis, Bez. Goms). Zwei Gip-
Vorder Galmihoni, vom Hinter Qalmihorn ans.
fei, in der Kette nw. über dem Goms (rechtsseitiges Ge-
hänge des obern Rhonethaies) und hinten über dem Be-
ginn des Reckinger- und Bächithales. Von einander unter-
schieden als Vorder Galmihorn (3524 m) und Hinter
Galmihom (3482 m) ; dazwischen die Bächilücke. Beide
Gipfel von der Oberaarjochhütte des S. A. C. aus in je 2
Stunden ohne Schwierigkeit erreichbar.
QALMIHÖRNER (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3000 und
3017 m. Zwei Vorberge des Pizzo Gallina, in dem von ihm
nach NW. zum Blasihom abzweigenden Kamm ; zwischen
dem obersten Rhone-, dem Eginen- und Gornerlithal, im
Gotthardraassiv. Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
QALMII.OCKE (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3305 m. Ein-
schartung, zwischen Oberaar Rothorn und Hinter Galmi-
hom, verbindet Münster durch das Munsterthal und über
den Galmifim mit der Oberaarjdfchhütte des S. A. C. in
6 Standen. Ziemlich schwierige Tour. Auf der Siegfried-
karte unbenannt.
QALM 18 (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gem. Nieder-
bipp). 530 m. Gruppe von 7 Häusern, am S.-Hang der
ersten Jurakette und 1,2 km von der Station Niederbipp
der Linie Olten-Solothurn. 36 reform. Ew.
QALMI8 (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Gem. u. Dorf.
S. den Art. Gharmey.
GALM 18 oder GALMIZ, französisch Charmey (Kt.
Freiburff. Bez. See). 445 m. Gem. und Dorf, auf den das
Grosse Moos im S. begrenzenden Höhen, an der Strasse
Aarberg-Murten und 4 km nö. Murten. Station der Linie
Lausanne-Paverne-Lyss. Postablage, Telegraph, Telephon.
81 Häuser, 4o7 reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchge-
meinde Murten. Getreide-, Tabak- und Gemüsebau, Vieh-
zucht. Ueberreste aus der Römerzeit. Früher rein franzö-
sische Ortschaft, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts ger-
manisiert worden ist. .
GALMI8 (Kt. Freibnrg, Bez. Sense, Gem. Düdingen).
632 m. Grunpe von 5 Häusern, am Weg Fillisdorf-Düdin-
gen und 2,8 km nö. der Station Düdingen (Guin) der Linie
Bern-Freiburg. 34 kathol. Ew. Getreide- und Futterbau,
Viehzucht. Schöne Holzhäuser im alten Schweizerstil mit
Inschriften.
GALMWALD, französisch FoR^T du Galm (Kt. Frei-
burg, Bez. See). 541-596 m. Grosse und schöne Waldung
von 255 ha Fläche, auf Boden der 5 Gemeinden Ulmiz,
Liebistorf, Jeus, Salvenach und Lurtiffen. Zuerst Staats-
waldung, auf die die genannten Gemeinden gewisse
Rechte hatten, dann 1811 vom Staat Freiburg zum Zweck
besserer Bewirtschaftung an diese Gemeinden als Eiffentum
aufgeteilt. Die einzelnen Abteilungen des Galmwalaes tra-
gen ihre eigenen Namen, wie Berleidwald, Buchenried,
Altried, Neuried, Oberried. Eichelried, Mondrübenwald,
Grabenholz. Studenholz, Brodmatthubel, Schallenberg-
wald. Miscnwald mit Eichen, Buchen, Föhren, Tannen,
Birken etc. Wildreich und deshalb auch von Jägern stark
belebt. Von zahlreichen und schönen Wegen durchzogen.
GAL8, französisch Chules (Kt. Bern, Amtsbez. Erlach).
443 m. Gem. und Pfarrdorf, am NW.-Fuss des Jolimont,
an der Strasse Erlach-Thielle und 3 km n. der Station
Gampelen der direkten Linie Bem-Neuenburg. Postablaee,
Telephon ; Postwagen Gampelen- Er-
~ lach. Gemeinde, mit Betlehem und St.
Johannsen : 85 Hänser, 637 reform. Ew.
deutscher Zunge: Dorf: 60 Häuser, 319
Ew. Land- und Waldwirtschaft. Vor 1884
f gehörten zur Gemeinde noch eidice am
inken Ufer des Zihlkanales gelegene
Landstücke, die dann im Tausch gegen
den zwischen dem Kanal und dem alten
Bett der Zihl befindlichen Landstrich an
den Kanton Neuenburg überaingen. Auf
dem Jolimont Gralihügel una eine kelti-
sche Kultusstätte (mit Schalenstein und
Menhir). Spuren einer römischen Sie-
delung. Ein Teil der dem Kloster St. Jo-
hann gehörenden Ländereien von Gals
kam zusammen mit Erlach schon im
15. Jahrhundert an die Stadt Bern, der
die Bewohner von Gals bis 1551 Unter-
tan waren. Durch eine Feuersbrunst
wurden 1852 15 Häuser zerstört. Aus Gals
war die bekannte Apollonia Schreyer
geburtig, die während voller sieben Jahre keine Nahrung
zu sich genommen haben soll.
GALTBACHHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlakcn).
2319 m. Gipfel, letzter s. Ausläufer der am Männlichen
beginnenden Kette ; w. über dem Ho(el Bellevue auf der
Kleinen Scheidegg und n. über der Wenffernalp.
GALTEN (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg, (^em. Gan-
singen). 481 m. Kleines Dorf; 1,3 km sw. Gansingen und
5,3 km s. der Station Etzgen der Linie Winterlhur-Bülach-
Koblenz-Stein- Basel. 30 Häuser, 134 kathol. Ew.
GALTENEBNET (Kt. Uri, Gem. Unterschächen).
1550-2100 m. Grosse und schöne Al{>weide, am S.-Hang
des Wasserbergs, in einem linksseitigen Nebenast des
Bisithales, 7 km nö. Unterschächen. 12 zerstreut gelegene
Hütten.
GALTERN (Kt. Freiburg, Bez. Sa&ne, Gem. Freiburg).
Vorort der Stadt Freiburg. S. den Art. Gotteron.
GALTERN oder GALTERNGRABEN (Kt. Frei-
burg, Bez. Sense, Gem. Tafers). 600 m. 10 am rechten
Ufer des Gotteron oder Galtern baches zerstreut gelegene
Häuser ; 2,5 km sw. Tafers und 3,5 km ö. Freiburg. 72
kathol. Ew. deutscher Zunge. Landwirtschaft. Sägen.
GALTERN (OBER u. UNTER) (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. Alterswil). 735 und 710 m. Zwei Gruppen
^fU
GAL
GAM
von zusammen 16 Häusern, am rechten Ufer des Göbel-
baches, 7 km ö. vom Bahnhof Frei bürg und 1,2 km so.
Tafers. 127 kathol. Ew. deutscher Zunge. Getreide- und
Futterbau, Viehzucht.
QAI.TERNBACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane u. Sense).
Bach. S.Jden Art. Gotteron.
QALTERNQRABEN (Kt. Freiburg, Bez. Saane und
Sense). Thal. S. den Art. Gotteron (Vall£e du).
QAI.TERNGRABEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense,
Gem. Tafers). Häuser. S. den Art. Galtern.
GALTIBERG (Kt. Obwalden). 2710 m. Gipfel, n. Vor-
berg des Tillis, 4 km so. über Engelberg und 1,5 km n.
vor dem Titlis. Fällt wie der Titlis selbst nach 0. sehr steil,
nach W. und NW. dagegen weitaus sanfter ab. Gipfel und
NW. -Hang des Galtiber^es vom Titlisgletscher überdeckt.
Galtiberg heisst auch em z. T. begraster Kamm so. über
Engelberg, der von N.-S. zieht, sich mit dem Lauberserat
verknüpft und über den der Weg auf den Titlis führt.
Diese beiden Galtiberg durch das Tobel des Sulzbaches
von einander gesöhieden.
GALVERNBORD (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). So
heisst der breite Hang zwischen dem Beltmersee (1991 m)
und dem Gipfel des Bettmerhoms (2865 m), der zu einem
Teil als Bettmeralp Eigentum der Gemeinde Bettmen ist,
zu einem anderen Teil der Gemeinde Martisberg gehört,
üeber einem kleinen See (2300 m) eine Anhöhe, die eine
weitausgedehnte prachtvolle Rundsicht bietet.
GAMBA (VALLE) (Kt. Graubänden, Bez. Moesa).
Oberer Abschnitt der Valle Montogno, die sich mit der
Valle Darbora vereinigt und dann als 1 km lange enge
Waldschlucht 3 km oberhalb Lostallo von links ins Misox
ausmündet. Die Valle Gamba ist ein ziemlich geräumiges,
im Sommer von Hirten bezogenes Alpenthal, in dem die
beiderseits von bewaldeten Steilhängen begrenzte Alpe
di Gamba (1366 m) liegt. Andere Alpweiden über der
Waldgrenze auf hoch gelegenen Terrassen oder in kleinen
Seitenkesseln, so die Alpe di Buono
(1806 m), Alpe di Campello (1717 und
2022 m), Alpe de Padion, Alpe di Set-
tagio (1878 und 1951 m). Der vom Misox
aus in die Valle Montogno und weiter-
hin in die Valle Gamba führende Fuss-
weg hält sich zuerst oben am Hang, um
erst am obern Eingang in die Mündungs-
schlucht bei La Serra zum Thalboden
abzusteigen. Obwohl die das Thal beglei-
tenden Berge stark felsig sind und mit
steilen Wänden aufsteigen, erheben sie
sich doch blos auf durchschnittlich 2000
bis 2600 m und sind nirgends verglet-
schert. Das der Uebergänge nach dem
benachbarten Italien entbehrende Thal
an der Landesgrenze ist nur wenig
bekannt und selten besucht.
GAM BACH. Ortsname der deut-
schen Schweiz ; mundgerechte Form für
Gandbach. S. den Art. Gand.
GAMBACH (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwarzenburg). Bach mit sehr star-
kem Gefälle; entspringt am N.-Hang
der Pfeife in 1500 m, durchfliesst das
Dorf Gambach und mündet nach 7 km
langem Lauf in der Richtung nach N.
undf NO. in 745 m von links in das
Schwarzwasser. Nimmt verschiedene
kleine Nebenadern auf und treibt einige Mühlen und
Sägen.
GAM BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Rüschegg). 897 m. Kleines Dorf, am Gambach; 1,5 km
sw. Rüschegg und 13 km sw. der Station Thurnen der
Gürbelhalbahn (Bern- Watten wil-Thun). Telephon 26 Häu-
ser, 146 reform. Ew. Wiesenbau. Mühle.
GAMBACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Freibur^).
665 m. Westl. Vorort der Stadt Freiburg, unter Le Gum-
tzet. 10 Häuser, 107 Ew. französischer Zunge, wovon 83
Katholiken. Neues Quartier, zwischen den Strassen Frei-
burg-Payerne und Freiburg- Romont sehr günstig gelegen.
Angenehme Spazierwege und schöne Aussicht. Ehemals
herrschaftliches Landgut, Eigentum des Schultheissen
Hans Gambach, der es dem Spitai zu Freiburg vermachte.
Vor Kurzem ist das Gut von der Stadt Freiburg angekauft
und mit Hinblick auf seine künftige Entwickelung einge-
richtet worden. Neben dem Landhaus einst eine dem h.
Anton geweihte Kapelle und etwas weiter davon entfernt,
beim ehemaligen Hochgericht, die St. Jakobskapelle.
GAMBAROGNO (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Lo-
carno). 1734 m. Schöner Gipfel mit abgerundeten Formen,
bis zu Oberst bewaldet, am linken Ufer des Langensees
gegenüber Locarno. An seinem Fuss längs des Seeafers
ein ganzer Kranz von lieblich zwischen Weinbergen und
Kastanienhainen gelegenen Dörfern und Weilern.
GAMB8 (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). Gem. und
Pfarrdorf. S. den Art. Gams.
GAMCHIALP (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Reichenbach). 1674 m. Alpweide mit Hütte, oben im
Kienthal und am Fuss des Gamchigletschers. Nahe dem
Gletscher führt über den Pochtenbach die sogen. Wallis-
brücke, ein vielleicht von der Natur geschaffener lieber-
gang. Nahe dabei eine Höhle, Martinskirche genannt. Der
Name Wallisbrücke scheint darauf hinzudeuten, dass von
hier aus über die Gamchilücke und den Petersgrat, die
heute vollständiff vergletschert sind, einst ein gang-barer
Pass ins Wallis ninübergeführt habe.
GAMCHIGLET8CHER (Kt. Bern, Amtsbez. Fruü-
ffen). Gletscher, 3 km lang und im Maximum 1,5 km breit ;
beginnt in 2833 m an der Gamchilücke und steigt bis zu
1952 m ins obere Kienthal ab, wo er in einer kleinen
Schlucht über der Schafweide der Gamchialp (1674 m)
endigt. Ihm entspringt der Pochtenbach. Der früher 7 km
lange Gletscher ist stark zurückgeschmolzen. Ueber ihm
erheben sich die Wilde Frau, das Morgenhom, Gspalten-
hom und die Büttlassen. Er wird der Hauptsache nach
von den vom Morgenhom und der Wilden Frau nieder-
gehenden Lawinen ffenahrt. Seiner starken Zerklüftung
wegen schwierig zu negehen.
GAMCHILÜCKE (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen and
OamchilQcka, vom Bundlflger aas.
Interlaken). 2833 m. Schmale Einschartung , zwischen
Gspaltenhorn und Morgenhom (Gruppe der Blümlisalp);
verbindet das Kienthal über den Gamchi- und Tschingel-
gletscher mit dem obern Abschnitt des Thaies von Lauter-
brunnen. Von den Bewohnern des Kienthaies Kienthal-
furrae geheissen. Die Aussicht von der Passhöhe ist von
G. Studer aufgenommen worden. Kienthal-Passhöhe 6
Stunden , Passhöhe-Tschingelgletscher-Muttbomhütte S.
A. C. V, Stunde.
GAMELIN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Grabs). 1230 m. 5 im Thal des Walchenbachs (oberer Ab-
schnitt des Grabserbergs) zerstreut gelegene Häuser, 4 km
sw. Grabs und 8 km w. der Station Buchs der Linie Ror-
schach-Sargans. 34 reform. Ew. Alpwirtschaft.
GAMIDAUER und GAMIDAUER8PITZE (Kt. St.
GAM
GAM
295
Gallen, Bez. Sargane). So heisst ein Teil der den Grauen
Hörnern im N. vorgelagerten, stark verwitterten und zer-
sägten Felsgruppen, deren Hauptkamm vom Wildsee nach
N. zieht und eine Reihe von Spitzen aufweist, die man
unter dem Namen der Seehömer zusammenfasst und an
deren Fuss mehrere kleine Karseen (Wildsee, Schotten-
see, Schwarzsee) liegen. Am breiten Grasrücken der Ba-
seglia oder Baseggla teilt sich der Kamm in einen den
Garmil (2012 m) tragenden N.-Ast und einen NW. -Ast,
den sogen. Gamidauerkamm, mit der Gamidauerspitze
(2313 m). Zwischen diesen beiden Kämmen die Vermialp,
die ihre Wasser dem untern Weisstannenthal zusendet.
Die meist gut bewaldeten Ausläufer der Gruppe steigen
nach N. gegen Mels und Sargans zu Thal.
QAMLIKON (HINTER, MITTLER u. VORDER)
(KU Zürich, Bez. Aflbltern, Gem. Stallikon). 580 m. 10 im
Reppischthal längs der Strasse Hausen-Stallikon zerstreut
gelegene Häuser; 1,5 km s. Stallikon und 3,5 km so. der
Station Bonstetten der Linie Zürich-Aflbitem-Zug. 73 re-
form. Ew. Ein Freiherr Egelolf von Gamlikon soll 1124
vom Papst die Anerkennung der Gründung des Klosters
Engelberg erwirkt haben. Der Standort einer Burg der
Edeln dieses Geschlechtes ist nicht bekannt. 1120 : Gama-
linchovin.
GAMMEN (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Feren-
balm). 534 m. Dorf, nahe dem linken Ufer der Saane, 3
km s. der Station Gümmenen der direkten Linie Bem-
Neuenburg und 3,5 km so. Ferenbalm. Telephon. 29 Häu-
ser, 195 reform. Ew. Wiesen- und Tabakbau. Gammen be-
deutet s. V. a. Verzweigung, Bifurkation.
QAMMENTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Sumiswald). 690 m. W^eiler, am rechten Ufer des
Griesbaches, 1 km nw. Sumiswald und 5 km nö. der Sta-
tion Ramsei der Linie Burgdorf-Langnau. 11 Häuser, 76
reform. Ew. Käserei.
GAMMERSCHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal. Gem. Zweisimmen). 1800 m im Mittel. Zerjitreut ge-
legene Hätten, im kleinen Thal des Bettel riedba'ches, am
W.-Haog des Frohmattgrates und 3-4 Stunden ö. über
Zweisimmen.
GAMPEI. (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 641 m. Gem. und
Pfarrdorf, am rechten Ufer der Rhone und der Lonza, am
Austritt des Lötschenthales ins Thal der Rhone. Am an-
dern Ufer der Lonza und mit Gampel durch eine Brücke
verbunden liegt das dem Bezirk Raron zugeteilte Dorf
Steg, das aber mit jenem sozusasen nur einen einzigen
zusammenhängenden Flecken bildet. 1 km s. vom Dorf
am linken Ufer der Rhone die Station Gampel der Sim-
Häasergruppe in Oampel.
Slonbahn. Poslbureau, Telegraph, Telephon. 76 Häuser,
J1 kathol. Ew. Wasser- und Elektrizitätswerk zur Her-
stellung von Calciumkarbid. Die Kraft liefern diesem Be-
triebe zwei zwischen Mitthal und Gampel hintereinander
folgende Fälle der Lonza. 1899 wurde die kaum vollendete
obere Kraftstation durch einen Bruch der unter vollem
Drucke stehenden Zuleitung gänzlich zerstört. In Gampel
befand sich einst die Niederlage für die am Rotenberg
über Goppenstein in 1600-1800 m Höhe geförderten und
in Goppenstein verhütteten siiberschössigen Bleierze.
Nachdem neuerdings beinahe unten an der Thalsohle in
Goppenstein (1230 m) selbst ein Erzgang aufgefunden wor-
den ist, hat eine deutsche Gesellschaft den lange Jahre
eingestellten Bergwerks- und Hütten betrieb wieder aufge-
nommen. Das Dorf Gampel 1890 durch eine Feuersbrunst
bis auf die vor dem Föhn geschützt gelegene Kirche und
einige Häuser fast völlig zerstört und seither auf Grund
eines von der Walliser Regierung ausgearbeiteten Bebau-
ungsplanes neu angelegt. Ein Gasthof. Die Gemeinde Gam-
pel erstreckt sich zwischen Lonza und Enggertschwasser
an der S.-Flanke der Berner Alpen weit hinauf und um-
fasst noch den auf einer waldumrahmten Terrasse hoch
gelegenen Weiler Jeizenen. 1238 : Champilz ; 1305 : Cam-
puel ; 1333 : Champis ; 1344 : Champez ; 1450 : Campil und
Gampil. Vom latein. canipellum.
GAMPEL (NIEDER) (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem.
Bratsch). 638 m. Weiler, am rechten Ufer der Rhone, am
Fuss des Hanges von Bratsch und rechts von der Aus-
mündung des Enggertschwassers ; 2,5 km w. vom Dorf
Gampel und 1,5 km nö. der Station Turtman der Simplon-
bahn. 34 zum grossen Teil nur im Winter bewohnte Häu-
ser, 18 ständige kathol. Ew. Kirchgemeinde Erschmatt.
Kapelle.
GAMPELEN, französisch Champion (Kt. Bern, Amts-
bez. Erlach). 440 m. Gem. und Pfarrdorf, am SW.-Fuss
des Jolimont, an der Strasse Thielle-Ins und 3 km w. Ins.
Station der direkten Linie Bern-Neuenburg. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach Erlach. Gemeinde,
mit Witzwil : 77 Häuser, 527 reform. Ew. deutscher Zunge ;
Dorf: 42 Häuser, 276 Ew. Acker-, Wein- und Gemüsebau.
Die Bevölkerung hat während der letztvergangenen 10
Jahre um 23 ^ zugenommen. In der Nähe des Dorfes
Spuren einer einstigen Römerstrasse, im Moos bei Thielle
Funde von römischen Backsteinen und Münzen. Gampelen
kam zusammen mit Erlach 1476 in den Besitz der Stadt
Bern. Bei Anlass der Erhebung des bisher kirchlich zu
Ins gehörigen Gebietes von Gampelen zur eigenen Kirch-
gemeinde kam es hier zu Ende des 15. Jahrhunderts zu
einem Aufruhr. Asyl Tannenhof, eine Arbeits- und Hilfs-
anstalt für Arbeitslose und entlassene Sträflinge, 1889 er-
öffnet. 1228 : Champlun.
QAMPEN (Kt. St. Gallen, Bez. Wil,
Gem. Bronshofenj. 664 m. Gruppe von 10
Häusern, am NO.-Hang des Nieselbergs;
3,8 km ö. Bronshofen und 4,5 km nö. der
SUtion Wil der Linie Winterthur - St. Gal-
len. 44 kathol. Ew. Kirchffemeinde Wil.
Viehzucht. Stickerei. Der Name Gampen
wie Gams von camptis = Feld herzuleiten.
QAMPEN (OBER)(Kt. St. Gallen, Bez.
Unter To^genburg, Gem. Degersheim). 938
m. 5 in einer von der Gemeinde Mogeisberg
umschlossenen Enklave von Degersheim
gelegene Häuser, an der Grenze gegen den
Kanton Appenzell; 2,5 km s. Deffersheim
und 8,5 km s. der Station Flawil der Linie
Winterthur-St. Gallen. 36 kathol. u. reform.
Ew.
GAMPENEN (Kt. Wallis, Bez. u. Gem.
Leuk). 636 m. Gruppe von 7 Häusern, in
der Rhoneebene, am linken Ufer des Flus-
ses und an der Strasse des Rhonethaies, 2
km so. Leuk Stadt und 1,4 km so. der Sta-
tion Leuk-La Souste der Simplonbahn. 53
kathol. Ew. Kirchgemeinde Leuk Stadt. In
der Nähe das heute im Besitz des Ge-
schlechtes de Werra befindliche Schloss
Les Magherans oder Magron. Der ehemaliffe
Herr des Schlosses, Michel Magron, voirae
als Anhänger der Reformation 1604 des
Landes verwiesen. Die Ebene, in der Schloss Magron und
Gampenen stehen, ist zum Andenken an die hier 1318 in
einem Kampf des Walliser Volkes gegen die verbündeten
OEOGR. LEX. 59 — 11—15
226
GAM
GAM
adeli||[en Herren des Wallis und Berns Gefallenen die
« Prairie des Soupirs » oder « Prairie des Lärmes » ge-
tauft worden. Zu diesen Gefallenen gehörten u. A. auch
die Herren Pierre de La Tour, von Wimmis und von Weis-
senburg. Gampenen 1267 : Champagnes, vom latein. cani-
pania,
GAMPER (Kt. Aargau, Bez. ZofinRen, Gem. Murgen-
thal). 484 m. 2 Häuser, am N.-Rand des Fetzholzes und
1,7 km nö. der Station Murgenthal der Linie Olten-Bem.
16 reform. Ew. Wiesenbau.
GAMPERFINAUP (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Grabs). 1200-1400 m. Alpweide mit 16 im obern Ab-
schnitt des Grabserbergs zerstreut gelegenen Hütten und
Stadeln, n. vom Voralpsee und 6 km sw. über Grabs.
GAMPERNEIAUP (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Grabs). 1900-1800 m. Grosse Alpweide mit 15 im
obern Abschnitt des Staudenerbergs und an den Quellen
des Staudenerbaches zerstreut gelegenen Hütten und Sta-
deln, 4 km sw. über Grabs.
GAMPER8TOCK (Kt. Uri). 2274 m. Wenig bedeu-
tender Gipfel, in der Kette der SchächenthalerWindgälle,
zwischen Schächenthal und Muotathal ; 1,5 km so. über
dem Kinzig Kulm, dem wichtigsten Passübergang über
GAMPI8CH (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Simpeln).
1852 m. Maiensasse mit etwa 10 Hätten, am Fuss eines Aus-
läufers des Magenhorns und am linken Ufer des Krumm-
baches. Die Hütten durch eine Anhöhe von der Simplon-
strasse unterhalb des alten Hospizes geschieden, 5 km nw.
vom Dorf Simpeln.
GAMPUOTALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Wildhaus). 1300-1500 m. Alpweide mit einigen
Gruppen von Hütten, am SW.-Fuss des Altmann im Thal
der Säntisthur ; 3 km nw. über Wildhaus.
GAM8 oder GAMB8 (Kt. St. Gallen, Bez. Werden-
berg). 504 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am W.-Band
der Rheinebene und des Gamserriets, an der Kreuzung
der Strassen Wildhaus-Bendern (Liechtenstein) u. Grabs-
Sax und 3 km sw. der Station Gams-Haag der Linie Ror^
schach-Sargans. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Post-
wagen Buchs-Ebnat und Salez Garns. Die ziemlich aus-
B^dehnte Gemeinde umfasst neben dem Dorf noch die
äusergruppen Ausserbach, Gamserbad, Bühl und Simmi
am Gamserberg und Gasenzen und zählt zusammen in
402 Häusern 2156 Ew., wovon 287 Reformierte ; Dorf: 69
Häuser, 951 Ew. Landwirtschaft. Stickerei. Schöne Kirche,
auf einer Höhe neu erbaut und weit in die Runde sicht-
Qams von SOden.
bar. Das Dorf hat sich seit dem Bau der über Wildhaus
ins Toggenburg führenden Bergstrasse und der schönen
Strasse des Rheinthaies rasch gehoben. Besonders die die
romantische Schlucht der Simmi durchziehende Strasse
ins Toegenburg weist einen starken Verkehr auf. Grosse
Opfer hat von der Gemeinde die Verbauung der Simmi
und des Dorfbaches gefordert, die früher bei Hochwasser
oft grosse Verheerungen angerichtet hatten. 835 erscheint
Gams zum erstenmal als Campesias ; im Mittelalter zuerst
Eigentum der Freiherren von Sax, dann 1398 des Hauses
Oesterreich und seit 1401 des Geschlechtes derer von Boo-
stetten, an die als die nunmehrigen Herren von Sax Oes-
terreich diesen seinen Besitz verpfändete. Mit Hilfe von
Schwyz und Glarus löste Gams sein Untertanenverhält-
nis zu den Herren von Bonstetten, fühlte sich aber allein
zur Behauptung seiner Unabhängigkeit zu schwach und
stellte sich deshalb unter den Schutz der beiden genann-
ten Kantone, denen auch das Gasterland gehörte. Der
Landvogt des Gaster war nun bis 1798 zugleich auch
Schirmvogt von Gams. Auf dieses Verhältnis ist auch der
Umstand zurückzuführen, dass Gams katholisch geblieben
ist, während die benachbarten Landschafken Werdenberg
(Untertanenland von Glarus allein) und Sax (Untertanen-
land von Zürich) der Reformation beitraten. Gams im
Schwabenkrieg 1499 durch Feuer zerstört. Im Frühjahr
1798, Sommer 1799 und Herbst 1802 jeweils für eine kurze
Zeit völlig frei und unabhängig. Der Ausdruck Gams von
canipus = Feld.
GAM8A (Kt. Wallis, Bez. Brig und Visp). Wildbach
des Gamseki-oder Nanzthales; entspringt in 2600 m dem
zwischen Rauthorn und MattwaJdhorn eingebetteten klei-
nen Gamsergletscher und fliesst nach N. durch schöne
Waldungen und dazwischen eingestreute Alpweiden, die
Eigentum der Bewohner von Visperterminen im Visper-
thal sind. Nach 8 km langem Lauf, auf welcher Strecke
ihr kein nennenswerter Nebenbach zukommt, tritt die
Gamsa in eine wilde Schlucht ein, durch deren zahlreiche
Seitenrunsen die Schmelzwasser der Firnfelder am Spitz-
horn, Faulhorn und Glishorn, sowie auch eine Reihe von
Schutlströmen herunterkommen. Beim Austritt ins Rhone-
thal hat sie zwischen Brig und Visp einen mächtigen
Schuttkegel angeschwemmt, längs dessen linkem Rande
sie heute der Rhone zuiliesst, in die sie nach 12 km lan-
f:em Gesamtlauf zwischen Visp und Brig in 670 m von
inks einmündet. Auf dem Schuttkegel über dem rechten
Ufer der Gamsa der Murus VihericuSj eine alte Schnti-
mauer. Vergl. den Art. Gamsen.
QAM8BERG (Kt. St. Gallen, Bez. Werden berg). 2383
in. Einer der markantesten Gipfel der Kette desAlvier:
ragt in mehreren Spitzen auf und fällt nach N. und S. in
steilen, durch Felswände unterbroche-
nen Halden ab. Vorberge sind die
Weisse Frau im NW., das Sichli und
der Rotenstein im 0. Besteigung des
Gamsberges ermüdend und nur selten
unternommen, obwohl die Aussicht eine
sehr lohnende ist.
QAM8EKITHAL od. NANZTHAL
(Kt. Wallis, Bez. Brig u. Visp). Kleines
linksseitiges Nebenthal zur Rhone, auf
die es w. vom Dorf Gamsen zwischen
Brig und Visp von S. her ausmündet
Das 12 km lange Thal beginnt am Fuss
des zwischen Rauthorn und Maltwald-
horn eingebetteten kleinen Gamserglet-
schers in 2600 m und verläuft ziemlich
genau in der Richtung nach N. Der
ganz dem Bezirk Visp zugeteilte obere
Abschnitt heisst Gamserthal, liegt mit
dem Thalboden am Bististafel in 1^
m Höhe und umschliesst zahlreiche AId-
weiden, die Eigentum der Gemeinde
Visperterminen sind. Vom W.-Fussdes
fortwährend seine Schuttmassen lur
Thalsohle hinuntersendenden Faul-
horns an erhält das Thal den Naroen
des Gamseki- oder Nanzthales und ist
beständig zwischen stark von Runsen
zerfressenen und mit Wald bestan-
denen steilen Felshängen eingeschlos-
sen , an deren Fuss der Wildbach Gamsa sich seine
tiefe Schlucht ausgewaschen hat. Dieser Thalabschnitt
gehört zum Bezirk Brig und ist nur auf hoch über
GAM
GAN
227
der Thalsohle sich hinziehenden Wegen zugänglich.
GAM8EN (Kt. Wallis, Bez. Briff, Gem. Glis). 668 m.
Dorf, mit 57 zu beiden Seiten der Strasse Visp-Brig auf
dem Schuttkegel der Gamsa, rechts vom heutigen Bett
dieses Wildbacnes zerstreut gelegenen Häusern, 3 km sw.
der Station Brig der Simplonbahn. Telephon. 318 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Glis. Seit langer Zeit ist das Dorf
gegen die Ausbräche der Gamsa durch eine nahezu 1 km
lange Mauer geschützt, die sich vom Austritt des Wild-
baches aus dem Nanzthal in gerader Linie bis zur Rhone
zieht, den Namen des MurusVibericus trä^und an beiden
Enden von Türmen flankiert ist. Nachdem man diese
Mauer früher entweder als ein Festungswerk aus der Zeit
der Viberer oder auch als eine Dammbaute gegen die Aus-
bräche der Gamsa angesprochen hatte, ist man jetzt über-
eingekommen, sie als eine von den Bewohnern der obern
Walliser Zehnten zum Schutz vor den Einfallen der Sa-
voyarden errichtete Thalsperre zu betrachten. Sie ist noch
gut erhalten, ist stellenweise mehr als 4 m hoch u. 1,5 m
mächtig und wird auf der Seite gegen Visp zu von einem
Graben begleitet, den die ehemalige
Strasse durch einen von zwei zinnen-
gekrönten Ualbtürmen flankierten Tor-
weg überschritt. Am obern Ende ist
die Mauer mit einer Brustwehr ver-
sehen. Ueber dem Dorf hat man am
Austritt der Gamsa aus ihrer wilden
Schlucht vor einigen Jahren eine Dyna-
mitfabrik erbaut, die die zum Bau des
Simplontunnels benötigten Sprengstofl'e
liefert 1233: Gamosun; 1312: Gamo-
8on. Vom althochdeutschen gamuz =
Gemse herzuleiten.
QAM8ENGI.ET8CHER (Kt. Wal-
lis, Bez. Visp). Kleiner Gletscher. S.
den Art. Gamsergletscher.
QAM8ERBAD od. OÄMPEUEN-
BAD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Garns). 575 m. Gruppe von 7 Häu-
sern, am Felsbach, 900 m nw. vom Dorf
Garns und 3,8 km wnw. der Station
Gams-Haag der Linie Rorschach-Sar-
gans. 49 kathol. Ew. Acker- und Obst-
bau, Viehzucht. Ehemaliges Heilbad, s.
Z. durch Feuer zerstört und nicht wie-
der aufgebaut.
QAM8ERBERQ (Kt. St. Gallen,
Bez. Werden berg. Gem. Gams). So
heisst das auf Boden der Gemeinde Gams
liegende linksseitige Gehänge des Rheinthaies, das vom
Dorf Gams (504 m) nach W. bis zum Sommerigkopf
(1316 m) ansteigt, von zahlreichen Bächen (Zuflüssen zum
Rhein oder Werdenberger Binnenkanal) entwässert wird
und durch die Simmi vom Grabserberg geschieden ist.
Fruchtbar und mit zerstreut gelegenen Höfen und Wei-
lern (z. B. Bühl und Simmi) bestanden. Zusammen 14
Häuser, 85 kathol. Ew. Obstbau und Alpwirtschaft.
QAM8ERGI.ET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3020-2600 m. Kleiner Gletscher^ steigt vom Rossbodenpass
ins Gamserthal (oberer Abschnitt des Gamseki- oder Nanz-
thales) ab ; zwischen Rauthom und Mattwaldhorn und im
Winkel zwischen zwei am Fletschhorn sich vereinigenden
Kämmen gelegen, deren einer das Gamserlhal vom Sim-
plonpass und deren anderer es vom Saasthal trennt. Der
Gamsergletscher grenzt im S. an den Maltwaldgletscher.
QAM8ERJOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa!2900m.
Passübergang, zwischen der Sengkuppe (3625 m) u. dem
Punkt 31^ m in dem das Gamserthal vom Saasthal tren-
nenden Kamm ; verbindet Saas Im Grund mit dem Gam-
ser- u. Gamseki- oder Nanzthal. Passhöhe-Saas Im Grund
2^', Stunden. Auf der Siegfried karte unbenannt.
QAM8ERRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
444 m. Grosses Moor (Riet) von 420 ha Fläche, im Rheiii-
Ihal zwischen Gams und dem linken Ufer des Rhein.
Wird von der Bahnlinie Rorschach-Sargans, der Strasse
Salez-Buchs und einer grossen Anzahl von Bächen durch-
zogen, die heute alle vom Werdenberger Binnenkanal ge-
sammelt werden.
QAM8ERRUCK (Kt St. Gallen, Bez. Ober Tog^en-
burg). 2072 m. Breiter pultförmiger Bergstock, in der Kette
der Churfirsten ; steigt s. Wildhaus allmählig gegen S. an,
um nach W., S. und 0. in Steilhängen u. Felswanden ab-
zubrechen. Sein Gipfelplateau ist ausgedehnter, als dies
bei Bergen seiner Höhe in den Alpen sonst der Fall zu sein
pflegt. Begrast aber wasserarm. Besteht aus Seewerkalk
(obere Kreide), der auch sonst noch an manchen Stellen
den Kammrücken der Churflrsten aufbaut. Unter dem See-
werkalk stehen am W.-, S.- u. O.-Hang Gault u. Urgon (un-
tere Kreide) an ; im Urgon um den Gamserruck herun^
weite Karrenfelder. Besteigung leicht u. wie die aller Gip-
fel der Churflrsten von grossem geologischem Interesse.
GAM8ERTHAI. (Kt. Wallis, Bez. Visp). Thal. S. den
Art. Gamsekithai
GAM8KOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Togffenburg).
1930 m. Scharfkantige Felsspitze, in der vom Gi renspitz
(beim Säntis) nach SW. gegen Stein im Toggenburg zie-
henden Kette ; 3,5 km sw. vom Girenspitz u. 3-4 Stunden
nö. über Alt St. Johann. Zwischen Gamskopf und Giren-
spitz die Silberplatte.
GAM88TOCK (Kt. Uri). 2965 m. Gipfel, im Gotthard
Gamsstock, vom Ourschanstock aus.
Massiv, 3 km n. vom Pizzo Centrale, in der das Felsen-
und Gurschenthal umziehenden kurzen Kette und 6 Stun-
den s. über Andermatt. Vom Gamsstock zweigt sich der
die beiden genannten Thäler von einander scheidende
Kamm ab.
GAM8TEN (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Hom-
brechtikon). 430 m. Gruppe von 5 Häusern, 500 m w. der
Station Feldbach der rechtsufrigen Zürichdeebahn (Zü-
rich-Meilen-Rapperswil) und 1,8 km ssö. Hombrechtikon.
29 reform. Ew.
GANANO (PA880 DI) (Kt. Graubänden, Bez. Moesa).
2575 m. Einsenartung, zwischen der Cima di Gangella u.
dem Fil di Dragiva, in der Kette zwischen dem Misox und
Calancathal. Verbindet Misox und Soazza mit Rossa in 7
bis 8 Stunden. Kein gebahnter Weg, mühsam und nur
wenig begangen. Es wird im meist der n. der Cima di
Gangella vorbeifährende und um mehr als 400 m nied-
rigere Passo di Tresculmine (2153 m) vorgezogen.
GAND, GANT etc. Ortsname der deutschen Schweiz,
für sich allein oder in Zusammensetzungen (z. B. Gain-
bachj oft vorkommend ; bezeichnet mit Sturz- oder Morä-
nenschutt bedeckte Oertlichkeiten.
GAND (Kt. und Bez Schwyz, Gem. Muotothal). 612
m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer der Muota und
auf dem Schuttkegel des Hürihaches, 500 m so. der
Kirche Muotathal und 14 km so. der Station Schwyz-
Seewen der Gotthardhahn. 27 kathol. Ew. Wiesenbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft.
GANDE R088E (CIMA DI) (Kt. Graubunden,
Bez. Bemina). 2833 m. Einer der das Puschlav auf der
linken Seite begleitenden mächtigen Gipfel, zwischen
<m
GAN
GAN
diesem und dem italienischen Val Grosina ; 4 km ö. über
dem Puschlaversee, von wo aus er auf verschiedenen
Routen leicht bestiegen werden kann. 6 Stunden über
dem Dorf Puschlav.
QANDEGG (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3122 m. Zum Teil
felsiger Grat, zwischen dem Obern und Untern Theodul-
Sletscher. Tragt die schweizerische Theodul hü tte, ein von
en zahlreichen Bestellern des Breithorns oder den den
Theodulpass überschreitenden Touristen vielfach besuch-
tes kleines Gasthaus. Von Zermatt zur Hütte 3 'Z«, von der
Hütte zum Scheitel des Passes IV4 Stunden. Der Grat
bietet eine der schönsten Aussichten in der Umgegend
von Zermatt und gleicht in manchen Beziehungen, beson-
ders in der Richtung auf den Monte Rosa hin, derjenigen
des Hdmli. Der in seinem SW.-Abschnitt auf der Sieg-
friedkarte Z' Wangen genannte Gandegggrat verbreitert sich
tiefer unten und zeigt hier vom Theodulgletscher schön
geschliffene Felsplatten, die sog. Leichen bretter.
GANDEGG (SCHWARZE und WEISSE) (Kt.
Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2500-2000 m. Zwei von der
Stelle der Vereinigung des Hühnerthäli- und des Grün-
bergligletschers zum rechten Ufer des ins Urbachthal
absteigenden grossen Gauliglelschers ziehende Moränen,
die überschritten werden müssen, wenn man von der
Gaulihütte des S. A. C. über den Hühnerthälipass zum
Pavillon Dollfus gelangen will.
G ANDHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2460 m. Gipfel,
Vorberg des Holzerspitz, in der Gruppe des Blindenhorns
(3384 m) und im Kamm zwischen Binnen- und Rappen-
thal. Erhebt sich links über dem Thälchen des Feldba-
dies (eines rechtsseitigen Zuilusses zur Binna) und ge-
hört zur Galenalp. 3 Stunden nö. über Binn.
GANDIGPFAD (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
1854-2100 m. Felsmasse, zwischen der Zäsenbergalp und
den Hängen von Kalli, vom Grindelwalder Fiescherfirn
umschlossen und links über dem Untern Grindelwaldglet-
scher. Fussweg von der Bäregg- zur Berglihütte des S.A. C.
GANDRIA (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 295 m. Gem.
und Pfarrdorf, am N.-Ufer des Luganersees und am SO.-
Fuss des Monte Bre, 5 km ö. vom Bahnhof Lugano. Sta-
tion der Dampfboote Lugano-Porlezza. Postablage. 53
Häuser, 235 kathol. Ew. Waldwirtschaft, Handel mit
Holz und Lindenbast. Die am sehr steilen Berghang kle-
benden Häuser des originellen Dörfchens scheinen, vom
See aus gesehen, gleichsam eines auf dem andern zu
stehen. Von einem Ufersaum ist keine Rede, so dass die
Boote direkt vor den Haustüren anlegen. Der Hang ist
so steil, dass man scherzhaft von den Bewohnern von
Gandria sagt, sie kämen erst im Grabe dazu, sich ein-
mal wagrecht ausstrecken zu können. Die Kirche stammt
aus dem Mittelalter. Der voll nach S. exponierten Lage
verdankt Gandria sein mildes Klima und die hier ganz
Gandria, vom See aus gesehen.
mediterrane Entwicklung seiner Vegetation. Heimat des
1741 in Brescia gestorbenen Bildhauers Giambattista
(iiambonini.
GAND8TOCK (Kt. Glarus). 2318 m. Nördlichste Fel^
spitze der glarnerischen Freiberge, links über dem Semf-
thal und zwischen diesem und dem Thälchen der Niedem-
alp, 5 km so. über Schwanden und 3 km sw. über Engi.
Hier beginnt die Ueberlagerung des triasischen Vermcano
(oder Semifit) über den eocänen und oligocänen Fljsch,
die als mächtige Deckscholle nach S. langsam anstei-
gend sich über den Karrenstock und die Bleitstöcke bis
zum Kärpfstock fortsetzt. Am O.-Fuss des Gandstockes.
über Engi, der Plattenberg mit seinen Schieferbröchen .
Der Verrucano, aus dem der grösste Teil des Bergslocke>
aufgebaut ist, schlicsst in der Ginfeiregion grosse Massen
von Melaphyr in sich. An den Hängen mächtige Schotl-
halden, woher der Name Gandstock.
GANEY (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landqoart,
Kreis und Gem. Seewis). 1307 m. Ehemaliges Heilbad, zu
Beginn des 19. Jahrhunderts noch in Betrieb stehend :
mit einer Schwefelquelle und zwei Eisensäuerliniien; am
S.-Fuss des Tschingel und an der Vereinigung des Val-
peida- und Wällabaches gelegen ; 5,5 km n. Seewis.
GANGBACH (Kt. Uri). Kleiner Bach ; entspringt am
N.-Hauff des Höh Faulen in 1350 m, tliesst bis SchattdoK
in der Richtung nach NW. und teilt sich hier in zwei
einander parallel nach SW. ziehende Arme, die beide
1,5 km sw. Schattdorf in 45(5 m in die Stille Reuss mün-
den. Lauf 5 km lang.
GANGEI.I.A (CIMA DI) (Kt. Graubünden. Bez.
Moesa). 2764 m. Verwitterter Felsgipfel, der aus mächti-
Sen Schuttmassen aufsteifft ; in der Kette zwischen dem
lisox und Calancathal, 4 km w. über dem Dorf Misox.
Nach W. zweigt sich von der Cima di Gangella der mehr-
gipflige Fil di Ciaro ab, der zum Calancathal niedersteigt.
Kann vom Passo di Ganano aus in 2, von Soazza im Misox
aus in 7 Vi Stunden bestiegen werden.
GANGOI.D8WII. (Kt. Zuff). Ehemalige Landschaft,
zuerst Eigentum des Klosters Bfuri ; kam i486 durch Kauf
an die Stadt Zug, die sie zu einer Vogtei umgestaltete.
Die allmählige Zerstückelung dieses Gebietes und seine
Aufteilung unter die auf Boden der Gemeinde Risch ste-
henden heutigen Weiler Berschtwil, Dersbach, Holzhäu-
sern und Zweiern haben den alten historischen Namen
(Gangolschwil, Gandolfswilare) zum Verschwinden ge-
bracht.
GANNA (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Leventina und
Valle Maggia). 2949 m. Gipfel, Nachbar des Campo Ten-
cia ; zwiscnen diesem und dem Campolungo, in der die
obere Leventina vom Val Lavizzara (oberster Thalboden
des Val Maggia) trennenden Kette und zusammen mit
seinen beiden Nachbarn als grossartige Felsmauer das
Val Piumogna hinten abschliessend. Vom Val Piumogna
aus zugänglich.
GANNA NERA (Kt. Tessin, Bez. Blenio). 2404 m.
Begraster Kamm, in der vom Scopi nach
S. abzweigenden kurzen Kette zwischen
den Thälem von Santa Maria u. Campo,
die mit der schönen Pyramide der Toira
über Olivone u. Campo endigt. Ueber
die Ganna Nera und den Lago Retico
kann man vom Lukmanier direkt nach
Campo oder zum Cristallinapass gelan-
gen.
GANNA R088A (CIMA DI) (Kt
Tessin, Bez. Blenio). 2788 und 2820 m.
Doppeller Felsgipfel, auf dem SW.-
Arm der w. vom Rhein waldhom vor-
springenden und durch das Val Soja
zerschnittenen Gruppe des Simano ;
zwischen den Thälem von Blenio und
Malvaglia und 5 km n. über dem Dorf
Malvaglia. Wie alle Gipfel dieser Gruppe
nur wenig bekannt und selten besucht.
GANNA R088A (CIMA DI) (Kt.
Tessin, Bez. Blenio und Leventina). 2558
m. Gipfel, in der Gruppe des Pizzo di
Molare, zwischen der Leventina und
dem Bleniothale, 4 km nw. vom Pizzo
di Molare u. 5 km nnö. über der Station
Faido der Golthardbahn. An der Ganna Rossa biegt die
Kette nach W. ab, um den S.-Hang des Val Piora zu bil-
den. Vom Passübergang Eur Langosa aus zugänglich.
GAN
GAN
229
GANNERET8CH (PIZ) (Kt. GraubündeD, Bez. Vor-
derrhein). 9043 m. Einer der bedeutendsten Gipfel im Gott-
hard Massiv, w. über dem Lukmanier ;
höchster Punlit der Kette zwischen den
Thälem von Medeis und Nalps, die
im S. am Piz Rondadura an die Haupt-
kelte des Massives sich anschliesst.
Bildet einen eigenen Bergstock mit
mehreren Spitzen, Kämmen u. kleinen
Eisfeldern ; n. vom Piz Ganneretsch
zweigen zwei durch das Val Gierm von
einander getrennte breite Rücken mit
sanft abgerundeten Formen ab, deren
einer nach NNW. gegen Sedrun zieht,
während der andere über den Piz Paz-
zola in der Richtung; auf Disentis nach
NO. streicht. Der Piz Ganneretsch von
Santa Maria (an der Lukmanierstrassej
aus ohne grosse Schwierigkeiten in 4
Stunden zu erreichen. Sehr schöne
Aussicht.
GANSINGEN (Kt. Aargau, Bez.
Laufenburg). 390 m. Gem. und . Pfarr-
dorf, am W.-Hang des Laubbenrs und
am Mettauerbach, 4 km so. der Station
Etzgen der Linie Winterthur-Bülach-
Kobienz-Stein. Postbureau, Telephon; Postwasen nach
Etzgen. Gemeinde, mit Büren und Galten : 156 Häuser,
723 kathol. Ew. ; Dorf: 75 Häuser, 379 Ew. Ackei^ und
Weinbau, Viehzucht. Bienenzucht. Neue katholische
Kirche. 1814 fielen 29 Häuser des Dorfes einer Feuers-
brunst zum Opfer ; 1817 Hungersnot.
GANSMATT (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Ober-
schrot). 872 m. Gruppe von 4 Häusern ; 1,5 km sw. Plaf-
feiea und 15,5 km so. vom Bahnhof Freiburff. 26 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Plaffeien. Wiesenbau und Viehzucht.
GANTEN und OBER GANTEN (Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Toggenburg, Gem. Ebnat). 637 und 670 m.
Zwei Gruppen von zusammen 14 Häusern, am linken
Ufer der Tnur gegenüber dem Dorf Kappel und 1 km w.
der Sation Ebnat- Kappel der Toggen burger bahn. Tele-
phon. 103 kathol. una reform. Ew. Kirchgemeinden Kap-
pel und Ebnat. Wiesen- u. Obstbau, Viehzucht. Stickerei.
QANTENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). Bach,
entspringt am S.-Hang des Meggiserhoms in 2100 m, nimmt
zahlreiche kleine Wildbäche auf, die alle vom O.-Hang der
Niesenkette herabkommen, und mündet nach 3,5 km lan-
gem Lauf in der Richtung nach SO. in 840 m in dem
Engstligenbach. Oberhalb seiner Mündung von der Strasse
Frotigen-Adelboden überbrückt. Der Gantenbach ist einer
dergrössten Nebenarme des Engstligenbaches und führt
besonders nach starken Gewittern eine ansehnliche Was-
sermasse. An seinen Steilufern Schieferbänke, deren
Abbau eine ziemliche Anzahl von Arbeitern beschäftigt.
GANTER oder GANTERTHAU (Kt. Wallis, Bez.
Brig). Kleines Thal, 8 km lang, Nebenarm zum Simplon
oder dem Thal der Saltine. Beginnt am W.-Hang des
Bortelhoms (3204 m) und mündet 4 km so. über Brig
unterhalb der Maiensässe von Grund in 1050 m aus. Un-
gefähr in seiner Mitte liegt der Weiler B^risal; weiter
aufwärts treten an die Stelle der auf steilwandigen Felsen
thronenden Waldungen ebenfalls sehr steil geboschte Alp-
weiden. Das Ganterthal ist der Gemeinde Ried angeglie-
dert, doch bilden seine Bewohner unter sich eine in man-
chen Beziehungen selbständige Bürgergemeinde. Grosse
Alpweiden: Gasenalp, Bortelalp, Steinenalp, Stafel und
RosBwald. Längs beiden Thalgehängen entwickelt sich
die Simplonstrasse, die besonders um B^risal eine grosse
Kehre bildet. 1280 : Gantour.
GANTERBACH (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2600-1066 m.
Wasserreicher rechtsseitiger Zuiluss zur Saltine ; bildet
»ich aus den Schmelzwassem des Furggenbaum-, Bortel-
und Steinengletschers, sowie ans zaiilreichen anderen
Quellen, nimmt einige kleine Nebenbäche auf und fliesst
in der Richtung nach W. 8 km lang. Von der Simplon-
strasse überbrückt.
GANTERI8T (Kt. Bern). Gipfel und Pass. S. die Art.
Gantrisgh
GANTERTHAU (Kt. Wallis, Bez. Bng). Thal. S. den
Art. Ganter.
GANTER8WII. (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg). 608 m. Gem. und Pfarrdorf, auf schöner und
Ganterswil von SQdan.
fruchtbarer Hochfläche zwischen Necker und Thur 1,5
km so. über ihrer Vereinigung gelegen, über dem roman-
tischen Tobel des Necker und 3 km so. der Station Lü-
tisburg der Toggenburgerbahn. Postbureau, Telegraph,
Telephon ; Postwagen Bütswil-Degersheim. Gemeinde,
mit Aewil, Anzenwil u. Oetswil : 180 Häuser, 868 reform,
und kathol. Ew. ; Dorf: 80 Häuser, 418 Ew. Paritätische
Kirche. Zusammen mit Bütswil Sekundärschule. Acker-
bau und Viehzucht. Stickerei. Weberei, Färberei. Mecha-
nische Werkstätte. Käserei. 779: Cantricheswilare; 804:
Cantricheswilari ; 806 : Candrihes Vilare. Kirche stammt
aus 1410 ; Ganterswil aber erst 1711 als eigene Kirchge-
meinde von Oberhelfentswil abgetrennt. Heimat des
Oberstkorpskommandanten, Nationalrats und Grossfabri-
kanten Berlinger.
GANTHÖHE (Kt. Schwyz, Bez. March). 1971 m.
Wenig bedeutender Gipfel, 2 km s. vom Fluhberg (Diet-
helm), auf der Grenzscneide zwischen Sihl-, Wäggi- und
Klönthal : 4-5 Stunden sw. über Innerthal. Fällt wie die
ganze Kette des Fluhbergs nach 0. steil, nach W. in sanf-
tem Gehänge ab.
GANTHORN (Kt. Bern, Amtebez. Ober Simmenthai).
2113 m. Gipfel, in der Gruppe der Spilgerten (2479 m),
zwischen Fermelthal und Bettelriedbachthal, 3 Stunden
nö. über dem an der Strasse Zweisimmen-Lenk gelegenen
Dorf St. Stephan. Zum Teil felsig, z. T. mit Rasen bestan-
den.
GANTRISGH od. GANTERI8T (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwarzenburg, Sefligen, Nieder Simmenthai und Thun).
2177 m. Gipfel, in der Kette zwischen Simmenthai einer-
seits und den Thälem der Kalten Sense und Gürbe ande-
rerseits. Von Bern aus gleich neben der Pyramide des
Ochsen sehr schön sichtbar. Schönster Aussichtsberg der
Stock homkette, ziemlich leicht zu besteigen und oft be-
sucht. Ausgedehntes und prachtvolles Alpennanorama
vom Mont Blanc bis zum Titlis. Als Gantrisctizone be-
zeichnet man in der Geologie und Orographie die ganze
erste hinter der Flvschzone des Gurnigel sich hinziehen-
den Präalpenzone, die aus 1-2 Juragewölben mit dazwi-
schen liegenden Kreide- oder Flyschmulden besteht.
GANTRISGH (Kt. Freibnrg, Bez. Sense, Gem. Plaf-
feien). Im Mittel 1500 m. Alpweiden, in einem linkssei-
tigen Nebenarm zum Thal der Kalten Sense, 12 km so.
über dem Dorf Plaffeien. Mehrere Hütten : Kleiner Neuer
Gantrisch (1330 m). Grosser Neuer Gantrisch (1517 m).
Steiniger Gantrisch (1648 m), Känel Gantrisch (1506 m ;
in der Nähe schöne kalte Quelle) und Spital Gantrisch
(1335 m). Mit der schönen Fahrstrasse im untern Ab-
schnitt des Thaies der Kalten Sense durch einen Saum-
weg verbunden. Diese Alp weiden liegen am Weg von
Wüstenbach im Simmenthai über Richisalp und Salz-
matt (1641 m) zum Schwarzsee. Nicht mit den gleichnami-
gen Alpweiden im Gantrischthal (s. diesen Art.) zu ver-
wechseln. Peter v. Greierz schädigte 1331 die Freiburger
230
GAN
GAR
dadurch, dass er einen Teil ihres auf dem Berg Gamptrost
(Gantrisch) weidenden Viehes tötete.
GANTRI8CHPA88 oder GANTERI8TPA88 (Kt.
Bern, Amtsbez. Schwarzenbur|( und Seftigen). 1550 m.
Passübergang, zwischen Gantrisch und Seelibühl ; ver-
bindet Schwefelbei^bad im Thal der Gantrisch Sense mit
Gumigelbad (1 V4 Stunden) und Blumenstein im Gürbe-
thal (2 Stunden). Saumweg. Auf der Siegfriedkarte unbe-
nannt.
GANTRI8CH8EEI.I (Kt. Bern, AmUbez. Schwarzen-
burg). 1585 m. Kleiner See, von der Gantrisch Sense
durcnflossen, am NW.-Hang des Gantrisch im obersten
Abschnitt des Gantrischthales.
GANTRI8CH 8EN8E, französisch SmGiNE DE Gan-
trisch (Kt. Bern. Amtsbez. Schwarzenburg). Einer der
Quellbäche der Kalten Sense ; entspringt im Thälchen
von Gantrisch-Kummli in 1800 m, durchüiesst das kleine
Gantrischseeli, trennt die Ober von der Unter Gantrisch-
alp und entwässert das z. T. bewaldete und sumpßge
Gantrischthal, um sich nach 5,5 km langem Lauf in 1142
m mit der Hengst Sense zu vereinigen. Links über dem
Bach das Schwefelbergbad.
GANTRI8CHTHAI. (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzen-
burg). Kleines Thal ; zwischen Grönegg (1580 m), Schü-
pfefluh (1723 m), Seelibühl (1752 m), Gantrischpass (1550
m) und Gantrisch (2177 m) im N. und 0. und Morgeten-
grat (1962 m), Bürglen (2167 m), Gemsfluh (2155 m), Och-
sen (2190 m) und Klein Ochsen (etwa 2150 m) im S. Wird
von der Gantrisch Sense, einem der Quellarme der Kalten
Sense, entwässert. Am linksseitigen Thalgehänge das
Schwefelbergbad.
GANZENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen).
Kleiner Bach ; entspringt im obern Rohrbachgraben in
700 m und mündet nach 5 km langem Lauf in der Rich-
tung nach N. etwas oberhalb Kleindietwil in .560 m von
linlu in die Langeten.
QANZENBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen,
Gem. Rohrbachgraben). 764 m. Weiler, 2 km n. Durren-
roth und 3,3 km sw. der Station Rohrbach der Linie
Langenthal-Wolhusen. 18 Häuser, 124 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Rohrbach. Käserei.
GARA (UA) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Jussy). 468
m. Gruppe von 6 Häusern ; 9,5 km nö. Genf, 800 m nw.
Jussy und 600 m von einer Haltestelle der elektrischen
Strassenbahn Genf-Jussy. 23 reform. Ew. Zuerst Lehen
der Stadt Genf; zu Beginn des 18. Jahrhunderts eigene
Herrschaft im Besitz eines Sieur Th^lusson, der das
heute noch stehende Schloss erbaute.
GARAVERIO (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Bai^
bengo). 307 m. Weiler, im Plan Scairolo, am NO.-Fuss
des llonte Arbostora, 700 m ö. Barbengo und 6 km sw.
vom Bahnhof Lugano. Postwagen Lugano-Figino. 10 Häu-
ser, 41 kathol. Ew. Kirchgemeinde Grancia. Acker- und
Weinbau. Auswanderung.
QARBEL.L.A (Kt. Graubänden, Bez. Bernina, Kreis
und Gem. Brusio). 1U60 m. Gruppe von 5 Häusern, nahe
dem linken Ufer des Poschiavino; 1,5 km n. Brusio und
10 km nw. der italienischen Station Tirano der Veltliner-
bahn. 23 kathol. Ew. italienischer Zunge. Alpwirtschafl.
GARDE (UA) (Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem.
Sembrancher). 901 m. Weiler, am linksseitigen Gehänge
der Vall^e d'Entremont auf einer der untern Terrassen
des Mont Catogne gelegen, 2 km s. Sembrancher und 1,5
km s. der ehemaligen Veste Saint Jean. 13 Häuser, 70
kathol. Ew. Der Weiler beherrscht den Engpass, durch
welchen die Dranse d'Entremont auf die Ebene von
Sembrancher austritt, und scheint seinen Namen von
dieser Lage über dem wichtigen Eingangstor ins Entre-
mont erhalten zu haben. Die Ortschaft wird schon 1239
in dem von den Grafen von Savoyen dem Flecken Sem-
brancher ausgestellten Freiheitsbrief erwähnt. 1322:
Warda, vom althochdeutschen warta = Wartt», Wacht-
turm.
GARDE (UA GRANDE) (Kt. Wallis, Bez. Martin-
ach). 2144 m. Gipfel, SO.-Schulter der Dent aux Favre,
am Walliser Hang der Waadtländer Hochalpen in dem
die Thälchen der Salenze und Lousine trennenden Kamm.
Besteht aus z. T. massigen, z. T. schiefrigen Juraschich-
ten. Beherrscht mit seiner in Felshängen ansteigenden
W.- und S. -Flanke das Rhonethal unterhalb Saillon und
trägt am 0.- und NO. -Hang über der Schlucht der Sa-
lenze die sog. Grande For^t. Der Grande Garde ist nach
0. die T^te ä Bietton (1763 m) voreelagert. Steinbrüche
auf triasischen Marmor, sog. Zipoilin, der sich durch
seine wechselnden Farben auszeichnet (Marmor von
Saillon). Schöne Aussicht aufs Rhonethal von Leuk bii
Martinach und auf die Walliser Alpen.
GARDE (NOTRE DAME DE l-A) (Kt Wallis,
Bez. Hörens, Gem. Evolene). 1392 m. Sehr malerisch ge-
legene Kapelle, über der Strasse nach fvolene und 2,5 Em
no. von diesem Dorf. Steht auf den Felsblöcken eines
alten Bergsturzes, der der Ueberlieferung nach einst ein
Dorf dieser Thalschaft verschüttet haben soll.
GARDE DE BORDON <I.A) (Kt. Wallis, Bez. Si-
ders). Gipfel. S. den Art. Borüon (La Garde de).
GARDINEI.I.O (Kt. Graubänden, Bez. Moesa). 2317
m. Wenig hervortretender Gipfel, über dem Hintergehäoge
des nach NW. gegen Hoveredo im untern Misox abstei-
genden Val Traversagna, das durch verschiedene Pässe
mit dem Gebiet um das N.-Ende des Comersees in Ve^
bindung steht. Der eine derselben, die Bocchetta di Tora-
sella (2115 m ; 9 km so. über Roveredo) führt unmittelbar
ö. und so. am Gardinello vorbei. Man kann über den
Rücken des Gardinello mit Leichtigkeit vom einen dieser
Pässe zu den andern gelangen.
GARDINEI.I.O DEI.I.O 8TAGNO (Kt. Grauböo-
den. Bez. Moesa). 2379 m. Gipfel, hinten über dem Val
Traversagna, 5 km nnö. vom Gardinello, auf der Landes-
ffrenze gegen Italien und zwischen Val Traversagna nnd
dem italienischen Val di Grona. Aeusserster SO.-Pfeiler
der kurzen Felskette der Punte Stagno ; 7-8 Stunden so.
über Roveredo.
GARDY (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Monthey). 2204 in.
Felspyramide, auch Mont Garghy oder Mont Guerrier ge-
heissen, im Bergstock des Grammont, so. über dem sa-
voyischen Creux de Novel und n. über dem Valien de
L'Haut (dem obern Abschnitt des Thaies von Tanay). Be-
steigung schwierig und daher nur selten unternommen,
erfordert von der 3 Stunden über Vouvry gelegenen Som-
merfrische am Lac Tanay aus 2 Vt Stunden. Aussicht sehr
schön und derjenigen vom Grammont zu vergleichen. Der
Mont Gardy steht mit den Svereux oder Jumelles über den
Kamm von La Combaz (2143 und 2100 m) in Verbindung
und wird durch den Sex Vuilleme (2002 m) vom Col d'En-
tre les Deux Sex (1832 m) getrennt.
GAREDA DI 80PRA und GAREDA DI 8OTT0
(Kt. Graubünden, Bez. Moesa, Kreis Misox). 1730 u. 750 m.
Alpweide mit Gruppe von 10 Hütten, über dem rechten
Urer der Moesa, ö. über der Strasse des San Bemardino
und 800 m n. vom Dorf San Bernardino.
GARENSTOCK (Kt. Graubünden , Bez. Glenner).
2954 m. Eine der Spitzen des Plattenbergs, in der ?om
Rheinwaldhom auf der Grenze zwischen den Kantonen
Graubünden und Tessin nach N. streichenden Kette. Un-
mittelbar 8. unter dem Garenstock führt der Passo Sor
reda vom bündnerischen Lentathal ins tessinische Scara-
drathal hinüber.
GAR Fl UN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landqoart,
Gem. Klosters). 1400 m. Alpweide mit 2 Hütten, überdem
rechten Ufer der Landquart, etwas n. der von Klosters
thalaufwärts gegen den Silvrettapass ziehenden Strassen.
6 km osö. Klosters.
QARGEI.I.ENJOCH oder St. Antönienpass (Kt.
Graubänden, Bez. Ober Landquart). 2375 m. Leicht zu
begehender und ziemlich oft benutzter Passübergang, zwi-
schen Schollberg und (Jempifluh; führt von St. Antonien
aus durch das Gaßerthal nach 0. mit steilem Absti^ zor
österreichischen Gargellenalp. St. Antonien -Passhöhe 2
bis 2 Vi» Passhöhe-Gargellenalp IVt Stunden.
GARGHY (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Monthey). Gip-
fel. S. den Art. Gardy (Munt).
GARGIAI.ET8CH DADO und GARGIALET8CH
DADEN8 (AUPE DE) (Kt. Graubünden. Bez. Vorder-
rhein, Kreis Disentis, Gem. Somvix). 1938-2020 m. Grosse
Alpweide mit 3 Hütten, im Somvixerthal, am SW.-Hang
des Piz Nadeis und 6 km so. über Somvix.
GARGUM8 (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans. Gem. Mels
und Vilters). 807 m. 5 am O.-Hang der Garitscheköpfe zer-
streut gelegene Häuser, 4 km sw. über der Station Sar-
gans der Linien Borschach-Chur u. Rapperswil-Chur und
GAR
GAS
231
1,2 km sw. Wanffs. 23 kathol. Ew. Kirchgemeinde Wange.
Viehzucht und Milchwirtschaft.
GARIBAUDIBERQ (Kt. St. Gallen, ßez. und Gem.
Rorschach). 420 m. Quartier der Ortschaft Rorschach, 200
m s. vom Bahnhof. 9 Häuser, 137 reform, und kathol. Ew.
Nach der Gründung des Königreiches Italien zu Ehren
des Patrioten Garibaldi so benannt. Einst stand hier nur
ein Wirtshaus, Neubrunn geheissen. Schöne Aussicht auf
den Bodensee.
GARINA (CIMA) (Kt. Graubünden und Tessin). 2826
m. Breiter Gipfel, s. der Cima Camadra, in der Gruppe
des Piz Medeis, zwischen Ufiern- und Cristallinapass (die
beide vom Medelserthal durch das Cristallinathal ms obere
Bleniothal hinüberfuhren). Fällt nach 0. zum Camadrathal
in Steilhängen ab, während der W.-Han^ viel sanfter ge-
neigt ist und den kleinen Glatsch^ di Garma trägt.
QARINA (QUATSCHfe DI) (Kt. Graubänden, Bez.
Vorderrhein). 2800-2700 m. Kleiner Gletscher, am NW.-
Hang der Cima Garina, hinten über dem Val d'Uliem und
8. vom Ufiempass.
GARMII. (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2012 m. Fels-
spitze, an der N.-Flanke der Gruppe der Grauen Hörner,
üDer der Vermialp und 5-6 Stunden s. über Mels bei Sar-
gans. Fällt steil nach 0. ab, N.- und W.-Hang dagegen
sanft geneigt.
GARMI8WII. (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Dü-
dingen). 600 m. Gruppe von 9 Häusern, 2 km sw. der Sta-
tion Dödinffen der Linie Bern-Freiburg und 3,5 km nö.
Freiburg. Telephon. 71 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Futter- und Getreidebau, Viehzucht. Auf einer Anhöne
mitten in fruchtbarer und ^ut angebauter Gegend schön
Keleffen, beliebtes Ausflugsziel der Bewohner der Stadt
Freiburg. Heilbad, 1810 eingerichtet und noch heute in
Betrieb stehend ; verwendet gewöhnliches Quell wasser zu
Badezwecken. Ein zu Ende des 16. Jahrhunderts erlosche-
nes Freiburger Patriziergeschlecht führte den Namen von
Garmiswil.
QARNEIRAJOCH (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
3 Hart). 2485 m. Langer und ziemlich schwieriger Pass,
irekter Uebergang zwischen Klosters im obern Prätigau
und Gaschurn im Montavon (8-9 Stunden). Der Fussweg
fuhrt von Klosters bis zum Dorf Schlappina zunächst das
Schlappinatbal aufwärts nach NO., steigt dann bis zur
Kobliseralp nach 0. an und wendet sich ois zur Passhöhe
(5 Stunden) neuerdings nach NO., um über Geröll in 3
Stunden ins kleine Garneirathal sich zu senken.
QARNEUBU (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Heimiswil). 688 m. Gruppe von 4 Häusern, 6 km nö. der
Station Burgdorf der Linie Olten-Bern und 1,7 km nö.
Heimiswil. 35 reform. Ew.
QAR8CHBNAI.P (Kt.Uri,Gem. Realp). 1800-2436 m.
Grosse Alpwetde auf steilem Hang ; 4,5 km sw. über Realp.
Zieht sich von der Furkapasshöhe zu beiden Seiten der
Furkareuss bis zur Wasseralp. Dem n. Hang der Gar-
schenalp folgt die Furkastrasse, während der alte Saum-
und Fusswei; auf die Furka sich in der Thalsohle hält
und die Alp ihrer ganzen Länge nach durchzieht. Die Gar-
schenalp ist den I^winenschlAgen stark ausgesetzt, deren
Schneemassen stellenweise den ganzen Sommer über lie-
gen bleiben können. 7 Hütten.
QAR8CHINAFURKA (Kt. Graubänden, Bez. Ober
und Unter Landquart). 2227 m. Passüberp:ang, zwischen
Sulzflnh und Schafberg : verbindet die s. der Druseniluh
Hegende Drusenalp mit der Garschinaalp im St. Antönier-
thal (Partnun). Wird seit einigen Jahren von Touristen
als Uebergang von St. Antonien und Partnun zum Schwei-
zertor und Lünersee häufig benutzt. Die Sektion Prätigau
desS. A. C. lässt hier gegenwärtig einen Weg anlegen,
der die Verbindung mit der Lindauerhütte des Deutschen
und Oesterreichischen Alpenvereins bedeutend erleichtern
wird. Dieser Weg vervollständigt zusammen mit demieni-
Ren, den die Sektion Lindau bis zum Drusen tor geführt
hst, das Netz der Fusswege links von der Sulziluh und
ermöglicht die bequeme Begehung der ganzen in touris-
tischer, botanischer und geologischer Hinsicht lohnenden
Bundtour Partnun-Garschinafnrka-Drusentor- Lindauer-
hötte-Bilkengrat-Tilisunahütte-Grubenpass-Partnun.
QAR8CHINA8EE (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2189 m. Sehr kleiner See von elliptischer Gestalt,
am O.-Hang des Kuhnihorns im St. Antönierthal. 200 m
lang, 100 m breit und 3 m tief. Der am Weg von Partnun
aufs Kühnihorn geleffene See wird von Touristen ziemlich
häufig besucht. Rund um ihn eine reichlich entwickelte
interessante Alpenflora.
QAR8TATT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai,
Gem. Boltigen). 862 m. Weiler, im Simmenthai, an der
Strasse Thun-Zweisimmen und am Einsang in die von
der Simme durchströmte romantische Schlucht des Laub-
eggstalden, 4 km s. Boltigen und 1,8 km nw. der Station
Grubenwald der Simmenthai bahn. Telephon. 19 Häuser,
75 reform. Ew. Brücke über die Simme. Viehzucht.
GARTEGG (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Lang-
nau). 850 m. Gruppe von 9 Häusern, auf den Höhen zwi-
schen Hfis und Emmc, 2 km sw. der Station Langnau der
Linie Bem-Luzem. 62 reform. Ew. Käserei.
GARTEN (Kt. Appenzell I. R., Gem. Schwendi). 1570
m. Alpweide mit Gruppe von 20 Hütten, in einem tiefein-
geschnittenen Thälchen, 500 m sw. der Ebenalp und 2'/t
Stunden s. über Appenzell. Fundstelle von fossilen See-
igeln und Belemniten.
GARVIEU (MONT) (Kt. Graubünden, Bez. Vorder-
rhein). 2272 m. Gipfel, letzter Pfeiler der vom Scopi nach
N. ziehenden kurzen Kette, s. über dem Dorf Perdatsch
und über der Vereinigung des Cristallinathales mit dem
Medelserthal gelegen, 3-4 Stunden ssw. über Platta.
GARWID (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Dünnten).
585 m. Weiler, an der Strasse Wald-Dürnten, 3 km so.
Dürnten und 3,5 km w. der Station Wald der Tössthal-
bahn. 16 Häuser, 64 reform. Ew.
GARZEN8CHEER (Kt. Bern, Amtebez. Interlaken
und Ober Hasle). 2371 m. Gipfel, nö. Vorberg des Grindel-
walder Schwarzhorns (2930 in), zwischen dem Roseniaui-
thal und der Oltschialp, deren Wildbach nahe gegenüber
der Station Brienzwiler der Brünigbahn von links in die
Aare mündet. Wenig bedeutender Gipfel, von dem sich
nach NW. der Grat des Wandelhoms (2306 m) und nach
0. derjenige der Schön iwang hörner (2448 m) abzweigen.
GARZIROUA oder GAZZIROI.A (MONTE) (Kt.
Tessin, Bez. Lugano). 2119 m. Höchster Gipfel der vom
Passo di San Jorio nach SW. in der Richtung auf Lugano
streichenden Grenzkette gegen Italien, nahe dem etwas
weiter nach N. gelegenen berühmten Pizzo Camogh^
(2226 m) und von ihm durch den Passo Sertena getrennt;
9 km ssö. über Bellinzona. Von Botanikern oft besucht,
die hier die von Prof. Oswald Heer in Zürich am Pizzo
Camogh^ entdeckte und benannte sehr seltene Androsace
Charpentieri finden.
GARZOTTO (AUPE) (Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem.
Aquila). 1617 m. Alpweide mit 8 im Juni und September
bezogenen Hütten, im Val Luzzone, am SW.-Fuss des
Piz Terri und 3,5 km nö. über Olivone. Butter und
Käse.
GARZURA (AUPE) (Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem.
Aquila). 1892 m. Alpweide mit 10 im Juli und August von
einigen Familien aus Acjuilä bezogenen Hütten und Sta-
deln, im Obern Abschnitt des Val Luzzone, am W. und
SW.-Hang des Piz AlpetUs und Piz Terri und 4 Vs Stun-
den nö. über Olivone. Oberstafel der Alpe Garzotto. Wird
mit 120 Stück Hornvieh und 150 Ziegen befahren. Butter
und Magerkäse.
GA8AI.TAWAI.D (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
WalensUdt). 500-1500 m. Wald, an dem von Felsbändem
durchzogenen Steilgehänge über dem rechten Ufer des
Seezkanales, 3 km so. über Walenstadt. Wird im 0. vom
Furgglekopf beherrscht.
GA8AURA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Pfä-
fers). 900 m. 16 über dem linken Rand der Tamina-
schlucht zerstreut gelegene Häuser; 1,2 km w. Pfäfers u.
3,3 km sw. der Station Ragaz der Linie Sargans-Chur.
83 kathol. Ew. Kirchgemeinde Valens. Viehzucht. Holz-
handel.
GA8EL. (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Köniz). 653 m.
Dorf, am Gaselbach, etwas ö. der Strasse Bern - Schwar-
zenburg, 4 km so. der Station Thörishaus der Linie Bern-
Freiburg und 2,7 km sw. Köniz. Postablage, Telephon. 36
Häuser, 292 reform. Ew. Wiesenbau, Käserei. Bei Gasel
Quell fassungen der Stadt Bern.
GA8ENRIED, GAA8ENRIED, GA88ENRIED
oder GAZENRIED (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St.
Nikiaus). 1655 m. Gemeindcabschnitt, früher mit eigener
232
GAS
GAS
Verwaltung, heute mit der Gemeinde St. Nikiaus verei-
ntet. Ueber dem rechten Ufer der Zermatter Visp mitten
auf einer von Wald umrahmten und vom Gabelhom be-
herrschten Terrasse sehr hoch gelegen, am rechten Ufer
des dem Riedgletscher entsprin^en<&n Riedbaches, 2 km
ö. über dem Dorf und der Station St. Nikiaus der Linie
Visp-Zermatt. Häuser tum Teil zerstreut gelegen, zum Teil
zu drei Siedelungen sruppiert : Gasenried-Weiler mit 9
Häusern und 82 Ew., Hellenen mit 9 Häusern und 43 £w.
und Ritinen mit 6 Häusern und 40 Ew. ; zusammen 96
Häuser und 277 kathol. Ew. Alp Wirtschaft. Im Mittelalter
Gauson^ Chauson oder Chouson geheissen, unter welchem
französischen Namen noch lange Zeit nachher Dorf und
Gemeinde St. Nikiaus bekannt war.
QA8ENZEN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Garns). 490 m. Dorf, am Gasenzenbach und an der Strasse
Gams-Sax, 900 m nö. vom Dorf Gams und 2,7 km wnw.
der Station Siebnen- Wangen der Linie Zürich-Glams-LiD-
thal. Hier Kirche, Schulhaus, Post- und Telegrapben-
bureau Galgenen. 21 Häuser, 109 kathol. Ew. Ackei^.
Wiesen-, Obst- und Gemüsebau. Bau des sog. Ziegerklees
(Melilotus coerulea)y der zur Herstellung des so^. Schab-
ziegers (einer Art von Kräuterkäse) dient. Käserei. Bienen-
zucht. Viehzucht und Milchwirtschaft.
GASSE (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Fee). 1800 m.
Hauptsiedelungsgruppe des Dorfes Saas-Fee. 14 Häuser,
120 kathol. Ew. S. den Art. Fee.
QA8SE (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Im Grund). 1562
m. Nördl. Fortsetzung des Dorfes Im Grund. S. diesen ArL
QASSEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Dürrenroth). 745 m. Gruppe von 7 Häusern ; 2^ km w.
Dürrenroth und 7,5 km sw. der Station Huttwil der Linie
Langenthai- Wolhusen. 29 reform. Ew. K^rei.
QASSEN (Kt. Obwalden, Gem. Samen). 720 m. Wei-
1:150000
/ ,^.0' Ober Urnen o\}\\J
Besirk Gaster.
y.Atünffcr^sc.
der Station Haag-Gams der Linie Korschach-Sargans. 32
Häuser, 157 kathol. Ew. Acker-, Mais-, KartofiSl- und
Obstbau, Viehzucht. Fund von 9 Bronzebeilen mit schwa-
chen Randleisten und etwas verbreiterter Schneide (sog.
Typus von Salez).
GASS (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Murgenthal).
440 m. Gruppe von 9 Häusern, nahe dem rechten Ufer der
Aare u. 2 km nö. der Station Murgenthal der Linie Olten-
Bem. Telephon. 67 reform. Ew.
QASS (HINTER) (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Eriswil). Abteilung des Dorfes Eriswil, 800 m von
der Kirche. S. den Art. Eriswil.
GASS (UNTER) (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem.
Marbach). 953 m. Gruppe von 3 Häusern, an der Grenze
geffen den Kanton Bern, am Schonbach und an der Strasse
Scnangnau-Marbach, 8 km ssw. der Station Wiggen der
Linie Bem-Luzern und 1,5 km sw. Marbach. Postwagen
Wiffgen-Schangnau. 22 kathol. Ew. Ackerbau, Viehzucht
una Milchwirtschaft.
GASS (UNTER) (Kt. Schwyz, Bez. March, Crem.
Galgenen). 435 m. Hauptsiedelungsgruppe des Dorfes Gal-
genen, an der Strasse Ffäffikon-Siebnen und 3 km wsw.
1er, am Hang links über dem Samersee und 5 km sw. der
Station Samen der Brünigbahn (Luzem-Brienz). 20 Hau-
ser und Hütten,. 50 kathol. Ew. Viehzucht.
GASSEN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Ried). 938 m.
Gruppe von 5 Häusern, zwischen den zwei kleinen Dör-
fern Ried und Schlucht, 3 km ö. Brig. Hier die 1900 er-
baute Pfarrkirche von Ried. Früher wie die ganze Ge-
meinde Ried kirchlich zu Glis gehörend. 33 kathol. Ew.
QASSENRIED (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St. Ni-
kiaus). Gemeindeabteilung. S. den Art. Gasenried.
GASSENRIEDGI.ETSCHER(Kt.Walli8,Bez.Visp).
Gletscher. S. den Art. Riedgletscher.
QASSENRIEDPASS (Kt. Wallis, Bez. Visp). Pass.
S. den Art. Riedpass.
GASSENSTOCK (Kt. Glarus). Etwa 2400 m. Felsiger
und stark verwitterter Gipfel, n. Vorberg des Bösen Fau-
len, sw. vom Glämisch und über dem Rossmatterthal.
Besteht aus senkrecht stehenden Malmbänken. Auf der
Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
GASSERTHAU (Kt. Wallis, Bez. Visp). Ehemaliger
Name für die Thalschaft Fee, heute nicht mehr gebräuch-
lich. Von der Bezeichnung (>asse herzuleiten, die heute
GAS
GAS
283
noch dem ältesten und bedeutendsten Abschnitt des Dor-
fes Fee verblieben ist.
QA8TER. Bezirk des Kantons St. Gallen. Fläche :
14770 ha. Sitz der Verwaltungsbehörden ist
Benken, Sitz der Gerichtsbehörden Schännis.
Der Bezirk grenzt im SW. und S. an den
schwyzerischen Bezirk March, den Kanton
Glarus und Walensee, im 0. und NO. an die
Bezirke Sarins u. Ober Toggenburg, im N.
an den Bezirk See und im W. wiederum an
den schwyzerischen Bezirk March. YonSchloss
Grinau greift die Grenze im W. u. SW. bis an den ehe-
maligen Unthlauf über den heutigen Linthkanal hin-
über, folfft darauf diesem letzteren bis zu seiner Einmün-
dung in den Walensee, zieht sich vom N.-Ufer des Walen-
sees zwischen Bätlis und Quinten hinauf zum Leistkamm
und Nägeliberg, steigt längs des Leistbaches bis gegen
Starkenbach im Toggenburg ab, springt auf den Hädern-
berg über, geht n. der Amdener Höhe nach W., biegt ob
Käsemalp nach NNW. um und folgt dieser Richtung über
den Speer bis zum Regelstein, um von da längs dem Gi-
genbach und s. an Gauen und Uznach vorbei bei Grinau
wieder zum Linthkanal zurückzukehren. Der Bezirk um-
fosst die 6 Gemeinden Amden, Benken, Kaltbrunn, Rie-
den, Schännis und Weesen. Der in der Linthebene (420 m)
gelesene Abschnitt des Bezirkes war vor dem Bau des
Lintnkanals ein zum grossen Teil versumpftes und unge-
sundes Gebiet, das seither zu einem fruchtbaren und ge-
sunden Wiesen- und Obstbaumgelände umgewandelt wor-
den ist. Der Bezirk hat 3607 ha Wald, 2840 ha Wies- und
Weideland und 6 ha Reben, von denen das Wiesland in
der Linthebene, Alpweiden und Waldungen dagegen in
den gebirgigen Teilen vorwiegen. Sehr suter Wein ge-
deiht vornehmlich in dem klimatisch so sehr begünstigten
warmen Winkel bei Wesen am Walensee.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft
(Wiesen-, Acker-, Obst- und Weinbau), Alp Wirtschaft und
Viehzucht. Pferdezucht in Kaltbrunn. Schöne braune Vieh-
raase. Beträchtlich ist die Käsefabrikation, wie auch die
Ausfuhr von Obst. Der Bezirk zählt 7301 Ew. (^wovon 297
Reformierte) in 1345 Häusern und 1696 Haushaltungen.
Bei Kaltbrunn wird Braunkohle abgebaut. Webstühle 4ind
SUckmaschinen. Je eine Seiden weoerei in Wesen, Ofen-
^rik in Benken, Backsteinfabrik in Schännis. Elektrizi-
tätswerk in Schännis. Premdenindustrie (besonders am
Walensee : Wesen und Amden). Grosse Märkte in Wesen,
Kaltbrunn und Schännis. Schiffahrt auf dem Walensee.
Die sehr bedeutenden Steinbrüche auf die Kreidekalke
des Valangien und Neocom an der Amdenerstrasse über
Wesen versorgen namentlich die Stadt Zürich mit Pflas-
tersteinen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
--«?
1886
1896
1901
Hornvieh
5815
5486
5663
Pferde
150
134
165
Schweine
1144
1666
1733
Schafe
191
67
68
Ziegen
1905
2075
1724
Bienenstocke
899
1301
1140
Den Bezirk durchziehen die Eisenbahnlinie Rappers-
wil-Wesen-Sargans (an die sich in Uznach vom Toggen-
burg her die im Bau begriffene Rickenbahn anschliessen
wird, die in Ziegelbrücke an die Linie Zürich-Glarus-
Linthal Anschluss hat und von der an der Station Weesen
die Linie Wcesen^larus abzweiet) und die Strassen (von
Rapperswil undWaltwil nach) Uznach-Ziegelbrücke- Wee-
sen und Weesen-Amden. Postwagen Weesen-Amden und
Kaltbrunn-Benken. Das Gasterland war zuerst der Reihe
nach den Grafen von Churwalden, dem Bistum Chur
and den Klöstern Pfäfers, Schännis und Einaiedeln
Untertan ; es kam zu Ende des 9. Jahrhunderts an die
Grafen von Lenzburg, 1172 an die Grafen von Kiburg,
1269 an die Grafen von Habsburg, 1406 an die Grafen von
Toggenburg und 1436 neuerdings an das Haus Oester-
reicb. Mit dessen Zustimmung schloss das Gaster mit
Schwyz und Glarus ein Burgrecht und wurde dann von
Herzog Friedrich 1438 an diese beiden Orte abgetreten,
unter deren Hoheit es bis 1798 verblieben ist. Das 1529
zur Reformation nber(retretene Volk des Gaster musste
nach der Schlacht bei Kappel ir^l wieder zum alten
Glauben zurückkehren. Die beiden Orte Schwyz und Gla-
rus (hier aber nur die katholischen Gemeinden) ernann-
ten abwechselnd alle zwei Jahre einen katholischen Vogt
über das Gaster, der seit dem 15. Jahrhundert nur zur
Abnahme der Eidesleistung jeweilen für einige Tage im
Lande selbst amtlich zu weilen pflegte. Die stimmberech-
tigten Bewohner des Gaster versammelten sich alle zwei
Jahre in Schännis zur Landsgemeinde zur Erneuerung
des Untertaneneides und zur Wahl der Zivil- und rich-
terlichen Beamten. Die Befugnisse des vom Landvogt
präsidierten Gerichtshofes erstreckten sich nicht auf das
Gebiet von Weesen, das sich einer eigenen Gerich tsbar^
keit erfreute, und nicht auf dasjenige von Kaltbrunn,
das in dieser Beziehung dem Stift Einsiedeln unterstand.
Dem Gaster war auch noch die die Gebiete von Murff,
Terzen, Quinten und Quarten umfassende sog. Lana-
mark am Walensee angegliedert, mit Ausnahme aller-
dings der Kriminalgericntst>arkeit, die hier der Vogt zu
Sargans ausübte. Zur Zeit der Helvetischen Republik 1798
war das Gaster ein Glied des Kantons Linth, um dann
durch die Mediationsakte von 1803 endgiltig dem Kanton
St. Gallen zugeteilt zn werden, der es aber erst 1831 von
seinem Bezirk Uznach lostrennte und zum eigenen Be-
zirk (das ehemalige historische Gasterland exkl. die Land-
. mark am Walensee umfassend) erhob. Der Name Gaster
ist vom latein. castrum, castra (= befestigtes Lager,
Burg) herzuleiten; in einer Urkunde von 1230: a clivo
qui Gastirer dicUur.
QA8TEREN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Kandergrund). 1550 m. Weiler, im Hintergrund des Gas-
terenthals, 6 km oder 3 Stunden so. über Kandersteg, in
wilder und hoch romantischer Lage am Fuss von hohen
Felsenmauem. Hier zweigt nach S. der Weg über den Löt-
schennass ab. Heutzutage nur im Sommer während eini-
ger Wochen von Sennen und Heuern bezosen, früher
jedoch das ganze Jahr hindurch bewohnt. 1785 zählte
man noch 50 Ew., 1812 schon beträchtlich weniser; bald
darauf wurde das Thal infolge der stets zunehmenden
Felsrutschungen und Lawinenschläge endgiltig geräumt.
Jetzt ist Gasteren jeweilen Ende August zum Zwecke der
Einheimsung des Bercheus von etwa 60 Personen be-
wohnt. Bei dieser Gelegenheit wird vom Pfarrer von
Kandergrund im Freien die sog. Gasterenpredigt gehal-
ten, wobei die alte silberbeschlagene Bibel verwendet
wird, die der im Auftrage der Regierung den Weg auf den
Lötschenpass untersuchende Bemer Magistrat Ulrich
Thormann 1690 der hiesigen Bevölkerung geschenkt hatte.
QA8TERENTHAI. (Kt. Bern, AmUbez. Frutigen).
1875-1260 m. Länffsthal im Finsteraarhommassiv, dem
oberen Abschnitt des Lötschenthales parallel von 0. nach
W. in der Richtung der Hauptkette eingeschnitten, zwi-
schen dieser und den ihr vorgelagerten Gruppen der
Doldenhömer und Blümlisalp. Es ist die Fortsetzung des
von den Eismassen des Tschmgelgletschers und Kandei^
flrns ausgefüllten Einsohnittes, dessen höchste Erhebung
bei der Gletscherinsel des Mutthoms (3041 m) die Wasser-
scheide zwischen den Einzugsgebieten der Lütschine und
der Kander bildet. Die Länge des Thaies beträgt vom
Ende des Kander Ams (auch Alpetligletscher geheissen)
bis zum Austritt der Kander in den Boden von Kander-
steg 11 km, wozu noch der bis zur Wasserscheide hinauf
5 km lange Kanderßrn zu rechnen ist. Seine grösste
Breite erreicht das Thal mit 1 km beim Gasterenholz.
Das Gasterenthal gehört zu den grossartigsten Hochge-
birgsthälern der Alpen, in das man vom sog. Stock (am
Gemmipasswei^) aus einen besonders prächtigen Einblick
gewinnt. Den Emgang ins Gasterenthal bildet die zu hinterst
im Thalgrund von Kandersteg im sog. Eg^enschwand sich
öirnende finstere und enge Klus, die sich thalaufwärts
als wilde Schlucht fortsetzt, durch welche die Kander in
prächtigen Fällen und Stromschnellen über mächtige
FelsrifTe und Blöcke sich Bahn bricht. In 20 Minuten führt
der Saumpfad zum flachen Thalgrund des Gasterenholz,
einer von spärlichem Wald bestandenen und von hohen
Felswänden umschlossenen Wiesenfläche. An der rechten
Thalseite steigen die vom Fisistock und weiterhin vom
Doldenhorn gekrönten gewaltigen Felsterrassen auf, an
der linken Thalseite die in der Alteis und im Balmhorn
|;ipfelnden Hänge, über die zahlreiche Gletscherhache
in Kaskaden zu Thal stürzen. Unter diesen sind die be-
-234
GAS
GAS
deiitendsten der die Schmelzwasser des Schwarz- oder
Zagengletschers sammelnde Schwarzbach, dann der Ab-
Das Oasterenthal.
fluss des zwischen Tatlishorn und dem n. Ausläufer der
Alteis eingebetteten unbenannten ilängegletschers und
endlich die dem Bai mhorngletscher entströmenden Bäche.
Eine kleine Stunde hinter Gastereuholz verenRert sich
das Thal, um aber oberhalb einer bewaldeten Thalstufe
wiederum sich zu einer breiten Thalsohle zu weiten,
die mit schönen Alpweiden (Brandhubel- und Seiden-
oder Gasterenalp) bestanden und durch braune Senn-
hütten belebt ist. Hier zweigt sich an der Einmündung
des vom Lötschengletschers herabkommenden Leitibaches
nach S. der Lötschenpassweg ab, um in scharfer Steigung
das vergletscherte Joch zwischen Balmhorn und Hocken-
horn zu gewinnen. Von Seiden an biegt das Thal nach
NO. um, und man erreicht nach 20 Minuten die in seinem
i^^flift^Mr.i£.
Partie im Gasteranthal mit Sackhorn und Hockenhorn
obersten Abschnitt gelegene Alp Heimritz (1620 m), über
der sich die fast senkrechten Granitwände des Hocken-
horns erheben. Der Pllanzen wuchs wird spärlicher und
macht allmähHg Geröll und Felstrümmern Platz. Bald
betritt man die gewaltige Kandermoräne, von der aus man
über den den
Thalabschluss
bildenden stei-
len und zerklüf-
teten Alpetli-
gletscher in 2
Standen die
Höhe des Kan-
derfirns und in
zwei weiteren
Standen die
Mutthornhütte
des S. A. C (7
Vt Stunden über
Kandersteg) ge-
winnen Icann.
Wie die Ent-
völkerung des
Thaies beweist,
ist die Vegeta-
tion im Gaste-
renthal gegen
früher zurück-
gegangen. Im
Gasterenholz
flnden sich noch
Fichten, Erlen.
Salweiden und
Vogel beers träu-
cher, weiter
oben auf der
zweiten Thalstufe noch Wäldchen von Rottannen und
Gruppen von Lärchen und Arven. Der letzte Bär Mrurde
am Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Lötschengletscher
erlegt.
Die Basis der hochaufgetürmten Jura- und Kreide wände
des Doldenhorns u. Balmhoms und der Kern des Lötschen-
thalgrates besteht im Hintergrund des Gasterenthales aus
einemMassiv echten Granites, sog. Grundgranites, der vom
Brandhubel (bei den Häusern von Gasteren) bis unterhalb
der Alp Dolden zieht, wo er von einem Band von Quarz-
sandstein ^Verrucano) und weiterhin von Rötidolomit
überlagert ist. Im obern Teil des Alpetligletschers taucht
der Granit unter die Kalkmassen des Fründenhoms zur
Tiefe, bildet aber s. von diesem Gletscher das ganze links-
seitige Thalgehänge bis hinauf zum
Lötschenpass. In den Gipfeln des Hock-
en-, Sack- und Birghorns auf dem
Kamm des Lötschenthalgrates wird er
von dünnen Bänken von eingelagertem
Verrucano, Rötidolomit und Kalk und
zu Oberst von krystallinen Schiefern
bedeckt, tritt aber in den s. Seiten-
thälern (Golnbach-, Mühlebach-, Telli-,
Ausser^ und Innerthal) überall zu Tage.
Der Gasterengranit ist ein achtes, nicht
geschiefertes, in dicken Bänken und
schaligen Absonderungen auftretendes
Massen^estein, das in den verschieden-
sten Richtungen zerklüftet ist. Diese
Absonderungsklüfte stehen meist senk-
recht und streichen in sehr steilem
Winkel vorherrschend NW.-SO. Petro-
graphisch ist der Gasterengranit ein
Gemenge von weissen und graulichen
Feldspäten, braunem u. grünem Glim-
mer und glasigem Quarz. Oft ist der
Feldspat auf weite Strecken hin von
schön pfirsichblütroter Farbe. Vielfech
sind Talkblättchen und talkig-schief-
rige Absonderungen im Granit mit
eingeschlossen. In den erratischen
Schuttmassen und den Flusskiesen am
rechten Aareufer und im Gürbethal
sind die Blöcke und Geschiebe von
Gasterengranit sehr leicht von den aus sog. Grimsel-
granil bestehenden zu unterscheiden. Beide Seiten^-
hänge de^i untern Abschnittes des Gasterenthales sind
GAS
6AT
235
bemerkenswert durch die - zahlreichen zickzackfbrmi-
gen Falten der Jura-, Kreide- und Tertiärschichten am
Fisistock und Gellihorn. Vergl. Fellen-
berg, Edm. Itinerariuni für das Exkur-
sionsgebiet des S, A. C. für i88'2-i883.
Bern 1882. — Stettier, Karl. Das Ftnitig-
land. Bern 1887.
GA8TERHOI.Z (Kt. St. Gallen, Bez.
Gaster). 552 m. Bewaldeter Höhenzug, zwi-
schen der Strasse Uznach-Schännis und
der Eisenbahnlinie Rapperswil-Weesen auf
eine Länge von 1,5 km nach S. ziehend, 600
m w. Maseltrangen.
GA8TERM ATT (GROSSE u. KLEI-
NE) (Kt. St. Gallen. Bez. Gaster, Gem.
Schännis). 418 m. Grosse Sumpfwiesen,
zwischen Schänniserberf im 0., Buch-
berg im W. und Lintnkanal im SW. ;
von der Linie Rapperswil-Weesen durch-
zogen.
GASTI.OSE oder GASTUOSEN (Kt.
Bern und Freiburg). Stark zerrissener und
gezackter Felskamm, nö. Fortsetzung der
Kette der Dent de Ruth und von ihr durch
den Pass von Wolfsort (1930 m) getrennt;
zwischen dem obersten Abschnitt des Tha-
ies von Jaun (Bellegarde) u. dem Thal von
Abläntschen. Wird durch die Scharte der
Oberberggabel in zwei Teile getrennt, de-
ren D. den Namen der Gastlosen im engeren
Sinne tragt. Dessen Gipfel 1871, 1926, 1940
und 1946 m sind von Abläntschen aus. in je
2 Stunden leicht zu erreichen, während die zwischen dem
Marchzahn (1995 m) und der Oberberggabel sich erheben-
den Zacken der Besteigung grosse Schwierigkeiten bieten
und z. T. noch jungfräulich sind. Der zwischen Oberberg-
gabel und Wolfsortpass eingeschlossene s. Abschnitt des
Kammes besteht aus einer Reihe von entweder ganz un-
zugänglichen oder nur für geübte Kletterer und Gemsen-
iäjfer gangbaren Zinnen (1966, 2069, 2096, 2129, 2063,
a)88, 2127, 2124, 2073 m) und trägt die Namen der Sattel-
spitzen (im Dialekt der Leute des Pays d'Enhaut und des
Greierz Lee Chatalles = die Unwirtlichen oder Gastlosen
geheissen) und Oberbergfluh, während das südlichste
Stück endlich auf der Siegfried karte als Birrenfluh ver-
zeichnet ist. Der Kamm der Gastlosen folgt einer Bruch-
linie oder Ueberschiebungsfläche, längs welcher die ganze
Schichten reihe von der Trias bis zur Kreide über den
Flysch der SO.-Flanke der Kette des Vanil Noir (Hoch-
matt-Cheval Blanc) aufgeschoben erscheint. Am O.-Hang
GASTUOSE (KUEINE, OBERE, UNTERE und
WEUSCHE) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem. Jaun).
U500OO
Oeologischea Querprofil durch die Gastlosen.
Fl. Flysch
Jura) "^
T -
. Cr. Rot« Kreide; N. Neucom ; M. Malm (oberer
ara); D. Dogger (mittlerer Jura) ; L. Lias (unterer Jura) ;
. Trias (d. Dolomit; g. Gips und Anhydrit).
des Punktes 1917 das im ganzen Land wohlbekannte sog.
Heidenloch, eine tiefe Höhle, die vielleicht dem prähisto-
rischen Menschen als Wohnung gedient hat.
Gastlosen von Südosten.
Sennhütten, auf einer weiten schönen Alp weide, am
stark geneigten O.-Hang des Felskammes der Gastlosen
und n. über Abläntschen (Kant. Bern). Die über einer
300 m hohen Felswand stehende Obere (iastlose (schöne
Aussicht) in 1645 m, die schöne Hütte der Welschen Gast-
losen in 1569 m, Kleine und Untere Gastlose in 1363 m.
GASTI.08ESPITZE (Kt. Freiburg, Bez. Greierz).
So heisst auf der Siegfried karte eine der am weitesten
gegen das Thal der .Taun zu vorgeschobenen nördlichsten
Zacken des Kammes der Gastlosen. S. diesen Art.
GATSCHIEFERAUP (Kt. Graubänden, Bez. Ober
Landquart, Gem. Klosters). 1870 m. Grosse Alpweide mit
Hütte, über dem linken Ufer der Landquart und am N.-
Hang des Mückenthälispitz, 4 km so. Klosters.
GATTER (OBER u. UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Werdenberg, Gem. Grabs). 625^535 m. 5 Häuser, 3 km
sw. der Station Buchs der Linie Rorschach-Sargans und
1,8 km s. Grabs. 37 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei.
QATTERIFIRST (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg). 20r)O-2I00 m. Einer der zahlreichen verwitterten
Felsgräte (Kraialpfirst, Saxerßrst, Furgglenfirst, Stau-
bernürst etc.) in der von Wildhaus zum Hohen Kasten
ziehenden Kette. Alle diese sog. Firste streichen SW.-NO.,
sind stark zerfressen und gezackt und fallen nach NW.
und SO. mit steilen Wänden ab. Der 1,5 km lange Gat-
terifirst erhebt sich 3 */• Stunden nö. über Wlldhaus und
schliesst sich im SW. an den Gulmen, im NO. an den
wilden Grat der Kreuzberge an.
GATTIKERWEIER (HINTER und VORDER)
(Kt. Zürich, Bez. Horgen). 528 u. 547 m. Zwei künstliche
kleine Fabrikweier, die vom Krebsbach gespiesen wer-
den ; im Sihlthal wenig über dem rechten Ufer der Sihl ;
1,2 und 1,5 km so. über Langnau. Liefern den Fabriken
von Gattikon die nötige Triebfcraft.
GATTIKON (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Thalwil).
5t0 m. Dorf, nw. der beiden Gattikerweior und über dem
rechten Ufer der Sihl, an der Strasse Thal wil-Langnau, 700
m so. über der Station Langnau der Sihlthalbahn und 1,8
km sw. Thalwil. Telephon. 56 Häuser, 634 reform. Ew.
Wohlhabende Siedelung, mit einer Baumwollspinnerei
und zwei Seidenwebereien, die zusammen 400-500 Arbei-
ter beschäftigen. 1324: Gattinkon.
GATTOMiENNUl (Kt. Wallis, Bez. West Baron).
2451 m. Wenig bedeutender Felsausläufer des Hohgleifen
(3^10 m), über dem linksseitigen Hang des Lötschen-
thales und 3 Stunden so. über Ferden.
GATTWIL (MITTLER, OBER und UNTER)
(Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Buttisholz). 633-622 m.
236
GAU
GAU
5 Häuser, an der Strasse Willisau-Nottwil, 2 km dö. But-
tisholz und 2,8 km sw. der Station Nottwil der Linie
Luzern-OIten. Postwagen Willisau-
Notlwil. 52 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Nottwil. Kapelle, 1575 erbaut. Heimat
des Edelgeschlechtes derer von Gatt-
wil, die schon lange vor der Schlacht
von Sempach auftreten j zu Ende des
12. Jahrhunderts wird em Ulrich von
Gattwil erwähnt, ein Diakon und Kano-
nikus Rudolf von Gattwil ist Beamter
des Stiftes Engelberg, und 1386 beklei>
det ein anderer Rudolf von Gattwil die
Wärde eines Schultheissen der Stadt
Luzern. Die Siedelung 1180 : Gattiwil.
QAU. Vom althochdeutschen gouwi
= mittelhochdeutschen gou, göu, be-
zeichnet eine grössere Landschaft oder
einen Landstrich im Gegensatz zu den
Stadtanlagen. Zürich^au = Landschaft,
Gebiet der Stadt Zürich : Aargau, Thur-
gau == Landschaft an aer Aare, Thur
etc.
QAUCHHEIT (Kt. und Amtobez.
Bern, Gem. Köniz). 680 m. Gruppe von
3 Häusern, an der Strasse Bern-Schwar-
zenburg, 6 km sw. Köniz und 4 km so.
der Station Thörishaus der Linie Bern-
Freiburg. 26 reform. Ew. Wiesenbau.
QAUCHHEIT (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwarzenburg, Gem. Guggisberg). 845 m. 9 Bauern-
höfe, im kleinen Gauch heitgraben ; 2,7 km sw. Guggis-
berg und 11 km sw. der Station Thurnen der Gürbetnal-
bahn ( Bern-Watten wil-Thun). 34 reform. Ew. Wiesenbau.
GAUDERQRAT (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2307 m. Kurzer begraster Kamm, über den Alp-
weiden Duranna und Casanna, s. über Gonters im Präti-
gau. Streicht SW.-NO. und erhebt sich über dem Casan-
napass, der Klosters und Serneus mit dem Fondeierthal
und mit Langwies im Schanfigg verbindet.
QAUEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Gommiswald).
588 m. Pfarrdorf, an der von Uznach und Kaltbrunn über
den Ricken nach Wattwil im Toggen bürg führenden
Strasse und 3,5 km nö. der Station Uznach der Linie
Rapperswil-Weesen-Sargans. 27 Häuser, 157 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei und Seidenindustrie.
Abbau von Braunkohlen. Schönes Dorf, Hauptort der Ge-
meinde Gommiswald.
GAUQI.ERA (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Recht-
halten). Häusergruppe. S. den Art.
Rechthalten.
GAUHAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez.
Wil, Gem. Niederbüren). 590 m. Gruppe
von 5 Häusern, auf fruchtbarer Hocn-
iläche ; 2,2 km ö. Niederbüren und 2,8
km sw. der Station Hauptwil der Linie
Gossau-Sulgen. 31 kathol. Ew. Ackerbau
und Viehzucht.
GAUUAZ (COU DE UA) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle). Passübergang. S. den Art.
Cheneau (Col de LA).
GAUUIAUP (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle, Gem. Innertkirchen). 1200-
1900 m. Grosse Alp weide mit mehreren
Gruppen von am W.-Hang der Gallaui-
slöcke zerstreut gelegenen Hütten ; um-
fasst den ganzen obern Abschnitt des
Urbachthales und zieht bis zum Fuss
des Gauligletschers hinauf. 7 km s. über
Innertkirchen. Die einst noch grössere
Gaulialp soll vom vorrückenden Gauli-
gletscher seiner Zeit zum Teil überdeckt
worden sein ; wenigstens erzählt man,
dass der Abüuss des Gletschers, die Ur-
bachaare, zu Beginn des 19. Jahrhun-
derts Balken einer Sennhütte aus dem
Gletscher herausgeschwemmt habe. Be-
kannt ist die Sage vom Gauliweibchen, der reichen
aber gottlosen Sennerin auf dieser einst fruchtbaren,
heute vom Eis verwüsteten Alp. Das gleiche Motiv kehrt
übrigens mit einlegen unwesentlichen Abänderungen
auch in manchen Sagen anderer Gegenden der Alpen
Gaoliglatscher, vom Grossen Diamantstock aus.
wieder (z. B. am Catogne über Martinach, am Gletscher
von Plan N^v^ in den Waadtländer Alpen etc.).
QAUI.IQI.ET8CHER (Kt. Bern,Amtsbez.Ober Hasle).
Grosser Gletscher, 9 km lang und im Mittel 1 km breit,
hinten über dem von links auf das Aarethal ausmünden-
den Urbachthal ; beginnt in letwa 3300 m und steigt bis
zur Mattenalp in 1936 m ab. Er nimmt von S. her den
Hühnerthäli- und Grünbergligletscher auf, von deren Ver-
einigungsstelle an eine grosse Doppelmoräne, die sogen.
Schwarze und Weisse Gandegg, gegen das rechte Zungen-
I ufer des Gauligletschers sich ninabzieht. Sein Fimgebiet
i liegt in der weiten Mulde, die vom Ewigschneehorn (3331
I m), Ankenbälli (3605 m). Berglistock (3657 m), den Fels-
inseln um die Wetterlimmi (3182 m), vom Renfenhorn
(3272 m), Hangendgletscherhorn u. Kammligrat umrahmt
ist. Vom Gauligletscher führen eine Reihe von Uebergän-
een hinüber zur Grimsel, so der Ritzlipass, die Stein-
lauenenlücke, der Goleggpass, Grubenj^ass, die Bächli-
lücke, der Hühnerthälipass, die Hühnerlucke, Hubellücke,
Gaulihatte mit HQhaerstock und Hubalhorn.
der Wejf über den Gauligrat und derjenige über den Gipfel
des Ewigschneehorns, welch' letzlerer am meisten began-
gen wird. Ferner^ gelangt man vom Gauligletscher aas
GAU
GEB
237
Über das Ber^lijoch und die Rosenegg zur Glecksteinhutte
und nach Gnndelwald, sowie über die beiden Wetter-
limmi zur Dossenhütte und nach Rosenlaui. Seit der Er^
Stellung; der Gaulihütte durch die Sektion Bern des S. A.
C. {iBdo) wird dieses Gebiet von Touristen häufig besucht.
Der Name Gauli bedeutet s. v. a. kleine Gruppe von Senn-
hütten (kleiner Alpgau), also Gauligletscher = nahe bei
Sennhütten gelegener Gletscher. Der Ueberlieferung nach
soll der Gletscher einst zur Strafe für die Gottlosigkeit
einer Sennerin einen schönen Teil der Gaulialp mit sei-
nen Eismassen verwüstet haben.
GAULIGRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 3127
m. Felskamm mit Passübergang, so. unter dem Ewig-
schneehorn, in der den Unteraar- und Lauteraargletscher
vom Gauligletscher trennenden Kette und zwischen dem
Ewigschneehorn u. dem Punkt 3229 m der Siegfriedkarte.
Seiner leichten Gangbarkeit wegen schon seit langer Zeit
von den Jägern benutzt.
GAUUIHOTTE (Kt. Bern« Amtsbez. Ober Hasle).
220Om. f^^hutzhütle des S. A. C, von der Sektion Bern
dank der Freigebigkeit von C. L. Lory 1896 erbaut; ül»er
dem linken Uu^r (les Gauligletschers nahe den Hütten der
zu hinterst im Urbachthai gelegenen Umenalp ; 5 Vt Stun-
den s. über Hof (Gemeinde Innertkirchen) und mit die-
sem Weiler durch einen guten Fussweg verbunden. Die
auf solidem steinernen Fundament ruhende Holzhütte bie-
tet für 20-30 Personen Raum, wird aber nicht bewiit-
schaflet. Sehr günstiger und bequemer Fusspunkt für
eine grosse Anzahl von Gipfeltouren (Ritzlihorn, Gole^g-
horn, Hühnerthälihorn, Bächlistock, Hubelhorn, Ewig-
schneehorn, Berglistock, Hangendgletscher-
horn etc.) und mehr oder weniger schwieri-
gen Passübergängen. Am meisten wird von
hier aus das Ewigschneehorn, der Gipfel
par excellence dieses Gebietes, bestiegen.
GAU8CHI.A oder KAMMEGG (Kt.
St. Gallen, Bez. Werdenberg). 2306 und
2313 m. Doppelgipfel, einer der bedeutend-
sten Bergstöcke m der Kette des AI vier,
1 km so. vom AI vier, wsw. über Sevelen
und 5 km n. über Sargans. Erscheint von
0. und NO. her gesehen als schöne Kuppe,
von S. und SO. her als eine dem Gonzen
ähnliche grosse Felspyramide. Kann von
Sevelen aus in 4-5 Stunden erstiegen wer-
den, erhält aber weniger Besuch als der
Gonzen oder Alvier.
QAUTHIER (MONT) (Kt. Wallis, Bez.
Herens). 2706 m. Gipfel, im NW.-Kamm
der Becs de Bosson; zwischen dem Val d'Herens und
der ohern Combe de R^chy und zwischen dem Mont Nuo-
ble (2673 m) und der Becca de Lovegnoz (2906 m). Kann
von cvolene aus in 6 oder von St. Martin aus in 4 Stun-
den leicht bestiegen werden, erhält aber wegen der
Nachbarschaft der lohnenderen Becs de Bosson nur sehr
selten Besuch.
QAUTHIER DE880U8 und DE88U8 (Kt. Wal-
lis, Bez. Harens, Gem. Nax). 1765 und 2034 m. Aljpweiden,
Eigentum der Bürgergemeinde Nax ; zu zwei Dritteilen
vom Wald La Fava umschlossen. Die Hütten von Gauthier
Dessous stehen auf einer Terrasse zwischen den beiden
beträchtlichsten Quellarmen des Wildbaches Derochia ;
die am Fuss des Mont Nuoble gelegene Alp Gauthier Des-
sas birgt zwei sehr kleine Seen, denen der linke Quellarm
der Derochia entspringt. Werden mit mehr als 200 Stück
Hornvieh, ebensovielen Schafen und einer Anzahl Schwei-
nen befahren. 3 Hütten, 13 Stadel und ein Käsespeicher.
QAYitOUX (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem. Biere).
700 m. Burgruine, am linken Hang des Tobeis desToleure,
nahe dem W.-Rand der Ebene von Champagne u. 1,5 km
8w. Biere.
QAZENRIED (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St. Nik-
laos). Gemeindefraktion. S. den Art. Gasenried.
QAZOEGU (l-AI) (Kt. Graubänden, Bez. Maloja).
1797 m. Seeartige Erweiterung des Inn, zwischen Silser-
und Silvaplanersee und 500 m nö. Sils.
QAZZIROLA (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Lugano).
Gipfel. S. den Art. Garzirola (Monte).
Q^ANT (PUIT8 DU) (Kt. Wallis, Bez. und Gem.
Sitten). 484 m. Riesenkessel glazialen Ursprungs, im Fels
am O.-Ende der Höhe von Chäteaoneuf : 2,3 km w. Sitten.
G^ANT (TftTE DU) (Kt. Wallis, Bez. Monthey). 2235
m. Gipfel, in der Kette zwischen dem Thal von lüorgins
und dem obem Abschnitt desjenigen der Dranse d'Abon-
dance (Savoyen) ; wird von Chatel aus von der savoyischen
Seite her in 3 Stunden oft erstiegen. Wird auch Ging^
geheissen, welcher Name aber richtiger dem benachbart
ten NW.-Grat zukommt.
GEBENSDORF (Kt. Aargau, Bez. Baden). 374 m.
Gem. u. Pfarrdorf, nahe dem rechten Ufer der Heuss; 2,5
km ö. Brugg und 1,5 km sw. der Station Turgi der Linien
Zürich-Baden- Brugg und Turgi -Waldshut. Postburea^,
Telephon. Gemeinde, mit Sand, Reuss u. Vogelsang: 137
Häuser, 1574 reform, und kathol. Ew. ; Dorf: 88 Häuser,
'284 Ew. Je eine reform, und kathol. Kirche, beide in sehr
schöner Lage. Ackerbau und Viehzucht. Grosse Baumwoll-
weberei und -Spinnerei. Auf dem Gebensdorferhom ein
Refü^ium mit 2 Wällen (auf der Karte von Michaelis irr-
tümlich als Tumulus bezeichnet) ; am Fuss des Horns hat
man 1882 Ueberreste einer römischen Siedelung und beim
Dorf selbst 1553 einen römischen Münzscbatz entdeckt.
Beim Bau der Eisenbahn ist im sogen. Gehling 1856 ein
römischer Friedhof mit Grabinschriften zum Vorschein
gekommen, von denen die zwei Grabsteine des Vegetius
Rufus und Tettius Vala im Museum zu Aarau aufbewahrt
werden und derjenige des Magius von der 11. Leffion in
die Mauer der reformierten Kirche von Gebensdorf einge-
lassen ist. Ein 1608 aufgefundener Grabstein des Arztes
Hymnius ist seither wieder verloren gegan||[en. Diese häu-
figen Funde aus der Römerzeit erklären sich leicht aus
Otfbensdorf von Nordwasteo.
der dichten Besiedelun^ der Umgebungen der als Strassen-
knotenpunkt in strategischer u. kaufmännischer Hinsicht
wichtigen Römerstadt Vindonissa. Von den Höhen über
Gebensdorf und vom Dorf selbst prächtiger und lehrrei-
cher Ueberblick über die Vereinigung von Aare, Heuss
und Limmat und das Durch bruchsthal der Aare nach N.
GEBEN8DORFERHORN (Kt. Aargau, Bez. Baden).
517 m. Bewaldeter Tafelberg, mit einer Kappe von Decken-
schotter, zwischen Limmat und Reuss und w. über Ge-
bensdorf. Seiner ausgedehnten und sehr schönen Aussicht
wegen besonders von den Bewohnern und Kurgästen von
Baden oft besucht.
GEBERTINGEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem.
Ernetswil). 722 m. Weiler, an der Strasse Wattwil-Ricken-
Rapperswil ; 1,6 km n. Ernetswil und 4,4 km nö. der Sta-
tion Uznach der Linie Rapperswil- Wesen-Sargans. Post-
ablage. 10 Häuser, 56 katnol. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht.
GEBERT8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem. Ober-
büren). 620 m. Weiler, über dem rechten Ufer der Glatt,
an der Strasse Flawil-Niederwil u. 2,5 km nö. der Station
Flawil der Linie Winterthur- St. Gallen. 20 Häuser, 98
kathol. Ew. Kirchgemeinde Niederwil. Ackerbau u. Vieh-
zucht. Stickerei. 744: Chiperatiwilare, Ghiperatiwilare ;
790 : Keharateswilare ; 875 : Geberateswilare.
QEBHARD8HÖHE (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vor-
derland). 887 m. Aussichtspunkt mit stark besuchtem Gast-
hof, Vt Stunde s. Walzenhausen, Endstation der Draht-
seilbahn Rheineck- Walzenhausen.
GEBIDEM oder GEBODEM (Kt. Wallis, Bez. Visp).
2328 m. Gipfel, nördlichster Punkt der Kette zwischen
238
6EB
GEI
dem Gamserthal and dem Visperthal; am N.-, W.- und
O.-Hang bis 2200 m Höhe bewaldet. Von Visperterminen
aus über den Visperterminenpass in 3 Stunden zugäng-
lich. Schöne Aussicht. Der Name bezeichnet einen Berg
mit mehr oder weniger einheitlichem Gipfelplateau. Am
Gebidem ßndet man die seltenen Aretia Vttaliana und
AndroscLce camea.
QEBOI.T8HAU8EN (Kt.Thurgau, Bez. Kreuzungen,
€vem. Alterswilen). 565 m. Gruppe von 7 Häusern, auf dem
Seerücken, nahe dem Bommerweier, 900 m nö. EUig-
hausen und 4,5 km s. der Station Emmishofen der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen. 35 reform. Ew. Wiesen-
bau. Holzhandel.
QEB8DORF (Kt. Bern, Amtsbez. Münster). Gem. und
Dorf. S. den Art. Courchapoix.
QEBODEM (Kt. Wallis, Bez. Visp). Gipfel. S. den
Art. Gebidem.
QEERI.I8BERG ((Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem.
Kloten). Kleines Dorf. S. den Art. Gerlisberg.
QEERN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Herden). 628 m. Gruppe von 8 Häusern, über dem lin-
ken Ufer des Gstaldenbaches und 1,5 km n. der Sta-
tion Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden. 42 re-
form. Ew.
GEFROREN HÖRN (Kt. Graubänden, Bez. Ober
Landquart). 2750 m. Felsspitze, in der das Dischmathal
vom Sertigthal (zwei Seitenarme zum Davos) trennenden
Kette des Kühalphorns und ihr etwas w. vorgelagert.
Steigt mit schroffen Felswänden über Sertig Dörfli und
dem Kühalpthal auf. Besteht aus stark verwittertem Gneis
und ist deshalb auf der N.-Seite mit weiten Schutthalden
bekleidet.
QEHRAU, QEHREN, QEHRENBACH etc. S. die
Art. Gerau, Geren, Gerenbach etc.
QEIENBERQ (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem.
Langrickenbach). 524 m. Gruppe von 6 Häusern, am O.-
Hang des Seerückens, 4 km nö. der Station Erlen der
Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshom und 1,5 km s.
Langrickenbach. 29 zur Mehrzahl reform. Ew. Acker-,
Wiesen- und Obstbau. Holzhandel.
QEIQER8HAU8 (Kt. Appenzell LR., Gem. Oberegg).
700 m. Weiler, am linken Ufer des Fallbachs, 300 m n.
Reute und 3,5 km w. der Station Berneck der elektrischen
Strassenbahn Berneck-Altstätten. 11 Häuser, 56 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei.
QEII.8BACH (Kt. Bern, Amtsbez. FrutigenK Bach:
entspringt mit mehreren Quelladern im Hahnenmoos und
am N.-Hang des Regen bolshorns in 2100 m, durchfliesst
das Geilsbach- und Gilbachthal und mündet nach 5 km
langem Lauf in der Richtung nach NO. 1,5 km sw. über
Adelboden in 1310 m von rechts in den AUenbach. Sein
nennenswertester Zufluss ist der den Bütschigraben entr
wässernde Bach
QEII.8BERb (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen, Gem.
Adelboden). 1730 m. Alpweide mit 5 Hütten, am NO.-Hang
des Pommerngrates, an der Grenze gegen die Gemeinde
Lenk, vom Geilsbach entwässert; 6 km
sw. über Adelboden. Unterhalb der Alp-
weide die Geilsmähder, eine zum grossen
Teil sumpfige Terrasse. Am Weg auf das
häufig bestiegene Regenbolshom.
QEIMEN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem.
Naters^. 1049 m. Weiler, an der Vereini-
gung aer zwei kleinen Thalfurchen des
Kelcnbachlhales und Blindthaies, 2 km
n. Naters. Etwa 15 Häuser mit kleiner
Kapelle, 140 kathol. Ew.
GEI88 (Kt. Luzern, Amt Willisau,
Gem. Menznau). 616 m. Weiler, am SW.-
Hang des Geissbergs und am Schwarzen-
bach ; 1,7 km nö. der Station Menznau der
Linie Langenthal-Wolhusen. Postablage.
11 Häuser, 95 Ew., wovon 40 Reformierte.
Bildet zusammen mit den benachbarten
Weilern eine Kirchgemeinde, die in 39
Häusern 340 Ew. (wovon 150 Reformierte)
zählt. Vieh- (besonders Schweine-)zucht.
Im Sommer grosser Jahrmarkt. 1277 bis 1306 : Geis u.Geijs.
QEI88ACKER (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg, Gem.
Gansingen und Sulz). 550-702 m. Grosse Ackerfläche mit
einem Bauernhof, auf den Höhen zwischen dem Salrtfaal
und dem Thälchen von Gansingen ; 1,5 km so. Sulz und
2,5 km sw. Gansingen.
GEI88ACKER (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Küss-
nach). 445 m. Gruppe von 8 Häusern, nahe dem N.-Ende
der Küssnacherbucht des Vierwaldstättersees und 700 m
nw. der Station Küssnach der Gotthardbahn. 67 kathol.
QEI88AUG8TE (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Mels). 807 m. Gruppe von 8 Häusern, auf der hoch gele-
genen Terrasse des Mädriserbergs, 3 km w. der Station
Mels der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. 41 kathol. Ew.
Alp Wirtschaft. So benannt, weil die Ziegen (Geissen) der
Bewohner des Mädriserbergs hier gemolken und über
Nacht in ihren Hürden (den sog. Aeugsten) behalten wer-
den. Aeugsten, Engsten und Eisten vom althochdeutschen
awistj etvist = Schafhürde {awi = Schaf).
GEI88AUG8TE (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Mels). 840 m. Weiler, auf dem Mädriserberg, zwischen
dem Röllbach und dem Kohlschla^erbach, 4 km nw. der
Station Mels der Linie Rapperswil-Weesen-Sargans. 11
Häuser, 64 kathol. Ew. Etymologie s. beim vorhergehen-
den Artikel.
QEI88AI.P (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Pfafleien).
1498-1643 m. Alpweide mit Gruppe von 10 Hütten, eine der
grössten des Kantons ; am N.-Hang der Schwarzeflah an
den Quellen der Muscherensense gelegen, 3 km ö. vom
Schwarzsee und 16,5 km so. Pfaueien (Planfayon). Mit
dem Schwarzsee über den Hürlisboden durch einen Fns»-
weff verbunden. Bei der Hütte Oberhaus kleine Seen und
Erdtrichter.
QEI88BACH (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Britt-
nau und Vordemwald). 4^510 m. 6 zerstreut ^ele|^ene
Bauernhöfe, 6 km nw. der Station Heiden der Linie Lu-
zern-Olten und 2,7 km wnw. Brittnau. 49 reform. Ew.
Kirchgemeinde Brittnau.
GEI88BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). Bach , ent-
springt mit zwei Quellbächen, dem Hinter und Vorder
Geissbach, am W.-Hang des Rämisgummen in 1190 bezw.
1280 m. Nach je 4 km langem Lauf durch bewaldete
Schluchten in der Richtung nach W., bezw. SW. vereini-
(^en sich die beiden Quellarme in 775 m zum eigentlichen
Geisbbach, der nach 600 m langem Lauf in der Richtung
nach NW. 1,2 km so. Eggiwil in 751 m von rechts in die
Grosse Emme mündet.
GEI88BERG (Kt. Aargau. Bez. Laufenburg). Gruppe
von Tafelbergen, über dem linken Ufer der Aare ; w. vfi-
ligen, s. Mandach, n. Remigen und nö. Möhnthal ; in der
Form einer Meseta aus der dem Schwarzwald und Rhein
im S. vorgelagerten, aus Kalkgesteinen bestehenden
Rheintafel herausgeschnitten. Der geologische Aufbau
der Hügel des Geissber^s ist der denkbar einfachste : sie
sind gebildet durch horizontale oder schwach nach S. ein-
fallende Schichten, die an der Basis der mergeligen Stufe
des Argovien und in der Höhe der kalkigen Stufe des
Sequan (Wangener Schichten) angehören, welch' letzte-
^.^^=^
^l>:~
.>jyLAj ,
TafelhOgel das Oeissbergs.
rer noch einige myacitische Bänke der Randenstufe (Ba-
dener Schichten) auflagern. An den mergeligen Hängen
im S. und 0. stehen bis zur Höhe von 450 oder 4€K) m
GEl
GEI
239
Weinberge, auf die bis zum Beginn der Sequan wände
hinauf Wald folfft. Den Gipfel bildet eine bewaldete Tafel-
fläche mit gewellten Rändern, die an einigen Stellen uber^
hängen. Der höchste Punkt des GeissbergSf im w. Teil der
Tafelfläche, erreicht 701 m, während sein Fuss bei Villigen
auf der Aareterrasse 370 m hoch liegt. Am N.-Hang findet
sich bis zu dem in 480 m auf Lias stehenden Dorf Mand-
ach die ganze Reihe der mergeligen Schichten des Dog-
ffer, die mit Wiesen und Wald bestanden sind. Am W.-
Hang endlich stehen unter den überhängenden Felsen des
Gipfels sämtliche Stufen des Malm an, von denen einige
Fossilien fähren (Geissberg Schichten an der Basis des
Sequan). Das kleine Möhnthal scheidet den Geissber^ vom
Bötzberg, der in seinem geologischen Aufbau mit jenem
übereinstimoQt, aber auf den Malmkalken noch eine Decke
von obermiocäner Jurana^elfluh und ebensolchen Helix-
mergeln trägt, die am Geissberg durch Abrasion längst
verschwunden ist. Diese ganze miocäne Decke schob sich
zusammen mit den Malmstufen ursprünfflich viel weiter
nach N., d. h. über das heutiffe Rneinthal hinüber bis
hinauf auf den S.-Abfall des Schwarzwaldes vor. Hier hat
dann die tertiäre Erosion zunächst die Juranaj^elfluh weg-
gewaschen, worauf die Erosion der quaternaren Epoche
lese Arbeit des Herausschneidens fortgesetzt und als Re-
sultat die heutigen Formen der der Rhein tafel angehöri-
gen Höhen über dem Frickthal und dem Thal der Ergolz
(Geissberg, Kornberg, Tiersteinberg, Tennikerfluh, bis-
sacherfluh) erzeugt hat. Auf dem Geissberg stehen über
dem Dorf Villigen die Ruinen von Besserstein, einer ehe-
maligen Burg, die der Ueberlieferung
nach von ihrem eigenen Erbauer wie-
der zerstört worden sein soll, als seine
Söhne daraus ein Raubnest machen
wollten. [0' Louis ROLUKR.J
GEI88BERG oder UERKEN (Kt.
Äargau, Bez. Zofingen). 580 m. Höhen-
zug, im Hügelland zwischen den Thä-
lem der Uerke und Suhr, 2 km sw.
Schöflland. Seine sanft geböschten
Hänge sind mit Aeckern, Wiesen u.
Wald bestanden.
QEI88BERQ (Kt. Luzern, Amt
Willisau). 678 m. Höhenzug, zwischen
den Thälern des Schwarzen bacbs u.
von Soppensee, nö. über Geiss u. 2 km
DO. Menznau. Von der Strasse Geiss-
Ober Stalden überschritten. Schöne
Aassicht.
QEI88BERQ (Kt. Nidwaiden und
Obwalden). Gipfel S. den Art. Wild-
GDSSBERG
QEI88BERQ (Kt. und Bez. SchafT-
hausen). 524 m. Bewaldete Höhe, über
dem linken Ufer der Durach 2,5 km n.
der Stadt Schaffhausen. 1167 : Gartis-
purg ; später Garspurg, Garsperg.
QEI88BERG (Kt. u. Bez. Schv^z).
2260 m. Breiter Kamm, links über dem Bisithal ; schliesst
sich nach SW. mit dem Alplerliorn und Alplertor an die
Schächenthaler Windgälle an. 8 km so. über dem Dorf
Muotathal. Sein felsiger SO.- Hang stark zerrissen.
QEI88BERG (Kt. Uri). 2718 und 2719 m. Nördliche
Fortsetzung des Schlossbergs, im Kamm zwischen diesem
und den Sonnigstöcken, in der Gruppe des Titlis. Fällt
wie der Schlossberg nach S. gesen das Erstfelderthal mit
mehr als 900 m liohen Felswänden zur Tiefe. Diese Wände
sind bedingt durch die hier zu Tage tretenden Schicht-
köpfe des Malm (Hochgebirgs- oder Alpenkalkes), unter
denen zunächst ein schmales Band von Lias und Rötidolo-
roit und dann in unmittelbarem Anschluss daran die
Gneise und krvstallinen Schiefer der Daromagruppe fol-
Ken. Die Schienten fallen nach N. und sind sehr glatt, so
dass der von dieser Seite (Guggithal und Alp Waldnacht
ö. vom Surenenpass) aus mögliche Zugang zum Geissberg
ein recht schwieriger ist.
QEI88BERG oder WITTEN8TOCK (Kt. Uri). 2394
ro. Gipfel, Endpfeiler der vom Krönten zwischen Gomeren-
ond Inschialpthal nach SO. auszweigenden kurzen Kette.
Besteht ganz aus Gneis und zei^t daher auch in seiner Ge-
stalt eine grosse Verschiedenheit vom Geissberg über dem
Erstfelderthal, indem von 0., d. h. von der Seite des
Reussthaies ((^urtnellen) her sein begrastes Gehänge bis
zum Gipfel hinauf breit und gleichmässig geböscht an-
steigt.
QEI88BERQ (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Bubi-
kon). 527 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer Anhöhe, 2
km sw. der Station Bubikon der Linie Zürich-Uster-Rap-
perswil. 29 reform. Ew.
GEI88B0HI. (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Lau-
Sirswil). 860 m. Gruppe von 8 Häusern, zwischen dem
bem und Untern Frittenbachgraben ; 3,5 km nö. Lau-
perswil und der Station Zoll brücke der Linie Burgdorf-
Langnau. 56 reform. Ew.
QEI88B0HI. (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Herrli-
berg). 530 m. Gruppe von 7 Häusern, über dem rechten
Ufer des Zürichsees, 1 km n. der Station Herrliberg der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil).
28 reform. Ew.
QEI88B0HI. (Kt. Zu^, Gem. Baar). 477 m. Gruppe
von 6 Häusern, am linksseitigen Gehänge des Lorzethales;
1,8 km so. der Station Baar der Linie Zürich-Thalwil-Zug.
25 kathol. Ew.
GEI88B0TZIBACH (Kt. Glarus). 2600-1900 m. Wild-
bach ; entspringt dem Geissbützitim (w. vom Geissbützi-
stock), fallt sehr rasch zu Thal und mündet direkt unter
den Hütten der Obersandalp nach 2 km langem Lauf von
links in den Sandalpbach (Quellbach der Linth).
GEI88B0TZIFIRN (Kt. Glarus). Etwa 2640-2250 m.
Kleines]Fimfeld« zum grossen Eisgebiet des Claridenfims
Oeissbfktxifirn, von der Obersandalp aus.
gehörig, auf einer Terrasse des Vorder Spitzaipelistockes;
steigt zwischen diesem und dem Geissbützistock (den er
aber nicht berührt) in der Richtung auf die Obersandalp
ab. Stark zerklüftet. Der ums Jahr 1820 noch einen Teil
der Obersandalp bedeckende Firn ist seither bedeutend
zurückgeschmolzen. Von der Obersandalp aus sehr schön
sichtbar.
GEI88B0TZI8TOCK (Kt. Glarus). 2720 m. Gipfel,
über dem SO. -Ufer des Claridenfirns, über den er wie
seine Nachbarn nur wenig hoch aufsteigt, während er
von der an seinem S.-Fuss gelegenen Ober Sandalp aus
gesehen eine durch Felsbänder gegliederte kühne Spitze
bildet. Von seinen Nachbarn durch die Runscn des Becki-
und Geissbützibachs geschieden. Von der Claridahütte aus
sehr leicht zugänglich.
GEI888CHACHEN (Kt. Solothurn, Amtei Krieg-
stetten. Gem. Biberist). 458 m. Weiler, zwischen dem
Mühlebach und dem linken Ufer der Emme und 1,2 km
sw. der Station Biberist der Linie Solothum-Burffdorf-
Langnau. 26 Häuser, 341 kathol. und reform. Ew. Land-
wirtschaft. Essgeschirrfabrik. Kantonale Strafanstalt
QEI88EI. (Kt. Thurgau, Bez. Steckbom, Gem. Pfin).
454 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Terrasse 60 m
340
GEI
6CI
Über dem rechten Ufer der Thur, 4 km n. Frauenfeld und
4«5 km 8W. Pfin. ^ reform. Ew. Kirchgemeinde Pfin-
Weiningen. Wein- und Obstbau.
QEI88ELERM008 (Kt. Luzern , Amt Hochdorf,
Gem. Emmen). Häusergruppe. S. den Art. Geissler-
moos.
QEI88FI.UH (Kt. Aargau, Basel Land u. Solothurn).
966 m. Bewaldeter Kamm im Juracebirge, nw. über Aarau
auf eine Länge von 2 km SW.-NO. zienend. Trigonome-
trisches Signal. Prachtvolle Aussicht auf Alpen, Mittelland,
Schwarzwald und auf den Kanton Basel bis zur Gempen-
fluh. Aarau-Signal 2 V« Stunden. Als hängender Flügel
der sog. Schuppenstruktur asymmetrisch gebaut ; besteht
aus nach S. einfallendem Dogger, der auf einer jungem
Grundlage überschoben ist. Fällt nach 0. mit der Gelben
Fluh ab, in der im Dogger die Höhle des Goldloches sich
ßndet ; die S.-Flanke ganzlich bewaldet, die O.-Flanke mit
auf Lias stehenden Wiesen bekleidet. Hier in 830 m die
Quelle der Ergolz.
QEI88FI.UH (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg).
iOOO-1040 m. Felswand ö. über Waldenburff, in dem 4 km
weiter nach 0. mit dem Waldenburger Bolchen endigen-
den Kamm des Lauchbergs.
QEI88FI.UH oder MUNTIQAI.M (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Simmenthai). 2079 m. Gipfel, nw. Vorberg des
Röti- oder Seehorns, in der Gruppe der Spilgerten ; von
Zweisimmen aus über Mannried und
die Muntigenalp in 3 Stunden leicht
zugänglich.
QEI88FI.UH (Kt. Solothurn, Amtei
fialsthal). 1091 m. Felsgrat, im Kamm
des Probstberges , nw. über Aeder-
mannsdorf : über den auf Argovien
stehenden Wiesen von Grossrieden und
den mit Baumgruppen durchsetzten
Sennbergen der Tannmatt, die auf dem
Scheitel des Doggergewölbes liegen.
Kann von Matzendorf aus über ei-
nen steilen Karrenweg bestiegen wer-
den. .
QEI88FI.UH (Kt. Solothurn, Amtei
Lebern). S. den Art. Gitzifluh.
QEI88GRAT (Kt. Wallis, Bez. Ost
Raron). 3000-3400 m. Langer Felsgrat,
ssö. Fortsetzung des vom Aletschhorn
über das Geiss- oder Sattelhorn ziehen-
den Kammes ; teilt den Triestgletscher
in zwei Arme. Obwohl einige Punkte
dieses Grates der Bestei^n^ keine
ausserordentlichen Schwierigkeiten bie-
ten dürften, ist von einer solchen doch bis heute nichts
bekannt geworden.
GEI88HAU8 (Kt. St. Gallen, Bez. Go.ssau , Gem.
Waldkirch). 602 m. Gruppe von 5 Häusern, 700 m nw.
Waldkirch und 2,5 km ö. aer Station Hauptwil der Linie
Gossau-Sulgen. 31 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
QEI88HOF (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Unter
Lunkhofen). 380 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten
Ufer der Reuss nahe einem kleinen Weier, 2 km nw. Un-
ter Lunkhofen und 3,2 km so. der Station Bremgarten der
Linie Brugg-Wohlen -Bremgarten. 23 kathol. Ew. Wiesen-
bau.
QEI88HOF (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Gontens-
wil). 645 m. Gruppe von 8 Häusern, auf den Höhen zwi-
schen der Wina und dem Sagenbach und 3 km nw. der
Station Reinach der Seethalbahn. 48 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Reinach. Wiesenbau und Viehzucht. Bis 1902
der Gemeinde Reinach zugeteilt.
QEI88HOF (Kt., Bez. u. Gem. Schaffhausen). 465 m.
Häusergruppe, auf dem unbewaldeten s. Teil des Geissbergs,
1 km n. vom Bahnhof Schaffhausen. S. den Art. Schaff-
hausen (Stadt).
QEI88HOI.Z (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Schattenhalb). 801 m. Kleines Dorf, auf dem Querriegel
des Kirchet und am rechten Ufer des Lauibaches ; 2,5 km
so. der Station Meiringen der Brünigbahn (Luzern-Brienz).
28 Häuser, 184 reform. Ew. Wiesenbau. Von den in der
Nähe in grosser Zahl abgelagerten erratischen Blöcken
sind einige der ^rösslen bereits zum Bau der Nideck- und
Tiefenaubrücke in Bern verwendet worden.
QEI88HORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmentbai)
1895 m. Gipfel, in dem begrasten Kamm zwischen dem
Kaltbrunnenbach (Zufluss zur Kleinen Simme) und dem
Simmenthai, 2Vt Stunden ssw. über Zweisimmen. Gehört
zur Rinderbergalp. Trigonometrisches Signal.
QEI88HORN(Kt. Graubänden, Bez. Ober Landauart)
2276 und 2339 m. Gipfel, im Gebirgsstock des MädrishorD^,
in der vom Saaser Calanda und der mächtigen Felswand
der Rätschenfluh nach S. abzweigenden Nebenkelte. Be-
steht aus obern Jurakalken und rallt nach W. in steilen
Wänden zu den auf Schiefer liegenden grünen Alpweiden
des Pratigaus ab. Gehört zu der hier über die jüngeren
eocänen und oligocänen Schiefer aufj^eschobenen Deck-
schölle und ist weiter nach 0. selbst wieder von den Gnei-
sen und krystallinen Schiefem des Mädrishoms über-
lagert.
GEI88HORN (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). 3746 m.
Gipfel, höchster Punkt des vom Aletschhorn nach SSO.
ausgehenden Kammes, zwischen dem Mittel und Ober
Aletschgletscher und n. über dem durch den Geissgrat in
zwei Arme gespaltenen Triestgletscher. Die Kette setzt
sich nach SW. über den Rotstock oder das Rothom (37(H
m) zum Fusshorn (3628 m) fort. In der altem alpioeo
Litteratur heisst der Kamm zwischen Fuss- u. Geisshom
der Rothorograt oder, zwischen Punkt 3106 m und Geiss-
hom, die Fusshörner. Geisshorn nennen wir den Gipfel
Geisshorn (Kt. Waliis), vom Boichdrii aus.
nach dem Vorgange der Exkursionskarte des S. A. C. för
1885-87, während er auf der Siegfriedkarte die Bezeich-
nung Sattelhorn trägt. Kann ohne grosse Schwierigkeiten
in 4 Stunden von der Ober Aletschhutte des S.A. C. oder.
noch besser, von der Priestalp aus bestiegen werden.
Prachtvolle Aussicht, besonders schön gegen das Aletsch-
horn hin.
QEI88HUBEI. (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Rot-
rist). 465 m. Weiler, am N.-Rand des grossen Langholzes
und 1,5 km so. der Station Rotrist der Linie Olten-Ben.
16 Häuser, 125 reform. Ew. Wiesenbau. Heilbad mit klei-
nem Kurhaus.
QEI88I.ERM008 (Kl. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Emmen). 550 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse
Luzern-Neuenkirch, 2 km w. der Station Rotenburg der
Linie Olten-Luzern und 3,6 km nw. Emmenweid. 47 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Neuenkirch. Wiesenbau.
( GEI88I.IBACH (Kt. Thurffau u. ZüHch). Bach; eot-
spriogt unter dem Namen Heldbach am S.-Hang des
Stammheimerbergs in 545 m, fliesst zunächst nach S.,
biegt dann nach W. um und heisst auf dieser Strecke
Schlieren bach, gehtö. an Waltalingen vorbei und wendet
sich als Mühlebach nach NW., durchiliesst SchlalliDgen»
erhält dann den Namen Geisslibach und geht enalicn
über Basadingen (wo er von links her den Katzenbach
aufnimmt) und Willisdorf nach >I0., nm nach 14 km
lanffem Gesamtlauf in Diessenhofen in 397 m von link^
in den Rhein zu münden. Der ziemlich fischreiche Bach
(Forellen und Aeschen) treibt zwei Möhlen u. eine Säge.
Die beiden Kirchgemeinden Katholisch- und Reformiert-
GEI
GEL
241
Basadingen fährlen vor einigen Jahren mit einander einen
langen Prozess wegen des Fischereirechtes im Geisslibach,
der zu Gunsten der Katholil^en ausfiel, da diese nach-
weisen konnten, dass das Recht des Fischens hier ein
dem katholischen Pfarrer zu Basadingen zugestandenes
Privilegium sei.
GEI88PFADPA88 (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2475 m.
Passübergang zwischen Rothorn und Grampielhorn, in
der vom bimplon zum Griespass ziehenden Kette und auf
der Landesgrenze gegen Italien. Sehr interessanter Ueber-
gang von der Fremdenstation Binn zur Alpe de Devero
(6 Stunden) und weiterhin mit Fussweg nacn Baceno im
Antigoriothal. Heisst bei den Italienern Bocca Rossa
(rotes Tor), welcher Name aber streng genommen nur
dem SO.-£in^ang zum Geisspfadpass zukommt. Etwas
vor der Passhohe auf Schweizersetteder malerische Geiss-
pfadsee. Der oberste Abschnitt des Ueberganges führt vor
dem Abstieg zur Alpe de Devero über eine mit mächtigen
Feisblöcken übersäte öde Hochfläche, längs welcher der
\Ve^ durch Pyramiden von aufeinander gehäuften Steinen
(Cairns) markiert ist. Der Pass hauptsächlich von
Schmugglern, seltener von Touristen begangen. Das
Geisspfadplateau, die Umgebungen des kleinen Sees und
das darüber aufragende Rothorn bestehen aus Serpentin,
der einer muldenförmigen Einsenkung des Gneissockels
dieser Kette aufsitzt. Die Serpentinblöcke bilden mächtige
Trümmerfelder. Der im frischen Bruch grüne Serpentm
bedeckt sich mit einer rotgelben Verwitterungsrinde,
woher die italienischen Namen Bocca Rossa, Passo Rosso
(Rotpass) und Punta Rossa (Rothorn).
QEI88PFAD8EE (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2430 m.
Hochalpensee von etwa 2 km Umfang, nahe unter dem
Scheitel des (reisspfad passes oder der Bocca Rossa und
am Fuss des Grampielnornes. Steht mit einem bedeutend
kleineren See in Verbindung, dessen Abfluss 400 m ö.
vom Weiler Im Feld von links in die Binna mündet. Das
Felsenkar, in dem der See eingebettet liegt, greift tief in
die Serpentinmassen ein, aus denen der Gipfelgrat der
Kette zwischen dem Schwarzhorn und Crampiollo besteht.
Die Seewanne verdankt ihre Entstehung wie so viele ähn-
liche Gebilde der Hochalpen wahrschemlich der Glazial-
erosion.
QEI88PFAD8PITZEN (Kt. Wallis, Bez. Goms).
2770 m (auf der itali. Karte). Kurze Kette von Felsspitzon,
w. ül)er dem Scheitelplateau des Geisspfadpasses, auf der
Grenze zwischen dem Wallis und Plemont. Auf der Sieg-
friedkarte unbenannt.
G£l888CHWAND(Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem.
Eggiwil). 920 m. 4 zerstreut gelegene Häuser, 9 km so.
der Station Signau der Linie Bem-Luzern und 2,2 km
SSW. Eggiwil. 27 reform. Ew.
GEI88WEG (Kt. Uri, Gem. Seelisberg). 794 m.
Gruppe von 7 Häusern, nahe dem N.-Ufer des Seelisber-
gersees, an der Strasse Emmetlen-Seelisberg, 2 km sw.
Seelisberg. 43 kathol. Ew.
GEI88WIE8EN (Kt. Aargau, Bez.
Baden, Gem. Wettingen). 411 m. Weiler,
nahe dem rechten Ufer der Limmat und
2 km osö. der Station Wettingen der
Linie Zürich-Baden- Brugg. 14 Häuser,
89 kaihol. Ew.
QEI8T (IM) (Kt. Bern, Amtsbez.
Seftigen, Gem. Gurzelen). 690 m. Dorf,
400 m nw. vom Geistsee; 1,7 km s.
Gurzelen und 2,5 km so. der Station
Burgistein-Wattenwil der Gürbethal-
bahn (Bern- Watten wil-Thun). 27 Häu-
ser, 181 reform. Ew.
GEI8T8EE (Kt. Bern, Amtsbez.
Thun). 666 m. Kleiner See, 150 m lang
und 1(X) m breit ; 400 m n. vom Ditt-
li^ersee und 2,3 km sw. Watten wil,
mitten in dunkeln Waldungen reizend
gelqren. Gehört zusammen mit dem
Dittliger- oder Längen buhl-, Amsoldin-
ffer-, Uebischi- una Gerzensee zu der
bemerkenswerten Gruppe von Seen,
die durch die mächtige Horäne zwischen dem Thal der
Aare und der Stockhornkette aufgestaut worden sind.
Sendet die Grosse Müsche zur Gürbe. Interessante Flora
(gelbe und weisse Seerosen). Schwimmende Inseln, aus
vom Ufer sich ablösenden Rasenpartien bestehend.
GEITENBERG (Kt. und Bez. Schwyz). 1691 u. 1715
m. Gipfel, im Winkel zwischen Ratsch- una Bisithal, nach
0. über die Geitenbergalp mit dem Pfannenstock und der
weiten Karrenalp in Verbindung stehend. Zum grossen
Teil mit Wald und Alpweiden bestanden.
GELATO (ALP) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2180 m. Alp weide mit Hütte, zu obef^t in einem der
ersten Seitenthäler des Val Clampo, nö. unter dem Pizzo
Gelato und ö. der Landesgrenze gegen Italien. Trägt den
ganz kleinen Lago Gelato.
GELATO (PA880) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2392 m. Passübergang, zwischen Pizzo Gelato und Pizzo
Porcareccio, in ^er von der Cima di Tramolino zum
Pizzo Porcareccio ziehenden Grenzkette gegen Italien.
Verbindet Campo über die Alpe Sfille mit Domo d'Ossola
im italienischen Eschenthal (Campo-Passhöhe 3, Pass-
höhe-Domo d'Ossola 4 Stunden).
GELATO (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2615 m. Gipfel, auf der Landesgrenze gegen Italien, je
6 km sw. über Campo und s. vom Sonnenhorn. Während
von diesem Punkte aus die Landesgrenze gej^en SO. eine
Zeit lang noch der Wasserscheide folgt, springt sie nach
N. quer über den obersten Abschnitt des Val (Jlampo hin-
über.
GELBBERG (Kt. Glarus). So heisst der durch Feis-
und Rasenbänder und hohe Wände gegliederte 0.- und
SO.-Hang des Vorder Glärnisch. Auf emem der Rasen-
bänder w. über Mitlödi die Hütten der Baumgartenalp
(1575 m). An der Flanke des Gelbbergs die tief eingeris-
sene Hansliruns.
GELBE FLUH (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 775 m. Be-
waldeter Felsrucken des Aargauer Jura, ö. Fortsetzung
der Geissfluh ; zwischen dem Zwieselbach und dem Höhle-
bächli, den zwei Quei lärmen des Erzbaches. 2,5 km nw.
über Ober Erlinsbach.
GELBHORN (Kt. Graubänden, Bez. Hinterrhein).
3035 m. Einer der Hauptgipfel in der Kette des Piz Beve-
rin, 5 km sw. von diesem ; fällt nach W. zum Safierthal
in zerrissenen Steilwänden ab, während er nach 0. zum
Schams in breiten und sanftgeböschten Halden nieder-
steigt. Vom Schams aus leicht zu besteigen, aber selten
besucht.
GELBI8TOCK (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2682 m.
Gipfel, sw. Vorberg des Pizol, in der Gruppe der Grauen
Ilörner, s. über dem Dorf Weisstannen. Fällt nach 0. zu
der von Runsen durchzogenen Lavtinaalp steil ab.
GEL6 (MONT) oder BECCA DE LA GRANDE
JOURNEE (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Entremont und
Martinach). 3Ö28 m. Gipfel, nw. Vorbere des Mont Fort,
in der Kette zwischen den Thälern von Bagnes und Nen-
daz. Von ihm zweigt nach N. ein an der Dent de Nen-
daz endigender Kamm ab, der zusammen mit der nach
MoDt Oele (Val de Bagnes) von Norden.
W. sich fortsetzenden Hauptkette das bei Riddes ausmun-
dende Thälchen von Is^rables einschliesst. Von den Monis
de Sion durch den Gel de La Chaux getrennt. Von allen
GEOGR. LEX. 60 — 11 — 16
Wi
GEL
GEL
Seiten her leicht zugänglich, am meisten aber von Le
Chäble aus bestiegen (6 Stunden). Prachtvolle Aussicht.
Gellihorn, mit einem Teil der Gletscherlawine der^Altels, von
Weissen Fluh aus.
GEL6 (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3517 m
(auf der Italien. Karte 3530 m). Gipfel, im Grenzkamm
zwischen dem Wallis und Italien, ninten über dem Val
de Bagnes zwischen dem Col de Fenötre und Col de Crdte
Seche aufsteigend. Fällt zum Col de Fenötre mit einer
nahezu 800 m hohen grossartigen Felswand ab. Besteig-
ung von der Chanrionhutte des S. A. C. aus über den Col
de Fenötre und den italienischen Gletscher von Faudery
oder über den Gletscher von Cröte S^che in etwa 6 Stun-
den. Ausgedehnte Rundsicht, besonders prachtvoll auf das
Eisgebiet von Hautemma.
GELFINGEN (Kt. Luzern, Amt Hochdorf). 475 m.
Gem. und Dorf, am N.-Ende des Baldegffersees und an
def Strasse Luzem-Lenzburg. Haltestelle der Seethalbahn.
Postbureau, Telephon ; Postwagen Gelßngen-Fahrwangen.
Gemeinde, mit Unter Klotisberg: 61 Häuser, 443 kathol.
Ew.; Dorf: 51 Häuser, 328 Ew. Kirchgemeinde Hitzkirch.
Acker^, Wein- und Obstbau. Strohindustrie. Armenhaus
für die Gemeinden Schonffau, Altwis, Hitzkirch, Hämikon
und Lieli. In der Nachoarschaft Schloss Heidegg, mit
schöner Aussicht. Die Gemeinde verfügt über einen 1805
vom Lehrer Josef Bucher gestifteten Schulfonds. In einer
Kiesgrube am Figenbüel nat man alemannische Skelete
aufgedeckt. 1306 : Gelvingen.
GELLIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2289 m.
Felsgipfel, steigt mit steilen Hängen über den ersten Win-
dungen der Strasse über die Gemmi auf und ist die am
stärksten hervortretende Spitze zwischen dem kleinen
Thal der Spitalmatte und dem Ueschinenthäli. Von Kan-
dersteg aus, in dessen Landschaftsbild er eine vorherr-
schende Rolle spielt, als kühner Gipfel besonders schön
sichtbar. Der auf der Seite gegen Kandersteg abfallende
Felshang ist bemerkenswert durch seinen Aufbau aus
einer ganzen Reihe von bis zum höchsten Punkt sich
zickzadcförmig wiederholenden Faltenbiegungen, die aus
Neocom und Eocän bestehen. (Vergl. das geolog. Profil
zum Art. Gemmi). Der Name von «gellen»; bedeutet
einen Gipfel, an dessen Wänden sich das Echo bricht
oder an dem der Wind gellt.
GELLWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Wald-
kirch). 565 m. Gruppe von 4 Häusern, nahe dem linken
Ufer der Sitter, 3 km nö. Waldkirch und 6 km ö. der Sta-
tion Hauptwil der Linie Gossau-Bischofszell-Sulgen. 29
kathol. Ew. Viehzucht.
GELMERGLETSCHER (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). 2800-2500 m. Gletscher, aus zwei durch einen Fels-
grat voneinander getrennten Hälften bestehend u. 2,5 km
lang ; am W.-Hang der Hinteren Gelmenhömer, hinten
über dem von rechts auf die Aare ausmündenden Thäl-
chen der Gelmeralp. Der Gletscherbach bildet den
wilden kleinen Gelmersee, dann die Fälle des Gel-
merbaches und mündet unmittelbar oberhalb des
Srachtvollen Handeckfalles in die Aare. Der Äus-
ruck Gelmer ist eine andere Form für Galm. S.
diesen A rt.
GELMERHÖRNER (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). 2543, 2606, 2631, 2589, 2790, 2Ö13 m. Stark
verwitterte kurze Felskette, w. über dem Diechter
thal und über dem rechten Ufer der Aare zwischen
der Handeck und Guttannen. Von den stark zerris-
senen Hängen steigen zeitweise zahlreiche Bäche
und Wasserfälle zu Thal. Noch wenig bekannt.
GELMERHÖRNER (HINTERE) (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). 3116, 3102, 3064, 3150, 3101,
3200, 3161, 3166, 3325 m. Langer gezackter Fels-
kamm, zwischen den Gerstenhörnem und dem Tier-
älplistock, in der zwischen dem Rhonegletscher und
dem von rechts auf das Aarethal ausmündenden
Thälchen der Gelmeralp stehenden Kette, ö. über
der Handeck. Wenig besucht und noch ungenü-
gend bekannt, obwohl die drei Hauptgipfel schon
mehrfach (meist vom Rhonegletscher aus) bestie-
gen worden sind.
GELMERLIMMI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). Etwa 3000 m. Passübergang, im Grat der
Hinteren Gelmerhörner ; verbindet die Handeck
über die Gelmeralp und den Gelmergletscher mit
dem Rhonegletscher und der Furka (8 Stunden).
Nur selten begangen.
GELMERSEE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
1829 m. Kleiner See, auf einer Felsterrasse am Eingang zum
wilden Diechterthal, 500 m über der Handeck. Wird von
den Schmelz wassern des Alpli-, Gelmer- und Diechterglet-
schers gespiesen und sendet den Gelmerbach, der einen
von der Grimselstrasse aus sehr schön sichtbaren Was-
serfall bildet, von rechts zur Aare. Alpweiden. Vorrömische
und römische Funde; Gräber aus der Zeit des Barbaren-
einfalles.
GELTENGLET8CHER (Kt.Bem,Amt8bez.SaaneD).
2800-2400 m. Gletecher, 4 km breit und 1 km lang ; an der
W.-Schulter des Wildhorns, hinten über dem Lauenen-
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Gelmersee von SUdwesten.
thal. Ueber ihm steigen im 0. die zerrissenen Hänge des
Wildhorns, im S. das Geltenhorn und der Arpelistock
und im W. das Hundhörnli auf. Wird nur von Gemsjägem
GEL
und den wenigen Touristen begangen, die den Geltenpass
überiichreiten oder das Wildhom von dieser Seite her
besteigen. Sendet eine Zunge (den sog. Rotthalgietscherj
ins Rotthal hinunter.
GE1.TENHORN (Kt. Bern und Wallis). 3074 m. Gip-
fei, w. Vopberg des Wildhorns, s. über dem Geltenglet-
scher, n. über der öden Hochlläche der Grandes GouTlles
und w. über dem Sanetschpass. Kann ohne grosse Schwie-
rigkeiten von Lauenen aus über den Geltenpass in 7 oder
vom Hotel Sanetsch aus in 4 Stunden bestiegen werden,
wird aber nur selten besucht.
GELTE NPA88, französisch CoL du BROZET(Kt.Bern,
Amtsbez. SaanenJ. 2826 m. Passübergang, zwischen Wild-
horn im NO. und Geltenhorn im S\V. Verbindet Lauenen
über den Geltengletscher und den Glacier du Brozet mit
dem Hotel Sanetsch (7 Stunden) und Sitten (11 Stunden).
Wird heutzutage nur sehr selten von Touristen begangen,
da diese den Uebergang über den Sanetschpass oder über
das Wildhom vorziehen.
GEI.TEN8CHUTZ (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen).2158
ra. Prachtvoller Wasserfall, etwa 200 m hoch ; zu oberst
im Lauenenthal , über der Geltenalp von einem der
Schmelzbäche des Geltengletschers cebildet. Der Dia-
lektausdruck Schutz oder Schuss = Wasserfall.
GELTENTRITT (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 1930
m. Schwindligfer Fussweg, zum Teil über Leitern führend,
2-3 Stunden so. über Lauenen ; verbindet die Kühdungel-
alp(1793 m) in einer halben Stunde mit der Geltenalp
(1936 m). Das Vieh kann diesen Pfad nicht benutzen und
wird darum auf dem Umweg über die Feissenbergalp zur
Geltenalp hinaufgetrieben.
OtLTERFINOEN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftiffen). 555
m. Gem. und Dorf, im Gürhethal, am rechten Ufer der
Grossen Müsche, zwischen der Terrasse von Gerzensee
und dem Gräbenmoos und an der Strasse Belp-Thurnen;
1,5 km ö. der Station Kaufdorf der Gürbethalbahn (Bern-
Wattenwil-Thun). Postablage, Telephon. Gemeinde, mit
Kramburff : 42 Häuser, 243 reform. Ew. ; Dorf: 18 Häuser,
113 Ew. Kirchgemeinde Kirchdorf.
GELTERKINDEN (Kt. Basel Land, Bez. Sissach).
410 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Mündung des Eibachs
in die Ergolz, am linken Ufer dieser letzteren und an der
Strasse Sissach -Kienberg. Endstation der elektrischen
Bahn Sissach-Gelterkinden. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon; Postwagen nach Maisprach, Wenslingen-Oltingen
und Rotenfluh-Kienberg. Gemeinde : 237 Häuser, ^31
reform. Ew. ; Dorf: 215 Häuser, 1842 Ew. Landwirtschaft.
Seidenbandweberei in 2 Fabriken und als Hausindustrie ;
mechanische Werkstätten, Bierbrauerei. Auf dem Kien-
berg nw. Gelterkinden eine Anstalt für schwachsinnige
Kinder. Gotische Kirche, deren an der W. -Fassade ste-
hender Turm mit einem offenen gotischen Portikus ge-
schmückt ist.
Zum erstenmal erhalten wir sichere geschichtliche
Kunde von Gelterkinden, als Bischof Burkard von Basel
zu Ende des 11. Jahrhunderts dem eben gegründeten Klos-
ter zu St. Alban Eigentumsrechte in dieser Ortschaft ver-
lieh. Doch ist es äusserst wahrscheinlich, dass hier am
Zusammenfluss von Eibach, Ergolz und Rickenbach schon
sehr frühzeitig eine Siedelung von etwelcher Bedeutung
entstanden ist, und zahlreiche Funde von römischen Mün-
zen lassen den Schluss zu, es möchte die Statte schon zur
Römerzeit bewohnt gewesen sein. Später bildete Gelter-
kinden den Kern der Herrschaft Tierstein und dann der
Vogtei Famsburg, wo auf dem (am untern Ende des Dor-
fes gelegenen) Schiessplatz alle Untertanen der Vogtei
bis 1796 den Treueid abzulegen hatten. Die Bewohner von
Gelterkinden waren verpflichtet , die Schutzwache der
Famsburg zu stellen. Hier wurde auch unter dem Vorsitz
des Untervogtes Gericht gehalten. Ums Jahr 1400 kam
diese wichtige Besitzunpr als Pfand vorübergehend an die
Herren ze Rhin und 1461 zusammen mit der Farnsburg
an die Stadt Basel. Kirche und Zehnten gehörten dem
Ordenshaus der Deutschritter zu Beuggen. Nach den Er-
eignissen von 1798 wurde Gelterkinden Hauptort des
gleichnamigen Bezirkes, von dem im September und Ok-
tober 1800 der sogen. Bodenzinssturm ausging. Nachdem
Gelterkinden auf Grund der Mediationsakte eine Zeit lang
dem Bezirk Liestal zugeteilt gewesen war, kam es 1814 an
den Bezirk Sissach. Während der Erhebung der Land-
GEM
243
Schaft gegen die Stadt Basel (1831-33) blieb Gelterkinden
dieser treu, die hier schon am 19. August 1831 eine kleine
Kirche Gelterkinden.
Truppe mit einigen Offizieren postiert hatte. Im April 1832
wollte die Regierung der Stadt dem mitten im aufrührer-
ischen Gebiet gelegenen und von einer halben Kompagnie
eidgenössischer Truppen besetzten Dorf mit einer Abtei-
lung Mannschaft zu Hilfe eilen, die am 5. April eintraf
und die eidgenössische Besatzung zurückwarf. Sogleich
aber eilte der Basel landschäftler Landsturm von allen
Seiten herbei und es entspann sich ein heftiger Kampf, der
von 7 Uhr abends bis 9 Uhr morgens dauerte, am 7. April
neuerdings aufgenommen wurde und damit endij^e^ dass
die städtischen Truppen auf dem Umwe^ über Sackmgen
sich nach Basel zurückziehen mussten. Die endgiltige und
entscheidende Niederlage der Stadt Basel vom 3. August
1833 wurde zum Teil dadurch veranlasst, dass der Statt-
halter von Gelterkinden mit der Mitteilung, seine Leute
seien zum Losschlagen bereit, die städtischen Truppen
zum Ausrücken veranlasst hatte. (Vergl. über diese Vor-
gänge: Feddersen, P. Geschichte der schweizer. Regene-
ration von i830 bis i848. Zürich 1867). 1103: Gelterchin-
gin, später Gelterch Ingen und Gelterkingen.
GELTWIL (Kt. Aargau, Bez. Muri). 678 m. Gem. und
Dorf, am O.-Han^ des Lindenbergs und 3,5 km w. der
Station Benzenswil der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.
Gemeinde, mit Isenbergswil : 21 ^äuser, 154 kathol. Ew. ;
Dorf: 13 Häuser, 104 Ew. Kirchgemeinde Muri. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Am 12. November 1847
traf der Sonderbundsoberst Franz Elgger mit seiner Ko-
lonne bei Geltwil auf 2 Aargauer Kompagnien der eidge-
nössischen Truppen, die nach lebhaftem und auf beiden
Seiten mit Toten und Verwundeten endigendem Kampf
jenen zum Rückzug zwangen. Auf dem Gibel bei Isenbergs-
wil hat man altes Mauerwerk, Bildhauereien, Glas- und
Töpferwaaren und altertümliche Ziegel aufgedeckt.
QEMEINALP (OBER und UNTER) (Kt. Wallis,
Bez. Brig, Gem. Zwischbergen). 1900 m. Alpweiden mit
zwei Gruppen von zusammen 10 Hütten und Stadeln, im
obern Zwischbergenthal. Dient gewöhnlich als Ausgangs-
punkt für die üebersch reitung des Zwischbergenpasses
und die Besteigung der ihm benachbarten Gipfel.
GEMEINALPGLETSCHER (Kt. Wallis, Bez. Brig).
3400-2600 m. Gletscher; steigt vom Zwischbergenpass ins
Zwischbergenthal oder Val Vaira hinunter una sendet
seine Schmelzwasser bei Gondo in die Diveria. Im Maxi-
mum je 2,4 km lang und breit.
OEMEINDEWALD (Kt. Freiburg, Bez. Sense). 933
bis 1417 m. Schöne Waldung, am N. -Hanf des Schweins-
bergs, s. über Plasselb, Oberschrot und Plaffeien und Ei-
G[entum dieser Gemeinden. 5 km lan^, im Maximum 2,5
km breit, 1000 ha Fläche. Zerfallt in die Unterabteilungen
Glattenrain, Grossrain, Balmrain, Schattigerboden, Knö-
mistiege, Stutz und Hohenstein. Wird von zahlreichen
Bächen durchzogen, die entweder in die Gerine oder die
Sense münden.
OEMEINRÜTI (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toffgenburg,
Gem. Wattwil). 800-900 m. Alpweide mit 4 Hütten, im
kleinen Thal des Feldbaches 3,/ km w. Wattwil.
244
GEM
GEM
GEMEINWEID (AUF DER) (Kt. Bern, Amtsbez.
Aarwansen, Gem. Reisiswil). 740 m. Gruppe von 10 Häu-
hern, 1 km sw. Reisiswil und 3 km ö. der Station Madis-
wil der Linie Langenthai- Wolhusen. 77 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Melchnau.
GEMEINWERK (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Bütswil). 605 m. Gruppe von 6 Häusern, auf frucht-
barer Terrasse über dem linken Ufer der Thur, 1 km s.
der Station Lütisburg der To^genburgerbahn. dO kathol.
Ew. Wiesen- und Obstbau, Viehzucht.
GEMELLI (PIZZI) (Kt. Graubündeu, Bez. Maloja).
%259 m. Zwei kühne Felsspitzen, in der Albigna-Disgrazia
Gruppe, mitten zwischen Piz Cengalo und Cima della Bon-
dasca und im grossartigen Gebirgsabschluss des Val Bon-
dasca. Sind beide fast gleich hoch und selbst wieder in
neue Zacken verwittert. Zum erstenmal 1892 bestiegen.
OEMINE (Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem. Malvaglia).
1440-2700 m. Schöne Alpweide, am hintern O.-Hang des
Val Malvaglia; am Fuss des Vogelbergs. Frecione und
Poncione della Parede, 5 Stunden über Malvaglia. Wird
mit 150 Stück Hornvieh und 180 Ziegen befahren. Butter
und Käse. 40 Hütten. Auf der Siegfriedkarte fälschlich
Giumello geschrieben.
GEMMENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
St. Beatenberg). 1560-2000 m. Grosse Alpweide, am O.-
Hang des Gemmenalphorns, 5 km nö. St. Beatenberg.
Mehrere Gruppen von Hütten. Schöne Aussicht. Bemer-
kenswerte Flora, seltene Versteinerungen.
GEMMENALPHORN (Kt Bern,Amtsbez.Interlaken).
2064 m. Gipfel, in dem über dem rechten Ufer des Thuner-
sees sich erhebenden und das Habkem- vom Justisthal
trennenden Guggisgrat, 6 km nw. über Interlaken. Wird
seiner prachtvollen Aussicht auf die Berneralpen wegen
sowohl von St. Beatenberg (4 Stunden) als von Habkern
(3Vt Stunden) aus oft bestiegen.
OEMMI (Kt. Wallis, Bez. Leuk u. Kt. Bern, Amtsbez.
Frutigen). 2329 m. Passübergang, zwischen den Platten-
hörnern (2622, 2848, 2859, 2^7 m ; Ausläufer des Rinder-
horns) und dem Dauben hörn (2952 m ; osö. Vorberg des
Wildstrubel), in der Hauptkette der Berner HochaTpen.
Verbindet die Station Leuk - La Souste der Simplonbahn
I Südabfall der Oemnii.
über Leukerbad und Kandersteg mit der Endstation Fru-
tigen der#Thunerseebahn (Spicz-Frutigen) ; Strecke Leu-
kerbad - Kandersteg 14 km =: 5 V« Stunden. Oute Fahr-
strassen von Leuk bis Leukerbad und Frutigen bis Kan-
dersteg, Saumweg zwischen Leukerbad und Kandersteg.
Loh,
Passweg über die Gemmi.
i^Jfttf^^f^r^^*
Vom grossen Dorf Leukerbad aus zieht der Saum weg zu-
nächst durch Alpweiden, steigt über Schutthän^e an und
erreicht dann den Fuss der mächtigen, scheinbar unzo-
eänglichen Felswand, über welcher sich die Passhöhe
ofhiet. Zuerst geht es im Zickzack durch eine wilde
Schlucht aufwärts bis zu einer etwa in halber Höhe im
Felsen befindlichen Höhle, an der noch die letzten Ueber-
reste einer Leiter hängen und die entweder als ehemalige
Einsiedelei, als Zufluchtsort, oder auch als Zoll- oder
Aufsichtsposten gedeutet wird ; von da an kommen zu-
nächst zahlreiche in den Fels gehauene Kehren, dann
einige schmale Rasenbänder, neuerdings Felswand, dar-
auf eine einstige Schutzhütte und endlich die Passhöhe,
auf der der Gasthof Wildstrubel steht. Dieser früher nur
selten von Touristen begangene Pfad ist seither bedeutend
verbessert und an manchen Stellen sogar mit Ruhebänken
versehen worden. Ein ziemlich merkwürdiges altes Regle-
ment enthält die Bestimmungen für den Transport von
nicht marschfähigen Reisenden im Tragsessel auf der Wal-
liser Seite des Passes zwischen Leuk und Passhöhe und
schreibt u. A. vor, dass für jede Person über 10 Jahren 4
Träger notwendig seien, die aber bei einem grössern Kör-
§ ergewicht des zu Tragenden auf 6 und bei ganz ausseror-
entlich schweren Personen auf Anordnung der Behörde
bis auf 8 Träger im Maximum vermehrt werden müssten.
Ferner war es verboten, während des Abstieges von der
Passhöhe bis zum Fuss der grossen Felswand auf dem Maul-
tier zu reiten. Der Gasthof auf der Passhöhe (mit Postab-
.lage) ist zur Zeit der Hochsaison oft vollständig besetzt, da
er ausgezeichnete und bequeme Gelegenheit zu einer Reihe
von Hochtouren bietet (Besteigung von Wildstrubel,
Schneehorn, Rinderhorn und Balmhom ; Uebergang über
das Lnmmernjoch zur Lenk und über Tierhörnlipass, Rote
GEM
6EM
245
Kumme, Ueschinenthäligletscher und Engstligengrat nach
Adelboden ; dieser letztgenannte W&ß ist in neuester Zeit
beträchtlich verbessert worden, erfor-
dert für die Strecke Hotel Wildstrubel-
Adelboden 5 Stunden und wird seiner
wiederholt sich bietenden prachtvollen
Aussicht wegen stark begangen). In dem
auf der nördlichen Abdachung der Gem-
mi eingeschnittenen Hochthälchen in
CTOssartig wilder Lage der 1,8 km lange
kleine Daubensee (2214 m). W. der Pass-
höhe öffnet sich das vom Lämmerngletr
scher (SO.-Hang des Wildstrubel) herab-
steigende und vom Lammernbach (Zu-
fluss zum Daub^nsee) entwässerte kleine
Lämmernthal. Von der Passhöhe an
wendet sich der Gemmiweg, im SO.
von den Plattenhörnern und vom Rin-
derhorn überragt, nach NO., folgt dem
O.-Ufer des Daubensees, seht an dem
über einem kleinen See stehenden Gast-
haus Schwarenbach vorbei, steigt dann
ab, überschreitet die hier weit nach N.
übergreifende Kantonsgrenze des Wal-
lis und durchzieht der Länge nach die
von den Gietscherlawinen der Altels
(besonders 1^) schrecklich verwüstete
grosse Alpweide der sog. Spitalmatte.
Nachdem der Weff , weiterhin hoch über
dem linken Ufer des Schwarzbaches sich
haltend, den Punkt Zum Stock erreicht
hat, öffnet sich von rechts das zwischen
die gewaltigen Felswände des Balm- u. Doldenhoms tief
eingeschnittene Gasterenthal ; endlich steigt man « In den
Kehren » über eine Reihe von Strassenschlingen rasch
zum breiten Thalboden von Kandersteg ab, der weithin
mit zahlreichen Häusern und Hütten übersät ist. Hier
endigt der eigentliche Gemmiweg, der nun von der thal-
auswärts führenden Strasse abgelöst wird.
Die Gemmi ist ein sehr alter Passweg und soll nach
Heierli schon in der Bronzezeit begangen worden sein.
Der Name erscheint in der Form « Curmilz » zum ersten-
mal in einer Urkunde von 1252, die das zwischen der
Stadt Bern und dem Bischof von Sitten geschlossene
Bündnis betrifft und unter anderem bestimmt, dass
alle ausgebrochene discordia (Meinungsverschiedenheit)
in piano de Cumiih (Gemmi) sive in Senenz (Sanetsch)
geschlichtet werden solle. Daraus folgt, dass damals
schon die Grenze des Wallis nach N. bis zur heutigen
Spitalmatte übergegriffen hat. (Vei^L Gremaud, Jean.
DocumenU relattfs ä Vhistoire du Valais I in Memoires
et docum.; p. p. la Soc. dhxst. de la Suisse roni. vol. 29;
femer Fontes rerum Bemensium. Vol. II). Vermutlich
war auch schon zu jener Zeit die Spitalmatte mit Leuk
Rede von einem auf Boden von Leuk stehenden hospitale
(Hospiz) in monte de Ctirmyz. (Vergl. Gremaud. A. a. 0.
Passhöhe der Gemmi mit Hotel Wildstrubel.
III, Vol. 31). Dieser alte Name Curmilz oder Curmyz ist
vom latein. culmen {= Gipfel, Höhe) herzuleiten und
wurde von den Bewohnern von Les Bois (dem heutigen
Leukerbad) der Gesamtheit der das Thal im N. abschlies-
senden Berffmassen beigelegt. Als c Gemmi » erscheint
der Pass scnon auf der von dem Zürcher Konrad Türst
1495-97 hergestellten Schweizerkarte mit dem Vermerk :
qat gam hin ufbis ufdie höche der Gemmi^ aber wohl XI
M. Schritt. Die Karte von Aegidius Tschudi (1538) nennt
ihn die Gämmi. tn seiner Cosmographia universalis (ed.
lat. 1550) sagt Sebastian Münster : Ab oppldo quoque
Leticky per thermas Leucenses^ via est valde frequens ver-
sus Bemam. Mons quem trajicere oportet est altissimus,
quetn Gemmi vocant^ de quo infra copiosius^ quia hunc
tpsum ascendi. (Deutsche Ausgabe 1598: Es hat auch
ein Stareken Passz von Leu^k neben dem Leucker Bad
auff Bem^ über den Berg Gemmi genannt ^ von dem ich
hie unden saqen will^ dann ich bin jhn auff gestigen).
Und später bei Anlass der Schilderung seines Ueber-
ganges über den Pass von Leukerbad aus : Undique fere
consurgunt in coelum montes et horrenda saxa, qui lo-
cum istum sie claudunt^ ut nullibi pateat exitus sine
ro/a SäArtABm t^ Jtktfy
Jittf/aftom
Enfisth^Mh
ü'HStMftii
Geologisches Querprofll durch die Qemmi.
Ef. BocAq u. Plysch; U. Urgon; Hv. Haaterivien a. Valanffien; M. Malm; D. Dogger; Ls. Oberer Lias; Li. Unterer Lias;
Tr. Trias; G. Gasterengranit.
und dem Rhonethal durch einen Weg verbunden. In
einer eine Grenzstreitigkeit zwischen den Gemeinden
Leuk und Frutigen betreffenden Urkunde von 1318 ist die
ingenti labore et sudore, praeterquam ad oppidum
Leug, ut jam diodm,uSy ad quod inter montes lenis et
perpetuus est descensus. Ad occidentem thermarum eri-
246
GEM
GEM
guntur sctxa in coelum, quae sine mentis stupore, ob
eorum altitudinenu praecijjitia et scissuvM in8'f>ici ne-
queunt. Aliquia etiani sie hiant perinde ac si mxnentur
ruinani^ oppressura omnia quae sunt in subjecta plani-
exe. Retorquentur auteni ab occidente in septentrionentj
suntque intercisa magnis hiatibus et scissuris^ per quos
iter est inventunif aut magis hominunx labore factum,
per quod magno sudore et labore ascenditur, vocaturque
eo loco aaxosus ille mons Gemmi, Ascendit iter recta in
altum in modum fere Cochleae, Habens perpetuas aniba-
qes et flexuras parvas ad Uievani et dextram, eslque
iter valde angustum et periculosum, maxinie abrijs et
his qwi vertigxne laboranl. Quocunque enim demittunlur
ocuUf apparet chaos immensae profunditatis, quam
egre etiam intueri possunt hi qui robustiori sunt capite.
Gerte ego non ascendi hunc montem citra tremorem
ossiuni et cordis. (Deutsch : ...Gegen Mitnacht kehren sich
die Felsen herumb, haben viel schrunden und enge
' Klafften, durch welche ein Weg gefunden isty in dem man
mit grosser müh hinauff kommen mag, und heisst der
Felss am selbigen ort der Gemmi. Dieser Weg geht
nicht stracks hinauff, dann es were unmüglich solcher
weiss zuersteigen, sondern krümpt sich hin und wider
zur Lincken und zur Rechten mit kleinen unnd gantz
schmalen Gängen; so einer neben dem Weg hinab siehet,
komptjhm ein arawsame tieffe entgegen, die kaum ohn
schwindet des Haupts mag angeblickt werden. Ich weiss
wol da ich auss dem Rad au/f den Rerg stig, den zu be-
sichtigen, zitterten mir mein Hertz und Rein). Johannes
Stumpf beschreibt in seiner Gemeiner lohlicher Eyd-
qnoschafft Chronik (Zürich 1548) die Gemmi wie folgt: Es
ist ein vast hoher und grausamer berg, doch zimlich
wandelbar, also dass man mit Rossen darüber wol faren
'mag. Ganz im Sinne seiner Zeit leitet der Zürcher Josias
Simler in seiner Vallesiss Descriptio (1574) den Namen der
Gemmi a gemitu, d. h. von dem Gestöhne und den
Seufzern derjenigen her, die diesen hohen und mit be-
ständigen Gefahren drohenden Pass übersteigen müssen ;
er fügt hinzu, dass Alle, die an solche Abgründe nicht
gewöhnt seien, beim Aufstieg zu Pferd oculos proptcr ver-
tipineni capitis velare coguntur. J. J. Scheucnzer, der
die Gemmi 1705 und 1709 überschritt, hat mehrere An-
sichten des Passweges gezeichnet und veröffentlicht,
aus denen hervorgeht, dass der ursprüngliche Weg
nicht über die nö. von der Gemmi gele(^ene sog. Alte
Gemmi führte (wie dies eine alte Ueberlieferung will).
Diese Ansicht wird bestätigt durch die von Rev. W.
A. B. Coolidge in der Walliser Monatsschrift ver-
öffentlichten Originalberichte über die vorgenommenen
Wegverbesserungen, die u. a. auch erzählen, dass der
Weg so schlecht gewesen sei, dass ein Pferd nur* eine
halbe Last (un demi-voyage) über den Pass zu tragen
vermocht habe und dass jede über den Pass getriebene
Kuh von einem Manne nahe begleitet werden müssen.
Im Jahre 1739 entschloss man sich, den Weg zu verbes-
sern, zu welchem Zwecke zunächst im ganzen Wallis frei-
willige Gaben gesammelt wurden. Da der erste Unter-
nehmer, der Tiroler Anton Lang, den an ihn gestellten
Anforderungen nicht Genüge leistete, wurde er noch im
gleichen Jahr 1739 durch seinen Landsmann Christ. Ru-
dolph ersetzt. 1740 arbeiteten an dieser Wegkorrektion
beständig je 55-80 Mann, doch zog sich deren Vollendung
des schlechten Wetters wegen bis 1741 hinaus. 1742 und
1743 folgten noch einige kleinere Ergänzungsarbeiten;
1742 baute man das Wirtshaus Schwarenbach, das schon
am 18. Februar 1743 durch eine Lawine zerstört, aber an
anderer Stelle sofort wieder durch einen Neubau ersetzt
wurde. Wenig n. vom Gasthaus Schwarenbach liegt die
grosse Alpweide der Spitalmatte, die am 17. August 1782
und neuerdings am 11. September 1895 durch ungeheure
Eislawinen von der Alteis ner schrecklich verwüstet wor-
den ist. Am Abstieg gegen Leuk bezeichnet ein an der
Felswand stehendes Steinkreuz die Stelle, wo 1861 die
Baronin d'Herlincourt in den Abgrund gestürzt ist. Früher
pflegten sich die Bewohner der umliegenden Thalschaf-
ten auf der Passhöhe zeitweise zur Abhaltung von Ring-
kämpfen und anderen Belustigungen zu versammeln.
Von besonderem Interesse ist die Gemmi auch in geo-
logischer Beziehung. Hier steigt die zunächst nach S.
abtauchende Muldenbiegung der Wildstrubelfalte wieder
auf, iässt den tertiären Muldenkem zu Tage anstehen
und geht auf die n. Flanke der Kette über. Damit über-
kippt die Falte an der n. Abdachung des kristallinen
Finsteraarmassives, das vom Lötschenpass an die ur-
sprüngliche sedimentäre Decke überlagert und gegen O.
zu mehr und mehr ansteigt. Die Erosion hat dann aus
den wenig widerstandsfähigen Schichten des Muldenkems
die Senke der Gemmi derart herausgearbeitet, dass der
den Pass im NW. begleitende Kamm aus dem Neocom
des Gewölbeschenkels, der SO.-Grat dagegen aus der
Schichtenreihe des Muldenschenkels (Neocom, Jura und
Trias) besteht. Das Ganze ruht auf kristalliner Unterlag
und ist stark zerknittert und vielfach gefaltet.
Gegen Ende Juni bedeckt sich die Passsenke der Gemmi.
namentlich die Strecke zwischen Schwarenbach und dem
Hotel Wildstrubel, mit einem prachtvollen Blumenlep-
pich, dem eine grosse Anzahl von alpinen Pflanzenarten
eingewoben sind. Von deren bemerkenswertesten nennen
wir Anemone baldensis, Ranunculus pamassifo litis,
Lychnis alpina, Salix caesia und S. myrsinites, Crepis
pygmaea, Alsine laricifolia, Oxytropis lapponica. Alle
diese sonst der S. -Kette eigenen Arten finden sich hier,
weil die klimatischen Verhältnisse auf der Gemmi
noch unter dem Einfluss derjenigen des Rhonethaies
stehen. [Eng- De La Hari>k.]
GEMPELEN (Kt. Bern, Amtsbez. u. Gem. Frutigen).
1313 m. Weiler, auf einer Terrasse am O.-Hang der Nie-
senkette, zwischen den tief eingeschnittenen Schluchten
von zwei dem Engstligenbach von links zu fliessenden
Wildbächen; 3 Stunden sw. über Frutigen. Alpwirtschafl.
Schieferbruch. Gempelen ist einer der in ihrer Gesamt-
heit Spissen geheissenen Weiler, die alle auf den durch
tiefe Wildbachschluchten von einander getrennten Ter-
rassen der Niesenkelte stehen und nur sehr schwer, im
Winter sogar nur mit Gefahr zugänglich sind. 16 Hän-
ser, 8i reform. Ew. Bildet zusammen mit dem um 1 */«
Stunden von ihm entfernten Weiler Kratzeren einen
Schulkreis; da die Wege im Winter oft ausserordentlich
gefährlich zu begehen sind, hält dann der Lehrer je
während dreier Tage abwechselnd in Kratzeren und
Gempelen Schule.
GEMPELENBAD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Gams). Ehemaliges Heilbad. S. den Art. Gamserbad.
GEMPEN (Kt. Solothurn, Amiei Domeck). Gern, und
Pfarrdorf, am O.-Hang der Schärten- oder Gempenfluh
und 7 km so. der Station Dornach-Arlesheim der Linie
Basel-Delsberg. Postablage, Telegraph, Telephon. Ge-
meinde, mit Gempenstollen: 64 Häuser, 355 kathol. Ew. ;
Dorf: 51 Häuser, 277 Ew. Landwirtschaft. Milchhandel
nach Basel. Futterbau. Holzhandel. Im Gewann Altschau-
enburg mehrere Gräber mit Steinplatten.
GEMPENACH, französ. Champagny (Kt. Freiburg,
Bez. See). 504 m. Gem. und Dorf, auf den Höhen links
über der Biberen, an der Strasse Bem-Murten und i ,5 km
sw. der Station Ferenbalm-Gurbrü der direkten Linie
Bern-Neuenburg. Postablage, Telegraph, Telephon; Post-
wagen Murten-Gümmenen. 36 Häuser, 213refornn. Ew.
deutscher Zunge. Kirchgemeinde Ferenbalm (im Kanton
Bern). Getreide-, Futter- und Kartoflelbau ; Viehzucht.
In der Kiesgrube über dem Dorf hat man zahlreiche Grä-
ber aus der La T^ne Zeit aufgedeckt, in denen eine reiche
Ausbeute von Fibeln, Gürtelspangen, gebuckelten Arm-
ringen, Armringen aus Glas, gedrehten Töpferwaaren
etc. gewonnen worden ist. Alle diese Gegenstände befin-
den sich heute im historischen Museum zu Bern.
GEMPENFLUH (Kt. Solothurn. Amtei Dorneck).
Bergrücken. S. den Art. Schartenfixh.
GEMPENSTOLLEN (Kt. Solothurn, Amtei Domeck,
Gem. Gempen). 650 m. Gruppe von 6 Häusern, 4 km ö.
der Station Dornach-Arlesheim der Linie Basel-Delsberg
und 1,3 km n. Gempen. 35 kathol. Ew. Futterbau. Fund
von römischen Münzen, darunter ein Stück der Gens
Cipia.
GEMPIFLUH (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2391 m. Felsspitze, im ö. Abschnitt des Rätikon, 4 Stun-
den ö. über St. Antonien Platz und 1 km s. vom Scholl-
ber^. Besieht wie der Schollberg an der Basis aus sanft
geböschten und mit Alpweiden bestandenen Bündner-
schieferhängen, über denen sich eine selbst wieder mit
einer Gneisdecke gekrönte steile und kahle Kalkwand
GEM
GEN
247
erhebt. Infolffe der grossen rätischen Ueberschiebung,
die von W. ner ältere Felsschichten auf iüngere aufge-
schoben hat, liegen in diesem Gebiet alle Falten nach 0.
zu über.
GEMSBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2661 m.
Gipfel, S.-Schulter des Schwarzhoms, 2-3 Stunden nw.
über der Passhöhe der Grossen Scheidegg.
GEMSBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen). 507 m.
Kleine Anhöhe von ovaler Gestalt, über dem rechten Ufer
der Aare und 1 km so. Wangen. Wird am W.- und S.-
Fuss von der Strasse Wangen-Uerzogenbuchsee begleitet.
Bewaldet.
GEIM8BLEI88PITZ oder PARAI NAIRA (Kt.
Graubünden, Bez. Inn). 3017 m. Letzter Gipfel der links
über dem Fimberthal vom Fluchthorn nach N. abzweigen-
den (irenzkette zwischen der Schweiz und Oesterreich.
Schöne Felspyramide, von der im Fimberthal stehenden
Heidelbergerhütle des Deutschen und Oesterreichischen
Alpenvereins aus leicht zugänglich. Von hier aus springt
die Landesgrenze quer über das Fimberthal hinüber zum
Spi da Chöglias und Piz Roz.
GEMSCHGRATLI (Kt. Bern und Freiburg). 2106 m.
Kurzer F^isgrat, in dem von Widdergalm zum Kaiseregg-
scbloss ziehenden Stierengrat, n. über der Alp Stierenberg
und s. äk>er den Gantriscnalpen. Von Boltigen aus über
die Klusalp in 4Vt Stunden leicht zugänglich.
GEM8FAYER (Kt. Uri, C^em. Spirigen). 1700-2500 m.
Grosse Alpweide, im obern Abschnitt des Urnerbodens,
am N.-Hang des Gemsfayrenstocks und 13 km ö. Spirin-
gen. Der mit Felstrummern übersäte S.-Abschnitt der Alp
heisst Teufels Friedhof.
GEIM8FAYREN8TOCK (Kt. Glarus und Uri). 2974
m. Gipfel, nö. Eckpunkt der vergletscherten Kette des
Claridenstock€ ; fällt nach S. in steilen Felswänden ab
und trägt am sanft geböschten N.-Hang den Langfirn. Er-
scheint vom Clariden^letscher aus gesehen als schöne
Felskuppe. Sendet zwei Felskämme nach N. und NO. aus,
deren erster sich bis zum Kammerstock zieht, wäh-
rend der kürzere zweite im Rotstock endi^. Dazwischen
die von hohen Felswänden umrahmte schöne Fisitenalp.
Der Gemsfayrenstock ist von der Claridahütte des S. A.
C. aus in lVt-2 Stunden ohne Schwierigkeiten zu erreichen
und wird seiner sehr schönen Aussicht wegen oft besucht.
QEM8F1.UH (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg und
Unter Simmenthai). 2155 m. Felsgrat, zwischen dem
Börglen und Ochsen, in der Stockhorn kette (zwischen dem
Simmenthai und dem Thal der obersten Sense). Von Bad
Weissenburg aus über die Morgetenalp in 4, von Schwe-
felbergbad aus in 2 Stunden sehr leicht zu erreichen.
QEIM8FREIHEIT (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
2804 m. Isolierter Felsgrat, im Bemina Massiv, über
dem Vadret da Pers ; hängt nach SW. mit der zwischen
Morteratsch- und Persgletscher aufsteigenden mächtigen
Fels- und Eisgruppe der Fortezza zusammen.
QEM8HORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa 3400 m.
Gipfel, nö. Vorberg des Ulrichshorns, in der Gruppe der
Mischabelhörner. Steigt in steilen Felswänden über dem
Hohbalengletscher n. über Saas-Fee auf, von wo aus er
sehr schön sichtbar ist. Kann von Saas-Fee aus über die
Schwarzhornhütte oder von St. Nikiaus über den Ried-
pass erstiegen werden.
QEM8I8PIEI. (Kt. Obwalden). 2524 m. Schöne Fesl-
kuppo, n. Vorberg des Hahnen und unmittelbar n. über
dem Griessenthal ; 5-6 Stunden nö. über Engelberg. An
seinen Hängen zwischen Hahnen, Griessengletscher und
Stotzigberggrat ein mächtiges Trümmerfeld, das z. T. von
magern Alpweiden bestanden ist und wo zahlreiche Gem-
sen sich aufzuhalten pflegen.
QEM8I8TOCK (^Kt. Glarus). 2432 m. Gipfel, äusser-
ster NO.-Pfeiler der den Claridenfirn im S. überragenden
Kette; von seinem Nachbarn im W., dem Altenorenstock,
durch eine ziemlich tief eingeschnittene Scharte getrennt.
1 km ö. über der Claridahütte des S. A. C. Fällt nach
allen Seiten, vorzüglich nach N. zum Thälchen des Wal-
lenbaches, mit steilen Wänden ab. An seinem S.-Hang
über mächtigen Felswänden das Gemsalpeli, das bis zum
Claridenfirn und Zutreibistock aufsteigt. Der Gemsistock
ist über das Gemsalpeli oder über den Altenorenstock zu-
gänglich, wird aber nur selten besucht.
QEM8KANZEL (Kt. Graubänden, Bez. Hinterrhein).
2916 m. Isolierter kleiner Felsspitz, im grossen Rhein-
waldgletscher und mitten in dem von der mächtigen
Mauer Güferhorn- Rhein waldhorn- Vogelberg- Hheinqnell-
horn umschlossenen Gletscherxirkus.
QEM8LANDHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). Ande-
rer Name für das Bettelmattenhürn. S. diesen Art.
QEIM8LANDPA88 (Kt. Wallis, Bez. Goms). Etwa
3181 m. Passübergani^, auf der Landesgrenze gegen Ita-
lien, zwischen dem Siedelrothorn und seiner äurder ita-
lienischen Karte mit 2480 m kotierten Schulter : verbindet
das Firnfeld des Griesgletschers mit den Hütten von
Gemsland (in einem ins obere Formazzatbal ausmunden-
den Seitenthälchen) und damit den Griespass mit den
Fällen der Tosa. Auf der Siegfried karte unbeninnt.
GEIM8L0CKE (Kt. Wallis, Bez. Goms). Etwa 3300m.
Passübergang, auch Rothornsattel geheissen. S. diesen
Art
QEMSMATTLI (Kt. Obwalden). Eine der Spitzen des
Pilatus. S. diesen Art.
QEIM88PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3114 m.
Gipfel, in der Silvretta Gruppe, zwischen Dreiländerspitz
und Augstenberg; nur wenig über den Jamthal- und
Urezzagletscher aufragend. Obwohl nahe der Jamthal-
hütte, doch nur selten besucht. Ö. vom Gemsspitz führt
die Fuorcla d'Urezza vom österreichischen Jamthal ins
schweizerische Val Tasna und weiterhin ins Unter Enga-
din.
QEM88PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Inn und Ober
Landauart). 2757 m. Wenig bedeutender Gipfel, w. über
dem Flesspass (Vereina-Süserthal-Val Flesa), in der mit
dem Rossthälispitz gipfelnden kleinen Gebirgsgruppe
zwischen Flesspass und Jöriflesspass.
Q6NEPI (AlGUILLEu. POINTE DE) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont). Gipfel. S. die Art. Zennepi.
QENER080 (MONTE) Kt. Tessin, Bez. Meftdrisio).
1704 m. Berggruppe und Gipfel, der Rigi der italienischen
Schweiz, auf der Landesgrenze gegen Italien, (jehört
zum Gebiet der südlichen Voralpen und bildet ein Glied
der aus Kalken bestehenden Gebirgsmassen zwischen
dem Comer- und Luganersee. Ueber dem SO.-Arm des
Luganersees und 10 km so. Lugano. Besteht der Haupt-
sache nach aus steil aufgerichteten und oft fossilreichen
Liasschichten,die stark gefaltet und von der Verwitterung
und Erosion bereits derart bearbeitet sind, dass der Berg-
stock stellenweise mit seinen zerrissenen und kahlen
Wänden einen recht wilden Charakter hat. Im Gegensatz
Rh
N-^-n"
"JrrT.
- ~ -^"^ • •■ 0. bern^rao ^
Nach Taramelll.
Geologisches Qaerprofil durch den Monte Generoso.
Li. Unterer Lias; Rh. Rhftt (InAralias); Ts*. Hauptdolomit (obere
Trias); Ts^. Mergel und Schiefer des Keuper (obere Trias);
Tra. Muschelkalk (mittlere Trias); P. Porphyre u. Porphyr-
tuflfe.
dazu findet man aber auch wieder weite sanftgeböschte
Hänge mit prachtvollen Waldungen und saftigen Alpwci-
den.
248
GEN
GEN
Während der Monte Generoso an absoluter Höhe | und Bündner
dem Rigi um etwa 100 m nachsteht, erhebt er sich I Abwechslung
Bergätock des Monte Generoso.
relativ 50-70 m höher über den Luganer-
see als der Rigi über den Vierwaldstatter-
see. Der Monte Generoso ist ein in allen
Beziehungen hervorragender Gipfel und
zugleich ein Aussichtspunkt ersten Ran-
ges. Zu seinen Füssen liegen einerseits ein
wie der Vierwaldstättersee tiefblauer und
von Voralpengebir^e umrahmter See, an-
dererseits die reiche und fruchtbare lom-
bardische Tiefebene ; rund um den seines
milden Klimas und seiner üppigen Vegeta-
tion wegen dem Ri^i überlegenen Berg
herum schlingt sich ein höchst malerischer
Kranz von Dörfern, Villen, Kirchen und
Kapellen. Und vollends die Aussicht! Da
blitzen von nah und fern andere Seen auf;
in der endlos sich hinziehenden Ebene des
Po — dem Garten Europas — mit ihren
zahlreichen Städten und Dörfern tauchen
Lodi, Pavia, Novara, Monza auf, alle in den
Schatten gestellt durch das an seinem
weissmarmornen Dom leicht kenntliche
Mailand; im weiten S. endlich schliesst
die in blauem Duft sich verlierende Kette
des Apennin — ähnlich dem Jura vom
Rigi aus gesehen — den Horizont ab. Auf
der andern Seite öffnet sich in mächtigem
Bogen der glänzende Eiswall der Alpen, vom Monte Viso
aus über die mit dem Monte Rosa besonders kräftig
heraustretenden Walliser Alpen, die Berner, Tessiner
tJttifißrr ac.
Alpen bis zum Ortler. An Grossartigkeit u.
übertrifft dieses ganze reiche Panorama
ohne Zweifel noch dasjenige des Rigi.
Von der am SO. -Ende des Lusanersees
gelegenen Ortschaft Capolago aus fuhrt eine
9 km lanffe und eine Höhendifferenz von
1968 m überwindende Zahnradbahn hin-
auf bis 50 m unter den Kulm des Monte
Generoso. Diese kühn angelegte Bergbahn
schmiegt sich an manchen Stellen an senk-
rechte Felswände an, durchbricht den Fels
in zahlreichen Tunnels und Gallerien und
führt über tiefen Abgründen vorbei. Von
Capolago aus steigt sie zunächst auf eine
Strecke von 3 km nach S. an, biegt dann
in einem eine senkrechte Felswand durch-
brechenden Kehrtunnel nach N. um und
erreicht ihre erste Haltestelle und Wasser-
station San Nicoiao, in deren Nähe die Ein-
siedelei San Nicoiao mit ihrem zweimal des
Jahres vom Landvolk in Prozession besuch-
ten Wallfahrtskirchlein wie ein Schwal-
bennest am Felsen klebt. Von hier aus
klettert der Zug, sich immer am SO.-Ge-
hän^^e des Berges haltend, bis zur zweiten
Station Bella vista hinan, von wo aus sich
dem erstaunten Blick über einen beinahe
senkrechten Absturz hinaus plötzlich der
ganze Luganersee erschliesst. Unweit der
Station das prachtvoll gelegene grosse Hotel
Monte Generoso. Bald nachher tritt die
Bahn aus der Waldzone hieraus in das Ge-
biet der Alpweiden mit ihrer reichen Blö-
tenpracht und erreicht nach 70 Minuten
weiteren Steigens ihre Endstation La Vetta,
10 Minuten unter dem eigentlichen Gipfel.
Neben der Bahn führen aber natürlich auch
eine Reihe von heute noch stark began^
nen We^en auf den Monte Generoso. Von
Mendrisio aus kann man den Gipfel ent-
weder über Salorino, Crasno, das zum Ho-
tel Monte Generoso aufsteigende kleine
Thälchen und weiterhin über Alpweiden,
oder über das malerische Val di Muggio
und Scudellate erreichen; von Maroggia
oder Melano aus klettert ein steiler aber
reizender und aussichtsreicher Pfad über
Rovio die Terrassen und Felshänge der
W.- Flanke hinan; wieder andere Wege
^ ' <<Mtf^HH
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Bellavista am Monte Generoso.
gehen von Osteno am NO. -Arm des Luganersees oder
von Argegno am Comersee aus und gewinnen die
Höhe über die anmutigen Hänge der Valle dlntelvi.
GEN
GEN
U9
Alle diese Wege lassen uns Einblick tun in die allen ober-
italienischen Seen mit ihrem milden Klima eigene reiche
Vegetation. Der Wald besteht an den untern Hängen aus
orachtvollen Kastanienhainen, weiter oben folgen dichte
Buchenbestände und endlich vereinzelte Baumgruppen
und einzelne verkümmerte Sträucher.
In Ideologischer Beziehung besteht der Monte Generoso
in semen obersten Partien und am ganzen O.-Hang aus
unterem Lias, während der W.-Hang mit einer Reihe
von triasischen Dolomitbänken zum Luganersee absteigt.
Das Ganze endlich ruht auf einer porphyrischen Grund-
masse, dem Kern des Gewölbes Monte Generoso-Monte Ca-
prino. Einzig am S.-Hang findet sich eine kleine Mulde
mit oberem Lias, Dogger-Malm (sog. unterer Majolica)
und Neocom (sog. oberer Majolica). Besonders bemer-
kenswert ist der ganze Bergstock endlich auch in bota-
nischer Hinsicht, indem sich hierauf kleinem Raum eine
ganze Reihe von schönen und seltenen Pflanzenarten
zusammenfinden, die man sonst nur einzeln über
weite Gebiete zerstreut antrifft. Als besonders charak-
teristisch nennen wir folgende Arten, von denen wir
die nur hier vorkommenden mit ! hezeichnen: Hellebo-
ru$ viridis und H, niger, Alyssuni montanum^ Arabis
sagittata und A, muralis, Draba stellata!^ Biscutella
cichoriifolia (FelBen unter San Nicoiao). Polygala vulgare
var. pedemantanufn und P. alpestre, Helianthemum po-
lifolium; Silene italica, S. saxifraga und S. otites;
Dianthus atrorubens und D. monspessulanus var. con-
troversus, Sagina subulata, Cerastium lineare^ Ruta
graveolens ; Cytisus capitatus^ C. nigricans^ C, hirsutus
und C. labumum; Anthyllis vulneraria und A, rubiH-
flora^ Trifolium alpestre^ Oxytropis Hüterin Lathyrus
gracilis und L, montanus var. linifolivs^ Polenlilla vil-
losa var. minor und P. caulescens var. viscosa, Cnidium
silaifoliumlj Ligusticum Seguierif^ Peucedanum offici-
naleif tieracleum sibiricum ; Galiuni aristatum^ G. pur-
pureum, G. vemum^ G. rubrum^ und G. mollugo var.
Gerardi; Cotmusmas, Knauiia pubescens ; Achillea cla-
vetmael, A. selacea, A, stricta und A. dentifera; Anihe-
mis tinctoria und A. Triumfelti!^ Chrysantneniuni hete-
rophylluni, Carduus defloralus var. crassifolius und C.
lenutfolius, Scorzonera humilis, Leontodon tenuiflorus
und L. incanuSj Hypockoeria glabra, Crepis setosa; Hie-
racium Hoppeanum^ H. villoaiforme, H. pseudoporrec-
tum. H. laevigaium. H. Balbisianum, H. Berardianum
und H. albidufii ; Phyteuma Scheuchzeri var. columnae^
Campanula Raineri /, Hyoscyamus Viiger^ Lathraea squa-
maria, Rhinanthus maior, Antirrhinum orontium, Side-
ritis montana, Plantago serpentina var. bidentata^ Eu-
phorbia esula, Daphne alpina^ Asarum europaeum,
Farietaria diffusa, Ostrya carpinifolia, Quercus cerris
(auf der Alp von Melano), Iris graminea ; zahlreiche Or-
chideen; Narcissus poellcus (ganze Felder), Asparagus
tenuifoliua, Asphodetus albus, Alliunipulchellum, Vera-
trum nigrum, Luzula Sieberi; Carex Pairaei, C. te-
naxy C. niucronata und C. capillaris ; Trisetum argen-
tetan!, Festuca aurea, Vutpia myurus, Notholaena
Maranlae!, A8j)lenum. septentrionale, Adiantum capil-
Ins Veneris (bei Rovio), Onoclea 8ti*uthiopteris. Ferner
nennt man noch Paeonia officinalis, Viola Coniollia,
Laserpitium peucedanoides und L. marpnatum, Cir-
sium pannonicuniy Phyteuma Charmelii, Campanula
caespitosa, Juncus tenuis, Carex Linkii, Avena lucida,
Ophsmenus undulatifolius K Saussurea lapathifolia,
Sfdum cepsBa, Inula hirla, Saxifraga mutata /, Laserpi-
tium maryinatum var. Gaudini, Dorycniuni herbaceum,
Centaurea transalpina, Cleniatis recta, Cirsiuni erisv-
thales, Aspenda cynanchica var. longiflora. Vergl. die
von Prof. Penzig im Giomale botan. Ital. 1879 veröffent-
lichte Arbeit über die Flora des Monte Generoso.
QENE8TRERIO (Kt.Tessin, Bez. Mendrisio). 342 m.
Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer des Laveg^io und
1,5 km sw. der Station Mendrisio der Linie Bellmzona-
Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Postablag^e ; Postwagen
Mendrisio-Stabio. Gremeinde, mit Prella : o9 Häuser, 458
kaihol. Ew. ; Dorf: 46 Häuser, 347 Ew. Getreide- u. Mais-
bau. Zigarren- und Tabakfabrik. Starke periodische Aus-
wanderung der männlichen Bewohner in die übrigen
Kantone;
QEN^T (LE) (Kt. Waadt, Bez. Rolle, Gem. Bursinel).
425 m. Haus, 1 km nö. vom Dorf Bursinel und 400 m von
der Station Gilly-Bursinel der Linie Lausanne-(^nf. 10
reform. Ew. Kirchp^emeinde Rolle. Früher unter dem
Namen Oujonnet seit 1252 Eigentum des Karthäuserklos-
ters Oujon (bei Arzier).
OENETTO (Kt. Graubünden, Bez. Bemina, Gem.
Brusio). 900 m. Gruppe von 4 Häusern, nahe dem linken
Ufer des Poschiavino, 800 m n. Brusio u. 8 km nw. der ita-
lienischen Station Tirano der Veltlinerbahn. 15 kathol. Ew.
OENfeVE. Kanton und Stadt. S. die Art. Genf.
GENfeVE (LAC DE). S. den Art. Genfersee.
GENEVEY8(LE8 HAUT8)(Kt. Neuenburg, Bez.Val
de Ruz). Gem. u. Dorf. S. den Art. Hauts Genevkys (Les).
OENEVEY8 8UR COFFRANE (LE8) (Kt.
Neuenburg, Bez. Val de Ruz). 850 m. Gem. und Dorf, im
w. Teil des Val de Ruz, am SO.-Fuss des Mont Racine
und 1 km nw. über Coffrane. Station der Linie Neuen-
burg-La Chaux de Fonds. Strassen nach Coffrane-Valan-
gin u. nach Les Hauts Geneveys. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, mit Les Crotets : 54 Häuser, 473 re-
form. Ew. ; Dorf: 39 Häuser, 376 Ew. Kirchgemeinde Cof-
frane. Landwirtschaft und Industrie. 4 Uhrenraacher-
werkstätten (wovon 2 für Zifferblätter), 2 Möbelfabriken,
eine Backstein- und Zementröhrenfabrik. Handel mit
Sand, Korbmacherwerkstätte. Käserei. Bierbrauerei.
Sommerfrische. Der Ueberlieferun^ nach soll der Name
der Ortschaft von einer Anzahl von im Jahr 1291 sich hier
niederlassenden Genfer Familien herstammen.
GENEVEZ (LE8) (Kt. Bern, Amtsbez. Münster). 1086
bis 1065 m. Gem. u. Pfarrdorf, im ö. Abschnitt der Hoch-
fläche der Freiberge, 3 km w. Bellelay und 5 km nö. der
Station Tramelan der Linie Tramelan -Tavannes. Postab-
lage, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde umfasst ausser
dem Dorf Les Genevez die Häusergruppen Les Vacheries
des Genevez, Le Vieux Bois Rebetez, Le Nouvcau Bois
Rebetez, Pr^dame, Le Milieu de La Chaux, Les Veaux,
La Barriere du Cernil, Les Joux, Chez Henri, Chez Vau-
bert. Chez S^mon, Chez Le Sire; zusammen 114 Häuser,
733 kathol. Ew. französischer Zunge; Dorf: 66 Häuser,
408 Ew. Landwirtschaft ; ausgezeichnete Senn berge, Vieh-
zucht, schöne Pferde; vorzüglicher Käse, Mönchskopf
(t^te de moine) genannt. Uhrenindustrie. S. über dem
Dorf die Montagne de Jorat, von deren höchstem Punkt
aus man einige Spitzen der Berner Alpen erblickt. Höchst
gelegenes Dorf des Berner .Iura. 1381 : Les Geneveys, wie
das Neuenburger Dorf gleichen Namens von Auswande-
rern aus Genf gegründet, die nach der Einnahme dieser
Stadt durch die Savoyarden (1307) hierher gezogen waren,
Kirche 1617-1620 gebaut. Einige Häuser des Dorfes fallen
durch ihre eigentümliche Bauart und besonders durch
ihre ausserordentlich dicken Mauern auf. Das Dorf Les
Genevez gehörte bis 1793 zur Courtine de Bellelav und
mit dieser zum Bistum Basel und hatte währena der
Dauer der französischen Revolution vieles zu leiden.
Ueberreste von urgeschichtlichen Schmelzhütten.
GENEVOI8 (POINTE DE8) (Kt. Wallis, Bez. Ha-
rens). 3679 m. Hauptgipfel der Kette der Grandes Dents
(Gruppe der Dents de Perroc), hinten über dem Val d*H^-
rens und zwischen Val d'Arolla und Val de Ferpecle. Von
Arolla aus in 5-6 Stunden zu ersteigen ; 1885 zum ersten-
mal bezwungen, hiess vorher Dent de la Perroc. Auf der
Siegfriedkarte unbenannt.
GENEYVROZ (^8) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Pont en Ogoz). 776 m. Gruppe von 7 Häusern, 500 m sw.
Pont en Ogoz und 11,6 km n. der Station Bulle der Linie
Bulle-Romont. 45 kathol. Ew. französischer Zunge. Kirch-
gemeinde Avry devant Pont. Futter- und Kartoffelbau,
Viehzucht. Strohindustrie u. Handel mit Strohgeflechten.
GENF. Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft,
in der offiziellen Reihenfolge der Kantone de-
ren zweiundzwanzigster.
Lage, Grösse. OberfLächengestaXtung und
Gewässer. Der Kanton Genf liegt im äusser-
sten SW.- Winkel der Schweiz zwischen
46° 747" u. 46° 1^4" N. Br. u. zwischen 3°3715"
u. 3^ 58' 30" OL. von Paris (oder 5" 57 30" und
6° 18' 45" OL. von Greenwich). Er umrahmt das
SW.-Ende des Genfersees u. ist seiner Fläche nach (mit
Seeanteil 277 km*, ohne diesen 249,4 km') der fünfikleioste
Kanton der Schweiz (es stehen ihm an Fläche nur beide
250
GEN
GEN
Appenzell, Zug und Basel Stadt nach). Seine crösste Längen-
erstreckung misst in der Richtung N.-S. (zwischen dem
Kanton Genf: Die Jonction (Vereinigung von Rhone und Arve).
Schloss Les Chavannes und Landecy) 19,8 km, in der Rich-
tung W.-O. (zwischen der Grenze w. Dardagny u. Moniaz)
26,5 km; sein grösster Durchmesser liegt in der Richtung
SW.-NO., reicht von der Rhone bei Chancy bis Hermance
am Genfersee und misst 29,3 km. Der Kanton Genf ist fast
ganz in französisches Gebiet vorgeschoben und grenzt nur
auf kurze Strecken an die übrige Schweiz. Er wird be-
grenzt : im N. vom Genfersee und Kanton Waadt, in des-
sen Gebiet er noch die zwei Enklaven der Gemeinde Ce-
ligny liegen hat; im W. vom französischen Departement
de TAin, von dem ihn eine stark gebrochene Grenzlinie
scheidet; im S. u. 0. in ebenfalls unregelmässiger Linie
vom Departement de la Haute Savoie. Der Kanton Genf
bildet den südlichsten und tiefsten Abschnitt des Thaies
des Genfersees und liegt inmitten eines weiten Gebirgs-
kreises, der von den Ketten des .Iura, vom Mont Vuacne,
Mont de Sion, Saleve und von den Voirons gebildet wird.
Die unreffelmässig verlaufenden Grenzen ziehen sich in
kurzem Anstand vor diesen Bergketten hin. Das Gebiet
Genfs wird durch Genfersee und Rhone in zwei Abschnitte
geteilt, die kleinere sog. Rive droite (rechtes Ufer) und die
grössere sog. Rive gauche (linkes Ufer). Der Boden bildet
eine gewellte Ebene, aus der sich sanftgeböschte Höhen-
züge und Hügel erheben : der Höhenzug (cöteau) von Co-
logny (499 m) und das Signal de Bemex (504 m) am linken
Ufer und die Höhenzüge von Pregny ^469 m) und Choully
(.506 m) am rechten Ufer. Tiefster Punkt des Kantons (am
Rhoneufer s. Chancy) in 338 m, höchster Punkt (im 0.,
nahe der Grenze gegen Frankreich und etwas n. Moniaz)
in 521 m ; der grössie Teil des Kantons liegt zwischen 425
und 475 m, d. h. zwischen 50 und 100 m über dem Spiegel
des Genfersees. Da der Spiegel des Sees in 375 m und
derjenige der Rhone bei ihrem Austritt aus dem Kanton
in 338 m liegen, hat die Mehrzahl der das Genfer Gebiet
durchziehenden Flüsse und Bäche sich mehr oder weniger
tief in die Oberüäche einschneiden müssen ; die bedeu-
tendsten dieser entweder in der quatemären Decke oder
in der tertiären Molasse ausgewaschenen Tobel sind die
der Versoix, des Vengeron, des Nant des Grebattes, des
Nant d'Avanchet, des Avril und der London rechts der
Rhone und die der Hermance, der Eaumorte und der
Laire links der Rhone. Die Rhone selbst fliesst auf Genfer
Boden in einem tiefen Einschnitt, der von hohen Steil-
ufern begleitet ist und stellenweise sogar den Charakter
eines wirklichen Canyon aufweist. Auch ihr grösster
Nebenfluss, die Arve, hat sich tief in den Genfer Boden
eingeschnitten und dessen ursprüngliche Gestaltung in
Folge ihres stark unregel massigen Laufes in bedeutendem
Masse umgeformt. Der Kanton Genf gehört ganz dem Ein-
zugsgebietder Rhone an. Dieser Fluss durchzieht nach sei-
nem Austritt aus dem Genfersee den Kanton zunächst von
O.-W. und bie^t nachher nach S. ab; er bildet zahlreiche
anmutige Schhngen und lässt aus seinem Wasser einige
unbedeutende Inselchen auftauchen. Die Krümmung der
Flussschiingen ist eine derartige, dass der Flusslauf zwir
sehen der Jonction und Chancv eine Länse von 21 km
hat, während diese beiden Punkte in
der Luftlinie nur 13 km von einander
entfernt ßind. Das untere Ende des
Genfersees schiebt sich keilförmig bis
ins Herz des Genfer Gebietes vor und
ist von grünen Höhenzügen anmutig
umrahmt. Kurz nach ihrem Aostrilt
aus dem See nimmt die Rhone von
links die Arve auf, einen wasserrei-
chen Fluss von Wildbachcharakter, der
aus den Gletschergebieten des Mont
Blanc herkommt und wie die Rhone
selbst auf seinem Lauf durch den Kan-
ton Genf malerische Schlingen bildet
und stellenweise von hohen Steilufern
3uaternären Alters begleitet wird. Nach
er Vereinigung mit der Rhone hält
sich das milchigtrübe Wasser der Arve
noch auf eine lange Strecke hin vom
blauen und klaren Rhonewasser voll-
ständig getrennt, später mischen sich
die beiden Wasser langsam miteinander
und vereinigen sich zu einem gleich-
förmig graugrünlichen Strora. Neben
diesen beiden Hauptadern wird der Kanton Genf noch
von vielen andern Wasserläufen entweder durchzogen
oder von Frankreich abgetrennt. Solche sind : auf dem
rechten Ufer der Nant de Braille, die Versoix und der
Vengeron (die alle drei in den Genfersee münden), der
Nant des Grebattes, der Nant d'Avanchet, der Avril und
die London oder Allondon (Zuflüsse zur Rhone) ; auf dem
linken Ufer die in den Genfersee mündende Hermance,
die Seimaz, der Foron und die Aire (alle drei Zuflüsse zur
Arve) und endlich die zur Rhone gehenden Eaumorte und
Laire. An dieser Stelle mögen auch noch die weiten Sumpf-
gebiete von La Pallanterie, Rouelbeau, Sionnet und Troi-
nex erwähnt werden, von denen das letztgenannte durch
Oefifnen eines grossen Abzugsgrabens jetzt trocken gelegt
ist.
Geologie. Der Kanton (^nf liegt in seiner Gesamtheit
in einer weiten Senke, nach welcher hin zwei grosse
Flussläufe konvergieren und wo einst die Vorgänge der
Eiszeiten eine grosse Rolle gespielt haben. Seine Boden-
bedeckung besteht daher fast ausschliesslich aus quater-
nären Abla^rungen ' glazialen oder üuvioglazialen Ur-
sprunges, die verschiedenartige Faciesansbildung zeigen
und einer Grundlase von oligocäner Süsswassermolasse
(aquitanische Stufe) auflagern. Der Genfer Geologe Alph.
Favre hat diese Ablagerungen ihrem Alter nach in drei
Stufen gegliedert und unterscheidet: 1. Alte Alluvionen,
die an der Basis aus kohlenführenden Mergeln und höher
oben aus Sauden und besonders Kiesen bestehen, in mehr
oder weniger regelmässigen und horizontalen , oder
schwach nach W. fallenden Schichten gelagert sind und
deren einzelne Bestandteile oft in einander übergreifen
oder mit einander wechsellagem. Sie sind unverkennbar
Fluss- und Wildbachablagerungen, die den im Kanton
Genf zusammentreffenden grossen Flüssen ihren Ursprung
verdanken, und bestehen aus gerundetem Geschiebe, das
aus Savoyen, dem Wallis und dem östlichen Teil des
Kantons Waadt stammt. Die Zugehörigkeit dieser AUu-
vionen zur Eiszeit geht daraus hervor, dass ihnen an
einzelnen Stellen Moränen material eingelagert ist (so be-
sonders am Fuss des Bois de la Bätie und bei Mategnin).
2. Moränenschutt, ohne Schichtung und ohne Sonderung
der Geschiebe nach ihrer Grösse, aus geschrammten
Blöcken, eckigen Gesteinstrümmem und Lehm bestehend.
Besonders hervorzuheben sind mächtige Granitblöcke, die
zumeist aus dem Ober Wallis herstammen. Am Bois de la
Bätie sind Bänke dieses Moräncnmaterials in die alten
Alluvionen eingelagert, welche Erscheinung den wechseln-
den Schwankungen im Stand des einstigen Rhonegletr
schers entspricht. Diese glazialen und fluvioglazialen Ab-
lagerungen der alten Alluvionen u. des Moränenschut-
tes häufen sich ganz besonders rund um das Ende
des Genfersees. und in den alten Alluvionen haben sich
die Rhone und Arve und einige ihrer Zuflüsse (Avril,
London, Eaumorte, Laire) ihre hohen Steilufer ausge-
GEN
waschen. Alph. Favre hat ihre durchschnittliche Mächtig-
keit zu 10 m und ihr Gesamtvolumen im Kanton Genf auf
!2io Millionen m^ geschätzt. 3. Postglaziale Allu-
vionen, die aus Sanden und Kiesen bestehen
und deren Grenzen oft sch^vierig zu bestimmen
sind. Sie treten in drei von einander verschie-
denen Formen der Ausbildung auf: a) Alluvio-
nen auf den heute nicht mehr von einem Fluss-
lauf durchzogenen Hochflächen, deren Vorhan-
densein auf einst weit grössere und über weite
Flächen hin und her pendelnde Wassermassen
schliessen lässt (Ebene zwischen der Seimaz
und dem Foron, Thal der Aire, SW.-Abschnitt
des Kantons) ; b) Flussalluvionen, an den kon-
vexen Krümmungen der Serpentinen in hori-
zontalen Bänken abgelagert; die am höchsten
gelegenen Bänke smd im Allgemeinen zu-
gleich auch die ältesten und sind zu einer Zeit
abgelagert worden, da das Bett der Flusse noch
in höherem Niveau lag als dies heute der Fall
ist (Plainpalais, Thal der London, Les Päquis,
Les Eaux Vives, Uferterrassen der Rhone etc.);
c) Seealluvionen, bestehend aus Deltabildun-
j^'en von Wildbächen, deren schief geneigte
Schichten zu einer Zeit im See abgelagert wor-
den sind, da dessen Wasserspiegel noch weit
höher stand als heute. Das bedeutendste dieser heute
trocken liegenden Deltas ist das bei den Tranchees, ö. der
Stadt ; da es aus denselben Materialien besteht, wie sie
heute von der Arve verfrachtet werden, hat man daraus
den Schluss gezogen, dass dieser Tluss einst an dieser
Stelle in den See ausgemündet haben müsse.
Im Verlauf der Quartärzeit hat die Bodenoberfläche des
Kantons Genf durch die ihn durchziehenden WasWiäufe
grosse Veränderungen erlitten. So hat besonders die ero-
sionskräftige Arve zu Ende der Eiszeit das Becken ausge-
waschen, das sich von Le Bachet de Pesay bis La Treille
und vom Bois de la Bätie bis Pinchat erstreckt und in dem
heute die Ortschaften Plainpalais und Carouge liegen.
Später, in historischer Zeit, ist dann dieses Becken von
den Geschieben derselben Arve wieder teilweise aufge-
schüttet worden. Die Arve hat überhaupt während der
Quartärzeit ihren Lauf vielfach gewechselt und als Zeugen
hiefür zahlreiche Kiesablagerungen hinterlassen. Bei der
Rhone ist dies dagegen trotz ihrer beträchtlichen Wasser-
menge nicht der Fall gewesen, da sie einerseits als ge-
schiebearmer Fluss aus einem läuternden Seebecken
kommt und andererseits zu tief eingeschnitten ist, als dass
sie in ihrem Lauf beträchtlich hätte hin und her pendeln
können. Wie die Arve haben sich aber auch die kleinen
Flüsse des Kantons in beträchtlichem Umfang an der Um-
gestaltung seiner Oberfläche beteiligt: grosse Ablager-
ungen der Aire liefen zwischen Saint .Julien u. Confignon,
ebensolche der Laire beiAvusy undChancy, und der Fo-
ron bat mit seinen Geschiebemassen die einstigen Sümpfe
bei Puplinge überführt. (Näheres siehe bei Favre, Al-
phonse. Description geolog. du cant. de Geneve. 2 vol.
Avec planches. Geneve 18Ö0).
Die der aquitanischen Stufe angehörenden Ablagerungen
des Tertiärs gliedern sich in drei Horizonte : einen unte-
ren (gipsführende Mergel und Gips), einen mittleren (kal-
kige Mergel, Holzkohlen und einige Fossilien) und einen
obern (mit Mergel als Basis und Sandsteinen als Decke).
Diese tertiären Schichten treten in den von den Fluss-
läufen ausgewaschenen Tobein und an einigen Stellen der
Rhoneufer zu Tage.
Der geologische Bau des Kantons Genf, wie wir ihn
eben geschildert haben, erklärt dessen Armut an ab-
baufähigen Steinbrüchen oder Erz- u. Kohlenlagern.
Anlass zu fabrik massigem Abbau haben einzig die Bänke
von Sand, Kies und brennbaren Tonen geireben, von
denen Sande und Kiese an zahlreichen Stellen des
Kantons, der Töpferton bei Hermance und Bcllevue aus-
gebeutet werden. Immerhin hat man zu verschiedenen
Zeiten jeweilen auch Brüche auf Molasse (mit oder ohne
Gips) aufgetan, die aber heute alle wieder aufgegeben sind.
Im W. des Kantons tindet man an mehreren Punkten
fChoully, Granges, Dardagny) Lager von Bitumen und
Holzkohle ; auch diese sind heute nach verschiedenen un-
or^bigon Abbau versuchen alle wieder verlassen. Der hie
GEN
251
und da (bei Choully, Bernex, am Nant d'Avanchet) vor-
kommende Gips loHnt seiner geringen Mächtigkeit wegen
Kanton Genf: Landgut in Fresinge.
den Abbau ebenfalls nicht. Der Kanton Genf hat einige
Mineralquellen, so bei La Croix de Rozon (gefasst und be-
nutzt), bei Drize und Hermance.
Klima. Da der Kanton Genf von bis zu über 1700 m
Höhe aufsteigenden und erst im Mai ihrer winterlichen
Schneedecke sich entledigenden Bergmassen umrahmt
ist und dazu den NO. -Winden unj^ehinderten Zugang
gestaltet, so müssten seine klimatischen Verhältnisse
ziemlich ungünstige sein, wenn nicht als thermischer
Ausgleicher die grosse Wasserfläche des Genfersees ihre
Wirkung geltend machen würde. Sie mildert im Som-
mer die Hitze, im Winter die Kälte, so dass die mittleren
Temperaturen für Genf im Winter 0,7°, im Frühiahr
8.9 % im Sommer 17,9°, im Herbst 9,7 ° und im Jahr
9,3" C. betragen. Unter 0 ^ C. f;illt die Temperatur an
durchschnittlich 65 Tagen im Winter (davon 20 Tage mit
ganztägigem Frost), 18 Tagen im Frühjahr und 12 Tagen
im Herbst (davon für Frühjahr und Herbst zusammen pro
Jahr je ein Tag mit ganztägigem Frost), zusammen also
im Jahr an 95 Tagen, wovon an 21 der Frost jeweilen den
ganzen Tag andauert. Im Zeitraum 1826-1805 sind folgende
Temperaturextreme beobachtet worden : Minimum mit
— 25,3° am 15. Januar 1838 und Maximum mit -f36,4 "
am 6. Juli 1870. Das Mittel aus den absoluten Minima
eines Jahres gibt — 13,27° für den 15. Januar und das-
jenige aus den absoluten Maxima -{-32,51 ° für den 20.-
21. Juli. Der mittlere jährliche Barometerstand ist 726,65
mm (im Winter 727,6 mm, im Frühjahr 724,8 mm, im
Sommer 727,4 mm und im Herbst 726,8 mm). Während
der letztvergangenen 50 Jahren hat das Barometer am
17. Januar 1882 mit 748,7 mm seinen höchsten und am
26. Dezember 1856 mit 700,16 mm seinen tiefsten Stand
erreicht.
Seit 1826 wird in Genf die Menge der Niederschläge
regelmässig berechnet. Das Mittel aus diesen Beobach-
tungen gibt 836,6 mm für das Jahr, 138,0 für den Win-
ter, 189,7 für das Frühjahr, 233,3 für den Sommer
und 275,6 für den Herbst. Am geringsten ist der Nieder-
schlag in den Monaten Januar, Februar und März, am
stärksten im August, September und Oktober. Die dem
Jura näher gelegenen Teile des Kantons weisen in dieser
Hinsicht höhere Zahlen auf, als das übrige Kantonsgebiet;
doch sind die Regenmessstationen (mit Ausnahme derje-
nigen der Sternwarte) noch zu jungen Datums, als dass
aus ihren Ergebnissen jetzt schon brauchbare Mittelzahlen
berechnet werden könnten. Regentage zählt man jährlich
130,5, Regenstunden 716,2. Gewitter treten im Jahr
durchschnittlich an 24,94 Tagen auf; sie sind am häußg-
sten im Juni und Juli und am seltensten im Dezember
und Februar. Die Schneedecke bleibt nur ausnahmsweise
länger als 15 Tage hintereinander liegen. Aus allen die-
sen Verhältnissen ergibt sich, dass das Klima von Genf
im Vergleich zu der Menge der atmosphärischen Nieder-
schläge weit milder ist, als dasjenige der den Kanton um-
252
GEN
GEN
rahmenden Gebirgszone und selbst noch milder als das
der übrigen Ufergebiete am Genfersee.
Beobachtungen über den Wasserdamprgehalt der Luft
(durch Bestimmung der Spannkraft des Wasserdampfes
oder des Dampfdruckes — absolute Feuchtigkeit — und
des Verhältnisses der zu einer bestimmtem Zeit in der
Luft vorhandenen Wasserdampfmenge zu der bei der
herrschenden Temperatur möglichen Dampfmenge —
relative Feuchtigkeit — ) sind seit 1849 angestellt worden
und haben folgende Mittelwerte ergeben:
Winter Mittlere relative Feuchtigkeit in <»/oo 84i
Frühjahr » » ^ » » » 713
Sommer *> » » » » 695
Herbst » » » » » 810
Jahr » » 9 » » 765
Jahr » absolute n »mm 731
Ueber den Grad der Bedeckung des Himmels mit Wol-
ken oder die Bewölkung gibt uns in Anzahl Tagen fol-
gende Tabelle Auskunft :
Hell Schwach bewölkt Stark bewölkt Bedeckt
Winter 7,5
Frühjahr 19,0
Sommer 26,8
Herbst 13,9
Jahr 67,2
10,0
16,2
21,8
14,3
62,3
Nebel ist in Genf, besonders in
13,8
19,1
19,2
18,3
70,4
den tiefer
59,0
37,7
23,2
43,5
163,4
gelegenen
Teilen des Kantons, ziemlich häufig und tritt hauptsäch
Kanton Genf: In Bernex.
lieh während der Zeit von Oktober bis Februar auf. Im
Mittel hat man jährlich 32,8 NebelUge festgestellt. Beob-
achtungen über die Dauer des Sonnenscheins werden in
Genf erst seit einigen Jahren angestellt, so dass brauch-
bare Miltelzahlen noch nicht gegeben werden können.
In Bezug auf die Windverhältnisse ist folgendes zu be-
merken : Im Winter herrscht der trockene, kalte und oft
sehr heftige wehende NO., die sog. Bise, vor, die die Tem-
peratur fühlbar erniedrigt, aber auch die Luft kräftig
reinigt ; im Sommer weht meist der S. oder SW. (Vent
du midi genannt), ein warmer und feuchter Luftstrom,
der gewohnlich Regen bringt. Neben diesen grossen
Strömungen der Atmosphäre unterscheidet man in Genf
noch zwei Arten von lokalen Winden, nämlich den von den
Jurahöhen von W. und NW. her absteigenden Joran und
den aus der Richtung des Mole von SO. her durch das
Thal der Arve wehenden Mölan, der oft der Vorläufer
eines Gewitters oder eines plötzlichen Wilterungsum-
schlages ist.
Flora. Seiner Lage zwischen dem Jura einerseits und
den Voralpen andererseits verdankt der Kanton Genf die
reiche Entwicklung seiner Flora, wie sie sich sonst in
der Schweiz nicht wieder an vielen Slellen zeigt. Diese
Flora setzt sich aus Elementen zusammen, die den Alpen
von Savoyen, dem Jura, der Uferregion des Genfersees
und dem französischen Rhonethal eigen sind, und bildet
damit das Verbindungsglied zwischen der Flora des zen-
tralen Europa und derjenigen des Mittelmeergebietes. Sie
ist, wie sich H. Christ ausdrückt, « eine Etappe io der
Wanderung vieler südlicher Arten nach Nonlen ». Von
einzelnen bemerkenswerten Arten führt derselbe Forscher
(Pßanzenleben der Schweiz. 2. Aufl. 1882. S. 71 f.) an:
für den Fuss der Juraklusen beim Fort r£cluse (Departe-
ment de TA in) Acer monspessulanum, Helianlhemum
pulverulentum, Cytisus labumum u. C. alpinus; AraJbU
saxatiliSf A. muralis und A. stricta; Hutchinsia petrssa,
Ononis natrix, Potentilla rupestris, Sedum anopetaiunij
Parietaria diffusa, Ruscus aculeatus, Astragalus nions-
pessulanus und Colutea arborescens ; für die Thalebene
Fumaria capreolata, Reseda phyteunia; Trifolium ele-
ganSf T. stnatum u. T. scahrum; Vicia lutea, Lathyrus
sphasricus, Eruca satuHi, Micropus erectus, Carduus
tenuiflorus und C. pycnocephalus, Kentrophyllum Usna-
tum, Centaurea calcilrapa, Picris echioides^ Lactuca
[virosa und L. salignay Crepis nicmensis, Anarrhinufn
bellidifoliumy Anckusa italwa, Lappula myosotis, So-
lanum niinialumj Scrophularia aquatica, Erythronium
dens canis, Narcissus bifloruSj Gastrtdium australe
Aira aggregcUa, Gladiolus segetum, Plantago ramosa
und P. cynopsy Aniaranthus silvestris und A. defle-
xus; Festuca tenuiflora, F. ciliata und F. sciuroides;
Rromus squarrosus, Lolium multiflprum, Omithoga-
luni pyrenaicum, Carex nitida, Rosa siystyla
und Calepina Corvini. Es sind dies meist Ar-
ten des grossen Rhonethales, von denen einige
auch weiter oben, im Walliser Thalbecken,
sich finden. Weitere Arten gehören der deut-
schen und mittelfranzösischen Flora an und
sind für die' Schweiz Seltenheiten, so z. B.
Agrimonia odorata, Dips<icus laciniatus, Vicia
lalhyroides, Silene otites, Veronica acinifolia^
Gagea stenopetala^ Alliuni scorodoprasum,
Leonurus niarrubic^slrum, Pulmonaria angus-
tifolia, Leontodon taraxacoides, Centaurea ni-
gra, Asperulagalioides, Rosagallica, Potentilla
alba^ Lamiuni incisum. Von der sehr reichen
Sumpf- und UfeHlöra nennt Christ Viola per-
sicifolia, V. persicifolia var. stagnina^ V. per-
sicifolia var. elatior und V. pratensis; Lathy-
rus palustris, Isnardia pcUustris, Peplis por-
tula, CeraJophylluni subniersum, Ai)ium no-
diflorum, Oenanthe fistulosa und 0, Lache-
nalii, Gladiolus palustris, Cirsium bulbosum.
Inula Vaillantii^ Blackstonia serotina, Men-
tha pulegivm, Samolus Valerandi, Claäium
mariscus und Naias minor.
Landwirtschaft, Weinbau, Wald. Der Bo-
den des Kantons Genf ist von Natur aus we-
nig ergibig, gibt aber dank einer rationellen
Bewirtschaftung doch normalen Ertrag. We-
sentlich haben zur Bodenverbessening die Entwäsae-
rungsarbeiten beigetragen, und im Kanton Genf ist 1847
zum erstenmal in Europa die Drainage vermittels zylind-
rischer Röhren angewendet worden. Temer haben auch
Bewässerungsanlagen bei diesen Bodenverbessemngen
eine bedeutende Rolle mitgespielt. Dem Weinstock sagen
am besten die Molasse und die darüber lieffenden Lehme,
dem Weizen dagegen der Glaziallehm zu. Natürliche Wie-
sen finden sich wenige, und auch Baumgärten und Wald
sind nicht stark vertreten ; dagegen nehmen Weizen-,
Hafer- und Kartoffelfelder, Kunstwiesen (Klee, Esparsette,
Luzerne) und Weinberge einen verhältnismässig grossen
Platz ein. ha %
Wald 2144,79= 9
Weiden und Gebüsch 511,81 = 2
Sümpfe 130,03 = 1
Kunstwiesen 6465,87 = 29
Aecker 10325,77 = 46
Weinberge 1928,13 = 8
Garten- und Gemüseland 422,30 = 2
Baumgärten 590,29 = 3
ToUl 22518,99 = 100
Im Vergleich zu seiner Fläche besitzt der Kanton Genf
von allen Kantonen die meisten Reben, die 1901 eine
GEN
GEN
253
Fläche von 1813 ha umfossten. Alle Reben gehören der-
selben Art an, geben aber an besonders günstigen Lagen
(so an den Hängen von Cologny, Pregny, Le Mandement,
Bemex) einen den Durchschnitt an Güte übertreffenden
Wein. Unter den Weissweinen ist neben einigen weniger
wichtigen Sorten am verbreitetsten der sogen. « fendant
roux >, der dem Wein von La Cöte in manchen Beziehun-
gen fleicht, aber geringeren Gehalt an Alkohol hat. Die
im Kanton Genf weniger verbreiteten Rotweine sind zu-
meist die Marken des Ddle und Salvagnin. Grosse Ver-
wüstungen hat während der letztvergangenen Jahre die
Reblaus angerichtet, so dass man seit einiger Zeit die Auf-
frischung der Genfer Rebber^e mit amerikanischen Pfropf-
reben (von der Versuchsstation Ruth geliefert) begonnen
hat.
Ueber den Ertrag der Weinernten im Kanton Genf geben
folgende Zahlen Auskunft:
1896 1897 1898 1899 1900 1901
106949 104397 81381 95514 191536 122913 hl.
Von den 122913 hl des Jahres 1901 entfallen auf Weiss-
weine 100929, auf Rotweine 20981 und auf gemischte
Sorten 1003 hl, deren respektive Durchschnittspreise pro
hl 20.50, 21.60 und 24.5() Fr. betrugen. Mit Berücksich-
tigung früherer Jahrgänge kann man den Durchschnitts-
preis für den hl Wein auf 30-40 Franken ansetzen. Die
Weinernte von 1901 erzielte einen Gesamtertrag von Fr.
2555955.
Im Kanton Genf ist Hochwald wenig verbreitet; den
Hauptplatz nehmen Buschholz und Gestrüpp ein, wie dies
folgende Tabelle für 1898 zeigt :
Hochvvald . . . 93,63 ha 4%
Reisholz . . . 22,91 » i%
Buschholz. . . 2253,78 » 87%
Gestrüpp . . . 204,62 » 8%
Total. . 2574,94 ha. 100%
Die Waldfläcbe des Kantons ist im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts zahlreichen Schwankungen unterworfen gewe-
sen, hat aber im Grossen und Ganzen infolge grosser Ab-
holzungen bestandig abgenommen. Sie betrug :
1817 1829 1853 1882 1898
3993 4057 2220 2656 2575 ha.
Die Schuttbedeckung aus der Quaternärzeit, mit der
beinahe die |[anze Bodenfläche des Kantons Genf überführt
ist, begünstigt vor Allem den Wuchs der Eiche, die zu
mehr als %^ die Waldungen des Kantons zusammensetzt
und dies hauptsachlich in der Form der Stieleiche {Quer-
cus robur), während die Steineiche (Quercus sessiliflora)
nur in kleinen und zerstreuten Beständen angetroflen
wird. In den übrig bleibenden Zehnteit teilen sich Esche,
Linde, Ahorn, Vo^elbeerbaum, Wilder Kirschbaum, Els-
beerbaum, Spierling, Buche, Hagebuche, Kastanie,
Birke, Erle, Weide, Pappel und einige Nadelhölzer.
Der Giesamtertrag der Waldungen des Kantons be-
lief sich 1898 auf 132040 Fr. (Vergl. Borel, W. Rap-
port 9ur le$ bois du canton de Geneve, Geneve
1899).
Die Genfer Bauern haben sich zum Zwecke bes-
serer Wahrung ihrer Interessen gegenüber den Be-
hörden und zur Erzielung günstigerer Absatzbedin-
gungen ihrer Erzeugnisse gegenüber den Konsu-
menten zu landwirtschaftlichen Genossenschaften,
sog. Syndicats agricoles, zusammen getan. Es be-
stehen heute deren 6 mit zusammen 1220 Mitglie-
dern und einem jährlichen Waarenumsatz von
175000 Fr. Die 1776 gegründete Klasse für Landwirt-
schalt der Soci^t^ des Arts befasst sich nur mit dem wis-
senschaftlichen Studium landwirtschaftlicher Fragen
undlässtdie geschäftliche Seite ^nz ausser Betracht.
Die von der Eidgenossenschaft und den Kantonen
Waadt und Bern subventionierte kantonale Genfer
Gartenbauschule Chätelaine vermittelt theoretische
und praktische Kenntnisse in Garten-, Gemüse- und
Weinbau. Ihr ist zum Zwecke landwirtschaftlicher
Versuche und Analysen ein Laboratorium angeglie-
dert, das den Landwirten auf alle vorkommenden
Fragen Auskunft erteilt. Daneben besteht in der
Stadt Genf unter dem Namen der Cours agricoles eine
landwirtschaftliche Winterschule, die in den verschiede-
nen Zweigen dieses Faches Unterricht erteilt.
Fauna, Die Fauna des Kantons Genf stimmt im Allge-
meinen mit der des schweizerischen Mittellandes überein
und unterscheidet sich von ihr nur in einzelnen wenigen
interessanten Sondererscheinungen. V. Fatio zählt auf :
in der Klasse der Wirbeltiere 13 Nager (Eichhörnchen,
Eichelmaus, Siebenschläfer, Haselmaus, Wanderratte,
weissbauchige Ratte, Hausmaus, Hamster, Feldmaus,
Waldmaus , Wasserwühlmaus , Schärrmaus , gemeiner
Hase), 6 Insektenfresser (Igel, Maulwurf, Wasserspitz-
maus, gemeine Spitzmaus, Hausspitzmaus und FeJdspitz-
maus),7 Raubtiere (Fuchs, Dachs, Stein- oder Hausmarder,
Iltis, Hermelin wiesei, kleines Wiesel, Fischotter) und 14
Fledermäuse ; in der Klasse der Reptilien 4 Echsen (erüne
Eidechse, Wurzeleidechse, Mauereidech^e, Blindschleiche),
4 Schlangen (Ringelnatter, gemeine Viper, österreichische
Natter, Redische viperj: in der Klasse der Amphibien 7
Froschlurche (grüner Wasserfrosch, brauner Grasfrosch,
Springfrosch, Feuerkröte, gemeine Kröte, grüne Kröte und
Laubfrosch) und 4 Schwanzlurche (gefleckter Salamander,
Berg Wassermolch, grosser Wassermolch u. Teichmolch) ;
14 Fische. Die Nähe von See und Gebirge sowie das Vor-
handensein von weiten Sumpfgebieten bedingen eine
reiche Entwickelung der Avifauna, in der man 307 ein-
zelne Arten, d. h. etwa 7» aller in Europa vorkommenden
Vo^elarten, unterschieden hat. Davon sind 214 Arten ein-
heimisch (105 Arten der Ebene, 27 Arten des Gebirges,
47 Ufer- und Sumpfvögel, 35 Wasservögel) ; 146 Arten nis-
ten im Lande selbst und 84 Arten sind Zugvögel (25 Arten
der Ebene, 4 Arten des Gebirges, 20 Ufer- u. Sumpfvögel,
35 Wasservögel).
Für die Wirbellosen sind unsere Kenntnisse noch ni^t
so weit gefördert, dass man eine vollständige Liste der Ar-
ten aufstellen könnte. Immerhin sind bereits eine Anzahl
von guten Monographien einzelner Gruppen von Wirbel-
losen aus Genfs Umgebungen vorhanden, so eine von Pe-
nard über die Rhizopoden, eine von Roux über die Infu-
sorien, eine von Weber über die Rotatorien, eine von
Brot über die Lamellibranchiaten und mehrere über die
Arthropoden. Von diesen letztgenannten mögen hier noch
einige auf Genfer Boden ziemlich häufig anzutreflende
südliche Arten hervorgehoben werden, wie die Man-
lis religiosa, Sira Dollfusii und einige Tausend füss-
1er aus der Gattung Scutigera.
Jagd und Fischerei. Der Kanton Genf ist arm an jagd-
barem Wild, weshalb zahlreiche Genfer es vorziehen, in
den benachbarten französischen Departements der Jagd
nachzuffehen. Im Jahre 1900 hat das Genfer Justiz- und
Polizeidepartement 511 Jagdpatente zu einer Taxe von je
20 Franken ausgestellt und Schussprämien ausgerichtet
für 91 Füchse, 25 Marder, 2 Iltisse, 2 Wiesel und 12 Sper-
ber. Auch die Jagdgesellschaft « Diana » fördert die Jagd-
Kanton G«nf : Wirtshaus in Cartigny.
Interessen durch Bezahlung von Schussprämien für
schädliche Tiere und Wiederbevölkerung der Wälder mit
verschiedenen Vogelarten (Rebhühnern, Fasanen etc.).
254
GülN
GEN
Im Kanton Genf wird die Jagd auf Fluffwild am i. Sep-
tember, die allgemeine Jagd am i. Oktober geöffnet, und
beide werden mit dem 15. Dezember geschlossen. Im Früh-
jahr ist die Ja^ überall auf Schweizerboden untersag ;
die Jagd auf die auf dem See lebenden Wasservögel wird
von den Uferkantonen und -Staaten gemeinsam geregelt.
Die Bewohner der See- und Rhoneufer treiben Fischerei
und versehen den Markt zu Genf mit zahlreichen Arten
von Fischen : Barsch, Forelle, Felchen, Aesche, Hecht,
Trüsche etc. Der vor einigen Jahren noch gänzlich feh-
lende Aal wird jetzt in der Rhone häufig gefangen. Seit
1881 hat man den Versuch gemacht, im Genfersee einige
fremde Arten einzuführen, wie die grosse Maräne {Gore-
gonus niarssna), den White fish (Coregonus alba) und
eineü Barsch {Eupomotis gibbosus). Von diesen hat sich
die erstgenannte besonders gut akklimatisiert und wird
heute auf den Fischmärkten häufig feilgehalten. 1899 sind
521 Jagdpatente ausgestellt worden, wovon 388 für Angel-
fischerei. 80 für Reusenfischerei. 23 für Netzfischerei im
See und 30 für Netzfischerei in der Rhone und Arve.
Viehzucht, Die unten folgende Tabelle zei^, dass die
Viehzucht im Kanton Genf von grosser Wichtigkeit ist.
Grosse Herden sind im Allgemeinen selten, dafür hält
aber beinahe jeder Bauer einige Stück Vieh.
1^ 1892 19(H
Pferde .... 3533 3434 3881
Maultiere ... 10 9 16
Esel 142 117 109
Zuchtstiere. . . 111 124 111
Kühe 6285 6572 6586
Ochsen .... 475 464 252
Kälber u. Rinder. 793 788 1157
Ziegen .... 1526 1516 1670
Schafe .... 1008 370 643
Schweine . . . 2555 2719 2468
Bienenstöcke . . — — 2048
Zu nennen sind bei dieser Gelegenheit noch einige Ge-
flü|^elzuchtanstalten, wie die von Cr^le, Chöne-Bou^eries,
Comtrin und Bellebouche bei Gy. Versuche zur Einfüh-
rung der Seidenraupenzucht hat man s. Z. in Veyrier am
Fuss des Saleve unternommen, bald aber wieder aufge-
ben müssen.
Bevölkertmg. Mit seiner Wohnbevölkerung von 132510
Köpfen steht der Kanton Genf unter den 25 schweizerischen
Kantonen an achter Stelle, während er seiner Fläche nach
deren einundzwanzigster ist. Charakteristisch für die Be-
völkerungsverhältnisse von Genf ist der mächtige Prozent-
satz der Ausländer, von denen auf 1000 Ew. nicht weniger
als 393,3 kommen, während die Genfer nur mit 345,1 und
die übrigen Schweizer mit 261,6 Ew. vertreten sind. Die-
ses Ueberwiegen der fremden über die einheimische Be-
völkerung erklärt sich aus der Lage Genfs als Grenzkanton
und daraus, dass die Stadt Genf durch ihre reichen intel-
lektuellen Hilfsmittel und andere Annehmlichkeiten die
fremden Besucher zu dauernder Niederlassung anzieht
und durch ihre rege Handels- und Gewerbetätigkeit An-
deren Aussicht auf lohnenden Verdienst bietet. Die rasche
Vermehrung der Bevölkerung erklärt sich zum weitaus
grösseren Teile aus der beständigen Zuwanderung, als
aus dem Ueberschuss der Geburten über die Todesfalle.
Ueber diese Vermehrung gibt folgende Tabelle Auskunft :
1815 48489 Ew. ifto 93239 Ew.
1828 53407 » 1880 101595 »
1837 58666 » 1888 106 738 »
1843 61871 » 1895 114 975 »
1850 64146 » 1901 132 510 »
1860 83345 »
Mit Bezug auf die Geburtsziffer nimmt Genf unter den
Schweizer Rantonen die letzte Stelle ein. Für die Schweiz
als Ganzes betrug im Zeitraum 1871-1890 das jährliche
Mittel der Geburten 308 auf 10000 Ew., für Genf allein
nur 243. Im Kanton Genf zählte man 1895 2361 Geburten
(630 Genfer, 755 übrige Schweizer, 976 Ausländer) und
2534 Todesfälle (944 Genfer, 616 übrige Schweizer, 974
Ausländer); 1901 standen sich 2886 Geburten und 2529
Todesfälle gegenüber. Daraus ergibt sich zur Genüge, dass
der Zuwachs der Bevölkerung fast ausschliesslich auf
Rechnung der Zuwanderung zu setzen ist. Im Grossen
und Ganzen würde sich die Bevölkerung ohne diesen Zu-
zug von fremden Elementen beinahe gleich bleiben ; im
Jahrzehnt 1860-70 ist das Genfer Element sogar zurück-
gegangen, zeigt aber jetzt wieder eine schwache Zunahnoe.
Die Resultate der eidgenössischen Volkszählung von
1900 und der kantonalen Zählung von 1901 lassftn sich in
folgende Tabellen gruppieren :
a) Geschlecht (Zählung von 1900).
Sudt Uebr. Gem. Kanton "/
Männlich 27 619 35436 63055 47,18
Weiblich 32245 383U 70589 52,82
59 864 Wm 133644 100,00 %
b) Muttersprache (Zählung von 1900).
Stadt Uebr. Gem. Kanton %
Französisch 46267 63 791 110058 82,^
Deutsch 8301 5465 13766 10^
Italienisch 4166 3134 7 300 5,46
Romanisch 74 40 114 0,10
And.Sprach. 1056 1350 2406 1,79
59ö64 7378Ü 133644 100,00 %
c) Konfession (Zählung von 1900).
Stadt Uebr. Gem. Kanton %
Reformierte 30376 32165 62541 46,80
Katholiken 27 664 39564 67 228 50,30
Juden 716 360 1076 0,81
Andere 1108 1691 2 799 2,09
59 864 1^1^ 1JÖ6U lUÖ,OÖ%
Das Ueberwiegen der Katholiken über die Reformierten
rührt von der Zuwanderung her und datiert seit 1857,
in welchem Jahre beide Konfessionen sich noch die Wage
gehalten hatten.
d) Heimat (Zählung von 1901).
Stadt Uebr. Gem. Kanton %
Genfer 18620 27115 45 735 34,52
Uebr. Schw. 17009 17 634 34643 26,14
Ausländer 23 252 28880 52132 39.34
58881 73 629 V&l 510 100,00 %
Die Ausländer verteilen sich wieder auf die verschiede-
nen Nationen wie folgt : Franzosen 34054, Italiener 10861,
Deutsche 4027, Russen 785, Engländer 580, Oesterreicher
477, Amerikaner 344, Belgier 241, Spanier 131, Holländer
117, Türken 108, Verschiedene 407.
e) Zivilstand (Zählung von 1900).
Stadt Uebr. Gem. Kanton ^o
Ledig 32 514 40597 73111 54,70
Verheiratet 21795 26967 48 762 36,49
Verwitwet 4 936 5 689 10625 7,95
Geschieden 619 527 1146 0,86
59 864 73780 133 644 100,00%
Der Kanton als Ganzes zählt 37332 HaushaltungeD,
was für die einzelne Haushaltung im Mittel 3,5 Kopfe
ergibt ; die Dichtigkeit der Bevölkerunff beträgt 532 Ew.
auf einen km' Fläche (Fläche des Kantons ohne den
Anteil am Genfersee gerechnet).
1901 betrug die Anzahl der Geburten 2886, wovon
Ehelich Ausserehelich
Männlich 1285 138
Weiblich 1350 113
1901 betrug die Anzahl der Todesfälle 2529, wovon
Mannlich 1298 (77 Totgeburten)
Weiblich 1231 (56 » )
Industrie, Die industrielle Tätigkeit im Kanton Genf
zeichnet sich aus durch die grosse Mannigfolti^keit der
betriebenen Gewerbe, von denen besonders die Praxi-
sionsmechanik (und diese wieder hauptsächlich in der
Form der Uhrenindustrie) eines weltumspannenden Rafes
sich erfreut. Die Uhrenmacherei ist in Genf 1587 durch
den Franzosen Gh. Gusin eingeführt worden und hat
sich seither beständig weiter entwickelt, sodass sie 1789
schon 4000 Arbeiter beschäftigte. Heute zeichnet sie sich
weniger durch die Anzahl der fertiggestellten Uhren,
als vielmehr durch die Vorzüglichkeit ihrer in der gan-
zen Welt geschätzten Fabrikate aus. Spezialitäten der
Genfer Uhrenindustrie sind die Herstellung von Präzi-
sionschronometern, kunstvollen Schlagwerken, reich ver-
zierten Uhren und Damenuhren. Auf Begehren der Fa-
brikanten untersucht die Sternwarte jeden Chronometer
auf die Genauigkeit seines Ganges, die in einem beson-
deren Begleitschein amtlich bezeugt wird. Daneben ver-
anstaltet die Society des Arts alljährlich besondere Preis-
bewerbungen für genau gehende Uhren (Concours de
GEN
GEN
255
r^lage). Diese Einrichtungen tragen viel dazu bei, im
Auslanae den guten Ruf der Genfer Uhren zu erhalten.
Der Wert der in Genf jährlich fertig gestellten Uhren
wird auf ungefähr 10 Millionen Franken geschätzt. Kaum
weniger wichtig sind die Juwelierkunst, Schmuckwaaren-
industrie und Goldschmiedekunst. Zum Beweis dafür
geben wir in Folgendem die Anzahl der 1899 vom Kontrol-
amt für Gold- und Silberwaaren gestempelten Stucke:
12422 goldene und 161217 silberne Uhrgehäuse, 7851
Stücke goldener Schmuckwaaren und 86 Stücke Gold-
schmiedearbeiten. Von den 394 dem eidgenössischen Fa-
brikgesetz unterstellten industriellen Betrieben Genfs
arbeiten nicht weniger als 70 auf den eben genannten
Gebieten (38 Uhren- und 32 Gold- und Silberwaarenge-
schäfte). Trotz ihrer wichtigen Stellung im Erwerbsleben
Genfs sind doch diese beiden Industriezweige während
der letztvergangenen Jahre an Bedeutungzuruckgegangen,
indem sie 1896 300 Personen und 1902 700 Personen
weniger beschäftigten als im Jahr 1888.
Auch die einst so blühende Herstellung von Musik-
dosen ist jetzt im Rückgang begriffen. Dafür haben sich
aber in Genf in den letzte^ Jahren zahlreiche neue In-
dustriezweige entwickelt, besonders seit die Stadt an der
Rhone ihre zwei grossen Wasser- und Elektrizitätswerke
von La Goulouvreni^re und Ch^vres errichtet hat, die das
Wasser des Flusses in der Form von Druckwasser oder
elektrischer Kraft nutzbar machen.
Im Jahre 1902 waren im Kanton Genf 394 Fabrikbe-
triebe dem eidgenössischen Fabrikgesetz unterstellt. Ne-
ben den 70 oben schon genannten Geschäften gehören hier-
her noch folgende: 23 Ateliers für graphische Künste und
Buchdruckereien, 17 mechanische Werkstätten, 26 Zim-
mer-oder Schreinergeschäfte, 18 Schlossereien, 7 Giesser-
eien, 7 Bierbrauereien, 9 Spenglereien, 9 Hutmacherge-
schäfte, 7 Fabriken für chemische Produkte, Anilinfarben
und künstliche Parfumdrien, 7 Tabak-, Zigarren- und
Zigarettenfabriken, 5 Kerzen- und Seifenfabriken, 5 Back-
steiofabriken und Ziegeleien, 2 Töpfereien, 4 Chokolade-
fabriken, 5 Zuckerwaarenfabriken, 5 Mühlen; dazu
kommen noch Fabriken zur Herstellung von Automobilen,
chirurgischen Instrumenten, Photographenapparaten,
Waagen, Korkzapfen, Bürsten waaren, physilalischen
Instrumenten, Feuerwerk, dann Gerbereien, Parketterien
etc. Die Anzahl der dem Haftpflichtgesetz (loi sur Textension
de la responsabilit^ civile) unterstellten Betriebe beläuft
sich auf 197, wovon 178 dem Baugewerbe und 19 dem
Verkehrswesen zu Wasser und zu Litnd dienen.
Da die landschaftliche Lage Genfs, die Schönheit und
|;anz besonders noch die Hotel Industrie. Die Anzahl der
m Genf verkehrenden Fremden nimmt von Jahr zu Jahr
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_ 1 TjQlJoqo
,/ Mmw^!^;
Kanton Genf: Zollfreie Zone (Freihandelsgebiet).
Anmut seiner Umgebungen, seine vielfachen wissenschaft-
lichen und künstlerischen Einrichtungen und Anregun-
gen zahlreiche Fremde anziehen, so blüht hier auch
Kanton Genf : Schloss Y^senaz.
ZU : so sind in den Gasthöfen der Stadt abgestiegen 1899 :
15Ö584, 1900: 175018 und 1901: 205767 Fremde. Diese
letzte Zahl setzt sich zusammen aus 74280 Franzosen,
49180 Schweizern, 26487 Deutschen^ 18902 Italienern,
mehr als 20000 Engländern und Amerikanern. Am stärk-
sten ist der Fremdenstrom in den Monaten Juli bis Sep-
tember, am schwächsten im Januar und Februar.
Handel. Es ist wahrscheinlich, dass die Bewohner
Genfs schon von den ältesten Zeiten an dem Handel ihre
ganz besondere Aufmerksamkeit schenkten. Die geogra-
phische Lage der Siedelung bot hierfür zahlrei-
che Vorteile, und die schon von Aurelian im 4.
Jahrhundert hier eingerichteten Messen ent-
wickelten sich zu solcher Wichtigkeit, dass die
Siedelung davon den Namen des Emporiuni AI-
lobrogum (Handelsstadt der AUobroger) erhielt.
Mit dem Untergang des Römerreiches nahm dann
wahrscheinlich auch Genfs Bedeutung als Han-
delsplatz ein Ende, freilich nicht für allzulange
Zeit, da zahlreiche Urkunden aus dem 14. und
den folgenden Jahrhunderten uns von einem
neuen Aufschwung von Handel und Gewerbe
Zeugnis geben. Heute ist Genf ein wichtij^er Han-
dels- und Finanzplatz, der seine Beziehungen
überallhin angeknüpft hat und seine Waaren
nicht nur in der Schweiz und Frankreich absetzt,
sondern auch nach Italien und den Vereinigten
Staaten von Nordamerika ausführt. £^ gibt etwa
30 Speditionsgeschäfte und Auswanderungsagen-
turen und etwa 50 Geldinstitute (Banken, Spar-
und Leihkassen etc). Emissionsbank ist einzig
die Handelsbank (Banque du Commerce), die
1901 für 24 Millionen Franken Banknoten ausge-
geben hat.
Im Jahr 1899 sind im Ganzen 8091 ff ewerbliche
Patentbewilligunffen ausffestellt worden, wovon
1023 für Auspacken, Feilhalten und Liquidation
von Waaren, 3602 für Hausierer, 750 für wan-
dernde Handwerker und Kleingewerbetrei-
bende, 2716 für wandernde Artisten und 2494 Legi-
timationskarten für Handelsreisende. Von diesen letz-
teren wurden ohne Entgelt 2404 (1519 auf im Kanton
256
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selbst niedergelassene Geschäfte und 885 auf auswärtige
Geschäfte) und gegen Taxe 90 (68 auf im Kanton selbst nie-
Kanton Genf : Villa Mon Repos am rechten Seeufer.
dergelassene Geschäfte und 22 auf auswärtige Geschäfte)
ausgegeben. Eine 1865 gegründete, vom Staate Genf sub-
ventionierte, aber von den Genfer Kaufteuten unterhaltene
Handelskammer vertritt die Interessen der Kaufmann-
schaft den Behörden gegenüber und studiert alle in ihren
Geschäftslireis einschlagenden Fragen. Seit 1888 besteht
auch eine Handelsschule, die rasch zu grosser Blüte ge-
langt ist und jung-en Handelsbeflissenen die ihnen nötigen
Kenntnisse vermittelt; ausserdem besteht noch je eine
Handelsabteilung auch an der Sekundär- und Höhern
Töchterschule. Der Kanton Genf ist von einer in Zollange-
legenheiten neutralen Zone umgeben, deren Grenzen über
die politische Landesgrenze hinaus in französisches Ge-
biet verlegt sind. Das Rechte Ufer des Kantons grenzt
an die Zone des Pays de Gex, die sich bis zur Valserine er-
streckt und 1814 vom Pariser Kongress geschaffen worden
ist. Das neutrale Gebiet hinter dem Linken Ufer des
Kantons, die Zone von Savoyen, datiert aus dem Jahre
der Vereinigung dieser Landschaft mit Prankreich (1860) ;
ihre Schallung ist damals durch Volksabstimmung der
Bewohner Savoyens beschlossen worden. Vom übrigen
Frankreich ist diese neutrale Zone Savoyens durch eine
unregelmässige Linie abgetrennt, die zunächst bis Seyssel
dem Hhonelauf folgt, dann den Bach Les Usses hinauf-
geht und weiterhin über £vire, Saint Jean de Sixt, La
Gi^taz und Flumet die italienische Grenze erreicht; die
Zone umfasst die französischen Arrondissemente Thonon
und Bonneville ganz, und Saint Julien und Annecy zu
einem Teile. Diese Einrichtung der zollfreien Zonen er-
leichtert die Versorgung Genfs mit Lebensmitteln und
gestattet den Bewohnern des Pays de Gex und Savoyens
die bequeme Abfuhr ihrer Landesprodukte nach derjeni-
gen Stadt, die deren natürlicher Absatz- und Ausfuhr-
markt ist. Diese zollfreie Zonen sind also für beide Länder
vorteilhaft, ganz besonders aber für Savoyen und das
Pays de Gex, die sich beide immer gegen ihre Einreihung
in das allgemeine französische Zollsystem gewehrt haben.
Verkehrswege. Seiner geographischen Lage entsprech-
end ist Genf das Verbindungsglied zwischen der Schweiz
einerseits, dem südl. Frankreich, Algerien und Spanien
andererseits. Drei Eisenbahnlinien stellen die Verbindan^
Genfs mit seinen Nachbargebieten her, nämlich die
Linien der Jura-Simplonbahn, Paris-Lyon-Möditerran^
und Les VoUandes-Annemasse. Die zwei erst genannten
gehen vom Bahnhof Cornavin aus, die andere verbindet
Genf mit dem Bahnnetz der Haute Savoie. ist von weit ge-
ringerer Bedeutunff, mündet in den Bahnhof von Les £aus
Vives ein und wird — obwohl Eigentum des Staates Genf
— von der Paris- Lyon-M^iterran^- Bahn betrieben. Es
ist für den Handel Genfs und auch für den iDtemationaleo
Verkehr ein grosser Nachteil, dass diese Linien auf Genfer
Boden nicht mit einander verbunden sind und in zwei
verschiedene Bahnhöfe einmünden. Obwohl schon ver-
schiedene Projekte einer Verbindungsbahn zwischen den
beiden Bahnhöfen Cornavin und Eaux Vives ausgearbeitet
worden, ist doch die ganze Angelegenheit heute noch
immer in der Schwebe. Das Gesamtgewicht der in beiden
Bahnhöfen angekommenen Güter belief sich 1900 auf un-
gefähr 600000 Tonnen. Die Ge8amtlän|e der normal-
spurigen Bahnen auf Genfer Boden betragt 30 km. Von
grosser Bedeutung ist für den Kanton Genf daneben noch
sein ausgedehntes Netz von Schmalsnurbahnen, die 1887
mit der Eröffnung der Linie Genf-Veyrier ihren ersieo
Anfang nahmen und heute alle als elektrische Bahnen
eingerichtet sind. Dieses Netz dient vor allem den länd-
lichen Gebieten des Kantons und setzt sich noch ü her die
Kantonsgrenzen hinaus bis zu wichtigen Ortschaften des
Departement de TAin (Fernex-Gex) und Hoch Savoyens
(Saint Julien, £trembi^res, Douvaine, Gollonges soo«
Saleve) fort. Endstationen dieser von Genf nach allen
Seiten hin ausstrahlenden Linien sind Versoix, Feraex.
Vemier, Saint Georges, Ghancy, Lancy, Saint Julien.
Gollonges sous Saleve, Jussy, Douvaine und Hermaoce.
Gesamtlänge 117 km. Mit Ausnahme der von einer beson-
deren Gesellschaft betriebenen Linie Genf-Veyrier-Col-
longes sous Saleve sind alle diese Bahnen Eigentum der
Compaffnie Genevoise des Tramways £lectriques.
Die neiden Flussläufe des Kantons Genf sind nicht
schiffbar. Die Arve ist hierfür zu seicht und hat zu aebr
Kauton Genf: Aussicht von der Terrasse des Hotels Fornev.
WiUlbachcharakter, und die Rhone unterbricht ihren
Lauf bei Bellegarde (Departement de TAin) in der von
ihr ausgewaschenen sog. Perte du Rhune. Ausserdem
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257
sperrt 6 km unterhalb der Stadt Genf der Staudamm des
tlektrizitäts- und Wasserwerkes Chevres den Rhonelauf
seiner ganzen Breite nach. Von Bedeutunc als Ver-
kehrsweg ist daeegen der Genfersee, auf dem die
Compagnie generale de Navigation 16 Dampfboote
unterhalt, die beide Ufer regelmässig bedienen und
fast ausschliesslich nur Personen befördern. Den
Waarenverkehr vermitteln zahlreiche Segelschiffe,
die dem Hafen von Genf die Erzeuffnisse der Ufei^
Sebiete, vor Allem die Bausteine der Bräche von
[eillerie (Hoch Savoyen) zuführen. Den Verkehr
im Hafen selbst und in seinen nächsten Umgebun-
gen besorgen endlich eine Anzahl von kleinen Mo-
torliooten.
Staat und Verwaltung. Der Kanton Genf wird
nach der Verfassung vom ^. Mai 1847 verwaltet, die
ihre Ausarbeitung der nach dem Aufruhr vom 6.
Oktober 1846 eingesetzten provisorischen Regierung
verdankt und seither zu verschiedenen Malen ab-
ffeandert worden ist. Ihre Hauptbestimmungen sind :
Verminderung der Mitgliederzahl des Staatsrates
uDd des Grossen Rates, Verkürzung ihrer Amts-
dauer, Beseitigung der Bürgermeister (syndics),
Gewährleistung der Glaubensfreiheit, Wahl der
ausübenden Behörde durch das Volk, Ausdehnung
des Stimmrechtes auf die Almosengenössigen und
die im Kanton niedergelassenen Schweizer aller
Kantone, Unentgeltlichkeit des Volksschulunter-
richtes, Gründung der Banque de Genäve und der
Hypothekarkasse, Aufhebung der Oekonomischen Ge-
sellschaft (einer aristokratischen Einrichtung, deren
Mitglieder blos alteingesessene Genfer Patrizier wer-
den konnten und die aus ihrem beträchtlichen Ver-
mögen bisher gewisse Ausgaben für die Volksschule
undfden reformierten Kultus bestritten hatte). Diese Ver-
fassung von 1847 ist später in manchen wichtigen Be-
stimmungen abgeändert worden, so besonders mit Bezuff
auf die Amtsdauer der Mitglieder des Staatsrates und
Grossen Rates, die Einführung des Referendums und an-
dere Punkte. Die Staatsform des Kantons Genf ist die
einer repräsentativen Demokratie. Der Gesamtheit der
Wähler (Conseil genöral) stehen folgende Rechte zu : Wahl
der ausübenden und gesetzgebenden Behörden und der
Vertreter des Kantons in den eidgenössischen Räten, Ge-
währleistung der Verfassung, fakultatives Referendum;
femer das Hecht der Initiative, die aber, um in Kraft tre-
ten zu können, von mindestens 2500 stimmberechtigten
Bürgern unterstützt werden muss, während das Referen-
dum zu seiner Vollziehung die Unterschrift von mindes-
tens 3500 Bürgern verlangt. 1899 zahlte der Kanton
ffil^ stimmberechtigte Bürger, von denen 7431 auf die
Stadt, 5770 auf das Rechte Ufer und 8988 auf das Linke
Ufer entfielen. Von den Stimmberechtigten sind 8600
oder 38,8% Schweizerbürger aus anderen Kantonen (3100
deutscher und 5500 französischer Zunge). Die Zunahme
dieser Klasse von Stimmberechtigten macht sich weit
mehr als in der Stadt in den ländlichen Gemein-
den des Kan- 4^ tons bemerkbar.
Gesetige- J ixftide Bolinrde ist der Grosse Hat
l^tfiiid fän- ^ »eilj, il^r sieb aus K>Oje fiir 3 ,rihrt>
Grossrate erfolgt vermittels des Listenskrutiniums nach
dem durch Gesetz vom 6. Juli 1882 aufgestellten Prin-
Gemischte
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n'7*
Kanton Genf: Hermance.
von den drei K reis wähl kör pern (Stadt, Rechtes Ufer,
Linkes Ufer) proportional zur Zahl ihrer Bevölkerung
gewählten Mitgliedern zusammensetzt. Die Wahl der
Kanton Genf: Verteilung der Konfessionen.
zip der Proportional Vertretung. In den Geschäftskreis
des Grossen Rates fallen die Beratung von Gesetzes-
vorschlägen, die Aufsicht über die kantonale Verwaltung,
das Begnadigungs- und Amnestierecht, die Bestimmunff
des Steuerfusses. die Beschlussfassung über Ausgaben und
Anleihen, Ratillkation von Konkordaten und Verträgen,
Ernennung der richterlichen Behörden, Bürgerrecnts-
gesuche.
Die ausübende Behörde, der ebenfalls auf eine Amts-
dauer von 3 Jahren ernannte Staatsrat (Conseil d'£tat)
besteht aus 7 Mitjgliedern, die den einzelnen Verwaltungs-
abteilungen (Erziehungswesen, Finanz- und Steuerwesen,
Oelfentliche Arbeiten, Justiz und Polizei, Handel und
Volkswirtschaft, Inneres, Landwirtschaft und Kultus,
Militärwesen) vorstehen. Der Gesamtbehörde liegen ob die
Bekanntmachung und Durchführung der Gesetze, die kan-
tonale Verwaltung, die Aufsicht über die Gerichte, den
Kultus und das Schulwesen, die Vermittlung der Bezieh-
unffen zu den eidgenössischen und übrigen kantonalen
Behörden etc.
Der Kanton Genf ordnet in den Nationalrat 7 Mitglieder
ab, die wie auch die beiden Ständeräte direkt vom Volke
gewählt werden.
Die heutige Justizorganisation des Kantons beruht auf
dem Gesetz vom 15. Juni 1891, das durch dasjenige vom
23. Januar 1897 in einigen Punkten abgeändert und er-
gänzt worden ist. Die richterlichen Funktionen werden
ausgeübt durch Schiedsgerichte, Friedensfferichte, einen
Gerichtshof erster Instanz, ein Zivil-, Straf- und Korrek-
tionsgericht, den Staatsanwalt und den Untersuchungs-
rii l^tt^r. *\nt [Jntersuchungskammer, eine Vormuud-
shilKkiiis rund ein Kassationsgericht. Alle richter-
lichen Behörden werden auf eine Amts-
dauer von 4 Jahren vom Grossen Rate
ernannt, mit Ausnahme der Schiedsge-
richte, die von den Arbeitsgebern und
Arbeitern nach Berufsgruppen getrennt
bestellt werden. Diese gewerblichen
Schiedsgerichte entscheiden in allen
zwischen Prinzipalen und Angestellten
entstehenden Streitigkeiten, wie z. B.
Lohnfragen, Arbeitsausfuhrungen und
Lehr vertragen. Der Kanton ist in 4 Frie-
densgerichtsbezirke eingeteilt : Genf,
Carouge, Chdne Bourg und Petit Sa-
connex, von denen die drei letztgenann-
ten wieder in je vier Kreise gegliedert
sind. Es gibt 3 Friedensrichter u. 4 Stell-
vertreter. Der Gerichtshof erster Instanz
setzt sich zusammen aus 5 Richtern, 10 Beisitzern, 6 stell-
vertretenden Richtern u. 6 stellvertretenden Beisitzern;
er gliedert sich in 5 Kammern (vier für Zivilsachen und
GEOGR. LEX. 61—11—17
258
GEN
GEN
eine für Handelssachen) u. entscheidet in allen den Betrag
von 250 Franken nicht übersteigenden Streitigkeiten. Das
Kanton Genf : Haus von Charles Bonnet.
Zivil-, Straf- und Korrektionsgericht besteht aus 3 Rich-
tern, 2 Beisitzern, 5 stellvertretenden Richtern und 3
stellvertretenden Beisitzern. Zwei seiner Richter bilden
mit 3 Richtern des gewerblichen Schiedsgerichtes diesos.
Cour mixte. Oberste kantonale richterliche Instanz ena-
lich ist das Kassationsgericht mit einem Präsidenten und
3 Richtern.
Der Kanton Genf umfasst 48 politische Gemeinden,
wovon 13 rechts und 34 links aer Rhone liegen und
eine (Stadt Genf) beide Ufer des Flusses umfasst. Je-
der Gemeinde steht ein alle 4 Jahre der Neuwahl un-
terliegender Gemeinderat vor, dessen Mitgliederzahl ie
nach der Grösse der einzelnen Gemeinden 9, 12 oder 15
betragen kann. Ausäbende Behörde jeder Gemeinde
ist der Gemeindepräsident (maire) mit 2 Adiunkten. Ge-
meinderäte, Gemeindepräsident und Adjunkten werden
von den Stimmberechtigten ihrer Gemeinde direkt ge-
wählt. Die davon abweichenden Verhältnisse der Stadt
Genfs, im Art. Genf (Stadt).
Der Kanton Genf gehört zum 4. eidgenössischen Schwur-
ferichtskreiSf zum 6. Zollkreis, zum 1. Postkreis und zur
. und 2. Armeedi Vision. Er stellt zur eidgenössischen
Armee die Infanterie Auszügerbataillone 10 und 13, das
Bataillon 105 Landwehr ersten und zweiten Aufgebotes,
die dritte Kompagnie des Schätzenbataillons 2 Auszuff,
die 4. Kompagnie des Schätzenbataillons 9 Landwehr 1.
und 2. Aufgebotes, die Batterien 1 und 2 Feldartillerie,
die Positionskompagnie 1 Auszug und Positionskom-
pagnie 1 Landwehr. Endlich liefert er auch noch Truppen
zu folgenden Einheiten: Festungsartillerie III, Guiden-
kompagnie i, Dragonerregiment 1, Parkkolonnen 1 u. 2,
Geniebataillon 1. Trainbatoillon 1, Feld-
lazaret 1, Verwaltungskompagnie 1. 1901
belief sich der Effektivbestand der Gen-
fer Miliz auf 5830 Mann, von denen 3602
dem Auszug und 2228 der Landwehr zu-
ffeteilt waren. Militärsteuer bezahlten
9460 Mann, und 261 waren von jeder
Dienstleihtung befreit. 1902 wurden von
990 Stellungspflichtigen 540 diensttaug-
lich befunden, 100 auf ein Jahr und 48
auf zwei Jahre zuräckgestellt und 302
dienstuntauglich erklärt.
Kirchliche Verhältnisse. Reformierte
u. katholische Staatskirche stehen beide
unter der Oberaufsicht des Staates, der
die Kosten fär den Kultus trägt. Der re-
formierten Kirche steht das Konsisto-
rium vor, dessen je während 5 Jahren
amtende 25 Laien- und 6 geistliche
Mitglieder von der Gesamtheit aller im Aktivbörfferrecht
nicht eingestellten reformierten Schweizerburc^er des Kan-
tons gewählt werden. Auf gleiche Weise erfolgt auch die
Wahl der Geistlichen. Die Theologieprofessoren an der
Universität und die im Amte stehenden Geistlichen bil-
den zusammen das Kapitel (Gompagnie des pas-
teurs), das den religiösen und Theologieunterrirfit
überwacht, aber die Zulassung von Pforramtskandi-
daten sein Gutachten abgibt, Kandidaten für die
Wahl von Theologieprofessoren empfiehlt (unter
Vorbehalt von deren Genehmigung durch das Kon-
sistorium und den Staatsrat), die Aufsicht über die
einzelnen Geistlichen ausübt etc. Die katholische
Staatskirche hat als Aufsichtsbehörde den sogen.
Conseil Sup^rieur, der sich aus 5 Geistlichen und
25 Laien zusammensetzt. Während die (alt)katho-
lische Staatskirche nur einige Tausend Glaubige
zählt, gehört die weitaus überwiegende Anzahl der
übrigen Katholiken der vom Staate nicht anerkann-
ten römisch-katholischen Konfession an. Römisch-
Katholische und Reformierte halten sich im Kanton
Genf an Zahl unffefahr die Wage. Die evangelisch-
protestantische, oeutschreformierte, lutherische, an-
fflikanische, römisch-katholische und griechische
Kirche, sowie die Juden sind vom Staat vollkommeD
unabhängig, haben ihre eigenen kirchlichen Behör-
den und tragen die Kosten für ihre respektiven
Kulte selbst. Das Budget für den Kultus betrug im
Jahr 1901 die Summe von 201 475 Franken, wovon
122500 Fr. auf die reformierte, 62175 Fr. auf die
katholische Kirche und 16800 Fr. auf Verschiedenes
entfielen.
Schulwesen. Schon im 15. Jahrhundert besass Genf eine
höhere Schule (College), die für ihre Zeit ziemlich um-
fassende Kenntnisse vermittelte und von Calvin in we-
sentlichen Punkten verbessert worden ist. Zu gleicher
Zeit wurde auch das Volksschulwesen kräftig gefordert,
dem seither Staat und Bärger ununterbrochen ihre beson-
dere Sorgfalt zugewendet haben. Wir werden im Abschnitt
Finanzwesen zeigen, dass der Staat für seine Unterrichts-
anstalten grosse Opfer bringt und alljährlich für das
Schulwesen mehr als 2 Millionen Fr., d. h. etwa einen Vier-
teil der gesamten kantonalen Einnahmen ausgibt. Dem
Departement des Erziehungswesens ist die kantonale Schul-
kommission beigegeben, welche Behörde aus vom Staats-
rat ernannten Nichtschulmännem und aus von den
verschiedenen Unterrichtsanstalten erwählten Lehrern be-
steht. Nach dem Schulgesetz ist der Besuch der Schule
obligatorisch vom 6.-15. Altersjahr für alle im Kanton
wohnenden Kinder ohne Unterschied der Nationalität.
Schon die Verfassung von 1847 hatte die Einteilung in
Primär-, Sekundär- und höhern Schulunterricht aufge-
stellt und auch das Prinzip der Unentgeltlichkeit des^Pri-
marschulunterrichtes angenommen. Später hat man dann
noch beschlossen, an die Primarschüler auch alle Schal-
materialien gratis abzugeben.
Der Primarschulunterricht umfasst die Kleinkinder-
schule, die Primarschule im engeren Sinn und die Fort-
bildun^schule. Diese letztere folgt auf die oberste Klasse
der Primarschule und ist obligatorisch für junge Leute im
Alter von 13-15 Jahren, denen eine andere Fortsetzung
KantoQ Genf: La Belotte.
ihres [Schulunterrichtes nicht zugänglich ist. Seit 1895
sind mit der Primarschule zwei Einrichtungen verbun-
den, die bisher in den interessierten Kreisen gute Auf-
GEN
GEN
259
nähme gefunden haben : Kinderhort (classes gardiennes)
und Schülersuppe (cuisines scolaires). Jener ist dazu be-
stimmt, die Kinder von den ganzen Tag auswärts
beschäftigten Eltern und überhaupt solche, die
ohne häusliche Aufsicht bleiben, auch ausser-
halb der Schulstunden aufzunehmen, zu be-
schäftigen und zu überwachen, diese (deren Or-
ganisation mit dem Kinderhort verbunden ist)
liefert denselben Kindern ihr tägliches Mittags-
mahl.
Dem Mittelschulunterricht dienen als die zwei
wichtigsten derartigen Einrichtungen das College
(Kantonsschule) und die höhere Mädchenschule
(£cole secondaire et sup^rieure des jeunes fiUes).
Beide teilen sich in eine Unter- und Oberstufe
und umfassen 7 Schuljahre. Die Oberstufe des
College gliedert sich ihrerseits wieder in 4 Ab-
teilungen (Realgymnasium, humanistisches Gym-
nasium, Industrieschule und Lehrerseminar),
die Oberstufe der höheren Mädchenschule um-
fasst eine pädagogische Abteilung (Lehrerinnen-
seminar) und litterarische Abteilunj^.
]|Mitdem Mittelschulwesen verknüpft sind die
verschiedenen Zweige des beruflichen Unterrich-
tes : Berufsschule als Vorbereitung zur Industrie-
schule (Section technique du College), zur Ge-
werbeschule (Ecole des Arts industriels), zur
Kunstschule (£cole des Beaux-Arts), zur Uhren-
macherschule (ficole d'Horlogerie), zum Techni-
kum etc. : freiwillige Abendschulen ; die 12 Se-
kundärschulen der Landgemeinden des Kantons, deren
Unterricht vorzüglich praktische und landwirtschaftliche
Ausbildung t>ez weckt. Die 1895 begründete Bauhandwer-
kerschule (£cole des Mötiers) unterrichtet in den dem
Bauwesen dienenden Fächern. Das erst seit kurzer Zeit
bestehende Technikum gliedert sich in eine Abteilung für
Bau- und Ingenieurwesen und eine Abteilung für Mecha-
nik und Elektrotechnik, fiauhandwerkerschule und Tech-
nikum dienen beide vorzugsweise der praktischen Berufs-
bildung. Unterricht in den landwirtschaftlichen Diszi-
plinen erteilen die ländlichen Sekundärschulen, die
kantonale Gartenbauschule Chätelaine und die schon
früher genannte landwirtschaftliche Winterschule.
Die ehemalige Genfer Akademie datiert aus dem Jahr
1559. 1871 wurde sie zur Universität umgestaltet, die fünf
Fakultäten umfasst : eine naturwissenschaftliche, philoso-
phisch-philologische und volkswirtschaftliche, juristische,
theologische und medizinische. Dieser letztern ist noch
eine zahnärztliche Schule angegliedert. Näheres darüber
8. im Art. Genf (Stadt).
Daneben bestehen noch vom Staat eingerichtete Unter-
richtskurse für Rekruten und in der Stadt und auf dem
Lande gehaltene öffentliche und unentgeltliche Fortbil-
dungskurse. Der Kanton Genf unterhält eine vom Bund
subventionierte blühende Gewerbeschule (ficole des Arts
industriels), die in Keramik, Gravüre, Skulptur, Kunst-
schlosserei und Emailmalerei unterrichtet. Einige weitere
Institute sind von der Stadt Genf eingerichtet worden und
werden von ihr unterhalten, so die Handelsschule (ficole
de Commerce), Kunstschule (Ecole des Beaux-Arts), Uhren-
macherschule (Nicole d'Horlogerie).
Neben diesen zahlreichen und allen denkbaren Zwecken
dienenden öffentlichen und staatlichen Anstalten bestehen
noch mehrere Institute, die ihre Entstehung der privaten
Initiative verdanken und von denen hier die freie Theo-
logieschule (£cole libre de Theologie) und das Konserva-
torium (Conservatoire de Musique) namhaft gemacht wer-
den sollen.
Oeffentliches Gesundheits- und Artnenwesen. Vor dem
Jahre 1884 war die staatliche Fürsorge für das öffentliche
Gesundheitswesen in Genf noch eine recht unvollkom-
mene. Es ist dann zu jener Zeit eine Amtsstelle für das
öffentliche Gesundheitswesen (Bureau de Salubrit^ publi-
3ue) eingerichtet worden, die zuerst dem Justiz- u. Polizei-
epartement angegliedert war, später aber der Direktion
des Innern unterstellt ward. Die diesem Bureau zufallen-
den Aufgaben sind recht zahlreich und bestehen z. B. in
der Ueberwachung und Durchführung der staatlichen
Imnfung, in der I^ststellungder verschiedenen Todesur-
sachen, in der sanitarischen Aufsicht über die Schulen, in
der Aufsicht über das Marktwesen, in der Kontrole von
Nahrungsmitteln und Getränken, in der sanitarischen
KantoD Genf : Uf«r der Rhone unterhalb der Jonction.
Aufsicht über Wohnungen, Fabriken, Gefängnisse ete.,
in der Inspektion aller zur Herstellung von Nahrungs-
mitteln und Getränken dienenden Lokale, in der Auf-
sicht über das Bestattungswesen, die Totennalle und das
Abfuhrwesen, in Massnahmen ffegen Epidemien und,
Viehseuchen und überhaupt in allen das öffentliche Ge-
sundheitswesen betreffenden Angelegenheiten. Mit diesem
Gesundheitsamt sind ein bakteriologisches und ein che-
misches Laboratorium verbunden, deren letzteres im Be-
sonderen die Nahrungsmittel und Getränke zu analysieren
und zu prüfen hat. Das Personal des Bureaus besteht aus
einem dirigierenden Arzt, einem Assistenzarzt, einem
Vorstand des chemischen Laboratoriums mit 2 Gehilfen,
einem Vorstand des bakteriologischen Laboratoriums, zwei
Architekten, einem kantonalen Tierarzt mit zwei Fleisch-
schauern, zwei Marktaufsehem etc. Dem staatlichen Ge-
sundheitsdienste sind ferner noch Aerzte beigegeben,
denen die Impfungen, Totenschau, die Anordnung von
Desinfektionsarbeiten und die gesundheitliche Inspektion
der Schulen obliegen. Zur Vornahme der öffentlichen und
unentgeltlichen Impfungen ist der Kanton Genf in 10
Kreise eingeteilt. Dieses vom Volke zuerst wenig gewür-
digte Institut wird heute sehr geschätzt, so dass die Zahl
der Geimpften stetig wächst und von 636 im ersten Jahr
bis auf 1094 im Jahre 1894 gestiegen ist. Die sanitarischen
Schulinspektionen, deren Dienst in 12 Kreise eingeteilt
ist, erstrecken sich im Besonderen auf Hautkrankheiten,
von denen als am meisten vorkommend Kopfgrind, Haar-
schwund, Flechten und als am seltensten auftretend die
Krätze konstatiert worden sind. Seitder Einrichtung dieser
zweimal im Jahr stattfindenden ärztlichen Schulbesuche
sind sehr wesentliche Fortschritte in der Reinlichkeit der
Schulkinder erzielt worden. Bei dieser Gelegenheit wollen
wir auch eines in verschiedenen Schulhäusem Genfs un-
ternommenen Versuches gedenken, der in der Errichtung
von Schulbädern und warmen Douchen besteht^ wo die
Schüler in der Zeit vom Oktober bis April zweimal im
Monat baden können. Diese Neuerung ist ausserordentlich
günstig aufgenommen worden. Sehr schätzenswerte
Dienste leistet der Oeffentlichkeit auch das chemische
Laboratorium des Gesundheitsamtes, so dass von Jahr zu
Jahr die Verfälschungen von Lebensmitteln und Geträn-
ken abnehmen. Im Jahr 1901 hat der Kanton für das
öffentliche Gesundheitswesen die Summe von 73833 Fr.
verausgabt. (Vergl. Vincent, Dr. L' Hygiene publique ä
Genäve pendantla periode decennale de i885 ä i894,
Geneve 1896).
Durch Gesetz vom 21. November 1900 ist die Organi-
sation der öffentlichen ärztlichen Krankenpflege (Aissis-
tance publique m^dicale) geregelt worden. Man ver*
260
GEN
GEN
steht darunter alle staatlichen Anstalten and Einrich-
tungen zur Pflege von armen Kranken, Verunglückten
Kanton Oenf : Sümpfe von Rou«lbeau.
und Gebrechlichen. Alle diese Einrichtungen stehen unter
der Aufsicht des Staatsrates und im Besonderen unter
derjenigen einer von ihm bezeichneten bestimmten Ver-
waltungsabteilung ^ sie werden alle je von einer eigenen
Verwaltungskommission geleitet, deren Mitglieder vom
Staatsrat und Grossen Rat ernannt werden. Vollkommen
ohne Entgelt können in diesen Anstalten nur bedürftige
Genferburger aufgenommen werden, während Nichtkan-
tonsbürger hier auf Kosten des Justiz- und Polizeideparte-
ments verpfleg werden. Die älteste und wichtigste dieser
Anstalten zur öffentlichen Krankenpflege ist der Kantons-
spital, der in eine medizinische und chirurgische Abtei-
lung zerfallt und keine Geisteskranke aufnimmt. Mit dem
Kantonsspital verbunden ist die unter derselben Verwal-
tungskommission stehende Frauenklinik (Maternitä), die
Wöchnerinnen und mit Frauenleiden behaftete Kranke
verpflegt. Beide Anstalten dienen wie die gleich zu nen-
nende Irrenheilanstalt auch dem Unterricht an der
medizinischen Fakultät der Universität. Die kantonale
Irrenheilanstolt behandelt Geisteskranke, Alkoholiker,
Epileptiker und Schwachsinnige und ist 1900 von Piain-
palais nach Bei Air (Gemeinde Thdnex) verlegt worden.
Andere vom Staate betriebene Krankenanstalten sind das
Asyl von Loex (für chronische und unheilbare Krank-
heiten mit Ausnahme von Geistes- und ansteckenden
£ht/n*tf^$ Genfer' Ceöt'ti . . I!:'i. - I
Oxinanf CCHF '•'Cplryrrj
■ lannrLn ^.
Historische Bntwiokelung des Genfer Gebietes.
Krankheiten) und das von der Baronin von Rothschild er^
baute Erholungshaus (Hospice des Ck>nvalescent8) in Petit
Saconnex (für Erholungsbedürftige u. Unheilbare). Diese
Einrichtungen werden ergänzt durch die 1900 eingerich-
tete poliklinische Behandlung von bedürftigen Kranken
zu Hause (Service d'Assistance mMi-
cale ä domicile), die in ärztlichen
Konsultationen und Besuchen, sowie
im Bedürfnisfall auch in der kosten-
losen Abgabe von Arzneimitteln, Ver-
bandmaterial und Bädern besteht.
Dieser Dienstzweis ist für das Stadt-
gebiet an die Universitätspoliklinik
an|[egliedert , während die L.andge-
meinden gruppenweise von je einem
vom Staatsrat ernannten Bezirksarzt
versehen werden. Die Ausgaben für die
staatliche Kranken- und Armenpflege
betrugen 1901 518521 Franken, de-
nen noch die vom Justiz- und Polizei-
departement für nichtgenferische Arme
und Kranke ausgelegten 294 240 Pran-
ken zugerechnet werden müssen. Man
zählt im Kanton Genf 168 Aerxte, 50
Zahnärzte, 54 Apotheker und lOO Heb-
ammen.
Daneben verdankt der Kanton Genf
noch der privaten Initiative und der
Freigebigkeit Einzelner zahlreiche andere Anstalten
für die Pilege armer Kranken oder die unentgeltliche
Abgabe von Arzneien. Wir wollen hier blos deren
wichtigste nennen : Spital Butini in Plainpalais (für
Frauen und Kinder). Spital Butini in Les Päquis (für
Männer und Knaben ; beide Anstalten schliessen anstek-
kende Krankheiten aus), der von Baron A. von Rothschild
ffegründete und unterhaltene Spital für Augenkranke in
Les Päquis, der von Diakonissinnen geleitete Kinderspital
(Maison des Enfants malades) in Plainpalais, die Apotheke
rür kranke Kinder (Dispensaire des Enfants maladesK das
Asile de la Mis^ricorde (für ledige Wöchnerinnen , die es
später auch in Dienst zu bringen versucht), die Fondation
Xrembley-Tollot in Petit Saconnex (für erholungsbedürf-
tige Frauen und Kinder beiderlei Geschlechtes), das Asile
de Pressy (für Frauen und iunffe Mädchen), die Enfantine
in Granu Saconnex (für Kinder beiderlei Geschlechtes).
Dieser Liste wären noch anzufügen mehrere Apotheken
(Dispensaires), die Kranke und Wöchnerinnen unterstützen
und ihnen Arzneien, Nahrung, Leib- und Bettwäsche etc.
liefern.
Die staatliche Fürsorge für die Armen, Waisen und
Greise ist einer Einrichtung übertrafen . die aus dem Jahre
1868 stammt und den Namen des liospice s^n^ral träst.
Durch Gesetz vom 26. August 1868 sind das VermöffeD des
Genfer Spitales (Hopital de Gen^ve) und des sog.
Bureau de Bienfaisance, sowie die Fondation Tron-
chin, die Waisenfonds und alle anderen von den
einzelnen Gemeinden verwalteten Stiftungen zu
einer einzigen Stiftung, dem Hospice göndral, ver-
einigt worden. Dieses untersteht keiner der staat-
lichen Verwaltungsabteilungen und wird von einer
alle drei Jahre zu erneuernden Kommission von
23 Mitffliedem verwaltet, von denen 17 von den
resp. Gemeinderäten, 3 vom Grossen Rate und 3
vom Staatsrat ernannt werden. Zum Zwecke der
Armenunterstützunff zu Hause oder in Anstalten
ist der Kanton in 2d Kreise einseteilt, deren jedem
eines der Kommissionsmitglieder vorsteht. Unter
der Verwaltung und AufBicnt des Hospice gön^ral
stehen : das Waisenhaus für Knaben in Ch^ne
Bougeries, das etwa 100 Knaben aufnehmen und
erziehen kann : das Waisenhaus für Mädchen in
Varemb^, mit Raum für etwa 60 Zöglinge ; das Al-
tersasyl in Ani^res und das für reformierte Frauen
bestimmte Asyl Maffnenat in Carouge, die beide zu-
sammen etwa 180 Greise verpflegen können. Dane-
ben besorgt das Hospice g^neral die Unterbrin^ng
von Lehrlingen und die Versorgung von Pensio-
nären in Privatfamilien oder in Spezialanstal ten
für Schwachsinnige, Geisteskranke, Trinker. Taub-
stumme, Blinde, Epileptiker, Erholun^bedürfUge
etc. Die folgenden aus dem Bericht des Hospice für 1901
ffeschöpften Zahlen können uns einen Begriff von dem
Umfange dieser Tätigkeit vermitteln :
GEN
GEN
26i
Art der Zahl der Wert der
Unterstützung Unterstätzten Unterstützung
Fr.
In barem Geld 2515 165038
In Naturalien — 52670
Versorgle Kinder .... 317 * 7qqo7
. Greise .... m^ ^^^^
Lehrlinge 116 42811
Waisen 126 61856
Greise 212 '58752
Es hat somit 1901 das Hosplce g^näral im Ganzen 3498
Personen mit Aufwand einer Gesamtsumme von etwa
460000 Franken unterstützt, während seine Gesamtaus-
lai^en sich auf 520484 Franken beliefen. Das Hospice be-
sitzt an Liegenschaften und Kapitalien ein die Summe von
3600000 Franken übersteigendes Vermögen, dessen Zinsen-
ertrag im Betrage von 249890 Fr. den Hauptposten seiner
Einnahmen bildet. Das Total der Einnahmen betrug 1901
die Summe von 347823 Fr., die sich neben den genannten
Kapitalzinsen aus zahlreichen freiwilligen Gaben, der
iährlichen Kollekte (27 000 Fr.), Einkaufsgebühren von
Neubür^ern (10000 Franken), Zuschuss der Polizeikasse
(10000 Fr.) etc. zusammensetzen. In seinem Kampfe gegen
die Armut ist dem Staat die private Initiative in ausgibiger
Weise zu Hilfe gekommen ; Angaben über philanthropi-
sche Unternehmungen, die nicht vom Staate ausgehen,
findet man im Art. Genf (Stadt).
Finanzwesen, Der für die Staatseinnahmen wichtigste
Faktor der direkten Steuern ist die Vermögenssteuer
(taxe mobiliaire), die jedes Vermögen über 300O Franken
zur Besteuerung zieht und als Progressivsteuer gedacht
ist, wobei sich der Pflichtige selbst taxiert. Sie hat dem
Staat 1901 die Summe von 1683063 Franken eingebracht.
Dazu erhebt der Staat noch von jedem Familienvorstand
oder Inhaber eines Mietvertraffes eine Mietwertsteuer (taie
locative) im Verhältnis von 1,5 % des Mietwertes einer
Wohnung für Junggesellen, Witwer und Geschiedene und
von 1 % für Verheiratete und alle Personen mit minder-
jährigen Kindern. Davon befreit sind solche Verheiratete
oder Ledige, deren jährlicher Mietzins ein festgesetztes
Minimum nicht überschreitet. Die Grundwertsteuern sind
so bemessen , dass von jeder Gebäulichkeit 3 % ihres
Nettoertrages (wobei jedoch der bauliche Zustand des
betreffenden Hauses berücksichtigt wird) und von jeder
unbebauten Liegenschaft ein ihrem Werte proportionaler
Betrag erhoben werden. Ferner werden besteuert das
Halten von Dienstboten, Pferden, Wagen, Automobilen
und Fahrrädern, von Billards, Hunden etc. Von den Ge-
meindesteuern der Gemeinden Genf, Plainpalais und Ca-
rouge fallt dem Staat ein Anteil im Betrag von etwa 75000
Franken zu. Die einzelnen (yemeinden besteuern Ein-
kommen und Vermögen und teilen zu diesem Zweck die
Pflichtigen in 11 Klassen ein, deren 9 erste die verschie-
denen Berufsarten umfassen, während die beiden andern
von den Rentnern und Grundbesitzern gebildet sind. Es
kann ein Steuerpflichtiger in eine, zwei oder in drei dieser
Klassen eingereiht und somit einmal, zweimal oder drei-
Oanf vom Sal^ve aus.
mal besteuert werden. Jedes Jahr wird nach dem Budget-
gesetz bestimmt, ob zu Händen des Staates auf einzelnen
dieser verschiedenen Steuern Zuschlagstazen (sog. Centimes
additionnels) erhoben werden sollen nnd in welchem
Masse dies der Fall sein solle. Im Jahr 1901 sind diese
Zuschlagstaien erhoben worden auf den direkten Steuern,
den Kanzleigebühren, der Erbschaftssteuer, der Wirt-
schaftssteuer und andern Abgaben ; sie haben zusammen
eine Einnahme von 716924 Fr. erzielt. Die beträchtlich-
sten Einnahmequellen des Staates sind die Kanzleiffe-
bühren und die Stempel- und Hypothekensporteln, nie
1901 zusammen 2731975 Fr. eingetragen haben. Andere
wichtige Einnahmeposten des Staates sind : Mietwertsteuer
129876 Fr. ; Liegenschaften, Mietzinse und Grundzinse
167280 Fr. ; Anteil am Alkohol monqpol 221 472 Fr. ; Schul-
gelder 259265 Fr. ; Salzmonopol 238020 Fr. ; Militärsteuer
178314 Fr.
In Folgendem geben wir die Tabelle der Einnahmen und
Ausgaben der einzelnen Verwaltungszweige für 1901 :
Ausgaben Einnahmen
Amortisierung der Staatsschuld . 1647063 —
Allgemeine Verwaltung, Verschie-
denes 612027 —
Finanzdepartement 327830 7033002
Erziehungsdepartement .... 2062750 305704
Justiz- und Polizeidepartement . 1508849 346922
Departement des Innern, der
Landwirtschaft und des Kultus. 955098 134199
Departement der öfienU. Bauten . 533567 93839
Mifitärdepartement 285757 274118
Handels- u. Industnedepartement 179038 288197
Subventionen u. Unterstützungen 211469 —
Armen- und Kranken wesen . . 518521 —
Unvorhergesehenes, Ausserordent-
liches und Verschiedenes . . . 682743 44964
Total Fr. 9 615 332 8520965
Seit 1881 hat der Staat Genf 5 Anleihen im Gesamtbe-
trag von 42674200 Fr. aufgenommen, nämlich 1) 1881
eines im Betrag voA 19529200 Fr., zu 3Vt%« in 66 Jahren
rückzahlbar; 2) 1888 Obligationen im Betrag von 900000
Fr., zu 3V«%i zu Gunsten der staatlichen Entrepöts;
3) 1900 215000 Fr., zu 3%, zu Gunsten der Wasserversor-
gung, in 55 Jahren rückzahlbar; 4) ein Anleihen von 10
Millionen Franken, zu 3% %, von 1901 an in 66 Jahren
rückzahlbar: 5) ein Anleihen von 12 Millionen Fr., zu
4%, von 1910 an in 55 Jahren rückzahlbar.
Geschichtlicher Ueberblick. üeber die Frage der Ent-
stehung Genfs herrscht das tiefste Dunkel. Wir wissen
blos, dass Genf im 2. Jahrhundert v. Chr. eine Stadt der
Allobroger war und 120 v. Chr. von den Römern erobert
worden ist. Julius Caesar berichtet in seinen Gommen-
taria, dass er hier sein Lager aufj^eschlagen und die über
die Rhone führende Brücke zerstört habe, um die Helve-
tier am weitern Vordringen zu verhindern (58 v. Chr.).
Zu dieser Zeit gehörte das (jebiet links des Flusses zum
Lande der Allobroger, das rechts des Flusses zum Lande
der Helvetier. Das Christentum fand in Genf frühzeitig
Eingang. Beim Untergang des Römerreiches kam Genf
unter die Herrschaft der Burgunder (456) und entwickelte
sich bald zu einer ihrer wichtigsten
Städte. Als während der Regierung von
König Sigismund (546-524) das Reich
Burgund von den Ostgoten überflutet
vnirde, fiel Genf mit einem Teile des
Reiches in die (^walt dieses Volkes,
das sich hier halten konnte, bis 536 ihr
Reich dem Ansturm der Franken znm
Opfer fiel. Die nun folgende fränkische
Periode bietet für die Geschichte von
Genf nur wenig Interesse. Nach dem
Tode Karls des Grossen zerbröckelte
unter Karl dem Dicken auch das Fran-
kenreich nach und nach, bis 888 das
Königreich Neuburgund entstand, zu
dessen Hauptzentren nun auch Genf
zählte. Durch die Feigheit seines letz-
ten Königs, Rudolfs HI. des Unvernünf-
tigen, kam dieses Reich, Genf mit
inoegriflen, an Deutschland. Während
Genfe Schicksale bis zu dieser Zeit stöts aufs Engste
mit demjenigen der rund herum gelegenen JMächte ver-
knüpft gewesen, ward die kleine Stadt nun ein un-
262
GEN
GEN
ter der Oberhoheit des Kaisers stehendes Lehen der
Kirche, löste sich als solches von seinen Nachbarn los
und lebte in der Folge als beinahe anabhängiges Ge-
meinwesen^ hatte aber stets unter harten Kämpfen sich
aller möjg;lichen Eroberungsffelüste zu erwehren. Aus
dieser Zeit stammt auch das Wappen von Genf: Schlüssel
und Adler, jener das Symbol der Kirche, dieser dasjenige
des Kaisers. Die von Friedrich (1017) bis Pierre de La
Baume (1533) aufeinander folgenden 40 Bischöfe von Genf
übten auf die Geschichte der Stadt einen sehr verschie-
denen Einfluss aus : die einen waren gleichgiitig und be-
auem, die andern führten die Zügel der Regierung mit
fester Hand und wahrten ihre Rechte mit allem Nach-
druck. Von diesen zeichneten sich besonders aus Humbert
de Grammont, Ardutius, Aymon de Grandson, Guillaume
de Marcossay und Adh^mar Fabri. Die ersten Bischöfe von
Genf mussten sich besonders gegen die begehrlichen
Grafen von Savoyen vorsehen, die endlich doch die Schutz-
vogtei (vidomnat) über die Stadt erlangten, sie aber nur
dazu benutzten, um fast alle Macht an sich zu bringen
und den Einfluss der Bischöfe so viel als möglich zu
schwächen. Der Bürgerschaft kamen diese beständigen
Streitigkeiten zwischen den Grafen und Bischöfen in dem
Sinne zu gute, als sie sich dadurch immer grössere Frei-
heiten und Vorrechte zu sichern wusste. Als mit Ama-
deus VIIL J1417) die Grafen von Savoyen sich zu Herzogen
emporgearbeitet hatten, eroberten sie nach und nach
die gesamten Uferländer des Genfersees mit Ausnahme
des kleinen Gebietes von Genf. Die Geschichte dieser auf-
Sere^n Zeiten ist voller Kämpfe der Bürgerschaft gegen
ie immer mehr wachsende Begehrlichkeit des Hauses
Savoyen. Dazu kam, dass die Bürger Genfs unter sich
selbst uneinig waren und sich in einander heftig befeh-
dende Parteien spaltete, so besonders zu Beginn des 16.
Jahrhunderts in die so^. Mamelus (Anhänger Savoyens)
und die Eidgnots (Anhanger der Eidgenossen). Als end-
lich die Eidgnots die Oberhand erhielten, schloss Genf
sein erstes Bündnis mit Freiburp (6. Februar 1519). An
der Spitze der Eidgnots standen damals Philibert Berthe-
lier, Pierre L^vrier und sein Sohn, Frangois de Bonivard,
Besannen Hugues und Jean P^colat, von denen mehrere
in den auf das Bündnis folgenden Wirren ihrer patrioti-
schen Gesinnung zum Opfer fielen. Der Parteikampf wogte
auf und nieder, ois es endlich den Eidgnots gelang, am
^. Februar 15^ neuerdings mit Freiburg und Bern einen
Bund zu schliessen. Als aber trotzdem der Herzog von
Savoyen und die berüchtigte Bande der sog. Chevaliers de
la Cuiller fortführen, Genf zu bedrängen, sandten Bern
und Freiburg der Stadt ihre Truppen zu Hilfe, worauf
in Vervins am 19. Oktober 1530 ein Friede zu Stand kam,
dessen Bestimmungen am 3. Dezember 1530 in Payeme
endffiltig geregelt wurden.
Während Genf noch mit dem Herzog von Savoyen im
Kampf lag, hatte in Deutschland und der Schweiz die Re-
formation bereits grosse Fortschritte gemacht. Nun unter-
nahmen es Farel und nach ihm Froment, sie auch in
Genf einzuführen, stiessen aber auf grosse Schwieri|^kei-
ten und konnten ihr Ziel erst 1535 nach dreijährigem
Ringen erreichen. Dies hatte wieder zur Folge, dass Frei-
burg von seinem Bündnis mit Genf zurücktrat, worauf
der Herzog von Savoyen sich dies zu Nutze machte und
die Stadt neuerdin^ angriff, aber einer rasch zur Hilfe
herangeeilten bernischen Armee wieder weichen musste
(1536). Zu dieser Zeit nun kam Calvin nach Genf. Zwei
Jahre lang tobte der Kampf zwischen Calvinisten und
Libertinern, bis diese Calvins Verbannung durchzusetzen
vermochten. Aber schon 1541 wurde der Reformator wie-
der zurückgerufen, der es nun unternahm, die Sitten der
Bewohner und die Gerichtsbarkeit der Stadt vollständig
umzuformen und der einen neuen Aufstand der Libertiner
siegreich unterdrückte.
Calvin übte trotz der strengen Bestrafung seiner Gegner
doch auf Genf einen tiefen und nachhaltigen Einfluss
aus. Im Besonderen ist ihm ein kräftiger Aufschwung der
Volksbildung zu verdanken, die er allen Schichten zu-
gänglich machen wollte. Er gestaltete Genf zu einem
Brennpunkt der Reformation und sorgte dafür, dass der
Stadt Ruhm weithin in die Lande drang. Calvin starb 1564.
Lange aber dauerte noch sein Re^erungssystem fort, be-
stehend aus einer durch den Kleinen Rat mit absoluter
Gewalt herrschenden Aristokratie. Gründe religiöser Natar
bestimmten Bern und Zürich, mit Genf sich zu verbindeo,
während die katholischen Orte der Eidgenossenschaft aus
denselben Rücksichten die Ansprüche von Savoyen ver-
teidigten. Da beschloss Herzog Karl Emmanuel von Sa-
voyen, sich diese Verhältnisse zu Nutze zu machen und
dem Vertrag von Vervins zum Trotz einen Handstreich
auf Genf zu wagen, der denn auch in der Nacht vom
21./22. (oder11./12. nach altem Stil) Dezember 1602 zur
Ausführung kam, aber vollkommen scheiterte. Es ist dies
die in der Geschichte berühmt gewordene Escalade, deren
Andenken von den Genfem heute noch jeweils am 11.
und 12. Dezember durch patriotische Bankette und Volks-
maskeraden gefeiert wird. Dem neu entfachten Kampf
setzte aber sofort das Einschreiten von Frankreich, Spa-
nien, des Papstes und der Eidgenossen ein Ziel, die am
21. Juli 1603 zu Saint Julien den Frieden diktierten. Das
ffanze 17. Jahrhundert ist in Genfs Geschichte durch end-
lose innere Streitigkeiten charakterisiert, die zu Beginn
des 18. Jahrhunderts zu einem Volksaurruhr gegen die
stolze und harte aristokratische Regierung fährten (1707).
Trotzdem das Haupt des Aufstandes, Pierre Fatio, hinge-
richtet wurde, dauerte der Kampf noch 8 Jahre lang fort,
bis endlich der BüTjgerschaft die verlangten Rechte zuge-
standen wurden. Die damit eingekehrte Ruhe war aber
nicht von langer Dauer : bald brachen neue innere Strei-
tigkeiten aus, denen endlich durch die von Frankreich,
Bern und Zürich 1738 vorgeschlagene Mediationsakte
gesteuert wurde. Es folgten 25 Jahre der Ruhe, eine för
Uenf glänzende Epoche, während welcher Wissenschaft,
Kunst und Handel mächtig aufblühten. Die 1763 erfolgte
öffentliche Verdammung von Rousseau*s Schriften c Con-
trat social » und « £mile » regte das Volk noch einmal auf,
bis es 1768 durch ein Friedensedikt (£dit de pacification)
weitere Rechte erlangte. 1782 neuer Volksaufstand, dem
am 2. Juli desselben Jahres durch den Einmarsch von
sardinischen, bemischen und französischen Truppen in
die Stadt und durch den Erlass eines die schon erlangten
Volksrechte zum Teil wieder verkürzenden neuen trie-
densediktes ein rasches Ende gemacht wurde.
Die Folgen der französischen Revolution haben sich
auch in Genf fühlbar gemacht. Trotzdem die Regierung
im Bewusstsein ihrer Ohnmacht dem Volke bedeutende
Zugeständnisse machte, konnte sie doch den Ausbruch
einer Schreckensherrschaft nicht hindern, der 11 voll-
zogene und 26 in contumaciam ausgesprochene Todesur-
teile zur Last fallen. Am 5. Februar 1794 kam eine neue
Verfassung zu Stande, die alle Standesunterschiede zwi-
schen Genfer Bürgern aufhob und die Souveränität des
Volkes proklamierte. Unter dem Vorwand einer in Genf
gegen Frankreich bestehenden Verschwörung zog 1796
eine französische Armee vor die Stadt, die sich unter-
werfen musste und nun zum Hauptort des Departement
du L4man wurde. Als kurz nach dem Sturze Napoleons
eine österreichische Armee sich nahte, räumten am 30.
Dezember 1813 die französischen Behörden und Besat-
zungstruppen die Stadt, worauf am zweitfolgenden Tage
von einer Anzahl mutiger Bürger die frühere Staatsord-
nung wieder aufgerichtet ward. Zugleich ging ins General-
3uartier der Verbündeten in Basel eine Deputation ab,
ie von dieefen für den Fall des Sieges ihrer Waffen die
Unabhängigkeit von Genf zugesichert erhielt. S<^on be-
drohten aie Franzosen Genf neuerdings, doch machte die
bald erfol{^ende Abdankung Napoleons diesen langen
Kämpfen ein Ende, und durch den Frieden von Paris er-
hielt Genf seine Unabhängigkeit. Zugleich ward der Stadt
gestattet, sich an die schweizerische Eidgenossenschaft
anzuschliessen. Am 1. Juni 1814 marschierten 3 Freibur-
ger Komnagnien in Genf ein, und am 12. September 1814
wurden dtadt und Kanton Genf endgiltig in den Schwei-
zerbund aufgenommen.
Durch die Friedensverträge von Wien (1815), Paris
(1815) und Turin (1816) wurden dem Gebiete von Genf 22
Gemeinden neu angjefügt : 6 Gemeinden des Pays de Gex
(Collex-Bossy, Meyrin, Pre^y, Grand Saconnex, Vernier
und Versoix) und 16 Gemeinden Savoyens (Aire la Ville,
Avusy-Laconnex-Soral, Bernex-Onex-Confignon, Carouge,
Chöne-Thönex, Choulex, CoUonge-Bellerive, Compesi^res,
Corsier, Hermance, Lancy, Meinier, Perly-Certoux, Pre-
singe, Troinei und Veyrier). Vorher hatte der genferische
GEN
GEN
863
Landbesitz nnr einige mit der Hauptstadt nicht in Ver-
bindung stehende Enldaven nmfosst. Vor der Reformation
irehörte blos ein kleiner Landstrich am linken Ufer der
Rhone zur Stadt, die dann das Gebiet um Saint Gervais
und die eben genannten Enklaven 1536 erwarb, die vor-
her Eigentum aes Bischofes, des Chorherrenstifles und
zweier Klöster gewesen waren.
Nach der Anffliederung der oben namentlich aufgeführ-
ten 22 Gemeinden verteilte sich die Bevölkerung des Kan-
tons Genf wie folgt :
Stadt Genf 22300 Ew.
13 reformierte Gemeinden '9139 »
6 französische '» 4350 »
16 savoyische i» 12700 »
Total 48489 Ew.
Von seinem Eintritt in die Eidgenossenschaft an hat
sich Genf einer bemerkenswerten Blüte und, mit wenigen
Ausnahmen, einer ruhigen Entwicklung zu erfreuen ge-
habt. Immerhin sind auch während dieser Periode noch
einige Ereignisse der Erwähnung wert. Durch das Beispiel
von Eynard entflammte 1827 eine ^osse Beffeisterung für
die Griechen, die in einer öffentlichen Gaoensammlung
ihren Ausdruck fand. Eine wohltätige Nachwirkung hatten
Bibliographie, Fabri, Adhömar. LibertSs et fran-
chisesde Genäve. 1567. — Spon. Histoire de la mlle et
de VEtat de Gen^ve, 4 vol. 1730. — Yvemois, d'. Ta-
bleau des r^olutions de Genh)e dans le i8* siäcle, 1782.
— Senebier. Histoire litteraire de Geneve. 3 vol. 1786.
— LSvrier. Chronologie historique des comtes de Gene-
vois, ilBH, — Picot. Histoire de Genkve, 1811. — Glos-
saire genevois, 1820. — Grenus. Fragments historiques
sur Genkve. 1832. — Thourel. Histoire de Geneve. 3 vol.
1832-33. — Fazy, James. Precis de Vhistoire de Geneve.
1838. — Mämoires et documents de la Societi d'histoire
et d'archeologie. 1841-1900. — Jullien. Histoire de Ge-
neve. 3 vol. 1843-63. — PictetdeSerg^. Genkve; origine et
developpement, 2 vol. 1845. — Blavignac. Armorial ge-
nevois, 2 vol. 1849. — Rilliet. Histoire de la restauratton
de la Republique de Genhye. 1849. — Galiffe. Notices
qenealogiques sur les familles genevoises. 6 vol. 1829-
1892. — Galliffe, J. J. G. Geneve historique et archeol.
1868-1872. — Galliffe, J, B. G. Quelques pages d'histoire
exacte. 1862. — Gaullieur. Genäve depuis sa constitu^
tum en R^ublique. 1856. — Sordet. Histoire des rS-
sidents de France ä Geneve de i679-i798. 1854. — Lullin.
Regeste aenevois. 1860. — Blavignac. ttudes sur Genäve,
depuis Vantiquitd jusqu*ä nos jours. 2 vol. 1872-74. —
Genf vom Bois de La BkXie aas.
in Genf der Sturz von Karl X. und die Julirevolution,
indem die Verfassung von 1814 im Sinne einer Erweite-
rung der Volksrechte revidiert wurde. Endlosen Debatten
und Streitigkeiten rief 1840-43 die Neuorganisation der
Stadtverwaltung, die am 13. Februar 1843 sogar zu einem
Aufruhr führten. Als drei Jahre später der Grosse Rat sich
weigerte, der Aufhebung des Sonderbundes beizustimmen,
brach am 6. Oktober 1846 in Genf eine Revolution aus ;
die am folgenden Tage unter dem Vorsitz von James
FazT veranstaltete grosse Volksversammlung beschloss
Auflösung des Grossen Rates und Ernennung einer neuen,
provisorischen Regierung, die dann die von den Bürgern
am 24. Mai 1847 angenommene neue Verfassung ausar-
beitete.
Zam Schlüsse unseres kurzen geschichtlichen Ueber-
blickes wollen wir nur noch dreier wichtiger Ereignisse ge-
denken: 1864 verursachte der Sturz von James Fazy einen
heftigen Aufruhr. Als nämlich durch den Ausfall der
Wahlen vom 22. August James Fazy von der Regierung
ausgeschlossen ward, verwundeten Flintenschüsse meh-
rere Teilnehmer an dem den Weibeln folgenden Zug der
Bürger. Der Staatsraat rief eidgenössische Hilfe an, und
es folgte ein Aufsehen erregender Prozess gegen die An-
stifter des Komplotes, die dann von den eidgenössi-
schen Geschworenen frei gesprochen wurden. 1876 wütete
in Genf der Kulturkampf, dessen einer Führer Antoine
Carteret war. Im Oktober 1902 endlich brach ein Streik
aus. der allgemein zu werden und den Charakter eines
wirklichen Aufstandes anzunehmen drohte, von den Be-
hörden jedoch rasch unterdrückt werden konnte.
.Gaudy-Lefort. Promenades histor. dans le cant. de Ge-
neve. 1849. Nouv. 6d. 1901. — Rey, R. Geneve et les rives
du Leman. 1869. — Cherbuliez. Geneve; ses institutions
et ses moeurs. 1868. — Demole. La Republique de Ge-
nh)e. Avec atlas. 1877. — Roget. Histoire du peuple de
Geneve, depuis la Refomie jusqu'ä VEscalade. 7 vol.
1882. — Scn3eck-Ja(|uet. Le cant. et la ville de Geneve,
1886. — Demole. Histoire monetaire de Genäve. 1887. —
Mugnier. Notes et documents inedits sur les eveques de
Geneve. 188S. — Fazy, H. La Saint-Bartheleniy et Ge-
neve. 1879. — Fazy, H. Geneve, le parti huguenot et le
traite de Soleure. 1883. — Fazy, H. Documents du XVI*
siecle sur Genäve. 1886. — Fazy, H. Les constitutions de
la Republique de Geneve, 1890. — Fazy, H. L'alliance de
1584 entre Beme, Zürich et Geneve. 1892. — Fazy, H.
Les chroniques de Geneve de Michel Roset. 1894. —
Fazy, H. La guerre du Paus de Gex et l'occupation
genevoise. 1897. — Fazy, H. Geneve ä Vepoque de VEsca-
lade, 1902. für Emil ANDRR.]
GENF, französisch Geneve, italienisch Ginevra. Haupt-
stadt des Kantons Genf ; liegt in der SW. -
Ecke der Schweiz und am sw. Kode des Gen-
fersees. Die Kathedrale St. Pierre lie«t in
46° 12' 4" N. Br. und 3° 49^0" OL. von Paris
(oder 6°09'15" OL. von Green wich). Genfs
Lage zeichnet sich weniger durch grossartige
landschaftliche Umgebung als durch Lieblich-
keit und Anmut aus, in welcher Beziehung sie
eine der schönsten der Ranzen Schweiz ist. Der die
Stadt bespühlende See una<,FlusS;^ sowie der weite Rah-
264
GEN
GEN
men der sanftgeschwungenen Juraketten und der lirn-
gekrönten Alpen Savoyens geben ihr einen ganz ei-
Näheres über diese Wehranlagen und über die Verwen-
dung der Wasserkraft der Bhone werden wir späu^r in
dem die induMiriellen Anlagen der Stadt
Genf behandelnden Abschnitt mitteilen.
Da die Rhone in ihrem Oberlauf zahlrei-
che Zullüsse mit Wildbachcharakter er-
hält, schwankt ihre Wassermenge auch
bei dem Austritt aus dem See noch inner-
halb ziemlich weiter Grenzen. Am 6 Au-
gust 1901 fährte sie hier in der Sekunde
ein Maximum von 5tö m^ Wasser u. am
13. Januar u. 8. Dezeml»er desselben Jah-
res ein Minimum von 70 m^ Wasser, wäh-
rend die mittlere Wassermenge des Jah-
res 263 m^ pro Sekunde betrug. Die mitl-
lere jährliche Wasserführung (aus den
letzten 13 Jahren berechnet) belief sich
auf 248 m^ pro Sekunde, während die
Monatsmittel für denselben Zeitraum fol-
gende Zahlen lieferten ;
Stadt Genf: Der Hafen.
genartigen Reiz. Die in ihrem Oberlauf stürmische und
trübe Rhone hat ihr Geschiebe im See abgelagert und ver-
lässt ihn bei Genf als rasch fliessender und wohl regulier-
ter Strom, dessen dunkelblaue Fluten einen starken Ge-
gensatz bilden zu dem schlammigen Wasser der kurz
unterhalb der Stadt einmündenden Arve. Aus den Was-
sern der zwischen den beiderseitigen Quaianlagen Genfs
in der Richtung O.-W. abfliessenden Rhone tauchen zwei
kleine Inselchen auf, die De Jean Jacques Rousseau und
die De kurzweg. Diese ist die grössere und misst etwa
300 m in die Lange und 40 m in die Breite. Die aus dem
See austretende Rhone hat bei der obersten Brücke eine
Breite von 262 m, dann wird ihr Bett zusehends schmäler,
bis die Breite bei der untersten Brücke von Genf von
einem Ufer zum andern nur noch 80 m beträgt. Nach der
Aufnahme der Arve iliesst der Strom zwischen hohen
Steilufern hin, die aus Ablagerungen quatemären Alters
bestehen. Im Weichbild der Stadt selbst ziehen sich zwei
Stauwehre über die Rhone, deren eines oberhalb der De
den rechten Flussarm und deren anderes unterhalb der Ile
den linken Flussarm quert. Diese Werke regeln die Wasser-
verhältnisse und dienen dazu, den Spiegel des Genfer-
sees auf der zwischen den Uferstaaten vereinbarten Höhe
(d. h. zwischen PN -1,30 m u. PN —1,90 m) zu erhalten.
(Das konventionelle Zeichen PN bedeutet die absolute Höhe
des eidgenössischen Fixpunktes an der Pierre ä Niton (im
Januar 123 m^
Februar 133
März 146
Apnl 142
Mai 236
Juni
Juli
August
September
Oktober *
November
Dezember
499 in^
464 j»
337
209
154
122
Stadt Genf vum linken Ufer aus.
Hafen von Genf), der der gesamten schweizerischen Hy-
Ssometrie als Grundlage dient und 376,86 m über dem
littelwasserstand des Mittelländischen Meeres liegt).
Daraus ergibt sich, dass die Rhone im
Juli und August ihrejmaximalen Wassermengen führt
was sich daraus erklärt, dass die meisten ihrer Zuflüsse
oberhalb Genfs von Gletschern gespiesene Wildbäche
sind, die eben wesen der im Hochsommer am intensiv-
sten vor sich genenden Eisschmelze gerade in diesen
Monaten am wasserreichsten sind. Noch beträchtlicher
sind die Wasserstandsschwankungen der Arve, die ja ein
typischer Wildbach ist. Diese Schwankungen bewegten
sich 1890 von einem Minimum von 6,6 m^ Wasser pro
Sekunde (am 7. März) zu einem Maximum von 437 m^
W^asserpro Sekunde (am 31. August). Vergl. Baeff, B. Les
eaux de VArve. Gen^ve 1891.
Die Stadt Genf wird von der Rhone in zwei ungleiche
Hälften zerschnitten. Der Stadtkern am rechten Ufer, das
lange Zeit nur eine Vorstadt bildende Quartier Saint Ger-
vais, nimmt heute eine wichtige Stellung ein, indem hier
der Hauptbahnhof, das Postgebäude una zahlreiche glän-
zende Gasthof bauten stehen. Weithin ziehen sich hier
heute die Häusermassen, die stellenweise bis auf den Bo-
den der angrenzenden Aussengemeinden übergreifen. Die-
ser Stadtteil steigt vom Ufer der Rhone allmähli^ bis zu
den Höhen um das Dorf Le Petit Saconnex an. Links der
Rhone liegt die genferische Altstadt, die die meisten der
öffentlichen Bauten umfasst und an die sich fast alle ge-
schichtlichen Erinnerungen knüpfen. Sie steht auf einem
Hügel, der zum Flusse steil ablallt, nach der entgegen-
gesetzten Seite dagegen sanft geböscht ist. Das
Ganze der Altstadt wird beherrscht von den
drei ehrwürdigen Türmen der Kathedrale Saint
Pierre.
Sieben Brücken vermitteln den Verkehr zwi-
schen den beiden Flussufem. lieber die Zeit
der ersten Erbauung der beiden ältesten, die
die Ile mit den beiden Ufern verbinden, fehlt
jede Angabe. Im Jahre 1670 zerstörte eine
furchtbare Feuersbrunst beide Brücken zu-
sammen mit den an ihnen auf Pfählen stehen-
den Häusern. Diese ursprünglich von einander
getrennt angelegtpn zwei Insel brücken wurden
erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
zu einer einzigen grossen und durchgehenden
Brücke vereinigt und bilden jetzt zu beiden
Seiten der Insel gleichsam je einen breiten
Platz, wo die Wochenmärkte ihre Stelle ge-
funden haben. Diese zwei alten Inselbrücken
genügten dem Verkehr bis zum Beginn des 10.
Jahrhunderts. Dann wurde 1829 unter der Lei-
tung von General Dufour der Pont des Bergnes
erbaut, dessen Fahrbahn bis 1880 aus HoU be-
stand. Die Brücke bildet einen Winkel, des-
sen stromaufwärts gerichteter Scheitel vor der He des
Barques oder Ile Rousseau liegt. Es folgten im Laufe
des 19. Jahrhunderts der Reihe nach die Passerelle
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I-
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GEN
GEN
265
de la Machine (an deren rechten Hälfte ein beweg-
liches Stauwehr hängt) ; die 1857 dem Verkehr übergebene
alte Metallbrücke der Coulouvreniere, die 1806 durch eine
neue Monumental brücke (19 m breit; in Stein- u. Böton-
konstruktion) ersetzt worden ist ; dann der seit 1862 den
Hafen von Genf querende Pont du Mont Blanc (12 tief);e-
spannte Bogen), der 1903 erneuert werden muss ; die
1880 vollendeten Passerelles de Tlle und endlich unter-
halb der Stadt der 1880 erhaute Pont de Sous Terre.
Rechtes Ufer. Die Stadtanlage am rechten Ufer der
Rhone bestand ursprünglich blos aus dem in Gestalt eines
un regelmässigen Dreieckes erbauten Quartier Saint Ger-
vais, dessen Grundlinie sich vom Pont des Bergues bis
zum Pont de la Coulouvreniere an die Rhone anlegte und
dessen Scheitel an der Place des Vingt-deux Gantons lag.
Diese einstige Vorstadt hat sich bis auf den heutigen Tag
noch ihr eigenartiges Gepräge zu wahren vermocht und
besteht aus engen, von hohen Häuserreihen begleiteten
Strassen, aus düstern und mannigfach gewundenen Gäss-
chen und aus dunkeln und feuchten Höfen. Auch die Be-
völkerung von Saint Gervais war in ihrer Gesamtheit von
den Bewohnern der Quartiere am linken Ufer durchaus
verschieden, welcher Unterschied sich aber seit der Ent-
wicklung von Genf zu einer Weltstadt vielfach verwischt
See hin, wo sie ihrer schaltigen Baumreihen und schö-
nen Aussicht auf den Mont Blanc und die Savoyer Ai<
pen wegen von Spaziergän||[em stets belebt sind.
Am rechtsufrigen Seequai steht auch das Braunschweig-
Denkmal, das von der Stadt Genf dem ihr sein ganzem Ver-
mögen hinterlassenden Herzog Karl II. von Braunschweig
1879 errichtet worden ist. Dieses ungefähr zwei Millionen
Franken kostende Mausoleum ist dem testamentarisch be-
stimmten Wunsch des Herzogs entspiechend im Stile des
Grabmales von Can Signorio della Scala in Verona ge-
halten. Die Ausführung des vom Architekten Franel ge-
leiteten Bauwerkes ist eine bemerkenswert sorgfaltige,
doch steht sein Kunstwert in keinem Verhältnis zur auf-
gewendeten Arbeit und zu den hohen Kosten. Das in
gotisch-lombardischem Stil gehaltene Denkmal besteht
aus weissem und rotem Marmor und enthält im Mittel-
geschoss einen Sarkophag mit der vom Bildhauer Iguel
geschafTenen Statue des Herzogs, wahrend die sechs Ecken
mit den Standbildern von sechs seiner Vorfahren ge-
schmückt sind. Die das Ganze einst krönende, vom Bild-
hauer CaTn ausgeführte Reiterfigur hat ihres grossen
Gewichtes wegen seither wieder herabgenommen werden
müssen und steht nun in den das Denkmal umgebenden
erhöhten Gartenanlagen, deren Eingang mit Löwen und
Stadt Genf : Linkes Ufer.
hat. (Vergl. darüber : Monnier, Ph. Causeries genevoises,
Geneve 19(M). Während der letzt vergangenen Jahre hat
das Quartier Saint Gervais zahlreiche Umwandlungen er-
fahren: breite Verkehrszüge sind durchgebrochen und
zahlreiche der alten Häuser mit ihrem mittelaltorlichen
Anstrich sind abgetragen worden. Damit hat das Quartier
in gesundheitlicher Beziehung gewonnen, in malerischer
aber bedeutend verloren. In der Folge haben sich dann
daran neue Stadtteile angeschlossen, so das am Seeufer
sich hinziehende Quartier Les Päquis, die in der Nähe
des Bahnhofes liegenden Quartiere Montbrillant und Les
Grottes, femer La Servette und Saint Jean. Rings herum
schliesst sich ein breiter Villengörtel an, der bis auf Boden
der Gemeinde Le Petit Saconnex übergreift. Die genann-
ten Quartiere werden von einer der Hauptsache nach
Handel und Gewerbe treibenden Bevölkerung bewohnt,
während sich die geistigen Interessen mehr auf die Stadt-
teile links der Rhone konzentrieren. Immerhin finden
sich auch im rechtsufrigen Genf eine Anzahl von später
zu erwähnenden Unterrichtsanstalten.
Saint Gervais und seine Nachbarquartiere stehen auf
Piner vom Rhoneufer (375 m) aus langsam bis 400 und
420 m ansteigenden Höhe. Die hauptsächlichsten Strassen-
züge dieser Stadtteile gehen im rechten Winkel von der
Rhone ab und führen mit massiger Steiguns hinaus zu
den Aussenvierteln, während andere vom Bannhofe aus-
strahlen. Die bedeutendste und belebteste dieser Verkehrs-
adern ist die breite Rue du Mont Blanc, die Saint Gervais
von Les Päquis trennt und vom Bahnhof aus in gerader
Linie zur Rhone sich hinabzieht. Die im Quartier Saint
Gervais noch schmalen Quais erweitem sich gegen den
phantastischen Tiergestalten aus rotem Marmor (von Iguel
gehauen) gehütet wird. Der seiner tyrannischen Regierung
wegen von seinen Untertanen 183u verjagte Herzog Hess
sich in Genf nieder, wo er am 19. August 1873 starb, nach-
dem er sein auf 16V, Millionen Franken geschätztes Ver-
mögen testamentarisch dieser Stadt vermacht hatte. Eine
Gräfin von Civry, die sich als natürliche Tochter des Her-
zogs aus(^ab, hat später dieses Testament angegriffen ; der
daraus sich entsoinnende Rechtsstreit dauerte mehrere
Jahre und hat 1901 sein Ende damit gefunden, dass die
Pariser Gerichte, bei denen der Prozess anhängig -war,
zu Gunsten der Stadt Genf entschieden.
Längs des rechtsufrigen Quais stehen prunkvolle Ho-
telbauten und auch der elegant ausffeführte Kursaal, in
dessen Nähe am 10. September 1896 die Kaiserin Elisa-
beth von Oesterreich dem Mordanschlag eines italieni-
schen Anarchisten zum Opfer gefallen ist. Weiterhin
kommt man zu reizenden Anlagen, die sich längs dem
See hinziehen und mit schattigen Bäumen mancherlei
Art bepflanzt sind. Es ist dies der Park Mon Repos, der
1899 von einem Genfer Burger, Philipp Plantamour, der
Stadt Genf hinterlassen worden ist. Schwenkt man vom
Quai in die Rue du Mont Blanc ein, so sieht man zunächst
rechterhand die 1853 von Monod in gotischem Stil erbaute
schmucklose englische Kirche una dann, etwas höher
oben, das neue eidgenössische Postgebäude, ein 1895 er-
stelltes mächtiges Bauwerk mit statuengeschmückter Säu-
lenfront.
Aus dem Häusergewirr der ehemaligen rechtsufrigen
Vorstadt erhebt sich die ehrwördi^re Kirche Saint Gervais.
Die Zeit ihrer Erbauung ist schwierig festzustellen, weil
266
GEN
GEN
ihre verschiedenen Teile nicht aus derselben Ei>oche
stammen. Die Aussenmauem bestehen aus Backsteinen,
Stadt Genf: Rousseauinsel.
die Kapellen aus gehauenen Bausteinen. Im Jahre 122 soll
hier eine kleine Kapelle erstellt worden sein, die vielleicht
mit der Gruft der heutigen Kirche Saint Gervais identisch
ist; darüber erhob sich dann später eine weit ^prössere
Kirche, über deren Existenz freilich erst 1218 eme Ur-
kunde Auskunft bietet. Zu dieser Zeit war die Kirche reich
Ijegütert und verfügte über so ansehnliche Einnahmen,
•lass ihr Pfarrer zu Gunsten eines der Kreuz-
züge eine ziemlich bedeutende Summe spen-
den musste. 1455 baute Bischof Fran^ois de Mies
den Glockenturm um. Nahe dem Temple de Saint
(lervais steht die 1859 erbaute, dem staatlich -
katholischen Gottesdienst eingeräumte Kirche
Notre Dame, ein in gotischem Stil gehaltener
liau ohne architektonisches oder geschichtliches
Interesse. Neben diesen Gotteshäusern besitzt
das rechte Ufer noch eine Reihe von anderen
religiösen Bauten, so die amerikanische Kapelle
(Emanuel Church), die reformierte Kirche in
ijes Päquis, die römisch-katholische Kirche zum
li. Antonius von Padua in Servette und zahlrei-
che kleine Kapellen, die den verschiedensten
Kultusrichtungen dienen.
Obwohl das geistige Leben Genfs, wie schon bemerkt,
hauptsächlich am linken Ufer sich konzentriert, besitzt
doch auch unser rechtsufriger Stadtteil wichtige Unter-
1 ichtsanstalten, wie die 1876 erbaute Gewerbeschule (£cole
des Arts Industrieis), die aus dem Jahre 1878 stammende
Uhrenmacherschule (£cole d'Horlogerie), sowie die Hand-
werkerschule (£cole professionnelle) und das Technikum,
rechten Ufers noch zahlreiche Kleinkinder- and Volks-
schulen verteilt.
Vor dem Legat des Landgutes Mon Repos durch
Philipp Plantamour bestanden im recntsufrifien
Stadtteil nur zwei öffentliche Anlagen , die Cro-
pettes mitten im Quartier Montbriflant und der
Jardin de Saint Jean längs der Rhone, in des-
sen Mitte die Denkmalbüste von James Fazy steht.
Hafen, In$eln. Zwischen die beiden Stadthälf-
ten dringt das zusehends sich verschmäiemde
Seeende ein und bildet so einen natärlichen Ha-
fen, der seewärts durch zwei rechtwinklig vom
Ufer abgehende Hafendämme geschätzt ist. Den
rechtsufrigen Damm, die soff. Jet^ des Päqois,
schliesst ein Leuchtturm mit Drehfeuer ab ; ge-
Senüber zieht sich die Jet^ des Eaux Vives in
en See hinaus, nahe an deren Ende ein mäch-
tiger Sprin||[brunnen seinen dicken Wasserstrahl
90 m hoch in die Lüfte senden kann. Von diesen
Hafendämmen aus gesehen zeict sich das Stadt-
bild von Genf von seiner vorteilhaftesten Seite :
SrachtvoU ist der Kontrast zwischen den den
[orizont abschliessenden Bergrücken, den weiss-
schimmernden Quais, den malerischen Turm-
silhouetten und alten Häusern einerseits mit dem azur-
blauen Wasser des Sees und Flusses und den Baumrei-
hen an den Ufern und auf der Rousseauinsel anderer-
seits. Dieses ganze harmonische Bild muss auf jeden
der Stadt vom See her nahenden Reisenden unfehlbar
einen mächtiffen Eindruck machen. Den Hafen beleben
eine Menge der verschiedensten Schiffe und Schiffchen:
Stadt Genf: Pont du Mont Blanc.
die beide in einem im Quartier de la Prairie stehenden
hufeisenförmigen Gebäude (1884 erbaut) untergebracht
sind. Femer sind über die verschiedenen Quartiere des
Stadt Genf:^ont de la Gonlouvreni^re.
Dampfer, Frachtschiffe mit ihren grossen lateinischen
Seffeln, die den Verkehr von Ufer zu Ufer besorgenden
Scnraubenboote, Lustschiffchen etc. Da die Jagd im Ha-
fen untersagt ist, belustigen sich hier im Winter in aller
Sicherheit ganze Schaaren von Möven und wilden Enten.
Den untern Abschluss des Hafens bildet die reizende
Ile Rousseau, die mit Pappeln bepflanzt ist und das von
Pradier ausgeführte und 1834 einge-
weihte Bronzedenkmal von Jean Jacques
Rousseau trägt. Vor dieser Zeit hiess das
Inselchen die Ile des Barques. Weiter
flussabwärts wird die Rhone durch eine
weitere, grössere Insel (kurzweg Tlle ge-
nannt) in zwei Arme geteilt, die ganz
mit hohen Häusern überbaut ist und an
deren oberem Ende ein weitläufiges
Bauwerk direkt aus dem Wasser au^
steigt. Es ist dies das die Stadt Genf
einst mit Trinkwasser versorgende ehe-
maliffe Pumpwerk, das heute zur elek-
trischen Licntzentrale umgestaltet ist
Die erste Turbine wurde 1708 am lin-
ken Flussarm einfferichtet ; ihre letz-
ten Ueberreste sind erst 1884 bei An-
lass von Arbeiten im Flussbett ver-
schwunden. 1843 stellte man in dem
jetzt noch bestehenden Gebäude eine
neue Turbine auf. Mitten auf der In-
sel lehnt sich an die Häuser ein zum
linken Ufer hinüberschauender alter
viereckiger Turm an, der der Ueberlieferung nach von
Julius Caesar erbaut worden sein soll. In der That er-
richtete dieser im Jahr 58 v. Chr. an dieser Stelle einen
GEN
GEN
267
den Flu88ubergang hütenden Turm, der aber später wieder
zerstört wurde und an dessen Stelle 1200 Jahre später der
Stadt Genf: Die Quais.
Bischof Pierre de Cessons eine feste Burg erbaute. Dieser
Burff «letzter Ueberrest ist der heutige Turm, die so(^. Tour
de 1 Ile, die vor Kurzem mit Sorgfalt und Diskretion re-
stauriert worden ist. Am Fusse dieses ehrwürdigen Denk-
males aus längst vergangenen Zeiten wurde Philibert
Berthelier, der Märtyrer der Unabhängigkeit Genfs, am
23. August 1519 mit dem Schwert hingericntet. Das untere
Ende der lle trägt eine gedeckte Markthalle und setzt sich
in ein Stauwehr fort, das sich an das quer über dem linken
Flussarm stehende und der Fassung der Wasserkraft der
Rhone dienende Bauwerk anschliesst. Mit ihren alten,
baufälligen und zum Teil auf Pfählen direkt über dem
Wasser sich erhebenden Häusern und Häuschen war die
Insel einst eines der malerischsten Quartiere Genfs. Vor
Kurzem erst hat diese ganze Herrlichkeit grossen und
schönen Neubauten Platz machen müssen.
Linkes Ufer, Auch hier kann man einen ziemlich gut
umgrenzten Kern unterscheiden, dessen alte Quartiere
in vieler Hinsicht dem Stadtteil Saint Gervais gleichen.
Um diesen zuweilen die Altstadt genannten Kern haben
sich dann nach und nach neue Quartiere gruppiert,
die heute schon weit über die Grenzen der Stadt Genf auf
Boden der Gemeinden Plainpalais und Les Eaux Vives
übergreifen. Die Altstadt zieht sich von der Mont Blanc
Brücke bis zur Inselbrücke längs der Rhone hin und
steigt die nahe dem Flusse gelegenen steilen Hänge des
von der altertümlichen Kathedrale Saint Pierre gekrönten
Hügels hinan. Hauptverkehrsadern sind hier die dem
Fluss rarallel verlaufenden Pue du Rhone und
Rues Basses. Dazwischen öffnen sich weite
Plätze : Longemalle, der Molard und die Fus-
terie. Auf der hie und da mit Recht das gen-
ferische Forum geheissenen Place du Molard
haben sich eine grosse Anzahl von wichtigen
Ereignissen der Geschichte Genfs abgespielt.
Trotzdem die Bedürfhisse der Neuzeit dem
Molard viel von seiner ursprünglichen Gestalt
geraubt, hat er sich zusammen mit dem ihn
(regen den See hin abschliessenden mächtigen
Turm doch noch ein sehr malerisches Gepräge
zu erhalten vermocht. An der Place de La Fus-
terie steht der dem Dienste der reformierten
Landeskirche eingeräumte Temnle Neuf oder
Temple de La Fusterie, eine 1708 im Bau be-
Sonnene aber erst sieben Jahren später vollen-
ete und eingeweihte Kirche von nur geringem
architektonischen oder geschichtlichen Inte-
resse.
Die früher den Jahrmärkten und Messen
dienenden Rues Basses wurden bis 1822 zu
beiden Seiten von Holzschuppen eingeengt,
deren breite Vordächer (die sog. dömes) von
hohen Pfeilern gestützt waren. Bis zu dieser Zeit hatte
sich die Unterstadt überhaupt ihr mittelalterliches Ge-
präge noch ganz erhalten, und damals reichte auch der
See noch bis beinahe an den Turm Molard heran. Einige
Jahre nach dem Abbruch der Schuppen und Vordächer
« gab der Bau der Quaianlagen dem
Quartier sein heutiges Aussehen ; im-
merhin sind auch seither noch neue
Strassen durchgebrochen und ganze
Häuserreihen niedergelegt worden, an
deren Stelle grosse moderne Bauten
getreten sind. Von den Rues Basses
zweigen zahlreiche unregelmässige,
enffe und steile Gassen ab, an denen
hohe, vielfach noch aus dem 14. und
15. Jahrhundert stammende Häuser ste-
hen und die durch schmale Gässchen
und düstere Durchgänge mit einander
in Verbindung stehen. Mehrere dieser
fegen die Kathedrale Saint Pierre hin
onvercierenden Gassen erinnern in
ihren Namen (Rue d'Enfer, Rue du Pur-
gatoire, Rue du Paradis, Rue des Lim-
bes, Rue de Toutes Ames) noch an die
Zeiten vor der Reformation, da hier Glie-
der der niedern Geistlichkeit u. Kirchen-
diener aller Art ihren Wohnsitz hatten.
Heute sind sie als Sitz von Kleinhand-
werkern und Trödlern volksreich, stark belebt und voller
Lärm. Mitten in diesem Gewirr liegt das Quartier La Ma-
deleine, dessen alte Häuser sich um die Kirche La Made-
leine schaaren. Dieses im Spitzbogenstil gehaltene und
von einem Glockenturm aus karolingischer Zeit flankierte
alte Gotteshaus stammt aus unbekannter Zeit (vielleicht
aus dem 11. Jahrhundert), hiess zuerst Saint Oyen de Joux
und wurde später zum Temple de Sainte Marie Madeleine
umgetauft. Rings herum zog sich einst ein Friedhof. In
einem Zeitraum von 96 Jahren ist die Kirche zweimal
(1334 und 1430) vom Feuer verwüstet worden.
Zuoberst über den steilen Hängen der Altstadt thront
weithin sichtbar das bedeutendste Gotteshaus von Genf,
die Kathedrale Saint Pierre (404 m), das alte Wahrzeichen
der Stadt Genf. An dieser Stelle sind seit den ältesten
Zeiten der Reihe nach zahlreiche religiöse Bauten gestan-
den. Zuerst ein unter Marcus Aurelius ums Jahr 170 n.
Chr. durch Feuer zerstörte Apollotempel, von dem heute
noch einige Ueberreste vorhanden sind. Neu aufgebaut,
ward der Tempel im ersten Dritteil des 4. Jahrhunderts
zur christlichen St. Peterskirche umgewandelt, von Chlod-
wig bei seiner Eroberung des Burgunderreiches (zu dem
auch Genf gehörte) niedergebrannt, später von Gondu-
baldneu errichtet und vom Erzbischof A vi tus von Vienne
516 geweiht. Als später die Kirche zu zerfallen drohte,
Hess König Konrad der Friedliebende das ganze Gebäude
abtragen und an seiner Stelle eine neue Basilika aufrich-
ten, die aber erst viel später unter Konrad dem Salier ums
Stadt Genf: Platz Hei Air.
Jahr 1035 vollendet wurde. Seit dieser Zeit hat die Peters-
kirche unter manchem Missceschick gelitten : 1291 Hess sie
Graf Am6d6e de Genevois aurch Feuer verwüsten ; 1334,
268
GEN
GEN
1349 und 1430 wurde sie nochmals vom Feuer heimge-
sucht und mehr oder weniger schwer beschädigt, und
StMdt Genf: Rne da Mont Blano.
1556 schlug der Blitz in einen ihrer Glockentürme. So
erklären sich die im Laufe der Zeit an der Kathedrale
Saint Pierre vorgenommenen mannigfaltigen Umbauten
und das verschiedene Alter und die sehr wechselnden
Stilarten ihrer einzelnen Teile. Heute ermangelt der Bau,
wenigstens äusserlich, vollständig jeder architektonischen
Einheitlichkeit, indem z. B. der korinthische Portikus
und die gotische und romanische Basilika durchaus nicht
zu einander paf^sen. Durch seine schönen und wohltuen-
den Proportionen bemerkenswert ist dagegen das Innere
der Kircne. Die Kathedrale als Ganzes hat die Gestalt
eines lateinischen Kreuzes ; ihr dreifach gewölbtes Längs-
schifT ist 6^ m lang und das QuerschilT 37 m breit. Ueber
diesem letzteren erheben sich die drei Turme: der N.-
und S.-Turm und dazwischen ein eleganter Spilzturm.
Im N.-Turm befmdet sich die vom Gregenpapst Clemens
VII. gestiftete berühmte Glocke « La Glämence », deren
Gewicht 6500 kg beträgt ; der S.-Turm ist vor Kurzem im
gotischen Stil aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts re-
stauriert worden. Beide Türme sind je etwa 40 m hoch.
Der im gotischen Stil des 15. Jahrhunderts 1898-99 er-
baute Spitzturm steht an der Stelle eines einstigen (wahr-
scheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammenden) Glok-
kenturmchens, ist 68 m hoch und enthält ein Glockenspiel.
Der den Chorherren zur Wohnung dienende Clultre
die Gräber des Schriftstellers und Vertrauten von Hein-
rich JV. Agrippa d'Aubign^ (gestorben 1630 im Exil in
Genf), des Barons Jonann von Kaunitz (dessen
Körper bei der Eröffnung des Zinnsarges 115
Jahre nach seinem Tode vollkommmen erhalten
geblieben war), des Staatsmannes und Chronis-
ten Michel Roset, von Theodor de B^ze und
vielen anderen berühmten PersönHchkeiten.
Nachdem der Cfoltre 1721 abgebrochen worden
war, führte man die in ihm befindlichen Grab-
steine in die Kirche Saint Pierre über, wo sie
heute noch zu sehen sind. Rechts vom Sei-
teneingang zur Kirche bemerkt man femer
noch einen auf zwei Löwen ruhenden schwarz-
marmornen Sarkophag mit moderner sitzender
Figur aus der Hand des Bildhauers I^el: es
ist dies das Grabmal des Herzogs Heinrich von
Bohan (Führers der Reformierten zur Zeit von
Ludwig XIII., bei der Belagerung von Rhein-
felden 1638 getötet), seiner Gemahlin Marguerite
de Sully und ihres Sohnes Tankred. In der
Makkabäerkapelle hat man die Reste des Grab-
males des Kardinals |Jean de Brogny, der das
Konzil zu Konstanz leitete und 1426 starb, wie-
der-[aufgefunden. Das Innere von Saint Pierre
ist geschmückt mit Glasmalereien, mit ge-
I schnitzten Kirchenstühlen aus dem 15. Jahrhundert und
I dem angeblichen Stuhl Calvins. An die'S.-Front der Ka-
ften
^SIH W
Sladt Genf: luneres des Wasserwerkes.
stand zwischen der N.-Front der Kirche Saint Pierre
und dem jetzigen Gefan^j^nis L'^v^h^ (das selbst wieder
den £vdchö de Saint Pierre ersetzt hat) und umschloss
Stadt Genf: Wasserwerk.
thedrale lehnt sich die gotische Makkabäericapelle an,
die vom Kardinal de Brogny 1406 erbaut worden ist,
früher dem Gymnasium und der theologischen Fakultät
als Hörsaal eingeräumt war und im Zeitraam
1878-88 restauriert und mit Glasmalereien ge-
schmückt wurde. (Vergl. Blavignac. Descrifh-
tion de V^lise de Saint Pierre in den Me-
moire8 de la Soc. d*hisi. et d'archdol, Tome
IV, 1845).
Gegenüber der Kathedrale und von ihr durch
eine Gasse getrennt lehnt sich an die Häuser
eine der ältesten Kirchen Genfs an, früher
Sainte Marie La Neuve oder Notre Dame La
Neuve, heute l'Auditoire geheissen. Die Zeit
ihrer Erbauung ist nicht bekannt, doch muss
sie auf jeden Fall erst nach dem Jahr 1100 ei^
standen sein. Heute dient sie dem Konsisto-
rium und dem Kapitel der Geistlichen (Com-
pagnie des Pasteurs) als Sitzungslokal.
Im gleichen Stadtteil finden wir noch eine
Anzahl von anderen kirchlichen Bauten ver-
schiedener Konfessionen. Wir wollen davon
nur die in der Rue des Granges stehende
Kirche Saint Germain erwähnen, von deren
Entstehung man nur weiss, dass sie schon
1218 vorhanden war. Nachdem sie 1334 einer
Feuersbrunst zum Opfer gefallen, baute man
sie zu einer uns ebenfalls unbekannten Zeit
neu auf. 1803 überliess man die Kirche für
drei Jahre dem römisch-katholischen Kultus; heute ist
sie der altkatholischen Landeskirche eingeräumt.
Auch die Oberstadt weist ein ihr eigentumliches Gepräge
GEN
GEN
269
auf. Ihre Ganen werden von gleichmässigen Häuserreihen
begleitet, die zwar von der Zeit geschwärzt worden sind,
Stadt Genf : Postgebäude.
aber eine wohltuend korrekte Bauart zeigen. Die in
der Unterstadt herrschende Geschäftigkeit mit ihrem
Lärm versteigt sich kaum bis in diese oberen Quartiere,
die still und wenig belebt sind und wo sich auch nur
wenige Werkstätten finden. Viele dieser Häuser erinnern
uns an berühmte Namen, indem hier Calvin und Rous-
seau und die Geschlechter de Candolle, Pictet de la Rive,
de Saussure u. a. ihre Stammsitze hatten und z. T. noch
haben.
In diesem ehrwürdig-nächtemen Quartier hat im Rat-
haus (Hotel de Yille) die Kantonsregierung ihren Sitz.
Das schwerf&lliff massive Gebäude in florentinischem
Stil trägt ein hones überhängendes Dach und hat in sei-
nem Innern anstatt einer Haupttreppe einen sanft anstei-
genden gepflasterten Gang, der es den Ratsherren einst
ermöglichte, in der Sänfte oder auch wohl hoch zu Pferd
in die obem Stockwerke hinauf zu |[elangen. In der sog.
Salle d'Alabama hielt das Schiedsgencht seine Sitzungen,
das die zwischen England und d^n Vereinigten Staaten
schwebende Alabamafrage entschied. Im Sitzungszimmer
des Staatsrates sind vor Kurzem interessante Wandmale-
reien aus deDQ 16. Jahrhundert zum Vorschein gekommen,
die man sorgfältig restauriert hat. (Vergl. darüber: Du-
nant, £mile. Les fresques de VHötel de ViUe, Gen^ve
1902). Das Rathaus lehnt sich an die Tour Bandet an,
einen kleinen viereckigen Burglurm, dessen Erbauung
die Ueberlieferung dem Frankenkönig Gondubald zu-
schreibt; es ist aber wahrscheinlicher, dass er erst im
15. Jahrhundert als Sitzunffslokal der Genfer Behörden
erstellt worden ist. Heute birgt die Tour Bandet das gen-
ferische Staatsarchiv, eine sehr reiche Sammlung mit den
Stadt Genf : 11 asikkonservatorinm.
Sitzuiigsprotokollen der Genfer Räte seit 1400 (900 Folio-
bände), dem Orginaltext der c Franchises » des Bischofes
Adh^mar Fabri aus 1387 und mehreren die Rechtsan-
sprüche der Bischöfe von Genf betreffenden Erlassen der
deutschen Kaiser. Vom Rathaus führt ein Säulengang zu
der Promenade de La Treille, einer mit Bäumen bepflanz-
ten erhöhten Terrasse, von der aus sich dem Beschauer
eine ausgedehnte Rundsicht bietet. Gegenüber dem Ein-
gang zum Rathaus steht ein altes Gebäude, das von einer
Reihe von schönen Säulen gestützt und unter dem Vor-
dach mit Fresken von Beaumont, Szenen aus der Ge-
schichte Genfs darstellend, geschmückt ist: das 2^ughaus
(Arsenal). Hier hat man das historische Museum unterge-
bracht, eine Sammlung von Rüstungen, Fahnen und Waf-
fen aus der kriegerischen Vergangenheit Genfs.
NachO. mündet die Rnede l Hotel de Ville auf die alte u.
malerische Place du E^ur^ de Four aus, die von altertüm-
lichen Häusern umrahmt ist. Bemerkenswert ist hier ein
im Stile Mansards gehaltener massiverund äusserlich nüch-
terner Bau aus 1700, das Gerichtsgebäude (Palais de Justice),
der früher als Spital diente (von dem aamals gegenüber
wohnenden Humoristen Töpffer in seinen « Nouvelles
genevoises» oft erwähnt) und 1858 für seine heutige Be-
stimmung neu eingerichtet wurde. Gehen wir weiter in
der Richtung nach 0., so kommen wir durch die Rue des
Chaudronniers nach der ehemaligen Bastion Saint An-
toine, die jetzt zur öffentlichen Anlage umgewandelt ist
und an deren Rückseite sich die Kantonsschule anlehnt.
Dieses ehrwürdige Gebäude, das sog. Collie de Saint
Antoine, wurde von Calvin 1559 im Stile der damaligen
Zeit errichtet und hat sich trotz zahlreicher nötig gewor-
\
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^^
Stadt Genf I Theater.
dener Neubauten und Umänderungen seinen ursprung-
lichen Charakter noch wohl bewahrt. Auch der weite Hof,
in dem sich heute die Schüler tummeln, zeigt noch nahe-
zu dasselbe Aussehen wie zu Calvins Zeiten. (Vergl. dar-
über : Thövenaz. Le College de Geneve, Genöve 1896).
Vom Rathans ffehen nach W. die Grand' rue und Citä
aus, zwei einanaer fortsetzende Verkehrsadern, die als
enge, düstere und steile Gassen in die Unterstadt hinab-
führen. Im Haus Nummer 40 der Grand* rue wurde Jean
Jacques Rousseau geboren, während das früher mit einer
darauf bezüglichen Denktafel versehene Haus in der Rue
Rousseau (Quartier SaintGervais) Eigentum des Grossvaters
dieses Schriftstellers war. In ihrem untern Abschnitt er-
weitert sich die Cite zu einem unregelmässigen kleinen
Platz, auf dem ums Jahr 1865 ein Brunnen mit Darstellun-
gen aus der Escalade in bronzenen Bas-Reliefs errichtet
worden ist. Weiterhin gelangt man zu der von prächtigen
Bauten umrahmten Place de Bei Air, einem slarlc belebten
Verkehrszentrum und Knotenpunkt des städtischen Stras-
senbahnnetzes. Von hier aus steigt bis gegen die Prome-
nade de La Treille hin mit schwacher Böschung die Rue
de La Corraterie an, die belebteste Verkehrsader von G^nf
und der beliebteste Spazierweg für Müssiggänger und
Stutzer.
In weitem Bogen schliessen sich an die von uns soeben
beschriebene und einst in einen Gürtel von Festungsan-
lagen eingezwängte Altstadt ausgedehnte Quartiere viel
neueren Datums an. Hier sind in den breiten Strassen
und den soliden hohen Häusern Luft und Licht in Fülle
270
GEN
GßN
vorhanden, und zahlreiche Gartenanlagen, öffentliche
Spazierwege und baumgeschmückte Boulevards Unter-
stadt Genf: Museum Rath.
brechen die Häusermassen. Während dereinst von Mauern
umschlossenen Altstadt zu ihrer räumlichen Entwickelung
der Platz gefehlt hat und sich ihre wachsende Bevölkerung
in engen Gassen und dicht geschaarten Häusern einpfer-
chen mussle, haben sich diese von jeder einengen-
den Schranke freien neuen Stadtteile ^anz nach ihi^m
Belieben entwickeln und sogar auf die vorstädtischen
Gemeinden ausdehnen können. Noch weiter nach Aussen
folgt ein Gürtel von Villen. Nur gegen W. hin schliessen
sich an die Altstadt mehr gewerbetreibende Quartiere
an. Von der an und auf einem Hügel gebauten Altstadt
unterscheiden sich diese Aussenviertel auch durch ihre
Lage in einer einheitlichen Ebene, die einzig gegen SO.
mit den Quartieren Champel und Malagnou etwas ansteigt.
Wenn wir der Rue de La Corraterie folgen, so kommen
wir bald zur Place Neuve, dem grössten freien Platz im
Weichbild von Genf, der einen ziemlich mächtigen Ein-
druck macht und von schönen Bauten eingefasst ist. Inder
Mitte steht das 1884 eingeweihte Reiterdenk mal des Gene-
rals Dufour, des Führers der eidgenössischen Truppen
im Sonderbundsfeldzug, das vom Berner Bildhauer Lanz
ausgeführt und dessen Kosten aus dem Ertrag einer allge-
meinen schweizerischen Gabensammlung bestritten wor-
den sind. Rechts von der Einmündung der Corraterie in
die Place Neuve bemerkt man das im alt^iechischen Stil
gehaltene und an äusserem architektonischen Schmuck
ziemlich arme Musee Rath, das wegen der unmittelbaren
Nachbarschaft des prachtvollen Theaters nicht recht zur
Geltung kommen kann. Das 1825 erbaute Museum enthält
die Sammlungen des Generales Rath (1766-1819), eines in
russischen Diensten stehenden Genfers, die von seinen
Erben der Stadt Genf geschenkt und von dieser mit Sorg-
falt vermehrt worden sind, so dass sie heute noch die
ansehnlichste Gemäldegalerie der Stadt bilden. Der schön-
ste Schmuck der Place Neuve ist aber das aus dem Legat
des Herzogs von Braunschweig 1877-79 erbaute Theater
mit seiner prachtvollen Renaissancefront. Schade ist nur,
dass sich der bauleitende Architekt Gosse in seinen Plä-
nen zu sehr an das Vorbild der Grossen Oper in Paris
angelehnt hat. Bis 1879 hatte sich G«nf mit einem be-
scheidenen Theatergebäude behelfen müssen, das dem
jetzigen gegenüber an der Einmündung der Promenade
des Bastions in die Place Neuve stand, aus dem Jahr
1782 datierte und 1880 abgetragen worden ist. Ebenfalls
an der Place Neuve erhebt sicn der etwa aus 1857 stam-
mende zierliche Bau des Musikkonservatoriums, das die
Stadt der Freigebigkeit eines ihrer Bürger. Bartholoni,
verdankt. Dem Theater gegenüber tritt man durch ein Mo-
numentalgitter in die mit schattenreichen alten Bäumen
bepflanzte Promenade des Bastions ein, an der die Büsten
von zahlreichen verdienten und berühmten Genfer Bür-
gern stehen. Wir finden in dieser Genfer Ruhmeshalle
die Brustbilder des Naturforschers Francois Jules Pictet
de la Rive (1809-72), des Botanikers Edmond Boissier
(1810^), des Ingenieurs Jean Daniel Colladon (1802-93),
des Staatsrates Antoine Carteret (1813-89), des Botanikers
Augustin Pyramus de Candolle (1778-1841 ; von Pradier
geschaffen und mit wertvollen Bas-Reliefs geschmückt),
des Naturforschers Gosse (1753-1816 ; ein bescheide-
nes Denkmal, von der Schweizerischen naturforschen-
den Gesellschaft 1886 zu Ehren ihres Gründers gestif-
tet). Zu erwähnen ist ferner noch ein von Chaponniere
gehauener David. Ein Teil der Promenade des Bastions
war früher dem von de Candolle 1816 angelegten botani-
schen Garten und den städtischen Gewächshäusern eln^
räumt, die jetzt aber beide zusammen mit dem Herbier
Delessert nach Varembä auf das von Gustave Revilliod
der Stadt vermachte Landgut übergesiedelt sind. An der
O.-Ecke der Promenade des Bastions steht als elegantes
Bauwerk in italienischem Geschmack der Palais Eynard,
einst Eigentum des berühmten Philhellenen, heute im
Besitz der Stadt und von dieser zu einem Museum der
schweizerischen Fauna umgewandelt. Einige Säle sind
den Damenklassen der städtischen Kunstschule (Ecole
municipale des Beaux-Arts) eingeräumt worden. Eine der
Längsseiten der Bastions begleitet die 1868-72 erbaute
Universität, bestehend aus drei in Gestalt eines Hufeisens
angelecten umfangreichen Bauten, die unter sich durch
Glasffällerien verbunden sind. Im Mittelbau befinden sich
die Hörsäle (mit Ausnahme derjenigen für Chemie, Anato-
mie, Pathologie, Zahnheilkunde und Medizin, für die be-
sondere Bauten vorhanden sind), in den beiaen Flügeln
das naturhistorische Museum bezw. die öffentliche Biblio-
thek und das archäologiäche Museum. Vor dem Uaupt-
eingang steht die Denkmalbüste des Naturforschers C^rl
Vogt, und im Vestibül des Mittelbaues sind die Büsten
von Alphonse de Candolle, Auguste de la Rive, Marc
Monnier, Amiel und Albert Richard aufgestellt.
In der Nähe der Place Neuve sind überhaupt die Mehr-
zahl der der Wissenschaft, Kunst und speziellen Untere
richtszwecken dienenden Bauten, sowie auch eine Anzahl
von Kirchen und Kapellen verteilt. Wir nennen : die Vic-
toria Hall, ein grosses Gebäude in florentinischem Stil,
dessen Front mit einer vom Bildhauer Massarotti p^eschaf-
fenen Statue der Harmonie geschmückt ist, dient als
Konzertsaal, ist der Stadt vom ehemaligen englischen
Konsul Barton in Genf geschenkt und 1894 eingeweiht
worden; die 1900 vollendete Handelsschule (Ecole de
Commerce ; die dem kunstgewerblichen Unterricht die-
nende Ecole du Grutli ; das Athenäum mit Vorlragssälen,
Spezialbibliothek und einer ständigen Gemäldeausstellung;
das Chemiegebäude (£cple de Chimie) ; das W^ahlgebäude
(Bätiment £lectoral) m'it mächtigem Saal, in dem die
Volksabstimmungen vorgenommen und Konzerte und Aus-
stellungen veranstaltet werden ; die 1859 erbaute Synagoge ;
die 1860 erbaute Kirche Sacr^ Cceur, einst Freimaurer-
loge, heute dem römisch-katholischen Gottesdienst einge-
räumt. Zwischen Place Neuve und Rhone liegt das ernste
Finanzviertel der Stadt mit seinen zahlreichen Bankge-
schäften, der Börse, der Sparkasse, der Handelsbank
(Banque du Commerce), dem Comptoir d'Escompte etc.
Ihrem Aeussernnach sehr verschieden von einander sind
die die Altstadt und die Nachbarschaft der Place Neuve
umrahmenden Aussenviertel, deren jedes sozusagen sein
Stadt Genf : Kursaal.
eigenes Gepräge hat und von ganz speziellen Bevölkerungs-
kreisen bewohnt wird. Dieser lange Gürtel beginnt am
Rhoneufer mit dem gewerbs- und volksreichen Quartier
GEN
GEN
271
der Cottlouvreni^re, wo [aich zahlreiche Fabriken, die
Gasfabrik und das Wasserwerk«, der Ck>ulouvreni^re
(BAtiment des forces motrices du Rhone) fin-
den. Daran schliesst sich als ausgedehntes und
schwer zu umgrenzendes Aussenviertel das sog.
Piainpalais an, das auf die Gemeinde dieses
Namens übergreift und bis zum rechten Ufer
der Arve sich hinzieht. Piainpalais bildet mit
seinen mächtigen Mietskasernen, verschiede-
nen industriellen Betrieben, Villen, brach lie-
genden Grundstücken und grossen Gemüse-
gärten ein etwas buntes Ganzes, in dessen Mitte
das Gebäude der medizinischen Fakultät (£cole
de M^decine), die Kasernenbau ten, mehrere
Primarschulhiiuser u. eine reformierte Kirche
stehen. Die Plaine de Piainpalais, eine grosse
Wiese, dient als Platz für Volksfeste, als Spiel-
platz für die Jugend und etwa auch als Exerzier-
platz. Das mit Piainpalais zusammen die Stadt
Genf mit Carouge verbindende Quartier La
Cluse greift ebenfalls auf die Gremeinde Piain-
palais über und wird von den eben beschriebe-
nen Stadtteilen durch die langgezogene, stark
belebte und volksreiche Rue de Carouge se-
trennt. Piainpalais und La Cluse gleichen sich
in manchen Beziehungen ; hier stehen mehrere
der medizinischen Fakultät angegliederte Bau-
ten, wie der Kantonsspital, das pathologische
Institut, die Anatomie (Morgue) und die Frauen-
klinik (Maternit^). Weiter nach 0. schliessen
sich an die Altstadt das fast ausschliesslich aus Villen be-
stehende Quartier Champel u. die Quartiere Les Casemates
und Les Tranch^s an. Diese beiden sind ruhig und ein-
tönig, bestehen aus Miet- u. Einfamilienhäusern und wer-
den ihrer ganzen Länge nach von zwei mehrfach über-
brückten btrassenzügen durchschnitten. Die Einförmig-
keit dieser beiden Viertel wird einigermassen unterbrochen
durch die auf einem einstigen Festungswall anffeleffte
Promenade du Pin, den mit einer Büste des Genfer Hu-
moristen geschmückten Square TöpfTer und die Promenade
de rObservatoire. In dieser Gebend ist vor Kurzem auch
eine neue Kunstschule (£cole des Beaux Arts) erbaut wor-
den, an die sich in Bälde ein zur Aufnahme aer Mehrzahl
der städtischen Kunstsammlungen bestimmtes Gebäude
anschliessen wird. Ueber das Quartier Les Tranch^s
ragen die fünf vergoldeten Kuppeln der russischen Kirche
und der doppelte Dom der Sternwarte (Observaloire) in
die Lüfte. Nach Aussen hin schliessen sich an diesen
Stadtteil endlich noch die Villenviertel Florissant und
Malagnou an, zwischen denen und dem See der Stadtteil
Les Eaux Vives liegt, eine aus mehreren Quartieren be-
stehende Häu8ermasse,Sdie zum, grössten Teil schon der
ung) belebt wird. Von bemerkenswerten Bauwerken sind
hier nur zu nennen die massige sog. Salle de la R^forma-
Stadt Genf: Victoria Hall.
Gemeinde Les Eaux Vives angehört und im üegensatz
zu den eben besprochenen benachbarten Vierteln von
einer rührigen, Handel und Gewerbe treibenden Bevölker-
stadt Genf ; Inneres der Victoria Hall.
tion, wo Konzerte und Vorträge veranstaltet werden, die
dem römisch-katholischen Gottesdienst dienende Kirche
Saint Joseph und die reformierte Kirche von Les Eaux
Vives. Zwischen Altstadt und Les Eaux Vives liegt am
Seeufer der eleffante Jardin Anglais, eine öffentliche Park-
anlage mit mächtigem Springbrunnen und den Denkmal-
büsten der Maler Calame und Diday. In der Nähe steht
endlich noch seit 1868 das sog. Monument National, eine
von R. Dorer ausgeführte Bronzegruppe zum Andenken
an den Beitritt Genfs zum Schweizerbund.
BevölkeruugiverhäUnUse. Mit Inbegriff der Aussense-
meinden Le Petit Saconnex, Piainpalais, Carouge und Les
Eaux Vives betrug die Gesamtbevolkerung der Stadt Genf
nach der Zählung von 1901 105517 Ew., so dass diese in
dieser Beziehung in der Schweiz nach Zürich und Basel
die dritte Stelle einnimmt. Diese Zahl verteilt sich (Zäh-
lung 1901) wie
folgt:
Genfer
Uebri^e
Schweizer
Ausländer Total
Genf
18620
17009
23252 58881
Piainpalais
Eaux Vives
6866
5816
7828 20510
3804
3033
5764 12601
Petit Saconnex
2227
1927
. 2211 6365
Carouge
2271
1348
3541 7160
33788
29133
42596 105517
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich als aufifalligste
BQaiBBä'JiaBaaäa
Stadt Genf: Die Ariana.
Erscheinung der grosse Prozentsatz der Ausländer, der
in der Stadt Genf noch schärfer hervortritt als im Kanton
Genf. Während er nämlich im Kanton 40,37 % beträgt,
272
GEN
GEN
Steigt er für die Stadt samt Ausseoffemeinden auf 43,21 %
(SUdtGenf im engeren Sinn 39,49^). Auch die Bevöl-
kerungszunahme ist in der Stadt allein eine weit beträcht-
lichere gewesen, als im ffanzen Kanton. Sie ist der Haupt-
sache nach der Zuwanaerung zu verdanken. Wenn wir
die Ziffern dieser Zunahme für die Stadt im engeren Sinn
und ihre Aussengemeinden einzeln ausscheiden, erhalten
wir folgende Ergebnisse :
Jahr
Stadt
A ussengemeinden
2989
Total
1815
22300
25289
1828
26121
3784
29905
1837
28003
5711
33714
1843
29139
7403
36542
1850
31238
6466
37704
1860
41756
12664
54420
1870
46783
16736
63519
1H80
50043
21815
71858
1888
52638
24127
76765
1895
52043
29364
81407
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass die Bevölkerungs-
ziffer der Stadt im Laufe des 19. Jahrhunderts ziemlich
gleichmässig um etwa 2000 Köpfe während je 5 Jahren
angewachsen ist, während die Aussengemeinden gegen
das Jahr iSaO einen kleinen Rückgang verzeichnen, dann
aber sich mächtig entwickelt und ihre Bevölkerung in 45
Jahren verfünffacht haben. Dieser Aufschwung datiert
seit der einige Jahre vor 1850 erfolgten Abtragung der das
alte Genf umschliessenden Befestigungsanlagen. Wir ha-
ben schon bemerkt, dass die Zunahme der städtischen
und vorstädtischen Bevölkerung vor allem dem Zuzug
von fremden Elementen zu verdanken ist. Während diese
in der alten Stadt 1843 nur 20,5 % der Gesamtbevölkerung
ausmachten, waren sie 19U1 schon auf 39,46% gestiegen.
Diese starke Mischung mit Ausländern spricht sich na-
mentlich auch in den beträchtlichen Verschiebungen der
Stärkeverhältnisse der einzelnen Konfessionen aus, indem
seither die Zahl der Katholiken in beständigem Wachstum
begriffen ist:
Reformierte Katholiken
0/
14,^2
20,fö
26,29
29,16
40,00
43,30
42,78
42,23
45,U
In konfessioneller Hinsicht verteilte sich die Bevölker-
ung für die Stadt im engern Sinn 1901 folgendermassen :
Reformierte Katholiken Verschiedene
Genfer 13067 5308 245
Uebrige Schweizer 13459 3489 61
Ausländer 30H6 19453 713
Jahr
1822
^%
1834
78,87
1843
73,42
1850
69,07
1860
58,87
1870
54,32
1880
55,14
1888
54,95
1895
52,82
29612
28250 1019
Stadt Genf
58881*"^^
In Bezug auf Geschlecht und Ziviistand erhalten wir
folgende Zahlen :
]
Männlich
Weiblich Total
Verheiratete
10640
10816 21456
Ledige
7342
8667 16009
Verwitwete
834
3877 4711
Geschiedene
136
435 571
Minderjährige
7994
8140 16134
Total
26 946
31935 58881
Anzahl der Geburten 1901 :
Ehelich
Ausserehelich Total
Männlich
451
43 494
Weiblich
506
40 546
957 83 1040
Todesfälle 1901 :
Männlich
340 (wovon 21 Totgeburten)
Weiblich
383( » 25 » )
Total 723
Dr. Vincent hat in seiner Untersuchung über die ge-
sundheitlichen Verhältnisse von Genf festgestellt, dass
die verschiedenen Stadtteile in Bezug auf die Sterblich-
keit ziemlich fühlbare Unterschiede von einander aoi-
weisen. In dieser Hinsicht lassen sich die Quartiere fol-
gendermassen ordnen:
19,55 Todesfälle auf 1000 Ew.
19,14 » » >
18,48 n » »
18,10 » » »
Pä<iuis
Saint Gervais
Tranch^es
Altstadt
Montbrillant, Grottes,
Servette
Theater, Universität
17,65
12,70
Am höchsten steht somit die Ziffer der Todesfalle in den
am dichtesten bewohnten Quartieren von Päquis, Saint
Gervais und der Altstadt. Der hohe Prozentsatz der Todes-
fälle im Quartier Les Tranchöes erklärt sich aus dem
Vorhandensein von einer Reihe von Krankenhäusern.
Die Stadt Genf zählt insgesamt 16937 Haushaltungen
und zwar 6351 von Genfem, 4480 von übrigen Schweizern
und 6106 von Ausländem. Diese Haushaltungen bewohnen
1695 Wohnungen von je 1 Zimmer
4599
4196
2956
1327
1896
2 Zimmern
»3 »
»4 »
»5 »
» 6 und mehr Zimmern.
Die übrig bleibenden 268 Haushaltungen haben möblierte
Wohnungen inne.
Handety Verkehr, Marktwesen, Wir haben schon im
Artikel Kanton Genf Angaben über Gewerbe und Handel
Semacht. Da die weitaus überwiegende Mehrzahl dieser in-
ustriellen Betriebe und kaufmännischen Geschäfte sich
in der Stadt und ihren Aussenffemeinden konzentriert,
ist es unnötig, hier noch einmal darauf zurück zu kom-
men. Dagegen müssen wir hier noch Einiges über das
Marktwesen und die Verteilung der verschiedenen Zweige
der Industrie nachholen. Wie in fast allen bedeutenderen
Städten hat sich auch in Genf die Grossindustrie in die
Randgebiete zurückziehen müssen, denen sie bis zu einem
bestimmten Grad ihr besonderes Gepräge gibt. Im Zentrum
der Stadt verteilen sich die verschiedenen Zweige des
Handels und Gewerbes einigermassen nach Quartieren.
So haben wir bereits zu erwähnen Gelegenheit gehabt,
Stadt Genf: Kirche Notre Dame.
dass das Fmanzviertel sich zwischen der Place Neuve und
Rhone um die Börse ffruppiert. Der Handel mit Uhren,
Schmucksachen und Galanteriewaaren l>eschränkt sich
GEN
GEN
27ä
Stadt C«iif: Kathedrale Saint Pierre.
vornehmlich auf die von den Fremden am stärksten be-
gangenen Strassen, so die Rues {Basses, Rue du Rhone
und die Quais,
wo zugleich
auch die Ge-
schäfte der
Tuch- u. Klei-
derhändler
am häufigsten
anzutreffen
sind. Viele der
alten hohen
Häuser des
Quartiers
Saint Gervais
tragen unter
dem Giebel
Reihen von
kleinen Glas-
Semächern, in
enen die Uh-
renraacher,
Juweliere,
Graveure etc.
arbeiten, wie
sich denn
überhaupt in
den alten
Quartieren des
rechten Ufers
eine ganze
Masse von sog.
«cabinotiers»,
d. h. Arbeitern
der beiden na-
tionalen Industriezweige der Uhrenmacherei und Bijou-
terie, zusammen schaaren.
Schon in den frühesten Zeiten war Genf bekannt durch
seine Messen, die im Jahr bis auf siebenmal gehalten
wurden und zahlreiche fremde Händler anzogen. Ihr Platz
war besonders in den R^ies Basses und der Rue de Cou-
tance, der wichtigsten Gasse des Quartiers Saint Gervais.
Hier findet heute zweimal in der Woche, je Mittwochs
und Samstags, der von den Bauern des Kantons und der
zollfreien Zone beschickte Gemüsemarkt statt; in der nahe
den Rues Basses befindlichen Rue du Commerce treffen
wir die Händler mit essbaren Pilzen, auf dem Grand Quai
den Grosshandel mit Obst und Gemüsen und auf der Place
du Molard den stark besuchten Blumenmarkt. Die Stadt
Genf hat ferner drei |;edeckte Markthallen, die an der
Grenze gesen das Quartier Les Eaux Vives stehende Halle
de Rive, die Halle de Tlle am untern Ende der Insel und
die Halle der Rue Päcolat am rechten Ufer nahe dem Post-
gebäude. Aber auch in den diesen Hallen angrenzenden
Gassen wird am Mittwoch und Samstag jeweilen noch
offener Wochenmarkt gehalten. Endlich hat sich je Diens-
tags und Freitajra noch unter den Bäumen am O.-Rand
der Plaine de Plainpalais ein Lebensmittelmarkt instal-
liert.
In Bezug auf die Verkehrsverhältnisse erinnern wir
daran, dass der Hauptbahnhof, die sog. Gare de Cornavin,
am rechten Ufer und der Bahnhof der kurzen Linie Genf-
Annemasse, die die Stadt mit dem Bahnnetz Savoyens
verbindet, am linken Ufer im Quartier Les Eaux Vives lie-
gen. Beide Bahnhöfe werden von der französisclien Bahn-
gesellschaft Paris-Lyon-Möditerran^e betrieben. Fördasdie
Stadt bedienende ausgedehnte Netz der elektrischen
Strassenbahn bestehen eine Reihe von Wartehallen, so
auf dem linken Ufer am Quai de la Poste, am Molard und
am Cours de Rive, auf dem rechten Ufer an der Rue du
Mont Blanc.
Das Hauptpostamt befindet sich in seinem eigenen
neuen (iebäude an der Rue du Mont Blanc; von den
sieben Filialpoetbureaus der Stadt sind fünf auf die
linksufrigen Quartiere verteilt. Das Haupttelegraphen-
bureau ist im ersten Stock des Filialpostbureaus in der
Rue du Stand untergebracht, wo auch die Telephonzen-
trale ihren Sitz hat. Die Quartiere Les Päquis und Plain-
palais haben je ein eigenes Telegraphenbureau, während
im übrigen alle Filia^stbureaus Depeschen annehmen.
Oeffentliche Telephonsprechstalionen hat die Stadt deren
6. und die Zahl der Telephonabonnenten betrugi902 mehr
als 4500. Die eidgenössische Zollverwaltung unterhält im
Bahnhof Cornavin drei und im Bahnhof Les Eaux Vives,
im Lagerhaus von Rive und am Hafen je ein Bureau. End-
lich verfügt Genf auch noch über einen Freihafen.
Wissenschaft, Kunst, Unterricht. Der wissenschaftliche
Brennpunkt von Genf ist seine Universität, die aus der
1559 gegründeten ehemaligen Calvinischen Akademie her-
vorgegangen ist. Durch Aneliederung einer medizinischen
Fakultät hat man diese 1873 zur wirklichen Universität
erhoben. Die Anfange der Akademie waren recht beschei-
dene, indem sie zuerst nur über 5 Professoren (3 für The-
ologie und je einen für Philosophie und Litteratur) ver-
fügte. 1560 kam dazu eine Professur für Medizin und
1565 eine Rechtsschule, die aber Mangels an Schülern
schon nach 5 Jahren wieder einging, um 1573 von den
beiden hervorraffenden Professoren Bonnefoy und Hotto-
mann mit Erfolg neu aufzublühen. Der Absicht ihres
Gründers entsprechend lag der Schwerpunkt der Akade-
mie in der Ausbildung von Theologen und Pfarrern, und
erst im 18. Jahrhundert kamen auch die Naturwissen-
schaften durch Errichtung von eigenen, bis heute stets
von vorzüglichen Gelehrten besetzten Lehrstühlen zu
ihrem Recht. (Vergl. Borgeaud. UAcademie de Calvin,
Genöve 1901). Heute ist die Genfer Universität eine der
blühendsten und zieht namentlich fremde Studierende in
von Jahr zu Jahr wachsender Zahl an. 1902 zählte man
deren im Ganzen 768, wovon 342 Russen, 183 Deutsche,
63 Bulgaren, 47 Franzosen etc. Im Sommersemester 1902
betrug die Gesamtfrequenz 1075 Studierende, nämlich
FakulUiten ?,X7e„de
Hörer
Toul
Naturwissenschaften 220
30
250
Philosophie, Philologie und
Volkswirtschaft 134
92
226
Recht 145
7
152
Theologie 53
3
56
Medizin 351
40
391
903 172 1075
Davon sind 372 weibliche Studierende (293 immatri-
kulierte und 79 Hörerinnen). Am stärksten vertreten ist
das weibliche Geschlecht an der medizinischen (198),
philosophisch - phüologischen (111) und naturwissen-
schaftlichen
Fakultät (60),
während an
der rechlswis-
senschaftli-
chen Fakultät
nur 3 Damen
eingeschrieben
waren. Der
Lehrkörper be-
steht aus 66
ordentlichen
und ausseror-
dentlichen
Professoren u.
89 Privatdo-
zenten und As-
sistenten. Ihre
eigenen Bau-
ten haben die
Chemie, Ana-
tomie mit Phy-
siologie u. His-
tologie und die
Pathologie, u.
die klinischen
Vorlesungen u.
Uebungen fin-
den in den ver-
seil iedenen Stadt Genf: Makkabäerkapeile der Kathedrale
Krankenhäu- Saint Pierre.
Sern statt. Die
Universität verfüfit über etwa 10 Spezialfonds. Deren be-
deutendster, das Legat von Professor Tingry im Betrag von
150 000 Fr., ist ausschliesslich für den Chemieunterricht
GEOGR LEX. 62 — II — 18
274
GEN
GEN
Stadt Genf: Kirche Saint Gervais.
bestimmt, während die Zinsen der übrigen zu Preisen
an die Studieretiden verwendet werden. Im Jahre 1901
beliefen sich
die Ausgaben
für die Uni ver-
Bitatauf507068
Fr., die Ein-
nahmen auf
etwa 140 000
Fr. Seit 1888
besteht eine
Vereinigung,
die sog. So-
ciety Acad^mi-
que, die jetzt
mehr als 400
Mitgl ieder]*
zählt, ein ei-
genes Vermö-
gen besitzt u.
die Universi-
tät finanziell
unterstützt.
Wie die Aka-
demie be-
schränkte sich
auch die Bib-
liotheque pu-
blique ur-
sprünglich
ausschliesslich
auf Theologie
u. ihre Hilfs-
wissenschaften und dehnte ihren Wirkungskreis erst im
18. Jahrhundert auch auf Geistes-, Natur- und Kunstwissen-
schaften aus. Jeut zählt sie etwa 150 000 Druckbände und
16 000 Handschriften und verwahrt eine wertvolle Samm-
lung von Briefen Calvins und der bedeutendsten Reforma-
toren, die eine ausserordentlich reiche Quelle für die
Geschichte der durch die Reformation angeregten theolo-
gischen Streitigkeiten ist. Als besonders kostbare Hand-
schriften sind ferner zu nennen die aus dem 6. Jahrhun-
dert stammenden und auf Papyrus geschriebenen
Homilien des h. Augustin, die Comptes de Philippe le
Beau (13(>8) auf Holztäfelchen und eine 44 Bände umfas-
sende Sammlung von Predigten Calvins. Die Zahl der
benutzten Bände wächst von Jahr zu Jahr in beträchtli-
chem Masse an und bezeugt, die grosse Bedeutung der
Bibliothk|ue publique für das geistige Leben Genfs. Wäh-
rend der 32o Bibliothekstage des Jahres 1901 sind 47584
Bände in den Lesesaal und 1112 Bände nach Hause aus-
geliehen worden. (Es ist hier zu bemerken, dass die Bib-
liothek französischem Brauch entsprechend in der Regel
keine Bände nach Hause ausleiht). Die zur Bibliothek ge-
hörende Salle Lullin enthält eine reichhaltige Sammlung
von alten und neuen Bildern von Gelehrten, Reformato-
ren und Staatsmännern Genfs oder solchen, die mit
Genf Beziehungen unterhielten. Die Salle Naville ist für
die Professoren der Universität und die wissenschaftlich
arbeitenden Studierenden reserviert, denen ein Spezial-
reglemcnt grosse Erleichterungen gewährt. Das Budget
der Bibliothek übersteigt die Summe von jährlich
50 000 Fr. Unter der städtischen Verwaltung stehen ferner
zwei Ausleihebibliotheken (sog. bfbliotheques circulantes),
je eine für das rechte und das linke Ufer, die zusammen
1901 von 4378 Personen benutzt worden sind und 110 145
Bände ausgeliehen haben.
Auch das der Bibliothek gegenüber befindliche Natur-
historische Museum ist ein Institut von hohem wissen-
schaftlichen Wert. Seine sorgfältige Verwaltung und die
beständige Ausgestaltung semer einzelnen Abteilungen
machen es zu einem wertvollen Hilfsmittel für den na-
turwissenschaftlichen Unterricht. Ganz besonders hervor-
ragend sind die zoologischen Sammlungen dadurch, dass
sie eine sehr grosse Anzahl der von Lamarck, Brugi^res,
Bourguiffnat, Gu^rin-Möneville, Yersin, Gu6nöe und von
Genfer Naturforschern aufgestellten Typen enthalten.
Auf dem Gebiete der Paläontologie besitzt das Museum
ebenfalls zahlreiche Typen von Defrance, Lamarck, P. de
Loriol, Pictet de la Rive und a. Obwohl weniger reich
an Objekten, sind doch auch die Abteilungen für Biologie,
Osteologie, Teratologie, Anthropolosie und Mineralogie
besonderer Erwähnung wert. Die Anlange des naturni-
storischen Museums reichen ins Jahr 1811 zurück, and
bis 1871 waren seine Sammlungen in dem auch der Aka-
demie dienenden Gebäude an der Grand'rue in bescheide-
nen Räumen untergebracht. (Vergl. Bedot und Cartier.
Noiice 8ur le Musee d^Histoire naturelle de Geneve. Ge-
n^ve 1899). Eine Abteilung für sich bilden die botani-
schen Sammlungen, das sog. Herbier Delessert, deren
Grundlage eben die von Delessert der Stadt Genf ge-
schenkten Gegenstände bildeten. Dieses botanische Mu-
seum (Conservatoire botanique), das heute noch in einem
an der Promenade des Bastions stehenden kleinen Ge-
bäude installiert ist, wird in nächster Zeit mit dena bota-
nischen Garten in Varembö vereinigt werden.
Die erste Anregung zur Gründunff einer Sternwarte
(Observatoire) in Genf datiert aus aem Jahr 1741, doch
war es erst 1773 möglich, dieses Projekt zur Ausfühmng
zu bringen. Das damals zu diesem Zweck auf der am
weitesten nach 0. vorspringenden Bastion der Befesti-
gungsanlagen erstellte Gebäude musste schon 1829 wieder
abgetragen werden, worauf man unweit davon die heu-
tigen Sternwarte erbaute. Die Einrichtung dieses Institu-
tes ist dank zahlreicher Vergabungen und besonderer
Fürsorge des Staates beständig vervollkommnet worden,
so dass es heute eine der Mehrzahl der übrigen europäi-
schen Sternwarten ebenbürtige Sammlung von Instro-
menten besitzt. Die letzte bedeutende Verbesserung erfuhr
die Sternwarte, als ihr der Genfer Astronom E. Planta-
mour einen grossen 10 zölligen Refraktor schenkte und
zugleich auch die Kosten für den dadurch nötig gewor-
denen Bau eines Tui*mes auf sich nahm. Neben den as-
tronomischen und meteorologischen Beobachtungen fallt
der Sternwarte die Aufgabe zu, den Uhrenfabrikanten
Genfs Gelegenheit zur Kontrole des Ganges ihrer Chro-
nometer zu bieten, zu welchem Zwecke sie seit 1872 mit
der Unterstützung der Soci^t^ des Arts Weltbewerbe für
genau gehende Chronometer (Concours de r^glajre) veran-
staltet und die Erzeugnisse der Genfer Uhrenindustrie
regelmässig auf ihren Gang prüft.
Das der städtischen Verwaltung unterstellte Laborato-
rium für Bakteriologie und Serumtherai>ie hat die Auf-
gabe, den Aerzten Serum gegen Diphtherie, Tetanus und
Streptokokken und den Tierärzten Mallein und Tuberku-
lin zu liefern, sowie bakteriologische Analysen für Spi-
täler und Aerzte vorzunehmen. Der Geschäftskreis des
Institutes erweitert sich zusehends. 1901 hat es 1717 Ana-
lysen ausgeführt, sowie 1027 Dosen verschiedenartigen
Serums, 215
Dosen von
Tuberkulin u.
10 Dosen von
Mallein , abge-
geben.
Die Samm-
lungen der
Stadt Genf für
Kunst und Ar-
chäologie sind
auf mehrere
einzelne Mu-
seen in ver-
schiedenen
Quartieren
verteilt , wer-
den aber in
naher Zukunft
alle in einem
einzigen gros-
sen Samm-
lungsgebäude
im Quartier
Les Casemates
vereinigt sein.
Das der Male-
rei und Bild-
hauerei gewidmete Mus^e Rath enthält als Grund-
stock die vom General Rath 1825 der Stadt geschenkte
Sammlung, die sich dann in der Folge beträchtlich
Stadt Genf: Russische Kirche.
GEN
GEN
275
vergrössert hat. Bemerkenswert sind hier besonders die
Gemälde der Genfer Maler Liotard, Aj^asse, Saint Ours,
A. W. Töpfer, Lugardon, Hornung, Diday, Calame
etc., sowie eine Anzahl von alten Gemälden be-
sonders aas der Schale der Niederländer. Zu er-
wähnen ist femer noch die ständige Gemäldeaas-
stellung der Soci^tö des Beaux Arts im Athenäum
and die alle zwei Jahre wiederkehrende städtische
Kunstaassteilung (Exposition municipale des Beaux
Arts) im Wahlgebäude. Im Gebäude der Uhren-
macherschaie hat man ein Museum für dekorative
Kunst (Mus^ des Arts d^coratifs) eingerichtet, das
von Tag zu Tag umfangreicher wird und der Gen-
fer Industrie gute Dienste leistet. Archäologie und
Urgeschichte sind in Genf ebenfalls durch mehrere
Sammlungen vertreten : wir nennen das archäolo-
gische Moseum im Erdgeschoss des Bibliotheksge-
bäudes, das besonders reich ist an lokalen Fund-
gegenständen zur Archäologie und Urgeschichte und
auch ein Mänzkabinet umfasst ; das epigraphische
Museum im Hof der Bibliothek, eine Sammlung
von im Kanton Genf gefundenen römischen und
mittelalterlichen Inschriften; das Genfer historische
Museum ; das Mus^ Fol in der Grand*rue, mit wert-
voller Sammlung von griechischen, römischen und
etruskischen Altertümern, sowie von Kunstgegen-
ständen aus dem Mittelalter und der Benaissance-
zeit In Varemb^ besitzt die Stadt eine in schö-
nem Benaissancebau unterg[ebrachte Sammlung von
Kunstgegenstanden verschiedener Zeiten una Ge-
genden, wie z. B. Teppichen, Thon- und Porzellan-
waaren, eingelefften Hölzarbeiten, Bronze- und £1-
fenbeingegenstanden, Schmucksachen, Münzen und Me-
daillen, im selben Gebäude finden sich ferner eine be-
sonders an Werken alter italienischer, niederländischer
and Genfer Maler reiche Gemäldegalerie, eine grosse
Sammlung von interessanten Autographen und eine be-
trächtliche Kupferstichsammlung. Dieses hervorragende
Museum, Ariana geheissen, ist zusammen mit den rund-
bemm sich ziehenden Parkanlagen von dem 1860 gestor-
benen Schriftsteller Gustave Bevilliod der Stadt Grenf
ffeschenkt worden. Dies«* kurzen Aufzählung von Genfs
kunstreichtümem lassen sich endlich noch einige vom
Staate unterstützte Sammlungen privaten Charakters,
wie das Missionsmuseum (Mus^e des Missions) und das
erst kürzlich begründete Beformationsmuseum (Mus^ de
la Böforma-
tion
Schaft und
Kunst werden
in Genf von
zahlreichen
Gesellschafken
gepflegt, deren
Aufzählung im
Einzelnen uns
hier zu weit
führen würde,
so dass wir
uns auf die Er-
wähnung der
bedeutendsten
beschränken
müssen : die
Soci6t6dePhy-
si^ue et d'His-
toire naturelle;
das unter Ja-
mes Fazy 1846
begründete u.
in fünf Sek-
tionen (Litte-
ratur. Natura
Wissenschaf-
ten und Mathe-
matik, mora-
lische und politische Wissenschaften, Archäologie und
Geschichte, Künste, Industrie und Landwirtschaft) zerfal-
lende Institut Genevois; die Sociöt^ d'Histoire et
d'Archöologie ; die Soci^te de G^offraphie ; der Gercle des
Artistes ; der Gercle des Arts et des Lettres ; die Soci^t^
SUdt Genf : Monoment National.
Stadt Genf: Braunschweigdenkmal.
des Arts, die eine bedeutende Bibliothek unterhält und
deren eine Abteiluns sich mit dem Studium landwirt-
schaftlicher Fragen befasst ; die 1818 geendete Sociötä
de Lecture, mit einer ausserordentlich reichhaltigen Bib-
liothek und' einer grossen Anzahl von laufenden Zeit-
schriften ; die Soci^tä des Amis de l'Instruction ; die
Soci^t^ Litt^raire etc. Im Ganzen zählt Genf 27 gelehrte
Gesellschaften und 35 politische und religiöse Vereine.
In Genf erscheinen 80 periodische Druckschriften, darun-
ter 9 politische Tageszeitungen, 3 Zeitungen zur Wah-
rung von Quartierinteressen und 68 verschiedene andere
Zeitungen und Zeitschriften. Auch das musikalische Leben
der Stadt ist ein reges, was schon der starke Besuch der
Theatervorstellungen und Konzertaufführungen bezeugt.
Es bestehen 49 Gesang- und Musikvereine.
Genf ist die Heimat einer überaus grossen Anzahl von
Männern, die sich auf den verschiedensten Gebieten aus-
gezeichnet haben. Davon nennen wir : im Beiche der Natur-
wissenschaften den Begründer der pathologischen Anatomie
Th. Bonnet (f 1689), den ArztTronchin (t1781), den Natur-
forscher Trembley (f 1784), den Physiker Deluc (tl817),
die Naturforscher Ch. Bonnet (+1793), Abraham Tron-
chin (+ 1793) und Horace Bänödlct de Saussure (f 1799),
den Ethnographen Pictet(f 1826), den Naturforscher Huber
(t 1831), den Botaniker Aug. Pyramus de CandoUe (t1841),
den Naturforscher J. F. de la Rive (f 1872), den BoU-
niker Edmond Boissier (f 1885), den Astronomen Planta-
mour (t 1881), den Geologen Alph. Favre (f 1890), den
Ingenieur und Physiker Jean Daniel CoUadon (+ 1893),
den Botaniker Alph. de Candolle ^•f 1893), den Physiker
Louis Soret (f 1^)i den Naturforscher Hermann Fol
(t 1892), den Chemiker Marignac (+ 1894), den Arzt und
Archäologen Hippolyte Gosse (f 1901), sowie den Natur-
forscher Carl Vogt (t 1895) und den Physiologen Schiff,
die beide im Ausland geboren sind, aber den grössten
Teil ihres Lebens in Genf verbracht haben ; im Reiche
der Kunst die Miniaturmaler Petitot (f 1691), Thouron
> 1787) und Arlaud, den Maler Liotard (f 1789), den
ixuoferstecher Dassier, den Historienmaler Saint Ours
1 1809), den Maler A. W. Töpffer. den Tiermaler Apsse,
den Porträtmaler Massot, den Bildhauer Pradier (f 1852),
die Maler Lugardon, Homung und Diday, den Bildhauer
Chaponniere, den Medaillisten A. Bovy; auf dem Gebiete
der Staats- und Rechtswissenschaften, der Politik, Theo-
logie, Geschichte, Philosophie, Philologie und Litteratur-
geschichte den ersten Gegenpapst Clemens VII. (+ 1344),
den Ratgeber Peters des Grossen Francois Lefort (f 1699),
den Gelehrten Isaac Casaubon (f 1614), den Altertums-
forscher Spanheim (t17iO), den Kritiker Leclerc(t 1736),
den Rechtsgelehrten Burlamaqui (f 1748), J. J. Rousseau
ß;
276
GEN
GEN
(t 1778), den Theologen Vernel (f 1789), den Publizisten
Mallet du Pan (f 1800), den Minister Necker (f 1804),
den Publizisten Dumont (f 1829), den Historiker Sis-
mondi (f 1842), die Schriftsteller Rodolphe TöpUer (f 1846),
und Petit-Senn (f 1870), den Litlerarhistoriker Sayous
(t 1870), den General Dufour (f 1875), die Staatsmänner
James Fazy (f 1878) und Antoine Carteret (f 1889), den
Schriftsteller Amiel (f 1881), den Dichter Duchosal (f 1900),
den Romanschriftsteller Victor Cherbuliez (f 19U1). In
Genr haben ferner längere Zeit sich aufgehalten Voltaire,
Byron, Humboldt, Schlegel, Frau v. Stael, Liszt, der
Rechlsgeiehrte Rossi, der Schriftsteller MarcMonnier, der
Maler Calame u. A.
Von der Stadt Genf werden eine ziemliche Anzahl von
Unterrichtsanstalten verwaltet und unterhalten. Deren
älteste, die Uhren macherschule (£cole d'Uorlogerie),
stammt aus dem Jahre 18*24; ihr ist später eine vor Kur-
zem an den Staat übergegangene Mechanikerschule (£cole
de Mecanique) angegliedert worden. 1900-1901 besuchten
die Abteilung für Uhrenmacher 64, die Abteilung für
Mechaniker 44 Schüler. Das Lehrpersonal besteht aus 9
Lehrern für die Uhrenmacher- und 6 Lehrern für die
Mechanikerschule. Die 1888 gegründete uud rasch zu
grosser Blüte gelangte Handelsschule (£cole de Commerce)
umfasbt 3 Jahreskurse und war 190^1 von 124 Schü-
lern besucht, denen 18 Lehrer den Unterricht erteilen.
Die bedeutendste städtische Unterrichtsanstalt ist die
Kunstgewerbeschule (l^cole des Beaux Arts), deren bisher
in verschiedenen Gebäulichkeilen untergebrachten einzelne
Abteilungen sich derart entwickelt haben, dass die Er-
stellung eines die gesamte Schule umfassenden grossen
Gebäudes (im Quartier Les Casemates) notwendig sewor-
den war. Die Zahl der eingeschriebenen Schüler betrug
im Unterrichtsjahr 1901 im Ganzen 508, wovon 268 Gen-
fer, 116 übrige Schweizer und 124 Ausländer. An der
Schule wirken 20 Lehrer, die in Architektur, Ornamentik,
im Modellieren, in Keramik und verschiedenen anderen
Kunsthandwerken Unterricht erteilen. Der Stadtverwal-
tung untersteht ferner die soff. Acadömie professionnelle,
deren Kurse Schülern beider Geschlechter zugänglich
sind und hauptsächlich praktische Ausbildung fürs Leben
bezwecken. Für Mädchen werden Lehrkurse im Zuschnei-
den, Nähen, Bügeln, Sticken, Kleidermachen und in Buch-
führung eingerichtet, für junge Männer solche in den ver-
schiedenen Zweigen der Baunandwerke, in Kunstschrei-
nerei, Wagenbau, Tapeziererei, Schuhmacherei, Gold-
schmiedearoeit, Buchbinderei, Spenglerei, Schneiderei
etc. Die grosse Anzahl der Kursteilnehmer zeigt, dass diese
Unterrichtsanstalt einem wirklichen Bedürfnis entgegen-
kommt, indem 1901 1247 weibliche und 367 männliche
Schülersich hatten einschreiben lassen. Das Lehrpersonal
Stadt Genf: Denkmal des General«» Dufour.
Stadt Genf ; Englische Kirche.
besteht aus 33 Personen beiderlei Geschlechtes. Unterhal-
ten wird die Schule zu einem Teil von der vom Genfer
Bürger Paul Bouchet gestifteten sog. Fondation Bouchet.
Die dem Staate zufallenden Pflichten gegenüber den
religiösen Bedürfhissen haben wir schon tcI unserer Be-
sprechung des
Kantons Genf
erwähnt; hier
wollen wir nur
noch beifügen,
dass die refor-
mierte Landes-
kirche in der
Stadt Genf
über sieben ,
die katholische
über zwei Got-
teshäuser ver-
fügt. Die Ka-
tholiken Genfs
bekennen sich
in ihrer weit-
aus überwie-
genden Mehr-
zahl zur rö-
misch-katho-
lischen Kon-
fession, der 5
Kirchen, sowie
eine italie-
nische u. eine
deutsche Ka-
pelle dienen.
Ferner beste-
hen in Genf 5
nicht der Lan-
deskirche angehörige reformierte Kapellen, je eine ameri-
kanische, englische und russische Kirche und endlich
eine Synagoge.
Gemeinnützigkeit. Eine grosse Rolle im Leben der
Stadt Genf spielen in allen ihren verschiedenen Gestalten
die philanthropischen Bestrebungen, die sich immer mehr
vervollkommnet und ihr Wirkungsfeld auf immer weitere
Gebiete ausgedehnt haben, so dass heute wenige Städte
einer solchen Fülle von gemeinnützigen Einrichtungen
sich rühmen können wie gerade Genf. Die private Initia-
tive und Opferwilligkeit liatte zahlreiclie zur Unterstütz-
ung und zum Schutze der Enterbten dienende InstituUoneD
geschaflen, schon bevor der Staat sich ^offiziell mit den
Fragen des Armen wesens zu beschäftigen begann. Mit
Ausschluss der von uns schon im Artikel Kanton Genf
geschilderten staatlichen Fürsorge auf diesem Gebiet zählt
man in Genf nicht weniger als 297 philanthropische Stif-
tungen und Vereine, nämlich 33 für die Unterstützung
von Armen, 59 für Alter. Krankheit und Unfall.
91 für gegenseitige Hilfe, 39 für Erziehung, Besse-
rung und As^fle, 16 für Unterricht, 7 für Lehrlinge,
ferner 14 Bibliotheken, 6 Plazierungsbureaus, 8
Werkstätten, 3 Kreditgenossenschaften, 6 andere
Genossenschaften, 12 Konsumvereine, 3 Immobiliar-
geselischaften. Der wichtigste Brennpunkt der nicht
offiziellen gemeinnützigen Bestrebungen ist das zen-
trale Armen- und Unterstutzungsamt (Bureau cen-
tral de Bienfaisance), das seit 1867 besteht und das .•
Ziel verfolgt, dem Missbrauch des Bettels zu steuern
und würdigen Bedürftigen Unterstützungen zu vei^
abfolffen. Das Amt befasst sich daneben noch mit
der HeimschafTung von Ortsfremden und weist sol-
chen, die es wünschen, entweder in der ihm ange-
gliederten Schneiderwerkstätte oder auf den Werk-
plätzen am Chemin du Nant Arbeit zu. Es besteht
ein Nachtasyl, das obdachlosen Armen gegen Ent-
richtung einer sehr massigen Verffütun^ Abendessen
und eine Schlafstätte bietet und für die Aufnahme
von 40 männlichen Personen eingerichtet ist. Zu-
trittskarten zu diesem von Genfem wenig (nur zu
^%)j von Ausländern dagegen stark besuchten In-
stitut können vom Bureau de Bienfaisance, von der
Polizei oder auch von Privatleuten abgegeben wer-
den. Eine ähnliche Herberge für Frauen ist un-
längst auch von der Heilsarmee auf eigene Kosten einge-
richtet worden. Es ist uns nicht möglich, hier alle die
Einrichtungen u. Vereine aufzuzählen, die gemeinnützige
GEN
GEN
277
Ziele verfolgen, immerhin wollen wir einige unter ihnen,
die sich auf ein bestimmt abgegrenztes Cfebiet beschrän-
Stadt Genf: Universität.
ken, besonders namhaft machen : Verein i|;ungen zum
Schutze der Kinder, zum Arbeitsnachweis für entlassene
Sträflinge, zum Schutz junger Mädchen und tur Hebung
Gefallener, ferner Arbeitsämter, Werkstatten, Vereinig-
ungen zur Besserung der Wohnverhältnisse, Unterstütz^
ungskassen, dif» Gesellschart zur Lösung sozialer Fragen
(Soci^t^ pour r£tude pratique des Questions sociales), die
Gesellschaft für Gresundheitspflege (Sociöt^ d*hygiene),
die Socidt^ des Sauveteurs du Löman etc.
Die Ferien- und Meerkolonien gestatten bedürftigen
Kindern, sich während der Schulferien in reiner Luft
und roitMeerbädem zu kräftigen. Eine kurzlich ins Leben
f^nifene Einrichtung verteilt an arme Mütter sterilisierte
Milch für ihre Säuglinge und gibt ihnen unentgeltlichen
äntlichen Rat für ihre Kinder. Jeder Polizeiposten ist zur
sofortigen Hilfeleistung bei Unglücksfällen mit Arznei-
mitteln und Verbandmaterial ausgerüstet, und zum selben
Zweck hat auch der Samariterverein 12 Posten einge-
richtet. Die Stadt unterhält eine ständige Feuerwache und
ein Feuerwehrbataillon, denen 8 Geratschaftslokale zur
Verfügung stehen. Die aus Freiwilligen bestehende So-
ciety des Sauveteurs auxiliaires besorgt den ersten Hilfs-
dienst vor Ankunft der Löschmannschaften, die Organi-
sation des Sicherheitsdienstes bei Brandfallen und das
Flöchnen von Mobiliar etc. aus den brennenden Häusern.
Der Arbeiterbevölkerung stehen unentgeltliche Arbeits-
nachweisstellen, Lese- und Vortragssäle und Volksküchen
zur Verfügung. Diese letzteren sind 1890 eingerichtet
Stadt Genf: Chemiegebäude.
worden, tragen nicht den Charakter von Armenanstalten,
leisten aber immer mehr anerkannte vorzügliche Dienste,
indem sie gegen massige Entschädigung an jedermann
ein gesundes u. schmackhaftes Essen abgeben. Ihr Umsatz,
der schon drei Jahre nach der Gründung in der Woche
durchschnittlich auf 65000 Portionen gestie-
gen war, ist seither in steter Vermehrung be-
griffen.
Besondere Erwähnung verdienen femer auch
noch die Genfer Gemeinnützige Gesellschaft
(Soci^tö genevoise d'Utilit^ publique) und der
Frauenverein (Union des Femmes). Die erst-
genannte, 1828 gegründet, studiert Fragen von
allgemeinem Interesse und verfolgt das Ziel,
die sozialen, materiellen u. moralischen Ver-
hältnisse der Bevölkerung zu verbessern. Meh-
rere der schon genannten philanthropischen
Anstalten und Einrichtungen verdanken die-
ser Gesellschaft ihre Entstehung. Die Genfer
Gemeinnützige Gesellschaft hat s. Z. auch an den
zum Abschluss der internationalen Genfer
Konvention führenden Unterhandlungen und
Beratungen einen hervorragenden Anteil ge-
nommen, indem vornehmlich auf Grund der
Bemühungen des Genfer Menschenfreundes
Henri Dunant, des Präsidenten der Gesellschaft
G. Moynier und des Generales Dufour jener in-
ternationale Kongress in Genf tagte, der am 22.
Au^st1864 die Neutralität der Ambulanzen im
Kriege anerkannte und die Organisation der
den Verwundeten zu gebenden Pflege bestimmte. Die-
ser Vertrag, die sog. Genfer Konvention, wurde zu-
nächst von den am Kongress vertretenen 16 Mächten
und später auch von der Mehrzahl der übrigen zivili-
Stadt Genf: Gebäude der medizinischen Fakultät.
sierten Staaten unterschrieben. Der gleiche Kongress be-
stellte ferner das sog. Internationale Komite vom Roten
Kreuz, dessen Geschäftsstelle in Genf ihren Sitz hat' und
das den Zweck hat, in Kriegszeiten das Los der Verwun-
deten zu mildern. Der Frauenverein endlich will das Ge-
fühl der Solidarität unter den Frauen stärken, ihre mo-
ralische und materielle Lage verbessern und für sie ein
fester Rückhalt sein. Er ergänzt seine Tätigkeit durch
Einrichtung von Unterrichtskursen und Auskunftsbureaus,
Veranstaltung von Vorträgen, Erteilung von juristischem
Rat und endlich durch den Unterhalt einer Verkaufsstelle
für weibliche Arbeiten.
Allen diesen Einrichtungen und Anstalten reihen sich
noch Berufsvereinigungen u. gegenseitige Unterstützungs-
und Versicherungsgenossenschaften an, so dass die Ar-
menfrage in Genf sich nicht so dringend und scharf
zugespitzt hat, wie dies in vielen anderen Städten von
derselben Bedeutung heute tatsächlich der Fall ist. (Nähere
Auskunft geben u. A. Mittendorf. Les insütutions phiU
anlhropiaues genevoises, Gen^ve 1888. — Lombard. An-
nuaire Philanthrop, genevois. Genöve 1893. — Marin. Les
ceuvres d'initiative privee ä Geneve. Paris 1893).
Auf dem Gebiete der materiellen Entwicklung von Stadt
und Kanton leistet dem Staate die wichtige Association
des Int^r^ts de Geneve wirksame Hilfe. Ihre Aufgabe be-
steht vornehmlich darin, die Stadt im Auslande bekannt
zu machen und den Fremden den hiesigen Aufenthalt so
angenehm als möglich zu gestalten, zu welchem Zwecke
sie ein unentgeltliches Auskunftsbureau eingerichtet hat,
278
GEN
GEN
die nötige Reklame besorgt und die Veranstaltung von
Festen und Konzerten an 'Hand nimmt. Während die
Stadt Genf ; Pathologisches lastitut.
Staatlichen Unterrichtsanstalten der körperlichen Ent-
wicklung der Jugend vielleicht etwas zu geringe Aufmerk-
samkeit schenken, unterstützt der Staat nach Massgabe
seiner Mittel apdererseits doch alle auf Körperübungen,
Turnen und Sport gerichteten Bestrebunsen, die von pri-
vater Seite aus in ^nz hervorragendem Masse gepflefft
werden. Die sportlichen Vereini^ngen erfreuen sich
einer stets zunehmenden Beliebtheit, so dass ihre Anzahl
1901 bereits auf 99 gestiegen war, nämlibh auf 12 Turn-
vereine, 7 Fecht- und Boxklubs, i Reitklub, 31 Alpen-
vereine, 4 Ruder- und Segelvereine, %i Radfahrer- und
Automobilfahre^vereine, 14 Schiessvereine und 9 verschie-
dene Spielklubs.
Verwaltung, städtiscfie Kraftwerke, Finanzen. Die
Verfassung von 1814 hatte der Stadt Genf keine selbstän-
dige Stellung eingeräumt, sondern ihre Verwaltung und
die Wahrung ihrer Interessen in allen Punkten dem
Staate übertragen. Es bestand zwar eine städtische Ver-
waltunffskammer (Chambre municipale), deren Tätigkeit
sich jedoch auf ein Minimum beschränkte und die schon
ihrer ganzen Organisation nach (sie bestand aus 2 Mit-
gliedern des Staatsrates und 9 von dieser Behörde be-
zeichneten weiteren Abgeordneten) jeder Unabhängigkeit
entbehrte. Von 1832 an machte sicn eine Strömung gel-
tend, die für di^ Stadt die gleichen Rechte forderte, wie
sie auch den übrigen Gemeinden zugestanden waren, und
eine von den Biirgem zu wählende eigene städtische Be-
hörde anstrebte. Ein darauf bezügliches Begehren vsmrde
1835 von der Mehrheit des damaligen Conseil repräsentatif
■
l^^^^^F 1 L J ^^^^^H
^■■a 1 ^1 V ■■■!
-wjlni
SUdt Genf : Ktntonsspital.
auf später verschoben und am 3. März 1841 neuerdings
auf fünf weitere Jahre vertagt. Daraufhin entstand die
sog. Vereinigung vom 3. März (Association du 3 Mars),
die die geplante Reform kräftig an Hand nahm und es
auch wirklich durchsetzte, dass die Verfassung von 1842
der Stadt einen aus 81 auf je 6 Jahre gewählten Mitglie-
dern bestehenden Stadtrat gab. Seit dieser Zeit also ist
Genf ein eigenes, selbständiges Gemeinwesen, dessen Or-
ganisation aber in manchen Punkten von derjenigen der
übrigen Gemeinden abweicht. Als gesetzgebende Behörde
amtet heute der aus 41 vom Volke auf Je 4 Jahre erwähl-
ten Mitgliedern bestehende Stadtrat (Conseil municipal),
als ausübende Behörde der aus'^ ebenfalls vom Volke auf
je 4 Jahre ernannten Mitgliedern bestehende Verwaltungs-
rat (Conseil administratif). Dieser vollzieht die Beschlüsse
des Stadtrates, verwaltet die städtischen Gelder, erhebt
die Steuern, ernennt die Beamten und leitet den gesam-
ten städtischen Verwaltungsmechanismus. Jedes seiner
Mitgliedersteht an der Spitze von einer der 5 Verwaltungs-
abteilungen, die folgende Gebiete umfessen : 1) Promena-
denwesen, botanischer Garten und botanisches Museum,
Beleuchtung, Polizei und Aufsicht über Markthallen und
offene Märkte, öffentliche Badeanstalten, Abfuhrwesen;
2) Finanzen, städtische Steuern, Steuerrekurse, Vermie-
tung der Immobilien, Schlachthäuser und Viehmärkte.
Feuerwehr, Kunstschulen; 3) Liegenschaftenverwaltung,
öffentliche Arbeiten , Kraftwerke (Services industriels :
gaz, eau, älectricitä), städtische Uhren; |4) Theater
und Konzerte, Zivilstandsamt, Bestattungswesen, Fried-
Stadt Genf ; Handelsschule.
höfe; 5) Kleinkinder^ und Primarschulen, Uhrenma-
cher- und Handelsschule, Stiftung Bouchet, naturhis-
torisches und archäologisches Museum, Münzkabinet,
Kunst- und Kunstgewerbemuseum, Ariana, Bibliotheken.
Eine Anzahl von öffentlichen Unternehmungen, die in
anderen Städten von Gesellschaften privaten Charakters
betrieben zu werden pflegen, sind in Genf der Reihe
nach der städtischen Verwaltung angegliedert worden
und bilden unter dem Namen der Services industriels
einen ihrer wichtigsten Zweige. Es sind dies die Gas-,
Wasser- und Elektrizitätswerke, sowie das Werk zur
Nutzbarmachung der Wasserkraft der Rhone (Service des
forces motrices au Rhone).
Ueber die einstigen Einrichtungen zur Versorgung
Genfs mit Wasser haben wir bereits einige Angaben ge-
macht. Heute dienen der Versorgung Genfs mit Trink-
und Brauchwasser das quer über der Rhone errichtete
Wasserwerk der Coulouvreniere und die Reservoire von
Bessinge und am Bois de la Bätie. Am Eingang zum Quar-
tier La Coulouvreniere ist 1879 zunächst ein Werk mit
Dampfbetrieb erbaut worden, das aber bald der stets zu-
nehmenden Nachfrage nach Brauchwasser nicht mehr j^
nügen konnte, so dass sich die Stadt 1882 die Konzession
zur Nutzbarmachung der Wasserkraft der Rhone erwarb
und zu diesem Zwecke den Bau eines neuen Wasserwer-
kes mit Turbinenbetrieb in der Coulouvreniere beschloss.
Dieser Bau machte tiefgreifende Arbeiten in beiden Rhone-
armen notwendig, die, um den normalen Wasserstand
des Sees nicht zu stören, auf drei Bauperioden verteilt
GEN
GEN
279
werden musslen. Während der ersten Periode 1883-84
legte man den linken Flussarm trocken und vertiefte ihn
auf der ganzen Strecke zwischen der Passerelle
de la Machine und dem Pont de la Coulouvre-
ni^re ; zogleich zog man längs dem linken Rhone-
ufer einen Abzugskanal, der zur Aufnahme aller
Abwasser der benachbarten .Quartiere bestimmt ist.
Die Arbeiten der zweiten Bauperiode 1885-86 be-
standen in der Trockenlegung des untern Ab-
schnittes des linken Flussarmes, im Bau des Tur-
binenhauses and in der Vollendung des erwähn-
ten Abzuffskanales. Die dritte Bauperiode end-
lich brachte die Trocken- und Tieferlegung des
rechten Rhonearmes, den ^au der notwendigen
Stau- und Schutzwehre, sowie die Anlage des
rechtsufrigen Abwassersammlers. Die beiden gros-
sen Abzufipkanäle sind zusammen etwa 4 km lang.
Obwohl aas Turbinenhaus in seiner Anlage mög-
lichst einfach gehalten worden ist, entbehrt es doch
nicht eines architektonisch schönen Gepräges ; es
hat die Form eines Winkelmasses, dessen einer Arm
sich zum linken Flussufer hinüberzieht, während
der andere an den vom untern Ende der Ile fluss-
abwärts ziehenden Damm sich anschliesst. Das
Werk enthält 20 Turbinen, deren jede zwei Grup-
pen von Pampen in Bewegung setzt. Diese heben
das Wasser des Sees hinauf in die beiden Reser-
voirs, von denen das am Bois de la Bätie 45 m, das in
Bessinffe 120 m über dem Seespiegel liegt. Das erstere^ver-
sorgt die Häuser u. Brunnen der Stadt mit Niederdruck-
wasser, das andere die industriellen Betriebe mit Hoch-
druckwasser und gibt dazu noch Brauchwasser aufs Land
ab. Die Länge des Röhrennetzesi für Niederdruckwasser be-
trag 1901 über 102 km, diejenige des Netzes für Hoch-
druckwasser im gleichen Jahr 141 km. Das Wasserwerk
speist 152 Brunnen und 1382 Mundlöcher und treibt femer
94 Niederdrackmotoren, 62 Personen- und Waarenauf-
züge und 214 Hochdruckturbinen. Die Anzahl der Abon-
nenten auf Niederdruck wasser betrug 1901 4105, auf
Hochdruckwasser 1289. In Fällen von ausserordentlicher
Inansnruchnahme des Wasserwerkes kann auch noch das
alte Werk mit Dampfbetrieb wieder in Dienst gestellt
werden. Da nach der Fertigstellung der Coulouvreniere
die Kraftabgabe ganz erhebliche Dimensionen annahm
und zudem aach das elektrische Licht in Genf eingerichtet
wurde, genügte dieses Werk den derart gesteigerten An-
forderungen bald nicht mehr, sodass der Stadtrat am
17. Januar 1893 beschloss, in Ch^vres — 6 km unterhalb
Genf— ein zweites die Kraft der Rhone ausnutzendes
Werk zu erstellen. Dieses enthält 15 Turbinen, deren jede
eine Dynamomaschine treibt. Die elektrische Kraft wird
als zweiphasiger Wechselstrom nach Genf übergeführt
and hier zur Beleuchtung, sowie zum Betrieb der Stras-
senbahnen und einer Anzahl von Motoren verwendet. 1901
betrug die Anzahl der im Gebrauche stehenden elektri-
schen Lampen 78784, die der elektrischen Motoren '787
und die der Kraftmesser 5221. Die Gesamtlänge der elek-
trischen Leitungen belief sich auf über 181 km, näm-
lich:
Primäres \ unterirdische Leitungen(2500 Volt) 47 287 m
Netz loberirdische )» (5000Volt)U815 »
Sekunda- ( unterirdische » (HO Volt) 43 198,15 »
res Neu } oberirdische » (500 Volt) 45825 «
Total 181125,15m
(Vergl. darüber: Usine de Chevres; notice histor. et des-
criptive. Greneve 1900. — Imer-Schneider. Notes et croquis
techn, sur Geneve. 3" 6d. (jen^ve 1902).
Auch die Versorgung der Stadt mit Leucht- und Heiz-
gas steht seit 1896 unmittelbar unter der städtischen Ver-
waltung. Das in der Coulouvreniere gelegene zentrale Gas-
werk umfasst einen Gasometer und eme vollkommene
Einrichtung zur Herstellung von Karbidgas nach der Me-
thode von Humphreys und Glasgow. 1901 hat das Werk
im Ganzen 8 189060 m^ Gas geliefert und zwar 7156200
m^ Steinkohlengas und 1 032860 m^ Wassergas. Im sel-
ben Jahr erreichten die Gaszuleitungen eine Länge von
156 km und betrug die Anzahl der Abonnenten 20089.
Zum Schlüsse unserer kurzen Besprechung der städti-
schen Verwaltung Genfs geben wir im Folgenden noch
eine Zusammenstellung sämtlicher Einnahmen und Aus-
gaben für 1901, aus der die bedeutende Rolle, die die Kraft-
Stadt Genf: Kantonsschule (CoUöge).
werke im Finanzhaushalt'der Stadt spielen, sofort ersicht-
lich ist.
Einnahmen. Ausgaben.
Fr. Rp. Fr. Rp.
Allgemeine Verwaltung . . — 94 257 w
Kapital- u. Grundzinse, Amor^
Ösationen 359314 70 2031743 10
Steuerwesen 1042i77 40 10355 85
Schlachthäusern. Viehmärkte 164957 15 65888 60
Markthallen u. offene Märkte 125645 60 17827 90
Bestattungswesen .... 78157 20 74972 40
Friedhöfe 47253 25 4000175
Zivilstondsamt 2413 50 17048 -
Schulwesen 212232 30 1097354 15
Theater und Konzerte ... 700 - 169136 10
Städtische Liegenschaften . 481973 10 545444 80
Abfuhrwesen 43010 75 692665 65
Städtische Beleuchtung . . 3005 10 160877 55
Polizeiwesen 20494 - U 997 10
Feuerwehr 1083 10 42347 55
Verschiedenes und Unvorher-
gesehenes 1569 80 43748 70
Verwaltung der Kraftwerke . — 165513 80
Wasserversorgung .... 956588 40 277605 —
Elektrische K?aft?bgabe . . 70478105 366502 70
Elektrische Lichtabgabe . . 976955 90 545899 15
Gaswerk. ....... 228611120 160187310
Elektrische Strassenbahn . . 203572 05 162854 50
Nachtragskredite. . . . ^ — 2000 —
Zusammen Fr. 7712295 5^ 8270415 35
Geschichtlicher Ueberblick, Da die politische Ge-
schichte der Stadt Genf mit derjenigen des Kantons
Genf untrennbar verknüpft ist. verweisen wir auf den
betreffenden Abschnitt im Artikel Kantop Genf und be-
schränken uns hier auf eine kurze Darstellung der rein
materiellen Entwicklung der Stadt, sowie der Gebietsei^
Weiterungen, Umgestaltungen und Verschönerungen, die
sie im Laufe der Zeiten sukzessive erfahren hat. Ueber
Genf als SUdt der Allobroffer gibt uns keine Urkunde
Bericht. Wir wissen aber, aass sich die Stadt mit ihrem
Uebergang an das Römerreich vergrössert und eine ziem-
lich bedeutende Stellung einffenommen hat, was aus den
einigen ihrer Magistraten verliehenen Würden ersichtlich
ist. Da Caesar und Cicero Genf als oppidum bezeichnen,
muss man annehmen, dass die Stadt damals schon be-
festigt gewesen ist. Als unter der Regierung des Kaisers
Aurelian Genf durch eine Feuersbrunst in Asche gelegt
worden war, erleichterte dieser den Bewohnern den
Wiederaufbau und verlieh ihnen zugleich mit anderen
Freiheiten auch das Marktrecht. Ums Jahr 500 zog Gon-
dubald um die nur unvollkommen befestigte Stadt einen
280
GKN
GEN
Stadt Genfj : Gerichtsgebäade.
vol Island iffen Mauergürtel, der aber blOd den Hügel am
linken Urer umfasste und den Bourg du Four, Saint
L^er u. Saint
Victor auB-
Bchloss. Zu
dieser Zeit be-
spühlte auch
der See noch
den Fuss des
Hügels und
reichte bis un-
mittelbar an
die Rues Bas-
ses hinan. Als
sich im Laufe
der folgenden
Jahrhunderte
das Gemein-
wesen stetsforl
vergrösserte,
siedelten sicn
nach und nach
eine Reihe von
Vororten aus-
serhalb der
von Gondubald
errichteten
Mauern an. Da
diese Aussen-
Suartiere von
en Feinden
der Stadt u. des
Bischofes viel
zu leiden hatten u. zu vvried erholten Maien geplündert u.
in Asche gelegt wurden, beschloss der städtische General-
rat 1364 den bau eines neuen umfassenderen Befestigungs-
gürtels. Die Arbeit begann unter dem Bischof Allaman de
Saint Jeoire, wurde aoer erst unter einem seiner Nachfol-
ger, dem Bischof Guillaume Fournierde Marcossay (1366-
1377) energisch gefördert. Diese unter dem Namen der En-
ceinte de Marcossay bekannten, aber erst 1428 gänzlich
vollendeten Befestigungsanlagen schlössen nun auch das
Quartier Le Bourg du Four in sich ein und sollen mit
22 Türmen versehen gewesen sein. Sie folgten ungefähr
folgender Linie: Bei Air-La Corraterie-La Tertasse-Le
Bourg du Four-SaintAntoine-Rive-Seeufer-Bel Air. In
Rive stand der Hauptturm (Tour Maitresse), in Bei Air
der Münzturm (Tour de la Monnaie). 9 Tore durchbra-
chen die Mauern, nämlich 1) das Tor von Saint Lä-
er, südlich vom Bourg du Four; 2) u. 3) die Tore von
laint Christophe und Saint Antoine, zwischen dem
Bourg du Four und Rive ; 4) das Tor von Rive ;
5) das Tor des Molard, das sich auf den See
zu öffnete und von einem z. T. noch erhal-
tenen Turm geschützt war; 6) das Tor von
Bei Air, mit starkem, die Brücke über die
Rhone schliessenden Turm; 7) das Münztor
(Porte de la Monnaiej, das sich gegen die Vor-
stadt La Corraterie öffnete; 8) das Tor von La
Tertasse ; 9) das Arvetor oder Tor Bandet, des-
sen einer mächtiger Turm heute noch das Rat-
haus flankiert. Aber auch am rechten Ufer
halten sich unterdessen um die alte Kirche von
Saint Gervais Häuser ffeschaart, die immer
zahlreicher wurden, so ofass auch dieses Quar-
tier mit Mauern umgeben werden musste. Zu
welcher Zeit dies geschah, ist schwer zu be-
stinimen ; doch sagt Bonivard, dass der a bourg » .
Saint Gervais vor der Erbauung der Enceinte
de Marcossay noch offen (d^clos) gewesen sei.
Im 14. Jahrhundert wurde Genf zweimal von
verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht.
Am 18. April 1321 zerstörte ein heftiger Brand
das am See gelegene Handelsviertel (die am
stärksten mitgenommene Rue Neuve de la
Rivi^re hat seit diesem Unglück den Namen der
« Rötisserie » sich bewahrt) u. 13 Jahre später,
am 4. September 1334, ein nicht minder verderbliches
Feuer beinahe die ganze Obersladt. Erst viel später, zu Be-
ginn des 15. Jahrhunderts, öffnete man die seit diesen zwei
I*
Katastrophen voller Schutt und Unrat gebliebenen Gas-
sen wieder und räumte sie aus. Der Schutt wurde an der
Jonction abgeladen, worauf wahrscheinlich auch die
grosse Fruchtbarkeit der später hier angepflanzten Gärten
zurückzuführen ist. Seit dieser Zeit begann die Stadt,
sich zu verschönern, indem man einen Teil der Gassen
mit Pflastersteinen besetzte und in die « Franchises » offi-
ziell das Verbot, mit Holz zu bauen und mit Stroh zu
decken, aufnahm. Schon im 14. Jahrtiundert hatten die
Messen und der Handel in Genf solche Bedeutung er-
langt, dass die bestehenden zwei alten Herbergen (Au-
berge de la Mule — ums Jahr 1000 im Viertel La Made-
leine eröffnet — und Auberge du Boeuf Couronnä — 1009
am Grand Mäzel erbaut — ) dem Andrang der Fremden
nicht mehr zu genügen vermochten. Es vermehrten sich
nun die zur Aufnahme und Bewirtung der von allen Sei-
ten her zu den Messen Genfs strömenden Händler be-
stimmten Herberffen in staunenswerter Weise, und auf
einem zwischen Longemalle und der Rhonebrücke nach
und nach dem See abgewonnenen Strich Landes siedelte
sich rasch ein ganzes Handels viertel an. Zu dieser Zeit
waren die verschiedenen Handwerke und Handelszweige
noch streng nach einzelnen Gassen und Stadtvierteln ^
schieden : die Küfer (fustiers) wohnten an der Fustene,
die Sattler (corroyeurs) an der Corraterie, die Schuh-
macher (taconniers) an der Taconnerie, die Metzger am
Grand M^zel, die Kupferschmiede (chaudronniers) an der
heute noch nach ihnen genannten Gasse etc. In der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden in Genf
auch drei Spitäler : derjenige von Saint Jaccfues nahe der
Bhonebrücke, derjenige der Trinitä in Samt L^er und
derjenige von Samt Bernard nahe Saint Antoine. Die
Geschientschreiber berichten femer, dass zu dieser Zeit
auch schon eine geschätzte höhere Schulanstalt bestand,
die Karl IV. 1365 sogar zu einer Akademie umwandeln
wollte. 1429 gründete der reiche Kaufheer F. de Ver-
sonnex eine Schule. Eine dritte verheerende Feuers-
brunst zerstörte am 21. April 1490 einen Teil des zwi-
schen den Kirchen Saint Pierre und La Madeleine gele-
genen Viertels und beschädigte auch die genannten zwei
Gotteshäuser. Im 15. Jahrhundert war es namentlich
Bischof Frangois de Mies, der sich der Interessen Genfs
kräftig annahm, indem er die Vergrösserung der Stadt
begünstigte, die Kathedrale neu aufbauen Hess und das
Quartier Saint Gervais mit von Toren und Türmen be-
setzten Erdwerken umgab.
Ein schwerer Schlag traf Genf, als Ludwig XI. 1462
seine Messen aufhob. Dann kamen zu Beginn des 16.
Jahrhunderts die Pest und eine Hungersnot, die beide
erschreckliche Dimensionen annahmen, während meh-
rere Feuerausbrüche die schon bedenkliche Lage der Stadt
Rechtes Ufer der Rhone unterhalb der Stadt Genf.
noch verschlimmerten. Zu gleicher Zeit sahen sich die
Genfer durch neue Streitigkeiten mit dem Herzog von
Savoyen gezwungen, ihre Stadt neu zu befestigen. Die
Vi^rl.iE vr#n Ge^br. AUinp^er, Neucnburji.
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Grh'ssli^ L^n^c (t^ ^^bögeticrLmci , 12,3 km.
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GEN
GEN
281
Mauern wurden durch Festungs walle mit Bastionen ersetzt,
und zugleich ward auch das Quartier Saint Gervais mit
einem geschlossenen Mauerring umgehen, der 3 Türme
trug : aen Turm der Porte de Comavin, den Turm von
Villeneuve oder Le C^ndrier (am See) und zwischen bei-
den den Turm Le Renardier. Diese Werke am rechten Ufer
waren 1534 vollendet. Um dieselbe Zeit erbaule man am
linken Ufer die < boulevarts » Saint Antoine und Saint
Christophe oder Le Pin, zwei heute noch z. T. bestehende
und in öflentliche Anlagen umgewandelte Bastionen
(boulevarts). Trotzdem stand immer noch eine beträchtli-
che Anzahl von Häusern ausserhalb der Festun^nlagen
in den Quartieren Saint L^ger, Rive, Saint Victor und
La Corraterie oder Plainpalais. Da es schv^ierig war,
diese Aussenviertel im Kriegsfalle genügend zu verteidi-
gen, beschloss man ihre Niederlegung. Seit 1534 dehnten
sich dann allmählig die 'Fe»tung8wälle'Aind Bastionen
immer weiter aus und umschlossen nach und nach die
Corraterie, die Cröts Bandet oder La Treille und das
Quartier Saint L^er. Im Hafen, der seit mehr als lOJah-
ren schon durch Pfahle und Kelten gesperrt war, begann
man jetzt auch mit der Befestigung der He des ßarques.
Während der nun folgenden Zeit der Escalade konnte
Genf froh sein, dass Peine Befestigungen zur Abwehr
eines Handstreiches hinlänglich stark und vollständig wa-
ren. Des- f-
sen unge-
achtet be-
schloss
man nach
1602 eine
nochma-
lij^e Ver-
Stärkung
der Wälle
und "Ver-
mehrung
der Vertei-
digungs-
werke auf
beiden
Ufern. Die-
se Arbei-
ten, auf de-
ren Einzel-
heiten wir
hier nicht
eingehen
können,
nahmen ei-
nen grossen Teil des 17. Jahrhunderts in Anspruch, er^
schienen aber immer noch nicht als völlig ausreichend,
so dass im folgenden Jahrhundert eine besondere Be-
hörde (Chambre des fortifications) nochmals einen Plan
zur Neubefestigung der Stadt ausarbeitete. Dieser sah eine
grössere Ausdehnung der Wälle, den Bau von Kasemat-
ten und unterirdischen Laufgängen, sowie die Beseiti-
gung überflüssiger Anlagen vor und kam so teuer zu
stehen, dass die Stadt zur Aufnahme von beträchtlichen
Anleihen und zu einer fühlbaren Erhöhung der Steuern
genötigt ward. Diese neuen Arbeiten fanden ihren Ab-
schluss im Zeitraum 1724-26. Unter der französischen
Herrschaft sollte Genf mit verschiedenen Aussenforts um-
sehen werden, doch blieb es beim blossen Projekt, da
Napoleon L schliesslich darauf verzichtete, Genf zu einer
starken Festunff umzuffestalten. Die aus dem 18. Jahrhun-
dert stammenden Wälle blieben ohne grosse Aenderun-
uen bis 1849 bestehen, nachdem man allerdings schon
1822 mehrere der Bastionen zu öflentlichen Spazierwegen
umgewandelt hatte. Der raschen Entwickelune der Stadt
trug man Rechnung durch Niederreissen der Kasematten,
Schlagen von zwei leichten Hängebrücken quer über die
Tranch^es, den Bau von breiten Quaianlagen längs beider
Flussufer und durch die Erstellung des Pont des Ber^^ues.
Trugen schon diese Arbeiten wesentlich zur Verschöne-
rung von Genf bei, so war dies in noch grösserem Masse
der Fall, als 1849 mit der vollständigen Beseitigung der
Befestigungsanlagen begonnen worden war. Von dieser
Zeit an datieren die mächtige Vergrösserung der Stadt,
ihr Uebergreifen auf das umliegende Gelände und ihre
liefgreifende bauliclie Umgestaltung, die sich im Bau
neuer Brücken, in der Verlängerung der Quaianlagen,
im Durchbrechen neuer Strassenzüge in der Altstadt, in
der Erstellung zahlreicher öffentlicher Gebäude und in
der Schaffung von Gartenanlagen und Spazierwegen gel-
tend machte. •
Der Name der Stadt erscheint in den Urkunden des
Mittelalters unter der Form Gebenna u. soll nach Guiche-
rat vom keltischen genava = Pforte, Tor herzuleiten sein.
Bibliographie. Ausser den früher schon genannten
Schriften sind noch folgende zu erwähnen: Mämoires
de la SocietS d'hisioire et cVarcheol, de Geneve. — Masse.
Enceintes et fortifications de Genkve. Geneve 1846. -^
Archinard. Les Sdifices religieitx de Vancienne Geneve.
Geneve 1864. — Galiffe. Geneve hisior. et a^xheolog. 2
vol. Geneve 1864-72. — I^ Boy. Les anciennes ßtes ge-
nevoisea. Geneve 1868. — Le Boy. Pron\enade hisior. et
archeolog. dans la viUe de Geneoe. 1868. — Fazy, H. Ge-
neve sous la domination roniaine. Geneve 1868. — Rigaud.
Les beaux-arU ä Geneve. Geneve 1876. — Borel. Les foi-
res de Geneve au XV* siecle. Geneve 1892. — Rivoire.
Bibliogranhie histor. dfi Geneve au XVITI* siecle. 2 vol.
Geneve 1892. — Mayor. L'ancienue Geneve; Varl et les
monufiients. Geneve 1896-98. — Gaberei. Histoire de i'jf-
glise de Geneve. 3 vol. 1853-62. [i^' t^mi[ andrb]
Genforsee : Die anterseeische Stromrinne, der Rhone.
QENFER8EE (Frankreich und Schweiz, Kt. Genf,
V^aadt und Wallis). Der Genfersee ist der grösste See von
Central-, West- und Südeuropa ; an Fläche wird er über-
troffen vom Plattensee (der seiner ^^eringen Tiefe wegen
als blosser Weier anzusprechen ist), an Tiefe von den
wichtigsten der oberitalienischen Seen (Comer-, Langen-
und Gardasee). An Volumen übertriin aber der ücnfersee
alle Seen Europas mit Ausnahme einiger solchen von
Skandinavien und Finland. Er ist ein sog. Flusssee
(Penck) und wird von der Rhone durchllossen. Sein
ffrösster Zufluss ist die Rhone des Wallis, sein einziger
Ablluss die Rhone von Genf.
Der Name des Sees hat im Laufe der Zeiten oft gewech-
selt: Lemena^ Lenianus bei den griechischen und römi-
schen Geographen, Accion bei Festus Avienus, Lacua Lo-
sanele auf der Peutinger Tafel, Mare Rhodani Zu Beginn
des Mittelalters Lacus Lenianus, bei Aegidius Tschudi
1538 Loaner oder Genffersee, 1570 Lac de Geneve. Im
Französischen blieb dana*^ diese letztere Bezeichnung bis
zum 19. Jahrhundert die vorherrschende, hat aber später
wieder allgemein dem Namen Leu; Lenxan weichen müs-
sen. In Uebereinstimmung mit dem Grundsatz einer guten
Nomenklatur, dass jedes genügend wichtige geographische
Individuum seinen eigenen Namen tragen soll und mit
Hinsicht darauf, dass der Name unseres Sees derart all-
gemein bekannt ist, um über seine Natur keinen Zweifel
aufkommen zu lassen, heisst er im Französischen jetzt
nicht mehr Lac Leman, sondern kurzweg Le Lenian. Die
nichtfranzösischen Sprachgebiete bevorzugen immer noch
die Benennung des Sees nach seinem bedeutendsten
282
GEN
GEN
Uferorl : Genfersee^ Lake of Geneva, Logo di Ginevra,
Es wäre zu wünBchen, dass der kurze und prägnante Aus-
druck Leman auch in der deutschen Sprache allgemeine
Verbreitung finden würde. Die geographische Mitte des
Genfersees liegt in ie** 27' N. Br. und 6 <» 32' 0. L. von
Greenwich. Der See erstreckt sich über 46' 50" geogra-
phischer Länge und 18 ' 36 " geographischer Breite. Die
Mittelhöhe des Wasserspiegels ist 371,9 m über dem Mit-
telwasserstand der europäischen Meere.
Der See bildet einen mit seiner konkaven Seite nach S.
schauenden un regelmässigen Halbmond, dessen O.-Horn
breiter und tiefer ist als das W.-Horn. Seine grosse Achse
ist deich einem Kreisbogen von 35,5 km Radius und 120 "*
Oeanun^, dessen Kreismittelpunkt 5 km s. vom Roc
d*£nfer m Savoyen liegt.
Man teilt den See in zwei durch die nicht sehr stark
ausgesprochene Enge von Promenthoux geschiedene Ab-
schnitte ein : den Grand Lac im 0. und den Petit Lac im
W. Ferner wird unter der Bezeichnung des Haut Leu; die
ö. der Linie Vevey-Meillerie liegende Fläche des Grand
Lac und unter der der Grande Conche die zwischen dem
vorgeschobenen Delta der Drange und der Spitze von
Yvoire eingeschnittene Bucht verstanden.
An natürlichen Inseln weist der Genfersee nur die Bo-
ches de Salagnon vor Burier bei Ciarens, an künstlichen
Inseln den Iiot de Peilz bei Villeneuve, die Roche aux
Mouettes bei Ciarens und die Ile La Harpe vor Rolle auf.
Die Gesamtfläche dieser Inselchen beträgt nicht einmal
ganz eine Hektare, so dass die Insulierung des Genfersees
gleich Null ist. Die zahlreichen vor der Spitze von Yvoire,
vor der Mündung der Yenoge und anderswo aufragenden
Felsriffe sind erratische Blöcke, die von den diluvialen Glet-
schern aus den Alpen hierher verfrachtet wurden.
In der Luftlinie gemessen ist der Genfersee von Chillon
am einen bis Genf am andern Ende 63,4 km lan^, während
die bogenförmige Längsachse 72,3 km misst. Die Uferent-
wicklung des Sees von der Einmündung der Rhone bis
zu ihrem Ausfluss beträgt am N.-Ufer ^ km, am S.-Ufer
72 km, im Ganzen 167 km. Seine grösste Breite, senk-
recht zur Bogenachse gemessen, erreicht er mit 13,8 km
zwischen der Bucht von Morges und Amphion. Mittlere
Breite (gleich dem Quotienten aus der Fläche und der
Län^ der Bogenachse) 8,1 km.
Die Gesamtfläche des Genfersees beziffert sich auf 582,36
km 3 jwas gleich ist der Fläche eines kreisrunden Sees
von 13,6 km Radius), sein Yolumen auf 88920 Millionen
m^ oder auf rund 89 km^ (was gleich ist dem Yolumen
einer Kugel von 2769 m Radius). Mittlere Tiefe (gleich
dem Quotienten aus dem Yolumen und der Fläche) 152,7
m ; maximale Tiefe 309,7 m.
Die wichtigsten geographischen Werte für die zwei
Cssen Abschnitte des Genfersees und für ihn als Ganzes
ten sich wie folgt zusammenstellen :
Grand Lac Petit Lac Genfersee
Fläche 503 km« 79 km^ 582 km«
Mittlere Tiefe 172 m 41 m 153 m
Yolumen 86 km» 3 km 3 89 km 3
Yon der allgemeinen Re^el, dass die grossen Wasser-
flächen, Meere und Seen, international sind, indem die
Staatengrenzen (wie dies z. B. am Bodensee zutrifft) längs
der Ufer verlaufen, macht der Genfersee eine Ausnahme.
In dieser Hinsicht gelten hier noch die Bestimmungen des
Lausanner Vertrages vom 30. Oktober 1564, der die allge-
meine Grenzlinie in die Seeachse verlegt und die auf das
Seeufer stossenden Grenzen der einzelnen Staaten bis zu
dieser hinaus geradlinig verlängert. Dementsprechend ist
die Gesamtfläche des Sees unter die einzelnen Uferstaaten
wie folgt verteilt: Waadt 298 km «, Genf 38 km«, Wallis
12 km*; Schweiz 348 km«, Frankreich 234 km«.
Die hydrographische Karte des Genfersees ist im Zeit-
raum von 18/2-1888 von den beiden Ingenieuren des eid-
genössischen topographischen Bureaus m Bern Ph. Gösset
und J. Hörnlimann, vom französischen Ingenieur des
Ponts et Chauss^es A. Delebecque in Thonon und von
Ingenieur Ed. Pictet-Mallet in Genf aufgenommen worden.
Yeröffen dicht ist die Karte des Petit Laq [Carte du Lac
de Geneve) in 1 : 12500 von Ed. Pictet-Mallet (Geneve
1878), die des ganzen Sees in 1 : 25000 im Topogravhi-
schen Atlas der Schweiz (Siegfriedatlas)^ in 1 : 50000
in der vom eidgenöss. topographischen Bureau ausgege-
benen Tiefenkarte des Genfersees und im Atlas des lacs
frangais von A. Delebecque, in 1 : 100000 in A. Delebec-
Sue's Werk Les lacs frangais (Paris 1898) und im ersten
and der von F. A. Forel verfassten Monographie Le Le-
nian ifLausanne 1892). Die auf diesen Karten dargestellten
Relierverhältnisse des Sees beruhen auf 12000 Lotungen.
Das unterseeische Relief der Wanne des Genfersees lässt
sich in zwei, deutlich voneinander getrennte, Abschnitte
gliedern :
a. Der Grand Lac bildet ein von der Walliser Rhone-
ebene bis zur Ence von Promenthoux reichendes Thal,
dessen Sohle rückläufig, d. h. der allgemeinen Laufrichtung
der Rhone entgegen um 1,4 % fallt. Der ganze Abschnitt
dieses Thaies östlich vom Querschnitt Morges-Amphion
ist aufgefüllt vom untergetauchten Rhonedelta, das zu-
nächst von O.-W. mit 10% Böschung ziemlich steil fällt,
dann allmählig immer flacher wird und schliesslich
mit der centralen Ebene des Sees verschmilzt. Diese an
Fläche 60 km ' messende centrale Ebene, die durch den
beständigen Schlammabsatz aus dem von der Rhone und
den andern Zuflüssen dem See zugeführten Wasser voll-
kommen horizontal gestaltet worden ist, liegt zwischen
Morges, Amphion, Lugrin und Cully und hat eine Tiefe
von 309,5 m. Gestört werden die sonst bemerkenswert re-
gelmässig ausgebildeten Seitengehänge des unterseeischen
Thaies durch die unter Wasser getauchten Schuttkegel der
Deltas einiger Zuflüsse. Das grosste und hier einzig nen-
nenswerte dieser Deltas ist das der Drance, das mit einer
Breite von 5 km ansetzt und auf 2 km Länge sich in den
See vorschiebt. Die Seitengehänge der Seewanne sind im
östlichen Abschnitt des Gmnd Lac, wo die Wanduogen
aus verhältnismässig festem Kalk-u. Nagelfluhfels bestehen,
stark geneigt : so beträgt die Böschung des Gehänges geven
die Mitte der O.-Hälfle 30-50 und mehr %, um unter den
Mauern von Chillon und am Fenalet bei St. Gingolph
sogar den Betrat von 100% zu erreichen. In der W.-Ilälfte,
wo Molas8e,J Mergel und Thone die Wandungen des
Genfersee : Der Haut Lac mit Yeytaus, Chillon u. Dent do Midi.
Sees bilden, geht dagegen die Böschung der Seitengebänge
bis zu Beträgen von 10-5 % herunter.
Im untergetauchten Delta der Rhone ist noch des durch
GEN
GEN
383
die LotQDgen vod iDgenienr Hörnlimann entdeckten un-
terseeischen Rinnsales dieses Flusses zu gedenken. Es ist
Genfeniee : Montreux and Ciarens.
dies eine Furche, längs welcher das kalte, mit suspendier-
tem Material heladene und daher im Sommer milchig
getrübte, dichte Flusswasser in die grössten Tiefen des
Sees abiliesst. Dabei lagert sich infolge des Rückstaues,
der bei der Berührung des unterseeisch abfliessenden Was-
sers mit dem ruhenden Seewasser entsteht, zu beiden
Seiten dieser Strömung ein Teil der mitgeführten Allu-
vionen ab, so daas zwei das Rinnsal rechts und links be-
gleitende Dämme aufgeschüttet werden. Diese in ihrem
Verlaufe mehrfach gewundene Furche ist 500-800 m breit,
und ihre Tiefe betragt bis zu 50 m unter derjenigen der
Oberkante der beiden Seitendamme ; bei der Isobathe von
230 m ist sie noch 10 m tief, lässt sich in 255 m Tiefe un-
ter dem Wasserspiegel noch erkennen und verschwindet
erst in einer Entfernung von 9 km vor der Mündung der
Rhone in dea See. (Vergl. die Beschreibung der analogen
unterseeischen Stromrinne bei der Mündung des Rhein
in den Bodensee in diesem Lexikon, Band I, Seite 293).
b. Im Petit Lac ist die Gestaltung der Wanne eine we-
niger regelmässige, indem hier eine Reihe von sekundären
Becken auftreten (Becken von Nyon mit 76 m, Becken
von Tougues mit 70 m^ Becken von Coppet mit 66 m,
Becken von Chevran mit 71 m, Becken von Bellevue mit
50 m Tiefe), die durch wenig scharf ausgebildete untersee-
ische Barren von einander geschieden werden. Die den
Grand Lac vom Petit Lac trennende Barre von Promen-
thoux liegt mit dem höchsten Punkt ihres Rückens 66 m
unter dem Wasserspiegel. Die Tiefe des Petit Lac nimmt
von der Barre von Promenthoux an beständig ab bis zur
Sand- und Kiesbank von Le Travers in Genf, die das See-
becken von seinem Ausfluss, der Rhone von Genf, ab-
schliesst. Seine maximale Tiefe erreicht der Petit Lac zwi-
schen Nyon und Nernier mit 76,5 m.
Am Boden der Wanne des Sees setzen sich die Sink-
Stoffe ab, die durch die Brandung von den Seeufem weg-
Rewaschen und durch die Zuflüsse in den See verfrachtet
werden. Auf dem Strand und der Uferbank bestehen diese
Alluvionen aus Blöcken, Gerollen, Kies und Sand, an
den Gehängen und auf der Sohle des Sees aus feinem,
thonig-merjg^eligem Schlamm. Die mineralogische und
petrographische Zusammensetzung dieser Absätze ent-
spricht derjenigen der; Seeufer und des Einzugsgebietes
der Zuflüsse zum See: eine grosse Rolle spielt dabei
das eiszeitliche Erratikum, das aus alpinen Gesteinen
verschiedenster Art sich zusammensetzt. Die an den
Gehänffen und auf der centralen Ebene abgesetzten fei-
nen Alluvionen sind in den verschiedenen Abschnitten
des Genfersees von verschiedener chemischer Zusam-
mensetzung. Im Haut Lac und auf dem Delta der Rhone
herrschön Silikate vor, während die in Salzsäure lösli-
chen Substanzen nur 30% des Ganzen ausmachen: im
westlichen Abschnitt des Grand Lac und im Petit Lac,
in die die aus Yoralpen und Jura herkommenden Zu-
flüsse münden, treten die in Salzsäure löslichen Kalk-
und Magnesiumabsätze etc. in grösseren Massen auf, so
dass sie dort 40 %. hier 45-50% des Ganzen bilden können.
Die Analysen, aie sich der Hauptsache nach auf die
dem Dredschnetz allein zugänglichen obersten, rezenten
Schichten des Bodenschlammes beziehen, weisen darin
nur eine sehr schwache Vertretung von organischer
Substanz nach : 3-5 % im Maximum, meist aber noch viel
weniger.
Der Genfersee hat Süsswasser, das einen nur sehr ge-
ringen Gehalt an mineralischen Bestandteilen aufweist
und dessen Zusammensetzung in allen Abteilungen des
Sees und zu allen Jahreszeiten keine merklich verschie-
dene ist. Die chemische Analvse erffibt auf 1 kg Wasser
des Genfersees an mineralischer Siiostanz folgende Zah-
len:
Schweflige Säure
Chlor
Kalk
Magnesia
Kanumoxyd
Natriumoxyd
H.SO,
Gl
36,9 Milligramm
CaO
Mgü
K,0
Na,0
Kieselsäureanhydrid Si O,
Aus diesen Zahlen lässt sich der wahrscheinliche Ge-
halt an gelösten Salzen in einem kg Wasser des Genfer-
sees wie folgt feststellen :
Si 0, 3,6 Milligramm
Na a 2,0 »
1.2
62,5
9,7
2,0
5,6
3,6
Kieselerde
Kochsalz
Glaubersalz
Schwefelsaures Kalium
Schwefelsaurer Kalk
Kohlensaurer Kalk
Kohlensaure Magnesia
Verschiedenes, organifche Sul>8tanz
Na.SO^
K,S04
Ca SO,
Ca CO,
Mg CO,
10,4
3,7
49,8
74.9
20,4
10,2
Total an gelöster Substanz 175,0 Milligramm
Die Gesamtmenge der mittels Kaliumpermanganat be-
stimmbaren organischen Substanzen ist eine sem* geringe
und beträgt etwa 10 mg auf 1 kg Wasser.
Ein Liter Oberflächenwasser enthält an absorbierten
Gasen :
Sauerstoff 7,8 cm ^
Stickstoff 15,4 »
Kohlensäure 8,7 »
Das Wasser der tiefen Schichten enthält nahezu die
gleichen Mengen gelöster Gase wie das Oberflächen¥^sser.
An der Oberfläche ist das Wasser ganz oder beinahe ganz
mit Gasen gesättigt, während die unter grösserem Druck
stehenden und daher weit mehr Gase zu absorbieren fä-
higen tiefem Wasserschichten niemals ^nz durchlüftet
sind und keine Gelegenheit haben, ein reicheres Quantum
von atmosphärischen Gasen zu erhalten.
Die lokalen oder jahreszeitlichen Schwankungen im
Gehalt an organischer Substanz oder an gelösten Gasen
sind stärker als diejenigen im Gehalt an mineralischen
Bestandteilen, obwohl auch sie nicht so beträchtlich
werden, dass sie sich verdoppeln könnten.
In thermischer Beziehung gehört der Genfersee dem
Typus der subtemperierten tropischen Seen (Klassifika-
tion Forel) an. In der pelagischen Region des Grand Lac
schwankt die Temperatur des Oberflächenwassers zwi-
schen 4'' und 24 '^ C., sie kann in der littoralen Region
der Buchten und auch in der pelagischen Region des
Petit Lac im Winter bis zu 0 ® sinken und im Sommer
in engen Einbuchtungen etwas über 24 ° steigen. Die
Temperatur des Wassers in der Tiefenregion schwankt
zwischen 4,0 " und 5,5 ® C.
Die tägliche Wärmeschwankung des Seewassers, die an
schönen Sommertagen an der Oberfläche gewöhnlich 2 °
284
GEN
GEN
lieträgl(aber auch bis auf 4° ansteigen kann), macht sich
im günstigsten Fall bis in eine Tiefe von 12-25 m fühlbar,
die jährliche Schwankung bis auf 120 m Tiefe und die
cyk tische Schwankung (in Decennien) bis an den Boden
des Sees.
Ueber das Gefrieren des Genfersees wissen wir Folgen-
des: In sehr strengen Wintern (sog. grands hivers) ge-
friert der Hafen von Genf, den man zu Fuss hat
begehen können in den Wintern von 1570, 1573, 1681, 1684,
1782, 1785, 1789, 1810, 1854 und 1891. Dieses Gefrieren
des llafens von Genf kann in Anbetracht seiner geogra>
phischen Lageverhältnisse nur dann eintreten, wenn bei
sehr strenger Kälte ein anhaltender N.-Wind bläst. Hat
sich zu Zeiten grosser Windstille gegen das Ende des
Winters hin das Wasser des Petit Lac nach einer Reihe
von Nächten mit starker Wärmeausstrahlung bis unter
4^ abgekühlt (verkehrte thermische Schichtung), so sieht
man in seiner pelagisch^n Begion lamellare oder kuchen-
förmige Eisschollen sich bilden (1880, 1888, 1891, 1893).
Im Februar 1891 endlich ist auch der Haut Lac stellen-
weise (in den Buchten von Territet, Ciarens und Viile-
neuve) zugefroren — ein bisher am Grand Lac historisch
noch nie notiertes Vorkommnis.
Die Durchsichtigkeit des Wassers im Genfersee lässt sich
aus folgenden Werten erkennen : die Sichtbarkeitsgrenze
Genfersee : Le Bouveret.
liegt im Sommer in 6,6 m und im Winter in 10 m Tiefe.
Im Februar 1891 ist von uns ein äusserster Wert von
21,5 m festgestellt worden.
Aus dem Jahresmittel einer Reihe von gleichzeitigen
Beobachtungen haben sich örtliche Verschiedenheiten
in der Sichtbarkeitsgrenze ergeben. Diese liegt z. B. vor
Meillerie in 9,0 m, vor PuUy in 9,7 m, vor Evian in 10,4
m, vor Morges in 10,1 m, vor Thonon in 11, .3 m und vor
Nernier in 11^0 m Tiefe. Die Durchsichtigkeit des Was-
sers nimmt mit zunehmender Entfernung von der Ein-
mündung der Walliser Rhone regelmässiff zu.
Die Grenze der absoluten Dunkelheit liegt für Chlor-
sitber vor Morges im Sommer in 45 m und im Winter in
110 m Tiefe (nach F. A. Forel), für Jod- und Bromsilber
in 200, resp. 240 m Tiefe (nach Fol und Sarasin).
Die Eigenfarbe des Genferseewassers entspricht dem
4. Grad der von Forel aufgestellten Farbenskala, der gleich
ist einer Mischung von 9 Teilen Kaliumchromat, 91 Teilen
Kupfervitriol, 455 Teilen Ammoniak und 19445 Teilen
destilliertem Wasser. Es gehört damit der Genfersee dorn
Typus der blauen Seen an. (Vergl. den Art. Blausee des
Lexikons).
Die stärksten im Genfersee auftretenden Wellen (k'c-
messen beim Sturm vom 20. Februar 1879) hatten eine
Länge (Abstand zwischen zwei Kämmen) von 35 m, eine
Periode von 4,7 scc und eine Fortpflanzungsgeschwindig-
keit von 7,3 m pro Sekunde. Ihre Höhe hat man nicht
direkt gemessen, sie ist aber von uns, vom höchsten
Punkt des Wellenkaromes bis zum tiefsten des W^ellen-
Ihales gerechnet, zu 1,7 m ffeschätzt worden. Die antere
Grenze der tatsächlichen \Nellenwirkung auf den Boden
an den Ufern des Genfersees liegt bei Morges in 9 m un-
ter dem Niedrigwasserstand.
Für die stehenden Wellen der Seiches beträgt die Pe-
riode (2 1) bei
longitudinalen uninodalen Seiches 73 Minuten
» binodalen » 35,5 »
transversalen uninodalen » 10 »
» binodalen » 5 »
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass eine ganze Schwin-
§ung von longitudinalen binodalen Seiches nicht gan«
ie Hälfte der Zeit einer Schwingung von longitudinalen
uninodalen Seiches beansprucht, was ein ausnahmsweise
seltener und von uns in andern Seen noch nicht beobach-
teter Fall ist. Die Höhe der longitudinalen Seiches, im
Centrum der Bäuche gemessen, ist in Genf eine viermal
grössere als in Chillon. Die in Genf am 2. und 3. Oktober
1841 gemessene maximale Höhe der Seiches hat den Be-
trag von 1,87 m überschritten. Die am längsten andauernde
bekannte Serie von Seiches ist die in Genf in der Zeit
vom %. März bis 3. April 1891 beobachtete, nämlich 145
longitudinale uninodale Schwingungen mit einer Periode
von je 73 Minuten. Wenn diese Reihe nicht durch das
Auftreten einer Serie von binodalen
Seiches unterbrochen worden wäre, so
hätte sie nach einer auf der Höhenab-
nahme der beobachteten Schwin^ngen
beruhenden Berechnung noch bis zum
Ende des neunten Ta^^es angedauert
und würde, bis die Amplitude gleich Null
geworden wäre, 182 Schwingungen von
20-0 cm Höhe gezählt haben
Strömungen treten im Genfersee ganz
unregelmässig auf und lassen sich bis
jetzt noch nicht in allgemeine Gesetze
zusammenfassen. Ihre grösste gemes-
sene Geschwindigkeit betrug hier 30 cm
pro Sekunde.
Die Grösse des auf festem Land lie-
genden Einzugsgebietes des Genfersees
beträgt 7412 km*; da der See selbst eine
Fläche von 582 km* umfasst, so entsen-
det ein Stück Erdoberfläche von 7994
km * Fläche seine Wasser bei Genf mit
der Rhone zum Meer. Von dieser Ge-
samtfläche entfallen rund 1000 km* auf
Firn und Gletscher (d. h. 900-1050 km*
je nachdem die Mehrzahl der Gletscher
gerade ihren geringsten oder höchsten
Stand erreicht hat). An Fläche des Ein-
zugsgebietes entfallen auf die einzelnen Zuflüsse zum
Genfersee: auf die Rhone des Wallis 5220 km* und auf
die Gesamtheit der übrigen unmittelbaren Zuflüsse 2192
km*. Unter diesen letzteren umfassen die Gebiete der
Drance des Chablais 545, der Venoge 205, der Promen-
thouse 105, der Aubonne 102 km* u. s. f.
Das mit der Rhone bei C^nf aus dem See abfliessende
Wasservolumen beträgt 250 m* pro Sekunde, was gleich
kommt einer mittleren tä|^lichen Masse von 21 600000 m^
oder einer mittleren jährlichen Masse von 7914 Millionen
m 3 Wasser (= Vit der Wassermenge des ganzen Genfer^
sees). Die Wasserführung der Rhone des Wallis schwankt
zwischen 20 und 860 m^ pro Sekunde. Als Gletscherfluss
hat sie ihren Hochwasserstand im Hochsommer, zu wel-
cher Zeit die volle Masse des während des ganzen Jahres
auf den 1000 km* Firn und Eis ihres Einzugsgebietes an-
gesammelten Wassers abfliesst.
Aus der Fläche des Genfersees lässt sich berechnen,
dass ein Unterschied von 6,74 m ^ pro Sekunde in der
Wasserführung zwischen Zuflüssen und Ausfluss eine
llöhenschwankung des Seespiegels von einem Millimeter
in 24 Stunden zur Folge hat. Da die Wasserführung des
grössten Zuflusses im Sommer die des Winters um das
10 fache übersteigt, so ergibt sich daraus auch eine jähr-
liche Höhenschwankung des Seespiegels. Diese Schwan-
kung wird in fühlbarem Masse noch beeinflusst durch die
Wirkung der Schleusen und Wehre, die für die im Jahr
1713 erstellten Wasserwerke der Stadt Genf erbaut und bis
GBN
GEN
28Ö
heute bestaDdig vergrösBert und verbessert worden sind,
sodass jetzt der Wasserstand des Sees wie derjenige eines
rar industrielle Zwecke künstlich angelegten Beckens
nach Bedürfnis reguliert werden kann.
Wie sich die Wasserverhältnisse des Genfersees damals
gestaltet hatten, als ihre Schwankungen einzig von den
natürlichen Affentien bestimmt worden sind, wissen wir
nicht. Im 19. Jahrhundert hatte der Mensch in diese Ver-
hältnisse bereits bestimmend eingegriflen, indem er den
Ablluss der Rhone aus dem See im Winter durch ein
Stauwehr beinahe völlig verschloss, deren Wasser auf die
Räder des Wasserwerkes leitete und damit natürlich auch
die jährlichen Wasserstandsschwankungen im See ver-
minderte. Immerhin geben wir in folgender Tabelle eine
Darstellung der Wasserstande für die Zeit von 1818-1883.
Dabei ist zu bemerken, dass die Messungen auf den Nie-
drigwasserstand (Nullpunkt des Normallimnimeters=:ZL),
der einem um 3 m unter der Bronzeplatte des Fixpunktes
der Pierre du Niton in Genf (R PN) liegenden Wasser-
spiegel entspricht (also ZL = HPN — 3,0 m), bezogen
worden sind.
Monatsmittel :
Januar ZL -f- 0,928 m
Februar 0,888 »
März 0,900 »
April 0,991 »
Mai 1,204 »
Juni 1,611 »
Juli ZL 4- 2,032 m
August 2,136 »
September 1,876 »
Oktober 1,432 »
November 1,160 »
Dezember 1,030 »
Die Amplitude der jährlichen Schwankung (Mittel aus
den Maxima, weniger Mittel aus den Minima) betrug in
diesem Zeitraum l.d22 m. Beobachtete Extreme: niedrig-
ster Sund am 18. Februar 1830 mit ZL -f- 0,224 m, hoch-
ster Stend am 16. Juli 1877 mit ZL + 2,886; Schwankung
also 2,662 m.
Verschiedene Umstände, von denen vor Allem die
immer mehr vervollkommneten Wehr- und Schleusenan-
lagen für industrielle Zwecke der Stadt Genf erwähnt
werden müssen, haben zusammengewirkt, um den Was-
serstand des Sees während der historischen Zeiten höher
zu legen. Steinbrüche auf Molasse, die ums Jahr 1700 am
Seestrand geöfTnet worden sind, gestatten uns den Nach-
weis zu führen, dass zu jener Zeit bei Niedrigwasserstand
im Winter der Seespiegel zuweilen bis auf ZL — 0,3 und
— 0,5 m gesunken ist.
Für die spätem Zeiten können wir uns auf Beobach-
tuDgen an Limnimetern stützen, die (in Zeiträume von je
20 Jahren zusammengefasst und ebenfalls auf ZL bezogen)
folgende Resultate ergeben haben :
Wasserstand
Minima
m
Vor 1801
0,539
1801-1820
0,689
1821-1840
0,459
I8il-1860
0.764
1861-1883
1,049
liaxima
Jahresmittel
m
m
2,228
—
2,194
1,180
2,191
1,154
2,229
1,326
2,459
1,590
Vor 1840 0,^4 2,204 1,157
1841-1883 0,917 2,352 1,467
Wir ersehen aus dieser Tabelle ein unbestreitbares
Anwachsen der verschiedenen limnimetrischen Werte.
Dieses zunehmende Ansteigen des Wasserspiegels be-
gann nun, den am Ufer des Sees gelegenen Ländereien
und Bauten ausserordentlich gefährlich zu werden und
ebenso die allgemeinen gesundheitlichen Verhältnisse
empfindlich zu verschlechtem. Es lief daher im Jahre
1877 beim schweizerischen Bundesffericht eine Klage ein,
die vom Kanton Genf die Korrektion der den Abfluss
der Rhone hemmenden Stauwerke forderte. Die Folge
davon war das am 17. Dezember 1884 unterzeichnete
Uebereinkommen zwischen dem Bund und den Uferkan-
tonen des Genfersees, das bestimmt : der Bund und die
Kantone Waadt und Wallis einerseits bezahlen an die Stadt
Genf die hohe Subvention von 1 105 000 Fr. und verpflich-
ten sie damit zur Regulierung der Seewasserstände, die
Stadt Genf andererseits errichtet auf rationeller Grund-
lage ein System von hydraulischen Anlagen (W^rke von
La Coulouvreniere), das den ungehinderten Abfluss der
Rhone und zugleich die vollkommenste Ausnutzung ihrer
Wasserkräfte gestattet. Das ganze Untemehmen ist dann
unter der geschickten Leitung des Ingenieurs Th. Tur-
rettini, Stadtpräsidenten von Genf, glücklich zur Aus-
führung gekommen, womit zugleich auch, von 1891 an, der
Wasserstand des Sees neu reguliert worden ist. Die Ein-
richtungen sind vorzüglich, und es handelt sich jetzt nur
noch darum, sie auch zur allgemeinen Zufriedenheit ar-
ht>iten zu lassen.
Diese künstliche Regulierung des' Wasserstandes erhöht
das Niedrigi\ asser des Winleis um einen merklichen Be-
trag und lässt die sommerlichen Hochwasser ungehindert
ablliessen. Die Schwankun^^en müssen sich nach Mass-
gabe der aufgestellten Bestimmungen innerhalb einer
(Frenze von 60 cm abspielen. Folgendes sind die wichtig-
sten durrh das Refflement vom September 1892 festgeleg-
ten Vorschriften : Das Minimum darf nicht unter die Kote
ZL -4- 1.1 m sinken, das Maximum nicht über die Kote
ZL -|- 1,7 m steigen ; zur Winterszeit muss der Wasser-
stand des Sees im Januar auf 1,5 m, im Februar auf 1,3
m, im März auf 1,2 m, im April und Mai auf 1,1 m ge-
senkt werden ; damit die an den Quaimauern nöti^ wer-
denden Ausbesserungen vorgenommen werden können
darf der Wasserspiegel jedes ,• vierte Jahr vom 15. März
an wenn möglich bis zum 15. April bis auf die Kote ZL
+ 0,9 m gesenkt werden.
Es sei hier gesagt, dass diesen Bestimmungen, mit we-
nigen beklagenswerten Ausnahmen, bisher in zufrieden-
stellender Weise nachgelebt worden ist.
Das Klima desGenferseethales kann durch nachfolgende
meteorolo|^ische Werte veranschaulicht werden : Luft-
wärme (Mittel aus den Stationen Genf, Morges, Lausanne,
Montreux und Aigle), absolute und relative Feuchtigkeit,
Häufigkeit der Bise (NO.-Wind) und des Sudois (SW.-
Wind), Niederschläge, Gewitter, Nebelhäufigkeit.
Luft Absoloter Reb(i\e Bise Sudois
Dampf- Feuchtig- (Nü^-Wind)(SW^-Wind)
Januar .
Febmar .
März . .
April . .
Mai . .
Juni . .
Juli . .
August .
September
Oktober .
November
Dezember
Jahr
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August .
September
Oktober .
November
Dezember
wanne
•C.
0,8
2,1
4,7
9,5
13,2
16,«
18,9
18,1
15,0
10,3
4,6
0,8
druck •■
4,15
4,31
4,70
5,96
7,86
9.76
10,86
10,66
9,61
7,66
5,34
4,20
keit o/o
86
82
75
70
70
70
68
71
77
83
83
86
Tage
4,4
3,7
4,1
5,7
3,8
3,4
3,1
2,0
2,8
2,4
2,3
4,3
Tage
3,3
3,2
2,9
4,5
4,8
3,9
3,6
4,0
3,7
3,3
3,9
3,1
Winter .
1.^
4,22
8S
12,4
9.6
Frühjahr
9,1
6,17
72
13,6
12,2
Sommer
17,9
10,43
70
8,5
11,5
Herbst .
. 10,0
7,54
78
7,5
10,9
9,6 7,0J
Niedersehlags-
häutlkeit
Tage
10,1
8,3
9,9
10,5
11,8
10,6
9,4
10,1
10,4
11,5
10,8
9,1
1 76
42,0
44,2
Nieder-
Ge-
Nebel-
schlagsmenge
witter
häaflfkcit
mm
Tage
%
48,7
0,2
79
36,5
0,1
67
47,2
0,2
61
56,8
1,2
58
79,1
4,0
58
75,9
5,3
54
70,8
5,5
U
80,4
4,9
47-.
94,2
2,5
49 •
101,0
0,8
69
74,0
0,2
78
51,1
. 0,1
83
Winter .
27,5
136,3
0,4
76
Frühjahr
32,2
183,1
^i
59
Sommer .
30,1
227,1
15,7
48
Herbst .
32,7
269,2
3,5
66
Jahr . . . 122,5 815,7 25,0 62
Die Menge der Niederschläge, eines der bemerkenswer-
testen meteorologischen Faktoren, verteilt sich auf die
verschiedenen Abschnitte des gesamten Einzugsgebietes
des Genfersees in sehr verschiedener Weise, wie dies fol-
gende allgemeine Jahresmittel zeigen :
I
386
GEN
GBN
Centram des Oberwallis von Reckingen bis <
Sitten 684 mm
Kammlinie der Penninischen Alpen 1091 »
Rhoneebene von Martinach bis Aigle 837 d
Waadtländer und Savoyer Yoralpen 1280 »
Waadtländer Hochebene 1010 »
Uferzone des Grand Lac 1091 i»
Uferzone des Petit Lac 807 »
Das allgemeine Jahresmittel der Niederschlagsmenge im
Genfersee: ßvian las Bains.
Gebiet des Einzugsbeckens als Ganzes ist auf 91 d: 4 cm
berechnet worden.
Die verschiedenen am Genfersee wehenden Winde wer-
den von den Anwohnern seiner Ufer mit
besonderen Namen belegt. Terrestrische
und stürmische Winde : Der NO. heisst
Bise; der SO. Vaudaire (der Föhn der
deutschen Schweiz) ; der SW. vent im
engem Sinne, vent de pluie (RegenwindU
vent de Geneve oder Sudois ; der NW.
Joran. Schlägt der Sudois in einen rei-
nen S.-Wind um, der aus dem Thal der
Drance auf die Mitte des Grand Lac weht,
so heisst er Böman ; Molan heisst der
aus dem Thal der Arve auf Genf zu we-
hende Wind. Lokale Winde (Brises) sind
dagegen der Morget (Nachtwind, Land-
wind) und der Bebat oder Sechard (Tag-
wind, Seewind).
Der Genfersee beherbergt eine an For-
men und Individuen reiche Gesellschaft
von tierischen und pflanzlichen Bewoh-
nern. Ueberall sind solche vorhanden,
selbst in den grössten Tiefen und im klaren
Wasser der Seemitte : das Leben ist hier allge|fenwärtig.
Zum Zwecke unserer raschen Uebersicht über diese
men, d. h. in örtlich beschränkte Faunen und Floren.
Z^ den erstgenannten gehören vor Allem die grossen
Tiere (Vögel und Fische), die aktiv wandernd von einem
Ort zum andern gelangen können, und dann auch die
sehr kleinen Lebewesen, die Mikroben, die von den Strö-
mungen im Wasser passiv überallhin verschleppt werden.
Von den auf dem Genfersee vorkommenden Vogelarten
sind nur der gemeine oder Höckerschwan [Cygnus olor:
1887 hier eingeführt; eine seit 1868 auftretende Abart,
Ps^ido- Albinos genannt, hat sich als
fortpflanzunffsfahig erwiesen) and die
Lachmöve iLarus ridibundus) hier das
finze Jahr nindurch ständig zu finden,
twa 60 Arten von Laufvögeln und 75
Arten von Schwimmvögeln, beides Zug-
vögel, beleben regeimässie oder zufällig
auf mehr oder weniger lange Zeit die
Wasser des Sees. Der gehaubte Steias-
fuss (Podiceps cristatus) ist seines von
den Kürschnern begehrten prachtvollen
Gefieders wegen der Gegenstand eifriger
Nachstellung.
Die Fische unterscheiden wir in pe-
lagische und littorale Seefiscne.
Von jenen nennen wir die F^ra (Co-
regonus Fera) und Gravenche {Gore-
gonus hientalis)^ zwei dem Genfersee
eigene Arten von Felchen, femer Sai-
bling oder Röteli (ScUmo salvelinus:
französisch omble - Chevalier ) ; von diesen Barsch ,
Trüsche (am Ende des 17. Jahrhunderts zufällig ein-
geführt), Karpfen, Schleihe, Laube oder Laugeli, Bot-
Genfersee : Pointe d'Yvoire.
Lebewesen teilen wir sie ein in ubiquistische
Organismen, die über grössere Gebiete hin sich
zu verbreiten fähig sind, und in lokalisierte Organis-
Genfeime^ : Ile de Salagnon bei Glarens mit Deni du Midi.
ten oder Rottelen, Schwal, Alet, Seeforelle, Hecht
u. Aal (sehr selten ; 1865 zufällig eingeführt, pflanzt sich
nicht fort). Dazu kommen einige erra-
tische Flussfische, wie Groppen, Gran-
del oder Gressiing, Bambeli, El)ritze,^Bart-
grundel und Aesche. Diese Fischfauna des
Genfersees ist weit weniger artenreich als
z. B. diejenige der Seen und Flussbecken
des Rhein oder der Rhone unterhalb der
Perte du Rhone bei Belle^rde. Dies rührt
davon her, dass serade die Perte du Rhone
ein für die Fische unüberwindliches Hin-
dernis ist und dass die an den Quellbächen
der Zuflüsse zum Genfer- und Neuenbur-
gersee hier und da vorhandenen Bifurkatio-
nen zu geringfügig sind, als dass sie den
Durchgang der Seefische des einen hydro-
graphischen Beckens in das andere gestat-
ten würden.
Eine zweite Abteilung der ubiqu istischen
Organismen sind die Mikroben (Bakterien
etc.), die überall im Seewasser in grösster
Anzahl vorkommen, so auch in dem als eines
der reinsten bekannten Wasser des Genfer-
sees. Ihre Zahl schwankt je nach den verschiedenen Rhe-
nen des Sees von einigen wenigen bis zu einigen Dutzenden,
ja bis zu einigen Tausenden im Kubikcentimeter Wasser.
GEN
GEN
287
Ungeheuer gross ist ihre Anzahl im Schlamm des Bodens,
an der Möndang der unreinen Wasser der Zuflösse und
l>e8onder8 der Abwässer von Ortschaften, in den
Oelflecken an der Wasseroberfläche und in den
Anhäufungen von sog. See blute in der pela-
gischen Region. Sehr klein ist dagegen ihre An-
zahl im reinen Wasser der pelagischen Region
und in den tiefern Wasserscnichten bis hinun-
ter zu der mit dem Schlamm am Seeboden in
direkte Berührung kommenden Schicht, die dann
aber selbst wieder voller Mikroben zu sein pflegt.
Die Mehrzahl dieser Wasserbakterien sind sapro-
gen, d. h. Erzeuger von Fäulnisffärun|[. die die
abgestorbenen orsanischen Stoffe in ihre ele-
mentaren Bestandteile zerlegen; die andern,
Endo-Parasiten, welche nur durch Zufall in den
See gekommen sind, sind entweder peptogen
und wirken dann begünstigend auf die Ver-
dauungsfunktionen ihres Wirtes ein (der sie zu-
gleich mit seinen Exkrementen in den See wirft)
oder pathogen, d. h. Krankheitserreger in den
Geweben ihres Wirtes. Diese parasitischen Mi-
kroben gelanffen durch die Abwässer der Ort-
schaften in den See, verschwinden hier aber
bald, da sie sich in zu kaltem und zu wenig mit
Nährstoffen durchsetztem Wasser nicht fort-
pflanzen können und auch bald von den im See
einheimischen Organismen gefressen werden.
Das Wasser des Genfersees, das seit zwei Jahr-
hunderten die Brunnen von Genf speist und noch
keine durch Mikroben veranlasste Infektionskrankheiten
verursacht hat, ist unschädlich. Das reinste und in hy-
Sienischer Beziehung empfehlenswerteste Wasser fähren
ie mitten im See und wenigstens 20 m unter der Ober-
fläche gelegenen Schichten .
ipie Mehrzahl der den Genfersee bewohnenden Organis-
men ist örtlich lokalisiert und groppiert sich in nach
Reffionen abgegrenzte biologische Gesellschaften, näm-
lich in littorale, pelagische und abyssische
(oder der Tiefenregion eigentümliche) Gesel 1 sc haften.
1. Die littorale Region weist in ihrer Gesamtheit
grosse Unterschiede auf und zerfällt in eine grosse An-
zahl von Unterabteiluncen. Solche sind :
a. Der trockene Strand (gr^ve exond^e) ; besteht
aas Sand, Geröll oder anstehendem Fels und wird nur
durch die letzten Ausläufer der jg^rossen Wellen noch be-
netzt. Auf ihm findet man einige Sandpflanzen, einige
omnivore Tiere, die ihre Nahrunfl" in den von den Wellen
hierher geworfenen organischen ueberresten finden, und
— auf Fels|[rund — einige Moose.
6. Der uberschwemmbare Strand (gr^ve inon-
dable); liegt bei Niedrigwasser trocken und wird vom
Hochwasser überschwemm^. Beherbergt
einige Landpflanzen, die auch einem zeit-
weisen Verweilen unter Wasser sich anpas-
sen können, und solche Wasserpflanzen,
die bei einer Trockenheit von einigen Mo-
naten nicht zu Schaden kommen. In eini-
gen der übriff bleibenden Wassertümpeln
dieses überscnwemm baren Strandes rand
man früher EUUine hexandra^ Zanichellia
tenuis und Duriaea Reuteriy die heute
durch die auf den Strand übergreifenden
Mauerbauten der Städte, Ortschaften und
Landhäuser am See zum Verschwinden ge-
bracht worden sind.
c. Die Uferbank (beine) ; die 2-4 m
unter dem Wasserspiegel liegende beinahe
horizontale Uferterrasse. Wo sie schlam-
mig ist, bedecken sie die grossen lakus-
tren Phanerogamen (fordts des favas in
der Lokalsprache) Potamogeton perfolia-
'M«. P. cn^pus, P, lucens, P. filiformis
und P, nectinatuSy Myriophyllum spica-
tum und Ceratophyllum demersum; im
schlammigen Sand der Halde siedeln sich
als dichtes Strauchwerk die Armleuch-
tergewächse an : Chara ceratophylla, C. contraria, C.
fottida, C. hispida^ C, cupera und C. fragiliSy femer
einige Arten von Nilella, In den Häfen und geschützten
Buchten ist die seit 1880 eingeschleppte Elodea canaden-
sia häuflg zu beobachten. Die Wassei^ der Uferbank be-
Oenfersee : Hafen von La "Tour de Peils.
wohnen alle diejenigen aquatischen Tiere, Moose und
Algen, die die eigentlich l^kuslren Bedingungen, d. h.
vornehmlich den starken Wellenschlaff zu ertragen ver-
mögen, indem sie sich entweder in Verstecken bergen,
oder an feste Körper anklammern oder endlich auch
schwimmend an ruhigere Stellen in Sicherheit bringen :
von Insekten Orichtochilus villosiu, Sigara Lenianiy
einige Larven von Pseudo-Neuropteren, Neuropteren und
chironomen Dipteren ; von Crustaceen der Flusskrebs,
Flohkrebs {Gammarus pulex)j Asellus aquaticuSj ferner
eine Menge van Cladoceren, Copepoden und Ostracoden ;
einige Hvdrachniden ; von Mollusken Limnaeen, Planor-
ben, Bvlninien, Valvaten, Ancylusarten, Anodonta ana-
tina, A. cygneay A. cellensis und A. Picteiiana, fer-
ner Cycladen und Pisidien ; viele Wärmer, Hydriden,
Schwämme nnd Protozoen. Keine dieser Arten gehört dem
Genfersee ausschliesslich an, mit Ausnahme von Ano-
donta Pictetiana, die wegen ihrer Grösse hier ihre be-
sondere Erwähnung verdient.
In den Uferlagunen, den Aestuarien der Flüsse und
einigen geschützten Buchten entwickelt sich das Ph rag-
mitetum, grosse Felder von Schilfrohr, dem einige
Genfersee : Reewinkel bei Le Bouveret.
Binsen und Rohrkolben beigemischt sind ; diese stillen
Wasser beherbergen eine üppige Algenflora und eine
reiche Fauna von niederen Tieren.
288
6BN
GEN
2. Die pclagische Re(?ion, d. h. die WassermasBe
des offenen Sees wird von einer biologischen Gesellschaft
belebt, deren einzelne Individuen alle schweben oder ßute
Schwimmer und vor den Nächste! lunsen ihrer Feinde
z. T. durch ihre wunderbare Durchsicntigkeit geschützt
sind. Diese Gesellschaft besteht aus den pelagiscnen See-
fischen (denCk)regoneDartenF^ra und Gravenche und dem
Saibling) und einer grossen Anzahl von kleinen Organis-
men, die unter der Bezeichnung des Plankton zusam-
mengefasst zu werden pHegen. Dazugehören die Crustaceen
Daphnia hyalina, Bosmina longispinüy Leptodora hya-
lifia, Bythotrephes longimanus, Diaptomws gracilis und
D. ladniatus; einige Raderlierclien (Rotatoria), wie As-
planchna priodonta^ Sunchasta peclinatay Poiyarthra
plcUyptera, Triartht'a tongisetay Anurea aculeala und
A. cochleatHa, Notholca longiapina^ Gastropus styiifer ;
die Protozoen Vorlicella convallana (Schmarotzer auf
Anabaena)^ Dmobryon sertularia und D. cyündvicuni^
Ceratium hirufidinelUx ; die Algen Bothryococcus Braunii^
Anabaena circinalis, Aaterionella formosa^ Cyclolella
comia, Fragilaria crotonensis, Melosira varians.
Im Genfersee ist die Quantität des Plankton keine selir
grosse und weit geringer als in den kleinen wenig tie-
fen Seen und Weiern. Die mit einem Netz aus Müller-
gaze Nr. 20 (77 Fäden auf den Centimeter) aufgefischte
Quantität von Plankton beträgt hier im Mittel 50, im
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Dampfschiff auf dem Genfersee.
Minimum 20 und im Maximum 125 cm*"* auf einen Qua-
dratmeter Seefläche.
Die grosse Mehrzahl der zur pelagischen Gesellschaft
gehörenden Organismen lebt in 10-20-40 m unter der See-
oberfläche, doch steigen im Genfersee einige tierische
Arten bis zu 100 und 200 m Tiefe ab (so z. B. Sida lim-
nelicä).
Dassog. Soeblühen oder die Seeblüte, Anhäuf-
ungen von organischem Staub auf der Seeoberfläche, be-
steht im Genfersee hauptsächlich aus Ansammlungen von
Coniferenpollen, die im Frühjahr durch den Wind und
die Wildbäche auf den See hinausgetrieben werden.
3. Die im Genfersee mit der Isobathe von 25 m, d. h.
der unteren Grenze des Vorkommens von Chlorophyll-
pflanzen einsetzende Tiefenregion ist von der abys-
salen Gesellschaft bewohnt. Zwei ihrer Vertreter,
die pifirmentierten und blinden Crustaceen Aaellus Foreli
und Niphargu8 Foreli, sind wahrscheinlich ursprüng-
liche Höhlenbewohner, die ihren Weg in den See ge-
funden und sich hier fortgepflanzt haben. Neben diesen
typischen Vertretern einer Dunkelfauna finden wir in der
Tiefenregion des Genfersees noch etwa hundert Arten
von Algen und niederen Tieren, die aus den liltoralen
Regionen in die grossen Tiefen hinaus verschleppt wor-
den sind. Hier haben sie sich fortgepflanzt und schlam-
mige Klumpen von armseligen und verkümmerten Rasen
gebildet, die während einiffer Generationen weiter vege-
tieren. Nur wenige dieser Arten scheinen sich an das Le-
ben bis in eine Tiefe von 80 m dauernd angepasst zu
haben, so einige Oscillarien und zahlreiche Diatomeen,
denen das im Winter eindringende spärliche Licht zur
Entwicklung genügt und die dann einen nicht unbedeu-
tenden Teppich von sog. orffanischem Filz bilden.
Dringen wir in noch tiefere Wasserschichten hinab, so
fipden wir kein pflanzliches Leben mehr, und die Fauna
n^uss sich mit den auf den Seeboden niederfallenden
Leichen der pelagischen Organismen als Nahrung be-
gnügen. In der Tiefenfauna des Genfersees haben wir da«
Vorkommen von beinahe sämtlichen Typen der littoralcn
Fauna (excl. Anodonten und Schwämme) nachgewiesen.
Merkwürdig und bisher ohne bekanntes Analogen ge-
hlieben ist das Vorkommen eines chlorophyllgrünen
Mooses, Thanmium Lemani, in der abyssalen Region,
daß wir von den Steinen der unterseeischen Moräne von
Yvoire aus 60 m Tiefe heraufgeholt haben.
An den Gestaden des Genfersees sind eine grosse Anzahl
von Pfahlbauten aufgefunden worden, die wir in Fol-
izendem ihrem archäologischen Alter nach gruppieren
wollen :
Steinzeit: Stationen Villeneuve, Kirche Morges, La
Poudriere, Fraidaigue, Le Chätaignier unter DuUy, Pro-
menthoux in der Bucht von Prangins, Les Päqnis bei
Genf, Les Eaux Vives, La Belotte, CoUonges, Coudree,
Thonon.
Steinzeit^ erstes Auftreten der Bronze : Stationen Les
Roseauz in Morges (Typus des von G. de MorUUet aufj^e-
stellten age morgien) und La Pointe de la ßise
bei Genf.
Steinzeit und Bronzezeit (bei dge du bronze)
im selben Pfahlbau : Stationen Cully, Rolle,
Bellevue bei Genthod, Bellerive, La Gabiale.
Hermance (La Vie ä lAne), Nemier.
Btxmzezeit {bei dge du bronze) : Stationen La
Pierre de Cour unter Lausanne, Le Flon, La
Venoge, Saint Prez, Beaulieu, Le Creuz de la
Dullive. Nyon, C^ligny, Coppet, Mies, Versoix.
Asnieres, La Fabrique de Cnens, Le Creuz de
Tougues, Messery; grössere Pfahl bauerstädte
Morges, Genf, Thonon.
Bronze- und Eisenzeit : Stationen Plongeon
bei Genf, Beauregard.
Unbestimmten Alters : Stationen Le Creui
de Plan, Vevey, Paudez, Les Pierreltes, Saint
Sulpice, Le Boiron bei Morges, £xcenevex.
Die in diesen Pfahl bauersiedelungen gefun-
denen Altertümer befinden sich heute in den
archäologischen Museen von Lausanne, Genf.
Annecy etc.
Die von den Fischern im Genfersee gefan-
genen essbaren Fische sind, in der Reihen-
folge ihrer wirtschaftlichen Bedeutung aufgezählt : Fera,
Seeforelle, Saibling, Trusche, Barsch, Hecht, Gravendie.
Von weniger Wichligkeit ist der im Hafen von Genf
betriebene Krebsfang. Die auf dem Genfersee üblichen
Hilfsmittel und Methoden des Fischfanges weichen von
denen der übrigen Schwei^erseen nicht ab. Der Markt-
wert des jährlichen Fischfangs im Genfersee übersteigt
die Summe von 500000 Fr.
Schiffahrt. Auf dem Genfersee fahren alle möglichen
Arten von Schifiten, wie sie gerade vom Auslande einge-
führt oder den auf andern Seen üblichen Fahrzeugen
nachffeahmt worden sind. Daneben gibt es aber auch noch
eine Anzahl von nur dem Genfersee eigentümlichen Ty-
pen :
Das Fischerboot {bateau de peche) ; ein Flachboot mit
erhöhtem und spitz zulaufendem Vorderschifl, viereckigem
Hinterschifl', zwei grossen Stehrudern an Steuerbord und
einem Steuerruder hinten an Backbord.
Das Marktschiff (la cochere) ; flach, ohne Verdeck, mit
einem Zimmerchen unter dem erhöhten und spitz zu-
laufenden Bug, mit viereckigem Hinterschifl, zwei Masten
mit je einem dreieckigen Segel, drei oder vier Stehrudem
und einem beweglichen Steuer.
Das Lastschiff, von den Schiflern des Genfersees ein-
fach la barque genannt; von gleicher Form wie die Co-
chere, aber mit Verdeck; 100-180 Tonnen Gehalt. Mit
seitlichen Aussengalerien, sog. apoustis^ \ersehen, längs
denen die Schifler beim Fortstossen des Schiffes mit Ru-
derstacheln (etire) oder bei überladenem Verdeck hin
und her laufen können. Dem Lastschiff angehängt ist ein
GEN
GEN
289
Rettungsboot, der sog. naviot. Zwei Masten mit dreiecki-
gen (sog. lateinischen) Segeln; in den letzten zwanzig Jah-
ren des 19. Jahrhunderts hat man noch
hier und da einen dritten Mast u. auch
noch einen KJüver beigefügt. Ist mit 3-4
Schiffern bemannt. Dieses Lastschiff
des Genfersees hat einige bemerkens-
werte nautische Eigenschaften ; es geht
nur wenig tief (im Maximum bei voller
Fracht nur 2 m) und vermag auch, seit-
dem man es zu Ende des 19. Jahrhun-
derts noch mit einem Kiel versehen hat,
mit Lavieren den Wind zu überholen.
Dank seiner Breite kann es auch ohne
Ballast und Ladung unter vollen Segeln
filhren und ist genügend im Gleich-
Sewicht, um seine volle Ladung auf
em Verdeck tragen zu können.
Die Grössenverhältnisse einer sol-
chen grossen Barke des Genfersees
sind: I^njee des Verdeckes 28 m. Lange
des Kiels & m, grösste Breite 8 m, Höhe
des Zwischendecks 2,5 m, Höhe der
Masten 14 m, Länge der Segelstangen
25 m, Fläche der grossen Segel 150 m>.
Ihr Preis beträjrt etwa 25000 Fr. Man
zählt auf dem Genfersee 80 bis 100 sol-
cher Lastschiffe, die hauptsächlich die Verfrachtung und
den Transport von Bausteinen besorgen, wie solcne z.
B. in den Steinbrüchen von Meillerie in Savoyen und
von Arvel bei Yilleneuve gewonnen werden.
Die Dampfschiffahrt ist auf dem Genfersee 1823 einge-
führt worden, als der in Genf lebende Engländer Church
den ersten kleinen Dampfer, Wilhelm Teil, baute. Seither
hat sie sich mächtig entwickelt. Abgesehen von den Pri-
vatleuten gehörenden Jachten und Booten für Vergnüg-
uDgs- und Handelszwecke zählte die Compagnie g^n^rale
de Navigation mit Sitz in Lausanne, die den ganzen Per-
sonenverkehr auf dem See beherrscht, im Jahre 1901
eine Flotte von 21 verschieden grossen Schiffen, darunter
4 Schilfen für den Waarentransport. Der grösste dieser
Dampfer, die 1875 erbaute Suisse, ist 64 m lang und 7,2 m
breit, fasst 322 Tonnen Ladung oder 1300 Personen, ver-
fügt über eine Maschine von 795 ind. Pferdekräften und
hat 400000 Fr. gekostet. Sieben der Dampfer der Gesell-
schaft fassen je über 200 Tonnen, sieben weitere je 100
bis 200 Tonnen und die sieben kleinsten endlich weniger
als 100 Tonnen. Die Einnahmen der Gesellschalt betrugen
1900: Personenverkehr 1061000 Fr., Waarenverkehr
82000 Fr., Verschiedenes 16000 Fr.. Ausgaben: 1051000
Franken, (m Fluss- und Seehafen von Genf besorgt
eine Schiffahrtsgeseltschaft mit 9 kleinen für die Auf-
nahme von je 25-40 Personen eingerichteten Schrauben-
hungskraft, die der See auf den Menschen ausübt. Auf
Grund der Ergebnisse der eidgenössischen Volkszählung
Barke auf dem Genfersee.
daropfem, sogenannten Seemöven (mouettes) den Verkehr.
Die grosse relative Dichtigkeit, der die Seeufer bewoh-
nenden menschlichen Bevölkerung zeigt uns die Anzie-
Pischerkahn auf dem Oenfersee (nach einem Gemälde von Booion).
von 1888 haben wir längs des schweizerischen Ufers zwei
je 2,5 km breite parallele Zonen mit 250 km ^ Gesamtfläche
ausgeschieden : eine Uferzone und eine ganz im Innern des
Landes gelegene kontinentale Zone. Die erstere zählte
126163 Ew. oder 505 Ew. auf einen km *, die andere 18537
Ew. oder 74 Ew. auf einen km^. Daraus ergibt sich, dass
damals die Uferzone siebenmal dichter besiedelt war als
die kontinentale Zone. Wenn wir aus der erstgenannten
Zone die beiden grossen Städte, Genf und Lausanne, aus-
schalten, so verbleiben noch 352 Ew. auf einen km^; las-
sen wir dazu auch die Städte Vevey, Montreux, Nyon und
Morges weg, so haben wir immer noch 154 Ew. auf einen
km *. Diese Zahlen zeigen zur Genüge, dass die unmittel-
bare Nachbarschaft des Sees dem Menschen für seine
Ansiedelung besonders zusagende Vorteile oder Annehm-
lichkeiten bietet.
Zum Schluss sei bemerkt, dass der Genfersee auch in
landschaftlicher Beziehung der Schönheit seiner Gestade
wegen berühmt ist und diesen guten Ruf wohl verdient.
Er ist gross genug, um weite Fernsichten zu bieten und
seine grosszüffige Umrahmung mit einem prachtvollen
und in jeder Hinsicht harmonischen und eindrucksvollen
Gebirgskranz zur vollen Geltung bringen zu können ;
andererseits ist er wieder nicht zu ausgedehnt, so dass
das Auge auch auf das gegenüberliegende Ufer zu schwei-
fen und auch dort bemerkenswert schöne Einzelheiten
aufzufinden vermag. Seine geographische
Lage sichert dem Genfersee schon den
Glanz- einer fast südlichen Naturentfaltung,
ffibt ihm aber auch wieder alle die Reize,
die unsere verschleierte Atmosphäre der
gemässigten nördlichen Breiten auszeich-
nen. Die meerblaue Farbe seiner Wasser,
die mit dem Azurblau des darüber ge-
spannten Himmels an Pracht zu wetteifern
scheint, erfreut das Auge weit mehr als
das dunkle Grün der übrigen alpinen
Randseen oder das eintönige Braun der
nordischen Seen. Ausgezeichnet durch
ihren grossartigen Fernblick sind besonders
das Nordufer des Grand Lac, von wo aus
sich vor dem Schauenden die wunderbare
Mauer der Alpenkette aufbaut, oder das
Gestade des Haut Lac bei Vevey, wo die
Dent du Midi so herrlich in den Gesichts-
kreis eintritt. Wer den intimen Reiz einer
weniger durch ihre Grossartigkeit packen-
den, als vielmehr mit ihrer Lieblichkeit
fesselnden Landschaft zu würdigen weiss,
wird sich den Gestaden der Savoyer Seite
des Grand Lac und den Ufern des Petit Lac zuwenden,
wo das monotone Einerlei der Weinberge den reizvol-
len Wechsel von Wald und Wiesen noch nicht völlig ver-
GEOGR. LEX. 63 — 11—19
.GEN
GEN
drängt hat ; oder er wird endlich in die Gegend um Montreux
pilgern^ wenigstens noch für so lange, als die lästigen
Mauervierecke der grossen Gasthöfe nicht endlich auch
noch die letzten Ausblicke in die ehemals reizendste und
liebenswürdigste Landschaft am Genfersee verdeckt haben
werden.
Bibliographie. Forel, F. A. Le Lenian; Monogra-
phie Umnoiogique, Tomes, I, II, III 1. Lausanne 1892-
1902. Das Werk wird mit dem baldmöglichst erschei-
nenden zweiten Teil des 3. Bandes abgeschlossen vor-
liegen. — Forel, F. A. Handbuch der Seenkunde. Stutt-
gart 1901. [Prof. Dr F. A. KORBL.]
QENifeVRE (Kt. Wallis, Bez. Sitten, Gem. Saviese).
2028 m. Gruppe von Hätten, an der obern Saane und am
N.-Hang des Sanetschpasses, 6-7 Stunden nw. Saviese.
Darüber eine bis 2300 und 2500 m aufsteigende Felswand
aus Urffonkalken, die am Grossen Schafberg (2573 m) von
einem Fetzen Nummulitenkalkes überlagert werden. Die
Felswand bildet den SO. -Rand eines ebenfalls in Urgon
ausgefressenen Karrenfeldes, des sog. Grand Lapie aux
Boeufs.
QENNER8BRUNN (Kt. Schafifhausen, Bez. Reiath,
Gem. Herblingen). 458 m. Gruppe von 3 Häusern, an der
Grenze gegen das Grossherzogtum Baden, am SO.-Hang
des Solenbergs und 2,3 km so. der Station Herblingen
der Linie Schafifhausen-Singen. Telephon. 30 reform. £w.
Acker- und Obstbau. 1111 : Gennarisprunnin. Einst Eigen-
tum der Klöster Allerheiligen und St. Agnes in SchafT-
hausen ; kam nach ^er Reformation in Privatbesitz und
gehört seit 1820 der Stadt SchaiThausen. Heute Ackerbau-
schule und Erholungsstation für Nerven leidende. Graber
aus der ersten Eisenzeit (Hallstatt Periode), römische
Münzen, Alemanneogräber.
QENNOR u. NADIQLI DA QENNOR (Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio, Gem. Muggio). 1284 und 1291 m. Alp-
weiden mit Gruppe von Hütten, im Yal Mugi$io, am S.-
Hang des Monte Generoso und 3 Stunden von Mendrisio.
Im Frühjahr und Herbst von Familien aus Roncapiano
bezogen. Butter,
GENOLIER oder QENOLLIER (Kt. Waadt, Bez.
Ny9n}. %2 m. Gem. und Dorf, am Fnss der Cotes de
Genolier und nahe dem rechten Ufer des der Colline
zumessenden Olijon, an den Strassen von Begnins nach
Ginffins und Grassier und Nyon-Arzier, 6 km n. Nyon und
4,2 km wnw. der Station Gland der Linie Lausanne-Genf.
Postbureau, Telephon ; Postwagen Nyon-Arzier. 63 Häu-
ser, 3($6 reform. Ew. Bildet zusammen mit Givrins und
DuiUier eine gemeinsame Kirchgemeinde. Acker^ und
etwas Weinbau. Säge, Mühle, Fabrik. Oestlich vom Dorf
ein schöner Wald, Bois de Chöne geheissen, mit dem
kleinen Lac Vert. Genolier war im Mittelalter Sitz eines
Priorates, das aber nur wenige Spuren seines einstigen
Daseins hinterlassen hat. Auf dem Molar oder Molard,
einem Hügel ö. über dem Dorf, stand einst ein fester
Turm, dessen letzte Reste erst vor wenigen Jahren besei-
tigt worden sind. Die Herrschaft Genolier war ursprüng-
^ Oenolier von Osten.
lieh Eigentum des Geschlechtes derer von Mont le Grand
(an der Cöte). Ums Jahr 1210 taucht ein Guy de Mont auf,
der seinen Untertanen verschiedene Freiheiten und Rechte
verlieh; sein Sohn und Nachfolger, Conon oder Goe-
net de Mont. geriet mit dem benachbarten Kloster der
Chartreuse a'Oujon in Streitigkeiten. Seit der Mitte des
13. Jahrhunderts war die Herrschaft Genolier geteilt zwi-
schen den Herren von Mont le Grand und oeo Herren
von Prangins, welch' letztere zu Beginn des 16. Jahrhun-
derts das Ganze in ihren Besitz brachten. 1688 ging die
Herrschaft an Claude Dämon, Pannerherm von Ntod.
später an £tienne Quisard, Herrn von Givrins, und 1725
an den Grafen Louis de Portes, Herrn von Coinsins und
Grassier, über. Dessen gleichnamiffer Sohn trat um 1 dsS
kräftig gegen die betrügerischen Umtriebe des damals in
Nyon residierenden Bemer Landvogtes auf, der sich in
den Besitz eines einem jungen Bürger von Genolier, Des-
vignes, zugefallenen Legates setzen wollte. Als die Bemer
Regierung sich weigerte, ihrem Vertreter eine Rüge m
erteilen, veröffentlichte de Portes 1765 ein Pamphlet, das
vom Scharfrichter öffentlich verbrannt wurde und seinem
Verfasser eine Busse von 600 Pfund eintrug. Daraufhin
verkaufte der Graf de Portes seine Herrschaften Coinsins
und Genolier an Jean Bertrand aus Genf und beauftragte
den berühmten Pariser Rechtsgelehrten Loyseau de Mao-
l^on mit seiner Verteidigung gegen den nachträglich von
Bern aus doch noch gerügten Landvogt. Die durch
Freunde des verbannten Grafen unter das Volk verteilte
Verteidigungsschrift von Maul^on erregte überall einen
Serechten Sturm des Unwillens und trug zusammen mit
en später von J. J. Cart veröffentlichten Lettres viel dazu
bei, oie Gemüter auf die kommende Erhebung der Waadt
gegen Bern vorzubereiten. Nach dem Tod von Jean Ber-
trand wurde die Herrschaft von Armand de Mestral er-
worben. In der Umgebung von Genolier sind alte Gräber
mit Skeleten aufgedeckt worden. 1110: GenolUacnra;
1235 : Jenolliez ; 1265 : Genoglier ; 1349 : Genoiyer.
QENOLlfeRE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Nyon, Gem. Ar-
zier). Alp weide mit Hütte in 1351 m, am SO.-Fuss der
Kette des Noirmont, 3 km nw. Saint Cergues und 1,5 km
nö. der Strasse Saint Cergues-Les Rousses.
Q^THAL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2200-8M
m. Rechtsseitiges Nebenthal zum Gadmenthal, in das es
durch eine zwischen der Planplatte u. dem Achtelaaasgrätli
(dem W.-Ende der Gadmerflühe) eingeschnittene tiefe
Schlucht 3 km onö. über Innertkirchen ausmündet Steigt
auf eine Länge von 12 km nach NO. an und erweitert sich zn
Oberst zu der grossen Engstlenalp. Ein bei Mühlethal von der
Sustenstrasse abzweigender Saumweg durchzieht das Gen-
thal und die Engstlenalp und führt weiterhin über den
Jochpass nach Engel berg. Das schöne Genthal wird bei-
derseits von hohen Felswänden befi^leitet, an denen einige
kleine Gletscher hängen ; es ist reich an Alpweiden und
hat auch stellenweise noch kleine Ahorn-, Buchen- und
Eichenbestände. Zu beiden Thalseiten zahlreiche Wasser-
fälle, von denen besonders die der Achtelsassbäche oder des
Jungibrunnen (2Vb Stunden über Innertkirchen), die an
den Gadmertlühen aus 7-9 Quellen entspringen, bemer-
kenswert sind. Gleich unterhalb der Engstlenalp bildet
auch der Thalbach, das Genthalwasser,
einen schönen Fall. Im Thal stehen ei-
nige wenige Gruppen von Hütten, die
blos im Sommer bewohnt sind. Bekantfit
ist das Genthal durch seine Eisenerze,
die früher auf der Planplatte, an der
Erzegg und am Balmeregi^horn ausse-
beutet worden sind. Alle diese Betriebe
wurden aufgegeben, als das in Mühle-
Ihal an der Sustenstrasse bestehende
Schmelzwerk geschlossen wurde. An cten
Hängen der Planplatte die von der VoIks-
übenieferung mit Zwergen bevölkerten
Höhlen von Baumgarten und (tiefer un-
ten) Ami. Im zweiten Yillmergerkrieg
1712 zogen Waadtländer Truppen zum
Schutz der Bemergrenze durch das Gen-
thal hinauf zur Engstlenalp, wo sie sich
.festsetzten und wo an zwei Sonntagen
Feldgottesdienst gehalten wurde.
GENTHALHÜTTEN (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle, Gem. Innertkirchen). 1217 m.
Schöne Alpweide mit Hütten, mitten im Grenthal, 6 km
nö. über Innert kirchen.
GEN
GER
291
QENTHALWA88ER (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle}. Bach des Genthales ; entspringt dem Engstlensee
in 1852 m, heisst im obersten Lauf noch Engstlenbach,
bildet oberhalb der Hätten von Schwarzenthai einen
schönen Fall, nimmt von beiden Seiten sehr zahlreiche
Nebenbäche auf und mündet nach 12 km langem Lauf
bei Mühlethal in 837 m von rechts ins Gadmenwasser. In
seinen Geschieben findet man verschiedene Mineralien
und Quarzarten.
GENTHOD (Kt. Genf, Rechtes Ufer). 410 m. Gem. u.
Dorf, auf einer Höhe über dem Genfersee, 7 km n. Genf,
300 m von einer Haltestelle der Tramzuge Lausanne-
Genf und 1,2 km über der Dampfschiffstation Bellevue.
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Creux de Genthod,
Geothod la Gare und Malagny: 56 Häuser, 380 reform.
Ew.: Dorf: 24 Häuser, 203 Ew. Weinbau. Ein auf Boden
der Gemeinde Genthod stehender Abschnitt des Dorfes
ßellevue heisst Genthod la Gare (379 m) und zählt in 16
Häusern 43 Ew. Station Genthod-üellevue der Linie Lau-
sanne-Genf. Fund eines alten Grabes. 1290: Gentoux.
Genthod war nach dem Tode seines letzten Grundherren
als Enklave der Stadt Genf zufj^efallen, von dieser aber
erst durch die 1749 und 1754 mit Frankreich und Sardi-
Strassa in Genthod.
nien geschlossenen Verträge endgiltig in Besitz genom-
men worden. In Malagny stand einst ein Siechenhaus. In
Geutbod wohnten zeitweise die Naturforscher Ch. Bonnet,
H. B. de Saussure und Pictet de la Eüve. Im Winter 1774-
1775 pflegte der damals als Hauslehrer bei der Familie
Trembley in Bessinge weilende Geschichtsschreiber Jo-
hannes von Müller jedeA Sonntag nach Genthod zu pil-
gern, um mit Gh. Bonnet zusammen naturwissenschaft-
liche Studien zu treiben.
GENTHOD (CREUX DE) (Kt. Genf, Rechtes Ufer,
Gem. Genthod). Weiler. S. den Art. Creux de Genthod.
GENTHOD LA QAR^ (Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem.
Genthod). Weiler. S. den Art. Genthod.
GENTILINO (Kt. Tessift, Bez. Lugano). 390 m. Gem.
und Dorf, auf dem Höhenzuge d'Oro ; 3,5 km sw. vom
Bahnhof Lugano. Postablage, Telephon ; Postwagen Lu-
gano-Agra. Gemeinde, mit Yiglio : 66 Häuser, 427 kathol.
Ew.; Dorf: 45 Häuser, 288 Ew. Kirchgemeinde Sant' Ab-
bondio. Acker- und Weinbau. Grosse Geilügelzuchtan-
stalt. Mitten in Weinlauben u. Kastanienhainen reizend
gelegeu, prachtvolle Aussicht auf den Luganersee und
seine Umgebungen. luden Kastanienwäldchen vorzugliche
Weinkeller. Starke Auswanderung nach den übrigen Kan-
tonen der Schweiz.
GEORGET (LE) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary).
1105 m. Höhenzug, auf dem Plateau der Frei berge, 4 km
w. Tramelan und 2 km so. La Chaux des Breuieux. Mit
lichtem Wald bestandene Sennberge mit schönen Meier-
höfen. Hornvieh- und Pferdezucht. Am S.-Hang das Wirts-
haus La Paule und die Strasse Tramelan-St. Immer mit
Abzweigung nach Les Breuieux. Schöner Typus eines
regelmässigen Juragewölbes, in dessen bis zum Dogger
hinunter abgetragenen Kern £chinodermenbreccie (dalle
nacr^) ansteht. In seitlichen Oxfordcomben ein Torf-
moor. Sudlichste Stelle, an der Oxford zu Tage ansteht.
Die Argovienmergel sind überlagert durch ein der sub-
pelagischen Facies des Bauracien angehörendes Kalk-
massiv.
GEORGY'8 hOTTE (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
Etwa 3150 m. Steinhütte auf dem Piz Languard, wenige
Meter unter dem Gipfel ; so benannt nach dem Maler W.
Creorgy, der hier längere Zeit hauste, um für die Illustra-
tion von Tschudi's Tierleben der Alpenwelt Studien zu
machen.
GERA (ALPE) (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem.
Dalpe). 1400-2200 m. Alpweide mit 7 Hätten, im Val Piu-
mogna, am NW.-Hang des Pizzo Forno und 3 Stunden
sw. über Faido. Wird mit 100 Stück Hornvieh und 50 Zie-
gen bezogen. Ausgezeichneter Fettkäse.
GfeRARDE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Lausanne. Crem.
£palinges). 815 m. 9 zerstreut gelegene Häuser, 1 km so.
Epalinges und 500 m von der Haltestelle
£palinges-Croix Blanche der elektrischen
Strassenbahn Lausanne-Moudon. Eigene Ge-
meindefraktion. 52 reform. Ew.
GERAU (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
(xem. Wigoltinffen). 415 m. Grunpe von 8
Häusern, nahe dem rechten Ufer aer Thur ;
1,4 km s. Wigoltingen und 1,5 km so. der
Station Müllheim der Linie Winterthur^
Frauenfeld-Romanshom. Postabtage, Tele-
phon. 53 ref. Ew. Wiesenbau. Kiesffmben.
GERBE (Kt. Luzem, Amt und Gem.
Entlebuch). 690 m. Gruppe von 3 Häusern,
am rechten Ufer der Enden u. 200 m s. der
Station Entlebuch der Linie Bern-Luzern.
26 kathol. Ew. Landwirtschaft. Säge, Ger-
berei.
GERBEHOF (Kt. Bern, Amtsbez. Trach-
i ji"' PI selwald. Gem. Dürrenroth). 685 m. Gruppe
)iw I von 7 Häusern, zwischen der Roth und dem
^;fJtfciJ Hubbächü, 700 m w. Dürrenroth u. 5,5 km
^^SM sw. der Station Huttwil der Linie Langen-
'"W thal-Wolhusen. 44 reform. Ew.
GERBOZ (POINTE) (Kt. Wallis, Bez.
Martinach). 2600 m. Einer der Gipfelpunkte
des Bergstockes des Mont Catogne, zwischen
dem Val d'Entremont und dem Lac Cham-
5 ex; kann vom Lac Champex aus in 4 Sinn-
en erstiegen werden. Prachtvolle Aussicht
auf Grand Combin und Trientgnippe.
GERE, GEREN, GEER, GEEREN, GEHREN
etc. Ortsnamen der deutschen Schweiz ; besonders in den
Kantonen Zürich, Glarus, St. Gallen, Bern, Luzern, Ap-
penzell und Schwyz für sich allein und in Zusammen-
setzungen häufig verbreitet. Vom althochdeutschen ger =
Spitze, Ecke. Bezeichnete ursprünglich also solche Oert-
lichkeiten, die in einem Winkel lagen oder sich zu einer
Ecke zuspitzten ; auch für Felder von dreieckiger Gestalt
gebraucht.
GEREN (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 480415 m. Links-
seitiges Nebenthälchen zum Thal des Erbachs, zwischen
dem Hungenberg und der Egg, ö. Ober Erlinsbach und
nw. Aarau. Von der Strasse Ober Erlinsbach-Küttigen
durchzogen. Einige zerstreut gelegene Bauernhöfe.
Schiessplatz des Waffenplatzes Aarau.
GEREN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland, Gem.
Umäsch). 835 m. Weiler, am linken Ufer der Urnäsch
und 1 km sw. der Station Urnäsch der Appenzellerbahn
(Winkeln-Herisau-Appenzell). 13 Häuser, 78 reform. Ew.
Wiesenbau. Stickerei.
GEREN od. GERENDORF (Kt. Wallis, Bez. Goms,
Gem. Oberwald). 1508 m. Weiler, am Ausgang des Geren-
thals, über dem rechten Ufer des Geren bachs u. gegenüber
der Mündung des Gornerli bachs ; 1,5 km ö. vom Dorf
Oberwald. Besteht aus einiffen ständig bewohnten Häu-
sern und wenigen nur im Sommer von den Sennen von
Oberwald bezogenen Hütten.
292
GER
GER
QEREN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen). 500 m.
Gruppe von 7 Häusern, 1 km s. der Station Horgen der
tinksufriffen Zürichseebahn (Linie Zürich-Glarus). 32
reform. Lw.
GCREN (Kt. Zürich, Qez. Uster, Gem. Dübendorf).
580 m. Gruppe von 6 Häusern, am O.-Hang des Zürich-
bergs, 3 km s. der Station Dübendorf der Linie Zürich-
Uster-Rapperswil. 35 reform. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht. Wirtshaus.
' GEREN oder GERN (OBER und UNTER) (Kt.
Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem. Speicher). 890
und 811 m. Zwei Gruppen von zusammen 10 Häusern,
zwischen dem Mühlebacn und dem Töbelibach, 800 m nö.
Speicher und 7 km nö. der Station Teufen der Strassen-
bahn St. Gallen-Gais. 57 reform. Ew. Wiesenbau und
Viehzucht. Uausweberei.
QEREN (OBER und UNTER) (Kt. Obwalden, Gem.
Samen). 700-648 m. Zwei Gruppen von zusammen 34
Häusern, am Hang links über dem Sarnersee, an der
Strasse Samen-Gassen und 2 km sw. der Station Sarnen
der Brünigbahn (Luzem-Brienz). 167 kathol. Ew. Vieh-
zucht.
QERENBACH (Kt. VSTallis, Bez. Goms). Wildbach
des Gerenthaies und erster ansehnlicher linksseitiger Zu-
fluss zur Rhone. Entspringt mit drei Armen dem Geren-,
Kühboden- und Siedlengletscher (alle drei am N.-Uang
der Grenzkette gegen das Bedrettothal frelegen), durch-
fliesst das Gerenthal, tritt ö. vom Dorf Unterwasser ins
Rhonetbal aus und mündet nach 8 km langem Lauf in
der Richtung nach NW. mit mehreren Armen 400 m nö.
vom Dorf Oberwald in 1386 m von links in die Rhone.
Nimmt als einzig nennenswerten Zufluss den Gornerli-
bach auf, der 1,5 km ö. vom Dorf Unterwasser von links
her einmündet. Der Gerenbach wird von Schinner Elmius
und von Bridel L'Elme genannt.
QERENBERG (Kt. Appenzell L R., Gem. Schlatt-
Haslen). 1062 m. Bergrücken, z. T. bewaldet, 7 km n.
über Appenzell, 800 m nö. über Schlatt und 2,5 km sw.
über der Station Bühler der Strassenbahn St. Gallen-
Gais. Besteht aus Nagelfluh. An seinen Hansen 22 zer^
streut gelef^ene Häuser mit 115 zur Mehrzahl kathol. Ew.
Kirchgememde Appenzell. Alpwirtschaft. Stickerei.
GERBNDACH (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St.
Urs). 767 m. Grappe von 3 Häusem, am linken Ufer des
Galternbachs (Gotteron), 4 km so. St. Urs und 9,5 km
so. vom Bahnhof Freiourg. 24 kathol. Ew. deutscher
Zunge. Kirchgemeinde Alterswil. Wiesenbau u. Viehzucht.
QERENDORF (Kt. WaUis, Bez. (xoms. Gem. Ober-
wald). Weiler. S. den Art. Geren.
QERENQLETSCHER (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3100-
2234 m. Gletscher, 3 km lang und im Maximum 3 km
breit ; hinten über dem NO.-Arm des obem (rerenthales.
Ihm entspringt einer der Quellarme des in die Rhone
mündenden (ärenbaches. Wird beim Uebergang vom Ge-
renthal über den Wyttenwasserpass begangen (1 Vi Stun-
den Gletscherwanderun^j. Um den Gerengletscher erhebt
sich eine stattiiche Reine von Gipfeln mit dazwischen
eingesenkten Passübergängen des Gotthard Massives,
nämlich (von S. über O. nach N. gezählt): Kühboden-
horn (3073 m), Passo Rotondo (etwa 2880 m), Pizzo Ro-
tondo (3197 m), Gerenhom (3077 m), Passo di Pesciora
ietwa 3050 no), Pizzo di Pesciora (3123 m), Passo dei Sa«^
»ione (etwa 3000 m), WTyttenwasserstock (3064 m), Wyt-
tenwasserpass (2855 m), Leckihom (3069 m), Muttenpass
(etwa 2900 m), die so. Gipfel der Muttenhömer (Punkte
2951, 2947, 3063 und 2926 m) und endlich die Saashörner
(3031, 2994 und 3041 m).
GERENHORN (Kt. Wallis, Bez. C^oms). 3077 m. Gipfel
im Gotthard Massiv, zwischen Pizzo Rotondo und Pizzo di
Pesciora. OesÜ. über dem Gerengletscher u. Gerenthal und
w. über dem Ghiacciajo di Pesciora und dem Bedrettothal.
Kann in je 5 Ständen von Oberwaid aus durch das Geren-
thal oder von Villa und AU' Acqua (iui Bedrettothal) aus
bestiegen werden. Auf der Siegfriedkarte un benannt.
QERENPA98 od. OESTLICHER GERENPA88
(Kt. Wallis, Bez. Goms). Etwa 2750 m. Passübergang, un-
mittelbar sw. unter dem Kühbodenhorn im Gotthard
Massiv, über der mittlem der drei obersten Verzweigungen
des Gerenthaies. Verbindet Oberwald im obern Rhone-
thal mit Air Acqua im Bedrettothal in 6 Stunden (Ober-
wald-Kühbodengletscher-Passhöhe 4^/t Stunden). Auf der
Siegfriedkarte unbenannt.
QERENPA88 odez WE8TLICHER <^EREN-
PA8 8 (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2702 m. Passübergang,
zwischen Forcella (2851 ro) und Poncione di Monigoio
(2911 m) im Gotthard Massiv, hinten über der sw. der drei
obersten Verzweigungen des Gerenthaies. Verbindet
Oberwald im obem Rhonethal mit All* Acqua im Bedret-
tothal in 6 Yi Stunden (Oberwald-Gerenthal-Siedlengl^-
scher-Passhöne 4Vt Stunden). Selten begangen.
QEREN8WIL (Kt. Aarffau, Bez. MuH, Gem. Meien-
berg). 500 m. Gruppe von 4 Häusem ; 4,5 km s. Meien-
berg und 2,8 km sw. der Station Oberrüti der Linie
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth Goldau. 30 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Dietwil. Wiesenbau.
GERENTHAL (Kt. Wallis, Bez. Goms). 8 km langes
Thal, l^nksseitiij^es Nebenthal zur Rhone, der es ihren
ersten ansehnlichen Zufluss, den C^erenoach, zusendet.
Beginnt mit 3 Aesten am Gerengletscher (am Wytten-
wasserslock, 3084 m, und Pizzo Rotondo, 3197 m), Küb-
bodengletscher (am Kühbodenhorn, 3073 m, und Poncione
di Monigolo. 2911 m) u. Siedlengletscher (an der Forcella,
2851 m, una am Pizzo Nero, 29U7 m), die alle drei der
Grenzkelte gegen das Bedrettothal angehören ; wird im
NO. durch deu Kamm der Muttenhömer von der Mutlen-
alp und durch den Längisgrat von der Furka, im SW.
durch den Kamm des Mettlenhorns von seinem linkssei-
tigen Nebenast, dem Thal des Gomerlibachs, getrennt
und öffnet sich beim Weiler Unterwasser, 1 km anter^
halb der Einmündung des Gornerlithales, auf das Tbal-
becken von Goms. Enges und wildes Hochthal, mit Alp-
weiden und Waldungen. Die einzige ständig bewohnte
Siedelung im G^renthal ist der an einem Fussweg rechts
vom Thalbach gelesene Weiler Geren. Das Thal war
lange Zeit im Besitz der Herren von Aemen oder Aragnon,
wurde aber später von seinen damals wahrscheinlich in
grösserer Zahl als heute vorhandenen Bewohnern zurück-
gekauft und als kleine Demokratie mit eigenem Ammann
or^^anisiert. Es behielt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
seme eigene Gerichtsbarkeit bei, die als Abschluss ihrer
Tätigkeit gerade zu jener aufgeregten Zeit kurz vor der
französischen Revolution noch einige aufrührerische
Untertanen an eigens für diesen Zweck bestimmte Baume
hängen liess.
QERENWIL (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Alters-
wilj. 760 m. Grappe von 9 Häusern^ 600 m so. Alterswil
und 10,7 km so. vom Bahnhof Freiburg. 54 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Futter-, Getreide- und Kartoffelbao.
Viehzucht.
QERENWIL (OBER) (Kt. Freiburg, Bez. Sen$^
Gem. Alterswil). 810 m. Weiler, 700 m nö. Gerenwil.
1 km ö. Alterswil und 11,5 km so. vom Bahnhof Frei-
burg. 11 Häuser, 59 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futter-,
Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht.
GERETINQEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. St
Gallenkappel). 540 m. 8 im Goldingerthal zerstreut gele-
Sene Häuser, 800 m w. St. Gallenkappel und 3,5 km nö.
er Station Schmerikon der Linie RapperswiKWeaen-
Sargans. 46 kathol. Ew. Viehzucht.
GERBT8CHWAND (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach).
750-900 m. Alpweide mit 14 am linken Ufer der Grossen
Schlieren zerstreut gelegenen Hütten : 3,5 km wsw. ütier
Alpnach. Wird von Bergschlipfen bedroht, die von Zeit
zu Zeit zur Grossen Schlieren herunterbrechen und deren
einer sich nach den grossen Spalten zu schliessen gerade
jetzt vorbereitet.
GERETSRIED (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Uebei^
storf). 670 m. Gruppe von 5 Hausem, auf einer Anhöbe
über den das linke Ufer der Sense begleitenden Felsen ;
2,5 km nö. Ueberstorf und 2,1 km so. der Station Fiaroatt
der Linie Bern-Freiburg. 38 zur Mehrzahl kathol. Ew.
deutscher Zunge. Futter-, Getreide- und Kartoffelbau.
Viehzucht.
QERET8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. u. Gem. GoBsau).
634 m. Weiler, an der Strasse Gossau-Bischofszell und
600 m s. der Station Amegg der Linie Gossau-Sulgen.
Telephon. 20 Häuser, 113 kathol. £w. Kirchffemeinde
Andwil. Viehzucht. Stickerei. Grosse Lehmgruben, von
einer Ziegelei ausgebeutet. 854 : Keriniswuare ; 1371 :
Geroldswilare.
GER
GER
S9S
QKRETSWIL (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
HofsteUen). 745 m. Gruppe von 4 Häusern, am O.-Hang
des Sohauenbergs, nahe der Grenze gegen den Kanton
Thargau und 3 km s. der Station Aadorf der Linie Win-
terthur-St. Gallen. 31 reform. Ew. Kirchgemeinde Elgg.
QERQILI.AND (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont
Dessus). 1250-1350 m. Hütten, auf den Höhen über dem
rechten Ufer der Grande Eau zerstreut gelegen, */« Stunde
nw. über dem Postbureau Les Diablerets. Ihrer ausge-
zeichneten Exposition zur Sonne wegen auch im Winter
bewohnt.
QERHAI.DEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gal-
len, Bez. und Gem. Tablat). 750 und 700 m. 24 zerstreut
gelegene Häuser, in fruchtbarer Geffend mit vielen Obst-
bäumen, am W.-Hang des Thaies aes Steinbachs, 1 km
nw. der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach
und 1,5 km n. St. Gallen. 264 kathol. Ew. Kirchgemeinde
St. Gallen. Landwirtschaft; Gemüse-, Obst- und Milch-
handel nach St. Gallen.
QERICTON (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ollon).
800-1200 m. Bewaldeter Hang, zwischen der Grande und
Petite Gryonne, z. T. mit erratischen Blöcken. Am Fuss.
gegenüber der Mine du Coulat (Salzbergwerk von Bex)
Häuser und Wiesen, z. T. auf triasischem Gips gelegen.
Am Ufer der Gryonne Liasbänke mit Fossilien.
QfeRIQNOZ (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Kleiner
Wasserlauf; entsteht aus einer Reihe von Quellbächen,
die alle am S.-Hang des Mont Gibloux zwischen 946 und
980 m ent8prin{[en. Fliesst auf seinem ganzen 6 km langen
Liuf durch steilufrige Waldtobel und mundet 1 km n.
Vaippens in die Sionge. Gefälle im Mittel 52,5 ^((fQ, Der
Bacn kann seiner schwankenden Wasserführung wegen
nicht zu industriellen Zwecken anspenntzt werden.
Q6RIQNOZ (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut, Gem.
Chäteau d'(£z). 963 m. Dorf, am rechten Ufer der Görine
11. an deren Einmündung in die Saane, am Eingang in den
Vallon de la G^rine und 2,5 km osö. Chäteau d'CEz. Gehört
zum Kreis Entre deux Eaux, einer der 7 « ötabl^s » der
Cfemeinde Chäteau d*CEz. 33 Häuser, 166 reform. Ew.
Viehzucht. Waldwirtschaft. Rings von Bergkämmen derart
umschlossen, dass im Winter die Sonne nur dreimal bis
zum Thalboden herunter zu dringen vermag. Am Saaneufer
nahe bei G^rignoz stehen Mytilusschichten des Dogger
mit kohlenführenden Einlagerungen an. G^rignoz mit
dem rechten Ufer der Saane und mit der Strasse Chä-
teau d'(£x-Saanen durch eine 1868 erbaute Steinbrücke
verbunden, die mit einem einzigen Bogen 43 m über dem
Flussbett die tiefe und schmale Malmkalkschlucht der
G^rine überspannt. Ueber der Brücke eine Felswand, der
sog. Rocher a Chien, wahrscheinlich so genannt wegen
des eigentümlichen Geruches, den der bituminöse Kalk-
fels beim Anschlapn verbreitet. Görignoz mit seiner
Rröcke ist ein beliebtes Ausflugsziel der Sommer- und
Wintergäste von Chäteau d'OEx. Im 11. Jahrhundert :
Jurienus : 1341 : Jurignioz ; i3&d : Jurignyo.
QERIHORN (Kt. Rem, Amtsbez. Frutigen). 2132 m.
Gipfel, in der Kette zwischen Kander- und Kienthal, von
Frutigen aus nach 5^0. gut sichtbar. Fällt gegen das
Kanderthal mit hoher Felswand ab, während seine gegen
die Bachalp absteigenden begrasten Gehänge zur Rudrigs-
alp gehören, von deren Hütten aus der Gipfel in 20 Minu-
ten bequem erreicht werden kann.
QfeRINE (LJk) deutsch iEnOERENBACH (Kt. Freiburg,
Bez. Sense). Wildbach ; entspringt mit mehreren Quell-
bächen am Signal ä Bongard (1575 m) und im Cr^ux
d'Enfer (1600 m), die beide der ö. Verzweigung der Kette
der Berra angehören ; wendet sich zunächst nach N.«
empfangt den vom Gipfel der Berra herabkommenden
Wildbach La Filistorfenes. durchfliesst dann in der Rich-
tung nach NO. die Schluchten von Plasselb, nimmt den
vom Schweinsberg kommenden Höllbach auf, umzieht die
Muschenegg (den letzten Ausläufer des Cousimbert) und
biegt unterhalb Plasselb in scharfem Knie nach NW. ab.
Von hier an tliesst die G^rine in breitem und mit Ge-
schiebe hoch aufgeschüttetem Bett, um nach 24 km lan-
gem Gesamtlauf unterhalb Le Petit Marly in 576 m von
rechts in die .^aane zu münden. Nahe Tentlingen (Tin-
terin) nimmt sie den aus dem PfifTermoos (bei St. Syl-
vester) herkommenden Nesslernbach, bei Marly le Grand
den Rottle und unterhalb Ch^salles den Coppy auf. Ihr
mittleres Gefälle beträgt 43 ««/oo. Sie treibt mehrere Müh-
len, Sägen und die Fabriken von Marly (Papierfabrik und
Akkumulatorenfabrik). Da das obere Einzugsgebiet der
G^rine im wenig widerstandsfähigen tonigen Flyschboden
liegt, schwillt der Bach bei Hochwasser zu einem ge-
fährlichen und ausserordentlich geschiebereichen Wild-
bach an. 1324: Argerona. Die G^rine schneidet die Sprach-
grenze, indem die Anwohner ihres Oberlaufes deutscher,
die ihres Unterlaufes französischer Zunge sind.
G6RINK (LA) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). Wild-
bach : entspringt auf den Alpweiden der Pierreuse in dem
vom Bergstock der Gummfluh gebildeten mächtigen Fel-
senzirkus, schneidet die mit Flyschmulden abwechselnden
Jurafalten quer durch und mündet nach 3,5 km langem
Lauf etwas unterhalb der Brücke von G^rignoz und unter-
halb des Dorfes G^rignoz in 930 m von links in die Saane.
Q6RINE (VALLON DE LA) oder VALLON DK
LA PIERREUSE (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut).
Brücke von Gerignoi u. Gummfluh.
Kleines Thal, zum grössten Teil bewaldet; wird vom
Wildbach Gärine entwässert und öffnet sich 2,5 km ö.
Chäteau d'CEx von links auf das Thal der Saane (Pays
d'Enhaut). Beliebtes Ausflugsziel der Kurgäste von Chä-
teau d'CEx, von wo aus maa in 2 Stunden bequem bis zur
Hütte auf der zu oberst im Thal gelegenen Alpweide La
Pierreuse gelangen kann. Grossartiger Thalabscnluss, von
den Felswänden der mächtigen Pyramide der Gummfluh
gebildet, zu dessen Füssen oft nocti im Hochsommer un-
geschmolzene Reste von niedergegangenen Lawinen lie-
gen. Vergl. Chäteau d*CEx et le JPaxjs d'Enhaut vaudois;
nolice publice par le Club du Rubly. Chäteau d'OEx 1882.
q£RINNB8 <LE8) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary,
Gem. Mont Tramelan). 1046 m. Gruppe von 6 Häusern,
auf der Hochfläche der Freiberge, an der Poststrasse Tra-
melan-Saignel^gier und 2 km nw. Tramelan Dessus.
Postablage. 30 reform. Ew. Schöne Sennberge. Pferde-
zucht.
QERI8TEIN oder QEHRI8TBIN (Kt. u. Amtsbez.
Bern, Gem. BoUigen). 745 m. Dorf, am N.-Fuss des Ban-
tiger ; 2,8 km nö. BoUigen und 6,5 km nö. der Station
Ostermundigen der Linie Bem-Thun. 41 Häuser, 340
294
GER
6£R
reform. Ew. Grosser Steinbruch auf Molasse. Nahe dem
Dorf bemerkenswerte Felswand. Auf einem Molassesporn
Kuiue Gerislein.
Steht die Ruine Geristein mit heute noch 9 m hohem
Turm, dessen Mauern 3,6 m dick sind. Auf Burg Geri>
stein wohnten zur 2^it der Gründung von Bern die Edeln
von Geristein.
QER1.AFINQEN (Kt. Bern, Amtebez. Nidau, Gem.
Täuffelen). Dorf. S. den Art. Gerolfingen.
QER1.AFINQEN (NIEDER) (Kt. Solothum, Amtei
Kriegstetten). 454 ro. Gem. und Dort, am rechten Ufer
der Emme 4,5 km so. Solothurn. Station Gerlafingen der
Linie Solothurn-Burgdorf-Langnau. Poetbureau, Tele-
graph, Tielephon. 108 Häuser, 1743 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinden Biberist und Krieji^tetten. Sitz der
grossen L. von Roirschen Eisenwerke mit Schrauben- und
Eisenbahnmaterialienfabrik (1000 Arbeiter), die zum gröss-
ten Teil von der Emme mit Triebkraft versorgt werden,
zum kleinern Teil sich der Dampfkraft bedienen. Beim
Bahnhof grosses Lagerhaus. 1278 : Gerolßngen.
QERLAFINQEN (OBER) (Kt. Solothurn, Amtei
Kriegstetten). 461 m. Gem. und Dorf, am Grüttbach und
an der Grenze gegen den Kanton Bern, 2 km so. der Sta-
tion Gerlafingen der Linie Solothurn-Burgdorf-Langnau.
Postablage, Telephon. 38 Häuser, 378 kathol. und reform.
Ew. Kirchgemeinden Kriegstetten und Biberist. ^ Sägen.
Wiesenbau.
QERUQEN (OBER und UNTER) (Kt. Luzem,
Amt Hochdorf, Gem. Ballwil). Häusergruppen. S. den
Art. Gerlingen (Ober und Unter).
QERLIKON (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem.
Gachnan^). 560 m. Dorf, auf einer Anhöhe mit schöner
Aussicht ms Thurthal, 3 km sw. Frauenfeld. Postablage,
Telegraph, Telephon. 47 Häuser, 231 reform. Ew. Acker-
und Obstbau. Eine Anzahl der Bewohner arbeitet in den
Fabriken von Frauenfeld. Hier lebte im 13. Jahrhundert
der fromme Schäfer Heinrich v. Gerlikon, dessen Grab-
stätte nachher zum vielbesuchten Wallfahrtsort wurde.
Kapelle aus dem 12. Jahrhundert, mit 2 vom Kloster
Einsiedeln geschenkten kleinen Glocken.
QERLINQEN (OBER und UNTER) (Kt. Luzern,
Amt Hochdorf, Gem. Ballwil). 482 und 480 m. Zwei Gnip-
?en von zusammen 6 Häusern, in einem kleinen Thälchen
,3 km so. der Station Ballwil der Seethalbahn. Telephon.
48 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ballwil-Eschenbach. Acker-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft, Obstbau. 1302: (rer-
lingen.
GER1.I8BERQ (Kt. Zürich, Bez. Bälach, Gem. Klo-
ten). Kleines Dorf. S. den Art. Geerlisberg.
QERLISWIL und UNTER QERLISWII. (Kt. Lu-
zern, Amt Hochdorf, Gem. Emmen). 460 m. Dorf, am
S.-HangdesEmmenbergsund am linken Ufer der Kleinen
Emme schön gelegen, an der Strasse Luzem-Neaenkireb,
1 km nw. der Station Emmenbrücke der Linie Lazem-
Ölten und 2,2 km sw. Emmen. Telephon. 43 Häoser, 796
kathol. Ew. Wiesenbau. Mit der Entwicklung der Eisen-
industrie in Emmenried und der Seidenindustrie in Em-
menbrücke hat sich seit einigen Jahren auch (jerliswil
merklich vergrössert und verschönert. 1279 : (^erloswile.
QERMAQNY oder QERMANY (Kt. Waadt, Bez.
Rolle, Gem. Mont). 450 m. Weiler, im Weinbaubezirk La
Cöte, an der Strasse Rolle-Gimel, 700 m sw. Mont und
1,2 km nw. Rolle. 12 Häuser, 89 reform. Ew. Kirchge-
meinde Rolle. Früher bedeutender und ei^^ene Herrscbaft,
auf deren Gebiet das Kloster Romainmotier begütert war.
1409 : Germaniacum.
QERMAIN (8IX A) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
2422 m. Mächtiger Felszahn, zwischen den Thälchen von
Bourgnonnaz und Le Pr^, im OSO.-Grat der Dent anx
Favres und auf der Walliser Flanke der Waadtländer
Hochalpen, 7-8 Stunden nw. über Saillon. Heisst auf der
neuen Ausgabe des betr. Siegfriedblattes Six die Armeys.
QERMANY (Kt. Waadt, Bez. Rolle, Crem. Mont).
Weiler. S. den Art. Germagny.
QERN (OBER und UNTER) (Kt. AppenzeU A. R.,
Bez. Mittelland, Gem. Speicher). Häuser, d. den Art. Ge-
ren (Ober und Unter).
QERNET (HINTER, MITTLER und UNTER)
(Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Luthem). 896-8fö m.
5 Bauernhöfe, 9 km s. der Station Hüswil der Linie Lan-
genthal-Wolhusen und 1,2 km nw. Luthem. 33 kathol.
Ew. Ackerbau, Hornvieh- und Schweinezucht.
QER01.D8WIL (Kt. und Bez. Zürich). 430 m. Gem.
und Dorf, am rechten Ufer der Limmat und 2,5 km n. der
Station Dietikon der Linie Zürich-Baden-Brugs. Postab-
lage. 28 Häuser, 141 reform. Ew. Kirchgemeinde Wei-
ningen. Weinbau, Viehzucht. Zusammen mit Weiningen
und Oetwil bis 1798 Eigentum des Zürcher Patrizierge-
schlechtes der Mever von Knonau und, mit Ausnahme
einiger der Stadt Zürich zustehenden Rechte, der Graf-
schaft Baden zugeteilt: seither mit Aufhebung aller Son-
derrechte dem Kanton Zürich angegliedert. iSii : Gerolds-
wile.
QER01.FINQEN oder QER1.AFINQEN (Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau, Gem. Täuffelen). 505 m. Dorf, am rech-
ten Ufer des Bielersees, an der Strasse Nidau-Täufifelen
und 9 km sw. vom Bahnhof Biel. Telephon. 49 Häuser,
338 reform. Ew. Wiesenbau. Käserei. Pfahlbauten aus
der Stein- und Bronzezeit.
QfeRONDE (Kt. Wallis, Bez. Siders). 532 m. Kleiner
See, am rechten Ufer der Rhone, zwischen dieser und
Siders und n. vom Hügel Göronde. 500 m lang und im
Maximum 200 m breit. Vergl. den folgenden Art.
Q^RONDE (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Siders). 623
m. Hügel, 1 km s. vom Flecken Siders und von ihm ge-
trennt durch andere, niedrigere Hügel und 2 in einem
Thälchen liegende kleine Seen von 1 km Umfang, die
offenbar vom Fluss verlassene Reste (Altwasser) eines
einstigen Rhonelaufes sind. Der Hügel von G^ronde t>e-
steht aus einem Trümmerhaufen von reffellos durchein-
ander gewürfelten brecciösen Kalken und Kalkschiefera
und ist ein Ueberrest des grossen prähistorischen Berg-
sturzes von Siders, der wahrschemlich in einer Inter-
glazialzeit vom Wildstrubel heruntergebrochen und später
von der hier mehrfach ihren Lauf verlegenden Rhone
bis auf die heute noch im Thal übrig gebliebenen kleinen
Schutthügel wieder weggewaschen worden ist. Der Hügel
von G^ronde ist reich an historischen Erinnerungen.
Unter alten Rhonegeschieben liegen Ruinen von bedeu-
tenden Bauten vergraben, von denen noch zahlreiche
Einzelheiten sichtbar sind, so z. B. die Trümmer eines
Tores und Haufen von Backsteinen aus der Römerzeit.
Ein vor kurzem hier gefundener, ebenfalls aus der Römer-
zeit stammender goldener Ring befindet sich heute im
Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich. In der nach
S. zur Rhone abbrechenden Steilwand sehen wir zahl-
reiche, in gerader Linie nebeneinander gereihte grotten-
GER
GER
295
artige Aoshöhlungen, die offenbar von Menschenhand
herrühren und deren Deutung lange Zeit die Forscher
G^ronde von Nordosten.
Iteschäftigt hat. Aus dem gotischen Gewölbebogen, mit
dem eine dieser Höhlen geschmückt ist, lässt sich auf
ein nicht gar weit zurückliegendes Alter dieser Arbeiten
schliessen. Es scheint ferner die Annahme gestattet, dass
einst alle diese Höhlen durch einen oder mehrere c en
corniche » längs der Felswand hinziehende Fusswege zu-
gänglich gewesen sind. Erosion und Verwitterung mögen
dann in der Folge diese in wenig widerstandsfähigem Ge-
stein angelegten Wege wieder zerstört haben, wie ihnen
seither auch einige der Höhlen selbst beinahe ganz oder
zu einem grossen Teil zum Opfer gefallen sind. Auf dem
Rücken des Hügels sieht man ausser den letzten Ueber-
bleibseln von längst zerstörten Bauten noch das ehemalige
Karthäuserkloster G^ronde, das hier an der Stelle eines
noch älteren Filialhauses der Abtei Abondance in Savoyen
1331 von Bischof Avmon de la Tour errichtet worden ist.
Die wegen der endlosen Fehden zwischen den Wallisem
und Savoyarden in steter Unsicherheit lebenden Karthäu-
ser veriiessen aber schon 1354 diesen Ort wieder, worauf
sie 1425 durch Karmeliter ersetzt wurden, denen 1656 die
Jesuiten folgten. Von 1743 an befand sich hier das Diöze-
sanseminar bis zur französischen Invasion von 1799, unter
der das Kloster G^ronde, seine Kirche und eine benach-
barte Kapelle besonders stark zu leiden hatten. Nachher
blieben die zur Hälfte verlassenen Gebäulichkeiten auf
längere Zeit allen möglichen Antiquitätenjägem schutzlos
preisgegeben, unter deren Händen denn auch die von
Lac de G^ronde von Norden.
den Franzosen zußillig verschonten prachtvollen Glas-
malereien verschwunden sind. Nachdem das Kloster im
Verlauf des 19. Jahrhunderts zu drei wiederholten Malen
firanzösischen Traopisten und Dominikanern Zuflucht ge-
boten, ist es 189d zu einer Taubstummenanstalt umge-
wandelt worden, die unter der Leitunff von
Schwestern aus dem Kloster zum h. Rreuz
zu Ingenbohl in voller Blüte steht. Bei die-
ser Gelegenheit hat der Staat Wallis mit
Aufwand einer Summe von 40000 Franken
die Kloster bauten restaurieren, vergrössem
und ausstatten lassen, wie er auch jetzt
noch an die Verpflegungskosten für arme
Insassen 4000-4500 Tranken jährlich zu-
sAiiesst. Heute zählt die Anstalt etwa 50
Zö|;linge, die mit landwirtschaftlichen Ar-
beiten beschäftigt werden. Bei der Anlage
eines Hebberges hat man in der Nachbar-
schaft des Klosters vorrömische Gräber
aufffedeckt. Ohne Zweifel stand hier schon
mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeit-
rechnung eine Siedelung. 1285: Gyrunda.
Vergl. Reber, B. Die vorhUtor. Denkmäler
im Einfischthal.
QCRRA (MONT1 DI) (Kt. Tessin, Bez.
Locarno, Gem. Gerra-Gambarogno). 748-
900 m. Schöne Bergweiden mit etwa 30 Hät-
ten, am N.-Hang des Monte Paglione und
1 Vi Stunden über der Station Ranzo-Gerra
der Linie Bellinzona-Luino der Gotthard-
bahn. Kastanienwälder. Im Sommer von
den Bewohnern von Gerra mit ihrem Vieh bezogen. But-
ter und Magerkäse.
QERRA-QAMBAROQNO (Kt. Tessin, Bez. Lo-
carno). 208 m. Gem. und Pfiirrdorf, am linken Ufer des
Langensees, mitten in Weinlauben und Kastanienhainen,
1 km nö. der Station Ranzo-Gerra der Linie Bellinzona-
Luino der Gotthardbahn. Postablage, Telepaph. 128 Häu-
ser, 451 kathol. Ew. Weinbau, Waldwirtscnaft, Viehzucht.
Tiefst gelegener Standort der rostblätterigen Alpenrose.
QCRRA-VERZA8CA (Kt. Tessin, Bez. Locarno).
833 m. Gem. und Pfarrdorf, im Val Verzasca, an der
Strasse Locarno-Sonogno, am O.-Fuss der Marcia und
20 km n. vom Bahnhof Locarno. Postablage; Postwagen
Locarno-Sonogno. Gemeinde, mit Gase di Sotto, Gase di
Nuove, Chioso di Dentro und Lorentino : 106 Häuser,
413 kathol. Ew; Dorf: 28 Häuser, 108 Ew. An den Hängen,
zwischen Gordola und Cugnasco, Weinbau; Viehzucht.
Starke Auswanderung nach Kalifornien. Brüche auf schö-
nen Granit. Die Gemeinde im Winter fast unbewohnt.
QERRE (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Locarno,
Minusio und Mergoscia). 218 m. Dorf, eine der Unterab-
teilungen des Terriciole, am Fuss von Felshängen, auf
denen ein feuriger Wein wächst, 2 km von der Station
Reazzino der Linie Bellinzona-Locarno der Gotthardbahn.
Postwagen Bellinzona-Gordola. Im Sommer von etwa 10,
im Winter von etwa 100 Personen aus dem Val Verzasca
bewohnt, denen die hier befindlichen Wiesen und Wein-
berge zu eigen gehören. 22 Häuser und
Staue. Viehzucht, Weinbau.
QER8AQ, MITTLER QER8AQ
und UNTER QERSAQ (Kt. Luzem.
Amt Hochdorf, Gem. Emmen). 971, 468
und 440 m. Drei Gruppen von zusam-
men 9 Häusern ; 1,8 km nw. Emmen und
1,5 km n. der Station Emmenbrücke der
Linie Luzem-Olten. 71 kathol. Ew. Wie-
senbau.
QER8AU. Kleinster Bezirk des Kan-
tons Schw^z, am S.-Hang des Rigi und
zwischen diesem und dem Vierwaldstät-
tersee. Seine Grenzen folgen der Was-
serscheide und gehen von der Oberen
Nase über den Vitznauerstock , Riffi
Scheidegg, das Gätterli und Rigi Hoch-
fluh, um von da absteigend ö. Kindlis-
mord wieder den See zu erreichen.
Der so abgegrenzte Bezirk bildet auch
ein geographisch geschlossenes Gebiet,
das vor rauhen Winden gut geschützt
ist und sich ausnahmsweise günstiger klimatischer
Verhältnisse erfreut. Umfasst einzig die Gemeinde
Gersaü, die aus dem Dorfe gleichen Namens und einer
296
GER
GER
iUSqooo ^
Anzahl von über die Hange zerstreut gelegenen Höfen
und Häusergruppen besteht. Zusammen 242 Häuser mit
398 Haushaltun-
gen und 1887 Ew.
(wovon 1425 Ka-
tholiken). Land-
wirtschaft, Sei-
denweberei und
Fremdenindu-
strie. Die vielen
Obstbäume liefern
eillen schönen u.
weithin geschätz-
ten Ertrag. Gersau
hat sich seines
gesunden Klimas
und seiner reizen-
den landschaftli-
chen Lage wegen
zu einem beliebten
^^m
iM^
Bezirk Gerstu.
Kurort für gesunde und kranke Gäste entwickelt, ftfehrere
Gasthöfe, worunter das Kurhaus auf Rigi Scheidegg,
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
im 1896 1901
Hornvieh 649 678 699
Pferde 8 10 13
Schweine 144 213 212 i
Schafe 27 4 5 1
Ziegen 193 98 72 I
Bienenstöcke 75 77 89 i
An den Hängen des Föhnenbergs und der Rigi Hoch-
fluh zahlreiche erratische Blöcke des ehemaligen Reuss- 1
gletschers. Längs dem Seeufer die neue
Strasse Vitznau - Brunnen. Dampfschiff-
station Gersau. Der Bezirk hat seiner iso-
lierten Lage weffen in der Geschieh^
eine ziemlich seloständige Rolle gespielt,
die sich heute noch in den eigenartigen
Sitten und Bräuchen seiner Bewohner
spiegelt.
QER8AU (Kt. Schwyz, Bez. Gersau).
440 m. Gem. und Pfarrdorf,
1™!=^ Hauptort des Bezirkes glei-
^^ eben Namens, am rechten
Ufer des Vierwaldstättersees,
am S.-Fuss der pigi Scheid-
egg, an der Strasse Vitznau-
Brunnen und 10 km wsw.
Schwyz. Dampfschiffstation.
Poslbureau, Telegraph, Telephon. Einzige
Gemeinde des Bezirkes ; zählt 242 Häu-
ser u. 1887 Ew.; Dorf: 166 Häuser, 1380
Ew. (wovon 40 Reformierte). In Kindlis-
mord die schöne und grosse Kapelle Ma-
ria Hilf. Acker- und Obstbau ; Kastanien-
und Feigenbäume, sowie andere südliche
Pflanzen. Gasthöfe. Industrielle Tätigkeit:
3 Seidenwebereien, 2 Mühlen, 2 Sägen, 3
Ziegeleien. Der Brüggen-, Tiefen- und
Röhrlisbach, die einst zu Hochwassers-
zeiten grosse Verheerungen anzurich-
ten pflegten, sind heute verbaut und in ihrem Un-
terlauf gerade gelegt. Der klimatisch ausserordentlich
begünstigte Winkel von Gersau hat sich seit einigen
Jahren zu einem wichtigen Kurort entwickelt, der sehr
wohl mit Montreux zu rivalisieren vermag. Montreux und
Grersau sind die einzigen nördl. der Alpen gelegenen Sta-
tionen mit einem jährlichen Temperaturmittel über 10®
G. Folgendes sind die wichtigsten iclimatologischen Daten
für diese beiden bemerkenswerten Orte : Jährliche Mittel-
temperatur für Gersau 10.07 •, für Montreux 10,54 " ;
mittlere Temperaturminima für Gersau — 8,5®, für Mon-
treux — 8,7'*; mittlere Maxima für Gersau 29,2% für
Montreux 29,7 ° ; jährlicher Niederschlag in Gersau
804 mm, in Montreux 815 mm; mittlerer Barometerstand
in Gersau 724,2 mm, in Montreux 729,4 mm; mittlere
Schwankungen des Barometers in Gersau 20,3 mm, in
Montreux 26 mm. Gersau hat im .Jahr durchschnittlich
71, Montreux 70 Regrentage, wozu für Gersau noch 5,5
und für Montreux 5,8 bewölkte Tage ohne Regen kommen.
Nebel ist in Gersau ein noch seltenerer Gast als in Montreux.
Gersau ist vor den kalten N.- und O.-Winden beinahe
völlig geschützt, hat volle südliche Exposition und
ist dem wärmenden Föhn zugänglich. In keinem Monat
sinkt hier das Temperaturmittel bis auf 0®, indem die
Mitteltemperatur des Januar als des kältesten Monates
sich immer noch auf 0,64 ** C. hält. Der Temperaturgang
ist ein regelmässiger ; im Dezember und Januar sind die
Morgen weniger Kalt, die Nachmittage dagegen etivas
weniger warm als in Montreux. Die Kastanienwäldcben
entwickeln sich in Gersau in derselben Weise wie im in-
su brischen Seengebiet und reifen essbare Früchte.
Gersau ist die Heimat von P. Beat Küttel, der 1780-1808
Fürstabt von Einsiedeln war und dessen Khifrheit und
Gewandtheit dieses Kloster es zu verdanken hat, dass es
während der stürmischen Zeiten zu Ende des 18. Jahr-
hunderts vor jedem Schaden verschont geblieben ist.
Gersauer Bürger war ferner noch der 1883 gestorbene
apostolische Protonotarius, Benediktinerpater Joh. Bapt.
Alüller, ein eifriger Schulmann, Geschichtschreiber und
Theologe und Verfasser von zahlreichen Schriften.
Die geographisch isolierte Lage von Gersau hat auch in
ganz besonderem Masse dessen geschichtliche Entwick-
lung als kleiner Freistaal begünstigt*. Zunächst war Gersau
zusammen mit vielen Alpweiden am Rigi Eigentum de«
Klosters Muri, aber schon 1036 gehörten diesem hier
blos noch ein einziger Bauernhof, einige wenige Berg-
weiden und ein Fischplatz. 1210 kam Gersau durch
Tausch an die Grafen von Habsburg, die diesen ihren
Besitz später an die Freiherren von Ramstein und nach-
her an die umerischen Edeln von Moos verpfändeten.
1315 musste es seine Grenzen gegen Luzem schützen. Im
Gttrtao von Westen.
Archiv zu Gersau befinden sich heute noch eine Kopie des
Bundesbriefes vom 9. Dezember 1315 und des 1^2 mit
Luzem und den übrigen Waldstätten geschlossenen Bun-
des, sowie das OriKinal des ßundesbriefes von 1359. 1^95
kämpften 100 Bürger von Gersau bei Sempach an der
Seite der Eidgenossen, und einer von ihnen brachte aus
diesem Kampf das Panner von Hohenzollem als Sieges-
zeichen mit nach Hause. 1390 kaufte sich Gersau um die
Summe von 3450 Gulden von seinen Pfandherren voll-
ständig los. 1422 stellte die kleine Republik ein kleines
Kontin$;ent zu den im Tessin kämpfenden Eidgenossen,
und 1433 anerkannte Kaiser Sigismund ihre Unabhängig-
keit. Im alten Zürichkrieg 1440 hatten sich ^ Gersauer
den Schwyzern angeschlossen, 100 Bürger des Ortes
zeichneten sich 1531 in der Schlacht bei Kappel aus. und
im Bauernkrieg von 1653 hielt der kleine Freistaat fest
zu Luzern. Auch 1655, 1664 und 1712 stellte Gersau seine
Mannschaft getreu den Waldstätten zur Verfügung. Nach-
dem sich Gersau 1712-1798 einer 2^it glücklicher Ruhe
GER
GER
297
M. A. Ca-
erfreut hatte, ergriff es gegen die französische Inva-
sion die Waffen, musste sich aber der Uebermacht beu-
gen, worauf am 17. September 1798 franzö-
sische Truppen das Xändchen besetzten
und seine Staatskasse und Panner mit Be-
schlag belegten. Am 30. September des-
selben Jahres wurde Gersau dem helveti-
schen Kanton Waldstatten anji^egliedert,
erhielt dann durch die Mediationsakte
neuerdings eine Art von Selbständigkeit
und erlangte 1814 von den vier Urkanto-
nen seine Anerkennung als Freistaat. Als
der Kanton Schwyz aber 1816 trotzdem
Miene machte, das kleine Gebiet sich ein-
zuverleiben, erhob Gersau bei den übrigen
Urkantonen Beschwerde und unterbreitete
1817 der Tagsatzung eine urkundlich wohl
belegte Denkschrift zur Verteidigung seiner
500 jährigen Freiheit. Allein schon am 22.
Juli 1817 wurde Gersau endgiltig dem Kan-
ton Schwyz angegliedert und bildete vom
1. Januar 1818 an den kleinsten Bezirk die-
ses Kantons, dem man seiner geringen
räumlichen Ausdehnung unbeachtet in An-
betracht der ehemaligen Unabhängigkeit
des Ländchens den zweiten Rang unter
den schwjzerischen Bezirken zugestand.
Der erste Landammann der Republik Ger-
sau war Johann Heinzer (1390), der letzte J
menzind (1816).
Die höchste Gewalt des einstigen Freistaates war der
Landsgemeinde vorbehalten, der der Landrat jedes Jahr
einen Rechenschaftsbericht über seine Verwaltung und
Rechnungsführung vorlegen musste. Die Entscheidung
in Kriminalsaclien stand der Landsgemeinde, in Zivil-
sachen der Verwaltungsbehörde zu, wobei jedoch gegen
ein Urteil dieser letzteren Berufung an die Landsge-
meinde eingeletrt werden konnte. In diesem Falle warder
Appellant verpflichtet, jedem ihrer Mit|[lieder eine kleine
C^eldentschädigung zu bezahlen. Wenn ein Bürgersich eine
Frau von auswärts holte, musste er deren Mitgift der Be-
hörde abliefern, die sie in der Landeskanzlei verwahrte.
Die Bürger hatten das Recht, verausserte Grundstöcke im
Zeitraum eines Monates wieder an sich zurück zu ziehen.
Das Ländchen ist reich an Sagen. Den öftern Neckereien
ihrer grössern Nachbarn pflegten die Bürger von Gersau
die treffende Antwort nicht schuldig zu bleiben, so dass
in dieser Beziehung eine ganze Anzahl von guten Anek-
doten erzahlt wird. Manche alte Volksbräuche haben sich
noch bis heute erhalten. Ein besonders eigenartiser
Brauch war die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gefei-
erte Fecker-Kilbi, ein jährlich wiederkehrendes Fest der
Heimatlosen, bei welchem Anlass alle Bettler von Gersau
und den unaliegenden Gegenden hier eine Art Tagsatzung
abzuhalten pflegten und sich drei Tage lang ein vergnügtes
Leben können durften, ohne von den Behörden belästigt
zu weraen. 1064 : Gersowe. (Vergl. Osenbrüg^^en Ed. Neue
küUurhistor, Bilder au$ der Schweiz, Leipzig 1864. —
Rigert, Pfarrer Caspar. Kungefassle Geschichte des
Freystaales Gersau, 2. Aufl., mit Nachtrag. Zugl817. Es ist
dies die im Auftrag der Behörden verfasste und der Tag-
satzung von 1817 eingereichte Denkschrift zum Schutze
der Unabhängigkeit von Gersau. — Camenzind. Damian.
Geschichte des Freistaates Gersau nach den (Quellen der
Archive. 1861. — Gautier, Ad. La republ. de Gersau.
(jen^ve 1868. — Steinauer, D. Geschichte de» Freistaates
Schwyz. 2 Teile. Einsiedeln 1861. — Geschichte der Re-
publik Gersau (im Gexchichtsfreund. Jahrg. 19).
QER8AUERALP (Kt. Schwyz, Bez. u. Gem. Gersau).
1100-1665 m. Schöne Alpweiden, am S.-Han«: von Rigi
Scheidecg und 3-4 Stunden n. über Gersau. Von mehre-
ren Bächen (u. a. dem Tiefen- und Brügsrenbach) durch-
zogen. Zahlreiche Hätten. Ueber der Gersaueralp das
Kurhaus Rigi Scheidegg und die Station Rigi Scheidegg
der Bahn Rigi Kaltbad-Rigi Scheidegg.
QER8AUCR8TOCK oder VITZNAUER8TOCK
(Kt. Luzem und Schwyz). 1456 m. Kegelförmiger Gipfel,
SO.-Schulter des Rigi ; fällt zwischen Gersau und Vitznau
mit steilen ' Grashängen zum Vierwaldstattersee ab und
zeigt an seinem O.-Hang auf der Grenze zwischen Nagel-
fluh u. Kreide auch einige Felswände. Vergl. den Art. Rigi.
QER8CHNIALP (Kt. Obwalden, Gem. Engelberg).
Oerschnitip ob Engelberg, von Süden.
1200-1440 m. Grosse Alpweide mit 11 zerstreut gelegenen
Hütten, am NO.-Hang des Bitzistocks und am Weg zum
Trübsee, auf den Titlis und über den Jochpass. 2 Stun-
den 8. über Engelberg. Wird mit 186 Kühen befahren.
Ueber der Gerschnialp die mächtige PfaiTenwand, längs
welcher sich der Weg im Zickzack mühsam zum kleinen
Gasthaus Trübsee empor windet.
QBR8TENEQQ (Kt. Bern, AmUbez. Ober Hasle).
2035-2400 m. Kurzer Felskamm, zwischen zwei der Aare
von rechts zufliessenden kleinen Wildbächen, 3 km so.
über der Handegg.
QER8TENQLET8CHER (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). Gletscher, am W.-Hang der Gerstenhörner ; im
Mittel 1 km lang und im Maximum 1,8 km breit. Ihm
entspringt in 2434 m der kleine Gersten bach, der dem Fuss
der berstenegg entlang' fliesst und in. 1700 m von rechts
in die Aare mündet.
QER8TENHÖRNER (Kt. Bern und Wallis). 2976,
3086, 3167, 3121, 3186, 317o m. Stark verwitterter und
gezackter Felskamm, zwischen dem obersten Abschnitt
es Aarethaies und dem Rhooegletscher. Alle Einzelzähne
von der Grimsel oder von Gletsch aus in 4-5 Stunden mehr
oder weniger leicht zugänglich. Prachtvolle Aussicht.
Fundstellen von ßergkrystallen. Der malerische Ueber-
gang von der Grimsel über Nägelisgrätli und Rhoneglet-
scher zur Furka führt längs dem Fusse der Gerstenhörner
hin.
QER8TENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
2786 m. Gipfel, w. Vorberg des Wildgerst (2892 m ; N.-
Schulter des Grindelwalder Schwarzhoms, 2930 m, in der
Gruppe des Faulhoms). Vom Hotel Giessbach aus in 5
Stunden leicht zu erreichen. Nicht mit dem Punkt 2875
m zu verwechseln. S. den folgenden Art.
QER8TENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
2875 m. Gipfel, n. Vorberg des Wildgerst(2892 m ; N.-
Schulter des Grindelwalder Schwarzhoms 2^ m, in der
Gruppe des Faulhorns). Fällt nach N. in Felswänden zur
Oltschialp, nach OSO. zur Breitbodenalp (links über Ro-
senlaui) ab. Von Rosenlaui aus in 4 Stunden leicht zu
erreichen ; schöne Aussicht auf den Brienzersee und die
Gruppe der Wetterhörner.
QER8TENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2929 m.
Gipfel, Endpunkt der vom Breithorn nach SSO. abzweig-
enden und das Baltschieder- vom Gredetschthal (rechts
der Rhone) trennenden Kette ; über der Brischerenalp
(Wod m), über Brigerbad und gegenüber Visp, von wo aus
der Gipfel in 7 Stunden erstiegen werden kann. Pracht-
volle Aussicht auf die Thäler von Saas und Zermatt und
die darüber aufsteigenden Hochgebirgsgruppen. Selten
besucht.
QER8TENR0TI jjCt. Appenzell A. R., Bez. Hinter-
land, Gem. Umäsch). 830 m. Gruppe von 8 Häusern, am
298
GER
6ES
linken Ufer der Urnäsch, an der Strasse Waldstatt-Ur-
näsch und 1 km nö. der Station Umäsch der Appenzeller-
bahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 40 reform. Ew. AJp-
wirtscnaft. Stickerei.
QER8WI1. (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Hag-
Senswil). 506 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten Ufer
er Sitter, 7 km onö. der Station Bischofszell der Linie
Gossau-Sulgen und 2,9 km w. Haggenswil. 25 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Ziegelei.
QERVANO (VAl. DI) (Kt. Graubünden, Bez. Moesa).
2000-800 m. Oedes kleines Thal; steiet von den 0.- und
NO. Ausläufern der Cima di Gangella nach 0. geeen
Misox ab. Im untern Abschnitt gut bewaldet, weiter oben
ganz unter Schuttfeldern begraben.
QERZEN8EE (Kt. Bern, Amtsbez. Sefligen). 604 m.
Kleiner See, auf der Hochfläche s. vom BeTpberg. Von
Sumpfwiesen und anmutigen Moränenzügen des einstigen
Aaregletschers umrahmt. 22 ha gross und im Maximum
11 m tief. Wird in der Richtung S.-N. vom Langetenbach
durchflössen und sendet ausserdem noch den kleinen
Mühlebach zur Grossen Musche. Reich an Fischen
(Hechten, Karpfen, Schleihen) und Krebsen.
QERZEN8EB (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 636 m.
Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss des Belpbergs, nahe dem
N.-Ufer des kleinen Sees cleichen Namens und 2,8 km
w. der Station Wichtrach der Linie Bern-Thun. In einer
der mildesten Gegenden des Kantons Bern reizend ge-
legen. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Qerzensee von Nordwesten.
Thalgut, Klapf-Simleren, Rüti und Sädel : 121 Häuser,
790 reform. £w. ; Dorf: 35 Häuser, 288 Ew. Landwirt-
schaft. Zwei Burgen, Eigentum von Berner Familien ; die
eine, aus dem 18. Jahrhundert stammend, n. vom See in
idyllischer Lage.
QE8CHENBN oder QE8CHINEN (Kt. Wallis,
Bez. GomsJ. 1355 m. Gem. und Weiler, an der Furka-
strasse zwischen Münster und Ulrichen, in sumpfiger
Geffend 1,5 km nö. Münster. Postablage. 16 Häuser, 88
kathol. Ew. Kirchgemeinde Münster. Die Bevölkerung-
zifiTer geht seit einem Jahrhundert lanffsam aber bestan-
dig zurück. Viehzucht, Roggenbau. 1374: Geschinnn;
vom lat. casa = roman. geschi = kleines Haus. Heimat
des Bischofes Hildebrand Jost, der den gregorianischen
Kalender im Wallis einführte und die Verzichtleistung
des fürstbischöflichen Stuhles zu Sitten auf die ihm auf
Grund des bekannten Gesetzbuches der Caroline zuste-
henden Rechte unterschreiben musste, sowie des Kano-
nikus Weger, Erziehers des Kaisers Joseph II. von Oester-
reich.
QE8CHENER8TOCK (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2834
und 2894 m. W^enig hervortretender Bergstock im Kamm
zwischen Grimsel passhöhe und Oberaarjoch oder zwi-
schen Oberaargletscher und Rhonethal, hinten über dem
Trützithal und so. vom Trützipass (2809 m). Bildet eine
Art von gewelltem Hochplateau mit kleinen Wasser-
becken und Firnflecken, das auf die Seite gegen Gesehe-
nen hin zum deutlichen Berggipfel aufsteigt. Die beiden
Punkte 2834 und 2894 m vom Trützipass aus in wenigen
Minuten leicht zu erreichen. Die SO.-Schulter des Ge-
schenerstockes heisst Titter (2817 m).
QE8ERO (CORNO DI) (Kt. Graubänden u. Tessin).
2225 m. Hauptgipfel in dem kurzen Kamm, der von der
Cima di Cugn (oder genauer dem Gardinello), dem süd-
lichsten Eckpunkt des Kantons Graubänden, nach NW.
abzweigt und als wenig steil geböschter Rücken die Tha-
ler von Arbedo und Traversagna und damit den tessini-
schen Bezirk Bellinzona vom Bündner Bezirk Moesa
scheidet.
QE8IQEN (Kt. Bern, AmUbez. Nieder Simmenthai,
Gem. Spiez). 610 m. Gruppe von 3 Häusern, über dem
rechten Ufer der Kander, von schönen Wiesen umgeben ;
3 km nw. der Station Spiez der Linie Bern-Thun-Inler-
laken. 20 reform. Ew.
QE88ENAY. AMTSBEZIRK des Kantons Bern. S. den
Art. Saanen.
QE88ENAY (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). Gem. und
Dorf. S. den Art. Saanen.
QE8TELEN (NIEDER), firanzösisch Bas Chatii^
LON (Kt. Wallis, Bez. West Raron). 657 m. Gem. u. Dorf,
am rechten Ufer der Rhone und links vor der Möndangs-
schlucht des Ijollithales ; 1,5 km w. der Station Raron
der Simplonbahn. Gemeinde, die Weiler Gäsch, Bragi
und Tatz inbegriffen : 57 Häuser, 240 kathol. Ew. ; Dorf : 38
Häuser, 164 Ew. Das Dorf in früheren Zeiten weit stärker
bevölkert. Im 14. Jahrhundert galt Nieder Gestelen als
eine der beträchtlichsten Siedelungen im Wallis and war
damals Sitz der berühmten Herren von La
Tour-Chätillon, deren einer, Antoine, 1375 den
Bischof Guichard Tavelli von den Zinnen des
Schlosses La Soie zu Tode stürzen liess. Der
Name Ghätillon rührt von der festen Burg her,
deren Ruinen heute noch auf einer benachbart
ten Anhöhe sichtbar sind. Die über die Er-
mordung ihres Bischofes empörten Walliser
nahmen diese Burg nach siebenjähriger Bela-
gerung mit Sturm ein, zerstörten sie und
machten damit zugleich der Herrschaft des
ehrgeizigen und stets zu Streitigkeiten bereiten
Geschlechtes La Tour ein Ende. Seit dieser
Zeit hat die Ortschaft Nieder Gestelen ihre
einstige bevorzugte Stellung zu Gunsten von
Raron und Gampel nach und nach einge-
büsst. Nieder Gestelen ist mit dem rechten
Ufer der Rhone durch eine Brücke verbunden.
Der Name Gestelen = Kastelen, vom latein.
castellum,
QE8TELEN (OBER), französisch Haut
Ghätillon (Kt. Wallis, Bez. Goms). 1969 m.
Gem. und Pfarrdorf, im obem Abschnitt der
Landschaft Goms, an der Furkastrasse und an der
Stelle, wo der alte Grimselweg von dieser abzwei^,
40 km nö. der Station Brig der Simplonbahn. Die
Gemeinde umfasst beide Ufer der Rhone w. Oberwald
und ö. Ulrichen und grenzt rechts der Rhone mit dem
"Kamm der Siedelhömer an den Kanton Bern. Postablage ;
Postwagen über die Furka (Brig-Göschenen). 38 Häuser,
^242 kathol. Ew. Das am rechten Rhoneufer stehende Dorf
ist am 2. September 1868 durch Feuer vollständige zer-
stört und seither in Stein neu aufgebaut worden, so daas
es heute von den in einheitlichem alten Holzstil erbauten
übrigen Ortschaften der Landschaft stark absticht. Das
Dorf ist schon in früheren Zeiten von grossem Unglück
heimgesucht worden, indem es in Folge der ffanz nahe
dabei gelieferten Kämpfe zwischen Bemern und Wall isem
1211 und 1419 gänzlich niedergebrannt und am 18. Februar
1720 von einer Lawine erfasst ward, die die Hälfte sei-
ner Wohnstätten und 88 Personen verschüttete. Nach
Schinner soll Ober Gestelen zusammen mit dem benach-
barten (Gerental einst unter der Herrschaft der Edeln
von Aemen Aragnon) gestanden haben. Westl. vom
Dorf nahe der Strasse zwei Holzkreuze zum Andenken
an den zweifachen Sieg der Walliser über die 1211 und
1419 von der Grimsel her ins Land eingefallenen Ber^
ner (ver^I. den Art. Ulrichen). Ober Gestelen be-
herrscht m der Tat den alten Grimselweg, der heute seit
der Erstellung der Poststrasse Gietsch-Grimsel-Meiringen
von den Touristen etwas vernachlässigt wird. 1331 : de
Castellione superiori; so genannt im Gegensatz zu Nie-
GES
GHE
299
der Gestelen oder Bas Ghätillon im Bezirk West Raron.
QE8TUER (Kt. Bern und Neuenbürg). Deutscher
Name für die Kette und den Gipfel des Chasseral. S. die-
sen Art.
QCTEII.I.ON (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 2022 m. Gipfel,
S.-Vorberff der Tour d'AT, 2 Stunden nw. über dem Dorfe
Leysin. 5>chöner Aussichtspunkt, mit felsigen Hängen und
begrastem Gipfel ; Ausflugsziel der Kurgäste von Leysin.
Q^TROZ, QlfeTROZ oder DZI^TRO (Kt. Wallis,
Bez. Saint Maurice, Gem. Finhaut). 1337 m. Weiler, auf
einer Terrasse über der Eau Noire, links der Strasse Fin-
haul-Chamonix, 500 m nö. I^ Chätelard und etwa eine
Stunde ssw. über Finhaut T^glise. 17 Häuser, 69 kathol.
Ew. Der in felsigem Thälchen abseits gelegene einsame
Weiler hat seit Kurzem einen Gasthof erhalten. Vor 1855
mit den übrigen Ortschaften des Thaies nur durch eineU
Leiternweg verbunden, der nächtlichen Wanderern oft
gefährlich werden konnte. Altertümliche Wohnhäuser.
QET8CHUNQHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2860 m.
Gipfel; letzter, begraster Ausläufer im NO.-Grat des Met-
telnoms ; 3 Stunden ö. über der Station Täsch der Linie
Yisp-Zermatt. Schöne Aussicht auf den weiten Felsen-
und Eiszirkus von Hohlicht, auf das Weisshom von Ran^la
und das Schallihom.
QET8CHWILER (Kt. Uri, Gem. Spiringen). 1240 m.
24 am SW.-Hangdes Schächenthaler Windgälle zerstreut
^legene HSuser, 1 Stunde ö. Spiringen am alten Weg
ul>er den Klausenpass. 128 kathol. Ew. Kapelle, mit schö-
nem Altargemälde von Dionisio Calvart.
QETTMAU (Kt. Luzern, Amt Willisau). 551 m. Gem.
Gettnao von Westen.
und Dorf, am rechten Ufer der Luthem, an der Strasse
Zell-Sursee und 2,7 km nw. Willisau. Station der Linie
Langenthai- Wolhusen. Postbureau, Telephon. Gemeinde,
mitKühber^ und Stalden: 81 Häuser, 604 Ew., wovon
127 Reformierte; Dorf (in Oberdorf und Unterdorf zer-
feilend): 26 Häuser, 206 Ew. Kirchgemeinde Eitiswil.
Acker- und Obstbau, Hornvieh- und Schweinezucht : Kä-
serei. Backsteinfabrik. Hat vielfach unter den Ueber-
schwemmangen der Luthem zu leiden gehabt. 850 : Ke-
pinhowa ; 1189 : Geppenowo.
QETTY (Kt. Wallis, Bez. Harens, Gem. Evolena). 1768
m. Maiensässe mit etwa 20 kleinen Hütten, über dem lin-
ken Ufer der Borgne, 1-2 Stunden s. über Evolena und
am Fuss der Alpe de La Niva. 1250 : Lagyeti.
QETWINQ (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Leuk und
Bratsch). 628 und 638 m. Zwei Gruppen von zusammen
7 Häusern, am rechten Ufer der Rhone gegenüber der Sta-
tion Turtman der Simplonbahn. Die eine Häusergruppe
der Gemeinde Leuk, die andere der Gemeinde Bratsch
zugeteilt. 35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Erschmatt. Ge-
twing = Twing, Zwing.
QEUEN8EE (Kt. Luzern, Amt Sursee). Gem. u. Dorf,
im Suhrenthal, an der Strasse Triengen-Sursee und 4
km n. der Station Sursee der Linie Luzern-Olten. Post-
bureau ; Postwagen Sursee-Triengen. Gemeinde, mit
Hunzikon und Krummbach : 83 Häuser, 517 kathol. Ew. ;
Dorf: 50 Häuser, 325 Ew. Kirchgemeinde Sursee. Acker-
und Obstbau, Hornvieh- und Schweinezucht, Milchwirt-
schaft. Weberei und Strohflechterei. 996 : Geinwison, d.
h. bei der Wiese des Geinö.
QEUERBOHL oder QEIERBÜHL (Kt. Luzern,
Amt Sursee, Gem. Wolhusen). 89^ m. Gruppe von 3 Häu-
sern, am Steinhuserberg und 5,5 km sw. der Station
Wolhusen der Linie Bern-Luzern. 22 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht.
QEZ (8UR LE8> (Kt. Neuenbure, Bez. Le Locle,
Gem. La Brövine). 1100 m. 9 Meierhöfe, auf den Senn-
bergen zerstreut gelegen, 1 km 's. La Br^vine. Als Les
Gez Dessus und Les Gez Dessous unterschieden. 50 reform.
Ew. Viehzucht.
QF>EL1.ALP (Kt. Bern, • Amtsbez. Frutigen, Gem.
Kandergrund). 1840 m. Alpweide mit Hätten, im Gaste-
renthal und am Fussweg über den Lötschenpass, 2-3 Stun-
den so. über Kandersteg. Kleiner granitischer Thalboden,
mit Moränenschutt überfährt.
QFALLENBERQ (Kt. Uri). 2617-2736 m. SO.-Grat
des Gurschenstockes, im ö. Abschnitt des Gotthardmassi-
ves. Vergl. den Art. Gurschen stock.
QFE1.D (Kt. Appenzell A. H., Bez. Mittelland, Gem.
Trogen). 920 m. Weiler, an der Strasse Speicher-Trogen,
600 m sw. Trogen und 6 km nö. der Station Teufen der
Strassenbahn St. Gallen-Gais 12 Häuser, 59 reform. Ew.
Landwirtschaft. Stickerei und Weberei. Zwei Wirtshäu-
ser. Gfeld = Gefilde.
QFELL (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Rüschegg). 878 m. Gruppe von 7 Häusern, auf den Höhen
zwischen dem Gambach und Schwarzwasser und 800 m
nö. Huschegg. Telephon. 60 reform. Ew. Wiesenbau.
QFELl. (Kt. Schwyz, Bez. March,
Gem. Galgenen). 718 m. Gruppe von 3
Häusern, nahe dem linken Ufer der
Wäggithaler Aa; 3,6 km so. Galgenen
und 4,2 km s. der Station Sieboen-
Wangen der Linie Zürich-Glarus-Lin-
thal. 20 kathol. u. reform. Ew. Vieh-
zucht. Gfell = Gefälle.
QFELL und OBER GFELL (Kt.
Zürich, Bez. Pfafßkon, Gem. Stemen-
berg). 905 und 918 m. Zwei Gruppen
von zusammen 8 Häusern, 900 m von
einander entfernt, an der Strasse Bau-
ma-Fischingen, 2 km so. der Kirche
Sternenberg und 6 km nö. der Station
Bauma der Tössthalbahn. Telephon. ä8
reform. Ew. Viehzucht.
QFENN (Kt. Zürich, Bez. Uster,
Gem. Dübendorf)- 453 m. Dorf, im Glatt-
thal, an der Strasse Hegnau-Dübendorf
und 2,5 km ö. der Station Dubendorf
der Linie Zürich-Uster-Happerswil. 34
Häuser, 166 reform. Ew. Ehemaliges Nonnenkloster vom
Orden der Lazaristen. Das Dorf 1402 von der Stadt Zü-
rich angekauft und ihrer Landvogtei Greifensee zugeteilt.
Hatte im alten Zürichkrieg viel zu leiden. Gfenn, Fenn
vom althochdeutschen fenna, fenni = Sumpfgebiet.
QFILL (Kt. Aargau, Bez. Zofineen, Gem. Rothrist).
454 m. Dorf, am N.-Rand des Langholzes und nahe dem
linken Ufer der Pfaffnern, 2 km so. der Station Rothrist
der Linie Olten-Bem. 24 Häuser, 198 reform. Ew. Land-
wirtschaft.
QHEIoderKHEI (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder
Simmenthai, Gem. Spiez). 570 m. Gruppe von 3 Häusern,
am linken Ufer des Thunersees reizend schön gelegen;
2,5 km nw. der Station Spiez der Linie Bern-Thun-
Interiaken. Telephon. 12 reform. Ew. Altes Steinhaus von
fremdartigem Charakter, mit dicken Mauern und tief
liegenden Fensteröffnungen, vom Volk das Heidenhaus
genannt. Nahe der Häusergruppe, am Seeufer, Maschinen-
haus des Elektrizitätswerkes an der Kander. Unter der
Moränendecke sticht triasischer Gips durch. Ghei oder
Gehei vom mittelhochdeutschen hete; bezeichnet einen
zum Schutz vor dem Weidcang des Viehes eingehegten
Wald.
QHEI und HINTER QHEI (Kt. Zürich, Bez. Meilen,
Gem. Hombrechtikon). 540 m. Weiler; 1,3 km w. Hom-
brechtikon und 2,5 km nw. der Station Ucrikon der
Linie Uerikon-Bauma. Telephon. 17 Häuser, 78 reform.
Ew.
800
GHE
GIß
QHEI8TALP (Kt. Glarus, Gem. Sool). 1200-2000 m.
Alpweide, am S.-Hang des GufeUtockes, 2-3 Stunden ö.
über Schwanden. 6 Hätten in 1322, 1664 und 1844 nr. 35
Alpweidenrechte (Stösse).
QHIRIDONE (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Locarno).
Gipfel. S. den Art. Gridone (Monte).
QHIRONE (Kt. Tessin, Bez. Blenio). 1247 m. Gero,
and Pfarrweiler, im obem* Val Blenio und am linken
Ufer des Brenno, 29 km n. der Station Biasca der Gott-
hardbahn. 23 Häuser, 81 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Perio-
dische Auswanderung nach Frankreich. Hier munden
von N. her das Yal Camadra und von 0. her das Val Luz-
zone aus, die beide den Uebergang über die Greina und
durch das Somvix ins Vorderrheinthal gestatten : Ghirone-
Val Camadra-Passo Crap (2360 m) — Greina in 3 Vt Stun-
den; Ghirone-Val Luzzone (Alpweiden AI Sasso, Refugio
und Monterascio, 2200 m) — Greina in 4 Stunden ; Greina-
Somvix (1654 m) in 3 Stunden. Am 23. März 1851 ver-
schüttete auf Alpne Cozzera (1308 m) eine m.nchtige Lawine
9 Hütten mit 23 Menschen und 300 Stück Hornvieh.
QHÖCH (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Räretswil).
970 m. Gruppe von 7 Häusern, auf den Höhen links über
dem Tössthal, 2 km w. über der Station Fischenthal der
Tössthalbahn (Winterthur-Wald). 30 reform. Ew.
QHORN (Kt. Bern, Amtshez. Aarwangen, Gem. Madis-
wil). 650 m. Weiler, am NW.-Fuss der Hochwacht und
2,5 km ö. der Station Madiswil der Linie Langenthal-
Wolhusen. 12 Häuser, 84 reform. Ew. Käserei.
QHORSCH (Kt. Luzern, Amt Hochdorf,Gem. Emmen)
492 m. Gruppe von 3 Häusern: 2,5 km w. Emmen und
1.4 km nw. der Station Emmenbrücke der Seethalbahn.
31 kathol. Ew. Ghursch, Ghürst = Gestrüpp.
QHORSCH (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Küssnacht).
433 m. Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer des Zuger-
sees, etwas nw. der Einmnndun{r des Ghürschbaches-
2.8 km ö. Küssnacht und 1,7 km so. der Station Immen;
See der Gotthardbahn. 23 kathol. Ew. Acker- und Obstbau.
Viehzucht.
QHORSCHBACH (Kt. Schwyz, Bez. Küssnacht).
Bach ; entspringt am NW.-Hang des Rigi Kulm in 1720
m, tliesst mit raschem Gefälle zuerst nach NW. und dann
nach NO. und mündet nach 3,5 km langem Lauf nahe
der Hänsergruppe Ghür«ch in 420 m in den Zugersec.
QHÜRST (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenbiirg.
Gem. Oberuzwil). 580 m. Gruppe von 10 Häusern, 400 m
8. Oberuzwil und 1.4 km sw. der Station Uzwil der Linie
Zürich -Winterthur-St Gallen. 71 kathol. und reform. Ew.
Viehzucht. Stickerei und Weberei. Glashütte. Kranken-
haus.
GHORST (Kt. Thurgau, Bez. Münchvalen, Gem. Af-
f*>Itrangen). 596 m. Gruppe von 5 Häusern, 6 km sw. der
Station Weinfelden der Linie Winterthur Frauen feld-
Romanshom und 3,2 km so. Affeltrangen. 26 kathol. und
reform. Ew. Kirchgemeinden Tobel und Märwil-AfTel-
trangen. Wiesenbau.
QIALET (PIZ DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Münster-
thal). 2392 m. Wenig hervortretender Gipfel, unmittelbar
«. über dem Scheitel (Sü Som) des Ofenpasses, nw. vor
dem schönen Piz Daint und 2-3 Stunden nw. überCierfs.
QIARAINQIA (VALLUN) (Kt. Graubünden. Bez.
Inn). 2490-1450 m. Kleines Thal ; steigt vom Piz del Ras
nach O. ab und mündet 2,5 km s. Süs ins Unter Engadin
aus. 3,5 km lang. Im untern Abschnitt bewaldet, weiter
oben mit Alpweiden bestanden. Keine Hütten.
QIARDINO (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Aiircs-
sio). 760 m. Gruppe von 3 Häusern, im Val Onsernone,
700 m ö. Auressio und 12 km nw. vom Bahnhof Locarno.
Schöne Kastanienhaine. 15 kathol. Ew. Acker-, besonders
Roggenbau zu Zwecken der — heute an Bedeutung zurück-
gegangenen — Strohhutindustrie.
QIAR8UN (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Bez. Obtasna,
Gem. Guarda). 1406 m. Weiler, am linken Ufer des Inn
und vor der Ausmündung des Val Tuoi ins Engadin,
1 km sw. Guarda und an der Thalstrasse des Engadin.
Postablage : Postwagen Samaden-Schuls mit Abzweigung
nach Guarda. 10 Häuser, 34 reform. Ew. romanischer
Zunge. Alpwirtschaft. Giarsun vom mittellatein. garso-
niunif womit ein Weiler mit Filialkapelle bezeichnet
zu werden pflegte.
QIARSUN (Kt. Graubünden, Bez. Maloja, Kreis Ober
Engadin, Gem. Pontresina). 1860 m. Gruppe von 5 Hio-
sern, s. vor dem Dorf Pontresina, an der Beminastrasse
und am rechten Ufer des Berninabaches ; 6 km s. der
künftigen Station Samadeo der Engadinbahn. Telephon.
18 reform. Ew. romanischer Zunge. Von hier zwei^ der
Fussweg auf den Piz Languard, den schönsten Aossichts-
punkt der Bündner Alpen, ab. Etymologie s. beim vorher-
gehenden Art.
QIAVINER8EE (Kt Wallis, Bez. Brig). 2190 m.
Kleiner See von etwa 400 m Umfang ; nahe der Grenze
gegen Italien, zwischen Monte Verosso und Grigelhom ;
liegt zusammen mit einer Anzahl von anderen, noch klei-
neren Becken in einem öden Kar, das seine Wasser durch
den Wildbach Posseta von rechts dem Zwischbergenhach
zusendet.
' QIBEL. Ortsnamen der deutschen Schweiz, für sich
allein und in Zusammensetzungen oft vorkommend ; vom
althochdeutschen gibil = Giebel, First.
QIBEl. (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Goldingen).
8i5 m. Gruppe von 4 Häusern, nahe der Grenze gegen
den Kanton Zürich, 2 km nö. (joldingen und 3,4 km ö.
der Station Wald der Tössthalbahn. 26 kathol. Ew. Vieh-
zucht.
QIBEL (OBER und UNTER) (Kt. und Bez. Schwyz).
916 und 887 m. Höhen, s. des Grossen Mythen, so. übe.
SchwTz und s. der Strasse Schwvz-Iberg ; zwischen KHn-
frentobel im 0. und dem Muotathal im S. und W. S.-Ab-
all zum Muotathal sehr steil. Zum grossen Teil bewaldet.
QIBELFLOH (Kt. Luzern, Amt Hocbdorf, Gem. Ball-
wil). 510 m. Gruppe von 9 Häusern, nahe der Grenze gegen
den Kanton Aargau und 3 km osö. der Station Ballwil
der Seethalbahn. 51 kathol. Ew. Acker- und Obstban,
Viehzucht und Milchwirtschaft. 1326 : GibelHue.
QIBELHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig und Ost Baron).
2821 m. Gipfel, im Massiv des Monte Leone, zwischen Sa-
flischpass und Hüllehom und hinten über dem Steinen-
thal (einer der drei Verzweigungen des Ganterthaies).
Von B^risal über das (auf der Siegfried karte nicht be-
nannte) Steinenjoch in 3, oder von den Hütten von Staf-
felstatt im Saflischthal in 2 Stunden leicht zu besteigen,
aber fast nur von Jägern besucht. Besteht aus schiefrigem
Gneis, der sich im N. an die die Simplonstrasse unter-
halb Börisal qiierende Kalkschieferzone anschliesst. Am
S.-Hang steht Talk an, in dem sich Strahlstein (Aktino-
lith) findet.
QIBELWALD (Kt. und Bez. Schwyz). 500-900 m.
Tannenwald, am N.- und NW.-Hang des Obern und Un-
tern Gibel, 2 km so. über Schwyz. Fläche etwa 300 ha.
QIBENACH (Kt Basel Land, Bez. LiesUl). Gem. und
Dorf. S. den Art. Giebenach.
QIBET. Ortsname der französischen Schweiz; be-
zeichnet ein mit Galgen versehenes ehemaliges Hochge-
richt, das gewöhnlich auf einer Anhöhe, nahe einem
öffentlichen Weg und an der Grenze von zwei Gerichts-
hoheiten sich befand. Wir finden diesen Namen z. B. im
Kanton Neuenburg noch öfters : Le Gibet de Neuchätel
(544 m), kleine Anhöhe 1 km w. der Stadt Neuenburg,
heute Sandgrube; Le Gibet de Valangin (783m), zwischen
Valangin und Neuenburg, über den Fel8w.^nden rechts
des Seyon ; Le Grand Gibet de Ligni^res (807 m) und Le
Petit Gibet de Lignieres (803 m), zwei Höhen s. nber
Ligni^res, letztere mit trigonometrischem Signal und
ausgedehnter Fem sieht.
QIBLOUX (MONT)(Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Lang-
gezogener Bergstock ; zwischen Bulle, der Saane, Far-
vagny le Petit, der Gläne und der Strecke Vuistemens-
Bulle der Linie Bomont-Bulle. Die Hänge des Bergstockes
sind von 1000 m an aufwärts beinahe überall bewaldet,
während tiefer unten Wiesen, Aecker. grossere u. kleinere
Baumgruppen, sowie Bauernhöfe mit einander abwech-
seln. Im Hauptkamm folgen sich in der Richtung von
NO. nach SW. der Reihenach folgende Gipfelpunkte:
1177 m (am O. -Rand, tregenn her den Greierzer Alpen),
1212, 1197, 1175, 1132, 1116, 1074 und 1009 m (w.
äl>er Riaz). Der Mont Gibloux ist ein beliebtes Ausflugs-
ziel für die Bewohner von Bulle, Romont, Avry, Vuister-
nens en Ogoz etc. und für die Sommergäste der benach-
barten Kurorte. Er besteht der Hauptsache nach aus
einem NO -SW. streichenden Kamm, aessen NO.-Flanke
von etwa einem halben Dutzend kleiner Biche zerschnit-
GIB
GIE
301
ten ist, während dem steileren SO.-Han^ die Antiklinal-
linie der Molasse folgt, so dass die Schichten des Berg-
M.ftX'f'
Bergstock de« GibloQX.
Stockes nach NW. einfallen. Der aus bunter Nagelfluh
aufgebaute Mont Gibloux ruht auf einem Sockel von ma>
rioem Molassestandstein der helvetischen Stufe, der die
Naffelfluh beinahe vollständig rings umschliesst. Der
mehr als 500 m über die Tertiärtafel des schweixerischen
Mittellandes aufsteigende Bergstock gewährt von vielen
Punkten aus eine prachtvolle Aussicht auf das Freiburger
Mittelland, den Mont Jorat und die Greierzer Alpen und
lässt sich sowohl in dieser Hinsicht als auch mit Bezug
auf seinen geologischen Aufbau dem Mont P^lerin an die
Seite stellen. 1239: Jublors.
QIB8WIL (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischen-
thal). 760 ra. Kleines Dorf, auf der Wasserscheide zwi-
schen der Jona und Töss und 2 km s. Fischenthal. Station
der Tössthalbahn (Winterthur- Wald). Postbureau, Tele-
phon. 22 Häuser, 144 reform. Ew. Viehzucht. Eine grosse
Baumwollspinnerei. Ausgangspunkt der bequemsten An-
stiegsroute auf den Bachtel.
QIDI8DORF oder QYDI8DORF (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken, Gem. Lauterbrunnen). 857 m. Gruppe
von 7 Häusern, am linken Ufer der Weissen Lütschine
und 2,5 km s. der Station Lauterbrunnen der Berner Ober-
landbahnen. 33 reform. Ew.
QIEBEL. (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Melch-
nau). 600 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten Ufer
des Melchbaches, 1 km s. Melchnau und 6 km ö. der
Station Madiswil der Linie Langenthal-Wolhusen. 40
reform. £w,
GIEBKL (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 604 m. Isolierter
Moränenzug, zum Teil bewaldet, über der Ebene der Kan-
der 5 km ö. Thun. Umrandet zusammen mit den gegen-
überliegenden Moränenhügeln Egg und Haltenrain ein
vom Glütschbach durchflossenes, etwa 500 m breites Thal,
in welchem der untere Abschnitt des Dorfes Thier-
achem steht. Schöne Aussicht auf den Thunersee und
die Stockhornkette, die Hochalpen, den Bergstock des
Sijp^riswiler Rothoms und die
Hugellandschaft der Bezirke Sef-
tigen und Konolflngen. War bis
zum Bcji^inn des 19. Jahrhun-
derts mit Reben bestanden und
hiess deshalb Rebberg.
QIEBEL (Kt. Bern und Ob-
walden). 2037 m. Wenig her-
vortretender Gipfel von rund-
licher Form, auf der Grenze
zwischen Bern und Obwalden,
etwa 4 Stunden so. über Lun-
gern und 5 km n. über Meirin-
gen. Vom Giebel an steigt der
Grenzkamm als breiter Rücken
langsam gegen die Passhöhe des
Brünig ab.
QIEBELEQQ (Kt. Bern,
Amtsbez Seftigen). 1131 m. Be-
waldete Molassehöhe, O. -Aus-
läufer des Guggershömli und
von diesem durch das tiefe To-
bel des Schwarzwassers getrennt.
Am N.-Hang, 3 km s. über
^ä Rüeggisberg, ein grosser Wald.
GIEBELEQQALP (Kt.
Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 1490 m. Alp weide mit
Gruppe von 8 Hütten, am S.-Hang
des Brienzer Rothoms, 3 Stun-
den nö. über Brienz. Hier ent-
springt der Schwandenbach.
QIEBEL8T(ECKE{Kt.Uri).
1851 m. Kurzer und wenig hoher
Kamm, steigt rechts über dem
Gitschenthal (einem bei Seedorf
von links auf das Reussthal
ausmündenden kleinen Thal) ge-
gen den Surenenpass auf, in des-
sen Nähe er sich im Waldnach-
ter Grat fortsetzt. Zum Teil steil
abfallend.
QIEBENACH od. QIBEN-
ACH (Kt. Basel Land, Bez. Lies-
tal). 322 m. Gem. und Dorf, am Violenbach ; 2,5 km
so. der Station Äugst der Linie Zu rich-Bruc^g- Basel. Post-
ablage, Telegraph, Telephon ; Postwagen Auest-Arisdorf.
32 Häuser, 237 reform. Ew. Kirchgemeinde Arisdorf-
Giebenach-Hersberg. Landwirtschaft.
QIEBLIZ (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Ueten-
dorf). 633 m. Weiler, nahe dem rechten Ufer des Wahlen-
baches, auf einer Anhöhe mit schöner Aussicht; 1,5 km
sw. der Station Uetendorf der Gürbethalbahn (Bern-Wat-
tenwil-Thun). 16 Häuser, 122 reform. Ew.
QIEQEN und QIEQENTHAL (Kt. St. Gallen, Bez.
See, Gem. Gommiswald). 700-730 m. 7 Häuser, nahe dem
rechten Ufer des Giegenbaches zerstreut gelegen, 4 km
nnö. der Station Kaltbrunn der Linie Rapperswil-Weesen>-
Sargans und 1,5 km ö. Gauen. 40 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Gauen. Viehzucht. Gigen, Giegen = Geige, be-
zeichnet einen in die Länge gestreckten Hügel.
QIEQENBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). Bach.
S. den Art. Dorfbach.
QIENDU8A8 (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Vorder-
rhein). 2982 m. Gipfel, s. Vorberg des Piz Ault^ in der
Gruppe des Oberalpstockes. Sendet nach S. einen in meh-
reren Spitzen gipfelnden sehr steilen Kamm aus, der
über Sedrun mit dem breiten Rücken des Culm de Vi
endigt.
GIENQUM (PA880) (Kt. Tessin, Bez. Leventina).
2530 m. Italienischer Name für den Unteralppass. S.
diesen Art
GIERN (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein).
2500-1221 m. Kleines Thal ; steigt zwischen den Ausläufern
des Piz Gannerptsch (Culm Gavorgia) u. dem Kamm des Piz
Pazzola nach N. ab und mündet 2 km unterhalb Sedrun-
Surrhein ins Vorderrheinthal aus. Im untern Abschnitt
bewaldet, weiter oben mit schönen Alpweiden bestanden.
KAfttftg^er .rcr
302
6IE
GIE
Von der in 2206 m stehenden Alphütte aus können Piz
Ganneretsch und seine Nachbarn leicht bestiegen werden.
QIE8E1.BACH (Kt. St. Gallen« Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Ebnat und Kappel). 667 m. 20 Häuser, am
rechten Ufer der Thur und an der Strasse Wattwil-Gams
zerstreut gelegen ; 1,2 km so. der Station Ebnat- Kappel
der Toggen burgerbahn. Telephon. 94 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Ebnat. Wiesenbau. Stickerei und Weberei.
QIE8ENENALP (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen, Gem. Kandergrund). 1949 und 1575 m.
Alp weide mit zwei Gruppen von 10 und 11 Hütten, am
S.-Hang des Giesenengrates und 4,5 km so. Kandergrund.
Unter Giesenen lie^t in einem Thalkessel, der vom Siegen-
bach entwässert wird und den die hohen Wände des Zah-
lershorns (2745 m), der Witwe (2865 m), des Schwarzgrätli
(2573 m) und Aermi^horns (2745 m) umrahmen. 400 m
höher oben Ober Giesenen, in einem zum Kanderthal
sich öffnenden Thätehen zwischen Giesenengrat und Aer-
mighorn, welch* letzteres meist von hier aus bestiegen
wird.
QIE8ENENQRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
2379 m. Langer Kamm, rechts über dem Kanderthul,
über Kandergrund ; in der das Kanderthal vom Kienthal
trennenden Kette. Am S.-Hang die Giesenenalp. Von
Kandersteg aus in 4 Stunden zu ersteigen ; schöne Aus-
sicht. Sw. vor dem Giesenengrat der Felskopf des Sattel-
homs (etwa 2250 m).
QIE88BACH (Kt. Bern, AmUbez. Interlaken). Wild-
bach, seiner prachtvollen Fälle wegen weltbekannt. Ent-
springt in 2b00 m dem an der N.-Planke des Schwarz-
horns liegenden Blauen Gletscher, stürzt sich dreimal
über hohe Felswände, nimmt auf der Tschingel feldalp
die vom Hexensee und Hagelsee herkommenden Bäche
auf, wendet sich nach N., stürzt neuerdings über eine
Wand zur Bodenalp (dem Unterstaffel der Tschingel feld-
alp) ab und nimmt hier von beiden Seiten mehrere Neben-
bäche auf, deren grösster, der Hilfenenbrunnen, ebenfalls
einen sehr schönen Wasserfall bildet. Am unteren Ende
Giessbtch fälle.
der Bodenalp tritt der Giessbach in die von 100 m hohen
Wänden begleitete ßottenklamm ein, wo er sich früher
in einem unterirdischen Trichter zu verlieren drohte,
bis 1824 die Regierung diesen verstopfen Uess. Nachdem
der Bach nach seinem Austritt aus der Schlucht einen
beinahe ebenen, waldumrahmten Thalboden durchflössen
hat, stürzt er mit einer Reihe von 14 aufeinanderfolgenden
Kaskaden etwa 400 m lief zum Brienzersee ab. Besonders
prachtvoll sind die 7 untersten dieser Fälle, die eine von
dunkelm Tannenwald gesäumte Treppe von schäumendem
Wasser bilden. Diese schon zu Ende des 16. Jahrhunderts
vom Berner Arzt Thomas Schöpf erwähnten Fälle sind
erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts allji^emein bekannt
geworden, als der Schiffmann Fischer zwei Naturfreunden
den schwierigen Zugang zu ihnen wies. Der Schullebrer
Kehrli Hess mit Unterstützung der Behörden die Fälle
1818 durch einen Fusswee zugänglich machen, der dann
in der Folge bis zu den obern Kaskaden fortgesetzt wor-
den ist. 1870 erbaute man auf einem den Fällen gegenüber-
stehenden Felsen einen prachtvollen Gasthof, der ±f^S3
von Feuer heimgesucht, dann aber in grösserem Mass-
stabe neu erstellt wurde. Im Gasthof Post-, Telegraphen-
und Telephonbureau. Mit der Dampfschiffstation Giess-
bach am Brienzersee durch eine Drahtseilbahn (28%
Steigung) verbunden. Im Sommer werden die des Nachts
elektrisch beleuchteten Fälle von einer grossen Anzahl
von Fremden besucht und bewundert.
GIS88BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 570 m. Dampfschiffstation am Brienzersee, an der
Mündung des Giessbaches. Drahtseilbahn zum Hotel
Giessbacn. Ausgangspunkt für den Besuch der berühmten
Fälle des GiessBaches.
QIE88EN. Ortsnamen der deutschen Schweiz, ge-
braucht zur Bezeichnunff eines Wasserfalles, einer wrenig
tiefen Verästelung eines Flusslaufes, eines Altwassers oder
endlich auch eines blossen Kanales.
QIE88EN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg). 445 m. Ehe-
malige Serpentine der Aare, zwischen Aarberg und Lyss;
bildet seit dem Bau des Ha^neckkanales ein jetzt zum
grossen Teil trocken liegendes Altwasser. Fischfang auf
Hechte.
QIE88EN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Benken).
417 m. Dorf, am rechten Ufer des Linthkanales, an der
Strasse Reichenburg^Benken, 2 km sw. Benken und i^
km nö. der Station Reichenburg der Linie Zurich-Glaras-
Linthal. 29 Häuser, 150 kathol. Ew. Landwirtschaft. Brücke
über den Linthkanal.
QIE88EN (Kt. und Bez. Schwyz). 690-439 m. Kleiner
Bach ; bildet sich aus zwei Quellarmen, deren einer in
der Nähe der Teilskapelle (in der Hohlen Gasse) entspringt
und das Moos von Tiefenrüti durchzieht, während der
andere von den weiter s. gelegenen Hängen des Risch-
bergs (690 m) herkommt, nach NW. fliesst und sich mit
dem erstgenannten bei Tiefenrüti vereinigt. Der Giessen
hat eine Gesamtlänge von 4 km und mündet bei Knss-
nacht in den Vierwaldstättersee.
QIB88EN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden). 574-422 m.
Bach ; bildet sich aus drei Quellbächen, deren erster vom
Emmerzholz (Bezirk Kreuzungen] herkommt und bei Gun-
tershausen das Tobel des sog. Teufelskessi durchflieä^,
während der andere dem Hagnerweier bei Mattwil ent-
fliesst und der dritte bei Andwil entspringt. Nach der
Vereinigung dieser Quellbäche durchfliesst der Giessen
die Ortschaft Weinfelden und mündet nach 14 km lan-
gem Gesamtlauf in der Richtung O.-W. n. Amlikon von
rechts in die Thur. Während der Bach im Hochsommer
oft beinahe völlig trocken liefft, kann er nach heftigen
Gewitterre|;en zum starken Wildbach anschwellen. Zu
solchen Zeiten ist er früher manchmal über seine Ufer
Setreten und hat grossen Schaden anflerichtet ; heute auf
er Strecke Opfershofen- Weinfelden kanalisiert.
QIE88EN (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Binn). 1480
m. Weiler, am rechten Ufer der Binna, zwischen Im Feld
und Schmidigenhäusern und 1,3 km nnö. dieses Dorfes.
Etwa 15 Ställe und Stadel, 4 Wohnhäuser, eine Kapelle.
Während man ums Jahr 1880 noch etwa 50 Ew. zahlte,
M(phnen heute nur noch 5 Personen hier. 1888 von einer
Lawine verschüttet. Wird von einem Wildbach durch-
ilossen, der von dem am Fusse des Hirlihornes einsam
gelegenen kleinen Hockmattensee herabkommt.
GIE88EN (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. W^ädens-
wil). 413 m. Teil der Ortschaft Wädenswil, auf dem Delta
gelegen, das der in einem « Giessen » etwa 20 m hoch
6IE
G\t
303
herabstärzende Riedbach angeschwemmt hat; 1 km so.
der Station Wädenswil der unksufrigen Zürichseebahn.
15 Häuser, 239 reform. Ew.
QIE88EN (>EU88ERK und INNERE) (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Seftiffen). 530-520 m. Ehemalige
Schlingen der Aare, heute abgeschnürte Altwasser, rechts
vom h lusslauf zwischen Wichtrach und ßelp. Seit der
Aarekorrektion völlig bedeutungslos.
QIE88ENQLET8CHER (Kt. Bern, Amtsbez. Inter-
laken). 3600-2100 m. Gletscher, im Mittel 1 km breit und
2,5 km lang ; sttistt vom NO.-Grat der Jungfrau, zwischen
Silberhorn und Schneehorn. auf Bemer Seite ab. Auf
ihn pflegen einige der mächtigen Eis- und Schneelawinen
abzustürzen, die sich von den Hängen des Silberhorns
lösen und von der Wengemalp aus alljährlich von Tau-
senden von Fremden bewundert werden. Seine Schmelz-
wasser fliessen durch den Lammlauinenbach und durch
den Giesaen zum Trümletenbach ab.
QIE88ENHORN (Kt. Zürich, Bez. Horgen). 410 m.
Delta des Riedbaches im Zürichsee, 1 km so. Wädenswil.
Auf ihm steht die zur OrUchaft Wädenswil gehörige Häu-
sergruppe Giessen.
QlfeTE, QITAZ, QITE, QI^TROZ, AQITTE8,
AQETTE8 etc. Ortsnamen, besonders im Kanton Frei-
burg und den Waadtländer und Walliser Alpen häufig
verwendet zur Bezeichnung der im Frühjahr und Herbst
bezoffenen tiefer gelegenen Alpweiden. Entsprechen
den aeutschen Bezeichnungen Maienberg und Maiensässe.
Vergl. den Art. Agittes.
QI^TE (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Martinach
Combe). 1883 m. Schöne Alpweide, am NO.-Hang der
Pointe Ronde und 2,5 km ö. vom Col de La Forclaz. Zu-
sammen nait der benachbarten Alpe de Bovine belieb-
tes Ausflugsziel der Kurgäste von La Forclaz und Cham-
pez.
QlfeTE (Kt Wallis, Bez. Siders, Gem. Chalais und Saint
Jean). Waldumrahmte Maiensässe, am NO.-Fuss des Mont
Tracuit und am linken Ufer der Navizance (Eiflschthal).
Zwei Gruppen von Hütten: Giete Dessus (1708m; zur
Gemeinde Chalais gehörig) und Giete Dessous (1342 m : von
der Grenze zwischen den Gemeinden Chalais und Saint
Jean in 2 Teile getrennt).
QifcTE (LA) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Charrat
und Saxon). 694 m. Maiensässe mit etwa 10 Hütten,
am Fusse der Pierre ä Voir auf einer von Wald überragten
Terrasse, auf der Grenzzone zwischen den metamorphi-
schen krystallinen Schiefern und der mesozoischen Sedi-
mentdecke des NO.-Endes des Mont Blanc Massives gelegen.
1 km ö. vom Dorfe Charrat- Yison und am Fussweg Saxon-
Col du Len-Vall^e de Bagnes. Triasischer Gips, von Jura-
kaiken überlagert. Tiefer unten, am Rande des Rhone-
thales zwischen Charrat und Saxon, in 465 m Bruch auf
schönen, weisskörnigen Gips.
QifcTE oder QIETAZ (LA) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice, Gem. Dor^naz). 1^90 m. A|p weide mit Hütten,
über Alesses. Erratikum auf einer Unterlage von meta-
morphischen Gesteinen. Unweit nw. davon senkrecht
gestellte S>chichten von karbonischer Nagelfluh, die ge-
{[en den Haut d'Alesses zu sich alimählig nach 0. über-
egen. .
QlfeTE8 (LE8) (Kt. Wallis, ßez. Monthey und Saint
Maurice). 1100 m. Alpweide mit zahlreichen Hütten,
deren schönste Eisentum der Abtei. Saint Maurice sind;
an dem die zwei Bezirke Monthey und Saint Maurice ab-
grenzenden und bis zur Dent de Valerette aufsteigenden
Kamm, 4 km nw. über Saint Maurice und 27» Stunden
80. über der Station Monthey der Linie Saint Maurice-
Saint Gingolph. Zum Teil mit Lärchen bestanden. Die
zugleich beherrschende und geschützte Lage verheissen
dem Plateau von Les Giftes eine schöne Zukunft als
Sommerfrische.
QlfeTE8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Siders, Gem. Gri-
mentz). Etwa 1700 m. Zahlreiche Maiensässe, am links-
seitigen Hang des Eiflschthales, n. über Grimentz auf etwa
1 km Länge zerstreut gelegen.
QlfeTROZ (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
Finhaut). Weiler S. den Art. Gätrüz.
QlfeTROZ (ALPE OK) (Kt. Wallis, Bez. Entremont,
Gem. Bagnes). 2000-2600 m. Grosse Alpweide mit 9
Hütten und Ställen und einem Käsekeller; am Fuss der
Ruinetteund des Mont Rouffe, auf den hoch ffelegenen Ter-
rassen des Plateau de Tzolferay, zwischen den Gletschern
Gi^troz und Les Breneys. Im Sommer während 2Vt Mo-
naten mit 75 Kühen, % Stück Jungvieh und 420 Schafen
bezogen. Bürgergut der Gemeinde Bagnes. Von dieser
Alpweide hat der über ihr absteigende Gletscher seinen
Namen erhalten.
QI^TROZ (CA8CADE DE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
^
n
1 "^ j^J
^iir^j^
Gtsctde de Gi^tros.
mont). 2400 m. Schöner Wasserfall; entspringt dem
Giätrozgletscher und stürzt sich gleich nachher über eine
etwa 5ü0 m hohe Wand zu Thal, wo sein Wasser zum
Srössten Teil in dem Trichter verschwindet, den es sich in
em hier angehäuften mächtiffen Eiskegel ausgewaschen
hat. Unmittelbar über dem Fall und der Felswand hängen
sturzdrohend die weissen und grünlichen Eisblöoke des
Gietrozgletschers.
QI6TROZ (QLACIER DE) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
mont}. 3300—2450 m. Gletscher, 4 km lang und im
Mittel 1,3 km breit; an den Hängen der Ruinette und des
Mont Blanc de Seiion (Kette zwischen Val d'Aroila und
Vall^ de Bagnes). Wird überragt im W. vom Kamm des
Mont Rouffe (3427 m), im S. vom Col du Mont Rouge
(3341 m), aer ihn vom Glacier de Lyrerose trennt, im SO.
von der Ruinette (3879 m) und dem Mont Blanc de Seiion
(3871 m), im O. vom Col de Seiion (etwa 3240 m), im
NO. von der Luette oder Lo^lette (3544 m) und im N.
vom Mont Pleureur (3706 m). Der obere Abschnitt des
Gletschers liegt am Wege von der Chanrionhütte über
den Col du Mont Rouge und Col de Seiion ins Val d'H^r^
mence oder von Mauvoisin über die Alpe de Gi^troz und
den Col de Sei Ion. Dem mehr oder weniger über der
hohen Felswand hinter Mauvoisin hängenden unteren
Ende des Gletschers entspringt die sog. Cascade de Gietroz,
die sich in nahezu 500 m hohem Fall zu Thal stürzt. Den
fileichen Weg nehmen häufig auch vom Gletscherende los-
Drechende Felsblöcke und Eis- und Schneelawinen, die
am Fuss der Wand sich zu einem mächtigen Eiskegel
angehäuft haben und zu Zeiten der hier in enger Schlucht
fliessenden Dranse ihren Durchpass völlig zu verstopfen
drohen. Der dadurch zu einem See aufgestaute und
304
GIB
GIG
nachher den Eisdamm wieder durchbrechende Fluss hat
schon mehrfach in seinem Unterlaufe grosse Verheerungen
Giötrozgletsoher im Jahre 1818.
angerichter, von denen die des Jahres 1818 das ganze
Ufergebiet bis Martinach verwüstet hat. Vergi. darüber
den Art. Dranse.
QIEZ (Kt. Waadt, Bez. Grandson). 525 m. Gem. und
Dorf, in der Ebene zwischen dem Neuenburgersee und
dem Fusse des Jura, an der Strasse Grandson- Yuiteboeuf-
Sainte Croix, 2 km w. der Station Grandson der Linie
Neuenburg-Lausanne und 3,5 km. nw. Yverdon. Tele-
graph, Telephon. 49 Häuser, 289 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Montagny. Acker- und etwas Weinbau. Die
ganze Gemeinde liegt auf dem dem Jura vorgelagerten
tertiären und z. T. mit Moränen überführten iMateau.
1011 gab König Rudolf IIL dem Kloster Romainmötier
Ländereien zu üiez, und 1179 war auch das Kloster Haut
Cröt hier begütert. Seit dem 12. Jahrhundert taucht ein
Edelgeschlecht von Giez auf, das jedoch keine nennens-
werte Rolle gespielt hat. In der in Giez stehenden Burg,
der sog. Maison de Pierre, wohnten die Edelknechte
de Pierre, von denen uns die Urkunden seit dem Beginn
des 15. Jahrhunderts Nachricht geben. 1613 verkaufte
Jean de Pierre seine zu Giez gelegenen Ländereien zu-
sammen mit der Burg an ^tienne Boui^eols, dessen Sohn
eine Tochter aus dem Geschlechte de Pierre ehelichte und
so das ganze Lehen wieder in einer einzigen Hand ver-
einigte. Seither ward die Burg von dem altadeligen und
im Lande schon seit Jahrhunderten ansässigen Geschlecht
der Bourgeois bewohnt, die stets hohe Stellen bekleideten
und in der Kirche zu Grandson' noch heute eine beson-
dere Kapelle ihr Eigen nennen. Die Maison de Pierre
1816 restauriert. Die Kirche von Giez war die Mutter-
kirche derjenigen von Grandson, welch' letztere dann
1438 auf Wunsch der Bürger Grandsons vom Bischof von
Lausanne zur eigenen Pfarrkirche erhoben worden ist.
Hier stand 1476 vor der Schlacht von Grandson das Heer-
lager Karls des Kühnen von Burs^und. Die Reformation
wurde in Giez durch Farel und Lecomte (1531-38) ge-
predigt, fand aber nur langsam und unter grossen
Schwierigkeiten Eingang, bis sie durch Einschreiten von
Bern 1538 endgillig zum Siege gelangte. Die Kirche von
Giez ist sehr alt; ihr im romanischen Stil gehaltenes Chor
reicht bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts zurück. Sie
ist vielfach umgebaut worden, hat namentlich zu Ende
des 15. Jahrhunderts starke Veränderungen erfahren und
wird gerade gegenwärtig wieder restauriert. Im Dorfe
Giez stehen noch mehrere bemerkenswerte alte Häuser.
1816-17 hat man helvetisch-burgundische Gräber aufge-
deckt, in denen Waffen zum Vorschein gekommen sind.
1012: Gies; 1100: Gisium; 1179: Gyz; 1297: Giacum;
1364 : Gye.
QIFFERHÖRN (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 2543 m.
Gipfel, in der das oberste Thal der Saane von dem
der Simme trennenden Kette zwischen Lauenen und der
Lenk ; Hauptgipfel einer Berggruppe, die im W. von dem
das Lauenentnal entwässernden Lauibach, im N. und 0.
von dem Turbachthal und im S. vom Trütlisbergpass be-
grenzt wird und neben dem GifTerhorn noch das Lauenen-
hom (2479 m), den Dt üschengrat (2206
m), Wasserengrat (2193 m) und den
Dürreschild (2044 m) trägt. Am O.-Hang
des GifTerhornes die vom Gipfel bis zu
2000 m herabreichende grosse Schaf-
weide des GiCTerschafberges, die vom
Juli.bis Septemberlmit grossen Herden
bezogen wird; am W.-Hang, über der
Bachoergalp, die Alpweide lurnels. Das
Gifferhorn ist nicht schwierig zu bestei-
gen und kann entweder von Lauenen
aus über das Lauenenhorn in 4Vt« oder
von Gstaad aus in 4 Stunden erreicht
iverden. Bemerkenswert schöne Aus-
sicht, besonders auf die Bemer Moch-
alpen. In geologischer Beziehung gehört
die durch ihre starke u. eigenartice Fal-
tung der Schichten auffallende Gruppe
des Gilferhorns der Flyschzone des Is le-
sen an.
QIFFER8, französisch Chkvrill£S
(Kt. Freiburg, Bez. Sense). 770 m. Gem.
und Pfarrdorf, am rechten Ufer der G^
rine mitten in Wiesen schön gelegen ;
8,3 km so. vom Bahnhof Freiburg. Postablage, Telegraph,
Telephon; Postwagen Freiborg-PlatTeien und (im Som-
mer) Frei bürg -Schwarzsee und Freiburg-Schwefelberp-
. bad. Gem^ mit Eichholz, Ferschera und Graben : 118
Häuser, 683 kathol. Ew. deutscher Zunge ; Dorf: 31 Häu-
ser, 177 Ew. Pfarrkirche zu St. Tiburtius, 1771 vom
Bischof Montenach geweiht. Bei «Auf der Matte» Himmel-
fahrtskapelle. Futter-. Obst-, Getreide- und KartofTelbau,
Viehzucht. Mühlen, Ziegeleien. Strohilechterei. Käserei.
QIFRI8CH (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron, Gem. Filet).
780 m. Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer der Rhone
vor der Ausmündung des Gifrischgrabens gelegen, am
Fuss der Terrasse von Tunnetsch und 1km nö. vom Dorf
Morel. 26 kathol. Ew. Kirchgemeinde Morel. Um 1100:
Ghevrils ; 1250 : Chivriz. Der Name von caprilia = Zie-
genhürden.
QIQE (Kt. Obwalden, Gem. Samen). 465 m. Grosser
Landstrich, am linken Ufer der Aa und zwischen dieser
und der Strasse Alpnach-Sarnen; z. T. aus Sumpfwiesen
bestehend, z. T. angebaut. 3 km lang. Alter Seeboden,
Ueberrest der einstigen Wasserverbindung zwischen dem
Vierwaldstatter- und Sarnersee. 2,3 km n. der Station
Samen der Brnnigbahn (Luzern-Brienz) steht eine Gruppe
von 5 Häusern mit 47 kathol. Ew., die ebenfalls den
Namen Gige trägt. Hier eine grosse Parketterie mit Ge-
leiseanschiuss an die Brünigbann. Betr. die Etymologie
vergl. den Art. Giegen.
QIQEN (OBER, MITTLER und UNTER) (Kt.
Luzern, AmtEntlebuch, Gem. Escholzmatt). 838m. Gruppe
von 4 Häusern, am linken Ufer des Eschlibaches und
1 km s. der Station Escholzmatt der Linie Bem-Luzem.
30 kathol. Ew.
QIQENTHAl. (Kt. Uri). 1204-450 m. Kleines Thal,
kaum 2 km lang; steigt zwischen den letzten Ausläufern
der Gitschenstöcke nach NO. ab und mündet 2,5 knn s.
Isleten bei Bolzbach auf den Urnersee (Vierwaldstättersee)
aus. Gänzlich bewaldet.
QIQER8BERQ (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Sattel).
1020 m. 4 Bauernhöfe, am N W.-Hang des Engelstockes;
2,3 km s. über der Station Sattel der Sudostbahn (Wä-
denswil-Goldau). 25 kathol. Ew. Alpwirtschaft, AckertMiu.
Schöne Aussicht auf den Hossberg, Rigi und die umliegen-
den Thalschaflen.
GIQERWA1.D8PITZ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
2296 m. Gipfel, äusserster Punkt des vom Pixel über
Sazmartinhorn nach S. und SO. abzweigenden Kammes,
im Winkel zwischen dem Eingang ins Calfeisen- und
Tersolthal, zu welch' beiden der Gipfel steil abfSLUt. An
seinem Fuss, 4-5 Stunden w. über Vättis, die Alpweide
Gigerwald.
QIQQIO 80PRA und QIQQIO 80TT0 (AL.PE
DI) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona, Gem. Sant'Antonio).
2042-1250 m. Alpweide, im Val Morobbia, am Fusrweg
über den San Jorio Pass (2042 m) und 6 Stunden so. über
GIG
GIH
305
Bellinzona. Wird mit 60 Stück Hornvieh befahren. Das
Alprecht gehört hier der italienischen Gemeinde Garzeno.
Butter und Magerkäse.
QIQLERBACH (Kt. Solothum,
Amte! Lebern). Bach: entspringt am
S.-Fuss der Wandflnh m 1126 m, durch-
fliesst das Dorf Bettlach, wo er einer
Uhrenfabrik die Triebkraft liefert, und
mündet nach 5,5 km langem Lauf in
der Richtung NW.-SO. in 432 m von
links in die Aare.
QIQLI8TOCK (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle). 2854 und 2900 m. Doppel-
gipfel, in der Gruppe der Thierberge,
zwischen Gadmen- und Triftthal und
3,6 km so. über dem Dorf Gadmen, von
wo aus er in 6 Stunden ohne Schwie-
rigkeit erstieffen werden kann. Schöner
Aussichtspunkt. Trägt am S. -Hang den
(durch den Kamm der Grünekehlen vom
Steinlimmigletscher getrennten) Drosi-
gletscher, am SO.-Hang den Steinlimmi-
gletscher, am O.-Hang den Thaleggli-
gletscher (durch den Grat der Hinter-
giglieffg in 2 Hälften geteilt), am NO.-Hang den Gigli-
gletscner (darch den Grat der Vordergiglie^g vom Thaleg-
gligletscher getrennt) und am W.-Hang ein kleines Firn-
feld, das ihn mit dem Wanghorn (2837 m) verbindet.
QI1.AMIONT (Kt. Waadt, Bez. Yevev, Gem. Saint
L^er-La Chi^saz). 414 m. C^ruppe von 6 Häusern, am
linken Ufer der jVeveyse und 1,5 Km n. der Station Vevey
der Linie Vevey-Blonay-Chamby. 40 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Blonay-Saint Legier. Hier der Schiessplatz von
Vevey. Grosse Mühle, eine der bedeutendsten der Schweiz,
die jährlich mehr als 180 Millionen kg Mehl produziert und
von dem Wasser der Veveyse und einer Dampfmaschine
getrieben wird. Bei der Mühle Brücke über die Veveyse.
QILBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem. Adel-
boden). 1480 m. Weiler, am Geilsbach nahe dessen Ver-
einigung mit dem AUenbach und am Saumwec über den
Hahnenmoospass : 2,5 km sw. Adelboden una 14,5 km
sw. der Station Frutigen der Linie Spiez-Frutigen. 11
Häuser, 45 reform. Ew.
QILFI8 (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut, Gem. Ros-
sinieres). Dorf. S. den Art. CuvES.
QILLAREN8 (Kt. Freibur|[. Bez. Gläne). 674 m.
Gem. und Dorf, auf einer Anhone zwischen den Linien
Freiburg-Lausanne und Lausanne-Payerne-Lyss, nahe der
Strasse Gron-Promasens-Hue und 2 km n. der Station
Oron der Linie Freiburg-Lausanne. Telephon. 40 Häuser,
224 kathol. Ew. französischer Zunse. Kirchgemeinde
Promasens. Futter-, (^etreide- und Kartoffelbau, Vieh-
zucht. Das Edelgeschlecht derer von
Gillarens blühte im 14. Jahrhundert und
besass in der Abtei Haut Cröt seine ei-
gene Familiengruft. 1225 : Gislarens,
vom alemannischen Gislaringen.
QILLETTAZ (EN) (Kt. Freiburg,
Bez. Gläne, Gem. Hue). 667 m. Gruppe
von 6 Häusern, 1 km ö. Rue und 1^2
km w. der Station Vauderens der Linie
Freiburg- Lausanne. 37 kathol. Ew.
Wiesen-, Getreide- und Kartoffelbau,
Viehzucht.
QILLIOTTES (LE8) (Kt. Neuen-
burg, Bez. Le Locle, Gem. La Chaux du
Milieu). 1100 m. Meierhöfe, am Eingang
ins Thal von La Br^vine zerstreut pele-
gm, nw. der Poststrasse Le Locle-La
r^vine an einem von La Chaux du Mi-
lieu nach La Moliere hinabführenden
Weg: 4,5 km ssw. Le Locle. 27 reform.
Ew. Viehzucht.
QILLOT (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Trient). Teil des Dorfes Tment.
S. diesen Art.
QILLY (Kt. Waadt, Bez. Rolle). 492
m. Gem. u. Dorf, über und im Weinbaubezirk La Cöte, 3
km w. Rolle u. 1,5 km nw. der Station Gilly-ßursinel der
Linie Lausanne-C^enf. An den Strassen RoUe-Burtigny und
Bursins Tartegnin-Gimel und nahe der Strasse Aubonne-
Nyon (der sog. Vy d*£traz). Postbureau, Telegraph, Tele-
Gilly von Nordwesten.
phon: Postwagen Rolle-Begnins. Gemeinde, mit dem Wei-
ler Vmcy: 121 Häuser, 646 reform. Ew.; Dorf: 87 Häu-
ser, 450 Ew. Kirchgemeinde Bursins. Acker- u. Weinbau.
Mühle. Oestlich vor dem Dorf neue Kirche. Gilly war
früher der Reihe nach im Besitz der Herrschaften Rolle
und Vincy, und auch das Kloster Romainmötier war hier
begütert. Hauptort des grösseren westlichen, das Wein-
bauffebiet und das daräber folgende Plateau umfassenden
Kreises der zwei Kreise des Bezirkes Rolle, der die Ge-
meinden Gilly, Bursinel, Bursins, Burtigny, DuUy, Esser-
tines, Luins, Tartegnin und Vinzel umfasst und 2867 re-
form. Ew. zählt Römische Ruinen und Inschriften. 1179 :
Juliacum;1265: Giliacum ; 1276: Gillye.
QIMEL (Kt. Waadt, Bez. Aubonne). 736 m. C^m. und
Dorf, auf dem Plateau zwischen Grenfersee und Jura, am
Fuss des Mont Chaubert, an der Vereinigung der von
Allaman und Rolle aus über den Col du Marchairuz nach
Le Brassus führenden Strassen, Strassen nach Burtigny-
Nyon, Longirod und Biere-L'Isle. 6.5 km w. Aubonne und
6 km n. Rolle. Station der elektriscnen Bahn Rolle-Gimel-
Aubonne-Allaman ; elektrische Strassenbahn nach Station
und Hafen Rolle. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Post-
wagen nach Marchissy, Saint Georges und Biere. Ge-
meinde, mit den Weilern Vernes und Bauloi : 166 Häuser,
797 reform. Ew.; Dorf: 133 Häuser, 636 Ew^ Bildet zu-
sammen mit Saubraz, Saint Oyens und Essertines eine
gemeinsame Kirchgemeinde. Landwirtschaft. Säge. Nahe
dem Dorf Pensionen und ein Heilbad mit alkalischer
Oimel von Süden.
Mineralquelle. Aus^^edehnte Gemeinde, steigt am Hang
des Jura hinauf bis zum Kamm von Marchairuz und ist
zu einem grossen Teil bewaldet. Sennberge. Das nahe
GBOGR. LEX. 64 — n — 20
306
GIM
GIN
dem Gebirge verhältDismässig hoch liegende Dorf mit
seinen benachbarten Waldhängen und -thälchen hat sich
schon seit Jahren zur beliebten Sommer-
frische entwickelt. Alte Siedelung, im Mittel-
alter Eigentum der Herrschaft Aubonne ; 1556
von Claude de Menthon, Milherm von Au-
bonne, dem Burgherrn von Mont le Grand,
Pierre Quisard, zu Lehen gegeben. Oberhalb
des Dorfes hat man Ueberreste alter Bauten
und in seiner Umgebung Gräber mit Skele-
ten und Grabschmuck (ßronzegegenständen.
Fibeln, Bernsteinperlen) aufgedeckt. Gimel
ist Hauptort des gleichnamigen Kreises, der
die Mitte und den südl. Abschnitt des Bezir-
kes Aubonne und damit dessen höher gele-
gene und gebirffige Teile umfasst und die Ge-
meinden Gimel, Longirod, Marchissy, Mon-
therod, Pizy, Saint Georges, Saint Oyens u.
Saubraz in sich begreift. Zusammen 2542
reform. Ew. Gimel im 10. Jahrhundert : Ge
mella; iOöl : Gimellis; 1172 : Gimelz.
QIMMCLWALD (Kt. Bern, Amtsbez.
Interlaken, Gem. Lauterbrunnen). 1386 m.
Dorf, auf einer Terrasse w. über der Verei-
nigung des Sefinenthales mit dem Thal von
Lauterbrunnen, 6 km s. über Lauterbrunnen und 1,5
km s. der Station Murren der Linie Interlaken-Lauter-
brunnen-Grindelwald-Mürren der ßemer Oberlandbah-
nen. 42 Häuser, 220 reform. Ew. Alpwirtschaft. Fremden-
industrie. 1346 ging Gimmelwald aus dem Besitz der
Herren von La '!H>ur-Chäüllon an das Kloster Interlaken
über. Die Flurnamen Im Kappeli und Kilchstatt lassen
lie^ die Obere Ginanzalp mit ihren zahlreichen ganz
klemcn Wasserbecken, deren Abflüsse zusammen den
Gimmelwald von Nordwesteu.
den Schluss zu, dass hier einst eine Kirche oder Kapelle
gestanden habe.
QIMMENEN (Kt. u. Gem. Zug). 540 m. Weiler, am
rechten Ufer des Zugersees, 2 km so. vom Bahnhof Zug.
20 Häuser, 126 kathol. Ew.
QIMMIZ (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau, Gem. Walpers-
wil). 446 m. Weiler, im Grossen Moos, nahe dem rechten
Ufer des Aarekanales, an der Strasse Aarberg- Walperswil,
1 km so. Walperswil und 4 km nw. der Station Aarberg
der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 21 Häuser, 117 reform.
Ew. Acker- und Gemüsebau.
QINANZTHAL (Kt. Wallis, Bez. West Raron) 2580-
644 m. Kleines linksseitiges Nebenthal zum Thal der
Rhone; beginnt am N.-Fuss eines bogenförmigen Fels-
kammes, der in seiner Mitte das Dreizehnenhorn (3056
m], den ersten Pfeiler der grossen Gebirgsgruppe zwi-
schen den Thälern von St. ^^ikolaus und Turtman, trägt.
In dem von diesem Kamm umschlossenen Halbkreis
In Oingins.
das Ginanzthal entwässernden Mühlebach bilden. UDte^
halb der Hütten der Obern Ginanzalp (2268 m) begleiten
das enge Thal zwei bewaldete Hänge, deren rechtsseiti-
f;er bis zur Eggstafel (2090 m) aufsteist, während der
inksseitige die Grenze gegen das Thal des Gorbatbaches
bildet, der auf der Eischolalp entspringt und zwischen
den Maiensässen von Fischöl und Unterbäch in den Mäh-
lebach mündet. Zwischen den auf ho-
hen Terrassen lieffenden Gemeinden
Fischöl und Unterbäch verengt sich
das von S.-N. streichende Ginanzthal
zur tiefeingeschnittenen und von ho-
hen Felswanden befflJBiteten Schlucht,
in deren oberem Abschnitt der Bach
mehrere Mühlen treibt und die unter-
halb des Weilers Turtig gegenüber dem
Flecken Raron in 650 m von links ins
Rhonethal ausmündet. In dem 8,5 km
langen Ginanzthal liegen die einst ab-
gebauten Silberminen von Eiscbol.
1286 : Guinals.
QINQIN8 (Kt. Waadt, Bez. Nyon).
545 m. Gem. und Dorf, am O.-Fussder
Dole, an der Strasse Crassier-Tr^iex-
Luins; 5,3 km nw. der Station Nyon
der Linie Lausanne-Genf. Strassen nach
Eysins-Crans, Nyon und Saint Cergues.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; rost-
wagen Nyon-Grens-vTrölex. Gemeinde.
ausser dem Dorf noch mehrere Häu8e^
gruppen umfassend : 68 Häuser, 377 re-
form. Ew.; Dorf : 49 Häuser, 285 Ew.
Bildet zusammen mit Chdserex, Grens
und Tr^lex eine gemeinsame Kirchjie-
meinde. Landwirtschaft. Säge, Höh-
len. Ausgedehnte Gemeinde, die über
die Kette der Dole hinübergreift und
zu einem grossen Teil Waldungen und Sennberge um-
fasst. Gingins ist der Hauptort desjenigen der 4 Kreise
des Bezirkes Nyon, der dessen Zentrum und SW. um-
fasst und die Gemeinden Gingins. Borex, Ch<^serex, Gras-
sier, Dui liier, Eysins, Givrins, Grens, La Rippe, Saint
Cergues, Signy-Avenex und Tr^lex in sich begreift. Zu-
sammen 3048 reform. Ew. Am Jurafuss bei Gingins xahl-
reiche langgestreckte Moränenzüge, deren Gesteinström-
mer im Gegensatz zu den tiefer unten liegenden aus-
schliesslich alpinen Gletscherablagerungen der Hauptsache
nach aus dem Jura stammen. Dem Alter nach gehören
diese Moränen dem Schlüsse der eiszeitlichen Verglet-
scherungen an, da sich der grosse diluviale Rhonegletscher
bereits wieder in die Senke des Rhonethaies und Genier-
sees zurückgezogen hatte. In der Nähe des Dorfes aind
römische Gräber und Münzen aufgefunden worden.
Schloss, 1440-44 erbaut und im 19. Jahrhundert wieder
restauriert. Gingins war vor Zeltender Mittelpunkt einer
GIN
610
307
bedeutenden Herrschaft, die mehrere benachbarte Dörfer
umfasste, in der Folge jedoch durch Vergabung und Ver-
kauf einzelner Teile uierklich kleiner ward. Im Laufe des
16. Jahrhunderts ging das Schloss aus dem Besitz der
Herren von Gingins in andere Hände über und war im
18. Jahrhundert Eigentum der Edeln von La Fl^chöre,
um dann im 19. Jahrhundert wieder an das Geschlecht
derer von Gin^ins d'fcl^pens zurückzukommen. Die Her-
ren von Gingins spielten s. Z. im Waadtlande keine un-
bedeutende Rolle und besassen ausser ihrer Stamm-
herrscfhaft auch noch andere Ländereien, wie z. B. die
Baronien von Le Chätelard und La Sarraz (diese letztere
bis in unsere Tage). Einer der ersten Eigentümer der
Herrschaft war £tienne de Gingins, bekannt als Mitbe-
gründer des in der Nähe liegenden Klosters Bonmont
ril20). Mehrere andere Glieder der Familie bekleideten
die VSTürde eines Abtes von Bonmont, so z. B. Aymon, der
1M3 zum Bischof von Genf erwählt, aber nicht bestätigt
worden ist. Andere dienten als Offiziere in den Armeen
aller europäischen Mächte. Als einer der ersten Ge-
schichtschreiber der Waadt hat sich Fr^^ric de Gingins
(1790-1863) ausgezeichnet.; In der Umgebung von Gingins
rand im Oktober 1535 ein Kampf zwischen Truppen des
Herzoges von Savoyen und eidgenössischen Freischärlern
statt. Zu dieser Zeit wandte sich nämlich das vom Herzog
von Savoyen und dem sog. Löffelbund (Chevaliers de la
Cuiller) bedrängte Genf vergeblich um Hilfe an Bern,
worauf der Genfer Sendbote Claude Savoye den Bieler
Feldhauptmano Jakob Wildermeth und einige andere
Führer zu gewinnen verstand, die sofort im Bemer See-
land und der Grafschaft Neuenburg Freiwillige zu einem
Kriegszuge warben. Als diese 400 Mann starke Truppe
auf mrem Marsch nach Genf in die Nähe von Gineins
kam, traf sie auf 4000 im Hinterhalt liegende Savoyarden,
die trotz ihrer Uebermacht vollständig geschlagen wur-
den. Nun leffte sich Bern ins Mittel, befanl die Auflösung
der unter Wildermeth stehenden Freischaar, erwirkte
den Ruckzug der dieser entgegeneilenden Genfer Trup-
pen und veranlasste den Herzog von Savoyen zum Ab-
schluss eines WaCfenstill Standes mit Genf.
QINIE8SE (Kt. W^allis, Bez. Harens, Gem. Ayent).
1730 m. Gruppe von Hütten, am S.-Hang der Pointe
d'Hermence, in einer kleinen rechtsseitigen Verzweigung
des Thaies der Liene und 2 Stunden n. Ayent.
QIOET (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Quinto).
1200-1800 m. Alpweide mit Gruppe von 21 Hütten, am
FuBswe^ über den Passo Sassello und 2 Stunden s. über
der Station Ambri-Piotta der Gotlhardbahn. Fettkäse.
QIONA (Kt. Tessin, Bez. Locarno). Beträchtlicher
Wildbach des Val Vedasca; entsteht auf Boden der Ge-
meinde Indemini am W.-Hang des Monte
Tamaro in 1620 m aus der Vereinigung der
vom S.-Hanff des Monte Gambarogno und
aus dem Val del Pianascio herkommenden
Quellbäche, nimmt 3 km tiefer unten den
Wildbach des Val Laverato auf, tritt auf ita-
lienischen Boden über und mündet nach 12
km langem Lauf (wovon 9 auf italienisches
Gebiet entfallen) in der Richtung nach SW.
zwischen Maccagno Superiore und Maccagno
Inferiore in 19/ m in den Langensee. Der
Wildbach ist auf der Strecke vom Dorf Lozzo
bis unterhalb Garabiolo kanalisiert, liefert
der neuen elektrischen Bahn Luino-Varese
ihre Triebkraft und versorgt die Stadt Luino
mit elektrischem Licht.
QIORNICO, deutsch Irnis (Kt. Tessin,
Bez. Leventina). 395 m. Gem. und Pfarrdorf,
am Tessin, an der Strasse Airolo-Biasca-
Bellinzona. Station Giomico der Gotthard-
bahn 3 km nw. vom Dorf. Postbureau, Tele-
graph; Postwagen nach der Station Bodio.
Gemeinde, mit Ogazzo. Cribiago, Castello u.
Altirolo : 173 Häuser, 768 kathol. Ew. ; Dorf :
112 Häuser, 513 Ew. "Wein- und Wiesenbau,
Viehzucht. Granitbrüche. Die zum grössten
Teil am linken Ufer des hier schäumend über
grosse Felstrümmer rauschenden Tessin gelegene Ort-
schaft ist von schönen Wiesen, Kastanien hainen u. Wein-
lauben umgeben. Nahe dem Dorf hat man zur Aufbewah-
rung des Weines in mehreren mächtigen Felsblöcken, die
von einem einstigen Bergsturz herrühren, prächtig kühle
Giornioo mit Umgobungen.
Keller (ffrotti) angelegt. Mitten im Dorf ein alter Turm,
letzter ueberrest einer im Mittelalter dem Bischof Atto
von Vercelli eigenen Burg. Am rechten Ufer des von
zwei malerischen Brücken überspannten Tessin die in
romanischem Stil gehaltene prächtige Kirche des h. Ni-
kolaus, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. In der mit
grossen Felsblöcken übersäten Ebene der Sassi Grossi s.
Giomico fand am 28. Dezember 1478 der berühmte Kampf
statt, in welchem 600 Eidgenossen unter der Führung
des Urners Tro^er, des Luzerners Frischhans Theiling
und des aus Giornico selbst stammenden Stanga die
15 000 Mann starke Armee des Mailänder Herzoges Sforza
vernichteten. Nahe dem Dorf bilden die Wildbäche
Folda, Barolgia und Cramosina schöne Wasserfälle. SW.
über Giomico der von hier aus in 6 Stunden zugängliche
Poncione Cramosino oder Miligori (2722 m) mit glänzen-
der Aussicht. In einem aus der Eisenzeit stammenden
Grab bei Giornico hat man eine mit Ornamenten ge-
schmückte prachtvolle Bronzeurne gefunden, die jetzt im
schweizerischen Landesmuseum in Zürich aufbewahrt
wird.
QIOVA (Kt. Graubimden, j^ez. Moesa, Kreis Calanca,
Crem. Busen). 1000 m. Weiler, auf einer Terrasse zwischen
Giornico von Süden.
der Calancasca und der Moesa, 2 km s. Busen und 10,5
km nö. über der Station Castione der Gotthardbahn. 11
Häuser, 36 kathol. Ew. italienischer Zunge. Alpwirtschaft.
308
GIO
GIR
Periodische Auswanderung. Schöne Aussicht auf die Tes-
sinebene um Bellinzona. Erst 1899 durch bdndnerischen
Grossratsbeschluss von der Gemeinde
San Vittore (Kreis Roveredo) abgetrennt
und der Gemeinde Busen angegliedert.
GIOVO oder ClOU (ALPE DI)
(Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem. Malva-
glia). 1600-2370 m. Alp weide mit
Gruppe von 39 Hütten (m 2010 m),
5 Stunden nö. über Malva^lia und 12
km nnö. über Biasca. Mit etwa 100
Kühen und 150 Ziegen befahren und
im Sommer von 80 kathol. Personen
bewohnt. Butter und Käse.
GIOVO (MADONE DI) (Kt. Tes-
sin, Bez. Locamo und Valie Maggia).
2264 m. Felsgipfel, in der Kette zwi-
schen Maggia- und Yerzascathal, 6-7
Stunden ssw. über Brione und 6 km
nö. Maggia. Umrahmt mit seinen Nach-
barn als schöner Felsenzirkus den
obersten Abschnitt des Val Salto und
der Alp weide Adegua.
Gl PF (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg,
Gem. Gipf-Oberfrick). 365 m. Dorf, am
Sisselenbach, 600 m nw. Oberfrick und
900 m sw. der Station Frick der Linie
Zürich-Brugg-Basel. Postbureau, Tele-
phon ; Postwagen Frick-Oberhof. 89 Häuser, 416 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Frick. Ackerbau und Viehzucht. Auf
dem Hom£ßrg, Enzberg und der Egg hat man römische
Mauerüberreste, Backsteine und Münzen aufgedeckt. Auf
der Egg soll der Yolksüberlieferung nach einst eine alte
Stadt gestanden haben.
GIPPINGEN (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem. Leug-
ffem). 322 m. Dorf, am linken Ufer der Aare, 1 km n.
Leuggem und 4 km nw. der Station Döttingen-Klingnau
der Linie Turgi-Koblenz- Waldshut. 46 Häuser, 257 kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht.
GIP8ERA (Kt. Freiburg[, Bez. Sense, Gem. Plaffeien).
1050 m. 2 Häuser, am Austritt der Warmen Sense aus dem
Schwarzsee ; 1,5 km n. vom Heilbad am Schwarzsee, land-
schaftlich schön gelegen. 26,5 km so. Freiburg. Im Som-
mer Postwagen Freiburg-Plaffeien-Schwarzsee. 15 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Am Schwarzsee Gipsgruben, deren
Material von Baumeistern und Landwirten sehr geschätzt
wird.
GIR oder GIREN8PITZ (Kt. St. Gallen. Bez. Ober
Toggenburg). 2171 m. Gipfel ; in dem vom Säntis nach
SW. auszweigenden und dann nach S. über die Flisalp
bis zum Hundstein sich fortsetzenden kurzen Felskamm.
Mit dem Ausdruck Gir bezeichnet man im Dialekt der
deutschen Schweiz den Lämmergeier und andere grosse
Geierarten ; er findet sich allein oder in Zusammensetzun-
gen noch in manchen Ortsnamen und auch als Familien-
name (in der Form Gir oder Gyr z. B. in Einsiedeln und
Zürich).
GIRANIGA oder KIRANIGA (Kt. Graubünden, Bez.
Glenner, Kreis Ruis, Gem. Obersaxen). 1290 m. Gruppe
von 6 Häusern, am N.-Hang des Piz Sez Ner, 1 km sw.
Maierhof und 12,5 km wsw. über der Station Ilanz der
Linie Chur-Ilanz. 29 kathol. Ew. deutscher Zunge. Alp-
wirtschaft.
GIRARD (BOI8) (Kt. Freiburg, Bez. Brove, Gem.
Montagny les Monts). Häuser. S. den Art. Bois Girard.
GIRARD (LA COMBE) (Kt. Neuenburg, Bez. und
Gem. Le Locle). Thal. S. den Art. Combe Girard (La).
GIREN (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Wiaen).
405 m. Gruppe von 4 Häusern, nahe einem kleinen See,
500 m nw. Widen und 3,2 km nö. der Station Bremgarten
der Linie Wohlen-Bremgarten. 25 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Bremgarten. Wiesenbau und Viehzucht.
GIREN (IN DER) (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Tog-
genburg, Gem. Flawil). 693 m. Gruppe von 4 Häusern,
auf einer Anhöhe 1,8 km so. der Station Flawil der Linie
Zürich- Winterthur^St. Gallen. 31 reform. Ew. Viehzucht.
Stickerei.
GIRENBAD (iEU88ERE8) (Kt. Zürich, Bez. Win-
terthur. Gem. Turbenthal). 720 m. Heilbad, am S.-Hanff
des Schauenbergs und 1 ,7 km n. der Station Turbenthal
der Tössthalbahn ( Winterthur-Wald). Telephon. 3 Häuser,
15 reform. Ew. Zwei benutzte Mineralquellen.
Oiranbad mit TOssthal, von Norden bar gesehen.
GIRENBAD (INNERE8) (Kt. Zunch, Bez. u. Gem.
Hinwil). 790 m. Kleines Dorf,- am SW.-Hang des Allmano
und am NW.-Fuss des Bachtel, in einer Bergmulde ob
Hinwil, 2 km nö. der Station Hinwil der Linien Uerikon-
ßauma und Effretikon-Wetzikon- Hinwil. Telephon. 20
Häuser, 108 reform. Ew. Heilbad (781 m) mit erdiger
Schwefelquelle. Grosse Waldungen, schöne Baum^ärten.
Prächtige Aussicht in die Berge und auf den Zünchsee.
GIRENDORF (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Tug-
ffen). 506 m. Weiler, am S.-Hang des Untern Bucht>erges ;
1,8 km sw. Tuggen und 2,5 km nö. der Station Siebnen-
Wangen der Linie Zürich-Glarus-Linthal. 12 Häuser, S)
kathol. Ew. Obstbau. Viehzucht.
GIREN8PITZ oder GIRE8PITZ (Kt. AppenzeH I.
R.). 2450 m. Gipfel, nach dem Säntis der höchste Punkt
der Appenzeller Alpen, 350 m nw. vom Säntisffipfel u. 6-7
Stunden sw. über dem Flecken Api>enzell. Nachdem die
Siegfried karte die Kantonsgrenze zwischen Appenzell und
St. Gallen über den Girenspitz gelegt hatte, wurde sie
auf Klage des Kantons Appenzell A. R. vom schweizeri-
schen Bundesgericht vom Säntisgipfel in fferader Linie
zum Graukopf gezogen. Wie der Säntisgipfel selbst be-
steht auch der des Girenspitz aus Seewerkalk, der aber
hier nicht wie dort ein Gewölbe, sondern einen nach SO.
einfallenden Isoklinalkamm bildet. Darunter folgen in
mehrfacher Wiederholung Neocom und Urgon, deren
nach NW. steil abbrechende Schichtköpfe durch Rasen-
bänder gegliedert sind und so einen aeutlichen Stufen-
hang bilden, an dem man neben kleineren Absätzen sehr
schön drei hohe Stufen und zwei breite Terrassen unter-
scheiden kann. Vergl. den Art. Säntis.
GIREN8PITZ(Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg).
2171 m. Gipfel. S. den Art. Gm.
GIREN8PITZ (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
1887 m. Terrassierter Felsgipfel, in der Kette des Alvier
und in dem von der Gauschla oder Kammegg nach 0.
gegen Oberschan ziehenden Kamm. Am steilen S.-Hang
die Schauer Alp Arlans.
GIREN8TOCK(OBER und UNTER) (Kt. Luzem,
Amt Willisau, Gem. Luthem). Häuser. S. den Art. GiR-
STOCK (Ober und Unter).
GIRIDONE (Kt. Tessin, Bez. Locarno). Gipfel. S. den
Art. Gridone.
GIRI88CHACHEN oder 8CHACHEN (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. ßurgdorf). 543 m. Gruppe von 7 Hio-
sern, am S.-Fuss der Düttisoerghöhe und am rechten
Ufer der Grossen Emme j 1,5 km nö. der Station Burgdorf
der Linie Olten-ßem. 67 reform.. Ew.
GIRITZ. In der deutschen Schweiz üblicher mund-
artlicher Ausdruck für den Kibitz und ihm verwandte
Vogelarten. Besonders in der Form Giritzenmoos in den
Kantonen Zug, Aargau, Solothum und Luzern als Be-
GIR
Gm
809
Zeichnung für ein von Kibitzen und seinen Verwandten
belebtes sumpfiges Gebiet öfters vorkommend. Diese Gi-
ritzenmoose spielen in der Volksüberlieferung eine ge-
wisse Rolle. (Vergl. darüber das Schweiz. Idiotikon.
Bd 4).
GIRITZENM008 oder GRITZENM008 (AUS-
SER und INNER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Neu-
enkirch). 555 m. Bauernhöfe, an einem kleinen rechts-
seitigen Zufluss zur Aa, 2 km ö. der Station Sempach der
Linie Luzem-Olten. 3 Häuser, 25 kathol. Ew. Kirchffe-
meinde Sempach. Acker- u. Obstbau. Viehzucht. Kapelle.
GIRLANG (Kt. Solothurn, Amtei Thierstein, Gem.
Beinwil). Kleines Thal. S. den Art. Girlend.
GIRLEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Togffenburg, Gem. Ebnat). 1140-1020 m. 3 Häuser und
mehrere Hütten, auf den Höhen zwischen 2 kleinen links-
seitigen Neben thälem zum Toggenburg zerstreut gelegen ;
2,5 km sw. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburger-
baho. 14 reform. Ew. Alpwirlschaft.
GIRLEND oder GIRLANG (Kt. Solothurn, Amtei
Thierstein, Gem. Beinwil). Kleines tertiäres Synklinal-
thal, zwischen der Kette der Vorburg oder Les Hangiers
im N. und derjenigen des Trogberges im S. Wird von
der Lüssel (Petite Lucelle) auf der Laufstrecke zwischen
Titterten 907 m.
Heerestpieißl. 1 : 85000
Geologischer Querschnitt durch die Mulde von Girlend.
1. Aargauer Nagelflnh; 2- Sande mit Ostrea craasissima; 3. Oligocäne Kalke;
4. Oligocäne Molasse; 5. Bolus u. Bohnerzbilduiig; 6. Sequan; 7. Ranracien-
ArgoTien; 8. Oxford; 9. Gallovien; 10. Mittlerer Dogger.
ihrem Austritt aus der wilden Schlucht bei Beinwil und
vor ihrem Eintritt in die nicht minder malerische
Schlucht von Erschwil der Länge nach durchzogen. Der
tiefste Punkt des Thälchens W^ mit 518 m 2 km so.
Erschwil und 2 km nw. Beinwil. Das n. Thalgehänge
bilden die Rauracienkämme des Hüngeler, Titterten und
Frauenholz, die vom Meierhof Käsel an gegen den Meltin-
gerberg hin in mergelig-kalkige Argovienkämme über-
gehen. Im S. wird die Mulde ebenfalls von Argovienkäm-
men begleitet, die die Schichten der Oxford-Combe der
Säge Bemwil normal überlagern. S. über Girlend sieht
man noch den Uebergang der koralliffenen Rauracien-
schichten des Hüngeler in die pelagische Facies der Ar-
govienkalke. Die Mulde von Girlend selbst ist mit tertiä-
ren Schichten ausgekleidet, die am Ufer der Lüssel (w.
Sonnenhalb und am Tönilöchli) in schönem Profil zu
sehen sind. Die Aargauer Nagelfluh der tortonischen Stufe
liegt hier diskordant auf Schichten des mittleren Miocän
mit Otlrea crassissinia und auf den oligocänen Kalkmer-
geln mit Helix Ramondi. Dieser Ueberrest von tertiärem
Gestein ist wie die in den Mulden von beinahe allen Höhen
am Beinwil und die Hohe Winde noch versteckten ana-
logen Vorkommnisse für die Orog[enie des Juragebirges
von Bedeutung und zeigt uns, wie ausgibig in diesem
Gebiet, das weitaus stärker zerschnitten und dislociert
ist als andere Teile der Kette, die tertiäre und quatemäre
Erosion bearbeitet hat. Mit Hinblick auf die hier so wohl
ausgebilofete 'Nagelfluh, die Gerolle von allen jurassischen
Felsarten bis zum Muschelkalk hinunter und auch noch
einige vom Schwarzwald stammende gerundete Geschiebe-
fraemente von Buntsandstein und Porphyr enthält, ist es
wohl möglich, dass dieses Gebiet schon zu Ende der^Oli-
gocänzeit von der Erosion bis zu einem gewissen Grad
zerschnitten gewesen ist. Die gleichen Schichten hat man
auch beim Meierhof Devant la Malt, bei Vermes und
weiter n. um Laufen gefunden. Das Thälchen von Girlend
ist einsam und abgelten und enthält nur die vier Höfe
Girlend, Sonnenhalb, Tönilöchli und Rembis oder Imhof.
Wie überall auf den über dem Kloster Beinwil gelegenen
Höfen treiben auch hier die Bewohner hauptsächlich
Viehzucht.
GIROD (MONT) (Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem.
Champoz und Court). Sehr reffelmässig gebautes jurassi-
sches Gewölbe, w. der Kette aes Graitery und durch die
Klüse von Court von ihr getrennt. Der am Rand des Zir-
kus der Roches de Court liegende höchste Punkt (1037 m)
beherrscht die Klüse und gestattet eine weite Femsicht
in die Thäler von Münster und Tavannes. Sehr trockene
Sennberge mit etwas Wald und einigen armen Meier-
höfen. An dem zur Gemeinde Champoz gehörenden N.-
Hang der Kette, dem sog. Joux de Montgirod, stehen
dichte Waldungen. Hier in einer grossen Tasche im
oberen Jurakalk (Portland) ein bedeutendes Lager von
Quarzsand, der abgebaut und zur Glasfabrikation verwen-
det wird.
GIROGGIO (Kt. Tessin, Bez. und Gem. Lugano). 339
m. Gruppe von 3 Häusern und mehrere zerstreut gele-
gene Landhäuser, an den Schlingen (giro =
Schlinffe, Kehre) der über die Hohe von So-
rengo führenden Strasse ; 1,2 km s. vom Bahn-
hof Lugano. 19 kathol. Ew. Kirchgemeinde San
Lorenzo.
GIROUD (LA MONTAGNE) (Kt. Neuen-
burg, Bez. Val de Travers, Gem. Saint Sul-
?ice). 1081 m. Sennberge mit 2 Bauernhöfen,
km ö. Les Petits ßayards und 2 km nw.
der Station Saint Sulpice der Linie Neuen-
burg-Pontarlier. 20 reform. Ew. Landwirt-
schaft.
GIR8BERG od. GYR8BERG (Kt Thur-
ffau. Bez. Kreuzlingen, Gem. Emmishofen).
456 m. Schlossgut, am Hang des Seerückens
in schöner Landschaft, mit Ueberblick über
Konstanz, zwischen Emmishofen und Kastei,
2 km sw. Konstanz und 1,5 km s. der Land-
strasse Emmishofen-Tägerwilen. 4 Häuser. Te-
lephon. Gartenanlaffen, Reben und Wiesen. Bis
zum Jahr 1880 gan es zwei und vor 1869 bis
etwa zum Jahr 1400 zurück drei Schlösser bei
Emmishofen, die den Namen Girsberg trugen
u. zur Unterscheidung nach ihrer Lage Mittel, Unter und
Ober Girsberg geheissen wurdeni Heut6 sind Ober Girsberg
in Ebersberg (s. diesen Art.) u. Unter Girsberg in Brunn-
es;g (442 m ; 70O m s. der Landstrasse Emmishofen-Täger-
wilen; Schloss mit 4 weiterenGebäuden; das Ganze Depen-
dance der Heilanstalt für Nerven- u. Geisteskranke « Belle
Vue D in Kreuzlingen mit Parkanlagen, Reben und Acker-
feld) umgetauft. Der Name Girsberg bei Emmishofen
ist sehr silt ; Schloss und Hofgut Girsberg ffehörte um
1300 einem Zweige der auf Schloss Girsberg Bei Stamm-
heim sitzenden Freiherren von Girsberg. Zur Zeit der
Appenzellerkriege kam der Besitz an die Konstanzer Pa-
trizierfamilie von Blarer, unter welcher das Gut geteilt
wurde, so dass neben dem ursprünglichen Girsberg (das
jetzt den Namen Mittel Girsberg erhielt) noch die zwei
weiteren Schlösser Unter und Ober Girsberg entstanden.
Seither hat das Gut den Besitzer häufig gewechselt.
GIRSBERG (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen, Gem.
Waltalingen). 456 m. Gruppe von 5 Häusern, am S.-Fuss
des mit der Burg Girsberg gekrönten Hügels ; 2,4 km nw.
Waltalingen und 2,5 km nw. der Station Stammheim der
Linie Winterthur - Etzwilen - Singen. 24 reform. Ew.
Kirchgemeinde Stammheim. Die auf dem Moränenhügel
stehende Burg der in den Urkunden von 1232-1337 als
Dienstleute der Grafen von Kiburg genannten Edeln von
Girsberg stammt aus dem Mittelalter und hat von 1423
an bis in die Neuzeit hinein häufig ihren Besitzer gewech-
selt. Sie ist wohl erhalten und derart restauriert worden,
dass ihr Inneres durchaus modernen Charakter trägt.
1262 : Girsbergh.
GIR8TOCK oder GIREN8TOCK (OBER u. UN-
TER) (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Luthem). 710-
690 m. 3 Häuser, am linken Ufer der Luthem, 4 km n.
310
6IR
GIS
vom Dorf Luthem und 4,5 km s. der Station Hüswil der
Linie Langenthai- Wolhusen. Postwagen Lathem-Hüswil.
25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Luthern-Ufhusen. Acker-
und Obstbau, Hornvieh- und Schweinezucht, Milchwirt-
schaft«
GIRTANNE (Kt. Appenzell A. R., Bez. Yorderland,
Gem. Wald). 960 m. Gruppe von 8 Häusern, 500 m so.
Wald und 6 km sw. der Station Heiden der Bergbahn
Rorschach-Heiden. 61 reform. Ew. Wahrscheinlich die
usprüngliche Heimat des in der Stadt St. Gallen ver^
bürgerten Geschlechtes Girtanner.
GIRTANNER8BERG (Kt. St. Gallen, Bez. u. Gem.
St. Gallen und Bez. und Gem. Tablat). 730-750 m. Wai-
senhaus und Villenquartier, 1 km n. der Stadt St. Gallen;
schön gelegen. 18 Häuser, 140 reform. Ew.
GIS. In Zusammensetzungen häufig vorkommender
Ortsname der deutschen Schweiz ; sowohl als Personen-
dem Buchberg im S. und dem Bretschellenberg im N.
eingebetteten Thälchen, 600 m w. Langnau und S km
sw. der Station Heiden der Linie Luzern-Olten. 60 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Richenthal. Acker- und Obst-
bau, Viehzucht.
GI8I oder GI8IFL0HLI (Kt. Nidwaiden, Gem. Ober-
dorf). 580 m. Einsamer und von Wald umrahmter Banem-
hof, auf einer Terrasse am O.-Hang des Stanserhorns. Die
letzten Ueberreste eines auf steilwandigem Felskopf ste-
henden alten Burgturmes sind zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts verschwunden. Wahrscheinlich einst Stammsitz
der Ritter von Aa, Ministerialen des Klosters Murbach,
die in der mittelalterlichen Geschichte von Nidwal-
den eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Der
Begründer des Geschlechtes, Arnold von Aa, überbrachte
den Urnern 1231 im Auftrag von Heinrich VII. ihren
Freiheitsbrief. Nach der Befreiung der Waldstätte verliess
SoT^ä^iifn^ Truppen ^ . ,
i:S0OOO
^ D'^KÖandhk^r
kämpfe Q. Truppenbewegungen bei Gisikon am 23. November 1847.
name (Gisikon, Giswil etc.) wie als Appellativum (Gishal-
den etc.) gebräuchlich. Die Bedeutung des Ausdruckes
ist nicht mit Sicherheit festzustellen, doch nimmt man
gewöhnlich an, dass er gleichbedeutend sei mit gör =
Speer, Lanze, da er in der Tat einst vielfach einem in
eme Spitze auslaufenden Grundstück beigelegt wurde.
GI8ENHARD (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen, Gem.
Ossingen). 467 m. Weiler, an der Kreuzung der Strassen
F rauenfeld-SchafiThausen und Andelfingen-Stammheim,
2 km nö. der Station Ossineen der Linie Winterthur-
Etzwilen-Singen. Telephon. 13 Häuser, 65 reform. Ew.
Eine Ziegelei. Auf dem benachbarten Hügel des Häusli-
holzes vtnll man vor etwa 60 Jahren Mauerreste einer ein-
stigen Burg entdeckt haben. Im Wald Grabhügel.
GISENROTI (OBER und UNTER) (Kt. Zürich,
Bez. Horgen, Gem. Wädenswil). 625 und 620 m. Zwei
Gruppen von zusammen 10 Häusern, am rechten Ufer
des Aabaches und 1,5 km sw. der Station Wädenswil der
Linie Zürich-Glarus-Linthal. 77 reform. Ew.
GI8EN8TEIN(Kt.Bern,Amt8bez. Konolfingen). Gem.
und Dorf. S. den Art. Gysenstein.
GI8HALDEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Lang-
nau). 485 m. Gruppe von 8 Häusern, in einem zwischen
die Familie das Land und siedelte sich in Luzern an, wo
sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts erlosch. Die Barg
auf der cGiselonflue » ward schon 1343 zerstört.
GI8IGHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 3182 m. Gipfel.
8. Vorberg des Unterbächhoms, in der das Gredetschthal
vom Ober Aletschgletscher trennenden Kette ; nw. über
der Beialp, von wo aus er in etwa 4 Stunden erstiegen
werden kann.
GISIKON oder GISLIKON (Kt. und Amt Luieroj.
440 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Reuss, an
der Strasse Luzem-Cham-Zug und 8U0 m nö. der Station
Gisikon-Root der Linie Zürich-Luzern. Postbureau, Tele-
phon ; Postwagen nach Inwil-Eschenbach. 17 Häuser, 144
kathol. Ew. Kirchgemeinde Root. Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Nahe dem Dorf gedeckte Holzbrücke über
die Reuss. St. Niklauskapelle. Im Bauernkrieg von 1653
trafen die unter General Zwyer stehenden Urner bei der
Brücke von Gisikon auf die von Schybi befehligten Baoem,
die hier Schanzgräben aufgeworfen hatten. Am 3. JoÜ
griffen die Urner unter dem Schutz eines dichten Nebels
die Verschanzungen an, eroberten sie und trieben die
Bauern zurück. Doch drang Schybi am folgenden Tag
wieder vor, umging die durch einen kleinen Trapp Lo-
6IS
GIT
311
Aföhrfia//»
zeraer verstärkten Umer und zwang sie. sich nach Luxem
in Sicherheit zu bringen. Ebenfalls bei Gisikon fand auch
das letzte Gefecht im Sonder-
bundskrie^ statt, in dem hier
die eidgenossischen Truppen
am 23. November 1847 dem
Obersten v. Elgger, General-
stabschef der Truppen des
Sonderbundes, eine entschei-
dende Niederlage beibrach-
ten. 1299: Gisinkon.
GI8LIFI.UH (Kt. Aar-
gau, Bez. Aarau und ßrugg).
774 m. Langgestreckter Dog-
gerkamm mit ziemlich stei-
len Häneen und einem dar^
über aufsteigenden, nach N.
abbrechenden Felsgrat. Bildet die ö. Fortsetzung des an
der Staffelegg n. Aarau beginnenden Hombergs. Homberg
u. Gisllfluh werden im S. von der in einem durchschnittli-
chen Abstand von 1,5 km fliessenden Aare begleitet und
beherrschen auf der Strecke von ßiberstein bis Auenstein
die fruchtbare Aareebene mit ihren Aeckern, Weinbergen
und Wiesen. Die Gislifluh namentlich am S.-Hang ^t
bewaldet, wo die Buchenwälder bis zum Gipfelkamm hin-
aufsteigen. Prachtvolle Aussicht, auf Jura, Alpen und
Miltelland. Von Aarau aus in 1 Vi Stunden leicht zu be-
steigen. Der aus Liasmergeln und Keuper bestehende N.-
Hang des Bergzuges trägt zum grossem Teil Wiesen und
liegt auf Boden der Gemeinde Thalheim. Benannt nach
der h. Gisela, die einst am S.-Hang in einer Einsiedelei
mit Kapelle gewohnt haben soll.
GI8LIKON (Kt. und Amt Luzern). Gem. und Dorf.
S. den Art. Gisikon.
GI8WII. (Kt. Obwalden). Zivil- und Kirchgemeinde,
zwischen dem Samer- und Lun^emsee und an den Kan-
ton Luzern grenzend. Vom Lauibach und seinen zahlrei-
chen kleinen Nebenbächen durchflössen. Ward im ö. Ab-
schnitt von der Strecke Samen-Lungern der Brünigstrasse
und von der Bruniffbahn (Luzern-Brienz) durchzogen.
Auf Boden von Giswil die charakteristische Pyramide des
Giswilerstocks. Die Gemeinde zerfallt in 3 Abschnitte:
Grosstheil (500 m), mit den Weilem Bei der Kapelle. Hal-
ten, Linden und Muracker; Kleintheil (549 m), mit einem
Teil von Kaiserstuhl; Rudenz («508 m) mit Bei der Kirche,
einem Teil von Diechtersmatt und dem Dorf Rudenz.
Postbureau, Telephon. Station der Brünigbahn. Zusam-
men 340 Häuser, 1711 kathol. Ew. Viehzucht. Eine Par^
ketterie. Den Bemühungen von Dr. Halter ist es zu ver-
worden ist. Ums Jahr 900 Kisewilare. Römische Münzen.
GI8WILER8TÖCKE (Kt. Obwalden). Bergstock im
Gr.Roi3f/uh
Geologischer Querschnitt durch die GiswilerstOcke.
G. Rauchwacke; D. Dolomit; E. Dolomitschutt; K. Kreide; F. Flysch; M. Moräne.
Giswil mit dem Giswilerstock.
danken, dass 1850 das am Fusse des Kaiserstuhl lie-
gende ungesunde Aaried mit dem kleinen Rudenzersee
trocken gelegt und damit die Gegend fieberfrei gemacht
SW.-Abschnitt des Kantons, w. über dem Lungemsee und
6 km nnw. vom Brünigpass. Benannt nach dem n. unter
dem Lungemsee in der Thalebene gelegenen Dorf Giswil.
Der mächtige Felsstock ist bemerkenswert sowohl durch
sein wildes und zerrissenes Aussehen wie auch durch
seine isolierte Lage, die ihn zu einem weithin sichtbaren,
charakteristischen Berge stempelt, obwohl er sich nur auf
eine Höhe von 2014-^6 m erhebt. In orographischer
Hinsicht kann man am Stock drei Teile unterscheiden:
a) den Giswilerstock im engern Sinne, der als schmaler
mehrfach gezackter Grat von NO.-SW. ansteigt und mit
der Schafnase (2014 m) abschliesst; h) die massige Ross-
Muh (2076 m), s. der Schafnase und von ihr getrennt durch
die Furgge (1915 m), von der aus beide Gipfel (Schafnase
und Rossfluh) gewöhnlich bestiegen werden; c) den noch
weiter nach S. ffelegenen kurzen und schmalen Felsgrat
des Mändli (206e m), den der Kringenpass (1915 m) von
der Rossfluh trennt. Die durch die genannten Passüber-
gänge zweimal unterbrochene Kammlinie bildet einen
stumpfen Winkel, dessen Scheitel an der Schafnase liegt.
Seinem geologischen Aufbau nach ist der gesamte Berg-
stock eine isolierte exotische Felsmasse ohne inneren
Zusammenhang mit ihrem Untergmnd, d. h. eine mitten
in kretazischen und tertiären Bildungen stehende tria-
sische Dolomitklippe, deren Fuss in dolomitischen Sturz-
schutt eingehüllt ist. Die GiswilerstOcke bilden damit ein
Glied der vom Rhein thal bis zum Thunersee dem N.-Rand
der Alpen folgenden Reihe von Klippen, der u. a. auch
die Mythen, das Buochserhorn und Stanserhorn ange-
hören ; sie können aufgefasst werden als Mittelglied zwi-
schen den völlig isolierten, eigentlichen Klippen ö. von
ihnen und der kettenförmiffen Entwickelung dieser exo-
tischen Massen w. von ihnen (Roman-
ische Präalpen und Chablaiszone). Das
Klippenphänomen wird jetzt meist durch
eine von S. her gekommene Ueber-
schiebung erklärt (vergl. Art. Alpen.
Bd. I, S. 53). Zur Deutung der Giswiler-
stOcke im Speziellen nimmt Hugi neuer-
dings zwei aufeinanderfolgende Ueber-
schiebungen an, deren erste von N. her
und deren diese erste z. T. über-
deckende zweite von NW. her gekom-
men sein soll. Das beigegebene Profil
zeigt uns den Aufbau der GiswilerstOcke
und namentlich auch die Auflagerung
von triasischem Dolomit auf dem eocä-
nen Flysch und den Kreideschichten
mit helvetischer Fazies. Vergl. auch das
Profil zum Art. Emmengruppe. Näheres
s. bei: Hugi, Em. Die Klippenregion
von Giswil, Zürich 1900.
GIT (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez.
Vorderrhein). 2970 m. Schöne kleine
Felspyramide, in der vom Piz Blas
nach N. abzweigenden und das Val
Nalps und Val Gornera (die zwei
obersten rechtsseitigen Nebenthäler des
Vorderrheinthaies) von einander tren-
nenden Kette. 11 km ssw. über Se-
drun und 8 km ssö. über Tsrhamut. Weni^ bekannt
und selten bestiegen ; von der Ufiernhütte aus in 3 Stun-
den zugänglich.
312
61T
GIU
aiT (PIZ) (Kt. Graubanden ond Uri). Gipfel. S. den
Art. DOSSISTOCK.
GITSCHEN (Kt. Uri). Gipfel. S. den Art. Gitschen-
STÖCKE*
QIT8CHENEN (Kt. Uri). 1950^1730 m. Kleines Thal,
2 km lang und vom eleichnaraigen Bach, einem links-
seitigen Zufluss zum Sulzihalerbach, entwässert; 5,5 km
WSW. über Jsenthal. Liegt am S.-Hang des Rissetestockes
und steigt nach 0. ab, um sich mit dem Sulzthal zu ver-
einigen. Alpweiden.
GIT8CHEN8TÖCKE (Kt. Uri). 2752-2521 m. Fels-
kette, O.-Flanke der Gruppie des Uri Rotstockes, steigt
als mächtige Felswand über dem bei Seedorf ins Reussthal
ausmündenden Gitschenthal auf und trägt als charakteris-
tischen Gii>fel den Gitschen (2521 m), der in kühnem
Schwung sich aus dem Umersee erhebt. Von hier aus
zieht der Kamm nach SSW., um sich am Punkt 2752 m
mit der Felsmauer des Blackenstockes zu vereinigen.
Nach N. fällt der Kamm zum Kleinthal, einer Verzwei-
gung des Isenthales ab, das zu oberst von einem pracht-
vollen Felsenzirkus umrahmt ist. Dieser zieht vom Git-
schen zum Schlieren (N.-Schulter des Uri Rotstockes)
und trägt den Kleinthalfim, von dem aus der Gitschen
wenig steil aufsteigt und leicht bezwungen werden kann.
Vom Umersee aus gesehen, scheint der Gitschen mit dem
Uri Rotstock zusammen nur einen einzigen Stock zu bilden.
Das Ganze ist eine sehr charakteristische Hochgebirgs-
gruppe.
GITSCHENTHAL (Kt. Uri). 2700-445 m. Steiles
Thal, am S.-Fuss der Gitschen stocke (Gruppe des Uri Rot-
stockes), dessen Bach, der Brunnibach, an den Felshängen
zwischen den Gitschenstöcken und dem Blackenstock ent-
springt und mit enger Schlucht auf das Reussthal aus-
mündet, wo er den Namen Baiankenbach annimmt und
nahe Altorf von links sich mit der Reuss vereinigt. Das
Gitschenthal im obem Abschnitt mit Alpweiden bestanden,
tiefer unten bewaldet. Steht über den zum Surenenpass
fährenden Waldnachtergrat mit dem Waldnachtthai in
Verbindung.
GITTAZ oder GITTE8 (BOI8 D'HAUTE8) (Kt.
Waadt, Bez. Grandson). 1100-1500 m. Waldung, 4 km
lang ; am NW.-Hang der Aiguilles de Baulmes, zwischen
den zwei über Les Gittes und über den Mont de Baulmes
von Sainte Croix nach Baulmes führenden Wegen. Steil
und mit Felswänden durchsetzt, tiefer unten sanfter ge-
böscht und Chantelet geheissen.
GITTE8 (LE8) oder GITTAZ (Kt. Waadt, Bez.
Grandson, Gem. Sainte Croix). Zwei Gruppen von Häusern,
auf einer kleinen Hochfläche zwischen dem Mont des Cerfs
und dem Kamm der Aiguilles de Baulmes. Les Gittes
Dessous (1244 m) 2,5 km sw. Sainte Croix und Les Gittes
Dessus (1290 m) 1 km weiter nach S. gelegen. Beide Sie-
deluneen an dem von Sainte Croix um das SW.-Ende der
Aiguilles nach Baulmes fuhrenden Weg. Mit einigen
weiteren Höfen zusammen 18 Häuser, 122 reform. Ew.
Hier die einzige nennenswerte Quelle des ganzen Ge-
bietes.
GITZIFLUH (Kt. Solothurn, Amtei Lebern). 1330 m.
Gipfel, höchster Punkt des Sequankammes der Geissfluh
Ö^eissensteinkette), n. über Lommiswil und nw. über
berdorf bei Solothurn. S.-Hang bis hinauf zum Felsgrat
völlig bewaldet, N.-Hang steil und kahl. Bildet die ö.
Fortsetzung der Hasenmatt (1447 m) und kann auf einem
sehr steilen Fussweg in 2 Stunden bestiegen werden.
Schöne, ungefähr derjenigen der Hasenmatt entspre-
chende Aussicht auf das Mittelland um Solothurn, aurden
Alpenkranz, die Vogesen und den Schwarzwald. Erhebt
sich über dem schönen, von einem Halbkreis von Dogger-
felsen eingefassten liasischen Zirkus der Klus von Ober-
dorf. Am N.-Fuss der Gitzifluh in einer Argoviencombe
das sog. Welschweffli, ein einst stark begangener Fussweg
von Court nach Solothurn. Gitzi = Ziege.
GITZIFURGGE (Kt. Wallis, Bez. Leuk und West
Raron). 2930 m. Passübergans, zwischen den hohen Fels-
wänden des Balmhoms und Ferden Rothoms ; verbindet
Leukerbad über den Dala- und den Lötschbergglelscher
mit dem Lötschenpass (5 Stunden) und mit Ferden im
Lötschenthal (6V« Stunden).
GITZI8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2466 m. Kleiner Felszahn, zwischen Mückenthälispitz und
Lauenzughom (dem äussersten NW.-Pfeiler der Kette des
Pischahornes) ; 4-5 Stunden so. über Klosters.
GIU (CIMA) (Kt. Tessin, Bez. Blenio). 2369 m. Gipfel,
NW.-Pfeiler des zerrissenen Kammes, der vom Rhein Wald-
horn nach W. abzweigt und sich dann in derRichtunff nach
NW. zwischen das Carasina- und Bleniothal einsd^iebt ;
etwa 5 Stunden ö. über Olivone. Endigt ö. über dem
Brenno. Ein n. vor ihm stehender Felskopf wird auf drei
Seiten vom Wildbach des Val Carasina umflossen.
QIUBIA8CO (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 249 m.
Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Morobbia und
nahe deren Mündung in den Tessin, an der Strasse Bei-
linzona-Lugano und 2,5 km sw. Bellinzona. Station der
Linien Bellinzona-Lugano-Chiasso, Bellinzona-Luino und
Bellinzona-Locamo. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Bellinzona-Giubiasco-Carena. Gemeinde, nüt
Laro, MoHiy Palasio, Pedevilla und San Rocco: 349 Hauser,
1722 kathol. Ew. ; Dorf: 198 Häuser, 1017 Ew. Acker- und
Weinbau, Viehzucht. N. vom Dorf grosses Elektrizitäts-
werk (Turbinen mit 2000 Ht^), das Bellinzona mit Kraft
und Licht versorgt. Eine Säge und 4 Mühlen. Giubiasco
ist Kreishauptort und hat zwei grosse Viehmärkte, die
mit Tessiner, Urner, Schwyzer, Graubündner und Glamer
Vieh beschickt werden und auf denen die Grossbauem
der Lombardei ihren Viehbestand zu ergänzen pflegen.
Grosses Gräberfeld aus der zweiten Periode der Eisenzeit,
wo Fibeln, prachtvolle Gürtelketten und besonders eiserne
und bronzene Helme, sowie andere Bronzege^nstände
mit lepontischen Inschriften gefunden worden sind. Alle
diese Funde werden jetzt im eidgenössischen Landes-
museum in Zürich aufbewahrt
GIUBINQ(Kt. Tessin und Uri). 2770 m. Gipfel, im ö.
Abschnitt des Gotthardmassives, im Winkel zwischen Val
Torta, Val Canaria und Unteralpthal und von allen diesen
Thälem aus leicht zugänglich ; 5,5 km ö. über der Gott-
hardpasshöhe und 5-6 Stunden nnö. über Airolo. Ueber
dem das Val Torta mit dem Unteralpthal verbindenden
Passo della Sella und dem vom Unteralpthal ins Val Ca-
naria führenden Unteralppass.
QIUF (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis Di-
sentis, Gem. Tavetsch). 1571 m. Alpweide mit Gruppe
von etwa 15 Hütten und einer Kapelle, kk einem kleinen
linksseitigen Nebenast zum Tavetsch ; 1,5 km sw. Hurras.
Giuf, vom latein. jugum = Joch, Pass.
QIUF (PIZ) oder 8CHATTIQ WiCHEL (Kt. Grau-
bünden und Uri). 9008 m. Gipfel mit 3 Zinnen, auf deren
einer ein Steinmann steht; in der S.-Kette der Tödigruppe
und zwischen dem Oberalppass, Fellithal und EtzHtnal,
10 km nö. über Andermatt. Mit dem Namen des Pix Giuf
wird manchmal auch der ganze Gebirgsstock zwischen
Oberalp- und Krüzlipass bezeichnet, der u. a. folgende be-
deutendere Gipfel tragt : Piz Sumval (2983 m), Piz Tiarms
(2915 m), Crispalt (9080 m), Piz Ner (3050 m), Schattig
Wichel (auf einer n. Verzweigung), Sonnig Wichel (9S10
m) und Bristenstock (9074 m). Ueberall wenig verglet-
schert, indem man nur kleine Hänge^letscher und einige
Firnfelder trifit. Die |;anze Grup{>e wird wie der Piz Giuf
im Besonderen von Zürcher Touristen ziemlich häufig be-
sucht; dieser letztere kann vom Fellithal, Etzlithal, Ober-
alppass und Tavetsch (Tschamut und Sedrun) aus be-
stiegen werden, am bequemsten von Tschamut aus in 6
Stunden.
GIUF (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein).
2567-1360 m. Enges kleines Thal; steigt vom Piz Giuf
steil nach SO. ab und mündet bei Ru^ras, 2 km oberhalb
Sedrun, ins Tavetsch (oberster Abschnitt des Vorder-
rhein thales) aus. Im obersten Abschnitt z. T. verglet-
schert. Austiegsroute auf den Piz Giuf, Piz Ner, Crispalt
und andere benachbarte Gipfel.
GIUFAULTA (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg).
Gem. und Dorf. S. den Art. Rotenbrünnen.
QIUFPLAN (Kt. Graubünden, Bez. Münsterthal.
Gem. Cierfs). 2354 m. Grosse Alpweiden, am W.-Hang
des Piz Daint, an der Grenze gegen Italien und am Fuss-
weg Alpe Buffalora-Val Mora. 5,5 km sw. Cierfs.
GIUMAGLIO (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). 383 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Val Maggia und am linken Ufer
der Maggia ; am Eingang ins Val Giumaglio, dessen Bach
hier brausend aus einer tiefen Schlucht austritt; 17 km
nw. Locarno. Postablage ; Postwagen Locamo-Bignasco.
GIU
6JU
813
66 Häuser, 232 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Starke Auswanderung nach Califomien. In der Sohle des
Giumaglio von Sfldosten.
Maggiathales \\e^ bei Giubiasco eine seit der furchtbaren
Ueberschwemmung von 1868 völlig verwüstete Ebene von
etwa 200 ha Fläche.
GIUMAQLIO (VAL) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
2020-370 m. Linksseitiges Nebenthal zum Maggiathal;
steigt vom Pizzo Pegro (Kette des Monte Zuccneroj bis
zum Dorf Giumaglio in gerade Linie nach S. ab. Im obem
Abschnitt breit, mit Wald und Alpweiden bestanden,
im untern Abschnitt zu einer Schlucht eingeengt. In
der untern Hälfte mundet auf das Yal Giumaglio das
vom Pizzo Piancaccia und Pizzo Cocco nach SW. herab-
steigende Val Coglio aus. Der obere Rand der ganzen
Thalmulde misst vom Pizzo Piancaccia im SO. bis zum
Pass über der Alpe Spluga 6 km an Umfang. Val Giu-
maglio 7 km lang.
GIUMELLA (ALPE DI) (Kt Tessin, Bez. Bellinzona.
Gem. Sant' Antonio). iiOO-2020 m. Alpweide mit 3 Hütten,
am NW.-Hang des Mottarone di Giumella. im Val Morob-
bia; 5,5 km osö. Sant'Antonio. Wird im Sommer mit 30
Stück Hornvieh bezogen. Fettkäse.
GIUMELLA (ALPE DI) (Kt. Tessin, Bez. Riviera,
Gem. ßiasca). 1^0-2500 m. Alpweide mit 45 zwischen
1890 und 2040 m gelegenen Hütten, im obem Val Ponti-
rone, am W.-Fuss des Pizzo di Giumella und am Fuss-
weg über den Passo di Giumella ins Calancathal. 5
Stunden über Biasca. Mit 70 Stück Hornvieh und ebenso-
vielen Ziegen bezogen. Butter und Käse.
GIUMELLA (MOTTARONE DI) (Kt. Tessin, Bez.
Bellinzona). 2022 m. Wenig bedeutende Kuppe, auf der
Grenze gegen Italien, 2 km sw. vom Passo di San Jorio,
hinten über dem Val Morobbia, das bei Giubiasco (s. Bel-
linzona) von links auf das Tessinthal ausmündet. 4-5
Stunden ssö. über Sant'Antonio.
GIUMELLA (PASSO DI) (Kt. Graubünden u. Tes-
sin). 2120 m. Passübergang, zwischen dem Pizzo delle
Stregh^ im N. und dem Pizzo di Termine im S. ; verbin-
det das untere Calancathal nach W. hinüber mit dem tes-
sinischen Val Pontirone, das 3,5 km oberhalb Biasca ins
Bleniothal ausmündet. Vom Calancathal aus steigt der
Fassweg zunächst in kurzen Kehren steil durch Wald
auf, geht dann an einer Felswand hin, erreicht die Hüt-
ten auf den Monti della Par^, zieht weniger steil weiter
durch Wald zur Alpweide Naucolo (2 Stunden) und führt
von da in 1 Stunde neuerdings steil zur Passhöhe. Ab-
stieg bis zur Alpe di Giumella langsam, dann über eine
Felsterrassc steil bis zur Alpe Legiuno und von da auf
Rutem Weg durch das Val Pontirone nach Malvaglia im
Bleniothal (3 V« Stunden) und weiterhin nach Biasca
(4 Vt Stunden).
GIUMELLA (PIZZO Di) (Kt. Graubünden und
Tessin). 2443 m. Gipfel, unmittelbar s. über dem
Passo di Giumella, von wo aus er leicht bestiegen wer-
den kann. In der Kette zwischen Olanca- und Blenio-
thal, 4-5 Stunden sw. über Rossa.
QIUMELLINO (CORNO DI)
(Kt. Graubünden, Bez. Bernina). 2043
m. Steiler Gipfel, w. über Brusio ; steht
über den Como oi Solcone nach W. mit
der schweizerisch- italienischen Grenz-
kette in Verbindung. 0.- und N.-Hanff
felsig und steil, S.-Hang sanfter und
mit schönen Alpweiden bestanden.
GIUM^LLO (ALPE DI) (Kt. Tes-
sin, Bez. Blenio, Gem. Malvaglia). Alp-
weide. Richtiger Gebune geheissen. S.
diesen Art.
GIUMELS (PIZ) (Kt. Graubün-
den, Bez. Albula). 2785 und 2750 m.
Schöne Doppelp^mide ; in der Gra-
nitkette s. der Albulapasshöhe , die
diese vom Val Bevers scheidet und die
vom neuen Albulatunnel durchbrochen
wird; 2 km sw. vom Hospiz. Der Gipfel
2785 m wird vom benachbarten Piz
dellas Blais Melnetta (2033 m) durch die
sehr wenig bekannte Fuorcla dellas
Blais MelnetU (2600 m) geschieden,
von der aus jener in kaum 1 Stunde
ohne wirklicne Schwierigkeiten bestie-
gen werden kann. Prachtvolle Aus*
sieht auf das Berninamassiv. Giumels, vom latein. genielli
= Zwillinge.
QIVISIEZ, deutsch Siej^enzach (Kt. Freiburg, Bez.
Saane). G3S m. Gem. und Dorf, etwas s. der Strasse
Freiburg-Payerne und 2,5 km wnw. vom Bahnhof Frei-
burg. Telephon. 25 Häuser, 193 kathol. Ew. französischer
Zunge. Mit Granges-Paccot zusammen gemeinsame Kirch-
gemeinde. Pfarrkirche Saint Laurent. Futter^, Getreide-
und Kartoffelbau, Viehzucht. Im Mittelalter Eigentum der
Herren von Englisberg, deren in Trümmer zerfallene
Burg heute noch auf einem Felskopf über der Saane sicht-
bar ist: kam später der Reihe nach in den Besitz der Fa-
milie Billens, der Freiherren von Estavayer (die hier
Recht zu sprechen oflegten) und (in der Mitte des 15.
Jahrhunderts) des Geschlechtes d'Affry. Während der
Kämpfe zwischen Bern und Freiburg fanden 1448 bei Gi-
visiez zwei für die Freiburger ruhmvolle Kämpfe statt.
In Givisiez einige von weiten Parkanlagen umgeoene alte
Schlösser und Landsitze von Freiburger Patriziern. In
dem dem Geschlecht d'Affry eigenen Schloss lebte die
Herzogin von Castiglione-Colonna (eine geborene d'Affry),
die unter dem Namen Marcello berühmte Bildliauenn
(t 1879). Hier starb auch 1837 die Gräfin d'Affry, die Mut-
ter der Herzogin und letzter Träger ihres berühmten Ge-
schlechtes. Mutter und Tochter liegen in Givisiez begra-
ben. 1142 und 1290: Guvinsie.
GIVRINNE (BOIS DE LA) (Kt. V^aadt, Bez. Nyon).
1200-1330 m. Wald, s. unter dem Kamm des Noirmont
und n. der Strasse Saint Cergues-La Cure: grenzt im
NO. an das sog. Bois du Vermelliay. Am SO.-Rand des
Waldes in 1240 m Sennberg und Hütte gleichen Namens,
4 km w. Saint Cergues und nahe der Strasse gelegen.
GIVRINS (Kt. Waadt, Bez. Nyon). 567 m. Gem. und
Dorf, am Fuss des Jura, nahe dem linken Ufer des Baches
Colline, an den Strassen Gingins- GenoUer und Duillier-
Nyon; 5,5 km nnw. der Station Nvon der Linie Lau-
sanne-Genf. Postablage, Telegraph, Telephon. 68 Häuser,
299 reform. Ew. Kirchgemeinde Genolier. Acker- und
VV^einbau. Bis 16ffi Ten der Ilerrscbafl Genolier, um
dann als eigene Herrschaft der Reihe nach den Geschlech-
tern Quisard, Crinsoz und Des Vignes (bis zu Ende des
18. Jahrhunderts) anzugehören. In der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts Wohnort des wohlbekannten Waadtländer
Romanschriftstellers Urbain Olivier, der hierdie meisten
seiner Werke schuf. 1145 : Gevrins.
GIZENHAUS (Kl. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Amriswil). 455 m. Gruppe von 8 Häusern, am Hegenbach
und 1,5 km sw. der Station Amriswil der Linie Zürich-
Winterthur-Romanshorn. 36 reform. Ew. Kirchgemeinde
Amriswil-Sommeri. Wiesen-, Acker-' und Obstbau. -^
GJUCH (HINTER, OBER und VORDER) (Kt.
Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Melchnau). 560-523 m.
314
GLA
GLiE
17 am linken Ufer des Melchbaches und an der Strasse
Melchnau-Langenthal zerstreut gelegene Häuser; 1,2 km
n. Melchnau und 5,5 km so. der Station Langenthai der
Linie Olten-Bern. 146 reform. Ew. Gjuch = Gejuch, vom
Mittelhochdeutschen juch .= Juchart.
GLACE (CREUX DE) (Kt. Bern, Amtsbez. u. Gem.
Courtelary). Eishöhle. S. den Art. Creüx de Glace.
QLACIER (MAUVAI8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
3000-2548 m. Stark geneigter kleiner Gletscher, am Kamm
der Diablerets über dem Creux de Chamo, zwischen der
Bosse und dem Sommet des Ormonts. Am Fusse dieses
Gletschers endigt die vom Plateau de Pierredar zum Col
du Refuge führende Vire Bernus. In der Endmoräne des
Gletschers die Pierre a Bridel, ein grosser erratischer
Block. Der Gletscher bis 1902 nur 2^ Mal überschritten.
GLiEND (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Rotrist).
abschliiessenden und es von der Fambodenalp trennenden
Felswand, ö. vom Glannakopf. So. über den zwei klei-
nen Seen Bei den Seen und Glanna. Felsbänder mit be-
grasten Stellen abwechselnd.
GLiERNISCH (Kt. Glarus). Gebir^cskette im n. Teil
der Tödigruppe, auf der W.-Seite des Linththales. Sie ist
fast ringsum durch tief einffeschnittene Thäler von den
benachbarten Bergketten abgetrennt. Im 0. wird sie
durch das Linthtlial von der Freibergkette und der
SchildpTupipe, im N. durch das Klönthal von der Wiggis-
kette, im W. durch das Rossmatte rthal von der Silbern
geschieden. Im S. bilden das ostwärts ins Linththal aus-
mündende Thal von ßösbächi und das westwärts mit dem
Rossmatterthal zusammenhängende Hochthälchen von
Zeinenmatt die Grenze gegen die Kette des Faulen und
das Plateau der Karrenalp. Dieses breite Gebirgsplatean
1:85aOG.
^^uf-hsez/Aopf
Gebirgsgruppe des Glärnisch.
^ 0vtt^4^Ot' jt.
417 tn. Dorf, zu beiden Seiten der Pfaffnern, 3 km so. der
Station Rotrist der Linie Olten-Bern. 20 Häuser, 168 re-
form. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Gländ = Gelände.
GLiEND (iEU88ERE8 und INNERES) (Kt.
Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Höfen). 680 m. 9 w. vom Am-
soldinger- und Uebischisee zerstreut telegene Häuser, 6
km 8W. Thun und 1,5 km w. Amsolaingen. 41 reform.
Ew. Kirchgemeinde Amsoldingen. Schöne Aussicht auf
den Amsoldinger See, sowie auf Kirche und Schloss Am-
soldingen.
GLiENG oder GLENG (Kt. Luzern, Amt Willisau,
Gem. Schötz). 502 m. Weiler, am linken Ufer der Lu-
thern, 2 km sw. der Station Nebikon der Linie Luzern-
Ölten und 1,7 km nw. Schötz. 10 Häuser, 82 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Säge und Mühle. Waisen-
haus der Gemeinde Schötz. 1346: Gelände.
GLiENNLI (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). 2019 m.
Höchster Punkt der das Thälchen der Altsassalp im N.
samt der Märenberg-Ortstock kette, die seinen S.-Rand
bildet, also die ganze Gebirgstafel zwischen Linththal,
Urnerboden und Bisisthal-Muotathal, wird häufig auch
noch zum Glärnischgebiet im weitern Sinne des Wortes
gerechnet ; wir beschränken jedoch unsere Darstellung
auf den oben umschriebenen eigentlichen Glärnisch.
Das Gebirge stellt als Ganzes einen massigen Felskoloss
von trapezförmigem Grundriss dar. der sich durch seine
bedeutende Höhe, die ausserordentliche Steilheit seiner
Abhänge und die prachtvolle Bänderstruktur seiner Fels-
wände auszeichnet. Im Panorama der ostschweizerischen
Kalkalpen nimmt der Glärnisch eine dominierende Stel-
lung em, da seine höchsten Gipfel die Nachbarn im N.,
0. und W. fast ohne Ausnahme um mindestens 600 m
überragen.
In der NO. -Ecke jenes Trapezes, im Winkel zwischen
Linththal und Klönthal, erhebt sich mit steilen Felswin-
den die schöne Pyramide des Vorderglämisch (2331 m)
GLyE
GIM
315
wie ein riesiffer Eckpfeiler des Felsmassives. Durch die
beiden Einscnnitte der Guppenrunse im 0. und der Glei-
terschlucht im W., die sich nach oben
zirkusartig erweitem und zwischeh sich
den wilden, ungangbaren Hochthorgrat
haben stehen lassen, wird er vom Mittel-
glämisch (2907 m) abgegliedert, der häu-
ger, namentlich von der Bevölkerung
der ebenen Schweiz, Yrenelis|^rtli ge-
nannt wird und leicht kenntlich ist an
dem viereckigen Schneefeld, das seine
nach N. geneigte Gipfelplalte bedeckt.
Durch einen nmbedeckten schmalen
Grat, das soff. Furkeli, hängt der mitt-
lere Glämiscn mit dem Hinterglämisch
zusammen, welcher die ganze w. vom
Vrenelisgartli liegende Partie des Glär-
nisch umfasst. Eme beim Furkeli be-
S'nnende Einsenkuns, welche anfäng-
:h eine leicht nach W. sich senkende,
schüsselformige Mulde darstellt, in wel-
che der Glämischßm eingebettet ist,
unterhalb des Gletschers aher stufen-
förmig in den grossen Felsenzirkus von
Werben, den Hintergrund des Ross-
matterthales absinkt, zerlegt den Hin-
terglämisch in zwei Aeste, die nach W.
divergieren und sich dabei immer mehr
zu formlichen Bergketten entwickeln.
Die n. der beiden Kelten fallt mit Un-
geheuern Steilwänden direkt ins Klönthal ab. Diese
Felsenmauer, die z. B. zwischen dem Gipfel des Kuchen
Glä misch und dem Klönthalersee bei einer horizontalen
Distanz von 2000 m einen Höhenunterschied von 2100 m
aufweist, bedingt vor allem den imposanten Eindruck,
den der Glärnisch von der Nordschweiz aus auf den Be-
schauer macht. Durch eine Reihe von ungangbaren Bach-
schluchten und Lawinencouloirs, die sich vom Klönthal
her in diese Maner eingesägt haben, wird die Kette in
mehrere, nach W. allmäniig an Höhe abnehmende Gipfel
zerlegt ; von 0. nach W. aufgezählt sind es der Ruche
Glämisch (2910 m), der Steinthälistock (2642 m, auf der
Siegfriedkarte ohne Namen), der Feuerberg (2608 m),
der Nebelkäppler (2446 m), der Milchblankenstock (2111
m).
Der s. Zweig des Hinterglämisch erstreckt sich vom
Vrenelisgartli aus nach SW. und fallt mit steilen Wän-
den, die im oberen Teil durch ein ziemlich breites, glet-
Gipfel der ganzen Glämischgruppe, und gabelt sich w.
davon in den Bächistockgrat und das Rad (2650 m), welche
Glttrniach, vom Räderteosiock aus gesehen.
scherbedecktes Band unterbrochen sind, zur breiten Ter-
rasse von Oberblegi und ins Thal der Bösbächialp ab.
Er kulminiert im Bächistock (2920 m), dem höchsten
Glärnisch, vom Schild aus i^esehen.
die Mulde der Bächialp einfassen. S. der Scharte der
Zeinenfurkel (2465 m), über die man s. vom Radgrate aus
dem Thälchen von Zeinenmatt ins Bösbächithal tiinüber-
gelangt, setzt sich die Bächislockkette noch in dem dach-
förmig abfallenden Ruchigrat (2663 m) fort, durch den
der Glämisch mit der Kette des Faulen zusammenhängt.
Mit der bedeutenden vertikalen Erhebung des Glämisch
hänfft seine relativ starke Vergletschemng zusammen.
Doch sind alle seine Gletscher blosse Hängegletscher,
mit Ausnahme des Glämischfim, der unter die eigentli-
chen Thalgletscher eingereiht werden muss. Sie sind seit
längerer Zeit im Rückgang begriffen, und einzelne der-
selben, wie der Bächißrn auf der O.-Seite der Zeinenfur-
kel und die Firnfelder auf der NW.-Seite des Rad besitzen
heute bei weitem nicht mehr den Umfang, den ihnen die
Sie^ied karte gibt.
Die geologischen Verhältnisse des Glämisch s^nd im
höchsten Grade kompliziert. Die ganze Sedimentserie vom
Verracano bis zum Flysch nimmt am
Aufbau des Gebirges teil. Allein die
Formationen liegen nicht in einfacher
Reihenfolge, sondern in mehrfacher
Wiederholung übereinander. Das Ge-
birge besteht gleichsam aus vier oder
fünf Schichtpaketen , die wie die Stock-
werke eines Hauses aufeinander getürmt
sind und von denen jedes einzelne die
Formationen in normaler Lagemng,
aber meistens unvollständig enthält,
indem bald an der Basis, bald an der
Decke derselben einzelne Schichtserien
fehlen. Auf der SO.-Front des Glämisch
treffen wir an seinem Fusse zwischen
Schwanden und Luchsingen eocäne
Schiefer, die dem Muldenkem der sog.
Glarner Doppeifa Itc angehören u. offen-
bar die Gmndlage des ganzen Gebirges
bilden. Dieser basale Flysch wird zu-
nächst von einer dünnen Platte von
Lochseitenkalk (Malm), die als ausge-
walzter Mittelschenkel einer Falte auf-
prefasst werden muss, und dann von ei-
ner zweiten, alle Sedimente vom Röti-
dolomit bis zum Flyschschiefer umfas-
senden Schichtenserie überlagert. Die
Gesteine dieser Zone sind durch Pres-
sung ausserordentlich deformiert, u. der
j^anze Schichtenkomplex, der sonst wohl 1500 m mächtig
ist, ist hier auf 100-300 m reduziert. Seine Jura- u. Kreide-
schichten bilden eine niedrige Felsenmauer, die in einer
316
GLM
GL/G
Höhe von etwa 800 m als ein auffälliges Gesimse der i
ganzen Ostfront des Glämisch entlang, vom Stöckli am I
Geologischer Querschnitt durch den Glflrnisch.
B. EEocän; C. Kreide; U. Urgon; N. Neocom; Ya. Valangien; B. Bal-
friesschiefer; M. Malm; L. Lochseitenkalk; D. Dogger; Li. Lias;
T. Trias ^Rotidolomit u. Rauch wacke); V. Verrucano.
Vorderglämisch bis ins Luchsingertobel verläuft und sich
südwärts noch bis zur Klausenstrasse verfolgen lässt. Ueber
einer zweiten Lochseitenkalkbank folgt nun die dritte Ge-
birgsschoUe. eine lückenhafte Sedimentserie, die an den
Abhängen unter Guppen mit Verrucano, der bis zu 500 m
Mächtigkeit anschwillt, auf der Slöckliterrasse am Vorder-
glämisch aber erst mit dem Rötidolomit beginnt. Wäh-
rend sie unterhalb Guppen schon mit dem Dogger ab-
schliesst, umfasst sie am Vorderglämisch auch noch den
ffesamten Malm, der hier z. B. die über MitlÖdi sich er-
hebende 400 m hohe senkrechte Wand aufbaut. Eine
durch Reibungserscheinungen ausgezeichnete Rutschfläche
schneidet diese Schichtenserie oben schief ab und bildet
die Basis des vierten Schichtenpaketes, das eine Mächtig-
keit von etwa 1900 m besitzt und die Hauptmasse des
Glämisch ausmacht. Es beginnt n. von der Gu{>penranse
und am N.-Abhang des Gebirges mit einer breiten Dog-
gerzone, an den Abhängen unter Guppen und Oberblegi
aber mit einer mächtigen Liasbildung, unter der sich s.
vom Luchsingertabel auch noch Quartenschiefer und Rö-
tidolomit einstellen. Ihm gehört der Dogger an, in dessen
leicht verwitternden Gesteinen sich die breite Terrasse
ausgebildet hat, die den Oberblegisee und das Guppenseeli
träfft, femer der Malm, der über dem Klönthal u. im obem
Teil des Vorderglämisch mächtige Felswände bildet und
im S. im Ruchigrat sich zu dem grossartieen Gewölbe des
Faulen aufbäumt. Die Schichtenserie schliesst oben mit
der untern Kreide ab und wird in der Gipfelregion des
mittlem und hintern Glämisch noch von einem fünften
Stockwerke überlagert, das zunächst die untere Kreide
wiederholt und auf den westlichsten Gipfeln auch noch
die oberste Kreide (Gault und Seewerkalk) aufweist.
Der ganze Schichtenkomplex des Glämisch sinkt all-
mähli^ nach W. ; deshalb sind die beiden tiefem Schich-
tenserien auf der N.-Seite des Gebirges nicht mehr ent-
blösst, und die dritte Etage taucht schon gegenüber dem
O.-Ende des Klönthalersees unter den Thalboden. Da auf
der 0.- und N.-Seite die Schichten überall in mehr oder
weniger flacher Lagerang bergeinwärts fallen, sind die
Abhänge durchweg aus Schichtenköpfen zusammengesetzt,
woraus sich ihre auffallige Steilheit erklärt. Durch die
mehrfache Wiederholung der Formationsreihe und den
dadurch erzeugten vielfachen Wechsel von hartem und
weichem Schichten wird die reiche Bänderstmktur be-
dingt, welche vielleicht keine zweite Berggruppe der Al-
pen in gleicher Vollendung besitzt.
Am Glämisch haben zu verschiedenen Zeiten grosse
Bergstürze stattgefunden. Die aus fest verkitteten Fels-
trümmern bestehende Breccie, die das Stöckli am Vor-
derglämisch bedeckt, ist der Ueberrest eines solchen
Bergsturzes, der sich in der Eiszeit auf der N.-Seite die-
ses Berges loslöste. Das Sammelf^ebiet der Guppenrunse
auf der O.-Seite von Vorderglämisch und Vrenelisgärtli
ist die Ausbruchsnische eines zweiten gewaltigen Berg-
sturzes, dessen Trümmermassen die Hügellandschaft bil-
den, die heute noch den Thal^rand zwischen Schwanden
und Glarus erfüll^ An die durcn diesen Bergsturz bewirkte
Stauung der Linth erinnern die hinter der Trümmerbar-
riöre bei Schwanden und Nidfurn lieffenden Kiesterrassen,
die bis 70 m über den heutigen Thalooden hinauftrieben.
Die Moränen, die sowohl auf dem Bergsturze als 'auf den
Kiesterrassen liegen, beweisen, dass der Bergsturz in der
letzten Interglazialzeit stattfand. Ebenfalls der Diluviaizeit
gehört ein dritter grosser Bergsturz an, der von der N.-
Seite von Vorderglämisch und Vrenelisgärtli ins Klön-
thal stürzte und noch weit ins Linththal hinausflutete.
Ueberreste seiner Ablagerung sind der s. Teil des Sack-
bergs im Klönthal und die zerstreuten Hügel in der Thal-
sohle bei Glarus, Ennetbühls und Netstal. Kleinere Fels-
stürze fanden am 11. November 1593 und am 3. Juli 1504
auf der N.-Seite des Vorderglämisch statt und verwüste-
ten die Liegenschaften bei Wyden w. Glams. — Das
Glämischgebiet ist seit langer Zeit ein beliebtes Exkur-
sionsziel der Touristen. Am häufigsten wird der Ruche
Glämisch besucht, da er von allen Glärnischffipfeln am
leichtesten bestiegen werden kann und das schönste Pa-
norama besitzt.
Bibliographie. Baltzer, Armin. Der Glämisch; ein
Problem alpinen Gebirgsbaue$. Zürich 1873. — Roth-
pletz, Aug. ueber den geologischen Bau des Glämisch
(in der Zeilschrift der deutschen geologischen Gesell-
schaft, 1897). — Oberholzer, Jak. Monographie einiger
prähistorischer Bergstürze in den Glameralnen (Beiträge
zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. Lief. 9j. Bern 19uO.
— Heim, Alb. Panorama des Rüchen Glämisch (Beilage
zum Jahrbuch des S» A. C. Bd 29). Jj. Obbbbolzbb.]
QLiERNISCHFIRN (Kt. Glarus). 2850-2250 m. Wich-
tigster Gletscher der Glämischkette ; einffebettet in das
muldenförmige Hochthälchen, das im N. vom Rüchen
Glämisch, im S. vom Bächistock begrenzt ist. Er hat
eine Länge von 3 km und eine Breite von 0,7-1 km. Abge-
sehen von seinem stark zerklüfteten untern Ende ist er
sehr leicht gangbar. Man geht über denselben, wenn man
von der Glamischhütte aus den Rüchen Glämisch, das
Vrenelisgärtli oder den Bächistock besteigt.
GLiERNISCHHOTTE (Kt. und Gem. Glaras). 2015
m. Klubhütte am W.-Abhang der Glämischkette, am S.-
Fuss des Feuerbergs und am obem Rande des Felsen-
zirkus von Werben ; 3 V, Stunden so. über den Hotels
Glärnisohhfltte und Peuerberg.
Klönthal im Vorauen und Ricliisau und 6 Stunden über
Glams. Sie wurde 1885 von der Sektion « Tödi » des S.
A. C. erbaut, als die in der Nähe stehende ältere, an
GLA
GL\
317
einen grossen Felsblock anp^elehnte Hütte den Bedurfois-
sen nicht mehr genügte. Sie ist bewirtschaftet und bietet
Raamfar30Pei^
sonen ; überdies
kann die alte
Hütte noch 12
Personen auf-
nehmen. Wird
jährlich von
etwa 700 Perso-
nen besucht und
bildet den Aus-
gangsDunkt für
aie Besteigung
der Gipfel des
mittlem u. hin-
tern Glämisch.
QLAIVAZ
(BOI8 DE LA)
(Kt.Waadt, Bez.
Aigle, Gem. Ol-
len). 500^^0 m.
Schöner Föh -
ren- und Fich-
tenwald, sw. Ai-
gle und s. der
Grande Eau, w.
Panez. Wird von
dem aussichts-
reichen Fussweg
Vers Chiez-Pa-
nex seiner gan-
zen Länge nach
durchzcM?en. Un-
ter den Bäumen,
auf den Wald-
lichtungen und
am Fuss der den
Hang 'bildenden
Gipsfelsen blüht
im Frühjahr die
schöne rote Hei-
de (Erica Cor-
nea), der zu
Liebe im März
und April zahl-
reiche Spazier-
gänger von Aigle
ihre Schritte
hierher lenken.
Vom Flecken Ai-
gle braucht man
^4 Stunden bis
zum Bois de La
Glaivaz.
QLAND (Kt.
Waadt, Bez.
Morges, Gem.
Vulherens). 538
m. Teil des Dor-
fes Vullierens ,
400 m nö. der
Hauptsiedelung,
an dem von die-
ser nach Cosso-
nay führenden
Weffund3,5km
w. der Station Vufllens la Ville der Linie Neuen bur^-Lau-
sanne. 31 Häuser, 180 reform. Ew. Acker- und Weinbau.
QLAND (Kt. Waadt, Bez. Nyon). 432 m. Gemeinde
und Dorf, in der Ebene zwischen dem Hane der Cöte und
dem Genfersee, an der Strasse Aubonne-Nyon (der sog.
Vy d'fitraz), nahe der Strasse Lausanne-Genf und 5 km
nnö. Nyon. Station der Linie Lausanne-Genf. Postbureau,
Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Begnins. Gemeinde:
127 Häuser, 676 reform. Ew.; Dorf: 84 Häuser, 457 Ew.
Kirchgemeinde Vieh. Acker^ und Weinbau. Auf Boden
der Gemeinde liegtauch noch der n. Abschnitt des grossen
Landgutes der Bergerie. Gland liegt auf einer sanft ge-
neigten Terrassenfläche, die nach dem See zu mit einer
Terrassenstufe rasch abfällt. Es ist dies nichts Anderes
als ein altes Delta der Promenthouse, das in den zahl-
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: 150000.
%
• akm.
y.Aiifn^ar sc.
Bezirk Gl&ne.
reichen Kiesgruben deutliche Deltaschichtung aufweist.
Auf der Oberfläche sieht man heute noch die Spuren des
einstigen Flusslaufes. Diese ganze Ablagerung entspricht
einem einst um etwa 10 m hoher gelegenen Wasserstand
des Sees. Gland scheint eine sehr alte Siedelung zu sein,
indem man bei der Ziegelei im 18. Jahrhundert eine Vase
mit römischen Münzen aus der Zeit von Valerian bis Dio-
kletian ausgegraben hat. 1040 : Villa Glannis ; 1344 : Glancz ;
1179 und 1349: Glant. Das Dorf einst Teil der Herrschaft
Prangins.
GLAND (LA) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 2799 m.
Wenig bemerkenswerter (Mpfel, in der Kette der fiches-
settes zwischen dem Val Ferret und der Combe de lA;
318
GLA
GlA
ö. Yorbergder Tdle de Vari, 2 km so. über den Hütten von
Tzissettaz.
GLANE. bezirk des Kantons Freiburg, ganz im schwei-
zerischen Mittelland gelegen; stark gewellte Landschaft
ohne grössere Ebenen und mit zahlreichen oft ziemlich
hohen, fruchtbaren und waldgekrönten Hüffelzügen. Be-
zirkshauptort ist Romont. Der Bezirk wird begrenzt : im
W. und d. zwischen Torny-Pittet und Chapelle vom Kan-
ton Waadt, im 0. und N. von den Bezirken Veveyse,
Greierz, Saane und Broye. Die 16529 ha messende Ge-
samtfläche des Bezirkes verteilt sich wie folgt :
ha. %
Gärten 59 0,3
Wiesen und Äecker 12953 78,4
Wald 2984 18,0
Weide 333 2,0
Unproduktives Land 200 1,3
Total 16529 ha 100,0%
Die fruchtbare Beschaflenheit und Lage des Bodens
begünstijg^en in erster Linie Wiesen-, Acker- und Obstbau
sowie Viehzucht. Seiner günstigen Lage wegen ist der
Bezirk ein wichtiges Zentrum für die Versorgung der um-
liegenden Gegenden und Städte mit Bodenprodukten.
Klima gesund : die Höhenlage der bewohnten Siedelungen
schwankt von 596 m (£cublens) bis 936 m (Les fcasseys),
mittlere Höhe 766 m (Villarimooud und Les Glänes). Im
Winkel zwischen den Bezirken Gläne, Saane und Greierz
steht der bis zu 1176 m aufsteigende, aussichtsreiche Mont
Gibloux mit schönen Dörfern, Aeckern, Wiesen, Wald
und Alpweiden. Der Bezirk gehört durch die Saane und
Broye mittelbar zum Stromgebiet der Aare ; seine bemer-
kenswertesten fliessenden Gewässer sind die Broye (Au-
boranges-Montet), die Grosse Gläne (die ihn von Vauderens
bis Chavannes sous Orsonnens seiner ganzen Länge nach
durchzieht) und der ungestüme W^ildbacn Neirigue (Zufluss
zur Grossen Gläne, entspringt am Mont Gibloux). Gesamt-
bevölkerung 14306 Ew.. in 2969 Haushaltungen und 2311
Häusern ; 13996 Katholiken, 300 Reformierte und 10 Juden ;
13795 Ew. französischer, 447 deutscherund 64 italienischer
Zunge. Auf einen km^ entfallen 87 Ew. Der Bezirk um-
fasst folgende 53 Gemeinden : Auboranges, Berlens, Bil-
lens, Bionnens, Blessens, Chapelle sur Gillarens, Le
Chätelard, Chätonnaye, Chavannes les Forts, Chavannes
sous Orsonnens, Les fcasseys, £cublens, Eschiens, Es-
monts, Est^venens, Fuyens, Gillarens, Les Glänes, Gran-
gettes, Hennens, La Joux, Liefl'rens, Lussy, Macconnens,
La Magne, Massonnens, M^zi^res, Middes-Torny le Petit,
Montet, Morlens, Mossel, La Neirigue, Orsonnens, Prez,
Promasens, Romont, Rue, Le Saulgy, Siviriez, Sommen-
tier, Tomy le Grand, Ursy, Vauderens, Villangeaux, Vil-
Brflcka Sainte Appoline über die Grosse Glftoe.
laraboud, Villaranon, Villargiroud, Villariaz, Villarim-
boud, Villarsiviriaux, Villaz-Saint Pierre, Vuarmarens und
Vuisternens devant Romont. Diese Gemeinden bilden
zusammen den 5. freiburgischen Gerichtsbezirk (mit Sitz
des Gerichtes in Romont) und zerfallen in die 3 Friedens-
gerichtskreise Villaz-Saint Pierre, Romont und Rue ; 6.
Schulbezirk mit 42 Kreisen und 64 Schulen; 6 Militär-
sektionen: Massonnens, Romont, Rue, Saint Martin, Si-
viriez und Vuisternens devant Romont ; 19 Kirchgemein-
den und 3 Kapitel (Saint Henri, Romont und Saint
Udalric).
In Romont Sekundärschule und Haushaltungsschuie
für junge Mädchen, in Drognens eine Korrektionsanstalt
für jugendliche Verbrecher, in Billens der BezirksspitaL
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft,
besonders Futterbau, Viehzucht und Käsefabrikation. Ein
Teil der Milch (etwa 2 Millionen Liter jährlich) geht in
die Fabrik für kondensierte Milch zu Payeme. Die Vieh
Statistik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh 11223 12833 12964
Pferde 1169 1146 1340
Schweine 4334 6590 6330
Ziegen 1958 2594 2099
Schafe 1992 1804 1248
Bienenstöcke 1587 2141 1907
Mit Ausnahme ihrer dem täglichen Leben und der Bau-
tätigkeit dienenden Zweige ist die industrielle Tätigkeit
nur schwach entwickelt, ebenso wie auch der Handel, dem
immerhin Absatzgebiete nicht fehlen würden.
Den Bezirk durchzieht seiner ganzen Länge nach die
wichtige Bahnlinie Bern-Frei burg-Lausanne (Tunnel von
Vauderens), längs der Broye liegt auf seinem Boden von
Chätillens-Bressonnaz die Linie Lausanne-Payerne-Lyss,
und die Linie Bulle-Romont bedient ihn auf der Strecke
Vuisternens-Romont. Zahlreiche gute Strassen, worunter
besonders wichtig die Strassen rreiburg-Oron (parallel
der Bahnlinie Bern-Freiburg-Lausanne von N.-S. den
ganzen Bezirk durchziehendj und Rue-Romont.
Der Bezirk Gläne stand früher ganz unter der Herr-
schaft des Hauses Savoyen, das seine Hoheitsrechte durch
die Herren von Pont, die Burgherren von Rue und ganz
besonders die Grafen von Romont ausüben Hess. In der
Hauptsache ist die politische Geschichte des Bezirkes die-
selbe wie die der Stadt Romont. Freiburg kaufte 1482 die
Herrschaft Pont (mit den Dörfern Orsonnens, Chavannes
sous Orsonnens, Massonnens, Villargiroud und Villarsivi-
riaux) an und kam 1536 auch in den Besitz von Romont
und Rue, die zu Landvogteien umgestaltet wurden. Da-
mals gehörten zur Herrschaft Rue auch noch die heute
dem Bezirk Veveyse angegliederten Gemeinden Semsales,
Pont, Porsel, Grattavache, Progens, Fiaugeres, Le Cr^t,
Bouloz, Besencens und Saint Martin. Die wichtigsten
historischen Denkmale im Bezirk sind die Schlösser Ro-
mont und Rue. Spuren einer Römerstrasse bei
Promasens.
GLANE (CHATEAU DE) (Kt. Freiburg.
Bez. Saane, Gem. Posieux). 626 m.. Ehemalige
Burg, auf einem 52 m hohen und beinahe
senkrecht abfallenden Felskopf im Winkel
zwischen der Vereinigung der Grossen Gläne
mit der Saane, nahe der prächtigen Gläne-
brücke, 3 km s. Freiburg. Heute sieht man
davon noch einige Mauerreste und einen Teil
des den Felsspom auf der Landseite einst voll-
ständig abschliessenden Burggrabens. Die Burg
hatte eine jener völlig unnahbaren Lagen, wie
man sie für solche Anlagen in der Feudalzeit
so gut zu wählen verstand. Abwechslungsreiche
Aussicht auf die Alpen, vom Mol^son bis zum
Kaisereck. Stammsitz des alten, berühmten
und bee^üterten Geschlechtes der Edeln von
Gläne. Ulrich von Gläne heiratete 1078 Rolande
de Villars-Valbert; seine Söhne Peter und Wil-
helm wurden 1127 im Verlauf jener unruhigen
Zeiten zusammen mit dem Grafen Wilhelm
von Burgund in Payeme ermordet. Wilhelm
von Gläne, Sohn des ermordeten Peter, wandte
sich, das Schicksal seines Vaters und Onkels
fürchtend, von der Welt ab und gründete
nahe seiner Stammburg 1137 das Kloster Hauterive.
Er Hess seine Burg abtragen, baute aus deren Trüm-
mern die Klosterkirche, trat in das Kloster als Mönch ein
6LA
GLA
319
und starb hier 1142. Sein Grabmal in der Klosterkirche
wird heute noch gezeigt. Wilhelm von Gläne hatte einen
Bruder Hugo, der jang starb, und 4 Schwestern : Emma
f Gemahlin von Graf Rudolf II. von Neuenburg), Agnes
(Gemahlin von Graf Rudolf von Greierz), Juliane (Gemah-
Flassgebiel der Grossen Gl&ne.
S^,Aiijff^trjc
lin des Herrn von Montsalvens) und Ila (Gemahlin eines
in der Tarenlaise sitzenden unbekannten Edelmannes).
QLAnE (LA QRANDE) (Kt. Kreiburg, Bez. Gläne).
Flosa; entspringt in 808m bei Le Gros l*raz, 2 km ö.
Vaudercns, iliesst durchwegs nach NO. und mündet nach
29,5 km langem Lauf bei Le Petit Marly 5 km oberhalb
Freiburg in 5iB4 m von links in die Saane. Der Fluss, der
nur ein Gefalle von8*7op hat, iliesst von der Quelle bis
unterhalb Macconnens meist in gleicher Höhe mit seinen
sumpfigen Ufergebieten, schneidet sich aber tiefer unten
oft recht tief in den Fels ein. Die klaren und ruhigen
Wasser sind reich an Fischen. Die Grosse Gläne treibt
zahlreiche Mühlen und Sagen (in Sainle Appoline, Moulin
Neuf, Mühle von Matran, in Neyruz, Autiffny, Villaz-Saint
Pierre und Romont) und wird von etwa 10 brücken über-
schritten, deren bekannteste die nahe ihrer Mündung ge-
legene prachtvolle Glänebrücke ibt. Diese auf 7 überein-
ander stehenden Bogen ruhende Brücke ist 1850 im Bau
begonnen und im Frühjahr 1857 dem öffentlichen Verkehr
übergeben worden. Wichtigster Zufluss die Neirigue, die
aus den Sümpfen von Säles (S.-Fuss des Mont Gibloux)
herkommt, mit einem mittleren Gefalle von il,5**;M an
Säles, Rueyres-Treyfages, Villariaz. Esl^venens, Granget-
tes, La Neirifiue, Massonnens und Orsonnens vorbeifliesst
und unterhalb Chavannes sous Orsonnens in 641 m von
rechts in die Gläne mündet, der sie hieran Wasserführung
überlegen ist. Andere Zuflüsse zur Grossen Gläne : unter-
halb Prez und Siviriez die Bäche Jaigne und Lavaux,
unterhalb Romont der Glaney. bei Villaz-Saint Pierre der
Fochaux, unterhalb Autigny nie Longivue und der Ruis-
seau des Glebes (diese beidfen am Mont Gibloux entsprin-
gend).
QLANE (LA PETITE) (Kt. Freiburg und Waadt).
Fluss, längster linksseitiger Zufluss zur Broye, in die er
nach 30 km lansem Gesamtlauf in der Richtung nach
NO. bei der Brücke von Salavaux (800 m vom Murtensee,
434 m, entfernt) einmündet. Entspringt in den Sümpfen
von Vuissens (unterhalb des Bois ile la Rigne, 779 m) und
^fliesst bis Montet (470 m) unsefähr der Broye parallel
durch das Berggebiet dos n. Jorat. Bis Montet 14,5 km
lang und 21 »«/«o Gefälle. Bei Montet tritt die Kleine Gläne
auf die Ebene der unteren oder aventicensischen Broye
aus und folgt dem Fuss der diese Ebene im W. vom
Neuenburgersee trennenden Hugelzüge. Montet-Mündung:
15,5 km lang und 1,4*Vao Gefalle. Das Einzugsgebiet der
Kleinen Gläne ist ein schmaler Landstrich, der im W.
mit wenig bedeutenden Höhenzügen an das Gebiet des
Neuenburgersees, im 0. an die Einzugsgebiete der Lembaz
und Broye grenzt. In der Ebene verschmelzen die Gebiete
der Kleinen Gläne und Broye miteinander und tragen ge-
meinsam zur Speisung der hier nach allen Richtungen
abgehenden Kanäle bei. Nennenswerte Zuflüsse: von links
der bei Montet mündende Bainoz, der zum grossen Teil
dem Hauptfluss in geringer Entfernung parallel fliessende
und bei Grandcour mündende Arignon; von rechts der
unter Cugy mündende Bach von Grandvaux oder von Le
Moulin. Nebenflüsse und Hauptfluss fähren in der Regel
nur wenig Wasser. Dieser durchfliesst abwechselnd frei-
burgisches f Bezirk Broye) und Waadtländer (Bezirke
Paveme una Avenches) Gebiet. Grösstc Ortschaften am
linken Ufer sind : Vuissens, Montet, Bussy, Grandcour,
Saint Aubin, Villars le Grand; am rechten Ufer Combre-
mont le Petit und Combremont le Grand, Nuvilly. Aumont,
Cugy. Die Kleine Gläne treibt zahlreiche Munlen und
Sägen.
GLANES (LE8) (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 777 m.
Gem. und Dorf, nahe dem linken Ufer der Gläne und
2,3 km ö. der Station Romont der Linie Freiburg-Lau-
sanne. 18 Häuser, 100 kathol. Ew. Kirchgemeinde Villaz-
Saint Pierre. Futter-, Getreide- und KartofTclbau, Vieh-
zucht.
GLANNAKOPF (Kt. St. Gallen. Bez. Werdenberg).
2229 m. Begraster Felskopf, N.-Schulter des Faulfirst und
mit ihm durch den Kamm In den Bisen verbunden ; ö.
vom Gamsberg. Trennt die drei Thälchen der Altsassalp,
Malbrunalp und Sisizalp voneinander und erhebt sicn
sw. und w. über den kleinen Seen Bei den Seen und
Glanna.
QLANZENBERG (Kt. und Bez. Zürich, Gem. Unter
Engstrinjj|;en). 390 m. Ueberreste einer kleinen ehemaligen
Stadt, mitten in dichtem Wald geleffen, 1 km ö. der Station
Dietikon der Linie Zürich- Baden-Brugg. Stadt und Burg
Glanzenberg werden als Eigentum der Freiherren von Re-
gensberg 1257 zum erstenmal erwähnt, was wahrscheinlich
auch den Zeitpunkt ihrer Gründung bedeutet. Als der
Freiherr von Regensberg hier eine Brücke über die Limmat
schlagen wollte, widersetzte sich die Stadt Zürich diesem
Vorhaben und zerstörte im September 1268 das Städtchen
ihres ewigen Widersachers für immer, so dass dieses also
blos etwa 11-12 Jahre bestanden haben wird.
QLAPEY8(LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Lavey).
320
GLA
GLA
Hohe senkrechte Felswand aus Jurakalken, von der
Festung Dailly (1265m) gekrönt; über Lavey.
QLAREY (LE) (Kt. Waadt, Bez. Aiffle, Gem. Bex).
445 m. Abteilung des Dorfes Bez, am linken Ufer des
Avan9on zwischen dem Dorf im engern Sinne und dem
Grand Hotel des Salines telegen. Haltestelle der elek-
trischen Strassenbahn Bannhof Bex-Villars sur Ollon.
74 Häuser, 495 reform. Ew. Betr. Etymologie s. den Art.
Glarier.
QLAREY (LE) (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Siders).
570 m. Dorf, w. vor Siders und mit diesem sozusagen nur
eine einzige Siedelung bildend; zwischen dem russ des
das Dorf Siders tra|[enden Hanges und dem mit dem
Turm Goubing gekrönten Hügel, 500 m nö. der Station
Siders der Simplon bahn. Telephon. 68 Häuser, 514 kathol.
Ew. Mehrere der Häuser sind blosse «mazots», d. h. im
Besitz von Bewohnern des Eifischthales befindliche Reb-
häuschen, die nicht das ganze Jahr bewohnt werden.
1331 : Glaretum. Betr. Etymologie s. den Art. Glarier.
QLARIER,QI.ARIER8,QLAREY,GLERRIER8,
GLEYRE etc. Ortsnamen, besonders im Rhonethal (Be-
zirk Aigle) häufig vorkommend, vom mittellateiniscnen
glaretum oder glarea, womit man ein mit Flussgeschiebe,
Sand und Schlamm überfuhrtes Stück Land zu bezeichnen
pflegte, wie solche an den Ufern der Wildbäche und an
deren Austritt in die Thalebenen oft angetroffen werden.
So heisst z. B. die von der Grande Eau vor ihrer Korrek-
tion aufgeschüttete Ebene w. der Brücke über diesen Fluss
bei Aigle (Strasse Aigle-Villeneuve), heute Schiess- und
Marktplatz von Aigle; Glariers oder Glareys findet man
ferner am Weg über den Sanetsch, bei Monlhey, Brämis,
Saillon, am rechten Ufer der Gryonne (zwischen der Aus-
mündun^ des Gryonnethales und der Simplonbahnlinie),
an der Mündung der Rhone in den Genfersee. Das Quartier
Gleire oder Gleyres in Yverdon, an der Mündung der
Thielle gelegen und vor der Bebauung ein sandiges Feld
darstellend, lässt sich wahrscheinlich ebenfalls von glarea
ableiten.
GLARI8 (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
und Gem. Davos). 1450 m. Pfarrdorf am Landwasser ; Teil
der Gemeinde Davos, 7 km sw. der Station Davos Platz
der Rätischen Bahn (Landquart-Davos). Postbureaa, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Davos Dorf-Chur, -Thusis
und -Monstein. Mit Spina zusammen : 35 Häuser, 174
reform. Ew. Klimatischer Kurort. Vom latein. glarea =
Kiesfeld.
QLARI8EQG (Kt.Thurgau, Bez. und Gem. Steckbom).
400^10 m. 8 Häuser, an einer Einbuchtung des Untersees
reizend gelegen, an der Strasse Steckbom- SchafiThausen
und 2,3 km sw. der Station Steckbom der Linie Konstanz-
Schaffhausen. Telephon. 44 reform, und kathol. Ew.
Wein- und Obstbau, Waldungen. Backsteinfabrik. Gast-
wirtschaft. Beliebtes Ausflugsziel. Schloss, einst Eigentum
des Winterlhurer Bürgers Kaufmann, eines Freundes von
Goethe j seit 1901 im Besitz einer Gesellschaft, die sich die
theoretische und praktische Ausbildung vonjungen Leuten
für die Landwirtschaft zum Ziel setzt und so dem Zug der
Landleute in die Städte wehren will.
QLARNERALPEN (Kt. Glams, St. Gallen und
Schwyz). S. die Art. Glarus, Sardonagruppe, Sihlgruppe,
Thuroruppe und Tödigruppe.
QLARUN (CRAP) (Kt. Glaras und Graubünden).
9074 m. Romanische Bezeichnung für den Kleinen Tödi.
S. diesen Art.
QLARU8. Französisch Glaris. Kanton der schweize-
rischen Eidgenossenschaft, in der offiziellen
Reihenfolge der Kantone deren siebenter. Der
Kanton Glarus liegt zwischen 46^ 47' 50" und
47 ° 10' 40" n. Br. und zvirischen ö« 32' 20"
und 6° 54' 40" östl. L. von Paris. Seine grösste
Längenausdehnung in der Richtung N.-S.
misst 42,25 km, seine grösste Breitenaus-
dehnung in der Richtung W.-O. 27 km. Mit
einem Flächeninhalt von 691,2 km' nimmt er unter den
22 Kantonen den 17. Rang ein ; hinsichtlich der Bevölke-
rungszahl steht er im 19. Rang!
Im N. bilden Linthkanal und Walensee auf einer
16,5 km langen Linie, im 0. die Bergkette westlich des
Murgthales und der von der Widersteinerfurkel bis zur
Sardona sich erstreckende Kamm der Magereugruppe auf
eine Länge von 33 km die natürliche Grenze eegen des
Kanton bt. Gallen. Im S. wird der Kanton aurch die
vom Tödi bis zum Piz Segnes laufende 40,5 km lange
Gebirgskette vom Kanton Graubänden getrennt. Im W.
grenzt er in einer unregelmässig durch die Clariden-
und die Glämischgruppe laufenden Linie von 54,5 km
Länge an die Kantone Uri und Schwyz. Ersterer greift
im Umerboden, letzterer ö. vom Praselpass in anf-
fällip^er Weise über die Wasserscheide auf die glamerische
Gebirgsabdachung über.
Orographie, Der Kanton Glarus liegt vollständig inner-
halb der Alpen und zwar fast ausschliesslich in der n.
Kalkalpenzone ; einzig der nw. Teil des Landes reicht in
die Zone der subalpinen Molasse hinein. Er stellt im WV
sentlichen das Quellgebiet und Sammelbecken der Linth
dar, welche ihn der Länge nach von S. nach N. darcb-
fliesst und in einen kleinem w. und einen grossem ö.
Teil zerlegt. Ausserhalb dieses primären Linthbeckens
liegt der nö. Teil des Kantons, der sich zum Thale des
Walensees abdacht, während anderseits der W. -Rand des
Linthgebiets stellenweise beträchtlich auf die Kantone
Uri und Schwyz übergreift.
Den 8. Abschluss des Linthgebietes bildet ein mächti-
ger Gebirgswall, der auf der Grenze zwischen Glarus und
rraubünden von WSW. nach ONO. sich erstreckt und
dem grossen Uochalpenzuge angehört, der n. von der
Rhone-Rheinlinie die ffanze Schweiz durchzieht. Durch
die Einsenkungen des Ristenpasses und des Panixerpas-
ses wird er in drei Teile, die Tödigruppe (im engem
Sinne), die Hausstockgruppe und die Saraonagruppe
zerlefft. Die erstere besitzt im Tödi (9622 m) nicht nur
den nöchsten Gipfel der Glameralpen, sondern der gan-
zen n. von der Kheinlinie liegenden Ostschweiz über-
haupt. Mit ihren beiden den Hinterjg^rund des Linththal»
einfassenden Vorwerken, der Claridenkette im W., wel-
che im Claridenstock ^70 m) und Gemsfayrenstock (2974
m) acht hochalpine Gipfel aufweist, und der Selbsanft-
gruppe im 0., der der zweithöchste Gipfel der Glamer-
alpen, der Bifertenstock (3426 m) angehört, bildet sie
einen der imposantesten Thalabschlüsse des ganzen Al-
pengebietes. Zwischen Kistenpass und Panixerpass ist die
Kammlinie der Hochalpen kette durch die südwärts zum
Vorderrhein fliessenden Gebirgsbäche stark nach N. zu-
rückgedrängt worden und schwingt sich hier im Haas-
stock zu 3152 m empor. Fast ebenso hoch erhebt sie sich
in den Gipfeln der Sardonaffruppe (Vorab 30% m, Piz
Seines 3102 m, Saurenstock 3054 m), die den wirkunn-
vollen S.-Abschluss des Semfthales darstellt. Wie für aie
Berneralpen, so ist auch für die Hauptkette der Glamer-
alpen die enorme Steilheit ihrer nordwärts gerichteten
Abhänge charakteristisch. Der N.-Absturz des Tödi, die
Wände, mit denen der Selbsanft einerseits zur Sandalp,
anderseits zum Limmerntobel abfallt, der Absturz des
Hausstock gegen das Durnachthal und die NW. -Mauer von
Vorab und Sardona gehören zu den g^rossartiffsten Bil-
dern der Schweizera^en. Namentlich in der Hausstock-
und Sardonagruppe ist der Kontrast zwischen S.- und
N.-Abdachung überaus auffällig.
Nördlich von der tiefen Einsenkung von Umerboden
(1350 m) und Klausenpass (1952 m], die den N.-Fnss der
Claridenkette begleitet, erhebt sich im W. des Linththales
die GlärnischcTuppe in Gestalt einer mächtigen 18 km
langen und 12 km breiten, trapezförmigen Kalktafel,
von der jedoch nur der ö. und nö. Teil innerhalb des
Kantons Glarus liegt. Fast ringsum ist sie von steilen
Felswänden begrenzt, die unvermittelt in die Thäler ab-
stürzen. Nur auf der gegen das Linththal gerichteten O.-
Abdachung sind sie von breit ausladenden, mit Alpwei-
den und Bergwiesen bekleideten Terrassen unterbrochen.
Auf das durchschnittlich 1800-2200 m hohe Plateau sind
die SW.-NO. streichenden Bergketten aufgesetzt, im S.
die Märenber|(-Ortstockkette, n. davon die Kirchbeiv-
kette, im N. die imposante, reich gegliederte Glämisch-
kette (im engem Sinne), die sich nach W. in der Silben
fortsetzt. Alle Ketten dieser Gebirffsgruppe nehmen wie
das ganze Plateau nach 0. an Höhe zu ; die südlichste
Kette kulminiert in ihrem ö. Eckpfeiler, dem Ortstock
(2715 m), die Glärnischkette erhebt sich im Bächistock
bis zu 2920 m.
Die Kreideketten der Wiggis-Rädertenstockgruppe, die
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag vod Gebr. AUlnger, Neuenburg.
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KANTON GLARUS
GLA
GLA
331
sich n. von dem tief eingeschnittenen Klönthale erheben
und das Oberaeethal und seine Verzweigungen einrah-
men, erreichen bei weitem nicht mehr
die Höhe des Glärnisch. Die im Süden
liegenden höchsten Gipfel Räderten-
stock (2295 m) und Wiggis (2284 m)
steigen noch zu beinahe 2900 m an, und
die gewaltigen Fels winde, mit denen
der Wiggis gegen Klönthal und Linth-
thal abstürzt, verleihen hier dem Ge-
birge noch hochalpinen Charakter.
Nach NW. nimmt die Gipfelhöhe rasch
ab und sinkt bis auf 1700 m herab.
An das Kreidegebirge schliesst sich die
Nagellluhkette des Hirzli an, welche
die NW.-Ecke des Kantons erfüllt und
nur noch Gipfelhöhen von 1680^1400
m aufweist.
Auf der O.-Seite des Linththales
zweigt sich von der auf der S. -Grenze
des Kantons liegenden Hochgebirgs-
kette zunächst die Kärpfstock- oder
Freiberggruppe ab. Sie wird von der
HausstocKgruppe durch die Einsat-
telung des Richetlipasses (2263 m) ab-
gegliedert und erfüllt als sehr plastisch
modelliertes Gebirge, dessen durch-
schnittliche Höhe Jedoch derjenigen
der benachbarten Gebirgsgruppen et-
was nachsteht, den ganzen Raum zwi-
schen Linththal und Sernfthal. Vom
Kärpfstock (2797 m), seinem Haupt-
gipfel, laufen die Berggräte strahlen-
förmig nach allen Richtungen aus, nach N. der Ilaupl-
kamm mit Berglihorn, Karrenstock und Gandstock.
Als eine Abzweigung der Sardonagruppe kann das Ber^f-
land des nö. Kantonsteils betrachtet werden. An die
NO. -Ecke der Sardona schliesst sich zunächst eine Berg-
kette an, die in weitem nach W. geöffnetem Bogen das
Sernfthal umspannt und sowohl gegen dieses als auch
gegen Walensee- und Seezthal eine Reihe von Seiten-
zweigen absendet, die der Hauptkette an Höhe nur wenig
nachstehen. Sie bildet die natürliche Grenze gegen den
Kanton St. Gallen. Ihr Hauptgipfel, der ungefähr in der
Mitte der Kammlinie sich erhebende Mageren (2528 m),
weicht in seiner Höhe nur wenig von derjeniffen der übri-
gen wichtigern Gipfelpunkte ab (Foostock 2^0 m, Spitz-
meilen 2506 m, Weissmeilen 2483 m, Bützistock 2514).
Durch das tief eingeschnittene st. gallische Murgthal
einerseits und das Mühlebachthal anderseits wird von der
Magereugruppe die Schild-Mu
trennt, welche den Winkel
lenseethal bedeckt. Sie steht an Höhe der Magereugruppe
nur wenig nach. Im s. Teil, wo der Schild (2302 m) und
der Gufelstock (2436 m) die wichtigsten Erhebungen
scharfe Kämme
Kalkmauer der
zerlegen, deren auffälligster die
Mürtschenstöcke (2442 m) ist.
wilde
-Murtschenstockgmppe abge-
zwischen Linththal und Wa-
Kanton OUrus : Linthebene, gegen die Wiggiskette gesehen
sind, nimmt das Gebirge einen beinahe plateauartigen
Charakter an, während nordwärts mehrere zum Wa-
lensee sich senkende Thälchen den Gebirgskörper in
Kanton Glarus : Das sädliohe Linththal, von Braanwald aus gesehen.
Die Hochgebirgskette an der S.-Grenze des Kantons ist
mit einem fast zusammenhängenden Kranze von Schnee-
feldern und Gletschern geschmückt, da ihre Kammlinie
ohne Unterbruch beträchtlich über die Schneegrenze
hinaufreicht. Immerhin erreicht hier die Vergletscherung
lange nicht die Intensität wie in den Berner- und Walli-
seralpen oder im Engadin, da hier das über der Schnee-
linie liegende Areal weit kleiner ist als dort. Die grössten
Fimfelder und Gletscher gehören naturgemäss dem höch-
sten Teil der Kette, dem Tödi und seiner nächsten Um-
gebung an. Das ausgedehnteste Gletscherfeld ist hier der
ülaridenfirn, der nach W. mit dem ganz auf Umer Ge-
biet liegenden Hüfifirn zusammenhängt und ostwärts,
gegen die Sandalp hin, eine Reihe kleinerer Gletscher-
zungen aussendet. Die längste Gletscherzunffe dagegen
bildet der Bifertengletscher, der bis auf den Scheitel des
Tödi hinaufreicht und dann in 5 km langem Bogen
durch das steile Hochthal zwischen Tödi und Biferten-
stock bis in das Niveau von 1750 m gegen die untere
Sandalp hinunterlliesst. Ein ausgedehnter, plateauförmi-
ger Gletscher bedeckt noch die Scheiteltläche von Bifer-
tenstock und Selbsanft; dann aber nimmt nach 0. hin,
in der Hausstock- und Sardonagruppe,
die Intensität der Vergletscherung rasch
ab. Die Gletscher liegen hier fast aus-
schliesslich auf den Scheitelplateaux
und auf der sanftem, dem Kanton Grau-
bünden angehörenden S.-Abdachung
des Gebirges, während der steile N.-
Absturz, abgesehen vom Sulzgletscher
im Hintergrunde des Durnachthaies,
nur unbedeutende Schneeflecken auf-
weist. Von den übrigen Gebirgsgruppen
träfft einzig der Glärnisch dank seiner
bedeutenden Höhenerhebung neben
mehrem kleinen Hängegletschern ei-
nen eigentlichen Thalgletscher von 3
km Länge, die am weitesten gegen das
schweizerische Mittelland vorgescho-
bene grössere Eismasse der Alpen.
Thäler. Abgesehen vom Thale des
Walensees, der auf einer 7 km langen
Linie die N.-Grenze des Kantons be-
spült, ffehört dem Kanton Glarus ein
Hauptthal, das Linththal an. Es ist, soweit es
einziges , , _„
innerhalb des Kantons liegt, ein in die Bergketten einge-
sägtes typisches Querthal. Es öffnet sich an der N.-Grenze
OEOGR. LEX. 65 — n — 21
322
GLA
GLA
des Landes zwischen Wesen und Niederumen als Sei-
tenthal des Walensee-Zürichseethales und erstreckt sich
bis nach Schwanden in fast rein s.
Richtung, nachher in sw. Richtung
unter dem Namen . Grossthal bis ins
Herz der Tödikette hinein. Die Berg-
abhänge sinken auf beiden Seiten iäh
und unvermittelt, oft in (restalt mächti-
ger Felswände zur Thalsohle nieder,
die von Bilten bis Netstal eine vollkom-
men ebene, 1-2 km breite Fläche dar-
stellt, weiter s. dagegen von zahlrei-
chen Bachschuttkegeln und Bergsturz-
hügeln unterbrochen wird, auf der gan-
zen Länffe aber mit einer Kette von Dör-
fern und Weilern besetzt ist.
Bei Schwanden zweigt vom Haupt-
thale nach 0. sein bedeutendstes Neben-
thal, das Semfthal oder Kleinthal ab,
das in grossem halbkreisförmigem Bo-
gen die Kärpfstockgruppe umfasst und
is an den Fuss der Hausstock- und
Sardonagruppe hinaufreicht. Während
auf seiner W.-Seite nur kurze und steile
Bachschluchten abzweigen, münden von
0. her drei grössere Alpenthäler. das
Mühlebachthal , das Krauchthal und
das Raminthal ins Semfthal ein.
In die ö. der Linth liegenden Glar-
neralpen dringen ausser dem Semf-
thal nur kleine, unbewohnte Alpenthä-
ler ein, so von Schwanden aus in s. Richtung das Niede-
renthal, von Betschwanden aus nach 0. das Diesthal und
von Linthal aus nach SO. das Dumachlhal.
Auf der W.-Seite münden drei grössere Alpenthäler ins
Linththal, im S. auf der Grenze zwischen Tödi- und Glär-
nischgruppe das Thal des Fätschbaches, dessen eigent-
licher Thal boden, der Urnerboden, jedoch bereitü^dem
Kanton Uri angehört; im mittleren Teile das Klönthal,
das mit breiter Oeffnung zwischen Giarus und Netstal
sich mit dem Linththale vereinigt und Glärnisch- und
Wiffgiskette trennt; im N. das Oberseethal, das als breite
Mulde den N.-Fuss der Wiggiskette bep^leitet und im Nä-
felser Schwändithal eine n. Abzweiguns besitzt. Von den
übrigen linksseitigen Nebenthälera sind noCh zu erwäh-
nen das bei Luchsingen ausmündende, kräftig in die
Glärnisch kette eingeschnittene Bösbächithal und das auf
seine Nebenthäler mit den Thälem der benachbarten Ge-
birgskantone verbinden, ist bis heute erst ein einziger
Kanton Giarus : Klausenstrasse und Linthal.
der Grenze zwischen dem Kreidegebirge und der Nagel-
lluh liegende Niederumer Alpenthal.
Von den zahlreichen Pässen, welche das Linththal und
Kanton Giarus: £lm und das Sarnfthal, von Süden gesehen.
durch eine Strasse fahrbar gemacht, der Klausenpass
(195^2 m), der von Linthal über den Urnerboden nach
Altorf im Schächenthal und an den Vierwaldstattersee
führt. Es wird jedoch wahrscheinlich in nicht allzu femer
Zeit auch der zweitwichtigste Gebirgsübergang, der Pra-
gelpass (1554 m), der aus dem Klönthal ins Muotathal
führt und damit ebenfalls dem Becken des Vierwaldstat-
tersees zustrebt, eine Strasse erhalten. Zwei mühsame
Gebirgspfade stellen die Verbindung des Linththales mit
dem Vorderrheinthal über die s, Hochgebirgskette her,
nämlich der Sandalpi>as8. (2807 m), der dicht an der W.-
Wand des Tödi vorbei nach Disentis führt, und der Kis-
tenpass (2727 m), der weiter ostwärts das Gebirge über-
schreitet und nach Brigels und Hanz ausmündet. Ueber
dieselbe Hochgebirgskette führen auch von Elm aus, aus
dem Sernfthale, zwei Pässe nach dem Rheinthale, der Pa-
nixerpass (2407 m) nach Panix und Ilanz
und der Segnespass (2625 m) nach
Flims. Eine Abzweigung des Sandalp-
passes bildet der Claridennass, der über
die Gletscherfelder von Clariden- und
Hüfifirn das Linththal mit dem umeri-
schen Maderanerthal verbindet. Weni-
ger mühsam sind die Uebergänge, über
welche man aus dem Semfthal über
den von der Sardona nordwärts aus-
strahlenden Gebirgsgrat ins St. Galler
Oberland gelangt, der Foopass (2229 m)
und der Riesetenpass (2188 m), die
beide ins Weisstannenthal hinüberfuh-
ren, ersterer von Elm, letzterer v«i
Matt aus, ferner die Widersteinerfurkel
(2014 m), über die man von Engi te
Semfthal in das nach dem Walenaee
ausmündende Murgthal hinübergeht
Ganz innerhalb des Kantons HegOB
der Richetlipass (2263 m), der eine viti
begangene Verbindung zwischen Lte-
thal und Elm bildet, und der FronaJ^
pass (1850 m), der von Giarus aus über
die Ennetberge nach Obstalden führt
Gewässer. Der Kanton Giarus liegt
ganz im Sammelgebiet der Linth und
gehört damit dem Stromgebiet des
Rhein an. Die Linth selbst ist der Ab-
lluss der Gletscher und Firnfelder der
Tödi- und Claridengruppe. Sie trägt ihren Namen von
der Vereinigung von Sandbach und Limmembach, ihrer
beiden bedeutendsten Quellbäche, an, ergiesst sich in das
GLA
GLA
323
W.-Ende des Walensees und fliesst nachher dem Zürich-
see zu. Ihr wichtigster Zufluss ist der Semf, der im Hin-
tergrunde des Semfthales aus der Ver^
einigung von Wichten-, Jätz-, Tschin-
Sil- und Raminbach, den Abflössen der
ausstoclt- und Sardonakette, entsteht
und von rechts noch den Krauch bach
und den Möhlebach, von links her den
Niederenbach aufnimmt u. bei Schwan-
den sich mit der Linth vereinigt. Von
den zahtreichen übrigen Bächen und
Runsen, durch welche die Linth ver-
stärkt «rird, nennen wir als linksseitige
Zuflüsse Walenbach und Schrejenbach
aus dem Claridengebiet, den Fätschbach
vom Umerboden, Brumm bach, Luch-
singerbach, Leuggelbach und die Gup-
penrunse aus dem Glärnischgebiet. den
Löntsch ans dem Klönthal, den Hau-
tibach als Abfluss des Oberseetbals,
Niederumer- und Biltner Dorfbach ; als
cechtsseitige Zuflüsse den Durnagelbach
aus dem Dnrnachthal, Diesbach und
Haslerbach aus dem Kärpfgebiet, die
Röfiruns bei Mollis. Direkt in den Wa-
lensee ergiessen sich der Filzbach, der
Meeren bach und der Rötibach.
Wie alle Gewässer der Alpen mit
ihren starken Sommerregen, ihren gros-
sen im Sommer abschmelzenden Schnee-
massen und Gletschern, weisen auch die
Gewässer des Glarnerlandes ihren gröss-
ten Wasserstand im Sommer, in der
Periode von Juni bis August auf, während der Niederwas-
sersland in den Winter fallt und meistens im Februar
sein Minimum erreicht. So beträgt z. B. die Niederwas-
sermenge der Linth bei Mollis durchschnittlich 4000^ Li-
ter per Sekunde, während sie im Sommer bei gewöhn-
lichem Hochwasser ein Wasserquantum von 250-280000
Sekondenliter führt.
Die Bäche bilden teils beim Uebergang von einer Thal-
stufe zur andern, teils unmittelbar über der Sohle des
Linththales zahlreiche prächtige Wasserfälle; die schön-
sten derselben sind der Schreienbachfall, die Fätsch-
bachfalle, die Diesbachfalle, der Leuggelbach fall, die
Fälle des Niederenbaches. An andern Stellen haben die
Gewässer in die Steilstufen zwischen den Terrassen tiefe,
spaltenfonnige Erosionsschluchten eingeschnitten (Linth-
Die zahlreichen und grossen Schuttkegel, welche na-
mentlich im Flyschgebiet des Grossthaies und des Semf-
f
Kanton Glarus : Im Sernfthal, Blick gegen die Sardona
Schlucht zwischen Thierfehd und Sandalp, Limmem-
schlncht« Tschingelschlucht bei Elm, Löntschschlucht bei
Riedern).
Kanton Glarus : Oberaee und Brünnelistock.
thales sich auf die Thalsohle vorschieben, legen nicht
nur Zeugnis ab von der grossen Erosionsarbeit der Bäche
und Runsen, sondern auch von den Gefahren, mit denen
sie die Bevölkerung bedrohen. Die Ueberschwemmungen
der Linth, die bis zu Ende des 18. Jahrhunderts auf der
ganzen Thalsohle uneingeschränkt hin- und herwanderte,
und dte Muhrgänge der Runsen haben im 17. und nament-
lich im 18. Jahrhundert ausserordentlichen Schaden ver-
ursacht und das Land in grösste Not versetzt, und in
neuerer Zeit noch haben einzelne Bäche, namentlich die
Guppenrunse, der Niederumer und der Biltner Bach,
durch ihre Ausbräche grosse Verheerungen angerichtet.
Durch zahlreiche, unter der finanziellen Mithilfe des
Kantons und des Bundes ausgeführte Bachverbauungen
sind im Laufje der letzten Jahrzehnte die grössten Ge-
fahren beseitigt worden. Von diesen zum
Teil heute noch in Ausführung begrif-
fenen Korrektionsarbeiten sind nament-
lich zu erwähnen : der auf die Anre-
gung und unter der Leitung von Hans
Konrad Escher von der Linth durchge-
führte Bau des Escherkanals (1807-1811),
durch den die Linth in den Walensee
f[eleitet wurde, und des Linthkanals(vol-
endet 1817), durch den der Fluss zwi-
schen Walensee u. Zürichsee ein neues
geregeltes Bett erhielt; die Verbauun(|[
der Guppenrunse, der Rüfirunse bei
Mollis, des Niederumer- und des Bilt-
nerbaches und des Rötibaches bei Müh-
lehorn.
Die Wasserkräfte des Glarnerlandes,
namentlich die Linth, werden in hohem
Masse für die Zwecke von Industrie und
Gewerbe in Anspruch ffenommen und
haben in der zweiten Hälfte des abc[e-
laufenen Jahrhunderts wesentlich mit-
? geholfen, ihren Aufschwung herbeizu-
ühren. In neuester Zeit werden die
Kräfte der wasserreichern Bäche zur
Einrichtung von Elektrizitätswerken für
Beleuchtung und motorische Zwecke be-
nutzt ; solche Werke sind in den letzten
Jahren in Näfels, in Netstal, in Mollis,
Niederenbach in Schwanden, am Diesbach, am
in Linthal entstanden. Grosse Elektrizitäts-
am
Fätschbach
werke sind am Löntsch und am Semf projektiert.
824
6LA
Unter den Seen unseres Gebietes muss in erster Linie
der Walensee genannt werden. Freilich gehört blos die
Kanton Glarus : Klöntbalersee und Olftraisch,
Hälfte seines S. -Ufers dem Kanton Glarus an und von
seiner 23,27 km* grossen Oberfläche kann letzterer kaum
V» beanspruchen. Der See ffehört zu den grossen Thalseen
am N. -Ran de der Alpen, hing einst mit dem Zürichsee
und wahrscheinlich auch mit dem Bodensee zusammen
und reichte offenbar durch das Linththal bis nach Glarus
hinauf, ähnlich wie heute noch der Umersee den untern
Teil des Reussthals erfüllt.
Neben diesem grossen Thalsee erfreuen das Auge des
Wanderers eine Reihe von kleinen Bergseen. Der grösste
unter ihnen, der Klönthalersee mit einer Oberfläche von
1,8 km ', ist durch zwei j^rosse prähistorische, vom Glär-
nisch und vom Wigffis niedergegangene Bergstürze auf-
gestaut worden; Bergsturzseen sind
auch der Obersee und der Haslensee w.
Näfels. Reich an solchen Gebirgsseen
sind namentlich die obern Thalstufen
zwischen 1000 und 2500 m. Einzelne un-
ter ihnen, wie Thalalpsee und Spannegg-
see im Mürtschengebiety mögen ihre
Entstehung grösstenteils der chemi-
schen und mechanischen Erosion des
unterirdisch abfliessenden Wassers ver-
danken, während andere, wie der Ober-
blegisee und das Guppenseeli, der Mut-
tensee und die kleinen Seen im Verru-
cano des Kärpfgebietes in Becken einge-
bettet sind, die teils durch die abschlei-
fende Wirkung des Gletschereises, teils
durch die Ablagerung von Moränen ent-
standen sind.
Diese Bergseen sind nicht nur durch
geringen Umfang, sondern auch durch
geringe, meist unter 10 m bleibende und
nur selten 30 m erreichende Tiefe u.
starke Schwankungen des W^asserstan-
des ausgezeichnet. Einzelne derselben,
wie Obersee und Haslensee, verschwin-
den zeitweise gänzlich, und alle bleiben
im Winter wahrend mehrerer Monate
zugefroren; der höchstgelegene, der
Muttensee (2442 m), wird erst im Spät-
sommer und nur für wenige Wochen
eisfrei. Gehängeschutt und Bachablage-
rungen bedrohen diese Seen immer mehr mit ihrer voll-
ständigen Ausfüllung.
6LA
nehmen alle Formationsstufen von den krystallinfr
Schiefem bis zu den^ Ablagerungen der Quartärzeit teil
Da das O.-Ende des Finsteraarmaissive«
in der Tödigruppe rasch unter die Sedi-
mentdecke in die Tiefe sinkt, tritt das
Urgebirge nur in geringer Aasdehmus
zu Tage. Einzig am N.-Fusse des Tödj
auf der untern Sandalp und im Hin-
tergrund des Limmembodens stsd
die krystallinen Schiefer, repr&Bentiert
durch serizitische Gneise and PhyllHe.
entblösst. Darüber Heften auf der 1
tenalp, stellenweise bis zu 150 m Mid)-
tigkeit anschwellend, dunkle Anthrazit-
schiefer, die, wie Funde von verstei-
nerten Farnkräutern bewiesen haben,
dem altem Karbon angehören. Das her
vorragendste Glied der alten Sediroeote
ist jedoch der Verrucano, der in der
Kärpf- u. Magereugruppe eine M ächtif-
keit von mehreren hundert Metern be-
sitzt. Er ist zwar völlig jpetrefoktenleer.
gehört aber jedenfalls dem obern Kar-
bon und dem Perm an und besteht m
der Kärpfgruppe und im Gebiet zwi-
schen Semfthal und Walensee Tonne-
gend aus roten und grünen KongloDe^
raten (Semifit) oder sandigen Schie-
fem. Im Tödigebiet erscheint er hiifi^
als ein halbkrystallines Gestein, das
ohne [scharfe Grenze in die ächten kry-
stallinen Schiefer übergeht. In der
Kärpfgruppe schliesst er Melaphyr- La-
gergänge ein. Die roten und grünen Konglomerate nod
ein vorzüglicher Baustein, werden jedoch nirg^ends in
grösserem Massstabe ausgebeutet.
Als Vertreter der Trias dürfen der leuchtend rotgelb an-
wittemde Rötidolomit und der kirschrote Quartenschiefer
angesehen werden. Sie bedecken bei normaler Entwick-
lung den Verrucano in einer Mächtigkeit von 50-100 m.
Der Rötidolomit bildet ein weithin leuchtendes, gewun-
denes Band am Sockel des Tödi und tritt, begleitet von
Quarlenschiefer, auch in jden untern Partien der Glär-
nischgruppe zu Tage ; namentlich aber gewinnen diese Ge-
steine im nö. Kantonsteile grosse horizontale Verbreitung
und fallen hier durch ihre lebhaften Farben kontraste auf.
Kanton Glarus : Spanneggsee, gegen den Schild gesehen.
Geologie, a) Stratigraphie. Am Aufbau der Glameralpen
Der Lias, der aus quarzreichen, eisenschüssigen, oA
zahlreiche Belemniten und Gryphäen enthaltenden Sand-
steinen und weichen Mergelschiefera besteht, ist sehr
GLA
6LA
325
iingleichmässig ausgebUdet. Während er an der S.- und
O.-Front der Glärnischgruppe, in der Zone Urnerboden-
Kanion Glarus: Oberblegisee.
Braunwald-Oberblegi-Guppen hohe Felswände bildet und
auch in der Magereugruppe normale Entwiclclunff zeigt,
besitzt er in der Tödigruppe nur sehr geringe Mächtigkeit
und scheint in der Mürtschengruppe zwischen Trias und
Dogger gänzlich zu fehlen. Grössere Konstanz und klarere
stratigraphische Gliederung zci^t der Dogger, dessen
Hauptmasse durch Eisensandsteine und Echinodermen-
breccie gebildet wird. Sein oberstes Glied, der meist nur
0,^1 m mächtige Eisenoolith, wurde im 16. Jahrhundert
am Glärnisch an zwei Stellen, auf der Alp Guppen und
am Klönthalersee, während kurzer Zeit auf Eisen ausge-
beutet und schliesst eine reiche Kephalopoden- und Bra-
chiopoden-Fauna ein. Einen hervorragenden Anteil am
AuftMiu der Glameralpen nimmt der obere Jura (Malm),
der sich in den mergeligen, knolligschiefrigen, stellen-
weise an Ammoniten und Belemniten reichen Schiltkalk
(Oxford), den dichten, dunkelgrauen, petrefaktenarmen
Hochgebirgskalk und aas teils aus dem korall igenen Tros-
kalk, teils aus den mergeligen Baifriesschiefern beste-
hende Tithon gliedert. Der 900-600 m mächtige Hochge-
bir^kalk bietet der mechanischen Verwitterung nur
gennge Angriffspunkte und ist im Gegensatz zum Dogger
sehr vegetationsfeindlich. Er bildet an den Bergabhängen,
z. B. am Tödi, Selbsanft, Glärnisch, Mürtschenstock,
mächtige kahle, durch zahlreiche feine Binnen in pfeUer-
artige Rippen zerlegte Stellwände, in flachem Geoieten,
z. B. auf aer S.-Seite des Glärnisch und im n. Schildge-
biet, öde und wasserleere Karrenfelder. Der Hochgebirgs-
kalk wird seiner leichten Bearbeitbarkeit wegen vielfach
als Baustein benutzt. Der Troskalk wird bei Schwanden
und bei Netstal zur Herstellung eines für chemische
Zwecke sehr (geschätzten gebrannten Kalkes abgebaut, und
in den Bai friesschiefem ist bei Mühlehom ein Zement-
ber^werk angelegt.
Die Kreide tritt im nw. Teile des Kantons in mächtiger
Entwicklung auf. Sie bildet die mittlem und obem Par-
tien der w. Gläraischgipfel und baut die Wiggis- und
Rädertenstock kette und den Kerenzerberg fast vollständig
auf und ist deutlich in Neocom, Schrattenkalk (Urgon),
Gault (Albien und Vraconnien) und Seewerkalk (Turon
und Senon) gegliedert. Orographisch tritt besonders der
Schrattenkaik hervor, indem er, ähnlich wie der Malm-
kalk, teils öde Karrenfelder, teils senkrechte^ weissgraue
Steilwände bildet, die mit den dunkel angewitterten Neo-
comwänden und den mit üppiger Vegetation bedeckten
Gaultbändem scharf kontrastieren. Die Eocänmulde, die
vom Vierwaldstättersee her über den Pragelpass durch
den Wiggis und den Kerenzerberg bis in die Churfirsten
sich erstreckt, bildet eine auffallige Faziesgrenze, indem n.
von ihr Neocom u. Gault mächtiger ent-
wickelt und reicher gegliedert smd als
s. davon. Im s. Glämischgebiet und in
der Tödigruppe ist die Kreide viel
schwächer ausgebildet als im n. Kan-
tonsteil.
Unter den Tertiärbildungen spielt das
Eocän die grösste Rolle. Es gliedert sich
in Nummulitenkalk und Flysch, welch'
letzterer aus Mergel- und Thonschiefem
und harten Sandsteinen und Quarziten
besteht. Während es im n. Kantonsteil,
so am N.-Fuss der Brücklerkette, im
Obemmer- und Näfelser Schwändithal,
am Wiggis, am Kerenzerberg und auf
der N.-Seite des Schild, meist nur
schmale Zonen bildet, tritt es im s.
Teil des Kantons in grossartiger Ent-
wicklung auf. Zwischen Schwanden u.
Linthal setzt es die untern Partien der
beiden Thalwände und in der Kärpf-,
Hausstock- u. Sardonagrunpe die Berge
vom Grunde der Thäler bis gegen die
Gipfel hinauf zusammen. Diese Flysch-
zone erstreckt sich ostwärts durch den
Kanton St. Gallen bis zum Rheinthal
und hängt westwärts durch die Glari-
denkette mit dem Flyschgebiet des
Schächenthals zusammen. Im Sernfthal
werden die Flyschschiefer bei Engi und
Elm zur Herstellunff von Dachplatten
und Schreibtafeln abgebaut und entnalten eine reiche
und interessante Fischfauna.|[ •
Die Ablagerangen der (jungem Tertiärzeit sind auf die
Kanton Glarus: Der Sernf unterhalb Elm.
NW.-Ecke des Kantons beschränkt, wo die miocäne Kalk-
nagelfluh und bunte Mergel die Hirzlikette zusammen-
setzen.
S26
GLA
GLA
Fastaufallen flachern Beraabhängen und in den Sohlen
der kleinen Seitenthäler treffen wir Zeugen der diluvialen
Kanton Glarus : Der Löntsch.
Vergletscherung in Gestalt von Moränendecken, Morä-
nenwällen und erratischen Blöcken. In der Sohle des
Linththales dagegen sind die Moränen grösstenteils wieder
durch die Gewässer fortgespült oder durch ihre Geschie-
beablajgerungen fiberdeckt worden. Die Bergwiesen und
Alpweiden verdanken ihre Kulturfähigkeit und Frucht-
barkeit zu einem ffrossen Teil dem Gletscherschutte, der
ihre Unterlage bildet. Unter die quartären Schuttbildun-
gen sind endlich auch die vielen prähistorischen, zum
Teil noch in die Eiszeit zurückreichenden Bergstürze zu
rechnen. Erscheinungen dieser Art sind z. B. die Trüm-
merfelder auf Mullern am Fronalpstock, auf Beglingen
am Schild, auf der Mürtschen- und Meerenalp, auf der
Obern Braunwaldalp, ferner die grosse Thalbarri^re
zwischen Glarus und Schwanden, der Sackberg im Klön-
thal, die Hüffel in der Thalsohle bei Glarus, Netstal und
Näfels und oie Trümmermassen des Oberseethals.
b) Tektonik. Die tektonischen Verhältnisse der Glarner
Alpen sind ausserordentlich kompliziert und heute noch
nicht in allen Punkten aufgehellt, obschon eine Reihe der
namhaftesten Alpengeologen, wie Arnold Escher von der
Linth, Heim, Baltzer, Burekhardt, Rothpletz, sich ein-
gehend damit beschäftigt haben. Unbestrittene Tatsache
ist, dass im ganzen weiten Grebiet zwischen Walensee und
Vorderrheinthal die vom Verrucano biz zum Eocän rei-
chende, normal gelagerte Sedimentserie auf Eocänbildun-
gen aufruht, die zu eng gepressten, nach N. überliegenden
Falten zusammengeschoben sind, und dass zwischen die-
sem Eocän und dem darüberliegenden Verrucano der
Malm in Gestalt eines meist nur 1-10 m mächtigen Kalk-
bandes (Lochseitenkalk) auftritt, oft begleitet von verkehrt
gelagerten, dünn ausgewalzten Fetzen der übrigen Jura-
bilduncen und des Rötidolomits. Die Kontaktfläche zwi-
schen dem Eocän und Lochseitenkalk einerseits und dem
darüber liegenden Verrucano anderseits steigt von NW.
nach SO. bis in den s. Teil des Kantons stetig in die
Höhe, um dann ziemlich rasch gegen das Vorderrhein-
thal zu sinken. Deswegen gewinnt an den Thalwänden
des Linththales und Semfthales das Eocän nach S. hin eioe
immer mächtigere Entwicklung, und in der Tödigmppe
treten unter demselben die altern Sedimente bis za den
krystallinen Schiefem herunter in normaler Lagerap|[,
doch selber wieder intensiv gefaltet, zu Tage. Gleichzei%
ist die über das Eocän hinaufgeschobene Sedimentdecke
nach S. hin immer mehr der Erosion zum Opfer gefiiUeD;
während sie in der Glärnisch-, Schild- und Magereugruppe,
sowie im n. Teil der Kärpfgruppe die Hauptmasse da
Gebirges ausmacht, sind von ihr in der Hausstock- und
Sardonagruppe nur noch vereinzelte Reste von Verrucano
erhalten geblieben, welche auf den Gipfeln und Gräten
mützenartig auf der Eocänunterlage sitzen.
Diese Rrossarti^e La^erungsstörung ist zuerst von A^
nold Escner von der Lmth erkannt und von Albert Hein
eingehend geschildert worden und war seither unter den
Namen der Glarner Doppel falte bekannt Nach der Dar-
stellung dieser Forscher nahen wir es nämlich mit zwei
mächtigen liegenden Falten, einer N.-Falte und eina
S. -Falte zu tun, deren Kerne einerseits aus der Gegend
des Walensees, anderseits aus dem bündnerischen Rhein-
thale allmählig emporsteigen. (Siehe das geolog. Profil
im Artikel Alpen. Band I, Seite 49). Von anderer
Seite wird dagegen behauptet, die Lagerungsnmkehr
in den Glarneralpen werde durch eine einzige gewal-
tige, von S. nach N. überschobene Falte erzeugt Die
neuesten Untersuchungen in diesem Gebiete scheineo
diese Ansicht zu bestätigen und machen es überdies sehr
wahrscheinlich, dass auch die Sedimentdecke, die in der
Glärnisch-, der Schild-Mürtschenstock- und der Wig^s-
gruppe über der Ueberschiebungsmasse der c Glarner Dop-
pelfalte » liegt, nicht ein einfaches, normales Faltensysten
bildet, sondern wieder mehreren grossen Ueberschiebangs-
massen angehört, von denen jede einzelne auf Flysch
ruht und ihre Wurzel in weiter s. gelegenen Gebieten b^
sitzt. (Vergl. Lugeon, Maur. Les grandes nappesdere-
Kanton Claras: Linthächlucht hinter Linthal.
couvrement des Alpes du Chablais et de la Suisse; im
Bull. Soc. geol. de France. Paris 1901).
In der Glärnisch- und der Wiggisgruppe ist der Falten-
6L\
GLA
327
wurf der obem Ueberschiebungsmassen noch nicht in dem
Masse durch die Erosion zerstört worden, wie im S. und
Kaaton Glarus : Wiidbachverbauung bei Bilten.
0. des Kantons ; daher lässt sich hier der Einüuss der
tektonischen Struktur auf die orographische Gestaltung des
Gebirgsreliefs noch deutlich erkennen. Im 0. des Kantons
dagegen, in der Kärnfstock- und Magereugruppe, wo jene
ollere Faltenserie infolge der Denudation eanz verschwun-
den ist, sehen wir die Bergketten nach allen Richtungen
sich verästeln ; die gegenwärtige Anordnung der Berge
und Thäler ist hier das reine Ergebnis der Arbeit des
iliessenden Wassers.
Klima, Die klimatischen Verhältnisse stimmen im We-
sentlichen mit denjenigen der übri)g[en zentral- und ost-
schweizerischen Teile der Nordabdachung der Alpen
überein. Sie werden durch folgende Zahlen illustriert
(mitgeteilt von der Schweiz, meteorologischen Zentralan-
stalt in Zürich) :
Mittelwerte der Temperaturen (1864-1900)
Station Jahr Januar Juli
Glarus (482 m) 7,9 " C - 2,5 ° C 47,3 * C
Linlhal (660 m) 7,0 ° C - 3,0 " C 16,2 " C
Elm (961 m) 5,7 ° C - 3,3 ° C 14,9 ^ C
Mittlere Höhe der jährlichen Niederschläge (1864-1900)
Glarus (482 m) 1421 mm
Auen bei Linthal (821 m) 1705 mm
Elm (9M mj 1587 mm
Obstalden (685 m) 1692 mm
Linthkolonie bei Ziegelbrücke (427 m) 1615 mm
Winter- und Sommertemperatur, wie auch die mittlere
Jahrestemperatur stehen in der Thalsohle bei Glarus nur
wenig tiefer als im schweizerischen Mittellande. Die mittlere
Jahrestemperatur von Glarus ist um 0,6 ° C geringer als
diejenige von Zürich und um 1,2° C geringer als diejenige
von Altorf, wahrscheinlich infolge der durch die ungün-
stige Richtung des Thaies bedingten kürzern Dauer der
Insolation. Die Abnahme der Temperatur mit der Höhe
zeigen deutlich die Zahlen der Stationen Linthal und
Elm. Das mildeste Klima besitzt die Uferzone des Walen-
sees. Einen günstigen Einfluss auf die Temperatur übt
der Föhn aus, der näußg im Spätherbst und Winter wäh-
rend längern Perioden als leichte, in der Höhe iliessende
s. Luftetrt'imung prachtvoll helles und warmes Wetter
bringt, oft aber auch als heftiger Sturm die Thäler durch-
tobt.
Das ganze Gebiet des Kantons Glarus ist wie überhaupt
die gesamte N. -Abdachung der nö. Schweizeralpen reich
an Niederschlägen. Die jährliche Regenmenge scheint zwar
in Glarus durcnschnittlich etwas geringer zu sein als im
w. angrenzenden Kanton Schwyz, übersteigt aber dieje-
nige der annähernd gleich hoch liegenden Station Altorf
im Reussthal um 156 mm und erreicht fast die doppelte
Höhe wie in Chur. Die oben genannten 2iahlen veranschau-
lichen deutlich die rasche ^nahme der Regenmenge mit
der Höhe; schon im s. Teile des Linththales ist sie um
280 mm i^össer als in Glarus. Eine Zone maximaler Nie-
derschläge streicht durch den nördlichsten Teil des Kan-
tons. Etwas trockener sind dagegen die Thalsohle bei Gla-
rus und der s. Teil des Sernfthales, wo sich bereits die
Trockenzone des bündnerischen Rheinthalbeckens be-
merkbar macht. Heftige Gewitter kommen nicht sehr
häufig vor, und verheerende Hagelschläge sind, wenigstens
für die tieferen Teile des Landes, eine seltene Naturer-
scheinung.
Flora. Da der Kanton Glarus vom Kamme der Hochalpen
bis nahe an den Rand des schweizerischen Mittellandes
sich erstreckt und durch das Linththal mit diesem indirek-
tem Zusammenhang steht, zeigt seine Pflanzenwelt alle
Uebergänge von der Ebenenilora bis zur Flora des Hoch-
gebirges. Die Flora der Thalsohlen, der Hügel- und Berg-
region hat hier im ganzen denselben Charakter wie im
ostschweizerischen Mittel lande, mit dem Unterschiede
jedoch, dass die Artenzahl der Ackerunkräuter stark zu-
riicktritt, weil der Ackerbau durch die Wiesenkultur sehr
zurückgedrängt worden ist. In den Laubwäldern, welche,
stark mit Tannen durchsetzt, den Fussder Berge bekleiden,
wiegt die Buche durch Individuenzahl ausserordentlich
vor. Ihr gesellt sich der Bergahorn fAcer pseudoplatanus)
bei, der, meist ohne grössere Bestände zu bilden, in der
Bergre^^ion zur schönsten Entwicklung gelangt und man-
Kanton Glarus : Thierfehd u. Vorder Selbsanft, Hintergrund des
Linththales.
cherorts (so im Klönthal, auf den EnnetbergenobEnnenda,
auf Braunwald) eine Zierde der Landschaft bildet, Eiche
und Birke treten nur vereinzelt auf, während Linden,
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Ulmen und Eschen überall in die Laubwälder eingestreut
sind. Ein weit grösseres Areal bedeckt der Tannenwald,
der fast ganz aus der Rottanne (Picea exceUa) gebildet
wird und mancherorts (z. B. im Klönthal, am Gandstock
bei Schwanden) ausgedehnte ßergabhänge zusammen-
hängend bekleidet. In kleinem Gruppen und vereinzelten
Individuen steigt sie bis zu 1900 m empor, begleitet von
der Bergföhre u^inus montana) und der Alj[)enerle (Alnus
viridis). Verhältnismässig selten sind die Weisstanne
(Abtes alba) und die Föhre {Pinus silvestris), Larix eu-
ropae%is kommt nur in künstlich angelegten Beständen
vor. — Die Arve, dieser acht alpine Baum, bildet leider
keine geschlossenen Bestände mehr ; kleine Gruppen der-
selben trifft man noch auf der Rautialp am Wiggis, am
Mürtschenstock und am Kärpf. In den Torfmooren und
Ried wiesen des clarnerischen Unterlandes sind infolge
der durch die Lmthkorrektiön bewirkten Entwässerung
manche interessante Sumpfpflanzen verschwunden. Im-
merhin findet der Botaniker dort auch heute noch:
Kanton Glarus : Der Tödi, von der Uaamgartenalp aas gesehen.
Nymphaea alba^ Ranunculus linaua und R. flammula;
Drosera roiundifolia^ D. intermedia undD. anglica; Ty-
pha minima und J. latifolia. Iris sUnrica, mehrere Pota^
mogeton-krten. Kleinere Torrmoore der Berg- und untern
Alpenregion beherbergen noch Andromeäa polifolia,
Menyanthes trifoliata, Oxycoccxis palustris, Sweertia
perennis.
Für das warme Ufer des Walensees und den der Föhn-
wirkung stark ausgesetzten untern und mittlem Teil des
Linththales bilden eine Reihe von meridionalen Pflanzen
ein charakteristisches Florenelement. Bei Mühlehorn ge-
deiht noch die Edelkastanie, bei Niederurnen wird mit
Erfolg die Weinrebe kultiviert, und an manchen Stellen,
namentlich' bei Ennenda, finden wir schöne Gruppen von
Nussbäumen. Als Vertreter dieser warmen Flora sind
ferner zu erwähnen: Helleborus viridis, Hypericum
coris, Geraniuni sanguineum, Staphylaea pinnata, Pru-
nus mahaleb, Rhamnus alpina, Euonymus latifolius,
CoronillaemeniSjAsperulataurinay Seaum hispanicum,
JJippophaes rhaninoides, Cyclaminus europasa (häufig
am Walensee), Linaria cymbalaria^ Tamtis communis,
Alnus incana var. sericea, Stupa pennata.
Die Thalflorajwird immer mehr durch fremde Elemente
bereichert, die durch die modernen Verkehrsmittel bis in
die hintersten Winkel der Alpenthäier vordrin|;en. Solche
zu ständigen Niedergelassenen gewordene Einwanderer
sind z. B. : die ostasiatische Matrtcaria suaveolens, die bei
Glarus sehr häufig geworden und bereits ins Sernnhal
vorgedrungen ist: femer Eriqeron annuus, Lepidium
ru&rale und Drci>a, Euphorbia Engelmanni,
Die (g^larnerische Alpenflora stimmt im wesentlichen mit
derjenigen der im 0. und W. angrenzenden Gebiete über-
ein, kann dagegen an Artenreichtum nicht mit derjenigen
Graubündens wetteifern, weil das Glamerland nur nach
N. geöflnet, nach S. dagegen durch die Hochgebirgskette
des Tödi abgeschlossen ist. Immerhin haben durch die
hochgelegenen Passlücken dieser Gebirgsmauer einige
Bändner Pflanzen den Weg in die Glarneralpen gefunden
und sich auf der Sandalp und im Hintergrunde des Semf-
thaies angesiedtft, z. B. Sesleria disticlia (Panixerpassj,
Salix Helvetica und S, myrsinites (Obersand), Tofieldia
palustriSf Phyleuma paxiciflora (Kärpf, Hausstock, Cla-
riden, Sandgrat), Gentiana tenella (Panixer), Saxifraga
macropetala (Hausstock), Androsace glacialis (Segnes,
Sandalp).
Die botanisch reichsten Gebiete der Glarneralpen sind
die obere Sandalp, die Berge im Hintergrund des Semf-
thales und das Verrucanogebiet der Schild- und Mageren -
gruppe.
Als seltene oder sonst bemerkenswerte Pflanzen des
Glarnerlandes sind noch zu erwähnen : aus der Berg-
region Malaxis monophylla, Corallorhiza innata, Orcßus
Traunsteineri, Epipogium aphyllum, Lunaina rediviva^
Dentaria Killiasii; aus der AJpenregion Ranunculus par-
nassifolius, Aquilegia alpina, Draba Zahlbruckneri, Ara-
bis auriculata, Viola cenisia, Trifolium pallescen»,
Phaca alpina, Potentilla frigida, Achilleanana und A.
moschata, Aronicumglcunale, Senecio aurantiacus, Leon-
todon incanus, Campanula cenisia, Pleurogyne carin-
thiaca, Androsace neerii, Rumex nivalis, Paradisia li-
liastrum, Gagea minima, Daphne striata. Eine euro-
päische Seltenheit besitzt der Kanton Glarus in dem nor-
dischen Botrychium virginianum, das bei Glarus am
Fusse des Vorderglämisch vorkommt. — Die Zahl der bis
jetzt im Kanton konstatierten Gefasspflanzen beträgt ld07.
In seinen Untersuchungen über die nivale Flora der
Schweiz zählt Oswald Heer 42 Arten von Phaneroganrien
auf, die der glarnerischen nivalen Flora (über %0O m
Höhe) angehören. Mit der nivalen Flora anderer alpinen
Kantone, die bis 200-300 solcher Arten zählen, verglichen
ist somit diejenige des Kantons Glarus eine verhältnis-
mässig arme.
Fauna, Wie die Flora, so stimmt auch die Tierwelt im
grossen und ^nzen mit derjenigen der benachbarten
Alpenkantone überein. Auch hier sind im Laufe der letzten
Jahrhunderte infolge der intensiveren Besiedelung des
Landes und der Jagd manche der grossem Tierformen,
namentlich unter den Säugetieren, verschwunden. Der
letzte Bär wurde 1816 im Grossthale, das letzte Exemplar
der Wölfe, die übrigens nie häufig gewesen zu sein schei-
nen, gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Näfelser-
bergen geschossen. Um diese Zeit verschwand auch der
Luchs, der früher häufig vorkam. Der letzte Steinbock
wurde im Jahre 1550 am Glämisch erlegt; seine Homer
waren bis zum Brande von Glams im Rathause zu sehen.
Auch der Hirsch kann als ausgerottet betrachtet werden ;
zur Seltenheit erscheint ein aus Graubünden versprengtes
Exemplar. Dagegen beginnen die Rehe, die seit lanser
Zeit ganz verschwunden waren, den n. Landesleil wieder
zu besiedeln. Unsere typischen Alpentiere, Gemse und
Murmeltier, sind im Schild- und Wiggisgebiet selten ge-
worden, ziemlich häufig dasegen in den s. Gebirgsgrun-
pen. Selbst in dem seit 1569 gebannten Freiberff (Kär^-
ffruppe) waren sie um die Mitte des vorigen Jahrnunderts
fast ganz verschwunden. Dank der strenffen Handhabung
des Jagdgesetzes hat aber in den letzten Jahrzehnten ihre
Zahl wieder stark zugenommen. Trotzdem seit einiger
Zeit jährlich 50-150 Stück durch die Wildhüter abge-
schossen werden, zählt der Freiberg heute ungefähr 1500
Gemsen. — Unter den Raubtieren kommen ziemlich häufig
der Fuchs und das grosse und kleine Wiesel {Putorius
erminea und P, vulgaris) vor, die alle ihre Streifzüge bis
ziemlich hoch in die Alpen hinauf ausdehnen, während
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GLA
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litis (Puloritts puiorius), Hausmarder {Mustela foina)
und Edelmarder (Mustela niartes) weniger häufig und
ganz an die Hüj^el- und Bcrp^region geitun-
den sind. Seltener werden der Dachs (Me-
tes taxus) und der Fischotter {Lutra vtil-
grart«) getroflen, letzterer ausschliesslich an
den Gewässern des Unterlandes. In den
Wäldern der Hügel- und ßergregion sieht
man sehr häufig das £icl)horn {Sciurus
rulgcuis), weniger oft den gemeinen Hasen
Lepus timidus), an dessen Stelle in der
\lpenre^on der weisse Hase {Lepus varia-
bilis) tritt. Als ständiger Bewohner der Al-
penregion i^ die Schneemaüs (Hypudaeus
nivalis) erwähnenswert.
Die Vogelwelt des Kantons Glarus zeich-
net sich weder durch Artenreichtum noch
iurch grosse Individuenzahl aus. Zwar
)eherbergt er die Mehrzahl der schweizer-
schen Standvögel, dagegen tritt die Zahl
ler Zugvögel stark zurück, wohl deswegen,
veil keiner der grossen Alpenpässe, welche
iie Vögel bei ihrem Zuge nach dem S.
3enutzen, dem Kanton angehört. Von den
[laubvögeln ist der Lämmergeier (GypaStus
iarbcUus) gänzlich verschwunden, während
ler Steinadler {Aquila fulva) immer noch
vereinzelte Horste besitzt, so im Kärpf- und
jiämischgebiet. Bemerkenswerte Formen
(ind unter den Raubvögeln noch der
^sse Uhu {Bubo mciximvs) der in den Bergwäldern
licht selten vorkommt, die Gabelweihe (MUdus regalis)^
ler TurmTalke {Falco tinnunculus) und der grosse Fiscli-
idler (HaHaetusalbicilla), der zur Seltenheit am Walensee
ifscheint; unter den Klettervögeln der Graugrünspecht
Picus canus) und der Schwarzspecht {Picus ruarlius):
erner der Eisvogel (A Icedoispida), der Wiedehopf {Upupa
^pops), der Ziegenmelker (Capriniulgus punctatus), die
»chwarzamsel (Turdus merula), die Ringdrossel {Turdus
Of^ualus) ; anter den Sperlin^vögeln der Kreuzschnabel
Loxin curvirostra)^ der nur in der Alpenregion lebende
>chneefink { Fringilla nivalis) und der nordische Bergfink
Fringilla montifringilla), der in strengen Wintern in
nrossen Schwärmen erscheint. Die Elster (Pico caudata)
st stellenweise noch häufig, in den Bergwäldern trifli
nan den Tannenhäher {Nucifraga caryocat<ictes). Die
Upenkrähe {Corvus pyrrhocorcur) umkreist schaaren weise
urogallus), Birkhuhn (Tetrao telrix) und Haselhuhn
(Tetraobonasia)^ im Gebirge Sleinhuhn (Perdior scuraf t7t«)
Kanton Glanis i Aaf dem Urnerbodeo.
Iie Bergkämme, und der Kolkrabe iCorüus corax) ist von
ier Ebene bis ins Hochgebirge verbreitet. Bis zur Wald-
grenze hinauf trifft man nicht selten Auerhahn (Tetrao
Kanton Glarus : Schwanden mit dem Glärnisch.
und Schneehuhn (Lagopus alpinus). Eine erhebliche Zahl
von Sumpf- und Schwimmvögeln beherbergen der Walen-
see und die Sumpfwiesen des Unterlandes, so den Fisch-
reiher (Ardea cinerea), die Lachmöve (Lanis ridibundus),
die wilde Gans (Anser segetum), die Rohrdommel (Ardea
siellaris), die Knäckente (Anas querquedula), die Berg-
pnte (Ancu niarila), die Schallente (Anas clangula). Die
Wildente (Anas boschas) kommt auch auf den Alpenseen
vor.
I Unter den Reptilien ist die ziemlich, verbreitete, doch
' nirgends häufige Kreuzotter (Pelias bci^us), unter den
Lurchen der sehr häufige schwarze Alpensalamander
\ (Salamandra atra) zu erwähnen.
An Fischen sind die glarnerischen Gewässer nicht reich,
abgesehen vom Walensee, dessen Fischfauna annähernd
I mit derjenigen des Zürichsees übereinstimmt. Die Kor-
' rektion der Linth und die vielen an diesem Flusse liegen-
den Fabriken beeinträchtigen die Ver-
mehrung der Fische; indessen ist die
Regierung seit einigen Jahren bestrebt,
durch eine im Regierungsgebäude unter-
gebrachte Fischzuchtanstalt den Fisch-
bestand der Gewässer, namentlich auch
der Quellbäche und Bergseen, zu he^
ben. Im Jahr 1900 wurden in dieselben
77000 junge Bach- und Seeforellen ein-
gesetzt.
Die niedere Tierwelt, namentlich die
Abteilung der Insekten, ist wie ander-
wärts durch tausende von Arten vertre-
ten. Wie in allen Alpengebieten wird
das Bild ihrer Zusammensetzung da-
durch sehr mannigfaltig, dass neben
den vorherrschenden Arten der Ebene
xahlreiche Gebirgsformen auftreten.
Bevölkerung, Die zahlreichen roma-
nischen Ortsnamen, denen wir im Kan-
ton Glarus begegnen, beweisen, dass
das Land einst von den Rätiern be-
wohnt war und dass diese Urbevölke-
rung von den nach dem Sturze der
römischen Herrschaft einwandernden
Alemannen nicht vollständig verdrängt
wurde. Der Glamer zeichnet sich durch
Regsamkeit, Unternehmungssinn und
eine auf das Praktische gerichtete
Beanlagung aus. Diesen Eigenschaf-
ten verdankt das Glarnerland seinen industriellen Auf-
schwung im 19. Jahrhundert, und ihnen ist es zuzu-
schreiben, dass heute eine ungewöhnlich grosse Zahl von
ääO
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GLA
Glarnern als Industrielle und Handelsleute in allen Län-
dern der Erde leben. Zu allen Zeiten war dem Glarner ein
stark ausgeprägter Freiheitssinn eigen,
der heute noch in seinen Staatseinrich-
tungen zum Ausdruck kommt und sich
in allen Verhältnissen fühlbar macht.
Damit verbindet sich eine lebhafte Liebe
zur Heimat und ein ausgepräjg^es Soli-
daritätsgefühl. Die glamerische Mund-
arty ein Zwei^ des alemannischen Dia-
lekts, ist reich an eigenartigen Aus-
drücken ; viele Wortformen der mittel-
hochdeutschen Sprache haben sich hier
bis auf die Gegenwart erhalten.
Die Bevölkerungszahl war in frühem
Jahrhunderten, als Viehzucht und Alp-
wirtschaft die einzige Beschäftigung
bildeten, nur eine ^ermge. Im Jahr 1550
z. B. betrug die Zahl der männlichen
Einwohner bloss 2060. Die Einwohner-
zahl wuchs dann sehr stark im 18.
Jahrhundert, als Handel und Gewerbe
sich lebhaft entwickelten. Während im
Jahr 1700 die Zahl der über 16 Jahre
alten männlichen Einwohner 3 250 be-
trug, war sie 1797 bereits auf 6502 ge-
stiegen, woraus man schliessen muss,
dass in diesem Jahrhundert die Bevöl-
kerung sich verdoppelte. Die im Jahre
1837 veranstaltete erste genaue Volks-
zählung ergab bereits eine Bevölke-
rungszahl von 29 348. Ueber die Bevöl-
kerun^bewegung in den letzten 50 Jah-
ren gibt folgende Tabelle Auskunft :
Wohnbevölkerung 1850 1860 1870 1880 1888 1900
des Kant. Glarus 30197 33363 35208 34242 33825 32349
Trotz der seit 1840 herrschenden starken überseeischen
Auswanderung nahm die Bevölkerungszahl zu und er-
reichte im Zusammenhang mit der Blüte der Industrie
1870 ihr Maximum. Seither trat eine rückläufige Bewe-
gung ein, die namentlich seit 1888, infolge des Rückgan-
ges der Industrie, beunruhigende Fortschritte macht.
Während von 1837 bis 1870 die Bevölkerungszahl um 20%
zunahm, ist sie in der Periode 1870-1900 wieder um 8,1 %
zurückgegangen. Von dieser Abnahme sind fast alle Ge-
meinden betroffen, am stärksten diejenigen des Mittel-
landes. Die Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt 46,8 per
km'.
Im Jahre 1900 zählte man 24 232 Reformierte und
8006 Katholiken. Seit längerer Zeit verschiebt sich das
Verhältnis stetig zu Ungunsten der Reformierten, wie die
folgende Zusammenstellung zeigt:
1850 1870 1888 1900
Reformierte 87% 80,3% 76,7% 75,0%
Katholiken 13% 19,6% 23,1% 24,8%
Wie anderwärts, doch lange nicht in dem Masse wie in
manchen andern Kantonen, ist im Kanton Glarus die
Zahl der Ortsbürger gegenüber derjenigen der Niederge-
lassenen im Rückgange begriffen, wie sich aus der fol-
gmden Tabelle ergibt :
ürger der Wohn- 1888
g^emeinden 21 574 = 63,7 %
bewohnten Siedelungen liegen zwischen 1400 und 1500 m
Mecreshöhe (Braunwald, Weissenberge ob Matt).
Burger anderer
Kantonsgem.
Bürger anderer
Kantone
Ausländer
1900
19339 = 59,9%
4 887 = 14,5 % 5126 = 15,9 %
6084=18,0%
1280= 3,8%
6268 = 19,4%
1564= 4,8%
Im Jahre 1837 zählte man bloss 2,8 % Bürger anderer
Kantone und 1,1 % Ausländer.
Siedelungsverhältnisse. Fast die gesamte Bevölkerung
wohnt in gedrängft gebauten Dörfern, die ausschliesslich
den Thälem der Linth, des Sernf und des Walensees an-
gehören. Da früher die Thalsohlen schutzlos den Ueber-
schwemmunj^en von Linth und Sernf preisgegeben waren,
liegen die Dörfer, zumal ihre altem Quartiere, nicht in
der e^entlichen Thalebene, sondern seitwärts am Fusse
der Berghänge, auf den Schuttkegeln der seitlichen
Wildbäche und auf alten Bergsturzhügeln. Zerstreute
Höfe treffen wir in einigen Seitenthäiern und auf den
Wiesenterrassen der Bergabhänge. Die höchsten ständig
Kanton Glarus : SchvAndi, gegen Gappen gesehen.
Geschichte. Eine grössere Anzahl romanischer Ortsna-
men, verschiedene Funde (Lanzenspitzen, Feuersteine,
römische Münzen) und nicht am wenicBten die Letzi-
mauer, welche einst das Thal gegen N., d. h. gegen Ein-
falle der Alemannen abschloss, ^eben Zeugnis davon, dass
das Land Glarus schon zur Zeit der Heivetier bewohnt
war. Wie die Sage meldet, soll auch damals schon, durch
die zürcherischen Heiligen St. Felix und Regula, das
Christentum Eingang gefunden haben. Nach dem Einzug
der Alemannen, wahrscheinlich aber erst im 8. oder 9.
Jahi hundert, kam das Land Glarus an das Damenstift
von Säckinffen am Rhein ; deshalb wurde auch der Hei-
lige dieses Klosters, St. Fridolin, der Landespatron der
Glarner.
Als Grundeigentümer des Landes übertrug das Kloster
die Verwaltung der daraus sich ergebenden Einkünfte
und die niedere Gerichtsbarkeit, das « Meieramt b, 1288
an die Herzoge von Oesterreich, welche vorher schon die
Reichsvoc^i und damit die Verwaltung der höhern Ge-
richtsbarkeit an sich gebracht hatten. Durch beid^
Meieramt und Reichsvogtei, hofften die Herzoge, das Land
Glarus allmählig ganz an ihr Haus zu bringen. Dem setzte
sich aber der Freiheitssinn der glarneriscnen Bauern be-
harrlich entgegen, um in hundertjähriffem Ringen auch
das Ziel zu erreichen. Wohl fühlend, aass es ihnen nur
im Anschluss an die Waldstätte möglich sei, die e^
wünschte Freiheit und Selbständigkeit zu erwerben, tra-
ten sie schon 1352 in einen Bund mit Uri, Schwyz uod
Unterwaiden, sowie mit der Stadt Zürich. Durch den Re-
gensburgerßrieden von 1355 wurde aber dieser Bund wie-
der aufgehoben. Allein die Glarner Hessen sich dadurch
ihr Streben nach politischer Selbständigkeit nicht unte^
drücken. Als es 1386 aufs neue zum Kampfe zwischen
den Eidgenossen und Oesterreich kam, nahmen auch Glar-
ner an der Schlacht von Sempach teil, und Glarus be-
nutzte den dort erfochtenen Sieg, um sich von Oester-
reich loszusagen, sich als freies demokratisches Gemein-
wesen zu organisieren und das Städtchen Wesen c im offe-
nen, ehrlichen Kampf » zu erobern. Durch die c Mord-
nacht von Wesen » wurde dieses Städtchen im Februar 1388
wieder für Oesterreich zurückgewonnen und hierauf am
9. April desselben Jahres auch der Versuch gemacht, das
Land Glarus wieder unter die Herrschaft der Habsburger
zu zwingen. Durch die Schlacht von Näfels, in welcher ein
Trüpplem von 400-600 Glarnern unter der Führung von
Matthias Ambühl und dem spätem Landammann Albrecht
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Voffel einen zehnfach grossem Feind zurückschlug, er-
hielt die glamerische Freiheit ihre Bluttaufe. Die Herr-
schaA der österreichischen Herzoge war
nun definitiv beseitigt; auch von äackin-
gen kaufte sich 1385 das Land Glarus los,
um keiner fremden Macht weiter Anlass
zu geben, sich in seine Angelegenheiten
einzumischen. Die Landsffemeinde, die
Versammlung der wehrfatiigen Bürger
des Landes, war fortan die c oberste
Gewalt », die Gesetze gab, sowie Gericht
und Rat besetzte. Ebenso war Glarus
nunmehr wieder Glied der Eidgenossen-
schaft, zunächst der VKI alten Orte, und
nahm als solches das ganze 15. Jahrhun-
dert hindurch lebhaften Anteil an den
Kämpfen der Eidgenossen. Glamer zogen
den Appenzellem gegen den Abt von St.
Gallen zu Hilfe, beteiligten sich an der
Eroberung des Aargaues und Thurgaues,
gewannen mit Schwyz die Landschaften
Gaster und Uznach, stritten im alten Zü-
richkrieg an der Seite der Schwyzer und
zogen (unter Hans Tschudi) mit in die
Burgunderkriege und ebenso 1499 in den
Schwabenkrieg.
Heftige innere Kämpfe brachte dem
Lande die Reformation. Während bisher
Glarus Hand in Hand mit Schwyz gegan-
gen, stellte sich nun der grossere Teil der
Glamer auf die Seite der Zürcher und der Reformation,
für welche Zwingli durch seine Tätigkeit als Pfarrer von
Glarus 1506-1516 den Boden wohl vorbereitet halte. Eine
aristokratische Partei, welche namentlich um der Pen-
sionen und fremden Kriegsdienste willen Zwingli grollte,
ging dagegen mit den V Orten zusammen. Indem diese
Partei, durch die von der Landsgemeinde beschlossene
Gestattung der evangelischen Predigt erzürnt, das Mittel
der Obstruktion zur Anwendung brachte, unterblieb
während einiger Zeit sogar « Rat und Gericht », bis die
dadurch begünstigten Zuchtlosigkeiten das Bedürfnis
nach einer gesetzlichen Ordnung wieder zum Siege gelan-
fen Hessen. Nach dem ersten Kappelerkrieg erlangte die
^artei der Neugläubigen derart die Oberhand, dass die
Durchführung der Reformation für alle Gemeinden be-
schlossen wurde. Der für die Reformierten unglückliche
Aasgang des zweiten Kappelerkrieges (1531) brachte es
dagegen mit sich, dass in Glarus, Linthal und Näfels der
kannt, wie dies damals nur an wenigen Orten geschehen
ist. Dagegen benutzte nachher die katholische Minder-
Kaoton Glarus : IIQhlehorn am Walensee.
katholische Kultus wieder hergestellt wurde. Durch den
Landesvertrag von 1532 wurde beiden Konfessionen
Glaubens- und Gewissensfreiheit in einem Masse zuer-
Ksnton Glaras : Hätten und Ahorngruppen auf Braunwald.
heit jede Gelegenheit, um für sich {grössere Rechte zu
erlangen. Sie wurde dabei durch die V Orte kräftig unter-
stützt. So bestand in den 1560er Jahren die Gefahr eines
Krieges, indem namentlich Aegidius Tschudi (der be-
rühmte Geschichtschreiber, 1558-60 Landammann von
Glarus) und sein Schwager Landamraann Schomo von
Schwyz die V Orte zum Kriege gegen die evangelischen
Glamer aufhetzten, so dass 1 V, Jahre lang die glarneri-
schen Gesandten von der eidgenössischen Tagsatzung
fern blieben. Den Bemühungen von Paulus Schuler
(Landammann 1556-58 und 1^57-74) und Anderer gelang
es, den Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Immer-
hin dauerte die konfessionelle Spaltung fort und führte
zu immer neuen Reibereien, welche den Stand Glarus
nach aussen schwächten und im Innern viel Verdruss
bereiteten. Durch einen Landesvertrag von 1623 wurde
bestimmt, in welchem Masse die Katholiken an den Lan-
desämtern beteiligt sein sollten (in sehr erheblich grös^
serem Masse, als ihnen nach der Volks-
zahl zugekommen wäre). 1683 aber
wurde, nachdem die von den Katholi-
ken gewünschte Landesteilung (nach
dem Vorbild Appenzells) durch die ent-
schiedene Haltung der Evangelischen
abgewendet worden war, wenigstens
eine «c Regimentsteilung » in der Weise
durchgeführt, dass fortan die beiden
Konfessionen ihre besondem Landsge-
meinden zur Bestellung der Landes-
ämter hatten und ebenso für die Ange-
hörigen der beiden Glaubensparteien
besondere Gerichte aufgestellt wurden.
Von 1701-1798 hatten sogar die beiden
Konfessionen ihre besondere Zeitrech-
nung, indem die Katholiken den neuen
gregorianischen Kalender annahmen,
während die Reformierten beim alten
Kalender verblieben, so dass die Ka-
tholiken den Reformierten jeweüen um
11 Tage voraus waren, z. B. Neujahr
feierten, bevor die Reformierten Weih-
nacht hatten.
Als 1798 die Franzosen in die Schweiz
einrückten und die alte Eidgenossen-
schaftzusammenbrach, stellte sich auch
das Land Glarus wie die Waldstätte der
Einführung der helvetischen Verfas-
sung mit Waffengewalt entgegen. Aber bei Wollerau
wurden die glarnerischen Truopen geschlagen und
hierauf das Land Glarus mit (!raster, Uznach, Sar-
339
GLA
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gans etc. zum Kanton Linth verschmolzen. Die Volks-
bewegung von 1799 und der Einmarsch österreichi-
scher und russischer Truppen brachten für kurze Zeit
die alte Landsgemeindefreiheit zurück; aber neue Siege
der Franzosen und der dadurch bewirkte Rückzug Suwa-
rows über den Panixer machten auch Glarus wieder zu
einer Provinz der helvetischen Regierung. Das Kriegs-
elend, das damals die Schweiz als der Schauplatz frem-
der Kriegsheere durchzukosten hatte, lastete auf dem
Kanton Glarus ganz besonders hart, so dass, um dem
Hungertode zu entgehen, über 1100 Kinder auswandern,
d. h. in andern Kantonen, Ms nach Rem, Waadt, Neuen-
burg, Aufnahme bei Menschenfreunden suchen mussten.
Die Mediation brachte wieder die alte Landsgemeinde-
herrlichkeit, aber auch die frühem konfessionellen
Schranken. Erst die Bewegung der 1830er Jahre schob
dieselben zur Seite, indem eine neue Verfassung vom Ok-
tober 1836 fresp. Juli 1837) an die Stelle der bisherigen
konfessionellen Landsgemeinden und Behörden die eine
Landsgemeinde und von der Konfession unabhängige Räte
und Gerichte setzte. Dieselben 1830er Jahre brachten auch
für das Schulwesen grosse Fortschritte, ebenso die Er-
stellung eines rationellen Strassennetzes. 1887 wurde die
Verfassung von 1837 einer Revision unterzogen, wobei
aber deren Hauptgrundsatze unangefochten blieben. Die
Landsgemeinde blieb- nach wie vor Inhaberin der ober-
sten Gewalt, Gesetzgeherin für alle Gebiete, die nicht der
Kompetenz des Rundes übertragen sind, ebenso V^ahl-
behörde für die kantonale Regierung und die Gerichte,
sowie der Abgeordneten in den schweizerischen Stände-
rat.
ErwerhsverhältniBse, Die Landwirtschaft und die damit
verbundene Viehzucht und Alpwirtschaft lieferten in frü-
heren Zeiten der damaligen spärlichen Bevölkerung fast
alles, was sie zum Lebensunterhalt bedurfte. Heute spielt
sie im Erwerbsleben des Glarnervolkes nicht mehr die
erste, aber immer noch eine bedeutende Rolle. Von we-
sentlichem Einfluss auf die Art ihres Retriebes ist der
Umstand, dass der grösste Teil des Rodens entweder den
Rürgergemeinden und Korporationen oder reichen Priva-
ten gehört, welche die Liegenschaften an Lehenbauern
verpachten. (Ueberdas Areal der einzelnen Bodenkulturen
können keine genauen Zahlen mitgeteilt werden, da noch
keine Vermessung durchgeführt ist).
Der Ackerbau war zu allen Zeiten im Kanton Glarus
von untergeordneter Redeutung. Zwar wurden, wie aus
dem Säckinger Urbar hervorgeht, im Mittelalter Hafer
und Gerste angebaut ; allein die Produkte des Getreide-
baues reichten auch für die damalige geringe Revölkemng
nicht aus. Einen bedeutenden Aufschwung nahm in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Anbau der
Kartoffel, die 1697 durch den Kaufmann Jakob Stmb von
Schwanden aus Irland nach der Schweiz gebracht worden
war. Von 1770 an machte ihre Kultur infolge der damals
herrschenden Teuerung grosse Fortschritte. Sie ver-
drängte den Anbau des Getreides und der Gespinnstpflan-
zen »st ganz, und der grösste Teil des bisher als Vieh-
weide benutzten Gemeindebodens (AUmeinden) wurde
nun der Kartoffelkultur eingeräumt. Seit der Eröffnung
der ersten Eisenbahnlinie (Wesen-Glarus) im Jahre 1859
und der dadurch bedingten Erleichterung des Verkehrs,
wohl auch infolge des Aufschwungs der Industrie, ging
der Karloffelbau wieder stark zurück, so dass er jetzt dem
eigenen Redarfe bei weitem nicht mehr genügt. Der Ge-
treidebau ist sozusa^n ganz verschwunden, so dass heute
kaulh mehr von eigentlichem Ackerbau die Rede sein
kann.
Der wichtigste Zweig der Landwirtschaft ist die Wiesen-
kultur, die Gmndlage der Viehzucht. Die Wiesen des
Kantons Glarus sind ausschliesslich Naturwiesen; def
Anbau von Futterkräutern ist fast ganz unbekannt. Die in
der Nähe der Dörfer liegenden Wiesen bilden die soge-
nannten Heimatgüter. Sie werden meistens durch Pächter
bewirtschaftet, sind durch einen Holzzaun oder eine Mauer
eingefriedet u. liefern meistens Winterfutter für 34 Kühe.
Sie werden im Frühjahr und meist auch im Herbst abge-
weidet und im Sommer geheuet. Die Wiesen der Bergab-
hänge und Terrassen bis gegen die untem Alpen hinauf
heissen Heuberge und entsprechen den Maiensässen
Graubündens. Auch sie werden im Frühjahr und Herbst
abgeweidet und im Sommer geheuet. Sie tragen Viehstall
und Heugaden, meist auch ein Wohnhäuschen, das zur
Zeit der Heuernte und im Winter, wenn das Heu an Ort
und Stelle verfüttert wird, bewohnt wird. Mancherorts,
wie auf den Näfelserbergen, auf Braunwald, auf den
Weissenbergen oberhalb Matt, sind diese Berggüter das
ganze Jahr bewohnt ; doch ist die 2^hl der standig be-
wohnten Berghäuschen im Rückgang begriffen. Um
mehr Winterftrtter für das Vieh zu erhalten, sind im ver-
gangenen Jahrhundert manche Alpen, die früher aus-
schliesslich als Viehweide dienten, in Heuwiesen umge-
wandelt worden. Für den armem Teil der Bevölkerung
sind noch die Wildheuflächen von etwelcher Bedeutung,
die im Gebirge an den für das Vieh nicht mehr zugäng-
lichen steilen Abhängen liegen. Sie sind Eigentum der
Bürger- und Kirchgemeinden und werden den Bürgern
alljährlich auf einen bestimmten Tag zur freien Benutz-
ung geöffnet. Die Zahl derjenigen, die der mühsamen
und gefahrlichen Arbeit des Wildheuens obliegen, hat je-
doch in den letzten Jahren bedeutend abgenommen.
Riedwiesen kommen nur in der Linthebene, in den
Gemeinden des Unterlandes vor. In den übrigen Landes-
teilen wird im Herbst das Laub der Wälder in grossen
Mengen gesammelt, um als Viehstreue verwendet zu wer-
den, was die Waldkultur ungünstig beeinflusst.
Die modernen Fortschritte im landwirtschaftlichen Be-
triebe haben im Kanton Glarus, wohl grösstenteils des
herrschenden Pachtsystemes wegen, noch wenig Eingang
gefunden. Das im Lande produzierte Heu reicht auch in
guten Jahrgängen nicht völlig für die Winterfütterung
des Viehes aus.
Obsthau. Wenn auch das Klima für den Obstbau nicht
sehr günstig ist, so wäre doch dieser Zweig der Landwirtr
Schaft noch ei^eblicher Verbessemng und Ausdehnung
fähig. Einen ziemlich reichen Bestand von Obstbäumen
weist nur das Unterland, vor allem die Gemeinde Mollis
auf. In allen andern Landesteilen ist die Zahl der Bäume
relativ gering und in den letzten Jahrzehnden zurückge-
gangen. Nicht nur das Klima, sondern vielleicht noch
mehr das Pachtsystem ist einer rationellen Obstkultur
hinderlich. Im Jahr 1886 betrug die Zahl der Obstbäume
70501.
Der Weinbau spielt im Kanton Glarus eine ganz unter-
geordnete Rolle, da es an den hiefür nötigen sonnigen
Lagen mangelt. Zwar triflt man kleine Weingärten bei
Schwanden, Ennenda. Mollis und Mühlehom ; von etwel-
cher Bedeutung ist jedoch einzig der Weinberg am S.-
Fuss des Hirzli bei Niederumen.
Viehzucht. Die Viehzählungen ergaben im Kanton Glarus
folgende Resultate :
1886 1896 1901
Homvieh 11297 10906 11499
Pferde 328 374 4^9
Schweine aS8A 3971 365.5
Schafe 2015 1237 535
Ziegen 6530 7040 6472
Rienenstöcke 1508 1600 1788
Im Jahr 1796 hesass der Kanton einen Rindviehbestand
von 10233 Stück. Infolge der Ausbreitung der Kartoffel-
kultur sank er dann bis 1842 auf 8477 Stück hemnter, also
um 17 %, obschon gleichzeitig die Bevölkerung um ca
35 % gewachsen war. Wie aus obiger Tabelle hervorgeht,
ist seither die Rindvieh-Stückzahl wieder um 35% gestie-
, gen« was offenbar mit der Ausdehnung der Wiesenkultur
* auf Kosten des Kartoffelbaues zusammenhängt. Uebrifirens
ist der Viehsland im Sommer erheblich grösser als im Win-
ter, da zur vollen Bestossung der Alpen ca Vs der erfor-
derlichen Kühe aus den Nachbarkantonen ins Lehen ge-
nommen wird. Das Vieh des Kantons Glarus gehört mit
gerin|;en Ausnahmen der braunen Schwyzerrasse an. In
der jüngsten Zeit hat sich der Viehstand nicht nur quan-
titativ, sondern namentlich auch Qualitativ gehoben. Mit
Eifer und sichtlichem Erfolg wira an der Verbesserung
der Rasse gearbeitet. Einen günstigen Einfluss auf die
Hebung der Viehzucht üben die Viehzuchtgenossenschaf-
ten, die Prämierung guter Zuchterfolge durch Kanton und
Rund und die Viehversicherung aus, die durch ein Ge-
setz vom Jahr 1902 obligatorisch geworden ist. Die Rind-
viehzucht wurde im Jahre 1901 in folgender Weise sub-
ventioniert :
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Prämien far Riadvieh-
zucht
Beitrag an die Vieh-
YersicheruDg . .
vom Kanton vom Bund Total
9937*25 6249,50 16186,75
15785,68 15785,68 31571,36
Total Fr. 25722,93 22035,18 47758,11
Von 1902 an werden Bund und Kanton die Yiehver-
sicherung jährlich mit rund 40000 Fr. subventionieren.
Der gesamte Rindviehbestand repräsentiert einen Wert
von ca. 4 Millionen Franken. Der Viehbesitz verteilte sich
1896 auf 2431 Eigentümer, von denen 1200 Gross- und
Kleinvieh, 317 nur Grossvieh und 914 blos Kleinvieh be-
aassen. Am ausgedehntesten und rationellsten wird die
Viehzucht im Semfthal, namentlich in Elm betrieben.
Eigentliche Pferdezucht wird im Kanton Glarus nicht
betrieben. Die Schaf- und Ziegenzucht ist seit 100 Jahren
stark zurückgegangen, doch immer noch von ziemlicher
Bedeutung. Im Frühjahr werden jeweilen mehrere tau-
send Schafe in den benachbarten Kantonen St. Gallen
und Graubünden aufgekauft, dann auf den Alpen gesom-
mert und im Herbst teils geschlachtet, teils wieder ver-
kauft. Es werden kaum 400 Stuck gewintert, während z.
B. 1896 auf den Glamer Alpen 6275 Stück |[esömmert
wurden. WichtijKer ist die Ziegenzucht. Fast jedes Dorf
besitzt seine eigene Ziegenherde, die den ganzen Som-
mer hindurch unter der Aufsicht eines Hirten auf die
Weide getrieben wird. Diese Ziegenherden besitzen seit
uralten Zeiten weitgehende Weiderechte, die von grossem
Nachteil für die Wald- und Alpwirtschaft sind. Auch
die Schweinezucht hat an Bedeutung verloren. Die
meisten Schweine werden im Kanton GraubüDden aufge-
kauft und auf den Alpen gesommert.
Alpwirtschafi, Im Kanton Glarus liegen 87 Alpen mit ei-
nem Gesamtareal von 25824 ha, wovon 17 643 ha produktive
Weidefläche sind. Sie repräsentieren einen Wert von ca
6000000 Fr. und werfen einen durchschnittlichen Jahres-
ertrag von 245000 Fr. ab. Das Weide^ebiet liegt grösstenteiU
zwischen 1000 und 2000 m Höhe. Die meisten Alpen sind in
24, in der Regel in 3 Stäflel eingeteilt. Die Zahl der Alp-
gebäude beträgt 719, worunter sich 335 Sennhütlen und
230 Viehställe befinden. Nur 30% des Alpgebietes sind
Privateigentum ; die übrigen 70 % sind im Besitze der
Bür^er^emeinden und Korporationen, was für den Fort-
schritt m der Bewirtschaftung von Nachteil ist.
Die Benutzung der Alpen ist seit vielen Jahrhunderlen
ffesetzlich geregelt. Durch das Alpurbar, das von Zeit zu
Zeit revidiert wird, ist jeder Alp eine bestimmte Anzahl von
Stössen zugeteilt, die gleich ist der Zahl der Kühe oder
Rinder, mit denen die Alp befahren werden darf. Nach
dem gegenwärtigen Urbar besitzen die Alpen Weiderecht
für 8054 Rinder und 5000 Schafe ; doch bleibt die effektive
Bestossunff erheblich unter diesen Zahlen. Seit 1809 hat
die gesetzuche Stosszahl um 3244 abgenommen, grössten-
teils infolge der Umwandlung von Viehweiden in lleu-
alpen, aber auch deswegen, weil im Zusammenhang mit
der Verbesserung der Viehrasse die Ansprüche auf die
Ernährung des Viehes gewachsen sind. Die Weidezeit
dauert von der ersten Hälfte Juni bis spätestens zum
5. Oktober, mit welchem Tage alle Alpen entladen sein
müssen.
Produkte der Viehzucht, Die Milch des im Thale gehal-
tenen Viehes wird grösstenteils direkt von der Bevölkerung
konsumiert und reicht nicht für den eigenen Bedarf
aus. Eine Dorfkäserei besteht einziff in Bilten. Ueber die
Produkte der Alpwirtschaft gibt folgende Tabelle Aus-
kunft:
Fettkäse 75000 kg Käszieger 4000 kg
Halbfettkäse ^000 » Butter 103000 »
Magerkäse 10000 » Scholtenzieger 281000 )»
Das Hauptprodukt, der Zieger, bildet das Rohmaterial
für ein speziell filarnerisches Industrieerzeugnis, den
Schabzieger oder Kräuterkäse, der in mehreren Fabriken,
namentlich in Näfels und Glarus, hergestellt und seil
alter Zeit bis in ferne Länder exportiert wird. In ein-
zelnen Gemeinden, namentlich im Sernflhal, bildet die
Aufzucht von Jungvieh und der Verkauf desselben nach
Italien einen lohnenden Zwei|[ der Viehzucht.
Waldwirtschaft, Während m der ersten Hälfle des ab-
gelaufenen Jahrhunderts der Waldbestand in starkem
Rückgange begriffen war, wird ihm in neuerer Zeit, na-
mentlich dank dem eidg. For^tgesetze, dem das ganze
Waldgebiet des Kantons Glarus unterstellt ist, sorgfaltige
Pfle|fe zu teil. Seit uralter Zeit ist der Wald fiast aus-
schliesslich Eigentum der Gemeinden und Korporationen.
Von dem gesamten, ca. 10800 ha (=15,6% der Boden-
fläche des Kantons) umfassenden Waldareal gehören den
Bürgergemeinden und Korporationen ca. 10000 ha, den
Privaten bloss ca. 800 ha. Staatswaldungen gibt es keine.
Die Aufsicht über die Forstwirtschaft wird durch zwei
wissenschaftlich gebildete Oberbeamte (Kantonsoberforster
und Forstadjunkt} und 42 Gemeindeförster ausgeübt. Die
Nutzungen der öU'entlichen Wälder werden durch die für
jede Gemeinde vom Kantonsforstamte aufgestellten Wirt-
schaftspläne geregelt, weiche alle 10 Jahre einer Revision
unterzogen werden. Das Holz, das jährlich geschlagen
werden darf, wird meistens in Form von sogenannten
Gantteilen im Walde stehend verkauft. Das durch-
schnittliche jährliche Nutzungsquantum beträgt ca.
15000 m3 mit einem Verkaufserlöse von ca. 200000 Fr.,
der zum grössten Teil in die Kasse der Bürgergemeinden
fliesst. Einen bedeutenden Wert repräsentiert daneben
noch das dürre Holz, das von den Bürgern in den öffent-
lichen Wäldern gesammelt werden darf.
Zur Aufforstung und Erweiterung des Waldareals werden
jährlich ca. 200000 Pflanzen im Werte von ca. 10000 Fr.
verwendet. Zur Aufzucht derselben besitzen der Kanton
und alle Gemeinden Forstgärlen mit einer Gesamtfläche
von 250 Aren.
Jagd und Fischerei erfreuen sich bester Fürsorge von
Seite des Staates, obschon sie als eigentliche Erwerbs-
zweiffe keine grosse Bedeutung haben. Die Jagd, nament-
lich die Hoch wildjagd, wird mit Lust betrieben ; es werden
jährlich 200-250 Jagapatente gelöst, welche dem Staate
eine Einnahme von ca. 20ü0 Fr. bringen. Um den Wild-
stand zu heben, wird neben dem seit alter Zeit bestehen-
den Freiberg im Kärpfslockgebiet seit einer Reihe von
Jahren noch eine zweite Gebirgsgruppe für die Jaed ge-
bannt (1890-1901 die Glärnischgruppe, seit 1901 die Wiggis-
kette). Die Fischerei liefert nur am Walensee, im Gebiet
der untern Linth und am Klönthalersee einen nennens-
werten Ertrag. Für 1901 wurden 26 Fischereipatente ge-
löst mit einem Ertrag von 310 Fr.
Handel und Industrie. Aus der geringen Ausdehnung
des kulturfähigen Bodens in der Thalsohle und der Lage
an einem Flusslaufe erklärtes sich, dass die Glamer sich
frühzeitig auch dem Erwerbe durch Handel zuwandten.
Im 15. und 16. Jahrhundert beschr.1nkte sich derselbe
auf die Ausfuhr von Zuchtvieh nach Oberitalien und den
Handel mit Schabzieffer (Kräuterkäse), Käse, Butter und
Holz nach den am Rhein gelegenen Ländern bis nach
Holland. Vom Anfange des 17. Jahrhunderts kamen dazu
aus Sernfthalschiefer gebrochene, geschliffene und in Holz
gefasste Plattentische, welche so beliebt wurden, dass die
Glamer sie von 1670 an in Mengen nach allen Ländern
Europas verfrachteten, wobei sie itire Sendungen meistens
persönlich begleiteten. Später nahmen sie auf diese Han-
delsreisen auch Schreibtafeln aus Schiefer, harthölzerne
Bretter, hölzerne, im Lande selbst verfertigte Hohlmasse,
Leder aus den eigenen Gerbereien, gedörrtes Obst, Alpen-
kräuter-Thee und den schon genannten Schabzieger mit.
Die einheimische Textilindustrie beschränkte sich auf
Weberei und Färberei grober Halbwollstoffe («Mätzent)
und die Erstellung von Strumpfwaren, von welchen Pro-
dukten auch kleine Mengen zur Ausfuhr kamen. Trotz
dieses Verkehrs blieb das Land ziemlich arm, da sein
Nutzen nur einem Bruchteil der Bevölkerung zu gute
kam.
Ein Wendepunkt trat 1714 ein durch die Einfühmng
der Baumwollspinnerei, welche sich rasch ausbreitete und
Jahrzehnte lang bis in die entlegensten Hütten reich-
lichen Verdienst brachte. Da sie jedoch fast nur von
Frauen und Kindern gepflegt wurde, dauerte der Wander-
und Handelstrieb unter den Männern ungeschwächt fort.
Besondere Wichtigkeit erlangte im 18. Jahrhundert der
Handel mit einheimischen und fremden Manufakturen,
wofür kleine und grosse Gesellschaften gegründet wurden,
deren Glieder abwechslungsweise den ausländischen Nie-
derlassungen vorstanden oder die grossen Messen in der
Nähe und Feme besuchten. Das alles trag zur Vermeh-
334
GLA
GLA
runff des Wohlstandes bei, so dass die Periode von 1740
bis 1790 als eine materiell recht günstige erscheint.
Um die Wende des Jahrhunderts trat ein heftiger Rück-
schlag ein, da die Handspinnerei durch die neue englische
Maschinenspinnerei vernichtet wurde und viele der im
Auslande etablierten Glamer während der unaufhörlichen
Kriege Hab und Gut verloren, gleichzeitig auch die Ver-
sumpfung der untern Landesgegend durch die Ausbrüche
der Linth erschreckende Fortschritte machte. Bald jedoch
lernten die Glamer, sich der veränderten industriellen
Lage anzupassen. Die Baumwolldruckerei, deren Anfänge
bis ins Jahr 1740 zurückreichen, wurde nun fabrikmässig
betrieben und nahm einen stetig anhaltenden Aufschwung.
Sie überstand auch die kritischen 1840er Jahre gut, wäh-
rend sie von dieser Zeit an in den meisten andern Kan-
tonen infolge der Bildung des deutschen Zollvereins und
der Konkurrenz der englischen Rouleaux-Indiennes- Dru-
ckerei kränkelte. Der Vorsprung der Glamer Druckerei
gründete sich auf die Geschicklichkeit und den Eifer, mit
dem sich ihr die Bevölkerung hingab, die Rührigkeit der
Kaufleute, die nach immer neuen Absatzgebieten aus-
schauten, sie selbst bereisten und im Ausland, besonders
im Orient, eigene Handelshäuser errichteten, und schliess-
lich auf den Umstand, dass die Glamer sich auf Artikel
Kaaton Olarus : Richisau mit dem Ochsenkopf.
warfen, welche die englische Massenproduktion bei Seite
Hess; es waren dies vorerst indigoblaue, türkischrote und
andere «Mouchoirs» und «Chäles» (Taschen-, Kopf- und
Brusttücher) in europäischem Geschmacke für die länd-
lichen Trachten Italiens, später auch für andere euro-
päische und überseeische Länder, in zweiter Linie (von
1834an) buntblumige Schleierund grosse feine Kopftücher
für Orientalinnen, vom Volke «Türken kappen», in der
Türkei selbst «Yasmas» genannt, und endlich von 1842 an
grosse Lendenschürzen oder «Baltick-Sarongs» und andere
ungenähte Kleidungsstücke für die einheimischen Be-
wohner Niederländisch-Indiens.
Während die Druckerei und die sich allmählig ent-
wickelnde Maschinenspinnerei auf die grössern Ortschaf-
ten beschränkt blieb, hatte sich in den abgelejgenern Lan-
desteilen die BaumwollHandweberei kräftig entfaltet.
Ihre Blütezeit fiel auf die Periode von 1820-1836, und noch
1840 waren ca. 2000 Webstühle in Tätigkeit. Allein bald
musste sie der neuen Maschinen- Weberei weichen, was
in manchen Gemeinden eine solche Arbeitsstockung er-
zeugte, dass die Auswanderung grössere Dimensionen an-
nahm (Gründung von New Glarus in Wisconsin 1845).
In den nächsten Jahren jedoch erfolgte, dank der reich-
lichen Wasserkräfte, eine derartige Ausdehnung der me-
chanischen Spinnereien und Webereien, dass das kleine
Glarus unter allen Kantonen in den 1860er Jahren in der
Baumwollspinnerei die dritte und in der Weissweberei
die zweite Stelle errang. Ueberhaupt erreichte die Baum-
wollindustrie in der Periode von 1860-1875 den Höhe-
punkt: 17 Spinnereien und Webereien beschäftigten nach
der amtlichen Statistik von 1864/65 3256 Arbeiter und er-
zeugten mit 217000 Spindeln 47 700 Zentner Game im
Wert von 8,7 Millionen Franken, welche auf 2859 Web-
stühlen zu Tüchern von 30 Millionen aunes Länge im Wert
von 10 Millionen Franken weiter verarbeitet wurden. 22
Druckereien beschäftigten 6250 Personen au 4204 Druck-
tischen und 47 verschiedenartigen Druckmaschinen und
erzeugten auf den im Lande hergestellten und auf fremden
Geweben Druckwaren von 40 Millionen aunes Länge im
Wert von 25 Millionen Franken; die übrigen Fabriken
(Wolle, Seide etc.) beschäftigten 496 Arbeiter und prodo-
zierten Waren im Werte von 2,3 Millionen Franken. Die
Gesamtzahl der industriellen Arbeiter betrug^und 10000,
gleich einem Drittel der Bevölkerung.
In der Druckerei trat nun ein Rückgang ein, indem
vorerst die Arbeiterzahl sich wegen des teil weisen Ueber-
gauRfS zum Rouleauxdrnck und Hand-Doppeldruck bedeu-
tend vermindern musste, während die Produktion wäh-
rend längerer Zeit nur wenig abnahm. 1892 begann eine
heftige Krisis, welche sich in der Schliessung mehrerer
Etablis8«mente äusserte und in aer damali-
gen, für die Mouchoirs-Druckerei sehr ud-
E'igen Aenderunp der Handelsverträge
ndet war, sowie in der Konkurrenz^
e der Yasmas-Drackerei in der Türkei
selbst immer mehr erwächst. Einzig die
Battick-Druckerei konnte ihr weniger aus-
gedehntes Feld behaupten, und einer Fabrik
gelang mit Erfolg die Einführung des Woll-
drucks. Daneben hat die Produktion der
Baumwoll- Spinnereien und Webereien be-
trächtlich zugenommen und auch die Zahl
ihrer Arbeiter einen kleinen Zuwachs erfah-
ren ; gleichzeitig sind andere, durch verein-
zelte, aber meist grossere Etablissemente
vertretene Industrien in erfreulicher Ent-
wicklung begriffen. Erwähnenswert ist auch,
dass in den letzten 30 Jahren von Glaraem
eine Anzahl bedeutender Spinn- und Webe-
reien in Italien gegründet worden ist.
Der Mangel an Erwerbsgelegenheit für die
männliche Bevölkerung infolge des Rück-
Sangs der Druckerei lastet gegenwärtig auf
en Gemeinden des Mittellandes schwer ; das
grosse Steuerkapital, die staatlichen Leistun-
gen auf allen kulturellen Gebieten und das
nochentwickelte Krankenkassenwesen helfen
die Notlage mildem, und weitere Kreise er-
wägen die Anlage von Elektrizitätswerken
und die Einführung neuer Industrien, um
die wirtschaftliche Lage zu verbessern.
Die eidg. Fabrikstatistik vom Juni 1901 ergibt folgendes
Bild von der gegenwärtigen glarnerischen Industrie : 16
Spinnereien und Weisswebereien (258982 Spindeln mit
1665 Arbeitern, 3747 Webstühle mit 1849 Arbeitern); 1
Buntweberei (150 Webstühle mit 130 Arbeitem) ; 5 Bleiche-
reien, wovon eine mit Färberei und Appretur (98 Arbeiter);
15 Druckereien, wovon eine mit Garn- und Unifarberei
(1975 Arbeiter); 2 chemische Fabriken (15 Arbeiter): 1
Wollluchfabrik (377 Arbeiter); 1 Kammwollweberei (l55
Arbeiter) ; 3 Seidenwebereien (362 Arbeiter) ; 1 Teppich-
weberei (23 Arbeiter) ; 2 Stickereien (27 Arbeiter) ; 1 Tricot-
fabrik (22 Arbeiter); 1 Lingeriefabrik (24 Arbeiter); 1 Pa-
pierfabrik ri07 Arbeiter) ; 1 Cartonfabrik (10 Arbeiter) ; 5
Maschinenfabriken und mechanische Werkstätten (154
Arbeiter) ; 4 Kräuterkäsefabriken (39 Arbeiter) ; 4 Getreide-
mühlen (35 Arbeiter); 1 Cigarrenfabrik (90 Arbeiter); 12
Sägen und mechanische Schreinereien und Glasereien
(112 Arbeiter); 3 Bierbrauereien (28 Arbeiter) ; 2 Ziegel-
und Kalkbrennereien (17 Arbeiter) ; 8 verschiedene Be-
triebe (Gas- und Elektrizitätswerke, Buchdruckereien etc.)
mit 102 Arbeitern.
Im Ganzen 7416 in Fabriken tätige und ausserdem 686
zeitweise hausindustriell beschäftigte Arbeiter.
Dem Geldverkehr dienen 3 Bankinstitute, nämlich die
Kantonalbank (Gmndkapital 1500000 Fr., Notenemission
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2500000 Fr., Reservefonds 500000 Fr., jährlicher, in die
Staatskasse fallender Reingewinn 50-100000 Fr.), die
Bank in Glarus (Aktienunternehmen) und ein privates
Bankgeschäft.
Verkehrswesen. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahr-
hunderts hinein war der Verkehr zwischen den einzel-
nen Ortschaften ganz auf enge, schlecht unterhaltene
Fusswege angewiesen, welche die von derLinth beherrschte
Thalsohle angstlich meidend auf weiten Umwegen
den Bergseiten entlang sich zogen. Das geffenwärtige
Strassennetz ist fast ganz in der Zeit von 18ä)-1850 ge-
schaffen worden, als die Entwicklung von Handel und
Industrie gebieterisch bessere Verkehrsmittel verlangten.
Die erste eigentliche Gebirgsstrasse erhielt Glarus mit
der 1900 eröffneten Klausenstrasse, durch welche endlich
die e Sackgasse », die der Kanton bisher gebildet hatte,
geöffnet und eine namentlich für den Touristenverkehr
wichtige Verbindung mit der Gotthardlinie hergestellt
wurde. Die topographischen Verhältnisse des Kantons
brinffen es mit sich, dass sein Strassennetz kein sehr aus-
gedehntes ist ; die Kantonsstrassen (Strassen 1 . Klasse)
thal und Urnerboden (mit Fortsetzung nach Flüelen).
Trotz Post und Eisenbahn hat sich der regelmässige
Boten verkehr zwischen den grössern Ortschaften und
dem Hauptorte in beschränktem Umfange bis auf den
heutigen Tag erhalten.
Im Jahr 1902 bestanden 22 Postbureaux, 9 Postabla-
gen, 16 Telegraphenbureaux, 5 Gemeindetelephonstationen
mit Anschluss an das nächste Telegraphen bureau. Die
Zahl der Teiephonabonnenten betrug d80, die Gesamt-
länge der Telephondrähte 878000 m.
Frenideninaustrie. Obschon das Glarnerland reich ist
an lieblichen und erhabenen Naturbildern, wird es von
der Touristenwelt lange nicht in dem Masse besucht ^ie
die benachbarten Gebiete des Vierwaldstättersees und
Graubündens. Immerhin spielt der Fremdenverkehr im
Erwerbsleben des Kantons immer mehr eine nicht zu
unterschätzende Rolle. Das grosse Bad Stachelberg, das
sich seit langer Zeit eines starken Besuchs erfreut, und
die Klausenstrasse sichern Linthal eine steigende
Fremden frequenz. Der Besuch der teils schon lange be-
stehenden, teils erst in den letzten Jahren entstandenen
Kanton OlaruB : Landsgemeinde in Glarus.
besitzen inklusive des glarnerischen Teils der Klausen-
strasse eine Länge von 91,6 km und wurden mit einem
Kostenaufwande von Fr. 2 325 000 erstellt. Daneben exi-
stieren noch Gemeindestrassen (Strassen 2. Klasse) mit
einer Länge von 34 km.
Die wichtigsten Verkehrsmittel sind die Eisenbahnli-
nien. Als erste derselben auf Glarner Gebiet wurden im
Jahr 1859 die Linien Wesen-Sar^ans und Wesen-Glarus,
letztere als Abzweigung der Linie Zurich-Wesen-Chur,
eröffnet. Ihnen folgte 1875 die Strecke Bilten-Ziegel-
brücke-Näfels als Schlussstuck der von der Nordostbahn
Rebauten linksufrigen Zürichseebahn und 1879 die eben-
falls von der Nordostbahn gebaute Linie Glarus-Linthal.
Das Projekt, das Semfthal durch eine elektrische Strassen-
bahn mit dem Hauptthale zu verbinden, harrt noch der
Ausfuhrung.
Die auf Glarner Gebiet liegenden Eisenbahnlinien ha-
ben eine Gesamtlänge von 44 km. Ihre 14 Stationen be-
förderten 1901 570136 Personen, 1898 Tonnen Gepäck,
5842 Stück Vieh, 118 760 Tonnen Güter.
Durch die Eisenbahnen sind die ehemaligen Postver-
bindungen ([rösstenteils überüussig geworden. Der eidg.
Postwagen zirkuliert blos zwischen Schwanden und Elm,
Mnhlehorn und Obstalden (im Sommer bis Filzbach) und
Mit der Eröffnung der Klausenstrasse zwischen Lin-
Kuranstalten'im Klönthal, auf dem Kerenzerberg, in Elm
und auf Braunwald ist im Zunehmen begriffen. Seit 18^
ist ein kantonaler Verkehrsverein, der in allen grössern
Ortschaften Lokalsektionen besitzt^ mit Eifer und sichtli-
chem Erfolge bestrebt, einen Teil des Fremdenstroms,
der sich alljährlich über die Schweiz ergiesst, dem Glar-
nerland zuzuwenden.
Slaatseinrichtungen. Die gegenwartige Kantonsverfas-
sung besteht seit dem Jahre 1887 und beruht ganz auf
demokratischer Grundlage. Gesetzgebender Körper ist die
Landsgemeinde, d. h. die Versammlung aller stimmbe-
rechtigten Landesbewohner. Sie versammelt sich ordent-
licherweise jährlich einmal, wenn möglich im Monat
Mai, in Glarus. Ausserordentliche Landsffemeinden fin-
den statt, wenn die Landsgemeinde selbst solche be-
schliesst, oder wenn der Landrat es dringender Geschäfte
halber für nötig erachtet, öder endlich, wenn 1500 Akliv-
burger es verlangen. Die Beratungsge^enstände werden
der Landsgemeinde in einem vom Präsidium, dem Land-
ammann, verfassten Memoriale vorgelebt, worin sie ge-
mäss den Beschlüssen des Landrates begutachtet sind.
Stimmberechtigt ist jeder Kantons- und Schweizerbürger,
der das 20. Altersjahr zurückgelegt hat und seit minde-
stens drei Monaten im Kanton niedergelassen oder als
Aufenthalter eingetragen ist.
336
6LA
6LA
Jedem Aktivbärger steht das Recht zu, Anträffe an das
Landsgemeindememorial zu stellen, an der Landsce-
meinde seinen Antrag mündlich zu verteidigen oder
gegen die von anderer Seite gestellten Anträge ^ spre-
chen und das aktive und passive Wahlrecht auszuüben.
Jeder Antrag eines Aktivbürgers muss an der Landsge-
meinde zur Abstimmung gelangen, sofern er nicht gegen
die Verfassun(|[ verstösst oder vom Landrate als unerheb-
lich (unwichtig) erklärt worden ist. Der Kanton Glarus
besitzt somit das weitgehendste Initiativrecht.
In die Befugnisse aer Landsgemeinde fallen : 1. Abän-
derungen der Kantonsverfassung, 2. die gesamte Gesetz-
gebung innerhalb der Schranken der Bundes- und der
Kantonsverfassung, 3. die Festsetzung der direkten und
indirekten Steuern, 4. die Errichtung und Aufhebung
ständiger Beamtungen und die Festsetzung der dafür zu
gewährenden Besoldungen, 5. Verfügungen über Ankauf
oder Veräusserung von Grundeigentum des Landes, so-
fern der Wert desselben 1000 Fr. übersteigt, 6. Beschlüsse
über Anstalten, Bauten und Anschaffungen, deren vor-
aussichtliche Kosten 5000 Fr. übersteigen, 7. die Wahl
der Mitglieder in den schweizerischen Ständerat, 8. die
Wahl des Regierungsrates und der Gerichte, des Staats-
anwaltes, des Verhorrichters, der Rats- und Gerichts-
weibel und des Landeswa^eisters.
Vorberatende Behörde ist der Landrat, dessen Mit-
slieder von den Wahlgemeinden nach Mass^abe der
Bevölkerungszahl gewählt werden. Auf je 500 Einwohner
ist ein Mitglied zu wählen. Dem Landrate steht haupt-
sächlich zu : Die Behandlung der ihm von der Landsge-
meinde übertragenen Geschäfte, der Erlass von Verord-
nungen zur Vollziehung von Gesetzen und Vorschriften,
die Vorberatung aller Geschäfte der Landsgeineinde, die
Beschlussfassung über Anstalten, Bauten etc. im Kosten-
betrage von 500-5000 Fr., Landrechtserteil uns und -er-
neuerung, Wahl der Kommandanten der kantonalen
Truppeneinheiten, die Wahl aller Beamten und Ange-
stellten, deren Ernennung nicht der Lands^emeinde
oder dem Regierungsrate zugeschieden ist. Es besteht
kein Amtszwang. Die Amtsdauer beträfit drei Jahre. Der
Landrat wählt seinen Präsidenten und Vizepräsidenten
auf ein Jahr je in der ersten Sitzung nach der Landsge-
meinde.
Der Regierungsrat, bestehend aus dem Landammann
als Präsidenten, dem Landesstatthalter als Vizepräsiden-
ten und 5 Mitffliedem, wird von der Landsgemeinde ge-
wählt und ist die oberste VoUziehungs- und Verwaltungs-
behörde. Ihm liegt ob : die Aufsicht über die Landes- und
Gemeindeverwaltungen, die Wahrung der Interessen des
Kantons nach aussen, die Führung der Regierungsge-
schäfte und die Sorge für Erhaltung der öffentlichen
Ruhe und Sicherheit im Innern. Die Geschäfte des Re-
gierungsrates werden nach Direktionen unter die einzel-
nen Mitfflieder verteilt, nämlich : Finanzwesen und
Handel, Militär- und Polizeiwesen, Bauwesen, Erziehung,
Armen- und Vormundschaftswesen, Sanität und Land-
wirtschaft, Inneres.
Für die Handhabung der Justiz sind bestellt : Ein Ober-
gericht (7 Mitglieder) für alle appellabeln Kriminal- und
Civilßllle; ein Civilgericht (7 Mitglieder) für alle Civil-
streitiffkeiten, ausgenommen die Streitigkeiten über un-
bewegliches Gut; ein Kriminalgericht (7 Mitglieder)
für Beurteilung von Verbrechen und schweren Vergehen
und ein Augenscheingericht (5 Mitglieder) für Streitig-
keiten über unbewegliches Gut und darauf bezügliche
Rechte. Die leichtern Vergehen werden vom Polizeij^e-
richt, einer Unterabteilung des Kriminalgerichtes (Präsi-
dent und zwei Mitglieder) beurteilt. Seit 1895 entscheidet
der Präsident des Civilgerichts über Forderungsstreiti^-
keiten bis aiff den Betrag von 50 Fr., und seit iSd9 ist die
Aburteilung alier Polizeiübertretungen und leichterer
Vergehen unter Vorbehalt des Weiterzuges an das Poli-
zeigericht dem Präsidenten des Kriminalgerichtes über-
tragen.
Der Kanton Glarus besitzt keine Bezirkseinteilunff. (Die
Einteilung in Unterland, Mittelland, HinterlanoT und
Sernfthal ist nur geographischer Natur). E^ zerßillt in
19 Wahl^emeinden, welcne aus einer oder mehreren
Ortsgemeinden bestehen. Die Wahlgemeinde bildet den
Wahlkreis für die Ernennung des Landrates. Der Ge-
meindepräsident und die Mitglieder der Vorsteherschift
werden von der Gemeindeversammlung gewählt. Alle rein
bürgerlichen Angelegenheiten werden von den Tagwen-
leuten (den ortsanwesenden Gemeindebürgem) erledig,
deren Gesamtheit den Tagwen (Bürgergemeinde) bildet
Die Tagwen haben das Recht, ihren Bürgern Natznngen
zukommen zu lassen ; dagegen haben die Niedergelasse-
nen und Aufenthalter keinen Anteil an den Bürger- und
Korporationsgütem .
Die im Kanton bestehenden Religionsgenossenschaflen
haben das Recht, ihre konfessionellen Angelegenheiten
selbständig zu besorgen; sie stehen jedoch unter der
Oberaufsicht des Staates.
Die Gemeinden haben das gesetzliche Recht, Steuern
zu erheben. Dieselben dürfen im Maximum betragen :
für die Ortsgemeinden l,5<><>/oo des Vermögens und
Fr. 1,50 per Kopf
» » Schulgemeinden 1,5 ^/oo des Vermögens und
Fr. 1,50 per Kopf
» » Kirchgemeinden 1 <»<>/oo des Vermögens und
Fr. 1.— per Kopf
» » Armengemeinden 1 »o/oo des Vermögens.
Die Kopfsteuer ist von allen männlichen Einwohnen
im Alter von über 20 Jahren zu entrichten.
Wenn eine Schulgemeinde ihre Ausgaben aus dem Ziih
senertrage des Schulvermögens und dem Ertrage des
Steuermaximums nicht zu decken vermag, so leistet der
Staat 3/4 an das Defizit der Schulrechnung; der Rest iit
aus der Tagwenskasse zu bestreiten. In gleicher Weise
wird ein allfälliges Defizit der Armengemeinden zur
Hälfte von der Staatskasse getragen.
Die Verfassung kann zu jeder Zeit revidiert werden. Be-
schliesst die Landsgemeinde eine Totalrevision, so hat der
Landrat den Entwurf einer neuen Verfassung auszuarbei-
ten und der Landsgemeinde des folgenden Janres zur An-
nahme oder Verwerfung vorzulegen.
Staats- und Genieindehaushcut» Im Jahr 1900 betrogen
die produktiven Aktiven des Kantons Fr. 3880771, die
unproduktiven Aktiven Fr. 1 941 000, das Total der Aktiven
also Fr. 5821771, die Passiven Fr. 4091099, der Aktiveo-
überschuss also Fr. 1 790672.
Die wichtigste Einnahmequelle des Staates ist die Lan-
dessteuer (progressive Vermögenssteuer und Kopfeteuer,
keine Einkommenssteuer). Das steuerpflichtige Vermögen
wird durch die Steuerkommission festgesetzt Im
Jahre 1901 betrug dasselbe ISSViMillionen Franken ond
warf einen Steuerertrag von 411 000 Fr. ab. Andere wich-
tige Einnahmeposten waren: Kapitalzinsen Fr. 190000,
Reingewinn der Kantonalbank Fr. 108000, Militärweaen
Fr. 59000, Ertrag des Alkoholmonopols Fr. 53000. Als
Hauptausgabeposten sind anzuführen : Verzinsung der
Landesschuld rr. 150000, Allgemeine Verwaltung, Besol-
dungen etc. Fr. 140000, Strassen- u. Hochbau Fr. 93000,
Wasserbauwesen Fr. 30000, Schulwesen Fr. 147000,
Sanitätswesen Fr. 129000, Landwirtschaft Fr. 44000. Die
fesamten Einnahmen betrugen Fr. 901 000, die Ausgaben
r. 944000. Während die Rechnungen seit einer langem
Reihe von Jahren mit ansehnlichen Einnahmeüberscon»-
sen abschlössen, wird künftig infolge der stetig sich meh-
renden Aufgaben des Staates die Auflrechterhaltuog des
finanziellen Gleichgewichts schwierig sein, trotzdem das
steuerpflichtige Vermögen seit 1890 um 17 Millionen Pran-
ken gewachsen ist.
Für die Feuerversicherung be8tehtseitl812eine staatliche
Gebäude-Versicherungsanstalt und seitl895 auch einestaat-
liche Mobiliarversicherungsanstalt. Bei ersterer waren
im Jahr 1901 14915 Gebäude für 81,7 Millionen Fr. ver-
sichert, und ihre Einnahmen betrugen Fr. 135000, ihre
Ausgaben Fr. 56000, ihr Reservefond betrug 2,56 Millionen
Franken. Das Versicherungskapital der Mobiliarversicbe-
rungsanstalt betrug 1901 22,2 Millionen Fr., ihr Reserve-
fond Fr. 291000; ihre Einnahmen beliefen sich auf Fr.
26000, ihre Ausgaben auf Fr. 27000.
Im Jahr 1900 besassen die Tagwen und Ortsgemeinden
produktive Aktiven im Betrage von 16,67 Millionen Franken,
woran die Kapitalien mit Fr. 600000, die Liegenschaften
mit 9;35 Millionen, die Waldungen mit 6,55 Millionen
partizipieren. Ihnen stehen Passiven im Betrage von
4488000 Fr. gegenüber, so dass das Nettovermögen der
Gemeinden rund 12 Millionen Fr. beträgt. Dabei ist der
GLA
GLA
337
Wert der Gebäude (Yerwaltongs^ebäude etc^ im Betrage
von ca. 700000 Fr. nicht berücksichtigt. Die Schulgemein-
den besassen Ende 1900 ein Gesamtvermögen von 1956 000
Fr. und die Armengüter betrugen 2QoßOOO Fr.
Die Einnahmen der Bürger- und Ortsgemeinden be-
trugen 906000 Fr. (darunter Gemeindesteuer :220000 Fr.,
Ertrag der Uegenschaften 277000 Fr., Ertrag der Wal-
dungen 195000 Fr.): die Ausgaben beliefen sich auf
ÖWOOOFr.
Bei den Schulgemeinden betrugen die Einnahmen
314000 Fr., die Ausgaben 378000 Fr. Die Armengemein-
den hatten 219000 Fr. Einnahmen und 257000 Fr. Aus-
gaben. Das Gesamtsteuertreffnis ner Einwohner schwankte
zwischen 67,55 Fr. {Gemeinde Glarus) und 3,80 Fr. (Bil-
ten). Im ganzen dürfen die Finanzverhältnisse der Ge-
meinden als günstige bezeichnet werden.
Militärwesen. Der Kanton Glarus stellte auf 1. Januar
1902 zur schweizerischen Armee :
Auszug Landwehr Landsturm
L Auf- IL Auf- bewaff- unbe-
gebot gebot net waffnet
563 292 501 2254
10
135
60
19
14
14
1
Infanterie
Kavallerie
Artillerie
Genie
Sanitat
Verwaltung
Festungstrappen
Radfahrer
1227
9
138
130
36
39
115
4
1696
2755
1108
Total 5561 Mann.
Die Truppen des Kantons Glarus gehören zur 8. Division
und zum 4. Armeekorps. Seine Infanterie bildet das Ba-
taillon 85 des Auszuffs, die 3. und 4. Kompagnie des
Land Wehrbataillons 116, 1. und II. Aufgebot, die 3. Kom-
pagnie des Schützenbataillons 8 des Auszugs und die 3.
Kompagnie des Schätzenbataillons 12, Lanawehr I. und
II. Aufgebot. Für die eidgenössischen Korps der Spezial-
waffen liefert der Kanton keine vollständigen Truppen-
einheiten, sondern nur kleinere Anzahlen von Offizieren
und Mannschaft.
Schule und Kirche, Das Schulwesen darf als ein gut ge-
ordnetes bezeichnet werden. Die Primarschule umfasst
7 Schuljahre und nimmt die Kinder nach dem vollendeten
6. Altersjahre auf. Daran schliesst sich für diejenigen Schü-
ler, die nicht in die Sekundärschule übertreten, die Repe-
tierschule an mit 2 Jahreskursen und 2 halben Schultagen
per Woche Trotzdem Glarus ein Gebirgskanton ist, konnten
die Primarschulen mit einer Ausnahme als Ganzjahr- und
Ganztagschulen organisiert werden, da sich die
Ortschaften fast ganz auf die Thalsohle konzen-
trieren. Die Schulmaterialien und Lehrmittel
werden unenteeltlich verabfolgt. Im Jahr 1900
wurden in 30 Schulgemeinden 4928 Primär- und
Repetierschüler von 92 Lehrern unterrichtet.
Für den hohem Volksschulunterricht sorgen
10 Sekundärschulen mit je 8 Jahreskursen und
die höhere Stadtschule in Glarus, welche 4 Jah-
reskurse umfasst und die Aufgaben eines untern
Gymnasiums und einer untern Industrieschule
erfüllt. Eine vollständig ausgebaute Mittelschule
zur Vorbereitung auf das akademische Studium
ist nicht vorhanden. Der Uebertritt in die Sekun-
därschule kann aus der 6. oder 7. Primarklasse
erfolgen. Die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel
und Schulmaterialien ist auf dieser Schulstufe
noch nicht durchgeführt. Im Jahr 1900 betrug
die Zahl ihrer Lehrer 24, die Zahl der Sekundar-
schuler 444 = 8,3 % aller Schüler, die Zahl
aller Primär- und Sekundarschuler 5372 = 16,6 %
der Bevölkerung.
Die Fortbildungsschulen haben im Jahr 1900
eine neue Orijanisation erhalten und zerfal-
len in allgemeine, gewerbliche und hauswirt-
schaftliche Fortbildungsschulen. Ihr Besuch
ist freiwillig • ihre Schülerzahl betrug im Jahr
1900 1085. Der gewerblichen Bildung dient auch die
seit 1899 bestehende, an die 7. Primarklasse sich an-
schliessende Handwerkerschule in Glarus. In mehreren
Gemeinden sind Knaben-Handarbeitskurse eingerichtet
Die durchschnittliche Besoldung eines Primarlehrers
beträgt 1750 Fr., die durchschnittliche Sekundarlehrerbe-
soldung 2500 Fr., diejenige der Lehrer der hohem Stadt-
schule Glarus 3200-3700 Fr. Die vom Staate unterstützte
Lehrer-Alters-, Wittwen- und Waisenkasse besass 1900 ein
Vermögen von 146 000 Fr. und gewährte Unterstützungen
im Betrage von 7800 Fr.
Die Wahl der Lehrer und der Schulbehörden ist Sache
der Gemeinden. Der Staat übt die Oberaufsicht über das
Schulwesen durch das Mittel des Schulinspektorates aus.
Er subventioniert die Sekundärschulen mit ie 2000 Fr.
per Lehrstelle, leistet der höhern Stadtschule Glarus über-
dies einen besonderen Jahresbeitraff von 10000 Fr,, be-
zahlt Vt-'/i <lcr Kosten der Fortbildungsschulen und der
Handarbeitskurse, leist^fah Schulhausbauten bis 20% der
Kosten und übernimmt '/i des Defizits der Schulgemfin-
den.
Im Jahr 1901 betru^^en die finanziellen Leistungen
für die Primär- u. für die Sekun-
Fortbildungsschulen darschulen Total
der Gemeinden Fr. 249695 Fr. 38178 Fr. 287873
des Kantons »63376 »52535 » 115911
Total Fr. 313071 Fr. 90713 Fr. 403784
Es gibt im Kanton Glarus 15 reformierte und 5 katho-
lische Kirchgemeinden. Die oberste Behörde der refor-
mierten Landeskirche ist die Synode, welche aus den
reformierten Mitgliedern des Regierunffsrates, den im
Amte stehenden Geistlichen und den Abgeordneten der
(jemeinden besteht und sich ordentlicherweise nur alle
3 Jahre versammelt. Sie wählt die aus 7 Mitgliedern be-
stehende evangelische Kirchen kommission, welche mit
der Leitung der kirchlichen Angelegenheiten betraut ist.
Uebrigens sind die reformierten Kirchgemeinden mit
weitgehender Autonomie ausgestattet ; die Wahl der Geist-
lichen, der Behörden und Angestellten, die Bestreitung
aller Ausgaben, selbst die Bestimmung der Liturgie ist
ausschliesslich Sache der Gemeinden. Die Katholiken
sind dem Bistum Chur unterstellt.
Wohlfahrtsemrichtungen, Die öffentliche Unterstütz-
ung der Armen ist Sache der Armengemeinden, welche
an den meisten Orten mit den Bürger^emeinden zusam-
menfallen. Konfessionelle Armengemeinden besitzen nur
noch Glarus, Mitlödi und Linthal. Die Ausgaben der Ar-
mengemeinden werden gedeckt durch Armensteuem,
die Zinsen der Armengüter und direkte Staatsbeiträge,
letztere namentlich für Versorgung von Armen in An-
stalten. Am 31. Dezember 1900 wiesen die Armengüter
der 30 Armen gemeinden einen Vermögensbestand von
-^^ii;tiiiiiti!
Kanton Glarus : Typische HolsbäUMt in Haslen.
2056288 Fr. auf. Der öffentlichen Armenunterstützung
dienen überdies noch eine Reihe von Anstalten und
Spezialfonds mit einem Vermögen von ebenfalls mehr
GEOGR. LEX. 66 — U — 22
838
6LA
GLA
Altes Holzhaus in EnnetbOhls.
als 2 Millionen Franken. Darunter sind namentlich das
1853 gegründete Armenhaus Glarus, das nicht nur den
Armen und
Kranken der
Gemeinde
Glarus, son-
dern auch sol-
chen aus an-
dern Gemein-
den offen
steht, das 1885
eröffnete Wai-
senhaus Gia-
rus und das
1902 eröffnete
Bürgerasyl
Ennenda zu
erwähnen.
Sofern die Zin-
sen der vor^
handenen
Fonds, die Ar-
mensteuern u.
die direkten
Staatsbeiträge
nicht ausrei-
chen, werden
die Defizite
der Armenge-
meinden je
zur Hälfte vom
Staate und den Tag wen (Bürgergemeinden) getragen.
Ein sehr wohltätiges Institut ist der vom Staate gegrün-
dete und unterhaltene, im Jahr 1881 eröffnete Kantons-
spital. Im Jahr 1900 betrug sein Fond 694746 Fr., die Zahl
der Verptlegungstage 29 140, das daraus erwachsende De-
fizit 65155 Fr. Für Gründung eines von der Landsge-
meinde bereits beschlossenen kantonalen Irrenhauses be-
steht ebenfalls ein Fond, der Ende 1900 auf 599625 Fr.
angewachsen war.
Für die Erziehung verwaister oder verwahrloster Kin-
der bestehen noch drei kantonale Anstalten, die jedoch
nicht vom Staate, sondern von wohltätigen Gesellschaften
gegründet und unterhalten sind. Die « evangelische Hilfs-
fesellschafl » gründete 1819 die Knaben-Erziehungsanstalt
linthkolonie bei Ziegelbrücke und 1853 diejenige von Bil-
ten, die « gemeinnutzige Gesellschaft » 1846 die kanto-
nale Mädchenanstalt in Mollis. Die beiden Knaben-Erzieh-
ungsanstalten, welche für 50 Knaben Raum bieten, be-
sassen Ende 1900 ein Vermögen von 360000 Fr., die
Mädchenanstalt, die 26 Mädchen aufnehmen kann, 178765
Fr. Die gemeinnützige Gesellschaft ist auch Gründerin
und Besitzerin des 1897 eröffneten Sanatoriums Braun wald,
welches für 30 Lungenkranke Raum gewährt. Der thur-
gauischen Sanatoriumskommission ist das Yerfügungs-
recht über 10 Plätze in dieser Anstalt vertraglich zuge-
sichert. 1901 betrug die Zahl der Verptlegungstage 90^4.
Die gleiche Gesellschaft hat 1902 auch die Gründung einer
kantonalen Anstalt für seh wachsinnige Kinder beschlossen
und hiefür bereits einen Fond von ca. Fr. 90000 gesam-
melt.
Für den Kanton Glarus charakteristische und sehr se-
ffensreich wirkende Institutionen sind die zahlreichen
Krankenkassen. Die erste derselben wurde im Jahr 1816
für die Arbeiter des Fabriketablissements von Aegidius
Trümpi in Glarus gegründet. Ihre wohltätigen Wir-
kungen ermunterten bald auch die Fabrikarbeiter in den
übrigen grossen Ortschaften zur Stiftung solcher Kassen.
Heute bestehen beinahe in allen Gemeinden solche Insti-
stute. 1899 zählten sämtliche 67 Kassen 12254 Mitglieder
und verabreichten Unterstützungen im Betrage von 175040
Fr. Die meisten derselben gewahren ihre Unterstützung
nicht blos bei vorübergehender Krankheit, sondern auch
für den Fall dauernder Invalidität und für das Alter, oder
wenigstens für den Fall der durch das Alter bewirkten
Arbeitsunfähigkeit. So wurden 1899 an Alte, und Gebrech-
liche 52 927 Fr. verabreicht. Um dieser Verpflichtung zur
Unterstützung des Alters nachzukommen, sind die meisten
dieser Kassen sorgsam auf die Sammlung und Aeufnung
entsprechender Fonds bedacht und werden dabei durch
die Mithilfe begüterter Privater, vor allem der Arbeitgeber
in frelffebiger Weise unterstützt. Ende 1900 besassen
sämtlicne glarnerischen Kranken- und Alterskassen ein
Vermögen von 2866087 Fr. An Geschenken und Leffaten
waren ihnen bis zu diesem Zeitpunkte über 1 200000 Fr.
zugeflossen.
Socialen Zwecken dient auch die 1835 unter obrigkeit-
licher Aufsicht und unter Garantie des Staates gegründete
«LandL>ser8parniskas8e»,die nun mit der 1884ffescnaffenen
Kantonalbank verbunden ist. 1840 waren 506 Einleger mit
einer Einlagesumme von 68253 Fr. beteiligt; 1901 war die
Zahl der Einleger auf 17191 (=53% der Bevölkerung)
und ihr Guthaben auf 15720791 Fr. (=485 Fr. per Kopf
der Bevölkerung) gestiegen. Ausserdem bestehen in 9 Ge-
meinden noch besondere Jugendersparniskassen.
Das Vereinswesen ist im Kanton Glarus reich entwickelt.
Unter den Gesellschaften, die auf dem Gebiete der Ge-
meinnützigkeit arbeiten, nennen wir in erster Linie die
kantonale gemeinnütziffe Gesellschaft (gegründet 1846)
und die evangelische Hilfsgesellschaft, deren wichtigste
Schöpfungen bereits unter den W^ohlfahrtseinrichtungen
erwähnt worden sind. In den meisten grossem Ortschaf-
ten bestehen freiwillige Armenvereine und Frauenvereine,
welche sich die Unterstützung der Armen und Kranken
zur Aufgabe stellen. Der seit 1888 bestehende Kantonal-
verband für Natural Verpflegung armer Durchreisender be-
kämpft mit gutem Erfolg den Hausbettel. In diese Kate-
gorie v6n Vereinigungen fallen ferner die kantonale Sek-
tion des Vereins vom blauen Kreuz, die Kantonalsektion
der Centralvereins vom roten Kreuz, endlich die bereits
erwähnten zahlreichen Alters- und Krankenkassen vereine.
Wie anderwärts, so bestehen auch hier viele Berufs-
verbände. Wir nennen darunter den Handwerks- und
Gewerbeverein mit Sektionen in den einzelnen Laiides-
teilen, den landwirtschaftlichen Verein, den Jägerverein,
den Fischereiverein, den Verein glarnerischer Bienen-
freunde und den ornithologischen Verein. Seit 1826 be-
steht der kantonale Lehrerverein mit vier Filialkonferen-
zen, seit 1834 eine kantonale medizinische Gesellschaft,
seit iSSl der Pastoral verein.
Für das gesellige Leben in den einzelnen Ortschaften
sind die zahlreichen Gesang- und Musik vereine von grosser
Bedeutung. Schon seit 1826 haben sich die wichtigsten
derselben zum Kantonalsängerverein zusammengeschlos-
sen. Das Turnwesen ist nicht so intensiv entwickelt wie in
manchen andern Kantonen; dagegen wird das Schiess-
wesen seit langer Zeit mit grossem Eifer und Erfolg ge-
pflegt. Im Jahre 1900 bestanden 47 Militärschiessvereine
mit ca. 1800 Mitgliedern.
Weniger auffällig, aber doch von wichtigem Einfluss
auf das Kulturleben des Volkes ist die Tätigkeit der im
Dienste von Kunst, Wissenschaft und Belehrung stehenden
Vereine. Hieher zu rechnen sind die in allen grossem
Ortschaften bestehenden Lesevereine, der kantonale histo-
rische Verein, der sich um die Erforschung der Glamer
Geschichte grosse Verdienste erworben hat, der Kunst-
verein, die naturforschende Gesellschaft, der technische
Verein, die Sektion «Tödi» des S. A. C, der Offiziersver-
ein und der Unteroffiziersverein. Für die Bildungsbedürf-
nisse des Volkes sorgen auch neben einigen Völksbiblio-
theken die Landesbibliothek in Glarus (mit ca. 14000
Bänden), das naturhistorische Museum, die Gemäldesamm-
lung des Kunstvereins, die historische Sammlung im
Freulerpalast in Näfels.
Wichtigste Literatur. Blumer, J. J., und Heer, Osw.
Der Kanton Glarus (Gemälde der Schweiz. Bd VII).
St. Gallen und Bern 1846. — Heim, Alb. Dei* Mechanismus
dei' Gebirgshildung . 2 Bde. Basel 1878. — Beiträge zur
geologischen Karte der Schweiz. Bd 14, 25, 32, 35 und 39.
— Wirz, J. Flora des Kantons Glarus. Glarus 1893. —
Heer, G. Geschichte des Landes Glarus. Glarus 1898. —
Heer, G. Glamerische Refot^mationsgeschichte. Glarus
1900. — Heer,G. Neuere Glamer Geschichte. Glarus 1901
— Heer, G. Die Schlacht bei Näfels. Festschrift. Glarus
1888. — Jenny-Trümpy, Ad. Geschichte des Handels und
der Industrie im KatU. Glarus. Glarus 1899. — Bäbler, J.
Die Alpwirtschaft im Kant. Glarus (Schweiz. Alpstatistik.
\l) 1898. — Jahrbücher des historischen Vereins des Kant.
Glai^s. 1864-1903. — Amtsberichte des Regiet^ngsratns.
— Landsgemeindememorial und Landesrechnungen. —
Lf. «7.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ VerUg voa Oebr. AlUnger. Neuenburg.
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ohe I: — TT— ^- - ' ^'*
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l: 7000.
100 200
300 m
" -- "Priirtap'^hulo ^ ^
. ^^
Waisenhaus
Af^.'BOREL A C'ßN£UCHAT£L
y.Attinqtr sc.
PLAN DER STADT GLARUS
GLA
6LA
889
Die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen des Kant,
Glarus am Ende des i9. Jahrh.; zusammengestellt von
der gemeinnützigen Gesellschaft, [j. Obbrholzkr.]
GI.ARU8 (Kt. Glarus). 481 m. Kantonshauptort, Gem.
und kleine Stadt; unter 47» 2' 24" n. Br.
und 6« 43' 50" ö. L. von Paris, im Linththale,
auf dem linken Ufer der Linth und am Fusse
des Yorderglämisch gelegen. Station der Li-
nie Zürich-ularus-Linthal und Endstation der
Linie Wesen-Glarus. Postbureau, Telegraph,
Telephon.
Die Bürgereemeinde umfasst ausser der
Stadt noch die Weiler u. Höfe Hohlenstein, Leimen, Hal-
ten und die Höfe im Klönthal und zählt 854 Häuser, 4942
Einwohner, wovon 354)^ Reform, u. 1377 Kathol. Die Stadt
allein hatte 1900 841 Häuser, 4847 Einwohner. Glarus
bildet mit der benachbarten Gemeinde Riedern eine poli-
tische Gemeinde (Wahl^emeinde) mit 5433 Einwohnern,
ebenso eine Schulgemeinde und eine Kirchgemeinde.
Wiesen und dunkeln Waldpartien bilden sie einen wohl-
tuenden Gegensatz zu dem ».wilden Hochgebirge und be-
dingen nicht zum wenigsten den Charakter des Land-
schaftsbildes von Glarus.
Die ältesten Anfänge der Ortschaft entstanden nicht
unten in der Linthebene, sondern am NW.-Rande der
heutigen Stadt, am Fusse des Bergli, des ehemaligen
Tschudirain, des BurghQgels und auf dem Rande des
grossen Schuttkegels des Löntsch, der sich vom Klönthal
her zwischen diesen Bergsturzhügeln durch bis nach Gla-
rus hinein erstreckt. Jahrhunderte lang blieb der Haupt-
ort des Landes Glarus ein kleines Dorf, das noch 1714
erst 188 Häuser besass. Im Laufe des 18. Jahrhunderts
stieg die Häuserzahl auf 334 an, und der Ort dehnte sich
immer weiter nach 0. und S. aus. Die Periode stärkster
Entwicklung begann aber ums Jahr 1820. Handel und In-
dustrie gelangten damals rasch zu hoher Blüte und brach-
ten Glarus nicht nur eine Zunahme der Bevölkerung, son-
dern auch grossen Wohlstand und damit das Bedürfnis
Stadt Glarus von Norden.
Letztere zerfällt wieder in eine reformierte Gemeinde mit
3965 Einwohnern und in eine katholische Gemeinde, die
ausser den 1510 Katholiken von Glarus und Riedem auch
noch diejenigen der Gemeinden Ennenda, Mitiödi, Schwan-
den, Haslen, Nidfurn, Leugg^lbach und des Sernfthals
umfasst.
Das Thalbecken, in welchem Glarus lie^t, wird von
hohen Gebirgsmauem eingefasst. Vor allem fällt der Bück
auf den Yorderglämisch (23Ö1 m), der als imposante Py-
ramide hinter dem W.-Rande der Stadt fast unvermittelt
mit ausserordentlicher Steilheit sich emporschwingt. Ihm
gegenüber erhebt sich auf der O.-Seite des Thaies die
breite Felsenstirn des Schilt (2302 m). Im S. wird das
Landschaftsbild durcli die Freibergkette und den darüber
hinwegschauenden, firnbedeckten Hausstock eingerahmt,
und im N. erheben sich am Einganj? ins Klönthal die
mächtigen Felsmauern des Wiggis (2284 m). Ausgedehnte
Hugelmassen, die Ablagerungen grosser prähistorischer
Bergstürze, die sich vom Glärnisch her in das Linth- und
Klönthal geworfen haben, umgeben die Stadt im S. und
im W. und reichen zum Teil in das Innere derselben hin-
ein. Mit ihren runden, welligen Formen, ihren grünen
nach bessern Wohnverhältnissen. Bis Ende 1860 war es
zu einem stattlichen Flecken mit 660 Häusern und 955
Wohnungen angewachsen.
Das rasche Aufblühen von Glarus wurde aber durch ein
schweres Ereignis, den grossen Brand vom 10. /ll. Mai
1861 jäh unterbrochen. Das Feuer brach während eines
heftigen Föhnsturmes auf der O.-Seite des Landsffe-
meindeplatzes aus und breitete sich, begünstigt durch den
Umstand, dass damals noch ein grosser Teil der Häuser
mit Holzschindeln bedeckt war, mit rasender Schnellig-
keit, der übermenschlichen Anstrengungen der Lösch-
mannschaften spottend, über den ganzen mittlem und
nördl. Teil des Fleckens aus. 593 Firsten, darunter 257
Wohnhäuser mit 409 Wohnungen wurden ein Raub des
entfesselten Elementes, und 2257 Personen verloren ihr
Obdach. 5 Personen randen den Tod in den Flammen.
Durch das Feuer waren fast alle öffentlichen Gebäude
zerstört worden, darunter vor allem die uralte Kirche, die
Mutterkirche aller andern Kirchen des Kantons, deren
Turm aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammte und die
Brände von 1265, 1337 und 1477 überdauert hatte, das Ge-
richtshaus und das Regierungsgebäude. Der Gebäude-
S40
GLA
GLA
schaden wurde auf 4600000 Fr., der Mobilia rschaden auf
4120000 Fr. geschätzt; der Gesamtschaden überstieg 10
Claras mit dem Yorderglarnisch.
Millionen Fr. Die Liebesgaben erreichten den Betrag von
2500000 Fr., und der Bund stellte dem Kanton 1 Million
Fr. für 10 Jahre nnslos zur Verfügung.
Unterstützt durch diese Hilfeleistungen, die eines der
grossartigsten Beispiele nationaler Bruderliebe bilden,
wurde von der Bevölkerung der Wirderaufbau der Stadt
mit grosser Tatkraft durchgeführt. Um einen ebenen und
mehr in die Breite ausgedehnten Baugrund zu gewinnen,
wurde der 23 m hohe Tschudirain, ein Bergsturzhüsel,
der sich vom Bolen her in nö. Richtung mitten in aen
alten Flecken hinein erstreckte und den Bauplan des
alten Glarus bedingt hatte, abgetragen und dann die Ort-
schaft nach einem neuen rationellen Plane gebaut. Das
neue Glarus folgt in seiner Längenentwicklung der Rich-
tung des Thaies und wird von S. nach N. von drei Haupt-
strassen (Hauptstrasse, Burgstrasse und Bolenstrasse) und
4 Nebenstrassen durchzogen, die von einer Reihe von
Querstrassen rechtwinklig durchkreuzt werden. Mit seinen
breiten, wohlgepflegten Strassen und öflentlichen Plätzen,
die Licht und Luft reichlich zuströmen lassen, seinen zwar
eines reichern architektonischen Schmuckes meistens
entbehrenden, aber doch säubern und mancherorts von
freundlichen Gärtchen umgebenen Häusern, macht es auf
den Besucher einen angenehmen Eindruck. An die regel-
mässiffen Strassencarr^ schliessen sich im S. und W. die
vom Brande verschont gebliebenen alten Quartiere an,
die zum Teil (Oberdorf, £ichen, Lanffenacker) ihren ur-
sprünglichen dorfartigen Charakter bis heute bewahrt
haben. Eine Reihe von Villen mit prächtiffen Gartenan-
lagen sind im N. und W. zwischen diese alten Stadtteile
eingestreut.
Grlarus ist nicht reich an Sehenswürdigkeiten, da der
grosse Brand fast alle historisch und architektonisch
interessanten Gebäude des alten Fleckens zerstört hat. Wir
erwähnen in erster Linie die am W.-Rand der Stadt ge-
lesene neue Kirche, eine im romanischen Stile ausge-
führte Basilika mit zwei Türmen, in der beide Konfes-
sionen ihren Gottesdienst abhalten. Sie ist mit einem
prachtvollen, aus 8 Glocken bestehenden Geläute und
einem vorzüfflichen Orgelwerke ausgestattet. In der Sa-
kristei wird der Zwinglibecher gezeigt, ein uralter Abend-
mahlskelch, dessen sich Zwingn bei der Messe bediente.
Auf dem Marktplatz steht das Regierungsgebäude mit
hübscher, im Renaissancestii ausgeführter Fa^ade. Es
enthält im Treppenhaus ein Relief des Kantons Glarus
in 1 : 25000 von Professor
Becker und im Landrats-
saale ein Relief des Berg-
sturzes von Elm in 1 : 4000
von Professor Heim. Das
architektonisch schmuck-
lose Gerichtsgebäude am
Spielhofplatz enthält das
glücklicherweise durch den
Brand nicht zerstörte Lan-
desarchiv mit vielen wert-
vollen historischen Aütiqui-
täten, worunter sich die
alten Bundesbriefe und
das ehrwürdige Näfelser
Schlachtbanner befinden ;
femer die Gemäldesamm-
lung des Kunstvereins und
die Landesbibliotbek mit
etwa 14 000 Bänden und
vielen für die Landesge-
schichte wertvollen Hand-
schriften. Eine Zierde der
Stadt bildet das im Jahr
1896 eröffnete neue eid-
Senössische Postgebäode an
er Bahnhofstrasse. In sei-
nem obem Stockwerke ist
das kantonale naturhistori-
sche Museum untergebracht,
das unter anderm durch eine
vollständige Sammlung der
Fischversteinerungen des
tertiären Glamerschiefers
ausgezeichnet ist. In präch-
tiger Lage am S.-Fuss des"; Sonnenhügels befindet sich
der im Jahr 1881 eröffnete, 1899 durch einen Neubau
erweiterte, vorzüglich eingerichtete Kantonsspital mit
Stadtkirohe GUrut.
etwa 100 Betten. Im Jahr 1900 wurden darin 671 Kranke
mit zusammen 29140 Krankentagen verpflegt und über-
dies in seiner Poliklinik noch 815 Kranke behandelt.
GLA
GLA
Sil
Auf dem Burghügel, von dem aas man einen sehr schönen
Ueberblick über die Stadt und ihre Umgebung geniesst,
Stadt Glarust Regier ungsgebäude.
liegt die malerische Burffkapelle. Hier stand im frühern
Mittelalter die « Burg», der Sitz des säckinfischen Hofes,
von dem aus das Glarnerland regiert wurde. Einer alten
Sage zufolge sollen Felix und Regula, Flüchtlinge der.
thebäischen Legion, die bei St. Maurice geschlagen wor-
den war, sich in einer einst unter der Kapelle gelegenen,
jetzt zerstörten Höhle aufgehalten und der Bevölkerung
von Glarus das Christentum gepredigt haben. Von öffent-
lichen Gebäuden sind ferner noch zu nennen : das 18^
eröffnete l^'aisenhaus, die höhere Stadtschule mit Turn-
halle, zwei Primarschulhäuser, das Schützenhaus (der
Gemeinde gehörendes Gesellschaftshaus mit schönem,
grossem Saal für Gemeindeversammlungen. Konzerte und
Theater), das n. der Stadt gelegene Armenhaus, das kan-
tonale Zeughaus. Einen Schmuck der Stadt wird der
ge^nwärtig im Bau begriffene neue Bahnhof bilden. In
semer Nähe liegt der Volks^rten, eine hübsche
öffentliche Promenade mit einer grossen Fontäne
und einem einfachen, aus einem Sernifitblock
bestehenden Denkmal zur Erinnerung an die
beiden hervorragendsten Glamer der Neuzeit,
Bundespräsident Dr. Joachim Heer und Bun-
desgerichtspräsident Dr. J. J. Blumer. Im w.
Teile der Stadt befindet sich der geräumige
Landsgemeindeplatz, wo alljährlich im Mai die
von 4-5000 Bürgern besuchte Landsgemeinde
abffehalten wird.
Die Hanpterwerbsquellen für Glarus bilden In-
dustrie und Gewerbe. Die Baumwolldruckerei
hatte einst hier ihren Hauptsitz und begründete
den Wohlstand von Glarus. Sie ist jedoch seit
1885 durch teilweisen Verlust der Absatzgebiete
(Südeuropa, Orient) an Bedeutung stark zurück-
gegangen; 1901 beschäftigte sie in 4 Fabriken
noch 464 Personen. Die Bemühungen, durch
Einfuhrung neuer Industrien Ersatz zu schaffen
waren bisher noch nicht von genügendem Er-
folge begleitet. Von ziemlicher Bedeutung ist die
Holzindustrie; es bestehen mehrere mechani-
sche Schreinereien u. Glasereien, 2 Säffen u. eine
Möbelfabrik. Im weitern sind zu erwännen eine Zigarren-
fabrik mit 100 Arbeitern, 2 Bleichereien, eine Fabrik zur
Herstellung von Papierhülsen für Spinnereien, eine Stahl-
spähnefabrik, 2 Bierbrauereien, eine Getreidemühle, 4
Buchdruckereien. Die dem Fabrikgesetz unterstellten Eta-
blissemente beschäftigten 1901 im ganzen 686 Arbeiter. Da-
neben bringen das Handwerk, der Handel u. die öffentli-
chen Beamtungen einem grossen Teil der Bevölkerung
Verdienst. Von etwelcher Bedeutung sind endlich auch
Viehzucht, Land-, Alp- u. Waldwirtschaft, deren Vertreter
die Aussenquartiere von Glarus bewohnen.
Die Bürgergemeinde besitzt, hauptsächlich im Gebiete
des Klönuiais, umfangreiche Wälder, Alpweiden und
Ber^wiesen, im Thalerunde auf der N.- und W.-Seite der
Stadt ertragreiche Wesen (sog. Heimatgüter) und Acker-
land (sog. Saatengüter), das den Bürgern zur Anpflanzung
von Kartoffeln und Gemüse überlassen wird. Dieser
Grundbesitz reoräsentiert einen Wert von etwa 1 Million
Franken. Mit 1902 ist auch die seit 1863 bestehende, bis-
her von einer Aktiengesellschaft betriebene Gasfabrik,
die ausser Glarus aucti noch die Nachbardörfer En-
nenda, Ennetbühls und Riedern mit Gas versieht, kosten-
los in den Besitz der Gemeinde übergegangen. Obschon
der Neubau von Glarus dem Gemeinwesen eine bedeutende
Schuldenlast (etwa 1,2 Millionen Franken) verursachte,
dürfen seine Finanzverhältnisse heute docn als ziemlich
günstige bezeichnet werden.
Die Stadt ist reichlich mit vorzüglichem Trinkwasser
versorgt, das von zwei grossen Quellen geliefert wird,
von denen die eine auf « Sack » am Fusse oes Vorderglär-
nisch, die andere am Löntschufer im untern Teil dös
Klönthals entspringt. Mit der Wasserversorgung ist ein
ausgedehntes Hydrantennetz verbunden.
Dem Schulwesen wird grosse Aufmerksamkeit ge-
schenkt. In der Schuleemeinde Glarus-Riedern bestehen
neben der Primarschule, in der 1901 797 Schüler von 15
Lehrern unterrichtet wurden, eine Kleinkinderbe wahran-
stalt, eine Fortbildungsschule mit einer gewerblichen
und einer hauswirtschaftlichen Abteilung, seit 1899 auch
eine Handwerkerschule mit zwei Jahreskursen, femer
die höhere Stadtschule, zerfallend in Progymnasium,
Realschule und Mädchenschule, welche einerseits als
Sekundärschule, andererseits als Vorbereitungsanstalt
für höhere Schulen zu dienen hat. Sie wird auch von den
Schülern der Nachbargemeinde Ennenda, die keine
eigene Mittelschule besitzt, besucht und steht überdies
Schülern aus allen andern Gemeinden des Kantons offen.
Im Jahre 1900/1901 zählte sie 184 Schüler und 11 Lehrer.
Die Schulgemeinde besass Ende 1901 ein Vermögen von
565000 Fr. und gibt jährlich etwa 120000 Fr. für das
Schulwesen aus.
Die Fürsorge für die Armen ist in erster Linie Sache
der evangelischen und der katholischen Armengemeinde,
die Ende 1901 ein Gesamtvermögen von 346000 Fr. be-
sassen, In dem der Gemeinde gehörenden Armenhause
finden arme Bürger, die wegen Alters oder Gebrechlich-
stadt Glarat I Marktplats.
keit erwerbsunfähig geworden sind, eine Zufluchtsstätte,
oder bei vorübergehender Krankheit Verpflegung und
ärztliche Behandlung. Etwa '/s seiner Insassen sind in-
34%
GLA
GLA
dessen Bürger anderer Gemeinden des Kantons. Für die
Gründung eines Pfrnndhauses zur Aufnahme von alten
Stadt Glarus: Kantonsspitai.
alleinstehenden Bürgern aus dem Mittelstande besteht
ein Fondf der gegenwärtig auf 247 OÜO Fr. angewachsen
ist. In dem seit 1885 bestehenden Waisenhause erhalten
arme verwaiste ßürgerkinder eine gute Erziehung ; sein
Vermögen ist grösstenteils das Ergebnis von privaten
Vermächtnissen und betrug Ende 1901 966000 Fr. Die
Ferienversorgunff armer Schüler der Primarschule wird
ermöglicht durch einen ganz aus freiwilligen Gaben ge-
äufneten Fond, der 1901 den Betrag von 25 000 Fr. er-
reicht hat. Unter den übrigen Wohlfahrtseinrichtungen
ist neben einer Reihe von Kranken- und Alterskassen
noch die Jugendersparniskasse zu erwähnen, bei der
Ende 1901 773 Kinder ein Gesamtguthaben von 183000 Fr.
besassen.
Das gesellschaftliche Leben ist ziemlich reich ent-
wickelt, wird aber zur Zeit durch die wirtschaftliche
Krisis merklich beeinträchtigt. Unter den zahlreichen
Vereinen treten besonders die Gesang- und Musikver-
eine hervor, welche durch Veranstaltung von Konzerten
und Unterhaltungsabenden der Einwohnerschaft ideale
Genüsse verschaffen. Wissenschaft und Kunst werden
naturgemäss weniger intensiv gepflegt als in grössern
Städten ; doch fehlt es nicht an vereinen, die sicn neben
der Besprechung der öffentlichen Anj^elegenheiten die
Belehrung des Publikums durch öffentliche Vorträge zur
AufiKabe machen. Das Schiesswesen wird in mehreren
Gesellschaften eifrig betrieben. Es gibt ferner drei Turn-
vereine, darunter einen Damenturnklub, mehrere Sport-
klubs und eine Reihe von Berufsvereinigunffen.
Unter den vielen namhaften Männern, deren Heimat
oder Wirkun^feld Glarus war, sind zu nennen : der Re-
formator Ulnch Zwingli, der von 1506-1516 als Pfarrer
in Glarus wirkte; der Pfarrer Valentin Tschudi (1499 bis
1555), der in Glarus den Reformierten den neuen Glau-
ben predi(^, aber auch bei der Messe der Katholiken als
Sänger mitwirkte; der Geschichtschreiber und Staats-
mann iEgidius Tschudi (1505-1572) ; der Geschichtschrei-
ber J. J. Tschudi (1722-1784)- Nikiaus Heer (1775-1822),
von 1799-1802 Reglern ngsstiitthalter des Kantons Linth
und von 1803-1821 Landammann oder Landesstatthalter
des Kantons Glarus; Landammann Kosmus Heer (1790
bis 1830), Bundespräsident Dr. Joachim Heer (f 1879),
Bundesgerichtspräsident Dr. J. J. Blumer (f 1875), der
Dichter Jakob Vogel von Glarus (1816-1899).
Geschichtliches. Da die Geschichte des Hauptortes der
Hauptsache nach mit derjenigen des Kantons zusammen-
fällt, sind aus derselben nur wenige Momente hervorzu-
heben. Zur Zeit der Säckinger Herrschaft wurde in Glarus
die erste Kirche des Landes, zuerst eine Michaelskapelle
auf dem Burghügel und dann die Hilariuskirche unten
in der Ebene erbaut. Diese Kirche machte die Ortschaft
Glarus zum Mittelpunkt des ganzen Landes Glarus. Erst
im Laufe der Jahrnunderte losten sich die übrigen (k-
meinden durch Gründung eigener Kirchen
von ihr los, so 1273 das ^rnfthal, 1283
Linthal und Mollis-Näfels, 1350 Schwanden.
Trotzdem diese Mutterkirche und das säckin-
S'sche Meieramt, das hier seinen Sitz hatte,
larus zum Hauptort des Landes machten,
fanden doch in frühem Jahrhunderten nicht
alle wichtigern Amtshandlungen hier statt.
So wurde die Landsgemeinde bis in die
Reformationszeit hinein nicht in Glarus, son-
dern entweder in Schwanden oder im Däni-
berg bei Schwanden abgehalten, und als
durch den Landesvertrag von 1623 die kon-
fessionellen Landsgemeinden entstanden,
kam blos die a gemeine » Landsgemeinde
nach Glarus, die reformierte dagegen nach
Schwanden und die katholische nach Ni-
fels. Auch die Ratssitzungen fanden in frühe-
rer Zeit nicht ausschliesslich in Glarus statt.
Sie blieben erst definitiv dort, als gegen
Ende des 15. Jahrhunderts das Rathaus
entstand, in dem auch die Gerichtsverhand-
lungen ab|[ehalten wurden, die sich in der
ältesten Zeit an offener Stätte, « unter der
Eiche » in Glarus (in der Gegend des heuti-
gen Quartiers c Eichen ») abgespielt hatten.
Eine Anerkennung von Glarus als Hauptort
lag auch in der hier 1419 erfolgten Einrichtung eines Wo-
chenmarktes und in dem 1724 gefassten, später jedoch
wieder aufgehobenen Beschlüsse, dass der Landammann
in Glarus wohnen müsse. Schwere Zeiten erlebte Glarus
im Jahre 1799, als seine Umgebung während längerer Zeit
der Schauplatz der Kämpfe zwischen den Franzosen,
Oesterreichem und Russen war.
Die « gemeine Kirche Glarus », zu der einst das ganze
Land gehört hatte, umfasste auch nach der Reformation
noch die reformierten und katholischen Bürger der Ge-
meinden Glarus, Riedern, Netstal, Ennenda und MillÖdi
und besass grosse Alpen und Wälder, namentlich im
Gebiete des Klönthals. Merkwürdigerweise blieb diese
Korporation in vollem Umfange bis ins 19. Jahrhundert
hinein bestehen, obschon im 17. und 18. Jahrhundert in
Netstal, Ennenda und Mitlödi besondere reformierte
Kirchgemeinden entstanden waren. 1830 wurden die
Wälder gegen Geldentschädiguns an die genannten fünf
Bürgergemeinden abgetreten una 1856 auch die Alpen
verkauft, wodurch die « gemeine Kirche » zu grossem
Vermögen gelangte. Als man nach dem Brande von 1861
zum Bau einer neuen Kirche genötigt war, wurde auf
das Drängen von Glarus nach mühsamen Verhandlun^n
der unnatürliche Korporationsverband endlich aufgelost,
so dass seither die « gemeine Kirche Glarus b nur noch
die Kirchgenossen beider Konfessionen von Glarus und
Riedern umfasst.
Bibliographie: Tschudi, Nikiaus. Glarus vor, während
und nach dem Brande. 1864. — Das alte Glarus ; A Ibum
mit erläuterndem Text, hrsg. von der Casinogesellschaft.
1901. —Führer für Glarus und Umgehung; hrsg. vom
Verkehrsverein Glarus. — Sammlung der Gesetze und
Verordnungen der Gemeinde Glarus. [J. Obbrhoi.zbr.]
GI.A8 (AUSSER und INNER) (Kt. Graubünden,
Bez. Heinzenberf^, Kreis Thusis, Gem. Tschappina). 1846
und 1830 m. Zwei Gruppen von zusammen 15 Häusern, im
Thälchen des Carnusaoachs, 3 km sw. Tschappina und 9,5
km sw. der Station Thusis der Rätischen Bahn (Chur-
Thusis). Postablage. 67 reform. Ew. deutscher Zunge.
Alpwirtschaft.
GI.ASAURERTOBEI. (Kt. Gniubünden, Bez. Ples-
sur). 2400-900 m. Wildbachtobel, dessen Bach am S.-Hang
des Bleisstein (Gruppe des Hochwang| entspringt, die
Bäche des Plattisertobels und Stellitobels aufnimmt und
nach 4 km langem Lauf in der Richtung N.-S. 2 km w.
Möllns von recnts in die Plessur mündet. Im obern Ab-
schnitt Alpweiden, tiefer unten bewaldet. Von der Strasse
Chur-Langwies überbrückt.
GI.ASBACH (NIEDER und OBER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Aarwangen, Gem. Rohrbachgraben). 6öO und 704
m. Zwei Gruppen von zusammen 21 Häusern, 800 m von
GLA
GLA
348
einander entfernt; 1,4 bezw. 2,2 km s. and so. der Sta-
tion Rohrbach der Linie Langenthal-Wohlhusen. 136 re-
form. Ew. KirchRemeinde Rohrbach. Käserei.
GI.A8ERHORN (Kt. Graubunden und St. Gallen).
3128 und 3091 m. Doppelgipfel, zwischen Ringelspitz und
Tristelhom, ö. von jenem und etwa 6 Stunden s. über St.
Martin im Calfeisenthal. Am N.rHang der über mächti-
gen Felswänden zum Calfeisenthal abbrechende kleine
lasergletscher (2700-2300 m). Gipfel und Gletscher auf
der Siegfriedkarte unbenannt.
QI.A8HOI.Z (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem.
Ober Diessbach). 988 m. Gruppe von 7 Häusern, am SW.-
Hang des Barsch wandhubel und 2,6 km nö. der Station
Ober Diessbach der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 35
reform. Ew.
QI.A8H0TTE (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Wauwil). 861 m. Gruppe von 7 Häusern, am SO.-Hang
der Katzigerhöhe, 300 m ö. der Station Wauwil der Linie
Luzern- Ölten. 73 kathol.
Ew. Kirchffemeinde Egolzwil-
Wauwil. Glashätte.
QI.A8H0TTE (HIN-
TERE) (Kt. Aargau, Bez.
Zofingen, Gem. Murgenthal).
505 m. Weiler, auf einer
Lichtung im Boowald, 600
m so. des Dorfes Vordere
Glashütte und 2 km so. der
Station Murgenthal der Li-
nie 01ten>Bem. 11 Häuser,
59 reform. Ew. Wiesenbau
und Viehzucht. Ein Teil der
Bewohner arbeitet in den
Spinnereien , Webereien ,
Stecknadel- und Möbelfabri-
ken von Murgenthal.
QI.A8H0TTE (VOR-
DERE) (Kt. Aargau, Bez.
Zofingen, Gem. Murgenthal).
488 m. Dorf, auf einer Licht-
ung im Boowald und 1,5 km
so. der Station Murgenthal
der Linie Ölten- Bern. Post-
ablage. 27 Häuser, 134 re-
form. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
GLA8H0TTE LAU-
FEN, französisch Verre-
RiE DE Laüfon (Kt. Bern,
Amtsbez. Laufen und Kt.
Solothurn, Amtei Thierstein).
368 m. Gruppe von 6 Häu-
sern in einer einsamen
und wildromantischen Berg-
schlucht, zu beiden Seiten
der Birs und auf der Grenze
zwischen den Kantonen Bern
und Solothurn, an der Ein-
raündunff des Bärswilerba-
ches in aie Birs und an der
Strasse Delsberg- Laufen ;
3,5 km sw. Laufen und 2,7 km
Station
GLATIQNY (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Payeme).
475 m. Vorort von Payeme. 5(X) m s. vor der Stadt. 35
Häuser, 362 reform. Ew. 1242: Glatignie. Vergl. den Art.
P A YERN E
GLATT (Kt. Appenzell und St. Gallen). Kleiner Fluss;
entspringt in 960 m bei Schwellbrunn (Appenzell A. R.),
wendet sich nach N., geht w, an Herisau vorbei, tritt bei
der Zellersmühle auf den Kanton St. Gallen über, biegt
scharf nach W. ab und bildet mit seinem von steilen und
z. T. felsigen Waldgehängen begleiteten romantischen
Thal die Grenze zwischen den beiden Kantonen. Dann
folgt das stark zu Serpentinenbildung neigende Flüsschen
der Richtung NW., oildet die Grenze zwischen den st.
gallischen Bezirken Unter Toggenburg und Wil, fliesst
nö. an Flawil vorbei und mündet nach 20 km langem
Lauf unterhalb des Bades Buchenthal (bei Oberbüren) in
490 m von rechts in die Thur. Nimmt von links den
Weissenbach und, weiter unten, den von Gossau herkom-
Einxugsgebiet der Qlatt (Appeosell und St. Gallen).
fJ/Zj/r^SL-
n. Bärswil. Hier die
Bärswil der Linie Delsberg -Basel. Telephon.
36 kathol. Ew. deutscher Zunge. Am rechten Ufer der
Birs 2 Fabriken für hydraulischen Kalk und Gips, mit
zusammen etwa 50 Arbeitern, die eine auf Boden der
Bemer (gemeinde Laufen, die andere auf Boden der So-
lothurner Gemeinde Bärswil. Brücke über die Birs. Die
Siedelung früher Schmelzi geheissen, weil hier bis 1780
Eisen geschmolzen wurde. Einst grosse Glashütte mit 150
Arbeitern, die namentlich Flaschen und Fensterglas her-
stellte, 1846 aber ihren Betrieb einstellte. Geburtsort des
Jurageologen Amanz Gressly (geb. 17. Juli 1814, gest.
n der Waldau bei Bern am 13. April 1865).
GLAT oder GLATH (Kt. St. Gallen, Bez. Werden-
bers:, Gem. Sevelen). 466 m. Gruppe von 8 Häusern, am
Sarbach romantisch gelegen; 1,5 km w. der Station Se-
velen der Linie Rorschach- Sargans. 48 reform. Ew.
Ackerbau (Mais, Kartoffeln), Obstbau, Viehzucht. Sticke-
rei.
menden Kellenbach auf. Oberhalb des Dorfes Oberglatt
von der Linie Zürich- Winterthur-St. Gallen überbrückt.
GLATT (Kt. Zürich, Bez. Uster, Dielsdorf und Bülach).
Fluss im Kanton Zürich, Nebentluss des Rhein. Das Glatt-
thal erstreckt sich zwischen den beiden parallelen Höhen-
zügen Pfannenstiel-Zürichberg-Stadlerberg und Bachtel-
Firsl(bei Kiburg) -Rheinsberg fast geradlinig von SO.
nach NW. Es ist ein grosses breites Thal, dessen Sohle
fast überall 24 km Breite hat; die beidseitigen Abhänge
steigen meist ^anz sanft an. Ein Thal von solchen Dimen-
sionen kann nicht von dem kleinen Flusse Glatt geschaffen
worden sein: der Stammfluss des Glattthaies ist die Linth.
Ursprünglich ging nämlich die Sihl durch das Zürichsee-
thal, die Linth (in höherem Niveau) durch das Glattthal.
Ein rechter Nebenfluss der Sihl schnitt dann etwa in der
Gegend von Rapperswil die Linth an und lenkte sie ins
Zürichseethal ab. Das geschah in der ersten Interglazial-
zeit. Dadurch verlor das heutige Glattthal seinen Ober-
lauf und der Fluss sein Samme^ebiet. In dem Thaltorso
SU
6LA
GLA
bildete sich nur ein kleiner FJubs, der die Sohle nicht zu
vertiefen vermochte; daher liegt heute die Sohle des
Glattthaies viel höher als das Zärichseethal. Daher ist
auch das Thal oben in seiner ganzen Breite offen,*es fehlt
Eiosugsgebiet der Glatt (Kaaton Zürich).
eine Kamm Wasserscheide, und unvermerkt kommt man
aus dem Glattgebiet (bei Bubikon, 500 m) ins Zurichsee-
gebiet hinüber. Die Thalgeschichte wurde dann aber
noch verwickelter durch die nachfolgende 2. und 3. Yer-
j, wobei der Linthgletscher das ganze Thal er-
'üllte. Beide Hessen ausgedehnte Schottermassen (Kies)
und Moränen im Thal zurück, so dass die Molasseschichten,
in welche das Thal ursprnnglicti eingeschnitten wurde,
fast nur an den hohem Thalgehängen zu
Tage treten. Deutliche Moränenwälle gehen
quer durch das Thal bei Dübendorf, Ober-
Slatt und Glattfelden. Der erste davon hat
en Greifensee aufffestaut (siehe den Art
Greifensee); ein gleich alter Wall hat in
dem frühem Seitenthal zur Glatt: Wetzi-
kon-Pfäffikon-Pehraltorf- Wangen den Pfaffi-
kersee erzeugt (siehe den Art. Pfaffiker-
SEE) und den Aabach gezwungen, den PfäfG-
kersee am obern Ende zu verlassen, bis
nach Wetzikon thalaufwärts zu lliessen und
sich ein ganz neues Bett durch die glazia-
len Schottermassen zwischen den beiden
Seen zu graben. So entstand das heutige
Aathal. Auch der Ausgang des Glattthaies
hat gewechselt. Ein breites und offenes Thal,
das Furtlhal, führt von Seebach zwischen
Altberff und Lägern hindurch ins Limmat-
thal (bei Würenlos). Dieser Thalweg ist
ebenfalls durch eine Moräne gesperrt, wel-
cher der Katzensee sein Dasein verdankt ;
aber einst muss die Glatt hier durch ge-
gangen sein, denn die Grösse des Thaies
steht in keinem Verhältnis zu den jetzigen
kleinen Bächen. Ebenso verhält es sich mit
dem Wehnthal, nördl. von der Ladern, und
mit dem Trockenthal von Staael nach
Windlach, wo ebenfills ein kleiner See,
der Stadlersee, durch eine Moräne abge-
dämmt worden ist.
Den glazialen Ablagerungen verdankt
das Glattthal seinen landschaftlichen Cha-
rakter. Im oberen Teil, sowohl oberhalb
als unterhalb des Greifensees, herrschen
lehmige Massen, vorzugsweise Gnindmo-
ränen, vor und ffeben den meist guten Wie-
sen- und Ackerboden ab. Nur in den ganz
flachen Thalgründen kann der undurchläs-
A sige Grundmoränenlehm zur Sumpf- resp.
' Torfhildunff führen, z. B. bei Mönchaltorf,
Schwerzenoach, Wangen, Schwamendio-
f^en, Rümlang etc. In all diesen «Rielern»
ist viel Torf und Streue gewonnen worden ;
^ jetzt ist infolge der Korrektion (siehe nn-
) ten) der Grundwasserspiegel gesunken, die
Ueberschwemmungen haben aufgehört, u.
manche Teile sind in der Umwandlung zu
guten Wiesen begriffen, während andere
mit geringer Nachhilfe drainiert werden
könnten. Die vielen kleinen Hügel, die
über das Thal zerstreut sind, bestehen z. T.
aus Grundmoräne, z. T. aus Obermoräne,
sind aber meist kiesig, so dass sie trockenen
und mageren Boden bieten. Im untern
Teil, etwa von Höri abwärts, herrschen die
f glazialen Schotter vor : die Ebene des Bn-
acher Hardes, die Hügel bei Hochfelden
und die ffanze Thalfläche bei Glattfelden
etc. bestehen aus geschichteten glazialen
Kiesen. Da dieser Boden sehr durchläs-
sig ist, gibt er trockene Aecker und Wie-
sen ab; die letztern liefern nur dann einen
reichlichen Ertrag,- wenn sie gewässert
werden können, was denn auch vieirach
gemacht wird.
Die Torfmoore des Glattthaies bilden
nicht bloss landschaftlich einen auffallen-
den Zug im Bilde ; sie sind auch botanisch
hochinteressant. Auf den grossen Flach-
mooren finden sich nämlich gleich In-
seln kleine Hochmoore, so z. B. bei Wal-
lisellen, Gfenn und Dnbendorf. Diese Hochmoorsiel-
len enthalten u. a. : Andronteda, OxycoccuSy Vac-
ciniuni uliginosuniy Viola palustris, Tricfiophoruni al-
pinum, EHophorum vaginatum^ nhynchospora cUba,
GLA
GLA
345
Drosera, Hydrocoiyle, ßetula pubescens, Liparis Lo»-
selii etc. Andere seltene Sumpfpflanzen sind Ütricularia
Olattbrboke bei Rheinsfelden.
intermedia^ die vom Greifensee bis Oerlikon nicht selten
ist, und Ütricularia Bremiif in der Nähe von Dubendorf,
eine Rarität ersten Randes. In der Nähe des Greifensees
kommen vor: Ljfsimachia thyrsiflora und Inula Vail-
larUii, Die tiefeingeschnittenen Schluchten der Berg-
bäche am Zürichberg enthalten u. a. : Saxifraga mutata^
Cypripediluniy Orchis purpurea; in den Wäldern ver-
einzelt: Pirola uniftora^ Senecio Fuchsii^ Poa Chaixii
etc. Wie man sieht, sind unter diesen Pflanzen manche,
die heute der subalpinen oder alpinen Region angehören ;
diese sind also als Reliktpflanzen aus einer kältern Zeit,
der Eiszeit, aufzufassen. Noch entschiedener sprechen für
die Eiszeit andre Pflanzenreste, die man in dem Lehm
unter den Torfmooren im Glattthal gefunden hat. Sie
tragen entweder hochalpinen oder arktischen Charakter.
Dahin gehören die Zwergbirke (Betula nana), die Polar-
weide {Salix polaris), der Aipenknöterich (Polygonum
viviparuni), Dryas oclopelala, die kriechende Alpenheide
{Azalea pnwumbens).
Unter den zürcherischen Flüssen war die Glatt bis vor
kurzem einer der fischreichsten, sowohl was die Zahl der
Arten als die Menge der Fische anbetriflt. So melden die
alten Chroniken oft von ausserordentlich grossen Fängen
von Nasen {Chondrostonia nasusj und von Brachsmen
{Abramis l^rama) während ihrer Laichzeit. Im alten Glatt-
bett bei nheinsfelden sollen die Nasen früher in so ge-
waltigen Scharen erschienen sein, dass man sie mit Kü-
beln und «Zainen* (Körben) herausschöpfte. Noch im 18.
Jahrhundert gab der Nasenfang dort Anlass zu einem Feste
für die Gegend, indem der Landvogt in Eglisau, dem die
Fischerei in Rheinsfelden gehörte, mit zahlreichen Gästen
zum Fischzuge kam, wenn die Nasen sich eingestellt
hatten. Leider sind jetzt durch industrielle Etablisse-
mente wiederholt Verunreinigungen des Flusses vorge-
kommen, welche den Fischbestand beeinträchtigen. Auch
die FluBskorrektion musste hier Schaden stiften, indem
sie eine Menge von Schlupfwinkeln etc. für die Fische
zerstörte.
Die Glatt führt ihren Namen erst vom Ausflusse aus dem
Greifensee an. Der Bach in der Axe des Thaies, die Mönch-
altorfer Aa, der nach seiner Richtung als Quelle anzu-
sehen wäre, ist ganz unbedeutend. Am meisten Wasser
fuhrt die Pfafflker Aa herbei. Weitere Zuflüsse sind die
Bäche von Maur, Fällanden, Dubendorf, der Seebach aus
dem Katzensee, der Himmelbach bei Oberglatt, der Fisch-
bach bei Höri etc.
Die Länge der Glatt vom Greifensee bis zum Rhein be-
traf 35,8 km^ das Flussgebiet bis zum Auslauf aus dem
Greifensee misst 186 km', das gesamte Gebiet bis zum
Rhein 411 km^ Die Wassermenge beträgt bei Nieder-
wasser ungefähr 3 m^ per Sekunde, sie ist bei Hochwasser
schon auf 40 m^ ffestieffen (Sept. 1852). Ungleich andern
Flüssen hat die Glatt ihr grösstes Gefall im untern Teil
ihres Laufes, während sie oben, d. h. vom Greifensee an,
zunächst ganz langsam fliesst und daher ofi'enbar ihren
Namen erhalten hat. Während nämlich das durchschnitt-
liche Gefäll vom Greifensee bis zum Rhein 2,54 ^/go be-
trägt, ist es vom See bis nach Niederslatt nur 1,05 <><>/oo, von
da bis Hochfelden 2,o6 **/« und auf dem
letzten Abschnitt bis zum Rhein l^Von-
Daher hörte man seit alten Zeiten immer
zweierlei Klagen über die Glatt; vom See bis
ungefähr nach Hochfelden schadete der
Fluss fast jedes Jahr durch Unterwasser-
setzen der Wiesen, die mehr und mehr ver-
sauerten. Unterhalb Hochfelden dagegen
vertiefte die Glatt ihr Bett, riss Land weg
und überführte andere Teile mit Kies und
Sand. Die Uebelstände müssen schon im
J8. Jahrhundert arg gewesen sein ; am An-
fang des 19. Jahrhunderts erfolgten (1807-
1811) so viele und verheerende Ueber-
schwemmungen, dass sich die Gemeinden
um Hilfe an die Regierung wandten. Ge-
stützt auf ein Gutachten des «Sanitätskolle-
giums» und H. C. Eschers v. d. Linth be-
schloss die Regierung am 10. Nov. 1812,
eine durchgreifende planmässige Korrektion
der Glatt vom Greifensee bis zum Rhein
vorzunehmen. Aber die Ausfuhrung ent-
sprach dem schönen Plan nicht. Zwar fing man richtig
unten bei Glattfelden an; aber den Bau der Mühlen-
schleuse überliess man dem Müller; sie wurde denn auch
so ausgeführt, dass sie beim nächsten Hochwasser (1814)
vernichtet wurde. Im Jahr 1815 wurde auch der neu
gegrabene Kanal fast ganz zerstört. Bis 1852 wurden nur
dann und wann kleine Reparaturen gemacht.
Eine andere Teilkorrektion wurde mit besserem Erfolge
in Rheinsfelden ausgeführt. Bei Hochwasser lief dieses
Dörfchen jedesmal Gefahr, unter Wasser gesetzt zu werden;
femer unterspülte die Glatt, die vor der Mündung in den
Rhein einen scharfen Bogen nach NO. machte, einige
Häuser. 1820 petitionierten die Bewohner von Rheinsfelden
daher an die Regierung und schlugen vor, einen Stollen
von 90 m Länge, 4,5 m Breite und 3 in Höhe durch den
Hügel des Simelihölzli zu treiben. Sie erhielten an die
Kosten einen Staatsbeitrag von 320 alten Franken, und
1822 war der Stollen fertig. Seither ist er durch Ab-
witterung immer kürzer geworden. Von Zeit zu Zeit er-
folgten kleinere und grössere Einbrüche an beiden Enden,
so dass einige Male im Glattbett geräumt werden musste.
Nach und nach würde sich der Stollen also in einen ofl'e-
nen Einschnitt verwandeln, wenn man ihn nicht 1885 aus-
gemauert hätte, um die Anlage einer neuen Strassen brücke
zu vermeiden. Unterdessen hatte man andere Teilstücke
der Korrektion in Arbeit genommen. 1817 wurde die Mühle
Oberslatt geschleift und die Mühle Hofstetten gesenkt, um
dem Wasser, das hier ja entschieden zu wenig Fall hatte,
bessern Abfluss zu verschaffen. 1819 wurde auf der Strecke
Oberglatt-Rümlang ein Kanal von 2100 m Länge gegraben
und dam^t einiffe Krümmungen abgeschnitten. 1825-30
baute man die Mühle Rümlang um und kanalisierte die
Glatt oberhalb Rumlang auf eine Strecke von 2800 m.
Bis dahin beliefen sich die Kosten auf 167156 Fr. 56 Rap-
pen alter Währung. Nun wollte die Regierung diese
Kosten auf die Gemeinden verteilen ; diese aber zahlten
Fabrik an der Glatt bei Glattbragg.
nicht, weil die Teilkorrektionen nirgends geholfen hat-
ten. Nach langem Hin- und Herstreiten beschloss der
Grosse Rat am 7. April 18U), dieses Guthaben an die
346
6LA
6LA
Gemeinden in der Staatsrechnung zu streichen. So en-
dete die erste Periode der Glattkorrektion.
In der Folge wurde die Sache immer schlimmer. 1852
erfolgte wieder ein ganz grosses Hochwasser, das Glatt-
felden beinahe ruinierte. Von verschiedenen Seiten wurde
die Regierung ersucht, die Korrektion von neuem in An-
griff zu nehmen. Nach gründlichen Studien entstand dann
1867 ein neues Projekt für die Korrektion der ganzen
Glatt mit Einschluss der Senkung des Seespiegels um
0,9 m. Dasselbe blieb aber wegen der politischen Umwäl-
zungen noch ein Jahrzehnd liegen. Es brauchte die grossen
Ueberschwemmungen von 1876, 1878 und 1881, um den
Eifer immer neu anzustacheln. 1876 wurde das zürcherische
Gesetz über Flusskorrektionen angenommen ; aber noch
1879 wandten sich die Vertreter des Glattlhales mit
einem wahren Notschrei an den Kantonsrat, man solle
doch einmal dem Glattthale gründlich helfen. Nun wurden
die gefahrlichen Stellen bei Glattfelden durch Senkwalzen,
dann durch Steinböschungen gesichert, das Glattbett von
unten herauf überall auf die nötifie Breite gebracht, die
Sohlen durch Pfählungen oder Steinpackungen gesichert.
So schritt man immer weiter aufwärts ; 18ö7 wurde
die oberste Strecke Dübendorf- Greifensee in AngrifT
genommen und 1895 die Abrechnung über das Ganze
vorgelegt. Sie zeigte 2573240 Fr. 96 Rappen Gesamt-
kosten.
Von den bisherigen Folgen der Korrektion sind hervor-
zuheben : Der Spiegel des Greifensees stand früher bei
Mittelwasser 437,88 m ü. M., bei Hochwasser 439,20
bis 439,25 m. Das grösste Hochwasser seither erreichte
nur 437,68 m, blieb also unter dem frühem Mittelwasser.
Die Wiesen an der obem Glatt, die nur noch saure Gräser
hervorbrachten, sind zu guten Wiesen geworden. Der
Bauer braucht nicht mehr zu fürchten, dass ihm das Heu
oder Emd über Nacht, bei plötzlichem Austreten der
Glatt, fortschwimme. Nun wird es auch möglich sein, die
vielen Sümpfe, sogar oberhalb des Greifensees, zu ent-
wässern uua in fruchtbares Land zu verwandeln, oder eine
regelmässige Bewässerung einzurichten, so dass der Er-
trag an Streue, der oft eben so wertvoll ist, wie der
Heuertrag, ein möglichst j^osser wird. Mehrere solcher
Bewässerungs- und Entwasserungsprojckte sind in Ar-
beit.
Trotzdem ist für die zahlreichen Wasserwerke längs
der Glatt jetzt besser gesorgt als früher. Am Ausüuss aus
dem See ist nämlich ein Stauwehr gestattet worden, ver-
mittels dessen bei Niederwasser der See um 1 m gestaut
werden kann. Dadurch hofft man, den Abfluss so zu re-
gulieren, dass er auch bei niedrigem Wasserstande doch
2 m^ per Sekunde beträgt. Um den bisherigen Fischfang
nicht zu schädiffen, sind in der Schleuse ein Fischpass
und eine Schiffsschleuse angebracht worden. Die Zahl
der Wasserwerke an der Glatt ist sehr beträchtlich. Schon
1807 bestanden vom Greifensee bis zum Rhein 13 Mühlen ;
eine davon fiel der Korrektion zum Opfer, aber die Ge-
samtzahl der Werke beträgt jetzt doch 18; davon sind 8
Mühlen, die übrigen Spinnereien, Zwirnereien, Webereien
und 1 Elektrizitätswerk (Hochfelden). Diese Etablissemente
bringen also in das sonst nur Landwirtschaft treibende
Thal eine rege industrielle Tätigkeit.
Dem entsprechen auch die Verkehrswege. Schon zur
Römerzeit kreuzte die Hauptheerstrasse, von Baden durch
das Furtthal kommend, bei Rümlang die Glatt und führte
über K loten (Claudia) nach Winterthur. Von Kloten ging
eine Abzweigiing einerseits nach Zürich, anderseits, aller-
dings mit Vermeidung der sumpfigen Thalgründe, nach
Glattfelden und Kaiserstuhl. Von den spätem Haupt-
strassen durchzieht die Strasse Zürich-E^lisau-Schaff-
hausen den grössten Teil des Thaies, und die Strasse Zü-
rich-Winterthur kreuzt es. Dem entsprechen auch die
Eisenbahnlinien: Zürich-Uster-Rapperswil, eine der äl-
testen Bahnen, folgt der obern Hälfte und die erst vor
kurzem ausgebaute Linie Zürich-Bülach-Schaffhausen der
untern Haltte des Thaies. Die Bahn Zürich- Winterthur
kreuzt das Thal in 2 Linien, über Wallisellen und über
Kloten. Zweigbahnen von lokaler Bedeutung sind Oerlikcn-
Seebach- Wettingen, Niederglatt- Wettingen und Oberglatt-
Dielsdorf-N ieder weningen .
Literatur: Wettstein, Alexander. Geologie von Zürich
und Umgebung, Zürich 1885. — Schröter, Carl. Flora der
Eiszeit {NeujahrsbL der naturforsch, GeeelUch, in Zur,
1883). Zürich 1882. — Meister. Beiträge zur Kenntnis der
europ. Arten von Utricularia,
GLATT <AN DER) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hin-
terland, Gem. Herisau). 787 m. Weiler, an der Glatt; 2,5
km sw. der Station Herisau der Appenzellerbahn (Win-
keln-Herisau-Appenzell). 12 Häuser, 80 reform, und ka-
thol. Ew. Wiesen- und Obstbau. Stickerei und Weberei.
Säge.
GLATT (NIEDER) (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Tog-
genburg, Gem. Oberuzwil). 545 m. Pfarrdorf, am linken
Ufer der Glatt malerisch gelegen ; 3,7 km ö. Oberuzwil
und 3,3 km ö. der Station Uzwil der Linie Zürich- Win-
terthur-St. Gallen. 97 Häuser, 473 kathol. und reform.
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei. Von der Refor-
mation an diente die Kirche bis 1848 dem Gottesdienst
beider Konfessionen. Früher der Kirchgemeinde Gossau
zugeteilt.
GLATT (NIEDER) (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf)^ 415
m. Gem. und Dorf, zu beiden Seiten der Glatt, 4 km nö.
Dielsdorf. Station der Linien Zürich-Bülach-Eglisau-
Schaffhausen und Bülach-Baden. Postbureau, Telephon;
Postwagen nach. Stadel. Gemeinde, mit Nöschikon: 74
Häuser, 524 reform. Ew. ; Dorf: 53 Häuser. 377 Ew.
Kirchgemeinde Niederhasli. Ackerbau und Viehzucht.
Rahmenfabrik.
GLATT (OBER)(Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg, Gem. Flawil). 584 m. Weiler, am linken Ufer der
hier von der Strasse Gossau-Flawil überbrückten Glatt
und 1,4 km so. der Station Flawil der Linie Zürich-Win-
terthur-St. Gallen. 13 Häuser, 105 reform. Ew. Refor-
mierte Kirchgemeinde. Ackerbau, Viehzucht, industrieUe
Tätigkeit. Fund einer römischen Silbermünze. 731 : Clata ;
733: Glata. Die Gerichtshoheit über Glatt stand im Mit-
telalter einer Reihe von Edelgeschlechtern (so z. B. den
Edeln von Gielen, Baldegg und Landenberg) und zuletzt
dem Kloster Magdenau zu.
GLATT (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). 430 m.
Gem. und Pfarrdorf, zu beiden Seiten der Glatt, 5 km ö.
Dielsdorf. Station der Linie Zürich-Bülach-Eglisau-Schaff-
hausen ; Abzweigung der Linie Oberglatt-Dielsdorf-Nieder-
weningen. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit Hofstetten : 113 Häuser, 676 reform. Ew. ; Dorf: 92
Häuser, 539 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Oberglatt und
Niederglatt 1424 von der Stadt Zürich angekauft und der
Obervogtei Neu Amt zugeteilt. Bei Anlass der Korrektions-
arbeiten an der Glatt hat man bei Oberglatt einen Stein-
hammer, eine Bronzenadel und eine Bronzefibel ge-
funden.
GLATTALP (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Muotathal).
1868-2000 m. Alpweide, im Hochthälchen des Glattensees,
von hohen Bergen umgeben : den Märenbergen und Jä-
gemstöcken im S., dem Ortstock im 0., dem Kirchberg
und First im N. Ein guter Fusswe^ führt ins Bisithal
hinunter, ein sehr mühsamer Pass über die Brühlkehle
und das Firnerloch auf den Urnerboden. Wird im Som-
mer mit 350 Stück Jungvieh und 30 Pferden bezogen. Die
Glaltalp verdankt ihren fetten Boden der hier in ziemli-
cher Mächtigkeit dem Malm auflagernden Berrias.
GLATTBRUGG (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. Op-
fikon). 426 m. Dorf, am linken Ufer der Glatt, 1 km w.
Opfikon. Station der Linie Zürich-Bülach-Eglisau-Schaff-
hausen. Postablage, Telephon. 21 Häuser, 162 reform.
Ew. Kirchgemeinde Kloten. Brücke über die Glatt. Unto*
der Brücke hat man 1753 etwa 200 Stück römischer
Münzen aus dem 3. und 4. Jahrhundert gefunden.
GLATTBURG (KLOSTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Wil, Gem. Oberbüren). 562 m. Häusergruppe mit einer
alten, heute zu einem auch St. Gallenberg geheissenen
Benediktinerinnenkloster umgewandelten Burg, über
dem linken Steil- und Hochufer der Thur; 1.1 km nnw.
Oberbüren und 4,5 km nö. der Station Uzwil der Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen. 44 kathol. Ew. Landwirt-
schaft, von den Nonnen musterhaft geführt. Die Burg,
ursprünglich Sitz der Vögte von Glattburg, von Ru-
dolf von Beding, dem damaligen Land(vogt im Tog-
genburg. 1628 angekauft, dann 1648 vom Abt von St
(fallen erworben, der sie 1781 dem Frauenkloster Lil>-
ingen zuwies. Diese Nonnen richteten hier eine
Handarbeitsschule für junge Mädchen ein. Schöne Aus-
GLA
GLg
847
sieht auf das Thurihal, die Appenzeller Berge und das
Toggenburg. 788 : Ciataburuhe.
Kloster Glattburg von Osten.
GLATTEN (Kt. Schwyz und Uri). Etwa 2506 m. Gip-
fel, in der Kette Märenberg-Ortstock, n. vom Klausenpass,
8w. der Märenberge und von diesen durch das Firnerloch
(Uebergang vom Umerboden zum Bisithal) getrennt. Die
Basis des Berges besteht aus Lias und Dogger, die hier
zwei nach N. überliegende Falten bilden ; darüber folgt
eine etwa 200 m mächtige Malmkalkbank, die nach S.
und N. in senkrechten Wanden abfällt und ein mit Kar-
renbildungen durchsetztes Gipfelplateau von 1 km Breite
trägt.
GLATTEN (KLEIN) (Kt. Uri). Etwa 2300 m. Fels-
spitze, mitten m der Berggruppe des Balmer Grätli,
Zinggen, Rauhstöckli etc., zwischen Klausenpass und
Ruosalperkulmpass; 3,5 km ö. der Schächenthaler Wind-
gälle, dem höchsten Gipfel dieses Gebietes, und 4-5
Stunden nö. über Unterschächen. Auf der Siegfriedkarte
ohne Höhenkote.
GLATTENFIRN (Kt. Uri). 3000-1662 m. Grosser und
schöner Gletscher, im Erstfelderthal und in dem breiten
Felsenzirkus, der vom Schlossberg bis tum Fuss der
Spannörter und vom Zwächten bis zum Krönten reicht.
Am Weg von der Kröntenhütte zur Schlossberglücke,
zum Spannörlerjoch oder auf einen der benachbarten
Hochgipfel.
GLATTENHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2986 m.
Gipfel, SW.-Schulter des Monte Leone, auf dem Kamm
zwischen dem Hochthal des Simplon (oder des Krumm-
baches) und dem Felsenzirkus von Alpien ; im N. durch
den Alpienpass vom Südlichen Breithorn (3368 m) ge-
trennt. Südlich von ihm als Vorberg das Kessihorn. Kann
vom Dorf Simpeln aus in 4 ■/« Stunden leicht bestiegen
werden. Prachtvolle Aussicht auf die Gruppe des Fletsch-
horns. Während der Gipfel auf der alten Exkursionskarte
des S. A. C. und auf der sardinischen Generalstabskarte
unter seinem richtiffen Namen erscheint, nennt ihn die
Siegfried karte irrtümlich Klein Glattenhorn.
GLATTENHORN (KLEIN) (Kt. Wallis, Bez. Brig).
2588 m. Gipfel, sw. Vorberg des Glattenhorns ; 2,3 km
nö. über dem Dorf Simpeln, von wo aus er in 3 Stunden
ohne Schwierigkeit bestiegen werden kann. Auf der alten
Exkursionskarte des S. A. C. richtig so genannt, wäh-
rend ihn die Siegfriedkarte mit dem Glattenhorn (2986 m)
verwechsel t
GLATTENRAIN (Kt. Freiburg, Bez. Sense). Wald.
S. den Art. Gemeindewald.
GLATTEN8EE (Kl. und Bez. Schwyz). 4856 m. Klei-
ner See, auf der Glattalp, in dem zwischen den Jägern -
stocken und First gelegenen Hochthälchen. Ohne sichtba-
ren Abfluss. 1,4 km lang und 300 m breit. Die am SW.-
Ufer sichtbaren schönen Gletscherschlitfe zeugen für den
glazialen Ursprung des Seebeckens.
GLATTEN8TOCK (Kt. Uri). 2593 m. Felsspitze,
in der vom Zwächten nach SO. abzweigenden und das
Meienthal vom Gornerenthal trennenden Kette ; 4,5
km nw. über der Station Wassen der Gotthardbahn.
GLATTFELDEN (Kt. Zürich, Bez. Bü-
lach). 365 m. Gem. und Pfarrdorf, am rech-
ten tlfer der Glatt und 2,5 km oberhalb ihrer
Mündung in den Rhein. Station der Linien
Zürich-Bülach-Eglisau-Schaffhausen und Win-
terthur-Bülach-Koblenz-Stein, 2 Vt ^^ so. vom
Dorf gelegen. Postbureau, Telegraph, Tele-
f»hon. Gemeinde, mit Aarüti, Letten, Bheins-
^Iden, Schachen und Zweidien : 229 Häuser,
1584 Ew., wovon 111 Katholiken; Dorf: 156
Häuser, 1108 Ew. Acker- und Weinbau, Vieh-
zucht. Von der Glatt werden 4 Baum Wollwebe-
reien, eine mechanische Schreinerei und eine
Mühle getrieben. Heimat des berühmten Zür-
cher Dichters Gottfried Keller (1819-90), der in
seinem Roman « Der grüne Heinrich » viel-
fach auf das Dorf zu sprechen kommt. Bei der
Station ein Grab mit Urne aus der Bronzezeit ;
römische Niederlassung am Schlossbuck bei
Rheinsfelden. Funde von verschiedenen Alter-
tümern aus der Römerzeit und einer Lanzen-
spitze aus der Alemannenzeit. Im Mittelalter
Sitz eines Edelgeschlechtes, Ministerialen der
Grafen von Tengen; ob es eine Burg besass,
weiss man nicht, doch sollen in den Reben von
Auf der Steig dicke Mauerreste gefundeji worden sein.
Vor der gänzlichen Korrektion der Glatt hat. das Dorf
unter den Frühjahrshochwassem des Flusses stark zu
leiden gehs^bt. Glattfelden gehörte zuerst zusammen mit
Eglisau, Rafe und Wil zu der Herrschaft Eclisau,der Gra-
fen von Tengen, die 1463 und 1496 duircri Kauf an die
Stadt Zürich kam. Nachdem das Dorf zuerst der zür-
cherischen Landvogtei Kiburff zugeteilt worden war,
kam es 1678 zur Landvogtei Eglisau.
GLATTKANAL (Kt. Zürich, Bez. Bülach). S. den
Art. Glatt.
GLATTIGNY (Kt. Waadt, Bez. Uusanne u. £;chal-
lens). 810-687 m. Bach; entspringt beim Chalet aux Bueufs
Dessous und mündet nach 1,2 km langem Lauf in der
Richtung nach W. von links in den Talent. Zwei Stein-
brücken^ auf deren obern (zwischen La Börallaz und Cu-
ffny) einst der Abt von Montherond eine Anzahl seiner
Untertanen, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht
hatten, den Bevollmächtigten des die hohe Gerichtsbarkeit
über den Jorat ausübenden Bischofs von Lausanne zur
Aburteilung übergeben Hess.
GLATTWAND (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 854 m.
Schöne Felswand, deren Schichten ein gut sichtbares,
weitgespanntes und hohes Gewölbe bilden, am N.-Ufer
des Walensees, 3 km w. Walenstadt und 4,5 km ö. Quin-
ten. Ueber der Glattwand die Alp weiden terrassen des
Walenstadterberges, die nach oben wiederum von einer
Felswand abgeschlossen werden, worüber eine zweite,
schmälere, Terrasse und endlich die Gipfel der Churfirs-
ten folgen.
GLATTWANG (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2380 m. Gipfel, mit sanften und bis zu oberst be-
grasten Hängen, in der Gruppe des Hochwanf, 5-6 Stun-
den s. über Jenaz im Prätigau. Hauptgiprel des das
Jenazertobel vom Fideriserlobel trennenden Kammes.
Schöner Aussichtspunkt, aber nur wenig besucht.
GLAUBENBIBLBNTHAL (Kt. Obwalden). Oberer
Abschnitt des vom Lauibach, einem Zufluss zum Samer-
see, durchflossenen Thaies. An beiden Gehängen Alpwei-
den, die z. T. mit Waldparzellen bestanden und ausser-
ordentlich sumpfig sind, so dass sie zahlreiche kleine
Bäche (z. B. das Unterwengengräbli) zum Lauibach sen-
den. Besonders zu nennen sind die am SO.-Hang des
Rotspitz (1791 m) gelegene Glaubenbielenalp und die am
Nünalpstock zuoberst im Thal liegende Nunalp (Hütten
in 17^ m). Das Thal wird weiter unten schmal und zeigt
zu beiden Seiten stark von Wasserrinnen zerfressene Ge-
hänffe. Liegt in Flysch und triasischem Gips und gehört
der Klippenregion der Giswilerstöcke an.
GLAU8ENHAU8 (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Egnach). Weiler. S. den Art. Glusenhaus.
GL^BES (Kt. Freiburg, Bez. Saane). Wildbach; ent-
I springt am Mont Gibloux in 1100 m mit drei Quellarmen,
348
GLK
GLE
die die malerischen Aipweiden- und Waldffehänge des
Ber|[8tocke8 entwässern und sich unterhalb Villariod
vereinigen. Von hier an wendet sich der
Bach nach N., fliesst durch ein tiefes
Waldtobel, geht zwischen Villarsel le Gi-
bloux und Rueyres-St. Laurent durch,
berührt Estavayer ie Gibloux, treibt wei-
terhin noch 3 Mühlen und mündet nach
6 km langem Lauf 1 km n. Estavayer le
Gi bloux in 638 m von rechts in die Grosse
GlÄne. Gefälle bis Villarlod 170 <»/(». mitt-
leres Gefälle des ganzen Baches /7 ^/qq.
GLECKHORN (Kt. Graubänden. Bez.
Unter Landquart). 2451 und 2344 m. Gip-
fel, südl. Nachbar des Falknis und s. vor
dem W.-Knde des Rätikon, von dem ihn
das Fläscherfürkli (2247 m) trennt. Fällt
steil ab, besonders nach S., SW. und SO.
und bildet auf der SW.-Flanke über dem
Glecktobel die hohe Gleckwand. Bildet
allein oder mit dem Falknis zusammen
von Ragaz oder Maienfeld aus gesehen
eine der schönsten alpinen Landschaften
Graubündens. Zwei, 1 km von einander
entfernte und durch die Tiefe Furka ge-
trennte Spitzen, die manchmal auch als
Klein und Gross Gleckhorn)' besonders
unterschieden werden. 6 Stunden nnö.
über Jenins.
GLECKKAMM (Kt. Graubünden, Bez.
Unter Landquart). Kurzer Kamm, s. vor
dem Gleckhorn und zwischen diesem u.
dem Hoch Furnis. Ein leicht zu bege-
hender Passübergang (2074 m) führt vom
Glecktobel über den Gleckkamm zu den
Fiäscher- und Maienfelderalpen hinüber.
GLECKSTEINHOTTE (Kt. Bern,
Amtsbez. Interlakcn, Gem. Gnndelwald).
2338 m. Schutehütte des S. A. C, am SW.-
Hang des Wetterhorns auf den den Obern
Grindelwaldgletscher vom Krinneglet-
scher trennenden Felsen und 4-5 Stunden
über Grindel wald. 1880 von der Sektion
Burffdorf aus Stein erbaut, bietet Raum
für 12-15 Personen. Schöne Aussicht auf
die Stöcke des Schreck- und Wetterhorns
und ins Thal von Grindelwald. Ausgangs-
Kunkt für die Besteigung von Wetter-
om, Miltelhorn, Rosen hörn, Beralistock
etc. und für den Uebergang über das Lau-
teraarjoch.
GLECKTOBEL (Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart). 1700-900 m.
GLECKWAND (Kt. Graubünden, Bez. Unter Und-
quart). 1700-2300 m. 600 m hohe und beinahe senkrechte
GlecksteinbQtte.
Steiles kleines Waldthal , steigt vom Fuss der Gleckwand
nach SW. ab und wird vom Fussweg über den Gleckkamm
durchzogen ;^3,5 km n. Jenins.
Einxugsgebiet de« Glenner.
Felswand, S.- und SW.-Abfall des Gleck-
horns; von der Tiefen Furka, einer ungang-
baren Scharte, in zwei Teile getrennt; 4 km
nnö. Jenins.
GLEFALAU (Kt. St: Gallen, Bez. Sar-
rns, Gem. Fiums). Zerstreut gelegene Häuser.
den Art. Klefalau.
GLENG (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem.
Schötz). Weiler. S. den Art. GlImg.
GLENN ER, romanisch Glogn (Kt. Grsa-
bünden. Bez. Glenner). Bedeutendster Zollass
zum Vorderrhein; entsteht aus zwei Quellbä-
chen, dem Vriner Glenner und Valser Glen-
ner, die sich unter dem Sporn von Oberkas-
tels (12 km oberhalb Ilanz) vereinigen. Als
der eigentliche Quelllauf wird meist der Val-
ser Glenner (auch Valser Rhein geheissen) an-
gesehen, der mehr Wasser führt und länger
(22 km) ist, als der Vriner Glenner (15 km),
obwohl dieser die Richtung des unteren Glen-
ners nach oben zu fortsetzt. Beide Qaellbäche
bilden sich ihrerseits wieder aus je zwei, eine
Reihe von kleinen Adern sammelnden Ar-
men : der Vriner Glenner aus dem Diesrutbach
und Vaneschabach, die sich 1,5 km oberhalb Vrin vereini-
gen; der Valser Glenner aus dem Lentabach und Kanal-
bach, die sich bei Zervreila, 9 km oberhalb Vals Platz
GLE
GLE
349
vereiniget.. Das Einzuffsgebiet des Vriner Glenner reicht
vom Pix Cavel im N. bis zum Piz Scharboden im S.,
wird von der schönen Pyramide des Piz Terri l>eherr8cht
und von den Alpen Ramosa, Diesrut, Blengias und Schar-
boden eingerahmt; die meisten seiner Quelladern werden
nicht von Glet-
um ein Querthal. Er jnimmt von rechts den Duviner-,
Pitascher- und Rieinerbach auf, drei ausgezeichnete
und geßhrliche Wildbache, deren Schluchten sich
immer mehr vertiefen und deren zahlreiche obersten
Aeste die Hänge immer starker zerfressen und aus-
schem gespiesen.
Die zum Valser
Glenner gehen-
den Bäche sind
dagegen zur
Mehrzahl kleine
Gletscherbäche,
die vom Rhein-
waldhom a. Gü-
fpfhom herkom-
men. Der Lenta-
bach entspringt
dem Lentaglet-
scher und der
Kanalbach dem
Kanal- u. Göfer-
gletscher. Ein
anderer wasser-
reicher Zufluss
zum Valser Glen-
ner ist der vom
Fanellagletscher
kommende Pei-
lerbach. Vriner
und Valser Glen-
ner sind einan-
der in mehrfa-
cher Hinsicht
unähnlich. Der
Vriner Glenner
hat von der Ver-
einiffung seiner
QueTlbäche an
(1390 m) bis zum
Zusammenlluss
mit dem Valser
Glennerein ziem-
lich einheitliches
Gefalle von 42"/oo
und durchfliesst
ein ganz im
Bündnerschiefer
ausgewaschenes
Langsthal. Der
Valser Glenner
teilt sich dage-
gen in zwei, nach
Gefall, Richtung
und geologischer
Beschaffenheit
des Bodens stark
von einander ver-
schiedene Ab-'
schnitte : der
Oberlauf von Zer-
vreila (1780 m)
bis Vals Platz
(1250 m) hat ein
Gefälle von 53»/oo
und durchfliesst
ein in die kryslal-
Hnen Schiefer des
Adulamassives
eingeschnittenes
Längsthal mit oft
breitem ebenem
Thalboden, wäh-
rend der Unter-
lauf nur 39 «»/oo
fällt und eine Querschlucht im Bundnerschiefer sich
ausgewaschen hat. Der eigentliche Glenner endlich
weist 16 <^/oo Gefälle auf, setzt das Längsthal des
Vriner Glenoer fort und fliesst durch Bändnerschiefer.
Nor sein Endstöck oberhalb der Mündung ist wieder-
M.B.CI.E
i1^*^
Btfxirk Glenner.
i^.AUfnpw »c.
waschen. An manchen Stellen ist der Boden in beständi-
gem Rutschen begriflen, so dass die Bewohner fortwäh-
rend gezwungen sind, Häuser, Ställe, W^e und Umzäu-
nunffen zu verleben. Dies ist z. B. bei Riein schon zu
wieoerholten Maien der Fall gewesen. Das Gleiche gilt
350
GLE
GLE
übrigens auch für manche andere Stellen des Glenner-
beckens, so z. B. für die linksufnge Strecke von Peiden
bis Vigens, wo die den Berghang durchsetzenden zahl-
reichen Spalten infolge der stetiff fortschreitenden Hut-
schungen sich immer mehr verbreitern. Das Thal des
Glenners, das Lungnez, bildet überhaupt ein typisches
Wild bachgebiet und wird von dem Fluss, der alle Ero-
sions- und Verwitterunj^produkte seines eigenen Laufes
zusammen mit denen seiner Zutlüsse ins Rhemthal hinaus
verfrachtet, immer weiter ausgetieft. Kein Dorf hat am
Flussufer selbst Platz gefunden, so dass sich die Siede-
lungen alle länes der hochgelegenen seitlichen Terrassen
besonders des linken Thalgehänges hinziehen. Bei Ilanz
hat der Glenner einen mächtiffen Schuttkegel ange-
schwemmt. Das unterste Stuck des Flusslaufes ist zur
Verhütung von Ueberschwemmungen bis zu seiner Mün-
dung in den Vorderrhein (691 m) kanalisiert und ein-
gedämmt worden.
GLKNNER. BEZIRK des Kantons Graubünden; zer-
fallt in die zu beiden Seiten des Vorderrhein gelegenen
Kreise Ruis und Ilanz und den das gleichnamige Thal
umfassenden Kreis Lungnez. Der Bezirk grenzt im N. an
die Kette des Tödi, die ihn vom Kanton Glarus trennt;
im 0. an die Bezirke Im Boden und Heinzenbers, von
welch* letzterem er durch eine Gebirgskette geschieden
ist ; im S. mit dem Adulamassiv an den Rheinwald (Be-
zirk Hinterrhein) und den Kanton Tessin ; im W. an den
Bezirk Vorderrhein. Bezirkshauptort ist Ilanz. 39 Ge-
meinden, und zwar im Kreis Ilanz: Fellers oder Fallera,
Flond, Ilanz oder Glion, Kästris oder Gastrisch, Laax,
Ladir, Luvis oder Luven, Pitasch, Riein, Ruschein, Sagens
oder Saeogn, Schleuis oder Schluein, Schnaus, Seewis
im Oberland oder Savgiein, Strada im Oberland, Valen-
das oder Valendau und Versam oder Versomet; im Kreis
Lugnez (oder Lumnezia) : Camuns, Cumbels, Duvin,
Fürth oder Uor», Igels oder Degien, Lumbrein, Morissen,
Neukirch oder Surcuolm, Oberkastels oder Surcasti,
Peiden, St Martin, Tersnaus, Vals oder San Pieder, Vi-
gens oder Vigogn, Villa und Vrin ; im Kreis Ruis (oder
Rueun) : Andest oder Andiast, Obersaxen oder Sursaisa,
Panix oder Pignieu, Ruis oder Rueun, Seth oder Siath
und Waltensburg oder Uors la Foppa. Zusammen 1895
Häuser, 2513 Haushaltungen, 10 494 Ew.; 7660 Katholi-
ken und 2982 Reformierte; 7552 Personen romanischer
und 2721 deutscher Zunge. Fläche des Bezirkes 698,1 km*,
Dichtigkeit der Bevölkerung auf 1 km' daher 15 Ew.
Der grösste Teil der Bodenfläche entfällt auf unpro-
duktiven Boden. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind
Wiesenbau, Viehzucht und Alpwirtschaft. Die Viehstatis-
tik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Hornvieh 12169 12315 12397
Pferde 310 439 438
Schweine 3645 4434 3260
Schafe 18418 18491 17851
Ziegen 5606 5151 5229
Bienenstöcke 1086 1482 1076
Viehreichster Bezirk des Kantons; wird aber in Bezug
auf die Vorzüglichkeit des Viehschlages von dem Bezirk
Heinzenberg und vom Präticau übertroffen. Ilanz hat
etwas Handel; Versam, Laax, Peiden und Vals sind Frem-
denstationen. Im übrigen entbehrt der Bezirk jeder wei-
teren industriellen Tätigkeit. Beträchtlich ist der Vieh-
handel, und auch der Holzhandel hat eine gewisse Be-
deutung, indem z. B. 1901 6286 m* Holz verkauft worden
sind. Von 1903 an wird der Bezirkshauptort Ilanz mit der
Linie Chur-Ilanz an das Netz der Rätischen Bahn ange-
schlossen sein. Von Reichenau aus zu beiden Ufern des
Vorderrhein je eine Strasse, die sich in Ilanz vereinigen,
von wo eine Strasse über Disentis und den Oberalppass
nach Andermatt fuhrt und eine andere das Lugnez durch-
zieht, um sich bei Valgronda (6,3 km s. Ilanz) in die
Strassen nach Vrin und nach Vals zu verzweigen. Die
einst bei Ilanz angebaute Weinrebe ist hier jetzt völlig
verschwunden.
Den Bezirk durchlliesst auf eine Länge von 20 km in der
Richtung nach 0. der Vorderrhein, der hier von S. her
den Glenner und die Rabiusa aufnimmt. Der Glenner wird
von zwei Quellbächen gebildet, dem dem Lentagletscher
entspringenden Valser Glenner und dem Vriner Glenner,
deren erster das Valserthal und deren anderer das Thal
von Vrin entwässert. Die Rabiusa entspringt am Löchli-
berg, entwässert das Safienthal und berührt den Bezirk
Glenner nur auf einer kurzen Strecke ihres Laufes bei
Versam.
GLtRESSE (Kt. Bern, Amtebez. Nidau). Gem. und
Pfarrdörf. S. den Ari. Ligerz.
GL^ROLLES (CHATEAU DE) (Kt. Waadt, Bez.
Lavaux, Gem. Rivaz). 380 m. Altes Schloss, am N.-Ufer
des Genfersees, 700 m ö. Rivaz und 300 m von der Station
Rivaz der Simplonbahn, zwischen dem See und der
Strasse von Lausanne ins Rhonethal. Muss ums Jahr 1160
von Landry de Durnes, Bischof von Lausanne, erbaut wor-
den sein, um den Eingang in das der Kirche gehörende
Gebiet zu verteidigen. 1271 erhielt Hugues de Pal^ieux
die Burg Gl^rolles zusammen mit dem Majorat von Saint
Saphorin zu Lehen, worauf 1303 beide wieder an den Bi-
schof zurückfielen. Später ist die Burg von Aymon und
Sebastian de Montfaucon z. T. restauriert worden; sie
diente sowohl als Feste wie als Gefängnis und enthielt
Kerker und Folterkammer. Nach der Befreiung der Waadt
von der Berner Herrschaft ging sie 1798 in das Eigentum
des Staates und 1803 in Privatbesitz über Der einstige
viereckige Burgturm wurde teilweise abgetragen, weil er
einer Weinrebenanlage vor der Sonne stand; heute stehen
von ihm nur noch die Fundamente und ein erstes Stock-
Chäteau de 016rolle8.
werk. Die Ueberlieferung erzählt, dass hier einst eine
Stadt Gl^rolles gestanden habe, die von Rivaz bis Saint
Saphorin gereicht haben soll. Da der jetzige Ort Saint Sa-
phorin im Mittelalter zeitweise den Namen Gl^rolles ^
rührt hat, wäre es möglich, dass er als ein Ueberrest die-
ser ehemaligen Stadt angesehen werden darf. Diese soll
dann durch die Wasserwoge zerstört worden sein, die der
im Jahre 563 in den Genfersee niedergegangene Bergstarz
von Tauretunum verursacht hat. Im 12. Jahrhundert: Gle-
rula; 1316: Gleyrola,
GLET8CH, GLETSCHER. In Zusammensetzungen
häufig als Name für Berge gebraucht. Vom latein. glaciei
= Eis, französisch glacier, roman. Glatsch oderGlatschera,
Italien. Ghiacciajo.
GLET8CH (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Oberwald).
1761 m. Hotel und Pension, alpiner Passanten- und Som-
merkurort, am Beginn des Rhonethaies, vor dem Austritt
der Rhone aus der Zunge des Rhonegletschers im sog.
Gletscherboden gelegen. Dieses oberste, vom fmcbtbaren
untern Becken von Goms durch einen 3 km langen £n|-
pass getrennte Thalstück ist zum grossen Teil mit Morä-
nenschutt und Gletscherbachablagerungen überfuhrt, so
dass der unproduktive Boden nahezu '/s seiner Fläche um-
fasst Gasthof mit Neben bauten. Postbureau, Telegraph.
Ausgangspunkt der zwei grossen Alpenstrassen üt^r die
Furka und Grimsel. Gletsch ist nach Fiesch das wichtigste
Fremdenzentrum im Tlialbecken von Goms, wird aber im
Winter nicht bewohnt. Die ehemalige, aus etwa 1^ da-
GLE
GLE
351
tiereDde iäDdliche und anspruchslose Herberge hat einem
grossen Gasthof Platz machen müssen. Sie hiess zuerst
Gletsch und der Rhoneglelsoher im Jahr 1855.
Wirtshaus zum Rhone^letscher, ist dann seit 1840 nach und
nach immer ausschliesslicher Im Gletsch und endlich
Gletsch kurzweg genannt worden. Postwagen Brig-Furka-
Göschenen und Glelsch-Grimsel-Meiringen. Die Gletsch-
alp« gemeinsamer Besitz eines Konsortiums und des Gast-
wirtes vom Hotel du Glacier du Rhone kann von Anfangs
Juli bis Mitte September mit 140 Kühen und 300 Stuck
Schmalvieh bezogen werden. 4 Hütten. Beim Hotel Bbone-
Kletscher sprudelt eine kleine Therme aus dem Felsschutt,
nie sog. Rnodan- oder Roddanquelle, deren Temperatur
Gletsch und der Rhonegletscher im Jahr 1902.
1783 von H. B. de Saussure zu 14,5« R., 1870 von Charles
Dufour zu 17,9« C. gemessen worden ist.
QLET8CHERFIRN (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron).
3700-9000 m. Fimfeld, auf der Siegfried karte unbenannt;
2,5 km lang und 1 km breit. Beginnt am Ebnefluhjoch
(im Kamm zwischen oberem Lauterbrun nenthal und dem
Einzugsgebiet des Grossen Aletschglet-
Sehers), steigt zwischen Ebnefluh und
Gletscherhom ab und vereinigt sich mit
dem Grossen Aletschfirn. dem w. Nähr-
becken des Grossen Aletscngletschers. Muss
bei der Besteigung der Ebnefluh oder beim
Ueberschreiten des Gletscherjoches seiner
ganzen Länge nach begangen werden.
GLETSCHERGRIND (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Hasle). 2914 m. Felsspom, N.-
Schulter des Hühnerstockes, in der den
Unteraarffletscher vom Gauligletscher tren-
nenden Kette und zwischen dem Hühner-
thäliffletscher und Hubelgletscher (auf der
Siegfried karte unbenannt), zwei rechtssei-
tigen Nebenarmen zum Gauligletscher.
GLET8CHERHORN (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Simmenthai). 2948 m. Gipfel, nö.
Vorberg des Weisshorns, in der Gruppe des
"Wildstrubel ; erhebt sich über dem W.-
Rand des Glacier de la Plaine Morte und
zwischen diesem, dem an seinem NW.-Hang
liegenden Thierberggletscher u. dem Rätzli-
glelscher, hinten über der Lenk, dem ober-
sten Abschluss des Simmenthaies. Selten
bestiegen. Bildet ein zu beiden Seiten von
Nummulitenkalk flankiertes Gewölbe von
Urgonkalken.
GLET8CHERHORN (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken und Kt. Wallis, Bez. Ost
Raron). 3982 m. Bedeutender, aber wenig
bekannter Gipfel der Bemer Hochalpen, in
der Gruppe der Jungfrau; steigt als schöne und frei-
stehende Pyramide aus dem die Jungfrau mit dem Balm-
horn verbindenden Kamm auf und wird durch das Laui-
thor vom Rotthalhorn getrennt; ö. Nachbar der Ebnefluh.
An seinem N.-Hang der Rotthalgletscher, am SW.-Hang
der (auf der Siegfried karte unbenannte) Gletscherfim una
am O.-Hang der Kranzbergfirn. Diese zwei letzteren ver-
einigen sich mit dem Grossen Aletschtirn. Kann von der
Konkordiahütte aus in 5Vt Stunden bestiegen werden.
GLET8CHERHORN (Kt. Graubünden, Bez. Maloja
und Hinterrhein). 3106 m. Gipfel, in
der Kette zwischen dem Avers und dem
Val Breffalga, vom nahen Pizzo delia
Duana ourch das Val Duana getrennt.
Fällt zum Val Duana mit schroU'en Fels-
wänden ab, während der NW.-Hang
sanfter geböscht ist; 4-5 Stunden über
den Hätten von Bregalga. Besteigung
empfehlenswert und von verschiedenen
Seiten her möfflich, aber der Nachbar-
schaft des prächtigen Pizzo della Duana
wegen nur selten unternommen.
GLETSCHER JOCH (Kt. Bern,
Amtsbez. interlaken und Kt. Wallis, Bez.
Ost Raron). Etwa 3750 m. Passüberffang,
zwischen dem Gletscherhom und der
Ebnefluh, in der. Gruppe der Jungfrau.
Verbindet die Konkordiahütte über den
(auf der Siegfriedkarte unbenannten)
Gletscher firn und den Rotthalgletscher
mit der Rotthalhütte, ist aber wahr-
scheinlich noch nie vollständig über-
schritten worden. Auf der Siegfried-
karte unbenannt.
GLETSCHERKAMM (Kt. Grau-
bünden, Bez. Inn und Ober Landquart).
3176 m. Breiter Rücken, in der Gruppe
der Silvretta, zwischen Verstankiathor
und Silvrettapass und zwischen Ver-
stanklagletscher und Silvrettagletscher,
6-7 Stunden n. über Lavin (im Unter
Engadin). Fällt nach SO. zum Vadred
La Cudera steil, nach NW. zu den Krämerköpfen sanfter
ab und trägt selbst ein kleines Eisfeld.
GLETSCHERSTAFEL (Kt. Wallis, Bez. West Ra-
ron, Gem. Blatten). 1400-2400 m. Sommerweide, im Hin-
352
GLE
GLI
tergruDd des Lötschenthales und ö. über dem Inner Fafler-
bach. Wird im Sommer von etwa 50 Sennen mit 120 Stfick
Gletscberhorn (Kt. Oraabünden) vom Yal Bregalga aus.
GrosBvieh bezogen. 55 Hütten und Stadel. Butter und
Mafferkäse«
GLET8CHHORN (Kt. Uri). 3307 m. Gipfel, SO.-
Scbulter des Tiefenstockes, in der Gruppe des Damma-
stockes; s. über dem Dammafim, n. über dem Tiefen-
gletscher und im Kamm zwischen diesen beiden Glet-
schern. Wird ziemlich selten bestiegen, vom Gasthof
Tiefengletscher aus in 6 Stunden zu erreichen. Die be-
rühmte Krvstallhöhle am Tiefengletscher liest 50 Minuten
über dem Gletscher am S.-Hang der Gletschnorns. Vergl.
die Art. Tiefengletscher und Krystallhöhle.
Gletscberhorn a. Ebneflnh ^Kt. Bern u. Wallis) vom Rottbai aus.
GLET8CH JOCH (OBERES) (Kt. Uri). Etwa 3000 m.
Passübergang, zwischen Winterstock und Gletschhom, in
der Gruppe des Dammastockes und im Kamm zwischen
Dammaßm und Tiefen^letscher. Führt von der Göschener-
alp aus über diese beiden Gletscher in 5 Stunden zum
Gasthof Tiefengletscher an der Furka-
strasse. Auf der Siegfriedkarte nicht ver-
zeichnet.
GLET8CHJOCH (UNTERES) {Kt.
Uri). Etwa 3000 m. Passübergang, aem
Oberen Gletschioch parallel ; zwischen Win-
terstock und Gletscnhorn in dem den Dam-
mafim vom Tiefengletscher trennenden
Kamm, in der Gruppe des Dammastocks.
Verbindet die Göscneneralp über die ge-
nannten zwei Gletscher in 5 Stunden mit
dem Gasthof Tiefengletscher an der Furka-
strasse.
GLETTERENS (Kt. Freiburg, Bez.
Broye). 491 m. Gem. und Pfarrdorf, nahe
dem rechten Ufer des Neuenburgersees und
8 km nw. der Station Domdidier der Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. Telegraph, Tele-
phon. 47 Häuser, 235 kathol. Ew. Getreide-,
Futter-, Tabak-, Kartoffel- und Runkelrü-
benbau, Viehzucht. Eigene Kirchgemeinde
seit 1860; Pfarrkirche zur Assomption. Dorf
mitten in Baumgärten lieblich gelegen.
Pfahlbau aus der Stein- und Bronzezeit. Im
13. Jahrhundert Lieterins.
GLEYRES (Kt. Waadt, Bez. und C^em.
Yverdon). 438 m. Vorort von Yverdon, w. der Stadt am
linken Ufer der Thielle telegen. In Bezug auf die Verwal-
tung zu einem Teil mit der Stadt Yverdon vereinigt, zum
andern Teil selbständig. Dieser selbständige Teil zählt 29
Häuser und 291 reform. Ew. Der Name vom latein. gUtrea
= altfranzös. glaire = gravier, Kiesfeld. Vergl. den Art.
Yverdon.
GLIASEN {PIX DA) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2455 m. Abschnitt des das Val d'Uina schliessenden Schli-
nigberges, der in den steilwandigen Gipfeln des Grian-
kopfes (2900 m) und der Crest Alta (2893 m) seine höchsten
Punkte hat. Vom Val d'Uina aus gesehen, scheinen sich
diese steilen Wände in eigentliche Gipfel zu gliedern, die
dann eigene Namen führen, wie z. B. Piz da Gliasen und
Piz Mezdi. In Wirklichkeit sind es aber ebene Alpweiden-
ilächen und Teile der Alpweiden des Schlinigberges. 4-5
Stunden so. über Sent.
GLICHENBERG (Kt. Luzern, Amt. Entlebuch, (^m.
Escholzmatt). 1100 m. Gruppe von 9 Häusern, auf den
Höhen zwischen dem Stäldeligraben und dem Thälchen
des Hämelbaches, 5 km nw. der Station Escholzmatt der
Linie Bern-Luzern. 62 reform, und kathol. Ew. Alpwirt-
schaft, Holzhandel.
GLIEMS (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein).
2913 m. Felsspitze, in der Tödigruppe, über der Vereini-
ung des Val uliems mit dem Val Rusein, am SW.-Ende
ies Felskammes der Stigiel de Glievers und 6-7 Stunden
nw. über Somvix.
GLIEMS (PORTA DA) (Kt. Glarus und Grau hünden).
Eisscharte. S. den Art. Gliemspforte.
GLIEMS (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein).
2600-1789 m. Kleiner Seitenast des zwischen Disentis und
Somvix von links ins Vorderrheinthal ausmündenden Val
Rusein: steigt vom Piz Urlaun und anderen dem Tödi
benachbarten Gipfeln zunächst nach S. und dann bis zur
Alp Rusein nach W. ab. Im obersten Abschnitt der kleine
Gliems&rletscher.
GLIEM8GLET8CHER (Kt. Graubünden, Bez. Vor-
derrhein). 3270-2460 m. Steiler Gletscher, im obersten
Abschnitt des Val Gliems, unter den hohen Felswanden
der dem Tödi s. vorgelagerten Gipfel. Am Weg über die
Gliemspforte.
GLIEMSPFORTE oder PORTA DA QLIBMS
(Kt. Glarus und Graubünden). Etwa 3360 m. Eisscharte,
zwischen dem Porphyr (3330 m ; auf der Siegfriedkarte
unbenannt) und Stockgron (3418 m), verbindet den Gliems-
ffletscher mit dem obem Abschnitt des Bifertengletschers;
8-9 Stunden nnw. über Somvix und am Weg von da auf
den Tödi.
GLIEVERS DADENS SURA undDADENS SUT,
GLIEVERS DADO SURA und DADO SUT (ALP
DE) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis Disentis,
gu
dei
GLI
6LI
853
Gem. Sorovix). 1800-2160 m. Alpweiden mit 4 Gruppen
von zusammen 10 Hütten ; zwischen Val Rabius, Val Luven
und Val Mnlineun, drei zwischen Som-
vix und Truns von links auf das Vor-
derrheinthai ausmündenden kleinen
Thälem; am S.-Fuss der Stigiel de
Glievers und 4 km nö. über Somviz.
GLIEVER8 (STIGIEL DE) (Kt
Grau bänden, Bez. Vorderrhein). 2,5
km langer Granitkamm, s. über dem
Val Gliems von NO.-SW. streichend;
5 km nw. über Somvix und Truns.
Fällt nach NW. und SO. steilwandig
ab. Am SW.-Ende der Piz Gliems (2913
m), am NO.-Ende der Piz Ner (3070 m),
von denen je ein Kamm in rechtem
Winkel nach SO. abzweigt, so dass das
Ganze ein weitsespanntes Felsenkar bil-
det, das die Schutthalden von La Gonda
in sich schliesst und die tiefer gelege-
nen Alpweiden von Glievers überrafit.
In geologischer Beziehung dnrch die
eigenartige Ausbildung des sog. Piz Ner
Granites von Interesse. Wenig besuchte
Gegend.
GLIMENSCHEUER (Kt. Wallis,
Bez. Brig, Gem. Ried). 1930 m. Alp-
weide mit etwa 10 Hätten qnd Stadeln,
unter dem Rorswald auf einer breiten
Ausladung des Kammes des Kienen*
homa. lieisst auch Ober Resti. Eine 3 km lange Wasser-
leitunff führt das Wasser des Schiessbaches durch diese
Älpweide, dessen Ueberschuss durch den Hußgraben zum
Bngerberg geht.
GLIMS (PIZ) (Kt. Graubänden, Bez. Inn). 2867 m.
Gipfel, s. Vorberg des Piz Linard und von diesem durch
eine wenig ausgesprochene Scharte (2804 m) getrennt,
zwischen Val Glims und Val Saglains. 5-6 Stunden nw.
über Lavin im Unter Engadin. Glims, vom romanischen
glima = die Feile.
GLIMS (VAL>(Kt. Graubänden, Bez. Inn). 2800-2000
m. Kleines Alpentnal, steigt vom Piz Linard nach SO.
gegen Lavin im Unter Engadin ab. Wird im 0. von ei-
nem wenig über die Thalsohle aufsteigenden Kamm be-
gleitet, der aber nach der entgegengesetzten Seite, ins
Val Lavinuoz, mit hohen Felswänden abbricht ; w. über
dem Thal der Piz Glims. Wird von einem der begangen-
sten Wege auf den Piz Linard durchzogen. An Stelle der
1860 errauten und längst zerfallenen alten Alphütte ist
seither eine neue errichtet worden. Der Bach des Val
Glims bildet einen kleinen Wasserfall, die soff. Pischa
d*Glims, und münUet 1,5 km w. Lavin in den Bach des
Val Saglains.
GLINZBURG (Kt. St. Gallen. Bez. Rorschach, Gem.
Steinach). 446 m. Gruppe von ö Häusern, am rechten
Ufer der Steinach; 1,7 xm s. Steinach und 2,8 km s.
der Station Arbon der Linie Romanshorn-Rorschach. 19
kathol. Ew. Klimatischer Kurort mit Hotel-Pension.
Stark besuchtes Ausflugsziel. Schöne Aussicht auf den
Bodensee.
GLION (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). Kreis, Gem.
und Stadt. Vergl. die Art. Ilanz.
GLION (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Les Planches).
700 m. Klimatischer Kurort und Dorf, auf der vorder-
sten Terrasse des w. Ausläufers der Rochers de Naye, 200
m über den Gorges du Chauderon und 1 km ö. über
Montreux. Postbureau, Telegraph, Telephon. Station der
Drahtseilbahn Territet-Glion und der Zahnradbahn Glion-
Rochers de Naye. 65 Häuser, 494 reform. Ew. Kirchge-
meinde Montreux. Bei Vigneule, nahe Glion, sollen die
ersten Rebberge der ganzen Gebend angelegt worden
sein. Früher war Glion ein stiller und unbekannter
Erdenwinkel, der noch ums Jahr 1850 blos ein einziges
kleines Gasthaus, die Auberge du Chamois, aufzuweisen
hatte. Heute belegt man Glion mit dem tönenden Namen
des Waadtländer Rigi, der wie alle von der Reklame er-
fundenen Bezeichnunffen übertrieben ist. Obwohl die
Aussicht von Glion mit der des Rigi gar nichts gemein
hat, ist sie in ihrer Art doch nicht weniger bemerkens-
wert. Eugen Rambert vergleicht sie mit derjenigen der
Terrasse vor der Kirche von Montreux, vor der sie aber
den Vorzug voraus habe, dass sie von 250 m höher oben
1
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Glion und der Geafersee von Osten.
genommen sei und daher die tieferen Berghänge be-
herrsche, steil in den spiegelnden See hinabtauche und
auch noch die in ihrem kühnen Reiz schon an die Ge-
birgsgegenden erinnernden ersten Vorhöhen über dem
See umfasse. Glion ist jetzt einer der besuchtesten Kur-
und Touristenorte der Gegend von Montreux und weist
zahlreiche Gasthöfe und Pensionen auf. Um den Zuffang
zu diesem glänzenden Punkt jedermann zu ermöglichen,
hat man 1883 die in gerader Linie von Territet nach
Glion hinaufführende Drahtseilbahn eröffnet, die vom
Ingenieur Riggenbach aus Ölten erbaut worden ist und
mit einer Maximalsteigun|[ von 57 % einen Höhenunter-
schied von 304 m überwindet. Daran schliesst sich in
Glion die mit Dampf betriebene Zahnradbahn Glion-Naye
an. Am Weg Glion-Les Avants steht jenseits des Pont
Bridel rechterhand ein bescheidenes Landhaus, das von
seinem Besitzer Michel Mamin 1779 den « Armen der
ganzen Welt » vermacht worden ist. In seinem Testa-
ment hat der Erblasser bestimmt, dass .der Ertrag des
Gutes nach dem Tode seiner Frau von dem Bürcrermeis-
ter der Gemeinde an die bedürftigsten Armen onne Un-
terschied der Heimat, des Glaubens oder Alters eigen-
händig verteilt werden solle. Das Gut steht noch heute
unter der Verwaltung der Gemeinde Les Planches, die
von seinem etwa 350 Franken abwerfenden jährlichen
Ertrag jedem durchreisenden Armen eine Unterstützung
zukommen lässt. In geologischer Hinsicht steht Glion in
einer fossilarmen Liasmulde, die orographisch eine
Baye de ^^"^
Montreux
San 2 f er
657
1120 Verraye
I5O00Ö, Q'^HSdiardt.
Geologischer Qaerschnitt darch Glion und Caux.
Fl. Klysch; La. Oberer Lias; Li. Unterer Lias; Rh. Rfit ;
Tr Trias (d. Dolomit ; c. Rauchwacke ; g. Gips) ; K. Ver-
werfungen und Uebersohiehungsflächen.
Schulter des Kammes von Caux darstellt. An der Basis
der sehr steil abfallenden untern Liaskalke stehen Rät
und Trias an, die wahrscheinlich auf Flysch und einzelne
GKOGR. LEX. 67 — 11—23
354
GLI
GLO
Fetzen von oberem Lias überschoben sind. Da der das
Dorf tragende Rücken zu oberst aus den leicht verwitter-
baren Schiefem des obern Lias besteht, weist er sanft
gerundete Umrisse auf und bildet einen auffallenden Ge-
{^ensatz zu den schroffen Formen seiner tiefern Unter-
a^e. In tektonischer Hinsicht entspricht der Rücken von
Glion dem Molesonmassiv. Sein Sockel aus unterm Lias
seht übrigens weiterhin unmittelbar in die Nische des
MoNT CuLLY über. S. diesen Art.
GLI8 (Kt. Wallis, Bez. Brig). 687 m. Gem. und Pfarr-
dorf, am linken Ufer der Rhone, i km sw. Brig und von
diesem Ort durch die Saltine getrennt, an der Abzwei-
gung der alten Simplonstrasse (die mit Umgehung von
rig direkt zum Pont Napoleon aufstieg) von der nach
Brig fuhrenden Pappelallee. Nach S. steigt die Gemeinde
bis zum Spitzhom und Schienhorn auf. Gemeinde, mit
dem Dorf Gamsen und den Weilern Zen Häusern (z. T.
Vorort von Brig), Holtz und Ennerholtz : 140 Häuser,
1093 kathol. Ew. deutscher Zunge; Dorf Giis: 43 Häuser,
392 Ew. Die Kirchgemeinde Glis ist eine der grössten des
Kantons und umiasst auch noch die mehrere Kirchen
besitzende Stadt Brig und die Zivilgemeinden Brigerbad
und Thermen. Die Bewohner des gegenüber Visp auf ei-
ner Terrasse über dem N.-Ufer der Rhone stehenden
Ortes Brigerbad haben ihre Toten bis zum Kirchhof Glis
15 km weit zu tragen. Die Gemeinde Ried ist erst vor
wenigen Jahren von der Kirchgemeinde Glis abgetrennt
worden. Vor 1640 gehörte der ganze Bezirk zur einzigen
Kirchgemeinde Naters und hatte Glis noch eine einfache
Wallfahrtskapelle. Die Kirche von Glis mit ihrem hohen
und mit Weissblech gedeckten romanischen Turm ist
eine der schönsten, reichsten und am besten ausgestatte-
ten des W^allis. Bemerkenswert ist in ihr besonders die
im linken Querschiff eingerichtete St. Annakapelle mit
dem von dem mächtigen Landeshauptmann Georg Auf der
Fluh oder Supersaxo 1519 gestifteten gotischen Flügel-
altar, der die Bilder seiner Familie (bestehend aus inm
selbst, seiner Frau Margaretha Lehner, elf Söhnen und
zwölf Töchtern) tragt. Diese von Supersaxo 1519 (d. h.
zehn Jahre vor seinem im Exil erfolgten Tod) gemachte
Stiftung sollte in erster Linie dem Zwecke dienen, seine
für ihn selbst und seine zahlreichen Nachkommen be-
stimmte Familiengruft vor der Zerstörung oder Vergessen-
heit zu bewahren. Die Orgel der Kirche ist das Werk des
Oberwalliser Künstlers Konrad Carlen. Supersaxo besass in
Glis ein Herrenhaus mit Turm, das mit der Kirche durch
einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden ha-
ben soll. Es besteht heute noch, ist aber in eine Fabrik
umgewandelt \^orden. Das kunstvolle Kamin des Hauses
Supersaxo befindet sich jetzt im Landesmuseum zu Zü-
rich. Der Ort 1231 Glisa geheissen. Gräber aus der Stein-
zeit, mit kleinen Steinkisten, in de-
nen den Toten die Knie gegen die
Brust heraufgezogen waren und die aus-
serdem Knöpfe aus Stein, Muschelringe
und Feuersteingegenstände enthielten.
Im Wickert hat man eine Lampe und
Münzen aus der Römerzeit aufgefun-
den. Eine Kapelle zu Glis wird schon
um 620 erwärmt; die heutige Kirche
in romanischem Stil erbaut. Interes-
sante Beinhäuser und Grabstätten, so
u. a. die des Ritters Hans Supersaxo
oder Auf der Flüh. Der Name Glis von
ßcclßsia»
GLI8HORN (Kt. Wallis, Bez. Brig).
2528 m. Gipfel mit weitem Gipfelpla-
teau, das zur Alp weide Hornstaffel ge-
hört; am N.-Ende der Kette zwischen
dem Nanz- oder Gamsekithal einerseits
und dem Thal der Saltine und Sim-
Stonpass andererseits. Von Brig aus
urch das Nesselthal in 4 Stunden sehr
bequem zu ersteigen.
GLIZ (Kt. Graubänden, Bez. Vor-
derrhein, Kreis Disentis, Gem. Brigels).
1056 m. Gruppe von 6 Häusern, über
dem linken Uier des Vorderrhein; 2,2 km sw. Brigels
und 14 km w. der Station Ilanz der Linie Chur-Ilanz. 32
kathol. Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschafl.
GLOCKENTHAL (Kt. Bern, AmUbez. Thnn, Gem.
Steffisburg). 580 m. Vorort von Steffisbure, zwischen die-
sem Dorf und Thun, 1 km n. Thun uoa 1,3 km ö. der
Station Steffisburg der elektrischen Vollbahn Borgdorf-
Thun auf einem Plateau am Fuss des Brand lisberpes ge-
Icji^en. 33 Häuser, 417 reform. Ew. Grosse Ziegelei, eine
Bierbrauerei. Landhäuser, deren eines lange Jahre hin-
durch von einem Fürsten von Schwarzburg-Sondershan-
sen bewohnt war. Landwirtschaft.
GLOCKHAUS (Kt. Bern und Obwalden). 2596 m.
Gipfel, sehr bekannter und viel besuchter Aussichtspunkt,
nahe dem ebenfalls bekannten und aussichtsreichen Uo-
henstoUen, hinten über dem Melchthal und unmittelbar
s. über dem Melchsee, in der vom Titlis nach W. abzwei-
genden Kette, 7 km nö. über Meiringen. Prachtvolle Aus-
sicht auf die Berner Alpen. Besteigung in 1 Vt~^ Stunden
von der Frutt am Melchsee, in 5 Standen von Meiringen
oder in 4 Stunden von der Engstlenalp aus.
GLOGGERN (Kt. Appenzell I. R., Gem. Schwende).
1480-1780 m. Alpweide, am terrassierten und sehr steilen
N.-Hang der Marwies und über dem Seealpsee. Unter-
halb der Alp geht der stark begangene Weg vorbei, der
über die Schrennen zur Meglisalp und auf den Säntis
führt.
GLOGN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). Flnss. S. den
Art. Glenner.
GLOTEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Sir-
nach). 556 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse
Wil-Simach und 1,9 km onö. der Station Sirnach der
Linie Zürich- Winterthur-St. Gallen. Telephon. 45 reform.
und kathol. Ew. Eine Ziegelei. Wiesenbau.
GLOVELIER, deutsch Lietingen (Kt. Bern, Amts-
bez. Delsberg). 523 m. Gem. und Pfarrdorf, am W.-Ende
des Thaies der Sorne oder von Delsberg, an der Verei-
nigung der Combe du Tabeillon mit der Comlie da B^,
am Tabeillon (einem linksseitigen Zutluss zur Some) nnd
12 km w. Delsberg. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Station der Linie Delsberg;- Delle, Abzweigung der Linie
nach Saignel^^ier und La Chauz de Fonds. Postwagen
nach Undervelier-Bellelay-Soulce. Gemeinde, mitSceat:
116 Häuser, 634 Ew. (wovon 81 Reformierte) ; Dorf: 88
Häuser, 496 Ew. Die Katholiken sprechen französisch,
die Reformierten meist deutsch. Ackerbau und Vieh-
zucht , eine Käserei, grosse Sägen, bedeutender Holzhan-
del, Holzschuhfabrikation. Glovelier verdankt seine Be-
deutung der Lage an der Kreuzung der Strassen nnd
Bahnlinien Basel-Delsberg-Saignelegier-La Chaux de
Fonds und Biel-Bellelay-Pruntrut- Paris. Eine fernere
Strasse führt von hier direkt nach Saint Ursanne im
Doubsthal. Da alle diese Wege schon seit den frühesten
Zeiten begangen waren, ist Glovelier eine sehr alte Sie-
Glovelier von Südosten.
delung. Funde eines keltischen Bronzebeiles und römi-
scher Bauten. In den Urkunden taucht der Ort erst 11^
als Lolenviler auf; 1148: Lovilier; 1241 : Lioltingen ; 1424:
GLÜ
GME
355
Lieltingen. Heisst im Dialekt der Landesge^end heute
noch Liovelie. 1161 besass Gloveiier schon eine Kirche,
Filiale des Stiftes Saint Ursanne. Ein Edelgeschlecht von
Lovilier oder Gloveiier ist zu Ende des 14. Jahrhunderts
erloschen. Die heutige Kirche zu Saint Maurice stammt
aas 1690. Im dOjährigen Krieg hatte das Dorf stark zu
leiden und ist damals z. B. von den Schweden nieder^
brannt worden. Eisenbahntunnel, 2 km lang (wird hier
and da ßlschlich als der längste im Berner Jura bezeich-
net). Vor 1791 pflegte in Gloveiier öfters die Standever-
sammlung des Bistums Basel zu tagen.
QlOSCHAINT (FUORCLA) (Kt. Graubänden, Bez.
Maloja). 3380 m. Passübergang, zwischen Piz Gluschaint
and La Monschia ; verbindet den Roseg-Sellagletscher
mit dem Fexgletscher und der Fuorcla Fez-bcerscen.
Vom latein. lucens ^ leuchtend.
QLOSCHAINT (PIZ)(Kt. Graubunden, Bez. Maloja).
3598 m. Einer der schönen Gipfel des Beminamassives ;
3,5 km w. vom Piz Roseg und 5 Vt Stunden ssö. über
Sils im Ober Engadin. Schlanke Eispyramide, die zusam-
men mit ihren ebenfalls vergletscherten Nachbarn sich
als grossartige Mauer über dem Vadret da Sella, dem
W.-Arm des Koseggletschers, erhebt. Zum erstenmal 1863
von Bozton, Digby und Johnston mit dem Führer Flury
aaf dem Weff über den NO. -Hang und den O.-Grat er-
stiegen, der neute noch von den Touristen bevorzugt
wird. Andere, schwierigere, Anstiegsrouten folgen dem
W.-Hang und dem kurzen N.-Grat.
GL0T8CH (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Zwiesel-
berg). 615 m. Gruppe von 8 Häusern, am Glütschbach,
nahe der Strasse Thun-Wimmis und 3,5 km s. der Sta-
tion Gwatt der Linie Thun-Interlaken. 37 reform. Ew.
Kirchgemeinde Amsoldin^en. Schöne Aussicht auf den
Niesen. Der Name Glütsch wahrscheinlich gleichbedeu-
tend mit Glitsch = Erdschlipf, Rutschung.
GLOTSCHALP (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen, Gem. Reichenbach). 1940 und 1680 m.
Alpweiden, im Hintergrund des Spiggengrundes (einer
rechtsseitigen Verzweigung des Kienthaies) und am S.-
Hang der Schwalmerengruppe ; durch den Schwalmeren-
grat vom obem Suldthal getrennt. 6 km so. über Kien-
thal. Auf der Glütschalp entspringen die zahlreichen
kleinen Wasseradern, die sich zum Glütschbach, einem
Zafluss zum Kienbach, vereinigen.
GLÜTSCHBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal und Thun). Einer der beträchtlichsten Wasserläufe
der Stockhomkette; kommt von deren N.-Hang herab und
wird aus der Vereiniffune von mehreren Wildbächen ge-
bildet. An der N.-Wana des Stock horns entspringt in
1700 m der Feusibach, der den Zirkus der Bachalp durch-
zieht und dann durch eine enge Schlucht ins Stockenthal
eintritt, wo er unterhalb Niederstocken den von Ober-
stocken herkommenden Lubbach und etwas nachher den
das wilde Lindenthal entwässernden Bach aufnimmt.
Darauf vereinigt er sich mit dem an der Stockenfluh ent-
springenden nuhbach, der in der Gegend selbst als der
eigentliche Quelllauf des Glütschbaches gilt. Von da an
durchzieht der nun zum Glütschbach gewordene Bach das
Reotigenmoos, biegt nach N. gegen den Weiler Glütsch
am und fliesst nahe der Kanderschlucht, in die ein Teil
seines Wassers abgeleitet werden kann. Die neue schwei-
zerische Schulwandkarte lässt ihn irrtümlicherweise hier
in die Kanderschlucht einmünden. In Wirklichkeit fliesst
er in seinem hoch über dem der Kander liegenden Bett
weiter, biegt um einen Ausläufer des Zwieselbergs herum
and folgt nun dem merkwürdiffen, vor 1714 noch von der
Kander durchflossenen Waldtnal, das vom Zwieselberg
and dem Kamm der Strättlingerhöhe begleitet wird und
sehr interessante Höhlenbildungen aufweist. Nahe Allmen-
dingen tritt der Glütschbach auf die Thuner Allmend aus,
treibt in Thierachem eine grosse Mühle und eine Säge,
darchzieht die Ebene von Uetendorf, nimmt kurz unter-
halb dieser Ortschaft den Ammetenbach, den Ausfluss
des Amsoldingersees, auf, treibt noch eine Reihe von
Fabriken und mündet nach 26 km langem Lauf unterhalb
des von der Bur^uine Uttigen gekrönten Hügels in 542
m von links in die Aare.
GLOTSCHHÖRNLI (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
2140 m. Wenig bemerkenswerter Felsffipfel, zwischen zwei
rechtsseitigen Nebenthälchen des Spiggengrundes, 3-4
Stunden so. über Kienthal. An seinem N.- Hang die Glütsch-
alp.
QLOTSCHHÖRNLI (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
^4 m. Gipfel, wsw. Vorberg des Höchst-Schwalmem,
im Schwalmerngrat; nö. über der zu oberst im Spiggen-
grund (einem Seitenast zum Kienthal) liegenden Glütsch-
alp und so. über der zu oberst im Suldthal liegenden
Lattreienalp, wo dieser Abschnitt des Schwalmemgrates
Steinberg genannt wird.
GLUGGERN (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Buttis-
holz). 559 m. Gruppe von 4 Häusern, am Fuss der Eng-
länder- oder Gluffffernhubels, an der Abzweigung der
Strasse Buttisholz-ISIottwil von der Strasse Ettiswil-Rus-
wil und 1 km s. Buttisholz. Die Bezeichnung Gluggem
ist eine mundgerechte Form für Guglem, welcher Name
sich auf die vom Herrn von Coucy geworbenen sog. Gug-
1er bezieht. Diese das Land weit herum brandschatzende
Söldnerbande erlitt hier am 9. Dezember 1375 eine blutige
Niederlage, indem ihrer 3000 dem Angriff von 600 Bauern
aus Unterwaiden, dem Entlebuch una von Ruswil unter-
lagen. Auf der Stelle des Kampfes steht heute ein beschei-
denes Denkkreuz. 1875 ist der 500jährige Gedenktag an
dieses Ereignis fflänzend eefeiert worden. Beinahe am
§leichen Ort fand am 31. März 1845 ein Kampf zwischen
en Regierungstruppen und den von Billo geführten Frei-
schärlern statt, die sich auf dem Rückzug befanden und
auch glücklich wieder in den Kanton Aargau hinüber
retten konnten.
GLUNER8EEN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2100 m. Zwei kleine Seen, auf den Fideriser Heu-
bergen und am N.-Fuss des Matlishorns. Ihnen entfliesst
der Fideriserbach, der tiefer unten beim Dorf und Bad
Fideris eine wilde Schlucht durchzieht. Der Ueberlieferung
nach hielten sich hier mit Vorliebe die sog. «Fänggen»
auf, sagenhafte Zwerggestalten, über die im Frättigau eine
Menge von Geschichten erzählt werden.
GLURINGEN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 1339 m. Gem.
und Dorf, an der Furkastrasse zwischen Ritzingen und
Reckingen« am rechten Ufer der Rhone und 3,5 km sw.
Munster. Postablage; Postwagen Brig-Furka-Göschenen.
22 Häuser, 113 kathol. Ew. Kirchgemeinde Biel. Kapelle.
Roggenbau, Viehzucht. Bildete im Mittelalter zusammen
mit dem ganzen Gebiet zwischen Fiesch und Münster die
so^. Grafschaft, die vom Bischof Boni face de Challant 1294
semem Verbündeten Jocelin de Blandrate verliehen wor-
den sein soll. Die Herren der Grafschaft waren zugleich
Vitztume des (roms und hatten ihren Burgsitz zu Biel.
Heimat des Paters Joseph Binner, eines gelehrten Theo-
logen und formgewandten Dichters in lateinischer Sprache
(ti752).
GLU8 <PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). Wenig
bedeutender Gipfel, sw. Vorberg des Piz Muraigl, 2 km
nw. vom Piz Languard und 2 km ö. über Pontresina. Auf
der Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
GLU8ENHAU8 (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Eg-
nach). 434 m. Gruppe von 7 Häusern, etwas ö. der Strasse
Neukirch-Egnach, 1 km s. Egnach und 400 m ö. der Sta-
tion Neukirch der künftigen Rikenbahn (Romanshorn-
St. Gallen-Riken-Uznach). 27 reform. Ew. Kirchgemeinde
Neukirch-Egnach. Wiesen- und Obstbau. Gemüsehandel
nach St. Gallen. Maschinenstickerei.
GLUTI^RES (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ollon).
774 m. Gruppe von 6 Häusern, am alten Weg OUon-Che-
si^res, nahe Hu^moz und 2 km so. Ollon, in geschützter
Lage. 19 reform. Ew. Kirchgemeinde Hu^moz. Waldwirt-
Schaft. Lias und Trias.
GLYON (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Les Planches).
Dorf. S. den Art. Glion.
GMEIND (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Heiden). 750 m. Gruppe von 6 Häusern, auf den Höhen
zwischen Mattenbach und Gstaldenbach und 600 m nw.
der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden. 26
reform. Ew. Landwirtschaft.
GMEI8 (Kt. Bern, Amtsbez. Saftigen, Gem. Waltenwil).
640 m. Dorf, in einem linksseitigen Nebenast zum Gürbe-
thal und 1,5 km sw. der Station Burgistein-Wattenwil der
Gürbethalbahn (Bern- Watten wil-Thun). 41 Häuser, 234
reform. Ew. Wiesenbau.
GM El 88 (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen^ Gem. Mir-
chel). 672 m. Weiler, am linken Ufer des Kiesenbaches,
856
GMÜ
(KER
700 m 8Ö. Mirchel und 2 km sw. der Station Zaziwil der
Linie Bem-Luzern. 12 Häuser, 61 reform. Ew. Kirchge-
meinde Gross Höchstetten. Wiesenbau. Gmeiss, Gmeis,
ursprünglich Gemeiss, vom althochdeutschen nieigan =
schlagen (des Waldes); hat dieselbe Bedeutung mit Grüt,
Gschwend, Rüti etc. und mit Urmeis, Urmis.
GMONDEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Teufen). 740 m. 5 Häuser, s. der Strasse Teufen-
Stein zerstreut gelegen, 400 600 m von der Strassenbrücke
über die Sitter und 3 km w. der Station Teufen der Stras-
senbahn St. Gallen-Gais. Kantonale Strafanstalt. Gmünden
= Mündung oder Ort der Vereinigung von zwei Bächen.
QMONDEN (Kt. Bern, Amtebez. Trachselwald, Gem.
Sumiswald). 754 m. Weiler, am Eingang in den Kurzenei-
graben, ^)0 m sw. Wasen und 9 km nö. der Station Ram-
sei der Linie Burgdorf- Langnau. 12 Häuser, 84 reform.
Ew. Kirchgemeinde Wasen. Eine Käserei.
GMONDEN (Kt. Luzern,AmtEntlebuch,Gem. Schnpf-
heim). 800-960 m. 4 Häuser, am rechtsseitigen Thalge-
hänge der Grossen Fontannen zerstreut gelegen, 4 km n.
der Station Schüpfheim aer Linie Bern-Luzern. 26 kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht.
GMONDER TOBEL(Kt. Appenzell A.R., Bez. Mittel-
land und Hinterland). 636-613 m. Tiefes Waldtobel der
Sitter, von der Mündung^ des Rotbaches bei Zweibrüeken
bis zur Grenze gegen den Kanton St. Gallen reichend und
2 km lang. Wird beim Punkt 675 m von einer hochge-
spannten Brücke der Strasse Teufen-Stein überschritten.
GMONDTEN (Kt. B^rn, Amtsbez. und Gem. Saanen).
1160 m. Gruppe von Hütten, am linken Ufer des Laui-
bachs,am N.-FussderW)ndspillen und 4,5 km so. Saanen.
GNADENTHAL (KLOSTER) (Kt. Aargau, Bez.
Bremgarten, Gem. Nesselnbach). 359 m. Ehemaliges Klos-
ter, heute Asyl für Greise und Schwachsinnige ; am linken
Ufer der Reuss, 1 km nö. Nesselnbach und 5,8 km nö. der
Station Wohlen der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth
Goldau. 2 Häuser, 94 Ew. Zuerst 1297 ein Beginenhof,
dann 1344 dem Orden der Zisterzienser zugewiesen und
der Abtei Wettingen unterstellt, aber erst 1Ä6 von Burk-
hart von Hörren, Bischof von Konstanz, mit den vollen
Rechten eines Zisterzienser klosters betraut. 1608 brannte
das Kloster ab und erlitt während der Religionskriege
von 1656 und 1712 so grossen Schaden, dass es sich nur
mit der tatkräftigen Beihilfe der Klöster Wettinsen,
Muri, St. Urban und Einsiedeln zu halten vermochte.
1691 wurde das bisherige Amt einer Aebtissin zu dem einer
einfachen Priorin umgestaltet. 1712 »hatten hier Berner
und Aargauer Offiziere Quartier genommen, die wegen
der Neutralität des Freiamtes und der Stadt Bremgarten
verhandelten, aber keinen befriedigenden Abschluss er-
zielten. Am 26. Mai 1712 fand daraufl Stunde von Gnaden-
thal entfernt die sog. Staudenschlacht statt, die über das
Los Bremgartens entschied. Das Kloster Gnadenthal wie
alle aargauischen Klöster 1841 aufgehoben, aber nach
ffegenteiligem Beschluss der Tagsatzung als Frauenkloster
1843 wieder hergestellt, um dann am 16. Mai 1871 durch
Grossratsbeschluss endgiltig aufgehoben zu werden.
GNEPF8TEIN (Kt. Obwalden). 1920 m. Gipfel, w.
Vorberg der Pilatusgruppe; fallt nach N. ausserordentlich
steil zum obersten Abscnnitt des Thaies des Rümligbaches
ab, während der mit Alpweiden bestandene S.-Hang sanf-
ter zum Wangenschlierenbach sich senkt. Kann von Alp-
nach aus über Lütholdsmatt in 4 Stunden bestiegen wer-
den.
GNIPEN oder GNIPPEN (Kt. und Bez. Schwyz).
1563 m. W.-Ende des Rossberges, von dem der Bergsturz
von Goldau sich losgelöst hat. S. den Art. Goldau. Gnip
oder Gnipe genannt, weil vor dem Bergsturz sich ein
schmales Rasenband, einer riesigen Schuhmacherahle
gleich, sich schräg den Hang hinaufzog.
GNCED (Kt. Solothurn, Amtei Ölten, Gem. Hägendorf).
615 m. Gruppe von 9 Häusern, am S.-Hang des Hombergs
und 2 km nw. der Station Hägendorf der Linie Olten-
Solothurn. 61 kathol. Ew. Landwirtschaft.
GNOF(ALP) (Kt. Uri, Gem. Silenen). 1895 m. Alpweide
mit Gruppe von 9 Hütten, im Maderanerthal, am S.-Hang
des Grossen Rüchen und 8 km ö. über Silenen. Gegenüber
dem Düssi- und Oberalpstock prachtvoll gelegen. IVi
Stunden über dem Hotel zum Alpenklub.
GN08GA (sprich n;o«ca) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona).
259 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Tessin
und am Eingang ins Val di Gnosca mitten in Kastanien-
hainen gelegen ; 4 km nw. der Station Castione der Gott-
hardbahn. Postablage; Postwagen Bellinzona-Moleno. 48
Häuser, 216 kathol £w. Acker- und Weinbau, Viehzucht.
Ruinen einer sehr alten, dem San Giovanni geweihten
Kirche. 20 Minuten vom Dorf entfernt, auf einer Anhöhe
gegenüber dem Austritt des Misox ins Tessinthal die aus
römischer Zeit stammende Kirche San Carpoforo, über
deren W.-Eingang sich noch Spuren eines gotischen Ma-
donnenbildes erkennen lassen.
GNOSCA <VAL DI) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona).
1800-259 m. 4 km langes Thal; steigt vom Gaggio und
seinen Ausläufern nach 0. steil zum Dorf Gnosca ab, wo
es 5 km n. Bellinzona ins Tessinthal ausmündet. Bildet
in seinem untern Abschnitt eine tiefe Schlucht, deren un-
benannter ungestümer Wildbach dem Dorfe Gnosca zeit-
weise gefährlich werden kann. Sein mächtig[er Schutt-
kegel hat den Tessin gezwungen, in einem weiten Bogen
auszuweichen.
GOBBA DI ROLLIN (Kt. Wallis, Bez. Visp).390em.
Buckel, s. über dem weiten Gipfelplateau des Breithoms,
am SO.-Hang des Zermatter Breithoms und auf der Lan-
desgrenze gegen Italien. Auf der alten Ausgabe des Sieg-
friedkarte unoenannt, auf der italienischen Generalstabs-
karte dagegen Gobba di Rollin und auf der neuen Aasgabe
der Siegfriedkarte Bosse de Rollin geheissen. Kann von
der italienischen SchutzhötteamTheodulpass in 2 Stunden
sehr bequem bestiegen werden.
G0B6 (Kt. Genf, Rechtes Ufer). Bach; entspringt in
435 m in einem Sumpfe wenig n. CoUei, fliesst zunächst
nach S. und bildet auf eine Strecke von 800 m die Landes-
grenze gegen Frankreich, wendet sich dann nach O. und
mündet nach 6 km langem Lauf in 388 m in den Vangeroo,
^nen rechtsseitigen Zufluss zum Genfersee. Wird von 7
Brücken überschritten.
QOBER (MITTLER, OBER und UNTER) (Kt
Luzern, Amt Eutlebuch, Gem. Doppleschwand). 829-765 m.
Bauernhöfe, auf den Höhen zwischen der Grossen Fco-
tannen und der Emme; 1,5 km sw. Doppleschwand und
7,5 km sw. der Station Wolhusen der Linie Bern-Luzern.
4 Häuser, 26 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Gober
oder Guber = Gubel.
GOCKHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Döben-
dorf). 565 m. Weiler, am O.-Hang des Zürichbergs und
3 km sw. der Station Dübendorf der Linie Zürich-Uster-
Rapperswil. Telephon. Ländliches Wirtshaus. 17 Häuser.
140 reform. Ew. Viehtucht. 1343 : Goggenhusen.
GODE GOTTA (POINTE DE) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). 2787 m. Wenig bedeutender Gipfel, in dem
begrasten Kamm zwischen der Gombe de Dronaz and der
Combe des Planards und hinten über der Vall^ d*EIntre-
mont. Bildet zusammen mit der Pointe de Terron (2732 m)
einen der nw. Ausläufer der Pointe des Monts Tellier
(2954 m). Von der Kantine de Proz aus über Alpweiden
in 2Vt Stunden leicht zu besteigen.
GCEB8I (OBER und UNTER) (Kt. Appenzell L R.,
(^em. Schlatt-Haslen). 864 und 825 m. Zwei Häuser, über
dem linken Ufer des Rotbaches, am Weg Teufen-Lehmen-
steig-Appenzell und 2 km s. der Station Teufen der Stras-
senbahn St. Gallen-Gafs. 18 kathol. Ew. Kirchgenoeinde
Haslen. Stark besuchter Touristengasthof.
GCEHRLIFLUH (Kt. Nidwaiden). 1200 in. Kurzer
Pelskamm, über dem linken Ufer der Engelberger Aa und
w. über Grafenort.
GCELPI (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem. (^Ifingen).
481 m. 3 Bauernhöfe, nahe dem rechten Ufer des Baldeg-
gersees und 2,5 km ssö. der Haltestelle Gelfingen der See-
thalbahn. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hitzkirch. Land-
wirtschaft.
QCENHARD (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 470 m. Wald-
ßark, am linken Ufer der Suhr zwischen Aarau und dem
orf Suhr. Von zahlreichen Fusswegen durchkreuzt. Vom
sog. Steinernen Tisch aus schöne Aussicht auf den Jura.
240 ha gross.
GCERB8BACH (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). Bach;
Zufluss zu der hier beim Austritt aus dem Galfeisenthal
scharf nach N. abbiegenden Tamina: kommt vom Kunkels-
pass her und entwässert das das Taminathal in gerader
Linie nach S. fortsetzende ehemalige Thal des Hinterrhein,
6<ER
G<ES
857
Sammelt die vom Kunkelspass und Schafgrat (2766 m)
kommenden Wasser und nimmt von litiks einen Bach
auf, der auf der Ramuzalp an den Felsen der sog. Orgeln
(0.-£nde des Ringelspitzes) entspringt.
GCERISBACH (Kt. Obwaldcn). Wildbach; entspringt
mit mehreren Armen auf der Schwendialp (1800-1200 m)
und mündet nach 5 km langem Lauf 5(X) m sw. vom Wei-
ler Ober Wilen (Gem. Samen) in 467 m in das NW.-Ende
des Samersees. Nimmt nahe der Mündung den Schleim-
bach auf. Goerisbach heissen auch mehrere Hütten auf
der Schwendi bei Samen.
G(E8CHENEN oder QE8CHENEN, italienisch
Casinotta (Kt. Uri). tlOOm. Gem. und Pfarrdorf, in dem
hier engen und wilden Reussthal, am Eingang zur be-
rühmten Felsschlucht der SchöUenen und zum grossen
GCE8CHENENTHAL oder GE8CHENENTHAL
(Kt. Uri). 25U0-1100m. Schönes Alpenthal, 17km lang;
öffnet sich w. Göschenen und sendet seine Wasser durch
die bei Göschenen von links mündende Göschener Reuss
in die Gotthard Reuss. Steigt von Göschenen auf eine
Strecke von 3 Vt Stunden langsam nach W. an und teilt
sich beim Weiler Wicki in seine zwei obern Verzweigun-
gen, das Göschenenthal im engern Sinne und das von der
Yoralper Reuss entwässerte Voralpthal. Ein guter Saum-
pfad, der sich meist am linken Ufer des Thalbaches hält,
rührt am alten Friedhof von Göschenen (sehr schöne Aus-
sicht auf die Gruppe des Dammastockes) vorbei über den
Weiler Wicki (1326 m) und die vor 200 Jahren durch
einen Berj^sturz zerstörte Siedelung Gwüest oder Wüest
(1620 m) hinaufbiszurGöscheneralp (1715 m), wo in pracht-
^Attm^er jt-
Das QOschenentbal.
Gotthardtunnel, am linken Ufer der Reuss und an der
Mündung der Göschener Reuss. Station der Gotthardbahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; im Sommer Postwagen
Göschenen-Andermatt-Oberalp-Chur und Göschenen-An-
dermatt-Hospenthal-Furka-Brig. Gemeinde, mit Abfrutt,
Göscheneralp und Wüest; 85 Häuser, 773 Ew. (wovon 62
Reformierte) ; Dorf: 66 Häuser, 639 Ew. Land- und Alp-
wirtschaft. Fremdenindustrie. Verkauf von Bergkrystallen.
Forellenfang. Bergführerstation. Gasthöfe. Schöne katho-
lische Kirche, ganz aus Granit erbaut. Steinbrücke hoch
über der Göschener Reuss, die die zur Durchlüftung des
C^tthardtunnels bestimmten Maschinen treibt. Denkmal
von Louis Favre, des Erbauers des Tunnels. Wohnort des
Dichters Ernst Zahn. Göschenen war früher Zollstätte für
die über den Gotthardpass von Italien kommenden oder
dorthin gehenden Waaren. 1291: Geschendon; 1294: Ge-
schindon; 1334: (^eschinon. Von Geschi oder Gäschi, ei-
nem romanischen Dialektausdruck für Hütte, kleines Haus
herzuleiten.
voller alpiner Umgebung das als Exkursionszentrum be-
kannte Hotel Dammagletscher steht. Das Thal begleiten :
im S. der Bäzberg (2675 m) und Lochstock (2800 m), die
Spitzberge (3063 und 2936 no), der Lochberg (3088 m) und
Winterstock (3231 m), das Grletschhorn (3ä)7 m) und der
Tiefenstock (3513 m), die es vom Urserenthal scheiden;
im W. die vom Tiefenstock zum Hinter Thierberg (33i3 m)
ziehende Kette mit Rhonestock (3603 m), Dammastock
(3633 m), Schneestock (3608 m), Eggstock (3550 m) und
Maasplankstock (3403 m), die es vom Rhone- und Trittglet-
scher trennen ; im NW. und N. das Gwächtenhorn (34& m)
und die dem Sustenhorn so. vorgelagerten Kleinen Susten-
hörner (3161 m, 3211 m, 3215 m, 3^ m Schyn, 2820 m),
die es vom Voralpthal trennen. Ueber dem Voralpthal
selbst erheben sich im W. das Sustenhorn und die Hinter
Sustenhörner (3340 und 3320 m) und im NO., auf der Seite
gegen das Meienthal, der Stücklistock (3309 m), Flecki-
stock (3418 m), Winterberg (3214 m), Kühplankenstock
(3223 m) undSalbitschyn (2989 m). Anden beidseitigen Thal-
358
G(ES
G(ES
gehangen liegen die von den Soitzbergen herabsteigenden
Gietscner, der Alpligen- und Wintergletscher, Damma-,
Qöschenen gegen des Rienthal.
Rot- und Maasplankfim, der Kehlegletscher und die auf
der Siegfriedkarte unbenannten Eisströme an den Kleinen
Sustenhörnern. Ueber dem Voralpthal finden sich der
Klein Stockgletscher, Brunnenfirn und Wallenbühlfim.
Eine Reihe von Pässen führen vom Göschenenthal in die
benachbarten Thalschaften hinüber: ins CJrserenthal
(Realp) die Alpligenlücke (2778 m) und Winteriücke (2880
m), sowie das Untere und Obere Gletschjoch (beide etwa
3000 m) ; zum Rhonegletscher die schwierieen Winterjoch
und Dammapass; ins Triftthal das Maasplankjoch; zum
Gasthof Stein am Sustenpass die Thierberglimmi (etwa
3250 ro) und Sustenlimmi (3103 m). Das Voralpthal
steht über das Sustenjoch (2657 m) und verschiedene,
schwierig zu begehende Lücken in der Kette des Flecki-
stocks mit dem Meienthal in Verbindung. Das lanre Zeit
von den Touristen vernachlässigte Göschenenthal wird
heute häufig besucht und zieht namentlich wegen-seines
Srachtvoilen und in den Alpen wenig seinesgleichen fin-
enden Thalabschlusses viele Besucher an.
•j^GCESCHENER REU88 oder GE8CHENER
Amtei des Kantons Solothum. S. den Art
Göscheneralp von Osten.
REU88 (Kt. Uri). 1924-1100 m. Wildbach des Göschenen-
thales, von seinem Austritt aus dem Kehlegletscher (der
ihm neben dem Rottim und Dammafirn das meiste Was-
ser liefert) bis zu seiner Mündung in die Gotthard Reust
bei Göschenen 12 km lang. Nimmt noch die vom Wallen-
bühlfim herkommende und das Voralp-
thal entwässernde Voralp Reuss und
mehrere andere, minder bedeutende
und meist unbenannte Bäche auf. Die
Laufstrecke zwischen Kehlegletscher u.
Göscheneralp heisst Kehlebacb, zwi-
schen Göscheneralp und Wicki Wt-
8ch en wasser .
GCE8CHENERALP (Kt. Uri, Gem.
Göschenen). 1715 m. Alpweide in gross-
artiger Lage, mit 12 um eine Kapelle
gruppierten Holzhäusern, 88 kathol. £w.
9 km w. Göschenen. Postablage. Hotel
Dammagletscher. Mehr und mehr in
Aufschwung kommende Sommerfrische
und Zentrum für zahlreiche Exkursio-
nen. Flache Thalsoble, etwa 2 km lang
und 500 m breit. Ein guter und langsam
ansteigender Saumw^ führt in 3 Stun-
den von Göschenen bis hierher. Auf den
zur Sonne exponierten Terrassen kleine
Kartoffeläcker, deren Dammerde von
den Bewohnern mühsam her^etragen
worden ist. Das Holz zum Einheizen
muss von weither gebracht werden. Im
Winter ist jede Verbindung mit Gösche-
nen unterbrochen: zu dieser Jahreszeit
müssen die Toten hier zurückbehalten
werden, bis sie mit der Wiedereröffnung
des Weges in Göschenen begraben wer-
den können. In den Umgebungen sehr
schöne Krystalle, deren z. B. aus einer einzigen Höhle,
der Sandbalm, mehr als 1(X) Zentner herausgeschafll
worden sind.
GCE8GEN.
Ol TFN— GfKSf FT^
GCE8GEN (NIEDER) (Kt. Solothum, Amtei Göseen).
405 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Aare,
gegenüber Schönenwerd und mit dieser Ortschaft durch
eine Brücke verbunden, 700 m w. der Station Schönen-
wrerd der Linie Zürich- Aarau-Olten. Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit Mühledördi: 164 Häuser, 1338 Ew., wovon
350 Reformierte; Dorf: 93 Häuser, 806 Ew. Zwei katho-
lische Kirchgemeinden. Ein grosser Teil der Bewohner
arbeitet in den Schuhfabriken von Schönenwerd. Barg
der Grafen von Falkenstein, im alten Zürichkrieg 1444
von den Solothurnern und fiiemem zerstört, dann wieder
aul^ebaut, Sitz der Solothumer Landvögte von Göskon,
179o von den Franzosen eingeäschert und heute zur ka-
tholischen Kirche umgewandelt. Funde von römischen
Münzen, römischer Steinbruch in Tuffffestein. 1161 : Co-
zinghoven; 1254 : Gösikon.
GCE8GEN (OBER) (Kt. Solothum,
Amtei Gösgen). 396 m. Gem. und Phrr-
dorf, Hauptort der Amtei Gösgen, am
linken Ufer der Aare, 3 km sw. Nieder
Gösgen u. 4,2 km sw. der Station Schönen-
werd der Linie Zürich-Aarau-Olten. Post-
ablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Olten-Lostorf. 69 Häuser, 428 kathol. Ew.
Wiesenbau. Viele der Bewohner arbei-
ten in den Schuhfabriken von Schönen-
werd. Altertümer aus der Steinzeit ; Gri-
b^T aus der ersten Alemannenzeit.
GCE8LIKON (Kt. Aargau, Bez. Brem-
garten. Gem. Fischbach-Göslikon). 380
m. Dorf, am linken Ufer der Reuss, an
der Strasse Brerogarten-Mellingen und
4 km nw. der Station Bremgarten der
Linie Brugg-Wohlen -Bremgarten. 33
Häuser, 1^ kathol. Ew. Bildet zusam-
men mit Fischbach die Kirchgemeinde
Gösl i kon-Fisch bach .
GCE88IKON (Kt. Zürich, Bez. Mei-
len, Gem. Zumikon). 625 m. Weiler, 000
m w. Zumikon und 3,5 km nö. über der Station Küsnacht
der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rappers-
wil ). 20 Häuser, 83 reform. Ew.
GCET
GOL
859
G(ET8CHMANN8RIKD (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwaraenbura, Gem. Albligen). 740 m. Weiler^ 400 m n.
Albligen and 5,5 km s. der Station Flamatt der Linie Bem-
Freiburg. 10 Häuser. 76 reform. Ew. Wiesenbau.
GCETTIBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Goldi-
wil). 580 m. Gruppe von 8 Häusern, am SW.-Fuss des
Grüsisbergs und an dem hier entspringenden kleinen
Göltibach; 1,2 km so. vom Bahnhof Thun. 56 reform.
Ew. Kirchgemeinde Thun. Landwirtschaft. 2 Schulhäuser.
GCETTIGHOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil,
Gem. Sülgen). 504 m. Unterabteilung der Gemeinde Sulgen
und Dorf, am W.-Hang des Plateaus zwischen den Thälem
der Aach und Thur, an der Strasse Sulgen-Zihlschlacht ;
2,5 km so. Sulgen und 1,5 km nö. der Station Kradolf
der Linie Gossau-Bischofszell-Sulgen. Gemeindefraktion,
mit Goppertshausen : 33 Häuser, 183 kathol. und reform.
Ew. ; Dorf: 23 Häuser, 120 Ew. Acker- und Wiesenbau ;
etwas Weinbau, dessen Ertrag als der beste im Kanton
gilt. Bienenzucht. Stickerei. Einige der Bewohner arbeiten
in der Seidenfabrik Schönenberg. 829 : Cotinchova ; 876
und 877: Cottinchova.
GOFFER8BERG (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg). 511
m. Schöner abgerundeter Hügel, mit Reben bepflanzt, so.
vom Schlossberg und 700 m so. Lenzburg.
GOQQEIEH (Kt. Glarus und St. Gallen). 2353 m.
Gipfel, im Bergstock des Mageren, zwischen dem nach
N. absteigenden st. gallischen Murgthal und dem nach
SW. sich wendenden glarnerischen Muhlebachthal und
8,5 km s. Murff am Walensee. Gehört zu dem steilwan-
digen und stark zerrissenen Felsenzirkus, der das ganz in
den Verrucano des N.-Flügels der Glarner Doppelfalte
eingeschnittene Murgthal im S. abschliesst. Glied der
Kette des Spitzmeilen (2505 m), die sich vom Saurenstock
aus nach N. abzweigt und deren rechts- und linksseitigen
Verästelungen zahlreiche schöne und weniff hohe Gipfel
tragen. Die Mehrzahl dieser dem Goggeien oenachbarten
Gipfel (Mageren 2528 m, Gulmen 2714 m, u., weiter nach S. .
Spitzmeilen) tragen zu oberst eine Kappe von Keuper und
sehr plastischem und fossilreichem Lias, während der
Gipfel des Goggeien selbst blos aus Keuper, d. h. dem
roten sog. Quartenschiefer und Rötidolomit, besteht. Dem-
selben N.-Flügel der Glarner Doppelfalte (oder, nach neu-
erer Aufitassung, derselben n. Ueberschiebunffsscholle) ge-
hörtauch noch der Gufelistock (2436 m) nö. Schwanden an.
GOHLGRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). Thal.
S. den Art. Golg haben.
GOILLE <LA) (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem. Mol-
lens). Ehemaliges Siechenhaus, heute Mühle. S. den Art.
Collie (Moulin de la).
GOL (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). Bach, entwässert
den Golgraben; entspringt am W.-Han^ der Hohmatt in
1311 m, beschreibt zahlreiche Serpentinen und mündet
nach 11 km langem Lauf in der Richtung nach SW. bei
der Bärau in 700 m von rechts in die Ilfis. Erhält von
rechts den Mümpbach und von links den Hellbach, Reh-
bach, Witenbach und die Sottach. Gol^ Golaten, Goleten
bezeichnet Kies-, Geschiebe oder Sturzschuttmassen.
QOLAT (Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Sorvilier).
782 m. Tertiärer Hügel, mitten im Thal
von Tavannes zwischen Court und Sor-
vilier. Auf dem Gipfel Spuren von um
einen ehemaligen wachtturm gezoge-
nen und im miocänen Sand ausgegra-
benen römischen Wallgräben. Der Hü-
gel ist in geolojj^ischer Beziehung be-
merkenswert. Seinen Sockel bildet bunte
Nagelfluh mit alpinen Gerollen, darauf
folgen Sande mit Ostrea crassisiima
und Cerithium lignitarum 1= C. cras-
tum), wie sie für die Faluns der Tou-
raine charakteristisch sind ; weiter oben
findet sich Nagelfluh mit vorwiegend
jurassischen, von einer schönen Pho-
lade IPholas cylindrica) durchbohrten
Gerollen, deren blos von der Oxydation
gebleichte Schalen sich in den Bohrlö-
chern noch vollständig erhalten ha-
ben. Im gleichen Niveau treffen wir auch noch eine Art von
Vivipara, sovde Helix Steinheimensis und H. subver-
miculcUa. Der Gipfel des Hügels endlich besteht aus sehr
fossilreichen Oeningerkalken mit Helix Renevieri und H.
geniculata, Lirtinma dilatatay Gillia utriculosa^ Ano-
donta so. Golat und Anffolat sind im Hemer Jura mehr-
fach vorkommende Dialektformen für Goule.
GOLATEN (Kt. Bern, Amtebez. Laupen). 523 m. Gem.
und Dorf, nahe dem linken Ufer der Aare und 4 km nö.
der Station Kerzers der Linien Bem-Neuenburg und
Lausanne- Payeme-Lyss. Telephon. Gemeinde, mit Lachen
und Mannewil : 60 Häuser, 330 reform. Ew. ; Dorf : 25
Häuser, 117 Ew. Kirchgemeinde Kerzers. Wiesenbau.
GOLBIA 80PRA und GOLBIA 80TT0 (Kt.
Graubunden, Bez. Bernina, Kreis und Gem. Brusio).
1030-950 m. Alpweide mit etwa 15 Hütten und Stadeln,
am rechten Ufer des Poschiavino und 1,5 km nw. Brusio.
GOLDACH (Kt. Appenzell, St. Gallen und Thurgau).
Bach j entspring mit 2 Quellarmen an der Honegg und
auf einem von tiefen Tobein durchzogenen Plateau n. vom
Gäbris in 1100 m: fliesst nach NW., erhält beim Tobel.
nö. Trogen, den Namen Goldach, geht w. an Rehetobel
vorbei und tritt bei Unterach auf den Kanton St. Gallen
über. Hier durchfliesst er das romantische Martinstobel,
in dem die Burgruine Rappenstein steht, ein Flöz von
Molassekohle (aquitanischer Stufe| sich findet und tiefer
unten miocäne Sandsteine mit Bänken von bunter Nagel-
fluh wechsellagern (bei der Martinsbrücke Steinbrüche
im Muschelstandstein oder Seelaffe). Bis zum Dorf Gold-
ach ist der Bach in den Panzenrain eingeschnitten, worauf
er nach 16 km langem Lauf zwischen Rorschach und
Arbon in 405 m in den Bodensee mündet, in den er ein
Delta hinausgebaut hat. Die unterste Strecke der Gold-
ach, zwischen dem Austritt in die Uferebene des Boden-
sees und der Mündung, ist kanalisiert. Zahlreiche Bruk-
ken, worunter zwei für die Eisenbahn. Treibt etwa 30
Mühlen und industrielle Anlagen.
GOLDACH (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach). 459 m.
Gem. und Pfarrdorf, nahe dem rechten Ufer der Goldach
und 2 km sw. Rorschach. Station der Linie St. Gallen-
Rorschach. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die ziem-
lich ausgedehnte Gemeinde umfasst ausser dem Dorf
Goldach noch den Weiler Riet und das Dorf Unter Gold-
ach und zählt in 243 Häusern, 2278 Ew. (wovon 599 Re-
formierte); Dorf: 132 Häuser, 1206 Ew. Das Dorf hat sich
durch seine industrielle Tätigkeit rasch gehoben ; es
zählt heute eine grosse Maschinenstickerei, Sägen, eine
Käserei und eine Buchdruckerei. Mühlen. Marmorschlei-
fereien. Bretterhandel. Eine chromotypographische An-
stalt. Das von Weinbergen, Obstbaumgarten und Wiesen
umgebene Dorf liegt wie mitten in einem wahren Garten.
Verschiedene Vereine. Ueber dem Dorf schöne Kirche
mit harmonischem Geläute. Auf dem Friedhof das schöne
Grabmal der Edeln von Rappenstein, genannt Mötteli,
eines auf der benachbarten Burg Sulzberg sitzenden rei-
chen Geschlechtes, dem im 13. Jahrhundert die Gerichts-
hoheit über Goldach zustand und das 1549 erlosch. 789 :
Goldaha; 847: Coldaa ; 850: Coldaha. Die schon zur Re-
formation übergetretenen Bewohner kehrten 1532 wieder
zur katholischen Kirche zurück. Bei der Organisation des
Kantons St. Gallen 1803 wurde Goldach der Gemeinde
Goldach von Sudosten.
Mörswil angegliedert, aber schon 1826 zur eigenen Zivil-
und Kirchgemeinde erhoben. Vom Platz vor der Kirche
schöne Aussicht auf die romantische Schlucht der Gold-
360
GOL
GOL
ach, die Appenxeller Berge und den Bodensee. Schöne
steinerne Eisenbahnbrücke. Im Dorf hat man ein Bronze-
beil gefunden.
GOLDACH (UNTER) (Kt. St. Gal-
len, Bez. Rorschach. Gem. Goldach).
435 m. Schönes Dorf, an der Strasse
St. Gallen-Rorschach, 1 km nö. der Sta-
tion Goldach der Linie St. Gallen-Ror-
schach und zwischen Rorschach und
Goldach, welche beiden Orte es in bei-
nahe ununterbrochener Häuserfolge mit
einander verbindet. 111 Häuser, 1073
kathol. Ew. Äcker-, Wein- und Obstbau.
Stickerei. Hat sich in letzter Zeit stark
entwickelt und besonders auf der Seite
gegen Goldach zu bedeutend vergrössert.
GOLDACHALP (Kt. St. Gallen, Bez.
Neu Toggenbur^. Gem. Nesslau). 900-
1000 m. Alpweide, am Mittellauf der
Weiss Thur und an der Einmündung
des Schwimmbaches in diese, 6 km w.
Stein. 5 Hütten und Stadel.
GOLDAU [Kt. und Bez. Schwyz,
Gem. Arth}. 520 m. Blühendes Dorf,
zwischen hip und Rossberg und auf der
Wasserscheide zwischen Zuger- und
Lowerzersee, 9 km wnw. Schwyz Kno-
tenpunkt der Eisenbahnlinien nach Lu-
zern, Rotkreuz, Zug, Biberbrücke ^und
Rappers wil, nach dem Gotthard und
aurdenJRigi. Postbureau, Telegraph, Telephon. Zählte
1395 zwischen Goldau und Steinerberg stehenden und
später von einem ähnlichen Felsschlipf zerstörten Dorfes
noch 1888 nur 22 Häuser und leCf ^w., hat heute 159
Häuser und 1607 Ew., wovon 1398 Katholiken und 208
Reformierte. Filiale der Kirchgemeinde Arth. Seiden-
industrie. Bedeutende Petroleumnieder läge. Die Ge-
gend von Goldau hat durch den vom Rossberg nieder^
fi-egangenen grossen Bergsturz von 1806 eine traurige
Berühmtheit erlangt. Der Bergsturz von Goldau ist mit
demjenigen von Elm (1881), den er sowohl an Masse der
Sturztrümmer als an Grösse seiner Verheerungen um ein
Beträchtliches übertrifft, die grösste in historischer Zeit
erfo1jg;te Katastrophe dieser Art in der Schweiz. Beide Ei^
eignisse sind aber verschiedener Natur, indem dasjenige
von Elm als Felssturz, das von Goldau als Felsschlipf
aufzufassen ist. Der Rossberg besteht aus mächtigen
Bänken von tertiärer (miocäner) Nagelfluh, die mit
weniger dicken Schichten von Mergeln und mergeligen
Sandsteinen wechsellagern. Alle diese Schichten fallen
nach S. ein und zwar im untern Abschnitt des Hanges
mit 20-25 **, weiter oben dagegen mit HO **. Hier oben nun
lagerte eine dicke Masse von Nagelfluhfels ohne Stütz-
Sunkt frei an dem gegen die Ebene von Goldau absteigen-
en Hang und wurde einziff durch natürliche Adhärenz
an die unterliegenden Schichten festgehalten. Es war dies
Goldau 4ind der Rigt .von Nordosten.
Röthen zeigt. Seit dieser Zeit hatte sich am ganzeq Hang
Wald angesiedelt, so dass Niemand mehr an eine neae
Katastrophe dachte. Nun kam das Jahr 1806. c Durch zahl-
reiche senkrechte Spalten in der obersten, ca. 30 m
dicken Nagelfluhschicht, wie sie auch letzt noch im nicht
losgebrochenen Teil beobachtet werden können, drang
das reichliche Schnee- und Regenwasser jenes Jahres
oben am Ross- (Gnippen-) Berge auf etwas darunterfolflen-
den mergeligen Sandstein und endlich auf ein dunkel-
graues, bituminöses und hie und da Pflanzenreste ent-
haltendes Mergellager von 2 bis 3 m Mächtigkeit ein und
durchweichte dasselbe. Man bemerkte, wie diese Spalten
sich langsam erweiterten und hörte im Wald von Zeit zu
Zeit ein Knallen, von den dadurch zerreissenden Baom-
wurzeln herrührend. Der Boden erhielt neue Risse und
Aufstauungen in Form von Rasenhügeln, die sich über
einander schoben ; manche Tannen sanken um. Der Be-
sitzer des obersten Hauses am Berge hatte schon einige
Tage vor dem 2. September seine Wohnung abgebrochen
und das Holzwerk an eine ihm sicherer scheinende Stelle
febracht. Am ganzen Vormittag und Nachmittag des
. September fanden von Zeit zu Zeit an den Felswanden
des Gnippenberffes Abbruche einzelner kleinerer Fels-
massen statt, una man vernahm anhaltendes Getöse im
Nach A. Helm.
Geologischer Querschnitt durch den Bergsturs von Ooldau.
V. Attinffif IC.
ein Ueberbleibsel einer einst noch grösseren Felsmasse, i Berge. Bald nach 4 Uhr öffnete sich hoch oben quer über
von der schon zu viel früheren Zeiten einzelne Teile in die den Berg eine Spalte, die mit jedem Augenblick tiefer,
Tiefe gebrochen sein müssen, wie dies der Fall des noch I breiter und länger wurde ». Der so abgetrennte Schicht-
GOL
GOL
861
fetzen finff an, zu Thal zu glitschen ; die Bewegung wurde
immer scnneller, die FeUmasse zerschlug sich unterwegs
Karle des {Bergsturzes von Goldau.
in tausende von kolossalen Blöcken und bildete einen
wahren Strom von Steinen, der mit furchtbarem Getöse
strahlig auseinanderschoss und, 1000 m hoch herabkom-
mend und eine in Horizontalprojektion 4 km lange Sturz-
bahn durcheilend, auf einen Schlag das blühende Gelände
von Goldau mit einer Trümmermasse von 15 Millionen m '
überschüttete. Alles in eine undurchdringliche Steinstaub-
wolke einhüllte, einer mächtigen Welle gleich noch weit
am ffegen überliegenden Hang des Higi hinaufbrandete und
das Becken des Lowerzersees zu einem Vierteil ausfüllte.
Das ganze derart verwüstete Gebiet heisst heute «Im
Schutt». 457 Menschen verloren das Leben, 14 konnten noch
lebend wieder ausgegraben werden. Es gingen in Goldau,
Unterrötiien u. Busingen 111 Wohnhäuser, 2 Kirchen, 220
Scheunen und Ställe zu Grunde. Die Ausbruchsnische oben
am Kamm des Rossbergs kann heute noch sehr deutlich ge-
sehen werden, so dass daraus die Grösse der abgeglittenen
Felsmasse bestimmt werden konnte. Es war eine Schicht
von 3-20 m Breite, 32 m Dicke und 1500 m Länge, woraus
sich das schon erwähnte Volumen von etwa 15 Millionen
ra' ergibt. Es hat sich seither im untern Teile des
Hanges und auch in der Thalebene etwas Wahl ange-
siedelt, der aber die leichte Uebersicht über das ganze
Zerstörungsgebiet nicht zu hindern vermag. Der Name
Goldau ist herzuleiten von Goletau; golet = Schutt,
Trümmer; es muss deshalb auch aus dem Namen auf
ein früheres Ereignis dieser Art geschlossen werden.
Vergl. Zay, Dr. Goldau und seine Ge-
Send . . . Zürich 1807. — Meyer v.
nonau, Gerold. Der Kanton Schwyz
{Gemälde der Schweiz. V), St. Gallen
und Bern 1835. — Heim, Alb. Ueber
Bergstürze {Neujahrsbl. der naturf,
GeselUch. Zürich. i882). Zürich 1882.
GOLDAUERBERG (Kt. und Bez.
Schwyz, Gem. Arlh). 513-930 m. Weiler
und zerstreut gelegene Höfe, s. Goldau
am N.- und Nü.-Hang des Ri^i, an der
dem Zugersee zu fliessenden Rigiaa und
am Goldbach und Klausenbach, die beide
dem Lowerzersee zugehen. Weiler und
Häusergruppen Buosin(j[en , Trauben ,
Fallenboden, Goliplänggi, Kilchstalden,
Krähbüel, Harmettlen und Schönenbo-
den. Zusammen 27 Häuser, 186 kathol.
Ew. Gemüse-, Obst- und Wiesenbau,
Viehzucht. Von der Arth Rigi Bahn
durchzo(j[en. D^r Goldauerberg hatte
trotz semer grossen Entfernung vom
Rossberg doch, auch noch unter den
Verwüstungen des Bergsturzes von Gol-
dau (2. September 1806) zu leiden.
GOLDBACH (Kt. Bern, Amtobez.
Burgdorf u. Konolfin^en). Bach: ent-
springt im Hasliwald m 785 m, durch-
fliesst Ober Goldbach, Schwanden (wo
er von rechts den Nesselbach aufnimmt)
und Nieder Goldbach und mündet nach
8 km langem Lauf in der Richtung nach
N. 700 m w. Lützelflüh in 578 m von
links in die Grosse Emme. Etymologie
s. Art. GoL.
GOLDBACH (Kt. Bern, Amtsbez.
Burgdorf, Gem. Hasli). Teil der Ge-
meinde Hasli: umfasst die Häusergrup-
pen Bigel, Hub, Maad, Nieder Gol<Ü>ach
und Otzenberg. Zusammen 85 Häuser,
610 reform. Ew.
GOLDBACH (Kt. Luzern, Amt Ent-
lebuch). Bach: entspringt auf den Alp-
weiden der Trimmelenegg (Berggebiet
des Napf, 1411 m) und mündet nach
meist tief eingeschnittenem Lauf in die
Grosse Fontannen, die ihrerseits wieder
der Kleinen Emme zufliesst.
GOLDBACH (Kt. Luzern, Amt Wil-
lisau, Gem. Ebersecken). 643 m. Gruppe
von 2 Häusern; 1,3 km nw. Ebersecken
und 5,5 km wsw. der Station Nebikon
der Linie Luzern-Olten. 19 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Grossdietwil.
GOLDBACH (Kt. und Bez. Schwyz). Bach; entspringt
in 1500 m am N.-Hang der Rigi Scheideffg, steigt m ra-
schem Lauf und als geschiebereicher Bacn nach NO. ab,
durchfliesst die Goldplänggi (ö. über Goldau), biegt nach
0. ab, bildet einiffe sehr kleine Seen und mündet nach
6 km langem Lauf 1 ,5 km vom Dorf Lowerz in 448 m in
dfin Lowcrzd*flPP
GOLDBACH (Kt. Zürich, Bez. Meilen, G^m. Küs-
nacht). 410 m. Dorf, am rechten (0.-) Ufer des Zürichsees
und 1 km nw. der Station Küsnacht der rechtsufrigen
Zürichseebahn (Zurich-Meilen-Rapperswil). Telephon. 47
Häuser, 334 reform. Ew. Weinbau. Grosse Färberei mit
150 Arbeitern. Schöne Landhäuser, darunter da^enige,
in dem Klopstock bei dem in seiner Ode an den Zürich-
see verherrlichten Ausflug mit der ihn begleitenden Ge-
sellschaft frühstückte.
GOLDBACH (NIEDER) (Kt. Bern, Amtsbez. Burg-
dorf, Gem. Hasli). 590 m. Dorf, am Goldbach nahe seiner
Mündung in die Emme, an der Strasse Burgdorf-Lang-
nau und 2,5 km so. Hasli. Station der Linie Burgdorf-
Langnau. Postbureau. Telegraph, Telephon : Postwagen
nach Ober Goldbach. 34 Häuser, 246 reform. Ew. Schönes
industrielles Dorf, mit Pärketterien, Hut-, Kunstdünger-
und Nägelfabriken. Landwirtschaft. Eine Käserei.
yAUirj^rac
862
GOL
GOL
GOLDBACH (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfin-
gen, Gem. Landiswil). 750 m. Dorf, am Goldbach, 700 m
nw. Landiswil und 7 km nö. der Station Biglen der elek-
trischen Bahn Burgdorf-Thun. Postablage. Postwagen
nach Nieder GoMbach. 21 Häuser, 118 reform. Ew.
Kirchgemeinde Biglen. Wiesenbau.
GOLDBACH8CHACHEN (Kt. Bern, Amtebez.
Trachselwald, Gem. Lützelflüh). 585 m. Gemeindeabtei-
lung und Weiler, zwischen dem Goldbach und der Emme,
nahe der Station Goldbach-Lützelflüh der Linie Burgdorf-
Langnau und 500 m sw. Lützelflüh. 56 Häuser, 456 re-
form. Ew. Wird heute meist Lützelflüh Unterdorf ge-
nannt.
GOLDBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Biel). 500 m. Steiler
Hang, zwischen Biel und Vingelz (Vigneules) über dem
linken Ufer des Bielersees* besteht aus stark geneigten
und dem Portland anlagernden Bänken von unterem Va-
lanffien. Steinbrüche (unechter Marmor, sog. marbre bä-
tard). Bemerkenswerte Tasche von Hauterivienmergel im
Yalangien.
GOLDBERG (Kt. St. Gallen, Bez. See, (rem. Schmer-
ikon). 520 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer Anhöhe,
1 km n. der Station Schmerikon der Linie Rapperswil-
Weesen-Sargans. 24 kathol. Ew. Viehzucht. Schone Aus-
sicht auf den Zürichsee uüd das untere Thal der Linth.
Interglazinle SeKieferkohlen.
GOLDEf (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Unter-
seen). 570 m. 90 in einer kleinen Ebene zwischen dem
rechten Ufer der Aare und dem S.-Fuss des Härder zer-
streut gelegene Häuser, 600 m nö. Unterseen. Von der
Bödelibahn durchzogen. 245 reform. Ew.
GOLDENBERG (8CHL088) (Kt. Zürich, Bez. An-
delftngen. Gem. Dorf). 508 m. Schloss in Privatbesitz, auf
einem Ausläufer des NoUen^ von einem prachtvollen
Weinberff umgeben; 600 m nö. Dorf und 2,8 km nw. der
Station Henggart der Linie Zürich- Winterthur-Schaffhau-
sen. Telephon. 13 reform. Ew. Ein (jeschlecht der Edeln
von Goldenberg, Vasallen der Grafen von Kiburg, wird
urkundlich seit 1248 erwähnt. Es übte keinerlei (jerichts-
hoheit aus. 1963 erhielt es die Mörsburg zu Lehen, wäh-
rend die Burg Goldenberg in den Besitz der Edeln von
Gachnang überging. Diese alte Burg ging mit Ausnahme
des Turmes 1559 in Flammen auf, wurde in bescheidenem
Umfang wieder hergestellt und gehörte 1637-1765 dem
Zürcher Patriziergeschlecht Schmid, das sie im 18. Jahr-
hundert zu seinem Sommersitz umwandelte.
GOLDENE 80NNE (Kt. Gk^ubünden, Bez. Im Bo-
den, Kreis Trins, Gem. Felsberg). 1312 m. Ehemaliges
Goldbergwerk, am Taminser Galanda gegenüber dem
Dorf Ems, 720 m über dem Spiegel des Khein, 7 km w.
Chur und 2,5 km w. Felsberg. Das wertvolle Metall wurde
iso^
Goldene Sonne
1312
Rhein tha!
Tschinge/s
'""" RHefn
600
Ems
/'2S00O.
Nach T&rnuzzer.
Geologisches Querprofll durch die Goldene Sonne.
al. Alluvium; eb. Stunsohutt; Js. Malm; Jm. Dogger: Ji. Lias;
Tr. Trias; Pc. Perm (Verrucano).
hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckt, als man in
einem mit einem Bergsturz niedergegangenen grossen
Felsblock Gold fand. Daraufhin bildete sich zur Ausbeu-
tunff des Goldes 1800 eine Bergbaugesellschaft mit Sitz
in Chur. Man stellte 6 Arbeiter an, Hess aber den Betrieb
ohne fachmännische Leitung. Zuerst schien sich die Aus-
beute zu lohnen, so dass man aus dem hier gewonnenen
Gold im Jahi* 1813 72 Bändnerdukaten zu je 16 alten
Schweizerfranken präsen konnte. Als man in der Folge
den Ck>ldgang im Stollen verlor, holte man sich Rat Mi
einer Somnambule in Strassburg, natürlich ohne Erfolg.
Nach grossen Verlusten löste sich die (jesellschaft 18S0
auf. Bis 1830 wurden dann mehrere — vergebliche — Ver-
suche zur Gründung einer neuen (Gesellschaft gemacht;
1856 nahm man den Betrieb zwar wieder auf, musste ihn
aber schon 1861 wieder mit Verlust einstellen. Seitdem
ist das Bergwerk nicht mehr in Betneb gewesen, wohl
aber hat man zu verschiedenen Malen wiederum in klei-
nem Massstab gegraben, um den Wert des ffoldführen-
den Ganges wissenschaftlich zu bestimmen. So hat man
festgestellt, dass der Gehalt an Gold nicht unbedeu-
tend ist und dass eine sachgemässe und vorsichtige Berg-
werksanlage immerhin Aussicht auf Gewinn bieten
könnte. Zur Zeit wird die Frage der Bildung eines neuen
Konsortiums in Erwägung gezogen. Das Gold findet sich
in deutlichen oktaedrischen Krystallen oder staubfein in
calcitisch- quarzigen Gängen in den Opalinusschicbten
des mittlem Jura (untern Doggers) eingesprengt; das
frrösste überhaupt geförderte Stück soll 125 gr gewogen
haben. Eine Durchschnittsprobe hat auf 50 kg Pochmasse
0,828 gr reines Gold ergeben. Das Muttergestein enthält
in kleinen Geoden schöne Bergkrystalldrusen, sowie Py-
rit- und Arsenkieskrystalle, die leicht verwittern und
Ausblühungen von Eisenvitriol bilden. Die Schwefelkiese
der goldenen Sonne scheinen kein Gold zu enthalten.
Vergl. Piperoff, Christo. Geologie des Calanda {Beiträge
zur aeolog, Karte der Schweiz. NF. VII). Bern 1897. -
Bosshard, E. Das Goldbergwerk zur Goldenen Sonne
(im Jahrb. des S.A. C. 188^90).
GOLDEREN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Hasleberg). 1104 m. Dorf, auf der Terrasse des Hasle-
bergs, am Dorfbach und 1 Vt Stunden nö. über der Sta-
tion Meiringen der Brünigbahn (Luzern-Brienz). 22 Häa-
ser, 139 reform. Ew. Kirchgemeinde Meiringen. Alp Wirt-
schaft. Schöne Aussicht.
GOLDERENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
1943 m. Gipfel, in der vom Grossen Hundshorn nach NW.
auszweigenden und zwischen dem Kienthal und Spiggen-
grund verlaufenden Kette. Kann von Kienthal aus über die
Golderenalp in 3 Stunden bestiegen werden.
GOLDIBACH (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland).
Bach; entspringt mit mehreren Quellen am NW.-Hang
der Buche in 1030 m und mündet nach 5 km langem
Lauf in der Richtung nach SW. 1,2 km s. Teufen in 777
m von rechts in den Rotbach. Mehrere Brücken.
GOLDIGENBERG (Kt. Glarus, Gem. Mollis). 903
m. Bergweiden mit Hütten, am rechtsseitigen Hang
des Linththales; 1,5 km s. ül^r Mollis und 2,7 km
«ö. über der Station Näfels der Linie Zürich-Glaros-
Linthal.
GOLDINGEN (Kt. St Gallen, Bez. See). 707 m.
Gem. und Pfarrweiler, über dem rechten Ufer des
Goldingerbachs, 4 km so. der Station Wald der Töss-
thalbahn. Gute und schöne Strasse nach Wald. Post-
ablage. Telegraph, Telephon; Postwagen nach Wald.
Die Gemeinde zerfällt in Vorder und Hinter Goldm-
gen und zählt, die Weiler Ennetbach, Oberfaolz und
Vordersägen inbegriffen: 164 Häuser, 885 kathol. Ew.;
Weiler : 14 Häuser, 68 Ew. Ackerbau und Viehzucht
Seidenweberei. Die Gemeinde Goldingen friiher Oblin-
den geheissen. Am 3. Juli 1816 ging hier ein Berg-
sturz nieder, der mehrere Häuser zerstörte, einige Per-
sonen und verschiedene Stücke Viehes versdiüttete
und den Goldingerbach zu einem heute wieder ver-
schwundenen kleinen See aufstaute.
GOLDINGBN (HINTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
See, Gem. Goldingen). 80Q-1317 m. Häuser und Hüt-
ten, in 2 Thälchen zerstreut gelegen, 3 km nö. Gol-
dingen. Telegraph, Telephon. Die Weiler Hinter Gol-
dingen, Hintersagen, Rossfalle und Enkrinnen zusam-
men 11 Häuser, 5( kathol. Ew. Alpwirtschaft.
GOLDINGEN (VORDER) (Kt. St. Gallen, Bez. See,
Gem. Goldingen). 800 m durchschnittl. Höhe. 4 zerstreut
GOL
GOL
363
gelegene Häuser, im w. Abschnitt der Gemeinde Goldin-
gen, am Goldingerbach und 1 km n. Goldingen. 16 kathol.
Ew. Alpwirtschaft.
QOLDINGERBACH (Kt. St. Gallen, Bez. See). 620-
500 m. Mittellauf des bei Schmerikon von rechts in den
Obersee mundenden Aabaches. Der Oberlauf, Mühlebach
l^eheissen, entspringt mit mehreren Qnellarmen an der
Kreuzegg (1317 m), einem Nagelfluhstock zwischen Töss-
thal und Toggen bürg. Der Bach fliesst von ö. Goldingen
bis zur Aatnalmühle in Neuhaus in wenig tief einge-
schnittenen Tobein.
QOLDIWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 1000 m. Gem ,
Qoldiwil mit Niesen und Stockhorn.
in geschützter und sonniger Lage am S.-Hang der Kette
zwischen Thunersee und Zulgtnal, 5 km nö. über dem
Bahnhof Thun. Postablage, Telephon ; Postwaffen Thun-
Heiligenschwendi. Gemeinde zerfallt in OberGoldiwil und
Unter Goldiwil mit Hofstetten und Lauenen. Zusammen
162 Häuser, 1125 reform. Ew. Kirchgemeinde Thun.
Wiesen- und Obstbau. Klimatischer Kurort mit Pensio-
nen. Schöne Spazierwege und Aussicht. Funde von Gegen-
ständen aus der Bronzezeit.
QOLDPI.ANK oder GOLDPLANGG (Kt. und Bez.
Schwyz). 1442 m. Stark begangener Passübergang, zwi-
schen Dreiancrel (1781 m) und Kjaiserstock (2517 m); ver-
bindet das Riemenstalderthal mit dem Muotathal. Der
Fussweg folgt von Sissikon (Station der Gotthardbahn)
dem Riemenstaldenbach , geht durch Riemenstalden
and erreicht über den Uanff des Katzenzagel die Pass-
höhe, wo ein Wirtshaus steht. Abstieg nach Muotathal
längs dem Bürgelibach. Sissikon-Muotathal 5 Stunden.
QOLD8WIL (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Ringgenberg). 612 m. Dorf, 50 m über dem Austritt der
Aare aus dem Brienzersee, an der Strasse Brienz-Inter-
laken und 2,5 km nö. der Station Interlaken. Telephon.
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Ooldingen von SQden.
74 Häuser, 384 reform. Ew. Landwirtschaft. Fremdenin-
dustrie. Auf einer Höhe ö. über dem Dorf die malerische
Turmruine der ehemaligen Pfarrkirche, mit sehr schö-
ner Aussicht auf die umliegende Landschaft und den
Brienzersee. Unter dem Dorf, am Seeufer, vom Staate
betriebener ehemaliger Steinbruch auf Thonschiefer, der
die widerstandsfähigen sog. Golds wilerplatten lieferte, die
weithin versendet wurden und als Treppenstufen, Boden-
platten, Brunnenbecken, Mauerplatten etc. Verwendung
fanden. Golds wil ist eine sehr alte Siedelung, deren im
Mittelalter häufig Erwähnung getan wird. Die einst hier
stehende Pfarrkirche zerfiel allmählig und wurde 1671
verlassen, worauf man die neue Kirche an der Stelle der
Burgruine Ringgenberg erbaute und 1726 auch den Sitz
der Kirchgemeinde dorthin verieffte. 1768 raubte ein
Adler in Goldswil ein 3jähriges Kind,
musste seine Beute aber t>ald wieder
loslassen ; das nur wenig verletzte Kind
kam wunderbarer Weise mit dem Le-
ben davon.
GOLEGGGLET8CHER (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). Kleiner Gletscher,
1 km lang und 400 m breit ; am OSO.-
Hang der Golegghömer in der Kette
zwischen dem Ooer Hasle und Urbach-
thal. Am Weg vom Goleggpass zur Hand-
eck. Auf der Siegfriedkarte nicht ein-
getragen.
GOLEGGHÖRNER (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). Gipfelreihe, in
dem zusammen mit dem Graugrat vom
Hühnerthälihom zum Ritzlihorn (Kette
zwischen Ober Hasle u. Urbachthal) ziehenden Grubengrat.
Wir ergänzen hier die auf der Siegfriedkarte unvollständig
eingetragene Nomenklatur dieses Kammes wie folgt : Gip-
fel und Pässe des Grubengrates im engeren Sinne (30ä,
2977, 3023 m), Grubenpass (etwa 2970 m), Eiskamm des
Süd Golegghoms (3023 m) und des Mittel oder Zentral
Golegghorns (3070 m), Goleggpass (etwa 3030 m), Nord
Golegghorn (3086 m) und endlich die Steinlauenenlücke
(2970 m), die die Grolegffhörner von dem im Graugrat
(s. Auszweigung des Ritzlihorns) stehenden Steinlauenen-
nom (3164 m) trennt. Die drei Golegghömer können von
der im Urbachthal stehenden Gaulihütte des S. A. G. aus
in je 5 Stunden ohne Schwierigkeit erstiegen werden. S.
Jahrbuch des S. A. C. 32, 1896-97.
GOLEGGPASS (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
Etwa 3030 m. Passübergang, zwischen Zentral Golegg-
horn (3070 m) und Nord Golegffhom (3086 m), in der
das Ober Hasle vom Urbachthal trennenden Kette. Ge-
stattet den in 7 Stunden ziemlich leicht zu bewerkstelli-
ffenden Uebergang von der Gaulihütte zur Handeck. Auf
aer SiegfHedkarte unbenannt.
GOLETA (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St. Silves-
ter). Häusergruppe. S. den Art. Golet-
täz.
GOLETENKANAL (Kt. Solothum,
Amtei Baisthal). 485 m. Fabrikkanal,
1500 m lang ; zweigt zwischen Baisthal
und Laupersdorf von der Dünnem ab
und versorgt die Fabrik in der Klus
mit Kraft.
GOLETTA (LA) (Kt. Freiburff, Bez.
Saane, Gem. Grenilles). 720 m. (jrruppe
von 4 Häusern, im Thälchen der Lon-
givue, 800 m s. Grenilles und 8,3 km
so. der Station (;k>ttens der Linie Bern-
Freiburg- Lausanne. 20 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Farvagny le Grand.
Landwirtschaft.
GOLETTA D'AMDE (Kt. Tessin,
Bez. Locarno). 2266 m. Gipfel, in der
Kette zwischen oberem und unterem
Val Onsemone, auf der Landesgrenze
ge^en Italien und genau in der Mitte
zwischen dem Poncione del Rosso (2211
m) und dem Pizzo Medaro (2551 m). N.-
u. S.-Hang felsig und steil. Unmittelbar
w. unter dem (jipfel der Passübergang
der BocchetU di Medaro (2208 m).
GOLETTAZ oder GOLETA (Kt. Freibur^, Bez.
Sense, Gem. St. Silvester). 743 m. Gruppe von 7 Hausem,
am linken Ufer des Aergerenbaches (G^rine); 1,8 km nw.
364
GOL
GOL
St. Silvester und 8 km ssö. Freibure. 39 kathol. Ew. deutr
scher ZuDge. Wiesen- und KartofTelbau, Viehzucht.
GOLBTTB (LA) (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice).
2618 m. Giprel, in aer Kette zwischen Salvan und dem
Thale der Salanfe; auf der Siegfriedkarte so benannt,
von den Bewohnern der Gegend dagegen Petit Perron
Cheissen. Kann von Salvan aus über die Maiensasse von
i Creusaz in 5 Stunden ohne Schwierigkeit erstiegen wei^
den und bietet namentlich gegen die Dent du Midi zu eine
prachtvolle Aussicht. Betr. Etymologie s. den Art. Gueule.
GOLETTE (COL DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 2H97 m. Passubergang, zwischen der Golette
oder dem Petit Perron (261o m) und einem nö. Vorberg
des Luisin, in der Gruppe des Luisin. Verbindet Salvan
und die Maiensässe von La Creusaz mit dem Plateau und
den Hütten von Salanfe. Salvan-Passhöhe 4 Vi* La Creu-
saz-Passhöhe 2 Stunden. Leicht zu begehen, aber wenig
benutzt. Auf der Sieffriedkarte unbenannt.
GOLGRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). Rechts-
seitiges Nebenthal zum Ilftsthal; beginnt am W.-Hang
der Hohmatt in 1900 m, zieht sich mit einigen kleinen
Krümmungen auf eine Lange von 10,5 km in der Rich-
tung nach SW. und öffnet sich bei der Bärau in 700 m
auf das Ilfisthal. Mehrfache Verzweigungen, so z. B. nach
rechts der Mümpbachgraben, nach links der Hellgraben,
Rehbachgraben, Witenbachgraben und Sottach engraben.
Der Thalbach, Gol geheissen. soll seinen Namen nach
dem von ihm geführten Goldsand herleiten. Im obern,
engen Thalabschnitt einige Alpweiden mit Hütten, im
breitern Unterlauf eine Anzahl von Höfen mit zusammen
91 Häusern und 700 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
3 Käsereien.
GOLIET (LAC DU) (Kt. Wallis, Bez. Monthey). 1684
m. Kleiner kreisrunder See, 3 km n. über Morgms les
Bains und durch die Pointe du Corbeau davon getrennt.
Liegt in dem an Frankreich p^renzenden obersten Ab-
schnitt des Val de La Greffaz^ eines gegen das Dorf Vion-
naz hin fliessenden Wildbaches, und links vom Fussweg
von La Nonaz oder Onnaz nach Chätel (in der Vall^
d'Abondance). Ohne sichtbaren Abfluss. Goliet, Deminu-
tiv von Gouille, = kleiner See, Weier, Teich.
GOLINO oder GULINO (Kt. Tessin, Bez. Locamo,
(jrem. Intragna). 270 m. Pfarrdorf, am rechten Ufer der
von zwei schönen Brücken überschrittenen Melezza,
1 km ö. Intragna und 7,5 km nw. vom Bahnhof Lo-
camo. Postablage ; Postwagen nach Locamo. 48 Häuser,
150 kathol, Ew. Acker- und Weinbau, Handel mit Kasta-
nien. Brunnen mit ausgezeichnetem Quell wasser. Sehr
alte Siedelung, mitten in alten Kastanienhainen und Wein-
lauben malerisch gelegen. Pfarrkirche San Giorgio mit
einem** wertvollen Tabernakel aus dem 16. Jahrhundert.
Oolino von Norden.
Beim Dorf schöne Brücke über die von der Melezza vor
ihrem Austritt aus dem Centovalli durchflossene enge
Schlucht.
GOLI88E (LA) (Kt. Waadt, Bez. La Vall4e, Gem. Le
Chenit). 1019 m. Weiler, an der Strasse Le Pont-Le Sen-
tier, am linken Ufer des Lac de Joux und 750 m nö. Le
Sentier. Haltestelle der Linie Vallorbe-Le Pont-Le Bras-
sus. Postablage. 10 Häuser, 82 reform. Ew. Kirchgemeinde
Le Sentier. Uhren-, Rasiermesser- und Grabstichelfabrik.
Fremdenpensionen.
GOLLIAZ (LE GRAND) oder POINTE DES
ANGRONIETTE8 (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3240m
(3238 m auf der italienischen Generalstabskarte). Gipfel,
hinten über dem schweizerischen Val Ferret ; zwischen
den italienischen Thälchen von Belle Combe, Combe des
Bosses und Saint Bernard einerseits und dem schweize-
rischen Thälchen des Ban d'Array andererseits. Zentraler
Gipfel einer kleinen Hochgebirgsmasse, die im NW. vom
Col du Ban d'Array (2695 m) und im 0. vom Gol du Four-
chon (etwa 2700 m) bejgrenzt ist und sich bis zur Grande
Roch^re (3302 m) auf italienischen Boden fortsetzt. Diese
Gruppe bildet emen langen Felskamm, der der Reihe
nach den (schon auf italienischem Boden stehenden)
Petit Golliaz (3230 m), die Aiguille de Belle Combe, den
Mont Tapi^, sowie die Aiguilles d'Anteneva, de Malatra und
und de Bonal^ trägt. Vom Grand Golliaz steigen nach SO.
der kleine (italienische) Glacier des Bosses und nach N.
der Glacier des Angroniettes ab, die über den Col des
Angroniettes (2919 m ; auch Col des Bosses geheissen) mit
einander in Verbindung stehen. Dieser Pass trennt den
Grand Golliaz von der Aiguille de Lesache (3011 m), wäh-
rend zwischen ihm und dem Col du Ban d'Array die
(schweizerische) Pointe de Belle Combe (2870 m) steht.
Der Grand polliaz kann vom Hospiz auf dem Grossen St
Bernhard in 6, oder vom Wirtshaus Le Ferret über den
Col des Angroniettes in 7 Stunden erstiegen werden.
Prachtvolle Aussicht auf den schweizerischen und italie-
nischen Abfall des Mont Blanc Massives, sowie auf die
Grajischen Alpen. Schwierig zugänglich.
GOLLIE (LA) (Kt. Waadt Bez. Lavaux, C^em. Sa-
vigny). 840-900 m. Gemeindefraktion, zwischen dem
Weiler Savigny und dem n. davon gelegenen Bois da
Grand Jorat. Häusergruppen La Grogne, Les Cotes und
La GoUie ; zusammen 38 Häuser, 180 reform. Ew.
GOLLIE (MOULIN DE LA) (Kt. Waadt, Bez. Au-
bonne. Gem. Mollens). 679 m. Mühle, am Veyron und an
der Strasse Llsle-Aubonne ; 1,4 km so. Mollens. 3 Häuser,
12 reform. Ew. Schon 1017 genannte Siedelung, wo nach
einer Urkunde von 1257 ein La Goylies geheissenes
Siechenhaus gestanden haben soll.
GOLLION (Kt. Waadt, Bez Cossonay). 505 m. Gem.
und Dorf, auf dem dem Jura vorgelagerten Plateau, über
dem rechten Ufer der mittleren Venoge, an der Strasse
Morges-Cossonay; 3,3 km s. Cossonay und 2,5 km nw. der
Station Vußlens la Ville der Linie
Neuenburg-Lausanne. Postablage, Tele-
phon : Postwaeen Morees-Cossonay. Ge-
meinde : 87 Häuser, 456 reforro. Ew. ;
Dorf : 46 Häuser, 216 Ew. Kirchee^
meinde Grancy. Gemeinde in 2 Ab-
schnitte ffeteilt, deren w. den Spezial-
namen Mussei trägt. Ackei^ und etwas
Weinbau. An der Venoge Mühlen. Im
Mittelalter Teil der Herrschaft Cosso-
nay ; 1472 als selbständige Herrschaft
davon abgetrennt. Ging in der Folge
der Reihe nach an die Familien Dor-
tans, Chandieu und de Senarclens, Her-
ren von Grancy, über, der sie bis 1796
zu eigen war. Auf dem Chätelard und
Bovex Refugien, von denen ersteres aas
römischen biacksteinen, gehauenen Bau-
steinen und FeuersteingeröUen besteht.
Ein ferneres, mit einem Graben umge-
benes Refugium auf einem Hügel im
Bois de Brichy. 1228 : Gollun ; 1235 : Gol-
lon. Der Name vom französischen goUie
:= Gülle, Jauche herzuleiten.
GOLT8CHENRIED (Kt. Wallis.
Bez. West Raron, Gem. Ferden). 1346
m. Maiensässe mit etwa 10 Hütten, am rechten Ufer der
Lonza und ^300 m oberhalb der Mündung des Faldum-
bachs, 1 km s. Ferden. In der Nachbarschaft hat man
60L
GOM
365
früher einen Graphitgang abgebaut, der zusammen mit
dunkeln (kohlenrührenden ?) Schiefern den krystallinen
Schiefem einlagerte.
GOL^EREN (HINTER und VORDER) (Kt. Uri,
Gem. Silenen). 1400 m. 23 auf eine Länge von 2 km vom
Golzerensee im 0. bis zum Geisslauibach im W. zerstreut
gelegene Häuser, auf der auf einer Terrasse rechts über
dem Maderanerthal gelegenen Golzerenalp, 6 km ö. über
der Station Amstäg der Gotthardbahn. 175 kathol. Ew.
Alpwirtschaft. Fettkäse. Forellenfang im Golzerensee.
GOLZERENSEE (Kt Uri). 1410 m. Kleiner Alpen-
see, auf einer Terrasse rechts über dem Maderanerthal
und 1^/, Stunden nw. über dem Hotel Alpenklub. Kann
auch von Amstäg aus über Bristen, die Tnalbrücke und
Glausen in 'S Stunden erreicht werden. Ueber dem von
ausgezeichneten kleinen Forellen bevölkerten See einer-
seits die von der Bernetsmatt absteigenden Hänge, ande-
rerseits (auf der Seite gegen das Maderanerthal) der
Granitsporn des Geschel (1546 m). Sendet den in zahl-
Golxerensee mit Oberalpstock.
reichen Kaskaden zu Thal stürzenden Seebach zum Kar-
stelenbacb, dem Bach des Maderanerthales. Vom See aus
sehr schöner Blick auf Bristen-, Oberalp- und Dussistock.
Beliebtestes Ausflugsziel der Gäste des Maderanerthales.
Der unmittelbar hinter dem Hotel Alpenklub aufsteigende
Fusspfad ist beschwerlich und nicht Jedermann anzu-
raten, weshalb ihm meist der weitere Weg über die
Bemetsmattalp oder über Bristen vorgezogen wird. Wie
der Oeschinensee, der Klönthalersee oder der Lac Bleu
de Lucel einer der malerischsten alpinen Seen der
Schweiz«
GOMERKINDEN (OBER und UNTER>(Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf, Gem. Hasli). 635 und 690 m. Zwei
Gruppen von zusammen 16 Häusern, im Biglenthal, an
der Strasse Burgdorf- Walkringen; 3,5 km s. Hasli und
1,5 km sw. der Station Schafhausen der elektrischen
Voll bahn Burgdorf-Thun. 111 reform. Ew. Eine Käserei.
894 : Comirichingen. '
GOMMA (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Rechthalten
und St. Urs). 875 m. 10 zerstreut gelegene Häuser, 800 m
nö. Rechthalten (Dirlaret) und 9 km so. Freiburg. 52
kathol. Ew. Kirchgemeinde Rechthalten. Futter- und Kar-
toffelbau, Viehzucht. Gomma und Gommen gleichbedeu-
tend mit CoMBE. S. diesen Art.
GOMMEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald. Gem.
Huttwil). 719 m. Weiler, am N.-Hangdes Gommenknubel
und 2 km sw. der Station Huttwil der Linie Langenthal-
Wolhusen. 16 Häuser, 98 reform. Ew. Eine Käserei.
GOMMENKNUBEL (Kt. Bern, Amtsbez. Trachsel-
wald). 779 m. Anhöhe, zwischen dem Thal der Langeten
und dem Wissachengraben, 2 km sw. Huttwil.
GOMMEN8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Wittenbach). 580 m. Gruppe von 8 Häusern, an der
Strasse St. Gallen-Arbon ; 1,5 km nö. Wittenbach und
2,5 km WSW. der Station Mörswil der Linie St. Gallen-
Rorschach. 52 kathol. Ew. Obstbau, Viehzucht.
GOMMI8WALD (Kt. St. Gallen, Bez. See). 550 bis
1313 m. Gemeinde, am SW.-Hang der das Toggenburg
(Thal der Thur) vom Thal der Linth trennenden Höhen,
vom Gipfel. des Regelstein (1313 m) bis zur Grenze gegen
die Gemeinden Emetswil, Kaltbrunn und Uznach herab-
reichend; von der Strasse Uznach-Ricken-Togffenburg
durchzogen. Höhere Teile bewaldet, unterer Anschnitt
ein fruchtbares Hügelland. Umfasst zahlreiche zerstreut
gelegene Höfe, sowie die Dörfer und Weiler Gauen, Klos-
ter Berg Sion, Schönenbach und Uetliburg. Zusammen
185 Häuser, 1010 kathol. Ew. Kirchgemeinde Gauen. Tele-
phon. Postwagen Uznach-Wattwil. Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft. Stickerei. Im 15. Jahrhundert : Go-
chamswald. Auf einer Anhöhe das Frauenkloster Berg
Sion mit sehr schöner Aussicht, wie man sie übrigens
auch noch von zahlreichen anderen Stellen der Gemeinde
aus geniesst.
GOM 8, französisch Conches. Be-
zirk des Kantons Wallis.
Fläche 52870 ha. Umfasst fol-
gende 21 Gremeinden : Aer-
nen, Ausserbinn, Bellwald,
Biei,Binn, Blitzingen, Fiesch,
Fiescherlhal , Gesehenen ,
Gluringen, Lax, Mühlibach,
Münster, Niederwald, Ober-
gestelen, Oberwald, ^Reckingen, Ritzin-
gen, Selkingen, Steinhaus und Ulri-
chen. Grenzt im N. an den Kanton
Bern, im 0. an die Kantone Uri und
Tessin, im S. an Italien und im W. an
den Bezirk Ost Raron. Umfasst den
obersten Abschnitt des Rhpnethales und
wird von der Rhone von ihrem Austritt
aus dem Rhonegletscher (1800 m) bis
zur Einmündung der Binna (880 m)
durchflössen. Vom Gletscher an er-
weitert sich das Thjal iti dem Masse, als
der hier noch l>esclieidene Quell lauf der
Rhone die Schmelzwasser der beider-
seitigen Gletscher aufoimmt. Grösste
L:inge des Thaies Goms vom Damma<«tock
bis zur Mündung der Binna 40 km,
grösste Breite zwischen den Fiescher^
hörnern u. dem Grampielhorn 27 km. Von den unzählba-
ren Wasserarmen, die der Rhone auf diesem ersten Ab-
schnitt ihres Laufes zugehen, sollen folgende genannt wer^
den: von links der Gerenbach oder Etme (der Abfluss des
Gletschergebietes am Pizzo Rotondo), die Egine oder der
Eginenbach (vom Brodelhorn u. Griesgletscher her), der
gegenüber Reckingen mündende Blindenbach, der aus
dem Rappenthal kommende Mühlibach und endlich die das
wilde und einsame Binnenthal entwässernde Binna ; von
rechts, als einziger nennenswerter Zutluss, der Fiescher-
bach. In physischer Hinsicht kann das oberste Rhonethal
in zwei grössere Abschnitte zerlegt werden, nämlich in
die Strecke Oberwald (1370 m)-Niederwald (1255 m) mit
17 km und in die Strecke Niederwald-Mündung der Binna
mit 9,5 km Länge. Das erstgenannte dieser Thalbecken
zeigt sich im Sommer als eine einzige ungeheuer grosse
Wiese, der zwar die Obstbäume fehlen, die aber dafür
mit einer Masse von Blumen durchwirkt ist. Es folgen
sich hier längs der rechts der Rhone hinziehenden Strasse
in langer Reihe Dörfer und Weiler, die beinahe alle in
ihrem äusseren Ansehen einander völlig gleichen. Der
Fluss selbst schäumt durch Wiesen und windet sich in
Schlangenlinien um die vielen Schuttkegel herum, die
von den beide Seitengehängie zerfressenden Nebenbächen
angeschwemmt worden sind. An den günstigsten Lagen
des rechtsseitigen Thalgehänges kleben hier und da noch
einige Roggenacker, die aber kaum vor September ihren
Ertrag geben, während das steilere linksseitige Gehänge
als bewaldete und von wilden Runsen zerschnittene Mauer
bis nahe an den Flusslauf herantritt. Diese ganze weite
grüne Muschel (conque) bietet dem Auge mit ihrem gleich-
massig ebenen Boden und ihrer Fülle von Dörfchen mit
schön gebräunten Holzhäusern einen der erquickendsten
866
GOM
GOM
Ruhepunkte, die roan im Herzen unserer Alpen antreffen
kann. Von Blitzingen an beginnt der Fluss, sich tiefer
und tiefer einzuschneiden, um unter Niederwald don-
nernd in die tiefe Schlucht zu treten, die er erst nach der
Aufnahme der an Wasserführung mit ihm rivalisierenden
Massa wieder verläsat. Jetzt erscheinen auch am linken
Rhoneufer |Siedelunglsn : das den obern Eingang in die
: 250 000
auf sein altertümliches Gepräge als auch auf die in seinen
Häusern herrschende i>einliche Sauberkeit, die vorteilhaft
gegen den vernachlässigten Zustand der Wohnstätten in
ffewissen anderen, weniger abgelegenen Gebieten des
Kantons absticht. Die immer am rechten Ufer der Rhone
sich haltende Poststrasse durchzieht Niederwald, lässt
Bellwald und Fürgangen hoch oben rechts liegen und er-
reicht Fiesch,
GnSchreckhoi
Darhmastock
\3e31*
Galenstock
Besirk und Thalschaft Qoms.
Schlucht hütende Bödmen, das in wildem Winkel sich
bergende Steinhaus, das am brausenden Wildbach glei-
chen Namens stehendle Mühlibach und endlich, stolz auf
dem Steilufer thronend, das prächtige und blühende Dorf
Aemen, ehemalicer Bezirkshauptort, mit seiner reich aus-
gestatteten Kircne, seinen alten Galgen und seinen mit
Fresken verzierten Holzhäusern. Aemen ist das bemer-
kenswerteste Dorf des ganzen Bezirkes sowohl mit Bezug
.Guklannen / nS^ x__/- das eigentliche
Exkursions-
zentrum für
den untern Ab-
schnitt des
Gomserthales,
von wo aas
man ein völli-
ges Gewirre
von Thälern d.
Schluchten vor
sich sieht. Bald
erreicht man
Lax, die letzte
Gemeinde des
Bezirkes , und
das auf einem
FelsvorspruDg
(Deischoerg,
Mons Dei) ste-
hende Teisch.
Hier unten ist
die Pflanzen-
welt schon ab-
wechslunprei-
cher; bei den
Dörfern er-
scheinen all-
mählig Obst-,
besonders
Kirschbäume,
und Gartenbau
und Bienen-
zucht erheben
sich zu einiger
Bedeutung. Hit
seinen 8 Ew.
auf einen km^
ist der Bezirk
Goms der die
kleinste Bevöl-
kern ngsdich-
tigkeit aufwei-
sende Bezirk
des Kantons.
Die Bevölke-
rungszahl be-
trug im Jahr
188» 4192, im
Jahr 19ü0 4904
und ist nahezu
gleich der Zahl
der Einwohner
der einzigen
Unterwalliser
Gemeinde Ba-
nnes (4127 Ew.).
/23 Häuser, 973
kathol. Haus-
haltungen
MB c"l^^"^^h^i' 2i^^'
Trjte^ir^ge. Die Quer-
^ thäler im Be-
zirk Goms sind
im Allgemeinen zu klein, zu steil, oder zu hoch ge-
legen, als dass sie das ganze Jahr hindurch ständij;
bewohnt werden könnten. Neben dem einen ganz klei-
nen Weiler bergenden Gerenthal sind einzig die an
der untern Grenze des Bezirkes eingeschnittenen beiden
Thäler von Fiesch und Binn auch im VVinter noch bewohn-
bar. Die beinahe ausschliessliche Erwerbsquelle der Gomser
bilden Viehzucht und Milchwirtschaft, und es ist vielleicht
GOM
GOM
867
diesem Umstand zuzuschreiben, dass hier der rationelle
Betrieb der damit zusammenhängenden landwirtschaft-
lichen Arbeiten besser verstanden wird, als in vielen an-
deren Gegenden des Kantons. Die von den Alpweiden des
Goms herstammenden kleinen Fettkäse sind die am vor-
züglichsten bearbeiteten und die geschätztesten des gan-
zen Kantons Wallis; sie werden besonders ^ern für die
Hersteilung der sog. räclette, einer namentlich in Sitten
mit Vorliebe hercestellten Art von Käsekuchen verwendet.
Früher war es, Besonders im Binnen- und Fiescherthal,
Sitte, einzelne dieser Käse als wahre Familienandenken
lange Jahre hindurch aufzubewahren. Mehrere solcher
Muster, von denen einige aus dem 17. Jahrhundert
stammten und das älteste, bis zum Jahr 1600 zurückrei-
chende heute noch im Gemeindehaus zu Fiesch gezeigt
wird, waren z. B. auf der 1871 zu Sitten veranstalteten
landwirtschaftlichen Ausstellung zu sehen.
Der Bezirk Goms lieferte einst für die landwirtschaft-
lichen Arbeiten in den zentralen Walliser Bezirken (Si-
ders, Sitten und Conthey) zahlreiche Arbeitskräfte; jetzt
hat diese periodische Auswanderung schon längst aufge-
hört, doch besteht in Brämis gegenüber Sitten als Anden-
ken aü diese Zeit immer noch eine wirkliche Gomser-
kolonie. Heute verdingt sich die Gomser Juoffmannschaft
im Sommer in die Gasthöfe des eigenen Lanaes, im Win-
ter in diejenigen der Riviera und des französischen Mittel-
meerufers. Vieles zur Hebung des Goms hat namentlich
auch die Eröffnung der Furkastrasse beigetragen. Alpine
Soraroerkurorte und Fremdenstationen sind fFiesch,
Gletsch, Binn und Münster.
Die Viehstatistik ergibt folffende Resultate :
- 1886
1896
. 1901
Hornvieh
4557
4616
4720
Pferde
96
72
89
Schweine
791
892
806
Ziegen
1932
2693
2317
Schafe
3783
4314
3854
Maultiere
—
—
1
Esel
—
— .
6
Bienenstöcke
251
339
285
In dem an seltenen Mineralien reichen Binnen thal be-
stand einst ein Schmelzwerk. Das Fiescherthal ist bekannt
durch seine vielen schönen Bergkrystalie.
Zwei Aipenstrassen und zahlreiche PassübergSnge ver-
binden das Goms mit den Nachbariandschaften. Die bei-
den Strassen fuhren über die am N.- und O.-Ende des
Bezirkes gelegenen Pässe der Grimsel (2164 m) und Furka
(2436 m) ins Bemer Haslethal einerseits und ins Reuss-
uDd Vorderrheinthal andererseits. Der Nufenen- und
Griespass, beide einst stark begangen, leiten durch das
Eginenthal ins Tessiner Bedrettothal bezw. nach den
Italien. Thälem von Formazza und Antigorio. Ueber den
Albrunpass steht das Goms durch das Binnenthal eben-
falls mit dem Antigoriothal und Domo d'Ossola in Ver-
bindung. Diese 3 letztgenannten Pässe sind für Lasttiere
gangbar.
Die Rolle, die die Landschaft Goms in der Geschichte
des Wallis gespielt hat, ist bedeutender als die irgend
eines anderen Bezirkes. Die Gomser betrachten sich mit
Stolz als die Hüter der politischen Unabhängigkeit und
des katholischen Glaubens des Wallis, was ihr Widerstand
gegen die Einführung der Reformation und ihr zäher
Kampf gegen die französische Invasion zu einem grossen
Teil rechtfertigt. In der That war das im obem Winkel
zwischen den zwei das schweizerische Rhonebecken beglei-
tenden Hochgebirffsketten geschätzt gelegene und thalaus-
wärts gegen Brig durch die wilden Schluchten des Deisch-
beives verteidigte Goms schon von der Natur zum letzten
Bollwerk der durch eine Invasion bedrohten Freiheit be-
stimmt. Die mit den Urkantonen verbündeten Gomser hat^
teu ausserdem noch genügenden Einfluss, um die einst für
kurze Zeit im Rhonethal bis Brig hinauf verbreiteten Leh-
ren der Reformation im ganzen Kantonsgebiet wieder zu
vernichten. Und nicht zuletzt fallt den Gomsem auch ein
wesentliches Verdienstanden beiden Siegen von Ulrichen
zu, die im zeitlichen Abstand von einem Jahrhundert den
ins Land eingefallenen, aber hier zu Stücken gehauenen
Bernem für immer das Gelüste nahmen, sich die Be-
wohner des Rhonethaies zu unterwerfen. Goms ist die
Heimat der bedeutendsten und geschicktesten Staats-
männer des Wallis gewesen, so des Kardinales Matthäus
Schlnner und des BischofiB Walter Supersaxo, der die Sa-
voyarden endgiltig aus dem Rhonethal veriagt hat. Gomser
waren auch der Senn Thomas Riedi und Minichow, die
beiden Helden von Ulrichen. Daneben kann sich das Goms
noch einer Reihe von auf anderen Gebieten berühmten
Persönlichkeiten rühmen : ihm gehört die Familie Ritz
an, der mehrere Maler und der Pfarrer entsprossen sind,
der dem Pfarrhaus und der Kirche zu Münster die von
seiner Hand t>emerkenswert schön geschnitzten Holzturen
und -möbel hinterlassen hat ; ferner der Kanonikus We-
ser, Erzieher des Kaisers Josef IL, der Dichter lateinischer
Lieder Josef Dinner und endlich auch ein Zweiff des Ge-
schlechtes von Riedmatten, aus dem fünf Bischöfe von
Sitten hervorgegangen sind.
Obwohl das Goms für einen der ältesten Besitze des
bischöflichen Stuhles von Sitten gilt, vollzog sich doch
die Einigung der Landschaft zu einem geschlossenen
Staatswesen nur langsam. Man findet hier noch bis ins
18. Jahrhundert hinein Ueberreste von einer Reihe von
ganz kleinen Gerichtshoheiten, die alle mehr oder weniger
vom Minorat Aernen abhängig waren. So besass z. B. das
heute beinahe unbewohnte Gerenthal bis zur französischen
Revolution seinen eigenen Ammann, Galgen und Gericht.
Vor der Einrichtung der Selbstverwaltung der einzelnen
Gemeinden waren auch alle im Becken von Goms sitzen-
den Statthalter des bischöflichen Stuhles dem Majorat
Aernen Untertan, so dass dieses Dorf der erste Hauptort
des Goms wurde, in welche Würde es sich dann vom
14. Jahrhundert an mit Münster teilen musste. Die Jetzigen
Gemeinden Gluringen, Reckingen, ftel und Blitzingen
bildeten zusammen lange Zeit die sog. Landgrafschaft,
die den seit 1290 in einer heute zerstörten Burg zu Biel
sitzenden und den Grafentitel führenden Vitztumen zu
eigen war.
Die Bewohner des Goms kauften sich in der Folge nach
und nach von den meisten feudalen Verpflichtungen los,
die seit 1374 nur noch in ffanz unbedeutendem Masse auf
ihnen lasteten. Um dieselbe Zeit benutzten die Gomser
die zahlreichen Verlegenheiten und Unglücksfalle, die die
Vitztume Edeln von Blandrate Schlag ^uf Schlag trafen,
um diese Familie aus dem Lande zu verjagen. Die dem
Zehnten Goms zustehende eigene Verfassung blieb bis zu
Ende des alten Regime die denkbarst demokratische, in-
dem die Gomser, gestutzt auf ihre alten Beziehungen zu
den Waldstätten und auf einen mit Johannes von Atting-
hausen in Uri geschlossenen Bund, sich als oberste Be-
hörden ihre eigenen Ammänner (|aben und, im Gegensatz
zu den anderen Zehnten, auch ihre eignen Abgeordne-
ten in die Tagsatzunff sandten. Das SUminrecht konnte
damals noch vom 14. Altersjahr an ausgeübt werden.
Nach dem Geschichtschreiber Boccard soll der Zehnten
Goms, der in den Urkunden ursprünglich a Monte Dei
superius geheissen wird, seinen jetzigen Namen im 14.
Jahrhundert erhalten haben, wonach die französische
Form Conches älter wäi*e als die deutsche Gombs oder
Goms und die erst nachträglich daraus abgeleitete latei-
nische Bezeichnung Gomesia. Ferner stellte Zimmerli fest,
dass Conches zuerst der Name des Dorfes Münster, der
damals einzigen Kirchgemeinde oberhalb Aernen, gewe-
sen sei ; 1322 : curatus de Conches, 1332: curatus de Mo-
nasterio. Obwohl Gremaud die urkundlichen Formen
apud Gomes (1272) und ecclesia de Conches (1285) gefun-
den hat, scheint es doch festzustehen, dass die damals
vorherrschend gebräuchliche französische Form des Na-
mens von der natürlichen Beschaffenheit des obersten
Thalbeckens herzuleiten sei, das in der Tat einer sog.
contze gleicht, mit welchem Ausdruck der Unterwalliser
Dialekt einen Brunnentrog oder eine Brunnenstube zu
bezeichnen pflegt. Ein Blick auf die Gebend, in deren
Mitte Münster liegt, genüj^, um uns wirklich das Bild
eines weiten muschelförmigen Beckens (conque, concha)
zu geben. 1211 : Gomesianum.
Wie ein grosser Teil des Wallis überhaupt, ist auch
das Goms von einer brachycephalen Urbevölkerung be-
siedelt worden und zwar ist dies wahrscheinlich zu Ende
der neolithischen oder zu Beginn der Bronzezeit gesche-
hen. Die in den verschiedenen Beinhäusern des Thaies
befindlichen Schädel sind von Dr. Eugen Pittard, dem
man alle anthropologischen Studien über das Wallis
368
GON
GON
verdankt, genau untersucht und von ihm der Völker-
gruppe der Kelten oder Alpenkelten zugeschrieben
wonlen. [L. Colrtuion.]
Flora, Obwohl die Flora des Gomserthales eine ver-
hältnismässig arme ist, weist sie doch einen sehr interes-
santen Charakter auf. Mehrere der hiesigen Arten finden
sich im übriffen Wallis überhaupt nicht oder doch nur
sehr selten. Als dem doms eigentumliche Arten kann luan
neben der an den tieferen Gehängen überaus häufigen
Ro9a uriensU und dem nach der Thalschaft benannten
Hiemcium gombense noch nennen: Viola persicifolia
var, elalior, Drosera anglica, Spergula anglica, Oroban-
cfie maior^ Polamogeton praelongus; Carex aterrima
var, Wolfii^ C, Zahnii und C. favrati. Die Salix phyli-
cifolia findet sich einzig im obersten Becken von Mün-
ster bis Gletsch, und auch mehrere Habichtskräuter sind
vollständiff auf das Goms beschränkt oder steigen wenig-
stens nicht tiefer als bis Brig hinab, so z. B. Bieracium
Jordani, H, raeticum^ H. atraturriy H, Bocconei, H. in-
tybaceum. U. picroides, U, praeruptorum und H, maci-
lentum. Andere im übrigen Wallis nur sehr vereinzelt
anzutreffende Arten kommen im Goms häufig vor, so u. a.
Salix daphnoideiy Pruntu padua var. jpelraea, Sper-
^^ttlaria catnpestris, Nasturttum nyrenatcum, Erigeron
tfUermediuSf Gentiana oblusifolta, Soldanella ptuUlay
Armeria alpinay Carex Laaperi^ Koeleria hir$tUa, Poly-
gonutn alpinum, eine am bimplon sich findende seltene
Art, ist in den Wiesen zwischen Reckingen und Ober
Gestelen ein häufiger Gast, wo es zusammen mit Cirsium
rivularCf C. heterophyllum und Phyteuma Halleri sich
entfaltet. An trockenen Hängen sind häufig Peucedanuni
oreoselinum, LaserpHium panax^ Stachys recta.
Die Flora der hoher gelegenen Gebiete ist entschieden
arm und von einer trostlosen Einförmigkeit, mit Aus-
nahme allerding» des Münsterthaies, das noch folgende
Arten besitzt: Campanula excisa, Primula longißora^
Phaca alpina und Ph. frigida, Saxifraga cotylecUm, An-
drosace xmbricala. Der grösste Teil der alpinen Arten
der Pennlnischen Alpen fehlt hier, gleich den für die
Kalkalpen bezeichnenden Formen, denen der hier vor-
wiegend granitische Boden nicht zusagt. Der Floren-
reichtum erscheint erst wieder an der Grimsel, Furka,
dem Gries- und Nufen^npass, wo günstigere klimatische
Faktoren und abwechslungsreichere geologische Beschaf-
fenheit des Untergrundes ins Spiel treten.
Trotz dem rein alpinen Charakter des Gomserthales
besitzen doch die wärmsten der tiefer gelegenen Stand-
orte noch mehrere dem untern Rhonethal eigenen Arten,
von denen wir auf Grund des von H. Jaccard aufgestellten
Calalogue de la flore valaisanne (auf den wir für nähere
Einzelheilen hiermit verweisen) olos folgende ö. Blitzin-
gen bis Münster und Oberwald beobachtete Formen auf-
zählen wollen: Neslea paniculata, Holosteum umbellar
tunif Malva neglecta, Geranium rolundifolium, Prunus
cerasua und Pr. mahaleb; Potentilla rupeslriSj P. Gau-
dini und P. verna; Rosa rubiginosa und R, graveolens,
Scleranthus coUintis, Seduni maximuni und 6\ purpur-
eum, Saxifraga tridacliflites, Bunium bulbocaslanum,
Aethusa cynapiumj Tortlis anthriscus^ Sherardia arven-
sis, Galium Vaillanliif Artemisia ahsinthium und A.
campeslris; Achillea tomentosa^ A, nobilis und A. sela-
cea; Hieracium. Pelelerianum, H, lardans und H.puU
monarioides ; Convolvulus arvensis^ Myosotis arenaria,
Veronica agrestis und V. verna, Chenopodium bolrys
und Ck, vulvaria, Polycnemum arvense und P. officinaie^
Carex nitida, Agrostis spica venli, Koeleria valesiaca
und K. crislata var. gractlis, Melica ciliata, Fesluca va-
lesiaca. Alle diese über 1900 m Höhe gedeihenden Arten
beweisen uns, dass der mildernde Einfluss des Klimas
der untern Gebiete an der Rhone sich bis zu oberst ins enge
Gomserthal hinauf fühlbar macht. [Fror. ür. Paul Jaccaru.]
GOND (MONT) oder POINTE DE FLORE (Kt.
Wallis, Bez. Conthey). 2701 m. Hauptgipfel der Kette
zwischen den Thälern der der Rhone von rechts zutlies-
senden Lizeme und Morge ; steigt als gewaltige Felsmasse
sw. über dem Col de la Croix de Trente Pas (2350 m) und
n. über dem Col des l^ontanelles (etwa 2130 m) auf. Wird
sehr selten bestiegen. Vom Lac de Derborence aus in 5
oder vom Gasthof Sanetsch aus über den Qol de la Croix
de Trente Pas in 3 Stunden zugänglich. Nahe dem Gip-
felpunkt eine mächtige Höhle (barme), La Chambre ge-
heissen. Prächtige Aussicht auf die Walliser Alpen, der-
jenigen vom Zantleurongletscher gleich. Der Gipfel besteht
aus Malmkalk, der am W.-Hang eine grosse Neooomfialie
überlagert.
GOND (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Martinach u. Con-
they). 2069 m. Felsgrat, zwischen dem Col des Larges
Baisses (etwa 2420 m) und dem Col des Cbamps Ferrex
(etwa 2560 m), in dem vom Mont Gel^ oder der Becca de
la Grande Joum^ (3028 m; nach N. auszweigeoden
Kamm und zwischen den linksseitigen Nebenuiälem
zur Rhone Nendaz und Is^rables. W. über den Alpweiden
Siviez und Tortin und ö. über der von zahlreichen Han-
sen zerschnittenen Alpe de Rosey. Kann von Mrables aas
in 5 oder von der Alpe de Tortin aus in 1 Vt Stunden
leicht erstiegen werden.
GONDA oder GANDA (Kt. Graubänden, Bex. Ina,
Kreis Obtasna, Gem. Lavin). 1500 m. Ehemaliger Weiler
im Unter Engadin, an der Strasse Lavin-Guarda. Heute
stehen davon nur noch einige wenige, von Gestrüpp über-
wucherte Mauerreste. Nach einer von Dr. Carl Cameniseh
aufgefundenen Notiz sind hier 1573 9 Häuser durch Fen^
zerstört worden. Der Weiler war schon in der Mitte des
18. Jahrhunderts verschwunden.
GONDA (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrh^n. Kreb
Oisentis, Gem. Tavetsch). 1470 m. Weiler, im Val Drao,
50U m nw. Sedrun und 39 km wsw. Hanz. 18 Häuser, 90
kathol. Ew. romanischer Zunge. Alpwirtschafl.
GONDA8 (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2880-
1469 m. Wenig ausgeprägtes • und unbewohntes kleines
Thal, ohne Alpweiden und weglos; steigt vom Munt della
Baseglia (in der Gruppe des Piz Nuna) nach W. ab und
mündet 1 km n. Zernez ins Unter Engadin aus. Der
grosse Schuttkegel des Thalbaches hat den Inn an die n.
Thalseite gedrängt und zur Bildung eines weiten halb-
kreisförmigen Bogens gezwungen.
GONDI8WIL (Kt. Bern. Amtsbez. Aarwangen). 648
m. Gem. und Dorf, auf einer vom Rotbach durchfiossenen
Hochfläche, an der Strasse Melchnau-Hüswil und 4 km
nw. der Station Hüswil der Linie Langenthal-Wolhusen.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Hüqwil und Melctinau. Gememde, mit Brüggenweid,
Hünigen, Küfer, Rütmatt, Schwendi und Staldersbo-
ser: 140 Häuser, 1006 reform. Ew.; Dorf: 25 Häuser,
22^ Ew. In kirchlicher Hinsicht Filiale von Melch-
nau. Landwirtschaft. Eine Käserei. 872: Gundoltes-
wilare. Einst eigene kleine Gerichtshoheit, die zusammen
mit dem übrigen Besitz von Rudolf von Luteman 1480
von Bern erworben wurde.
GONDO (Kt. Wallis, Bez. Brig). Gem. und Weiler,
jene deutsch Zwischbergen, dieser Rüden geheissen ; nahe
der Landesgrenze gegen Italien, an der Simplonstrasse
und zu beiden Seiten der Diveria, auf 3 Seiten von Italien
umschlossen. Die Gemeinde liegt im Zwischbergenthal oder
Yal Varia, erstreckt sich am rechten Ufer der Diveria län^
der Gondoschlucht bis zum La(]uinbach, am linken Ufer bis
zum Alpienbach und steigt mit den Alpweiden Alpien und
Alpienrung bis an den Monte Leone hmauf. Wird von der
internationalen Verkehrsader der Simplonstrasse durch-
zogen und steht mit den benachbarten Thalschaften durch
den nach Almagell und Saas führenden Zwischbergenpass
(3272 m), den ins Antronathal leitenden Andollapass (24»m)
und Businpass (2501 m) und den über ßognanco nach Domo
d'Ossola führenden Pontimiapass (2393 m) und Munchera-
pass (2117 m) in Verbindung. Nach N. endlich selangt
man über den Passo Fn6 (2877 m) zum Piano d Avino.
Zwischbergen und Algaby (oder Gsteig) stehen durch einen
das Furggethal durchziehenden Weg miteinander in Ver-
bindung. Die vom Camozellhorn quer über das Thal der
Diveria zum Monte Camera ziehende schweizerisch-ita-
lienische Grenze bedarf, besonders auf den Alpen Alpien-
rung und Vallescia, notwendig einer neuen Begehung und
FesUegung. Die Gemeinde Gondo oder Zwischbergen zählt
in 23 Häusern 131 kathol. Ew. deutscher Zunge. Etwa 40
der Einwohner sitzen im Dorf Gondo, während die übri-
gen sich auf das hochgelegene Zwischbergenthal (Val
Varia) verteilen, wo sie sich im Weiler Zwischbergen
(1983 m) und in den rechts vom Auszug des Thaies ste-
henden HäuserfiTuppen Furgge und Biel angesiedelt haben.
Trotz seiner bescheidenen Bevölkerungsziffer hat das
60N
GON
369
Dorf Gondo (868 m) durch seine strategisch wichtice Lage
mitten zwischen aen wildesten Engpässen des Simplon
Gondo von Südosten.
eine gewisse Bedeutung erlang. Dieses lokale Ueber-
wiegen des Dorfes über die übrigen Teile der ausffedehn-
ten, aber schwach bevölkerten Gemeinde hat den Na-
men Gondo zum vorwiegend (j^ebräuch liehen gemacht,
80 dass er jetzt meist auch s^uf die ganze Gemeinde über-
tragen wird. Der deutsche Name hat sich eigentlich nur
Docn zur Bezeichnung des gegenüber dem Dorf Gondo
ausmündenden Z wisch bergenthales erhalten. Postablage,
Telegraph ; Postwagen über den Simplon (Bri^-Domo
d'Ossola). Hauptzollamt. Eigene Kirchgemeinde, die lange
Zeit zum Bistum Novara gehörte und erst um 1815 dem
Bistum Sitten angegliedert worden ist. Das an eine tief-
dunkle Felswand sich anlehnende und mitten zwischen
tiefen Schluchten und schäumenden Wildbächen stehende
Gondo besteht aus nur wenigen Häusern, die sich um
einen am rechten Ufer der Diveria stehenden hohen viei^
eckigen Turm schaaren. Dieser 7 Stockwerke umfassende
und 1650 von Kaspar Stockalper als Zufluchtsstätte für
die hier Durchreisenden erbaute Turm bildet heute einen
Teil eines Gasthauses mit Verkaufsmagazin, macht aber
eher den Eindruck eines Gefängnisses als den einer gast-
lichen Wohnstätte. Vor dem Bau der neuen Strasse wur-
den alle Waaren auf Maultieren über den Simplon ge-
führt so dass es bei schlechtem Wetter oft vorkam, dass
Hunderte von Lasttieren mehrere Tage lang im Wirts-
haus von Gondo auf den Weitermarsch warten mussten.
Steigt man von der Simplonpasshöhe nach S. ab, so ffe-
langt man durch die Gallerie von Älgaby zunächst in die
1814 befestigte Gondoschlucht u. erreicht etwas weiterhin
die so^. alte Kaserne, ein einst zur Kaserne bestimmtes,
aber nie von Truppen bezogenes und heute zur Ruine ge-
wordenes Gebäude. Nahe dabei befindet sich eine Kalk-
brennerei, die eine kaikführende Schicht ausbeutet. Es
ist dies dieselbe unmittelbar den mächtigen Bänken von
Antigoriogneis auflagernde Schicht, die in dem einige
km weiter ö. durchziehenden Simplontunnel die starken
Wasserergüsse verursacht hat. Der Pass verengert sich
neuerdings und wird beiderseits von derart mächtig hohen
und steilen Felswänden begleitet, dass er zu einer der
wildesten Schluchten der Alpen wird. Die Strasse geht
an das rechte Ufer hinüber und kehrt bei dem Casermatta
genannten und von einem Wegknecht bewohnten Haus
wieder auf das linke Ufer zurück. Es ist dies die ein-
zige bewohnte Stätte in der ganzen Schlucht. Wenige
Schritte weiter überschreitet man den Alpienbach,
der vom Aljpiengletscher herkommt und sich in einer
Reihe von Fällen zu Thal stürzt, um hier von links in
die Diveria zu münden. Gegenüber der Mündung Spuren
eines alten Weges und alter Verschanzungen. Etwa tiefer
treffen wir nahe einer Strassenschlinge unter einer unee-
heuern, einheitlichen Felswand von 500 m Höhe eine Na-
turbrücke, gebildet durch einen in die Schlucht herunter-
gefallenen und eingeklemmten Felsblock. Kurz vor dem
Dorf Gondo zweigt von der Simplonstrasse mit einer
Brücke über die Diveria der Weg ins Zwischbei^enthal ab.
Am Eingang in dieses finden sich die colaführenden
Schichten, die vor etwa einem Dutzend Jahren der Bil-
dung der Aktiengesellschaft der «Mines d'or d'Helv^tie»
riefen, deren ganze weitschichti^en Einrichtungen und
Bauten heute wieder verlassen sind. Hier sollen schon
die Salasser Gold gewonnen haben. Nachdem das Berg-
werk bereits zur Römerzeit in Betrieb gestanden hatte,
kam es für lange Jahre an die Familie Stockalper und
wurde bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts abge-
baut. 1820 zahlte es dem Staate noch eine jährliche Steuer
von 135 Franken ; damals befanden sich hier Einrich-
tungen zum Waschen und Sortieren des Erzes, dessen
Goldgehalt durch das Quecksilberverfahren extrahiert
wurde. Seit 1892 hat dann eine französische Gesellschaft
den Betrieb mit Aufwendung von beträchtlichen Kapita-
lien neuerdings aufgenommen und Pochwerke, Maschinen
zum Zerstossen und Sondern des Erzes und zu seiner Be-
handlung mit Quecksilber, sowie auch ein Wasser- und
Elektrizitätswerk aufj^estellt und eingerichtet. Das Berg-
werk selbst wurde wieder in guten Zustand gesetzt, man
setzte DruckluflrGesteinsbohrmaschinen mit elektrischer
Transmission in Betrieb und verband die verschiedenen
Stollen mit den Fabrikanlagen durch eine elektrisch be-
triebene Förderbahn. Seit 1898 hat aber auch diese «So-
ci^t^ des mines d'or de THelv^tie)» ihre Tätigkeit einstellen
und ihre Fabriken schliessen müssen, da alle Versuche,
die unter der Gamozellalp (1580 m) liegenden Goldgänse in
tieferem Niveau anzuscnneiden, fehlgeschlagen haoen.
Das Muttergestein des Goldes von Gondo ist an Quarz ge-
bundener P^rit, in welchen das Metall in sehr feiner Ver-
teilung (30-äO gr auf eine Tonne Pochmasse) eingesprengt
ist. Die 4n5 Quarz- und Pvrit^änge stehen beinahe senk-
recht aufgerichtet und schneiden den Antigoriogneis in
der Richtung NW.-SO.
GONDOSCHLUCHT (Kt. Wallis, Bez. Brig). Fels-
schlucht. S. den Art. Gondo.
GONEL1.E8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem.
Corseaux). 384 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Kreu-
zung der Strassen Vevey-Lausanne und Vevey-Moudon und
2,3 km wnw. der Station Vevey der Simplonbahn. 35
reform. Ew. Kirchgemeinde Corsier. Hier hegen die dem
Spital zu Vevey eigenen Weinberge.
GONTEN, GUNTEN, GLÜHTEN, GUMPEH.
Ortsnamen der deutschen Schweiz ; bezeichnen ursprung-
lich ein tief gelegenes und wohl auch sumpfiges Stück
Land an einem Bach, Fluss oder kleinen See und werden
auch zur Benennung eines kleinen Wasserlaufes oder
Tümpels und Weiers selbst gebraucht.
GONTEN (Kt. Appenzell I. Rh.). 906 m. Gem. und
Pfarrdorf, im noch gelegenen Läncsthal zwischen dem
Kronberg im S. und der Hundwiler Höhe im N., an
der Strasse Appenzell -Urnäsch und 5 km w. Appen-
zell. 3 Stationen der Appenzellerbahn (Winkeln-He-
risau- Appenzell): Jakobsbad, Gonten, Gontenbad. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit den Wei-
lern Stechlenegg, Hinterkau und Rapisau : 265 Häuser,
1594 kathol. Ew.; Dorf : 44 Häuser, 250 Ew. Wiesen-
bau, Alpwirtschaft, Viehzucht und -handel, Holzhandel.
3 Sägen. Hand- und Maschinenstickerei. Fremdenindu-
strie. Kirche vor kurzem restauriert, neues Schulhaus.
Heilbäder Gontenbad u. Jakobsbad. Geschlossenes Frauen-
kloster (zu Leiden Christi) des dritten Ordens reformierter
Franziskanerinnen (Kapuzinerinnen), zu Beginn des 19.
Jahrhunderts gegründet, der Oberiil des Klosters Won-
nenstein unterstellt und von einer Subpriorin geleitet.
Am N.-Hang des Kronberges in idvllischer Lage
kleine St. Jakobskapelle. In der Thalsohle ö. vom Dorf
ein grosses, in botanischer Hinsicht sehr reiches Torfmoor
mit Drosera rotundifolia und D. intermedia^ StellaHa
uliginosa, Comarum paltistrey Sedum villosuniy Oxy~
OEOOR. tEX. 68 — u — 24
370
60N
60N
coccus paltutris, Sweertia perenniSy Andromeda polifolia,
ScUixauritaj verschiedenen Arten vonJCarea:, Eriopharum
Gont«n von SQdoslen.
etc. Prof. Früh in Zürich hat hier auch den Dopplerit, die
konzentrierteste Form des Torfes, gefunden, im w. Ab-
schnitt des Thaies saftige Wiesen. An seinem Ende ver^
engert sich das Thal zu einem vom Kronbach (gebildet
aus Weissbach und Schwarzbach; Zufluss zur Urnäsch)
durchüossenen Tobel. Die Wasser des ö. Gemeindeab-
schnittes gehen zur Sitter. Von Gonten ist seiner Zeit die
Bewegung der Gegenreformation im Kanton Appenzell LR.
ausgegangen, indem hier zuerst die Messe wieder herge-
stellt und eine grosse Prozession nach Appenzell zur
Wiederaufrichtung des alten Glaubens veranstaltet ward.
Eine jährliche Prozession erinnert heute noch daran.
Im 18. Jahrhundert waren die Bewohner von Gonten die
treuesten Anhänger ihres Mitbürffers Landammannes
Sutter (s. den Art. Gontenbad), wesnalb ihrer eine grosse
Anzahl mit schweren Strafen belegt wurden.
GONTEN (HINTER) (Kt. Appenzell L R., Gem.
Gonten). 850-1100 m. Abteilung der Gemeinde Gonten ;
umfasst einen Teil des Dorfes Gonten und die w. davon
bis Stechlenegff gelegenen Weiler und Häusergruppen.
Zusammen 88 Häuser, 546 kathol. Ew.
GONTEN (VORDER) (Kt. Appenzell L R., Gem.
Gonten). 900-1050 m. Abteilung der Gemeinde Gonten;
umfasst einen Teil des Dorfes Gonten und die Ö. davon
Seiegenen Weiler und Häusergruppen (mit Ausnahme von
linterkauund Rapisau). Zusammen 97 Häuser, 534 kathol.
Ew.
GONTENBACH (Kt. Zürich, Bez. Horsen, Gem. Ad-
liswil und Langnau). 456 m. Gruppe von 2 Häusern, im
Sihlthal, am linken Ufer der Sihi, an der Strasse des
Sihlthales und 1,5 km nw. Langnau. Station der Sihlthal-
bahn. Ganz in der Nähe der grosse Wildpark Langenberg,
Eigentum der Stadt Zürich. 27 reform. Ew. Kirchge-
meinde Langnau. Gastwirtschaft.
GONTENBAD oder GONTERBAD (Kt. Appenzell
L R., Gem. Gonten). 887 m. Grosses Heilbad, an der
Strasse Urnäsch-Appenzell, zwischen Appenzell und Gon-
ten und 3 km w. Appenzell. Station der Appenzellerbahn
(Winkeln-Herisau-Appenzell). Telephon. Stark eisenhalti-
Ses Mineral Wasser mit Kohlensäure, Schwefelwasserstoff,
ohlensaurem Kalk und Chlorkalk. Heilerfolge bei Rheu-
matismen, Kehlkopf- und Hautkrankheiten. Im 18. Jahr-
hundert Eigentum des unglücklichen Landammannes
Sutter. 1760 Landvogt im Rheinthal, 1762 Landammann,
wurde 1775 das Ziel heftigster Anklagen wegen Hochver-
rates und aristokratischer Gesinnung, suchte sich durch
die Flucht zu retten, wurde aber durch Verrat gefangen
und 1784 enthauptet.
QONTEN8WIL od. GONTEN8CHWIL (Kt. Aar-
gau, Bez. Kulm). 520 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken
Ufer der Wina und 5 km nw. der Station Reinach
der Zweiglinie Beinwil-Reinach der Seethalbahn. Post-
bureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Aarau-Menzi-
ken. Gemeinde, mit Hasel, Schwarzenberg, Tannenmoos,
Wili und Ban : 257 Häuser, 1646 reform. Ew. : Dorf (in
Gontenswil Kirchdorf, Gontenswil Oberdorf und Gontens-
wil Unterdorf zerfallend): 222 Häuser, 1426 Ew. Ackerbau
und Viehzucht. Tabakindustrie. Je eine Säge und Ziegelei,
2 Käsereien. Strohindustrie. Uhrsteinschleiferei. Bürs-
ten-, Bretter-, Spiegel- und Aluminiumwaaren&brik. In
der Nähe das Bad Schwarzenber«. Bruch auf schwarzen
Marmor. Schielerkohlenflöz. Römische
Ruinen auf dem « Berg » u. im € Feld >;
auf der Egg Graber aus der Zeit der
Alemanneninvasion. 1194 : Gundoltis-
wilare; 1306: Gunezwilare.
GONTERBAD (Kt. Appenzell I. R..
Gem. Gonten). Heilbad. S. den Art.
GONTENBAD.
GONTER8HOFEN (Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Weinfelden). 438 m.
Vorort von Weinfelden, 1 km ö. vom
Bahnhof, am Weg Weinfelden -Burg-
Weerswilen ; zum Teil am S.-Hanff des
Ottenbergs gelegen. 35 Häuser, 141 re-
form, und kathol. Ew. Wein-, Garten-
und Ackerbau. Stickerei.
GONTER8WILEN (Kt. Thuivau,
Bez. Kreuzungen, Gem. Wäldi). Wei-
ler. S. den Art. Günterswilen.
GONZEN oder GONZE (Kt. St. Gallen, Bez. Sar-
ffans). 1833 m. Gipfel, am SO.-Ende der Kette Churfirsten-
Alvier, bei Sargans im Winkel zwischen Rheinthal und
Seezthal stolz aufragend. Kann von Sargans aus über den
Gonzewald bestiegen werden. Bewundernswerter Falten-
bau der Malm- und Doggerschichten. Die untern Hänge
bewaldet, oben mit hohen Felswänden cekrönt. Bestent
aus Dogger und Malm und bildet den Gewölbekern der
ganzen Kette. Zwischen dem Gipfel des Gonzen und dem
Gonzewald hat man seit undenklichen Zeiten im Jurakalk
Eisenerz abgebaut. Die Nachrichten über diesen Betrieb
reichen bis zum Jahr 1200 hinauf, doch ist es wahrschein-
lich, dass hier schon die Römer Eisen abbauten. Da das
Erz 50-60^ reines Eisen enthält, darf es als ein gutes
Rohmaterial zur Eisengewinnung angesprochen werden.
Es findet sich zusammen mit Pyrit, Jaspis, Thon, Quarz,
Calcit, Baryt, Eisenglanz, Fluorit, Ghlorit, Hausmannit,
Rhodochrosit, Wiserit etc. Das geforderte Erz wurde in
Plöns, im Seezthal 2 km nw. Mels, verhüttet und eignete
sich besonders zur Herstellung von Schmiedeeisen und
Bessemerstahl, konnte aber seiner Härte und Sprodigkeit
wegen nicht gut zu Gusseisen verarbeitet werden. Der
Erzgang, der zum grössten Teil aus dichtem Roteisenerz
(Hämatit) oder Maffneteisenerz besteht und von Mangan-
erzen begleitet ist; liegt mitten im Jurakalk und kann bis
zu 1,52 m Mächtigkeit anschwellen. Er kann in den ge-
falteten Schichten auf eine Streke von mindestens
1 km verfolgt werden und wurde in den normal gela-
gerten Schichten des 0.- Hanges und den überkippten
Schichten des W.-Hanges zwischen 1250 und 1450 m Höhe
bergmännisch abgebaut. Die (abgewickelt gedachte)
Fläche des noch abbaufahigen Eisenerzlagers ist auf
450 (XX) m ^ geschätzt worden. Prof. Heim hat vor wenigen
Jahren nachgewiesen, dass das Lager sich im mittlem
Malm (Sequan) und nicht im Dogger (wie die Mehrzahl
der ähnlichen Vorkommnisse in den Kalkalpen) befindet.
Der immer nur sehr unregelmässig betriebene Abbau
*S;?« Folhnplatte
1 : 50Ü0O
Geologisches QuerproAl durch den Gonzen.
nach k. Htim^ ii^
B. Baifriesschiefer (Berrias) ; Js. Malm; F. Eisenengmben ;
Jm. Dogger; Gr. Criooldenschichten.
I ist heute ganz eingestellt. Vergl. Zweifel, B., und A. Gotz-
willer. Das Bergwerk am Gonzen {Ber. der naturf, Ges.
I St. Gallen. 1875/76). - Heim, Alb. Ueber das Etsenen
GON
GOR
871
flfii Gonzen l Vierteliahrsschr. der naturf, Ges. in Zürich.
45, 1900).
QONZENBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggen-
barg). Bach ; entspringt am Fusa des die Ruine Alt Toggen-
burg (97i m) tragenden Hügels, durchschneidet die aus
obermiocänen Sandsteinen bestehende Gegend ö. vom
Hömli und mündet gegenüber der Einmündung des
Necker in 564 m von links in die Thur.
QONZENBACH (ALT und NEU) (Kt. St. Gallen,
Bez. Alt Toggenburg, Gem. Lütisburg). 610 und 590 m.
2 Weiler, am linken Ufer der Thur, geeenüber der Ein-
mündung des Necker, an der Strasse Lichtensteig- Wil
und 600 m n. der Station Lütisburg der Toggenburger-
bahn. 36 Häuser, 2d5 kathol. Ew. Wiesen- und Obstbau,
Viehzucht. Stickerei. 554 : Cunzenpach.
QONZENTHAL (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Ober-
kulm). Weiler. S. den Art. Gunzenthal.
QONZENWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg. Gem. Mogeisberg). 745 m. Gruppe von 5 Häusern,
über dem rechten Ufer des Ruhrbaches, 2 km nö. Mogels-
berg und 6 km sw. der Station Flawil der Linie Zürich-
Winterthui^St. Gallen. 24 reform, und kathol. Ew. Vieh-
zucht. Stickerei.
QONZERN (Kt. Appenzell L R., Gem. Oberegg). 1083
m. Waisen- und Armenhaus der Gemeinde Oberegg, an
der Strasse Ruppen-Obereg^, 5 km s. der Station Heiden
der Bergbahn Rorschach-Heiden und 1,5 km sw. Oberegg.
25 kathol. Ew.
QONZEWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 500-
1800 m. Grosser und schöner Buchenwald, am SO.-
Hao^ des Gonzen, n. über Sargans; vom Weg zu den
einstigen Eisengruben am Gonzen durchzogen. 260 ha
gross.
QOOD (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis Alva-
schein. Gem. Obervaz). 1763 m. Gruppe von 12 Hütten,
am S.-Hang des Crap la Pala, 1 Vs Stunden nw. über
Obervaz und 6 km onö. über Thusis.
QOPPfN (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Leukerbad).
1335 m. 2 Häuser, nahe der unter den letzten Schlineen
der Strasse Leuk-Leukerbad über die Dala führenden
Brücke, 700 m sw. Leukerbad. 19 kathol. Ew.
4QOPPEN8TEIN oder GOPPI8TEIN (Kt. Wallis,
Bez. West Raron, Gem. Ferden). 1230 m. Hütten, Wohn-
haus und Kapelle, zu beiden Seiten der Lonza, zwischen
Faldum Rothom und Strahlhorn, 2 Stunden n. über
Gampel. 14 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kippel. Seit 1849
hatte eine die Bleiminen zum notenberg abbauende eng-
lische Gesellschaft hier ein Uuthaus und eine Bleiwäsche
erstellt, sowie auch den von Gampel bis hierher führen-
den, für kleine Fuhrwerke fahrbaren Weg erbaut. Hut-
haus und Wäsche wurden nachher verlassen^ bis 1902
eine neue Gesellschaft (Helvetia)den Minenbetrieb wieder
aufäahm und die Gebäulichkeiten wieder in Stand setzte.
(Vergl. die Art. Gampel und Lötschenthal). Nahe Goppi-
stein steht in der wilden Schlucht am schmalen Lonza-
ufer ein sonderbarer Felsobelisk, der Längstein geheissen,
den der Volksmund in Anlehnung an eine Sage Waldisch
Ankenchübji (Waldins Butterfass) nennt. Der Walliser
Maler Ritz erzählt diese Sage wie folgt : <k Meyer Waldin
war ein so leidenschaftlicher Jäger, dass fast alles Getier
der Berge ringsum verschwand. Einst erschien ihm ein
Godwergi, ein graues Männlein (hier der a Berggeist »),
und sprach zu ihm: Warum tötest du alle meine Tiere V
Lass ab von der Jagd und es soll dir ein Wunsch gewährt
werden ! Der Jäger versprach's und fand daheim, was er
sich gewünscht hatte : ein hübsches Haus, schöne Wiesen,
viele Kühe und ein Ankenchübji, so gross wie ein Kirch-
turm. Glucklich lebte er dort manche Jahre, und die
Wald- und Grattiere mehrten sich wieder dergestalt,
dass sie bis auf sein Gut kamen. Da übermannte ihn die
alte Leidenschaft, er zog wieder aus, zu jagen und erlegte
ein Tier. Aber alsbald donnerte und krachte es, schaurig
rasselte und prasselte es in den Flühen, und aus dem
Getöse heraus heulte die bekannte Stimme : « Du hast
dein Wort gebrochen, und zur Strafe werde all dein Gut
zu Stein. » So geschah es; des Jägers Wiesen wurden zu
SteingeröU und das Ankenchübji in einen Felsblock ver-
wandelt i». In Goppenstein hat man Bronzearmringe vom
Walliser Typus der Eisenzeit aufgefunden. 1366 : Coppli-
steyn.
GOPPERT8HAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofs-
zeil, Gem. Sulzen). 479 m. Gruppe von 7 Häusern; 1,8
km ö. der Station Sulgen der Linie Zürich- Winterthui^
Romanshorn. 33 reform, und kathol. Ew. Acker-, Obst-
und Weinbau.
GOPPI8BERG (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron). 1351 m.
Gem. und Weiler, am begangensten der von Morel aufs
Egsishorn führenden Wese, zwischen Greich und Betten
und 2 km n. über Morel. 13 Häuser, 89 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Morel. Alpwirtschaft. Roggenbau. 1300 : Goblis-
perg.
GOPPI8BERGALP (Kt. Wallis, Bez. Ost Raron,
Gem. Goppisberg). 1900-2220 m. Alpweide, über den Steil-
hängen zwischen Riederalp und Bettmeralp und unter-
halb der weiten, mit kleinen Seen besäten Terrassen
s. vom Grossen Aletsch^letscher. Auf dem Unterstafel 19
Hütten und Ställe. Wird im Sommer mit je 70 Stück
Gross- und Schmalvieh bezogen.
GOPPI8TEIN (Kt. Wallis, Bez. West Raron,
Gem. Ferden). Hütten und Haus. S. den Art. Goppen-
stein.
GOPPLI8MATT t^t. Bern, Amtsbez. Schwär*
zenburg. Gem. Guggisberg). 913 m. 16 Häuser, am
rechtsseitigen Gehänge des Sensethaies ; 3,3 km. sw.
Guggisberg und 21 km s. der Station Thörishaus der
Linie Bern-Freiburg. 91 reform. Ew. Wiesenbau.
GOR, GOUR, GOURD etc. Ortsnamen der West-
schweiz: vom latein. gurges, altfranzösisch gord =
Schlund, Schlucht, Tobel. Bezeichnet tiefe kleine See-
becken, Abgründe oder tiefe Engschluchten.
GOR DE LA PLANAZ (Kt. Waadt. Bez. Pays d'En-
haut). 1515 m. Weier und Quelle, zwischen dem Rocher
du Midi und der Gummfluh, unterhalb des einst von
einem Gletscher ausgefüllten ffrossen Kares von La Planaz.
Die am Grunde eines klaren Wasserbeckens unmittelbar
am Rand der Stirnmoräne des einstigen Gletschers ent-
springende Quelle erhält ihr Wasser zu einem Teil aus
den Moränen- und Sturzschuttablagerungen, die den
untern Abschnitt des Thälchens auffüllen. Liefert 3000
Minutenliter Wasser von 4 *" G.
GORDA (MONTI) (Kt. Tessin, Bez. Blenio, Gem.
Aquila). 1782 m. Schöne Alpweiden mit äSim Frühjahr
und Herbst bezogenen Hütten, am SO.-Hiof'g der Punta di
Larescia, am Weg über den Passo della Beretta und drei
Stunden sw. über Aquila. Früher Eigentum eines Klos-
ters in Locarno.
GORDA8CO (PIZZO) (Kt. Graubünden, Bez. Mo-
esa). 2097 m. Gipfel, Vorberg des mächtigen Sasso di
Castello, in der von diesem nach N. auszweigenden und
das Darborathal vom Misox trennenden Kette, 5-6 Stun-
den so. über Loslallo. Fällt mit breiten W^aldhängen ins
Misox ab. Schöner Aussichtspunkt mit trigonometri-
schem Signal.
GORDEMO (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Gor-
dola). 370 m. Weiler, am Eingang ins Yerzascathal und
2 km von der Station Gordola der Linie Bellinzona-Lo-
carno der Gotthardbahn. Postwagen Locarno-Sonogno.
25 Häuser, 75 kathol. Ew. Weinbau (ausgezeichnete
Marke), Viehzucht. Starke Auswanderung nach Kalifor-
nien. Schöne Aussicht auf die ganze untere Tessinebene
und den Langensee.
GORDEVIO (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia]. 358 m.
Gem. und Kirchgemeinde, im Maggiathal, am Emcang in
zwei ziemlich wude Seiten thälchen, am linken Ufer der
Maggia und an der Strasse Bignasco-Locamo, 10 km nw.
vom Bahnhof Locarno. Postablage ; Postwagen Locarno-
Bignasco. Umfasst die zwei Dörfer Brie und Villa und
zählt in 90 Häusern 278 kathol. Ew. Acker- und Weinbau.
Granit- und Gneisbrüche. Starke Auswanderung nach
den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
GORDOLA (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 250 m. Gem.
und Pfarrdorf, am Eingang ins Verzascathal und am S.-
Fuss von mit Kastanien und Weinbergen bestandenen
Hängen, an der Strasse Bellinzona-Locarno und 5,5 km
onö. Locarno. Station der Linie Bellinzona-Locarno der
Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen Gor-
dola-Bellinzona u. Locarno-Gordola-Sonogno. Gemeinde,
mit Gordemo und Scalate: 233 Häuser, 550 kathol. Ew. ;
Dorf: 75 Häuser, 282 Ew. Acker- und Weinbau, Vieh-
zucht. Starke Auswanderung nach Kalifornien.
378
GOR
GOR
GORDUNO (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 287 m.
Gem. und Pfarrdopf, auf dem Schuttkeffel des gleichna-
migen Wildbaches, am rechten Ufer des
Tessin und 2 km n. vom Bahnhof Bellin-
zona. Postablage, Telephon ; Postwagen
Bßllinzona-Moleno. 83 Häuser, 426 kathol.
Ew. Acker- und Weinbau, \iehzucht. Mitr
ten in Weinlauben und Kastanienhainen
gelegen. Schöne Aussicht auf die Mesol-
cina. Schiessplatz des WafTenplatzes Bel-
linzona. Zwischen Gorduno und Arbedo
neue Brücke über den Tessin, 1893 er-
baut. Im Val di Gorduno Elektrizitätswerk,
das Bellinzona mit Licht versorgt. 1 km
vom Dorf entfernt die alte, in gotischem
Stil gehaltene Kirche San Carpoforo.
GORDUNO (VAL DI) (Kt. Tessin,
Bez. Bellinzona). 2200-230 m. 6 km langes
Thal : stei^ vom Gaggio nach 0. ab und
mündet beim Dorf Gorduno 3 km n. Bel-
linzona aufs Tessinthal aus. Im obern
Abschnitt und auf den linksseitigen Ge-
hängeterrassen einige Alpweiden mit Hut-
tengruppen. Von Gorduno aus führt ein
Fussweg links vom Bach thalaufwärts ; ein
anderer We^ geht von Bellinzona aus über den das Thal
im S. begleitenden Kamm am Monte di Carasso (1722
m) vorbei bis zum obersten Thalabschnitt, von wo aus
der Gaffgio (2268 m) erstiegen und über den Passo d'Al-
bagno das Val di Moleno gewonnen werden kann. Auf dem
Rücken zwischen Val di Gorduno und Val di Gnosca der
Monte di Bedretto (1239 m) mit kleinem Dorf, das eine
412 Ew. Kirchgemeinde Saint Aubin. Acker- und Wein-
bau, Holzhandel. 2 Fabriken .von Uhrenmacherartikeln,
Gordola von Westen.
prachtvolle Aussicht bietet. Holztransport vermittels eines
4 km langen Drahtseiles. Der S.-Hang des Thaies be-
waldet.
QORETZMETTLEN (Kt. Uri, Gem. Wassen). 1540
m. Alpweide mit Gruppe von 14 Hütten, an der Mündung
des Goretzmettlenbaches in die Meienreuss, am S.-Fuss
des Kleinen Spannort und 8 km nw. über Wassen.
GORETZMETTLENBACH (Kt. Uri). Wildbach:
entspringt mit zwei Armen am Kühfadlirn in 2400 m und
am Rossfirn iu 2000 m, durchfliesst das Kieinalpthal,
geht unterhalb der Hüttengruppe Goretzmettlen unter
dem von Wassen auf den Sustenpass fuhrenden Weg
durch und mündet nach 3 km langem Lauf in 1537 m
in die das Meienthal entwässernde Meienreuss.
GORQIER (Kt. Neuenburg, Bez. Boudry). 495 m.
Gem. und Dorf, nahe dem Neuen bursersee, über der
Strasse und Bahnlinie Neuenburg-Yvercfon, 5()0 m n. der
Station Gorgier-Saint Aubin der Linie Neuenburg- Lau-
sanne und 700 m nw.der Dampfschiffstation Chez le Bart.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Les Au-
ges, Champ Bettens, Derrilre Moulin und Les Prises
Cornu: 167 Häuser, 1002 reform. Ew.; Dorf: 75 Häuser,
Gorgier von Sadwesten.
Mühle und Oelmühle. Pension nat und Gasthöfe. Die Ge-
schichte des Ortes Gorgier ist mit derjenisen des Schlosses
Gorgier eng verknüpft. In dem die Neocomschichteo
oberhalb Gorgier diirchschneidenden Tobel mehrere
senkrecht ausaem Boden aufspringende Quellen, die das
im Valangienkalk versickernde und unterirdisch abflies-
sende Wasser sammeln und am Kontakt mit den das Tobe!
einem Damm gleich quer abschliessen-
den, undurchlässigen Hauter ivien mer-
geln zu Tage treten. Pfahlbauten. Vei^l.
die Art. B]!:roche (Lk) und Saint Kvbts.
GORGIER (CHATEAU DE) (Kt
Neuenburg, Bez. Boudry, Gem. Gorsier).
518 m. Schloss, Meierhof und Landgut;
700 m nö. vom Dorf Gor^er und 1,5
km von der Station Gorgier-Saint Au-
bin der Linie Neuenburg-Lausanne. 5
Häuser, 20 reform. Ew. Kirchgemeinde
Saint Aubin. Telephon. Das schöne
Schloss mit seinen hohen Türmen steht
auf einem zur Hälfte von Wald umrahm»
ten Felsbuckel und bietet eine pracht-
volle Aussicht auf den sw. Abschnitt
des Neuenburgersees und das Massiv
des Mont Blanc. Die heutige architek-
tonische Gestaltung des Schlosses ist
ein Erzeugnis verschiedener Zeitab-
schnitte. Bemerkenswert sind ein mäcb-
ti|^er mittelalterlicher Turm, ein Woha-
flugel mit schönen Skulpturen aas dem
16. Jahrhundert und zwei aus derselben
Zeit stammende, gut erhaltene Fall-
brücken; das im Renaissancestil gehal-
tene Hauptffebäude und die in gotischem Stil erbaute
Schlosskapeile sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu
aufgeführt worden. Das sorgfaltig verwahrte Schlossar-
chiv geht bis zum 13. Jahrhundert zurück und enthält
wertvolle Materialien zur Neuenburger Geschichte. Der
Name Gorgier erscheint zum erstenmal in einer Urkunde
aus 1252 als derjenige eines Vasallengeschlechtes des
mächtigen Dynastenhauses derer von Estavayer. Ein Zweig
dieses letzteren besass 1340 selbst das Schloss Gorgier,
das er bis 1433 behielt, in welchem Jahre Jean I. von
Neuenburg- Vaumarcus Schloss und Herrschaft um 11 000
Goldeulden ankaufte. Sein Sohn Jean I(. nahm als Rat
des Herzogs von Burgund 1476 Stellung gegen die Eidge-
nossen, weshalb er zum Verlassen des Landes gezwun-
gen ward. Hierauf zerfiel das schon seit einiger Zeit ver-
nachlässigte Schloss Gorgier in Trümmer und blieb in
diesem Zustande, bis Claude KI. von NeuenbarR-Vau-
hnarcus nach seiner Heirat mit der reichen Gräfin Ursula
von Fürstenberg ßich 1564 entschloss, es wieder neu auf-
zuführen und zu seiner ständigen Wohnstätte einzurich-
ten. Das begonnene Werk wurde unter Claudes Sohn,
dem mit der Tochter des berühmten Nikolaus von Wat-
GOR
GOR
S73
tenwil vermählten Beat Jacob, 1620 vollendet, worauf das
Schloas Gorgier das Herz und Zentrum der Baronie Gor-
Schloss Gorgier von Südosten.
[ier, d. h. beinahe der ganzen B^roche ward. Nachdem
718 das Haus Neuenburg erloschen war, ging das Schloss
Lageplan des Schlosses Gorgier.
an den Grafen von Grammont-Chätillon, dann von 1730-
1749 an den Marquis von Cheilaz über. Nach dem Tode
der Marquise kamen Schloss und Herrschaft neuerdings
an den Landesherren, d. h. an König Friedrich H. von
Preussen, der beide im selben Jahre noch seinem Gehei-
men Rat Jean Henri d'A^ndri^ zu Geschenk gab.
Dessen Grossneffe, Charles Henry Vicomte de
Gorffier, sah sich 1813 gezwungen, sein Erbteil
an den Grafen James Alexandre de Pourtal^s zu
verkaufen, der nun zusammen mit seinem Sohne
Henri die srossen Restaurationsarbeiten aus-
führte, die dem Schloss heute noch seinen ar-
chitektonischen Stempel aufdrücken. Später
wechselte das Schloss Gorcier noch mehrfach
den Eigentümer ; heute genört es Antoine Bo-
rel, der es zu einem der schönsten Wohnsitze
der französischen Schweiz umgestaltet hat.
GORIHORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landauart). 2989 m. Einer der Hauptgipfel in
der Kette des Flüela Weisshorns, die von die-
sem aus in der Richtung auf Klosters nach N.
und NW. abzweigt und das Flüela- vom Yereina-
thal trennte Das Gorihom erhebt sich zwischen
dem Weisshorn und dem (näheren) Pischahorn
unmittelbar ö. über dem Gasthaus zur Alpen-
glocke in Tschuggen (im Flüelathal), von wo aus
es leicht bestiegen werden kann. Wird aber
wegen der Nähe der von den Touristen bevoi^
zu^en beiden Nachbargipfel nur selten besucht.
Heisst auf alten Karten nach dem nahen Eisen-
thäli das Eisenhom.
QORLA (Kt. Tessin, Bez. Mendrisio, Gem. Castello
San Pietro). 359 m. Weiler, 600 m sw. Castello San Pietro
und 1,4 km n. der Station Baierna der Linie Bellinzona-
Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. 12 Häuser, 81 kathol.
Ew. Acker- und Weinbau. Kapelle San Giacomo, in mo-
dernem Stil umgebaut.
QORMUND (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Neudorf).
744 m. Gruppe von 5 Häusern, auf einer Anhöhe w. der
Strasse Münster-Hildisrieden, 2 km so. Neudorf und 7 km
nö. der Station Sempach der Linie Luzern-Olten. Post-
waffen Münster-Neudorf-Rotenbur^-Emmenbrücke. 23
kathol. Ew. Acker- und Obstbau. Viehzucht. Schöne aus
dem Beginn des 16. Jahrhunderts stammende Kapelle;
stark besuchter Wallfahrtsort in reizender Lage und mit
schöner Aussicht auf die Alpen. Fund einer Lanzenspitze
in Bronze, 1509: Gorremont; 1510: Gorrenmont; 1560:
Gormund. Vergl. Estermann, Melch. Die WallfahrU-
kapelle auf Gormund (in' der Heimatskunde von Neu-
dorf. 1875).
QORNERBACH, GORNERWA88ER od. GOR-
NERLIBACH (Kt. Wallis, Bez. Goms). Kleiner Wild-
bach j entspringt dem am Pizzo Nero (Grenzkette zwischen
Wallis und Tessin) gelegenen kleinen Gomerligletscher,
durch fliesst das Gornerlithal und mündet nach 5 km lan-
gem Lauf in der Richtung nach NW. gegenüber dem
Weiler Gerendorf und 1 km über dem Dorf Unterwasser
in 1430 m von links in den Gerenbach. Im Gornerlithal
die Grornerlialp und Waldungen. Gomer vom rätoromani-
schen com, chuern, come = Spitze, Fels, Hom.
QORNEREN (AUSSER und INNER) (Kt.
Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem. Reichenbach). 1390-1480
m. Alpweide mit Hütten, auf einer Terrasse über dem
rechten Ufer des Gomerenwassers und über dem Gorneren-
grund. Die tiefer unten im Thal gelegenen Weiler Gome-
ren und Faulbrunnen bildeten früher zwei eigene Ge-
meinden mit Holz- und Alpweidenrechten. Schone Aus-
sicht auf die Fälle des Dünaenbaches.
QORNERENGRUND (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen,
Gem. Reichenbach). 1153 m. So heisst der breite und
flache Thalboden des obersten Kienthaies, 5 km ssö. über
dem Dorf Kienthal. Von Felswänden umrahmt. Wird vom
Gornerenwasser durchzogen. Von hier aus geht der Bä-
renpfad ab, der über Stemenbergalp, Dürrenbergalp und
die Sefinenfurgge den Uebergang nach Murren gestattet.
QORNERENTHAL (Kt. Uri). Enges und wildes
Thal, 8 km lang: wird von dem am S.-Fuss des Krönten
(3108 m\ dem Saasfim n. Bächlifirn entspringenden und
unterhalb Wassen von links in die Reuss mündenden
Gornerenbach durchflössen. Der unterste Abschnitt des
Thaies bildet eine vom Bach durchtoste wilde Wald-
schlucht ; darüber folgen die Weiler Speicher (1289 m)
und Grub (1336 m) und weiter oben Alpweiden : Bissig-
374
GOR
GOR
stafel (Uli m), Rostialp (1588 in; 2. Stunden über der i
Station Gurtnellen) und Hobengalp (1814 m ; im grossar- I
Gormund.
tigen Thalschluss). Das Thal wird nur von vereinzelten
Touristen und von Jägern besucht und, mit Ausnahme
des Weilers Speicher, nur im Sommer während weniger
Wochen bewonnt. Vom Meienthal ist es geschieden durch
die den Schynstock (2422 m) mit dem Zwächten (3079 m ;
Gruppe der Spannörter) verbindende Kette, die (von SO.-
NW. gezahlt) den Glattenstock (2593 m), Rienstock (2559
m), das Bergli (2574 m), die Schafscheuche (2841 rn)v den
Muesplankenstock (2859 m), Spitzplan kenstock (2875 m)
und den Bächlistock (2850 m ; S.-Schulter des Zwächten)
trägt. Vom Erstfelderthal scheidet das Gomerenthal der
Schneehühnerstock (2947 m) und Krönte (3108 m) und
vom Insohithal der Saasstock (2769 m), Sennenkehlen-
stock (2772 m) und der mit seinen zerrissenen Hängen
w. über Gurtnellen aufsteigende Geissberg oder Witten-
stock (2394 m).
GORNERENWA88ER (Kt. Bern, AmUbez. Fruti-
ffen). 1160-930 m. Oberster ^Abschnitt deg
Kienbaches; entsteht aus dem Schmelzwag-
serbach des Gamchigletschers und dem
Dündenbach, die sich am oberen Ende des
Gomerenffrundes vereinigen. Nach 5 km lan-
gem Lauf erhält das Gornerenwasser kurz
unter der Munduns des Pochtenbaches den
Namen des Kienbacnes.
GORNERGLET8CHER (Kt. Wallis,
Bez. Visp). 3800-1900 m. Einer der grössten
Gletscher der Schweiz, 13 km lang und
V,-2,5 km breit. Beginnt an dem auf der
Landesgrenze gegen Italien stehenden Kamm
zwischen Jägerhorn u. Cima di Jazzi, iliesst
zwischen dem Gomergrat und dem Fuss-
ffestell der verschiedenen Einzelgipfel der
Monte Rosagruppe zu Thal, bildet bei seinem
Austritt aus dem von den Felshängen des
RilTelhorns und Riffel bergs einerseits und
denjenigen der sog. Leichen bretter anderei^
seits gebildeten Engpass einen mächtigen
Eisfall und erhält in seinem untersten Ab-
schnitt den Namen Bodengletscher. Sein
Abfluss ist die Mattei^ oder Gornervisp, die
zunächst den Zmuttbach aufnimmt und sich
später mit der Saaservisp vereinigt. Sofort
nach ihrem Austritt aus dem Gletscher
durchtost die Mattervisp die grossartige Gor-
nerschlucht, eine der ersten Sehensvmrdig-
keiten von Zermatt. Den Gletscher begleiten
am rechten Ufer der von der Cima di Jazzi
(3818 m) zum Riffelhorn (2931 m) reichende
Gornergrat, am linken Ufer folcende der Monte Rosa-
gruppe angehörende Gipfel : Nordend (4612 m), Jäger-
horn (3975 m), Zwillinge (Kastor, 4230 m, und PolTux,
4094 m), Breithom (4171 m). Klein Matterhorn (3886 m)
und Theodulhom (3472 m). Während er von rechts keine
Nebengletscher aufnimmt, vereinigen sich
mit ihm von links her der Monta Rosa-,
Grenz-, Zwillinge-, Schwärze-, Breithom-,
Klein Matterhorn- und Unter Theodulglet-
scher. Der Ober Theodul- und Furggglet-
scher, die einst ebenfalls Nebenarme zum
Gomergletscher waren, sind ihm heute
nur noch durch den zu ihm abfliessenden
Furggbach tributär. Der Gomergletscher
steigt als mächtiger Eisstrom mit im All-
gemeinen sanfter Böschung ab, bildet aber
zahlreiche und oft furchtbar klaffende Spal-
ten (obwohl er, vom Gomergrat aus gese-
hen, als völlig einheitliche Eismasse er-
scheint), tiefe Eisthälchen, zahlreiche kleine
Oberflächenseen, Eisfurchen , Gletscher-
tische und mächtige Gletschermühlen. Der
Gletscher muss fiberschritten werden,
wenn man sich vom Riffel berg aus über
den Fussweg von Gagenhaupt und die
Gandegg direkt zum Theodulpass, oder zu
der am Fuss des Monte Rosa stehenden
B^tempshütte oder endlich auf die Qma di
Jazzi begeben will.
GORNERGRAT (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3136 m. Weltbekannter Aussicht»-
punkt über Zermatt und mit dieser Ortschaft durch
eine elektrische Bahn verbunden. Im weiteren Sinne
Sefasst bildet der Gomergrat einen langen Felskamm,
er von der Cima di Jazzi nach W. auszweigt, den
Findelen- vom Gornergletscher trennt und, von 0.
nach W. gezählt, folgende Einzelgipfel trägt : Stock-
hom (3434 m), Scheinigeplattengrat oder Triftgrat (3S0O-
3450 m), Hohthäligrat (3289 m), Gomergrat im enge-
ren Sinn (3136 und 3038 m), Riffelhom (2931 m) und den
begrasten Kamm des Gagenhaupt (2569 m), nach dem
der vom Riffelberff zum Gomergletscher führende Fuss-
weg benannt ist. Während im August die S.-Flanke des
Gornergrates vollständig schneefrei ist, bleiben an der
N.-Flanke neben dem kleinen Hohthäli- und Triftgletscher
noch den ganzen Sommer über kleinere Schnee- und
Firnflecken hängen. Die Aussicht ist eine unvergleichlich
schöne, und es ist der Gornergrat unbestreitbar einender
Gornergletscher mit Lyskamin und Breithom, von der Hohbalm ans gesehen.
grossartigsten leicht zugänglichen Aussichtswarten der
Schweiz, der Alpen und Europas überhaupt. Niiyendswo ist
man wie hier von einem solchen jHeer von Eisrieseü umge-
QOR
GOR
375
ben, die in der Mehrzahl noch die Höhe von 4000 m über-
treffen. Eine ähnliche grossartige Lage und Umgebung
Station Gornergrat mit Gabelhorn, Rothorn und Weisshorn.
kann man höchstens noch dem Eggishom, Br^vent und
der Diavolezza (Beminamassiv) zugestehen. Das Panorama
umfasst das ganze Gebiet des mächtigen Gomergletschers
mit seiner fächerförmigen Umrahmung mit Hocngebirgs-
riesen, wie der Cima di Jazzi (3818 m), der von dieser
Seite aus allerdings nicht am vorteilhaftesten sich prä-
sentierenden Gruppe des Monte Rosa mit Nordend (4612
m) und Dufourspitze (4638 m), dem Lysjoch (4300 m), dem
« mit Hermelin gekrönten » wundervollen und geährli-
chen Lyskamm (4538 m), dem Doppelgipfel der Zwillinge
[Kastor, 4230 m, und Poliux, 409t m ; durch das Felik-
joch, 4068 m, von einander getrennt), dem breitausladen-
den und mächtigen Breithom (4171 m), dem Klein Mat-
terhom (3886 m), Theodulpass (3322 m), Theodulhorn
(3472 m), Furgffengrat (3400 m) und der hinter der Fels-
spitze des Riffelhoms aufstehenden unvergleichlichen
Pyramide des Matterhoms (4482 m). Ueber dem jenseiti-
gen Hang des Zermatterthales zeigen sich hinter dem Mat-
terhorn und Col d'H^rens die in ihren Formen so abwechs-
lungsreichen und harmonischen Pyramiden der Dent
Blanche (4961 m), des Gabelhorns (4073 m ; mit dem von
einem Eisdach gekrönten Vorberg der Wellenkuppe, 3910
m), Zinal Rothoms (4223 m) und Weisshorns von Randa
(4512 m). In der ThalölTnung steht das Bietschhorn, an
das sich nach 0. als Abschluss des ganzen grossartigen
Gipfelkranzes die Mischabelgruppe (4554 m), das Alphu-
belhorn (4200 m), Rimpfischhorn (4203 m) und Strahl-
hom (4191 m) anschliessen.
Es hat langer Z^it bedurft, bis der Gomerprat bei Füh-
rern und Touristen die ihm gebührende Beachtung ge-
funden hat. Während die Besucher von Zermatt sich in
früheren Zeiten stets mit einem Besuch der zwischen
Riffelhom und Gomergrat einsesenkten Roten Kumme
(am Weg zur B^tempshütte) begnügten, benutzte 1848
Dr. Forbes, der berühmte Erforscher der Alpen, seinen
eintägigen Besuch in Zermatt zu einem ersten Vorstoss auf
den Gomergrat. Es ist dies höchstwahrscheinlich die erste
Touristenbesteigung dieses Punktes überhaupt. Ein Jahr
später (1849) bdstieg ein anderer Alpenforscher, Engel-
hardt, bei seinem achten Aufenthalt in Zermatt den Gor-
nergrat ebenfells, nennt ihn aber in seinen Schriften
Botgrat. Erst seit 1^4 beginnen die Reiseführer (Murray,
Bädeker etc.), den Gomergrat als Aussichtspunkt jedem
Touristen zu empfehlen. Der Gipfel blieb zu seinem Vor-
teil lange Zeit auch von jedem Bauwerk verschont ; erst
ums Jahr 1880 entstand hier eine Bretterhütte, in der Er-
frischungen und Mineralien erhältlich waren. 1894-1896
folste das von der Gemeinde Zermatt erstellte Hotel Bel-
vraere, ein prosaisches Steingebäude, das mit einer Post-
ablage versehen wurde, später in den Besitz der Familie
Seiler überging und heute noch das JBild des Gipfeis voll-
ständig verunstaltet. Bis 189B pflegte
man von Zermatt aus auf breitem und
bequemem Maultierpfad den Gorner-
__^^t Ri^t über Riffelberg und Riffelalp in
^^^^^^H 4 Stunden zu besteigen. Am 15. Au-
^M^^^^^ gust 1898 fand sodann die Eröffnung
^^^PPV der elektrischen Gornergratbahn statt,
,^i^r-^^ « die nach den Plänen von Haag und
'^^ JB^k^ Greulich erbaut wurde und die Linie
Visp-Zermatt fortsetzt. So lange die
Jungfraubahn nicht vollendet sein
wird, ist dies die höchste Bahn Euro-
pas. Höhenunterschied zvdschen Aus-
gangs- und Endstation 1413 m, totale
Länge der Linie 10 km, gewöhnliche
Fahrtdauer 1 Vt Stunden, Steigung
16-20 %. Auf der ganzen Strecke als
Zahnradbahn (Svstem Abt) eingerich-
tet. Die Kraft liefert das in der Finde-
lenschlucht stehende Elektrizitätswerk
(1000 HP). Nach der Abfahrt von Zer-
matt überschreitet die Linie zunächst
die Visp, dann auf 52 m hohem Via-
dukt den Findelenbach, geht durch
mehrere Tunnels, macnt unter der
Riffelalp eine erste und um die Riffei-
alp (zwischen Station und Hotel kurze
elektrische Trambahn) eine zweite
Schlinffe, und durchzieht die Alpwei-
den des Riffelbergs, um aann die 20 Minuten unter dem
Gipfel des Gomergrates in einer zwischen den Punk-
ten 3088 m und 3136 m eingeschnittenen Senke stehende
Endstation zu erreichen.
Flora. Der Gomergrat besitzt eine ausserordentlich
abwechslungsreiche nivale Flora. Im Folgenden geben
wir die Liste der wichtigsten Arten, die über 2960 m an-
getroffen werden (sehen aber dabei von dem reichen
Standort der sog. Gelben Wand über dem Gornergletscher
ab) : Oxytropis lapponica, 0, montana und 0. neglecta;
Trifolium saxatile und T. Thalii; Potentilla grandi-
flora, P. frigida, P. muUifida und P. dubia; Alchimilla
pentaphylla, Sieversia reptans ; Saxifraga oppositifoliay
S. biflora, S. macropetala(f), S. stellaris.S, asperavar.
bryotdea, S, moschata, S. muscoides, S. androsacea,
S. Seguieri und wahrscheinlich auch die auf der Riffelalp
sehr hoch ansteigende S. aäscendens; Sempervivum mon-
tanum ; Cerastxum glaciale und C. arvense var. strio-
tum; Arenaria biüora, A. ciliata und 4. Marschlinsii ;
Alsine recurva und il. sedoides ; Hemiaria alpina, Viola
biflora, Hutchinsia brevicaulis; Thlaspi corymbosum,
Th. alpinum und Th. alpestre; Alyssum alpestre f Gelbe
Wand und Gomergrat bis 3100 m) ; Draba Zahlbruckneri,
D, dubia, D. Wahlenbergii var, fladnizena und D. carifi-
thiaca; Polygala alpina, Ranunculus gUicialis, Gaya
Simplex; Gentiana nivalis, G. brachyphylla und G.
tenella; Eritrichium nanum, Veronica alpina, Euphror-
sia minima^ Gregoria VitcUiana, Primula viscosa{?];
Soldanella alpina uidfd S. pusilla; Androiace imbn-
cata, A. pubescens, A. glacialis (?J, A. camea, A. cha-
maejasme und A. obtusifolia; Azalisa procumbens, Vac-
cinium uliginosum; Campanula Scheuchzeri und C.
cenisia; Phyteuma pauciflorum, Ph. humile und Ph,
hemisphaericum ; Hieracium alpinum und (vielleicht) H.
glanduliferum ; Taraxcumm officinale ; Senecio untflo-
rus und S. incanus; Chrusanthemum alpinum, Achil-
lea nana, Artemisia glacialis und A. mutellina; Erige-
ron uniflorus, AdenostyUs leucophylla, Antennaria
carpathica, Gnaphalium supinum, Plantaao alpina,
Oxyria digyna ; Salix retusa var, serpyllifoiia und 5.
herbacea, Lloydia serotina, Juncus trifidus ; Luzula
spadioea, L. lutea und L. spicata; Carex bicolor, C.
curvula, C, foetida, C. nigra und C. rupestris; Nardus
stricta ; Festuca Halleri, F. violacea, F. pumila und F.
varia ; Poa laxa var. flavescens, Poa alpina var. vivi-
para und P. cenisia; Ägrostis rupestris und A. alpina ;
Trisetuni subspicalum, Juniperus nana.
GORNERHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4638 m.
Früherer volkstümlicher Name der Bewohner von Zermatt
376
GOR
GOS
für die Dufourspitze, den höchsten Gipfel der Monte Rosa-
gruppe und der Schweiz überhaupt. S. den Art. Rosa
(Monte).
GORNERLIALP (Kt. Wallis, Bez.
Goms, Gem. Oberwald). 1776 m. Alp-
weide, im Gomerlithal (einem Neben-
arm des Gerenthaies). Eigentum der
Bürfferffemeinde Oberwald. Wird mit
29 Miicnkühen und 58 Stück Jungvieh
bezogen.
GORNERLIBACH (Kt. Wallis,
Bez. Goms). Wildbach. S. den Art.
Gornerbach.
GORNERLIGLET8CHER (Kt.
Wallis, Bez. Goms). 2700-2100^m. Glet-
scher; 1,5 km lang und 500 m breit; zu
Oberst in dem vom Gomerbach (links-
seitigem Zufluss zum Gerenbach) ent-
wässerten Gomerlithal. Wird im 0.
vom Pizzo Nero (2907 m) u. den Mettli-
hömem (2709 u. 2760 m) und im W.
vom Pizzo Gallina (3067 m) und den
Galmihömern (dOOO und 9017 m) über-
ragt. Am Weg über die Gomerlilücke.
GORNERLILOCKE (Kt. Tessin
u. Wallis). 2761 m. Passübergang, hin-
ten über dem Gomerlithal und Goraer-
iigletscher, zwischen Pizzo Nero (2907
m) und Pizzo Gallina (3067 m) ; verbin-
det Oberwald im obem- Rhonethal
durch das Gomerlithal mit AU' Acqua
im Bedrettothai in 6 Stunden und ist
ohne Schwierigkeit zu begehen.
GORNER8CHLUCHT (Kt. Wal-
lis, Bez. Visp, Gem. Zermatt). Im Mittel
1700 m. Schmale und tiefe Schlucht der
Mattervisp, zwischen dem Ende des Bo-
dengletscners (dem untersten Abschnitt des Gomerfflet-
schers) u. Zennatt. Ist nach dem Rückzug des Gletschers
durch fliessendes Wasser zuzuschreibenden Hohl formen
deutlich beweisen. An dem von Zermatl aus auf dem Theo-
Baairk Gossau.
KAMnyersc
In der Gornersohlaoht.
vom Bach ausgewaschen worden, wie dies die oben an den
Felswänden noch deutlich sichtbaren, nur der Erosion
dulweg in 30 Minuten zu erreichenden Eingang in die
Schluchtsteht ein Pavillon, wo eineEintrittsgebühr erhoben
wird. Die Schlucht, in der die Visp mehrere Fälle bildet,
ist vermittels eines solid in den Fels gebauten Holzsteges
zugänglich und kann in 4 Minuten durchschritten wer-
den. Darauf folfft eine mehr offene, bewaldete Strecke
und eine zweite (obere) Schlucht, die noch schönere Ero-
sionswirkungen zeigt als die erstgenannte. Beliebtestes
Ausflugsziel von allen Zermatt besuchenden Touristen.
GORNER8EE (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2672 m. Klei-
ner Eissee, seicht und nur im Sommer mit Wasser ^füllt,
an der Vereinigung des Monte Rosagletschers mit dem
Gomergletscher und nahe der Felsinsel des Unteren
Plattje, auf der die B^tempshütte des S. A. C. steht ; zwei
Stunden so. des 2Vf Stunden von Zermatt entfernten
Hotels Riffelberg.
GORNERWA88ER (Kt. Wallis, Bez. Goms). Wild-
bach. S. den Art. Gornerbacu.
GORRAZ, GOR RET etc. Lokalnamen der französi-
schen Schweiz und Savoyens ; bezeichnet einen schlecht
unterhaltenen und rissigen Wasserabzugsgraben.
GOR8 DE LA TORCHE (Kt. Freiburg, Bez. Saane,
Gem. Freiburff). 590 m. Gmppe von 4 Häusern, auf der
fruchtbaren Halbinsel am Ende der Promenade du Paia-
tinat, 500 m ö. vom Murtentor. 1622 stand hier ein Wein-
berg ; 1614 und 1682 hausten Einsiedler in den 2 Höhlen
des Gors de La Torche. 21 kathol. und reform. Ew.
GORZ (PLAN DA) (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
auart, Kreis Küblis, Gem. Conters im Prätigaol. 1413 m.
Grappe von etwa 15 Hütten und Ställen, am Weissbach
(einem kleinen linksseitigen Zufluss zur Landquart),! km
sw. Conters.
G08PERDINGEN (Kt. Luzera, Amt Hochdorf, Gem.
Römerswil). 623 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Strasse
Hildisrieden-Hochdorf und 3 km w. der Station Hoch-
dorf der Seethalbahn. 37 kathol. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht.
G088AU. Bezirk des Kantons St. Gallen. Fläche 9050
ha. Bezirkshauptort Gossau. Wird begrenzt im S. vom
Kanton Appenzell, im N. vom Kanton Thuraraiu, im 0.
von den Bezirken St. Gallen und Tablat, im W. von den
Bezirken Wil und Unter Toggen bürg. Wellige Landschaft,
mit 40-60 m mächtigen Ablagemngen des einstigen Rhein-
GOS
GOS
377
gietachera überführt und deshalb wie der Hinter Thur-
gau günstig für Wiesen- und Obstbau. Bei Gossau erra-
Oostau (Kanton St. Gallen) von Süden.
tische Blöcke und Gletscherschliffe. Die einzige nennens-
werte Höhe ist der Tannenbers; (900 m) mit schöner
Aussicht. Wird von der Glatt una Sitter entwässert. Der
Bezirk umfasst die 5 Gemeinden Gossau, Andwil, Wald-
kirch, Gaiserwald und Straubenzell. Zusammen 2443 Häu-
ser, 4262 HaushaltuuRen und 20212 Ew., wovon 14747
Katholiken und 5456 Reformierte. Bildete einst mit den
Bezirken Wii und Rorschach zusammen das
unter der Oberhoheit des Abtes von St. Gallen
stehende sog. Fürstenland. Während die Bevöl-
kerung damals ausschliesslich der Landwirt-
schaft sich widmete, hat heute daneben auch die
durch die Stickerei vertretene industrielle Tä-
tigkeit, besonders im Bezirkshauptort selbst, sich
stark entwickelt. Der einst überwiegende Acker-
bau ist durch den Wiesenbau ersetzt worden,
und in den letztverffanpenen Jahren haben auch
Viehzucht und WeicTewirtschaft gute Fortschritte
gemacht. Man zählt zahlreiche Käsereien, deren
Ausfuhr eine ganz beträchtliche ist. Auch Obst-
bau und Bienenzucht geben erfreuliche Resul-
tate. Die Viehstatistik er^^bt folgende^Zahlen :
Hornvieh . . .
Pferde ....
Schweine . . .
Schafe ....
Ziegen ....
Bienenstöcke . .
Verkehrszüge sind die Strassen Wil-St. Gallen und He-
risau-Bischofszell, sowie die Eisenbahnlinien Zurich-
Winterthur-St. Gallen und Goss.Mu-Sulgen. Die Sitter
wird von hochgespannten Brücken überschritten, deren
eine, die 1811 vom eben erstandenen Kanton St. Gallen
erbaute Krätzerenbrücke, aus zwei mächtigen Steinbogen
besteht, 117 m lang ist und 25,5 m über dem Flussbett
G088AU (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau). 686 m. Ge-
meinde, grosses und schönes Dorf und Bezirkshauptort,
an der Kreuzung der
Strassen St. Gallen-Wil
und Bischofszell-Herisau
und 10 km w. St. Gallen.
Station der Linien Zü-
rich-Winterthur-St. Gal-
len und Gossau- Sulgen.
Postbureau , Telegraph ,
Telephon. Die Gemeinde
umfasst 60 Dörfer und
Weiler, von denen wir
als die bedeutendsten
nennen Mettendorf, Ober-
dorf, jsiiederdorf, Nieder
Arneg^ff, Albertswil, En-
gels wil,Geretswil, Frohn-
ackem, Rüti, Hub, Neu-
cheln, St. Margrethen und Kressbrunnen. Zusammen
857 Häuser und 6055 Ew., wovon 4971 Katholiken und
1082 Reformierte ; Dorf: 380 Häuser, 2877 Ew. Je eine ka-
tholische und reformierte Kirchgemeinde. Dank seiner
günstigen Lage und der Arbeitsamkeit seiner Bewohner
entwickelt sich Gossau rasch und zusehends. 3 Kirchen,
wovon 2 katholische (1736 und 1890 erbaut, diese in go-
1886
1896
1901
7244
8712
9004
662
774
932
1732
3737
4388
79
133
42
200
235
178
1198
1736
1514
Oossau (Kanton St. Gallen) : Kirchplats.
liegt; die andere ist die zweithöchste Eisen bahnbröcke
der Schweiz, misst 168 m Länge und liegt <rl,2 m über
dem Fluss.
Oossau (Kanton. St. Gallen) : Ehemaliges ili^bt. Zollamt.
tischem Stil) und eine 1900 erbaute reformierte. Hau[>tin-
dustrie ist die Stickerei, die in den verschiedenen Fabriken
hunderte von Arbeitern beschäftigt und auch als Hausindus-
trie betrieben wird. Daneben eine Wachskerzenfabrik,
eine Fabrik für chemische Produkte, eine Bierbrauerei,
mechanische Werkstatten, grosse Mühlen, Sägen, bau-
gewerbliche Betriebe, eine Gerberei und eine Buch-
druckerei. Butter- und Käsehandel. Eine
Zeitung. Leih- und Sparkasse. Musik-,
Gesang-, Turn- und Schiessvereine, ge-
meinnutzig^e Gesellschaften etc. Das seit
1893 elektrisch beleuchtete Dorf Gossau
besitzt auch eine gute Wasserversor-
gung mit Hydrantennetz. Zum ersten-
mal 824 als Cozesouva genannt; 868 :
Cozesouaro ; 877 : Cozeshouva ; 904 :
Gozzesouva. Itesass schon 910 eine Kir-
che. Gossau war zu allen Zeiten eine der
rührigsten Ortschaften des einst dem
Abt von St. Gallen Untertanen Fürsten-
landes. Die früher auf dem Boden der
Gemeinde stehenden zahlreichen Bur-
fen liegen heute mit Ausnahme von
Eurg Oberberff, dem alten Wohnsitz des
Landvogtes des Abtes, alle in Trüm-
mer. In den Appenzellerkriegen hatte
Gossau stark zu leiden und wurde
geplündert und verbrannt. Die letzte
Waffentat der Appenzeller fand mit
für sie ungünstigem Ausgang gegen den Grafen Fried-
rich VI. von Toggen bürg 1428 auf dem Bühl bei
Gossau statt. In der Folge litt Gossau unter wiederhol-
378
GOS
GOT
ten grossen Feuersbrönsten ; die Kirche brannte zwei-
mal ab, 1638 und 1731 nebst ^ Häusern und Scheunen.
Gossau (Kanton St. Gallen) gegen den Säntis.
Die bewegteste Zeit in der Geschichte von Gossau war das
Ende des 18. Jahrhunderts, als die durch die fran-
zösische Revolution aufgerecten Gemüter vom Postboten
von Gossau, dem sog. Bot Künzli, einem eifrigen Yertei-
differ der neuen Menschenrechte, in steter Bewegung
ernalten wurden.
Er war es, der auf den 20. November 1795 nach der Muh-
liwiese bei Gossau die berühmte Landsgemeinde zusam-
menrief, auf welcher in Gegenwart von 20000 Bürgern
der Abt von St. Gallen, Beda Angehm, zu Gunsten einer
vom Volke erwählten Behörde auf zahlreiche Hoheits-
rechte des Klosters Verzicht leistete. Dies war der Grund-
stein zur künftigen demokratischen Verwaltung des Kan-
tons St. Gallen. Der von Gossau gebürtige Bot Johann
Künzli ward darauf Landammann der alten Landschaft
(Fürstenland) und helvetischer Senator, nahm aber, da
er trotz seiner hohen Aemter arm geblieben, nach der
Mediationsakte seinen alten Botenberuf wieder auf. Gos-
sau ist ferner die Heimat des Dekans Rugrie (f 1891),
eines begabten Kanzelredners und sehr volKstümlichen
Politikers. 1831-61 versammelte sich in Gossau die Be-
zirkslandsgemeinde. Fund einer Lanzenspitze in Bronze.
Vergl. Ruggle, J. Theod. Geschichte der Pfarrgemeinde
Gossau. Gossau 1878.
GOSSAU (Kt. Zürich, Bez. Hinwil). 465 m. Gem. und
Pfarrdorf, an der Kreuzung der Strassen Männedorf-Pfäf-
fikon und Grüningen-Uster und 3,5 km sw. der Station
V^etzikon der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Station der
elektrischen Strassenbahn Wetzikon-Meilen. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach Wetzikon und
Hombrechtikon. Gemeinde, mit Bertschikon, Berg, Lang-
furr, Grüt, Allenwinden, Böhnler, Herrschmettlen, Ermis-
ried, Fuchsrüti, Herrliberg, Ottikon, Brüschweid, Hanf-
garten, Hasenacker, Hundsrücken und Kindenmanns-
mühle : 512 Häuser, 2339 Ew., wovon 2207 Reformierte
und 136 Katholiken; Dorf, im Thalboden und an den Ge-
hängen zerstreut gebaut: 122 Häuser, 626 Ew. Seidenwe-
berei, Stickerei, Bleicherei, Färberei, Baumwolltuch-
druckerei. Obstbau, Viehzucht. Säge, Mühle, Käserei.
Mehrere Kiesgruben. Ausbeute von Torf. Fund eines
Schalensteines aus der Steinzeit auf der Hexrüti bei Bert-
schikon; im Böhnler Grabhügel aus der Hallstatt Periode ;
römische Münze. Alemannensiedelung; 824: Cozesouwa;
859 : Gozzesouwo. Alemannengräber auf der Brüschweid
und im Ryfacker. Wurde zusammen mit Grüningen 1408
von der Stadt Zürich angekauft und der Landvogtei Grün-
ingen zugeteilt. 1820 stürzte zu Beginn eines Gottes-
dienstes das Balkengerüst des Daches der im Bau begriffe-
nen Kirche ein und begrub unter seinen Trümmern mehr
als 250 Personen.
GOSSENRAIN (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Rotenburg). 5S0 m. Gruppe von 6 Häusern, zwischen der
Strasse Rotenburg-Hildisrieden und der EisenbahnHnie
Luzem-Olten, 5 km n. der Station Rotenburg dieser Li-
nie. 49 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Rain. Acker- and
ibstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Wind-
mühle.
GOSSENS (Kt.Waadt
Bez. Yverdon). 545 m. Gem.
und Dorf, am linken Ufer
der Mentue, an der Strasse
Donneloye-Essertines. 1
km sw. Donneloye and 9,2
km so. der Station Yverdon
der Linie Neuenburg-Lao-
sanne. Nahe der Postwa-
genverbindung Yverdon-
Thierrens. Gemeinde, mit
Les Granges de Gossens :
22 Häuser, 115 ref. Ew.;
Dorf : 19 Häuser, 88 Ew.
Kirchgemeinde Cronay.
Landwirtschaft. Früher
stand hier eine der Korn-
thurei La Chaux j^ehörende
Scheune. Zur Zeit der Ber-
ner Oberhoheit war Gos-
sens der Herrschaft Bio-
ley-Magnoud (oder Magnoux) zugeteilt.
GOSSLIWIL (Kt. Solothurn, Amtei Buchegffberg).
535 m. Gem. und Dorf, an der Grenze gegen den Kanton
Bern, im Thälchen des Schwarzbaches, 4 km eö. der
Station Büren der Linie Solothurn-Lyss. Postablage, Te-
legraph, Telephon; Postwagen Solothum-Hessig^kofen-
Gosshwil. 37 Häuser, 191 reform. Ew. Kirchgemeinde
Schnottwil-Oberwil. Getreide- und Futterbau. Säge, Mühle.
Sandgrube. Zwischen Gossliwil und Gächliwil Fund eines
Schalensteines.
GOSSWIL (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Tar-
benthal). 640 m. Gruppe von 7 Häusern, im Thal des
Steinenbaches, 4 km so. Turbenthal und 2,5 km so. der
Station V^ila der Tössthalbahn. 38 reform. Ew. Landwirt-
schaft. 14^ : GotziswiK
GOTALAZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Villeneuve).
688 m. 2 von Wiesen umgebene Bauernhöfe und Wald,
am Eingang ins Thal der Tiniöre und an desseo SO.-
Hang, 2 km nö. der Station Villeneuve der Simplonbahn.
GOTTAUX (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Nieriet
les Bois). 665 m. Gruppe von 4 Häusern, 1 km nö. Pon-
thaux und 2,5 km sw. der Station GroUey der Linie Frei-
burg-Payerne- Yverdon. 20 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Ponthaux. Wiesen-, Getreide- und Kartoffelbau. Vieh-
zucht.
GOTTERON, GOTTES etc. Dialektformen für
goutte, latein. gutta^ mittellatein. gota = Tropfen.
GOTTERÖN, deutsch Galternbach (Kt. Freiburg,
Bez. Saane und Sense). Bach; entspringt unmittelbar n.
vom Weiler Neuhaus in 973 m, wendet sich nach N.,
geht an der Gauglera und an Entenmoos vorbei, windet
sich durch Wiesen und bespühlt den Fuss bewaldeter
Hügelzüge, biegt unterhalb Alterswil schroff nach W. ab«
geht an der Poffetsmühle und Hayosmühle vorbei und
tritt nun in die berühmte Schlucht ein, wo er am Fuss
von mächtigen, oft senkrecht abfallenden Felswänden
fliesst, um ö. der Stadt Freiburg unter der Bernerbrücke
in 534 m von rechts in die Saane zu münden. Er über-
windet auf seinem 15 km langem Lauf einen Höhenunter-
schied von 439 m, hat also ein durchschnittliches Geßiile
von 2,9%; das stärkste Gefäll mit 6,7 % weist der Got-
teron auf der Strecke zwischen der Hayosmühle bis ^-
genüber Hatten berg auf. Er nimmt mehrere kleine
Nebenadern auf, so u. a. die Bäche von Bürglen, Römers-
wiU Balterswil, Tasberg, Gübel, Roggacker, Grabenwald
und Wen^liswil. Treibt eine Reihe von industriellen Be-
trieben, wie Fabriken, Mühlen, Schmieden, Sägen, ver-
schiedenen Werkstätten, Walkereien etc., die alle früher
zahlreicher waren als heute.
GOTTERÖN (LE), deutsch Galtern (Kt. Freibur^,
Bez. Saane, Gem. Freiburg). 534 m. Vorstadt von Frei-
burg, Teil des Quartieres der Auge, an der Mündung des
GOT
GOT
379
Gotteron in die Saane und vor dem Ausgang der berühm-
ten Gotteronschlucht. 59 Häuser, 780 kathol. Ew. deut-
scher Znnae. Kirchgemeinde Freiburg (Rektorat St. Mo-
ritz). Mühlen, Sägen, Walkmühlen, verschiedene Werk-
stätten, Gastwirtschaften. Steinbrüche auf Molasse und
Tuff. Das von den Felswänden der Galternschlucht und
den darüber stehenden Türmen (Tour du Milieu, Dürren-
bühlturm, Tour Rouge) überragte Quartier ist höchst
malerisch gelegen. 75 m über dem Rachbett spannt sich
die Hängebrücke über die Schlucht, die ihre beiden Ufer
mit einander verbindet^ alte Festungswerke klettern ge-
gen die Höhen des Schonbergs an, und ein starker vier-
eckiger Turm beherrscht das Remertor. In Galtem mün-
det die alte von Rem her kommende Heerstrasse ein,
die hier den Namen der Schmidgasse (Rue des Forge-
rons) erhält und über eine alte gedeckte Holzbrücke (die
Bemerbrücke) in die Auge und den übrigen Teil der
Stadt weiterzieht. St. Reatnskapelle, scheint 1684 gegrün-
det worden zu sein. Der Gotteron wird schon 1345 bei
Anlass von Damm- und Wegunterhaltspflichten erwähnt,
1422 besass das Kloster in der Maigrauge hier eine Mühle,
1492 erhebt sich die Frage nach der Errichtung einer
Badanstalt, 1498 erbaute man die Refestigungsanlagen ;
1574 findet man im Gotteron eine Hammerschmiede, eine
Kupferschmiede und ein Walzwerk und 1582 eine Pulver-
mühle; 1585 verfertigte man hier Sicheln, und später
wurden Sägen und Mühlen eingerichtet. Eine Truppe
Berner bemächtigte sich 1340 dieses Vorortes von Frei-
bun(, plünderte ihn und steckte ihn in Rrand. Das näm-
liche Schicksal hätte auch die jenseits des Flusses gele-
gene Unterstadt ffetroffen, wenn nicht zwei beherzte Bür-
ger den Fussboden der Hemer Brücke weggenommen
hätten.
GOTTERON (VALL^E DU), deutsch Galtern-
GRABEN (Kt. Freiburg, Rez. Saane und Sense). Malerisches
und romantisches Thal, das von der Hayosmühle in der
Kirchgemeinde Tafers bis zur Einmündung des Gotteron
in die Saane auf eine Strecke von 4 km sich erstreckt.
Es bildet eine schmale Schlucht, deren beidseitige Ge-
hänge stellenweise ffanz senkrecht abfallen und völlij^f
kahisind, dann wiener mit Moos und Rasen sich beklei-
den oder aber meistens von unten bis oben mit Gestrüpp
und Unterholz bestanden sind. Im N. beherrschen das
Thal der Schönberg und Maggenberg, im S. der Hatten-
berg und die Höhen von Rürglen (Roui*guillon). Der
Thalbach Gotteron schäumt über künstlich angelegte Kas-
kaden oder verliert sich im Fels, um erst weiterhin unter
Gestrüpp und Gebüsch wieder aufzutauchen. Ein Weg
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Aasgang des Ootteronthales gegen Freiburg.
führt thalaufwärts bis unterhalb die Stelle, wo einst die ,
sog. Velgenscheuer, die Rurg des Geschlechtes Velca,
sich erhob ; Fusswege verbinden das Thal mit Rürgeln,
dem Dürrenbühlturm und dem Schönberg. Mehrere Stein-
brüche auf guten Haustein. Der Galterngraben weist eine
Reihe von landschaftlichen Schönheiten auf, die vom
Maler Emmanuel Curty auf mehreren seiner Gemälde
auch weitem Kreisen bekannt gemacht worden sind.
An das so wilde und romantische Thälchen knüpft sich
natürlich auch eine Sage : Unter der Velgenscheuer be-
findet sich die Geisterschlucht, in der Drachen, Schlan-
gen und Geister aller Art ihr Wesen trieben. Dieses Ge-
lichter pflegte auch die Rauem ' der Umgegend zu be-
lästigen, derart, dass z. R. der Meier von Menziswil alle
Samstage Abends in der am Weg nach Tafers stehenden
St. Josefskapelle eine geweihte Kerze anzünden musste,
wenn er nicht wollte, dass ihm in dieser Nacht die Un-
Setüme ein Stück seines Viehstandes erwürgten. Seit
er Erbauung der Hängebrücke über die Galternschlucht
ist der Spuck auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
GOTTES (I.E8) (Kt. Freiburg, Rez. Rroye, Gem.
Surpierre). 625 m. Kleines Dorf, 100 m nw. der Kirche
Surpierre und 4 km sw. der Station Granges-Marnand
der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 24 Häuser, 97 kathol.
Ew. Getreide- und Futterbau, Viehzucht.
GOTTES (LEB) (Kt. Freiburg, Rez. Saane, Gem.
Chönens). 735 m. Gruppe von 4 Häusern, zwischen Len-
tigny und Macconnens, 900 m w. der Station Ch^nens
der Linie Freiburg-Lausanne. 28 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Autigny. Wiesen-, Getreide- und Kartofl'elbau,
Viehzucht.
GOTTETTAZ (Kt. Waadt, Rez. Aubonne, Gem. Ri^re).
775 m. Gruppe von 5 Häusern, nahe dem Weg Riere-
St. Georges-Le Marchairuz und der Strasse Riere-Gimel-
Le Rrassus. 22 reform. Ew. In der Nähe die malerische
Quelle des Toleure. Spuren von befestigten römischen
Lagern. Gottettaz, ein in welschem Land häufig gebrauch-
ter Ausdruck, bezeichnet einen Ort, wo sich ein kleiner
Tropfen (une petite ^outte) Wassers, d. h. ein Sumpf,
Weiher, oder auch em Rrunnen findet.
GOTTFREY oder SAXON LES BAINS (Kt. Wal-
lis, Rez. Martinach, Gem. Saxon). 468 m. Unterer Teil des
Dorfes Saxon, so genannt zur Unterscheidung von dem
höher oben am Fuss des allen Turmes gelegenen Flecken.
41 Häuser, 457 kathol. Ew. S. den Art. Saxon.
GOTTHARD (Kt. Schwyz, Rez. Einsiedeln). Etwa
1000 m. Rewaldete Schlucht s. Einsiedeln, im Amselthal
zwischen Horben und Horbenstöfeli , vom Grossbach
durchflössen.
GOTTHARD (Kt. und Rez. Schwyz). 1399 m. Wenig
ausgeprägter Gipfel, im O.-Abschnitt des Rigistockes, nw.
über Rmnnen, ö. Rigi Hochfluh und
von dieser durch den wenig begange-
nen Passübergang der Egg getrennt.
Fast vollständig bewaldet.
GOTTHARD (Kt. Tessin und Uri).
Gebirgsmassiv, Pass, Strasse und Rahn.
S. den Art. Sankt Gotthard.
GOTTLIEBEN (Kt. Thurgau, Rez.
Kreuzungen). 403 m. Gem. und Pfarr-
dorf, am linken Ufer des Rhein und
an dessen Eintritt in den Untersee,
500 m n. der Station Tägerwilen der Li-
nie Konstanz- Etzwilen-Schafiliausen.
Dampfschifl'station. Zollamt. Fähre über
den Rhein. 47 Häuser, 265 zur Mehr-
zahl ref. Ew. Fischfang und Fischhan-
del. Rosshaarflechterei, Holzschnitzerei.
Eine Gerberei. Der Kreis Gottlieben
umfasst die Gemeinden Emmishofen,
Gottlieben, Tägerwilen und Waldi.
Früher trug der jetzige Rezirk Kreuz-
ungen den Namen GottUeben, und das
Dorf Gottlieben war bis 1869 dessen
Rezirkshauptort. Wie der Name an-
deutet, muss GotUieben eine Siedelung
religiösen Ursprunges sein. Der Rischof
von Konstanz hatte den Rewohnera die-
ses Ortes die Erwerbung von Grund-
besitz verboten, ihnen aber dafür
auf einem bestimmt abgegrenzten Gebiet das ausschliess-
liche Recht des Fischmnges verliehen, wofür sie ihm
für seine Tafel jährlich 10000 [frische Fische zu lie-
380
GOT
GOT
fem verpflichtet waren. Als die Bevölkerung an Zahl zu-
rückging, wurde dieser Tribut auf 5000 Fische ermässigt
abgebaut, die
Käpfnach.
Gottlieben von Nordosten.
und 1646 durch eine Steuer in barem Geld ersetzt. Heute
ist der Ertrag des Fischfanges in Gottlieben wegen des
Aufschwunges dieses Gewerbes in Ermatingen und Kon-
stanz lange nicht mehr so gross wie früher. Bischof Eber-
hard von Konstanz erbaute 1250 in Gottlieben ein von
zwei mächtigen poetischen Türmen flankiertes Schloss,
das lange Zeit eine der bischöflichen Residenzen war.
In einem der Türme wrurde zur Zeit des Konziles von Kon-
stanz Papst Johannes XXIII. gefangen gehalten, weil er
die Wahl des Papstes Martin V. nicht anerkennen wollte;
zu gleicher Zeit war 1415 vor seinem Feuertod auch der
Reformator Johannes Huss aus Praff hier Gefangener,
und 1453 wurde der Chorherr Felix Hämmerlin von Zü-
rich hier eingekerkert. 1499 besetzten die Schwaben das
Schloss, und 1633 naihm hier der schwedische General
Hörn Quartier, um eine Brücke über den Rhein zu schla-
gen und Konstanz anzugreifen. 1692 sank ein unter-
waschener Uferstrich mit 4 Häusern in den See. Die Kö-
niffin Hortense, Mutter Napoleons III., hatte vor ihrer
Ueoersiedelung nach Arenenberg das Schloss Gottlieben
1810 angekauft. Münzen aus keltischer und römischer
Zeit; Alemannengrab. Vergl. Gottlieben nach seinen ge-
genwärtigen und bisherigen Schicksalen (Thurgauer
Neujahrsblatt, 1831).
GOTTRAU8AZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessus). 1200 m. Gruppe von 5 Häusern, auf den
Höhen über dem rechten Ufer der Grande Eau, am alten
Weg Le Cr6tex-Le Thomassey, nahe der Grenze zwischen
der Seyte du Milieu und der Seyte d*en Bas und 10 Minu-
ten nö. Vers T^^lise. Nach dem Brauch der Bewohner der
Ormonts nur zeitweilig bezogen.
GOTTSCHALKENBERG (Kt. Zug, Gem. Menzin-
§en). 1152 m. Bekanntes grosses Kurhaus auf der bewal-
eten Kette der Hohen Hone, die sich zwischen die Thäler
der Biber und der Sihl vorschiebt; sw. vom Dreiländer-
stein, an dem die Kantone Zürich, Zug und Schwyz an-
einandergrenzen. 6 km w. über der Station Biberbrücke
der Südostbahn ( Wädenswil-Einsiedeln-Arth Goldau).
Strasse von Biberbrücke bis zum Hotel. Telephon; im
Sommer Omnibus Biberbrücke-Gottschalkenber^^. Nahe
an grossem Wald reizend p;elegen ; schöne Aussicht auf
das ganze umliegende Gebiet und die Alpen. Der Berg-
rücken einst als Alpweide « Berg» Eigentum des Klosters
Einsiedeln, das im ganzen ö. Teil des Kantons Zug viele
Güter besass. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand
hier ein Wirtshaus, das später in einen Gasthof umge-
wandelt wurde. Das neue, 1877 erbaute Hotel ist Anfangs
März 1903 vollständig niedergebrannt. Das gesunde und
trockene Klima sagt besonders Brustkranken und Blut-
armen zu. \erß\. Weber, Ant. Der Kurort Gottschalkenr-
berg {Zuger Kalender, 1903).
GOTT 8HALDEN (Kt. Zürich, Bez. und Gero. Hor-
gen). 440 m. Ehemalige Kohlengrube, am Meilibach,
500 m sw. Unter Ort. Wurde 1872-91 auf Schieferkohle
demselben Flöz angehörte wie die von
Vergl. Letsch, Em. Die MoUusekohlen ö. der
ReuBS, Bern 1899.
GOTTSHAUS (Kt. Thurgau, Bez. Bi-
schofszell. Gem. Hauptwil). 4ä)-005 m. Ge-
meindeabteilung ; umfasst das mit Wiesen
uud Wald bestandene Gebiet, das sich ö.
Bischofszell und Hauptwil bis zur Sitter
und zur St. Galler Gemeinde Bemhardzeli
hinzieht. Zählt 36 Weiler, Höfe und Gü-
ter, deren bedeutendste Ebers wil, Wilen,
Stocken, Störshirten, Thron, Horb, Mol-
lishaus. Lauften, Pelagibere, Thürlev^ang,
Zorn, Lemisau, Hasum und Wolf haff sind.
Der Pela^iberg ist ein konisch geformter
Hügel mit sehr schöner Aussicht. Das Ge-
biet umschliesst ausser der Sitter noch den
Horber^, Rütti- und Horbachweier, die za>
sammen mit 2 weitem Weiem zwei Müh-
len und einige andere industrielle Betriebe
mit Kraft versehen. Alle diese Gewässer
sind reich an Fischen ^besonders Hechten)
u. werden von vielen wilden Enten belebt.
Gottshaus gehört zur paritätischen Kirch-
gemeinde Bischofszeil, doch haben die o.
Wilen wohnenden Katholiken sich zu einer
eigenen Filiale mit Kirche zu Pelagiberg zusammengetan.
Stationen Bischofszell und Hauptwil der Linie Gossau-Sal-
gen. In Mollishaus Postablage. In Wilen und Hoferberg je
eine Primarschule. 239 Häuser, 676 Ew., wovon 352 Refor-
mierte und 324 Katholiken. Ausgezeichnete Wiesen be-
günstigen vor allem Viehzucht und Milchwirtschaft. Die
Häuser im Appenzeller- und Toffgenburgerstil erbaut, so
dass die Gegend in manchen Beziehungen jenen Land-
schaften gleicht. 3 grosse Sennereien, 2 Käsereien. Käse-
und Schweinehandel. Etwas Stickerei. Torfj^rnbeD. Längs
der Sitter Sand- und Kiesgruben. Mächtige Nagelfluh-
bänke an den von Waldkirch und Bemhardzeli herab-
kommenden Bächen. Das Gebiet früher Eigentum und
unter der Gerichtshoheit des Gotteshauses zu Bischofszeil,
dem in seiner Gründuncsurkunde die Aufgabe gestellt
ward, diesen ihm längs der Sitter als Eigentum zugewie-
senen Landstrich urbar zu machen und zu besiedeln.
Daher auch der Name der Landschaft Die von den Bi-
schof^zeller Chorherren gegründeten Bauernhöfe sind
später zu Privateigentum geworden. Auf Boden von Gotts-
haus ist 1831 in der Nähe der st. ffallerischen Häuser-
gruppe Widenhub ein römischer Münzschatz, der sog.
Schatz von Widenhub, aufgefunden worden.
GOTTSMiCNIGEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Neuen kirch). 521 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten
Ufer der Aa, 800 m nö. der Station Sempach der Linie
Luzern-Olten. 26 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sem-
?ach. Acker- und Obstbau, Viehzucht. Sage und Mühle.
232: Gotismanningen.
QOTTSTATT (Kt. Bern, Amtebez. Nidau, Gem. Or-
Sund). 486 m. Kirche und Waisenhaus, am linken Ufer
es Aarekanals, 800 m so. Orpund und 3,8 km nö. der
Station Brügg der Linie Bem-Biel. Telephon. Das Waisen-
haus ist Eigentum der Bürgergemeinde Biel. Die Kirch-
gemeinde Gottstatt besteht aus den Zivilgemeinden Or-
pund, Safneren und Schwadernau. Eine alte Besitzung
der ehemaligen Abtei Gottstatt, das 3 km w. Biel am See-
ufer gelegene Gottstatterhaus, ist längst in ein Wirtshaus
umgewandelt worden. Schöne Weinberge. Steinbrüche.
Beim Niveauübergang der Eisenbahn steht fossilführen-
des unteres Valangien an. Gottstatt, locus dei, im Mittel-
alter ein Prämonstratenserkloster, das am 24. März 1248
vom Grafen Rudolf I. von Neuenburg-Nidau gegründet,
mit reichem Besitz ausgestattet und dem Diekanat St.
Immer in der Diözese Lausanne unterstellt worden war.
Die Kastvogtei ging 1378 von den Grafen von Neuen-
bürg an die Stadt Bern über. 1375 wurde das Kloster
von den Armagnaken verwüstet. Nach der Reformation
1528 aufgehoben, ward Gottstatt Staatsgut von Bern und
1733 Sitz eines Landvogtes. Wichtiger stratefpscher Punkt
während der Kämpfe von 1798. 1802-1834 leitete hier der
verdiente Obstzüchter Pfarrer Zehnder ein weit bekanntes
Erziehungsinstitut; 1873 wandelte die Bürgergemeinde
Biel die Gebäulichkeiten zu einem Altersasyl und W^aisen-
GOT
GOÜ
381
hang um ; 1902 von der politischen Gemeinde Biel ange-
kauft und dem gleichen Zweck erhalten. In der Kircne
einige Grabsteine; daneben Reste eines
Kreuzganges.
GOTZENWIL (Kt. Zürich, Bez. Win-
terthur, Gem. Seen]. 525 m. Weiler; 1,6
km so. Seen und 1 ,8 km nö. der Station
Sennhof der Tössthalbahn. Telephon. 20
Häuser, 104 reform. Ew. Das schweizerische
Ortslexikon schreibt falschlich Gotzenen-
wil. 869: Cozzolteswilare.
GOUBINQ (TOUR DE) (Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Siders). 590 m. Mächtiger,
auf einem Felsblock fundierter viereckiger
Turm, 200 m ö. Siders auf einem einst
trockenen und nur mit verkrüppelten Fich-
ten bewachsenen Hügel, der neute mit ei-
nem schönen Weinberg bepflanzt ist. Der
Mrahrscheinlich 1196 erbaute Turm wird
1299 zum erstenmal unter dem Lokalna-
men Gubyn erwähnt, wo Isabelle Albi,
Burgfrau von La Bätie de Granges, Reben
besass. Um sich aus der Acht zu lösen,
gab 1381 Perrod de La Bätie den Goubiiig-
turm dem Bischof zu Sitten als Eigen-
tum; später ging er durch Heirat an das Geschlecht
de Platea und nachher an die Familie de Courten über.
Nach langer Vernachlässigung wurde er restauriert, zu
gleicher Zeit aber auch verunstaltet, indem man seiner
einst eine prachtvolle Aussicht bietenden und über 18
Turme von Kirchen und Kapellen hinschauenden Zinne
noch ein Dach aufsetzte. Der heute in Privatbesitz befind-
liche Goubingturm enthält eine Sammlung von interes-
santen und merkwürdigen Gegenständen (Gemälden, Mö-
beln V^atTen etc.).
QOUQRA (L.A) (Kt. Wallis, Bez. Siders). Kleiner
Wildbach ; entspringt zwischen der Garde de Bordon und
dem Col de Zat^ in 2332 m dem Moirygletscher, durch-
fliesst in n. Richtung das Val de Moiry, nimmt bei der
Alpe de Zatelet-Praz (2159 m) mit dem Abfluss des Lac
de Zosanne und des Yallon de Torrent seinen beträcht-
lichsten Nebenarm auf, bildet einen von Fremden oft be-
suchten schönen Fall und mündet nach 9 km langem Lauf
in 1287 m in die Navizance, die hier längs der das Dorf
Grimentz tragenden Steilhänge aus dem Zinalthale heraus-
tritt.
QOUII.LE(LA) (Kt. Wallis, Bez. Hörens, Gem. Evo-
lena). 1852 m. Maiensässe mit etwa 20 kleinen Stadeln,
im Arollathal, am linken Ufer der Borgne und 7 km s.
über dem Dorf Evolena.
QOUII.LE (MONT DE LA) (Kt. Wallis, Bez. Entre-
monl). 3223 m. Gipfel, n. Vorbere des Mont Velan (3765
m), in der Kette zwischen dem obern Abschnitt des Val
d'Entremont und dem Val d'OUomont (einem der beiden
ArmedesValpelline). Am Fussdes N.-Abfalles des Gipfels
der kleine Gletschersee La Gouille de Valsorey oder
Gouille ä Vassu, den Saussure in seinen « Voyages dans
les Alpes » schon erwähnt.
QOUILLE PER8E D'AROLLA (LA) (Kt. Wallis,
Bez. Harens). Kleiner See. S. Bleu d*Arolla (Lac).
QOUILLE8 (LES GRANDES) (Kt. Wallis, Bez.
Sitten). 2456 m. Gruppe von kleinen Seen, im Boden
eines zwischen dem Sublage, Cerac und Geltenhorn
(Gruppe des Wildhorns) eingesenkten wilden und öden
Kares. Werden von den das Kar umgebenden Firnfel-
dem gespiesen und sind ohne sichtbaren Abfluss. Ihre
unterirdisch abfliessenden Wasser gehen wahrscheinlich
zur Nettage und zur Zanfleuronne, zwei Zuflüssen zur
Morgue.
QOULE (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen). 541 m.
Romantischer kleiner Flusssee des Doubs, 1 km lang und
100-150 m breit ; 3,5 km w. Le Noirmont. Verdankt seine
Entstehung einem Felssturz, der von den hohen Steil-
ufern am französischen Ufer niedergebrochen ist, und
dessen Trümmer eine 600 m breite, vom Doubs brausend
und schäumend durchschnittene Barre quer über den
Flusslauf gebaut haben. Oberhalb der Barre liegt der
Flassspiegel in 541 m, unterhalb in 514 m. Am schweize-
rischen Ufer ein Zollamt, ein bescheidenes Gasthaus und
ein bedeutendes Wasser- und Elektrizitätswerk mit 4000
HP, das einen Fall von 25 m Höhe zur Verfügung hat.
Der Wasserzuleitungskanal ist 612 m lang. Das Werk
La Goule im Doubs.
versorgt einen Teil der Hochfläche der Freiberge, das
Thal von St. Immer und das Plateau von Malche in
Frankreich mit Licht und Kraft und dient auch dazu,
das Wasser einer an den Cotes du Doubs entspringen-
den starken Quelle bis nach Le Noirmont zu heben. Am
französischen Ufer zwei durch den Trümmerwall von ein-
ander getrennte Häusergruppen, Sur la Goule und Le
Bief d'Etoz, die beide vom Felssturz s. Z. zum Teil ver-
schüttet worden sind. Seit 1902 ist eine grosse und feste
Eisen- und Steinbrücke an die Stelle der ehemaligen
Holzbrücke getreten, die vom Doubs weggespült und wäh-
rend mehrerer Jahre durch einen einfachen Fussgünger-
steg ersetzt worden war. Ueber diese Brücke führt die
gute Fahrstrasse, die Le Noirmont mit Charmauvillers
u. Matche verbindet. Gelegenheit zu reizenden Bootfahr-
ten auf der Goule und zu Ausflügen (auf neu angelegtem
Fussweg) nach dem Moulin de la Mort. Die die Goule im
S. umrahmenden Felswände sind so hoch und einander
derart nahe, dass den Bewohnern des Schweizer Ufers
die Sonne vom 15. November bis zum 26. Januar nicht
scheint.
GOUMOEN8 LA VILLE ^Kt. Waadt, Bez. £chal-
lens). 625 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem w. Plateau des
Jorat, an der Strasse Orbe-£challens und 3 km nw. der Sta-
tion £challens der Linie Lausanne-Bercher. Postbureau,
Telegraph, Telephon: Postwagen Orbe-£challens. Ge-
meinde : 61 Häuser, 449 reform. Ew. ; Dorf: 49 Häuser, 354
Ew. Zusammen mitGoumoens le Jux, ^clagnens und Pen-
ther^az eine gemeinsame Kirchgemeinde. Landwirtschaft.
Backsteinfabrik. Schloss, 1644 erbaut; mit sehr alten
Türmen. Dieser Ort ist eine der ältesten Siedelungen des
Bezirkes. Im 12. Jahrhundert war seine Kirche der Mit-
telpunkt einer ausgedehnten Kirchgemeinde, die u. a.
auch Echallens umfasste und von der Abtei Montbenoit bei
Pontarlier ministriert wurde. Die Einführung der Befor-
mation stiess auf Schwierigkeiten und konnte erst 1575
als vollständig durchgeführt betrachtet werden. Zunächst
bildeten Goumoens la Ville, Goumoens le Jux und Gou-
moens le Chätel (heute Saint Barthölemy) eine einzige
grosse Herrschaft mit Schloss in Goumoens le Chätel. Das
Geschlecht de Goumoens taucht seit dem 11. Jahrhundert
auf, war eine der ältesten und mächtigsten feudalen Fa-
milien des Landes und besass im Waadtlandeund Savoyen
noch verschiedene andere Herrschaften. Aus dem Ge-
schlecht de Goumoens sind besonders viele Militärs, dann
aber auch hervorragende staatliche und kirchliche Wür-
denträger des Waadtlandes hervoi^egangen. Widon, d.
h. Guy de Goumoens war der llauptstifter der Abtei Mon-
therond (1235). Im Laufe des 13. Jahrhunderts teilte sich
das Geschlecht, so dass jede der drei genannten zur
Stammherrschafl gehörenden Ortschaften zur eigenen
Herrschaft ward. Einzii^ der Zweig de Goumoens la Viile
des Geschlechtes hat sich bis auf den heutigen Tag er-
halten. 1142: Gumuens.
GOUMOENS LE CHÄTEL (Kt. Waadt, Bez. £chal-
882
GOU
GOU
leuM, Gem. 5$aint Barth^leiny), Frnberer Name von Dorf
and SchloM Saiüt BAftTHiLEinr. S. diesen Art.
OOUMOCMS L« JUX oder OOU-
SOCMS LS JOUX fKt. Waadt, Bez.
;haUent). 500 m. Gem. ond Weiler,
aaf dem w. Plateao des Jorat, ober dem
rechten l^fer des hier in tiefem Tobel
fliestenden Talent, an der Strasse Goo-
moens la Ville-fiavois ; 1,5 km nw. G<m-
moens la Ville and 4,5 km nw. der Sta-
tion Phallen« der Linie Laasanne-Ber-
cher, 6 Haaser, 92 reforni. Ew. Kirch-
gemeinde Goarooens la Ville. Am we-
nigsten Einwohner zählende Gemeinde
des Kantons Waadt. Landwirtschaft.
Zaerst Teil der Herrschaft Goamoens
la Ville, dann seit dem 13 Jahrhundert
eigene Herrschaft, im 14. Jahrhundert
▼on Fran^ois de Goamoens la Ville. Herrn
▼on Bioley-Magnoai, and im 17. Jahr-
hundert von Daniel ChAlon, Burcrherm
von Gully, erworben. Einer der letzten
Besitzer war der Naturforscher Albrecht
▼. Haller. Es stand hier früher eine
schon im 15. Jahrhundert nicht mehr
bewohnte and in den Bnrgunderkriegen
endgiltig zerstörte kleine Bur|[. Der in
das Molasseplateau sich stark einschnei-
dende Talent hat unterhalb Goumoens la Jux bis hinter La
Motte mit seiner Sohle bereite das Eocän (Sid^rolithique)
durchschnitten und den gelben untern Urgonkalk erreicht,
die zusammen gleichsam ein 1 km langes Knopfloch mit-
ten in der Molasse bilden. Das Eocan besteht aus einer 12-
15 m mächtigen Schickt mit ziemlich eisenreichem Bohn-
en an der Basis, das auch noch karrenartige Taschen im
unterliegenden Urgon .ausfüllt. Das Uebrige ist metallar-
Weit. Ott.
Lc Talent
_67. /-.%• ^^
französisch Goomois. Diese abgelegene Gegead war -.
▼oo Bären ond Lochsen beTÖlkertr ond beste noch äenc
1 10000.
H.Schardt.
Osologiiohar Qiisrsohnitt durch da« Tobel das Talent bei
Ooamoeaa le Jux.
Ol. Brralikum; Mg. Diolbankige Molaaae; Mr. Rote Molasae ;
8. Bohnarsbilduog (Siderolitbiquej ; U. Urgon.
mer (10-15 %) Bolus mit einzelnen Eisenkörnchen und
glänzenden Quarzpartikelchen. Das Ganze ist nicht abbau-
würdig.
QOUMOI8 (Kt. Bern, Amtebez. Freibergen). 496 m.
Gem. und Weiler, am rechten Ufer des Doubs, 5 oder
7,8 km wnw. der Station Saignel^gier der Linie Glovelicr-
La Chaux de Fonds, je nachoem man den Fusswegen oder
der Strasse folgt. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Post-
wagen nach Saignelc^gier. Eidgenössisches Zollbureau.
Gemeinde, mit Beifond Dessous und Beifond Dessus:
35 Häuser, 228 kathol. Ew.; Weiler: 9 Häuser, 5( Ew.
Kirchgemeinde Les Pommerats. Ackerbau und Viehzucht.
Uhrcnmacherei, Holz- und Kohlenhandel, Schefflerei ;
bedeutender Grenzhandel mit Spezereiwaaren. Mühle.
Bei Le Theusseret, 2 km oberhalb Goumois, Wasser- und
Elektrizitätswerk, das Saignelögier, Montfaucon, Les Pom-
merats und Le B^mont mit Wasser, Kraft und Licht ver-
sorgt. Sand- und TufTgrube ; der mit der Säffe verarbeitete
Tun wird zur Herstellung von Oefen una Kochherden
gerne verwendet. Goumois- Suisse liegt ausserordentlich
malerisch am Fuss von mächtigen senkrechten Felswän-
den und prachtvollen Waldungen, aus denen zahlreiche
kleine Wasserfälle herabstürzen, und ist eines der
schönsten Ausilugsziele an den romantischen Ufern des
Doubs. Eine der Felswände zeigt im Profil zum Ver-
wechseln ähnlich das- Bild eines Allen. Gegenüber, am
linken Ufer des Flusses, die grössere Häusergruppe Gou-
mois-France. Schöne, auf Steinpfeilern ruhende Eisen-
brücke. Die beiden Weilern dienende Kirche steht in
Schweiseriich Goumoia.
man an einem der Häuser eine halb verwischte Maleret, die
einen Bären und einen Wolf darstellt und unter der fol-
gende Inschrift steht: « Un ours a ^te tu^ en ce Ue« le
ä) aoüt 1761 ; un loup servie [loup cervier] en ce lies a
^te tu^ le 15 d^embre 1768. » Ein anderes Haus trägt als
ehemalige Amtswohnung eines Untervogtes der Herren
von Montjoye das Fassadenbild des zu Pferd sitzeiMlea
Prinzen von Montjoye. 1815 fand bei Goumois ein Kampf
zwischen einer Abteilung Rovalisten und kaiserlich napo-
leonischen Truppen statt, in dem die erstem in die Flacht
geschlacen wurden und ein junger Graf von Mon^je
ums Leben kam. Es ist recht bezeichnend, dass an der
letzten in dieser Gegend stattgefundenen Waffentat ein
Montjoye beteiligt gewesen ist, da dieses Geschlecht der
letzte Inhaber der mit der französischen Revolution aaf-
gehobenen, uralten und seit 1308 schon mit den Freiber-
gen verbundenen {Cartulaire de Montfaucon. Folio 61 )
Grafschaft La Roche (Hauptort Saint Hippolyte) war. So
hatten auch die Herren von Montjoye ihren andern Titeln
immer denjenigen der « seigneurs de la Franche Mon-
tagne » beigefügt. Auf den hohen Felsen s. von Goumois
»tehtdie Burgruine Franquemont. Goumois war im 12.
und 13. Jahrhundert Eigentum des Priorates Lanthenans,
das das Dorf gegen eine jedes Jahr auf den Handände-
rungen zu Montb^liard zu erhebende Steuer von 20 sob
1247 an Thierry II 1. von Montfaucon, Grafen von Mömpel-
ffard, abtrat. Thierry's Neffe Gauthier de Montfaucon
(Sohn von Thierry's jüngerem Bruder Am^de Montb^liard,
Sire de Montfaucon) ertiielt dann von Renatus von Bur-
gund und seiner Gemahlin Guillemette 1304 Goumois mit
allen seinen Landereien als unbeschränktes Eigentum ver^
liehen. Vergl. den Art. Franquemont. Refugium; Fund
von Töpferscherben römischen Ursprungs. 1 1 77 : Gonaoen-
sem ecclesiam ; 1257 : Gumoens ; 1304 : Goumoene.
GOURZE (LA TOUR DE oder MONT DE) (Kt.
Waadt, Bez. Lavaux). 930 m. Berg im s. Jorat, auf der
Grenze zwischen dem obern Plateau und der Flanke von
Lavaux und auf der Wasserscheide zwischen Rhone und
Rhein ; 2,6 km nnö. Gully und 8,5 km ö. Lausanne. Von
den übrigen ebenso hohen oder noch höheren Gipfeln
des Jorat ist die Tour der Gourze der am charakteris-
tischsten ffeformte und gewährt als isolierte Pyramide den
freiesten Ausblick mit weitem Panorama auf den Genfer^
see, die Kuppe des Grand Combin und einen grossen
Teil des Kantons Waadt. Sie wird deshalb auch schon
seit langer Zeit als Aussichtswarte geschätzt und oft be-
sucht. Auf dem Gipfel steht die Ruine eines Turmes, des-
sen Entstehung nicht genau datiert werden kann, aber ins
12. oder 13. Janrhundert verlegt werden und der Eigen-
tum der Bischöfe von Lausanne gewesen sein muss. Seine
Zerstörung oder Abtragung wird Ludwig II. Baron von
Vaud zugeschrieben, als er mit dem Bischof Pierre d*Oron
GRA
GRA
383
in Fehde stand (1316). Seither ist der Turm nicht mehr
aufgebaut worden ; ein vor wenigen Jahren dahin zielender
Versuch hat zu keinem Resultat geführt. Der Berg besteht
aus einer Grundlage von Molassesandstein, auf den eine
die Turmruine tragende Bank von Nagelfluh foIg[t. Alle
Schichten fallen alpeneinwärts nach SO. Der steile W.-
und N.-Hang bewaldet^ der S.-Hang mit Wiesen beklei-
det. Häufig besuchtes Ausflugsziel. 1140: Mons Gurzii;
1316 : Goursi.
GRABEN, QRMSmH, GRABI, QRMLBl, GRJtL-
BLI. Ortsnamem, gebraucht zur Bezeichnung von langen,
engen u. steilwandigen Seitenthälern mit Bergbach ; oder
auch einer gewöhnlichen kleinen Thalfurche beigelegt.
In Zusammensetzungen besonders häufiff im Emmenthal
und überhaupt im Erosions^ebiet der Gruppe des Napf.
In der franzosischen Schweiz als Grabo, Graboz. Grabou
vorkommend.
GRABEN (Kt. Aargau, Bez. Zofincen, Gem. Botten-
wil). 505 m. Weiler, an der Strasse Zofingen-Bottenwil,
1 km nw. Bottenwil und 3,8 km ö. der Station Zofmgen
der Linie Luzern-Olten. 10 Häuser, 56 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Schöftland. Ackerbau und Viehzucht.
GRABEN (Kt. Aargau, Bez. Zoßngen, Gem. Brittnau).
467 m. Weiler, im Wiggerthal, 600 m w. Brittnau und
3,5 km nw. der Station Heiden der Linie Luzern-Olten.
13 Häuser, 132 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
GRABEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Zollikofen).
555 m. Gruppe von 9 Häusern, am Sägebach und 2,5 km
sw. der Station Zollikofen der Linie Olten-Bern. Telephon.
41 reform. Ew. Kirchgemeinde Bremgarten. Mühle, zwei
Sägen, Knochenmühle.
GRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Rüschegg). 745 m. Weiler, nahe dem linken Ufer des
Schwarzwassers, am Eingang in den Aulisgraben, 2 km
nö. Rüschegg und 13 km sw. der Sta^on Thurnen der
Gärbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). 13 Häuser, 93
reform. Ew. Wiesenbau. Mühle und Sage.
GRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Rig-
gisberg). 720 m. Weiler, 900 m nö. Riggisberg und 2 km
BW. der Station Thurnen der Gürbelthalbahn (Bern-Wat-
tenwil-Thun). Telephon. 13 Häuser, 86 reform. Ew. Wie-
senbau. Mühle und Säge.
GRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen). 460 m. Gem.
mit zerstreut gelegenen Häusern, im Oenzthal, 2 km wnw.
der Station Buzberg der Linie Olten-Bern und 3,3 km n.
Herzogenbuchsee. rostablage, Telephon. Umfasst die 5
Weiler Baumgarten, Burach, Hubel, Kleinholz und
Schörlishüseren und zählt zusammen in 53 Häusern 303
reform. Ew. Kirchgemeinde Herzogenbuchsee. Landwirt-
schaft ; Käsefabrikation. Wollspinnerei. Mühle. Schulhaus.
GRABEN (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Nebikon).
510-600 m. Zerstreut gelegene Bauernhöfe, in einem klei-
nen rechtsseitiffen Nebenarm des Wiggerthales, 1 km nö.
der Station Nebikon der Linie Luzern-Olten. 18 Häuser,
115 kathol. Ew. Kirchffemeinde Altishofen. Ackerbau und
Viehzucht. Käserei una Käsehandel. Säge, Mühle, Ziegelei,
Backsteinfabrik. Krahnen- und Hebezeugfabrik,^Kunst-
dün^erfabrik. Einige der Bewohner
arbeiten in den Faoriken von Nebi-
kon.
GRABEN (HINTER und VOR-
DER) (Kt. Luzem, Amt Entlebuch,
(^m. Escholzmatt). 949 m. Bauern-
höfe, am rechten Ufer des Bockeren-
grabens, 5 km nnö. der Station Escholz-
matt der Linie Bern -Luzem. Post-
ablage. 20 Häuser, 137 kathol. Ew.
Wiesenbau und Viehzucht.
GRABEN (HINTER) (Kt. Obwal-
den. Gern, Samen). 480-1000 m. 42
auf der Schwändi zerstreut gelegene
Häuser, zwischen Görisbach und Forst-
bach und 6,5 km sw. der Station Sar-
nen der Brünigbahn (Luzem-Brienz).
172 kathol. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht.
GRABEN (IM) (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. (jiffers]. 748-820 m. 10 am ziemlich steilen
Hang rechts über aer G^rine (Aergerenbach) zerstreut
gelegene Häuser, 2 km so. Giffers und 9,5 km so. Frei-
burg. 68 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futter- und Kar-
toffelbau, Viehzucht.
GRABEN (IM) (Kt. Freibura, Bez. Sense, Gem. Ober-
schrot). 835 m. Gruppe von 8 Häusern, am Tütschbach,
700 m nö. Plaffeien und 13 km so. Freiburg. 32 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Plaffeien. Wiesen-
bau und Viehzucht. Mühle und Säge.
QRABENEGG (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem.
Galgenen). 950 m. Gruppe von 7 Häusern, zwischen dem
Mosenbach und Spreitenbach, am N.-Hang der Pfiffegg,
5 km sw. der Station Siebnen- Wangen der Linie Zürich-
Glarus-Linthal und 2,6 km sw. Galgenen. 41 kathol. Ew.
Ackerbau. Vieh- und Holzhandel.
GRABENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa 2700
m. Wenig bedeutender Felszahn, im Kamm w. über dem
Riedgletscher und ö. über dem zwischen St. Nikiaus und
Herbriggen im Nikolaithal gelegenen Weiler Mattsand.
Auf der Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
GRABENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3375 m.
Gipfel, w. Vorberg des Dom, in der Gruppe der Mischa-
belhörner, zwischen Festi- und Kiengletscher und 3 km
ö. Randa. Von der Domhütte aus in 3 Stunden erreichbar.
GRABENMATT (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem.
Lauperswil). 640 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten
Ufer der Emme, 1 km so. Lauperswil und 1,7 km so. der
Station Zollbrücke der Linie Burgdorf-Langnau. 37 reform.
Ew.
GRABOU (LE) (Kt. Freiburg, Bez. Broye, Gem.
Montagny les Monts). 627 m. Gruppe von 5 Häusern, am
linken Ufer der Arbogne, mitten im Wald von Chan^z,
2 km so. Montajgnay les Monts und 3,7 km so. der Station
Cousset der Linie Freiburg- Yverdon. 42 kathol. Ew. Vieh-
zucht, Waldwirtschaft.
GRABOU oder GRABOZ (LE) (Kt. Freiburg, Bez.
Saane, Gem. Praroman). 729 m. Weiler, am Bach von Le
Pontet, 8(X) m so. Praroman und 11 km so. Freiburg. 11
Häuser, 58 kathol. Ew. Wiesen-, KartolTel- und Getreide-
bau, Viehzucht. Mühle und Sägen.
GRAB8 (Kt. St. Gallen. Bez. Werdenberp;). 469 m.
Gem. und grosses Pfarrdorr, im Rheinthal, 3 km w. vom
Fluss, am O.-Fuss des Grabserberges, am Grabserbach,
an der Strasse Gams- Werdenberg-Buchs und 3,5 km nw.
der Station Buchs der Linie Rorschach-Sargans. Post-
bureau, Telegraph, Telejphon; Postwagen Buchs-Ebnat-
Kappel. Die Gemeinde (jrabs ist eine der grössten (5458
ha) und wohlhabendsten des Kantons und zieht sich von
der Rheinebene bis zu den Hängen des Alvier hinauf.
Gemeinde, mit Grabserberg (Weiler Forst. Lee u. Schluss),
Grabserfeld, Stauden, Staudenerberg und einem Teil von
Werdenberg: 810 Häuser,: 4411 reform. Ew.; Dorf: 339
Häuser, 2047 Ew. Ackerbau (Mais, Kartoffeln), Viehzucht.
Maschinenstickerei. Mühlen, Säfen, Gerbereien, Schmiede-
werkstätten, Spinnereien, mecnanische Werkstätten mit
Wasserbetrieb. Elektrisches Licht. Stickereifabriken ; ost-
schweizerische Stickereifachschule. Schöne neue Kirche;
Asyl für arme Kinder ; Unterstützunj^kasse. Jährlich drei
stark besuchte Viehmärkte (Hornvieh und Pferde). Die
.1
Orabs von Soden.
Gemeinde hat die vom Grabserberg herabkommenden
Wildbäche unter grossen finanziellen Opfern korrigiert.
Nach Ekkehard*s Chronik stand hier schon 614 eine Qua-
384
GRA
GRiE
dravedes, ad quatuor dbietes = bei den vier Tannen ge-
heissene Siedelung. (Vergl. Gotzinffer, Wiih. Die romani-
schen Ortsnamen des Kant. St, Gatten. St. Gallen 1891).
Hier amtete als Pfarrer der Diakon Johannes, später Bi-
schof von Konstanz. 8U : Quaravedes ; 858 : Quaravides ;
1060: Quaravede; 1178: Grabun;1200: Grabis. Fundevon
römischen Münzen.
GRAB8ERBAD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg.
Gem. Grabs). 960 m. Heilbad mit starker Schwefel- and
Gipsguelle. im obern Abschnitt des Grabserberges ; 4,5 km
nw. über Grabs and 8,5 km nw. über der Station Buchs
der Linie Rorschach-Sargans. Von den Bewohnern der
Gegend gut besucht.
GRAB8ERBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenber^,
Gem. Grabs). 500-900 m. Sehr fruchtbarer Berghang, mit
Weilern (Forst, Lee, Schluss) und Höfen übersät und von
zahlreichen Wildbächen durchfurcht, w. über Grabs. 179
Häuser, 856 reform. Ew. Landvdrtschaft. Darüber das
Grabserbad.
GRABSERFELD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Grabs). 479 m. Grosses Feld im Rheinthal, mit Wie-
sen u. Obstbäumen bestanden, 500 m n. Grabs. Zahlreiche
zerstreut gelegene Häuser. 53 Häuser, 271 reform. Ew.
GRAB8ERRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Grabs). 455 m. Grosses Riet, am linken Ufer des
Rhein zu beiden Seiten der Bahnlinie Rorschach-Sargans
und 1,5 km nö. Grabs. 900 ha gross. Zum Teil mit Aeckem
und Wiesen bestanden.
QRADET8CH (Kt. Wallis, Bez. Siders). Gem. und
Dorf. S. den Art. Granges.
GRADICIOLI (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Lu^no).
19i^ m. Gipfel, südlicher und nur um 28 m niedngerer
Nachbar des Monte Tamaro, in der von diesem nach
SW. abzweigenden und über Luino am Lanffensee endi-
genden Kette. Schöne Aussicht durch das Val Vedasca
auf den Lanffensee und nach SO. auf den Luganersee.
Wird selten bestiegen.
GRiCBLI (OBER und UNTER) (Kt. Uri, Gem.
Bürgten). Teile des Dorfes Bürglen, über und unter der
Kirche. S. den Art. BCrglen.
GRIECHEN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 1617 m. Gem.
und Pfarrdorf, auf einer waldumrahmten Terrasse, am
Fuss des Seelhai horns und über dem rechten Ufer der
Zermatter Vlsp, nahe dem Fcissporn über der Vereini-
gung des Nikolai- und Saasthales, 4 km nö. über St. Nik-
laus und 1 Vt Stunden über der Station Kalpetran der
Linie Visp-Zermalt. Postablage. Gemeinde, mit Binnen
und Eggen : 53 Häuser, 389 kalhol. Ew. ; Dorf : 14 Häuser,
108 Ew. Vieh-, besonders Ziegen- und Schafzucht ; Roggen-
bau. Die Leute von Grächen wohnen in zahlreichen, über
die ganze Terrasse zerstreut gelegenen kleinen Siedelungs-
gruppen, die sich meist um eine kleine Kapelle schaa-
ren. Die zwei grössten dieser Gruppen sind das am Fuss
des grossen Grächerwaldes stehende KirchJorf Grächen
und der tiefer unten, über dem zur Visp abfallenden und
von Runsen zerfressenen Hang gelegene Weiler Nieder
Grächen. Von beiden Stellen sehr schöne Aussicht. Die
Wiesen und Felder von Grächen werden vom nahen Ried-
gletscher her durch ein Netz der bekannten Walliser
Wasserleitungen (bisses) bewässert. Pfarrer Tscheinen
von Grächen hat s. Z. die zahlreichen Volkssagen des
Wallis gesammelt und mit dem Chorherrn Ruppen zu-
sammen unter dem Titel Watliser Sagen (Sitten 1872)
veröffentlicht. 1210: Grachan; 1250: Granchon ; 1295:
latein. Grangiis; im 14. Jahrhundert: Grenkun, Grenkon,
Grenken. Betr. Etymologie s. den Art. Granges.
GRIECHEN (NIEDER) (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem.
Grächen). Abteilung der Gemeinde Grächen ; umrasst die
tiefer gelegenen der Siedelungsgruppen auf der Terrasse
von Grächen, 3 km nö. über der Station St. Nikiaus der
Linie Visp-Zermalt. Kapelle. Heimat von Thomas Platter
(geb. 149d). Dieser, zuerst Ziegen- und Kuhhirt, Bettler
und Seiler, benutzte jede Gelegenheit, um sich trotz seines
elenden und vagabundierenden Lebens nach Möglichkeit
zu unterrichten, ward dann in Basel Korrektor in einer
Buchdruckerei, Buchdrucker und Buchhändler und zuletzt
Universitätsprofessor für die griechische Sprache. Er ist
einer der berühmtesten Söhne des Wallis und hat auch
viel dazu beigetragen, in seinem Geburtslande die Ideen
der Reformation zu verbreiten. Er starb 1582. Sein Sohn
Felix Platter, nicht weniger berühmt als der Vater, lebte
als Professor der Medizin und Stadtphysikus in Basel.
Ebenfalls von Grächen gebürtig ist Plattere Neffe Simon
Steiner oder Lithonius, Professor für griechische und la-
teinische Sprache und Eloquenz in Strassburg (-j- 1545).
GRiCCHWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, (^m.
Meikirch). 663 m. Weiler, am Fnenisberg; 1,3 km nö.
Meikirch und 3,5 km ssw. der Station Schupfen der Linie
Bern-Biel. Postwagen Aarberg-Meikirch. 13 Häuser,
90
reform. Ew. Wiesenbau. Der aus den Ereignissen von
1796 bekannte General Fr. Salomon Wyss besass hier ein
Landhaus. Bei Grächen ein Grabhügel, in dem man neben
andern Gegenständen eine grosse Bronzevase mit Relief-
ßguren (vermutlich etruskischen Ursprungs) gefunden
hat, die heute eines der Prunkstücke des historischen
Museums zu Bern ist.
GRiCFIMATTGRAT (Kt. Nidwaiden). 1956, 9018,
2038, 'i082 m. Langer Kamm, halb felsig, halb mit Rasen
bestanden; in der Kette zwischen dem Engel berger- und
Melchthal, wnw. über Grafenort und 7 km osö. über Sar-
nen. Schöne Aussicht. Kann von Grafenort ans in 4 Vi
Stunden erstiegen werden.
GRiCMIQEN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toj^enborg.
Gem. Bütswil). 643 m. Dorf, auf den Höhen zwischen der
Thur und dem Gonzenbach ; 2,3 km nnw. Bütswil and
1,2 km SW. der Station Lütisburg der Toggenbnraerbahn.
34 I^äuser, 125 kathol. Ew. Landwirtschaft. Stickerei.
Wahrscheinlich Heimat des Geschlechtes Gramiger.
GRiCNICHEN (Kt. Aargau. Bez. Aarau). 414 m. Gem.
und Pfarrdorf, zu beiden Ufern der Wina, an der Strasse
Aarau-Menziken und 2 km so. der Station Suhr der Linie
Aarau-Suhr-Zoßngen. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Aarau-Menziken. Gemeinde, mit Bietschthal.
Bleien, Eien, Hochspühl, Liebegc, Loch, Oberfeld, Reffen-
thal, Rütihof. Scheuerberg und Vorstadt: 324 Häaser,
2771 reform. Ew.; Dorf: 108 Häuser, 1070 Ew. Ackerbau.
Viehzucht und Viehhandel. Schuhfabrik mit 180 Art>eitem.
Die Gemeinde besitzt schöne Waldungen. W. und ö. vom
Dorf, sowie In den Höfen, auf dem Geliacker und den
Maueräckern hat man römische Backsteine und Mauern
aufgedeckt. Am letztfsenannten Ort sind ein ganzes Zimmer
mit Mosaikboden, Wandmalereien, Marmorplatten und
einer vollständig erhaltenen Amphora, sowie ein Legions-
ziegel zum Vorschein gekommen. Spuren einer nachOber-
kulm führenden Römerstrasse. Betr. Etymologie s. den
Art. Granges.
GRiCPLANG (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Hurgruine Graplang.
Flu ms). 500 m. Malerische Burgruine, auf einem dem
Grossberg im 0. vorgelagerten Felssporn, w. über der Ver-
I einigung des Schilzbaches mit der beez und 1,5 km nw.
GRiG
6RA
885
der Station Flums der Linie Rapperswii-WeBen-Sargans. i Häuser, 84 kathol. Ew. Viehzucht. Schöne Kapelle zum h.
Sehr schöne Aussicht auf den Walensee, das Seezthal und I Kreuz. Sommeraufenthalt der EngelbergerMönche, die hier
die Kette der Churflrsten und des Alvier.
Die Burg, deren Gründer unbekannt ist,
war ein Lehen des Bistums Chur und
wurde 1528 vom Glarner Ludwig von
Tschudi angekauft, dessen jüngerer
Bruder, der oerühmte Geschichtschrei-
Ijer Aegidius Tschudi, lange Zeit hier
wohnte. Seine hier verwahrte reiche
.Autographensammlung verkauften seine
Nachkommen später an das Kloster St.
Gallen und die Stadt Zürich. Der Name
Gräplang vom romanischen crapa longa
= langer Fels. •
GRiEPPELEN (HINTER u. VOR-
DER) (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Tog-
eenburg. Gem. Alt St. Johann). 1300-
1900 m. Grosse Alp weiden, in einem
llochthälchen zwischen den Kämmen
Schindelnberg-Neualp einerseits und
Schwendigrat, Mittelberg, Lauiberg an-
dererseits; von dem von rechts der Sän-
tislhur zufliessenden Seebach entwäs-
sert, 6 km n. Alt St. Johann. 54 Hüt-
ten u. Stadel. Zusammen 371 ha gross.
GRiEPPELENSEE (Kt. St. Gal-
len, Bez. Ober Toggenburg). 1302 m.
Kleiner See von 30 ha Fläche, auf der
Alpweide Vorder Gräppelen zwischen Lütispitz und Mittel-
berg, 6 km n. Alt St. Johann. Einer der wenigen Stand-
orte^ der kleinen gelben Seerose (Nuphar pumilum).
ORiESI-IKON (Kt. Zürich, Bez. Andelßngen, Gem.
Berg am Irchel). 465 m. Kleines Dorf, am N.-Hang des
Irchel; 1,5 km so. Berg und 7 km w. der Station Hett-
lingen der Linie Zürich-Winterthur-Schaffhausen. Tele-
phon. 31 Häuser, 142 reform. Ew. Alte römische Siede-
lung. 1254 : Grassilincon.
QRiETE oder SCHEIBENBK^G (Kt. und Bez.
SchaCThausen). 722 m. Anhöhe, ö. Merishausen und an der
Grenze gegen das Deutsche Reich. Früher an den untern
Hängen mit Reben bestanden. Neuere Versuche, den
Weinberg wieder anzupllanzen, haben zu keinem Resultat
geführt. Heute zum Teil bewaldet.
QRiETI.1 oder SPITZIG QRiCTLI (Kt. Graubün-
den, Bez. Albula). 2678 m. Kleine Felsspitze, in der Strela-
kette und derselben nach SO. um em Weniges vorge-
lagert, 1 km s. vom Sandhubel; über dem Dorf Wiesen
(an der Strasse Davos-Alvaneu).
GRAF (Kt. WalUs, Bez. Brig). 3343 m. Ginfei, im
Kamm zwischen Sparrhorn oder Belalphorn (302d m) und
Unterbächhorn (3517 m), der die Belulp vom Ober Aletsch-
gletscher trennt, 4 Stunden über der Beialp. Besteigung
schwierig und nur selten unternommen.
GRAFEN (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Gem.
Safien). 1200 m. Häusergruppe, am rechten Ufer der Ra-
biusa ; 4,5 km nnö. Safien Platz und 12 km s. der Station
Versam der Linie Chur-Ilanz. 11 reform. Ew.
deutscher Zunge. Kirchgemeinde SaGen-
Neukirch. Alpwirtschaft. In der Nähe ein
quer über das Thal ziehender Schuttwall.
GRAFENAU (Kt. St. GaUen, Bez. Gas-
ter, Gem. Kaltbrunn). 469 m. 6 Häuser,
am N.-Rand der grossen Linthebene zer-
streut gelesen; 2,5 km n. der Station Kalt-
bmnn-Benken der Linie Rappers wil- We-
sen-Sargans. 24 kathol. Ew. Landwirt-
schaft.
QRAFENBOHL (Kt. Bern, Amtsbez.
KoDolfingen, Gem. Ausser Birrmoos). 917
m. Dorf, 600 m sw. Linden und 5 km onö.
der Station Ober Diessbach der elektri-
schen Bahn Burgdorf- Thnn. 33 Häuser,
227 reform. Ew. Kirchgemeinde Kurzen-
berg. Wiesenbau.
QRAFENORT (Kt. Obwalden, Gem. Kirche Grafenried.
Engelberg). 575 m. Weiler, am rechten
Ufer der Engelberger Aa, an der Strasse Stans-Engel- i Bei der Kirche : 74 Häuser, 556 reform. Ew. ; Dorf: 43
berg und 6 km nw. Engel berg. Station der elektri- Häuser, 310 Ew. Kirchgemeinde zusammen mit Frau-
schen Bahn Stansstaad-Stans-Engelberg. Postablage. 10 | brunnen. Kirche und Pfarrhaus stehen etwas ausserhalb
OEOOR. LEX. 69 — 11—25
Qrafenort von Süden.
ein massives Herrenhaus und grosse Ländereien besitzen.
Die Mönche bleiben im August in 2 Abteilungen je zwei Wo-
chen hier. Die Kinder von Grafenort gehen nach dem 3 km
entfernten Altzollen in die Schule. 1210 vertauschte Graf
Rudolf von Habsburg seine Besitzungen in Grafenort an
die dem Kloster Engelberg in Samen eigenen Lände-
reien, wodurch Grafenort zusammen mit der vom Grafen
Hermann von Froburg gleichzeitig geschenkten angrenzen
den Besitzung Niederberar dem Kloster Engelberg zufiel.
Der Name Grafenort, 1210 doniu» comitis, rührt von die-
sen gräflichen Gütern her. Im althochdeutschen bezeich-
net Ort nicht wie heute ein Stück Land, sondern eine
Spitze, Ecke, einen Winkel oder eine Grenze.
GRAFENRIED (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Köniz).
610 m. Gruppe von 5 Häusern, nahe dem rechten Ufer
der Sense, 2 km s. der Station Thörishaus der Linie Bern-
Freiburg und 5,6 km sw. Köniz. 37 reform. C!w. Hei-
mat des Geschlechtes von Grafenried, das schon 1272
urkundlich erscheint und später in der Geschichte von
Bern eine beträchtliche Rolle gespielt hat. Vier seiner
Glieder bekleideten in Bern die Würde eines Schult-
heissen.
GRAFENRIED (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen).
526 m. Gem. und Pfarrdorf, am Bärbach, an der Strasse
Bern-Solothum ; 1,3 kmsw. Fraubrunnen und 4,3 km sw.
der Station Aefligen der Linie Burgdorf-Solothurn. Podt-
bureau, Telephon; Postwagen Schönbühl-Frau brunnen.
Gemeinde, mit Buchhof, einem Teil von Binnel und von
386
GRA
GRA
des Dorfes auf einer Anhöhe. Fruchtbare Gegend. Acker-
bau. 1258: Gravenriet.
GRAFEN8CHORCNoderGRAFEN8CHEUREN
(Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Buredorf). ^8 m. Bauem-
hoff an der Strasse Winiffen-Burgdorf, ö km nö. der Sta-
tion Burgdorf der Linie Olten-Bem. Telephon. 15 reform.
Ew. Käserei. Einst Eigentum der Grafen von Kiburg.
GRAFFENEIRE (COMBIN DE) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). Gipfel. S. den Art. Combin Massiv.
GRAFSTALL (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon, Gem. Lind-
au). 504 m. Dorf, am linken Ufer des Kemptbaches,
2 km nö. Lindau und 1 km ssw. der Station Kemptthal
der Linie Zürich-Winterthur. Telephon. 28 Häuser, 300
reform. Ew. Das früher ganz nur Landwirtschafttreibende
Dorf wird heute von vielen Arbeitern der Fabriken
Maggi & Cie. in Kemptthal bewohnt. 745 : Graolfestale ;
979: Graolfestale, d. h. Thal des Graolf. 1852 hat man
hier alte Mauerreste aufgefunden, die vielleicht noch von
einer von Stumpf erwähnten Burg herrühren.
GRAGGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1738 m.
Kamm, in der am Brünig beginnenden und am Härder
unmittelbar n. über Unterseen endigenden nw. Randkette
des Brienzersees ; zwischen Augstmatthom (2140 m) und
dem Punkt 1663 m im langen Rucken des Härder. In ihm
die Heinisegg (1851 m) und Horreteg^ (1810 m). Der zum
Brienzersee abfallende SO.-Hang weit steiler und wilder
als der die schQue Horretalp tragende, z. T. mit Wald be-
standene und zum Lombech absteigende NW. -Hang.
Ueberall leicht zugänglich, 2V« Stunden über Habkern.
Prachtvolle Aussicht auf den Brienzersee und die Berge
des Ober Haslc.
GRAIN (POINTE oder BOUT DU) (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudi^, Gem. Bevaix). Eine der seltenen kleinen
Halbinseln im Neuenburgersee ; 1,7 km ö. Bevaix. Mit
Reben bepflanzter Steilhanff. auf dem in 497 m ein trigo-
nometrisches Signal steht, von hier aus weite Fernsicht.
Schöner angeschwemmter Sand- und Kiesstrand. Pfahl-
bau aus der Stein- und Bronzezeit; zahlreiche Ueberreste
einer römischen Ziegelei.
GR AITERY (Kt. Bern, Amtsbez. Münster). Bergrücken,
nö. Court; zwischen der Birs im W., dem Yallon de Cha-
luet im S., dem Vallon de Cornet oder Grandval im N.
und der Klus von Gänsbrunnen (Saint Joseph) im 0. Der
höchste Seqnankamm des Graitery ist der Oberdörferberg
(1294 m) n. Binz. Der 10 km lange und 2-3 km breite
Rücken des Graiterv bildet eines der regelmässigsten juras-
sischen Gewölbe, aessen Kern bis zum Dogger hinunter
entblösst ist (Montagne d'Eschert und unterhalb Morte-
roche). Schöne fossil führende Aufschlüsse der Oxford-
Montagne d'Eschert
Oberdörferberg
S^0H. Meeres spitgef
Geologisches Qaerprofll durch den Qraitery.
1. Schutt; 2. Oligocän (Tertiär); 3. Bolus- und Bohnerzbildung
(Siderolithiaue; Tertiär) ; 4. Portland (Malm oder oberer Jura);
5. Kimmeridge (Malm oder oberer Jura) ; 6. Sequan (Malm oder
oberer Jura) ; 7. Arffovienmergel (Malm oder oberer Jura) ;
8. Argovienkalke (Malm oder oberer Jura) ; 9. Oxford (Malm oder
oberer Jura) ; 10. Callovien (Dogger); 11. Bathien (Dogger).
und Callovienstufe mit pvritischen Ammoniten. Die Echi-
nodermenbreccie enthält hier gut erhaltene Exemplare von
Clypeopygus Hugii, und auch der Combrash ist reich an
Seeigeln und Krustem (Museum von Biei). Ueber dem
Oxford folgt das Argovien, das hier aus zwei Gruppen,
einer untern kalkigen und einer obem mergligen, besteht,
welch' letztere grosse Aehnlichkeit mit dem Oxford hat.
Das Gewölbe weist somit zwei mergelige Zonen auf, in
denen scharf begrenzte und von einander durch ein Mas-
siv von Argovienkalken getrennte Oxford- und Argovien-
comben liegen. Zuoberst folgt das obere Sequan, das über
dem S.-Hang als langer, zweimal von Runsen (Ruz de
Chaluet) angeschnittener Kamm bis zum Oberdörferberg
(1294 m) zieht. S.- und N.-Hang fallen regelmässig ab,
doch ist dieser von zwei tiefen Tobein durchschnitten, die
ihn zur Birs entwässern : beide Hän^e sind bis in eine
Höhe von 1100 m mit Tannenwald Bekleidet. Der W''.-
Hang ist sehr steil und felsig und bildet die ö. Umrah-
mune der malerischen Klüse von Court. Auf dem Rücken
des Graitery lieffen Bergweiden, die mit einigen lichten
Baumgruppen aurchsetzt sind. 7 Häuser, 41 Ew., von
denen ein Teil Mennoniten oder Wiedertäufer sind. Der
schönste Aussichtspunkt ist im W. beim Signal in 1229 m
und kann von Münster aus in 2 Stunden b^uem erreicht
werden.
GRALS (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart, Gem.
Schiers). 14o0m. Drei Höfe, am S.-Han^ des Stelserbergs
und 3 Stunden so. über der Station Schiers der Rätischen
Bahn (Landquart-Davos). 16 reform. Ew. deutscher Zunge.
Alpwirtschart.
GRALT8HAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. Berg). 585 m. Dorf, auf dem Seerücken, an der
Kreuzung der Strassen Berg-IUighausen und Birwinken-
Altishausen; 5,5 km nö. der Station Bürgten der Linie
Zürich- Winterthur-Romanshom. Telephon. dO Häuser,
147 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Alterswilen
und Berg. Wiesenbau und Viehzucht. Käserei und Käse-
handel.
GRAMALENA (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Valle Mag-
gia). 2320 m. Höchster Punkt der Kette zwischen Maggia-
thal und Val Onsernone, 6-7 Stunden sw. über Giuraaglio.
Vom Pizzo Gramalena an teilt sich die Kette in zwei Aeste,
deren einer nach SO. gegen Locamo zieht, während der
andere sich nach W. zwischen das Val di Campo und den
Obern Abschnitt des Val Onsernone vorschiebt.
QRAMMONT (Kt. Wallis, Bez. Monlhey). 2175 m.
Hauptgipfel des Gebirgsstockes, der hinter der OSO.-Ecke
des Genfersees zwischen dem See, dem Vallon de Novel,
Col de Lovenex, dem Thal des Lac Tanay und der Rhone
aufsteigt. Der Grammont bildet eine dreiseitiffe Pyramide,
von der drei Kämme auszweigen : 1. der OSO .-Kamm mit
den D^rotschias (2005 m), dem Ailamont( 1893 und 1901 m)
und seiner Schulter dem Fratzi (1769 m), dem Plateau
Sur les Comes (1491, 1487 m), der Töte de Penay (1421 m)
und der Suche (1545 m); 2. der ONO.-Grat, der zuerst Ro-
chers de la Chaum^ny (1996 m), dann Rochers de Pare-
blanche (1923, 1850, 1672 m) heisst und die Croix d*Aller
(1850 m) trägt. Der Name Ghaum^ny ist lange Zeit von
den Bewohnern des Waadtländer Seeufers dem Gipfel des
Grammont selbst beigelegt worden; 3. der WSW.-Grat
mit der Petite Jumelle oder Petite Sereu (21fö m), der
Grande Jumelle oder Grande Sereu (2218 m), der Ardte
de la Combaz (2100 m) mit der Töte Döcapä oder Döcope
(2143 m), dem Mont Gardy, Garghi oder Guerrier (S204 m)
und dem Sex Vuillöme (2002 m), der durch den Col de
Lovenex (1832 m) von der Gruppe des Mont Velan ge-
trennt ist. Der Gipfel des Grammont selbst gehört zur
Alpweide Les Grosses, ist vom Sommerkurort am Lac
Tanay (3 Stunden über Vouvry) in 1 3/4 Stunden zu er-
reichen und wird oft besucht ; er bietet eine sehr interes-
sante und ausgedehnte Aussicht auf den Genfersee, einen
Teil der Walliser Alpen und auf die Waadtländer Alpen.
Der Name, vom latemischen Grandis mons (Urkunde aus
dem Jahr 1306) = mächtiger Berg, scheint emem einst im
Vergleich zu den übrigen Spitzen der Gruppe b^nders
hervorragenden Gipfel beigelegt worden zu sein. Das
Studium der Ortsnamen und der natürlichen Beschaffen-
heit dieser Gegend (Sturzschutt und Gräte) scheint diese
Ansicht und damit die Hypothese zu stützen, dass die Zer-
störung des Gastellum oder Gastrum Tauretunum durch
den Zusammenbruch des Gipfels dieses «Grandis mons»
erfolgt sei. Vergl. den Art. Tauretunum. An der zentralen
Pyramide fossilrührende Liasschichten. Der Bergstock des
6RA
GRA
887
Grammont verdankt der abwechselnd kalkipn und kie-
seligen Beschaffenheit seines Felsgerüstes eine an Indivi-
duen und Arten reiche Flora, die namentlich einige hier
die ö. Grenze ihres Verbreitungsbezirkes erreichende Ty-
Sen der Alpengebiete s. vom Genfersee aufweist. Reich ist
er Grammont namentlich an Habichtskräutern, von denen
einige Arten oder Varietäten hier ihren einzig bekannten
Standort in der Schweiz haben. Solche sind Hieraciuni
perpUo9um^ H. callianthoideSf H, plant<igineum^ H.
oreiteSf H, Wimmeri^ H, in ty belli fohum, H, parcepHo-
»um. Von andern Arten nennen wir Aspidium illyricum
{lobatum X lonchitis)^ Thalictrum minus var, oreiieSy
Ccmipanula Murilhtana (rhomboidcUis x Scheuchzeri),
KnauHa silvatica var. Gaudini, Alle diese Arten kennt
man nur vom Grammont. Vergl. Briquet, John. Excursion
botan. de la Soc. Murithienne au Grammont (in Bulletin
de la Societe Murithienne. Sion 1900).
QRAMPIELHORN oderPIZZO DI CRAMPIOLO
(Kt V^allis, Bez. Goms). 2762 m. Doppelffipfel, in der
Grenzkette zwischen dem Binnenthal und dem Gebiet der
italienischen Alpe Devero; zwischen Geisspfadpass oder
Bocca della Rossa (2475 m) und Grampielpass oder Büsin
del Oiavöl (2460 m). Kann von Binn aus über den Geiss-
pfadsee ohne grosse Schwierigkeiten in 4 Stunden erstie-
gen werden. Aussicht beschränkt, aber interessant. Be-
steht aus dem gleichen Serpentin wie das ganze Geisspfad-
gebiet vom Rothorn bis zum Cherbadung. Vergl. den Art.
Geisspfadpass.
QRAMU8ER (CIMA DI) (Kt. Graubänden, Bez.
Hinterrhein). 2185-2415 m. Langer Kamm mit ziemlich
sanften Hängen, im n. Abschnitt der von der Cima di
Lago nach N. zwischen Val di Lei und das Madriserthal
sicn einschiebenden Kette. An ihrem Hang die nach 0.
gegen Campsut und Crot absteigende Campsuteralp.
QRAN FILLAR (Kt. Walfis, Bez. Visp). Gipfel. S.
den Art. Fillarhorn.
QRANCIA (Kt.Tessin, Bez. Lugano). 320 m. Gem. u.
Pfarrdorf, im Plan Scairolo, am W.-Fuss des Monte San
Salvatore und 5 km ssw. vom Bahnhof Lugano. Postab-
lage; Postwagen Lugano-Figino. 28 Häuser, 139 kathol.
Ew. Ackerbau (Mais) und Wiesenbau. Backsteinfabrik und
Ziegelei. Vom mittellateinischen grangia — Scheune.
QRANCY (Kt. Waadt, Bez. Cossonay). 585 m. Gem.
und Pfarrdorf, auf dem dem Jura vorgelafferten Plateau
zwischen dem Veyron und der mittleren Venoge, an der
Strasse Cossonay-Aubonne (der sog. Vy d'£traz) ; 4,2 km
sw. Cossonay und 5,2 km nw. der Station VufQens la
Ville der Linie Neuen burg-Lausanne. Postablage, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Cossonay- UIsle-Mont la
Ville. Gemeinde, mit Saint Denis : 52 Häuser, 296 reform.
Ew.^ Dorf: 48 Häuser, 278 Ew. Bildet zusammen mit
Gollion eine gemeinsame Kirchgemeinde. Landwirtschaft.
Im Mittelalter bestanden auf Boden von Grancy mehrere,
verschiedenen Eigentümern gehörende Lehen; ein Teil
gehörte zur Baronie Cossonay, ein anderer zur Schloss-
herrschaA Morges. Zwei dieser Lehen waren zuerst Eigen-
tum der Edeln von Ferrel, dann des Edelgeschlechtes de
Dullit (oder Dully) und später der Familie de Senarclens
(17. Jahrhundert), deren eines Glied, Henri de Senarclens,
zu Ende des 17. Jahrhunderts alle die verschiedenen
kleinen Lehen zur einen Herrschaft Grancy zusammen-
fasste. Blieb im Besitz dieses Geschlechtes bis zur Revo-
lution von 1798. Heimat des im 18. Jahrhundert lebenden
berühmten Arztes Simon Andr^ D. Tissot und seines
Neffen Auguste Pidou, der 1803-1821 im waadtländischen
Staatsdienste stand. Nach den zu verschiedenen Zeiten
aufgefundenen Mauerresten und Altertümern zu schlies-
sen, muss in der Nähe des Dorfes einst eine bedeutende
römische Siedelung gestanden haben. Diese Funde sind
jetzt im Kantonalen Museum zu Lausanne aufbewahrt.
Burgunderfriedhof. 1202 : Grantie ; 1219 : Grancie ; 1597 :
Grancier.
GRAND BAAR (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem. Nen-
daz). Dorf. S. den Art. Baar.
QRAND' BARME (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem.
Bei). Etwa 1500 m. Ueberhängender Fels mit grosser
Höhle (barme), am S.-Hang des Bertet (SW.-Spornes des
Lion d Argentine, 2282 m) und 40 Minuten ö. Les Plans
de Freni^res. Im Sommer wie WUnter von den Gemsen
bevorzugter Zufluchtsort.
GRAND BI88E (LE) oder RIOUTTAZ (Kt.
Wallis, Bez. Siders). Wasserleitung ; zweigt in 1140 m
vom linken Ufer der Li^ne in der Mitte der von diesem
Bach gebildeten Schlucht und in dem das linke Gehänge
bekleidenden Wald von Le Train ab, durchzieht den Wald,
überschreitet oberhalb des Dorfes Icogne das Bett des Tä-
choz-Nire, geht um die zwei kulissenartig vorspringen-
den Hügel von Chätelard und Yemayaz herum und be-
wässert die Hänge gegenüber dem Dorf Granges im
Rhonethal. 10 km lang.
GRAND CANAL (jLE) (Kt. Waadt, Bez. Orbe und
Yverdon). S. den Art. Orbe.
GRAND CHÄTEAU (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
Gipfel. S. den Art. Chateau oder Tzatau (Grand und
Petit).
GRAND CHÄTILLON (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Gip-
fel. S. den Art. Chatillon (Grand).
GRAND CHAVALARD (LE) (Kt. Wallis, Bez. Mar-
tinach). Gipfel. S. den Art. Chavalard (Le Grand).
GRAND CL08 (CHÄTCAU DE) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle, Gem. Rennaz). 381 m. Alter Herrschaftssitz,
am SO.-Eingang ins Dorf Rennaz, an der Strasse Ville-
neuve-Aiffle. Ursprünglich Eigentum des Edelgeschlechtes
de Duin Bei Bex, ging das Schloss nach verschiedenen
Handänderungen an den Burgherrn Bouvier von Yille-
neuve über, jenen bekannten savoyischen Parteigänger, der
1588 zusammen mit dem Bürgermeister von Lausanne,
Isbrand Daux, und einigen anderen Edelleuten den Yer-
such machte, das Waadtland wieder unter die Herrschaft
Savoyens zu bringen. Nach dem Scheitern des gewagten
Unternehmens musste sich Bouvier flüchten, worauf die
Regierung von Bern 1594 den Grand Glos als Staatsgut
erklärte und verkaufte. 1678 veräusserte dann der dama-
lige Eigentümer des Schlosses, Abraham Du Bois, Bürger
von Bern und Generalkommissär der Bemer Regierung,
seinen Besitz an Göd^on Perret, Bürger von Vevey und
Burgherrn von Yilleneuve, der seinerseits wieder den
Grand Glos 1702 an Abram Guillard, Buri^herm der Kirch-
gemeinde Noville und Regierungsstattnalter der 4 Man-
damente von Aigle verkaufte. Dessen Enkel Hessen dann
1760-63 den Bauten des Chäteau de Grand Glos diejenige
äussere Gestalt geben, die sie sich bis heute noch bewahrt
haben. Hier wohnten um die Wende des 18. und 19.
Jahrhunderts dergrosse deutsche Lyriker Friedrich Mat-
thisson, dann 1837 und 1838 der Graf von Naundorf, oder
wie er sich nannte Charles Louis de Normandie, als Lud-
wig XYÜ. französischer Kronprätendent, mit Frau und
6 Kindern, ferner 1854-58 der von der Regierung des zwei-
ten Kaiserreiches verbannte Republikaner Maire mit Fa-
milie. 1864-75 befand sich im Grand Glos das Erziehungs-
institut Bennett, dem als Schüler u. a. auch Lord Kitchener,
der englische Oberbefehlshaber während der zweiten
Phase des Burenkrieges 1901 und 1902 angehört hat.
Vergl. Revue histor. vaudoise, Juin 1902. — Jaulmes-
Calame, pasteur. Noville et son eglise ä travers les dges.
GRAND COMBIN (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
Gipfel. S. den Art. Combin Massiv.
GRAND CORNIER (Kt. Wallis, Bez. Siders). Gipfel.
S. den Art. Cornier (Grand).
GRAND CORNIER (COL DU) (Kt. Wallis, Bez.
Siders). Pass. S. den Art. Cornier (Col du Grand).
GRAND* CROIX (LA) (Kt. Bern und Wallis). 2415
m. Scheitelpunkt des Rawilpasses, der Sitten mit der
Lenk verbindet^ nahe dem Schutzhaus an der durch ein
Holzkreuz bezeichneten Stelle, so. unter dem Mittaghom
(2687 m) und nw. unter dem Rohrbachstein (^^ m).
Vergl. den Art. Rawil.
GRAND MARAI8 (LE) (Kt. Bern und Freiburg).
Riet. S. den Art. Moos (Grosses).
GRAND MARAI8, deutsch Grossmoos (Kt. Frei-
bur^, Bez. See, Gem. Yully le Bas). 438 m. Teil des Dorfes
Sugiez, n. der zum ehemaligen Zollhaus führenden
Strasse, 4,5 km nw. der Station Galmiz der Linie Lau-
sanne-Payeme-Lyss und 4,3 km s. der Station Ins (Anet)
der direkten Linie Bem-Neuenburg. Station Sugiez des
Dampfschiffkurses Neuenburg-Murten. 14 Häuser, 161
reform. Ew. französischer Zunge. Kirchgemehide Mötier.
Gemüse-, Getreide und Zuckerrübenbau, Yiehzucht. Hier
die dem Staate Freiburg gehörende landwirtschaftliche
Strafkolonie Belle Chasse.
388
GM
6RA
QRAND MEYEL (Kt. Bern and Waadt). Gipfel. S.
den Art. Wytenberghorn.
QRAND MONT (Kt. Bern, Amtsbez. MünsteiO- 1078
m. Kamm und Gipfel ; bildet zusammen mit den Pinfols
die S.-Fianke der Kette des Trogbergs, ö. vom Chaumont
de Mervelier. Auf dem Rauracien und Seauan Wald und
magere Bergweiden. Oestl. vom Grand Mont Uebergang
des Rauracien in die Fazies des Argovien. Am S.-Fuss
des Kammes und am rechten Ufer der Scheulte das enge
kleine Thal von La Neuve Vie.
QRAND MUVERAN (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Gipfel,
S. den Art. Muveran (Grand).
GRAND PRt (LE) (Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem.
Le Petit Saconnez). 410 m. Aussenquartier von Genf,
nw. der Stadt; zum grössten Teil aus Villen bestehend.
Mit der Stadt durch eine elektrische Strassenbahn ver-
bunden. 99 Häuser, 1127 kathol. und reform. Ew. Kirch-
femeinden Saint Antoine de Padoue (Stadt Genf) und Le
*elit Saconnex. Verschiedene Industrien. Zimmerplatz.
Feilenfabrik.
GRAND PROZ (Kt. Wallis, Bez. Hörens, Gem. Nax).
1500 m. Maiensässe mit etwa einem Dutzend Hütten, die
auf einer Lichtung des Waldes La Favaz zerstreut stehen;
2^5 km ö. Nax. Der Wald wird von dem aus den kleinen
Laos de Gauthier Dessus herabkommenden W.-Arm des
Wildbaches Döroehia durchzogen.
GRAND REVERS (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice).
Felswand. S. den Art. Revers (Grand).
GRAND RIN (LE) (Kt. Freiburg, Bez. Gläne, Gem.
Prez). Teil des Dorfes Prez. S. diesen Art.
GRAND SAINT BERNARD (LE) (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). Pass. S. den Art. St. Bernhard (Grosser).
GRAND TAV£ (Kt. Wallis, Bez. Lntremont). Gipfel.
S. den Art. TAvfe.
GRAND* TfeTE (LA) oder SEX DU L^MAN (Kt.
Wallis, Bez. Saint Maurice). Etwa 1300 m. Felssporn,
Aussichtspunkt 1 Vi Stunden n. über Saivan, jenseits der
Schlucht des Dailley. Beherrschende Uebersicht über das
Rhonethal, den Genfersee und die Trientgruppe. Aus-
llugsziel der Kurgäste von Saivan.
GRAND' VIRE (LA) (Kt. Waadt und Wallis). 2600-
27(X) m. Felsband, am Weg auf die Dent de Morcles in
den Waadtländer Alpen. Beginnt am Col des Martinets
in 2626 m und umzieht beinahe horizontal den W.- und
SW.-Hang der Petite Dent de Morcles. Wenn man der
Vire folgt, gelangt man zunächst zur sog. Salle ä Manger,
einer Aushöhlung im Fels, wo die von xiforcles kommen-
den Touristen den Frühstückshalt zu machen pflegen,
dann zum Fuss des Nant Rouge und zu einer sehr schwie-
rigen Passage (die, in entgegengesetzter Richtung began-
gen, gefahrlos ist), nach deren Ueberwindung man den
Grand Coor am SO.-Hang der Grande Dent de Morcles
erreicht. Vom Ol des Martinets bis zum Grand Coor rech-
net man eine Stunde Wegs. Das Band besteht aus Num-
mulilenkalk, der auf Flysch überschoben und von beinahe
horizontal liegender Kreide überlagert ist. Von interes-
santen Pflanzen flndet man hier Ranunculus pamassifo-
Uu8, Saussurea depressa und die vom Naturforscher
Abraham Thomas hier entdeckte Genliana tenella; auch
(ientiana Favrati hat man hier schon gefunden.
GRAND' VY (LA) (Kt. Neuenburg, Bez. Boudry,
Gem. Gorgier). 1385 m. Grosse Sennhütte mit Gastwirt-
schaft, am Berghang des Creux du Van. Ausflugsziel und
kleines Exkursionszentrum, 2Vf Stunden über der Sta-
tion Noiraigue der Linie Neuenburg-Pontarlier und 3
Stunden über der Station Saint Aubin-Gorgier der Linie
Neuenburg-Yverdon. Eigentum der Stadtgemeinde Neuen-
burg.
GRANDCHAMP (Kt. Neuenburg, Bez. und Gem.
Boudry). 440 m. Weiler, am linken Ufer der Areuse, je
2 km ö. Boudry und s. Colombier, 5(X) m von der Station
Areuse der elektrischen Strassenbahn Neuenburg-Boudry-
Cortaillod. Telephon. 10 Häuser, 101 reform. Ew. Hier
die 1876 eingerichtete Sekundärschule Boudry-Cortaillod,
ein zur Aufnahme von etwa 20 Frauen eingerichtetes Kran-
kenhaus und ein Waisenhaus für Mädchen. Diese beiden
sind private Einrichtungen. 1763 wurde in Grandchamp
eine Indien nefabrik eröfl'net, der in der Mitte des 19. Jahr-
hunderts eine Tuchfabrik folgte. Heute treibt ein von der
Areuse abgeleiteter Kanal eine Säge und eine Bienenkorb-
fabrik. Das ehemals hier befindliche freie Lehrerseminar
ist jetzt nach Peseux übergesiedelt.
GRANDCHAMP (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Vey-
taux und Bez. Aigle, Gern, Villeneuve). 380 m. Weiler, am
Genfersee, je 1 km von den Stationen Veytaux und Ville-
neuve der Simplonbahn. Telephon. 10 Häuser, 70 refbrm.
Ew. 5(X) m nnw. davon das Schloss Chillon und die End-
station der elektrischen Strassenbahn Vevey-Montreux-
Cbillon. Reparatur- und Konstruktionswerkstätte für
Fahrräder und Automobile, mechanische Säge, Bienen-
zuchlanstalt. Ausgedehnte Fabrikanlagen der Üsines de
Grandchamp et de Roche, die Gips, Kalk und Portland-
zement herstellen, lieber dem Weiler der steile Berghang
von Souchaux-Naye. Aus dem Malmkalk des Kammes
von Naye tritt eine Stromquelle von 8,2 ^ C. konstanter
Temperatur und mit einer Starke von durchschnittlich
3000 Minutenliter aus. Den industriellen Betrieben liefert
einen Teil ihrer Triebkraft eine 125 m über dem See ge-
^m
Fabriken in Grandchamp (Kt. Waadt).
fasste Quelle. Das Rohmaterial liefern Steinbrüche in den
Gemeinden Villeneuve, Roche und Ollon (Montagne d'Ar-
vel etc.). Eine der Bauten der mechanischen Sägerei be-
steht aus einem für seinen neuen Zweck umgestalteten
Turm, der einst zu den Aussenwerken des Schlosses Chil-
lon gehörte. Kalktuff. 10(ß : Ager de Grandchamp;
wurde damals zusammen mit dem Castellare geheissc-
nen Chillon vom Bischof Hugues von Sitten im Tausch
gegen einen Teil des Gebietes von Vacins in La Toor
de Peilz an Bischof Hugues von Genf abgetreten. 11%
verlieh Graf Thomas von Savoyen den grandis cam-
pus dem Kloster Le Haut Cröt unter der Bediujgung, dass
dieses hier Reben anpflanze und dem Grafen einen Dritt-
teil des Ertrages abliefere. Blieb bis zur Reformation
Eigentum des Klosters.
GRANDCOUR (Kt. Waadt, Bez. Payerne). 483 m.
Gem. und Dorf, auf der schwach ansgesprochenen Was-
serscheide zwischen der Ebene an der untern Broye und
dem Neuenburgersee, an den Strassen Chevroux-Payerne
und Estavayer-Sugiez, je 5,5 km n. Payerne und nnw. der
Station Corcelles der Linie Lausanne-Payerne-Lyss und
3,5 km so. der Dampfschiffstation Chevroux. Postbureau,
Telegraph, Telephon ; Postwagen Payerne-Chevroux und
Estavayer-Avenches. Gemeinde, mit den Weilern Ch^rd
GRA
6RA
389
und Ressadens : 125 Häuser, 725 reform. Ew. ; Dorf: 94
Häuser, 537 Ew. Kirchgemeinde Ressudens. Acker- und
Schloss Grandcour.
Tabakbau. Mühlen. Das aus dem 18. Jahrhundert stam-
mende Schloss Grandcour steht an der Stelle einer älteren
Burg. In der Gemeinde Grandcour besteht die älteste Mi-
litai^esellschaft der Schweiz, die nach einer, vom Frei-
herrn von Grandson belohnten glücklichen Waffen tat
1384 gestiftet worden ist. Der Gründungstag wird heute
noch alljährlich am ersten Samstag im Mai gefeiert. Die
Fra^e des Ursprunges der Siedelung hat verschiedenen ge-
schichtlichen Hypothesen gerufen, von denen aber kerne
genügend begründet erscheint. 1212: Grancort; war der
Mittelpunkt einer Herrschaft, die ausserdem noch Ghev-
roux, Chösard und Ressudens umfasste. Die ersten be-
kannten Inhaber waren die Herren von Cossonay-Pran-
(nos, denen nach ihrem Sturz (1293) Ludwig von Savoyen,
Herr von Vaud, folgte. 1311 übergab Berlio Amoyri als Be-
vollmächtigter von Ludwig von Savoyen die Herrschaften
Grandcour und Le Vuilly an Peter von Grandson, dessen
Familie sie bis 1397 verblieben, um dann 1403 als Leib-
gedinge an Humbert von Savoyen zu kommen. Später
(1456) wurde Graf Franz I. von Greierz im Tausch gegen
eine dem Herzog von Savoyen geliehene Geldsumme Herr
von Grandcour. Von 1473 an ging dann die Herrschaft der
Reihe nach in verschiedene Hände über, so u. a. in die des
Geschlechtes von Diessbach, das von der Mitte des
16. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts deren
Eigentümer war. 1736 verkaufte sie Marie von
Diessbach an Abraham Sinner, der sie seinerseits
wieder 1755 an Jean Louis Labat aus Genf ver-
äusserte. Dessen Sohn behielt die Besitzung bis
zum Beginn des 19. Jahrhunderts und war der
letzte Baron von Grandcour. Grandcour war einst
ein Flecken oder sogar eine kleine befestigte Stadt.
Die Reformation fand hier von Seiten von Rochus
von Diessbach einen starken Widerstand. Heimat
des Geschichtschreibers Abraham Ruchat, des
Verfassers einer Hisloire de la Reformation de
la Sui8$e (6 tomes. Gen^ve 1727-28) und eines
Abrege de V hisloire ecclesicutiqtie du Pays de
Vaud (Beme 1707), die beide im 19. Jahrhundert
neu aufgelegt worden sind.
Grandcour ist Hauptort eines Kreises des Bezir-
kes Payeme, der den zwischen Payerne und dem
Neuenburgersee einerseits und den beiden Frei-
burjger Enklaven Estavayer und Saint Aubin-Dom-
didier andererseits Iiej|[enden n. Abschnitt des Be-
zirkes mit den Gemeinden Grandcour, Chevroux,
Corcelles und Missy umfasst. Zusammen 2640 re-
form. Ew.
GRANDE (PIZ) (Kt. Graubänden, Bez. Maloja).
2457 m. Felsspitze, in der vom Pizzo Cacciabella nach W.
abzweigenden u. die N.-Mauer des Val Bondasca bildenden
Kette, 5-6 Stunden so. über Bondo. V^enig bedeutend.
QRANDE BECCA (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice).
Gipfel. S. den Art. Becca (Grande).
QRANDE CHAUX DE NAYE (Kt. Waadt u.
Freiburg)- 1965 m. Gipfel, NO.-Schulter des Gip-
fels der Hochers de Naye (2045 m). Ausflugsziel der
Kurgäste des bei der Endstation der Linie Glion-
Naye stehenden Grand Hotel de Naye. Aussicht
von derjenigen der Rochers de Naye wenig ver-
schieden. Vergl. den Art. Naye (Rochers de).
QRANDE CROIX(LA) (Kt. Wallis, Bez. Sit-
ten). 2221 m. Scheitelpunkt des Sanelsch passes,
auf dem Rücken zwischen den Alpweiden Zan-
fleuion und Sanetsch oder Gen in (Walliser Seite)
und auf der Wasserscheide zwischen der Saane
im N. und der Morge im S.
GRANDE EAU (LA) (Kt. Waadt, Bez. Pays
d*Enhaut). Fluss. S. den Art. Eau (La GIrande).
GRANDE FOURCHE (LAWKt. Wallis, Bez.
Saint Maurice). Gipfel. S. den Art. Fourche (La
Grande).
GRANDE JOURN^E (BECCA DE LA)(Kt.
Wallis, Bez. Entremont). Gipfel. S. den Art. Gel6
(Mont).
GRANDE LUY8 (LA) (Kt. Wallis, Bez. En-
tremont). Gipfel. S. den Art. Luys (La (JraNdeJ.
GRANDES DENT8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez.
Harens). Gipfel. S. den Art. Dents (Les).
GRANDES ENCRENAZ (POINTE und
VIRE DES) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Bex). S. den
Art. Encrenaz (Pointe des).
GRANDES JOUX (Kt. Waadt, Bez. Cossonay). Wald.
S. den Art. Joux (Grandes).
GRANDEVENT (Kt. Waadt, Bez. Grandson). 675 m.
Gem. u. Weiler, im untem Teil des SO.-Hanges des Jura,
an der Strasse nach Fontaines und Grandson und 4,5 km
nw. der Station Grandson der Linie Neuenburg-Lau-
sanne. 25 Häuser, 113 reform. Ew. Kirchj^^emeinde Fiez.
Landwirtschaft. Bis 1730 der Gemeinde Fiez zugeteilt.
GRANDFEY (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Gran-
ges-Paccot und Freiburg). 607 m. Gruppe von 4 Häusern,
am Ende der Promenade du Patalinat in Freiburg und
1,5 km n. Freiburg. Telephon. 42 kathol. Ew. französi-
scher Zunge. Kirchgememden Freiburg und Givisiez.
Wiesen-, Getreide- und KartolTelbau, Viehzucht. Vor der
Brücke eine Gastwirtschaft. Angenehm gelegen und mit
schöner Aussicht auf die Alpen und Freiburg mit Um-
gebung. Seiner Nähe bei der Stadt, des Viaduktes, der
mit schattigen Bäumen bepflanzten und nur schwach an-
steigenden Allee wegen von Spaziergängern häufig be-
sucht. Der grosse Viadukt von Grandfey ist vom Eisenwerk
in Le Creusot in Frankreich erbaut und im August 1862
Viadukt von Grandfey (vergl. Abbildung auf S. 179 dieses Bandes).
vollendet worden. Diese der Eisenbahnlinie Bern-Frei-
burg-Lausanne dienende Brücke ist für Doppelspur ein-
gerichtet und unter dem Bahnkörper mit einem ge-
390
GRA
GRA
schlossenen Fussgängersteg versehen. Sie ruht auf je
einem Widerlager und auf fünf Zwischenpfeilern, die
zum Teil aus Mauer-, zum Teil aus Gitterwerk bestehen.
Die gesamte Länge beträgt 382«64 m, die von Geländer zu
Geländer gemessene Breite 7,79 m, die Höhe über dem
Spiegel der Saane 78,42 m; sie hat 2425120 Franken ge-
kostet. Das Mauerwerk repräsentiert einen Würfel von
20000 m* Inhalt, und das Eisengewicht betraf 3150000
kg. Der Viadukt von Grandfey ist eine der schönsten Me-
tallbrücken der Schweiz und eine wirkliche Sehenswür-
digkeit. Früher bestand in Grandfey ein Rebberg, wie
sicn dies aus den Rechnungen der ersten Schatzmeister
der Republik Freiburg (15. Jahrhundert) ergibt, in denen
für 50 Flaschen Wein aus Grandfey ein Ausgabeposten
von 10 Lausanner sols figuriert. Heute hat nier jeder
Weinbau aufgehört. Grandfey hatte einst ein befestigtes
Artillerielager, sowie eine kleine Einsiedelei.
QRANDFONTAINE, deutsch Langenbrunn (Kt.
Bern, Amtsbez. Pruntrut). 549 m. Gem. und Pfarrdorf,
in der Haute Ajoie, 2 km von der französischen Grenze
und 11,2 km wsw. der Station Pruntrut der Linie Dels-
berff-Delle. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen
nach Pruntrut. Zollamt und Grenz wachterposten. Ge-
meinde : 93 Häu8erj^24 kathol. Ew. französischer Zunge ;
Dorf: 88 Häuser, 394 Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde
mit Roche d'Or. Ackerbau; die guten Weiden erleichtern
die Vieh-, besonders Pferdezucht. Etwas Uhrenmacherei.
Ziemlich viel Eisenerz, seit einem Jahrhundert nicht mehr
abgebaut. Grandfontaine steht in einem wenig firuchtba-
ren engen Thälchen, das sich auf Rocourt öffnet. Grosser
Brunnen mitten im Dorf. Eine der ältesten Siedelun^en
der Ajoie, 1136: Granfontana ; 1251 : Grantfontayne. Eige-
nes Edelgeschlecht mit kleiner umwallter Burg. Das Dorf
1756 durch eine Feuersbrunst z. T. zerstört, und 1785
neuerdings 37 Häuser eingeäschert. Die mehrfach neu
aufgebaute Kirche zu St. Etienne ist 1752 vom Basler
Fürstbischof Josef Rinck von Baldenstein geweiht wor-
den; ihr Chor 1842, der Glockenturm 1860 neu herge-
stellt. Schöne Glasgemälde und 4 Altäre. Pfarrer von
Grandfontaine war von 1850-55 Eug. Lachat, späterer Bi-
schof von Basel und Tessin. Fund von Saiden unbe-
stimmten Alters und von einigen römischen Münzen.
QRANDQOURD(Kt. Bern. Amtobez. Pruntrut, Gem.
Gourtemaiche und Montignez). 388 m. Gruppe von 5 Häu-
sern, mit einer verlassenen Fabrik, halbwegs zwischen
Gourtemaiche und Buix; in einer pittoresken kleinen
Klüse, in der die Allaine sich zwischen den letzten Jura-
ketten einen von Felsen und Pflanzengrün umrahmten
Durchpass ge|[raben hat, den soff. Gourd (gouffre, Schlund).
Am Eingang in die Klus die Haltestelle Grandgourd der
Linie Delsberg-Delle. Postablage ; Postwagen Courtemai-
che-Boncourt.24 kathol. Ew. 1208 ; Grandisgurgites; 1251:
Grantgours; war im 12. Jahrhundert ein Augustinerklos-
ter, das von der Abtei Bellelay 1180 angekauft wurde.
Diese setzte Präraonstratensermönche hierher, die dem
Kloster einen grossen Aufschwung gaben, bis es von den
Mönchen von St. Morand im Elsass geplündert ward. Die
Abtei Bellelay verzichtete auf die Wiedereinrichtung des
zu Grunde gerichteten Klosters, das nun bis zur franzö-
sischen Revolution ein einfaches Priorat verblieb. Auch
dieses ward nun geplündert, der Wappenschild von Belle-
lay zerbrochen, und 1793 hörte Kloster und Priorat Grand-
Sourd nach 617 Jahren Bestehens auf zu existieren. Von
er ganzen einstigen Herrlichkeit ist nur das Wohnge-
bäude übrig geblieben, ein halb im Grün versteckter
rächtiger Bau, der heute einen reichen Privatbesitz
lüdet.
QRANDINAQIA <[PA880) (Kt. Tessin, Bez. Leven-
tina und Valle Majggia). 2694 ra. Passübergang, n. vom
Poncione di Grandinagia, in der Kette zwischen oberem
Bavona- und oberem Bedretto- und Formazzathal (Ita-
lien), 12 km sw. über Airolo ; verbindet San Carlo mit
den Umgebungen des San Giacomopasses und mit AU'Ac-
qua im Bedrettothal in 7 Stunden. Leichter, aber selten
begangener Uebergang; der Aufstieg geht von der Hütte
von Val Dogia (2061 m) im Bedrettothal auf schlechtem
Fussweff z. T. über Sturzschutt in 2 V« Stunden zur Pass-
höhe, (Ter Abstieg ins romantische Bavonathal ist steil
und geht auf oft undeutlich markiertem Fussweg ebenfalls
über Schutt und Felstrümmer in 1 Vi Stunden nach San
fi
Carlo. Man kann als Ueberganff auch den w. am Poncione
di Grandinagia vorbeiführenaen Passo di Formazzora
wählen.
QRANDINAQIA (PONCIONE DI) (Kt. Tessin, Bez.
Leventina und Valle Magsia). 2831 m. Gipfel, im Berg-
stock des Basodino, zwischen oberem Bavona- und obe-
rem Bedretto- und Formazzathal (Italien) ; zwischen dem
ö. Formazzorapass (etwa 2800 m) und dem Passo Grandi-
nagia (2694 m). Kann vom ö. Formazzorapass aus in 10
Minuten leicht bestiegen werden ; wenig bedeutender Aus-
sichtspunkt in sehr wilder und einsamer Gegend. San
Carlo (Val Bavona)- Scheitel des ö. Formazzorapasses 4 Vt
Stunden, Passhöhe -AU'Acqua (Bedrettothal) 1 Vt Stun-
den.
QRANDPRAZ (Kt. Wallis, Bez. Harens, Gem. Evo-
lena). 1680-1770 m. Maiensässe mit einer grossen Anzahl
von zerstreut gelegenen Hütten, unterhalb der Alpe de
Greta und am linken Ufer der Borgne, 3 km s. vom Dorf
Evolena und 1 km nw. Les Haudöres.
QRAND8 (COI. DES) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
3068 m. Eispass, im Kamm zwischen den Aiguilles du
Tour (3531 m) und dem Col de Balme; leichter und inte-
ressanter Uebergang aus dem Gebiet des Glacier du Tour
auf den Glacier des Grands und weiterhin auf das weile
Plateau du Trient und nach den Hütten von Les Grands.
Nw. über dem Pass die Pointe des Grands (3108 m), ö.
darüber die Aiguilles du Zennepi (3267 m). Hätten Les
Grands-Passhöhe 2 Stunden, Passnöhe-Seitenmoränen des
Glacier du Tour Vi Stunde.
QRAND8 (QI.ACIER DES) (Kt. Wallis, Bez. Mar-
tinach). 3270-2100 m. 2 km langerund ebenso breiter Glet-
scher» am N.-Hang des Kammes zwischen den Aiguilles
du Tour und dem Col de Balme, hinten über dem Valien
des Grands. Er wird eingefasst von der Croix de Bron
(2898 m), der Pointe des Grands (3106 m), dem Col des
Grands (3068 m). der Aiguille du Zennepi (3267 m), Ai-
guille du Midi (3314 m), Aiguille des Pissoirs (3442 m)
und dem Kamm der Pissoirs (3311 m), über den der Col
des Pissoirs zum Plateau du Trient hinüberfuhrt
QRAND8 (POINTE DES) (Kt. Wallis, Bez. Martin-
ach). 3106 m. Gipfel, im Kamm zwischen den Aiguilles
du Tour und dem Col de Balme ; steigt zwischen ulacier
des Grands und rechtem Ufer des Glacier du Tour auf;
von der Aiguille de Zennepi durch den Col des Grands
getrennt. Auf seinem N.-Grat die Croix de Bron (2898 m)
und auf dem NW.-Grat die Pointe de Bron (2959 m) mit
dem kleinen Glacier de Bron. 1875 zuerst La Calotte aux
Chamois benannt. Vom Col des Grands aus in einer Vier-
telstunde oder von den Hütten Les Grands aus in 2 */^
Stunden leicht zu besteigen.
QRAND8 COMBE8 (I.E8> (Kt. Neuenburg, Bez.
Val de Ruz). Zwei Comben, 5 km lang, längs der NO.-
Grenze des Kantons Neuenburg vom Fuss des Bec ä TOi-
seau (1160 m) zur Station LesConvers (1050 m) der Linie
Neuenburg-La Chaux de Fonds sich ziehend. Die beiden
in der Längsrichtung aufeinanderfolgenden Thälchen
sind durch den Col de Gautraine (1213 m] mit einander
verbunden. Dem weiter ö. gelegenen Thälchen wird noch
im Besonderen der Name der Grand'Combe beigelegt.
Mit lichtem Gehölz besäte Bergweiden ; zusammen etwa
10 zerstreut gelegene Höfe mit etwa 50 reform. Ew.
Kirchgemeinden Cernier und Ch^zard-Saint Martin. Vieh-
zucht.
QRAND8 CRtT8 (Kt. Waadt, Bez. Orbe, Gem. Val-
lorbe). 887 m. Fabrik für hydraulischen Kalk und Ze-
ment ; 1,2 km sw. Vallorbe. Der Ort hiess früher Le Plan
du Chalet, welcher Name noch auf der Siegfriedkarte zu
finden ist. 8 Gebäude, davon 5 für die Fabrikanlagen ; 6
Kalköfen. Das Rohmaterial wird in einem über der Fa-
brik befindlichen und mit ihr durch eine Drahtseilleitung
verbundenen Steinbruch gewonnen. Seit 1898 mit Stol-
lenbetrieb.
QRAND8 CRtT8 (I.E8) (Kt. Waadt, Bez. La Val-
l^e. Gem. Le Chenit). 1130-1260 m. Wald, Fortsetzung
desjenigen am Bisoux und am Hang über dem linken
Ufer der Orbe von der französischen Grenze bis Le Bras-
sus. Am Waldrand einige zerstreute Siedelungen.
QRAND8 MARAI8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Orbe.
Gem. Vallorbe). 820-860 m. Gruppe von 4 Häusern; 1,5
km nö. Vallorbe. 27 reform. Ew. Landwirtschaft
GRA
GRA
891
QRAND8 MOUI.IN8 (I.E8> (Kt Waadt, Bez. Cos-
sooaT, Gem. Penthalaz). 435 m. Mühlen, am rechten Ufer
der Venoge, an der Strasse Lausanne-Orbe, 1 km s. Pen-
thalaz and 1,5 km so. Cossonay. Hier die Station Gosso-
nay der Linien Neuenburg-Lausanne und Lausanne-Pont-
arher. 8 Häuser, 52 reform. Ew. Kirchgemeinde Daillens.
ORAND8EE (Kt. Waadt, Bez. Grandson). Kleine
Stadt S. den Art. Grandson.
ORAND8IVAZ (Kt. Freiburg, Bez. Broye, Gem. Man-
nens-Grandsivaz). 690 m. Dorf, nahe dem linken Ufer
der Ärbogne, 4 km s. der Station Gousset der Linie Frei-
burg-Y Verden. Telegraph, Telephon. 29 Häuser, 148 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Mannens. Futter-, Getreide-und
Kartoffelbau, Viehzucht. Von Grandem silvam = grosser
Wald.
QRAND80N. BEZIRK des Kantons Waadt, Fläche
17406 ha. Bezirkshauptort ist Grandson. Umfasst den nw.
Hochfläche des Grandes de Sainte Croiz. An grossem
Flussadem ist der Bezirk arm ; die bedeutendsten Wasser-
läufe sind der von Sainte Croiz herabkommende Amon
und die zwischen Provence und Mutrux durchfliessende
Tannaz, die beide zum Neuen burgersee gehen. Im NW.
entspringt die Noiraigue, die nach ihrer Vereinigung mit
der Deneyriaz den Namen Buttes erhält, von rechts in die
Areuse mündet und die Wasseradern vom Plateau des
Granges und W.-Hang des Chasseron sammelt.
Der Bezirk lässt sich in drei gut von einander getrennte
Siedelungszonen gliedern: 1. das Ufergebiet oder die
Ebene (450-650 m), zwischen See und Jurafüss, mit einer
Reihe von grösseren Siedelungen (Grandson und Goncise
am See, Onnens, Bonvillars, Champagne, Fiez); 2. die
Zwischenzone (650-950 m) am Jurahang, mit mehreren
kleinen Dörfern (Villars-Burquin, Fontanezier, Mutrux,
Provence) ; 3. die Bergzone (950-1300 m), mit zahlreicher
i:!70000
ä
Besirk Oraodson.
KAUfn^ensc.
Abschnitt des Kantons und grenzt im N. an den Kanton
Neuenburg (Bezirk Val de Travers), im O. an den Kanton
Neuen bürg (Bezirk Boudry) und an den Neuen burgersee,
im S. an die Bezirke Yverden und Orbe und im W. an
den Bezirk Orbe und an Frankreich. Der grösste Teil des
Bezirkes ist Bergland und gehört zum Juragebirge, das im
NO. bis an den See herantritt, während im SW. zwischen
See und Gebirge eine etwa 5 km breite Ebene liegt. Die
Kette des Chasseron zieht auf eine Länge von 20 km in
der Richtung SW.-NO. von Sainte Croix bis zum Creux
du Van ; sie erreicht ihre grösste Höhe im S. und trägt
hier die drei Gipfel Le Cochet, Les Petites Boches und
das Signal du Chasseron (1611 m), den höchsten Punkt
der ganzen Kette, sowie die nach W. vorgeschobenen
Punkte der Mayaz und Roche Blanche. An der S. -Grenze
des Bezirkes li^ der kurze Kamm der Aiguilles de Baul-
raes (1563 m), «fie sich jenseits der Gorge de Covatannaz
im Mont Th^venon (1347 m) und in dem über Concise auf-
steigenden Mont Aubert (1342 m) fortsetzt. Chasseron und
Aiguilles de Baulmes werden durch den kurzen Rücken
des Mont des Orfs, w. über Sainte Croix, mit einander
verbunden. Hinter dem Mont des Cerfs liegt die grosse
Bevölkerung, die in Dörfern, Weilern oder Einzelsiede-
lungen wohnt; hier die Gemeinden Sainte Croix, Bullet,
Mauborget und Provence. Der Bezirk zerfallt für die
Zwecke der Verwaltung in drei Kreise : Concise im NO.,
Grandson in der Mitte und Sainte Croix im SW., von
denen die zwei ersten sich über alle drei Zonen erstrecken,
während der letzte fast ausschliesslich auf die gebirgigen
Gebiete beschränkt ist. Der Bezirk Grandson umfasst 20
(remeinden und zwar im Kreis Concise die Gemeinden
Concise, Bonvillars, Corcelles, Fontanezier. Mutrux, On-
nens und Provence; im Kreis Grandson die Gemeinden
Grandson, Champagne, Fiez, Fontaines, Giez, Grande-
vent, Mauborffet, Novalles, Romairon, Vaugondry und
Villars-Burqum ; im Kreis Sainte Croix die Gemeinden
Sainte Croix und Bullet. Zusammen 1900: 13550 Ew., 79
Ew. auf einen km> (mit Einschluss der nicht besiedelten
Zone über 1300 m). 1860 zählte der Bezirk 11975 Ew.,
1880: 12961 Ew., 1888: 13841 Ew. Es ist somit die Be-
völkerungsziffer seit 1888 um ein Weniges zurückgegangen.
12796 Ew. sind französischer, 590 deutscher und 148 ita-
lienischer Zunge; 12990 Reformierte, 545 Katholiken.
Hauptbeschäftigung der Bewohner der Uferzone und der
392
GRA
GRA
Mehrzahl derjeniffen der höhern Zone ist die Landwirt-
schaft in fast allen ihren Zweigen. Das angebaute Land
verteilt sich wie folgt :
Gärten 50 ha
Wiesen und Baumgärten 2134 »
Äecker 4000 »
Wald 5490 »
Bergweiden [5159 »
Beben 300 »
Gebäulichkeiten 74 »
In den höhern Gegenden grosse Wälder und Sennberge,
in den tiefem Lagen eine Anzahl von Weinbergen, von
denen z. B. der von Bonvillars einen ^geschätzten Rotwein
liefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
im
1896
1901
Hornvieh
4599
48G1
4302
Pferde
568
531
552
Schweine
1530
2668
2261
Schafe
1224
750
351
Ziegen
576
890
676
Bienenstöcke
1523
1226
1303
Die industrielle Tätigkeit konzentriert sich in einigen
wenigen Teilen des Bezirkes. So finden wir im Kreis Sainte
Croix vor Allem Uhrenmacherei und Fabrikation von
Musikdosen, daneben aber auch Schreinereien, mechani-
sche Werkstätten, Giessereien und eine Phonographen-
fabrik. Champagne hat eine Uhrenfabrik und Mühlen,
Grandson eine grosse Tabak-, Zigarren- und Zigaretten-
fabrik und eine Kartonfabrik. Bei Champagne
Kalksteinbruch. Dem Verkehr dienen die Stras-
sen Neuenburg - Concise - Grandson - Yverdon
(meist längs dem See hinziehend], Onnens-
Vuiteboeuf (verbindet die am Jurafuss gelege-
nen Dörfer miteinander), Yverdon-Sainte Croix
mit Fortsetzungen nach Pontarlier, Les Ver-
rieres und Fleurier, Grandson-Mauborget mit
Fortsetzung nach Mötiers im Val de Travers,
Mauborget- Bullet- Sainte Croix und Concise-
Provence, sowie die Eisenbahnlinien Neuen-
burff-Lausanne längs dem See und Yverdon-
Baulmes-Sainte Croix. Postwagen von Sainte
Croix nach L'Auberson, Les Verri^res, Buttes,
Bullet und Le Chäteau, von Grandson nach
Vuiteboeuf, Villars -Burquin (im Sommer bis
Mauborget) und Bonvillars, von Concise nach
Provence.
GRANDSON, deutoch Grandsee (Kt.
Waadt, Bez. Grandson). 450 m.
Gem., kleine Stadt und Bezirks-
hauptort, am W.-Ufer des Neuen-
burgersees und nahe seinem S.-
Ende, 4 km ö. vom Jurafuss und
3,5 km n. Yverdon. An der Strasse
Neuenburg-Yverdon ; Strassen nach
Mathod u. Orbe, Vuitebceuf u. Sainte Croix,
Fiez, Mauborget und ins Val de Travers. Station der Linie
Neuenburg-Lausanne. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Vuitebceuf, Villars-Burauin (im Sommer
bis Mauborget) und Bonvillars. Gemeinae, mit den Wei-
lern Les Tuileries, Corcellettes, Fiez-Pittet u. Perroset :
222 Häuser, 1771 Ew.. worunter einige wenige Katholiken ;
Stadt : 150 Häuser, 1334 Ew. Eigene reformierte Kirch-
femeinde. Acker- und Weinbau. Tabak-, Zigarren- und
igarettenfabrik mit Filiale in Yverdon ; beschäftigt in
Grandson 250, in Yverdon 200 Arbeiter. Kartonfabrik, am
Arnon Mühlen. Die am S.-Ende der Oberstadt ste-
hende, dreischifßge Pfarrkirche zu Saint Jean Baptiste
ist mit Ausnahme des später beigefügten gotischen Chores
im romanischen Stil gehalten und zeigt die Gestalt eines
lateinischen Kreuzes; ihre Gründung reicht ins 11. oder
12. Jahrhundert zurück , zu welcher Zeit sie einem
Priorat angehörte. Die Säulen im Innern stammen z. T.
aus den römischen Ruinenstätten von Avenches und Yver-
don ; die Kapitale mit abwechslungsreichen, oft grotesken
Skulpturen geschmückt. Nachdem die Kirche in der zwei-
ten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch Feuer stark gelit-
ten, haben die darauf folgenden, nicht in allen Teilen
glücklichen Restaurationsarbeiten ihren ursprünglichen
architektonischen Charakter wesentlich verändert; neue
Reparaturen wurden nach der Reformation notwendig,
worauf vor Kurzem eine dritte Restauration stattgefunden
hat. Bei dieser Gelegenheit sind schöne Glasmalereien
eingesetzt worden. Nahe am See steht ein alter Tarm,
Ueberrest eines einstigen Klosters oder einer Kirche der
Franziskaner ; er dient heute als Gefängnis. Daneben das
Stadthaus, ein zierlicher modemer Bau. Am N.-Ende der
Stadt steht das von 4 Türmen flankierte Schloss, eines
der ffrössten des Kantons. Es soll zu Beginn dßs 11. Jahr-
hunderts vom Grafen Lambert L erbaut worden sein und
ist zu verschiedenen Malen umgebaut worden, so be-
sonders durch Louis de Chälons-Orange. Zuerst Sitz des
Geschlechtes von Grandson und später der Bemer und
Freiburger Landvö^e, die die Landvoglei abwechselnd
regierten. Heute Privateigentum.
Das berühmte Edelgescnlecht derer von Grandson reicht
bis weit um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts zu-
rück und besass grosse Ländereien, die noch weit über die
jetzigen Grenzen des Kantons Waadt hinüber^riflen. Es
hat den Diözesen Lausanne, Genf, Basel etc. Bischöfe ge-
geben. Einer der ersten Herren von Grandson war (zu Be-
ginn des 11. Jahrhunderts) Lambert L ; zu Beginn des 12.
Jahrhunderts lebte als einer der mächtigsten Herren im
Lande Ebal L, der die Abtei im Jouxthale gründete ; Peler
IL stiftete Anfangs des 14. Jahrhunderts das Kloster La
Lance (bei Concise) und hatte mit dem Grafen von Neuen-
burg und dem Haus Chälons Fehden auszufechten. Un-
glücklich war das Ende des während 4 Jahrhunderten
eine glänzende Rolle spielenden 'Geschlechtes. Otto III..
SchloM Grandson.
der Sohn Peters IL. war der Mitschuld an der Yergidung
des sog. Roten Grafen (Amadeus VII. von Savoyen) ange-
klagt und musste zu seiner Rechtfertigung 1397 in Boai^
(in der Bresse) gegen Girard d'Estavayer zum Zweikampif
antreten, der für ihn einen tötlichen Ausgang nahm.
Seine Ländereien wurden vom Grafen von Savoyen in. Be-
schlag genommen. Sein Sohn Hugo, wegen Hochverrates
zum Tode verurteilt, konnte noch rechtzeitig fliehen,
starb aber im Exil. Auch ein anderes Glied der Familie,
Johann von Grandson, Herrn von Pesmes (in Burgund),
erreichte ein tragisches Ende. Wenige Jahre nach diesen
stürmischen Vorgängen gab 1403 Herzog Amadeus YIII.
von Savoyen die Herrschaft Grandson an Margaretha von
Mömpelgard zu Lehen, nach deren Tod sie an Ludwig
von Chälons Orange, den Mann ihrer Schwester Johanna,
überging. Kaum war dieser gestorben (1466), so bemäch-
tige sich sein ältester Sohn Wilhelm des bei der Erb-
teilunff seinem Bruder Hugo zugefallenen Schlosses Grand-
son. Hugo Hess nun das Schloss durch seine unter der
Führung von Peter von Crans stehenden Truppen an-
l^eifen. Diese setzten die vor dem Schlosseingang befind-
lichen hölzernen Gailerien in Brand, worauf das Feuer
auf .das Städtchen sich übertrug und es beinahe gani
einäscherte. Bald starb Wilhelm von Chälons Orange;
sein Bruder Hugo übernahm diei Herrschaft ohne Widei^
Spruch und Hess die Stadt ohne Säumen wieder auf-
GRA
GRA
393
bauen, was 1470 geschehen war. Nun folgen die Burpin-
(lerkriege, die den Namen Grandson mit neuem Glanz
umgeben sollten. Als 1474 Karl der Kühne von
Iturgund mit einem grossen Heer in kölnisches
(*ebiet eingebrochen war, sandten ihm auch
die Eidgenossen den Absacebrief und besannen,
die Lehen Savoyens in der Waadt, auf denen
burgundische Edle sassen, mit Krieg zu über-
ziehen und für sich zu erobern. So fiel auch
Grandson, dessen Schloss der Befehlshaber
Peter Mayor de Romainmötier, auch Peter von
Joiirj^ne genannt, mangels an Nahrungsmitteln
1475 den Schweizern übergeben musste, die es
mit einer Besatzung von 500 Mann belegten. In-
zwischen hatte Herzoff Karl mit Deutschland
Frieden und mit Frankreich einen Wafienstill-
stand geschlossen, so dass er zu seinem Vorge-
hen gegen die Eidgenossen freie Hand bekam.
« Racnedürstend fährte er seine Schaaren gen
Süden . . . Dann brach er mit einem glänzen-
den Heer, welches durch die savoyischen Ver-
stärkungen zuletzt auf 30000 Mann anschwoll,
Anfangs Februar 1476 über die Jura passe
herein. Ausser dem Geschütz, dem zahlreich-
sten und schönsten in Europa, folgte dem Heer
ein ungeheurer Tross von Gepäck waffen, Wir-
ten, Krämern und Weibern. So erscnien Karl
am Südende des Neuenburgersees vor der
Feste Grandson, welche von 500 Bemern und Frei-
bürgern besetzt war, und schlug auf den Anhöhen vor
derselben sein^ Lager auf. Dieses glich einer förmlichen
Stadt. Die Hütten und Zelte bildeten regelmässige lange
Gassen. In der Mitte standen ein prächtig geschmücktes trag-
bares Haus, in welchem der Herzog wohnte, und die kost-
baren Gezelte seines Gefolges. In einer Unmasse von Kram-
buden und Wirtschaften wurde alles feilgeboten, was der
Bequemlichkeit oder Ueppic[keit der Soldaten dienen
konnte. Das Ganze umschloss ein Bing von 4000 Wagen, und
diese «Wagenburg» war noch durch Palissaden und Gräben
verstärkt. Bald sah sich die kleine Besatzung im Schloss zu
Grandson völlig abgeschnitten. Anfanglich wehrte sie sich
mutig. Aber die Mauern wurden zerschossen, Hungersnot
trat ein, und noch zeigte sich keine Hilfe. Da nahte sich
ein burgundischer Edelmann der Schlossmauer und rief
der Mannschaft zu, sie solle sich keine Hoffnung auf Ent-
satz machen ; schon sei Freibure gefallen, Bern ange-
griffen und die Eidgenossen völlig entzweit; dennoch
wolle ihnen der Herzog, gerührt über ihre Tapferkeit,
freien Abzug gestatten. Durch solche Vorspiegelungen ge-
verlassen, so wurden Alle auf Befehl des Herzogs ergrif-
fen und teils an Bäumen aufgehängt, teils im See ertränkt.
Strasse in Grandson.
Hätten die Unglücklichen noch wenige Tage ausgeharrt,
so wäre ihnen die ersehnte Bettung zu Teil geworden.
Schon war das bernische Banner auf Neuenbürg gerückt.
Schlag auf Schlag trafen hier die Hilfsvölker aer Eidge-
nossen ein, und auch von Basel und Strassburg kam Zu-
zug, so dass ein Heer von 18000 Streitern beisammen
war, als die Kunde von dem Schicksal der Besatzung zu
Grandson bekannt wurde. Von Schmerz und Wut ergrif-
fen, beschlossen die Eidgenossen, sofort den Feind aufzu-
suchen. Früh morgens am 2. März setzten sie sich in
Marsch ...» (Prof. Oechsli). Die nun folgende Schlacht
(2. März 1476) fand nahe den Dörfern Corcelles und Con-
cise statt, wo zwischen Jura und See nur ein schmaler
Durchpass offen ist. Die Eidgenossen hatten drei Kolonnen
gebildet, deren eine (der linke Flügel) gegen das nahe dem
See gelegene Vaumarcus marschif^rte, während die zweite
längs der hoch gelegenen Vy d*£traz vorstiess und die
dritte den Mont Aubert umging, um auf Bonvillars zu
von den Höhen herabzubrechen. Dem zwischen Corcelles
und dem Berg stattfindenden Hauplkampf ging ein Ge-
fecht an der Vy d'£traz über Vaumarcus voraus. lassen wir
Schlachtfeld von Grandsun.
täuscht, öffnete die Besatzung die Tore — am 23. Februar,
nachdem das Stadtchen schon am 21. durch Sturm ge-
nommen worden war — . Kaum hatte sie jedoch das Schloss
wieder der lebhaften Schilderung von Prof. Oechsli
Baum : « Etwa 2 Stunden nordwärts von Grandson tritt
das Juragebirge hart an den See und bildet einen Eng-
894
GRA
GRA
pass, weichen ein von den Burgundern besetztes Schloss,
Vaumarcus, versperrte. Ohne sich dadurch aufhalten
Menhirs auf dem Sohlachtfeld von Orandson, nv. Corcelles,
zu lassen, zogen die vorauseilenden Schwyzer- und
Berner unter dem Befehl des Schultheissen Nikiaus von
Scharnachthal und des Landammanns Kätzi durch Wald,
Gebüsch und Schnee über den Berg. Am jenseitiffen Ab-
hang erblickten sie in der Ebene gegen Grandson nin das
ganze Burgunderheer im Anmarsch ; denn auch Karl war
aus seinem Lager aufgebrochen, frohlockend, diese «Bau-
ern B auf einen Schlag vertilgen zu können. Ohne der
übrigen Eidgenossen zu warten, stiegen sie kampfbe^erig
den Abhang hinunter. Nach der Väter Sitte fielen sie an-
gesichts des Feindes, der ob dem ungewohnten Anblick
in lautes Hohngelächter ausbrach, zum Gebet auf die
Knie. Dann erwarteten sie, in ein dicht geschlossenes
Viereck geschart, den Rücken an den Berg ffelehnt, die
Banner in der Mitte, die ansprengenden Geschwader der
feindlichen Lanzenreiter. Furchtbar war der Ansturm;
aber an den vorgehaltenen Spiessen der Schweizer prallte
derselbe wirkungsllos ab. Auen das Spielen des Geschützes
und der Pfeilha^el der burffundischen Bonner vermochte
ihre Ordnung nicht zu erscnüttern. Da gao Karl den Sei-
nigen den Befehl« sich etwas zurückzuziehen; er wollte
die Schweizer tiefer in die Ebene hereinlocken, um sie zu
umschliessen, von allen Seiten anzufallen und zu erdrük-
ken. Allein die hintern Treffen des burgundischen Heeres
hielten das Zurückweichen der vordem für ein Zeiche«'
der Niederlande ; von jähem Schrecken ergriffen, warfen
sie sich« Anfuhrer und Mannschaft, Reiter und Fussvolk,
in die Flucht. Umsonst sprenj^ Karl hierhin, dorthin,
umsonst hieb er auf die Fluchtigen ein, um sie zum
Stehen zu bringen. In diesem Augenblick erglänzten die
Höhen im Sonnenschein von neuen Waffen und Bannern.
Mit gepresster Brust fragte Karl einen Neuenburger Herrn
in seiner Umgebung, ob das auch noch Schweizer seien.
Es war die Hauptmacht der Eidgenossen, die erst jetzt auf
dem Schlachtfelde anlangte ; immer neue Schaaren tauch-
ten aus Busch und Wald hervor; betäubend war das
Kriegsgeschrei, das Gellen des Uristiers und der Harst-
hömer von Luzem. Grausen und Entsetzen erfasste die
Burgunder. Wohl warf sich Karl noch dreimal mit seiner
Reiterei den heranstürmenden Schaaren entgegen : aber
weder sein eigenes Beispiel, noch das anderer Führer
vermochten zu hindern, dass auch der Kern seines Hee-
res in unaufhaltsamer Flucht davoneilte. Nicht einmal an
Behauptung des festen Lasers war mehr zu denken. Noch
einen letzten Blick warf der Herzog auf die Schätze, die
dasselbe barg; dann sprengte er mit fünf Gefährten dem
nächsten Jurapasse zu. Da es den Eidgenossen zur wirksa-
men Verfolgung an Reiterei gebrach, war die Zahl der
erschlagenen Feinde gering. Desto grösser war die Beute ;
600 Banner, über 1200 grössere und kleinere Geschütze,
zahllose Heerwagen, das Lager mit all der Pracht, die
Karl mit sich führte, um auch im Feld den Glanz seines
Hauses zu entfalten, fielen in die Hände der Sieger. Die
kostbaren Teppiche seines Lagerhauses, die Zieraten
seiner Feldkapelle, sein mit Edelsteinen geschmückter
Hut, mehrere weltberühmte Diamanten, von denen einer
später in die Krone des Papstes — Julius II. — gelangte, sein
Prachtschwert, sein goldenes Siegel, sein sil-
berner Stuhl waren allein schon ein Schatz, der
in den Augen der Zeitgenossen einen unermess-
lichen Wert darstellte. Aber ob dieser Beute
vergassen die Eidgenossen ihren Feind. Um-
sonst mahnte Bern, man solle Karl keine Zeit
lassen, sein Heer, das nur versprengt, nicht
vernichtet sei, neu zu sammeln. Jedermann xog
nach Hause, um die erbeuteten Schätze in
Sicherheit zu bringen . . . b. Eine Abteilung
versprengter Burgunder, die im Schloss Grand-
son Zuflucht gesucht, erlitt das gleiche Schick-
sal, dem einige Tage vorher die Schweizer Be-
satzung zum Opfer gefallen war. Die schon das
Jahr vorher von den Bernem und Freiburgem
eroberten Schlösser und Herrschaften Monta-
gny, Orbe, £challens etc. wurden nun zusam-
men mit Grandson Eigentum dieser heiden
Städte, die sie zu gemeinsamen u. abwechselnd
von je einer der beiden regierten üntertanen-
ländem machten. 1531 predigte Farel in Grand-
son die Reformation, stiess aber bei dem zahl-
reichen Klerus der hiesigen Kirchen u. Klöster
auf heftigen Widerstand, den der im folgenden Jahr aus
Frankreich kommende Jean Lecomte endgiltig überwand.
Die Messe blieb aber noch bis 1554 bestehen. Lecomte
zeichnete sich durch grossen Eifer und seine Selbetver-
läugnung während einer 1543 wütenden Pestepidemie aus
und starb 1572. Die Stadt Grandson wurde unter der Ber-
ner Herrschaft von einem Rat von 24 Mitgliedern ver-
waltet, der das Recht der Selbstergänzung besass. Seine
erstgewählten 12 Mitglieder bildeten den Gerichtshof und
stellten der Stadt die von Rat und Bürgerschaft gewähl-
ten obersten zwei Beamten, den Statthalter und Stadt-
kommandanten. Ausser der schon genannten Feuers-
brunst zerstörte noch eine zweite (zwischen 1360 und 1378]
einen grossen Teil der Stadt und beschädigte Kirche und
Propstei. 1049 : Granzio ; 1126 : Granzon ; 1193 : Grantsum.
Bei Corcellettes an Fundgegenständen reicher Pfahlbau
aus der Bronzezeit, bei Grandson Ueberreste romischer
Bauwerke und Silbermünzen aus dem 2. und 3. Jahrhun-
dert, in den Reben hinter der Stadt ein Burgunderfriedbof.
Bibliographie, Haller, F. L. Die Schlacht bei (Wand"
8on (in den Darstellungen der merkwürdi{f8ten Schweizer'
schlachten i298 bis i499). Bern 1826. — Die Henker der
Besatzung zu Grandson (im Schweizer. Geschichtsfor-
scher. VI). Bern 1826. — Olivier, J. La bataille de Grand-
son ; poeme Spique. 1829. — Haller, F. L. Die Schlacht
bei Grandson (Neujahrsblatt der Feuerwerker-Gesell-
schaft in Zürich. 1841J. Zürich 1840. — La date de la
bataille de Grandson (im Musie histor. de Neuchdtel. l).
Neuchätel 1841. — Dubois de Montpereux, F. La bcUaiUe
de Grandson (in den Mitteilungen der Antiquar. Gesell-
schaft in Zürich. II). Zürich 1844. — Martignier, D.
Les demiers sires de Grandson^ i328'i404 (in ^tren-
nes nationales). Lausanne 1845. — Martignier, D. Les
preniiers Grandson dans le Pays de Vaud et la Suisse
ronvande. Lausanne 1858. — Charri^re, L. de Les dynasties
de Grandson jusqu'au Xllh siecle. Lausanne 1866. —
Martignier, D.,etA.deCrousaz./)ictionn. histor., geograph.
et Statist, du cant. de Vaud. Lausanne 1867 ; Supple-
ment par A. Briere et G. Favey. Lausanne 1887. — Kahn,
J. R. Grandson und zwei Cluniticenserbauten in der
Westschweiz (in den Mitteilungen der Antiquar. Gesell-
schaft in Ziirich. 17). Zürich 1870. — Combe, E. Letemple
de Örandson. Lausanne 1883. — Bähler, Ed. Jean Le-
comte de La Croix*; ein Beitrag zur Befortnations-Ge-
schichle der Westschweiz. Biel 1895. — Chabloz, Fritz.
La bataille de Grandson. Yverdon 1897. — Mottaz, Eug.
Grandson-Guide ; histor. et descriptif. Grandson 1902.
Der Kreis Grandson umfasst den zentralen Abschnitt
des Bezirkes und erstreckt sich vom See bis auf das Ge-
birge ; ihm gehören die Gemeinden Grandson, Cham-
pagne, Fiez, Fontaines, Giez, Grandevent, Mauborget, No-
valles, Romairon, Vaugondry und Villars-Burquin mit
zusammen WUM reform. Ew. an.
QRANDTY (Kt. Wallis, Bez. Monthey, Gem. Yal dll-
liez). 1230 m. Etwa 15 zerstreut gelegene Bauten, über
GRA
GRA
395
dem linken Ufer der Vi^ze und 2 km s. vom Dorf Val
d'Uliez. Auf einem Hang links über der Ausmündung des
Wildbaches Chavalet und an der Bifurkation der von Val
dllliez zu den Portes du Soleil und zum Pas de Ch^sery
führenden Fusswege. Ohne bestimmte Grenzen.
GRAND VAL, deutsch Granfelden (Kt. Bern, Amts-
Kirche Grandval.
bez. Münster). 600 m. Gem. und Pfarrdorf, im Val de
Comet, an der JElaus (rechtsseitiffer Zufluss zur Birs), an
der Strasse von Münster auf den Weissenstein und 3,7 km
ö. der Station Münster der Linie Biel-Delsberg-Basel.
Postbureau, Telephon; Postwagen Münster-Balsthal und
nach Corcelles. 77 Häuser, 287 reform. Ew., wovon 74
deutscher Zunge. Die Kirchgemeinde Grandval umfasst
ausser Grandval noch die Gemeinden Corcelles, Cr^mines
und Eschert. Ackerbau, Viehzucht und Viehhandel, Holz-
handel, etwas Uhrenindustrie. In den
Urkunden erscheint Grandval schon seit
606 als Grandivallis ; 1179 : Granval.
Benannt nach dem geräumigen Thal, in
dem es steht ; es ist dies aas grössere
der bei Münster auf die Birs sich öffnen-
den zwei Seitenthäler (Grand Val von
0., Petit Val von W. her). Hatte im 14.
Jahrhundert sein eiffenes Edelgeschlecht.
Einführung der Reformation 1530; nach
der Ueberheferung soll Farel im Schat-
ten der alten Linde gepredigt haben,
die die Terrasse vor der Kirche ziert
und heute mit einem Eisengitter umge-
ben ist. Die Kirche ist eine der ältesten
im Jura.
GRANDVAUX (Kt. Waadt, Bez. La-
yaux). 495 m. Gem. und Pfarrdorf, etwa
in der Mitte des Weinbau bezirkes von
Lavaax; an der Strasse Culiy-Les Cor-
nes de Cerf (Forel)-Pal6zieux, Strasse
nach Aran und Lutry : 1,2 km nw.
Culiy. 600 m nö. vom Dorf die Station
Grand vaux der Linie Bern-Frei burg-
Lausanne. Gemeinde, mit zahlreichen
Einzelhöfen : 133 Häuser, 677 ref. Ew. ;
Dorf: 65 Häuser, 293 Ew. Zur Kirchce-
meinde gehört noch die Gemeinde Vil-
lette. Acker- u. Weinbau. Die vor weni-
pn Jahren neu erbaute Kirche ist ohne Turm, da der Glok-
kenturm der wenig entfernten einstigen alten Kirche
noch seinem Zweck dienen kann. Aus den in der Nähe ge-
fundenen Münzen aus der römischen Kaiserzeit u. Resten
alter Bauten schliesst man auf eine frühzeitige Besie^e-
lung der Gegend. 1564-66 wütete hier die Pest ; das damaU
eingerichtete Siechenhaus (Maladrerie) ist seither wieder
zerstört worden. Grandvaux gehörte einst zur grossen Ge-
meinde Villette, die 1824 in sechs selbständige Gemeinden
geteilt wurde. Die Gemeinde, wie ihre Nachbarn, nur ein
wenig breiter Streifeti, der auf dem obern Plateau des
Jorat dem See parallel zieht. Hier eine Anhöhe, Signal de
Grandvaux (805 m) geheissen, mit schöner Aussicht, die
der vom benachbarten Mont de Gourze gleichkommt.
1250: Gravaz; 1270: Gravaux. Scheint nach diesen ur-
kundlichen Formen nicht «grosses Thal», sondern «Ort in
kiesiger Gegend» zu bedeuten.
QRANDVILI.ARD, deutsch Langwiler (Kt.'.Freiburg,
Bez. Greierz). 760 m. Gem. und schönes, wohlgebautes
Pfarrdorf, in fruchtbarer Ebene am Fuss des Vanil Noir,
der Dent de Brenlaire und der Dent de Folli^ran lieblich
gelegen, an der Taouna und nahe dem rechtqn*Ufer der
Saane; 11,7 km s. der Station Bulle der Linie Romont-
Bulle. Wird, wie das ganze umliegende Gebiet, von einer
elektrischen Bahn beaient. Postablage, Telegraph, Tele-
phon. 101 Häuser, 506 kathol. Ew. Wiesen- und Obstbau,
Viehzucht. 3 Sägen. Fremdenindustrie, in gutem Rufe
stehende Gasthöfe und Pensionen. Bruch auf Marmor und
Baustein. Am Hang des Vanil Noir über Grand villard der
reizende kleine Lac de Caudrez, rings von Alpweiden
umrahmt, die reich an seltenen und von den Botanikern
gesuchten Pflanzenarten sind. Der von der Dent de Com-
ettaz herabkommende ungestüme Wildbach Taouna bil-
det über dem nachher von ihm durchflossenen Dorf einen
schönen Wasserfall. Pfarrkirche zu St. Jacques le Majeur
et St. Barth^lemy, aus 1603 stammend. Auf einem Hügel
über der Saane die Kapelle La Daoudaz, ehemals Pfarr-
kirche von Lessoc und Grandvillard. Unter dieser Kapelle
führt eine Brücke mit metallischer Fahrbahn von Grand-
villard zum linken Saaneufer hinüber. Der Ort schon im
14. Jahrhundert urkundlich als Grand Villars oder auch
einfach als Vilar und Villar genannt. In den jetzt aufjg^e-
§ ebenen Steinbrüchen bei der Taounaschlucht Fossilien
es Tithon (oberen Malms). Das Thal von Grandvillard
bildet eine Kreidemulde.
QRANDVII.LARD (CASCADE DE) (Kt. Freiburg,
Bez. Greierz). Wasserfall des ungestümen Wildbaches
Taouna, etwa 20 m hoch. Besonders bemerkenswert durch
die Form seines Beckens und seinen grossartig schönen
landschaftlichen Rahmen. Wasservolumen im Minimum
0,5 m^. Vom Fuss des Vanil Noir kommen zwei kleine
Oraodvillard von Sftdosten.
Wasseradern, die zwei aufeinanderfolgende Seelein bilden.
Deren AbÜuss ist auf eine Länge von etwa 1 km unter-
irdisch und fallt dann mit einer Kaskade in den kleinen
896
GRA
6RA
Lae de Candfez. dem die die CMeade de Grandvillard bil-
dende Taomia eotfliewt (\erfi. Alpemxme. i8M, — Revue
Mcieniif, 9ui$Me, Friboorf 1878).
ORANCOO (KU Bern, AmUbes. Sehwaneobmi^, Gem.
Wählern;. 800 m, Weiler, anf dem Plateaa ztriaeben dem
Scbwarzwaaaer ond Undenbachgraben ; 3,7 km aö. der
Kirche Wählern and 12 km waw. der Station Thornen
der Görbethalbahn (Bem-Wattenwil-Than). 10 Hinaer,
00 reCorm« Ew, Wieaenban.
ORANFCLDCN (Kt Bern, Amtabez. M önater). Gem.
ond PCurdorf. S. den Art. GfUKinrAL.
ORANOC, OflANOC8, ORCNOC8. In der firan-
zöabcben Schweiz hioftg TorkommenderOrtaname^ vom
mittellateiniachen granica^ grangia ■=. Scheune (lateioiach
granum = Korn). Entspricht dem deotachen Ortsnamen
renchen. Wihrend der Grenier (= Speicher, Kornboden)
ursprünglich zor sichern Aafbewahmng des Kornes
diente, war die Grange zor Aofnahme d« Heoes (Heo-
stadel) bestimmt ond meist aoch noch als Viehstall einge-
richtet, jedoch nie mit dem Wohnhaos des Baoem onler
einem D^che verbanden. Später hat man dann eine An-
zahl Ton solchen Granges aoch mit Wohnzimmern aos-
gestattet, die zuerst nor wihrend des Sommers ond
endlich aoch wihrend des ^nzen Jahres bezogen war^
den. Ein Beispiel hierfär sind die Grangea de Sainte
Croiz.
I (LA) (Kt Freiborg, Bez. Ve-
.We * ^ - -
veTae,Gem. Le Cr^t). ^0 m. Weiler, in sumpfiger Gegend,
900 m nö. Le Cr^t und 5,5 km oso. der Station Vauderens
der Linie Bem-Freiburg-Lausanne. 15 Hänser, 75 kalhol.
Ew. Wiesen- und Kartoffelbau, Viehzucht.
ORANGE A JEANNIN (LA) oder ORANOK
JKANNIN (Kt. Waadt, Bez. ^hallena, Gem. Villars le
Terroir). 644 m. Weiler, 500 m so. Villars le Terroir, an
der Strasse Lausen ne-Yverdon und an der Abzweigung der
Strasse nach Pajeme; 1,5 km nö. Echallens und 4,7 km
w. der Station Sugnens der Linie Lausanne-Bercber. 10
Häuser, 60 kathol. Ew. Landwirtschaft.
QRANQK AUX AQU ET (LA) (Kt. Waadt, Bez. Cos-
sonay. Gem. Boussens). 502 m. Gruppe von 2 Häusern, an
der Chamberonne, 700 m s. Boussens und 2,5 km wsw.
der Station ^tagni^res der Linie Lausanne-Bercher. 2
Häuser, 11 reform. Ew. Kirchgemeinde VufHens la Ville.
Einst Eigentum des Klosters Montherond und im 17.
Jahrhundert Grange aus Failles geheissen. Das eine der
beiden Häuser diente damals zur Aufnahme dea von den
Bauern als Zehnten abzuliefernden Getreides, während
im anderen einige Klosterleute wohnten.
ORANGE CANAI. (Kt. Genf, Linkes Ufer. Gem.
Chdne Bougeries). 426 m. Ausaenquartier von Genf, 2 km
ö. der Stadt, zum grossen Teil aus Villen bestehend. Poat-
bureau, Telephon. 55 Häuser, 476 reform. Ew. Kirchge-
meinde Chöoe. Haltestelle der elektrischen Strassenbahn
Genf-Annemasse. Bierbrauerei, EssigCeibrik etc. Zimmer-
plätze. Asyl för gefallene Mädchen. Pensionnate. Ur-
spränglich Grange Canard geheissen, nach einem 1440
Borger von Genf gewordenen Sieur Onard. Hier
wohnte J. J. Rousseau im Sommer 1754 in dem mit einer
darauf bezüglichen Credenktafel geschmückten Hause.
ORANGE DBS BOI8 DESSOUS und DESSUS
(I.A) (Kt. Freiburg, Bez. Broye, Gem. Cugy). 535 und
545 m. Zwei Gruppen von zusammen 8 Häusern, auf einer
Anhöhe 1,7 km s. der Station Cugy der Linie Freiburg-
Yverdon. 71 kathol. Ew. Getreide-, Futter- und Tabakbau,
Viehzucht.
ORANGE JEANNIN (Kt. Waadt, Bez. Echallens,
Gem. Viliars le Terroir). Weiler. S. den Art. Grange a
Jeannin (La).
ORANGE LA BATTIA (Kt. Freiburg, Bez. Gläne,
Gem. Chavannes sous Orsonnens). 689 m. Gruppe von 6
Häusern, am rechten Ufer der Gläne, 700 m ö. der Station
Villaz-St. Pierre der Linie Bern-Frei burg-Lausanne und
1,8 km sw. Chavannes sous Orsonnens. 33 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Villaz-St. Pierre. Futter- und Getreidebau,
Viehzucht.
GRANGE NEUVE (Kt. Waadt, Bez. Grandson, Gem.
Baulmes). 1360 m. Bergweide mit Hütte, am Fuss des
Mont Suchet und im Kern des geöffneten Gewölbes Mont
Suchet-Aiguilles de Baulmes. Fossilien im Argovien und
Dogger.
ORAMOC MCUVE <Lü> (Kt- FMbvg. BeL Saaae.
Gem. Postens). IK38 m. Gmppe «na 3 Wohnfaäaaerm nnd
m^iiferen OekooomiegebäadÄ, iwiathen 4itm Imkca Cler
Aet Snane und der Straaae Freibvg-Bvlle. 3 kaa nö. der
Statioii Matran der Linie Bem-Fretbur-LaasaBBe «m:
1,9 km BÖ. Poaienx. 29 kathol. Ew. KiidigeflMnde £cn-
villens. Grosses, mehr als 100 ha nmfiaf nJifs taadani,
einst Ei«entnm des Klosters Haoterive, seit 1818 Creibnr-
gische Staatsdomäne ; heute als Mnatciwirtaehall ciBce-
richtet und der landwirtachafUichea Schale za PeroUes
angegliedert.
ORANGE NEUVE (Lü) (Kt. Waadt, Bez. aad Gem.
Lausanne). 573 m. Gruppe von 5 Häaaera, aber deaa fia-
ken Ufer des vom Talent dnrchfloaaragn Tobeis, 300 m
sw. der einstigen Abtei M oatfaerond, 8 km naö.
und 1p km nö. Cocy. 90 relbrm. Ew.
Morrecs. Landwirtacnaft
ORANGE VALLIER (Kt und Bez. Nenenbarir. Gem.
Enges). 900 m. Bauernhof und Landjnil, im Vatloo d~EB-
ges, am Fuss des Chanmont nnd x km nö. vooa Dorf
Enges. 2 Häuser, 15 reform. Ew. Kirchgemeiade Ugaie-
res. Sommerfrische. Im 17. Jahrhandert Eigentam der
Familie Vallier ans Solothum, seit 1800 im Besitz des
Geschlechtes de Pourtales. Leopold de Ponrtalea hat 1900
den Bauernhof der Gemeinde Enges und die zngehörigea
Waldungen dem Staate Neuenburg abgetreten.
ORANGES (Kt Freiburg, Bez. Veveyse). 756 m. Gem.
und Dorf, am NO.-Fnss des Mont Pelerin ; 2,5 kna aw.
Attalens und 2,2 km s. der Station Palezienx der Linie
Bem-Freiburg-Lausanne. Telephon. 02 zum grossen Teil
zerstreut celegene Häuser, 331 kathol. Ew. Kirchgen»eiade
Attalens. Wiesenbau und Viehzucht.
GRANGES (Kt Solothum, Amtei Lebern). Gem. nnd
Dorf. S. den Art. Grenchen.
ORANGES oder ORANGES MARNAND (Kt
Waadt, Bez. Payeme). 480 m. Gem. nnd Pfarrdorf, im
Thal der Broye und an der Einmündung der Lembaz in
die Broye ; an der dem linken Ufer der Broye folgenden
Strasse Lucens-Payeme, Strassen nach Ifenieres-Eatavayer
und O>mbremontle Petit-Thierrens ; 7,5 km ssw. Payenie.
Station der Linie Lausanne>Payeme-Lys9. PosttMireaa.
Telegraph, Telephon; Postwagen nach Thierrens nnd
Romont (gemeinde, mit dem Weiler Brit: 155 Häoser,
942 reform. Ew.; Dorf: 146 Häuser, 883 Ew. Kirchge-
meinde umfasst ausser der Gemeinde Oanges noch die
(^meinden Henniez, Marnand und Sassel. Acker- und
Tabakbau. An der Lembaz grosse Mühlen, Sägen, eine
Limonadefabrik. Sehr alte Siedelung, vielleicht schon zur
Römerzeit bewohnt und an der Römerstrasse Moodon-
Avenches gelegen. Im Mittelalter einer der bedeutendsten
Orte im Broyethal. Hier war seit dem Beginn des 10.
Jahrhunderts das Chorherrenstift Lausanne begütert, das
Anfangs des 13. Jahrhunderts einziger Eigentümer von
Granges und Sassel wurde. Nachdem Aymon, Herr von
Montagny (bei Payeme), 1226 dieses Gebiet mit Raub nnd
Mord überzogen hatte, wurde er vom Bischof mit dem
Kirchenbann belegt, aus dem er sich durch Vergütung
des von ihm gestifteten Schadens wieder löste. Das Dorf
Granges unter der Berner Oberhoheit der Burgherrschaft
Villarzel zugeteilt. Als man 1807 die Kirche restaurierte^
stieas man auf geschwärzte und calcinierte Mauerreste,
woraus auf eine einstige grosse Feuersbrunst geschloesen
worden ist. Zu Ende des 18. Jahrhunderts sind römische
Münzen und seither zu wiederholten Malen alte Maner-
reste, Steinplattengräber (in der Kiesffrube La Renard)
und Skelete (auf dem Hügel Replan) aufgefunden worden.
Auf dem Muret römische Ruinen. Die kleine Anhöhe bei
der Kirche soll der Ueberlieferung nach einst eine Burg
getragen haben.
Granges ist der Hauptort des im s. Abschnitt des Be-
zirkes Payeme liegenden Kreises gleichen Namens, der
auf drei Seiten an den Kanton Freinurg grenzt (im N. an
die Enklave Estavayer, im S. an die Enklave Surpierre
und im 0. an den Körper des Kantons) und wieder in 2
Friedensgerichtssektionen zerfällt: 1. Granges mit den
Gemeinden Granges, Cemiaz, Henniez, Marnand. Rossens,
Sassel, Södeilles, Seigneux, Villars-Bramard und Villarzel
und 2. Combremont mit den Gemeinden Combremont le
Grand, Combremont le Petit, Champtauroz und T>eytor-
rens. Zusammen 4147 reform. Ew.
GRA
GRA
397
OIIANQC8, deutsch Gradetsch (Kt. Wallis, Bez. Si-
ders). 506 m. Gem. und kleines Dorf, mitten im Rhone-
thal, 9 km onö. Sitten und 7 km sw. Siders. Station
Granges der Simplonbahn 800 m nw. vom Dorf. Postab-
lage, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde umfasst das
Dorf Granges, das sich an einen der in der Thalsohle zer-
streut gelegenen Hügel anlehnt und von einer Turmruine
überragt ist, ferner die Weiler Praz-Magnos, NoSs und
Mengoki. Zusammen 76 Häuser, 437 kathol. Ew. ; Dorf:
23 Häuser, 288 Ew. Kirchgemeinde. Gemüse-, Obst- und
Weinbau. Das Gebiet der Gemeinde Granges liegt ganz in
der Rhoneebc^e, mit Ausnahme eines schmalen Anteiles
an den rechts über dem Fluss ansteigenden Rebhän^en, der
ihr vnn der benachbarten Gemeinde Lens als Entschädigung
für die Korrektionsarbeiten an der Rhone abgetreten wor-
den ist. Die Bewohner von Granges haben stets gegen die
ffefahrlichen Hochwasser des Flusses zu kämpfen gehabt.
Um 1850 traten sie einen Teil ihres Gemeindegebietes an
einen Herrn Nodier aus Paris ab, der dafür die Verpflich-
tung übernahm, die Rhone auf ihrem ganzen Lauf
durch die Gemeinde einzudämmen und diese Arbeit auch
wirklich in fdr jene Zeit bemerkenswert schöner Weise
durchfuhren Hess. Darauf wollte man den nun den Ueber-
schwemmungen entz(M[enen Landstrich mit Zuckerrüben
bepflanzen und diese m einer eiffenen Fabrik zu Rüben-
zucker verarbeiten ; das Projekt kam aber nicht zur Aus-
fahrung. Heute durchziehen das Gebiet von Granges zwei
Entwässerungskanäle^ die sich weiter unten vereinigen
und zwischen Bramis und St. Leonhard in die Rhone
münden. Funde von vorrömischen Bronzesegenständen.
t Granges war im 13. Jahrhundert ein blühendes Städtchen,
ein Castrum, mit mehreren Schlössern, Kirchen, Ring-
mauern und Toren. Ein reicher, mächtiger Adel hatte
hier seinen Sitz; im 11. Jahrhundert die Grafen von Gra-
detsch, im 12. und 13. Jahrhundert die de Tavelli, de
Mon^ovet, de La Tour Morestel und Andere. In dieser
Zeit wurden hier schon mehrere Rebsorten gebaut, welche
sich zwar bis auf heute erhalten haben, aber nun durch
bessere, ertragsfähigere Arten nach und nach verdrängt
und vielleicht in naher Zeit schoti gänzlich veraessen
sein werden ». Im 15. Jahrhundert besassen die Tavelli
von Granges in diesen Gegenden einen mächtigen Grund-
besitz, der sich von den über dem rechten Ufer der Rhone
erhebenden Terrassen von Lens bis tief ins Erinserthal
hinein erstreckte. Ihr Erbe, die in Bex wohnende Marga-
retha von Rov^r^, verkaufte 1603 die Herrschaft' an die
Bürgergemeinde Sitten, in deren Besitz sie bis 1798 ver-
blieb. Heute ist Granges ein ärmliches Dörfchen, dessen
einstige Schlösser schon zur Zeit des alten Josias Simler
iVaUesim Descriptio 1574) in Trümmern lagen und von
denen heute nur noch eine viereckige Turmruine und
einige Mauerreste stehen. Im 11. Jahrhundert : in montu
Grangensi ; im 12. Jahrhundert : Lodoicus de Granges ;
1219: Granies. « Gradetsch und dessen Umgegend wur-
den durch Bürgerkriege, Pest und Ueberschwemmungen
schwer heimgesucht, wie vielleicht kein anderer Teil des
Landes — eine bessere Zukunft wird aber auch seinen
Ruinen erstehen, geweckt durch die Fortschritte einer
rationellen Landwirtschaft, deren neubelebender Hauch
immer frischer und firöhlicher das ganze Land durchweht.»
(Wolf, F. O. Sitten und Umgebung in Europ, Wandei^-
bilder. 138-140).
ORANGES (I.E8) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
La Tour de Tröme). 785 m. Gruppe von 8 Häusern, nahe
dem rechten Ufer der Tröme ; 1,3 km w. La Tour de
Tröme und 1,2 km sw. der Station Bulle der Linie Romont-
Bulle. 52 kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht. Zwei
Sägen.
ORANGES (l-ES) (Kt. Freiburg, Bez. Yeveyse, Gem.
Attalens). 743 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse
Chätel Saint Denis-Palezieux, 2 km nö. Attalens und 3 km
80. der Station Palözieux der Linie Bern-Frei burg-Lau-
s&nne. Haltestelle der Linie Pal^zieux-Chätel Saint Denis.
37 kathol. Ew. Getreidebau, Viehzucht.
GRANGES (I.ES) (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse. Gem.
Chätel Saint Denis). 815 m. Vorort von Chätel Saint Denis,
am linken Ufer der Veveyse, 500 m so. der Station Chätel
Saint Denis der Linie Pal^zieux-Chätel Saint Denis 32
Häuser, 278 kathol. Ew. Futterbau und Viehzucht. Frü-
her Granges de Belmont geheissen.
GRANGES <I.ES> (Kt. Genf, Rechtes UHsr, Gem.
Dardagny). 401 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten
Ufer der AUondon, 11 km w. Genf und 3,9 km w. der Sta-
tion Sati|nay der Linie Genf-Qelle«rarde. 10 reform. Ew.
Säge. Brücke über die Allondqn. In der Nähe Flöze von
Schieferkohlen, die aber nie anhaltend abgebaut worden
sind.
GRANGES (l-ES) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessous). 1005 m. Gruppe von 2 Häusern, im Ge-
meindekreis (oder Seyte) La rorclaz, am Weg Le S^pey-
La Forclaz; 1,7 km sw. La FDi^Uaz und 2,5 km s. Le S^
pey. 17 reform. Ew. Nicht das ganze Jahr bewohnt.
GRANGES (I.ES) (Kt. Waadt, Bez. Moudon, Gem.
Dompierre). 642 m. Weiler, an der Strasse Dompierre-
Lucens, 900 m nw. Dompierre und 2,5 km nö. der Station
Lucens der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 25 Häuser, 122
reform. Ew. Landwirtschaft.
GRANGES (l-ES) (Kt. Waadt, Bez. Pays dEnhaut,
Gem. Chäteau d^CEx). 990 m. Weiler, an der Strasse Chä-
teau d'CEx-Rougemont und 1,9 km ö. Chäteau d'CEx. Post-
ablage, Telephon. 15 Häuser, 70 reform. Ew. Viehzucht.
GRANGES (l-ES) (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice,
Gem. Salvan). 1044 m. Zerstreute Gruppen von zusammen
43 Häusern, über dem Eingang ins Thal von Salvan, 1 km
n. Salvan und von diesem Ort durch den Weiler Biolley
getrennt. 193 kathol. Ew. Schöne Aussicht auf das Rhone-
thal. 1648 durch eine Pestepidemie beinahe völlig ent-
völkert. Fast senkrecht stehende Karbonnagelfluh.
GRANGES (SCEX DES) (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice). 2070 m. Gipfel, ONO.-Pfeiler der von der Tour
Salliöres nach 0. abzweigenden Kette des Luisin, unmit-
telbar nw. über Salvan und von hier aus in 3^/« Stunden
zugänglich. Am obem Hang über Salvan Schutzmauem
Segen Lawinengefahr. Schöner Aussichtspunkt, von den
Kurgästen von Salvan oft besucht.
GRANGES D'II.I.ENS (Kt. Freiburg, Bez. Gläne).
Gem. und Dorf. S. den Art« Illens.
GRANGES D'<EX (I.ES) (Kt. Waadt, Bez. Pays
d'Enhaut, Gem. Chäteau d*CEx). 946 m. 15 Häuser, in der
Gemeindeabteilung (oder Seyte) Les Cröts, am linken Ufer
der Saane gegenüber Chäteau d*G£x zerstreut gelegen ;
1,2 km von Chäteau d'CEx und mit diesem Ort durch den
Pont Turrian verbunden. Telephon. 70 reform. Ew. Vieh-
zucht.
GRANGES D'ORBE (I.ES) od. GRANGES AUX
ONAUX (Kt. WaadI, Bez. und Gem. Orbe). 445 m. Vor-
ort von Oroe, am Fuss der das Städtchen tragenden An-
höhe und 500 m ö. davon gelegen, zu beiden Ufern der
Orbe und an der Strasse Orbe-Chavomay-£challens. Nahe
einer Haltestelle der elektrischen Bahn Orbe-Chavornay.
Telephon. 19 Häuser, 138 reform. Ew. Am rechten Ufer
der Orbe eine Chokoladefabrik mit 230 Arbeitern. Die
Häuser am linken Ufer der Orbe werden Granffes Nord,
die am rechten Ufer der Orbe Granges Sud geheissen.
GRANGES DE SAINTE CROIX (l-ES) (Kt.
Waadt, Bez. Grandson, Gem. Sainte Croix). Im Mittel
1100 m. Abteilung der Gemeinde Sainte Croix, w. von der
Chasseronkette und dem Mont des Cerfs ; umfasst im S.
ein ziemlich ausgedehntes Plateau, im N. eine wellige
Landschaft mit der Combe de Noirvaux, die von der Noir-
aigue (Zuflusss zur Areuse) entwässert wird. Während
die Sohle der Combe de Noirvaux auf der Kantonsgrenze
zwischen Waadt und Neuenburg in 984 m lieft, steigen
andere Partien der Granges bis zu 1200 m auf. Den Boden
bedecken hauptsächlich Ber^eiden undWald, daneben ei-
nige Torfmoore. Drei von Sainte Croix ausgehende Strassen
durchziehen das Gebiet in der Richtung auf Pontarlier,
Les Verri^res und Buttes. Eine Reihe von zerstreut gele-
genen Dörfern, Weilern und Meierhöfen, wie z. B. La
Prise Perrier, Chez les Jacques, L'Auberson, La Chaux
(diese auf dem Plateau), La Vraconnaz (weiter nach N.)
u. a. ; zusammen 225 Häuser, 1630 reform. Ew. L*Auber-
son, die beträchtlichste Siedelung auf den Granges, liegt
3 km w. vom Dorf Sainte Croix an der Strasse nacli
Pontarlier. Hier auch Postbureau, Telegraph und Tele-
phon ; in La Vraconnaz Postablage. Postwagen von Sainte
Croix nach L'Auberson, Les Verri^res und Buttes. Freie
Primarschule. Wie in der Gemeinde Sainte Croix über-
haupt beschäftiffen sich auch die meisten Bewohner der
Granges mit Industrie, besonders der Uhrenmacherei und
398
6RA
GRA
MuBikdosenfabrikation ; daneben Kunsttischlerei, Gies-
sei^ei etc. Eigene Kirchgemeinde seit 1824, mit Ausnahme
der Zeit von 1846-53, da die Granges vorübergehend kirch-
lich zu Sainte Groix gehörten ; zwei im 19. Jahrhundert
erbaute Kirchen, je eine in La Chaux und L'Auberson.
Klima rauh, so dass es hier mitten im Sommer schneien
und gefrieren kann.
ORANGES DE VE8IN (Kt. Freibure, Bez. Broye).
521 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der Kleinen Gläne,
4 kqa wsw. der Station Cugy der Linie Freiburg- Yverdon.
31 Häuser, 153 kathol. Ew. Kirchgemeinde Aumont. Ge-
treifte-, Tabak- und Futterbau, Viehzucht. Mühle, Säge.
Steinbruch im Muschelsandstein.
ORANGES DESSOUS und DESSUS <LES) (Kt.
Waadt, Bez. Rolle, Gem. Mont). 720 und 730 m. Zwei
Gruppen von zusammen 6 Häusern, auf dem Steilrand
über dem Rebbau^ebiet der Göte, nahe der Strasse und
Bahnlinie RoUe-Gimel und 1,5 km n. Mont. 22 reform.
Ew. Landwirtschaft.
ORANGER JACCARD (Kt. Waadt, Bez. Grandson,
Gem. Sainte Croix). 1100 m. 10 Häuser, in der Gemeinde-
abteilung Les Granges de Sainte Croix, nahe der franzö-
sischen Grenze, rings von Bergweiden und Wald umge-
ben; 1,8 km n. L'Auberson und 3,5 km wnw. Sainte
Croix. 61 reform. Ew. Kirchgemeinde Les Grances de
Sainte Croix. Uhrenmacherei und Fabrikation von Musik-
dosen.
ORANGES MARNAND (Kt. Waadt, Bez. Payeme).
Gem. und Dorf. S. den Art. Granges.
ORANGES PACCOT, deutsch Zur Schüren (Kt.
Freiburg, Bez. Saane). 620 m. Gem. und Dorf, nahe der
Strasse Freiburg-Murten und 3 km nw. vom Bahnhof
Freiburg. Telephon. Gemeinde, mit Grandfey und Lava-
pesson: 42 Häuser, 311 Ew., wovon Vs Katholiken fran-
zösischer und Ys Reformierte deutscher Zunge. Kathol.
Kirchgemeinde Givisiez und reform. Kirchgemeinde Frei-
burg. Getreide-, Futter- und Zuckerrübenbau, Viehzucht,
Sennerei. Mühle.
GRANGES PHII.INOS (Kt. Freiburg, Bez. Broye,
Gem. Monlagny les Monts). 475 m. Gruppe von 6 Häusern,
am linken Ufer der Arbogne, 700 m nw. der Station
Cousset der Linie Freiburg-Yverdon und 2,2 km nw. Mon-
tagny les Monts. 37 kathol. Ew. Kirchgemeinde Montagny-
Tours. Getreide- und Tabakbau, Viehzucht. An der Ar-
bogne grosse Mühle.
ORANGES ROTHEY (Kt. Freiburff, Bez. Broye«
Gem. Domdidier). 580 m. Weiler, nahe dem Staatswald
Belmont reizend gelegen, 4 km sw. Avenches und 3 km
so. der Station Domdidier der Linie Lausanne^Payerne-
Lyss. Telephon. 11 Häuser, 40 kathol. Ew. Futter-, Ge-
treide- und Tabakbau, Viehzucht. Schöne Aussieht.
ORANGES SOUS TREY (Kt. Waadt, Bez. Payeme,
Gem. Trey). 475 m. Kleines Dorf, nahe dem rechten Ufer
der Broye, an der Strasse Bern-Lausanne u. 800 m w. der
Station Trey der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 31 Häuser,
160 reform. Ew. Mühlen.
ORANGES SUR MARLY, deutsch Grknchen (Kt.
Freiburg, Bez. Saane, Gem. Pierrafortscha). 708 m. Zwei
Landhäuser, 2 grosse Bauernhöfe und eine aus 1640 stam-
mende kleine Kapelle ^ etwas ö. der Strasse Freiburg-
Marly;2.5km s. Freibur^ und 1,2 km sw. Pierrafort-
scha. 25 kathol. Ew. firanzösischer Zunge. Kirchgemeinde
Marly. Wiesen- und Getreidebau, Viehzucht.
GRANGETTES (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 813 m.
Gem. und Pfarrdorf, am NW.-Fuss des Mont Gibloux, am
Mausson und nahe dem rechten Ufer der Neirigue, in
hügeliger Landschaft gelegen : 3,7 km nö. der Station
Vuisternens der Linie Romont-Bulle. Telegraph und Te-
lephon. Das Dorf besteht aus den zwei Siedelungsgruppen
Grangettes le Bas und Grangettes le Haut. 41 Hauser, 186
kathol. Ew. Futter-, Kartoffel- und Getreidebau, Vieh-
zucht. 2 Mühlen, Säge. Pfarrkirche zu St. Maurice. Eins-
tige Herrschaft ; im 13. Jahrhundert lebten die Herren
ViUinus und Peter von Grangettes, und 1401 starb mitUldri-
cus von Grangettes das Geschlecht aus. In der Folge ging
die Herrschaft an eine Reihe von neuen Besitzern über :
1426 war sie Eigentum von Jakob Mistralis von Mont,
1544 von Kaspar von Rover^a ; dann kam sie durch Legat
von Mar^aretha von Rov^r^a an Prosper de Geneve, Herrn
von Lulhn, und endlich an verschiedene Freiburger Patri-
ziergeschlechter, wie die Reynold, Könie und Boccard.
Diese waren (18. und Beginn des 19. Jahrhunderts) die
letzten Herren von Grangettes. Die Gemeinde 1626 kirch-
lich von Vuisternens abgetrennt und zur eigenen Kirchge-
meinde erhoben.
GRANGETTES (LE GROS PR6 DES) (Kt
Waadt, Bez. Aigle, Gem. Noville). 377 m. Gruppe von 3
Häusern, am Genfersee, 600 m ö. der Mündung des seit-
lichen Grand Canal der Rhone und 2,5 km w. Villeneuve.
15 reform. Ew.
GRANGETTES (LES) (Kt. Waadt, Bez. Grandson,
Gem. Sainte Croix). 1123 m. Weiler, in der Gemeindeab-
teilung Les Granges de Sainte Croix, am W.-Fuss der
Aiguilles de Baulmes, 500 m s. L'Auberson und 3,3 km
sw. der Station Sainte Croix der Linie Yverdon-Sainte
Croix. 10 Häuser, 77 reform. Ew. Kirchgemeinde Les
Granges de Sainte Croix. Landwirtschaft. Ührenindustrie
und Fabrikation von Musikdosen. Nahe beim Weiler im
Wald ein kleines Thälchen, Le Creux des Suedois ge-
nannt, weil im 30jährigen Krieg die Schweden hier
einst gelagert haben sollen.
GRANGETTES (LES) (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Bovernier). lOÖO m. Maiensässe, ö. über der Ver-
einigung des Durnant mit der Dranse de Ghampex, SOOm
s. der berühmten Dumantschlucht und 2,4 km s. Vallettes.
am W.-Hang des Mont Catogne. Etwa 10 im Frühjahr und
Herbst bezogene Hütten.
GRANGETTES (LES) (Kt. Wallis, Bez. Martinach.
Gem. Trient). 1410 m. Gruppe von Hütten, auf einer Te^
rasse über dem rechten Ufer der Eau Noire, pegenüber
dem Weiler Le Chätelard und am Fuss der Hänge der
Croix de Fer und des Treutse ä TAille; 2,5 km w.
Trient.
GRANOIS (Kt. Wallis, Bez. Sitten, Gem. Saviese).
858 m. Dorf, eine der bedeutendsten Siedelungen der Ge-
meinde Saviese, zwischen den Dörfern Saviese und Chan-
Westseite der Ruine Orasbarg.
dolin, 1 km w. Saint Germain und 3 km nw. vom Bahn-
hof Sitten. 61 Häuser, 422 kathol. Ew. In der Nähe die
Kapelle Sainte Marguerite. Das Bauholz der Häuser von
GRA
GRA
399
Granois stammt zu einem Teil von der einstigen Burg
La Soie, die 1 km sw. Granois in Trümmern liegt. 1250 :
Granuech; 1267: Grannuech; 1276: Gragnuech; 1340:
Granuex.
GRAPILLON (Kt. Wallis, Bez. Entremont). Gipfel.
S. den Art. Gr^illon.
ORAPPE (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Amden).
699 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Wesen-Am-
den, 4 km nö. der Station Wesen der Linie Rapperswil-
Wesen-Sargans und 1,5 km sw. Amden. 27 kathol. Ew.
Viehzucht. Der Name vom rätoromanischen crap, crapa
= Stein, Fels, Felswand.
QRAPPI.IAI.P (Kt. Glarus, Gem. Näfels). 1442 m.
Alpweide, am NW.-Hang des Rautispitz, 6 km sw. über
Nafels. Bildet den Oberstafel der Nieder seealp und liegt
an dem von Näfels auf den Rautispitz führenden Weg.
4 Hütten. Betr. Etymologie vergl. den vorherffehenden Art.
GRA8BURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Wählern). 695 m. Malerische Burgruine« auf einem
über der Senseschlucht aufsteigenden Molassefelsen, 2
km nw. Schwarzenburp und 3 km so. Albligen. Eine der
bedeutendsten Burgrumen im Kanton Bern. Nach der
Grasburg war bis 1796 eine an der Sense liegende gemein-
same Vogtei von Bern und Freiburg benannt. Die Gras-
bure soll römischen Ursprunges sein ; 1423 war sie eine
reichsunmittelbare Feste, und später diente sie den Ber-
ner und Freiburger Landvögten zur Residenz. Droht
heute mit dem völligen Zusammenbruch.
QRA88EN (Kt. Obwalden). 2946 m. Gipfel, in der
Grassen und Titlis, vom StOasenftra aas.
Kette zwischen dem Engelber^er-, Meien- und Gadmen-
thal, zwischen Titlis und Wichelplankstock. Am NO.-
Han^ der obere Teil des Firnalpeligletschers. Besteigung
sehr mteressant und wenig schwierig; von Gadmen aus über
das Grassenjoch in 7Vt Stunden oder von Engelberg aus
über den Firnalpeligletscher in 7 ■/* Stunden zugänglich.
Prachtvolle Aussicht, derjenigen des Titlis nane Icom-
mend.
GRA88ENQLET8CHER (Kt. Obwalden). 2700-2200
m. Gletscher, 1 km lang und 2,4 km breit ; am N.-Hang
des Wichelplankstockes (2945 m). Sendet den mehrere
schöne FSlle bildenden Grassenbach zum Aawasser, in
das er nahe dem Wirtshaus Herrenrüti (ob Engelberg)
mündet. Ein kleiner Abschnitt des Gletschers hegt auf
Umer Boden ; die Kantonsgrenze wird durch die Scheid-
egg (2857-2400 m), einen wenig scharf ausgeprägten Firn-
kamm, markiert.
GRAS8ENJOCH oder WENDEN JOCH (Kt. Bern
und Unterwaiden). 2604 m. Passübergang, zwischen dem
Titlis (ä2H9 in) und Grassen (2946 m). Verbindet Gadmen
ober den Wenden- und Firnalpeligletscher in 10 Stunden
mit Engelberg. Uebergang sehr interessant und bei güns-
tigen Eis- und Schneeverhältnissen des Firnalpeliglet-
schers nicht sehr schwierig. Auf der Siegfiriedkarte unbe-
nannt.
QRA88U (I.E) (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Gre-
nilles). 681 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten Ufer
der Longivue, 400 m w. Grenilles und 7 km so. der Station
Cottens der Linie Bem-Freiburg-Lausanne. 29 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Farvagny. Getreidebau und Viehzucht.
QRA88UZ (AU) (iCt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Cot-
tens). 710 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer des
Baches von Cottens, 600 m sw. der Station Cottens der
Linie Bern-Freibura-Lausanne. 36 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Autigny. Futter- und Getreidebau, Viehzucht;
Holzhandel.
QRA88WII. (NIEDER und OBER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Wanden, Gem. Seeberg). 515 und 518 m. Dorf,
aus zwei Siedelungsgruppen bestehend ; 1 km s. Seeberg
und 2 km w. der Station Rietwil der Linie Olten-Bem.
Postablage, Telephon ; Postwagen nach Herzogenbuchsee.
107 Häuser, 801 reform. Ew. Landwirtschaft. Käserei.
Likörfabrik. Zuerst Eigentum der Kiburger; kam 1395 an
Burgdorf und war bis 1796 Sitz eines Landvogtes.
GRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Dür-
renroth). 784 m. Gruppe von 5 Häusern, zwischen den
Thälchen des Hubbäcnli und Flühbachs, 7 km sw. der
Station Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen und 1,5
km sw. Dürrenroth. 40 reform. Ew. Viehzucht.
GRAT (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). 2200-
2600 m. Kamm, zieht in der Richtung NW.-SO. vom
Madrishom zum Eisenthälispitz und verbindet damit den
Rätikon mit dem Silvrettamassiv. Heisst
im Prätieau Schlappiner Grat und im
österreichischen Montavon Valzavenger
Grat (nach der im obem Gargellenthal
liegenden Valzavenger Alp). Seinen nied-
rigsten Punkt überschreitet das Schlap-
pinerjoch, das von Klosters im Prätigau
durch das Schlappin- und Gargellenthal
nach St. Gallenkirch im Montavon führt.
Einzelne Felspartien des Grates tragen
eiffene Namen, so die Hochtristelköpfe
(2662 m ; am SO. -Ende ganz nahe dem
Eisenthälispitz] und die 1 km weiter
w. etwas aus dem Kamm nach S. her-
vorspringenden Paschianiköpfe.
GRAT (Kt. und Bez. Schwyz). 2347
m. Felskamm, n. der grossen Karren-
alp, zwischen dem obersten Ende des
Ratschthaies und der Twärenen.
GRAT (Kt. Schwyz, Bez. Schwyz und
Gersau). 1516 m. Felsvorsprung der Rigi
Hochfluh, im ö. Abschnitt des Rigi-
stockes, n. über Gersau. Einsame und
felsige Gegend.
GRAT (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2718
m. Felsiger Kamm, nnw. Sporn des
Grabenhoms u. Gugel, in der den Ried-
oder Gassenriedffletscher im W. be-
gleitenden kurzen Kette ; unmittelbar so. über dem Dorf
St. Nikiaus im Nikolaithal. Von hier aus in 5 Stunden
zugänglich.
GRAT oder AUF DEM GRAT (Kt. Graubänden,
Bez. Plessur). 2519 m. Kamm, in der vom Parpaner
Weisshom zum Aroser Weisshom ziehenden una das
Urdenthäli vom Thal von Arosa trennenden Kette : zwi-
schen dem Tschirpen (2733 m) und dem Hömli (2497 m),
die beide vom Grat aus leicht bestiegen werden können.
Oestl. davon über Arosa der kleine Schwellisee.
GRAT {AUF DEM) (Kt. Uri). 2090 m. Breiter Gras-
rücken zwischen dem Hürithal und dem Thalkessel von
Galtenebnet ; verbindet die Schächenthaler Windgälle mit
dem Wasserberg First. Fussweg von Galtenebnet über
den Grat zu den Hütten von Rindermattalp und zum Kin-
zig Kulm.
GRATFIRN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2850-
2600 m. Langes und schmales Fimfeld, zu oberst am N.-
Hanff der Kette des LöfTelhorns, rechts über dem Ober-
aar^Ietscher, mit dem es sich an seinem W.-Ende ver-
einigt. Wird von den seltenen Touristen, Jägern oder
Krystallsuchem begangen, die von einem der Oberwalliser
Dörfer aus über den Trützipass (2809 m), Geschenerpass
400
GRA
GRA
(etwa 2840 m) oder über den Gipfel des Löflelhornes ins
Thal der oberen Aare hinüber gelangen wollen. S. über
dem Gratfirn das Löfielhorn.
QRAT8CHI.UCHTQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez.
Goms). 2900-2500 m. Kleiner Gletscher, 600 m breit und
1,3 km lang; steigt von den Muttenhömem (3103 m) ab
und sendet seine Schmelzwasser durch die Zunge des
Rhonegletschers zur Rhonequelle. Sw. über dem Glet-
scher der Längisgrat (2765, 2»8i, 2839 und 289t m) und ö.
über ihm die letzten n. Ausläufer der Muttenhömer.
QRATTALAU (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem. Be-
rolle). lläusergruppe. S. den Art. Grattwau.
ORATTAVACHE (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse). 808
m. Gera, und Dorf, am rechten Ufer der Mionnaz und
7,5 km nö. der Station Oron der Linie Bern- Freiburg-
Lausanne. 33 Häuser, 215 kathol. Ew. Kirchgemeinde Le
Cr^t. Futterbau und Viehzucht.
QRATTAVAU (Kt. Waadt, Bez. Aubonne, Gem. Be-
rolle). 790 m. Gruppe von 9 Häusern, am Jurafuss (Cöte
de Berolle), 400 m w. Berolle und 2,3 km n. der Station
Biere der Linie Biere-Apples-Morges. 42 reform. Ew.
Kirchgemeinde Biere.
QRATTERET (LE) (Kt. und Bez. Neuenbürg, Gem.
Lignieres). 915 m. Bauernhof, oben im Vallon d'Enges,
s. ChufTort und n, vom Wald von Serroue; 2,5 km w.
über Lignieres. 19 reform. Ew. Landwirtschaft. Sommer-
frische.
QRATTE8 DE BISE und GRATTE8 DE VENT
(LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. Boudry, Gem. Rochefort).
840 m. Zwei Weiler, an der Strasse über die Tourne, 1
km no. Rochefort und 2,5 km n. der Station Chambrelien
der Linie Neuenbuiv-Le Locle. Postablage; Postwagen
Gorcelles-La Tourne-Les Ponts. Landwirtschaft. Les Grat-
tes de Yent: 19 Häuser, 94 reform. Ew.; Les Grattes de
Bise : 12 Häuser, 57 reform. Ew. Angenehmer Sommer-
aufenthalt in der Nähe von grossen Tannen Waldungen.
Der Name Grattes, früher Gratta, bezieht sich auf den
felsigen und trockenen Han|[, auf dem diese beiden Siede-
lungen stehen, die als die ältesten dieser Gegend gelten.
QRAUBONDEN, französisch Grisons, rätoroma-
nisch Grisun oder Grisum, italienisch Gri-
GiONi. Kanton der schweizerischen Eidgenos-
senschaft, in der offiziellen Reihenfolge der
Kantone deren fünfzehnter.
Lage, Grenzen, Gestalt und Grösse. Der
Kanton Graubünden nimmt den SO. der
Schweiz ein und liegt ganz innerhalb dem
Alpengebiet. Er grenzt an vier andere Kan-
tone und an drei fremde Staaten : St. Gallen, Glarus und
Uri im N. und NW., an Tessin im W., Italien im S.
und SO., Oesterreich im 0. und NO. und Liechtenstein
auf einer kurzen Strecke im N. Der Kanton St. Gallen
berührt Grau bänden vom Rhein bei Sargans bis zum
Saurenstock (44 km), der Kanton Glarus von da bis zum
Piz Catscharauls w. vom Tödi (41 km), der Kanton Uri
dann bis zum Piz Alv (44 km) und der Kanton Tessin
weiter bis zur Cima dl Cugn am Joriopass (102 km); die
italienische Grenze reicht von der Cima di Cugn bis zur
Dreisprachenspitze am Stilfsenoch (272 km), die öster-
reichische von da bis zum Naafkopf in der Falknisffrupi>e
(169 km) und endlich die liechtensteinische wieder bis
zum Rhein (12 km). Die Gesamtlänge der Grenze beträgt
684 km, wovon 66 % auf das Ausland und 34 % auf die
Nachbarkantone kommen. Zum weitaus grössten Teil ver-
laufen diese Grenzen über Gebirgskämme. An einigen
Stellen folgen sie auch ffut markierten Thalrinnen, so am
Rhein von etwas unternalb Landquart bis in die Nähe
von Sargans (9'km), in Samnaun vom Gribellakopf längs
dem Maifrag- una Scheivenbach (etwa 12 km), dann
längs dem Inn von Alt Finstermünz bis Martinsbruck
(etwa 6 km), im Gebiet des Berffell von der Bocchetta
della Teggiola bis zum Pizzo Gailegione länffs dem Yal
Carnagina und Val Lovero (etwa 8 km). Dabei werden
das Rheinthal, das Innthal und das Bergeil gequert, wie
dies auch im Münsterthal unterhalb Münster und an den
Ausgängen des Puschlav und des Misox der Fall ist. Mit
dem Münsterthal, Puschlav, Berj^ell und Misox reicht
Graubänden beträchtlich auf die südliche Abdachung
der Alpen hinüber. Unbedeutender sind die UebergrifTe
über die nächstliegenden Wasserscheiden im obern Fim-
berthal, an der Luziensteig und am Kunkelspass. Um-
Sekehrt gehören das Val Livigno, das Val di Lei ond
as Val Cadlimo (am Oberlauf des Mittelrhein) nicht n
Graubünden, obwohl sie sich dahin entwässern. Ab-
gesehen von diesen kleinen Unregelmässigkeiten «od
die bündnerischen Grenzen gute Naturgrenzen, die
das Land zu einem einheitlich geschlossenen Ganzen zu-
sammen halten. Es ist wesentlich das Stamm- und Mot-
terhaus des Rhein und des Inn. die, nachdem sie hier er-
starkt sind, weithin durch die Lande ziehen. So einheit-
lich freilich wie etwa das Wallis, das mit nur ganz «ge-
ringen Ausnahmen einem einzigen Stromgebiet angehört,
ist Graubünden nicht. Können wir uns jenes unter denn
Bilde eines einfachen Hauses vorstellen, so erscheint dieses
vielmehr als ein Doppelhaus mit verschiedenen kleinen
Anbauten. Der Umriss Graubündens ist dementsprechend
ein sehr vielgestaltiger und namentlich im S. und SO
durch die haloinselartigen Vorsprünge des Misox, Pusch-
lav und Münsterthals und die Embuchtungen des S. Gia-
comothals und des Livigno -Violagebietes reich geglie-
Kantoo Graubünden: Mtihlen in Trins.
dert. Die äussersten Punkte sind der Plauncaulta am
Oberalppass im W., die Cima di Cugn (2237 m), resp.
der Gardinello (2317 m) am Joriopass (46° W n. Br.) and
Campocologno (46° 14' n. Br.) bei Tirano im S., der Pii
Chavalatsch (Münsterthal) una Finstermünz im 0., die
Mündung des Fläscher Mühlbachs in den Rhein (etwa
47° 3' n. BrJ und einige Punkte des westlichen Rätikon
(47*' V n. Br.) im N. Die Länge der westöstlich Ter-
laufenden Linie Plauncaulta-Piz Chavalatsch beträgt 142
km. Einige senkrecht darauf stehende Linien geben uos
die sehr wechselnde Breite des Kantons an. Am grössten
ist sie mit etwa 85 km zwischen dem Rätikon und den s.
Berget lerbergen, dann mit 80 km zwischen Hausstock-
Vorab und Gardinello; zwischen Ringelspitz und Splägeo-
pass sind es noch 45 km, zwischen Piz Buin und rix Dia-
vel nur etwa 25 km und im Tavetsch noch weniger. Im
Mittel beträgt die Breite — zu einer Län^e von rund 140
km — etwas über 50 km, der Flächeninhalt 71© oder
rund 7200 km^. Graubünden ist damit der grösste Kanton
der Schweiz, noch um 300 km* grösser als der Kanton
Bern und gerade 30 mal so gross wie der Kanton Zug.
W.Ti,
Verlag von fn-hr .Mimvr^r, NpiM'nburjr.
;0V;äsl von Gr^rnwich. g'^^p.'öjt.von Pjris
i^^ttinqer sc.
GRA
GRA
401
Bodenaestalt. Graubünden ist ein typisches Gebirgs-
and Hochland. Zwei Charakterzüge fallen bei Betrachtung
desselben sofort in die Augen : 1. das wirre Netz von Ge-
birgsketten jeder Richtung, Gestalt und Höhe, 2. die ge-
waltige allgemeine Massenerhebung. Die letztere zeigt
sich weniger in den Gipfelhöhen als in der hohen Lage
der Thalsohlen. An Gipfelhöhe werden die Bündner Alpen
.innerhalb der Schweiz von den Berner und Walliser Al-
pen erheblich übertrofien. Aber nirgends sonst liegen die
Thalsohlen so hoch wie in Graubünden. Am meisten zeigt
sich dies im Engadin und seinen Nachbarthälem. Das
erstere steigt von 1000 m bei Martinsbruck bis 1800 m auf
der Seestufe des Ober Engadin. Die mittlere Höhe der
Thalsohle betragt im Unter Engadin etwa 1300 m, im
Ober Engadin (oberhalb der Puntauta) etwa 1700 m und
für das sanze Thal 1500 m. Die ganze oberste Thalstufe
vom St. Moritzersee bis Maloja, dann Pontresina, Livigno,
Scarl und Samnaun liegen 1800 m hoch. Rascher und
tiefer senken sich die s. Nachbarthäler des Engadins. Doch
behalten auch sie noch eine sehr betrachtliche mittlere
Höhe. Das Bergell lallt innerhalb der Schweiz von 1800
bis 700 m, das Puschlav von 2300 bis 500 und das Müns-
lerlhal von 2150 bis 1200 m. Die mittleren Höhen der
Thalsohlen ohne Einrechnung der Hintergehänge betra-
Sen für das Bergell und Puschlav je 1100-1200 m, für das
lünsterthal 15u0 m. Daran schliessen sich als Thäler der
südlicheA Abdachung noch das Misoxer- und Calancathal.
Hier erreicht GrauMMen unterhalb Roveredo mit 258 m
seinen tiefsten Punkt. Aber das oberste Dorf des Misox,
San Bernardino, Wep, doch wieder über 1600 m hoch,
und die mittlere Höhe der Thalsohle kommt noch nahe
an 1000 m und im Calancathal auf etwa 1300 m. Auch
die Thäler des Rheingebietes erreichen bei der Annähe-
mnff an das Engadin bedeutende Höhen. Davos und Rhein-
wald steigen als bewohnte Thäler etwa bis 1600 m, das
Oberhalbstein und obere Albulathal bis 1800 m und Avers
gar bis über 2100 m.
Kein anderer Teil der Schweiz weist solche Höhen der
Thalsohlen und der bewohnten Orte auf. Vor allem findet
das Eugadin nicht seines gleichen. Das Rhonethal z. B.
steigt von 460 m bei Martigny bis 1H70 m bei Oberwald
(oberstes Dorf) oder bis 1750 m beim Gletsch, aber die
Strecken über 10(X) oder gar über 1500 m sind nur ganz
kurz, und die mittlere Sohlenhöhe des ganzen Thals be-
trägt darum nur etwa 800 m. Darin stimmt es annähernd
mit dem bündnerischen Rheinthal überein, da letzteres
von 560 m bei Chur bis 1650 m bei Tschamut steigt und
eine mittlere Sohlenhöhe von etwa U50 m aufweist. Auch
in den Seitenthälern der Rhone giebt es nur wenige stän-
dig bewohnte Orte über 1200 m Höhe, und die Thalstrecken
über diesem Niveau sind sehr kurz. Noch weniger kön-
nen sich in dieser Hinsicht die nördlichen Alpen mit
Graubünden messen. Das Linththal erreicht 1000. m erst
etwa bei der Pantenbrücke, das Sernfthal erst hinter Elm,
das Reussthal erst kurz vor Göschenen. Im Berner Ober-
land liegen Guttannen, Grindelwald, Lenk und Saanen
nur wenig über ICXX) m, und über 1200 m finden wir da
nur Gadmen (1202 m), Lauenen (1260 m), Abläntschen
(1305 m), Adelboden (1356 m) und einige kleme, hoch über
den Thalsohlen gelegene Terrassenorte wie Murren (1636
m) und Gimmelwald (1386 m). Die 1000 m Kurve schnei-
det in den Nordalpen Qordartig tief in alle Thäler hinein,
während sie in (^raubünden nur im Vorder- und Hinter-
rheinthal, im untern Albulathal und im Prätigau tiefer
ins Land eindringt, aber schon vor sämtlichen Seiten-
thälern des Vorderrhein, dann vor dem Rhein walder-.
Averser-, Oberhalbsteiner-, Bergüner- und Davoserthal
Halt macht und namentlich das Engadin und auch das
Münsterthal gar nicht berührt, auch ins Puschlav, Ber-
gell und Misox nur wenig eindringt.
Da nun in Graubünden schon die absoluten Gipfelhöhen
sehr massige sind, so sind es noch mehr die relativen.
Von Pontresina sind es nur etwa 2200 m auf den Piz Ber-
nina, von Süs nur 2000 m auf den Piz Linard, von Bergün
nur etwas über 1900 m auf den Piz d'Aela, ebenso von
Mühlen auf den Piz d'Err und den Piz Platta und von Ma-
dolein nur 1700 m 'auf den Piz Kesch. Im Berner Ober-
land und im Wallis dagegen findet man sehr oft relative
Höhen von 3000 und noch mehr Metern. Mönch und Jung-
frau z. 6. erheben sich 3300-3400 m über Lauterbrunnen,
Dom und Weisshom je etwa 3100 m über Randa, auch
der Tödi noch fast 3000 m über Linthal. Es bleiben also
die 'grössten relativen Gipfelhöhen in Graubünden um
volle 1000 m und mehr hinter denjenigen im Bemer
Oberland und im Wallis zurück. Eine weitere Folge ist,
dass die Bündner Gebirge im allgemeinen sich weniger
steil und schroff emportürmen, als es in den N.- und
W.-Alpen der Fall ist. Zwar fehlt es nicht an kühnen
und schlanken Gestalten, aber man findet doch viel mehr
breite, relativ sanft ansteigende Abhänge, die weit hinauf
mit Wäldern und Weiden bekleidet sind und ihr Pflanzen-
leben nur ganz allmählich und mehr aus klimatischen
als aus orographi sehen Gründen verlieren. Freilich sind
diese sanftem Böschungen und weichem Formen nicht
nur durch die massigen relativen Höhen, sondern wesent-
lich auch durch die Art und Lagerung der Gesteine be-
dingt, da in weiten Gebieten Graubündens schieferige
Felsarten mit massig steiler Aufrichtung vorherrschen.
Die ^össere Massenerhebung u. die geringere Gipfelhöhe
bewirken ferner ein höheres Hinaufrücken der Schnee-
f grenze und damit eine geringere Ausdehnung der Firn-
elder und Gletscher. Letztere nehmen in (Traubünden
360 km' oder nur 5% des gesamten Bodens ein, während
es im Berner Oberland 288 km* oder 10% und im Wallis
970 km* oder 19% des Bodens sind. Und wie die Schnee-
grenzen, so rücken in Bünden auch alle Vegetationsgren-
zen, insbesondere die Grenzen der für die Bewohnbarkeit
und Nutzbarkeit des Landes so wichtigen Wälder und
Weiden höher hinauf als in den meisten andern Alpen-
gegenden. Das alles ist für die Physiognomie des Landes
von grösster Wichtigkeit. Infolge der geringem absoluten
und relativen Höhen und der geringern Gletscherent-
wicklun^ bieten die Bündner Gebirge im ganzen einen
weniger imposanten Anblick als die Berner- und Walliser-
ali>en. Nur die Bemina^ruppe kann sich an Formschön-
heit und Firnglanz mit jenen messen, obwohl auch die
übrigen ßündnergruppen eine Menge herrlicher Gebirgs-
ansichten bieten. Wo aber das Majestätische, oft last
Schreckhafte mehr zurücktritt, da wird es ersetzt durch
ungemein freundliche und liebliche Bilder, wie sie z. B.
das Prätigau, Domleschg und Heinzenberg, der Piz Mun-
daun und ein grosser Teil des Bündneroberlandes (Gebiet
des Vorderrhein), Davos und der grösste Teil des Enga-
din, namentlich dessen linke Seite mit ihren breiten son-
nigen Gehängen, mit ihren hoch hinauf gehenden Wäl-
dern und Weiden und mit den überall zerstreuten Hütten,
Weilern und Dörfern gewähren. Ein Vorzug ist es femer,
dass die hochgelegenen Thäler mit ihren gastlichen Ort-
schaften und die vielen trefflichen Thal- und Bergstrassen
(jias Gebirge in allen seinen Hauptteilen leicht zugänglich
machen und auch die Ersteigung der höchsten Bergspitzen
wesentlich erleichtern.
In dem Gewirr von Bergketten und Gruppen ist es nicht
leicht, sich zu orientieren. Von verschiedenen Autoren
sind darum auch die Bündner Alpen sehr verschieden
eingeteilt worden. Eine Haupteinteilungslinie der Alpen
überhaupt geht durch den Kanton Graubünden, indem
August Böhm seine Grenzlinie zwischen West- u. Ostalpen
vom Bodensee durch das Rheinthal und über den Splügen
zum C^lomersee zieht. Graubünden hat also Anteil an den
West- u. Ostalpen. Zu jenen gehören die Adulagruppe und
die Tödikette, die durch das Thal des Vorderrhein von
einander getrennt sind. Die Adulagruppe geht w. bis
an das Tessin- und Bleniothal. Mit ihr soll hier auch der
ö. Teil der G^tthardgruppe, soweit er auf Bündnersebiet
liegt, vereinigt werden. Es ist dies der Gebirgsabschnitt,
der w. vom Somvixerthal und La Greina Pass liegt. Die
Bündnerischen Ostalpen zerfallen durch die Thalfurche
Bergell-Maloja-Engadm zunächst in die N.- und S.-Enga-
diner Alpen. Die letzteren zerlegen wir durch den Bernina
Pass (Samaden-Tirano) in die Bernina- und die Ofen-
nass^ruppe, die ersteren durch den Flessoass (Klosters-
Vereinatnal-Süs) in die Albula- und die Silvrettagruppe
(inkl. Rätikon und Samnaungruppe). Der Albulagruppe
ist das Plessurgebirge vorgelagert, von jener Retrennt
durch das Landwasser- und untere Albulathal. Wir er-
halten also folgende Uebersicht der Bündner Alpen:
^. Westalpen : 1. Tödikette, 2. Adulagruppe; B. Ostalpen,
nördl. vom Engadin : 3. Albulagruppe, 4. Silvrettagruppe
(mit Rätikon und Samnaungruppe), 5. Plessurgruppe ;
OEOGR. LEX. 70 — 11—26
402
GRA
GRA
Ostalpen, südl. vom Engadin : 6. Berninaguppe und 7.
Ofenpassgruppe.
1. Die Todikette gehört nur mit ihrer südlichen,
nere Eisfelder ins Val Rusein, Val Puntaiglas und Yal
Frisal. In etwas grösserem Abstand vom Tödi erheben
sich der Oberalpstock (3330 m) im SW. und der Haus-
GeoIogiBohes Qaerprofll vom Ringelspitz zum Faalenberg.
V. Verrncano ; R. ROtidolomit ; D. Dogger ; H. Malm ; B. Bündnerschiefer ; F. Flysch (Bocän and Oligocfln) ; K. Kreide ; Seh. Schott.
steilen Abdachung dem Kanton Graubünden an. Sie bildet
einen hohen, geschlossenen Wall mit nur geringen Ein-
schnitten, so dass sie von keiner einzigen Alpenstrasse
überschritten wird. Nur hohe, beschwerliche Fuss- und
Saumpfade verbinden da Graubünden mit den Nachbar-
kantonen : der Krüzlipass (2350 m) und der Brunn ipass
(2736 m) mit Uri, der Sandalppass (2780 m), der Kisten-
pass (2727 m), der Panixerpass (2407 m) und der Segnes-
pass (2625 m) mit Glarus und der niedrige Kimkelspass
stock (3152 m) im NO. als Mittelpunkte kleinerer selb-
ständiger Grupi>en und immer noch betrachtlicher Glet-
scher. Noch weiter nach SW. folgt nur noch die kleine,
aber gestaltenreiche Gruppe des Piz Giuf (3098 m) und
Crispalt (3080 m), während weiter nach NO. drei weitere
Gruppen in ihren Kulminationspunkten noch 3000 m
überschreiten : die Gruj^pe des Vorab (3025 und 3021 m)
mit dem flach ausgebreiteten Bündnerbergfim, die Sar-
donagruppe mit dem Piz Segnes (3102 m) als höchstem
yorab
Alp Ruschein
yordtrrhein tal
VMUeeduRhina.
Lugnez
S.
Oeologisches Qaerprofll vom Vorab sam Lugnes.
y. Yerracano; R. ROtidolomit; D. Dogger; M. Malm; B. Bündnersohiefer ; F. Flysch (Eocftn und Oligocän^ ; K. Kreide.
(1351 m) mit dem st. gallischen Taminathal. Die höchste
und schönste Partie der Kette liegt zwischen dem Krüzli-
und Panixerpass. Hier thront in der Mitte der gewaltige
Tödi (3623 und 3601 m), dessen blendender Fimscheitel
weit hinaus leuchtet in die ebenere Schweiz. Ihn um-
feben kräftiffe Vasallen : Catscharauls (3062 m), Piz Cam-
riales (3206 und 3212 m) und Düssistock (3262 m) auf
der einen Seite, Stockffron (3418 m], Piz Urlaun (3371 m)
und Bifertenstock (3426 m) auf aer andern. Von hier
/// //
f /> ejr ^ ^
Gipfel und die Gruppe des Ringelspitz (3249 ra). Den
Sctilussstein der Kette bildet der mehr nacn N. gerichtete
breitechulterige Calanda (2808 und 2700 m).
Geologisch zerfallt die Todikette in zwei sehr verschie-
den geartete Teile. Von der Reuss (SchölleneDschlachtl
bis unter den Tödi, resp. bis ins Val Rusein und Yal
Puntaiglas herrschen dieselben krystallinen Gesteine
(Protogine, Gneise, krystalline Schiefer, auch Granite,
Diorite, Syenite) und dieselbe Fächerstruktur mit steil
- ' //
Voriger Bhejntal ^
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Oeologisches Qaerpro61 durch das Östliche Aar- und das Gotthardmassiv.
O. Oneis; 61. Ol immerschiefer ; Gr. Granit and Oneisgranit; D. Diorit und Chloritsehiefer ; H. Amphibol- und Dioritscbiefer;
Sg. Serizitgneis ; S. Serpentin, Talk- und Chloritsehiefer; V. Verrucano mit Oneisotruktur ; V.* Kongloraeratischer Verructno.
Strahlen auch die grossen Hauptgletscher der Gruppe aus :
der Hüfigletscher, der Claridenfirn und der Biferten-
gletscher. Doch gehören diese alle der N.- Seite des Ge-
birges an. Nach der Bündnerseite senken sich nur klei-
aufgerichteten bis senkrecht stehenden Schichten wie im
Aarmassiv, so dass dieser Teil der Todikette als das no.
Ende dieses Massivs betrachtet wird. Weiter nach NO.
haut sich das Gebirge aus Sedimenten vom Verracano
Verlag voa Oebr. AlUnger, Neuenburg.
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(Perm) bis zu tertiären (oliffocänen) ToDschiefem auf.
Doch sieht man an einigen Stellen, wo die Erosion tief
genug eingeschnitten hat, die zentralmassivischen Ge-
steine unter den Sedimenten durchblicken, so im Val
Frisal, im Limmemboden und bei Vättis im Taminathal.
Das Zentralmassiv ist also hier in die Tiefe gesunken und
von mächtigen Schichtgesteinen bedeckt worden. Sehr
eigentümlich ist die Lagerung der letztem. Fast überall
sieht man in der Gipfelre^ion ältere Gesteine, namentlich
Verrucano, auf iungem hegen. Dabei sind die Schichten
schräg aufgerichtet, indem sie vom Rhein gegen den
Kamm aufsteigen, wenn auch lange nicht so steil wie im
zentralmassivischen Abschnitt. Aehnliche Auflaeerungen
älterer Gesteine auf jüngere beobachtet man auch auf der
N. -Seite der Glamer- und St. Galleralpen, wobei aber
die Schichten von N. nach S., vom Walensee gegen den
Kamm aufsteigen. Beide Erscheinungen erklärt man sich
durch die von Albert Heim eingehend begründete Theorie
der Glamer Doppelfalte, d. h. durch zwei liegende, gegen
einander geneigte Falten, von welchen die eine von N.
nach S. (N.-Schenkel), die andere umgekehrt von S. nach
N. (S. -Schenkel) übergelegt ist. Der verbindende Mulden-
schenkel mit normal gelagerten, aber stark gefalteten
Gesteinen (Oligocänschiefer zu oberst) liegt in der Tiefe
begraben. Wo der Verrucano oben aufsitzt, hat man Teile
des Mittelschenkels mit verkehrter Lagerunff, so am Haus-
stock, Vorab, Plz Segnes und Ringelspitz. Der einst da-
rüber liegende Gewolbeschenkel ist da überall durch die
Lugnei
den Valserberg (2507 m) und Safienberg (2490 m) nach
den gleichnamigen Thälern, über die s. Kette die schönen
Gebirgsstrassen des St. Bernhardin (2063 m) und des Splü-
^en (2117 m) ins Misox und ins S. Giacomothal (Chiavenna).
Aus der Gegend des Safienberges zweigen wieder zwei
lange Parallel ketten nahezu nacn N. ab, zwischen welchen
das Safienthal eingebettet ist : die Kette des Piz Beverin
(9000 m) und Heinzenberg (bis über 2100 m) auf der rech-
ten und diejenige des Piz Tomül (2949 m) und der Sanina-
ffruppe (2874, 2836, 2752 m) auf der linken Seite. Nur
Kurz ist dagegen der an das St. Lorenzhom sich an-
schliessende Zweig des Fanellahoras (3122 m), noch kür-
zer derjenige des Lentahoms (3237 m), dem auch das
kecke Zervreilerhom (2899 m) angehört. Genau n. ge-
richtet ist die Kette, die vom Rhein waldhorn über den
Plattenberg (3041 m), Piz Terri (3151 m) und Piz Gavell
(2944 m) bis an den Rhein vordringt. An denselben
seh Hessen sich mit nö. Streichen die kurzen, breiten
Ketten des Piz Aul (3124 m) und des aussichtsreichen Piz
Mundaun (20(65 in) bei Ilanz. — Westlich folgt, durch den
La Greina Pass (2360 m) abgetrennt, die Medelser^, resp.
die ö. Gotthardgruppe mit dem eisgepanzerten Piz Medel
(3203 m) und der stolzen Felspyramide des Piz Scopi
(3200 m), dann jenseits des Lukmanierpasses (1917 m) der
Piz Rondadura (3019 m), der Piz Blas (3023 m}, der Piz
Ravetsch (3010 m) im wasserscheidenden Hauptkamm, der
Piz Ganneretsch (3043 m) und der Badus oder Six Madun
(2931 m) in n. Auszweigungen. — Dem grossen n. Gebirgs-
I
Lugn&zermulde
Geologisches Qüerprofll durch das AduUmassiv.
G. Gneis (Adolagneis) ; G.' Gneis ; B. B&ndnerscbiefer in verschiedenartiger Ausbildung ; Bk. Kalkiger Bündnerschiefer ; M. Mar-
morbänke; V. Vemicano; R. Rotidolomik.
zerstörenden Kräfte abgetragen. Gegen NO. sinkt die Basis
und damit der ganze Schientenkomplex immer tiefer, so
dass dieselbe Schicht im NO. um mehrere hundert Meter
tiefer liegt als im SW. und der Calanda als ein noch er-
halten gebliebener Rest des Gewölbeschenkels erscheint
und darum normale Schichtenfolge hat. Andere, neuere Er-
klärungen setzen an Stelle der genannten Doppel- oder Gra-
benfaltung eine einzige sehr aussedehnte Üeberschiebung
älterer Gesteine auf jüngere von ö. nach N. Siehe darüber
auch den Art. Glarus (Kanton) auf S. 326 dieses Bandes.
2. Die Adulaaruppe ist oro^raphisch wie geologisch
völlig verschieden von der Tödikette. Zunächst ist ihr
wasserscheidender Hauptkamm zwischen den Flussgebie-
ten des Rhein und des JPo zweimal gebrochen, indem er
vom Gotthard zuerst ö. bis gegen den Piz Terri, dann s.
bis etwa zum Rhein waldhorn, zuletzt wieder ö. bis zum
Splä|fen verläuft. Dazu kommt eine mehr strahlen-
förmige Gliederung des ganzen Gebirgskomplexes und ein
Vorherrschen von N.-S. verlaufenden Ketten. Den Mittel-
punkt des Ganzen bildet die schöne Pyramide des Rhein-
waldhorns (3406 m), die mit dem Guferhorn (3393 m),
dem Vogelberg (3220 m) und andern Trabanten in pracht-
vollem Zirkus das weite Becken des Rheinwaldfims und
Zapportgletschers umschliesst, während sich an der Aus-
senseite desselben der Lentagletscher nach N. und der
Brescianaffletscher nach W. senken. (Verffl. Karte zum Art.
Auula). Nach 0. verlänffern sich die Zirkuswände in die
beiden Ketten, die das Rneinwaldthal einschliessen, einer-
seits über das St. Lorenzhom (3047 m) und Bärenhom
(2932 m) bis zu den Splügner Kalkbersen (3045, 3002,
2992 m etc.), andererseits uoer das Marscholhorn (2902 m)
und Tambohom (3276 m) zu den Surettahömem (3025,
3039 m etc.). Ueber die n. Kette führen Saumpfade über
föcher vom Rheinwaldhorn bis zum Heinzenberff im NO*
und zum Badus im NW. stellen sich drei nacn S. ge-
hende Parallelketten im Gebiet der Moesa gegenüber. Die
östlichste i6t die längste und höchste. Sie knüpft an das
Tambohom (3276 m) an und überschreitet im Pizzo
Terre, im Corbet und einifi^en andern Spitzen noch 3000 m.
Am Joriopass (1956 m) gent -sie in die s. Voralpen über.
Die westnchste Kette hat nur wenige Gipfel mit 3000 m,
darunter als Haupt den Piz dei Cogni (3068 m). Mit der
vom Rheinwaldhom nach N. * streichenden Kette bildet
sie den längsten Meridionalkamm der Schweizer Alpen.
In der mittleren und niedriffsten Kette zwischen Misox
und Calancathal halten sich die meisten Gipfel an Höhen
von 2600-2800 m. Da aber die Thalsohlen der Mesolcina
und der Riviera sehr tief liefen, so erscheinen die Misoxer-
ketten doch mit relativen Höhen von 2400-2600 m, und
es machen dieselben trotz ihrer massigen absoluten Hö-
hen und trotz des Mangels grösserer Gletscher einen recht
imposanten Eindruck.
Ein Blick auf die geologische Karte lässt uns in der
Adulagrappe zwei getrennte krystalline Massen und ein
grosses zusammenhängendes Sedimentgebiet erkennen,
welch* letzteres zonen- und zungenförmig zwischen und in
die ersteren hineingreift, diese von einander trennt und
teilweise gliedert. Das Sedimentgebiet umfasst in zusam-
menhängender Masse die nö. Ketten im Gebiet des Safien-
und Lugnezerthals. Vom letztem geht ein Streifen sw.
über den Piz Terri und über Campo nach dem Val Piora
und Bedretto. Er trennt die s. Zentralmassive der Adula-
und Tessingruppe von dem n. der Gotthard-Medelser-
Sruppe. Ein zweiter Sedimentstreifen im Rheinthal trennt
ann letztere vom nö. Ausläufer des Aarmassivs. Das
breite Adulamassiv reicht s. bis an den Joriopass, n. bis
404
6RA
an eine Linie von Olivone nach Vais, dann 8. über den
Valserberg zum Bernhardin und endlich nö. über Splugen
Kanton Graubünden : Sagens bei Hans.
nach Andeer. Von Olivone, sowie vom Bernhardin- und
Splügenpass streichen schmale Sedimentstreifen nach
S. in die oberen Teile des Blenio-, Misox- und S. Giaco-
motiials. Das Grotthard-Medelsermassiv nähert sich in Ge-
steinsbeschaffenheit und Tektonik (Protogine, Gneise,
Serizit- und Homblendeschiefer, Granit, Eurit, Diorit
in höchst komplizierter Gliederung ; fächerförmigen ,
nördlich übergeie^n Falten) noch dem Aarmassiv.
Das Adulamassiv ist einfacher und übersichtlicher. Die
Grundlage bildet der aus dem Tessin bekannte, vielfach
als Baustein ausgeführte Antigoriogneis, darüber folfft
selten gut ausgebildeter Glimmerschiefer und dann als
Decke der für dieses Massiv besonders charakteristische
Adulagneis, ein schöner, von reichlichem Glimmergehalt
glänzender Glimmergneis. Andere Gesteine sind von unter-
geordneter Bedeutung. Protogine, Hornblendegneis. Seri-
zitgesteine, ebenso alle Eruptivgesteine (Granit, Syenit,
Diorit) fehlen vollständig. Dagegen finden sich manche
gute Marmorlager. Tektonisch stellt sich das Adulamassiv
als ein breites, regelmässiges Gewölbe dar. Auf den
Gipfeln und Kämmen liegen die Gesteinsschichten flach,
gegen die Ränder nimmt ihre Neigung allmählich und
regelmässig zu. Wo Sedimente vorkommen, legen sie sich
konkordant an und auf die zentral massivischen Gesteine.
Komplizierter werden die Verhältnisse wieder im Sedi-
mentgeoiet. Was da auf der « Geologischen Karte der
Schweiz » von Heim und. Schmidt als Bündnerschiefer
dargestellt ist, umfasst Gesteine von sehr verschiedener
Beschaffenheit, wobei aber doch die kalkig-tonigen vor-
herrschen. Die Hauptmasse bilden dunkle und graue,
teils kalkfreie, teils mehr oder weniger kalkhaltiffe Ton-
schiefer, die Bündnerschiefer im engern Sinn. Sie sind
wohl wie diejenigen des Prätigaus von oligocänem Alter,
wenn auch von etwas anderer Ausbildung. Namentlich
da wo diese Schiefer auf schmale Zonen zwischen den
Zentral massiven zusammengedrängt sind, erscheinen sie
mehr oder weniger krystallinisch umgewandelt als Glim-
mer-Bündnerschiefer, Knotenschiefer etc. Dazu kommen
aber auch Liasschiefer, sowie reine Kalk- und Dolomitr
gesteine, Sandstein- und Quarzitschiefer, Rauhwacken,
Zellendolomite und Gipse der Trias und strichweise, be-
sonders im hintern Safienthal.auch Serpentine und grüne
Schiefer ähnlich denjenigen des Oberhulbsteins. Als Gan-
zes stellt dieses Gebiet eine Region von schiefen nach N.
und NW. übergelegten Isoklinalfalten dar, wobei weite
Faltenzü^e und enge Zerknitterungen abwechseln oder
auch ineinander gearbeitet sind. Aufweiten Strecken wird
dieselbe von einem Dolomitband umsäumt, unter wel-
chem im Rheinthal von Ilanz aufwärts Verrucano folgt.
Dagegen weist die auf den Schiefer hinauf geschobene
GRA
Scholle der Splügner Kalkberge auf die Klippenregion
des Rätikon und Plessurgebirges hin, als deren west-
lichstes, abgetrenntes Glied jene erscheint.
3. Die Albulagruppe,\om Splügen bis zum
Flesspass und vom Engadin und Bergeil
bis zum Landwasser- und untem Albula-
thal reichend, zerfällt durch das mendio-
nale Thal des Oberhalbsteins und des Sep-
timer in zwei orographisch und geologisch
sehr verschiedene Teile : die Aversergruppe
im SW. und die engere Albulagnippe im
NO. In der erstem herrscht noch mendio-
nale Richtung der Gebirgszüge und Thäler
wie in der Adulagruppe. Der wasserschei-
dende Hauplkamm bildet am Piz Stella ei-
nen ungefähr rechten Winkel, dessen un-
gegliederte Aussenseite ungewöhnlich steil
gegen das S. Giacomothal und Bergell ab-
fallt (Gefalle bis 50 % und mehr), während
die Innenseite sich mählicher senkt (Gefalle
kaum 40%) und in fiederförmig angeord-
nete Seilenketlen ffegliedert ist. Die Passe,
wie der Passo di Madesimo (2280 m) nach
dem S. Giacomothal, der Stellapass (2276 m)
nach Chiavenna, der Pra8signolapa8s(2i2u
m) und der Duanapass (2750 bis 2800 m)
nach dem Bergell, steigen daher von der
N. -Seite (Avers-Ferrera) mit viel jferiogerer
Steilheil an als von der S.-Seite. Die
Gipfel, von denen manche 3000 m über-
steigen, sind ihrer nach S. vorgeschobenen Lage wegen
meist herrliche Aussichtspunkte. Dies gilt besonders vom
Piz Timun (3201 m), dem höchsten von allen, vom-Piz
Stella (3129 m), Piz Gallegione (3135 m), Piz della Duana
(3133 m) und Gletscherhorn (3106 m). Die Vergletecherung
ist gering, am bedeutendsten noch in den Surettehomem
(3025 u. 3039 m). - In der zuerst nw., dann n. streichen-
den langen Kette des Piz Platta zwischen Oberhalbslein
und Avers-Schams ist die VergleUcherung noch geringer,
obwohl die Gipfel zum Teil höher sind als im Gebiet des
Piz Stella. Ein-
zig der hoch-
ragende, kühn
aufgetürmte
Piz Platta (3398
m) erscheint
wenigstens
teilweise in
weithin schim-
merndem Eis-
panzer. Trot-
zige, meist
schwer zu er-
steigende Ge-
stalten seiner
nähern Umge-
bung sind das
Jupperhorn
(3151 m), der
Mazzerspitz
(3168 m), der
Kalk- und Mar-
morstock des
mehrgipdigen
Weissbergs
(3044, 3041,
2987 m etc.)
über Avers, die
wild zerrisse-
nen schwarzen
Schieferberge
des Piz For-
bisch (3258 m)
und des Piz
d'Arblatsch
(3204 m) über
Mühlen. Wei-
ter n. folgen der Kalkgipfel des Piz Grisch (3048 m), der
Schieferberg des Piz Curver (2975 m) und hart daneben
die dem Schiefer aufgesetzte Kalkscholle des Piz Toissa
Kanton GraubQnden:
Schlucht des Yalaer Glenner.
GRA
GRA
405
(296/ m). Die wichtiffsten, immerhin nur dem Touristen-
verkehr dienenden Passe sind das Fallerjoch (etwa 2740
m) von Avers-Juf nach Mühlen, der Stallerberg (2584 m)
nach Stalla und die ForcelUna (2673 m) nach dem
Septimer. Die letztere ergibt mit dem Lunghinopass
(9635 m) zusammen den kürzesten und oft benutzten
Uebergang von Avers nach dem Engadin.
Auch geologisch schliesst sich die Aversergruppe gut an
die Adulagruppe an, da sie in der Hauptsache aus ähnli-
chen zentralmassivischen Gesteinen und Sedimenten zu-
sammengesetzt ist wie diese. Im SW. herrschen vom
Bergeil bis zum Val d'Emet typische Gneise und Glim-
merschiefer, dann folgen bis Sufers und Andeer die so|f.
Rofnagneise oder Rofnaporphyre, durch Druck schieferig
gneisartif? gewordene Quarzporphyre, die zur Bezeichnung
sowohl ihrer ursprünglichen als gegenwärtigen Beschaf-
fenheit am besten Gneisporphyre genannt würden. Der
(OHisste Teil der Piz Plattakette besteht aus veränderten
Bändnerschiefern mit grössern Einschaltungen von grü-
nen Schiefem, die sich als gec^uetschte Diabase und Gab-
bro erweisen und darum oft mit diesen und mit Serpentin
vergesellschaftet sind. Dazu kommen triasische Kalk- und
Dolomitgesteine ähnlich wie im Klippengebiet von Arosa,
nur dass hier die grünen Schiefer fehlen und die Ge-
steine überhaupt weniger ^urch den Gebir^druck umge-
wandelt sind. Und wie hier, so sind auch im Ober-
halbstein die tektonischen Verhältnisse sehr ver-
wickelte, die Schichtgesteine oft verkehrt gelagert
und mesozoische Kalke in Form von Klippen oder
Schollen auf jüngere Schiefer geschoben, z. B. am
Piz Toissa. An manchen Stellen finden sich auch
schöne Marmore und verschiedene Erze, tiie früher
ausgebeutet wyrden, so besonders im Gebiet von
Ferrera.
In der engern Albulagruppe tritt die NO.-Rich-
lung der Hauptkette und der begrenzenden Thäler
des Inn und des Landwassers wieder entschieden
hervor, zum Teil auch in den kleinem Gliedern, wie
in der Ducankette und den anliegenden Thälern.
Auch die Abdachungsverhältnisse entsprechen den-
jeniffen der Alpen überhaupt : steiler nach SO.,
weniger steil nach NW. Einer der auffallendsten
Züge besteht aber darin, dass die Hauptkette trotz
ihrer bedeutenden Höhe und zum Teil starken Ver-
gletscherung doch wegsamer ist als irgend eine an-
dere Alpenkette der Schweiz. Es ist auch das wesent-
lich eine Folge der grossen Thalhöhen bei relativ
massiger Höhe der Kämme und Gipfel, dann fi^ilich
auch der Zugehörigkeit des Engadin zu Graubünden.
Nicht weniger als drei grosse Bergstrassen führen
über den Hauptkamm und verbinden das Engadin
mit dem n. Bünden : der Julierpass (2287 m) spe-
ziell mit dem Oberhalbstein, der Albulapass (2315 m)
mit dem Albulathal und der Flüelapass (2388 m) mit Da-
vos. Dazu kommen als touristisch wichtige Pässe noch der
Scaletta- und der Sertigpass (2619 und 2762 m), der er-
stere, als kürzester Uebergang von Davos nach dem Ober
Engadin, vor der Zeit der Alpenstrassen ein wichtiger
Saumpfad, der andere ein Hauptzugang zu dem relativ
viel besuchten Piz Kesch. Bala werden nun auch die
Strassenpässe durch die Albulabahn sehr viel von ihrer
Bedeutung verlieren.
Durch den Albula- und Scalettapass zerlegen wir den
Hauptkamm und seine n. Vorlagen in die drei Gruppen
des Piz d*Err, des Piz Kesch und des Piz Vadret. In der
ppstera en tragen der Piz d'Err (3383 m), der Piz dellas
Calderas (3393 m), die Cima da Elex (3287 m) und der Piz
d'Agnelli (3209 m) einer mächtigen Zinnenmauer, die mit
nackten Wänden zum Oberhalbstein abfällt, während die
dem Val Bever zugekehrte O.-Flanke in einen weiten,
mehrteiligen Eismantel gehüllt ist. Eine formenreiche
Gipfelreihe ist femer dem Engadin zugekehrt, darunter
als Zentrum der stolze Bau des Piz Julier (3385 m), dann
die schöne Pyramide des Piz Ot (3249 m), die düstere
Crasta Mora (2937 m), der Piz Lagrev (3168 m) und
der auch als Wasserscheide zwischen den Gebieten des
Rhein, der Donau und des Po bemerkenswerte Piz Lungh-
ino (2784 m). Mit diesem vorherrschend granitischen
Gebirgsabschnitt verknüpft sich n. vom Piz d'Err das
Kalkgebirge der Bergünerstöcke mit dem herrlichen Drei-
gestirn des Piz d'Aela (3340 m), des Tinzenhoras (3179 m)
und des Piz Michel (3163 m). — Ein Berg von vollendeter
Schönheit ist der Piz Kesch (3420 m) mit dem flach vor
ihm ausgebreiteten Porchabellagletscher. Ihn beff leiten
als Vorposten neben vielen andern der Kalkstock aes Piz
Uertsch (3273 m) im SW., der granitgekrönte Piz Griat-
schouls (2973 m) im 0. und der Piz Forun (3056 m) im N.
Weiter nw. vorgelagert sind die geradlinig von NO. nach
SW. verlaufende Kette des Hoch Ducan (3066 m) und
Gletscher Ducan (3020 m), dann der Bogen der Monsteiner
Berge mit der Pyramide des Aelplihorns (3010 m) und
dem sanften Rücken des Stulsergrates (2680 u. 2626 m.). ->
Im nö. Abschnitt der Albulagruppe thront der doppeltür-
mige Piz Vadret (3226 m) inmitten weiter Gletscherfelder,
von welchen der Sarsura-, der Grialetsch- und der Sca-
lettagletscher die grössten sind. In drei nach NW. vor-
springenden Seitenketten, die das Dischma- und Flüela-
tnal ei nsch Hessen, erheben sich als Hauptgipfel das
Kühalphom (3081 m), das vielbesuchte Schwarznorn (3150
m) und das Weisshorn (3088 m) am Flüelapass und das
gegen Klosters vorgeschobene Pischahorn (2^2 m).
Geologisch zerfallt die Albulagruppe ebenfalls in drei
Teile, in ein Granit-, Gneis- und Kalkgebirge, die aber
nicht mit den orographischen Abschnitten zusammen-
fallen. Eine Granitmasse ist die Errgruppe vom Lunghino-
Kanton GraubQnden : Kirche St. Morits bei Cumbels im Lugnes.
bis zum Albulapass und vom Ensadin bis etwas über den
Piz d'Err hinaus. Doch zerfallt dieselbe in zwei getrennte
Stücke, indem ein von zwei Verwerfungsspalten be-
grenzter Streifen gefalteter Trias- und Liasgesteine von
Stalla in der Richtung über Piz Brascheng, Piz Suvrelta
und Piz Padella nach Samaden zieht. Der Granit zu bei-
den Seiten ist teils ein grüner Zweiglimmer- Granit (Al-
bula^anit), teils ein Homblendegranit (Juliergranit), un-
termischt mit Syenit und Diorit. Am Silsersee und im
Oberhalbstein lässt sich beobachten, wie er auf Grün-
schiefer (mit Serpentin- und Gabbrostöcken) und auf Se-
dimenten (Verrucano, Dolomit, Liasschiefer) liegt und auf
diese von 0. nach W. überschoben ist. Gneise und krys-
talline Schiefer (Protogin, Glimmer- und Hornblende-
gneis, Quarzit-, Glimmer-, Hornblende- und Talkschiefer),
ähnlich denjenigen der Silvrettagruppe, setzen die Gruppe
des Piz Vadret mit allen ihren Auszweigungen zusam-
men, dann auch den Zentralstock des Piz Kesch bis zum
Piz Forun und ins Val Tisch, überall in steiler Aufrich-
tung der Gesteinslagen nach Art der Fächer- und Isokli-
nalfalten. Wesentlich ein Kalk- und Dolomitgebirge sind
dagegen die nw. Vorlagen der Err- und Keschgruppe,
also die Bergünerstöcke, die Ducan- und die Monsteiner-
kette, obwohl Gneise deren Unterlage bilden und stel-
lenweise, z. B. am Leidbachhorn über Sertig Dörfli, am
Stulsergrat und am Cuolm da Latsch auch bis auf die
Kämme steigen. In der Hauptsache bestehen die Sedi-
mente aus Perm- und Triasgesteinen vom Verrucano bis
406
GRA
GRA
zum Hauptdolomit, wobei letzterer oft die Gipfel bildet
und überhaupt landschaftlich am meisten hervortritt. Oft
Kanton Graubanden : Val« Plats und das St. Peterthal
fehlen aber manche Triasglieder oder sind doch nicht
deutlich zu erkennen. NW. setzen sich diese Formationen
in die Strelakette fort, die ihrerseits geologisch wieder
mit dem Rätikon zusammenhängt, während andererseits
ein auf Verrucano und Hötidolomit ruhender Lias- und
Flyschstreifen von den Berffunerstöcken her über die
Kette des Piz Uertsch am Albulapass nach dem En^^adin
zieht und das mittelbundnerische Kalk- und Dolomit-
gebirge mit -dehijenigen der Ofenpassgruppe verbindet.
Dieser Albulastreifen bildet ein System n. übergelegter
Falten und ist ähnlich demjenigen von Stalla nach Sama-
den durch zwei ungefähr parallele Verwerfungss{)alten
von den Nachbargebieten getrennt. Auch im Hauptteil der
mittelbündnerischen Trias beobachtet man vielfach ver-
kehrte Lagerung der Gesteine, ältere Schichten auf jün-
fern, selbst Trias auf Flysch (z. B. auf beiden Seiten des
Ibulathals von Tiefenkastei bis Filisur), und erklärt sich
dies durch grosse liegende Falten oder neuerdings durch
von 0. nach W. erfolgte Ueberschiebungen, wobei dann
der Flysch als Grundgebirge, die Trias als Ueberschie-
bungsdecke erscheint.
4. Die Silvrettagruppe im weitern Sinn erstreckt sich
als flacher, nach N. geöffneter Bogen an der NO.-Grenze
Graubündens von Sargans bis Landeck und wird im S.
vom Prätigau und Unter Engadin, im N. vom Montavoner-
ünd Paznaunthal begrenzt. Die zwei ersten dieser Thäler
verbindet der Flesspass (2452 m), die zwei andern das
Zeinisjoch (1852 m^. Das Ganze ist ein typisches Kettenge-
birffe mit fiederförmiger Gliederuns und annähernd
ffleichmässiger Entwicklung beider Abaachungen, immer-
nin so, dass die Seitenzweige auf der N. -Seite zahlreicher
und zum Teil auch etwas länger sind als auf der S.-Seite.
Als Silvrettagruppe im engern Sinn bezeichnet man das
stark vergletscherte Mittelstück zwischen dem Schlanpin-
erjoch (2190 m) im W. und dem Fimberpass (2606 m)
im O. Westl. schliesst sich der Rätikon, östl. das Samnaun-
gebirge an.
Die engere Silvrettagruppe stellt als Ganzes ein zcntral-
massivisches Gewölbe dar, von dessen wo. streichender
Scheitellinie die Gesteinsbänke und Schichten antiklinal
nach N. und S. fallen, während sie in der Mittelzone an-
nähernd senkrecht stehen. Die Hauptgesteinsarten sind
helle Gneise u. Glimmerschiefer und dunkle Hornblende-
gneise und Homblendeschiefer, die vielfach miteinander
abwechseln und den Felswänden ein eigentümlich gebän-
dertes Aussehen geben. Die meist aus weiten Gletschern
aufragenden Gipfel sind von hoher Formenschönheit und
wechseln in aUen Gestalten von massigen Stöcken und
scharfkantigen Pyramiden bis zu schlanken Türmen und
feinen Nadeln. Im Zentrum steht der Piz Buin (3316 dq),
ein Aussichtspunkt ersten Ranges and
Lieblingsziel der Touristen in diesem
Gebiet. Nw. davon folgen in der Grenz-
kette zwischen der Schweiz und Oester-
reich das Signalhorn (3212 m),das Sil-
vrettahom (o248 m) und die kühn
gezackten Seehörner mit dem Gross
Litzner (3111 m) und Gross Seehom
(3123 m), sw., teils in der Wasser-
scheide zwischen Landauart und Inn,
teils abseits davon, das verstanklahom
(3301 m), wohl die schönste Gestalt der
Silvrettagruppe, dann die Rieseopyra-
mide des Piz Linard (3414 m), die ab-
schreckend schroffen Plattenhömer
(3221 und 3205 m) und der Piz Fliana
(3248 m), endlich in dem nach O. ver-
laufenden Hauptkamm der Dreiländer-
spitz (3112 m), vom Piz Buin getrennt
durch das Eisjoch des Fermuntpass^
(2802 m), dann die Jamthalspitzen {3175
und 3109 m), der Gemsspitz (3114 m),
der doppelgipflige Angstenberg (3234
m), der Piz Faschalba oder Grenzeck-
kopf (3051 m), der Piz Tasna (3183 m)
und in einer n. Auszweigung aas drei-
gezackte Fluchthorn (3403, 3402 und
3344 m). Von den eeeen das Engadin
vorspringenden Gipfeln sind der Piz
Cotschen (3034 m) und der Piz Min-
die bedeutendsten. Die Gletscher der
sind nach denjenij^en der Bemina-
schun (3071 m)
Silvrettagruppe . ^
gruppe oie ausgedehntesten in Graubunden. Sie nehmen
eine Fläche von etwas über 90 km' ein und bilden von
den Quellen der Landquart bis zum Futschölpass (2773 ro)
ein kaum unterbrochenes, aber mehrfach gegliedertes
Eismeer, aus welchem sich der Silvretta- und der Ver-
stanklagletscher nach W., der Tiatschagletscher nach S.,
der Fermunt- und der Jamthalgletscher nach N. senken.
Dazu kommen die Gletscher der Fluchthornkette. Die
Hochgebirffslandschaften im Umkreis dieser Gletscher ge-
hören zu den schönsten und grossartigsten im Gebiet der
rätischen Alpen und ziehen denn auch einen immer mehr
anwachsenden Touristenstrom an. Ausser verschiedenen
hochgelegenen Berggasthäusern erleichtern nicht weni-
ger als 7 Klubhätten die Bereisung dieser herrlichen Berg-
weit: die Silvretta-, Vereina- und Linardhütte des S.A.C.
auf der W.- und S.-Seite, das Madienerhaus, die Wies-
badener-, Jamthal- und Heidelbergerhutte des Deutseben
und Oesterreichischen Alpen Vereines auf der N.-Seite.
Auch die Pässe, lauter hohe Eisioche, kommen nnr
für den Touristenverkehr in Betracht Der Silvrettapass
(3013 m), der Fermuntpass (2802 m) und das Jamjoch
(3082 m) verbinden das Val Tuoi und Guarda im Unter
Engadin mit den drei grössten Gletschern und den daran
![elegenen Hätten, resp. mit Klosters (Präti^u), Pattenen
MontavonJ und Galtür (Paznaun). Vom Val Tasna (Unter
Cnffadin) rührt der Futschölpass (2773 m) nach dem Jam-
thal und die Fuorcla Tasna (2857 m) nach dem Fimber-
thal. Auch die grossen Gletscher sind unter sich durch
Nach Rothp!»U.
Geologisohei Querprofll durch den Osttl. Rätikon.
G. Gaeis und krystalline Schiefer ; F. Fljsch (BQadaertchiefdr) ;
T. Tithon (oberer Jura).
touristisch vielbenutzte Eisjoche verbunden, so der Fer-
muntgletscher mit dem Firnbecken La Cudera und mit
dem Silvrettagletscher durch die Fuorcla del Confin
GRA
GRA
407
(3068 m) und mit dem Jamthalgletscher durch die Ochsen-
scharte (3000 m).
Die Samnaungruppe zieht sich vom Fimberpass
über den Burkel köpf (303(5 m), den Gribellakopf (2897 m),
den Hexenkopf (3038 m), den FurglerspiU (^7 m) etc.
nach NO. bis Landeck, gehört aber nur in ihrem sw.
Teil der Schweiz an. Imposanter als dieser Haupt- und
Grenzkamm ist ein kürzerer Seitenzweic, der das Sam-
naanthal im S. begrenzt und dem die gewaltigen Felsstöcke
des Stammerspitz (3258 m), Muttier (3296 m) und Piz
Mondin (3147 m) angehören. Der Muttier insbesondere
ist einer der hervorragendsten Aussichtspunkte des Unter
Engadin. Die dem Paznaun zugekehrte Abdachung und
zum Teil auch die Kammhöhe der Hauptkette besteht
aus krystallinen Schiefem, der grösste Teil der s.
Al>dachung und das Muttlergebir^e, wie auch die benach-
barte Gruppe des Piz Minschun bis zum Val Tasna haupt-
sächlich aus Bundnerschiefer, über dessen Alter die
Ansichten noch immer weit auseinander gehen, der aber
von den Schiefem der Viamala und des Schyn kaum
verschieden ist. Damit verbunden sind mesozoische Se-
dimente von ostalpiner Ausbildung (Dolomit, Rauchwacke,
Gips, Sandsteine der Trias, auch Tithon)« dann ophio-
lithische Eruptiva (Serpentin in grossen Stöcken, Diorit,
Spilit. Yariolit, Gabbro und Diabas) und einzelne kleine
Schollen von Granit und Gneis. Die Bnndnerschiefer
sind stark gefaltet und fallen unter die übrigen Gesteine
ein. die sich decken-, läppen- und schoUenförmig darüber
ausbreiten oder auch senkrecht daneben stehen. Das
Ganze scheint ein Ueberschiebungs-, Aufbruch- und Klip-
pengebiet zu sein ähnlich demjenigen des Rätikon und
Plessar^ebirges.
Der Rätikon ist in seinem Hanptkamm ein prachti-
ges Kalk- und Dolomitgebirge, dessen über grüne Vor-
berge hochaufragende, weissscnimmernde Wände nament-
lich in der Abendbeleuchtung einen unvergleichlichen
Anblick gewähren und lebhaft an die Dolomiten von S.-Tirol
erinnern. Wenige Glieder der n. Kalkalpen zeigen auf so
kleinem Raum eine solche Mannigfaltigkeit des Reliefs und
eine so ausgeprägte Originalität der Gipfelbildung wie der
Rätikon. Besonders fallen die imposanten Gestalten des
Falknis (2566 m), der Scesaplana (2969 m), der Drusen-
fluh (2829 m), der SulzAuh (2820 m) und der Ratschenfluh
(2707 m) auf, die gleich riesigen Bastionen mit fast senk-
rechten Wänden abfallen und oft plateauartige, firaf^e-
krönte Scheitelflächen tragen. Die Scesaplana eehört in-
folge ihrer Höhe und vorgeschobenen Lage zu den ersten
Aussichtspunkten Graubündens. Aber auch Falknis, Sulz-
flnh und Madrishorn werden viel besucht. Von den meist
rauhen und hohen Jochübergängen werden von Touristen
am häufigsten benutzt dasCavelljoch (2238m), das Schwei-
zerthor (^51 m), das Drusenthor (2350 m), der Grubenpass
(2235 m) und das St. Antönierjoch (2375 m). Der Formen-
reichtum des Rätikon beruht auf dem Zusammentreffen
verschiedener geologischer Bildungen. Die meist sanft
gestalteten grünen Vorberge bestehen aus weichen Ton-
schiefem (oTigocänem Flysch), deren Schichten stark ge-
faltet und nach NW. übergekippt sind, die hohen Fels-
wände vom Falknis bis zur Scesaplana aus Kreide-,
Jura- und Triasgesteinen in ostalpiner Ausbildung, die
weissen Mauern von den Kirchlispitzen bis zur Rätschen-
floh aus Tithon (oberstem Jura) und der zackige Grat des
Osträtikon vom Plasseggenpass bis zum Madrishorn (2830
m) aus Gneis und krystallinen Schiefem, wobei immer
die altem Gesteinsgmppen auf die Jüngern, also die me-
sozoischen Kalke auf die tertiären Schiefer, die altkrystal-
linen Schiefer auf das Mesozoikum (Tithon) geschoben
sind. In der Falknisgrappe scheinen sogar vier bis sechs
liegende Falten übereinander geschoben zu sein, wobei
aber diese Falten durch Verwitterung und Abtragung
grossenteils zerstört und zerstückelt und darum nur noch
in Form einzelner Schollen und Klippen übrig geblieben
sind. Der Rätikon stellt nach dieser Auffassung hier im
0. ein ähnliches Schollen- und Klippengebirfi^ dar wie
die Stockhorn kette und die Voralpen des Chablais im W.
Beide Schollengebiete sind verbunden durch die Klippen-
region der Giswilerstöcke, des Stanser- und Buocnser-
homs, der Mythen und der Iberger Klippen. Ueber die
Casanna bei Klosters hängt die Schollen- und Klippen-
region des Rätikon zusammen mit derjenigen des Ples-
sur^ebir^es. mit welchem sie auch das Vorkommen von
ophiolithischenAufbruchffesteinenffemeinBam hat. So fin-
det sich Spilit n. vom Grauspitz m der Falknisgruppe,
Serpentin und Spilit am Schwarzhorn n. von der Sulz-
fluh. Zum Klippencharakter passen endlich mehrere
kleine Gneisschollen inmitten der Sedimente wie am
Geissspitz n. von der Drusenfluh und am Grabenpass ö.
von der Sulzfluh.
5. Die Plessurqruppe umschliesst das Flussgebiet der
Plessur und wird begrenzt vom Landwasser- und untern
Albulathal, vom Domleschg, Churer Rheinthal (Reichen-
au-Landquart), Prätigau und Wolf^^ngpass (Klosters-
Davos). Infolge ihrer massigen Hohen und teilweise
sanften Formen hat sie einen voralpinen Charakter, wie er
auch dem Rätikon und den nö. Ausläufem der Adula-
gruppe vom Heinzenberg bis zum Piz Mundaun zukommt.
Das Plessurgebirge ist orographisch und geologisch reich
gegliedert. Als Stammstück erscheint die langgestreckte
Strelakette längs dem Landwassertbal mit den aussichts-
reichen Höhen der Ciasanna (2561 m), der Weissfluh (2848
m) und des Schiahoms (2713 m) im NO., der Thiejerfluh
(2785 m) und Amselflah (2772 m) etwa in der Mitte, dem
Valbellahorn (27G9 m) und Sandhubel (2768 m) weiter
sw. Daran schiiessen sich einerseits die Hochwangkette
zwischen Schanfigg und Prätigau, andererseits das Aro-
sergebirge zwischen dem Schanfigg und dem Thal von
Parpan mit den vielbesuchten Gipfeln des Aroser Rot-
horas (2985 m), des Lenzerhoms (2911 m), des Parpaner
Rot-, Weiss- und Schwarzhoms (2870, 2828 und 2690 m)
etc. Von der Hauptmasse abffetrennt ist die Hette des
Stätzerhoms (2576 m) w. vom Farpanerthal, das sich von
seiner ungefähren Mitte nach N. und S. senkt. Durch das-
selbe führt eine Poststrasse (1551 m) von Chur nach dem
Albulathal. Die übrigen Pässe der Plessurgmppe sind
blosse Fuss- und Saumpfade, von welchen der Strela-
pass (2377 m) von Davos nach Langwies und die Maien-
felder Furka (2445 m) von Davos nach Arosa die wichtig-
sten sind.
Geologisch zerfallt das Plessurgebirge in zwei sehr
verschiedene Teile. Die Hochwang- und Stätzerhomkette
bestehen aus Bündnerschiefer von wohl meist oligocänem
Alter (Flysch) wie die s. Vorberge des Rätikon. Die Stre-
lakette und die Aroser^ppe dagegen sind vorherrschend
Kalkgebirge, an dem sich Perm-, Trias- und Juraeesteine
(Verrucano, Rötidolomit, Buntsandstein, Muschelkalk,
Arlbergkalk, Raiblerschichten, Hauptdolomit, Kössener^
schichten. Lias, Malm, Tithon) von ostalpiner Fazies be-
teiligen. Dabei sind ältere Schichten von S. und SO. nach
N. und NW. auf jüngere, insbesondere mesozoische Kalke
auf tertiären Flysch geschoben, welch' letzterer am N.- und
W.-Fuss der Arosergruppe unter jene Kalke einfällt. Der
Rand des Kalkgebi^es gegen das Flyschgebirge ist infolge
ungleich massiger Abtragung ein sehr unregelmässiger,
verzahnter. In den Thälem dringt der Flysch buchten-
förmig weit in und unter das Kalkgebirge, während auf
den weniger abgetragenen Höhen die Kalkbildungen
halbinselförmig und auch in Form abgetrennter Schollen
und Klippen auf den Flysch hinüber greifen. Dazu kom-
men noch ältere Cresteine (Granit, Gneis, krystalline
Schiefer] mitten zwischen den Sedimenten, besonders im
(^biet des Aroser Rothoms, ferner ophiolithische Auf-
bruchgesteine (Serpentin, Diorit, Spilit, Variolit) in stock-
und schollenförmigen Massen längs der Grenzzone zwi-
schen dem Kalk- und Flyschgebiet von Klosters über die
Totalp nach Langwies, Arosa und in die Churer^ und Ur-
denalp. Das Ganze erscheint also teils als ein Ueberschie-
bung»- und Klippen-^ teils als ein Aufbmchgebiet, ähnlich
demjenigen des Rätikon, mit welchem zusammen es das
grosse no.-bündnerische Flyschgebiet im NO., 0. und
SO. umschliesst. Es setzt sich samt dem Bündnerschiefer
auch nach S. und SW. fort, einerseits bis ins Oberhalb-
stein, wo die Aufbruchgesteine (besonders Serpentin,
Grünschiefer und Crabbro) grosse Verbreitung haben, an-
dererseits bis in die nö. Ausläufer der Adulagrappe. wo
die Splügner Kalkberge die letzte dem Bündnerschiefer
aufsitzende Scholle oder Ueberschiebungsklippe bilden
und Serpentine bis ins Safienthal und Lugnez vorkom-
men.
6. Die Beminagruppe s. vom Ober Engadin und Bergell
und w. vom Berninapass bis zur Thalebene von Chia-
408
GRA
GRA
venna ist nicht die ausgedehnteste, wohl aber die höchste
und schönste Gebirgsgruppe Granbündens. In Bezug auf
als Aussichtspunkt berühmte Pizzo Scalino (3323 m) aU
Haupt einer besondern kleinen Gruppe jenseits des Passo
Geologisches Qaerprodl Tom Albris durch das Barninamassiv.
Or. Granit; Sy. Syenit; Di. Diorit; V. Yerracano; T. Trias ; Od. Gneis; Gl. Glimmer; T«. Talkschiefer; Ms. Malencoschiefer.
Schönheit der Gipfeltormen, wie auf Grösse und Glanz
der Gletscher kann sie sich mit den grossartigsten Alpen-
gruppen messen, obwohl sie an Hone von den ßemer
und VValliser Alpen noch beträchtlich übertroflTen wird.
Ihre Gletscher nehmen eine Fläche von etwa 200 km> ein,
wovon auf den Abschnitt zwischen Bemina- und Muretto-
pass rund 120 km' kommen. Die grössten dieser Gletscher
sind der Morteratsch-, Roseg-, Fex- und Fedozgletscher
auf der Engadinerseite (die zwei erstem mit je etwa 24
km' Fläche), der Cambrena- und Palugletscher gegen den «^
Berninapass und das oberste Puschiav, der Scerscen-,
Fellaria- und Veronagletscher auf der italienischen Seite,
dann w. vom Murettopass in der Albigna-Disgraziagruppe
der Fomo-, Albigna- und Bondascagletscher. Die längsten
sind der Morteratschgletscher mit 9Vt ^t^j der Forno-
gletscher mit 8 km und der Roseggletscher mit 7 km.
Von blendender Pracht ist besonders die stolze Gipfelreihe
im Hintergrund des Morteratschgletschers : der könig- G^i\^\\;i>^
liehe Piz Bernina (4052 m), der bescheiden zurücktretende | J^vlTr
Piz Zupo (3Ö99 m), die im Eispanzer erstrahlenden Gipfel- Vjmöö^ '*'''
kämme der Bellavista (3921 m) und des Piz Palü (3912 m},
der stockförmige Piz Cambrena (3607 m) und der vom Piz
Bemina n. vorspringende Piz Morteratsch (3754 m). Der
letztere bildet mit dem Piz Bemina, Monte di Scerscen
13967 m) und Piz Hoseg (3943 m) auch den herrlichen zir-
Lusförmigen Abschluss des Vadret da Tschierva, eines
Seitenarmeß des Roseggletschers. Weiter nach W. reihen
sich an die Gümels (^23 m), La Sella*(3566 m), der Piz
Glüschaint (3598 m), La Mongia (3419 m) und II Chaput-
schin (3393 m) um den Roseggletscher, dann der Piz Tre-
morgia (3452 m) und der Piz Fora (3370 m) über dem Fex-
gletscher. In den fiederförmigen Auszweigungen ragen am
meisten hervor der Piz della Margna (3163 m) am Silser-
see, der Piz Corvatsch (3458 m) über dem Silvaplanersee,
beides Aussichtspunkte ersten Ran^^es. dann der Piz Sur-
Confinale (2620 m), der das Puschiav mit dem Malencothai
verbindet. Unter den touristisch wichtigen Pässen sind
noch zu nennen die Fuorcla Surlej (2760 m) zwischen
Piz Corvatsch und Piz Surlej, die von Silvaplana nach
dem Val Roseg fuhrt, dann der Diavolezza Pass (2977 m)
im Kamm des Munt Pers, der oft zu einer Rundtour von
den Beminahäusern (8 km hinter Pontresina), resp. vom
Berainajpass zum Morteratschgletscher (Bovalhütte) und
hinaus ms Pontresinerthal benutzt wird.
*y//TfinTffir
Nach RothpleU.
Jaliergrappe vom Silsersee aas.
Gr. Juliergranit ; 6. Gneis ; S. Serpentin : V. Vemicano : R. R6ti-
dolomit ; L. Liassohiefer; B. Alte Bftndnersohiefer.
lej (3187 m) und Piz Rosatsch (299o m) über dem St. Mo-
/7zPoMisc^ fiizSur/^' M^^rtas
Piz CorvatscAj^
: ^
l.iMöM
/Vac/7 RothpleU,
Rechtes Thalgebange des obersten Eugadin.
Bilden die Gipfel im Zentralstock der Bernina mehr
breite, stockförmijg^e, fast ganz in Eis gehüllte Massen, so
fiefallen sie sich in der Albigna-Disgraziagruppe w. vom
Murettopass (2557 m) mehr in den Formen ausserordent-
lich kühn und schlank emporschtessender Türme ond
Nadeln, an deren Fuss die Gletscher meist, wenn auch
nicht überall, scheu zurückbleiben oder nur mit schmalen
Eiszungen in die zerrissenen Flanken hinaufreichen. Die
Cima da Rossa (3371 m), der Monte Sissone (3SÖ^ m\ die
Pizzi Torrone (3333, 3270 und 3300 m), die Cima di Cas-
tello (3400 m) und die Cima di (Antone (3360 m) umstehen
in grandiosem Zirkus den Hintergrand des
Fornogletschers, die Pizzi di Sciora (3^ m), die
Cima della Bondasca (3293 m), die Pizzi (Ge-
melli« Cengalo und Badile (3^9, 3374 und 3311
m) ebenso denjenigen des prächtigen Val della
Bondasca. während der Pizzo Bacone (3249 m)
und der Pizzo Cacciabella (2973 m) weiter gegen
das Bergeil vorgeschoben sind und der Monte
della Disgrazia (3678 m) als ein gewaltiger Biese
weit aus dem S. über alle seine Vordermänner
herüber schaut.
Begreiflicherweise übt die Berainagruppe ei-
nen starken Reiz auf die Touristen aus, umso
Gr. Granit ; G. Gneis ; D. Diabas ; S. Serpentin; B« und B«. Alte (paUoioische) ™®^1^ infolge der Höhenlage des Ober Enga-
BUndnerschiefer,
ritzersee, endlich der breite Piz Tschierva (3570 m) neben
dem Piz Morteratsch. (jegen das Puschiav springen vor
der Pizzo di Verona (3162 m) und weiter s. der im Veltlin
din (1800 m) und der massigen relativen Gipfel-
höhen (im Maximum 200G-2200 m) hier Hoch-
touren ersten Ranges mit gerinserer Mühe ausgeführt
werden können als z. B. im Berner Oberland und
Wallis. Eine Reihe hochgelegener Klubhütten tief im In-
GRA
GRA
409
nern des Gebirges träirt noch weiter zur Erleichterung
solcher Touren bei : die Bovalhütte am Morteratschglet-
scber, die Mortelhütte am Roaeggletscher, die Tschierva-
und die Fornohutte an den gleichnamigen Gletschern,
die Marinellihutte auf der S.-Seite der Bernina und die
Badilehütte s. vom Pizzo Badile. Auch der Monte della
Disgrazia und der Pizzo Scalino haben ihre eigenen Klub-
hütten. Dazu kommen das Hospiz (Gasthaus) auf dem
Beminapass, 'die Restaurationen auf der Diavolezza und
auf der Fuorcla Surlej und andere Unterkunftsgelegen-
heiten.
Geolo^sch ist die Berninagruppe einfacher gestaltet
als die übrigen Gruppen Graubündens. Sie bildet in ihrer
ganzen Ausdehnung ein einheitliches geschlossenes Zen-
tralmassiv, das fast ausschliesslich aus Eruptivgesteinen
und krystaliinen Schiefern besteht und keine sedimen-
tären Randgebiete und Einschaltungen von grösserem
Umfong aufweist. Dafür sind die Eruptiva von grosser
Mannigfaltigkeit, und es herrschen in ihnen die Tiefen-
gesteine mit gleichmässig körniger Struktur entschieden
vor: Granite, Syenite, Diorite in grossen Stöcken und
zahlreichen, oft in einander übergehenden und darum
nicht immer leicht zu trennenden Varietäten, in gerin-
gerer Verbreitung auch Diabase, Gabbro und Serpentine,
alle bald in normaler, ursprünglicher Entwicklung, bald
durch den Gebirgsdruck mehr oder weniger verändert.
Einen grossen Raum nehmen auch Gneise und andere
krystalline Schiefer ein. Ganz fehlen übrigens doch die
Sedimente nicht. Längs dem Silvaplanersee, im Val Fedoz
und anderwärts sieht man solche (Verrucano, Dolomit,
Marmor, Kalk- und Tonschiefer, grüne Schiefer) unter
Granit und Gneis einfallen und von diesen in ähnlicher
Weise überlagert wie auf der andern Seite des 'Sees in
der Gruppe des Piz Lagrev.
7. Die Ofenpcusgruppe erfüllt den Raum vom Bernina-
passbis zum Stilfserjoch und zur Reschenscheideck und
wird im NW. vom mittleren und untern Engadin, im
SO. vom obem Veltlin und vom Trafoierthal begrenzt.
Durch die fast gerade Thal- und Passlinie von Zernez
über den Pass von S. Giacomo di Fraele nach Bormio
zerfallt sie in zwei Abschnitte, die wir nach den darin
verlaufenden Thälern als Livigno- Violagruppe im SW.
und Münsterthal-Scarlthalgruppe im NO. bezeichnen. Die
weitere Gliederung ergibt sich aus folgender Uebersicht :
A, Livigno- Viola Gruppe: 1. Casanagruppe, nw. vom
Val Livigno; 2. Foscagnogruppe, zwischen Val Livigno
and Val Viola ; 3. Grosinagruppe, s. vom Val Viola.
B. Münsterthal-Scarlthalgruppe: 1. Umbrailgruppe, s.
vom Münsterthal ; 2. Pisocgruppe, sw. vom Scarl- und
Avignathal ; 3. Sesvennagruppe, nö. vom Scarl- und Avigna-
thal.
Einfacher ist die geologische Gliederung. Eine ziemlich
gerade Linie von Scanfo über Livigno nach Bormio teilt
das ganze weite Gebiet in ein krystallines Gebirge im
SW. und ein Kalkgebirge im NO. Das erstere setzt sich
teilweise aus Massengesteinen (Graniten, Quarzporphyren
und einigen anderen), zum grossem Teil aber aus kry-
staliinen Schiefern zusammen. Unter den letztern nehmen
neben Gneisen, Glimmerschiefern, Hornblendeschiefern
namentlich die Casanaschiefer Theobalds einen weiten
Raum ein, d. h. halbkrystalline kalkfreie Glimmerphyllite
von meist dunklen Farben, die in normalen Profilen ge-
wöhnlich zwischen den vollkrystallinen Schiefern und
dem permischen Verrucano liegen. Eigentliche Sedimente
haben hier nur geringe Verbreitung. Doch zieht ein
Streifen, vom Albulapass kommend, durch das Val Cha-
muera und Val Prünas gegen die Berninahäuser. Das
Kalk- und Dolomitgebirge des NO. hängt ebenfalls über
den Albulapass mit demjenigen desinnern Bänden (Ples-
sur- und Albulagebiet) zusammen, ist aber ausgedehnter
und im ganzen einfacher gebaut als dieses. Die grösste
Verbreitung und Mächtigkeit haben die Triasgesteine. Na-
mentlich tritt der Hauptdolomit landschaftlich sehr her-
vor und bildet häufig die Gipfel. Doch lagern darüber hie
und da, z. B. am Piz d'Esen und am Piz Lischanna, auch
noch Kössener- und Jnraschichten. Die Grundlage bildet
Verrucano, der sowohl das ganze Triasgebiet als auch
manche einzelne Triasstöcke umsäumt. Dagegen spielen
zentralmassivische Gesteine eine geringere Rolle. Einzig
die kleine Gruppe des Piz Nuna zwischen Zernez und Ar-
dez baut sich aus ihnen auf und schliesst sich dadurch
geologisch an die Silvrettagruppe. Doch sieht man auch
oberhalb und unterhalb dieser Gruppe längs dem Inn
Gneis und krystalline Schiefer unter die mächtige Trias-
decke einschiessen« und auch weiter im Innern des Ge-
birgs, z. B. im Gebiet des Piz Sesvenna tauchen dieselben
nebst einzelnen Granitschollen auf.
Entsprechend ihrer relativ einfachen geologischen Ver-
hältnisse erscheint die Ofenpassgruppe, abgesehen etwa
von ihrem südwestlichsten, der Bernina genäherten Teil,
auch morphologisch als eine jg^rosse einheitliche Masse
mit den charaKteristischen, vielgestaltigen Formen des
Kalk- und Dolomitgebirges, wie sie namentlich durch
die Kräfte der Luft und des Wassers modelliert sind.
Dieses weite Gebirgsland von etwa 60km Länge und 30 bis
40 km Breite verteilt sich auf die drei Flussgebiete der
Donau (Inn), des Po (Adda) und der Etsch, wobei dem
erstem der grösste Anteil zufällt. Dabei hat die Wasser-
scheide einen sehr unregelmässigen Verlauf, der sich be-
sonders auf der Strecke vom Fra^lcpass bis zum Cruschet-
tapass in höchst sonderbaren Sprüngen und Windungen
hin und her bewegt. Wir haben hier offenbar ein in der
Verwitterung und Abtragung weit fortgeschrittenes Ge-
birge, das darum auch m allen Teilen und nach allen
Richtungen stärker durchthalt ist als irgend eine andere
Gruppe der Schweizer Alpen. Auffallend ist die relativ
grosse Zahl von Längsthälem mit oft weiten ebenen Thal-
böden, wie im Livigno-, Viola- und Münsterthal, zum Teil
auch in den beiden Fraelethälern« beim erstgenannten
selbst in den Seitenthälem (Val Federia und Vallaccia).
Sehr schön ausgebildet und weitausgreifend ist die baum-
förmige Verzweigung mancher dieser Thäler, wie wieder-
um im Livigno-, Viola- und Münsterthal, dann auch im
Scarlthal, im Val Casana, Val Chamueraetc. Auch greifen
die Thäler vielfach in einander über, sind oft nur durch
flache Wasserscheiden getrennt und zerschneiden das
Gebirge in lauter kleine Gruppen, während länffere zu-
sammenhängende Ketten fehlen. Darum ist auch keine
grosse Stammkette oder Zentralgruppe vorhanden, der
sich die übrigen Gebirgsteile fieder- oder strahlen-
förmig angliedern wurden. Die einzelnen Gruppen sind
vielmehr nur lose mit einander verbunden, sie stehen als
selbständige, koordinierte Glieder neben einander. Auch
die Gipfel sind durch die zerstörenden Kräfte hart mit-
fi^enommen. Ihre Höhe ist durchschnittlich geringer als
in den benachbarten Gruppen (Bernina-, Ortler-, Oez-
thaler-, Silvretta- und Albulagruppe). In dem ganzen
weiten Gebiet stellt sich einzig die Cima di Piazzi in der
Grosinagruppe mit 3439 m in den Rang etwa des Piz Kesch.
In derselben Gruppe kommen nur noch die Cima di Viola
(3384 m) und die Cima di Lago Spalmo (3340 m), dann
in der Foscngnogruppe nur der Corno di Campo (3305 m)
auf über 3300 m. Auch 3200 m werden nur selten über-
schritten, so vom Corno di Dosd^ (3232 m), vom Pizzo di
Dosde (3280 m) und von den Cime di Saoseo (3277 und
3267 m) ebenfalls in der Grosinagruppe. Ausserhalb der-
selben zählen nur der Piz Languanl (3266 m) bei Pon-
tresina und der Piz Sesvenna «3221 m) bei Scarl in diese
Höhenklasse. Mit Ausnahme des letztern finden sich alle
diese höhern Gipfel im äussersten SW., d. h. im Ge-
biet der krystaliinen Gesteine und der grössten Annähe-
rung an die Bemina. Im Uebrigen halten sich die Gipfel
meist an Höhen von 3000 bis gegen 3200 m, und ihrer
viele bleiben auch unter 3000 m zurück. Dazu befinden
sich fast alle in einem Zustand grosser Zerrüttung,
sie sind weit hinein durch die Verwitterung zerklüftet
und zertrümmert. Viele von ihnen scheinen fast nur
noch grosse Block- und Schutthaufen zu sein, und wer
an ihnen auf- und absteigt, bringt unter seinen Füs-
sen iranze Schuttströme in Bewegung, die lawinenartig in
die Tiefe stürzen. Der Fuss und die untern Gehänge dieser
Bergruinen sind darum auch in ungeheure Schutthalden
gehüllt, die durch ihre nach unten abnehmende Steilheit
den Thälern oft ein muldenförmiges Aussehen geben,
auch wo die Muldenform nicht tektonisch begründet ist.
Aber gerade wegen der Ruinen formen mit ihren abenteuer-
lichen Sacken und Zinnen, ihren schief stehenden und
den Einsturz drohenden Türmen, ihren tiefeingeschnitte-
nen Rissen und Schluchten sind diese Gebirge trotz ihrer
nur massigen Höhen vielfach von grossartigem, kühnem,
410
GRA
GRA
ja abschreckend wildem Aussehen. Es sind Formen, wie
man sie in den imposantesten Teilen der n. und mehr
KantoD Graubünden : Dor Rhein bei Rotenbrunneo
noch der s. Kalk- und Dolomitalpen findet. Aber die meis-
ten von ihnen sind ihrer Entlegenheit wegen wenig be-
kannt. Doch gehört der Piz Languard (3266 m) als Schau-
§eru8t für die Beminaprruppe zu den besuchtesten Gipfeln
er Schweiz, und im Unter Engadin ist der Piz Lischanna
(3110 m) ein bevorzugtes Touristenziel. Als Begleiter des
Piz Languard mögen noch genannt werden der Piz Mur-
aigl (3159 m), der Piz Vadret (3171 m), der Piz Albris
(3166 m). Weiter nö. folgen die trotzige Pyramide des
Piz d'Esen (3130 m), der Piz Quater Vals (3157 m) und der
Piz del Diavel (3072 m). Einen herrlichen Anblick ge-
währt die stolze, obwohl nicht zu einer Kette geschlossene
Gipfelreihe längs dem Unter Engadin : Piz Nuna (3128 m),
Piz Plavna dadaint (3174 m), Piz Pisoc (3178 m), Piz Li-
schanna (3110 m), Piz Schalambert (3034 m) und Piz Lad
(2811 m), alle begleitet von je mehreren oft noch recht
stattlichen Trabanten. Im Umkreis des Scarlthals finden
wir den Piz Laschadurella (3054 m). den Piz Tavrü (3168
m), den Piz Starlex (3081 m), den Piz Sesvenna (3221 m)
und den Piz Cristannes (3120 m), endlich s. vom Münster-
thal den schönen Piz Murtaröl (3177 m), den Piz Schum-
braida (3123 m), den Piz Umbrail (3034 m) und den Piz
Costainas (3007 m).
So gewaltig die meisten dieser Gebir^sstöcke infolge
ihrer Formen aussehen, so gering ist meist ihre Vergletr
scherung. Die Ofenpassgruppe steht hierin hinter sulen
andern Gruppen der Schweizer Alpen, die Voralpen aus-
genommen, zurück. Die Eisfelder bilden da überall nur
kleine Plateau- und Gehängegletscher, nirgends grössere
Thalgletscher mit längeren Zungen. Weite Strecken sind
ganz eisfrei. Am meisten häufen sich die Firn- und Eis-
flächen im SW. im Gebiet des Piz Languard, des Como
di CSampo, der Cima di Viola und der Cima di Piazzi;
einige Ausdehnung erlangen sie auch am Piz Quater Vals,
Piz Murtaröl, Piz Lischanna und Piz Sesvenna.
Mit der starken Durchthalung der Ofenpassgruppe, der
grossen Höhe der Thalsohlen, der massigen Hone der
Gebirgskämme und der geringen Vereisung derselben
hängt es zusammen, dass dieses Gebirge eine Menge von
Pässen aufweist und dementsprechend verhältnismässig
leicht zu durchqueren ist. Wäre das Veltlin politisch noch
wie ehedem mit Graubünden verbunden, so würden zwei-
felsohne mehrere dieser Pässe mit Strassen versehen sein,
die jetzt nur Fuss- und Saumpfade haben, (^wiss ginge
dann eine Strasse über den Fraelepass (S. Giacomo di
Fraele, 1Ö47 m) von Zernez nach Bormio. Andere Strassen
würden wohl dfas Livigno- und Violathal durchziehen und i
dieselben über die Forcola di Livigno (2328 m) oder über |
den Strettapass (2482 m), resp. über den Violapass (2460
m) mit der Beminastrasse verbinden, so gut wie über
den Ofenpass (2155 m] eine Strasse von Zernez nach dem
Münsterthal und seit kurzem die Umbrailstrasse (2512 m)
von Santa Maria nach der Stelviostrasse führt. Ausser
diesen llauptpässen seien noch als ebenfalls viel begangene
genannt der Gasanapass (2692 m) und der
Lavirumpass (2819 m), der erstere von
Scanfs, der andere von Ponte nach dem
Livignothal, der Fos^gnopass (2291 m) und
der Alpisellapass (2^5 m) von da nach
Bormio, der Costainaspass (2251 m) und der
Cruschettapass (2300 m) vom Scarlthal,
resp. von Schuls nach dem Münsterthal und
endlich der Schlinigpass (2298 m) vom Un-
ter Engadin durch das Val d'Uina nach
Mals. An diesem Pass steht seit kurzem
eine Hütte des Deutschen und Oesterreichi-
schen Alpen Vereines. Sonst linden sich
Klubhütten nur noch in der Grosina^mppe,
dem höchsten und schönsten Glied der
Ofenpassgruppe, die denn auch von Mitglie-
dern des italienischen Alpenklub ziemlich
eifrig bereist wird.
Gewässer und Thäler. Graubänden ver-
teilt sich auf die vier Flussgebiete des
Rhein« der Donau, des Po und der Eltsch.
Das Rheinffebiet umfasst mit etwa 4300
km< 60 % des Kantons. Dem Donaugebiet
fällt das Engadin mit seinen Seitenthälem
zu (circa 23 % oder nahezu V^ des Kantons),
dem Pogebiet gehören die vier ennetbirgi-
schen Thäler Misox, (jalanca. Bergeil und Puschlav (circa
14 %) an, und das Etschgebiet beschränkt sich auf das
Münsterthal (circa 3 %). Es entwässern sich also OD •/•
des Kantons nach N., 40 */o nach 0. und S.
Die Gewässer der n. Abdachung sammeln sich alle in
dem grossen Längsthal des Rhein, das sich vom Ober-
alppass bis nach Ghur erstreckt und dann n. umbiegt
Geologisch zerfällt dasselbe in drei Abschnitte : der ober-
ste Abschnitt verläuft bis gegen Truns in den krjstalli-
nen und halbkrvstallinen Schiefem der Muldenzone
zwischen den ö. Ausläufern des Finsteraarhom- und des
Kanton Graubünden : Burg Baidonstein und die Albala.
Gotthardmassivs ; der mittlere Abschnitt von Truns bis
Ilanz ist bis tief in den Verrucano eingeschnitten, und
der untere Abschnitt, von Ilanz an abwärts, bildet die
GRA
GBA
411
Grenze zwischen den mesozoischen Kalken der linken
und den tertiären ßündnerschtefem der rechten Thal-
Kanton Oraobünden i Thutis nnd das Domlescbg,
Seite. Das Rheinthal erscheint also im Ganzen als eine
gute tektonische Grenze : oben zwisdien den beiden ge-
nannten Zentral massiven, unten zwischen dem ßündner-
schiefergebiet und der Glarner Doppelfalte. Nur im Mittel-
stock von Truns bis Ilanz liegen beide Thalseiten in der-
selben tektonischen Einheit, indem der Verrucano der
rechten Seite wie derjenige der linken dem S. -Flügel der
Glarner Doppelfalte angehört. Der Verrucano tritt aber
auch im nntem Thalabschnitt partienweise auf, so am
SW.-Fuss des Calanda und in einzelnen aus dem Rhein-
kies der Thalebene auftauchenden Klippen. Er scheint sich
also unter diesem Kies fortzusetzen. Da nun der Verru-
cano samt den darüber fol^renden jungem Gesteinen dem
Gewölbeschenkel einer n. übergelegten Falte angehört, so
ist der mittlere und zum Teil auch der untere Abschnitt
des Rheinthals in diesen Gewölbeschenkel eingeschnitten.
Dennoch haben wir hier nicht ein normales Gewölbe- oder
Antiklinalthal mit von der Mittellinie nach entgegengesetz-
ten Seiten fallenden Gesteinsschichten, wie es bei einer
normal stehenden Falte der Fall wäre. Ebenso ist der obere,
in einer Mnldenzone liegende Thalabschnitt (oberhalb
Trans) kein normales Mulden- oder S^klinalthal mit von
beiden Thalseiten eegen die Mittellinie fallenden Schich-
ten. Denn da sowohl diese Muldenzone als jener Gewölbe-
schenkel n. überliegenden Falten an||[ehören, so fallen
durch das ^nze Thal die Gesteinsschichten auf beiden
Thalseiten in einer und derselben Richtung und zwar
mehr oder weniger steil nach SO., resp. nach S. Das
Rheinthal ist darum wesentlich ein Isoklinalthal mit
Schichtflächen auf der linken und Schichtköpfen auf der
rechten Seite. Beim Beginn der Thalbildung, als die Thal-
sohle noch 2000-3000 m höher laff, waren die Verhältnisse
anders. Denkt man sich die seitherige Austiefung noch
nicht vorhanden und die Falten rekonstruiert, so erhält
man hoch über der jetzigen Thalsohle eine n. übergelegte
Bündnerschiefermulde, die sich an den S. -Flügel der Glar-
ner Doppelfalte anlehnt. In jener Höhe, d. h. in den An-
fangen seiner Entwicklung, war also das Rheinthal ein
Maldenthal. Beider fortschreitenden Ausspühlung behielt
es dann die einmal erhaltene Richtung oei, geriet aber
in immer tiefere Schichten und zuletzt auf die Wurzel
des in der Tiefe liegenden Gewölbekems. Die erste An-
lage, das ursprünglicne Synklinalthal, war also wohl tek-
tonisch, durch die Gebirgsfaltun^, begründet, die weitere
Ausgestaltung desselben aber, die Vertiefung um einige
tausend Meter und damit die Umwandlung in ein Anti-
klinal- resp. Isoklinalthal, ist das Werk der Erosion.
Den drei geologischen Thalabschnitten entsprechen,
wenigstens annähernd, auch drei verschiedene Thal-
stufen. Die obere Stufe, das Tavetsch, ist eine enge
Rinne ohne ebenen Thalboden. Die we-
nigen Ortschaften, wie Sedrun und Di-
sentis, liegen auf Terrassen und Schutt-
kegeln. Der Rhein hat durchweg ein
starkes Gefälle (von etwa 1700 bis 1000
m) und ist eifrig daran, sein Felsenbett
noch 'tiefer einzuschneiden. Durch ein
langes D^fil^ tritt er in die zweite Stufe
ein, die bis unterhalb Ilanz reicht. Hier
hat sich der Rhein schon einen ebenen,
wenn auch nur schmalen Thalboden
ausgearbeitet, auf dem er vielfach ge-
schlängelt und öfters mehrarmig zer-
teilt dahlnfliesst. Seine Stosskraft ist
schon nicht mehr überall gross genug,
um die Geschiebe weiter zu führen.
Stellen der Thalverbreiterung durch
seitliche Erosion wechseln darum mit
solchen der Aufschüttung. Seitenbäche,
wie diejenigen aus den Tnälem Rusein,
Puntaiglas, Frisal, Somvix und Lugnez,
dann die Wildbäche von Pardomat, Val
Zavragia etc., bauen Schuttkegel in das
Thal hinaus, die vom Rhein wohl an der
Front angeschnitten, aber nicht mehr
vollständig weggeschwemmt werden.
Einzelne kleinere Ortschaften haben
sich bereits auf dem Thalboden oder in
wenig erhöhter Lage an dessen Rand
angesiedelt, so Surrhein, Rinkenberg,
Tavanasa und der untere Teil von Ilanz. Die meisten
und namentlich alle grossem Orte liegen aber auch
hier wieder auf grössern, sanft absedachten Schuttkegeln
oder auf hohen, oft steil gegen oen Rhein abgebroche-
nen Terrassen. Zu den erstem gehören Rabius, Truns,
Ruis, Schnans, Schleuis, Sagens, zu den letztern Somvix,
Kanton GraubQnden : Die Yiamala gegen Thasis.
Schlans und besonders Brtgels, Waltensburg und die
zahlreichen Dörfer und Weiler von Obersaxen. Deutlich
erkennt man die sich gegenüberliegenden Terrassen von
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Obersaxen einerseits und von Brigels-Waltensburg an-
dererseits als einen einst zusammenhängenden altem
Thalboden, der erst später durch den tiefergrahenden
Rhein zerschnitten wurde. Auf einer noch höhern Ter-
rasse liegen Seth, Ladir und Feliers. Nach unten wird
diese Thalstufe abgeschlossen durch die gewaltigen Trüm-
mermasscn eines präglazialen Bergsturzes, der aus dem
Segnesthal niederging und das Rheinthal etwa von Kästris
bis unterhalb Keichenau und von Flims bis hinter Valen-
das und Versam ausfüllte. Es ist der grösste Bergsturz, den
man überhaupt kennt. Der durch ihn entstandene Schutt-
berg bedeckt eine Fläche von 52 km', ist bis über 600
m hoch und misst circa 15 km^, d. h. etwa das Zehnfache
des Goldauer Bergsturzes. Jetzt bildet dessen Oberfläche
eine grösstenteils bewaldete und mit mehreren kleinen
Seen geschmückte wellige Hügellandschaft. Durch ihn
wurde der Rhein gestaut, so dass ein bis Uanz oder noch
weiter hinauf reichender See entstand. Der Rhein und
seine Zuflüsse schütteten denselben durch ihre Geschiebe
allmählig wieder zu, aber noch verraten Sand- und Kies-
terrassen als Reste einstiger Deltabildungen am Ausgang
des Glennerthals und anderwärts sein früheres Dasein.
Dann hat der Rhein den Schuttberg in einer gewunde-
nen, wilden und auf langen Strecken ungangbaren
Schlucht durchschnitten. Noch jetzt unterwühlt er bald
Kanton Oraubünden : Dorf Splügen.
links, bald rechts die Wände derselben, so dass häufig
Abrutschuncen und Nachbrüche erfolgen. Auch der
Laaxer- u. der Flimserbach, einst durch den Schuttberg
rechts und links abgelenkt und an ihrer Vereinigung ver-
hindert, haben sich tiefe Schluchten in denselben einge-
graben. Die Dörfer liegen hier nicht in den Schlucht thä-
lern, sondern teils oben auf dem Schuttberg wie Laax,
Sagcns, Valendas und Versam, teils hart an dessen Rand
wie Flims, Trins und Tamins. Die untere Thalstufe, auch
das Churer Rheinthal genannt, hat einen breiten, ebenen,
vom Rhein aufgeschütteten und früher oft überschwemm-
ten Thalboden. Jetzt ist der Fluss in Fesseln geschlagen,
aber noch begleiten ihn breite, kahle Sand- und Kies-
flächen. Meist zieht er am Fuss des Calanda hin, wäh-
rend sich an die rechte Thal wand weite, bewachsene
Schutthalden anlehnen. Auf diesen liegen, von schönen
Wiesen, Kornfeldern, Gemüseäckern, Obstbaumhainen
und Weinbergen umschlossen, die meisten Ortschaften :
Chur, Trimmis, Zizers. Igis, Malans, Jenins, Maienfeld.
Auch unten in der Rheinebene oder an deren Rand hat
sich eine Reihe von Dörfern angesiedelt: Reichenau,
Ems, Felsberg, Haldenstein, Untervaz, ein Teil von Maien-
feld und Fläsch.
Das Einzugsgebiet des Rhein ist, wie übrigens bei fast
allen Alpenflüssen, unsymmetrisch gebaut, denn weil die
Hauptsammeirinne hart an die Tödikette gedrängt ist, so
erhält sie von dieser nur kleine Zuflüsse, die ihr fast alle
auf dem kürzesten Weg und mit starkem Gefalle zueilen.
Die grössten sind der Bach des nach oben baumformig
verzweigten Val Rusein und derjenige des zweimal recht-
winklig umbiegenden Val Frisal, der auch den Panixer-
bach aufnimmt. Breit und durch ein weitverzweigtes
Thalnetz reich gegliedert ist dagegen die rechte Seile
des Rheingebietes, und von dieser erhält der Rhein zahl-
reiche, ihm an Länj;e und Wasserfülle zum Teil eben-
bürtige Zuflüsse. Vorab mit Rücksicht auf diese Seite teilt
man das bündnerische Rheingebiet in drei wohlunter-
schiedene Teile: 1. da« Bündner Oberland oder das Ge-
biet des Vorderrhein (1514 km^), 2. Mittelbünden oder das
Gebiet des Hinterrhein (1693 km^), 3. Nordostbänden
oder das Gebiet des untern Rhein (1090 km^).
Die Thäler des Oberlandes stimmen alle in ihrer NO.-
uud N.-Richlung überein. Die westl. und kleinern, näm-
lich Val Cornera, Val Nalns, Val Medels und Val Somvix
schneiden sich als Quertnäler in die östliche Gotthard-
gruppe ein, verlaufen also in krystallinen Gesteinen und
sind meist eng und wenig verzweigt. In die beiden obem,
Val Cornera und Val Nalps, reicht der Wald kaum mehr
hinein. Es sind reine, nur im Sommer von eini||;en Hirten
bewohnte Alpthäler. Val Medels und Val Somvix dagegen
sind weit hinein bewaldet und auch im Winter bewohnt,
Somvix zwar nur sehr schwach in wehigen Gehöften,
Medels aber in mehreren Dörfern und Weilern, die sich
um Platta und Curaglia gruppieren. Die
durchgehende Lukmanierstrasse unter-
hält wenigstens im Sommer einen leb-
haftem Verkehr. Grösser sind das Lag-
nez und das Safienthal. Dabei ist das
Saßenthai sehr schmal und fast gar
nicht verzweigt, das Lugnez dagej^en
breit und nach oben vielarmig geteilt,
denn nicht nur geht es in die zwei Haupt-
arme des Vrin- und des Valserthals aus-
einander, sondern es teilen sich auch
diese wieder in viele kleinere Zweige.
Mit Ausnahme des hintern Valserthals,
Gas samt seinen Verzweigungen ins Ada-
lamassiv eindringt, sind diese Thäler in
Bündnerschiefer eingeschnitten u. zwar
wesentlich als Isokunal thäler, so dass
die linken Thalseiten von Schichtflichen,
die rechten von Schichtköpfen gebildet
werden. Daher breiten sich üoer die
quelienreichen linken Seiten, besonders
im Lugnez, weitgedehnte prächtige Wie-
sen und Alpweiden aus, während die
rechten Seiten steilerund trockener sind
und mehr den Wäldern reserviert blei-
ben. Im Lugnez zieht sich über die schö-
nen Terrassen der linken Seite auch eine
lange Perlenschnur von Dörfern hin, während die rechte
Seite nur spärlich und die enge Thalrinne fast gar nicht
bewohnt ist. Auch im Safienthal finden wir die Wohnstäl-
ten fast ausschliesslich auf der linken Seite von der nur
teilweise vorhandenen Thalebene bis in beträchtliche Höhe.
Aber der Schieferboden birgt auch seine Gefahren. Das
Safienthal und Lugnez sind schlimme Wildbach- und
Rutschgebiete, und ihre Bäche brechen oft als schwarze
Schlammströme aus den finstern Mündnngsschluchten
hervor. Nicht leicht findet man anderswo so typisch aas-
gebildete und in steter Veränderung befrrifl^ene Wildbach-
formen wie im Rieiner-, Pitascher- und Duvinertol>el auf
der rechten Seite des Lugnez. Hier, wie auch sonst auf
weiten Strecken zu beiden Seiten des Lugnez ist der Bo-
den förmlich in einer langsam messenden Bewegung. Be-
ständig entstehen neue Risse und Abrutschungen, so das
Häuser, Ställe, Wege, Zäune etc. verschoben werden und
oft verlegt werden müssen, ja auch die Wälder in Unord-
nung geraten. Aber trotz alT dieser Abrutschungen and
Rufen können sich in der Thalrinne keine Schuttkenel
bilden, weil der Glenner bei seinem starken Gefälle die-
selbe immer sofort wieder ausräumt. Erst draussen im
Rlieinthal kommen alle diese Lugnezer Schlamm- und Ge-
schiebemassen zur Ablagerung und machen dort grosse
Schutzbauten nötig. In semem eigenen Thal aber lässt der
Glenner nichts liegen. Er ist vielmehr immer noch eifrig
daran, dasselbe noch tiefer einzuschneiden und stellen-
weise durch Untergrabung der Gehänge zu verbreitem.
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Alle diese Oberländerlhäler haben seit ihrer ersten An-
lage mancherlei Veränderungen erlitten. Sie haben sich
nicht nur immer tiefer eingeschnitten, sondern auch in den
Terrassen Reste ihrer frühern, höher gelegenen Thalbö-
den zurück gelassen. Gerade durch Yerfolgunff dieser
Terrassen wird man auf merkwürdige Umgestaltungen,
die die Oberlaufstücke und Wasserscheiden betrolfen
haben, geführt. So ist z. B. jetzt das Val Maigels ein Sei-
tenthal vom Val Comera. Früher aber hat es wohl seine
N. -Richtung fortgesetzt, und sein Bach floss über die
jetzigen Hochflächen der Siarra und Paliduscha. Aber ein
Seitenbach des Val Cornera schnitt sich westwärts von
unten nach oben immer mehr ein, bis er dem Maigelsbach
in die Seite fallen und ihn ins Val Cornera ablenken
konnte. Damit war dem n. Teil des Val Maigels die ero-
dierende Kraft entzogen, derselbe blieb in der Entwicklung
zurück und bildet nun das mit hübschen kleinen Seen
geschmückte Hochplateau der Siarra, dessen schwacher
Abfluss sich mit dem vom nahen Tomasee kommenden
jun^n Rhein verbindet. Femer sind Lukmanier und La
ürema keine eigentlichen Kamrtipässe. Sie gehen fast un-
merklich von der n. Atjdachung in die südliche über. OflTen-
bar reichten einst das Medelser- und Somvixerthal über
diese Pässe hinüber weiter nach S. Sie haben aber ihre
obersten Abschnitte an die Thäler der s.
Abdachung verloren, weil deren Gewässer
infolge stärkeren Gefälls und daheriger grös-
serer Erosionskraft die Wasserscheide all-
mählig mehr nach N. verschieben und dabei
gelegentlich Oberlaufstücke der n. Gewässer
an sich reissen konnten. Nach der Höhen-
lage der Terrassen u. Thalstufen zu schlies-
sen, sind Val Scaradra und Val Carasina
solche dem Val Somvix verloren gegangene
Oberlaufstücke, die mit diesem einst über
Monterascio und Greina, resp. über Val
Camadra und Greina zusammenhinffen. In
ähnlicher Weise scheint einst das Valser-
thal über die jetzigen Pässe des Valserbergs
und Bemhardin his ins Gebiet des Misox
und ebenso das Saßen thal über den Safien-
berg und Splügen bis ins Gebiet des Val S.
Giacomo gereicht zu haben, bis das anfang-
lich nur kurze Rheinwaldtlial von der Rofna
her durch rückschreitende Erosion sich
westwärts immer mehr verlängerte und so
erst das Saflenthal, dann das Valserthal
amputierte.
Wesentlich anders gestaltet als das Ge-
biet des Vorderrhein ist dasjenige des Hin-
terrhein, obwohl es an ähnlichen Zügen
nicht fehlt. Zunächst ist auch hier das
Flussnetz einseitig entwickelt, indem die linksseitigen
Zuflüsse nur ganz kurz, die rechtsseitigen aber lang und
mit ihren Verzweigungen weitausgreifend sind. Femer
fliesst auch der Hinterrhein zuerst in einem Längsthal
nach ONO., dann in einem Querthal nach N. Aber die
Umbiegung ist hier eine sehr scharfe und erfolgt in
einer en^en Stromschnellenschlucht, während sie sich
beim Rhein unterhalb Chur in weitem Bogen und in brei-
tem flachsohligem Thal vollzieht. Aber der Verschieden-
heiten sind mehr, und sie beginnen schon gleich bei den
Quellen. Der Hinterrhein entspringt aus dem weiten Eis-
revier von Zapporty dem grossten des bündnerischen
Rheingebietes, während der Vorderrhein seinen Lauf als
Abfluss eines kleinen Sees in gletscherfreiem Gebiet be-
ginnt, freilich dann bald Zuzug genug an Gletscherbächen
erhält. Als Gletscherflüsse, die durch keine Seen gegangen,
sind sie an ihrer Vereinigunjgsstelle bei Reichenau durch
die mitgeführten festen Stoffe getrübt, wobei der Hinter-
rhein, weil er seinen Lauf fast ganz im Bündnerschiefer
zurücklegt, meist dunkler gefärbt und schlammreicher ist
als der Vorderrhein. Weit mehr fällt aber die Verschieden-
heit in der Stufung der beiden Thäler auf. Zwar hat auch
aas Vorderrheinthal seine Stufen, aber diejenigen des
Hinterrheinthals, nämlich Rheinwald, Schams und Dom-
leschg, sind viel ausgeprägter und durch enge Schluchten
(Rofna und Viamala) viel schärfer von einander getrennt.
Dann ist die Verzweigung und Richtung der Thäler eine
ganz andere. Im Voraerrheingebiet herrscht mit geringen
Ausnahmen die NO.-Richtung sehr entschieden vor, im
Hinterrheingebiet aber wechseln die Richtungen fast von
Thal zu Thal : das Bheinwaldlhal senkt sich ONO. , das Land-
wasserthal und der mittlere Teil des Albulathales fast ge-
rade entgegengesetzt nach SW. und WSW., das Averser-,
das obere und untere Albulathal, sowie die Seitenthäler
von Davos nach NW., endlich das Oberhalbstein und das
Ferrerathal (unterhalb Avers) wie Schams und Domleschg
nach N. Und alle diese verschiedenen Thäler führen auch
in verschiedene geologische Provinzen, so dass auch in
dieser Hinsicht in Mittelbünden eine viel grössere Mannig-
faltigkeit herrscht als im Oberland. Der Hinterrhein be-
wegt sich vorherrschend im Bnndnerschiefer, durch-
schneidet aber auch den Gneisporphyr der Rofna und
dringt mit seiner Wurzel in die Gneismasse der Adula.
Daneben treflen wir auf das Grünschiefer- und Serpentin-
cebiet des Oberhalbsteins, auf das Triasgebirffe im Gebiet
der Albula und des Landwassers, auf den Julier- und Al-
bulagranit und auf die Gneise und krystallinen Schiefer
zwischen Davos und Engadin.
Besonderes Interesse gewähren die drei Stufen des Hin-
terrheinthals mit den zwischenliegenden Schluchten,
deren Wechsel nicht, wie man vermuten könnte, mit
Gesteinsgrenzen zusammenfallt. Der schöne flache Thal-
Kanton Qraubünden : Der Schyn gegen Tiefenkaatel.
boden des Rheinwald mit seinen fünf Dörfern liegt aller-
dings von Sufers bis Hinterrhein (14U0-1600 m) im Bünd-
nerschiefer, setzt sich aber nach oben noch ein gutes
Stück in den Adulagneis fort, dem auch die darauf-
folgenden Schluchten von Zapport und der Hölle mit ihren
Wasserfallen angehören. Dann ist die Rofna mit ihren
brausenden Stromschnellen und Wasserfällen, Erosions-
kesseln, Gletscherschliflen und Rundhöckern in schönen
festen Gneisporphyr eingeschnitten, der aber auch in
das plötzlich sich erweiternde Schams bis nach Andeer
hinaus reicht. Dann erst folgt wieder Bündnerschiefer,
dem sowohl die sanft geneigten, mit Dörfern sesch muck-
ten Wiesenhänge der linken, als die Steilwäode der
rechten Seite angehören. Dazwischen senkt sich der
Thalboden langsam von etwa 1000 auf 900 m gegen
die Viamala hin, erfüllt mit Rheinkies und den Schutt-
kegeln der Wildbäche, die mit Wald, Wiesen und
Aeckern bedeckt sind und sich ^eg[enwärtig nicht weiter
erhöhen. Offenbar hat sich seit ihrer Ablagerung der
Rhein tiefer in die Viamala eingeschnitten und damit
auch im Schams wieder grössere Erosionskraft erhalten,
so dass er nun in tiefem Graben zwischen den stehenge-
bliebenen Terrassen seiner früheren Ablagerungen dahln-
fliesst. Das wirkte auch auf die beiderseitigen Wildbäche
zurück, die sich ebenfalls tiefe Gräben in ihre Schuttkegel
einschneiden konnten. Der Thalboden von Schams er-
scheint darum als eine tvpische Terrassenlandschaft. Auch
die grossartige, schauerlich-schöne Schlucht der Viamala
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GRA
GRA
verläuft im Bündnerachiefer. Glatte, senkrechte, auch
überhängende Wände, vorspringende Felsrippen und zu-
Kanton Oraubünden : Rearas.
ruckweichende Nischen, bald kahl, bald tannenbeschattet,
spaltenförmige Erosionsrinnen und Lawinenzüge, Enff-
I>ä8se und kleine Erweiterungen wechseln in mannigfal-
tiger Weise miteinander ab, und unten braust in tiefer
Schlucht, oft kaum sichtbar, der wilde Bergstrom von
Schnelle zu Schnelle. Strudellöcher, Erosionsterrassen,
geschichtete Sand- und Kieslager an geschützten Stellen
eweisen, dass die ganze tiefe Kluft allein das Werk des
fliessenden und geschiebeführenden Wassers ist. 2^hl-
reiche Gletscherablagerungen, namentlich Grundmoranen,
auch einzelne Gletscherschlifle an Stellen, die der Ver-
witterung weniger ausgesetzt waren, lassen erkennen,
dass die Gletscher der Eiszeit die Viamala schon bis in das
Niveau der heutiffen Strasse und selbst noch tiefer einge-
schnitten vorfanden. Ja, im obern Teil, vor und hinter
der obersten Brücke, muss sie vor der Eiszeit schon tiefer
gewesen sein als jetzt, denn dort fliesst der Rhein durch
alte^ verhärtete Grundmoranen, die er noch nicht wieder
völlig zu durchschneiden vermochte. Und wieder ohne
Gesteinswechsel öffnet sich die en^e Kluft
plötzlich zu dem weiten, offenen Gelände des
Domleschg. Rechts dehnen sich am Fuss der
Stätzerhomkette schöne, fruchtbare, überall
wohlangebaute Terrassen mit zahlreichen in
Obstbaumhainen versteckten Dörfern, Schlös-
sern und gebrochenen Burgen, links die brei-
ten Gehänge des Heinzenbergs, erst steiler,
dann sanfter ansteigend, überall in Wald,
Wiese und Weide gekleidet und ebenfalls mit
Dörfern geschmückt. Die Mitte aber nimmt
ein weiter, ebener, vom Rhein aufjg^eschütteter
und oft verheerter Tkalboden ein. den die
Ansiedelungen meiden. In diesen Verheerun-
gen wurde der Rhein unterstützt durch die
kleine, aber bösartige Nolla, einen Wildbach
schlimmster Art, der durch ein schauriges To-
bel zwischen Piz Beverin und Heinzenberg her-
unter kommt. Bei jedem grossem Regenfall
wird der sonst kleine und narmlose Bach in
dem weichen Schiefer zu einem dicken,
schwarzen Schlammstrom, der mit furchtbarer
Gewalt dem Rhein in die Seite fallt und ihn
manchmal zu stauen vermag, bis dieser sich
wieder durchbricht und die Verwüstung wei-
ter trägt. Im obern Teil der Nollaschlucht,
egen den Glaspass und unter dem Dorf
?schappina, ist der Boden von zahlreichen
Rissen durchsetzt und in beständiger Bewe-
gung, so dass auch hier, wie so oft im Bündner-
schiefe rgebiet, Häuser, Ställe, Wege etc. lang-
sam thalabwärts wandern. Risse bekommen
und endlich aufgegeben oder verlegt werden müssen.
Durch grossartige und sehr kostspielige Thalsperren und
andere Verbauungen sucht man dem Verderben Einhalt
Ti
zu tun, und auch unten im Domleschg hat man den
Rhein durch gewaltige Stein wälle eingedämmt und ist
nun mit gutem Erfolg daran, die wüs-
ten Flächen zu beiden Seiten durch
Anschwemmung fruchtbaren Schiefer-
schlamms mittels hinein£[eleiteter Ka-
näle wieder in ertragreichen Bodeo
umzuwandeln. Noch einmal verengt
sich das Thal unterhalb Roten brunnen,
doch nicht mehr so sehr wie in der
Rofna und Viamala und ohne steileres
Gefälle, so dass der Fluss nun ohne
Stromschnellen aus dem Hinterrhein-
thal heraustritt und sich mit dem Voi^
derrhein vereinigt.
Innerhalb der Rofna nimmt der Hin-
terrhein den Averserrhein auf, dessen
Thal im untern Teil, dem Val Ferrera,
ebenfalls eine herrliche, an wunderba-
ren Szenerien reiche Schlucht im RoA
naporphyr bildet, die nur dann und
wann sich zu kleinen Becken mit win-
zigen Dörfern (Ausser- und Inner- Fer-
rera) ausweitet, während es sich wei-
ter oben vielarmig verzweigt. Dort liegt
Avers, wohl das höchste in Dörfern
ständig bewohnte Thal Europas (Cresta 1950 m, Jof
2130 m), fast ohne Wald, aber mit prächtigen, weitge-
dehnten Wiesen und Weiden und umschlossen von
stolzen Gebirgen.
Unterhalb Thusis mündet bei Sils das Albulathal durch
die lange Fels- und Waldschlucht des Schyn, einer zwei-
ten Viamala und wie diese in Bündnerschiefer einge-
schnitten, durchzogen von einer kühn anselefften Strasse
und von dem noch ffrossartigem Werk der Albulabahn,
die bald im Innern des Berges verschwindet, bald an der
Aussenseite der Felswände über der furchtbaren Tiefe
dahin zieht oder diese auf hochgeschwungenen Brücken
quert. Weiter oben weitet sich das Thal zu dem merk-
würdigen Becken von Tiefenkastei mit flachem Tfaai-
boden, waldigen Steilhängen im S. und sanfter ansteifceo-
den Wiesen- und Getreidehalden im N. Von allen Seiten
münden hier die Thäler ein : von S. das Oberhalbstein,
von N. die Lenzerheide, von NO. das Landwasserthal und
von SO. das obere Albulathal. Durch eine furchtbare
Kanton Graub&nden : Mtthlen und die Julierstrasae.
I Schlucht, den Bergüner Stein, dessen Kalk- und Dolomit-
wände zum Teil überhängen und an denen die Strasse
I in weitem Bogen emporzieht, während die Bahn sie in
GBA
GM
415
einem Kehrtunnel durchbricht, gelangt man hinauf zum
wiesengrünen, tannendnnklen Becken von Bergun, dann
durch weitere, aber kleinere Klüsen und
Becken zu den Quellen der Albula am
gleichnamigen Pass. Auch in diesem
vielffestaltigen romantischen Thal ist
der Wechsel von Klüsen und Becken so
wenig wie in demjenigen des Hinter-
rhein an den Wechsel der Gesteine ge-
bunden. Dies eilt auch von den Zufluss-
thälern der Julia und des Landwassers.
Namentlich das erstere ist ein typisches
Stufenthal. Hinter der wildschönen
Fels- und Waldschlucht des Stein (Crajp
Sees) steigt es in nicht weniger als
fünf, durch enae Klüsen von einander
getrennten Stufen zum Julier und Sepü-
mer empor. Die unterste Stufe ist die
grösste, schönste und volkreichste. Eine
Menge Dörfer und Weiler breiten sich
inmitten schöner Wiesen und Frucht-
felder über die beidseitigen Terrassen
aus, darunter Savognin und Tinzen als
die grössten. Von den etwa 2300 Bewoh-
nern des ganzen Thals kommen über
1600 allein auf diese Stufe. Darüber
folgen die Stufen von RoflTna, Mühlen,
Marmels und Stalla, zum Teil mit völ-
lig flachen* Thalsohlen zwischen hoch
und steil ansteigenden Bergwänden,
offenbar alten Seeböden. Einfacher
gestaltet ist das Landwasserthal. Un-
ten eine lange, enge Schlucht, von deren Wänden
oft Lawinen niederdonnern, ist es oben eine weite
offene Landschaft mit ebenem Wiesengrund und be-
waldeten Hängen. Zu oberst liegt der hübsche Davo-
ser See, der einzige grössere Thalsee im bündneri-
schen Rheingebiet, mit 55,9 ha Fläche und 54 m Maximal-
tiefe, einst beträchtlich grösser, aber durch die Geschiebe
der Seitenbäche aus dem Sertig-, Dischma- und Flüela-
thal auf den heutigen Umfang eingeschränkt. Das Davoser-
thal mu8s in einer frühern geologischen Zeit länger ge-
wesen sein als jetzt und bis zum Schlappinerjocn ge-
reicht haben. Ein quer durch das jetzige Prätigau von
der Casanna bis zur Madrisa gehender Kamm trennte
den obern Thalabschnitt vom damals kürzeren Prätigau.
Aber die Landquart hat, sich rückwärts einschneidend,
diesen Kamm durchsägt und dem Landwasser seine oberen
starken Quellbäche aus den Eisrevieren der Silvretta-
groppe abgefangen. Das so geschwächte Landwasser ver-
mochte die aus den vorhin genannten Seitenthälern kom-
menden Geschiebe nicht mehr zu verfrachten, diese häuf-
ten sich im Hauptthal an, stauten den See und schütteten
ihn dann auch bis auf den jetzigen Rest wieder zu. Nun
hat er wohl für lange Zeit Ruhe, da kein grösserer Bach
mehr in ihn mündet. Aber verschwinden wird er doch,
denn das Landwasser wird sich allmählig wieder tiefer
eingraben und endlich den See zum Abfluss bringen.
Wir befinden uns überhaupt in Mittelbünden in einem
Gebiet, dessen Flussläufe grosse Veränderungen erlitten
haben. Geologisch genommen muss man nach A. Heim
zwei Urrheine unterscheiden, einen Westrhein, der von
Avers durch Schams, Domleschg, Kunkelsi>ass, Taminathal
mm Walensee floss, u. einen Ostrhein mit der Richtung
Oberhalbstein, Parpan, Chur, Luziensteig. Bodensee. Die
Gewässer des Rheinwald- und des Vorderrheinthals waren
Zuflüsse des Westrhein. Die Thäler waren noch nicht so
tief eingeschnitten wie jetzt. Ein Thal von Chur bis Rei-
chenau, eine Schynschlucht und ein Becken von Tiefen-
kastei gab es damals noch nicht. Aber über dem jetzigen
Schyn und über Chur-Reichenau müssen Wildbäche be-
standen haben, denen endlich die Durchschneidung der
Bergkette zwischen den beiden Rheinen gelang, so dass
am ersten Ort der Ostrhein zum Westrhein, am zweiten
umgekehrt der Westrhein zum Ostrhein übergeleitet
wurde, während einerseits das Parpanerthal, andererseits
das Kunkelsthal infolffe Verlusts der erodierenden Ge-
wässer in der weitem Austiefung zurück blieben, ja sogar
durch Gebirgsschutt stellenweise wieder etwas erhobt
worden. Etwas Aehnliches wie der alte Wildbach des
Schyn hat die Nolla im Sinn. Mit grosser Kraft gräbt sie
sich immer tiefer ein und wird endlich den Heinzenberg
Kanton Oraubünden : Julierpass.
ffanz vom Piz Beverin trennen und den obern Teil der Ra-
biusa zum Hinterrhein ablenken, liegt doch Saften Platz
1200 m, Thusis nur 700 m hoch. Dann wird auch das vor-
dere Saßenthal ein abgestorbenes Thal, ein Thaltorso,
werden.
Das untere Rheinffebiet umfasst neben dem Churer
Rhein thal nur noch aas Schanfigg und Prätigau. Diese
letztem senken sich nach WNW., während in oenThälern
des Oberlandes die NO .-Richtung, in denjenigen Mittel-
bündens, besonders in den alten Thalwegen des West-
und Ostrhein die N. -Richtung vorherrscht, weil alles
dem untern Rheinthal^ als der gemeinsamen Erosions-
basis, zustrebt. Auch die Gebirffskämme zeigen ein Stre-
ben nach dieser Depression una eine allmänlige Ernied-
rigung mit ihrer Annäherung an dieselbe. Schanfigg und
Prätigau verlaufen fast ganz im Bündnerschiefer, wenn
auch die Plessur ihre Wurzeln bis in die mittelbünd-
nerische Trias- und Serpentinregion, die Landquart die
ihrigen bis in die Zentralmasse der Silvretta treibt. Wie
überall in diesen Schiefergebieten treffen wir auch hier
im allgemeinen aufgerundete Bergformen und relativ sanft
geböschte Abhänge mit weit hinauf reichenden Wiesen,
Wäldern, Weiden und überall zerstreuten Hütten, aber
auch mit bösartigen Wildbächen, tiefen Schluchten, La-
winenzügen, Erdschlipfen und verheerten Thalböden, letz-
tere besonders im untern Prätigau. Doch hat man auch
hier, ähnlich wie im Domleschg, die Landquart einge-
dämmt und das verwüstete Land wieder in einen grünen
Wiesenplan umgewandelt, wie er dem Namen des Thals
entspricht. Ohne ein ausgeprägtes Stufenthal zu sein, zeigt
das Prätigau doch einen mehrfachen Wechsel von Thal-
engen und beckenartigen Erweitemn^en, welch' letztere
die Sammelpunkte der Bevölkerung sind, so dass hier die
Ortschaften mit ihren Kulturen sich ausbreiten und zwar
bald unten auf den Thalböden mit ihren flachen, frucht-
baren Schutthalden, bald auf höher gelegenen sonnigen
Terrassen. In den Engen, auch in der Mündungsklus, be-
hält die Landquart annähernd dasselbe Gefalle wie in den
Erweitemngen. Erst weiter hinten kommt der Stufenbau
deutlicher zum Ausdruck, also mehr in jenem Gebiet, das
nicht mehr zum Bundnerschiefer gehört und einst das
Quellgebiet des Davoser Landwassers war. Beträchtliche
Ausdehnung haben die Seitenthäler des Prätigaus. Doch
sind die wenigsten derselben bewohnt, da sie meist eng
und schluchtenartig sind, namentlich in ihren untern
Teilen und an den Mündungen. Weiter oben gehen sie
allerdings oft vielarmis^ auseinander und bergen dort ei-
nen Reichtum an Wäldern und Alpen. Sehr verschieden
416
GRA
6RA
vom PrStigau ist das Schanfigg, denn hier bildet die Thal-
rinne in ihrer ganzen Länge eine einzig^ enge und tiefe
Kanton GraubOnden : Filisar im Albulathal.
Waldsclilucht, so dassdie Ortschaften nur auf den Halden
und Terrassen, besonders der rechten Thalseite, Raum
finden. Aber auch die Flanken sind von zahlreichen liefen
Tobein durchrissen und zwingen die Strassen zu endlosen
Windungen. Nur das Hoch- und Längsthal von Arosa
weitet sich zu einem freundlichen, wiesen grünen und mit
kleinen Seen geschmückten Becken zwischen malerischen
Gehirgsmassen aus. Es ist ein Gebiet, wo Kalk-, Schiefer-
und Serpen tingesteine in buntem Wechsel sich mischen
und eine grosse Mannigfaltigkeit der Bodengestalt und
Vegetation erzeugen.
In vielen Dingen einen aulTallenden Gegensalz zum
Rheingebiet bildet das Gebiet des Inn. Erinnert sei zu-
nächst an den schon erwähnten Unterschied in den Hö-
henverhältnissen : die Thalsohlc des Engadin senkt sich
von 1800 bis 1000 m, das Län^slhal des Rhein von 1650
bis 550 m, und die mittlere Höhe beträgt dort 1500, hier
980 m. Dann ist auch das Gefalle des Engadin ein lang-
sameres als dasjenige des Rheinthals, denn es beträgt
dort kaum 1^, hier aber 1Vi%' Auffallender ist aber
der Unterschied in den Formen der Gefällskurven. Im
Rheinthal ist dieselbe annähernd normal,
d. h. ihre Steilheit vermindert sich im all-
gemeinen von oben nach unten, während
sie im Engadin umgekehrt von oben nach
unten zunimmt, denn auf der Seestufe be-
trägt das Gefälle nur 0,2 %, von Celerina bis
l^untota 0,6 % und von Puntota bis Martins-
bruck 1 ,2 %. Wir haben a)so hier den sel-
tenen Fall einer geradezu konvex verlau-
fenden Gefällskurve. (Vergleiche auch das
Landwassertlial : Davos-Züge). Damit in Ver-
bindung steht eine verkehrte Reihenfolge
der Entwicklungsstadien verschiedener
Thalstrecken. Sonst herrschen in den obern
Teilen enge Thalrinnen, in den untern
breite Thalböden, die jedoch in den Stu-
fenthälern mehrmals wechseln können.
Ebene Thalböden sind oft mit Seen erfüllt
oder laufen in solche aus. Vergleiche Rhone,
Aare, Reuss, Linth, Seez, Rhein, Tosa,
Tcssin, Adda und andere mehr. Im Enpa-
din dagegen finden wir die enfen Thalrin-
nen unten, die ebenen Thalböden oben
und zu Oberst die Seen. Diese Gestaltung
hat einen ähnlichen entwicklungsgeschichl-
lichcn Grund wie beim Land wasserthal. Der
Inn muss einst seine Quellen weiter sw.
im Val Marozzo, dem jetzigen obersten Teil
des Bergeil, gehabt haben. Die Abllüsse des Albigna- und
des Fornogletschers waren seine ersten Zuflüsse. Ein Quer-
riegel etwa in der Gegend des jetzigen Vicosoprano
trennte die Gebiete des Inn und der Malra. Aber die letz-
tere hatte bei ihrem starkem Gefälle eine grössere Ero-
sionskraft als jener und konnte darum
diesen Riegel durchschneiden uDd den
Inn seiner obern starken Arme berau-
ben. Damit hatte der Inn seine frühere
Stosskraft verloren und vermochte die
von den Seitenflüssen lierbeigefohrten
Geschiebe nicht mehr mitzunehmen.
Diese blieben im Hauptthal liegen nnd
stauten die Gewässer zu einem See, der
aber allmähli^ wieder teilweise zuge-
schüttet und in mehrere Stücke zer-
schnitten wurde. So entstanden die Seen
von Sils, Silvaplana und St. Moritz.
Auch ietzt noch geht die Zaschüttung
und Zerteilung weiter, wie man na-
mentlich bei Isola am Aasgang des Val
Fedoz und bei Silvaplana sehen kann,
wo grosse Deltas sich gebildet haben
und noch weiter bilden. Auch die zweite
Thalebene, von Celerina abwärts, mag
durch Zuschüttunff eines einst dort gele-
genen lanffgestreckten Sees entstanden
sein. Nocn jetzt finden wir daselbst
ziemlich ausgedehnte sumpfige Strecken.
Weiter unten aber blieb der Inn durch
den Zuzug von Seitenbächen stark ge-
nug, um sich fortdauernd tiefer einzugraben und ein an-
nähernd normales Gefälle zu erreichen. Dieser untere
Abschnitt mit der ensen Thalrinne ist das Unter Engadin,
während die beiden obern Abschnitte mit den breiten Thal-
böden zusammen das Ober Engadin bilden. Dort liegen die
Dörfer meibt hoch über dem Fluss auf schönen sonnigen
Terrassen der linken Thalflanke, seltener in der Tiefe aof
flachen Schuttkegeln oder niedrigen Terrassen, wie Zer^
nez, Süs, Schuls, Remüs und Martinsbruck. Auf der rech-
ten Thalseite liegt einzig Tarasp mit einigen kleinen
Nachbarorten. Im Ober Engadin dagegen finden wir die
OrtschaAen durchweg in der Thalsohlc, doch auch hier
in etwas erhöhter Läse län^ dem Fuss der linken Thal-
wand. Im ganzen Thal, also im Ober- und Unter Engadin,
ist auch die linke Seite mit ihren im ganzen sanfteren
Abdachungen die vorherrschend von Wiesen und Wcideo
und, wo es angeht, auch von Aeckern eingenommene, wäh-
rend die steilere und schattigere rechte Seite weit mehr
dem Wald überlassen ist. Sowohl die Unterscheidung
von Ober- und Unter Engadin, als die Siedelungsweise und
Bodennutzung ist also wesentlich durch die Gefalls- nnd
Kanton OraubOnden : Preda mit Albalabaiin and -atras9e.
Breitenverhältnisse der Thalsohle bedinet' Weniger mass-
gebend sind dabei die geologischen Verhältnisse, resp.
uie Felsarten. Das flachsohlige Ober Engadin ist vom Ma-
6RA
GRA
417
loja bU Ponte in Erstarrungsgesteine (Granite, Syenite,
Diorite) and krystalline Schiefer (Gneise, Glimmerschie-
fer etc.), von Ponte bis gegen Cinusliel
in Sedimente eingeschnitten^ ohne dass
ein wesentlicher Unterschied in der
Thalbildunff bemerkbar wäre, wenn
auch die uergformen, namentlich in
den Gipfelregionen» den Gesteinswech-
sel wohl erkennen lassen. Ebenso bleibt
sich der Charakter des enggefurchten
Unter Engadin von oben bis unten gleich,
obwohl es zuerst in Gneis, Hornblende-
schiefer und verwandte Gesteine ein-
geschnitten ist und dann die ungefähre
Grenze zwischen dem Uündoerscniefer-
und Serpentingebiet einerseits und dem
Kalk- und Dolomitgebirge andererseits
bildet. — Eine weitere, sehr auffallende
Eigentümlichkeit des Inogebietes gegen-
über dem Rheingebiet ist seine relativ
geringe Breite. Während das Flussnetz
des Rheingebietes sich wenigstens auf
der einen Seite weit verzweigt, ist das-
jenige des Inngebietes wenig entwickelt,
aber auch hier auf der «echten Seite
mehr als auf der linken. Doch bleiben
auch die grösseren rechtsseitigen Zullüsse des Inn, der
Flatzbach vom Berninapass, der Spöl aus dem Livlgnothal
und die Clemgia aud dem Scarlthal sehr hinter denjenigen
des Rhein zurück. Der grosste von ihnen, der Spöl, erreicht
noch nicht die Länge der Landquart. Auch er durchfliesst
io seinem obern Teilein schönes, flachsohliges, dem mittle-
ren Engadin sehr ähnliches, doch weit weniger bewohn-
tes Läugsthal, im untern Teil eine enge, wilde und völlig
unbewohnte Schlucht, die bald in ein Querthal übergeht.
Schön ausgebildet ist die baumförmige Verzweigung des
Livignothals, die sich auch im Scarlthal, im Val Chamu-
era, Val Casana und andern Thalern der Ofenpassgruppe
wiederholt. Hinter den finstern Mündungsschluchten tritlt
man da oft auf weite Wald- und Alpreviere, dann auf un-
geheure Schutthalden am Fuss gewaltiger Kalkgebirge.
Aber es fehlt der Schmuck grösserer Gletscher. Um so
reichlicher ist derselbe in den ßerninathälern : Morte-
ratsch, Roseg, Fex und Fedoz. Auch die kurzen Thäler
der Albula- und Silvrettagruppe reichen fast alle in die
Gletscher region hinauf und füliren dem (nn starke Wild-
bäche zu, so Val Bever, Val Sulsanna, Val Susasca, Val
Tuoi, Val Tasna, Val Sineslra und das Samnaunthal. Das
letztere ist in dieser Reihe das einzige, das einen ziemlich
Etsch entwässert. Alle zeigen ein starkes Gefälle nach S.,
resp. nach SW. (Bergeil) oder SO. (Münster thal). Es sind
Kanton Graobfladen : Obervas-Muldein.
ebenen Thalboden mit mehreren, allerdings nur kleinen
Dörfern aufweist.
Von den transalpinen Thälern Grau bün Jens gehören
drei dem Poffebiet an : Misox mit Calanca, ßergell und
Paschlav, wahrend ein viertes, das Münster thal, sich zur
Kanton Graubflad«n: Lenaerheide mit Pis Curvör.
typische Stufenthäler, in denen flache Thalböden mit
engen Klüsen wechseln. Diese Klüsen, hier meist « Porta »
oder « Serra » genannt, bezeichnen fast immer auch gute
Klima- und Vegetationsgrenzen, wo italienische und alpine
Natur sich berühren, so im Misox in der Serra oberhalb
Soazza, im Bergeil in der Porta bei Promontogno und im
Puschlav bei der Motta am untern Ende des Puschlaver-
sees. Am schärfsten ausgesprochen ist die Stufennatur
im Bergeil, am schwächsten im Münsterthal. Im erstem
kann man drei Hauptstufen (Val Marozzo, Becken von
Vicosoprano und Becken von Bondo-Castasegna) und meh-
rere kleine Zwischenstufen (z. B. diejenigen von Cavrile,
von Casaccia etc.) unterscheiden. Mehrere der jetzigen
Thalebenen mö^en alte Seeböden sein. Noch jetzt
schmückt das mittlere Puschlav ein ansehnlicher See,
der durch die Ber^sturzmasse der Motta gestaut wurde.
Die Ausmündung dieser Thäler gestaltet sich verschieden :
das untere Misox geht durch eme breite Thalebene all-
mählich in die Riviera des Tessin über, das Bergell öffnet
sich durch ein langes, bald engeres, bald weiteres Defll^
in die Ebene von Chiavenna, während das Puschlav und
das Münsterthal sich bei ihren Ausmündungen ins Veltlin,
resp. ins Etschthal schluchtartig verengen, jenes in der
Klus von Campocologno, aieses in der schlachtbe-
rühmten Calvenklause So reich und mannigfaltig
die Stufung air dieser Thäler ist, so gering ist ver-
hältnismässig ihre Verzweigung. Doch hat das Mi-
sox ein grösseres, in mehreren kleinen Dörfern
bewohntes Seitenthal, das Val Calanca, das durch
eine gewundene Schlucht ins Hauplthal mündet,
dann aber in mehreren Stufen mit zum Teil ebe-
nen Thalböden parallel zum Hauptthal aufsteigt.
Die Dörfchen finden sich aber weniger auf diesen
Böden, als auf hochgelegenen sonnigen Terrassen.
Die übrisen Seitenthäler des Misox sind alles nur
kurze Wald- und Alothäler ohne ständige Be-
völkerung. Auch die Pässe, die aus ihnen nach
Italien führen (in die Gegenden von Chiavenna
und des obern Comersees) sind weni^ bedangen.
Das Bergell hat auf seiner S.-Seite drei kleine Sei-
tenthäler, die hoch in weite Gletscherreviere hin-
auf führen und selbst für die Alpwirtschaft nur
spärlich Raum gewähren. Es sind das Val Bon-
dasca, Val Albigna und Val Muretto-Forno, wovon
die zwei letzteren durch ihre mächtigen Gletscher,
die zu den grössten der Berninagrup[)e gehören,
fast ganz erfüllt sind. Noch spärlicher ist die Ver-
zweigung im Puschlav und Münsterthal. Doch mag
vom erstem das Val di Campo genannt werden, weil
von da der Violapass nach dein italienischen Val Viola
und nach Bormio führt. Aehnlich führt aus dem Münster-
thal der Umbrailpass (mit neuer Bergstrasse) durch das
Val Muranza nach dem Stilfserjoch (Stelvio) und der
Cruschettapass durch das Avignathal nach Scarl und
0E06R. LEX. 71 — II — 27
418
GRA
» GRA
Schule. Weniger wichtig ist der Pass Dössradond, der
das Münsterthal mit dem Val da Fraele (Münster Alpen)
Kanton Oraabftnden : Arosa.
und mit San Giacomo di Fraele verbindet. Das Thal der
Münster Alpen .gehört politisch und wirtschaftlich zum
Munsterthal, obwohl es sich in eigentümlicher Windung
nach Italien senkt.
So zahlreich die Flusse und Bache in Graubünden
sind^ so gering sind die Seen. Graubünden ist der
einzige Alpenkanton der Schweiz, der nirgends bis
an den Rand der Alpen reicht und darum auch keinen
Anteil an den grossen Randseen hat. Auch sonst sind die
Thalseen wenig zahlreich und von massiger Ausdehnung.
Nur das Ober Engadin, Davos und Puschlav erfreuen
sich dieses Schmuckes. Ihrer Entstehung nach sind es,
wie früher erwähnt, Abdämmungsseen, im Ober Engadin
und Davos gestaut durch die Geschiebeablagerungen der
Seitenbäche, im Puschlav durch einen Bergsturz. Sie sind
denn auch von massiger Tiefe, der Silsersee 71 m, der
Silvaplanersee 77 m, der St. Moritzersee 44 m, der Pasch-
laversee 84 m und der Davosersee 54 m tief. Da sie, mit
Ausnahme des Puschlaversees, alle auf den obersten
Thalstufen liegen, so haben sie als Läu-
terungsbecken und Regulatoren der
Flüsse nur geringe Bedeutung. Im Ue-
brigen sind die noch da und dort vor-
kommenden Thalseen alle nur sehr
klein. Sehr zahlreich sind aber die auf
den Pässen, in hochgelefi;enen ßerg-
nischen, in kleinen Mulofen und auf
den Terrassen der Gehänge liegenden
Berffseen. Wohl jedes Blatt des Sieg-
friedatlas zeigt Beispiele solcher Pass-,
Kar-, Mulden- und Terrassenseen. Die
Zahl aller Seen, inklusive die Thalseen,
beträgt für den ganzen Kanton nicht
weniger als 590, wovon 351 auf das
Rheingebiet, 157 auf das Inngebiet, 73
auf das Pogebiet und 9 auf das Etschge-
biet kommen. Am zahlreichsten sind sie
in der Höhenstufe von 1800-2800 m mit
527 Stück, tiefer liegen nur 53, höher
nur 10 dieser Seen. Die alpine Region
von 1700 bis 2300 m enthält allein WO,
die subnivale Region von 2300-2700 m
310 derselben. Wie klein diese Seen
sind, ergibt sich aus dem Umstand,
dass z. B. alle 351 Seen des Rheinse-
bietes zusammen nur 4,1 km^ (= der
Grösse des Silsersees) oder kaum 1 *>/oo
dieses Gebietes einnehmen, so dass ihre mittlere Grösse
wenig mehr als 1 ha beträgt. In ihrem Auftreten finden wir
sie bald einzeln, bald gesellig. Man vergleiche z. B. die
Seen auf den Pässen Bemina, Flüela, Albalt, Jaller,
Bemhardin, dann auf der Siarra am Badas, auf der
Terrasse Laiblau nw. von Santa Maria
am Lakmanier,- am Curaletscher Hom
hinter Vals, auf dem Berffsturzgebiel
von Flims, auf der Lenzer Heide (Heid-
see), am Piz d'iEla (die Laiets), aaf der
Terrasse Scalotta w. über Sfarmels, am
Stallerberg (die Flühseen), auf dem
Band bei Avers, in der Gruppe der
Surettahömer so. von Splögen, lai VaJ
Duana, im Murettotbal (Cavloccioaee),
am Lunghinopass über Maloja and über-
haupt in der Kette des Piz Lagrev, wie
auch in derjenigen des Piz Gorvatsch^
femer die Laihs Raveisch in der Kesch-
Sruppe, die Seelein im Thalkessel von
[acun am Piz Nuna, die Lais da Rims
am Piz Lischanna und den einzelnen
Lai da Rims beim Piz Umbrail, die
Seen von Arosa und diejenigen beim
Matlishom und Kistenstein in der Hocb-
virangkette und im Fläscherthäli am
Falknis, den Partnunersee am Fuss der
Sulzfluh, die Jöriseen und diejenigen
des Seethals in den Quellgebieten der
Landqnart etc. Alle diese Seen, die
grossem des Engadin etc. nicht ausge-
nommen, verlieren allmähliff an Umfang
und Tiefe, die meisten infolge Zuschüt-
tung durch die Geschiebe der einmündenden Bäche, ein-
zelne auch durch das tiefere Einschneiden ihrer Abflösse
oder durch fortschreitende Vermoorung. Viele sind auf
diese Weise schon verschwunden u. haben ihre Spuren in
ebenen Thalböden oder in flachen Mooren zurück gelassen.
Die Seen sind .ein Jagendschmuck des Gebirgs, der mit
dem Alter verschwindet.
Klima, Pflanzen- und Tierleben, Das Klima Granbön-
dens ist im allgemeinen dasjenige eines Hoch- und Ge-
birgslandes, aber im einzelnen je nach der Höhe and
Exposition der verschiedenen Thalschaften doch ein sehr
mannigfaltiges. Es bestehen grosse Geffensätze z. B.
zwischen Engadin und Bergeil oder zwischen Rhein wald
und Misox, oder auch nur zwischen Davos und Ghur. En-
gadin, Davos, Rheinwald, das Bündner Oberland reprä-
sentieren das reine Hochlandklima, Misox, Bergell and
Puschlav das Klima der lief eingesiihnittenen und nach
S. geneigten transalpinen Thäler, das Churer Rheinthal,
Doroleschg und untere Prätigau das Klima der von N.
Kanton Oraub&nden : In Inner Arosa.
in die Alpen eindringenden Föhnthäler, und zwischen
diesen drei Haupttypen finden wir alle möglichen Ueber-
gänge.
GRA
GRA
419
Das untere Rheingebiet und besonders das Churer
Rheinthtl erfreut sich eines relativ sehr milden Klimas,
denn wir finden da folgende Temperaturverhältnisse :
Jahr Januar Jun Minim. Maxim.
Chur(610m) 8,4«» -1,4« Mfi'' -14,4" 31,1''
Chur erscheint damit klimatisch ebenso günstig gestellt,
wie das beträchtlich tiefer liegende Zürich, dessen Jahres-
mittel 8,5° betragt (bei der meteorologischen Zentralan-
stalt 495 m). Es zeigt sich darin die steigernde Wirkung
des Föhns und des Thalbeckens, vielleicht auch schon
diejenige der allgemeinen Massenerhebunff Graubündens.
Diese Momente üben ihren Einfluss auch auf die Luft-
feuchtigkeit, Bewölkung und Resenmenge aus. Chur hat
trockenere Luft, helleren Himmel und weniger Regen als
Zürich, denn es beträgt für Chur die mittlere Bewölkung
5 Zehntel des Himmels und die mittlere Regenmenge
8i8 mm, für Zürich aber 6 Zehntel, resp. 1176 mm. Das
Churer Rheinthal nähert sich darin dem ähnlich gestalte-
ten untern Bhonethal, wo die Niederschläge allerdings
noch geringer sind, da sie für die Ge-
bend von Sitten-Martigny nur etwa 65 bis
/5 cm betraffen. Dem milden Klima ent-
sprechend finden wir im Churer Rhein-
tnal (inkl. Herrschaft), wenn auch fast
nur auf den Ilachen Halden der rechten
Seite, noch einen ausgedehnten Wein-
bau, der ein vortreffliches Gewächs lie-
fert. Der weisse Completer von Malans
soll der alkoholreichste Wein der
Schweiz sein. Kleinere Weinberge fin-
den sich auch noch bei Reichenau und
beim Schloss Ortenstein im Domleschg.
Froher ginff der Weinbau bis Thusis.
Aach einzelne Edelkastanien kommen
da und dort im Churer Rheinthal und
im Domleschg vor. Nach Christ hindert
vielleicht nur die zu ^sse Trocken-
heit ihre weitere Ausbreitung zu eigent-
licher Waldung. Die steten Begleiter
der schweizerischen Kastanienzone : Cy-
claminus europaea und Primula €u:auli8
fehlen auch dem Rheinthal riicht. Als
weitere Zeugen eines privilegierten Kli-
mas nennt Christ in seinem c Pflanzen-
leben der Schweiz » eine längere Reihe
von Arten, die sonst mehr den s. und so.
Thälem der Alpen angehören. Darunter
sind es namentlich Lappula deflexa, Gar
Hum tenerum, Galium rubrum^ Ane-
mone montana, Tommcuinia verticiltaris u. LoMerpitium
nxargxnaiuni var. Gaudmi^ die den eigentlichen Cha-
rakter der Churer Flora bezeichnen, während Coronilla
emerus, Astragalus monsvessulanus, Oxytropis pUosa,
Colutea hrborescens und unonis rotundifolia die sonni-
gen, dürren Felshänge in ähnlicher Weise bekleiden,
wie es durch eine noch grössere Reihe ähnlicher Strauch-
ond Staudenpflanzen im Wallis und in Südtirol geschieht.
Eine andere Gruppe deutet den Einfluss des Ostens auf
die Flora des Rheinthals an, so namentlich das in der
Schweiz nur bei Chur vorkommende Dorycnium suffru-
ticotumj dann Rhamnits scuratilit, Thesium rostratum
und Ranunculus polyanthemuSy die alle bei Chur ihre
W.-Grenze erreichen. Es vereinigen sich also südalpin^,
tirolisch-etsch ländische und danubische Elemente, um
der Churer Flora ein eigentümliches Gepräge zu geben.
Weiter ins rätische Hochland dringt die s. Thalflora nur
weni^ ein. Auch das Domleschg entbehrt schon die meis-
ten ihrer Vertreter. Gleichwohl erfreut sich dasselbe
noch eines sehr milden Klimas, wie der Ortensteiner
Weinberg und zahlreiche Rebenspaliere, sowie einzelne
Edelkastanien und Maulbeerbäume bezeugen. Früher
pDanzte man auch mit gutem Erfolg Tabak. Bedeutend
ist hier wie auch im untern Prätigau der Obstbau, des-
sen Erzeugnisse weithin versandt werden. Zahlreich sind
die Nassbäume, die oft durch Grösse und Schönheit auf-
fallen. Dagegen ist der Anbau von Getreide und Mais über-
all zo Gunsten des Futterbaus sehr eingeschränkt worden.
I)och gehen Obstbäume und kleine Roggen- und Gersten-
felder noch bis Klosters. Klimatisch begünstigte Strecken
Bind femer die tiefen Thalbecken von Ilanz (720 m) und
Tiefenkastei (860 m), wo Getreide und- Obstbau ebenfalls
noch eine Stätte finaen.
Wie man aber in den Thälem höher steigt, wird das
Klima rauher. So beträgt die mittlere Jahrestemperatur
für Thusis (720 m) 7,8% für Klosters (1200 m) 4,7% für
Platta im Val Medels (1380 m)3,6'', für Splügen (1480 m)
3,1^. In den letzten vier Stationen kommt überall das
Hochlandklima schon deutlich zum Ausdruck. Noch mehr
ist dies im Eneadin und den n. angrenzenden Thalschaf-
ten der Fall. Hier flnden wir z. B. folgende Temperatur-
mittel : ,
/ Jahr
Schuls ff200 m) 5,2**
Sils-Maria (1810 m) 1,5«
Davos (1560 m) 2,8"
RIgi (1800 m; zum Vergleich) 1,7**
Was aber das Klima dieser Gegenden besonders aus-
zeichnet, das ist die der hohen Lage entsprechende
dünne, leichte, reine und trockene Luft, der relativ heitere
Januar
Juli
DiiTer.
-6,0°
15,5«
21,5"
-8,0«
11,3«
19,3"
- 7,2«
12,2°
19,4°
-4,8«
9,7«
14,5«
Kanton Graubanden : Meisaselva im Prätigau.
Himmel und der geringe Niederschlag, die starke Son-
nenstrahlung (Insolation) und bedeutende Boden wärme.
Dabei zeiffen die Temperaturen sehr beträchtliche tägliche
und jährliche Schwankungen. In Davos und im Engadin
ist die DiiTerenz zwischen Januar- und Julimittel um 5 bis
7" ffrösser als auf dem Rigiffipfel. Die bündnerischen Hoch-
thäler haben also relativ Kalte Winter und warme Som-
mer, eine Folge der stärkern Insolation und Ausstrahlung
in den entflegengesetzten Jahres- und Tageszeiten, wie
sie ausfledennten Hochländern mit ihrer dünnen und
reinen Luft eigen ist. (In Sils-Maria ist der mittlere Baro-
meterstand nur 612 mm, in Davos 632 mm, in Chur aber
710 mm und in Zürich 720 mm). Die Kraft der Insolation
in den Hochthälern ist so gross, dass an hellen Winter-
tagen selbst bedeutende Kältegrade nicht unangenehm
empfunden werden. Einheimische und Fremde Können
dann bei — 5 bis — 10" sich im Freien ergehen, ja selbst
vor den Häusern (auf der Sonnenseite natürlich) behag-
lich sitzen und liegen, ohne wärmer gekleidet zu sein als
in geheizten Zimmern. Aber so bald oie Sonn6 hinter den
Bergen verschwindet und damit die Wärmeausstrahlung
überhand nimmt, wird die Kälte empfindlich und treibt
die Leute in die Häuser. Dies ist auch dann der Fall, wenn
an zwar sonnigen Wintertagen ein Wind sich regt oder
die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Aber gerade die so oft
herrschende Windstille und Lufttrockenheit sind weitere
Vorzüge des Hochthal klimas, erstere eine Folge der ein-
schliessenden Gebirge, letztere ausserdem aucn eine sol-
che der Höhe und Ausdehnung des Hochlandes, die dem
Klima einen Zug ins Kontinentale verleihen, also einer-
seits die grössern Temperaturextreme, andererseits die
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geringern Niederschläge erklären. Von welcher Seite
auch feuchte Winde anrücken mögen, immer werden sie
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Kantun GraatQnden : St. AntöDien-CasteU.
sich eines grossen Teils ihres Wassergehaltes an der
Äussenseite der Gebirge entledigen und daher relativ
trocken im Innern der rätischen llochthäler anlangen.
Darum ist auch das Engadin nächst dem Wallis der re-
genärmste Teil der Schweiz. Im untern und mittleren
Engadin beträgt der jährliche Niederschlag nur etwa 60
cm, im Thalkessel von Tiefenkastei ähnlich wie bei Chur
80-90 cm. Nur bei der Annäherungan die regenreicheren
üebietedes Bergeil, des Misox, des Präligaus und des GoU-
hard erlangen das Engadin, Landwasscrthal und Rhein-
thal etwas verstärkte Regenmengen : Sils-Maria und Davos
je 100 cm, Tavetsch una Rheinwald 120-150 cm. Im Ver-
gleich zu den N.-Alpen und zum Tessin sind aber auch
diese Beträge, wie überhaupt diejenigen des gesamten
bündnerischen Rhein- und Inngebietes nicht gross (Gla-
rus bis 170 cm, Berner Oberland, Gotthard- und Tessin-
gebiet bis 200 cm). Natürlich fällt im bündnerischen Hoch-
land ein sehr grosser Teil des Niederschlags als Schnee,
der die Landschaft alljährlich in eine blendend weisse
Hülle kleidet. Aber darüber strahlt dann oft ein tagelang,
ja wochenlang anhaltender heiterer blauer Himmel, so
dass manche Bündner, namentlich En-
gadiner und Davoser, den Winter mit
seinen sonnigen Tagen und prächtigen
Schlittbahnen als ihre schönste Jahres-
zeit bezeichnen.
Der kontinentale Zug des Klimas im
rätischen Hochland kommt denn auch
im Pflanzenleben zum Ausdruck. Die
Buche, diese schöne Repräsentantin
des Seeklimas, dringt nur wenig in die
bündnerischen Thäler ein : im Rhein-
thal bis etwas über Reichenau hinauf
(genauer bis Versam und Schleuis], im
Schanfigg bis ^egen Langwies und im
Prätigau bis hinter Klosters. Das ganze
übrige Bünden ist frei von Buchen. Die
eiff entlichen Charakter bäume des räti-
scnen Hochlandes sind die Lärchen und
Arven, die beide auch durch das ganze
Gebiet der O.-Alpen ^ehen, dann in
den Zentralkarpaten wiederkehren und
endlich, nach Uebersprin^ng des rus-
sischen Tieflandes, in Sibirien das Haupt-
Sebiet ihrer Verbreitung finden, also
entlieh den kontinentalen 0. und N.
bevorzugen, während sie dem feuchten
NW.-Europa (inkl. Skandinavien) fehlen. Die Lärche ins-
besondere ist in Bünden überall vorhanden, auch im
untern Rheingebiet (Churer Rheinthal, Schanfigg und
Prätigau) und in den transalpinen Thälern (Misox, Becgell
Pnschlav und Münsterthal). Doch bildet sie selten gros-
sere reine Bestände. Meist ist sie mit ao-
dem Bäumen, am häufigsten mit Rotuo-
nen und Arven , im untern Rheingebiet
auch mit Buchen gemischt. Dieses Zosam-
mentrelTeh von Buchen- und Lärchenwald
ist besonders auffallend. Es verleiht den
untern Rheingebiet einen eigentümliches
Reiz und kennzeichnet dasselbe als ein
solches, das einerseits noch anter den
Einfluss des ozeanischen W.-Eoropa steht
(Klosters 120 cm Regenmenge), anderer-
seits aber auch schon Anteil an dem mehr
kontinentalen Klima des rätischen Hoch-
landes hat. Im Innern Bünden hält sich
die Lärche gern an die Waldränder ond
sonst an freie, sonnige Stellen. Noch we-
niger bildet die Arve grosse, geschlossene
Walder. Meist trifft man sie nur horst-
weise zwischen Lärchen und Taooeo.
Aber in der richtigen Höhe fehlt sie nir-
gends, und oft bildet sie allein die oberste
Baumgrenze. In das Terrain teilen sich
Lärchen und Arven oft so, dass jeoe
die trockenere Sonnenseite, diese die
feuchtere Schattenseite der Gehänge eis-
nimmt. Diesen beiden Asiaten, wieChnst
sie nennt, stehen als echte Europäer Rot-
und Weisstanne gegenüber, erstere dj-
mcntlich in ihrer hochalpinen und zugleich hoch-
nordischen Form (Pinus Picea var. niedtoxiniaj. Die
Rottanne ist es, die in der einen oder andern Form
(der gewöhnlichen und der hochalpinen) die grossen ee-
schlossenen Wälder bildet und mancherorts bis an die
Waldgrenze steigt, resp. sich mit Lärche und Arre in
dieselbe teilL Auch die Weisstanne ist wie die Rottaoop
ein Baum des ozeanischen Westens, liebt aber die Feuch-
tigkeit noch mehr als diese und beschränkt sich daher
auf die Gebirge W.- und S. -Europas, während sie 6is
kontinentalere Hochlandklima meidet und darum im En-
gadin nur ganz vereinzelt vorkommt (bei Scanfs bii 1630
in). Im bündnerischen Rheingebiet findet sie sich in (jV
fern Lagen fast überall bis etwa 1500 m, doch nirgends
in reinen Beständen, sondern immer zerstreut und grup-
penweise Jm Rottannenwald. Reichlicher ist sie in den
transalpinen Thälern vorhanden, und hier erreicht sie in
Bergell mit 1880 m für die Schweiz ihren höchsten Stand.
— Im Vergleich zu Lärche und Arve, Rot- und Weisslanne
sind die übrigen Nadelhölzer von geringerer Bedeulunf.
Die^ Bergföhre [findet sich in der nochstämmigen Fora
Kanton OraubtindeD: Klosterserthal.
{Pinus montana var, uncinataj auf der Lenierheidc.
zwischen Laret und Davos, am Ofenpass und auch sonit
im Engadin. Sie ist sonst ein Baum des W., namentlich
GRA
GRA
421
der Pyrenäen. In den Hochmooren finden wir die Sumpf-
führe (Pinus montana var, uliginosaj und an den Wald-
Kanton GraubQnden i Im Dischmathal.
grenzen der Schiefer^ebirge vielfach die Legfohre (Pinus
montana var. punnlio). Im Kalkgebirge vertritt ihre
Stelle die Grunerle {Alnus viridis). Nur vereinzelt tritt
im Ober En^din die nordische Form der Waldföhre (Pi-
nus silvestris var. Frieseana) mit der Bergfohre zusam-
men auf. Häufiger ist in tiefem Lasten die gewöhnliche
Waldfohre. Im Kheinthal bildet sie oei Reichenau einen
grössern Wald. — Den Nadelhölzern gegenüber nehmen
die Laubhölzer einen geringen Raum ein. Zur Bildung
VCD Wäldern bringt es, wie schon erwähnt, nur die Bu-
che, und auch diese nur im untern Rheinffebiet. Nur
spärlich und meist in mehr oder weniger verkümmerten
Formen finden wir die Stieleiche {Quercus robur)^ häufi-
ger, bald einzeln, bald in kleinen Gruppen auf den offe-
nen Bergwiesen oder an Waldrändern den Bergahorn
{Acer pseudoplaianus) in stattlichen Exemplaren, dann
Eschen, Ulmen, Linden, Birken, Erlen,
Espen, Vogelbeerbäume, Traubenkir-
schen, Pappeln, Weiden. Den Boden
des Waloes schmücken mancherlei
Sträucher und Kräuter (Rhododendren,
Vaceineen, Ericaceen, Rosaceen etc.),
von denen viele den südalpinen For-
men anffehören. Den Stolz und die
Pracht des zentralen Bünden bilden
aber die Wiesen und Weiden mit ihren
würzigen Kräutern und Gräsern und
mit dem farbenreichen Schmuck zahl-
reicher Alpenpfianzen. Ende Juni pran-
gen dieselben in einem Schmelz der
Farben, in einem zahllosen Gewimmel
grosser Blumen, wie die Schweiz in
80 grossem Maassstab sonst nichts Aehn-
licbes bietet (Christ). Das frische Grün
des Alpenrasens ist formlich durchwirkt
von dem tiefen Blau grossblumi^er Gen-
tianen und kleinäugiser Vergissmein-
nicht, dem feurigen Rot der Nelken
und Silenen, dem Schwefelgelb der
Banunkeln und Primeln, dem dunkeln
Purpur der Orchissträusse, dem Hoch-
gelb und Orange der Hieracien und
Senecien, dem braununtermischten Gelb
und Rot verschiedener Kleearten, dem
reinen Weiss der Anemonen und Stein-
breche, dem satten Violett der Alpen-
veilchen und Geranien und all' der mannigfaltigen Far-
ben und Farbentönen, in denen die Alpenblumen zu
prangen pflegen. Ein hübsches Bild von dem Reichtum
dieser Vegetation gibt der Artikel Engadin, worauf der
L^er hingewiesen sein mag, da ein weiteres Eingehen
auf diesen Gegenstand hier zu weit fähren
würde. Dort wird auch gezeigt, dass im
rätischen Hochland die Pflanzen der W.-
und O.-Alpen zusammentreffen. Zahlreiche
Arten, die im Dauphin^ und Wallis tonan-
ffebend sind, finden im Engadin oder sonst
m Graubünden ihre östlicnsten Standorte,
viele andere kommen von Baiem und Ti-
rol bis hieher, ohne weiter nach W. zu
Sehen. Das Ober Engadin gehört noch mehr
em westalpinen, das Unter En|(adin schon
mehr dem ostalpinen Florengebiet an.
Das dritte, räumlich allerdings sehr be-
schränkte Klimagebiet Graubündens bilden
die Thäler auf der S.-Seite der Alnen: Mi-
sox-Calanca, Bergeil, Puschlav und Münster-
thal. Das letztere nähert sich in Klima und
Vegetation einerseits durch seine Höhen-
lage (tiefster Punkt 1250 m) dem Engadin,
andererseits durch seine ö. Abdachung
dem Etschland. Dagegen zeigen die drei
übrigen Thäler, wenigstens in ihren tiefern
Stufen, schon ein echt italienisches Gepräge
mit Weinreben, Kastanien-, Maulbeer-,
Feigen-, Pfirsich- und Nussbäumen und
sonst einer Menge südlicher Typen. Die
hohem Stufen rreilich sind wieder von
rauherm, strengerm Gebirgscharakter, wo
Nadelbäume und Alpweiden die Getreide-
felder u. Fruchtbäume ersetzen. Dabei ist der Uebergaujg
von einer Region in die andere ein fast plötzlicher. Mit
wenigen Schritten tritt man von der Felsenstufe bei Soazza
(Misox) oder durch die Porta bei Promontogno (Bergeil)
oder endlich über die Molta am S.-Ende des Puschlaver-
sees aus der Welt der Lärchen und Arven in diejenige
der Kastanienhaine und vertauscht die Alpenrosen und
Heidelbeeren, die Primula farinosa und Astrantia major
mit Granatäpfeln und Aprikosen, Rhododendron porUv-
cum^ Euonymus japonicus, Hortensien etc. Die wichtij^-
sten klimatischen Daten mögen an folgendem Beispiel
veranschaulicht werden :
Bewöl-
Januar Juli Jahr Regen kung
Castasegna (700 m) 0,3° 18,1*» 9,4« 150 cm 5,1
Fast die gleichen Temperaturzahlen weist Brusio (750 m)
Kanton Oraabbnden : Zernes.
auf, während das untere Misox noch wärmer ist. Was
aber diese s. Thäler gegenüber der N. -Schweiz besonders
auszeichnet, das ist ihre grössere Niederschlagsmenge
il'i
GRA
bei doch grösserer Insolation. Castasegna hat bei fast dop-
pelter Regenmenge einen ebenso hellen Himmel wie
Kanton GraubOnden : Schuls mit dem Pis Fisoc.
Chur. Denn da:der Regen am S.-Abfall der ^pen meist
in kurzen, heftigen Güssen föUt, so hellt sich der Himmel
jeweilen schnell wieder auf. Langandauernde sog. Land-
regen mit tagelanff bewölktem Himmel sind hier selten. Zur
Aufhellung des Himmels und zugleich zur Verminderung
der Luftfeuchtigkeit tragt wesentlich auch der den trans-
alpinen Thälern eigentümliche Nordföhn bei, dessen häu-
ßges Auftreten speziell im Bergeil nachgewiesen ist. Die
Regenfülle aber — im Misox steigt sie bis auf und über
200 cm — kommt durch die warmen S.-Winde, indes die
N.-Winde durch den Alpenwall abgehalten werden. So
vereinigen sich denn ein warmer Sommer und ein milder
Winter, Regenfülle und Sonnenschein, um den Gewächsen
Italiens das Gedeihen zu ermöglichen, und der Boden ist
feucht und frisch genug, um den Alpenpflanzen die erfor-
derliche quellige Statte zu bereiten.
Die bisherige Betrachtung des bündnerischen Klimas
und Pflanzenlebens nach den drei horizontalen Klimage-
bieten(untere8 Rheingebiet, zentrales Hochland und trans-
alpine Thäler) mag noch ergänzt werden durch einen Blick
auf die vertikalen Klima- und Vegetationsregionen. Für
die N.-Seite der Schweizeralpen werden in der Regel fol-
gende fünf Regionen angenommen: i. Die Region des
Weinstocks bis 550 m, 2. die Region des Buchenwaldes
bis 1300 m, 3. die Region des Tannenwaldes bis 1800 m,
4. die Region der Alpweiden bis 2600 m und 5. die
Schneeregion. Für den nordöstlichsten Teil Graubündens
oder für dessen unteres Rheingebiet kann man bei
dieser Gliederung bleiben, obwohl hier der Weinbau bis
600 m und der Tannenwald bis 1900 m gehen. Für das
ganze übrige Bünden aber muss sie ni6ht unwesentlich
modifiziert werden, denn einmal gibt es da keine Bu-
chen, also auch keine Buchenregion, dann sind auch die
H hengrenzen anders anzunehmen. Bekanntlich ist durch
die Gebrüder Schlagintweit und seither wiederholt, für
die Schweiz besonders auch durch H. Christ, nachgewie-
sen worden, dass allgemein die Vegetationsgrenzen mit
zunehmender Massenerhebung steigen. Nun ist aber ge-
rade Graubänden, wie früher gezeigt wurde, ein Gebiet
sehr starker Massenerhebunij^, und es kommt dies auch
in den Höhengrenzen deutlich zum Ausdruck. Für die
V^aldgrenze z. B. finden wir folgende Höhen : im Toggen-
burg 1600 m, im Churer Rheinthal 1800 m, im hintern
Prätigau und Schanfigg 1900 m, in Davos 2000 m, im,
Obern Albulathal 2100 m und im Engadin 2100-2200 m.
So liegt auch die Schneegrenze am Säntis bei 2450 m,
GRA
am Glämisch bei 2500 m, in der Tödi-Hausstock-Sardona-
gruppe bei 2700 m, in der Silvrettagruppe bei 2750 m, ic
der Kesch-Vadretgruppe bei 2820 m und
endlich in der Err- und Beminagruppe.
also zu beiden Seiten des Ober Enp-
din, bei etwa 2%0 m. In ähnHcher
Weise verschieben sich alle andeni
Höhengrenzen. Auf der N. -Seite der
Alpen geht der Getreidebau nur et«^
bis 1200 m; im obem Vorderrhein-
thal (Tavetsch) aber gedeihen Rog-
gen und Gerste, Hanf und Flachs, Kar-
toffeln und verschiedene Gemüse bii
über 1600 m, im Engadin und Münsler-
thal an sonnigen Halden bis aber 17G0
m, an einzelnen Stellen so^ar bis 1800
m. Im Unter Engadin sieht man an
den terrassierten Halden der linken
Seite von Guarda bis Schlelns zahlrei-
che Ackerfelder, die ein Getreide liefern,
das nach dem Zeugnis Sererhards der
besten Etschländer Frucht in nichts
nachsteht. In frühem Zeiten, als das
Thal noch mehr auf sich selber ange-
wiesen war, hatte der Getreidebau eme
flTÖssere Bedeutung als jetzt, und es soll
das Unter Engadin damals Roggen aus-
Seführt haben. Auch der Obstbau hat
ort noch eine Stätte. Apfelbaume ge-
hen bis Sent und Lavin, also bis übHB-
1400 m, Kirschbaume, mit allerdings erst
gegen Ende Au^st reifenden Früchten,
da und dort bis 1800 m. Im frühem
Mittelalter gab es bei Remüs in 1200 m
Höhe BOfStT Wein|[arten. Die Einschränkung des Land-
baus auf das heutige Mass ist mehr wirtschaftlichen and
kulturellen als klimatischen Gründen zuzuschreiben. Mit
Berück8ichti|[unA all' dieser Verhältnisse durfte es sich
empfehlen, für aas rätische Hochland etwa folgende Re-
gionen zu unterscheiden (wobei die Grenzen vom ontem
Rheingebiet bis zum Engadin je um einige hundert Meter
schwanken): 1. Region des Landbaus, obere Grenze im
Mittel 1200 m (unteres Rhein|[ebiet) bis 1500 m (Enpdin).
stellenweise auch noch betrachtlich höher : 2. Region der
Nadelwälder, obere Grenze 1900 m (Prätigau) bis fflOO m
(Engadin), einzelne Bäume (Lärchen und &ven) noch ^
300 m höher. 3. Region der Alpweiden, obere Grenieo
2400 m bis 2700 m, im obersten Teil allerdings nur noch
Schafweiden. 4. Schneeregion, untere Grenze 2750 m
(Silvrettagruppe) bis 2960 m (Berninagruppe), der Ueber
fang von den obem Alpweiden bis zur Schneegreiue ge-
ildet durch Schutthalden und Schneeflecken.
Die Tierwelt Graubündens, wenigstens die höhere,
weicht von derjenigen der übrigen Schweizer Alpen weni-
ger ab als die Pflanzenwelt. Die Wölfe, von deren ehe-
maligem Dasein die am Rathans in Davos befestigten
Köp& zeugen, sind länsst verschwunden. Der letzte Lochs
Graubündens, zugleicn der letzte der .Schweiz, worde
ums Jahr 1875 im Unter Engadin erlegt. Auch die Bären
sind selten geworden. Doch zeigen sich gelegentlich noch
welche in einzelnen Seitenthälem des Unter Engadin und
vielleicht auch des Misox. Dachse steigen im Sommer zu-
weilen bis über die Waldgrenze hinauf. Füchse sind man-
cherorts nur zu zahlreich, so dass man ihnen auf allerlei
Weise zusetzen muss. Beträchtlichen Schaden richten
unter den Vögeln, auch unter Haus- u. Jagdhühnem, die
Marderarten an, von welchen Edelmarder, Hausmarder,
Iltis, Hermelin und Wiesel vorkommen. An manchen
Gewässern machen sich Fischottern unangenehm be-
merkbar. Hirsche und Rehe haben sich im Prätigau,
Davos und Unter Engadin wieder vermehrt, werden aber
leider nur zu sehr verfolgt, ebenso wie die Gemsen. Doch
sind letztere überall in den Hochgebirgsregionen noch
zahlreich vorhanden, und leicht kann der achtsame
Wanderer Rudel von 10-20 und noch mehr Stück ao-
treffen. Es gibt im Kanton für dieselben drei Jagdbann-
bezirke, nämlich Bemina, Spadlatscha (in den Bergöne^
stocken] und Traversina (so. von Roveredo im llisoi)-
Auch Murmeltiere sind an geeigneten Stellen überall
noch zahlreich, Feld- und Alphasen dagegen etfras
6RA
GRA
423
Spärlich. Unter den Vögeln ist der Lämmergeier wohl
verschwunden, doch wurde er Ende der Achzigerjahre noch
im Val Roseg bei Pontresina beobachtet.
Ziemlich häufiff ist dagegen der Stein-
adler, ein mäcntiger Rauber unter der
alpinen Tierwelt. Dann seien noch er-
wähnt : Turm- und Baumfalken, Gabel-
weihen, Sperber, Hühnerhabichte, Mäu-
sebussarde : Uhu, Waldkauz, Waldohr-
eule, Schleiereule ; Kolkraben, Krähen,
Stein krähen , Dohlen , Alpendohlen ,
Elstern, Nuss- und Eichelhäher, Wiede-
hopf; Wildtauben, Auerhühner, Birk-
hühner, Haselhühner, Schneehühner,
Steinhühner, Rebhühner, Wachteln;
Waldschnepfen, Bekassinen, Stock- u.
Krickenten, Schneegänse; Amseln,
Drosseln, Grasmücken und andere San-
ier, doch letztere nicht gerade häufig.
An Reptilien findet man an sonnijgen
Halden bis in die Alpenregion nicht
selten verschiedene Nattern und die
Kreuzotter. Fische sind nicht sehr
zahlreich, doch findet sich die Forelle
in manchen Gebirgsbächen und bis in
beträchtliche Höhen. Erwähnenswert
ist der Aal im Caumasee bei Flims,
der in dc^n Achtziffer jähren hier ein-
gesetzt wui^fe, sicn reichlich vermehrt
hat und nachsewiesenermaassen auch
hier lah^ht, während man früher glaubte, dies (geschehe
nur im Meer. Ausserordentlich zahlreich und für den
Spezialisten interessant ist die Insektenwelt sämtlicher
Ordnungen. Doch kann hier nicht weiter darauf einse-
{;angen werden. Einziff an Käfern weist der Kanton über
220O Arten auf, an Schmetterlingen 1600 Arten. Da-
runter finden sich neben den einheimischen auch
manche nordische, östliche und besonders südliche
Arten, die nordischen natürlich vorherrschend in den
Bheinthälem, aber nicht selten auch im Engadin, die ö.
hesonders im Engadin mit Ausstrahlungen bis ins ßergell
und ins zentrale und nö. Rheingebiet, ja hie und da bis
ins Bün^ner Oberland, die s. Arten am zahlreichsten
in den transalpinen Thälern, doch auch ziemlich häu-
fig im Churer Rheinthal und Domleschg, seltener in
den übrigen Rheinthäiern, aber wieder häufiger im En-
gadin.
Anthropologie. (Nach Mitteilungen von Prof. Dr. Eng.
Pittard). In anthropologischer Hinsicht steht dem
Forscher in Graubünaen noch ein weites und lohnendes
btudiensebiet offen. Einzelne Gelehrte, wie K. E. v. Baer,
His uno Rütimeyer,. sowie Hovelacque haben kleinere
Serien von Bündnerschädeln untersucht. Von His und
Rütimeyer ist in ihrem Werk Crania Helvetica der sog.
Disentis Typus aufgestellt worden, unter dem sie eine in
der Schweiz allgemein verbreitete, aber von ihnen in
Disentis besonders rein entwickelt gefundene brachyce-
phale Schädelform verstehen. Seit dem Erscheinen dieser
Arbeiten, von denen die von v. Baer und His und Rüti-
meyer schon aus den 60 er Jahren des vorigen Jahrhun-
derts stammen, haben sich auch eine Anzahl von jüngeren
Gelehrten des Studiums von Bündner Schädeln ange-
nommen. A. Scholl hat eine Serie von 35 Davoser und 10
Puschlaver Schädeln untersucht und bei ihnen einen
Längenbreiten- Index von 85,5 resp. 86,0 gefunden, welche
Zahl die Mitte hält zwischen den von His und Rütimeyer
(86,5) und Hovelacque (84,5) berechneten. Dann sind Emil
Wettstein 252 Schädel aus dem Kreis Disentis zur Ver-
fugung gestanden, aus denen er einen Längenbreiten-
Index von 85,4 berechnet hat. Seit einigen Jahren widmet
sich auch Eugen Pittard einem ins Einzelne gehenden
anthropologischen Studium Graubündens. Drei von ihm
1901 und 1902 über die Schädel des Rheinthaies veröffent-
lichte Arbeilen haben ergeben, dass die ßündner im All-
Semeinen zu den Brachycephalen gehören, indem der
urchschnittliche Index von Schädeln aus Disentis zu
84,11 und derjenige von solchen aus Ems (am andern
Ende des Thaies) zu 83,43 gefunden wurde, während er
für die zwischen Disentis und Ems gelegenen Ortschaften
83,92 betrug. Da der Prozentsatz der Dolichocephalen
oder Subdolichocephalen nur ein sanz geringer ist (etwa
2 %), so ergibt sich aus obigen Zanlen für die Bewohner
^U Kanton GraubQnden: Cresta, Celerina und Samaden im Ober Engadin.
des Rheinthaies eine bemerkenswerte Rassenreinheit.
Dem Nasen-Index nach gehören die Bündner zu den
Mesorrhinen und dem Gesichts-Index nach zu den Lep-
toprosopen. Diese drei Hauptmerkmale nähern die Bünd-
ner der Bevölkerung des obern Wallis und weisen beide
der anthropologischen Gruppe der sog. Kelten oder Al-
penkelten, rätischen Kelten, ligurischen Kelten etc. zu.
Die im Allgemeinen ffrosse Kapazität der Schädel weist
auf ein starK entwickeltes Gehirn und ihr hohes Gewicht
auf einen in der Mehrzahl der Fälle mächtigen Knochen-
bau hin. Im Verlauf seiner Studien über das Rheinthal
und seine Seitenthäler hat Pittard die ausserordentlich
interessante Entdeckung gemacht, dass ganze Reihen
von Schädeln zwar rein brachycephal sind, in anderer
Hinsicht dagegen keineswegs die sonst den Brachycepha-
len eigenen Merkmale aufweisen, indem z. B. die Schädel
von Ems durch ungewöhnliche Grössenverhältnisse und
Kapazität von den den Brachycephalen sonst gemeinsamen
Charakteren abweichen. Pittara hatsie, um ihre ethnische
Stellung zu präzisieren o grossschädelige Brachycephalen »
oder « Makrobrachycephalen » genannt. Das Gewicht
dieser Schädel ist im Vergleich zu dem aus anderen Stu-
dienreihen erhaltenen ein ausserordentlich hohes, was
auf eine den Durchschnitt weit überragende Kraft des
Knochenbaues dieser Menschen hinweist. Diese Differen-
zen können am besten verstanden werden, wenn wir die
resp. Masszahlen von zwei charakteristischen Serien ne-
beneinander stellen :
Disentis Ems
Schädelgewicht 580,94 gr. 714,7 gr.
Kapazität 1489 cm » 1663 cm \
Um^fähres Gewicht der Ge-
himmasse 1295 gr. 1446 gr.
Wir stehen in dieser Erscheinung wahrscheinlich zwei
verschiedenen ethnischen Gruppen gegenüber. Es ist
sicher, dass künftige anthropologische Einzeluntersuch-
ungen im Bündnerland uns nocn merkwürdige Ueber-
raschunffen bringen werden. Vergl. His und Rütimeyer.
Crania nelvetica. Basel und Genf 1864. — Hovelacque.
Crdnes des Grisons (Revue mens, de VEcole d'Anlhrop.
de Paris. 1892). — Scholl, A. Ueber rcUische und einige
andere alpine Schädclfomien. Naumburg 1891. — Wett-
slein, Em. Zur Anthropologie und Ethnographie des
Kreises Disentis. Zürich 19Ö2. — Pittard, Eug. Dix-sept
crdnes de Disentis. 1901 ; Dix-neuf crdnes dEms. 1902 ;
Quelques nouveaux crdnes Grisons de la vaUee du Rhin.
1902 (alle drei im Rulletin de la Soc. d'Anlhrop. de
Lyon).
Revölkerung. Graubünden ist mit 104520 Ew. auf
7184,8 km>, d. h. mit nurl4,5 Ew. per km^, der schwächst
4i4
GRA
GRA
bevölkerte Kanton der Schweiz. Ihm am nüchsten stehen
Uri mit 18 und Wallis mit 22 Ew. per km>. Berücksich-
tifft man nur den produktiven Boden (3851,6 km* oder
5B,6^ der Gesamtflache), so kommen 27 Ew. auf den km*.
Am dichtesten bevölkert sind die Bezirke Plessur (Chur,
Churwalden, Schanfigg) mit 52 (ohne Chur aber nur 12,5),
Unter Landquart (unteres Prätigau und Rheinthal unter-
halb Chur) mit 33, Imboden (Rheinthal oberhalb Chur bis
Flims und Räzüns^ mit 29 und Heinzenberg (Domleschg,
Thusis und Safien) mit 25 Ew. per km^ am schwächsten
die Bezirke Hinterrhein (Rheinwald. Schams und Avers)
mit nur 5, Inn (Unter Engadin) mit 6, Maloja (Ober Enga-
din und Bergell) mit 7-8, Münsterthal mit 8. Vorderrhein
(von Brigels an aufwärts] mit 10-11 und Albula (Albula-
thal vom Schyn an aufwärts, Oberhalbstein und unteres
Landwasserthal bis Wiesen) mit 11 Ew. per km *. Interes-
sant sind die Einwohnerzahlen der einzelnen Thalschaften,
die darum hier in einer Uebersicht folgen mögen :
Vorderrheinthal (ohne die Seitenthäler) 14530 Ew.
Medels 585 .
Lugnez mit Vals 3752 ( 4873 »
Safien 536 *
Rheinwald 899 \
Schams 1336
Domleschg (im weiteren Sinn) . 5861 S
Hinterrheinthal (ohne Seitenthäler) 8096 »
Avers-Ferrera 366 )
Albulathal 5088 ( 16295 »
Landwasserthal 8520 i
Oberhalbstein 2321 J
Unteres Rheinthal (von Reichenau abwärts) 22901 »
Schanfigg (beide Thalseiten) . . . 2652 J
Churwaldenthar 1022 ( 12525 »
Prätijgu 8851 |
Ober Engadin 5429 i ,. „.q
Unter Engadin 6283 ^ 11 712 •
Münsterthal 1505 )
Puschlaverthal 4301 f
Bergell 1754 ) 13587 »
Misoxerthal 4579 l
Calancathal 1448 ]
km" Ew. per km*
Vorderrheingebiet 1514 19403 12,8
Hinterrheingebiet 1693 24392 14,4
Unteres Rheingebiet . . . . 1088 35426 32.5
Rheingebiet T~i^5 W^M W^
Donau- oder Inngebiet . . . 1717 11712 6,8
Pogebiet 980 12082 12,3
Etschgebiet (Münsterthal) . . 193 1505 8,0*
Es ist also das Rheingebiet am dichtesten, das Inngebiet
am schwächsten bevölkert, und das Pogebiet nimmt zwi-
schen beiden eine Mittelstellung ein. Auch ohne Chur
würde das Rheingebiet mit 16 Ew. per km * in Bezug auf
Volksdichte die erste Stelle einnehmen. Im Rheingebiet
weist begreiflicherweise der untere Abschnitt mit 32-^ Ew.
per km* die dichteste Bevölkerung auf, und es ist dies
auch dann der Fall, wenn man Chur nicht mitrechnet,
denn dann beträgt die Volksdichte immer noch 22 per km*.
Das kleine Ueberffewicht des Hinterrheingebietes über
dasjenige des Vorderrhein rührt her von den relativ gut
bevölkerten Landschaften Davos (8089 Ew.) und Dom-
leschg (5861 Ew.). Bei einem Blick auf die Tabelle fällt
auf, wie klein die Einwohnerzahlen auch der grossem
Thäler sind. Das ffanze lange En^din z. B mit seinen
22 Gemeinden — ohne das abseits hegende Samnaun (357
Ew. ) — hat kaum so viel Einwohner wie Chur, das doch auch
nicht gross ist. Grössere Thäler mit zahlreichen Ortschaften,
z. B. Calanca mit 11 Gemeinden, Bergell mit 6 Gemein-
den, Münsterthal mit ebenfalls 6 Gemeinden, Oberhalb-
stein mit 11 Gemeinden, Schanfigg mit 12 Gemeinden
etc. haben nicht mehr Einwohner als nur mittelgrosse
Dörfer der untern Schweiz. Und doch, wenn man diese
Thäler durchwandert, erhält man den Eindruck von viel
dichteren Bevölkerungen, denn die vielen Dörfer sind
meist auf eine schmale Zone im Thalgrund oder auf den
Gehängeterrassen zusammengedrängt und oft längs den
Strassen wie an Perlschnüren aneinander gereiht. Auf
diese einzig bewohnten Zonen von meist nur 1-2 km Breite
berechnet, erhält man dann allerdings ganz andere
Dichtezahlen. Nimmt man z. B. im Engadin die Breite
des bewohnten Streifens durchschnittlich zu 1 Vt km an,
so ergibt sich eine Volksdichte von 80-90 per km * ; för
das Vorderrheinthal sind es bei 2 km mittlerer Breite der
bewohnten Zone 120 Ew. per km *. So findet man auch
im Rheinwald 30, in Schams 60 und im Domleschg 120
Ew. per km*, wenn man je nur die für Besiedelung u. in-
tensivere Bewirtschaftung in Betracht kommenden Flächen
berücksichtigt, ja im Churer Rheinthal, im Kreis Dom-
leschg und untern Prätigau steigt die Volksdichte dann
auf nahe an 200 oder selbst noch darüber per km*. Nicht
minder interessant ist die Verteilunff der Bevölkerung
nach Höhenstufen, wie sie aus folgender Uebersicht her-
vorgeht. Die Einwohnerzahl beträgt (nach der Zählung von
1900) in der Höhe
bis zu 300 m (Misox) 1 653 od. 1,6%(aa qox
von 300- 600 m 21627 » 20,7%i"'^'^/^ ^o/
» 600- 900 m 20715 » 19,8%/qH ao/\ ' "
» 900-1200 m 19239 » 18,4%i*'^/o^
» 1200-1500 m 22572 » 21,6%U«o/i
» 1.500-1800 m 14613 » 14,0%^''*^ 39,5!»o
über 1800 m 4 101 » 3,9% 3,9%^
1Ö452Ö od. m% iöö% m%
oder bis 500 m 2882 od. 2.8%w- ^oy
von 500-1000 m 46937 » 43,9%<*®'^/^
von 1000-1500 m 36987 » 35,4%)„qo/
über 1500 m 18714 » 17,9%]^»^^
Die Höhenstufen unter 300, resp. unter 500 und über
1800 kommen also für die Volkszahlen fast gar nidit in
Betracht, die eine wegen zu geringer Ausdehnung, die an-
dere wegen zu grosser Höhe. Von den übrigen Höben-
stufen zu je 300 m Höhe zeigen die vier ersten uncefahr
fleiche Volkszahlen (je etwa ein */» der Gesamtoevöl-
erung). Erst über 1500 m lichtet sich die Bevölkerung,
bleibt aber doch bis 1800 m noch beträchtlich, namentlieh
in Davos und im Engadin. Gut die Hälfte der Bnndner
wohnt über 1000 m, mehr als ein Drittel über 1200 m hoch.
Das sind Verhältnisse wie sie sonst in der Schweiz, ja in
ganz Europa nicht wiederkehren, auch nicht im Wallis,
denn hier kommen 66% der Bevölkerung auf die Höhen-
stufe unter 1000 m und nur 34% auf die höhern Stufen
(nur 4*^ über 1500). Die Bündner sind also mehr als ir
gend ein anderes europäisches Volk Hochländer, ein auf-
gesprochenes Bergvolk. Dies zeigt sich denn auch deutlich
in ihrem Volkscharakter, ihrer Beschäftigung und Ge-
schichte. Der ausgeprägteste Zug ihres Wesens ist der
Sinn für persönliche und staatliche Unabhängigkeit and
Freiheit, an der sie zu allen Zeiten und oft unter den
schwierigsten Verhältnissen mit ungeschwächter Kraft
und Zähigkeit festgehalten, für die sie in schweren Zeiten
die grössten Opfer gebracht haben. Die Natur ihres Lan-
des hat ihre körperliche Kraft, Ausdauer und Widerstands
fähigkeit gefördert, sie an angestrengte Arbeit, Einfachheit
in Lebensweise und Sitte, an haushälterischen Sinn, aber
auch an eine gewisse Scnwerßlligkeit und Bequemlich-
keit gewöhnt. In geistiger Beziehung verbinden sie Intelli-
genz und Willenskraft mit Bedlichkeit und Gutartigkeit.
Sinn für materiellen Erwerb mit Biederkeit, kluge Be-
rechnung und Zurückhaltung mit freundlichem Entgegen-
kommen, berechtigtes Selbstgefühl mit bescheidenem Zu-
rücktreten. Geschwätziges, aufdringliches Wesen berührt
sie unangenehm. Ohne dem Fortschritt sich zu verschlies-
sen, halten sie doch gerne am bewährten Alten fest, und
eifersüchtig wachen sie über ihrer staatlichen und kom-
munalen Eigenart. Hier dringen auch berechtigte Neue-
rungen nur langsam ein. Auch ethnisch haben sich die
Bündner gut erhalten. Dies beweist namentlich das immer
noch starke romanische Element, das nach der letzten
Volkszählung 35% der Gesamtbevölkerung ausmacht
Daeselbe ist zwar in einem langsamen Zurückweichen -
1880 waren es noch 40% — aber doch durchaus nicht
im Aussterben begrilTen. Romanisch sind noch folgende
Thalschaften :
1. das Oberland oder Gebiet des Vorderrhein bis hin-
unter nach Ems bei Chur (ausgenommen Obersaxen w.
von Ilanz, Vals und Safien) j
2. der grössere Teil des Hinterrheingebietes : Domleschg
(ausgenommen die Gegend von Thusis), dann Scbaroi,
Ferrera, Oberhalbstein und der grössere Teil des Albola-
thals :
3. das Engadin und Münsterthal (ohne Samnaun).
Lf. 75.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ Verlag von Oebr. AlUnger. Neuenburg
KANTON GRAUBÜNDEN
GRA
6RA
4^5
Nach diesen drei HauptverbreitungsgebieteD anterschei-
det man auch verschiedene Dialekte, und dabei zcrrallen
das Oberländer- und das Engadiner-
Romanisch je noch in zwei gesonderte
Mundarten: surselvisch und subsel-
visch im Oberland (ob und unter dem
Flimser Wald)f ober- und unterengadin-
isch im Engadin. Zwischen diesen
Hauptdia lekten« die auch ihre eigenen
Literaturen haben, vermitteln die Mund-
arten des Hinterrheingebieles, beson-
ders des Oberhalbsteins, ohne eiffene
Literatur (ausgenommen die i75o in
Bonaduz verödentlichte Cuorta doit-
regna). Einzelne Gegenden, besonders
das Albulathal und Domleschg (mit Hein-
zenberg) sind sprachlich ausserordent-
lich gemischt: deutsch und romanisch
gehen da durcheinander und wechseln
nicht nur von Kreis zu Kreis, sondern
auch von Ort zu Ort, ja es sind sogar
die einzelnen Orte oft zweisprachig, und
es entsteht dann da vorübergehend eine
eigentumliche Mischsprache. Das sind
die Gegenden des Kampfes der beiden
Sprachen, der in der Regel Ober kurz
oaer lang mit dem Sieg des Deutschen
endet Das letztere herrscht im untern
Rheingebiet (Churer Rhein thal, Präti-
gau, Schanfigg, Churwalden), dann in
Davos und im Landwasserthal bis
Schmitten, in Rheinwald, Avers, Safien
und Vals, ferner in einzelnen kleinen
Sprachinseln innerhalb des romani-
schen Sprachgebietes, endlich auch in Samnaun (hier
von Tirol eingedrungen). Das deutsche Element macht
gegenwärtig 47% der Gesamtbevölkerung aus. Das itali-
enische Element endlich ist ansässig in den Thälem des
Pogebietes: Misox mit Calanca, Bergell und Puschlav,
flottant mehr oder weniger zahlreich fast in allen Kan-
tonsteilen, besonders aber längs der im Bau befindlichen
Albula- und der Oberländerbahn. Dasselbe erscheint
darum gegenwärtig mit gegen 18000 Anffehöri|^n oder
17% der Gesamtbevölkerung etwa um 3% starker als
gewöhnlich. Sieht man von dieser flottanlen italieni-
schen Arbeiterschar ab, so erhält man rund 100000 stän-
dige Bewohner Graubündens und zwar etwa 49 % Deutsche,
36% Rätoromanen, 14% Italiener und 1% Anders-
sprachige. Noch bunter wird das bündnerische Völker-
bild, wenn man auch die Konfessionen berücksichtigt.
Denn da finden wir Reformierte und Katholiken unter
allen drei Sprachgruppen. Die Reformierten machen etwa
53%, die Katholiken 47%
der Gesamtbevölkerung aus. .
Die Reformierten herrschen Bezirke,
vor im untern Rheingebiet,
im Hinterrheinthal (alle
drei Stufen), in Avers-Fer-
rera, im Engadin und Ber-
{^ell, dann in einzelnen Tei-
en des Albulagebietes (Da-
vos bis Wiesen, Bergün-
Filisur, in letzterer Gegend
momentan allerdings durch
die vielen italienischen
ßahnarbeiter alteriert) und
des Oberlandes (Felsberg
bis Flims, Safien, Versam
bis Ilanz, Riein-Duvin,
Waltensburg), die Katholi-
ken im grösslen Teil des
Oberlandes, im untern Al-
bulagebiet (Becken von Tie-
fenkastel), in Misox-Ca-
ianca, im Puschlav und
Münsterthal, endlich in Samnaun und Schuls. Mehrere
Thalschanen sind konfessionell stark gemischt. So haben
z. B. das Domleschg und untere Rheinthal starke katho-
lische Minoritäten und selbst ganze katholische Gemeinden
(Tomils, Paspels, Bonaduz, Räzüns, Ems), umgekehrt fin-
den sich grössere reformierte Minoritäten im Puschlav und
Münsterthal. Im allgemeinen sind die Deutschbündner re-
Kanton QraubQnden : Mansterthal and Ofenpass.
formiert, doch giebt es auch katholisch-deutsche Gemein-
den, so z. B. in vals, Obersaxen und Samnaun, dann auch
im Domleschg, in Chur und anderwärts. Die Rätoromanen
sind etwa zu Vs katholisch und zu Vs reformiert. Zu den
letztern gehören vor allem das Engadin (ausgenommen
das katholische Tarasp), dann auch mehrere kleinere
isolierte Gruppen, wie Waltensburg. Riein-Duvin, Bergün-
Filisur. im Domleschg etc. Die bündnerischen Italiener
endlich sind weit vorherrschend katholisch (vor allem im
Misox-Calanca). Doch bietet das Bergell ein Beispiel eines
fast rein italienisch-reformierten Thals, und auch das
Puschlav hat einige hundert Reformierte. Gewiss spiegeln
sich in diesen komplizierten sprachlichen und konfessio-
nellen Verhältnissen Graubündens ebensowohl die Viel-
festalligkeit des Landes als eigentümliche geschichtliche
Entwicklungen. Den Schluss dieses Abschnittes möße eine
tabellarische Uebersicht bilden, aus der zugleich die poli-
tische Einteilung des Landes ersichtlich ist.
Vorderrhein . . .
Glenner
Imboden
Heinzenberg . . .
Hinterrhein . . .
Moosa
Plessur
Unter Landquart.
Ober Landquart .
Albula
Maloja
Inn
Bernina
Münsterlhal . . .
* Fe»te Landflfiehe ohne die Oewässer.
km«
Ein-
Per
Deut-
Ro-
lu-
An-
Re-
Ka-
An-
wohn.
km«
10,5
sche
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form.
thol.
dere
0
562,5
5917
116
5766
31
6
19
5900
698,1
10494
15,0
2721
7552
345
26
2982
7660
2
206,5
5939
29,0
1888
3706
315
11
2664
3286; 0
254,7
6446
25,2
3825
2216
403
19
4435
20251 3
505,4
2601
5,1
1327
1203
81
0
2394
217 1 0
4944
6027
12,2
53
15
5965
8
16
6018 7
292,2
15206
52,0
12734
1584
791
317
10132
46341 60
352,5
11519
32,6
10977
147
333
52
8789
27181 2
676,6
13258
19,6
11241
534
495
1208
10560
27531 165
704;9
7841
11,1
1320
4876
1656
18
1354
6508! 8
932,9
7183
7,7
1413
2691
2859
233
5020
2128 48
1010,7
6283
6,2
947
5006
329
11
4914
13771 2
239,4
4301
18,0
96
40
41&1
16
805
3537 1
193,3
1505
8,0
14,6
279
1172
59
17883
1
1926
687
824
0
7123,8'
104520
48937
36508
55371
49585
298
47%
35%
17 o/o
1-2 o/o
530/0
470/0
—
Wie die Volksdichte und die sprachlichen und konfes-
sionellen Verhältnisse zeigen auch die Siedelungen man-
ches Eigenartige in Anordnung und Stil, und es lässt sich
darin deutlich teils die Anpassung an die Landesnatur als
Sitte und Brauch der verschiedenen Volkselemente erken-
m
GRA
GRA
neo. Von den SiedeluDgsformen herrscht die Dorranlage
gegenüber dem Einzelhof entschieden vor. Letzterer findet
Kanton GraabOnden: Pontresina mit Piz Paltt
sich nur da, wo breite, sanft ansteigende Gehänge und
Terrassen Raum gewähren und auch hier fast nur in den
von Deutschen besiedelten Gegenden, namentlich in den
Gebieten der alten Valserkolonien (Rheinwald, Vals, Sa-
ßen, Obersaxen, Avers, Davos, Langwies, iKlosters, teil-
weise auch im untern und mittleren Prätigau, in der
Herrschaft, im Domlescbg etc.)- Ueberall sonst, also auch
bei einem grossen Teil der deutschen Revölkerung,
herrscht die Dorfanlage und zwar meist das langgestreckte
Gassendorf mit zeilenweise län^ der Hauptstrasse ange-
ordneten Häusern und etwa einigen, meist recht unregel-
massigen und winkliffen, nicht immer sehr säubern, «halb
malerischen, halb aostossenden» Seitengassen. Seltener
ist das Haufendorf mit mehr oder weniger {gedrängten,
unregelmässig durcheinander gewürfelten Hausem und
Stallen. Dörfer wie Höfe linden sich nur ausnahmsweise
unten auf ebenen Thalböden, auch wo diese
wie im Domleschff, im untern Rheinthal und
Prätigau vorhanden sind, denn hier wären
sie zu sehr der Ueberschwemmungsge&hr
und den ungünstigen Einflüssen des feuch-
ten Bodens ausgesetzt. Fast immer finden
wir daher die Siedelunsen auf der Sonnen-
seite der Thäler über die breiten Gehänge
und Terrassen oder an deren Fuss auf sanft
geneigten Schutthalden. Man veraleiche in
dieser Beziehung z. B. die linken Seiten des
Vorderrheinthals, des Lugnez, des Safien-
thals, des Hinterrhein thals (Rhein wald,
Schams und Heinzenberg), des Engadin
und Samnaun oder die rechten Seiten des
Prätigaus, Schanligg, Landwasserthals und
Bergell mit ihren Terrassenorten oder end-
lich das Churer Rheinthal und Domleschg
mit ihren Haldenorten. Die Bauart der
Häuser wechselt mit den Völkerschaften :
bei den Deutschen herrscht das gezim-
merte, bei den Romanen das gemauerte
Haus^ beide mit niedrigem Schindeldach,
die eine Giebelseite als Hauptfront nach S.
ffekehrt, schmale Lauben auf einer oder
neiden Lanffseiten. Der Stall steht meist
nicht mit aem Wohnhaus unter einem
Dach, sondern daneben und quer zum
Haus, so dass Haus- und Dachfirst senkrecht zueinander
stehen. Dazu kommen eine Menge von überall an den
Gehängen zerstreuten Heustadeln, während Kornspeicher
und Tennen meist entbehrlich sind. An lawinengefahr-
lichen Stellen sind die Häuser durch besondere Erd-
und Stein wälle, sog. Spaltecken, ge-
schätzt. Doch zeigen alle diese Dinge
von Thal zu Thal manche Verschieden-
heiten. Die Holzhäuser z. B. sind bald
aus Rundhölzern aufc[ebaute Blockhäu-
ser, bald aus vierkantig zugeschnittenen
Balken gezimmerte Strickhäuser. Die
Steinhäuser des Engadin mit ihren
dicken Mauern, kleinen Fenstern und
schön aus Arvenholz getäfelten Zimmern
sind dem Klima, insbesondere dem
langen Winter, gut angepasst. Oft findet
man auch einige Malerei, namentlich an
den Hauskanten, sowie an den Tür- nnd
Fenstereinfassungen, und, im Innern
mehr als am Aeussem, hübsches Schnitz-
werk. Fast in jedem Dorf findet man
neben den einfachem Bauemhänseni
auch das eine oder andere mehr herr-
schaftliche Haus, das in Grosse und
Bauart von jenen nicht unwesentlich
abweicht. In neuerer Zeit sind beson-
ders in Davos, in den reichen Dörfern
des Engadin, bei Chur, aber auch an-
derwärts manche hübsche Chalets, aus
schönem Holz gezimmert und reich ge-
ziert, mit traulichen Lauben, hellen Fens-
tern und sinnigen Sprüchen, entstanden,
der Ausdruck gehonenen Wohlstandes
und veredelten Geschmacks. Noch zahl-
reicher sind in den vielen Kurorten die
stattlichen Hotels, oft stolze Prachtbauten, die die Physiog-
nomie mancher Orte so sehr verändert haben, dass ihr frü-
heres Aussehen kaum mehr zu erkennen ist, so besonders
in Davos, St. Moritz, Pontresina, Maloja, Schuls-Taraso,
Arosa. Ein nicht unwesentlicher Zug in manchem Land-
schaftsbild sind die gefallenen Burgen, deren graues Ge-
mäuer von zahlreichen Höhen melancholisch herunter-
schaut auf das frische Leben im Thal, die letzten Zeugen
einer entschwundenen Zeit. Fast ganz verschwunden sind
auch die zahlreichen, meist sehr malerischen Volkstrach-
ten mit ihren vielgestaltigen farbigen Röcken, Schürzen,
Taillen, Miedern und Hauben, die von Thal zu Thal wech-
selten. Sie werden fast nur noch bei grossen festlichen
Anlässen getragen. Geblieben ist aber das einfoche, solide,
einfarbig-dunkelgraue Bündnertuch, das aus der Wolle
der eigenen Schafe von den Hausfrauen gesponnen und
Kanton GraubQaden : Sils mit dem Piszo della Margna.
gewoben und von Männern, Frauen und Kindern getra-
gen wird. »^' Ir
Beschäftigung, In einem so ausgesprochenen Gebirgs-
*erl*t Ton Oebr, AtUii(fnr, Ndtienbor«.
M'^oat.^t de CiFTtcnwich
50 /¥er^e. ^ 50 (^ev^i/x
JÖO ffmder.. * iüü 6ov/dcs
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a?«J:EflldoRam
KAitirt^er. Jiff.
GRA
GRA
497
und Hochland wie es Graubünden ist, nimmt natürlich
die Viehzucht verbunden mit Alpwirtschaft unter den Be-
schäfligungs- und Erwerbszwei^^en den
ersten Rang ein. Die Landwirtschaft
kommt erst an zweiter Stelle und ist
ausserdem immer mit Viehzucht ver-
bunden. Leider ist der früher ziemlich
stark und an zahlreichen Orten betrie-
bene Bergbau völlig erstorben. Auch
die Industrie ist weniger bedeutend als
in manchen andern Bergländem, und
der Verkehr ist trotz der vielen treffli-
chen Alpenstrassen wesentlich nur noch
ein interner, da die benachbarten Berg-
bahnen über den Gotthard und Arlberg-
Brenner den einst sehr bedeutenden
Transitverkehr ganz an sich gerissen ha-
ben. So nähren sich denn vofle 60% der
Bewohner Graubündens von der Urpro-
duktion und zwar in der Hauptsache von
der Viehzucht, 21 % von der Industrie,
ii% von Handel und Verkehr, 4%
von öffentlicher Verwaltung, Wissen-
schaft und Kunst, und 4% sind ohne
bestimmten Beruf.
Vom Boden sind 1223 km* oder 17%
Waldland; 2626 km< oder 36,5% Aek-
ker, Gärten, Wiesen und Weiden ; 3 km *
Rebland; 2923km* oder 40,7% Fels
und Schutt; 359 km* oder 5% Glet-
scher und 12 km* Seen. Es sind also rund 54% desselben
produktiv und 46% un[>roduktiv.
Viehzucht und Alpwirtschafl zusammen bilden den
Haupterwerbszweig der ßündner. Kein anderer Kanton hat
im Verhältnis zur Volkszahl so viel Vieh wie Graubünden.
Die eidgenössische Viehzählung vom Jahr 1901 ergab für
ihn 4547 Pferde, 53 Maultiere und Esel, 77836 Rinder, wo-
von 29425 Kühe und 3080 Zuchtstiere und Ochsen, 22000
Schweine, 71400 Schafe, 45200 Ziegen und 8735 Bienen-
stöcke. Die Zahl der Pferde ist in Graubünden absolut und
relativ genommen grösser als in irgend einem andern
Alpenkanton. Auf lOOO Ew. kommen in Graubünden 4344
Pferde, im Wallis nur 23 (dazu aber noch 27 Maultiere und
Esel), im Tessin nur etwa 13« in Uri nur 12, in den drei
Urkanlonen zusammen 20, in Glarus 13-14 und in St. Gal-
len 29. Das Mittel für die Schweiz beträgt 37-38. Ungefähr
im gleichen Rang mit Graubünden stehen Thurgau mit
eigene, zwar kleine, aber ausdauernde, für den Gebirjg^
dienst geeignete Rasse, die jedoch nicht mehr zahlreich ist.
Kaoton GraabüDdeo): Blick von Maloja Kulm ins Bergall,
43-44 und Luzem mit 47, wesentlich höher nur Bern mit
5B^, Waadt mit 62 und Freiburg mit 73 Pferden auf 1000
Ew. Graubünden besitzt im « Oberländer Pferd » eine
Kanton Granj^flodan : Maloja and Silsersea.
Im Bestand an Rindvieh wird Graubünden, absolut ge-
nommen, nur von wenigen der volkreichsten Kantone
übertreffen (Bern, Luzem, Freiburg, Waadt, Zürich und
St. Gallen), relativ aber nimmt es mit 745 Rindern auf
1000 Ew. den ersten Rang in der Schweiz ein. Am nächs-
ten stehen ihm Luzern mit 728, Freiburg mit 709, das
Berner Oberland mit 666, die drei Urkantone zusammen
mit 627 und Wallis mit 622 Stück auf 1000 Ew. Das Mittel
für die Schweiz beträgt 404. Die Viehzucht ist in Grau-
bünden seit einer Reihe von Jahren in erfreulichem
Aufschwung begriffen, weniger durch Vermehrung der
Tiere als durch sorfffäl tigere Pflege und Veredlung der-
selben. Trotz manener Verschiedenheiten im Einzelnen
unterscheidet man doch zwei Hauptrassen : das Braun-
vieh und das Grauvieh, von welchen das erstere mehr
im untern Rheingebiet, das letztere mehr im Oberland
gehalten wird, während im Gebiet des Hinterrhein und
im Engadin beide Rassen neben ein-
ander vorkommen. In den transalpinen
Thälern trifft man vielfach italienische
Viehschläge, und es steht hier die Zucht
noch nicht auf derselben Höhe wie im
übriffen Kantonsteil. Das Hauptziel der
Viehnaltunff ist überall die Aufzucht
von Jungvien, das dann zu ffuten Preisen
in die untere Schweiz und ins Ausland
verkauft wird. Die Kühe machen denn
auch nur 38 % des bündnerischen Vieh-
standes aus, während es in den Urkan-
tonen 48%, im Wallis 53% und über-
haupt in allen übriffen Kantonen 50-60%
sind. An Käse wird fast nur Magerkäse
für den eigenen Gebrauch gemacht. Fett-
käse liefern nur einzelne Gegenden des
Engadin und des Oberlandes. Mehr Ge-
wicht wird auf die Butterbereitung ge-
legt, und es kommtauch viel feine Tafel-
butter in den Handel. Auch in der Schwei-
nezucht nimmt Graubünden unter allen
Alpenkantonen in absoluter wie relativer
Zahl der Tiere den ersten Rang ein. Noch
mehr tritt der Vorrang Graubündens
über alle andern Kantone in der Zahl
der Schafe und Ziegen hervor, denn
während die Bevölkerung dieses Kantons
nur ytreniß über 3% der gesamten
schweizerischen ausmacht, so Icommen
fast Variier Schafe und */• aller Ziegen der Schweiz auf ihn.
In der Bienenzucht steht Graubünden ebenfalls ehrenvoll
da, denn wenn es auch von mehreren Kantonen der
428
6RA
6RA
untern Schweiz in der absoluten und relativen Zahl der
Bienenstöcke übertroffen wird, so nimmt es doch auch
hierin unter allen Alpenkantonen wieder den
ersten Rang ein. Dazu ist der Honig der band-
nerischen Hochthäler von vorzüglicher Güte
und findet seinen Weg teils in die zahlreichen
Hotels, teils auch nach Auswärts. Besonders
gerühmt werden in dieser Beziehung das Ta-
vetsch, Bergell und Puschlav. Immerhin wür-
den die ausgedehnten würzigen Wälder und
blumenreichen Weiden des Landes noch eine
bedeutende Ausdehnung der Bienenzucht er-
möglichen. Uebrigens lät seit einigen Jahren
ein namhafter Fortschritt zu konstatieren,
sowohl in der Behandlung der Bienen und
des Honigs als in der Zahl der Bienenstöcke,
die sich seit 1886 um mehr als 1000 vermehrt
hat.
Eine der Hauptgrundlagen der bündneri-
schen Viehzucht bilden die Alpweiden, deren
Graubünden als reines Alpenland mehr hat als
jeder andere Kanton. Leider gibt es darüber
noch keine genügende Statistik, und es kann
darum insbesondere die Flächengrösse air
dieser Alpweiden nicht angegeben werden.
Nach einer Zählung vom Jahr 1890 sind es
rund 800 Alpen, die von etwa 700 Pferden, 30000
Kühen, 9(X) Ochsen, 34000 Stück Galtvieh
(Jungvieh) und 91 000 Schafen bestossen werden. Redu-
ziert man das Weidebedürfnis der Pferde, des Galtviehs
und der Schafe auf Kuhweiden, so erhält man für sämt-
liche Alpen 67-68000 Kuh weiden zu 3 Monaten. Dazu
kommen noch etwa 34000 Kuh weiden (ebenfalls auf drei
Monate berechnet) in den Allmend- und Heimweiden der
tiefem Lasen in der Nähe der Ortschaften, so dass die
Gesamtzahl der Kuhweiden (immer zu 3 Monaten per
Jahr] auf über 100000 steigt. Eine Eigentümlichkeit Grau-
bünaens. besonders des Engadin, ibtes, dass ziemlich viel
fremdes Vieh in den Alpen gesommert wird, darunter
etwa 20000 Bergamaskerschafe und je etwa 4000-5000
Stück Kühe und Jungvieh (zusammen etwa 11 000 Kuh-
weiden, d. h. nahezu Ve sämtlicher AIpen-Kuhweiden).
In frühem Zeiten war der Ertrag der Bundner Alpen er-
heblich grösser als gegenwärtig. Lawinen, Steinschläge,
Felsstürze, Rufen, aber auch Entwaldung und Ueberwu-
cherung mit Strauchwerk und Unkräutern, besonders mit
Alpenrosen, Wachholder, Grünerlen etc., endlich lange
andauemde Ueberstossung und Mangel an Düngung und
sonstiger Pflege haben manche Alpen so sehr geschadigt.
mit löblichem Eifer an der Herbeifuhrang besserer Zu-
stände gearbeitet. Zahlreiche Alpen sind von Steinen und
Kanton Graubünden : Haus in Bevers.
dass sie jetzt bei weitem nicht mehr so viel Vieh zu som-
mern vermögen wie früher. Doch wird in neuerer Zeit
von Privaten, Gemeinden und Staat (Kanton und Bund)
Kanton Graubfind«)n : Hfluser in Vals.
Strauchwerk gereinigt worden, und vielorts entstanden
neue und gut eingerichtete Sennhütten und Schermen
(Viehställe), Wasserleitungen, Schutzmauera, Lawinen-
verbauungen, neue Alpwege; auch Alpwiesen werden an-
gelegt, der Dünger wird besser verwendet, der Wald
mehr geschont und manche Stelle wieder aufgeforstet
Der Landbau spielt in Graubänden, abgesehen vom
Wiesenbau, nicht eben eine grosse Bolle, obwohl die
letzten Ausläufer des Getreide- und Obstbaus, wie schon
bei der Schilderung des Klimas dargestellt wurde, hier
wie im Wallis infolge der allgemeinen Massenerhebung
und der dadurch gesteigerten Höhengrenzen weiter hin-
auf ii^ehen als sonst irgendwo in der Schweiz oder im
Gebiet der Alpen. Aber die Natur des Landes und die
Neigune des Bündners weisen ihn viel mehr auf die Vieh-
zucht als auf den Ackerbau. Der letztere erreicht nur in
einzelnen Thalschaften grössere Bedeutung. Früher war
er viel ausgedehnter, und es sollen das Unter Engadin,
das untere Rheingebiet bis Schams, ja selbst das Ober-
land Getreide über den Eigenbedarf hinaus gebaut haben.
Auch im Ober Engadin erkennt man noch deutlich die
Spuren der einst terrassenartig angelegten Acker-
felder. Die leichtere und billigere Zufuhr fremden
Getreides und andere wirtschaftliche Verhältnisse
haben den Getreidebau auf sein heutiges Maass ein-
geschränkt und werden ihn wohl noch mehr ein-
schränken. Angebaut wurden und werden noch vor
allem Roggen, dann auch Weizen, Gerste, Hafer,
Hirse. Auch Mais wurde früher im Churer Rhein-
thal, sowie im Domleschg und untern Prätigau weit
mehr angebaut und kam wenigstens bei warmem
Herbstwetter gut fort. Dem Gemüsebau wird seit
Aufkommen des Fremdenverkehrs wieder vermehrte
Aufmerksamkeit geschenkt, und es erfreuen sich
seine Erzeugnisse bis in hohe Lagen (Klosters, Da-
«ros, Bergün, Unter und Ober Engadin bis gegen
1800 m) eines ffuten Rufes. Ebenso gewinnt der Obst-
bau mehr una mehr an Bedeutung. Schon in frü-
hem Zeiten wurden durch Offiziere, die in fremden
Krie^diensten standen, manche feine Obstsorten
— wie auch Gemüse — eingeführt, und in neuerer
Zeit wurden diese durch eigentliche Obstbaumzüchter
noch vermehrt. Private, (jesellschaften und der
Staat sind mit Erfolg bemüht, auch diesen, für
Graubänden aussichtsreichen Zweig der Landwirt-
schaft, nach Kräften zu fördern. Namentlich wird
auf feines Tafelobst hingearbeitet, das sich durch
Schönheit und Schmackhaftigkeit auszeichnet und
in den zahlreichen Hotels wie auch nach dem
Unterland guten Absatz fmdet. Die Hauptgebiete des
Obstbaus sind das untere Rheinthal, das Domleschg. das
Prätigau bis Serneus, das Unter Engadin, die transalpi-
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attloger, Neuenbürg.
KANTON GRAU BUNDEN.
INDUSTRIE
! Nötdindustrie . . »^ BSden
Holzinduatrie . . ./ MeUllindustric r
Temtillnduatrie. . ^ liegdu CtmenbFa»
Papitrlndusbrie. . ^ übskrerarbeitunff^
MMIenlnduatrie. . :" Druckerei
Elektrimche Ind...^ MOUerei
KANTON GRAUBÜNDEN.
RINDVIEHZUCHT
Rinder auF 100 Bewohner«
de 10-40 fV<l de 101 - 120 ["~^
♦/ - SO K :■! 121 - ISO \ I
6I-&0 t;'"!J iSl-200ÜII2
81 - WO ^S 201 - 250 t-— I
KANTON GRAUBUNDEN-GEWERBE UND VIEHZUCHT
GRA
6RA
429
nen Thäler, teilweise auch das Vorderrheinthal bis
Truns, die Thalbecken von Schams und Tiefenkastei.
Kaoton GraubündeD: Haus im Müostertbal.
Vereinzelte Kirschbäume gehen bis ins Ober Engadin.
Dagegen halten sich die Nussbäume, oit in grossen schö-
nen Exemplaren, nur an die tiefem La^en des Rheinge-
bietes und der transalpinen Thäler (Misox, Bergell und
Puschlav) ; in den letztem gesellt sich dazu die Edelkas-
tanie, die stellenweise auc^ waldbildend auftritt.
Der Weinbau umfasst nur 3 km^ und beschränkt sich
fast ganz auf das Churer Rhein thal bis Reichenau, dann
auf das untere Mi»ox. Ein vereinzelter Rebberg findet
sich noch beim Schloss Ortenstein im Domleschg. Die
übrigen tiefern Thäler haben wohl noch da und dort
Rebenspaliere, aber keine Weinberge mehr. Der Weinbau
wurde in Graubunden schon in der Römerzeit betrieben
und erstreckte sich früher über ein grösseres Gebiet als
gegenwärtig. So ^b es z. B. bei Ilanz und selbst bei
Hemüs im Unter Engadin einzelne Weinberge. Es sind
wieder mehr wirtschaflliche als klimatische Verhältnisse,
die den Weinbau in Graubünden wie auch noch in an-
dern Teilen der Schweiz auf den heutigen Umfang einge-
schränkt haben. So spärlich derselbe aber gegenwär-
tig der Quantität nach ist, so vorzüglich ist die Qualität.
Die Weine der Herrschaft (Fiäsch, Maienfeld, Jenins und
Malans) und von Chur gehören zu den besten und alko-
holreicnsten der Schweiz. Es sind weit vorherrschend
Rotweine aus Trauben, die aus Burgund stammen und >
von Herzog Rohan eingeführt sein sollen. Ein vorzug- ;
lieber Weisswein ist der sog. Completer f besonders von
Malans) aus einer VelUinertraube. Der meiste Wein wird
als Sauser unter dem Namen « Oberländerwein » in die
untere Schweiz verkauft. Das Puschlav hat auch einige
Tabakpflanzungen, das untere Misox etwas Seidenzucht.
Der Bergbau hatte einst für 'Graubünden nicht ge-
ringe Bedeutung, liegt aber gegenwärtig^ völlig darnieder.
Seine Geschichte reicht zurück bis in die Römerzeit,
ist aber bis ins 16. Jahrhundert ein verworrenes Ge-
misch von Wahrheit und Dichtung. Vor dem Untergang
von Flurs im Jahr 1618 spielte die dortige Familie der
Vertemaoder Vertemate-hranchi eine bedeutende Rolle
in der Ausbeutung bündnerischer Minen. Im frühern
Mittelalter und im 16. und 17. Jahrhundert wurde der
ßerffbau oft mit Sachkenntnis und gutem Gewinn be-
triebrn. Dann nahm aber der Raubbau immer mehr
überhand und brachte die Werke rasch in Zerfall. Im
19. Jahrhundert erfolgte zeitweise ein neuer Aufschwung.
1804/05 entstand die Bergbaugesellschaft von Tiefenkastei
(später nach Reichenau verlegt) zur Ausbeutung der Erz-
lager von Oberhalbstein-Schams und des Oberlandes,
leider unter unfähiger Leitung und mit entsprechend trau-
rigem Erfolg. Bessere Aussichten bot eine Zeit lanff das
Unternehmen am Silberberg bei Davos, das sich auch auf
die Minen des Albulathals und des Unter
Engadin (Scarl) ausdehnte, aber dann doch
bald in Zerfall geriet. Ein ähnliches Schick-
sal hatte das Werk von Bellaluna hinter
Filisur, wo die Eisenerze des Val Tisch
verarbeitet wurden. In guten Händen lag
von 1860 bis 1872 das Eisen- und Silberwerk
von Schams, dessen Untergang wohl haupt-
sächlich den schwierigen Transportverhält-
nissen zuzuschreiben ist. Früher schon
waren die Eisenwerke im Ferrerathal ein-
gegangen. Kläglich verlief auch die Gold-
ausbeute am Calanda («Goldene Sonne»
ob Felsberg). So sind alle Berg Werksunter-
nehmungen meist schon nach kurzem Be-
stand gescheitert, teils infolge grosser äus-
serer Schwierigkeiten (Mangel an billigem
Brennmaterial, Transport- und Verkehrs-
schwierigkeiten, Entlegenheit und wohl
auch oft ungenügende Ergibigkeit der Erz-
lager etc.), mehr noch aber infolge Un-
fähigkeit der Leiter und Arbeiter. Oft sind
dabei jg;rosse Verluste entstanden, und na-
mentlich haben die Wälder mancherorts
enormen Schaden gelitten. Immerhin
scheint es nicht hoffnungslos, dass nach
dem Ausbau des bündnerisclicn Eisenbahn-
netzes und durch Ausnutzung der vielen
Gewässer für die Erzeugung elektrischer
Kraft, sowie bei rationellem Betrieb der
Bergbau in Graubünden noch einmal • einen kräftigen
Aufschwung nehmen kann, denn an nutzbaren Erzen
(Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Blei, Silber, Grold) fehlt es
dem Lande nicht. Auch die Steinbrüche dürften vielleicht
einmal grössere Bedeutung erlangen (Tonschiefer, Kalk-
steine, Gips, Serpentine, Granite, Syenite, namentlich
auch sog. Lavezsteine und Marmore).
Die Industrie ist in Graubünden wenig entwickelt.
Fabrikorte gibt es da keine. Wo überhaupt Fabriken und
fabrikartige Anlagen vorkommen, sind es immer nur ein-
zelne und meist nur kleinere Betriebe, und diese beflnden
sich fast alle im untern Rheingebiet. Der Bündner ist der
Natur seines Landes und seinem eigenen Naturell ent-
sprechend mit Vorliebe Viehzüchter und Landwirt, wäh-
rend ihm die gebundenere und ung^esundere Arbeit in
Fabriken wenig zusagt. Dazu sina auch die geringe
Volksdichte und die einfachen sozialen Verhältnisse der
Fabriktätigkeit wenig günstig. Am meisten Aussichten
auf einigen Erfolg hätten wohl einige Hausindustrien, die
Kanton Graubfinden: Haus in Sent.
die Freiheit der Bewegung weniger hemmen und den Ar-
beiter weniger abhängig vom Brotherrn machen. Wirk-
lich wird denn auch ein grosser Teil der Kleiderstoffe,
430
6RA
GRA
besonders das solide graue Bündnertach für Männer- und
Franenkleider für den eigenen Bedarf in den Haushaitun-
• KantoD Graubfladan: Wohnzimmer in Sant.
gen selbst aus der Wolle eigener Schafe und aus selbst
gepflanztem Hanf und Flachs herffestellt. Früher war dies
noch mehr der Fall als jetzt, und man traf fast in Jedem
Haus Webstuhl und Spinnrad an. Die erleichterte Zufuhr
fremder Stoffe drängt aber auch diesen Zweig der Tätiff-
keit immer mehr zurück. Im vorigen Jahrhundert wurae
am Heinzenberg, im untern Hheinthal und im Prätigau
auch die Baumwollspinnerei als Hausindustrie betrieben,
die sich aber seit dem Aufkommen der Spinnmaschine
nicht mehr zu halten vermochte. An ihre Stelle ist da
und dort die Stickerei getreten. Auch einige einst grössere
Betriebe sind eingesan^en, so eine Glasfabrik l^i Rei-
chenau, eine Papierfabrik in Chur, eine Tabakfabrik und
eine Seidenspinnerei in Marschlins bei Igis und andere
mehr. Gleichwohl ist die Industrie in einem, wenn auch
nur langsamen, Wachstum begriffen. In Chur bestehen eine
Eisen bannreparaturwerkstätte und eine Maschinenfabrik,
eine Pulverfabrik, eine Tuchfabrik und anderes, bei Land-
quart eine grössere Papier- und Zellulosefabrik und eine
Ziegelei, in Malans eine Baumwollzwirnerei, bei Thnsis
eine Calciumkarbidfabrik. bei Sils im Domleschg eine
Baumwollspinnerei, in Cnur, Davos und sonst noch an
einigen Orten bedeutende Baugeschäfte, Bau- und Möbel-
schreinereien (auch Chaletbau und Parketterie), in Grüsch
(Prätigau) eine grössere Sägerei und Mühle, Holzsägen
überhaupt fast überall. Holzindustrien dürften in Grau-
bünden bei dem Reichtum an schönem Bau- und Werk-
holz und bei den vielen Wasserkräften einmal noch eine
grössere Entwicklung erfahren. Keine andern würden
sich für dieses Land als eigentlich bodenständige Indu-
strien besser eignen.
Grossartig und immer mehr sich entwickelnd ist der
Fremdenverkehr, Nur Wallis, Berner Oberland und
Vierwaldstätterseegegend können sich darin mit Grau-
bünden messen. Ja das letztere hat mehr Fremdenhotels
und Fremdenbetten als irgend eines der eben genannten
Gebiete. Etwa 15?^ aller Fremdenhotels und Fremden-
betten der Schweiz kommen allein auf Graubünden. Im
Jahr 1899 war die Zahl der erstem 264 (jetzt über 280), die
der letztern rund 6100 (jetzt wohl geffen 7000). Von 1880
bis 1900 hat die erstere Zahl um oO %, aie letztere
um fast 90% zugenommen. Kein anderer Kanton hat so
viele Hotels grössten Stils und ersten Rangs wie Grau-
bünden. Wir zählen hier 14 Hotels mit ie über 200 Betten
(Bern 8, Luzem 6, Urschweiz 9, Wallis 4 und Waadt 4^ für
die ganze Schweiz 52). Der Strom der Fremden ergiesst
sich alljährlich in alle irgend bedeutenderen Thäler, ja
auch in manche abgelegene und verborgene Winkel, am
meisten aber ins Ober Eogadin (St. Moritz,
Pontresina und überhaupt von Samaden bis
Maloja), ins Unter Engadin (Schuls-Tarasp),
nach Davos, Arosa und Klosters. Dabei zeigt
kein anderer Kanton eine solche Mannig-
faltigkeit verschiedenartiger Kurorte wie
Graubünden, denn da treffen wir Som-
merfrischen, Touristenzentren, Heilbäder
und Winterkurorte in buntem Wechsel
und oft nahe bei einander. Auffallend
zahlreich sind die Badeorte mit ihren oft
sehr kräftigen Heilquellen. Sie zerfallen
nach ihrem Mineralgehalt in zwei Haupt-
gruppen : Säuerlinge und Gipswasser. Die
erstem, als Mineralwasser mit hohem Koh-
lensäuregehalt und freier Kohlensäure, tre-
ten fast ausschliesslich in den Gebieten des
Bündnerschiefers und in mancherlei Abän-
derungen auf mit mehr oder weniger Gips,
Calciumkarbonat, Kochsalz, Natrium, Eisen
etc. Die wichtigsten davon sind die Eisen-
säuerlinge von St. Moritz mit 3 Hauptquel-
len, die Natron- und Eisensäuerlinge von
Tarasp-Schuls mit so zahlreichen Quellen,
wie sie sonst selten an einem Ort vorkom-
men, dazu weitere starke Sauerquellen (dar-
unter auch arsenhaltige) im benachbarten
Val Sinestra; es folgen die Säuerlinge von
Passugg bei Chur, von Fideris im Prätieau,
von St. Bemhardin am gleichnamigen Pass
(oberstes Misox) ; kleinere Quellen sind die
von CasUel (Schanfigg), Tiefenkastei und
Solls (an der Albula), Peiden (Lugnez) und andere. Die
bedeutendsten Gipswasser sind die von Alvaneu (Albula-
thal), Serneus (Prätigau), Le Prese (Puschlav), Clavadel
und Spina Bau in Davos, alle mit Schwefelwasserstoff,
dann die von Rotenbrunnen (Domleschg). Andeer, Ber-
gün, Vals und Teniser Bad (Somvix) onne Schwefel-
wasserstoff. Die Quelle von Vals ist zugleich eine Therme
mit 27^ C. Noch zahlreicher sind die Sommerfrischen,
besonders wieder im Ober Engadln, im Prätigau (Klos-
ters, St. Antonien, Seewis), Churwalden-Lenzerheide.
einzelne Gegenden des Oberlandes (Flims-Waldhänser,
Brigels, auch Truns, Disentis), Bergeil (Promontogno) etc.
Als Touristenort nimmt Pontresina den ersten Rang ein,
dann folgen etwa Klosters, Bergün und noch eini^ Orte des
Engadin. Davos und Arosa sind die possten alpinen Win-
terkurorte der Schweiz. Dieselben nahen, wie auch Pon-
tresina, St. Moritz, Maloja, Tarasp-Schuls und zum Teil
auch Klosters, durch die vielen und grossen Hotelbaoten
und den einen ^össern Teil des Jahrs mächtig flutenden
Fremdenstrom in Aussehen und Lebensweise eine g^[en
früher stark veränderte Physiognomie angenommen, une
Reihe anderer Orte mit ebenfalls beträchtlichem Frem-
denverkehr sind mehr Durchgangsstationen und wichtige
Post- und Passorte, so vor allem Thusis als Ausgangs-
punkt für die prachtvollen und stark begangenen Schlucht-
strassen der Viamala und des Schyn und dfamit der Pässe
über Splüjgfen, Bemhardin, Julier und Albula, dann Chur
als Hauptknoten des bündnerischen Strassennetzes; zum
Teil auch Tiefenkastei, Davos Dorf, Bergan, mehrere Orte
des Oberhalbsteins, Zernez, Ponte, Silvaplana, Santa Ma-
ria (Munsterthal), Splugen, Ilanz, Disentis.
Handel und Verkehr. Früher hatte Graubünden einen
sehr starken Transitverkehr. Seit Eröffnung der Gotthard-,
Arlberg- und Brennerbahn ist derselbe aber völlig er-
loschen. Der Handel beschränkt sich jetzt ausser auf die
Einfuhr der notwendigen Lebensmittel und sonstifien Be-
darfsartikel wesentlich auf Vieh- und Holzhandel, woza
als drittes ein nicht unbedeutender Weinhandel kommt
da ein grosser Teil des Handels mit Veltlinerweinen in
bündnerischen Händen liegt. Dem Verkehr dient ein aus-
gezeichnetes Strassennetz, vne es kein anderer Alpenkan-
ton, ja kein anderes Alpenland überhaupt in ähnlicher
Weise besitzt. Sämtliche bewohnten Thaler haben ihre
Strassen, und über 11 Hochgebirgspässe führen pracht-
volle Bergstrassen (Oberalp, Lukmanier, St. Bemnardio^
Splügen, Julier, Albula, Flüela, Ofenberg, Umbrail, Ber.
6RA
6RA
431
nina und Maloja), die schauerlichsten Schlachten sind von
Strassen durchzogen (Rofna, Yiamala, Schvn, Stein ob
Tiefenkastei, Bergöner Stein, Zuge unterhalb Davos und
▼iele andere). Die samtlichen Strassen haben eine Länge
von etwas über 1000 km (140 m per km* oder 10 m per
Einwohner) und wurden im Wesentlichen seit dem Jahr
1818 mit einem Kostenaufwand von über 16 Millionen
Franken erbaut, wozu für Expropriationen und Rohmate-
rialien (Holz, Steine, Sand, Kies etc.) noch p^egen 2 Mil-
lionen Franken zu rechnen sind. Daran erhielt der Kan-
ton vom Bund nur 1 Million Fr. Die ganze übrige Summe
von gegen 17 Millionen fiel der numerisch schwachen Be-
völkerung allein zur Last und ist heute vollständig abge-
tragen. Gewiss ein glänzendes Zeu^is für die Weitsich-
tigkeit und Opferwilligkeit von Behörden und Volk ! Man
unterscheidet Kommerzialstrassen, Yerbindun^sstrassen
und Kommunalsirassen. Die erstem, 5-6 m breit und vor
1840 erbaut, sind 1. Chur-Hinterrheinthal-St. Bemhardin-
Tessin, 2. Chur-Parpan-Tiefenkastel-Oberhalbstein- Julier-
Silvaplana-Maloja-Bergell, 3. Chur-Maienfeld-Luziensteig,
zusammen 260 km. Auf ihnen bewegte sich einst der
ffTosse internationale Verkehr, der im Jahr 1856 seinen
Höhepunkt erreichte mit 271 000 Zentnern sogenannter
Transitgüter, meist Tuchwaaren, Seide und Kaffee, dann
noch etwa 100000 Zentnern Wein, Getreide, Mehl, Reis,
Holz und andern Konsumartikeln. Die Verbindungsstras-
sen sind die übrigen Berff- und Thalstrassen (Vorderrhein-
thal-Oberalp, Medels-LuKmanier, Luapez und Safien, Al-
bula- und Landwasserthal mit Albula- und Flüelapass,
Avers, Schanßgg, Prätigau-Davos, Engadin, Bemina-
Paschlav. Ofenberg-Münslerthal , Umbrail), zusammen
etwa 580 km und je 8,6-5 m breit. Im Jahr 1901 betrug die
Zahl der Postpassagiere auf der Route des St. Bcm-
hardin 12101, Spingen 10868, Schyn und Julier 34895,
Albula 28735, Flüela 14027, Maloja und Engadin 42241,
Bemina 11105, Ofen 2377. Lukmanier 1664, Oberalp
21963. Das sind auf diesen 10 Routen rund 180000 Post-
passagiere, ungezählt die vielen Tausende, die mit Privat-
mhrwerk und zu Fuss reisen. — Die Kommunalstrassen
endlich bestehen aus vielen kleinen Stücken, die haupt-
sächlich die abseits von den Hauptstrassen liegenden Ge^
meinden mit diesen verbinden, oft aber auch innerhalb
der Gemeindegebiete sich verzweigen, zusammen etwa
170 km. Nun genügen auch die Strassen nicht mehr, und
es beginnt ein Eisenbahnnetz sich zu entwickeln, an dessen
Ausbau sich Gesellschaften, Kanton und Bund beteiligen.
Lange war Cbur Kopfstation der Vereinigten Schweizer-
bahnen. Daran schliessen sich jetzt die Linien der «Räti-
schen Bahnen » : 1. Chur^Landquart-Prätigau-Davos , 2.
Chur-Thusis, 3. die am 1. Juli 1903 eröffnete Albula-
bahn Thusis- Tiefenkastei -Ber^n-Bevers- St. Moritz, 4.
die am 30. Mai 1903 eingeweihte Oberlandbahn Chur-
Ilanz, sämtlich als Schmalspurbahnen. Schon denkt
man daran, weilere Linien durch das ganze Engadin
und Bergeil (Chiavenna-Landeck) und von Davos nach
Filisur zu bauen. Vielleicht werden die so vermehrten
und verbesserten Verkehrswege nicht nur den einheimi-
schen und Fremdenverkehr fördern, sondern auch der
Industrie und dem Bergbau neue Impulse geben.
Für die allgemeine Volh^ldung sorgen in Graubün-
den Primär-, Real- und Fortbildun^chulen, die in der
Crossen Mehrzahl Winterschulen sind mit meist nur 24-
S Schul Wochen. Eine verlängerte Schulzeit mit 30-34
Schulwochen findet sich namentlich im Ober Engadin
und zerstreut in einigen grössern Orten. Eigentliche
Jahresschulen haben nur Davos Platz mit 40 und Chur
mit 42 Schul Wochen. Von den nahe an 500 Schulabteilungen
sind sehr viele sog. Gesamtschulen, wo alle Schuljahre
unter einem Lehrer vereinigt sind, dann viele zwei- und
dreiteiliffe Schulen. Eine noch weiter gehende Gliederung
bis auf die einzelnen Schuljahre haben nur die grössten
Orte, vor allem Chur. Realschulen giebt es etwa 30. Sie
unterscheiden sich von den Primar-Oberschulen durch
etwas gesteigerte Lehrziele, namentlich in den Realien,
und durch den Betrieb einer fremden Sprache. Uebrigens
wird auch in den obem Klassen der romanischen Primar-
schulen eine fremde Sprache, Deutsch, als obligatorisches
Fach getrieben, ja zuletzt als Unterrichtssprache ge-
braucht Fortbildungsschulen für die der Volksschule
entwachsene Jugend mit je nur einigen TJnterrichtstunden
per Woche giebt es etwa 50, davon die meisten von den
Gemeinden obligatorisch erklärt. Die Leistungen der
büQdnerischen Volksschule dürfen in Anbetracht der be-
stehenden Schwierigkeiten im Ganzen als sehr befriedi-
gende bezeichnet werden. Bei den Rekrutenprüfungen
nimmt Graubünden unter den Hochgebirgskantonen den
ersten Rang ein und stellt sich sogar , neben manche
Kantone der flachem Schweiz. Das ist bei dem Vorherr-
schen blosser Winterschulen und der uügeteilten oder
wenig geteilten Schulen hoch anzuschlagen, umso mehr
als noch weitere Schwierigkeiten dazu kommen, wie
die oft weiten und schwierigen Schulwege bei tiefem
Schnee, dann die dünne, weit zerstreute Bevölkerung und
die daherige Zersplitterung der vorhandenen Mittel. Auch
der Umstand, dass die meisten Lehrer neben der Schule
noch irgend ein Gewerbe treiben müssen, namentlich im
Sommer, sich also nicht ungeteilt der Schule widmen
können, muss erschwerend wirken. Umgekehrt giebt es
aber auch günstige Momente. Dahin ist vor allem zu
zählen die im ganzen gute Veranlagung, die geistige und
körperliche Frische der Bergkinder und die Schulfreund-
lichlieit der Bevölkerung überhaupt, dann die geringere
Schulmüdigkeit bei Lehrern und Schülern iniolge der
schulfreien Sommer. Im Herbst freut sich alles auf den
Wiederbeginn der Schule und tritt frisch und freudig an
die Arbeit, und wenn ffegen Ende des Winters die Müdig-
keit sich einstellen will, ist der Sommer mit seiner Be-
tätigung im Freien auch schon wieder da. Dazu kommen
die vielen kleinen Schulen, da die mittlere Schülerzahl
per Schulabteilune oder Lehrer kaum 30 beträgt (1891 :
14400 Schüler auf 490 Lehrer), dann der relativ tüchtige
und eifrige Lehrerstand, die wohl abgesteckten Lehrziele
und die zum Teil trefflichen Lehrmittel, besonders die
auch ausserhalb Graubündens beachteten Lesebücher und
Rechnungsheflchen. Von den Lehrern sind noch etwa
Vt ohne Patent. Die mittlere Besoldung eines Primar-
lehrers beträgt 920 Fr. und schwankt für patentierte Leh-
rer von lOÖ-WOO Fr. Sieht man von den besser situierten
Schulen der ^össem Orte (Chur, Davos Platz, Ober
Engadin und einigen zerstreuten) ab, wo die Besoldungen
1200-2800 Fr. betragen, so ergibt sich als mittlere Besol-
dung per Winterschule 800 Fr. Daran zahlt der Staat je
nach der Dienstzeit 300-400 Fr. per Lehrstelle. Die Gesamt-
ausgabe für die Primarlehrerbesoldungen beträgt rund
450000 Fr., woran der Staat etwa 162000 leistet. Die Ge-
halte an den Realschulen betragen inkl. Staatszulage
auf dem Land 950-2350 Fr., in Chur bis 3100 Fr., im gan-
zen etwa 58000 Fr. Für den hohem Unterricht sorgt
vor allem die Kantonsschule in Chur mit Realschule,
Gymnasium, technischer Schule, Handelsschule und
Lehrerseminar und mit zusammen gegen 400 Schülern.
In Chur besteht auch ein Priesterseminar, bei Landquart
eine aufblühende landwirtschaftliche Schule (jPlantahof).
An hohem Privatschulen sind zu nennen : die Lehranstalt
Schiers mit Realschule, Seminar und Gymnasium, die
Klosterschule Disentis mit Realschule und Gymnasium,
das Fridericianum in Davos (Gymnasium) und das Kolle-
gium in Roveredo (Misox). In mehreren grossem Orten
gibt es auch gewerbliche Fortbildungsschulen. Die
Schulsliflungen betragen etwa 600000 Fr. Die Kantons-
bibliothek zählt über 20000 Bände und eine schöne, zum
Teil sehr wertvolle Sammlung von Manuskripten. In
Chur besteht ein rätisches Museum mit historischen und
naturwissenschaftlichen Sammlungen. Unter den wissen-
schaftlichen Gesellschaften stehen oben an die naturfor-
schende und die historische Gesellschaft, beide mit Sitz
in Chur.
Staatliche Einrichtungen, (Mitgeteilt von Staatsarchi-
var S. Meisser in Chur). Graubünden ist einer der
22 souveränen Kantone der schweizerischen Eidgenossen-
schaft. Gemäss seiner sehr demokratischen Verfassung
beruht die Souveränität auf der Gesamtheit des Volkes
und äussert sich durch die gesetzmässigen Abstimmun-
gen und Wahlen. Der Volksabstimmung unterliegen : Ver-
fassungsänderungen, Staatsverträge und Konkordate, Ge-
setze, kantonale Ausfuhrungsverordnungen zu Bundes-
gesetzen, welche nicht notwendige Folge der letztern
sind. Beschlösse des Grossen Rates, durch welche neue
Kantonsbehörden aufgestellt werden sollen, Grossrats-
beschlösse, welche eine neue Ausgabe von 100000 Fr. oder
432
GR\
6RA
mehr zur Folge haben« oder eine neue voraussichtlich in
fünf Jahren nach einander wiederkehrende Aussähe von
— -^^ mindestens 20000 Fr.
Fraaentracht in der Herrschaft (links)
and im Prätigau (rechts).
in sich schliessen.
Ausserdem sind auf
Begehren (Initiative)
von wenigstens 3000
stimmberechtigten
Kantonseinwohnern
Vorschläge zum Er-
lass neuer Gesetze
und Verordnungen
und zur Aufhebung
oder Abänderung von
Gesetzen, welcne
mindestens 2 Jahre
in Kraft bestanden
haben, der Volksab-
stimmung zu unter-
b reiten. )^ie die Abge-
ordneten zum Natio-
nal rate werden auch
diejenigen zum Stän-
derate in einem
Wahlkreise durch
das Volk gewählt Das
Stimmrecht beginnt
mit dem erfQllten 20.
Altersjahr.Die Religi-
onsgenossenschaften
ordnen ihre innern
Verbältnisse und ver-
walten ihr Vermögen
selbsländig, doch ist die Oberaufsicht des Staates im all-
gemeinen und nanr.entlich zum Zwecke der Erhaltung und
richtigen Verwendung des Vermögens der als öffentlich
anerkannten Religionsgenossenschaflen, der reformierten
und der römisch-katholischen Landeskirche, vorbehalten.
Politisch, gerichtlich und administrativ ist der Kanton in
14 Bezirke, 39 Kreise und 224 Gemeinden geteilt. In zwei
Fällen bildet je ein Kreis zugleich einen Bezirk, in allen
andern Fällen umfassen die Bezirke mehrere (2-5) Kreise.
6 Kreise bestehen aus je nur einer Gemeinde, wogegen
alle andern Kreise durch eine Mehrheit von Gemeinden
gebildet werden. Die oberste politische und administrative
Behörde des Kantons ist
der Grosse Rat. Jeder Kreis
wählt auf je 1300 Einwoh-
ner und einen Bruchteil
von 651 und mehr einen
Abgeordneten für eine
zweijährige Amtsperiode;
in Zukunft soll auch den-
jenigen zwei Kreisen, wel-
che weniger als 651 Ein-
wohner aufweisen , ein
eigener Abgeordneter zu-
gestanden werden. Die Mit-
glieder des Grossen Rates
sind immer wieder wähl-
bar. Der Grosse Rat wacht
über die Handhabung und
Vollziehung der Bundes-
und Kantonsgesetze, ihm
steht die Vorberatung aller
der Volksabstimmung un-
terliegenden Fragen, der
Erlass der nötigen Vollzie-
hungsverordnungen und
Ausführungsbestimmun-
gen zu den kantonalen und
eid£[eDÖssischen Gesetzen,
sowie von Verordnungen
in Landesangelegenheiten,
welche der Landesabstim-
mung nicht unterliegen,
und die Oberaufsicht über
die ganze Landes Verwaltung zu. Demnach hat er nament-
lich auch die Staatsrechnung zu prüfen, das Budget und
den Steuerfuss festzusetzen. Ordentlicherweise versam-
Frauentracht in Brigels
(Vorderrheinthal}.
melt er sich jährlich je einmal, au sserordenll icherweise
so oft er selbst oder der Kleine Rat es für notwendig hält,
sowie auf Begehren von wenigstens 3000 Stimmberechtig-
ten oder von 20 seiner Mitglieder. Nach jeder Versamm-
lung erteilt er den Gemeinden Bericht über seine
Verhandlungen und promulgiert die vom Volke aogenom-
menen Gesetze sowie seine eigenen Verordnangen und
wichtigeren Beschlüsse. Die oberste ausführende Gewalt
bildet der Kleine Rat: derselbe besteht aus fünf Mitglie-
dern, welche vom Volke in einem Wahlkreise für eine
Amtsdauer von drei Jahren gewählt werden und nur zwei-
mal wieder wählbar sind.
Die gerichtlichen, politischen und administrativen Be-
fugnisse der Kreise sind durch das Gesetz geregelt. Diese
sind befugt, zur Deckung ihrer Verwaltungsausgaben
Kreissteuern zu erheben. Die Präsidenten der Kreisbe-
hörden und der Gemeindevorstände sind Organe der
Regierung. Die politischen Gemeinden des Kantons Grao-
bünden geniessen wohl grössere Selbständigkeit als die
sämtlicher anderer Kantone der Schweiz. Es steht ihnen
das Recht der selbständigen Gemeindeverwaltung mit
Einschluss der niedem Polizei zu, sie sind innerhalb der
Schranken der Bundes- und Kantonsverfassung befugt
die dahin ein-
schlagenden Ord-
nungen festzu-
setzen, und ver-
pflichtet, für gute
Verwaltung ihrer
Gemeindeangele-
genheiten, na-
mentlich auch
ihres Schul- und
Armen Wesens, zu
sorgen. Zur Dek-
kung der Gemein-
debedürfnisse die-
nen in erster Linie
die in billigem
Masse zu taxieren-
den Erträgnisse
des Gemeindever-
raögens, erst in
zweiter Linie,
wenn diese nicht
ausreichen , Ge-
meindesteuern.
Alle drei Sprachen
des Kantons, die
deutsche, die ita-
lienische und die
romanische, sind
als Landesspra-
chen gewährleistet
und dürfen sowohl
in schriftlichen Eingaben an die kantonalen Behörden als
auch im Grossen Rate und vor Gerichten gebraucht we^
den. Richterliche Behörden sind die Vermiltleräroter
(Friedensrichter), Kreisgerichte, Bezirksgerichte und das
Kantonsgericht. Die Vermittler und Kreisgerichte werden
direkt von den stimmfähigen Einwohnern jedes Kreises
für eine Amtsdauer von 2 Jahren gewählt, wo^[egen die Be-
zirksgerichte durch von den Gemeinden bezeichnete Wahl-
männer auf eine Amtsdauer von 3 Jahren gewählt werden.
Die Bestellung des Kantonsgerichtes endlich, welches den
obersten kantonalen Gerichtshof bildet, erfolgt durch den
Grossen Rat auf drei Jahre. Die Kreis- und Bezirksgerichte
bestehen aus einem Präsidenten und 6 Mitgliedern, das
Kantonsgericht aus einem Präsidenten und 8 Mitgliedern.
Die Kreisgerichte sind nur in bürgerlichen Rechtssachen
zuständig, wogegen in die Kompetenz der Bezirksgerichte
und des Kantonsgerichtes auch die Behandlung von Straf-
prozessen fällt. Die Präsidenten und Mitgliäer der Ge-
richte sind immer wieder wählbar. Revisionen der Ver-
fassung im Ganzen oder auch nur einzelner Bestimmao-
gen derselben können sowohl vom Grossen Rate als von
oOOO stimmberechtigten Kantonseinwohnern jederzeit dem
Volke vorgeschlagen und von diesem beschlossen werden.
Das Armenwesen ist, wie bereits bemerkt, Sache der
Gemeinden. Ende des .Jahres 1900 belief sich das gesamte
Prauenlracht im La|^ei (links] and
in Vals (rechts).
GRA
GRA
433
ArmeDvermögen der Gemeinden auf rund 3732000 Fr.,
die Zunahme desselben im nämlichen Jahre betrug über
450000 Fr. Unterstützt wurden im Jahre 1900 aus ölTentli-
chen Geldern 2778 Personen, unter welchen sich 662
Kinder befanden, 1100 der Unterstützten hatten ihren
Wohnsitz ausserhalb des Kantons. Die Summe der für
Unterstützungen verwendeten Gelder belief sich beinahe
auf 300000 FY., wozu der Staat 10000 Fr. beitrug. Eine
grosse und segensreiche Wirksamkeit entfalten neben den
amtlichen Organen eine Menge von Wohltätiffkeitsver-
einen, die fast alle ihren Sitz m Chur haben, deren Mit-
glieder aber über den ganzen Kanton zerstreut sind. Es
bestehen im Kanton 4 Waisenanstalten, das stadtische
Waisenhaus in Chur, die Hosanffsche Stiftung « Plan-
kis 1 und die Anstalt Foral, ebenfalls in Chur, sowie die
Anstalt Löwenberg in Schleuis bei Ilanz. Im Jahre 1899
S-ündete die kantonale gemeinnützige Gesellschaft in
asans bei Chur eine Erziehunffsanstalt für schwach-
sinnige Kinder. Unweit Cazis befindet sich die haupt-
sachlich zur Linderung der Armennot 1849 geff rundete
kantonale Korrektionsanstalt, welche auch als versorg-
angsanstalt für unheilbare Irren dient, und im Lürlibad
bei Chur erhebt sich die kantonale Irrenanstalt Waldhaus,
welche ungefähr für 180 Patienten genügenden Raum
bietet. Von andern
Wohltätigkeitsanstal-
ten verdienen noch be-
nannt zu werden das
städtische Kranken-
haus, das Kreuzspital
und das Krankenasyl
auf dem Sand in Chur,
beide letztere Stift-
ungen von Privaten,
das Kreisspital in Sa-
maden, das Kranken-
haus in Davos und das-
jenige in Schiers.
Militär, Die Truppen
des Kantons Graubün-
den gehören der 8. eidg.
Armeedivision an. Der
Kanton bildet die Re-
krutierungskreise 6-9.
Er stellt im Auszug die
Füsilier-Bataillone Nr
90, 91, 92 und 93 und
die Schützenkompag-
nie Nr 8 1; in der
Landwehr die Füsilier-
Bataillone Nr 131 und
133(1. und 2. Aufgebot)
und die Schützenkom-
rgnie Nr 12 IV (1. und
Aufgebot). Von den
übriffen Truppengattungen bildet Graubünden keine voll-
ständigen Einneiten, sondern teilt sich in dieselben mit
andern Kantonen der 8. Division, ausgenommen die Ge-
birgsbatterie Nr 4, die ganz diesem Kanton angehört. Chur
ist eidgenössischer Wafienplatz mit Kaserne und Zeughaus.
Am l. Januar 1902 war der Bestand der Truppen folgender :
Auszug Landwehr
Infanterie """"
Kavallerie
Artillerie
Genie
Sanität
Verwaltung
4716 4- 28-21 = lb6l
Dazu Generalstab 3, Stabssekretäre, Justiz
etc. 26, bei den Stäben zur Disposition
78, zusammen 107
Rekruten 587
Frauenlrachten im Ober Eogadin.
3909
2240
38
11
438
359
208
127
86
40
37
U
ErsatzpAichtige
Von der Ersalzpflicht befreite
BttwaiTneter Landsturm
Unbewaffneter »
11839;
713
2183
5744
«231
12552
7927
Zusammen 2b7iU
Frauentraoht im Puschlav.
GeschichUiche Vehersxcht, Sagen erzählen von Etrus-
kem, die unter ihrem Führer Rätus Besitz von dem rauhen
Bergland genommen hät-
ten. Die Rätier waren aber
verschiedener Abstam-
mung, die in den von
Gebirgen so scharf ge-
trennten Thälem selb-
ständige Volksgemeinden
bildeten. Sie lebten be-
sonders von Viehzucht, in
den tiefern Thälem auch
Von Ackerbau und Bienen-
zucht. Oft unternahmen
sie Raubzüge naqh Ober-
italien und Helvetien. Nur
mit Mühe gelang es den
Römern, sie zu unterwer-
fen (15 V. Chr.). An der
Stelle des heutigen bi-
schöflichen Sitzes in Chur
erbauten sie die Burg
Martiola. Hierher führten
vom Comersee aus Stras-
sen über den Splügen
und Septimer, später viel-
leicht auch über den St.
Bemhardin und den Ju-
lier. Schon seit dem 2.
Jahrhundert soll sich das
Christentum in den rä-
tischen Thälem verbreitet
haben. Von der Völkerwanderung wurden diese wenig
berührt, weshalb sich die rätoromanische Sprache er-
halten konnte. Beim Zerfall des römischen Reichs kam
Rätien zuerst unter die Ostgoten (493), dann unter
die Franken (537). Chur war der Sitz eines Zivilstatt-
halters oder Präses, welche Würde längere Zeit in dem
einheimischen Geschlecht der Viktoriden erblich war.
Glieder derselben Familie standen oft auch an der Spitze
des Bistums Chur, das seit 451 erwähnt wird. Seit Karl
dem Grossen (806) erscheint Churrätien als ein Herzog-
tum, das dann 91o dem Herzogtum Schwaben oder Ale-
mannien einverleibt wurde. Dabei blieb es bis zum Er-
löschen der Hohenstaufen (1256). Doch wurde diese Ver-
bindung immer lockerer, und es entstanden allmählich
eine Menge weltlicher und
geistlicher Herrschaften,
deren grösste die des Bi-
schofs von Chur war. Im
14. Jahrhundert umfasste
dieselbe die Stadt Chur
und die Thalschaften Dom-
leschg, Oberhalbstein, Ober
Engadin, Münsterthal,
Puschlav, Bergeil u. a. Dazu
kamen die Herren von Vaz,
Räzüns, Belmont, Sax,
Werden berg etc. und ein
ausgebreiteter niedriger
Adel. Daneben erwuchs ein
freies Geschlecht in den
Walserkolonien von Rhein-
wald, Vals, Saßen, Ober-
saxen, Avers, Mutten, Da-
vos, Klosters, Langwies.
Wiesen-Schmitten etc. und
in den über viele Gemein-
den zerstreuten « Freien ob
dem Flimser Wald». Als
nun bei der zunehmenden
Schwäche des Deutschen
Reiches für Rätien die Ge-
fahr drohte, dem Hause
Oesterreich zu verfallen,
ja ein Bischof von Chur
sich durch geheimen Ver-
trag bereits verpilichtet hatte, das Bistum gegen eine
Jahrespension an Oesterreich zu überlassen, vereinigten
sich das Domkapitel, der bischöfliche Dienstadel, die
OEOGR. LEX. 72 ^ n — 28
Fraaentracht im Mi box.
484
GRA
GRA
Kanlon Graubboden :
HeuträgeriD.
Stadt Chur und die zum « Grotteshaus » gehörigen Thäler
im Jahr 1367 zum Schutz der Selbständigkeit des Bis-
tums. So entstand der
« Gotteshausbund », der
bald regelmässige Tag-
satzungen abhielt und
dem Bischof seine Mit-
wirkungin allen wich-
tigen Staatshandlun-
gen aufhötigte . 13^
verbanden sich der Abt
und die Gemeinde von
Disentis , die Herren
von Räzüns und Sax
und dieXhalschaft Lug-
nez zu gegenseitigem
Rechtsschutz. Dieser
Bund wurde erneuert
und über weitere Thal-
schaften erweitert im
Jahr 1424 unter dem
Ahorn zu Truns. Es ist
der « Obere oder Graue
Bund». Nach dem Ab-
leben des letzten Gra-
fen von Toggenburg im
Jahr 1436 traten auch
die «Gerichte», die er
in der Herrschaft, im
Prätigau, in Davos,
Schanfiffg und Ghur^
wal den besessen hatte,
im « Zehngerichtebund » zusammen, zunächst um sich vor
den Folgen einer Erbteilung zu schützen. Seit 1471 hielten
die dreiBünde gemeinsame Ratschläge auf dem Hof Vazeroi
bei Lenz, obwohl urkundlich der Bundesvertrag erst 1524
zustande kam. Die demokratische Entwicklung der Bünde
wurde dadurch begünstigt, dass nach und nach die alt-
rätischen Dynastengeschlechter ausstarben. Durch eine
Reihe von Loskaufstraktaten gingen bald einzelne Recht-
same, bald die Gesamthoheit der geistlichen und weltli-
chen Herren auf die Gemeinden und Gerichte über. So
wurden die letztem allmählich zu souveränen Kleinstaa-
ten mit eigener Verfassung und Verwaltung. Je zwei oder
mehrere Gerichte vereinigten sich zu Hochgerichten, die
somit schon kleine Bundesstaaten v^ren, und diese end-
lich bildeten die Bünde. Jeder Bund hatte seine « Tage ».
An der Spitze des Grauen Bundes stand der « Landrichter»,
an der des Gotteshausbundes der « Bundespräsident » und
an der des Zehnj^erichtebundes der « tiundeslandam-
mann ». Die gememsamen Behörden waren 1. der « Bun-
destag » aus Abgeordneten der drei Bünde, anfanglich in
Vazeroi, später abwechselnd in Ranz, Chur und Davos
sich versammelnd, 2. der c Beitag » für die laufenden Ge-
schäfte, gebildet aus den drei Bundeshäuptern, mitunter
verstärkt durch eine Anzahl weiterer Abgeordneter. Bun-
desbeschlüsse erlangten aber erst Giltigkeit, wenn die
Mehrheit der Gemeinden sie bestätigte (Referendum).
Eine dritte Behörde war der « Kongress » aus den Bun-
deshäuptem und je drei weiteren Abgeordneten aus jedem
der drei Bünde. Derselbe hatte die Abstimmungsergeb-
nisse zu prüfen und etwa die Geschäfte des Bundestages
vorzubereiten.
Bald suchten die Bünde für ihre Bestrebungen auch
Rückhalt bei den immer mehr erstarkenden Eidgenossen,
besonders als fegen Ende des 15. Jahrhunderts die öster-
reichische Gefahr immer drohender wurde. Nachdem
schon seit 1400 einzelne Teilbündnisse mit Glarus, Uri
und Zürich voraus gegangen waren, verbanden sich 1497
und 1498 zuerst der Graue Bund, dann der Gotteshaus-
bund mit den 7 alten Orten (ohne Bern). Unmittelbar
darauf folgte im Schwaben krieg mit dem ruhmvollen
Sieg an der Calven (1499) die Bluttaufe. Innerlich gefes-
tijgt und gehoben und von aussen geachtet und gefürchtet
gingen die Bünde aus diesem Kampf hervor. Spater (1590)
verbündeten sich Zürich und Glarus auch mit dem Zehn-
gerichtebund und endlich (1602) Bern mit allen drei
Bünden. Dabei behielt Graubünden seine Stellune als
besonderer und selbständiger Staat neben dem Bund der
Eidgenossen, obwohl die volle Angliederung wiederholt
angestrebt wurde. Wie die Eidgenossen, so erwarben auch
die Bündner Untertanen länder : im Jahr 1509 kauften sie
die Herrschaft Maienfeld, und im Jahr 1512 eroberten sie
das Veltlin samt den Grafschaften Bormio und Cläven
(Chiavenna). Da diese Landschaften früher dem Herzog-
tum Mailand angehört hatten und dieses noch lange der
Zankapfel der europäischen Mächte blieb, so wurde auch
Graubunden in deren Politik hinein gezogen und hatte
lan^e Zeit viel darunter zu leiden, umso mehr als zu den
politischen Parteiungen noch die kirchliche Spaltung
kam. Die Reformation fand in Graubünden schon frühe
^eit 1521 mit dem Uebertritt von Fläsch und St. Antonien)
Einiging. Nach einem Religionsgespräch in Ilanz gewährte
der Bundestag Glaubensfreiheit und erklärte den Bischof
aller weltlichen Gewalt für verlustig. Zugleich wurden
manche Verbesserungen auf sozialem Gebiet herbeigeführt,
namentlich die Lasten des Bauernstandes erleichtert und
die Gemeinde- und Volksfreiheiten erweitert (Artikel-
briefe). Nun aber kamen die schweren innem Partei-
kämpfe, namentlich infolge der Beziehungen Graubön-
dens zu den damaligen Grossmächten Oesterreich-Spanien
einerseits, Frankreich- Venedig andererseits, die sich nm
das Herzogtum Mailand und die Bündner- und Veltliner-
pässe stritten. Bünden zerflel in eine österreichisch-spa-
nische und eine französisch-venezianische Parteigruppe,
i'ene mehr unter den Katholiken, diese mehr unter den
Protestanten. So oft eine Partei sie^, wütete sie gegen
die andere durch « Strafgerichte», Verbannunffen, Güter-
einziehungen, Kerker- und Todesstrafen etc. 1620 erfolgte
der Protestantenmord im Veltlin, und gleich daraufrück-
ten die Spanier ins Veltlin, die Oesterreicher ins Münste^
thal ein. Ein Versuch, ersteres wieder zu gewinnen, wobei
Zürich und Bern Hilfe leisteten, misslang (Niederlage bei
Tirano). Oesterreich hatte nun bei der innem Zerrüttung
des Landes und bei dem Mangel einer festen Zcntralee-
walt leichtes Spiel. Graubünden musste sich die tictsle
Erniedrigung gefallen lassen. Baldlron eroberte das
Milchtransport im Kanton Oraubünden.
Unter Engadin, Davos und Prätigau und bezeichnete
seinen Weg mit Mord, Brand und Gräuel aller Art, sachte
den Protestantismus mit Gewalt auszurotten und nötigte
GRA
GUA
435
die Bünde zu schimpfiichen Verträgen. Zwar erhoben sich
die Bürger des Prätigaus am Palmsonntag 1622 helden-
mütig und vertrieben, nur mit Keulen bewaffnet, die Un-
terdrücker. Aber noch im 8ell)en Jahre fiel der Feind aufs
Neue ein und verbreitete noch ffrössern Schrecken als
zavor. Da mischte sich Frankreicn ein : die Gestenreicher
wurden wieder vertrieben (1624) und später sogar das
Yeltlin zurück erobert (Herzog Kohan 1635). Allein als
Frankreich zögerte, dasselbe an Bänden zurückzugeben
und es dann nur unter ungünstigen Bedingunffen tat,
mussten die Bündner trachten, sich ihrer zweifelhaften
Freunde zu entledigen. Dies gelang unter der Fuhrung des
gewandten und in seinen Mitteln nicht skrupulösen Jürg
Jenatsch und unter Anlehnung an Oesterreich-Spanien.
Endlich wurde im westfälischen Frieden (1648) die völlige
Unabhängigkeit Bündens wie der Schweiz anerkannt, me
religiöse Spannung liess nach, und die Bündnerpässe ver-
loren die Bedeutung, die sie während des 30 jährigen
Krieges für das Zusammengehen Oesterreichs und Spa-
niens gehabt hatten. Nun liess sichOesterreich herbei, zum
Teil £[etrieben durch die Erschöpfung der Staatskasse,
auf seine ohnehin wenig einträglicnen und nur schwer zu
behauptenden Ansprüche in den «Gerichten» und im
Unter Enjnidin gegen eine Loskaufsumme (122000 Gulden
= etwa ©4000 Fr.) zu verzichten (1649 und 1652). Auch
die Untertanenlänaer kamen wieder an die Bünde. So
fielen denn die Hauptursachen der Bündner Parteiungen
dahin, und es war dem schwer j^eprüften Lande eine lange
Ruhe vergönnt, deren es zu seiner Erholung gar sehr be-
durfte.
Die französische Revolution brachte, wie für die Schweiz
überhaupt, so auch
für Graubünden eine
Neugestaltung. Die
Untertanenländer gin-
gen durch den Macht-
spruch Napoleons an
die Cisalpine Republik
verloren und gehören
jetzt zu Italien. Der
Anschluss der Bünde
an die Helvetische Re-
Sablik wurde von der
[ehrheit der Gemein-
den verworfen, und
als Graubünden gar
österreichische Trup-
pen aufnahm, rückten
den Berichten der Nalurforschenden Gesellschaft zu
Freümrg im Breisgau, 1896 und 1897. — Rothpletz, A.
Das Geoiet der zwei grossen rätischen Ueberschiebungen
zwischen Bodensee und Enaadin, (Sammlung aeoloai-
scher Führer, X). Berlin 1902. — Jahresberichte der
Naturforschenden Gesellscliaft Graubündens (mit Bei-
lagen), besonders die neuem Jahrgänge, etwa seit 1880. —
Annalen der Schweizer, Meteorologischen Centralan-
stall (verschiedene Jahrgänge) nebst persönlichen Mitteil-
lungen des Herrn Direktor Dr. BillwiUer. — Christ^ H. Das
Pflanzenleben der Schweiz, Zürich 1879. — Statistisches
Jahrbuch der Schweiz. Jahrgänce 1895,1898,1901 u. 1902.
— Furrer, A. Volkswirtschaftliches Lexikon der Schweiz,
Bd L Bern 1885. — Planta, P. C. Geschichte von Grau-
bunden, Bern 1892. — Planta, P. C. Das alte Rätien,
Berlin 1872. — Heierli, J., und W. Oechsli. Urgeschichte
Graubündens (Mitteilungen der antiquar, Geseüsch, in
Zürich, 67). Zürich 1903. [D* Ed. Imhop.i
QRAUE HÖRNER (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
Gebirgsgruppe, besonders durch ihren geologischen Bau
bemerkenswert : zwischen Weisstannen tnal im NW., Ra-
gaz und dem Rhein im NO., Calfeisenthal im S. und Ta-
minathal im SO. (Yättis) und 0. Liegt im Gebiet des N.-
Flüfi^els der Glamer Doppelfalte und bildet eine mächtige,
nach S. überliegende Falte (nach Andern eine mächtige
Ueberschlebungsscholle), die aus allen geologischen
Stufen der Glamer Alpen in zweimal sich wiederholender
und mehr oder weniger vollständig ausgebildeter Reihe
sich aufbaut und dem eocänen Flusch auflagert. Die von
Erosion und Verwitterung kräftig bearbeitete Gruppe
steigt als isoliertes Massiv rings aus Thälem und Thal-
Churttrsten
GR/IUE HÖRNER
PizSoI
Tarnt na Thal
Drmeh»nh«ry
Geologisches Profil durch die Gruppe der Grauen Körner.
1. Flysch und Nammulitenbildungen (Bocftn) ; 2. Obere Kreide (mit Grtliisandsteinen); 3. Untere Kreide ;
4. Malm ; 5. Dogger; 6. Lias; 7. Rötidolomit (Trias) ; 8. Yerracano (Perm).
auch die Franzosen ins Land (1799), das nun der Schau-
platz blutiger Kämpfe zwischen Oesterreichern und Fran-
zosen wurde. Die Mediationsakte brachte den endgilligen
Anschlnss an die Schweiz und eine Verfassung, welche die
Einteilung in drei Bünde, in Hochgerichte und Gerichte
beibehielt, aber den ehemaligen « Bundestag » in einen
Grossen Rat, den periodischen «Bei tag» in einen stän-
di^n Kleinen Rat. den « Kongress » in eine Standeskom-
mission verwandelte und eine Zentralisation der wichtig-
sten Staatsbefugnisse anbahnte. Die jetzt bestehende Ver-
fassung stammt aus dem Jahr 1880, nachdem schon die
Jahre 1814 und 1854 einiffe Aenderungen sebracht hatten,
darunter die Ersetzung aer alten Einteilung in Bünde,
Hochgerichte und Gerichte durch die moderne in Bezirke,
Kreise und Gemeinden.
Literatur, Ulrich Campell's Topographie von Grau-
bündeny 1577, im Urtext und in deutscher Uebertragung
herausgegeben von Tr. Schiess. (Beilage zum Jahresbe-
richt der Nalurforschenden Gesellschaft Graubünde>is,
Bd 42-U, 1898-1900). — Sererhard, N. Einfalle Deline-
ation aller Gemeinden gemeiner 3 Bündten, 1742 ; her-
ausgegeben von C. V. Moor. Chur 1871. — Uöder und
Tscharner. Der Kanton Graubünden, (St. Gallen 1838). —
Theobald. G. Naturbilder aus den Rätischen Alpen, 3.
Auflage, herausgegeben von Chr. Tarnuzzer. Chur 1893.
— Theobald, G. Geologische Beschreibung von Graubün-
den in den Beiträgen zur geolog, Karte der Schweiz,
2. u. 3. Lieferung. Bern 1863 und 1866. — Heim, Alb. Geo-
logie der Hochalpen zwischen Reuss u, Rhein in den
Beiträgen zur geolog. Karte der Schweiz. 25. Lieferung.
Bern 1^1. — Steinmann, G. Geologische Beobachtungen
in de7i Alpen, I: Das Alter der Bündner Schiefer y in
kesseln auf und hängt nur nach W. über eine Reihe von
Kalk- und Flyschsandsteinspitzen mit dem zu hinterst
über dem Calfeisenthal und auf der Grenze gegen Glarus
stehenden Saurenstock (3056 m) zusammen. Dieser eben-
falls stark verwitterte Kamm scheidet das Calfeisenthal
vom Valtüsch und Val Lavtina und wird von der Ein-
schartung des Heidelpasses (2397 m) überschritten. Von
den zu oberst aus dun keim oder grauem Verrucano be-
stehenden und stark zerschnittenen und zersägten Gipfeln
der Grauen Ilörner nennen wir das Sazmartinhom (2848
m), den Gelbistock (2682 m][ und den Piz Sol oder Pizol
(2Ö49 m). Dieser letztere trafft an seinem N.-Hang den
kleinen Pizolgletscher. Zwiscnen Auszweigun^en des nach
N. ziehenden Hauptkammes liegen drei kleine Hochge-
birgseen (Wildsee in 2436 m). im rechten Winkel geht
von dieser zentralen Gruppe der Grauen Hörner nach 0.
der Flyschkamm der Zanavhömer ab, der u. a. das Grosse
Zanayhorn (2^ m), die Vogelegg (2o43 m) und den Mon-
teluna (2425 m) trägt. Die nach S., SO. und O. ausstrah-
lenden Kämme schliessen zwischen sich die von Wild-
bächen durchbrausten, einsamen und rauhen Thälchen
von Tersol und Calvina im S., Zanay und Valgrausa im
SO. und Vaplona im 0. ein, deren Wasser alle zur Tamina
gehen. Die Gruppe der Grauen Homer ist von den ver-
schiedensten Seiten (Ragaz, Vättis, Mels, Weisstannen
etc.) her und auf den verschiedensten Wegen zugäng-
lich und bildet ein ausserordentlich lohnendes Ezkur-
sionsgebiet. Der Schweizer Alpenklub hat in den Hütten
der Gaffia Alp (1862 m) und auf der Alp Lasa (1872 m ;
am S.-Fuss des Schlosslikopfes) Unterkunftsräume ge-
schaffen. Die erste bekannte Besteignug des Pizol hat
am 15. August 1864 E. Frey-Gessner aus Zürich durch-
436
GRA
6RA
geführt.
Hörner
Eine gute und kurze Charakteristik der Grauen
als Ganzes gibt Prof. Becker: «Wenn einmal
MDäCV
^:ii^-^^
Gruppe der Grauen Hörner.
ein Name treffend gewählt ist, so ist es hier der Fall :
von welcher Seite man sich dieser Gruppe nähert, nichts
als Hörner, keine Spitzen, Stöcke, Köpfe, alles veri-
table Hörner und alle sind grau, schwarzgrau oder weiss-
ffrau, wie so eine Versammlung von
Kl üb Veteranen ... In einem Räume von
kaum einer Quadratstunde zählen wir
über 30 Hörncr, vom Zentrum aus ([e-
hen 4 Hauj^tkämme, die sich ihrerseits
wieder in eine Anzahl Zweige gliedern;
so gabelt sich z. B. der Kamm der Za-
naynörner siebenfach. Alles graue Hör-
ner, an die sich graue Schutthalden an-
legen ; wandert man über diese hin, so
wird man selbst ganz grau. Ist man ein-
mal so recht drinnen, so empfindet man
vollständig den wilden, rauhen Charak-
ter des Hochgebirges. Wie um das Auge
etwas zu erquicken oder zu versöhnen,
erscheinen in dieser Wildnis drei herr-
liche Seelein, der grünblaue Wildsee,
der weissblaue Schottensee und der
schwarzblaue Schwarzsee. Um das Bild
des Hochgebirges zu vollenden, lie^ in
einem kleinen Kessel der kleine Pizsol-
gletscher, so dass es kaum ein anderes
Gebiet f^eben kann, das mit dieser rela-
tiv geringen Erhebung so vollständig
das Wesen des Hochgebirges trägt.
(Becker, F. Chraue Hömer-Calanda-Ringelspitz ; Itine-
rarium für das Exkursionsgebiet des S. A. C. 1888.
Glarus 1888).
GRAUEN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Un-
tereggen). 664 m. Gruppe von 4 Häusern, am NW.-Hang
des Rorschacherbergs ; 2,2 km nö.
Untereggen (Mittlerhof) und 2,5 km
so. der Station Goldach der Linie
St. Gallen -Rorschach. 27 kathol.
Ew. Ackerbau und Viehzucht.
ORAUEN8TEIN (Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf, Gem. Krauch-
thal). 554 m. Dorf, am S.-Fuss des
Haselbers^; 2,2 km n. Krauchtbai
und 3,5 km so. der Station HindeJ-
bank der Linie Olten-Bem. 21 Häu-
ser, 221 reform. Ew. Landwirtschaft
ORAUEN8TEIN (Kt. Bern,
Amtsbez. Signau, Gem. Trüb und
Trubschachen). 750 m. Gruppe von
6 Häusern, am rechten Ufer der lifis,
ander Strasse Langnau-Escholznaatt
und 1 km so. der Station Trubscha-
chen der Linie Bem-Luzem. 40 re-
form. Ew. Landwirtschaft.
ORAUEN8TOCK (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). 2691 m. Gip-
fel, in der Gruppe des Benzlauistocks,
zwischen dem Aare-, Nessen- und
Triflthal u. zwischen Benzlauistock
(2531 m) und Mährenhom (2924 m) ;
5-6 Stunden s. über dem Weiler
Nessenthai.
ORAUGRAT (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Hasle). 3132-3123 m. Teil
des langen Kammes zwischen HQb-
nerthälihorn und Ritzlihom, der
das Urbachthal vom Thal der Äare
trennt ; zieht vom Steinlaueuenhom
(3164 m : auf der Siecfriedkarte nn-
benannt) zum Ritzlihom (3158 m).
ORAUHÖRNER (Kt. Granbün-
den. Bez. Hinterrhein). Zerrissener
und rauher Felskamm, in den Splü-
gener Kalkbergen, 8-9 Stunden d.
über Splügen. Besser bekannt unter
dem Namen der Pizzas d^Annarosa.
Streicht WNW.-OSO. ; höchster
Punkt mit 3002 m am O.-Ende.
tiefster Punkt 2540 m. Darin das
Cufercalhom (2801 m).
ORAUHOLZ (Kt. und Amtsbez. Bern). 823 m. Be-
waldete Anhöhe, letzter Ausläufer des am rechten Ufer
der Aare nahe deren Knie bei 2^11ikofen gelegenen Berg-
gebietes. Der Wald ist zum grossen Teil Eigentum der
TlaJt: J^jffZ/rf^rjE
Oberster Abschnitt de« Lentathales mit dem Grauhorn.
Burgergemeinde Bern und wird von der von Bern in den
Kanton Solothurn und den Ober Aargau führenden alteo
Strasse durchzogen. In der sumpßgea Lichtung «Im
6RA
6RA
487
Sand » (am N.-Rand des Waldes) fand am 5. März 1798
der bekannte Unglückskampf der unter Karl Ludwig von
Sttfh'nam der fr»f^iSsf sehen Tmppsn
Stollungen der hämischen Truppen
■■'wr
Lageplaa des Kannpfes im Grauholz.
Erlach und dem greisen Scbultheissen Nikolaus v. Steiger
stehenden Bemer gegen die von Solothurn herkommen-
den französischen Truppen des Generales Schauenburg
statt. Auf Anregung der kantonalen ßerner Ofßziersgeseil-
Schaft ist hier zum Andenken an dieses Ereignis 1886 ein
Denkstein gesetzt worden. Schiessplatz. Remontenstall.
Grabhügel aus der Steinzeit ; Fund von Knöpfen mit gol-
denen Verzierungen. Ueber den Kampf im Grauholz vergl.
Müller, Karl. Die letzten Tage des alten Bern; Denk-
Schrift. Bern 1886.
GRAUHOLZ (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Recht-
halten). 9^ m. 17 auf kleinen Anhöhen zerstreut gelej^^ene
Häuser; 1,8 km so. Rechthalten (Dirlaret) und 12,D km
so. Freiburg. 298 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futterbau
und Viehzucht. Säge.
GRAUHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 3260
m. Gipfel, im Adulamassiv ; 1,5 km nw. vom Rheinwald-
hom und wie dieses auf der Wasserscheide zwischen
Lentagletscher (Rhein)^ und Brescianagletscher (Tessin).
GRAUHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2671 m. Wenig
bedeutender Gipfel, NO.-Schulter des Weissmies, in der
Kette zwischen Laquinthal und Z wisch bergenthal oder
Val Vaira ; so. über der am Fuss des Laquingletschers
liegenden Bidemjialp.
GRAUHORN (Kt. Wallis, Bez. Bri^u. Oestlich Raron).
2701 m. Begraster Kopf, letzter NW.-Äusläufer des Gibel-
lioms, Vi Stunde so. über dem Saflischpass f2581 m ; auf
der Siegfriedkarte unbenannt). Gehört zur Alpweide des
SeewjistafiTel. Besieht aus beinahe senkrecht stehendem
Gips, dem Dolomitbänke mit eingesprengtem Glimmer-
schiefer anlagern.
GRAUKOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg).
2212 in. Gipfel, in der Säntisgruppe, 800 m vom Säntisgipfel
entfernt. Wildes Karrengebiet auf den Urgonkalken des
vom Girespitz (2450 m) ausgehenden Kammes. W. unter
dem Gipfel in 2084 m die 1872 erbaute Thierwieshütte der
Sektionen Säntis und Toggenburg des S. A. C.
GRAU8 (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Hergiswil).
85;^889 m. 6 Bauernhöfe, auf einem zum Holzbach und
zur Enziwiggeren steil abfallenden Rücken, 5 km s. Her-
giswil. 42 kathol. Ew. Viehzucht. Der Name vom mittel-
hochdeutschen graus = Schnabel, Sporn oder sporn-
artig vorspringende Höhe.
ORAU8EOO (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Walzenhausen). 740 m. Gruppe von 6 Häu-
sern, w. der Strasse Bernegg- Walzennausen und 1
km s. der Station Walzenhausen der Drahtseilbahn
Rheineck-Walzenhausen. 30 reform. Ew. Schöne Aus-
sicht auf Bodensee und Vorarlberg.
ORAU8PITZ (HINTER und VORDER) (Kt.
Graubünden, Bez. Unter Landquart). 2601 u. 2577 m.
Schöner Doppelgipfel, in der Gruppe des Falknis
(westl. Rätikon) ; der zum Fläschertnäli und Radau-
lis (Obere Fläscheralp) steil abfallende S.-Hang zeigt
eine schön entblösste Aufeinanderfolge der Schichten.
Oestl. unter dem Gipfel das Jesfürkli, von dem aus er
mit Leichtigkeit bestiegen werden kann.
GRAU STOCK (Kt. Bern, Nidwaiden und Obwal-
den). 2663 m. Felspyramide, in der Kette zwischen
Engelberger-, Melch- und Gcnthal, auf der Grenze
der drei Kantone. Erhebt sich um ietwa 800 m über
den sw. von ihm gelegenen Engstlensee und steht
sw. über dem Trübsee. Besteie^ung von der Engstlen-
alp aus in 2Vfl Stunden unscnwierig aber müiisam.
Zusammen mit dem Titlis und Wendenstock einer
der schönsten Aussichtsberge der Gegend.
GRAVADOIRA8 (Kt. Graubünden, Bez. Albula,
Kreis Alvaschein, Gem. Obervaz). 1477 m. Weiler,
auf der Lenzerheide, am linken Ufer des Heidba-
ches und an der Strasse Chur-Tiefenkastel ; 3,2 km
nö. Obervaz und 8,5 km n. der Station Alvaschein
der Albulabahn. Postwagen Chur-Tiefenkastel. 10
Häuser, 40 kathol. Ew. romanischer Zunge. Alpwirt-
Schaft
GR AVALADA (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis
Remüs. Gem. Schlems). 1700-1850 m. Alpweide, z. T.
mit Gehölz durchsetzt, am rechten Ufer des Inn, an
der Grenze gegen das Tirol und am Fuss der grossen
vom Piz Lad absteigenden Schutthalden (lad, lada,
lateinisch latus = breit). 2 Hütten. Schöne Quellen.
Grosser Kalkofen. An dem von Strada nach Nauders und
zur Reschenscheideck im Tirol führenden Fusswes;, der
Martinsbruck und die Thalstrasse umgeht. 1799 Kampf
zwischen Franzosen und Oesterreichem, in dem diese
zurückgeschlagen wurden. Man sieht heute noch die
Spuren der von den Oesterreichern angelegten Schützen-
gräben. Inder Nähe, mitten in grossen Lärchen wäldern,
zwei reizende kleine Seen (Schwarzsee und Grünsee).
Schönes Ausflugsziel von Nauders aus.
GRAVA8, GRAVAZ, GREVA8. Rätoromanischer
Ortsname, im Kanton Graubünden häufig vorkommend ;
von der Wurzel grava, greva .= Kies, Schutt.
GRAVA8 (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis
Disentis, Gem. Truns). 865 m. Gruppe von 9 Häusern,
am linken Ufer des Rhein, zwischen dem Fluss und der
Strasse Ghur-Oberalp-Andermatt, 500 m sw. Truns und
18,8 km WSW. der Station Ilanz der Linie Chur-Ilanz.
38 kathol. Ew. romanischer Zunge. Wiesenbau und Vieh-
zucht.
GRAVA8ALVA8 (Kt. Graubünden, Bez. Maloja,
Kreis Ober Engadin, Gem. Sils). 1950 m. 7 Hütten und
3 Häuser, am SO.-Hang des Piz Materdell und über dem
linken Ufer des Silsersees ; 3 km w. über Sils und 13 km
sw. über der Station St. Moritz Bad der Engadinbahn.
Nicht das ganze Jahr bewohnt. Der Name von gravas =
Moränenschutt und alvas = weiss.
GRAVA8ALVA8 (FUORCLA) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja). 2684 m. Wenig benutzter Passübergang,
zwischen Piz Lagrev im NO. und Piz Materdell im SW.
Führt vom Silsersee am Lago di Gravasalvas vorbei zum
Wirtshaus Veduta an der Julierstrasse. Fussweg zum
grössten Teil nicht mehr vorhanden.
GRAVA8ALVA8 (LAGO DI)'(Kt. Graubünden, Bez.
Maloja). 2378 m. Kleiner See, 300 m über der Julier-
strasse, s. dieser und w. vom Piz dellas Colonnas (2963
m). Sendet seinen Abfluss in die Julia. Unter dem See
der ebenfalls Gravasalvas geheissene Hang.
GRAVA8ALVA8 (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 2933 m. Gipfel, im sw. Teil der Gruppe des Piz
438
GRA
GBE
Lagrev, mit hohen Felswänden unmittelbar n. über dem
Lago di LuDfihino aufoteigend und ö. über der Septimer-
strasse ; 2,5 Em nw. über dem Maloja. Wird weit weniger
besucht als sein niedrigerer, aber aussichtsreicherer
Nachbar Pizzo Lunghino (2784 m). Mit dem Namen Gra-
vasalvas wird hier und da die ganze Gebirgsgruppe zwi-
schen dem Se|)timer und Julier bezeichnet, die besser
nach ihrem höchsten Gipfel, dem Piz Lagrev, benannt
wird.
QORAVAZ (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Yverdon). 440
m. So heisst der von den Alluvionen des Buron ange-
schwemmte, von diesem Bach begrenzte und durchzogene
Teil der Orbesümpfe s. Yverdon und rechts von der Orbe.
2 Häuser. 885 : Grava.
ORAVE (PETITE) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Car-
tigny). 436 m. Weiler, 9. km sw. Genf und 1,5 km ö. der
Haltestelle Cartigny der elektrischen Strassenbahn Genf-
Chancy. 18 Häuser, 62 reform. Ew. In der Nähe die
Fischzuchtanstalt Saint Victor, die besonders Forellen
züchtet. La Petite Grave einst zum Priorat Saint Victor
gehörend.
ORAVE8ANO (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 390 m. Gem.
und Dorf, mitten in Weinlauben und Kastanienhainen, nahe
dem rechten Ufer des Vedeggio und 2,5 km ssw. der Sta-
tion Taverne der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der
Gotthardbahn. Postablage; Postwagen Lugano-Gravesano.
Gravesano von Osian.
Gemeinde, mit Grumo : 61 Häuser, 234 kalhol. Ew.; Dorf:
43 Häuser, 176 Ew. Kirchgemeinde San Pietro. Acker-
und Weinbau, Viehzucht. Genossenschaftskäserei. Zahl-
reiche Bewohner wandern in die andern Kantone und
nach Südamerika aus. Mitten im Dorf ein schöner Brun-
nen, der aus einem 8 m Umfang messenden alten
Kastanienstamm sprudelt. Erziehungsinstitut mit Zei-
chenschule der Sekundarschulstufe.
ORAVEYRE (LE) (Kt. Waadt, Bez. Cossonay, Gem.
6cl6pens). 456 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer
der Venoge, an der Strasse La Sarraz-Goumoens la Ville
und 500 m so. jucl^pens. 20 reform. Ew. Kirchgemeinde
La Sarraz.
ORAZLIQO (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Chiro-
nico). 1410-1460 m. Alpweide mit Grupne von etwa 20
Hütten, im Val Chironico, am SO.-Hang des Pixzo Forno;
1 Vt Stunden über Chironico und 2 V, Stunden über La-
vorco. Wird im Herbst mit Vieh bezogen. Butter u. Käse.
OREBATTE8 (NANT DES) (Kt. Genf, Rechtes
Ufer). Bach ; entspringt nahe Chätelaine in 425 m, bildet
zwei Weier, die sog. fitangs du Lignon, und mündet nach
2 km langem Laut gegenüber Loex in 370 m von rechts
in die Rhone. Eine Brücke. _
ORECO (PIZZO) (Kt. Tessin, Bez. Riviera). 2237 m.
Gipfel ; W.-Pfeiler der kurzen Kette zwischen Val Combra
und Val Pontirone, die nach 0. zu an den Pizzo delle
Stregh6 anschliesst ; 6-7 Stunden osö. über Malvaglia im
Bleniothal.
ORtDE (COMBE) (Kt. Bern, Amtsbez. Coartelary).
Thälchen. S. den Art. Combe Gr£:de (La).
OREDET8CHBACH od. MUNDBACH (Kt. Wallis,
Bez. Bris). Wildbach des Gredetschthales ; entsjprinet
dem am Fuss des Nesthoms liegenden kleinen Grecletsch-
fletscher in 2900 m, durchfliesst im Thal zwischen den
[ämmen des Strahlhorns und Unterbächhoms die Aip-
weiden Inner und Aeusser Senntum, tritt durch eine
enge Schlucht zwischen Mund und Biivisch ins Rhonethal
aus und mündet nach iO km langem Lauf nach S. gegen-
über dem Schuttkegel der Gamsa und dem Dorf Gamsen
in 660 m von rechts in die Rhone.
OREDET8CHOLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Brig
und Westlich Raron). 35CO-S900 m. Gletscher, 1 km lang
und 2 km breit : am SW.-Fuss des Nesthoms (3820 m) zu
hinterst im Gredetrchlhal. Sein Abfluss ist der GredeLsch-
bach. Steht über das Gredetschjoch mit dem Lötschen-
thaler Breithorngletscher und übier die Obere Gredetsch-
lücke mit dem Inner Baltschiederßm in Verbindung.
OREDET8CHHÖRNLI (Kt. Wallis, Bez. Brig). 3662
m. Gipfel, SO.-Schulter des Breithoms, zwischen diesem
und dem Nesthorn, nö. über dem Inner Baltschiederfim
und dem Baltschiederthal und nw. über dem Gredetscb-
gletscher u. Gredetschlhal. Von ihm zweigt die diese beiden
Thäler trennende Kette ab. 8^9 Stunden nnw. über Mund.
OREDET8CHJOCH (Kt. Wallis, Bez. Brig und
Westlich Raron). 3522 m.Passüberj^ang, zwi-
schen Nesthorn und Gredelschhomli (SO.-
Schulter des Breithoms); verbindet das
Gredetschlhal über den Gredetsch- und
Breithorngletscher mit der Oberaletsch-
hütte.
QREDET8CHLOCKE(OBERE)oder
BALT8CHIEDERL0CKE (Kt. Wallis,
Bez. Brig). 3300 m. Passübergang, am S.-
Fuss des Gredetschhörnli ; verbindet das
Gredetsch- mit dem Baltschiederthal. Aaf
der Siegfriedkarte un benannt und ohne
Kote.
GREDET8CHL0CKE (UNTERE)
(Kt. Wallis, Bez. Brig). 3003 m. Lücke, im
Kamm zwischen Gredetsch- und Baltschie-
derthal, zwischen Gredetschhörnli n. Grub-
hom (3206 m); verbindet die beiden ge-
nannten Thäler mit einander, wird aber
wegen des ausserordentlich schwierigen
Abstieges ins Gredetschlhal sozusagen nie
begangen. Dieses ganze Gebiet liegt über^
haupt abseits vom Touristenverkehr.
OREDET8CHTHAL (Kt. Wallis, Bez,
Briff). Kleines u. enges rechtsseitiges QaeT-
thal zum Rhonelhal ; beginnt an dem am
S.-Fuss des Nesthoms (3820 m) liegenden kleinen Gre-
detscbgletscher, streicht auf eine Länge von 11 km
nahezu direkt nach S. und mündet zwischen den Ter-
rassen von Mund und Birgisch und gegenüber dem Thal
der Gamsa aus. Grösste Breite, zwischen Foggenhom
und Schillfürgge, kaum 2,5 km. Mittlere Höhe der Thal-
sohle (auf der Alpweide Inner Senntum) 1703 m. Do*
das Thal durchfliessende Gredetschbach oder Mundbach
durchbricht die unterste Thalstufe in einer bei Mund sich
wieder öffnenden engen Schlucht.
OREICH (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron). 1362 m.
Gem. und Weiler, am ziemlich steilen Hang zwischen Morel
und der Riederalp, zwischen dem Dor^raben und Tiefen-
bach und 7 km no. über Brig. 11 Häuser, 80 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Morel. Kapelle. Viehzucht, Roggenbao.
Funde von römischen Münzen.
QREIERZ. Bezirk des Kantons Freiburg. S. den Art
Griiy^re.
QREIERZ (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). (jem. und
Stadt. S. den Art. GRUvfeRES.
OREIPENBERO (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Bä-
retswil). 886 m. Burgruine, auf einem isolierten Bergvor-
sprung über Bäretswil und über dem linken Ufer des
Weissenbachs ; 1,5 km s. der Station Neuthal der Linie
Uerikon-Bauma.
OREIPEN8EE (Kt. Zürich, Bez. Uster). 437 m. See,
im Glattthal, 8 km ö. Zürich. Flächeninhalt 8,588 km <.
I Seine Länge beträgt 6,5 km, seine grösste Breite beinahe
6RE
GRE
439
2 km, die kleinste Breite fast 1 km. An der tiefeten Stelle,
DO. Maur, beträgt die Wassertiefe 33 m. Der Boden des
Sees bildet ziemlich deutlich zwei Stufen:
im oberen Teil ist flacher Grund mit 16-19
m Tiefe ; in der Verengerung zwischen Maur
und Niederuster lässt sich ein unterseei-
sches Thal mit 10-12 ^/^ Gelall erkennen,
und das untere breite Becken hat wieder
einen ganz flachen Boden mit 28-33 m Tiefe.
Die Ufer des Sees sind vorherrschend flach.
Einzig das sw. steigt ziemlich rasch gegen
die Abhänge des Zurichberges an ; die übri-
gen Teile sind sehr flach, besonders am
obern und untern Ende, wo der See in aus-
gedehnte Torfmoore und Streuwiesen über-
geht; oben ist das Mönchaltorfer Riet^ un-
ten das Schwerzenbacher Riet. Von diesen
Sümpfen wird nun allerdings ein ffrosser
Teil durch die Glattkorrektion. (S. aen Ar-
tikel Glatt) trockengelegt und dadurch in
Wiesen umgewandelt werden. Die Glatt-
korrektion hat nämlich auf den Greifensee
die gewünschte Wirkung gehabt, indem er
eine Tieferlegung erführ. Vor der Korrek-
tion war der mittlere Seestand bei 437,88 m, die gewöhnli-
chen Hochwasser erreichten 438,5 m; ausserordentliche
437,02 m ; das grösste Hochwasser, das seit der Korrek-
tion eingetreten ist (3. Sept 1890), erreichte nur 437,68
Greif«ii8ee.
Wasserstände sogar 439,21 m (18. September 1852), 439,19
m (14. Juni 1876) und 439,25 m (5. Juni 1878). Nach der
Korrektion dagegen ist der mittlere Wasserstand bei
Städtchen Greifense« fom See aas.
m. Darnach wäre also der mittlere Wasserstand um etwa
80 cm, der höchste um etwa 1,50 m gesenkt worden. Der
Greifensee wird gespeist durch zahlreiche kleine
Bäche, die vom Zürichberg herunter kommen und die
alle kleine Deltas in den See hinaus bauen, in der
Axe des Thaies kommt von oben die Mönchaltorfer
Aa ; die grösste Wassermenge aber stammt von der
Pfafßker Aa, dem Abfluss des Pfäfßkersees, welche
ihrer Grösse entsprechend auch das grösste, sehr
breite Delta (bei Niederuster) in den See hinaus vor-
schiebt. Der Ausfluss ist die Glatt, die den See am
NW.-Ende verlässt, und die erst von hier an diesen
Namen führt. Beim Ausfluss ist seit 1891 ein Stau-
wehr angebracht, das bei niedrij^en Seeständen er-
möglich^ den See als Reservoir für die Wasserwerke
des Glattthaies zu stauen. Was die Entstehung des
Sees anbetrifft, so ist derselbe als ein Moränen-Stau-
see zu betrachten. In dem breiten Thale lagerte ein
Arm des Linthgletschers, der in der letzten Eiszeit
bei Bubikon über die Wasserscheide ins Glattthal
herüber drang, eine solche Masse von Schutt ab, dass
das ganze Thal damit ausgekleidet ist. Dann stand
er lanp^ere Zeit oberhalb Dübendort, so dass sich
dort die Endmoräne quer durchs Thal lagerte und
n^ch dem Rückzug des Gletschers den See aufstaute.
Der See reichte also anfanglich bis ge^en Dübendorf
und ebenso bis gegen Mönchaltorf ninauf. Die Ver-
kleinerung des Sees erklärt sich durch allmählige
Auffüllung durch den Schlamm der Bäche und durch
Torfbildun||[. In wirtschaftlicher Beziehung ist der See
ziemlich wichtig durch seinen Fischreicntum ; seine
meist mit Schilf bewachsenen Ufer geben trefilliche
Laichplätze für die Fische ab. Sodann dient er den
Fabriken und Mühlen des Glattthaies als Wasser-
reservoir. Der Verkehr auf dem See zwischen den
Dörfern Fällanden, Maur, Uessikon, Greifensee, Uster
und Riedikon wird durch einen kleinen Dampfer be-
sorgt.
QREIPEN8EK (Kt. Zürich, Bez. Uster). 443 m.
Gem. una Pfarrdorf, am O.-Ufer des Grei-
fensees, 900 m sw. der Station Nänikon
der Linie Zürich -Uster- Rappers wil und
3,5 km nw. Uster. Postbureau, Telephon.
Gemeinde, mit Wildsberg : 52 Häuser, 289
reform. Ew. ; Dorf : 47 Häuser, 263 Ew.
Landwirtschaft. Schloss. Zierliche Kir^
che, um 1340 vom jungem Marschall von
Landenberff erbaut. Unter Wildsberp[, bei Stooren und
bei Füren Pfahlbauten aus der Steinzeit. Der Ort war
einst eine von Mauern umgebene kleine Stadt. Die
Gegend um Greifensee war eine alte Besitzung der
Grafen von Rapperswil. Urkundlich wird die Burg
1261 zum erstenmal genannt, doch stammt sie ohne
Zweifel aus früherer Zeit. 1300 verkaufte Gräfin Elisa-
beth von Rapperswil die Burg an Hermann von Lan-
denberg, dessen in grosse Schuldenlast gestürzten Nach-
440
GRE
GRE
kommen ihren ganzen bedeutenden Besitz ihren Verwand-
ten und Bürgen überlassen mussten, die die Herrschaft
Greifensee dann zur Ordnung der Verhältnisse 1369 an
die Grafen von Toggenburg verkauften ; Graf Friedrich
trat aber schon 14ü2 das Schloss, den See und die Herr-
schaft an Zürich ab. Dieses vereinigte das Städtchen mit
den umliegenden Ortschaften und Gemeinden, die z. T.
der Grafschaft Kiburg zugehört hatten, zur Landvogtei
Greifensee. In der Geschiente ist die Burg Greifensee be-
kannt geworden durch den sog. Mord von Greifensee (Mai
144i). Die in der Burg liegende Zürcher Besatzung unter
Wilahans von Breitenlandenberg sah sich nach tapferer
Verteidigung durch Verrat zur Ueberjpbe an die Eidge-
nossen gezwungen, die dann auf Anstiften der Schwyzer
unter Ital Beding und trotz der Abmahnungen von beson-
neneren Hauptleuten (z. B. von Ulrich Holzach von Menz-
ingen) den heldenmütigen Wildhans und nach ihm noch
Qi Männer der Besatzung auf einer benachbarten Wiese
bei Nänikon durch das Schwert hinrichten Hessen. Die
Stelle trägt heute zum Andenken an dieses Ereignis eine
einfache Steinpyramide. Das Schloss wurde von den Sie-
gern niedergebrannt. Der jetziffe Bau stammt aus dem
Jahr 1520 und diente dem jeweiligen Landvogt zur Woh-
nung. Der bekannteste una originellste dieser Landvögte
war der 1781-87 hier amtende Salomon Landolt, dem
Gottfried Keller in seiner Novelle Der Landvogt von
Greifensee ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat.
Vergl. Zeller-Werdmüner, H. Zürcher. Burgen {Mut.
der antiguar. Gesellsch. in Zur. 58). Zürich 1894. -
Diener, Ernst. Das Haus Landenberg im
Mittelalter . . . Diss. Zürich 1898.
OREIPEN8TKIN (Kt. Graubünden).
Ehemaliger Bezirk, der die Gemeinden Fili-
sur, Bergün, Latsch und Stuls umfasste.
Einst Herrschaft im Besitz des Bischofes
von Chur, von dem sie sich 1537 mit der
Summe von 2300 Goldgulden freikaufte.
OREIFEN8TEIN (Kt. Graubünden,
Bez. Albula, Kreis Bergün, Gem. Filisur).
1215 m. Burgruine, am W.-Hang der Mu-
chetta und 700 m nö. der Station Filisur
der Albulabahn. Einst Eigentum der Herren
von Greifenstein. Rudolf von Greifenstein
tötete 1233 den Bischof Berthold von Chur
und sühnte sein Verbrechen durch eine
Wallfahrt nach Jerusalem. Die Bure kam
schon 1334 in den Besitz der Bischöfe von
Chur, die sie zusammen mit dem umliegen-
den Hochgericht durch eigene Vögte (z. B.
solche aus dem (reschlecnt der Matsch)
verwalten Hessen.
GREIPEN8TEIN (Kt. St. Gallen, Bez.
Unter Rheinthal, Gem. Thal). 484 m. Kleine
Burg, am NW.-Hang des Vorder Buchberffs
und 2 km so. der Station Stad der Linie
Rorschach- Sargans. Schöne Aussicht auf
den Bodensee. Die von Dorothea Zollikofer,
der Tochter des St. Galler Humanisten Joa-
chim von Watt, erbaute Burg dnc; später
in den Besitz des Bündner Geschiecntes von
Salis über.
GREIN (PIZ)(Kt. Graubünden, Bez. Vor-
derrhein). 2894 m. Gipfel, hinten über dem
Val Gronda, in der vom Piz Terri nach N.
abzweigenden Kette, so. vom Piz Nadeis
(2793 m) und Piz Miezdi (2742 m). Diese
beiden Gipfel sind schöne Felsspitzen, die
von Truns aus sichtbar und besser bekannt
sind als der Piz Grein. Dieser hat eine mehr
abgerundete Gestalt und fallt nur nach N.
mit einer kleinen Felswand ab. 7-8 Stun-
den so. über Surrhein.
OREINA (OLATSCHt DE) (Kt.
Graubünden, Bez. Vorderrhein). 3100-2531
m. Kleiner Hängegletscher, am N.-Gehänge
des Greinathales, am Piz Vial u. Piz Pleunca
de Sterls (Gruppe des Piz Medels).
OREINA (LAWKt. Graubünden, Bez. Vorderrhein und
Kt. Tessin, Bez. Blenio). 2360 m. Alpines Hochthal und
sehr interessanter Passübergang im Bändner Oberland;
liefft zwischen Piz Coroi (2782 m) im S. und Piz Gaglianera
(3122 m) im N. und verbindet das Val Somvix mit dem
Val Camadra. Truns (im VorderrheinthaI)-Tenigerbad-
Greina-Campo-Olivone (im Bleniothal) 11 Stunden (Teni-
gerbad-Greina-Campo 8 Stunden). Von Surrhein im
Rheinthal fuhrt eine kleine Fahrstrasse am linken Seiten-
gehänge des Somvix durch Wald und Alpweiden in 1 Vi
Stunden bis Tenigerbad (1273 m), wo sie auf das rechte
Ufer des Thalbaches übersetzt und bis zur Alp Valtenigia
dem ebenen Thalboden des an Naturschönheiten reichen
Somvix folfft. Von da an steigt ein Fussweg die steilen
Halden recnts über der Schlucht des Somvixer Rhein
hinan und erreicht über La Fronscha die unter dem Pass
Diesrut stehende Aiphütte Camona. Diese Wegstrecke bie-
tet eine prachtvolle Aussicht sowohl in die düstere Schlocht
und den Thalkessel Us Encardens, wie auch auf die Gruppe
des Piz Gaglianera mit ihren mächtigen Gipfeln und
ihren Hängegletschern. Bei der Alphätte Camona betritt
man das merkwürdige Hochthal der Greina, das als brei-
tes und sonnenreiches Längsthal einen ^ssen Gegensatz
bildet zu dem engen und tiefein^eschnittenen obem Ab-
schnitt des Querthaies Somvix. Die Greina darf vielleicht
als der ursprüngliche oberste Teil des Somvix angesehen
werden, der dann durch die kräftiger eingreifende Ero-
sionsarbeit der Buche der s. Abdachung von seinem
Stammthal abgelenkt worden ist. Mit dem Lugnez steht
die Greina heute über den Pass Diesrut in Verbindung.
Die Greina steift als 5 km langes Hochthal zwischen den
mit kleinen Eisfeldern geschmückten Gipfeln der Gruppe
La Greina.
des Piz Gaglianera im N. und den ebenfalls z.
vergletscherten w. Vorgipfeln des Piz Terri im
mit weniger als 2,5% Faü von 2360-2235 m laogsun
6RE
6RE
441
ab. Der höchste Punkt (2960 m) wird durch einen Felskopf
bezeichnet, über den die Kantonsgrenze zieht, und trägt
den Namen Passo Crap. Von hier setzt
sich die Passsenke der Greina noch auf
eine Strecke von 1,5 km als Längsthal
fort und geht dann mit einer klei-
nen, vom Fussweg rechts umgangenen
Schlucht (Scaletta) ins Querthal des Val
Blenio über. Diesem obersten, im N. von
den höchsten Gipfeln der Gruppe des
Piz Medel abgeschlossenen Stuck des
Val Blenio, dem sog. Val Camadra, folgt
nun der Fussvreff zunächst am rechten
Ufer des Thalbaches, worauf er zur klei-
nen Fahrstrasse wird, beim Weiler Ghi-
rone auf das linke Bachufer übersetzt,
eine schöne kleine Schlucht durchzieht
und endlich Olivone erreicht. Man kann
den Ueberffan^ über die Grcina auch
noch mit kleinen Varianten machen,
wenn man z. B. von La Fronscha im
obersten Somvix den Weg durch die
Bachschlucht und über die Grcina Car-
pet nimmt oder von der Mitte des Grci-
nathales aus nach S. abzweigt, über
die Alpweide Monterascio (2200 m) zum
Monterasciopass (2260 m) aufsteigt und
von da durch das Val Luzzone nach Olivone absteigt.
Doch wird man in diesem Falle nur einen kleinen Ab-
schnitt des schönen Grcinathales kennen lernen. Von
Banz aus kann man die Grcina durch das Lugnez und
über den Pass Diesrut (2424 m) errcichen (Ilanz-Olivone
12, Vrin-Ghirone 6 Stunden).
ORKIT8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2874 m.
Wenig ausgeprägter Gipfel, in der vom Piz Boz zwischen
dem österrcichischen Fimbertbal und dem Samnaun nach
N. zum Bürkelkopf ziehenden Kette. Gehänge steinig
und mit magerm Rasen bestanden, aber völlig baumlos.
QRKL.L.INQEN, französisch Grellingue (Kt. Bern,
Amtsbez. Laufen). 390 und 325 m. Gem. und Pfarrdorf,
im Birsthai und am linken Ufer der Birs da gelegen, wo
diese einen schönen Wasserfall bildet ; an der Strasse
Basel-Delsberg und 12,5 km s. Basel. Einige wenige Häu-
ser stehen am rechten Ufer der Birs. Station der Linie
Basel-Delsberg. Postbureau, Telegraph, Telephon; Post-
wagen nach Meltingen und Bretzwil-Liestal. Gemeinde :
107 Häuser, 1012 zur Mehrzahl kathol. und deutsch spre-
chende Ew. ; Dorf: 86 Häuser, 629 Ew. Sekundärschule.
Ackei^ und Weinbau (10,8 ha Bebland). Papierfabrik,
Florctseidenspinnerei. Grosse Trink Wasserleitung nach
Basel. Grcllingen ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel der
Bewohner von Basel, die von hier aus meist auch noch
das Kaltbrunnenthal besuchen. Grcllingen hat sich erst
meinde erhoben ; Kirche zu St. Lorenz 1864 geweiht, 1898
vergrössert und restauriert. Ueberreste einer Bömer-
Grellingen von S&dwesten.
in neuerer Zeit zu einer bedeutenden Ortschaft entwik-
kelt. Ursprünglich standen hier blos einige der Burg
Pfefiingen eigene Meierhöfe ; 1845 zur eigenen Kirchge-
Kabrikviertel in Orellingen, von SQdwesten.
Strasse. In einer Höhle des Kaltbrunnenthales hat man
Feuersteingeräte und Knochen von heute ausgestorbenen
Tieren gefunden. Schöne Spaziergänge nach der Burg
Angenstein, den Burgruinen Bärenfels und Pfefiingen,
sowie ins romantische Kaltbrunnenthal.
OREMAUDET (Kt. Waadt, Bez. Lavaux, Gem. Sa-
vigny). 772 m. 12 zerstreut gelegene Häuser, an der
Strasse Savignjf-Lutry und 1 km s. Savigny. 66 reform.
Ew. Kirchgemeinde Savigny-Forcl.
OREMM (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem.
Teufen). 870 m. Weiler, 300 m n. der Station Teufen der
Strassenbahn St. Gallen-Gais. 18 Häuser, 125 reform. Ew.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Stickwaarenexport. Neu
erbautes Gemeindekrankenhaus.
OREMPIOLO (Kt. Wallis, Bez. Goms). Gipfel. S. den
Art. Grampielhürn.
OREM8EN (Kt. Luzern, Amt Siirsee, Gem. Diiswll).
675 m. Gruppe von 3 Häusern, an der Strasse nollbiihl-
Ruswil;4,8km so. Ruswil und 6,5 km sw. der Station
Rotenburg der Linie Luzern-Olten. 30 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Hellbühl. Acker- und Obstbau. Viehzucht.
OREM8EN (OBER, MITTLER und UNTER)
(Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Romoos). 975-865 m.
4 Bauernhöfe, auf den Höhen zwischen Altmühlebach und
Rechenlochbach zerstreut gelegen, 1 km w. Romoos und
12 km sw. der Station Wolhusen der Linie Bern-Luzern.
24 kathol. Ew. Viehzucht, Waldwirtschaft.
ORENA8CA (Kt. Tessin, Bez. Locamo, Gem.
Corippo). 1296 m. Alpweide, im Val Corippo (einem
kleinen Nebenast zum Val Verzasca) und am Fuss
des PizzoMarra. 10 Hütten. Im Frühjahr und Herbst
bezogen. Butter und Käse.
ORENCHEN, französisch Granges. Häufig vor-
kommender Ortsname. Etymologie s. beim Art. Gran-
GE.S.
GRENCHEN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzen-
burg. Gem. Guggisberg). 1555 m. Alpweide mit 6
Hütten, am S W.-Hang der Alpligenmähre und nahe
der Quelle der Hengst Sense, 4-5 Stunden so. über
Guggisberg.
ORENCHEN (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem.
Pierrafortscha). Weiler. S. den Art. Granges slr
Marly.
ORENCHEN (Kt. Frciburg, Bez. Sense, Gem.
Bösingen). 585 m. Gruppe von 7 lläusem, 1 km vom
linken Ufer der Sense, 3 km n. der Station Schmit-
ten der Linie Bern-Freiburg und 2,3 km nw. Wün-
nenwil. 61 kathol. Ew. deutscher Zunge. Fulter-
und Getreidebau, Viehzucht.
ORENCHEN, französisch Granges (Kt. Solo-
thurn, Amtei Lebern). 459 m. Gem. und grosses Pfarrdorf,
am Fuss der ersten Jurakette an der Strasse Solothurn-
Biel u. an der Grenze gegen den Kanton Bern. Station der
442
6RE
GRE
Linie Olten-Sololhurn-Biel. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon; Postwagen nach Bettlach. Gemeinde, mit Aller-
heiligen und Staad: 404 Häuser, 5202 kathol. und re-
form. Ew., wovon 489 französischer Zunge : Dorf: 374
Häuser, 4982 Ew. Wichtigstes Zentrum der Ührenfabri-
kation im Kanton Solothum mit 2000 Uhrenar heitern. 9
Uhrenfabrikanten, 6 Fabriken für ^bauches und 7 Uhren-
gehäusefabriken. Eidgenössisches Kontrolamt für Gold-
und Silberwaaren, das 1902 1605 goldene (1901 : 1410) und
375147 silberne (1901 : 571 761) Uhrengehäuse geprüft hat.
Die kleine Kolonie französisch sprechender Emwohner
besteht aus westschweizerischen Uhrenarbeitem. Parket-
terie, Ziegelei. Steinbruche. Heimat des als « Grossälti
US em Länerberg » bekannten Dialektschriftstellers Dr.
Joseph Schild (1821-1890), des Nationalrates und Grossin-
dustriellen Schild-Rust (f 1888) und der beiden mutigen
Maria Schärer, die bei der französischen Invasion unter
Schauenburg 1798 getutet worden ist. In erhöhter Lage
mitten im Dorf die 1811 erbaute Pfarrkirche und auf einer
Vorhöhe des Jura, 3 km w. Grenchen, die als Wallfahrts-
ort einst vielbesuchte Kapelle Allerheiligen, in der die
jetzt das Solothurner Museum zierende Madonna von
Holbein entdeckt worden ist. Oberhalb des Dorfes hat
man 1865 die an Funden reichste Niederlassung aus der
Bronzezeit im Kanton Solothurn aufgedeckt. Keltische
Münzen ; im Eichholz, nahe der Kirche und ö. vom Dorf
römische Ueberreste ; am Därden römische Münzen und
Spuren einer Römerstrasse, bei Allerheiligen römische
Münzen. Im neuen Quartier nahe der Kantonalstrasse
zahlreiche Burgundergräber mit Skeleten und Grab-
schmuck (so u. a. mit Gold und Silber beschlagene Gür-
tel) ; heute im kantonalen Museum zu Solothum aufbe-
wahrt. 1830-40 war Grenchen ein Miltelpunkt der unter
dem Namen des a Jungen Europa » bekannten politischen
Bewegung und der Zufluchtsort mehrerer nachher be-
rühmt gewordener Flüchtlinge, wie des Revolutionärs
Giuseppe Mazzini und des badischen Staatsmannes Karl
Mathy, der hier mehrere Jahre als Lehrer wirkte. Ueber
den Aufenthalt von Mathy in Grenchen vergl. Gustav
Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit (Bd 5)
und desselben Verfassers biographisches V/erk Karl Ma-
thy (Leipzig 1870). 2 km n. der Station Grenchen die
Kaltwasserheilanstalt Bachtelen. S. diesen Art.
ORENCHENBERQ (OBERER und UNTERER)
(Kt. Solothum, Amtei Lebern). 1362 m. Grosse Sennberge
mit Meierhof, Eigentum der Bürgerffemeinde Grenchen.
Höchste das ganze Jahr hindurch bewohnte Siedelung
des Kantons. 10 kathol. und reform. Ew.
ORENCHENPELD (Kt. Bern, ^Amtsbez. Interlaken,
Gem. Gsteig). 602 m. Plateau, zwischen dem Saxetenbach
und der Lütschine, 1 km s. der Station Wilders wil der
Linie Interlaken-Grindelwald der Berner Oberland Bah-
nen. Hier stand einst ein im Mittelalter oft genann-
tes Dorf Grenchen, das zusammen mit Mülinen und
Wilderswil zuerst dem Edelgeschlecht von Rotenfluh
und seit 1334 dem Kloster Interlaken gehörte. Seine
Bewohner nahmen an dem von Bern 1349 unter-
drückten Aufstand der Gotteshausleute gegen das
Kloster Interlaken teil. Das Dorf ist zu unnekannter
Zeit wahrscheinlich durch Hochwasser zerstört wor-
den.
ORENCHENQALM(Kt.Bem.Amtsbez.Schwar-
zenburg und Nieder Simmenthai). 1885 m. Pass-
übergang, in der Stockhornkette, zwischen Hahnen.
Alpligenmähre; verbindet das Thal der Hengst Sense
mit dem des Morgetenbaches.
ORENET(LE> (Kt. W^aadt, Bez. Lavaux u. Oron).
Bach ; entspringt 2 km n. Les Gornes de Cerf in dem
auf dem oberen Plateau des Bezirkes Lavaux stehen-
den Bois du Grand Jorat in 780 m und sammelt den
grössten Teil der Wasser dieser Hochfläche. Sein
Lauf ist ein ziemlich gewundener. Zuerst wendet sich
der Grenet nach S., dann nach SO., biegt in 680 m
und nach 5,5 km langem Lauf scharf nach NO.,
später nach N. um und mündet nach 12 km laneem
Gesamtlauf unterhalb Chätillens und 1 km w. Oron
IIa Ville in 605 m von links in die Broye. Im Ober-
auf durchfliesst er die Ebene von Forel, wo er eine
Säge treibt und von rechts die aus der Nähe von Savigny
herkommende Neirigue und die am N.-Hang des Mont de
Gourze entspringende Mortigue aufnimmt ; der Mittellauf
ist zum grossen Teil tief eingeschnitten, treibt eine Mühle
und eine Säee und erhält keine nennenswerte Zuflösse ;
im Unterlauf versorgt der Bach eine Reihe von Fabriken
mit Triebkraft. Die Stelle, wo der Grenet nach NO. um-
biegt, liegt nur 800 m von dem dem Genfersee tributären
Lac ae Bret entfernt. Als 1874-75 dieser See von der Stadt
Lausanne zu Kraftzwecken und nachher auch zur Wasser-
versorgung von Morges in Anspruch genommen wurde,
hat man den Grenet mit ihm durch einen unterirdischen
Kanal verbunden, der zur Regulierung des Seewasser-
standes dient. Nachdem seit 1895 die Wasserrechte der
Fabriken am Unterlauf des Grenet von Lausanne und
Morffes zurückgekauft worden sind, kann jetzt im Be-
därinisfalle alles Wasser des Baches in den See abgeleitet
werden. Vergl. den Art. Bret (Lac de).
GRENET (LE) (Kt. Waadt, Bez. Lavaux, Gem. Forel).
747 m. Gmppe von 8 Häusern, am Bach gleichen Namens,
n. der Strasse Lausanne-Oron u. 1 km nw. Les Coraes de
Cerf. 32 reform. Ew. Kirchgemeinde Savigny-ForeL Le
Grenet heisst auch der ganze N.-Abschnitt der Gemeinde
Forel mit zusammen 35 Häusern und 201 reform. Ew.
ORENEYRET8 (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Or-
mont Dessus). Alpweide, an stark geneigtem Hang, zwi-
schen den Alpen Äroille und Mötreülaz, am Fuss der Tor-
nettaz (2192 m: SO.-Schulter der Tornettaz de Mamex
oder Pare de Marnex, 2543 m) und 1^/4 Stunden über
Vers r£glise. Alphütte. Interessante Flora.
ORENO DE880U8 und QRENG DE8SU8 (Kt
Freiburg, Bez. Seej. 440 und 453 m. Gem. und Weiler,
am S.-Ofer des Murtensees, an der Strasse Avenches-
Murten und 1,4 km nö. der Station Faoug der Linie Lau-
sanne-Payeme-Lyss. Telephon. 9 Häuser, 70 reform. Ew.
deutscher Zunge. Kirchgemeinde Meyriez. Greng ur-
sprünglich eine französische Siedelung, jetziffe Bewohner
zugewandert und nicht Bürger der Gemeinde. Getreide-,
Tabak-, Futter-, Kartoffel- und Runkelrubenbau, Vieh-
zucht. Mühle. Reizend gelegenes Schloss mit prachtvollen
Parkanlagen. Gren|^ im Mittelalter Eigentum von Isabella
von Neuenburg, Grafin von Greyerz ; der Ort zusammen
mit den benachbarten Siedelungen von Karl dem Kühnen
1476 vor der Schlacht von Murten in Asche |[elegt. Schloss
Greng 1784 Eigentum eines Herrn von Garville ; 1803 vom
Inselsnital in Bern , 1810 von einem gewissen Desmolands
und 1815 vom Grafen von Pourtal^s angekauft, der die
Besitzung verschönerte und vergrösserte. Nördl. Greng,
bei der Mühle, Pfahlbau aus der Steinzeit und beim Schloss
Pfahlbau aus der Bronzezeit mit eigenartig geform-
ten Fundgegenständen. 1349: Gruent. Ver^ Diesbach.
Max de. Le Chdteau de Greng. Fribourg IwO. — Etrenr
nes fribourgeoises. 1901.
ORENOIOL8 (Kt. Wallis, Bez.OesÜich Raren). 1005
Schloss Greng.
m. Gem. und Pfarrdorf, im Goms, auf einer Terrasse links
über der tiefen, von der Rhone durch den Deischberf
geschnittenen Schlucht und über der Mündung der Binoa
GRE
GR^
+43
in die RhoDe. Gemeinde ziemlich ausgedehnt ; zieht sich
jenseits der mit dem Dorf Grengiols und den Weilern Zen
Dorfpartie in Grengiols.
Häuser, Hoclcmatt, Im Viertel und Bächemhäuser be-
standenen Wiesenterrassen am Fuss des Breithorns bis
ins Langthal und Saflischthal und an den Hängen des
Gibelhoms, der Punta Mottiscia und des Helsenhorns
hinauf, wo sie schöne Sommerweiden besitzt. Gemeinde :
89 Häuser, 555 kathol. Ew. ; Dorf: 30 Häuser, 209 Ew.
Bei der Brücke im Kupferboden Postablage ^ Postwagen
ober die Furka (Brig-Göschenen). 1052: GranciroUs; 1290:
Graniols; 1334: Granyreylz. Bildete im Mittelalter ein
Majorat, das Bischof Aimon de La Tour 1325 von Johann
In der Bachen erworben und dem aus Grandes slam-
menden Perrod de Morestel verliehen hatte. Dieser ver-
kaufte es 1333 wieder um den Preis von 50 Pfund Geldes
von St. Maurice samt einem ungarischen Rassenpferd.
Nachdem die neuen Besitzer, die Herren von Buos, nur
einen schwachsinnigen Erben hinterlassen, wurde Gren-
eiols 1374 mit dem Majorat Morel vereinigt, bei dem es
bis 1441 verblieb, in welchem Jahre sich die Gemeinden
des Gores frei kauften. Die Verkäufer verlangten von den
Gemeinden blos die weitere Bezahlung des bis anhin für
die bischöfliche Tafel geforderten Tributes. Die Majorats-
herren wurden von nun an alle zwei Jahre neu gewählt.
Grengiols, dessen Kirche an der Stelle der einstigen Burg
steht, bildet seit 1634 eine eigene Kirchgemeinde, die auch
noch die am jenseitigen Ufer liegende Zivilgemeinde Mar-
tisberg umfasst. Die 1799 über den Nufenen ins Ober
Wallis eingefallenen Oesterreicher legten vor ihrem Rück-
zag vor den IVuppen des Direktoriums das Dorf Grengiols
in Asche, worauf es in Holz neu aufgebaut wurde. In der
Gemeinde Grengiols, die den Eingang in das mineral- und
erzreiche Binnenthal zu einem Teil umfasst, hat man
Ueberreste von einstigen Silber- und Kupferbergwerken
gefunden ; über dem Dorf Funde von römischen Münzen.
GRENIER oder ORENY (LE) (Kt. Waadt u. Genf).
Bach ; entsteht aus einem unterhalb Divonne ün Frank-
reich) in 470 m von der Versoix sich abzweigenaen Kanal,
der unter dem Namen Le Brassus eegen Ci^ligny zieht.
Zweigt Ö. Bogis-Bossey vom Brassus an, wendet sich nach
S. und vereinigt sich nach 4,5 km langem Lauf in Com-
mugny (412 m) mit der Doye, einem nei Coppet in den
Genfersee mündenden kleinen Bach.
QRENIER (ALPE DU) (Kt. Wallis, Bez. Entremont.
Gem. Bagnes). 1900-2400 m. Alp weide, auf den steilen und
trockenen Hangen am Fuss des Bec des Roxes, 2 km nö.
Lourtier. 10 Hütten und Stadel. Wird mit etwa 40 Kühen
und ebensoviel Stück Kleinviehes bezogen. Bestandigem
Steinschlag ausgesetzt.
QRENILLES (Kt. Freiburg, Bez. Saane). 681 m.
Gem. und Weiler, am rechten Ufer derLongivue; 1,7
km ö. Estavayer le Gibloux und 6,5 km ssö. der Station
Gottens der Linie Bern-Freiburg-Lausanne. Telephon. Ge-
meinde, mit La Goletta : 25 Häuser, 128 kathol. Ew. ;
Weiler : 13 Häuser, 63 Ew. Kirchgemeinde Farvagny le
Grand. Futter-, Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht.
Säge. Ehemalige Herrschaft mit eigener, im 13. und 14.
Jahrhundert erwähnter Edelfamilie. Funde von rö-
mischen Altertümern, besonders Amphoren. 1180 :
Grenegles ; später Grenelies und Grinillieis.
ORENIVAZ (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Cor-
sier). 690 m. Gruppe von 5 Häusern, auf den Höhen
rechts über der Veveyse, zwischen diesem Fluss und
der Strasse Vevey-Chätel Saint Denis und 5 km nö.
der Station Vevey der Simplonbahn. 26 reform. Ew.
GREN8 (Kt. Waadt, Bez. Nyon). 500 m. Gem.
und kleines Dorf, 2 km ö. vom Fuss der Döle, an den
Strassen Ch6serex-Signy-Nyon und Gingins-Eysins
und 3,6 km w. der Station Nyon der Linie Lau-
sanne-Genf. Postablage. Telegraph, Telephon ; Post-
wagen Nyon-Ch^serex-Tr^lex. Gemeinde, mit dem
Weiler Les Fourches : 25 Häuser, 155 reform. Ew.
Kirchgemeinde Gingins. Acker- und etwas Wein-
bau. In Les Fourches an der Asse Säge und Mühle.
Das Dorf bis ins 18. Jahrhundert Teil der Herr-
schaft Gingins, später eigene Herrschaft und der
Reihe nach im Besitz der Geschlechter Quisard aus
Grans, Brutel und de La Fl^ch^re aus Nyon. 1164 :
Graiens; 1202: Grens; 1298: Greins.
ORENT8CHEL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg,
Gem. Lyss). 460 m. Weiler, am rechten Ufer des
Grentschelbachs und 800 m nö. der Station Lyss
der Linie Bem-Biel. 11 Häuser, 125 reform. Ew. Land-
wirtschaft.
QRENT8CHELBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg).
Bach ; entspringt am O.-Hang des Dreihubel in 515 m,
fliesst zunächst nach N., biegt dann scharf nach SW. ab
und mündet nach 3,5 km langem Lauf in Lyss in 449 m
von rechts in den Lyssbach.
GRENY (LE) (Kt. Waadt und Genf). Bach. S. den
Art. Grenier (Le).
ORENZOIPPEL (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4631 m.
Felsffipfel, in der Gruppe des Monte Rosa, 7 m niedriger
als die Dufourspitze und ö. von ihr; auf der Landes-
S'enze gegen Italien. Zuerst 1848 von den Führern von
elchior Ulrich bestiegen, die eine Anstiegsroute auf den
höchsten Gipfel der Monte Rosagruppe suchten.
GRENZQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4500-
2700 m. Grosser Gletscher, 8 km lang und im Mittel 1,2
km breit ; steigt von den zwischen Grenzgipfel und Lys-
ioch stehenden Gipfeln (Zumsteinspitze, Signalkuppe,
Parrotspitze, Ludwigshöhe) der Monte Rosagruppe ab,
nimmt noch die Firn- und Eisfelder am Lyslcamm und
den von den Zwillingen (Kastor und PoUux) herabkom-
menden Zwillingsgletscher auf und vereinigt sich selbst
wieder unterhalb der B^tempshütte des S. A. C. mit dem
mächtigen Gomergletscher. Weist an manchen Stellen
gefährliche Eisfalle und Spalten Systeme auf, die schon
mehrere Unglücksfalle verursacht haben.
ORENZKOPP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg).
2192 m. Gipfel, in der Säntisgruppe ; 1,5 km vom Säntis
und in der w. Fortsetzung des Kammes des Grauropfs.
S. diesen Art.
GRENZSATTEL oder ZUM8TEIN8ATTEL (Kt.
Wallis, Bez. Visp). Etwa 4450 m. Einschartung, zwischen
Grenzgipfel (4631 m) und Zumsteinspitze (4573 m), in der
Gruppe des Monte Rosa. Von der Zer matter Seite aus ver-
hältnismässig leicht, von Macugnaga aus dagegen ausser-
ordentlich schwierig zugänglich. Zum ersten und einzigen
Mal von Macugnaga aus 1889 durch die Professoren Ralti
und Graselli überschritten. Dient hie und da als Fuss-
Bunkt für eine schwierigere Besteigung der Zumstein- oder
ufourspitze.
OR6PILLON oder ORAPILLON (MONT) (Kt.
Wallis, Bez. Entremont). 3530 m. Gipfel, so. Vorberg des
Mont Dolent, im Massiv des Mont Blanc, auf der Landes-
grenze gegen Italien und im Felskamm zwischen dem
Glacier de Prä de Bar (Italien) und dem Glacier du Mont
Dolent. Auf der Siegfriedkarte unbenannt und ohne Hö-
henkote. Kann von der Hütte Le Pro de Bar über den
Glacier de Prä de Bar und den S.-Grat in 5 Stunden
ohne grosse Schwierigkeiten bestiegen werden.
OR£pILLON oder ORAPILLON (PETIT) (Kt.
Wallis, Bez. Entremont). 3355 m. Gipfel, OSO.-Schulter
des Mont Gr^pillon, in der Gruppe des Mont Dolent (Mas-
444
GRt
6RE
siv des MoDt Blanc). Ohne besonderes Interesse. Von der
Hütte Le Pro de Bar (Italien) aus in 4 Stunden zugän^^Iich.
Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
OR£pILLON de L'ORS oder GR£PILL0N DE
L'OURS (Kt. Wallis, Bez. Entremont). Unterer Ab-
schnitt des von Le Crettet de la Placette zur Ornyhütte
des S. A. C. führenden Fussweses.
GRKPLANO (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Flums). Burgruine. S. den Art. GRiGPLANG.
GREPPKN. Ziemlich verbreiteter Ortsname der
deutschen Schweiz. Etymologie noch unsicher; wahr-
scheinlich aber vom rätoromanischen crapy crapa = Fels
herzuleiten, der gleichen Wurzel, die auch in den Formen
Gröpillon, Graplang etc. wiederkehrt. Vergl. Brandstetter.
Gemeindenamen der Zentra* Schweiz. 1902.
QREPPEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Langenthai). 4d5 m. Teil des Dorfes Langenthai, im Thal
der Langeten und an der Strasse Langenthal-Melchnau ;
1,2 km so. der Station Langenthai der Linie Olten-Bem.
22 Häuser, 222 reform. Ew.
GREPPEN (Kt. und Amt Luzern). 454 m. Gem. und
Pfarrdorf, am rechten Ufer des Küssnachter Armes des
Vierwaldstattersees und am W.-Fuss des Bigi schön ge-
legen ; 3,5 km s. der Station Küssnacht der Gotthard-
bahn. Postablage, Telephon. Dampfschi flstation. Ge-
meinde, einige zerstreut gelegene Hofe mit inbegriffen :
44 Häuser, 228 kathol. Ew. ; Dorf: 19 Häuser, 110 Ew.
Obstbau, Viehzucht. 1321 : Greppon.
GREPPON BLANC (Kt. Wallis, Bez. Conthey und
Hörens). 2718 m. Felsfi^pfel, in der Kette zwischen Val
d'Hörömence und Val de Nendaz, 3 Stunden nw. über dem
Sommerkurort Prazlong im Val d'Hörömence. Wird nur
sehr selten bestiegen. Seine O.-Schulter trägt den Namen
Le Montzet.
GREPT(t£tE A PIERRE) (Kt. Waadt und Wal-
lis). Gipfel. S. den Art. Pierre Grept (TfcXE a).
GRE8ALLEY (Kt. Waadt, Bez. Vevey, Gem. Les
Planches). 1181 und 1223 m. Zwei Gruppen von Hütten,
am W.-Hang der Dent de Jaman, gegenüber Les Avants.
Hier stehen triasische Mergel, Dolomite und Rauchwacke
an.
GRE88IN8 DE88U 8 (Kt. Bern, Amtsbez. Münster,
Gem. Belj^rahon). 1095 m. Gruppe von 2 Häusern, über
den Felshangen n. Belprahon und 4 km nö. der Station
Münster der Linie Basel-Delsbers. 11 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Münster. Ackerbau und Viehzucht.
GRE880 (Kt. Tessin, Bez. Locamo}. 999 m. Gem. u.
Pfarrdorf, im Val Vergeletto und am SW.-Fuss des Pizzo
Pelose; 23,5 km nw. vom Bahnhof Locarno. Postablage.
54 Häuser, 278 kathol. Ew. Viehzucht ; Butter und Käse.
Gresso von Süden.
Strohindustrie. Starke periodische Auswanderung in die
W.-Schweiz. Schöne Aussicht ins Val Onsernone. Aus-
gangspunkt des über den Passo di Goufeda (1806 m) und
die Alpe di Confeda nach Lodano (im Val Maggia) fob-
renden Weges.
GRE88Y (Kt. Waadt, Bez. Yverdon). 507 m. Gera. u.
Pfarrdorf, im n. Abschnitt des W.-Plateaus des Jorat,
westl. (links) vom Buron, auf dem oberen Rand des die
Orbeebene im 0. begleitenden Steilhanges, an einer Ab-
zweigung der Strasse Lausanne-Yverdon und 2,5 km ö.
der Station £pendes der Linie Neuen burg-Lausanne.
Gemeinde, mit Sermuz : 38 Häuser, 218 reform. Ew. ;
Dorf : 30 Häuser, 176 Ew. Kirchgemeinde umfasst neben
Gressy noch die Zivilgemeinden Belmont, Ursins und Va-
leeres sous Ursins, sowie den Weiler fpautheyres. Land-
wirtschaft. Die Mühle Gressy auf Boden von Valeyres sous
Ursins. Bei dieser Mühle Ueberreste von Befestigungsan-
lagen oder eines Refugiums, die aus dem Beginn des
Mittelalters datieren dürften. Einst Teil der Herrschaft
Belmont. Der letzte der Edeln von Gressy, Wilhelm, starb
1240. Kirche sehr alt ; vom Bischof St. Amadeus von Hau-
terive (f 1159) dem Ka[)itel Lausanne einverleibt. Vor der
Reformation bestand hier eine Brüderschaft vom h. Geist
deren Güter 1537 verkauft wurden. 1228 : Grissie ; 1317 :
Grissye ; 1453 : Grissiez.
GRET8CHIN8 (Kt St. Gallen, Bez. Werdenberg,
Gem. Wartau). 602 m. Kleines Dorf, in sehr malerischer
Landschaft, am SW.-Fuss des die Burgruine Wartau tra-
genden Hügels und 4 km sw. der Station Sevelen der
Linie Rorschach-Sargans. 22 Häuser, 106 reform. Ew.
Hier die 1491 erbaute Pfarrkirche von Wartau. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Ein Teil der Bewohner arbeitet
in der Fabrik Azmoos. 1270: Grazinnes; 1273: Oacinnes
und Grezinnes. Der Name vielleicht vom Personennamen
Grazzo herzuleiten. Vergl. Götzinger, Wilh. Die ronian.
Ortsnamen des Kant, St. Gallen. St. Gallen 1891.
GRETZENBACH (Kt. Solothum, Amtei Ölten). 402
m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Aare, an
der Strasse Aarau-Olten und 1,5 km sw. der Station
Schönen werd der Linie Zürich- Aarau-Olten. Postablage.
Gemeinde, mit Weid: 140 Häuser, 979 Ew., wovon 198
Reformierte ; Dorf : 53 Häuser, 552 Ew. Bildet zusammen
mit Däniken und Grod eine Kirchgemeinde. Wiesenbau.
Viele der Bewohner arbeiten in den Schuhfabriken von
Schönenwerd. Neues Schulhaus. Kirche ist eine der ältes-
ten des Kantons. Ueberreste einer Römerstrasse.
GREUEL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Schenkon).
528 m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem N.-Ufer des
Sempachersees, an der Strasse Sempach-Geuensee, 500 m
nw. Schenkon und 3 km nö. der Station Sursee der Linie
Luzern-Olten. 53 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sursee.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Der Name vom althoch-
deutschen krewil, im heutigen Dialekt chrättel oder
kräuel =. Spitzhacke; ursprünglich ei-
nem im Winkel zwischen der Vereini-
ung von zwei Bächen gelegenen Ort
leigelegt.
GREUT (HINTER u. VORDER)
(Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Rickenbach und Dinhard). Häuser-
ruppe. S. den Art. GrOt (Hinter und
ORDER).
GREUT (OBER und UNTER)
(Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem.
Langrickenbach). 535-530 m. Zwei
Gruppen von zusammen 17 Häusern,
am O.-Ende des Seerückens, 1 km sw.
Lani^ickenbach und 4,8 km sw. der
Station Altnau der Linie Romanshorn-
Konstanz. 77 kathol. u. reform. Ew.
Kirchgemeinden Altnau u. Langricken-
bach. Boden sehr fruchtbar. Wiesen-
und Obstbau. Greut, Grüt (gleichbedeu-
tend mit Rüli etc.) von roden, reuten,
urbar machen.
GREUTEN8BERG (Kt. Thurgau,
Bez. Münchwilen, Gem. Wuppenau).
705 m. Weiler, 6 km nö. der SUlion
Wil der Linie Zürich-Winterthur-St.
Gallen und 1,3 km w. • Wuppenau. 13
Häuser, 57 zur Mehrzahl kathol. Ew. Wiesenbau. Waldun-
gen. Stickerei.
QREVALLA DE880U8 und QREVALLA DES-
t
Vo
GBl
6RI
445
8U8 (Kt. Freiburff, Bez. Veveyse, Gem. Chätel Saint
Denis). 1280 und 1390 m. Zwei Gruppen von Hätten^ am
O.-Hang des Mont Corbettes und 5 km
so. über Chätel Saint Denis. Anstehen-
der Rät mit Fossilien.
GRIALET8CH (PIZ) (Kt. Grau-
bünden. Bez. Inn). äl31 m. Gipfel, w.
über dem Yadret da Grialetscn, zwi-
schen diesem einerseits und dem Gross
Scalettagietscher und Vadret da Vallör-
gia andererseits und zwischen Val Gria-
letsch und Sulsannathal. Schöne Eis-
kuppe; wird selten bestiegen und auch
dann meist nur in Verbindung mit der
Besteigung des Scalettahorns (3068 m)
besucht.
GRIALET8CH (VADRET DA)
(Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3000-2340
m. Schöner Gletscher ; steigt vom wei-
ten Firnkessel zwischen Piz Grialetsch
im W., Piz Vadret im S. und Piz Sar-
sura im 0. in Terrassen nach N. ins
Val Grialetsch ab. Firnfeld eines der be-
deutendsten in der Albulagruppe.
QRIALET8CH <VAL> (Kt. Grau-
bünden, Bez. Inn). 2550-1950 m. Seiten-
thal des Val Flüela oder Val Susasca, in das es 7 km w.
Süs (Unter En^din) ausmündet. Steigt zwischen den
Gruppen des Piz Vaaret und Schwarzhoms zuerst nach
NO. und nachher nach N. ab. Im untern Abschnitt die
Äipweide Grialetsch. Waldlos.
GRIALET8CHPA88 (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
2546 m. Passübergang, hinten über dem Val Grialetsch
und nw. vom Vadret da Grialetsch, zwischen dem Kilbi-
rizen im S. und dem Radüner Kopf im N.; verbindet das
Val Grialetsch mit dem Dischmathal. Auf der Passhöhe
ein schöner kleiner See. Beschwerlicher Fusspfad.
GRIANKOPF (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2900
m. Abgerundeter und wenig hervortretender Gipfel,
in der Grenzkette zwischen der Schweiz und Oesterreich,
rechts über dem trefsten Teil des Unter Engadin, zwi-
schen dem schweizerischen Val d'Uina und dem nach
NO. zur Resche nach eideck absteigenden österreichischen
Rojenthal. 10 km s. vom Piz Lad (2811 m) nahe Martins-
bnick, dem Hauptgipfel der Grenzkette. Wird seit der
Erstellung der Pforzheimerhütte des Deutschen und
Oesterreichischen Alpenvereins auf dem Schlinigpass
ziemlich häufig und ohne Schwierigkeiten bestiegen.
Aussicht auf die Oetzthaler Alpen und die Ortlergruppe.
GRIAT8CHOUL8 (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 2973 m. Stolze Felspyramide, über den Alpweiden-
hängen nw. Zuz und Scanfs, im ö. Abschnitt der Gruppe
des Piz Kesch. Fällt nach N. und 0. in Felswänden zum
Val Viluoch und Sulsannathal ab und hängt nach W.
über den Piz Virogla und Piz Val Mfira mit dem Piz
Kesch zusammen. Schöner Aussichtspunkt, von Zuz aus
in 3 Stunden leicht zu besteigen. Besonders schöner Nie-
derblick ins Engadin mit seinen vielen grossen Dörfern.
In geologischer Beziehung interessant durch die beson-
dere Art der Ausbildung des den Gipfel krönenden Gra-
nites, von dem einzelne Blöcke und Trümmer ins Val
Sulsanna niedergebrochen sind.
GRIBBIO (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Chig-
Riogna). 1290 m. Alpweide mit Gruppe von 16 Hütten, am
NO.- Hang ^es Pizzo Jomo und 2 Stunden s. über der
Station Faido der Gotthardbahn. Kapelle. Im Frühjahr
und Herbst bezogen. Butter und Käse.
QRIBELLAKOPF (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2897
m. Gipfel, neben dem Bürkelkopf (3036 m] der Hauptgipfel
der das Samnaun im N. begleitenden Grenzkette gej^en
das österreichische Paznaun. Von Campatsch, dem gröss-
ten Ort im Samnaun, in 3-4 Stunden leicht zu besteigen.
Bemerkenswerter Aussichtspunkt auf die Tiroler Alpen.
Trigonometrisches Signal und Grenzstein.
QRIDA (Kt. Graubünden, Bez. Piessur, Kreis und Gem.
Churwalden). 944 m. Gruppe von 4 Häusern, am W.-Hang
der Höhen zwischen Rabiusa und Piessur und 5,5 km ssö.
überChur. 18 reform. Ew. deutscher Zunge. Alpwirtschaft.
QRIDONE (MONTE) oder MONTE LIMIDARIO
(Kt. Tessin, Bez. Locarno). 2191 m. Einer der Hauptgipfel
in der Grenzkette zwischen dem Tessiner Centovalli und
Italien und 5 km w. über Brissago am Langensee, von
Monte Gridone, vom Monte Br6 ans.
wo aus er in 5 Stunden leicht bestiegen werden kann.
Prachtvolle Aussicht auf See, Ebene und Gebirge.
ORIEBJENEN (OBER und UNTER) (Kt. Wallis,
Bez. Leuk, Gem. Ober Ems). 2250 und 1822 m. Alpweide
mit zwei Gruppen von zusammen 19 Hütten und Stadeln,
auch Grjiby geheisseu ; am oberen Abschnitt des z. T.
bewaldeten Rückens, der sich links von der Ausmündung
des Turtmanthaies und über dem Dorf Ober Ems gegen
das Emshorn hinanzieht. Eigentum einer aus Bürgern
von Ober Ems, Unter Ems und Turtman bestehenden
Korporation. Unter Griebjenen besteht aus mehreren in
den prachtvollen Waid eingesprengten Lichtuncen, wäh-
rend Ober Griebjenen bis zum Fuss des Brunetnorns an-
steigt. Im Sommer während zwei Monaten mit 50 Stück
Grossviehes bezogen.
GRIE8. Für sich oder in Zusammensetzungen nicht
selten vorkommender Ortsname der deutschen Schweiz ;
vom althochdeutschen ^rioz = mittelhochdeutschem
ariess = froher Sand, Kies (schweizerdeutsche Mundart
heute nocn grien). Wird angeschwemmten oder abgela-
gerten Kies- oder Schotterfläcnen und besonders auch den
Moränenablagerungen vor dem Fuss eines Gletschers bei-
gelegt.
ORIE8BACH (Kt. Bern, Amtebez. Trachselwald).
Bach ; entspringt am N.-Hang der Schonegg in 860 m,
fliesst in emem Kreisbogen von 0. über W. nach SW.,
durchzieht die Weiler Griesbach und Gammenthai und
mündet nach 7 km langem Lauf 1 km w. Trachselwald
in 640 m von rechts in die Grünen. Wird von mehreren
Brücken überschritten und teilweise von der Strasse
Sumiswald-Waltrigen begleitet. Griesbach = steiniger
Bach.
GRIESBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Sumiswald). 700 m. Weiler, am Griesbach. an der
Strasse Sumiswald-Waltrigen, 2 km n. Sumiswald und
6,5 km nö. der Station Bamsei der Linie Burgdorf-Lang-
nau. Telephon. 11 Häuser, 66 reform. Ew. Sage. Tabak-
industrie.
GRIESBACH (Kt., Bez. und Gem. Schaflhausen).
595 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einem Ausläufer des Ran-
den, 4 km nw. vom Bahnhof Schaffhausen. 15 reform. Ew.
Landwirtschaft. Eigentum des Staates SchafThausen, zeit-
weise als Korrektionsanstalt verwendet und heute an einen
Landwirt verpachtet. Hier befand sich einst der grosse
Exerzier- und Schiessplatz der Schailhauser Miliz. Das
Gut urkundlich zuerst 1100 erwähnt als Eigentum des
Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Damals stand hier
eine Kapelle. Ehemaliges Edelgeschlecht von Griesbach.
GRIESBACHTHAL (Kt. Bern und Waadt). Thal. S.
den Art. F^nils (Vall^e des).
GRIESEN (OBER und UNTER) (Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Frauenfeld). 475 und 401 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 7 Häusern, 400 m von einander ent-
fernt, am N.-Fuss und N.-Hang des Wellenbergs und 2,5
446
|G1U
km nö. vom Bahnhof Prauenfeld (Linie Zürich- Winter-
thur-Romanshom). 24 reform. Ew. wiesen- und Obutbau.
ORIE8ENBERQ (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden.
Gem. Amlikon). 535-550 m. (>emcindefraktion, Weiler und
Herrenhaus (enemals feste Burg) ; über und in der wilden
Waldschlucht des Griesenbergtobels gelten. Die in den
Wellenberg eingeschnittene Schlucht öffnet sich bei
Eschikofen auf die Thur. Der Weiler Griesenberg 3 km
sw. der Station Märstetten der Linie Zörich-Winterthur-
Romanshorn. Umfasst die Weiler und Bauernhöfe Grie-
senberfi^, Fimmelsberg. Altenburff, Leutmerken, Bänikon,
Hub, Holzhof, Tümpfel, Maltbacn, Yogelsanff und Battle-
hausen mit zusammen 106 Häusern und 438 Ew. (wovon
273 Katholiken und 165 Reformierte): Weiler Griesen-
berg : 10 Häuser, 31 Ew. Paritätische Kirchgemeinde mit
Kirche in Leutmerken. Wald. Futter- und etwas Wein-
bau, Viehzucht, Leihkasse. Ehemals Sitz der Herren
von Griesenberg, eines Zweiges der Edeln von Bussnang,
die wir seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts hier an-
sässig finden. Dieses Geschlecht baute sich auf einem
auf drei Seiten schroff abbrechenden Felssporn eine
feste Burg, die nach Kuhn an der Stelle des heutigen
Weilers uriesenberg, nach andern Geschieh tschreibem
aber beim jetzigen Bauernhof Altenburg (1 km w. Amli-
kon) stand. Seit 1230 sassen auf dieser Burg Heinrich l.
von Griesenberg (ein Bruder des damaliffen Abtes von St.
Gallen, Konrad von Bussnan^) und sein Sohn Heinrich IL
von Griesenberg. Als dieser in den Fehden des Abtes von
St. Gallen mit dem Haus Habsburg auf Seite des ersteren
getreten war, belagerte Kaiser Albrecht, der Sohn Rudolfs
von Habsburg, iW& die Burg Griesenberg und zerstörte
sie. Eine an anderer Stelle (bei Eschikofen) neu errichtete
Burg erlitt zweimal dasselbe Schicksal, nämlich im Ap-
penzellerkrieg 1407 und im alten Zürichkrieff 1444. Die
Familie von Griesenberg erlosch 1324, worauf die Herr-
schaft mehrfach den Eigentümer wechselte, bis sie 1529
an Heinrich von Ulm verkauft ward. Nachdem sie Frei-
herr Franz von Ulm 1752 an Zürich verpfändet hatte,
wurde sie 1759 von Luzern, das sie nicht in reformierte
Hand |[elangen lassen wollte, ausgelöst und 1792 an den
österreichischen Obervogt von Stockach verkauft. 17%
endlich kamen zwei Brüder Schulthess aus Zürich in den
Besitz von Herrschaft und Domäne Griesenberg, dessen
letzte Gerichtsherren sie waren. Die im 15. Jahrhundert
wieder hergestellte Burg zerfiel im 18. Jahrhundert, als
der sie tragende Fels, vom Wasser unterspühlt, zusam-
menbrach. Darauf erstand das im Wallgraben der einstigen
äurg erbaute heutige Herrenhaus, dessen jetziger Besitzer
ch der Landwirtschaft widmet. Der Name Griesenberg
Wahrscheinlich von einem Personennamen Griso (= der
Greis) abzuleiten.
GRIE8ENFIRN (Kt. Uri). 2600-2300 m. Kleines Firn-
feld, 800 m lang und 1,5 km breit, am Griesenhörnli
(2853 m) und über der. Griesenalp (Unterabteilung der
Grossal^), rechts über der Meienreuss und hinten über
dem Meienthal. Von einem Felskamm in zwei Hälften ge-
trennt.
GRIESENHÖRNLI (Kt. Uri). 2853 m. Gipfel, nö.
Vorberg des Stücklistocks (3309 m), über dem rechten
Ufer der Meienreuss und hinten über dem Meienthal.
Steiler Felskamm, an dessen NO.-Hang der kleine Grie-
senfirn liegt.
ORIE8ET (Kt. Glarus und Schwyz). Gipfel. S. den
Art. Faulen (Böser und Guter).
GRIE80LET8CHER (Kt. Glarus). 3060-2500 m.
Gletscher, auf dem 4 km langen und 1,5 km breiten Pla-
teau, das vom wenig ausgesprochenen Kamm zwischen
Bifertenstock, Scheibe und Hinter Selbsanft niedersteigt.
Senkt sich zuerst langsam nach NO. und ßUlt dann steil
zum mittleren Limmernboden ab. Sein direkt ostwärts
ziehender, etwa 2 km langer S.-Arm heisst Limmernglet-
scher und steigt in den Hintergrund des Limmernbodens
ab. Dem Gries- und Limmerngletscher entspringt der Lim-
mernbach, einer der Quellarme der Linth.
0RIE80LET8CHER (Kt. Uri). 2700-2250 m. Schma-
ler Gletscher, 4 km lang und 1,1 km breit, am NN W.-
Hang der Scheerhörner (3234 und 3296 m) und sw. über
dem Klausenpass. Wird begangen, wenn man von Unter-
schächen aus über die Kammlilücke (2848 m) auf den
Hüfigletscher und zum Claridenpass gelangen will. Fällt
GRI
nicht steil ab und ist wenig zerklüftet. Westl. der Glet-
scherzunge die Hänge des Untern und Obern Gries.
CIRIE8QLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3250-
2100 m. Gletscher, am Grenzkamm zwischen dem WaUis
und Italien: 6,5 km lang und im Maximum 2,5 km, im
Minimum 0,5 km breit. Entsendet einen Teil seiner
Schmelzwasser nach Italien. Entspringt etwas unter dem
Gipfel des Blindenhorns ^382 m) und steigt zwischen
zwei Felskämmen zu Thal, deren einer ihn von einer
Reihe von linksseitigen Nebenthälem des Ober Wallis
(Eginen-, Merzenbach-, Hohbach- und Blindenthai) trennt,
während ihn der andere vom Hohsandgletscher und vom
italienischen Thälchen von Bettelmatten scheidet. Im erst-
genannten, den Gletscher im NW. begrenzenden Kamm
nden wir, vom Blindenhom an e^ezahlt, das Klein Blin-
denhom (3334 m), den Griesffletscnerpass oder Hohstelli-
pass (2840 m), den Merzenbachschien (3210 m), die Ritzen-
hömer (3122 und 3055 m) und das Faulhom (2872 m) ;
den andern, den Gletscher im SO. begleitenden Kamm
bilden der Grieshohsandsattel, Siedelrothompass, das
Siedelrothom (3295 m), der Gemslandpass (etwa 3250 m).
das Bettel mattenhom oder Gemslandhom (2984 m) und
der von da zum Griespass absteigende Grat. Der unterste
Abschnitt des Gletschers ist ein weites, ebenes und im
Hochsommer schneefreies Eisfeld und bildet das Scheitel-
plateau des Griespasses. Die Landesgrenze zwischen dem
Wallis und Italien folgt vom Blindenhom bis zum Gries-
pass dem SO.-Kamm.
0RIK80LKT8CHERPA88 oder HOH8TEL.U-
PA88 (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2840 m. Passübercang,
zwischen dem Klein Blindenhom (3334 m^ und dem Mer-
zenbachschien (3210 m); verbindet den Gnesgletscher mit
dem ganz kleinen, ziemlich steil ins Blindenthai abstei-
genden Hohstelligletscher. Er gestattet den direkten Auf-
stieg von Reckingen durch das Blindenthai auf den obem
Griesjg^letscher und vermeidet den Umweg über Ulrichen.
Reckingen-Passhöhe 5 Stunden. Passhöhe-Griesgletscher-
Griespass 1 Stunde, Passhöhe-Cremslandpass-Tosa 4 Stan-
den. Der einst zusammen mit dem Griespass stark be-
ffangene Griesgletscherpass wird heute kaum noch von
Jägern überschritten, obwohl er keine Ernstlichen Schwie-
rigkeiten bietet.
GRIE8HOH8AND8ATTKL. (Kt. WalUs, Bez.
Goms). Etwa 3170 m. Breite Eisscharte, auf der Landes-
grenze gegen Italien zwischen Blindenhom im W. und
Siedelrothom im 0. Verbindet den obem Griesgletacher
mit dem Hohsandgletscher, wird aber trotz seiner leich-
ten Gangbarkeit nur wenig benutzt.
GRIE8HORN (Kt. O^ssin und WallU). 2926 m (auf
der italienischen Karte 2966 m). Verwitterte rotgraae
Felspyramide, auf der Grenze zwischen dem Wallis, Tes-
sin und Italien; zwischen dem Griespass und dem obers-
ten Val Corno, in das noch eine Zunge des Grie^let-
schers, der sogenannte Gomogletscher, absteigt Vom
Scheitel des Griespasses in 1 */, Stunden leicht zugäng-
lich. Interessante Aussicht.
ORIK8PA88 (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2460 m. Brei-
tes Eisplateau, vom untern Abschnitt des Griesgletschers
gebildet, auf der Grenze gegen Italien: die nördl., schwei-
zerische, Seite des Passscheitels wira im W. vom Faul-
hom (2872 m), einem Ausläufer des Blindenhorns, uod
im 0. von dem ihn vom Nufenenpass trennenden Nofe-
nenstock (2865 m), die südl., italienische, Seite im SW.
vom Bettel mattennom (2964 m\ und im NO. vom Gries-
hörn (2926 m) flankiert. Der Gnesnass verbindet das Egi-
nenthal mit dem italienischen Formazzathal und dem
jeden Sommer von Hunderten von Touristen besuchten
Tosafall. Ulrichen (im Ober Wallis)-Eingang zum Pass-
plateau 3 Vi Stunden, Passplateau 30 Minuten lang, Pass-
Plateau-Tosafall 2 Stunden. Prachtvolle Aussicht von der
asshöhe, einerseits auf die Gruppe des Oberaarhomt,
andererseits auf den Basodino und das Ofenhora. Flora der
Umgebungen eine der reichsten der Alpen und von ho-
hem Interesse. Wie zweifellos schon seit Jahrhunderten,
ist auch heute noch der Weg über das Gletscherfeld
durch in Steinplatten eingelassene Pföhle markiert. Der
Griespass ist schon seit langer Zeit bekannt und wurde
(wie ubriffens hie und da heute noch) vor der Eröfl'nttng
der Simplonstrasse häufip[ mit Lasttieren überschritten.
Jetzt wird der Passweg nicht mehr ausreichend unterhal-
GR]
GRI
447
fi
teuf 60 dass er auf der italienischen Seite stellenweise
völlig verschwanden ist. Im 13. Jahrhundert folgten dem
Griespass die deutschsprechenden Kolonisten, die vom
Ober Wallis her das Formazzathal (Pommat), seine Sei-
tenthäler and Bosco im Tessin besiedelten. Da 1397 die
Stadt Bern, die Leute aus dem Bemer Oberland, dem Ober
Wallis, dem Pommat und Eschenthal (Val d*Ossola) zu-
sammen einen Vertrag zum Ausbau und zur Sicherung
des Weges über die Grimsel (s. diesen Art.) und den
Griespass schlössen, muss dieser schon um jene Zeit dem
kaufmännischen Verkehr gedient haben. Zu Beginn des
15. Jahrhunderts wurde er sodann hie und da auch von
den eidgenössischen Truppen benutzt, die ihre Eroberun-
gen ins Eschenthal hinuoer ausdehnten, obwohl solche
Kriegszüge sonst lieber den Weg über den Albrunpass
nahmen. (Vergl. darüber: Mever v. Knonau, Gerold. Eine
verlorene schweizer. Eroberung im Jahrbuch des
S.A,C. X). Der Griespass wird erwähnt in der Cosmo-
}raphia universalis von Sebastian Munster (ed. lat. von
.544) und in Johannes Stumpfs Gemeiner loblicher
Eyagnoschafft Chronik (Zürich 1548); Josias Simler
nennt in seiner Vallesiae descriptio (Tiguri 1574) den
Griessum als einen derjenigen Pässe quae sunt frequenr-
tiora ilinera in llaliamy und die Karte des Herzogtums
Mailand in der 2. Ausgabe des Thealrum orbis terrarum
von Abr. Ortelius (Antverpiae 1603) ^ibt ihm den Namen
M. Glacero. Beschreibungen des Gnespasses findet man
femer in der Gallia comata von Aegidius Tschudi (ge-
schrieben 1572, verölTentlicht Costantz 1758), im 3. Band
der Voyages dans les Alpes von H. B. de Saussure (Neu-
chätel 1796) und in den Nouvelles excursions et sejours
dans les glaciers et les hautes regions. des Alpes de M.
Agassiz,.. yon Ed. Desor (Neuchätel 1845; deutsch von
Carl Vogt unter dem Titel : Agassiz* und seiner Freunde
geolog. Alpenreisen.,. Frankfurt 1847).
GRIE88ENOLET8CHER (Kt. Obwralden). 2800-
2300 m. Gletscher; 2,5 km breit und 2,2 km lang; an
dem vom Engelbert RoUtock (2820 m), Wissigstock (2888
m], Rotschatz (2820 m) und Stotzigber^grat (12730 m) ge-
bildeten Kamm, hinten über dem Gnessenthal (einem
rechtsseitigen ^ebenthal zum Engelbergerthal).
GRIE88ENTHAL (Kt. Obwalden). Kleines Thal ;
vom Griessenbach entwässert, der mit zwei Armen dem
Griessengletscher entspringt, mit schönem Fall über die
Felswände des Zirkus « Ende der Welt » in das von den
Kurgästen Engelbergs oft besuchte liorbisthal hinunter-
stürzt und hier in den Bärenbach (einen Zufluss zum Aa-
wasser) mündet. Im S. wird das uriessenthal vom Gem-
sispiel (2524 m), dem felsigen W.-Ausläufer des Stotzig-
berggrates (2730 m) abgeschlossen, während es im NW.
zum breiten Alpweidenrucken des Ruchhubel (2305 m)
ansteigt, der zur Plankenalp gehört und vom Ruchstock
(2812 m) nach SW. auszweigt. Auf dem Ruchhubel die
Plankenalphütte der Sektion Titlis des S. A. C.
GRIE88ERENQLET8CHER (Kt. AVallis, Bez.
Brig). 2900-2550 m. Gletscher, 1 km* gross, dem Rossbo-
dencletscher parallel fliessend, hinten über dem kleinen
Thal des Sengbaches und an dem von der Sengkuppe
(3625 mjauf der Siefffriedkarte unbenannt) zum Raut-
hom (3269 m) ziehenden und vom Rossboaenpass über-
schrittenen Kamm. Der Gletscher wird weffen des ausser-
ordentlich schwierigen Ueberganges über den Rossboden-
pass nur selten begangen.
GRIE88ERHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2843 m.
Gipfel, nö. Ausläufer des Rauthoms, über den Schutthal-
den der Griesseren, dem Oberstafel der Rossbodenalp.
GRIE88ERNALP (Kt. Uri, Gem. Silenen). 1305 m.
Alpweide mit Gruppe von 12 Hütten, am NW.-Hang des
Oberalpstocks und am Ausgang des kleinen Griessen-
thales; 6 km ö. Amstäg.
.QRIE88TOCK (Kt. Uri). 2664 und 2659 m. Doppel-
Ripfel. nw. Ausläufer der Scheerhörner, über dem linken
Ufer aes Griesgletschers einerseits und dem obern Schä-
chenthal andererseits. Von der Klausenstrasse aus über
die Kammlialp leicht zugänglich.
QRIE8THAL (VORDERE8 und HINTERE8)
Kt. Uri). 1886 und 2074 m. Steinige Alpweiden mit zwei
trappen von zusammen 6 Hütten, am O.-Hanff des Höh
Faulen und bis nahe an dessen Gipfel hinaufreichend:
am Weg über das Furkle, der vom Schächenthal
i?
Gl
ins Evithal hinüberleitet. 6,5 km. sw. Unterschächen.
GRIEURIN (COMBE) (Kt. Neuenburg, Bez. und
Gem. La Chauz de Fonds). Thal. S. den Art. Combe Gri-
EURIN.
GRIPPENTHAL (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem.
Dagmersellen). 510-640 m. 8 in einem kleinen Thal zer-
streut gelegene Häuser, 2 km ö. der Station Dagmersellen
der Linie Luzem-Olten. 50 kathol. Ew. Acker- und Obst-
bau. Viehzucht.. Die Bewohner arbeiten in den Fabriken
zu Dagmersellen. Vom Personennamen Grifo (= der Greif)
abzuleiten.
GRIGELER (Kt. Uri). 2075 m. Wenig bedeutender
Felskopf, ö. Ausläufer der Sonnigstöcke (2o85, 2467, 2402
m), in der das Bockitobel vom Ersifelderthal trennenden
kurzen Kette des Schlossbergs.
GRIGELHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2435 und 2506
m. Unbedeutender Doppelgipfei, in der Kette zwischen
dem Val Vaira oder Zwischberffenihal und dem italieni-
schen Val Bognanco; von Zwischbergen aus in 3 Stunden
zugänglich.
GRIMENTZ (Kt. Wallis, Bez. Siders). 1570 m. Gem.
und Dorf, im Eifischthal über der Ausmündung des Val
de Moiry, das ganz auf Boden der Gemeinde hegt; 13,5
km s. der Station Siders der Simplonbahn. Gemeinde, zu-
sammen mit dem zu ihr gehörigen Teil des Dorfes Vis-
soye: 61 Häuser, 353 kathol. Ew. ; Dorf: 40 Häuser, 241
Ew. Kapelle und Kaplan. Kirchgemeinde Vissoye.
Ein Gasthof. Exkursionszentrum für das Val de Moiry,
den Uebergang über den Col de Torrent etc. Die Bür-
gergemeinde ist reich an Gemeindegut; sie besitzt in
Siders Rebberge, sowie in Grimentz und Vissoye Keller,
wo der Wein eingelagert wird, um dann nach und nach
bei feierlichen und festlichen Anlässen ausgeschenkt zu
werden. Das Dorf Grimentz ist eines der malerischsten
Bergnester des Wallis. Wie alle Anniviarden pflegen
auch die Bewohner von Grimentz während der Arbeiten
in den Rebbergen für drei Monate im Jahr mit Kind und
Kegel nach Siders zu ziehen. Einen Begrifi' von der Stärke
der althergebrachten Ueberlieferungen der Bewohner des
Eiflschthales gibt der Umstand, dass die Verfassung den
drei Gemeinden Ayer, Grimentz und Saint Jean es aus-
nahmsweise erlaubt, zusammen nur einen Friedensrich-
ter zu haben, der der Reihe nach aus den Bürgern jeder
dieser Gemeinden gewählt wird. Nahe dem Dorf mächtige
Felsblöcke und sehr bemerkenswerte Schalensteine. Bei
Grimentz liegen die Minen von B^ccolion (Kupfer, Silber
und Wismut), deren wenig mächtige Erzgänge zu wieder-
nolten Malen abgebaut worden sind. Seit 1891 hat eine
französische Gesellschaft den Betrieb neuerdings aufge-
nommen. Das Dorf stand vor dem 13. Jahrhundert an ei-
ner andern Stelle und wurde in der Folge durch einen
Bergsturz zerstört. 1100: Grimiens; 1243: Grimesi ; 1250:
Grimenchy.
GRIMI8UAT, deutsch Grimseln (Kt. Wallis. Bez.
Sitten). 882 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der
Sionne, mitten auf einem fruchtbaren, wenn auch im w.
Abschnitt etwas sumpfigen Plateau : am Fuss einer An-
höhe und gegenüber der Burg Touroillon; an dem heute
zu einer Fahrstrasse ausgebauten einstigen Fussweg von
Sitten nach Ayent, der in der Folge auch über den Ra-
wilpass bis zur Lenk zur Fahrstrasse umgewandelt wer-
den soll. Das Dorf steht auf anstehendem Fels. 5 km nö.
vom Bahnhof Sitten der Simplonbahn. Postablage. Ge-
meinde, mit den Weilern Champlan und Comera: 89
Häuser, 608 kathol. Ew. französischer Zunge ; Dorf : 60
Häuser, 407 Ew. Das Gebiet von Grimseln wird von zwei
Wasserleitungen (bisses) bewässert, deren eine im obern
Abschnitt der Gemeinde Ayent von der Li^ne oder Ri^re
abzweigt, während die andere ihr Wasser aus der Sionne
zieht, aber nur zur Zeit der Schneeschmelze in Gebrauch
tritt. Obst-, Wein-, Getreide- und Wiesenbau, Viehzucht.
Das Dorf in einem Wald von Fruchtbäumen versteckt.
Die dem h. Pankraz geweihte Pfarrkirche steht s. vor dem
Dorf; als Pfarrhaus dient ein grosser, festungsartiger
viereckiger Turm mit Giebeldach und nahe an sechs Fuss
dicken Mauern. Dieser Turm wurde den Chorherren von
Sitten von ihrem Dekan Aymon von Venthöne 1267 als
Erbe vermacht und ging im 14. Jahrhundert an das in
Sitten verbürgerte Edelgeschlecht de Crista über. « In die-
sem Dorfe sind noch mehrere alte Steinbauten, mit Fens-
448
GRI
GRI
tern und Türen im sog. Tudorstyl. Dazwischen, belebt
durch Gärtchen, Zäune, Bäume und Bächlein, kommen
wieder die gewöhnlichen Ber^häuser des mittlem Wallis,
mit steinernem Unterbau (die Türen oft mit Rundbogen
versehen), auf welchem der Holzbau ruht, mit kleinen
Fenslern und weit überragendem Dache... Ueber Grimi-
suat erhebt sich der Hügel Les Grates, welcher eine herr-
liche Aussicht bietet, besonders malerisch gegen Westen,
im Vordergrund das Dorf mit Kirche und grossen Baum-
gruppen, im Mittelgrund Hügel und das schöne Bere^e-
lände von Saviese, in der Ferne über dem Rhonethal im
Duft verschwindende Bergreihen, Alles in prächtigen
Linien und Ueberschneidungen. » 1100: Grimisoch ; 1215:
Grimisols; 1224: Grimesol; 1226: Grimisuel; 1250: Gri-
misuech, Grimisuelz; 1285: Grimisua. Lateinisch GHmi-
solium. Grab aus der ersten Eisenzeit. Vergl. Wolf, F. 0.
Sitten und Umgegend {Europ, Wanderbilder. 138-140).
ORIMI8UAT (BI88E DE) (Kt.
Wallis, Bez. Sitten). Teil der grossen
Wasserleitung rbisse), die in 1600 m von
der Liene oder Riere abzweigt, das steile
Thal dieses Baches querend absteigt,
in der Richtung nach SW. die Gemein-
den Ayent und Arbaz durchzieht, dann
unter Umgehung der Sionneschlucht
(aus der sich mehrere Zuleitungen an
sie ansch Hessen) einen grossen Bogen
beschreibt und in der Ricntung nach 0.
den obem Abschnitt der Gemeinde Gri-
misuat bewässert. Nachdem sie einen
neuen Bogen nach SO. beschrieben,
erhält die Leitunff den Namen der Bisse
de Grimisuat und mündet oberhalb die-
ses Dorfes in das Reservoir Rövouyre
(936 m), das sie wieder verlässt, um
2,5 km n. der Stadt Sitten von rechts
sich mit der Sionne zu vereinigen.
ORIMM (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat,
Gem. Wittenbach). 621 m. Bauernhof,
über dem rechten Ufer der Sitter, 1 km
8w. Wittenbach und 3 km nw. der Sta-
tion St. Fiden der Linie St. Gallen-Ror-
schach. 19 kathol. Ew. Wiesen- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft.
ORIMMENSTEIN (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf,
Gem. Winigen). 664 m. Burgruine, auf steil geböschter
Anhöhe; 2,5 km onö. der Station Winigen der Linie Olten-
Bern. Zuerst Eigentum des Geschlechtes von Grimmen-
stein ; ging 1497 zusammen mit dem Dorf Winigen an die
Stadt Bern über.
ORIMMENSTEIN (Kt. St. Gallen. Bez. Unter Rhein-
thal, Gem. St. Margrethen). 670 m. Malerische Burgruine,
über der alten Strasse St. Margrethen- Walzenhausen und
2,3 km SW. über St. Margrethen. Schöne Aussicht auf das
Rheinthal und den Bodensee. Zuerst Eigentum des zu
Ende des 13. Jahrhunderts erloschenen Edelgeschlechtes
von Grimmenstein; dann im Besitz des Abtes von St.
Gallen, der die Burg den Edeln von Ende zu Lehen gab.
Sie diente in den Appenzellerkriegen als Sammelpunkt
der österreichischen Truppen und wurde daher von den
siegreichen Appenzellem genommen und zerstört. Nach
ihrem Wiederaufbau verfiel sie neuerdings dem gleichen
Schicksal^ weil ihre Besitzer die Gegend als Raubritter
unsicher machten. 1418 kaufte die Stadt St. Gallen die
Ruine an, veräusserte sie aber 1483 wieder an den Abt
von St. Gallen. Eine näher bei St. Margrethen gelegene
Feste, die Vorburg zu Grimmenstein, wurde von der
Stadt St. Gallen im 16. Jahrhundert an einen Privatmann
verkauft. Heute noch Privateigentum. Grimmenstein vom
Personennamen Grimo (althochdeutsch yrtma= Helm).
ORIMMENSTEIN (KLOSTER) (Kt. Appenzell
L R.). 650 m. Frauenkloster vom Orden des h. Franziskus,
als Enklave von der Gemeinde Walzenhausen (Appenzell
A. R.) umschlossen, nahe der Strasse Walzennausen-
Berneg|[ und 2 km so. der Station Walzenhausen der
Drahtseilbahn Rheinegg- Walzenhausen. Ein Gebäude, 38
weibliche kathol. Ew., die sich mit der Anfertigung von
Leibwäsche und Strick waaren beschäftigen. Das ums Jahr
1400 gestiftete Kloster machte sich 1654 von der Pfarr-
kirche zu St. Margrethen (St. Gallen) unabhänei^, erhielt
aber erst 1724 seine heutige Organisation. Seine Lage
fährte zu vielen Streitigkeiten zwischen Inner- und Ausser-
roden, die sogar bis vor die Tagsatzunff gebracht wurden,
bis ein Vertrat 1817 den Frieden herstellte. 1877 beschloss
der Landrat, dass das Kloster direkt der kantonalen Re-
gierung unterstehen solle.
ORIMMERSEOOLI oderEOOLI (Kt. Luzem, Amt
Entlebuch. Gem. Schüpfheim). 740 m. Gruppen von zu-
sammen 11 Häusern, üoer dem linken Ufer der Kleinen
Emme und 1,5 km w. der Station Schüpfheim der Linie
Bern-Luzern. 41 kathol. Ew.
ORIMMIALP (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
thal. Gem. Diemtigen). 1500-1900 m. Alpweide mit Hütten,
am Fuss der aus triasischem Dolomit bestehenden Kalk-
wände des Rothoms und Kalberhorns, die auf den Flysch-
sandsteinen und -mergeln der Grimmialp aufruhen. Am
Orimmialp mit dem Gsür.
Fuss der die untern Hänge dieser Wände umhüllenden
Schuttkegel entspringen zwei eisen- und ginshaltige Quel-
len, deren Heilwirkung schon seit alten 2eiten berühmt
war. Seit 1899 sind diese Quellen von einer Gesellschaft
gefasst und ins Schwendenthai hinunter geleitet worden,
wo sie vom Heilbad Grimmialp benutzt werden.
ORIMMIALP (Kt. Bern. Amtsbez. Nieder Simmen-
thal, Gem. Diemtigen). 1260 m. Klimatischer Kurort,
Heilbad und Wasserheilanstalt, in der Sohle des Schwen-
denthaies schön gelegen, 5 km sw. Zwischenflüh und 13,5
km SSW. der Station Oei-Diemtigen der Thunerseebahn
(Frutigen-Spiez-Erlenbach-Zweisimmen). Postablage, Tele-
Shon ; im Sommer Postwagen nach Oei. Das Badehötel ist
398 erbaut worden und zählt 140 Betten. Eisen- and
gipshaltiges Mineralwasser.
ORIMMIBACH (Kt. Bern. Amtsbez. Nieder Simmen-
thal). Bach; entspringt am O.-Hang des Rothoms in
2000 m, fliesst nach N., dann nach NO. und mündet nach
5,5 km langem Lauf bei Schwenden in 1168 m von links
in den Filderichbach.
ORIMOINE, deutsch CDRii(£N(Kt. Freiburg, Bez. See,
Gem. Barbereche). 575 m. Gnippe von 4 Häusern, über
dem linken Ufer der Saane, GOOm. so. Monterschu und
3,5 km so. der Station Cressier der Linie Freiburg-Murten.
37 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futter- und Getreidebao,
Viehzucht.
ORIM8KL (Kt. Bern und WallisJ. 2172 m. Passüber-
gang mit Alpenstrasse ; öffnet sich auf der Grenze der Kan-
tone Bern und Wallis zwischen dem Klein Siedelhom
(2766 m) und Näffelisgrätli (2424, 2484 m) und verbindet
das Berner Oberland durch das Thal der obersten Aare
mit dem Ober Wallis, dem Thal der obersten Rhone,
d. h. Meirinffen und das Ober Hasle mit Gletsch (an der
Furkastrasse). Die Strassenstrecke Meiringen- Gletsch
misst 37,1 km ; Meiringen-Guttannen 14,8 km, Meiringen-
6RI
GRI
449
Handeck 20 km, Meiringen-HoBpiz 27 km, Meiringen-
Passhöhe 31,i km. Im Sommer zweimal täglich PoBt-
wagenvcrbinduDg Meiringen-Gletsch und umgekehrt mit
Pferdewechsel in Guttannen und beim Wirtshaus Hand-
eck. Die Grimselstrasse durchzieht in ihrer ganzen
Lange eine grossartige und an Abwechslung reiche
Hochgebirgslandschaft und ist zusammen mit der Sim-
plonroute eine der schönsten, interessantesten und von
Touristen am meisten be^ngenen Alpenstrassen der
Schweiz. Gleich hinter Meirin^en sehen wir rechts die
Fälle des Reichenbaches und links den Eindrang zur be-
rühmten Aareschlucht, dann überschreiten wir den Quer-
riegel des Kirchet (705 m) und steigen in den breiten und
ebenen Thalboden von Hasle Im Grund ab, um bald über
eine prachtvolle gedeckte Brücke das rechte Ufer der
Aare zu gewinnen und Hof, den Siedelungsmittelpunkt
der Gemeinde Innertkirchen, zu erreichen. Hier zweigen
nach links hin die Sustenstrasse und der Weg auf die
EngsUenalp ab. Dann treten wir in einen langen Engpass
ein, durchschreiten mehrere Gallerien, gehen wieder auf
das linke Aareufer über und gelangen über den Weiler
MetUen nach dem in einer Thalweitung stehenden Dorf
Guttannen. Hinter Guttannen en^ sich das Ober Hasle
neuerdin^ ein j überall sehen wir wilde reiswände, die
stellenweise mit von Lawinen verwüsteten Waldresten
bestamden sind, und eine Menge von zu beiden Seiten des
Flusses ausgestreuten und oft mit grünem Pflanzenkleid
umsponnenen Felsblöcken. Einiee Schlingen führen uns
zu dem prachtvollen Aarefall an aer Handeck empor, dem
jetzt die Strasse alljährlich eine grosse Anzahl von Be-
wundern zuführt. Hier steht am Ein^ng zu einer neuen
Thalstufe das Wirtshaus Handeck. Das landschaftliche
Bild wird ernster und wilder, die Tannen verschwinden,
und Lawinenzüge, deren Schneereste oft noch im Hoch-
sommer im Thalboden liefen, schneiden sich in immer
grösserer Anzahl in die Felswände ein. Bei einem schönen
Wasserfall gehen wir neuerdings auf das rechte Ufer der
Aare über und folgen ihm von nun an ununterbrochen,
bis wir in der Nahe des Hospizes vom Fluss Abschied
nehmen und das oberste Stück seines Thaies mit den
weiten Eisrevieren des Unter-, Finster-, Lauter- und
Oberaargletschers im Westen liegen lassen. Das 27 km
von Meiringen entfernte und 4,1 km unterhalb der Pass-
höhe am kleinen Grimselsee stehende einstiffe Grimsel-
hospiz (1875 m) ist heute zu einem einfachen Berggasthof
umgewandelt. Die Bemer Kantonalforstverwaltung hat im
Ober Hasle umfassende Aufforstungen ausführen lassen.
Zahlreiche Gemsen und Murmeltiere beleben die Land-
schaft um das Hospiz, wo 1815 für kurze Zeit auch noch
Bären ihre Aufwartung gemacht haben. Der Gasthof
Grimsel ist Ausgangspunkt und Zentrum für eine Menge
von Exkursionen und Hochtouren, wie in das die Aare-
ffletscher umrahmende Hochgebirgsgebiet, auf das Klein
Siedelhorn, den Juchlistock und die Gerstenhörner, über
den Kamm des Näffelisgrätli direkt zur Furka (5 Stunden),
über die aufeinanaerfolgenden Gletscherpässe des Ober-
aarjochs, Rothomsattels und der Grünnomlücke nach
Fiesch im Ober Wallis oder endlich auch über die Paral-
lelpässe der Strahlegg, des Fin8teraai*joches oder des
Lauteraarjoches nach Grindelwald. Der einzige vom Hospiz
aus sichtbare Schneeberg ist das Agassizhorn, ein Yorberg
des Finsteraarhorns. Nun überschreitet die Strasse den
Grimselsee an seiner schmälsten Stelle und trennt ihn in
zwei Hälften ; dann steifet sie in kurzen Kehren zur Pass-
böhe auf, wo uns mit einem Male die Eisriesen des Ober
Wallis grüssen, und geht von da mit einer Reihe von
grossen Schlingen nach Gletsch (37 km von Meiringen, 50
km von Brig und 39 km von Göschenen) hinunter, wo sie
in die Furkastrasse ausmündet. [B. Db La Harpk.]
In geologischer Hinsicht ist die Grimselroute deswegen
von grossem Interesse, weil sie das Aarmassiv nahe an sei-
nem östlichen Ende quer durchschneidet. Sie zieht sich
durch vier verschiedene Zonen von krystallinen Gesteinen,
jnd zwar von N. nach S. gezählt : 1 . durch schiefrige Gneise,
2. durch Amphibolschiefer, 3. durch die zentrale Masse von
Gneisgranit und 4. wiederum durch schiefrige Gneise.
Diese vier Zonen schliessen den für die nördlichen Zen-
tralmassive der Alpen typischen Fächerbau recht schön
auf. Der Gneisgranit kann als ein durch den Unge-
heuern Druck zu Gneis umgewandelter Granit angesehen
Qriniselstrasse und -pasa.
OEOOR. LEX. 73 — 11 — 29
450
GRI
GRI
werden, und aach die Serpentine, Ofen- oder Gilteteine
und Amphibolite der 2^ne der Amphibolschiefer sind
BicMiaL
im Eschenthal hart bedrängten Schaar von Eidgenossen zu
Hilfe zu eilen. Das Hospiz wird sodann 1479 wieder erwähnt.
CtMschtSdu
ObirMU
Gneise.
I
MErn^er, jsl
Oeologiscbea Qaerprofli darch die Orimsel von Oherwald (Rhonethal) bis Innertkirohen.
Ef. Fljsch und Nammnlitenformation ; J. Jura: Hochgebirgskalk (Marmor), Doffger-Lias; Sk. Glansschiefer (Dogger-Lias); T»-
Tria«; Sc. Jflngere Oneise und krystalline Schiefer; Sa. Amphibolschiefer una Gneise; On. Schieferige Aogengneise (Gotthard.
typus); On gr. Wechsel von Bankgranit und Augengneis mit Schieferionen, Grimselgranit und Grimselgneis; Or. Bankgranit.
Im ersten Band seiner Geschichte des eidgenössischen
Freistaates Bern (Bern 1838) spricht Anton v. Tillier von
einem seit 1419 über die Grimsel gehenden regen Han-
delsverkehr, dem in Thun und Unterseen eingerichtete
Waarenniederlagen als Stützpunktedienten. \m Deutschen
Missivenbuch lesen wir ferner, dass 1479 «der Inhaber
der auf der Grimsel angelegten Herberge einen Steuo^
brief» erhielt, d. h. zur Erhebung eines Weg;zolle8 be-
rechtigt wurde, und A. Bähler erzählt uns in seinen Mit-
teilungen über den Grimselpass (Biel 1895) von einem die
Unterhaltspflichten des Hospizes und Weges betreffenden
Streit zwischen den Wallisern und den Leuten im Ober
Hasle. Aegidius Tschudi's Schweizerkarte von 1583 ver-
zeichnet «die Grimsel», und Sebastian Münster's Cosmo-
graphia universalis (ed. lat. von 1550, S. 333) beschreibt
sie wie folgt : non procul a Furca est nums alius quem
Grinisslen vocanty per quem qwHjue exitiu in Helretiam
de Vallesia inventus est, sed qui absque sudore et labore
magno superari non potest. Johannes Stumpf übernach-
tete vom 26. auf den 27. August 1544 im Hospiz und übei^
schritt den Pass am 27. August, von welcher Tour er
in seiner Gemeiner loblicher Eydanoschafft Chronik
(Zürich 1548) wie folgt spricht : «Vom Ursprung (sdl.
cler Aare) bey einer grossen halben meyl oder mer f^egen
Aufgang biss an die Straass so über die Grimsslen in
zum Teil ohne Zweifel ursprüngliche Eruptivmassen,
während die Gneise auf der Seite ^egen Guttannen wie
gegen das Ober Wallis wahrscheinlich umgeformte Sedi-
mente sind. Die zentrale Zone zeigt mit ihrem massigen,
hie und da undeutlich geschichteten Gneisgranit auf-
fallende Charakterformen. Auf die mit Schieferschutt
bejdeideten, einförmigen Hänge der Zonen der Gneise
und krystallinen Schiefer folgen massige Felsen, die
senkrechte Wände und wenig gegliederte Gipfelformen
bilden. In den in die Gneise emgeschnittenen Thälern
finden wir von den ehemaligen Gletschern geglättete Fels-
formen und Rundhöcker, wie sie für eine vom Gletscher
bearbeitete Landschaft typisch sind. In der Nachbarschaft
des Grimselsees sind solche Zeichen glazialer Erosion
noch bis in eine Höhe von mehr als 600 m über der Thal-
sohle sichtbar. [Dr. H. Schardt]
Geschichte. Nach J. Heierli soll die Grimsel schon zur
Eisenzeit benutzt worden sein. In historischer Zeit diente
sodann der Grimsel weg trotz seiner vielfachen Schwierig-
keiten schon frühe dem Verkehr und auch kriegerischen
Zügen. Die erste urkundliche Erwähnung des Passes fin-
den wir im Jahr 1211, als Berthold von Zahringen ihn mit
seinen Truppen zu einem Raubzug ins Ober Wallis über-
schritt, «wenn die Einzelheiten dieses Ereignisses durch
Sage und Missverständnisse auch so überrankt sind, dass
kaum ein sicheres Bild zu gewinnen
ist». Der ewige Bund von Luzern und
den Waldstätten mit der Reichsstadt
Zürich vom 1. Mai 1351 erwähnt als
eine der Grenzlinien des Bundesgebietes
auch «den Grymsel, da die Ar ent-
springt». 1382 erkauften sich die Leute
der Thalschafl Ober Hasle vom Ge-
schlecht Bubenberg die Grimselalp. 1397
schlössen die Stadt Bern, die Leute aus
dem Bemer Oberland, dem Ober Wal-,
lis, dem Pommat und Eschenthal zu-
sammen einen Vertrag zum Ausbau und
zur Sicherung des Weges über den Spi-
tal « an Grymslen » (und weiterhin über
den Griespass). Daraus folgt, dass hier
schon zu dieser ftrühen Zeit ein «Spital»,
d. h. ein Schutz- und Unterkunflshaus,
gestanden hat, «der — wie es in einer
alten Berner Urkunde heisst — dann
in grosser wilde lifft und mangen man-
schen zu trost una uffenthalt lips und
gits ersehn isst». Aus den von Abbä
remaud gesammelten Urkunden ffeht
femer hervor, dass im Raronkrieg 1418
die Bemer den Pass in feindlicher Ab-
sicht überschritten hatten, von den Wal-
lisern aber bei Ulrichen geschlagen und
wieder per montem qui dictus est
Grimbslen zurückgeja^ wurden. Bemer Tmppen passier-
ten dann wiederum die Grimsel am 2. November 1425,
um durch das Binnenthal und über den Albrunpass einer
Orimseistrasse und -pass, von der Furka aus gesehen.
Walliss gen Gestilen gadt, an der selbisen Strassen
auff der rechten seyten empfacht die Aar den aussgang
zweyer Seelin ligend hinder einander zu oberist an der
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GRI
451
Grimsslen ; doch habend dise See keine visch von wegen
jrer wilde, dann sy sind merteils zeytsimjar mit yss und
schnee bedeckt. An disem Seele ligt
ein herber^ and Spital, den wandel-
baren dahin gebauwen zur herberg,
genennt Zum Spital, ein gar schlechte
behausung, dann dahin muss man kalch
unn holtz füren über ruck auff rossen ;
stein sind da wolfeil ; kein holtz wachsst
da, von rechter höhe unn wilde, dann
was man dahin soumet. Die landleut
von Hassle erhaltend disen Spital, setz-
end ein Würt und Spitalmeister dahin,
der hat besondere nutzung darvon, der
fibt den wandlenden essen und trink-
en umm jr gelt, und die es nit zebe-
zalen vermögen, gibt er brot unn speyss
durch Gott. Ein schlechte herberg ists,
aber da findt man gemeinlich gut weyn,
den bringend die Soumer übers gebirg
auss Escnental und Walliss, und gut
brot, das fürt man von Hasslen hinauf
zwo gross meyl wägs ; käss, fleisch, und
was man da gelä^n, muss man alles
dahin füren. Zu winters zeyt hat diser
Würt unn Spitalmeister etliche monat
ßr kein bleybens an dem ort, muss
nab inns tal ziehen.» Bähler gibt {l.
c, S. 16) einen interessanten Auszug aus
einer Urkunde von 1557, die einen von
den Leuten von Ober Hasle damals aus-
geführten Umbau des Hospizes betrifft.
Sowohl Stumpf wie Josias Simler ( Val-
lesiae descriptio. Tigvtn 1574) erzählen uns von den Berg-
lunptallen, die damals schon in der Nachbarschaft der
Gnmsel in grosser Menge gesammelt wurden. Auch in der
von Aegidius Tschudi in seinem Todesjahr 1572 vollendeten
aber erst 1758 in Konstanz gedruckten (xoUia comata wird
die Grimsel häufig erwähnt. Bemerkenswert ist, dass Gott-
lieb Siffmund Grüner im ersten Bande seiner Eisgebirge
de» Schweizerlandes schon 1760 den kleinen See auf der
Grimselpasshöhe das «Todtenseelin» nennt, deshalb, weil
dies die Legende widerle«^, als ob der See diesen Namen
erst davon erhalten habe, dass nach dem berühmten
Kampf von 1799 die Leichen der Gefallenen in ihn ffe-
werfen worden seien. Der Name kommt einfach von aer
einsamen und wilden Lage des den grössten Teil des
Jahres zugefrorenen Wasserbeckens her. Der ursprünff-
liche vom Totensee ins Ober Wallis hinunter fünrende
Pfad war der mit Steinplatten gepflasterte Weg nach
Ober Gestelen, dem erst um die Mitte des 19. Jahrhun-
derts der heute noch bestehende Weg nach Gletsch folgte.
Zwar bestand in Gletsch schon 1838 ein Wirtshaus, doch
diente dies fast ausschliesslich nur dem Verkehr über die
Furka. Im August 1799 war die Grimsel der Schauplatz
einer wichtigen Waffentat. Damals lagerten hier zwi-
schen der Passhöhe und dem Grimselsee etwa 1500 Mann
österreichischer Truppen unter dem Obersten Strauch,
die der unter General Gudin bei Guttannen stehenden
französischen Armee den Weg ins RhoneUial verlegen
sollten. General Gudin, der die Stellung des Feindes für
aneinnehmbar hielt, bekam zu seinem Schrecken von
seinem Chef, dem Greneral Mass^na, den bestimmten Be-
fehl, den Passübergang am 14. August unter allen Um-
standen zu erzwingen. Da anerbot sich Wirt Fahner in
Gattannen, die französischen Truppen über die zur rech-
ten Thalseite abfallenden Eis- und Felshänge der Gersten-
hörner zum kleinen See auf dem Nägelis^rätli zu führen
und ihnen so die Umgehung der Oesterreicher zu ermög-
lichen. Gudin ging darauf ein und Hess am frühen Mor-
Ren 400 Mann unter Fahners Führtnig den gefahrlichen
Weff antreten, während er selbst die Stellung der Oester-
reicher zu gleicher Zeit mit bemerkenswerter Wucht von
der Front her angriff. Der von der Aussichtslosigkeit die-
ses Angriffes überzeug österreichische Befehlshaber stieg
mit dem grössten Teil seiner Truppen zum Empfang der
Franiosen vom Pass herab. Die des Umgehun^manovers
plötzlich gewahr werdenden und zwischen zwei Feuer ge-
kominenen Oesterreicher erfasste ein wilder Schrecken ;
in der grössten Unordnung zogen sie sich über den Pass
zurück und flohen nach Ober Gestelen, indem sie ihre
Verwundeten ihrem traurigen Schicksal überliessen. Im
Grimselhospis ond -see.
Sinzen scheinen in diesem Gefecht nicht mehr als 150
ann, worunter etwa SO Franzosen, das Leben verloren
zu haben. So gelanp^ es den Franzosen, durch ein in den
Annalen der Geschichte denkwürdig gewordenes Umge-
hungsmanöver einen für unbezwingbar gehaltenen Pass
zu nehmen. fVergl. über diesen Kampf : Das Nägelis^
grätli am i4. August il99 im Jahrbuch des S. A. C.
'23, 1887/88). Während ihrer Untersuchungen über die Be-
wegung und andere Erscheinungen der Gletscher sprachen
die Gelehrten Agassiz, Desor, Vogt, Nicolet etc. von 1840
an mehrere Jahre lang ziemlich häufig im Grimselhospiz
als ständige Gäste oaer auf dem Vvege nach dem von
ihnen am Unteraargletscher errichteten sog. Hotel des
Neuchätelois vor. In der Nacht vom 5. auf den 6. Novem-
ber 1852 ward das Hospiz von seinem eigenen Pächter in
Brand gesteckt; doch wurde das Verbrechen sogleich
entdeckt u. bestraft, worauf im folgenden Jahr hier das
heute noch stehende Gebäude erstand. Die mit bedeuten-
der Bundessubvention von den Kantonen Bern u. Wallis
erbaute Grimselstrasse konnte 18% dem Verkehr über-
geben werden ; seither hat die Zahl der Touristen be-
trächtlich zugenommen (Passagierverkehr der eid^en. Post
1901 : 5290 Personen) und ist auch das Hospiz m einen
wirklichen ßerggasthof, das Grimselhotel, umgewandelt
worden, der 1902 zusammen mit dem Wirtshaus Handeck
in Privatbesitz übergegangen ist. Im Sommer besteht
hier jetzt eine Postablage mit Telegraph. Die Strasse
wird auch im Winter von den einheimischen Händlern
mit ihren Waaren begangen und dient besonders auch
dem Transit von Wein aus dem Wallis ins Ober Hasle.
Das ganze Gebiet um die Grimsel, das man landschaftlich
mit Hecht schon mit Spitzbergen verglichen hat, ist wäh-
rend der Monate Februar bis April häufigem Lawinen-
schlag ausgesetzt, der dann ein Begehen der Strasse zu
einem recht gefährlichen Unternehmen macht. Unmittel-
bar vor dem Niedergehen einer Lawine pflegt man die
sog. Grimselstimmen, die einem lang gezogenen Freuden-
geschrei gleichen, zu vernehmen. Trotzdem das Hospiz
in lawinensicherer Lage zu stehen scheint, ist es doch am
22. März 1838 von einer Lawine erreicht worden, die das
Dach weghob und alle Zimmer, mit Ausnahme des vom
Grimselknecht und seinem Hund bewohnten, mit Schnee
erfüllte. Hüter und Hund konnten sich nur mit unend-
licher Anstrengung frei machen und sich nach Meiringen
in Sicherheit bringen. Als merkwürdiffe Tatsache woflen
wir anfügen, dass im Winter 1889/90 aie beiden Grimsel-
knechte trotz ihrem von aller Welt völlig isolierten Wohn
452
6RI
GRI
ort ebenfalls von der damals einen grossen Teil Europas
heimsuchenden Iniluenzaepidemie nicht verschont blie-
ben. [P- I>> La Harpb.]
Botanik. Ueber die Grimsel haben verschiedene der
Wa^liser Flora eiffentömliche Pflanzenarten ihren Weg
ins obere Aarethal gefunden, wie z. ß. Salix glauca und
S. myrsiniteSf Androsace tomentosa^ Pinguicula grandi-
flora^ Potentilla frigida» Phaca alpina. Das ganze Gebiet
der Grimsel und des obern Aarethales ist eines der nie-
der^chlagsreichsten der Alpen, und der jährliche Nieder-
schlag erreicht mit 226 cm eines der höchsten, in der
Schweiz vorkommenden Mazima. Diese grosse Feuchtig-
keit verleiht zusammen mit der Einwirkung des Föhns
der Vegetation eine üppige Entfaltung.
QRIMSEL (HINTER und VORDER) (Kt. Wallis,
Bez. Goms, Gem. Obergestelen und Oberwald). 2i50-1700
m. Zwei Sommerweiden, auf den grossen geneigten Ter-
rassen am SO.-Fuss von Gross und Klein Siedelhorn.
Hinter Grimsel, auf Boden der Gemeinde Obergestelen
gelegen und deshalb auch Gesteier Grimsel genannt, wird
während 92 Sommertagen mit 60 Stück Grossvieh bezo-
gen; Vorder Grimsel, zur Gemeinde Oberwald gehörig
und deshalb auch Walder Grimsel geheissen, wird vom
alten Grimselweg durchzogen und ist ungefähr von der
gleichen Bedeutung wie Hinter Grimsel. Beide Alpweiden
zusammen liefern im Jahr durchschnittlich 2800 kg Fett-
käse.
GRIMSEUSEE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 1871
m. Kleiner See, ö. vom Grimselhospiz; im Maximum 20 m
tief und mit einem Umfang von 1,7 km. Lie^t in einem
von steilen Felswänden umrahmten Kar zwischen dem
Felskopf des NoUen (1981 m) und den Hängen des Saas
(2424 m), des am weitesten nach SW. vorgeschobenen
Punktes des Nägelispätli. Wird von der Grimselstrasse
in zwei Hälften geteilt. Ohne Fische. Sein Abfluss mün-
det nach ffanz kurzem Lauf von rechts in die Aare. Das
meist dunkelgrüne Wasser ist vom November bis Juni
mit einer — einer unterseeischen warmen Quelle wegen
stets nur dünnen — Eisschicht bedeckt, auf der sich dann
eine mächtige Schneeschicht anzuhäufen pflest. Am See-
ufer gegenüber dem Hospiz liegt eine felsige kleine Alp-
weide, die gerade für einen oder zwei Monate zum Unter-
halt der ixü Hospiz gehaltenen Kühe ausreicht. Das See-
becken liegt ganz in dem oft granitischen sog. Grimsel-
gneis und soll sein Dasein glazialer Erosion verdanken,
wie auch die den See umgebenden geschliffenen und ge-
rundeten Felshänge überall die Arbeitsspuren einstiger
Vergletscherung aufweisen. Also ein typischer Karsee.
GRIMSELN (Kt. Wallis, Bez. Sitten). Gem. und Dorf.
S. den Art. Grimisitat.
GRINAU (SCHLOSS) (Kt. Schwjz, Bez. March,
Gem. Tuggen). 418 m. Gruppe von 2 Häusern mit einer
Kapelle und altem Burgturm, am NO.-Fuss des Untern
Schloss Orinau.
Buchbergs und an der Vereinigung des alten Linthlaufes
mit dem Linthkanal, am linken Ufer des hier überbrück-
ten Kanals und 2^5 km nö. Tuggen. 21 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Steinbrüche. 1253: Chrinecom. Das
von den Grafen von Alt Rapperswil (heute Altendorf in
der March) erbaute Schloss wurde 1337 von den Zürcheni
belagert und genommen und im alten Zürichkrieg von
den Schwyzern erobert und ihrem Gebiet einverleibt. Ist
im Laufe des 19. Jahrhunderts an einen Kälin ans Ein-
siedeln verkauft worden, dessen Nachkommen es heule
noch gehört. Im August 1799 fand bei Grinau zwischen
Oesterreichem und Franzosen ein Kampf um den Besitz
der Linthbrücke statt. Anlässlich eines militarischeo
Wiederholungskurses ist im Herbst 1902 der Hügel bei
Grinau stark befestigt worden. Diese Befestigungsarbei-
ten bleiben bestehen und werden in Zukunft für Artillerie
und Infanterie als Uebungsobjekte dienen.
GRINDEL, GRENDEL. Bestandteil von Ortsna-
men der deutschen Schweiz; vom Althochdeu lachen
Ch-intil = Riegel, Pfosten, Verhau oder Schlagbauin;
bezeichnete sowohl das Aussenffitter eines Staditores
wie den um ein Feld oder einen wald gezogenen Holz-
zaun.
GRINDEL oder GRINDELALP (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken, Gem. Grindelwald). Alpweide und Unler-
abteilung der Gemeinde Grindelwald, am rechten Ufer
der Schwarzen Lütschine (mit Ausnahme des links vom
Fluss gelegenen Weilers Mettenberg). Wird imi SO. von
der Grossen Scheidegg und im NW. von der Bachalp be-
srenzt und zieht sich vom Dorf Grindel wald {iöSH tu) bis
hinauf zum Kamm des Faulhorn Krummengrätii (2577
m). 66 Häuser, 391 reform. Ew. Hier stehen die Kirche
Grindel wald und ein grosser Teil dieses Dorfes. Im obern
Abschnitt der Alpweide findet sich ein Torfmoor, in dem
noch alte Baumstämme stecken, was beweist, dass diese
Gegend einst viel stärker bewaldil war als heute. An ei-
ner Schmiedigen Bidmer geheissenen Stelle am S.-Hang
des Schilt trilTt man auf Schlackenhaufen, die z. T. von
Sturzschutt überdeckt sind und von einer von den aas
dem Hasle gekommenen frühern Bewohnern des Thaies
hier betriebenen Eisenhütte herstammen sollen.
GRINDEL, französisch Grendelle (Kt. Solothurn,
Amtei Thierstein). 585 m. Gem. und Pfarrdorf, zwischen
Bärschwil und Erschwil am S.-Fuss des Stürmen gele-
gen ; 4,8 km s. Laufen und 3,5 km so. der Station Bärsch-
wil der Linie Basel- Delsberg. PosUblage, Telegraph.
Telephon ; Postwagen nach Laufen. 54 Häuser, 267 katho).
Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Zement-
fabrikation. Einige der Bewohner arbeiten in den Fabri-
ken von Laufen. Ein alter und immer noch stark becan-
gener Wej steigt von Grindel zum Fringeli (796 m) hin-
auf und führt von da weiter nach Montsevelier. 1147:
Grindil.
GRINDELALP (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Grindelwald). Alpweide. S. den Art. Grindel.
GRINDELFELD (Kt. Bern. Amtobez. Ober Hasle,
Gem. Meiringen). 2116 m. Alpwefd/raitGroppe
von 10 Hütten, am SO.-Hang des Grindelgn-
tes und 1 ^/^ Stunden nw. über Rosenlaui Bad.
GRINDELGRAT (Kt. Bern, AmUbei.
Ober Hasle). 2400 m. Teilweise begraster
Felskamm, verbindet das Tschingelhom (2324
m) mit den Schöniwanghömem (2448 m) nnd
genört zu der vom Grindelwaldef Schwarz-
hom (2930 m) nach ONO. ao^zweigenden
kurzen Kette. Am Grindelgrat *die grosse
Alpweide Grindelfeld.
GRINDELSPITZEN (Kt. Wallis, Bez
Westlich Raron). 3018 m. Felsgrat; bUdet
einen der so. Strebepfeiler des Petersgrates
und trennt das Aeusser Faflerthal vom In-
ner Failerthal, deren Bäche beide am obern
Ende des Lotschenthaies von rechts sich mit
der Lonza vereinigen. Zum erstenmal 18dl
erstiegen.
GRINDELSPITZEN oder KiSTEN-
HORN (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
2786 m. DoppelgipfeU am S.-Ende der Kette
des Hohgleifen, die das Lötschentbal vom
Ijollithal scheidet; durch die Krinnenlücke
vom Aeusser Leghorn (2840 m) abgetrennt. Die vordere
Spitze kann von der Tatzalp aus in 3 Stunden leicht
erreicht werden ; zum erstenmal 1894 bestiegen.
6RI
6RI
453
QRINDeLWALD(Kt.Bern,Amt8bez.Interlaken).1057
m. Gem. u. Pfarrdorf, mit zahlreichen imobem Kessel des
Grindel waldthales zerstreut gelegenen
Hiasergruppen, zu beiden Seiten der
Schwarzen Lütschine und in einer an
Schönheiten reichen Hochgebirgsland-
schaft; 21 km so. über Interlaken. Sta-
tion der Bemer Oberland Bahnen (Li-
nien Interlaken-Zweilütschinen-Grindel-
wald und Lauterbrunnen -Scheidegg-
Grindel wald). Poetbureau, Telegraph,
Telephon. Die Gemeinde umfasst fol-
gende sieben ^sse Unterabteilungen :
Scheidegg, Grindel, Holzmatten, Bach,
Bnssalp, Itramen und Wergisthal. Zu-
sammen 558 Häuser, 3346 Ew., wovon
44 Katholiken. Grosse Pfeirrkirche, an-
glilLanische und katholische Kapelle.
Ackerbau und Viehzucht. Fremdenin-
dustrie. Eine Buchdruckerei; während
der Saison zahlreiche Yerkaufsläden.
Grindelwald eignet sich weffen seines
gemässigten Klimas, sowie semer wind-
geschützten, sonnigen und nebelfreien
Lage zum Sommer- wie auch zum Win-
terkurort. Zahlreiche Gasthöfe, die zu-
sammen mehr als 1000 Fremde beher-
bergen können und von denen ein Teil
auch im Winter im Betrieb bleibt. Seit
einigen Jahren hat sich Grindelwald
zum stark besuchten Winteraufenthalt
entwickelt, zu welcher Zeit sich hier
ffanze Fremdenkolonien ansiedeln und allerlei Sport
(Schlitten-, Ski- und Schlittschuhfahren) obliegen. Da-
neben ist Grindel wald ein Ezkursionszentrum ersten
Ranges, sowohl für eigentliche Hochtouren (Wetterhorn,
Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau etc.), wie auch für
eine ganze Reihe von interessanten und leichten Aus-
flögen (Kleine und Grosse Scheidegg, Wengemalp, Männ-
lichen, Faulhom, Ober und Unter Grindel waldgletscher
etc.).
Urkundlich erscheint Gnndelwald zum erstenmal 1146
als Schenkung des Kaisers Konrad an das Kloster Inter-
laken. Schon 1180 hatte der Ort seine eigene Kirche. 1349
erhoben sich die Bewohner des Grindel waldthales gegen
balm über dem linken Ufer des Untern Grindeiwaldglet-
schers stehende St. Petronellakapelle erwähnt, die dann
Pfarrkirche Orindelwald.
das Kloster und 1528 widersetzten sie sich energisch aber
erfo^los geffen die Einfuhrunff der Reformation. 1577 wird
als riHale aer Kirche Grindelwald eine auf der Nellen-
Im Dorf Grindelwald.
vom vorrückenden Gletscher zerstört worden ist. Eben-
falls 1892 wurde nahezu die Hälfte des Dorfes durch eine
Feuersbrunst in Asche gelegt. Grindelwalds grossartige
landschaftliche Lage wurde schon zu Ende des 18. Jahr-
hunderts gewürdigt, kam aber erst mit dem seit 1870
mächtig anschwellenden Fremdenstrom zur vollen Gel-
tung.
GRINDELWALD FIESCHERFIRN (Kt Bern,
Amtsbez. Interlaken). 3600-1850 m. Fimfeld, mit 5 km
maximaler Breite und 3 km lan^, im weiten Kessel zwischen
Mittellejj^i, Eiger, Eigerjoch, Mönch, Fiescher^t, Grindel-
wald Fiescherhörnem und Grindelwald Grünhorn, links
über dem Untern Grindel waldgletscher. In seiner S W.-
Ecke steht auf einer Felsinsel in 3^)9
m die neue Berglihütte der Sektion
Bern des S. A. G. Der Firn ist stellen-
weise stark geneigt und vielfach zerklüf-
tet. Wird begangen, wenn man von
Grindel wald aus die Berglihütte und
von da über das Unter und Ober Mönch-
joch die Konkordiahütte gewinnen will.
ORINDELWALD FIRN (Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken). 3400-2500 m. Firn-
feld, Nährgebiet des Obern Grindelwald-
ffletschers , zwischen Wetterhömern ,
Berglistock, Ankenbälli und Lauteraar-
sattel. Je 2 km breit und lang. Nw.
von ihm der Krinnenfim und -gletscher.
die unmittelbar nö. über der alten und
neuen Glecksteinhütte der Sektion Blüm-
lisalp bezw. Burgdorf des S. A. G. liegen.
Der Grindelwaldfim wird begangen,
wenn man den Berglistock besteigen
oder über die Rosenegg zur Dossen-
hütte gelangen will.
QRINDELWALDQLETSCHER
(OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Interla-
ken). 3000-1300 m. Gletscher, 5 km lang
>>jew^ — ^^ und im Mittel 600 m breit, zwischen
3WCLr^?t^yJ den Wetterhömern im NO. und 0., dem
*> ****"-* ^ Kamm des Lauteraarsattels im SO. und
dem nw. Abschnitt der Schreckhömer
(mit Nässihom 3749 m. Klein Schreck-
horn 3497 m, Gwächten 3169 m und Met-
tenberg 3107 m) im S. und SW. Seine
Nährgebiete sind der Grindelwald Firn im 0. und NO.
und die Firnfelder am Klein Schreckhom im SW. Am
untern Ende des Gletschers haben die Bewohner von
454
GRI
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Grindelwald eine künstliche Eisgrotte angelegt, die nur
10 Minuten vom Hotel Wetterhom entfernt ist und von
Ober Grindel waldgletscher.
den Fremden viel besucht v^rd. Dem Gletscher entspringt
die Schwarze Lutschine. Von Grindel wald aus erreicht
man über einige hölzerne Leitern und Stege beim Punkt
1585 m die Gletscherzunge, die hier überschritten wird,
wenn man weiterhin zur ulecksteinhütte und zum Lau-
teraarsattel gelangen will.
QRINDELWALDQLETSCHER (UNTER) (Rt.
Bern, Amtsbez. Interlaken). 3390-1240 m. Gletscher, 10
km lang und 0,5-2,2 km breit ; zwischen Schreck- und
Strahlegghömem im 0. und SO., Agassizhom, Grindel-
wald Fiescherhömem und Fieschergrat im S. und Mönch
und Eiger im SW. und W. Ist in zwei deutliche Stufen
gegliedert, das Ober Eismeer (2700-2300 m| und Unter Eis-
meer (1700-1600 m), die durch einen stark geneigten und
zerklüfteten Eisfall von einander getrennt sind. Das Unter
Eismeer wird überschritten, wenn man von dem durch
zwei Leitern mit dem Gletscher verbundenen Wirtshaus
Bareffg zur aussichtsreichen Zäsenbergalp gelangen will,
und das Ober Eismeer wird gequert, wenn man sich von
der Zäsenbergalp zur alten und neuen Schwarzegghütte
der Sektionen Oberland und Basel bezw. Basel des S. A. C.
beffibt. Diese beiden Hütten liegen 5 Stunden über Grin-
del wald am rechten Ufer des Gletschers und können ohne
Gletscherwanderung längs den Felsen rechts vom Glet-
scher und über den Fussweg der Bänise^g leichter er-
reicht werden. Nährgebiete des Gletschers sind der grosse
Grindelwald Fiescherfirn, auf den auch noch die vom
Kalli Firn über das Kalliband niedergehenden Eislawinen
fallen, die Firnfelder an den 0.- und NO.-Hängen der
Grindelwald Fiescherhömer, diejenigen am Agassizhorn
und den Strahlegghömem, der vom Lauteraarhorn und
Grossen Schreckhorn nach SW. absteigende Schreckfira
und der vom Nässihorn ebenfalls nach* SW. ziehende
Kastensteinfim. Dieses ganze Becken ist eines der schöns-
ten Eisffebiete der Alpen und wird daher auch von Grin-
delwald aus häufle besucht.
Der Unter Grindelwaldgletscher ist einer der am tiefsten
ins Thal hinunter reichenden Eisströme der Alpen, indem
er in blos 1240 m nahe bei ständig bewohnten Siedelungen
endigt. Da er ein starkes Gefalle hat. und unten ausserdem
noch vom Mettenberg und den NO.-Ausläufem des Ei^er
bedeutend eingeengt wird, ist seine Geschwindigkeit eine
grosse und machen sich auch Schwankungen in seinem
Stand sehr rasch bemerkbar. Seit 1822 ist der Gletscher
um nahezu einen km zurückgegangen und hat eine grosse
Fläche blosffelegt, die unten mit Grundmoräne überdeckt
ist, oben aoer anstehenden Fels zeigt. Hier lassen sich
die Wirkungen der Glazialerosion in Form von Gletache^
schliffen, Schrammen, Bundhöckem, Riesenkesseln etc.
und diejenigen der Gletscherbacherosion in Form von
Löchem, Tnchtern, Furchen etc. sehr klar überschauen.
Nach A. Baltzer. V. AWn^r sc.
Alter Gletsoherboden des Untern Grindelwaldgletschers.
Alter Glötscherboden mit Geschiebe |B
Seiten- und Randmorttnen ^^
Hypothetische Verbindung von Endmoränen . . . ....
Karrentrichter und Riesentopfe ^
Grössere Erratische Blöcke ^d.
Gletscherschliffe und Schrammen _
Alte Wasserläufe v .
Drei aufeinanderfolgende und 100-200 m von einander
entfernte Querwälle von Endmoränen zeigen uns den
Hochstand des Gletschers von 1822, den Stand von 1855
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455
und eine Doch jänffere Stillstandsphase im Ruckzug.
Diese Stirnwälle sina alle drei vom Gletscherbach durch-
Zange des Untern Grindelwaldgletsohers.
schnitten worden und gehen rechts und links in zwei
5-10 m hohe ununterbrochene Seiten moranen über. Wir
kennen heute folgende bedeutendere Schwankungen im
Stand der Gletscherzunge : 1600-1620 Verstoss bis zum
Burgbäh Ischopr, dann Rückzug; 1703-1720 starker Ver-
stoss bis zur Pfarr wiese, dann Rück-
zug; 1743 kurzer Verstoss und sogleich
starker Rückzug ; 1770-1779 Verstoss in
die Ebene der Lutschine, dann Rückzuff ;
1814-22 Verstoss, dann Rückzug ; 1840-
1855 Verstoss; 1855-1868 Rückzug mit
Verminderunff der Eisdicke um nahezu
35 m. Seit 1868 weiterer Rückzug. Neuer-
dings scheint der Gletscher wieder vor-
rücken zu wollen, was Prof. Armin Bal-
tzer in Bern veranlasst hat, auf dem
Felsbeden vor dem Gletscher eine Reihe
von Punkten zu tixieren, die eine spä-
tere Messung der erosiven Tätigkeit des
Gletschereises ermöglichen seilen. Diese
Stationen bestehen aus in den Fels ge-
bohrten Löchern, deren Tiefe genau
ermittelt worden ist und die man nach-
her mit gefärbtem Gips und Thon wie-
der ausfüllte und eben mit einem Deckel
von Zement abschless. Nachdem der
Gletscher diese heute eisfreie Fläche
wieder bedeckt und er sich in späterer
Zeit davon neuerdings zurückgezogen
haben wird, vnrd man durch neues Aus-
messen der Tiefe dieser Löcher zahlen-
mässige Belege für den Betrag der Glet-
scherosion ernalten können. Einen Be-
weis dafür, dass der Gletscher schon
froher einmal sich bis nahe an seinen
heutiffen Stand zurück|;ezogen hat, lie-
fert die Entdeckung emes alten Stein-
bruches auf Marmorbreccie (oberer Jura) am Unteren
Schopf mit von Menschenhand Igehauenen und geschlif-
fenen Blöcken, die nachher sicherlich ein ganzes Jahr-
hundert lang wieder von Eis überflutet worden sind.
Einige dieser Blöcke werden heute im Naturhistorischen
Museum zu Bern aufbewahrt ; ein schönes Stück befindet
sich auch in der geolodschen Sammlung des eidg. Po-
lytechnikums in Züricn. Abbau des Bruches heute wie-
der aufeenemmen. Vergl. Baltzer, Armin. Studien am
Unter Grindelwaldgletscher.., 1892-97 {Neue Demkschr.
der allgeni. Schweiz. Gesellschuft für die geamten Na-
turwiss. Bd 33). Zürich 1898.
QRINDELWALD QRONHORN oder PFAFFEN-
STÖCKLI (Kt. Bern. Amtsbez. Interlaken). 3121 m.
Gipfel, in dem von aen Grindel wald Fiescherhörnem
nach N. auszweigenden Kamm; s. über der rings von
Eis umschlossenen Zäsenbergalp, ö. über dem Grindel-
wald Fiescherfirn und w. über dem Ober Eismeer, dem
obersten Abschnitt des Untern Grindelwaldgletschers.
Zwischen dem Grindelwald Grünhern und dem Punkt
3360 m des N.-Grates des Ochsen (oder Klein Fiescher-
herns) die Eisscharte des Ochsenjoches (auf der Siegfried-
karte unbenannt).
GRINDELWALD RIQI (Kt. Bern, Amtsbez. Intei^
laken). 2280 m. Gasthof, nahe unter dem Gipfel des Männ-
lichen auf dem Grat zwischen diesem und dem Tschuggen.
GRINDELWALDTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Inter-
laken). Schönes und berühmtes Thal des fierner Ober-
landes, rechtsseitiges Nebenthal zu dem gegenüber Inter-
laken auf die Aare ausmündenden Thal der Weissen
Lütschine und von der Schv^rzen Lütschine entwässert.
Steigt vom Fusse des Wetterhoms auf eine Gesamtlänge
von 16 km nach W. bis Zweilütschinen ab. Wird beffrenzt:
im S. von den hohen Felswänden des Well- und Wetter-
homs und den mächtigen Bergstöcken der Schreckhömer,
Grindelwald Fiescherbörner und des Eiger, sovde ffegen
das Lauterbrunnenthal hin vom Tschuggen und Männ-
lichen ; im 0. von der Grossen Scheidegg und im N. von
den begrasten und zum Teil mit Wald bestandenen Hän-
gen der Kette Faulhern-Schwarzhem. Das Thal wird
aurch eine Stufe in zwei deutlich geschiedene Teile zer-
legt. Der obere Abschnitt, der Kessel von Grindel wald,
ist eine weite grüne Thalschafl, die in nächster Nähe von
den zwei Riesen des Eiger und Wetterhoms überragt
wird und in welche die beiden Grindel waldgletscher und
von allen Seiten her zahllese Wasseradern absteigen.
Gegen NO. führt die Grosse Scheidege nach Meiringen,
gegen SW. die Kleine Scheidegg nacn Lauterbrunnen.
Grindel wald thal, von Westen.
Die Siedelungen sind in Gruppen zerstreut gelegen und
schliessen sich kaum zu einem eigentlichen Dorf ^zusam-
men. Zentrum für zahlreiche Ausflüge und Hochgebirgs-
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6RI
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touren. Nach unten geht dieser Thalkessel von Grindel-
wald mit einer schmalen Stufe über in den untern
Thalboden, das enge und von Schwendi (937 m) bis Zwei-
lütschinen (655 m) 8 km lange sog. Lütschenthal, dessen
Gehänge beiderseits mit langen relsbändem durchsetzt
sind. Es ist schwach besiedelt und zählt nur in seinem
untern Abschnitt einige Häuserffruppen und Weiler, wie
Burglauenen, Lütschenthal und Gündliswand (an der
der untere Teil beider Lntschinenthäler stimmt im land-
schaftlichen Charakter überein: beiderorts steile and
enge Y förmige Thäler, beiderorts auch deutliche Thal-
stufen, die von der Eisenbahn mittels des Zahnrades
überwunden werden. Der auffallende Unterschied der
beiden Thäler in ihren obem Teilen aber hängt en^ zu-
sammen mit der Gesteinsbeschaffenheit und dem Gebirg»-
bau der ganzen Gegend. Wenn wir zunächst vom Hocn-
Grindelwaldthal.
Ausmündung ins Thal der Weissen Lütschine).' Jedem
Besucher des Berner Oberlandes drängt sich der grosse
Unterschied im Charakter der Thäler von Lauterbrunnen
und Grindelwald auf. Jenes eng, von senkrechten und
weit sich hinziehenden Felswänden eingeschlossen, einem
Graben gleich tief eindringend in den Schoss des Hoch-
gebirges ; dieses in seinem obem Teile breit, weit aus-
ladend gegen W., N. und 0. und nur im S. wie abge-
schnitten durch die Wände des Eiger, Mettenbergs und
Wetterhoms. Lauterbrunnen liegt gleichsam in einer
gebirge absehen, das in steiler Wand abgeschnitten wohl
nirgends schärfer sich von den Yoralpen scheidet, so fallt
der ganze Bezirk des Grindelwaldthales in jene Zone der
Yoralpen, wo die Gesteine der Juraformation, im Grossen
wie im Detail stark gefaltet, die Gebirgsgruppen des
Schilthoms, Männlichen und Faulhoms zusammensetzen.
Während aber die obem Glieder der Juraablagerungen
(Malm) in der Gestalt harter schwarzer, aber weiss anwit-
ternder Kalke erscheinen, die landschaftlich als Fels-
wände und Fluhbänder dem Gebirge ein ewig wechselndes
engen Spalte, Grindelwald in einem weiten Kessel. Nur ' und vielgestaltiges Relief verleihen, bestehen die untern
GRl
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457
Glieder derselben Formation (Dojg^ger und Lias) aus mehr
tonigen Kalken und Schiefem, die der Yerwitterunff und
Abtragung weniger Widerstand leisten. Das Thal von
Grindelwald liej^t nun, immer mit Ausschluss des Hoch-
gebirges, fast gänzlich im Gebiete der Ablagerungen des
untern und mittlem Jura, und wer die beiden Scheideggen
passiert, iLann am Wege oder in den zahlreichen Graben
die c foulen » (bruchigen) Schiefer beobachten, die sich
bis auf die höchsten Gipfel und Gräte hinauf erstrecken
und dem Faulhom z. B. seinen Namen p^eben haben.
Die Einförmigkeit der Gesteinsart verbmaet sich noch
mit der Einförmigkeit des Gebirgsbaues. Indem die Falten
alle stark nach NW. übergelegt sind, so dass fast überall
dieselben Schichten die Oberfläche berühren, bildet das
Relief eine nur durch wenige Gräte und Einrisse unter-
brochene flache Abdachung. Dies sieht man namentlich
deutlich an den Gehängen der Männtichengruppe : aber
von einem irgend erhöhten Standpunkt aus, wie z. B. vom
Männlichen oder von den beiden Scheideggen, erscheint
auch der S.-Hang der Faulhomffruppe, der ja zum gros-
sem Teil mit der N.-Seite des Grrindelwaldthales zusam-
meniällt, als eine sanftgeneigte einheitliche Abdachunff,
die sehr absticht gegen das ausserordentlich wechselvolle
Helief ihrer N. -Flanke. Drüben im Lauterbrunnenthal
driufft ein von der Weissen Lütschine durchfressenes
Bana von hartem Malmkalk unter dem Dogger durch
gegen das Hochsebir^e und bildet die früher erwähnten
steil wandiffen Tnalseiten.
Der landschaftliche Reiz des Grindelwaldthales beruht
nun nicht zum mindesten auf dem Gegensatz zwischen
dem s. Thalabschluss (dem Hochgebirge) und den eben
beschriebenen N.- und W.-Flanken des Tnales. Hier sanft
ansteigende, mit Wald und Wiesen bedeckte und mit
braunen Häusch^ besäte Halden, dort eine fast senk-
rechte Wand, die in einem stellenweise über 2000 m hohen
Absturz aus der Thallandschaft von Grindelwald zu den
erhabensten Spitzen der Gletscherwelt des Hemer Ober-
landes sich erhebt — ein Bild, das an überwältigender
Grossartigkeit auf der Erde fast einzig dasteht. Der Bau-
stein dieser Wand ist derselbe harte Malmkalk, den wir
bereits erwähnt haben, und der hier wieder aurtauchend
in grcMsen Falten übereinander gelegt einen Mantel bildet
am die krystallinen Gesteine des Innern Hochffebirges.
In den Thälem des Obern u. Untern Grindel waldgletschers
ist diese Wand zweimal durchbrochen, und durch die
engen Thalspalten, die die dahinterl legen de Gletscherwelt
meiir ahnen als sehen lassen, wälzen sich die rooränen-
bedeckten Eismassen der beiden Gletscher. Wenn dieser
AbfoU des Hochgebirges fast erdrückend wirkt auf den
solchen Anblicks Ungewohnten, so wächst seine Erha-
benheit noch; wenn er, an der n. oder w. Flanke des
Thaies aufsteigend, den Gipfel des Männlichen oder des
Faulhoms gewinnt, von wo die Lieblichkeit der Thalland-
schafl mit der ernsten Schönheit des Hochgebirges vereint
sich seinem Auge darbietet. Mit Recht hat daher das
Grindelwaldlhal von jeher als eine des Besuches vor
Allem würdige Gegend des Berner Oberlandes gegolten.
Inmitten des weiten Thalkessels, auf dessen Flanken die
Dorfschaft Grindelwald zerstreut ist, ist als eine Folge des
riesig zunehmenden Fremdenverkehrs eine kleine Hotel-
stadt entstanden, die dem Dorf einen festen Kern ver-
leiht und mit dem wachsenden Geschäflsleben eine Quelle
des Wohlstandes für die ganze Thallandschaft geworden
ist. Die Verbesserung der Zugänge und Verkehrswe|[e hat
mit dieser steigenden Bedeutung des Thaies Schritt ge-
halten, und während früher die Mehrzahl der Besucher,
von den eigentlichen Bergsteigern abgesehen, Touristen
waren, deren körperliche Rüstigkeit die Ueberschreitung
der Scheideggen gestattete, ist das Grindelwaldthal durch
den Bau der Hemer Oberlandbahnen der ganzen reisen-
den Welt erschlossen worden. Die Rundreise Interlaken-
Lauterbrnnnen-Wengemalp - Grindelwald-Interlaken ge-
hört heute für den die Schweiz Bereisenden 7u demjeni-
gen, das er absolut gesehen haben muss. Daneben aber
macht die hohe Lage des Thaies (1000 m) dasselbe sehr
geeignet zu längerem Aufenthalt, und eine Reihe von
Pensionen gruppieren sich um das Zentrum. Die güns-
tigen klimatiscnen Verhältnisse des Winterhalbjahres
(Nebelf^iheit) haben die Anstrengungen der Hotellers,
Grindelwald zum Winterkurort zu erheben, wesentlich
gefordert und dies um so mehr, als das Relief des Thaies
jeder Art von Wintersport geeignetes Terrain zu bieten
vermaff. Andererseits geniesst das Thal trotz der schat-
tigen Lage der S.-Seite doch in Folffe intensiver Föhnwir-
kunff eines langen Sommers, und die Grindel walder Alp-
weioen gehören nicht nur zu den grössten sondern auch
zu den besten des Hemer Oberlandes, [thr. R. Zbi.lbr.]
QRINQELBACH (Kt. Appenzell I. R.). Bach. S. den
Art. Klosterbagh.
QRIOSCH (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis und
Gem. Remüs). 1818 m. Alpweide mit Gruppe von 14 Hüt-
ten und Stadeln, am linken Ufer der Lavranca, am Ein-
fang ins Val Griosch und am S.-Fuss des Stammerspitzes;
6,5 km nw. über Remüs.
QRIOSCH (VAL) od. VAL TIATSCHA (Kt. Grau-
bünden, Bez. Inn). Kleines Seitenthal zu dem bei Remüs
ins Unter Engadin ausmündenden Val Sinestra. Steigt
vom Muttier (3296 m), der von dieser Seite her ziemlich
oft besucht wird, mit starkem Geßlle nach SW. bis zur
Alp Griosch (1818 m; 6,5 km nw. über Remüs) ab. N. über
dem Thal der schwierig zu besteigende und selten be-
suchte Stammerspitz (3258 m). Zwischen Muttier und
Stammerspitz führt die Fuorcla Maisas (2852 und 2911 m)
ins Samnaun hinüber. Das Val Griosch ist im Bündner-
schiefer ausgewaschen.
QRIPHENHOBELI (Kt., Amtsbez. und Gem. Bern).
562 m. Villenquartier, so. vor der Stadt Bern, am rechten
Ufer der Aare zwischen der Nidegg- und Kirchenfeld-
brücke. 11 Hauser, 75 Ew. Schöne Aussicht auf die Bun-
desstadt.
QRISCH (CRAP) (Kt. Granbünden, Bez. Glenner).
2846 m. Einer der Hauptgipfel zwischen Valserthal und
Safienthal, 4 km n. vom Piz Tomül oder Weissenstein-
horn und 5-6 Stunden nö. über Vals Platz. Stark zer-
rissener Bündnerschieferberg.
QRISCH (PIZ) (Kt. CTraubünden, Bez. Glenner).
2893 m. Wenij^ ausgesprochener Gipfel, in der Gmppe des
Vorab, 4 km ö. vom Vorab und 3 km sw. vom Segnespass,
6-7 Stunden nw. über Flims im Vorderrheintbal. Fällt
nach N. zur Tschin^elnalp und nach Elm steil, Regen
Flims zu dagegen mit sanngeböschten Hängen ab. Wird
in Verbindung mit dem Vorab ziemlich oft bestiegen.
QRISCH (PIZ) oder PIZ FIANELL (Kt. Graubün-
den, Bez. Hinterrhein). 3048 m. Mächtiger Kalkstock :
tritt aus der Kette des Piz Gurv^r etwas nach W. vor und
ist beträchtlich höher als die übrigen Gipfel derselben ; ,
2,5 km nö. über Ganicül im Val Ferrera. Bildet einen
nach N. und S. steil abfallenden, scharfen und stark zer-
rissenen Gipfelgrat, der auf einer breit ausladenden Un-
terlage mht. Besteigung nicht leicht und nur selten un-
ternommen. Das W.-Ende des Grates heisst Piz Mazza
(2809 m). Wichtiger, wenn auch niedriger, ist der nach
SW. vorgeschobene Piz Starlera (2727 m), an dem einst
Eisenffmben abgebaut worden sind. Trotz ihrer ziemli-
chen Mächtigkeit können die Erzgänge wegen ihrer gros-
sen Abgelegenheit von den Verkenrszügen nicht mit Vor-
teil ausgebeutet werden.
QRISCHA (CRAPPA) (Kt. Graubänden, Bez. Inn).
Felsgrat. S. den Art. Crappa Grischa.
QRISCHBACH (Kt. Bern und Waadt). Wildbach. S.
den Art. F^nils (Ruisseau des;.
QRISCHBACHTHAL (Kt. Bern und Waadt). Thal.
S. den Art. F^nils (Valläe des).
QRISIQEN (OBER, MITTLER und UNTER)
(Kt. und Amt Luzera, Gem. Horw). 610-570 m. 4 Häuser,
am NO.-Hang des Schattenbergs und 1,3 km sw. der Sta-
tion Horw der Brünigbahn (Luzern-Brienz). 28 kathol.
Ew. Viehzucht.
QRISONS (Ganton des). S. den Art. Graubünden.
QRI88ACH (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und Dorf.
S. den Art. Cressifr.
QRIS8ACH (Kt. und Bez. Neuenburg). Crem, und
Dorf. S. den Art. Cressier.
QRIS8ENBERQ (Kt. Bern, AmUbez. Aarberff, Gem.
Seedorf). 546 m. Dorf; 1,2 km nö. Seedorf und 3 km sw.
der Station Suberg der Linie Bem-Biel. 24 Häuser, 159
reform. Ew. Wiesenbau.
QRISTEN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Sennwald). 471 m. Weiler, an der Strasse Sennwald-Sax,
1 km nw. Sax und 3,8 km wsw. der Station Salez der Linie
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Rorachach-Sar^ans. 12 Häuser, 56 reform. Ew. Kirchge-
meinde Sax-Frumsen. Acker-, Mais-, Kartoffel-, Obst- und
Wiesenbau, Viehzucht. Stickerei.
GRISTEN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Egnach).
Gruppe von 6 Häusern, auf einer An-
höhe 500 m sw. Neukircb und 6 km ^
nw. der Station Arbon der Linie Ror-
schach-Romanshom. 35 reform. Ew.
Kirchffemeinde Neukirch-Egnach. Obst-
und Wiesenbau. Früher auch Weinbau
mit im Thurgau geschätztem Ertrag.
Ehemalige Burg, 1894 abgetragen. Hei-
mat des bekannten Landwirtes und
Obsteüchters Pfau-Schellenberg (t1875),
der zahlreiche Schriften über Obstbau
veröffentlicht hat und hier auch eine,
jetzt nicht mehr bestehende. Obstbau-
schule gründete.
GRITZENM008 (Kt. Luzem, Amt
Sursee, Gem. Neuenkirch). Bauernhöfe.
S. den Art. Giritzenmoos.
QROBENENTSWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Unter
Toggenburg, Gem. Flawil). 752 m. Gruppe von 9 Häusern,
an der Strasse Degersheim-FIawil una 2,5 km s. der
Station Flawil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 66
reform. Ew. Viehzucht. Stickerei. Heimat des hier 1643
geborenen berühmten Epigrammendichters Johannes Grob
(t in Herisau 1697).
QR0BENM008 (Kt. Zug, Gem. Cham). 417 m.
Gruppe von 4 Häusern, nahe dem linken Ufer der Lorze,
an der Strasse Cham-Sins und 2,7 km nw. der Station
Cham der Linien Zürich-Zug-Luzern. 25 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Gham-Hünenberg. Ackerbau und Vieh-
zucht.
GROD (Kt. Solothum, Amtei Ölten). 477 m. Gemeinde
und Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Aargau
und 3 km ssö. der Station Dänikon der Linie Zürich-
Aarau-Olten. 10 Häuser, 59 Ew. (28 Katholiken, 31 Refor-
mierte). Katholische Kirchgemeinde Gretzenbach. Vieh-
zucht. Einige der Bewohner arbeiten in den Schuhfabriken
von Schönenwerd. Betr. Etymologie s. den Art. Grood.
GRODEI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai, Gem.
St. Stephan). 1011 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am
rechten Ufer der Simme, an der Strasse Zweisimmen-
Lenk, 7(X) m s. St. Stephan und 5,8 km ssö. der Station
Zweisimmen der Simmenthalbahn. 58 Häuser, 314 reform.
Ew.
QR<EN (Kt. Bern; Amtsbez. Konolfingen, Gem. Bowil).
730 m. Zwei Häuser, im Schüpbachgraben ; 2,2 km s. der
Station Si^au der Linie Bem-Luzem. 20 reform. Ew.
Kirchgememde Höchstetten. Viehzucht.
GR<ENBACH oder GRONNBACH (Kt. Bern,
Amtsbez. Thun). Bach des Justisthales; entsprinft am
SW.-Hang der Scheibe in 1500 m, durchfliesst auf eine
Länp^e von 4 km die nur schwach geneigte Thalsohle, tritt
in eme tiefe Erosionsschlucht ein und erreicht mit starkem
Gefalle nach 8 km langem Gesamtlauf in der Richtung
nach SW. bei Merligen in 580 m den Thunersee. Tritt nach
heftigem Regen als gefahrlicher Wildbach auf. der nach
den beträchtlichen Verwüstungen des Jahres 1854 in sei-
nem Unterlauf kanalisiert worden ist.
QR<ENFLUH oder BAUMGARTENFLUH (Kt.
Luzem, Amt Entlebuch). 1923-1950 m. Felsgrat, in der
das obere Thal der Grossen Entlen vom Thal der Kleinen
Entlen trennenden Kette. Endigt im SW. über dem Dorf
Flühli. Der SO.-Abfall heisst Grönfluh, der NW.-Abfall
Baumgartenfluh. Der Punkt 1923 m kann von Flühli aus
über die Grönalp (Hütte in 1535 m) in 3Vi Stunden leicht
erreicht werden.
QROENROUX (Kt. Waadt, Bez. La Vall^, Gem. <
L'Abbaye). Häuser. S. den Art. Groinroud.
QROQNE oder CROQNE (LA) (Kt. Waadt, Bez.
Lavaux, Gem. Savigny). 895 m. 9 zerstreut gelegene Häu-
ser, am S.-Rand des Bois du Grand Jorat, das diese Häuser
von der Strasse Bern-Lausanne trennt; 2,2 km n. Sa-
vigny. 33 reform. Ew. Kirchgemeinde Savigny-Forel.
Wiesenbau.
GROINROUDoderQROENROUX(Kt. Waadt, Bez.
La Vallöe, Gem. L'Abbaye). 1040 m. 6 zerstreut gelegene
Häuser, nahe dem O.-Ufer des Lacde Joux und der Strasse
Le Pont-Le Brassus; 2,5 km sw. L'Abbaye. 55 reform. Ew.
Wiesenbau.
QROLLEY (Kt. Freiburg, Bez. Saane). 626 m Gem.
und Pfarrdorf, mitten in fruchtbaren und gut angebauten
Dorf Grollej.
Aeckem und Wiesen, an der Strasse Freiburg-Payeme
und 6,5 km nw. Freiburg. Station der Linie Freibarg-
Yverdon. Postablage, Telephon. Gemeinde, mit Guöravet,
Rosiöre und Voiavy, 61 Häuser, 378 kathol. Ew.; Dorf:
28 Häuser, 186 Ew. Futter-, Getreide- und Kartoflelbau,
Viehzucht. Kirche zu Saint Jean Baptiste. 1801 kirchHch
von Belfaux abgetrennt und zur eigenen Kirchgemeinde
erhoben. 1137 und 1142 : Groslerio.
QROM8ERKOPF (Kt. Graubünden, Bez. Plessnr).
2370 m. Wenig bedeutender Gipfel der Hochwangkette ;
2,5 km s. vom Hochwang, 1 km nö. vom Montalin und 3
km n. über Castiel im Schanfig^. Bildet einen abge-
rundeten Rücken mit mehreren Felsköpfen. Steict nach
N. und NW. zur Fürstenalp, nach S. zum obern Callreisen-
und Castielertobel ab.
GROND (CRAP)(Kt. Graubänden, Bez. Vorderrhein).
Gipfel. S. den Art. Crap Grond.
GROND (PIZ DA VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Mün-
sterthal). 2881 m. Gipfel, w. Vorberg des Piz Costainas
und von ihm durch das oberste Val Costainas getrennt,
5 km so. über Santa Maria im Münsterthal und 4 km n. vom
Stilfserjoch ; in der das Val Costainas vom Val Muranza
trennenden kurzen Kette. Steigt von diesem aus in Steil-
hängen, von jenem aus in sanftgeböschten Grashangen
auf.
QRONDA (PIZ VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Vorder-
rhein). 2822 m. Abgerundeter Gipfel, in der Gnippe des
Piz Nadel und Piz Miezdi, hinten über dem wilden Zavra-
ffiathal, 6 km so. über Truns. Fällt nach S. und O. in
breiten und sanft^eböschten Hängen zu dem bei Tavanasa
und gegenüber Brigels von rechts auf das Vorderrbeinthal
ausmündenden ValGronda ab.
QRONDA (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 2600
bis 1930 m. Eine der beiden obern Verzweigungen des bei
Möllns von links ins Oberhalbstein ausmündenden Val
da Faller. Steigt zwischen den Hängen des Piz Platta im
S. und des Piz Forbisch im N. als en^e Furche auf eine
Län^e von 4 km nach 0. ab und vereinigt sich 4 km über
Mohns mit dem von S. herkommenden Val Bercla zum
Val da Faller. Vollkommen unbewohnt, ohne Alpweiden
und nur an den steilen Gehängen mit magerem Gras-
wuchs bestanden. Wird von einem Fussweg durchzogen,
der nach S. über das Thälijoch (2602 m) nach Avers und
nach N. über die Fuorcla da Curtins (2656 m) ins Val
Curtins-Nandro und nach Savoffnin abzweigt und auch
hie und da als Anstiegsroute auf den Averser Weissberg
dient.
GRONDA (VAL) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein).
2600-1800 m. Oberer Abschnitt des engen und zum gros-
sen Teil bewaldeten Tscharbachthales, das bei Tavanasa
und gegenüber Brigels von rechts auf das Vorderrheinthai
ausmündet. Das Val Gronda ist breit und, besonders am
linksseitigen Gehänge, mit sanftgeböschten Alpweiden
bestanden, die bis zum Piz Val Gronda und seinen Nach-
barn aufsteigen. Steiler ist das mit den Schichtköpfen ab-
brechende rechte Seitengehänge. Im Thal die schöne Alp
Grein mit Hütten in 2064. 2150^und 2650 m. Diese oberste
Hütte steht nahe unter dem Kamm, der vom Piz Grdn
nach 0. und dann nach NO. auszweigt.
GRO
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459
QRdNE, deat8<^ (^run (Kt. Wallis, Bez. Sidera). 540
m. Gem. und PfafTweiler, in der Rhoneebene links vom
Flass, am Fuss der bewaldeten Ausläufer des Mont Nuoble,
8 kra ö. Sitten, 7 km sw. Siders und 2 km s. der Station
Granges-Lens der Simplonbahn. PostablaRe. Die Gemeinde
umfasst die 10 Weiler Grone r£glise (Hauptort), Nezon,
Merdassonet, Pouty oder Pout^, Merdasson, Ck>ujon,
Loye, Daillev, Itravers und La CrSte mit zusammen 102
Häusern und 741 kathol. Ew. Der Siedelungsmittelpunkt
zählt 8 Häuser und 79 Ew. und kihnt sich an einen Hü||[el,
auf welchem das Gemeindehaus (ein alter Herrensitz)
steht. Die Pfarrkirche zu Saint Marcel trägt die Jahrzahl
1737 und stammt wohl auch aus dieser Zeit, obwohl Gröne
schon 1371 seinen eigenen Pferrer hatte. Die auf dem
Hügel stehende Burg ist zusammen mit einem einst an
dessen Fuss gelegenen andern Schloss im 15. Jahrhundert
von den Savoyarden eingeäschert worden, worauf die
Bürgerschaft von Gröne die Ueberreste des erstgenannten
Edelsitzes 1555 dem damaligen Yizekastellan von Gröne,
Jean Olivier. abkaufte. Im Raronkrieg vnirde 1415 Anton
Fabri, damals Yitztum von Gröne, .von den Tavelli getötet.
Die Einwohner von Gröne nomadisieren im Laufe des
Jahres von einem Punkt ihrer Gemeinde zu einem andern
und teilen sich mit den Bewohnern von Naz in den Be-
sitz der Waldungen und Alpweiden am Mont Gautier und
Mont Nuoble, sowie mit den Bewohnern von Chalais in
denjenigen des Yal de Reschy. Die schönen Waldungen
ermöglichen den Betrieb eines ziemlich ausgedehnten
Holzhandels. Die (regend ist fruchtbar und eignet sich
besonders gut zum Anbau von Getreide und Futterkräu-
tem. Da die Gremeinde sich auf verschiedene Höhenzonen
verteilt, gedeihen hier auch alle Obstbäume, wie z. B.
Nuss-, Apfel-, Bim- und Kirschbäume. Im 16. Jahrhun-
dert wurden in Gröne Silberminen abgebaut, deren Lage
man aber nicht mehr kennt und deren Andenken nur
noch in der Yolksüberlieferung fortlebt. Seit einigen
Jahren baut man hier mit gutem Drfolg ein Anthrazitflöz
ab. Der in der Ebene gelegene Teil der (jremeinde wandelt
sich infolge der Yerbauungsarbeiten an der Rhone aus
einem Sumpfffebiete allmählig in einen fruchtbaren und
gesunden Landstrich um, wird aber immer noch häufig
eenug von den Wildbächen Reschy und D^rochia mit
Ueberschwemmungen bedroht. Grabstätte aus der Eisen-
zeit mit sog. Wafliser Spangen. 1110: Gruona; 1211:
Grona.
QRONO (Kt. Graubunden, Bez. Moesa, Kreis Roveredo).
905 m. Crem, und Pfarrdorf, am linken Ufer der Calancasca
and an der Mündung in die Moesa, an der Strasse Rove-
redo-Misoz und 8,5 km ö. der Station Gastione der Gott-
hardbahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen über den
St, Bemhardin (Splügen-Bellinzona> und nach Rossa.
105 Häuser, 484 kathol. Ew. italienischer Zunge. Acker-,
Wein- und Obstbau. Yiehzucht. Gut gebautes Dorf. Kapelle
mit alten Wandmalereien. Strassenbrücke mit 2 Bogen
über die Calancasca.
QRONO (VAL Dl) (Kt. Graubünden. Bez. Moesa).
2160-305 m. Kleines linksseitiges Nebenthal zum Misoz, in
das es 2 km oberhalb Roveredo und gegenüber Grono aus-
mündet. Steigt auf eine Länge von 5 Km nach NW. ab und
ist bis weit hinauf bewaldet. Im obem Abschnitt einige
kleine Alpweiden mit Hütten« Wird von einem steilen
Fussweg aurchzogen, der die enge Mündungsschlucht um-
geht und bis zu den obersten Alpweiden in 1800 und 2000
m führt, aber nicht über einen Passübergang leitet.
QROOD (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Brittnau).
500 m. Weiler, im Wiggerthal, 2 km wnw. der Station
Heiden der Linie Luzern-Olten und 1,5 km s. Brittnau.
14 Häuser, 125 reform. Ew. Ackerbau und Yiehzucht. Der
Name Grood von Gerode, einem durch Feuer tgerodeten»
oder urbar gemachten einstigen Stück Waldland ; gleich-
bedeutend mit Grüt, Rüti etc.
CIR08 DE VAUO (LE> (Kt. Waadt). So nennt der
Waadtländer den zentralen Abschnitt seines Kantons oder
im allgemeinen das Gebiet zwischen dem Lauf der Venoge
and der Orbeebene im W., dem Lauf der Broye von Mou-
don bis Payeme im 0., einer Linie von Yverdon nach
Payeme im N. und einer von Yufilens la Yille über Che-
seaaz und den zentralen Jorat nach Moudon gezogenen
Linie im S. Die so begrenzte Landschaft umfasst demnach
den ganzen Bezirk Echallens, den grossem Teil der Be-
zirke Yverdon und Moudon sowie kleinere Teile der Be-
zirke Cossonay, Orbe und Payeme. In orographischer
Hinsicht gehört der Gros de Yaud ganz dem Bergland des
Jorat an, von dem er ein grosses Stück, namentlich das
Plateau von £challens una das Flussgebiet der Mentue,
umfasst. Die Höhenlage schwankt von 432 m (Ufer des
Neuenburgersees) bis zu mehr als 900 m (Zentrum des
Jorat). Yon Wasserläufen sind zu nennen der Talent (Zu-
fluss zur Orbe), der Buron und die Mentue mit dem Sau-
teruz (Zuflüsse zum Neuenburgersee), sowie die Kleine
Gläne und einige weitere Bäche (Zuflüsse zur Broye).
Der Gros de Yaud ist in der Hauptsache eine der Land-
wirtschaft gewidmete Gegend, die im Yerhältnis zu andern
Teilen der Waadtländer Ebene hoch gelegen ist und ein
ziemlich rauhes Klima hat. Angebaut werden besonders
Getreide und Futterkräuter : daneben nimmt aber auch
der Wald noch eine grosse Fläche ein. Die Rebe gedeiht
hier nicht mehr. Industrielle Thätigkeit findet sich im
Gros de Yaud neben dar Fabrik für kondensierte Milch
in Bercher fast keine^ wie denn auch mit Ausnahme des
Fleckens £challens grossere Siedelungen fehlen. Dagegen
sind über das ganze Gebiet zahlreiche kleine Dörfer und
Weiler zerstreut. Die Landschaft wird in verschiedenen
Richtungen von einer Reihe von wichtigen Strassen
durchzogen, deren Mehrzahl seit der Mitte des 19. Jahr-
hunderts beträchtlich verbessert worden ist. Eisenbahnen
fehlen dem Gros de Yaud heute noch mit Ausnahme der
in sein Herz führenden Schmalspurhahn Lausanne-^hal-
lens-Bercher. Yergl. Le District tfßchallens (im Journal
de la Soc, vaud, d'utilitepubl 1854). — Comaz-YuUiet.
A travers le Gros de Vaud. Lausanne 1894.
GROS MONT(Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Thal und
Wildbach. S.den Art. Mont (Gros).
GROS MOUTONi deutsch Grosser Schafberg (Kt.
Wallis, Bez. Sitten). 2573 m. Gipfel aus Nummulitenkalk,
mitten auf der über den Hütten von Geni^vre (Sanetsch-
pass) aufsteigenden Urgonwand.
QR08 PERR£ (Kt. Freiburg und Waadt). Gipfel.
S. den Art. Perr£ (Gros).
QR08 PR£ DE8 GRANQETTE8 (LE) (Kt.
Waadt, Bez. Aigle, Gem. Noville). Häuser. S. den Art.
Grangettes (Le Gros Prä des).
QR08 8EX (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Felsgipfel. S. den
Art. Sex (Gros).
GROS VAN (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Gipfel. S. den
Art. Yan (Gros).
QR08 VANIL CARR£ (Kt. Freiburg und Waadt).
Gipfel. S. den Art. Yanil Carr6 (Gros).
GR08 V£ (BEC DU) (Kt. Waadt, Bez. Orbe und
Grandson). 1520 m. Einer der Gipfel in der Kette der Ai^
guilles de Baulmes ; erhebt sich über den Sennbergen
von Cr^billons und La Naz. Der oberste Teil des Gipfels,
ein charakteristisch geformter Felskonf von 16 m Höhe
und 14 m Durchmesser, hat sich am M. Januar 1903 zu-
sammen mit dem ihn krönenden trigonometrischen Sig-
nal von seiner Unterlage losgelöst und stürzte zunächst
auf eine Felsterrasse, wo er sich in Stücke zerschlug.
Diese üo^n darauf in den darunter stehenden Wald, den
sie auf eine Länge von dOO m und eine von oben nach
unten von 120 bis 12 m sich vermindernde Breite glatt
vom Boden wegfegten. Die ganze Sturzmasse wird aui
1300 m^ geschätzt. Der Bec du Gros Y^ ist ein beliebter
Standort für Wildschützen und vtrird Sonntags auch häu-
fig von Ausflüglem besucht.
QR08EL (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut, Gem. Chä-
teau d'CEx). 900 m. NW.-Abschnitt des Dorfes Les Mou-
lins in der Richtung gegen Chäteau d'CEx hin. S. den Art.
MouLiNS (Les).
QROSO (CIMA DI) (Kt. Tessin, Bez. Riviera). 2192
m. Gipfel, ö. Ausläufer der Punta del Rosso (2510 m), in
der die Riviera im W. begleitenden Kette, zwischen Yal
di Lodrino und Yal dlragna, 3 km w. über Lodrino und
3,5 km sw. über Iragna.
GR088 (Kt. Schviryz, Bez. und Gem. Einsiedeln). 890
bis 1618 m. Dorf und Unterabteilung der Gemeinde Ein-
siedeln, zu beiden Seiten des Grossbaches, an der Strasse
Einsiedeln-Iberg und 2,5 km so. Einsiedeln. Umfasst Yor-
gross (am linken Ufer des Grossbaches) mit dem Weiler
Grross (Kirche aus dem Jahr 1775 und Scnulhaus) und den
Häusergruppen Halden, Müserberg, Wäniberg und Ober-
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gross, sowie Hintergross (am rechten Ufer des Grossbaches)
mit den Häusergmppen Im Grossbach, Kalch, Fiiegenberg,
Kirche Gross.
Halten, Rotmoos und Seichten boden. Im Grossbach Post-
ablage und Telephon; Postwagen Einsiedeln-Ober Iberg.
Zusammen 96 Hauser, 632 kathol. Ew. Filiale der Kirch-
femeinde Einsiedeln. Acker-, Wiesen- und Kartoffelbau.
'orfgruben. Holz-, Vieh-, Futter- und Strohhandel. 4
Sägen. Steinbrüche, deren Ausbeute in Einsiedeln als
Bausteine Verwendung findet. Urkundlich wird Gross
zum erstenmal 1318 im Friedenstraktat zwischen Schwyz
und Oesterreich erwähnt, der festsetzt, dass eine über
Gross führende Strasse erbaut werden müsse. Vor etwa
250 Jahren hat man «In der Plangg» (am O.-Hang des
Tritt) eine Silbermine mit Schächten und Stollen betrie-
ben, die heute noch zugänglich ist, in der man aber jetzt
nur noch weissen Glimmer findet.
GR08S (OBER) (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Ein-
siedeln). 909 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer Terrasse
über dem linken Ufer des Grossbaches, am NO.-Fuss des
Amselspitz und 3,5 km so. der Station Einsiedeln der Li-
nie Wädenswil-Einsiedeln. 36 kathol. Ew. Wiesen-und
Kartoffelbau. Seidenindustrie. Torfgruben. Vieh- u. Holz-
handel. Ehemalige Silbermine. Obergross liegt am Weg
vom Amselthal ins Alpthal, den die Schwyzer bei ihren
Kriegszügen in die March, nach Appenzell, ins Gaster und
nach Sargans zu benutzen pflegten.
QR08SA (PIZZO) (Kt. Gi^aubünden, Bez. Albula).
2943 m. Wilde und steilwandige Spitze, NW.-Ende der
gipfelreichen Kette, die die recnte Seite des Val d'Err in
der Richtunff SO.-NW. bej^leitet und die Errffruppe mit
der Gruppe der ßergünerstocke verbindet. 1,5 km s. vom
Tinzenhom und mit diesem durch den Kamm verbunden,
der den Sil Cotschen und Ils Orffels tragt. In geologischer
Beziehung bildet die genannte Kette den Ueber^ng zwi-
schen beiden Gebirgs^ruppen, indem ihre so. Gipfel, Piz
Bleis Martscha und Piz Saiteras, aus den nämlichen Gra-
niten und Gneisen bestehen wie die Errgruppe, während
die nw. Gipfel, Piz Val Lun^ und Pizzo Grosso, aus den
gleichen triasischen Kalken sich aufbauen wie die Bergün-
erstöcke. Das ganze Gebiet von Touristen nur wenig be-
sucht.
QR08SA BECCA (Kt. Waadt, Bez. Aigle). So nen-
nen die Bewohner der Ormonts den Sex Rouge. S. die-
sen Art.
GROSSAFFOLTERN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg).
Gem. und Dorf. S. den Art. Affoltern (Gross).
QROSSALP (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem.
Bosco). 1840-2610 m. Grosse Alp weide, den ganzen obern
Abschnitt des Val Bosco (Verzweigung des Val Campo)
umfassend ; wird im W. von der auf der Landesgrenze
gegen Italien verlaufenden Kette bogrenzt, die den Ma-
done, Ritzberg, Marchenspitz und das Wandfluhhorn
trägt. In 1901 m Gruppe von etwa 30 Hütten und Ställen.
Wird im Juli und August mit 170 Rindern, 350 Ziegen
und 300 Schafen bezogen. Halbfettkäse und Butter. Ueber-
gang über den Kraroeggpass (%95 ro) und die Furka
(2322 m) nach Unterwald und über die Hin-
ter Furka (2422 m) nach Staffelwald im For-
mazzorathai.
QR088ALP (Kt. Uri, Gem. Waasen).
1500-2262 m. Schöne und fette Alpweide, am-
fasst den ganzen obern Abschnitt des Ifeien-
thales von der Ausmündung des Kleinalp-
thales bei den Häusern von Goretzmeitlen
bis zum Sustenpass hinauf. Wird vom Weg
über den Susten durchzogen, der hier wäh-
rend einer Stunde in zahlreichen Kehren aof-
stei^^t. Zerfällt in mehrere Unterabteilongen,
die ihre eigenen Namen tragen (Gnferenalp,
Sustenalp, Sustlialp, Guferplattenalp, Hin-
terfeldalp etc.) und zählt etwa ein Datzend
Hütten.
QR088BACH (Kt. Graubänden, Bez.
Unter Landquart). Einer der Quellbäche des
bei Schiers von rechts in die Landquart mün-
denden Schraubaches. Bildet sich auf der
Drusen- und Muttenalp aus den vom Köhni-
hom, Schafberg und Drusenthor herabkom-
menden Wasseradern, nimmt weitere vom
Schweizerthor, Cavelljoch und Gyreospiu
kommende Bäche auf und vereinigt sich bei
der Grossen Schere, 5 km über Scniers, mit
dem Weissbach zum Schraubach. Typus eines nach ob^i
in zahlreiche Adern baumformig sich verzweigenden
Wildbaqhes. S. den Art. Schraubach.
QROSSBACH (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). 1604-
882 m. Wildbach, linksseitiger ZuUuss zur Sihl; ent-
springt n. vom Stock und Gscn wendstock und durchfliesst
in der Richtung nach N. und NO. das mit Wald und
Alpweiden bestandene Amselthal (s. von Einsiedeln).
Nimmt zahlreiche von den Alpweiden Jentenen, Begen-
egg, Füloch, Horben, Amstel, Tries, Wassersprnng,
Brüschegg und Wäniberg herabkommende Nebenadem
auf und richtet bei Hochwasser oft grossen Schaden an,
so dass er bei seinem Austritt aus dem Amsellhal auf
eine lange Strecke kanalisiert werden musste. Sein
mächtiger Schuttkecel hat die Sihl weit nach O. abge-
drängt. In der Sihlebene liegt sein Bett 20 m höher als
das umliegende Land. 7,5 km lang. Treibt 3 Sägen und
wird von 2 Brücken überschritten. Bis Seichtenboden
folgt ihm ein Fahrweg. Im Amselthal selbst heisst der
Bach meist nur Grosser Buns.
GROS8BACH (Kt. Uri). Bach, linksseitiger Zufloss
zu dem bei Unterscnächen von links in den Schächen-
bach mündenden Brunnibach. Entspringt am O.-Hang
des Blinzi (2464 m), durchfliesst die Sittlisalp und mündet
unterhalb der Hütten von Unter Laui (1263 m) nach 3
km langem Lauf in 1250 m.
GROSSBACH (IM) (Kt. Schv\rvz, Bez. und Gem.
Einsiedeln). 904 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten
Ufer des Grossbaches, an der Strasse Einsiedeln-Ibei^
und 4 km so. der Station Einsiedeln der Linie Wädens-
wil-Einsiedeln. Postablage, Telephon. 50 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Einsiedeln (Filiale Gross). Viehzucht.
GROSSBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Flums). 500-1400 m. Berghang, mit Weilern und zerstreut
gelegenen Häusern übersät, die den nw. Abschnitt der
Gemeinde Flums bilden und bis zum Schilzbach reichen.
Weiler Bühl. Hinterberg. Mittelberg und Yorderberg zu-
sammen : 163 Häuser, 758 kathol. Ew. Obst- und Wiesen-
bau, Viehzucht; Holz- und Viehhandel,
GROSSBERG (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Emd).
1593 m Maiensässe mit etwa einem Dutzend zerstreut ge-
legener Stadel, auf einer stark geneigten Terrasse links
übev der Zermatter Visp und rechts über dem Emdbach,
gegenüber der Terrasse von Grächen.
GROSSBODEN (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsie-
deln). 896 m. W^eiler, ö. vom Freiherrenberg, n. vom
Grossbach, an der Strasse Einsiedeln-Iberg und 3,5 km
so. der Station Einsiedeln der Linie Wädenswil-Einsie-
deln. 10 Häuser, 53 kathol. Ew. Kirchgemeinde ansie-
deln (Filiale Gross). Futterbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft, Holzhandel. Seidenweberei. Ums Jahr 800, d. h.
zur Zeit des h. Meinrad, war die ganze Gegend mit dem
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GBO
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mächtigen, an 10 000 ha Fläche messenden Finster wald
bestanden, dessen ö. Abschnitt Im grossen Wald genannt
wurde. Im Grossboden heute die schönen Bauernguter
Grossgrund, Vogelhalden, Grabern, Schnetzem, Heier-
lecb, £benau, Stöckenen etc. Grossboden hat in den
Streitigkeiten zwischen Schw^z und Einsiedeln (1414-
1350) eine {|[e wisse Rolle gespielt; hier ist auch am 19.
Juli 1318 zwischen den Eidgenossen und dem durch Wer-
ner von Uomberg- Rappers wil vertretenen Haus Oester-
reich Frieden geschlossen worden. Im Juni 1447 Kampf
zwischen den Truppen des Klosters und den wegen des
Nutzungsrechtes der Allmenden im Amselthal revoltie-
renden Leibeigenen von Gross.
QR088B0DENKREUZ (Kt. und Bez. Schwyz,
Gem. Muotathal). 2020 m. Holzkreuz, auf einer Terrasse
am S.-Hang des First (Kette n. über der Glattalp), 13 km.
so. über Muotathal. Solche Kreuze sind in den Urkanto-
nen häufig zu finden und stehen auf zahlreichen Gipfeln
und Alpweiden; sie werden von Zeit zu Zeit von einem
Geistlichen geweiht, der dafür einige Naturalgaben (die
sog. Primizen) erhält.
GR088B<E8INGEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense).
Gem. und Dorf. S. den Art. Bcesingen.
QR088BRECHEN8T0CK(Kt. und Bez. Schwyz).
1562 und 1569 m. Bewaldeter Gipfel mit zwei Spitzen, in
der von den Mythen nach N. auszweigenden und das Alp-
thal zur linken Seite begleitenden Kette. Ist zugleich der
höchste Punkt dieser Kette und erhebt sich sw. über Alp-
thal zwischen dem Hag|;en und Rucheggpass. Auf seinem
breiten Rücken die schone Nebeckenalp, am N.-Hang der
Grossbrechenwald.
QR088DIETWIL (Kt. Luzem, Amt Willisau). 603
m. Gem. und Pfarrdorf, in welliger Gegend, an der Roth,
an der Strasse LangenthaUZell und ^ km nw. der Station
Zell der Linie Langenthal-Wolhusen. Postbureau, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Melchnau-Zell. Gemeinde*
mit Almend, Eppienwil, Erpolingen und Schattseite : 118
Häuser, 918 kathol. Ew. ; Dorf: 70 Häuser, 555 Ew. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Schöne Kirche und neues Schul-
haas. In der Nachbarschaft Schalensteine. 1180 : Fuotewil-
lare; 1286: Füetwil. Wird gewöhnlich kurzweg Dietwil
genannt.
QR088E (DIE) (Kt. Wallis, Bez. Brig). Eine der vom
Gredetschbach gespiesenen Wasserleitungen ^bisses);
zweigt in der untern Ausweitung der Schlucht m etwa
1150 m vom Bach nach links ab, durchzieht den untern
Abschnitt des Plateaus von Birffisch (rechts über der
Hhone) und mündet nach etwa 4 km langem Lauf in den
Mühlebach, der die Grenze zwischen Binrisch und Naters
bildet und sich gegenüber dem Bahnnof Brig in die
Rhone ergiesst. Die Grosse erhält auf ihrem Weg noch
einen Ten der Abilusswässer der höher gelegenen Lei-
tung, die die obersten Terrassen des nämlichen Hanges
bewässert.
QROS8EGG (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Hasli). 826 m. Weiler, im Biembachgraben^ 5,5 km sw.
der Station Hasli der Linie Burgdor^Langnau. 15 Häu-
ser, 29 reform. Ew. Viehzucht.
CIROS8ENBERG (MITTLER, OBER, UNTER
und VORDER) (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem. Ro-
moos). 930-1070 m. Bauernhöfe, auf den Höhen zwischen
dem Thal der Kleinen Fontannen und dem Güggigraben,
15 km sw. der Station Wolhusen der Linie Bern-Luzern
und 4,3 km nw. Romoos. 4 Häuser, 15 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Menzberg. Wiesenbau und Viehzucht.
CIR088ENEQG (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).2625
m. Wenig bedeutender Gipfel, im SW.-Grat des Grindel-
wald Schwarzhoms (Gruppe des Faulhorns). Teil des lan-
gen. Hinterbirg geheissenen Grates, an dem der Giessbach
entspringt. Vom Wirtshaus Waldspitz (am Weg Grindel-
wald-Faulhorn) in 2 '/t Stunden zu erreichen.
CIROS8FAVERNACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane).
Gem. und Dorf. S. den Art. Farvaony le Grand.
QR088QURMEL8 (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem.
und Dorf. S. den Art. Gurmels (Gross).
QR088QU8CHELMUTH (Kt. Freiburg, Bez. See).
Gem. und Dorf. S. den Art. Güschelmuth (Gross).
QR088H6CH8TETTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ko-
uolfingen). Gem. und Dorf. S. den Art. Hcechstetten.
QR088HOLZ (Kt. Basel Land, Bez. Sissach). 500-
018 m. Wald, 400 ha gross ; auf den Höhen zwischen dem
Eibach und der Ergolz und zwischen Roteniluh, Wens-
lingen, Tecknau und Ormalingen.
QROS8HOLZ (Kt. Bern, AmUbez. Burgdorf u.
Wangen). 500-606 m. Wald, 200 ha gross; zwischen dem
Krummelbach und der Oenz, 1 km nö. Alchenstorf und
2,5 km s. Seeberg. Privateigentum.
GR088H0LZ (Kt. Zümch, Bez. Affoltem, Gem. Mett-
menstetten). 533 m. Gruppe von 9 Häusern, 500 m ö. der
Strasse Affoltern-Mettmenstetten und 3 km n. der Station
Mettmenstetten der Linie Zürich-Affoltern-Zug-Luzern. 44
reform. Ew. In der Nähe Ueberreste römischer Bauten.
GROS8HORN (Kt. Bern u. Wallis). 3765 m. Gipfel,
in der mächtigen Kette zwischen oberstem Lauterbrun-
nenthal und oberstem Lötschenthal ; vom Mittaghorn
durch das Mittagjoch und vom Lauterbrunnen Breithorn
durch das Schmadrijoch (3311 m) getrennt. Zum ersten-
mal 1868 von Ried im Lötschenthal über den S.-Grat, die
Orosshorn (Kt. Barn a. Wallis), von der Obersteinbergalp.
O.-Flanke und den NO.-G^at in 1t Stunden erstiegen;
Besteigung sehr schwierig.
QR08SH0RN (Kt. Graubänden, Bez. Hinterrhein).
2777 m. Gipfel, N.-Ende der das Madriserthal vom Val
Bregalga (Avers) trennenden kurzen Kette. Fällt in breiten
Rasenhängen (Alpe Capetta) zum Averser Rhein und nach
Cresta ab.
GROSSHORN (Kt. Tessin, Bez. Yalle Maggia). Gip-
fel. S. den Art. Bombogno.
GROS8MOOS (Kt. Freiburg, Bez. See, Gem. Yully
le Bas). S. den Art. Moos (Grosses).
QROSSMOHLEBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen,
Gem. Mühleberg). Weiler. S. den Art. MOhlebero.
GROSSRIED (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Uebers-
torf). 637 m. Gruppe von 8 Häusern, 2 km s. der Station
Fiamatt der Linie Bem-Freiburg und 1',9 km n. Uebers-
torf. 67 reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde St.
Anton (Filiale Neuenegg). Futter- und Getreidebau, Vieh-
zucht. Käserei.
GROSSSTEIN (Kt. Luzem, Amt. Entlebuch, Gem.
Wertenstein]. 705 m. Gruppe von 3 Häusern, 3 km s. der
Station Wolhusen der Linie Bern-Luzern und 1,7 km sw.
Wertenstein. 29 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
GROSSSTEIN (Kt., Bez. und Gem. Schwvz). 492
m. Weiler, am rechten Ufer der Muota und am Tobelbach,
in fruchtbarer Gegend, 2 km so. der Station Schwyz-
462
6R0
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Seewen der Gotthardbahn. 14 Häuser, 84 kathol. Ew. Ak-
kerbau und Viehzucht. Ziegelei. Hier war 1867 der Schiess-
platz des eidgenössischen Schützenfes-
tes in Schwyz.
QR0888TRUBEL (Kt. Bern und
Wallis). 3253 m. Höchster Gipfel der
Gruppe des Wildstrubel; hinten über
dem Thal von Adelboden und unmittel-
bar über der Terrasse der Engstligen-
alp, von wo aus er in 6-7 Stunden be-
stieffen werden kann. Wird meist von
Adelboden aus über die Engstligenalp
besucht, während die von der Lenk
oder der Gemmi aussehenden Anstiegs-
routen mehr dem W.-Gipfel (3251 m)
der Gruppe gelten.
QR088THAL (Kt. Glarus). So
heisst im Kanton Glarus allgemein das
Thal der Linth von Thierfehd s. Lin-
thal bis zur Ausmündung des Sernf-
oder Kleinthaies bei Schwanden. S. den
Art. LiNTHTHAL.
QR088THAL (Kt. Uri). So heisst
die eine der beiden obern Yerzweigun-
fen des Isenthales, die w. vom Dorf
senthal ausmündet, während das durch
den SassiCTat (2061 m) von ihr getrennte Kleinthal s.
vom Dorf Isenthal sich mit dem Hauptthal vereinigt. Wird
vom Grossbach durchflössen, der vom Blümlisalpnm und
einem namenlosen Firnfeld am O.-Hang des Engelberg
Rotstocks hembkommtu. den Schönthalerbach, Sulzthaler-
bach, Lauwelibach und Grosszug aufnimmt. Umrahmt
wird das Grossthal im N. und NW. vom Oberbauenstock
oder Blauberg (2121 m), Haldifeld (2072 m), Schwalmis
(2250 m), Rissetestock (2295 m) und Brisen (2408 m) ; im
W. vom Hohbrisen (2420 m), Kaiserstuhl (2401 m) und
dem von diesem nach NO. vorspringenden Oberalpgrat
(2130 m); im S. vom Rnchstock (SSl2 m), Hasenstock
(2781 m), Engelberg Rotstock (2820 m) mit dem Rimistock
(2663 m), Schlossstock (2760 m), Blackenstock(2922 mj,
Brunnistock (2952 m) und dem Uri Rotstock (2932 m) mit
Schlieren (2©0 m) und Sassigrat (2061 m). Nach Wolfen-
schiessen und Stans führen das Jochli (2098 m), Hinter-
jochli (2108 m), Steinalperjochli (2160 m), Sinsgauerjochli
(2098 m), der Schöneggpass (1925 m) und Bannalppass
(2150 m); nach Emmetten und Beckenned dasYordei;)ochli
(2005 m) und der' Uebergang Beim Schwierenpass (2000
m) : nach Engelberg das Ro^ätli (2566 m) und ms Klein-
thal der Sassiffratpass (1911 m) und Kulm (1865 m).
Schöne Alpweiden. Das ürossthal ist nicht stark besiedelt
und zählt nur 47 Häuser mit 236 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Isenthal. Wird seines sehr schönen Thalschlusses
wegen in neuerer Zeit mehr und mehr von Touristen
besucht, die über Isleten bis Isenthal anzusteigen und hier
Nachtquartier zu nehmen nflegen.
QR088THEIL (Kt. Obwalden, Gem. Giswil). 473 bis
1593 m. Nördl. Abschnitt der Gemeinde Giswil, zwischen
dem Steinibach im N. und dem Lauibach im b. Umfasst
die Weiler Halten, Bei der Kapelle, Linden und Muracker.
Zusammen 195 Häuser, 947 kathol. Ew. Postablage, Vieh-
zucht.
QR088T0BEL (Kt. Graubünden, Bez. Glenner,
Kreis Ruis, Gem. Obersaxen). 1351 m. Wohnhaus mit
Mühle und Säge, am rechten Ufer des Tscharbachs, 1 km
nö. St. Martin und 13 km wsw. der Station Ilanz der
Linie Chur-Ilanz. 4 kathol. Ew. deutscher Zunge. AIp-
wirtschafl.
QR088WALD(Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggen bürg,
Gem. Mosnang). 900^1200 m. Alpweide und Wald, mit
einem Wohnhaufe, am N.-Hang des Schnebelhorns und
2 Stunden sw. über Mosnang. Das geschlagene Holz wird
durch eine Luftkabelbahn ins Thal ninunter geschafit.
QR088WALDALPLI (Kt. St. Gallen. Bez. Alt Tog-
genburg, Gem. Mosnang). 1000-1200 m. Alp weide mit 3
Hütten, am N.-Hang des Alplistocks. ö. vom Passüber-
gang über die Hulftegg und Sf km s. über dem Dorf Mühl-
rüti. Etwa 100 ha gross, wovon 30 mit Wald bestanden
sind.
QR088WANQEN (Kt. Luzern, Amt Sursee). 551 m.
Gem. und Pfarrdorf, an der Kreuzung der Strassen Lu-
zern-Aarburff und Menznau- Sursee, 7 km sw. der Station
Snrsee der Linie Luzem-Olten und 6 km nö. der Station
QrosswangeD von Nordwesten.
Willisau der Linie Langenthai- Wolhusen. Das Dorf steht
zum Teil auf der das Thal (^uerenden breiten und 10 m
hoben Endmoräne, die vom emstiffen Reassffletscher hio*
abgesetzt und seither von der Roth wieder aarchbroch^i
worden ist. Sehr gesunde Lace; nur 4% der Todesfälle
entfallen auf Lungenschwinasucbt. Postbureau, Tele-
graph, Telephon^ Poetwagen Nottwil- Willisau. Gemeinde,
mit Bruwald, Hmterfeld, Roth, Sigerswil, Stettenbach
und Wüschiswil: 265 Häuser, 2035 kathol. Ew.; Dorf, ans
den 3 Siedelungsgruppen Aeusserdorf, Innerdorf und
Oberdorf bestehend : 93 Häuser, 732 Ew. Die 1863 erbaute
grosse gotische Kirche hat eine die ganze Gegend beherr-
schende Lage ; vom Glockenturm ausgedehnte Randsicht
Am Auffahrtstag findet eine grosse Prozession statt Inder
Umgebung viele und schöne Bauernhöfe. Hauptbeschälti-
Sung der Bewohner sind Rindvieh- und Schweinezucht;
aneben Obstbau und Bienenzucht. Sechs zum Teil aus
den letztvergangenen Jahren datierende Käsereien, 2 Sä-
gen, eine mechanische Schreinerei, eine Röhrenfabrik, 2
Ziegeleien, eine Knochenmühle. Hausindustrien sind
Rosshaarfabrikation und Strohflechterei. Armenhaas.
Spar- und Leihkasse. Trinkwasserversori^ang mit Hydmn-
tennetz. Um Grosswangen stehen die grossten Eichen im
Kanton. Bei Roth römische Ruinen, in Innerdorf Aleman-
nengräber. 850: Wanga; 1173: Wangin. Die P&rrkircfae
stand zuerst in Roth: Grosswangen selbst erhielt erst
nach dem Uebergang aer Herrschaft Wangen an die jün-
gere Linie der Edeln von Wolhusen im Id. Jahriiundert
eine eigene Kirche und wurde damit zugleich zur Kirch-
gemeinde. Die Burg Wolhusen ging 1264 an Walther I.
über, der zu gleicher Zeit auch Eigentümer des im Ober-
dorf stehenden Schlosses Wangen ward. Zu Beginn des
15. Jahrhunderts kam die Herrschaft Wanden an das
reiche Luzerner Edelgeschlecht derer von Lütishofen, and
später ging das Dorf durch Vergabung an das Stift Bero-
münster über. 1519 starben in Grosswangen 167 Personen
an der Pest. Das Dorf wird heute allgemein ein£»ch Wan-
gen geheissen. Betr. Etymologie s. den Art Wangen.
QR088WEIER (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen,
Gem. Schwarzhäusem). 437 m. Bauernhof mit Gastwirt-
schaft, an der Grenze gegen den Kanton Solotham ; 1,5
km nö. Schwarzhäusem und 6,5 km n. der Station Langen-
thal der Linie Olten-Bem.
QR08SWIE8 (Kt St Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Kirchberg). 725 m. Gruppe von 6 Häusern, 5 km
sw. der Station Bazenheid der Toggenbargerbahn und
2,6 km sw. Kirchberg. 37 kathol. Ew. Viehzucht.
GROSSZELQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai,
Gem. Lenk). 1110 m. 18 am linken Ufer der Simme zer-
streut gelegene Häuser ; 2,6 km so. der Lenk. 90 refbnn.
Ew. Viehzucht.
GROTTA {VAL DELLA) (Kt. Tessin, Bez. Mendri-
sio). Kleines Imksseitiges Nebenthal zum Val di Mumo.
Vom dem 9 km nö. der Station Mendrisio der Linie Bei-
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6RU
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linzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbabn selegenen Dorf
Bmzella (583 m) aus führt eine bequeme Fanrstrasae in ö.
Richtung ins Val della Grotta hinein und erreicht nach
einer Strecke von 4 km die 10 Minuten von der Landes-
Senze gegen Italien entfernte Alpe Grotta (635 m), wo
8 ganze Jahr hindurch Vieh gehalten und Butter und
kleine Weichkäse (sog. Robbioh) fabriziert werden. Das
bis hierher sanft ansteigende Thal wird plötzlich sehr
steil und verzweigt sich nach oben in eine Reihe von
kleinen Aesten, die sämtlich auf italienischen Boden hin-
übergreifen : das Val di Rema mit den zum Sasso Got-
dona ri400 m) im N. und Monte di Binä (1279 m) im 0.
hinauf greifenden kleinen Seitenarmen von (jordona
und Quaglio, das zum Poncione della Costa (1253 m) auf-
steigende kleine Thal von Seffre und das gegen den Monte
Bisbino (1325 m) sich ziehende Thal von Lovasa. Das Val
della Grotta ist stark bewaldet und hat mehrere Alpweiden
sowie ein ganzes Netz von Fusswe^en, die über verschie-
dene Pässe zum Gomersee hinüber führen. Starker
Schmuggel.
QROTTE AUX f£ES (LA) (Kt. Neuenburg, Bez.
Val de Travers, Gem. Buttes). Höhle, auch Baume de
Longeaigue geheissen ; 3 km so. vom Dorf Buttes, im un-
tern Tobel des £chelier (eines von La Cöte aux F^es her-
abkommenden Baches) und nahe der ehemaligen Mühle
von Longeaigue. Die Höhle öffnet sich in den beinahe
senkrechten Schichten des Sequankalkes und leitet durch
einen (rang in eine mit einem kleinen Wasserbecken
geschmückte weite Halle, von wo ein langer Stollen
sich bis zu einer Oeffnung in einer Felswand zieht,
die einen interessanten Niederblick in das kleine Thal
von Longeaigue gestattet. Zu Zeiten anhaltenden Regens
und besonders auch bei der Schneeschmelze bricht, wie
aus der Mehrzahl der Höhlen im Jura, auch aus der Grotte
aux F^s ein starker Wildbach hervor. Eine malerische
Beschreibung der Höhle hat s. Z. Heinrich Zschokke in
seiner Novelle Der Flüchtling im «/ura gegeben.
QROTTE AUX f£E8 (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Bex). 1500 m. Merkwürdige Höhle, im Yallon du
Richard, 1^/, Stunden ö. Les Plana de Freni^res. Bildet
eine Art Kamin mit zwei Oeffnungen, an dessen Boden
ein von einem kleinen Wasserfall gespiesenes Wasser-
becken liest. Diesem entfliesst ein bald sich wieder ver-
lierender kleiner Bach. Die Höhle oi wenig bekannt und
schwierig zu besuchen.
QROTTE AUX F£E8 (LAWKt. Waadt, Bez. Orbe,
Gem. Vallorbe). 801 m. Höhle, üper der Stromquelle der
Orbe geleffen, 3 km sw. Vallorbe. Ehe-
maliges Mundloch der Orbequelle in
einem frühem Erosionsstadium des Tha-
ies. Nach lang anhaltendem starken Re-
gen tritt jetzt noch aus der Höhle ein
Wasserschwall heraus.
QROTTE DES F£ES (LA) (Kt.
Wallis, Bez. und Gem. Saint Maurice).
Höhle. S. den Art. Fees (Grotte
DES).
QROTTEN8TEIN oder KROP-
FEN8TEIN (Kt. Graubünden, Bez.
Glenner, Kreis Ruis, Gem. Waltens-
barg). 1110 m. Burgruine, unter einer
über dem linken Ufer des Rhein auf-
steigenden Felswand, 1 km sw. Wal-
tensburg. Früher Sitz der Herren von
Kropfenstein.
QROTTEN8TEIN (Kt. Graubün-
den, Bez. Unter Landquart, Kreis Fünf
Dörfer, Gem. Haldenstein). 900 m. Burg-
ruine, am Fuss einer senkrechten Fels-
wand am SO.-Hang des Galanda, 700
m nw. Haldenstein. War sehr wahr-
scheinlich einst eine Dependenz (Wa-
ren- und Nahrungsmittelniederlage) der
benachbarten Burg Lichtenstein. Heute
steht nur noch eine Mauer, die ehemals
den Raum zwischen der Burg und der
Felswand abschloes.
QROTTE8 (LE8) (Kt. und Gem. Genf). 395 m. Ai^
beiterquartier, n. vor der Stadi (jenf. 76 Häuser, 1765
Ew. Mit der Stadt durch eine elektrische Strassenbahn
verbunden. Eine Seifen- und Kerzenfabrik. Niederlagen
von Brennholz. Wird von einem kleinen Bach, dem sog.
Nant des Grottes, durchzogen, der einst Pissevache hiess
und bei Hochwasser durch Austreten über seine- Ufer oft
beträchtlichen Schaden anrichtete. Später wurde er in
zwei Kanälen nach den Wallgräben der Stadt abgeleitet.
Heute mündet der oft trocken liegende und zum grossen
Teil gedeckte Nant des Grottes in die Abwasserkanäle
CrenfiB.
GROTZENMOHLE (Kt. Schwyz, Bez. und Gem.
Einsiedeln). 900 m. Grosse Mühle^ am linken Ufer des
Alpbaches, 800 m nö. vom Kloster in der Au und 1,4 km
sw. der Station Einsiedeln der Linie Wädenswil-Einsie-
deln. Ein Haus, 5 kathol. Ew. Steinbruch. Sehr alte Sie-
delun^, zu verschiedenen Malen durch Feuer zerstört
und wieder neu aufgebaut. Heute der Neuzeit entsprechend
eingerichtet.
GROVENO (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Moesa). 2693
und 2695 m. Mehrgiptliger Bergstock, von dem einige
Felsgräte ausstrahlen ; zwischen dem untern Misox (Dorf
Lostallo) und dem Calancathal (Dorf Selma). Zwischen
den einzelnen Gräten sind kleine Thäler und Schluchten
eingeschnitten, wie die nach SO. ziehende Valle di Molera.
Trotz seines wilden Aussehens ist der Stock ohne grosse
Schwierigkeit von seinem N.-Grat her zugänglich, den
man von JLostallo aus über die Alpe di Groveno oder von
Gauco und Selma aus über den Monte della Motte und
die Alpe d'Ajone erreicht.
GROVENO (VALLE DI) (Kt. Graubünden, Bez.
Moesa). 2200-450 m. Wildes kleines Thal, das sich nach oben
gegen den Piz di Groveno und den Fil di Nomnone hin
verzweigt und in seinem untern Abschnitt eine bewaldete
Felsschlucht bildet. Steig[t von W. her ab und mündet
1,5 km oberhalb Lostallo ins Misox aus. Das linke Seiten-
ffehänge ist sehr steil und zum gössen Teil mit Felsen
durchsetzt, während das rechte Seitengehänge, wenigstens
im Obern Thalabschnitt, einige grössere Alpweiden (Alpe
d'Orgio und Alpe di Groveno) trägt, die mit Lostallo durch
einen steilen und vielfach gewundenen Fussweg verbunden
sind.
GRUB, GRUBEN, GRUEB. Ortonamen der deut-
schen Schweiz ; bezeichnen eine Senke im Boden oder
wohl auch eine Seebucht. Vrgl. das Schweizer. Idiotikon.
Bd IL
GRUB oder REFORMIERT GRUB (Kt. Appenzell
A. R., Bez. Vorder land). 816 m. Gem. und Pfarraorf, am
rechten Ufer des Mattenbaches, an der Grenze gegen den
Qrub im Kanton Appenzell.
Kanton St. Gallen, an der Strasse St. Gallen-Heiden und
2,3 km nw. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-
Heiden. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
464
6RU
GRU
St. Gallen-Heiden. Gemeinde, mit Ebne, Frauenrüti, Hal-
ten, HartmannsrüÜ, Kaien, Krahtobel, Oberrechstein, Rie-
men, Rüti, Schwarzenegg und Unterrechstein : 173 Häu-
ser, 1017 reform. Ew. ; Dorf: 37 Häuser, 237 Ew. Wiesen-
bau und Viehzucht. Stickerei (zwei Fabriken) und Webe-
rei. 4 Käsereien, i Säge. Klimatischer Kurort. Waisen-
und Armenhaus. Vergl. KirchenjubUäum in Grtib (ent-
haltend eine kurze Geschichte der Gemeinde). Trogen
1853.
QRUB oder KATHOLISCH GRUB, auch St. Gal-
lisch Grub geheissen (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Eggersriet). 8*22 m. Pfarrdorf, auf einer sonnen-
reichen ^rrasse über dem linken Ufer des Mattenbaches,
am SO.- Hang des Rossbühl und gegenüber dem Appen-
zeller Dorfe Grub ; '2,8 km sw. der Station Schwendi der
Bergbahn Rorschach- Heiden. Postablage. 33 Häuser, 167
kathol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft. Stickerei.
Bruch auf Sandstein. Die Kirche stammt aus dem Jahr
4761. Bildete bis zur J^leformation mit dem Appenzeller
Dorf gleichen Namens' eine gemeinsame Kirchgemeinde.
Viele der Bewohner tragen den Namen Bischof.
QRUB (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Fischin-
gen). 676 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer der
Murg, an der Strasse Sirnach-Fischingen, 4 km so. der
Station Eschlikon der Linie Zürich- Winterthur-St. Gallen
und 2,5 km n. Fischingen. 49 kathol. Ew.
QRUB HN DER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Neuenkirch). 526 m. Gruppe von 6 Häusern, ö. der Strasse
Aarau-Sursee-Luzern upd i km so. der Station Sempach
der Linie Luzern-Ollen. 25 kathol. Ew. Landwirtschaft.
QRUBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal,
Gem. Oberriet). 555 m«. Gruppe von 6 Häusern, am SW.-
Fuss des Semelenbergs und 3 km sw. der Station Oberriet
der Linie Rorschach-Sargans. 18 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Kobelwald. Wiesenbau und Viehzucht.
QRUBE (AUF DER) (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
Köniz). 660 m. Häusergruppe ; 2,5 km w. Köniz und 2,3
km sw. der Station Bumpliz der Linie Bem-Freiburg,
Telephon. 36 reform. Ew. Die einst hier befindliche Er-
ziehungsanstalt für arme Knaben ist heute nach Brünnen
verlegt.
QRUBEN (Kt. Aargau, Bez Zofingen, Gem. Murgen-
thal). 515 m. Gruppe von 4 Häusern, im Thal der PfafT-
nern, nahe der Grenze gegen den Kanton Luzern und
5 km so. der Station Murgenthal der Linie Olten-Bern.
32 reform. Ew. Kirchgemeinde Riken. Wiesenbau und
Viehzucht.
QRUBEN (Kt. Bern, Amtebez. und C^em. Saanen).
1183 m. Gemeindeabschnitt, am rechtsseitigen Gehänge
des Saanethales und 2 km so. Saanen. Zusammen 60 z. T.
zerstreut gelegene Häuser mit 229 reform. Ew. 2 Käsereien.
2 Schulhauser.
QRUBEN (Kt. Graubunden, Bez. Ober Landquart).
2200 m. Felsenkarim Rätikon, Typus einer vom Gletscher
bearbeiteten und von Karren durchfurchten Landschaft.
Bildet einen weiten Zirkus, der im NW. und SO. von den
hohen Felswänden der Sulzfluh und Scheienfluh und im
N. von einer niedrigeren, dafür aber stark zerrissenen
Felsenmauer abgeschlossen ist und sich nur nach S. zu
öffnet, wo er mit mehreren Felsstufen zum Thälchen des
Partnunersees abfallt. Hinten über dem oberen Abschnitt
des Thaies von Partnun. Ueber die abschliessenden Fels-
kämme zieht die Landesgrenze gegen Oesterreich. Der
Boden des Kars ist stark uneben und mit einer grossen
Anzahl von trichterförmigen Löchern («Gruben») durch-
setzt; senkt sich gegen die Scheienfluh hin und steigt in
steilwandigen Terrassen nach NO. zur Sulzfluh auf. Der
Gletscher, der einst dieses Kar erfüllte, hat überall und bis
hoch hinauf noch die Spuren seiner Tätigkeit in Form von
abgerundeten Felskanten und Rundhöckern hinterlassen.
Seltener haben sich eigentliche Gletscherschliffe erhalten,
da der Kalkstein dieser (jebiete unter den Einflüssen der
Atmosphärilien rasch verwittert. Zeugen für die ehemalige
Vergletscherunff sind auch noch einige erratische Serpen-
tin- und Dioritblöcke, die von dem jenseits des Gruben-
passes stehenden Schwarzhornspitz stammen und bis in
die ziemlich hoch über Gruben liegenden Höhlen der
Sulzfluh transportiert worden sind. Neben den Rund-
höckem finden sich hier viele grosse und kleine Karren-
löcher, die z. T. wieder vom Pflanzenwuchs überwuchert
sind. Einige dieser Löcher sind sumpfig und füllen sich
bei Regenwetter und zur Zeit der Schneeschmelze mit
Wasser, das keinen oberflächlichen Abfluss findet, son-
dern sich nach unten in Höhlungen und Spalten verliert.
Solche Karren sieht man besonders schön ausgebild^ auf
den gegen die Wände der Sulzfluh ansteigenden Terrassen.
Von den Gruben aus fähren verschiedene Passübergänge
nach Oesterreich hinüber : der Grubenpass (2235 m) geht
längs der Wände der Scheienfluh nach NO. und dann
durch einen schmalen Einschnitt zur AlpTilisuns; eio
anderer, stärker beeangener Fussweg zweigt vom Gruben-
pass nach S. ab una leitet direkt zur Tilisnnahütte (Part-
nun-Tilisuna 2 Stunden, St. Antönien-Schruns 5 Stan-
den); ein dritter Uebergang ist das Grüne Fürkli (3354
m), das aber nur begangen wird, wenn man von der
Tilisunahütte aus die Höhlen der Sulzlluh besuchen will.
QRUBEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk). Maiensäsae. S. den
Art. Meiden.
QftUBEN oder QRUOBEN (Kt. WallU, Bez. Yi^,
Gem. Baien). Alpweide, auf einer Terrasse nö. über Baien,
am F^ss der von den Jägihömem und dem Inner Rot-
horn gebildeten Felsgabel, am rechtsseitigen Gehänge des
Saasthales. Eigentum der Bürgergemeinde Baien. 15
Hätten und Stadel. Wird während 50 Tagen im Jahr mit
40-5Q Kühen bezogen und produziert jährlich etwa 700 kg
Fettkäse.
QRUBEN (Kt Zürich, Bez. Meilen, Gem. Männedorf).
470 m. Gruppe von 5 Häusern, am Hang rechts über dem
Zürichsee und 1 km ö. über der Station Männedorf der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zurich-Meilen-Rapperswil).
26 reform. Ew. Landwirtschaft.
QRUBENACKER (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
St. Anton)- 700 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechleo
Ufer des Tafersbaches, 800 m w. St. Anton und 9^ km ö.
Freiburg. 25 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futter-, Kar-
toffel- und Getreidebau, Viehzucht.
QRUBENQLET8CHER (Kt. Bern, Amtebez. Ober
Hasle.) 2800-2400 m. Gletscher, i km breit und 2,5 km
lang ; steigt vom O.-Hang des Hühnerthälihoms (3181 m)
ab und wird überschritten, wenn man von der Handeek
aus über den Grubenpass und die Untere Bächlilücke ge-
langen will. Ihm entspringt der AerlentMch, der die Aer-
lenalp durchfliesst und bei der Handeck in die Aare
mündet.
GRUBENQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp).
4000-2700 m. Gletecher, 3 km lang und 1,6 km breit; at^
von dem in der Kette zwischen dem Simplon und Saas-
thal stehenden Fletschhom oder Rossbodenhom (4001 m)
nach W. zur Alp Gruben ab. Oben und in der Mitte stark
geneigt, unten sanft geböscht.
GRUBENQRAT (Kt. Bern, Amtebez. Ober Hasle).
Felsgrat: verbindet zusammen mit dem Graugrat das
Hühnerthälihorn (3181 m) mit dem Ritzlihom (3282 m)
und hat folgende Gipfel und Passübergänge: die Punkte
3021 und 2977 m, den Grubenpass (etwa 2970 m), das
Süd Golegghom (3023 m), Mittler Golegghom (3070 m),
Nord Goleffghorn (3086 m) und die Steinlaoenenlücke
(2970 m), die ihn mit dem Graugrat (Steinlauenenhorn
3164 m) verknüpft Auf der SiegfHedkarte ist die Nomen-
klatur dieser Kette eine sehr lückenhafte.
QRUBENPA88 (Kt. Bern, Amtebez. Ober Hasle).
Etwa 2970 m. Passübergang, im Grubengrat zwischen den
Punkten 3021 und 30& m (Süd Golegghom); verbindet
die Handeck über den Grubengletscher mit der Gaulihütte
im Urbachthal. Ohne besondere Schwierigkeiten. Auf der
Siegfried karte nicht eingetragen.
GRUBENPASS (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2235 m. Wenig benutzter Passübennng, n. der
Scheienfluh ; verbindet die Gruben mit der Tilisunahütte
und Tilisunaalp und weiterhin mit Tschagguns and
Schruns im österreichischen Montafon. Die Passhöbe
bildet einen engen Felseinschnitt. Dem Grubenpass wird
meist ein weiter n. gelegener, auf der Siegfriedkarte
unbenannter Uebergang vorgezogen.
GRUBENWALD (Kt. Bern, Amtebez. Ober Simmen-
thal, Gem. Zweisimmen). 940 m. Gemeindeabschnitt und
Dorf, am rechten Ufer der Simme, am Fuss eines von
zahlreichen Bunsen angeschnittenen Waldhanges, in ei-
ner Thalerweiterung zwischen den Enspässen des Man-
I nenbergs im S. und der Laubegg im N.,3 km n. Zwei-
6RU
6RÜ
465
simmen. Station der Simmenthalbahn. Postablage. 22
Häuser, 182 reform. Ew. Viehzucht.
QRUBHORN (Kt. Wallis, Bez. ßrig). 3206 m. Fels-
gipfel, Id der Gruppe des Bietschhorns und in der s. vom
Gredetschhömli (Vorberg des Lötschenthaler Breithoms,
3782 m) auszweigenden und das Baltschiederthal vom
Gredetschthal trennenden Kette; s. über der Untern Gre-
detschlücke (3003 m).
QRUBI. So heissen im Kanton Schwyz zahlreiche
auf Bergübergängen stehende einzelne Hätten, in denen
der Wanderer bei schlechtem Wetter Unterkunft findet.
GRUBI (Kt. u. Bez. Schwyz, Gem. Alpthal). 1285 m.
Schutzhütte mit kleiner hölzerner Kapelle, am Fussweg
über den Haggen und am O.-Hang oes Grossbrechen-
stocks; 1,5 km sw. über Alpthal.
QRUBI (Kt. u. Bez. Schwyz, Gem. Muotathal). 990 m.
Schutzhütte mit Kapelle, im Bisithal, am linken Ufer der
Muota und 7,5 km so. Muotathal.
QRUBISBALNI (Kt. u. Amt Luzem, Gem. Yitznau).
900 m. Erholunffshaus der schweizerischen Eisenbahnan-
eestellten, am SW.-Hang des Rigi schön ffelegen und von
Wald umrahmt; ö. der Vitznau-Rigi-Bahn und 2 km n.
über der Dampfechiffstation Yitznau. 1899 mit freiwilligen
Spenden erbaut. Bietet Raum für 70 Erholungsbedürf-
tige.
QRUM (Kt. Graubünden, Bez. Bernina, Bez. u. Gem.
Puschlav). 2120 m. Alpweide mit einer im Sommer viel-
besuchten Gastwirtschaft, 4-5 Stunden nw. über Puschlav.
Sehr schöne Aussicht.
GRONAU (Kt. Appenzell A. R.. Bez. Hinterland, Gem.
Umäsch). 845 m. Weiler, am rechten Ufer der Urnäsch
und an der Stelle, wo die Strasse Umäsch-Rossfall den
Flnss überbrückt, 2 km s. der Station Umäsch der Ap-
penzellerbahn (Winkeln-Herisau- Appenzell). Telephon.
Mehrere Fabriiien und 2 Wohnhäuser, 30 reforro. und
Imthol. Ew. Baumwollindustrie; eine Buntweberei mit 80-
100 Arbeitern, Wasserwerk mit 50 HP. Säge. Die Arbeiter
wohnen in zerstreut gelegenen Häusern.
GRÜNAU (Kt. u. Amtsbez. Bern, Gem. Köniz). 558 m.
Landhäuser, am N.-Fuss des Gurten, 2 km nö. Köniz.
Hier die Station Gross Wabern der Gürbethalbahn (Bern-
Wattenwil). Tramway. Telephon. 4 Häuser, 69 reform.
Ew. Bekannte Erziehungsanstalt mit Unterricht auf der
Mittelschulstnfe.
QRONBACH (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Alt-
büron). 528 m. Weiler, am rechten Ufer der Roth, 2 km
nw. Altbüron und 9 km nw. der Station Zell der Linie
Langenthal-Wolbusen. 10 Häuser, 56 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Grossdietwil. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
GRONBERGLI (Kt. Bern, Amtebez. Ober Hasle).
2783 m. NO.-Spom des Ewifschneehorns (3331 m), zwi-
schen dem Gmnbergligletscner und einem der andern
Seitenarme des ins Urbachthal absteigenden Gauliglet-
schers. Verwitterter Granitkamm ; wird begangen bei der
Besteigung des Ewigschneehoms von der (^ulihütte des
S. A. C. aus.
QRONBERGLIGLETSCHER (Kt. Bem, Amtsbez.
Ober Hasle). 3200-2500 m. Gletscher, ie 2 km lang und
breit ; steigt vom Ewigschneehora (3331 m) und Gauli-
grat ab, der einen Teil des den Lauteraar- vom Gauliglet-
scher trennenden Kammes bildet. S. über ihm das Hubel-
hom, dessen N.-Grat ihn von dem weiter ö. gelegenen
Hubelgletscher trennt. Wird begangen, wenn man sich
von der Gaulihütte des S. A. C. über den Gauligrat und
Lauteraargletscher zum Pavillon Dollfus begeben will.
QR0NBERGLIQLET8CHER (Kt. Bern, AmUbez.
Ober Hasle). 3100-2400 m. Kleiner Gletscher von 1 km«
Fläche, am NO.-Hang der Thierberge (3202 und 3107 m;
Kette zwischen Unteraar- und Oberaargletscher) ; Neben-
arm des Unteraargletschers.
QROND (Kt. Bem, Amtsbez. Saanen, Gem. Gsteig).
1340 m. 19 am linken Ufer des Reuschbaches zerstreut
ReWene Häuser, an der Strasse über den Co! du Pillon ;
1,8 km sw. Gsteig und 14 km s. der Station Saanen der
Simmenthalbahn. 79 reform. Ew. Alpwirtschaft.
QRONDEL (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Schwyz u.
Illgau). 1132 m. Gruppe von 3 Häusem, am NO.-Hang
der Falleniluh reizen<r gelegen, an der Strasse Schwyz-
Iberg und 9 km so. der Station Schwyz-Seewen der Gott-
hardbahn. 20 kathol. Ew. Kirchgememden Schwyz und
Ulgau. Ackerbau und Viehzucht. Säge. Grosse Waldun-
gen. Ferienkolonie. Kleine Kapelle in Privatbesitz.
GRÜNDEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, C^em.
Walterswil). 760 m. Gruppe von 7 Häusem; 1,5 km s.
Walterswil und 7 km sw. der Station Kleindietwil der
Linie Langenthal-Wolhusen. 42 reform. Ew. Viehzucht.
GRÜNDEN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Kleine Gemeinde
mit den drei Häusergruppen Gründen, Auf dem Bord
und Zur Mühle, auf einer Terrasse n. über dem Dorf
Baltschieder, zwischen der Ausmündung des Baltschie-
derthales und dem Lauigraben und 3 km nw. der Station
Visp der Simplonbahn. Zusammen 5 Wohnhäuser. Seit
der Zählung von 1900 ist die Zahl der Bewohner auf 32
kathol. Ew. gesunken, von denen nur 10 stimmberechtigte
Bürffer sind. Zahl der Ew. nimmt immer noch bestänaig
ab. Kirchgemeinde Visp.
GRÜNDEN8TRA88E (Kt. Zürich, Bez. Andelfin-
fen, Gem. Flurlingen). Teil von FLURLiitGEN. S. diesen
Tt.
GRUND JE (Kt. Graubänden, Bez. Plessur, Kreis
Schanßgi^, Crem. Langwies). 1311 m. Gruppe von 3 Häu-
sem, zwischen dem rechten Ufer der Plessur und der
Strasse Chur-Langwies, am Eingang ins kleine Gründje-
tobel ; 1,7 km nw. Am Platz und 20 km so. Chur. 20 re-
form. Ew. deutscher Zunge. Alpwirtschafl.
GRÜNE (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
u. (^em. Davos).1560 m. Weiler, am rechten Ufer des Land-
wassers, an der Strasse Davos-Frauenkirch und 1 km s.
der Station Davos Platz der Rätischen Bahn (Landquart-
Davos). 13 Häuser, 17B reform. Ew. deutscher Zunge.
Schöne Wiesen, Viehzucht. Heisst auch c Zum Gemsjä-
Ser», weil hier einst der berühmte Gemsjäger Andreas
[ettier wohnte.
GRÜNECK (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis u.
(rem. Ilanz). 760 m. Buraraine, am linken Ufer des Rhein
500 m nw. Ilanz. Einst Eigentum der Familie Schmid, de-
ren Stammvater Jakob Schmid im 16. Jahrhundert in den
Niederlanden und bei den Truppen Karls V. sich aus-
zeichnete und von diesem Kaiser als Schmid von Grün-
eck geadelt wurde. Mehrere seiner Nachkommen zeich-
neten sich als Staatsmänner, Gelehrte oder Offiziere in
fremden Diensten aus: Wilhelm Schmid von Grüneck
war 1604 Landrichter, d. h. Haupt des Grauen Bundes;
seinem Sohn Jakob, Dr. jur. (f 1644), wurden von den
Bargraine Qraneok.
drei Bünden verschiedene schwierige diplomatische
Missionen übertragen; Kaspar war 1619 und 1634
Landrichter und nachher Oberst in französischen Diens-
OEOGR. LEX. '?4 — n — 30
466
6R0
GRC
ten; Johann Gaudenz war 1637 Landrichter, ebenso
Hans 1646; Johann Wilhelm, Dr. jur., wurde 1628 Profes-
sor in Genf; Christoph, Generalmajor in niederländischen
Diensten, veröffentlichte 1716 im Haag eine Nouvelle carte
dupats des Grisons avec ses däpendances und starb
173u, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Si>ä-
ter lefften sich mehrere Familien Schmid unbefugterweise
den Namen von Grüneck bei. Nahe der Burg hat man
Münzen aus dem 9. und 10. Jahrhundert aufgefunden.
QRONECK oder QRONCQQ (Kt. Thursau, Bez.
Steckbom, Gem. Müllheim). 406 m. Industrielles Dorf,
am rechten Ufer des Kemmenbaches und 2 km nw. der
Station Müllheim der Linie Zürich- Winterthur-Romans-
hörn. Postablage, Telephon. 34 Häuser, 213 reform, und
kathol. Ew. Grosse Kattunleinwandfabrik mit 300 Arbei-
tern, Wasserkraft- 020 HP) und Dampfbetrieb. An der
Thur Sand- und Kiesgruben. Die Fabrikarbeiter haben
ihre eigene Krankenkasse und Konsumgenossenschaft.
Musikverein.
QRONECK (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron). 3287
m. Gipfel, SW.-Schulter des Grüneckhorns, zwischen
Grünhomgletscher und Ewigschneefeld; steift mit sei-
nen steilen Granitwänden nb. über dem Konkordiaplatz
(Grosser Aletschgletscher) auf.
QROneckhORN (Kt. Wallis, Bez. OesUich Raron
und Goms). 3869 m. Gipfel, in der Gruppe der Walliser
Grünhörner, zwischen dem Ewigschneefeld, Walliser
Fiescherfim und Grünhomgletscher. Sein SW.-Grat en-
digt mit der Grüneck (3287 m), der SO.-Grat trägt das
Grünhörnli (3600 m) und endigt an der Grünhorn lücke.
Zum erstenmal 1864 bestiegen.
QRONCQQ (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem. Müll-
heim). Dorf. S. den Art. GrOneck.
QRONEN (Kt. Bern. AmUbez. Trachselwald). Kleiner
Fluss ; entspringt am N.-Hang des Napf in der Nähe des
Uöchenzi (1d27 m), fliesst zunächst während 10 km unter
dem Namen des Hombaches durch den Hom bachgraben,
nimmt bei Wasen den Kurzeneibach auf, erhält em brei-
teres Bett, geht nun als Grünen ö. und s. an Sumiswald
vorbei, nimmt unterhalb des Dorfes Grünen von rechts
den Griesbach und bei Grünenmatt den Dürrbach auf
und mündet nach 19 km langem kreisbogen form igen
Lauf bei der Station Ramsei in 603 m von rechts in die
Grosse Emme. Hat zum Teil Wildbachcharakter. Die
Grünen führt Waschgold mit sich, das aus den NagelÜuh-
felsen des Napfgebietes stammt. Der Name von grien =
Kies, Geschiebe abzuleiten.
QRONEN (Kt. Bern, Amtobez. Trachselwald, Gem.
Sumiswald). 669 m. Dorf, am rechten Ufer der Grünen^
500 m sw. Sumiswald und 4 km nö. der Station Ramsei
der Linie Burgdorf-Langnau. 35 Häuser, 263 reform.
Ew. Telephon. Industrielle Ortschaft : Wollspinnerei, Uh-
renfabriken, Mühle, Säge, Gerberei, mechanische Werk-
stätte. Heilbad.
QRONENBERQ (Kt. Bern, AmUbez. Interlaken).
1616-1844 m. Alpweide auf geneigter Terrasse, im 0. von
Felsbändern durchzogen und im W. und N. von kahlen
Felswänden umschlossen; bildet das NW.-Ende des Gug-
gisgrates und liegt zwischen Justisthal und Habkemthal, 2
Stunden nw. über Habkern. Fussweg von Habkem nach
Schangnau.
QRONENBERQ (OBER und UNTER) (Kt. Frei-
burg, Bez. See, Gem. Klein Bösingen). 578 et 560 m. Zwei
Gruppen von zusammen 12 Häusern, am linken Ufer der
Saane, 1 km sw. Klein Bösingen und 6,5 km so. der Sta-
tion Pensier der Linie Freiburg-Murten. 59 kathol. und
reform. Ew. deutscher Zunge. Kathol. Kirchgemeinde Gur-
mels. Futter-, Getreide- und Kartoffel bau, Viehzucht.
QRONENBODEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Luthern). 715 m. Gruppe von 4 Häusern, zu beiden Seiten
der Luthern, an der Strasse Hüswil-Luthern, 2 km n. Lu-
thern und 7 km s. der Station Hüswil der Linie Langen-
thal-Wolhusen. 27 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft.
QRONENBOHL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal. Gem. Lenk). 1080 m. Gruppe von 7 Häusern, am
rechten Ufer der Simme und 2,6 km so. der Lenk. 22 re-
forra. Ew. Viehzucht.
QRONENBURQ (Kt. Luzern. Amt Hochdorf, Gem.
Hitzkirch). 490 m. Burgruine, auf einer Anhöhe zwischen
den Dörfern Richensee and Hitzkirch, 400 m so. der Sta-
tion Hitzkirch der Seethalbahn. Heimat des bekannten
Geschlechtes derer von Grünenberg, das bemischen Ur-
sprungs war und 1450 erlosch. Die Burg wahrscheinlich
Ende des 18. Jahrhunderts zur Zeit der französischen In-
vasion zerstört.
QRONENFELD (Kt St Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Vilters). 642 m. Gruppe von 9 Hausem, am Vorderberg,
1 km w. Vilters und 8,5 km sw. der Station Sargans der
Linien Rorschach-Sarcans und Zürich-Ziegelbrücke-Sai^
ffans. 40 kathol. Ew. Kirchgemeinden Vilters und Wangs.
Wiesenbau und Viehzucht
QRONENMATT (Kt Bem, Amtobez. Trachselwald,
Gem. Lutzelflüh). 628 m. Gemeindeabteilung und Dorf, zu
beiden Ufern der Grünen, am Eingang in den Dörrgra-
ben; 2,5 km ö. Lützelflüh und 1,5 km nö. der Station
Ramsei der Linie Burgdorf-Langnau. Postbureau. Teie-
phon ; Postwagen Ramsei-Sumiswald und Ramsei-Trach-
selwald. 95 Hauser, 606 reform. Ew. Grosses Schal haus
in malerischem Baustil.
QRONENSPITZ (Kt Glarus). 2360 m. Gipfel, in der
Gruppe der Sardona, m dem vom Foo»tock nach SW.
auszweigend^ und das Krauchthal vom Thal des Ramio-
baches trennenden Kamm, 4-5 Stunden nö. über Elm. Am
S.-Hauj^ die bis zum Gipfel hinaufreichende Alp Camper-
dun. Fallt nach N. zum Krauchthal steil ab. Schöne Aus-
sicht, besonders auf lie Sardonagruppe.
QRONENSTEIN (SCHLOSS) (Kt St Gallen, Bez.
Unter Rheinthal, Gem. Balgach). 476 m. Schloes, mitten
in Weinbergen und Wiesen gelegen, 800 m w. Balgacfa
und 2,5 km wsw. der Station Herbrugg der Linie Ror-
schach-Sargans. Stammsitz der Edeln von Balgach oder
Grünenstein, die 1557 erloschen; dann Eigentum des
Klosters St. Gallen, das später das Schloes an einen Pri-
vatmann verkaufte. Heute Fideikommiss der Familien
Güster in Altstätten und Rheineck.
QRONES FORKLI (Kt Granbünden, Bez. Ober
Landquart). 2354 m. Passübergang, in der Kette der
Scheienfluh-Sulzfluh, w. vom Grubenpass. Fuhrt von St
Antonien über die Gruben und das österreichische llon-
tafon in 5 Stunden nach Schruns.
QR0NFEL8 (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis
Ruis, Gem. Waltensburg). 040 m. Burgruine, auf einem
hyiskopf über dem linken Ufer des Rhein, 900 m nö. der
Kirche Waltensburg. Früher Sitz eines Vasallen der Her-
ren von Jörgenberg, deren Stammburg 1 km weiter ö.
stand.
QRONHÖRNER (WALLISER) (Kt Wallis, Bei.
Oestlich Raron und Goms). Gebirgsgruppe in der Kette
zwischen den Grindel wald Fiescherhomern und dem
Wannehom und zwischen dem Ewigschneefeld im W.
und dem obem Abschnitt des Walliser Fiescherlims im
0. Einzelgipfel sind das Klein Grunhom (3927 m). Gross
Grünhom (4047 m), Grüneckhorn (3869 m), Grünhörnli
(9600 m) und die Grüneck (3287 m). Die Gruppe wird
durch die Grünhomlücke (3305 m) von den Walliser Fie-
scherhomern getrennt. Beisteigung der einzelnen Gipfel
erfolgt gewöhnlich von der Konkordiahütte aus.
QRONHÖRNLI (Kt Wallis, Bez. OesUich Raron und
Goms). 3600 m. Gipfel, in der Grappe der Walliser Grün-
hörner: zwischen Ewigschneefeld, Walliser Fiescherfim
und Grünhomgletscher, nnw. über der Grünhomlücke.
Von der Konkordiahütte ans in 2 V, Stunden zuganglich,
aber nur selten besucht.
QRONHOLZ (Kt Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Wald). 920 m. Gmppe von 6 Häusern, 400 m s.
Wald und 6 km sw. der Station Heiden der Bergbahn
Rorschach-Heiden. 47 reform. Ew. Landwirtschaft.
QRONHORN (Kt Glarus). Etwa 2900 m. Vorberg des
Tödi, auf dem von diesem nach O. sich senkenden Kamm
zwischen Bifertenfirn und Hinterrötifirn. Auf dem O.-
Ende dieses Kammes steht die Grünhornhütte des
SAG
QRÖnhORN (Kt Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2504 m. Gipfel, ö. Vorberg des Casanna, ober
Serneus im Prätigau. Ist in seinem geolojgischen Bau und
seiner äussern Gestalt vom Hauptgipfel völlig verschieden.
Während der Casanna einen stark verwitterten und ge-
zackten Dolomitgipfel bildet, ist das aus Bündnerachiefem
bestehende Grünhorn ein gleichmässiger, rasenbewacb-
GRÜ
GRÜ
467
sener Konus. Kann trotz der steilen Geh&nge von 0. her
und von der Cotschna aus leicht bestiegen werden (von Klos-
ters über Laret und Alp Parseun 34
Stunden). In der Einschartung zwischen
Grünhorn und Casanna steht das sog.
Steinmännli, ein nach oben zu sich
verbreiternder Felspfeiler, der von wei-
tem einem eine Heu last tragenden
Mann gleicht. Die Volksuberlieferung
hat daraus einen Heuer gemacht, der
seine Last am Sonntag einbringen wollte
und dafür diese nun als Steinmann ewig
zu tragen verdammt ist.
QRUNHORN (QRINDELWALD)
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). Gipfel.
S. den Art. Grindelwm^d Grünhorn.
QRONHORN (QR088) (Kt. Wal-
lis, Bez. Oestlich Raron und Goms). 4047
m. Hauptgipfel der Walliser Grünhör-
ner, in der Kette zwischen Ewigschnee-
feld und Walliser Fiescherfim. Den Gipfel bildet ein 18-
i4 m langer Grat. Bietet seiner zentralen Lage mitten im
Eis- und Fimgebiet des Finsleraarhom massives wegen
eine der mächtigsten Gletscheraussichten der Schweiz.
Wohl einzig in den Alpen steht er dadurch da, dass
von ihm aus nirgends auch nur ein Flecken von Pflanzen-
grün erblickt werden kann. Die ziemlich schwierige Be-
steigung erfordert von der Konkordiahütte aus 4Vt Stun-
den.
QRONHORN (KLEIN) (Kt. Wallis, Bez. Oestlich
Raron und Goms). 3927 m. Gipfel, nw. Vorberg des Gros-
sen Grünhorns, in der Gruppe der Walliser Grünhörner.
unbenannten und nicht kotierten) Fiescher Gabelhom
(3870 m ; Ö. vom Kamm). Verbindet den Grünhornglet-
Gr&Qhoroh&tte mit der Kette des Selbaanft.
Wird von der Berglihütte aus in 5 Vi oder von der Kon-
kordiahütte aus in o Stunden bestiegen.
GROnHORNHOTTE (Kt. Glarus, Gem. Linthal).
Wl m. Schutzhütte des S. A. C, am linken Ufer des Bi-
fertenfirnes, am O.-Fuss des Tödi und am O.-Ende des
Grünhomgrates, 1 Stunde s. der Fridolinshütte, 5 Stunden
8* über dem Hotel Tödi im Thierfehd und 6 Stunden s.
über Linthal. Ausgansspunkt für die Besteigung des Tödi,
den man über den Biiertenfim in 4Vt-5 Stunden erreicht.
1863 von der Sektion Tödi des S. A. C. als erste schwei-
zerische Klubhütte aus Stein erbaut. Sie war finster, bot
wenig Bequemlichkeit^ und blos für 5-6 Personen Raum
und wurde 1896 durch eine 12 Personen Unterkunft bie-
tende Holzhütte ersetzt. Obwohl die Grünhomhütte an
innerer Ausstattung der Fridolinshütte nachsteht, dient
sie doch der Mehrzahl der Tödibesteiger zum Nachtauar-
tier, weil sie dem Gipfel eine Stunde näher lieRt als diese.
QROnHORNLUCKE (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Ra-
^n und Goms). 3305 m. Malerische Scharte, zwischen
dem Grünhömli (3600 m) und dem (auf der Siegfriedkarte
OrbningeQ (Kaot. Zbrich) von WeRteo.
scher mit dem Walliser Fiescherfim und trennt die
Gruppe der Walliser Grünhörner von der der Walliser
Fiescnerhörner. Zum erstenmal 1811 überschritten und
heute oft begangen. Dient hauptsächlich als Fusspunkt für
die von der Konkordiahütte aus erfolgende Besteigunp^ des
Finsteraarhorns. Eine beliebte Tour ist auch der leichte
und interessante Uebergang von der Konkordiahütte aus
über Grünhomlücke (l^/i Stunden), Rothomsattel oder
Gemsenlücke (3 Vi Stunden) und Oberaarjoch (5 Stunden)
zur Grimsel (9Vt Stunden).
QRONINQCN (Kt. Freiburg. Bez. Greierz, Gem.
ficharlens). Burgruine. S. den Art. Everdes.
QRONINQEN (Kt. Zürich, Bez. Hin-
wil). 494 m. Gem. und Städt-
chen auf einer Anhöhe, an
der Kreuzung der Strassen
Männedorf - Wetzikon und
Dümten-Effg, 5 km sw. der
Station Wetzikon der Li-
nie Zürich-Uster-Rapperswil.
Postbureau, Telegraph, Te-
lephon; Postwagen Hombrechtikon-Gos-
sau und nach Wetzikon. Gemeinde,
mit Binzikon, Holzhausen, Bächelsrüti.
Bühl, Izikon und Adletshausen : 302
Häuser, 1207 reform. Ew. ; Städtchen :
42 Häuser, 204 Ew. Kirchlich bis 1610
der Gemeinde Gossau zugeteilt, seither
eijgene Kirchgemeinde. Obstbau und
Viehzucht. Gerberei mit Dampfbetrieb,
Ziegelhätte mit Maschinenbetrieb, Säge.
Sitz der Leihkasse Grüningen -Crossau.
4 Käsereien. Käse-, Wein- und Vieh-
handel. 3 Schulgemeinden (Binzikon,
Grüningen, Izikon), Sekundärschule.
Wasserversorgung mit Hydrantennetz.
Reizend telegen und mit freier Aus-
sicht nach allen Seiten ; besonders
schön ist das Alpenpanorama vom Sän-
tis bis zum Pilatus. Als alte alemanni-
sche Siedelungen werden 837 Izinheimo (Izikon) und
854 Pinuzzinhovun (Binzikon) genannt. Der Name Grün-
ingen erscheint urkundlich zum erstenmal 1038. Der
Ort war im 13. Jahrhundert als Lehen des Klosters St.
Gallen im Besitz der Freiherren von Regensberg, die
wphl sowohl das feste Schloss als auch das Städt-
chen selbst erbaut haben. Durch die Fehde mit den
Habsburgern schwer geschädigt, verkaufte Freiherr Lü-
told von Regensberg die schöne Besitzung an Abt Berch-
told von St. Gallen, dessen Nachfolger, Abt Ulrich, sie je-
doch an König Rudolf von Habsburff abtreten musste. Im
14. Jahrhundert wurde die Herrscnaft von den Herzogen
von Oesterreich zuerst an die Landenberg-Greifensee,
dann an die Brüder Wilhelm und Heinrich Gessler ver-
pfändet, welch' letztere die Pfandschaft 1406 um 8000
Gulden an die Stadt Zürich übertrugen. Da das Pfand nie
eingelöst wurde, blieb Grünin^en m Zürichs Besitz und
wurde Hauptort der Landvogtei Grüningen, die noch die
Gemeinden Bäretswil, Bubikon, Dümten, Egg, Fischen-
thal, Gossau, Hinwil, Hombrechtikon, Mönchaltorf, Rüti,
468
GRO
CRC
Wald und Wetzikon umfasste. Im alten Zürichkrieg wurde
Grüningen am 10. November 1440 von den Schwyzem
und Glamem belagert und senommen, kam dann durch
den ßemer Spruchbrief von 1441 wieder an Zürich, wurde
im Juni 1443 zum zweitenmal von den Eidgenossen er-
obert und erst 1451 an Zürich zurückgegeben. Das Schloss
Grüning:en, 6ine der schönsten und stärksten Burgen weit
und breit, war bis 1796 Sitz des Landvogtes, von 1706 bis
17d8 zugleich Zeughaus für das Zürcher Oberland und
wurde dann verpachtet. 1783 baute man aus dem nördli-
chen Teil des Schlosses die jetzige Kirche, und 1835 ward
auch der westliche Flügel abgebrochen. Die Aussenseiten
des mächtigen quadratischen Schlossturmes messen je 12
m, die Innenseiten je 4 m, so dass die Mauerdicke zu Un-
terst 4 m beträft ; in einer Höhe von 11 m ist sie noch 8,5 m.
Der Turm wird ursprünglich wohl an die 20 m hoch gewe-
sen sein« Grüninffen war 1796-1803 Hauptort des helveti-
schen Distriktes Grüningen, gehörte in der Mediationszeit
1808 bis 1814 zum Bezirk Uster und war 1814-31 Hauptort
des Oberamtes Grüningen, worauf es dem Bezirk Hinwil zu-
geteilt wurde. Vergl. Zeller- Werdmüller, H. Zürcherische
Burgen. I. (Mitteilungen der Antiquar. Gesellsch. in
Zürich. 58). Zürich 18M. — Strickler, G. Das Zürcher
Oberland. Zürich 1902.
QRONNBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). Bach. S.
den Art. Grönbach.
QRUfeRE (MOULIN DE LA) (Kt. Bern, Amtobez.
Freibergen, Gem. Saignel^gier). Bauernhof. S. den Art.
GßUYfiRE (MOULIN DE LA).
QROSCH (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart,
Grfisch von Osten.
Kreis Schiers). 641 m. Gem. und Pfarrdorf, im Prätigau,
an der Strasse Lande] uart-Schiers-Davos, am Taschines-
bach^ nahe dessen Einmündung in die Landquart. Sta-
tion der Linie Landquart-Davos der Rätischen Bahn. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Gavadura,
Ueber der Landquart und Valzalum: 115 Häuser, 629 re-
form. Ew. deutscher Zunge; Dorf: 92 Häuser, 523 Ew.
Wiesenbau und Viehzucht. Einen behäbigen Anstrich
geben dem Dorf einige alte Herrenhäuser, die einst der
Familie Gelsi zu eigen waren und heute zum Teil der
Gemeinde gehören. Im vergangenen Jahrhundert hatte
Grüsch oft unter den Ver(ieerungen der Landquart und
des Taschinesbaches zu leiden ; heute sind beide kanali-
siert. Um 1370: Grüsch ; vom rätoromanischen crusch =
Kreuz herzuleiten. Nahe Grüsch die Burgruine Solavers.
QRÜSISBERQ (Kt. Bern, Amtobez. Thun). 949 m.
Bewaldeter Gipfel, s. Vorberc der Gruppe der Blume.
Fällt mit steilen und zum Teil felsigen Hängen zur Stadt
Thun ab. Auf den Gipfel führen schöne Fusswe^e ; vom
Pavillon Rabenfluh aus weite Rundsicht auf Thun und
Umgebung. Molasse und Nagelfluh. Reste eines grossen
Bergsturzes, der nach der Volksüberlieferung den einst
den Schlosshügel von Thun umfliessenden alten Aarelauf
aufgefüllt haben soll. Das dem Fuss des Berges Torge-
lagerie Schuttfeld heisst heute noch die Lauenen.
QRÜT, QRÜTLI, QRÜTT etc. Ortsnamen der
deutschen Schweiz, gleichbedeutend mit Heute, Rüti,
Rütli etc. und mit dem französischen Essert (s. dieaeo
Art.); bezeichnet einen dem Wald absewonnenen and
urbar gemachten Ort. Nicht zu verwecnseln mit Grit =
Schuttrunse, Bergsturzrinne, einem im deutschsprechen-
den Teil des .luragebirges oft vorkommenden Ortsnamen.
QRÜT (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem.
Gais). Teil des Dorfes Gais. S. diesen Art.
QRÜT (Kt. Aarffau, Bez. Zofingen, Gem. Rothrist}.
410 m. Gruppe von S Häusern, am rechten Ufer der Aare,
an der Strasse Langenthal-Aarbure und 700 m nö. der
Station Rothrist der Linie Olten-ßem. 69 reform. Ew.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft
QRÜT (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Gunzwil). 685
m. Gruppe von 4 Häusern, 5 km nö. der Station Snrsee
der Linie Luzem-Olten und 3,8 km sw. Gunzwil. 40
kathol. Ew. Kirchfemeinde Sursee. Kapelle. Viehzach't
und Milch wirtechaft.
QRÜT (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Waldkirch).
623 m. Gruppe von 5 Häusern, über dem linken Ufer der
Sitter; 5,5 km osö. Waldkirch, und 4,3 km nw. der Sta-
tion St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach. 28 kathol.
Ew.
QROT (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem. Senn-
wald). 830 m. Gruppe von 3 Häusern, am S.-Haoff des
Saxerberffs und 6 km sw. der Station Salez der Linie
Rorschach-Sargans. 15 reform. Ew. Kirchgemeinde Sax.
QROT (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Gossau). 541 m. Kleines Dorf, an der
Strasse Grüningen-Wetzikon, 2 km dö.
Gossau und 1,5 km sw. der Statioo
Wetzikon der Linie Zürich-Uster^Rap-
perswil. Postablage, Telegraph, Tele-
phon. Postwagen Wetzikon-Gossan und
Wetzikon-Grüningen. Dorf, ans mehre^
ren Siedelungsgruppen bestehend : 49
Häuser, 212 reform. Ew. Seidenindas-
trie. Obstbau und Viehzucht. Käserei.
Grosse Handels- und Ziergärtnerei.
QRÜT (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Herrliberg). 450 m. Weiler, auf den od-
tern Terrassen am rechten (O.-)Uferdes
Zürichsees und 1 km nw. der Station
Herrliberg der rechtsufrigen Zürichsee-
bahn (Zürich- Meilen -Rapperswil). SD
Häuser, 89 reform. Ew. Viehzucht.
QRÜT (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Meilen u. Uetikon). 495 m. Gruppe von
8 Häusern ; 2,5 km ö. der Station Meilen
und 1,5 km n. der Station Uetikon der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-
Meilen -Rapperswil). Postablage; Post-
wagen Meilen-Uster. 8 Häuser, 51 ref.
Ew. Kirchgemeinden Meilen u. Uetikon.
QRÜT (HINTER und VORDER) (Kt. Aargau, Bez.
Muri, Gem. Beinwil). 700 m. Zwei Gruppen von zusam-
men 5 Häusern, im Thälchen des Altbaches, 2 km nw.
Beinwil und 3,5 km sw. der Station Benzenswil der Linie
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. 13 kathol. Ew. Wiesenbaa,
Viehzucht und Milchwirtschaft.
OROT oder QREUT (HINTER und VORDER)
fKt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Rickenbach und
Dinhard). 443 und 439 m. Zwei Gruppen von zusammen
5 Häusern, 500 m von einander entfernt, 2 bezw. 1,5 km
nw. Ricken bach und 2,5 bezw. 3 km nö. der Station Din-
hard der Linie Winterthur-Etzwilen-Singen. ±i reform.
Ew. Kirchgemeinde Rickenbach und Dinhard.
OROT (NEU, OBER und UNTER) (Kt. Luiati,
Amt Hochdorf, Gem. Hohenrain). 612^76 m. Fünf Bauern-
höfe, 4 km nö. der Station Uochdorf der Seethalbahn und
1,7 km so. Hohenrain. 24 kathol. Ew. Acker- und Obst-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
QRÜT (NEU und VORDER) (Kt. Zug, Gem. Baar).
762-685 m. Zerstreut gelesene Bauernhöfe, am N.-Hau
des Zugerberges in einem fruchtbaren und an Wiesen nna
Obstbäumen reichen Thälchen, 2 km ö. Zug. Zusammen
31 Häuser, 215 kathol. Ew. Landwirtschaft. Etwas Seiden-
grc
6RU
469
Weberei. Seit einiger Zeit SommerMsche. Die aus der
Kapelle, dem Schulhaus, einem Wirtshaus und einigen
wenigen Häusern bestehende ffrösste Siedelungsgruppe
heisst Allenwinden ; hier Postabla^e. Vom nahe gelegenen
Grüter([rat (706 m) schöne . Aussicht. Alte Strasse Zug-
Allenwinden, wahrscheinlich schon seit der Zeit der
Schlacht am Morgarten benutzt.
OROT (OBER und UNTER) (Kt. Luzern, Amt Sur-
see, Gem. Grosswangen). 653 und 620 m. Drei Bauern-
höfe, w. Leidenberg und 3,5 km n. Grosswangen. 30 kathol.
Kw. Ijandwirtschafx.
QROTI.1 (Kt. Uri, Gem. Seelisberg). Wiese. S. den
Art. RCtu.
QROTTBACH (Kt. Bern und Solothurn). 507-430 m.
Bach ; entspringt beim Dorf Kirch berg, durchfliesst Utzen-
storf, Ober und Nieder Gerlafingen, berührt Biberist und
Derendinffen und mündet nach 16 km langem, dem der
Emme nahezu parallelen Lauf in der Richtung S.-N. bei
Laterbach in die Aare. Liefert nach seinem Eintritt in den
Kanton Solothurn in Ober Gerlafingen 2 Sägen, in Unter
Gerlafingen einer Säge, in Derendingen einer Mühle und
Backsteinfabrik, in Luterbach einer Mühle und nahe sei-
ner Mündung einer Zementfabrik die Triebkraft. Der Name
Grüttbach ist wenig bekannt und wird von der Siegfried-
karte nur dem Laufstück Nieder Gerlafingen-Derendingen
beigelegt.
QRÜTZEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Rappers-
wil). 412 m. 6 Hauser, an der Strasse Busskirch-Rappers-
wil und 800 m nö. der Station Rappers wil der Linien Zü-
rich-Rapperswil. 43 kathol. und reform. Ew.
?QR0ZEN (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Ober
Winterthur). 455 m. Dorf, 1 km s. Ober Winterthur. Sta-
tion der TÖssthalbahn (Winterthur- Wald). Postbureau,
Telephon. 23 Häuser, 226 reform. Ew. Industriereiches
Dorf^mit Nägel-, Kunstdünger-, Gelatine-, Seifen-, Feilen-
fabrik und Fabrik für chemische Produkte. Dampfsäge.
Lagerhäuser. Der Name Grüzen bezeichnet einen trocke-
nen sandigen Boden, der das Wasser rasch durchlässt
{Schweiz, Idiotikon^ Bd II, S. 840).
QRUQNAY (Kt. Wallis, Bez. Gonthev, Gem. Ghämo-
8on). 731 m. Dorf, im weiten Thalkessel zwischen dem
Felsgrat von Ardevaz und der hohen Felswand des Haut
de Gry, nahe der Vereinigung der verschiedenen Wild-
bäche des Thaies zur Losenze ; 1 km nw. Chamoson und
je 5 km w. bezw. n. der Stationen Ardon und Riddes der
Simplonbahn. 38 Häuser, 209 kathol. Ew. Viehzucht.
QRUMARONE (KtTessin, Bez. Blenio, Gem. Aquila).
748 m. Dorf, am linken Ufer des Brenno, 200 m sw. Aquila
und 19 km n. der Station Biasca der Gotthardbahn. 62
Häuser, 248 kathol. Ew. Acker- u. Wiesenbau, Viehzucht.
QRUMBERQE (Kt. Uri). Bewaldeter Berghang. S.
den Art. Gruonberge.
QRUMO (Kt. Tessin, Bez. Blenio). 651 m. Gem. und
Weiler, am linken Ufer des Brenno, 16 km n. der Station
Biasca der Gotthardbahn. 11 Häuser, 46 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Torre. Ackerbau und Viehzucht. An Einwoh-
nerzahl kleinste Gemeinde des Kantons.
QRUMO (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Chiro-
nico). 810 m. Kleines Dorf, auf einer schönen Terrasse am
Eingang ins Val Chironico, 400 m s. Ghironico und 3,4 km
8. der Station Lavorgo der Gotthardbahn. 25 Häuser, 88
kathol. Ew. Viehzucht, Herstellung von Butter und Käse.
GRUMO (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Gravesano).
337 m. Weiler, 500 m so. Gravesano und 2 km ssw. der
Station Taverne der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Gotthardbahn. Postwagen Lugano-Gravesano. 12 Häu-
ser, 44 kathol. Ew. Kirchgemeinde San Pietro. Ackerbau.
Periodische Auswanderung in die übrigen Kantone der
Schweiz. Grumo steht am Fuss einer Massaro genannten
isolierten Anhöhe, auf der sich die Ruinen einer alten
Burg und Kirche erheben, die von den Visconti oder
Sforza aus Mailand erbaut worden sein sollen.
QRUN (Kt. Wallis, Bez. Siders). Gem. und Dorf. S.
den Art. Gröne.
QRUND. Häuflffer Ortsname der deutschen Schweiz ;
bezeichnet einen Tnalboden, eine kleine von Bergen um-
schlossene Ebene oder überhaupt eine Bodensenke.
QRUND (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Wald). 1072 m. Gruppe von 9 Häusern ; 1,5 km nö. Wald
und 3,5 km sw. der Station Heiden der Bergbahn Ror-
schach-Heiden. 49 reform. Ew. Wiesenbau. Weberei und
Stickerei.
QRUND (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Neuen-
egg). 570 m. Gruppe von 9 Häusern, nahe dem rechten
Ufer der Sense, 1 km onö. Neuenegg und 4 km n. der
Station Flamatt der Linie Bem-Freiburg. 67 reform. Ew.
Wiesenbau.
QRUNP, früher Hasle Im Grund geheissen (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle, Gem. Innertkirchen). 629 m. Ge-
meindeabteilung und Dorf, am linken Ufer der Aare zwi-
schen dem Querrieffel des Kirchet und dem Urbachwasser,
500 m sw. der Kirche Innertkirchen und 5,5 km so. der
Station Meiringen der Brünigbahn (Luzem-Brienz). Um-
fasst ausser dem Dorf die Weiler Winkel, Stapfen, Grund-
dorf, Flühli und Unterurbach. Zusammen : 8d Häuser, 458
reform. Ew. ; Dorf: 55 Häuser, 292 Ew. Viehzucht.
QRUND (Kt. Bern. Amtsbez. und Gem. Saanen). 1100
m. Zahlreiche Bauernhöfe und Hütten, am rechten Ufer
der Saane und längs der Strasse Saanen-Gsteig zerstreut
ffelegen : 6 km s. der Station Saanen der Simmenthal-
oahn. 68 Häuser, 352 reform. Ew. Schulhaus. Käserei.
Früher den Ueberschwemmungen der Saane ausgesetzt,
die besonders 1778 grosse Verheerungen angerichtet hat.
QRUND (Kt. Bern, Amtebez. Signau, Gem. Trüb). 807
m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer des Trubba-
ches, 400 m so. Trüb und 4 km nö. der Station Trubscha-
chen der Linie Bem-Luzem. 76 reform. Ew. Mühle, Säge,
IT AQAM0«
QRUND (Kt. Glarus, Gem. Engl). 800 m. Oestl. Ab-
schnitt des Dorfes Engi, zwischen der Speichenruns und
Altstafelruns. 15 Häuser, 73 reform. Ew. Kirchgemeinde
Matt. Viehzucht.
QRUND (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach, 476 m. Weiler),
am linken Ufer der Kleinen Schlieren, 1 km nw. der
Station Alpnach der Brünigbahn (Luzem-Brienz). 13 Häu-
ser, 97 kathol. Ew. Viehzucht.
QRUND (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Gaiser-
wald). 649 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Strasse Abt-
wil-St. Joseph und ä km nö. der Station Winkeln der Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen. 48 zur Mehrzahl kathol.
Ew. Kirchgemeinde St. Joseph. Viehzucht und Milch wirt-
Schaft Stickerei
QRUND (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Ober Helfentswil). 858 m. Gruppe von 4 Häusern, 400 m
s. Ober Helfentswil und 2,8 km nö. der Station Dietfurt
der Toggenburgerbahn. 26 reform, und kathol. Ew. Vieh-
zucht. Stickerei und Weberei.
QRUND (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Mogeisberg und Bez. Unter Toggenburg, Gem. St. Peter-
zell). 870 m. Gruppe von 6 Häusern, am S.-Han^ der Züb-
lisnase, 3 km nö. St. Peterzeil, 11 km s. der Station Flawil
der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen und 5,2 km so.
Mogeisberg. 27 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Mogeisberg und St. Peterzell. Viehzucht.
QRUND (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Ebnat). 645 m. Gruppe von 7 Häusern, w. der BAundung
des Steinthalbaches m die Thur und 900 m so. der Station
Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn. 31 reform. Ew.
Wiesenbau und Viehzucht. Stickerei.
QRUND (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 510 m. Bauern-
häuser, im sog. Viertel, an der Strasse Schwyz-Muotathal
und 1,5 km s. Schwyz. Herrenhaus mit schöner Kapelle^
Eigentum der Familie Ab Iberg. Acker- und Obstbau.
QRUND (Kt. Wallis, Bez. Bng, Gem. Glis). 1066 m.
Maiensässe, an der Saltine, am Fuss des Schallbergs und
an der Vereinigung der Wildbäche des Ganter- und Nes-
selthales mit der Saltine ; 4 km ssö. über Brig. Früher
eine wichtige Stelle an der alten Simplonstrasae, die von
da an über Les Tavernettes durch Wald direkt zu den
Hütten von Eggen aufsteigt. Hier standen einst auch die
Hochöfen, in denen die im Ganterthal ausgebeuteten Erze
verhüttet wurden.
QRUND (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzikon).
550 m. Gruppe von 8 Häusern, nahe dem rechten Ufer
der Aa und 2 km nw. der Station Wetzikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. 52 reform. Ew. Landwirtschaft.
QRUND (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Stäfa). 425m.
Weiler, 500 m nw. der Kirche Stäfa und 500 m ö. der
Station Stäfa der Linie Zürich-Meilen-Rappers wil. 18
Häuser, 97 reform. Ew. Landwirtschaft.
470
GRÜ
GRU
QRUND (HINTER und VORDER) (Kt. Bern. Amts^
bez. Interlaken, Gem. Lauterbrunnen). Unterabteilunffen
der Gemeinde Lauterbrunnen. Hintercrund umfasat aen
obern Thalabschnitt bis zum Trümmeloach mit den Wei-
lern Matten, Sandbach, Stechelberg und Trachsellauenen.
Vordergrund zieht sich bis zur N.-Grenze der Gemeinde
herunter und umfasst das Dorf Lauterbrunnen sowie die
Weiler Ei, Sandweid und Stock. Zusammen 198 Häuser,
1903 reform. Ew. Alp Wirtschaft, Viehzucht. ' Fremden-
industrie. Vergl. den Art. Lauterbrunnen.
QRUND (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Grindelwald). 946 m. Grupi>e von 9 Häusern, am rechten
Ufer der Scnwarzen Lütschine. Station der Linie Lauter-
brunnen-Wengernalp-Grindclwald. 54 reform. Ew. Brücke
über die Lutscnine. Vergl. den Art. Grindelwald.
QRUND (IM) (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Glis). 666
m. So heisst die Eoene zwischen dem Fuss des Glisnoms
und der Rhone, w. der Saltine und ö. der Gamsa, gegen-
über der Terrasse von Birgisch. Elin Bauernhof.
QRUND (IM) oder 8AA8 IM QRUND (Kt. Wallis,
Bez. Visp). lo62 m. Gem. und schönes Pfarraorf, mitten
im Saasthal, am rechten Ufer der Saaser Visp und an der
Strasse Visp-Almagell ; 15 km ssö. der Station Stalden
der Linie Visp-Zermatt. Von grünen Wiesen umgeben.
Schöne Kirche. Zwei Gasthöfe. Gemeinde, mit Tamatten
und Unter dem Berg: 100 Häuser, 429 kathol. Ew.; Dorf:
25 Häuser, 108 Ew. Früher trug die Kirchgemeinde den
Namen Saas und umfasste neben Im Grund noch die Orte
Baien, Almagell und Fee, von denen die zwei letztgenann-
ten seit einigen Jahren zu eigenen Kirchgemeinden er-
hoben worden sind.
QRUNDERBERQ (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach).
520-600 m. 16 am S.-Hang des Pilatus zerstreut ge-
legene Häuser, 2 km nw. der Station Alpnach der Brü-
nigbahn (Luzem-Brienz). 86 kathol. Ew. Viehzucht.
QRUNDHALDE (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Stäfa).
460 m. Dorf, an der Strasse Oetikon-Grünin^en und 1
km nö. der Station Stäfa der rechtsufrigen Zünchseebahn
^ürich-Meilen-Rapperswil). 41 Häuser, 202 reform. Ew.
Weinbau.
QRUNDHOF (Kt. Luzem, Amt Hochdorf, Gem. £m-
men). 492 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer der
Reuss, an der Strasse Luzem-Eschenbach und 900 m nö.
der Haltestelle Emmen der Seethalbahn. 35 kathol. Ew.
Landwirtschaft.
QRUNDHOF (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Ober Winterthur). 490 m. Weiler: 3,7 km nnö. Ober Win-
terthur, 2km n. der Station Wiesendangen der Linie
Zurich-Winterthur-Romanshom und 2,2 km so. der Sta-
tion Dinhard der Linie Winterihur-Etzwilen-Singen. 16
Häuser, 87 reform. Ew. Landvnrtschaft.
QRUND8CHWENDE (Kt. St. Gallen, Bez. Neu
Toggenburg, Gem. Hemberg). 900 ra. Gruppe von 7 Häu-
sern, im obern Abschnitt des Thaies des Necker, 8 km nö.
der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn und 2,2
km so. Hemberg. 36 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und
^Veberei
QRUNERHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3510 m. Gipfel, zwischen Scheuchzerhom (3471 m) und
Oberaarhom (3642 m) in der den Unter-, Finster- und
Oberaar^letscher trennenden Kette. Zum erstenmal 1872
vom Pavillon DoUfüs aus über den Gipfel des Scheuchzer-
homs in 5 Stunden erstiegen; kann auch von der Ober-
aarhütte aus in 3 Vi Stunden erreicht werden. Grossartige
Aussicht auf das Finsteraarhorn und seine Trabanten.
Benannt nach dem Berner Naturforscher Gottlieb Sigmund
Grüner (1717-1778), dem Verfasser des Werkes Die Eisge-
birge des Schweizerlandes (Bern 1760. 3 Teile).
QRUNZ (Kt. Obwalden, Gem. Alpnach). 465 m. Gruppe
von 3 Häusern, auf den Höhen zwischen Grosser und
Kleiner Schlieren, 900 m s. der Station Alpnach der
Brünigbahn (Luzern-Brienz). 19 kathol. Ew. Viehzucht.
Auf der Siegfi*iedkarte irrtümlich Grunzen genannt.
QRUOB (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). Landschaft.
S. den Art. Foppii.
QRUOBA (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein, Kreis
Schams, Gem. Ausser Ferrera). 1522 m. Altes Bergwerk
auf silberschüssiges Bleierz, am linken Seitengehänge des
Avers über der Mündung des Averser Rhein in den Hinter-
rhein ; 2,5 km nw. Ausser Ferrera.
QRUOBEN (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Baien). Alp-
weide. S. den Art. Gruben.
QRUONBACH (Kt. Uri). 1800438 'm. Wildbach des
Gruonthales, nimmt zahlreiche von den Hängen des Diep-
Sen und Rophaien kommende Nebenadem auf und mün-
et nach 4 km langem Lauf 1,5 km n. Flüelen von rechts
in den Umersee j^Vierwaldstättersee). Starkes Gefalle
(mehr als 1300 m Höhenunterschied). Ist ein geCahriicher
Wildbach, der häufige Ueberschwemmungen und Boden-
rulschungen veranlasst, so dass die Gotthardbahn ihn in
einem Tunnel zu unterfahren sich genötigt gesehen hat
Die Axenstrasse überschreitet ihn auf einer ausserordent-
lich starken eisernen Brücke. Den dringendsten Gefahren
hat man bisher durch eine Reihe von Korrektionsarbeiten
(Kanalisation und Verbauung) zu wehren gesucht. Groon-
bach = Grienbach, wo Grien = Kies, Schutt. (Vergl. dar-
über Schvoeii. Idiotikon, Bd II, S. 748).
QRUONBERQE oder QRUMBERQE (Kt. Uri.
Gem. Flüelen und Altorf). 450-1500 m. Bewaldeter Berg-
hang und AJpweiden, südliches Seitengehänge des Graon-
thales, nö. Flüelen.
QRUONTHAL (Kt. Uri). 2200450 m. Tief einge-
schnittenes Seitenthal zum Umersee (Vierwaldstättersee),
auf den es 2 km nö. Flüelen von rechts her ausmündet ;
steigt vom Dieppen nach W. ab und wird — von N.-S.
gezahlt — umranmt vom Rophaienstock (2082 m), Stockü
(2091 m), Dieppen (2226 m), Schönerkulm (2040 mi, Uagel-
stock (2207 m\ der Gruonmattegg (1877 m) und dem mit
Sennhütten ünersäten Sporn des Eggberss (1300-1700 m).
Eine geschlossene Sieaelung findet sich im GmontbaJ
nicht, dagegen liegen da und dort einige Hüttengroppen
zerstreut, wie Gruonberg, Hüttenboden. Rüti, Alte Rute-
nen etc. Vom Gruonbach entwässert, 4 km lang, steil ge-
böscht und .die zum Teil bewaldeten, zum Teil felsigen
Gehänge von Runsen zerfressen.
QRUONWALD (Kt. Uri). 450-1670 m. Waldung, an
den Hängen der kleinen Berggruppe zwischen Schächen-
thal, Flüelen, Gruonthal und Hundstock. Der Teil des
Waldes direkt über Altorf heisst Bannwald und wird mit
Sorgfalt gepflegt und erhalten, weil er den Ort vor Stein-
und Lawinenschlag schützt. Doch sollten hier an verschie-
denen Stellen Aufforstungen vorgenommen werden,
da in der Umgebung von Altorf mehrere Siedelun^en
(Toffelsang, Waldegff, Kapuzinerkloster, Winkel, Holli)
nocn der Lawinengefahr ausgesetzt sind.
QRUTH (Kt. Basel Land, Bez. Ariesheim, Gem. Mün-
chenstein). 410 m. Gruppe von 2 Häusern, am rechts-
seitigen Gehänge des Birsthaies, 1,4 km ö. der Station
Münchenstein der Linie Basel-Delsberg. 29 reform. Ew.
QRUYfeRE, deutsch Greierz. Südlichster undflächen-
grösster Bezirk des Kantons Freiburg, reicht von La
Roche bis zur Dent de Ja man und vom Molton bis zum
Schafberg. Grenzt im N. an die Bezirke Sense, Saaneund
Gläne ; im 0. an den Kanton Bern ; im S. an die Kantone
Bern und Waadt; im W. an den Kanton Waadt und die
Bezirke Veveyse und Gläne. Liegt ganz im Gebiete der
Voralpen, denen hier angehören: südl. des Jaunbaches
(Jogne) die Bergstöcke der Gastlosen, Wandflah, Deot
ae Kuth, Hochmatt, Dent de Brenlaire, Dent de Folli^ran,
Mortevs, des Vanil Noir, Mont Cray, Mont Culand, der
Dent ae Broc, Dent de Bouraoz und des Gros Merlas;
nördl. des Jaunbaches die Stöcke der Kaisere|^, des
Schafbergs, der Berra mit Cousinbert und Schweinsberg
und des Gros Brun ; links der Saane erheben sich der
Mol^son, die Dent de Lys, Cape au Moine und Dent de
Hautaudon.
Der Bezirk umfasst in der Hauptsache das bald ziemlich
weite, bald stark verengte Thal der Saane, das ihn von
S.-N. durchzieht und auf das die Seitenthäler des Hon-
firrin, Jaunbaches (Jogne), der Tr^me, Sionge und Sei^
Dache ausmünden ; auf das Thal des Jaunbaches öffnen
sich als Furchen dritter Ordnung die Thäler des Mot^lon,
Rio du Mont und Javroz. Das Geoiet wird durch die Saane
zur Aare entwässert; Zuflüsse zur Saane sind hiervon
links der Hongrin, die Marivue, Trdme und Sionge, von
rechts der Jaunbach und die Serbache. Die Grayere ist
eine liebliche und malerische Landschaft, die von Frem-
den gerne zum Sommeraufenthalt gewählt wird. In den
Wiesengründen der Thäler stehen eine Reihe von schönen
Dorfschaften, und auf den Berghängen finden sich weite
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WalduDfcen und fette AlpweideD. Keiner der Berggipfel er-
reicht hier die Schneegrenze. Ein anmutiges Bild gewährt
jeweiien Ende Mai der Alpaufzug mit seinem harmoni-
schen Schellengeläute, dem Brüllen des Viehes und den
Zarnfen der Sennen. In geschützten Lagen der tieferen
Landesgegenden gedeihen der Apfel-, Bim-, Pflaumen-,
dauernde Pferde, Ziefien und — in allerdings abnehmen-
der Anzahl — auch Schafe. Die Wälder sind noch reich
an jagdbarem Wild, und oben auf den Höhen tummeln
sich Gemse, Reh, Murmeltier und Auerhahn. Mit Bezug
auf die reiche und interessante Flora vergl. den Art. Frei-
burg (Kanton): l'lora.
I : 200000
4 6
^' ^Wn^r gc. Besirk Greiers.
Kirsch- und hie und da noch der Nussbaum. Femer kann
man in der Basse Gruy^re auch noch einige Getreideäcker
sehen; sonst herrschen überall Wiesen mit dicht ste-
hendem, saftigem Gras vor. Die Kartoffel wird überall
an^baut. Die Waldungen sind gemischt und bestehen
meist ans Weiss- und Rottannen, Buchen, Lärchen, Eichen
und Birken. Die Gruyöre ist die Heimat einer besondera
Rinderrasse, die ihrer Schönheit und Ergibigkeit wegen
8^ geschätzt wird. Daneben finden sich starke und aus-
Die 49177 ha umfassende Gesamtfläche des Bezirkes
Greierz verteilt sich wie folgt : ha %
Gärten 50 = 0,10
Wiesen und Aecker 11929 = 24.26
Wald 8164= 16,60
Alpweiden 22507 = 45,77
Unproduktiver Boden 6527 = 13,27
49177 = 100,00
472
6RU
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Das Klima ist gesund und wird namentlich Brustkran-
ken empfohlen. Die Höhenlage wechselt; so liegen z. B.
Städtchen Greien mit der Dent de Broo.
Pont la Ville in 681 m. Jaun oder Bellegarde in 1017 m,
die Sennhütte der Hochmatt in 1805 m und der Gipfel des
Vanil Noir, der höchste Punkt des Bezirkes, in ^306 m.
Die durchschnittliche Höhe der ständig bewohnten Siede-
lungen betrifft 850 m (= der Höhe von Bueyres-Treyfayes).
Die Gruy^re nietet eine Fülle von bemerkenswerten Aus-
sichtspunkten ; ihr erster ist ohne Zweifel der Gipfel des
Mol^son (2005 m; der Rigi der Westschweiz), dessen
Rundsicht den ganzen Jura, das Mittelland mit seinen
Städten und Seen und die Alpen umfasst.
Die Gesamtbevölkerung des Bezirkes beträgt 23206 Ew.
in 5014 Haushaltungen und 3682 Häusern; 22559 Katho-
liken, 616 Reformierte, 25 Juden und 6 verschiedenen
Glaubens; 20938 sprechen französisch, 1468 deutsch, 790
italienisch und 10 eine andere Sprache. Auf 1000 Ew. ent-
fallen 972 Katholiken, 27 Reformierte und 1 Jude, ebenso
902 Franzosen, 64 Deutsche und 34 Italiener. Die Bevölke-
rungsdichtigkeit beträgt pro 1 km* der gesamten Fläche
47 Ew., pro 1 km* der produktiven Fläche 67 Ew. Der Be-
Lageplan des Städtchens Greien.
zirk umfasst 41 Gemeinden : Albeuve, Avry devant Pont,
Bellegarde (Jaun), Botterens, Broc, Bulle, Gemiat, Char-
mey, Chätel sur Montsalvens, Corbieres, Cr^suz, £char-
lens, Enney, Estavannens. Grandvillard, Gruyöres (Grei-
erz), Gumefens, Hauteville, Lessoc, Marsens, Maules,
Montbovon, Morlon, Neirivue, Le Päquier,
Pont en Ogoz, Pont la Ville, Riaz, La Ro-
che, Romanens, Rueyres-Treyfiaiyes, Siles,
Sorens, La Tour de Tröme, Vaulruz, Vil-
larbeney, Villarvolard, Villars d'Avry, Vil-
lars sous Mont, Vuadens und Vuippens.
Bezirkshauptort ist Bulle. Die Gemeinden
des Bezirkes bilden den 3. freiburgiachen
Gerichtsbezirk (mit Sitz in Balle) und
verteilen sich auf folgende 7 Friedensge-
richtskreise : 1. Gruyeres, 2. Charmej,
3. Bulle, 4. Vuippens, 5. La Roche, 6. Vaol-
ruz und 7. Albeuve. Sie bilden den 5. kan-
tonalen Schulbezirk mit 38 Schulkreisen
und 90 Schulen und verteilen sich auf fol-
gende 8 Militärkreise : Marsens, Säles, Cor-
bieres, Charmey, Bellegarde (Jaun), Bulle,
Gruv^res und Albeuve. Der Biezirk amfiasst
30 Kirchgemeinden, die den Dekanaten La
Part Dieu, Gruyeres, La Valsainte und Saint
Maire zugeteilt sind und dem Bistum Lau-
sanne und Genf unterstehen. Sekundär-
schule und Töchterpensionnat mit Haus-
haltungsschule in Bulle; Bezirksschule und
Taubstummenanstalt in Gruyeres; Bezirks-
spital in Riaz ; Gemeindekrankenhäuser in
Bulle, Gumefens, Avry devant Pont, La Ro-
che und Gruyeres; Waisenhaus in Silei
und kantonale Irrenheilanstalt in Marsens.
Im Bezirk besteht ausserdem noch die Stif-
tung Rieter mit 250000 Franken Kapital, dessen Zinsen
zur Bestreitung des Lehrgeldes für eine Anzahl von jungen
Leuten verwendet werden.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1^6 1896 1901
Hornvieh 16741 17287 17384
Pferde 1156 1130 1341
Schweine 3108 5105 4944
Ziegen 5123 6283 4599
Schafe 4028 3560 2551
Bienenstöcke 1659 2434 2378
Diese Zahlen zeigen, dass der Bezirk Greierz sich die
Viehzucht ganz besonders angelegen sein lässt, wozu ja
auch eine Reihe von günstigen Faktoren einladen, wie
die natürliche Beschaffenheit, Lage und Exposition des
Bodens, die starke Nachfrase auf den Märkten und anch
die geeijBpieten togomphiscnen Verhältnisse.
Der Greierzer Rmdviehschlag wird von den Kennern
sehr^geschätzt, und die Viehmärkte in Bulle, besonders
der am Dionysiusta|[e im Oktober statt-
findende, erfineuen sich eines lebhaften
Zuspruches von Seiten der fremden
Händler. Von durchschnittlich 196500
hl per Jahr vor 25 Jahren ist die Milcb-
Jroduktion heute auf 240090 hl per
ahr gestiegen und hat sich somit in
diesem Zeitraum um 43590 hl vermehrt.
Ein beträchtliches Quantum dieser Milch
findet Verwendung in der Schokolade-
fabrik von Broc und in der Fabrik für
kondensierte Milch zu £pagny.
Aber auch die industrielle Tätiffkeitist
eine rege, so dass die Gmy^re eine der
fewerbreichsten Gegenden des Kantons
ildet. Der Bezirk besitzt neben den
zwei soeben genannten bedeutenden Fa-
brikbetrieben noch die Elektrizitäts-
werke von Montbovon und Ghanney,
die einer grossen Anzahl von kleineren
Betrieben und der Bahn Chätel-Balle-
Montbovon ihre Triebkraft liefern und
nicht nur die Ortschaften des Bezirkes,
sondern noch zahlreiche andere Ge-
meinden in und ausser dem Kanton
Freiburg mit Licht versehen: zu nen-
nen sind ferner die grossen Parketteriegeschäfte von
La Tour de Tröme und Bulle, die Marmorbrüche von
Lessoc, Enney und Neirivue , die Sandsteinbrnche von
6RU
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Vaulniz and Ghampotey (ficharlens), sowie zahlreiche
andere Bräche auf Bausteine; daneben hat der Bezirk
Brennereien, Bierbrauereien und Werkstatten ver-
schiedener Art. Auch die Strohflechterei wird trotz
der starken geschäftlichen Krise immer noch in
Ehren gehalten. In Bulle erscheinen drei Zeitungen.
Weithin bekannt sind die Heilbäder Montbarry und
Les Colombettes mit ihren wirksamen Quellen und
ihrem landschaftlichen Reiz. Den zahlreichen Tou-
risten und Kuranten stehen überall trefDiche Gast-
häuser and Pensionen zur Verfugunff. Fremdensta-
tionen sind besonders Bulle, Gruyeres, Grandvil-
lard, Albeuve, Montbovon, Broc, Gharmey, Jaun (Bel-
leffarde), Avry devant Pont und Gorbi^res.
Mit Eisenbahnlinien war der Bezirk bis in die
neueste Zeit nur unvollkommen versehen, indem er
einziff durch die Linie Bulle-Romont mit der sros-
sen Verkehrsader Bem-Freiburg-Lausanne una da-
mit auch mit den übrigen Teilen des Kantons in Ver-
bindung stand. Diesem Mangel wird jetzt abffehol-
fen durch den Bau der elektrischen Bahn Cnätel-
Bulle-Montbovon, die die eanze Gruyere von S. nach
N. durchzieht und die Hoch Gruv^re und Bulle
durch Vermittlung der Linien Montreux -Mont-
bovon und Vevey-Ghätel mit dem Genfersee ver-
bindet. Femer wird den Bezirk in Montbovon
52 Häuser, 404 Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit En-
ney und Le Päquier. Hauptbeschäftigung der Bewohner
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auch die Linie Vevey-Thun berühren. Andere ffe-
plante Linien werden dann in der Folge Bulle
sowohl längs dem rechten wie dem linken Ufer der Saane
direkt an die Stadt Freiburg anschliessen.
Von Bulle aus strahlen nach allen Richtungen hin
schöne und gute Strassen: Bulle-Boltigen, Bnlle-Chäteau
d'(£z, Bulle-Ghätel, Bulle-Romont und Bulle-Freiburg
(rechts und links der Saane). Alle diese Strassen sind zu-
gleich Pofitstrassen und dienen einem lebhaften Transport
von Holz, Steinen und anderen Baumaterialien.
Die Geschichte des Bezirkes Greierz ist identisch mit
derjenigen des einst mächtigen Hauses Greierz. Der Be-
zirk in seiner heutigen Gestalt setzt sich zusammen ans
dem unterhalb der Tine gelegenen Abschnitt der ehe-
maligen Grafschaft Greierz, aus den einst dem Bischof
von Lausanne eigenen Ländereien von Bulle, La Roche
und Albeuve, aus den Herrschaften £verdes-Vuippens,
Vaulruz und Corbiöres mit Charmev und Jaun (Belle-
earde) und endlich aus einem Teil der Herrschaft Pont.
Historische Denkmäler im Bezirk sind die Schlösser und
Burgen Gruyöres, Bulle, Vaulruz und Corbiöres, die Burg-
minen Everdes, Montsalvens, Jaun, La Roche, Pont en
Offoz und Le Chaffard (unterhalb Plaisance), sowie das
Kloster in der Valsainte und das ehemalige Kloster La
Part Dieu.
QRUYfeRS oder QRUfeRE (MOULIN DE LA)
(Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem. Saignel^gier).
997 m. Grosser Meierhof, an der Strasse Saigneiegier^ra-
melan und 5,2 km so. Saignel^er. Sumpfige Gegend mit
grossen Sennbersen ; der Boden bildet hier eine Wanne,
in der sich die Wasser der Umgegend zum £tang de la
Theure oder de la Gruv6re (7,86 ha gross) vereinigen. Der
von einem auf sumpfigem Untei^rund (Oxfordmergel)
stehenden Fichtenwald umrahmte Weier fliesst durch ei-
nen etwa 90O m langen Graben nach S. ab: dieser Abfluss
treibt die Säge und Mühle La Gruyöre und verschwindet
dann in einer Spalte der der Mulde von La Chauz und
Bellelay angehörenden Arffoviankalke. Es erscheint wahr-
peinlich, dass dieses Wasser zusammen mit dem der
Rouge Eau von Bellelay in den zahlreichen Stromquellen
der Klüse von Le Pichouz wieder zu Tage tritt.
QRUYfeRES, deutsch Greierz (Kt. Freiburg, Bez.
Greierz). 801 und 827 m. C^em., kleine Stedt
und Schloss; 4,5 km so. der Station Bulle
der Linie Romont-BoUe. Stedt und Schloss
stehen ausserordentlich malerisch auf einem
steilen Hügel (unterer Liaskalk) zwischen der
Albeuve und Saane und sind nngs von fetten
Wiesen umgeben. Posteblage, Telegraph,
Telephon; Postwagen Bulle-Chäteau d'OSx-
Stetion der elektrischen Bahn Bulle -Mont-
wvon. Gremeinde, mit Pringy, £pagny. Le Pont Saus-
«^e, Le Glos Corboz, Les Vemes und Les Prays : 191
Hauser, 1383 kathol. Ew. in 272 Haushaltungen; Stedt:
Saanen.
Schloss a. Kirche Greiers.
sind Viehzucht und Milchwirtechaft. Früher betrieb die
Stadt eine rege Gewerbs- und Handelstätigkeit, während
heute ihre einst stark belebten Gassen vereinsamt und
stille geworden sind. Jetzt werden in der Gemeinde nur
noch mehrere Sägen, eine Gerberei, die Fabrik für kon-
densierte Milch zu Epagny und die Gipsgrube von Pringy
betrieben. Fremdenstetion. Als ei^ne Kirchgemeinde
wurde Gru^^res 1254 von Bulle losgelöst. Die im selben
Jahre eeweihte Pfarrkirche St. Theodul erfreute sich in
der Folge der besonderen Gunst einer grossen Anzahl von
tfjftt/M^trse.
Karte der ehemaligen Grafschaft Greiers.
Gönnern, wie der Grafen und Gräfinnen von Greierz. ei-
ner Reihe von Burgherren, Landvögten und auch Pnvat-
leuten. Neben der Pfarrkirche gab es in Greierz mehrere
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Kapellen, die zur Mehrzahl auch heute noch vorhanden
sind: die von den ersten Grafen erbaute und Johannes
Hauptstrasfte in Greieri.
dem Täufer geweihte Burgkapelle bildet seit 1848 ein
kleines Museum ; die infolge eines wahrend der Epidemie
von 1611 von den Bewohnern der Stadt getanen Gelübdes
errichtete und den Heiligen Rochus, Claudius und Sebas-
tian gewidmete Ghapelle du Berceau ward 1615 geweiht;
femer bestehen in Pringy eine St. Agathen kapelle und in
£pagny eine St. Annakanelle. Auf Boden der Gemeinde
steht auch das einstige Kloster La Part Oieu, das von
Wilhelmette von Grandson, Gräfin von Greierz, 1307 ge-
stiftet und 1848 aufgehoben worden ist.
Zur Zeit der llerrschaft ihrer Grafen umfasste die
Stadt zwei Teile, die Cit^ und den Bourg, die beide mit
Mauern und Türmen umgeben waren und durch vier
Tore mit der Aussenwelt in Verbindung standen. Der
Bourg besteht aus einer einzigen breiten Gasse mit heute
noch recht mittelalterlichen Häusern. Die Gitä oder der
Sitz der regierenden Herren umfasste das Schloss mit
seinen Nebenbauten, das den Hügel krönt und dank sei-
ner Lage, seinen Wällen und Gräben und seiner Zug-
brücke einem feindlichen Angriff sehr wohl widerstehen
konnte. Es ist von dicken und mit zahlreichen Türmen
und Türmchen versehenen Mauern umgeben und um-
schliesst einen ebenfalls ummauerten und mit Schiess-
scharten und gedeckten Gallerien bewehrten grossen
Innenhof. In einem alten Rundturm mit 5,4 m dicken
Mauern sieht man ein Kamin, auf dessen Feuerherd ein
ganzer Ochse in einem Stück gehraten werden konnte.
Das Schloss wurde 1848 vom Maler D. Bovy, einem Schü-
ler von Ingres, angekauft und restauriert ; ihm verdankt
man im Besondern auch die schönen Wandgemälde im
Rittersaal, die die wichtigsten Episoden aus der Geschichte
der Gebend darstellen. Bovy starb 1862. Heute gehört
das Schloss Herrn Balland, der im Grafenzimmer und im
Waffensaal eine schöne antiquarische Sammlung aufffe-
stellt hat. Das Schloss bietet 'eine schöne Aussicht auf das
untere Greierzerland und die es umrahmenden Voralpen,
lieber die £ntstehun|^ von Gruy^res sind im Laufe der
Zeit viele Fabeln erzahlt und über die Etymologie dieses
Namens zahlreiche Hypothesen aufgestellt worden. Nach
der einen Ueberlieferun^ soll der Stammvater des Ge-
schlechtes derer von Greier/. der Vandalenhäuptling Grue-
rius gewesen sein, der zur Zeit der Alemanneneinfälle bis
in diese Berggegenden vorgedrungen wäre ; eine andere
Version macht aus diesem Gruerius einen Führer der
ums Jahr 302 unserer Zeitrechnung dem Blutbad von
Agaunum (im Wallis) entronnenen thebäischen Legion,
und wieder Andere wollen, dass das Land (Ex ums Jahr
414 vom Vandalenkönig Gondioch seinem Kampfgenossen
Gruerius verliehen worden sei. Andere Forscher verwer-
fen diesen sagenhaften Stammvater Gruerius und leiten
den Namen vom althochdeutschen gruo = grün her, wegen
der das Thal vorteilhaft auszeichnenden grünen Farbe
seiner Wiesen und Wälder^ oder auch von gruier oder
gruyer^ lateinisch grueria^ welches Wort
die im Mittelalter wohl bekannte Würde
eines Vogtes über Wasser und Wald und
Gerichtsherren über Wald-, Fiach- und
Jagdfrevel bezeichnete. Es soll nun ein mit
dem Amte eines solchen Gruver oder Wald-
vogtes über das Land Ogoz bekleideter Edler
des transjurassischen Königreiches Barguod
- 1^^ zur Zeit, da Titel und Würden anfin^n in
^hHi den betreffenden Geschlechtem erblich xo
^^^Hl werden, sich zum selbständigen Herrn |e-
H^Pl macht und sein Amt auch seinen Nachiol-
gem hinterlassen haben. Im Uebrigen er-
scheint der Titel eines Grafen von Greierz
zum erstenmal 1157 in einer von Rudolf von
Greierz zu Gunsten der Abtei Hautcrdt aus-
?estellten Schenk unffsurkunde. In andern
Trkunden erscheint diese selbe Persönlich-
keit unter dem Namen des Grafen von
Ogoz, wie auch seine (jemahlin Agnes von
Gläne in den Urkunden bald als Gräfin von
Ogoz und bald als Gräfin von Greierz figu-
riert. Es ist nicht möglich, hier alle Pha-
sen der Geschichte unseres tapfem kleinen
Völkchens und seiner ritterlichen Herren
mit ihren vielen und ruhmvollen Waffenti-
ten zu verfolgen. In kritischer Zeit standen
die Grafen von Greierz stete auf ihrem Posten, be-
reit, ihr Recht und ihr Gebiet mit Waffengewalt za
verteidigen oder ^geschworene Treue zu halten. Wir
kennen keine würdigeren Glieder der Ritterschaft
und keine ihrem Obevherren treuere Vasallen Von
der nämlichen kriegerischen Gesinnung wie ihre Gra-
fen war auch in guten wie bösen Tagen das Greierzervolk
beseelt. Nie wich der «Kranich» (grue; das Wappen-
tier der Grafen) zurück, und stets blieb er seinem Wahl-
spruch Traruvolat nubila virifAS getreu. Als zur Zelt der
Kreuzzüge Europa sich zum Kampfe ge^en Asien rüstete,
stimmten auch Graf und Volk von Greierz begeistert in
das allgemeine Feldgeschrei «Gott will es!» mit ein nnd
stiegen aus ihren Bergen herab mit dem stets wieder-
holten Ruf : «Pars, Gruy^re ! en avant la Grue ! reviendra
qui pourra!» Auf Gruy^re ! Vorwärte die Grue! Kehre
wieder, wer kann ! Bei Laupen kämpften die Grafen von
Greierz mit Freiburg gegen Bern, una bei Murten standen
sie mit im ersten Treffen der Eidgenossen. Als 1349 Otto
von £verdes, der Graf von Greierz und der Herr von Cor-
bieres mit den Freiburgern und Bemern in Fehde stan-
den, wurden diese, die bis jenseite La Tour vorgerückt
waren, vollkommen ^schlagen. Welche Zahl von Legen-
den und grossen Ermnerunffen knüpfen sich an meae
alten Wälle, von wie viel fröhlichen Festen und Turnie-
ren, aber auch von welchen traurigen Zeiten und welchem
Unglück könnten sie erzählen ! Una wie lange noch hallten
in diesen Gemächern Waffenlärm und Festestrubel, ab
andere feste Burgen längst schon zur Ruine geworden !
Nachdem die Landschaft Greierz unter den Grafen Franz
und Ludwig zum Höhepunkt ihrer Macht aufgestiegen,
begann unter der Regierung des Grafen Michel der znm
völligen Untersang führende Zerfall. Ursachen davon
waren tolle Liebesabenteuer, höfischer Dienst in Frank-
reich und das Leben in den Feldlaffem. In der Nacht des
9. November 1555 verliess der unglückselige Graf Michel
seine alte Burg und sein Land, um niemals dahin zurück-
zukehren. Er natte sich genötigt gesehen, seinen Besitz
um den Preis von 80500 Thaler an Bern und Freibarf zu
verkaufen, die das Land derart unter sich teilten, dass
Bern das Gebiet oberhalb der Tine, das sog. Pays d'En
Haut, Freiburff dagegen dasjenige unterhalb der Tine,
d. h. eben die neutige freiburgische Gruyere zu Eigen er^
hielt.
Der Uebergang vollzog sich aber nicht ohne schwere
Misshelligkeiten. Der erste dem Lande vorgesetzte Land-
vogt, Anton Krummenstoll, ward 1556 schwer beschimpft,
und 1577 konnte die Regierung nur mit Mühe die Abliefe-
rung der jährlichen Rechnungen über die Verwaltung der
Gemeindegüter durchsetzen. Auch zur Zeit des Bauern-
krieges musste man aufrührerische Grelüste in der Gruyere
GRY
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475
mit Gewalt unterdrocken. Dann herrschte Ruhe im Lande,
bis am 4. Mai 1781 unter dem Vor wand der ungerecht-
fertigten Aufhebung einiger Volksfeste der längst geplante
und von Nicolas Chenaux und Andr^ Castella geleitete
Aufstand losbrach. Der Ausgang des unglücklichen Unter-
nehmens ist bekannt : Chenauz wurde von seinen eigenen
Leuten ermordet, worauf seine hauptsächlichsten liitver-
schworenen sich fluchteten. Es war dies aber nur der
Vorbote eines kommenden Sturmes, der losbrach, nach-
dem die Waadt mit Hilfe der französischen Bajonette 1798
das Joch Berns abgeschüttelt und ihre Unabhängigkeit er-
klärt hatte. In Freiburg erhob sich zuerst Bulle und
ßflanzte den Freiheitsbaum auf, und bald folgten dem
eispiel die Stadt Greierz und sämtliche übrigen Gemein-
den der Vogtei. Greierz war bis 1798 eine Vogtei, von
1798-1848 eine Präfektur und bildet seit 1848 mit Bulle
zusammen das Herz des heutigen Bezirkes Greierz. Vergl.
Kuenlin, Franz. Dictionnaire geograph,^ statisL et histor,
du cant. de Fribourg. 2 parties. Frib. 1^. — Raemy.
Dictionnaire, — Le Chamois; r^d. par Reichlen. ^Al-
bum de fite; pf^blii par la Soc, des Ingenieurs et archi-
tectes, Frib. 1901. — Fribourg artistique ä travers les
dges. — Comaz-Vuillet. La Suisse romande en zig-zag,
— Charles, Hub. Course dans la Gruydre, Paris 1826.
Fribourg, Guide des etrangers. — Perrier, Oberst. Die
Gruyere . . . {Europ, Wanderbiider. 23). Zürich 1881.
QRYON oder QRION (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1122 >
m. Gem. and Pfarrdorf, am SO.-Hanff
des Mont Jorogne, zwischen dem Thai
der Gryonne und demjenigen des
Avan^on d'Anzeindaz und 8,2 km nö.
über Bez, mit welchem Ort das Dorf
seit 1901 durch die nur im Sommer in
Betrieb stehende elektrische Strassen-
bahn Bez-Gryon-Villars in Verbindung
steht. Diese von zahlreichen Touristen
benutzte Bahn bietet eine ganze Reihe
von prachtvollen Ausblicken. Postbu-
reau, Telegraph, Telephon; im Winter
Postwagen Bex-Gryon. 94 Häuser, 480
reform. Ew. Sommerfrische, besonders
von Westschweizern stark besucht. Meh-
rere Gasthöfe und zahlreiche Chalets.
Viehzucht und Waldwirtschaft. Im Dorf
selbst ist bemerkenswert ein aus einem
einzigen Block von Marmor aus Saint
Triphon gehauenes Brunnenbecken, ne-
ben dem eine 1798 gepflanzte Linde
mit folgender Gedenktafel steht : « Ici
repose Pierre Broyon, dit Boynnon
de Gnfon, roort en d^fendant son pays,
le 5 Mars 1798, au combat du Col ae la Croiz». Unterhalb
der Kirche steht das Haus des Dichters Juste Olivier,
dessen Front die Brustbilder von Olivier und seiner Frau
und die Inschrift : « G'est lä-haut qu'est la paix »
schmücken.
Der Bergrücken von Gryon ist zu einem. Teil mit sowohl
toniffem als sandig-kiesigem Moränenschutt bedeckt, wäh-
rena der Untergrund der Hauptsache nach aus Gips be-
steht, der da und dort von lUiuchwacke, Liasschiefern
oder Jurakalken unterbrochen wird. Auch wo der Gips
nicht ansteht, zeigt sich sein Vorhandensein durch das
Aaftreten von Einsturztrichtern (entonnoirs) deutlich an.
Zahlreiche erratische Blöcke, z. T. aber bereits als Bau-
material verwendet.
Gryon erscheint zum erstenmal in Urkunden des 12.
Jahrhunderts als Klostergut der Abtei von Saint Maurice,
welche bis 1796 im Besitz der Ortschaft verblieben ist.
Abt Wilhelm von Saint Maurice verlieh das dem Kloster
früher durch Peter von Griuns geschenkte Gebiet von
Grians 1189 um eine jährliche Abgabe von 20 «sols» an
Wilhelm von Griuns und seine Nachkommen. 1205 be-
sass auch Ritter Aymon von ChAtillon hier Hoheitsrechte,
wofür er dem Abt zum Treueid verpflichtet war ; er ver-
äusserte diese aber schon das folgende Jahr an Wilhelm
von Morgeyns, dem sie der Abt bald wieder abkaufte.
Auch andere Rechte, die einigen Edeln des Landes zu-
standen, brachte das Kloster nach und nach gänzlich an
sich. Grosser Vorrechte erfreuten sich die Bewohner von
Gryon zur Zeit der Herrschaft Savoyens. Die schon zu
Beffinn des 13. Jahrhunderts hier stehende Kapelle wurde
selbstverständlich ebenfalls von Saint Maurice aus mini-
striert. Nach der Eroberung des Landes durch die Bemer
verpflichteten diese ihre hiesigen Behörden, die Rechte
der Abtei Saint Maurice auf die Bewohner des Gouveme-
mentes Aigle unangetastet zu lassen, und enthoben 1671
die Gebiete von Gryon, Lavey und Salaz ihrer Unter-
tanenpflichten. Dies hinderte aber die Bemer Behörden
nicht, 1685 auf dem Rechte des Holzschiagens in den be-
nachbarten Waldungen (zum Betrieb der Saline Bez) zu
bestehen. Als die Bewohner von Gryon darüber ihr Miss-
fallen zu äussern sich erlaubten, wurde der Ort von Berner
Truppen besetzt, auf Verwenden des der Rechte seiner
Pfarrlcinder sich warm annehmenden Ortspfarrers aber
bald ohne weitere Folgen wieder geräumt. Kurz vorher
(1640) hatte Gryon wie die ganze benachbarte Landes-
gegend (so z. B. die Ormonts) unter einer verheerenden
Pestepidemie zu leiden gehabt. Früher konnte man am
Hang über Gryon einen ffrossen erratischen Block sehen,
der einem liegenden Manne glich und vom Volke die
«Pierre du Sauvage» genannt wurde, weil er einem lanse
Zeit in den benachbarten Bersen herumirrenden und jede
menschliche Berührung flienenden jun^^en Manne zum
täglichen Ruhesitz gedient haben soll. Diese Sage ist von
Dekan Bridel in seiner reizenden Novelle Blanche et ßer-
nard ou La Pierre du Sauvage (erschienen im 1. Band des
Conservateur Suisse) künstlerisch verwertet worden.
Oryoa von Westen.
QRYON (MONT DS) oder MONT DS JORO-
QNE (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Bergvorsprung zwischen
der Gryonne und dem Avan^n d'Anzeindaz; steigt vom
Col de La Barboleuse bis Les Devens bei Bex ab und er-
reicht auf dem welliffen und mit Lärchen bestandenen
Plateau von Plan Sepey mit 1255 m seinen höchsten
Punkt. Besteht hauptsächlich aus triasischem Gips.
QRYONNE (LA> (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Fluss; ent-
springt am W.-Hang des Signal de Culant (Gruppe der
Diablerets) in je nach der Jahreszeit von 1900-2600 m
schwankender Höhe und mündet nach 15 km langem
Lauf in der Richtung NO.-SW. bei Les Ne^ex (zwiscnen
Saint Triphon und Bex) in 394 m von rechts m die Rhone.
Die von den am W.-Hang des Culant liegenden Firnfel-
dern gespiesene Gryonne durchzieht zunächst die Alp-
weide des Plan de Chätillon, stürzt sich in schönem Fall
über eine Felswand, fliesst gemächlich weiter und tritt
dann in eine zusehends enger und wilder werdende
Schlucht ein, deren Gehänge stark von Runsen zerfres-
sen und meist mit Wald bestanden sind. In 500 m Höhe
tritt sie zwischen Les Devens und Salaz ins Thal der
Rhone aus, fliesst noch einige Zeit auf dem von ihr selbst
abgelagerten Schuttkegel und geht unter der Jura-Sim-
plonlinie durch, um endlich in 394 m ihr Wasser mit
dem der Rhone zu vermischen. An Zuflüssen erhält sie
von links u. a. den Moutonnet, Gaillard, Bey Broyon und
Nant de Genöt; von rechts u. a. den Bey de Couhn, Tor-
rent des Tines, den von Bretaye kerkommenden Rio de
Champeyex, den von Soud kommenden Rio de Poyapraz,
476
GRY
6SG
den Laraey und als ihre weitaus bedeutendste Nebenader
die Petite Gryonne. Das Thal der Gryonne zeichnet sich
vor der Mehrzahl der übrigen Thäler der Waadtländer
Alpen durch seine von Runsen zerfressenen und von
Steinschlaffrinnen (hier ruuines genannt) durchsetzten
Seitengehange aus. Alle unter dem Einfluss der Atmo-
sphärilien sich loslösenden Gesteinstrümmer wandern in
Form von Blöcken, Kies- und Schlammströmen zusam-
men mit mitgerissenen Baumstammen durch diese Rin-
nen zur Tiefe, wo sie in den Fluss gelangen, von diesem
verfrachtet und in der Rhoneebene vneder abffelagert
werden. Das von der Gryonne durchflossene Geoiet oe-
steht der Hauptsache nach aus wenig widerstandsfähigen
Schichten von Lias und Trias (Gips und Rauchwacke) und
ist oberflächlich mit mächtigen erratischen Schuttabla-
gerungen überfahrt. So kommt es, dass der Fluss sich als
ein recht gefährlicher Wildbach zeigt, der überall seine
Ufer angreift und sogar den Stollen von Le Coulat (Salz-
bergwerk Bex) schon oft bedroht hat. Besonders furchtbar
zeigt er sich zu Zeiten starker Regengüsse oder bei der
Schneeschmelze. Seitdem die Berner Behörden 1740 im
Thal der Gryonne den Wald bedenklich gelichtet haben,
um Brennholz für den Betrieb der Saline Bex zu erhalten,
sind die Hochwasser immer häufiger und verheerender
geworden. Wir nennen nur die Ueberschwemmungen
von 1847, 1866, 1870, 1873, 1880, 1885 und 1887, die gros-
sen Schaden verursachten. Seither hat man zur Abwehr
beträchtliche Verbauungsarbeiten unternommen. Im
Jahre 1902 waren bereits 95 Thalsperren fertiggestellt,
die Je 0,5—4 m Höhe haben und beiderseits sich au solide
Widerlager und Dämme anlehnen. Das Ganze bildet eine
Reihe von grossen Treppenstufen mit zusammen 135
m Fall. Diese 1878-1891 errichteten Bauten haben die
Summe von 800000 Franken gekostet, wovon auf die Haute
Gryonne 358000 Franken entfallen. Der Kosten Voranschlag
für die komplete Verbauung beträgt 1019000 Franken,
die von den Gemeinden Bex und ÖUon, dem Staat
Waadt und der Eidgenossenschaft gemeinschaftlich getra-
gen werden. Verffl. den von F. Isabel verfassten Aufsatz
über die Haute Gryonne in den Anciennetes du Pays de
Vaud von 1902.
QRYONNE (PETITE), auch Eau NoiRE oder Bey
DES Rapes genannt. (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Bach, be-
trächtlichster Zufluss der Gryonne ; entspringt mit zahl-
reichen kleinen Quellarmen in den sumpuffen Alpweiden
des Commun de La Saussaz (SO.-Hang der Arete des
Tailles) in etwa 1700 m Höhe, fliesst zwischen dem Pla-
teau von Chesi^res und demjenigen von Yillars zunächst
durch Alf>weiden und Wiesen, tritt dann in ein bewalde-
tes und vielfach von Runsen zerfressenes Engthal ein und
mündet nach 4,5 km langem Lauf unter dem Dorf Pal-
lueyres in 610 m von rechts in die Gryonne.
QRYONNE (VALLi^E DE LA) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle). Thal, von der Gryonne durchflössen; zerfällt in
die Basse und Haute Gryonne, die man bei der Strassen-
und Strassenbahnbrücke Bex-Gryon-Villars von einander
abzugrenzen pfle^. Die Haute Gryonne heisst bisweilen
auch La Mazoterie d'OUon. Das Thal der Gryonne wird
von dem des Avancon d'Anzeindaz durch die vom Signal
de Gulant nach SW. auszweigende Kette der Rochers du
Van geschieden und bildet eine reine Erosionsfurche, die
der Fluss in dem hier wie selten anderswo in solcher
Mächtigkeit abgelagerten und den Felsuntergrund verhül-
lenden Glazialschutt ausgewaschen hat. Die einst die Sei-
tengehänge bekleidenden Waldungen sind bedenklich {ge-
lichtet worden durch den von den Berner Behörden 1729-
1757, besonders aber 1740, unbedachtsam betriebenen
Holzschlag, der ihnen das zum Betrieb der Saline Bex
benötigte Brennholz liefern musste. (Das geschlagene
Holz wurde auf dem Fluss bis Les Devens hinunter ge-
flösst). Der Naturforscher Haller hat die derart entwaldete
Fläche der Haute Gryonne auf — in heute üblichem Mass
ausgedrückt — 24 ha ffeschätzt. Steigt man von Les De-
vens an thalaufwärts (der Weg führt nur bis zum Stollen
Le Coulat), so sieht man der Reihe nach auf den Höhen
der rechten Thalseite die Weiler Antagne, Forchex, Pal-
lueyres, Auliens und das Dorf Hu^moz, links über dem
Fluss den Weiler Fenalet ; im Thalboden liegen die Häu-
sergruppen Le Bouillet, Le Coulat und Le Fondement, die
alle drei Stolleneingänge zur Saline Bex bezeichnen. Wei-
ter oben steht rechts über dem Fluss auf einer Terrasse
und gegenüber dem das Dorf Gryon tragenden Mont de
Gryon oder Mont Jorogne das Dorf Arveyes. An die^r
Stelle wird das Thal von dem 55 m über der Gryonne
fespannten prachtvollen Viadukt der elektrischen Bahn
tex Gryon -Villars überbrückt. Hier beginnt die Haute
Gryonne. Grehen wir weiter thalaufwärts, so kommen wir
an den das rechtsseitige Gehänge bekleidenden Früh-
jahrs- und Herbstweiden von Les Collonges, Lee Loveres-
ses, Reimbloz, Charmet und Coufin vorbei, über denen
die Sommerweiden des Commun de Charmex und Com-
mun d'Ensex und von La Croix liegen, welch' letzterer
auch der das Thal oben abschliessende Plan de Chätillon
angehört. Links vom Fluss sehen wir die grossen Alpwei-
den von Sodoleuvroz und Taveyannaz, die den grossten
Teil dieses Gehänges umfassen. Da das Thal der Gryonne
in losem Glazialschutt ausgewaschen ist, sind seine Ge-
hänge häufigen Abrutschungen unterworfen und stark
von Runsen angeschnitten. Dazu kommt, dass die
Grvonne ein gefahrlicher Wildbach ist und auch der an-
stehende Fels (Liasschiefer und Gips) der Erosion und
Verwitterung kaum mehr Widerstand leistet als der ihn
bedeckende Schutt. Ihrer Gefährlichkeit wegen ist denn
auch die Gryonne der Gegenstand grosser Verbaaungsar-
beiten geworden, die aus Thalsperren mit starken Wider-
lagern und Seitendämmen im Oberlauf und aus einer
Steinpflästerung ihres Bettes im Unterlauf (auf der gan-
zen Strecke durch den Schuttkej^l bis zur Mündunj^ in
die Rhone) bestehen. Lokal berühmt sind eine bei La
Rasse (7 km von Chesi^res) in der seltenen Höhe von
1400 m stehende knorrige Buche, zwei riesig grosse Tan-
nen bei der Hütte von L'Abbaye (1525 m), femer der 91
ha grosse Wald von Coufin (Eigentum des Staates Waadt)
mit ausgesucht schönen Tannen und endlich eine zwi-
schen Coufin und Ensex stehende Tanne von 1,8 m Durch-
messer. Die Alp weiden des Thaies der Gryonne (Ensex,
Arpille etc.) werden zum erstenmal in einer vom 22. Fe-
bruar 1291 datierten Urkunde der Abtei Saint Maurice .
(der das Thal gehörte) genannt. Diese Urkunde besagt,
dass das Thal vom Kloster einem in der Herrschaft Chä-
tel wohnhaften Pierre de Turr^ oder de La Tour zu Le-
hen gegeben werde. Die beiden heutigen Hütten von
L'Abbaye (links beim Aufstieg von Coufin zum Col de Li
Croix) stammen etwa aus dem Jahr 1600. Die rechte Thal-
seite gehört beinahe vollständig zur Gemeinde Ollon, die
linke zu den Gemeinden Gryon und Bex. Das Thal ist sei-
nerzeit von den Naturforschem Peter Thomas, Abraham
Thomas, de Charpentier, Gaudin u. a. oft besucht wor-
den, die hier manche interessante Entdeckungen gemacht
haben. Vergl. den von F. Isabel verfassten Aufeatz über
die Haute Gryonne in den Anciennetei du Pays de Vaud
von 1902.
QSiESS (Kt St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Benken).
500 m. Weiler, am N.-Hang des Obern Buchbergs und %%
km so. der Station Benken der Linie Rapperswil-Weseu-
Sargans. 12 Häuser, 55 kathol. Ew. Viehzucht. Gsäss =
Säss, Sitz; vergl. den Art. M/aENSiGSS«
Q8ANQ (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Eris-
wil). 790 m. Gruppe von 3 Häusern, 1 km s. Eriswil und
6 km s. der Station Huttwil der Linie Langenthal-Wol^
husen. .34 reform. Ew.
Q8CHNEIT (GROSS) (Kt. und Amtsbez. Bern,
Gem. Köniz). 770 m. Dorf, 7 km sw. Köniz und 6 km so.
der Station Thörishaus der Linie Bern-Freiburg. 26 Häu-
ser, 161 reform. Ew. Wiesenbau. Bemerkenswertes
Wohnhaus, das namentlich durch sein steinernes Erdge-
schoss und das starke Vordach vom gewöhnlichen Typus
des Bernerhauses abweicht.
QSCHNEIT (KLEIN) (Kt. u. Amtobez. Bern, Gem.
Oberbalm). 770 m. Gruppe von 3 Häusern, 800 m nö.
Gross Gschneit, 1 '/«km w. Oberbalm und 6,8 km so.
der Station Thörisnaus der Linie Bem-Freiburg. 18 re-
form. Ew. Wiesenbau.
QSCHWADER (Kt. Zünch. Bez. u. Gem. Uster).462
m. Weiler, 150 m ö. der Strasse lUnau-Uster und 1 km
n. der Station Uster der Linie Zürich-Uster-Rapperswil.
11 Häuser, 66 reform. Ew.
Q8CHWANDENMAD (Kt. Bern, Amtebez. Ober
Hasle, Gem. Meiringen). 1311 m. Gruppe von 17
Hütten, am linken Uter des Reichenbachs, 1 km nö.
6SC
GST
477
Rosenlaui Bad und 2rS Stunden sw. über Meiringen.
Q8CHWEICH (AUF DEM) (Kt.Lazern, Amt Sur-
see, Gem. Triengen). 818 m. Gruppe
von 2 Häusern, auf einer Anhöhe zwi-
schen den Thälern der Suhr im W. und
des Sagenbaehs im 0., 2 km ö. Trien-
gen. 1a kathol. Ew. Der schönen Aus-
sicht auf Umgegend und Gebirge wegen
bei klarem Wetter von zahlreichen Aus-
tlüglern besucht. 1434 : Geschwench.
Gleiche Etymologie wie Gschweqd.
Q8CHWSND (Kt. Appenzell A. R.,
Bez. Hinterland, Gem. Hundwil u.
Stein). 840 m. Gruppe von 5 Häusern ;
2,5 km so. Hundwil, 2 km ssö. Stein
und 5,5 km ö. der Station Waldstatt der
Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Ap-
Senzell). 20 reform. Ew. Kirchgemein-
en Hundwil und Stein. Wiesenbau.
Stickerei. Der Name Gschwend gleich-
bedeutend mit Schwand und Schwändi,
vom althochdeutschen «u;6nton=: durch
Feuer urbar machen.
Q8CHWEND (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Rheinthal, Gem. Eichberg). 591 m.
Gruppe von 8 Häusern, am linken Ufer
des Auerbachs, 5 km nw. der Station
Oberriet der Linie Rorschach-Sargans
und 1,2 km sw. Eichberg. 36 reform.
Ew. Viehzucht. Stickerei.
QSCHWEND (Kt. Zug, Gem. Men-
zingen). 849 m. Gruppe von 6 Häusern, .
am linken Ufer des Dürrbachs, 2 km so. Menzingen und
8,5 km so. der Station Baar der Linie Zürich-Thal wil-
Zug. 29 kathol. Ew. Viehzucht.
QSCHWEND (OBER und UNTER) (Kt. u. Bez.
Schwyz, Gem. Ober und Unter Iberg). 966-1100 m. 24
Häuser, im Minsterthal, am SQ.- Hang des Gschwend-
stocks zerstreut- gelegen, 2 km sw. Unter iberg. 129 kathol.
Gw. Kirchgemeinde Unter Iberg. Wiesenbau, Viehzucht;
Holzhandel. Die Gegend 1900 durch einen sich vorberei-
tenden grossen Bergrutsch bedroht, der aber durch so-
fort vorffenommene umfangreiche Entwässerungsarbeiten
zum Stillstand gebracht werden konnte.
Q8CHWENDEQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Amden). 1290 m. 8 Häuser, am SO.-Hang des Mattstocks
zerstreut gelegen; 2,2 km ö. über Amden und 8 km nö.
über der Station Wesen der Linie Rapperswil-Wesen-
Sargans. 30 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
Q8CHWEND8TOCK (Kt. Schwyz. Bez. Schwyz u.
Einsiedeln). 1592 m. Gipfel, zwischen Alplhal, Amselthal
und Minsterthal, 7 km s. Einsiedeln und ö. vom Stock
(1604 m). Am zerrissenen und spaltenreichen O.-Hang
naden sich seit Jahrhunderten zahlreiche Auerwildnester
und Adlerhorste. Weiter unten der Gschwendwald und
die zerstreut gelegenen Häuser von Ober und Unter
Gschwend, an denen der stark begangene Passübergang
von Unter Iberg über Bützi nach Alpthal führt.
G8PALTENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
1345 m. Felsstufe in der Alvierkette, so. vom Roneberg
(1576 m), zwischen dem Tobel des Ronebergbaches im
NW. und dem Spinatobel im SO. Fällt mit einer mächti-
gen Malm wand nach S. ab und lehnt sich im N. an den
ewaldeten Hang des Lärchenbodens an, der zur Palfries-
alp (1711 m) hinauf führt.
G8PALTENHORN (Kt. Bern, AmUbez. Frutigeo
und Interlaken). 3437 m. Regelmässig gestaltete Fels- und
Eispyramide, in der Gruppe der Blümlisalp zwischen
oberstem Kienthal, oberem Lauterbrunnenthal und dem
Seßnenthal. Der SW.-Grat des drohendernsten Ber^stok-
kes trägt die Roten Zähne und steigt zur Gamchilücke
(2883 m) ab; der zwischen Seßnenthal und Steinbergalp
aufragende ONO.-Grat trägt den Tschingelspitz (3318 m),
Tschingelgrat (3140 m), das Kudelhorn (2427 m), den Ell-
stabgrat und das Spitzhorn (2214 m); der NW.-Grat
steigt zu der (auf der Siegfriedkarte unbenannten und
nicht kotierten) Büttlassenlücke ab, hebt sich dann wie-
der zum dachförmigen Büttlassen (3197 m) und endigt an
der Sefiaenfurgge (2614 m). Die ziemlich schwierige Be-
steigung des (äpaltenhorns ist zu verschiedenen Malen
vergeblich versucht worden und 1869 zum erstenmal ff
glückt. Heute wird sie von der 1902 erstellten Gamcn
GspaltenhorD, vom Bflttlassen aus gesehen.
balmhütte aus unternommen, die am Berghang rechts
über dem Gamchigletscher steht.
Q8PANN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem. Mei-
ringen und Kt. Obwalden, Gem. Lungern). 1067 m. Gruppe
von 9 Hütten, in einem kleinen Tnälchen w. von der
Brünigpasshöhe ; 4,5 km sw. über Lungern.
Q8PON (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Staldenried).
1891 m. Grosse Gruppe von Alphütten (mayens) mit Ka-
ßelle, oberhalb der grossen Waldungen am rechtsseitigen
lang des Thaies der Saaser Visp und nahe dem Resti-
tobel. 1311 : Gechfebon.
Q STA AD. S. die Art. Gstjld.
Q8TAD (Kt. und Bez. Zürich, Gem. Zollikon). 410 m.
Teil des Dorfes Zollikon, am rechten Ufer des Zürichsees
gelegen. 29 Häuser, 235 reform. Ew. Grosse Gastwirt-
schaft. Vergl. den Art. Zollikon.
Q8TAD oder Q8TAAD (OBER und UNTER) (Kt.
Bern, Amtsbez. und Gem. Saanen). 1050 m. Gemeindeab-
teilungen mit zwei Weilern, am rechten Ufer der Saane
und vor dem Eingang ins Turbach-, Lauenen- und Gsteig-
thal, an der Strasse Saanen-Cxsteiff (-Col du Pillon) und
2,7 km so. Saanen. Station der Simmenthalbahn. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. Postwagen Saanen-Gsteig-
Col du PilloQ-Aiffle und nach Lauenen. Ober Gstad um-
fasst einen Teil des Weilers Gstad und die Häusergruppe
Ober Port, Unter Gstad den andern Teil des Weilers Gstad
und die Häusergruppen Rüti und Windspillen. Zusammen
38 Häuser, 298 reform. Ew. Acker- und Wiesenbau. Frem-
denindustrie. Aus dem Jahr 1402 stammende Kapelle. 2
Schulhäuser. Säge.
Q8TALDEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Teufen). 845 m. Weiler, etwas Ö. der Strasse St.
Gallen-Teufen, 2 km nw. Teufen und 500 m ö. der Halte-
stelle Lustmühle der Strassenbahn St. Gallen-Gais. 17
Häuser, 98 reform. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft.
Heimat des Landammanns Gebhard Zürcher. Gstalden
bezeichnet wie Stalden einen steil ansteigenden Weg.
Q8TALDENBACH (Kt. Appenzell A. R. und St. Gal-
len). Bach ; entsnringt an der Strasse zwischen Rehetobel
und Heiden in 1080 m, durchfliesst die Bissau (einen alten
Seeboden s. Heiden) und wendet sich durch ein wenig
tiefes Tobel nach Thal, wo er sich in 413 m mit dem von
der Heldwies (so. Wolfhalden) kommenden Mühlebach
vereinigt und von da an bis zur Mündung in den Rhein
bei Rheineck den Namen Preibach iräai,
Q8TEIQ. Ortsname der deutschen Schweiz; vom alt-
hochdeutschen steiga = Anstieg, steiler Hanff.
Q8TEIQ (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Gsteig-
478
GST
GST
wiler). 506 m. Kirche, Pfarrhaus and einige Wohnhäuser,
auf einer kleinen Anhöhe rechts über der Lütschine, an
der Stelle, wo der Flnss aus dem Lütschenthal ins Bö-
deli austritt ; 2.5 km ssö. Interlaken und 1 km ö. der Sta-
tion Wilderswil der Linie Interlaken-Grindelwald. Tele-
phon. 4 Häuser, 13 reform. Ew. Die Kirche ist die Pfarr-
kirche einer der grössten Kirchgemeinden des Kantons,
zu der die Zivilgemeinden Gsteigwiler, Bönigen. Gündli-
schwand, Interlaken, Iseltwald, Isenfluh, Lütschenthal,
Matten, Saxeten und Wilderswil mit zusammen 9733 Ew.
gehören. Oesll. über Gsteig die mächtigen Wände der
SchTnigen Platte. Schöne Aussicht auf das Bödeli und die
Hocnalpen, besonders bei Sonnenuntereang. 1228 : Stega ;
14^ : Steig. Die Kirche wird urkundlich schon 1196 als
Eigentum des, Klosters Interlaken und der Edeln von Wil-
derswil erwähnt. 1223 eing sie in den alleinigen Besitz
des Klosters über. Früher war auch Lauterbrunnen der
Kirchgemeinde Gsteig zugeteilt ; es erhielt 1487 eine Filial-
kirche, wurde aber erst nach der Reformation von Gsteig
losgelöst und zur eigenen Kirchgemeinde erhoben. Gsteig
hat sich der Einführung der Reformation kräftig wider-
setzt. In weltlichen Angelegenheiten war Gsteig zunächst
den Edeln von Unspunncn und dann dem Kloster Inter-
laken Untertan, bis es mit diesem zusammen an Bern kam.
Kirche 1673 reslauriert, zu welcher Zeit der Turm auch
seinen heutigen Schneckengiebel erhielt.
Q8TEIQ. französisch Lg CHiLTELGT(Kt. Bern, Amtsbez.
Oftteig mit dem Oldenhorn, von Nortlosleo.
Saanen). 1192 m. Gem. und Pfarrdorf, im Gsteigthal, an
der Vereinigung des vom Glacier d'Audon herkommen-
den Reuschbaches mit der Saane, im soff. « Gebiet der
Pässe » (Region des Cols;, einer geologisch sehr verwik-
kelten Gegend. 13,2 km s. Saanen. Postwaffen Saanen-
(xsteig und (im Sommer) über den Col du PilTon nach Or-
monts Dessus (12 km), Le S^pey (22,5 km) und Aigle (33,5
km). <c Freundliches, sauberes ßergdörfchen am Fusse ho-
her Gebirge. Links von der Etnsattelunff des Pillonpasses
(1550 m) erhebt sich das Oldenhorn (3124 m) mit dem
Glacier du Sex Rouge und fast unmittelbar hinter dem
Dorf, hoch aufgetürmt, das Schlauchhorn (2587 m) und
das Karrhorn (2235 m), welche im Winter volle 6 Wochen
lang das Dorf der Sonnenstrahlen berauben. Hinter die-
sen Felsmauem verborgen liegt der Verlomenberg, frü-
her eine Viehalp, jetzt eme Schnee- und Felswüste. Zwi-
schen Karrhorn und Schaf- (2686 m) und Spitzhorn (2807
m) klimmt der Saumpfad zum Sanetschpass (2234 m)
empor, der in 8 Stunden nach Sitten führt und auf des-
sen aussichtsreichem Hochplateau das gemütliche Hotel
Theiler steht. Ueber die Felsabsätze kommt die junge
Saane in mutwilligen Sprüngen, deren kühnster der
prächtige, wohl 100 m hohe Saanenschuss ist, zu Thal. »
[Die schweizer. Alpenpässe. 2. Aufl. 1893. S. 39). Nach
Lauenen hinüber führt in 3 Stunden der Brüchlispass.
Postbureau, Telegraph. Die Gemeinde umfasst eine grös-
sere Anzahl von Alpweiden, Hütten- und Häusergruppen
und zählt zusammen mit Bühl, Feutersoei, Grund, Heiti,
Inner Gsteig und Saali 168 Häuser, 802 reform. Ew. ;
Dorf : 23 Häuser, 141 Ew. Alte Kirche, deren Turmuhr
nach etwa 2 Minuten den Sttindenschlaff repetiert. Alp-
wirtschaft. Fremdenindustrie. Alter Gasthof « zam Kra-
nich und Bären » mit interessant ffeschnitzter und bemal-
ter Hausfiront. Klima rauh. Die Gemeinde Gsteig zerßlit
in die 2 Schulkreise Gsteigdorf und Feuterdoei. Alte Holz-
häuser mit Inschriften, Malereien und forbigen Fenster-
scheiben. Gsteig ist eine alte Siedelung. Der dem Ort von
den Wallisern gegebene Name Le Chätelet rührt vielleicht
davon her, dass hier einst zur Sicherung des Passweges
über den Sanetsch (1243 u. 1252: Senenzj 1379: Senens)
eine kleine Burg stand. Politisch und kirchlich gehörte
Gsteig früher zu Saanen, dessen ^geschichtlichen G^hidie
es auch geteilt hat. 1453 wurde hier die St. Theodalkircbe
als Filiale derjenigen von Saanen geweiht. Saanen und
(xsteig, einst Glieder der Grafschaft Greierz, gingen 1555
an Bern über, das hier die Reformation einfährte and
Gsteig zur eigenen Kirchgemeinde erhob.
Q8TEIQ (AUF) (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Riggisberg). 800 m. Teil des Dorfes Riffgisberg, 20ü m w.
der Burg und 4 km sw. der Station Tnurnen der Gürbe-
thalbahn (Bem-Wattenwil-Thun). 15 Hänser, 475 reform.
Ew. Kirchgemeinde Thurnen. Wiesen- und KartolTelbao.
Armenhaus des Mittellandes.
Q8TEIQ (INNER) u. Q8TEIQBODSN (Kt Bern,
Amtsbez. Saanen, (^m. Gsteiff). 1200 m. 18 zu beiden
Ufern der Saane zerstreut ffeiegene Häuser, 400 m §6.
(Hteiff und 13,5 Km s. Saanen. 69 reform.
Ew. Alpwirtschaft.
Q8TEIQALLMSND (_Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken, Gem. wilderswil).
587 m. Teil des Dorfes Wilderswil, am
linken Ufer der hier mit einer Holz-
brücke Überfahrten Lütschine, nahe der
Station Wilderswil-Grsteig der Linie In-
terlaken-Grindelwald. 4S Häuser, 384
reform. Ew. Kirchgemeinde (vsteig. S.
den Art. Wilderswil.
Q8TEIQBODEN (Kt. Bern, Amte-
bez. Saanen, (^m. Gsteig). Häuser. S.
den Art. Gsteig (Inner).
Q8TEIQWILER (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken). 640 m. Gern, und Dorf,
am rechten Ufer der Lütschine, am
W.-Fuss der Schynigen Platte in schö-
ner und sehr fruchtbarer (i^^nd; 1,2
km s. der Station Wilderswil -Gsteig
der Linie Interlaken-Grindelwald. Post-
ablage, Telegraph, Telephon, (^meinde.
mit Buhl, Moos und Huli : fö Häuser,
451 reform. Ew. Kirchgemeinde Gsteig.
Acker- und Obstbau. Kirche und Pfarrhaus Gsteig lie«n
auf Boden der Zivilgemeinde Gsteigwiler. Der Ort ging
1310 aus dem Besitz der Herren von Wädiswil und Ring-
genberg an das Kloster Interlaken über.
Q8TEIN oder QABI (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem.
Simpeln). 1232 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Sim-
plonstrasse über der Vereinigung von Laquinbach und
krummbach, welch' letzterer von hier an den italienischen
Namen der Doveria erhält. 27 kathol. Ew. Unter Gabi tritt
die Simplonstrasse nach einem grossen Bogen in die Gal-
lerie von Gabi ein. Von Gabi fuhrt ein Weg über den La-
quinbach und das Furggeli ins ZwischbergenUial. Wirts-
haus. Irrtümlich auch Alffaby genannt.
Q8TELL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Rei-
siswil). 645 m. Gruppe von 8 Häusern, 80O m so. Heisit-
wil und 4,5 km ö. der Station Madiswil der Linie Langen-
thal-Wolhusen. 50 reform. Ew. Kirchgemeinde Melchnaa.
Landwirtschaft.
Q8TELL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gunzwil).
756 m. Gruppe von 6 Häusern, auf dem Eichberg, 4 km
nö. Sursee. 3Ö kathol. Ew. Kirchgemeinde Münster. Land-
wirtschaft.
Q8TELLIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2857 m. Gipfel, in dem vom Dossenhorn nach NO. ab-
zweigenden scharfen Felskamm zwischen Urbachthal and
dem Thal des Reichenbachs (Rosenlaui), unmittelbar nö.
über dem Urbachsattel. Seine W.-Wand wird traversiert,
wenn man von Rosenlaui zur Dossenhütte des S. A. C.
gelangen will. Bis 1903 soweit bekannt noch nie erstiegen.
GST
6UA
479
Bemerkenswert durch die Einkeiluogen von Malmkalk
in den Gneis der N.-Wand. Dem Gstellihorn vorgelagert
Gslelhhorn und Engelhorn. vom Urbachthal aus.
dag Klein Gstellihorn (2650 m), zum erstenmal unter gros-
sen Schwierigkeiten 1902 bezwungen.
Q8TELLIHORN, Tranzösisch Dent Blanche (Kt.
Bern und Wallis). 2807 m. Gipfel, der Gruppe der Diable-
rets nach NO. vorgelagert, auf dem schroffen Grat zwi-
schen Oldenthal und Sanetschplateau und zwischen Sa-
netschhom und Schlauchhorn. Vom Sanetschplateau aus
zugänglich, aber nur selten besucht. Besonders schön von
Ornionts Dessus aus sichtbar.
Q8TELI.IHORN (KLEIN) (Kt. Bern, Amts bez. Ober
Hasle). Gipfel. S. den Art. Gstellihorn.
Q80R (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai und Fru-
tigen). 2711 m. Bedeutender Bergstock, in der vom AI-
bristhorn zum Niesen ziehenden und das Engstlieen- und
Kanderthal vom Simmenthal scheidenden Kette. Nw. über
Adelboden, ö. über dem Fermelthal und s. über dem
Schwendenthai. Der SW.-Grat endifft an der Fermel-
krinde (2230 m), die ihn vom Albristhorn scheidet; der
NW.-Grat trägt das Thürmlihom (2491 m) und umschliesst
mit dem Hauptgipfel das enge Rüggenthal ; der NO.-Grat
hebt sich zum Wannenspitz ^2438 m) und zur Weissen-
fluh (2437 m| und steigt dann zur Passlucke über den
Ottemgrat (2^ m) ab, die ihn vom Stock der Männli-
fluh (26.54 m) trennt. Besteigung von Adelboden aus über
die Fermelkrinde oder die Schwandfehlspitze (2027 m;
SO.-Schulter des Gsür) in je 5 Stunden, oder von Fermel-
berg aus über das Rüggenthal und den
NO^-Grat in 3V, Stunden. Wunderbar
schöne Aussicht, in vielen Beziehungen
der des Albristhorns zu vergleichen, das
weit leichter zu ersteigen ist als der
(Jsür.
QUAD (BAIN8 DA) (Kt. Graubün-
deo, Bez. und Kreis Münsterthal, Gem.
Münster). 1480-1552 m. Alpweide mit
7 Hütten, am sehr steilen rechten Sei
nen kleine Getreideäcker und Lärchenpuppen abwech-
seln. W. vom Dorf öfTnet sich das schone Val Tuoi, das
vom Silvrelta- und Fermuntgletscher
abgeschlossen wird. Einen besonderen
Reiz verleiht der Landschaft der For-
menreichtum der umliegenden Gebirgs-
Sruppen, deren Felsgerüst aus verschie-
enen Gesteinsarten aufgebaut ist und
die daher dem Auge überraschende Kon-
traste bieten. Zur Zeit des Einfalles der
spanisch-österreichischen Truppen un-
ter Baldiron wurde Guarda im Septem-
ber 1622 zusammen mit den meisten
andern Ortschaften im Unter Engadin
den Flammen überliefert, nachdem
schon früher im ganzen Land die Pest
ffewütet hatte. 1160 : Warda ; vom alt-
nochdeutschen warta = Warte, Hut,
italien. guardia. Vergl. Tamuzzer, Chr.
Guarda int Unter Engadin, Chur 1900.
QUARDAVAL (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja, Kreis Ober Engadin, Gem.
Madulein) 1790 m. Burgruine, auf ei-
nem Felssporn über dem linken Ufer
des Inn, 200 m w. Madulein. Beherrscht
die Strasse des Engadin. Von Volkard
von Neuenburg, 1Ö7-1251 Bischof von
Chur, erbaut. Der letzte Schlossherr
von Guardaval soll von Adam von Camogask, dem er
seine Tochter entführt hatte, getötet worden sein, worauf
die Bauern die Burg in Flammen aufffehen Hessen. 1290 :
Pedagium Wardawalle = des Thaies Warte.
QUARNAJO oder QUARNARO (Kt. Tessin, Bez.
Blenio, Gem. Malvaglia). 1600-2300 m. Alpweide, im obem
Val Malvaglia, von den Cime di Ganna Rossa, dem Si-
mano, Uomo di Sasso und Pizzo Baratino umriahmt. Wird
während zweier Sommermonate von etwa 10 Familien
mit 100 Stück Hornvieh und 180 Ziecen bezogen. 40 zer-
streut gelegene Hütten. Butler und Käse.
QUA8TA (LA) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 1440-220
m. Eines der zahlreichen kleinen Thälchen die in den brei-
ten ßerghängen ö. Bellinzona ausgewaschen sind. Diese
Hänge steigen zur Costa auf, die das Val Morobbia vom
Thal von Arbedo trennen. Zahlreiche kleine Wildbache.
La Guasta ist die südlichste dieser Thalfurchen und mün-
det 1 km s. Bellinzona ins Tessinthal aus.
QUA8TA (LA) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 1440-220
m. Wildbach des kleinen Thaies La Guusta ; entsprinfft
unter dem Piano Dolce (nahe dem über Bellinzona auf-
steigenden Motto d'Arbino) und mündet zwischen Bellin-
zona und Giubiasco von links in den Tessin. Wie alle
Tessiner Wildbäche bei Gewitterregen gefährlich.
QUA8TI (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Vernate und
Neggio). 430 m. Weiler, 600 m s. Vernate und 7,5 km s\v.
tengehänge des Thaies des Rombachs,
1 Vi Stunden so. über Münster. Gwad,
?od vom mittellatein. gaudus = Wald ;
am roman. = Eigentum, Besitz (fran-
ko«, le bien).
^ QUARDA (Kt. Graubünden, Bez. Inn,
Kreis Obtasna). 1653 m. Gem. und Pfarr-
dorf, im Unter Engadin, auf einer schö-
nen Terrasse über dem linken Ufer des
Inn, über der Strasse des Unter Enga-
din und 11 km w. Schuls. Postablace,
Telegraph; Postwagen Giarsun-Guarda.
Gemeinde, mit Giarsun : 62 Häuser, 245
reform. Ew. romanischer Zunge; Dorf: 52 Häuser, 211
Ew. Alpwirtschaft. Etwas Fremdenverkehr. Das Dorf in
reizender Lage mitten in saftig grünen Wiesen, mit de-
Guarda von Westen.
Lugano. 10 Häuser, 35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ver-
nate. Schöne Aussicht auf den Luganersee. Zucht der
Seidenraupe. Die jungen Leute wandern als Maler und
480
6UB
GOß
Maurer in die übrigen Kantone der Schweiz und nach
Frankreich ans.
QUBEL, QUBER, QOBER. Ortsnamen der deut-
schen Schweiz ; bezeichnen eine Anhöhe oder auch eine
Felswand. Vergl. Schweizer. Idiotikon. Bd II, S. 98.
QUBSL (Kt. Freiburff, Bez. Sense, Gem. Alterswil).
652 m. Alleinstehendes Haus, am rechten Ufer des zum
Galternbach (Gotteron) gehenden Gübelbachs. Das Grund-
stück Scübelenmata am 6. Oktober 1175 von Herzog Ber-
told IV. von Zähringen unter Zeugenschaft seines Sohnes
und mehrerer Edeln dem Kloster Rüggisberg geschenkt.
QUBEL, QUBELEQQ und QUBELFELD (Kt.
St. Gallen, Bez. See, Gem. Jona). 422 m. Häusergruppen,
am rechten Ufer des Zürichsees, an der Strasse Meilen-
Rapperswil, in reben- und obstreicher Landschaft, 2 km
nw. der Station Rapperswil der Linien Zürich-Rapperswil.
Telephon. 20 Häuser, 107 reform, und kathol. Ew. Kirch-
gemeinden Rapperswil und Busskirch. Wein-, Obst- und
Wiesenbau, Viehzucht. Seidenweberei.
QUBEL (Kt. Zu^, Gem. Menzingen). 912 m. Frauen-
kloster, auf dem steil zur Lorze absteigenden westlichsten
Ausläufer des mit dem Hohen Rhonen zwischen Schin-
dellegi und Biberbrücke beginnenden und längs dem N.-
Ufer des Aegerisees nach W. ziehenden Bergrückens,
der im Dreilanderstein (1209 m) seinen höchsten Punkt
erreicht. 3 km n. Unter Aegeri und 4,5 km ö. vom Bahn-
hof Zug. Telephon. 2 Häuser, 65 kathol. Ew. Sehr ausge-
dehnte Rundsicht auf die Schwyzer und Unterwaldner
Frauenkloster Gubel.
Alpen und auf das Mittelland vom Hörnli (Zürcher Ober-
land) bis zum Jura. Die reine Luft, schönen Spazierwege
und weiten Waldungen machen den Gubel zu ein^m be-
liebten Ferienaufenthalt (Sommerfrische) für die Bewoh-
ner der umliegenden Landschaften. Das Gasthaus stammt
schon aus dem Uahre 1779. In der Schweizergeschichte
ist der Gubel bekannt durch den Kampf zwischen Katho-
liken und Reformierten in der Nacht vom 23. auf den 24.
Oktober 1531. Nach der Schlacht bei Kappel hatten die
Reformierten auf den Höhen oberhalb Blickensdorf Stel-
lung genommen, während die Katholiken die Linie Baar-
Zug mit dem verschanzten Ort Inwil als Zentrum besetzt
hielten. Um diese starke Stellung zu umgehen, zogen
6000-8000 Reformierte über Sihlbrugg, Neuheim und Men-
zingen auf den Gubel, wo sie sich in zwei getrennten Feld-
lagern sorglos der Nachtruhe überliessen. Eine von Inwil
aus marschierende , 632 Mann starke Beobachtunffstruppe
der Katholiken unter dem Befehl von Christian Iten aus
Aegeri gelangte in derselben Nacht über AUenwinden
nach Aegeri, erstieg von da den Berg und überraschte
die im Schlaf liegenden Reformierten, von denen na-
hezu an 800 getötet wurden, während die übrigen sich
flüchten konnten. Die Katholiken verloren bei diesem
Ueberfall nur wenige der Ihrigen, Nach den zwei blutigen
Niederlagen bei Kappel und am Gubel schlössen die ne-
formierten am 16. November 1531 in Deinikon den Frie-
den. Zum Andenken an diesen Sieg errichteten die Katho-
liken am Gubel 1559 die Kapelle Maria Hilf, in der sie
1583 ein den Kampf darstellendes Gemälde mit entspre-
chender poetischer Inschrift anbrachten. Schon dies er-
regte den Unwillen der Zürcher. Als dann einige Bewoh-
ner von Menzingen die Gebeine der 1531 ^efollenen
Reformierten ausgruben, stand ein neuer blutiger Streit
bevor, dem die Zuger Obrigkeit dadurch vorbeugte, dass
sie die Grabschänder bestrafte und die beleidigendeD
Verse in der Kapelle entfernen Hess. Die Kapelle selbst
ging 1780 in Flammen auf, wurde dann aber wieder auf-
gebaut und mit einer neuen Darstellung der Schlacht am
Gubel eeschmückt. Sie ist schon lange ein vielbesuchter
Wallfahrtsort. Ein daneben stehendes Häuschen diente
früher einem Einsiedler zur Klause und später einem ruhe-
bedürftigen altem Geistlichen zur Wohnan|^, der für die
Bewohner der umliegenden Bauernhöfe die kirchlicheD
Funktionen verrichtete. 1845 wurden Kapeile and Wohn-
haus von einer religiösen Gesellschaft angekauft, die dane-
ben ein seit 1851 von Franziskanerinnen bezogenes Kk»-
ter erbaute. Heute wird dieses von 45 Nonnen bewohnt
Vergl. Utinger, X. Der Kampf auf dem Gtibel (Beilage
zum Kantonalen Schulbericht 1816111). Zug 1877. -
Wallfahrtsorte im Zugerlande (im Zuger Kalender auf
1880). — Weber, A. Kur- und Badeorte im Zugerlande
(im Zuger Kalender auf 1903).
QUBELEQQ (Kt. SU Gallen, Bez. See, Gem. Jona).
Häusergruppe. S. den Art. Gubel.
QUBELFELD (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Jona).
Häusergruppe. S. den Art. Gubel.
QUBEL8PITZ (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). 1377 m.
Nagelfluhberff, in dem von S.-N. ziehenden Kamm des
Tanzboden, der das Thal des zur Thur gehenden Stein-
thalbaches im 0. von demjenigen des
zur Linthebene fliessenden Steinenba-
ches im W. trennt. An seinem W.-Hanf
und n. vom Kühboden und der Röh-
bodenegg (1403 m) der Bauernhof Gabel.
QUBERI8T (Kt. und Bez. Zürich).
619 m. Breiter Molasserücken, zwischen
dem Limmatthal und dem Furtthal (Kat-
zensee). Am unteren Teil des S.-Hanges
mit Reben bepflanzt, sonst völlig beind-
det.
QUBERMATT (Kt. Obwalden, Gera.
Samen). 1020m. Alpweide üher Samen;
mit starken Quellen, die zur Wasser
Versorgung von Samen gefasst worden
sind.
QUBLEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gas-
ter, Gem. Kaltbrunn). 531 m. Gruppe
von 9 Häusern ; 1,9 km nw. Kaltbroon
und 2,3 km nö. der Station Uznach der
Linie Rapperswil -Wesen- Sargans 54
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Ein Teil der Bewoh-
ner arbeitet in den benachbarten Schieferkohlengruben
von Uznach. Gleiche Etymologie wie Gubel (S. diesen Art).
QUBLEN (Kt. Zürich, Bez. Pfäffikon, Gem. Bauma).
650 m. Kleines Dorf, am linken Ufer der Töss, an der
Strasse Fischen thal-Banma und 500 m so. der Station
Bauma der Tössthalbahn (Winterthur-Wald). 26 Häuser,
143 reform. Ew.
QUDO (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 225 m. Gem. and
Pfarrweiler, am rechten Ufer des Tessin, an der Strasse
Bellinzona-Locamo und 6,2 km sw. vom Bahnhof Bellin-
zona. Postablage; Postwagen Bellinzona-Grordola. (Ge-
meinde, mit Ganeggio und Prqgero: 89 Häuser, 373
kathol. Ew. ; Weiler : 19 Hänser, 70 Ew. Weinbau, Vieh-
zucht. Gudo steht am Fnss von schönen Rebbergen, die
einen im ganzen Kanton in gutem Rufe stehenden und
fast ausschliesslich in Bellinzona, der Leventina und im
Val Blenio zum Ausschank kommenden, prickelnden Wein
liefern.
QÜBSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Strauben-
Zell). 685 m. (^ruppe von 4 Häusern, n. vom Gübsensee,
dem grossen Stauweier des Elektrizitätswerkes Kubd;
5 km so. Gossau und 1 km so. der Station Winkeln der
Appenzellerbahn ( Winkeln- Herisau-Appenzell). 30 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Bruggen. Beliebtes Ausflugsziel der
Bewohner der Stadt St. %llen.
QOBSENSEE oder QOBSENWBIER (Kt. Ap-
penzell A. R., Bez. Hinterland, Gem. Uerisau). 800 m.
künstlicher kleiner See in einer Bodensenke; 2,5km ö^
Herisau und 1,5 km w. vom Umäschtobel. 1200 m lang,
170-200 m breit und 17 m tief; fasst etwa 1500000 m.
GÜD
GOM
töi
Waaser. Vom Elektrizitätswerk Kübel bei Herisan als
Staaweier und Wasserreservoir angelegt. Das Wasser wird
Der Gübsanse« von Westen.
ihm von der (Urnäsch her durch einen 4600 m langen
Stollen zugeführt. Es wird noch die Anlage eines zweiten
ebenfalls von der Urnäsch ausgehenden Stollens geplant,
der die Erhöhung der Kraftleistung des Werkes Kübel
von 3000 auf 4000 HP ermöglichen soll. Eine Karte von
1640 verzeichnet an derselben Stelle einen ehemaligen
kleinen See, der nach und nach austrocknete und zum
Gübsenmösli ward, wo einst Torf ausgebeutet wurde.
QÜDA (PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2844 m.
Gipfel, Vorberg des mächtiffen Piz Terri (3151 m), auf der
Grenze zwischen Graubünaen und Tessin, so. über der
Greina. W. und sw. von ihm die Alpweide Monterascio,
über die man von der Greina aus direkt ins Val Luzzone
ffelangen kann. Am NO.-Hang des Piz Güda lie^ ein
kleiner Gletscher, der gegen die Alp Blen^ias absteigt. In
der alpinen Literatur heisst die Scharte zwischen Piz Güda
and Piz Terri der Güdapass (etwa 2700 m). Er bildet den
liürzesten Uebergang vom Val Vanescha (öomviz) ins Val
Luzzone (Vrin-Passhöbe 3 Vt Stunden, Vrin-Olivone 5 Vi
Stunden). Vom Güdapass aus können sowohl der Piz Güda
über seinen SO.-Grat als der Piz Terri über seinen W.-
Grat bestiegen werden.
OOfEROLKTSCHER (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner). 3300-2430 m. Gletscher, am N.-Hanff des Güferhoms;
steigt zum Lenta- und zum Kanal thal ao. Wird vom Ka-
oalffletscher durch einen Felskamm ffeschieden und
im N. von den hohen Wänden des Furketlihoms über-
ragt,
QÜFERHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner und
Hinterrhein^. 3393 m. Zweithöchster Gipfel des Adula-
massivs ; scnöne Gneispyramide, ähnlich der des Rhein-
waldboms, von welchem das Güferhom durch die Lenta-
löcke getrennt ist. 3 km nö. vom Rheinwaldhom, auf der
Wasserscheide zwischen Lenta-, Kanal- und Zapportthal.
Bildet die erste Spitze der das Rheinwald im N. begleiten-
den langen Kette. Fällt nach S. mit steilen Wänden ab
und trägt am N.-Hang den Güfergletscher. Wird von ver-
schiedenen Seiten her bestiegen, am leichtesten von der
Lentalücke aus über den W.-Grat in einer Stunde. Die
Lentalücke erreicht man entweder von der 3 Stunden
über Vals Platz stehenden Zapporthütte des S. A. C.
ip 2 Stunden oder von der 3 Stunden hinter Vals Platz
liegenden Ortschaft Zervreila aus über Lentathal und
-gletBcher in 4-5 Stunden. Eine andere Anstiegsroute geht
von der Zervreila hü tte nach NW. um das Salahom, dann
nach W. um das Güferhom herum und von da über den
S.-Grat direkt auf den Gipfel, noch eine andere von Zer-
vreila aus durch das Kanalthal und über den Güfergletscher
(5 Stunden).
QOQGKN (UNTER) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vor-
derland, Gem. Wolfhalden). Weiler. S. den Art. Unter-
gOggen.
QOLLENHAU (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 420-787 m.
Wald, am rechten Ufer der Surb, zwischen Unter Endin-
Sen im W. und Böbikon im 0. Von dem zur Surb gehen-
en kleinen Schlierenbach durchflössen. 300 ha gross.
QOLLENKANAL (Kt. St. Gallen,
Bez. Unter Rheinthal). So heisst der
kanalisierte Unterlauf des Güllenbachs
zwischen Widnau, Au und dem Rhein-
knie ö. St. Margrethen. Er sammelt alle
von der Fähnem und dem tertiären W.-
Hang des St. Galler Rheinthals herab-
kommenden Wasseradern.
Q0MEL8 (Kt. Graubünden, Bez.
Maloja). 3523 m. Gipfel, im Bernina-
massiv; 1,5 km sw. vom Piz Roses,
von dem er durch die Fuorcla Sella
(3304 m) ffetrennt wird. Kann von der
Fuorcla Sella oder vom Vadret da
Sella aus über die N.-Seite ohne allzu-
grosse Schwierigkeiten bestiegen wer-
den. Fällt nach S. mit einer 600-700 m
hohen und von grossartigen Runsen
durchsetzten Wand zur vedretta di
Scerscen Ipferiore ab.
QOMLIQEN (Kt. und Amlsbez.
Bern, Gem. Muri). 585 m. Dorf, am S.-
Fuss des Gümligenber^s, 2 km onö.
Muri. Station der sich hier verzweigen-
den Linien Bern-Luzem und Bern-Thun und Station der
die Bundesbahnlinien hier kreuzenden Schmalspurbahn
Bern -Worb. Postablage, Telegraph, Telephon. 51 Häuser,
507 reform. Ew. Wiesenbau. Kleines Schloss aus dem 18.
Jahrhundert, 1789 von der Gräfin von Polignac, der Mut-
ter des gleichnamigen Ministers, bewohnt. Nahe beim
Dorf schöner Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, Eigen-
tum der Familie von Stürler. 1239: Gumilingin; vom
Personennamen Gumo (gotisch) oder Gomo (althoch-
deutsch) = der Mann.
QÜMLIQENBERQ (Kt. und Amtsbez. Bern). 690 m.
Tafelberg, zwischen den Thälem der Aare und Worblen,
6 km ö. Bern. Trägt die zerstreuten Siedelungen von
Dentenberff und heisst deshalb oft auch selbst Denten-
BERG. (S. diesen Art.).
QÜMLIQENFELD (Kt. und Amtsbez. Bern, Gera.
Muri). 567 m. Bauernhöfe; 1,5km so. Muri und 1,2 km
s. der Station Gümligen der Linien Bern-Luzem und Bem-
Thun. 8 Häuser, 68 reform. Ew.
QÜMLIQENTHAL (Kt. und Amtsbez. Bern). 633-600
m. Kleines Thal, das zwischen Gümligen und Stettlen den
Ostermundigen-Gümli^enberg durchsetzt. Wasserscheide
in der Mitte. Bildet ein 2 km langes Trockenthal ohne
Bach und ohne Fortsetzung und ist wahrscheinlich wäh-
rend einer Interglazialzeit ausgewaschen worden.
QÜMMELEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Lauterbrunnen). 1817 m. Gruppe von im Sommer bezoge-
nen Hütten, auf einer Alpweiaenterrasse über dem linken
Ufer des Schiltbaches; l,o km sw. Murren.
GOmMENEN (Kt. Bern, Amtebez. Laupen, Gem.
Mühleberg). 475 m. Dorf, am rechten Ufer der Saane, die
hier von der Strasse Bem-Murten mit einer alten Holz-
brücke überschritten wird, am Ausgang eines von Buch
herkommenden kleinen Thälchens und 1 km ö. der Sta-
tion Gümmenen der direkten Linie Bem-Neuenburg. Post-
bureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Murten,
Laupen und Riedbach. 28 Häuser, 256 reform. Ew. Land-
wirtschaft. Jahrmärkte. War im 13. Jahrhundert eine be-
festigte kleine Reichsstadt und wurde 1313 von den Ber-
nern genommen. Gümmenen hat heute noch den Charak-
ter einer kleinen Stadt, doch sind von der auf einem
Felsen s. der Ortschaft stehenden einstigen Burg nur
noch wenige Reste vorhanden. 1266: Contamina; 1274:
Condamina ; dann zu Gemmundin verdeutscht. Vom mit-
tellatein. condamina = zu einer Burgherrschaft gehörige
Ländereien. In der Bemer Geschichte hat der Engpass
von Gümmenen seiner strategischen Bedeutung- wegen
einst eine gewisse Rolle gespielt. In den benachbarten
Waldungen mehrere Grabhügel.
GÜMMENEN (KLEIN) (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen,
Gem. Ferenbalm). 480 m. Dorf, nahe dem linken Ufer
der Saane, an dfer Strasse Bem-Murten und 2 km so.
Ferenbalm. Hier die Station Gümmenen der direkten
Linie Bem-Neuenburg, die an dieser Stelle das Saanethal
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482
GÜN
GÜN
auf einem schönen Viadukt von 451 m Länge und 27 m Höhe
überschreitet. 15 Häuser, 140 reform.. Ew. Wiesenbau.
Nene Eisenbahnbr&cke von Klein Gammenen.
GÜN (OBER und UNTER) (Kt. Graubänden, Bez.
[Heinzenberg, Gem. Safien). 1570 und 1440 m. Zwei Grup-
§en von zusammen 10 Häusern, am linken Seitengehänge
es Safienthales, 3 km n. Safien Platz und 16 km s. der
Station Versam der Linie Chur-Hanz. 51 reform. Ew.
deutscher Zunge. Kirchgemeinde Safien Platz. Alpwirt-
QO'nDELHARD (Kt. Thur^au, Bez. und Gem. Steck-
born). 607 m. Gemeindeabschnitt und kleines Dorf, auf
dem Seerücken in einsamer Gegend, 4 km sw. der Station
Steckborn der Linie Schaffhausen-Etzwilen-Konstanz.
Telephon. Zusammen mit Hörhausen und zahlreichen zer-
streut gelegenen Bauernhöfen : 51 Häuser, 250 kathol. Ew.;
Dorf: 21 Häuser, 125 Ew. Pfarrkirche. Wiesen-, Obst-
und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft, Viehhan-
del. Grosse Bauernhöfe. Schöne Aussicht gegen S. Frü-
her Brüche auf Kalkstein. Schloss mit der Jahreszahl
1684. Das Dorf bis 1869 Eigentum der Grafen von Be-
roldingen, die es 1620 den Edeln von Liebenfels abge-
kauft hatten. Nach dem Tode des Staatsministers Ge-
neralleutnants Grafen Josef v. Beroldingen wurde der
Besitz 1869 von seinen Erben verkauft. Kirche, Pfarr-
haus, das 63000 Franken betragende Kirchengut und
das Kollaturrecht wurden Eigentum der neu errichteten
Kirchgemeinde Gündelhard-Hörhausen. Zuerst Filiale
der Kirchgemeinde Pfin, dann seit 1441 eigene Kirchge-
meinde. 872-883 : Gundelinhard.
G0NDI8AU (Kt. Zürich, Bez. Pfäflikon, Gem. Russi-
kon). 659 m. Kleines Dorf, am Töbelibach, 4 km wnw.
der Station Saland der Tössthalbahn und 2,5 km nö. Rus-
sikon. Telephon. 42 Häuser, 197 reform.
Ew. Viehzucht. Der 1385 im Besitz des
Hans von Wilberg befindliche Turm zu
Gündisau, welcher 1408 mit Wilberff
dem Hans von Bonstetten gehörte, soll
beinahe am Ende des Dorfes auf einem
Hügelchen «auf Bur^» gestanden haben.
Heute ist davon keine Spur mehr vor-
handen. 1038: Gundinesowa.
GONDLIKON (Kt. Zürich Bez. Win-
terthur. Gem. BertschikonJ. 580 m. Wei-
ler; 1,7 km osö. Bertschikon und 4,5
km nö. der Station Räterschen der Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen. 12 Häu-
ser, 64 reform. Ew. Kirchgemeinde
Elgir.774: Cundilinchov« ; 1162: Gundi-
. linchon.
G0NDLI8CHWAND (Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken). 663 m. Gem. und
Häuser, 219 Ew. Kirchgemeinde Gstäig. Wiesenbau und
Viehzucht. Das Dorf wird nach langen Regengüssen von
Erdrutsch ungen bedroht^ die sich von den darüber
aufsteigenden felsigen Hängen loslösen.
GONDOLINGEN (iEUSSER und UNTER)
(Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Hildisrieden und
Amt Hochdorf, Gem. Rain). 622-600 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 5 Häusern, im Thal des Ron, 2
km so. Hildisrieden und 5 km nö. der Station
Sempach der Linie Luzem-Olten. 49 kathol. Ew.
Kirchgemeinden Hildisrieden und Rain. Kapelle.
Ackerbau und Viehzucht. Im Mittelalter eigene
Gerichtshoheit. Heimat des 1386 bei Sempach ge-
fallenen Peter von Gundoldingen. 1256: Gundoldin-
gin.
GONERALP (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg. Gem. Safien). 1978 m. Alpweide mit Gruppe
von 16 Hütten und Stadein, am SO.-Hang des Gü-
nerhoms zwischen zwei kleinen, linksseitigen Ne-
benbächen zur Rabiusa. 3 km nw. über Safien Platz.
GONERHORN (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner). 2842 m. Gipfel, am S.-Ende der Gruppe der
Sanina, zwischen dem Lugnez und Safienthal. 5-6
Stunden nw. über Safien Platz. Wie alle Gipfel
dieser Gegend wild zerrissen und stark verwittert. Kann
aber trotzdem vom Günerkreuz aus über den S.-Gnt
leicht bestiegen werden. Trigonometrisches Signal.
GÜNERKREUZ (Kt. Graubünden, Bez. Glenner).
2480 m. Passüberirang, am S.-Ende der Gruppe der Sa-
nina und 6 km ö. Duvin. Verbindet das Lugnez über die
Duviner- und Pitascheralp mit der Zalörner- und Güner-
alp im Safienthal. Selten begangen und gewöhnlich nor
hie und da von Sennen und Jägern benutzt.
GONHORN (Kt. Luzem, Amt EnUebuch). 1373 m.
Gipfel, nö. Vorberg des Wachthubel, sw. über dem Dorf
Marbach. Der Gipfel bildet ein Rasenplateau und trägt
eine Hütte ; fällt nach 0. in steilem Felshang ab.
GÜNIKON (Kt. Luzem, Amt Hochdorf, Gem. Hohen-
rain). ^ m. Dorf, 700 m n. Hohenrain und 3,5 km nö.
der Station Hochdorf der Seethalbahn. 25 Häuser, 15S
kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Hier sind einige Gegenstände aus der Römer-
zeit gefunden worden. 1255: Gunninkon.
GONSBERG (Kt. Solothum, Amtei Lebern). 636 m.
Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss der Weissensteinkette
und 8 km nö. Solothum. Postablage, Telegraph, Telephon;
Postwagen Solothum-Balm-Günsoerg. & Häuser, 745 ka-
thol. Ew. Bildet zusammen mit Niederwil und Balm
eine Kirchgemeinde. Bis 1695 Filiale der Kirchgemeinde
Flumenthai. Wiesenbau, Viehzucht. Uhrenindustrie. Am
Balmberg und Kaspisbergli (^nz nahe dem Kurhaus
Glutzenhof) Steinbruche auf triasischen Gips (Anhydrit).
Der in geologischer Beziehung sehr bemerkenswerte Berg-
kamm n. über Günsberg bildet die ö. Fortsetzung des
Niederwi'/er
SUerenberg
/230
Horbergrli
^^'
'^^^^^^^^^^*?Tv? ^3$p/s6erg/t
^^^Sffl-
Girtisbcrg
1:25000.
■."•*'
Geologisches Querprofll durch den Kamm des GQnsbergs über Hofbergli aod
Niederwiler Stierenberg.
nnrf am rpohtpn ITfpr Hpr SrhwaPTPn Mal^a oder Oberer Jura : PorlUnd fehlt; 1. Kimmendge; 9. Seauan; 3. Mergeliges Ar
T .?riu1S^ A^r^\^ LT^^X^^ »ovian; 4. Kalkiges Argovian; Oxford fehlt. - Dogger oder Mittlerer Jura : 5. Callo-
Lutechme , die h er von der Strasse \ ^\ Balhien uad vl^uUiai; 7. Bajocien und Aalenien.- 8. Lias oder unterer Jur« :
Interlaken-Gnndelwald überbrückt wird, 9 Keuper; 10. Muschelführender Dolomit; 11. Muschelkalk; 12. Anhydrit und Gips.
nahe der Vereinigung der beiden Lüt
schinen und 700 m ö. der Station Zweilütschinen der
Linie Interlaken-Grindelwald. Gemeinde, mit Riedli und
Zweilütschinen: 48 Häuser, 321 reform. Ew.; Dorf: 34
Balmbergs und ist nichts anderes als das hier schief
nach S. übergelegte und bis zum Muschelkalk hinunter
ausgewaschene Gewölbe der Röthifluh. Vom Glutzenhof
GÜN
GÜR
483
bis zum Gritt sind alle Schichten vom triasiaschen An-
hydrit an über Lias, Dogger, Malm bis zum Sequan hin-
auf schön zu sehen. VoUständi^ter nnd grösster Auf-
schiass der Schichten im schweizerischen Juragebirge.
In Gänsberg hat man ein Bronzebeil gefunden.
QONTISBERG (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
750 m. 9 am SO.-Hang des Batzenbergs zerstreut gelegene
Häuser, 2 km s. der Station Wald der Tössthalbahn.
Tele^ph, Telephon. 88 reform. Ew. Im Rüteliroos bei
GüDtisberg hat man auf einem Bergvorsprung zwischen
zwei kleinen Tobein eine Burgstelle entdeckt.
QONTLENAU (Kt. Glarus, Gem. Biedern). 832 m.
Grosse Wiesenüäche, mit etwa 10 zerstreut telegenen i
Hütten, am rechten Ufer des Klönthalersees, 2 Stunden
sw. über Riedem.
QONZENENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal. Gem. Reutigen). 1238 m. Alpweide, in einem
kleinen Thälchen am N.-Uang der Stockhomkette, 2-3 '
Stunden sw. über Reutigen. Gleicht von ferne gesehen .
einem langgestreckten Viereck. Zeigt der ffanzen Land- '
Schaft den Beginn des Frühlings an, da ein Kalterückschlag ,
von den Bauern nicht mehr oefürchtet wird, sobald sie '
einmal völlig schneefrei geworden ist
Q0NZLI8 (OBER und UNTER) (Kt. Schwyz, Bez.
und Gem. Einsiedeln). 1103 und 1000 m, Drei Bauernhöfe,
am NW.-Uan^ der Hundwilerhöhe ; 3,5 km w. Einsiedeln
und 1,5 km nö. der Station Altmatt der Südostbahn (Rap-
perswil-Arth Goldau). 15 kathol. Ew. Kirchffemeinde Ein-
siedeln (Filiale Bennau). Während der aufgeregten Zeit
von 1760-66, die zum Sturz der aristokratischen Regie-
rung in Schwyz führte, pflegten sich die Führer der
Volksbewegung hier zu versammeln.
QOPF (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Rickenbach).
678 m. Gruppe von 4 Häusern, am Rickenbach, 400 m nö.
Rickenbach und 4 km sw. der Station Reinach-Menziken
der Zweiglinie Beinwil-Reinach der Seethalbahn. SS
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Alte Mühle aus 1372,
heute zu einer Säge umgev^ndelt. Der Ausdruck Güpf
dient zur Bezeichnung einer kleinen Anhöhe (vergl. dar-
über Schweizer Idiotikon. Bd II).
GOPF (Kt. und Bez. Zürich, Gem. Birmensdorf). 470
m. 4 Häuser, am rechten Ufer der Reppisch, bei der Sta-
tion Birmensdorf der Linie Zürich-Auöltern-Zug. 93 re-
form. Ew.
GOpfi (Kt. Solothum, Amtei Thierstein). 874 m.
Berggipfel, in einem zwischen Passwangkette (Hohe
Winae) und Ulmett- oder Himikopfkette eingeschobenen
Zwischenkamm, zwischen Neuhäuslein und Seinvnl. Ge-
wölbe der Sequanschichten der Pechfluh, von der Klüse
Neuhäuslein-Bein wil durchschnitten. Bauernhof Güpfi mit
Sennbergen (800-820 m) auf einem Rest oligocänen (ter-
tiären) Untergrundes.
GU£r AVET (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Grolley).
614 m. Gruppe von 8 Häusern, auf einer Anhöhe über
dem Dorf Chandon und 1,4 km nw. der Station Grolley
der Linie Freiburg-Yverdon. 45 kathol. Ew. Getreide-,
Kartoffel- und Wiesenbau, Viehzucht.
GORBE (Kt. Bern, Amtsbez. Thun und Seftigen).
Linksseitiger Nebenfluss zur Aare; entspringt auf der am
N.-Hang des Gantrisch und der Nünenenfluh jgelegenen
Alpweide Nünenen in etwa 1700 m, nimmt eme Reihe
von anderen Quellbächen auf, fliesst zwischen Gumigel-
berg und Wirtneren durch ein tiefes Tobel, tritt ins Gur-
bethal aus, wendet sich, durch die Moränen zwischen
Gurzelen und Amsoldingen dazu gezwungen, in scharfem
Bogen nach N., welche Richtung sie nun beibehält, geht
an Watten wii vorbei und tritt bei Belp ins Aarethal aus^
um nach 29 km langem Lauf 5 km oberhalb Bern bei
Seihofen in 509 m zu münden. Das Einzugsgebiet des
Flusses ist im Verhältnis zu seiner Lauflänge nur von be-
schränktem Umfang. Die bedeutendsten Zuflüsse sind der
den schönen Fall bei Blumenstein bildende Fallbach und
die Grosse Müsche, der Abfluss des C^eistsees (beide von
rechts). Der Oberlauf der Gürbe von der Quelle bis zur
Mühle von Dittligen hat durchaus Wildbachcharakter, wie
auch der Fallbach und die vom Gurnigelberg kommenden
Bäche (Meierisligraben, Flachserengraben, Schattenhalb-
bach, Effffenbach-Spengelibach, Lieneggbach etc.) gefähr-
liche Wiidbäche sind, die oft genug grossen Schaden an-
richten. Seit 1854 hat man mit Unterstützung des Bundes
an der Gürbe Verbauungsarbeiten ausgeführt, und die Forst-
verwaltung des Kantons Bern widmet den Waldungen in-
diesen Gebenden, die alle dem Staate gehören, grosse Sorg-
falt. Im ernst sehr sumpfigen Thalabschnitt bei Wattenvial
Binxagsgebiot dar G&rba.
ist die Gürbe heute kanalisiert. Unterhalb Belp liegt links'
von der kanalisierten Gürbe ihr früheres Bett, die sog. Alte
Gürbe, die heute ein ruhiges u. harmloses Altwasser oder
teilweise auch schon ganz verschwunden ist. Der Name
484
GOR
GOT
Gürbe bezieht sich auf die vielfttchen Serpentinen des
Flusses (vergl. Schweizer, Idiotikon. Bd II, S. 415).
GÜRBETHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Seftijren). 711-
510 m. Das von der Gürbe durchfloesene Thal, zwi-
schen Giebeleffg und Längenberg einerseits und der
Moränenlandschaft um Gnrzelen und dem Belpberg
andererseits, dem Thal der Aare parallel laufend. Von
der Strasse und Bahnlinie Bem-Wattenwil-Thun (Gür-
bethalbahn, 1901 erbaut; ein Glied der Bemer Zu-
fahrtslinien zum Lotschberg) durchzogen. Zur Glazialzeit
war das Thal von dem hauptsächlich aus dem Kanderthal
herkommenden linken Arm des diluvialen Aaregletscbers
ausgefallt, was die abgerundeten Formen der untern Ge-
hängeabschnitte und die im Verhältnis zum jetzigen Fluss-
lauf zu breite Thalsohle (1-1,5 km) erklärt. Während der
letzten Interglazialzeit floss hier längs dem Fuss der
Stockhornkette die Kander durch. Dann haben vom Stock-
horn sich loslösende Bergstürze (bei Poleren und Stocken)
und die während der letzten (Glazialzeit vom Aareglet-
scher abgelafferten Moränen zwischen Wattenwil und
Thierachem der Kander den alten Weg versperrt, so dass
sie gezwungen war, durch die Moränenrücken des Zwie-
selberges emen neuen Ausgang zu suchen und sich gegen
Thun zu wenden. Das Gürbethal zwischen Wattenwil und
Belp ist somit ein sog. totes Thal, das nicht von seinem
heutiffen kleinen Fluss ausffewaschen worden ist. Dass
das Thal schon zu alten Zeiten von Menschen bewohnt
war, bezeugen die bei TofTen gemachten Funde von <je-
ßenständen aus der Römerzeit Mit Ausnahme von Belp
egen alle Dörfer nicht in dem einst den Hochwassem
zu sehr ausgesetzten Thalboden, sondern an den Seiten-
gehänffen des Thaies. Die Entwässerung des Thalbodens
hat seit der Kanalisation der Gürbe bereits grosse Fort-
schritte gemacht, so dass jetzt hier der Anbau von Kohl
(Kabis) einen bedeutenden Umfang angenommen hat.
Torfausbeute.
QUERCET (LE) (Kt. Wallis, Bez. Martigny, Gem.
Martigny Ville). 4i38 m. Zwei Gruppen von zusammen 7
Häusern, zwischen dem Fuss des Mont Chemin und dem
grossen Sumpfgebiet s. der Rhonethalstrasse, an der
Strasse Martigny-Charrat und 2 km ö. der Station Mar-
tigny Ville der Simplonbahn. 22 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Martigny. Die eine der 900 m von einander ent-
fernt gelegenen Häusergruppen heisst Le Guercet chez
les Farquet. Der Name wahrscheinlich vom latein. gtier-
cetum = Eichenwald herzuleiten.
Q0RQALET8CH (Kt. Graubünden, Bez. Plessur).
2444 m. Gipfel, rechts über dem Thal von Churwalden,
3 km s. über Prada im Schanfigg und 3,5 km nö. über
Churwalden. Von diesen beiden Orten wie auch von
Tschiertschen aus leicht zu besteigen. Schöne Aussicht
auf die umliegenden Crebirge und das Churer Rhein thal.
GORMSCH (Kt. Luzem, Amt und C^em. Entlebuch).
1347 m. Grosse Alpweide, im obem Becken der Grossen
Entlen und so. von Schimberg Bad. Nur im Sommer be-
zogen. Der im Entlebuch und eini&en Gegenden des Kan-
tons Bern vorkommende Ausdruck Gürmsch bezeichnet
den Vogelbeerbaum {Sorbua aucuparia),
Q0RM8CHB0HL (Kt. Bern, AmUbez. Interlaken).
1897 m. Abgerundeter und zum Teil bewaldeter Gipfel,
rechts über dem Lauterbrunnen thal, vor Jungfrau und
Mönchy zwischen Metüenalp und Wengemalp und w.
über Hotel und Station Wengemalp der Linie Lauter-
brunnen-Wengemalp-Grindelwald. Aussichtspunkt.
QUERRA (Kt. Graubünden, Bez. Moesa, Kreis und
Gem. Roveredo). 318 m. Kleines Dorf, auf einer Terrasse
üt>er dem rechten Ufer der Moesa und über der Mündung
der Traversagna in diese, 700 m sw. Roveredo und 12 km
nö. der Station Bellinzona. 30 Häuser, 107 kathol. Ew.
italienischer Zunge. Wiesenbau und Viehzucht. Die Män-
ner wandern als Glaser und Maler nach Frankreich aus.
QUERRAZ (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
Salvan). Häusergruppe. S. den Art. Gueuroz.
Q0SCHIQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Oestlich
Raron). 3000-2500 m. Kleiner Gletscher von 500 m Seiten-
länge, am W.-Hang des Güschihoms : sein Schmelzwas-
ser geht in das dem Längethalbach (Zufluss zur Binna)
zufliessende Kriegalpwasser.
Q08CHIHORN oder PIZZO DI CORNERA (Kt.
Wallis, Bez. Oestlich Baron). 3064 m. Gipfel, sw. Vorberg
des Cherbadung oder Pizzo del Cervendone (3213 m), in
der C^renzkette zwischen dem Binnenthal una der italie-
nischen Alpe Devero. 1802 zum erstenmal bestiegen.
Q08CHIJOCH oder PA880 DEL CHERBA-
DUNQ (Kt. Wallis, Bez. Goms). Etwa 3000 m. Passüber-
gang, auf der Landesgrenze gegen Italien, zwischen dem
Cherbadung oder Pizzo del Cervendone (3213 m) and dem
Güschihorn oder Pizzo di Comera (3084 m). Wahrschein-
lich nie völlig überschritten, sondern stets nur als Fuat-
punkt für die Besteigung des Cherbadung sowohl von der
Walliser Seite als von der italienischen Alpe Devero ans
benutzt. Auf der Siegf^iedkarte ohne Kote und Namen.
Q08LEN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 1835 m.
Gipfel, im Kamm ö. über dem Murgthal, n. Nachbar des
GuscHAPELLA. S. diesen Art.
QU ftTE (TftTE A)(Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 2902
m. Unbedeutender Gipliftl, ö. Vorberg des Bei Oiseau (2021
m) ; vom Col de la Gueuhlz aus in ^Z« Stunden erreichbar.
Q0TIKHAU8EN (Kt Zürich, Bez. Andelfingen, Gem.
Thalheim). 390 m. Kleines Dorf, am linken Ufer der Tbur
und 3 km nw. der Station Thalheim der Linie Winter-
thur-Etzwilen-Sinffen. Postabiaffe. 32 Häuser, 163 refonn.
Ew. Ackerbau und Viehzucht 1335 : Gutinghusen.
QOTLI (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Walzenhausen). .682 m. Kleines Dorf, Fortsetzung des
Dorfes Walzenhausen, an der Strasse nach Bemeg^ and
10 Minuten so. der Station der Drahtseilbahn Rheineck-
Walzenhausen. 24 Häuser, 139 reform. Ew. Wiesenbao.
Stickerei. Sehr beliebter Spazierwe^^ der Kurgäste too
Walzenhausen. Die Strasse nietet reizende Ausblicke auf
den Bodensee, das Rheinthal und die Baierischen und
Oesterreicher Alpen.
Q0T8CH. In der deutschen Schweiz ziemlich bäofig
vorkommender Ortsname: dient zur Bezeichnung einet
Berggipfels von abgerundeter Form. S. auch den Art.
GiTSCHEN. (Vergl. Schweizer. Idiotikon, Bd II).
Q0T8CH (Kt und Amt Luzern, Gem. Honau). 479 m.
Gruppe von 2 Häusern, 300 m s. Honau und 1,5 km nö.
der Station Gisikon-Root der Linie Zürich-Zug-Luzero.
16 kathol. Ew.
Q0T8CH (Kt, Amt und Gem. Luzern). 525 m. Hügel,
etwa iÖO m sw.
über der Stadt
Luzern gele-
gen. Seiner
schönen Aus-
sicht u. leich-
ten Zugäng-
lichkeit wegen
stark besucht.
2 Häuser, 16
kathol. Ew.
Mit der Stadt
durch eine 180
m lanffe Draht-
seilbann von
53%Steiffung
verbunden.
Fahrzeit 2 Vi
Minuten. Aus-
sicht auf Stadt
und See, Rigi
und Bürgen-
stock, Unter-
waldner Al-
pen. Titlis und
nach N. hin
auf das schwei-
zerische Mit-
telland bis zum
Uetliberg bei
Zürich. Gast-
hof mit Aus-
sichtsturm u.
Restaurant.
Q0T8CH
(Kt Uri). 2295
m. Gipfel, äusserster sw. Eckpunkt des Schienstockes (S893
m), in der Gruppe des Crispalt, 2 Stunden nö. über Ander-
matt u. unmittelbar nö. über der Teufelsbrücke. Befestigt
Der Güisch in Lasern.
GUT
GUF
485
QOTTINQEN (Kt. Thorgau, Bez. KrenzliDgen). 415
m. Gem. und grosses Pferrdorf, am linken Ufer des Bo-
densees und an der Strasse Komanshorn-Konstanz, 8 km
nw. Romanshom. Station der Linie Romanshom-Kon-
stanz. Poetbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde: 175
Häuser, 917 Ew. (691 Reformierte, 219 Katholiken) ; Dorf :
147 Häuser, 796 Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit
Dünnershaus, Rutishausen und Oberlöwenhaus. Die
Kirche dient dem Gottesdienst beider Konfessionen. Ge-
meinde sehr ausgedehnt und mit schönen Waldungen.
Ein Teil des Dorfes liegt unmittelbar am Seeufer, wäh-
rend der andere, grössere Abschnitt sich bis in eine Ent-
fernung von 1 km vom Ufer hinzieht. Acker-, Wiesen-,
Obst- und etwas Weinbau, Viehzucht und Milchmrt-
schaft. K&aerei. Eine Färberei mit 35 Arbeitern. Stickerei
als Hausindustrie. Fischfang und Schiffahrt. Vom Schloss-
turm aus sehr schöne Aussicht auf See und Alpen. Land-
wirtschaftliche Genossenschaften, Schiess- und Gesangver-
eine. Schon 883 nennt hier die Chronik von Neugart eine
Villa Gutitiinga; die Kirche wird seit 1275 urkundlich
erwähnt. In kirchlicher Beziehung zuerst vom Kloster
Kreuzungen abhängig. Später entstanden auf Boden der
Gemeinde drei Burgen: am See die Burg Gütüngen,
auch Wasserburg geheissen, Heimat der Herren von Güt^
tingen ; die heute noch bestehende Moosburg und endlich
die Oberburg. Alle drei waren Eiffentum der reich begü-
terten Herren von Gdttingen, nach deren Aussterben sie
an das Konstanzer Patriziergeschlecht Ehinger übergin-
gen. Die Moosburg gehörte 1397 den Breitenlandenberg,
wurde 1406 von den Appenzellem zerstört und kam 1452
zusammen mit der Wasserburg an den Bischof von Kon-
stanz, der hier einen \osfi einsetzte. Von einem der Her-
ren von Güttingen erzänlt man sich, dass er einst seine
mit Abgaben und Frohnleistungen aller Art schwer be-
drückten Vasallen auf ihre Bitten um Abhilfe hin zu einer
Besprechung in eine Scheune eingeladen habe,worauf er das
Gebäude abschliessen und anzünden Hess. Die Schmerzens-
schreie der Unglücklichen veranlassten ihn zu einem rohen
Lachen und zu dem Ausspruch : Hört, wie die Mäuse pfeifenl
Dieser Tyrann wurde endlich selbst von seinen Untertanen
im Turm der Wasserburg aufgehängt, der seither im
Volksmund
den Namen
des Mäuse-
turms führt.
Bei der Moos-
burg Pfahlbau-
ten aus der
Steinzeit. 799:
Cutaningin ;
910:Gutingan.
QOTTIN-
QERWALD
(Kt. Thurgau,
Bez. Kreuzlin-
gen). 465-514
m. Grosser
Wald, s. Gut-
Üngen ; zwi-
schen den Dör-
fern Kesswil,
Dozwil, Som-
mer!, Lang-
rickenbach u.
Güttingen und
von der Strasse
Amriswil- Güt-
tingen durch-
zogen. 625 ha
gross. Die ein-
zelnen Ab-
schnitte des
Waldes tragen
wieder ihre ei-
genen Namen.
Vorwiegend
Laubholz mit
Auf dam Gol de U Ouoolas.
einer Anzahl von schönen Eichen. Güttingerwald heisst
aoch ein Teil des 150 ha grossen Forstes im N. dieser
Waldlandschaft.
QUKULAZ (COL DK LA) (Kt. WaUis, Bez. Saint
Maurice). 1945 m. Passübergang, in der Gruppe des Fon-
tanabran zwischen Bei Oiseau (2624 m) und Six Jeur (2056
m). 2 V4 Stunden sw. über Einbaut. Verbindet das Dorf
Einbaut in 3 V« Stunden mit den Sennhütten von Barbe-
rine und der Schutzhütte Barberine des S. A. C. Tiefe
Scharte im (^ebirge. Nach der Passhöhe steht ein kleines
(jasthaus, das als Ausgangspunkt für eine Reihe von
Touren, wie z. B. die Besteigung des prachtvollen Aus-
sichtsberges Six Jeur oder des Bei Oiseau, dient.
QUEULK, OAULft, QAULOZ, QOULKT, QOU-
LETTE, QOLET, QOLETTK etc. Ortsnamen, in den
gebirgigen Gegenden der Aranzösischen Schweiz häufiff
vorkommend; dienen zur Bezeichnung von engen und
nur durch ein schmales Couloir zugänglichen, schlund-
ähnlichen (gueule) Pässen.
QUKUROZ oder QUKRRAZ (Kt. Wallis, Bez. Saint
Maurice, Gem. Salvan). 660 m. Gruppe von 6 Häusern
mit kleinem Gasthof, in pflanzengrüner Einsamkeit über
den rechtsseitigen Felswanden der Gorges du Trient und
1 km s. der Station Vemayaz der Simplonbahn, von wo
ein in die Felswand Les Gharpfäs eingehauener Zickzack-
weg in einer halben Stunde nach (jrueuroz hinaufführt.
17 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vemayaz. Von Eugen Bam-
bert in seinem Essay Les cerise$ du valUm de Gueuroz
prachtvoll geschildert. Ausffangspunkt für die kürzeren
Ausflüge am rechten Hang des Tnentthales.
QUEVAUX (Kt. Waadt, Bez. Avenches, Gem. Mur und
Kt. Freiburg, Bez. See, (}em. Haut Vully). 445 m. Gruppe
von 5 Häusern, nahe dem NW.-Ufer des Murtensees, auf
der Grenze zwischen den Kantonen Waadt und Freiburg,
an der Strasse Estavayer-Sunez, 700 m s. Mur und 2,3 km
sw. der DampfiBchiflMation Mötier-VuUy. 20 reform. Ew.
Kirchgemeinden Montet^Cudrefin und Mdtier-VuUy. (ge-
hörte Im 13. Jahrhundert zu einem Lehen des Bischofes
von Sitten und war zur Zeit der Bemer Oberhoheit der
Schlossherrschafl Cudrefin zugeteilt. Vor 1818 richtete
man hier eine Papierfabrik ein, die noch 1829 bestand
und deren Fabrikat eine Zeit lang berühmt war. Ziemlich
grosser Pfehlbau aus der Steinzeit, auf einem aus Steinen
künstlich zusammengetragenen kleinen Hüf[el, der sog.
Tour des Sarrasins, der ziemlich weit im See draussen
liegt und seit der Juragewässerkorrektion über den Was-
serspiegel emporragt.
QDZ (PIX) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 3160 m.
Gipfel, im w. Abschnitt des Beminamassives, höchster
Punkt des am Piz Fora von der Hauptkette auszweigenden
und das Val Fex vom Val Fedoz trennenden Kammes.
Seine n. Schulter heisst Piz Lad (3090 m). Beide über den
N.-Grat ziemlich leicht zugänglich, aber nur selten be-
sucht.
Q0ZI8CHWBNDI (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem.
Wachseldom). 977 m. 13 zerstreut ffelegene Häuser, auf
den Höhen zwischen dem Bötenbacn und der Botachen,
1 km so. Wachseldom und 10 km nö. der Station Steffis-
burg der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 81 reform.
Ew. Kirchgemeinde Buchholterberg.
QUFKL, QUFLEN oder QOFLKN. Ortsnamen der
deutschen Schweiz ; besonders oft in den einst von den
Rätoromanen besiedelten Gegenden des Kantons Glarus
und des St Craller Oberlandes vorkommend. Vom latein.
cavula = Grotte, Höhle, Spalte (französisch balme) her-
zuleiten. Vergl. dazu das Schweiier, Idiotikon.
QUFKI.BACH (Kt. St. Gallen, Bez. Sar|rans). Bach;
rechtsseitiger Zuiluss zur Seez, in die er bei Weisstannen
im Weisstannenthal mündet. Sammelt alle Wasser des vom
Val Lavtina oder Lavatina und seinen obera Verzweigungen
(Gutenthal, Muttenthal, Valtüsch) gebildeten grossen und
wilden Felszirkus an der NW.-Flanke der Grauen Homer.
Das Thal des Baches ist ganz im eocänen Flysch ausge-
waschen, der den Muldenschenkel der Glamer Doppelfalte
bildet und hier noch zahlreiche kleinere Faltenerschein-
ungen aufweist. Ausser den den Thalkessel im 0. über-
ragenden Grauen Hömera im engem Sinn finden wir als
Umrahmung noch eine Reihe von meist üt>er 2400 m ho-
hen Gipfeln, die hauptsächlich aus Flysch bestehen ; es
sind dies, von S. über W. nach N. gezählt, der Ziner-
spitz (2510 m), Seezberg (2481 m), Heldelspitz (2432 m),
Hangsackgrat (2640 m), Laritschkopf (2507 m) und Hühnert
spitz (2374 m). Zwischen Heidelspltz und Seezberg fuhr-
486
6UF
6UG
der Heidelpass (2397 m) dnrch, der Weisdtannen über das
Gufelbachthal und Valtüsch mit dem Calfeisenthal und
Vättis verbindet.
QUFEL8TOCK (Kt. Glarus). 2436 m. Südlichster
Gipfel in der Gruppe des Schild, m dem vom Schild nach
SO. ausrweigenden und das Semfthal vom Widersteiner-
loch trennenden Felskamm ; 4,5 km n. über dem Dorf
Engl. Besteht aus rotem Verrucano (Semifit) und f&llt
nach 0. zum Widersteinerloch und Mühlebachthal in
steilen Winden ab, während am sanfter geböschten W.-
und S.-Hang die Alpweiden Fässis, Gheist und Gufeli
lieffen. Das S.-£nde des Kammes ist von zahlreichen
Scnarten und Runsen zerschnitten, woher der Name
Gufelstock (< zerrissener Stock »). In früheren Zeiten ha-
ben sich vom Berg zahlreiche kleine Felsstürze losgelöst,
und heute noch bilden die jedes Jahr herabfallenden
Felsblöcke für die Alpweiden am S.-Hang und selbst für
das Dorf Engl eine beständige Gefahr. Das unregelmässig
geformte Plateau, über dem sich der Gipfel ernebt, ist,
esonders auf der SO.-Terrasse, reich an kleinen Rund-
höckem und geschliffenen Felspartien, die von einer eins-
tigen Yergletscherung dieser Gebiete zeugen. Der Gufel-
stock kann von Engl oder Schwanden aus in 4-5 Stunden
bestiegen werden und bietet eine schöne Aussicht auf die
Glamer und St. Galler Alpen.
QUFEL8TOCK (Kt. Glarus, Gem. Engl). 800-1150 m.
23 am S.-Hans des gleichnamigen Ber|^s zerstreut gele-
Sene Häuser, 7,-1 Stunde n. üBer Engl. Jede dieser Sie-
elungen trägt ihren eigenen Namen (Grütsch, Bergli,
Sööli, Linden, Kommenberg, Egg, Bifang etc.). Sie stehen
auf übereinander folgenden Terrassen, alten Moränenab-
lagerungen des einsti|[en Mühlebachthalgletschers. 96 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Matt.
GUFEREN (Kt. Uri, Gem. Silenen). 1267 m. Gruppe
von 10 Hütten, im Maderanerthal am linken Ufer des
Kärstelenbaches, etwas so. vom Hotel zum S. A. C, am
Weg zur Hüfihütte des S. A. C. und zum Hüflgletscher.
Guferen, Gufer = Kies- oder Schotterfeld. CVergl. Schweu
zer. Idiotikon, Bd II, S. 132).
QUQEL. Ortnamen der deutschen Schweiz, besonders
abgerundeten Bergformen beigelegt; vom iatein. cuculla
= Kapuze.
QUQEL (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3180 m. Gipfel, in dem
den Ried- oaer Gassenriedgletscher im W. begrenzenden
Kamm und unmittelbar ö. über dem zwischen den Sta-
tionen St. Nikiaus und Herbriraen der Linie Yisp-Zermatt
gelegenen Weiler Mattsand. Von St. Nikiaus aus in 6
Stunden ohne Schwierigkeit zu besteigen.
QUQEL (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2707 m. Felsspom,
über der Alpweide Riffelbei^r und an der NW.-Flanke des
Gomergrates, Vt Stunde no. über dem Hotel Riffelberg.
Schöne Aussicht auf den Findelengletscher, die ihn um-
rahmenden Gipfel (z. B. das Rimpnschhom) und auf die
Zermatter Riesen (Monte Rosa, Lyskamm, Breithom,
Matterhom, Dent Blanche, Weisshom). Vor der Erbauung
der Bahn auf den Gomergrat häufig besucht.
QUQELBERQ (Kt. Aarffau, Bez.Zurzach). 476 m. Be-
waldete Anhöhe, zwischen dem Guntenbach u. einem sei-
ner kleinen linksseitigen Nebenbäche, 2 km )w. Leu^em.
QUQELBERQ (Kt. Schwyz, Bez. March). 1150 m.
Gipfel, w. Ausläufer der Kette Schienberg- Aubrig, die
1 km s. Vorder Wäggithal das Thal der Aa plötzlich quer
abschliesst und dem bach und der Strasse Vorder WSggi-
thal-Hinter Wäffgithal nur einen engen Durchpass durch
die Erosionsschlucht zwischen Grossem Aubrig undGugel-
berg gewährt. Eine Höhle an seinem S.-Hang, das sog.
Schuhmaehersloch, hat zu zahlreichen Volkssagen Veran-
lassung gegeben.
QUQELIQRAT (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2363 m. Gras-
bewachsener Bergrücken, in dem vom Weissmies zum
Seehom (überGondo) ziehenden und das Zwischbergen-
thal oder Val Vaira vom La<}uinthal trennenden Grat. Der
NW.-Hang gehört zur Gugelialp (Lac^uinthal), derO.-Han^
zur Brunalp. Von Gstein an der Simplonstrasse in drei
Stunden zu erreichen.
QUQEN (Kt. Solothum, Amtei Olten-Gösgen). 804 m.
Bewaldete Annöhe. Ausläufer der Schafmatt; zwischen den
Thälchen des Erzoaches und Dorfbaches und 2 km w.
Ober Erlinsbach. Gugen= Anhöhe (vergl. Schweizer. Idio-
tikon, Bd II, S. 157).
QUQER (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen. Gem. Bua*-
wil). 600 m. Gruppe von 8 Häusern ; 1»5 km nw. Melchnau
una 3,5 km ö. der Station Lotzwil der Linie Langenthal-
Wolhusen. 39 ref. Ew. Kirchgemeinde Melchnan.
QUQQEIEN (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tablat).
680 m. Gruppe von 7 Häusern, über dem rechten Ufer der
Steinach und 2 km nö. der Station St. Fiden der Lioie
St. Gallen-Rorschach. 43 kathol. Ew. Kirchgemeinde St.
Fiden. Ackerbau, Viehzucht u. Milchwirtschaft. Stickerei.
Auch Guggaien geschrieben.
QUQQEIENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster).
16^ m. Bergstock, zwischen Mattstock und SäntLsgruppe,
links über der Thur und sw. über Stein im Toggenborg.
Bildet wie der Mattstock eine auf den Flysch überschobe»?
Kreidescholle.
QUQQENBOHL, QUQQI8BERQ etc. Ortsnamen
der deutschen Schweiz ; vom Dialektausdruck guggen =
schauen herzuleiten. Guggi = Aussichtspunkt, Signal.
QUQQENBÜHL (Kt. u. Amt Luzern, Gem. üdligens-
wil). 642 m. Gruppe von 3 Häusern, auf der Grenze gefcen
den Kanton Schwyz, 700 m nö. Udligenswil und 3,5 km
nw. der Station Küssnacht der Gottbardbahn. 14 katbol.
Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
QUQQENBOHL(Kt. Thurgau, Bez. Weinfeld en. Gem.
Birwinken). 487 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Ter-
rasse über dem linken Ufer der Aach und 1 km n. der
Station Erlen der Linie Zürich-Winterthur-Romansbom.
Telephon. 41 reform. Ew. Kirchgemeinde Bürglen-Andwil.
Acker- und Weinbau, Käse- und Ziegenhandel. Säge.
Wirtshaus. Ehemaliges Feudalschloss, jetzt Privathaus.
QUQQENEN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Simpeln).
1685 m. Maiensässe mit einigen Hütten und einem Bet-
haus, am Fuss des Hübschhoms und am untern Rand
eines die Simplonstrasse überragenden Waldes, am lin-
ken Ufer des Krummbachs und 2,5 km nw. vom Dorf
Simpeln. Diese dem Thälchen von Hohmatten ^
kleine Ebene verdankt ihre Entstehung einer vom
bodengletscher einst abgelagerten Moninenbarre, hinter
der sich ein kleiner, von den geschiebereicben Gletscher^
wassern (Krummbach und Hohmattenbach) bald wieder
aufgefüllter Stausee ffebildet hatte. Mehrfach vervnistet,
so z. B. 1587 und lö42 von Bergstürzen aus dem Hob-
mattenzirkus und 1888 von einer mächtigen Lawine, die
das Betbaus und die Schutzwehr einer hier über den
Krummbach setzenden Brücke der Simplonstrasse zer-
störte. Die Alpweide Guggenen daher mit zahlreichen
Felsblöcken übersät und nur wenig ergibig.
QUQQENHOrlI (Kt. Bern, AmUbez. (nterlaken).
1862 m. Oestl. Vorberg dies Gremmenalphoms (2064 m), w.
über dem Dorf Habkem, von wo aus er über die Alpweide
Bort AUmend in 2 Stunden erreicht werden kann. SO.-
Hang bewaldet, N.- und NO.-Hang mit Alpweiden be-
standen.
QUQQER (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Richen-
thal). 540 m. Gruppe von 8 Häusern, 700 m w. Riehen-
thal und 3,5 km w. der Station Dagmersellen der Dnie
Luzem-Olten. 52 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Der Name von guggen =
schauen, Gugger also = Aussichtspunkt.
QUQQEREN (Kt. u. Bez. Schwyz, Gem. Oberlberg).
1261 m. Bergrücken, im Winkel zwischen der Vereinigung
der Stillen Waag mit der Minster und unmittelbar n.über
Ober Iberg. Fällt zum Thal der Stillen Waag mit einer
300 m hohen senkrechten Felswand ab, während der Hang
ge^n Ober Iberg als breiter Rücken mit schönen Alp-
weiden und Bauernhäusern bestanden ist. 8 Häuser, 56
kathol. Ew. Alpwirtschaft, Viehzucht und Viehhande).
Etwas Seidenweberei. Französische Soldaten stürzten 1799
von der Guggerenwand einen Bauern zu Tode, der seine
Töchter vor Misshandlung zu schützen versucht hatte.
QUQQERLIHORN (Kt. Graubünden, Bez. Hintei^
rhein). 2921 m. Gipfel, Vorberg des Hochberghoms, 500
m so. von diesem und sw. über dem Hochberggletscher;
1,3 km nö. der Zapporthütte des S. A. C.
QUQQERLOCH (Kt. Appenzell I. R.). 918 m. Wald-
tobel, vom Bleich wäldlibach ciurchflossen und dem stark be-
gangenen Fussweg Gais-Weissbad durchzogen. Quelle mit
sehr kaltem Wasser, durch dessen Anwendung einet eine
Frau von ihrem Augenleiden ffeheilt ward. Zum Dank da-
für Hess die Geheilte hier die kleine St. OttilienkapeUeer-
6U6
GU6
487
bauen. Der Name wahrscheinlich vom Dialektaasdruck
Gugger = Kukuk. Auf dem benachbarten Hirschberg die
Burgruine Schönenbühl.
QUQQERNELL (Kt. Graubünden, Bez.
Albula). 2683 und 2743 m. Doppelgipfel, am
SW.-Ende der Strelakette und 5 km n. AI-
vaneu, von wo aus er über die Alp La
Crusch erstiegen werden kann. Nach W.
zweigt vom Guggemell ein langsam sich
senkender Kamm ab, der mit der Furcletta
(2577 m) an die Gruppe des Aroser Rothoms
sieb anschliesst.
GUQQERNELL (HINTER, OBER
u. UNTER) (Kt. Luzem, Amt Sursee,
Gem. Wolhusen). 700-655 m. 6 Bauernhöfe,
auf einer ziemlicn steil geböschten Anhöhe ;
2,5 km w. der Station Wolhusen der Linie
Bem-Luzem. 37 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Der Name vom Zeitwort guggen
= schauen und von nel, nell (althoch-
deutsch hnel) = Berg, Hügel; Guggemell
also = Schauenberg.
QUQQERNOLL (Kt. Graubünden, Bez.
Hinterrhein). 2887 m. Schlankes und sehr steiles Fels-
horn, in der Gruppe des Tambohoms und von diesem
durch den Areuepass geschieden ; 2,5 km so. Nufenen im
Rheinwald. Vom Areuepass aus über den S.-Grat zu er-
reichen.
GUQQER8BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzen-
burg. Gem. Guggisberg)^. 767 m. Gruppe von 5 Häusern,
am fechten Ufer der Sense und an der Stelle, wo die
Strasse Freiburg-Rechthalten-Guffgisberg den Fluss auf
einer alten Holzbrücke überschreitet; 2,1 km sw. Guggis-
berg und 13 km so. Freiburg. 28 reforra. Ew. Mühle.
GUQQER8HORN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzen-
burg). 1283 m. Gipfel, Teil der von da über die Giebel-
egff nach O. ziehenden und jenseits der Aare mit der
Falkenfluh sich fortsetzenden Molassefalte. Den mit Wald
und Wiesen bekleideten Hängen ist zu oberst eine steil-
wandiffe Nagelfluhspitze aufgesetzt, die man über eine
Holzleiter erklettert und auf der ein hölzerner Pavillon
steht. Schöne Aussicht, besonders auf den Kanton Frei-
burg. Am SW.-Hang des Guggershoms steht das Dorf
Guggisberg.
QUGQIBERQ (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Gett-
nau). 600 m. 7 Häuser, am linksseitigen Gehänge des
Thaies der Luthem und 1,5 km n. der Station Gettnau der
Linie Lanjg^enthal-Wolhusen. 55 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Ettiswil. Ackerbau und Viehzucht.
QUQGIQLET8CHER (Kt. Bern, Amtebez. Inter-
iaken). 3000-2150 m. Gletscher, 2 km lang und im Mittel
500 m breit ; beginnt am Fuss des SW.-Abfalles des Mönch
und erhält als grössten Nebenarm den stark zerklüfteten
Kühlauenengletscher. Der Bach des Guggigletschers bildet
zwei kleine Fälle, durchfliesst die Biglenalp und ist der
Hauptquellbach des in die Weisse Lütschine mündenden
Trü mieten baches. Auf den Guggigletscher fallen die vom
W.-Hang und S.-Kamm des Mönch herabkommenden
Eis- und Schneelawinen. Am rechten Ufer des Gletschers
nahe seinem untern Ende steht die Guggihütte des S. A.C.
QUQQIHOTTE (Kt. Bern. Amtsbez. Interlaken) 2397
m. Schutzhütte des S. A. C, über dem rechten Ufer des
Guggigletschers am Fuss des NW.- Kammes des Mönch.
Von der Sektion Oberland 1874 erbaut und 1893 umgebaut.
Besteht aus Stein und bietet für 8—10 Personen Kaum.
Wasser in der Nähe. 2*/, Stunden über der Wengemalp.
Dient als Ausgangspunkt für die von dieser Seite aus sehr
schwierigen Besteigungen des Silberhoms, der Jungfrau
und des Mönch.
QUQGI8BERG (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg).
Ausgedehnte Zivil- und Kirchgemeinde, im SW.-Winkel
des Berner Mitteliandes, über dem rechten Ufer der hier
auf der Grenze zwischen Bern und Frei bürg in tiefem
Tobel fliessenden Sense. Die Gemeinde reicht vom Bür-
fferwald bei Schwarzenburg bis hinauf zum Kamm der
Stockhomkette und wird vom Bergzug der Eeg in zwei
von einander stark verschiedene Teile geschieden : einen
mit Aeckern und Wiesen bestandenen nördlichen und
einen wenig ergibigen, schwach besiedelten und meist
nur Alpweiden tragenden südlichen Abschnitt. An den
Hängen der Egg grosse Gemeindewaldungen. Die Mehr-
zahl der Hänsergruppen und zerstreut gelegenen Bauem-
Guggisberg von Nordoston.
höfe steht in einer Höhe von über 10(X) m. Mittelpunkt
der Gremeinde ist der nur 12 Häuser und 89 Ew. zämende
Weiler Guggisberg. Hier steht auf aussichtsreicher An-
höhe in 1118 m die Pfarrkirche, 18 km osö. der Station
Thumen der Gürbethalbahn (Bem-WattenwU-Thun). Post-
bureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Schwar-
zenburg. Ueber dem Weiler das Gugffershom mit schöner
Aussicht. Die Gemeinde umfasst menr als 300 zerstreute
Bauernhöfe, von denen die meisten als Einzelsiedelunffen
mitten im dazugehörigen Land stehen. Seltener finden
wir dann auch kleine Gruppen von Höfen, wie z. B. Wah-
lenhaus, Hirschmatt, Laubbach, Plötsch, Kalchstätten,
Kriesbaumen, Schwendi, Riffenmatt, Riedstätten etc. Ge-
meinde als Ganzes: 476 Häuser, 2809 reform. Ew. Seit
1888 hat die Zahl der Einwohner nur um 7 Personen zu-
fenommen. Starke Auswanderunff nach Amerika. Acker-
au und Viehzucht; wichtig ist nier besonders noch der
Anbau von Weizen. Die verhältnismässig beträchtliche
Zahl der ortsansässigen Armen rührt davon her, dass die
Berner Regierung früher die Armen des ganzen Kantons
hier zur Urbarmachung des Bodens anzusiedeln pflegte.
Der Weiler Guggisbere^ hat sich seit einigen Jahren zur
Sommerfrische entwicKelt. Die Bewohner dieses Land-
strichs bilden ein für sich abgeschlossenes kleines Bauern-
volk, das stark am Althergebrachten hänfft, eine eigene
Mundart spricht und sich trüber auch nocn durch seine
originelle Tracht (vergl. Art. Bern, Kanton) von den
übrigen Bemer Bauern unterschied. Die historisch nicht
gestutzte Ueberlieferung will dieses Völkchen von den
alten Sachsen abstammen lassen. Guggisberg ist wohl
eher in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters von
nicht sehr weit herkommenden und von den altansässigen
Bemer Bauern nicht so stark verschiedenen Kolonisten
besiedelt worden. Eine Kirche stand hier als Mona Gu-
chani schon 1148 und v^r dem Kloster Rüeggisber^ zu
Eigen. 1076: Mons Gucha; 1148: Cucansberg; französisch
Mont Cuchin. Heimat von zahlreichen durch eigene Kraft
emporgekommenen Männern, besonders Astronomen und
Mechanikern, wie von Christian Beyeler (1774-1824|, des
Schuhmachers, Dichters und Musikers Christian Zbmden
(tl821) und des talentvollen Goldschmids und Uhren-
machers Johannes Heilgenstein, der 1833 nach Amerika
auswanderte. Vergl. Jenzer. Heimatkunde de» Amte»
Schwarzenburg, Bern 1869.
QUQQI8BERQ (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem.
Triengen). 504-550 m. 6 Bauernhöfe, ö. der Strasse Aarau-
Sursee zerstreut gelegen, 1 km n. Triengen und 9 km n.
der Station Sursee der Linie Luzern-Olten. 40 kathol. Ew.
Kleine Kapelle. Ackerbau und Viehzucht.
QUQQI8QRAT (Kt. Bem, Amtsbez. Interlaken). Lan-
ger und verwitterter Felsffrat, über dem Justisthal einer-
seits (wo er Beatenbergflun oder Wandfluh genannt wird)
und dem Suldbachthal und Thunersee andererseits, zu
welchem er mit sanft geböschtem, das langgestreckte Dorf
St. Beatenberg tracenden Hans absteigt. Beginnt am
Niederhom (1995 m), zieht nach NO. bis zum Grünenberg
und trägt als Einzelgipfel den Burgfeldstand (2067 m ; zur
488
GUG
GUL
Burfffeldal^ gehörender Raseneipfel), das Gemmenalphom
(2064 m ; höchster Punkt der Gemmenalp), den Kühstand
(1936 m) und Laubergrat (1877 m). Alle diese Punkte sind
von St. Beatenberg aus in je etwa 3 Stunden leicht zu er-
reichen und werden ihrer prachtvollen Aussicht auf die
Hemer Hochalpen wegen von den zahlreichen Kurgästen
der genannten Ortschaft häufig besucht.
QUQQI8TAFEL (Kt. W^is, Bez. Westlich Raren,
Gem. Blatten). Alp weide mit zwei Gruppen von Hütten
und Stadeln (in 1922 und 2(XX) m), im Lotschenthal auf
den Terrassen rechts über der Lonza und zwischen dem
kleinen Jägigletscher und dem Inner Faflerthal. Untersta-
fel der Guggenen- oder Gugginenalp. Wird jeden Sommer
mit etwa iQO Stück Grossvieh und 230 Schafen befahren
und produziert jährlich 650 kg Magerkäse und 320 kg
Butter. Während zweier Sommermonate von etwa 90 Per-
sonen bezogen.
GUQQITHAL (Kt. Uri). 1950-1449 m. 3 km langes
Hochthälchen, zwischen den Felswänden des Geissbergs
(2718 m) und dem Kamm des Nageldach (2454 m) einge-
schnitten, die beide Ausläufer des Schlossbergs (3133-2837
m) in der Gruppe der Spannörter sind ; zwischen Reuss-
thal und £n{[elbergerthal. Im Hintergrund des Guggi-
thales liegt ein grosses Fimfeld, dessen Schmelzwasser
dem vom Surenenpass herabkommenden und bei Erstfeld
von links in die Reuss mündenden Bockibach zufliessen.
GUGGITHAL (Kt. und Gem. Zug). Sommerfrische
mit Hotel-Pension, am Zugerberg und an der Strasse
Zug-Felsenegg, 1 km so. Zug. Nahe bei grossen Waldun-
gen. Schöne Aussicht auf die Stadt und den Zugersee.
QUQLERA oder QAUGLERA (Kt. Freiburj^, Bez.
Sense, Gem. Rechthalten). 921 m. Gruppe von 4 Hausem,
nahe der Quelle des Galtembaches (Gotteron), 2 km so.
Rechthalten (Dirlaret) und 12,5 km so. vom Bahnhof Frei-
burg. Telephon. 130 kathol. Ew. deutscher Zunge. Futter-
bau und Viehzucht. Grosse Erziehungsanstalt für junge
Leute beiderlei Geschlechtes (meist Franzosen und
Deutsche), 1846 gegründet ; mit grossem Landbesitz. Ka-
pelle Unserer lieben Frauen zur Barmherzigkeit.
QUIDINO INFERIORE und QUIDINO 8UPE-
RIORE (Kt. Tessin, Bez. Luffano, Gem. Calprino). 315
und 350 m. 3 Häuser, am N.-russ des Monte »an SaWa-
tore und nahe dem rechten Ufer der Luganersees; 2,5 km
ssö. vom Bahnhof Lugano. 32 kathol. Ew. Kirchgemeinde
San Pietro Pambio. Acker- und Weinbau, Seidenraupen-
zucht. Schöne Aussicht auf Lugano und Umgebung.
GUIN (Kt. Freibnrg, Bez. Sense). Gem. und Pfarrdorf.
S. den Art. Düdingen.
QUINAND (L'AUBERQE) (Kt. Neuenburg, Bez.
Val de Ruz. Gem. Fontaines). Wirtshaus. S. den Art Loges
(Les).
QUINTZET (AU) (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem.
Freiburg und Villars sur Gläne). 700 m. Gruppe von 2
Häusern, 1 km w. Freiburg auf einer Anhöhe mit schöner
Aussicht. 20 kathol. Ew. Kirchgemeinden Freiburg und
Villars sur Gläne. Hier liegt in 690 m das grosse Reser-
voir der Wasserversorgung der Stadt Freiburg, in das
das Saane Wasser 558 m hoch hinaufgepumpt wird. Etwas
weiter unten stand noch zu Beginn des verffanffenen
Jahrhunderts der Galgen, an dem die zum Toae Verur-
teilten gehängt wurden. Heute ist die Stelle durch ein
Denkkreuz bezeichnet.
GÜLDENEN (HINTER und VOR DE RWKt. Zürich.
Bez. Uster, Gem. Maur und Egg). 772 und 795 m. Zwei
Gruppen von zusammen 5 Häusern, 900 m von einander
entfernt, am N.-Hang des Pfannenstiel; 2 bezw. 2,9 km
nw. Egg und 8 km sw. der Station Uster der Linie Zürich-
Uster-Rapperswil. 31 reform. Ew. Kirchgemeinden Maur
und Egg. Römische Münzen. Früher Goldingen geheissen.
GULDENTHAL oder QOLDENTHAL /Kt. Solo-
thum, Amtei Baisthal). 1000-560 m. Kleines Thal, vom
Gulden thalbach durchflössen, zwischen der Hauenstein-
kette im S. und der Kette des Passwan^ im N. Zieht sich
auf eine Länge von 10 km in nö. und ö. Richtung gegen
Mümliswil, wo es etwa 3 km breit wird. Im schmäleren
oberen Abschnitt einige Bauernhöfe und eine Kapelle.
Ausbeute von eisenerzhaltigem Bolus (Eocän). Zerfallende
ehemalige Ziegelei. Vergl. Gressly, A. Observations geolog,
sur le Jura soleurois. 1841.
QULDENTHALBACH oder RAMI8WILBACH
(Kt. Solothum. Amtei Balsthal). Bach des Guldenthales;
entspringt in 1000 m Höhe im Moos zwischen der Paas-
wangkette im N. und der Kette des Hauenstein im S.,
fliesst, ohne nennenswerte Zuflüsse zu erhalten, in nö.
und ö. Richtung bis Mümlisvnl, biegt dann nach S. um,
nimmt den im Unterlauf verbauten Limmembach auf,
beschreibt zahlreiche Serpentinen, durchschneidet die
Kette des Hauenstein und mündet unterhalb St. Wolfgang
in 507 m in den Augstbach. Treibt unterhalb Mümliswil
zwei Kardenfabriken.
QULDER8TOCK (Kt. Glarus). 2522 m. Hauptgipfel
der vom Weissmeilen (Gruppe des Mageren) nacn SW.
zwischen Semfthal, Mühleoachthal und Krauchthal sich
vorschiebenden Kette. Zu oberst liegt eine 60 m mächtige
Liasbank, deren dunkle, zerrissene und schwer zu erklet-
ternde Wände einer Burgruine gleichen, weshalb das Volk
den Gipfel auch wohl das tSchloss» nennt. Die obon
Hänge oestehen aus Verrucano, die untern aus eocänen
Schiefem und Sandsteinen. Am S.- und SW.-Hang die
Alpen Ochsenfittern, Kühfittem und Weissenberge. Am
SW.-Fuss zieht sich bis zum Dorf Engi der Schutthaufen
eines prähistorischen Felsschlipfes. Zwei von der Küb-
fittemalp herabkommende Wfldbäche haben sich im
Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts tiefe Runsen ausge-
waschen und werden bei Hochwasser dem s. Abschnitt
von Ensi oft gefahrlich. Grosse Vertieerungen haben auch
schon aie vom SW.-Hang des Gulderstock^ sich lösenden
Lawinen angerichtet, namentlich die eine von 1738, die
ein Haus zerstörte und 10 Personen tötete.
QULDI8CHLOO (Kt. Zünch, Bez. Hinwil, Gem.
Wetzikon). 555 m. Weiler, auf einer Anhöhe zwischen
Ober und Unter Wetzikon, 500 m n. der Station Wetzikon
der Linie Zürich-Uster-Rapparswil. 14 Häuser, 124 reform.
Ew. Schöne Aussicht. Früher Guldislo (althochdeutsch
loh = Wald).
GULDI8TUD (HINTER und VORDER) (KL Zü-
rich, Bez. Hinwil, (^em. Dümten). 495 m. Zwei Gruppen
von zusammen 8 Häusern, 1 km nw. der Station Rüti der
Linie Zürich-Uster-Rapperswil und 1,5 km s. Dümten.
71 reform. Ew.
QULER (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Sargans). 490
m. Feld vor dem Städtchen Sargans. Hier fand am 18.
September 1814 die Landsgemeinde statt, die den An-
schluss des Gebietes von Sargans an den Kanton Glams
beschloss, vras aber nachher von der Tagsatzung nicht
anerkannt vnirde.
QULI (Kt. St. GaUen, Bez. Sargans). 2353 m. Gipfel,
im Kamm zwischen den obersten Abschnitten des Scbilz-
bachthales, Schwenditobels und Weisstannenthales, un-
mittelbar s. vom Weissenberg (2367 m) und den Guscha-
köpfen. Der ganze Kamm besteht aus von Trias und Lias-
kaik überlagertem Verrucano und gehört dem N. -Flügel
der Glamer Doppelfalte an.
QULINO (Kt. Tessin, Bez. Locamo, Gem. Intragna).
Dorf. S. den Art. GouNO.
QULMEN. Ortsname; vom rätoromanischen ctio2m=
lat. culmen = Gipfel, Spitze herzuleiten.
QULMEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). 1792 m. Klei-
ner Kreidestock, der sich zusammen mit dem cStock)
(17(H m) nö. der Amdener Mulde und sw. vom Gag|eieo-
oerg ernebt. Rund herum Alpweiden und Sennhütten.
34 Stunden nö. Amden. Kann sowohl von Amden her als
auch von Stein (im Toggenburg) aus über den Schönen-
boden und die Häusergruppe Auf der Höhe (1541 m) er-
reicht werden. Schöne Aussicht.
QULMEN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenbnrg).
2004 m. Kreidekalkkette, n. WUdhaus im Toggenburs,
zwischen der Mulde der Teselalp und dem obem Thal der
Simmi. Erstes s. Gewölbe der Säntisffruppe. Der Name
Gulmen bezieht sich zunächst nur auf das regelmässig ge-
rundete Gewölbestück im SW., während die weiter nach
NO. zu offene und zerstückelte Falte die Namen Gatteri-
first (2103 m), Heuberg und Kreuzberg (über Gams) fuhrt
QULMEN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2314 m.
Gipfel, in dem das Mur^thal im 0. begleitenden Kamm,
der ausserdem noch die Gipfel des Mageren (2528 m),
Erdisgulmen, Breitmantel (2259 m), Leist (2223 m), Sex-
mor (2190 m) und der beiden Guschafella (1954 und 1903
m) trägt. Die ganze Kette besteht aus einem Vemicano-
sockel, auf den rote Quartenschiefer und Rötidolomit fol-
6UM
GUH
489
gen, die ihrerseits wieder von den schwarzen Liaskalk-
kappen der einzelnen Gipfel überlagert sind. Im Verro-
canosockel sind das Mui^hal upd andere benachbarte
Thälchen ausgewaschen, die gegen den Walensee, das
tote Thal der Seez ^ehemaliger Rheinlauf) und gegen
Sargans absteigen. 7-8 Stunden sw. über Flums.
QUMEFEN8 (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 725 m.
Gem. und Dorf, am SO.-Hang des Mont Gibloux schön ge-
legen, an der Strasse Freiburg-Bulle und 6,5 km n. der
Station Bulle der Linie Bulle-Romont. Postablage, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Freiburg-Bulle längs dem
linken Saaneufer. Gemeinde, mit La Jorettaz: 91 Häuser,
467 kathol. Ew. ; Dorf: 24 Häuser, 129 Ew. Kirchgemeinde
Avry devant Pont. Wiesen- und Kartoffel bau, Viehzucht.
Strohflechterei. Kapelle zu Saint Jean Baptiste. Armen-
haus, lo einer benachbarten Kiesgrube hat man 4 Skelete
aufgefunden. 1296: Gngmufens; 1307: Gumufens.
QUMEQNA (MONTE) (Kt. Graubänden, Bez. Moesa,
Gem. Soazza). 1200 m. Alpweide mit etwa 15 Hätten, auf
einer Terrasse am W.-Hang des Pizzo Pombi, 2 Vf Stun-
den nö. über Soazza.
QUMEN (Kt. Glanis). 2034 m. 400 m langer Felsgrat,
ö. Ausläufer der Eggstöcke, zwischen Braunwaldalp und
Bösbächialp und 3 Vi Stunden nw. über Rüti. Nach N.
äberliegende Doggerfalte.
QUMEN8TOCK (Kt. Glarus). 2257 m. Gipfel, in der
Kette des Wiggis, zwischen diesem und der Scheye und
47» Stunden nw. über dem Dorf Riedem. Besteht aus
stark nach S. fallenden Kreideschichten in verkehrter
Lagerung, die im N. gegen die Rautialp zu eine hohe senk-
rechte Wand bilden. Am S.-Hang reicht die Auernalp bis
zum Gipfel hinauf. Schöne Aussicht, aber nur selten be-
stiegen.
GUMI (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 800-600 m. Tobel
des Guntenbachs, n. Gunten ; in den die Kirche von Sig-
riswil tragenden Höhenzug eingeschnitten. 3 km lang.
QUMIS (OBER und UNTER) (Kt. Bern. Amtsbez.
Bnrgdorf, Gem. Ersigen). 530 und 511 m. 3 Häuser, am
rechten Ufer des Oöschbaches, 500 m ö. Ersigen und 2 km
nö. der Station Kirchberf? der Linie Burgdorf-Solothum.
46 reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchberg.
QUMM, GUMMEN, GUMMI, KUMM, KUMME,
KUMMEN, KUMMI, KUMMLI. Ortsnamen der
deutschen Schweiz, selten im 0. und N. und in der Zen-
tralschweiz, dagegen in den Kantonen Bern, Freiburg und
Wallis etwa 150 mal vorkommend. Vom keltischen cunih
= französ. com&e = Italien, comba = mittellatein. cumba
= griech. xufißT) ; bezeichnet ein in eine Gebirgsflanke
eingeschnittenes kleines Längsthal und wird auch ganzen
Gegenden beigelegt, in denen solche Thälchen sich häufig
finden. Vergl. den Art. Combe; (emeT Schweizer. Idioti-
kon, Bd III; s. auch Früh, Jak. Zur Kritik einiger Thal-
formen und Thalnamen der Schweiz (in
Festichrift der Naturforsch. GeselUch. in
Zürich). Zürich 1896.
GUMM (Kt. Obwalden). 1998 m. Gipfel,
NO.-Schulter des Wilerhoms (2006 m), mit
steilen Felswänden w. über Lungern auf-
steigend.
GUMM (HOHE) (Kt. Bern, Amtsbez.
Interlaken). So heisst bei den Bewohnern
von Brienz der Arnifirst (2208 m), der zwi-
schen Brienzer Rothom und Wilerhom
sich erhebt. Gumm nennen die Bewohner
von Lungern auch das Wilerhom oder
auch wohl nur seine felsige NO.-Schulter.
S. die Art. Arnifirst und Wilerhorn. Hohe
Gumm = Gipfel über der Gummenalp.
QUMMBERG (Kt. Bern, Amtsbez. und
Gem. Saanen). 1700-1800 m. Alpweide mit
6 Hütten, am SO.-Fuss der Gummfluh und
8 km 8w. Saanen. Flysch.
GUMMEN (Kt. Bern, Amtsbez. Signau,
Gem. Trüb). 760-1100 m. SO.-Abschnitt der
Gemeinde Trüb mit den im Thälchen des
Hämelbachs zerstreut gelegenen Höfen,
dem Weiler Kröschenbrunnen und zahl-
reichen andern Einzelsiedelungen. Zusammen 87 Häu-
ser, 600 reform. Ew. Landwirtschaft.
GUMMEN (Kt. Waliis, Bez. Oesüich RaroB, Gem.
Ried). 1180 m. So heisst eine der drei grosseren Siede-
lungsgruppen der Gemeinde Ried ; auf dem Plateau über
den rechts zur Rhone abfallenden hohen Felswänden,
zwischen der Kapelle Hochfluh und Morel; 1 km w. Morel
und 6 km nö. der Station Brig der Simplonbahn. 8 Häu-
ser, 85 kathol. Ew. Kirchgemeinde Morel. 500 m westl.
Gummen die berühmte Burgruine Mangepan.
GUMMEN (HINTER und VORDER) (Kt. Nidwal-
den). 1617 m. Alpweidenrücken, hinter dem Stanserhom,
3 km so. Dallenwil (am linken Ufer der Engel berger Aa)
und rechts über dem Steinibach. Zum Teil mit Wald be-
standen. Mit 27 Kühen bezogen.
GUMMENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 1410-1800 m. Alpweide mit 15 Hütten, am S.-
Hang der Hohen Gumm (oder des Amißrst|, 5 Stunden
nö. über Brienz. Wird vom Fussweg über den schwierig
zu begehenden Bösentritt (zwischen Arnifirst und Arni-
hacken) durchzogen.
GUMMENALP (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Meiringen). 1600-1900 m. Alpweide mit einer Reihe von
zerstreut gelegenen Hütten, am S.-Hang des Hohenstollen
und 5 Stunden nö. über Meiringen. Hier entspringen
zahlreiche Wasseradern, die sich zu dem über die Terrasse
des Haslebergs ins Aarethal bei Meiringen stürzenden
Mühlebach vereinigen.
GUMMENHUBEL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2175 m. Abgerundete Anhöhe auf der Gummenalp, ö. der
Schlucht des Alpbachs und 2*/« Stunden 9Ö. Rüti (über
Meiringen). N.-Hang gehört zur Mägisalp.
GUMMFLUH (Kt. Bern und Waadt). 2461 m. Hervor-
ragendster Gipfel der Umgebungen von Chäteau d*CEx;
Mittelpunkt emes von den Thälem der Saane und des
£tivaz, vom Meyelsgrund, dem Thälchen von Kalberhöhni
und der G^rine, sowie vom Col de la Videman umgrenzten
Gebirgsgruppe, die durch letztem von der Gruppe des
Rübli abgetrennt wird. 6 km so. Chäteau d'CEx. Die
Gruppe der Gummfluh umfasst, vom Col de la Videman
(2086 m) an gezählt, folgende Einzelgipfel und Kämme :
Fröte de la Videman oder Pointe de la Videman (2154 m),
Pointe de la Tzö v Bots (2182 m), Pointes de Sur Combe
(2397, 2384 und 2339 m), Pointe du Grand Crauz, Gumm-
fluh, die vom BioUet (2296 m) durch die Potze di Gaulös
getrennte Brecaca (2337 m), Pointe des Salayres (2179 m).
Rochers de la Douvaz (2181 m), den Col du Plan de la
Douve (2009 m), den Kamm von Coumattaz und den Sex
Mossard (2018 m), den der Col de Base (1857 m) von dem
eine eigene Gruppe bildenden Rocher du Midi trennt. In
der Gruppe der Gummfluh sind die Gemsen noch häufig,
weshalb hier mehr Jäger als Touristen angetrofl'en werden.
Die letzteren beschränken sich zumeist auf die Besteigung
der Gummfluh im engeren Sinne, einen aus Jurakalken
aufgebauten Bergstock, der entweder von Chäteau d'CEx
Onmmflah, von Chäteau d*(Ex aus.
aus über das Thal der Görine, die FrÄte de la Videman
und die Cheneau Rouffe in 6 Stunden oder von L'Evitaz
aus über den Gros Jablö in 5 Stunden erreicht werden
490
CUM
6UN
kanü. Sehr schöüe Aussicht, besoDders auf die Berner
Alpen und die hinter dem Sanetschpass aufsteigende Dent
GummF/uh
l ; 50 0 U 0 ÜTH. Sch^rdt
Oeologisches Qoerproäl durch die Oruppe der Gummfluh.
Bb. Schutt; Fl. Flysoh (Oli^ocän); Gr. Rote Kreide; M. Malm;
D. Dogger; Dm. Dogger mit Mytilus; Db. Horofluhbreccie des
Dogger; L. Lias; Td. Kalkdolomite der Trias; Tc. Rauch-
wacke; Tg. Gips.
Blanche. Die Gummfluh ist für Chäteau d*CEx das Gleiche,
was für Les Plans de Freni^res der Grand Muveran oder
für Zermatt das Matterhorn sind. Der geologische Aufbau
der Gruppe der Gummfluh ist einer der verwickeltsten
der Waadtländer Alpen. Der von der Pointe de Sur Combe
zu den Rochers de la Douvaz ziehende oberste Kamm der
eigentlichen Gummfluh besteht aus oberem Jura (Malm),
der durch ein schmales Doggerband von den über dem
Gros Jabl^ aufsteigenden mächtigen Bänken von triasi-
schen Dolomitkalken geschieden ist. An der Douvaz wird
der Malm des obersten Kammes von der bis zum Sex
Mossard ziehenden Trias abgelöst, die selbst wieder den
Flysch der Gegend von L'fivitaz überlagert. Noch eigen-
artiger ist der geologische Bau der Pointe de la Videman
una ihrer Nachbarschaft, wo auf dem gleichen Flysch, der
die Kreide und den Malm der Gummfluh trägt, von unten
nach oben Trias, Rät, Lias und Hornfluhbreccie (oberer
Dogger) folgen.
QUMMHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1982
m. Gipfel, in dem zur nw. Randkette des Brienzersees
gehörenden Riedergrat, 3Vt Stunden nnw. Oberried (am
NW.-Ufer des Brienzersees). Schöne Aussicht auf die
Berner Alpen.
GUMMIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2101
m. Felsspitze, unmittelbar n. über der Endstation Schy-
nige Platte (1970 m) der Linie Interlaken-Schyniffe Platte.
Veraeckt zu einem Teil der Daube, ihrem Nachbarn, die
Aussicht.
GUMPEL8FAHR (OBER und UNTER) (Kt. Aar-
iU, Bez. Muri, Gem. Dietwil). 409 m. 3 Häuser, am lin-
en Ufer der Reuss, in fruchtbarer aber nasser Gegend,
3 km w. der Stationen Rotkreuz und
Gisikon der Linien Zürich-Zug-Luzern
und 1,2 km so. Dietwil. 21kathol. Ew.
Wiesenbau. Südlichste Siedelung des
Kantons Aargau.
QUMPER8CHWAND (Kt. Luzem,
Amt Sursee, Gem. Ruswil). 635 m.
Gruppe von 2 Häusern, nahe der Strasse
Ruswil-Wolhusen und 2 km sw. Rus-
wil. 20 kathol. Ew. Früher Gundprecht-
schwand.
GUMPER8M0HLE (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald, Gem. Lützel-
flüh). 620 m. Gruppe von 2 Häusern,
im Thal der Grünen, 500 m sw. Grünen-
matt und 1 km n. der Station Ramsei
der Linie Burgdorf-Langnau. 18 ref. Ew.
Kleines Elektrizitätswerk, das einige
landwirtschaftliche Betriebe mit Licht und Kraft versorgt.
GUM8CHEN (Kt. Freiburg, Bez. Saane). Gem. und
Dorf. S. den Art. Bblfaux.
fe
QUNDELDINGENoderQUNDOLDINQEN(Kt.u.
Gem. Basel Stadt). 287 m. Aussenquartier von Basel and
Name verschiedener Land^ter am Fuss des Bruderholzes,
s. vor der Stadt Basel. Der Name erscheint urkundlich zum
erstenmal 1194, von welchem Datum an von Gundoldinsen
häufig die Rede ist. 1290 lebte ein Walther von Gundel-
dinffen. Am Morgen des 26. August 1444, des Tages der
Schlacht von St. Jakob an der Birs, kämpften die Eid^
nossen bei Gundeldingen gegen die Armagnaken, am sidi
dann im Siechenhaus zu St. Jakob festzusetzen. In dem
auf diese Schlacht folgenden Kriege legten die Feinde
1446 Gundeldingen, Binningen und Bottminsen in Asche.
Später unterschied man zwischen Gross Gnndeldineen
und Klein Gundeldingen. Dieses, das im W. an das Mär-
Sarethenffut grenzt, erscheint auf dem Plan von Jakob
[eyer (1658) seinerseits wieder als in ein äusseres, mitt-
leres und inneres Gut geteilt. Das innere Gut nnifasste
11 Juchart Wiesland, das mittlere 20 Juchart Wiesland^
Ackerland und Rebberge und das äussere 13,5 Juchart
Wies- und Ackerland. Das nahe der Reinacherstrasse ge-
legene Gross Gundeldingen besass eine aus dem 16. Jahr-
hundert stammende kleine Burg, umfasste ungefähr 200
Juchart Wiesland, Ackerland und Rebberge und hatte
ausserdem eine grosse Schäferei sowie das Fischrecht in
der Birs. 1549 kaufte sich Thomas Platter in Klein Gundel-
dingen ein Landgut, das er fortan bewohnte, und Franz
Platter war 1660-1675 Eigentümer von Gross Gundeldin-
gen. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Mittel
Gundeldingen seiner kohlensauren Quelle wegen ein be-
suchter Badeort. Gundeldingen hat dem hinter dem
Bundesbahnhof gelegenen grossen neuen Quartier der
Stadt Basel seinen Namen gegeben. 1872 kaufte die in
Mainz ansässige Süddeutsche fiodenbaugesellschaft hier
72 ha Land, d. h. eine der Hälfte der damaligen Stadt
Basel entsprechende Fläche an, um sie als Bauplätze in
einzelnen Parzellen wieder zu verwerten. Seitdem sind
hier zahlreiche neue Strassen sowie der Teil Platz und
Winkelried Platz entstanden. Grosses Schulhaus.
GUNDET8WIL (Kt. Zürich, Bez. Winterthar, Gem.
Bertschikon). 458 m. Kleines Dorf, an der Strasse Win-
terthur^Frauenfeld, 2 km sw. der Station Islikon der Linie
Zürich-Winterthur-Romanshom und 2,5 km nö. Bert-
schikon. 33 Häuser, 145 reform. Ew. Thurcauer Kirchge-
meinde Gachnang. 1358: Gundotsvnl und Gundoltiswi-
lare.
GUNDI8 (Kt. Wallis). Bezirk, Gemeinde und Flecken.
S. den Art. Conthey.
QUNDOLDINQEN (Kt. u. Gem. Basel Stadt). Quar-
tier. S. den Art. Gundeldingen.
GUNTALINGEN (Kt. Zürich, Bez. Andeiancen,
Gem. Waltalingen). 430 m. Dorf, am linken Ufer des Mäh-
lebachs, je 1,5 Km nw. Waltalingen und w. der Station
Stammheim der Linie Winterthur-Etzwilen- Singen. Pod-
ablage, Telephon. 66 Häuser, 316 reform. Ew. Kirchge-
meinde Stammheim. Weinbau, Viehzucht. Ueberreste
einer Siedelung aus der Steinzeit. £31 : Cuntheringom;
1241 : Guntringen.
QUNTEL8EIMATT (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 6£
m. Wiese, im Thal des Glütschbaches, 5 km sw. Thon
Guntalingen mit Scbloss Oirsberg.
und 1 km w. Gwatt; im 0. von einem kleinen Fels-
kamm überragt. Kleines Schieferkohlenflöz, dessen Abbao
sich nicht lohnt.
GUN
GÜN
491
QUNTEN (Kt. Bern, Amtobez. Thun^Gem. Sigriswil).
561 m. Dorf, auf dem vom Guntenbach in den Thunersee
Gunten am Thunersee, mit Stockhornkeite.
hinausgebauten Delta, an der rechtsufrigen Thunersee-
Strasse in schöner und geschützter Lage. Dampfschiffsta-
tion. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Sigriswil. 41 Häuser, 282 reform. Ew. Acker- und Wein-
bau. Fremdenindustrie. Klimatischer Kurort. Pensionen
und Villen. Mitten durch die Weinberge fuhrt in grossen
Schlinj^en eine Strasse zur Kirchterrasse von Sigriswil
hinauf; die eine sehr schöne Aussicht bietet. Ein Haus in
Gunten zeichnet sich durch seine originelle Bauart aus.
Der Name Gunten bezeichnet wie Gonten einen kleinen
Sumpf, Weier oder ein Seebecken (vergl. darüber
Schweizer. Idiotikon. Bd II, S. 384).
GUNTENBACH (Kt. Bern, Amtsbez, Thun). Kleiner
Bach ; entspringt am NW.-Hang des Sigriswilergrates mit
mehreren Quellarmen, dessen bedeutendster die von den
Hütten von Bodmi (1400 m) herabkommende Gersteren
ist ; im Unterlauf durchiliesst der Guntenbach mit starkem
Gefall das Gumitobel, geht ö. von Tschingel und nw.
von Sigrisviril vorbei, durchzieht das Dorf Gunten und
mündet nach 5 km langem Lauf in 560 m von rechts in
den Thunersee, in den er das das Dorf Gunten tragende
Delta hinausgebaut hat.
QUNTER8HAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld,
Gem. Aadorf). 548 m. Teil der Gemeinde Aadorf und Dorf,
im Thal der Lützelmurg und am N.-Fuss des Haselbergs,
an der Strasse Aadorf-Eschlikon und 1,5
km so. der Station Aadorf der Linie Zürich-
Winterthur-St. Gallen. Postablage, Tele-
phon. Gemeindefi*aktion, mit Maischhausen
und Tänikon : 100 Häuser. 500 zur Mehr-
zahl kathol. Ew.; Dorf: 51 Häuser, 241
Ew. Kathol. Kirchgemeinde Tänikon. Wie-
senbau. Waldungen. Stickerei. Landwirt-
schaftliche Genossenschaft, Gesangvereine.
Mädchenprimarschule mit Haushaltungs-
Bchule.
QUNTER8HAU8EN (Kt. Thurgau,
Bez.Weinfelden, Gem. Birwinken). 513 m.
Dorf, am SO.-HanR des Ottenbergs und zu
beiden Ufern des Giessen, am Ausgang des
von diesem Bach durchflossenen kleinen
Tobeis und 3,5 km n. der Station Sulgen
der Lihie Zürich-Winterthur-Romanshorn.
Telephon ; Postwasren Bürglen-Langricken-
bach. 22 Häuser, 105 zur Mehrzahl reform.
Ew. Kirchgemeinde Suljjen. Wiesen- und
Obstbau. Mühle und Sage mit moderner Einrichtung.
Käserei. Zwei weitere Sägen.
QUNTER8WIL (OBER und UNTER)(Kt.Luzem,
Amt Willisau, Gem. Willisau Land). 614 und 546 m. Zwei
Gruppen von zusammen 4 Häusern ; 1,6 km nö. der Sta-
tion Willisau der Linie Langenthal-
Wolhusen. 36 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Willisau.
GUNTER8WILEN oder GON-
TER8WILEN (Kt. Thurgau, Bez.
Kreuzungen, Gem. Wäldi). 610 m. 18
Bauernhofe, auf dem Seerücken zwi-
schen den Stationen Ermatingen (am
Untersee) und Märstetten (im lliurthal)
zerstreut gelegen. 62 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Ermatingen. Wiesen - und
Obstbau. Sehr schöne Aussicht auf die
Schweizer und Tiroler Alpen, sowie auf
die umliegende Landschaft. 771 : Chuni-
berteswilare.
QUNTLIBERQ (Kt. St. Gallen, Bez.
See). 1225. m. Gipfel, in der Kette zwi-
schen Oberem Gioldingerthal und dem
vom Schmittenbach durchzogenen Thal-
chen, in dem das Dorf Oberholz liegt.
1 Stunde ö. über Oberholz. Anden llän-
fen Wald, Wiesen und Hätten. Schöne
ussicht auf den Zürichsee, dje Linthe-
bene und den so. Abschnitt des Kan-
tons Zürich.
GUNTMADINQEN (Kt. Schaffhau-
sen, Bez. Ober Klettgau). 445 m. Gem.
und Dorf, am N.-Fuss des Lauferberges,
300 m s. der Strasse Neuhausen-Neun-
kirch und 1,7 km sw. der- Station Beringen der Linie
Schaffhausen-Waldshut. Telegraph, Telephon. 32 Häuser,
176 reform. Ew. Kirchgemeinde Löhningen. Acker- und
Weinbau. Vieh- (besonders Schweine-) handel. Um die
Mitte des 19. Jahrhunderts baute man hier eine Ei-
senerzgrube ab. Fund von römischen Münzen. 1111 :
Guntramingen ; 1417: Guntmaringen ; 1551 : Guntmadin-
gen.
GUNZ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.C Quarten).
440 m. Häusergruppe, 4 km ö. Quarten und 2 km sw. der
Station Walenstaat der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans.
35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Mols. Viehzucht. Ent-
spricht wahrscheinlich der zweiten Station {Secunda) der
Römer am Walensee.
QUNZENTHAL oder GONZENTHAL (Kt.fAarpu,
Bez. Kulm, Gem. Ober Kulm). 560 m. Gruppe von 4 Häu-
sern, in einem kleinen linksseitigen Nebenthal zum Wi-
nenthal und 1,4 km sw. der Station Ober Kulm der elek-
trischen Strassenbahn Suhr^Reinach. 20 reform. Ew.
Kirchgemeinde Kulm. Wiesenbau.
GUNZQEN (Kt. Solothurn, Amtei Ölten). 434 m. Gem.
und Pfarrdorf, im Thal der Dünnern, nahe dem rechten
Ufer dieses Flüsschens und 2.5 km sw. der Station Hägen-
dorf der Linie Olten-Solothurn. Postablage, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, mit Atmend : 60 Häuser, 418 kathol.
Guntmadingen von Südosten.
Ew. ; Dorf: 40 Häuser, 285 Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Grabhügel.
QUNZWIL (Kt. Luzern, Amt Sursee). 668 m. Gem.
492
GÜP
GÜR
und Dorf, an der Strasse Sempach-Reinach, 1 km sw.
Münster und 5 km sw. der Station Beinach der Zweie-
linie Beinwil-Beinach der Seethalbahn. Die Gemeinae
ist sehr ausgedehnt (2%i ha Fläche) und umfasst ausser
dem Dorf Gunzwil noch die Weiler und Häusergruppen
Adiswil, Bach, Blosenberg, Bühl, Emmenwil, Grüt, Huo-
ben, Kafdswil, Linden, Locbeten, Maihusen, Saflenthal,
Walde, Waldhaus, Will, Winon und Wittwil. Zusammen
214 Häuser und 1439 kathol. Ew., die sich auf 6 Kirchge-
meinden verteilen ; Dorf: 43 Häuser und 267 der Kirch-
gemeinde Münster zugeteilte Ew. Wiesen-, Getreide- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Torfgrube. Ar-
menhaus. Auf Seeblen und in Maihusen hat man einige
Bömergräber und andere römische Altertümer aufge-
deckt. 1036: Gunzwilare.
GUPPENALP (Kt. Glarus, Gem. Schwanden). 950-
1680 m. Alpweide mit 3 Hütten, am SO.-Hang des Vrene-
lisgärtli (Glämisch), über dem Dorf Schwandi und 1 Vt
Stunden w. über Schwanden. Die obem Hütten (3 Stun-
den über Schwanden) stehen auf der aus Schiefem und
Sandsteinen des Lias und Dogger bestehenden Terrasse,
die sich an die zum Vrenelisgartli aufsteigenden Dogger-
und Malmwände anlehnt. In einer zum Ten vom ehemali-
gen Guppengletscher ausgehobelten Wanne liegt der kleine
Guppensee (1520 m), der zeitweise zu einem blossen Was-
sertumpel zusammenschmilzt. Auf Mittelguppen (n. von
Oberguppen und im Einzugsgebiet der Guppenrunse ge-
legen) baute man im 16. .Jahrhundert (von 1530 an) den
Eisenoolith des Doggers ab. Man sieht heute noch etwa
100 m s. über den Hütten den Stolleneingang dieser eins-
tigen Erzgruben. Der Name Guppen vom rätoromanischen
(Churwälschen) coppa = Schale, Naof.
GUPPENFIRN (Kt. Glarus). 2640-2320 m. Kleiner
Hängegletscher, am O.-Hang des Vrenelisgartli (Glär-
nisch), 4 km nw. über Schwanden auf einer aus den Neo-
commergeln ausgewaschenen Terrasse. Darunter die steil
zur Guppenrunse abfallenden Malmkalkwände, darüber
die direlct zum Vrenelisgartli aufsteigende, 300 m hohe
Neocom- und Urgonwand. Der obere Abschnitt des Glel-
Guppenfirn und Bächistock.
Sehers wird überschritten, wenn man von Oberguppen aus
das Vrenelisgartli erklettert.
GUPPENRUNSE (Kt. Glarus). 2300-500 m. Wild-
bach, dessen verschiedene Quellarme von der O.-Wand
des Vrenelisgartli herabkommen (ihr grösster entspringt
dem Guppenfim). Fliesst von W.-O. in einer ziemlich tief
eingefressenen Runse quer über die untern Terrassen
der Guppenaip, geht s. an Schwandi vorbei und mündet
nach 4 km langem Lauf 700 m s. vom Dorf Mitiödi in
500 ni in die Linth. Sein Quellgebiet liegt in einem Ein-
schnitt in der Bergtlanke zwischen Vrenelisgartli und Vor-
der Glärnisch, der die Ausbruchsnische eines mächtigen
Bergsturzes der letzten Interglazialzeit darstellt. Dasl km'
Fläche umfassende Ablagerungsgebiet dieses Bergatarzes
füllt den Boden des Linth thales zwischen Schwanden und
Glarus auf. In vorhistorischer Zeit hatte sich der Wild-
bach nach S. gewandt und den jetzt die Dörfer Thon und
Schwanden tragenden Schuttkegel aufgeworfen. Die Gup-
penrunse ist ein ausserordentlich gefahrlicher Wildbaco,
der schon recht oft grosse Verwüstungen ani^erichtet bat
Die Verbauungsarbeiten. die 1872 in Angriff genommen
worden waren und 120000 Franken gekostet hatten, sind
am 13. Juli 1889 beinahe völlig wieder zerstört worden.
Seither hat man mit grosser Sorgfalt eine neue Verbanun;
in Angriff genommen, die 1^04 vollendet sein wird und
deren Kosten (bis Ende 1902 schon 352000 Franken aus-
gegeben ; Gesamtbetrag auf 510 000 Fr. veranschlagt} zn
einem grossen Teil vom Bund und Kanton Garns getra-
gen werden.
QURBRO (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen). 488 m. Gem.
und Dorf, im Thal der Biberen, 1 km von der Station Fe-
renbalm-Gurbrü der direkten Linie Bem-Neuenburg und
1,5 km so. Kerzers. Postbureau, Telephon, 44 Häaser,329
reform. Ew. Kirchgemeinde Kerzers. Landwirtschaft.
QURB8ALP (OBER und UNTER) (Kt. Bern.
Amtsbez. Nieder Simmenthai, Gem. Diemtigen). 1912 und
1460 ip. Sehr gut unterhaltene Alpweide mit 11 zerstreut
gelegenen Hütten, im Hüttengraben, am NW.-Hang der
Männliiluh und 5-6 Stunden sw. über Diemtigen.
GURB8BACH (Kt. Bern. Amtsbez. Nieder Simmen-
thal). Kleiner Bach : entspringt am N.-Hang der Männli-
fluh in 1930 m, durcnfliesst den Hüttengraben und mündet
nach 4,5 km langem Lauf in der Richtunir NW. bei
Schwenden in 1155 m von rechts in den Filderichbach.
QURB8GRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmes-
thal). 2240-2430 m. Breiter begraster Bücken, verbindetdas
Keibihom (2463 m ; n. Vorberg der Männlifluh) mit dem
Gurbspass (2124 m) und dem Thierlaufhom (2248 m) ; zwi-
schen Kirelthal und Schwendenthai, zwei Verzweigungen
des Diemtigthales.
QURB8PA88 (Kt. Bern, Amtebez. Nieder Simmen-
thal). 2124 m. Passübergang, im Gurbsgrat (2240-2430 m).
zwischen Keibihom (2463 m) und der
Riprechliftuh (2244 m), einem der Zähne
im Kamm des Thierlaufhoms (2248 m);
verbindet in 3 Stunden Ennetkirel im
Diemtigthal und die Twirienalp mit den
Hütten auf der Gurbsalp. Auf der Sieg-
friedkarte unbenannt.
QURQENMIN8TKR (Kt. und BeL
Schwyz). 1000-900 m. Unterlauf der
Minster ; diese kommt vom Schyen
herab und vereinigt sich in dem tiefen
Tobel unterhalb Tschalun mit den Bä-
chen des Heickentobels, Glastobeis und
Surbrunnentobels zur Gurgenminster.
Nach dem Austritt aus dem Tobel fliesst
die Gurgenminster mit schwachem (ge-
falle gegen die Stille Waag, mit der sie
sich nach 7 km langem Lauf nö. Unter
Iberg vereinigt. Je einmal von den
Strassen Unter Iberg- Ober Iberg und
Unter Iberg-Waag ü berbrückt. Der Name
Gurgen = italienisch gorgo -= romanisch
gorgia = französisch gorge = Schlacfat,
Tobel.
QURQENTOBEL (Kt und BeL
Schwvz). 1200-1000 m. So heisst das von
der Minster zwischen Jässeren und
Tschünperen durchflossene Tobel, 9
km ssö. Einsiedeln. Von der Strasse nach Ober Iberg und
vom Fussweg über die Hausegg nach Alpthal überbrückt
GURIN (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). Deutscher
Name für Gemeinde und Dorf Bosco. S. diesen Art
GURMEL8 (GR088), französisch Cormondes le
GRiiND (Kt. Frei bürg. Bez. See). 552 m. Gemeinde und
Pfarrdorf, am Cordast und 4 km osö. der Station Cressier
der Linie Freiburg-Murten. Postablage, Telephon. TOHäo-
ser, 450 Ew. (wovon 375 Katholiken) deutscher Zuo^
Gemeinsame Kirchgemeinde zusammen mit Klein Go^
mels, Munterschu, Cordast, Gross und Klein Guscbel-
muth, Liebistorf, Klein Bösingen, Wallenried und Walles-
buch. Getreide-, Wiesen- und Kartoffelbau, Viehzucht.
CUR
GUR
493
Sparkasse. Bezirksschnle. Schöne neue Kirche, dem h.
Germanus geweiht. Auf dem Dürrenberff eine Kapelle,
die der Ueoerlieferung nach von den Bewohnern nach der
Schlacht bei Laupen (1339) erbaut worden sein soll. Man
erzählt sich, dass damals 40 Oesterreicher das Dorf ge-
plündert und das Vieh weggeführt hätten, worauf die
Üanem mit dem Gelübde, auf einer benacnbarten Höhe
eine Kapelle zu stiften, den Räubern nachsetzten und
glücklich über sie obsiegten. Fund von lüeiderspangen
m antiker Bronze.
QURMELS (KLEIN) französisch CoRMONDES LE Petit
(Kt. Freiburff. Bez. See). 666 m. Gem. und Dorf, über
dem linken Ufer der Saane ; 1,3 km so. Gross Gurmeis
und 5,8 km so. der Station Cressier der Linie Freiburg-
Murten. 17 Häuser, 91 £w. (wovon 65 Katholiken) deutscher
Zunge. Kirchgemeinde Gross Gurmeis. Getreide-, Wiesen-
und Kartoffel bau, Viehzucht.
QURNIQELBAD (Kt. Bern, Amtsbez. Sefti^en, Gem.
Rüti). Grosses und luxuriös eingerichtetes Heilbad und
Kurort, 1902 durch Feuer zerstört. Am NW.-Hang des
Gumigelhubels und 5 km (3 Stunden) sw. der Station
Wattenwil der Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun).
Im Sommer Postablage, Telegraph, Telephon und Post-
wagen Waltenwil-Gurnigeibad. Mehrere Schwefel- und
Eisenquellen. Als Heilbad schon seit 1591 bekannt. Der
Wiederaufbau des Gumigelbades ist durch die Aktienge-
sellschaft beschlossen. Das Etablissement soll für 400 Bet-
Gurnigelbad vor dem Brand von 1902.
ten neu erstellt u. mit den neuesten Einrichtungen ver-
sehen im Frühjahr 1905 dem Betriebe wieder übergeben
werden. Von den grJVssten Staatsforsten des Kanlons Bern
umrahmt. Fund einer römischen Vase und römischer
Münzen.
QURNIQELBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Seftiffen).
Berpücken, n. Ausläufer der Molasse- und Eocänkette
Pfeife-Selibühl, 4 km sw. über Wattenwil. Am N.-Hang
das Gurnigelbad. Der Ober Gurnigel (1544 m) ist sehr be-
kannt und bietet eine schöne Aussicht auf den Thunersee
und die Alpen ; der ebenfalls viel besuchte Unter Gurnigel
(1159 m) bildet eine bewaldete Terrasse über dem Seli-
Sraben. Besteht aus stark gefalteten Flyschschiefem, in
ie eine Breccie mit Fragmenten von kristallinen Gestei-
nen (besonders einem rosaroten oder grünen Granit) ein-
gelagert ist. Einige oberflächlich zerstreut gelegene Blöcke
dieser Breccie sind bereits der Ausbeutung zum Opfer ge-
fallen.
QURNIQELHUBEL (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen).
1550 m. Begraste Anhöhe auf der Alp weide des Gurnigel-
bergs, 1 Stunde so. über Gurnigelbad. Schöne Aussicht
auf die Umgegend.
QUR8CHENALP (Kt. Uri, Gem. Andermatt). 1500-
2160 m. Grosse Alpweide mit 6 Hütten, am Gurschenbach
und vor dem Fuss des Gurschengletschers, am N.-Hang
des Gamsstockes und 1 km so. ül:^r Andermatt.
QUR8CHENBACH (Kt. Uri). Kleiner Wildbach;
entspringt in 2500 m dem (jurschenglelscher, durchfliesst
die Gurschenalp und mündet etwas oberhalb Andermatt
in 1550 m von links in den Unteralpbach.
QUR8CHENQLET8CHER (Kt. Uri). 2800-2400 m.
Gletscher, 1 km läng und im Mittel 500 m breit ; steigt
vom Kamm zwischen Gamsstock (2965 m) und Gurschen-
stock (2872 m) zur Gurschenalp (Hütten in 2026 m) ab
und sendet den Gurschenbach zum Unleralpbach.
GUR8CHEN8TOCK (Kt. Uri). 2872 m. Gipfel, in
der Gruppe des Pizzo Centrale oder Tritthorns (3008 m),
die sich zwischen dem Golthardpass, Andermatt, dem
Unteralpthal und Unteralppass, dem Val Canaria und
Airolo erhebt. 3,4 km so. über Andermatt, von wo aus er
über die Gurschenalp in 3 Vf Stunden leicht erstiegen
werden kann. Bildet den letzten Ausläufer des Kastell-
homes (2977 m), mit dem er durch den Kamm verbunden
ist, von dem nach NW. der Gurschen- und St. Anna^let-
scher und nach SO. der Schwarz wassergletscher absteigen
und der den Gamsstock (2963 m) und den St. Annaberg
(2932 m) tragt.
GUR8CHU8 (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
28fö m. Breiter, aber zerrissener Gipfelkamm, von O.-w.
ziehend ; in der Gruppe des Piz Curv^r, 5 km s. von die-
sem Gipfel und 5 Stunden ö. über Ausser Ferrera.
GURTBERG (HINTER, MITTLER, OBER und
VORDER) (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Krinau una Wattwil). 780-650 m. 11 zerstreut gelegene
Häuser, zwischen dem linken Ufer der Thur und dem
dieser zufliessenden Krinauerbach ; 2,8 km nnw.
Wattwil, 2 km nö. Krinau und 1,2 km nw. der
Station Lichtensteig der Toggen burgerbahn. 41
. kaihol. undreform. Ew. Kirch^meinde Wattwil.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei. Gurt, Gur-
ten bezeichnet eine in halber Höhe mit einem
Waldsauin umgürtete Anhöhe.
QURTELBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sar-
gans). 1172 m. Alpweiden, w. Fortsetzung des
Walenstadter Berges, nö. über Quinten am
Walensee. Malmterrasse, unmittelbar unter dem
Selun (2207 m) und der Scheere (2201 m) im
Kamm der Churfirsten.
GURTEN (Kt. und Amtobez. Bern). 861 m.
Bergrücken, letzter Ausläufer der Molasseberge
w. vom Gürbethal und von diesen durch das
kleine Könizthal abgetrennt: 3,5 km s. der
Stadt Bern. Steigt mit bewaldeten Steilhängen
an und trägt ein gut angebautes Gipfelplateau.
Sehr schöne Aussicht auf die Stadt Bern, die
von hier aus besonders günstig sich präsen-
tierenden Berner Alpen und den Jura. Stark
besuchtes Ausflugsziel mit grossem Gasthof und
Restaurant. Posta blatte, Telephon. Eine iS&d
erbaute elektrische Seilbahn fuhrt von Wabern
aus in 8 Minuten auf den Kulm.
GURTENDORF oder OBER GURTEN (Kt. und
Amtsbez. Bern, C^em. Köniz). 761 m. Gruppe von 9 Häu-
sern, am SO.-Hang des Gurten ; 3,2 km so. Köniz und 1,5
km nw. der Station Kehrsatz der Gürbethalbahn (Bern-
Wattenwil-Thun). 81 ref. Ew. Wiesenbau.
GURTN ELLEN (Kt. Uri). 929 m. Gem. und Pfarrdorf,
im Reussthal am linken Ufer der Reuss und 1,2 km nö.
der Station Gurtnellen der Gotthardbahn. Postbureau,
Telegraph. Gemeinde, mit Hinter der Reuss, Inschi,
Meitschlingen, Stalden und Wiler (hier die Bahnstation) :
150 Häuser, 1112 kathol. Ew.; Dorf, aus zerstreuten Häuser^
ffruppen bestehend: 43 Häuser, 270 Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Grosser Granitbruch. Calciumkarbidfabrik und
Fabrik zur Herstellung elektrotechnischer Apparate. 1257:
Guortenellen ; im 14. Jahrhundert Gurtnellon (vom ro/na,-
nischen cortinella). War einst ein dem Fraumünster zu
Zürich gehörender Meierhof, wo viel Hornvieh und Schafe
gezüchtet wurden.
QURWOLF (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und Dorf.
S. den Art. Courgeva.ud.
GURZELEN (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Biel). 443
m. Ehemaliges Landhaus bei Biel, zwischen Mett (Mäche)
und der Altstadt Biel, heute ganz in der Stadt aufeeffangen.
Heute wird mit dem Namen Gurzelen hie una da noch
das betreffende Quartier oder auch eine dort befindliche
Uhrenfabrik bezeichnet.
GURZELEN (Kt. Bern, Amtebez. Seftigen). 600 m.
494
GUR
GUS
Gem. und Pfairdorf, im kleinen Thal der von rechts zur
Gürbe gehenden Müsche, 1 km s. der Station Seftigen der
Gunelen (Kt. Bern) von Süden.
Gürbethalbahn ( Bern-Watten wil-Thun). Telephon. [99
Häuser, 603 reform. Ew. Kirchgemeinde umfasst auch
noch die Zivileemeinde Seftigen. Das Dorf zerfallt in die
zwei Gruppen Unter Gurzelenund Ober Gurzelen (637 m).
Die auf einer Anhöhe stehende Pfarrkirche enthält Glas-
malereien aus dem 18. Jahrhundert. Landwirtschaft. Kä-
serei. Auf einer Anhöhe die Burgruine Bennewil. Im
Mittelalter bildeten Ober Gurzelen und Unter Gurzelen je
eine eigene Kirchgemeinde, deren erste nach der Refor-
mation aufgehoben worden ist.
QURZELEN (Kt. Freiburg, Bez. See, Gem. Oberried).
Payeme-Lyss. 39^'reform. Ew. deutscher Zunge. Kirch-
gemeinde Murten. Getreide-, Tabak- und Wiesenbau,
Viehzucht.
GURZELN (Kt. Solothum, Axnta
Solothurn-Lebem). 437 m. Ehemaliges
Dorf, so. von der Ortschaft Bellach. Im
Gugl6rkrieg von den Banden des Herrn
von Coucy zerstört und heute völlig ver-
schwunden.
GU8CH (Kt. Zürich, Bez. Meilen,
Gem. Oetwil am See). 514 m. Weiler,
1 km n. Oetwil und 4,5 km n. der Sta-
tion Stäfa der Linie Zürich-Meilen-Rap-
perswil. Telephon. 13 Häuser, 53 re-
form. Ew.
GU8CHA (Kt. Graubünden, Bez,
Unter Landquart, Kreis u. Gem. Maien-
feld). 1117 m. Gruppe von 3 Häusern,
am W.-Hang des Faiknis und 6 km n.
der Station Maienfeld der Linie Sar-
?ans-Chur. 13 reform. Ew. deutscher
unge. Wiesenbau und Viehzucht. Der
dieser Häuser tragende Hang ist so steil,
dass die Lage von Guscha in der Ge-
gend sprichwörtlich geworden ist. Ueberragt von den
Wänden des Guschagrates (2068 m) und des Tannkopfes
(1809 m). Malmkalk. Am Fussweg nach der Luziemäei^
ein Guschaturm (824 m).
GUSCHA (OBERE und UNTERE) (Kt. St. GaUen,
Bez. Sargans). 2170-2412 m. Drei Gipfel, n. vom Weisaen-
berff (2424 m), ö. vom Schilzbachthal und s. Flums. Lia^
tafel auf Keuper und Verrucano. Einsame Hochregion;
ihrer einfachen Formen und geologischen Struktur (lias-
und Triasdecke) weffen bemerkenswert, die einen starken
Kontrast bilden zu der Unmasse von in den Verrucano der
Karte des Garten.
465 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Anhöhe über
dem linken Ufer der Biberen, 1 km nö. Oberried und 1,5
km s. der Station Kerzers (Chietres) der Linie Lausanne-
benachbarten Thälchen eingeschnittenen Wildbachschlucb-
ten. Weiter s. liegen in derselben geologischen Zone des
N.-Flügels der Glamer Doppelfalte der Guli (2358 m), die
GÜS
GUT
495
j (2398 m), Faulegg (2459 m) und der Walenkamm
QU8CHAFELLA (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 1902
und 1954 m. Zwei Gipfel, in dem das Murgthal im 0. be-
gleitenden Kamm, im Verrucanogebiet des N. -Flügels der
Glarner Doppelfalte ; unmittelbar n. vom Sexmor (2190
m) und Leist (2223 m), die beide eine Kappe von Liaskal-
ken tragen. 6-7 Stunden wsw. über Flums. Yergl. den Art.
GOGGEIEN.
QU8CHAQRAT (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
Suart). 2068 m. Grenzkamm eeaen Lichtenstein, als kurzer
reisoogen vom Falknis nach NW. auszweigend und hin-
ten über dem Hang von Guscha. Abgerundet und bis zum
Gipfel bewaldet. 4r5 Stunden n. über Jenins. Fusspunkt
für die Besteigung des Falknis.
QU8CHA8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 1105 m. Einer der Gipfel des Fläscherbergs, an
dessen NW.-£nde und je 2 km w. der Luziensteig und n.
Fläsch. Von dem weiter nw. gelegenen isolierten EUhom
durch das EUthälchen abgetrennt.
QU8CHATURM (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). Gipfel mit Festungsanlagen. S. den Art. Luziensteig.
QU8CHELMUTH (GR088) (Kt. Freiburg, Bez.
See). 584 m. Gem. u. schönes Dorf, in fruchtbarer und gut
angebauter Gegend, nahe der Quelle der Biberen und 2
km nö. der Station Courtepin der Linie Freibnrg-Murten.
Telephon. 17 Häuser, 130 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde Gurmels. Einige wenige Reformierte. Ge-
treide-, Kartoffel-, Wiesen- und Obstbau, Viehzucht. 1364:
Gursalamut.
QU8CHELMUTH (KLEIN) (Kt. Freibur^, Bez. See).
576 m. Gem. und Weiler, 2 km so. der Station Cressier
der Linie Freiburg-Murten und 1,2 km nö. Gross Guschel-
muth. 12 Häuser, 92 kathol. und reform. Ew. deutscher
Zunge. Kirchgemeinde Gurmels. Getreide-, Kartoffel- und
Futterbau, Viehzucht.
QU8CHUB0RLI (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und
Dorf. S. den Art. Coussiberle.
QU8PI8 (Kt. Uri). 2825 m. Gipfel, nw. Vorberg
des Kastelhorns (2977 m), in der Gruppe des Pizzo Cen-
trale oder Tritthorns (3003 m). So. über dem Dorf Hospen-
thal und nö. über dem Guspisthai. Von ihm steigt nach
NO. der kleine St. Annagletscher ab. Kann von Hospen-
thal aus in 3 Vt Stunden sehr leicht bestiegen werden.
QU8PI8THAL (Kt. Uri). 2560-1706 m. Rechtsseitiges
kleines Nebenthal zum Hochthal der Gotthard Reuss (zwi-
schen Gotthardpasshöhe und Hospenthal),
3 km s. über Hospenthal. Steigt vom Hang
des Pizzo Centrale oder Tritthorns nach
NW. ab. Einsam und steinig : enthält die
Guspisalp. Zu oberst der am NW.-Hang des
Pizzo Centrale hängende kleine Guspis-
gletscher. Wird umrahmt vom Guspis (&25
m), Kastelhom (2977 m), St. Annaberg
(2Ö32 m), Rothorn [2927 m), Pizzo Centrale
oder Tritthorn (3003 m}, Blauber« (2816 m),
Schwarzloch hörn (2733 m) und der Furka-
e^f; (^^ °^)* Unter dem obern Abschnitt
des Thälchens geht die Axe des Gotthard-
tunnels durch.
QUTBiECH I ALP (Kt. Glarus, Gem. Lin-
thal). 930-2053 m. Alpweide mit mehreren
Hüttengruppen, am W.-Hang des vom
Vorstegstock zum Kilchenstock ziehenden
Kammes, zwischen dem Linththal und
Durnachthal und 2-3 Stunden so. über
Linthal. Seit langer Zeit begnügt man
sich, hier das Gras zu schneiden ; Vieh
wird keines mehr aufgetrieben. Die Hütten
stehen in 930, 1601 und 1821 m.
QUTENBRUNNEN (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Simmenthai, Gem. Lenk). 1200
m. Gemeindeabschnitt, am rechten Ufer
der Simme und am SW.-Hang des Schatt-
homs, an der Strasse Lenk -Zweisimmen
und 11 km so. der Station Zweisimmen der
Simmenthalbahn. Umfasst zahlreiche zerstreut gelegene
Häuser und die zwei Weiler Bleiken und Boden. Zusam-
men : 111 Häuser, 421 reform. Ew. Wiesenbau und Vieh-
zucht. Schöne Waldungen.
QUTENBRUNNEN (Kt. Schwvz. Bez. March, Gem.
Altendorf). 442 m. Weiler, auf fruchtbarem Plateau zwi-
schen dem -Kessibach und Sommerholzbach, 7(X) m sw.
Altendorf und .2,5 km w. der Station Lachen der Linie
Zürich-Glarus. 16 Häuser, 99 kathol. Ew. Landwirtschaft.
QUTENBURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen). 526
m. Gem. und Weiler, am rechten Ufer der Langeten, an
der Strasse Huttwil-Langenthal und 3,5 km s. Langenthai.
Haltestelle der Linie Lanffenthal-Wolhusen. Postbureau,
Telephon. 11 Häuser, 56 reform. Ew. Kirchgemeinde
Lotzwil. Tuch-, Likör- und Bierhefenfabrik. Landwirt-
schaft. Ehemaliges Bad mit Eisenquelle, einst stark be-
sucht. Auf dem Turmhubel stand vor Zeiten die Burg der
Edeln von Gutenburg, die der Reihe nach an die Edeln
von Utzingen, die Edeln von Aarburg und 1413 an die
Stadt Burgdorf überging. Sie ist heute vollständig ver-
schwunden.
GUTENFEL8 (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg, Gem.
Arboldswil). 500 m. Burgruine, auf einem Felssporn über
dem rechten Ufer des Fluhbaches, ö. der Strasse Buben-
dorf-Arboldswil und 1 km nö. Arboldswil. Einst Eigentum
der Edeln von Eptingen-Gutenfels (einer Zweiglinie des
Feudalhauses der Eptingen). 1400 mit allen Rechten an die
Stadt Basel verkauft.
QUTEN8WIL (Kt. Zürich, Bez. Uster, Crem. Volketo-
wil). 530 m. Dorf, an der Kreuzung der Strassen Uster-
Winterthur und Hegnau-Fehraltorf; 1,6 km so. Volkets-
wil und 2,5 km w. der Station Fehraltorf der Linie EfTre-
tikon-Wetzikon-Hinwil. Postablace, Telephon. 77 Häuser,
322 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht. 1162 : Guotols-
wilare.
GUTI8BERG (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Heimiswil). 690 m. Weiler, an der Strasse Burgdorf- Af-
foltem, 5 km nö. der Station Buredorf der Linie Olten-
Bern und 1,9 km nö. Heimiswil. 11 Häuser, 75 reform.
Ew. Landwirtschaft. Käserei.
QUTIMANN8HAU8 (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Plaffeien). 912 m. Haus, am Zusammenfluss der Warmen
und Kalten Sense und 4,5 km so. Plaffeien. 6 kathol. Ew.
So genannt nach der gastfreundschaftlichen Gesinnung
eines seiner ehemaligen Besitzer, der alle in Geschäften
nach Freiburg reisenden Landleute aus dem Simmenthai
in seinem Haus kostenlos über Nacht behalten haben soll.
GUTTANNEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 1060
m. (xem. und Pfarrdorf, in einer Erweiterung des obern
Aarethaies, an der Grimselstrasse und 14,5 Km so. der
Outtannon Ton Osten.
Station Meiringen der Brünigbahn (Luzem-Brienz).^Das
Dorf wird im W. von den mächtigen, von Wildbachrun-
sen und Lawinenzügen durchfurchten Wänden des Ritzli-
horns und im 0. von der Kette Steinhaushorn-Gwächten-
496
GUT
6YP
hom überragt. Postablage, Telegraph ; im Sommer Post-
wagen über die Grimsel (MeiriDgen-GIetsch). Gemeinde,
mit dem Weiler Boden : 74 Häuser, 345 reform. Ew. ;
Dorf: 55 Häuser, 247 Ew. Kleine Pfarrkirche. Alpwirt-
schaft. Kartoffel-, Rüben-, Gersten- und Haferbau. Im
Sommer der vielen die Grimselstrasse begehenden Tou-
risten wegen Fremdenindustrie. Ausgezeichnete Führer
und Krystallsucher (Strahler). Klima rauh, das Dorf im
Winter während zweier Monate ohne Sonnenstrahl. Beim
Ae|[ierstein Fund eines Steinbeiles. Zuerst der Kirchge-
memde Meiringen, von 1713 an der neu errichteten Kirch-
femeinde Grund zugeteilt, seit 4813 kirchlich selbständig.
467 Bau der Kapelle. Jakob Schweizer, Verfasser von po-
etischen, politischen und topographischen Schriften, war
hier 1821-25 Pfarrer. Guttannen hat im Laufe der Jahr-
hunderte vom Klima, von Lawinen, Teuerung und Feuer
vieles zu leiden gehabt. 1728, 1803 und 1812 durch grosse
Feuersbrünste zum Teil zerstört, 1799 von den Oesterrei-
che;^ geplündert, 1834 Wassermangel und Dürre. Wird
heute durch den Hausacherwald einigermassen vor den
Lawinen des Ritzlihoms |[eschützt. Ehemals Guotentan
(Tann = Tannenwald). Beim Bau der Grimselstrasse hat
man bei Guttannen 1^ in einem Gneisblock eine merk-
würdige baumstammähnliche Bildung gefunden, die man
zuerst für den versteinerten Stamm eines Galamiten hielt.
Spätere mikroskopische Untersuchung hat aber gezeigt,
dass man es hier mit einer Amphiboleinlagerung zu tun
hat, die durch den später einsetzenden Gebirgsdruck ihre
merkwürdige Gestalt erhielt.
GUTTKT (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1334 m. Kleine
Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse über dem rechten
Ufer der Rhone, am S.-Fuss des Galm, 4 km s. der Station
Leuk-Susten der Simplonbahn und 2,5 km nnö. Leuk die
Stadt. 34 Häuser, 195 kathol. Ew. Alpwirtschaft. 1357 :
Gottet.
QUVIOLA8 (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2680-1810
m. Rechtsseitiger Nebenarm zum Val Flüela, dessen
Bach bei der Alpe Pra und 4,5 km w. Süs (im Unter En-
gadin) in die Susasca mündet. Steigt vom Bergstock des
Fiz del Ras nach N. ab.
QWAD, QEWATT, QWATT. Ortsnamen der deut-
schen Schweiz, gebräuchlich zur Bezeichnung einer sump-
figen Gegend.
QWAD (Kt. Zürich, Bez. Horgen. Gem. Wädenswil).
420 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken Ufer des Zü-
richsees und 2 km nw. der Station Wädensvdl der
linksuArigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil). 44 re-
form. Ew.
QW4ECHTE, QW4ECHTEN. Häufiger Bestandteil
von deutschen Bergnamen; bezeichnet eine auf einem
Bergkamm oder Gipfel überhängende Schneewehe oder
Schneedach.
QWiECHTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 3169
m. Kuppe mit gegen den Wechselgletscher überhängendem
Schneemantel, in der Gruppe des Schreckhorns zwischen
dem Mettenberg (3107 m) und Klein Schreckhom (3497 m).
Von Grindelwald aus onne grosse Schwierigkeiten in 7
Stunden zu erreichen.
QWiECHTEN (DIE BEIDEN) (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle). 2950-3100 m. Langer Grat mit überhängen-
dem Schneedach, rechts über demDiechtergletscher; SW.-
Grat des Guttanner Gwächtenhoms.
QWiECHTENHORN oder 8TEINBERQ(Kt. Bern
und Uri). 3428 m. Vergletscherter Gipfel, in der Gruppe
des Sustenhorns (3512 m), auf dem den Kehlegletscher und
das obere Göschenerthal vom oberen Gadmenthal schei-
denden Kamm zwischen Sustenhorn und Hinter Thier-
berg (3343 m). Von dem am Fuss des Steinffletschers
(Sustenpass) stehenden Gasthof Stein aus mit seinem
Schneedach sehr gut sichtbar und in 5 Stunden ohne
grosse Schwierigkeiten zu erreichen. Prachtvoller Aus-
sichtspunkt, dem aber sein häufig besuchter Nachbar,
das Sustenhorn, meist vorgezogen wird. Zum erstenmal
1861 bestiegen
QWiECHTENHORN (QUTTANNER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). 3218 m. Gipfel, in der den Rhone-
und Triflgletscher im W. begleitenden Kette, 4 km ö.
über Gutiannen (im Ober Hasle). Selten bestiegen ; kann
von Guttannen aus in 7 und von der Trifthütte des S. A.
C. aus in 5 Stunden erreicht werden.
QW4ECHTENJOCH (Kt Bern, Amtsbez. Interiaken).
Etwa 3150 m. Passübergang, zwischen dem Gwächten und
dem Klein Schreckhom, nahe dem Punkt 3154 m. Vo^
bindet die Schwarzegghütte des S. A. C, die Bäregg und
den Unter Grindelwaldgletscher mit der am Fasse der
Wetterhömer stehenden Glecksteinhütte des S. A. G. Auf
der Siegfriedkarte unbenannt.
QW4ERTLER (Kt. Bern und Obwalden). 2423 m.
Gipfel, sw. Vorberg des Graustocks (2663 m), unmittelbar
n. über der Enffstlenalp und am Weg von da auf den Grau-
stock. Von der Engstlenalp aus in 1 Vt Stunden sehr leicht
zu besteigen.
GWANDLEN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
480 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten Ufer des Aa-
bachs, 1 km s. Käpfnach und 2,5 km so. der Station
Horgen der linksufngen Zürichseebahn (Zürich-Wädens-
wil). Hier sind von Privatleuten zu wiederholten Malen
(1841-1849) kleine Flöze von Schieferkohlen abgebaut wor-
den. (Vergl. Letsch, Em. Die Molauekohlen ötU. der
Reu88. Bern 1899).
QWASMET (Kt. Uri). 2878 m. Wenig hervortretender
Gipfel, in der Gruppe des Oberalpstocks (3330 m) und auf
dem Kamm zwischen diesem Gipfel und dem Düssistock
(3262 m), zwischen Cavardiraspass (2705 m) und Bündte-
nerkehlepass (2743 m). Vom Hotel Alpenklub im Made-
ranerthai aus über den letztgenannten Pass in 6 Vi Stun-
den zu erreichen.
QWATT (Kt. Bern, Amtsbez. Thnn, Gem. Strätt-
ligen). 565 m. Dorf, an der linksseitigen Uferstraase des
Thunersees und nahe dem See, 4 km s. Thun und 1.5 km
nw. der Kandermündung. So. vom Dorf zweigt ^e
Strasse ins Simmenthai ab. Station der Linie Thnn-Inter-
laken. Postablage, Telegraph, Telephon ; Postwagen Gwatt-
Reutifien-Wimmis. 37 Häuser, 360 reform. Ew. Kirchge-
meinde Thun. Landwirtschaft. Bedeutender Waarentran-
sit ins Simmenthai. Der einst zum grossen Teil sumpfige
Boden ist durch die Alluvionen der Kander trocken ge-
legt worden und heute angebaut Von dem den Burgturm
Strättligen tragenden Hügel s. Gwatt sehr schöne Aus-
sicht. Im See nahe dem Ufer eine ganz kleine Insel, die
einzige des Thunersees.
QWINDEN (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Bergdie-
tikon). 533 m. Gruppe von 5 Häusern, im Reppisehthal,
auf der Grenze gegen den Kanton Zürich und äjp km sw.
der Station Dietikon der Linie Zürich-Baden-Brugg. 47
reform, und katholische Ew. Kirchgemeinden Dieukon
und Berikon. Wiesenbau.
QY (Kt. Grenf, Linkes Ufer). 458 m. Gem. und Dorf,
nahe der Landesgrenze gegen Frankreich, 10 km nö. Gent
und 2.4 km so. der Station Gorsier der elektrischen Stras-
senbann Genf-Douvaine. Postablage, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Gy-V^zenaz. 40 Häuser, 215 rerorm. Ew. Kircb-
Semeinde Jussy. Weinbau. Gy gehörte einst zu den Län-
ereien des Priorates Saint Victor und wurde 1536 von
der Stadt Genf mit Hilfe der Bemer an sich genommen.
Später war der Ort dem Mandament Juss^ zugeteilt, des-
sen Oberhoheit der Stadt Genf von König Heinridi lY.
verliehen worden war. Von Jussy 1850 setrennt und zur
eiffenen Gemeinde erhoben. Aelteste von den Reformiertefi
erbaute Kirche des Kantons Genf.
QYDI8DORF (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Lauter brunnen). Weiler. S. den Art. Gidisdorf.
GYP8QRABEN (Kt. Obwalden). 1340-1070 m. Kleine
Thalfurche, am N.-Hang des Giswilerstocks, eine der
Obern Verzweigungen des Giswilerbaches. Steile und zer-
rissene Hänge. Das Thälchen ganz im Gips ausgewa-
schen.
QYP8QRAT (Kt. Glarus). 2300-2450 m. Felsgrat, in
der Gruppe des Mageren ; zieht vom Weissmeilen nadi
SW. zum Guiderstock und trennt das obere Mühlebach-
thal vom Obern Krauchthal. Besteht aus Rötidolomit mit
Gipseinlagerungen, die im vergangenen Jahrhundert von
den Bewohnern von Engl eine Zeit lang abgebaut und all
Dünger verwendet worden sind.
QYP8HORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landqnart).
2817 m. Gipfel, in der Monsteinkette : 4,5 km so. über
Monstein. Bildet wie alle Berge dieses Gebietes eine wikle
und zerrissene Kalkspitze, an deren Fuss weite Schutt-
halden angelagert sind. Wird vom Ducanpass aus über
das Krummhörnli bestiegen.
GYR
HAB
497
QYR. S. auch Gm.
QYR (AUF DEM) (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2167 m. Gipfel, w. Vorher]^- der Falknishöhe. Die
höhern Hänge begrast ; fallt nach W. mit einer ho-
heo Felswand zum Guschatobel ab. Trigonometrisches
Signal.
QYREN8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2187 m. Gipfel, n. Vorberg des Kistenstein (2480
m), 3 km (34 Stunden) ssö. über Bad Fideris, zwischen
den Älpweiden der Fideriser Heuberge und dem Thälchen
der Fideriser Alp Duranna. Sanft geböschte Alpweiden-
hänge.
QYREN8PITZ (Kt. Graubunden, Bez. Unter Land-
Suart). 2373 m. Kleiner, bis oben begraster Gipfel, im
amm zwischen Schafberff (2463 m) und Kühnihorn
(2416 m), gerade w. über Partnun im St. Antönierthal ;
fallt nach O. zur Alp Garschina^ nach W. zur Alp Mutta
(Obersäss) ab. So. vom Gyrenspitz der kleine, fast kreis-
runde Garschinasee.
QYREN8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart). 2397 m. Gipfel ; Haupt einer kleinen Gebirgsgruppe
zwischen den Tobein des Schraubachs-Grossbachs einer-
seits und des Taschines-Valserbachs andererseits, die bei
Schiers und Grüsch in die Landquart münden. Der Stock
des Gyrenspitz ist die mittlere von den drei Flyschmassen
— bisher meist dem Eocän, neuerdings von Steinmann
dem Oligocän zugeteilt — , die dem Rätikon s. vorgelagert
sind. Die zwei andern Flyschmassen sind dieieniffe des
Kühnihorns und Kreuz im 0. und die des Vilan im W.
Wie überall im Flyschgebirge finden wir auch hier santV
geformte Bergrücken und Gipfel und breite Gehänge, die
is zu Oberst mit Wald und Alpweiden bekleidet sind.
aber auch tief eingeschnittene, nach oben baumformig
verzweigte Schluchten und Runsen, sowie wüst zerrissene,
faule Schieferfelsen, aus denen bei Reffenwetter und
Schneeschmelze schwarze Schlammströme ne^vorbrechen.
Vom Gyrenspitz senkt sich namentlich das tief einse-
schnittene Salginatobel nach S. Von der Hauptkette des
Rätikon ist der Gyrenspitz getrennt durch die Senke der
Calrosahütte (auf der Siegfriedkarte irrtümlich Goldrosen-
hütte genannt), von der aus der Gipfel in einer halben
Stunde leicht bestiegen werden kann. Gewöhnlich erfolgt
aber die Besteigung von Schuders aus über den S.-Kamm
(Schuderser Maiensäss, Berg etc.) in etwa 3 Stunden (von
Schiers aus etwa 5 Stunden), seltener vom Fadur Fürkli
und über den W.-Grat. Uebrigens ist auch der ganze
W.- und SW.-Grat bis zum Sassauna (2312 m) gangbar.
Die Aussicht, besonders auf die nahen Kalkmauern des
Rätikon, ist sehr schön. Auf und am Gipfel findet man
auch ziemlich reichlich Fukoiden.
GY8A (MONT) (Kt. Wallis, Bez. Harens). 3115 m.
Gipfel, so. Vorberg der Aiffuilles Rouces de Derbonneire ;
3 V« Stunden über Arolla (m der Combe d'AroUa). Auf der
Siegfriedkarte unbenannt.
QY8BN8TEIN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfinsen).
747 m. Gem. und Dorf, 3 km w. Konolfingen und 1,5 km
nö. der Station Tägertschi der Linien Bern-Luzern und
Burgdorf-Thun. Postablage, Telephon. Die sehr ausge-
dehnte Gemeinde umfasst ausser dem Dorf Gysenstein
noch die Weiler und Häusergruppen Ballenbühl, Buchli,
Herolfingen, Hötschigen und Unterhötschigen, Hümbers,
Konolfingen, Ursellen und Donistbach. Zusammen 2(n
Häuser, 1583 reform. Ew.; Dorf: 125 Häuser, 157 Ew.
Kirchgemeinde Münsingen. Landwirtschaft.
H
HAAG (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem. Senn-
wald). Dorf. S. den Art. Hag.
HAAG (Kt. Solothurn, Amtei Lebern, Gem. Selzach).
456 m. Dorf, im Aarethal, 2 km nw. der Station Selzacn
der Linie Olten-Biel. 23 Häuser, 167 kathol. Ew. Land-
wirtschaft. Brennerei. Etwas Uhrenindusirie. Alte Ale-
mannengräber.
HAAG (UNTER) (Kt. Obwalden, Gem. Sachsein).
Weiler. S. den Art. Unter Haag.
(»HAARENWILEN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld,
Gem. Hüttlingen). 543 m. Kleines Dorf, am N.-Hang des
Wellenbera^: 1,8 km so. Hüttlingen und 4,5 km sw. der
Station Mullneim-Wigoltingen der Linie Zürich-Winter-
thur-Romanshom. 19 Häuser, 93 reform. Ew. Wiesen und
Wald. Holzhandel.
HAAR8CHWENDI (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hin-
terland, Gem. Waldstatt). 870 m. 14 Häuser, am links-
seitigen Gehänge des Thaies der Urnäsch zerstreut ge-
legen; 1,5 km sw. der Station Waldstatt der Appenzeller-
bahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 71 reform. Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Weberei und Stickerei.
HABBACH (OBER und UNTER) (Kt. Bern, Amts-
bez. Signau, Gem. Lansnau). 795 und 759 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 4 Häusern, auf den Höhen zwischen
Golgraben und Thal der Hfis und 3,5 km so. der Station
Langnau der Linie Bem-Luzem. 28 reform. Ew.
HABERBERG (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Schloss-
nied). 545 m. Gruppe von 6 Häusern; 9,5km so. Kölliken,
700 m sw. Schlossrued und 3,5 km so. der Station Schöft-
land der elektrischen Strassenbahn Aarau-Schöftland.
40 reform. Ew. Kirchgemeinde Rued.
HABERBERQ (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Schöft-
land|. 520 m. 4 Häuser, am linksseitigen Gehänge des vom
Rueoerchen entwässerten Thaies zerstreut gelegen ; 1,3
km so. der Station Schöftland der elektrischen Strassen-
bahn Aarau-Schöftland. 30 reform. Ew.
HABERQ8CHWEND (Kt. Glarus, Gem. Kerenzen).
1100-1900 m. Alpweide mit 4 Hütten (in 1363 und 1426 m),
am N.-Hang des Neuenkamm und im Thälchen des Filz-
bachs, 1-2 Stunden s. über dem Ort Filzbach. 270 ha
gross; in 56 Stösse (Alpweidenrechte) eingeteilt.
HABERMIU8HOF (Kt. Aargau, Bez. Zofinffen, Gem.
Kölliken). 454 m. Zerstreut gelegene Bauernhöfe, an der
Strasse Aarau-Zofingen und 2 km sw. der Station Kölliken
der Linie Aarau-Suhr-Zofingen. 16 Häuser, 141 reform.
Ew. Ein Teil der Bewohner arbeitet in den Fabriken von
Safenwil. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Im
Volk meist kurzweg Hof geheissen.
HABER8AAT (Bt. Zürich, Bez. Affbltern. Gem.
Aeugst). 675 m. Gruppe von 5 Häusern, nahe aem N.-
Ende des Türlersees, 2 km nö. Aeugst und 4,5 km ö. der
Station Aflbltem der Linie Zürich-Auoltem-Zug. 22 reform.
Ew.
HABI8v HAB8. In zusammengesetzten Ortsnamen
der deutschen Schweiz häufig vorkommender Ausdruck ;
vom althochdeutschen hapuch^ /ia6uc= mittelhochdeutsch
habech und habich = Habicht, Falke; bezeichnete ur-
sprünglich eine Burg oder einen Ort, wo diese Vögel zur
Jagd abgerichtet zu werden pflegten. (Vergl. Schweizer.
[dtoUkon. Bd II, S. 937).
HABI8R0TI (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Schönholzerswilen). 600 m. Gruppe von 9 Häusern ; 2,8
km w. Schönholzerswilen und 6,5 km sw. der Station
Bürgten der Linie Zürich- Winterthur-Romanshom. 47.
reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Schönholzer»-
wilen und Wuppenau. Wiesen und Wald. Stickerei.
HABKERN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1067 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Habkemthal, am Ufer des Trau-
GEOOR. I.KX. 76 — n — 32
498
HAB
HAB
bachs and 6-7 km n. Interlaken. Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit Bohlseiten, Bort und Schwendi : 464 Häu-
HPB^F^tc?^
Habkernthal.
If^d&'JT^vir-fir.
ser, 781 reform. Ew.; Dorf: 64 Häuser, 291 Ew. Wiesen-
bau und Viehzucht. Sommerfirische. Das Dorf zeichnet
sich aus durch seine um die Kirche zerstreut gelegenen
einfachen und von der Zeit gebräunten Holzhauser, die
ihm ein anderwärts vielfach bereits verloren gegangenes
malerisches Ansehen geben. Bewohner wohlhabend. Die
viele zerstreut gelegene Höfe und kleine Häusergruppen
umfassende Gemeinde Habkem zerfällt in vier Unterab-
teilungen : Mittelste Bäuert mit der Kirche und den Sie-
delungen am rechten Ufer des Traubachs, Schwendibäuert
am linken Ufer des Trau bachs mit dem linksseitigen Ge-
hänge des Traubachthaies, Bohlbäuert am rechten Ge-
hänge des obem Traubachthaies und endlich Bortbäuert
(2 km unter der Kirche) über der den Thalausganff bilden-
den Schlucht und am rechten Ufer des Lombacns. Hab-
kern wird urkundlich schon im 13. Jahrhundert genannt;
es kam 1275 an die Herren von Eschenbach und später an
das Kloster zu Interlaken. 1342 verwüsteten die Unter-
waldner das ganze Habkernthal zusammen mit den Klos-
ter^ütem. Das Dorf beteiligte sich 1349 an dem allge-
meinen Aufstand der Gotteshausleute gegen das Kloster,
widersetzte sich aber 1528 der Einführung der Refor-
mation. Habkem gehörte kirchlich zuerst zu Goldswil,
dann zu Unterseen und wurde 1665 eigene Kirchgemeinde.
HABKKRNTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
Rechtsseitiges Nebenthal zur Aare; steigt zwischen dem
St. Beatenberg und Härder auf eine Läge von 11 km nach
SW. gegen das obere Ende des Thunersees ab. Das meist
schmale und wilde, von Fremden nur wenig besuchte
Thal verläuft parallel zum Brienzersee, vom dem es durch
den Brienzergrat geschieden ist. Im N. wird es vom Gug-
gisgrat, Grünenberg und Hohffant umgrenzt, das heisst
von der wasserscheidenden Kette zwischen dem Gebiet
des Thunersees und denen der Zul^ und Emme. Das Hab-
kemthal vereinigt in sich die Eigenart der Thäler im
Emmengebiet mit derjenigen der Berner Oberland thäler
und hat schöne Waldungen und ausgezeichnete Alpwei-
den. Interessante Höhlenbildnngen. Das Thal ist seiner
Unzugänglichkeit wegen bis zum Bau der Strasse Unter-
seen- Habkem isoliert geblieben. Diese Strasse steigt längs
dem Hang des Härder thalaufwärts und überschreitet kurz
vor dem Dorf Habkem den Lombach. Unmittelbar obei^
halb Habkem mündet das 6 km lange Traubachtbai aus,
das vom Hohgant herabkommt und in seinem obem Ab-
schnitt stark eingeengt ist. Entwässert wird das Habkem-
thal von dem am Augstmatthom entspringenden Lombach.
dessen Bett beinahe die ganze schmale Thalsohle ein-
nimmt. Dieser schlimme Wildbach hat zu wiederholten
Malen, besonders im tiefem Thalabschnitt grosse Ver-
heerungen angerichtet, so dass der Staat Bern an ihm be-
deutende und kostspielige Verbauungsarbeiten ausfuhren
lassen musste. Mit den Thälem der Zulg und Emme stellt
das Habkernthal durch Fusswege in Verbindung. Es ist
auch eine in geologischer und mineralogischer Hinsicht
bemerkenswerte Gegend, indem sich hier viele in Fljsch
eingebettete sog. exotische Blöcke von rotem und grünem
Granit, femer prachtvolle Turmalinkrystalle finden. Die
Granitblöcke des Habkemthales sind keine Erratiker,
sondern Einschlüsse im Flysch oder in schiefrigen Mer-
geln und hängen mit dem Klippenphänomen zusammen.
Die Atmosphärilien haben eine grosse Anzahl dieser
Blöcke ihrer Flysch Umhüllung beraubt, so dass sie jetzt
offen an der Oberfläche zerstreut herumliegen. Einer der
grössten ist der mehr als 10000 m' umfassende Luegi-
bodenblock.
HAB8AT (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem.
Trogen). 860 m. Weiler, mit 14 am rechten Ufer der Gold-
ach zerstreut gelegnen Häusern, 2 km ö. Trogen und 6
km SW. der Station Heiden der Berffbahn Rorschach-
Heiden. 73 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und We-
berei.
HABS AT (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Rehetobel). 7o0 m. 24 Häuser, zwischen den Schlingen
der Strasse St. Gallen-Rehetobel und zwischen dem Dorf
Rehetobel und dem rechten Ufer der Goldach zerstreut
gelegen, 7 km sw. der Station Heiden der Bergbahn Ror-
schach-Heiden. 103 reform. Ew. Wiesen- und Obstbau.
Stickerei und Weberei.
HABSBURG (Kt. Aargau, Bez. Brugg). 471 m. Gem.
und Dorf, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer der
Aare, 3 km sw. Brasg und 1,3 km nö. der Station Schinz-
nach der Linie Zürich-Bmgg-Aarau. Postablage, Telephon.
29 Häuser. 144 reform. Ew. Kirchgemeinde Birr. Ackei^
und Weinbau. Viehzucht. Auf einer Kuppe unmittelbar n.
über dem Dorf steht in 513 m die Haosburg, die Wiege
des österreichischen Kaiserhauses. Die Burg ist heute noch
ziemlich gut erhalten und besteht aus einem Wohnhaus,
sowie dem sogenannten alten und dem kleinen Tann.
Jener ist 24 m hoch und aus rechteckigen Bmchsteinen
von wechselnder Grösse erbaut, hat eine Mauerdicke
von 2,2 m und zählt im Innern etwa 70 Treppenstufen.
Vom ganzen heutigen Bau gehört einzig noch aieser Turm
der ursprünglichen Anlage (11. Jahrhundert) an. Die Re-
Sierung des Kantons Aargau hat neuerdings einen Teil
er Burg restaurieren lassen und eine kleine Gastwirt-
Lageplan der Habsbarg.
Schaft in ihr eingerichtet. Im Wohnhaus sind noch einige
VVohn- und Vorratsräume und im zweiten Stock der scf .
Rittersaal, im alten Turm das heute vom Burgwart bezo-
HAß
HAß
499
gene Zimmer über dem Erdgeschoss erhalten, das in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Rudolf von Habsburg
zeitweise zur Wohnung gedient haben soll. Sehr
schöne Aussicht auf die umliegende Landschaft,
in zahlreichen Panoramen gezeichnet. 1027 : Ha-
besburch ; 1114 und 1124 : Habesburg, Uabesburc,
Havesborc; 1153: Habespurch; 1213 : Habisburch;
1234: Habispurc; später Habechesburg, Habspurc
etc. = Habichtsburg. Das Geschlecht des Stifters
der Burff entstammte dem begüterten alten Her-
zogsgescnlecht des Elsasses und nannte schon
im 10. Jahrhundert auch im Aargau ein bedeu-
tendes Herrschaftsgebiet sein Eigen. Ein Teil des-
selben war wohl durch Heirat an das Geschlecht
gekommen. Dieses sog. Eigenamt umfasste die
Gegend zwischen der Aare, der Reuss und dem
Kestenberg mit der Burg Altenburg, deren Na-
men sich die Grafen später zueigneten. Graf Lan-
told oder Lanzelin von Altenburg hatte zwei
Söhne : Radbot, den Stammhalter des Geschlech-
tes, und Bischof Wernher von Strassburg, den
Gründer der Habsburg. Diesen beiden tatkräfti-
gen Edeln verdanken auch die Burgen Wildegg
und Brunegg ihre Enstehung. Da zu Beginn des
11. Jahrhunderts die deutschen Könise und Edeln
mehrfach Kriegszüge nach Burgund unternom-
men hatten, war es für Bischof Wernher « ge-
boten, das eigene Gebiet, zumal es der Grenze
nahe war, zu befestigen, um gegen Ueberfalle
seitens der Gegner zu Schutz und Trutz gewappnet
zu sein. Diesem Umstand verdankt die Habsburg ihren
Ursprung. Auf dem höchsten Punkte der Jurakette, die,
unweit Brugg beginnend, längs der Aare nach Wildegg
sich hinzieht, um von dort aus im Kestenberge einen Sei-
tenarm ostwärts ins Gelände vorzuschieben und so in Ver-
bindung mit der Reuss auf der dritten Seite das ganze
Amt im Eigen rings einzufassen, auf dieser Kuppe, die
nach 0. una S. zugleich über das ganze Amt und die be-
nachbarten Gebiete einen Ausblick oot, nach N. das Aare-
thal überschaute und ihr waldiges Gehänge unmittelbar
bis an die Aare hinabsenkte, legte Bischof Wernher in
jenen Tagen — wohl gerade im Jahre 1020 — den Grund
zu einer starken Veste. die sowohl die Strasse längs der
Aare beherrschen als die Gegend gegen Morsen und Mit-
tag beschützen sollte. Habsourg, das ist Habichtsburg,
nannte er sie und bestimmte sie zum Sitz des Grafenhau-
ses, dessen ältestem Sprossen er nachmals die Kastvogtei
des wenige Jahre später gegründeten Klosters Muri über-
trug. Der Gründer der Burg starb auf einer Gesandt-
schaftsreise in Byzanz am 28. Weinmonat 10^ und fand
dort auch sein Grab. Im 13. Jahrhundert schwangen sich
gespaltenen Hauses Habsburg, ward 1273 zum deutschen
König erwählt, brachte 1282 Oesterreich, Steiermark und
Die Habsburg von Sadwesten.
die Grafen von Habsburg zu einem der mächtigsten Herren-
feschlechter in Schwaben auf. Graf Rudolf III. (1218-
1291), das Haupt der altern Linie des damals in zwei Linien
Ostfront der Habsburg.
Krain als erbliche Fürstentümer an sein Geschlecht und
ist der Stammvater des Kaiserhauses Habsburg-Oester-
reich, dessen letzter männlicher Spross, Karl VI. (der Va-
ter der Kaiserin Maria Theresia), 1740 starb. Im Laufe
der Jahrhunderte hat die Habsburg baulich manche Um-
änderungen erfahren. Wie schon bemerkt, stammt der
24 m hohe sog. alte Turm noch aus der Zeit der Gründung
der Bur^; er war ursprünglich als Wohnturm angelest,
wie ein m einer seiner Mauern von Dr. W. Merz entdeck-
ter Kamin beweist. Erst viel später, 1559, wurde daran
das Wohnhaus angeschlossen, dann nahmen die Berner
1628 ziemlich umfassende Umänderungen vor, nachdem
sie vielleicht schon früher auch den nach 0. schauenden
kleinen Turm zur Herstellung von Kornschütten errichtet
hatten. Das Ganze war von einer Mauer und an den we-
niger geschützten Stellen auch von einem Burggraben um-
geben. Im Laufe des 13. Jahrhunderts ver Hessen die
mächtig gewordenen Habsbureer ihren bescheidenen alten
Familiensitz und selbst Graf Rudolf hielt sich nur selten
und vorübergehend hier auf (urkundlich bezeugt ist seine
Anwesenheit nur ein einziges Mal, am 5. Christmonat 1256).
Nachdem er König geworden, scheint er die Burg nie
mehr besucht zu haben, ebensowenig wie sein Sohn, der
Herzog und König Albrecht. Die Stammburg blieb als Le-
hen in den Händen von Dienstmannen, und zwar wohnten
im vorderen gegen Brugg zu gelegenen Teil der Veste, dem
heute verschwundenen sog. Wülpelsberg, die Ritter von
Wohlen und im hintern Turm die früher auf Burg Wildegg
sitzenden Truchsessen von Habsburg-Wildeeg. 1371 ver-
kauften dann die in Schulden geratenen Trucnsessen ihren
Anteil an die Ritter von Wohlen, die damit in den Besitz
des ganzen Burglehens gelangten. Auf ihrem Kriegszug
in den Aargau berannten die Berner 1415 auch die Habs-
burg, die innen vom damaligen Eigentumer Henman von
Wohlen bald überffeben wurde. Dieser « musste den Ber-
nem huldigen und schwören, die Veste Habsburg fürder-
hin ihnen offen zu halten in Fahr und Not gegen jeder-
mann, nichts zu unternehmen noch zu begünstigen, was
Bern zum Schaden gereichen könnte, und die Burg nur
mit Wissen und Willen der Eroberer zu veräussern oder
zu versetzen ...» In den folgenden Jahren wechselte die
Burg noch zweimal ihren Inhaber und kam dann 1469
durch Kauf an das Kloster Königsfelden. Unter dem Ein-
tluss der Reformation fiel sie 15& wieder an Bern zurück,
das sie dem neuen Hofmeisteramt Königsfelden zuteilte und
im Laufe des 16.-18. Jahrhunderts neben kleineren Repara-
turen auch die schon erwähnten grösseren Um- und Neu-
bauten vornehmen liess. Die Burg scheint von nun an zeit-
weise gar nicht bewohnt gewesen zu sein ; nur in Zeiten der
Gefahr wurde ein Wachtposten dorthin gelegt und gegen
Ende des 17. Jahrhunderts dann ein ständiger Hochwäch-
500
HAB
HiEG
ter mit ihrer Hut betraut. 1804 ward das Kloster Königsfel-
den mit seinen Gütern und damit auch die Habsburg dem
Kanton Aargau zugeteilt, der seither zu verschiedenen Ma-
ien Reparaturen (1866 Zinnenbekrönung des alten Tur-
mes, Verbesserung des Treppenhauses) und neuestens
eine würdige Restauration der ßurg ausführen Hess. Eine
fanze Reihe von Kaufsoüerten hat der Kanton bis heule
onsequent abschlagig beschieden. Der jetzige Burewart
ist beauftragt, bei Feuerausbruch in der Urogegena mit
der Kanone zu schiessen. Fragmente einer lateinischen
Inschrift. Im Dorf Habsburg ist vor Kurzem eine römi-
sche Armspange gefunden worden. Siehe über die Habs-
burg : Merz, Walther. Die Habsburg. Aarau und Leipzig
HAB8BURQ (NEU) (Kt. und Amt Luzern, Gem.
Meggen). Schloss. S. den Art. Neu Habsburo.
HABSBURQERAMT (Kt. Luzern). Historischer
Name für denjenigen Teil des heutigen Amtes Luzern,
der die jetzigen Gemeinden Adligenswil, Udligenswil,
Meggen, Meierskappel, Honau, Root, Dierikon und Ebi-
kon umfasst. Zur Zeit der österreichischen Herrschaft
dem auf Burg Neu Habsburg bei Meggen sitzenden Vogt
d^r Herzoge von Oesterreich Untertan. Im Habsburgi-
schen Urbar von 1306 werden als zum Habsburgeramt
{officium ccistri Habsburg ejctra Ulcus) gehörig die Ort-
schaften Weggis, Küssnacht, Adligenswil, Greppen, Udli-
genswil, Immensee, Megeen, Arth, Steinen, Meierskappel
und Kersiten genannt, vergl. Quellen zur Schweizerge-
schichte. Bdl4.
HAB8CHWANDEN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch,
i^em. Hasli). 855 m. Gruppe von 9 Häusern, auf den Hö-
hen zwischen der Grossen Fontannen und der Emme.
1,3 km nw. Hasli und 1,7 km sw. der Station Entlebuch
der Linie Bern-Luze^n. Postablage. 73 kathol. Ew. Neues
Schulhaus. Schöne Aussicht. In der Nähe einst die Burg
Hasli.
HAB8TETTKN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. BoUi-
fen). 637 m. Dorf, am Bolligerberg, 1 km n. Bolli|^en und
,2 km nö. der Station Ostermundigen der Linie Bern-
Luzern. Telephon. 51 Häuser, 455 reform. Ew. Wiesenbau.
In der Nähe der Molassesteinbruch Stockeren, aus dem
besonders die Stadt Bern viel Material bezoeen hat. In
Habstetten stand vor der Reformation eine Kirche. Der
Ort wird im Mittelalter häufig erwähnt. Schönes Land-
haus «Hubel» aus dem 17. Jahrhundert, einst Eigentum
des Obersten Karl Ryhiner, der am 4. März 1798 vor den
Toren Berns von einem meuternden Volkshaufen ermor-
det worden ist.
HACKBORN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell, Gem.
Neukirch). 530 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken Ufer
derThur; 3,6 km so. Neukirch und 2,5 km w. der Station
Bischofszell der Linie Gossau-Sulf^en. 29 kathol. und re-
form. Ew. Kirchgemeinde Bischofszell. Acker-, Wiesen-
und Obstbau. An der Thur Kiesgrube.
HACKEN (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln).
Passübergang. S. den Art. Haggen.
HACKENBERQ (Kt. Thurgau, Be]f. Münchwilen).
763 m. 3 km langer Höhenzug, zwischen Dussnang
und Balterswil. Zieht SO-NW. und gleicht von wei-
tem einer mehrfach gezähnten Säge. Zum grossen Teil
bewaldet, auf dem Rücken einige Wiesen, Felder und
zahlreiche Obstbäume. Ein Haus mit 9 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Dussnang. Am S.-Hang die alte Burgruine Duss-
nang.
HACKENRAIN (Kt. und Amt Luzern, Gem. Kriens).
560 m. Dorf, im Thälchen des Krienbaches und 1,5 km
sw. der Station Kriens der elektrischen Strassenbahn
Luzem-Kriens. 30 Häuser, 266 kathol. Ew. Acker- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. 1306: Habichraiu.
HACKERQA88 (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Gross wangen ). 540 m. Gruppe von 6 Häusern, w.
vor Grosswangen, an der Strasse Grosswangen -Ettis-
wli. 40 kathol. Ew. Landwirtschaft.
HADLIKON (Kt. Zürich, Bez. u. Gem. Hinwil). 583
m. Dorf, am Mählebach und 2 km so. der Station -Hin-
wil der Linie Uerikon-Bauma. Telephon. 71 Häuser,
312 reform. Ew. 775: Hadaleihinchova; 858: Hadalin-
chovan = bei den Höfen des Hadaling. Die Existenz
einer Burg und eines Edelgeschlechtes von Hadlikon ist
zweifelhaft.
HiEBERENBAD (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Huttwil). 625 m. Heilbad mit Eisenquelle, am Unken
Ufer der Langeten und 1.5 km nw. der Station Huttwil
der Linie Langenthai- Wolnusen. 3 Häuser, 25 reform. Ew.
HiECHI.EN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 9092 m.
Einer der Gipfel der langgestreckten Schratteofluh, über
dem linken Ufer des Marienihales und 7 km sw. über
dem Dorf Flühli, das selbst wieder 8 km s. der Statioo
Schüpfheim der Linie Bern- Luzern liegt. Hächlen = ge-
zähnter Kamm.
HiEDERENALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg. Gem. Stein). 1300-1500 m. Alpweide mit Gruppe
von 11 Hütten und Stadeln, am N.-Hang des Häderen-
bergs und 2-3 Stunden s. über Stein.
HiEDERENBERQ (Kt. St Gallen, Bez. Gaster und
Ober Toggenburg). 1573 m. Bewaldeter Kamm, der vom
Mittag berff auf eine Länge von 1,5 km nach SW. aas-
zweii^, 2-3 Stunden s. über Stein. Schöne Aussicht aof
das Thurthal, die Säntisgruppe und die Churflrsten.
HiEDERLIBROCKE (¥t. Uri, Gem. Göscheoenj.
1134 m. Brücke über die Reuss, am Eingang in die
Schlucht der Schöllenen, 500 m s. Göschenen. Aus Gra-
nitblöcken erbaut. Heisst auch Vordere Brücke. Daneben
2 Häuser mit 10 kathol. Ew.
HiEDILOCH (Kt. Glarus, Gem. Niederumen). Häoser-
ffruppe, sw. Abschnitt des Dorfes Nieder Urnen (s. diesen
Art.j, am Ausgang des 6,5 km langen Nieder Umerthales
w. Nieder Urnen, das im N. von der Kette des Hirzli, im S.
von der Wagetenkette bejpenltund vom Nieder Urnerbacfa
durchflössen wird. Die Siegfriedkarte gibt irrtümUch die-
sem ganzen Thal den Namen Hädiloch. Nach einer alten
Urkunde soll die Häusergruppe früher Heidenloch ge-
heissen haben.
HiEFELER (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. OberSig-
genthal). 430 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer
der Limmat und 2,5 km nW. der Station Baden der Linie
Zürich-Baden- Brugg. 64 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinden Kirchdorf und Baden. Ackerbau und Vieh-
zucht.
HiEFELFiNQEN (Kt. Basel Land, Bez. Sissach).
543 m. Gem. und Dorf, am NW.-Hang des Wisenbern
und 3,5 km so. der Station Sommerau der Linie CH-
ten-Basel Postablage, Telegraph, Telephon; Postwa-
cen nach Läufelfingen. 35 Häuser, TtZ reform. Ew.
Kirchgemeinde Rümlingen. Landwirtschaft. Seidenband-
weberei. •
HiEFELI (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Kreis
und Gem. Sanen). 1550 m. Alpweide mit Hütteneruppe
und einem Wohnhaus, am linksseitigen Gehänge des Sa-
fienlhales ; 5,5 km n. Saßen Platz und 12 km s. der Sta-
tion Versam der Linie Chur-llanz. 4 reform. Ew. deut-
scher Zunge. Kirchgemeinde Saßen Neukirch. Alpwirt-
schaft.
HiEQEI.EN (Kt Aargau, Bez. Zurzach, Gem. Fisi-
bach). 410 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer
des Fisibaches und am W.-Fuss des Sanzenberss, 3 km sw.
der Station Weiach-Kaiserstuhl der Linie Winterthur-
Bülach-Koblenz-Stein. 38 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Kaiserstuhl. Wiesenbau.
H^EQENDORF (Kt. Solothurn, Amtei Ölten). 438 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Thal der Dünnem, dem sog. Gäo,
am S.-Fuss der ersten Jurakette, an der Strasse Olteo-
Solothum und 5 km sw. Ölten. Station der Linie Olteo-
Solothum-Biel. Postbureau, Telegraph, Telephon. Ge-
meinde, mit Eggberg, Gnöd und Vogelberg : 21^ Häuser.
1494 Ew., wovon 1364 Katholiken ; Dorf: 165 Häuser, 844
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Ein ansehnlicher Teil der
Bewohner arbeilet in den Fabriken von Ölten. Steinbrüche,
Sand- und Kiesgruben. Gothische Kirche. In der Nabe
die von einem Fussweg durchzogene schöne Tenfel»-
schlucht. Bei der Kirche, am Thalackerhubel und im
Kreuzlifeld Reste römischer Bauten. Alemannengraib. Die
alte Kirche ist 1862-1864 abgetragen worden. 10%: Hagen-
dorf.
H^EQQENSWIL oder HiEQQENSCHWIl. (Kt
St. Gallen, Bez. Tablat). Gem. und schönes Pfarrdorf, aof
einer Terrasse über dem rechten Ufer der Sitter, s. der
Poststrasse Lömmiswil-Amriswil und 8,5 km sw. der Sta-
tion E^nach der Linie Rorschach-Romanshom. Postab-
lage, Telegraph, Telephon. Gem., mit Agen, Eggen^ Fid-
HiEG
HiEN
501
keobach, Holzrüti, Lömmiswil und Stegen : 142 Häuser.
926 kathol. Ew. ; Dorf: 26 Häuser, 169 Ew. Acker- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. 3 Käsereien.
Schöne Waldungen. Einige Torf(p*uben. Stickerei. Armen-
haus. Mehrere Vereine zu religiösen, gemeinnützigen und
Armenunterstützungszwecken. Nach dem grössten Ort auf
ihrem Boden hiess die Gemeinde früher Lömmiswil ; sie
^hörte damals zur Kirchgemeinde Berg. Nachdem 1728
m Häggenswil eine eigene Kirche erbaut worden war,
taufte man die Gemeinde auf ihren heutigen Namen um.
Die Bausteine zu dieser Kirche lieferte die Burgruine Neu
Ramstein oder Grafenstein. Um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts Hess sich in Häggenswil der Chorherr Josef
Popp nieder, der Begründer des c Wahrheitsfreundes »,
einer der zeitlich ersten politischen Zeitungen im Kanton
St. Gallen. Beim Bauernhof Tobel ein Refugium, das
zum letztenmal beim Einfall der Hunnen 926 von den
Mönchen des Klosters St. Gallen in Anspruch genommen
worden ist.
H>EQQERQEN(Kt.Uri, Gem.Wassen). 850 m. Gruppe
von 4 Häusern, am linken Ufer der Reuss und nahe dem
ersten Kehrtunnel der Gotthardbahn ; 2,5 km nw. der
Station Wassen. 18 kathol. Ew. Viehzucht.
H>EQQI.INQEN (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten). 475
m. Gem. und Pfarrdorf, nahe dem rechtep Ufer der Bünz
und 2,5 km nö. der Station Dotükon der Linie Aarau-
Lenzburg-Rothkreuz-Arth Goldau. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwa^n Hendschikon-Hägglingen. Ge-
meinde, mit Igelweid, Maiengrün und Rütihof : 209 Häu-
ser, 1415 kathol. Ew. : Dorf: 141 Häuser, 1019 Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Käserei. Strohflechterei. Ein grosser
Teil des Dorfes 1753 durch eine Feuersbrunst zerstört.
Am 22. Januar 1656 fand bei Maiengrün nähe Hägglingen
ein kurzer Kampf zwischen den Bemem und Freiämtlern
statt : zwei Tage später erlitten die Bemer die Niederlage
von Villmergen. 1798 wurden hier die Frei ämtler und
Zuger von den Franzosen geschlagen. Bei Lochruti und
auf dem Rütihof Funde aus der Römerzeit. Beim Kreuz
ein Kistengrab. 1450: Heckelingen, vom althochdeutschen
hac = Hag, Zaun.
H^EQLI (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Düdingen).
601 m. Kleines Dorf, 1 km nw. Dudingen und mit diesem
Dorf durch eine ununterbrochene Reihe von Gehöften ver-
bunden. Gasthöfe und Villen. 25 Häuser, 195 kathol. Ew.
Hier die Station Düdingen (Guin) der Linie Bem-Frei-
burg.
H>EQ8PACH (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Wissachengraben). 730 m. Weiler, 5 km sw. der
Station Huttwil der Linie-Langenthal-Wolhusen. 13
Häuser, 74 reform. Ew. Kirchgemeinde Eriswil.
H^EKLIQKN (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Winigen). 805 m. Gruppe von 7 Häusern, auf den
Höhen zwischen Kapelengraben und Oeschenbachen-
ffraben, an der Strasse Schmidigen-Winigen und
0,5 km ö. der Station Winigen der Linie Olten-
Bem. 55 reform. Ew. Viehzucht.
H^ELIG (MI008MIATT, NIEDER, OBER
und SCHORLI) (Kt. Bern, AmUbez. Signau, Gem.
Trüb). 832-960 m. Sechs am rechtsseitigen Hang des
Twärengrabens zerstreut gelegene Höfe, je 2 km sw.
Trüb und nö. der Station Trubschachen der Linie
Bem-Luzem. 31 reform. Ew.
H>EU8CHWAND (Kt. Bern, Amtsbez. Signau,
Gem. Siffnau und Rüderswil). 726 m. Weiler, nahe
dem recnten Ufer der Emme und 2,8 km nö. der
Station Signau der Linie Bem-Luzem. 11 Häuser,
88 reform. Ew. Käserei.
HiCLSIFIRN (Kt. Uri). Kleines Firnleid, am S.-
Hang der Scheerhömer (3296 und 3234 m) zwischen
zwei von diesen nach S. auszweigenden Felsrippen.
Hängt über dem Maderanerthal, steht aber mit dem
Hüfigletscher, der 400 m unter dem Hälsifim einen
Eisabsturz bildet, nicht in Verbindung. 6 km so. über
Unterschächen.
HiCL8IQRAT(Kt. Uri). Kurzer Kamm aus Hoch-
gebirgskalk (Malm); geht vom Kleinen Scheerhom
1^334 m) nach SW. ab und trennt den Hälsiflrn im
0. vom Bocktschingelfim im W. 6 km so. über Unter-
schächen. Wilde und nur sehr schwer zugängliche Ge-
gend.
HiEMELBACH (Kt. Bem und Luzera). Kleiner
Bach; entspringt am W.-Hang des Turner in 1160 m,
durchfliesst ein enges Thal und mündet nach 4,5 km
langem Lauf in der Richtung nach SW. 2 km so. Trub-
schachen in 756 m von rechts in die Ilfis. Nimmt ei-
nige ganz unbedeutende Nebenadern auf und bildet auf
eine Strecke von 3,5 km die Grenze zwischen den Kan-
tonen Bem und Luzern.
H^MELBACH (HINTER und VORDER) (Kt.
Bern, AmUbez. Signau, Gem. Trüb). 980-850 m. Zerstreut
gelegene Höfe, am rechtsseitigen Genänge des Hämelbach-
grabens ; 1,5 km s. Trüb und 3,5 km nö. der Station Trub-
schachen der Linie Bem-Luzem. 13 Häuser, 70 reform.
Ew.
H^MIKON (Kt. Luzem, Amt Hochdorf). 688 m.
Gem. und Dorf, am W.-Hang des Lindenbergs und 2,7
km nö. der Station Hitzkirch der Seethalbahn. Gemeinde,
mit Linden : 69 Häuser, 383 kathol. Ew. ; Dorf : 55 Häu-
ser, 306 Ew. Kirchgemeinde Hitzkirch. Wiesen- und Obst-
bau. Strohindustrie. 890 : Hamminchova (Wurzel harn
= Rüstung, Panzer).
HiEMLISMATT (HINTER und VORDER) (Kt.
Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Ami). 850 m. Klei-
nes Dorf; 1,2 km nw. Ami und 2,2 km nö. der Station
Biglen der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun. 25 Häu-
ser, 129 reform. Ew. Kirchgemeinde Biglen. Wiesen- u.
Obstbau.
H^ENGELEN (Kt. Bem, AmUbez. Burgdorf, Gem.
Krauchthal). 561 m. Weiler, am O.-Hang des Hasel-
bergs, je 3 km n. Krauchthal und so. der Station Hin-
delbank der Linie Olten-Bem. 15 Häuser, 172 reform.
Ew. Hängelen = Hang, Gehänge.
HiENQETEN (Kt. Appenzell L R.). 2126 m. Steil-
wandiger Felskamm, in der zentralen Kette der Sän-
tisfsruppe, durch den Weg vom Wildkirchlein auf den
Säntis vom Oehrli getrennt. Besteht aus Ursonund oberem
Neocom. Auf seinen dem Menschen nanezu unzugän-
glichen Rasen bändem sieht man nicht selten Gemsen.
Hängeten = Hang. Gehänge.
H^ENGLIHORN (Kt. Obwalden). 2631 m. Wenig
bedeutender Felsgipfel, in dem Grat zwischen Graustock
(2663 m) und Wildgeissberg (2655 m): bildet zusammen
mit dem Schwarzhorn (2641 m) einen Teil des Wildceiss-
bergkammes (in der Kette zwischen Melchthal und En-
gelbergerthal).
H>ENI8BERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gern, Kirchberg). 686 [m. Gruppe von 6]Häusem; 2,4
Kirche Hägendorf.
km 8Ö. Kirchberg und 2,5 km sw. der Station Bazenheid
der Toggenburgerbahn. 35 kathol. Ew. Viehzucht. Sti-
ckerei.
502
HiEN
HiGU
H4EN8ENBERQ (OBER und UNTER) (Kt. St.
Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem^Wattwil)^i02l-ÖOOm.
7 Häuser, am westlichen Seitengehänge des Toffgenburgs
zerstreut gelegen ; 5,5 km ö. der Station Wattwil der Tog-
genburgerbahn. 20 reform. Ew. Viehzucht.
HiERDLI (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Spreiten-
bach). 396 m. Weiler, am linken Ufer der Limmat; 1.6
km n. Spreitenbach und 4,5 km ö. der Station Kill-
wanden der Linie Zürich-Baden- Brug^. 50 kathol. Ew.
Landwirtschaft. Grosse Seidenweberei. Fähre über die
Limmat.
HiERDLI (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal,
Gem. Eichberg). 475 m. Weiler, am Auerbach und am
SO.-Fuss der das Dorf Eichberg tragenden Anhöhe. 600
m so. Eichberg und 4,5 km sw. der Station Altstätten der
Linie Rorschach-Sargans. 13 Häuser, 60 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei.
HiERQGIS (Kt. Nidwaiden, Gem. Emmetten). 450 m.
Nothafen für kleine SchiflFe, am linken Ufer des Vierwald-
stättersees zwischen Beckenried und Treib, am Fuss des
Stützbergs und nö. Emmetten. Durch einen künstlichen
Wellenbrecher geschützt. Wird besonders bei anhalten-
dem Föhn aufgesucht.
H^ERKINGEN (Kt. Solothum, Amtei Baisthal). 434
m. Gem. und Pfarrdorf, im untern Thal der Dünnern,
dem sog. Gäu ; 1,5 km so. der Station Egerkinsen der
Linie Olten-Solothurn-Biel. Posteblage, Telegraph, Tele-
phon. 97 Häuser, 438 Ew., wovon 392 Katholiken. Acker-
bau und Viehzucht. Kleine Uhrenfabrik (20 Arbeiter). Ein
Teil der Bewohner arbeitet in den Fabriken von Ölten.
1080: Harichingen; 1193: Herchingen (Wurzel /lari =
Heer).
HiETSCHBERG l^t. St. Gallen, Bez. Alt Toggen-
burg, Gem. Bütswil). 688 m. Gruppe von 5 Häusern, in
einem kleinen linksseitigen Nebenthal zum Toggenburg
und 1,6 km nw. der Station Bütswil der Tog^enburger-
bahn. 34 kathol. Ew. Viehzucht. Säge. Stickerei.
H^ETZINQEN oder H^EZINGEN (Kt. Glarus). 580-
620 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Linth und
auf dem von der Rüfiruns angeschwemmten Schuttkegel,
an der Strasse Glarus-Linthal, 300 m s. der Station Luch-
singen-Hätzingen der Linie Zürich-Glarus-Linthal. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. 134 Häuser, 653 reform. Ew.
Kirchgemeinde Betschwanden. Wiesenbau und Viehzucht.
Grosse Tuchfabrik mit 400 Arbeitern. Sekundärschule.
Hätzingen mit dem Glärnisch, von SQdostea,
HiEUBER (Kt. Appenzell L R. und St. Gallen). 1963
m. Gipfel, ö. über dem Fählensee ; in der vom Hohkasten
zum kamor ziehenden SO.-Kette der Säntisgruppe, nw.
über Saz im Rheinthal und auf der Grenze zwischen
den Kantonen St. Gallen und Appenzell. Der aus Ur-
gon und oberer Kreide bestehende sehr felsige SO.-Hang
steigt zur Alp Alpeel ab, während der sanftere NW^-
Hang auf Appenzeller Boden die Alpweiden Schafweid und
Kirchli trägt.
HiEUBER (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Sefligen,
Gem. Belpberg). 810 m. Gruppe von 7 Häusern, auf dem
Plateau des Belpbergs und 3 km so. der Station Belp der
Gürbethalbahn (Bern- Watten wil-Thun). Telephon. 41 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Belp. Landwirtschaft.
HiEUBERN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Wahlern). Weiler. S. den Art. HOseren.
HiEUBERN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis
Ilanz, Gem. Versam). 909 m. Gruppe von 5 Häusern, 'W.-
Abschnitt des Dorfes Versam ; 1 km s. der Station Versam
der Linie Chur- Ilanz. 22 reform. Ew. deutscher Zunge.
Wiesenbau und Viehzucht.
H^EUBERN (Kt. und Bez. Neuenburg). Dorf. S. den
Art. Thielle.
H^EUBERN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenbei^, Gem.
Sevelen). 1001 m. Gruppe von 8 Häusern, am Rollbach :
4,5 km nw. der Station Sevelen der Linie Rorachach-Sar^
gans. 38 reform. Ew. Viehzucht.
HiEUBERN (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem. ZnzwU).
518 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer der Thur,
2 km so. Zuzwil und 4,2 km ö. der Station Wil der Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen. 25 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Ziberwangen. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei.
HiEUBERN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Schönholzerswilen). 579 m. Gruppe von 8 Häusern, 3 km
w. Schönholzerswilen und 7 km sw. der Station Büi^len
der Linie ^ürich-Winterthur-Romanshom. 28 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinden Bussnang und Wertbühl.
Wiesenbau, Viehzucht.
H^EUBERN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Wiffoltingen). 414 m. Weiler, am rechten Ufer der Thur
undf 1 km so. der Station Müllheim-Wigoltingen der Linie
Zürich-Winterthur-Romanshom. Telephon. 12 Häuser,
67 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Wigoltingen
und Müllheim. Acker- und Wiesenbau. Färberei.
H^EUBERN (OBER) (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Romanshorn). Weiler. S. den Art. Oberhäusern.
H^EUBERN (OBER) (Kt. Wallis, Bez. Westlich Ra-
ren, Gem. Eischol). Weiler. S. den Art. Oberhäusern.
H>EUBERN(ZEN) (Kt. Wallis, Bez.
Brig, Gem. Glis). Häuser. S. den Aq.
Zenhäusern.
H^EUBERNBACH (Kt. Graubän-
den, Bez. Hinterrhein). Bach ; ent-
springt am Splügenpass auf der Landes-
grenze gegen Italien in 2^0 m, steigt
bald links bald rechts der Splügen-
Strasse nach N. ab und mündet nach
5 km langem Lauf 400 m sw. vom Dorf
Splügen in 1460 m von rechts in den
Hmterrhein.
H^EUBLENBACH (Kt. Bern. Amts-
bez. Konolfingen, Gem. Ami). Weiler.
S. den Art. Hüslenbach.
HiEUBLENEN (Kt. Thurgau, Bez.
Frauenfeld, Gem. Aadorf). Weiler. S.
den Art. Hüslenen.
H^EUBLI (Kt. St. Gallen, Bez. Ta-
blat. Gem. W^ittenbach). 610 m. Gruppe
von 3 Häusern, in fruchtbarer Gegend,
300 m s. Wittenbach und 3,5 km nw.
der Station St. Fiden der Linie St Gal-
len-Rorschach. 25 kathol. Ew. Viehzucht
und Milchwirtschaft.
H^EUBLI (Kt. Thurgau. Bez. Bb-
chofszell, (Jem. Amriswil). Weiler. S.
den Art. Hüsli.
H^EUBLIBERQ (HINTER.
OBER, UNTER und VORDER)(Kt.
St. Gallen, Bez. Ober Toggenbnrg, Gem.
Ebnat). 800-1010 m. 23 Häuser, am rechts-
seitigen Gehänge des Toggenburgs mitten in schönen Wie-
sen zerstreut gelegen, 2 Km nö. der Station Ebnat-Kappel
der Toggenburgerbahn. 96 reform. Ew. Kirchgemeinden
HiEU
HAG
503
Ebnat und Kappel. Wiesenbaa and Viehzucht. Stickerei.
H>EU8LIQ8 (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Kirchberg). 653 m. Gruppe von 6 Häusern, über dem
linken Ufer des Gonzenbachs ; 2,5 km so. Kirchberff und
1,7 km sw. der Station Bazenheid der Toggenburgeroahn.
43 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
H>EU8LIHOF (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. V^il).
430 m. Gruppe von 8 Häusern, je 4,5 km nö. Wil und w.
der Station Bafz der Linie Zürich-Bülach-Schaffhausen.
43 reform. Ew.
H>EUTI.IQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen). 770
m. Gem. und Dorf mit zerstreut gelegenen Häusern, auf
einer Hochfläche über dem rechten Ufer des Kiesen bachs
und 3,5 km sw. der Station Konolfingen der Linie Bem-
Luzem. Telephon. 36 Häuser, 263 reform. Ew. Kirchge-
meinde Münsingen. Acker- und Obstbau. Viehzucht und
Milchwirtschaft. Käserei. Hier sind Scherben von Töpfer-
waaren, Eisengegenstände und eine goldene Münze (Nach-
ahmung der makedonischen Münzen des Königs Philipp)
aufsedeckt worden. 1240: Hütligen; 4257: Hutelingen.
In der Nähe grosse fossile Austernoänke.
H^EZINQEN (Kt. Glarus). Gem. und Dorf. S. den
Art. HiETZINGEN.
HAFEN (Kt. Appenzell I. B., Gem. Schwende). 816 m.
Haus, an der Vereinigung der verschiedenen Quellarme
der Sitter und nahe dem Weissbad. Soll der Ueberliefer-
ung nach einst Eigentum des Uli Hotach, eines der Hel-
den der Schlacht am Stoss (1405) gewesen sein. Urkundlich
1553 im Besitz der Familie Botach.
HAFEN (MITTLER, OBER und UNTER) (Kt.
Aargau, Bez. Bru^g, Gem. Unter Bötzberg). 460-520 m. 26
amO.-Hang des Botzbergs zerstreut ffelegene Häuser, 4 km
so. Unter Bötzberg und 4 km w. der Station Brugg der
Linie Zürich-Baden-Brugg. 138 reform. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
HAFNER (GROSSER) (Kt. und Bez. Zürich). 405m.
Untiefe im Zärichsee, 3 m unter dem Seespiegel, 400 m
i. der Quaibrucke in Zürich. Pfahlbau aus der Stein- und
Bronzezeit.
HAFNERBERQ (Kt. und Bez. Zürich, Ciem. Birmens-
dorf). 579 m. Gruppe von 2 Häusern, auf einer Anhöhe
links über der Rejipisch und 1,2 km w. der Station Bir-
mensdorf der Linie Zürich-Affoltem-Zug. 17 reform. Ew.
Grabhügel mit alemannischen Kistengrabem.
HAFNBRSBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau. Gem.
Straubenzell). 736 m. C^ruppe von 7 Häusern, auf einer
Anhöhe, 4 km onö. Gossau und 2 km n. der Station Win-
keln der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 24 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Bruggen. Viehzucht.
HAQ oder HAAQ (Kt. St. Gallen, Bez. V^erdenberg,
Gern, Sennwald). 442 m. Dorf im Bheinthal, zwischen
dem Rhein und dem Binnenkanal, an der Kreuzung der
Strassen Rorschach-Chur und Gams-Feldkirch, 800 m nö.
der Station Hag-C^ams der Linie Rorschach-Sargans ; in
einst sumpfiffer, jetzt aber entwässerter und sehr fhicht-
barer Gegend. Postablage, Telegraph, Telephon. 25 Häuser,
128 reform. Ew. Kirchgemeinde Salez. Ackerbau (Mais),
(Gemüsebau, Rindvieh- und Pferdezucht. 1 km ö. vom
Dorf führt eine Holzbrücke über den Rhein nach Bendern
im Fürstentum Liechtenstein. Zollamt. Zur Zeit der Re-
formation trat die Mehrzahl der Bewohner dem neuen
Glaubensbekenntnis bei, Hess aber die Katholiken unbe-
helligt den Gottesdienst in Bendern besuchen ; 1601 und
und 1624 verpflichtete man sie, auch dem reformierten
Gottesdienst in Salez beizuwohnen, worauf sie 1637 frei-
willig zum neuen Glauben übertraten.
HAQ (AM) (Kt. Bern, Amtsbez. hiterlaken. Gem.
(^eig). 587 m. Häusergruppe, am linken Ufer der Lüt-
Fchine, w. der Strasse Interlaken-Gsteig und nw. (iSTEig.
S. diesen Art.
HAQALP (OBER) (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
barg. Gem. Wildhaus). 1200-1900 m. Grosse Alpweide, die
zusammen mit der Kraialp 25 Hütten und 29 Stadel zählt;
am S.-Hang des Gulmen und 1-2 Stunden nö. über Wild-
baus. 635 ha gross, wovon 201 ha Wiesen.
HAQBERQ oder HAGBURQ (Kt. Solothum, Amtei
und Gem. Ölten). 410 m. Burgruine, auf den Resten einer
das Thal querenden Wallmoräne, über dem linken Ufer
der Aare und der Strasse Olten-Trimbach, unmittel-
bar n. Ölten. Wall und Graben noch auf drei Seiten
erhalten. Die Burg einst Lehen der Landgrafen des
Sisgaus.
HAQELSEE (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2325
m. Kleiner See, am O.-Hang des Faulhoms, zwischen
der Grossenegg im 0. und dem Simelwang im W., am
Weg vom Giessbach auf das Faulhorn.' Wenig tief. Sein
Abfluss, der Windeggbach, guer nach N. in stark geneig-
tem Tobel die die Alp Tschingelfeld überragenden hohen
Felshänge und mündet dann in den vom Blaugletscher
kommenden Giessbach.
HAQELSTOCK (Kt. Uri). 2207 m. Gipfel, in dem
stark zersä^n Kamm, der den Rophaien und Rossstock
trägt; unmittelbar s. vom Hundstock (2216 m) und 6-7
Stunden nö. über Flüelen. Der Kamm besteht aus unterer
Kreide, die längs einer Verwerfung an den eocänen Flysch-
sandsteiii der Eggberge n. Altorf grenzt.
HABEN (AUF DEM) (Kt. Schaffhausen, Bez. Schleit-
heim). 911 m. Höchster schweizerischer Punkt des lang-
gestreckten Hohen Randen (dessen grösserer Abschnitt
oereits auf badischem (jebiet lie^), oOO m von der Lan-
desgrenze entfernt und 2,5 km no. Beggingen. Der einst
vom Wald (gesäuberte Gipfelpunkt bedeckt sich allmählig
wieder mit jungem Nachwuchs, der mehr und mehr die
früher umfassende Aussicht auf die Alpen, den Schwarz-
wald und Höhgau einschränkt. Der höchste Punkt des
Hohen Randen (990 m) liegt auf badischem (j^biet.
HAGENBUCH (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tab-
lat). 700 m Weiler, 800 m so. der Station St. Fiden der
Linie St. Gallen-Rorschach, in fruchtbarer (jegend. 19
Häuser, 194 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden
St. Gallen. Landwirtschaft. Mechanische Werkstätten.
Viele der Bewohner arbeiten in den Fabriken und Gre-
schäften der Stadt St. Gallen. In der Nähe der Eis- und
Schlittschuhweier der Stadt. Der Name von der Hain-
buche oder Hagenbuche {Carpinus belultM) herzuleiten,
die oft zur Herstellung von lebenden Hecken verwendet
wird.
HAGENBUCH (Kt. Thunrau, Bez. Münchwilen, C^m.
Schönholzerswilen). 586 m. (vruppe von 9 Häusern, an
der Strasse Bürglen— Wil; 1,6 km w. Schönholzerswilen
und 5,5 km sw. der Station Bürglen der Linie Zürich-
Winterthur^Romanshom. Postwagen Weinfelden-Wup-
penau-Wil. 31 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Schönholzerswilen und Werthbühl. Acker- und Wie-
senbau.
HAQENBUCH (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 540 m.
(}em. und Dorf, an der Grenze gegen den Kanton Xhur-
gau und 4 km nnw. der Station Aadorf der Linie Zü-
rich-Winterthur^St. Gallen. Postabiaffe, Telephon. Ge-
meinde, mit Egffhof, Hagenstall, Schneitberg, Kappel,
Ober Schneit, Mittler Schneit und Unter Schneit : 116
Häuser, 577 reform. Ew. , Dorf: 54 Häuser, 266 Ew. Kirch-
gemeinden Elgg, Aawangen und Aadorf. Landwirtschaft.
Fund aus der Römerzeit. Alemannensiedelung ; 860 :
Haganbuah; 1189: Hagenbuochon. Ein Geschlecht von
Hagenbuch erscheint seit 1180 und reicht in weiblicher
Linie bis 1^0. Ihm gehörte eine Aebtissin des Frauen-
münsters in Zürich an. 1256 besassen hier die Freiher-
ren von Regensberg noch Hoheitsrechte. 1268 wurde der
Boden, auf dem einst die Burg gestanden, an das Kloster
Dänikon verkauft. 1427 zog man hier die Grenze zwi-
schen der Grafschaft Kiburg und dem Thurgau derart
durch, dass Burgturm und der Weiler Burg thurgauisch,
das Dorf Hagenbuch zürcherisch wurden.
HAQENBUCHEN (Kt. Thurffau, Bez. Arbon, Crem.
Egnach). 415 m. Gruppe von 6 Hausem; 1,4 km sw. der
Station Egnach der Linie Rorschach-Romanshom. 29
reform. Ew. Kirchgemeinde Neukirch-Egnach. Wiesen-
und Obstbau.
HAQENDORN (Kt. Zuff, C^m. Cham). 400 m. Dorf,
am linken Ufer der Lorze ; 3,5 km nw. der Station Cham
der Linien Zürich-Zug-Luzem. Postablage. 35 Häuser, dtö
kathol. Ew. Kirchgemeinde Cham-Hünenberg. Das Dorf
verdankt seinen Aufschwung der hier 1862 gegründeten
Baumwollspinnerei und -weberei, die die Niederlassung
von zahlreichen Familien veranlasste, 1888 aber durch
eine Feuersbrunst zerstört und nicht wieder aufgebaut
ward. Heute arbeiten die Bewohner in einer Zellulose-
fabrik. Erziehungsheim für arme junge Mädchen katholi-
scher Konfession, zur Zeit des Betriebes der abgebrannten
504
HAG
HAG
Fabrik gestiftet. Der Name vom Hagdom oder Weissdorn
{Cratmgus oxy<icantha).
HAQENFIR8T (Kt Aargau, Bez. Zurzach,
Gem. Leogffem). 490 m. Gruppe von 9 Häusern, ^_
7 km sw. der Station Döttinffen-Klinniau der Li-
nie Turgi-Waldshut und 2,8 Km sw. Leuggem. 40
kathol. £w. Ackerbau und Viehzucht.
HAGEN8CHWENDI (Kt. Appenzell A. R.,
Bez. Mittelland^ Gem. Teufen). 820-900 m. 7 Hau-
ser, am linksseitigen Thalgehange des Wattbacher
zerstreut gelegen, 2 km nw. der Station Teufen des
Strassenbahn St. Gallen-Gais. 49 reform. Ew. Vieh-
zucht. Stickerei.
HAQf N8TALL (Kt. Zürich, Bez. Winterthur,
Gem. Hagenbuch). 525 m. Gruppe von 9 Häusern,
im Thal der Lützelmurg, 2 km s. Hagenbuch und
2,4 km nw. der Station Aadorf der Linie Zürich-
Winterthur-St. Gallen. Telephon. 58 reform. £w.
Kirchgemeinde Elgg Der Name vom althochdeut-
schen hoc = Hag, Umzäunung.
HAQENWIL (Kt. Thuivau, Bez. Bischofszell,
Gem. Amriswil). 487 m. Pfarrdorf, in einem en-
gen Thälchen, nahe der Grenze gegen den Kan-
ton St. Gallen, an der Strasse St. Gallen-Amris-
wil und 2,5 km s. der Station Amriswil der Li-
nie Zürich-Winterthur-Romanshorn. Postablage, Tele-
Ehon; Postwagen Amriswil -Lömmiswil. 24 Häuser, 135
athol. und reform. Ew. Wiesen- und Weinbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Pfarrkirche zu Johannes dem
Täufer, 1095 geweiht. Schloss. Primarschule, 1"^ als
freie Schule eingerichtet. Sie wird der Lage an der
Grenze zweier Kantone wegen von etwa gleich viel st.
gallischen wie thurgauischen Kindern besucht, steht
unter thurgauischem Gesetz, wird aber finanziell zum
grossem Teil aus den Steuern der Eltern der st« gal-
lischen Schüler erhalten. Hagenwil ist die Heimat des
Philanthropen und Fürstabtes von St. Gallen Beda An-
ffehrn (f 1796). Das Schloss, die sog. Weierburg, ist ein
Bemerkenswertes Denkmal aus dem Mittelalter. Ward
ums Jahr 1220 erbaut und gehörte 1227 dem Ritter Ru-
dolf von Hagenwil zu Eigen, der eine Wallfahrt nach Je-
rusalem unternommen hatte und ein grosser Freund und
Beschützer der st. gallischen Klosterffeisllichkeit war.
Um ihm die Möglichkeit zu nehmen, aem Kloster seine
Güter zu vergaben, setzten ihn seine zwei Schwäger, die
beiden Herren von Hattnau, auf Burg Hattnau gefan-
ffen, bis ihn Abt Berthold mit Waffengewalt wieder be-
freite. 1264 kamen dann Burg und Herrschaft Hagenwil
durch Erbschaft an das Kloster St. Gallen. Die Burg 1403
von den Appenzellem zerstört, dann wieder aufgebaut
und vergrössert. Ihr Inneres lohnt einen Besuch. Heute
Eigentum der Familie Angehm, die hier eine Gastwirt-
schaft eingerichtet hat. Zugbrücke und Bursgraben noch
wohl erhalten. Im Museum zu Frauenfeld befindet sich
eine gotische Monstranz aus Haffen wil. (Vergl. Kuhn.
Konr. Thurgovia sacra, Frauenfeld 1869-83. — Rahn, J,
Rnd. Die mittelalterlichen Architektur- und KunBtdenh-
mäler des Kant. Thurgau, Frauenfeld 1899).
HAQENWIL (Kt. Thurgau, Bez.
Münchwilen, Gem. Schönholzerswilen).
623 m. Weiler, an der Strasse Wil-
Bürglen; 1,8 km sw. Schönholzerswilen
und 6,5 km sw. der Station Bürglen
der Linie Zürich-Winterthur-Romans-
horn. Postablage; Postwagen Weinfel-
den-Wuppenau-Wil. 16 Hauser, 96 ka-
thol. und reform. Ew. Kirchgemeinden
Wuppenau und Schönholzerswilen. Ac-
ker- und Wiesenbau. Stickerei.
HAGQBN (Kt. Apjpenzell I. R., Gem.
Schwende). 780 m. öestl. Aussenquar-
tier des Fleckens Appenzell, an der
Strasse nach dem Weissbad. 35 Häu-
ser, 222 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ap-
penzell. Handstickerei.
HAGQEN und HAQGENTO-
BEL (Kt. Appenzell I. R., Gem.
Oberegg). 1059 m. Zwei Weiler, auf dem Berg rüc-
ken von St. Anton und an der Strasse Oberegg-Land-
march-Altstätten ; 6 km ssw. der Station Heiden der Berg-
I bahn Rorschach-Heiden. 23 Hänser, 106 kathol. und re-
I form. Ew. Kirchgemeinden Oberegg und Rüti. Viehzucht
Schloss Hageowil.
Maschinenstickerei, Plattstichweberei. Schöne Aossicht
HAQQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai
und Thun). 1658 m. Gipfel, onö. Vorberg des Gantritch,
rechts über der Vereini{|ung des Walalpbachs nnd Thal-
bergbachs zum Bunschibach. Schöner Aussichtspunkt,
vom Bad Weissenburg aus in 2 Stunden erreichbar.
HAGQEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Strauben-
zell). 702 m. Weiler, über dem von der Sitter durchQossenen
romantischen Tobel von Zweibrücken, 1 km so. der Sta-
tion Bruggen der Linie Zürich- Win terthur-St. Gallen.
Telephon. 11 Häuser, 96 kathol. und reform. Ew. Kathol.
Kirchgemeinde Bruggen. Schöne Aussicht auf St. Gallen
und das Sitterthal. In der Nähe die Hundwiler Leiter, eine
zur Sitter hinuntersteigende Steintreppe. Viehzucht
Stickerei. Kapelle. Schloss, 1642 vom Hauptmann in
spanischen Diensten Josef Boppart erbaut und an der
Front mit den gemalten Wappenschilden der XIII alten
Orte geschmückt; heute wohl bekaniite Gastwirtschaft.
1219 : Haccon. Wichtiger Fund von Silbermünzen aus
der Zeit der römischen Republik.
HAGQEN oder HACKEN (Kt. Schwyz, Bez. und
Gem. Einsiedeln). 1417 m. Passübergang, n. vom Kleinen
Mythen, zwischen diesem und dem Hochstückli und 4 km
nö. Schwyz. Verbindet den Flecken Schwyz mit dem Alp-
thal ( Seh wyz- Passhöhe 2 Stunden, Passhöhe- Alpthal 1
Stunde). Schöne Wiesen und Alpweiden. Früher stark
begangen, heute blos noch von den Bewohnern der um-
liegenden Gegenden und von den nach Einsiedeln wall-
fahrenden Walliser, Umer und Schwyzer Pilgern benutzt
Auf der Passhöhe Wirtshaus und alte Kapelle. Eine neue
Kapelle steht weiter ge^en N. an der Stelle, wo beim Ein-
bruch der Franzosen 1798 das weltbekannte Einsiedler
Muttergottesbild vergraben wurde. Der Name Haggen
Haggen and AppenMll, von Saden.
gleichbedeutend mit Furka (yergl. diesen Art.); s. auch
Schweizer. Idiotikon. Bd II, S. 1091.
HAQQENBERQ (Kt, Bez. und Gem. Schwyz). 600-
HAG
HAG
505
1563 m. S.-HaDg des Hochstückli, mit Bauernhöfen und
Hütten, vom Weg über den Haggen (Schwyz-AIpthal-Ein-
Der HaggoD mit dam Kleinen Mythen.
siedeln) durchzo<?en und 5 lern nö. der Station Schwyz der
Gotthardbahn. 26 Hfruser, 160 kathol. Ew. Acker- und
Obstbau.
HAGQENEQQ (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 1417 m.
Bergrucken, zwischen dem Alpthal im 0. und dem Thal-
gelände von Schwyz im W., zieht vom Kleinen Mythen
(1815 m) nach N. zur Nätschbodenhöhe (1529 m) und wird
vom Passweg über den Hangen überschritten. Korpora-
tionseiffentum. Wirtshans. Viehzucht. Ende April 1798 von
den Scnwyzem besetzt, die sich hier gegen die von Einsie-
deln her anrückenden Franzosen bis zum 4. Mai hielten.
HAQQENTOBEL (Kt. Appenzell I. R., Gero. Ober-
egg). Weiler. S. den Art. Haogen.
HAQI.EREN (Kt. Bern und Luzern). 1711 und 1950
m. Bergrücken mit breitem Gipfelplateau, auf der Grenze
gegen den Kanton Obwalden und so. über Fluhli. Der
N^Gipfel heisst Bleikenkopf (1684 m). Das Plateau zum
diejenigen des O.-Hanges zum Rotbach, der s. Flöhli in
die Waldemme mündet. Der im SO. aufsteigende höchste
Punkt der Hagleren (1950 m) kann von
Sörenberg im Marien thal in 2 Stunden
oder von Flühli aus in S^A Stunden er-
reicht werden. Der Name Hagleren davon
herzuleiten, dassdas sumfige Gipfelpla-
teau der Volksmeinung nach die Bildung
von Gewittern mit Hagelschlag begün-
stigt (vergl. Schweizer. Idiotikon. Bd II,
S. 1077).
HAQNAU (Kt. Aargau, Bez. Muri,
Gem. Merensch wand). 390 m. Gruppe von
9 Häusern, am linken Ufer der Reuss, 3
km nö. der Station Benzenswil der Linie
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth Goldau
und 2,2 km so. Merensch wand. 51 kathol.
Ew. Viehzucht. Käserei.
HAQNAU(Kt. Nidwaiden, Gem. Bec-
kenried). 443 m. Gruppe von 8 Häusern,
am linken Ufer des Vierwaldstättersees,
an der Mündung des Lielibachs und an
der Strasse Becken ried-Stans, 800 m nw.
der Dampfschififstation Beckenried. 57
kathol. Ew. Landwirtschaft.
HAQNAU (Kt. Solothum, Amtei Öl-
ten, Gem. Däniken). 385 m. Gruppe
von 8 Häusern, am rechten Ufer und
in einer Schlinge der Aare: 1,5 km
nw. der Station Däniken der Linie
Aarau-Olten. 50 kathol. Ew. Landwirt-
schaft.
HAQNECK (Kt. Bern, Amtsbez. Ni-
dau). 454 m. Gem. und kleines Dorf,
an der Strasse Täuffelen-Erlach (rechtes Ufer des Bie-
lersees), 9 km nö. der Station Ins jAnet) der direkten
Linie Bern-Neuen bur(|[. Telephon. 16 Häuser, 125 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Täuffelen. Ackerund Obst-
bau. Im Hagnecker Moos wird Torf ausgebeutet, zu
dessen Transport man den das Moos und Dorf vom
Bielersee trennenden Höhenrucken in einem Tunnel
durchstochen hat. Bei diesem Anlass hat man einen Stol-
len wieder aufgedeckt, den schon die Römer zur Entwäs-
serung der Gegend durch den Hüselzug in den Bielersee
geführt hatten. Durch das Moos führte eine grosse rö-
mische Militärstrasse. Nahe dem Dorf Hagneck mundet
der Hagneck kanal in den See. Pfahlbau aus der Steinzeit;
Nadeln und Spangen aus Bronze.
HAQNECKKANAL (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Er-
lach und Nidau). Kanal, zwischen Aarberg und Hagneck,
leitet die Aare in den Bielersee ab. Beginnt 1 km s. Aar-
Karte des Hagneckkanales
'aez/y^r
grossen Teil sompAg wegen der das Wasser nur schwer
durchlassenden Unterlage von Flyschtonschiefem. Die
Wasser des W.-Hanges vereinigen sich zum Schwarzbach,
berg, macht n. Bargen einen Bogen nach W., durchzieht
in gerader Linie das Grosse Moos und schneidet dann in
weitem, nach N. geöffnetem Bogen die das rechte Ufer des
506
HAG
HAH
Bielersees begleitenden Höhenzuge. Bildet einen Teil der
grossen Arbeiten zur Korrektion der Juragewässer und
Elekirisiiäiswerk Hagneck mit SchleaseDanlagen.
wurde nach langen vorbereitenden Studien 1868 begonnen
und 10 Jahre später vollendet (vergl. den Art. Aare). 8 km
lang, 60 m breit und 6 m tief. Wird 1 km oberhalb seiner
Mündung von einer schönen eisernen Brücke der rechts-
ufrigen Bielerseestrasse überschritten. An der Mündung
in den Bielersee steht das «nrosse Elektrizitätswerk Hag-
neck, dessen ausgedehnte Bauten und Schleusenanlagen
von weither sichtbar sind und das Kraft und Licht nach
drei verschiedenen Richtungen hinliefert : nach Erlach-
Neuenstadt- Saint Blaise-Val de Ruz, Aarberg-Lyss-Bären
und Nidau-Biel-Grenchen-Berner Jura. Erzeugt heute über
5000 HP, die 120 Motoren, 10000 Glühlampen und 45 Bo-
genlampen mit Strom versehen. Der 8000 Volt starke
primäre Strom wird durch 46 Zwischenstationen in Teil-
ströme von 125-240 Volt transformiert. Die Licht liefern-
den Teilströme sind einphasig, die Kraft
liefernden dreiphasig; jedes Lokalnetz
kann für sich getrennt betrieben wer-
den. Das Aktienkapital der das Werk be-
treibenden Gesellschaft beträgt 2500000
Franken ; Sitz der Gesellschaft ist Biel.
Beim Bau des Kanales hat man links
vom Weg Fenis-Hagneck Reste von rö-
mischen Befestigungen (heute die «Burg»
genannt) aufgedeckt.
HAQROFE (Kt. Granbänden, Bez.
Unter Landquart). 1800-541 m. So heisst
eine der zahlreichen und tiefeingerisse-
nen Wildbachschluchten (Rufen) in der
W.- Flanke der Hochwangkette, am
rechtsseitigen Crehänge des Churer
Rheinthals zwischen Chur und der
Prätigauer Klus. 4 km lang. Mündet
unterhalb des die Burgruine Aspermont
tragenden Felssporns und 1,o km n.
Trimmis auf den Rhein aus. Der jetzt
verbaute Wlldbach pflegte früher grosse
Verheerungen anzurichten.
HAG8T>ECKEN (Kt. Uri). 2923 m.
Gipfel, im Gneiskamm des Düssistocks
oder Piz Git (3262 m), zu hinterst im
Maderanerthal zwischen dem Hüfiglet-
scher im N. und dem Resti-Tschingel-
gletscher im S. Im selben N.-S. strei-
chenden, die Grenze zwischen Uri und
Graubünden bildenden und an den Piz
Cavardiras (2965 m) anschliessenden
Kamm noch die Strahligestöcke (2933 und 2910 m), der
Gwasmet (2878 m) und der Stotziggrat.
HAQTOBEL (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Hundwil). 790 m. Gruppe von 6 Häusern, an der
Strasse Waldstatt -Teufen und 6 km sw. der Station Teu-
fen der Strassenbahn St. Gallen -Gais.
Telephon; Postwagen Herisau -Teufen.
35 reform. Ew. Landwirtschaft 1489 :
Hagtobel Stein.
HAHNBERQ (Kt. St. GaUen, Bez.
Rorschach, Gem. Berg). 453 m. Gruppe
von 5 Häusern und zwei Schlössern, auf
einer Anhöhe mitten in einem wah-
ren Wald von Obstbäumen. 1 km oö.
Berg und 3 km sw. der Station Arbon
der Linie Rorschach -Romanshom. 42
kathol. und reform. £w. Acker- und
Obstbau, Viehzucht. Stickerei. Schöne
Aussicht auf die umliegende Land-
Schaft
HAIINEN (Kt Bern, Amtsbez. Unter
Simmenthai und Schwarzenburg). 2000
m. Bergkamm, in der Stockhomkelie
zwischen dem Ochsen und der Mähre;
zum grossen Teil mit Alpweiden bestan-
den. Wird von den Hütten der Morge-
tenalp aus über den Fussweg der Gren-
chengalm (1885 m; Pass nw. unter dem
Hahnen) in 1 ^/, Stunden bestiegen. Der
Name Hahnen wird solchen Bergen bei-
gelegt, die in ihrer Form dem Kopf
eines gewöhnlichen Hahns oder auch
eines Auerhahns gleichen.
(Kt Obwalden). 2021 m. Grasbewachsener
Schulter des Wandelen (2109 m), in der
Gruppe des Heitlistocks zwischen dem Melchthal und
Klein Melchthal : 4 Stunden s. über Sachsein.
HAHNEN (Kt. Obwalden). 2611 m. Charakteristischer
Gipfel, felsiger SW.-Ausläufer des Stotzi^berggrates, in
der Gruppe des Engelberger Rotstocks ; so. über Horbii
und Griessenthat nw. über dem Thälchen des Tätsch-
baches und onö. über dem Kurort Engelberg.
HAHNENMOOS (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen ond
Ober Simmenthai). 1954 m. Passübergang; an der Stelle,
wo die Niesenkette von der Gruppe des Wildstrabel ab-
zweigt, um zwischen dem Engstligen- und Ober Simroen-
thal nach N. zu ziehen. Von Adelboden führt ein ffoter
Fussweg durch das Thal des Geilsbachs zur Passnöhe
HAHNEN
Gipfel, wnw,
Engelberg mit derngHahDen, von Westen.
I (2Vt Stunden) und von da über die Häuserffruppen Böhl-
berg und Brand nach der Lenk (1 V« Stunden). Das Pi»-
I teau auf der Passhöhe gehört zu den zwei sumpfigen Alp-
HAH
HAL
50T
weiden Brenkenmäder und Nassen berg. Auf dem Hang
gegen Adelboden die Hahnenmoosalp (1900 m). Von der
Passhöhe aus kann man ohne Schwierigkeiten in je einer
Stunde den Laveygrat (2213 m) und das Regenbolshom
(2195 m) besteigen. Aur dem Hahnenmoos pflegten frü-
her die Sennen von Adelboden und der Lenlc ihre stark
besuchten Schwingfeste abzuhalten. Als vom September
1609 bis zum Februar 1670 im Engstligenthal die Pest
wiitete und in Adelboden allein 550 Personen wegraffte,
sperrten die Bewohner der Lenk den Pass aufs Strensste,
so dass ihr Thal von der verheerenden Seuche frei blieb.
HAHNBN8CHRITTHORN (Kt. Bern, Amtsbez.
Saanen). 2836 m. Gipfel, nnw. Vorberg des Wildhoms ;
zwischen Gelten- und Dunfelthal. Ist von der Wildhom-
hütte oder der Kühdungelalp aus in je 3 Stunden erreich-
bar, wird aber nur sehr selten bestiegen. Trägt seinen
Namen nach dem Hahnenschritt, einem von der Obern
Geltenalp zum Geltengletscher hinauf führenden Kletter-
weg durch die Felsen. Dem Gipfel ist nach NNW. das
Voflhom (2199 m) vorgelagert.
HAHNEN8EE (Kt. Graubänden, Bez. Maloja). 2159
Der HahoeoMe.
m. Kleiner Gebirgssee, am rechtsseitigen Gehänffe des
En||adin und auf einer Terrasse am N.-Hang des PizSur-
lej idyllisch gelegen ; IVi Stunden über St. Moritz, von
wo aus er oft besucht wird. Gastwirtschaft. Schöne Aus-
sicht ins Engadin mit seinen Seen und auf die umliegen-
den Gebirgsgruppen.
HAHNENSTOCK (Kt. Glarus). 2565 m. Gipfel, in
der Gruppe der Freiber^e ; auf dem vom Kärpfstock nach
SW. zum Richetlipass ziehenden wilden Felskamm, zwi-
schen Kärpfstock und Kalkstöckli und 6-7 Stunden ö. über
Lintbal. Verrucano, auf Flysch überschoben. Steigt über
der Kühthalmatt (oberer Boden des Diesthales) massig
an und fällt nach SO. zur Wichten matt (oberster Boden
des Sernfthales) mit einer senkrechten Felswand ab.
HAHN8PIEI. (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Selkin-
gen). 2032 m. Alpweide mit etwa einem Dutzend Hätten
und Stadeln, am Fuss des Wasenhorns zwischen dem
Thälchen des Hilpersbachs und dem Selkingerthal, nw.
über Selkingen. Gemeindeeigentum. Nährt jeden Sommer
80 Stück Grossvieh und liefert 1800 kg Fettkäse.
HAIDENHAU8 (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. ^teck-
bom). 695 m. Haus, auf dem höchsten Punkt des See-
rückens, von schönen Buchenwaldungen umrahmt; 3,2
km so. über der Station Steckborn der Linie Konstanz-
Etzwilen-Schaffhausen. Eidgenössische meteorologische
Station, von dem hier wohnenden Forstwart bedient.
Einige hundert Schritte weiter südlich {prachtvolle Aus-
sicht auf das Thurthal und die Alpen. Von Gesellschaften
häufig besuchtes Ausflugsziel.
HAKAB (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. NürensdorO-
545 m. Gruppe von 6 Häusern, 900 m nö. Nürensdorf und
2,5 km nö. der Station Bassersdorf der Linie Zürich-Klo-
ten-Winterthur. 38 reform. Ew. Kirchgemeinde Bassers-
dorf. Oestl. von der Häusergruppe Ueberreste römischer
Bauten. 1256: Habichekke, Habkegge = Habichtsecke.
HALBELFJOCH (Kt. Wallis, Bez. Goms). Etwa 2700
m. Passübergang, zwischen Wannenhorn (2866 m) und
Fleschenhorn (3004 m), zwei nw. Vorbergen des auf der
Grenzkette gegen Italien stehenden Cherbadung oder
Pizzo del Cervendone (3213 m); verbindet den Fleschen-
mit dem Wannengletscher. 4V4 Stunden über Binn. So
benannt, weil 1886 die ersten Besteigcr des Cherbadung
von dieser Seite her den Pass von Binn aus um halb
elf Uhr erreicht hatten. Auf der Siegfriedkarte unbe-
nannt und ohne Höhenkote.
HALBIHORENPA88 oder PA880 8CIOLTI (Kt.
Tessin, Bez. Valle Maggia). 2657 m (auf der italienischen
Karte 2670 m). Passübergang, zwischen Pizzo Fiorera und
Pizzo della Medola, in der das Bavona-
thal vom Formazzathal trennenden Kette ;
führt in 5 Stunden vom Weiler San
Carlo (2Vfl Stunden über Bignasco) nach
dem Dorf Andermatten (auch Pommat
oderChiesa geheissen) im italienischen
Formazzathal.
HALBMIL (Kt. St. Gallen, Bez. Sar-
gans, Gem. Flums). 462 m. Gruppe von
6 Häusern, an der Strasse Walenstadt-
Sargans und 3 km so. der Station Flums
der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans.
25 kathol. Ew. Ackerbau (Mais), Obst-
und Weinbau, Viehzucht. Käserei.
HALDEN, HALTEN, HOLDEN.
Für sich allein oder in Zusammen-
setzungen häufig vorkommender Orts-
name ; bezeichnet einen mehr oder
weniger steilen Berghang oder auch eine
an einem solchen stehende Siedelung.
HALDEN (Kt. und Amtsbez. Bern,
Gem. Köniz). 720 m. Weiler, am rech-
ten Ufer des Scherlibachs, 5 km so. der
Station Thörishaus der Linie Bem-Frei-
burg und 4,8 km s. Köniz. 15 Häuser,
166 reform. Ew. Wiesen- und Obstbau.
HALDEN (Kt. und Amtsbez. Bern,
Gem. Muri). 554 m. Gruppe von 6 Häu-
sern, am rechten Ufer der Aare und 1,5
km so. der Station Muri der Linie Bem-
Muri-Worb. 62 reform. Ew. Landwirt-
schaft.
HALDEN (Kt. und Amt Luzem, Gem. MaltersV. 500-
700 m. 10 Häuser, am linksseitigen Gehänge des Thaies
der Kleinen Emme zerstreut gelegen; 1,8km nw. der
Station Malters der Linie Bem-Luzern. 70 kathol. Ew.
Landwirtschaft. Jedes der Häuser trägt seinen eigenen
Namen.
HALDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Hemberg). 920 m. 7 Häuser, in einem rechtsseitigen Neben-
thälchen zum Thal des Necker zerstreut gelegen ; 2,5 km
ö. Hemberg und 8 km nö. der SUtion Ebnat-Kappel der
Toggenburperbahn. 39 reform. Ew. W^iesenbau und Vieh-
zucht. Stickerei.
HALDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Alt St. Johann). 1000-1200 m. 9 am rechtsseitigen
Hang des obern Toggenburgs zerstreut gelegene Häuser;
1,5 km nö. AltSt. Johann. 31 reform, und kathol. Ew.
Kirchgemeinden Alt St. Johann. Wiesenbau u. Viehzucht.
HALDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Borschach, Gem. Gold-
ach und Mörswil). 487 m. (}ruppe von 4 Häusern, über
dem linken Ufer der Goldach und 1 km sw. der Station
Goldach der Linie St. Gallen-Borschach. 23 kathol. Ew.
Kirchgemeinden Goldach und Mörswil. Landwirtschaft.
HALDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Sennwald). 765 m. Gruppe von 8 Häusern, w. vor dem
Dorf Frümsen und 3,5 km w. der Station Salez der Linie
Rorschach-Sarffans. 32 reform. Ew. Kirchgemeinde Sax.
Ackerbau und Viehzucht.
508
HAL
HAL
HALDEN (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln).
910 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer des Eu-
bachs und WO m nö. der Kirche Euthal. 49 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Einsiedeln (Filiale Euthal). Viehzucht.
HALDEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gern, Wetzikon).
540 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten Ufer der Äa
und 1,5 km nw. der Station Wetzikon der Linie Zürich-
Uster-Rapperswil. 35 reform. Ew. Landwirtschaft.
HALDEN (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. ilütlen).
745 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe dem rechten Ufer
der Sihl, 400 m ö. Hütten und 2,4 km sw. der Station
Samstagern der Linie Wädenswil-Einsiedeln. 28 reform.
Ew. Landwirtschaft. Säge mit elektrischem Betrieb.
HALDEN (OBER und UNTER) (Kt. Thurgau, Bez.
Bischofszeil, Gem. Neukirch). 480-527 m. Zwei Weiler,
am linken Ufer der Thur, 3 km so. Neukirch und 2,5 km
s. der Station Kradolf der Linie Gossau-Sulgen. Zusam-
men 27 Häuser, 138 kathol. und reform. £w. Kirchge-
meinden Bischofszell. Wiesen- und Obstbau. Viele aer
Männer arbeilen in den Fabriken von Schönenberg und
Bischofszeil. Früher beschäftigten sich die fast ganz aus
Heimatlosen bestehenden Bewohner mit der Herstellung
von Korbwaaren, mit Kesselflicken und Weberei.
HALDEN (UNTER) (Kt. St. Gallon, Bez. Gaster,
(jem. Benken). 430 m. Weiler, am O.-Hang des Obern
Buchbergs und 2,5 km so. der Station Kaltbrunn-Benken
der Linie Rapperswil-Wesen. 11 Häuser, 47 kathol. Ew.
Viehzucht.
HALDENEQQ (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem.
Hasli). Teil der Gemeinde Hasli mit Haslihohwald, Hin-
terschwändi und Schimberg. Zusammen 67 Häuser, 312
kathol. Ew. Landwirtschaft. S. den Art. Hasli.
HALDENSTEIN (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart, Kreis Fünf Dörfer). 564 m. Gem. und Pfarrdorf,
am O.-Fuss des Calanda, am linken Ufer des Rhein und
4 km n. Chur. Am rechten Ufer des Rhein die Station
Haldenstein der Rätischen Bahn (Chur-Landquart-Davos).
Postablage, Telegraph, Telephon. 74 Häuser, 464 reform.
Ew. deutscher Zunge. Wiesen- und Obstbau. Viehzucht.
Fruchtbare Gegend und schöne Lage. Das Dorf verschie-
dene Male durch Feuer zerstört, so u. a. im 18. Jahrhun-
dert und 1825. Das neue Schloss Haldenstein, heute Eigen-
tum eines der Zweige des Geschlechtes von Salis, ist im
16. Jahrhundert von J. J. Castion, dem französischen Ge-
sandten bei der Republik der 8 Bunde, erbaut worden.
Ueber dem Dorf die alten Burgruinen Haldenstein, Grotr
tenstein und Lichtenstein, mldenstein bildete bis zur
sich 1761-71 das von Martin Planta und H. Nesemann ge-
Kündete Rätische Seminar, das von zahlreichen jungen
luten aus der Schweiz und dem Ausland besucht and
später nach Marschlins verlegt wurde. Vergl. Bott. Die
ehemal. Herrschaft Haldenstcin. Chur 1864. — Keller,
A. Das rät. Seminar in HaldensteinrMarschlins (im iO.
Jahresbericht über das Töchterinstitut und Lehrerinnen-
seniinar in Aarau), — Trachsel, C. F. Die Münzen tmd
Medaillen Graubündens. 3 Lief. Berlin 1866-69. — Geigy«
A. Haldenstein und Schauenstein^Reichenau und ihre
Münzprägungen (im ßull. de la Soc. suissede numismai.
Haldenstein von SQdosten.
französischen Revolution eine selbständige Herrschaft,
der das Recht zustand, Münzen zu schlagen, wovon sie
reichlichen Gebrauch machte. In der alten Burg befand
HÄLDEN8TEINER ALP (Kt. Graubüoden, Bex.
Unter Landquart, Kreis Fünf Dörfer, Gem. Haldenstein).
1950-2^00 m. Alpweide mit 6 Hütten, am O.-Hang des Ca-
landa und 5 Stunden w. über dem Dorf Haldenstein. Hier
in 2200 m die 1891 erbaute Calandahütte der Sektion
Rätia des S. A. C.
HALDERH>EU8ER (Kt. St. Gallen, Bez. Werdeo-
berg, (}em. Sennwald). 670 m. Gruppe von 4 Häusern, am
SO.-Hang des Hochhaus; 5 km w. der Station Saiez der
Linie Rorschach-Sargans und 1,5 km sw. Frümsen. 20
reform. Ew. Kirchgemeinde Sax. Landwirtschaft.
HALDIQRAT (Kt. Nidwaiden). 1922 und 1988 m. Be-
graster Kamm, w. Ausläufer des Brisen (2408 m ; zwischen
Engelberger-, Kohl- und Isenthal), 3 km ö. über Wolfen-
schiessen. Auf dem höchsten Punkt (1938 m) steht ein
Kreuz. Von Wolfenschiessen in 4 Stunden sehr leicht zu-
gänglich. Am SW.-Hang die Haldialp (Hütten in 1654 m).
HALDIMI008 (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Aar-
wangen). 490 m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem rech-
ten Ufer der Aare, 3 km sw. Aarwangen und 1,5 km n.
der Station Büzberg der Linie Olten-Bem. 50 reform. Ew.
Landwirtschaft.
HALEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Kirchlindach).
540 m. Gruppe von 6 Häusern, über dem rechten Ufer der
Aare, 3 km s. Kirchlindach und 4 km nw. vom Bahnhof
Bern. Telephon. 49 reform. Ew. Landwirtschaft Der Aas-
druck Haien oder Hallen bedeutet dasselbe wie Halden.
HALEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Köniz). 589 m.
Weiler, nahe der Station Thörishaus der Linie Bem-
Freiburg und 4,5 km sw. Köniz. 11 Häuser, 98 reform.
Ew. Landwirtschaft.
HALINGEN (HINTER und VORDER) (Kt. Thur-
pau, Bez. Frauenfeld, Gem. Mazingen). 530 m. Weiler, im
Thälchen des Thunbachs, an der Strasse Thundorf-Mazin-
zen und 2 km n. der Station Mazingen der Strassenbahn
Frauenfeld-Wil. Telephon. 15 Häuser,
62 reform. Ew. Wiesen- und Weinbau,
Viehhandel. Waldungen.
HALL (Kt. Bern, Amtsbez. Prnntrat).
Gem. und Dorf. S. den Art. Alle.
HALLAU (OBER) (Kt. Schaffhau-
sen, Bez. Unter Klettgau). 439 m. Gem.
und Pfarrdorf, am S.-Fnss des Hallaoei^
bergs und 3 km nw. der Station Neon-
kirch der badischen Linie SchaflhanaeD-
Waldshut-Basel. Postablage, Telegraph,
Telephon ; Postwagen nach Wilchingen
und Unter Neuhaus. 114 Häuser, 534
reform. Ew. Wein- und Ackerbau, Wetn-
und Viehhandel. Die Gemeinde 1545 von
Unter Hailau abgetrennt, kirchlich seit
1713 selbständig. Auf der Aspletswies
und beim östlichen Berghaua Ueber-
reste römischer Bauten. Alemannensie-
delungen beim Dorf und auf ^ Asplets-
wies.
HALLAU (UNTER) (KL Schaff-
hausen, Bez Unter Klettgau). 437 m.
Gem. und Pfarrdorf, am Tuss des das
Klettgau vom Wutachthal trennendoi
Hailauerbergs ; 1,5 km n. der Station
Wilchingen-Hallau der badischen Li-
nie Schaffhausen-Waldshut-Basel. Post-
bureau, Telegraph, Telephon ; Postwa-
gen zwischen Station und Dorf. 456
Häuser, 1870 reform. Ew. 2 Kirchen. Bedeutender Wein-
bau (216 ha Rebberge) mit einem durchschnittlichen
jährlichen Ertrag von lOOO hl Wein im Werte Ton etwa
HAL
HAL
509
320000 Fp. Getreide-, Futter- und Kartoffel bau, Viehzucht.
Baumschalen und Gartenbau. Ein an der Wutach stehen-
Ober Hallaa von Westen.
des Elektrizitätswerk versorgt IJallau seil 1895 mit Kraft
uod Licht. Verschiedene Gesellschaften und Vereine. Ar-
menhaus, 4833 erbaut. Seit einigen .lahren geht die Ein-
wohnerzahl von Haliau wegen ziemlich starker Auswan-
derung in die übrigen Schweizer Kantone zurück. Die
Hallauer sprechen einen eigenartiffen Dialekt, der sich
von dem der Nachbarn u. a. durch die Substitution von
o für n (Bronne für Brunne) und die gutturale Ausspra-
che dt^s r unterscheidet. Haliau gehörte kirchlich zuerst
zu Neunkirch und erhielt 1424 eine Kaplanei ; 1506 wurde
die Kapelle zur Pfarrkirche umgewandelt und Haliau zur
eigenen Kirchgemeinde erhoben. Die Kirche 1751 umge-
baut. Der Tauistein stammt von 4613 ßine zweite, 4töl
erbaute Kapelle ist jetzt zur Hauptkircl)e geworden ; ihr
in schönem gotischem Stil aus Stein gehauener Tauf-
stein stammt von 4509, die einstigen Glasmalereien sind
verschwunden. Zur Zeit der Reformation ging beinahe
die ganze Bevölkerung zu den Wieder täi^fern über, kehrte
aber bald zur reformierten Staatskirche zurück. Schon
1508 ward eine Schule eingerichtet, die man in einem
alten Turm der Befestigungswerke unterbrachte. Dieser
Turm trägt heute noch folgende Inschrift: «Lernung ist
besser dann Haus und Hof, dann wann Haus und Hof
hin ist, ist Lernung noch vorhanden. » Das heutige Schul-
haus schön gelegen. Stattliches Rathaus. Kleine Samm-
lung von Altertümern.
Hallaa erscheint urkundlich zum erstenmal 4064 als
Hallaugia, Hallowa, dessen etymologische Deutung unsi-
cher ist. Seit dem 44. Jahrhundert war das 4ü50 gegrün-
dete Kloster Allerheiligen in Schaffhausen der grösste
Grundbesitzer in dieser Gegend. Der Bischof von Konstanz
Uater Haliau von S&den.
erwarb 4302 die hohe Gerichtsbarkeit über das Dorf:
doch kümmerten sich die Bewohner von Haliau nie viel
um ihren Oberherm. Im Schwabenkrieg nahmen die
Hallauer wacker Partei für die Eidgenossen und zeichne-
ten sich besonders am 4. April 1499 aus, an welchem Taire
sie während 40 Stunden gegen eine 90
fache schwäbische Uebermacht Stand
hielten und sie schliesslich noch in die
Flucht schlugen. Schon zu dieser Zeit
war in Haliau und Neunkirch der leb-
hafte Wunsch nach Anschluss an die
Eidgenossenschaft vorhanden, konnte
aber wegen des Widerstandes des Bi-
schofes noch nicht verwirklicht werden.
Die Reibereien zwischen den Hailauern
und ihrem Oberherrn und die Unent-
schlossenheit des Abtes von Allerheili-
Ken ermöglichten es der Stadt Schaff-
ausen, sich 4521 der Ortschaft zu be-
mächtigen. Der durch die Bauernbe-
weeung jener Zeit beunruhigte Bischof
verkaufte dann 4525 die kleine Stadt
Neunkirch und seine Hoheitsrechte
über Haliau an Schaffhausen. Da in
der Folge die Schaffhauser Obrigkeit
sich wie in andern Städten zu einer despotischen
Aristokratie auswuchs, entstanden auf der Landschaft
und somit auch in Haliau öfters Unruhen und Un-
zufriedenheit, die aber zu keinem Ergebnis führten.
Dann kamen die bewegten Zeiten von 4790 und der
folgenden Jahre. Am 4. Mai 1800 fand bei Haliau ein
Kampf gegen die Franzosen statt. Neue Wirren entstanden
während der Restaurationszeit und dann besonders 1831,
in welchem Jahre die Bauern des Klettgaus unter Füh-
runff der Männer von Haliau und Schieitheim gegen die
Staat Schaffhausen marschierten. Am 6. Mai lS» ergrif-
fen die Hallauer aus eigener Initiative die Waffen, um
die schweizerische Neutralität gegen ungebührliche Ue-
bergriffe der damaligen badischen Regierung zu schüt-
zen. Als Zeichen der Anerkennung für die von Hailau
während Jahrhunderten stets eezeiffte patriotische Ge-
sinnung statteten die Mitglieder der schweizerischen
Bundesversammlung dem Ort bei Anlass des eidgenössi-
schen Schützenfestes in Schaffbausen 1865 einen offiziel-
len Besuch ab. Von Haliau ist auch 4825 die Bewegung
ausgegangen, die zur Umgestaltung des Schulwesens im
ganzen Kanton geführt hat. Leiter dieser Bewegung wa-
ren der Pfarrer und Schulinspektor Johannes Schenkel
und der Lehrer Adam Schlatter, der damals eine nach den
Grundsätzen von Pestalozzi geleitete höhere Schule einrich-
tete. Haliau ist die Heimat emer Reihe von hervorragenden
Männern, von denen wir nennen: die zwei eben erwähnten
Schulmänner Pfarrer J. Schenkel (f 1828) und Lehrer A.
Schlatter (f I83i), ferner Georg Scholtli, den Anführer der
Hallauer im Jahr 1790, dann den Staatsmann Johann Georg
Grieshaber (f 1839) und seinen Sohn, den Juristen Martin
Grieshaber, dessen Votum den Grossen
Rat des Kantons veranlasste, die aktive
Mitwirkung an der Autlosung des Son-
derbundes zu beschliessen ; den Obersten
Johann Konrad Bringolf (f 4890), den
Ingenieur utid Kartographen Karl Auer
(t 4898), sowie den Archivar J. G.
Pfund (+ 4903), den Geschichtsschrei-
ber Hai laus, aem wir unsere histo-
rische Skizze über Hallaus Schick-
sale verdanken. Pfund hat zur Ge-
schichte seines Heimatortes folgende
6 Broschüren veröffentlicht : Die Be-
hauptung der schweizer. Neutralität
durch die Gemeinde Haliau den 6. Mai
i833. Schaffhausen 1884. — lieber das
Schütienwesen in Haliau aus alter
und neuer Zeit. Haliau 1886. — Die
Hallauer Bergkirche St. Moritz. Haliau
1893. — Historisches über das Hal-
lauer Forstwesen. Haliau 1902. —
Etwas aus der Hallauer Schulge-
schichte. Haliau 1902. — Verzeichnis
der majorennen Bürgerschaft der
Gemeinde Haliau. 1 lailau 4900.
Im Haliau hat man viele Funde aus der Vorzeit ffe-
macht : Auf Breitelen ein Kupferbeil und eine keltische
510
HAL
HAL
Münze; auf dem Hallauerberg UmenRräber; im Seben-
hau und am Ringschülerplatz Grabhügel ; bei der Berg-
kirche vorrömische Flachgräber ; im Hüttenhau
und bei Wunderklingen üeberreste römischer
Bauten ; beim Pfarrhaus eine Vase mit römi-
schen Münzen ; bei der Berffkirche Alemannen-
grab ; Grab mit römischer Äschenume.
HALLAUERBERQ (Kt. Schaffhausen,
Bez. Unter Klettgau). 625 m. Teil des Berg-
rückens zwischen dem Klettgau und Wutacn-
thal, an dessen Fuss Hallau liegt- im w. Ab-
schnitt etwas bewaldet. 4 Bauernnöfe, 43 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Unter Hallau. Tele-
phon. Landwirtschaft.
HALLE (BOI8 DE L') (Kt. Neuenburg,
Bez. Le Locle, Gem. La Br^vine). 1100-4200 m.
Grosse Waldung und weite Sennberge, nahe
der Strasse La Brövine-Couvet und 3 km s. La
Br^vine. Postwagen La Br^vine-Couvet. 6 Meier-
höfe, 45 reform. Ew. Gemischte Schule. Vieh-
zucht.
HALLWIL (8CHL088) (Kt. Aarsau,
Bez. Lenzburff, Gem. Seengen). 448 m. Schloss,
am linken Ufer der Hallwiler Aa» 1 km vom
untern Ende des Hallwilersees und an der
Strasse Boniswil-Seengen. 2 Gebäude, 17 re-
form. Ew. Wiege eines der berühmtesten
Geschlechter der Schweiz. Im 11. Jahrhundert
erbaut, aus welcher Zeit noch die nach W.
gelegenen Teile des Schlosses stammen. Be-
steht eigentlich aus zwei Schlössern und stand
einst auf einer kleinen Insel im See, die jetzt
landfest geworden ist. Bis 1796 bildete Haflwil
eine eigene Baronie mit ausgedehnten Hoheitsrechten. In
einem der Säle sieht man heute noch den gemalten Stamm-
baum des Geschlechtes von Haliwil ; ferner zeigt man das
Schwert, mit dem der Ueberlieferung nach vor dem Schloss
Fahrwangen 63 Mitverschworene ^egen Kaiser Albrecht
enthauptet worden sein sollen. Als im 10. Jahrhundert ein
darin häuslich eingerichtet hatten. Nach dem Erlösciieii
der Grafen von Lenzburg nahmen die Haliwil Partei
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Südfront des Schlosses Haliwil.
Haliwil nach langjähriger Abwesenheit aus dem Heiligen
Lande zurückkehrte, musste er seine Stammburg zuerst
wieder von den Mönchen säubern, die sich unterdessen
Sohloss Haliwil.
für die Grafen von Kiburg und seit 1273 für die Grafen
von Habsburg und kämpften bei Morgarten, Sempach
und in den Appenzellerkriegen mit. Zur Belohnung für
ihre Treue erhielten sie von den Herzogen von Oester-
reich die Marschallswürde. Als die Hemer 1415 den
Aargau eroberten, bemächtigten sie sich auch der den
Haliwil gehörenden Schlösser, nämlich der beiden
Wartburgen bei Ölten, des Schlosses Haliwil und der
Burg Wildeffg, wo gerade Thüring, der Schlossherr von
Haliwil, bei seinen Vettern Rudolf und Walther auf
Besuch weilte. Schloss Haliwil ging damals in Flammen
auf, wurde aber 1419 wieder aufgebaut. Die Herren von
Haliwil leisteten Bern den Treueid, worauf ihnen alle
ihre Rechte und ihr Besitz unter der Bedingung gewahrt
blieben, dass sie und ihre Leute im Kriegsfall mit den
Bernem zu marschieren verpflichtet waren. Im Augast
1415 schlössen die Haliwil mit Bern und Solothum ein
Burarecht, das sie zu Aussenburgem dieser beiden
Städte machte und unter deren unmittelbaren Schutz
stellte. Trotzdem nahm Thüring von Haliwil im alten Zü-
rich krieg Partei für Zürich und gegen die Eidgenoasen.
Später kauften die Haliwil das Burgerrecht von Bern
und Solothum, und von dieser Zeit an findet man sie in
allen Kämpfen stets wacker auf Seite der Eidgenossen
stehen. Hans von Haliwil befehligte am Tage von Murten
die Vorhut der Eidgenossen und trug sowohl durch seine
persönliche Tapferkeit wie durch seine weisen Ratachläge
wesentlich zur Niederlage Karls des Kühnen mit bei. Ein
Zweig der Familie lebt heule in Oesterreich, wo er den
Grafentitel erlangt hat, ein anderer in Schweden. Im
Mittelalter und vor der Reformation war die Burgherr-
schaft Haliwil das politische Zentrum für einen weiten
Umkreis von Landschaften; ihr Besitz und ihre Hechte
erstreckten sich auf das ganze Gebiet rund um den Hall-
wilersee, auf die Troslburg und Wartburg, sowie auf zahl-
reiche Ortschaften der Bezirke Aarau, Kulm, Lenibnrg
und Brugg. Später verlor das Geschlecht viel von seinem
Ansehen durch innere Streitigkeiten und Ausschreitungen
von Seiten einzelner seiner Angehörigen. Das Schloss
wird trotz seiner einstigen Wiedernerstellung heute nicht
mehr unterhalten und zerfallt allmähliff zur Ruine. Der
Name Haliwil vom Personennamen HaJo (hal = Mann,
Held).
KIHALLWIL (NIEDER) (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg).
478 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der Hallwiler Aa
und nahe dem N.-Ende des Hallwilersees. Station der
Seethalbahn. PosUblage, Telegraph, Telephon. 59 Hänser,
HAL
HAL
511
387 reform. Ew. Kirchgemeinde Seengen. Äckerbau und
Viehzucht. Ziegelei, Gipsmühle, Zigarrenfabrik, Strohhut-
ftibrikation. Fund eines Steinbeiles.
HALLWILER AA (Kt. Aargau). Fluss. S. den Art.
Aa (Hallwiler).
HALLWILER8EE (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg und
Kt. Luzern, Amt Hochdorf). 451 m. Kleiner Moränenstau-
see, im Mittellauf der Hallwiler Aa, 15 km so. Aarau und
Der Hallwilersee.
3,5 km n. vom Baldeggersee , mit dem er durch
die Wag in Verbindung steht. Zieht sich zwischen
den Hügelzü^en des Hombergs und der Egg im W.
"""^ des Grutzenbergs und Sandhübeis im 0. von
und
SSO.-NNW. 8,5 km Tang, im Maximum 1,5 km breit
und 47 m tief. Wird am W.-Ufer von der Seethalbahn
und der Strasse Lenzburg-Luzem, am O.-Ufer von
der Strasse Seengen-Hitzkirch begleitet. Das liebliche
ü.-üfer ist mit Wald, Dörfern und Weilern bestanden,
das ernstere W.-Ufer zeigt einen Steilabfall. Sehr
fischreich, besonders an Felchen. Bis zur französi-
schen Revolution stand der Burgherrschaft Hallwil
die niedere und hohe Gerichtsbarkeit über das ganze
umliegende Land, sowie das einzige Fisch- und SchifT-
fahrtsrecht auf dem See zu. Heute gehört die Fischen z
des aargauischen Teils des Sees dem Staat und wird von
ihm verpachtet. Der See friert fast jeden Winter zu. Seine
Ufer werden von Jahr zu Jahr sumpfiger und unge-
sunder, so dass man schon zu wiederholten Malen
von einer Tieferlegung gesprochen hat. Im Sommer
besorgt ein kleines Dampfschiff den recht regen Ver-
kehr zwischen den Seeufern. Der See ist übrigens
ein beliebtes Ausflugsziel der Aargauer Bevölke-
rung.
HALS (Kt. St. Gallen, Bez. Neu To^
Gem. Mogelsberff). 987 m. Gruppe von 4^
auf einer Anhöhe und an der Vereiniguns von
fünf Fusswegen; 3,2 km so. Mogeisberg, fe re-
form. Ew. Viehzucht. Schöne Aussicht auf die Umge-
gend.
MALTA (Kt. Freiburg, Bez. Sense. Crem. St. An-
ton). 800 m. Gruppe von 8 Häusern, über dem linken
Ufer der Sense: 3,5 km so. St. Anton und 9,6 km
ssö. der Station Schmitten der Linie Bern-Freiburc.
40 kathol. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde
Heitenried. Wiesenbau und Viehzucht, Holzhandel.
Halta ist die Freiburger Dialektform für Halten
oder Halden.
HALTA (OBERE und UNTERE) (Kt. Frei-
burg, Bez. Sense, G^m. Zumholz). 885 und 865 m.
Zwei Gruppen von zusammen 7 Häusern, an der
Strasse Brünisried-PlafTeien ; 1,4 km n. Plaffeien u.
15 km so. vom Bahnhof Freiburg. 39 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Kirchgemeinde Plaffeien. Wiesen-
bau und Viehzucht, Holzhandel. StrohHechterei.
HALTBERQ (NEU, OBER und UNTER) (Kt.
Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Rüti). 495 m. Drei (^rup-
pen von zusammen 37 Häusern, im Thal der Jona
und 200 m n. der Station Rüti der Linie Zürich-
Ueter-Rapperswil. 312 reform. Ew. Fast alle Bewoh-
ner arbeiten in den Fabriken von Rüti.
HALTBERQ (OBER und UNTER) (Kt. Zü-
rich, Bez. Hinwil, Gem. Wald). 749 et 715 m. Zwei
Gruppen von zusammen 9 Häusern, auf den Höhen
zwischen Jona und Schmittenbach und 1,4 km n.
der Station Wald der Tössthalbahn und der Linie
Ruti-Wald. 70 reform. Ew. Viehzucht.
HALTBERQHOLZ (Kt. Zürich, Bez. Hinwil,
Gem. Wald). 760 m. Gruppe von 5 Häusern, in ei-
nem linksseitigen Nebenthälchen zur Jona und 2.4
km n. der Station Wald der Tössthalbahn. 26 reform.
Ew. Viehzucht.
HALTE DU CREUX (LA) (Kt. Bern, Amtsbez.
Courtelary, Gem. Renan). ICKX) m. Haltestelle der Li-
nie Biel-Sonceboz-La Chaux de Fonds, am N.-Hang
des St. Immerthaies und vor dem Eingang in den
Tunnel von Les Convers. Dient den zahlreichen zer-
streut gelegenen Meierhöfen der Umgegend. Der
Name Creux von einem etwas weiter nach S. gele-
genen kleinen Erosionszirkus.
HALTEN, HALDEN. Häufige Ortsnamen; be-
zeichnen einen Berghang oder eine an einem solchen
stehende Siedelung.
HALTEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Stein). 770 m. Gruppe von 5 Häusern, 800 m w.
Stein und 5 km nö. der Station Waldstatt der Appen-
zellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 31 reform.
Ew. Landwirtschaft.
HALTEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Grub). 871 m. Weiler, an der l^trasse St. Gal-
len-Heiden und an der Grenze gegen den Kanton St. Gal-
len; 1,3 km sw. Grub und 3,5 km wsw. der Station Hei-
den der Bergbahn Rorschach-Heiden. Telephon. 17 Häu-
ser, 119 reform. Ew. Landwirtschaft.
HALTEN (Kt. Appenzell L R., Gem. Rüti). 887 m.
Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer des Rötelbachs
und ö km ö. der Station Appenzell der Appenzellerbahn
(Winkeln-Herisau-Appenzell). 18 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Appenzell. Viehzucht. Stickerei. Hier liegt ein
etwa 60 m^ messender erratischer Block von Puntaiglas-
granit, wahrscheinlich der vom alten Rheingletscher am
höchsten oben abgelagerte Block dieser Grösse. Er steht
unter dem Schutz des Naturwissenschaftlichen Vereins
von St. Gallen.
512
BAL
HAM
HALTEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Köniz). Wei-
ler. S. den Art. Halden.
HALTEN (Kt. Bern, Amtobez. Saanen, Gem. Gsteig).
1238 m. 13 Häuser, am rechten Ufer der Saane zerstreut
gelegen, 9 km s. der Station Saanen der Simmenthalbahn
und 4,5 km n. Gsteig. 75 reform. £w. Alp Wirtschaft.
HALTEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St. Urs).
769 m. Häusergruppe, im Thal des Galternbachs (Gotte-
ronj, 3 km so. St. Urs und 11,5 km so. vom Bahnhof
Freiburg. 21 kathol. Ew. deutscher Zunj^e. Kirchgemeinde
Alterswil. (^etreide- und Wiesenbau, Viehzucht.
HALTEN (Kt. und Gem. Glarus). 510-550 m. Wiese
mit 2 Häusern und mehreren Ställen, am N.-Fuss des
Vorder Glärnisch und 1 km sw. Glarus. Darüber der
Haltenwald.
HALTEN (Kt. und Amt Luzern, Gem. Ebikon). 430 m.
Gruppe von 5 Häusern» am linken Ufer des Ron und 300
m nw. der Station Ebikon der Linien Zurich-Zug-Luzern.
30 kathol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft.
HALTEN (Kt. Obwalden, Gem. Giswil). 540 m. Gruppe
von 7 Häusern, am Rütibach und 800 m nw. der Kirche
Grosstheil. 29 kathol. Ew.
HALTEN (Kt. und Buz. Schwyz, Gem. Ingenbohl).
476 m. Gruppe von 4 Häusern, am S.-Fuss des Urmibergs
und am Ufer des Vierwaldstaltersees ; 1,7 km nw. der
Station Brunnen der Gotthardbahn. .20 kathol. Ew. Ka-
pelle.
HALTEN (Kt. Solothurn, Amtoi Kriegstetten). 457 m.
Gem. und Dorf, an der Oesch und 2,7 km s. der Station
Subigen der Linie Lyss-Solothurn-Herzogenbuchsee. 41
Häuser, 361 Ew., wovon 225 Katholiken. Kirchgemeinde
Kriegstetten. Ackerliau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Uhrensteinschleiferei. Auf dem Rain ein Refugium. Alter
Turm. Ein Notker von Halten wird 1201 als Dienstmann
der Herzoge von Zähringen erwähnt ; später waren die
Halten Vasallen der Grafen von Kiburff und nahmen dann
ihren Wohnsitz im Berner Oberlana; Peter von Halten
war 1337 Schultheiss von Thun. Noch später siedelte die
Familie nach Obwalden über und erwarb das Berner
Bürgerrecht. Der Burgturm Halten im Gümmenenkrieg
1332 von den Bemem und Solothurnem genommen;
Burgturm Halten (Kt. Solothurn).
diente der Stadt Solothurn bis zum Bauernkrieg als
Staatsgefangnis und ward in der Folge von den Herren
von Stein bewohnt. Vergl. Rahn, J. R. Die miUelaUer-
lic?ien Kunatdenkmäler des Kant. Solothurn, Zärich
1893.
HALTEN (Kt. Wallis, Bez. Oestl ich Raron, Gem. Filet).
800 m. Gruppe von 4 Häusern, auf der Terrasse von Filet,
2 km nö. loörel und 9 km nö. der Station Brig der Sim-
plonbahn. 42 kathol. Ew. Kirchgemeinde Morel. Vieh-
zucht.
HALTEN (OBER und UNTER) (Kt. Obwalden,
Gem. Kerns). 60 Häuser, am W.-Hanff des Arvigrates
zerstreut gelegen, 2 km ö. Kerns. 304 kathol. Ew. Vieh-
zucht.
HALTEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen.
Bez. Gossau, Gem. Gaiserwald). 706 und 680 m. Zwei
Gruppen von zusammen 14 Häusern, auf sonnenreichem
und mit Obstbäumen übersätem Wiesenhang, an der
Strasse Engelburg-St. Gallen und 2,5 km nw. vom Bahn-
hof St. Gallen. 107 kathol Ew. Kirchgemeinde Engelbarg.
Viehzucht. Korporationskäserei. Stickerei.
HALTENRAIN (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 600 m.
So heisst das zum Aarethal absteigende Gehänge der Mo-
ränenhügel über Thierachern. Bewaldet. Ums Jahr 1800
hat man Reste von alten Mauern aufgedeckt, von denen
man einst mit Unrecht vermutete, dass sie einer alten
Brücke über den einst bis hierher sich erstreckenden
Thunersee angehört hätten.
HALTIKON (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Küssnacht).
524 m. Gemeindeabteilung und Dorf, auf der zwischen
Rotenberg und Vierwaldstättersee gelegenen Hochfläche
und 2 km nw. der Station Küssnacht der Gotthardbahn.
Gemeindeabteilung, mit Lippertswil und Thal: 51 Häuser,
349 kathol. Ew. ; Dorf: 33 Häuser, 255 Ew. Grosse Kapelle.
Fruchtbarer Boden, zahlreiche Obstbäume. Haitikon mit
Lippertswil und Thal gehörte einst nicht zu den Besitzun-
fen der in dieser Gegend begüterten Grafen von Lenz-
urg und schloss 1424 mit Schwyz ein vom Kaiser Sigis-
mund bestätigtes Sonderbündnis. 1284: Haitikon; 1S)6:
Haltinkon.
HAMBERQ (OBER und UNTER) (Kt Thargao,
Bez. Manch wilen. Gem. Fischingen). 805 and 790 m.
Zwei Gruppen von zusammen 9 Häusern, in gebirgiger
Gebend nahe der Grenze gegen das Zürcher Oberland and
auf den Höhen zwischen Töss- und Murgthal ; 4,5 km nw.
Fischingen und 7 km ö. der Station Wila der Tösathal-
bahn. 51 reform, und kathol. Ew. Kirch|[emeinde Dosa-
nang. Wiesenbau und Viehzucht. Stickerei.
HAMBOHL (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrannen). 540
m. Grosser V^ala, zwischen Jegenstorf und Grafenried,
von der Strasse Solothurn-Bem durchzogen. Während
der NO .-Abschnitt den Namen Lönholz trägt, setzt sich
der Wald nach W. im Katzerenwald fort. Etwa 2 km lang
und im Mittel 1 km breit.
HAMBÜHLCKt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Sumiswald). 865 m. Gruppe von 4 Häusern, 800 m so.
Wasen, 10 Icm n. der Station Ramsei der Linie Burgdorf-
Langnau und 4,7 km nö. Sumiswald. 29 refortn. Ew.
Kirchgemeinde Wasen. i
HAMII8FELD(Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Hefen-
hofen). 463 m. Weiler, an der Strasse Amriswil-Uttwil ;
1,5 km nö. Hefenhofen und 2,6 km nnö. der Station Am-
riswil der Linie Zürich-Winterthur^Romansbom. 12 Häu-
ser, 68 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Amriswil-
Sommeri. Acker-, Wiesen- und Obstbau. Stickerei.
HAMMER (Kt. Solothurn, Amtei und Gem. Ölten).
405 m. Westl. Aussenquartier von Ölten, an der Dünnem
und 1 km w. vom Bahnhof Ölten. Station Ölten- Hammer
der Linie Olten-Solothum-Biel. Telegraph. Telephon. 49
Häuser, 521 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden
Ölten. Bedeutende Schuhfabriken und Fabrik zur Her-
stellung von Filzstoff für die Papierfabrikation.
HAMMER (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2768 m. Gipfel,
sw. Vorberg des Galmihoms (3000 m), in der Gmppe des
Pizzo Gallina (9067 m) ; oben über dem Eginenthal. Von
Ulrichen aus über Blaswald in 4 Stunden sehr leicht zn
erreich en
HAMMER oder HAMMERMOHLE (Kt. Zärich,
Bez. Pfaffikon, Gem. Lindau). Ehemaliger Name einer
Häusergruppe bei der Station Kemptthal. S. diesen Art
HAMMERRAIN (Kt. Solothurn, Amtei Baisthai, Gem.
Herbetswil). 567 m. Gruppe von 4 Häusern, an der Dün-
nern und an der Strasse Münster-Balsthal, 13 km sw. der
HAM
HAN
513
Station BaUthal der Linie Oensingen-BaUthal und %1 km
nö. Weischenrohr. 20 iLathol. Ew. Wie8enl>au, Viehzucht
und -handei. Kiesgrube.
HAMMER8HAU8 (Kt. St. Gailen,
Bez. Rorschach, Gem. Unter Egffen). 552
m. Gruppe von 5 Häusern, über dem
rechten ufer der Goldach, 3 Itm sw.
der Station Goldach der Linie Rorschach-
St. Gallen und 1,2 km nö. Unter Eff-
gen. 25 kathol. Ew. Viehzucht. Die
männlichen Bewohner arbeiten in der
benachbarten V^eberei Blumenegg.
HAMMET8CHWAND (Kt. Nid-
walden). 1131 m. Höchster Punkt der
Kette des Bärgenstocks und langer wald-
bewachsener Felskamm, der nach 0.
spornartiff in den Vierwaldstättersee
vortritt. Mit dem Bärgenstock zusam-
men zwischen Alpnachersee und Buochs-
er Bucht. Wird von der obem End-
station der Drahtseilbahn oft besucht
(Vi Stunden). Die Hammetschwand fallt
nach N. beinahe senkrecht in den See
ab, dessen Wasser von hier aus gese-
hen in wundervollem Blau («blauer
Strahl») sich wiederspiegeln. Die pracht-
volle Aussicht umfasst neben der gros-
sem Hälfte des Vierwaldstättersees noch
sechs weitere Seen, dann die Glamer,
Umer und Bemer Alpen und endlich
grosse Teile der Kantone Schwvz, Zuff
und Luzem. Abstieg nach Buocns una
Stans in je etwa 2 Stunden. Schalen-
steine. Vergl. auch den Art. BOroenstock.
HANDECK oder HANDEQQ (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle). Wasserfall, Hätten und Gasthof; im obem
Aarethal zwischen Grimselhospiz und Guttannen; an der
bedeutendsten Wasserflille der Alpen. Der früher unzu-
gängliche Fall ist jetzt auf guten Wegen bequem zu er-
Haadeckfall.
Grimselstrasse 5,5 km s. Guttannen. Hier bildet die in
enger Schlucht brausende Aare über einen das Thal que-
renden Feisriegel den berühmten Handeckfall, einen der
Hangendgletscberborn, von der Hohwaldalp aus.
reichen. Der Fluss stürzt sich aus einer Höhe von 46 m
in einen döstem Schlund und mischt seine graugrünen
Wasser mit dem weissen Gischt des an derselben Stelle
in ihn einmündenden Aerlenbachs. Das Ganze ist ein
Bild von wilder Grossartigkeit. Oberhalb des Falles ein
Gasthof mit Postabiage und Telegraph (im Sommer) und
die Hüttengruppe Handeck.
HANEQQ (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen). 5M)-
620 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse Horgen-
Sihlbrugg und 3,5 km so. der Station Horgen der links-
ufrigen Zürichseebahn (Zürich- Wädenswil). 28 reform. Ew.
Wiesenbau.
HANFQARTEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Gos-
sau). 5(X) m. Weiler ; 2,6 km so. Gossau, 500 m s. der
Station Ottikon der elektrischen Strassenbahn Wetzikon-
Meilen und 3,5 km sw. der Station Wetzikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. 11 Häuser, 45 reform. Ew. Land-
wi rt scha ft
HANG,' HANQELER, HANQETEN, HiENQE-
LEN, HiENOELI, HiENQOELEN, HENQELEN
etc. Häufig vorkommende Ortsnamen der deutschen
Schweiz, bezeichnen alle einen Berghang, ein (gewöhnlich
steiles) Gehänge.
HANQENDERFIRN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 3100-
2880 m. Ganz kleiner Hängegletscher, am SO.-Hang des
Wasenhoras (3457 m) ; sendet seine Schmelzwasser zum
Wallibach, der das Selkinger- oder Bieli^erthal entwässert
u. unterhalb Selkingen von rechts in die Rhone mündet.
HANQENDQLET8CHER (Kt. Bem, Amtsbez. Ober
Hasle). 3100-2600 m. Kleiner Gletscher; 1,5 km lang und
im Maximum 1,3 km breit; am OSO.-Hang des Hangend-
gletscherhoros (3294 m), das w. über der Gaulihütte (im
Urbachthal) aufsteigt. Sendet seine Schmelzwasser zum
Kammlibach, der unter dem Gauligletscher durch zum
Urbachwasser fliesst. Wird im N. vom Teilengrat (2824 m)
und den Sagizähnen (2718 m) und im SW. vom Kammli-
grat (3122, 3072, 2998 m) umrahmt.
HANQENDQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Viso).
340O-3000 m. Kleiner Gletscher, am O.-Hang des NO.-
Grates des Strahlhoros (4191 m); hängt links über dem
Schwarzenberggletscher (oberstes Saasthal).
HANQENDQLET8CHERHORN (Kt. Bern, Amts-
bez. Ober Hasle). 3294 m. Felsgipfel, in der Gruppe des
Bossen ; links über dem Urbachthal und n. über dem
Gauligletscher. Von ihm gehen drei Gräte aus: der zum
Renfenhom (3272 m) ziehende NW.-Grat, der O.-Grat mit
dem Teilengrat (2824 m), den auf der Siegfriedkarte un-
0E06R LEX. 77 — 11—33
514
HAN
HAR
benannten Sagizähnen (2718 m) und dem Gwächten (2515
m) und endlich der SO.-Grat oder Kammligrat Kann von
der Gaulihütte des S. A. C. aus in 4Vt Stunden bestiegen
werden. Ausserordentlich schöner Blick gegen das Schreck-
horn. Trigonometrisches Signal erster Oranung.
HANQENM008 (HINTER, MITTI.ER und VOR-
DER) (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Wädenswil). 520-
485 m. 6 Häuser, an der Strasse Wädenswil-Spitzen zer-
streut gelegen und 2 km nw. der Station Wädenswil der
linksufrigen Zärichseebahn (Zürich-Wädenswil). Tele-
phon. 42 reform. £w. Landwirtschaft. Hangenmoos =
sumpfiger Berghang.
HANQHORN (Kt. Obwalden). 2680 m. Einer der höch-
sten Gipfel der Kette zwischen Engelberger- und Melch-
thal, aber nur wenig bekannt und selten besucht, da seine
zwei (zwar nur wenig höbern aber freier stehenden) Nach-
barn Graustock und Hutstock von den Touristen bevor-
zugt werden. Kann von der gutbesuchten Sommerfrische
Melchsee-Frutt in 3 Stunden ohne Schwierigkeit bestiegen
werden. Sehr schöne Aussicht, besonders auf den Titlis
und die Spannörter.
HANQSACKQRAT (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
2640 m. Gipfel, so. über Weisstannen, in dem stark zer-
rissenen Keuper- und Liaskamm zwischen Val Täsch und
Calfeisenthal, der die Gruppe der Grauen Homer mit dem
Saurenstock verbindet.
HANNIBAL (COL D') oder ANNIBAL (COL D')
(Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3005 m. Wenig benutzter
Fassübergang, zwischen dem am W.-Hangdes Mont Velan
liegenden Glacier de Proz und der italienischen Combe
de Moulena. Wird hie und da mit der Scharte des Col de
Moulena verwechselt, die im gleichen Kamm etwas weiter
nach W. zwischen den Pointes de Moulena (3061 m) und
der Pointe des Rayons de la Madeleine (3055 m) sich öff-
net. Der Col d'Hannibal verbindet ohne Schwierigkeiten
die Cantine von Proz mit £troubles (in Italien). Auf der
Passhöhe Ueberreste einer sehr alten, 35 m langen Mauer,
die lange Zeit der unbegründeten Hypothese Kaum bot,
dass Hannibal 218 v. Chr. hier seinen berühmten Alpenü-
bergang bewerkstelligt habe. Die Mauer war lediglich
eine von den Wallisem errichtete Festungsanlage gegen
die Uebergriffe der Bewohner des Thaies von Aosta.
HAN8ELEN (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen, Gem.
Reichenbach). 998 m. Gruppe von 9 Häusern, am NW.-
Hanff der Wetterlatte und 2,2 km so. über der Station
Reichenbach der Thunerseebahn (Frutigen-Spiez-Erlen-
bach). 59 reform. Ew. Viehzucht.
HAN8LIRUN8 (Kt. Glarus, Gem. Schwändi und
Mitlödi). 2000-480 m.Tiefeinffeschnittene Wildbachrunse.
am SO.-Hang des Vorder Glärnisch; beginnt im n. Teil
der Ausbruchsnische des grossen prähistorischen Berg-
sturzes von Guppen, steigt auf eine Länge von 3,5 km
nach 0. ab und mündet 1 km n. vom Dorf Mitlödi von
links in die Linth. Der Wildbach hat das zwischen dem
Fuss des Glärnisch und der Linth liegende Ablagerungs-
ffebiet des Bergsturzes mit einem mächtigen Schuttkegel
überführt. An der Hansliruns am 26. September 1799
Kampf zwischen den Franzosen und den aus Graubünden
herüber gekommenen Oesterreichern.
HAN8LI8PITZ (Kt. und Bez. Schwyz). 2232 m. Gip-
fel, in der Kette des Rosstocks und Raiserstocks, un-
mittelbar n. vom ßlümberg (2414 m). Die genannte, aus
Urgon (untere Kreide) bestehende und stark zerrissene
Kette erhebt sich s. über dem Riemenstalden- und Muota-
thal. Direkt s. unter dem Hanslispitz der zur Seenalp
hinüberführende Achslerpass (2150 m) mit der Ross-
kehle.
HANT8CHENHAU8 (Kt. Graubünden, Bez. Glenner,
Kreis Ruis, (Jem. Obersaxen). 1237 m. Gruppe von 7 Häu-
sern, am rechtsseitigen Genänge des Vorderrheinthals,
1 km wnw. St. Martin und 14 km wsw. der Station Uanz,
der Linie Chur-Ilanz. 37 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Alpwirtschafl.
HAPFEREN (Kt. Freiburff, Bez. Sense, Gem. Plaf-
feien). 900 m. Gruppe von 4 Häusern, am N.-Rand des
Gemeindewaldes und 1,2 km s. Plaffeien. 28 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Wiesenbau und Viehzucht. Holzhandel.
Gleiche Etymologie wie Hapfig. S. diesen Art.
HAPFIQ (Kt. Luzeru, Amt Sursee, Gem. Ruswil). 697
m. Gruppe von 2 Häusern, 8 km w. der Station Rotenburg
der Linie Luzem-Olten und 3,5 km so. Ruswil. 27 refonn.
und kathol. Ew. Kirchgemeinde Ruswil. Kleine kathoL
Kapelle. Ackerbau und Viehzucht. 1224 : Habchegge ; vom
althochdeutschen habuc = Habicht.
HAPPER8WIL (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Bir winken). 530 m. Dorf, am S.-Hang des Seerückens,
2 km ö. Birwinken und 3,5 km n. der Station Erlen der
Linie Zürich-Winterthur^Romanshom. Postablage, Tele-
graph, Telephon. 42 Häuser, 186 reform, und kathol. Ew.
Kirchgemeinden Langrickenbach und Altnau. Wiesen-,
Getreide- und Obstbau. Stickerei. Eine Maschinenstickerei.
HAPPER8WIL-BUCH (Kt. Thurgau, Bez. Wein-
felden, Gem. Birwinken). 484 m. Weiler, an der Strasse
Engishofen-lllighausen und 2,3 km nö. der Station Erlen
der Linie Zürich-Winterthur-Romanshom. Telephon. 16
Häuser, 73 zum grössten Teil reform. Ew. Kirchgemeinde
Langrickenbach. Acker- und Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Stickerei.
HARD. Häufiger Ortsname der N.- Schweiz, von St.
Gallen bis Basel überall verbreitet und hie und da auch
im Kanton Bern anzutreffen; fehlt da^en in der Zen-
tralschweiz und in den Kantonen Freiburg und WaUis.
Bezeichnet einen Wald oder eine einst bewaldete Gegend.
HARD (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Erlinaläch).
682 m. Weiler, am SW.-Hang der Wasserfluh; 2,1 km n.
Ober Erlinsbach und 6,5 km nw. vom Bahnhof Aaraa.
11 Häuser, 77 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HARD (Kt. Aar^au, Bez. Aarau, Gem. Muhen und Bez.
Kulm, Gem. Holziken). 445 m. Kleines Dorf, am linken
Ufer der Suhr, 700 m ö. Holziken und 1 km w. der Station
Hirschthal der elektrischen Strassenbahn Aarau-Schölt-
land. 25 Häuser, 173 reform. Ew. Kirchgemeinden Schöfl-
land und Ober Entfelden. Ackerbau und Viehzucht.
HARD (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg, (}em. Möriken und
Rupperswil). 363 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten
Ufer der Aare, 700 m sw. der Station Wilde^g der Linie
Zürich-Aarau-Olten und 2,2 km nö. Rupperswil. 55 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Holderbank. Ackerbau und
Viehzucht.
HARD (Kt. Aarffau, Bez. Zofin^n, Gem. BriUnau). 444
m. Gruppe von 7 Häusern, am Unken Ufer der Wigger ;
1,5 km nw. Brittnau und 3,5 km s. der Station Zonngen
der Linie Luzem-Olten. 60 reform. Ew. Ackerbau nnd
Viehzucht.
HARD (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberff, Gem. Schupfen).
539 m. Weiler, am rechten Ufer des Lyssbaches und 1^
km ö. der Station Schupfen der Linie Bern-Biel. 13 Häu-
ser, 84 reform. Ew. Landwirtschaft.
HARD (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal, Gem.
Oberriet). ol5 m. Weiler, am NO.-Fuss des Fähneren-
spitz, zwischen dem Auenbach und Dürrenbach and 4^
km nw. der Station Oberriet der Linie Rorschach-Sar-
gans. 13 Häuser, 60 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kobel-
wald. Ackerbau (Mais) und Obstbau, Viehzucht. Torfgru-
ben. Stickerei.
HARD (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal, Gem.
Au). 495 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer mit Reben
und Baumgärten bestandenen Anhöhe, 1 km w. der Sta-
tion Au der Linie Rorschach-Sargans. 31 reform, und
kathol. Ew. Acker^ und Weinbau. Viehzucht. StickereL
Schöne Aussicht auf Rheinthal und Vorarlberg.
HARD (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem. Ermatin-
gen). Schloss. S. den Art. Ermatingen.
HARD (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Wülflingen).
413 m. Gruppe von 8 Häusern, am linken Ufer der Toss
und am NO.-Fuss des Beerenbergs; 1,5 km nnw. der
Station Wülflingen der Linie Winterthur-Bülach-Koblenz-
Stein. 74 reform. Ew. Grosse Baumwollweberei und -epin*
nerei.
HARD (Kt. und Bez. Zärich, Gem. Höngg). Weiler. S.
den Art. Hardegg.
HARD (HINTERE und VORDERE) (Kt. Aargan,
Bez. Aarau und Brugg). 779 und 766 m. Lan|^;ezogene
Anhöhe, dem Homberg sw. voi^elagert und zwischen
Thalheim im SO. und Densbüren im NW. Bewaldet
HARD (IM) (Kt. Aargau, Bez. Kulm:: und Zofingen).
440 m. Grosse Sumpfwiesenfläche, zu beiden Seiten der
Suhr und am rechten Ufer der Uerke, zwischen KöllÜLen
und Muhen und s. Ober Entfelden.
HARD (IM) (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, (^m. Sälen-
HAR
HAK
515
wil). 474 m. 14 zerstreut gelegene Häuser, n. vor dem
Dorf Safenwil und 700 m nö. der Station Safenwil der
Linie Aarau-Suhr-ZoAngen. 117 reform. £w. Ackerbau und
Viehzucht.
HARD (IM) (Kt. Solothurn, Amte! Gösgen, Gem. Winz-
naa). 400 m. öruppe von 6 Häusern, am linken Ufer der
Aare, 700 m ö. Winznau und 3 km nö. vom Bahnhof
Ölten. 83 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ober Gösgen. Land-
wirtschaft.
HARD (IN DER) (Kt. Aareau, Bez. Laufenburg). 300-
314 m. Grosser Wald, am linKen Ufer des Rhein und ö.
vom Sisselnbach, von der Strasse Rheinfelden-Laufenburg
durchzogen : 5 km w. Laufenburg. 300 ha Fläche.
HARD (MITTLER, OBER und UNTER) und
H<EQQER8HARD (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. Berg). 511-445 m. Häusergruppen, am S.-Uang des
Ottenbergs; 2,5 km sw. Berg und 2,8 km onö. der Station
Weinfelden der Linie Zürich-Winterthur-Romanshom.
In Unter Hard Postablape. 15 Häuser, 91 reform. Ew.
Mittel Hard gehört zur Zivil- und Kirchgemeinde Wein-
felden. Wiesen- und Weinbau. Mühle.
HARD (MITTLER, OBER und UNTER) (Kt., Bez.
und Crem. Zürich). 414-400 m. Häusergrupjpe, auf der
weiten Alluvialebene links der Limmat, 2-3 km so., der
Station Altstetten der Linie Zürich-Baden-Brugg. Dem
3. Stadtkreise (Quartier Aussersihl) zugeteilt. 1% Häu-
ser, 3428 reform. Ew. Kirchgemeinde Aussersihl. Zahl-
reiche industrielle Betriebe: Werkstätten, Färbereien,
Fabriken zur Herstellung von chemischen Produkten etc.
Yergk ^en^Art. Zt^iCH.
HARDEOG (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Crem.
Garns). 800 m. Gruppe von 7 Häusern, am Gamserberg;
2,8 km w. Gams und 4 km w. der Station Gams-Hag der
Linie Rorschach-Sargans. 32 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
HARDEGO (Kt. und Bez. Zürich, Gem. Höngg). 402
m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten Ufer der Limmat,
8(X) m so. Höngg und 1,8 km nö. der Station Altstetten
der Linie Zürich-Baden-Brugg. Telephon. 108 reform Ew.
Seidenfabrik.
HÄRDER (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). Langer
Bergkamm mit bewaldeten (gehangen, zwischen Inter-
laken und dem Habkemthal. Im allgemeinen belegt man
in Interlaken mit dem Namen Härder nicht nur diesen
Kamm, sondern das ganze SO.-Gehänge des Bergrückens
w. (k>ldswil, das vom Brückwald bestanden ist und an
manchen Stellen den nackten Fels hervorstechen lässt.
Zahlreiche Fusswege, die z. B. zu dem von einigen Ver-
ehrern der Komponisten Weber, Mendelssohn und Waff-
ner zu deren Andenken errichteten Pavillon Hohbühl
[föi m), auf die Obere Bleiki, zum Pavillon auf der Fal-
kenfluh, auf die Hardermatte (1216 m), auf die Höhe des
Grates und zum Gasthof Alpenrose (1 100 m) führen. .Von
letzterem aus kann man auch den ganzen Grat begehen
und dabei folgende Punkte besuchen : den Wanniknubel
(1590 m), die Hürelisegg (1609 m), Höhiegff (1613 m) und
Rote Fluh (1735 m). Von da Abstieg über den Luegiboden
mit seinem mächtigen erratischen Block ins Habkernthal.
Nördl. Interlaken das soff. Hardermannli, eine einem
menschlichen Antlitz ähnliche Felsbildung.
HAR DEREN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg« Crem.
Lys8|. 405 m. Kleines Dorf, nahe der Quelle des Grent-
schelbachs und 2,2 km nö. der Station Lyss der Linie
Bem-Biel. Telephon. 20 Häuser, 100 reform. Ew. Wiesen-,
Obst- und Gemüsebau.
HARDERMATTE (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
1216 m. Aussichtspunkt mit Pavillon, am SW.-Ende des
Härder und n. über Interlaken.
HARDTURM (Kt., Bez. und Gem. Zürich). 403 m.
Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer der Limmat etwas
anternalb der Wipkingerbrücke, 800 m w. Wipkingen
und 3 km nw. Zürich. Im Stadtkreis III, Quartier Ausser-
sihl gelegen. 49 reform. Ew. Kirchgemeinde Aussersihl.
Fähre über die Limmat. Hier steht nur 4Vt m vom Fluss-
ufer entfernt der Hardturm, das richtige Beispiel einer
alten einfachen Wohnturmanlage. Einst Eigentum des
schon 1251 im Hard begüterten städtischen Ritter^e-
schlechtes Maness. Der Turm wird erst 1336 ausdrücklich
erwähnt und scheint ursprünglich auch als Stützpunkt
der gerade auf ihn zu verlaufenden Letzi im Sihlfeld ge-
dient zu haben. Bei dem Turm befand sich eine von ihm
beherrschte Limmatbrücke, die am St. Jakobstage 1349
durch ein Hochwasser zerstört wurde. Der bis zum Ober-
|;eschoss aus mächtigen erratischen Blöcken erbaute Turm
ist wohl erhalten, misst 10,8 m im Geviert und war ur-
sprünglich mit Ringmauer und Thor versehen. Auf drei
Seiten umgab ihn em Wassergraben und auf der vierten
beschützte ihn die Limmat. Vergl. Zeller-Werdmüller, H.
Zürcherische Burgen, I. {Mitteilungen der antiquar.
Gesellsch, in Zürich. 58). Zürich 1894.
HARD WALD (Kt. Basel Land, Bez. Ariesheim). 270
m. Wald, 348 ha (^ross : reicht am linken Ufer des Rheins
von Pratteln bis Birsfelaen. Eigentum der Burgergemeinde
der Stadt Basel. Ueberreste eines römischen Wachttur-
mes und einer Säule mit Inschrift , beide 1751 entdeckt.
Siegreicher Kampf der Eidgenossen gegen die Armagna-
ken am 26. August 1444 ^ Niederlage der Truppen der
Stadt Basel gegen diejemgen der Landschaft Basel am
3. August 18;», die die Teilung des Kantons in zwei Halb-
kantone zur Folge hatte.
HARDWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal).
580-840 m. Wald, 76 ha gross ; am NO.-Hang des Fahne-
renspitz, ö. vom Langenwald und sw. vom Dorf Hard. Ist
in 142 Parzellen eingeteilt, die Privatbesitz sind.
HARFENBERQ (Kt., Bez. und Gem. St. Gallen). 742
m. Häusergruppe, unmittelbar so. St. Gallen, an den
untern Hängen des Freudenbergs : schöne Aussicht auf
Stadt und Umgebung. S. den Art. St. Gallen (Stadt).
HAROARTEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Stein). 770 m. 8 Hauser, am linken Ufer der Sitter
zerstreut gelegen, an der Strasse Appenzell-Stein ; 2,5 km
so. Stein und o,5 km nw. der Station Appenzell der Appen-
zellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 30 reform. Ew.
An mehreren Häusern sieht man noch sog. Leichen-
bretter, die einem alten Brauch entsprechend zur Auf-
bahrung der Toten gedient hatten» dann bemalt, mit dem
Namen des Toten versehen und aussen am Haus befestigt
wurden. Heute ist diese Sitte nicht mehr ffebräuchlich,
und die Leichenbretter verschwinden allmählig. Hargar-
ten = Flachsgarten ; vom althochdeutschen har = Flachs.
(Vergl. Schweizer, Idiotikon, Bd II).
HARI8BERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Rü-
ders wil). 700 m. Gruppe von 5 Häusern, 2 km nw. Rü-
derswil und 2 km so. der Station Lützelflüh-Croldbach der
Linie Burgdorf-Langnau. 19 reform. Ew. Viehzucht.
HARLACHEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wetzi-
kon). 539 m. Weiler ; 1,9 km ö. Ober Wetzikon, 1 km von
der Station Emmetschloo der Linie Uerikon-Bauma und
1,8 km osö. der Station Kempten der Linie EiTretikon-
Wetzikon-Hinwil. 18 Häuser, 9^ reform. Ew.
HARMONT (L') (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle). 1263
m. Bewaldeter Bergrücken, auf der Grenze zwischen der
Schweiz und Frankreich und zwischen dem Thal von La
Br^vine und Morteau; ö. Fortsetzung der französischen
Kette des Larmont. Zieht sich nw. La Br^vine zwischen
dem Weg Les Charmettes und dem Wirtshaus Le Bredot
auf eine Länge von 6 km hin.
HARMONT (L') (Kt. Neuenburff, Bez. Le Locle, Gem.
La Br^vine). 1071 m. Gruppe von 8 Häusern, am Fuss
des Bergrückens L'Harmont und 2 km w. La Br^vine. 50
reform. Ew. Viehzucht.
HARRIS -WALLISMATT (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwarzen bürg. Gem. Albligen). 732 m. Kleines Dorf,
auf einer Terrasse über dem linken Ufer der Sense und
gegenüber der Ruine Grasburg, 7 km ssö. der Station
Flamatt der Linie Bem-Freiburg. 22 Häuser, 157 reform.
Ew. Wiesenbau, Waldungen.
HARSWIL (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem. Ober-
büren). 620 m. Kleines Dorf, 4 km w. der Station Amegff
der Linie Gossau-Sulgen und 3,7 km so. Oberbüren. 23
Häuser, 108 kathol. Ew. Kirchgemeinde Niederwil. Vieh-
zucht. Stickerei.
HARTELFINQEN (Kt. Uri, Gem. Bürfflen). 480 m.
Gruppe von 4 Häusern, am Ausffang des Scnächenthales
und an der Klausenstrasse, 20 Minuten ö. Altorf. 20 ka-
thol. Ew. Landwirtschaft. Säffe. 2 kleine Seidenfabriken.
Früher Ratolflngen; wahrscneinlich alemannischen Ur-
sprungs.
HARTISBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2564
m. Gipfel, nö. Vorberg des Dürrenberghoms oder Zahm
516
HAR
HAS
Andrist (2684 m) ; fallt nach NW. mit felsigem Steilhang
zum obem Abschnitt des Spiggengrundes (einer rechts-
seitigen Verzweigung des Kienthales) ab.
HARTLI8BERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem.
Steffisburff). 1%) m. Weiler, am Fuss des gleichnamigen
Berges, 3 km nw. der Station Steffisbarg der elektrischen
Vollbahn Bargdorf-Thun. 12 Häuser, 85 reform. Ew.
Schöne Aussicnt auf die Alpen. Sommerfrische.
HARTMANN8EQQ od. ARMI8EQQ (Kt. Schwyz,
Bez. uüd Gem. Einsiedeln). 937 m Zwei Bauernhöfe, auf
einer Anhöhe rechts über dem Alpbach ; 3 km n. Einsie-
deln und 2 km ö. der Station Biberbrücke der Linie Wä-
denswi^Einsiedeln. 15 kathol. Ew. Schöne Aussicht auf
den Zürchersee und die Thäler des Alpbaches, der Sihl
und Biber. Die Höhe hiess früher Gästlingsberg, weil der
Ertrag der hier betriebenen Landwirtschaft ein»t für den
Unterhalt der armen Pilger, der sog. Gästlinge, verwen-
det wurde.
HARTMANNSROTI (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vor-
derland, Gem. Grubj. 900 m. Weiler, 500 m s. Grub und
2.4 km w. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-
Heiden. 11 Häuser, 68 reform. Ew. Holzhandel.
HARZBOHL(Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tablat).
645 m. Gruppe von 9 Häusern, am rechten Ufer der Stein-
ach und 400 m nö. der Station St. Fiden der Linie St.
Gallen-Rorschach. 100 reform, und kathol. Ew. Kirchge-
meinden St. Gallen und St. Fiden. Landwirtschaft.
HARZENMOOS (HINTER und VORDER) (Kt.
St. Gallen, Bez. Neu Togffenburg, Gem. Hemberg). 908-
800 m. 12 Häuser, am rechtsseitigen Gehänge des Thaies
des Necker zerstreut gelegen; 1,5 km ö. Hemberg und
8.5 km sw. der Station Umäsch der Appenzellerbahn
(Winkeln-Herisau-Appenzell). 60 reform. Ew. Wiesenbau
und Viehzucht. Herstellung von Manufakturwaaren.
HARZEREN oder KUZEN (Kt. Bern, Amtsbez. Sef-
tigen). 8% m. Kuppen förmiger Berg, höchster Punkt des
Belpbercs ; 5 km ssö. über Belp und 1 km vom Wirts-
haus auf dem Belpberg. Ein Haus. Schöne Aussicht auf
die Alpen, den Jura, das Emmenthal, Thun und die Stadt
Bern. Harzeren bezeichnet eine Stelle, wo Baumharz ge-
sammelt werden kann oder auch eine solche, wo die
Sammler von Harz, die sog. Harzer, Pech sieden. Ent-
spricht dem französ. Ausdruck poissine. S. Schweizer,
Idiotikon. Bd II, S. 1657.
HASEL, HA8LE, HA8LEN oder HA8LI. Orts-
namen der deutschen Schweiz; vom althochdeutschen
fiasaU haselahi = Haselstrauch {Corylus avellana). Ent-
spricht den französischen Ortsnamen Coudray, La Coudre
etc. (von Cüudrier, coudrale).
HASEL (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Gontenswil).
680 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer mit Aeckern be-
standenen schönen Anhöhe, 2 km sw. Gontenswil und
6 km nw. der Station Reinach der Zweiglinie Beinwil-
Reinach der Seethalbahn. 48 reform. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
HASEL (Kt. Zürich, Bez. und Gem. AiToltern). 560 m.
Gruppe von 7 Häusern, im Thal der Jonen und 1,2 km nö.
der Station AfToltern der Linie Zürich- AfToltern-Luzern.
38 reform. Ew. Landwirtschaft.
HASEL (Kt. Zürich, Bez. PtäfTikon, Gem. Hittnau}.
650 m. Kleines Dorf, etwas ö. der Strast>e Saland-Pfiifn-
kon; 1,5 km nö. Unter Hittnau und 2,3 km sw. der Sta-
tion Saland der Tössthalbahn (Win terthur- Wald). Tele-
phon. 24 Häuser, 95 reform. Ew. Wiesenbau.
HASELACKER (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
burg, Gem. Brunnadern). 655 m. Weiler, am linken Ufer
des Necker, an der Strasse St Peterzell-Brunnadern, 500
m so. Brunnadern und 5 km ouö. der Station Lichten-
steig der Togj^enburgerbahn. 10 Häuser, 55 reform. Ew.
Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HASELBACH (Kt. Zürich, Bez. Affoltem). Bach;
entspringt im Rossauer Moor in 520 m, fliesst bis Mett-
menstetten in nw. Richtung zwischen Moränenhügeln
durch, wendet sich dann nach SO., durchfliesst Knonau
und biegt nach W. ab, um nach 5 km langem Lauf in
Maschwanden in 393 m von rechts in die Lorze zu mün-
den.
HASELBERQ (Kt. Bern, Amtobez. Burgdorf). 651 m.
Bewaldete Höhe, in dem Rücken zwischen Urtenengraben
und Krauchthal, 2 km so. Hindelbank.
HASELBERQ (Kt. Thurgao, Bez. Frauenfeld und
Münchwilen). 825 m. Schöner kuppenfdrmiger fiergrök-
ken, zwischen Dänikon und Bichelsee, 10 km s. Fraues-
feld und 1 Stunde s. der Station Aadorf der Linie Zürieh-
Winterthur-St. Gallen. Höchster Punkt der Burstel. Zam
grossen Teil bewaldet. O.- und W.-Hang sanft gerundet,
S.- und N.-Hang ziemlich steil. Trägt die Siedelanffen
Haselberg (3 Häuser, 17 reform. Ew.), Kienberg und Loo
(zusammen 13 Häuser. 74 reform, una kathol. Ew.). Kirch-
gemeinde Bichelsee. Reste einer Burg, deren Geschichte
mit der der Burg Bichelsee verknüpft sein mnss. Hei-
zende Aussicht, ähnlich derjenigen vom Schanenbei|^ and
NoUen; der Haselberg wie die genannten Aussichts-
punkte oft besucht. Aufstieg von Bichelsee und Gunters-
hausen in ^/i Stunden. Aussicht auf die Alpen, den Jura.
einen Teil des Bodensees und auf die st. gallische, thur-
gauische und zürcherische Landschaft.
HASELHALDEN (Kt. Zürich, Bez. Pfaflikon, Gem.
Bauma). G15 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer
der Töss und 1,8 km sso. der Station Saland der Töss-
thalbahn (Winterthnr-Wald). 26 reform. Ew.
HA8ELHOF (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Fe-
renbalm). 504 m. Gruppe von 5 Häusern, aio linken Uüer
der Sense, 2 km nö. Kei^nbalm und 1,9 km so. der Sta-
tion Gurbrü der direkten Linie Bern-Neuen burg^. 27
reform. Ew. Landwirtschaft.
HA8ELLEH (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raren, Gem.
Ferden). 1380-1625 m. 5 Häuser, am Hang rechts über der
Lonza zerstreut gelegen, 3 km s. vom Dorf Ferden and
am Fuss des Faldumgrates. 12 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Kippel. Alpwirtschaft.
HA8ELMIATT (Kt. Zug, Gem. Ober Aegeri). Dorf. S.
den Art. Hauptsee.
HA8ELRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal,
Gem. Thal). 430 m. Gruppe von 9 Häusern, an der Strmaie
Thal-Stad und 1 km so. der Station Stad der Linie Hor-
schach-Sargans. 65 kathol. und reform. Ew. Kirchge-
meinde Thal. Ackerbau und Viehzucht Stickerei. Bruch
auf Molasse.
HASEN. Häufiger Bestandteil von Ortsnamen in der
deutschen Schweiz; leitet sich in der Mehrzahl der Falk
vom althochdeutschen hasin = Hase ab, kann aber aoch
mit dem Personennamen Haso in Verbindung stehen oder
eine Umdeutung von Hasel (s. diesen Art.) sein.
HASENACKER (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Män-
nedorf). 455 m. Kleines Dorf, an der Strasse Gräningen-
Männedorf und 700 m nö. der Station Männedorf der
rechtsufirigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen- Rapper« wU).
21 Häuser, 96 reform. Ew. Wiesen- und Weinbau.
HASENACKER (HINTER und VORDER) (Kt.
Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Gossau). 530 m. Gruppe von
9 Häusern, 800 m ö. der Station Ottikon der elekir lachen
Strassenbahn Wetzikon-Meilen, 2 km s. der Station
Wetzikon der Linie Zürich-Uster-Rapperswil und ^ km
so. Gossau. 30 reform. Ew. Wiesenbau.
HASENBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenbarg.
Gem. Bötswil). 800 m. 4 Häuser, am rechtsseitigen Gehänge
des Libingerthales zerstreut gelegen ; 3,5 km sw. Bütswil
und 2,5 km sw. der Station Dietfurt der Toggenbnrger-
bahn. 38 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
HASENBERQ (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten). 784 m.
Teil des breiten Bergrückens zwischen Limmat aod
Reuss, n. über der Häusergruppe Hasenberg und nÖ. über
Bremgarten. Kamm bewaldet.
HASENBERQ (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gera.
Widen). 700 m. Gruppe ven 3 Häusern, am S.-Hang des
Hasenberges; 1,4 km nö. Widen und 4,5 km nö. der St^
tion Bremjprten der Linie Brugg-Wohlen-Bremgarteo.
Seit der Eröffnunff der elektrischen Strassenbahn Dietikon-
Bremgarten von Ausflüglern oft besucht. Gasthof.
HASENBERQ od. ASENBERQ (Kt Schaffhaoaen,
Bez. Klettgau). 497 m. Berg, am W.-Ende des den Klett-
gau im S. Degleitenden Bergrückens, zwischen Neankirch
und Wilchingen. Bewaldet.
HASENBURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). Gem.
und Dorf. S. den Art. Asuel.
HASENBURQ (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Wil-
lisau Land). 610 m. Burgruine, über dem rechten Ufer
der Wigger und 1,2 km nö. Willisau. Kam im 14. Jahr-
hundert durch Heirat in den Besitz der Herren Ton Ya-
HAS
HAS
517
laDgin (Neuenbürg). Nach der Schlacht bei Sempach 1386
von den Leuten von Sursee und Zofingen durch Feuer
zerstört.
HASENHALDEN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Mei-
len). 470 in. Gruppe von 4 Häusern, über dem rechten
Ufer des Zürichsees, 2 km nw. Meilen und nahe der Sta-
tion Herrliberg-Feldmeilen der rechtsufrigen Zürichsee-
bahn (Zürich-Meilen-Rapperswil). 25 reform. Ew. Wiesen-
uod Weinbau.
HA8ENHAU8 (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Rorschacherberg). 683 m. Gruppe von 5 Häusern,
am N.-Hang des Rorschacherberges und 2,5 km s. über
der Station Rorschach der Linie Rorschach-Sargans. 33
kathol. Ew. Kirchgemeinde Rorschach. Viehzucht. Schöne
Anasicht auf den Bodensee.
HA8ENHOF (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Auswil). Teil von Ober Auswil. S. den Art. Auswil (Ober
und Nieder).
HA8ENHU8EN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Gunzwil). 738 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einem Mo-
ränenhügel, 6 km no. der Station Sursee der Linie Lu-
zern-Olten und 2,3 km sw. Gunzwil. 36 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Rickenbach. Wiesenbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft.
HA8ENMIATT (Kt. Solothum, Amtei Lebern). 1447
m. Bergrücken, am Innern ß^and des [Juragebirges ; ge-
getragenen Sequankammes stehenden Ruine Schauenberg
führt, worauf man auf einem Fussweg über die von
Sturzschutt übersäten und auf Argovianmergeln stehenden
Wiesen von Althusli (n. unter dem obersten Punkt) und
dann durch die Felsen bequem auf den Gipfel gelangt. Fos-
silien im Argovian und in den Doggerkalken und -mergeln
äCallovienstufe) der gegen N. im geöffneten Gewölbekern
Dogjg^er) befindlichen Stalfluh. Gute Bergweiden bei Alt-
lüsli und bis gegen die Liaszirken des Gross Kessel und
Klein Kessel hin. Wie die Gastwirtschaft Althusli wird
auch die weiter nach W. am N.-Hang der Stalfluh stehende
Wirtschaft Stalberg häufig besucht; beide am Fussweg
Ck>urt-Weissen8tein. Von Althusli kann man längs dem
Malmkamm und den grasbewachsenen Malmhän^en in
einer Stunde das Hotel auf dem Weissenstein erreichen.
HA8EN8CHWAND (HINTER, MITTLER und
VORDER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Wolhusen).
770 m. Drei Bauernhöfe, auf dem Steinhuserberg zer-
streut gelegen ; 2,5 km w. der Station Wolhusen der Li-
nie Bern-Luzem. 21 kathol. und reform. Ew. Ackerbau
und Viehzucht.
HA8EN8EE (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld und
Steckborn). 441 m. So heisst der kleinste der drei so^.
Hüttwilerseen, die in der wenig tiefen Bodensenke zwi-
schen dem Seerücken und der ihm s. vorgelagerten Neun-
fornerhöhe liegen. Besteht aus zwei durch einen schma-
Hasenmabb
Valien de
Chsluct
Bubi gcrberß
D^L.Rollien
K/Ieereaaplegel
JViireau de la Men
Geologisches Querprofil durch die Hasenmatt.
I'3ÖÖÖÖ
A. Argovian; Bai. Bajocien; Bath. Bathien ; G. Gallovien; D. Doffffer; R. Kirameridge; L. Lias; M. Malm; Mol. Molasse;
Mor. Morilne ; O. Oxford ; P. Portland ; Se. Sequan ; Sid. Bohnen (Sid^rolithique, Eocän) ; V. Vtoulien.
hört zur Weissenstein kette, dessen w. Fortsetzung er
bildet Höchster Punkt des Kantons Solothum. Am S.-
Schenkel des etwas nach N. überbelegten Gewölbes der
Hasenmatt ist das den obersten Kamm bildende Sequan
noch gut erhalten, während der N.-Schenkel stark ero-
diert and ab|^etragen ist. Den Gipfel der Hasenmatt bildet
ein rechteckiger kleiner Sennberg, der baumlos ist mit
Ausnahme einiger in Nischen an den Felshängen der N.-
and W.-Flanke sich festklammernden kräftigen Bergföh-
ren. Unter dem nach N. fferichteten Steilabfall lieffen die
flacher geböschten Argovian mergel-Halden von Althusli,
von wo ans ein Fussweg leicht und bequem über die Fels-
hänge zum Gipfel hinauf leitet. Dieser Weg geht am
Mundloch einer unmittelbar unter dem höchsten Punkt
gelegenen und noch weniff erforschten Höhle vorbei. Der
Abstieg vom Gipfel über aie S.- Flanke ist abzuraten, da
hier nur schlechte Fussweg^e und zahlreiche Schuttrun sen
vorhanden sind. Die Alp wiese zu oberst auf der Hasen-
matt beherrscht die grossen, dichten und an sehr steilen
Hängen stehenden Waldungen des Fuchsen waldes, der
Hohen Tannen, des Burffbütils und des Vorbergs (über
Loromiswil). Etwa in der Mitte des Berggehänges sticht ein
Felsband mit sehr steil stehenden Schichtplatten aus dem
Wald heraus. Die Hasenmatt wird gewöhnlich von Selz-
ach aus bestiegen, von wo ein guter Fahrweg in 2 Stun-
den bis zu der auf der w. Fortsetzung des hier stark ab-
len Wasserarm mit einander verbundenen Becken und ist
wie seine Nachbarn ein von den Abiafferungen des ein-
stigen Rheingletschers aufgestauter Moränensee. Ufer
sumpfig. Torf und Binsen. 700 m lang, 200 m breit ynd
im Maximum 10 m tief. Sein Zutluss ist der Seebach.
HA8EN8PRUNQ (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg, Kreis Domleschg, Gem. Rotels). 69o m. Burgruine,
am rechten Ufer des Hinterrhein, 500 m s. Rotels und 4
km nnö. Thusis. Stammsitz der Herren von Hasensprung;
ging später an die Freiherren von Vaz, dann an die Gra-
fen von Werdenberg über und wurde um die Mitte des 15.
Jahrhunderts vom Volke zerstört.
HA8EN8PRUNQ8PITZE (Kt. Bern und Freiburg).
2076 und 2037 m. Doppelgipfel, in der Gruppe der Kai-
sereffg und im Kamm zwischen dem Kaisereggschloss
(2186 m] und der Schwarzefluh oder dem Stierenffrat (2163-
2106 m). S. über der im obersten Thal der Muscheren-
sense liegenden Geissalp. Wie alle Gipfel der ganzen
Gruppe sind auch die beiden Hasensprungspitzen leicht
zuganglich und werden meist von der Walopalp aus be-
stiegen.
HA8EN8TEIN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein,
Kreis Schams, Gem. Zillis-Reischen). 1168 m. Bemerkens-
werte Burgruine, am rechtsseitigen Thalffehänge des
Schams, 400 m nö. Reischen. Ehemaliges bischöfliches
Lehen des Geschlechtes von Reyschen oder Reschen.
518
HAS
UAS
f;
Vergl. Muoth, J. G. Zwei $og, Aemterhücher des Bis-
tutm Chur aus deni Anfang des i5, Jahrh, Ghur 1886
HA8EN8TOCK (Kt. Obwalden und Uri). 2729 m.
Gipfel, dem Engelberg Rotstock (2890 m) im WNW. vor-
gelagert und von ihm getrennt durch die Scharte des
senthal mit Engelberg verbindenden Rotgrätli (2506 m}.
Steht in dem langen Zackenkamm zwischen Griessenthal,
Grossthal (oberem Abschnitt des Isenthals) und dem
Thal von Rickenbach. Von der Plankenalphutte des
S. A. C. aus in 3 Stunden zugänglich ; interessante Klet-
terpartie. Aussicht derjenigen vom benachbarten höhern
Engel berg Rotstock nachstehend.
HA8EN8TRICK (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Dümten). 765 m. Zwei Häuser, auf dem Scheitel der stark
benutzten Strasse Wald-Hinwil, am S.-Hang des Bachtel,
3 km nw. der Station Wald der Tössthalbahn (Winter-
thur-Wald) und 1,5 km ö. Ober Dämten. 14 reform. Ew.
HA8ENWACHT (Kt. Aarffau, Bez. Kulm, Gem.
Menziken). 619 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer
der Wina und 2,5 km s. der Station Reinach-Menziken
der Zweiglinie Beinwil-Reinach der Seethalbahn. 20 re-
form. Ew. Wiesenbau. Zigarrenfabrik.
HA8ENWEID (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Uz-
nach). 441 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe dem rechten
Ufer des Linthkanals und 1,5 km ö. der Station Uznach
der Linie Rapperswil-Weaen-Sargans. 45 kathol. Ew. Ak-
ker- und Obstbau, Viehzucht.
HA8LACH (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal,
Gem. Au). 475 m. 43 zerstreut gelegene Häuser, am S.-
Hang der Meldegg und 800 m w. der Station Au der Li-
nie Korschach-Sargans. Telephon. 280 reform, und kathol.
Ew. Wein-, Acker-, Obst- und Maisbau. Stickereifebrik.
Schöne Aussicht ins Rhein thal.
HA8LACH (Kt. SchafiThausen, Bez. Unter Klettgaii.
Gem. Wilchingen). 432 m. Gruppe von 2 Häusern, 700
m nö. Wilchingen und 1,1 km so. der Station Wilchin-
gen-Hallau der badischen Linie Schaffhausen- Waldshut.
38 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Armenhaus der
Gemeinde Wilchingen; frfiher Sitz der Patrizierfamilie
Peyer oder Peyer von Haslach, die hier die Gerichtsho-
heit ausübte. Dann hatte Haslach bis 1850 seine eigene Ge-
richtsbarkeit. 870: Hasalaha; 912: Hasala.
HA8LE. Ortsnamen. S. auch Hasli. (Etymologie s.
beim Art. Haslk).
HA8LE (Kt. Bern). Alter und heute noch volkstümli-
cher Name derjenigen Thalschaft, die den jetzigen Bemer
Amtsbezirk Ober Hasle umfasst (S. diesen Art.). Die
Landschaft Hasle beginnt 3 km ö. vom O.-Enae des
Brienzersees bei der Aarebrücke von Wiler und er-
streckt sich bis zur Grimsel hinauf. Ausser dem von
der Aare durchflossenen Hauptthal umfosst sie noch
die Thäler von Rosenlaui, Urbach, Gadmen und Engste
len mit den Gemeinden Meiringen, Innertkirchen
oder Hasle im Grund, Guttannen und Gadmen. Die
Geschichte und Eigenart dieser Thalschaft und ihrer Be-
wohner zogen schon früh die Aufmerksamkeit der
Geschichtsforscher auf sich. Die Einwohner des Hasle-
thales galten von jeher als einer der edelsten Menschen-
stämme der Alpen und zeichnen sich noch heute durch
schönen Wuchs und eine namentlich bei den Frauen auf-
fallend feine Cresichtsbildung aus. Die sehr hübsche Volks-
tracht der Frauen ist heute leider so gut wie verschwun-
den. Der Dialekt ist sehr wohllautend und besitzt Anklänge
an die Oberwalliser und Umer Mundart. Die Hasler ha-
ben sich immer durch ihre grosse körperliche Gewandt-
heit vorteilhaft ausgezeichnet. Sie pflegten einst mit ihren
Nachbarn jährliche Schwingfeste zu feiern, so mit den
Unterwaldnem am 26. Juli auf der EngsUenalp, am 1.
August auf der Stadtalp und am 10. August auf der Tann-
alp und mit den Gnndel waldnern am ersten Sonntag
im September auf der Grossen Scheidegff. In früheren
Jahrhunderten zoffen aus der Landschaft Hasle auch viele
i'unge Männer in fremde Kriegsdienste. Lebensweise und
Cleidung waren bis zur Eröffnung der neuzeitlichen Ver-
kehrswege sehr einfach. Die Hauptbeschäftigung bildete
die Alpwirtschaft. Als einst lohnender Erweroszweig ver-
dient auch die Säumerei über die Pässe, namentlich die
Grimsel, genannt zu werden. Ausgeführt wurden in gros-
ser Menge besonders Käse über die Grimsel und den
Griespass nach Italien, eingeführt vornehmlich Wein
aus dem Wallis, Salz über den Thuner- und Brienxersei
und Butter aus Unterwaiden. Bemerkenswert ist die
Bauart der Häuser : auf dem gemauerten Untereeschose
steht der hölzerne Oberbau mit kleinen und hochliegeo-
den Fenstern und seinem mächtigen, mit Steinen be-
schwerten Schindeldach. Berühmt war die auf vielen
älteren Abbildungen und Gemälden wi^ergesebene Dorf-
ffasse in Meiringen, die seit dem letzten Brana durch eine
Neuanlage ersetzt worden ist. Aeltere typische HaalerhiD-
ser finden sich heute häufiger in den Aussengemeinden.
Häufig befinden sich die Eingänge zu den Ställen und
Vorratsräumen mit der Haustüre auf der Stirnseite des
Hauses, ohne dass die Sauberkeit desselben Eintrag
erleiden würde. Ein wahrer Musterbau steht auch noch
in dem sonst zum grössern Teil modernisierten Ort Isen-
bolgen.
Es war wohl hauptsächlich die nicht zu bestreitende &
genart der Bewohner des Haslethales, die schon vor Jahi^
hunderten zur Annahme eines fremdländischen Ursprungi
dieser Bevölkerung führte. Gleich den Bewohnern der
Waldstätte sollen auch die Hasler aus Schweden oder Ost
friesland eingewandert sein. Diese Tradition findet sich
schon in einem 1561 verfkssten Gedicht des Bemer Dichters
Gletting schriftlich fixiert, besonders ausführlich aber in
dem TT Strophen zählenden Ostfriesenlied aus dem Ende
des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts. Ueber diese
Saffe besteht eine umfangreiche Literatur (vergl. MülioeD,
Egb. Friedr. v. Beiträge zur Heimatkunde des Kant. Bern
deutschen Teils, 1. Heft. Bern 1879). Die historische For-
schung verhält sich jedoch gegen die Hvpotheae des
schwedisch-oetfHestschen Ursprungs der Hasler durch-
aus ablehnend. Die Sprache, die man als Beweis zn Hilfe
nehmen wollte, steht zu nordischen Sprachen in keiner
näheren Verwandtschaft als andere deutsch-schweizen-
sche Dialekte. Auch die Ableitung des Landesnameiu
Hasle von einem fabelhaften schwedischen Anführer Hi-
sius ist nicht stichhaltig. Der Name Hasle oder Hasle im
Wyssland (wie er früher lautete) dürfte sich eher auf die
um Meiringen häuflsen Uaselstrauchgehölze beziehen.
Im Mittelalter war die Landschaft Hasle freies Reichs-
land und stand als solches unmittelbar unter dem Schutze
des Reiches. Ihre grossen Freiheiten nebst dem alten Lan-
deswappen, einem Adler mit goldener Krone und weis-
sem Kreuz, sollen die Hasler nach dem Ostfrienenlied im
Jahre 387 von einem römischen Kaiser erhalten haben,
dem sie gegen die Heiden Hilfe geleistet hätten. Geschicht-
lich begründeter ist die Annahme, dass ihnen und den
Waldstatten der von den Sarazenen bedränete Papst Gre-
gor VI. im Jahre 829 vom Kaiser Ludwig dem Frommen
ihre Freiheiten ausgewirkt haben soll. Die Landleute von
Oberhasle hatten ihren eigenen, aus ihrer Mitte gewähl-
ten Ammann und führten auch ein eigenes Siegel. Die
Thalkirche in Meiringen (Bistum Konstanz) gehörte dem
Reiche und wurde 1234 von Kaiser Heinrich dem Orden
des h. Lazarus in Seedorf im Umerland übeiveben, der
aber das Patronat schon 1272 dem Kloster Interfaken vei^
kaufte. Wie Bern von den Kiburffem bedrängt, be^
sich auch Hasle unter den Schutz des mächtigen Grafen
Peter von Savoyen (125&-1272) ; es schloss 1275 ein Schotz-
und Trutzbünanis mit Bern, das 1306 emeaert wurde.
Die 1311 vom Kaiser an das Haus Weissen bürg verpfin-
dete Thalschaft empörte sich mit Hilfe Unterwaldens ge-
ffen ihre neuen Herren, doch wurden die Thalleute 1332
bei Bönigen geschlagen. Am 2. Juli 1334 traten die Her-
ren von Weissen bur^ die Landschaft Hasle an Bern ab.
das ihre herkömmlichen Freiheiten bestätigte. 1339
kämpfen 300 Hasler an Berns Seite bei Laupen mit 1416
Hess sich Bern hier die Beivwerksrechte zusprechen. 1419
Einfall der mit Bern in Fehde stehenden Walliser ins
Haslethal. Im selben Jahre zog das bemische Heer dnrcfa
das Haslethal über die Grimsel nach dem Wallis und im
Herbst 1425 nach Domo d'Ossola. 1477 grosse Teuerung.
Der Einführung der Reformation setzten die Hasler
heftigen Widerstand entgegen. Sie verwendeten sich 1537
für Beibelassung des Klosters Interlaken, beteiligten sieh
an dem Aufstand der Gotteshausleute geffen Bern, fährten
nach Beschluss einer Landsgemeinde aie Messe wieder
ein und mussten mit Ciewalt und nicht ohne Anwendung
grosser Härte zur Annahme der Reformation und zur (et-
nem Anerkennung der Oberherrlichkeit Berns gezwon-
HAS
HAS
M9
gen werden. In der Folge gehörten dann aber die Hasler
zu den loyalsten Untertanen Berns und genossen auch als
solche bis 1798 Vorrechte, wie sie kei-
nem anderen Teil des Kantons zuge-
standen wurden. Sie erhielten Landam-
männer aus ihrer Mitte, hielten jähr-
lich ihre eigene Landsgemeinde ab,
wählten Richter und Beamte und be-
zahlten keine Abgaben.
In kirchlicher Beziehung bildete die
Landschaft Hasle ursprünglich nur eine
einziffe Gemeinde, deren Bewohner in
der ehrwürdigen alten Thalkirche von
Meirinj^en eingepfarrt waren. Wegen
der Grosse dieser Kirchgemeinde wurde
1713 eine neue solche im Grund er-
richtet. Dem Pfarrer von Grund (heute
Innertkirchen) lag ob, abwechselnd ei-
nen Sonntag in der Kirche zu Gad-
men, den andern in der Kirche zu Gut*
tannen zu predigen. 1816 wurden die
Gemeinden Gadmen mit Nessenthai und
Guttannen mit Boden zu eigenen Kirch-
gemeinden erhoben und die Gemeinde
im Grund wieder mit Meiringen verei-
nigt. Letztere 1835 wieder von Meirin-
Sn abgetrennt, zunächst als Helferei,
nn seit 1860 als eigene Pfarrei. Vergl.
Sprüngli. Beschreibung des Haslelan-
des im Kanton Bern (Sammlung
von landwirtschaftlichen Dingen der
schweizer, Gesellschaft in Bern. I, III).
Bern 1760. — Wyss, Jos. Rud. Reise in
das Bemer Oberland. Bd II. Bern 1817. — Hopf, 0. Ge-
schichten aus der Vergangenheit des üaslethdles. Mei-
ringen 1892.
HASLE oder HA8LI (Kt. Bern, Amtsbez. Buradorf).
570 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Emme,
am Eingang zum Biembachgraben und gegenüber vom
Rüegsauschachen, etwas w. der Strasse Burgdorf-Langnau,
800 m w. der Station Hasle-Rüegsau der Linien Burgdorf-
Langnau und Burgdorf-Thun. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen Hasle-Affoltem. Die Gemeinde zieht
sich am linksseitigen Gehänge des Emmenthales bis zum
Wegissen hinauf und umfasst die untern Abschnitte des
Biglenthales und Thalgrabens bis Nieder Goldbach. Sie ist
in vier Fraktionen eingeteilt, zu deren jeder eine Anzahl
von Weilern, Häusergruppen und zerstreut gelegenen
Höfen gehören. Es sind dies 1. Biembach mit Aeschbach
und Stalden ; 2. Goldbach mit Bigel, Hub, Maad, Nieder
Goldbach und Otzenberg ; 3. Hasle mit Brünnli, Eichholz,
Kalchofen, Tschameri und Dorf Hasle; 4. Uetigen mit
Gomerkinden, Obereichholz, Riefershüsern, Schafhausen
und Uetigen. Zusammen 333 Häuser, 2390 reform. Ew. ;
Dorf: 19 Häuser, 164 Ew. Landwirtschaft. 7 Käsereien,
Käsehandel. Zigarrenfabrik. Bunttuchweberei, Blousen-
febrikation. Eine Kirche wird zu Hasela urkundlich schon
1254 erwähnt. 1880 hat man im Mittelschiff der Kirche
Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert mit Darstellun-
gen aus der Leidensgeschichte Christi entdeckt.
HASLE oder HA8LI (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
800 m. Abteilung der Gemeinde Frutigen, mit zahlreichen
am rechten Ufer der Kander und am W.-Hang des Geri-
homs zerstreut gelegenen Häusern, 2 km so. der Station
Frutigen der Thunerseebahn (Spiez-Frutigen). 37 Häuser,
218 reform. Ew. Viehzucht.
HASLE (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Rümli-
gen). 857 m. Weiler, am O.-Hane des Längenbergs,
2 km sw. Rumligen und 3 km w. aer Station Kaufdorf
der Gürbethalbahn (Bem-Wattenwil-Thun). Telephon. 15
Häuser, 96 reform. Ew. Kirchgemeinde Thurnen. Ferien-
kolonie der Schulkinder von Bern. Schöne Aussicht auf
die Bemer Alpen. Acker- und Wiesenbau.
HASLE oder HASLI (Kt. Luzem^ Amt Entlebuch).
721 m. Gem. und Pfarrdori, zwischen der Kleinen Emme
und der Entlen, an der Strasse Bern-Luzem und 2 km
SSW. der Station Entlebuch der Linie Bern-Luzern. Post-
bureau, Telephon; Postwagen nach Entlebuch und
Schüpfheim. Gemeinde, mit Habschwanden, Ennetegg,
Haldenegg (mit Haslihochwald), Hinterschwändi, Schim-
berg und Kehr: 221 Häuser, 1283 kathol. Ew. ; Dorf: 33
Häuser, 230 Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft. Knochen-
Hasleberg mit Blick gegen Meiringen nnd den Briensersee.
mühle. Mechanische Schreinerei, Säge. Käserei. Kirche
und Totenkapelle, Beste eines Beinhauses. Das Dorf vom
kleinen Bibernbach durchflössen, der am 27. Juli 1873
grosse Verheerungen anrichtete, mehrere Häuser weg-
schwemmte und einen Teil der Kantonalstrasse zerstörte.
Heute hat er ein breiteres und tieferes Bett erhalten.
HASLE (OBER). AMTSBEZIRK des Kantons Bern. S.
den Art. Oberhasle.
HASLE IM QRUND (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle,
Gem. Innertkirchen). Früherer Name für das Dorf Grund.
S. diesen Art.
HASLE JUNGFRAU oder WETTERHORN (Kt.
Bern, Amtsbez. Interlaken). 3703 m. Hauptgipfel der Grin-
delwalder Wetterhörner. S. den Art. Wetterhörner.
HA8LEBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Trach8elwald,Gem.
Sumiswald). 755 m. V^eiler, nahe dem linken Ufer der
Grünen, 7 km nö. der Station Bamsei der Linie Burff-
dorf-Langnau und 2,2 km nö. Sumiswald. Telephon. 10
Häuser, ^ reform. Ew. Viehzucht. Käserei. Schulhaus.
HA8LEBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 900-
2000 m. Gemeinde, am sonnenreichen Berghang über den
hohen Felswänden rechts der Aare ; von mehreren Bächen
durchflössen, die schöne V^asserfälle bilden, und im N.
vom Hohenstollen und Glockhaus überragt. Umfasst die
Weiler und Häusergruppen Golderen, HohUuh, Unterfluh,
Rüti, Weissenfluh und Wasserwendi, sowie zahlreiche
schöne Alpweiden und zählt 186 Häuser, 1037 reform.
Ew. Kirchgemeinde Meiringen. Wiesenbau und Vieh-
zucht, Alpwirtschaft. Fremdenindustrie. Prachtvolle Aus-
sicht auf die Alpen, im Besondern auf die Gruppe der
Wetterhörner. Die Frauen von Hasleberg tragen zeitweise
noch di6 im Verschwinden begriffene alte Volkstracht.
HA8LEN (Kt. Appenzell I. R.. Gem. Schlatt-Haslen).
742 m. Dorf, Schulkreis und Kirchgemeinde, am W.- und
N.-Hang des Lehmensteig, vom Kanton Appenzell A. R.
durch die Sitter und den Rotbach getrennt, 4 km sw. der
Station Teufen der Strassenbahn St. Gallen-Gais. Postab-
lage, Telephon ; Postwagen nach Appenzell. Die Kirchge-
meinde umfasst das Dorf Haslen (das in Vorder, Hinter,
Ober und Unter Haslen zerfallt), Rüti und Lehmensteig.
Zusammen 112 Häuser, 613 zur Mehrzahl kathol. Ew. *
Dorf : 20 Häuser, 99 Ew. Kirschbäume. Viehzucht. Zwei
Schulhäuser. Stickerei. Steinbrüche. Holz- und Viehhan-
del. Neue Kirche, 1901 geweiht. Als Schriftsteller hat sich
ein ehemaliger Pfarrer von Haslen, Dr. jur. et phil.
Sutter (f 1805), Schulinspektor deb Kantons Säntis, einen
Namen gemacht. Er vnrkte auf die nachträgliche Ehren-
520
HAS
HAS
rettung des unglücklichen Landammannes Sutter hin und
wurde darum von der herrschenden Partei stark befeindet.
Kirche Haslen (Rani. App«nMll), von Südosten
An den zerstreut gelegenen Bauernhäusern sieht man hie
und da noch soff. Leichenbretter (vergl. darüber den Art.
Hargarten). Die Frauen von Haslen tragen noch die
schöne Appenzeller Volkstracht.
HASLEN (Kt. Glarus). 588 m. Gem. und Dorf, am
rechten Ufer der Linth, auf dem Schuttkegel des Haslen-
bachs, an der Strasse Schwanden-Hätzingen und 500 m
s. der Station Nidfurn-Haslen der Linie Zürich-Glarus-
Linthal. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Langhof, Leu, Sand, Bünl und Zusingen : 180 Häuser,
766 Ew. (wovon 101 Katholiken); Dorf: 122 Häuser, 381
Ew. Kirchgemeinde Schwanden. Wiesenbau und Vieh-
zucht. Baumwollspinnerei und -weberei. Auf der Terrasse
Tannenberg ( W.-Hang des Freibergs) Gasthof und klima-
tischer Kurort mit prachtvoller Aussicht. Haslen erst 1896
von der politischen Gemeinde Diesbach abgetrennt.
HASLEN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Togffenburg, Gem.
Lütisburg). 592 m. Weiler, über dem recnten Ufer der
Thur; 1,2 km nnw. Lütisburg und 1,5 km so. der Station
Bazenheid der Tog^enburgerbahn. 11 Häuser, 45 reform,
und kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
HASLEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Gommis-
wald). 605 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Anhöhe,
700 m nw. Gauen und 3 km nö. der Station Uznach der
Linie Rapperswil- Wesen-Sargans. 59 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Gauen. Viehzucht. Die männlichen Bewohner
arbeiten in den Schieferkohlenbergwerken von Uznach-
Kaltbrunn. Nahe Haslen das Armenhaus der Gemeinde
Gommiswald.
HASLEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Uznach). 425
m. Gruppe von 7 Häusern, in der Linüiebene u. 400 m n.
der Station Uznach der Linie Rapperswil- Wesen-Sargans.
41 kathol. Ew. Weinbau. Viehzucht. Seidenweberei.
HASLEN (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Schübel-
bach). 424 m. Weiler, in sumpfiger Ge^nd, 2 km ö. der
Station Siebnen- Wangen der Linie Zürich-Glarus-Linthal
und 1,2 km nnw. Schubelbach. 13 Häuser, 75 kathol. Ew.
Acker-, Obst- und Gemüsebau. Viehzucht. Eine besondere
Beschäftigung der Kinder von Haslen bildet das Einsam-
meln des zur Bereitung des wohlbekannten Glamer Schab-
ziegers verwendeten Ziegerklees.
HASLEN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Egnach).
407 m. Weiler, nahe dem Bodensee und 1 km nw. der
Station Egnach der Linie Rorschach-Romanshorn. 13
Häuser, 75 reform. Ew. Kirchgemeinde Neukirch-Egnach.
Wiesen- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Ein grosser Teil der Milch wird nach Homanshorn ver-
kauft. Getreidehandel.
HASLEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Schönholzerswilen). 627 m. Gruppe von 5 Häusern, 800 m
s. Schönholzerswilen und 5 km s. der Station Bürglen der
Linie Zürich-Winterthur-Romanshom. 35 reform, und
kathol. Ew.
HASLEN (HINTER, OBER, UNTER und VOR-
DER) (Kt. Appenzell L R., Gem. Schlatt-Haslen). Teile
des Dorfes Haslen. S. diesen Art.
HASLENBACH(Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. StäAi).
416 m. Teil des Dorfes Stäfa, am rechten Ufer des Zürich-
sees, 600 m w. der Kirche StäDi, 1 km
nw. der Station Stäfa der rechtsufrii^en
Zürichseebahn (Zürich-Meilen-RapMrs-
wil) und 500 m von der DampfschilTsta-
tion Stäfa. 16 Häuser, 122 reform. Ew.
Wiesen- und Weinbau.
HASLENSEE (Kt. Glarus, Gem.
Näfels). 750 m. Kleiner See, 400 m
lang ; am O.-Ende des Oberseethals und
an dessen Vereinigung mit dem N&fel-
ser Schwändithal ; 1^5 Im sw. vom Dorf
Näfels. Verdankt seine Entstehung ei-
nem prähistorischen Bergsturz, der
vom N.-Hang des Thaies unterhalb der
Plattenalp herabgekommen ist. Wird
der Hauptsache nach von dem aus dem
Schwändithal kommenden Brändibach
gespiesen. Er erreicht zur Zeit der
Schneeschmelze oder bei anhaltendem
Regenwetter eine Tiefe von bis xa iO
m, während er im Herbst und oft schon
im Sommer völlig trocken lie^t. Zu
dieser Zeit sieht man an seinem schummigen Boden die
zahlreichen, regelmässig geformten Trichteröffnungen,
durch die sein Wasser abfliesst, um unter der Starz-
schuttbarre durchzugehen und oberhalb Näfels in starken
Quellen (Rautibach und Tränkibach) wieder zu Tage za
treten.
HASLERBACH (Kt. Glarus). Wildbach; entspringt
am N.-Hang der Schönau (Gruppe der Freiberge) in 1600
m und mündet nach 3 km langem Lauf w. Haslen in 545
m von rechts in die Linth. Hat den grossen Schattk^el
aufffeworfen, der die Linth weit nach W. abgelenkt bat
und auf dem das Dorf Haslen steht. Verschiedene ver-
heerende Ausbruche, besonders 1790. Bis heute sind for
Korrektionsarbeiten am Haslerbach bereits 152000 Fran-
ken ausgegeben worden.
HASLERBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal. Gem. Lenk). 1700-2000 m. Alpweiden mit zahlreichen
zerstreut gelegenen Hütten, am r^.- und NO.-Hang des
Stübienen und 3 Stunden sw. über der Lenk. Vom WalU
bach durchflössen.
HASLERN (Kt. und Bez. Zürich). 584 m. Bewaldeter
Molasseberg, über dem rechten Ufer der Limmat zwischen
Weinin^en und Geroldswil. Der S.-Hang bis in 480 m
Höhe hmauf mit Reben bepflanzt.
HASLI. Ortsnamen. S. auch Hasle. (Etymologie s.
beim Art. Hasel).
HASLI (Kt. Aargau, Bez. und Gem. Muri). 454 na.
Gruppe von 7 Häusern, an der Banz und 1 km n. der
Station Muri der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth
Goldau. 62 kathol. Ew. Landwirtschaft.
HASLI (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Wolfhalden). 516 m. Gemeindeabteilung und kleines Dorf,
1 km nö. Wolfhalden und 2,5 km nö. der Station Heiden
der Bergbahn Rorschach-Heiden. Mit dem Dorf Hasli and
den Siedelungen Hinterlochen und Tobelmühle zusam-
men : 58 Häuser, 275 reform. Ew.; Dorf: 21 Häuser, 87
Ew.
HASLI (Kt. Bern, Amtobez. Unter Simmenthai, Gem.
Därstetten). 760 m. Abteilung der Gemeinde Därstetten,
über dem linken Ufer der Simme. 4 Häuser, 26 reform.
Ew. Viehzucht.
HASLI (Kt. Bern, Amtsbez. Unter Simmenthal, Gem.
Wimmis). 672 m. Dorf, am N.-Fuss des Niesen zwischen
Kander und Simme, an der Strasse Wimmis-Heustrich
Bad und 2 km so. der Station Wimmis der Simmenthal-
bahn. 64 Häuser, 366 reform. Ew. Viehzucht.
HASLI und OBER HASLI (Kt. Luzern, Amt Hoch-
dorf, Gem. Emmen). 427 m. Zwei Gruppen von zusam-
men 8 Häusern, an der Strasse Luzern-Eschenbach und
2,3 km nö. der Station Emmen der Seethalbabn. 69 ka-
thol. Ew. Wiesenbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HASLI (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Langnan).
540 m. Gruppe von 7 Häusern, am SW.-Hang de» ä[±all-
bergs; 1,5 km s. Landau und 1,7 km w. der Station
Dagmersellen der Linie Luzem-Olten. 36 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Richenthal. Ackerbau und Viehzucht.
HAS
HAU
524
HASLI (Kt. Thorgau, Bez. Weinfelden, Gem. Wigol-
tingen). 412 m. Gnippe vod 8 HSusem, im Thnrthal und
am Kemmenbach ; 1,6 km sw. Wi^oltin|[eD. Hier die Sta-
tion MöUheim-Wii^oltingeD der Linie Zurich-Winterthur-
Romanshom, sowie das gleichnamige Post- und Telegra-
phenbareau, Telephon; Postwagen nach Müllheim-Steck-
bom und Wigoltingen-Raperswilen. 42 reform. Ew.
Wiesenbau. Zementmühle, Portlandzementfabrik, Ger-
berei.
HASLI (AUSSER und INNER) (Kt. Aarsau, Bez.
Zofingen, Gem. BalzenwiU. 500 ro. Gruppe von 5 Häusern,
600 m 8w. Balzenwil und 5 km so. der Station Murgenthal
der Linie Ölten- Bern. 34 reform. Ew. Kirchgemeinde
Riken. Landwirtschaft.
HASLI (METTMEN) (Kt Zürich, Bez. Dielsdorf,
Gem. Niederhasli). Dorf. S. den Art. Mettmenhasli.
HASLI (NIEDER) (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). Gem.
und Dorf. S. den Art. Niederhasu.
HASLI (OBER) (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Emmen). Häusergruppe. S. den Art. Hasu.
HASLI (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem.
Niederhasli). Dorf. S. den Art. Obebhasli.
HASLI oder HASLE (OBER und UNTERjf (Kt. und
Amt Luzem, Gem. Kriens). 540 und 509 m. Zwei Häuser,
in einem kleinen Thälchen, 700 m s. der Station Kriens
der elektrischen Strassenbahn Luzem-Kriens. 34 kathol.
Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HASLI IM QRUND (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle,
(^m. Innertkirchen). Frünerer Name des Dorfes Grund.
S. diesen Art.
HASLIBERQ (Kt. Zürich, Bez. Dielsdor^. 482 m.
Breiter Molasserücken, so. über der Station Niederhasli
der Linie Oberglatt-Niederweningen. An den untern Hän-
gen steht marine Molasse an. die man früher als Bau-
stein ausbeutete. Am S.- und W.-Hang grosse Weinberge.
HASLIHOCHWALD (Kt. Luzem, Amt Entlebuch,
Gem. Hasli). 900-960 m. 17 Häuser, am rechten Ufer des
Biberenbacnes zerstreut gelegen, an der Strasse Heilig-
krenz-Hasli, 3 km nö. der Station Schüpfheim der Linie
Bern>Luzem und 1.5 km s. vom Dorf Hasli. 73 kathol. Ew.
Viehzucht.
HASUM (Kt. Thurgan. Bez. Bischofszell, Gem. Haupt-
wil). 580 m. Gruppe von 7 Häusern, im Gottshaus ; 4,5 km
onö. der Station Hauptwil der Linie Gossau-Sulgen. 24
kathol. Ew. Kirchgemeinde Bischofszeil. Wiesenbau.
K.ä8erei.
HATSWIL (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Hefen-
hofen). 437 m. Kleines Dorf, am linken Ufer der Aach,
2 km so. Hefenhofen und 1,8 km nö. der Station Amris-
wil der Linie Zürich-Winterthur-Homanshom. Telephon.
23 Häuser, 121 reform. Ew. Kirchgemeinde Romansnorn.
Wiesen- und Obstbau, Viehzucht und -handel. Käserei.
Stickerei. Schönes neues Schulhaus.
HATTENBERO oder HACKENBERQ (Kt. Frei-
bnr|^, Bez. Sense, Gem. St. Urs). 658 m. Landhaus und
schönes Landgut, über den das rechte Ufer des Galtem-
bachs (Gotteron) begleitenden Felshängen ; 2,5 km nw.
St. Urs und 3,5 km o. vom Bahnhof Freiburg. 15 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Tafers. Getreide-,
Wiesen- und Obstbau, Viehzucht. Man sieht hier noch
Manerreste und die Fundationen der alten Feudalburg
des gleichnamigen Edelgeschlechtes. Diese Burg stand hart
am Rand der zum Gotteron abfallenden Felswand. Hier
wohnte 1226 Burkhartvon Hattenberg; im gleichen Jahre
gründete Rudolf von Hattenberff hier eine Johanniterkom-
thurei. Von andern Gliedern aes Geschlechtes sind noch
bekannt Wilhelm (1259), Bartholomäus und Marmet (1901).
Johann (1313 Pforrer zu Ergenzach oder Arconciel) und
Peter (1337 Pfarrer zu Hauteville). Das Gut 1581 und 1609
Eigentum von Peter von Lauthen-Heid, später im Besitz
der Familie Von der Weid.
HATTENHAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen,
Gem. Wäldi). 555 m. Kleines Dorf, am S.-Hang des See-
röckens, 5 km n. der Station Märstetten der Linie Zürich-
Winterthur-Romanshom und 1,8 km nö. Lipperswilen.
23 Häuser, 93 reform. Ew. Kirchgemeinde Lipperswilen.
Getreide-, Wiesen- und Obstbau. Stickerei. Scnöne Aus-
sicht auf die Alpen vom Säntis bis zum Berner Ober-
land.
HATTER8WIL (Kt. Thurgau, Bez. Münchvnlen, Gem.
Fischingen). 619 m. Gruppe von 5 Häusern, in einem
schmalen und von der Strasse Dussnang-Wila durchzoffe-
nen Thälchen ; 2,2 km nw. Fischingen und 5,5 km s. der
Station Eschlikon der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen.
32 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Dussnang.
Viehzucht. Gebirgige Landschaft mit zahlreichen grünen
Thälchen, Bächen, Tobein, schroffen Nagelfluhhängen und
tannengekrönten Höhen. *
HATTIQEN (ZU) (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Crem.
Längenbühl). 665 m. Gruppe von 4 Häusern, am S.-Ufer
des Dittligersees, 700 m sw. Längenbühl und 3 km so. der
Station Watten wil der Gürbethalbahn (Bem-Wattenv^l-
Thun). 37 reform. Ew. Kirchgemeinde Amsoldingen.
Landwirtschaft. Käserei. Ueberreste der alten Burg Hat-
tigen, die im Mittelalter Sitz eines österreichischen Vog-
tes war.
HAU, HAUETEN. So heissen in der deutschen
Schweiz ganze Waldungen oder einzelne Teile derselben,
in denen von Zeit zu Zeit Stämme geschlagen werden.
Meist Laubv^ld mit Unterholz, der in Zeiträumen von
etwa 30 Jahren regelmässig niedergelegt wird, um dann
wieder aufffeforstet zu werden. Entspricht dem französi-
schen Ausmruck taillis.
HAUBEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Ober
Diessbach). Weiler. S. den Art. Hüben.
HAUDERE8 (LE8) (Kt. Wallis, ßez. Harens, Gem.
Evolena). 1447 m. Schönes Dorf» zu oberst im Thalbecken
von Evolena an der Stelle, wo das Eringerthal sich in das
Val de Ferp^le und Val d'AroUa spaltet. 4,5 km s. Evo-
lena. Steht am untern Gehänj|;e der Gouronne de Br^
onna, rechts von der Vereinigung des Wildbaches von
Ferp^le mit der Borgne d'Arolla und am N.-Fuss der
Dent de Perroc und Dent de Veisivi. Postablage, Tele-
graph ; im Sommer Postwagen Sitten-Evolena-Les Hau-
döres. 41 Häuser, 281 kathol. Ew. Kapelle. Gasthof. Zen-
trum für zahlreiche Ausflüge ins Aroila- und Ferp^lethal,
Ausgangspunkt für die Ueberschreitung des Coi de Gou-
ronne, de Breonna, de Zat^ und de Derbonneire, sowie
für die Besteiffung der O)uronne de Br^nna, Pointe de
Zat^, Pointe de Vouasson und des Mont de r£toile. Oestl.
vom Dorf bekannter Bruch auf Gilt- oder Ofenstein.
HAUELEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Gondiswil). 652 m. Gruppe von 9 Häusern, am rechten
Ufer des Freibaches, 400 m w. Gondiswil und 4 km nw.
der Station Hüswil der Linie Langenthal-Wolhusen. 72
reform. Ew. Kirchgemeinde Melchnau. Landwirtschaft.
HAUENSTEIN (Kt. Solothum, Amtei Ölten, Gem.
Hauenstein-Ifenthal). 677 m. Kleines Dorf, an der Strasse
über den Unteren Hauenstein, nw. Trimbach und s. Läu-
felfingen, 4 km nw. Ölten. Postablage, Telephon. Vor der
Erbauung des Hauensteintunnels starker Waaren- und
Personenverkehr. Heute einsames Dörfchen mit Land-
wirtschaft. 27 Häuser. 161 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Ifenthal. Im Kaibenloch Fund von römischen Münzen.
HAUENSTEIN (Kt. Solothurn und Basel Land). Zwei
Passübergänge und Eisenbahntunnel, im Juragebirge.
LäuMFfrtffen
^^Lias ^^ Muschelkalk Ciiilül Salzbon
Qeologiscbe Querproflle durch den Hauenstein.
1. Profil von Gressly und Kaufmann.
2. Profil der Expertenkoramission von 1860.
i. Der Untere Hauenstein (635 m) ist nach dem Bötz-
berg (574 m) der niedrigste Passübergang im schweize-
rischen Jura, verbindet Ölten (Kt. Solothum) über Trim-
522
HAU
HAU
bach und das kleine Dorf Häuenstein mit Laufelfingen
(Kt. Basel Land). Von der Linie Olten-Liestal-Basel im
Der Haueasteintunnel.
Hauensteintunnel durchbrochen, der 2485 m lang ist.
Sein n. Eingang liegt in 560 m, sein s. Ausgang in 500 m,
so dass er mit beständigem Gefälle von 25 Voo gegen S. zu
sich senkt. Erster Eisenbahntunnel im Jura, besonders
bemerkenswert wegen der seinen Bau begleitenden Schwie-
rigkeiten und der wertvollen Einblicke, die er in den
geologischen Bau der durchbrochenen Kette gestaltet hat.
Die ersten vorbereitenden Studien datieren aus 1852, der
Bau wurde vollendet gegen Ende 1857. Von einer eng-
lischen Gesellschaft unternommen und durchgeführt. Das
vom Solothumer Geologen Amanz Gressly unter Beistand
von Franz Lang und später von Tunnelingenieur Kauf-
mann aufgenommene geologische Profil musste im Ver-
laufe der Bauarbeiten, namentlich im verwickelt gebauten
n. Dritteil mehrfach wieder abgeändert werden. Im S.
tritt der Tunnel in nahezu horizontal gelagerte Schichten
von mittlerem Jura (Bajocien) ein, um dann Lias- und
Keupermergel zu durchbrechen. In der n. Hälfte des Tun-
nels finden wir (nach F. Mühlbere) mehrfach sich wieder-
holende Schichten von Muschelkalk und salzführenden
Triasmergeln in normaler Lagerung (Schuppenstruktur).
Dieser Gebirffsbau ist sowohl von den Tunnelgeologen als
von einer 18d0 bestellten Expertenkommission m verschie-
dener Weise gedeutet worden. Hier schnitt man im Mu-
schelkalk drei Thermen von 28,4**, 24,4" nnd2i,4<* C. an,
die zusammen etwa 1010 Minutenliter Wasser lieferten.
Weiter n., im zweiten Schichtenkomplex des Muschel-
kalks, finden sich noch eine Quelle von 12,5 "* C. und endlich
etwa 500 m von der n. Mündung entfernt mehrere kalte
Quellen, deren eine etwa 1800 Minutenliter lieferte. Alle
diese Wasser, die sonst den durch Läufelfingen fiiessenden
Homburgerbach zu speisen pflegten, ergossen sich nun in
den Tunnel und flössen nun dessen Gefallsrichtung ent-
sprechend nach S. ab. Die Folge war ein von den ge-
schädigten Fabrik- und Mühlen besitzern am Homburger-
bach gegen die Zentralbahngesellschaft in Basel erhobener
Prozess, der damit endigte, dass diese 1861 auf ihre Kosten
die Kaltwasserquellen in einem eigenen Stollen unter dem
Tunnel hindurch wieder nach Laufelfingen zurückleiten
musste. Mit Berücksichtigung der grossen Schwierigkeiten,
die der Bau dieses Stollens oot, und im Hinblick auf ein
von den Geologen Arnold Escher v. der Linth, Ed. Desor,
Carl Vogt und Aug. Quiquerez eingeholtes Gutachten
wurde der Geseilschaft gestattet, die weiter s. zu Tage tre-
tenden Thermen frei nach S. abfliessen zu lassen, was
heute noch der Fall ist. Während des Tunnelbaues geriet
die Holzverschalung des Schachtes Nummer III in Brand :
der Schacht stürzte ein und verschüttete die im Tunnel
arbeitenden Männer, von denen 70 sofort getötet wurden,
während etwa 20 andere noch im Verlaufe der Rettungs-
arbeiten starben.
2. Der Obere Hauenstein (734 m) wird von der sanft
ansteigenden grossen Strasse Waldenburg-ßalsthal über-
schritten und verbindet die Stadt Basel mit Solothurn.
Nahe der Passhöhe das Kurhaus Langenbruck.
Die Namen Hauenstein (1270: Howenstein) erinnern an
die einst hier vorspringenden Felsrippen, die dem Bin
der Strassen vielfache Schwie-
rigkeiten bereiteten. Die bei-
den Strassen sind auf ihrer
ganzen Länge offen, d. h. nicht
m Gallerien oder Tunnels stel-
lenweise unter dem Fels durch-
geführt, wie solche z. B. bö
der Strasse der Pierre Pertnis
bei Tavannes (Bemer Joraj
oder bei den Gallerien de« Pi-
choux s. Undervelier vorban-
den sind.
HAUEN8TEIN-IFEN-
THAL (Kt. Solothurn, Amtei
Ölten). Gem. ; umfosst die Dör-
fer Hauenstein und IfenthaU
sowie den Weiler Engistein und
zählt in 58 Häusern 295 Ew.
(wovon 49 Reformierte).
MAUSTEN oder HEUE-
TEN (Kt. Wallis, Bez. Vi^,
Gem. Zermatt). 1709 m. Grappe
von Hütten, auf einer srasigeii
Terrasse nahe Ried, am Puss des vom Unter Rothom
überragten Waldes und 1,5 km nö. Zermatt. Kapelle.
Schöne Aussicht auf Zermatt und das Matterhom.
HAUFEN (Kt. Apoenzell A. R., Bez. VordepUnd, Gem.
LuUenberg). 525 m. Dorf, an der Grenze gegen den Kan-
ton St. Gauen, 500 m sw. Thal und 2,2 km sw. der StatioB
Rheineck der Linie Rorschach- Sargans. 74 Häoser, 488
reform. Ew. St. gallische Kirchgememde Thal. Landwirt-
Schaft.
HAULISTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Seftifien, Gem.
Kehrsatz). 685 m. Gruppe von 4 Häusern, an aer Strasse
Zimmerwald-Kehrsatz und 1,5 km so. der Station Kehr-
satz der Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). Post-
wagen Kehrsatz-Rüeggisberg. 27 reform. Ew. Kirchge-
memde Belp. Wiesen- und Ackerbau.
HAUMESSER (Kt. und Bez. Zünch, Gem. Zärich,
Stadtkreis II, Quartier Wollishofenl. 420 m. Gruppe von
11 Häusern, am linken Ufer des Zürichsees, 200 m w. der
Station Wollishofen der linksufHgen Zürichaeebahn (Zä-
rich-Wädenswil). 113 reform. Ew. Kirchgemeinde Wollis-
hofen. Grosser Pfahlbau aus der Bronzezeit. Yergl. den
Art. Wollishofen.
HAUPT (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landoraart).
1401 m. Konischer und bis zu oberst bewaldeter Gipfel,
4 km ö. über Landquart und 1,5 km sw. der am Eingang
in die Prätigauer KIus liegenden Station Felsenbach- Val-
zeina der Rätischen Bahn (Landqnart-Davos). Fällt nach
W. und NW. zum Eingang der Klus mit senkrechten
und stellenweise beinahe völlig glatten Felswänden ab.
Vom Haupt zieht sich nach S. zum Hochwang ein langer
und schmaler Kamm, der das Rheinthal vom höher ge-
legenen Valzeinerthal trennt.
HAUPT (Kt. Wallis. Bez. Visp). 3103 m. Felssporn,
zwischen den beiden Zungen des Festigletschers, un-
mittelbar ö. über Randa und gegenüber der Dom- od«*
Festihütte des S. A. G.
HAUPTERALP (Kt. Graubünden, Bez. Plessnr). 1800-
2200 m. Alpweide mit zahlreichen zerstreut gelegenen
Hütten, in einer kleinen Verzweigung des von Langwies
(Schantiffg) nach 0. aufsteigenden Thaies, w. und sw. vom
Haupterhorn. Vom Weg über den Strelapass durchzogen.
HAUPTERHORN (Kt. Graubünden, Bez. Plessor).
2580 m. Gipfel, s. Vorberg der Weissfluh in der Strela-
kette, nw. über dem Strelapass, 4-5 Stunden ö. über Lang-
wies im Schanfigg und 1,3 km von der Weissfluh. Wira
von Edelweisssucnem oft besucht; doch ist das Edd-
weisspflücken besonders an den steilen S.- and W.-Hin-
gen sehr gefährlich und hat schon zahlreiche Opfer ge-
kostet. Das Haupterhorn erhebt sich n. und w. über dem
engen und einsamen Haupterthäli (einer obem Verzwei-
gung des O.-Armes des Scnanfl^), das ganz mit Dolomit-
und Serpentinschutt überführt ist.
HAUPTIKON (Kt. Zürich, Bez. Affoltem, Gem. Kap-
pel). 551 m. Weiler, 3 km w. Kappel und 2,5 km nö. der
Station Knonau der Linie Zürich-Affoltem-Luzem. iS
HAU
HAU
523
Häiuer, 94 reform. Ew. 1050 : Hoaptinchoven; 1226:
Houptinchon ; vom Personennamen Houbit (Haupt, Kopf)
herzuleiten.
HAUPTSEE (Kt. Zug. Gem. Ober Aegeri). 729 m.
Pforrdorf, am Aegerisee, 4 km n. der Station Sattel der
Sädostbahn (Wädenswil [oder Rapperswil]-Ein8iedeln-
Arth Goldau) und 3,7 km so. Ober Aegeri. Postablage ;
Postwagen Sattel-Unter Aegeri. 47 Häuser, 309 kathol. Ew.
Kirche 1896 erbaut. Ackerbau und Viehzucht. Hiess frü-
her Haselmatt-Hauptsee, welche Namen beim Volke heute
noch beide gebräuchlich sind, während offiziell nur noch
die Bezeichnung Hauptsee Giltigkeit hat. Hauptsee heisst
auch wohl die ganze umliegende Gebend. Hierher ver-
legen die neueren Geschichtsforscher den Schauplatz der
Schlacht am Morgarten (15. November 1315). 1320 :
Houptse = See's Hauptx>der oberes Ende des Sees.
HAUPTWIL (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil). 545 m.
Gem. und schönes Dorf, in einem Thalbecken idyllisch
gelegen und auf zwei Seiten vom Kanton St. Gallen um-
rahmt, 2 km so. Bischofszeil. Station der Linie Gossau-
Sulgen. Postbüreau, Tel^raph, Telephon. Gemeinde, mit
Gottshans (Weiler und Häusergruppen Eberswil, Horb,
MolUshaus, Stocken, Wilen, Wolfhag, Preiherten, Rugg-
lishub, Scheidegg, Schlatt, Neuschlatt, Neuhof, Langen-
tannen und Rebkaus) : 210 Häuser, 1417 reform, und
kathol. Ew. ; Dorf: 71 iHäuser,'641]Ew. Reform, und ka-
Hauptwil, von Südwesten.
thol. Kirchgemeinde Bischofszell. Landwirtschaft. Eine
Tuchfarberei mit 100 Arbeitern. Seidenweberei. Bildhauer-
atelier. Käserei. Handarbeitsschule. Hydranten. Das Dorf
elektrisch beleuchtet. Schloss, heute m eine christliche
Erziehungsanstalt umgewandelt. Badanstalt. Kirche 1885
erbaut, enthält alte Holzschnitzereien. Schönes Landgut.
Hauptwil verdankt seinen Wohlstand hauptsächlich der
Textilindustrie, die von den Familien Gonzenbach und
Brunsch Weiler schon im 17. Jahrhundert in diesem früher
öden Thale eingeführt worden ist und seither einen gros-
sen Aufschwung genommen hat. Joachim Brunschweiler
war eines der Häupter der Bewegung, die zur Errichtunc
eines selbständigen Kantons Thurgau geführt hat, una
Jakob Gonzenbach amtete als erster thurgauischer Regie-
rungspräsident.
HAURIHiEUSER (Kt. Aargau, Bez. und Gem. Zoßn-
gen). 469 m. Gruppe von 3 Häusern, in einem kleinen
Thäichen am S.-Fuss des Bühnenbergs; 2,5 km nö. der
Station Zofingen der Linie Luzern-Olten. 28 reform. Ew.
Wiesenbau.
HAUS (BEIM HOHEN) (Kt. Graubünden, Bez. Hin-
terrhein, Kreis und Gem. Avers). 1782 m. Gruppe von 2
Häusern, im Madriserthal ; 3,5 km sw. Cresta und 21 km
8. der Station Thusis der Rätischen Bahn (Chur-Thusis-
St. Moritz). 12 reform. Ew. deutscher Zunge. Alpwirt-
schafl.
HAUS (OBER) (Kt. Graubünden, Bez. Plessur, Kreis
Chnrwalden, Gem. Malix). Häusergruppe. S. den Art.
fj»|f |»|1 » TT Q
HAUSEQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2290 m.
Gipfel ; n. Vorstufe des mehr als 3 km langen und den
Bingelspitz tragenden Kammes des Ringel bergs, der zu
Oberst aus dem Vermcano des S.-Flügels der Glamer
Doppelfalte besteht, während tiefer unten (so auch an der
Hausejg[g) eocäne Sandsteine und Flysch liegen. S. über
dem Calfeisenthal und 4-5 Stunden wsw. Vättis.
HAUSEQQBANN (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Alp-
thal). 1000-1525 m. Berghang rechts über dem Alpthal,
mit Wald und Alpweiden bestanden ; zwischen dem Ette-
rentobel und dem Butzitobel und 1,5 km so. über dem
Dorf Alpthal.
HAUSEN (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Bellikon).
640 m. Dorf, am W.-Hang des Heitersbergs, 8(X) m n. Bel-
likon und 4,5 km ssw. der Station Killwangen der Linie
Zürich- Baden-Brugg. 21 Häuser, 145 kathol. Ew. Wie-
senbau.
HAUSEN (Kt. Aargau, Bez. Bruffg). 386 m. Crem, und
Dorf, am Stussibach, an der Strasse Brugg- Meilingen und
2 km 8. der Station Brus^ der Linie Zürich- Baden-Brugs.
Postablage, Telephon. Gemeinde, mit Tannhübel: 106
Häuser, 540 reform. Ew. ; Dorf: 101 Häuser, 499 Ew.
Kirchgemeinde Windisch. Ackerbau und Viehzucht. Kä-
serei. Gräber aus der zweiten Eisenzeit (La T^ne Periode);
auf den Maueräckern Ueberreste römischer Bauten ; rö-
mischer Aquädukt nach Wind isch. Fund eines Topfes mit
300 Münzen aus der römischen Kaiserzeit (von Probus bis
Constantin und Crispus), die in Trier, London, Arles,
Lyon, Thessalonich, Mailand und Karthago geschlagen
worden sind.
HAUSEN (Kt. Aargau, Bez. Zurzach,
G^m. Lengnau). 480 m. Gruppe von 6 Häu-
sern ; 1 ,5 km s. Lengnau und 5 km w. der
Station Niederweningen der Wehnthalbahn
(Oberglatt-Niederweningen). 37 kathol. Ew.
Wiesenbau.
HAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Tog-
genburg, Gem. Kirchberg). 700 m. Dorf,
oOO m o. Kirchberg und 2 km w. der Sta-
tion Bazenheid der Toggenburgerbahn. 20
Häuser, 158 kathol. Ew. Viehzucht. Eine
Stickerei.
HAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Unter
Rheinthal, Gem. Bemeck). 508 m. Weiler,
am recht8seitifi[en Gehänge des Thaies des
Littenbachs, 700 m s. der Station Berneck
der elektrischen Strassenbahn Bemeck-Alt^
Stätten. 11 Häuser, 54 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinde Bemeck. Acker-, Wein-
und Obstbau. Viehzucht. Stickerei. Hier
stand einst die Burg der Edeln von Hau-
sen,^deren einer, der Minnesänger Friedrich von Hausen,
ums Jahr 1265 lebte.
HAUSEN (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, G^em. Nieder-
büren). 488 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer
der Tnur, 1 km nö. Niederbüren und 7,5 km nö. der
Station Uzwil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 22
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Mühle. Stickerei.
HAUSEN (Kt. Zünch, Bez. Affoltern). 617 m. Gem.
und Pfarrdorf, am SW.-Han^ des Albis, an der Jonen
und an der Strasse Zürich-Albis-Zug, 6 km ö. der Station
Mettmenstetten der Linie Zürich-AfToltern-Zug. Postbureau,
Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Mettmenstetten und
Sihlbrugff. Gemeinde, mit Eoertswil, Oberalbis, Teufen-
bach, Vollenweid, Hauserthal, Heisch, Hirzwangen und
Schweikhof : 249 Häuser, 1408 Ew. (wovon 1T3 Katholi-
ken); Dorf: 71 Häuser, 480 Ew. Viehzucht. 2 Fabriken.
Viele der Bewohner beschäftigen sich mit Seidenweberei
als Hausindustrie. Alemannensiedelung , 869: Huson.
1242 verkaufte der Ritter H. von Schönen werd den Zehn-
ten von Hausen an das hier ebenfalls begüterte Kloster
Kappel, dessen Abt Diemo alle seinem Kloster in Hausen
zugenörigen Ländereien und Rechte 1253 wieder an das
dortige Frauenkloster abtrat. Zur Zeit der Reformation
besorgte der im Kloster Kappel als geistlicher Lehrer tä-
tij^e Heinrich Bullineer (nach Zwingiis Tod Antistes in
Zürich) in Hausen den Gottesdienst. 1415 kam Hausen
mit dem Freiamt an Zürich und ward von 1512 an der
Landvogtei Konau zugeteilt.
HAUSEN (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen, Gem. Ossin-
gen). 410 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe dem rechten
Ufer der Thur, gegenüber dem Schloss Widen und 1,5
km sw. der Station Ossingen der Linie Winterthur-
524
HAU
HAU
Etzwilen - Singen . 90 reform. Ew. Kapelle. Mahle.
HAUSEN (OBER) (Kt. Thurgau, Bez. Munchwilen,
Gem. Tobel). Weiler. S. den Art. Oberhausen.
HAUSEN (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Bülach,
Gem. Opfikon). 430 m. Kleines Dorf, am linken
Ufer der Glatt, 800 m sw. Opßkon und 1 km so.
der Station Glattbrugg der Linie Zürich-Bulach-
Efflisau-SchaffhauFen. 90 Häuser, 105 reform. Ew.
Kirchgemeinde K loten.
HAUSEN (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Meilen,
Gem. Stäfo). 427 m. Teil des Dorfes Stäfa, unmit-
telbar n. der Station Stafa der rechtsufrigen Zü-
richseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil). S» Häu-
ser, 247 reform. Ew. Vergl. den Art. STiEFA.
HAUSERBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Güster,
(jem. Wesen). 800 m. Gruppe von 8 Häusern, am
S.-Hang dQS Speer und l,o Im nnö. über der Sta-
tion Wesen der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans.
36 kathol. Ew. Viehzucht.
HAUSERHOF oder HUSERHOF (Kt. Aar-
gau, Bez. Bremgarten, Gem. Unter Lunkhofen).
425 m. Gruppe von 2 Häusern, etwas ö. der Strasse
Bremgarten-Ottenbach, 1 km n. Unter Lunkhofen
und 4,7 km so. der Station Bremsarten der Linie
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. 24 katnol. Ew. Kirch-
gemeinde Lunkhofen. Wiesenbau.
HAUSERSEE (Kt. Zünch, Bez. Andelfingen).
413 m. Kleiner See. im Suropfeebiet zwischen den
Dörfern Ossingen, Oerlingen, TrüUikon und Trutti-
kon; 2 km nw. Ossingen. 450 m lang und 250 m
breit. Ufer zum Teil mit Wald bestanden. Nahe
dem See ein vorhistorisches Refugium.
HAUSERSTOCK (Kt. und Bez. Schwyz).
1900 m. Gipfel, ö. vom Frohnalpstock; Glied der
Kreideregion um die Axenstrasse. An den Hängen meh-
rere Alpweiden. Kann von Brunnen aus über das Frohn-
thal und den N.-Hang oder von Sissikon aus über Schwan-
den, Hausem (1478 m) und den ins Frohnthal führenden
Furggelenpass mit Leichtigkeit bestiegen werden.
HAUSERTHAL (Kt. Zürich, Bez. Affoltem. Gem.
Hausen). 667 m. Gruppe von 6 Häusern, am SW.-Hang
des Albis, 2 km so. Hausen und 2,5 km nw. der Station
Sihlbrugg der Sihlthalbahn und der Linie Zärich-Thalwil-
Zug. 31 reform. Ew.
HAUSHALDEN (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Aarwangen, Gem. Gondiswil). 680-635 m. Drei
Häuser, etwas n. der Strasse Huttwil-Willisau, 2 km s.
Gondiswil und 2 km w. der Station Hüswil der Linie
Langenthal-Wolhusen. 17 reform. Ew. Kirchgemeinde
Melchnau.
HAUSSERESSE (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut).
Kleines Thal. S. den Art. Vausseresse.
HAUSSTADT (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 1336. Hüttengruppe auf der Pian-
alp, am S.-Hang des Brienzer Rothoms und
2 Stunden n. über Brienz. Wasserstation
der Brienzer Rothombahn.
HAUSSTOCK (Kt. Glarus und Grau-
bünden). 3152 m. Gipfel, in der Gruppe des
Tödi ; in der die Kantone Glarus und Grau-
bünden scheidenden Hauptkette und zwi-
schen dem obern Semfthal und obem Dur-
nachthal ; 9,5 km sw. über Elm und 7 km
so. über Linthal. Der Hausstock ist der
Hauptgipfel einer nach ihm benannten Ge-
birgsgruppe, die im W. vom Limmembo-
den und Kistenpass, im 0. vom Panixer-
pass begrenzt wird und im N. durch das
Dumachthai, den Richetlipass und das
Sernfthai von der Gruppe der Freiberge
geschieden wird. Der Haüsstock bildet
eine einem stark geneigten Hausdach glei-
chende viereckige Pyramide. Der wasser-
scheidende Kamm setzt sich vom Hausstock
nach SW. als Eisgrat bis zum Ruchi (3106
m) fort und senkt sich nach SO. zum Pa-
nixerpass ab, während nach N. ein wilder
Felskamm mit dem Mättlenstock (2806 m
Richetlipass zieht. Der lange S.-Grat des
S.-Flanke des Gipfels liegen. Dieser fällt nach allen
Seiten hin schroff ab und bildet namentlich nach W.
>^^fe^^^^^i
Gruppe des Hausstocks.
gegen das oberste Dumachthai hin eine mächtige Fels-
wand. Die untern und mittleren (jehänge des Haus-
stocks bestehen aus eocänen und oligocänen Schie-
fem und Sandsteinen, die eine Serie von nach N.
überliegenden Falten darstellen; der Gipfel selbst ist
aus rotem und grünem Verrucano aufgebaut. Der dem
ausgewalzten Mittelschenkel entsprechende Lochseiten-
kalk (Malm) bildet mnd um den Berg in etwa 2900 m ein
deutlich sichtbares Band. Der Hausstock kann ohne grosse
Schwierigkeiten von Elm aus über die Jätzalp, den Pa-
nizerpass und den Meergletscher in 8-9 Stunden, oder
auch von der Muttseehütte des S. A. C. aus über den
Ruchi und den von da nach NW. ansteigenden Eisgrat
bestiegen werden. Auch über die zum Dumachthai ab-
fallende Steilwand ist er schon erklettert worden. Zum
erstenmal 1832 vom Naturforscher Oswald Heer bezwun-
gen. Schöne Aussicht auf die Alpen der Zentral- und
Ostschweiz.
HAUT (L*). So heissen im Rhonethal, im Greierzer-
Gipfel des Hausstocks mit Blick aof die Rette des Ortstocks.
ffegen den
-- „ — Hausstocks
trennt den Meer- vom Fluazgletscher, die beide an der
Das
land und im Jura zahlreiche der obem Alpweiden.
h in diesem Wort ist stumm.
HAUT (MONTAQNE DE L') (Kt. Wallis, Bez. Hon-
HAU
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525
they, Gem. Val dllliez). 1700-2000 m. Sommerweide, auf
einem Teil der Hochflächen zwischen Val de Morgins,
Val de Chavalet und dem mittleren Val d'Illiez. Prachtvoll
schön zur Sonne exponiert. Zwei Hätten mit Stadeln, 3
km w. über dem Dorf Val dllliez. Eigentum der Üür^er-
gemeinde von Val d'Illiez; wird mit 60 Stück Hornvieh,
sowie mit Ziegen und Pferden befahren. Ein kleiner Ab-
schnitt der Alp kann frei befahren werden.
HAUT (MONTAQNE DE L') (Kt. Wallis, Bez. St.
Maurice, Gem. Mex). 1839 m. Alpweide mit etwa 15 Hüt-
ten und einem Staael, in einem kleinen Thalkessel zwi-
schen den beiden Ausläufern der Dent du Midi (Cime de
TEst) und 2,5 km oder 1 Vt Stunden wsw. über Mex. Eigen-
tum der Hürgergemeinde Mex Wird im Hochsommer
während etwa 50 Tagen mit Grossvieh bezogen.
HAUT (POINTE DE L') (Kt. Wallis, Bez. Monthey).
2155 m. Hauptgipfel der das Val de Morgins vom Val de
Champ^ry trennenden Kette. Am O.-Hang die Alpweide
der Muntagne de THaut. Ausgedehnte Rundsicht auf die
Dent du Midi, die Waadtländer Alpen und die Berge des
Chablais. Von Val dlUiez aus in 3, von Morgins aus in
2 Va Stunden leicht zu besteigen.
HAUT CR^T oder ABBAYE DE HAUT CR^T
(!.') (Kt. Waadt, Bez. Oron, Gem. Les Tavernes). 625 m.
Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer der Broye, w. der
Strasse Pal^zieux-Chexbres und 1 km w. der Station
Pal^zieux der Linie Lausanne-Payeme-Lyss. 18 reform.
Ew. Die Häuser stehen an der Stelle, wo sich einst das
bedeutende Zisterzienserkloster gleichen Namens erhob,
das 1134 von Gui de Marlanie, damaligem Bischof von
Lausanne, gestiftet worden und von dem heute keine
S^ur mehr zu sehen ist. Das Kloster erfreute sich von
seiner Stiftung an der Gunst zahlreicher Herren und er-
hielt von den Bischöfen von Lausanne, wie auch selbst
von mehreren Päpsten bedeutende Privilegien. Es war
Eigentümer eines grossen Teiles der umliegenden Lände-
reien, auf denen in der Folge einige
der heutigen Dörfer entstanden, sowie
▼on Alpweiden in den Bergen von Ville-
neuve und in den Ormonts. Die Mön-
che von Haut Cröt legten den Wein-
berg von Le D^zaley (Lavaux) an, in des-
sen teilweisem Besitz sie selost verblie-
ben. Ums Jahr 1365 hatte die Abtei un-
ter Brandunglück und Ueberschwem-
mungen stark zu leiden, erholte sich
aber mit Hilfe des Grafen von Savoyen
bald wieder. Ward nach der Eroberung
der Waadt durch Bern 1536 säkulari-
siert, und die Klosterländereien wurden
zum Teil mit der aus den Herrschaften
Oron und Pal^zieux bestehenden Land-
vogtei Oron vereinigt. Die Klosterbau-
ten dienten im 16. Jahrhundert wäh-
rend einigen Jahren als Spital, wurden
dann sich selbst überlassen, zerfielen
und lieferten den Bewohnern der be-
nachbarten Ortschaften willkommenes
Baumaterial. 500 m s. von hier stehen
auf einem geneigten Hang ebenfalls
noch einige Haut Cröt genannte Häu-
ser. Der Name von altani cristam =
hoher Grat oder Kamm. Vergleiche das
von Hiselv herausgegebene Cartulaire
de Haut Cret (in aen M^moires et do-
cuments de la SocietS d'histoire de la
SuUse romande. Vol. XII, 2).— Pasche,
Ch. La contree d'Oron, 1895.
HAUT D'AI.E88E8 (Kt. Wallis, Bez. Martiffny,Gem.
Dor^naz). Alpweide mit Hüttengruppe. S. den Art. Ales-
8ES.
HAUT D'ARBIQNON (!.') (Kt. Wallis, Bez. Mar-
tigny, Gem. CoUonges). Hütten. S. den Art. Arbignon
(CHaut D'j.
HAUT DE GRY (Kt. Wallis, Bez. Conthey). Gipfel.
S. den Art. Gry (Haut de).
HAUT DE L'£CUEI.LAZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
2363 m. Gipfel, über dem obersten Abschnitt des vom
Qoellbach des Avancen d'Anzeindaz durchtlossenen Thaies
von L*£cuellaz ; nw. Vorberg der Töte de Bellaluex (26*26
m), 2 Stunden s. über den Hütten von Anzeindaz. Schaf-
weiden. Band einer Kreide- und Nummulitenkalkmulde.
HAUT DE MIORCLE8 (CHALET8 DE L'> (Kt.
Waadt, Bez. Aigle, Gem. Lavey). 1738 m. Hütten, 1'/«
Stunden ö. über Morcles und mit diesem Dorf durch den
zur Kasemate La Riondaz führenden Militarweg verbun-
den. Dienen den Besteigern der Dent de Mordes oft zum
Nachtquartier. Schöner, zumeist mit Rasen bestandener
Zirkus von krystallinen Schiefern, die von triasischer
Rauchwacke umrahmt und von einer Malmkalkwand
überragt werden.
HAUT DE TANAY (Kt. Wallis, Bez. Monthev, Gern,
Vouvry). 1830 m. Alpweide mit Hütten, im sw. Abschnitt
der Gruppe des Grammont und nahe der Grenze gegen
Frankreich. Auf der Siegfriedkarte irrtümlich Chalets de
Looz genannt.
HAUT DE VUCHEREN8 (Kt. Waadt, Bez. Moudon,
Gem. Vucherens). Teil des Dorfes Vucherens. S. diesen
Art.
HAUT DE8 ROCHE8 (L') (Kt. Freiburg, Bez.
Greierz, Ciem. Roman^ns). Teil des Dorfes Romanens S.
diesen Art.
HAUT 8ERRE (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem.
V^rossaz). Dorf. S. den Art. Aussays (fis).
HAUTA CR^TA (Kt. Waadt, Bez. Aiffle). 1000-1300
m. Hütten, auf dem steilen Alpenweidennang zerstreut
gelegen, der vom Tobel der Grande Eau zu den Felswän-
den des Chamossaire aufsteigt ; an einem der Wege Pa-
nex-Salins-La Forclaz, IV, Stunden über Panex and 1
Stunde von La Forcla^. Nur während eines Teiles des
Sommers und Winters bewohnt. Unterhalb der Hauta
Grdta befindet sich eine Jurakalkklippe mitten in Gips
und Rauchwacke und unmittelbar neben Flysch.
HAUTAU DON (DENT DE) (Kt. Freiburg u. Waadt).
1874 m. (vipfel, in der Gruppe der Rochers de Naye, zwi-
schen Tdem Thälchen des Lac de Jaman und dem Thal des
Die Deal de HautauJon, vom Col de Jaraan au:i.
Hongrin ; fallt zum Lac de Jaman mit schroffer Felswand
ab, während am Hang gegen den Honffrin die sanft ge-
böschte Alpweide Hautaudon und tiefer unten wieder
ziemlich steile Waldhänge sich finden. Kann vom Lac de
Jaman oder von der Station Jaman der Drahtseilbahn
Territet-Glion-Rochers de Naye in 1 Vt Stunden erstiegen
werden. Jurakalk und Neocom.
HAUTE ARQOVIE. Landschaft. S. den Art. Ober-
aargau.
HAUTE CIME (Kt. Wallis, Bez. Monthey und Saint
Maurice). 3205 m. Hauptgipfel der Gruppe der Dent du
Midi. S. den Art. Midi (Dent ou).
526
HAU
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HAUTE COMBE (Kt. Wallis, Bez. Martigny, Gem.
Martigny Combe). S. den Art. Trient.
HAUTE COROAZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Gipfel.
S. den Art. Cordaz (Haute).
HAUTE COUR (Kt. Waadt, Bez. Rolle, Gem. Hont).
Teil des Dorfes Mont. S. diesen Art. 1235 : Altacort ; 1248:
Autacort ; 1266 : Aultracort. Von altam corteni = hoch-
gelegener Bauernhof, «Oberhof».
HAUTE JOUX (Kt. Waadt, Bez. Grandson). Waldung.
S. den Art. Joux (Haute).
HAUTE NENDAZ (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem.
Nendaz). Teil des Dorfes Nendaz. S. diesen Art.
HAUTE ROUTE. S. den Art. Hcehenweg.
HAUTEMMA bderOTEMMA (CIME NORDEST
DE L') (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3663 m. Gipfel, am
NO.-Ende, der Hautemmagruppe ; steht mit dem Pigne
d'Arolia über ein^n halb vereisten Felsgrat in Verbin-
dung und kann von der Chanrionhütte des S. A. C. aus
über den Breneygletscher in 6 Stunden erreicht werden.
HAUTEMMA pder OTEMMA (COL DE L') (Kt.
Wallis, Bez. Entremont). Etwa 3300 m. Passübergang,
zwischen dem Bec de la Sciassa und dem Bec de Blan-
den; in der Kette zwischen dem Uautemmagletscher und
dem Valpelline. Wird seiner leichten Zuff anglich keit we-
gen schon seit laneer Zeit benutzt una führt von der
Uhanrionhütte des ». A. C. aus in 7 Stunden nach Bion-
naz im Valpelline (3'/« Stunden bis zur Passhöhe).
HAUTEMMA oder OTEMMA (GLACIER D') (Kt.
Wallis, Bez. Entremont). 3750-2400 m. Grosser Gletscher ;
tO km lang, im Maximum 4 km und 1 km ö. über seinem
Ende noch 1 km breit. Sein Nährgebiet lehnt sich im
NW. an den Pigne d'AroUa (dessen höchster Punkt zu-
gleich auch als Beginn des Gletschers überhaupt ange-
sehen werden kann), an die Cime Nord Est de THau-
temma und an den diese mit der Pointe d'Hautemma ver-
bindenden Grat an ; von SO. her fliessen ihm eine Anzahl
von meist un benannten kleinen Nebengletschern zu, die
von dem Kamm zwischen Petit Mont Collon und Mont
Greld herkommen und deren bekannteste die Gletscher
von Ciardonnet und Cröte S^che sind. Eine Reihe von
Gletscherpässen fuhren vom Hautemma^letscher hinüber
zu seinen benachbarten grossen Eisrevieren, so der Col
de Piece (3200 m) kum Piece- oder Torgnongletscher, das
breite Plateau des Col de Chermontane (3084 m) zu dem
mit ihm das Firngebiet teilenden Vuibezgletscher, der
Col des Portons (3800 m) und Col de la Petite Lyre (3300
m) zum Breneygletscher. Ins Valpelline gelangt man über
den Col de Cr^te Seche (2888 m), Col de Ciardonnet (etwa
3100 m), Col de TOulie Cecca (3321 m), Col
de r Hautemma (etwa 3300 m), Col de Blanden
(etwa 3500 m) und den Col d'Oren oder Col de
la Reuse d'Arolla (3242 m). Die ersten diese
Gebiete besuchenden Hochtouristen erhielten
von den Jägern der Vall4e de Bagnes den Be-
richt, dass der Gletscher oben von einem un-
bezwingbaren Felskamm, der sog. Aröte de
Col Ion, umrahmt und abgeschlossen und dass
ein Ueberganff vom ßagnesthal ins Aroilathal
hier unmöglich sei. Diese Legende stützte sich
auf die Tatsache, dass wirklich die Gruppe
des Petit Mont CoUon (3545 m) zu oberst über
dem Firngebiet des Hautemmagletschers jeden
Ausgang zu verbarrikadieren scheint, wurde
dann aber dui>ch die Bezwingung des Col d'O-
ren durch Tuckett und des Col de Chermontane
durch Sir Buxton und seine Gefährten (beide
Touren 1861 ausgeführt) widerlegt. Der Hau-
temmagletscher ist eines der weitesten und
schönsten Eisreviere der Alpen, lieber Aus-
brüche des Gletschers vergl. den Art. CRfiTE
SäCHE (GlACIER DB).
HAUTEMMA oder OTEMMA (POINTE
D') (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 33d4 m.
Prachtvoller Aussichtsgipfel, an der SW.-Ecke
der Hautemmagruppe und über den Alpwei-
den Chanrion, Chermontane und Le Lancey.
Kann von der Chanrionhütte des S. A. C. aus
in 3 Stunden ohne grosse Schwierigkeiten bestiegen wer-
den und bietet eine der schönsten Aussichten in diesem
Abschnitt der Alpen. Ziemlich oft besucht.
HAUTEMMAQRUPPE oder OTEMMAQRUPPE
(Kt. Wallis, Bez. Entremont). Bergkette, rechts über dem
obersten Bagnesthal und zwischen Hautemma- und Bre-
neygletscher. Zweigt vom Pigne d'AroUa (3801 m) nach
Sw. ab. Die Nomenklatur der Gipfel und Pässe dieser
Kette auf der Siegfriedkarte ist eine unvollständige. Wir
vervollständigen sie hiermit, indem wir im SW. begin-
nen : Pointe d'Hautemma (3394 m), Pointe de la Grande
Lyre (3348 m), Cr^te des Portons (Höhe nicht angegeben),
Col de la Petite Lyre (3300 m), Pointe de la Petite Lyre
(zuerst Pointe des Portons genannt; %09m), Col des Por-
tons (3300 m) und die mit dem Pigne d'Arolla über einen
halbvereisten Felskamm zusammenhängende Cime Nord
Est de THautemma (3663 m). Die aus Arollagneis beste-
henden Gipfel der Hautemmagruppe ruhen auf einem
Sockel von mesozoischen Schiefern, m die Serpentine und
grüne Schiefer eingelagert sind.
HAUTERIVE, deutsch Altenryf (Kt. Freibarg, Bez.
Saane, Gem. Posieux). 580 m. Lehrerseminar, am linken
Ufer der Saane und in einer vom Fluss sebildeten Halb-
insel, 3 km ssö. der Station Matran der Linie Bern-Frei-
burg-Lausanne und 7,5 km sw. Freiburg. 3 Häuser, 117
kathol. Ew. Ehemals berühmtes Zisterzienserkloster, 1137
von Wilhelm von Gläne gestiftet, der hier als Kloster-
bruder 1 142 starb. Sein Grab befindet sich heute noch in
der Kirche neben dem Hauptaltar. Das Kloster erhielt
reiche Vergabungen von den Grafen von Greierz, Neuen-
bürg, Gent, Savoyen u. a. und erfreute sich des besondem
Schutzes von Seiten der Herzoge vpn Zähringen, der Bi-
schöfe von Lausanne und auch der Päpste. Mehrere
dieser letztgenannten verliehen ihm in besonderen Bullen
eine Reihe von Vorrechten, so 1196 Innozenz III. in Bezof
auf die Diözesansynoden, Abtwahl, Priesterweihe ; 1416
erhielt der Abt von Martin V. das R^cht zum Tragen der
Mitra, des Hirtenringes und verschiedener anderer kirch-
lichen Ornamente. Der Abtei Ha uteri ve unterstanden in
kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten das Frauen-
kloster in der Mai^rauffe und der Fille Dieu, sowie das
Kloster Cappel ; sieliess femer durch ihre eigenen Mönche
den Gottesdienst in den zu ihr gehörenden Pfarreien £cu-
villens, Onnens, Cugy (bei Estavayer), Lentigny, Naviüy,
Treyvaux und Cormondes ausüben. Infolge der Urbar-
machung und Kolonisation grosser Landstriche und guter
Verwaltung gelangte das Kloster zu bedeutendem Reich-
tum und gestaltete sich zu einem Herde der Gesittung,
der weitherum seinen wohltätigen Einiluss auszuüben ver-
mochte und zu beiden Ufern der Saane Ackerbaukolonien,
Mühlen, Werkstätten ,und eine Tuchfabrik erstehen Hess.
Eine Kapelle der einstigen Abtei Hauterive (Kant. Freibarg).
Mehrere der Aebte haben sich durch ihre Frömmigkeit
und ihre Talente ausgezeichnet. Girard starb 1157 im Ge-
ruch der Heiligkeit ; der 1449 verstorbene Peter von Avry
HAU
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darf al8 zweiter Gründer des Klosters angesprochen wer-
den and war der erste Abt, der die Mitra trug; Bernhard
von Lenzburg ward 1782 Bischof von Lausanne.
Der Klosterbruder Guilelmus Altaripanus machte ^
sich als Gesandter und Prediger in Deutschland
bekannt. 1387 wurde das Kloster durch eine Ab-
teilung Berner Truppen geplündert, 1578 legte
eine l'euersbranst einen Teil der Gebäulichkei-
ten in Asche und 1532 suchte hier der letzte Abt
von Frienisberg ein Asyl für den Rest seines Le-
bens. Der stets zu Tage gelegten Barmherzigkeit
und Hilfebereitschaft des Klosters erfreuten sich
besonders die ihm nahe gelegenen Gemeinden.
So liess es z. B. während der Teuerung von 1816-17
2000 Säcke Weizen aufkaufen, um daraus Brot
zu backen und dieses an die angrenzenden Pfar-
reien auszuteilen. 1848 ward das ehrwürdige
Kloster aufgehoben und sein Gut zum Staats
eigen tum erklärt; 1859 einigten sich die religiö-
sen und zivilen Behörden dahin, dass das Klos-
tervermögen zu einem Teil vom Bistum zur Auf-
besserung von Pfarrerbesoldungen und zum an-
dern Teil vom Staat zu wohltatigen Stiftun^^en
verwendet werden sollte. Nach der Säkularisa-
tion dienten die Klosterbauten während einiger
Jahre als landwirtschaftliche Schule, worauf sie
"iSdS zu dem hier heute noch bestehenden Leh-
rerseminar umgewandelt wurden. Dieses zählt
jetzt 9 Lehrer und 80 Schüler (wovon 50 Lehr-
amtskandidaten) in vier Jahreskursen. Am
21. April 1884, d. h. am Abend nach Schluss der
Osterferien, brach Feuer aus, das einen grossen Teil
der der Schule dienenden Gebäude zerstörtet Den Wie-
deraufbau benutzte man zugleich zu länest wünschba-
ren umfassenden Reparaturen an allen Gebäuden, was
. zusammen eine Summe von etwa 100000 Franken kostete.
Kirche und Kloster Hanterive, in romanischem und go-
tischem Baustil gehalten, sind in architektonischer Be-
ziehung recht bemerkenswert. Die aus der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts stammenden Chorstühle gehören zu
den schönsten der Schweiz. Das Mittelschiff der Kirche
wird durch je fünf Pfeiler von den Seitenschiffen geschie-
den, die Kapitale sind untereinander durch Spitzbogen
verbunden, und Mittelschiff wie Chor tragen ein Spitz-
bogengewölbe. Ein typisches Bauwerk für den Ueber-
gangsstil ist der Kreuzgang^ dessen gewölbte Arkaden von
Doppeisaulen getragen werden. Die Fensteröffnungen sind
reich verziert. Die prachtvollen Glasmalereien des Chors
hat man 1848 entfernt und nach ungeschickter Restaura-
tion im Chor der St. Nikolaus Kirche zu Freibur^ ange-
bracht. Man beabsichtigt, mit finanzieller Beihilfe der
Eidgenossenschaft die Klosterkirche von Hauterive würdig
restaurieren zu lassen und besonders auch die jetzt noch
zum Teil übertünchten dortigen Wandmalereien aus dem
14. und 15. Jahrhundert freizulegen und auf ihren kun&tffe-
schichtlichen Wert zu prüfen. Der Name Hauterive oder
Altenryf vom latein. alta ripa = hohes Steilufer. (Verffl.
Fribourg artisiique ä travera les äges. Jahrg. 1890, 1891,
1803, 1894, 1896, 1896 und 1899). Vergl. auch unsere Ab-
bildung im Geograph. Lexikon, Bd. II, S. 175.
HAUTERIVE (Kt. und Bez. Neuenburg). 525 m.
Gem. und Dorf, am SO.-Fuss des Chaumont, zwischen
Neuenburg und Saint Blaise, 4 km nö. Neuenburg und 400
m von der Haltestelle Port Hauterive der elektrischen
Strassenbahn Neuenbur^-Saint Blaise. Postabla^^e, Tele-
graph, Telephon. Gemeinde, mit Port Hauterive und
nougeterre : 84 Häuser, 654 reform. Ew.; Dorf : 71 Häu-
ser, ö42 Ew. Kirchgemeinde Saint Blaise. Weinbau mit
ausgezeichnetem Ertrag, der zu den besten Neuenburger
Rotweinen gerechnet wird. Brüche auf sehr feinkörnigen
Sdben Kalkstein, der schon von den Römern zu ihren
onumentalbauten in Aventicum verwendet worden ist.
Alte Häuser mit Burgunderdächern, aus dem 16. Jahr-
hundert stammend. Hauterive wird als alta ripa {=. ho-
her Steilufer) urkundlich zum erstenmal 1143 genannt.
In der Geologie hat die Ortschaft der Hauterivienstufe
der untern Kreide (zwischen Neocom und Valangien) ih-
ren Namen eegeben. Im Hauterivien findet man eine rei-
che fossile Wirbellosenfauna (307 Spezies); als Leitfossi-
lien nennen wir: Hoplites radiatusy H. Leopoldinus;
Holcpstephanus multiplicatus und dem H, Astierianus
verwandte Formen; Schloenbachia cuUrata, Rhyncho-
'•=^»2— — T.
' ^ !■ , ^^r ^ * ^t*T.
S 0
>Vh'. -T
Hauterive (Kant. Neuenburg), von Osten.
nella multiformiSy Terebratula acuta, Serpula quinque-
costata, Vergl. darüber den Art. Jura.
HAUTE8 ALPES CALCAIRE8. S. den Artikel
Kalkalpen (Nördliche).
HAUTE8 FENitTRES (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
Gipfel. S. den Art. Chavalard.
HAUTEVILLE, deutech AltenfOllen (Kt. Freiburg,
Bez. Greierz). 711 m. Gem. und Pfarrdorf, am NW.-Fuss
der Berra und am rechten Ufer der Saane, 8 km nö. der
Station Bulle der Linie Romont-BuUe. Postablage, Tele-
graph, Telephon ; Postwaffen Freiburg-Bulle. Gemeinde,
mit Impart, Le Mont und Le Ruz : 96 Häuser, S3S kathol.
Ew. , Dorf: 31 Häuser, 190 Ew. Kirche zu St. £tienne.
Wiesenbau und Viehzucht. Das früher zur Herrschaft
Ck)rbieres gehörende Dorf erhielt 1784 seine eigene Ge-
richtshoheit. Burgundergräber. Der Name von alta villa
= hochgelegener Bauernhof.
HAUTEVILLE (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und
Dorf. S. den Art. Altavilla.
HAUTEVILLE (CHÄTEAU DE) (Kt. Waadt. Bez.
Vevey, Gem. Saint L^ffier). 505 m. Schlossgut, in schöner
Lage; 2,5 km onö. vevey. Haltestelle der elektrischen
Strassenbahn Vevey-Blonay-Cbamby. 7 Häuser, 34 reform.
Ew. Prachtvolle Parkanlagen mit einer Allee von mächti-
gen Platanen. Zuerst Teil der Herrschaft Blonay, ward
1591 von Fran^ois und Gabriel de Blonay (Onkel und
Neffe) an J4rome Gignilat verkauft, kam dann an Abra-
ham Dubois und «päter an einen Herrn de La Mothe, der
das Gut 1704 seinerseits wieder an Charles Jaquemin
veräusserte. Nachher der Reihe nach im Besitz der Fami-
lien Herwart und Cannac. Als Herrensitz diente zuerst
das Landhaus La Veyre Devant ; das heutige Schloss erst
um 1760 von Pierre Philippe Cannac erbaut. Zu Beginn
des vorigen Jahrhunderts hat man nahe dem Schloss das
Grab eines mit Halsband und Armringen geschmückten
römischen Kriegers aufgedeckt. Fund eines Bronzebeiles.
Heute ist der Park dem Publikum geöffnet und wird an
schönen Sonntagen von zahlreichen Spaziergängern aus
Vevev besucht
HAUTFERUZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1323 m. Alp-
weide mit Hütte, im Thal der Tiniere und über dem mitt-
leren Abschnitt eines grossen Lawinenzuges. Im Sammel-
gebiet der Lawinen, 500 m nö. vom Signal du Malatrait,
sind beträchtliche Verbauungsarbeiten ausgeführt wor-
den.
HAUT8 CROPT8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
Felszüge. S. den Art. Cropts (Les).
HAUT8 GENEVEY8 (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez.
Val de Ruz). 965 m. Gem. und Dorf, am SO.-Hang der Töte
de Rang, an der Strasse Neuenburg- La Chaux de Fonds und
528
HEB
HEG
4 km 8. vom höchsten Punkt dieser Strasse (Vue des Alpes
geheissen). Station der Linie Neuenbürg -La Chaux de
Fonds. Seit 1903 elektrische Strassenbahn Les Hauts Ge-
neveys-Villiers. Postbureau, Telegraph, Telephon. 65 Häu-
ser, 490 reform. Ew. Kirchgemeinde Fontaines. Rege
Uhrenindustrie. Ackerbau und Viehzucht. Bruch auf
ffrauen Malmkalkstein. Bekannte Käserei. Gasthöfe und
Pension. Entwickelt sich seiner sehr schönen I^ge wegen
zu einer beliebten Sommerfrische der Neuenburger. Das
Dorf erscheint in Urkunden aus dem 14. Jahrhundert
zuweilen unter dem Namen Geneveys sur Fontaines.
HEBLINQEN oder HiCBLINQEN (OBER und
UNTER) (Kt. ^t. Gallen, Bez. See, Gem. Ernetswil).
604-580 m. 6 zerstreut gelegene Häuser, zwischen zwei
Quellarmen des Aabaches; 1,2 km nw. Ernetswil und 2,5
km nnö. der Station Uznach der Linie Rapperswil- Wesen-
Sargans. Teleph9n. 38 kathol. Ew. AckerDau, Viehzucht
und Milchwirtschaft, Viehhandel. W. von Heblineen^das
Neubad und s. davon das Altbad, beide mit Scnwefel-
quellen.
HEDINQEN (Kt. Zürich, Bez. AfiToltern). 520 m. Gem.
und Pfarrdorf, am VST.-Hang des Albis, an der Strasse
Zürich-Birmensdorf-Affoltern und 2 km n. vom Dorf Af-
foltern. Station der Linie Zürich-AfToltern-Zug. Postbu-
reau, Telephon. Gemeinde, mit Ismatt: 150 Häuser, 849
Ew. (wovon 771 Reformierte); Dorf: 134 Häuser, 757 Ew.
Hodingen, von Westeo.
Ackerbau und Viehzucht. Seidenweberei. Im Lettenhau
mehrere Grabhügel aus der Hallstatt Periode, am Kreuz-
rain ein Flachffrab aus der La T^ne Zeit, im Feldmoos
pyramidenförmige eiserne Fäustlinffe; römische Nieder-
lassunj^ auf dem Kreuzrain. Im Sand und Im Letten
Grabhüfifel, der später als Alemannengrab diente. Die
von Hedingen ei^cheinen seit 1230 als kiburgische Dienst-
leute. Die ßurff war schon 1298 im Besitz der Baldwile,
ginff dann 1381 an Johann von Glarus über und wird
noch 1413 erwähnt. Die Zeit ihrer Zerstörung kennt man
nicht. Sie lag hinter der Kirche, wo der tiefe Burggraben
heute noch sichtbar ist. Hedingen kam 1503 an Zürich,
das den Ort seiner Landvogtei ICnonau zuteilte. Der Name
vom Personennamen Heding (althochdeutsch hdäu =
Krieg) herzuleiten.
HEERBRUQG (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal,
Gem. Balgach). Weiler. S. den Art. Herbrugg.
HEFENHAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzlingen,
Gem. Wäldi). 508 m. VSTeiler, am S.-Hang des Seerückens,
an der Strasse Frauenfeld-Müllheim-Konstanz und 4 km
n. der Station Märstetten der Linie Zürich-Winterthur-
Romanshom. Postablage. 18 Häuser, 94 reform, und ka-
thol. Ew. Kirchgemeinden Lipperswil und Müllheim. Wie-
sen- und Ackerbau. Schöne Aussicht auf die Alpen.
HEFENHOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon). 453 m.
Gem. und Dorf, in fruchtbarer Gegend; 1,7 km n. der
Station Amriswil der Linie Zürich-Winterthur-Romans-
horn. Gemeinde, mit Auenhofen, Brüschwii, Hamisfeld,
Hatswil, Kressibuch, Moos, Niederaach und Tonhub: 168
Häuser, 873 reform, und kathol. Ew. ; Dorf : 43 Häuser,
240 Ew. Kirchgemeinde Sommeri-Amriswil. Wiesen-.
Obst- und Ackerbau, Schweinezucht. Viehhandel. Sti-
ckerei. Säge. 817: Hebinhova.
HEFERN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald). 675
m. Weiler, am linksseitigen Hang des Thaies der Jooi
und 800 m nö. der Stotion Wald der Tössthalbaho (Win-
terthur-Wald). 11 Häuser, 108 reform. Ew. Wiesenban.
HEFFER8WIL (Kt. Zürich, Bez. Affoltera, Gem.
Mettmenstetten). 588 m. Kleines Dorf, am linken Ufer der
Jonen und 3,5 km nö. der Station Mettmenstetten der
Linie Zürich-AfToltern-Zug. 29 Häuser, 131 reform. Ew.
Weder eine Burg noch ein £delgeschlecht dieses Na-
mens bekannt. Im 12. Jahrhundert: Herfrideswilare.
HEQAU (Kt. Schaffhausen). Alter historischer Land-
schaftsname, einem schon 788 urkundlich genannten ale-
mannischen Gau beigelegt. Dieser war begrenzt im S.
vom Rhein von SchalThausen bis Konstanz, im W. und
N. vom Kamm des Randen (von Schafl'hausen weit nach
N.) und reichte im 0. bis Stockach und an den Ueberlin-
gersee. Noch heute träfft dieses ganze Gebiet, das jetzt
politisch zwischen dem Kanton Scnaffhausen,dei]i Gross-
herzogtum Baden und dem Königreich Württemberg auf-
geteilt ist, den Namen des Hegaus. Im Kanton Schaff-
hausen speziell heisst Hegau der östlichste Schalkreis.
Die Etymologie des Namens ist unsicher; er wird wohl
auch Höhgau geschrieben wesen ' der zahlreichen hier
aufragenden Bergkuppen (Hohentwiel.
Hohenstoffeln, Hohenkrähen, Uohenbö-
wen eto.). Diese JBerge sind alle vul-
kanischen Ursprungs und stellen die
heute von ihrem ehemaligen Lava- und
Aschenmantel entkleideten u. mit mag-
matischem Material verstopften Schlote
von Vulkanen dar, die im Miocän
(Oeningerstufe) tätig gewesen sind. Die
Kegel sind auf zwei N.-S. ziehendeo
Bruchlinien angeordnet und zwar so,
dass die östliche dieser Linien die Pbo-
nolithku]ppen des Hohentwiel (688 m},
Hohenkralien (644 m) eto., die westlidw
dagegen die Basaltkuppen des Hohen-
stoffeln (846 m),'Hohenhöwen (848 ro)
eto. trägt. In dem an der Basis der Kup-
pen zum Teil noch erhaltenen Taffman-
tel sind vulkanische Bomben und Reste
der bei der Eruption durchbrochenen o.
mitfferissenen Sedimentgesteine einge-
schlossen. Ein Teil der Auswürflince ist
auch bereits aus seiner UmhüTluof
herausgewittert und liegt frei an der
Oberfläche. Fundstelle zahlreicher Mineralien, besoD-
ders aus den Gruppen der Zeolithe (z. B. Natrolith)
und Skapolithe (z. B. Melilith). Wohl bekannt sind die
Fruchtbarkeit und der landschaftliche Reiz des Hegaus.
Die Kuppen trugen in früherer Zeit fast alle ihre Bursen,
deren bekannteste die auf dem Hohentwiel (in einer bea-
tiffen württembergischen Enklave) ist. Hier spielt Schef-
fels Ekkehard. Die Burg wurde im 30jährigen Krieg
vom wackem Kommandanten Konrad Widerhold mann-
haft verteidigt und 1800 von den Franzosen zerstört Die
unmittelbar über der kleinen badischen Stadt Singen ge-
legene, sehr malerische Burgruine Hohentwiel wird häu-
fig besucht und bietet eine prachtvolle Aussicht.
HEGDORN (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Naters). 917
m. Weiler, auf einem Hochplateau zwischen der Massa
und dem Kelchbach, am Weg auf die Beialp und nö. über
Naters; 2 km nö. der Station Brig der Simplonbahn. 14
Häuser, 81 kathol. Ew.
HEQEL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Büron). 630
m. Gruppe von 3 Häusern, 900 m n. Büron und 7 km n.
der Station Sursee der Linie Luzem-Olten. 28 kathol.
Ew. Wiesen- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft.
HEQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gem. BoUo-
dingen). 478 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer
der Oenz, 400 m nw. BoUodingen und 2 km von der Sta-
tion Herzogen buchsee der Linie Olten-Bern. 22 refonn.
Ew. Kirchgemeinde Herzogenbuchsee. Mühle.
HEGQIDORN oder HiEGGIDORN (Kt. Ben,
Amtsbez. Laupen, Gem. Mühleberg). 644 m. Wirtshaus,
HEG
HEI
529
an der Strasse Frauenkappelen-Mühleber^, 2 km osö.
Mähleberg und 4,5 km ono. der Station Gummenen der
direkten Linie Bern-Neuen burff. Postablage. Telephon;
Postwagen Gummenen-Riedbacn. 9 reform. Ew.
HEGGI8 (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Wattwil). 630 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer
der Thur, an der Strasse Kappel- Wattwil und 3 km so.
der Station Wattwil der Togffenburgerbahn. 20 reform.
Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HEQI (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Ober Win-
terthur). 460 m. Dorf, an der Eulach und am SW.-Fuss
einer mit Weinreben bepflanzten Anhöhe; 1,2 km ö. der
Station Ober Winterthur der Linie Zürich- Winterlhur-
Romanshom. Postablace, Telegraph. Telephon. 83 Häu-
ser, 47^ reform. Ew. Nördl. vom Dorf die alte Bure Hegi,
deren älteste noch erhaltene Anlage, ein mächtiger Wohn-
turm, 9,4 auf 9,6 m ins Geviert misst und eine Mauerstärke
von 1,7 m hat. Um ihn herum gruppierten sich dann in
der Folge andere, ebenfalls noch erhaltene Gebäude mit
einer schönen gotischen Kapelle. Die bekannten kiburgi-
schen Dienstleute von Hegi sind seit 1225 nachweisbar
und erloschen um 1492. Durch Erbschaft kam die Burg
1490 an die Hohenlandenberg, dann 1530 an die Hallwil
und 1587 durch Kauf an Zürich. Der kunstliebende Bi-
schof Hugo von Konstanz Hess um 1496 die untern Gemä-
cher des Turmes und das Wohnhaus mit der Schlosska-
pelle erneuern oder neu erstellen. Der Name Hegi vom
althochdeutschen hegi = Hag, Zaun. Vergl. Schlosa Hegi
{Winterthurer NeujahrsblcUt auf i8i5). — Anzeiger für
schweizer. Altertumskunde. VI (1890), S. 348-352. - Zel-
ler-Werdmüller, H. Zürcherische Burgen [Mitteilungen
der anliquar. Gesellscfiaft in Zürich. 58; mit Ansicht
und Grundriss). Zürich 1894.
HEQI (OBER und UNTER) (Kt. Thurgau, Bez. Ar-
bon, Gem. Egnach). 452 m. Weiler, am Hegibach und 4
km sw. der Station Effnach der Linie Rorschach-Romans-
hom. 13 Häuser, 57 reform. Ew. Kirchgemeinde Neu-
kirch-Egnach. Obst-, Gemüse- und Futterbau. Ausfuhr
von Gemüse nach St. Gallen. Handel mit Most.
HEGIBACH (Kt. Thurgau und St. Gallen). Bach ;
entspringt ö. Lommiswii in o57 m, fliesst zunächst nach
NO., dann vom Weiler Hegi an nach 0., erhält beim
Dorf Feilen den Namen Feilenbach und mündet nach 11
km langem Lauf zwischen Arbon und Steinach in 397 m
von links in den Bodensee.
HEQNAU (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Volketswil).
462 m. Dorf, im Glattthal, an der Strasse Zürich-Fehr-
altorf; 1,5 km w. Volketswil und 1,2 km nö. der Station
Schwerzenbach der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Tele-
phon. 85 Häuser, 404 reform. Ew. Land-
wirtschaft. Der Name Hegnau, ursprünglich
Heginowa und 1267 Hegenowe vom alt-
hochdeutschen hag = Hag, Zaun, umzänn-
ter Hof. Es ist zweifelhaft, ob die 1360 vor-
kommenden von Hegnau ritterbürtig wa-
ren. Im Volksmunde des Kantons Zürich
spielt Hegnau etwa die gleiche Rolle wie
Schiida in Deutschland oder Abdera im al-
ten Thrakien. Alemannengräber.
HEICKEN (Kt. und Bez. Schwyz). 1526
m. Bergrücken mit schönen Alpweiden (z.
B. Seeblialp), n. Ausläufer des Furggelen-
stockes, 14 km s. Einsiedeln. Hier ent-
springt die im Volke als Surbrunnen be-
kannte Mineralquelle, die im Heilbad Ober
Iberg verwertet wird.
HEID (OBER und UNTER) (Kt.
Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem. Meirin-
Sen). 581 m. 27 Häuser, am linken Ufer
er Aare und längs der Strasse Brienz-Mei-
riogen zerstreut gelegen, 4 km nw. der
Station Meiringen der Brünigbahn (Luzern-
Brienz). 159 reform. Ew. Viehzucht. Südl.
davon bildet der Wandelbach einen schö-
nen Wasserfall. Fossilreiche Schiefer.
HEIDBACH (Kt. Graubünden, Bez.
Albula). Bach ; entspringt dem Heidsee in
1487 m, durchfliesst in s. Richtung die hier beinahe
ebene Thalsohle der Lenzer Heide, nimmt beiderseits
einige kleine Nebenarme auf und tritt ö. Obervaz in ein
tiefes Tobel ein, um 500 m nw. der Solisbrücke in der
Schynschlucht in 830 m von rechts in die Albula zu mün-
den.
HEIOBOhl (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, (jem. Eggi-
wil). 747 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer der
Emme, 500 m so. Eggiwil und 9 km so. der Station Sig-
nau der Linie Bern-Luzern. 41 reform. Ew. Käserei.
Wirtshaus.
HEIDBOhl (Kt. Wallis, Bez. Brig). 1560 m. Kleiner
Moränenrücken, mitten auf dem Sengboden zwischen
dem Dorf Simpeln und Effgen. Dieser Hügel hat den
Stromstrich der mächtigen Gletscherlawine vom 19. März
1901 zuerst in zwei Arme geteilt, die sich weiter unten
wieder vereinigten. Nachher brandeten die Sturzmassen
über den Heidbühl selbst weg und legten seinen kleinen
Lärchenwald zu Boden.
HEIDE oder LENZERHEIOE (Kt. Graubünden,
Bez. Albula). Miniere Höhe 1500 m. Hochthal, s. Parpan,
zwischem diesem Dorf und den Ortschaften Lenz und
Obervaz; südlicher Teil des über Parpan, Churwalden
und Malix gegen Chur ziehenden Thalbodens. Heute
s. über Parpan von einer Wasserscheide gequert. Frü-
her lagen die Verhältnisse hier anders. Einst nahm
der Oberhalbsteiner Rhein (Ostrhein), durch das Land-
wasser verstärkt, hoch über Tiefenkastei durch dieses
Thal nach N. seinen Lauf, bis ihm ein erosiv stärker
arbeitender Nebenlluss des Hinterrhein (Westrhein), die
Albula, in die Seite fiel und ihn durch die Schynschlucht
nach W. ablenkte. Seither ist das Thal der Lenzerheide
und von Parpan ein sich nicht mehr vertiefendes totes
Thalstück geblieben, während sich die Schynschlucht und
das Thal der Albula beständig vertieft haben, so dass
heute die Höhendifferenz zwischen dem Parpanerthal
und dem Becken von Tiefenkastei bereits den Wert von
700 m erreicht hat. Dazu kommt allerdings, dass die
Sohle der Lenzerheide und des Thaies von Parpan durch
Bergsturz- und Moränen material noch um einen gewis-
sen Betrag aufgefüllt worden ist. Die eiszeitlichen Glet-
scher haben hier überall erratische Blöcke und oft ganze
Moränenwälle abgelagert und eine wahre Musterkarte der
verschiedensten Gesteinsarten hinterlassen. So findet man
grünen Julier- und Albulagranit, dann Quarzporphvre und
Verrucanokonglomerate von Bellaluna, aus dem Val Plazbi
bei Bergün oaer vom Sandhubel und der Maienfelder
Furka, Gneise und Amphibolite vom Davoser Weiss- und
Schwarzhorn, Diorite, Gabbros, Serpentine und grüne
Schiefer aus dem Oberhalbstein. Dazu gesellen sich grosse
Sturzschuttmassen, die von beiden Thalflanken (besonders
aber von der östlichen) herabgekommen sind ; so Amphi-
Heidsee auf der Heide, mit Lenzerhorn.
bolschiefer und Gneise vom Parpaner Rothorn, triasische
Kalke und Dolomite vom Parpaner Weisshom etc. Mitten
im Moränen- und Sturzschutt liegt der kleine Heidsee,
GEOGR. LEX. 78 — 11—34
530
HEI
HEI
der den Heidbach nach S. zur Albula sendet. Früher war
das ganze Thal seiner Wildheit, seines rauhen Klimas
und seiner Schneestürme wegen berüchtigt,
während es heute infolge der energischen und
intelligenten Tätigkeit seiner Bewohner einen
wesenUich anderen Charakter erhalten hat. An
Stelle der ehemaligen Steinwüsten finden wir
hier jetzt ausgedehnte Waldungen und schöne
Wiesen und Alpweiden, erosse Gasthöfe (Kur-
haus Lenzerheide seit 1901) und eine Reihe von
kleinen, den Fremden zum Sommeraufenthalt
dienenden Chalets, wie auch das Ferienheim
für die Schulkinder von Chur. Das von der
Poststrasse Chur-Tiefenkastel durchzogene Thal
ist im Sommer stark belebt, wird aber jetzt
nach Eröffnung der Albulabahn wohl von sei-
nem Verkehr verlieren. Die breite und sonnen-
reiche, streckenweise beinahe ebene, von schö-
nen Bergen umrahmte, mit grossen Waldun-
gen und fetten Alpweiden bestandene Thalland-
schaft entwickelt sich rasch zu einer immer
stärker besuchten Sommerfrische, von der aus
zahlreiche und abwechslungsreiche Spazier-
gänge und Bergtouren (Stätzerhorn, Parpaner
Rotnom, Aroser Rothom, Lenzerhom etc.; zum
Teil mit guten Fusswegen) unternommen wer-
den können. Vergl. Tarnuzzer, Chr. Die erra-
tischen Schuttmassen der Landschaft Chur-
waXden^Parpan (Beilage zum KantonsschuU
Programm i891-98). Chur 1898.
HEIDEQQ (Kt. Luzem. Amt Hochdorf, Gem. Gelfin-
ffen). 562 m. Schloss, auf einem w. Ausläufer des Linden-
Bergs, über dem Baldeffgersee und 1 km nö. der Station
Gelfinffen der Seethalbahn. Heimat der Ritter von Heid-
egg, deren einer, Konrad, 1269 erwähnt vdrd. Heute
Hohentannen. Wetzel von Heidoltswilare begleitete 1^5
den Bischof Konrad von Konstanz auf einer Ronareiae.
Schloss Heidegg.
Eigentum des Luzemer Patriziergeschlechtes der Pfyffer
von Heidegg. 1210: Heideko.
HEIDEQQ (Kt. Zürich. Bez. Bulach, Gem. Unter Em-
brach). 550 m. Hoher und steiler Burghügel, nach der
Bercseite durch doppelten Graben geschützt ; im Wald
1,5 km nw. Unter Embrach und 2,5 km sw. der Station
Em brach- Rorbas der Linie Winterthur-Bulach. Urkund-
lich ist nichts über diese Burg bekannt.
HEIDELBERQ(Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Hohentannen). 510 m. Herrscluiftliches Schloss, über dem
rechten Ufer der Thur, 1 km s. Hohentannen und 800 m
w. der Station Sitterthal der Linie Gk>ssau-Sulgen. 5 Ge-
bäude, 12 Ew. Wiesenbau, früher bedeutender Weinberg.
Die Wiege der Herren von Heidelberg stand zwischen
dem heutigen Schloss und dem Dorf Hohentannen in
einer heute noch zum Teil als Ruine sichtbaren Burg.
Diese Edeln von Heidelberg nannten sich zuerst (um 1200)
nach dem Orte Heidoltswil (heute Heldswil); sie waren
Dienstleute des Bischofes von Konstanz und verwalteten
als Lehen des Bistums die Gerichtshoheiten Heldswil und
Schloss Heidelberg von SQdwesten.
Seine Nachfolger gaben dann die Stammburg auf und er-
bauten sich ein neues Schloss, dessen seither in den Ur-
kunden häufig Erwähnung getan wird. Die Edeln von Hei-
delberg erloschen im 15. Jahrhundert. Das Schloss 1403
während der Appenzellerkriege zerstört, nachher aber
wieder hersestellt. Später kam dieser Herrschaflssitz
durch Kauf an die Edeln von Beroldingen und end-
lich an das Zürcher Patriziergeschlecht von Mu-
ralt, in dessen Besitz er heute noch ist. Geburts-
ort des Pädagogen Johann v. Muralt, der als Leh-
rer in der von Pestalozzi begründeten und geleite-
ten Erziehungsanstalt zu Yverdon wirkte.
HEIDELBERQERHOTTE (Kt. GraubündeD,
Bez. Inn). 2265 m. Schutzhaus der Sektion Heidel-
berg des Deutschen und Oesterreichischen Alpen-
vereins, im Fimberthal (Seitenthal des Paznaon),
am N.-Hang des östlichen Silvrettamassives, 3 km
nö. vom Fluchthorn, 4 Stunden über Ischgl im
Paznaun und 5Vt*^ Stunden über Remüs oder
Sent im Unter Engadin. Der obere Abschnitt des
Fimberthales gehört zur Schweiz (Gemeinde Re-
müs), während der untere Abschnitt auf österreichi-
schem Boden liegt. Die 1889 aus Stein erbaute
Hütte bietet Raum für 16 Personen. Ausgangspunkt
für eine reiche Auswahl von Hochtouren: Pludit-
hom, Piz Tasna, Piz Roz mit seinen Trabanten,
Samnaunerjoch, Fimberpass, Fuorcla Tasna, Fuor-
cla Larein etc.
HEIDELBOhL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
Toggenburg, Gem. Nesslau). 843 m. Gruppe von 7
Häusern, am linken Ufer der Thur; 1,3 km so. Ne»-
lau und 9 km so. der Station Ebnat-Kappel der Toggen-
burgerbahn. 34 reform. Ew. Viehzucht.
HEIDELPA88(Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2397 m.
Passübergang, in der Gruppe der Grauen Homer zwi-
schen dem Heidelspitz (2432 m) im W. und dem Seezberg
(2481 m) im 0.; verbindet Vättis und das Galfeisenthal
über Valtüsch und Unter Lavtina mit dem Weisstanneo-
thal.
HEIDELSPITZ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 24%
m. Spitze aus triasiscnen Gesteinen, in dem vom Heidei-
pass (2397 m) überschrittenen stark zerrissenen Kamm,
der das Valtüsch vom Galfeisenthal trennt und die Grauen
Hörner über den Hangsackgrat (2640 m) mit dem auf der
Grenze gegen den Kanton Glarus stehenden Saurenstock
verbindet.
HEIDEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland). 811
m. Gem. und Pfarrdorf, am O.-Hang des Kaien und am
Gstaldenbach, an der Kreuzung der Strassen St. Galleo-
Berneck und Trogen-Rheineck. Endstation der Bergbahn
HEI
HEI
531
Borschach-Heiden. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Berneck, Trogen-Teufen, St. Gallen und
^Heiden von Südosten.
Rheineck. Gemeinde, mit Bischofsberg, Brunnen, Buhlen,
Enge, Geem, Gmeind, Gstalden, Paradies, Schwendi,
Stapfen, Stock li und Wässern : 628 Häuser, 3745 Ew.
(wovon 382 Katholiken); Dorf: 340 Häuser, 2076 Ew. Re-
form, und kathol. Kirchgemeinde. Viehzucht. Stickerei
und Seiden band Weberei. Stark besuchter Luftkurort,
Molkenkur. Gasthöfe. Kurhalle mit Kurgarten, und Musik-
pavillon. Krankenhaus, Waisenhaus, Armenhaus. Schöne
reform. Kirche und artige kathol. Kapelle. Verschiedene
Gesellschaften und Vereme. Kleines Museum.
Heiden ist das schmuckste aller Appenzeller Dörfer.
Es steht auf einer Terrasse der nördlichen Ausläufer des
Säntisgebirges und gewährt eine prachtvolle Aussicht auf
den Bodensee, die Bregenzer Bucht und die altersgrauen
Türme von Konstanz einerseits und auf die Alpen
Baiems und Tirols andererseits. Von Wiesen und Wald
umrahmt. Das Klima ist kein allzurauhes ; an heissen
Sommertaffen kühlt oft eine vom Bodensee aufsteigende
schwache Brise die Luft angenehm ab. Nördl. von Heiden
die wohlbekannten Molassesandsteinbrüche von Buchen
nnd Wienachten. Die Flora ist der Höhenlage entspre-
chend die der Bergregion. Doch kommen hier auch noch
vereinzelt Obstbäume vor. Heiden hat sich als Kurort
erst seit kurzen Jahren entwickelt. Seit 1854 begann der
Strasse in Heiden.
Ort durch seine Molkenkuren allmählig bekannt zu wer-
den. Einen ffrossen Anteil am Aufschwung von Heiden
als Sommerfrische hatte der berühmte Berliner Augen-
arzt Professor Albrecht 'von Graefe, der regelmässig jedes
Jahr hier seinen Sommeraufenthalt nahm. Heute ist eine
schöne Waldpartie nahe dem Dorf nach
ihm der Graefeplatz benannt. Seit 1875
ist der Ort mit Rorschach am Boden-
see durch eine nach dem System Rig-
genbach und Zschokke erbaute Zahn-
radbahn verbunden, die 5,5 km lang
ist und eine maximale Steigung von
9% hat. Reizend ist eine Fahrt auf
dieser Bahn. Bald nach Verlassen der
fruchtbaren Uferlandschaft am Boden-
see geht die Linie am Fuss des Schlosses
Wartensee vorbei, zieht durch ein ro-
mantisches Tobel und gewinnt dann die
Höhe, hier dem Auge ein beständig
wechselndes Panorama bietend. Zahl-
reich sind die Aussichtspunkte in der
Umgebung von Heiden ; wir nennen
blos den in 1 Vi Stunden zu erreichen-
den Kaien (1160 m). In der Nachbar-
schaft von Heiden sprudeln vier Mine-
ralauellen.
Heiden erfreut sich ausgezeichneter
Schulen^ so auch einer Realschule. Kur-
halle mit Parkanlagen. Seit 1901 ist der Ort elektrisch
beleuchtet und mit einer Wasserversorgung in den Häu-
sern und einem Hydrantennetz ausgerüstet.
Ums Jahr 1200 gehörte cAllmend» oder «Haide» zum
Bistum Konstanz. 1536 urkundlich c Hof Heiden », der
sich 1600 bis 1651 zu einem Weiler entwickelte und 1652
kirchlich von Thal losgelöst und mit eigener Kirche zur
selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Der erste Markt
wurde hier 1685 abgehalten. Am 7. September 1838 fast das
ganze Dorf durch eme mächtige Feuersbrunst zerstört. Im
Spital zu Heiden lebt seit einer Reihe von Jahren Henri
Dunant aus Genf, der Gründer des Roten Kreuzes. Vergl.
Rohner, Mich. Die Gemeinde Heiden. Teufen 1867. —
Szadrowsky, H. Beiden und die Rorschach-Heidenbahn
(Europ. Wanderbilder. IV). Zürich 1878. S. ferner die
Veröffentlichungen der gemeinnützigen Gesellschaft von
Heiden.
HEIDEN (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tablat). 780
m. Gruppe von 4 Häusern, am NO.-Hang des Rotmonter-
bergs und 1 km nw. der Station St. Fiden der Linie
St. Gallen-Rorschach. 41 kathol. Ew. Landwirtschaft. Ein
Teil der Bewohner arbeitet in den Stickwaarenfabriken
von St. Gallen. Schöne Aussicht auf die Umgebungen von
St. Gallen, *den Bodensee und Säntis.
HEIDEN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Be-
wässerungskanal (bisse), längs den
obern Hängen des von der Gamsa durch-
llossenen Nanzthales. Sammelt in etwa
2500 m die Schmelzwasser des am Hang
des Simelihorns und Mattwaldhorns
liegenden kleinen Gamsergletschers und
erreicht nach mehr als 6 km Länge über
einen 2200 m hohen Ber^sattel hinter
dem Gebidem oder Gebüaem die ober-
sten Hänge von Visperterminen, die er
bewässert, um dann sein überschüssiges
Wasser einem Nebenarm des n. vom
Dorf Visperterminen vorbeiiliessenden
Riedbaches abzugeben. Ein Teil des
Wassers wird bis ins Dorf hinunter ge-
fuhrt. Der Heiden (Heido) soll die älteste
Anlage ihrer Art in diesem Gebiet und
schon von den Römern erbaut worden
sein, welche Annahme aber auf einer
Verwechslung mit dem sog. « alten
Heiden » beruht, der in derselben Rich-
tung aber tiefer unten dem Thalhang
entlang zog und später durch einen
Bergsturz zerstört worden ist. Dieser
alte Kanal soll so weit gewesen sein,
dass auf ihm mit Waaren angefüllte
Fässer (« ein Lagel Schotte ») thalaus-
wärts geflösst werden konnten. Vergl. Stehler, F. G. Ob
den Heidenreben (Beilage zum Jahrbuch des S. A, C.
36). Bern 1901.
532
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HEIDENBOHL (Kt. Rem, Amtsbez. Thun). 570 m.
Bewaldete Anhöhe, 1 km n. der Station Uetendorf der
^jfitfft^,^C
Heiden und Bergrbahn Rorschach-Heiden.
Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). Mit Ueberresten
von Befestigungsanlagen und Bauten aus der Römerzeit,
aus denen verschiedene Fundgegenstande zu Tage geför-
dert worden sind.
HEIDENBURG (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein,
Kreis Disentis, Gem. Brigels). 870 m. Burgruine, auf ei-
nem Felsen über dem rechten Ufer des Rhein, 2 km s.
Brigels. Wird urkundlich nur selten genannt und hat
keine geschichtliche Rolle gespielt.
HEIDENLOCH (Kt. Basel Land, Bez. und Gem. Lies-
tal). 320 m. So heisst die am rechten Ufer der Ergolz
gegenüber der Einmündung der Frenke gelegene Wiesen-
flache, ö. Liestal. Hier ist ein römischer Aquädukt auf-
gedeckt worden, der aus zwei parallelen und mit einem
Gewölbe fiberdachten Mauern aus kleinen und regel-
mässig gehauenen Kalksteinblöcken besteht. Höhe bis
zum Gewölbe 1,23 m; Höhe des Gewölbes 0,5 m; lichte
Weite der Leitung 1,10 m. Ein anderes Heidenloch (eben-
falls mit Wasserleitung) findet sich auch bei der alten
Römerstadt Augusta Rauracorum.
HEIDENM008 (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gern,
Herzogen buchsee). 49o m. Gruppe von 9 Häusern, 200 m
s. der Kirche und 700 m so. der Station Herzogen buchaee
der Linie Olten-Bern. 63 reform. Ew.
HEIDENREBBERG, französisch Vignoble des
Paiens (Kt. Wallis, ^ez. Visp, Gem. Visperterminen).
700-1200 m. 9,5 ha grosser Rebherg, im kleinen Thälchec
des Stadbachs und über dem rechten Ufer der Visp, 2 km
s. vom Dorf Visp. Höchst gelegener Rebberg der Schweiz
und vielleicht von ganz Europa ; liegt noch höher als der-
jenige von La Forclaz im Bagnesthal, der als die Stelle
gilt, wo im Unter Wallis die Weinrebe am höchsten auf-
steigt. Ist im Besitz der Bewohner von Visperterminen
und hat seinen Namen daher, weil er schon von den Rö-
mern angelegt worden sein soll.
HEIDSEE (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 1487 m.
Kleiner See mit sumpfigem Ufer, mitten in die Sturz-
und Moränenschuttmassen der Lenzer Heide eingebettet,
% km s. Parpan und wenig w. der Strasse Chur-Leni-
Tiefenkastcl. 0,2t km* gross und 4 m tief. Sendet den
Heidbach zur Albula. Kleines Inselchen mit einem
Chalet.
HEILIBACH (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
455 m. GruppQ von 3 Häusern, am linken Ufer des Züricb-
sees und 1 km nw. der Station Horgen der linksufrigen
Zürichseebahn (Zürich- Wädenswil). 22 reform. Ew.
HEILIGE HALDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans,
(jem. Pfäfers). 745 m. Natürliche Felsbrücke über die
Tamina, 500 m oberhalb des Bades Pfafers. S. den Art
PFiEFERS
HEILIGENBERG (Kt. Zürich, Bez. Winterthar). 491
m. Bergrücken, s. über der Stadt Winterthur, mit Gär-
ten und Landhäusern bestanden. Früher stand zu oberst
ein Kloster.
HEILIQENLAND (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwakl,
Gem. Affoltern). 802 m. Weiler, 2 km nw. Affbltern und
7,5 km nö. der Station Burgdorf der Linie Olten-Bem. 13
Häuser, 94 reform. Ew. Viehzucht.
HEILIGEN8CHWENDI iKt. Bern,Amtebez. Thun).
1013 m. Gem. und Weiler, über dem rechten L'fer dts
Thunersees und am W.-Hang der Blume, 5 km osö. über
dem Bahnhof Thun. Postablage, Telephon; Postwagen
nach Thun. Gemeinde, mit Hüoibach und Schwendi : 106
Häuser, 691 reform. Ew.; Weiler: 8 Häuser, 50 Ew.
Schön und sonnig gelegen, mit grossen Tannen Waldungen.
Hier steht das kantonale Berner Lun^ensanatori um, dessen
Erstellung hauptsächlich auf Betreiben des verstorbenen
Arztes Dr. Schwab bei Anlass der Feier des 700jährigeii
Bestehens der Eidgenossenschaft 1891 von der kantonalen
Berner gemeinnützigen Gesellschaft, der Berner medi-
zinischen und chirurgischen Gesellschaft sowie dem pro-
testantisch-kirchlichen Hilfsverein des Kantons Bern ge-
meinsam beschlossen worden ist. Besteht aus einem
1894/95 errichteten Backsteinbau mit 100 Betten, dem sich
1903 ein Kinderpavillon mit etwa 50 Betten angeschlossen
hat.
HEILIGKREUZ. Ziemlich häußger Ortsname ; dient
zur Bezeichnung einer um eine Kapelle sich gruppieren-
den ^Siedelung.
HEILIQKREUZ (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Ilasli). 1127 m. Wallfahrtsort und klimatischer Kurort, am
N.-Hang des Farnern ; 3,4 km s. Hasli und 1 Vt Stunden
ö. über der Station Schüpfheim der Linie Bern- Luzern.
Telephon. 3 Häuser, 11 kathol. Ew. Früher Wyttenbach
geheissen. Schöne Aussicht, gesundes Klima. Hier ward
zur Zeit des Bauernkrieges einmal eine allgemeine Volks-
versammlung abgehalten.
HEILIGKREUZ (Kt. Nidwaiden, Gem. Emmetten).
8*20 m. Gruppe von 4 Häusern mit einer aus dem 16. Jahr-
hundert stammenden Heiligkreuzkapelle, auf einer Ter-
rasse am N.-Fuss des Nieder Bauenstockes und über dem
linken Ufer des Viefwaldstättersees, 1 km von der Kirche
Emmetten und G km osö. über der Dampfschitrstation
Beckenried. 12 kathol. Ew. Die Kapelle birgt eine Reli-
quie.
HEILIQKREUZ (Kt. Obwalden, Gem. Sarnen). 539
m. Haus und Kapelle, am linksseitigen Gehänge des Tha-
ies der Sarner Aa ; 3,2 km n. der Station Sarnen der Brü-
nigbahn (Luzern-Brienz). 10 kathol. Ew.
HEILIQKREUZ (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tab-
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533
lat). 672 m. Pfarrdorf, über dem linken Ufer der Steinach,
an der Strasse St. Gallen-Romanshorn und 900 m n. der
Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Ror-
schach. Endstation der elektrischen Stras-
senbahn Bruggen-St. Gallen-Heiligkreuz.
Telephon; Postwagen Bürglen-Neukirch.
40 Haaser, 530 reform, und kathol. Ew. Die
Bewohner arbeiten in den benachbarten
Fabriken (Stickerei, Baumwollspinnerei,
Ziegelei etc.). Schöne Häuser. Die 1772
aaf Betreiben des vom Kloster St. Gallen
hier eingesetzten Pfarrers Walser erbaute
Kirche ist vor kurzem restauriert worden ;
Wallfahrtsort; Filiale der Stiftskirche zu
St. Gallen.
HEILIGKREUZ (Kt. Thurgau, Bez.
Münchwilen, Gem. Wuppenau). 652 m.
Pfarrdorf, am N.-Hang des Gabris ; 3,5
km ö. Wuppenau und 4,5 km sw. der Sta-
tion Kradfolf der Linie Gossau - Sulgen.
Postablage. 31 Häuser, 166 kathol. Ew.
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Korporationskäserei. Schöne Aussicht auf
den Thurgau und Bodensee.
HEII-IGKREUZ ( Kt. Wallis, Bez.
Oestlich Baron. Gem. Grengiols). 1482 m.
Maiensäss mit einer im Sommer vielbesuchten Wallfahrts-
kapelle, im Längthal (Seitenast des Binnenthals) an der
Stelle, wo eine ganze Anzahl von kleinen Thalfurchen
sich vereinigen; 3,5 km s. vom Dorf Binn. Von hier füh-
ren der Bitterpass (2692 m) über die Alpe di Veglia ins
Val di Vedro und der Kriegalppass (25Ä) m) über die Alpe
di Devero ins Antigoriothal. Beide Pässe namentlich von
Schmugglern begangen.
HEILIGKREUZ (Kt. Zug, Gem. Cham). 436 m.
Grosse Erziehungsanstalt für jun^e Mädchen katholischer
Konfession, Eigentum der Benediktiner' und von Schwes-
tern dieses Ordens geleitet. 2 km nw. Cham und w. vom
Weiler Lindencham in fruchtbarer und gut angebauter
Landschaft. Von 100-120 Pensionärinnen besucht. Der-
selben religiösen Gemeinschaft gehören noch ähnliche
Institute in Wiesholz (Kanton SchafThausen) und Duss-
nang (Kt. Thurgau) ; sie unterhält und leitet ferner ein
grosses katholisches Töchterheim in Wädenswil (Kt. Zü-
rich) und eine Primarschule in Steinhausen (Kt. Zug).
Nocn im Jahre 1707 stand in Heiligkreuz blos eine stark
besuchte Wallfahrtskapelle, die 1717 vergrössert wurde.
Das jetzige Institut ward auf einem l8o6 angekauften
Grundstuck im .lahre 1864 erbaut, kam rasch zu hoher
Blüte und kaufte 1866 auch die alte Kapelle an, an deren
HEILIGKREUZ (OBER und UNTER) (Kt. St.
Gallen, Bez. Sargans, Gem. Mels). 490 und 488 m. Zwei
Saoatot'iura Heiligenschwendi.
Stelle es eine neue Kirche erstellen Hess. Der Unterricht
bezweckt hauptsächlich die tüchtige Ausbildung der Töch-
ter für den Haushalt.
Heimberg von Westen. .
kleine Dörfer, 600 m von einander entfernt, am rechten
Ufer der Seez und an der Strasse Walenstadt-Sargans.
Ober Heiligkreuz liegt bei der Station Mels der Linie
Bapperswil- Wesen- Sargans und hat Telephon Verbindung,
Unter Heiligkreuz liegt 600 m nw. Mels. Zusammen Sb
Häuser, 430 kathol. EJw. Weinbau mit sehr gutem Pro-
dukt; Acker-, Obst- und Maisbau, Viehzucht. Viele der
Bewohner arbeiten in den Fabriken von Mels. Kapelle,
Schulhaus, Gemeindearmenhaus. Aus der Bronzezeit
stammende Urnengräber mit zahlreichen Schmuckgegen-
ständen. In einer Tiefe von mehr als 2 m unter der heu-
tigen Thalsohle hat man einen Eisenschmelzofen samt
seinen Fundamenten aufgefunden. Die Dörfer Heiligkreuz
hiessen früher Tscherflngeo.
HEIM. Häufiger Bestandteil von Ortsnamen der deut-
schen Schweiz; vom althochdeutschen heim = Haus,
Wohnung, Heim. Auch in Personennamen oft verwendet.
Steht « Heim » bei Ortsnamen am Schluss, so ist es Ap-
pellativum und hat seine gewöhnliche Bedeutung, steht
das Wort dagegen am Anfang (z. B. Heimenhausen, Hei-
mishofen), so ist es meist Personenname.
HEIMBERG (Kt. Bern, AmUbez. Thun). 570 m.
Gem. und Dorf mit zerstreut gelegenen Häusern, am rech-
ten Ufer der Aare, an der Strasse Bern-Thun und 5 km
nw. Thun. Station der elektrischen Vollbahn
Burgdorf-Thun. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. Gemeinde, mit Bünberg und Thun-
gschneit: 169 Häuser, 1217 reform. Ew.; Dorf:
105 Häuser, 1017 Ew. Kirchgemeinde Steftis-
burg. Zahlreiche Bewohner arbeiten in den
eidgenössischen Militärwerkstätten von Thun.
Landwirtschaft. Heimberg ist schon seit langer
Zeit durch seine originell und bunt bemalten
Töpferwaaren bekannt. Römische Ueberreste
im ßühlacker, wo der Volksüberlieferung nach
einst eine Bömerstadt gestanden haben soll.
Heimat des Theologen, Abenteurers und bizar-
ren Dichters Abraham Kyburz (1704-1765).
HEIMBERG (Kt. Freiburg, Bez. Sense,
Gem. Alterswil). 812 m. Weiler; 1,4 km so.
Alterswil und 11,5 kmosö. vom Bahnhof Frei-
burg. 13 Häuser, 98 kathol. Ew. deutscher
Zunge. Wiesen- und Getreidebau; Viehzucht.
HEIMEN (OBER) (Kt. Thurgau, Bez.
Münchwilen, Gem. Wuppenau). Weiler. S. den
Art. Oberheihen.
HEIMENEGG (Kt. Bern, Amtsbez. Thun,
Gem. Buchholterberg). 964 m. Weiler, am
Band eines Moores und über dem rechten
Ufer der Hotachen, 9 km osö. der Station Bren-
zikofen der"* elektrischen Vollbahn Burgdorf-
Thun. 14 Häuser, 62 reform. Ew. Landwirtschaft.
HEIMENHAU8 (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Kirch-
lindach). Häusergruppe. S. den Art. Heihhusen.
534
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HEIMENHAUSEN oder HEIMENHU8EN (Kt.
Bern, Amtsbez. Wangen). 456 m. Gem. und Dorf, am
linken Ufer der Oenz und 2,5 km n. der
Station Herzoffenbuchsee der Linie Olten-
Bem. Postablage, Telephon. Gemeinde,
mit Schwärzi : o4 Häuser, 416 reform.
Ew.; Dorf : 58 Häuser, 376 Ew. Kirch-
gemeinde Herzogenbuchsee. Landwirt-
schaft. Käserei. Uhrenindustrie. Flachgrä-
ber mit Resten verbrannter Leichen.
HEIMENHOFEN (Kt. Thnrgau, Bez.
Weinfelden, Gem. Birwinken). 473 m.
Dor^ in einem fruchtbaren Thal ; 1,8 km
so. Birwinken und 4,5 km nö. der Station
Sulgen der Linie Zürich -Winterthur-
Romanshorn. Telephon. 21 Häuser, 153
reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Bürglen-Andwil und Berg. Landwirtschaft.
Geschäft für Handstickereien und etwas
Stickerei als Hausindustrie.
HEIMENLACHEN (Kt. Thurgau, Bez.
Weinfelden, Gem. Berg). 564 m. Gruppe
von 5 Häusern, auf dem Seerücken, an der
Strasse Kreuzlingen-Bürglen^ 5 km nnö.
der Station Bürglen der Lmie Zürich-
Winterthur-Romanshom und 1,3 km n.
Berg. Postwagen Bürglen-Kreuzlin|[en. 25
reform. u. kathol. Ew. Reform. Kirchge-
meinde Berjj^. Wiesen u. Wald. Torf|[ruDe.
Pfahlbau mit einigen Bronzegegenstanden.
HEIMENRÜTI (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Signau, Gem. Rötenbach). 1040-1000 m. 6 zer-
streut gelegene Höfe ; 2,5 km n. Rötenbach und 5,5 km
8. der Station Signau der Linie Bem-Luzem. 32 reform.
Ew.
HEIMEN8CHWAND (Kt. Bern, Amtsbez. Thun,
Gem. ßuchholterberg). 1006 m. Pfarrweiler, am S.-Hang
des Buchholterbergs und auf einer Terrasse der Falken-
iluh schön gelegen, an der Strasse Thun-Linden und
6 km so. der Station Ober Diesbach der elektrischen
Vollbahn Burgdorf-Thun. Postbureau, Telegraph, Tele-
?ihon; Postwagen Thun-Linden und nach Ober Diesbach.
3 Häuser, 68 reform. Ew. Landwirtschaft. Hier die 1835
erbaute Pfarrkirche der Kirchgemeinde Buchholterberff.
Aussicht auf die Alpen. Gesundes Klima mit wenig Nebel.
Schöne Tannenwaldungen. Lebhafter Handel mit Heidel-
beeren.
HEIMENSTEIN (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Seuzach). 500 m. Landhaus, am S.-Hang einer kleinen
Anhöhe und 2 km nw. der Station Seuzach der Linie
Winterthur-Etzwilen-Singen. 11 reform. Ew. Nahe dabei
Spuren von Burggräben. Im Jahr 1289 wird ein Wilhelm
de Haimenstain urkundlich genannt.
HEIMHU8EN od. HEIMENHAU8 (Kt. und
Amtsbez. Bern, Gem. KirchlindachV. 582 m. Gruppe
von 8 Häusern^ am Krebsbach, 700 m s. Kirch-
lindach und 4,5 km wsw. der Station ZoUikofen der
Linie Bern-Biel. 48 reform. Ew. Früher Eigentum
von Hans Rudolf von Werdt (1633-1680), der sich
den Titel eines Herrn von Heimenhausen beilee^.
HEIMI8CHQARTEN (Kt. Wallis, Bez. Visp,
Gem. Baien). 1900 m. Maiensässe, unterhalb der
Hofersalp, im kleinen Thal des Grubenffletschers
zwischen Inner und Aeusser Rothom una 1,2 km
nö. vom Dorf Baien am rechten Ufer der Saaser
Visp.
HEIMI8MATT (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf,
Gem. Heimiswil). 712 m. Gruppe von 3 Häusern ;
1,9 km nö. Heimiswil und 7 Km nö. der Station
Burgdorf der Linie Olten-Bern. 25 reform. Ew.
HEIMI8WiL (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 617
m. Gem. und Pfarrdorf, in einem kleinen rechtssei-
tigen Nebenthal zur Emme und 4 km nö. der Sta-
tion Burgdorf der Linie Olten-Bern. Postablage,
Telegraph, Telephon ; Postwagen Burgdorf- Kalt -
acker. Die ziemlich ausgedehnte Gemeinde zählt
mit Busswil, Heimiswilberg (Ferrenber^ und Gu-
tisberg umfassend) und Roten bäum 321 Häuser. 2340
reform. Ew.; Dorf: 18 Häuser, 128 Ew. Landwirtschaft.
Sechs Käsereien. Steinbruch. Bei Kaltacker steht ein
prachtvoller Eibenbaum {Taxus haccata), 1276 : Hei-
molswile. Die hohe Gerichtsbarkeit über Heimiswil stand
Heimis'wil von Süden.
zuerst den Grafen von Kiburg zu und gin^ später an die
in Burgdorf residierenden Berner Landvogte über; die
niedere Gerichtsbarkeit übte seit 1402 die Stadt Bui]edorf
aus. Heimiswil gehörte bis 1704 zur Kirchgemeinde Burg-
dorf. In der Kirche ein dem Ortsgeistlichen und Wohl-
täter J. R. Schnell (f 1807) errichtetes bescheidenes
Denkmal.
HEIMI8WILQERG (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf,
Gem. Heimiswil). Teil der Gemeinde Heimiswil, die Hia-
sergruppen Ferrenberg und Gutisberg umfassend. S.
diese Art
HEIM'8TOCK[(Kt. Graubünden und Uri). Etwa 3100
m. Vereister Gipfel, in der Hauptkette der Tödigruppt>
zwischen dem Catscharauls und Piz Valpintga and
über dem S.-Rand des Hüfifims, zui'dem seine Eis- und
Schneehänge sich senken. Kann vonfder neuen Hüßhütte
des S. A. C. in 3Vb Stunden erstiegen werden. Schöne
Aussicht auf die Tödigruppe, die Glariden und Graubünd-
ner Alpen. Zum erstenmal 1894 bestiegen und benannt zq
Ehren des berühmten Geologen und Erforschers der Tö-
digrnppe Prof. Dr. Albert Heim (geb. 1849) in Zürich.
Auf der Siegfriedkarte unbenannt und ohne Höheokote.
Heinrichsbad.
HEIMWEHFLUH (Kt. Bern. Amtsbez. Interlaken^
Gem. Matten). 676 m. Aussichtspunkt mit Pavillon und
Gastwirtschaft; auf dem Rücken des Gross Rügen ge-
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HEI
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naDQten letzten Ausläufers des Därligengrates, der vom
Klein Rügen durch das Tobel der Wafrneren getrennt ist,
1 km 8. Interlaken. Steigt als senkrechte Felswand über
der Aare auf. Aussicht trotz der geringen Höhe prachtvoll
(umliegende Berggruppen, Bödeli, Thuner- und Brienzer-
see). Oft besucht.
HEINERÜTI oder HEINRÜTI (HINTERE und
VORDERE) (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Wi-
den). 475 m. Zwei Gruppen von zusammen 7 Häusern,
zu beiden Seiten der Strasse Dietikon-Bremgarten und
600 m sw. Widen. Haltestelle der elektrischen Strassen-
bahn Dietikon-Bremgarten. 30 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Eggenwil. Viehzucht.
HEINRICHSBAD (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinter-
land, Gem. Herisau). 772 m. Hausergruppe und Heilbad,
an der Strasse Winkeln-Herisau und 1,4 &m nö. der Sta-
tion Herisau der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-
Appenzell). Im Bad Telegraph und Telephon ; Omnibus
zur Bahnstation Herisau. 3 Häuser, 66 reform. Ew. Das
Heilbad seit 1873 Eigentum einer religiösen Gesellschaft,
die sich stark um das Seelenheil der hier weilenden
Kranken kümmert. Prachtvolle Lage und reizende Um-
gebungen. Kapelle. Die beiden schwachen Mineralouellen
werden seit 1824 gegen chronische Nervenleiden, Blutar-
mut, Rheumatismen etc. angewendet. Heinrichsbad dient
heute aber zumeist als Luftkurort. Das erste Badehaus
von Heinrich Steiger erbaut, nach dem dann die Lokali-
tät benannt worden ist. Zu jener Zeit (also nach 1824)
war das Heinrichsbad vielleicht das bekannteste und be-
suchteste Heilbad der Schweiz. Dem Unternehmen ist
heilte eine in gutem Rufe stehende Haushaltungsschule
angegliedert.
HEINRICH8WIL (Kt. Solothurn, Amtei Kriegstet-
ten). 479 m. Gem. und Weiler, an der Grenze gegen den
Kanton Bern, 6 km so. der Station Subigen der Linie
Lyss-Solothurn-Herzosenbuchsee. 11 Häuser, 71 Ew., wo-
von 52 Katholiken. Kirchgemeinde Krieffstetten. Vieh-
zucht. Beim Hünerhüsli in der Aegerten Ueberreste von
Römerbauten.
HEINROTI (HINTERE und VORDERE) (Kt.
Aarffau, Bez. Bremgarten, Gem. Widen). Häusergruppen.
S. den Art. HeinerOti (Hintere und Vordere).
HEINZENBERG (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg).
Lanier Bergrücken, dem Piz Beverin n. vorgelagert und
von ihm durch die Schlucht der Nolla und den von Thu-
sis nach Safien Platz führenden Glaspass getrennt. Wird
im O. vom Domleschg, im W. vom Safientnal und im N.
vom Vorderrheinthal begrenzt. Bildet eine wenig hohe
aber sehr breite Bergkette und ist seiner Gestalt nach ein
typisches Beispiel emes aus Bündnerschiefern aufgebau-
ten Berges. Am O.-Hange streichen die Schichtllächen
aus, weshalb wir hier breit und sanft geböschte Halden
finden, während die W.-Flanke, an der die Schichtköpfe
zu Tage treten, steil abfallt und vielfach von Runsen und
Tobein zerfressen ist. Am O.-Hang finden wir Wiesen und
Alpweiden, sowie zahlreiche Dörfer^ der W.-Hang trägt
schöne Tannenwälder. Der Heinzenberg ist, bis zum Glas-
pass gerechnet, 15 km lang und zwischen Thusis und
Safienthal 8 km, im n. Abschnitt 4,5 km breit. Der O.-
Hang ist bei Thusis 6 km, bei Katzis 5 km und bei Roten-
brunnen 3 km breit, während die W.-Flanke überall nur
1-2 km Breite hat. Das Gefalle des O.-Hanges beträgt bei
Thusis weniger als 20^, steigt weiter nach N. auf dO bis
40%, erreicht aber nirgends 50%; die W.-Flanke da-
gegen fallt durchweg um 60-80% und stellenweise noch
mehr. Von 0. her gesehen erscheint der Kamm des
Heinzenbergs als eine sanft gewellte Linie, der eine An-
zahl von kuppenförmigen Gipfeln aufgesetzt sind : Bruch-
alphöhe (2127 m) nahe dem Glaspass, Lüscherhöhe (2186
m), die Tguraa (2162 m), Präzerhöhe (2123 m) und der
Crest dil Cut (2017 m). Der Heinzenberg wird an ver-
schiedenen Stellen von Pässen überschritten. Der be-
deutendste ist der Glaspass (1846 m), der von Thusis
über Urmein und Tschappina in 4 Stunden nach Safien
Platz fuhrt ; ein anderer Weg geht von Thusis über Fler-
den und diePascuminer Seen (2006 m) in 4 Stunden nach
Neukirch. Früher viel begangen war der von Bonaduz aus-
gehende Fussweg nach Versam (2 Stunden) über die nördl.
Vorhöhen des Heinzenbergs, der von Bonaduz über die Wei-
hermühle bis zur cHöhe» (960 m) ansteigt, dann im Zickzack
bis zur Brücke über das Versamertobel absteigt und von
da Versam gewinnt. Seit dem Bau der neuen Strasse, die
von Bonaduz aus bis zur Rheinschlucht in gerader Linie
nach W. zieht, um dann zur Brücke über das Versamer-
tobel nach S. abzulenken, wird dieser Fussweg nicht
mehr stark begangen. Bei einem Gang auf der eben ge-
nannten Strasse kann man sich davon überzeugen, wie
leicht die Bündnerschiefer verwittern und wie sehr sie
sich zur Ausbildung von Schluchten, Tobein und Runsen
eignen. Dieselben Beobachtungen lassen sich am Heinzen-
berg noch an einer Menge von anderen Punkten anstel-
len, z. B. in der Nollaschlucht und besonders auch an dem
ltAtCfifir*»e
Der Heinxenberg.
von etwa einem Dutzend stark verzweigter Wildbachsch-
luchten zerrissenen W.-Hang. Der O.-Hang mit seinen
Waldungen, Aeckern, Wiesen, Alpweidcn und Dörfern ge-
hört zu aen anmutigsten Landscnaftsbildern des Kantons
Graubünden. Man kann hier nach der Vegetation 4 Zonen
unterscheiden: 1. Die untere Waldzone, reicht vom Berg-
fuss bis in durchschnittlich d50 m Höhe. 2. Die Kultur-
zone ; eine Reihe von Terrassen mit Wiesen und Feldern
und zahlreichen Dörfern : reicht bis 1250 m. In der Höhe
von rund 1200 m liegen die fünf je nur etwa 1 km von ein-
ander entfernten Dörfer Urmein (1273 m), Flerden (1274
m), Portein (1178 m), Sarn (1178 m) und Präz (1186 mj
mit zusammen 580 Ew. Tiefer unten stehen Masein (880
m) und Tartar (9d5 m), höher oben Tschappina (1585 m)
mit zusammen ebenfalls 580 Ew. Diese 1160 Ew. sind zur
536
HEI
HEI
Mehrzahl reformierten Glaubens und deutscher Znn(|[e
(Deutsche V$» Romanen Vi; reform. Vi. kathol. Vi)- 3. Die
obere Waldzone mit einer stark schwankenden obern
Grenze, die nur am Crest dil C4Ut 1900 m erreicht,
sonst aber 1600 m nicht übersteigt. 4. Die Alpweiden-
zone, die bis zur Kammhöhe (1900 m) aufsteigt und mit
zahlreichen Hütten übersät ist. Die Waldungen sind oft
nur licht und fehlen an mehreren Stellen ; doch ist der
n. Abschnitt des Heinzenbergs gut bewaldet (hier z. B.
der grosse Oberwald, der sich von Präz aus gegen den
Crest dil Cut zieht). Völlig waldlos ist die Bergflanke über
Thusis, die ganz nur der Alpwirtschaft dient und wo
eine bedeutende Viehzucht betrieben wird. Das Rindvieh
des Heinzenbergs zählt zu den schönsten Rassen des
Kantons. Vergl. auch den folgenden Art. und Dohleschg.
HEINZENBERQ, romanisch Montogni. Bezirk des
Kantons Graubünden. Umfasst die drei Kreise Domlesch^,
Safien und Thusis mit 24 Gemeinden, nämlich 1. Kreis
Domleschg mit Almens, Feldis, Fürstenau, Paspels,
Pratval, Rodels, Rotenbrunnen, Scharans, Scheid, Sils
im Domleschg, Tomils und Trans ; 2. Kreis Safien mit
Safien und Tenna und 3. Kreis Thusis mit Flerden, Cazis,
Masein, Portein, Präz, Sarn, Tartar, Thusis. Tschappina
und Urmein. Zusammen 25470 ha Fläche, 1149 Hauser,
1509 Haushaltungen und 6446 Ew., wovon 4418 Refor-
mierte und 2025 Katholiken ; 3825 Ew. deutscher, 2216 Ew.
romanischer und 403 Ew. italienischer Zunge. Auf einen
km< Fläche kommen 25 Ew. Der Bezirk umfasst das
Hinterrheinthal mit beiden Seitengehängen vom Ausgang
der Via Mala bis unterhalb Rotenbrunnen und ferner das
ebenfalls nach N. ziehende Safienthal. Er wird begrenzt
im N. von den Bezirken Glenner und Im Boden, im 0.
von der Faulhornkette, die ihn von den Bezirken Plessur
1806
1901
5880
6079
217
257
2093
1675
2026
18T3
637a
5827
798
594
Bezirk Heinzenberg.
und Albula trennt, im S. von der Schlucht der Via Mala
und den Gebirsen zwischen Safien einerseits, dem Schams
und Rheinwala andererseits und endlich im W. von der
Bergkette zwischen dem Safienthal und Lusnez. Bezirki-
hauptort ist Thusis. Ganz deutsch sind das Safierthal,
Tschappina, Masein, Thusis und Sils im Domleschg ; alle
andern Gemeinden zählen auch eine namhafte Anzahl von
romanischen Bewohnern. Das Deutsche macht hier überall
starke Fortschritte. Reformiert sind die Bewohner des
Kreises Safien. die des Kreises Thusis (mit Ausnahme von
Cazis und teilweise Tartar) und einiger Gemeinden des
Domleschg ; alle übrigen sind katholisch. Hauptbeschäf-
ti^ng der Bewohner sind Wiesenbau, Alpwirtschaft und
Viehzucht ; in der Thalsohle erreicht auch noch der Obst-
bau eine gewisse Bedeutung. Handel und Gewerbe haben
einzig in Thusis eine nennenswerte Stätte. Die Viehsta-
tistik ergibt folgende Zahlen :
1886
Rindvieh 6007
Pferde 158
Schweine 1671
Ziegen 2113
Schafe 6280
Bienenstöcke 564
Der Viehschlag des Heinzenbergs zählt mit dem des
Prätigaus zu den schönsten im Kanton Graubänden, wes-
halb auch die Viehmärkte zu Thusis, zu denen oft 2000
und mehr Stucke Viehes aufgeführt werden, die beträchtr
liebsten und am stärksten besuchten des Kantons sind.
Den Bezirk durchziehen die Albulabahn (Chur-Thnsis-
Celerina) und die grosse Strasse Chur-DomleschR-Splö-
Sen. Der begangenste Fussweg über den Heinzenberg ist
er Glaspass, der Thusis mit dem Safienthal rerbindet
Ins Safierthal endlich führt von Versam aus eine bis
Malönia reichende Fahrstrasse.
HEINZENBERQ (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg, Kreis Thusis, Gem. Präz). 1190 m.
Burgruine, am O.-Hang des Heinzenbergs
und 300 m so. Präz. Bur^ Heinzenberg war
wahrscheinlich zuerst Eigentum der Frd-
herren von Vaz, kam dann an die Grafen
von Werdenberg, virar 1383-1459 im Besitz
der Herren von Rhäzüns und spater neuer-
dings Eigentum der Grafen von Werden-
berg. War der Mittelpunkt der Besitzungen
dieser Herren am Heinzenberg. Vergl. Mn^,
J. C. Zwei sog. Aeniterhücher de» Bistums
Chur aus dem Anfang des iS, Jahriwn-
derts. Chur 1898.
HEISCH (Kt.Zürich, Bez. Afibltern, Gem.
Hausen). 624 m. Dorf, am W.-Hang des Al-
bis, an der Strasse Landau-Hausen, 500 m
nw. Hausen und 6^3 km o. der Station Mett-
menstetten der Linie Zürich-Afibltem-Zng.
Telephon. 53 Häuser, 245 reform. Ew. 1130 :
Heinsca : 1262 : Heinsche ; von Heim =
Haus, Vvohnhaus herzuleiten.
HEITENEQGBANN ( Kt. und Bez.
Schvtryz). 540-1440 m. Grosser Wald, am
N.-Hang von Rigi Scheidegff und s. über
Gk>ldau. Von einigen Bachtobeln durchzogen.
Der unterste Abschnitt von der am Rigihang
emporbrandenden Schuttmasse des Berg-
sturzes von Goldau 1806 beinahe völlig zer-
stört.
HEITENRIED (Kt. Frei bürg. Bez. Sense).
771 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Anhöbe
nahe dem Magdalenaholz, von einer alten
Feudalburg überragt, an der Strasse Frei-
burg-Schwarzenburg und 5,5 km so. der Sta-
tion Schmitten der Linie Bern -Frei bürg.
Postbureau, Telegraph, Telephon • Postwa-
gen Freiburg - Schwarzenburg. Gemeinde,
mit Scheuergraben, Schönfels, Selgiswil und
Wiler vor Holz : 103 Häuser, 748 kathol. Ew.
deutscher Zunge ; Dorf : 28 Häuser, 229 Ew.
. Wiesen- u. Ackerbau, Viehzucht. Brennerei.
— tAtuo^u, ^ Kirche zu St. Michael ; auf Schönfels alte
Burgruine und St. Josephskapelle, in Sel-
giswil St. Niklauskapelle. Bei Sodbach-
Mühle Brücke über die Sense. Die Herrschaft Heiten-
ried, früher kurzweg Ried geheissen, gehörte zuerst
den gleichnamigen Edeln, war 1306 im Besitz derer
HEI
BEL
587
von Velga, ging im 16. Jahrhundert durch Erbschaft an
die Familien von Erlach und von Diesbach in Bern über
und wurde 1579 von Georg von Diesbach aus Freiburg
angekauft. Nachdem Roman von Diesbach, Leutnant in
der Schweizergarde, beim Blutbad vom 2. September 1792
in Paris seinen Tod gefunden, vermachte der seines Er-
ben beraubte letzte Besitzer von Heitenried, Graf Phi-
lipp von Diesbach-von Steinbrugg (f 1820), das Schloss
und sein gan7es beträcbtliches Eigentum seinen Bedien-
ten. Vergl. Strennes fribourgeotses 1902.
HEITENWIL (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Du-
dincen). 642 m^ Dorf, am rechtsseitigen Tbalgehänge des
Düdingerbaches und 2^ km ö. der Station Düdingen
(Guin) der Linie Bern-Freiburg. 28 Häuser, 220 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Wiesen-, Getreide-, Kartoffel- und
Obstbau, Viehzucht. Torfgruben.
HEITERN (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Neuen-
egg). 618 m. Drei Höfe, auf einer Lichtung des Forstwal-
des, S km nö. Neuenegg und 4,5 km so. der Station Ross-
häusern der direkten Linie Bern-Neuenburg. Telephon.
27 reform. Ew.
HEITERN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Belp-
berg). 541 m. Weiler, im Gürbethal am SW.-Fuss des
Belpberffs, 1 km so. der Station Toffen der Gürbethalbahn
(Bern-Vvattenwil-Thun). 14 Häuser, 101 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Belp. Landwirtschaft.
HEITER8BERQ (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem.
Spreitenbach). 656 m. Gruppe von 5 Häusern, am N.-
Hang des Heitersbergs ; 1,5 Km sw. Spreitenbach und 2,5
km 88W. der Station Kil Iwangen der Linie Zurich-Baden-
ßrugg. 25 kathol. Ew. Landwirtschaft.
HEITER8CHEN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld,
Gem. Aadorf). 470 m. Weiler, am linken Ulfer der Murg,
1 km nw. der Station Wängi der Strassenbahn Frauen-
feld-Wil und 3,7 km nö. Aadorf. Telephon. 11 Häuser,
75 kathol. Ew. Kirchgemeinde Wängi. Wiesen- und
Ackerbau. Eine kleine Spitzen klöppelei.
HEITER8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
bur^. Gem. Wattwil). 900 m. 4 Häuser, oben am rechts-
seitigen Gehänge des To^genburgs zerstreut gelegen,
5 km ö. der Station Wattwil der Toggenburgerbahn. 18
reform, und kathol. Ew. Viehzucht.
HEITI, HEITEREN. Ortsnamen der deutschen
Schweiz ; herzuleiten von der an solchen Orten einst in
Menge wachsenden Besenheide (Calluna vulgaris).
HEITIBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
thal). 1558 m. Begraster Bergrücken, in der Stockhorn-
kette, 3 km sw. vom Dorf Reuticen (das 4 km s. der Sta-
tion Gwatt der Linie Tbun-Interlaken liegt).
HEITIBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai,
Gem. Erlenbach). 1370-1491 m. Alpweide mit 7 Hätten,
am S.-Hang der Stockhornkette und 3 km nö. über der
Station Erlenbach der Simmenthalbahn. Am Weg Reu-
tigen-Erlenbach (4 Stunden).
HEITLI (Kt. Schwvz, Bez. Einsiedeln). 1182-1511 m.
Alpweide, im untern Abschnitt des Amselthaies und am
N.-Hang der Stockfluh und Reeenegg. Zu Ende des 13.
Jahrhunderts Eigentum eines Schwyzers; kam dann 1311
durch den Fri^enstraktat zwischen Einsiedeln und
Schwyz an das Kloster Einsiedeln.
HEITLIBERG (Kt. Nidwaiden). 1781 m. Begraster
Gipfel, Ausläufer des Schwalmis (2250 m) ; hinten über
dem Kohlthal und 4 km so. über Beckenried am linken
Ufer des Vierwaldstattersees. Am sanflgeböschten W.-
Hang die Mattalp, am steilen NO.-Hang die Alp Isen-
thai.
HEITLISTOCK (Kt. Obwalden). 2148 m. Gipfel, in
der Kette zwischen dem Melchthal und Klein Melchthal ;
vom Brünigshaupt (2314 m) im S. durch den Passrücken
der Innebachalp geschieden. Nach N. ist ihm der über
Sachsein aufsteigende Wandeln (2109 m) vorgelagert.
Kann von Melchthal über die Innebachalp in 4 Stunden
erstiegen werden.
HEITLI8WALD (Kt. Obwalden, Gem. Kerns). 1200-
1800 m. Grosser Wald, am W.-Hang des Arnigrates und
3 km ö. über Kerns 20O ha.
HEIWA88ER (Kt. Wallis, Bez. Bri^). So heisst einer
der zahlreichen Bewässerungskanäle, die vom Gredctsch-
oder Mundbach abgehen. Die 1555 gebaute, mit allen
Verzweigungen etwa 8 km lange Leitung bewässert einen
bis Bitschen reichenden Abschnitt des Aussenhanges von
Mund.
HEIZENBERG (Kt. Aargau, Bez. Zofinc^en, Gem.
Uerkheim). 565 m. Gruppe von 5 Häusern, 2 km eö. der
Station Safenwil der Linie Aarau-Suhr-ZoQngen und 1,6
km nw. Uerkheim. 42 reform. Ew. Wiesenbau.
HELCHEN (MITTLERE, OBERE u. UNTERE)
(Kt. Appenzell I. R., Gem. Rüti). 900-1360 m. Drei Alp-
weiden, am S.-Hang der Klosterspitze und beinahe gegen-
über der Ebenalp, 1 V« Stunden über Appenzell. 93 ha,
wovon ein Drittel bewaldet.
HELDSBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal,
Gem. St. Margrethen). 512 m. Berghang mit zwei Grup-
pen von zusammen 9 Häusern (Ober und Unter Heias-
berg), zwischen der Appenzeller Grenze und dem Rhein :
1 km n. der Station Au der Linie Rorschach-Sargans und
1.3 km so. St. Margrethen. 46 reform, und katnol. Ew.
Kirchgemeinden St. Margrethen. Wein- und Obstbau,
Viehzucht. Wald. Stickerei. Steinbruch auf Molasse.
Schöne Aussicht auf das untere Rheinthal, den Bodensee
und die Appenzeller und Vorarlber^er Alpen. Früher stand
hier eine Burg, die zugleich mit Burg Blatten bei Ober-
riet 1271 erbaut wurde, um die Bewohner der umliegenden
Landschaft vor Uebergriffen der Grafen von Montfort zu
schützen. Ist wahrscheinlich zur Zeit der Appenzeller-
kriege zerstört worden.
HELD8WIL (Kt Thurgau, Bez. Bischofszell, Gem.
Hohentannen). 540 m. Dorf, auf einer Terrasse über dem
rechten Ufer der Thur, 2 km n. Hohentannen und l^km
nö. der Station Kradolf der Linie Gossau-Sulgen. Fost-
ablage, Telephon. 49 Häuser. 249 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinde Sulgen. Wiesen-, Acker-, Wein- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Käserei. Handel
mit Kälbern. Stickerei. 876: Hodoleswilare.
HELFENBERG (Kt. Basel Land und Solothum).
969 m. Langgestreckter Bergrücken, zwischen den Thä-
lern der Frenke und des Mümliswilbaches, 1-2 Stunden
nw. Langenbruck. Schöne Aussicht nach N. und 0. Sehr
beliebtes Ausflugsziel der Kurgäste von Bachthalen bei
Langenbruck.
HELFENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Gos-
sau). 650 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Anhöhe
über dem rechten Ufer der Glatt, 3 km sw. der Station
Gk>s8au der Linie Zürich- Winter thur-St. Gallen. 24 ka-
thol. Ew. Viehzucht. Stickerei. Hier stand früher die
Burg der Edeln von Glattburg ; ward während der Zeit
der Appenzellerkriege 1401 von dem gegen den gewalttä-
tigen St. Galler Klostervogt Hans von Bussnang sich er-
hebenden Landvolk durch Feuer zerstört.
HELFENBERG (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem.
Hüttwilen). 455m. Burgruine, auf einer Anhöhe zwischen
dem Hasensee und Steineggersee ; 2,5 km w. Hüttwilen
und 5,5 km so. der Station Stammheim der Linie Win-
terthur-Etzwilen-Singen. Im 0. und N. von SumpUand
umgeben. Die schon 1244 in Trümmern liegende Burg muss
sehr alten Ursprunges sein. Sie ward vom Abt von St.
Gallen dem Kloster Magdenau verliehen und kam später
als Lehen an Rudolf Giel von Glattburg, der sie wieder
in Stand setzte und sich ihren Namen beilegte. Die Be-
hauptung, dass sie erst während der Appenzellerkriege
zerstört worden sei, ist wenig wahrscheinlich.
HELFEN8TEGEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Neuenkirch). 594 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer
Anhöhe 1,8 km s. Neuenkirch und 5 km wsw. der Sta-
tion Rotenburg der Linie Luzern-Olten. 35 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Im
14. Jahrhundert: Erfenstegen.
HELFENT8WIL oder HELFEN8CHWIL (NIE-
DER) (Kt. St. Gallen, Bez. Wil). 586 m. Gem. und Pfarr-
dorf, über dem linken Ufer der Thur, an der Strasse Wil-
Bischofszell und 5 km sw. der Station Bischofszell der
Linie Gossau-Sulgen. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Wil-Bischofszell. Gemeinde, mit Dietenwil,
Enkhäusern, Hub, Laupen, Lenggenwil, Täggenswil und
Zuckenriet: 237 Häuser, 1250 Ew. (wovon 155 Refor-
mierte); Dorf: 92 Häuser, 480 Ew. Acker- und Obstbau,
Viehzucht. Drei Käsereien. Stickerei. Verschiedene Ver-
eine. In Zuckenriet das Gemeindearmenhaus. Die kürzlich
restaurierte schöne Kirche mit ihrem aus Tuffstein er-
bauten hohen und von weither sichtbaren Turm ist 1787
538
BEL
BEL
von Abt Beda von St. Galleo errichtet worden. Das Dorf
zur Zeit der Appenzellerkricge in Asche gelegt. Hier
starb 1823 der Frarrer und Schriftsteller Udefons Fuchs.
818 : Helfelteswilare ; 860 : Helfinteswilare ; der Name von
helfa = Hilfe und olf =z Wolf herzuleiten.
HELFENTSWILod. HELFEN8CHWIL(OBER)
(Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg). 820 m. Gem.
Ober Helfen tswil von Süden.
und Pfarrdorf, auf einer hohen Terrasse zwischen der
Thur und dem Necker^ an der Strasse Oegersheim-
Lichtensteig und 5 km nö. der Station Lichtensteig der
Toggenburgerbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Lichtensteig-Schönengrund. Gemeinde, mit
Bruck^ Mezwilf Schmiden, Viehberg, Wasseriluh, Wigets-
hof, einem Teil von Necker und der in der Gemeinde Mo-
gelsberg enklavierten Häusersruppe Hiltisau : 209 Häuser,
1079 Ew. (wovon 345 Katholiken); Dorf: 46 Häuser, 225
Ew. Wiesen und Wald. Sehr industrielle Ortschaft mit
nahe an 100 Stickmaschinen. Armenhaus. Einige Vereine.
Die Häuser meist im malerischen Toggenburger Holzstil
erbaut. Kirche urkundlich schon 1215 erwähnt.
HELQENHORN oder HELGIOHORN (Kt. Tessin,
Bez. Leventina). 2835 m (auf der italienischen Karte 2836
m). Gipfel, in dem vom Griespass zum Passo di San Gia-
como ziehenden Kamm, der das Val Corno vom Val Toggia
trennt ; zwischen dem Rotenthalhorn (2964 m) und dem
San Giacomopass (2315 m) ; kann vom Hotel am Tosafall
(Italien) in 3 Stunden erreicht werden und bietet eine
prachtvolle Aussicht. Wird leider nur selten besucht.
HELGENHOSLI (Kt. Zug, Gem. Unter Aegen). 741
m. So heisst auf der Siegfriedkarte eine aus 1698 stam-
mende und dem h. Wendelin geweihte Kapelle, 1 km w.
Unter Aegeri. Wird heute allgemein Allmendkappeli ge-
nannt.
HELGI8RIED (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Rüeggisberg). 797 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten
Ufer des Grünibachs ; 1,2 km sw. Rüeggisberg und 6,5 km
WSW. der Station Thumen der Gürbethalbahn (Bern-Wat-
tenwil-Thun). Telephon; Postwagen Riggisberg-Wislisau.
70 reform. Ew. Wiesenbau. Münle.
HELI8B0HL (Kt. Bern, Amtsbez. Konolßngen, Gem.
Herbligen). 610 m. Weiler, am W.-Fuss der Falkenfluh,
80O m so. Herbligen und 1 km n. der Station Brenziko-
fen der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun. 17 Häuser,
92 reform. Ew. Kirchgemeinde Ober Diessbach. Acker- und
Obstbau. Ziegelei.
HELL. Häufiger Bestandteil von Ortsnamen der deut-
schen Schweiz, oft auch Höll geschrieben ; vom althoch-
deutschen hei = Tobel, Schlucht, Abgrund.
HELL (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Langnau). 550
m. Gruppe von 5 Häusern, am O.-Fuss des Albis und über
dem linken Ufer der Sihl, 700 m sw. der Station Lang-
nau der Sihlthalbahn. 53 reform. Ew. Acker- und Wie-
senbau. Baumwollindustrie.
HELLBOHL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Neuen-
kirch und Ruswil). 641 m. Kirchgemeinde und Weiler,
an der Strasse Luzem-Grosswangen, 5 km sw. der Station
Rotenburg der Linie Luzern-Olten a. 3,9 km ssw. Neuen-
kirch. Postbureau, Telephon; Postwagen Roten burg-Ra»-
wil. 13 Häuser, 111 kathol. Ew. Ackerbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Von schönen Waldungen umrahmt. 1522:
Hellbuel ; von hei = Tobel und buhl = Hügel, Anhöhe.
HELLELEN (OBER und UNTER) (Kt. Wallis,
Bez. Visp, Gem. Zeneggen). 1617 und 1500 m. Maiensäase,
auf zwei kleinen Lichtungen im Bann-
wald, zwischen Zeneggen und Birchen.
Die Stadel von Unter Hellelen am Fass-
weg Baron-Birchen-Törbel-St. Nikiaus.
1339 : Hellelon.
HELLENEN (Kt. Wallis, Bez. Yisp,
Gem. St. Nikiaus). 1489 m. Gruppe von
7 Häusern, in der Gemeindeabteilane
Gasenried, vom Weiler Gasenried durch
den Riedbach geschieden, auf einer Ter-
rasse ö. über der Station St. Niklaos
der Linie Visp-Zermatt und rechts über
der Visp. 34 kathol. Ew.
HELLIKON (Kt. Aargau, Bez.
Rheinfelden). 425 m. Gem. u. Dorf, auf
beiden Seiten des Mölinbachs und an der
Strasse Mölin- Wegenstetten ; 4,5 km sw.
der Station Stein der Linie Zürich-Brugg-
Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Rheinfelden -Wegenstetten.
109 Häuser, 581 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Wegenstetten. Acker- und Wein-
bau, Viehzucht. Holz- und Korbwaaren-
industrie. Im Dorf und am Berghang
gegen Bnus Kistengräber. Bei Anlass der Weihnachts-
feier im Schulhaus brach am 25. Dezember 1875 die
Treppe unter dem Gewicht der Menge zusammen, wobei
74 Personen getötet und 38 verletzt wurden. Die von nahe
und fern zur Linderung der Not der Hinterlasaenen
gespendeten Liebesgaben oeliefen sich auf 55 578 Franken.
HELLMÜHLE (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg, Gem.
Möriken). Alte^ Name von Wildego. S. diesen Art.
HELLMOHLE (Kt. Zng,Gem. Risch). 443 m. Gruppe
von 4 Wohnhäusern mit einer Mühle; 1,6 km sw. Risch
nnd 3,7 km so. der Station Rotkreuz der Linien Zürich-
Luzem. 20 kathol. Ew.
HELLSAU (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 481 m.
Gem. und Dorf, am linken Ufer des KriJmmelbachs, an
der Strasse Herzogenbuchsee-Kirchberg-Bern und 5 km
wnw. der Station Rietwil der Linie Olten-Bern. Telephone-
Postwagen Herzoffenbuchsee-Koppigen. 24 Häuser, 210
reform. Ew. Kircngemeinde Koppigen. Landwirtschaft
Asyl für Unheilbare. Kapelle mit altem Kirchhof.
HELMETINGEN (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem.
Freiburg). Weiler. S. den Art. Marvin.
HELMI8HUB (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil, Gem.
Zihlschlacht). 545 m. Gruppe von 7 Häusern, 5 km ssw.
der Station Amriswil der Linie Zürich-Winterthur-Ro-
manshorn und 3,7 km so. Zihlschlacht. 38 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinde Sitterdorf. Wiesen und Wald.
Die Bewohner sind fast alle bernischer Herkunft.
HEL8ENQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. OesUich
Raron). 3200-2800 m. Kleiner Gletscher, 1 km* gross ; am
W.-Hang des Helsenhorns und rechts über dem Knm-
menalptnal, wenige Minuten ö. vom Ritlerpass. Wird bei
der Besteigung des Helsenhorns von dieser Seite her be-
gangen.
HEL8ENQRAT (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raren).
3109 m. Steilwandiger Felsgrat, nw. Ausläufer des Helsen-
horns, zwischen Kriegalptnal und Kummenalpthal (zwei
Seitenarmen des ins Bmnenthal ausmündenden Läng-
thales).
HEL8ENHORN (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron).
3274 m. Beträchtlicher Gipfel, in der Berggruppe s. von
Grengiols ; s. über dem Längthal, auf der Landes^renze
gegen Italien, zwischen Kriegalpnass oder Passo di Gor-
nera (2580 m) und Ritterpass oaer Passo di Boccarecdo
(2762 m). Auf der italienischen Karte mit 3239 m kotiert
Nach SO. hin ist ihm die Punta di Boccareccio (3208 ml
vorgelagert. Von ihm gehen nach NW. der Helsengrat,
nach SO. der Boccarecciograt und ein SW.-Grat aus. Das
Helsenhorn vom Krie(|[alppass aus zum erstenmal 1863
bestiegen. Diese zugleich leichteste Anstiegsroute erfor-
HEL
HEM
589
dert voD ßinn aus 6 Stunden ; kann auch von der italie-
nischen Alpe di Veglia aus in 4^« Stunden erreicht wer-
den.
HEL8ENPA88 (Kt. Wallis, Bez.
Oestlich Raron). So heisst hie und da
auch der Ritterpass. S. diesen Namen.
HEL8IGHAU8EN (Kt. Thurgau.
Bez. Steckborn, Gem. Raperswilen). 609
m. Weiler, auf dem Seerucken und an
der von Ermatingen ins Thurthal füh-
renden Strasse ; 1,8 km nö. Raperswi-
len und 4,5 km ssw. der Station Er-
matinffen der Linie Konstanz - Etzwi -
len-Schaffhausen. 12 Häuser, 71 reform.
Ew. Kirchgemeinde Wigoltingen. Land-
wirtschaft
HEMBERG (Kt. St. Gallen, Bez.
Neu Toggen bürg). 951 m. Gem. u. Pfarr-
dorf^ im Thal des Necker, 6 km. nö. der
Station Ebnat-Kappel der Toggenbur-
gerbahn. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon ; Postwagen nach St. Feterzell und
Wattwil. Gemeinde, mit Bächli, Böh-
men, Brand, Uarzenmoos, Lemberg,
Misteiegg, Starkenbach, Wies und Un-
ter Hembierg : 263 Häuser, 1848 Ew.
(1101 Reformierte und 246 Katholiken) ;
Dorf: 23 Häuser, 127 Ew. Wiesenbau
und Viehzucht. Es stehen hier mehr
als 120 Stickmaschinen in Betrieb. Som-
merfrische und Luftkurort, besonders von den Bewoh-
nern des Toggenburgs besucht. Zwei Kirchen. 878 : Hem-
menberch ; 897 : Hemmenperge. Hier stand schon 1214
eine Kirche. Die sw. vor dem Dorf stehende kathol. Kirche
1778 erbaut.
BHEMBERQ (UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Tog-
ffenburg, Gem. Hemberg). 967 m. 17 zerstreut gelegene
Häuser. 400 m s. Hemberg und 5,6 km nö. der Station
Ebnat-Kappel der Toggen bur^erbahn. 87 reform, und
kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei. 878: Hem-
menbach ; vom althochdeutschen hama = Kleid herzu-
leiten.
HEMBRUNN (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem.
Vill merken). 421 m. Gruppe von 4 Häusern, 800 m so.
der Station Dottikon-Dintikon der Linie Aarau-Lenzburg-
Rotkreuz. 24 kathol. Ew. Landwirtschaft.
HEMI8HOFEN oder HEMMI8HOFEN(Kt. Schaff-
hausen, Bez. Stein). 406 m. Gem. und Dorf, am rechten
Ufer des Rhein, an der Strasse Ramsen-Stein und am
W.-Fuss des Wolkensteinerbergs. Station der Linie Win-
terthur-Etzwilen-Singen. Postablage, Telegraph, Tele-
formation an die Stadt Schaffhausen kam. Hier wirkte als
ausgezeichneter Lehrer der spätere Gothaische Hofrat
Rheinbrücke bei Hemishofeo.
phon. 2^11amt. 62 Häuser, 376 reform. Ew. Kirchgemeinde
Stein. Landwirtschaft. War eine der ältesten Besitzungen
des Klosters Allerheiligen (1092), mit dem es bei der Re-
Hemmenthal von SQdeo.
Johann Buel (1761-1830). Am 1. Mai 180O ;äberschritten
hier die Franzosen unter Lecourbe den Rhein und plün-
derten das Dorf. 300 m flussaufwärts die schöne eiserne
Rheinbrücke der Linie Winterthur-Etzwilen-Singen. Fund
eines Steinbeiles und antiker Bronzen ; auf dem Sankert
Grabhügel aus der Eisenzeit. Urkundlich zum erstenmal
882 genannt.
HEMMENTHAL (Kt. und Bez. Schaffhausen). 608m.
Gem. und Pfarrdorf, im Hemmenthalerthal am O.-Fuss
des Landen Randen ; 6,5 km nw. Schaffhausen. Postab-
lage, Telegraph, Telephon. 74 Häuser, 496 reform. Ew.
St. Niklauskirche, mit Wandmalereien aus dem 16. Jahr-
hundert. Die ehemals vorhandenen Glasmalereien sind
verschwunden. 1148: Hemminthal.
HEMMENTHALERTHAL (Kt. und Bez. Schaff-
hausen). 700-472 m. Thal ; steigt vom Langen Randen auf
eine Länge von 6 km sanft nach SO. ab, um n. der Stadt
Schaffhausen von rechts auf das Mühlenthal auszumün-
den. Die ziemlich steilen Hänge bewaldet, die Sohle mit
Wiesen bestanden. Der Thalbach hat sich nahe der Mün-
dung im sog. Felsenthal ein romantisches kleines Tobel
ausgewaschen. Strasse Schaffhausen-
Hemmenthai.
HEMMERS^ATIL (Kt. Thurgau, Bez.
Arbon). 447 m. Gem. und Dorf, an der
Strasse Arbon-Amriswil und 1 km so.
der Station Amriswil der Linie Zürich-
WinterthurRomanshom. Gemeinde, mit
Almensberg, Hölzli und Rüti : 118 Häu-
ser, 643 Ew. (wovon 142 Katholiken);
Dorf : 42 Häuser, 294 Ew. Kirchgemeinde
Amriswil-Sommeri. Acker- und Obstbau,
Viehzucht und Viehhandel. Stickerei.
Viele der Bewohner arbeiten in den
Fabriken von Amriswil.
HEMMIKEN (Kt. Basel Land, Bez.
Sissach). 504 m. Gem. und Dorf, am
Heramikerbach, in einem kleinen rechts-
seitigen Nebenthal zur Ergolz und 4,5
km nö. der Station Gelterkinden der
elektrischen Strassenbahn Sissach-Gel-
terkinden. Postablage. 46 Häuser, 335
reform. Ew. Kirchgemeinde Ormalin-
fen. Landwirtschaft. Seidenbandwe-
erei.
HEMMIKERBACH(Kt. Basel Land,
Bez. Sissach). Bach ; entspringt am O.-
Hang des Farnsbergs in 600 m, durchfliesst Hemmiken
und mündet nach 3^5 km langem Lauf in s. Richtung bei
Ormalingen in 427 m von rechts in die Ergolz.
540
HEM
HEN
HEMMINQ (Kt. SchafThausen, Bez. Ober Kleltgau).
649 m. Anhöhe, zum Rrossen Teil mit Wald bestanden, s.
über der Linie Schaffhausen- Waldshut; 7,5 km w. der
Sladt SchafiThausen und sw. iiber Guntmadingen. An dem
•zum Ergoltingerthal abfallenden, ziemlich steilen W.-
Hang ein kleiner Rebberg.
HEMMI8HOFEN (Kt. SchaHhausen, Bez. Stein).
Gem. und Dorf. S. den Art. Hemishofen.
HEMPLIGER (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen und
Ober Simmenlhal). 2484 m. Gipfel, onö. dem Albrislhorn
vorgelagert; am Weg von Fermel oder Adelboden über
die Fermelkrinde auf das Albristhorn. 2 Stunden über
Fermel und 3 Stunden über Adelboden.
HENAU (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg). 508
m. Gem. und schönes kaihol. Pfarrdorf, am rechten Ufer
der Thur, ander Strasse Wil-Niederuzwil und 2 km nw.
der Station Uzwil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen.
Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Algents-
hausen, JFelsegg, Ober Sietlen und Nieder Stellen, Nie-
Kirche Henau.-
deruzwil und Uzwil (mit Stolzen bergi und Vogelsberg) :
690 Häuser, 4901 kathol. und reform. Ew. ; Dorf: 53
Häuser, 332 Ew. Acker-, Wiesen- und Obstbau, Vieh-
zucht. In Felse^g und Niederuzwil rege industrielle Tä-
tigkeit. Alte Kirche, jetzt restauriert. Reges geselliges
Leben. 754 : Aninava ; 787 : Heninouvo ; 819 : Henauwa ;
vom althochdeutschen ano = Ahne, Grossvaler herzu-
leiten, also = Au des Ahnen. Es stand hier schon 829
eine Kirche. Die Wirkungen der relis^iösen Kämpfe im
Toggenbur^ zu Beginn des 18. Jahrnunderts machten
sich auch m Henau fühlbar.
HEND8CHIKON (Kt. Aarsau, Bez. Lenzburg) 415
m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der Bünz und 3 km
ö. Lenzburg. Station der Linien Aarau-Lenzburc^Rotkreuz
und Brugg-Wohlen-Bremgarten. Postbureau, Telephon;
Postwagen nach Hägglingen. 79 Häuser, 594 reform. Ew.
Kirchgemeinde Lenzburg. Ackerbau und Viehzucht. Stroh-
industrie. Einst Eigentum des Geschlechtes von Hallwil ;
den Bewohnern von Hendschikon stand das Recht zu,
beim Tode ihres jeweiligen Oberherrn sich unter seinen
Söhnen ihren neuen Herrn selbst zu wählen.
HENQGART (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen). 453 m.
Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Neftenbach-Andelfm-
gen und 3 km s. Gross Andelfingen. Station der Linie
Zürich-Winterthur-SchafThausen. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach Buch und Flaach-Rafz. 64
Häuser, 347 reform. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
1253: Henchart; 1269: Heincart = HeiragarL Die seit
1222 urkundlich erscheinenden Edeln von Henggart waren
Dienstleute von Habsburg und Kiburg. Ueber den Unter-
gang der Burff ist nichts bekannt. Die Burgsteile « im
ßurgstall» ist nöchst merkwürdig: ein natürlicher läng-
licher Moränenhügel wurde ziemlich steil abgeböscht und
durch einen in einem Driltteile der Höhe eingeschnittenen
trockenen Graben mit nach Au.ssen aufgeworfenem Rinj,'-
wall befestigt. Henggart wurde 143^i von Zürich angekauft
und derart unter die beiden Landvogteien Andelfingen und
Kiburg aufgeteilt, dass die Dorfkirche die Grenze zwi-
schen diesen bildete.
HENGST (Kt. Luzern, Amt Entlebuchj. 1814 m. So
heisst der eine der beiden Gipfel des Scnimbergs ; w.
über Schimberg Bad und zwischen den Thälem der Gros*
sen und Kleinen Emme. Von Schimberg Bad aus führt
ein bequemer Fussweg in 1 ^/« Stunden auf den zum Teil
den nackten Fels vorstechen lassenden Gipfelkamm.
HENGST (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 2093 m. Einer
der Hauptgipfel im langen Kamm der Schrattennuh.
links über dem Thai der Kleinen Emme und 4 Stunden
sw. über Flühli. Schöne Aussicht.
HENGST (Kt. und Bez. Schvvyz). 1880 m. Gipfel, in
der Gruppe des Frohnalpstocks, im Urgonkamm ö. vom
Klingenstock (1929 m) und zwischen Riemenstal den- und
Muotathal : 3-4 Stunden nö. über Hiemenstalden.
HENGST (Kt. und Bez. Schwyz). 2011 m. Höchster
Punkt der Malmwand am O.-Band des Bisithales, so.
von Muotathal; ausserordentlich ödes Gebiet, W.-Ende
der Karrenalp und des Kammes, der den Kirch ber^ oder
Hohen Turm (2672 m), First (2116 m) und Pfaff (2109 m)
trägt. Sehr beschwerlicher Fussweg. 5 Vi Stunden über
Muotathal, 3V« Stunden über Bisithal.
HENGST (HOHER und NIEDER) (Kt. und Bez.
Schaffhausen). Bewaldeter Kamm, ö. Ausläufer des Hohen
Banden, w. über Bargen, auf der Grenze gegen das Gross-
herzogtum Baden und zwischen dem Mühlethal und Hof-
thal. Schöner Buchenwald, Eigentum des Spitals zu
Schaffhausen.
HENGSTSENSE (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzen-
bürg). So heisst einer der Quellarme der Kalten Sense :
entspringt am N W.-Hang der Scheibe in 1483 m, fliesst au^
eine Länge von 4 km nach N. und vereinigt sich in 1142
m mit der Gantrischsense. Vergl. den Art. Sense.
HENKENBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg). 1215 m. Felsgipfel, rechts über dem Jenthal und
1-2 Stunden sw. über Nesslau. Schöne Aussicht, besonders
auf das mittlere Toggenburg.
HENNENBOHL (Kt. Solothurn, Aratei Ölten, Gem.
Walterswil-Botacker). 515 m. Gruppe von 7 Häusern, am
O.-Fnss des Engelbergs, 1 km nö. Rotacker und 3 km s.
der Station Däniken der Linie Aarau-Olten. 52 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Walterswil. Ackerbau und Viehzucht. Die
Mehrzahl der Bewohner arbeitet in der Schuhwarenfab-
rik von Schönen werd.
HENNENS (Kt. Freiburg, Bez. Gläne). 766 m. Gem.
und Dorf, an der Grenze gegen den Kanton Waadt, 4 km
sw. der Station Romont der Linie Bern- Frei burg-Lau-
sanne. 25 Häuser, 173 kathol. Ew. französischer Zunge.
Kirchgemeinde Billens. Wiesen-, Acker- und Ol^tbaa,
Viehzucht. St. Bernhardskapelle. Bildete bis 1796 eine
eigene Herrschaft, die 1626-lo47 Eigentum des Freiherrn
Franz Peter König, genannt von Mohr, Generales in kai-
serlichen Diensten und Schultheissen von Freiburg. war.
1403 : Henens.
HENNIEZ (Kt. Waadt, Bez, Payerne). 490 m. Gem.
und Dorf, an aer Tr^maulaz und nahe aeren Mündung
(von rechts) in die Brove, an der Strasse Bern-Lausanne,
10 km sw. Payerne una 2,3 km s. Granges. 1,5 km sw.
vom Dorf die Haltestelle Henniez der Linie Lausanne-
Payerne-Lyss. Postablage, Telephon. Gemeinde, ausser
dem Dorf noch einige zerstreute Höfe umfassend : 50 Häo-
ser. 261 reform. Ew. Kirchgemeinde Granges. Landwirt-
schaft, etwas Tabakbau. Mühle. Ziegelei. Früher Ingnj
geschrieben, wie der Name heute noch zumeist ausge-
sprochen wird.
HENNIEZ (BAINS D') (Kt. Waadt, Bez. Payerne,
Gem. Henniez). 580 m. Heilbad, im kleinen Thal der
HEN
HER
541
Ti^maulaz, 900 m so. Henniez. Schon seit langer Zeit be-
kannt und vielleicht noch von den Römern benutzt. Das
lange Zeit vernachlässigte und wenig besuchte Bad ist
ums Jahr 1880 neu in Stand gesetzt worden und hat seit-
her eine eewisse Bedeutung erlangt. Alkalischer Säuer-
ling von 10,5 °C. Temperatur; gegen Gicht, Rheumatis-
men, Magen-, Darm- und Leberkrankheiten verwendet,
1380 : Ennyt; 1668: Ignie,
HENRIOLETTE8 (LE8) (Kt. Waadt, Bez. Grand-
son, Gem. Sainte Croix). 1100 m. Gruppe von 6 Häusern,
an einem steilen Hang zwischen den Strassen Sainte
Croix- Bullet und Sainte Croix-Yverdon. 1,8 km ö. Sainte
Croix. Schöne Lage. 34 reform, Ew. Landwirtschaft.
HENZENRIED (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Sr.
Anton). 760 m. Gruppe von 4 Häusern, über dem linken
Ufer der Sense; 3,7 Rm osö. St. Anton und 10,5 km so.
der Station Schmitten der Linie Bern-Freiburg. 36 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Heitenrieii. Wiesen-
und Ackerbau, Viehzucht.
HENZI8CHWAND (Kt. Bern, Amtribez. Schwarzen-
burg. Gem. WahlernJ. 805 m. Gruppe von 6 Häusern,
etwas n. der Strasse Riggisberg-Schwarzenburgundl2km
w. der Station Thurnender Gürbethalbahn ( Bern- Watten-
wil-Thun). 40 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HERBAQi^RES (LE8)(Kt. Wallis, ßez. Martinach,
Gem. Trient). 2030 m. Alpweide mit Hüttengruppe, im
obersten Thalabschnitt des zum Trient gehcnoen
Nant Noir; zwischen der Croix de Per, dem Col de
Balme und der Pointe du Midi, am S.-Hang desNant
Noir. Am Weg von Trient über den Col de Balme.
Krystalline Schiffer des Mont Blanc Massives, am
N.-Hang Lias. Hier steht das Wirtshaus des Col de
Balme, das wie die Alpweide selbst Eigentum der
BuFffergemeinde Martigny Bourg ist. Auf der Sieg-
friedkarte Zerbazi^re geschrieben.
HERBA-R088ETTA (Kt. Wallis, Bez. Martin-
ach, Gem. Saillon). 930 m. Oberer Abschnitt der
Steinbrüche von Saillon (geäderter weisser Marmor),
am S.-Hang der Töte du Bietton, unter der La Lim-
baz geheissenen Kalkwand und 1 Vi Stunden w.
Saillon. Trias.
HERB^RUET (QLACIER D') (Kt. Waadt,
Bez. Aigle). 2600-23i0 m. So wird hie und da der
nö. Abschnitt des Plan Novo Gletschers genannt, zum
Unterschied von dem wohl auch Glacier des Ou-
tans geheissenen anderen Abschnitt. Da der ganze
Gletscher seit 1880 bedeutend zurückgegangen ist,
sind heute beide Abschnitte deutlich von einander
geschieden; dazwischen ein Felskamm, der den Sex
Percia mit dem Grenzkamm gegen das Wallis ver-
bindet. Vergl. den Art. Plan N^vfe.
HERB^RUET (PATURAQE D')(Kt. Waadt,
Bez. Aigle, Gem. Bei). 1900-2100 m. Schafweide, zwischen
dem Fuss des Sex Percia und des Gros Sex (Vorberges
der Pierre Cabotz), 2 Vi Stunden über Les Plans. Am
Weg zum Plan N6v6 Gletscher und zum Col des Chamois.
HERBET8WIL (Kt. Solothurn, Amtei ßalsthal).
528 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Dünnern,
etwas n. der Strasse Münster- Baisthal und 9 km sw. der
Station Baisthal der Linie Oensingen-Balsthal. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen Balsthal-Welschenrohr.
Gemeinde, mit Hammer: 70 Häuser, 437 Ew. (wovon 21
Reformierte); Dorf: 48 Häuser, 303 Ew. Wiesenbau.
Uhrenindustrie. Ausbeute von Huppererde. Hier amtele
der einstige Bischof von Basel Dr. Fr. Fiala (j^l888) wäh-
rend mehreren Jahren als Pfarrer. Urkundlich zum er-
stenmal 1406 genannt.
HERBIQNON (Kt. Wallis, Bez. Leuk). Gem. und
Dorf. S. den Art. Albinen.
HERBLIQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen). 580
m. Gem. und Dorf, zu beiden Seiten des Kiesen baches
und 1,7 km sw. der Station Ober Diessbach der elektri-
schen Vollbahn Burgdorf-Thun. Telephon. Gemeinde, mit
Helisbühl: 55 Häuser, 302 reform. Ew.; Dorf: 22 Häuser,
132 Ew. Kirchgemeinde Ober Diessbach. Acker- und Obst-
bau. Grosse Lehmgruben. Man geht mit dem Gedanken
um, die reichen Wasserkräfte dieser Gegend durch Er-
stellung eines Elektrizitätswerkes nutzbar zu machen.
HERBLINQEN (Kt. SchaiThausen, Bez. Reiath). 466
m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss des Reiath, mitten
in .Wiesen und Baumgarten und in der Nähe von schönen
Waldungen, an der Strasse Schaffhausen-Thaingen und
4 km sw. Thaingen. Station der Linie Schaffhausen-Sin-
gen. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit der
ihr seit 1900 zugeteilten Häusergruppe Gennersbrunn : 75
Häuser, 480 reform. Ew.; Dorf: 60 Häuser, 339 Ew.
Acker-, Weih- und Wiesenbau. Säge. 500 m oberhalb
dem Dorf erffibige Brüche auf jurassischen Kalkstein. 3
km vom Dorf die kleine Höhle im Dachsenbühl mitUeber-
resten aus der paläolithischen Zeit und neolithischen
Gräbern (mit Skeleten einer Zwergrasse).
HERBLINQEN <8CHL088) (Kt. Schaffhausen,
ßez. Reiath, Gem. Stetten). 530 m. Schloss mit Neben-
gebäuden, auf einer Anhöhe und mitten in einem schönen
Hebberg, 700 m s. Stetten und 1,6 km nnw. der Station
Herblingen der Linie Schaffhausen-Singen. Muss schon
im 11. Jahrhundert gestanden haben. Die ersten bekann-
ton Besitzer sind die Herren von Herblingen, deren her-
vorragendster Vertreter der Chorherr Konrad, Notarius
des Königs von Habsbur^, war. Zu Beginn des 14. Jahr-
hunderts kam die Burg in den Besitz der Herzoge von
Oesterreich, die sie den ihnen dienstbaren Rittern von
Diessenhofen verliehen. Später ging sie an die Stadt
Schatfhausen und endlich an Private über. Ward im 18.
Jahrhundert restauriert, bei welchem Anlass man einen
Teil der Umwallung abtrug, den Burggraben auffüllte
Schluss Uerbliagen.
und die Zugbrücke entfernte. Trotzdem nachher noch
andere Veränderungen an ihm vorgenommen wurden,
hat sich Schloss Herblingen mit seinem hohen Turm
(Mauerdicke 4 m) doch noch einen ausgesprochen mittel-
alterlichen Charakter bewahrt. Eigentum der Gemeinde
Herblingen. Vergl. Härder. Das Schloss Uerblingen.
Schaffhausen 1867. — Rahn, J. R. Zur Statistik schwei-
zer, Kunstdenkniäler (im Anzeiger für schweizer, Alter-
tumskunde. 1888) ; ferner Rüeger's Schaffhau>ser Chronik.
HERBRIQ (HINTER und VORDER) (Kt. Luzern,
Amt Hochdorf, Gem. Rain). 555 m. Zwei Gruppen von
zusammen 5 Häusern, im Thal des Ron, 7 km nö. der
Station Sempach der Seethalbahn und 1,3 km nö. Rain.
39 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Der Luzerner Dialektausdruck Herbrig =
Herberge.
HERBRIQEN oder HERBRIQQEN (Kt. Wallis,
Bez. Visp, Gem. St. Nikiaus). 1260 m. Weiler, im Niko-
laithal, am rechten Ufer der Visp und 5 km s. St. Nik-
iaus. Station der Linie Visp-Zermatt. Postablage. Zusam-
men mit Breitenmatt: 20 Häuser. 197 kathol. Ew. ; Weiler
allein: 10 Häuser, 132 Ew. Kapelle.
HERBRIQENALP (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Zer-
matt). 1763 m. Alpweide mit etwa 10 Hütten, 300 m sw.
über Zermatt, zwischen dem dieses Dorf durchtliessenden
Triftbach und dem 1 km weiter s. üiessenden Hubel-
bach.
HERBRIQ8QRAT(Kt. Wallis, Bez. Goms undOest-
542
HER
h£r
lieh Raron). 3000-3300 m. So heisst der vom Gross Wanne-
born (3905 m ; Gruppe der Walliser Fiescherhörner) ab-
steigende Grat, der den Aeusser Schönbühlgletscher vom
Hinter Schönbuhlgletscher trennt. Links über dem Gros-
sen Aletschgletscher.
HERBRUQQ oder HEERBRUQQ (Kt. St. Gallen,
fiez. Unter Rheinthal, Gem. Balgach). 408 m. Dorf, an
der Strasse Altstatten-Au und 1,3 km nö. Bal^ach. Station
der Linie Rorschach-Sargans und der elektrischen Stras-
senbahn Altstätten- Berneck. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon; Postwagen nachDiepoldsau. 25 Häuser, 2ld reform,
und kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei. Eine
Ziegelei. Am O.-Fuss des vom Sommersberg nach NO. in
die Rheinebene vorspringenden Berffsporns ein altes
Schloss in malerischer Lage. Es wurde zu Ende des 11.
Jahrhunderts von Abt Ulrich von St. Gallen als Bollwerk
gegen feindliche Angriffe erbaut, wechselte dann in der
Folge vielfach seinen Besitzer, war eine Zeit lang Sitz
eines von Professor Völker eingerichteten Erziehungs-
institutes mit Realschule und ist heute Privateigentum.
HERDENBERQ (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 563 m.
Bergrücken in der Kette zwischen Winenthal und See-
thal, 1 km nö. Gränichen. Mit Aeckern und Baumgärten
bestanden.
HERDENER oder HERNER (Kt. Zürich, Bez. und
Gem. Horgen). 425 m. Gruppe von 5 Häusern, links über
dem Zürichsee und 900 m nw. der Station Horgen der
linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil). 53 re-
form. Ew.
HERDERN (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn). 490-560 m.
Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des Seerückens in
fruchtbarer Landschaft, an der Strasse Hüttwilen-Pfin ;
5,5 km n. vom Bahnhof Frauenfeld und 4,5 km s. der
Station Mammern der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaff-
hausen. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Frauenfeld-Unter Stammheim. Gemeinde, mit Debrun-
nen, Tiefenmühle, Rauspfeife, Berghof, Lanzenneunforn
und Wilen : 145 Häuser, 741 Ew. (552 Katholiken, 158
Reformierte) ; Dorf: 70 Häuser, 412 Ew. Obst-, Wein- und
Ackerbau. Zwei Stick fabriken. Ueber dem Dorf ein alter-
tümliches Schloss mit Nebengebäuden, heute interkanto-
nale Arbeiterkolonie für obdachlose Landstreicher, die
neben Nahrung und Wohnung täglich noch 40-60 Rappen
Löhnung erhalten. Zählt im Durchschnitt 70-80 Insassen,
deren jeder etwa 100 Tage hier untergebracht zu werden
Die Anstalt wird von den Kantonen Zürich, St.
allen, Thurgau, Aargau, Appenzell A. R., Schaffhausen,
Basel und Obwalden gemeinsam unterhalten und erhält
jährlich noch; einen Bundesbeitrag von 10000 Franken.
Früher stand hier ein einfacher Burgturm, der sog. Bar-
benstein, der im
12. Jahrhundert
erbaut worden
ist und ein Lehen
der Grafen von
Toggen bürg war.
Wurde 1286 zum
erstenmal von ei-
nem Edeln, Bett-
ler von Herdern
(1286-1311), als
Wohnsitz bezo-
gen und 1403 von
einem Nachkom-
men desselben an
Ital Egli aus Kon-
stanz verkauft.
War bis 1579 Sitz
der Egli von Her-
dern und kam
dann zusammen
mit dem Dorf und
den benachbarten
Weilern an einen
Zweig der Frei-
herren von Brei-
tenlandenberg.
Schloss Herdern.
1683 von Kaspar von Breitenlandenberg an das Kloster
St. Urban verkauft, das den heutigen Bau aufführte.
Die Kirche zu Herdern stand schon 1231 unter dem
Frauenkloster Mariazeil in Kalchrain. Das Dorf Herdern
wurde am 10-13. Juni 1876 durch eine nach ausser-
ordentlichen Reffenfallen eintretende Schuttmtschung
stark bedroht und konnte nur durch sofortige HersteUuog
von Entwässerungsgräben vor dem Untergang gerettet
werden.
HfeRI^MENCE (Kt. Wallis, Bez. Hörens). 1236 m.
Kirche in Herömeoce.
Gem. und Pfarrdorf, über dem linken Ufer der Borgne
und der Dixence, am Einsang ins Val d'Höremence (links-
seitiges Nebenthal des Val d'Hörens) und 6 km ssö. der
Station Sitten der Simplonbahn. Postablage. Die Gemeinde
umfasst das ganze von der Dixence durchllossene Val
d'Hörömence und zählt ausser dem Pfarrdorf noch die
am linken Ufer der untern Dixence zerstreut gelegenen
Weiler und Häusergruppen Euseigne (oder Useigne), Ayer,
Cerise, Prolin, Riod und Mars. Zusammen : 181 Hauser.
1101 kathol. Ew. ; Dorf: 80 Häuser. 355 Ew. Vor 50 Jah-
ren noch waren die Bewohner von Herömence durch ihre
Nüchternheit, Sparsamkeit, Redlichkeit und ihren ausge-
prägten Sinn für Gerechtigkeit bekannt, während heute
diese Tugenden hier wie ü^rall nicht mehr so stark her-
vortreten. Wie die Bewohner der benachbarten Thalschaf-
ten sollen auch die Leute von Her^mence von einer einst
hier eingefellenen Hunnenhorde abstammen, welche Be-
hauptung aber jeder geschichtlichen Unterlage entbehrt
Nahe dem Bec de la Montan (über dem Weiler Mars) fin-
det sich die sog. Grotte aux F^es oder Grotte des Huns.
Das grosse Dorf H^r^mence besteht aus einem so eng ge-
drängten Haufen von Häusern und Hütten, dass ihre Dach-
sparren sich gegenseitig kreuzen oder auf einander über-
greifen. Bemerkenswert ist das sehr alte Gemeindehaos,
das ganz aus von der Zeit tief gebräuntem Holz erbaut ist
und einen Ueberrest des ehemaligen Wohnsitzes der Hei^
ren von La Tour de Granges, der einstigen Vitztume von
Her^mence, darstellt. Seine Front ist mit Schädeln von
Wölfen, Luchsen und Bären verziert. Schöne und geräu-
mige neue Pfarrkirche. Die Gemeinde besitzt fmcntbare
Aecker, schöne Waldungen und weite Alpweiden. Das
Dorf und die Mehrzahl der Weiler sind von fetten Wie-
sen umgeben, die zahlreiche Kirschbäume tragen. Das
Kirsch Wasser von Her^mence erfreute sich schon zu Be-
ffinn des vergangenen Jahrhunderts eines guten Rufes.
Auf Boden der Gemeinde verlaufen zahlreicne Bewässe-
h£r
h£r
543
rungskanäle (bisses), deren bedeutendste der von Useigne.
von Yex und der Grand Trait d'H^r^mence sind. Wird
Holzhäuser in Heremence.
von der nach Evolena führenden wichtigen Strasse durch-
zogen, die hier zwischen dem Bett der Dixence und dem
Weiler Useigne an und unter den berühmten und male-
rischen Erdpfeilern von Useigne durchgeht. Mitten im
Thal der Dixence liegt der alpine Luftkurort Pralong mit
einem kleinen Gasthof und einer von Wald umrahmten
Kapelle. Graber aus der La Tene Periode. 1195 :Aremens;
1200: Heremeins; 1211: Herementia.
h£r£menCE (VAL D') (Kt. Wallis, Bez. Harens).
So heisst der untere Absclinitt des von der Dixence (dem
grössten Nebenarm der Borgne) durchflossenen linkssei-
tigen Nebenthaies zum Val d*H^rens. Wird vom obern
Thalabschnitt, dem sog. Val des Dix,, durch eine tiefe
Schlucht getrennt, die zwischen dem Füss der Pointe de
Vouasson rechts und dem des Mont Blava links einge-
schnitten ist und vom Fluss in raschem Lauf durch-
braust wird. Vom untern Ende dieser Klus bis zur Aus-
mündung auf die Bon?ne 12 km lang und im Maximum
6 km breit; mittlere Hohe der Thalsohle 1500 m. Wird
von dem ö. von ihm gelegenen mittleren Abschnitt des
Val d'Herens durch die Gruppen des Pic d'Arzinol (3001 m)
und der Pointe de Mandoton (2564 m) getrennt und von
dem w. von ihm gelegenen Val de Nendaz durch den
Mont Calme (3211 m), Mätailler (3216 m), Bec de la Mon-
tau (2932 m) und Greppon Blanc (2718 m) geschieden. Im
Thal der alpine Kurort Pralong mit kleinem Gasthof und
der Kapelle zu Saint Barthölemy. Im obern Thalabschnitt
schöne Sommerweiden, die von einem doppelten Gürtel
von Wald und Felsen begleitet werden und an deren
Fass zu beiden Seiten der Dixence die Maiensässe von
Prazperroz, Pralonc, Frettaz etc. liegen. Im untern Thal-
abschnitt, unterhalb der Ausbiegung des Flusses nach
rechts und des durch seine Sagenreiche Höhle bekannten
Six des Fees, stehen am linken Flussufer die von Kirsch-
bäumen und gut bebauten Aeckern umgebenen Weiler
Mars, Ried, Cerise, Prolin, Ayer. Vergl. den Art. Htnt-
MENCE (Gemeinde und Pfarrdorf).
HEREN8, deutsch Ering. Bezirk des Kantons Wal-
lis, 1815 vom ehemaligen Zehnten Sitten ab-
getrennt und nach der Verfassungsänderung
von 1839 durch Abtrennung der Gemeinden
Arbaz und Savi^se und deren Zuteilung zum
jetzigen Bezirk Sitten wieder verkleinert.
Besteht aus zwei durch die ganze Breite
des Rhonethaies von einaQder getrennten
Abschnitten, einem grösseren südlichen mit
dem Thal der Borgne und seinen Verzweigungen und
einem kleineren nördlichen, der einzig die Gemeinde
Ayent umfasst, sich von den Rebbergen w. über dem
Dorf Saint Ltonard bis zum Wildhorn und Rawil-
pass hinauf zieht und das ganze rechtsseitiffe Thal-
gehänge der Liöne umfasst. Gesamtfläche 45 540 ha. Be-
völkerungszififer 1850 : 5862 ; 1870 : 6267 ; 1888 : 6521 ; 1900 :
6943 Ew. Umfasst 9 Gemeinden : Ayent (nördl. vom Rho-
nethal) und Les Anettes, Evolena, H^r^mence, Mage oder
Mase, Nax, Saint Martin, Vernamiege und Vex ( am Ein-
gang und im Innern des Val d'Herens und Val d'Her^-
mence). Der Bezirk grenzt im N. an den Kanton Bern,
im 0. an die Bezirke Siders und Visp, im S. an den Be-
zirk Entremont und an Italien und im. W. an die Bezirke
Entremont, Conthey und Sitten. Der Bezirk Sitten schnei-
det ihn in seine eben genannten zwei räumlich getrenn-
ten Abschnitte. Nomineller Hauptort des Bezirkes ist Vex ;
doch zwingen seine geographischen Verhältnisse und die
politische Teiluujj^ in zwei Abschnitte die Geschäftsleute,
Behörden und Richter, ihren Wohnsitz in Sitten zu neh-
men, welche Stadt als natürlicher und geschäftlicher
Mittel- und Brennpunkt der ganzen Gegend und ihrer
Bewohner somit den eigentlichen ßezirkshauptort bildet.
Das anbaußlhige Land reicht auf der Seite von Ayent
hinauf bis zum sog. Bisse Neuf (1350 m), der von der
Liene abzweigt, durch Wald und Felsen zieht und vor
seinem Uebertrilt auf den Bezirk Sitten hier den Boden
der Gemeinde Ayent bewässert. An den untern Gehängen
zwischen 600 und 1000 m finden sich Rebberge, beson-
ders um den fast ganz von Weinbauern bewohnten Wei-
ler Signese. Darüber folgen das Dorf Ayent und zahlreiche
weitere Weiler mit Aeckern und fetten Wiesen und zahl-
reichen Obstbäumen (Nuss-, Apfel-, Bim- und Pflaumen-
bäumen). Der Kastanienbaum gedeiht nur an geschützten
Lagen der tiefern Gehänge, wo diese von der Wasserlei-
tung von Clavoz durchzogen sind, die das Wasser der
Liene den Weinbergen von Sitten zuführt.
Auf die in etwa 1400 m einsetzenden und einen weiten
Steilhang bekleidenden grossen und schönen Waldun-
gen folgt eine zweite Terrasse, die mit Alpweiden be-
standen ist und wo die Bewohner von Ayent eine ausge-
dehnte Schafzucht betreiben. Diese Hochweiden werden
oben umrahmt von den Berggruppen und Gletscherffebie-
ten des Wildhorns und Rawilhorns, die auf der Grenze
gegen den Bemer Amtsbezirk Ober Simmenthai stehen.
Der Verkehr zwischen dem Wallis und Bern geht hier
über den schon seit sehr langer Zeit benutzten Rawilpass,
über den auf Maultieren besonders Walliser Wein nach
N. hinüber gesäumt wird. Dieser nördl. Abschnitt des Be-
zirkes Hörens bildet eine einziffe Kirchgemeinde, deren
Grenzen mit derjenigen des Bezirkes zusammenfallen
und deren Pfarrkirche in Saint Romain steht. Auf dem
Felsen über der Kirche sieht man noch die Ruinen einer
alten Burg, die von dem ge^en Antoine de La Tour, den
Mörder des Bischofes Tavelli, in Waffen stehenden Wal-
liser Volk 1375 bela^^ert, genommen und zerstört worden
ist. Zwei Jahre spater (1377) schlugen und töteten die
Walliser zwischen Ayent und Arbaz auch den dem Herrn
von La Tour mit einer kleinen Truppe von Simmentha-
lern über den Rawil zu Hilfe eilenden Freiherrn Thüring
von Brandis. Das Gebiet von Ayent bildete im Mittelalter
eine eigene Gerichtsherrschaft (sönöchalie), die der
Bischof Aimon de Savoie teils durch Erbschaft und teils
durch Kauf in seinen i)er8Önlichen Besitz gebracht hatte
und die er zugleich mit anderen Ländereien im Ober
und Unter Wallis 1052 dem Chorherrenstift zu Sitten ver-
gabte. Diese Herrschaft ward um 1180 als Lehen des Bis-
tums von dem Edelgeschlecht d'Ayent verwaltet. Dazu be-
stand aber in Ayent 1107 auch noch ein Priorat, das der
Kirche von Ainay in Lyon gehörte. Es herrschten über-
haupt hier bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ziemlich
verworrene Besitzverhältnisse zwischen dem Bistum, dem
Geschlecht der Herren von La Tour und dem Haus Sa-
voyen. Der jeweilige Gerichtsherr konnte jedes von einer
Neuvermählten dieses Ortes an ihrem Hochzeitstage ge-
rittene Pferd als sein Eigentum beanspruchen, d. h. er
hatte das Recht (wie es in den Urkunden heisst) « ä tout
cheval ou palefroi montö par une epousöe du lieu au jour
de ses noces ».
Der südliche Abschnitt des Bezirkes Hörens beginnt
an den beiden Thalgehängen s. über dem Dorf Brämis
(Bramois). Der linksseitige Hang steigt gegen den Kamm
von Thyon (2299 m) und bis zum Mont Blanc de Seiilon
(3871 m) auf, während der rechtsseitige sich zum Mont
544
H^R
hiSr
Gautier (2706 m). Col d'H^rens und bis zur T^te Blanche
(3750 m) hioaufzieht, die den Ferptelegletscher vom italie-
ff!oo:
IV//äAorn
ö/x ^ £si/x
Milchwirtschaft. Das Val d'Hörena und seine Nachbar-
thäler (Entremont, Eiflschthal] besitzen eine eigene Rind-
viehrasse (race a*H^rens oder Eringerrasse
genannt), die autochthon sein soll. Die Frage,
ob diese dem Leben auf den steil Reneigteo
Alpweiden anffepassten kleinen und aasser-
ordentlich leohaft veranlagten Kühe wirk-
lich die von einer rationellen Viehzucht ge-
forderten wirtschaftlich günstigen Eigen-
schaften besitzen, ist noch oft Gegeosiand
von lebhaften Meinungsverschiedenheiten un-
ter den Züchtern. Seit 1869 haben die Walli-
ser Viehzuchtgenossenschaften oft Versuche
gemacht, hier ertragreichere Viehrassen ein-
zuführen, sind aber dabei immer auf den
hartnäckigen Widerstand der an ihren Kühen
und besonders der sog. Ringkuh oder « reine i
leidenschaftlich hänj^enden Bergleute gestos-
sen. Das hauptsachlich mit Roggen und Kar-
toffeln bebaute kulturfahige Land reicht über
die Dörfer Lanna, Evolena und H^r^mence
bis in etwa 1450 m hinauf. An den tiefern Ge-
hängen über der untern Borffne (besonders
unterhalb dis Dorfes Vex) stehen bis in 900
m Höhe einige Rebberge. Nussbäume gedei-
hen i bis Useigne, und in Vex findet man noch
einige Feigenbäume. Gemüse wird nur zum
eigenen, schwachen Bedarf gebaut. Die Ge-
meinde Mage bringt den Ertrag ihrer vielen
Obstbäume in Sitten auf den Markt, wäh-
rend die Gemeinden H^r^mence, Vex und Nai
mit^ihrem vorzüglichen Kirschwasser Handel
treioen. Die Mehrzahl der Bewohner dieser
Gebenden besitzt in der Nähe von Sitten
kleine Rebberge mit darauf stehenden Reb-
häuschen oder Mazots, welch' letztere meist
gemeinsames Eigentum von bis za 90 und
mehr Rebbesitzern sind.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1:250000
^
IhCi'
jy^ / 1 TAL IsviA
* tf^
1886
1896
1901
Rindvieh
7044
6846
7781
Pferde
46
21
24
Maultiere
9
9
611
Esel
?
9
12
Schweine
1348
2177
1771
Schafe
7339
6399
6299
Ziegen
2301
2690
2164
Bienenstöcke
291
403
267
Hauptverkehrswege des
Bezirkes
sind
Bezirk Hörens.
nischen Gletscher von Zä de Zan trennt. Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner dieses Gebietes sind Viehzucht und
1. Der Saum weg über den Rawiipass, der von
Sitten ausgeht und die Gemeinde Ayent durch-
zieht. Er soll zu einer interkantonalen Strasse
umgebaut werden und ist heute schon bis
zum Dorf ^ent fahrbar. 2. Die Fahrstraase
am linken Ufer der Borgne (seit 1852), die
in Schlingen bis Vex aufsteigt und von da in
verschiedenen Zeitabschnitten bis Evolena und
neuestens bis Les Hauderes geführt worden
ist. Im Sommer zweimal täglich Postverbin-
dung hin und zurück. 3. Der Saum weg am
rechten Ufer der Borgne, der von Brämis in
Schlingen zur Terrasse von Nax hinauffahrt
und sich dann vor dem Weiler Praz Jean
mit der Fahrstrasse am andern Ufer ver-
einigt.
Evolena liefert Ofen- oder Lavezsteine und
hatte auch eine bis 1570 betriebene Kupfer-
mine. Zu nennen sind auch die Salzquellen
von La Gombiolaz. Im südl. Bezirksabschnitt
blüht ferner die Fremdenindustrie, die ihren
Sitz besonders auf dem Mayenberg oder den
Mayens de Sion (Gemeinden Les Agettes und
Vex), in Pralong (Gemeinde H^r^mence) ond
auf Boden der Gemeinde Evolena in Les
Hauderes, Salay (Ferp^le), Aroila und im
Dorf Evolena selbst hat. Bis 1799 zeräel das
Val d'H^rens in mehrere kleine Herrschaften,
die wie Ayent dem Bistum Sitten gehörtes
und von bischöflichen Burffvö^ten verwaltet wurden.
Diese gemeinschaftlichen Schicksale haben denn auch
^6d/'//yer. jc.
h£r
h£r
545
mit daza beigetragen, dass Ayent 1839 nicht vom Bezirk
abgetrennt worden ast. Nachdem sich die Bischöfe von Sit-
ten den Besitz der den Edeln von Ayent und
denen von Bex bis zum 13. Jahrhundert im
Eringerthal eigenen zwei Herrschaften ge-
sichert, errichteten sie hier die zwei Majorate
von Nax mit Yemami^^e und von Suen (m der
heutigen Gemeinde Samt Martin), wo der dem
Vitztum als Wohnung dienende ßurgturm
Eyson stand. Um 1560 ging die Oberhoheit
dieses Thaies an den Burffherm von Ayent
über. Daneben besass aber das Stift Sitten von
1532 an bis zur Revolution hier noch ein be-
sonders abgejg[renztes Gebiet, das ans dem
ehemaligen Eigentum der Herren von La Tour
bestand. Der oberste Thalabschnitt bildete das
Lehen von Montville, das zuerst den mächti-
gen Grafen von Raron gehörte, nach deren
Untergang aber vom Bistum ebenfalls an sich
genommen wurde. Ueber die Herkunft der
Bewohner des Erin^erthales ist viel gestritten
and noch neuerdings die Hypothese auf-
gestellt worden, das sie Nachlcommen von
Serben seien, die mit dem Longobardenkönig
Albuin nach Rom ziehen wollten, dann aber
ins Thal der Dora Baltea eingefallen und von
da über das Val Tournanche und das Hoch-
gebirge bis ins Eringerthal gekommen seien,
wo sie sich angesieaelt hätten. Die heutigen
Bewohner des Thaies sind « schlicht und
bieder, gastfreundlich und äusserst täti^. Sie spre-
chen einen schwer verständlichen französischen Dia-
lekt, der eben so sehr von Ort zq Ort ändert, als de-
ren Typus und Trachten. Die wohlgestalteten schwarz-
äugigen Bewohner von Vex sind gedrungenen Baues
und äusserst aufgeweckt, und die Tracht der Frauen ist
in Schnitt und Farbe ernst, der von Saviese ziemlich
ähnlich ; sie tragen aber den ächten, hohen Walliserhut
ohne Häubchen. Die riesigen Männer von H^r^mence sind
vor Allen erkenntlich ; sie haben die Gewohnheit, wie eine
alte Chronik schon erzählt, «Härter zu tragen, wie
Seh lachtsch werter». Die blonden Evolener hingegen sind
bartlos, aber doch kräftige, durchschnittlich Hohe Gestal-
ien . Die Tracht der Männer ist überall im Thale dieselbe. . .
Sie hat sich jedoch in Evolena selbst am besten erhalten ;
alte Männer mit Kniehosen, weissen WoUstrumpfen,
Schnallschuhen und dem braunen Wolltuchfrack trifft
man noch häufig. Am auffallendsten aber ist die Tracht
der Frauen von Evolena. Sie lieben die rote Farbe und
selbst das kokette Hütchen, welches auf einer weissen
Haube schalkhaft sitzt, ziert ein farbiges, von Goldfarben
durch wobenes Band». (Wolf, F. 0, Sitten und Umgegend
in Europ. Wanderbilder. 138-140. Zürich 1888). In anthro-
pologischer Hinsicht kennt man die Bewohner des Erin-
gertbales noch wenig. Einzig Prof. Eugen Pittard hat hier
einige Detailstudien durchgeführt, aus denen hervorgeht,
dass hier ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen, wie sie
beinahe überall sonst im Wallis (besonders im Rhonethal
und den meisten seiner Nebenthäler) sich finden, die Bra-
chycephalen verhältnismassig wenig stark vertreten sind
(etwa 53 %), während das dolichocephale Element einen
breiten Baum (etwa 34%) beansprucht. Dieser ausser-
ordentlich starke Prozentsatz der Dolichocephalen (Im
Rhonethal z. B. beträgt er blos etwa 3-4^) macht es auch
wissenschaftlich wahrscheinlich, dass die Eringer anderen
Ursprunges sind als die übrigen Walliser. Die Frage aber,
woher sie denn nun gekommen, bleibt immer nocn offen.
1100: l^roens ; 1195: firuens; 1211 : Heruens ; 1256: £roins;
seit 1260: Harens.
HARENS (COL D'> (Kt. Wallis, Bez. Harens). 3480
m. Passüberaang, zwiscnen dem der Dent Blanche vor-
gelagerten Wandfluhhorn und der Tdte Blanche (einem
Nachbarn der Dent d'H^rens); verbindet den Ferpecle-
Sletscher mit dem Stockgletscher. Bildet gegen das Val
^Herens zu ein ebenes Firnplateau, während er ge|^en
das Zmuttthal hin als steiler und felsiger Hang erscnemt,
der oft zu oberst noch ein überhängendes Schneedach
(ein sog. Gwächte) trägt. Die Passhöhe kann von Evolena
aus über die Combe de Ferpecle und den Glacier de Fer-
p^e in 8 Vt Stunden und von der Bertolhütte aus in 2
Stunden erreicht werden ; Abstieg über den Stock- und
Zmuttgletscher^nach Zermatt in 4Vfl Stunden. Da der Pass
Gol d'Hörens, vom Moni Mine gesehen.
die beiden stark besuchten Fremdenorte Evolena und
Zermatt direkt miteinander verbindet, ausserdem ver-
hältnismässig leicht zu begehen ist und grosse landschaft-
liche Schönheiten bietet, wird er heute oft überschritten.
Die Aussicht von der Passhöhe ist eine der grossartigsten
der Alpen, besonders in der Richtung gegen die Dent
d*H^rens, das Matterhorn, den Monte Rosa und die Dent
Blanche. Matterhorn und Dent d'H^rens erscheinen von
hier aus gesehen in einer Pracht, mit der sie sich sonst
nirgends mehr zeigen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
dieser Pass schon frühzeitig oft begangen worden ist und
dass er namentlich auch einer einstigen jährlichen Pro-
zession von Zermatt nach Sitten als Weg diente, bis diese
1666 aufgehoben und durch eine solche von Zermatt nach
Täsch ersetzt wurde. Ferner glaubt man, dass 1455 oder
vielleicht schon im 14. Jahrhundert germanische Kolo-
nisten von Zermatt über den Col d'H^rens ins Eringerthal
ffelangt seien. Die erste völlig sichere Uebersch reitung
des Passes ist die 1842 vom englischen Naturforscher Ja-
mes Forbes mit den Führern Victor Tairraz aus Chamo-
nix, Jean Prälong aus dem Eringerthal und Bionaz aus
dem Valpelline durchgeführte. Forbes gab ihm damals
auch den Namen, den er heute noch trägt. In seinen
Travels through the Alps (Ausgabe 1900, durchgesehen
von W. A. B. Coolidge) erzählt Forbes, dass ihm ein ge-
wisser Peter Damatter aus Zermatt 1841 zum erstenmal
von diesem Passe erzahlte und ihm versicherte, er habe
den Pass schon einmal begangen und von seinem Schei-
telpunkt aus die Stadt Sitten erblickt. 1821 schrieb der
Ingenieur Venetz, der Ueberganff sei jetzt so gefahrlich,
dass er nur ein einzij^es Mal una zwar von Joseph Perren
ausgeführt worden sei, während man den Pass in frühe-
rer Zeit, als die Gletscher noch weit weniger mächtig ge-
wesen, oft benutzt hätte. Nach Forbes* üebergang diente
den den Pass begehenden Touristen ein auf der Alpe
Bricolla stehendes kleines Wirtshaus als bequem ge-
legenes Nachtquartier, bis es 1864 in Flammen aufging.
Die von Zermatt aus aufbrechenden Bergsteiger pflegten
in der Stockjehütte zu übernachten, die dann 1890 von
einer Lawine mitgerissen und 1898 durch die Hütte am
Co) de Bertol ersetzt wurde. Der Col d'Hörens liegt auf
der Grenze zwischen dem Aroilagneis der Wandfluh und
den Glimmerschiefern des Stockje, in die durch den Ge-
birgsdruck stark veränderte Kalkbänke eingelagert sind.
HARENS (DENT D») (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4180
m (auf der italienischen-fKarte 4175 m). Stolzer und
schwierig zu besteigender Gipfel, auf dem Kamm zwischen
dem Matterhorn und der Dent Blanche, hinten über dem
Zmuttthal und im Winkel zwischen diesem, dem Val
Tournanche (Italien) und Valpelline (Italien). Hiess früher
OEOOR. LEX. 79 — u — 35
546
H^R
h£r
Mont Thabor, Mont Tabor, Dent de Rong oder auch Mont
Tabel. Heute Oent d'H^rens geheissen, weil man sie vom
Dent d'Herens. vom Ebihorn gesohen.
obem Val d'Herens aus über den Gol d'Herens aufragen
sieht und zuerst glaubte, sie erhebe sich auf diesem
Kamm selbst, während sie in Wirklichkeit erst jenseits
des obersten Zmuttthales steht. Den Wittkel zwischen
Zmuttthal, Val d'Herens und Valpelline bildet die Töte
Blanche. Die Dent d'Hörens wird von der Sohle der Wal-
liser Thäler aus kaum sesehen und ist daher lange Zeit
unbekannt geblieben. Von ihr ^ehen drei Kämme aus:
1. der gegen das Matterhorn ziehende und von diesem
durch den Gol de Tournanche getrennte O.-Kamm ; 2. der
ganz auf italienischem Boden verlaufende und die Ju-
meaux de Valtournanche (3873 m) und Punta des Cors
(3855 m) tragende SSW.-Kamm ; 3. der W.-Kamm, der
aber bald schroff nach N. umbiegt, vom sehr schwierig
zu begehenden Tiefen mattenjoch (3598 m) überschritten
wird, die Töte de Valpelline (3813 m) träft und an dem
dem Gol d'Hörens annähernd parallel verlaufenden Gol
de Valpelline (3562 m) endigt. Vom Gipfel und seinen
Hängen steigen die Eislawinen und Firnfeider ab, die auf
italienischer Seite die Gletscher von Ghörillon und Mont
Tabor und den untern Za de Zan Gletscher, auf schweize-
rischer Seite den grossen Tiefenmattengletscher, einen
der drei Arme des Zmuttgletschers, speisen. Zum ersten-
mal von der Seite von Prarayö her 1863 durch W. E. Hall,
F. G. Grove, R. S. Macdonald und Woodmass mit den
Führern Melchior Anderegg, Peter Perren und J. Pierre
Gachat bestiegen. Seither ist die Besteigung von verschie-
denen Seiten her ausgeführt worden, bildet aber immer
eine der schwierigsten Hochtouren in den Alpen. Von
der Staffelalp aus in 9, von Prarayö aus in 7 und von
Le Breuil aus in 9 Stunden zu erreichen. Die Aussicht
vom Gipfeljpunkt der Dent d'Hörens ist eine der schön-
sten und abwechslungsreichsten der Hochalpen. Beson-
ders prachtvoll ist der Blick auf die benachbarten mäch-
tigen Stöcke der Dent Blanche und des Matterhorns. Die
Dent d'Hörens bildet in geologischer Hinsicht ein Glied
eines Glimmerschieferkammes, der zwischen zwei Bänder
von Arollagneis eingeschoben ist und am Bec Greton von
einem neuen Glimmerschieferkamm abgelöst wird. In
diesen Glimmerschiefem finden sich Einlagerungen von
Amphibolschiefem und Kalksteinbänken, woraus man
schiiessen darf, dass sie ursprünglich nach Art der Sedi-
mente abgesetzt und erst durch den bei der Aipenfaltung
sich auslösenden Ungeheuern Druck zu krj'stallinen
Schiefem umgeformt worden sind.
HARENS (VALLi^E D'), deutsch Eringerthal (Kt.
Wallis). Das Eringerthal ist nach dem Val d'Entremont
und dem Visperthal das längste und breiteste der grossen
Walliser Querthäler. 'Misst >om oberaiRand des AroUa-
gletschers bis zum Dorf Brämis (Bramois), wo es 3 km
ö. Sitten auf das Rhonethal ausmön-
det, 34 km und ist zwischen dem Grand
Gornier und dem Kamm des Moot
Galme 17 km breit. Es steigt von S.
nach NNW. ab und wird von der Bor-
^e durchflössen. Oben spaltet es sich
m zwei Aeste, das 5 km lange Thal
von Ferp^cle im 0. und das 8 km lange
Thal von Arolla im W. Beide Arme ve^
einigen sich beim Dorf Les Hauderes
zum eigentlichen Eringerthal, das nun
nach NW. zieht und mit dem sich un-
terhalb der Erdpfeiler von Useigne, 1
km B. vom grossen Dorf H^r^mence and
4 km 8. vom Dorf Vex, von W. her das
Val d'H^r^mence vereinigt. Das Erin-
gerthal im engern Sinne zerfallt in
zwei phvsisch fühlbar von einander
verschiedene Abschnitte. Der 10 km
lange Teil zwischen dem Dorf Les Hau-
deres und VilleU (1232 m mittlere Soh-
lenhöhe) hat eine an Breite wechselnde
flache Sohle, die beiderseits von einem
bewaldeten und hie und da mit tei^
rassenförmig übereinander liegenden
Aeckem bestandenen Hang begleitet
ist, über dem Alpweidenflächen und
kleinere Hochthälchen liefen. Der un-
tere Abschnitt zwischen ViUeta u. Brä-
mis besteht daj^egen nur aus einar
einzigen Folffe von tiefeingeschnittenen und steilwan-
digen Schluchten, an deren Hängen knorrige Tannen
und wildes Strauchwerk stehen, während za antent
die Borgne mit donnerndem Lärm von Sprung zu
Sprung eilt. Die dem linken Ufer folgende Fahrstrasae
und der rechtsufrige Saumweff gehen hoch über dem
Fluss durch, indem sie sich stellenweise eng an die Steil-
wände anschmiegen, zum Teil aber auch fruchtbare und
von Dörfern und Weilern belebte Wiesenterrassen durch-
ziehen. Auf solchen Hochterrassen stehen rechts vom
Fluss Eison, Suen, Saint Martin, Mage, Veraamiege und
Nax, links vom Fluss Useigne, H^r^mence, Villard, Vei
und, schon über dem Rhonethal, Les A^^ettes. Von bieiden
Thalseiten gehen bis zur Borgne tiefeingerissene Wild-
bachschluchten herunter, die die einzelnen der genannten
Siedelunffen von einander trennen. Das Eringerthal mün-
det auf das Rhonethal bei Brämis mit einem schmalen
und tiefen Engpass aus, in dem 20 Minuten hinter Brä-
mis die berühmte Einsiedelei Longeborgne mit ihren
mühsam anffelegten Blumenbeeten und kleinen Wein-
bergen an den reiswänden klebt. Umgrenzt wird das
Eringerthal im engeren Sinne: im 0. von der Dent
Blanche (4364 m), dem Grand Goraier (3969 m), Sasse-
neire (3030 m), den Becs de Bosson (3154 m) und dem
Mont Gautier J2706 m), die es vom Zmuttthal. Eiflschthal
und Val de Röchy trennen; im W. von aen Aigoilles
Rouges (3650 m), der Pofote de Vouasson (3496 m), dem
Pic d'Arzinol (3001 m) und der Pointe de Mandalon (2564
m), durch die es vom Val d'H^r^mence geschieden wird,
sowie endlich vom Kamm von Thyon. der seinen unter-
sten Abschnitt vom Val de Nendaz trennt. Hinten über
seinen beiden obem Verzweigungen liegen weite Eis-
felder, die ^egen die Alpweiden Ferpecle und Arolla hin
zu Thal fliessen ; es sind dies im Ferpeclethal die Zwil-
lingsgletscher von Ferptele und Mont Mino und im
Aroilathal die Zwiliingsgletscher von Arolla und Vuibei,
sowie der Piece- und Zigiorenovegletscher. Zahllose, an
Bedeutung allerdings ausserordentlich verschiedene Pässe
verbinden das Thai mit seinen benachbarten Thalschaflen;
am bekanntesten sind der von Arolla ins Valpelline füh-
rende Gol de Gollon, der Ferpecle mit Zermatt verbindende
Gol d'Herens (3480 m), der ms Valpelline und nach Aosta
leitende Gol des Bouquetins, die den Verkehr ins Eiflsch-
thal vermittelnden Uebergänge des Pas de Lona (2720 m)
und Gol de Torrent (2924 m), die Arolla mit dem oben
Bagnesthal und weiterhin mit Aosta verbindenden Ueber-
gänge des Gol de Riedmatten (2916 m), Pas de Ghevre
(2851 m), Gol de Breney (3650 m) und Gol de la Ser
HER
HER
547
pentine (3546 m), sowie endlich der Gol de Bertol, der von
Aroila über den Gol d'U^rens nach Zermatt führt. Ur-
kundliche Formen im 11. Jahrhundert: Vallis froens;
1196: £ruen8 ; dann froins, Hamens und Harens. Der
Name ist so auszusprechen, wie wenn er französisch £rin
ffeschrieben würde. Ueber die anthropogeographischen
Verhältnisse s. den Art. Harens (Bezirk).
In botanischer Hinsicht wollen wir anfuhren, dass die
Flora des untern Eringerthales durchaus derjenigen des
zentralen Wallis entspricht und sich namentlich auch in
Bezug auf die grosse Artenzahl der Xerophyten, d. h. der
an trockenes Klima an^epassten Pflanzen durchaus mit
derselben deckt. Die alpmen und nivalen Regionen des
Thaies da^e^en schliessen sich im Allgemeinen an die
den penninischen Alpen überhaupt charakteristischen
Florenverhältnisse an. Als eine dem Eringerthal eigene
Form ist wohl blos eine Grasnelke {Armeria plantagU
nea) anzusprechen. Von sonst im Wallis nur selten auf-
tretenden Arten sind daneben noch Huguenia tanecetir
folia und Carex tislulata zu nennen. Femer findet sich
noch eine in den Schweizer Alpen überhaupt nicht häufige
Form der Hungerblume (Drdoa pyrenaica).
Geoloaie, Der oberste Abschnitt der Eringerthales ist
im amphibolitischen sog. Aroilagneis eingeschnitten, der
durch Dynamometamorphose aus einem acht eruptiven
Granit entstanden ist. Nach der Vereinigung der beiden
obem Verzweigungen von Ferp^cle und Aroila tritt das
Thal in kalkf uhrende Gianzschiefer ein, in die grüne
Schiefer und Serpentine eingelagert sind. Noch tiefer
unten treten Quarzite und Dolomite der Trias auf, auf die
nachher wieder krystalline Schiefer, sog. Gasannaschiefer,
folgen. Nach der Einmündung des Val d^H^r^mence end-
lich treffen wir neuerdings tnasische Quarzite mit dolo-
mitischen Kalken (sog. Pontiskalk) und Gips, die allem
Anscheine nach den Gasannaschiefern unmittelbar unter-
ließen. Diese letzteren würden hier demnach eine auf die
Trias aufgeschobene liegende Falte bilden. Mächtige Mo-
ränenabla^erungen bei Vex, Useigne und Liez. Der Thal-
boden zwischen Les Hauderes und Lannaz endlich be-
steht aus rezenten Wildbachalluvionen. Ueber die (glazia-
len Gebilde im Eringerthal und einige andere, mit ihnen
in unmittelbarem Zusammenhang stehende Formen äus-
sert sich F. 0. Wolf [Sitten und Vmgeqend; Europ,
Wanderbilder, 128-140) wie folgt : «Die Gletscher haben
auch hier überall Spuren ihrer frühern grossen Ausdeh-
nung hinterlassen. Hohe Gebirgsgrate sieht man abpoliert,
wie z. B. die nackten Wände der Blava (2935 m) und der
Veisivi ; viele andere wurden abgetragen und durch das
Thal hinaus geschleppt. Diese Moränenabla^erungen sind
sehr bedeutend und bilden längs der beidufrigen Abhänge
die ausgedehnten fruchtbaren Terrassen, auf denen die
zahlreichen Ortschaften mit ihren Feldern und Matten
liegen. Auf den höchsten Alpen, in einer mittlem Höhe
von 2000 m, sind die Blockhalden loka-
ler Natur; etwas tiefer, in der Region
der Mayens (1400 m), sind sie aus den
Gesteinsarten des ganzen Thaies, vor-
wiegend aus Talkgneis, Arkesin, Gabbro
und Serpentinen zusammengesetzt, und
noch tiefer, gegen das Rhonethal, tre-
ten auch diejenigen der obern Seiten-
thäler hinzu, wie die leicht erkenn-
baren Augengneise von St. Nikolaus,
die Eklogite aus Saas u. a. Diese Mo-
ränen wurden später durch Regengüsse
ausgewaschen, aurch die Bäche ange-
fressen und teilweise fortgetragen ; es
verblieben dann die eigentümlichen
phantastischen Gebilde, welche man
Pyramiden (Erdpfeiler) nennt». Vergl.
darüber den Art Useigne.
Im fernem weist das Eringerthal
zahlreiche Höhlen, Wasserfalle und
Schluchten auf, wie es auch in den
warmen Salzquellen von Gombiolaz,
der Gletschergrotte von AroUa u. dem
prächtig blauen Alpensee der Gouille
perse de Lucel noch weitere Sehenswürdigkeiten besitzt
Bibliographie. Wolf, F. 0. Sitten und Umr-—^
(Eurap.Wanderbilder. 138-140). Zur. 1888. — Solandieu.
Le val d'Hirens. Sion 1900. — Monod, J. Sion, las
Mayens, Val d'Härem.
HERQENSATTEL (Kt. Glarus und Uri). 2306 m.
Sattel, in dem vom Gemsfavrenstock nach 0. ausgehenden
und die Thälchen des Schreienbachs und WaTlenbachs
von einander trennenden Kamm ; zwischen GemsCayren-
stock und Rotstock, 7 km sw. über Linthal und 1 km
n. über der Glaridahütte des S. A. C. Verbindet wie der
weiter n. gelegene Fisitenpass den Urnerboden direkt mit
der Glaridahütte. Ziemlich mühsam und selten begangen.
HERQI8WALD (Kt. und Amt Luzern, Gem. Kriens).
793 m. Gruppe von 2 Häusern mit Kirche und Kapelle,
an der Strasse Kriens-Eigenthal, 10 km sw. Luzern und 5
km sw. Kriens. Telephon. 10 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Sommerfrische. Eine erste, 1504 erbaute Kapelle wurde
1621 durch einen Neubau ersetzt und dieser nach seiner
Zerstörung wiederum 1651 erneuert. Als dann 1648 die
Familie von Wyl hier eine im Stil der italienischen Kir-
che gleichen Namens gehaltene Lorettokapelle erstellen
Hess, ward Hergiswald zum Wallfahrtsort. Die Lorettoka-
pelle ist heute in die Kirchenmauer mit .einbezogen. Ob-
wohl Hergiswald ( = Heriger*s Wald) schon seit langer
Zeit als Sommerfrische und Wallfahrtsort bekannt ist,
wird es doch in keiner Urkunde erwähnt. Hie und da
auch fälschlich Herrgottswald genannt.
HERQI8WIL (Kt. Luzern, Amt Willisau). 651 m. Gem.
und Pfarrdorf, an der Enziwigger, 5 km sw. der Station
Willisau der Linie Langen thal-VV^olhusen. Postbureau,
Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Willisau. Die aus-
gedehnte Gemeinde umfasst die Unterabteilungen Buch-
wiggerthal, Enziwiggerthal (mit dem Dorf Hergiswil),
Fürbachthal, Holztächthal, Kanzelgraben, Nollenthal,
Opferseithal und Hübeli und zählt zusammen 270 Häuser
und 1940 Ew. (wovon 119 Reformierte); Dorf: 42 Häuser,
353 Ew. Rindvieh- und Schweinezucht, Käserei. Holzhan-
del. Schöne Kirche, 1840 erbaut. Grosses neues Schul-
haus. In Mörisegg Waisenhaus. 1246 : Hergoswile.
HERQI8WIL (Kt. Nidwaiden). 448 m. Gem. und
Pfarrdorf, am O.-Fuss des Pilatus und am linken Ufer
der Alpnacherbucht des Vierwaldstättersees, 5 km wnw.
Staus und 8,6 km s. Luzern, in landschaftlich reizender
und fruchtbarer Gegend. Station der Brünigbahn (Luzern-
Brienz) und der Dampfboote. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, mit Matterberg und Matterboden :
131 Häuser, 1073 kathol. Ew. ; Dorf: 34 Häuser, ^20 Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Käsereien. Holzhandel. Eine
Bierbrauerei, Glashütte und Kartonfabrik, 2 Ziegeleien,
ein Kalkofen, Sägen. Am Lopperberg Bräche auf Pflaster-
steine und 5 auf Höhlen erbaute Milch- resp. Bierkeller.
Fremdenindustrie. Die Pfarrkirche 1856, die Kapelle
auf dem Klimsenhom 1861 erbaut. Seit 1858 führt ein
Saumweg von Hergiswil auf den Pilatus. Die 1888
eröffnete Brünigbahn verbindet den Ort mit dem Berner
Hergiswil (Kt. Nidwaiden) von Südwesten.
I Oberland. Waisenhaus seit 1868; Wasserversorffung seit
1894. Der n. vom Dorf herabkommende Steinibacn ist un-
I ter finanzieller Beihilfe des Kantons und Bundes verbaut
548
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HER
worden. Im 9. Jahrhundert, 845 oder 884, vergabte ein
Edelmann Heriger seine Güter zu Kriens, Malters, Hergis-
wil etc. dem Kloster St. Leodegar in Luzern, das unter
der Verwaltung des Benediktinerstiftes Murbach im Elsass
stand. 1296 kam Uergiswil an Rudolf von Habsburg, dann
an den Ritter Ortolf von Littau, dem es 1355 der Urner
Landammann Ritter Heinrich von Moos um den Preis von
300 Goldgulden und 8 Scheffel Weizen abkaufte. Nach
dessen Tode ging der Ort 1362 an seine Tochter Gäcilie
aber, die sich zuerst mit Gori von Hunnwil und später
mit Walther von Tottikon in Stans verheiratete. Von diesem
letzleren kauften sich die Herjäswiler 1378 um den Preis
von 700 Goldgulden ft*ei und bildeten von da an wie Gers-
au einen eigenen kleinen Freistaat, der sich 1384 mit
Nidwaiden verbündete. In kirchlicher Beziehung gehörte
der Ort zu Stans, bis er 1620 zur eigenen Pfarrei erhoben
wurde. Jetzt ward auch die erste Kirche erbaut. 1798
anerkannte Hergiswil die neue Verfassung der helveti-
schen Republik und entging damit den Kriegsgräueln,
unter denen der übrige Teil von Unterwaiden so schwer
zu leiden haben sollte. Am 9. September 1798 schlug hier
Tobel. Zu Wilen u. a. Zusammen: 1564 Häuser, 13491
Ew. (wovon 11475 Reformierte und 1986 Katholiken).
Flecken Herisau : 568 Häuser, 5267 Ew. Kirchgemeinde.
Die Gemeinde steigt nach S. gegen die Vorberge
des Alpsteins oder Säntis an und senkt sich allmählich
gegen N.. wo sie eine stark gewellte Hochfläche mit zahl-
reichen Thälchen und Waldtobeln (Fichten, Tannen, Lä^
chen) umfasst. Der Boden ist mit Wiesen und Weiden
bestanden, denen sich hie und da vereinzelte Kartoffel-
felder und kleine Haferparzellen beigesellen. An geschütz-
ten Stellen gedeihen auch einige Obstbäume. Herisau ist
eine stark industrielle Ortschaft. Hauptindustrie ist die
Maschinenstickerei mit ihren Nebenzweigen, wie Blei-
chen, Sengen, Färben, Ausrüsten etc. Man zählt 10 Ap-
Sreturen, 8 Bleichereien, 4 Sengereien, 2 Färbereien, I
wirnerei und eine Reihe von Maschinenstickereien, fer-
ner eine Kabel- und Telegraphendrahtfabrik, 3 Buch-
druckereien (deren eine eine Zeitung herausgibt), 2 Litho-
graphien und einige Buchbindereien. Die Mehrzahl dieser
Betriebe ist sowohl in technischer wie in hygienischer
Hinsicht durchaus den Anforderungen der Neuzeit eotr
Herisau, GesamtaDsicht von Osten.
der französische General Schauenburg sein Generalquar-
tier auf. Auf der Rengg am 28. August 1802 Kampf zwi-
schen den Unterwaldnern und den helvetischen Truppen.
Gemeindearchiv und Pfarrhaus gingen 1825 in Flammen
auf. Der aus Hergiswil stammende Papierfabrikant Kas-
par Blättler (1791-1872) baute das erste Hotel und die Ka-
belle auf dem Pilatus und tru^ auch sonst viel zum
Wohlstand seines Heimatortes bei.
HERISAU (Kt. Appenzell, A. R., Bez. Hinterland).
778 m. Gem., Flecken und einer der Haupt-
.^TTl orte des Kantons Appenzell A. R., im nw.
2B^ Kantonsabschnitt ; in 9" 16' 53,7" OL. von
ngL Greenwich (6® 56' 38,7" OL. von Paris) und
ffW 47 •* 23' 10,7" NBr.; in wiesen- u. waldreicher
k^ ^^ Hüfifellandschaft gelegen. 3,5 km sw. Winkeln ;
^^•"^^ 8,5 km sw. St. Gallen u. 12,5 km nw. Appenzell.
Station der schmalspurigen Appenzellerbahn (Winkeln-
Herisau-Appenzell), durch die die Ortschaft an die Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen angeschlossen wird. Der
Bahnabschnitt Winkeln-Urnäsch 1875, der Abschnitt Ur-
näsch-Appenzell 1886 dem Betrieb übergeben. Es wird fer-
ner der Bau einer Normalspurbahn St. Gallen-Herisau-
Uznach geplant. Postbureau, Telegraph, Telephon; Post-
wagen nach De^ersheim, Schwellbrunn und Teufen. Die
Gemeinde Hensau umfasst zahlreiche Weiler, so Au,
Hub, Moosberg, Mühlebühl, Rohren, Säge, Schloss,
sprechend eingerichtet. Zwei Banken]: die 1877 eröffnete
Kantonalbank und eine seit 1866 bestehende Privatbank.
Recht rege ist auch das gesellige Leben in Herisau, das
von zahlreichen Gesellschaften und Vereinen für Musik,
Gesang, Theater, Turnen etc. gepllegt wird. Knaben- und
Mädchensekundarschule, Gewerbeschule und Hausbalt-
ungsschule. Mehrere Bibliotheken und ein Lesesaal. Aus-
gezeichnete Wasserversorgung mit Hydranten netz. Gas-
labrik. Das Elektrizitätswerk Rubel versorgt die Ortschaft
mit Licht und Kraft. Reformierte Kirche mit mächtigem
Turm, der mit Unrecht als römischen Ursprungs betrach-
tet wird ; Kirche 1516 erbaut und 1782 völlig umgebaut.
Das Untergeschoss des Turmes ist beträchtlich älter als
die Kirche und reicht wahrscheinlich bis in die bewegten
Zeiten des 11. Jahrhunderts oder noch früher zurück. Er
enthält 5 Glocken, deren grösste dem badischen Kloster
Salamansweiler um den Preis von 8000 Gulden abgekauft
worden ist. Sie ist überhaupt eine der grössten Glocken
in der Schweiz und wiegt 9120 kg. Die in gotischem Stil
gehaltene schöne katholische Kirche ist 18%- 79 aus dem
Ertrag von Liebesgaben erbaut worden. Herisau hat eine
Reihe von öffentlichen Gebäuden, wie das Rathaus mit
dem Grossratssaal, ein fast völlig aus dem Ertrag tod
freiwilligen Beiträgen erbautes und 1868 eröffnetes Real-
schulffebäude, ein schönes Post- und Telegraphengebäude,
eine Kaserne mit Zeughaus und ein Kasino. Der Spital
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liegt auf einer Terrasse n. des Dorfes und ist allen moder-
nen Anforderungen entsprechend eingerichtet. Weiter w.
Herisau mit dem Säütis, von Norden
steht eine Turnhalle und befindet sich der Ebnet geheis-
sene Exerzierplatz. Die Kaserne ist auf Kosten der Ge-
meinde erbaut, 1865 von dieser dem Kanton und später
von diesem der Eidgenossenschaft übergeben worden und
bietet Raum für 1300 Mann Fusstruppen. Seit 1795 be-
steht ein Bür^erasyl und seit 1817 ein Waisenhaus. Eine
Viertelstunde ö. Herisau steht das grosse Heinrichsbad,
ein stark besuchter Luftkurort. Vor Kurzem hat die
Landsgemeinde den Bau einer kantonalen Irrenheilan-
stalt beschlossen, die 20 Minuten sw. vor Herisau errichtet
werden soll und deren Kostenvoranschlaff von mehr als
einer Million Franken zum grossen Teil bereits durch
freiwilli(|[e Beitrage gedeckt ist. In Herisau werden ein
schon seit 1537 bestenender Wochenmarkt und ein stark
besuchter jährlicher Viehmarkt (abge-
halten, der zugleich einer der wichtig-
sten der Ostschweiz überhaupt ist.
Die Umgebungen von Herisau sind
reich an Aussichtspunkten. Viel besucht
werden die beiden Burgruinen Rosen-
berg und Rosen bürg, sowie der Gipfel
desLutzenland (912 m), dessen Aussicht
die Appenzeller, Tiroler und Schwyzer
Alpen, das Toggenburg, die Berge des
Zürcher Oberlandes (Hornli), die thur-
puische Landschaft, die Stadt St. Gal-
len und den Bodensee umfasst. Wäh-
rend die Säntisgruppe aus Kreidekal-
ken aufgebaut ist, gehört die Hügel-
landschalt um Herisau der miocänen
Molasse an, die hier besonders aus
Sandsteinen und Nageltluh besteht. Letz-
tere ist in drei W.-O. streichende Zo-
nen angeordnet, deren nördlichste an
Herisau südlich vorbei gegen St. Gallen
zieht. Im Schachen, 500 m w. von He-
risau, baut man eine schöne, feinkör-
nige bunte Nagelfluh ab, die unter dem
Namen Appenzeller^ranit bekannt ist
und einen ausgezeichneten Baustein
liefert. Am N.-Rand der Gemeinde fm-
*det sich ein Band von mariner Molasse
mit fossilen Mollusken. Ablagerungen
der Eiszeit sind in Form von Glazial-
lehmen mit geschrammten Geschieben vorhanden.
Historischer Ueberblick. Die Gegend von Herisau ward
lu Beginn des 5. Jahrhunderts von den Alemannen besie-
delt. Nachdem der h. Gallus sich an den Ufern der Stein,
ach niedergelassen und hier sein Kloster gegründet hatte-
begannen auch die schon
bestehenden} Weiler sich all-
mählig zu entwickeln und
zu Markgenossenschaften zu
vereinigen. Die erste dieser
Marken, hinter der Sitter ge-
legen, war die 824 genannte
GossRuer Mark, auf deren
Boden neben andern Ort-
schaften auch Herinisauva
(868: Herineshouva;875: He-
rinesouva ; « Au des Herni »)
stand. Nachdem ein hier le-
bender Trienimer sein Gut
dem Kloster St. Gallen ver-
gabt hatte, gelang es dem Abt
Grimoald 868, durch Tausch
oder Rückkauf den grössten
Teil des heutigen Gemeinde-
gebietes von Herisau an sich
zu bringen. Das Kloster
brachte dem aufblühenden
Ort grosse Aufmerksamkeit
und Wohlwollen entgegen u.
setzte hier einen eigenen
Verwalter ein.
Abt und Bischof Salomon
erhob Herisau zum Rang ei-
ner eigenen Kirchgemeinde,
deren Kirche bei Anlass ihrer
Lostrennung von der von
Gossau 907 zum erstenmal genannt wird. Der Gemeinde
stand das Recht zu, ihre zivilen und richter liehen
Behörden selbst zu ernennen, während der Ammann
vom Abt, als dem grössten Grundbesitzer in der Ge-
gend, eingesetzt wurde. Die Oberherrlichkeit des Klo-
sters wurae abers stet mehr nur als eine Schutzherr-
schaft denn als wirkliche Obrigkeit betrachtet. Die hohe
Gerichtsbarkeit übte ein von Zeit zu Zeit hierher kom-
mender Reichsvogt aus. Die im 11. Jahrhundert be-
sinnenden Feindseligkeiten zwischen Kloster und Reich
brachten dem Land aufgeregte und schwierige Zei-
ten. Es ist wahrscheinlich, dass aus dieser Zeit der
Bau des Glockenturmes der Kirche und der beiden
heute zerstörten Burgen Rosenberg und Rosenburg (s.
Waisenhaas in Herisau.
und ö. über Herisau) stammt. Die Klostervögte ent-
wickelten sich bald zu oft recht anmassenden Burgherren
und erlaubten sich den Landleuten gegenüber zahlreiche
550
HER
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Uebergriffe, was zu steten Reibereien führte. Als der Abt
Kuno ein hartes Regiment einführen und die Lasten und
Kaserne Herisaa.
Abgaben der Appenzeller [erhöhen wollte, erhob sich das
Volk gegen das Klosterjoch, zerstörte 1403 die beiden
Burgen und zwang die äbtischen Amtsleute zum Verlassen
des Landes. Herisau selbst kaufte sich dann 1517 völlig
vom Kloster frei.
Herisau biMete zusammen mit Schwellbrunn und
Waldstatt eine unabhängige politische Gemeinde und
ebenso eine eigene Kirchgemeinde, an die sich bis 1417
noch Umäsch und Schönengrund anschlössen. 1516 be-
schloss man den Bau einer neuen Kirche, die 1520 ge-
weiht werden konnte. Ueber dem Hauptportal sieht man
jetzt noch den Appenzeller Bären^ der die Schlüssel St.
Feters in seinen Tatzen hält. Dieses Wappen war den
Appenzellem in Anerkennung ihrer während der Mailän-
der Kriege geleisteten Hilfe vom Kardinal Matthäus Schin-
ner verliehen worden und ward nun auf Befehl und
Kosten des päpstlichen Hauptmannes Berweeer aus Heris-
au über dem Portal der neuen Kirche in den Stein ge-
hauen. Nun kamen die Zeiten der Reformation, die zur
Trennung des bisher einzicen Kantons Appenzell in zwei
konfessionell geschiedene Hälften fährte. Die Messe ward
in Herisau 1529 abgeschafft. Von diesen Zeiten an schwang
sich der Ort zu grosserer politischer Bedeutung auf, ver-
mochte aber bei der 1507 stattfindenden Trennung nicht,
Hauptort des neuen Kantons Appenzell A. R. zu werden. 1648
trennten sich Schwellbrunn und 1719 Waldstatt als eigene
Gemeinden von Herisau ab. Im 18. Jahrhundert tonten
zeitweilig heftige Parteikämpfe, die soweit fingen, dass
z. B. im Landhandel die unter Führung des Landam-
Postgebäude Herisau.
mannes Wetter aus Herisau stehenden sog. Harten und
die dem Landammann Zellweger aus Trogen anhängenden
sog.*]. Linden im Grossratssale selbst^ mit einander ins
Handgemenge kamen. Die Reibereien und Feindselig-
keiten im ganzen Kanton waren allgemein und so häufig,
dass sich ein Bürgerkrieg nur mit Mühe verhüten
Hess (1732). Nacn der französischen Revolution
pHanzte man auch in Herisau einen Freiheitsbaom
auf; dann rückten die fremden Truppen ins Land,
die auch Herisau durch beständige Einquartienin-
gen und Auferlegen von Kriegssteuem schwer
schädigten. Am 1. Januar 1812 zerstörte eine Feuers-
brunst 24 Gebäude. 1871 wurden in Herisau 1600
französische Soldaten interniert. Herisaa ist die
Heimat von zahlreichen verdienten Staatsmännern
und Verwaltungsbeamten aus den Geschlechtem
Tanner, Wetter, Nef, Meier, Schiess etc,
HERLI8BERQ (Kt. Luzem, Amt HochdoH).
740 m. Gem. und Weiler, am linksseitigen Uferge-
hänge des Baldeggersees und auf den Erlosen ; 3,7
km sw. der Station Hitzkirch der Seethalbahn. Ge-
meinde, mit Laufenberg und Ober Reinach : 31
Häuser, 192 kathol. Ew. ; Weiler : 10 Häuser, 58 Ew.
Wiesenbau und Viehzucht. Holzhandel und Strohindo-
strie. Werkzeug-, besonders Zangenfabrikation in Wald-
haus. Burgruine Ober Reinach, ssö. vom Dorf. 1064:
Erlinsberg; 1173 : Hergensberj ; Patronymikuno (von
hart = Keer und ger = Speer, Lanze).
HERLI8BERQERWALD (Kt. Luzem, Amt Sursee).
800 m. Tannenwald, auf der Höhe der Erlosen, w. über
dem Baldeggersee und sw. Herlisberg. 180 ha Flä-
che.
HERMANCe (Kt. Genf, Linkes Ufer). Bach; ent-
springt auf der Grenze gegen Frankreich nahe Machilty
(Hoch Savoyen) in 510 m, bildet zunächst auf eine Strecke
von 2,4 km die Grenze zwischen Frankreich and dem
Kanton Genf, tritt dann ganz auf französischen Boden
über und wird bis zu seiner Mündung in den Gen-
fersee auf weitere 5,8 km zum Grenzfluss. Mündet nach
12,7 km langem Gesamtlauf in nw. Richtung in Hermance
(375 m) von links in den Genfersee. Wira auf seinen
beiden Grenzabschnitten von 9 Brücken überschrit-
ten.
HERMANCE (Kt. Genf, Linkes Ufer). 379 m. Gem.
und Pfarrdorf, am linken Ufer des Genfersees reizend
elegen; 13,5 km. nö. Genf. Elektrische Strassenbahn
' nf-Hermance. Dampfschiffstation. Postablage, Tele-
graph, Telephon. 114 Häuser, 362 kathol. Gw. Wein-,
Ackere und Futterbau, Fischerei. Ziegelei. Eisenhaltige
Quelle, die nicht benützt wird. Die Zeit der Entstebni^
von Hermance ist unbekannt; man weiss nur, dass der
Ort während der burgundischen Kriege 1020 zerstört und
1025 von Irmengard, der Gemahlin König Rudolfs III. von
Burffund, wieder aufgebaut worden ist. Später kam der
Flecken an die Barone von Faucignv, die ihn mit Mauern
und Gräben umgaben und hier auch eine feste Barg er-
richteten, von der heute noch eine schöne Turmmine
steht. Beatrix von Faucig[ny. Tochter des Grafen Peter
von Savoyen, Hess eine reichlich dotierte Kirche erbauen
und gewährte den Bewohnern grosse Freiheiten. Sie ward
hier 1310 begraben. Um 1326 unternahm Graf Eduard von
Savoyen einen vergeblichen Versuch, den Ort mit Sturm zu
nehmen. Zur Zeit der heftigen Kämpfe zwischen den
Grafen von Savoven und den Grafen von Genevois war
Hermance ein sehr wichtiger Hafen- und Rastplatz. Es
hatte dann unter der Eroberung des Chablais cfarch die
Berner und noch mehr 1589 im Verlauf der Fehden des
Herzogs von Savoyen mit der Stadt Genf stark zu leiden.
Die Genfer und ihre Verbündeten plünderten den Ort,
zerstörten Kirche, Rathaus und die Befestigungswerke und
schütteten den Hafen zu. Die nach Einführung der Refor-
mation zuerst aufgehobene katholische Konfession ward
1598 wieder hergestellt. Im gleichen Jahre hielten hier
Abgeordnete des Herzogs von Savoyen und der RepubHk
Genf während 25 Tagen Beratungen über die vom Herzog
den Genfern gegenüber zur Anwendung gebrachten Zoll-
und Steuerabgaben statt, die aber zu keinem Ergebnis
führten. Die Kirche von Hermance 1637 durch Christine
von Frankreich neu erstellt. Hermance lieft in dem
Territorium, das im Turiner Vertrag von 1816 der Stadt
Genf zugesprochen wurde. Pfahlbau aus der Stein- und
Bronzezeit, mit zahlreichen Funden von Bronzegegeo-
ständen und mit Gräbern aus der Uebergangszeit von der
gel
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551
Stein- zur Bronzekultur,
romische Münzen. 1271 :
Römischer Meilenstein und
Ermencia. Vergl. Fontaine-
k
Bargtarm Hermance.
Borgel. Hermance, de» temps ancieng ä nos jour», Ge-
növe 1888.
HERMANDINGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen.
Gem. Auswil). 685 m. Weiler, 700 m ö. Ober Auswil und
2 km ö. der Station Rohrbach der Linie Langen thal-Wol-
husen. 10 Häuser, 61 reform. Ew. Kirchgemeinde Rohr-
bach. Käserei.
HERMANHOF (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Auswil). 675 m. Nördl. Abschnitt der Gemeinde Auswil,
mit einigen zerstreut gelegenen Höfen; 1,5 km ö. der
Station Kohrbach der Linie Lan^enthal-Wolhusen. 14
Häuser, 76 reform. Ew. Kirchgemeinde Rohrbach.
HERMAT8WIL (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Pfäffi-
kon). 750 m. Dorf, am NO.-Hang des Tannenbergs : 4,5
km nö. Pfaffikon und 2,5 km w. der Station Saland der
Tössthalbahn (Winterthur-Wald). Telephon. 26 Häuser.
114 reform. Ew. Wiesenbau.
HERMENCE (POINTE D>) (Kt. Wallis, Bez. Ha-
rens). 2665 m. Gipfel, ö. Yorberg des Sex Rouge (2907 m),
in der Gruppe des Wildhoms, rechts über dem Thal der
Li^ne und o Stunden n. über Ayent.
HERMENCHE8 (Kt. Waadt, Bez. Moudon). 682 m.
Gem. und Dorf, auf einem Höhenrücken links über der
Bressonnaz, im zentralen Jorat und an der Strasse Mou-
don-Villars-Mendraz-^hallens. 4,2 km sw. Moudon und
2,5 km sw. der Station Syens der Linie Lausanne-Payeme-
Lyss. Postablage, Telepaph, Telephon ; Postwagen Mou-
don-£challens. Gemeinde, eine Reihe von Einzelhöfen
umfassend : 57 Häuser, 317 reform. Ew. ; Dorf: 41 Häu-
ser, 219 Ew. Kirchgemeinde Svens. Landwirtschaft. Stand
zur Zeit der Bemer Oberhoheit unter der Burgvogtei
Moudon. 1641 zu einer kleinen Herrschaft umgewandelt,
die der Reihe nach den Familien de Crousaz, d'Yverdon
und Constant gehörte. 1254 : Ermenges ; 1453 . Hermainge.
HERMIET8WIL oder HERMIET8CHWIL (Kt.
Aarsau, Bez. Bremgarten). 408 m. Gem. und Pfarrdorf,
am linken Ufer der Reuss, an der Strasse Luzem-Brem-
earten und 2 km s. der Station Bremgarten der Linie
Brugg-Wohlen-Bremgarten. Postbureau, Telephon : Post-
wagen Bremgarten-H^ri. Gemeinde, mit Staffeln : 41 Häu-
ser, 389 kathol. Ew. ; Dorf: 16 Häuser, 216 Ew. Ackerbau
und Viehzucht. Waisen- und Armenhaus für katholische
Kinder. Das 1062 neben dem Kloster Muri erbaute Bene-
diktinerinnenkloster wurde 1180 nach Hermetswil verlegt.
Es hatte bis 1^6 eine Priorin und von da an eine Aeb-
tissin an seiner Spitze. Nach dem ersten Frieden von
Kappel entsagte die damalige Priorin Anna Göldlin dem
geistlichen Stand und heiratete einen Bürger von Brem-
girten. Die Heirat wurde aber als nichtig erklärt, Anna
öldlin musste Busse tun und als einfache Nonne wieder
in das Kloster eintreten. Das Kloster zusammen mit den
übrigen aargauischen Klöstern am 13. Juni 1841 aufge-
hoben und auch bei der von der eidgenössischen l%g-
satzung geforderten Wiederherstellung der Frauenklöster
(19. Juli 1841) nicht wieder eröff'net. Erst am 29. Augast
1843 konnte es neuerdings in seine Rechte treten, um
dann am 16. Mai 1876 endgiltig aufgehoben zu werden.
Dient seit 1878 als Waisen- und Armennaus für katholische
Mädchen. 1030: Uermanswil; 1150: Hermonttwilare.
HERMIKON (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Düben-
dorf). 442 m. Weiler, am rechten Ufer der Glatt, 3 km so.
Dübendorf und 2 km w. der Station Schwerzenbach der
Linie Zürich-Uster-Rapperswil. 16 Häuser, 85 reform. Ew.
858 : Heremuntinchovun ; vom althochdeutschen haH =
Heer und munt = Stütze, Hort.
HERMII8BERQ (Kt Freiburg,' Bez. Sense, C^m.
St. Urs). 730 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer
des Tasbergbaches ; l,i3 km nö. Tentlinffen (Tinterin) und
6,5 km so. vom Bahnhof Freiburff. 26 kathol. Ew. deut-
scher Zunge. Wiesen- und Ackerbau, Viehzucht. 1269 be-
sass die Komthurei St. Johann in Hermisberg ein Lehen,
das noch 1621 erwähnt wird.
HERMISBÜHL (Kt. Freiburff, Bez. Sense, Gem.
Ueberstorf). 684 m. Gruppe von 4 Häusern, über dem
linken Ufer der Sense, 5 km so. der Station Flamatt der
Linie Bern- Freiburg und 2,4 km nö. Ueberstorf. 28 ka-
thol. Ew. deutscher Zunge. Wiesen-, Acker- und Obstbau,
Viehzucht.
HERMII8WIL (Kt. Bern. Amtsbez. Seftigen, Gem.
Rümligen). 860 m. Gruppe von 8 Häusern, je 1,5 km ö.
Rümligen und w. der Station Kaufdorf der Gürbethal-
bahn (Bem-Wattenwil-Thun). 37 reform. Ew. Kirchge-
meinde Thumen.
HERMII8WIL (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen). 490 m.
Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Oenz, an der Strasse
Buredorf-Langenthal und 1,5 km n. der Station Rietwil
der Linie Olten-Bern. Postablage. 19 Häuser, 112 reform.
Ew. Kirchgemeinde Herzogenbuchsee. Landwirtschaft.
1290: Hermanswiler.
HERMITAQE (L*) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Charmey). 900 m. Kapelle, im Val de Gräce; 1,5 km so.
Gharmey. Der h. Dreifaltigkeit (Sainte Trinit^) geweiht
und nach St. Paul und dem sei. Nikiaus von der Flüe
benannt. Die Zeit der Stiftung ist unsicher. Der Priester
Fran^ois Tornare legte ein Stück Wald um die Kapelle
nieder, erbaute daneben ein kleines Haus und lebte hier
als Einsiedler, bis er 1724 starb. Seine Bibliothek vermachte
er den Geistlichen der Kirchgemeinde und das Mobiliar
des Hauses seinem Nachfolger. Nach ihm haben dann
noch fünf Einsiedler hier gelebt; heute wird die Hütte
von einer Familie bewohnt.
HERMOLINQEN (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Rotenburg). 524 m. Gruppe von 2 Häusern, 800 m w. vom
Dorf und 1,5 km nö. von der Station Rotenburg der Linie
Olten-Luzern. 36 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Waisenhaus. 1306 : Herma-
mingen.
HERMRIQEN (Kt. Bern, Amtobez. Nidau). 470 m.
Gem. und Dorf, an aar Strasse Biel-Aarberg und 6,2 km
s. vom Bahnhof ßiel. Postablage, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Biel-Aarberg. 55 Häuser, 307 reform. Ew.
Kirchgemeinde Täuffelen. Acker-, Obst- und Gemüsebau.
Käserei. Zwei schöne Brunnen, deren einer die Jahres-
zahlen 1723 und 1777 trägt. Grabhügel aus der ersten
Eisenzeit mit wertvollen Fundgegenstäuden (eisernes
Halsband, Fibeln aus vergoldeter bronze, goldener Stirn-
ring, Bronzegürtel, goldene Ohrringe).
HERNER (Kt. Zürich, Bez. und (iem. Horgen). Häu-
sergnippe. S. den Art. Hkrdener.
HERNIAULAZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ville-
neuve). 1216 ra. Hüttengruppe, hinten im Thal der Tiniere
552
HER
HER
und am S.-Hang der Rochen de Naye, 6 km nö. Ville-
neuve. Lias. Qaellen, für die Wasserversorgung von YiUe-
neuve gefasst
HEROLFINQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen,
Gem. Gisenstein). 729 m. Weiler; 1,2 km n. Gisenstein
und 2,7 km nö. der Station Tägertschi der Linie Bern-
Luzern. 14 Häuser, 102 reform. Ew. Kirchgemeinde Mün-
singen. Viehzucht.
HERREN (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg). 1005
m. Gruppe von 5 Häusern, 4 km nw. der Station Rebstein
der Linie Rorschach- Sargans. 19 kathol. Ew. Ackerbau
und Viehzucht. Seidenweberei.
HERRENBERQ (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Berg-
dietikon). 621 m. Gruppe von 3 Häusern, am SO.-Hang
des Heitersbergs, 4 km sw. der Station Dietikon der Linie
Zürich-Baden-Brugg und 1,5 km n. der Station Rudolf-
stetten der elektrischen Strassen bahn Dietikon-Brem^r-
ten. 25 reform. Ew. Kirchgemeinde Dietikon. Landwirt-
schaft. Sommerfrische.
HERRENDINQEN (Kt.Luzem, Amt Hochdorf, Gem.
Eschenbach), Häusergruppe. S. den Art. Herrentingen.
HERRENFELD (OBER und UNTER) (Kt., Bez.
und Gem. Schwyz). 690-540 m. Sieben Häuser, über der
Strasse Schwyz-Sattel zerstreut gelegen; 1,3 km nw.
Schvvyz. 44 kathol. Ew. Zwei Herrenhäuser, von denen
das in Unter Herrenfeld stehende zu Beginn des 18.
Jahrhunderts von dem Geschlecht Niederöst erbaut wor-
den ist, dessen männliche Glieder in fremden Kriegs-
diensten zum Teil hohe Offiziersstellen bekleideten.
HERRENQA88E (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen,
Gem. Ober Sleckholz). 539 m. Weiler, im Thal der Roth
und 4 km w. der Station Lotzwil der Linie Langenthal-
Wolhusen. 11 Häuser, 65 reform. Ew. Kirchgemeinde
Lotzwil. Käserei. So benannt nach den Mönchen des in
der Nachbarschaft stehenden einstigen Klosters St. Urban.
HERRENHOF (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggen-
burg, Gem. Ober Uzwil). 615 m. Gruppe von 4 Häusern,
3 km OSO. Ober Uzwil und 3,2 km so. der Station Uzwil
der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 23 kathol. und
reform. Ew. Kirchgemeinden Ober Uzwil und Niederglatt.
Viehzucht. Stickerei.
HERRENHOF (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem.
Langrickenbach). 525 m. Dorf, an der Strasse Altnau-
Langrickenbach, 300 m nw. Langricken bach und 3,5 km
sw. der Station Altnau der Linie Romanshom^Konstanz.
Telephon. 32 Häuser, 148 zur Mehrzahl reform. Ew.
Kirchgemeinde Altnau. Waldungen. Wiesenbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Stickerei.
HERRENLOCH (Kt. Solothurn, Amtei Lebern). 1180
m. Bemerkenswerte Höhle, am S.-Hang der Weissen-
stein kette und 2,5 ^km ö. vom Gasthof
auf dem Weissenstein. Soll den Bewoh-
nern der Umgehend in Krieffszeiten.
B. auch zur Zeit der französischen 1
volution, als Zufluchtsort sedient haben.
Auf der Siegfriedkarte nicnt verzeichnet.
HERRENMATT (Kt. Solothurn,
Amtei Domegg, Gem. Hochwald). 616
m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer
Waldlichtung, nahe der Grenze gegen
den Kanton Bern, 3 km so. der Station
Aesch der Linie Delsberg-Basel und
1,1 km w. Hochwald. 22 kathol. Ew.
Viehzucht und -handel.
HERREN8BERQ (Kt. St. Gallen,
Bez. Alt Toggenburg, Gem. Lütisburg).
774 m. Gruppe von 5 Häusern, über
dem rechten Ufer des Necker und 4,5
km so. der Station Lütisburg der Tog-
gen bur^erbahn. 27 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinde Ganterswil. Vieh-
zucht. Handwerk.
HERREN8CHNABEL (Kt. Lu-
zem, Amt Entlebuch, Gem. Schüpf-
heim). 1010 m. Bauernhof, am N.-
Hang des Farnern und 2,5 km ö. über
Schüpfheim. Früher stand hier ein Ar-
menhaus, das 1860 von einem Geisteskranken in Brand
gesteckt wurde.
HERRENSCHOR (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Rechthalten). 870 m. Gruppe von 5 Häusern; 1,4 km n.
Rechthalten (Dirlaret) und 10,5 km so. vom Bahnhof
Freiburg. 30 kathol. Ew. deutscher Zunge. Wiesen- und
Ackerbau, Viehzucht.
HERREN8CHWANDEN (Kt. und Amtsbex. Bern,
Gem. Kirchlindach). 575 m. Dorf, über dem rechten Ufer
der Aare, an der Strasse Bern-Biel : 2,5 km s. Kirchlind-
ach und 4,5 km nnw. vom Bahnhof Bern. Telephon ; Post-
wagen Bern-Uettligen. 25 Häuser, 2t5 reform. Ew. Land-
wirtschaft.
HERRENTINQEN oder HERRENDINQEN (Kt.
Luzern, Amt Hochdorf, Gem. Eschenbach). 522 m. Gruppe
von 4 Häusern : 2,8 km sw. der Station Eschenbach cfer
Seethalbahn. 29 kathol. Ew. Acker- und Obstbau. Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. 1302 : Heratingen ; 1906 : Her-
oltingen.
HERRENWEG (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Rein-
ach). 635 m. Weiler, am linksseitigen Gehänge des Wi-
nenthales und 1,5 km nw. der Station Reinach der Zweiff-
linie Beinwil-Reinach der Seethalbahn. 14 Häuaer, la)
reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht, Viehhandel.
HERRENWEQ (OBER und UNTER) (Kt. St. Gal-
len, Bez. See, Gem. Eschenbach). 495 und 481 m. Zwei
Gruppen von zusammen 16 Häusern; 1,6 km so. Eschen-
bach und 1,7 km n. der Station Schmerikon der Linie
Rapperswil-Wesen-Sarjrans. 64 kathol. Ew. Acker- und
Obstbau, Viehzucht. 14w : am Herwege. Die Herwege wa-
ren alte Fahrwege, z. T. noch Römerstrassen. Dieser
Ortsname heute meist in Herren weg umgewandelt
HERRQARTEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Alterswil). Gruppe von 5 Häusern, über dem linken Ufer
der Sense; 2,7 km ö. Alterswil una 13,2 km ö. vom Bahn-
hof Freiburg. 28 kathol. Ew. deutscher Zunge. Wiesen-
und Ackerbau, Viehzucht.
HERRQA88 (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Hom-
brechtikon). 535 m. Gruppe von 9 Häusern, an der Strasse
Grüninffen-Uerikon, 1 km n. der Station Hombrechtikon
der Linie Uerikon-Bauma und 1,2 km n. vom Dorf Hom-
brechtikon. 38 reform. Ew. Wiesenbau.
HERRQOTT8WALD (Kt. und Amt Luxem, Gem.
Kriens). Häuser. S. den Art. Hergiswald.
HERRLIBERQ oder HELLBERQ (Kt Zürich, Bez.
Hinwil, Gem. Gossau). 548 m. Kleines Dorf, 4 km so.
Gossau und 3 km nnw. der Station Bubikon der Linie
Zürich-Uster^Rapperswil. 24 Häuser, 114 reform. Ew.
Wiesenbau.
HERRLIBERG (Kt. Zürich, Bez. Meilen). Kirche in
440 m. Gem. und Kirchgemeinde, am rechten Ufer des
Zürichsees, zwischen Meilen im S. und Erlenbach im N.
Gemeinde, mit den Weilern und Häusergruppen Am See,
z.
Re-
Kirche Herrliberg.
Dächliswil, Grüt, Herrliberg Kirche, Hohbühl, Rain,
Wetzwil, Hof und Rütihof: wi Häuser. 984 Ew. (wovon
81 Katholiken). Die Häusergruppe bei der Kirche heisst
HER
HER
553
Heirliberg Kirche oder cßei der Kirche»; hier Post-
boreau, Telegraph und Telephon, sowie die Station Herr-
libers-Feldmeilen der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zu-
rich-Meilen-Rapperswil). Dampfschiffstation. Weinbau,
Viehzucht. Seidenindustrie. 1170: Herdliber]^; 1290 : Her-
diberch. Etymoloffie unsicher, vielleicht einen Ort be-
zeichnend, wo Ställe für Viehherden standen. Die um die
Mitte des 14. Jahrhunderts genannten Meier von Herrii-
berg waren nicht ritterbärtig. Ihre Wohnung soll nach
Blontschli's Meniorabilia Tigurina oberhalb der Schipf
auf einem lustigen Bühl gelegen haben. Der Ort von den
Grafen von To^genburg 1400 an die Stadt Zürich abge-
treten und von dieser 1412 mit ihrer Obervogtei Kus-
nacht vereinigt.
HERRLIBERQ KIRCHE (Kt. Zürich, Bez. Meilen,
Gem. Herrliberg). Weiler. S. den Art. Herrlibebg.
HERRLI8BERQ (Kt. Zürich, Bez. Morgen, Gem.
Wädenswil). 610 m. Kleines Dorf, am linkssei-
tigen Gehänge des Zürichsees und 1,9 km sw.
der Station Wädenswil der linksufrigen Zürich-
seebahn (Zürich- Wädenswil). 21 Häuser, 109
reform. Ew. Wiesenbau.
HERRSCHAFT (Kt. Graubünden, Bez. Un-
ter Landquart). Historischer und noch heute oft
gebrauchter Name für den Kreis Maienfeld, der
während drei Jahrhunderten eine gemeinsame
Herrschaft oder Untertanen land der drei Bünde
sewesen ist und unter der unmittelbaren Ho-
neit des Zehngerichtebundes stand. Bei der Erb-
teilung der Guter des Grafen von Toggenburg
kamen Maienfeld und Thusis 1437 an Wolfhart
von Brandis und Thüring von Aarburft. 1509
verkauften Johann von Brandis seine Hoheits-
rechte auf die Herrschaft Maienfeld und 1536
Hans von Marmels seine feste Burg Aspermont
mit allen dazu gehörigen Ländereien und Rech-
ten, sowie seine Hoheitsrechte über Jenins und
Malans den drei Bünden. Die Herrschaft stand
unter einem im Schloss Maienfeld wohnenden
Vogt, der von den Bünden abwechselnd fauf
eine Amtsdauer von je 2 Jahren* ernannt wurde.
Maienfeld, das zwar auch den 3 Bünden unter-
stand, aber in den Zehngerichtebund aufgenom-
men worden war und deshalb gewisse Vorrechte
vor den andern Orten der Herrschaft hatte,
beaass ebenfalls das Recht, sobald es an der Reihe war,
einen Vogt zu ernennen. Der letzte dieser Vögte war
ein Bürger von Maienfeld. 1803 wurde die Herrschaft in
einen Gerichtsbezirk umgewandelt, der dieselben Rechte
genoss wie alle übrigen des Kantons. Vergl. den Art.
Maienfeld (Kreis).
HERR8CHMIETTLEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil,
Crem. Gossau). 543 m. Gemeindeabteilung und kleines
Dorf, an der Strasse Grüningen-Dümten ; 4,3 km so.
Gossau und 2,2 km nw. der Station Bubikon der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. Telegraph, Telephon. Gemeinde-
abteilunff, mit Ermisned, Fuchsrüti und Herrliberg: 58
Häuser, 275 reform. Ew. ; Dorf: 25 Häuser, 115 Ew. Wie-
sen- und Obstbau, Viehzucht. Käserei. Etwas Seiden-
Weberei .
HEr'sbERG (Kt. Basel Land, Bez. Liestal). 515 m.
Gem. und Weiler, am SO.-Hang des Dombergs, an der
Grenze gegen den Kanton Aargau und 5 km nö. der
Station Liestal der Linie Ölten -Basel. Postablage. 15
Häuser, 86 reform. Ew. Kirchgemeinde Arisdorf. Land-
wirtschaft. Kleinste Gemeinde des Kantons. Alemannen-
gräber.
HER8IWIL (Kt. Solothum, Amtei Kriegstetten). 500
m. Gem. und Dorf, 5 km sw. der Station Inkwil der Linie
Lvss-Solothum-Herzogenbuchsee. Postablage, Telephon.
^ Häuser, 152 Ew. (wovon 23 Reformierte). Kirchge-
meinde Kriegstetten. Viehzucht, Käserei.
HERTEN (OBER und UNTER) (Kt. Thurgau, Bez.
und G^m. Frauenfeld). 528 und 500 m. Zwei Weiler mit
zusammen 37 Häusern ; 1,2 km von einander entfernt und
2 bezw. 3,2 km ö. vom Bahnhof Frauenfeld. Postablace.
207 reform. Ew. Wein-, Acker-, Obst^, Wiesen- und Wald-
bau, Viehzucht. Käserei. Ein Teil der Bewohner arbeitet
in den Fabriken von Frauenfeld. Von dem im Sommer
von Spaziergängern oft besuchten Aussichtspunkt Blättli
(w. über den Weilern) kann man ganz Frauenfeld und
Umgebung überblicken.
HERTEN (OBER und UNTER) (Kt. Zürich, Bez.
Winterthur, Gem. Ellikon). 414 und 407 m. Zwei Gruppen
von zusammen 12 Häusern, in der Ebene der Thur, 21cm
nw. Ellikon und 3,5 km ö. der Station Thalheim der Linie
Winterthur- Etzwilen-Singen. 58 reform. Ew. Kirchge-
meinde Altikon. Hier soll die Stammburg des Kiburger
Dienstmannes Heinrich von Herten, Gatten der Stifterin
des Klosters Töss (um 1234) gestanden haben.
HERTEN8TEIN (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Ober
Siggenthal). 485 m. Gruppe von 9 Häusern, am W.-Hang
der Lägern und 1,8 km n. der Station Baden der Linie
Zürich-Baden-Brugg. Telephon. 60 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Kirchdorf. Acker^ und Weinbau, Viehzucht.
Schöne Aussicht.
HERTEN8TEIN (Kt. und Amt Luzem, Gem. Weg-
Hertenstein (Rt. Luxem) mit dem Pilatas.
gis). 446 m. Gruppe von 3 Häusern, am Vierwaldstätter-
see reizend gelegen, 2 km sw. Weggis. Dampfschiffstation.
Postabiaffe, Telephon. 18 kathol. Ew. Gasthof, Pension
und Schloss. Beliebte Sommerfrische.
HERTI (AUF DER) (Kt. und Bez. Schwyz, Gem.
Unter Iberg). 932 m. 30 Häuser, zwischen der Minster
und Stillen Waag und nahe der Vereinigung dieser beiden
Bäche zerstreut gelegen, 300 m s. Unter Iberg und 12 km
so. Einsiedeln. 209 kathol. Ew. Hier steht die Pfarrkirche
von Unter Iberg. Schulhaus. Ackerbau und Viehzucht.
Säge. Seidenindustrie. Stark besuchte Sommerfrische.
Bildet seit der kirchlichen Trennung von Ober und Unter
Iberg (1870) mit Stöcken zusammen den Siedelungsmittel-
punkt der Gemeinde. Der Name Herti, richtiger Härti
geschrieben, von hart; bezeichnet ein Stück wenig er-
trägliches Land, das schwierig (hart) zu bebauen ist und
oft einen Teil der Allmend bildete. (Vergl. Schweizer.
Idiotikon. Bd H.)
HERWiERTS DEM WA88ER (Kt. Nidwaiden).
Landschaft. S. den Art. Wasser (Herw^erts dem).
HERZIGEN (OBER und UNTER) (Kt. Luzern, Amt
Hochdorf, Gem. Rain). 608 und 592 m. Zwei Gruppen von
zusammen 5 Häusern, im Thal des Ron, 1 km n. Rain
und 5,8 km wnw. der Station Eschenbach der Seethal-
bahn. 35 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. 1306: Herzingen; vom althochdeutschen
hari = Heer.
HERZNACH (OBER und UNTER) (Kt. Aargau,
Bez. Laufenburg). 427 und 416 m. Gem. und zwei Dörfer,
in einer linksseitigen Verzweigung des Frickthales, an
der Strasse Aarau-rrick und 4,o km so. der Station Frick
der Linie Zu rieh -Brugg- Basel. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwatcen Aarau-Frick. Gemeinde, mit den
Dörfern Ober und Unter Herznach und vereinzelten Häu-
sergruppen: 134 Häuser, 639 kathol. Ew.; Dorf Ober
554
HER
HER
Herznach : 28 Häuser, 142 Ew. ; Dorf Unter Herznach: 90
Häuser, 424 Ew. Kirchgemeinde Ueken. Acker- und Wein-
bau, Viehzucht und Bienenzucht. Sei-
denweberei. Eine Musikdosenfabrik. ,
1854 wütete in Herznach eine Cholera-
epidemie. Die Pfarrei einst Eigentum
des Klosters Rheinfelden, dem sie mit
ihren sämtlichen Einkünften 1406 vom
Herzog Friedrich von Oesterreich ver-
gabt worden war. Gräberfeld mit Skele-
ten in der blossen Erde oder in Steinsär-
gen, aber ohne Beigaben. Hier findet
sich eisenhaltiger Dogger (woher wahr-
scheinlich der Name Herznach oder
Erznach), der früher ausgebeutet und
verhüttet worden ist. Gehört der Callo-
vienstufe (Zone des Peltoceraa cUhleta)
des Dogger an und ist an seiner dun-
kelziegelroten Farbe leicht kenntlich.
Diese oberste Doggerstufe wird hier
ohne Zwischenlagen von pyritischen
Mergeln der Zone mit Cardioceras Lamberti von einer we-
nig mächtigen, aber an gut erhaltenen Fossilien (Leitfos-
sil : Cardiocercu cordatum) reichen, ockergelben Schicht
der Oxfordstufe überlagert. Darüber folgen das Argovian in
normaler Ausbildunjg^ und Mächtigkeit, dann- mit einer
grossen Lücke- Kreide, Eocän, Oligocan, obere Miocän-
konglomerate und endlich rote sandige Merkel mit der
gleichen Fauna, wie sie die Faluns der Touraine aufwei-
sen. Diese ganze Schichtfofge ist hier besonders bemer-
kenswert durch ihren Reichtum an Fossilien, die aller-
dings nicht immer gleich gut erhalten sind.
HERZOQENBMCH8KE (Kt. Bern, Amtobez. Wan-
gen). 473 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, an der Kreu-
zung der Strassen Zürich-Aarau-Bern und Burgdorf-
Wangen, 7 km sw. Langenthai. Station der Linien Olten-
Bem und Herzogen buchsee-Solothurn-Lyss. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach Bleienbach, Grass-
wil, Koppigen und Wiedlisbach. Gemeinde, mit Holz und
Lorraine: 294 Häuser, 2533 reform. Ew; Dorf: 245 Häuser,
2112 Ew. Die Kirchgemeinde Herzogenbuchsee ist nach
Gsteig und Langnau die drittgrösste Landkirchgemeinde
des Kantons und umfasst etwa den dritten Teil des Amts-
Ober Oenz, Rötenbach, Thörigen und WanzwH. Zasain-
men 7397 reform. Ew. Grosse Kirche, 1728 erbaut Als
Kirchgasse in Herzogenbuchsee.
bezirkes Wangen mit den Zivilgemeinden Herzogenbuch-
see, Berken, Bettenhausen, Bollodingen, Graben, Hei-
menhausen, Hermiswil, Inkwil, Ochlenberg, Nieder und
Herzogenbachsee von Westen.
vor der Erbauung der Linien Bem-Biel, Solothom-Borg-
dorf und Olten-Solothurn die Linie Herzogen buchsee-So-
lothum die einzige Verbindunff zwischen der Linie Bern-
Olten und den Juragesenden Herstellte, entwickelte sich
Herzogenbuchsee rasch zu einem wichtigen Ort. Ans
dieser Zeit datieren sein stattliches Bahnhofquartier und
das Aufblühen der Mehrzhal seiner industriellen Be-
triebe : Zement- und Zementsteinfabriken, Schuhfabrik,
eine grosse Seidenweberei, eine Wollbleicherei, Buchdnik-
kerei, Uhrenfabrik, Baugeschäfte. Käsehandel. Sekundar-
und Haushaltungsschule. Spital. Wasserversorgung in
den Häusern; elektrisches Licht und Kraft vom Werk
Winau. Wochenmarkt und 4 grosse Jahrmärkte. Her-
zogenbuchsee, im Volksmund kurzweg Buchsi genannt
verdankt den ersten Teil seines Namens den Herzogen
von Zähringen, die es zum Unterschied von Munchen-
buchsee(Johanniterkloster) sogenannt hatten. 886 : Puhsa;
1254 : Villa Buxe ; vom althochdeutschen buhs = Bu-
haium {Buxtu sempervirens). S. darüber Sc^toeizer. Idio-
tikon. Bd IV, S. 1000. Grabungen auf dem Kirchhügel,
die ihm 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorge-
nommen wurden, haben Ueberreste von römischen Hei-
zungsanlagen und von drei Mosaiken zu Tage gefordert,
von denen ein einen Panther darstellendes Fragment
heute im Museum von Bern aufbewahrt wird. Dies und
andere Reste lassen den Schluss zu, dass hier an der
Kreuzung der Strassen von Burgdorf und Solothurn einst
ein Römerkastell sestanden habe. Die früheste Geschiebte
des Ortes ist nicht oekannt. Die Herzogin Agnes, Gemahlin
Berchtholds II. von Zährin^^en und Tochter Rudolfs von
Rheinfelden, vergabte 1108 ihre Güter und die Kirche zo
Herzogenbuchsee der Benediktinerabtei St. Peter im
Schwarzwald. Im folgenden Jahre stiftete sie in Her-
zogenbuchsee ein dem gleichen Orden angehörendes Prio-
rat, das sie dem nämlichen Kloster schenkte. 1557 kauf-
ten die ßerner das Priorat und machten es zum refor-
mierten Pfarrhaus. Von den Zähringern war Herzogen-
buchsee unterdessen an die Kiburger und von diesen
1406 an Bern gekommen. Der Kirchhof war zu verschie-
denen Malen der Schauplatz von blutigen Kämpfen, so
1332 im Gümmenenkrieg, 1374 im Guglerkrieg und lfö3
im Bauernaufstand. Dieser letztere fand hier sein unglück-
liches Ende: der von den Bauern befestigte Friedhof
wurde von den Bemern mit Sturm genommen, wobei 70
Häuser in Flammen aufgingen.
HERZOQENM0HLE(Kt. Zürich, Bez. Bülach,Gem.
Wallisellen). 429 m. Gruppe von 9 Häusern mit Fabrik,
am rechten Ufer der Glatt und 1 km sw. der Station \V«I-
lisellen der Linien Zürich-Winterthur und Zürich-Uster-
Rapperswil. Telephon. 56 reform. Ew. Kirchgemeinde
Schwamendingen.
HERZOQ8BACH (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Egnach). 419 m. Gruppe von 7 Häusern ; 1,8 km sw. der
Station Egnach der Lmie Rorschach-Romanshorn. 2S re-
form. Ew. Kirchgemeinde Neukirch-Egnach. Wiesen- und
Obstbau, Viehzucht. Handel mit Most.
HERZWIL (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Könu).
660 m. Weiler ; 2,5 km sw. Köniz und 2,5 km nö. der
Station Thörishaus der Linie Bern-Freibui^. Telephon.
HES
HEU
555
11 Häuser, 92 reforra. Ew. Wiesen- und Obstbau. Heimat
des im 18. Jahrhundert durch seinen Reichtum bekann-
ten Berner Bürgergeschlechtes Spycher.
HE8IQEN (Kt. und Bez. Schwvz, Gem. Muotathal).
554 m. Haus, am rechten Ufer der ^luota, 5 km nw. vom
Dorf Muotathal und 7 km osö. der Station Brunnen der
Gotthardbahn. 18 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Hier fand am 1. Oktober 1799 ein heftiger Kampf zwischen
Russen und Franzosen statt, bei welchem die von Suwa-
rowsUnterfeldherm General Rosenberg befehligten Russen
von den unter Mass^na stehenden Franzosen trotz heroi-
scher Gegenwehr geschlagen wurden.
HE8I.IBACH (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Küs-
nacht). 450 m. Dorf, auf den Höhen über dem rechten
Ufer des Zürichsees, 1 km so. der Station Küsnacht der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil).
Telephon. 82 Häuser, 612 reform. Ew. Wein- und Garten-
bau, Viehzucht. Grosse Drechslerei. Ursprünglich Hezilin-
bach ; 1158 : Hesilinbach.
HE88ENREMTE (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. Bürglen). 460 m. Dorf, an der Strasse Sulgen-Erlen,
2 km nö. der Station Sulgen der Linie Zürich- Winter-
thur-Romanshorn und 3,6 km ö. Bürglen. Telephon. 20
Häuser, 105 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sulffen. Wiesen-,
Obst- und Weinbau, Viehzucht und -handel. Eine me-
chanische Ziegelei. Stickerei. Torfmoor.
HE88IQKOFEN (Kt. Solothurn, Amtei Buchegg-
berg). 585 m. Gem. und Dorf, am N.-Han^ des Bucheffg-
berges und 5,5 km so. der Station Arch der Linie Lyss-Solo-
thum-Herzogenbuchsee. Postablage, Telegraph, Telephon ;
Postwagen Solothurn-Lüterswil und nach Gossliwil. 34
Häuser, 210 reform. Ew. Kirchgemeinde Aetingen-Mühle-
dorf. Acker- und Wiesenbau. Branntweinbrennerei. Se-
kundär-, Gewerbe- und landwirtschaftliche Schule. Nahe
dem Dorf ist ein Schalenstein angefunden worden. Beim
Zehnthaus (wo einst der Zehnten entrichtet werden
musste) Ueberreste einer römischen Siedelung und Ale-
mannengrab.
HE88I^BOHLALPEN (Kt. und Bez. Schw^z, Gem.
Illgau). ldOO-1800 m. Grosse und schöne Alpweide, eine
der besten des Kantons, am W.-Hang der Kette des Drus-
bergs und 4 km nö. über Higau. Wird im 0. vom Forst-
ber(| (2219 m), im S. vom Heuberg (1783 m), im W. vom
Schienberg (1575 m) und im N. vom Roggenstock (1781
m) begrenzt. Eigentum der alten Schwyzer Oberallmend-
genossenschaft. Wird mit einiffen Hundert Stück Vieh
bezogen. Hier die kleine Hessisoohlkapelle (1713 m), wo
im Sommer die Sennen ihren Gottesdienst halten. Ein-
mal im Jahr feiert man hier oben das im Land wohl be-
kannte Hessisbohlerälpl erfest, das in einem Gottesdienst
und darauf folgenden Ring- und Schwingkämpfen mit
Musikbegleitung besteht und viele Besucher anzieht. Hat
aber heute von seiner einstigen Bedeutung verloren.
HETTEN8WIL (Kt. Aarffau, Bez. Zurzach, Gem.
Leuggern). 372 m. Dorf; 1,4 km sw. Leuggem und 5,5
km w. der Station Döttingen-Klingnau der Linie Turgi-
Waldshut. Postablage. 32 Häuser, 155 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht.
HETTI8WIL (Kt. Bern, Amtsbez. Bursdorf, Gern,
Krauchthal). 549 m. Dorf, an der Strasse Hindelbank-
Krauchthal; 2,7 km nw. Krauchthal und 2,5 km s. der
Station Hindelbank der Linie Olten-Bern. Telephon;
Postwagen Hindelbank-Krauchthal. 79 Häuser, 742 reform.
Ew. Landwirtschaft. Käserei. 1107: Ottonisvillare. Hier
stand bis zur Reformation ein Cluniacenser Priorat. Beim
Einfall der Gugler 1375 zeichneten sich die Frauen von
Hettiswil durch ihre Tapferkeit aus, wofür ihnen der Er-
trag einer Wiese zur Abhaltung eines jährlichen Fest-
mahles (1885 abgeschafft) zur Verfügung gestellt wurde.
Vergl. Sterchi. Hettiswil und das ehemalige Cluniacensei*
Priorat. Bern 1878.
HETTLINQEN (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 435 m.
Gem. und Pfarrdorf, am Wiesenbach und an der Strasse
Winterthur-Andelfingen. Station der Linie Zürich-Winter-
thar-Schaffhausen. Postablage, Telegraph, Telephon. 85
Häuser, 462 reform. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht.
Grabhügel aus der ersten Eisenzeit mit Alemannengräbern.
Vereinzelte Funde aus der Römerzeit. Alemannensiede-
luDg. 886: Hetelinga; 897: Hetininga; 909: Hetiningum.
Die Edeln von Hettlingen, Dienstleute der Grafen von
Kiburg, 1241-1450 genannt. Die Truchsessen von Diessen-
hofen haben sich von diesem Geschlecht abgezweigt. Die
Burg war in der Ebene gelegen und von einem breiten
Wassergraben umgeben, von dem noch ein kleines Stück
sichtbar ist. Sie war 1390 im Besitz der Hopler von Win-
terthur, die ihre Vogteirechte vor 1460 an die Stadt Win-
terthur abtraten ; im 15. Jahrhundert kam sie in bäuer-
liche Hände, doch wurden die Besitzer stets zu den Mit-
gliedern der Winterthurer Herrenstube gezählt.
HETZLIQEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, (^em. Buttis-
holz). 560 m. Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer der
Rot, 2 km sw. Buttisholz und 7 km sw. der Station Nott-
wil der Linie Luzern-Olten. 41 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. 1287 : Hezlingen ; vom Deminutiv hato =
Krieg.
HEMBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg).
Bach ; entspringt am NO.-Hang der Pfeife in 1320 m,
fliesst in n. Richtung durch den Scheid wald, wendet sich
dann nach NO. und mundet nach 5 km langem Lauf
nördl. Stössen in 770 m von links in das Schwarzwasser.
HEMBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Rüschegg). 805 m. Weiler, am Heubach, 500 m so.
Rüschegg und 13 km sw. der Station Thurnen der Gürbe-
thalbahn ( Bern-Watten wil-Thun). 12 Häuser, 75 reform.
Ew. ^A^iesenbau*
HEMBEERIBERQ (Kt. Luzem, Amt WUlisau, Gem.
Lanffnau). 480 m. Gruppe von 4 Häusern, am O.-Fuss des
Buchber^s, 300 m s. der Kirche Langnau und 1,8 km sw.
der Station Beiden der Linie Luzern-Olten. 31 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Richenthal. Ackerbau und Viehzucht.
Heubeeri ist die Dialektform für Heidelbeere.
HEUBERQ (Kt. Bern und Uri). 2594 m. Felsspitze,
nw. über dem Sustenpass, w. über dem obersten Meien-
thal und ö. über dem obersten Gadmenthal ; letzter s.
Ausläufer der Titlisgruppe. Vom Sustenpass aus in einer
Stunde leicht zu besteigen. Schöne Aussicht, besonders
auf die Gruppen der Fünffingerstöcke und des Thier-
berges.
HEMBERQ (Kt. und Bez. Schwvz). 1788 und 1808 m.
Bergrücken, n. Muotathal und über den senkrechten
Wänden der Rotfluh ; am N.-Hang zahlreiche Alp weiden.
Kann von Iberg aus über die Mieseren oder von Muota-
thal über Ruchweid und Sperlenweid erreicht werden.
HEMBERQ (OBER) (Kt. Bern und Uri). 2781 m.
Gipfel, in dem vom Grassen (2946 m) gegen die Susten-
passhöhe absteigenden Kamm (Titlisgruppe), etwas n. vom
Heuberg ; steigt zwischen den kleinen Eisfeldern des
Sustenlochfirns und Oberthal^letschers unmittelbar nö.
über dem kleinen Gasthof Stein am Sustenpass auf; 5-6
Stunden onö. Gadmen.
HEMBODENALP (Kt. Glarus, Gern, Ennenda). 1300-
1900 m. Alp weide mit 3 Gruppen von zusammen 6 Hütten
(in 1387, 1454 und 1826 m), am NW.-Hang des Schild und
W.-Hang des Fähristockes, 2-3 Stunden nö. über En-
nenda. 220 ha gross. In 100 Alpweidenrechte abgeteilt.
Liegt an einer der Anstiegsrouten auf den Schild.
HEMEaOLI (Kt Bern, AmUbez. Interlaken, Gem.
Zweisimmen). 1800-2060 m. Alpweide, in einem Thälchen
zwischen den aus Triaskalken aufgebauten beiden Gipfeln
der Mieschfluh (2156 m) und des Brunnenhorns (2221 m).
Auf dem Vichsattel zwischen Brunnenhom und Ganthom
(2113 m ; Malm) neu erstellte Sennhütte, in deren Nähe
Rauchwacke, Gips und Flysch anstehen.
HEMEQRAT (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2428 m.
Begraster Bündnerschieferkamm ; zweigt vom Piz Grisch
nach NW. ab und endigt am Pala de Tgiern (2281 m).
Steigt zum Valserthal und Lugnez ziemlich sanft auf und
trägt hier auf seinen untern Terrassen die Dörfer Ters-
naus, Fürth und Camuns ; 4-5 Stunden so. über Ca-
muns.
HEMFALL8TOCK (Kt. Uri). 2053 m. Gneisgipfel,
zwischen Erstfeld und dem Riedthal, in dem nach W.
zum Krönlet (3108 m) ziehenden Kamm und links über
der Reuss. Kann von Bühl im Reussthal in 5-6 Stunden
oder vom Erstfelderthal über Bärlibutz erstiegen werden.
Etwas weiter nach 0. die «Spitze» (1871 m).
HEMM008ALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Tog^en-
burg, Gem. Nesslau). 1100-1400 m. Alpweide mit einigen
zerstreut gelegenen Hütten, am SO.-Hang des Jenthaler-
bergs und 6 km w. Stein im Toggenburg.
556
HEU
HIC
HEMRIED (Kt., Bez. und Gem. Zürich ; Stadtkreis III,
Quartier Wiedikon). 428 m. Aussenquartier der Stadt
Zürich, EndpuDkt der sog. Grünen Linie der stadtischen
elektrischen Strassenbahn, am N.-Fuss des Uetlibergs
und 3,2 km sw. vom Hauptbahnhof Zürich. 36 Häuser,
493 reform. Ew. Kirchgemeinde Wiedikon. Grosse Dampf-
ziegelei.
HEM8BERQ (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Mönchai-
torf). 549 m. Weiler, 4 km nö. Mönchaltorf und 1 km
sw. der Station Aathal der Linie Zürich-Uster-Rappers-
wil. 11 Häuser, 43 reform. Ew. Wiesenbau.
HEM8TOCK (Kt. Glarus). 2387 m. Begraster Gipfel,
in der vom Schild nach SO. auszweigenden Kette, ö. über
dem Linththal, zwischen Schwarzstöckli und Gu feistock
und 6-7 Stunden ö. über Ennenda. Besteht aus roten
Verrucanoschiefern, die auf Rötidolomit auflagern. Schöne
Aussicht.
HEM8TOCK (Kt. Glarus und St. Gallen). 2479 m.
Gipfel, in der Gruppe des Magere u, auf dem vom Mageren
nach W. zur Widersteinerfurkel ziehenden kurzen Kamm ;
zwischen dem st. gallischen Murgthal und dem glameri-
schen Mühlebachthal und zwischen Bützistock und Ruch-
siten, 6-7 Stunden nö. über Schwanden. Die Siegfried-
karte gibt den Namen Heustock dem 1 km weiter nach
W. gelegenen Punkt 2346 m, der in Wirklichkeit die
Bütziegff ist. Rote Verrucanoscbiefer. Am S.-Hang bis zu
Oberst fette Alpweiden, woher der Name des Berges.
Leicht zu besteigen und schöne Aussicht, weshalb er vom
Sernfthal aus oft besucht wird.
HEM8TRICH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Aeschi). 702 m. Heilbad und klimatischer Kurort, am
ONO.-Fuss des Niesen, am linken Ufer der Kander gegen-
über der am rechten Flussufer stehenden Station Ueu-
strich-Aeschi der Linie Erlenbach-Spiez-Fruti|en und
1,5 km sw. Aeschi. Telegraph, Telephon. 8 Hauser, 43
reform. Ew. Die alkalische Schwefelquelle von Heustrich
wird mit grossem Erfolg gegen chronische Lunsen- und
Darmkatarrhe angewendet. Das seit 1861 in verschiedenen
Bauperioden erstellte Badetablissement ist vollkommen
Bad Heustrich mit dem Niesen.
modern eingerichtet und hat mehr als 250 Betten. Im
Speisesaal alte Gemälde aus dem Schloss Utziffen. Zahl-
reiche schöne Spaziergänge. Aufstieg auf den Niesen in
4 Stunden. In der Nähe Ueberreste einer Etsenschmelze
aus der Bronzezeit.
HEMTHAL (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). Thal. S.
den Art. Fain (Val del).
HEMTTE (LA)(Kt. Bern, Amtsbez. Coutelary). 611 m.
Kirche HildiRrieden.
Gem. und Dorf, in einem engen Thälchen zwischen den
Schluchten von Sonceboz im W. und denen von La Rea-
chenette im 0., dem Monto im N. und dem NO.-Fuss des
Chasseral im S. ; an der Schüss und an der Strasse Biel-
Sonceboz, 6 km n. Biel. Postablage, Telephon. Station
der Linie Biel-Delsberg-Basel. Gemeinde: 44 Häuser, 400
zur Mehrzahl reform. Ew. (2t0 Ew. französischer und 182
deutscher Zunge); Dorf: 38 Häuser, 356 Ew. Kirchge-
meinde P^ry. Ackerbau und Viehzucht, Grosse, modern
eingerichtete Säge; lebhafter Holzhandel. Uhrenfabrik.
Der Name auf der Siegfriedkarte La Hütte (vom deutschen
Hütte) geschrieben ; doch ist der Name wahrscheinlich
keltischen Ursprunges und bezeichnet einen aus trocke-
nem Holz, Reisiff und Stroh zusammengetragenen Hau-
fen, wie ihn das Volk im Jura heute noch bei gewissen
festlichen Anlässen (soir des Brandons) aufhäuft, um ihn
dann in Brand zu stecken und um mit Fackeln aus Buchen-
zweigen (sog. feyea oder fayes^ von fagtis = Buche) in
den Händen rund um ihn herum zu tanzen. Es lässt sich
vermuten, dass hier in der keltischen Zeit eine Kultus-
stätte des Gottes Bei gewesen ist, dem die Fackeln (Bran-
dons) geweiht waren. Fund eines Bronzebeiles. Menhir
(Opferstein).
HEXENKESSEL (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
Etwa 1200 m. Wasserfall und sehr bemerkenswerte Glet-
schermühle, am O.-Ende des Kienthaies und 6 km so.
über dem Dorf Kienthal.
HEXENSEE (Kt. Bern, Amtebez. Interlaken). 2476 m.
Kleiner See, am N.-Hang der Kette des Faulhoms, am
W.-Fuss des Schwarzhorns und in einem beinahe das
ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckten Thälchen, 6
Stunden s. über der Station Giessbach. Die Volkssage lässt
ihn von Wetterhexen bewohnt sein.
HICKEREN (OBER und UNTER) (Kt. Luzem.
Amt Willisau, Gem. Hergiswil). 787 und 734 m. Zwei
Gruppen von zusammen 6 Häusern am linksseitigen Hang
HI6
HIL
557
des Enziwigfferthales, 1 km w. Hergiswil und 6.5 km sw.
der Station Willisau der Linie Langenthai- Wolhusen. 29
kathol. Ew. Ackerbau, Rindvieh- und Schweinezucht.
Hickeren ist ein Kollektivum von Hick = Riss, Ein-
schnitt und bezieht sich hier auf die zahlreichen Bach-
betten der Umgebung.
HIQH LEVEL ROAD (Kt. Wallis). Engl. Name für
den sog. Hcehenweg. S. diesen Art.
HILDI8RIEDi£N (Kt. Luzern, Amt Sursee). 687 m.
Gem. und Pfarrdorf, auf den Höhen zwischen dem See-
thal und Suhrenthal, an der KreuzunfT der Strassen Lu-
zern-Münsler-Aarau und ^empach-Hochdorf ; 5,5 km hö.
der Station Sempach der Linie Luzern-Olten. Postbureau,
Telephon^ Postwagen Emmenbrücke-Münster. Gemeinde,
mit Omelingen, Schöpfen und Traselingen : 85 Häuser,
535 kathol. Ew.; Dorf: 28 Häuser, 170 Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Stattliche neue Kirche in exotischem Stil, eine
der schönsten des Kantons, mit Strebepfeilern von Gra-
nit, hübschem Masswerk in den Fenstern und Rosetten,
reichem Portal und sehr schönem schlankem Turm. 1903
fertig gestellt. Der Ort zum erstenmal 1173 als Villa ge-
nannt. Der Turm der 1902 abgetragenen alten Kirche stand
an der Steile der ehemaligen Burg Hohene^g
und wurde 1421 restauriert. 1311 vergabte ein
Werner von Eng«! wardingen einer Dame « von
Hildisrieden » ein Stück Land. Bis 1802 der
Kirchgemeinde Sempach zugeteilt ; eigene
Zivilgemeinde seit 1836. 1180: Hiltinsrieden.
l4lLFKRDINQEN (OBER u. UNTER)
(Kt. Luzern. Amt Willisau, Gem. Ufhusen).
ö20-760 m. 36 Häuser, zwischen dem Warnis-
bach und der Grenze ge^en den Kanton
Bern zerstreut eelegen ; 1,5 km s. Ufhusen
und 3,5 km s. der Station Huswil der Linie
Langenlhal-Wolhusen. 266 kathol. Ew. Acker-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HILFEREN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch).
Bach ; entspringt mit mehreren Quellarmen
am S.-Hang der Beichlen in 1660 m, lliesst
der Reihe nach nach S., W. und NW., nimmt
zahlreiche kleine Nebenadern auf und mündet
nach 8 km langem Lauf 2 km s.Wiggen in
824 m von rechts in die Ilßs.
HILFEREN (HINTER und VORDER)
(Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Escholzmatt
und Marbach). 960-900 m. 18 Häuser, zu bei-
den Seiten des Hilferenbaches zerstreut gele-
gen, am Weg über den Hilferenpass, 3 km so.
der Station Wiggen der Linie Bern-Luzern
und 2,5 km nö. Marbach. Postablage. 109 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinden Escholzmatt und
Marbach. Viehzucnt. Der Name wahrscheinlich \
vom althochdeutschen hilwi = Hilfe, Schutz-
hütte gegen schlechtes Wetter.
HILFERENPASS (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 1292
m. Passübergang, zwischen Beichlen (1746 m) und Strick
(1950 m), Gruppe der Schrättenlluh ; verbindet Flühli in
öVt Stunden mit Wiggen bei Escholzmatt.
HILFIKON (Kt. Aargau. Bez. Bremgarten). 481 m.
Gem. und Dorf, am N.-Puss des Lindenbei^s, am Holzbach
and 3,5 km sw. der Station Wohlen der Linie Aarau-Lenz-
burg-Rotkreuz. Postablage, Telephon ; Postwagen Wohlen-
Meistersch wanden. 25 Häuser, 179 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Villmergen. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft, StrohUechterei. Neben einer am P'uss des Linden-
bergs stehenden kleinen Burg eine dem h. Grab in Jeru-
salem nachgebildete Wallfahrtskapelle. Die noch heute
bewohnte Burg wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts
von Melchior ^rgilgen angekauft und 1629 an den Un-
terwaldner Landammann Lussi verkauft, um 1644 an die
Brüder Zweier von Evibach und 1750 an Viktor von Roll
aus Solothurn überzugehen. Heute Eigentum einer pol-
nischen Familie. 893 : Hilfiniswilare.
HILTBRMNNEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem.
Altbüron). 560 m. Gruppe von 9 Häusern, 200 m s. Alt-
büron und 5 km nw. der Station Zell der Linie Lancen-
thal-Woihusen. 71 kathol. Ew. Kirchgemeinde Grossdiet-
wil. Landwirtschaft.
HILTENBERQ (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 548 m.
Tafeiberg aus Molasse, mit ziemlich steilen Hängen (be-
sonders gegen N.), über der Mündung der Glatt in den
Rhein. Zu oberst eine Kappe von Deckenschotter.
HILTENRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Untereggen). Weiler. S. den Art. Iltenriet.
HILTERFINQEN (Kt. Bern, Amtobez. Thun). 579 m.
Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer des Thunersees,
an der Strasse Thun-Interlaken, 4 km so. vom Bahnhof
Thun und nahe der Dampfschifistation Oberhofen. Post-
bureau, Telephon. Gemeinde, mit Bächi und Eichbühl :
86 Häuser, 669 reforin. Ew. ; Dorf: 59 Häuser, 482 Ew.
Die Kirchgemeinde Hilterfingen umfasst die Zivilgemein-
den Hilternnffen, Oberhofen, Heiligenschwendi und Teuf-
fenthal, von denen die zwei ersten am See liegen, während
die andern zwei die Vorberge der Blume umfassen, zum
Teil noch auf das Einzugsgebiet der Zulg übergreifen und
mehr als 1000 m hoch hegen. Zusammen 2461 Ew. Von
Hilterflngen bis Thun einerseits und bis Oberhofen an-
dererseits zieht sich in ununterbrochener Reihenfolge ein
langer Kranz von Villen und Landgütern. Acker- und
Obstbau, zahlreiche schöne Gartenanlagen. Premdenindu-
strie. Auf einem 20 m hohen, steilgeböschten Hügel steht •
die Pfarrkirche, die mit wertvollen Glasmalereien aus dem
Kirohö Hilterfingen.
15. und 16. Jahrhundert und mit schönen Fresken moder-
nen Ursprungs geschmückt ist. An der Längsseite Grab-
steine, lieber dem Friedhof der Spazierweg auf den Schnek-
kenbühl mit bemerkenswerter Aussicht auf den See und
die Berge am jenseitigen Seeufer. Zahlreiche Villen und
Landhäuser^ die meist nur im Sommer bewohnt sind. Die
schönsten dieser Landgüter sind der Eichbühl mit pracht-
vollen Gartenanlagen, das moderne Schloss Hünegg mit
berühmtem Park und das einst dem Kloster Thonberg
eigene Bächigut, dessen früheres bescheidenes Wohnhaus
heute durch einen stattlichen Schlossbau ersetzt ist. Die
Kirche, die als Filiale der Pfarrkirche von Einigen 930
erbaut worden sein soll, ging 1318 an das Kloster In-
terlaken, 1424 an die Edeln von Scharnachthal und 1652
zusammen mit der Gerichtshoheit an Bern über. 1231 :
Hiltolvingen ; 1318 : Hiltilfingen. Römische Kupfermün-
zen; auf dem Eichbühl und bei Hünegg Alemannengrä-
ber. Auf dem Bächigut stand einst die Burg der Herren
von Ried (1215 ein Petrus de Riede genannt).
HILTE8BERQ (HINTER und VORDER) (Kt. Zü-
rich, Bez. Hinwil, Gem. Wald). 680 und 640 m. Drei Häu-
ser, auf einer Terrasse mit schöner Aussicht, an der Grenze
gegen den Kanton St. Gallen und 2 km s. der Station
Wald derTössthalbahn(Winterthur-Wald).21 reform. Ew.
HILTI8AM (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Togfi^enburg,
Gem. Ober Helfentswil). 726 m. Gruppe von 8 Häusern,
558
HIL
HIN
rings von der Gemeinde Mogelsberff umschlossen, an der
Strasse Degersheim-Mogelsberg, 4 km nö. Ober Helfents-
wil nnd 9 km sw. der Station Flawil der
Linie Zürich-Winterthur-St.Gallen. 35 re-
form, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Mo-
gelsberg. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HILTISROTI (Kt. Luzem, Amt Sursee«
Gem. Gross Wangen). 555 m. Gruppe von 3
Häusern, auf einer Seitenmoräne am Fuss
des Wellenbergs^ 1 km sw. Grosswangen und
6 km n. der Station Menznau der Linie Lan- ,
genthal-Wolhusen. 22 kathol. Ew. Land- ''
Wirtschaft.
HIMMELBERQ (Kt. Appenzell I. R.).
1121 m. Bergrücken, O.-Enae der in der
HundwilerhÖhe gipfelnden Kette; nw. über
Appenzell nnd Vi stunde n. über dem Gon-
tenbad, von wo er seiner bis zum jenseiti-
fen Ufer des ßodensees reichenden schönen
ussicht wegen oft besucht wird. Nagel -
Jluh.
HIMMELBRMNNEN (Kt. Thurgau.
Bez. Steckbom, Gem. Müllheim). 527 m. Gruppe von 7
Häusern, am S.-Fuss des Seerückeos, an der Strasse Steck-
born-Hörhausen-Müllheim und 1,4 km nw. der Station
Wigoltingen-Müllheim der Linie Zürich ^Winterthur-Ro-
manshom. Postwagen Müllheim-Steckbom. 48 reform.
Ew. Weinbau. Wald.
HIMMELREICH (Kt. Aargau, Bez Zurzach, Gem.
Len^nau). 563 m. Gruppe von 4 Häusern, 5 km nw. der
Station Niederweningen der Wehnthalbahn (Oberglatt-
Niederwening?n) und 1,5 km nö. Lengnau. 25 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
HIMMELRIED (Kt. Solothum, Amtei Thierstein).
676 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des Hombergs
und 2,5 km s. der Station Grellingen der Linie Basel-
Delsberg. Postablage; Postwagen Grellingen-Meltingen.
Gemeinde, mit Baumgarten und Stoffen . 63 Häuser, 458
Ew. (wovon 45 Reformierte) ; Dorf: 35 Häuser, 264 Ew.
Viehzucht. Viele der Bewohner arbeiten in den Papier-
und Seidenfabriken von Grellingen. Nahe der Strasse
nach Seewen Alemannengräber.
HIMMENREICH (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen,
Gem. Affeltrangen). 542 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe
Märwil, im obern Abschnitt des Lauchethaies und an der
Strasse Mettlen-Bürglen, 5kmsw. der Station Wein felden
der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn. 25 kathol. und
reform. Ew. Kirchgemeinde Affeltrangen-Märwil. Land-
wirtschaft.
HIMMERI, HIMMERICH, HIMMENLICH. Orts-
namen der O.-Schweiz ; vom althochdeutschen hintperahi
= Gegend mit Himbeersträuchern (Rubus idaeus),
HINDELBANK (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 530
m. Gem. und Pfarrdorf, in fruchtbarer Gegend, auf einem
Plateau 6,5 km w. Burgdorf und an der Strasse Burgdorf-
Bem. Station der Linie Olten-Bern. Postbureau, Tele-
graph, Telephon ; Postwagen nach Krauchthal-Oberburg.
Gemeinde, mit Obermoos und Schloss : 110 Häuser, 100(3
reform. Ew.; Dorf: 70 Häuser, 620 Ew. Kirchgemeinde,
neben Hindelbank noch Bäriswil und Mötschwil umfas-
send : 1741 Ew. Landwirtschaft. Holzhandel. Eine Käserei
nnd Presshefenfabrik. Branntweinbrennerei. Kirche mit
gotischem Turm und eben solchen Fensteröffnungen, sowie
mit bemerkenswerten Glasmalereien aus dem Beginn der
Renaissance (besonders im Chor aus 1518 und 1519). Eben-
falls in der Kirche die zwei vom berühmten Bildhauer Nahl
(1710-81) geschaffenen Grabmäler einer Frau Langhans
und von Hieronymus von Erlach. Seit 1839 ist Hindelbank
der Sitz des staatlichen Lehrerinnenseminars für den
deutschen Teil des Kantons Bern. 1 km s. vom Dorf das
stattliche Schloss Im Wyler, 1725 vom Schultheissen Hie-
ronymus von Erlach erbaut und seit 1866 Sitz einer Kor-
rektionsanstalt für Frauen. Ueberreste von Römerbauten
w. vom Dorf, wo der Ueberlieferung nach einst eine Stadt
Lindache gestanden haben soll. Fund eines Steinhammers.
Zwischen Hindelbank und Jegenstorf ein Grabhügel. Der
Ort zum erstenmal 1006 urkundlich genannt ; 1263 : Hin-
delwanff = Feld, auf dem die Hindin weidet. Die Herr-
schaft Hindelbank und ihre Kirchen kollatur gehörten im
14. Jahrhundert dem Berner Patriziergeschlecht Münzer
nnd kamen beide 1512 an das Geschlecht derer von Erlach,
das schon längst die Hälfte des Dorfes sein eigen nannte
Hiadelbank von SQden.
und dem die Herrschaft bis 1798, die Kollatur bis 1810
verblieben. Von den Herren von Hindelbank sind beson-
ders zu nennen der Hemer Schultbeiss, Graf, kaiserliche
Kammerherr und General Hieronymus von Erlach (1667-
1748) und der nach dem Kampf im Grauholz von seinen
eigenen Soldaten ermordete, wackere Berner Genenl
Karl Ludwiff v. Erlach (1746-1798). Vergl. Blösch, E. Das
Grabmal der Frau Langhans (im Bemer Taschenö*ich
für 1879). — Bähler, E. Die Kirche von Hindelbank und
ihre Kunsldenkmäler (im Kirchlichen Jahrbuch der
Schweiz für 1900).
HINKENBERQ (Kt. Zug, Gem. Baar). Häusergruppe.
S. den Art. Inkenberg.
HINTEN (Kt. Bern, Amtobez. Signau, Gem. Eggiwil).
1001 m. Gemeindeabteiluni^, über dem rechten Ufer der
Emme und des Vorder Geissbachs, und Weiler ; 3 km ö.
Eggiwil und 11 km so. der Station Signau der Linie Bem-
Luzern. Zusammen 24 Häuser, 174 reform. Ew. ; Weiler:
5 Häuser, 42 Ew. Käserei.
HINTER ALLALIN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Kamm.
S. den Art. Allalin (Hinter).
HINTER ALLALINPA88 (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3100 m. Passüberffang, im Hinter Allalin kämm an der
Stelle, wo dieser den Kessjen^letscher berührt. Wird von
den Touristen oft benutzt, die von Fee ans direkt zam
Allalingletscher und weiterhin zum Allalinpass, Adlerpass
oder Schwarzberg Weissthor gelangen wollen. 3 Stunden
über Fee. Leicht zu begehen. Serpentin und Gabbro.
HINTER DEN ECKEN (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart, Kreis und Gem. Davos). Teil des Sertigthales.
S. den Art. Ecken (Hinter den).
HINTERARNI (Kt. Bern, Amtobez. Trachselwald).
1000-1240 m. Grosse Alpweide, auf den Höhen zwischen
dem Hornbach- und Kurzeneigraben, 8 km ö. über Sumis-
wald. Zum Teil bewaldet.
HINTERBERQ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
(][uart, Kreis Jenaz, Gem. Furna). 1416 m. Weiler, in einem
linksseitigen Nebenthälchen des Val Davos, 2 km sw. vom
Dorf und 7,4 km sw. von der Station Furna der Rätischen
Bahn (Landquart-Davos). 12 Häuser, 50 reform. Ew.
deutscher Zunge. Alpwirtschaft.
HINTERBERQ (Kt. und Amt Luzem, Gem. Schwar-
zenberg). Volkstümlicher Name für den hinter dem Hof
Furtig gelegenen SW.-Abschnitt der Gemeinde Schwar-
zenberff mit den Höfen Hintertegg, Schirjgen, Gengg,
Hai^rloch, Schirgenloch, Lindenbühl, Weidboden und
Weidenzöpf. Zusammen 34 Häuser, 230 kathol. Ew. Der
Name auf der Siegfriedkarte nicht verzeichnet.
HINTERBERQ (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gross-
wangen). 600-660 m. Neun am W.-Hane des Leidenbergs
zerstreut jgelegene Häuser: 1,8 km n. Srosswangen und
6,5 km nö. der Station Willisau der Linie Langenthal-
Wolhusen. 80 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HINTERBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem.
Andwil). 780 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer bewal-
deten Anhöhe, 2 km so. Andwil und 3,5 km so. der
Station Arnegg der Linie Gossau-Sulgen. 31 kaüiol. Ew.
HINTERBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem.
HIN
HIN
559
Straobenzell). 687 m. Gruppe von 3 Häasern, über dem
rechten Ufer der Sitter and 400 m so. der Station Brug-
gen der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 25 reform.
und kathol. Ew. Kirchgemeinde Bruggen. Viehzucht.
Stickerei.
HINTERBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Flums). 500-1000 m. Teil des Grossbergs, mit zahlreichen
zerstreut gelegenen Höfen : 2,5 km w. der Station Flums
der Linie Zurich-Wesen-Sargans. 22 Häuser, 85 kathol.
Ew. Viehzucht. Käserei.
HINTERBERQ (Kt. Schwvz« Bez. Höfe, Gem. Feusis-
ber^). Mittlere Höhe 800 m. Westl. Abschnitt der Ge-
meinde Feusisberg, mit dem an der Sihl gelegenen Wei-
ler Vogelnest ; von tler Bahnlinie Wädenswll-Einsiedeln
und den Strassen nach Wollerau und Hätten durchzogen.
Eisenbahnstation Schindellegi. 17 Häuser, 117 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Schauplatz der Kämpfe
der Schwyzer gegen die Franzosen vom 30. April bis 2.
Mai 1798.
HINTERBERQWALD (Kt. Obwalden, Gem. Alp-
nach). 445-620 m. 3 km langer und 400-700 m breiter Wald,
längs dem rechten Ufer der Samer Aa und 4 km nno.
Kerns.
HINTERBIRQ (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). So
nennen die Anwohner des SO. -Ufers des Brienzersees den
ziemlich einförmigen Bergkamm zwischen Faulhom und
Grindelwalder Schwarzhorn, der, von W.-O. gezählt, fol-
gende Einzelgipfel trägt: Klein Simelwang (25*% m). Gross
Simelwang (2619 m), Ritzengrätli (2524 m), Grossenegg
(2625 m), Widderfeldgrätli (&73 und 2631 m) und das
vom Schwarzhorn (^^ m) durch den Einschnitt der
Grossen Krinne (2569 m) getrennte Krinnenarätli (etwa
^90 m). Die Mehrzahl dieser Punkte ist leicht zugäng-
lich, besonder von S. her, wohin der ganze Kamm gegen
die Bachalp und Grindelalp mit sanfter Böschung ab-
steigt.
HINTERBOHL (Kt. Aarfi[au, Bez. Muri, Gem. Kai-
lern). 570 m. Gruppe von 8 Häusern, 700 m s. Kallern
und 3 km nw. der Station Boswil der Linie Aarau-Lenz-
burg-Hotkreuz. 57 kathol. Ew. Kirchgemeinde MuH.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HINTERBOHI. (Kt. Appenzell A.B., Bez. Miltelland,
Gem. Teufen). 783 m. Gruppe von 8 Häusern, an der
Strasse Stein-Teufen und lio km sw. der Station Teu-
fen der Strassenbahn St. Gallen-Gais. Postwaffen Teu-
fen-Stein. 48 reform. Ew. Viehzucht und Milchwirt-
schaft.
HINTERBOHL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober To^^en-
burg, C^m. Stein). 940 m. 9 Häuser, am linksseitigen
Hang des Togcenburffs zerstreut gelegen, 1 km w. Stein.
48 reform, und kathol. Ew. Viehzucht.
HINTERBMRQ (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rhein-
thal, Gem. Berneck}. 417 m. Sechs Häuser, am S.-Fuss
des Rosen bergs zerstreut gelegen, 800 m s. Berneck und
3 km sw. der Station Au der Linie Rorschach-Sargans.
34 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht.
HINTERBMRQ (Kt. Zuff, C^em. Neuheim). 653 m.
Weiler, an der Strasse Baar-Menzingen. 1 km s. Neuheim
und 3,5 km ö. Baar. Postwagen Zug-Menziogen. 10 Häu-
ser, 79 kathol. Ew. Landwirtschaft. Mühle, seit 1500 be-
stehend. Früher Sitzeines oft genannten Edelgeschlechtes.
So kennt man z. B. einen Einsiedler Mönch Vuipertus
de Hioderburg (970) und einen Arnold de Hinderburch
(1130). Zuerst Eigentum des Klosters St. BJasien im
Schwarzwald, dann der Grafen von Habsburg und der
Freiherren von Hünenberg, von denen sich die Bewohner
von Hinterburg 1431 frei kauften.
HINTERBMRQALP u. HINTERBMRQ8EE (Kt.
Bern, Amtsbez. Interlaken^ Gem. Brienz). 1533 m. Alp-
weide mit Gruppe von 5 Hütten und romantischer, vom
Hinterburgwald umrahmter kleiner See (1524 m ; 1,3 km
sw. von den Hütten) ; auf einer Terrasse am Hang der
Faulhomkette, links über dem Thal der Aare und am N.-
Fuss des felsigen Oltschikopfes, 2-3 Stunden so. über der
Station Giessbach.
HINTERDORF (Kt. Bern, Amtebez. Trachselwald).
Teil des Dorfes Eriswil. S. diesen Art.
HINTERE FMRKA (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
Passübergang. S. die Art. Fürka und Furka (Hintere).
HINTEREQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg,
Gem. Brunnadem). Häusergruppe. S. den Art. Ego (Hin-
ter).
HINTEREQQ (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Egg).
Dorf. S. den Art. Eoo (Hinter).
HINTEREQQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal, Gem. Oberwil). Gemeindeabschnitt. S. den Art.
Eggen (Hinter).
HINTERFALLENKOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
Togffenburff). 1533 m. Gipfel, zwischen den Thälem des
NecKer una Lutembaches, 3 km nö. über Ennetbühl und
6,5 km w. vom Säntis. N.-, SW.- und S.-Hang steil und
felsig, SO.-Hang sanft geböscht und mit Alpweiden und
einigen Hütten hestanden.
HINTERFELD (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gross-
wangen). Häuser. S. den Art. Feld (Hinter).
HINTERFORST (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rhein-
thal, Gem. Altstätten). 400-600 m. Teil der Gemeinde Alt-
stätten, mit den Weilern und Häusergruppen Bächis,
Brand, Bühl, Forst, Hub, Kraus und Riet. 159 Häuser,
678 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Altstätten
und Eichberg. Acker- und Obstbau. Viehzucht.
HINTERFORST (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rhein-
thal, Gem. Eichberg). 440-565 m. 4 Häuser, an der Strasse
Altstätten-Eichberg zerstreut gelegen, 1 km n. Eichberg
und 3,2 km sw. der Station Altstätten der Linie Ror-
schach-Sargans. Postablace, Telephon; Postwagen Alt-
stätten-Eichberg. *20 kathol. Ew. Kirchgemeinde Altstätten.
Ackerbau und Viehzucht.
HINTERQRMND (Kt. Bern, AmUbez. Interlaken,
Gem. Lauterbrunnen). Gemeindeabschnitt. S. den Art.
Grund (Hinter und Vorder).
HINTERHOF (Kt. Schwyz, Bez. Höfe). Volkstümlicher
Name für die ganze Gemeinde Wollerau und einen Teil
der Gemeinde Feusisberg, die W.-Hälfte des Bezirkes
Höfe umfassend. 367 Häuser, 3064 kathol. Ew. Eine Chro-
nik von 1402 gibt die Grenzen zwischen Hinterhof und
Vorderhof an.
HINTERHOF (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Freien-
bach). 409-590 m. W.-Abschnitt der Gemeinde Freien-
bach, mit ßäch, Fällmis und Wilen. 98 Häuser, 828 ka-
thol. Ew.
HINTERKAPPELEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
Wohlen). 516 m. Kleines Dorf, am rechten Ufer der Aare,
an der Strasse Bern- Wohlen, 2 km so. Ober Wohlen und
5 km nw. vom Bahnhof Bern. Teleeraph, Telephon: Post-
wagen Bern-Wohlen. 26 Häuser^ 216 reform. Ew. Wiesen-
bau. Am linken Ufer der Aare eme Ziegelei.
HINTERLAND. BEZIRK des Kantons Appenzell A. B.
Fläche 13599 ha. Wird im N., W. und S. vom Kanton
St. Gallen, im O. vom Kanton Appenzell I. H. und dem
Bezirk Mittelland begrenzt. HaupUluss ist die der Sitter
zufliessende Urnäsch. Bei Hundwil entnimmt ein Stollen
der Urnäsch einen Teil ihres Wassers, um es in den
künstlich angelegten Gübsensee zu leiten, der dem Elek-
trizitätswerk Kübel als Kraflreservoir dient. Den nw. Ab-
schnitt des Bezirkes entwässert die Glatt. Hauptgipfel sind
der Säntis (2504 m), die Hochalp (1526 m), Petersalp
(1500 m), Hundwiler Höhe (1313 m) und der Hochhamm
(1279 m). Mit Ausnahme des Säntis sind alle Berge des
Bezirkes bis zu oberst mit Wald und Alpweidcn bestan-
den. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Al{> Wirt-
schaft; daneben beschäftigen auch noch Weberei und
Stickerei als Haus- und Fabrikindustrie zahlreiche Per-
sonen beiderlei Geschlechtes. Bemerkenswert ist die Ver-
teilung der Bevölkerung : von den 3410 Häusern des Be-
zirkes entfallen nur82o auf die Dörfer Herisau, Urnäsch,
Hundwil, Schwellbrunn, Stein, SchÖnengrund und Wald-
statt, während alle übrigen entweder einzeln zerstreut
liegen oder sich zu kleinen Siedelungen gruppieren. Die
Stickerei als Hausindustrie findet auch in den abgelegen-
sten Häuschen noch ihre Stätte. Der Bezirk umrasst die
7 Gemeinden Herisau, Hundwil, Schönengrund, Schwell-
brunn, Stein, Urnäsch und Waldstatt und zählt in 3410
Häusern 5786 Haushaltungen mit 23926 Ew., wovon
21 1(^ reformierten und 2709 katholischen Glaubens.
23594 Ew. deutscher, 48 französischer und 247 italieni-
scher Zunge. Von grosser Bedeutung sind Wiesenbau und
Alp Wirtschaft. Grosse Alpweiden besonders in den Ge-
meinden Hundwil und Urnäsch. Ackerbau fehlt völlig.
Die Viehstatistik ergibt folgende Ziffern :
560
HIN
HIN
1886
1896
1901
Rindvieh
8659
9593
10055
Pferde
326
300
369
Schweine
2597
5613
5723
Schafe
924
453
272
Ziegen
1636
2049
1969
Bienenstöcke
1017
1371
1354
Den Bezirk bedienen die Appenzellerbahn (Winkeln-
Herisau-Appenzell) und die wie die Bahn im Sommer von
Touristen stark benutzten Postwagenkurse Herisau- Wald-
statt-Hund wil-Stein und ToRgenburg-Waldstatt. Zwischen
St. Gallen und den verschiedenen Ortschaften des Bezirkes
findet ein lebhafter Warenverkehr statt. Der Bezirk Hin-
terland bildet keinen Yerwaltungs-, sondern nur einen
ktf'Bortl hCt*
Bezirk Hinterland.
Gerichtsbezirk^ mit Herisau als Sitz der richterlichen Be-
hörden.
HINTERLAND (Kt. Luzern). Volksname für den an
den Kanton Bern angrenzenden Teil des Amtes Willisau.
Der Ort Willisau selbst nennt sich der Hauptort des
Hinterlandes. Hinterländerbahn nennt man die Sektion
Huttwil-Wolhusen der Linie Langenthai -Hu ttwil-Wol-
husen.
HINTERLOCHEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vor-
derland, Gem. Wolfhalden). 510 m. Weiler, am Gstalden-
bach, 1 km n. Wolfhalden und 2,5 km nnÖ. der Station
Heiden der Bergbahn Horschach-Ueiden. 14 Häuser, 79
reform. Ew. Acker- und Obstbau. Seidenbeuteltnch We-
berei.
HINTERRHEIN. BeziRK des Kantons Graubänden.
Fläche 505iO ha. 557 Häuser, 674 Haushaltungen und
2601 Ew., wovon 2384 Reformierte und 217 Katholiken;
1317 Ew. deutscher, 1203 romanischer und 81 italieni-
scher Zunge. Romanisch wird nur im Kreis Schamsffe-
8nrochen.5,1 Ew. auf einen km'. Von allen Bezirkendes
Kantons steht der Bezirk Hinterrhein in Bezug auf Ein-
wohnerzahl an zweitletzter (Münsterthal 1505 Ew.), in
Bezug auf Dichtigkeit der Bevöl-
kerung aber an letzter Stelle. Er
umfasst 3 Kreise mit zusammen
19 Gemeinden : Kreis Avers mit
der Gemeinde Avers ; Kreis RbeiD-
wald mit den Gemeinden Hinte^
rhein, Medels im Rhein wald, No-
fenen, Splügen und Sufers ; Rreii
Schams mit den Gemeinden An-
deer, Ausser Ferrera, Inner Fer-
rera, Casti, Clugin, Donath, Lohn,
Mathon, Pazen-Fardän, PiRnien,
Rongellen, Wergenstein und Zil-
lis-Reischen. Der Bezirk umtust
die beiden obersten Thalstafen
des HinterrheinthaU (Rheiowtld
und Schamsj sowie das Averse^
thal. Er wird begrenzt : im N.
vom Bezirk Heinzenberg, im 0.
vom Bezirk Albula, im S. vom
Bergell, Misox und dem italie-
nischen Val San Giacomo und im
V^. vom Kanton Tessin und dem
Bezirk Glenner. Der ganze Be-
zirk ist rings von hohen Gebirgs-
gruppen umschlossen und öffnet
sich nach N» mit dem Engpassder
Viamala gegen Thusis und das
Domleschg (Bezirk Heinzenberg).
Die Viehst3tistik ergibt folgende
Ziffern :
Rindvieh
Pferde
Schweine
Schafe
Ziegen
Bienen-
stöcke
Hauptbeschäftigung der Bewoh-
ner im Rheinwald und Avers sind
Alpwirtschaft, im Schams daneben
noch etwas Ackerbau Früher bante
man im Schams Minen ab. Einst
beschäftigten im Rheinwald der
Waaren- und Personenverkehr über
den Splügen und Bemhardin lahi-
reiche Leute; seit der Eröffnung
der Gotthardbahn ist diese Einnah-
mequelle stark zurückgegangen.
Es hat auch die Bevölkerungszahl
durch starke Auswanderung bestän-
dig abgenommen. Der Bezirk lählte
1850 : 3701 Ew. ; 1860 : 3512; IffiO:
3458; 1880 : 3155; 1888 : «ö;
11900: 2601. Vergl. Lechner, E. T/w-
P»w und die HinterrheifUhäleT.
»Chur 1897. - Lechner, E. ThusU-
Andeer-Splügen mit Avers und die Alpenpässe Bem-
hardin und Splügen. Samaden 1902.
HINTERRHEIN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhem,
Kreis Rhein wald). 1625 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer
Terrasse über dem linken Ufer des Hinlerrhein, an der
Strasse über den St. Bernhardin und 36,5 km sw. der
Station Thusis der Albulabahn (Chur-Thusis-St Moriti).
Postbureau, Telegraph; Postwagen Thusift-St. Be^lha^
1886
1896
1901
3468
Km
3456
100
138
135
794
1070
759
5202
5131
4493
2836
2821
2538
141 191 188
KAUfn^rs
HIN
HIFT
?m
Jin-Bellinzona. 22 Häuser, 147 reform. Ew. deutscher
Zunge. Alpwirtschaft. Ueber den Rhein führt eine alte
Steinbrücke, die römischen Ursprungs sein soll.
HINTERRINQ (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Habkern). 1549 m. Gruppe von 10 Hütten, am S.-Hang des
Hohgant und 6,5 km nö. über Habkern.
HINTKRRMQQ od. HINTERRUCK (Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Tog^enburg). 2309 m. Gipfel, in der Kette der
Churßrsten zwischen dem Käserrugg (2266 m) im 0. und
dem Scheibenstoll (2*238 m) im W. Nach S. fallt der ein drei-
kantiges Prisma bildende Hinterrugg mit unzugänglichem
Steilhang zur lan^^en Neocomterrasse « Auf den Kämmen »
ab. Besteht aus einem Schichlfetzen von Kreide, der vom
m. Wenig bedeutender Felsgipfel, in einer Seitenkette der
Sägishömer; bildet einen der sw. Ausläufer des Faul-
horns (2683 m) und steigt ins Thal der Lütschine ab.
Am SO.-Han^ die Alpweide Hintisberir (1500-1900 m), die
von der Station Lütschenthal der Linie Interlaken-Grin-
delwald in 2 Stunden erreicht werden kann.
HINWIL. Bezirk des Kantons Zürich. Der Bezirk
Hinwil liegt im SO. des Kantons Zürich ; er grenzt im 0.
nn den Kanton St. Gallen, im S. an den Bezirk Meilen,
im W. an den Bezirk Uster und im N. an den Bezirk
Pfäfßkon. Sein Flächeninhalt beträft 17 750 ka. Er um-
fasst 11 Gemeinden, die alle zugleich Kirchgemeinden
sind : Bäretswil, Bubikon, Dümten, Fischenthal, Gossau,
i : 30 0000
MT^dcraüC^
Betirk Hiuterrhein.
V.Auinyer sc
Kreidelappen des Käserrugg durch den Felsenzirkus des
Kamm (Käsernalp) und vom Urgonlappen des Scheiben-
stoll durch den Einschnitt des Gluristiiales getrennt wird.
HINTER8TEINIBACH (Kt. Glarus, Gem. Elm).
1110 m. 34 Häuser, im s. Semfthal und am linken Ufer
des Sernf zerstreut gelegen; 2,5 km sw. Elm und mit
diesem Ort durch eine Strasse verbunden. Telephon. IfiB
reform. Ew. Alpwirtechaft.
HINTERTHAL (Kt. Schwyz, Bez. March). Volkstüm-
licher Name für das Innerthal. S. diesen Art.
HINTERWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg).
öW-lOOO m. Schöner Wald, am O.-Hang des Kreuzbergs
«nd w. über Sax. 140 ha gross. Hat mächtige Tannen,
dieiOO^OOJahre alt sind.
HINTISBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1933
Grüninffen, Hinwil, Hüti. Seegräben, Wald, Wetzikon.
Bezirksnauptort ist Hinwil. DerlBezirk umfosst den s. Teil
des Zurcheroberlandes und damit die bedeutendsten Hö-
hen des Kantons. Durch die Furche des Jonathaies, die
sich nach N. ins Tössgebiet hinüber verlängert, werden
die Berge in zwei Reihen geschieden, die « Hörnlikette »
an der O.-Grenze des Kantons mit dem Tössstock (1152
m), Schnebelhorn (12d5 m), Hörnli (1136 m) u. a., und
in die « Allmannkette » mit dem Bachtel (1119 m). All-
mann (1063 m] u. a. Zwischen den beiden Ketten fliesst
nach N. die Töss, nach S. dielJona. Die letztere wird im
grössten Massstab zum Betrieb der Fabriken benutzt. Der
W.-Hang der Allmannkette gehört fast ganz dem Glattge-
biete an, indem hier die Wasser entweder dem Pfafßker-
see oder dem Greifensee zuiliessen.
OEOOR. LEX. 80 — u — 36
56i
HIN
HIN
Die Gesteinsschichten, aus denen diese Berge auf|[e-
baut sind, gehören der Miocänperiode an^ es sind kalkig-
tonige Mergel, ziemlich weiche Sandsteine und in aller-
ffrösster Masse Nagelfluh; Im nördl. und mittlem Gebiet
liegen die Schichten wa^recht : im SO. fangen sie an
schwach gegen S. anzusteigen. Dadurch entstehen in der
Gegend von Rüti und südlicher die zahlreichen kleinen
Hügelzüge, die alle parallel WSW.-ONO. verlaufen und
je einer hartem Naselfluhschicht entsprechen. Ueber
diese Grundlage auseeoreitet finden wir dann namentlich
im<e. und w. Teil viel glazialen Schutt, der am Bachtel
bis zu einer Höhe von 1100 m reicht.
Die Bevölkerang des Bezirks betrag 1900 in 5542 Häu-
sern und 8014 Haushaltungen dass 33752 Ew., so auf
Damit stimmt auch das Vorwiegen der Viehzucht
überein. Der Bezirk hatte:
1886 1886 1901
Rindvieh 10738 13026 13221
Pferde 410 519 672
Schweine 1%7 . 2753 i970
Schafe 23 33 65
Ziegen 1930 1731 1642
Bienenstöcke 2613 3282 2725
Neben der Viehzucht und der Waldwirtschaft spielt
die Industrie eine ganz hervorragende Rolle : Baumwoll-
spinnerei und Weberei, sowie Stickerei findet man fost
in allen Gemeinden ; Seidenweberei ist eine sehr verbrei-
tete Hausindustrie. Am bedeutendsten ist die industrielle
I : 15O0O0
J i_ a .A^
M."^e/^scif
Beairk Uinwil.
1 km' 190 Ew. kommen. Gegenüber 1888 zeigt der Bezirk
eine Zunahme von 6 %, wahrend der ganze Kanton um
27,4 % zugenommen hat. Von der Gesamtbevölkerung
sind &927 Reformierte und 4793 Katholiken; 850 Ew.
sind italienischer Zunge. Infolge der Höhe über Meer und
der sehr bedeutenden Regenmenge treten Wein- und Ge-
treidebau ganz zurück, während der Wiesenbau vor-
herrscht. Das ergibt sich aus folgenden Zahlen :
Reben 50 ha.
Aecker 663 »
Wiesen 10520 »
Riet 1377 »
Wald 4786 »
unproduktiv 354 »
Total
17750 ha.
Tätigkeit in Rüti (Maschinenfabrik), Hinwil, Wald, Wet-
zikon, etc. Trotz aer grossen Höhenunterschiede hat der
Bezirk Hinwil ein ganz bedeutendes Netz von Bahnli-
nien : an die erste Linie Zürich-Uster-Rapperswil schlös-
sen sich später die Abzweigung Rüti-Wala mit AnschloK
an die Tössthalbahn (Wald-Winterthur) und die Linie
Wetzikon-Hinwil an ; neuestens ist dazu noch die Linie
Uerikon-Bauma gekommen. Der Bezirk besitzt aoser
manchen gemeinnützigen Instituten in den Gemeinde
auch eine « Gemeinnützige Bezirksgesellschaft », welche
unter anderem durch die Gründung einer Sparkasse sich
ein grosses Verdienst erworben hat.
HINWIL (Kt. Zürich, Bez. Hinwil). 575 m. Gem. nnd
Pforrdorf, Hauptort des gleichnamiffen Bezirkes ; am W.-
Fuss der Bachtel, an der Strasse Wetzikon-Düraten und
24 km so. Zürich. Station der Linien Effretikon-WeHi-
HIB
HIR
563
kon-Hinwil und Uerikon-Bauma. Postbureaa. Tel(
Telephon. Gemeinde, mit Bezholz, Bodennolz,
Hinwil von Südwesten.
kon, Breitacker, Erlosen, Girenbad. Hadlikon, Langmatt,
Loch, Neubrunn, Oberhof, Orn, Kingwil. WerneiBhau-
sen und einem Teil von Rotenstein : 55^ Häuser. 2864
Ew. (wovon 214 Katholiken); Dorf: 464 Häuser, 891 Ew.
8 Schulgemeinden (Hinwil, Bossikon-Erlosen, Girenbad,
Hadlikon, Ringwil, Unterbach, Unterholz und Wemets-
hausen) ; Sekundärschule. Verkehrsverein. Wasserver-
sorgung. Viehzucht; 14 Sennhütten. Starke industrielle
Tätigkeit (14 Fabriken). Fabrikation vpn farbigen Baum-
wolltuchem, mechanische Seidenweberei, mechanische
Stickerei, Fabrikation und Export von Weberschiffchen,
mechanische Schreinerei, Bohrerfabrikation, Fischband-
fabrikation, Baugeschäft, Confiserie en gros. Getreide-,
Vieh- und Weinhandel. Buchdruckerei (Verlag einer Zei-
tung). Elektrizitätswerk. Alemannensiedelun^. 744: Hu-
nichmwilare ; 1044 : Hunewilare : 12B0 : Huniwilere ; 1286 :
Hunewile : 1909 : Hünwile = Weiler des Hunicho. Eine
erste Kircne bestand schon 747 ; die heutige Kirche 1787
eingeweiht. Die Freiherren von Hinwil waren ein sehr
altes, schon 1044 ffenanntes Geschlecht von hohem Rang.
Im Anfang des 14. Jahrhunderts sanken sie, vermutlich
wegen unebenbürtiger Heirat, zu blossen Ministerialen
herab, wohnten seit 1321 auf Greifenber^, später zu Elgg
und erloschen 1588. Sie verkauften 1451 ihre Stammgüter
zu Hinwil mit Leuten. Gerichten und aller Zubehörde an
die Johanniter zu Bubikon. 1408 kam Hinwil an die Stadt
Zürich, die den Ort ihrer Landvogtei Grüningen zuteilte.
Die Steine der ehemaligen Burg wurden nach Stumpfs
Chronik zu Anfang des 15. Jahrhunderts zum Neubau
der Kirche verwendet. Die Burg stand auf dem sog. Burg-
böhl nö. über der jetzigen Kirche. Vergl. Nä^ Am. Ge-
schichte der Kirchgemeinde Hinwil. Zürich 1859. — Zel-
ler-Werdmüller, H. Zürcher. Burgen. I. {Mitteilungen
der antiquar. Gesellsch, in Zürich. 58). Zürich 1894. —
Strickler, G. Das Zürcher Oberland, Zürich 1902.
HIRELIHORN (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). 2781
m (auf der italienischen Karte 2769 m). Gipfel, zwischen
dem Cazolihorn (2817 m) und der Forcolaccia (etwa 2700
m), auf der Grenze ffegen Italien und in der das Formaz-
zathal vom Maggiatnal trennenden Kette. Kann vom
Passo di Cazzola aus über den N.-Grat in 1 Vt» ^^^ ^n-
dermatten (Pommat oder Chiesa) aus in 4 oder von Big-
nasco (im Maggiathal) in 6 Stunden bestiegen werden.
HIRLI (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein). 2857 m.
Giofel ; in der kurzen Kette, die vom Surettanorn nach
NO. auszweigt, dann gegen die Rofoa nach N. umbiegt
und die Thäler von Suretta und Ferrera von einander
trennt; 4,5 km sw. über Ausser Ferrera, von wo aus er
if^ 3 Vt Stunden leicht bestiegen werden kann. Das Hirli
und seine Umgebungen waren früher der Schauplatz eines
regen Bergbaues, der an verschiedenen Stellen betrieben
wurde. Man sieht heute noch in 2100-2130 m (1,5 km ö.
vom Gipfel) den Eingang zu einer solchen Mine. Das ge-
förderte Erz wurde in der Thalsohle 3 km oberhalb Ausser
Ferrera verhüttet. Die ehemalige Bedeutuuff dieses Be-
^ebes erhellt aus den hier heute noch sichtbaren be-
trächtlichen Ruinen. Die Erze liegen in Kalkschichten,
die im grünen Gneisporphyroid der Rofna und in Gneis
eingekeilt sind. Es sind Roteisenstein,
Roteisenocker und Eisenspat. An dem
zum Surettathal absteigenden W.-Hanjg[
des Hirli baute man auch silberschüssi-
B3S Blei und kupferschüssigen Pyrit ab.
ie heute aufgegebenen Minengänge
ziehen sich bis nahe zum Surettaglet-
scher. Das Eingehen dieser Bergwerke
beruht wie überall im Kanton Graubün-
den auf dem wegen unsinniger Wald-
verwüstung eingetretenen Mangel an
Brennmaterial, auf den schwierigen
Transport Verhältnissen und endlich auch
auf der einer Raubwirtschaft gleichkom-
menden irrationellen Führung der Be-
triebe.
HIRLI (LAQO DA) (Kt. Graubün-
den, Bez. Hinterrhein). 2549 m. Kleiner
See, am N.-Hauff des Hirli, 1 km nnö.
unter dem Gipfel in wilder und schutt-
bedeckter Landschaft; 3-4 Stunden nw.
über Canicül. So. unter dem Gipfel lie-
gen noch zwei weitere kleine Seen, die unbenannt sind.
HIRLIHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2490 m. Gipfel,
n. Vorberg des Cherbadung oder Pizzo del Cervenaone
(3213 m), links über dem Binnenthai, 2 Vt Stunden so.
über Binn (Schmidigenhäusem) und ö. über dem Läng-
thal. Alpweiden.
HIRNIKOPF (Kt. Solothum, Amtei Thierstein). 1028
m. Bewaldeter Gipfel, im Kamm der Roteniluh (Kette des
Uimet), 2 km nö. über Beinwil. Doegergewölbe, w. über
dem Liaszirkus von Birtis und ö. über den auf Argovian
liegenden Wiesen und Weiden von Hirni.
HIR8, HIR8ELEN, HIRSEREN, HIR8I. .'Häufi-
fer Bestandteil von Ortsnamen der deutschen Schweiz ;
ezeichnet ursprünglich ein mit Hirse (Panicum miliar-
ceum) bebautes Stück Land. Vom Volksmund heute oft
in Hirz und Hirsch umgewandelt.
HIRSACKER (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
410 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer des Zürich-
sees und 900 m so. der Station Horgen der linksufngen
Zürichseebahn (Zürich- Wädenswil). 49 reform. Ew. Wie-
senbau.
HIRSBRMNNEN (Kt. Bern, Amtebez. Burgdorf,
Gem. Winigen). 768 m. Weiler, im obem Abschnitt des
Kapj>elengrabens und 4,5 km so. der Station Winigen der
Linie Olten-Bern. 13 Häuser, 76 reform. Ew.
HIRSCHBERQ (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Reute). 900 m. Weiler, 700 m o. Oberegff und
2,5 km so. der Station Heiden der Bergbahn Rorscnach-
Heiden. 14 Häuser, 80 reform. Ew. Landwirtschaft. Ist
erst seit der 1870 erfolfften letzten Grenzberichtigung
zwischen den beiden Halbkantonen an Ausserroden uber-
ffegangen. Einige Häuser sind dabei bei Innerroden ver-
olieben und der Gemeinde Oberegg einverleibt worden.
HIRSCHBERQ (Kt. Appenzell I. R., Gem. Rüti).
780-960 m. So heisst der 6 km lange S.-Hang des Hohen
Hirschbergs. Zahlreiche Bauernhöfe. Man unterscheidet
den bis zum Flecken Appenzell reichenden Vorder Hirsch-
berg und den Hinter Hirschberff auf der Seite gegen Eg-
gerstanden. Jeder Hof und jede Häusergruppe funren ihre
eigenen Namen. Zu oberst am Hang stehen die drei Höfe
Ober, Unter und Mittler Hirschberg. Auf Vorder Hirsch-
berg die Siedelungsgruppe Schönenbühl mit einstiger
Burg, Eigentum des ersten Appenzeller Landammannes
Hermann von Schönenbühl (f 1278). Zusammen 90 Häu-
ser, 548 kathol. Ew. Rindvieh- und Schweinezucht. Ma-
schinen- und Handstickerei.
HIRSCHBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem.
Gossau). Gruppe von 9 Häusern, an der Strasse St. Gallen-
Wil und 1,5 tm ö. der Station Gossau der Linie Zürich-
Winterthur-St. Gallen. 47 kathol. Ew. Acker- und Obstbau.
Viehzucht. Hand- und Maschinenstickerei. Hier die Schul-
häuser der Dörfer Mettendorf und Oberdorf.
HIRSCHBERQ (HOHER) (Kt. Appenzell I. R.).
1178 m. Bergrücken, zwischen Gais und Eggerstanden
und je V« Stunden über diesen beiden Orten. Die ziem-
lich steilen S.- und W.-Hänge mit Wiesen bestanden, die
564
HIR
um
N.- und O.-Hänge bewaldet. Schöne Aussicht aui das
Rheinthal.
HIRSCHENBRUNNEN (Kt. Basel Stadt, Gem. Ba-
sel). 260 m. Grosses Landgut nö. Klein Basel und an der
Strasse nach Riehen. Herrenhaus, Oekonomiegebäude
und schöner Park.
HIR8CHBN8PRUNQ (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
Rheinthal, Gem. Rüti). 435 m. Weiler, am Eingang in ein
romantisches Tobel^ das von der Strasse Rorschach-Sar-
gans durchzogen wird ; am Fuss des Blattenbergs und
am linken Ufer des Binnenkanals; 2,5 km nö. der Station
Ruti der Linie Rorschach-Sargans. 18 Häuser, 114 kathol.
Ew. Ackerbau (Mais), Obstbau, Viehzucht. Torfgruben.
Stickerei.
HIRSCHHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Rüsche»?). 900 m. Weiler, am rechten Ufer des
GambacheSy 800 m nw. Rüschegg und 14 km sw. der Sta-
tion Thumen der Gürbethalbahn (Bern- Watten wil-Thun).
Telephon. 12 Häuser, 77 reform. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht. Korbflechterei und Fabrikation von Rechen.
HIRSCHLAND (OBERES und UNTERES) (Kt.
St. Gallen, Bez. See, Gem. Schmerikon und Uznach). 500
und 419 m. Zwei Häusergruppen. Oberes Hirschland an
der Strasse Uznach-Wattwil und 1,3 km nö. der Station
Uznach der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. 5 Häuser,
37 kathol. Ew. Unteres Hirschland am Mühlebachkanal,
an der Strasse Schmerikon-Uznach und zwischen diesen
beiden Stationen. 24 Häuser, 178 kathol. Ew. Kirchge-
meinden Schmerikon und Uznach. Ackerbau und Vieh-
zucht. Seidenindustrie. Abbau von Schieferkoblen.
HIRSCHMATT (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Guggisberg). 832 m. Gemeindeabteilung und Weiler,
am Lauboach; 1,4 km sw. Guggisberor und 14 km so.
Freiburg. Zusammen : 107 Häuser, 546 reform. Ew. ;
Weiler : 10 Häuser, 51 Ew. Landwirtschaft.
HIRSCHTHAL (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 445 m. Gem.
und Dorf, im Suhrenthal, am rechten Ufer der Suhr, an
der Strasse Aarau-Sursee-Luzem und 1.5 km n. Schöft-
land. Station der elektrischen Strassenbann Aarau-Schöft-
land. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Thal : 68 Häuser, 522 reform. Ew. : Dorf: 40 Häuser, 325
Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milcn Wirtschaft. Woll- und
Hanfgarnspinnerei. 893 : Hyrgtale.
HIRSEQQ (Kt. Luzem, Amt Entlebuch, Gem. Flühli).
1000-1100 m. 7 Häuser, am linksseitigen Hang des Thaies
der Waldemme zerstreut gelegen, 5 km s. Fluhli und 13
km s. der Station Schäpflieim der Linie Bem-Luzem. 46
kathol. Ew. Viehzucht.
HIRSENEQQ (MITTLER, OBER und UNTER)
ßCt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Luthern). 865-930 m. 5
auernhöfe, auf den Höhen zwischen dem Wilmisbach
und der Luthern, 2 km s. vom Dorf Luthern und 7 km s.
der Station Hüswil der Linie Langenthal-Wolhusen. 38
kathol. Ew. Viehzucht.
HIRSERN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Ur-
senbachj. 620 m. Weiler, am linken Ufer des Oeschen-
bachs : 1,2 km sw. Ursenbach und 3,3 km sw. der Station
Klein Dietwil der Linie Langenthal-Wolhusen. 12 Häuser,
47 reform. Ew.
HIRSLANDEN (Kt., Bez. und Gem. Zürich. Stadtkreis
V]. 452 m. Quartier; ehemalige Aussengemeinde der Stadt
Zürich, seit 1. Januar 1893 mit dieser vereinigt, so. der
Altstadt. Kirchgemeinde Neumünster. Bei der Burgwies
Funde von Bronzegegenständen. Refugium Biberlinsburg j
im Deffenried Funde aus der Eisen- und Römerzeit ; bei
der KTus Ueberreste eines römischen Bauwerkes. 946 :
Hirslanda = Land, auf dem Hirse angebaut wird. Das
Gemeinde Wappen zeigt einen goldenen Hirsstengel im
blauen Felde. Vergl. die Art. Zürich (Stadt) und Bürg-
HCELZLi. Grundeigentümer in Hirslanden waren im 13.
Jahrhundert vorzuglich die Abtei und zum Teil auch die
Propstei Zürich. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
kauften sich hier auch das Kloster Oetenbach und der
Spital in Zürich Grundbesitz. Zehntenherr in Hirslanden
war das Chorherrenstift Zürich als Kollator der Pfarr-
kirche Grossmünster, zu der Riesbach, Hirslanden und
Hottingen ([ehörten. Die vereinigte hohe und niedere Vog-
tei stand wie in der ganzen Umgehend von Zürich ur-
sprünglich dem Reichsvogte über die Stadt zu und kam
später als Reichslehen in den erblichen Besitz der Familie
Mülner, die auch bereits das Meieramt inne hatte. Die
Entstehung der Gemeinde Hirslanden rührt von der Bil-
dunff einer Wacht her, die 1408 zum erstenmal genannt
wird. Die Gemeinde bis 17^ der Landvogtei KüsDacht
zugeteilt, während (reldstreitigkeiten dem städtischen
Gericht zur Schlichtung unterstanden. 1893 zusammen
mit den übrigen Ausgemeinden mit der Stadt Zürich ver-
einigt. Vergl. Nüscheler, Arn. Ein historischer Gang
durch die Nachbargemeinden der Stadt Zürich (in Sa-
lomon Vögelin's Werk : Dcu alte Zürich. 2. Aufl. Zürich
1890).
HIRZBODEN (Kt. Bern, Amtsbez. Fruligen, Gem.
Adelboden). 1285 m. 68 Häuser, im Engstligenthal und
am rechten Ufer des Engstli^^enbachs zerstreut gelegen,
am NW.-Hang des ßonderspitz; 2,5 km nö. Adeltioden
und 10 km ssw. der Station Frutigen der Linie Erlenbach-
Spiez-Frutigen. 279 reform. Ew. Viehzucht. Südl. davon
der Sultgraoen. in dem zu Beginn des 18. Jahrhanderts
Kupfererz abgebaut wurde.
HIRZEQQ (Kt. St. Gallen und Zürich). 1091 m. Gip-
fel, in der Kette des Hömli (Zürcher Oberland), 1-2 Stun-
den ö. über Fischenthal. Nagelfluh.
HIRZEQQSPITZ (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln und
March). 1428 m. Gipfel, in der Kette zwischen dem Vor-
derthal und dem Sihlthal, w. über Bilten und 7 km s.
Uznach. Am S.-Hang die schönen Alpweiden der Eutbals-
berge, von Bärlaui, Schönenbühl und Waldherren mit
Erachtvollen Tannenwaldungen und stattlichen Ahom-
äumen.
HIRZEL (Kt. Zürich, Bez. Horgen). 720 m. Gem. und
Pfarrdorf, auf der Hochfläche zwischen der Sihl und dem
Zürichsee und 5^5 km s. über der Station Horgen der
linksufrigen Zünchseebahn (Zürich-Wädenswil). Post-
bureau, Telegraph, Telephon: Postwagen Horgen-Sihl-
brugg. Gemeinde, mit Hirzelhöne (mit Durrcnmoos^ Höhe.
Kaseren, Wolfensbühl, Zimmerberg und einem Teil von
Widenbach), Hirzelkirche (mit Dorf Hirzel, Kalbisau und
SchifQi), Spitzen und Spreurmühle: 192 Häuser, 1154 Ew.
(wovon 189 Katholiken); Dorf: 22 Häuser, 122 Ew. Vieh-
zucht. Hausindustrien. 1378 : Hirtzlen. Der Ort bis ins
18. Jahrhundert mit der Gemeinde Horgen vereinigt
Grossen Grundbesitz in Hirzel hatte besonders das Frao-
münster in Zürich. Gerichtsherren waren zunächst die
Grafen von Lenzburg und Herzoge von Zähringen, später
der Reihe nach die Eschenbach, Aarburg, Hallwil und seit
1406 die Stadt Zürich. 1443 wurden die Zürcher an der
Letzi bei Hirzel von den Eidgenossen geschla^n. Eine
Kapelle wird 1491 genannt. Ein Teil der Gemeinde war
der Obervogtei Horgen, ein anderer der Landvogtei Wa-
denswil angegliedert. Vergl. Strickler, Job. Geschichte
der Gemeinde Horgen, nebst Hirzel und Oberrieden.
Horgen 1882.
HIRZELHCEHE (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Hir-
zel). 520-770 m. Gememdeabteilunff, den n. Abschnitt der
Gemeinde Hirzel umfassend ; mit Dürrenmoos, Höhe, Ka-
seren, Wolfensbühl, Zimmerberg und einem Teü von
Widenbach. Zusammen 83 Häuser. 480 reform. Ew.
HIRZELKIRCHE (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem.
Hirzel). 550-740 m. Gemeindeabteilung, mit dem Dorf Hir-
zel und den Weilern Kalbisau und Schifüi. Zusammen
70 Häuser, 441 reform. Ew.
HIRZENFELD (Kt Bern, AmUbez. Franbrunnen,
Gem. Münchenbuchsee). 575 m. Gruppe von 4 HäuserDf
auf einer Anhöhe 2 km s. der Station Münchenbncbsee
der Linie Bem-Biel. 37 reform. Ew.
HIRZLI (Kt. Glarus). 1644 m. Begraster Gipfel, in der
zwischen den Thälchen des Niederurnerbachs und Bilt-
nerbachs von O.-W. ziehenden Kette. Besteht aus mio-
cäner Nagelfluh und damit wechsellagernden Sandstein-
und Mer^elschichten, die ziemlich steil nach S. gegeo
den den N.-Fuss der n. Kreideketten begleitenden Fipdi
einfallen. Der mit Alpweiden bestandene S.-Hang des
Berges ist demnach weniger steil und gleichmässiger ge
böscht, als der von den Schichtköpfen gebildete stufen-
förmige N.-Hanc, der zum grossen Teil mit Wald bestan-
den ist. Der Gipfel kann von Bilten oder Niederumen ans
in 3 Stunden erreicht werden und wird seiner schönen
Aussicht auf Mittelland und östl. Schweizeralpen weceo
oft besucht. Mächtiger und ausgezeichnet typischer
Schuttsturz am 29. April 1868. Das Ereignis wird von Prof.
IHR
HIT
565
Heim (Veher Bergstürze, Zürich 4882) wie folgt beschrie-
ben : Der llirzliberff ob Bilten ist aas festen Nagelflah-
banken and aus damit abwechselnden Sandstein- und
Mergelschichten gebildet. Die Schichten fallen in den
Berg hinein und ziehen sich aussen am Abhang schief
gegen O. abwärts. Die Mergel- und Sandsteinschichten
sind wegen ihrer geringen Festigkeit zu kleinen Thälchen
ausgewittert, welche von den vorspringenden widerstands-
fähigeren Naf^elHuhrippen nach Aussen begrenzt werden.
Ein solches Thälchen von etwa 300 m Länge, 50 m Breite
und 15-20 m Tiefe, wohl über 450 m über dem Dorfe Bil-
ten gelegen, hatte sich seit undenklichen Zeiten mit Ab-
wiiterungsschutt der gleichen Gesteine angefüllt. Das
ganze Genänge war gut oewaldet und ebenso teilweise der
S^chntt in dem Thälchen. Im Winter 1867 stürzte eine
Lawine und blieb an dieser Stelle liegen. Ihr langsames
Schmelzen, das bis weit in den Frühling 1868 hinein-
reichte, erzeugte eine anhaltende gründliche Durch-
tränkung des Schuttes. Endlich geriet derselbe ins Flies-
sen, traf bald auf eine Stelle, wo die äussere Rippe von
Nagelfluh eine Bresche hatte und stürzte nun dort über
die Nagel Huhwand und durch den steilen Wald über
100 m tief hinab. Der tonige Brei, mit zahlreichen bis zu
mehreren Kubikmetern grossen Nagelfluh blocken ge-
mischt, bewegte sich wie ein schmutziger donnemoer
Wasserfall. Seitlich abfliegende Steine schlugen fast fuss-
dicke Tannenstämme durch, und alles wurde hier mit
Kot bespritzt. Im Wald, der krachend zusammenbrach,
wurde eine früher kaum merkliche Furche zu einem 6-10 m
tiefen und 10-20 m breiten Sturzweg in wenigen Augen-
blicken ausgeschürft. 100-200 m hinter dem Dorf Bflten
stand ein gut ffepfle^tes Wäldchen, welches nun auf dem
hier schon viel weniger steilen Untergrund wie ein Sieb
wirkte. Zwar wurde es grösstenteils geworfen, vermochte
aber doch zum Glücke des Dorfes die Blöcke zurückzu-
halten, so dass nur der Schlamm in Gestalt eines einhalb
bis zu drei Meter hohen, breiten Stromes langsam bis
über die Strasse auf den flachen Boden hinabfloss. Es war
zur Flucht Zeit genug. Die Bewegung des Schlammes hielt
48 Stunden lang an. Zwanzig Gebäufichkeiten wurden da-
durch beschädigt oder teilweise zerstört, der Schlamm-
strom drückte Mauern ein, verschob Ställe oder drang
durch Fenster und Türen in die Erdgeschosse und ersten
Stockwerke einiger Häuser. 25 Haushaltungen mussten
ausziehen, und der Schaden an Wald, Wiesen, Pflanzland
und Gärten, etwa 40 Jucharten gross, war bedeutend. Die
niedergestürzte Schutlmasse beträgt etwa 180000 m^. Im
Schuttsturz von Bilten haben wir ein Beispiel für Tren-
nung des Ablagerungsgebietes in Blockgebiet und
Schlammstrom.
HIRZWANQEN (Kt. Zürich, Bez. Atfoltern, Gem.
Hausen). 650 m. Gruppe von 7 Häusern, auf der Grenze
gegen den Kanton Zug, 3 km so. Hausen
und 1,8 km nw. der Station Sihlbrucg
der Sihlthalbahn und der Linie Züricn-
Thalwil-Zug. Postwagen Sihlbrugg-Hau-
sen. 34 reform. Ew. Landwirtschaft.
1358 : Hirtzwangen ; von Hirz = Hirsch
und wang = Feld.
HI8CHWIL(Kt. Zürich, Bez. Hinwil,
Gem. Wald). 868 m. Weiler, am SW.-
Hang des Tössstocks ; 2,8 km nö. Wald
und 2,2 km so. der Station Gibswil der
Tössthalbahn ( Winterthur-Wald ).15 Häu-
ser, 47 reform. Ew. Landwirtschaft. Ur-
kundliche Formen: Huswil, Huschwil
(1300), Husswile, Hischwil, Huschwil ;
vielleicht Abkürzung von Huniswil, viel-
leicht aber auch vom Personennamen
Huso (hu9 = Haus) herzuleiten.
HITINaCN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt
Toggenburg, Gem. Mosnan^O- 833 m. 4
lepstreut gelegene Häuser, m einer an-
mutigen Verzweigung desLibingerthales ;
2,2 km sw. Mosnang u. 4,2 km w. der Sta-
tion Dietfurt der Toggenburgerbahn. 18
kalhol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
HITTENBERQ (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
870 m. Kleines Dorf, auf einer Terrasse links über dem
Thal der Jona, 2 km nö. der Station Wald der Tössthal-
bahn (Winterthur-Wald). Telegraph, Telephon. 21 Häu-
ser, 98 reform. Ew. Etwas ö. vom Dorf die kantonale
zürcherische Heilstätte für Lungenkranke (Lungensana-
torium), c Die Anstalt liegt 907 m über Meer, auf einer
freien Terrasse des Faltigber^es, . bei Hittenberg. Zu-
standegekommen durch zahlreiche . freiwillige Beiträge
von Gemeinden, Gesellschaften, Vereinen und Privaten,
ganz besonders durch einen hohen Beitrag der Begierung
des Kantons Zürich, wurde die Anstalt um die Totalsumme
von Fr. 550000 nach dem Pavillonsystem erbaut, kam im
Herbst 1897 unter Dach und konnte im November 18^
erölTnet werden. Die grosse Reinheit der Luft, das herr-
liche Panorama, die wind geschützte La^e, die idyllische
Umgebung sjprechen sehr zu Gunsten dieser Anstalt, die
über die Wintermonate so viel Sonnenschein hat wie
Davos; und wenn in der kalten Jahreszeit im Tief-
land ein dichter Nebel lagert, lacht da oben ein klar-
blauer Himmel ins Menschenherz hinein und erreicht die
Temperatur nicht selten diejenige von Lugano und Lo-
carno. » Die Anstalt besteht aus drei mit einander ver-
bundenen Gebäuden mit total 90 m Frontlänge. Auf der S.-
Seite drei Liegehallen, auf der N.-Seite Glasgallerien. 38
Krankenzimmer mit 90 Krankenbetten. Sehr Dünstige
Heilerfolge. Vergl. Strickler, G. Das Zürcher Oberland,
Zürich 1902.
HITTINQEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Tobel). 688 m. Weiler, 3 km so. Tobel und 4,5 km nö.
der Station Wil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen.
13 Häuser, 50 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden
Tobel und Braunau. Wiesen und Wald.
HITTNAM (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon). 665 und 641
m. Gem. und zwei Dörfer, Ober und Unter Hittnau, am
W.-Hang des Stoffel und 3,2 km ö. der Station Pfaflikon
der Linie Eflretikon-Wetzikon-Hinwil. Die beiden Dörfer
800 m von einander entfernt. Gemeinde, mit den beiden
Dörfern und Dürstelen, Hasel, Schönau. Isikon und Lup-
men : 314 Häuser, 1338 reform. Ew. Kirchgemeinde. In
Ober Hittnau die Pfarrkirche, Postbureau und Telephon:
Postwagen nach Saland una Pfäfflkon. 101 Häuser, 438
Ew. Unter Hittnau mit Postbureau, Telegraph und Tele-
phon und 94 Häusern, 385 Ew. 906 : Hittenowa. Aleman-
nensiedelung. Die Burg bei Hittnau hiess Werdegg und
war Eigentum der seit 1229 vorkommenden Ritter von
I Werdegg, Dienstleuten von St. Gallen und Rapperswil.
1383 vererbte sie sich an die Breitenlandenberg, aann an
die Hünwil (Hinwil) und wurde im Mai 1444 nach der
Eroberung von Greifensee durch die Eidgenossen zerstört.
Ausgrabungen von 1902 haben hier eine grosse Anzahl
von Gegenständen zu Tage gefördert, die jetzt im Schwei-
zerischen Landesmuseum in Zürich aufbewahrt werden.
Hittnau kam zugleich mit der Grafschaft Kiburg an Zürich.
HITZECKE (Kt. Graubänden, Bez. Glenner). 1900 m.
Hitzkirch von Norden.
So heisst ein Teil des NW.-Hanges des Piz Mundaun; 2,5
km so. über dem Dorf Maierhot.
HITZKIRCH (Kt. Luzern, Amt Hochdorf). 514 m.
566
HIT
HOC
Gem. QDd Pferrdorf, im Thal der Wag, am W.-Fubs des
Lindenberga, zwischen Baldegger- and Hallwilersee nnd
an der Strasse Luzem-Lenzbuiv. Station der Seethalbahn.
Postbnreau, Telegraph, Telephon ; Postwagen Gelfingen-
Fahrwangen. Gemeinde, mit Richensee-Blealikon : 117
Hauser, 738 kathol. Ew.; Dorf: 79 Häoser, 509 Ew. Wie-
sen- nnd Obstban. Erste obstbauende Gemeinde des
Kantons. Der einst bedeutende Weinbau leidet stark un-
ter der Konkurrenz der fremden Weine und auch unter
ter den Verwüstungen von
Rebkrankheiten. Strohindu-
strie. Betrachtlicher Obst-
handel. Grosse Mosterei ,
Eigentum einer Korporation
von Obstbauern. Mehrere
landwirtschaftliche Genos-
senschaften. Zu Ende des
12. Jahrhunderts stiftete
Konrad von Tuffen hier eine
Deutschritterkomthurei. Der
Stifter erscheint in Urkun-
den von 1909, 1219 und 1223.
Der Orden besass im Thale
selbst und an andern Orten
ausgedehnte Ländereien.
1803 ging die Komthurei an
den iCanton Luzem über,
der dann sein kantonales
Lehrerseminar hierher ver-
legt hat. Das jetzige Gebäude
stammt aus 1745. Im 13.
u. 14. Jahrhundert stand in
Hitzkirch auch ein Frauen-
kloster. Auf Boden der 1897
mit Hitzkirch vereinigten
Gemeinde Richensee die
Burgruinen Grünenberg u.
Richensee . Am Seeufer
Pfahlbau aus der neolithi-
schen Zeit. Auf dem Fried-
hof bescheidenes Denkmal
für den Dichter des Grütli-
liedes, J. G. Krauer, der in
Altwies bei Hitzkirch einige
Jahre als Arzt praktizierte.
961: Hizkilch;1290 : llilts-
chilchen.
HITZLIQEN (Kt. Lu-
zem, Amt Sursee, Gem.
Knutwil). 525 m. Gruppe von
7 Häusern, etwas n. vom
Mauensee ; 2,5 km s. Knut-
wil und 2,2 km nw. der Sta-
tion Sursee der Linie Lu-
zem-Olten. 47 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft.
1498 : Hitzlingen.
HIZENBERQ (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald .
Gem. Eriswil). 850 m. Wei-
ler, 1 km ö. Eriswil und 5
km so. der Station Huttwil
der Linie Langenthal-Wol-
husen. 14 Häuser, 106 re
form. Ew.
HOBEL (Kt. Solothum.
Amtei Dornegg). Gem. und
Dorf. S. den Art. Hoch-
wald.
HOB8CHEN u. HOB-
8CHEN8EE (Kt. Wallis,
Bez. Brig, Gem. Simpeln).
Alpweide und See. S. die
Art. Hopschen und Hop-
schensee.
HOCH FURNI8 (Kt.
Graubänden, Bez. Unter Landquart). Gipfel. S. den Art.
FURNIS. '^ «
HOCH PFAFFEN (Kt. Uri). 2481 m. Felsbastion, im
Kamm der Schichenthaler Wind|riLlle (^752 m^ iwiichqi
dem SchächenUial im S. und dem Felsennrkns voa
Wängi und Rindermatt im N. Nachbar des Sirtenstocb
(2905 m) und von ihm durch ein stMles und tief eincen»-
senes Couloir getrennt. HochgebirgsLalk (Malm). Sdvie-
rig zu besteigen.
HOCHALP (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterlanl
Gem. Umasch). 1533 m. Bergrücken mit Alp weide und
Hütten, zwischen den Thälem der Umäsch und [des
Mvai}r^&r.*
Besirk Hoohdorf.
rjkcMf^»
Necker und 2 Vt Stunden sw. über Urnäsch. Schöne
Aussicht auf die Alpen. Ziemlich reiche Flora, viele Al-
penrosen. Beliebtes Ausflugsziel.
HOC
HOC
567
HOCHBERQ (Kt. Thurgaa, Bez. Fraoenfeld, Gem.
Ober Neunforn). 483 m. Grappe von 5 Häusern, an der
Strasse Frauenfeld-Schaffhausen, 700 m so. Ober Neun-
forn und 3,5 km so. der Station Ossingen der Linie Win-
terthur-Etzwilen-Singen. 26 reform. Ew. Kirchgemeinde
Neunforn. Weinbau, Wald.
HOCHBERaOLETSCHER (Kt. Graubünden, Bez.
Uinterrhein). 2900-2400 m. Kleiner Gletscher; 2,5 km
lanff. Steigt am 0.-Han|^ des Hochberghorns in Terrassen
nach NO. ab und endigt über einer links zum Hinter-
rhein abfallenden hohen Felswand.
HOCHBERQHORN (Kt. Graubünden, Bez. Hinter-
rhein). 3008 m. Gipfel, im Adulamassiv, 1 km nö. über
der Sbpporthütte des S. A. C. und links über dem ober-
sten AbMshnitt des Hinterrhein. Kann von der Zapport-
hütte über die Plattenschlucht und den W.- oder S.- Grat
in 2 Stunden bequem erreicht werden. Am O.-Hang der
kleine Hochberggletscher.
HOCHBORD (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). 892-1300
m. W.-Hang der Trossenhöne, rechts über der Sihl und
geffenüber aer Mündung der Minster in diese. Heisst im
Volksmund gewöhnlich Höhjport. Trägt die Alpweiden
und Hätten von Portugal, Heitliger, Grub, Ber^li und
Fluh. Von den Felsen der Fluhalp nat sich 1816 em gros-
ser Bergsturz gelöst, der mehrere Häuser zerstörte, das
Schuttfeld « In der Enge » anhäufte und den heute wieder
verschwundenen KrÖtensee aufstaute.
Den Hang durchzieht die Strasse Stu-
den-Euthal. 8 Häuser, 44 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Einsiedeln. Alpwirt-
schaft. Kartoffelbau. Holz- und Viehhan-
del. Etwas Seidenindustrie.
HOCHDORF. Amt des Kantons Lu-
zem. Fläche 18000 ha. Bezirkshauptort
ist Hochdorf. Grenzt im N. und (3. an
den Kanton Aargau, im S. an den Be-
zirk Luzem und im W. an den Bezirk
Sursee. Wird von der Aa entwässert,
die den Baldegger- und Hallwilersee
durchfliesst und im Oberlauf Ronbach
heisst. Die höchsten Punkte sind der
Lindenberg (900 m) im 0. und der
Höhenzug der Erlosen (816 m) im W.,
den tiefsten Punkt bezeichnet der Spie-
gel des Hallwilersees (452 m). Der Be-
zirk umfasst 22 politische Gemeinden :
Aesch, Altvids, Ballwil, Emmen, Ermen-
see, Eschenbach, Gelungen, Hämikon,
Herlisberg, Hitzkirch. Hochdorf, Hohen-
rain, Inwil, Lieli, Mosen, Müswangen,
Rain, Retschwil, Römerswil, Rotenburg.
Schongau und Sulz. Zusammen 2318
Häuser, 3523 Haushaltungen, 17 432 Ew., wovon 456 Re-
formierte. 94 Ew. auf einen km^ Durch Grossratsbe-
schluss ist die ehemalige Gemeinde Richensee 1^ mit
Hitzkirch vereinigt woraen. 12 Kirchgemeinden : Schon-
gau, Aesch, Hitzkirch, Klein wangen, Hochdorf, Römers-
wil, Eschenbach^ Rain, Ballwil, Inwil, Rotenburg und
Emmen.
Der Boden ist firuchtbar und gut angebaut. Viele Wie-
sen und Obstbäume, im N. auch etwas Weinbau, der aber
von Jahr zu Jahr zurückgeht. Die Viehstatistik ergibt
folgende Ziffern :
1886
Rindvieh 12918
Pferde 614
Schweine 4408
Schafe 430
Ziegen 1 095
Bienenstöcke 3116
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Wiesen- und
Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Industrielle Tä-
tigkeit nicht stark vertreten: Giesserei in Emmenweid,
grosse Sägen in Emmen, Ziegelei in Inwil, Fabrik für
chemische Produkte in Ballwil ; Bierbrauerei, Ziegelei,
Zementwarenfaibrik und Sennhütte in Hochdorf. Mostfa-
brikation in Hitzkirch. Holz- und Obsthandel. SiU der
Direktion und Reparaturwerkstätten der Seethalbahn in
Hochdorf. Den Bezirk durchziehen die Seethalbahn (Em-
menbrücke-Wildegg) und die Strassen Luzern-Lenzburg.
Sempach-Gislikon und Semnach-Hochdorf. Das Seethal
ist schon Arüh besiedelt woraen. Zahlreiche urseschicht-
liche Funde (neolithische Pfahlbauten im Balaeggfersee;
bronze- und eisenzeitliche Gräberfunde besonders in den
Gemeinden Hochdorf und Hohenrain), häufige Reste von
römischen und alemannischen Ansiedelungen. Die reich-
ste Ausbeute gewährt das Gebiet der Gemeinde Hohen-
rain. Der S.-Abschniit des Bezirkes, die ehemalige Land-
vofftei Rotenburg-Hochdorf umfassend, kam zur Zeit der
Scnlacht bei Semp«ch, der früher zum Freiamt gehörende
Kreis Hitzkirch 1^03, und die dem Michelsamt zugeteilten
Dörfer Ermensee und Schongau 1415 an Luzem. Zahl-
reiche Burgen und Burgruinen.
HOCHDORF (Kt. Luzem, Amt Hochdorf). 504 m.
Gem. und Pfairrdorf, s. vom Baldeggersee, an der Strasse
Luzem-Lenzburg-Aarau und 12,5 km n. Luzem. Station
der Seethalbahn (Emmenbrücke-Wildegg). Postbureau,
Telegraph, Telephon, (remeinde, mit Baldegg, Lügswil
undlJrsvdl: m Häuser, 1645 kathol. Ew.; Dorf: 126
Häuser, 1062 Ew. Wiesen- und Obstbau. Ziegelei, grosse
Sennerei, Zementwarenfabrik, Bierbrauerei. Reparatur-
werkstätten der Seethal bahn. Ausfuhr von Milchprodukten
(sterilisierte Milch, Centrifüffenbutter, Tilsiterkäse). In
der Kirche das Denkmal für den Groesrat Leu von Eber-
sol, den am 20. Juni 1845 ermordeten Führer der Luzer-
ner Konservativen. Eigenes Schauspielhaus. Die Bevölke-
1896
1901
15583
17 792
738
977
6893
7470
199
66
631
367
5428
4 741
Hochdorf von Nordwesten.
rung hat sich im Laufe der letzten Jahre durch ihre dra-
mauBchen AufFQhrungen grossen Stils einen bedeutenden
Namen erworben. Pfarrer in Hochdorf waren 1519-22 der
Humanist Johannes Zimmermann oder Xylotectus und
1793-1^ der Dichter Joh. Bernhard Häfliffer. Gräber aus
dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. Zahlreiche urgescbicht-
liche Funde (Gräber, Brakteaten). Die Kirche zum ersten-
mal 962 genannt. 850 und 1231: Hohdorf. Heute im
Volksmund Hofteren ausgesprochen. Vergl. Estermann,
M. Creachichte der alten Pfarrei £focAdor/... Luzem 1891.
HOCH FELDEN (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 405 m.
Gem. und Dorf, am linken Ufer der Glatt und 2,2 km w.
der Stetion Bülach der Linie Zürich-Bülach-Schaffhausen.
Postablage, Telephon. Gemeinde, mit Jakobsthal und
Willenhof: 84 Häuser, 529 Ew. (wovon 42 Katholiken);
Dorf: 73 Häuser, 438 Ew. Kirchgemeinde Bülach. Acker-
und Weinbau. Elektrizitätowerk. Eine Seidengarazwirne-
rei. 886 : Hofelda. Alemannensiedelung. Ob die Ende des
13. und bis Mitte des 14. Jahrhunderte genannten Meyer
von Hochfelden hier eine Burg besassen ist fraglich.
HOCHFLMH (Kt. Schwyz, Bez. Gersau und Schviryz).
1699 m. Einer der Gipfel des Rigistockes; zwischen In-
genbohl, Gersau und Lowerz, höchster Punkt des SO.-Ab-
schnittes des Rin. Sendet nach 0. den Urmiberg gegen
Schwyz, nach SW. den Kamm des Föhnenbergs zum
Vierwaldstättersee und nach NW. einen kurzen Kamm
gegen die die Hochfluh vom übrigen Teil des Bersstockes
trennende Senke der Scheidegg. Zwischen der Hochfluh
568
HOC
HOC ^
and dem Schartegffli ein beinahe senkrechtes Felskamin,
das jetzt durch Anoringen einer eisernen Leiter und eines
Drantseiles zugänglich gemacht worden ist. Kann von
Gertau aus in 3 Stunden bequem erstiegen werden und
wird oft besucht. Besteht im Gegensatz zu dem aus mio-
caner Molasse (Nagelfluh) aufgebauten übrigen Teil des
Rigistockes aus Kreideschichten. Der Volkswitz erzahlt,
dass die Gersauer einst von der Hochfluh aus den Mond
einfangen wollten.
HOCHa8TRiC88 (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg). So
nennen die Bewohner des Seelandes die alte Römerstrasse
Aventicum-Petinesca-Solodurum-Vindonissa, deren Ver-
lauf heute z. T. noch sichtbar ist. Sie zog längs dem Ufer
des Murtensees und Grossen Mooses gegen den Jensberg,
wo das Castrum Petinesca lag. und überschritt die Aare
bei Büren. Der best erhaltene Teil der Strasse liegt zwi-
schen Kappelen und Bühl, wo sie heute von der Strasse
erster Klasse Aarberg-Biel geschnitten wird.
HOCHHAMM (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland).
1279 m. Bewaldeter Gipfel, in der Kette zwischen dem
Thal der Urnäsch und des Necker, 1-2 Stunden w. über
Urnäsch. Trigonometrisches Signal.
HOCHHAUS (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). 1947
m. Gipfel, nw. über Sax und nahe der Grenze gegen den
Kanton Appenzell ; in der südöstlichsten Kette der Sftntis-
gruppe, oie weiter nach NO. noch den Hohkasten und
Kamor trägt. Urgon und obere Kreide. Schwierig zugäng-
lich.
HOCHMiCTTLI (GROSSES und KLEINES) (Kt.
Glarus und St. Gallen). 2256 und 2193 m. Zwei Gipfel,
in der Kette w. über dem st. gallischen Murgthal, zwi-
schen dem Etscherzapfen und Silberspitz und 7 km s.
vom Dorf Murg. Verrucano.
HOCHMATT (Kt. Freiburff, Bez. Greierz). 2155 m.
Gipfel, zwischen den Thälern des Gros Mont, Petit Mont
und der Jaun (oder Jogne). Mit schönen Alpweiden be-
standen. Wird von den Bewohnern der Gegend nach
einer die höchstgelegene Hütte im Kanton traffenden Alp-
weide meist nur die « Omatta » genannt. Die ooem Hänge
reich an Edel weiss; Fundort der Rosa glutinoaa und
anderer seltener Pflanzen. Die Hochmatt ist einer der
schönsten Aussichtspunkte der Freiburger Alpen und wird
im Sommer von den Bewohnern der umliegenden Thal-
schaften und von den Kurgästen von Charmey, Jaun
(Bellegarde), Rongemont und Chäteau d'CEx oft besucht.
Aufstieg von Chäteau d'GEx über die Verdaz in 6,. von
Charmey über das Thal des Gros Mont in 5*/. und von
Jaun aus in ebenfalls 5 Vt Stunden. Sehr leichte Berg-
tour. Das Panorama ist ein ausserordentlich umfassendes :
Mittelland, Bemer und z. T. auch die Walliser Alpen.
Kreide- und Flyschmulde, auf einer Malm- und Dogger-
unterlage, die steil zum Thal der Jaun (Im Fang) abfallt.
Die leicnt verwitterbaren Schichten des Neocom und der
roten Kreide liefern einen fetten Humus, der die pracht-
volle Entfaltung der Alpweiden bedingt.
HOCHMATT (Kt. Glarus). 1865 m. Gipfel, Vorberg
des Mürtschenstockes, in dem nach N. zwischen die Thä-
1er des Meeren bachs und Thalalpsees sich vorschiebenden
Kamm, 34 Stunden s. über Obstalden. Steile Grashänge,
durch NW. fallende Tithonbänke stufenförmig gegliedert.
Am W.-Hang die kleine Trosalp.
HOCHPARDIEL (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
2355 m. Gipfel, ganz aus Flyschsandstein aufffebaut ; in
der Gruppe der Grauen Hörner, zwischen Val Vaplona im
N. und Valgrausa im S. und 5-i3 Stunden w. über Valens.
HOCHRBALTA (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg,
Kreis Domleschg, Gem. Sils). Burgruine. S. den Art.
H O H fN R vüTI RN
HOCHRIED (Kt. Lnzem, Amt Willisau, Gem. Pfaff-
nau). 521 m. Gruppe von 5 Häusern, 600 m sw. der Kirche
Pfoffnau und 7,5 km sw. der Station Beiden der Linie
Lnzern-Olten. 32 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft.
HOCHROTI (Kt. Aargau, Bez. Kulm. Gem. Schmid-
rued). 683 m. Gruppe von 3 Häusern, 700 ra w. Schmid-
rued und 5 km so. der Station Schöftland der elektrischen
Strassenbahn Aarau-Schöftland. 18 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Rued.
HOCHSCHOREN (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem.
Gossau). 743 m. Gruppe von 5 Häusern, über dem rech-
ten Ufer der Glatt und 1,6 km s. der Station Gossau der
Linie Zürich- Winterthur-St. Gallen. 18 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht.
HOCHSPOHL (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Grani-
chen). 475 m. 9 Häuser, am S.-Hang des Herdenbergi
zerstreut gelegen ; 1,2 km ö. Gränichen und 3,5 km so.
der Station SuhrderLinieAarau-Suhr-Zoflngen.77 refom.
Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HOCHSTEIQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenbure,
Gem. Wattwil). 632 m. 70 Häuser, über dem hier ziemlich
steilen linken Ufer der Thur zerstreut gelegen, 700 m s.
der Station Lichtensteig der Toggenburgerbahn und 1,3
km nw. Wattwil. 390 reform, una kathoL Ew. Acker- und
Obstbau, Viehzucht. Stickerei und Weberei. Wohnort
des bekannten Ulrich Bräcker oder Näbis LWi (1735-1796),
des Verfassers der autobiographischen Schrift Der arme
Mann im Tockenburg.
HOCHSTETTLEN (Kt. Freiburg, Bez. Sense. Gem.
Ueberstorf). 730 m. Gruppe von 3 Häusern, über dem
rechten Ufer der Sense; 2,5 km so. Ueberstorf und 6 km
so. der Station Flamatt der Linie Bern-Freiburg. 31 ka-
thol. Ew. deutscher Zunge. Acker-, Wiesen- und Obstbau,
Viehzucht. Kapelle, vom Geschlecht de Gottran gestiftet
und mit den Wapoen von Jean Gottran, Ritters vom h.
Grab, und seiner (jemahlin Ursula von Englisberg (16.
Jahrhundert) geschmückt Der Ort 1306 Eigentum der
reichen Freiburger Familie Velga.
HOCHSTRASS (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Oet-
wil am See) 520 m. Gruppe von 3 Häusern, 800 m nw.
der Kirche Oetwil und 3,8 Icm nö. der Station Männedorf
der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rappers-
wil). 25 reform. Ew. Mit dem Namen Hochstrass bezeich-
net man einen hoch an einem Hang hinlaufenden Wp^
meist römischen Ursprungs.
HOCHSTRASS (OBER und UNTER) {KU Thur-
gau. Bez. Kreuzlingen. Gem. Emmishofen und Täger-
wilen). 427 und 415 m. 2 Landhäuser, an der Strasse
Kreuzlingen-Tägerwilen, 1 km sw. der Station Emmis-
hofen der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen und 1,7
km ö. Tägerwilen. 11 kathol. und reform. Ew. Kirchge-
meinden Emmishofen, Tägerwilen und Egelshofen. Gar-
ten- und Weinbau. In Ober Hochstrass begründete der
Schulmann Dr.Thomas Scherr (f 1870) nach seiner Amts-
entsetzung als Direktor des zürcherischen Lehrerseminars
in Küsnacht 1841 eine Taubstummenanstalt. In Unter
Hochstrass stand einst die feudale Wasserburg mit Leucht-
turm, die lange Zeit Eigentum der Konstanzer Patrizier-
familie Muntprat war, 1870 abgetragen und durch ein
Landhaus mit Oekonomie^ebäuden ersetzt worden ist
Der Name Hochstrass bezieht sich auf die alte Römer-
strasse, die von Vindonissa über Vitodurum (Ober Win-
terthur) und Ad Eines (Pfln) nach Arbon und Konstaoz
führte. Fund einer Silbermünze aus der Zeit der Hehe-
tier.
HOCHSTMCKLI (Kt. und Bez. Schwyz). 1506 m.
Gipfel und Kamm, im Gebirgsstock der Mythen, zwischen
dem Hundskottentobel im 0. und dem Lauitohel im W.
Am S.-Hang schöne Alpweiden, so den unter dem Pass-
übergang des Haggen liegenden Haggenberj^ mit Höfen
und Sennhütten. Am Hang des Hocnstuckli entsprin^n
der Hundskotten- und Lauibach, deren oberste Tbäer
völlig bewaldet sind. Kann von Schwyz aus in 2 Stunden
leicht bestiegen werden. Sehr schöne und umfassende
Aussicht.
HOCHTRISTELKCEPFE (Kt. Graubünden, Bez.
Ober Landquart). 2662 m. Wenig bedeutende Felsköpfe,
zwischen dem Schlappinerioch und dem Eisen thälispitz.
n. über dem bei Klosters Dörfli von rechts ins Prätigaa
ausmündenden Schlappinthal.
HOCH WACHT (Kt. Zug). 992 m. Einer der schönsten
und höchsten Aussichtspunkte auf dem Zugerberg, 1 km
nö. von den Kurhäusern Felsenegg und Schönfels und 5
km ö. über Zug. Aussicht auf Alpen und Mittelland. 00
besucht.
HOCHWACHT (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). 856 m.
Zweithöchster Punkt der Lagern; 1,5 km w. über Regens-
berg. Trigonometrisches Signal erster Ordnung. Sehr
schone Aussicht. Gastwirtschaft
HOCHWACHT oder ALBISHOCHWACHT (Kt.
Zürich, Bez. Horgen und Affoltem). 880 m. Gipfel, in der
HOC
H(EC
569
Albiskette, 2 km w. über der Station Sihlwald der Sihl-
thalbahn. Schöne Aussicht.
HOCHWALD (Kt. Luzern, Amt Entlebuch , Gera.
Uasli). Weiler. S. den Art. Haslihochwald.
HOCHWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). 900-1300
m. Wald, am Wengibach, 10 km nö. Kaltbrunn. 131 ha
gross.
HOCHWALD (Kt. Solothum, Amtei Ralsthal). 530-
950 m. Grosser Wald, über dem rechten Ufer der Dun-
nern und am N.-Hang der Jura kette zwischen dem Thal
der Dünnem und der Stadt Solothum.
HOCHWALD (Kt. Solothum, Amtei Balsthal). 450-
980 ra. Zwei schöne Waldungen, am SO.- und NW.-Hang
des Roggen ; ersterer n. über der Strasse Solothura-Olten,
der andere, der nicht unter 600 m absteigt, über der
Strasse ßalsthal-Holderbank.
HOCHWALD (Kt. Solothum, Amtei Dorae^tg). 6^
m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Domegg-Bretzwil
und 5,5 km so. der Station Dornach der Linie Basel-Dels-
berg. Postablage, Telegraph, Telephon. 94 Häuser, 582
Ew. (wovon 15 Reformierte). Wiesenbau, Kirschbäume.
Bereitung von HagenbuttengeMe als Spezialität. Seiden-
bandweberei. Bedeutende Ausfuhr von Brennholz nach
Basel. Im Sommer beliebtes Ausflugsziel der Basler. Von
einem Hügel w. über dem Dorf schöne Aussicht auf Basel
und das Elsass. Aus der Kirche von Hochwald stammt ein
jetzt im Basler kunsthistorischen Museum befindliches
Sakramentshäuscben in gotischem Stil. Alte Germanen-
graber bei der Ziegelscheuer. In der Umgebung von
Hochwald hat man eocänen Kalkstein mit Bruchstucken
von Planorbis pseudoammoniua aufgefunden, einem in
der Schweiz sehr seltenen Fossil, das ab^r anderswo
(z. B. bei Buchsweiler im Unter Elsass) häufiger auf-
tritt.
HOCHWANQ (Kt. Graubünden, Bez. Plessur und
Unter Landquart). 2535 m. Gipfel und Berggruppe. Diese
bildet einen Teil der zwischen dem Schanflgg und Präti-
jrau stehenden Plessurgmppe und wird begrenzt im W.
durch das Churer Rheinthal von Chur bis zur Prätigauer
Klus und im 0. vom Fondeierthal und dem Durannapass
(3124 m). Man grenzt den Hochwang nach 0. hie und da
auch erst am Wolfgang, dem vom Prätigau ins Davos
hinüberfährenden Pass, ab. doch ist dies orographisch
und geologisch weniger begründet als unsere Annahme.
WesU. unserer Abgrenzungslinie Fondeierthal-Duranna-
pass stehen graue Bündnerschiefer an, die wenig steile
und abgerundete Gipfelformen und von engen Schluchten
und wilden Runsen zerschnittene Häni^e bilden, während
ö. davon das Gebirge aus sehr verschiedenen Gesteinen,
besonders triasischen Kalken, Dolomit und Serpentin,
aufgebaut ist und auch die Gipfel durchschnittlich höher
sind. Die Hochwanirgmppe in unserer Umgrenzung hat
mit ihren grossen Waldungen und Alpweiden Voralpen-
charakter. Die S.-Flanke ist steil und durch Schluchten
Regliedert; von der N.-Flanke zweigen einige Seiten-
kämme niederen Ranges ab, die bald dachfirstförmig zu-
geschärft sind, bald als breite Bergrücken erscheinen. Die
meist abgerundeten Gipfel ragen nur wenig über die
Kammlinien empor; nennenswert sind davon (von O.-W.
Rezählt) der Kistenstein (2477 m), das Matlishom (2464 m),
der Kunkel (2418 m), Hochwang (2535 m), der Montalin
(2263 m) über Chur und Glattwang (2380 m) über Jenaz.
Der Hochwang ist nicht nur der höchste Gipfel der
Gruppe, sondern auch der zerrissenste, besonders an sei-
nem mit steilen Schiefer wänden liegen Yalzeina abfallen-
den N.-Hang. Er bildet einen kleinen Bergstock für sich,
zu dem man noch den Teufelskopf (2459 m) und Grom-
serkopf (2395 m) rechnen kann. Der Hauptgipfel (2535 m)
steht auf der Grenze zwischen dem SchanfiRg einerseits
und dem Thal von Yalzeina und Jenazertobel anderer-
seits. Sehr schöne Aussicht auf einen weiten Gebirgskranz
bis zum Bemina- und Adulamassiv hin und auf einen
grossen Teil des Rheinthaies bis Disentis. Von allen
Seiten her zugänglich, am leichtesten von Furna im Prä-
tigau über die Alpweiden von Zizers und Igis in 4 Vt Stun-
den, oder auch von Fuma aus über den Sgärasamm
(Wirtshaus, 3 kmsw. über Furna), Wannenspitz, Farneza
und das Rothom in 3 V, Stunden.
HOCHWART oder HOHWART. In der O.-Schweiz
ziemlich häufig vorkommende Namen für schöne [Aus-
sichtspunkte oder eine mit einem trigonometrischen Sig-
nal versehene Anhöhe. Gleichbedeutend mit Hochwacht
HOCHWART (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Ebnat). 645 m. 21 Häuser, nahe dem rechten Ufer
der Thur zerstreut gelegen und 1,5 km n. der Station
Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn. 133 zur Mehrzahl
reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HOCHWIE8EN (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Flums). 450-540 m. 55 Häuser, am rechtsseitigen Gehänge
des Seezthales zerstreut gelegen und 2 km so. der Station
Flums der Linie Ziegelbrücke-Wesen-Sargans. 209 kathol.
f)w. Obst- und Wiesenbau, Viehzucht. Reblauben, wie
man sie im Tessin und in Italien sieht.
HOCKEN (OBER und UNTER) (Kt. Luzern. Amt
Hochdorf, Gem. Rotenburg). 574 und 552 m. Zwei Gmp-
Sen von zusammen 6 Häusern, etwas ö. der Strasse Hoch-
ort-Rotenburg und 3,5 km nö. der Station Rotenburg
der Linie Luzern-Olten. 51 kathol. Ew. Bei Nieder Hocken
hat man im Jahre 1600 etwa 600 Stück Brakteaten (Blech-
münzen) aufgefunden. Hocken, Höcki bezeichnet ein
Landgut oder Landhaus.
' HOCKENALP (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron,
Gem. Kippel). 2064 m. Alpweide, auf einer geneigten Ter-
rasse nw. über dem Dorf Kippel, am Fuss des Hocken-
horas zwischen Gafenbach und Golenbach. Etwa 20 Hütten
und eine Kapelle. Wird mit 70 Kühen und einigen zwan-
zig Ziegen bezogen.
HOCKENHORN oder 8CHILTHORN (Kt. Bern
und Wallis). 3297 m. Ziemlich bekannter Gipfel, in der
das Balmhorn mit der Jungfrau verbindenden Kette zwi-
schen dem Lötschenthal und dem wilden Gasterenthal.
Wird oft bestiegen, am meisten und ohne Schwierigkeit
in 6 Stunden von Ried im Lötschenth|il über den Lötsch-
bergpassweg. Aussicht prachtvoll, dank seiner zentralen
Lage und der Nachbarschaft des düstern Balmhorns. des
majestätischen Lötschenthalgrates und des mächtigen
Bietschhoms. Besteht aus einem Granitsockel, den dünne
Dolomit- und Kalkschichten mit Verracanoeinlagerungen
und zu Oberst krystalline Schiefer überlagern. In den klei-
nen Thälchen am SSO.-Hang der Kette steht der Granit
überall an. Spitze Sedimentmulde in krystallinem Ge-
stein.
HOCKENHORN (KLEIN) (Kt. Bern und Wallis).
8164 m. Felsturm, sw. Vorberg des Hockenhoms oder
Schilthorns. im Kamm zwischen Hockenhorn und Lötsch-
bergpass. Rings von Firnfeldern umrahmt.
HOCKMATT (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron. Gem.
Grengiols). 1280 m Weiler, über dem linken Ufer der
Binnaschlucht. am Eingang ins Binnenthal und 3 km ö.
Grengiols. 14 Häuser, 70 kathol. Ew.
HCECHHMU8ER (Kt. Bern. Amtsbez. Thun, Gem.
Steffisburg). 590 m. Zwei alte Häuser mit bemerkenswer-
ter Architektonik, im Dorf Steffisburg am linken Ufer der
Zulg. Stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, waren
zuerst Eigentum des Berner SchuUheissen Heinrich Mat-
ten (1428-1506) und kamen nachher an die d'Affry in Frei-
burg. Sind von einer niedrigen Mauer umgeben. Das eine
Haus mit sehr hohem Giebeldach. Sind als mittelalterliche
Herrensitze sowohl von künstlerischem als historischem
Interesse.
HCECHHAU8(Kt. Nidwaiden, Gem. Wolfenschiessen).
531 m. Haus, im Thal der Engelberger Aa und am linken
Ufer des Flusses, 1 km sw. Wolfenschiessen. Bemerkens-
wertes Gebäude mit Glockentürmchen. Als der berühmte
Ritter Melchior Lussi nach der Heimkehr von seiner 1583
ausgeführten Pilgerfahrt nach Jemsalem der Welt ent-
sagen und sich in das eben gestiftete Kloster zu Stans
zurückziehen wollte, aber von seinen Verwandten daran
gehindert wurde, erbaute er sich 1585 das Hochhaus.
Eine Nachahmung davon stand im Schweizerdorf auf der
Pariser Weltausstellung von 19Ö0.
HCECH8T (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 1947 m.
Felssporn, auf der NW.-Flanke der Gruppe des First
(2412 m) ; schiebt sich gegen das Obere Suldthal vor und
kann vom Dorf Kienthal über die Renggalp in 3-4 Stunden
erstiegen werden.
HCECH8T (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). 2028 m.
Gipfel, in der Kette der Churfirsten, nw. vom Sichel-
kamm (2151 m) und ö. vom Tristenkolben (2179 m). Drei-
eckig abgeflachtes Gipfelplateau. Bildet einen aus dem
570
H(EC
HCEF
Kamm herausgearbeiteten Kreidelappen, wie die weiter
w. gelegenen Gipfel, während der Sicnelkamm mit seinen
bekannten sichelförmiff gebogenen Schichten eine nach
N. übergelegte Mulde darstellt. Nach N. sind dem Höchst
El die Nausalp und Schlewizalp hin der Schafkopf
m), Schafberg und Föhrenkopf (1810 m) vopge-
t.
HCECH8T 8CHWALMERN (Kt. Bern, Amtobez.
Frutifien). 2785 m. Gipfelpunkt der Schwalmemhömer ;
zwischen Suldthal, Kientnal, Sausthal und Saxetenthal.
Kann von Isenfluh über das Sausthal und die Karrenfelder
von Hohgant in 5 V« oder von Kienthal aus in 6 Stunden
leicht bestiegen werden. Schöne Aussicht.
HCECH8TE SPITZE (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4638
m. Oft gebrauchter Name für die Dufourspitze, den höch-
sten Gipfel des Monte Rosa Massives und der Schweiz
überhaupt. S. den Art. Ro9A (Monte).
HCECH8TETTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf).
481 m. Gem. und Dorf, an der Strasse Herzogen buchsee-
Kirchberg-Bern und 6,5 km ö. der Station Utzenstorf der
Linie Burgdorf-Solothurn. Postablage, Telephon ; Post-
wagen Herzogenbuchsee-Koppigen. 3o Häuser, !299 reform.
Ew. Kirchgemeinde Koppigen. Landwirtschaft. Käserei.
HCECH8TETTEN (QR088> (Kt. Bern, Amtebez.
Konolfingen). 762 m. Gem. und Pfarrdorf, an den Hän-
gen des Hundschüpfen und der Blasenfluh und über dem
Gross Höchstetten von Westen.
von der Linie Bern-Lanffnau durchzogenen breiten Thal,
in fruchtbarer Landschaft, an der Kreuzung der Strassen
Bern-Luzern und Burgdorf-Thun. 2 km n. der Station
Zäziwil-Gross Höchstetten der Linie Bern-Luzern. Station
der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun. Postbnreau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach Schlosswil. Ge-
meinde, mit Muhlebach : 99 näuser, 799 reform. Ew. ;
Dorf: 69 Häuser, 596 Ew. Die Kirchgemeinde umfasst die
politischen Gemeinden Gross Höchstetten, Zäziwil, Mir-
chel, Oberthal und Bowil. Acker- und Obstbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft. Obst- und Käsehandel. Biskuitsfab-
rik. Hier der Bezirksspital des Amtsbezirkes Konolfingen.
Bezirkssparkasse, 1828 gegründet. Sekundärschule. Gross
Höchstetten ist eines der schönsten Dörfer im Kanton
Bern und besitzt viele stattliche Landsitze. Die aus dem
Mittelalter stammende und 1811 umgebaute Kirche ist
1882 durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden.
Nahe der Kirche ein kleines Schloss, jetzt Pfarrhaus. Das
Dorf gehörte ein zum Landgericht Konolfingen und spielte
im Bauernaufstand von 16o3 eine bedeutende Rolle. Hier
war der Orientalist Joh. Heinr. Otth aus Bern 1696-1719
Pfarrer.
HCECH8TETTEN (KLEIN) (Kt. Bern, Amtsbez.
Konolfingen, Gem. Rubinen). 545 m. Weiler, zwischen
dem recnten Ufer der Aare und der Strasse Bem-Thun
und 1,4 km nw. der Station Rubinen der Linie Bem-
Thun. Telephon. 12 Häuser, 83 reform. Ew. Kirchge-
meinde Münsingen. Ackerbau, Kunstwiesen. Liebfrauen-
kirche mit Wandmalereien, vor der Reformation stark
besuchter Wallfahrtsort. Nahe der Aare Spuren einer
einstigen Burg.
HCECH8TFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). S104
m. Gipfel, wsw. Vorher^ des Dreispitz; flUt mit nohen
Steilwanden zum Dorf Kienthal ab.
HCECH8TOCK und UNTER HCECH8TOCK (Kt
Zürich, Bez. Pfäffikon, Gtem. Stemenberg). 890 m. Zwei
Gruppen von zusammen 7 Häusern, an der Strasse Baoma-
Sternenberg, 1 km s. der Kirche Sternenberg und 3 km
nö. der Station Bauma d6r Tössthalbahn (Winterthui^
Wald). 28 reform. Ew.
HCECKLER (Kt., Bez. und Gem. Zürich). 440-500 m.
Grosse Wiesenterrasse, am OSO.-Fuss des UeUiberg|^ und
am Waldrand links über der Sihl; 1,5 km w. WoUis-
hofen und 4 km sw. Zürich. Schiess- und Exerzierplatz
für Infanterie und Artillerie. Einige Militärbauten. Am
Weg über die Manegg zur Falätsche u. auf den Uetliber^.
HCEFE (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landqaart, Kreis
und Gem. Davos). 1580 m. Gruppe von 3 Haasern, am
linken Ufer des Landwassers und am NW.-Fass des Ja-
kobshorns, 1 km s. der Station Davoe Platz der Rätischen
Bahn (Landquart-Davos). 20 reform. Ew. Kirchgemeinde
Davos Platz. Alpwirtschaft.
HCEFE (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem. Wesen). 560
m. 18 zerstreut gelegene Hänser, auf den Höhen zwischen
dem Leubach und Flibach und 1,1 km nö. der Station
Wesen der Linien Zürich-Chur. 91 kathol. Ew. Viehzucht
HCEFE (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem. Vilters).
670-754 m. 10 Häuser, am Vilterserber^
zerstreut gelegen, 1 km so. Vilters und
3,2 km so. der Station Sargans der Li-
nien Zürich-Chur und Rorschach-Ghur.
57 kathol. Ew. Wiesenbau und Vieh-
zucht.
HCEFE. Bezirk des Kantons Schvijz.
Fläche 3730 ha. Umfasst den
NW. des Kantons und liegt
zwischen dem Etzel und Ho-
hen Höhnen einerseits und
dem Zürichsee andererseits.
Grenzt mi N. an den Zü-
richsee, im W. an den zür-
cherischen Bezirk Borgen
und den Kanton Zug, im S. an die Be-
zirke Schwyz und Einsiedein and im
0. an den Bezirk March. Umfiisst die
drei Gemeinden WoUerau, Feusisberg
und Freienbach. Zum Bezirk gehören
auch die Halbinseln Hürden u. Bächau
und die Inseln Ufenau und Lntzelau
im Zürichsee. Ziemlich gebirgig. An
geschützten Orten gedeiht noch die Rebe, so in Wol-
lerau, Wilen, Leutschen (guter Wein!), Hürden, Fuchs-
berg, First und Höfherthal. Höher oben baut man Otwt,
so m Neumühle, Erlen, Schindellegi, Feusisberg and
Schwändi. Am Etzel und Hohen Bohnen Waldungen.
Starker Wiesenbau.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1886
1896
1901
Rindvieh
2152
2344
2619
Pferde
75
81
91
Schweine
413
537
483
Schafe
64
96
57
Ziegen
188
209
123
Bienenstöcke
418
689
661
Die Viehzucht ist von grosser Bedeutung. Bräche aof
ausgezeichneten Sandstem bei Bach (marine Molasse),
WoUerau und Schindellegi. 650 Häuser, 1134 Haushal-
tungen, 5005 Ew., wovon ^ Reformierte. Im n. Abschnitt
des Bezirkes ist die Bevölkerungsdichtigkeit eine ziem-
lich starke, im s. Abschnitt (am Hohen Bohnen) dagegen
gering. Bezirkshauptorte sind abwechselnd Woilerau for
je 4 und Pfäfßkon (Gemeinde Freienbach) für je 2 Jahre.
In Woilerau eine Sekundärschule. Die industrielle Tätig-
keit ist vertreten durch 5 Sägen, 2 Mühlen, 2 Seidenfob-
riken, je eine grosse Baumwollspinnerei, Bleicherei ond
Färberei, Buchdruckerei, Bierbrauerei, Bootbauerei etc.
Feusisberg ist ein bekannter Kurort. Den Bezirk durch-
zieht ein Netz von ffuten Strassen : Richterswil-WoUeno-
Schindellegi -Biberbrücke- Einsiedeln, Rappersvnl-Pfiffi-
kon-Etzel-Einsiedeln , der Herrenweg (Bach-PßLIIikoii-
Altendorf) und die neuen Strassen Freienbach-Schindel-
H(EP
H(EG
571
l^-Schwyz und Lugeten-Feusisberg-SchindelleRi-Hütten.
Eisenbahnstationen PfSfBkon , Freienbach , Wollerau,
If^^SiPSrZ^
Besirk Höfe.
Schindellegi, Biberbrucke und Bach der Linien Zürich-
Glarusy wadenswil-Einsiedeln und Rapperswil-Goldau.
Postwagenkurse zwischen Feusisberg, Schindelleffi und
Hütten. Die älteste Geschichte des Bezirkes ist mit der-
jenigen der Ufenau verknüpft. Eine Urkunde nennt 972
Ufenau und Pföffikon als Besitz des Klosters Einsiedeln.
Das ganze Gebiet war damals in 3 sog. Höfe, Wollerau-
Bach, Freienbach und Pföffikon, einseteilt, deren Aussen-
grenzen mit den heutigen Grenzen oes Bezirkes überein-
stimmen. Eine Ausnahme machten einziff die Hafengüter
bei Richterswil, um deren Besitz im Mittelalter bis zu
Ende des 15. Jahrhunderts lange Zeit sestritten wurde.
Am 15. Mai 1470 unterschrieben die Vertreter der acht
alten Orte den sog. Hafenbrief, aber erst durch Vertrag
vom 19. Mai 1841 zwischen Schwyz und Zürich kam end-
lich Klarheit in diese verworrenen Besitzansprüche.
Schutzherren der Höfe waren die zugleich als Kastvögte
des Klosters Einsiedeln amtenden Grafen von Rappersml.
Ein Schiedsgerichtsspruch von 1313 betr. die Grenzstreitig-
keiten zwischen Einsiedeln und Schwyz verpflichtete die
Zürcher, darüber zu wachen, dass vom festen Punkt Päf-
fikon aus den Untertanen von Schwyz kein Schaden zu-
gefügt werde. Leute aus den Höfen kämpften auch in
dem glorreichen Treffen der Zürcher bei Tätwil (25. De-
zember 1351) mit. Am 8. September 1358 ging die Kast-
vogtei an die Herzoge von Oesterreich über. Während der
Befreiungskämpfe ge^n Oesterreich (Schlacht bei Sem-
pach) bemächtiffte sich Zürich der Höfe, die ihm mit
Auftnahme der Ufenau und von Hürden im Friedenstrak-
tat vom 1. April 1389 auch rechtlich zugesprochen wur-
den. 1412 kamen dann auch die Ufenau und Hürden an
Zürich. Im alten Zürichkrieg musste Zürich durch eidge-
nössischen Schiedsspruch die Höfe an Schwyz abtreten,
das sie als Untertanenland verwaltete. Während der Reli-
gionskriege besetzten die Einsiedler das Gebiet, um es
vor den Angaffender Zürcher zu schützen. Damals wurde
auch das bisher in Richterswil eingepfarrte Wollerau da-
von losffelöst und 1536 zur eigenen Kirchgemeinde er-
hoben. 1796 leisteten die Leute der Höfe den Franzosen
energischen Widerstand, was Fraissinet zu dem Ausspruch
veranlasste, dass die Schweizer wie Löwen kämpften.
Unter der Helvetik gehör-
ten die Höfe zum Kanton
Linth und bildeten 1803-
1848 zwei Bezirke, näm-
lich Wollerau oder Hin-
terhof und Pfafßkon oder
Vorderhof.
HCEFE (HINTER u.
VORDERE (Kt. Zuff,
Gem. Steinhausen). 410
m. Zwei Gruppen von
zusammen 9 Häusern ,
nahe dem rechten Ufer
der Lorze, 3 km nw. vom
Bahnhof Zug und 1,2 km
so. Steinhausen. 45 ka-
thol. Ew. Landwirtschaft.
Seidenweberei.
HCEFEN (Kt Aar^u,
Bez. Muri, Gem. Meien-
benr). 428 m. Gruppe von
9 Häusern, am linken
Ufer der Reuss; 3,5 km
so. Meienberg und 1,3
km s. der Station Sins
der Linie Aarau-Lenz-
burg- Rotkreuz. 58 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde
Sins. Ackerbau und Vieh-
zucht.
HCEFEN(AUFDEN>
(Kt. Bern, Amtsbez.Thun).
645-765 m. Gemeinde, mit
zerstreut ffelegenen Hö-
fen und Häusergruppen,
auf den Höhen zwischen
dem Stockenthal einer-
seits und dem Amsoldin-
ger - und Uebischisee
andererseits, 7 km sw. vom Bahnhof Thun. Postablage ;
Postwagen Thun-Stocken. Grösste Siedelungsgruppe ist
Schindleren, dann folgen die Häusergruppen Auf der
Burg (nahe der Ruine Jagdbura) und Aeusseres und In-
neres Gländ. Zusammen 69 Hauser, 342 reform. Ew.
Kirchgemeinde Amsoldingen. Landwirtschaft. Schöne
Aussicntauf die umliegende Moränenlandschaft, den Thu-
nersee und die Alpen. Da die s. vom Uebischisee gel^enen
Grundstucke beim Schiessen der Artillerie auf der Thuner
Allmend gefährdet sind, wurden sie vom Bund anse-
kauft und die darauf stehenden Häuser geräumt. Typische
Moränenlandschaft mit zahlreichen Höhenrücken, Torf-
mooren und kleinen Stauseen, Produkt des eiszeitlichen
Aaregletschers. Seiner Zeit schon von Ed. Desor in seinem
Vortrag Die Moränen-Landschaft (Schaffhausen 1874)
eingehend beschrieben.
HCEFLI (Kt. Glarus, Gem. Engi). 760 m. Gruppe von
6 Häusern, am rechten Ufer des Sernf, an der Strasse
Schwanden-Engi, 1 km nw. En« und 5 km ö. der Sta-
tion Schwanden der Linie Zürich-Glarus-Linthal. 30 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Matt. Wiesenbau und Vieh-
zucht. Ein Teil der Bewohner arbeitet in den Schiefer-
brüchen bei Engi.
HCEFLI (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Gem.
Klostera). 1200 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten
Ufer der Landquart und 1,4 km so. der Station Klostera
der Rätischen Bahn (Landquart-Davos). 19 reform. Ew.
Alpwirtschaft,
HCEFLI (Kt-Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Bichel-
see). Volkstümlicher Name für den Weiler Niederhofen.
S. diesen Art.
HCEFLI (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Langnau).
466 m. Gruppe von 8 Häusern, im Sihlthal und am lin-
ken Ufer der Sihl, 1 km nnw. der Station Langnau der
Sihlthalbahn. 55 reform. Ew. Wiesenbau.
HCEQQER8HARD (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. Berg). Weiler. S. den Art. Hard.
HCEQGWALD (Kt. St. Gallen. Bez. Alt und Neu Tog-
genburg). 800-894 m. Kleiner Wald, auf einem Berg-
572
H(EO
II(EL
rücken 1 km w. Ober Helfentswil. Auf dem abgeflachten
Gipfel eine Gastwirtschaft mit schöner Aussicht.
HCEQLI oder HCEQLE (Kt. Appenzell A. R., Bez.
Vorderland, Gem. Wolfhalden). 720 m. Gruppe von 7
Häusern, auf einer Anhöhe s. über der Station Rheineck
der Linie Rorschach- Sargans und 2,5 km ö. Wolfhalden.
Viehzucht.
HCEHE (Kt. Appenzell I. R., Gem. Gonten). 860-960 m.
7 Häuser, am SO.-Hang des Himmelbergs zerstreut ge-
legen, 3 km nö. Gonten und 1,5 km nö. der Station Gon-
tenbad der Appenzellerbahn ( Winkeln-Herisau-Appenzell ).
33 kathol. Ew. Kirchgemeinde Appenzell. Viehzucht.
Handstickerei.
HCEHE (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Signau). 960 m.
Gemeindeabschnitt und Gruppe von 3 Häasem mit 17
Ew. ; 3 km ö. der Station Signau der Linie Bern-Luzem.
Zusammen 41 Häuser, 293 reform. Ew. Käserei.
HCEHE (Kt. Luzem, Amt Sursee). 752 m. Höchster
Punkt des Leidenbergs, 247 m über dem Spiegel des Sem-
pachersees und 20 Minuten über der Strasse Sarsee-
Sigerswil-Grosswangen. Heisst seiner schönen Aussicht
wegen im Volk allgemein der «Wanger Rigi». Aussicht
auf den Jura, Schwarzwald, das Gebiet des Napf und die
Alpen vom Säntis bis zum Doldenhom.
HCEHE (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gern Grosswangen).
720-730 m. Gruppe von 3 Häusern, unter dem Aussichts-
punkt «Höhe^, links über der Strasse Sursee-Sigerswil-
Grosswangen und 5 km w. Sursee. 23 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht.
HCEHE und VORDERE HCEHE (Kt. Zürich, Bez.
Horgen, Gem. Hirzel). Häusergruppen. S. den Art.
HiRZEL.
HCEHE (AUF DER) (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster, Gem.
Amden). 1541 m. 6 Höfe, am Weg Stein- Amden und auf
dem Scheitel des Bergrückens zwischen der Mulde von
Amden und dem Toggenburg; 4,5 km nö. über Amden
und 10 km nö. der Station Wesen der Linie Zürich-Chur.
30 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
HCEHENWEQ oder HOCH8TRA88E, französisch
Haute Route und englisch High Level Road. So nannten
die ersten (englischen) Pioniere in den Walliser Hoch-
alpen den stets auf der Höhe der Pässe sich haltenden
direkten Uebergang von Zermatt nachChamonix, der jeden
Zwischenabstieg in ein Thal vermeidet und zuerst folgende
Route umfasste: Col de Valpelline-Col Nord du Mont
BrüU^-Col de r£vöque-Col deChermontane-Gol duSonadon-
Col d'Argenti^re. Heute sind dazu eine grosse Anzahl
von Varianten gekommen, von denen wir nur folgende
nennen : 1. Tag. Aufstieg von Zermatt über den Col d'H^
rens zur Bertolhütte ; 2. Tag. Vom Col de Bertol über den
Arollaffletscher, Col de Tfivöque und Col de Chermontane
zur Cnanrionhütte ; 3. Tag. Von der Chanrionhütte über
Mauvoisin, Col des Otanes, Panossi^rehütte und Col des
Maisons Blanches zur Valsoreyhütte ; 4. Tag. Von der
Valsoreyhütte über Bourg St. Pierre und Orsi^res zur
Saleinazhütte ; 5. Tag. Von der Saleinazhntte über den
Col du Chardonnet und Lognan oder über die Fendtre de
Saleinaz, den Col du Tour und das Dorf Le Tour nach
Chamonix. Heute ist der Name Höhenweg für eine Reihe
von andern aufeinanderfolgenden Passübergängen ge-
bräuchlich geworden. So gibt es jetzt z. B. solche Höhen-
wege rund um den Monte Rosa von Zermatt über den
Theodulpass, Breithornpass, Passo della Fronte, Passo
delle Pisse, Passo delle Loccie und Schwarzberg Weios-
thor zurück nach Zermatt: femer von der Furkapasshöhe
über Thierbergpass, Leckipass, Passo Cavanna und Pizzo
Lucendro nach dem Gotthardhospiz u. a.
HCEHQAU. Landschaft. S. den Art. Hegau.
HCEHLE (Kt. Zürich, Bez. Pfafßkon, Gem. Bauma).
650 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer der Töss
gegenüber aer Station Bauma der Tössthalbahn (Winter-
thur-Wald). 29 reform. Ew. Wiesenbau.
HCEHLE (WEBERLI8> (Kt. Graubünden, Bez.
Ober Landquart). Höhle. S. den Art. Weberlis Ho^hle.
HCEHPORT (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln).
Berghang. S. den Art. Hochbord.
HCEHRAQEN (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 449 m. Brei-
ter bewaldeter Bergrücken, in der Glattebene rechts über
dem Fluss und 2 km sw. vom Bahnhof Bülach.
HCEHTHAL (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Ober Ehren-
dingen). 500 m. Gruppe von 7 H^usem, am NW.-Fu« der^
Lagern, an der Strasse Baderi-Kaiserstuhl und %J5 km
nö. der Station Baden der Linie Zürich-Baden-Brugg. 56
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HCEHWALD (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landauart,
Kreis und Gem. Davos). 1580 m. Haus und Gasthof, am
N.-Ufer des Oavosersees und 1 km so. der Station Wolf-
gang der Rätischen Bahn (Landquart Davos). Telephon.
15 reform. Ew. Kirchgemeinde Davos Dorf. Alpwirt-
HCELL (Kt. Zug, Gem. Neuhlim). 585 m. Zwei Tropf-
steinhöhlen, am rechten Ufer <|el Lorze und ana Austritt
des Flusses aus einem kleineh Tobel ; 3,5 km o«ö. der
Station Baar der Linie Zürich-Thalwil-Zug. Gasthaus (nur
im Sommer geöffnet). Die eine der Höhlen liegt am Bacb-
ufer selbst, die andere einige Meter höher. In einem Ni-
veau von etwa 570 m traten von alters her gewaltige
Quellen aus, die in zahlreiche Rinnsale zersplittert über
den Molassehang in die Lorze hinunter rieselten. Dabei
schied sich Kalktuff aus, und es entstanden im Laufe der
Zeit mächtige Tufflager, die beim Bau des 3 km langen
Albistunnels der Linie Zürich-Thalwil-Zug bis auf die
zwei Höhlen in der Höll ausgebeutet worden sind. Diese
Höhle «zeichnet sich gegenüber andern Tropfstein-
höhlen nicht etwa durch besondere Grösse, sondern
durch Zierlichkeit und Mannigfaltigkeit der Stalaktiten
aus». Die Höll wird alljährlich von Hunderten von Frem-
den besucht. Die genannten grossen Quellen sind jetzt
für die Wasserversorgung der Spinnerei an der Lorze in
Baar und der Stadt Zünch gefasst. Näheres über Höhle
und Quellen siehe bei Aeppli, Aug. Eroaionsterrassen und
GlazialschoUer in ihrer Beziehung zur Entstehung des
Zürichsees. (Beitrage zur geolog, Karte der Schweiz.
NF. IV). Bern 18M. Der Ausdruck Höll oder Hell =
Schlucht, Tobel.
HCELL (OBER und UNTER) (Kt. Aargau, Bez. Muri,
Gem. Kallern). 490-520 m. 3 Häuser, 700 m nw. Kallem
und 3 km nw. der Station Boswil der Linie Aarau-Lenz-
burg-Rotkreuz. 21 kathol. Ew. Kirchgemeinde Boswil.
HCELLBACH (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Bach: ent-
springt an einer ö. Verzweigung der Berra bei (ipr Hütte
Philipona in 1620 m, durchbraust mit einem mittleren
Gefall von 14 % eine tief zwischen beinahe senkrechte
Felswände eingeschnittene Schlucht und mündet nach 5
km langem Lauf gegenüber der Hütte Glattenstein in 920
m von links in die G^rine (Aergerenbacb). Nimmt zahl-
reiche kleine Nebenadern auf, die von aen Alpweiden
von Schmutzena, In der Höll, Schlattle, Grande^ Plaine,
Züberli, Geissera, Lautera und Schweinsberg herabkom-
men. Ist bei der Schneeschmelze und nach jedem Gewit-
ter ein gefährlicher Wildbach, dessen obersten Lauf man
in jüngster Zeit verbaut hat.
HCELLENQRABEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk). Felsen-
zirkus. S. den Art. Illgraben.
HCELL-LOCH (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Muota-
thal). Grosse Höhle ; öffnet sich in 740 m Höhe, 3 km ö.
über dem Dorf Muotathal, über dem linken Ufer des
Karte des Höll-Loches.
Starzlenbaches und im Winkel über der Vereinigung des
Starzlenthales mit dem Bisithal. Aus ihr kommt der ge-
wöhnlich trocken liegende Höllbach, der von links dem
H(£L
H(EL
573
Starxlenbach zpfliesst. Am Fassweg auf die Bödmemalp.
Der Eingang and ein kleiner Teil der Höhle waren den
Ausgang der Rieseoballe im- HöH-Locb.
Thalbewohnern schon lange bekannt, doch haben syste-
matische Forschungen und Expeditionen (durch Zürcher
Uöhlenfreunde) erst seit 18d8 begonnen und werden heute
noch fortgesetzt. Man darf ietzt schon sagen, dass die
Höhle eine der grössten und interessantesten nicht nur
der Schweiz, sondern ffanz Europas ist. Der gewöhnliche
Eingang des HöU-Loches, dem nach Aussage der Um-
mum.
Alligitorenschlucht im HöU-Locb.
wohner bei starkem Regen oder Föhnwetter der Höllhach
entströmt, liegt tief verborgen in einer Felsenschlucht.
Wildromantisch ist dieser Eingang ! Eine gewaltige Natur-
brücke wölbt sich über die Schlucht . . ., dann geht's un-
ter einer zweiten, ikleineren Naturbrücke durch\ und
nun fleuch tet dem Wanderer das am 1.
Dezember 1901 'ans Tor der Unterwelt ge-
malte Wort « Hölle » entffegen. Die Höhle
beginnt am obern Ende der Höllbach-
schlucht und zieht sich zirka 1600 m weit
in der Richtung ONO.; bei 1400 m biegt
der Hauptgang direkt nach S. um bis zum
« Biesensaal » 2000 m, der ungefähr un-
ter der mittelsten Weid liegt; vom « Riesen-
saal » aus verzweig sich die Höhle in fünf
Arme nach allen Richtungen. Bis jetzt sind
nur die Enden zweier Arme bestimmt :
2300 und 2560 m. Ueber dem « Riesen-
saal » türmt sich der Berg noch etwa 400 m
hoch auf. . . Schrunde, Spalten und Gänee
führen nach allen Richtungen. Die Höhle
besitzt neben der jetzt schon ziemlich ^ut
erforschten ersten noch eine wenig be-
kannte zweite und eine bis 1. Februar 1903
noch nicht erreichte dritte Etage. Die Hö-
hendifferenz zwischen dem tiefsten und
höchsten Punkt der Höhle betragt, soweit
bis jetzt bekannt, 180 m. Die Gesamtlänge
der Höhle darf, alle Verzweigungen mit-
gerechnet, zu 4500 m veranschlagt wer-
en. Das Höll-Loch ist reich an wilden
Naturschönheiten und hat zahlreiche Säle,
kleine Seen, Kaskaden, viele Strudellö-
cher (davon eines mit 5 m Durchmesser
und 3 m Tiefe) und an einigen Stellen
auch bemerkenswerte Tropfsteinbildungen.
Als besonders hervorragende Stellen nen-
nen wir die Dolomitenhalle, den Rittersaal, das Kamin,
die Kapelle, die Böse Wand , den Keller, die grossartige
Alligatorenschlucht, die Riesenhalle (150 m lang, 55 m
breit, 2-3 m hoch), den Faulen Dom, die Wolfsschlucht.
Die Temperatur in der Höhle beträft durchschnittlich
5-6" C. Ueberall macht sich ein lebhafter Luftzug be-
merklich. Ein Besuch ist nur bei trockenem Wetter, be-
sonders im Winter, ratsam, da sonst der Rückweg bei
der «Bösen Ecke» leicht durch eindringendes Wasser ab-
geschnitten werden kann. Näheres s. bei Otter, Jos. Das
Höll-Loch im Mtwtathal {Jahrbuch des S. A, C. 38,
1902/03). Bern 1903.
HCELL8TEIN (Kt. Basel Land, Bez. Waidenburg).
430 m. Gem. und Pfarrdorf, zu beiden Ufern der Frenke,
an der Strasse Waiden burg-Liestal und 5 km nnö. Wal-
denhurg. Station der schmalspurigen Waldenburgerbahn
(Waldenburg-Liestal). Postbureau, Telegraph, Telephon.
67 Häuser, 549 reform. Ew. Landwirtschaft. Uhrenindus-
trie und Seidenbandweberei.
HCELZLI (Kt. Aarffau, Bez. Zofingen, Gem. Rothrist).
433 m. 27 Häuser, auf den Höhen zwischen der Pfafl-
nern und Wigger zerstreut celegen und 2 km osö. der
Station Rothrist der Linie OTten-Bern. 241 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
HCELZLI (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Hemmers-
wil). 440 m. Kleines Dorf, am rechten Ufer der Aach, an
der Strasse Dozwil-Amriswil, 1 km n. Hemmerswil und
400 m nö. der Station Amriswil der Linie Zürich-Winter-
thur-Romanshorn. 24 Häuser, 123 reform. Ew. Kirchp-
meinde Amriswil-Sommeri. Wiesen- und Obstbau. Eine
Baumwollgarnzwirnerei und eine Wachstuchfabrik. Stik-
kerei, Strumpfwirkerei und -(arberei.
HCELZLIHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2999 m.
Gipfel, in der Gruppe des Blindenhorns und im Kamm
zwischen Rappenthal einerseits und Binnen- und Blin-
denthal andererseits. Am S.-Hang mit Rasen bestanden,
der N.-Hang felsig und mit Firnflecken. Vom langen
Schweifengrat (2759 m) durch den Jochpass (2846 m) ge-
trennt, von dem aus das Hölzlihorn in 20 Minuten erstie-
gen werden kann. Besteigung von Binn aus in 4 Stun-
den. Selten besucht.
HCELZLI8BERQ (OBER und UNTER) (Kt. St.
Gallen. Bez. Ober Rheinthal, Gem. Eichbers^). 750-550 m.
Zahlreiche zerstreut gelegene Höfe, am linksseitigen Ge-
hänge des Thaies des Aach, 1 km w. Eichberg und 5,8
km sw. der Station Altstätten der Linie Rorschach-Sar-
574
H(EN
H(ER
gans. 21 Häuser ) 102 reform. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht. Stickerei.
HCENDLEN (MITTLER, OBER und UNTER)
(Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Eschenbach). 464-452 m. 5 Häuser, am —
Han^ des Reussthaies, 1 km so. der
Station Eschenbach der Seethalbahn.
42 kathol. Ew. Acker- und Obstbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. 1472 :
Honten : wahrscheinlich von Honlen =
hoher Hang herzuleiten.
HCENQEN (Kt. Solothurn, Amtei
Balsthal, Gem. Laupersdorf). 667 m.
Weiler, am S.-Fuss der zweiten Jura-
kette, 2 km nö. Laupersdorf und 2 km
nw. der Station Balsthal der Linie
Oensingen-Balsthal. 12 Häuser, 78 ka-
thol. Ew. Wiesenbau.
HCENQQ (Kt. und Bez. Zürich). 460
m. Gem. und stattliches Pfarraorf,
über dem rechten Ufer der Limmat,
an der Strasse Zürich-Baden; 4,5 km nw. Zürich und 1,5
km nnö. der Station Altstetten der Linie Zürich-Baden-
Brngg. Elektrische Strassenbahn Zürich-Höncg. Postbu-
reau, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde zieht sich von
der Limmat hinauf bis auf den breiten Rücken der
Höngger Allmend und zahlt mit Hardegg, Rotewand und
Rütihof 295 Häuser, 3099 Ew. (wovon 434 Katholiken);
Dorf: 176 Hänser, 1785 Ew. Höngg besitzt von allen zür-
cherischen Gemeinden im Limmatthal den grössten Reb-
berg. Dieser umfasst IdO ha und gibt einen guten Wein.
5 Fabriken, worunter eine Seidenweberei mit 900 Arbei-
tern. Heimat von Kaspar Appenzeller (1820-1901), der sich
vom armen Fischerssohn zum reichen Seidenfabrikanten
heraufgearbeitet, die Asyle Wangen, Tageiswangen und
Brüttisellen begründet und sich auch sonst an zahlreichen
gemeinnützigen Unternehmungen beteiligt hat. In Höngg
wirkte lange Jahre der bekannte patnotische Dichter
Dr. Heinrich! Weber (f 1900) als Pfarrer. Im Heiziholz
mehrere Grabhügel aus der Hallstatt Periode; auf den
Steimer wiesen Ueberreste römischer Bauten. Alemannen-
siedelung. 820: Hoinga; 870: Hohinco. Hier waren das
Fraumunster, Grossmünster und das Kloster am Oeten-
bach in Zürich, sowie die Klöster St. Gallen und Einsie-
rich, das sie zu einer eigenen bis 1798 bestehenden Ober-
vogtei erhob. Das Dorf 1443 von den Eidgenossen in
Asche gelegt Hatte 1799 unter dem Durchzug fremder
Höllstein von SQden.
dein begütert. Die Herrschaft Höngg stand im 14. Jahr-
hundert dem Edelgeschlecht von Sehain (Seon) zu.
Johannes von Seon verpfändete sie dem Kloster Wettin-
gen und dieses verkaufte sie 1384 für 1000 Gulden an Zü-
HöQgg vun Osten.
Truppen stark zu leiden. Vergl, Weber, H. Die Kirchge-
meinde Höngg. 2. Aufl. Zürich 1$99.
HCERHAU8EN (Kt. Thurjorau, Bez. und Gem. Steck-
bom). 550 m. Dorf, auf dem Seerücken, an der Strasse
Müllneim-Steckbom und 4 km sw, der Station Steckbom
der Linie Konstanz -Etzwilen- Schaffhausen. Postablage,
Telephon; Postwagen Müllheim-Steckborn. 28 Hänser,
120 Kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Gündel-
hard und Pfin. Futter-, Mais-, Hafer- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Kleines Torfmoor.
HCERI (Kt. Zürich, Bez. ßülach). Gemeinde; umfasst
die drei Siedeluncsgruppen End Höri (412 m), Nieder
Höri (410 m) und Ober Höri (411 m). Zusammen 85 Häu-
ser, 515 reform. Ew. Kirchgemeinae Bülach. Landwirt-
schaft. Das grosse Ried w. HÖri wird im Winter unter
Wasser ^setzt und dient dann als Schlittschuhbahn, die
von Zürich aus viel besucht wird. Fund einer Nadel und
eines Beiles aus Bronze. 1158 : Obrunhoren und Nidram-
horen; 1258: Horun. Nach den Meniorabilia ligurina
zuerst Eigentum der Herren von Eglisau ; kam dann 1424
zusammen mit der Grafschaft Kiburg an die Stadt Zürich u.
wurde von dieser 1442 ihrer Obervogtei Neuamt zugeteilt.
HCERI (END) (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. Höri).
412 m. Dorf, am rechten Ufer der Glatt
und 2^5 km n. der Station Niederglatt
der Linie Zürich-Bülach-Schaflhausen.
Postablage, Telegraph, Telephon. 54
Häuser, 914 reform. Ew. Kirchgemeinde
Bülach.
HCERI (NIEDER) rKt. Zürich, Bez.
Bülach, Gem. Hon). 410 m. Weiler, am
linken Ufer der Glatt, 500 m nw. End
Höri und 3,2 km n. der Station Nieder-
glatt der Linie Zürich-Bülach-Schafl-
hausen. 12 Häuser, 86 reform. Ew. Kircb-
gemeinde Bülach.
HCERI (OBER) (Kt. Zürich, Bei.
Bülach, Gem. Höri). 411 m. Dorf, am
linken Ufer der Glatt, 900 m sw. End
Höri und 2,4 km n. der Station Nieder-
glatt der Linie Zürich-Bülach-Schaff-
hausen. 19 Häuser, 115 reform. Ew.
Kirchgemeinde Bülach.
HCERIBERQ (Kt. Zürich, Bez. Bü-
lach). 476 m. Bewaldeter Rücken, s.
Ausläufer des Strassbergs, über dem
linken Ufer der Glatt und 1 km nw.
Nieder Höri.
HCERNEN (Kt. Zürich, Bez. Pßfß-
kon. Gem. Baumaj. 715 m. Weiler, nahe
dem rechten Ufer der Töbs, an der
Strasse Bauma-Stemenberg u. 900 m ö.
der Station Bauma der Tössthalbahn
(Winterthur-Wald). Telephon. 19 Häu-
ser, 81 reform. Ew. 869 : Hurnomarcha.
HCERNER (DREI) (Kt. Glaruff'und St. Gallen). 1757,
1831 und 1896 m. Wenig hervortretende Gipfel, in der
Kette zwischen dem st. gallischen Murgthal und dem Rö-
tibachthal, auf der Grenze zwischen den Kantonen Glams
H(ER
HffiR
575
t
and St. Gallen, ö. über der Biglingenalp und 4 km sw.
über Mnrg. Von dem aus rotem Verrucano bestehenden
sehr steilen O.-Hang ist in vorhistori-
scher Zeit ein Felssturz niedergebrochen,
dessen Trümmermasse heute den Boden
des Murgthales auf eine Lange von 1,5
km bedeckt
HCERNER (ROTE) (Kt. Uri). 2815
m. Kleine Felsspitzen, im Kamm zwi-
schen der Kleinen und Grossen Wind-
lle; der W.-Hang steilwandig, am
.-Hang ein kleines Eisfeld.
HCERNLENEN (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3214 m. Kleiner Kamm; geht
vom Scheitel des Zwischbergenpasses
nach NW. und trennt das steinige
Weissthal vom Becken des Rotthalglet-
schers, rechts über dem Almagellerthal
und südl. vom Weissmies.
HCERNLI, HÖRN. So werden ffut
und scharf herausmodellierte Berggipfel,
die Ausläufer einer Bergkette oder auch
eine spitz in einen See oder Fluss vor-
ragende Halbinsel genannt.
HOERNLI (Kt. Bern, Amtobez. In-
terlaken). 2866, 2929, 3004 m. Bergstock
mit 3 Spitzen, nö. dem Eiger vorgela-
gert ; fallt mit hohen Steilwanden gegen
rrindelwald im N. und die Mitte des
Untern Grindel waldgletschers im SO.
ab. 3 km s. über der Kirche Grindel-
wald.
HOERNLI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2057 m.
Gipfel mit Grasnängen, sw. Vorberg des Hohenstollen, im
Kamm zwischen dem Giebel und Fruttpass und südlich
über dem obersten Abschnitt des Klein Melchthales. Von
den Hütten auf Käserstatt in Vs und von Golderen (Hasle-
berg) ob Meiringen in 3 Stunden zu erreichen.
HOERNLI (Kt. Graubünden, Bez. Albula). 2599 m.
Aeusserster Gipfel des Kammes, der vom Sandhubel in
der Strelakette nach SSO. gegen Wiesen zieht und steil
zur Wieseneralp abfallt ; 3-4 Stunden nnw. über Wiesen.
HOERNLI (Kt. Graubänden, Bez. Ober Landquart).
2448 m. Gipfel, im Kamm zwischen Flüelathal und Wolf-
ganffpass emerseits und Mönchalpthal andererseits ; nach
K durch einen Felsgrat mit dem seiner Aussicht wegen
berühmten Pischahorn verbunden, nö. vom Seehorn und
4 km nö. über Davos Dorf.
HOERNLI (Kt. Granbünden, Bez. Ober Landquart).
2572 m. Wenig bemerkenswerter Gipfel, Endpunkt einer
vom Sattelhorn ausffehenden und das Oischmathal vom
Bhinerthäli trennenden kurzen Kette; hinten über dem
Dischmathal und 2,5 km nw. über Dürrboden.
HOERNLI (Kt. Graubünden. Bez. Plessur). 2497 m.
Kleine Felsnadel, in der vom Parpaner Weisshorn zum
Aroser Weisshorn ziehenden und Arosa vom Thälchen der
Urdenalp trennenden Kette. Fällt nach drei Seiten mit
nahezu senkrechten Felswänden ab und ist nur von S.
her zu(ranglich. Bestei(|[ung schwierig. 3 km w. über
Arosa. Besteht aus Spilit, Diorit und Variohth, welche
Gesteinsarten man auch mit Serpentin zusammen beim
Urdensee findet und deren dunkle Färbung der ganzen
Gegend ein ernstes Gepräge verleiht.
HCERNLI (Kt. Nidwalden). 1190 m. NO.-Ausläufer
des Buochserhoms, 2 km so. über Buochs. Am NW.-Hang
der grosse Buochserwald.
HCERNLI (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2893 m. Berühmter
Aussichtsgipfel über Zermatt, dem NO.-Grat des Matter-
borns vorgelagert und zwischen dem Furgggletscher und
Matterhorngletscher. Stark verwittert und leicht zugäng-
lich. Vom Gasthof am Schwarzsee (Lac Noir) führt m
einer Stunde ein gut markierter kleiner Fussweg auf das
Hörnli und weiterhin bis zur untern Matterhornhütte.
Prachtvolle Aussicht auf den ganz nahen Felsriesen des
Matterhorns und auf alle die Hochgipfel vom Brelthorn
bis zum Monte Rosa, die sich von hier aus besonders
ffünstig präsentieren. Eines der klassischen Ausflugsziele
der Zer matter Kurgäste.
HCERNLI (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischen-
thal). 910-940 m. 6 Häuser, am S.-Hang des Hörnli zer-
streut gelesen, 2 km nö. über der Station Steg der Töss-
thalbahn (Winterthur-Wald) und 4,5 km nnö. über
Hörnli und Matterhoro, vom Schwtrisee aas.
Fischenthal. 27 reform. Ew. Bildet zusammen mit eini-
gen andern Höfen eine Schulgemeinde.
HCERNLI (Kt. Zürich, Bez. Pfäffikon). 1136 m. Gipfel
im Zürcher Oberland, nahe der O.-Grenze des Kantons
Zürich, 2 Stunden onö. über Bauma und 1 Stunde n. über
Steg. Neues, geräumiges Gasthans. Das Hörnli bildet eine
unregelmässige, vierseitige, abgestumpfte Pyramide mit
vollständig freier Lage. Besteht aus grober Naeelfluh, mit
der horizontal geschichtete Sandstein- und Mergelbänke
wechsellagem. Am W.-Hang eine 250 m hohe l*'elswand
mit vorspringenden Nagelfluhköpfen und zahlreichen
Runsen. Die Aussicht ist prachtvoll : « Allgäuer Alpen,
Vorarlberg, Säntis, Glamer Alpen, die Firnenkronen der
Inner Schweiz, die altbekannten Gipfel des Berner Ober-
landes, Jura, Schwarzwald, die langgestreckte Linie der
Schwäbischen Alb, die vornehmen Badenser Herren Ho-
hentwiel, Hohenhöwen etc., dann der Bodensee mit
Meersburg, Immenstaad, Friedrichshafen, Langenargen;
auch der Greifensee ist sichtbar und ein bischen vom
Zürichsee... Deutlich erkennt man die Städte St. Gallen
und Winterthur und eine Mense Dörfer. » Die Aussicht
vom Hörnli ist femer dadurch besonders lehrreich, dass
sie uns mit einem Blick unsere drei Hanptgebirgatypen
I Kettengebirge, Plateaugebirge, Kuppeni^ebirge) zu über-
blicken gestattet. Trigonometrisches Signal erster Ord-
nung, Glied des internationalen Gradmessungsnetzes. Das
Hörnli und seine Umgebung sind den Botanikern als
Standorte vieler alpinen Pflanzen, Relikten der Eiszeit,
wohlbekannt. Solche sind z. B. Alnus viridis^ Saxifraga
aizoides und S. rotundifolia, Dryas octopetala^ Rhodo-
dendron hirsutuniy Primula auriculay Gentiana Uuifo-
lia u. a. Vergl. Bosshard, A. Das Zürcher. Oberland.
(Jahrbuch des S. A. C. S\, 1895-96; mit Panorama vom
Hörnli). — Hegi, Gustav. Das obere Tösslhal... floristisch
und pflanzengeographixch dargestellt. Diss. Zürich. Ge-
n6ve 1902. — Strickier, G. Das Zürcher Oberland, Zü-
rich 1902.
HCERNLI (KLEIN) (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen).
2215 m. Gipfel, n. Vorberg des Spitzhoms (2807 m), in
der Kette zwischen den Thälern der Saane und des Rohr-
baches, 3-4 Stunden ö. über Gsteig.
HCERNLI (KRUMM) (Kt. Graubänden, Bez. Albula
und Ober Landquart). 2672 m. Kleiner Felsspitz, nahe dem
Krachenhorn und Ducanpass, von welch letzterem er
leicht bestiegen werden kann; so. über dem obersten
Monsteinerthal und 4,5 km so. über Monstein.
HCER8TETTEN (OBER und UNTER) (Kt. Thur-
gau. Bez. Steckborn, Gem. Homburg). 543 und 526 m.
576
H(ET
HOF
Zwei Weiler, 700 m von einander entfernt, am S.-Hang des
Seerückens, an und ö. der Strasse Müllneim-Steckbom ;
2,5 km sw. Homburg und 6 km nw. der Station Müllheim-
Wigoltingen der Linie Zürich-Winterthur-Romanshom.
Postburcau, Telephon; Postwagen Mullheim-Steckborn.
Zusammen 35 Häuser, 149 kathoL Ew. Wiesen- und Obst-
bau. Rindvieh- und Kälberzucht. (Simmenthalerschlag),
Seh weinezucht. Viehzuchtgenossenschaft.
HCET8CHIQEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen,
Gem. Gisenstein). 850 m. Kleines Dorf; 1,9 km ö. Gisen-
stein und 1,5 km nw. der Station Konolßngen der Linie
Bern-Luzem. 21 Häuser, 160 reform. Ew. Kirchgemeinde
Münsingen. Wiesenbau.
HCET8CHIQEN (UNTER) (KL Bern, AmUbez. Ko-
nolfingen. Gem. Gisenstein). 775 m. Gruppe von 8 Häu-
sern ; 2,6 km ö. Gisenstein, 700 m d. Uötschigen und
1,4 km n. der Station Konolfingen der Linie Bern-Luzern.
6o reform. Ew. Kirchgemeinde Münsingen. Obstbau.
HOF (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. KöUiken). Bau-
ernhöfe. S. den Art. Habermushof.
HOF (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland, Gem.
Waldstatt). 735 m. Gruppe von 8 Häudern, über dem lin-
ken Ufer der Urnäsch und 700 m nö. der Station Wald-
statt der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell).48
reform. Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei. Bruch auf
vorzügliche Steine für den Bau von Backöfen.
HOF (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Lutzenberg). 46o m. Weiler, an der Grenze gegen den
Kanton St. Gallen und 1,8 km sw. der Station Rneineck
der Linie Rorschach-Sargans. Telephbn. 16 Häuser, 125
reform. Ew. Kirchgemeinde Lutzenb^-Thal. Landwirt-
schaft.
HOF (Kt Appenzell L R.> Gem. Oberegg). 670 m. 10
Häuser, zwischen Reute und Bemeck zerstreut gelegen
und 2 km w. der Station Bemeck der elektrischen Stras-
senbahn Altstätten-Berneck. 62 zur Mehrzahl kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Seidenweberei.
HOF (Kt. Bern, Amtsbez. Büren, Gem. Rüti). 450 m.
Kleines Dorf, 400 m s. Rüti und 2,2 km sw. der Station
Arch-Rüti der Linie Lyss-Solothum-Herzogenbuchsee. 24
Häuser, 95 reform. Ew. Wiesenbau.
HOF (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). Dorf. S. den
Art. Innertkirchen.
HOF (Kt. Glarus, Gem. Haslen). 590 m. Südl. Ab-
schnitt des Dorfes Haslen, an der Strasse Haslen-Hätzin-
Sen. 15 Häuser, 100 reform. Ew. Kirchgemeinde Schwan-
en. Wiesenbau und Viehzucht.
HOF (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Kreis und
Gem. Saften). 1650 m. Gruppe von 5 Häusern, am SO.-
Hang des Plankhorns; 1.2km sw. Saften Platz und 17 km
s. der Station Versam der Linie Chur-Hanz. 16 reform.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Saften Platz. Alp-
wirtschaft.
HOF (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
und Gem. Davos). 17(X) m. Gruppe von 8 Häusern, am
rechten Ufer des Landwassers und am W-.Fuss des Bas-
lerkopfs ; 4,5 km so. der Station Davos Dorf der Räti-
schen Bahn (Landquart-Davos). Alpwirtschafl.
HOF (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg, Gem. Kirch-
berg). 732 m. Weiler, 1 km w. Kirchbere und 3,5 km w.
der Station Bazenheid der Toggenburgerbahn. 10 Häuser,
49 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
HOF (Kt. St. Gallen. Bez. Gossau, Gem. Strau benzeil).
648 m. Gruppe von 7 Häusern, über dem linken Ufer der
Sitter nahe der Krätzernbrücke ; 1,3 km ö. der Station
Winkeln der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 92 ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Winkeln. Viehzucht. Stickerei.
HOF (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Rorscha-
cherberg). 570 m. Kleines Dorf, am N.-Hang des Rorscha-
cherbergs und 2 km so. über dem Bahnhof Rorschach
(am Bodensee). 20 Häuser, 129 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Korschach. Viehzucht. Stickerei.
HOF (Kt. Thur^au, Bez. Arbon, Gem. Romanshorn).
411 m. Weiler; 1,5 km sw. vom Bahnhof und Hafen Ro-
manshorn. 18 Häuser, 82 reform. Ew. Wiesen- und Obst-
bau.
HOF (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Bäretswil). 730 m.
Gruppe von 6 Häusern, 3 km n. Bäretswil und 1,8 km
sw. der Station Bauma der Tössthalbahn (Winterthur-
Wald). Telephon. 55 reform. Ew.
HOF (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Thalwil). 524 m.
Kleines Lk)rf, n. der Fabriken von Gattikon, 1 km ö. der
Station Langnau-Gattikon der Sihlthalbahn und 1,5 km
sw. der Kirche Thalwil. 24 Häuser, 184 Ew. (wovon 32
Katholiken).
HOF (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Herrlibere).
600 m. Weiler; 2,5 km nö. der Station Herrliberg der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Bapperswil).
16 Häuser, 90 reform. Ew. Früher Intwil geheissen und
unter diesem Namen auch noch auf der Siegfried karte
verzeichnet,
HOF (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Egg). 552 m. Klei-
nes Dorf, 500 m s. Egg und 6,5 km s. der Station Uster
der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Telephon. 25 Häuser,
115 reform. Ew. Wiesenbau.
HOF (Kt. Zug, Gem. Neuheim). 724 m. Gruppe von
4 Häusern, über dem linken Ufer der Sihl; 1,5 km so.
Neuheim und 6 km ö. der Station Baar der Linie Zürich-
Thalwil-Zug. 25 kathol. Ew. Landwirtschaft.
HOF (HINTER, MITTLER und VORDER) (Kt
St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Untereggen). Teile des
Dorfes Untereggen. S. diesen Art.
HOF (HINTER und VORDER) (Kt. Schwyz, Bez.
Höfe, Gem. Freienbach). Gemeindeabschnitte. S. die Art.
Hinterhof und Vorderhof.
HOF (INNER und MITTLER) (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner, Kreis Hanz, Gem. Versam). 1070-1100 m.
Hütten und Häuser, über dem rechten Ufer der Rabiusa
und 5 km ssö. über Versam. 9 reform. Ew. deutscher
Zunge. Alpwirtschaft.
HOF (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). Gem.
und Dorf. S. den Art. Oberugf.
HOF (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Fischen-
thal). Grosste Siedelungsgruppe der Gemeinde Fischen-
thal, bei der Station gelten. S. den Art. Fischenthal.
HOF (OBER) (Kt. Zürich, Bez. und C^m. Hinwil).
544 m. Gruppe von 7 Häusern ; 1,4 km nw. Dürnten und
2 km sw. der Station Hinwil der Linie Efiretikon-Wetzi-
kon-Hinwil. 38 reform. Ew. Wiesenbau.
HOF (OBER) (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
671 m. Gruppe von 8 Häusern, auf den Höhen zwisdien
Zürichsee und Sihlthal und 2 km sw. der Station Horgen
der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich- Wädenswil). 45
reform. Ew. Wiesenbau.
HOF (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, C^em.
Elgg). 59Ö m. Gruppe von 5 Häusern, an der Grenze
fegen den Kanton Thurffau und %\ km so. der Station
:igg der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 32 reform
Ew. Landwirtschaft.
HOF (UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Jona).
Nördl. Teil des Dorfes Jona. S. diesen Art.
HOF TABLAT (Kt. St. Gallen, Bez. und (>em. Tab-
lat). Häusergruppe. S. den Art. Tablat.
HOF WEG (Kt. St. Gallen, Bez. und Ciem. Tablat).
Weiler. S. den Art. Weg.
HOFACKER (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, (^em. Uerk-
heim). 468 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Uerke, ?00
m sw. Uerkheim und 4 km so. der Station Safenwil der
Linie Aarau-Suhr-Zofingen. 40 reform. Ew. Landwirt-
schaft. Kattunfabrik.
HOFEQQ (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland, (}em.
Herisau). 743 m. Kleines Dorf, an der Strasse WaldsUtt-
Herlsau und 7(X) m s. der Station Herisau der Appen-
zellerbahn (Winkeln-Herisau-Ap^nzell). 20 Häuser, 1G9
reform. Ew. Industrielle Tätigkeit (Appretur, Bleicherei
etc.).
HÖFEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Ur-
senbach). 632 m. Weiler, am Oeschenbach, an der Strasse
Sumiswald-Ursenbach ; 2,2 km sw. Ursenbach und
4,3 km sw. der Station Klein Dietwil der Linie Langen-
thal-Wolhusen. Telephon. 17 Häuser, 132 reform. Ew.
Viehzucht.
HÖFEN (Kt. und Amtobez. Bern, Gem. Wohlen). 500
m. Gruppe von 8 Häusern, am Mühlebach und am rechten
Ufer der Aare, 600 m sw. Unter Wohlen und 7,5 km nw.
vom Bahnhof Bern. Telephon. 84 reform. Ew. Mühle und
HÖFEN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg, Gem.
Mosnang). 840 m. 10 Häuser, im Libingerthal zerstreut
gelegen, 3 km s. Mosnang und 3,7 km sw. der Statioo
HOF
HOF
577
Dietfurt der Toggen burgerbahn. 60 kalhol. Ew. Kircbge-
meinde Libingen. Wiesenbau und Viehzucht.
HÖFEN (Kt. St. Gallen, Bez. Tablut, Gem. Witten-
bach). 597 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Strasse
St. Gallen-Arbon, 1 ktn ö. Wittenbach und 2,5 km sw.
der Station Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 63
kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht. Stickerei.
HÖFEN (Kt. SchaflThausen, ßez. Reiath). 479 m. Gem.
und Dorf, im ßiberthal und am rechten Ufer der Biber,
an der Grenze gegen das Grossherzogtum Baden und 5
km nnw. der Station Thaingen der Linie SchafThausen-
Singen. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
nach Thaingen. Zollamt. 24 Häuser, 126 reform. Ew.
Kirchgemeinde Opfertshofen. Ackerbau, Rindvieh- und
Schweinezucht. Grosse Ziegelei, mit der ihr das Material
liefernden Lehmgrube durch ein Luflkabel verbunden. Im
17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts Eigentum, und
Adelssitz des ehrgeizigen SchafiThauser Bürgermeisters
Tobias Hollander, der in seinem Kanton in der Art Lud-
wig XIV. auftrat. Er ist in der Geschichte Schaffhausens
sowohl durch seine Herrschergel äste wie auch durch den
diplomatischen Erfolg bekannt, den er am kaiserlichen
Hof in Wien in der Frage der Oberhoheit SchaiThausens
über den Reiath davontrug. Noch heute findet man in
Höfen Spuren der einstigen Prachtliebe Holländers. Vergl.
Stokar, Karl. Der Bürgermeister Tobias Holländer von
lierau (in den Heitragen zur vaterländ, Geschichte;
Höfen (Kt. SchttThaasen) von S&den.
fieratisg. vom Histor.-antiquar. Verein des Kantons
Schaff h. Bd III). Schaffhausen 1874. — Lang, Rob. Tobias
Holländer (in der Festschrift der Stadt Schaffhausen
zur ßund^sfeier iOOi). Schalfh. 4901.
HÖFEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Sirn-
ach). 533 m. Dorf, am linken Ufer der Murg und 1,2 km
nw. der Station Sirnach der Linie Zörich-Wintertbur-
St. Gallen. 58 Häuser, 291 kathol. und reform. Ew. Acker-
bau. Viele der Bewohner arbeiten in den Stickereien und
Webereien von Sirnach.
HÖFEN (NIEDER) (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem.
Schlossrued). Weiler. S. den Art. Niederhofen.
HÖFEN (NIEDER) (Kt. Aargau, Bez. Rheinfelden,
Gem. Zuzgen). Weiler. S. den Art. Niederhofen.
HÖFEN (NIEDER) oder HOEFLI (Kt. Thurgau, Bez.
Münchwilen, Gem. Bichelsee). Weiler. S. den Art. Nie-
derhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). Gem.
und Dorf. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Bern, Amtebez. Konolßngcn,
Gem. Boswil). Weiler. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Tbun). Gem.
und Dorf. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Inwil). Weiler. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzlingen,
Gem. Illighausen). Dorf. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen,
Gem. Sirnach). Dorf. S. den Art. Oberhofen.
HÖFEN (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Winterthur,
Gem. Turbenthal). Dorf. S. den Art. Oberhofen.
HOFENACKER (Kt. Schaffhausen, Bez. Stein, Gem.
Ramsen). 440 m. Gruppe von 5 Uäosem, auf einer mit
Reben bepflanzten Anhöhe, an der Grenze gegen das
Grossherzogtum Baden und 3,5 km nnw. der Station
Ramsen der Linie Winterthur-Etzwilen-Singen. 39 reform,
und kathol. Ew. Ackerbau, Weinbau mit geschätztem
Ertrag.
HOFERALP (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg,
Kreis und Gem. Safien). 1680-2400 m. Aipweide mit etwa
20 Hütten und Stadeln, am SO.-Hang des Plankhoms
und 2-3 Stunden w. über Safien Platz.
HOFERBAD (Kt. Appenzell L R., Gem. Appenzell).
781 m. Gruppe von 8 Häusern, unmittelbar üoer dem
Bahnhof AppenzeH. 70 kathol. Ew. Landwirtschaft. Käse-
handel. Stickerei. Heilbad mit eisenhaltiger Bitterwas-
serquelle, die schon 1372 benutzt wurde. Hiess früher
Unterbad und war Eigentümer der ganzen Häusergruppe.
HOFEREN (Kt. Bern, Amtebez. Burgdorf, Gem. Hei-
miswil). 610 m. Gruppe von 6 Häusern; 1,7 km sw.
Heimiswil und 3,5 km so. der Station Burgdorf der Linie
Olten-Bern. 50 reform. Ew.
HOFFELD (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg,
Gem. Mogeisberg). 740 m. Gemeindeabteilung und Häu-
sergruppe, an der Strasse Degersheim-Mogelsberff ; 2,7
km ö. Mogeisberg und 9 km ö. der Station Bütewil der
Toggenburgerbahn. Postbureau ; Postwaffen Flawil-
Brunnadern, Bütswil-Degersheim und nacn St Peters-
Zell. Zusammen 78 Häuser, 378 reform.
^ — 1 Ew. ; Häuser^ruppe : 7 Häuser, 27 Ew.
Viehzucht, Stickerei.
HOFFNUNQ8AU (Kt. Graubänden,
I Bez. Ober Landquart, Kreis und Gem.
Davos). 1330 m. Haus mit Gastwirt-
schaft, ehemalige Schmelze, in der
Schlucht des Landwassers und vor dem
Ein(|[ang in die Züge, 11 km sw. der
Station Davos Platz der Rätischen Bahn
(Landquart-Davos). Telephon. Haltestelle
der Postwagen Chur-Churwalden- Da-
vos und Thusis- Davos. 15 reform. Ew.
Kirchgemeinde Davos Monstein. Säge.
Hier wurden 1848 die letzten am Silber-
berg bei Davos ausgebeuteten Bleierze
verhüttet, weshalb der Ort im Volk heute
noch Schmelzboden heisst.
HOFQUT (OBER und UNTER)
(Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Wald). 990 und 930 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 13 Häusern, am lin-
ken Ufer des Säffebachs ; 1 ,7 km so. Wald und 5,5 km sw.
der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden. 58
reform. Ew. Wiesenbau. Stickerei und Weberei.
HOF8CHEUER (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Bäretowil). 710 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe der Sta-
tion Neuthal der Linie Uerikon-Bauma and 2,5 km n.
Bäretewil. 56 reform. Ew. Wiesenbau.
HOFBTiCTTEN oder HOF8TETTEN (Kt. Bern,
Amtebez. Ober Simmenthai, Gem. Zweisimmen]. 1260 m.
Gruppe von 9 Häusern, am SW.-Hang des Spitzhorns
und 2 km nö. der Station Grubenwald der Simmenthal-
bahn. 39 reform. Ew. Alpwirtechaft.
HOFBTiCTTEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gal-
len, Bez. Gossau, Gem. Straubenzell). 808-765 m. 24 Häu-
ser, am N.-Rand des Wattwaldes zerstreut gelegen und
1,8 km s. vom Bahnhof St. Gallen. 286 kathol. u. reform.
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Schöne Aussicht auf die
Stadt St. Gallen.
HOF8TATT, HOF8TETTEN, auch H08TATT,
H08TETT, H08TETTEN und H08CHET. Orts-
namen der deutechen Schweiz ; bezeichnen ursprünglich
die Hofstett eines Bauernhofes, das heisst das Wohn-
haus mit den Speichern, Ställen, Scheunen etc. und mit
dem unmittelbar dazu gehörenden Boden.
HOF8TATT (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Walzenhausen). 700-750 m. 9 zerstreut gelegene
Häuser, 1 km w. Walzenhausen und 2,2 km so. der Sta-
tion Rheineck der Linie Rorschach-Chur. 46 reform. Ew.
Viehzucht.
HOFSTATT (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Ln-
thern). Gemeindeabteilung, mit den Höfen Elbach und
OEOOR. LEX. 81 — n -- 37
578
HOF
HOF
Wallspurg. S. diese Art. und den Art. Luthern.
HOF8TATTALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Tog&en-
burff, Gem. Alt St. Johann). 1000-1200 m. Grosse Alp-
weide mit etwa 20 Hütten und Stadein, im Thälchen des
Leistbaches 2 Stunden sw. über Alt St. Jobann.
HOF8TETTEN (Kt. Bern, Amtobez. Interlaken). 642
m. Gem. und Dorf, am Faulbach, am S.-Fuss des i^rien-
zerffrates und n. vom Ballenberc, 5 km ö. der Bahn-
una DampfschifiTstation Brtenz. Postablage. Gemeinde,
mit Schried und Seeli : 55 Häuser, 420 reform. Ew. ;
Dorf: 9 Häuser, 77 Ew. Kirchgemeinde Brienz. Obst-
bau, Viehzucht. So. von Hofstetten der ganz kleine Wis-
sensee. Ueber dem Dorf vereinigen sich die während
der warmen Jahreszeit beinahe trocken liegenden beiden
Wildbäche Faulbach und Eistlenbach, die nach anhalten-
dem Regen oder bei der Schneeschmelze recht gefahrlich
werden können.
HOF8TETTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal. Gem. Zweisimmen). Häusergruppe. S. den Art. Hof-
^T JETTEN
HOF8TETTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Belpberg). 807 m. Gruppe von 6 Häusern, am S.-Hang
des Belpbergs und 3 km so. der Station ToiTen der Gür-
bethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). 43 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Belp. Landwirtschaft.
HOF8TETTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem.
Hofstetteu bei Thun von Süden.
Goldiwil). 565 m. Aussenquartier von Thun, am rechten
Ufer der Aare bis nahe zum See sich ziehend; 1,5 km
so. vom Bahnhof Thun. 32 Häuser, 221 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Thun. Bekannt durch sein gleich massiges mildes
Klima, seine geschützte Lage und die schöne Aussicht
auf Stadt und Schloss Thun, des Aarethal und die Alpen
(besonders auf die Blümlisalp). Hier stehen auf dem
schmalen Landstreifen zwischen der Aare und dem
Grüsisberg die grossen Gasthöfe Thuns, das Kurhaus,
die neue kathol. Kirche etc. Dampfschiffstation. Zahlrei-
che Verkaufsläden, besonders für Holzschnitzereien und
Touristenartikel. Ueber Hofstetten das aussichtsreiche
Jakobshübeli mit Pavillon. Quai länffs der Aare. Im Som-
mer stark von Fremden besucht ; Konzerte im Kurhaus.
Vom Musiker und Komponisten Brahms zu wiederholten
Malen zum Aufenthalt gewählt.
HOF8TETTEN oder H08TETTEN (Kt. Nidwal-
den. Gem. Oberdorf). 475 m. Gruppe von 4 Häusern, am
rechten Ufer der Enffelberger Aa, 2 km so. Stans und 1 km
so. der Haltestelle Oberdorf der elektrischen Bahn Stans-
staad-Stans-Engelberg. 15 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Stans. Ackerbau. Kraftstation für die Zementfabrik Rotz-
loch. Hier wohnte ein Zweig des Geschlechtes Zeiger, der
sich Zeiger von Hofstetten nannte.
HOF8TETTEN (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
burg, Gem. Mogeisberg). 800-840 m. 9 Häuser, zwischen
dem Necker und Schwendibach zerstreut gelegen, 6 km
so. Moffelsberff und 8 km ö. der Station Lichtensteig der
Toggenburfferoahn. 44 reform. Ew. Kirchgemeinde St
Peterzell. Viehzucht. Stickerei.
HOF8TETTEN (Kt. und Bez. Schaffhausen, Gem.
Neuhausen). 470 m. Gruppe von 5 Häusern und Ziegelei,
3 km sw. Schaffhausen und 1 km w. der Station Neu-
hausen der Linie Zürich- Bülach-Schaff hausen. 36 reform.
Ew. Landwirtschaft. Wird 870 in dem von Ludwig dem
Deutschen dem Kloster Bheinau ausgestellten Stiftnngsbrief
erwähnt, kam 1429 durch Kauf an das Kloster Allerheili-
gen in Schaffhausen und ward dann als Bauhof Hofetetten
und Ziegelhof Hofstetten Eigentum der Stadt Schaffhaasen.
Heute in Privatbesitz.
HOF8TETTEN (Kt. Solothurn, Amtei Domegg). 456
m. Gem. und Pfarrdorf, am N.-Fuss des Blauenbergs,
an der Strasse Ettingen-Metzerlen und 2 km so. der Sta-
tion Flühen der Birsigthalbahn. Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit Flühen : 147 Häuser, 899 Ew. (wovon 16
Beformierte) ; Dorf: 117 Häuser, 718 Ew. Landwirtschaft
Steinbruch. Auf dem Hofstettenköpfli ein Refugium;
ffegenüber Mariastein Ueberreste einer römischen Siede-
lung. Kirche mit gotischem Turm. Die Edeln von Hof-
stetten spielten im 13.-15. Jahrhundert als Dienstleate
der Fürstoischöfe von Basel eine gewisse Rolle. Ihr Wap-
pen zeigte das goldene St. Andreaskreuz mit goldenem
Stern in azurblauem Feld.
HOF8TETTEN (Kt. Uri, Gem. Erst-
feld). 470 m. Grupne von 2 Häusern, am
linken Ufer der Heuss und 1 kmnw.
der Station Erstfeld der Gotthardbahn.
HOF8TETTEN (Kt. Zürich, Bez.
Dielsdorf, Gem. OberglaU). 426 m. Dorf,
am linken Ufer der Glatt und 1,4 km
n. der Station Oberglatt der Linie Zü-
rich-Bülach- Schaffhausen. 21 Häuser,
137 reform. Ew. Alemannensiedelung.
HOF8TETTEN (Kt. Zürich, Bez.
Winterthur). 660 m. Gem. und Dorf,
am N.-Hang des Schauenberss and 3
km sw. der Station Elgg der Linie Zö-
rich-Winterthur-St. Gallen. Postablaee,
Telephon. Gemeinde, mit Dickbucn,
Geretswil, Scheunberg, Huggenberg and
Wenzikon : 90 Häuser, 478 Ew. (wovon
27 Katholiken) ; Dorf : 12 Häuser, 57
Ew. Viehzucht. 774 : Richgaereshova-
i| steti und Wolfmareshovastat ; 914 : Pi-
' pineshovestetin. In den Jahren 1130-
1172 wird ein Rüdiger von Hofstetten
ffenannt Der Burgbühl (« Bärbel ») be-
findet sich so. vom Ort.
HOF8TETTEN (MITTLER,
OBER u. UNTER) (Kt. Luzem, Amt
Willisau, Gem. Willisau Land). 700-671 m. 5 Häuser, auf
einer Anhöhe 4 km w. der Station Willisaa der Linie
Langenthai -Wolhusen. 46 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Willisau. Acker- und Obstbau. Viehzucht.
HOFWIE8 (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Togeenborg,
Gem. Mosnang). 710 m. Gruppe von 2 Häusern, 600 m n.
Mosnang und 3,5 km nw. der Station Bütswil der Tog-
genburgerbahn. 53 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei. ■
HOFWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen, (}em.
Münchenbuchsee). 564 m. Gruppe von 7 Häusern, auf
einer Anhöhe sw. über dem Moosseedorfsee und 800 m
ö. der Station Münchenbuchsee der Linie Bern-Biel. Te-
lephon. 180 reform. Ew. Schöne Aussicht. Kantonales
Berner Lehrerseminar und grosser landwirtschaftlicher
Betrieb mit Milchwirtschaft. Zuerst grosses Landgut,
dann Sitz der Herren von Moosseedorf und 1798 an den
Ratsherrn Daniel von Fellenberg, Burgvogt auf Wildeo-
stein, verkauft. Sein Sohn Philipp Emmanuel gründete hier
seine berühmten Anstalten, bestehend aus einer Annen-
schule (seit 1804) und einer landwirtschaftlichen Schule
(seit 1807), die zugleich Erziehungsanstalt für Söhne aus
wohlhabenden Familien war. Der Reihe nach entstanden
das Hauptgebäude, das Armenhaus, das Wohnhans för
die Lehrer, das Badhaus und die Reitschule. Die nach
Fellenbergs Tod von seinen Söhnen und später von Ed.
Müller und Andresen aus Holstein geleitete Anstalt wurde
HOG
HÖH
579
1884 vom Staate Bern angekauft, der sein bisher in
M ünchenbuchsee befindliches Lehrerseminar hierher ver-
lebe. Aus Raummangel will man jetzt einen Teil des Se-
minars wieder an einem andern Ort unterbringen. Die
zum Gut gehörenden Ländereien bestehen zum grossen
Teil aus ausgezeichneten Aeckern und Wiesen und näh-
ren eine grosse Anzahl von Kähen, deren Milch als
Kindermilch hauptsächlich nach Bern verkauft wird.
Den Seminaristen sind kleinere Kartoffeläcker und Ge-
müsegärten zur Bebauuni^ überwiesen. Einige Jahre be-
stand nier auch ein eidgenössisches Remontendepot.Vergl.
Papst. Der Veteran von Hof voll (im Bemer Jahrbuch,
18& und 1855).
HOQGERWALD oder HUQGERWALD (OBER
und UNTER) (Kt. Solothurn, Amtei Thierstein, Gem.
Kleinlützel). 605 und 536 m. Zwei Weiler mit zusammen
24 Häusern, am linksseitigen Gehänge des Thaies der
Lützel, 2 km so. Kleinlützel und 4,5 km n. der Station
Liesberg der Linie Basel-Delsberg. 142 kathol. Ew. Land-
wirtschaft.
HOHBACHALP (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Rek-
kingen). 2000-2800 m. Gemeindeweide, im obern Ab-
schnitt eines zwischen Reckingen und Münster von links
auf |die Rhone ausmündenden steilen Thälchens. Wird
im Sommer während dreier Monate mit 62 Kühen bezo-
gen und liefert jedes Jahr etwa 1600 kg Fettkäse. 8 Hüt-
ten und Stalle.
HHOHBACH8EE (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2070 m.
Zwei kleine Seen, am Fuss des Sädelhorns (2813 m). Der
herzförmig gestaltete grössere der beiden Seen liegt auf
der Hohbachalp, sammelt die von den Firnfeldem des
Sädelhorns herabkommenden Wasseradern und sendet
den Hohbach thalauswärts, der 1 km oberhalb Reckin-
gen von links in die Rhone mündet.
HOHBALENQLET8CHER (Kt. W^allis, Bez. Yisp).
4000-2400 m. Kleiner Gletscher, am O.-Hang des Nadel-
homs (Gruppe der Mischabelhörner) ; 3 km lang und
1 km breit. Wird umrahmt im NW. vom Gemshorn (etwa
Zange des HohbaleDglelscbers.
3500 m), Ulrichshom (3929 m) und Windjoch (3800 m),
im W. vom Nadelhorn (4334 m) und im SW. von der
Südlenzspitze (4300 m). Am Weg von Saas Fee auf das
Windjoch. Sendet den kleinen Hohbalenbach thalaus-
wärts, der bei Fee in die Visp mündet.
HOHBALM (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Zermatt).
26(X>-27U0 m. Alpterrasse, reich an Edelweiss ; am SO.-
Fuss des Unter Gabelhorn (3398 m), 3 Stunden wsw. über
Zermatt und mit diesem Ort durch einen Fuss weg ver-
bunden. Ihrer prachtvollen Aussicht auf Matterhorn und
Monte Rosa wegen von den Kurgästen von Zermatt häu-
fig besucht. Einer der ersten Besucher der schon einer
gewissen Berühmtheit sich erfreuenden Hohbalm war
Rudolf Töpffer aus Genf, der 1843 eine seiner bekannten
Schulreisen hierher unternahm und später die Aussicht
in seinen Nouveatix voyaaes en Zigzaq und im Voyage
autour du Moni Blanc glänzend geschildert hat.
HOHBERQ oder HOHBERQHORN (Kt. Uri).
2462 m. Gipfel, ffanz aus Gneis und krystallinen Schiefern
aufgebaut; n. über dem Meienthal, in der Gruppe der
Spannörter und der Plankstöcke; überragt mit der ihm
benachbarten Kanzelfluh (2448 m) den Wichelplankfirn,
der seine Schmelzwasser zum Gorezmettlenbach (links-
seitigem Zufluss zur Meienreuss) sendet. Kann von der an
seinem N.-Fuss gelegenen Kleinalp aus bestiegen werden.
HOHBERQQLET8CHER (iCt. Wallis, Bez. Visp).
4100-2500 m. Gletscher, 4 km lang und im Mittel 600 m
breit; am N.-Hang des Domes (Mischabelhörner) und zwi-
schen dem Dürrenhorn (4035 m), Hohbergpass, Hohberg-
hom (4226 m), Stecknadelhorn (4235 m), Nadelhorn oder
West Lenzspitze (4334 m), Süd Lenzspitze (4300 m), Na-
de^och (2167 m) und dem Dom (4554 m). Der ihm ent-
fliessende Birchbach mündet etwas n. Randa in die Mat-
tervisp. Der obere Teil des Gletschers muss bei einer
Dom besteig ung überschritten werden.
HOHBERQHORN (Kt. Uri). 2462 m. GipfeL S. den
Art. HOHBERG.
HOHBERQHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4226 m.
Gipfel, in der Gruppe der Mischabelhörner ; dem Nadel-
horn (oder West Lenzspitze; 4334 m) nach NW. vorge-
lagert, zwischen dem Ried- und Hohberggletscher. Zum
erstenmal 1869 von Randa aus in 9- 10 Stunden erstiegen.
HOHBERQPA88 (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa 4000
m. Passübergang, im Nadelffrat zwischen Hohberghorn
(4226 m) und Dürrenhorn (4035 m). Verbindet Randa über
aen Hohberg- und Riedgletscher mit Fee. Zum erstenmal
1863 überschritten. Wird selten began(|[en und dann meist
nur in Verbindung mit der Traversierung des Wind-
jochs.
HOHBRI8EN (Kt. Uri). 2420 m. Gipfel, Nachbar des
Brisen (2408 m) und auf der Grenze gegen Untervvalden ;
in der Gebirgscruppe zwischen dem Isenthal und dem
Engel bergerthal; nw. vor dem Urirotstock, w. über dem
Isenthal und der Gitschenalp. Nördl. vom Brisen und
Hohbrisen das Steinalperjochli (2098 m), das nach Wol-
fenschiessen hinüberfährt.
HOHBOHL (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2467 m.
Gipfel, dem Ampervreiler- und Curaletschhorn vorge-
lagert, im Winkel zwischen der Vereinigung des Valser
Rhein und Peilerbaches (500 m oberhalb Vals Platz) :
4 km s. über Vals Platz, von wo aus er durch Wald und
dann über die bis zum Gipfel aufsteigende Alp Selva in
3 Stunden erreicht werden kann.
HOHBOHL (HINTER und VORDER) (Kt. Zürich,
Bez. Meilen. Gem. Herrliberg). 500 m. Zwei Gruppen von
zusammen 12 Häusern, am Berghang rechts über dem
Zünchsee und 1 km n. der Station Herrliberg der rechts-
ufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil). 57
reform. Ew. Weinbau.
HOHBURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Belp-
berg). 805 m. Gruppe von 2 Häusern, am N.-Hang des
Belpberffes und 2,2 Km so. der Station Belp der Gürbethal-
bahn (Bern-Wattenwil-Thun). 8 reform. Ew. Kirchge-
meinde Belp. Landwirtschaft. Ruine der Hohburg, Eigen-
tums der Grafen von Belp und nach der Schlacht am
Donnerbühl von den Bemern zerstört.
HOHD088EL (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2496
m. Felskopf, am Hang von der Bussalp auf das Faulhorn
und 5-6 Stunden n. Burglauenen. Von ihm steifft nach
SW. der begraste Kamm der Schönegg ab. Der Hohdüssel
liegt am Winterweg von Grindel wald auf das Faulhorn.
HOHE FLUH (Kt. und Bez. Schaffhausen). Felskopf.
S. den Art. Hohfluh.
580
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HOHE QUMM (Kt. Bern, Amlsbez. Interlaken).
Gipfel. S. den Art. Gumm (Hohe).
HOHE WINDE oder LA VIQNETTE(Kt. Solothum,
Amtei Thierstein). 1207 m. Gipfel, in der Kette des Pass-
wang, ö. über dem wilden Thal der Scheulte und 2 kra
88W. über Beinwil. Kann von Erschwil über den Felsen-
zirkus von Bös und den Hof Nüsselboden oder vom
Scheultethal direkt über den Hof auf der Grossen Rotmatt
erreicht werden. Der Gipfel teils bewaldet, teils mit ein-
zelnen Baumgruppen und Sennbergen bestanden. Am W.-
Hang Wiesen auf rotgefarbtem Dogger (Eotmatt oder Vig-
nette), am S.-Hang ebenfalls Dogger mit trockenen Wei-
den und Wiesen, am O.-Hang Lias mit Sennbergen und
am steilen, oft in senkrechten Wänden (Bildstein) ab-
brechenden und schwierig zu begehenden N.-Hang Wald.
Die Hohe Winde bildet ein nach N. öberliegendes Ge-
wölbe, das unmittelbar n. vom (Gipfelpunkt, sowie am W.-
und O.-Hang bis zum Lias hinunter ausgewaschen ist.
Die Felsen des Bildstein bilden zwei bemerkenswerte
Ueberschiebungen der jranzen jurassischen Schichtenserie
über die oligocänen Sandsteme und Mergel mit Helix
Ramondi und über das normal liegende Eocän (Bohrn-
erzbildung). Besonders lehrreiche Aussicht auf die ganze
malerische Schaar von Kämmen und Thälchen um den
//o/re Winde
/207
SchafThauscn. 42 reform, und kathol. Ew. Kirchgemein-
den Scherzinffen und Kreuzungen. Acker- und Obstbau.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Stickerei.
HOHENEQQ (Kt. Wallis, Bez. Brie. Gem. Ried).
2020 m. Alpweide mit Hütten, Teil der Wasenalp; 1 km
s. über B^risal und der Simpionstrasse.
HOHENKLINQEN (Kt. Schaffhausen, Bez. und Gem.
Stein). 597 m. Schloss, auf einer steil geböschten und mit
Reben bepflanzten Anhöhe n. über dem Städtchen Stein
und 1,5 kra nö. der Station Stein der Linie Konstanz-
Etzwilen-Schaffhausen. Stammsitz des m.ichtigen Thor-
gauer Edelgeschlechtes der Freiherren von Stein, die seit
dem 12. Jahrhundert als Kastvögte des Klosters St Georg
in Stein erscheinen und sich zum Unterschied von den
Herren von Altenklingen (Thurgau) von Klingen ob Stein
und später von Hohenklingen nannten. Nach mehrCichem
Wechsel des Eigentümers kam das Schloss mit Kastvogtd
1457 durch Kauf an die Bürgerschaft von Stein, der es
heute noch gehört. BemerKenswerter Bau, der trotz
verschiedener Umbauten seinen mittelalterlichen Charak-
ter noch wohl erhalten hat. 1895-97 mit Bandessubven-
tion restauriert. Gastwirtschaft. Prachtvolle Aussicht auf
die Alpen, den Rhein und Untersee und auf das malerische
Städtchen Stein. Vergl. Rahn, J. Rud. Zur Statistik
schweizer. Kunstdenkmäler.
NW.
Bildstein
381
12 [Anteiger für schweizer.
Altertuniskunde. iSSS).
HOHENRiCTIEN (Kt.
Graubünden, Bez. Heinzen-
berff, Kreis Domleschg, Gem.
Sils). Auch Hoch Realta ge-
heissen. 950 m. ßui^^ine,
auf einem gegen die Ver-
einigung der Albula mit dem
Hinterrhein vorspringenden
Felsspom des Muttnerbergs
und 240 m hoch rechts über
dem Verloren Loch (dem
Ausgang der Via Mala). War
einst eine mächdge BurR mit
4 Eck türmen, von denen
einzig der nach N. gerich-
tete noch steht. Ihrer festen
Bauart, schwierigen Zuging-
lichkeit und beherrscheo-
1. Oligocän 2. Eocän (Bobnersbildunif) ; 3. Kimmeridge (Malm) ; 4. Sequan (Malm) ; 5. Arirovian Hph l^atrA wAaon «>kpinals
(Mafm) ; 6. Oxford (Malm); 7. Callovien (Oberer Dogge^ ; 8. Mittlerer Dogger ; 9. Unterer Dogger; ^^^^ der bedeutendsten BuT-
gen im Domleschg. Ge-
Meeresniveau,
10. Lias.
Geologisches Querprofll durch die Hohe Winde.
Passwang, daneben auch auf die Gegend von Delsberg
und den Mont Raimeux.
HOHENBiCLKEN (Kt. Graubünden, Bez. Vorder-
rhein, Kreis Disentis, Gem. Somvix). 960 m. Burgruine,
zwischen der Strasse Somvix-Disentis und dem linken
Ufer des Vorderrhein und an der Ausmündun? des Val
Eusein,3 km ssw. Somvix. Ohne geschichtliches Interesse.
Das Geschlecht von Hohenbälken lebte in Tarasp und im
Münsterthal und war lange Zeit in Blüte. Gregor Carli von
Hohenbälken, Herr von Haldenstein, Lichtenstein und
Krottenstein, hat sich als Feldhauptmann und Vogt von
Maien feld und Fürstenberg hervorgetan.
HOHENBOHL (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Rogg-
wih. 570 m. Südl. Abschnitt des Dorfes Freidorf; 2,5 km
s. Rogffwil und 2,5 km nw. der Station Mörswil der Linie
St. Gallen-Rorschach. 8 Hänser, 37 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinden Arbon und Roggwil. Acker-, Wiesen-
und Obstbau. Stickerei. Schöne Aussicht auf den Boden-
see.
HOHENEQQ (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Saanen).
Im Mittel 1300 m. Abteilunsp der Gemeinde Saanen, am
SO.-Hang des Hundsrückund zu beiden Seiten der Strasse
Zweisimmen-Saanen, 5 km nö. vom Dorf Saanen und 6 km
sw. der Station Zweisimmen der Simmenthalbahn. Um-
fasst die so^. SaanenmÖser mit 4 auf der Wasserscheide
zwischen Simme und Saane zerstreut gelegenen Häusern.
13 reform. Ew. Land- und Alpwirtschaft. Hohenegg, oft
auch zu Honegg verkürzt = auf der hohen E&g.
HOHENEQQ (Kt Thurgau, Bez. KreuzTmgen, Gem.
Tlliff hausen). 560 m. Gruppe von 6 Häusern, auf dem See-
rücken, 1 km s. Oberhoien und 5 km so. der Station
Kreuzungen der Linie Romanshorn-Konstanz-Etzwilen-
hörte seit dem Beginn der Frankenherrschaft bis zum
Ende des 8. Jahrhunderts dem Geschlechte der Vik-
toriden, wechselte nach dem Erlöschen dieser mächti-
gen Familie mehrfach den Eigentümer und kam im 11.
Jahrhundert in den Besitz der Edeln von Hoch Realta.
Zerfiel vom Ende des 15. Jahrhunderte an in Trümmer.
Heute Eigentum des Geschlechtes Jecklin. Die Sage er-
zählt, dass der letzte Schlossherr von Hohenrälien, von
den seiner Uebergriffe wegen empörten Landleuten vei^
folgt, in voller Rüstung auf seinem Pferd den Todessprang
über die Felswand in den Hinterrhein ffeten habe. In der
Nähe der Burgruine eine ebenfalls zerfallene alte Johan-
neskapelle, nach der dieser ganze Felsvorsprung der Jo-
hannesberg genannt wird. Vergl. Rahn, J. Rud. Zur Sta-
tistik schweizer. Kunstdenkmäler (im Anzeiger für
schweizer. Altertumskunde. V, 1872).
HOHENRAIN (Kt. Luzem, Amt Hochdorf). 614 m.
(jem. und Pfarrdorf, am SW.-Hang des Lindenbergs und
an der Grenze geffen den Kanton Aarffau, 3 km nö. der
Station Hochdorf der Seethal bahn. Postbureau, Telepboo.
Gemeinde, einen Teil von Ballwil (mit Kramis und Oiteo-
husen) und Hochdorf (mit Unterebersol, Grüt, GünikoOt
Oberebersol, Ibenmoos, Unterillau, Ferren und Kleio-
wangen) mit umfassend: ^2 Häuser, 1685 kathol. Ew.;
Dorf: 13 Häuser, 161 Ew. Acker-, Obst- und etwas Wein-
bau, Viehzucht. Strohindustrie. Johanniter komthorei, im
12. Jahrhundert schon bestehend und vom Staat Luiem
zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgehoben. Ihre aus dem
16. und 17. Jahrhundert stammenden jetzigen Bauten
stehen auf einer Anhöhe mit ausgedehnter Femsicht ond
beherbergen seit 18i8 die kantonale Taubstummenanstalt
sowie eine Anstalt für Schwachbegabte und geistig zurück-
HÖH
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581
irebliebene Kinder. An mehreren Stellen Fände von
Bronzegegcnständen ; in Oberebersol Gräber aus der La
Schloss HohenklingeD.
Tcne Zeit. 1560 und 1600 sind römische Münzen aufge-
funden wurden ; andere römische Altertümer hat man
1600 im Dorf Hohenrain, 1849 in Ottenhusen und 1875 in
Ferren aufgedeckt. 1 182 : Hohenrain; 1185 : Onren ; 1241 :
Honren = auf dem hohen Rain. Vergl. Estermann, M.
Geschichte der alten Pfarrei Hochdorf und des Johan-
niter Ordenshauses Hohenrain. Luzern 1891.
HOHENRAIN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Goldach). 501 m. Haus, auf einer Anhöhe, s. über dem
Dorf Goldach reizend gelegen, 900 m so. der Station
Gotdach der Linie St. Gallen-Rorschach. 6 kathol. Ew.
Beliebtes Ausflugsziel. Schöne Aussicht auf den Boden-
see.
HOHENRAIN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen, Gem.
Wäldi). 614 m. Gruppe von 7 Häusern, zu oberst auf dem
Seerücken, 700 m nw. Wäldi und 4,5 km sw. der Station
Tägerwilen der Linie Konstanz -Etzwilen -Schaffhausen.
25 reform. Ew. Kirchgemeinde Ermatingen. Wiesen und
Wald. War um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein oft be-
suchtes Ausflugsziel mit einem über den Wald aufragen-
den Holzturm, der eine der schönsten Aussichten im
Thurgau bot. Dieser Turm 1890 erbaut und um 1850 zer-
fallen.
HOHEN8AX (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg, Gem.
Sennwald). 755 m. Burgruine, an bewaldetem Hang 900 m
Turm des Johaooiterbtuses Hohenrain.
w. Sax. Die Burg während der Appenzellerkriege zweimal
{{Mo und 1445) verwüstet und seither nicht wieder aufge-
baut.
HOHEN8CHWAND (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf,
Gem. Hasli). 890 m. Gruppe von 3 Häusern, auf den Hö-
hen zwischen dem Biembachgraben und dem Thal
des Bifflenbaches, 3 km s. der Station Hasli der
Linie Burgdorf-Langnau. 25 reform. Ew.
HOHEN8TOLLEN (Kt. Obwatden). 2484 m.
Bedeutender und oft besuchter Gipfel, in der Kette
zwischen dem obersten Melchthal und dem Thal
der Aare. Prachtvolle Aussicht auf die Hochgipfel
der Bemer Alpen. Kann von Meiringen aus über
Golderen, die Alp weide Käserstatt und den Frutt-
pass (2000 mj oder den Weitrisspass (2%0 m) in
4 Vi Stunden und von Melchsee-Frutt über den
Weitrisspass in 2 V4 Stunden erstiegen werden.
HOHENTANNEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau,
Gem. Waldkirch). 880 m. Gruppe von 5 Häusern,
auf einem Plateau mit schöner Aussicht; 2,5 km so.
Waldkirch und 4,5 km nö. der Station Arnegg der
Linie Gossau-Sulgen. Telephon. 27 kathol. Ew. Gast^
Wirtschaft.
HOHENTANNEN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofs-
zeil). 574 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der
Thur und auf der Hochfläche zwischen Sulgen und
ßischofszell ; 1,5 km nw. der Station Sitterdorf der
Linie Gossau-Sulgen. Postablage, Telephon. Ge-
meinde, mit]Helds^vil und Bernhausen : 126 Häu-
ser, 652 Ew. (wovon 135 Katholiken); Dorf : 51 Häuser,
258 Ew. Kirchgemeinde Sitterdorf, mit Ausnahme der
zur Kirchgomeinde Bischofszell gehörenden Häuser w.
der alten Strasse Sulgen-Bischofszell. Acker-, Wiesen-,
Wein- und Obstbau. Viehzucht und Milchwirtschaft.
Viehhandel. Käserei. Stickerei. Drei grosse Kiesgruben.
Im Mittelalter als Lehen des Bistums Konstanz den
Schlossherren von Heidelberg oder Hadelberg zu eigen.
HOHENTRIN8 (Kt. Graubunden, Bez. Im Boden,
Gem. Trins). 970 m. Burgruine, auf einer Anhöhe links
über dem Vorderrhein, 400 m ö. Trins. Sehr schöne Aus-
sicht. Einst Sitz einer Hurgherrschafl, die Trins, Tamins
und Reichenau umfasste. beit 1325 Eigentum der Grafen
von Werdenberg-Heiligenberg, seit 1425 im Besitz der
Gipfel des Hohenstollen.
Freiherren von Hewen und seit 1568 Eigentum der Fami-
lie von Planta. In diesem letztgenannten Jahre kaufte
sich die Ortschaft Trins frei. Dann kam die Burg Trins
582
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zusammen mit der Herrschaft Tamins-Reichenau an das
Geschlecht Buol-Schauenstein und wurde 1740 durch
Feuer zerstört. Noch heute eine der
schönsten Burgruinen Graubündens.
HOHER ETZEL (Kt. Schwyz, Bez.
Einsiedeln und Höfe). Gipfel. S. den
Art. Etzel (Hoher).
HOHER KA8TEN (Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Rheinthal). 1798 m. Gipfel,
in der sechsten der SW.-NO. streicnen-
den Ketten des Säntis, die im SW.
zwischen Wildbaus und dem Hau be-
ginnt, im NO. mit dem Kamor endigt
und neben andern Gipfeln noch das
Wänneli (1652 m) und den Tristen köpf
(1750 m) tragt. Der Kern des Gewölbes
besteht aus Tirgon und den glauko-
nitischen Sandsteinen des Gault; darauf
folgen die Schichten der obern Kreide
(Seewerkalk), aus denen die nö. Gipfel
herausgeschnitten sind. Der Hohe Kas-
ten bildet ein viereckiges Gipfelplateau,
das über die Kastenwies nach Laui-
schlatt sich senkt. Ueber 1400 m Wie-
sen und Alpweiden. Auf dem Gipfel seit
1850 ein Wirtshaus. Kann von Lienz
im Rheinthal oder von Appenzell über
Brülisau, den Rossber^ und Ruhsitz
(1371 m) erstiegen werden. Der felsige
NW.-Abfall des Hohen Kasten und der
Kamm Wänneli-Stauberen bildet die
Grenze zwischen den Kantonen St. Gal-
len und Appenzell. Der Hohe Kasten wird seiner, be-
sonders von der Appenzeller Seite her leichten Zugäng-
lichkeit und seiner schönen Aussicht wegen auch der
ostschweizerische Rigi genannt.
HOHEZELQ, französisch Hautefin (Kt. Freiburg,
Bez. Sense, Gem. Büdingen). 682 m. Landhaus und
Bauernhof, auf einer Anhohe mit weiter Aussicht, 5 km
so. der Station Düdingen (Guin) der Linie Bern-Frei-
burg.
HOHFAULEN (Kt. Uri). Gipfel. S. den Art. Faulen
(HOH).
HOHFIR8T(Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Wald-
kirch). 812 m. Weiler, am S.-Fuss des Tannenbergs, an
der Strasse Engelburg-Andwil, 3 km so. Waldkircn und
4,5 km ö. der Station Arnegg der Linie Gossau-Sulgen.
12 Häuser, 80 kathol. Ew. Viehzucht. Käserei. Stickerei.
Torfgruben. 818: Hounfirst.
HOHFLM8CH (Kt. Glarus und Schwyz). 2082 m.
Gipfel, in dem SN. streichenden Kreidekamm, der das
Waggithal im W. vom kleinen Oberseethal (Gemeinde
Näfels) imO. trennt. Schwierig zu besteigender Felsgrat:
kann von Hinter Waggithal über die Hohiläschenalp una
um den S.-Fuss des Scheinbergs (1937 m) erreicht wer-
den. Liegt wie der Scheinberg, Brünnelistock (2171 m),
Zindlenspitz (2100 m) etc. auf der Grenze zwischen Glarus
und Schwyz.
HOHFLM8CHENALP (Kt. Schwyz, Bez. March,
Gem. Innerthal). 1200-1900 m. Alpweide, am S.-Hang des
Hohfläsch und Scheinbergs, in emer rechtsseiti^n Ver-
zweigung des Wäggithales und 2-3 Stunden so. über
Innerthal.
HOHFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Hasleberg). 1049 m. Unterabteilung der Gemeinde Hasle-
berg, auf einer Terrasse des Haslebergs schön gelegen
und 2 Stunden nw. über der Station Meiringen der Brü-
nigbahn (Luzern-Brienz). Postablage. 30 Häuser, 239 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Meiringen. Alp Wirtschaft. Fuss-
weg nach Lungern.
HOHFLUH (Kt. und Bez. Schaffhausen). 510 m. Klei-
ner Felskopf, im Engelberg und über dem Rebhang von
Goldberg, 3 km w. Schaffhausen. Einer der schönsten
Aussichtspunkte in der Nähe der Stadt Schaffhausen ; Ei-
gentum des Verschönerungsvereins der Stadt.
HOHFOHR (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Eg-
genwil). 486 m. Gruppe von 4 Häusern, öOO m nÖ. Eg^en-
wil und 3,8 km nö. der Station Bremgarten der Lmie
Brugg-Wohlen-Bremgarten. 27 kathol. Ew. Wiesenbau.
Käserei.
HOHFUREN, HOFUREN, HOHFOHREN etc.
Der Ausdruck Füren bedeutet einen wenig hohen Hang,
Hohfluh (Kant. Bern) von forden.
Hohfuren also einen hohen Hang (von etwa ^ m Höhe
und darüber).
HOHFUREN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Huttwil). 722 m. Gruppe von 4 Häusern, auf den Höhen
zwischen der Langeten und Rot, 1 km s. der Station
Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen. 33 reform. Ew.
Viehzucht.
HOHFUREN(Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Wangen).
425 m. Weiler, zwischen dem rechten Ufer der Aare und
der Oesch und 1,8 km w. der Station Wangen der Linie
Olten-Solothum-Biel. 10 Häuser, 54 reform. Ew.
HOHQANQ (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart).
1711 m. Felsiger Vorsprung des Montalin (2263 m), sw.
vom Hochwang und über dem zwischen Chur und Trim-
mis auf das Rheinthal ausmündenden Scaläratobel.
HOHQANT (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken und Si^-
nau). 2199 m. Bergstock, in der Emmengruppe und höch-
ster Abschnitt der vom Sigriswilergrat zum Pilatus ziehen-
den Kette. Wird begrenzt im N. und 0. vom Emmenthal,
im S. vom Habkemthal und im W. vom Thal der Zok
und bildet eine nahezu 9 km lange Felsmauer, die O.-W.
streicht, nach N. und 0. sehr steil abßllt, zu den obern
Alpweiden des Habkemthales nach S. dagegen sanfter
Seböscht ist. Trägt eine Reihe von kleinen Einzelgipfeln,
ie durch wenig tiefe Sättel von einander getrennt sind.
Beginnt im 0. mit dem steilwandigen und bewaldeten
Grat des Scherpfenbergs und tragt von da nach W. der
Reihe nach die Jurtenfluh (1811 m), den Hohgant (anch
Furggengütsch genannt; 2199 m), die Steinige Matt (Slfö
m), das Trogenhorn (2038 m), die Gäbelistrimuh (2000 m)
und die beiden Kuppen des Widderfeld (2071 und 2064 m).
Biegt von da nach S. um, senkt sich zum KrinnenpasG
(1860 m), hebt sich in der Breitwangfluh wieder bis 1940
m und steigt neuerdinffs ab, um am Grünenbergpass
(1552 m) mit dem Seefelograt und der das Justisthal oben
abschliessenden Scheibe zu verwachsen. Imposant ist der
Anblick des Hohgant von N. und W. aus. Er steigt hier
über Schangnau, dem Bumhachthal und hinter Enz als
mächtige Felsenmauer auf, die an ihrem Fuss von Wald
und schönen Bergweiden umsäumt ist. Ueber dem mit
Steintrümmem üoersäten, durch einige Rasenbänder
gegliederten und von zahlreichen Runsen angeschnittenen
Steilhang türmt sich zu oberst eine in beinahe senkrech-
ten Wänden abfallende, ffrossartige Felsenbastion apf.
Durch seine wuchtige Felsmasse fallt der Hohgant im
Alpenpanorama von Bern, vom Emmenthal oder von den
Jurahohen aus sofort auf. Kann am bequemsten von S.
her durch das Habkern thal erstiegen werden, ist aber
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583
auch von N. (Schangnau oder Bad Kemmeriboden) und
von W. (über Eriz und die Breitwangalp) aus zugänglich.
Gipfel des Hohgant.
Aussicht sehr bemerkenswert und ausgedehnt, umfasst
die Bemer Hochalpen, das Bergland des Emmenthales
und die Stein wüsten der Schrattenfluh. 1788 wurde der
Hohgant vom Professor Johann Georg Tralles aus Bern
im Verlaufe seiner Aufnahmen und Berechnungen der
gegenseitigen Lage und Höhendifferenzen der Gipfel des
Bemer Oberlandes mit dem Theodolith bestiegen.
hn geoloffischen Bau stimmt der Bergstock des Hohgant
mit der Scnrattenfluh überein. Die Basis bilden dunkle
Kreideschichten, die sich bis zu den tie&ten Scharten
der Kette, z. B. bis zum Grünenbergpass hinauf verfoleen
lassen ; darauf liegt graues Neocom und zu oberst finden
wir weissen Nummulitensandstein, der alle Gipfel der
Hohsantgruppe aufbaut, stellenweise aber völlig verwit-
tert ist und, wie auf der Steinigen Matt, nur noch ein
mächtiges Haufwerk von Trümmern bildet. Direkt unter
diesem quarzitischen sog. c Hohgantsandstein » findet
man stellenweise einige schwache Spuren von Kohlen-
llözchen.
HOHQANTHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen und
Interlaken). 2776 m. Felskopf, in der Gruppe des Schwal-
ineren ; nö. über der Glütschalp und dem Spiggengrund
(einer rechtsseitigen Verzweigung des Kienthaies). Kann
von Isenfluh aus über das Sausthal in 5 Stunden bequem
erstiegen werden. Sehr schöne Aussicht.
HOHQLEIFEN (Kt. Wallis. Bez. Westlich Raron).
3280 m. Gipfel, in der Gruppe des Bietschhoms ; zwischen
dem Lötschenthal und Ijolhthal und 6 Stunden ssw. über
Ried, von wo aus er ziemlich leicht bestiecfen werden
kann. Aussichtspunkt ersten Ranges, der leidfer noch zu
wenig besucht wird. Die Aussicht im einzelnen wie im
fanzen ausserordentlich schön. Am Hang des Hohgleifen
ndet sich ziemlich hoch oben am sog. Rotenberg eine
Mine auf silberschüssiges Blei, die seit dem 16. Jahr-
hundert in Betrieb stand, zu Beginn des 19. Jahrhun-
derts eine ordentliche Rendite ergab und dann 1849 von
einer englischen Gesellschaft angekauft wurde, die den
Betrieb modernisierte und die Mine mit den Schmelzöfen
in Gampel durch einen Weg verband. Als der Erzgang
allmählig sich auskeilte, gab man die Ausbeute auf, bis
sie in den letztvergangenen Jahren durch eine Aktien-
fesellschaft wieder an die Hand genommen worden ist.
^ese verhüttet das gewonnene Erz in Goppenstein.
HOHJiCQIBURQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2641 m. Gipfel, in der Kette der Engel hörner, die vom
Dossenhorn nach NO. abzweigt und das Urbachthal vom
Rosenlauithal trennt. Schwierig zu besteigen und erst
1902 zum erstenmal bezwungen.
HOHL (IM) ifKt. Solothum, Amtei Baisthal, Gem.
Laupersdorf). 66o m. Kleines Dorf, am S.-Hang des
Hauenstein, 5 km w. der Station Balsthal der Linie Oen-
singen-Balsthal und 1,3 km nw. Laupersdorf. 22 Häuser,
146 kathol. Ew. Wiesenbau.
HOHLAUBQL ET8 C H E R (Kl.
Wallis, Bez. Visp). 3400-2900 m. Glet-
scher, im Mittel 800 m breit und 1,7 km
lang; steigt vom Laquinjoch nach W.
ab und liegt am Fuss der SW.-Wand
des Laquinhoms. Sendet seine Schmelz-
wasser zum Triflbach, der dem Grossen
Trifljg^letscher entspringt und von rechts
in die Saaser Visp mündet.
HOHLAUBQLET8CHER (Kt.
Wallis, Bez. Visp). 4000-2400 m. Gletr
scher, im Maximum 1 km breit und 3.8
km lang ; steigt vom AUalinhom (4034
m), einem der Gipfel der Mischabel-
hömer, parallel mit dem Allalinglet-
scher nacn NO. und 0. ab und wird im
N. vom Felskamm des Hinter Allalin
(3607-3077 m) begleitet. Ihm entspringt
der Hohlaubbach, der gegenüber der
kleinen Kapelle Im Lerch (am We^ Saas
Im Grund-Mattmark) von links in die
Saaser Visp mündet.
HOHLE QA88E (Kt. Schwyz, Bez.
und Gem. Küssnacht). 483 m. VVeg zwi-
schen Küssnacht und Immensee, am
NW. -Fuss des Rigi und zwischen dem
Zugersee und der Küssnachter Bucht
des Vierwaldstattersees. Kapelle, 800 m w. der Station
Immensee der Gotthardbahn. Hierher verlegt die Ueber-
lieferung den Tod des tyrannischen Landvogtes Gessler
durch Teils Pfeil. « Die Stille des Ortes, der Rigiberg, der
hoch hereinschaut, der von ferne glitzernde See, der
Hohlweg, den die Bäume beschatten, bilden ein Ganzes,
wie wir nicht schöner und weihevoller es uns wünschen
könnten.» Fussweg über die Alp Seeboden auf Rigi Staffel
und Rigi Kulm.
HOHLEN (OBERE und UNTERE) (Kt. Bern, Amts-
bez. Interlaken, Gem. St. Beatenberg). 1035-800 m. 3
Häuser, am rechtsseitigen Hanff über dem Thunersee,
auf einem bewaldeten Ausläufer des Beatenbergs zwischen
Sundjpiben und Habkemthal ; 2 km so. St. Beatenberg
und 3,5 km w. über dem Bahnhof Interlaken. 9 reform.
Ew. Die Obere Hohlen an der Strasse Unterseen-St. Bea-
tenberg. Schöne Aussicht auf das Bödeli.
HOHLENBAUM (Kt., Bez. und Gem. Schaffhausen).
478 m. Nordwestl. Aussenquartier der Stadt Schaffhausen,
auf der Steig und am Fuss der Enge. Besonders von Ar-
beitern und ländlicher Bevölkerung bewohnt. 34 Häuser,
268 reform, und kathol. Ew. Einige Villen und Landhäu-
ser. Hier stehen die kantonale Irrenanstalt Breitenau und
das kantonale Zeughaus. Schiessplatz, von alten Linden
umschattet.
HOHLENEICH (Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Tug-
gen). 440 m. Kleines Dorf, am S.-Hang des Untern Buch-
ergs, an der Strasse Lachen-Uznach, 2 km sw. Tuggen
und 1,7 km nö. der Station Siebnen-Wangen der Linie
Zürich- Wädenswil-Ziegelbrücke. 24 Häuser, 126 kathol.
Ew. Schöne und fruchtbare Gegend mit vielen Obstbäu-
men. Acker- und etwas Weinbau. Die Bürger von Hohlen-
eich bilden seit mehreren Jahrhunderten eine geschlos-
sene Korporation. Kapelle.
HOHLEN8TEIN (Kt. Glarus, Gem. Glarus und Mitp
lödi). 475 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer der
Linth, 400 m s. der Station Ennenda der Linie Zürich-
Glarus-Linthal und 1 km s. Glarus. 27 reform. Ew. Kirch-
Semeinden Glarus und Mitlödi. Eine bedeutende Kattun-
ruckerei. Die den Thalboden zwischen Glarus und
Schwanden bedeckenden Trümmermassen eines grossen
Erähistorischen Bergsturzes zeigen hier am Steilufer der
inth zahlreiche kleine Höhlen, die aus der Sturzbreccie
ausgewaschen worden sind und der Häusergruppe ihren
Namen gegeben haben.
HOHLEN8TEIN (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell,
Gem. Zihlschlacht). 549 m. Gruppe von 7 Häusern ; 1,3 km
sw. Zihlschlacht und 1,7 km nö. der Station Sitterthal der
Linie Gossau-Sulgen. 26 reform. Ew. Kirchgemeinde Sit-
terdorf. Acker-, Wiesen- und Obstbau. Stickerei. In den
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Nagelttuhfelsen n. der Häuser^uppc finden sich Höhlen,
die von Menschenhand vergrössert worden sind und oft
besucht werden.
HOHLEN8TEIN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Bäretswil). 860 m. Gruppe von 3 Häusern, am N.-Hang
des Allmann und 8 km so. der Station Bäretswil der Linie
Uerikon-Bauma. 12 reform. Ew. In der Nähe die 15 m
tiefe sog. Täuferhöhle, die zur Zeit der Reformation den
verfolgten Wiedertäufern der Gegend als Zufluchtsort ge-
dient haben soll.
HOHLEN8TRAS8 (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem.
Bergdietikon). 440 m. Gruppe von 4 Häusern, an der
Mündung des Rummelbaches in die Rep^isch, an der
Strasse Bremgarten-Dietikon und 1,5 km nö. der Station
Rudolfstetten der elektrischen Strassenbahn Dietikon-
Bremgarten. 26 reform. Ew. Kirchgemeinde Dietikon.
HOHLENTRIFTPAS8 (Kt. Wallis, Bez. Visp).
Andere Benennung für den Rossbodenpass. S. diesen Art.
HOHLEN WANQ (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken,
Gem. Grindelwald). 15»2 m. Gruppe von 18 Hütten, am
S.-Hang des Rötihorns und 4 km nw. der Kirche Grindel-
wald.
HOHLENWEQ (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Rei-
nach). 530 m. Dorf, Teil von Reinach, am rechten Ufer
der Wina und am S.-Fuss des Hombergs; 1,8 km n. der
Station Reinach der Zweiglinie Beinwil-Reinach der See-
ihalbahn. 38 Häuser, 234 reform. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
HOHLENWEQEN(Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Burgistein). 715 m. Gemeindeabteilung und Weiler, im
Gürbethal, 600 m s. vom Schloss Burgistein und 1,5 km
n. der Station Wattenwil der Gürbethalbahn (Bern-Wat-
tenwil-Thun). Gemeindeabteilung, mit Burgistein und
Weidligraben: 51 Häuser^ 272 reform. Ew.; Weiler: 6
Häuser, 49 Ew. Kirchgememde Thurnen. Landwirtschaft.
HOHLQAS8 (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Hom-
brechtikon). 482 m. Gruppe von 7 Häusern, 700 m so.
Hombrechtikon und 2 km nö. der Station Uerikon der
rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil).
28 reform. Ew. Landwirtschaft.
HOHLICHTQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3600-2130 m. Gletscher, im Maximum 2.6 km breit und
4,5 km lang ; zwischen dem Kamm des Zermatter Mettel-
homs (3410 m), dem Zinal Rothorn (4223 m), Moming-
spiU (9967 m) und Schallihom (3858 m). Stark zerklüftet
und selten begangen, da der zum Mominggletscher und
nach Zinal hinüber führende Momingpass (3793 m) sehr
grosse Schwierigkeiten bietet und fast nie überschritten
wird.
HOHLICHTHOTTE (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2859 m.
Ehemalige Schutzhütte des S. A. C. , am Hohlicht bei
Randa. 1901 neu erstellt. S. den Art. Weisshornhötte.
HOHMAD. Ortsnamen der deutschen Schweiz; be-
zeichnet eine Ber^iese, die zum Schutz vor dem Weid-
Sang des Viehes mit einem Zaun umgeben ist und auf der
as Gras geschnitten wird.
HOHMAD (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai).
1882 m. Abgerundeter Gipfel, nw. vor dem Twirienhom,
in der kurzen Kette zwischen den beiden obersten Armen
des Diemtigthales ; am O.-Hang die Bodenfluhalp, am N.-
und NW.-Hang der Hollersbergwald.
HOHMAD (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai
und Thun). 2079 m. Gipfel, in der Kette des Siockhorns;
höchster Punkt zwischen Stockhom und Gantrist. Bildet
eine regelmässig gestaltete Kuppe, die nach N. zum Sulz-
bachgraoen absteigt. Kann von Blumenstein aus durch
das Thal des Fallbaches in 4 Stunden bestiegen werden.
Die Aussicht ist wundervoll, aber noch immer zu wenig
ffewürdigt; besonders interessant ist der Blick gegen das
Stockhom. Zwischen dem Gipfel und der Krummfaden-
fluh in einer Einsenkung im Kamm die kleine Hohmad-
alp.
HOHMADQRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2282,
2422 und 2620 m. WSW.-Grat des Drettenhoms, in der
Gruppe der Schwalmern ; hinten über dem Spiggen-
grund, einer rechtsseitigen Verzweigung des Kienthaies.
HOHMAD8TOCK (Kt. Bern, Amtobez. Ober Hasle).
2251, 2367 und 2462 m. Felsgrat, in der Gruppe des Benz-
lauistockes ; zweigt vom Grauenstock (2691 m) nach SSW.
ab und trennt die Holzhausalp von der Benzlauialp.
HOHMATT (Kt. Obwalden). 2181 und 2495 m. Z«^
Gipfelpunkte im langen Kamm des sog. Tannenbandes,
das vom Wildgeissberg (2655 und 2714 m) auszweigt, die
Tannenalp (ösU. über dem Melchsee) im NNW. begrenzt
und gegen aen Melchsee mit sanften Halden absteigt
HOHMATT (HINTER, OBER und UNTER) (Kt
Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Trüb und Langnau). 130B-
1207 m. Drei Bauernhöfe, am S.-Fuss einer Anhöne zwi-
schen Brandöschgraben und Golgraben ; 5,5 km n. Trab
und 9 km nö. der Station Trubsctiachen der Linie Bem-
Luzem. 18 reform. Ew. Kirchgemeinde Trüb.
HOHMATTENQLETSCHER (Kt Wallis, Bez.
Brig). 3300-2500 m. Kleiner Gletscher, im Maximum 800 m
breit und 1,8 km^lang; steigt von dem dem Monte Leone
nach SW. vorgelagerten Kamm der Breithömer (3370,
3440, 3368 m) an und liest auf der vom Monte Leone zam
Hübschhorn ziehenden Wasserscheide (Hohmattenpass),
so dass er zu einem Teil mit dem dem Hübschhorn oder
Schönhorn im NO. vorgelagerten Kaltwassergletscber
vorschmilzt, zum andern Teil seine Schmelzwasser zum
Krummbach, einen der Qoellarme der Doveria, sendet
Da der unterste Abschnitt des Gletschers auf steil geneig-
ten Felsplatten aufruht, lösen sich häufig Eismassen los,
die auf die Hochmattenalp abstürzen. Um die Mitte det
vergangenen Jahrhunderts ist eine dieser Gletscherlawineo
bis zur Simplonstrasse vorgedrungen, nachdem sie aof
ihrem Wege den zwischen der Hohmattenalp und der
Strasse stellenden Wald vollständig niedergelegt hatte.
Die so verwüsteten Hänge sind heute noch kahl.
HOHMATTENPA8S (Kt Wallis, Bez. Brig). 2878 m.
Passübergang, zwischen dem S.-Gipfel des Breithoms and
dem Hübschnorn oder Schönhorn (Gruppe des Monte
Leone); verbindet das Dorf Simpeln über den Kaltwasser-
und Hohmattengletscher mit dem Hospiz auf der Siin-
plonpasshöhe (4 V« Stunden), wird aber meist nur be-
gangen, wenn man von Simpeln aus den Monte Leone
besteigen will.
HOHNIE8EN oder RIEDBONDISTOCK (Kt.
Bern, Amtsbez. Frutif^en und Nieder Simmenthai). 2456 m.
Gipfel, in der vom Niesen zum Albristhom ziehenden und
das Kander- und Engstligenthal vom Diemtig- und Sim-
menthal trennenden Kette. Kann von Frutigen aus in 5
Stunden bequem erreicht werden, wird aber trotz seiner
bemerkenswerten Aussicht nur selten besucht
HOHRAIN (Kt Bern, Amtsbez. Fraubrunnen, Gem.
Bangerten). 583 m. Weiler, 800 m w. Bangerten und 6 km
nw. der Station Münchenbuchsee der Linie Bem-Biel.
11 Häuser, 96 reform. Ew. Kirchgemeinde Jegenttorf.
Roggenbau.
HOHREN (IM) (Kt Aargau, Bez. Aarao, Gem. Küt-
tigen). 418 m. Weiler, 700 m ö. Küttigen und 4 km nö.
vom Bahnhof Aarau. 10 Häuser, 70 reform. Ew. Kirchge-
meinde Kirchberg. Acker- und Weinbau , Viehzucht
Etymologie s. beim Art. Horb.
HOHRIET (Kt. St Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Ror-
schacherberg). 566 m. Weiler, am N.-Hang des Ror-
schacherbergs und 1,3 km so. über dem Bahnhof Ror-
schach. Telephon. 14 Häuser, 102 zur Mehrzahl kathol.
Ew. Kirchgemeinde Rorschach. Wiesen- und Obstbau,
Viehzucht. Stickerei.
HOHROTI (Kt Appenzell A. R., Bez. Mittelland, Gem.
Speicher). 900-972 m. 13 Häuser, an der Strasse St Gal-
len-Speicher zerstreut gelegen, 500 m nw. Speicher und
5 km so. der Station St. Fiden der Linie St Gallen-
Rorschach. Telephon: Postwagen St. Gallen-Trogen. 68
reform. Ew. Wiesenbau und Viehzucht Stickerei ood
^Veberei
HOHSANDHORN (Kt Wallis, Bez. Brig). 3197 m
(auf der italienischen Karte 3175 m). Gipfel, in der Gruppe
des Blindenhorns ; zwischen Blindenhom und Ofenborn.
über dem schweizerischen Thäli- und Mittenberggletscher
und dem italienischen Hohsandgletscher ; zwischen Höh-
sandpassund Mitten bergpass, von wo aus er in je 1 i>tuDdf
bestiegen werden kann. Besteigung von Binn aus in 6,
von der Tosa aus in 6 Vt Stunden. Es werden ihm aber
meist seine beiden Nachbarn Ofen hom und Blindenhom
ihrer freiem Aussicht wegen vorgezogen.
HOH8ANDPA88 (Kt Walüs, Bez. Goms). 2927 m.
Passübergang, im Granitkamm zwischen Ofenhomond
Hohsandhom, auf der Grenze gegen Italien und in der
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Groppe des Blindenhoms. Verbindet Binn über den
Thäii- and Hohsandgletscher in 8 Stunden mit dem Tosa-
fall. Der noch vor wenigen Jahren meist
nur den Jägern bekannte Pass wird
heute seiner geringen Schwierigkeiten
und seines landschaftlichen Reizes we-
gen von Touristen sehr oft begangen.
Auf der schweizerischen Seite des Ue-
bergan^s hat sich ein grosser Eiskes-
sel gebildet, an dessen Grund im Hoch-
sommer zuweilen ein kleines Schmelz-
wasserbecken liegt. Die Detailzeichnung
der Siegfriedkarte ist in diesem Gebiet
ungenau. Der Name Hohsandpass ist
froher falschlich zuweilen der Kum-
menfurke oder auch dem Blindenjoch
beigelegt worden.
HOH8AN8 oder HOH8AN8CH
(Kt. Graubänden, Bez. Ober Landquart,
(lem. Küblis). 1049 m. Burgruine, am
linksseitigen Gehänge des Schanielen-
thales und 800 m n. Küblis. Einst Eigen-
tum der Herren von Vaz und wahr-
scheinlich Lehen des Geschlechtes
Straiff.
HOH8TOCK (Kt. Wallis, Bez. Bng).
3175 m. Felszahn, ^im Kamm zwischen
Sparrhom (3026 m) und Unterbächhorn
(3&17 m) ; n. über dem Hotel Beialp und
8. über dem Oberaletschgletscher und
der Oberaletschhütte.
HOHTANNEN (Kt. Bern, Amts-
bez. Burgdorf, Gem. Winigen). 767 m.
Gruppe von 4 Häusern, im Sackgraben:
8^ km so. der Station Winigen der Linie Olten-Bern.
48 reform. Ew,
HOHTENN oder HOTHEN (Kt. Wallis, Bez. West-
lich Raron). 825 m. Kleine Gemeinde und Dorf, auf einer
Terrasse links über der Ausmündung des Lötschenthales
ins Rhonethal, 9 km ö. Leuk und 2 km nö. der Station
Gampel der Simplonbahn. 41 Häuser, 170 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Nieder Gestelen. Kapelle. Roggenbau,
Viehzucht. Künftige Station der geplanten Lötschberg-
bahn bei ihrem Austritt ins Rhonethal. Lias- und Trias-
kalke, die sich an die krystallinen Schiefer des Äarmaa-
sives anlehnen.
HOHTHiELI (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2900-2700 m.
Oberster Abschnitt des vom Hohthäligrat nach NW. gegen
Zermatt absteigenden kleinen Hochthaies. Völlig kahl und
ganz mit Schutt überführt.
HOHTHiELIQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp).
3100-2900 m. Kleiner Gletscher, am Kamm zwischen Gor-
nergrat und Hohthäligrat und hinten über dem Hohthäli.
Heute beinahe völlig verschwunden.
HOHTHiELIQRAT (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3289 m.
Gipfelpunkt, in der Kette des Gornergrates und zwischen
Gorner- und Findelengletscher. Kann vom Hotel Gorner-
grat aus über einen verwitterten Felsgrat in einer Stunde
leicht bestiegen werden und bietet dieselbe Aussicht wie
der Gornergrat, deren Genuss hier zudem nicht durch
den Lärm und das Getriebe der vielen Besucher des Gor-
nergrates gestört wird.
HOHTHORLI und HOHTHORLIHOTTE (Kt.
Bern, Amtsbez. Frutigen). 2707 m. Passnbergang, in dem
verwitterten und hier von einer einem «Thürli» gleichen-
den Oeffnung durchbrochenen Oeschinengrat, der die
Wilde Frau (3259 m) mit dem Dundenhorn oder der
Wittwe (2865 m) verbindet; zwischen dem Schwarzhorn
(2788 m) und der Wermuthlluh (2783 m) im NW. und
der Frauenbalmiluh im SO. An eine natürliche Höhlung
(Frauenbalm) in der sw. Felswand der Frauenbalmfluh
lehnt sich die von der Sektion Blümlisalp des S. A. C.
1875 erbaute sog. alte Blümlisalphütte (2*^ m), die den
Touristen lange Jahre c'ute Dienste geleistet hat. Etwas
weiter gegen SO. und 30 m höher steht jetzt auf dem
Scheitel des Kammes selbst im Schutze eines abenteuer-
lichen Felsturms die von derselben Sektion 1894 ganz aus
Holz erstellte sog. neue Blümlisalphütte (2760 m ; auch
Hohthärlihülte, Frauen balmhütte oder Dundengrathütte
geheissen), die für 30 Personen Raum bietet Prachtvolle
Aussicht auf verschiedene Gipfel der Blümiisalpgruppe,
auf Wildstrubel, Wildhorn und Oldenhom. Äusgangs-
Hobtbarlibfttte und Blick ins Rienthal.
punkt für die Besteigung der sieben Gipfel der Blümlis-
alp, des Schwarzhorns, Bundstocks, Dündenhorns etc. Die
Hütte erleichtert ferner den Uebergang über das Hoh-
thürli und die Sefinenfurgge, die beide zusammen Kan-
dersteg mit Lauterbrunnen verbinden und immer mehr
benutzt werden. Der Aufstieg von Kandersteg über den
reizenden Oeschinensee und die prachtvolle Oeschinenalp
bis zur Klubhütte erfordert 4 '/^ Stunden ; von da rechnet
man über das Hohthürli bis Kienthal 3, auf die Sefinen-
furgge 4 und bis Lauterbrunnen 7 Vi Stunden.
HOHTOS8EN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2625 m. Fels-
gipfel, nö. Vorberg des Thälihorns (3i8D m), das selbst
wieder dem Weissmies (4031 m) nach OSO. vorgelaffert
ist; s. über der Alp Bidemji (im Laquinthal) und zwischen
Laquingletscher und Thäligletscher.
HOHTSCHUQQEN (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem.
Grächen). 1483-1608 m. Alpweide, auf einer von Felswän-
den umrandeten Terrasse, gegenüber Emd, rechts über
der Visp und 2 km n Grächen. Zahlreiche Heustadel. Am
Fussweg, der von Stalden über den zwischen die beiden
Visperthäler vorspringenden bewaldeten Felsspom nach
Grächen führt.
HOHWiENQQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. H^
rens). 3700-2600 m. Gletscher, im Maximum 1,5 km breit
und 2,3 km lang; linksseitiger Nebenarm des Zmutt-
gletschers. Steigt vom Col Durand (3474 m), Mont Durand
oder Arbenhom (3715 m) und vom Grossen Hohwänghorn
(3678 m) ab, wird im NW. von der Zinalspitze oder Weis-
sen Flun (3806 m) überragt und im O. vom Kleinen Hoh-
wänghorn (3482 m) und Ebihorn (3343 m) begrenzt.
HOHWiENQHORN (QROS8E8)(Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3678 m. Gipfel, s. Vorberg des Mont Durand oder
Arbenhorns (3715 m), 1 km ö. vom Col Durand und 7,5
km w. über Zermatt. Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
HOHWiENQHORN (KLEINE8) (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3182 m. Felskopf, dem Grossen Hohwänghorn nach
SSO. vorgelagert und nur von S. her gesehen als eigent-
licher Gipfel erscheinend. Am Hang des Grossen und
Kleinen Hohwänghorns links über dem Zmutlgletscher die
Schafweide Hohwäng.
HOHWALD (Kt. Luzern, Amt Entlebuch). 900 m.
Sumpfiger und zum Teil bewaldeter Landstrich, am rech-
ten Ufer des Fischenbaches, so. der Strasse Enllebuch-
Schachen und 4 km nö. vom Ort Entlebuch.
HOHWANQ (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2525 m.
Felszacken, im N.-Grat des First (2550 m), zwischen dem
586
HÖH
HOL
First und dem Stand (2325 m) ; ö. über der Elaigenalp und
dem Engstligenthal und w. über Kandersteff. Kann von
Adelboden aus in 5 Stunden bestiegen werden. Pracht-
volle Aussicht auf die Blümlisalp, das Doldenhorn und
den Oeschinensee.
HOHWART(Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Murgen-
thal). 469 m. Gruppe von 7 Häusern, 2 km sw. Riken
und 500 m so. der Station Murgenthal der Linie Ölten-
Bern. 60 reform. Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Aussichtspunkt. Der Name = tHohe Warte*
oder «Hochwacht».
HÖH WART (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Wol-
husen). 894 m. Drei Bauernhöfe, am O.-Hang des Napf
und 10 km sw. der Station Wolhusen der Linie Bern-
Luzern. 25 kathol. Ew. Viehzucht.
HOLDERBANK (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg). 368 m.
Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Aare, an der
Strasse Aarau-Brugg und 2 km n. der Station Wildegg
der Linie Zürich-Aarau-Olten. Postabiaffe, Telephon. 50
Häuser, 903 Ew. (wovon 43 Katholiken). Acker- und Wein-
bau, Viehzucht. Fabrik von hydraulischem Kalk. In der Kir-
che die Totengruft der Bemer Patrizierfamilie Effinger von
Wildegg, der früher Holderbank gehörte und die heute
noch die Burg Wildegg besitzt. Geburtsort des berühm-
ten Botanikers Friedrich Ehrhard, eines Schülers von
Linn4. Auf der Grenze gegen Birrenlauf Ueberreste einer
Holderbank (Kt. Aargaa) von SQdosten.
Römerbaute. Zahlreiche Alemannengräber mit Waffen
und Schmuckgegenständen.
HOLDERBANK (Kt. Solothum , Amtei Baisthal).
653 m. Gem. und Pfarrdorf, am Augstbach, an der Strasse
Balsthal-Liestal und 5,6 km nö. der Station Baisthal der
Linie Oensingen-Balsthal. Postbureau, Telephon; Post-
wagen Balsthal-Langenbruck. 117 Häuser, 52d kathol. Ew.
Wiesenbau. Seidenbandweberei. Viele der Bewohner ar-
beiten in den Fabriken von Mümliswil und Balsthal. lie-
ber dem Dorf die im Sommer vielbesuchte Ruine Alt
Bechburg. Fund von römischen Münzen auf der t Wies ».
Das Dorf 1752 durch Feuer gänzlich zerstört. 1760 crrün-
dete hier der dem Dorfe wohlwollende Landvogt U. de
Besenval eine Schule.
HOLDERBOHL (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Baien).
1520 m. Weiler, am rechten Ufer der Saaser Visp, 200 m
ö. Baien und 12 km ssö. der Station Stalden der Linie
Viap-Zermatt. 12 Häuser, 80 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Saas. Kapelle.
HOLDERHAU8 (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem.
Neuenkirch). 585 m. Gruppe von 3 Häusern, 800 m w.
Neuenkirch und 2 km s. aer Station Sempach-Neuen-
kirch der Linie Luzern-Olten. 23 kathol. Ew. Ackerbau
und Viehzucht.
HOLDERKAPELLE (Kt. und Amt Luzern, Gem.
Schwarzenberg). 943 m. Kapelle, an der Strasse Kriens-
Schwarzenberg, 4 km so. der Station Malters der Linie
Bem-Luzem und 3,5 km nö. Schwarzenberg.
HOLDERN, HOLLEREN, HOLTERN etc. Orts-
namen der deutschen Schweiz ; bezeichnen ein ursprüng-
lich mit Hollunder {Sambucus nigra) bestandenes Feld.
HOLDERN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Rehetobel), 940 m. Weiler, 700 m w. Rehetobel and
6 km sw. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-
Heiden. 18 Häuser, 135 reform. Ew. Landwirtschaft. Stik-
kerei und Weberei.
HOLDER8CHWENDI (Kt. Appenzell A. R., Bez.
Mittelland, Gem. Speicher). 929 m. Gruppe von 8 Häusern,
auf den Höhen der Vögelisegg, 1 km nö. Speicher und
6 km so. der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Ror-
schach. 86 reform. Ew. Wiesenbau und Viehzucht We-
berei.
HOLDER8TOCK (Kt. Aargan, Bez. Muri, Gem. Mei-
enberg). 610 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Grenze
fegen den Kanton Luzern ; 2,5 km sw. Meienberg und
,5 km WSW. der Station Sins der Linie Aarau-Lenzborg-
Rotkreuz. 40 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sins. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft.
HOLEE (Kt. Basel Land. Bez. Ariesheim, Gem. Bin-
ningen). 290 m. Aussenquartier von Binningen, gegen die
Stadt Basel zu und 700 m nw. der Station Binningen der
Birsigthalbahn (Basel-Flühen). 44 Häuser, 647 reform.
Ew. Landwirtscnaft.
HOLEN. Häufiger Ortsname, besonders im w. Ab-
schnitt der deutschen Schweiz; bezeiohnet eine Boden-
senke, einen Hohlweg oder ein Tobel und ist nahezu
gleichbedeutend mit Gumm und Combe.
HOLEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Büsi-
wil bei Melchnau). 618 m. «Gruppe von 7
Häusern, 700 m w. Busswil und 3 km ö. der
Station Lotzwil der Linie Langenthal-Wol-
husen. 54 reform. Ew. Kirchgemeinde Melch-
nau. Landwirtschaft.
HOLEN (Kt Bern, Amtsbez. Trachsel-
wald. Gem. Huttwil). 650 m. Gruppe von 8
Häusern, am rechtsseitigen Hang des Thaies
der Langeten und 500 m nw. der Station
Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen. 59
reform. Ew. Landwirtschaft.
HOLENWEQ (HINTER und VOR-
DER) (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem.
Rüti]. 942 m. Zwei Gruppen von zusammen
8 Hausem, am O.-Rand des Giebeleggwal-
des und 6 km sw. der Station Thumen der
Gurbethalbahn (Bern -Watten wil-Thun]. 43
reform. Ew. Kirchgemeinde Thumen. Vieii-
zucht.
HOLLERTKt. Freiburg, Bez. Sense. Gem.
Plaffeien). 880 m. Grappe von 4 Häusern,
auf einer Anhöhe 700 m s. Plaffeien und
17,5 km so. vom Bahnhof Freiburff. 18 kathol. Ew. deut-
scher Zunge. Wiesenbau nnd Vienzucht. Strohflechterei.
Holzhandel.
HOLLIQEN (Kt., Amtsbez. und Gem. Bem). 550 m.
Aussenquartier der Stadt Bem, an der Strasse nach Frei-
burg und 1,7 km sw. vom Bahnhof. Postbureau. 150 Häo-
ser, 2131 reform. Ew. Kirchgemeinde Heilig-Geist. Maschi-
nenfabrik, Dampfbleicherei, Gärtnereien. Im NW. stehen
bei der Verzweigung der Linien Bern-Lausanne und Bern-
Wattenwil-Thun (Gurbethalbahn) die von der Stadt Ben
erbauten Arbeiterhäuser. Schloss mit viereckigem Torm,
im 15. Jahrhundert Eigentum der Herren von Diessbach,
heute Besitz des Geschlechtes von Mutach. Beschreibung
und Geschichte des romantischen Schlosses in der Er-
zählung Die Waise von HoUigen vom Jakob Prer (f 1873).
HOLTERN (Kt. Bern, Amtobez. Aarberg, Gem. See-
dorf). 5fö m. Gmppe von 5 Häusern, im Thälchen des
Oelebaches, 2 km sw. Seedorf und 4 km so. der Station
Aarberjf der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 28 reform. Ew.
Landwirtschaft.
HO LZ.Für sich allein und in Zusammensetzungen häufig
vorkommender Ortsname der deutschen Schweiz ; be-
zeichnet immer ein Gehölz, eine Waldung.
HOLZ (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Safenwil).
490 m. Dorf; 1,4 km nö. der Station Safenwil der Linie
Aarau-Suhr-Zofingen. 39 Häuser, 284 reform. Ew. Acker
bau und Viehzucht.
HOLZ (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem. Emmen).
Häusergruppe. S. den Art. Holzhof.
HOLZ (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem.
Nesslau). 790 m. Kleines Dorf,am linken Ufer der Thor.
7 km so. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbabo
HOL
HOL
587
and 1,3 km w. Nesslau. 21 Häuser, 102 reform. Ew. Vieh-
zucht. Stickerei.
HOLZ (Kt St. Gallen, Bez. See, Gem. St. Gallenkap-
pel). 625 m. Gruppe von 4 Häusern, im Goldingerthal,
800 m nö. St. Gallenkappel und 5 km nö. der Station
Schmerikon der Linie Rapperswil-Wesen-Sargans. 22
kathol. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft.
HOLZ (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tablat). 765 m.
Gruppe von 4 Häusern, am NO.-Hang des Rosen- und Rot-
monterberffs und 1,5 km nw. der Station St. Fiden der
Linie St. Gallen-Rorschach. 69 kathol. Ew. Kirchgemeinde
St. Gallen. Landwirtschaft. Viele der Bewohner arbeiten
in den Geschäften der Stadt St. Gallen. Prachtvolle Aus-
sicht auf St. Gallen und seine Umgebungen, auf den Säntis
and den Bodensee.
HOLZ (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Egnach). 416
m. Gruppe von 7 Häusern, nahe dem linken Ufer des
Bodensees und 1,3 km so. der Station Egnach der Linie
Rorschach-Romanshom. 28 reform. Ew. Kirchgemeinde
Neukirch-Egnach. Futterbau, Viehzucht.
HOLZ (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Romanshom).
433 m. Kleines Dorf, an der Strasse Amriswil-Romans-
horn und 2,2 km sw. der Station Romanshom der Linie
Zürich-Winterthur-Romanshom. 24 Häuser, 150 reform.
Ew. Obst- und Futterbau. Stickerei. Viele der Bewohner
arbeiten in den Eisenbahnreparatur-Werkstätten und
anderen Fabrikbetrieben in Romanshom.
HOLZ (Kt Wallis, Bez. Brig, Gem. Glis). 783 m.
Weiler, 1 km ö. vom Pont Napoleon und 600 m s. vom
Dorf Glis, am N.-Fuss des Glishorns und an der obem
Grenze des Ackerbaues. 10 Häuser, 15-16 ständige Be-
wohner kathol. Konfession.
HOLZ (AM) (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Ober Ent-
fielden). 423 m. Dorf, im Suhrenthal 1,5 km nw. der Sta-
tion Ober Entfelden der Linie Aarau-Suhr-Zofingen. 46
Häuser, 387 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HOLZ (QR088> (Kt. Zürich, Bez. Affoltem, Gem.
Mettmenstetten). Weiler. S. den Art Grossholz.
HOLZ (IM) (JKt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Roth-
rist). 470 m. 9 Häuser, am N.-Rand des Langholzes zer-
streut gelegen ; 1,7 km sw. der Station Rothnst der Linie
Olten-Bem. 66 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HOLZ (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen. Gem.
Thunstetten). 530 m. Gruppe von 8 Häusern ; 1,7 km sw.
Thunstetten und 2,4 km s. der Station Büzberg der Linie
Olten-Bem. 65 reform. Ew. Landwirtschaft.
HOLZ (IM) (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem.
Nieder Hünigen). 920 m. Weiler, am N.-Hang des Bar-
schwandhubels, 2 km so. Hünigen und 3 km so. der Sta-
tion Konolfingen der Linie Bera-Luzern. 18 Häuser, 127
reform. Ew. Kirchgemeinde Münsingen. Viehzucht.
HOLZ (IM) (Kt. Bern, Amtobez. Wangen, Gem. Bet-
tenhausen). 488 m. Dorf, etwas n. vom Zusammenfluss
der Oenz und Altachen, 300 m nw. Bettenhausen und 2 km
so. der Station Herzogenbuchsee der Linie Olten-Bern. 27
Häuser, 204 reform. Ew. Kirchgemeinde Herzogenbuchsee.
Landwirtschaft.
HOLZ (IM) (Kt. Freiburg, Bez. See, Gem. Klein Bös-
ingen). 568 m. Gmppe von 5 Häusem, 800 m w. Klein
Bösingen und 5,5 km n. der Station Cressier der Linie
Freiburg-Murten. 34 kathol. Ew. deutscher Zunge. Kirch-
gemeinde Gurmels. Acker- und Wiesenbau. Viehzucht.
HOLZ (IM) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Ruswil).
750 m. Gruppe von 4 Häusern, 8 km so. Ruswil und 3,5
km nw. der Station Malters der Linie Bem-Luzem. 50
kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HOLZ (IM) (Kt. Solothum, Amtei Lebern, Gem. Lom-
miswil). 628 m. Dorf, am S.-Fuss der Hasenmatt, 800 m
n. Lommiswil und 4km nö. der Station Selzach der Linie
Olten-Biel. Telephon. 35 Häuser, 256 kathol. und reform.
Ew. Kirchgemeinden Oberdorf und Solothum. Ackerbau.
Uhrenmacnerei. Bruch auf gelben sog. Lommiswiler Mar-
mor.
HOLZ(iM)(Kt. Solothum, Amtei Ölten, Gem. Schönen-
werd). 425 m. Dorf, im Thal der Aare, 700 m so. der Sta-
tion Schönenwerd der Linie Zürich-Aarau-Olten. 33 Häu-
ser, 256 kathol. und reform. Ew. Landwirtschaft. Viele
der Bewohner arbeiten in den Schuhwaaren- und Trikot-
fabriken von Schönenwerd.
HOLZ (IM) (Kt. Solothum, Amtei Ölten, Gem. Winz-
nau). 463 m. Gruppe von 7 Häusern, 900 m nw. Winznau
und 3,5 km nö. vom Bahnhof Ölten. 43 kathol. Ew.
HOLZ (KLEIN) (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Lotzwil). Weiler. S. den Art. Kleinholz.
HOLZ (KLEIN) (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gem.
Graben). Weiler. S. den Art. Kleinholz.
HOLZ (OB DEM) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vor-
derland, Gem. Rehetobel). 1020 m. Gruppe von 6 Häusem,
500 m ö. Rehetobel und 5 km sw. der Station Heiden der
Bergbahn Rorschach-Heiden. 73 reform. Ew. Wiesenbau.
Weberei und Stickerei.
HOLZ (OBER) (Kt. Bem, Amtsbez. Aarberg, Gem.
Schupfen). 600 m. Gruppe von 9 Häusem, auf einer Lich-
tung im Hattelwald una 1,6 km sw. der Station Schupfen
der Linie Bem-Biel. 61 reform. Ew. Landwirtschaft.
HOLZ (OBER) (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem.
Ueberstorf). Weiler. S. den Art. Oberuolz.
HOLZ (OBER) (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Gold-
ingen). Weiler. S. den Art. Oberholz.
HOLZ (OBER) (Kt. Solothum. Amtei Balsthal, Gem.
Matzendorf). Weiler. S. den Art. Oberholz.
HOLZ (ZUM) (Kt. Bem, Amtsbez. Schwarzenburg,
Gem. Wählern). 905 m. Weiler, 2 km so. Schwarzenburg
und 12,5 km s. der Station Thörishaus der Linie Bem-
Freiburg. 11 Häuser, 64 reform. Ew. Viehzucht.
HOLZ (ZUM) (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Alters-
wil). 730 m. 14 Häuser, am linken Ufer des Tafersbaches
zerstreut gelegen, 2 km nnw. Alterswil und 8,5 km onö.
vom Bahnhof Treiburg. 108 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde St. Anton. Acker- und Wiesenbau, Vieh-
zucht.
HOLZACH8EQQEN (Kt. Bem, Amtobez. Frutigen.
Gem. Adelboden). 1161 m. Weiler, am linken Ufer des
Engstligenbaches. nahe der Kohlerenschlucht und des
Pochtenkessels, die beide von Fremden oft besucht wer-
den. 2,1 km nnö. Adelboden. 11 Häuser, 47 reform. Ew.
Schöne Wiesen und Weiden.
HOLZACKER (Kt. Freibure, Bez. Sense, Gem. St.
Anton). 700 m. Gruppe von 9 Hansern, am rechten Ufer
des Tafersbaches und 900 m n. St. Anton. 45 kathol. Ew.
deutscher Zunge. Acker- und Wiesenbau. Viehzucht.
HOLZBACHTHAL (Kt. Luzern, Amt Willisau. Gem.
Hergiswil). 800-950 m. Unterabteilung der Gemeinde Her-
giswil ; umfasst 17 in einer kleinen linksseitigen Ver-
zweigung des Enziwicgerthales zerstreut gelegene Höfe.
4,5 km SSW. Herfiswil und 10 km sw. der Station Wil-
lisau der Linie Langenthal-Wolhusen. 115 kathol. Ew.
Viehzucht.
HOLZBERQ (Kt. Bern. Amtobez. Fmtigen, Gem.
Adelboden) . 1058 m. Alpweide mit 2 Hütten, am W.-Fuss
des Gross Lohner und 3 km so. Adelboden. Wasserfalle.
Die Alpweide oft durch Lawinenschlag verwüstet.
HOLZBIFANQ (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Muolen). 525 m. Gruppe von 7 Häusem : 1,8 km sw. Mu-
olen und 4,5 km s. der Station Amriswil der Linie Zürich-
Winterthur-Romanshom. 30 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
HOLZENBERQ (Kt. Basel Land und Solothum). 761
m. Höhenzug, zwischen den Thälchen des Thalbaches und
von Seewen, 1 Stunde so. Seewen u. Vt Stunde sw. Tiefen.
Zum Teil bewaldet, zum Teil mit Wiesen und Aeckern
bestanden.
HOLZEN8TEIN (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Romanshom). 417 m. Dorf, am linken Ufer des Bodensees,
an der Strasse Romanshorn-Konstanz und 1 ,5 km nw. der
Station Romanshom der Linie Zürich-Winterthur-Ro-
manshom. 44 Häuser, 242 reform, und kathol. Ew. Wie-
sen-, Gemüse- und Obstbau. Gemüse- und Obsthandel
(Kartoffeln, Salat, Kirschen) nach St. Gallen. Viele der Be-
wohner arbeiten in Romanshom.
HOLZEREN (Kt Appenzell L R., Gem. Oberegg).
954 m. Gruppe von 6 Häusern, 5 km w. der Station Reb-
stein der Linie Rorschach-Sargans. 26 kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Seidenweberei.
HOLZER8FLUH (Kt. Bern, Amtobez. Ober Simmen-
thal). 1949 m. Felskopf, im s. Abschnitt der Gruppe der
Kaiseregg, nö. der Klus im Simmenthai und 2 km nw.
über Boltigen. Ist ein Glied des überschobenen Jurakam-
mes, dem weiter nach SO. auch noch die Gmi)pe der
Gastlosen angehört, und bildet eine durch Verwittomng
588
HOL
HOM
und Erosion aus dem Kamm des Klushorns undTrummel-
horns herausgearbeitete Pyramide aus dichtem Malmkalk.
Kleine Kohlenflöze im Bathonien (Mytilusschichten). So.
der Holzersfluh und von ihr durch einen in Flysch und
roter Kreide eingerissenen schmalen Felskamin (« In den
Chemene » genannt) getrennt die Mittaprsfluh, die eben-
falls eine überschobene Malmschuppe bildet.
HOLZER8PITZ (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2660 m.
Gipfel, sw. den Turbhörnem vorgelafi;ert ; in der Kette
zwischen Rappenthal und Binnenthal. Leicht zugängli-
cher Graskamm, 3 Stunden nö. über Binn (Schmidigen-
häusem).
HOLZQA88E (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Bru-
nisried). 850 m. Weiler, am rechten Ufer des Galtern-
baches (Gotteron), 1 km nw. Brunisried und 12 km so.
Freiburg. 13 Häuser, 65 kathol. Ew. deutscher Zunge.
, Kirchgemeinde Rechthalten. Wiesenbau und Viehzucht.
HOL^HJEU8ERN (Kt. Luzem, Amt Hochdorf, Gem.
Rotenburg). 539 m. Gruppe von 4 Häusern; 1,5 km nw.
vom Dorf und 2.7 km nö. der Station Rotenburg der Linie
Luzern-Olten. 20 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft.
HOLZHJEU8ERN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden,
Gem. Amlikon). 518 m. Weiler, am O.-Hang des Immen-
bergs, 2 km sw. Amlikon und 4,2 km s. der Station Mär-
stetten der Linie Zürich-Winterthur-Romanshom. 11
Häuser, 74 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Buss-
nang. Acker- und Weinbau.
HOLZHJEU8ERN (Kt. Zug, Gem. Menzingen). 815m.
Gruppe von 6 Häusern, 400 m nö. Menzingen und 6 km
so. der Station Baar der Linie Zurich-Thalwil-Zug. 57
kathol. Ew.
HOLZHiEU8ERN (Kt. Zug, Gem. Risch). 447 m.
Weiler, an der Strasse Cham-Hotkreuz, 3 km nw. Risch
und 1,6 km nö. der Station Rotkreuz der Linien Zurich-
Zug-Luzem. 16 Häuser, 118 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Erste Kapelle 1647 erbaut ; 1823 durch eine neue ersetzt,
die 4 Glasgemälde enthält.
HOLZHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Grüninffen und Bez. Meilen, Gem. Oetwil am See). 550
m. Weiler, 2 km sw. Grünin^en, 3 km nw. Hombrechti-
kon und 1,7 km onö. Oetwil. Station der elektrischen
Strassenbahn Meilen-Wetzikon. 10 Häuser, 45 reform.
Ew. Kirchgemeinden Grüningen und Oetwil.
HOLZHOF oder HOLZ (Kt. Luzem, Amt Hochdorf,
Gem. Emmen). 560 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer
Anhöhe über der Strasse Gerliswil-Neuenkirch und 1,5
km sw. der Station Rotenburg der Linie Luzern-Olten. 37
kathol. Ew. Kirchgemeinde Rotenburc. Ackerbau. Früher
Eigentum des Luzerner Patriziergeschlechtes Pfyffer, das
hier ein Herrenhaus hatte.
HOLZHOF (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Griesenberg). 575 m. Gruppe von 2 Häusern, am O.-Hang
des Wellenbergs, 700 m so. Griesenberg und 3,5 km s.
der Station Müllheim-Wigoltingen der Linie Zurich-
Winterthur-Romanshom. Telephon. 17 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Leutmerken. Viehzucht und Milchwirtschaft.
Käserei.
HOLZH08ER (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem.
Rapperswil). 527 m. Gruppe von 8 Häusern, 2 km nö.
Rapperswil und 5,5 km no. der Station Schupfen der
Linie Bern-Biel. 38 reform. Ew. Acker- und Wiesenbau.
HOLZH08ER (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen,
Gem. Mülchi). 490 m. Gruppe von 5 Häusern, 3(X) m nö.
Mülchi und 7,8 km nw. der Station Aefligen der Linie
Burgdorf-Solothurn. 20 reform. Ew. Kirchgemeinde Lim-
pach. Landwirtschaft.
HOLZH08ERN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gem.
Niederbipp). 467 m. Kleines Dorf, an der Strasse Aar-
wangen-Niederbipp und 2 km so. der Station Niederbipp
der Linie Olten-bolothurn. 2*2 Häuser, 120 reform. Ew.
Landwirtschaft.
HOLZIKEN (Kt. Aargau, Bez. Kulm). 445 m. Gem.
und Dorf, im Suhrenthal und 1,3 km w. der Station
Hirschthal der elektrischen Strassenbahn Aarau-Schöft-
land. Postablace, Tele^ph, Telephon ; Postwagen Köl-
liken-Bottenwil. Gemeinde, mit ßännli und Hard : 49
Häuser, 372 reform. Ew. : Dorf: 23 Häuser, 178 Ew.
Kirchgemeinde Schöftlana. Ackerbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft.
HOLZMANN8HAU8 (Kt. Thurgau, Bez. Müncfa-
wilen. Gem. Sirnach). 594 m. Kleines Dorf, 2 km nw.
Sirnach und 2 km nö. der Station Eschlikon der Linie
Zurich-Winterthur-St. Gallen. 21 Häuser, 121 reform. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Stickerei. Holzhandel.
HOLZMATT (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Nie-
dermuhleren). 845 m. Gruppe von 2 Häusern, an der
Strasse Zimmerwald-Bütschel, 400 m s. Niedermnhleren
und 6 km sw. der Station Belp der Gürbethalbahn (Bem-
Waltenwil-Thun). Postwagen Kehrsatz-Rüeggisberg. 12
reform. Ew. Kirchgemeinde Zimmerwald. Acker- ood
Wiesenbau.
HOLZMATTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Grindel wald). Im Mittel 1500 m. Abteilung der Gemeinde
Grindel wald; umfasst Alpweiden und zerstreute Häuser
über dem rechten Ufer der Lütschine, sowie einen Teil
des Dorfes Grindelwald. 30 Häuser, 210 refonn. Ew. Alp-
wirtschaft
HOLZMOO8R0TI (Kt. Zürich, Bez. Borgen, Gem.
Wädenswil). 485 m. Gruppe von 2 Häusern, am Berg-
hang links über dem Züricnsee und 1,6 km nw. der Sta-
tion Wädenswil der linksufrigen Zürichseebahn (Züricb-
Wädenswil-Ziegelbrücke). 32 reform. Ew.
HOLZMOHLE (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen,
(^m. Münchrinffen). 512 m. Gruppe von 7 Häusern, am
linken Ufer des Urtenenbaches ; 1,7 km nö. Münchringeo
und 1,5 km nw. der Station Hindelbank der Linie Olten-
Bem. 44 reform. Ew. Kirchgemeinde Jegenstorf. Acker-,
Gemüse- und Wiesenbau.
HOLZRHODE (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal,
Gem. Oberriet). Westl. Abschnitt der Gemeinde Oberriel;
umfasst die Dörfer und Weiler Freienbach, Hard, Kobel-
wald, Kobelwies, Moos, Rehag und Stein. Zusammen 176
Häuser, 776 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kobelwald. Land-
wi rtscha ft
HOLZROTI (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Nieder
Rohrdorf). 400 m. Weiler, nahe dem rechten Ufer der
Reuss ; 1.5 km sw. Nieder Rohrdorf und 4^ km so. der
Station Mellingen der Linie Aarau-Suhr-Wettingen. 10
Häuser, 55 kathol. Ew. Kirchgemeinde Rohrdorf. Acker-
und Weinbau, Viehzucht.
HOLZROTI (Kt. St. Gallen. Bez. Tablat, Gem. Hig-
genswil). 557 m. Gruppe von 6 Häusern ; 1,5 km nö. Uäg-
genswil und 5,5 km nw. der Station Mörswil der Linie
St. Gallen-Rorschach. 26 kathol. Ew. Acker- und Obstbau,
Viehzucht.
HOLZWANQ (Kt. Nidwaiden, Gem. Dallenwil). Alp-
weide, am SW.-Hang des Stanserhorns, sw. über Wie-
senberff undn. vom Passöbergang desAecherli, der Keros
mit Dallenwil verbindet. Hütten Unter Holzwang (1310 m;,
Ober Holzwang (1435 m) und Holzwangplangge (1573 mi.
Kleine Kapelle. Wird mit 30-40 Stück Vieh bezogen.
HOLZWEGEN (Kt. Luzem, Amt Entlebuch. Gem.
Romoos). 1082 m. 28 Häuser, nahe den Quellen des Re-
chenlochbaches und des diesem zufliessenden Altmühle-
baches zerstreut gelegen ; 2«5 km w. Romoos und 12 km
sw. der Station Wolhusen der Linie Bern-Luzem. Post-
ablage. 183 kathol. Ew. Alp Wirtschaft.
HOLZWEID (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Rotb-
rist). 440 m. Gruppe von 4 Häusern, am N.-Rand des
Langholzes und 1 ,o km sw. der Station Rothrist der linie
Olten-Bem. 34 reform. Ew. Ackerbau-, Viehzucht und
Milchwirtschaft.
HOM und HON. Bestandteile von Ortsnamen der
deutschen Schweiz, z. B. Homberf, Homburg, Hooao,
Honegg etc. Abgekürzt aus hohen (llohenberg etc.).
HOM (MUOT DEL) (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Gipfel. S. den Art. MuoT del Hom.
HOMBERQ (Kt. Aargau, Bez. Aarau und Brugg) <80
m. 2 km langer Höhenzug des Aargauer Jura, w. der
Gislifluh und links über der Aare; 4,5 km nö. über
Aarau. Bewaldet. Abgekürzt aus Hohenberg.
HOMBERQ (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Brugg ond
Laufenburg). 786 m. Höhenzug im Aargauer Jura, von
abgerundeter Gestalt, w. vom Linnberg und Dreierbefg
und zwischen Thalheim im S. und Zeinen im N. Am S.-
Hang schöne Wiesen und darüber Felswände.
HOMBERQ (Kt. Aargau, Bez. Kulm). 792 m. Anhöhe.
w. vom Hallwilersee, n. Reinach und sw. der Station
Beinwil der Seethalbiaihn. Seiner schönen Aussicht auf
HOM
ROM
589
Alpen, Jnra und Mittelland wegen der Aargauer Rigi ge-
nannt. Wird sehr häufig besucht.
HOMBERQ (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Reinach).
594 m. 6 Häuser, am S.-Hang des Hombergs zerstreut
gele^nj 1,5 km nö. über Reinach und 1,3 km w. über
er Station Beinwil der Seethalbahn. Telephon. 44 reform.
Ew.
HOMBERQ (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). 707 m.
Südl. Ausläufer des Thiersteinbergs, zwischen Gipf-Ober-
frick im 0. und Wegenstetten im W. ; 2,5 km lang. Be-
waldet. Am O.-Hang die Burgruine Homberg. Die Burg
wird im 11. Jahrhundert als Eigentum der Grafen von
Thierslein-Homberg genannt, deren bekanntester der
Minnesanger und Feldhauptmann Wemhcr V. (128M320)
ist. Durch das Erdbeben von 1536 zerstört.
HOMBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 620-1200 m.
Gem. mit zahlreichen Häusern, die am ziemlich steilen
linksseitigen Hang des Thaies der Zulg zerstreut gelten
sind ; 4 km ö. der Station Stefflsburg der elektrischen
Vollbahn Burgdorf-Thun. Postablage, Telegraph, Tele-
phon. Zusammen S3 Häuser, 501 reform. Ew. Kirchge-
meinde Steffisburg. Zwei Dörfer : Enzenbühl und Moos-
acker. Ackerbau und Viehzucht. Der Boden wird trotz des
steilen Gehänges gut angebaut.
HOMBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toffgenburg,
Gem. Brunnadern). 862 m. 9 Häuser, am linksseitigen
Gehänge des Thaies des Necker zerstreut gelegen ; 2 kro
8. Brunnadem und 5 km ö. der Station Lichtensteig der
Toggenburgerbahn. 33 reform. Ew. Wiesenbau und Vieh-
zucht.
HOMBERQ (HINTER und VORDER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Wangen; Gem. Ochlenberg). 575 m. Weiler, auf
den Höhen zwischen dem Staufenbach und der Oenz ;
1,6 km nw. Ochlenberg und 4 km s. der Station Herzogen-
buchsee der Linie Olten-Bern. 10 Häuser, 60 reform. Ew.
Kirchgemeinde Herzogenbuchsee. Landwirtschaft.
HOMBRECHTIKON (Kt. Zürich, Bez. Meilen).
514 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem Bergrücken rechts
über dem Zürichsee, an der Schwelle des Zürcher Ober-
landes, an der Kreuzung der Strassen Rüti-Stäfa und
Uerikon-Grüningen und 5 km nw. Rapperswil. Station
der Linie Uerikon-Bauma. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon ; Postwagen nach Grüningen und Gossau. Die Ge-
meinde zieht sich vom rechten Ufer des Zürichsecs bis
hinauf zur Wasserscheide zwischen Zürichsee und Glatt
und umfasst ausser dem Dorf noch viele Höfe und Weiler,
wie Feldbach, Auf Dorf, Hinterschlatt, Rüti, Schlatt,
Schleipfe, ßochslen, Breitlen, Eich wies, Ghei, Ilerrgass,
Langacker, Langenried, Lutikon, Niederfeld, Platten, To-
bel, Weingarten, Widum. ßraunensberg, Dändlikon, Uezi-
kon und einen Teil von Schirmensee. Zusammen 478
Häuser, 2292 Ew. (wovon 243 Katholiken); Dorf: 40 Häu-
ser, 217 Ew. 3 Schulgemeinden (Hombrechlikon, Feld-
bach und Uezikon), SeKundarschule. Wein- und Obstbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. 6 Käsereien. Schöne Wal-
dungen. Rege industrielle Tätigkeit : Baumwollspinnerei,
Seidenweberei, mechanische Teppichweberei , elektro-
technisch-physikalische Fabrik, Sägen- und Maschinen-
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'finr-
Hombrecklikon von Westen.
messerfabrik, Zigarren- und Tabukmanufakturen, Wein-
und Spirituosenhandel. Wasserversorgung. Verkehrsver-
ein. Viele schöne Aussichtspunkte, in Schirmensee (am
Fuss des Rosenbergs) Pfahlbauten aus der Steinzeit ; am
gleichen Ort römische Dachziegel und eine dicke Mauer,
wahrscheinlich Ueberrest eines römischen Wachtturmes.
Alemannensiedelung. 1196: Humbrechtikon ; ursprüng-
lich Humbrechtinghofen = Höfe der Söhne des Hum-
brecht. Hier wohnte ein seit 1240 erwähntes Dienst-
mannengeschlecht, Truchsesse von Einsiedeln, das in Zü-
rich als ratsgenössiges Rittergeschlecht von 1390 bis 1363
unter dem Namen Truchsess vorkommt. Die Lage der
Burg ist unbekannt. Der Ort war lange Zeit mit vielen
andern Dörfern in die dem Kloster Einsiedeln gehörende
Kirche auf der Insel Ufenau (im Zürichsee) emgepfarrt,
hatte daneben schon früh ein dem h. Nikolaus geweihtes
Kirchlein und erhielt 1369 das Recht, einen eigenen Pfar-
rer anzustellen. Jetzige Kirche 1756-59 erbaut. Die welt-
liche Herrschaft stand hier zuerst dem Haus Habsburg-
Oesterreich zu, das sie 1374 an die Brüder Heinrich und
Hermann Gessler verpfändete, worauf sie 1406 durch Kauf
an die Stadt Zürich kam. Von der jetzi^n Gemeinde
Hombrechtikon gehörten 53 Höfe und Weiler zur Land-
vogtei Grüningen und 26 zur Obervogtei Stäfa. Die Leute
von Hombrechtikon nahmen zusammen mit den Bürgern
des Nachbarortes Stäfa an der aufständischen Bewegung
von 1794 und 1795 teil. Vergl. Strickler, G. Heimatkunde
von Hombrechtikon. Zürich 1896. — Strick ler, G. Das
Zürcher Oberland. Zürich 1902.
HOMBURQ (Kt. Basel Und, Bez. Sissach, Gem. Uu-
felfingcn). 650 m. Burgruine, auf einem Felskopf des
Homber^es, über der Strasse Sissach-Olten und 1,5 km n.
der Station Läufelfingen der Linie Olten-Basel. Zum Un-
terschied von der Homburg bei Wegenstetten auch Neu
Homburg genannt. Der Homberg erhebt sich als abge-
rundeter, bewaldeter Bei^ücken über dem Plateau von
HäfelMngen und bildet ein auf das Tertiär überschobenes
Doggergpwölbe. Am S.-Hang des Bergrückens der Bauern-
hof Homberg. Das Schloss Homburg war eine Gründung
der Grafen von Froburg, seiner Zeit eines der bedeutend-
sten baslerischen Adelsgeschlechter. Im 12. Jahrhundert
waren nacheinander aus diesem Hause Bischöfe : Adal-
bero (1134-1137), Ortlieb (1137-1164) und Ludwig (1164-
1179); ebenso wurden Arnold (1194-1216) und Adalbero
(+1243) Aebte des mächtigen Klosters Murbach im Elsass.
Ihre Besitzungen lagen auf beiden Seiten des Jura. ZoOn-
gen, Aarburg, Ölten, Wiedlisbach, Waidenburg und Lie-
stal gehörten ihnen. Tm13. Jahrhundert spalteten sie sich
in die 3 Zweige Zofingen, Waidenburg und Homburg.
Diese Burg wurde vom Grafen Hermann von Froburg
(f vor 1259) in den 40er Jahren des Jahrhunderts gebaut,
zu einer Zeit, da der Untere Hauenstein als Verkehrs-
strasse von Basel nach Luzern grössere Bedeutung zu er-
langen begann. Doch blieben nur 3 Generationen im Ge-
nüsse der Herrschaft. Denn Hermanns Enkelin, Ita, ver-
mählt mit Friedrich von Toggenburg, verkaufte Homburg
mit Liestal am 17. Dezember 1305 an den Bischof von
Basel. Das Geschlecht starb mit Itas Netfen, Wemli von
Homburg, dem Sohn des bekannten Reichsvogts in den
Waldslätten u. Minnesängers Werner, ums Jahr 1330 aus.
Auch der Bischof war nicht im stände, die neue Be-
sitzung zu behalten. Er verpfändete sie
zu wiederholten Malen, so 1374 dem
Rudolf von Habsburg- Laufenburg, 1381
dem Burkhart Münch von Landskron,
darauf dem Markgrafen Rudolf von
Hochberg und endlich am 26. Juli 1400
mit Liestal und Waldcnburg um 22000
Gulden der Stadt Basel. Doch wurden
die 3 Aemter erst nach dem denkwür-
digen Streit mit dem Bischof Jakob
Christoph Blarer 1585 Eigentum dersel-
ben.
Das Amt Homburg umfasste damals
schon die 6 Ortschaften La ufel fingen,
Bückten, Rümlinj^en. Wittinsburg, Kä-
nerkinden und Hafelfingen, die seit 1363
von der Landgrafschalt Sisgau abge-
trennt waren. Dagegen war der Zoll über
den Untern Hauenstein den Landgrafen
geblieben, weshalb er von da an statt in Hauenstein in
Diepllingen bezogen wurde. Erst am 23. August 1447
wurde er der Stadt von den beiden Freiherren Thomas
590
HOM
HON
und Haas von Falkenstein verpfändet und am 17. März
1450 verkauft.
Zur Zeit des Uebergangs an die Stadt Basel war das
Schloss Homburi; noch sehr einfach und bestand blos aus
einem hohen, viereckigen Turm mit 1,5-1,8 m dicken
Mauern, deren schief nach vorn geneifftes Ziegeldach ge-
zahnt war. Er hatte wenige und enge Fenster und war im
Erdgeschoss gewölbt. Der kleine Yorhof war durch eine
Letze oder einen hölzernen Gang geschützt. Im Jahr 1426
Hess Basel gegen Läufelfingen einen Graben und eine
Fallbrücke und später noch gegen Bückten Stallunjg^en
und Kornböden erbauen. Zum Schlosse gehörten nicht
nur ein Wald, sondern auch viele Jucharten Wiesen- und
Weidland^as grösstenteils mit dem Sennhans verpachtet
wurde. 1798 wurden 3 Lehen daraus gebildet.
Im Amt Homburg soll einst die Leibeigenschaft so gross
fewesen sein, dass die Bauern nichts Eisenes besassen.
uch später lasteten auf ihnen noch eine Menge Abgaben
und Fronen, die grausame Landvögte noch zu vermehren
suchten. Solche waren z. B. Hans Jakob Keller (1567 ff.)
und Philipp Heinrich Gemuseus (1786-1798). Dieser war
ein origiueller Kauz, der etwa Geld unter die Knaben
warf, um sich am Lärm zu ergötzen, oder durch Schüsse
die Bewohner von Laufelfingen aus dem Schlafe weckte.
Bargruine Homburg (Kt. Basel Land)
Doch er musste es auch ansehen, wie am 23. Januar 1798
die Bauern das Schloss räumten und zerstörten. Seitdem
ist es eine Ruine. Quellen: Brückner, Dan. Versuch einer
Beschreibung histar, utid natürlicher Merkwürdigkeiten
der Landschaft Basel. Basel 1748-63. — Lutz, Markus.
Neue Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel. Basel
1805. — Birmann, Martin. Gesammelte Schriften. 2 Bde.
Basel 1894. - Basler Jahrbuch. 19U2.
HOMBURQ (Kt. Solothurn, Amtei Thierstein). 912 m.
Bewaldeter Bergrücken, zwischen den Thälchen des See-
baches und Ibaches und 1 Stunde so. über Himmelried.
HOMBURQ (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn). 613 m.
Gem. und Pfarrdorf, am Homburgerberg (dem Hang s.
vom höchsten Punkt des Seerückens) und 6 km nw. der
Station Müllheim-Wigoltingen der Linie Zürich-Winter-
thur-Romanshorn. Postablage, Telephon. Gemeinde, mit
Hinter Homburg, Klingenberg, Ober und Unter Hörstet-
ten und Reckenwil : 129 Häuser, 581 Ew. (wovon 71 Re-
formierte) ; Dorf : 39 Häuser, 147 Ew. Wiesen- und Obst-
bau, Vienzucht. Käserei. Schöne Kirche, von weither
(z. B. von Frauenfeid und Bürglen aus) sichtbar. Der
Ort als Eigentum der Herren von Klineenberg schon im
10. Jahrhundert genannt. Weite Aussicht auf das Thur-
thal und die Alpen.
HOMBURQ (HINTER) (Kt. Thurgau, Bez. Steck-
bom, Gem. Homburg). 623 m. Weiler: 1,5 km ö. Hom-
burg und 8.5 km n. der Station Müllheim-Wigoltingen
der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn. Postablage. 19
Häuser, 85 kathol. Ew. Wiesen- und Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft. Oestl. von Hinter Homburg das mit
Strauchwerk und Wald bestandene, 400 m lange, breite
und tiefe Mühlbergertobel oder Rappers wilertobel, dessen
Strasse eine mittlere Steigung von 20 % aufweist.
HOMBURQERBACH (Kt. Basel Land, Bez. Sis-
sach). Bach : entspringt am NO.-Hanff der Schmutzfloh
in 800 m. fliesst in der Richtung S.-N. durch Läufelfio-
gen, Bückten und Rümlingen, biegt dann nach NW. ab,
ffeht durch Diepflingen und Thürnen und mündet nach
11 km langem Lauf 2,5 km w. Gelterkinden in 378 m
von links in die Erffolz. Nimmt einige unbedeutende
kleine Nebenadem auf.
HOMBURQERTHAL (Kt. Basel Land. Bez. Si»-
sach). 800-380 m. Linksseitiges Nebenthal zu dem der Ei^
golz, auf das es 1,2 km oberhalb Sissach ausmündet
Steigt vom Hauenstein auf eine Länge von 9 km nach N.
ab, wird vom Homburgerbach durchflössen und von der
Hauensteinstrasse und -bahn (Olten-Basel) durchzogen.
An den Gehängen schöne Waldungen, Weiden, Wiesen,
Aecker etc. Im Thal liefen die Ortschaften Läufelflngen.
Bückten, Känerkinden, Häfelfingen (in einer Verzweigung)
Rümlingen, Witlinsburg, Diepflingen und Thürnen.
HOMMEL oder besser HOMEL (MITTI.ER, NIE-
DER und OBER) (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem.
Neuenkirch). 740-M2 m. 5 zerstreut gelegene Häu-
ser, 2 km w. Neuenkirch und 3,5 km sw. der Sta-
tion Sempach-Neuenkirch der Linie Luzem-Olten.
dS kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. 1337 : Honbolt, Honbol = Hohen-
buhl.
HONAU (Kt. und Amt Luzem). 448 m. Gem.
und Dorf, am rechten Ufer der Reuss. an derStrase
Luzem-Gham und 1,6 km nö. der Station Gisikon
der Linien Zürich-Luzem. Telephon. 17 Häuser,
127 kathol. Ew. Kirchgemeinde Root. Obstbau, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft. Kiesgrube. Am Morgen
des 23. November 1847, an welchem Tage sich spä-
ter der Kampf bei (Gisikon (Sonderbunaskrieg) ent-
wickelte, ging die eidgenössische Brigade Egtoff
hier über die Reuss trotz lebhaftem Feuer der am
rechten Plussufer stehenden Sonderbundstruppen.
1403 : Honow = auf der hohen Au.
HONDRICH (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Sim-
menthal. Gem. Spiez). 760 m. Gemeindeabteilan£
und Dorf, auf den Höhen zwischen Thanersee und
Kanderund 2 km s. der Station Spiez der Linie
Bern-Thun-Interlaken. Telephon. 24 Häuser, 2^
reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Schöne Lage
am O.-Fuss des Hondrichshüffels, den die Thuner-
seebahn (Fruligen-Spiez-Erlenoach) in einem 1 km
langen Tunnel unterfahrt. Längs der Strasse Spiei-
Aeschi mehrere Fremdenpensionen. Schöne Aussicht
HONEQQ (Kt. Appenzell L R. Gem. Oberegg). 1006
m. Weiler, an der Strasse Landmark-Oberegg und 7 km
s. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden.
14 Häuser, 48 kathol. Ew. Viehzucht. Maschinenstickerei
und Plattstichweberei. 1428 Sieg der Appenzeller ober
den von Altstätten herkommenden Grafen Friedrich von
Toffgenburgy während am gleichen Tage eine andere
Scnaar Appenzeller bei Gossau geschlagen wurde. Es wa-
ren dies die letzten Kämpfe in den Appenzeller Krie-
gen.
HONEQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Signau and Thnn).
1529 m. Bergrücken ; zieht von Schanipau am linken
Ufer der Emme auf eine Strecke von 9,5 km zwischen
den Thälern des Rötenbachs und der Zu lg bis ge^eo
Schwarzenegg. Ausläufer des Lochsitenberges. Am r^.-
Hang bewaldet, sonst mit Alpweiden bestanden. Molasse
und Nagelfluh.
HONEQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Uebischi).
720-760 m. Bergrücken mit Häusern, zwischen dem Stok-
ken- und Uebischithal ; 1,3 km w. Uebischi und 5 km so.
der Station Wattenwil der Gürbethalbahn (Bern-Watten-
wil-Thun). 9 Häuser, 54 reform. Ew. Kirchgemeinde
Thierachern. Landwirtschaft. Ausgesprochene Moränen-
landschaft. Der heute versumpfte Egelsee bildet den letz-
ten Ueberrest eines einstigen Moränenseebeckens. Vom
Mönschenl)erg (757 m) und Stockffuthubel (760 m) Aas-
sicht ersten Ranges auf die Hochalpen, die Stockbom-
HON
HOP
591
kette, den Thuner-, Arasoldinger- und Uebischisee, das
Aarethal etc.
HONEQQ (Kt. Nidwalden, Gem. Ennetbürgen). 946
m. Zwei Höfe, am O.-Hang der Hammetschwand (Bür-
Renstock) und 3,5 km nnö. über Buochs. 12 kathol. Ew.
Prachtvolle Aussicht.
HONQRIN (Kt. Freiburg und Waadt). Kleiner Fluss;
entspringt dem kleinen Bergsee von Lioson (1851 m), der
am N.-Fuss der kurzen Kette Tornette-Ghaussy auf Boden
der Gemeinde Ormonts Dessous liegt. Dann geht der
Fluss 2 km n. vom Col des Mosses unterhalb der auf die-
ser Hochfläche stehenden Hütten durch, tritt in ein zwi-
schen den Rochers de Naje und der Dent de Gorjon ein-
geschnittenes enges Thal ein, nimmt verschiedene kleine
Nebenadem auf (wie den von der Tour de Mayen und
der Tour de Famelon kommenden Petit Hongrin und den
Bach von Chaude) und tritt bei der Hütte La Praysaz au
Maidzo in 1090 m auf Freiburger Boden über. Hier
durchfliesst der Hongrin eine zwischen hohe Felswände
eingesenkte tiefe Schlucht und hat bis heute für indus-
trielle Zwecke noch nicht nutzbar gemacht werden kön-
nen. Er empfängt den das gleichnamige Thal entwäs-
sernden Bacn von Bonaudon und den Bach von Alli^res,
der von der Dent de Jaman herabkommt, geht unter
dem Weiler Alli^res vorbei, nimmt den Rio Uldry auf
und wird beim Punkt Les Pontets vom Weg Montbovon-
AlHeres mit einer malerischen Brücke überschritten.
Etwas weiter unten verliert der Hongrin in einem
Trichter und in Felsspalten einen Teil seines Wassers;
dann nimmt er den von der Folliu-Berna kommenden
Flon auf, geht unter der Brücke der Strasse Bulle-Pays
d*Enhaut durch und mündet nach 22 km langem Lauf
(wovon 14 auf Waadtländer und 8 auf Freiburgier 3oden)
W^B^TIcF
Einzugsgebiet des Hongrin.
1 km n. Montbovon in 786 m von links in die Saane.
Der Hongrin fliesst von seiner Quelle an zunächst nach
NW., dann nach W. und neuerdings nach NW., um 1
km unterhalb der Kantonsgrenze nach N. abzubiegen
und von AUiöres an ffegen NO. sich zu wenden. Sein Ge-
falle beträgt im Durchschnitt 26 %o* ^^^ nimmt an,dass
das unter AUiöres im Boden verschwindende Wasser des
Hongrin die 8 km tiefer zu Tage tretende Quelle der Nei-
rivue speise. So wird in einer vom 4. Januar 1641 datier-
ten Urkunde schon dem Müller von Montbovon bei einer
Busse von 400 Gulden untersagt, die Spalten bei Alliöres
zu verschliessen, damit nicht die Quelle der Neirivue
aussetze und die dortige Mühle den Betrieb einstellen
müsse. Das Thal des Hongrin liegt zwischen den Ketten
Tour d'Ai'-Mont d'Or und Planachaux-Gorjon (Vanil Noir)
und fol^ von der Pierre Devant an der Neocommulde
von Alliöres.
HONQRIN (EN L'> (Kt. Waadt. Bez. Ai^le, Gem.
Ormonts Dessous). 1500 m. Alpweide mit Hütten, am
Oberlauf des Hongrin : 1,5 km n* unter dem Lac de Lio-
son und 8 km nö. Le S^pey.
HONQRIN (LE PETIT) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
Wildbach ; entspringt auf der Alpweide Le Grand Ayerne
(N.-Fuss des Bergstockes der Tour d'Ai) in 1900 m und
mündet nach 5 km langem Lauf in 1100 m von links in
den Hongrin. Sein Thal ist auf der Grenze zwischen
Flysch und der an den Malm der Kette von Aveneyre sich
anlehnenden Kreide (rote Schichten und Neocom) ein-
geschnitten.
HONQRIN (VALL£E DE i-') (Kt. Freiburg und
Waadt). 1851-790 m. So heisst das Thal des im Lac Lio-
son entspringenden und unterhalb Montbovon von links
in die Saane mündenden Hongrin. Es ö£ftiet sich w. Mont-
bovon auf das Saanethal. Das Thal ist zumeist eng und
zwischen Felswänden oder steilen Hansen eingeschnitten
und weist nur bei La L^cherette und auf dem Plateau
von Les Mosses einige Weitungen auf.
Es hat keine Dörfer, sondern nur da
und dort einige zerstreut gelegene Hüt-
ten, von denen nur eine kleine Anzahl
zwischen Les Mosses und dem Engpass
La Jointe das ganze Jahr hindurch be-
wohnt wird. Ausserordentlich stark
bewaldet. Alp- und Waldwirtschaft sind
die einzigen Erwerbszweige der Thalbe-
wohner. Dem Fluss folgt auf seiner
ganzen Länge ein Weg, der aber nur
tinten und oben im Thal befahren wer-
den kann, da er in der Mitte einen
blossen Fnssweg darstellt. Das Thal
schliessen die rund um den Lac Lioson
stehenden Gipfel der Pointe de Chaussv,
Pointe des Semeleys und Pointe de
Chätillon ab: rechts begleiten es die
Gornets de ürenleires, aie Monts Che-
vreuils (Les Thesailles, En Schuantz und
Solemont), die Pointe de Planachaux
und Dent de Corjon, während die links-
seitige Thalumrandung von dem Berg-
stock des Mont d'Or (Dorchaux, Gros
Van, Mont d'Or), der die Seitenthäler
des Petit Hongrin und Chaude von
einander trennenden kurzen Kette der
Dent d'Aveneyre (Pointe de Monterel).
der Gruppe der Rochers de Naye und
Dent de Jaman, den Verreaux und der
Cape au Moine gebildet wird. Die Strasse
über den Col des Mosses quert den
obem Abschnitt des Thaies und tritt
hinter La Löcherette ins Thal von L'£-
tivaz über.
HOORWALD (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Toff^enburg). 900-1400 m. 170 ha
grosser Wald, der zusammen mit dem
im Steinthal stehenden Steinthalerwald
bis zur Tanzbodenhöhe hinaufreicht.
HOPFERN. Im Kanton Bern häu-
fig vorkommende Ortsname; bezeichnet
immer eine an einem Hang stehende
Siedelung und ist wahrscheinlich eine
abgekürzte Form für Hohfuren. S. diesen Art.
HOPFERN (Kt. Bern, Amtsbez. und (jem. Trachsel-
wald). 670 m. Gruppe von 8 Häusern, im Dürrgraben ;
V. AttifT^^^ Jkx
592
HOP
HÖR
1)3 km 8Ö. Trachselwald und 4 km nö. der Station Ram-
sei der Linie Burgdorf-Langnau. 68 reform. Ew.
HOPFLAUENEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle,
Gem. Gadmen). 870 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken
Ufer des Gadmer wassere^ 6,ö km sw. Gadmen und 10 km
so. über der Station Meirinffen der Brünigbahn (Luzern-
ßrienz). 31 reform. Ew. Viehzucht.
HOPSCHEN und HOPSCHEN8EE (Kt. Wallis.
Bez. Brig, Gem. Simpeln). 2060 m. Alpweide mit etwa 10
HütteUf an einem ganz kleinen See, am Fuss des Schien-
horns und westl. der Simplonpasshöhe. Der See durch
Glazialerosion im Gneis ausgeprägt.
HORB, HORBEN, HORW, HORWEN. Ortena-
men der deutschen Schweiz ; vom althochdeutschen hör,
gep. horaxoea = Sumpf, Riet, Moor. Bezeichnen immer
eine einst oder auch heute noch sumpfige Gegend, sowie
vielfach auch eine nahe einem Sumpf stehende Siede-
lung. Stellenweise auch zu Hör abgekürzt.
HORB (Kt. St. Gallen, Bez. Ober To^genburg, Gem.
Alt St. Johann). 895 m. Gruppe von 8 Häusern, am lin-
ken Ufer derXhur, an der Strasse Ebnat- Wildhaus ; 1,5
km sw. Alt St. Johann und 16 km so. der Station Ebnat-
Kappel der Toggenbur^erbahn. 27 kathol. und reform.
Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
HORB (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell, Gem. Hauptr
wil). 562 m. Gruppe von 5 Häusern, am N.-Ufer des
gleichnamigen Weiers, im Gottshaus und 3,5 km nö. der
Station Hauptwil der Linie Gossau-Suljg^en. Telephon. 31
reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Bischofszell.
Futterbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HORBACH (Kt. und Gem. Zug). 930 m. Bauernhöfe
mit grossem landwirtschaftlichem Betrieb, auf dem Za-
gerberg, 4 km s. Zug und 2 km sw. Felsene^g. Etwas
weiter gegen SW. der Horbachgütech (947 m) mit trigono-
metrischem Signal und reizender Aussicht auf den Zuger-
see mit Ufergefände und die Alpen.
HORBACHERWEIER (Kt. Thurgau, Bez. Bi-
schofszell). 554 m. Grosser Weier, im Gottshaus, 1 km sw.
vom Horberweier und 1,7 km so. Bischofszell. 500 m
lang, 200 m breit und 6 m tief. Fang von Hechten. Treibt
Sägen, Mühlen und eine Reihe von anderen industriellen
Betrieben, besonders in Hauptwil.
HORBEN (Kt. Aarffau, Bez. Muri, Gem. Beinwil).
819 m. Gruppe von 3 Häusern, auf dem Lindenber^, 2
km sw. über Beinwil und 5,5 km w. über der Station
Mühlau der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. Telephon.
29 kathol. Ew. Klimatischer Kurort.
Schloss, früher Eigentum des Klosters
Muri und als Erhofungshaus für dessen
Mönche benutzt. Schöne Aussicht.
HORBEN (Kt. Bern, Amtsbez. Sig-
nau, Gem. E^giwil). 705 m. Gemeinde-
abteilung und Weiler, am rechten Ufer
der Emme, an der Strasse Signau-Eg-
giwil, 4 km nw. Eggiwil und 4 km so.
der Station Signau der Linie Bern-Lu-
zern. Zusammen 12 Häuser, 60 reform.
Ew. ; Weiler : 9 Häuser, 48 Ew. Käse-
rei.
HORBEN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
Toggenburg, Gem. Kappel). 703 m. Wei-
ler, am rechten Ufer aer Thur, an der
Strasse Ebnat^-Nesslau und 2,5 km so.
der Station Ebnat-Kappel der Toggen-
burgerbahn. 15 Häuser, 69 reform. Ew.
Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HORBEN (Kt. Schwyz, Bez. Ein-
siedeln). 1358 m. Alpweiden, im Amsel-
thal, zu beiden Seiten des Grossbaches.
Steigen im W. bis 1466 m und im 0.
(hier Horbenstäfeli genannt) bis 1577
m an. Zum Teil bewaldet. Das Gebiet
im sog. Marchenstreit (1114-1350) von
den Schwyzem beansprucht, endlich
aber durch Vertrag den Einsiedlern
zugesprochen.
HORBEN (Kt. Thurgau, Bez.Münch-
wilen,Gem. Sirnach). 559 m. Gruppe von 6 Häusern, am
linken Ufer der Murg, je 2 km so. und sw. der Stationen
Eschlikon und Sirnach der Linie Zürich-Winterthur-
St. Gallen. 36 reform. Ew. Landwirtschaft. Horben beisst
auch eine Einwohnergemeinde, die die Weiler Humen,
Egg, Thann, Eich holz, Riethof und Fliegenast um&sst
und in 39 Häusern 194 Ew. (wovon 24 Katholiken) zählt
HORBEN (Kt. Zürich, Bez. Pfafßkon, Gem. lUnau).
583 m. Gemeindeabteilung und Weiler, am O.-Hang des
Schusselbergs, 2 km nö. der Station Illnaa der Linie
Effretikon-Wetzikon-Hinwil. Telephon. 16 Häuser, 83 re-
form. Ew. Landwirtschaft.
HORBEN (HINTER und VORDER) (Kt. Thur-
gau, Bez. Frauenfeld, Gem. Uesslingen). 493 u. 486 m.
Zwei Gruppen von zusammen 16 Häusern, 500 m von
einander entfernt; 2 km nö. Uesslingen und 6 km nw.
vom Bahnhof Frauenfeld. Telephon. 72 Ew. Vorder Hor-
ben ist katholisch. Hinter Horben reformiert (Kirchge-
meinde Uesslingen). Acker- und Weinbau, Obstbaum-
schulen und Handel mit jungen Obstbäumen, Viehzucht
HORBERN oder HORBODEN (Kt. Bern, Amtsbez.
Nieder Simmenthai, Gem. Diemtigen). 870-1900 m. Unter-
abteilung der Gemeinde Diemtigen ; umfasst 21 am rech-
ten Ufer des Kirelbaches und am W.-Hang der Niesen-
kette zerstreut gelegene Häuser, ferner das ^t besuchte
Rotbad, die Ruhismühle und schöne Alpweiden. 1,5 km
ssö. Diemtigen und 3,5 km s. der Station Oei-Diemfcigen
der Simmenthalbahn. 150 reform. Ew. Ackerbau, Alp-
wirtschaft.
HORBERWEIER (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell).
563 m. Grosser Weier, im Gottshaus ; nördlichster der
am linken Ufer der Sitter gelegenen 5 Weier ; 2,7 km ö.
Bischofszell. 500 m lang, 150 m breit und 6 m tief. Ziem-
lich fischreich, besonders an Hechten. Liefert verschie-
denen industriellen Betrieben, besonders in Hauptwil,
ihre Triebkraft (Mühlen, Sägen, Fabriken).
HORBI8 (HINTER und VORDER) (Kt. Obwalden.
Gem. Engelbert). 1123-1070 m. 7 zerstreut gelegene Häu-
ser, im Horbisthal, am Bärenbach und am S.-Pusa der
Rigidalstöcke; 2,5 km nö. der Station Engelberg der elek-
trischen Bahn Stansstaad-Stans-Engelberg. 41 kathol. Ew.
Kapelle. Alp Wirtschaft.
HORBI8THAL (Kt. Obwalden). 1700-1000 m. Kleines
rechtsseitiges Nebenthal zum Engel bergerthal, auf das es
bei Engelberg selbst ausmündet. Vom Bärenbach darch-
flossen. Heisst im obern Abschnitt Griessenthal. %Jb km
lanff. Wird durch einen prachtvollen Felsenzirkus abj^e-
schTossen, über dessen Wände Kaskaden rauschen. Zählt
nur die Hütten von Hinter und Vorder Horbis mit Ka-
Horbistbal mit den Rigidalstöcken.
pelle. Beliebtes Austtugsziel der Kurgäste von Engel-
berg.
HORBODEN (Kl. Bern, Amtobez. Unter Siminec-
HÖR
HÖR
593
thal, Gem. Dietntigen). Gemeindeabteil ang. S. den Art.
Horbern.
HORBURQ (Kt. Basel Stadt). 260 m. Nördlichstes
Quartier von Klein Basel. 1243 Häuser, 23 110 Ew., wovon
13588 Reformierte und 9321 Katholiken. Der Name Hor-
burg findet sich auch noch an andern Orten, z. B. in
Colmar, und leitet sich aus der Wurzel hör, horb =
Sumpf her. In Horburg stand schon im 18. Jahrhundert
eine Anzahl von Häusern. Nachdem der Bau des Badi-
schen Bahnhofes 1855 die Schleifung eines Teiles der
Basler Befestigungsanlagen veranlasst hatte, entstanden
hier draussen neue Strassenzüge. Die Zeit der stärksten
Bautätigkeit im Horburgquartier waren aber die Jahre
1880-1890, die der Erstellung der Johanniterbrucke (1882)
unmittelbar vorangingen und folgten. Heute ist Horburg
das am dichtesten bewohnte Stadtviertel. Hier stehen
die reformierte Matthäuskirche (1895 erbaut) und die ka-
tholische St. Josephskirche (1902 erbaut). 2 Schulhäuser,
2 öfTentliche Plätze, Friedhof von Klein Basel mit Krema-
torium. Das von der Gesellschaft zur Beförderung des
Guten und Gemeinnützigen (oder Gemeinnutzigen Gesell-
schaft) am Bläsiringweg erstellte Hläsistift dient den um-
wohnenden Arbeitern und
enthält Mietzimmer für
alleinstehende Arbeiter, Le-
sesäle, Vortragssaal, Volks-
bibliothek, eine Krippe, Bä-
der, Näh- und Flickschulen
für Mädchen. Eine Zicho-
rienfabrik, eine grosse
Möhlo, 2 prosse Fabriken
für chemische Produkte.
Postbureau, Telegraph. In
der Nähe der Park Langen
Erlen mit dem zoologi-
schen Garten, ein beliebter
Spazierweg der Basler.
HORCHENTHAL (Kt.
St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Mörswil). 500 m.
Weiler, in fruchtbarer
Landschaft mitten in Wie-
sen und Obstbaumgärten ;
1,7 km ö. der Station Mörs-
wil der Linie St. Gallen-
Rorschach. 11 Häuser, 86
kathol. Ew. Acker- und
Obstbau; Viehzucht. Stik-
kerei.
HORENQUQQER (Kt.
Bern, Amtsbez. Ober Sim-
menthal). Bewaldeter Gip-
fel. S. den Art. Spitzhorn.
HORQEN. Bezirk des
Kantons Zürich. Der Be-
zirk Hor^^en nimmt den
Raum |z wischen der Albis-
ketle und dem linken Ufer
des Zürichsees ein und er-
streckt sich nach S. bis
zum Hohen Ronen (1230
m). Er grenzt im 0. in
seiner ganzen Länge an den
Zürichsee, im S. an die
Kantone Schwyz und Zuff,
im W. an den Bezirk Affol-
tern und im N. an den
Bezirk Zürich. Er hat ei-
nen Flächeninhalt von
10259 ha und umfasst 12
Gemeinden, nämlich Adlis-
wil, Hirzel, Horgen, Hüt-
ten, Kilchberg, Langnau,
Oberrieden , Richterswil ,
Hüschlikon. Schönenberff,
Thalwil u. Wädenswil, wel-
che sämtlich auch Kirchge-
meinden sind. Bezirkshauptort ist Horgen. 4662 Häuser,
9250 Haushaltungen und 39576 Ew., wovon 32010 Refor-
mierte u. 7195 Katholiken ; 37968 Ew. deutscher, 269 fran-
zösischer, 1231 italienischer und 24 romanischer Ziitiee.
Auf 1 km* wohnen 385 Ew., eine Zahl, die nur vom Be-
zirk Zürich übertroffen wird. 1888 zählte man 30 850 Ew.;
dies ergibt also eine Zunahme von 26,1 % in 12 Jahren.
Es ist dies fast genau das gleiche Wachstum, wie es die
Bevölkerung des ganzen Kantons Zürich zeigt (27,8%).
Die Bodenform ist eine sehr einfache : vom Zürichsee
steigt der Boden zu einem Höhenzuge an, der parallel mit
dem See verläuft und nach seinem höchsten Punkte, dem
Zimmerbers^ (773 m), häufig Zimmerbergkette genannt
wird. Westi. davon fliesst in tief eingeschnittenem Thal
als wilder Waldstrom die Sihl, welche auf dem grössten
Teil ihres Laufes auch parallel zum See geht. Westl. da-
von erhebt sich dann der steile und auffallend scharfe
Grat des Albis, im Bürglenstutz bis 918 m ansteigend.
Wie im grössten Teil des Kantons bilden auch hier die
Ablagerungen der Miocänzeit, nämlich weiche, tonige
Sandsteine oder Molasse, Merkel und Nagelfluh die
Grundlage der Gegend. Die Schichten liegen im n. Teil
wagrecht ; etwa s. von Wädenswil fangen sie an, gegen die
Alpen hin schärfer anzusteigen ; s. von Hätten stehen sie
senkrecht, und am Hohen Ronen fallen sie schon nach
1:150000
f 3 ^
M'*aitr9/^Ci'
Uiitititjf^ M3.
Bezirk Horgen.
S. geffen die Alpen hin. Ueber die miocänen Schichten
hin sind dann unregelmässig die glazialen Ablagerungen
der Eiszeiten verstreut. Auf dem Kamm des Albis flnaen
OEOOR. LEX. 82 — 11—38
594
HÖR
HÖR
sich Schotter und Moränen, die zum Teil der ersten, zum
Teil der zweiten, d. h. der grössten Verglescherung ange-
hören. Die Zimmerbergkette dagegen ist mit den zusam-
menhängenden Seiten moränen des Linthgletschers aus
der 3. Eiszeit gekrönt. Auf der breiten Hochfläche zwi-
schen Wädenswil und Hiitten liegen diese MoränenwäUe
in vielfacher Wiederholung hintereinander über die ganze
Fläche zerstreut; weiter nördl., bei Horgen- Oberrieden,
scharen sie sich und bilden einen grossen Hauptkamm.
Die flachern Teile gegen den See sind unregel massig mit
Gletscherschutt überstreut, verdanken aber gerade diesem
ihre Fruchtbarkeit. Landwirtschaftlich wird der Boden in
folgender Weise benutzt :
Weinreben 378 ha.
Aecker 401 »
Wiesen 6202 »
Riet 369 »
Wald 2565 »
Unproduktiv 284 »
Zusammen 10259 ha.
Es zeigt sich also ein ziemlich bedeutender Weinbau
(3,7 % der Fläche), welcher die Arbeit des Winzers weni-
ger durch eine ffute Qualität, als durch bedeutende Quan-
tität lohnt. Der Wiesenbau dominiert gewaltig gegenüber
den andern Benutzungsarten des Bodens. Dem entspricht
auch die sehr bedeutende Viehzucht, welche folgende
Zahlen aufweist:
1886 1896 1901
Rindvieh 0961 7962 8160
Pferde 555 766 781
Schweine 1486 1819 1992
Schafe 66 52 53
Ziegen 395 325 340
Bienenstöcke 1288 1635 1894
Aber die Landwirtschaft wäre trotz ihres sehr intensiven
Betriebes nicht im Stande, die Bewohner des Bezirkes zu
ernähren. Horgen ist einer der industriellsten Bezirke
des Kantons. Fast jede Gemeinde hat Anteil an der indu-
striellen Tätigkeit, vor allem aus Horsen und Thalwil,
aber auch Wädenswil, Richterswil una die Gemeinden
des Sihlthals (Langnau und Adliswil). Die Industrie ist
äusserst vielseitig: Baumwollspinnerei und -weberei,
Seidenweberei und -farberei, Bau- und Möbelschreinerei,
mechanische Werkstätten, Bierbrauereien etc. In Käpf-
nach Kohlenbergwerk und Zementfabrik. Dieser regen
Tätigkeit entsprechen die Verkehrsweffe : längs des Sees
führt die Linie Zürich-Ziegelbrücke-Cnur, welcher ein
Hauptteil des Verkehrs mit dem Arlberg zufällt. In Thal-
wil zweifft davon ab die Linie Zürich-
Zug-Gotthard, die die Zimmerbergkette
in einem 1,5 km langen Tunnel durch-
bricht, bei der Station Sihlbrugg ins
Sihlthal eintritt und dann sofort im 3,2
km lancen Albistunnel den Albis unter-
fährt. Von Wädenswil fuhrt eine Zweig-
bahn nach Einsiedeln und Goldau, und
durch das Sihlthal endlich fahrt als
Sekundärbahn die Sihlthalbahn bis
zum Anschluss an die Linie Thalwil-
Zug. Hauptstrassen sind die linksufrige
Zürichseestrasse, die Sihlthalstrasse
und die Querverbindungen Horgen-
Sihlbrugg-Zug und Wädenswil-Einsie-
deln. Der Bezirk hat femer noch eine
Reihe von Dampfschiffstationen.
HORQEN (Kt. Zürich, Bez. Hor-
Sen). 410 m. Gem. u. Pfarr-
orf, Bezirkshauptort: am
||ES||||{| linken Ufer des Zürichsees
llin^ill "^^ ^^ ^^^ ^^^^ Glarus
iillhk!^^lil ^^'^^"^i^ ^^^ ins Rhein-
JlBillllfflMI ^^^^ andererseits führen-
^''llillllpV^ den linksufrigen Zürichsee-
strasse. Strassen nach Sihl-
brugg und Hirzel. Am See Station der
linksufrigen Zürichseebahn ( Zürich -
Wädenswil-Glarus, bezw.-Ghur) , im Oberdorf Station der
Linie Zürich-Thal wil-Zug. Dampfschiffstation. Postbureau,
Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Hirzel und Sihl-
brugg. Die Gemeinde umfasst eine grosse Anzahl von Dör-
fern, Weilern und einzelnen Höfen, wie Am, Bätnur,
Kurhaus Bocken, Bmnnwiesli, Ebnet, Herdener, Hirs-
acker, Hühnerbühl, Käpfnach, Kalkofen, Kazeren, Kotten-
rain. Riedwies, Rohr, Seehaus, Sihlwald, Späz, Stocker,
Tannenbach und den Horgenerberg (mit ßruppacher,
Klausen, Mauren moos. Moorschwand, Oberhof, Wühreo-
bach und einem Teil von Widenbach). Zusammen 858
Häuser, 6883 Ew., wovon 5645 Reformierte und 1132 Ka-
tholiken ; Dorf Horgen : 3t0 Häuser, 2957 Ew. Je eine
reformierte und katholische Kirche. Grosser Weinbau
(60 ha), Wiesenbau und Viehzucht. Starke industrielle
Tätigkeit. Man zählt in der Gemeinde 24 Fabrik betriebe,
worunter 3 Seidenwebereien, eine Seidenfarberei, eine
Bleicherei und eine Appretur, Bau- und Möbelschreine-
reien, mechanische Werkstätten etc. Auf Gemeindefiebiet
findet sich auch das Schieferkohlenbergwerk Käpfnach.
Die abgebaute Kohle wird heute nicht mehr verkauft,
sondern ausschliesslich zum Betrieb der mit dem Werk
verbundenen Zementfabrik verwendet. Seit 1862 besteht
ein aus Privatmitteln erbautes Gemeindekrankenhaus mit
25 Krankenbetten. Im Thalacker Gräber aus der La Tene
Zeit ; am See Alemannenfräber. 952 : Horga ; 1247 : Hor-
gin. Horgen war ein wichtiger Besitz der Aebtissin zum
Fraumünster in Zürich, dessen Gerichtshoheit den Grafen
von Lenzburg und Herzoffen von Zähringen zustand. 1218
ging die Kastvogtei an nie Freiherren von Eschenbach
auf Schnabelburg, dann an Rudolf von Aarburg, an Hans
von Hallwil und endlich 1406 an die Stadt Zürich über.
Die Meier von Horgen, Beamte der Aebtissin, gehörten
dem Ritterstande nicht an, und eine Burgslelle ist in Hor-
fen nicht nachweisbar. Im alten Zürichkrieg ward Horgen
443 von den Eidgenossen in Asche gelegt und nach der
Schlacht von Kappel 1531 von den Katholiscnen geplündert
Horgen beteilig[te sich auch am Stäfenerhandel von 1794
und 1795, sowie am Bockenkrieg von 1804. Der Führer
dieser eben genannten Bewegung war der Schuhmacher
Jakob Willi von Horden, ein ehemaliger Söldner in finem-
den Diensten, der emen seltenen Mut zeigte, nach der
Unterdrückung des Aufstandes aber mit andern Beteilig-
ten enthauptet wurde. Zugleich le^ man der Gemeinde
ein starkes Bussgeld auf. Vergl. Strickler, Joh. Geschichte
der Gemeinde Horgen, Horgen 1882.
Vom 22.-24. September 1875 versanken bei der Bahn-
station Horgen ein grosses Stück Seemauer, ein Teil des
Bahn||[ebietes mit 3 Geleisen, ein kleines Nebengebäude
und em Teil der Kopframpe oeim Güterschuppen im See.
Später mussten dann auch noch das Stationsgebäude
und der Güterschuppen abgetragen werden. Die grösste
Horgen mit der Halbinsel Au.
Ausdehnung der Rutschung stieg auf 204 m in der Läofe
und blieb in der Breite von 48 m ; die ganze Fläche des
versunkenen Terrains umfosste 6560 m*. Die Ursache der
HÖR
HÖR
595
Versenkungen und Rutschungen war eine schlammige
Schuttmasse (Seekreide), die den felsigen Hang vom flachen
Boden des Sees bis ans Ufer hinauf bedeckte und sich in
der Tiefe von wenigstens 15-20 m noch zwischen den fes-
tem Boden unter der Bahn und den unter) lebenden , ter-
rassenförmig abfallenden Molassefels in relativ zu steiler
Böschung erstreckte. Durch die Mehrbelastung des Abhan-
ges mit den Bahnbauten ward dann dieser Schlamm aus-
gequetscht, so dass alles darüber liegende in die Tiefe ver-
sank. (Vergl. darüber Bericht und Expertengutachten
über die . . . i875 in Borgen vorgekommenen Rutschun-
gen, Zürich 1876).
HORGENBACH (Kt. Thureau, Bez. und Gem. Frauen-
feld). 385 m. Teil der Gemeinde Frauenfeld und Weiler,
nahe dem linken Ufer der Thur, an der Strasse Frauen-
feld-Scha£rhau8en und 4,5 km nw. vom Bahnhof Frauen-
feld. Postwagen Frauenfeld - Ober Neunforn. Gemeinde-
abteilung, mit Horgenbach, Erzenholz und Osterhalden :
49 Häuser, 262 reform. Ew. ; Weiler: 15 Häuser, 81 Ew.
Acker- und Wiesenbau.
HORGENBERQ (Kt. Glarus, Bez. Mitlödi). 500 m.
Zwei Häuser, am linken Ufer der Linth, an der Strasse
Glarus-Mitlödi und 1,2 km n. der Station Mitlödi der Li-
nie Zurich-Glarus-Linthal. 7 reform. Ew. Gastwirtschaft.
Horgenberg muss im Mittelalter grössere Bedeutung ge-
habt haben, da es in einem Habsburger Steuerrodel von
1902 als Tag wen (Bürgergemeinde) erscheint.
HORGENBERQ (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Ein-
siedeln). 930 m. Zahlreiche Höfe^ auf einer n. Verzwei-
gung des Freiherrenberges zwischen
Sihl- und Alpthal zerstreut gelegen, 1
km n. Einsiedeln. 26 Häuser, 172 ka-
thol. Ew. Torfgruben. Wiesen-, Kartof-
fel- und Gemüsebau, Viehzucht. Die
den Horgenberg durchziehende Etzel-
strasse war im 12. Jahrhundert der
einzige Verkehrsweg zwischen dem Zu-
richsee und Einsiedeln. Im August 1799
Kampf zwischen Oesterreichem und
Franzosen, von denen jene trotz tatkräf-
tiger Unterstützung von Seiten der Ein-
siedler sich hinter die Linth zurückzie-
hen mussten. Wie Einsiedeln selbst
litt auch der Horgenberg furchtbar un-
ter den Grausamkeiten und Forderun-
gen der Franzosen. An der alten Etzel-
strasse ein Standbild der Jungfrau Ma-
ria mit dem Jesuskinde.
HORQERBERQ (Kt. Zürich, Bez.
und Gem. Horgen). 509-67^ m. Abtei-
lang der Gemeinde Horgen (Schulge-
meinde), auf der Höhe des Bergrückens
links über dem Zürichsee und am
rechtsseitigen Gehänge des Sihlthales.
Umfasst die Weiler und Häusergruppen Bruppacher, Klau-
sen, Maurenmoos, Moorschwand, üDerhof, Sihlwald, Wi-
denbach und Wührenbach. Zusammen 106 Häuser, 647
reform. Ew.
HORIWIL oder HORfelWIL (Kt. Solothurn, Amtei
Kriegstetten). 466 m. Gem. und Dorf, im Thal der Oesch
und 1,7 km so. der Station Subigen der Linie Lyss-Solo-
thum-Herzogenbuchsee. Postablage, Telephon. Gemeinde,
mitWil: 36 Häuser, 299 Ew. (wovon 53 Beformierte);
Dorf: 27 Häuser, 202 Ew. Kirchgemeinde Kriegstetten.
Landwirtschaft. Viele der Bewohner arbeiten in den Fa-
riken von Gerlaiingen.
HORLACHEN (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tab-
lat). 660 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse nach
Kronthal, dem Endpunkt der elektrischen Strassenbahn
in St. Fiden ; 300 m nö. der Station St. Fiden der Linie
St Gallen-Rorschach. 94 reform, und kathol. Ew. Kirch-
gemeinden St. Gallen. Der Name gebildet aus hör und
lacha, welche Worte beide = Sum^f, Moor bedeuten.
Der Name ist also ein Pleonasmus, wie z. B. auch Stal-
denrain, Aawasser etc.
HORLAUBENEN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart, Kreis und Gem. Davos). 1565-1655 m. 12 Häuser,
zwischen Davos Dorf und Davos Platz zerstreut gelegen ;
zu beiden Seiten des Schiabaches und am SO.-Fuss des
Schiahoms. Telegraph, Telephon; Postwagen Davos-
Flüelapass-Süs. 237 reform, und kathol. Ew. Kirchee-
meinden Davos Platz und Davos Dorf. Anglikanische Ka-
pelle. Alpwirtschaft. Fremdenindustrie. Zahlreiche Gast-
höfe. Die Bevölkerungszahl von Horlaubenen steift mit
den Kurgästen zuweilen bis auf 1200 und sogar 15(X) Ew.
an.
HÖRN (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). 680 m. Bewal-
dete Anhöhe im Jura, an der Grenze ffegen Basel Land
und zwischen Wittnau und Rotenflun. In 672 m eine
Burgruine.
HÖRN (Kt. Bern, Amtobez. Interlaken). 2446 m. Fels-
sporn, NO. -Ende des Büttlassen; zwingt den Seflnenbach
etwas oberhalb der Hütten auf Boganggenalp (Weg Gim-
melwald-Sefinenfurgge) zu einem Bogen.
HÖRN (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem. Mühleberg).
568 ro. Gruppe von 4 Häusern, auf einer Terrasse über
der Mündung der Saane in die Aare; 1,5km n. Mühleberg
und 4 km nnö. der Station Gümmenen der direkten
Linie Bem-Neuenbur^. 23 reform. Ew. Schöne Aussicht
auf das Seeland, sowie den Murten- u. Neuenburgersee.
HÖRN (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2501 m. We-
nig bedeutender Gipfel, in dem rechts über dem Peiler-
thal zum Teischerhom und Bärenhorn aufisteigenden
Kamm.
HÖRN (Kt. Nidwaiden). 1301 m. Gipfel, im Stock des
Buochserhoms ; bildet mit dem Hömli (1190 m) das N.-
Ende der auf Flysch schwimmenden Jura- und Triasklippe
des Buochserhoms. Nördl. vor dem Brisen.
HÖRN (Kt. Thurgau, Bez.'Arbon). 402|m. i(}em. und
Hörn (Kt. Thnrgaut von Norden.
Dorf, am linken Ufer des Bodensees, zwischen Arbon und
Ror8chach,3km nw. Rorschach. Bildet eine thurgauische
Enklave im Kanton St. Gallen. Grosses und wohlhaben-
des Dorf. Station der Linie Rorschach-Romanshorn und
der Dampfboote. Zollamt. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. Gemeinde, mit Bleiche, Gerstermühle, Seehof und
Ziegelhof: 91 Häuser, 700 Ew., wovon 460 Reformierte
und 240 Katholiken; Dorf: 86 Häuser, 649 Ew. Kirchge-
meinde Arbon. Kapelle. Futterbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Eine Bleicherei mit 52 Arbeitern, eine Ziege-
lei. Obstbaumschulen und Gartenbau. Eine Fabrik für
Rohrgeflechte. Eine Zementfabrik, grosse Mühle. See-
bäder. Fischfang. Sand^ben. Das Dorf erscheint vom
See aus gesehen wie mitten in einem grossen Park ste-
hend. Beliebte Sommerfrische mit Gasthöfen. Zwei Schul-
häuser. Gesang- und Turnvereine. Schön gelegenes
Schloss, bevorzu^r Sommeraufenthalt der 18w gestor-
benen (xräßn Marie von Hessen-Philippthal. Hörn wurde
1449 von den Herren von Rorschach an das Kloster St.
Gallen verkauft und von diesem 1463 gegen Steinach an
den Bischof von Konstanz ausgetauscht. Dieser vereinigte
den Ort mit der Vogtei Arbon.
HÖRN (Kt. Uri). 1658 m. Gipfel, in dem vom Uri-
rotstock ausgehenden und zwischen (jrrossthal im W. und
Kleinthal im 0. sich vorschiebenden Kreidekamm ; Vor-
berg des Kulm (1889 m), s. über Isenthal.
596
HOn
HÖR
HÖRN (Kt. Zürich, Bez. Horchen, Gem. Richterswil).
410 m. Teil des Dorfes Richterswil; besteht hauptsächlich
aus Fabriken, die auf einer in den Zürichsee sich vor-
schiebenden kleinen Halbinsel stehen. 500 ra nw. der
Station Richterswil der Linie Zörich-Wädenswil-Ziegel-
brücke. 32 Häuser, 339 reforra. Ew.
HÖRN (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Küsnacht). 410
m. Delta des Küsnachterbaches im Zürichsee. Prachtvolle
Baumgruppe, die von vielen Punkten am Zürichsee ge-
sehen werden kann.
HÖRN (GEFROREN) (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2750 m. Gipfel, ö. über SertigDörfli; in der
vom Kühalphorn nach NW. auszweigenden und das fer-
tig- vom Dischmathal trennenden Kette.
HÖRN (IM) (Kt., Bez. und Gem. Zürich, SUdtkreisII,
Quartier Wollishofen). 410 m. Gruppe von 8 Häusern,
am linken Ufer des Zürichsees una 1,5 km so. der Sta-
tion Wollishofen der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-
Wädenawil-Ziegelbrücke). 55 reform. Ew. Kirchgemeinde
Wollishofen.
HÖRN (KLEIN) (Kt. Nidwaiden und Obwalden).
1787 m. Gipfel, s. Vorberg des Stanserhorns (1901 m) und
s. über der Krinne ; 4-5 Stunden w. über der Station
Dallenwil der elektrischen Bahn Stansstaad-Stans-Engel-
berg.
HÖRN (UNTER) (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg). Gipfel. S. den Art. Unter-
HORN.
HORNBACH (Kt. Bern, Amts-
bez. Trachselwald). Bach ; entspringt
am N.-Hang der Napfgruppe in 12&)
m, durchfliesst in nw. Richtung den
Hom bachgraben, nimmt zahlreiche
kleine Nebenadern auf (Wittenbach,
Kurzeneibach etc.), erhält nach 10,5
km langem Lauf bei Wasen (760 m)
den Namen Grünen (s. diesen Art )
und mündet von rechts in die
Emme. Führt Goldstaub.
HORNBACH (Kt. und Bez.
Zürich). Bach ; entsteht aus dem
Elefantenbach und Wehrenbach,
die vom W.-Hang des Zürichbergs
herabkommen und sich bei der
Burgwies (Endstation der sog. ro-
ten Linie der elektrischen Strassen-
bahn der Stadt Zürich) in 454 m mit
einander vereinigen. Mündet in 409 m von rechts in den
Zürichsee, wo er das Delta des Zürichhorna aufgeschüttet
hat, das den Abschluss des prächtigen rechtsufrigen See-
quais (Utoquai) bildet.
HORNBACH (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald, Gem. Sumiswald). 8d4 und 810 m.
Zwei Gruppen von zusammen 9 Häusern, am Eingang in
den Hornbachgraben und am rechten Ufer des Hom-
baches; 2,3 km Ö. Wasen und 11 km nö. der Station
Ramsei der Linie Burgdorf- Langnau. Telephon. 79 reform.
Ew. Kirchgemeinde Wasen. Wiesenbau und Viehzucht.
HORNBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 1800 m.
Ziemlich sumpfige Alpweide, zwischen den Kämmen der
Hornfluh und des Horntauben mit Saanerslochfluh. Der
Untergrund des Thalkessels besteht aus schwer durch-
lässigem Flysch, auf den die Kalkschichten (Trias, Lias,
jurassische Breccien) der benachbarten Gipfel aufgesetzt
sind. Der zwischen Hühnerspiel und Saanerslochflah ge-
legene ö. Abschnitt des Hornbergs führt den Namen Sei-
berg. Mehrere Hütten, z. B. die im sog. Kessel (1817 m).
HORNFELLI8TOCK (Kt. Uri). 2580 m. Protogin-
stock ; bildet zusammen mit dem Schyn (2820 m) und an-
deren unbenannten, aber über 3000 m hohen Punkten
das S.-Ende der Gruppe des Sustenhoms (3512 m). Von
Firnfeldern (Brunnenfim) und Gletschern umrahmt. An
seinem O.-Fuss die von den Schmelzwassem des Wallen-
bühlßrn und Brunnenfirn gespiesene Voralper Reuss. Am
O.-Hang im Voralpthal die Alpweide Homfelli oder Hom-
feli, die von Göschenen aus über die Kaltbrunnenkehle
erreicht werden kann.
HORNFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 1%1 m.
Felskamm, in derselben Berggruppe wie der Horntauben,
3 km nö. Gstaad, von wo aus er m 2Vt Stunden erstiegen
werden kann. Hornfluh nennt man auch die ^anze geo-
logisch einheitlich gebaute Gebirgsgruppe zwischen der
Simme und der Kleinen Simme, dem Turbach, Reulissen-
bach und dem Pass der Saanenmöser. Alle Gipfel dieser
S/VAS Sfjj^^^tf'^/c/
fSez
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HORNBACHGRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trach-
selwald). Eines der zahlreichen Thälchen («Graben») in
der Erosionslandschaft der Napfgruppe. Steigt vom Kamm
Hochenzi-Ramsei nach NW. ab ; wird im SW. durch den
Hinter und Vorder Ami vom Kurzeneigrabeu und im NO.
durch die Kette Scheidegg (1241 m) — Ahorn (1142 m) —
Schilt (1118 m) vom Thal der Luthern getrennt. Wald
und Weiden. Im obern Abschnitt nur spärlich besiedelt ;
hier zu oberst eine Alpweide mit der Laushütte (13% m).
Im untern Abschnitt finden sich dagegen zahlreiche Weiler
und Einzelhöfe, wie Ried, Fritzenhaus, Ober und Unter
Hornbach, Hünigershaus, Lugenbach, Stegmatt u. a. Der
10 km lan^e Hornbachgraben oiegt unten nach W. ab und
endigt bei Wasen (754 m), wo auch der Kurzeneigraben
ausmündet. Er verzweigt sich nach rechts und links in
mehr als 20 kleine Seitenarme. Eine kleine Strasse führt
bis zum romantisch gelegenen Heilbad Ried hinauf,
von wo aus ein Fusswe^ über die Fritzenfluh nach
Eriswil und Huttwil leitet. Zwei Käsereien. Poli-
tische Gemeinde Sumiswald, Kirchgemeinde Wa-
sen.
Geologisches Querprofil durch die Gruppe der Hornfluh.
Gl.GlaxUlschutt;Fl. Flysch; Cr. Kreide; Js. Malm; Jbr. Homfluhbreccie (Malm-Doggorj:
L. Lias ; Td. Dolomit und Rauchwacke (Trias) ; Ta. Gips (Trias) ; X Ueberschiebuogs-
flttche.
Gruppe (Hornfluh, Hühnerspiel, Horntauben, Saaners-
lochtluh etcj bestehen aus einer jurassischen Kalkbreccie
(Malm und Dogger), der sog. Homfluhbreccie, die strati-
graphisch der sog. Chablaisbreccie entspricht und wie
diese oben über Lias und Trias folgt, während das Ganze
auf einer Unterlaffe von tertiärem Flysch schwimmt. Die
Gruppe der Homfluhbreccie gehört somit einer großen
UeberschiebungsschoUe an.
HORNQRABEN (Kt. Solothurn, Bez. Balsthal). lOOO-
500 m. Tobel, am N.-Hang der Weissensteinkette, zieht
vom Rüttelhorn nach N. gegen Matzendorf. Im Homgra-
ben die Wallfahrtskapelle St. Antonius, die ans der Um-
gebung viel besucht wird.
HORNHALDEN (OBER und UNTER) (Kt. Zürich,
Bez. Horgen, Gem. Kilchberg). 470 und 445 m. Zwei Grap-
fien von zusammen 11 Häusern, wenig hoch über dem
inken Ufer des Zürichsees gelegen ; 1,2 km nnw. der Sta-
tion Bendlikon der linksurrigen Zürichseebahn (Züricb-
W^ädenswil-Ziegelbrücke). 81 reform. Ew. Wiesen- und
Weinbau.
HORN8PITZ oder KURZE QiENG (Kt. Graubün-
den, Bez. Unter Landquart). 2540 m. Felskamm, auf der
Grenze zwischen Oesterreich und der Schweiz, n. vom
Tschingel und w. von der Scesaplana. Westi. und n. über
der Kleinen und Grossen Furka.
HORNTAUBEN (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen und
Ober Simmenthai). 1995 m. Begraster Kamm, in der
Hornfluhgruppe, zwischen dem Turbachthal und dem
Thal der Kleinen Simme: w. über dem (auf der Siegfried-
karte nicht benannten) Wengenpass (1^^ m). Kann roB
Turbach aus in 2 Stunden bestiegen werden. Schöne
Aussicht. Nach NW. ist dem Horntauben die Saaner»-
lochfluh (1962 m) vorgelagert.
noR
HOS
597
HORNU88EN (Kt. Aarffau.Bez. Laufenbarg). 387 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Fnckthal und an der Strasse
Bragg-Basel. Station der Linie Züricb-
Ürugg-Basel. Postablage, Telephon. 104
Bäuser, 590 kathol. Ew. AcW- und
Weinbau, Viehzucht. Der Ort zuerst
Hornesheim geheissen. Bei der Toten-
kapelle alte Gräber.
HORRENBACH (Kt. Bern, Amts-
bez. Thun, Gem. Schmidseg^). 990 m.
35 Häuser, am N.-Hang des Sigriswiler-
grates, über dem linken Ufer der Zulg
und am Horrenbach zerstreut gelegen.
11 km ö. der Station Stefßsburg der
elektrischen Bahn Burgdorf-Thun und
IVt Stunden so. Schwarzenegg. 201 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Schwarzen-
e^, Wiesenbau und Viehzucht.
HORRENBACH (HINTER und
VORDER) (Kt. Bern, Amtsbez. Thun).
Zwei Bäche; entspringen am N.-Han||[
des Sigriswilergrates, durchfliessen zwei
kleine Waldtobel und vereinigen sich
nach je 4 km langem Lauf n. der Häu-
ser von Horrenbach zum Horrenbach,
der kurz nachher von links in die Zulg
mündet.
HORRENBACH-BUCHEN (Kt.
Bern, Amtsbez. Thun). Teil der Ge-
meinde ScuMiDSEGG. S. diesen Art.
HORRENEQQ (Kt. Bern, Amtsbez.
Thun). 1510 m. Anhöhe, am N.-Hang .
des Sigriswilergrates, zwischen Vorder
und Hinter Horrenbach und 10 km
ö. Thun. Kleine Alpweiden und einige Hätten.
HORRETEQQ (Kt. Bern, Amtobez. Interlaken). 1810
m. Einer der Gipfel im Grac[genkamm, am NO.-Ende des
Härder; föllt gegen den Brienzersee steil ab (besonders
im obern Abschnitt), während der Hang gegen das Hab-
kernthal sanfter geböscht ist.
HORRIWIL (Kt. Solothurn, Amtei Kriegstetten).
Gem. und Dorf. S. den Art. Horiwil.
HORW (Kt. und Amt Luzem). 453 m. Gem. und Pfarr-
dorf, am Unken Ufer der Alpnacherbucht des Vierwald-
stattersees, an der Strasse Luzern-Brünig und 3,5 km s.
Luzem. Station der Brünigbahn (Luzem-Brienz). Post-
bureau, Telegraph, Telephon. Die (jemeinde umfasst die
ganze Halbinsel des Birregghubels mit Ennethorw, Sagen,
Kirchfeld, Rank, Winkel, Kastanien bäum, Langensand
Viehzucht und Milchwirtschaft. Grosse Ziegelei, Gerberei.
Steinbruch. Ausbeute von Torf und der vom einstigen
Horw gegen das StaDserhorn.
und Schützenmatt. Zusammen 215 Häuser, 1747 Ew. (wo-
von 84 Reformierte); Dorf: 43 Häuser, 354 Ew. Kirche
stammt aus 1812. Gewerbeschule. Obst- und Gemüsebau,
Hospentbal von Osten.
Reussgletscher abgelagerten erratischen Blöcke. Fremden-
induBtrie. Sehr schöne Aussicht auf die Alpen und den
See. Heimat des Bischofs von Basel Leonhard Haas. 1261:
Horwe, Horwa, Horow = sumpfige Gegend. Vergl. Rein7
hard, R. Geschichte von Horw, Luzem 1883.
H08ENRUQQ oder H08ENRUCK (Kt. Thurgau,
Bez. Münchwilen, Gem. Wuppenau). 713 m. Gemeindeab-
teilung und Dorf, am S.-Hang des Nollen; 1,3 km so.
Wuppenau und 7 km nö. der Station Wil der Linie Zu-
rich-Winterthur-St. Gallen. Posteblage, Telegraph, Tele-
phon. 42 Häuser, 167 reform, und kathol. Ew. Kirchge-
meinden Schönholzerswilen und Wuppenau. Landwirt-
schaft. Käserei. Stickerei, Strickerei, Färberei. Der Nol-
len, auch der Thurgauer Rigi genannt, wird oft besucht
und bietet eine sehr schöne Aussicht auf die Alpen, den
Bodensee und die umliegende Gegend.
Hosenrugff war ein Gliea des dem Abt
von St. Gallen ergebenen Schnecken-
bundes.
H08PENTHAL (Kt. Uri). Kirche
in 1484 m. Gem. und Pfarrdorf, im
Urserenthal, an der Vereinigung von
Furka Reuss und Gotthard Reuss und
an der Verzweigung der Strassen über
den Gotthard und die Furka ; 3 km sw.
Andermatt und 8 km sw. der Station
Göschenen der Gotthardbahn. Postbu-
reau, Telegraph, Telephon ; im Som-
mer Postwagen über die Furka (Gö-
schenen-Brig), im Winter nach (Gö-
schenen. Drei steinerne Brücken über
die Reuss. 62 Häuser, 290 kathol. Ew.
Alpwirtschaft. Käserei (Ursener Fettr
käse). Seidenweberei als Hausindustrie.
Fremdenindustrie. Gasthöfe, Wagen
und Fuhrwerke, Führer. Hospenthal ist
eine gut besuchte Sommerfrische und
Exkursionszentrum für das Gotthard-
massiv und seine Umgebung (St. Anna-
gletscher, Gurschenstock, Gotthardpass,
Pizzo Centrale, Kastelhorn, Winterhom,
Bäzberg, Spitzliber^, Furkapass etc.).
Gemeinsames Elektrizitätswerk mit An-
dermatt. Unterhalb des St. Anna^letschers wird Gilt-
oder Ofenstein gebrochen, der sich zur Herstellunj^^
von Zimmer- und Backöfen vorzüglich eignet. Ein mit
598
HOS
HOT
Beihilfe der Eidgenossenschaft 1875 angelegter junger
Wald von Tannen. Lärchen und Arven tritt bis an aas
Dorf hinan. Kirche mit reicher Stukkatur, 1706-1711
erbaut; darüber auf isoliertem Felskopf ein uralter Turm.
Hospenthal ist wohl die älteste Siedelung im Urserenthal
und hat seinen Namen von hosjaitium, einer Herberge,
die vielleicht schon zur Römerzeit für oie Wanderer auf
der Strasse vom Wallis nach Rätien hier errichtet war.
1285: Hospental. Der eben erwähnte alte Turm beherrscht
das ganze Urserenthal von der Furka bis zur Oberalp und
diente wie die Türme zu Amstäg und Göschenen als Zoll-
stätte und Unterkunftsort für die Reisenden. Er ist der
letzte Ueberrest der Stammburg der Edeln von Ospental
oder Hospental, die zu Ende des 13. Jahrhunderts in der
Geschichte auftreten und von denen ein Zweig heute noch
in Arth (Kanton Schwyz) blüht. Die letzten Ringmauern
lieferten 1710 Steine zum Bau des Glockenturms. Der
Burgturm ist auf Veranlassung der schweizerischen Ge-
sellschaft zur Erhaltung historischer Kunstdenkmäler 1899
restauriert worden. Andere Zeugen* vergangener Zeiten
sind die drei schmalen Steinbrücken, die sicn kühn über
die Gotthardreuss, Furkareuss und über die Vereinigung
dieser beiden Quellarme der Reuss (Dendlerbrücke) wöl-
ben und mehrere Jahrhunderte alt sind. Bei der 1719 er-
bauten Kaplanei St. Karl vereinigten sich die Gotthard-
und Furkastrasse. Früher stand hier eine kantonale Zoll-
stätte; das Zoll- und Susthaus ist jetzt eidgenössisches
Zeughaus. Das Dorf ist am 25. September 1669 bei Föhn-
sturm mit Ausnahme eines einzigen Hauses vollständig
abgebrannt. Vor der Erbauung der Gotthardbahn zählte
Hospenthal doppelt so viel Bewohner als heute ; seither
haben viele Personen den Ort verlassen und sind meist
nach Amerika ausgewandert. Näheres siehe in: Uri;
Land und Leute, Altorf 1902.
H08PITALET oder £PITALIER (Kt. Wallis, Bez.
Entremont). 2100 m. Zwei Steinhütten, rechts der Strasse
über den Grossen St. Bernhard, 1 Stunde unter dem
Hospiz und zwischen diesem und der Cantine de Proz.
Die eine der Hütten dient als Leichenhalle. Um sie vor
der Zudringlichkeit der Reisenden zu schützen, wird ihre
Türe jedesmal nach Einbrinffen einer Leiche wieder ver-
mauert, wie dies auch bei oer Leichenhalle auf dem Ho-
spiz selbst üblich ist. Die andere Hütte dient als Schutz-
haus und ist besonders im Winter oft von Nutzen. In
wilder, den winterlichen Lawinen stark ausgesetzter Ge-
gend gelegen.
H08PIZ AM ALBULA (Kt. Graubünden, Bez. Ma-
loja). 2315 m. Gastwirtschaft auf der Albulapasshöhe. S.
den Art. Albulapass.
H08TATT (Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem.
Wahlern}. 816 m. Gruppe von 8 Häusern, etwas s. der
Strasse Thun-Schwarzenourg und 13,4 km so. der Station
Flamatt der Linie Bern-Freiburg. 66 reform. Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Etymologie s. beim Art. Hofstatt.
H08TETTEN (Kt. Nidwaiden, Gem. Oberdorf). Häu-
sergruppe. S. den Art. Hofstetten.
H08TRI8 (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Schötz).
539 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer der Rot
und auf der grossen das Riet begrenzenden Moräne, 800 m
so. Schötz und 5 km so. der Station Nebikon der Linie
Luzem-Olten. 58 Ew. (wovon 10 Reformierte). Ackerbau
und Viehzucht. Torfgruben. In der Nähe ein schöner Ei-
chenwald. Kapelle, an die sich die Saffe von «Schöözer-
schmids Anneli» knüpft. (Vergl. darüoer Alois Lütolfs
Sagen, Bräuche und Leaenden aus den 5 Orten, Luzem
18fe. — Historische Volkslieder der Schweiz; hrsg. von
L. Tobler als Bd V der Bibliothek älterer Schriftw^ke
der deutschen Schweiz), Der Ort erscheint 1456 urkund-
lich als Hochstrass und hat seinen Namen nach einer
einst hier durchgehenden sog. Hochstrasse. Alemannen-
gräber.
HOTEL ALPENKLUB (Kt. Uri, Gem. Amstäg). 1354
m. Gasthof mit 100 Fremdenbetten, hinten im Maderaner-
thal, auf der Balmenegg, einer Terrasse am N.-Hang des
Thaies, und am S.-Fuss der Kette Windgällen-Ruchen-
Scheerhorn. 3Vt Stunden ö. über der Station Amstäg der
Gotthardbahn und etwa 1 Stunde (3 km) unter dem Heu-
tigen Ende des Hüfigletschers, dem der Kärstelenbach
entspringt. Mit Amstäg durch den Fuss- und Reitweg des
Maderanerthales verbunden. Der Gasthof ist ein mit dem i
S. A. C. in keiner Beziehung stehendes, jprivates Unter-
nehmen und auf Anregung des Alpinisten ueorg Hofmann
aus Basel um 1867 von einer Basler Aktiengesellschaft er-
baut worden, der er heute noch iphört. 1880 durch Brand-
stiftung in Asche gelegt und seither wieder vollständig
neu erstellt. 4 Gebäude. Sehr schöne Aussicht ins Tha^
auf den Oberalpstock (3330 m) und auf den Düssistock
(3262 m). Geschätzter Luftkurort, angenehme Sommer-
frische und ausgezeichneter Standort für Hochgebiigs-
touren (Glaridenpass, Kammlilücke, Ruchenkehle, Scheer-
hom-Griggelipass, Brunnipass, Oberalpstock, Düssistock,
Scheerhörner, Claridenstock, Kammlistock, Piz Gambria-
lis, Piz Catscharauls, Rüchen, Windgällen etc.^. Viele
kleinere Spaziergänge, so zur alten und neuen Hufihütte
des S. A. C, zu dem 10 Minuten vom Gasthof entfernten
kleinen ßutzlisee, zur Alp Bernetsmatt, über die von
Wildbächen durchfurchten Gneisplatten zur Alp Gnof, auf
die Golzerenalp mit dem reizenden Golzerensee, zur Gn-
ferenalp, zu aen Hütten von Balmenwald u. v. a. Eine
besondere Zierde des Thalabschlusses bilden die vielen
herrlichen Wasserfälle (Bnmnibach, Siedenbach, Milch-
bäche, Schleierbach, Piattenbach, Lammerbach, Stäuber),
die vom Gasthof aus mit Leichtigkeit in einer Stunde er-
reicht werden können. Näheres s. in: Uri; Land und
Leute. Altorf 1902.
HOTEL D'AIQLE (QRAND) (Kt. Waadt, Bez. und
Gem. Aigle). Grosses Gast- und Kurhaus. S. den Art. Faht
(Le).
HOTEL DE8 8ALINE8 (QRAND) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle, Gem. Bex). 462 m. Grosses Gast- und Kur-
haus, auf den Höhen Unks über dem Avan^n, ö. von Bex
und mit dem Bahnhof Bex durch die elektrische Strassen-
bahn Bex Gare-Le B^vieux verbunden. Postablage, Tele-
graph, Telephon. Um Jahr 1865 erbaut. Bietet Raum für
180 Gäste. Solbäder und Traubenkuren. Anglikanische
Kapelle und 1885 erstellte katholische Kapelle. Der von
Fremden stark besuchte Gasthof steht am Fuss des Berg-
hanges von Javernaz und der Waldungen von Les Monts
mitten in einem prachtvollen Park. In seinem Führer
Bex et ses environs hat Eugen Rambert die Lage des
Gasthofes wie folgt geschildert: Le naturaliste trouvera
dans ce parc comme un abr^6 de la cr^tion, et celoi
qui ne demande aux Alpes que les ^motions de la poesie,
ne se lassera pas de ce dessin pur et grand, qui fiait cod-
courir ä la beaut^ d'une senle montagne (la Dent du Midi)
toutes les ressources de Tarchitecture alpine et tous les
deg[r^s d'^ner^e vitale dont T^chelle se a^ploie sur one
moiti^ d'h^misph^e. C'est nn monde couronn^ d'une
Cime.
HOTHEN (Kt. Wallis, Bez. Westiich Raren). Gem.
und Dorf. S. den Art Hohtenn.
HOTTERDINQEN (Kt. Thurspu, Bez Arbon, Gem.
Romanshorn). 418 m. Gruppe von 5 Häusern ; 1,7 km sw.
vom Bahnhof Romanshorn. 36 reform. Ew. Wiesen- und
Obstbau. Die Bewohner arbeiten meist in den Fabrikeo
von Romanshorn.
HOTTIQERQA88 (Kt. Aargau, Bez. Zoflngen, Gem.
Oftringen). 500 m. 6 Häuser, am S.-Hang des Bühnen-
bergs zerstreut gelegen und 2 km nö. der Station Zofingeo
der Linie Luzern-Olten. 38 reform. Ew. Kirchgemeinde
Zofingen.
HOTTINQEN (Kt., Bez. und Gem. Zürich, Sudtkreis
V). Quartier und ehemalige Anssengemeinde der Stadt
Zürich, mit dieser am 1. Januar 1893 vereinigt. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. Hottingen, Riesbach, Hirs-
landen und Fluntern bilden zusammen den 5. städtischen
Verwaltungskreis. In der Eidmattstrasse hat n^an ein po-
liertes Serpentinbeil, im Zeltweg römische Münzen und
im Adlisber^ eine römische Wasserleitung aulj^eckt
Alemannensiedelung. 046 : Hottinga ; 12^ : Hottingin
(= bei den Nachkommen des Hotting). Grundeigentümer
zu Hottingen waren vom 10. bis 13. Jahrhundert das Chor-
her renstiil Grossmünster in Zürich, dem auch der Zehn-
ten gehörte, femer das Augustinerkloster auf dem Zürich-
berg und die Abtei Fraumünster in Zürich. Ein Teil too
Hottingen stand hinsichtlich der Vogtei noch im Anfang
des 15. Jahrhunderts unter der Vogtei des Stadelhofe,
der andere Teil fam Berg) scheint auch nach der tat-
splitterung von lzl8 mit der städtischen Reichsvogtei ver-
bunden geblieben zu sein, bis er 1363 durch Kaiser Karl
HOT
HUB
599
IV. dem Propste des Chorherrenstiftes verliehen wurde.
Mit der hohen Vogtei war wahrscheinlich auch die nie-
dere Vogtei verbunden. 1400 kam dann Hottingen als Teil
der sog. Vier Wachten (Hottingen, Fluntem, Oberstrass
und Unterstrass) an die Stadt Zürich. Die von 1149 bis
1356 als ritterliches Ratsgeschlecht Zürichs vorkommen-
den Herren von Hottingen hatten schon vor 1256 als Lehen
der Grafen von Kiburg den zwischen Grossmunster und
der Wasserkirche stehenden Hottingerturm inne. Auf der
über dem innern Zeltw^ gelegenen Hegnauers Matte
wurde ara 6. April 1489 der Bürgermeister Hans Wald-
mann hingerichtet. Am 4. April 1834 wurden Hirslanden,
Hottin|^n und Riesbach zur Kirchgemeinde Neumünster
vereinigt. Nach Einweihung der auf dem Zelglihüffel in
Riesbaä) neu erbauten Kirche (11. August 1^) brach
man die alte Kapelle beim Kreuz ab und errichtete an
deren Stelle auf dem Kreuzplatz 1872 einen grossen lau-
fenden Brunnen und später auch eine öffentliche Anlage.
Eine zweite Pfarrkirche wird gegenwärtig (1908) am aus-
sichtsreichen Berghang über dem Römerhof gebaut. Vergl.
Nüscheler, Am. Ein histor, Gang durch die Nachbar-
gemeinden der Stadt Zürich in Salomon Vögelin*s Werk
Da$ alte Zürich. 2. AuH. Zürich 1890; mit Karte. S. auch
den Art. Zürich (Stadt).
HOTTWIL (Kt. Aargau. Bez. Bruffff). 418 m. Gem.
und Dorf, zwischen dem Laubber^; und Wessenberg und
5 km so. der Station Etzgen der Linie Koblenz-Stein-Basel.
Poetablage. 36 Häuser. 210 reform. Ew. Kirchgemeinde
Mandach. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Gut erhaltene
Fossilien.
HOTTWILBRHORN (Kt. Aargau, Bez. Uufenburg).
657 m. Abgerundete Anhöhe, dem Geissbeiv nach N. vor-
gelagert ; 2 km s. Hottwil und 2,5 km nö. Möhnthal.
HOTZB DENKMAL (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster,
Gem. Schännis). 440 m. Denkstein, 1 km ssö. der Station
Sehännis der Linie Rapperswil- Wesen. Errichtet zu Ehren
des österreichischen Feldmarschalls Friedrich v. Hotze,
eines gebomen Zürchers aus Richters wil, der hier in
einem Gefecht gegen die Franzosen am 25. September
1799 gefallen ist.
HOUILLB (POINTE DB LA)oderTftTB RONDK
(Kt. Waadt, Bez. Aigle). 3013 m. Gipfel, in der Gruppe
der Diablerets ; über den Alpweiden von Anzeindaz und
dem Thal des Avan^n d' Anzeindaz einerseits und dem
Grenz de Ghamp und dem Thal der Ormonts anderer-
seits. Wird meist von Ormonts Dessus (Vers TEglise oder
Le Plan des Hes) über die Schulter des Culant in 7 Stun-
den bestiegen, doch steht die Aussicht derjenigen vom
höchsten Punkt der Diablerets oder auch vom Culant in
vielen Beziehungen nach.
HUB, HÜBEN, HUOB, HU OB BN. Ortsnamen der
deutschen Schweiz ; im O. und im Kanton Luzem häufig
vertreten, während er in der Urschweiz und in den Kan-
tonen Freiburg und Wallis ganz fehlt. Tritt also nur im
welligen Mittelland auf und fehlt in den Alpen. Eine Hub
oder Hufe bezeichnet ein Grundstück, das 40-48 Jucharten
misst. Vergl. Schweizer. Idiotikon^ Bd II. Daneben kann
der Name Hub oder Hueb auch von einem an oder auf
einer Anhöhe gelegenen Grundstück auf den Berv selbst
übergetragen worden sein. Im Dialekt Huob und Huoben.
HUB (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Wolfhalden). 726 m. 14 zerstreut gelegene Häuser, 4 km
nö. der Station Heiden der Bergbahn Rorschach-Heiden
und 2,1 km ö. Wolfhalden. 109 reform. Ew. Viehzucht.
HUB (Kt. Bern, Amtsbez. Burffdorf, Gem. Krauchthal).
600 m. Gemeindeabteilung und Weiler, am N.-Fuss des
Bantiger und an der Strasse Krauchtnal-Bern ; 2,3 km
sw. Krauchthal und 4,8 km so. der Station Schönbühlder
Linie Olten-Bern. Zusammen 32 Häuser, 278 reform. Ew.;
Weiler: 16 Häuser, 131 Ew.
HUB (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Hutt-
wil). 630 m. Dorf, zwischen der Langeten und Rot, 1 km
w. der Station Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen.
51 Häuser, 525 reform. Ew. Landwirtscnaft.
HUB (Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Ruswil). 740 m.
Gruppe von 2 Häusern ; 1,6 km w. Hellbühl und 6,7 km
sw. der Station Rotenburg der Linie Luzem-Olten. 27
kathol. Ew. Kirchgemeinde Hellbühl. Ackerbau und Vieh-
zucht.
HUB (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem. Richenthal).
540-580 m. Dorf: 1,8 km sw. Richenthal und 4,5 km nw.
der Station Nebikon der Linie Luzem-Olten. Telephon.
17 Häuser, 112 kathol. Ew. Acker- und Obstbau. Kalt-
wasserheilanstalt nach Kneipp*s System mit Raum für 100
Kurgäste.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Gossau). 719 m.
Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Appenzell, an
der Strasse Goesau-Herisau und 2,1 km ssö. der Station
Gossau der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 14 Häu-
ser, 67 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal, Gem. Alt-
stätten). 471 m. Weiler, im Thälchen des Dürrenbaches
und 3,5 km nw. der Station Oberriet der Linie Rorschach-
Sargans. 14 Häuser, 63 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinden Kobelwald und Eichberg. Ackerbau und Vieh-
zucht. Torfgruben. Stickerei.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal, Gem. Mar-
bach). 535 m. Gruppe von 3 Häusern, 700 m nw. Marbach
und 2,5 km wnw. aer Station Rebstein-Marbach der Linie
Rorschach-Sargans. 27 kathol. und reform. Ew. Viehzucht.
Stickerei.
HUB oder ZWINQBN8TBINHUB (Kt. St. Gallen,
Bez. Rorschach, Gem. Berff). 590 m. Grappe von 9 Häu-
sern, auf einer Anhöhe, 2 km w. Berff und 3,5 km nw.
der Station Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 47
kathol. Ew. Obstbau und Viehzucht. Käserei. Stickerei.
Im 14. Jahrhundert Eigentum der Herren von Zwingen-
stein, deren Burg bei Bemeck im Rheinthal stand. 1335
kaufte sich auch der Spital von St. Gallen hier Land
an.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach. Gem. Mörswil).
533 m. Vveiler, in fruchtbarem Hügellana, 500 m ö. der
Station Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 13 Häu-
ser, 85 kathol. Ew. Obstbau und Viehzucht. Stickerei.
Schöne Aussicht auf den Bodensee.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Rorschach). Quar-
tier von Rorschach. S. diesen Art.*
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Muolen). 519 m.
Weiler; 1,5 km w. Muolen und 4,5 km so. der Station
Amriswil der Linie Zürich-Winterthur-Romanshom. 12
Häuser, 50 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hagen wil. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Stickerei.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Togffenburg, Gem.
Henau). 540 m. Weiler, 2 km so. Henau una 200 m nö. der
Station Uzwil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 18
Häuser, 142 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Henau. Eine Stickerei. Weberei.
HUB (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg. Gem.
Mogeisberg). 830 m. Gruppe von 6 Häusern; 1,7 km nö.
Mogeisberg und 9 km sw. der Station Flawil der Linie
Zünch-Winterthur-St. Gallen. 6 Häuser, 34 reform, und
kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei und Weberei.
HUB (Kt. Thurgau, Bez.* Arbon, Gem. Romanshorn).
425 m. Westl. Abschnitt des Dorfes Romanshorn, 1 km
w. vom Bahnhof und an der Kreuzung der Strassen Am-
riswil-Romanshorn und St. Gallen-Neukirch-Konstanz.
Telephon. 17 Häuser, 102 reform, und kathol. Ew.
HUB (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Frauenfeld). 531
m. Gruppe von 5 Häusern : 3,3 km onö. vom Bannhof
Frauenfeld. 22 reform, und kathol. Ew. Wiesenbau.
HUB und UNTER HUB (Kt. Thurgau, Bez. Münch-
wilen. Gem. Simach). 580 m. Kleines Dorf, in einem
zwiscnen drei Anhöhen eingesenkten Thälchen, 2 km so.
der Station Simach der Linie Zürich-Winterthur-St. Gal-
len. 28 Häuser, 130 kathol. und reform. Ew. Wiesenbau.
Stickerei.
HUB (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem. Salenstein).
545 m. Gruppe von 7 Häusem; 1,4 km so. Salenstein
und 2,4 km sw. der Station Ermatingen der Linie Kon-
stanz-Etzwilen-SchafiThausen. 37 kathol. und reform. Ew.
Kirchgemeinde Ermatingen. Wiesenbau. Wald.
HUB (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem. Amlikon).
565 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Strasse Thundorf-
Strohwilen-Amlikon; 2,5 km sw. Amlikon und 4,5 km
sW. der Station Märstetten der Linie Zürich-Wintertbur-
Romanshorn. 38 kathol. Ew. Kirchgemeinde Leutmerken.
Acker- und Wiesenbau.
HUB (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald). 780 m.
Weiler, am rechtsseitigen Hang des Thaies der Jona, 2
km nw. Wald und 2,5 km sw. der Station Gibswil der
600
HÜB
HUB
Tössthalbahn (Winterthur-Wald). Telephon. 13 Häuser,
129 reform. Ew. Baumwollenindastrie.
HUB (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Oberrieden). 470
m. Gruppe von 8 Häusern, über dem linken Ufer des Zü-
richsees, 900 m sw. der Station Oberrieden der linksufri-
gen Zurichseebahn (Zörich-Wädenswil-Ziegelbrücke). 76
reform. Ew. Wiesen- und Weinbau.
HUB (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Hombrechtikon).
519 m. Gruppe von 6 Häusern, 2 km n. der Station Hom-
brechtikon der Linie Uerikon-Bauma und 1,9 km so.
Grüningen. 21 reform. Ew.
HUB (iCUSSERE und INNERE) (Kt. Bern, Amts-
bez. Burgdorf, Gem. Hasli). 730 m. Zwei Gruppen von
zusammen 11 Häusern, auf den Höhen zwiscnen dem
Thalgraben und dem Thälchen des Goldbaches, 2 km s.
der Station Goldbach der Linie Burgdorf-Langnau. 73
reform. Ew.
HUB (HINTER, MITTLER und UNTER) (Kt
Zürich, Bez. Wintcrthur, Gem. Neftenbach). 550-530 m.
12 Häuser, am rechtsseitigen Hang des Tössthales, 2 km
w. Neftenbach und 2,3 km n. der Station Pfungen der
Linie Winterthur^Bülach. 62 reform. Ew. Landwirtschaft.
HUB (OBER und UNTER) (Kt. Appenzell A. R.,
Bez. Hinterland, Gem. Herisau). 805-755 m. 40 Häuser,
in einer kleinen linksseitigen Verzweigung des Thaies
der Glatt zerstreut gelegen; 1,5 km Wsw. der Station He-
risau der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell).
329 reform. £w. Acker- und Wiesenbau, Viehzucht. Ein
Teil der Bewohner arbeitet in den Bleichereien und Ap-
preturen von Herisau. Stickerei und Weberei als Haus-
mdustrien.
HUB (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Hez.
Gossau, Gem. Waldkirch). 677 und 644 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 5 Häusern, 800 m s. Bernhardzeil und
7 km OSO. der Station Hauptwil der Linie Gossau-Sul-
gen. 27 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bernhardzell. Obst-
bau und Viehzucht. Stickerei.
HUB (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
und Gem. Tablat). 819 m. Zwei uruppen von zusammen
7 Häusern, 2 km so. der Station St. Mden der Linie St.
Gallen-Rorschach. 47 kathol. Ew. Kirchgemeinde St. Ei-
den. Viehzucht.
HUB (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Wil, Gem. Nieder Helfentswil). 570 und 551 m. Zwei
Gruppen von zusammen 15 Häusern, auf einem Höhenzug
über dem linken Ufer der Thur, 4 km sw. Nieder Hel-
fentswil und 5 km n. der Station Uzwil der Linie Zürich-
Winterthui^St. Gallen. 60 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Lenggen^il. Obstbau
und Viehzucht, Stickerei.
HUB (OBER und UNTER) (Kt.
und Bez. Zürich, Gem. Zollikon). 646
und 611 m. Zwei Gruppen von zusam- ^
men 17 Häusern, 1 km von einander
entfernt; am NO.-Hang des Ottlisberffs
und 3 bezw. 4 km onö. der Station Zoi-
likon der rechtsufrigen Zürichseebahn
(Zürich-Meilen-Bapper8¥dl). 130 reform.
Ew. Landwirtschah.
HUB (UNTER) (Kt. Thurgau, Bez.
Münchwilen, Gem. Sirnach). Weiler.
S. den Art. Hub.
HUBBiCCHLI (Kt. Bern, Amts-
bez. Trachselwald). Bach; entspringt
mit mehreren Quellarmen auf den Hö-
hen von Dürrenroth in 850 m und mün-
det nach 3,5 km langem Lauf in der
Richtung nach NO. etwas w. Dürrenroth
in 675 m von rechts in den Rothbach.
HUBBERQ (Kt. Bern, Amtsbez.
Trachselwald, Gem. Dürrenroth). 752
m. Gruppe von 4 Häusern, 3 km w.
Dürrenroth und 8 km sw. der Station
Huttwil der Linie Langenthal-Wolhu-
sen. 31 reform. Ew. Landwirtschaft.
. HUBEL, HUBLEN, HOBEL,
HOBELI. Ortsnamen; in den Kanto-
nen Bern, Aargau, Solothurn und Luzem häufig anzutref-
fen, anderswo seltener und in der O.-Schweiz ganz un-
bekannt. Hubel (von heben) = Hügel.
HUBEL (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. DotU-
kon). 447 m. Weiler, nahe dem rechten Ufer der Bünz,
300 m n. Dottikon und 1,5 km n. der Station Dottikon
der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. 14 Häuser, 92 ka-
thol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Strohindustrie.
HUBEL (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Schöftland).
490 m. Dorf, im Thal des Ruederchen, 500 m s. der Sta-
tion Schöftland der elektrischen Strassenbahn Aarao-
Schöftland. 24 Häuser, 130 reform. Ew. Landwirtschaft.
HUBEL (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Reitnau).
563 m. Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Luzem,
500 m sw. Reitnau und 7,5 km nö. der Station Reiden
der Linie Luzem-Olten. 17 Häuser, 123 reform. Ew. Ak-
kerbau und Viehzucht.
HUBEL (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Kirchlindach).
570 m. Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer des
Krebsbachs; 1,5 km so. Kirchlindach und 2,6 km sw.
der Station Zollikofen der Linie Bem-Biel. 28 reform.
Ew. Landwirtschaft.
HUBEL (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Thier-
achern). 630 m. Weiler, 700 m nw. Thierachem und 2
km s. der Station Uetendorf der Gürbethalbahn (Bem-
Wattenwil-Thun). 12 Häuser, 50 reform. Ew. Landwirt-
Schaft.
HUBEL (Kt. Freiburg, Bez. See, (^em. Bärfischen).
665 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse Freiburg-
Murten, 3 km sw. Bärfischen (Barber^che) und 500 m w.
der Station Pensier der Linie Freiburg-Murten. 49 ka-
thol. Ew. französischer Zunge. Acker-, Wiesen- und
Obstbau, Viehzucht.
HUBEL (Kt. Solothurn, Amtei Baisthal, Gem. Nenen-
dorf). 465 m. Dorf, 800 m s. Neuendorf und 2,5 km so.
der Station Buchsiten der Linie Olten-Solothum-Biel. 21
Häuser, 119 kathol. Ew. Futter- und Ackerbau.
HUBEL (AUF DEM) (Kt. Freiburg, Bez. Sense,
Gem. Bösingen). 550 m. Gruppe von 6 Häusern, am
rechten Ufer der Saane, 300 m w. Bösingen and 6 km
nw. der Station Schmitten der Linie Bem-Freiburg. 30
kathol. Ew. deutscher Zunge. Wiesen- und AckertKin,
Viehzucht.
HUBEL (HINTER) und VORDER HUBEL oder
KLAU8ENHUBEL (Kt Aargau, Bez. Zofingen, Gem.
Uerkheim). 520 m. 15 Häuser, am W. Hang des Geis»-
bergs una über dem rechten Ufer der Uerke zerstreut
gelegen, 1 km s. Uerkheim und 5 km so. der Station Sa-
fenwil der Linie Aarau-Suhr-Zofingen . 156 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Ehemaliges Herrenhaus.
Gipfel des Hubelborns, vom Hubelgletscher aas.
HUBEL (OBER und UNTER) (Kt. Aargau. Bez.
Zoßngen, Gem. Kölliken). 475-432 m. 48 Häuser, am
linksseitigen Hang des Thaies der Uerke zerstreut geJe-
HUB
IIÜF
601
fzeUj 700 in w. der Station Kölliken der Linie Aarau-
Suhr-Zoßngen. 459 reform. Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht.
HUBELQA88 (Kt. Äargau, Bez. Kulm, Gem. Menzi-
ken). 545 m. Gruppe von 4 Häusern, 500 m nw. Menzi-
ken und 500 m s. der Station Beinach der Zweiglinie
Beinwil-Reinach der Seethalbabn. 12 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Reinach.
HUBELGLET8CHBR (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle). 3200-2400 m. Gletscher, 2 km lang und im Mittel
1,3 km breit; bildet einen der s. Nebenarme des grossen
Gauligletschers und wird umrahmt vom Gletschergrind
(2914 m), Hühnerstock (3348 m). Hubelhorn (3256 m)
and den Felsen des Hubel. Am Weg von der Gaulihütte
zur Hubellücke.
HUBELGLBT8CHER (Kt. Wallis. Bez. Visp).
4000-2700 m. Gletscher, am NW.-Hang des Rimpfisch-
horns ; verschmilzt im obern Abschnitt mit dem Melli-
chengletscher und sendet seine Schmelzwasser zum Mal-
lichenbach, der das Thälchen der Täschalp durchfliesst.
3 km lang und im Maximum 1,5 km breit.
HUBELHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3256 m. Gipfel, in der Gruppe der Hinteren Trifthörner
und in der Kette, die den Ünteraar- und Lauteraarglet-
scher einerseits vom Gauligletscher andererseits trennt.
Kann von der Gaulihütte im Urbachthal in 6 Stunden
oder vom Pavillon DoUfbs in 3 Stunden bestiegen wer-
den. Zum erstenmal 1893 besucht.
HUBELLOCKE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
Etwa 3100 m. Passübergang, im Kamm der Hinteren
Triflhörner zwischen dem Hubelhorn (3256 m) und dem
Punkt 3219 m, der dem Hühnerstock (3348 m) im W.
vorgelagert ist. Verbindet die Gaulihütte über den Hubel-
gletscher und Hinter Triftgletscher in 7 Vt Stunden mit
dem Pavillon DoUfus.
HÜBEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Dürrenroth). 738 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken
Ufer des Hubbächli ; 1 ,8 km sw. Dürrenroth und 7 km
sw. der Station Huttwil der Linie Langenthal-Wolhusen.
49 reform. Ew. Landwirtschaft.
HÜBEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Grosswan-
gen). Weiler. S. den Art. Huoben.
HÜBEN (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Frauenfeld).
490 m. Abteilung der Gemeinde Frauenfeld und Weiler,
am rechten Ufer der Murg und an der Strasse Frauen-
feld-Wil ; 1,5 km so. Frauenfeld und 1 km n. der Sta-
tion Murkart der Strassenbahn Frauenfeld- Wil. Post-
ablage, Telephon; Postwagen Frauenfeld-Lustdorf. Zu-
sammen mit Bühl, Murkart und Neuhausen : 85 Häuser,
572 reform, und kathol. Ew.; Weiler: 17 Häuser, 123
Ew. Acker-, W^ein-, Wiesen- und Obstbau. Ein Teil der
Bewohner arbeitet in den Geschäften von Frauenfeld.
Denkmal aus Granit für den General Johann Weber, der
als Befehlshaber der helvetischen Legion in dem am 25.
Mai 1799 von den Franzosen den Oesterreichem bei Hü-
ben gelieferten Gefecht gefallen ist.
HÜBEN oder HAUBEN, <OBER und UNTER)
(Kt. Bern, Amtsbez. KonolHngen, Gem. Ober Diessbach).
770-655 m. 4 Höfe, am ziemlich steilen rechtsseitigen Ge-
hänge des Kiesenbaches zerstreut gelegen; 1,3 km w. der
Station Ober Diessbach der elektrischen Vollbahn Burg-
dorf-Thun. 27 reforra. Ew. Wiesenbau. Bis 1887 der Ge-
meinde Münsingen zugeteilt.
HUBER8DORF (Kt. Solothurn, Amtei Lebern). 480
m. Gem. und Dorf, an der Siggern nahe der Grenze ge-
§en den Kanton Bern; 6,5 km nw. der Station Wangen
er Linie Olten-Solothurn-Biel. Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit Scheidwegen: 28 Häuser. 223 Ew. (wo-
von 63 Reformierte); Dorf: 19 Häuser, 157 Ew. Kirchge-
meinde Flumenthal. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft Eine Uhrensteinschleiferei. Einige der männli-
chen Bewohner arbeiten in der Holzstofffabrik von
Attisholzbad. Fund von einigen römischen Münzen ; bei
der Mühle alte Germanengräber.
HUBHOF (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem. Bachs).
433 m. Gruppe von 6 Häusern, am Fisibach ; 2,2 km nw.
Bachs und 8,5 km nw. der Station Dielsdorf der Linie
Zürich-Oberglatt-Niederweningen. 34 reform. Ew. Land-
wirtschaft.
HUBLEZEN (Kt. Zug). 458 m. Begraster kleiner Hü-
gel, zwischen Frauen thal und Knonau und 4,5 km nnw.
Cham. Reizende Aussicht.
HUBWIES (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
627 m. Gruppe von 8 Häusern, an einem kleinen Weier,
2 km so. dfer Station Wald der Tössthalbahn (Winter-
thur-Wald). 112 reform. Ew. Baumwollenindustrie.
HUEB (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 600 m. Gruppe
von 6 Häusern, am linken Ufer des Siechenbaches und
1,4 km nö. der Station Schwyz der Gotthardbahn. 30 ka-
thol. Ew. Obstbau. Kapelle.
HOBELI. Deminutiv von Hubel, also = kleiner Hü-
gel. Kommt als Bezeichnung für Bauernhöfe im Kanton
Luzern 22 mal und im Kanton Bern 60 mal vor, fehlt da-
gegen in der 0. -Schweiz und im Kanton Zürich und
ist in den übrigen Kantonen recht selten anzutreffen.
HOBELI (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Bo-
wil). 718 m. Weiler, 1 km ö. Bowil und 2.6 km sw. der
Station Signau der Linie Bern-Luzem. 10 Häuser, 75
reform. Ew. Kirchgemeinde Gross Höchstelten. Land-
wirtschaft.
HOBELI (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Langnau).
665 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten Ufer der Hüs
und an der Strasse Bur^dorf- Langnau ; 1 ,3 km nw. der
Station Langnau der Linie Bern-Luzem. 58 reform. Ew.
Landwirtschaft.
HOBELI (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Hergiswilj.
740 m. Gruppe von 2 Häusern, am linken Ufer der Enzi-
wigger; 2,d km s. Hergiswil und 7,7 km sw. der Station
Willisau der Linie Langenthal-Wolhusen. Postablage.
15 kathol. Ew. Schulhaus für den s. Abschnitt der Ge-
meinde Hergiswil.
HOBELI (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Scholz).
530-^3 m. 3 Häuser, s. Schötz und 2,5 km s. der Station
Nebikon der Linie Luzem-Olten. 30 kathol. Ew. Hier
holten sich bei Anlass des eidgenössischen Truppenzu-
sammenzuges von 1902 durch Genuas von unreinem Was-
ser 116 Wehrmänner den Typhus.
HOBELI <AUF dem) (Kt. und Amtsbez. Itern,
Gem. Bolligen). 802 m. Gruppe von 6 Häusern, 500 m ö.
Bolligen und 3,8 km nö. der Station Ostermundigen der
Linie Bern-Thun. 64 reform. Ew. Landwirtschaft. Ehema-
liges Herrenhaus.
HOBLI (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald). 785 m.
Gruppe von 6 Häusern, am SW.-Hang des Tössstocks;
2,4 Km nö. der Station Wald der Tössthalbahn (Winter-
thur-Wald). Telegraph, Telephon. 29 reform. Ew. Land-
wirtschaft.
H0B8CHHORN oder SCHOENHORN (Kt. Wallis,
Bez. Brig). 3196 m. Felspvramide, sw. Vorberg des Monte
Leone, auf dem wasserscheidenden Kamm zwischen den
Gebieten der Rhone und des Po. Sehr schöne und von
den Kennern geschätzte Aussicht. Besteigung vom Sim-
plonhospiz aus in 3 Stunden oder vom Dorf Simpeln aus
in 4 Vf stunden. Bildet wie der Monte Leone eine schie-
frige (^neismasse und wird am NW.- und W.-Fuss längs
dem Simplonpass vom Kaltwassergletscher bis zum 7.
Schutzhaus von Kalkschiefern umrahmt.
HOFIGLETSCHER und HOFIFIRN (Kt. Uri).
Gletscher und Firnfeld, hinten über dem Maderanerthal.
Der Hüfißrn beginnt am Fels- und Eisgrat zwischen Cla-
ridenstock (3270 m), Claridenhom, Clandenpass (2969 m),
Hüfipass oder Planura (2940 m) und Piz Catscharauls (3062
m), d. h. an der Grenze zwischen den Kantonen Uri,
Glarus und Graubünden, und hängt oben mit dem Cla-
ridenflrn zusammen. Aus dem weiten Eisrevier von Hüß-
und Claridenfirn steigt der Hüfigletscher zwischen
Scheerhom und Düssistock nach W. und SW. in tiefein-
geschnittener Schlucht ab. Das Thal des Hüfigletschers
schneidet die grosse liegende Falte der Windgällen gegen
NO. schief durch und schliesst damit unserem Au^e auf
einen Blick diese ganze grossartige Lagerungsstörung
auf. Unten am Gletscher treten die Nummulilenkalke her-
vor, die als Mulde spitz umbiegen und parallel umhüllt
sind von den Schichten des Malm und Dogger. Ein Stück
dieser Muldenumbieerung lie^ noch s. vom Gletscher am
Hüiiälpli. Auf diese Muldenbiegung folgen nach oben der
Mittel Schenkel und endlich die Gewölbeumbiegung der
Falte. Das Ganze ist besonders schön vom obern Hünälpli
aus zu sehen. Die Zunge des Hüfigletschers ist seit 1&5
um etwa 1,5 km zurückgeschmolzen und liegt heute in
602
HÜF
HÜG
einer wilden und unzugänglichen Felsschlucht. Albert
Heim hat 1872 die Schnelligkeit, mit der der Gletscher
MV^OTf/^C
Biniugsgebiet des HQflgletschers.
zu Thal fliesst, auf 69 mm für den Tag bestimmt. An
den betreffenden Stellen liegt aber jetzt schon längst
kein Eis mehr. Dem Gletscher entspringt der das Made-
ranerthal durchfliessende und bei Amst^ von rechts in
die Reuss mündende Kärstelenbach. Im
Maderanerthal finden sich als Zeugen
eines einstigen mächtigen Gletscher-
standes überall noch Moränen, Rund-
höcker und Schliffe. Den Uebergans
von Amstäg durch das Maderanerthal
über Hüfi- und Claridenfirn nach Lin-
thal im Linththal vermitteln der Gla-
ridenpass (2969 m ; Hüfialphütte des
S. A. C. bis Passhöhe 3 V« Stunden,
von da entweder über die Claridenhütte
und Alp Altenoren nach Linthal in 5
Stunden oder über die Obere Sand-
alp nach Linthal in 7 Stunden) und
der Hüiipass oder die Planura (2940 m).
Näheres über Berg- und Gletschertou-
ren im Gebiet des Hüfigletschers und
-iirns s. in Vri; Land und Leute* Al-
torf 1902. — Ueber die geologischen
Verhältnisse vergl. die beiden Werke
von Albert Heim : Unterauchunaen
über den Mechanismus der Gebirgsbü-
düng (2 Bde und Atlas. Basel 1878)
und Geologie der Hochalpen zwischen
Reuss und Rhein (Beiträge zur geolog.
Karte der Schtoeiz. 25. Bern 1891).
HOFIHOTTE (Kt. Uri). So heissen
zwei vom S. A. G. erstellte Schutzhät-
ten hinten über dem Maderanerthal
und über dem linken Ufer des Hüfi-
gletschers. Die alte Hütte, 1873 von der
Sektion Pilatus erbaut, steht auf der Hüfialp in 1999 m
und lehnt sich an einen Felsen an. Da sie der Feuchtig-
keit stark ausgesetzt ist und bei dem steigenden Tou-
ristenstrom nur ungenügend Raum zu bieten ver-
mochte, hat die nämliche Sektion 1899 auf Ober Hüfi in
2338 m (N.-Fuflg
des Düssistocks)
eine neue Hätte
erbauen lassen.
Diese bietet für 40
Personen bequem
Raum und ist viel-
leicht die am bes-
ten ausgerüstete
Schutzhütte des S.
A. C. Sie kann
vom Hotel Alpen-
klub im Madera-
nerthal in 3 Stun-
den erreicht wer-
den. Prachtvolle
Aussicht ins Made-
ranerthal und aof
die Gruppen der
Windfällen,
Scheerhomer, des
Oberalpstockes,
Dammastockes,
etc. Ausgan||[s-
punkt für eine
grosse Anzahl von
Berg- und Glet-
schertouren (Gros-
ses Scheerhom 5
Stunden, PizCam-
briale8 4 Stunden,
Kammlistock 5
Stunden, Clari-
denhorn 4 Ston-
den, Claridenstock
5 Stunden; Clari-
denpass, Planun,
Kammlilücke etc.).
Vergl. Jahrbuch
des S, A. C. 35,
Altorf 1902.
Uri). So wird
f.Ältii^^ *r.
9-1900. — UH; Land und Leute
H0FI8TOCK (Kt. Graubünden und
hie und da auch der Düssistock genannt. S. diesen Art
HOQBLIGRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 1902
HQflgletscher mit den Kalksohyen.
m. Alpweidenrücken, Teil der Hügelialp; zweigt von der
Dent ae Ruth nach SO. aus und trennt das Griscbbach-
thal oder die Vallöe des Fenils vom Simmengraben. 2
HOB
HÖH
603
Stunden nw. über dem Wirtshaus auf der Passhöhe der
Saanenmöser und 3 Stunden n. über Saanen.
Neue Hafihatte mit dem QroM Rucheo.
HOhNBRBACH (Kt. Bem^lAmtsbez. Signau, Gem.
Langnau). 736 m. Gemeindeabteilung und Gruppe von 2
Häusern, (24 Ew.), in einer kleinen linksseitigen Ver-
zweigunj^ des Ilfisthales, 2 km so. der Station Langnau
der Linie ßern-Luzern. Mit Moos und Bühl zusammen
58 Häuser, 449 reform. Ew. Käserei.
HOHNERBBRG (Kt. Appenzell L R.). 2335-2341 m.
Felskamm, in der ersten — nordwestlichsten — Kette der
Säntisgruppe, zwischen Girespitz und Hochniedere und
1 km nö. vom Säntisgipfel. Fällt nach NW. in steilen
Terrassen zur Petersalp und nach SO. mit 200 m hohen
Felswänden zur Mesmeralp ab. Wird selten bestiegen.
Der Name von dem in diesen Gegenden einst häufig vor-
kommenden Alpenschneehuhn {Tetrao ktgopm). Das Ge-
wölbe des Huhnerbergs besteht aus unterer Kreide und
zwar besonders aus den Schichten des Valanffien, dessen
petrographischer Charakter hier derselbe ist wie im Neuen-
burger Juragebirge. Doch sind die Bänke hier mächtiger
entwickelt und die äussern Formen des Kammes weit
schärfer als dort. Zwischen Hnhner-
berg, Girespitz und Säntisgipfel liegt
eine mit Schutt erfüllte Mulde, in die
zu Oberst noch ein Fimfeld, der Blaue
SchneCj eingebettet ist. Die Mulde
senkt sich nach NO., umschliesst den
Seealpsee und ist hier mit schönen Alp-
weiden bestanden. Am SO.-Hang des
Hühnerbergs, auf Rossegg und an
den Schwarzen Knorren treten die
Schichten köpfe zu Tage.
HOHNERBOHL (Kt. Glarus). 2483
m. Höchster Punkt der Hochfläcne der
Muttenalp, s. über dem Muttensee und
am Weg über den Kistenpass. Träft
die von der Sektion Winterthur des S.
A. C. 1887 erbaute Muttseehütte. Be-
steht aus Nummulitenkalken und eocä-
nen Schiefern.
HOHNERBOHL (Kt. Zürich, Bez.
und Gem. Horgen). 450 m. Gruppe von
9 Häusern, nahe dem linken Ufer des
Zürichsees und 1 km nw. der Station
Horgen der linksufrigen Zürichseebahn
( Zürich - Wädenswil - Ziegelbrücke ) . 78
reform. Ew. Landwirtschaft.
HOHNERGRAT-(Kt. Wallis, Bez.
Westlich Raron und Visp). 2359 m.
Zum Teil bewaldeter Alpweidenrücken, Teil der Sta-
felalp, am rechtsseitigen Gehänge des Ginanzthales
und 3 Stunden über dem Dorf Unterbäch, das 1 ^/\
Stunden osö. der Station Raron der Simplonbahn liegt.
HOHNERHOERNER (Kt. Wallis, Bez. Brig). 3370,
3440 und 3368 m. So nennt man auf dem
Simplon die dem Monte Leone nach W.
vorgelagerten Breithömer (Punkt 3368 m
auf der SiegfHedkarte Breithom genannt).
Südl. über dem Hohmattengletscher, ö.
über der Alp Hohmatten und w. über dem
Alpienffletscher. Sehr schöne Aussicht. Nur
selten bestiegen. S. den Art. Breithorn.
HOHNERKNUBEL (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 2800 m. Terrasse, nane der Hohbalm;
am Fuss des Unter Gabelhoms und 3 Stun-
den w. über Zermatt. Prachtvolle Aussicht
auf Matterhom, Monte Rosa und Mischabel-
hömer.
HOHNERKOPF (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans). 2174 m. Gipfel, zusammen mit
dem Wannekopf (220e m) in der Berg-
gruppe der Tamonseralp, zwischen Weiss-
tannenthal im 0. und Kohischlageralp im
W. Gehört dem grossen Verrucanogebiet
zwischen Seezthal und Weisstannenthal an,
das über den Flysch aufgeschoben ist und
selbst teilweise wieder von Trias und Lias-
kalk (in den Gipfelregionen) überlagert
wird. Auf Lias und Trias magere Alpwei-
den, auf dem tiefer liegenden Verrucano
dageffen Wald (so an den tieferen Gehängen
der Kohlschlageralp, Tamonseralp, Galan-
seralp undSunter der Roten Fluh).
HUHNERLOCKE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3191 m. Passübergang, zwischen Hühnerstock und Hubel-
horn und parallel der Hubellücke ; führt wie diese von
der Gaulihutte über den Hubelgletscher und Hinter Trift-
gletscher in 7Vt Stunden zum Pavillon Dollfus. Auf der
Siegfriedkarte unbenannt.
HOHNERSEE (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
auart). 2457 m. Kleiner See, im obern Schlappinthal, am
S.-Fuss des Kessispitz, ö. unter dem Platten norn und w.
unter dem Seescheien ; 8,7 km nö. über Klosters.
HOHNERSPIEL (Kt. Bern, Amtsbez. Saanen). 1928
m. Pyramide, in der Gruppe der Homfluh, zwischen den
Alpen Kessel und Hornberg einerseits und der Seibergalp
andererseits. Besteht aus Kalkbreccie (Hornfluhbreccie)
auf einer Unterlage von Lias und Trias.
HOHNERSPITZ (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2374
m. Gipfel, s. über Weisstannen, w. über dem wilden Kessel
von Lavtina und zwischen Valtüsch im SO. und Yaltnov-
HQhDenitock, vom Kammligrat aus.
alp oder Gamsli im NW. Besteht aus den eocänen Sand-
steinen, Nummulitenkalken und Flysch des N. -Flügels
der Glarner Doppelfalte, die im 0. und W. vom Verru-
604
null
HU£
cano der Grauen Hörner und der Glarner Alpen überla-
gert werden.
H0HNER8TOCK (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle)
3348 m. Steilwandiger Gipfel, in der
Kette zwischen Unteraar- und Lauter-
aargletscher einerseits und Gauliglet-
scher andererseits. Sendet 4 Gräte
aus : 1. einen N.-Grat mit dem Glet-
schergrind (2914 m), 2. einen S.-Grat
mit dem Rolhorn (3090 m) und dem
auf der Siegfriedkarte unbenannten Doll-
fusstock (3065 m), 3. einen an der Höh-
nerläcke (SIIM m; auf der Siegfried-
karte unbenannt) endigenden W.-Grat
und 4. einen steil zum Hühnerthälipass
(etwa 3000 m) absteigenden O.-Grat. Zum
erstenmal 1886 vom Pavillon DoUfus
aus in 4V» Stunden bestiegen.
HOHNERSTOCK (Kt. Tessin und
Uri). 2886 m. Gipfel, in der Gruppe des
Pizzo Rotondo und in dem vom VVylten-
wasserstock zum Passo Cavanna ziehen-
den Protogingrat. Sudl. über der Wyt-
tenwasseralp und dem Wyttenwasser-
fletscher (südlich von Realp an der
'urkastrasse) und nördlich über dem
Bedrettothal und der Alpe di Pesciora.
Zwischen dem Hühnerstock imW. und
dem Piz Lucendro im 0. führt der we-
nig benutzte aber gut zu begehende
Passo Cavanna (2611 m) von Realp
nach Villa im Bedrettothal (7 km w.
Airolo).
H0HNERTHiELIGLBT8CHBR(KtBem,Amt8bez.
Ober Hasle). 2900-2400 m. Gletscher, im Mittel 700 m
breit und 2,5 km lang, dem Hubelgletscher parallel zie-
hend und wie dieser ein rechtsseitiger Nel>enarm des
Gauligletschers. Steigt vom Hühnerthälipass (etwa 3000 m)
ab und wird umrahmt vom Hühnerthälihorn (3181 m),
Grossen Diamantstock (3151 m), Bächlistock (3270 m).
Vorder Trifthorn (3115 m). Hühnerstock (3348 m) und
Gletschergrind (2914 m).
HOHNERTHiELlHORN oder HOHNBRTHiCL.1-
von der Handeck (7^/^ Stunden) als von der Gaulihütle
aus erstiegen werden.
HOHNBRTHiCLIPASS oder HÜHNERTHiCLI-
HQhnerthfllihorn, vom Orosseo Diamantstock aus.
STOCK (Kt Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 3181 m. Gipfel,
in der Gebirgsgruppe zwischen oberstem Aarethal (Hand-
eck)} Urbachtnal und Unteraargletscher. Kann sowohl
Huemoi von Westen.
GRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). Etvira 3000 m.
Ziemlich schwierig zu begehender Passubergang, zwischen
dem Hühnerstock (3348 m) und dem auf der Siegfried karte
unbenannten Vorder Trifthorn (3115 m). Verlitndet die
Gaulihütte über den Hühnerthäli- und Vorder Triftglei-
scher in 8 Stunden mit dem Pavillon Oollfus. Zum ersten-
mal 1868 überschritten.
H0LFTBN8CHANZE (Kt. Basel Land, Bez. Liestal,
Gem. Füllinsdorf). 300 m. Haus, am linken Ufer der Er-
golz, zwischen Basel Äugst und Frenkendorf und an der
Strasse Liestal-Basel. Ehemalige Schanze, 1689 angelegt
und 1S83 zerstört. Wurde noch 1833 im Kampf zwischen
Basel Stadt und Basel Land besetzt.
HOLLEHORN oder PUNTA IMOTTI8CIA (Kt
Wallis, Bez. Brig und Oestlich Baron). 3186 m. Bergstock,
in der Gruppe des Monte Leone; zwischen Ganterthal,
Saflischthal und der Alpe de Veglia. Zwei durch eine
tiefe Scharte von einander getrennte Gipfel. Der N. -Gipfel
mit trigonometrischem Signal heisst Hullehorn (im enge-
ren Sinn) und erhebt sich s. über dem Rämigletscher und
ö. über dem Steinengletscher ; der S. -Gipfel, die Panta
Mottiscia, steht auf der Landesgrenze ge^en Italien und
fallt nach S. zur Alpe de Veglia ab. Besteigung von Binn
aus in 5 V« Stunden oder von der Alpe de VegHa aus in
4 Vt Stunden. Zum erstenmal 1890 von Binn aas bezwun-
gen.
HOLLBSTEIN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Hüti).
472 m. Gruppe von 4 Häusern, an der Strasse Happerswil-
Büti und 2 km sw. der Station Hüti der Linie Zürich-
Uster-Rapperswil. 22 reform. Ew. Hier steht zwischen
den Nagelfluhbänken eine 4-5 m mächtige Schicht von
dunkelgrauen und gelben Kalkgeröllen an, die fest
miteinander verkittet sind. Diese ziemlich feinkörnige
Kalkna^elfluh wird Appenzeller Granit geheissen und
vdrd hier stark abgebaut. Sie liefert gutes Material für
Brunnenbecken, Sockel, Treppenstuffen etc. und ist ge-
schlifl'en ein sehr schöner Baustein. Diese Schicht lässt
sich von Feldbach am Zürichsee bis in die Gegend von
St. Gallen verfolgen.
HU^MOZ (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. OUon). 1008
m. Gemeindeabteilung und Dorf, an der Strasse Aigle-
Ollon-Villars prachtvoll gelegen, 12 km so. der Station
Aigle der Simplonbahn. Postbureau, Telephon ; Postvi-a-
gen Aigle- Villars sur OUon. Zusammen mit Les Combes:
60 Häuser, 236 reform. Ew.; Dorf: 54 Häuser, 209 Ew.
Kirchgemeinde. Ackerbau und Viehzucht. Holzsclilag in
den benachbarten Waldungen. Lias und triasischer Gips^.
HÜN
HON
605
Die Kapelle von Huemoz wurde 1449 gestiftet und war
vermutlich dem h. Georg jre weiht. Nach der Eroberung
durch Bern bezahlten die Bewohner des Ortes seit 1484
für den Besuch des Grottesdienstes eine Steuer, die vom
Landvogt Nägeli 1529 abgeschafft wurde, worauf hier der
reformierte Pfarrer von Ollon zu ministrieren hatte. Seit
1824 Filiale von Ollon mit eigenem, Prediger, von 1845
bis 1860 neuerdings mit der Kirchgemeinde Ollon ver-
einigt. Heute eigene Kirchgemeinde. Die 1844 an der Stelle
der einstigen Kapelle erbaute Pfarrkirche hat drei Glok-
ken, darunter eine sehr alte mit der Inschrift Ave Maria
gratiaplena. Besonders schöne Aussicht vom Schiessplatz
unterhalb des Dorfes. Ueber der Kirche steht in der sel-
tenen Höhe von 1050 m noch ein Nussbaum.
hONEGG (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Hilterfin-
gen). 600 m. Modernes Schloss, auf einer Anhöhe rechts
über dem Thunersee, mit prachtvollen Gartenanlagen
und berühmten Treibhäusern. 500 m nw. Hilterfingen.
HÜNENBERG (Kt. Zug). Gem. und Dorf, auf der
Hochfläche zwischen Zugersee und Reuss, 3 km w. der
Station Cham der Linien Zürich-Zug-Luzern. Strassen
nach Cham, Rotkreuz, Sins und St. Wolfßang. Postab-
lage, Tele(^raph, Telephon. Gemeinde, mit Hinter Hünen-
berg, Drälikon, St. Wolfgang, Kemmaten, Kreuzacker,
Langrüti, Matten, Meisterswil, Moos, Schür-
roatt, Stadelmatt, Thalacker und Wart :
132 Häuser, 943 kathol. Ew. ; Dorf: 12 Häu-
ser, 111 Ew. Kirchgemeinde Cham .'Acker-
bau und Viehzucht. Grosse Genossen-
schaftssennerei. Schöne Waldungen, die
zum grösseren Teil Eigentum der Korpo-
ration Zue sind. Keine Industrie. Das 1702
erbaute Gemeindehaus steht 1,5 km n.
vom Dorf auf der Wart, im Zentrum der
Gemeinde. Seit 1798 selbständige Gemeinde.
Zuerst Eigentum der vom 11.-14. Jahr-
hundert bekannten Freiherren von Hünen-
berg, die im Kanton Zug und den benach-
barten Kantonen viele Güter besassen. Nach
der Schlacht bei Sempach (1386) wurde
das Stammschloss der Familie, zerstört,
worauf sich diese in zwei Zweige spaltete,
deren einer das Bürgerrecht von Brem-
girten and deren anderer dasjenige von
as bekannteste Glied des Geschlechtes
Zug erwarb,
ist Heinrich
von HüDenberg, der der Ueberlieferung nach den Eid-
ffenossen vor der Schlacht am Morgarten die be-
kannte Pfeil botschaft gesandt haben soll. 1414 wurde
Hünenberg von den zwei Brüdern Butler angekauft, die
es aber schon 1416 wieder an Zug veräusserten. Bildete
dann bis 1798 einen Teil der Yogtei Zug. Man hat in Hü-
nenberg ein Bronzebeil und in der Schürmatt Aleman-
nengräber aufgedeckt. Vergl. Stadiin, Franz Karl. Ge-
schichte von Zug. Bd L Zug 1818. — Schweiz, die^ in
ihren Ritterhurgen und Bergachlössem ; hrsq, von Gust.
Schwab. Bd l. (Artikel von Stadiin). Chur 1^.
HONENBERG (HINTER) (Kt. Zug, Gem. Hünen-
berg^. 443 m. Weiler, w. von Hünenberg und von diesem
Dorf nur durch ein kleines Bächlein getrennt, 3 km w.
der Station Cham der Linien Zürich-Zug-Luzern und 3 km
so. der Station Sins der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.
14 Häuser, 93 kathol. Ew. Kirchgemeinde Cham. Hier
stand die Stammburg der Freiherren von Hünenberg,
die nach der Schlacht bei Sempach 1386 zerstört wurde.
Einige wenige Ruinen noch sichtbar.
H0NEN8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg,
Gem. St. Peterzell). 900 m. Gruppe von 4 Häusern ; 3,5
km nö. St. Peterzell und 9 km s. der Station Flawil der
Linie Zürich- Winterthur-St. Gallen. 20 reform. Ew.
HONIBACH(Kt. Bern, Amtsbez. Thun). Bach; ent-
springt am NW. -Hang der Blume in 1080 m, durchtliesst
drie in Nagelfluh eingeschnittene malerische Kohleren-
schlucht und mundet nach 5 km langem Lauf in der
Richtung nach SW. 1 km nw. Hilterßngen in 560 m von
rechts in den Thunersee.
HONIBACH (Kt. Bern. Amtsbez. Thun, Gem. Heili-
genschwendi). 601 m. Kleines Dorf, auf einer Terrasse
zwischen dem Grüsisberg und dem Thunersee und vor
der Ausmündung der Kohlerenschlucht, 2,8 km so. vom
Bahnhof Thun. 22 Häuser, 184 reform. Ew. Kirchgemeinde
Hilterfinffen. Landwirtschaft. Nahe dabei stand über dem
rechten Ufer des Hünibaches der einst berühmte Burg-
turm des Bächigutes oder der Chartreuse, der schon 128i
erwähnt wird. Zuerst der Reihe nach Eigentum der Her-
ren von Strättligen, Velschen und Senn ; kam 1459 durch
Schenkung an das Karthäuserkloster Thorberg, dem er
bis zur Reformation verblieb. War von 1806-1831 im Be-
sitz des Schultheissen von Mülinen, der ihn im klöster-
lichen Stil restaurieren Hess. Dieser einfache aber ge-
schmackvolle Bau, der durch zahlreiche Stiche überall
bekannt geworden war, wurde 1901 abgebrochen und
durch ein stattliches Schloss in Renaissancestil ersetzt.
Hinter dem Schloss das durch seine prachtvollen Bäume
bekannte Bächihölzli. Denkstein zu Ehren des Minne-
sängers von Strättligen und 2 m hohe Granitstatue des
Gottes Bei, die 1800 in einem Keller des Schlosses Wil
gefunden und vom Schultheissen von Mülinen hierher
gesetzt worden ist.
HONIGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Gon-
diswil). 680 m. Gruppe von 4 Häusern, 700 m s. Gondiswil
und 3,5 km nö. der Station Huttwil der Linie Langenthal-
Wolhusen. 38 reform. Ew. Kirchgemeinde Melchnau.
HONIGEN (NIEDER) (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfin-
gen). 690 m. Gem. und Dorf, im Thal des Kiesenbaches
Nieder Hünigen von Sl^deii.
und 1,5 km so. der Station Konolflngen der Linie Bem-
Luzern. Postablage, Telephon. Gemeinde, mit Holz: 73
Häuser, 484 reform. Ew.; Dorf: 37 Häuser, 255 Ew.
Kirchgemeinde Münsingen. Acker-, Wiesen- und Obst-
bau. Käserei. Mühle und Säge.
HONIGEN (OBER) (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen,
Gem. Schlosswil).860m. Abteilung derGemeinde Schloss-
wil und Weiler, im Bärbachgraben, 2 km ö. Niader Hü-
nigen und 4 km osö. der Station Konolfingen der Linie
Bern-Luzern. Zusammen mit Appenberg, Ebersold und
Schwendlen : 51 Häuser, 353 reform. Ew. ; Weiler : 18 Häu-
ser, 131 Ew. Wiesen- und Obstbau.
HONIGEN (8CHL088) (Kt. Bern, Amtsbez. Ko-
nolfingen, Gem. Stalden). 657 m. Schloss, am rechten
Ufer des Kiesenbaches, zwischen Stalden und Nieder Hü-
nijg^en, ö. der Strasse Konolfingen -Ober Diessbach und
1 km s. der Station Konolfingen der Linie Bern-Luzern.
Zum Schloss |[ehören neben den Oekonomiegebäuden
noch je eine Sage, Mühle, Knochenmühle, Brennerei und
Schmiede. Das Landgut umfasst etwa 72 ha, wovon 27 ha
Wald. Im Ursellenmoos Torfausbeute. Von der einstigen
festen Burg bestehen keine Reste mehr ; der heutige Bau
wurde an der Stelle des alten 1600 von Georg May von
Rued erstellt. Noch heute Eigentum der Familie von May.
Die Herrschaft Hünigen gehörte zuerst den Senn von
Münsingen, kam dann an die Edeln von Scharnachthal
und 1560 an das Geschlecht Mav. Aussen am Schloss sieht
man noch die Wappen der Scharnachthal und Mülinen
mit der Jahreszahl 1554. An den Wänden der Vorhalle
sind die Wappen aller Schamachthal und May zusam-
men mit denen ihrer Frauen gemalt. Im Schlossarchiv
wird noch eine aus 1747 stammende Abschrift der
Rechtsbestimmungen der Herrschaft Hünigen aufbe-
wahrt.
HONIGERSHAUS (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Sumiswald). 790 m. Weiler, am rechten Ufer des
Hornbachs; 1,5 km onö. Wasen und 10,5 km nö. der Sta-
606
HÜN
HÜS
tion Hamsei der Linie Burgdorf-Langnau. 16 Häuser, 115
reform. Ew. Kirchgemeinde Wasen.
HOnIKEN (Kt. Solothurn, Amtei Kriegstetten). 476 m.
Gem. und Weiler, 2 km nö. Kriegstetten und 2,7 km so.
der Station Subigen der Linie Lyss-Solothurn-Herzogen-
buchsee. 9 Häuser, 69 Ew. (wovon 19 Reformierte). Kirch-
gemeinde Aeschi. Kapelle. Landwirtschaft.
HONIKON oder UNTER SCHNEISINGEN (Kt.
Aarg^u, Bez. Zurzach, Gem. Schneisingen). 453 m. Wei-
ler, im Surbthal ; 1,2 km nw. der Station Niederwenin-
gen der Linie Zürich-Oberglatt-Niederweningen. 15 Häu-
ser, 108 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
HOnIKON (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem. Am-
likon). 453 m. Gruppe von 8 Häusern, 1 km so. Amlikon
und 2,8 km s. der Station Märstetten der Linie Zürich-
Winterthur-Romanshorn. 31 reform. Ew. Kirchgemeinde
Bussnanff. Acker-, Wiesen- und Weinbau, Bienenzucht.
Holzhandel. Urkundlich 1286 erwähnt.
HONIKON (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Nef-
tenbach). 489 m. Dorf, an der Strasse Aesch-Dorf, 2 km
sw. der Station Henggart der Linie Zürich- Winterthur-
SchafThausen und 2.5 km n. Neftenbach. Postablaee, Te-
legraph, Telephon ; Postwageiti Heüggart-Buch. 43 Häuser,
2()4 reform. Ew. Weinbau, Viehzucht. 1286: Huninchoven.
Die von Hünikon waren Dienstleute der Grafen von Ki-
burg und von Toggenburg ; später dienten sie dem Hause
Oesterreich. Sie werden von 1243 bis 1402 genannt. Ihr
Wohnsitz stand auf dem c Burgstall », eineq) mit Reben
bepflanzten Hügel w. vom Dorf.
. HONINGEN (KLEIN) (Kt. Basel Stadt). Gem. und
Dorf. S. den Art. KleinhOningen.
HONTWANGEN (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 400 m.
Gem. und Dorf, im Rafzerfeld, an der Strasse E|;lisau-Grie-
sen (Baden) und 9 km nnw. Bülach. Station Huntwangen-
Wil der Linie Zürich-Efflisail-Schaffhausen. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Zollamt. llOtHäuser, 538 Ew. (wovon
23 Katholiken^. Kirchgemeinde Wil. Acker- und Weinbau.
Stroh hutfabri Kation. In einer Kiesgrube hat man Stücke
von Mammutzähnen gefunden. Die einst auf dem Aus-
sichtspunkt « Die drei Forren v stehende Burg Schnitz-
berg muss von dem 1259-1400 vorkommenden Tengen*
sehen Dienstmannengeschlecht von Wil bewohnt gewesen
sein. Mauerreste finden sich nicht mehr vor. Grundeigen-
tümer und Gerichtsherren von Hüntwangen waren schon
im 12. Jahrhundert die Bischöfe von Konstanz, die den
Ort einer Reihe von Edelgeschlechtern zu Lehen gaben.
Später kam die Herrschan an die Freiherren Gradner in
Cglisau und 1496 an die Stadt Zürich, die 1651 den Grafen
von Sulz auch noch die Dienstbarkeitsrechte und den
Zehnten abkaufte. 1254 : Hiuntwangin.
HOaiBACH (Kt. Schwyz und Uri). Wildbach ; ent-
springt mit zwei Quellarmen am Kinzigkulm (^000 m) und
im Trockenseeli (1884 m), durchfliesst die Wängialp und
das Hürithal, nimmt zahlreiche kleine Nebenadem auf
und mündet nach 9 km langem Lauf beim Dorf Hürithal
in 623 m von links in die Muota.
HORIBACH (Kt. Schwyz^ Bez. Einsiedeln). Wildbach;
entspringt am Neuseilstock in 1260 m, durchbraust als
wildes Wasser den Steinschlag und das Säulochtobel, um
dann durch die Wiesen von Trachslau ruhig nach NO.
zu fliessen und nach 2,8 km langem Lauf zwischen Foh-
renmoos und Hühnermatt in 92d m von links in das hier
tief eingeschnittene Bett der Alp zu münden. Eine Stein-
brücke.
HURIBACH (Kt. Zug). Bach, beträchtlichster Zufluss
des Aegerisees. Entspringt auf Schwyzer Boden hinter
dem Nagelfluhkamm der Gwandelenfluh, w. vom Kaiser-
stock (1428 m), und sammelt die von der Kette des Ross-
bergs (Gnippen 1563 m, Wildspitz 1583 m) nachN. abflies-
senden Wasseradern. Alle diese Quellbäche sind tief ein-
geschnitten und konvergieren gegen N. zu, wo der Hüri-
bach bald in die Ebene s. Aegeri austritt, um dann durch
das von ihm angeschwemmte sumpfige Delta der Riederen
nach 8 km langem Lauf in den See zu münden.
HÜRITHAL (Kt. Schwyz und Uri). 2305-623 m. Links-
seitige Verzweigung des Muotathales ; steigt vom Sirten-
stock und Kinzigkulm nach N. ab und bildet in seinem
obersten Abschnitt einen weiten Kessel, der im NW. von
einer langen Felswand überragt wird, das Trockenseeli
und Seenalpseeli, sowie die Alpweiden und Hütten von
Rindermatt, Kinzeralp, Seenalp und Wängi umschHesst
Der untere Thalabschnitt ist eng, felsig und bewaldet und
trägt die Hütten von Lipplisbübl und Grünerboden. Das
9 km lange Thal wird im 0. vom Wasserberg and im W.
vom Achselberg begleitet und mündet beim Dorf Hüri-
thal ins Muotathal aus. Vom Hüribach entwässert. Fuss-
vfee vom Muotathal durch das Hürithal über den Kinzig-
kulm ins Schächenthal. Das Thal nur im Sommer bewohnt
1799 Uebergang der Armee Suwarow's über den Kinzig-
kulm und durch das Hürithal nach Muotathal.
HÜRITHAL (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Muotathal).
623 m. Kleines Dorf, im Muotathal und an der Aasmün-
dung des Hürithales in dieses; 1,5 km so. vom Dorf Mu-
otathal und 14 km ö. Schwyz. 12 Häuser, 104 kathol. Ew.
Viehzucht.
HORLI (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthal). 1854
m. So nennt man in Zwischenflüh im Diemtigthal die
ge^en NW. aufsteigende Felswand, die zu oberst die Alp-
weide Abendberg trägt.
HORLIBERG (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Wittenbach). 601 m. Gruppe von 3 Häusern, auf einer
Anhöhe, 900 m nw. Wittenoach und 4,5 km vesw. der
Station Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. Telephon.
22 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
HORLISEGG (MITTLERE, OBERE und UN-
TERE) (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Eggi wil). 1130-
1169 m. Vier Höfe, auf den Höhen zwischen dem Hintern
Geissbachgraben und Bärbachgraben, 4 km so. Eggiwil
und 8,5 km so. der Station Signau der Linie Bem-Luzem.
31 reform. Ew.
HORNBERG (Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen. Gem.
Gisenstein). 810-867 m. 9 zerstreut gelegene Hauser, 600
m ö. Gisenstein und 3 km nw. der Station Konolfingen
der Linie Bem-Luzem. 84 reform. Ew. Kirchgemeinde
Münsingen. Acker- und Futterbau.
HORNEN (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg, Gem. Schafis-
heim). 450 m. Gruppe von 5 Häusern, am O.-Fnss der
gleichnamigen Anhöhe, 200 m w. Schansheim und 2 km
w. Lenzburg. 49 reform. Ew. Kirchgemeinde Staafberg.
Ackerbau und Viehzucht, v
HÜ8EREN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthal.
Gem. St. Stephan). 1005 m. (^meindeabschnitt und Teil
des Dorfes St. Stephan, am rechten Ufer der Simme and
4,5 km s. der Station Zweisimmen der Simmenthalbahn.
42 Häuser, 203 reform. Ew.
H08EREN oder HiEUSERN (Kt. Bern, Amtsbez.
Schwarzenburg, Gem. Wählern). 781 m. Grappe von 8
Häusern, an der Strasse Bern-Schwarzenburg, 1 km w.
Schwarzenburg und 10 km ssö. der Station Flamatt der
Linie Bern-Freiburg. Postwagen Schwarzenburg- Bern und
Schwarzenburg-Flamatt. 64 reform. Ew. Ackerbau and
Viehzucht.
HOSEREN (NIEDER) (Kt. Bern, Amtsbez. SefU-
gen. Gem. Zimmerwald). 781 m. Weiler, an der Strasse
Kehrsatz-Rüeggisberg, 9(JD m so. Zimmerwald und 2^ km
sw. der Station Belp der Gürbethalbahn (Bern-Watten-
wil-Thun). 13 Häuser, 69 reform. Ew. Acker- und Wie-
senbau.
HOSEREN (OBER) (Kt. Luzern, Amt Entlebuch,
Gem. Doppleschwand). Weiler. S. den Art. OberhOseren.
HOSERNMOOS oder HiEUSERNMOOB (Kt
Bem, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Affoltera). 714 m.
Gruppe von 6 Häusern, am linken Ufer des Rotbaches, an
der btrasse Sumiswald-Huttwil, 2 km nö. Affoltera und
9 km sw. der Station Huttwil der Linie LanffenthaUWol-
husen. Telephon. 35 reform. Ew. Landwirtschaft.
hOsi (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gern, Strengelbacb).
430 m. Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer der Wigger,
600 m nö. Strengelbach und 1 km w. der Station Zofingen
der Linie Luzem-Olten. 57 reform. Ew. Kirchgemeinde
Zofingen. Ackerbau und Viehzucht.
HOSLENBACH oder HiEUSLENBACH (Kt. Bern,
Amtsbez. Konolfingen, Gem. Oberthal). 500 m. Grappe
von 6 Häusern ; 3.d km so. Ami und 4,2 km nö. der Sta-
tion Zäziwil der Linie Bem-Luzem. 31 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Biglen. Landwirtschaft.
H08LENEN od. HiEUSLENEN (Kt. Thur^u, Ba.
Frauenfeld, Gem. Aadorf). 522 m. Weiler, auf einer An-
höhe, 5 km n. der Station Aadorf der Linie Zürich-Win-
terthur-St. Gallen. Postablage, Telephon. 17 Häuser, 73
HÜS
HUT
607
reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Aawangen und
Aadorf. Obst- und Futterbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Die Milch wird nach St. Gallen
verkauft. Grosse Schreinerei. Schöne
Aussicht auf die Thäler der Murg und
Lauche und auf den Säntis. Ausflugs-
ziel der Bewohner von Frauenfeld. [
H08LI (Kt. Appenzell I. R., Gem.
Oberegg). 13S m. Gruppe von 4 Häu-
sern, am SO.-Hang des Kellenbergs
und 3 km w. der Station Bemegg der
elektrischen Strassenbahn Altstatten-
Beruegg. 22 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Bemegg. Ackerbau und Viehzucht. We-
berei.
HOSLI oder HiCUSLI (Kt. Thur-
ffau. Bez. Bischofszeil, Gem. Amriswil).
4o5 m. Gruppe von 8 Häusern ; 2^5 km
w. der Station Amriswil der Linie Zü-
rich-Winterthur-Romanshorn. 57 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Amriswil-
Sommeri. Wiesen- und Obstbau.
H08LIIMOO8 (Kt. Bern, Amtsbez.
Fraubrunnen, Gem. Münchenbuchsee). 580 m. Weiler,
am SO.-Hang des Schwandenbergs und 1,4 km w. der
Station Münchenbuchsee der Linie Bern-Biel. 14 Häuser,
125 reform. Ew. Landwirtschaft.
H08WIL (Kt. Luzern, Amt Willisau, (jem. Zell).
615 m. Dorf, nahe der Mündung des Rotbaches in die
Luthem, an der Strasse Huttwil-Zell und 1,7 km sw. Zell.
Station der Linie Langenthai- Wolhusßn. Postbureau, Tele-
phon ; Postwagen nach Melchnau und Luthern. 29 Häu-
ser, 197 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Zell
und Huttwil. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Heilbad mit Mineralquelle. Elektrizitätswerk
für Uuswil und Zell. Eine mechanische Spinnerei. Aus-
flugsziel der Bewohner von Zell und Hutlwil.
HOTTE, hotten, HOTTLÜ Ortsnamen; beson-
ders in den Kantonen Luzern, Bern und St. Gallen an-
zutreffen, fehlt dagegen in Basel, Freiburg und Wallis.
Vom althochdeutscnen huUa = Hütte, bescneidenes Holz-
hänschen.
HOTTE (HINTER, MITTLER und VORDER)
(Kt. Uri, Gem. Spiringen). Hüttengruppen auf dem Ennet-
MiERCM(oder Urnerboden). S. diesen Art.
HOTTEN (Kt. Appenzell I. R., Gem. Gonten). 944-
1159 m. 5 Häuser, am N.-Hang des Kronbergs zerstreut
f gelegen ; 2,5 km so. der Station Gonten der Appenzel-
erbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 28kathol. Ew. Vieh-
zucht. Handstickerei.
HOTTEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Gaiser-
wald). 690 m. Gruppe von 4 Häusern, n. Teil des Dorfes
St. Josephen, über aem linken Ufer der Sitter und 3 km
w. vom Bahnhof St. Gallen. 60 kathol. Ew. Kirchgemeinde
St. Josephen. Obstbau, Viehzucht.
HOTTEN (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal, Gem.
Diepoldsau). 410 m. Weiler, 1 km w. Diepoldsau und
3 km so. der Station Herbrugg der Linie Rorschach-Sar-
gans. 14 um eine Ziegelei gruppierte Häuser, 122 reform,
und kathol. Ew. Kirchgemeinden Diepoldsau und Wid-
nau. Landwirtschaft. Torfgruben. Stickerei. Der Weiler
wird nach Vollendung des Diepoldsauer Rheindurchstiches
verschwinden.
HOTTEN (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen). 1276 m. Gruppe
von 6 Häusern, im Fellithal und am NO.-Fuss des Felli-
homs ; 2 Vi Stunden ö. über der Station Gurtnellen der
Gotthardbahn. 20 kathol. Ew.
HOTTEN (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem. Nieder-
weningen). 460 m. Gruppe von 9 Häusern, am S.-Hang
der E^g und am rechten Ufer der Surb (Wehnthal); 1,o
km nö. der Kirche und 2(X) m nö. der Station Nieder-
weningen der Line Zürich-Oberglatt-Niederweningen. 64
reform. Ew.
HOTTEN (Kt. Zürich, Bez. Horgen). 730 m. C^em. und
Pfarrdorf, über dem rechten Ufer der Sihl, nahe beim
Hüttnersee und 2,8 km sw. der Station Samstagern der
Linie Wädenswil-Einsiedeln. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon ; Postwagen nach Wädenswil und dchindellegi-Men-
zingen. Die Gemeinde liegt auf der mit Moränen bedeck-
ten welligen Hochfläche zwischen Wädenswil und dem
Kamm des Hohen Rohnen. Zusammen mit Knaus, Lang-
moos und Segel : 105 Häuser, 576 Ew. (wovon 88 Katho-
Hatien (Kt. Zarich, Bez. Horgen) von SQdosten.
liken);:Dorf: 19 Häuser, 124 Ew. Viehzucht. Die hohe
und schöne Lage machen das Dorf zu einer beliebten
Sommerfrische. Die Geschichte von Hütten deckt sich
mit derjenigen von Wädenswil, mit welchem Dorf zu-
sammen es 1549 an die Stadt Zürich kam. Der Ort in
beiden Villmert^erkriegen (1656 und 1712) geplündert. Zur
Verteidigung der Kantonsgrenze hatte man hier die Hüt-
tenschanze und Bellenschanze errichtet. Früher der
Kirchgemeinde Wädenswil zugeteilt; erste Kapelle 1490
geweiht. Seit 1703 vom Pfarrer von Schönen berg bedient,
seit 1752 von Zürich aus besorgt und seit 1824 eigene
Kirchgemeinde.
HOTTEN (GROSa und KLEIN) (Kt. Appenzell
L R., Gem. Schwende). 1200 m. Zwei Alpweiaen, am
Weg von Appenzell über die Schrennen auf den Säntis
und an der Verzweigung der Wege zum Alpsiegel und
Bogarten einerseits und auf die Seealp andererseits. 2
Stunden über Appenzell.
HOTTENBOESCHEN (Kt. St. Gallen. Bez. Sar-
gans, Gem. Walenstadt). 428 m. Unbewohnte kleine
Insel im Walensee, einzij^e Insel dieses Sees; 2 km w.
Walenstadt und 1 km nö. Mols. 40 m lang und 8-10 m
breit.
HOTTENBOHL (OBER und UNTER) (Kt. St. Gal-
len, Bez. Ober Toggenbur^, Gem. Ebnat und Bez. Neu
To^genburg, Gem. Wattwil). 900-1300 m. Alpweiden mit
einigen zerstreut gelegenen Hütten, am N.-Hang des Re-
gelstein und links über dem Thurthal; 6 km s. Wattwil
und 4 km w. Ebnat.
HOTTENEN (OBERE und UNTERE) (Kt. Grau-
bünden, Bez. Glenner, Gem. Vals). 1770-1884 m. Alpweide
mit zwei Gruppen von zusammen 10 Hütten und Stadeln,
am O.-Hang des Piz Seranastga und 3,3 km nnw. über
Vals Platz.
HOTTENGRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Signau).
1200-878 m. En^es kleines Thal, steigt vom S.-Han^ des
Napf auf eine Lange von 5 km nach S. ab und veremigt
sich 3,5 km nö. Trüb mit dem Fank hausgraben. Spärlich
besiedelt.
HOTTEN MOOS (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach,
Gem. Rorschacherberg). 560 m. Gruppe von 6 Häusern,
am N.-Hang des Rorschacherberges und 1,4 km s. über
Rorschach am Bodensee. 30 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Rorschach. Obstbau und Viehzucht. Stickerei.
H0TTEN8WIL (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell,
Gem. Hohentannen). 547 m. Gruppe von 3 Häusern ; 2,5
km nö. Hohentannen und 3,5 km ö. der Station Kradolf der
Linie Gossau-Sulgen. 16 reform, und kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Sulgen. Acker-, Futter- und Obstbau.
HOTTENWANGHORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 25% m. Wenig bedeutender Gipfel ; in dem
zwischen der Alp Silvretta und dem Seethal gegen den
Gross Litzner ansteigenden Mittelgrat, nö. über der Alp
Sardasca und 10 km über Klosters.
HOTTIKERBERG (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem.
Otelfineen). 520 m. Gruppe von 3 Häusern, auf der Grenze
gegen aen Kanton Aargau, 1 km s. Hüttikon und 2 km s.
608
HUT
HÜG
der Station Otelfingen der Linie Zürich-Oerlikon-Wet
tingen. 16 reform. Ew.
HOTTIKON (Kt. Zürich. Bez. Dielsdorf, Gem. Otel-
fiogen). 435 m. Weiler, am linken Ufer
des Furtbaches, \ km s. der Station
Otelfingen der Linie Zürich-Oerlikon-
Wettingen. Postablage, Telephon. 19
Häuser, 120 reform. Ew. Weinbau ,
Viehzucht. Kupferstecheratelier. Ale-
mannenkolonie. 883 : Huttinchova. Ge-
hörte zuerst zur Landvogtei Baden und
kam 1798 an Zürich.
HÜTTKOPF (Kt. Zürich, Bez. Hin-
wil). 1234 m. Schöner kuppenförmiger
Berg; 2,5 km ö. über der Station Gihs-
wil der Tösslhalbahn (Winterlhur-
Wald). Am S.- und W.-Hang Viehwei-
den. Schöne Aussicht.
hOTTLENEN (Kt. Luzern, Amt
Entlebuch, Gem. Flühli). 918 m. Gruppe
von 8 Häusern, am rechten Ufer der
Waldemme und an der Mündung des
Rotbaches, 900 m s. Flühli und 9 km
8. der Station Schüpfheim der Linie
Bern-Luzern. Telephon. 40 kathol. Ew.
Viezucht. Säge.
HOTTLINGEN (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld). 408
m. Gem. und kleines Pfarrdorf, am N.-Fuss des Wellen-
bergs, an der Strasse Frauenfeld -Weinfelden und 3 km
ö. der Station Feiben der Linie Zürich -Winter thur-Ro-
raanshorn. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit Eschikofen, Haarenwilen und Mettendorf : 144 Häu-
ser, 622 reform. Ew. ; Dorf: 41 Häuser, 176 Ew. Acker-,
Obst- und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Holz-
handel. An der Thur Streuwiesen. Die 1300 von den Edeln
von Buchschoren am Berghang erbaute Kirche ist vom
Seerücken aus sichtbar.
H0TTNER8EE (KL Zürich, Bez. Morgen). 660 m.
Kleiner See, zwischen Moränen eingebettet ; 4 km wsw.
über Wollerau und nahe unter dem Dorf Hätten. 750 m
lang, 300 m breit und im Maximum 15 m tief. Sein Aus-
fluss wendet sich nach NO. und mündet bei Hinterbäch
unter dem Namen Krebsbach von links in den Zürichsee.
Der Hüttnersee dient den am Krebsbach gelegenen Mühlen
als Wasserreservoir. Umgebungen für den Geologen wie
für den Botaniker interessant. Dieser findet hier mehrere
alpine und subalpine Pflanzenarten, Relikte aus der Eis-
zeit.
HÜTTSTiELLALP oder hOTTSTäTTALP (Kt.
Obwalden, Gem. Luncern). 1664 m. Alpweide mit Gruppe
von 14 Hütten, am linksseitigen Gehänge des Kleinen
Melchthals und am S.-Hang des Schinbergs. 3 V« Stunden
ö. Lungern. Wird zusammen mit Stalden-
alp mit 46 Stück Vieh bezogen.
HOTTWILEN (Kt.Thurgau,Bez. Steck-
born). 484 m. Gem. und Pfarrdorf, in ei-
nem Thälchen zwischen dem Seerücken
und der Neunforner Höhe, an der Strasse
Frauenfeld- Diessenhofen und 5 km s. der
Station Eschenz der Linie Konstanz-Etz-
wilen-Schaffhausen. Postbureau, Telegraph,
Telephon^ Postwagen Frauenfeld- Unter
Stammheim. Gemeinde, mit Kalchrain,
Seebach, Nussbaumen und Uerschhausen :
106 Häuser, 1054 reform, und kathol. Ew. ;
Dorf : 86 Häuser, 396 Ew. Acker-, Wein-,
Wiesen- und Obstbau, Viehzucht u. Milch-
wirtschaft. Käserei. Waldungen. Bienen-
zucht. Stickerei. Sekundärschule. Hütt-
wilen war in kirchlicher Hinsicht zuerst
eine Filiale von Uesslingen, deren Gottes-
dienst vom Pfarrer von Uesslingen oder
von Mönchen der Karthaus Ittingen be-
sorgt wurde. Stand bis 1466 unter dem
Patronat des Bischofes von Augsburg, weil
in dieser Gegend die bairischen Herzoge
aus dem berühmten Geschlecht der Weifen begütert
waren. In Urkunden werden ein Edelgeschlecht de
Huttwile lind eine Burgruine über dem Dorf erwähnt.
Der 2 km w. Hüttwilen gelegene kleine Steineggersee
wurde von Walter und Anna de Pettingen 1314 um die
Summe von 95 Mark Silbers an das Kloster Ittingen
verkauft. Grab aus der Bronzezeit ; auf dem Bellbur
-r «
•'^'rfi
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HQttwilen von S&dwesten.
Ueberreste einer römischen Siedelung. 817 : Huttinwilere.
HUGEL8HOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden).
506 m. Gem. und Dorf, am N.-Fuss des Ottenbergs und
in einem wenig tiefen Thai zwischen dem Ottenbei^ und
Seerücken, an der Strasse Märstetten-Alterswilen und
5 km onö. der Station Märstetten der Linie Zürich-Win-
terthur-Romanshom. Postablage, Telephon; Postwagen
Märstetten -Tod tnacht. Gemeinde, mit Schlatt, Mohnshaus.
Wachtersberg , Mannenmühle, Lohmühle, To<ltnacht,
Aufhäusern und Engelswilen: 145 Häuser, 641 reform.
Ew.; Dorf: 60 Häuser, 254 Ew. Kirchgemeinde Alters wilen.
Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Kä-
serei. Stickereien. Eine Leimfabrik. Kirche 1900 gänzlich
restauriert, ist jetzt eine der schönsten des Kantons. Ale-
mannensiedelung, in den ältesten Urkunden Hugoltes-
hoven, Hugeltshofen, Hufiolzhofen genannt. In der Nähe
des Dorfes standen im 12. und 13. Jahrhundert mehrere
Burgen, deren Reste heute noch bei Todtnacht, Lippold»-
wilen, Mohnshaus, im Entenmoos und Sperberholz sicht-
bar sind. Die Herren von Hugelshofen, Dienstleute des
Bischofs von Konstanz, besassenje eineBur« bei Mohns-
haus und im Schatzloch. Der erste bekannte Bitter dieses
Geschlechtes ist der ums Jahr 1176 lebende Albert ; ein
anderer, Wetzel, lebte von 1187-1221. Zu Beginn des 15.
Jahrhunderts verschwindet das Geschlecht auf einmal.
Die Appenzeller zerstörten 1407 die Burgen und legten
das Dorf Hugelshofen in Asche, das sich nur langsam
Hugelshofen von Norden.
wieder erholte und bis zur Eroberung des Thurgaus durch
die Eidgenossen 1460 ohne Oberherrn blieb. Dann wurde
dem Ort und der umliegenden Gegend ein Vogt vorge
setzt, dem die Bewohner von Hugelshofen den Gehorsam
BUG
HUN
609
verweifferten, bis sie von der eidgenössischen Tagsatzung
zur Eidesleistung gezwungen wurden.
HUGENALP (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Togsenburg).
900-1200 m. Alpweide, im oberen Libingerthal. ö. der
Engelschwandalp und 1,5 km sw. über Krmau. 3 Hütten
und Stadel.
HUGGENBERG (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Hofetetten). 717 m. Gruppe von 9 Häusern, auf der ürenze
^egen den Kanton Thuivau, 3 km so. Hofstetten und 6,2
km w. der Station Eschlikon der Linie Zürich-Winter-
thur*St. Gallen. Telephon. 37 reform. Ew. Kirchgemeinde
Elgg. Landwirtschaft. Ursprünglich Hugenberg geheis-
sen.
HUGQBRWALD (Kt. Solothum, Amtei Thierstein,
Gem. Klein Lützel). Häusergruppe. S. den Art. Hogger-
WALD.
HUQIFLUH (Kt. Bern, Amtsbcz. Nieder Simmenthai).
1807 m. So heisst eine der zahlreichen Spitzen der Gruppe
des Stockhoms (2192 m); zwischen dem Oberstockensee
und dem Thälchen des Bunschibaches.
HUGI8ATTBL (Kt. Bern und Wallis). 4089 m. Eis-
sattel, im NW.-Grat des Finsteraarhorns. Wird bei der
Besteigung dieses Gipfels begangen. Benannt nach dem
Solothurner Naturforscher Franz Josef Hugi (1795-1855),
der seit 1821 die Alpen und den Jura bereiste und 1828/2B9
unter grossen Mühen und Gefahren die Jungfrau und das
Finsteraarhorn besuchte, das zum erstenmale von ihm
bestie((en und gemessen wurde. Siehe Hugi, F. J. Natur-
historische Alpenreise, Solothurn 1830. Ueber Hugi vergl.
Krehbiel. Alb. Franz Josef Hugi in seiner Bedeutung
für die Erforschung der Gletscher (Münchener Geograph,
Studien. 12). München 1902.
HUGONNBT8 <LB8) (Kt. Waadt, Bez. Uvaux).
Bach. S. den Art. Lutrive (La).
HULFTBQG (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Mosnan|f). 800 m. Gruppe von 3 Häusern, an der
von Mosnang über den Bergrücken nach Fischenthal füh-
renden schönen Hulfteggstrasse, rings von Wald um-
rahmt ; 5 km w. Mosnang und 5 km nö. der Station St^
derTössthalbahn (Winterthur-Wald). Telephon. 18 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Mühlrüti. Wiesenbau und Viehzucht.
Holzhandel. Der Name wahrscheinlich von der Hulfistud
oder Hulfteren, wie hier im Volksmund der wollige Schnee-
ball ( Vibumum lantana) geheissen wird.
HUMBBL (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Pfaffikon). 689
m. Weller, am SW.-Fuss des Tannenbergs und 2,5 km n.
der Station Pfaffikon der Linie EfTretikon-Wetzikon-Hin-
wil. 10 Häuser, 50 reform. Ew. Landwirtschaft. Ursprüng-
lich Humbol, von Hombol oder Hohenbol = am hohen
Hügel (Bühl).
HUMILIMONT (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Marsens). 720 m. Ehemaliges Prämonstratenser Kloster,
unmittelbar ö. Marsens. 1136 von den Herren Anselm,
Guido und Borard von Marsens gestiftet, die einiffen
Jünffem des h. Norbert ihr Dorf Marsens und das umlie-
gende Land abtraten. Im Lauf der folgenden Jahre wur-
den dann das Kloster und seine Kirche erbaut. Humili-
mont erfreute sich lange Zeit hindurch einer grossen
Blüte, bis es endlich infolge schlechter Verwaltung Land
verkaufen musste und dazu noch 1578 von einer Feuers-
brunst heimgesucht wurde, die einen Teil der Kloster-
bauten zerstörte. Da nun der dem Kloster verbliebene
Grundbesitz zum Unterhalt der Mönche kaum hinreichte,
hob Papst Gregor XIII. 1579 durch eine besondere Bulle
die Abtei auf und gewährte den noch verbliebenen fünf
Patres eine Leibrente von je 50 Gulden. Das Klostergut
ging an das Jesuitenkollegium in Freiburg über. Die letz-
ten Mauerreste des Klosters vnirden 1790 abgetragen und
zum Bau der neuen Kirche von Vuippens verwendet.
Nachher ist der einstige Grundbesitz des Klosters Humi-
limont dem Staat Freiburg zugefallen, der dann hier die
k/mtonale Irrenheilanstalt Marsens erbaut hat. Siehe
Ktrennes Fribourgeoises. 1903. Vergl. den Art. Marsens.
HUMLIKON (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen). 489 m.
Gem. und Dorf, 2 km sw. Gross Andelfingen und 1,9 km
nw. der Station Henggart der Linie Zürich- Winterthur-
Schaifhausen. Postablage, Telegraph, Telephon ; Post^
wagen Hengffart-Eüdligen. 55 Häuser, 263 reform. Ew.
Kirchgemeinde Andelfingen. Landwirtschaft. 1230 : Humi-
linkon ; 1244: Huomelinchon. Man hat in Humlikon einige
Gegenstände aus der Römerzeit aufgefunden. Das Ge-
schlecht derer von Humlikon gehörte bis 1265 dem frei-
herrlichen Stande an. In diesem Jahre gab Freiherr Hein-
rich von Humlikon seine Eigengüter an die Abtei Zürich
auf und empfing sie von dieser wieder zu Lehen. Das Ge-
schlecht ist um 1300 erloschen. Die Lage der Burg ist
nicht bekannt.
HUMMEL (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). 1421 m.
Nördlichster Gipfel der Kette zwischen Amsel thal und
Sihlthal, 6 km s. Einsiedeln und 2 km sw. Steinbach. Der
zum Teil bewaldete Berg trägt auf seinen breiten Hängen
zahlreiche Alpweiden, in denen eine Reihe von Zuflüssen
zum Grossbacn und Steinbach entspringen, die das Ge-
hänge mit vielen Tobein durchfurchen. Der Hummel steigt
nach NO. mit dem Hummelsberg in felsigen Hängen gegen
Kalch ab.
HUMMELWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
bürg, Gem. Wattwil). 700-900 m. Gemeindeabteilung, am
linksseitigen Gehänge des Thaies des Ricken baches, mit
zahlreichen Höfen. 2,8 km sw. der Station Wattwil der
Toggenburgerbahn. Von der Strasse Wattwil-Rickea-
Lintnebene durchzogen. Häusergruppen Bleiken, Hum-
melwald, Ricken und Ricken hof. Zusammen 69 Häuser.
362 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Wattwil und
Ricken. Viehzucht. Stickerei und Weberei. Abt Cölestin
Sfondrati von St. Gallen fasste 1696 den Plan, über den
Hummelwald eine Strasse zu bauen, um mit Umge-
hung von Zürcher Boden direkt mit den Urkantonen
verkehren zu können. Sein Nachfolger Leodegar Bürgisser
gab sich alle Mühe, das Projekt zu verwirklichen, stiess
aber auf den Widerstand von Zürich, das die Bewohner
des Toggenburgs dem Plane feindlich zu stimmen wusste.
Es gab dies dann den Anstoss zu dem in der Folge aus-
brechenden Toggenburger oder zweiten Villmerger Krieg
(1712). •» © t> -r>
HUMMERasODEN (Kt. St Gallen, Bez. Ober Tog-
genburg^ Gem. Alt St. Johann). 1038 m. 5 Häuser, am
rechtsseitiffen Gehänge des Thurthales zerstreut gelegen,
1 km sw. Alt St. Johann und 17 km so. der Station Ebnat-
Kappel der Toggenburgerbahn. 80 kathol. und reform.
Ew. AlDwirtschaiv.
HUMOR <PIZ) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 3257
m. Kurzer Kamm, mitten im obem Teil des Tscnierva-
gletschers als Felsinsel aufragend ; im Bernina massiv,
nw. vom Piz Bemina.
HUND (Kt. und Bez. Schwyz). 2136 m. Gipfel; in der
Kette, die den Forstberg (2219 m), Drusberff (2283 m) und
Twäriberg (2119 m) trägt und an der Stelle, wo von ihr
der Kamm der Mieseren (2223 m) hinten über dem ober-
sten Sihlthal nach 0. gegen den Pragelpass abzweigt. Der
Hund ist eine dreieckige P^mide aus Urgonkalk und
erhebt sich sw. über dem Stemboden, n. über dem Gems-
stafel und ö. über dem stark geneigten und Öden Karren-
feld zwischen Drusberg und Twäribere. Am Hund wie
auf den an seinem W.-Hang liegenden Käserenalpen in-
teressante Fossilien des Neocom und Urgon.
HUNDGELLEN (OBER und UNTER) (Kt. Luzern,
Amt Sursee, Gem. Eich). 677 und 717 m. Zwei Gruppen
von zusammen 7 Häusern, an der Strasse Sempach-Mün-
ster, 2 km nö. Eich und 5,2 km n. der Station Sempach-
Neuenkirch der Linie Luzem-Olten. 55 kathol. Ew. Wie-
senbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HUNDHGERNLI (Kt. Bern und Wallis). 2878 m.
Gipfel, n. Vorberg des Arpelistocks, zwischen diesem und
dem Spitzhorn (^7 m) ; ö. über dem Sanetschpass und
w. über dem Geltengletscher. Sowohl vom Sanelsch aus
als über den Geltengletscher zugänglich.
HUNDSBOHL (OBER und UNTER) (Kt. Freiburg,
Bez. Sense, Gem. Plaffeien). 1315 und 1225 m. Zwei Hüt-
ten, auf den grossen und schönen Alpweiden an den n.
Verzweigungen des Schafhamisch. Schöne Aussicht auf
die Bemer Voralpen. Abgelegene Gegend.
HUNDSFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen und In-
terlaken). 2855 m. Gipfel, so. Vorberg des Hundshoms
(2932 m), zwischen diesem und der Sefinenfurgge (2614
m); in der Gruppe des Schilthorns (2973 m) zwischen
Kienthal und Lauterbrunnenthal.
HUND8HORN (QR088) (Kt. Bern, Amtobez. Fru-
tigen und Interlaken). 2932 m. Verwitterter Felsgipfel,
zwischen dem Sefinenthal (einer Verzweigung der Bog-
OEOGR. LEX. 83 — n — 39
6i0
HIIN
HUN
nicht be-
oder von
ganffenalp) und dem obern Kienthal
Bonaers schwierig, kann von Murren aus in
Kienthal aus in 67« Stunden bewerkstelligt
werden. Aussicht derjenigen seines Nach-
barn, des von Murren viel besuchten
Schilthorns, in vielen Beziehungen gleich.
HUND8KOTTENBACH (Kt. Schwyz).
Wildbach ; entspringt am NO.-Hang des
Hochstuckli (n. von den Mythen) in 1450 m,
durchfliesst während 4 km ein nach N.
ziehendes Waldthal, nimmt zahlreiche
kleine Nebenadem auf, erhält bei Biberegg
(950 m) im Thal von Rotenturm den Namen
Steineraa und biegt hier scharf nach W.
ab, um in den Lowerzersee zu münden.
Das ganz im Flysch ausgewaschene Hunds-
kottentobel ist stark bewaldet, von vielen
Runsen angeschnitlen und bestandigen
Boden rutsch ungen ausgesetzt. Es gestattet
den Uebergang von Rotenturm über den
Hacken nach Schwyz oder ins Alpthal und
nach Einsiedeln.
HUND8R0CK (Kt. Bern, Amtsbez.
Saanen). 2049 m. Langgestreckter Alpwei-
denrucken, zwischen dem Thal von Ablänt-
schen und dem Thal der Kleinen Simme.
Schöner Aussichtspunkt, 2 Stunden so.
über dem Dorf Abläntschen. Besteht aus
Flysch mit Wechsellagerung von grobkör-
nig:em Sandstein (sop;. Hundsrucksand-
Btein) und Kalktonschiefem. Tiefer unten
eine Konglomeratbank mit gerollten Geschieben. Der
Name entweder von der Gestalt des Rückens oder von dem
hnußgen Vorkommen des Nardgrases {Nardtis stricta)^
das hier im Yolksmund Hundshaar geheissen wird.
HUNDSROCKEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Gossau). 550 m. Gruppe von 7 Häusern ; 2,5 kmö. Gossau
und 1,8 km s. der Station Wetzikon der Linie Zürich-
Uster- Rappers wil. 22 reform. Ew.
HUND8TBIN (Kt. Appenzell L R.). 2159 m. Gipfel,
in der Kette des Altmann, nw. über dem Fählensee und
der FAhlenalp und 5-6 Stunden s. über Appenzell. Besteht
wie die ^anze Altmannkette aus stark gefalteten und von
der Erosion in hohem Masse zerfressenen Schichten der
untern Kreide. Wird vom Weissbad aus über die Meglis-
alp und den Bötzel (1790 m) häufig bestiegen (4 V« Stun-
den). Nachbarn des ilundstein sind die Freiheit (2142 m)
Im W., der Rote Turm Im S. und der Vordere Hundstein
HUNDSTEIN (Kt. St Gallen, Bez. Ober Toggenbor^V
1903 m. Gipfel; 1,5 km s. vom Säntis (2504 m) and s.
Qaologisches Querprofil darch den Hundstein.
1. EocäD ; 2. Obere Kreide (Seewerkalk) ; 3 Albieo (Gault) ;
kalk) ; 5. Neocom und Vaiangien.
4. Urgon (Scbratten-
Ilundstein und Freiheit von Norden.
(2072 m) im N. Alle diese Gipfel sind felsig und entbehren
der Alpweiden. Doch lässt man auf dem Hundstein noch
Schafe weiden, obwohl sein Gipfelpunkt nach N. überhängt.
vom Gir, nw. über den Hätten von Flis. Bildet wie der
Gir (2171 m) ein aus der Mulde s. vom Gewölbe des San-
tisgipfels herausgearbeitetes UrgonrilT. Oestl. vom Hund-
stein steigt eine vom Säntis herabkommende Runse zu
den Hütten von Flis ab, westl. von ihm führt ein von
Wildhaus ausgehender Fussweg durch die Klus und über
die Hütten von Klingen auf den Säntis und im SO. und
S. fliesst die vom Rotsteinpass und Brünnen kommende
Säntisthur thalauswärts.
HUNDSTOCK (Kt. Uri). 2216 m. Gipfel, in der Kette
des Rophaien, s über dem Riemenstaldenthal ; besteht
wie seine Nachbarn Dübistock (2051 m), Dieppen (2226 m)
und Rosstock (2463 m) aus unterer Kreide (Neocom), wäh-
rend der weiter s. gelegene Hagelstock (2207 m) aus dem
dem Neocom unterliegenden Malm herausgearbeitet ist
Trigonometrisches Signal erster Ordnung. An den Gehän-
gen und am Fuss aller dieser Felsgipfel zahlreiche Alp-
weiden, besonders auf der Seite Re-
gen Riemenstalden (Ziogelialp, Alpeien
etc.), und noch tiefer unten Wald.
HUNDWIL (Kt. Appenzell A. R..
Bez. Hinterland). 793 m. Gem. und
Pfarrdorf, über dem rechten Ufer der
Urnäsch und an der Strasse Waldstatt-
Teufen, 3 km nö. der Station Wald-
^ statt der Appenzellerbahn (Winkeln-
^fl|k Herisau-Appenzell). Postbureau , Tele-
/^^^Jfil S,''^P^* Telephon; Postwagen Herisau-
■ ^B^^^H Teufen. Gemeinde, mit Aeschen, Anen,
I^^^^^H ßuchberg, Hagtobel , Label , Ob dem
^^HP^BH Label, Pfand, Schmiedshaus, Sonder.
^K^^H Stechlenegg, Stuhn und Tobel : 282 Häu-
^^I^^^H ser, 1523 zur grossen Mehrzahl reform.
^^^^H Ew. ; Dorf : 61 Häuser, 356 Ew. Vieh-
^^^^^^H zucht und Milchwirtschaft. Maschinen-
^^^^^^H| Stickerei. Waisen- und Armenhaus.
^^^^HF] Hilfsgesellschaft. Hundwil ist eine der
t^^HP^ ältesten Gemeinden des Kantons. Hier
iL x5l m"' versammelt sich jedes ungerade Jahr
n. ÄsX. fW ^^ letzten Sonntag des April die Appen-
zeller Landsgemeinde. Hundwil war
eines der vier Appenzeller Aemter, die
_^^ ^1377 dem schwäbischen Bund beige-
treten sind. Kirche alt ; mit Portal aus
dem 15. Jahrhundert, 2 aus dersell>en
Zeit stammenden Chorfenstem und ei-
ner noch älteren kleinen Glocke. Sie erhielt 1894 einen
neuen Glockenturm. Heimat des Appenzeller Reformators
Walter Klarer (f 1567). 921 : . Huntwilare. 1405 wird hier
HUN
HUR
611
eine Letzi genannt. Die 1778 erbaute alte Holzbräcke über
die Urnäsch trä&t eine Reihe von Sinnsprüchen.
HUNDWII-(Kt St. Gallen, Bez.
Gern. Mürswilj. 510 m. Gruppe voq
fruehi barer Land«chafl ; ä km ö. der
ml der Linie St. Gallen-Rorschach.
AckerhflQ und Viehiuchf Käserei,
HUNDWIUERHCEHe nvL Ap-
Borachach ,
4 llatiserti, in
Station Mora-
27 kathol.Ew.
Stickerei*
pen^ell A, R,
Kirche Hundwii.
und I. R.). 1309 m. Nagelfluhffipfe!, in der Kette zwischen
den Thälern der Urnäsch una Sitter, V« Stunde nw. über
Gonten. Gastwirtschaft. Aussichtspunkt, im Sommer von
Hundwii, Zürchersmühle (über Ramsten) und Gonten
oft besucht.
HUNDWILERN (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). 1198
m. Berffgrat, zwischen den Thälern der Alp und Biber;
nördl. davon der Katzenstrick und w. davon der Günzlis.
Am S.-Hang der Ketzeren boden. Ausgezeichnete Alpwei-
den, mit Pferden bezogen. Schöne Aussicht auf Zentral-
und Ostalpen und daher von Einsiedeln aus viel be-
sucht.
HUNQERBERG (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 474 m.
Schön abgerundete und bewaldete Anhöhe, n. Aarau über
dem linken Ufer der Aare. Am S.-Hang Reben. Schöne
Aussicht auf das Aarethal, Mittelland und die Alpen. Gast-
hof. Joh. Rud. Meyer aus Aarau (1739-1813) Hess hier
einen Spazierweg anlegen, der heute noch seinen Namen
trägt. Am S.-Hang die « Blumenhalde », das von Heinrich
Zschokke 1817 erbaute Landhaus.
HUNQERBOHL (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Salmsach). 414 m. Dorf, an der Aach ; 1 km wsw. Salms-
ach und 2,8 km sw. vom Bahnhof und Hafen Romans-
hörn. 29 Häuser, 150 reform, und kathol. Ew. Kirchge-
meinden Romanshorn und Romanshorn-Salmsach. Are-
sen- und Obstbau. Käserei. Mühle. Obstpressenfabrik.
HUNQBRZELG (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem.
Rothrist). 406 m. Weiler, am rechten Ufer der Aare und
1 ,5 km sw. der Station Kothrist der Linie Olten-Bern.
18 Häuser, 159 reform. Ew. Ackerbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Eine Baumwollspinnerei.
HUNKELEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Ruswil).
778 m. Zwei Höfe, am S.-Hang des Hombergs, 2 km nw.
Hellbühi und 5 km sw. der Station Rotenburg der Linie
Luzern-Olten. 30 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hellbühl.
Kapelle. Ackerbau und Viehzucht.
HUNNBNFLUH (KU Bern, Amtsbez. Interiakeu).
1200 m. Turmförmige Felsbastion, rechts über der Lüt-
schine und dem Eingang ins Lauterbrunnenthal. Durch
die regelmässige Lagerung der Gesteinsschichten bemer-
kenswert.
HUN8 (LA GROTTE od. ROCHE DE8)(Kt. Wallis,
Bez. Harens, Gem. Hörömence). Etwa 1600 m. Wenig be-
kannte natürliche Höhle, der zahlreichen an sie sich
knüpfenden Sagen wegen auch Grotte aux Fees genannt.
Liegt 4 km s. vom Dorf H^römence im letzten felsigen
Ausläufer des vom Greppon Blanc zum linken Ufer der
Dixence absteigenden Kammes. Der Eingang zur Höhle
befindet sich an der senkrechten Felswand, die auf der
Siegfriedkarte Six des F6es genannt wird, in einer Höhe
von mehr als 220 m über dem Thal und über unzugäng-
lichen Steilabfallen, sodass man nur mit Hilfe von Leitern
und Seilen zu ihm gelangen kann. Nach Lutz soll die
Höhle einst einem Einsiedler zur Wohnunff gedient ha-
t^n, nnchdem schon früher eine von allen Orten verjagte
Hunnen (oder Keinen-) familie hier il^ren Aufenthalt j^e-
nornmen habe. Tatsache ist nur, dass am Eingang sich
etwas Mauerwerk findet und dass man auch sonst noch
einige Spuren davon sieht, dass die Höhle einst bewohnt
gewesen ist.
HUNZEN8WIL (Kt. Aargau, Bez. Lenz-
burg). 460 m. Gem. und Dorf, an der
Strasse Aarau-Lenzbur^ und 5,7 km osö.
Aarau. Station der Linie Aarau-Suhr- Wet-
tingen. Postbureau, Telephon. 102 Häuser,
670 reform. Ew. Kircngemeinde Suhr.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
HUNZIKEN (Kt. Bern, Amtsbez. Konol-
finffen. Gem. Rubiffen). 525 m. Gruppe von
9 Häusern, am recnten Ufer der Aare und
1 km sw. der Station Ruhigen der Linie
Bern-Thun. Telephon. 81 reform. Ew.
Kirchgemeinde Münsingen. Wiesenbau.
Mühle, Säge. 100 m lange gedeckte Aare-
brücke aus Stein und Holz, 1832 von einer
Aktiengesellschaft erbaut, die bis 1848 ei-
nen Brückenzoll erhob. Der Ort erscheint
9»2 in einer St. Galler Urkunde als Hun-
cinga.
HUNZIKON (Kt. Luzern, Amt Sursee.
(rem. Geuensee). 740 m. Gruppe von 4 Häusern; 1,6 km ö.
Geuensee und 4,5 km nö. der Station Sursee der Linie
Luzern-Olten. 43 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sursee.
Acker- und Wiesenbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
996 : Hunzingen ; 1220 : Hunzingin ; 1331 : Huntzingen ;
1538 : Hunzigken = bei den Nachkommen des Hunzo. Im
Dialekt Hunzige, Hunzigke.
HUNZIKON (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem.
Wänfi^i). 500 m. Weiler, am linken Ufer der Murg, 2 km
so. Wängi und 200 m s. der Station Rosenthal der Stras-
senbahn Frauenfeld- Wil. 17 Häuser, 92 reform, und ka-
thol. Ew. Kirchgemeinde Wängi. Wiesen- und Obstbau,
Stickerei.
HUOB (Kt. Nidwaiden, Gem. Oberdorf). 586 m. Gruppe
von 7 Häusern, am N.-Hanff des Stanserhorns und 1,5 Km
so. über Stans. 23 kathoi. Ew. Kirchgemeinde Stans.
Viehzucht.
HUOB (Kt. Schvvryz, Bez. Höfe, Gem. Freienbach).
420 m- 5 Häuser, unmittelbar ö. Pfaffikon zerstreut ge-
legen, 500 m ö. der Station Pfaffikon d^r Linie Rappers-
wil-Goldau. 20 kathol. Ew. Acker-, Obst- und Gemüsebau.
Als einer der ältesten Ammänner dieser Gegend wird 1383
ein Heini in der Huob genannt.
HUOB und HUOBRAIN (Kt. Zug, Gem. Hünenberg).
480 und 429 m. Zwei Gruppen von zusammen 4 Häusern,
1 km w. der Station Cham der Linien Zürich-Zug-Luzem
und 1,5 km nö. Hänenberg.l8 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Cham. Schöne Aussicht.
HUOBEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gross-
wangen). 563 m. Gruppe von 8 Häusern; 1,5 km s. Gross-
wanffen und 5 km ö. der Station Willisau der Linie Lan-
genthal-WoIhusen. 56 kathol. Ew. Landwirtschaft. Torf-
ausbeute.
HUOBEN (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Gunzwil).
717 m. Gruppe von 8 Häusern, am N.-Hang des Blosen-
bereis; 1,5 km s. Gunzwil und 6 km sw. der Station Rei-
nacn der Zweifflinie Beinwil-Reinach der Seethalbahn.
52 kathol. Ew. Kirchgemeinde Münster. Wiesenbau. Vieh-
und Käsehandel.
HUOBRAIN (Kt. Zug, Gem. Hünenberg). Häuser-
gruppe. S. den Art. Huob.
HUPRiECHTIGEN (KLEINER, MITTLER,
OBER und UNTER) (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem.
Nottwil). 694^49 m. Bauernhöfe, am Hang links über
dem Sempachersee zerstreut gelegen und 2,5 km s. der
Station Nottwil der Linie Luzern-Olten. 12 Häuser, 54
kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. 12^ : Hunprechtingen.
HÜRDEN (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Freienbach).
421 m. Halbinsel, sw. vor Rapperswil; schiebt sich zwi-
schen Freienbach und Lachen von links her in nö. Rieh*
612
UUR
HUT
tang in den Zürichsee vor uad teilt diesen in den Über-
see und Untersee (oder Zürichsee im engeren Sinne).
Wird von der Linie Rapperswil-Goldan der Länge nach
durchzoffen. 2 km lang und 500 m breit. Bildet in geolo-
gischer Beziehung den Rest einer alten Endmoräne des
einstigen Linthffletschers und hat sich seither durch an-
geschwemmtes Material wieder versrössert. An der Wur-
zel der Halbinsel (im SO.) grosse Kiesabiafferungen, die
einst Reben trugen, dann aber stark ausgebeutet worden
sind. Heute stehen auf der Halbinsel Reben, Wiesen und
Obstbäume. Am NO.-Ende das kleine Fischerdörfchen
Hürden. Hürden wurde vom Kaiser Otto L 965 dem Klos-
ter Einsiedeln geschenkt und stand wie dieses unter der
Kastvogtei der Grafen von Rapperswil und später der
Grafen von Habsburg. 1345 ertranken zwischen Rappers-
wil und Hürden 40 Pilger. Die Herzoge Rudolf und Al-
brecht von Oeslerreich liessen 1358 zwischen
diesen beiden Orten eine 1425 m lange Holz-
brucke erbauen. Hürden wurde 1388 von
Zürich erobert, kam dann im Friedens-
traktat von 1^ wieder an Oesterreich,
um aber schon 1412 neuerdings an Zürich
zu fallen. Im Frieden von 1440 endlich
musste Zürich die « Höfe i Pfaffikon, Wol-
lerau, Hürden und Ufenau an Schwyz ab-
treten. Der Pfarrvikar auf der Ufduau er-
hob wie das Kloster Einsiedeln selbst von
jedem Fischer von Hürden eine Kopfsteuer
und erhielt von jedem Fischzug seinen
Anteil. Am 21. Mai 1448 legten die Zürcher
das Dörfchen in Asche, worauf die Schwyzer
die Holzbrücke nach Rapperswil zerstör-
ten. Diese wurde aber bald wieder herge-
stellt. 1878 trug man die alte Brücke ab
und verband Hürden und Rapperswil
durch einen Damm, über den heute eine
Fahrstrasse und eine Eisenbahnlinie füh-
ren.
HÜRDEN (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem.
Freienbach). 411 m. Kleines Fischerdörf-
chen, am NO.-Ende der Halbinsel Hürden
und an der Strasse von Rapperswil hinnl)er
nach dem linken Ufer des Zürichsee, 2 km
nö. der Station Pfäfßkon der Linie Rappers-
wil-Goldau und 2 km sw vom Bahnhof
Rapperswil. Telephon. 9 Häuser, 56 kathol. Ew. Fisch-
fanff. LandwirtschaA, etwas Weinbau. Kapelle. Yergl. den
vorhergehenden Art.
HURNBN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Sir-
nach). 582 m. Weiler, am NO.-Fuss des Hackenbergs,
3 km sw. Sirnach und 2 km so. der Station Eschlikon der
Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. Postablage. 13 Häu-
ser, 64 zur Mehrzahl reform. Ew. Wiesen- und Obstbau,
Wald und Holzhandel. Stickerei.
HUR8CHGA88E (OBERE und UNTERE) (Kt.
Bern. Amtsbez. Thun, Gem. Thierachern und Uetendorf).
635 und 628 m. Zwei Gruppen von zusammen 5 Häusern,
800 m von einander entfernt, im Thälchen des Wahlen-
baches: 1 km nw. Thierachern und 1,5 km sw. Ueten-
dorf. 31 reform. Ew. Kirchgemeinde Thierachern. Land-
wirtschaft.
HURST (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). 1951
m. Bergrücken, nö. vom Alvier (2345 m) und 4,2 km
w. der Station Sevelen der Linie Rorschach-Sargans.
Bildet zusammen mit dem Kopf (1998 m) einen klei-
nen Bergstock, der nach W. steil zum Neocomzirkus der
Matschülalp abfallt. Besteht wie auch der Alvier aus Ur-
gon.
HURTGRABEN (HINTER, MITTLER und VOR-
DER) (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Luthern). 820-
90o m. vier Häuser, am rechten Ufer der Luthern, 2 km
so. vom Dorf Luthern und 10 km s. der Station Hüswil
der Linie Langenthai- Wolhusen. 24 kathol. Ew. Ackerbau
und Viehzucht.
HU8EN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Meiringen). 598 m. Dorf, am S.-Fuss des Haslebergs
und am rechten Ufer der Aare, an der Strasse Meirin-
gm-Brienz und 1,5 km nw. der Station Meiringen der
rünigbahn ( Luzern -Brienz). 54 Häuser, 316 reform.
Ew. Ackerbau und Viehzucht. Beim grossen Brand von
Meiringen 1891 ward Husen ebenfells ein Opfer der
Flammen.
HUSEN (Kt. Uri, Gem. Wassen). 1179 m. Gruppefon
5 Häusern, am linken Ufer der Meienreuss und 3 km nw.
der Station Wassen der Gotthardbahn. 30 kathol. Ew.
Kapelle. Alpwirtschafl.
HU8ENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
Wildbach; entspringt mit drei Quellarmen (Vogel- oder
Dorfbach, Lauenenbach, der dritte auf der Karte unbe-
nannt) am S.-Hang des Giebel und Küngstuhl in etwa
1800 m. Die drei Bäche vereinigen sich am Fass des
Hasleberas in 598 m zum Husenbach, der nach 2,2 km
langem Lauf in der Richtung nach W. 2,3 km nw. Uoseo
in wl m von rechts in die Aare mündet.
HU8ERHOF (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem.
Unter Lunkhofen). Weiler. S. den Art. Hauserhof.
Hotstock, vom Hanghorn aus.
HUT8TOCK (Kt. Obwalden). 9679 m. Stolzer Fels-
gipfel, in der Kette zwischen Engelberger- und Melch-
thal, unmittelbar so. über dem diese beiden Thäler
miteinander verbindenden Juchlipass. Wird seiner
ßrachtvoHen Aussicht wegen oft besucht ; Aufstieg von
[elchthal über Ober Wendalp (Nachtquartier) in 5 Vi
Stunden.
HÜTTE <LA) (Kt. Bern, Amtsbez. CourtelaryK Gem.
und Dorf. S. den Art. Hbutte (La).
HUTTWIL (Kt. Bern, Amtobez. Trachselwald). 646 m.
Gem. und kleine Stadt, am linken Ufer der
Langeten, an der Kreuzung der Strassen
nach Langenthai, Snmiswald- Worb-Ben
und Willisau-Luzern; an der Grenze gegen
den Kanton Luzern. Station der Linie Ud-
genthal-Huttwil- Wolhusen und der p^ojektie^
ten Linie Hnttwil-^umiswald-Ramsei, Post-
bureau, Telegraph, Telephon; Postwa^
nach Sumiswald. Eriswil und Wissachenrraben. Die
Gemeinde zerfällt in zwei Abteilungen : 1. Huttwilberd
mit Holen, Hub, Huttwil, Uech und Walke und 1
Huttwilhof mit Elmegg, Flechten, Gommen, Ittishüse
ren, Niffel, Niffenegg, Schwarzenbach, Schweinbras-
nen, Tschäppel und Unteräbnit. Zusammen 440 Häa-
ser, 3916 reform. Ew. ; Städtchen : 152 Häuser, 1552 Ew.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Ackerbau und
Viehzucht, doch spielt auch die Industrie eine grosse
Rolle : je eine Tuch- und Möbelfobrik, eine Weber«,
zwei Strickereifabriken; 4 Gerbereien, eine Mühle, eine
Brennerei, eine Essenzfabrik, 7 Käsereien, eine Badi-
druckerei mit Zeitung. Zwei Sparkassen. Direktionssitz
der Linie Langenthal-Huttwil-Wolhusen. Wasserversor-
gung in den Häusern. Elektrisches Licht und Kraft too
Winau her. Neu erbautes Krankenhaus. Sekundärschule.
Sechs grosse Jahrmärkte. Das Städtchen ist häbsch ^e-
HUT
HUZ
613
haut und hat keine alten Häuser, weil es zu drei wieder-
holten Malen durch Feuer zerstört worden ist: im Laupen-
Iluttwil voQ Norden.
krieg 1340 durch die Bemer, 1537 durch Unvorsichti|^-
keit einer Frau und 1834 durch Blitzschlag, wobei 4i
Häuser eingeäschert wurden. Die Häuser von Huttwil
gruppieren sich in drei Reihen längs der Hauptgasse
und der Hintergasse. Von der n. vom Städtchen ge-
legenen Hochebene der Allmend (dem früheren Exerzier*
platz) schöne Aussicht auf das Emmenthal und die Alpen.
Huttwil hat eine bewegte Vergangenheit hinter (>ich.
Zum erstenmal wird es um die Mitte des 9. Jahrhunderts
als Huttiwilare= Weiler des Hutto benannt. Agnes, Toch-
ter des Königs Rudolf von Rheinfeldfen und Gemahlin des
Herzogs Berchtold II. von Zähringen, vergabte 1108 das
Patronat über die Kirche von Huttwil und die dazu f^e^
hörenden Güter dem Benediktinerkloster St. Peter im
Schwarzwald. Seit dieser Zeit führt Huttwil die Schlüssel
Petri im Wappen. Die andere Hälfte der Güter zu Hutt-
wil, über die uraf Mangold von Neuenburg zu verfugen
hatte, wurde von diesem um die Mitte des 12. Jahrhunderts
dem Kloster St. Johann bei Erlach geschenkt. Im 13.
Jahrhundert heisst der Ort Huetevile. Nach dem Erlöschen
der Zähringer 1218 kam Huttwil an die jüngere Linie der
Kiburger. Adelheid, Gemahlin des Ritters Cono von 01-
tingen, vergabte 1250 ihren ganzen freien Besitz zu Niffel
(Gemeinde* Huttwil) dem Deutschordenshaus in Sumis-
wald. Die beiden Brüder Graf Hartmann und Graf Eber-
hard von Kiburg traten 1313 die Veste Huttwil freiwillig
an den Herzog Leopold von Oesterreich ab, der sie ihnen
sofort wieder zu Lenen gab. Als aber 1322 Graf Hartmann
von seinem Bruder Graf Eberhard im Schloss zu Thun
ermordet wurde, fiel Huttwil zusammen mit der ganzen
Landgrafschaft Burgund an das Haus Oesterreich als Ei-
gentum, und dieses verpfändete die Veste 13^ an seine
Qienstleute die Ritter Grimm von Grünenherg. 1^1
söhnte sich Graf Eberhard wieder mit dem Herzog von
Oesterreich aus und empfing vom ihm alle seine früheren
Lenen zurück. Von dieser Zeit an war Graf Eberhard ein
treuer Anhänger der Herzoge und ein heftiger Feind der
Stadt Bern, so dass die Bemer nach der Schlacht von
Laupen (1339) vor Huttwil zogen, die Veste stürmten,
nahmen und in Asche legten (1340). Ihre grosse Schulden-
last nötigte die Kiburger, neben anderen ihrer Besitzun-
gen auch Huttwil neuerdings an die Herzoge von Oester-
reich zu verkaufen (1363), von denen sie den Ort wieder
zu Lehen erhielten. Schon 1378 verpfändeten sie ihn aber
an die Grimmen von Grünenherg, von denen er durch
Kauf 1404 an Burkhard von Sumiswald kam. Dieser, der
ebenfalls tief in Schulden steckte, verkaufte 1406 neben
vielen anderen seiner Güter auch Huttwil an die Stadt
Bern. Inzwischen muss der Ort von den Guglern 1375
neuerdings zerstört und nachher wiederaufgebaut worden
sein. 1557 löste Bern die noch bestehenden Rechte des Klos-
ters St. Peter ab, nachdem es schon zur Zeit der Einführung
der Reformation die Güter des Klosters St. Johann um
einen auffallend geringen Preis angekauft hatte. Unter
der Berner Herrschaft stand dem Städt-
chen ein Schultheiss vor. Wie andere
Gemeinden des Emmenthales wider^
setzte sich auch Huttwil längere Zeit
der Einfuhrung der Reformation. 1653
brach der blutige Bauemkriee aus, wäh-
rend dessen die Leute von Huttwil mit
Leidenschaft sich der Sache der Bauern
anschlössen. Am 30. April und 14. Mai
dieses Jahres traten die Bauern in
Huttwil zur Landsgemeinde zusammen,
beschworen den bümiswalder Bundes-
brief und rüsteten sich zum allge-
meinen Aufstand. Dessen unglücklicher
Ausgang ist bekannt. Die Huttwiler
mussten die starke Tatze Berns schwer
fühlen : die Gemeinde wurde mit einer
unglaublich hohen Geldstrafe belegt,
es wurden ihr das Stadtrecht entzogen
und ihre Tore weggehoben. Das von
den Huttwilern zerstörte u. verbrannte
Haus ihres Schultheissen Blau ward
von der Berner Regierung als stattli-
cher Bau (die heulige «Alte Krone i»)
neu erstellt. Dem in Bern hinge-
richteten Klaus Leuen berger, dem Ob-
mann und Hauptanführer des Bundes, ist in Huttwil
ein Denkmal aus Gotthardgranit erstellt worden, das man
am 26. Juli 1903 — am gleichen Tage mit der Denk-
mal weihe für Christian Schvbi in Escholzmatt —
feierlich eingeweiht hat. Die ihnen zu Teil gewordene
harte Strafe vergassen die Huttwiler nicht, so dass
sie 1798 einen Freiheitsbaum aufpflanzten und das erste
einmarschierende französische Bataillon freundlich auf-
nahmen. In der Folge hatten sie dann freilich unter
dem Drucke der französischen Einq larlierung noch
Manches zu leiden. Am 31. März 1845 brach von Hutt-
wil die Kolonne Billo der unter dem Oberbefehl von
Ulrich Ochsenbein stehenden Freischaaren gegen Luzem
auf, und im Sonderbundskrieg setzte sich am 22. Novem-
ber 1847 ebenfalls von Huttwil aus die Brigade Frey der
eidgenössischen Armee gegen Luzem in Marsch. Der
« Feuerstein » in der Gemeinde Huttwil ist vielleicht eine
alte Opferstätte. Vergl. Nyffeler, Joh. Heimatkunde von
Huttwil. Bern 1871.
HUTTWILHERD (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Huttwil). Gemeindeabteilung. S. den Art. Huttwil.
HUTTWILHOF (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Huttwil). Gemeindeabteilung. S. den Art. Huttwil.
HUTZIKON (Kt. Zürich, Bez. Winlerthur, Gem. Tur-
benthal). 545 m. Gemeindeabschnitt und Dorf, am rechten
Ufer der Töss, an der Strasse Winterthur-Turbenthal und
400 m n. der Station Turbenthal der Tössthalbahn (Win-
terthur-Wald). Telephon. Zusammen mit Altmühle : 93
Häuser, 544 reform. Ew.; Dorf: 67 Häuser, 381 Ew.
Baumwollenindustrie, Spinnerei und Stickerei. Aleman-
nengräber. 873: Huzinhovan. Keine Burgspuren. Das
Winterthurer Schul theissengeschlecht Hunzikon (1312-
1495) stammt wohl eher von Hunzikon im Thurgau,
scheint übrigens auch nicht ritterlicher Herkunft ge-
wesen zu sein.
HUWELGA88 (Kt. Obwalden, Gem. Kerns). 554 m.
Gruppe von 9 Häusern, 200 m nw. der Kirche Kerns und
1,4 km so. der Station Kerns der Brünigbahn (Luzem-
Brienz). 23kathol. Ew.
HUWIL (Kt. Luzem, Amt Hochdorf, Gem. Römers-
wil). 483 m. Gruppe von 6 Häusern, s. vom Baldeggersee;
2,3 km ö. Römerswil und 2,5 km ssw. der Station Haldegff
der Seethalbahn. 37 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hochdorf.
1101: Hunenweilare; 1241: Hunwile. Sitz der Edeln von
Hunwil, die in den Urkunden von 1230 bis 1474 er-
scheinen
HUZENWIL (Kt. Thurgau. Bez. Frauenfeld, Gem.
AadorO. 490 m. Gruppe von 6 Häusern; 3,5 km n. Aadorf
und 2,5 km wnw. der Station Mazingen der Strassenbahn
Frauenfeld-Wil. 30 reform, und kalhol. Ew. Kirchgemein-
den Aawangen und Aadorf. Acker-, Wiesen- und Obst-
bau.
614
IBE
I (UNTER) (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Sattel). WeUer.
S. den Art. Unteri.
IBACH. Ziemlich häußg vorkommender Name von
Bächen und Siedelungen ; vom althochdeutschen iwa =
Eibe {Taxtu baccata), im Dialekt Ibe, Iwe, le, etc. ge-
heissen. Ibach ist entweder zusammengesetzt aus I =
Eibe und Bach oder aus Ib == Eibe und Ach, von ahi =
tliessendes ^^asser
IBACH (Kt. Appenzell I. R.). Bach« erster ZuOuss der
Sitter; entspringt am S.-Hang der Fähneren in 1150 m
und mündet nach 3 km langem Lauf nahe dem Weiss-
bad in 812 m von rechts in aie Sitter. Ist nach Gewittern
ein gefahrlicher Wildbach. An den Hängen seines tiefen
Tobeis stehen Nummulitenkalke an.
IBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Buchholter-
berg). 890 m. 10 Häuser, auf einer Hochfläche rechts über
dem Ufer der Rotachen zerstreut gelegen, südl. vor der
Falkeniluh und 4 km ö. der Station Brenzikofen der elek-
trischen Vollbahn Burgdorf-Thun. 54 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Heimensch wand. Wiesenbau.
IBACH (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 457 m. Indu-
strielles Dorf, zu beiden Seiten der Muota^ an der Strasse
Schwyz-Brunnen und 2 km ssö. der Station Schwyz der
Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Post-
wa^^en Brunnen-Schwyz. 171 Häuser, 1482 kathol. Ew.
Filialkirche von Schwyz. Wiesen-, Gemüse- und Obst-
bau. Lederfabrikation. Eine Ziegelei. Baumwoll- und
Seidenwebereien. Säge, Holz- und Yiehhandel. Schöne
Kapelle und neues Scnulhaus. Am linken Ufer der Muota
die sog. Erlen, ein Gelände, das oft unter den Hochwas-
sern des Flusses zu leiden gehabt hat. Die schöngelegene
Ebene « Hof» war einst kantonaler Exerzierplatz.
IBACH (Kt. Solothurn, Amtei Thierstein). Bach; ent-
springt am Gilgenberg in 700 m mit zwei Quellarmen,
die sich unterhalb Zullwil vereinigten, und mündet nach
6 km langem Lauf gegen NW. in 325 m von rechts in
die Birs. Bildet während der letzten drei km seines Lau-
fes die Kantonsgrenze zwischen Solothurn und Bern.
IBACH (HINTER) (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 458
m. KleinesDorf, zu beiden Seiten der Muota, 700 m so. Ibach
und 2,7 km so. der Station Schwyz der Gotthardbahn.
20 Häuser, 103 kaihol. Ew. Wiesen-, Gemüse- und Obst-
hau, Viehzucht. Baumwollenindustrie. Holz- und Vieh-
handel. Hier versammelte sich am linken Ufer der Muota
und an der Grenze der ehemaliffen Unterabteilungen
Muotathal und Nieder wässer des Bezirkes Schwyz vom
13. Jahrhundert an bis ins 19. Jahrhundert hinein die kan-
tonale und später noch die Bezirkslandsgemeinde. Südl.
von Hinter Ibach steht an der Muota das neue Elektrizi-
tätswerk, das den ganzen SW. des Kantons mit Kraft und
Licht versorg. Von Hinter Ibach zweifft auch die links
der Muota hinziehende alte Strasse ins Muotathal ab. Alte
Gedeckte Holzbrücke über die Muota zwischen Hinter
berg und Degen berg.
IBENM008 (Kt. Luzern, AmtHochdorf, Gem. Hohen-
rain). 690 m. Gemeindeabteilung und Häusergruppe, am
W.-Hang des Lindenbergs ; 2,3 km n. Hohenrain und 3,2
km nö. der Station Baldegg der Seethalbahn. Zusammen
mit Unter Illau : 20 Häuser, 109 kathol. Ew. ; Weiler: 5
Häuser, 32 Ew. Kirchgemeinde Kleinwangen. Acker-,
Wiesen- und Obstbau. Waisen- und Armenhaus der Ge-
meinde Hohenrain. Früher stark besuchtes Heilbad, zu-
sammen mit ausgedehnten Ländereien Eigentum der
Johanniterkomthurei zu Hohenrain. 1230 : pratum Ibin-
mos. Wie die Bezeichung pratum (= Wiese) andeutet,
stand zu jener Zeit hier wahrscheinlich noch keine Sie-
delung. Der Name vermutlich = Eibenmoos (von Ib =
Eibe, Taxus baccata), Funde von Bronzegegenstanden.
IBERQ. Ortsname; wie Ibach von I, Ib, Iwa = Elbe
(Taxus baccata) herzuleiten. In den Kantonen Aargau,
Luzem, Nidwaiden, St. Gallen, Schwyz, Thurgau, Wallis
und Zürich nicht selten.
IBERQ (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Seen). 570
m. Gemeindeabteilung und Dorf, im Tössthal ; 1,4 km so.
Seen und 1,5 km ö. der Station Sennhof der Tössthal-
bahn (Winterthur- Wald). Telephon. Gemeindeabschnitt,
mit Gotzenwil, Mulchlingen, Thaa und Weier : 82 Uäaser,
417 reform. Ew.; Dorf: 35 Häuser, 172 Ew. Viehzucht
Im sog. a Stock Iburs », 500 m nördl. von Ibei^, soll nach
der Ueberlieferung eine Burg gestanden hat>en, die in-
dessen weder durch Spuren noch Urkunden nachgewie-
sen ist. Der Name entweder als « Iddaberg s oder < Eiben-
berg » zu deuten.
IBERQ (AUF) (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 772 m.
Gemeindeabschnitt una kleines Dorf, am S.-Hang des
Ober Giebel und 5,5 km so. der Station Schwyz der Gott-
hardbahn. 26 Häuser, 145 kathol. Ew. Kleine Kirche.
Wiesenbau und Viehzucht. Holzhandel. Hier wohnte Land-
ammann Kätzi, der Held von Marignano (1515), dessen
Geschlecht jetzt ausgestorben ist. 1799 wurden die hier
verschanzten Franzosen von den Russen verjagt.
IBERQ (OBER) (Kt. und Bez. Schwyz). 1127 m. Gem.
und Weiler, auf den Höhen zwischen den Thälem der
Minster und Stillen Waag, am N.-Hanff des Roggenstocks,
10 km nö. Schwyz und 14 km so. Einsiedeln. Postbu-
reau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Einsiedeln.
Die Gemeinde ist ziemlich ausgedehnt und zählt zusam-
men mit Dohlen, Gschwend, Jässenen, Laburg, Neusee-
wen, Schattenberg, Sonnenseite und Tschalun : 109 Häu-
ser, 690 kathol. Ew. : Weiler: 10 Häuser, 70 Ew. Seit 1481
eij^ene Kirchgemeinae. Kirche und Kapelle. Wiesenbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Grosse und schöne Alp-
weiden. Seidenweberei. Vieh- und Holzhandel. Schul-
haus. 500 m SW. vom Weiler der Kurort Neuseewen. Vom
11.-14 Jahrhundert war Ober Iberg ein beständiges Streit-
objekt zwischen Schwyz und Einsiedeln. In geologischer
Hinsicht ist die Umgebung von Iberg bemerkenswert
durch das Vorkommen von isolierten Bergstöcken aas
mesozoischen Gesteinen, die ohne Wurzel auf dem Ter-
tiär schwimmen (Klippen). Die von Kaufmann so getauf-
ten I bergschichten wurden von Kaufmann selbst als ein
Mittelglied zwischen dem Tertiär und der Kreide aulro-
fasst, während man sie heute als hauptsächlich triasische
Ueberschiebungsscholien deutet. Solche sind hier z. B.
der Roggenstock, die Mördergrube, die Schienstöcke
Vergl. den Art. Giswilerstcecke.
IBERQ (UNTER) (Kt. und Bez. Schwyz). 930 uA
Gem. und Kirchgemeinde; umfasst das oberste Sihlthal
und den untern Abschnitt des Thaies der Minster und
erenzt an den Bezirk Einsiedeln. 2280 ha gross. Siede-
lungsmittelpunkte sind die Dörfer Herti am rechten Ufer
der Minster mit Kirche, Schulhaus, Gasthaus und Tele-
phon, und Stöcken am linken Ufer der Minster mit
Postbureau, Telegraph, Telephon, Fremdenpensionen,
Ziegelei und Kalkofen. Beide hegen am N.-Fuss der Gng-
gernfluh 10 km so. Einsiedeln. Danet>en umfasst die Ge-
meinde noch die Häusergnippen Plangg, Schmalzgraben,
Sonnenberg, Studen und Waag. Zusammen 223 Häuser.
1414 kathol. Ew. Postwagen Einsiedeln-Ober Iber^. Wich-
tig ist die Viehzucht. Starker Vieh- und Holzhandel. Sei-
denweberei als Hausindustrie. 1884 spaltete sich Iberar in
zwei Kirchgemeinden. Das gesunde Höhenklima und die
Naturschönheiten dieser Berggegend haben Unter Iberg
zu einer mehr und mehr in Rur kommenden Sommerfrische
IBE
IFF
615
gestaltet. Das Gebiet von Unter Iberg kam durch Schen-
kung von Seiten der Kaiser Otto I. (947) und Heinrichs
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Unter Iberg, von der Hirscbfluh aus.
des (heiligen (1018) an das Kloster Einsiedeln. Diese Schen-
kungen 1 114 und 1143 durch das Reichsgericht bestätigt.
Graf Rudolf von Habsburg entschied 1217, dass Unter
Iberg gemeinsame Allmend von Schwyz und Einsiedeln
bein solle. 1350 endlich kam es dann endgiltig an Schwyz.
IBERQ BURQ oder YBERQ (Kt. St. Gallen, Hez.
Neu Toggenburgy Gem. Wattwil). 727 m. Burgruine, ge-
genüber dem Kloster St. Maria malerisch gelegen ; 700 m
sw. der Station Wattwil der Toffgenburgerbahn. Schöne
Aussicht auf dasThurthal. Am tuss des Burghügels eine
stark besuchte Fremdenpension. Die ums Jahr 1240 er-
baute Burg spielte im Streit zwischen dem Herrn von
Iberg und dem Grafen KrafiTt vonjoggenburg eine bedeu-
tende Rolle. Ersterer wurde gefangen genommen und
von seinem Gegner hart behandelt, bis er entfliehen
konnte. Dann übertrug er seine Rechte und Güter an den
damaligen Abt von St. Gallen, Berthold von Falkenstein
(1264), der den Kampf fortsetzte und die Burg wieder zu-
rückeroberte. Sein dritter Nachfolger, Wilhelm von Monf-
fort, verteidigte 1290 die Burg mannhaft ge^en die Erobe-
rungsgelüste König Rudolfs von Habsburg. Bis zum Toggen-
burgerkriejg^ residierte auf Iberg ein vom Kloster bestell-
ter Vogt. Seither hat man die Burg zur Ruine werden
lassen, die dann 1902 restauriert worden ist.
IBERQEREQQ (Kt. und Bez. Schwyz). Passubergang.
S. den Art. Egg.
IBERQFLUH (Kt. Aargau, Bez. Aarau). 721 m. Bewal-
deter Bücken, in der Kette des Bötzbergs, w. vom Linn-
berg und n. vom Dreierberg. Wird vom Bötzbergtunnel
unterfahren.
IBIKON (Kt. Zug, Gem. Risch). 500 m. Weiler; 2,4
km w. Risch und T,4 km s. der Station Rotkreuz der
Linien Zürich-Zug-Luzem. 17 Häuser, 104 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Meierskappel. Ackerbau und Viehzucht.
1189: Ipinkon; 1303: Ipikon; später Ippikon. Funde von
römischen Münzen.
IBI8QUT (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Eggen-
wil). 455 m. 5 Höfe, 600 m nö. Eggenwil und 4 km n. der
Station Bremgarten der Linie Brugg-Wohlen-Bremgarten.
13 kathol. Ew. Viehzucht.
IBRICH (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron, Gem. Bir-
chen). 13^ m. 9 Häuser, auf der Terrasse von Birchen
zerstreut gelegen, unter dem Gerwerwald und rechts über
dem O.-Arm des Laubbaches. 5 km so. der Station Raron
der Simplonbahn. 37 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
ICHERT8WIL (Kt. Solothurn, Amtei Bucheggberg).
486 m. Gem. und Dorf, am Biberenthaibach; 4,5 km s. der
Station Lüsslingen der Linie Lyss-Solothurn-Herzogen-
buchsee. Postablag-e ; Postwagen Solothurn-Lüterswil und
Solothurn-Gossliwil. 38 Häuser, 154 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Lüsslingen. Ackerbau. Säge. Auf dem Schloss-
hubel und auf Gummen römische Siedelungen.
ICOQNE (Kt. Wallis, Bez. Siders, Gem. Lens). iißS
m. Unterabteilung der grossen C^meinde Lens und Dorf;
umfasst den w. Abschnitt der Terrasse von Lens und den
linksseitigen Hang des Thaies der Riöre oder Liene, die
Icoffne von der Gemeinde Ayent trennt. 8 km nö. Sitten
und 3 km nw. der Station Granges-Lens der Simplon-
bahn. 38 Häuser, 261 Kathol. Ew. Acker- und
Obstbau, Viehzucht. Geflügelzuchterei. 1233 :
Vconis, Ucogni ; 1394 : Hucongny. Durch
Grossratsbeschluss von 1902 werden in näch-
ster Zeit die drei Gemeindeabschnitte Ico-
?ne, Chermignon und Montana, die erst
851 oer Gemeinde Lens zugeteilt worden
sind, von dieser wieder abgetrennt und
zu selbständigen Gemeinden erhoben wer-
den.
ICÖNE (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
2160-469 m. Wildbach; enUpringt am N.-
Fuss des Mont Creuzier (nahe der Pierre
ä Voir), durchmesst zwischen 1400 und 600 m
eine enge Schlucht und mündet nach 5,5 km
langem Lauf von links in die Rhone. W^äh-
rend er gewöhnlich wenig Wasser führt,
schwillt er nach einem Gewitter oder nach
lange anhaltendem Regen zu einem reissen-
den Strom an, der dann alle die Wasser
ädern sammelt, die von der bewaldeten
Schlucht zwischen den oberen Hängen von
Saxon und Riddes herabkommen. 4uf dem alten Schutt-
kegei, den der Wildbach einst im Rhonethal anffe-
scnwemmt hat, heute aber rechts liegen lässt, steht die
landwirtschaftliche Schule £cöne, die das umliegende
Gelände durch Be- und Entwässerungsarbeiten zu anbau-
fähigem Boden umgestaltet hat Vor seiner Mündung in
die Rhone zweigt vom Wildbach Icöne unterhalb der
Brücke von Saillon ein dem HauptUuss parallel laufender
Arm, der sog. Canal des Filtrations, ab, der dazu bestimmt
ist, die durch den linksseitigen Längsdamm des Flusses
hindurchsickernden Wasser zu sammeln.
ICÖNE (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Riddes).
Landwirtschaftliche Schule. S. den Art. £cdNE.
IEN8BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). Bach. S.
den Art. Jensbagh.
IEN8BERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). Anhöhe. S.
den Art Jensberg
lENTHAL oder JENTHAL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
Toggenburg). 1600-760 m. Kleines linksseitiges Nebenthal
zum Thal der Thur (Toggenburg). Beginnt mit der am N."-
Fuss des Speermürli hegenden Bramacheralp (Hütten:
Hürchel, Hengst, Oberli, Rone), steigt über Hagloch und
Stofel ab una zieht dann mit sanftem Gefäll gegen das
Thurthal, mit dem es sich bei Nesslau vereinig. Im un-
tern Thalabschnitt die Alpweiden Ziehboden, Giger, Heid-
len etc. Der rechtsseitige Thalhang (lenthalerberg) stajrk
bewaldet. Das 5 km lange Thal vom lenthalerbach ent-
wässert und als Isoklinalthal in steil alpeneinwärts nach
S. fallende miocäne Nagelfluhschichten eingeschnitten.
Der Name von I, Ib = Eibe {Taxus baccata) herzu-
leiten.
lENTHALERBERQ oder JENTHALERBERQ
(Kt. St. Gallen, Bez. Ober Togfienburg). 1452 m. Berg-
kamm, rechts über dem lenthal und sw. über Nesslau ;
zieht vom Speermürli zum Blässkopf. Der NW.-Hang be-
waldet, am SO.-Hang schöne Alpweiden mit vielen
Hätten.
IFENTHAL (Kt. Solothurn, Amtei Gösgen, Gem.
Hauenstein-lfenthal). 709 m. Gemeindeabteilung und Wei-
ler, am und auf dem Hauenstein ; 1,5 km sw. vom Dorf
Hauenstein und 5,5 km nw. vom Bahnhof Ölten. Post-
ablage, Telephon. Zusammen mit Engistein : 23 Häuser,
91 zur Mehrzahl kathol. Ew. ; Weiler : 12 Häuser, 46 Ew.
Seit 1675 eigene Kirchgemeinde. Wiesenbau. Nahe der
1888 restaurierten Kirche stand einst die Burg der Edeln
von Ifenthal, die heute völlig verschwunden ist.
IFERTEN (Kt. Waadt). Bezirk, Gem. und SUdt. S.
den Art. Yverdon.
IFFERT8WIL (OBER und UNTER) (Kt. Freiburg,
Bez. Sense, Gem. Alterswil). 770 und 745 m. Zwei Grup-
pen von zusammen 7 Häusern, am rechten Ufer des
Galternbaches (Gotteron); 1,5 km so. Alterswil und 14,2
km so. vom Bahnhof Freiburg. 41 kathol. Ew. deutscher
Zunge. Wiesenbau und Viehzucht.
IFFIGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai, Gem.
Lenk). 1601 m. Hütten und Gastwirtschaft, im Iffigenthal
616
IFF
IGL
schön gelegen ; am Weg über den Rawilpass und 6,5 km
s. der Lenk.
IFFIQENBACH (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal). Bach ; entspringt am N.-Hang des Schneidehoms
in etwa 2400 m, durchfliesst das Iffigenthal in nö. Rich-
tnng, biegt nach N. ab und stürzt sich mit schönem Fall
über eine Felswand ins kleine Thal von Pöschenried. um
nach 9,5 km langem Lauf 1,5 km so. der Lenk in 1100 m
von links in die Simme zu münden. Ist der erste nennens-
werte Zufluss zur Simme.
IFFIGENHORN (Kt. Bern, AmUbez. Ober Simmen-
thal). 2380 m. Begraster Gipfel, in der Gruppe des Wild-
homs, zwischen dem Iffigenthal und dem Thälchen von
Stiegelberg ; nö. Vorberg des Niesenhorns oder Selten-
schon (2777 m). Unmittelbar s. über dem IfTigensee, von
wo aus er in einer Stunde leicht bestiegen werden kann.
Schöne Aussicht. Um den Ifßgensee, am Ifßgenhorn und
dem ihm benachbarten Wiesenhom entfaltet sich eine
sehr abwechslungsreiche Flora, so dass man hier im Juli
mit Leichtigkeit 150 verschiedene alpine Pflanzenarten
sammeln kann. Die interessantesten davon sind Hypo-
choeris uniflora, Saxifraga caeaia, Androsace pubescenSy
Bupleurum ranunculoideSj Arabis coerulea, A . pumila
und A, bellidifolia, Artemisia spicata, Crepis pygrtiaea,
Sausmrea depressa, Pedicularis ßarrelieriy Lycopodium
alpinum etc. Besonders pflanzenreich sind die Hänge
direkt über dem Iffigensee.
IFFIQEN8EE (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai).
2060 m. Kleiner See, in einem Felsenkar oben im Ifßgen-
thal. An seinen Ufern wächst das Edelweiss in Menge.
Schöne Hochgebirgslandschaft. Der See ohne sichtbaren
Abfluss.
IFFIGENTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
Pall des IfAgenbaches und Blick auf die Gruppe des Wildstrubel,
thal). 2400-1500 m. Hochthälchen, steigt vom Wildhorn
auf eine Länge von 4,5 km bis zum wohlbekannten Fall
des Ifflgenbaches nach NO. ab; am NW.-Fuss der langen
Felsmauer des Mittaghorns. IVt Stunden über dem Fall
eine Gruppe von Hätten mit Gastwirtschaft. Hier beginnt
der Passwe^ über den Bawil, der in zahlreichen Zickzacks
zunächst eine Felswand überwindet und in IVt Stunden
zum Rawilsee führt. Ein anderer Fussweg geht thalauf-
wärts bis zum IfAgensee. Ins oberste Iffigenthal steigt ein
Arm des Dungelgletschers ab.
IFFLIKON (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Nottwil).
567 m. 3 Höfe, an der Strasse Oberkirch-Buttisholz und
3 km w. Nottwil. 23 kathol. Ew. Landwirtschaa. 1280 und
1330: Irflinkon.
IFWIL oder IFFWIL (Kt. Bern, Amtobez. Fraubrun-
nen). ^7 m. Gem. und Dorf; 4,3 km sw. Fraubrunnen
und 7,4 km sw. der Station Aefligen der Linie Burgdorf-
Solothum. Postablage, Telephon; Postwagen München-
buchsee-Limpach. 59 Häuser, 339 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Jegenstorf. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Das Dorf zuerst Eigentum des Spitals zu Zollikofen,
dann des Klosters Frienisberff und eudlichdes Klosters
Fraubrunnen. Noch heute gehört ein grosser Teil der
hiesigen Waldungen dem Bürgerspital zu Bern.
IFWIL (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Bichel-
see). 570 m. Kleines Dorf, am S.-Fuss des Landsbergs und
am rechten Ufer der Lützelmurg, an der Strasse Aadorf-
Eschlikon; 2,2 km nö. Bichelsee und 1,6 km nw. der Sta-
tion Eschlikon der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen.
19 Häuser, 117 zur Mehrzahl kathol. Ew. Wiesen und
Wald. Stickerei. Der Ort seit 1442 Eigentum des Klosters
Fischingen. 817 : Pfinwilare.
IQEL8, romanisch Degien (Kt. Graubünden, Bez.
Glenner, Gem. Lugnez). 1122 m. Gem. und Pfarrdorf,
auf einer Terrasse etwa 200 m über dem linken Ufer des
Glenner, am O.-Fuss des Piz Sez Ner oder Sezzner, am
Eingang ins Luffnez und 10,5 km ssw. der Station Ilanz
der Linie Ghur-Ilanz. Postablage. Gemeinde, mit Ramein
und Vattiz: 42 Häuser, 214 kathol. Ew. romanischer
Zunge ; Dorf: 27 Häuser, 129 Ew. Alpwirtschaft. Sehr alte
Kirche mit schönem gotischem Altar. Daneben eine im
15. Jahrhundert nach einer Pestepidemie erbaute Kapelle.
In der Nähe Beste der ehemaligen Burg Solair und auf
einer Anhöhe am Glenner die Burgruine Blumenthal,
deren Mauern zum grossen Teil vom Glenner weggerissen
worden sind. Einstiger Sitz de^ Edelgeschlechtes derer
von Blumenthal, von denen ein Christ Peter von Blamen-
thal 1273 urkundlich genannt wird. Spätere Angehörige
dieses Geschlechtes finden wir als Landammänner des
Lugnez und des Bezirkes der vier Dörfer, Statthalter
im Veltlin, Podestaten in Bormio, Morbegno und Flurs,
Vögte von Maien feld, Lanaschreik>er des
Grauen Bundes, französische Dolmetscher,
Offiziere in fremden Diensten (besonders
in Frankreich) und endlich als Domherren
in Chur. Der Vogt und Podestat Johann Ul-
rich von Blumenstein erhielt von Kaiser
Karl VI. 1721 die erbliche Würde eines
Reichsfreiherren.
IQELWEID (Kt. Aaivau, Bez. Bremgar-
ten, Gem. Hägf^lingen). 510 m. Weiler, auf
den Höhen zwischen der Beuss und Banz ;
1,5 km n. Hagglingen und 2 km so. der Sta-
tion MägenwiT der Linie Aarau-Suhr-'Wet-
tingen. 11 Häuser, 95 kathol. Ew. Vieh-
zucht.
IGI8 (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
quart, Kreis Fünf Dörfer). 567 m. Gem.
und Pfarrdorf, im Rheinthal nahe dem
rechten Ufer des Flusses und 1,2 km nö.
Zizers. Station der Rätischen Bahn (Chur-
Land(|uart-Davo8). Postablage, Telephon.
Gememde, mit Ganda, Lanaauart Fabrik
und Landquart Station : 154 Häuser, 1901
Ew. deutscher Zunge (760 Reformierte) ;
Dorf: 89 Häuser, 539 Ew. Acker-, Obst- und
Weinbau, Viehzucht. Grosse Gemeinde in
reizender Landschaft. Starke industrielle
Tätigkeit : in Landquart je eine Maschinen-
fabnk, Holzstofffabrik, Papierfabrik, Gies-
und die Reparaturwerkstätten der Rätischen Bahn
serei
mit zusammen mehr als 250 Arbeitern. Zwei Schulhäuser.
Auf Boden der Gemeinde steht ferner die kantonale land-
wirtschaftliche Schule Plantahof. Unter der Ruine Falken-
stein hat man einen ans der Eisenzeit stammenden Bron-
zehelm aufgefunden ; bei der ehemaligen Zollbrucke rö-
mische Münzen. 998: Yges.
IQL PLANQ (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis
I Oberhalbstein, Gem. Mühlen). Hätten. S. den Art. Fal-
LfiR.
IQLINGKN (Kt. Aargau, Bez. Rheinfelden, Gem.
Mägden). 373 m. Uruppe von 5 Häusern, zu beiden Seiten
des Wintersingerbaches und an der Grenze gegen den
Kanton Basel, an der Strasse Mägden- Wintersingen, 3 km
so. Mägden und 6 km so. der Station Rheinfelden der
Linie Zürich-Brugg-Basel. 12 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Im 15. Jahrhundert stand hier ein kleines
Beghinen- oder Beghardenkloster, das im 16. Jahrhnndert
16N
ILA
617
mit Olsberg vereinigt und mit diesem zusammen 1788
aufgehok>en worden ist.
IQNE8(COL DE8)(Kt. Wallis, Bez. Harens). 3175 m.
Passübergang, zu oberst über dem Gla-
cier des Ignes, zwischen der (auf der
Siegfried karte unbenannten) Cassiorte
oder Casivorte (3902 m) und dem süd-
lichsten Gipfel der Aiguilles Rouges
d'Arolla oder de Derbonneire (3550 m).
Verbindet den Lac Bleu de Lucel im
AroUathal mit der Alpe de Seiion im
Val d'Herömence; Arolla-Passhöhe 3 Vit
Passhöhe-Hütten von Seiion ly. Stun-
den. Leicht zu begehen, aber wenig
interessant und abseits gelegen, wes-
halb er nur selten benutzt wira.
IQNE8 (QLACIER DES) (Kt.
Wallis, Bez. Hörens). 3200-2800 m.
Gletscher, 2 km lang und im Maximum
1 km breit; hinten über dem Thälchen
von Lucel (AroUathal), zwischen der
SO.-Schulter (3341 m) des S.- Gipfels
der Aiguilles Rouges d'Arolla oder de
Derbonneire und der von der Cassiorte
oder Casivorte (3302 m) und der Rous-
sette (3261 m) gebildeten kleinen Kette.
Wird beim Ueberganj^ über den Col
des Ignes der ganzen Lange nach began-
gen. Der Gletscherbach bildet bald nach
seinem Austritt aus dem Gletscher eine
schöne Kaskade.
IJOLI.IBACH (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
2700-657 m. Reissender Wildbach; entspringt dem Ijolli-
gletscher, durchfliesst das Ijollithal, dessen Wasseradern
er sammelt, nimmt als einzigen nennenswerten Zuiluss
von rechts den Bach des Seethaies auf und tritt w. vom
Dorf Nieder Gestelen durch eine enge und tiefe Schlucht
ins Rhonethal aus, um hier nach 6 km langem Lauf von
rechts in einen kleinen Entwässerungskanal zu münden,
der vom Dorf Raron bis zur Mündung der Lonza in die
Rhone zieht.
IJOLI.IGLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Westlich
Raron). 3100-2700 m. 1,7 km langer Gletscher, hinten
über aem Ijollithal; wird umrahmt vom Jägihorn oder
E^erhorn (3250 m), Wilerhom (3311 m), Kastlerhom
(^28 m), dem schönen Aussichtsberg Hohgleifen (3280 m)
und dem Strahlhorn (3160 m). Zum Bietschgletscher hin-
über führt die Ijollilücke und nach Ferden im Lötschen-
thal das Kastlerjoch.
IJOI.I.IL0CKE (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
Etwa 3200 m. Passübergang, zwischen lioUigletscher und
Bietschgletscher und zwischen dem Wilerhom (3311 m)
und dem Jägihom (3250 m) ; im Kamm zwischen Ijolli-
und Bietschthal una an der SO.-Flanke der Kette des
Bietschhoms. Zum erstenmal 1872 überschritten. IjoUi-
alp- Passhöhe 5, Passhöhe -Bietschjoch -Nesthütte 2 Vt
Stunden.
IJOI.I.ITHAI. (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
2700-657 m. Kleines rechtsseitiges Nebenthal zur Rhone,
6 km lang ; beginnt am IjoUigletscher, wird rechts durch
die Kette der Hohgleifen vom Lötschenthal und links
durch die Kette des Jägihorns vom Bietschthal getrennt.
Der mittlere Abschnitt dieses einsamen und wilden Thaies
ist beinahe völlig bewaldet und bietet nur kleine Alpwei-
denflächen, wo die Bewohner von Nieder Gestelen ihr
Vieh zu sommern pflegen. Das Thal zieht sich von N.
nach S., biegt unten nach W. ab und mündet durch eine
heute unzufrangliche Schlucht, die in Bälde einen Weg
erhalten soll, beim Dorf Nieder Gestelen (657 m) auf das
Rhonethal aus.
1^ P^EUN (Kt. Graubünden). Romanischer Name
für den Bezirk Imboden. S. diesen Art.
I^ANZ (Kt. Graubänden, Bez. Glenner). Einer der drei
Kreise des Bezirkes Glenner, mit 17 Gemeinden : Fellers
(Fallera), Fload, Ilanz (Glion), Kästris (Gastrisch), Laax,
Ladir, Lnvis (Luven), Pitasch, Riein, Ruschein, Sagens
(Sagoffn), Schleuis (Schluein), Schnaus, Seewis im Ooer-
land (Savgiein), Strada im Oberland, Valendas (Valen-
dau) und Versam (Versomet). Zusammen SdO Häuser,
1192 Haushaltungen und 5095 Ew., wovon 1329 deut-
scher, 3532 romanischer und 219 italienischer Zunge;
2550 Reformierte und ^45 Katholiken. Der Kreis um-
fasst beide Ufer des Vorderrhein u. eine fruchtbare Land-
llanz von SQdsQdwesten.
Schaft. Grenzt im N. mit der Kette des Tödi an den
Kanton Glarus, im 0. an den Kreis Trins des Bezir-
kes Imboden, im S. an den Kreis Safien des Bezir-
kes Heinzenberg und den Kreis Lugnez des Bezirkes
Glenner und im W. an den Kreis Ruis des Bezirkes
Glenner. Kreishauptort ist das Städtchen Ilanz. Acker-
bau, Alpwirtschaft und ziemlich bedeutende Vieh-
zucht ; die Viehmärkte von Ilanz gehören zu den be-
suchtesten des Kantons. Trotz der vielen Bewohner
deutscher Zunge sind nur die zwei Gemeinden Versam
und Valendas ganz deutsch, während in allen andern
das Romanische weit überwiegt. 10 Gemeinden sind
Eanz oder in der Mehrheit reformiert, die 7 andern ganz
atholisch.
ILANZ (Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis Ilanz).
Romanisch Glion (sprich Lionj, 718 m. Gem.
und kleines Stadtchen, am Glenner und zu
beiden Seiten des Vorderrhein : 27,5 km sw.
Chur. Endstation der Linie Chur-Ilaaz der
Rätischen Bahn. Postbureau, Telegraph, Te-
lephon ; Postwagen Ilanz- Disentis - Ooeralp-
Goschenen, Ilanz- Lugnez -Vals, Ilanz- Bri-
gels, Ilanz-Obersaxen und Ilanz-Lugnez-Vrin.
Gemeinde, mit St. Nikolaus : 93 Häuser, 931 Ew. (wo-
von 525 Katholiken) romanischer und deutscher Zunge ;
Städtchen : 58 Häuser, 540 Ew. Muttersprache der
Bewohner von Ilanz ist das Romanische. Reformierte
und seit 1860 auch kathol. Kirchgemeinde. Frauen-
kloster der Kongregation vom h. Joseph (früher : Ge-
sellschaft von der göttlichen Liebe). Wiesenbau und
Viehzucht. Bedeutende Viehmärkte. Starker Weinhandel.
Die Lage von Ilanz am Ausgang des viehreichen Lugnez
begünstigt den Viehhandel. Erste Stadt am Rhein von
seiner Quelle an gezählt, in der fruchtbaren Gruob(Foppa).
Früher baute man hier noch Wein. Das Städtchen verliert
immer mehr seinen einstigen ländlichen Charakter. Schö-
ne neue Häuser und ein neues Schulhaus. Der obere
ältere Teil am rechten Rheinufer mit engen Gassen und
vielen altertümlichen, mit Wappenschilden gezierten (^e-
bäuden. Der ehemalige Turm des Schlosses Langenstein
zum Glockenturm der reformierten Kirche umgebaut.
Auf dem Friedhof viele schöne Grabdenkmäler aus Gra-
nit. Am linken Rheinufer die Burgruine Grüneck, wo
Münzen gefunden worden sind. Bronzeschwert von eigen-
artiger Form. Schöne Aussicht ins Rhein thal und Lugnez.
766 : Iliande. Früher war Ilanz der Hauptort des Oberen
oder Grauen Bundes, wo alle 3 Jahre der allgemeine Bun-
destag gehalten wurde. 1484 durch Feuer zerstört, die
Ringmauern und Stadttore erst 1714 und 1715 wieder
618
ILE
ILL
erbaut. 1355 Schlacht bei Ilanz zwischen dein Grafen von
Montfort und dem Freiherrn von Belmout. iiund um das
Städtchen eine Reihe von Burgruinen.
Oberes Tor in Ilanz.
ILE (PONT DE L") (Kt. Wallis, Bez. Martinach,
Gem. Finhaut). 1122 m. Brücke über die Kau Noire, den
Oberlauf des Trient; auf der Landesgrenze gegen Frank-
reich. Nahe dabei auf Schweizer Seite der Gasthof Le
Chätelard. Strasse Vernayaz- und Martinach-Chamonix.
IV4 Stunden über Finhaut u. 2 Stunden unter Argentiere.
ILE8 <AUX) (Kt. Waadt, Bez. Morges , Gem. Saint
Prex). 428 m. Landgut, am rechten Ufer des Boiron und
1,3 km nw. der Station Saint Prex der Linie Lausanne-
Genf. 2 Häuser, 16 reform. Ew.
ILE8 oder I8LE8 (LE8). Ortsname, im Rhonethal
längs dem Flusse von Sitten bis zum Genfersee oft vor-
kommend. Bezeichnet einstige Flussinseln, die seit der
Rhonekorrektion landfest geworden sind und heute kleine
WiesenDächen oder Gehölze in der Thalebene bilden.
ILE8 <LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. und Gem. Boudry).
Häusergruppe. S. den Art. Isles (Les).
ILE8 (PLAN DE8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). Weiler.
S. den Art. Plan des Isi.es.
ILE8 D'AIQLE (Kt. Waadt,|Bez. Aigle). S. den Art.
Isles d'Ak^le.
ILE8 D'OLLON (Kt. Waadt, Bez. Aigle). S. den Art.
Isles d'Ollon.
ILFINGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Ck>urtelary). Gem. und
Dorf. S. den Art. Orvin.
ILFI8 (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Langnau).
676 m. Gemeindeabteilung und Weiler, am linken Ufer
der Ilfis, 800 m w. der Station Langnau der Linie Bern-
Luzern. Zusammen 60 Häuser, 654 reform. Ew., Weiler:
13 Häuser, 81 Ew. Käserei.
ILFI8 (Kt. Bern und Luzem). Kleiner Fluss, erster
rechtsseitiger Nebenarm zur Grossen Emme; entspringt
im Kanton Luzem am W-.-Hang der Schrattenfluh in
1400 m, geht in engem Tobel in der Richtung nach W.
zwischen der Beichlen und Schwandtluh durch, biegt
3 km n. Marbach (824 m) nach N. um und empfangt den
Marbach, nimmt bei Wiggen (794 m) den Eschlibach auf,
um dann ihren Weg zwischen den S.-Ausläufern des Napf
und den Höhen des Rämisgummen nach NW. zu neh-
men. Bei Kröschenbrunnen tritt die Ulis auf Bemer Bo-
den über, durchmesst Trubschachen, Bärau und Langnau
und mündet nach 21,5 km langem Lauf in Kmmenmatt
in 652 m von rechts in die Grosse Emme. Im Kanton Bern
empfangt die Ilfis von links den Schärligbach, Steinbach,
Krümpelbach, Teufenbach und Ramserenbach, von rechts
den Städelibach, Hämelbach, Trubbach, Golbach und
Ober Frittenbach. Achtmal überbrückt. Wird von Wiggen
bis Emmenmatt am rechten Ufer von der Bahnlinie Bern-
Luzem begleitet. Der Fluss kann seines sehr stark
schwankenden Wasserstandes wegen nicht für industrielle
Zwecke nutzbar gemacht werden.
ILFI8FLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Signau, Gem. Tmb).
800-900 m. Steile Felswand über dem rechten Ufer der
Ilfis, ö. Dürrenbach und 2,5 km osö. Trubschachen. Auf
der Siegfried karte ist der Name Ilfisfluh irrtüm-
lich den nördlichen Häusern von Kröschenbrunnen
beigelegt.
ILLALP oder ILTY (MITTEL, OBER und
UNTER) (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Leuk).
Alpweiden, am rechtsseitigen Hang des Thälchens
desHlbaches, zwischen Hlhom und Schwarzhom.
Beginnen über dem die tiefem Gehänge bekleiden-
den Wald und reichen hinauf bis zum kleinen III-
see und zum Kamm zwischen Illgraben und Eitisch-
thal. Hütten von Unter Hlalp in 1700 m, Hütten
von Ober Illalp nahe dem See in 2409 m. Werden
im Sommer während 70 Tagen mit etwa 40 Stück
Grossvieh bezogen.
ILLAR8 (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Stalden).
Weiler. S. den Art. Illas.
ILLAR8AZ (Kt. Wallis, Bez. Monthey, (^m.
Collombey-Muraz). 387 m. Gemeindeabteilung und
Weiler, in der Rhoneebene, rechts vom Flussarm
La Bermaz, 5 km n. CoUombey und zwischen Vion-
naz und der 1894 erbauten neuen Brücke, die diese
Gegend des Unter Wallis mit Aigle und dem Waadt-
länder Ufer verbindet. 4 km so. der Station Vouvry
der Linie Saint Maurice-Le Bouveret und 3 km w.
der Station Aigle der Simplonbahn. Telephon.
Zusammen 10 Häuser, 64 katnol. Ew. ; W^eiler : 8
Häuser, 54 Ew. Kirchgemeinde Muraz. Landwirtschaft.
Kapelle. Elektrisches Licht. Die Häusergruppe bildet
gleichsam eine aus den weiten Sümpfen der RJioneebene
aufragende Insel. Der Name ist wahrscheinlich von einem
Lärchenhain (larza, larze = die Lärche) abzuleiten. Ums
Jahr 1880 erstellte man auf der Grande Ile eine Dynamit-
fabrik, die aber bald wieder aufgegeben und 1896 zu
einem Teil abgebrochen worden ist. Illarsaz hatte beson-
ders unter der grossen Ueberschwemmung vom 11. Juli
1902 zu leiden, die die ganze Walliser Ebene von hier
bis zum Genfersee unter Wasser gesetzt hat. An diesem
Tage brach der die Rhone am linken Ufer begleitende
Damm ganz nahe bei Illarsaz, wodurch die Häusergruppe
derart vom Wasser verheert wurde, dass ihre Bewohner
während einer ganzen Woche mit der Nachbarschaft nur
noch in Kähnen verkehren konnten und bei alT ihren
Beschäfligungen bis an die Hüften in dem stark mit Sink-
stoflen beladenen Wasser stehen mussten. Der Name
wird in der Gegend allgemein als Illarse (wie z. B. auch
Vemaille statt Vernayaz) ausgesprochen. Die beigefügte
Endsilbe az ist also stumm.
ILLA8, ILA8 oder ILLAR8 (Kt. Wallis, Bez. Visp,
Gem. Slalden). 885 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer
schönen Terrasse unter den grossen Waldungen nm Berg-
sporn zwischen Saasthal und Nikolaithal, gegenüber dem
untersten Abschnitt des Visperthales und 500 m sv^*. der
Station Stalden der Linie Visp-Zermatt. 23 kathol. Ew.
ILLAU (UNTER) (Kt. Luzem, Amt Hochdorf, Gem.
Hohenrain). 742 m. Weiler, am W.-Hang des Linden-
bergs ; 2,5 km nnö. Hohenrain und 3,8 km nö. der Station
Baldegg der Seethalbahn. 10 Häuser, 60 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Kleinwangen. Acker-, Obst- und Futterbau.
Unter einem erratischen Block hat man hier Bronze-
schwerter aufgefunden.
ILLEN8 oder GRANGE8 D'ILLEN8» deutsch
Illingen (Kt. Freiburg, Bez. Saane). 698 m. Bürger-
gemeinde mit Gruppe von 2 Häusern, am linken Ufer der
baane ; 5,5 km so. der Station Neyruz der Linie Bern-
Freiburg-Lausanne. 16 kathol. Ew. französischer Zunge.
Kirchgemeinde Rossens. Obst- und Wiesenbau . Viäi-
zucht. Herstellung einer Art von Weichkäse als Speziali-
tät. Illens ist die kleinste Gemeinde des Kantons Frei-
burg und wahrscheinlich auch der Schweiz überhaupt
und in Bezug auf die Verwaltung der Gemeinde Roesens
zugeteilt. Auf einer in einer Schhnge der Saane liegenden
Halbinsel steht die Ruine der ehemaligen Burg Illens.
Gegenüber erhebt sich am rechten Ufer der Saane in einer
pnz entsprechenden Lage die Burg Arconciel (Ergenzach).
Die Geschicke der Herrschaften Arconciel und Illens sind
immer mit einander verknüpft gewesen. 1062 verlieh
Kaiser Heinrich IV. dem Grafen Conon von Ölungen die
ILL
ILL
Ol»
Herrschaften Arconciel und Illens, die dann zn Beginn
des 12. Jahrhunderts an das Haus Neuenburg übergingen.
1251 musste Ulrich von Neuen burg-Aarberg die Ober-
hoheit Savoyens anerkennen. Später kamen die beiden
Herrschaften der Reihe nach au die Edeln von EngHs-
berg, Thurm Gestelenburg (La Tour Chätillon) und La
Baume. Die von Wilhelm von La Baume 1455 umgebaute
Burg Illens wurde zu Besinn der Burgunderkriege am
3. Januar 1475 von den Uernern und Freiburgem mit
Sturm genommen und bei der Teilung der Beute der Stadt
Freiburg zugesprochen^ die hier einen Burgvogt einsetzte.
Vergl. tribourg artistique für 1897.
ILLETTE oder I8LETTAZ <L') (Kt. Waadt, Bez.
Cossonay, Gem. Penthalaz). 436 m. Gruppe von 3 Häu-
sern, zwischen dem linken Ufer der Venoge und der
Eisenbahnlinie Lausanne-Daillens und 600 m nw. der Sta-
tion Gossonay der Linien Lausanne- Daillens-Neuenburg
und Lausanne-Daillens-Pontarlier. 13 reform. Ew. Kirch-
ffemeinde Daillens. Fabrik von elektrischen Kabeln. Der
Name Hlette, Islette oder Islettaz ist ein Deminutiv von
Ue, Isle = Insel.
ILLQAU (Kt. und Bez. Schwyz). 807 m. Gemeinde,
durch den kleinen Betlbach in die Abteilungen Hinter
und Vorder Illgau geschieden ; am rechtsseitigen Gehänge
des Muotathales und über der Muota in schöner und son-
nenreicher Lage. 13 km osö. der Station Brunnen der
Gotthardbahn. Postablage. Gemeinde, mit Oberberg : 42
Häuser, 270 kathol. Ew. Eigene Kirchs^emeinde. Alpwei-
den, Viehzucht und Milchwirtschaft. Holz- und Viehhan-
del. Die malerisch gelegene Kirche ist vor Kurzem re-
stauriert worden, hat aber ihr sehr altes und seiner Ein-
fachheit wegen bemerkenswertes Dach beibehalten. Grün-
det Oberberg und Zimmerstalden sind Sommerfrischen
mit schöner Aussicht auf die Schwyzer Alpen. Die Ge-
meinde besitzt noch keine Strasse, sondern nur kleine
Fahr- und Fusswege. 1392: Yllgow. Alte Mauerreste, die
Heidenhäuslein genannt.
ILLQRABEN oder HCELLENGRABEN (Kt. Wal-
lis, Bez. Leuk). 2724-850 m. Mächtiger Erosionszirkus, am
N.-Hang des Illhorns (2724 m) und links vom Rhonethal,
6 km osö. Siders. 2,5 km breit und 3 km lang. Elisäe
Reclus nennt ihn eines der schlagendsten Beispiele für
die langsame aber grossartige Arbeit der Abtragung der
Alpen und vergleicht ihn mit den Krateren der grössten
Vulkane. Der nach N. abtliessende Wildbach (Illbach)
hat durch rückwärtsschreitende Erosion die ßerghänge
gegen W. immer weiter und tiefer angefressen und ho
bis heute einen riesigen Fächer aus ihnen herausgearbei-
tet. Die sehr leicht verwitterbaren triasischen Dolomit-
kalke sind hier bis auf den unterliegenden Gips des Cor-
betschgrates abgetragen, der nun eine hohe Wand bildet,
längs welcher der Wildbach mit allen seinen
Schultmassen nach NO. seinen Ausgang sucht. Die
den lUgraben umfassenden Felswände sind im Mit-
tel nicht weniger als 1500 m hoch. Nach oben greift
der Zirkus immer weiter auf die obern Gehänge
der im Eifischthal liegenden Gemeinde Chandolin
über, während der Bach unten im Rhonethal ge-
genüber Leuk einen mächtigen Schuttkegel aufge-
schüttet und die Rhone auf eine Länge von mehr als
5 km an den gegenüberliegenden Gebirgsfuss ge-
drückt hat. Dieser im Maximum bis etwa um 200 m
über die mittlere Höhe der Thalsohle sich erhebende
Schuttkegel kann in 3 Abschnitte geteilt werden :
den mit Aeckern und Wiesen bedeckten 0. -Ab-
schnitt, den W.-Abschnitt, der den obern Teil des
vorzugsweise aus Föhren bestehenden Pßnwaldes
(Bois de Finges) trägt und endlich den untern Ab-
schnitt mit seinen von der Rhone z. T. wegge-
schwemmten und bis gegen Siders hin verschlepp
ten Fels-, Kies- uod Sandmassen. Dieses ganz mit
Felsblöcken übersäte Thalstück, durch welches der
Fluss in zahlreichen Schlingen und Verzweigungen
seinen Weg sucht, zeugt deutlich von dem langen
Kampf zwischen dem Thalstrom und dem ihm in
die Seite fallenden gefahrlichen Wiidbach. Der ge-
wöhnlich unansehnliche Hlbach verwandelt sich beim
kleinsten Reffenfall in eine einzige gelbe Schlammmasse,
die ihr Bett hier vertieft und dort auffüllt, die Brücken
mit sich reisst, mächtige Felsblöcke von oben herab bringt
und auch die Wasser der Rhone bis zu ihrer Mündung in
den Genfersee trübt. Der Wildbach hat früher durch
Af*-^£io-xf i- C"
Der lilgraben.
fli^£^^T^Cr ^K.
Stauung der Rhone zu vielen Malen stagnierende Wasser-
becken und auch die oberhalb Agaren gelegene melan-
cholische Sumpfgegend der sog. Seufzermatte geschaffen.
Auf dem Gipfel des Hlhoms steht man unvermittelt am
Rande des Illgrabens: «schwindelnde Tiefe gähnt herauf.
Der lUgraben, vom Schloss Maggeren aus.
und wir dürfen keinen Schritt weiter wagen, ohne zu
befürchten, über die bei 2000 m hohe, senkrechte, gelh-
graue Steinwand hinabzustürzen. Es ist dies wohl der
620
ILL
ILL
schaaerlichste Krachen der Alpen, ein Werk fortwähren-
der Zerstörung. Kein Halm, kein Baum vermochte im
ganzen weiten Illgraben Wurzel zu fassen ! Rechts unten
schimmert, ein lieblicher Kontrast, der raeerfarbige Spie-
gel des Illsees, und von ihm we^ zieht sich ein frisch-
grünes Thal zur Tiefe, dessen Mitte, kaum sichtbar, ein
Silberstreif, der Illbach, durchschlängelt. . . (Wolf, F. 0.
Die Thäler von Turtman und Eifisch in Europ, Wan-
derbilder, 108-110).
ll.LHARDoder IL1.HART (Kt. Thurgau, Bez. Wein-
felden. Gem. Wigoltingen). 514 m. Gemeindeabteilung
und kleines Dorf, am S.-Han^ der Homburfferhöhe (Teil
des Seerückens) und 4 km nö. der Station MüUheim-Wi-
goltingen der Linie Zürich -Winterthur-Romanshorn.
Postablage; Postwagen von der Station MüUheim-Wigol-
tingen nach Raperswilen. Gemeindeabteilung, zusammen
mit Lamperswil : 52 Häuser, 256 zur Mehrzahl reform.
Ew.; Dorf: 44 Häuser, 207 Ew. Wein-, Wiesen-, Obst-
und Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht. Schönes Schul-
haus. Der Ort 1440 Eigentum der Familie von Breiten-
landenberg.
I1.LHORN (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Siders). 2724
m. Gipfel, in der Kette zwischen Eifisch- und Turtman-
thaly 7 km so. Siders. Steigt nach SW. mit ziemlich sanft
geböschten Rasenhänffen gegen Chandolin und Saint Luc
ab, während am SO.-Hang clie steinige und magere Obere
Illalp liegt. Von N. her greift der mächtige Hlgraben in
den Bergstock hinauf, so dass man hier auf dem Gipfel
unvermittelt am Rande der schaurigen Tiefe steht (vergl.
den Art. Illgraben). Prachtvoller Aussichtspunkt, von
Chandolin aus in 2 7« Stunden und von Saint Luc aus in
3Vt Stunden bequem zu erreichen und auch ziemlich häu-
fig besucht. Abstieg über den Hlsee und das Thal des Ul-
baches nach Leuk-Susten im Rhonethal in 3 Stunden. Der
Bergstock besteht aus triasischen Quarziten, leicht ver-
witterbaren Dolomitkalken, krystallinisch körnigem Dolo-
mit etc., die alle auf einer Unterlage von Gips und Anhy-
drit ruhen.
ILLIEZ, ILLIER oder VAL D'ILLIEZ (Kt. Wallis,
Bez. Monthey). 952 m. Gem. und Pfarrdorf, mitten im
Val dllliez: früher einzige Gemeinde des Thaies, da
Champäry mit ihr vereinigt war und Troistorrents zur
Gememde Collombey-Monthey gehörte. Es erklärt dies
den Umstand, dass Thal und Gemeinde einen und den-
selben Namen tragen. Das Dorf Hliez steht auf einer Ter-
rasse am Gehänge links über der Viöze. 8 km sw. der
Station Monthey der Linie Saint Maurice-Le Bouveret und
an der Strasse Monthey-Champ^ry. Post-
ablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Monthey -Champery. Gemeinde, mit den
Häusergruppen Lysay und Praby : 235
Häuser, 931 kathol. Ew. ; Dorf: 61 Häuser,
221 Ew. Ein Gasthof. Wie in TroistorrenU
stehen auch hier die Häuser meist ver-
einzelt an den beidseitigen Thalgehängen.
Das saubere und sonnenreiche Dorf hat
die älteste Kirche im Thal, die im Verlaufe
des 17. Jahrhunderts zweimal umgebaut
worden ist. Vom Platz vor der Kirche weite
Fernsicht bis hinunter in die Gegend von
Bex, Saint Triphon und Ollon und auf die
Diablerets, hinauf bis Champery und an
die hohen, zerfressenen Felswände der
Dent du Midi. Vor der Abtrennung von
Champery im Jahre 1815 zählte die Gemein-
de 1225 Ew. ; 1888 zählte Hliez allein noch
953 Ew., wovon nur 114 im eigentlichen
Dorf wohnten; 1900 : 931 Ew. Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner ist, wie uorifens im
Sanzen Thal, die Viehzucht. Aus der Zeit,
a Hliez Hauptort des Thaies war, stam-
men noch seine grossen, stark besuchten
Viehmärkte. Der Pfarrer der Kirchge-
meinde Hliez, von der sich Champery erst
1857 loslöste, trägt den Titel Prior. Als
nähmlich Bischof Aymon de la Tour von
Sitten auf dem Hücel von G^ronde (bei
Siders) 1331 an Stelle eines noch älteren Filialhauses
der Abtei Abondance in Savoyen ein unter einem Prior
stehendes Karthäuserkloster erstellen liess\ verlieh
er ihm u. a. auch die Pfarrei des Thaies von Hliez
mit allen ihren Einkünften. Nachdem dann die Kart-
häuser das Kloster schon 1354 wieder verlassen hat-
ten, ward der Pfarrer von Hliez Erbe des Priortitels
und der Einkünfte seines Thaies. Hliez ist die Heimat
von Pierre Maurice Bellet, der Gros Bellet genannt,
eines der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit des Unter
Wallis. Dieser mit einer herkulischen Körperkraft aasge-
stattete Mann verjagte 1790 durch seine Drohungen den
Gouverneur von Monthey, Stephan Schinner, von seinem
Posten. Am 6. Februar des folgenden Jahres ta^ darauf
in Hliez eine Versammlung von Landleuten, die den all-
gemeinen Aufstand gegen die Obrigkeit beschloss. Der
Plan wurde aber verraten und kam für einmal noch nidit
zur Ausführung. Auf dem Kirchhof von Hliez das Grab
des aus Champery stammenden langjährigen Priesters
der Gemeinde, des Abb^ Clement (f 1810), der sich als
Geschichts- und Naturforscher auszeichnete, als erster
die Dent du Midi zu besteigen wagte und sich der Freund-
schaft eines Horace Bän^dict de Saussure rühmen
durfte.
I1.LIEZ <VA1. D') (Kt. Wallis, Bez. Monthey). Links-
seitiges Nebenthal zur Rhone, im Unter Wallis. Be^nnt
am Q>1 de Coux (1924 m), über den man in das savoyische
Drancethal ^langt, und steigt zwischen dem Massiv der
Dent du Midi im SO. und den Alpen des Chablais im
NW. in der Richtung nach NO. bis Monthey (430 m) ab.
Wird von der in zwei Armen am Col de Coux und im
Thälchen von La Barmaz entspringenden Vi^ze entwässert,
die bei rascher Schneeschmelze und starken Gevritter-
regen zu einem recht gefahrlichen Wildbach anschweUen
kann. Das Thal ist 17 km lang; seine grösste Breite be-
trägt zwischen der auf dem Grenzkamm gegen das Yal
de Morgins stehenden Pointe de THaut und der Dent da
Midi 8 Km. Das Val dllliez liest an der äussern, N W.-
Flanke der mächtigen Dent du Midi und damit ausserhalb
des Gebietes der eigentlichen Hochalpen. Es unterschei-
det sich daher aucn von allen andern Qnerthälem des
Kantonssowohl mit Bezug auf seine StreichungsHchtaDS,
seine geologische Beschaffenheit, seinen pnzen lano-
schafthchen Charakter, wie auch auf die Sitten und Le-
bensweise seiner Bewohner. Das Thal ist ganz übersät
mit grossem und kleinem Ortschaften und einzelnen
Höfen, die sich auf drei Gemeinden verteilen : 1. Trois-
torrents an der Schwelle dss Ihiics und den ganzen Sei-
tenzweig des Val de Mcigins im lassend, 2. Val dllliez
oder Hliez in der Mitte und 3. Champery, dessen Gebiet
Hliez mit der Oruppe der Dent du Midi.
sich fächerförmig bis auf die Gipfel und kulissenformig
vorspringenden Seitenkämme des nalbkreisformigen Tbal-
abscnlusses hinaufzieht. Die drei Gemeinden sind ont^
ILL
ILL
621
■ 150 0011
sich durch eine gute Fahrstrasse verbunden., deren
Bau 1^ beschlossen und 1865 vollendet wnrde. Post-
waffen Monthey-Champöry. Unter-
halb Troistorrents zweigt die Fahr-
Strasse des Val de Morgins, des
grössten (linksseitiffen) Neben- und
rarallelthales des val d'Iüiez, ab,
die nach dem Bade- und Kurort
Iforgins (im Sommer Postwasen
Monthey -Morgins) und weiterhin
über den Pas de Morgins nach Chä-
tel und Abondance in Savoyen führt.
Das im S. und W. an Savoyen
S-enzende Thalbecken von lUiez-
orgins steht mit den Thälem von
Abondance und des GifTre über ei-
nige Pässe in Verbindung, deren
begangenster und namentlich auch
für den Waarenverkehr bedeutend-
ster der Col de Coux (1924 m) ist.
Die das Thal entwässernde Vieze
nimmt von beiden Seiten her zahl-
reiche Nebenarme auf und fliesst
ohne Schluchtenbildung zwischen
Gras- und Waldhängen rasch thal-
auswärts. Die hier fehlenden Fel-
sen- und Schluchten Wildnisse wer-
den reichlich ersetzt durch land-
schaftliche Anmut und den guten
und fruchtbaren Iknlen, der schwere
Arbeit entbehrlich macht und auch
der anderswo nötigen teueren Be-
wässerungsanlagen nicht bedarf. Die
für den ICanton Wallis so verder-
bliche Dürre des Jahres 1893 hat
sich im Val dlUiez nur an den der
Sonne am meisten aussesetzten
Hängen fühlbar gemacht, aoer auch
da keinen grossen Schaden ange-
richtet. Ein weiterer günstiger Um-
stand liegt darin, dass das Val
d'IUiez die einzige Gebirffsgegend
des iiLantons ist, wo der Bodenbesitz
nicht in unzählige kleine Parzellen
zerstückelt ist. Wir können zwar
auch hier wie in andern Thälem des Wallis in weni-
Sen Stunden aus dem Gebiet der mediterranen in das
er alpinen und nivalen Flora gelangen, doch ist der
Ueberganff hier ein weit gemässigterer, da die anderswo
so furchtbar heissen und sterilen Hänge fehlen und die
Thalumrandung nicht durchweg aus Gipfeln und Kämmen
der höchsten Alpenregionen besteht. Die fruchtbaren
Gehänge am Thaleingang tragen bis Troistorrents einen
üppigen Wuchs von Kastanien bäumen, Reben, Nussbäu-
men und Aeckem mit bis zu vierzigfachem Ertrag; weiter
oben finden wir noch Aepfel, Birnen, Pflaumen und Kir-
schen. Letztere i>eiden liefern dem Thalbewohner einen
vortrefflichen Branntwein, der zwar durchweg als Ge-
tränke dient, aber doch nur massig genossen wird. Es ist
dies umso eher verständlich, als die Leute des Val d'llliez
in der Bhoneebene draussen keine Weinberge besitzen,
wie dies ja für die Bewohner der zentralen Thalschaften
in so starkem Umfange der Fall zu sein pflegt. Die Bevöl-
kerungszahl des Val d'Illiez ibt in beständiger Vermehrung
begriffen. So zählte man 1815 : 2245 Ew.; 1850 : 2645 Ew.;
1870: 2890 Ew.; 1888: 3095 Ew. und 1900: 3191 Ew.
Hauptbeschäftigung sind Rindviehzucht und Milchwirt-
schaft, die hier in rationellerer Weise betrieben werden
als in den andern Walliser Seitenthälem. Die Wiesen
sind üppiff und ernähren die gerühmten, starken und
schönen Kinder, die auffallend der Rasse des Lötschen-
thals im Ober Wallis gleichen; ihre Milchprodukte (Käse
und Butter) und ihr Fleisch sind gesuchte Handelsartikel.
Die noch vor etwa 30 Jahren als Nebenzweig betriebene
Aufzucht von Pferden und Maultieren ist heute beinahe
ganz aufgegeben. Die Bewohner von Troistorrents besitzen
an den untern Thalhängen auch Weizenäcker; bei Illiez
sieht man noch einige Roggen-, Hafer-, Hanf- und Kar-
toffelfelder. Da das Thal reich an Wald (namentlich
Buchenwald) ist, hat auch der Handel mit Bauholz eine
gewisse Bedeutung. Mehrere Sägen. Oberhalb Ghamp^ry
steht ein Elektrizitätswerk. Troistorrents, Illiez, Morgins
^jS^J^^pÜ^
Val d'IUies.
und Champ^ry sind geschätzte Fremdenstationen, ganz
besonders die beiden letztgenannten. Moivins, das einst
eine blosse Maiensässe der Gemeinde Troistorrents war,
hat sich seit 1846 rasch zu einem grossen alpinen Kurort
entwickelt, der über eine Eisenquelle verfugt und jetzt
neben vielen in dem anmutigen und einsamen Thälchen
zerstreuten Villen und Pensionen für Fremde auch eine
Reihe von grossen und stattlichen Gasthöfen besitzt.
Ueberlieferungen aus frühern Zeiten berichten, dass
die Bewohner des Val d'IUiez die Nachkommen von Sol-
daten der thebäischen Lej^^ion seien, die dem grossen
Blutbad von Agaunum (bei Saint Maurice; etwa 302 n.
Chr.) entrannen und sich hier ansiedelten. Heute ist frei-
lich diese Ansicht kaum mehr haltbar. Die Leute des Val
d'Illiez gehören zur Mehrzahl dem braunen Typus an und
sind über Mittelgrösse. Der Schädelbildung nach sind sie
überwiegend Brachycephalen, deren Schädelindex um die
Zahl £3 schwankt. Ihre Tracht ist einfach und ernst, in
dunkeln Farben gehalten ; die Männer tragen schwarzen
Tuchrock und sehr niederen Strohhut. Auch die Frauen
sind ihrem althergebrachten, mit schwarzen Bändern
artig verzierten Strohhut treu geblieben und traeen unter
demselben ein graziös aufgewundenes scharlachrotes
Tuch. Da sich die Frauen hier wie meist im Wallis mit
den Männern in die schwersten Feldarbeiten teilen, so
tragen sie nicht selten Männerhosen, wobei sie sich dann
nur durch ihr rotes Kopftuch von den Männern unter-
scheiden, zumal sie auch wohl ein Pfeifchen Rauchtabak
nicht verschmähen. « Jeder Fremde, der dieses Thal zum
erstenmal betritt, ist äusserst angenehm überrascht, da-
selbst so stattliche und schmucke Wohnhäuser zu er-
blicken, welche nicht nur Zeugnis geben von dem Wohl-
stande der Bewohner, sondern auch von ihrem Sinn für
Ordnung und Reinlichkeit. Sie sind zwar grösstenteils
nur aus Holz erbaut, aber äusserst bequem und behäbig.
«22
ILL
ILL
80 recht für das intime Familienleben eingerichtet und
ausgeschmückt. Die Vorderseite des Dachfirstes steht weit
Frauen und Wohnhaus im Val d'lllies.
vor und beschützt die grossen Lauben, welche zum Trock-
nen und Aufbewahren verschiedener Gegenstande dienen
•oder auch zum Aufenthalte der mit häuslichen Arbeiten
beschäftigten Insassen. Vor den grossen Fenstern sind
Blumenbeete angebracht, die dem Hause ein festliches
Aussehen geben. . . Vor keinem Hause fehlt der wohlge-
pflegte Gemüsegarten, in welchem immer ein Plätzchen
auch den lieben Blumen eingeräumt ist ; sogar auf dem
steinbelasteten Schindeldach erblickt man nicht selten
Kolonien von Aurikeln, Hauswurzeln und ähnlichen Zier-
pflanzen.»
Die wildwachsende Flora des Thalbeckens von Illiez
entspricht seinem feuchten und regnerischen Klima. Wir
haben schon bemerkt, dass die Buche hier geschlossene
Bestände bildet, während die im innern Wallis sonst
häußge Arve fehlt. Es fehlen ferner ganz die Typen des
heissen und trockenen Wallis, sowie dessen endemische
und andere seltenste Hochalpenpflanzen. Umgekehrt fin-
den wir hier eine ganze Anzahl von schönsten Pflanzen,
die im innern Wallis entweder gar nicht vorkommen oder
doch sehr selten sind. « Diese Vegetation erfreut den
Pflanzenliebhaber durch ihre Frische und reichen Blüten-
schmuck; Val d'JUiez ist das Eden der Narzissen und
Primeln. » Im Folgenden geben wir nach F. 0. Wolf,
dem wir unsere floristische Skizze verdanken, noch eine
kurze Liste von ganz seltenen Phanerogamen des Val
xl'Illiez (mit Angabe des Standortes): Ranunculiis Thora
(Col de Coux), Aquilegia alpina (Pas d'Encel), Gentiana
Thomasii (Fuss der Dentdu Midi), Gentiana campestris
X germanica (Alpweiden an den Uents Blanches), Erynr
gium alpinum (Suzanfe), Primula elatior X acaulis
(Choex), Primula auricnla-viscosa (Valerette), Narcissus
mconiparabilis (Val d*Illiez), Alliuni victoralis (Pas
d'Encel).
Geologie. Das Val d'Illiez liegt in der Uebergangszone
zwischen den Hohen Kalkalpen (Dent du Midi) und den
Voralpen des Chablais und ist in den Flysch eingeschnit-
ten, der sich unter die grosse liegende Falte Dent du
Midi-Tours Salieres einschiebt und der die Ueberschie-
bungsschoUen der Voralpen (Pr^alpes) trä^. Dieser Flysch
besteht meist aus Schiefern und Sandstemen, selten da-
gegen aus Konglomeraten, was die Fruchtbarkeit des
Hodens erklärt. In der Thalsohle hat die Erosion zwischen
Champ^ry und dem Dorf Val d'Illiez eine unter dem
Flysch liegende Neocomfalte angeschnitten ; eine andere
solche Falte findet sich von Bossetan bis ins Thälchen
von La Barmaz zwischen dem Flysch und der grossen
Falte der Dent du Midi versteckt. Am NW.-Hang des Tha-
ies, wo dem Flysch die Masse der jurassischen sog. Cha-
blaisbreccie auflagert, findet man noch einige nicht er-
klärte Schichtfetzen von mesozoischen Gesteinen (Trias,
.Iura, Kreide), die ohne irgend welche Anordnung ganz
im Flysch eingewickelt sind (Rochers de Savonaz, Culet
■etc.). Vergl. die Art. Midi (Dent dl) und Chablais.
Geschichtlicher Ueberblick, Im 13. Jahrhundert er-
scheint eine Burgherrschaft Monteif (Monthey), die das
Val d'Illiez umfasste und vom Vogt des Ghablais sowie
von den Grafen von Savoyen abhängig war. Zum ersten-
mal erscheint das Thal in einer Urkunde von 1180, mit
welcher ein gewisser Boson und sein Sohn der Abtei
Saint Maurice neben Anderem auch ihren Landbesitz im
Val d'Illiez (elterram quam apud Yliacum habebcau]
vergabten. 1235 findet man : territorium de Ylies ; 1244:
parrochia de Ylies. Das kleine Gebiet von Tschi^saz über
Troistorrents ist bis in verhältnismäsfig neue Zeit der
Abtei als Eigentum verblieben, während die übrigen
Sonderrechte über die Gemeinde Troistorrents schon
früher vom Geschlecht Du Fay und dann vom Staat
zurück gekauft worden sind. Als die Walliser 1536 die
Herrschaft Monthey eroberten, war der Herzog von Sa-
voyen im Val d'Illiez nur noch unmittelbarer Oberherr
über 34 Familien, die einem « Mitral » genannten
Beamten unterstanden hatten. Die übrige Bevölkerung
stand damals unter verschiedenen Edelgeschlechtern. so
z. B. unter den d'Allinges und den Prior«>n von Ripaille.
Der Staat versuchte mehrfach, alle diese kleinen Sonder-
rechte an sich zu bringen, vermochte aber erst 1715, die
Leibeigenschaft völlig aufzuheben. Ein 22 Stunden anhal-
tender Sturm riss lä)2 die Dächer von zahlreichen Häu-
sern mit sich und richtete in den Waldungen einen
Schaden von 42000 Franken an. Das Val d'Illiez ist ferner
im Mittelalter mehrfach von der Pest heimgesucht wor-
den. An Altertümern hat man hier römische Münzen auf-
gefunden.
Bibliographie: Wolf, F. 0. Von Saint Maunce bis zum
Genfersee. {Europ. Wanderbilder, 149/150). Zürich 1889.
— Clapar^de, A. de. Champeru et le Val d'Illiez. Geneve
1886. Nouv. ed., augment^. Geneve 1908.
ILLIGHAU8EN (Kt. Thurgau, Bez. Kreuzungen).
567 m Gem. und Dorf, auf dem Seerücken, an der Strasse
Kreuzlingen-Erlen und 6 km so. der Station Kreuzungen
der Linie Rorschach-Romanshom-Konstanz. Postablage,
Telephon. Gemeinde, mit Emmerzholz, Wilen, Oberhofen,
Dettighofen, Hohenegg, Lengwilen und Schönen baum-
ffarten : 60 Häuser, 949 zur Mehrzahl reform. Ew. ; Dorf:
40 Häuser, 204 Ew. Kirchgemeinde Altnau. Acker-, Wie-
sen-, Obst- und Gemüsebau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Viehhandel. Stickerei. Das Dorf hatte 1312 seine
eigene Kapelle und ward nach der Reformation eine
Filiale von Altnau.
ILLINGEN (Kt. Freiburg, Bez. Saane). Gem. und
Häusergruppe. S. den Art. Illens.
ILLINGEN (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Genn. Unter
Embrach). 411 m. Gruppe von 3 Häusern, an einem klei-
nen linksseitigen Zufluss zur Töss, 700 m sw. der Station
Embrach-Rorbas der Linie Winterthur-Bülach. 33 reform.
Ew. Kirchgemeinde Embrach. Landwirtschaft. Möbel-
schreinerei, Holz- und Metalldreherei. Nach einer jetzt
verschvmndenen Mühle hiess der Ort früher Illinger-
mühle.
ILLI8WIL (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Wohlen).
560 m. Weiler, an der Strasse Unter Wohlen-Muraelen;
1,1 km nw. Unter Wohlen und 10 km nw. vom Bahnhof
Bern. Telephon; Postwagen Bern-Detligen. 18 Häuser,
220 reform. Ew. Wiesen- und Ackerbau. Heimat der
Edeln von Illiswil, Dienstleuten der Grafen von Habsburg-
Kiburg.
ILLNAU (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon). Eine der ausge-
dehntesten Landgemeinden des Kantons Zürich (25^^ ha
Fläche), im Kemptthal. Zahlreiche Dörfer und W^eiler :
Ober und Unter Illnau, Bisikon, Bietenholz, Moosburg,
Eff'retikon, Horben, Agasul, Mesikon (zum Teil), Ottikon,
Billikon (zum Teil). First, Kempthal, Luckhausen, Rikon
Postbureau, Telegraph, Telephon. Station der Linie
Efl'retikon-Wetzikon-Hinwil. 506 Häuser, 2767 reform.
Ew. Kirchgemeinde. Ackerbau und Viehzucht. Je eine
Seidenzwimerei, Baumwollspinnerei und Schuhwaaren-
fabrik. Seidenweberei als Hausindustrie. Fund von Bronze-
gegenständen in Bisikon; Urnen^räber aus der Bronze-
zeit; bei Luckhausen ein Grabhügel aus der Hallstatt-
periode. Alemannensiedelung. 745: Illenavia. Bei der
Fabrik in Unter Illnau Alemannengräber. 1044 wird ein
Bernger, 1112 ein Luitpold de Ilnowa genannt. Die schon
vor 800 erwähnte Kirche ward mit den Gütern durch Graf
ILL
IMß
623
Adalbert von Mörsberg an das Kloster Allerheiligen in
Schaffhausen vergabt. Von einer Barg zu lilnau meldet
kein Bericht. Der Ort ginj^ zusammen mit der Grafschaft
Kiburg an die Stadt Zürich über, die ihn dem Illnauer
Amt zuteilte.
IL1.NAU (OBER;^ (Kt. Zürich, Bez. PfSfflkon, Gem.
lUnau). 557 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am linken
Ufer des Kemptbaches und 800 m n. der Station Illnau
der Linie Effretikon-Wetzikon-Hinwil. 61 Hauser, 313
reform. Ew. Hier steht auf einem Hügel die Pfarrkirche
der Gemeinde.
ILLNAU (UNTER) (Kt. Zürich, Bez. PfafOkon. Gem.
lUnau). 50B'm. Gemeindeabteilung und Dorf, zu beiden
nw. Romoos und 3 Stunden sw. der Station Wolhusen
der Linie Bern-Luzern. 20 kathol. Ew. Viehzucht.
ILTENRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Borschach, Gem.
Untereggen). 5"^ m. Gruppe von 8 Häusern, 2 km. s. der
Station Goldach der Linie St. Gallen-Rorschach u. 2,3
km nö. Untereggen. 54 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Goldach. Viehzucht. Stickerei.
ILTI08ALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Alt St. Johann). 1200-1500 m. Alpweide mit zer-
streut gelegenen Hütten, am N.-Hang der Churfirsten und
1-2 Stunden so. über Alt St. Johann.
IMBODEN, romanisch II Pleun. Bezirk des Kantons
Graubünden. Umfasst zwei Kreise mit 7 Gemeinden .
Bezirk Imboden.
y.^etfnyerjc
Seiten des Kemptbaches, 1 km so. Ober Illnau und 200 m
6. der Station illnau der Linie Effretikon-W^etzikon-Hin-
wil. 113 Häuser, 591 reform. Ew.
ILLPASS (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Siders). 2485 m.
Passübergangj im SSO.-Grat des Hlhoms; verbindet Chan-
dolin und Samt Luc im Eifischthal über den Hlsee mit
der Station Leuk-Susten der Simplonbahn (6V« Stunden).
Wird gewöhnlich zur Besteigung des Hlhoms benutzt.
Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
ILLSEE (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 2342 m. Kleiner
Hochffebirgssee ; s. vom Felsenzirkus des Hl^bens und
zwischen Jllhorn, Schwarzhorn und Meretschihorn. Etwa
1200 m Umfang. Sein nach N. abfliessender Bach mün-
det unterhalb dem Schwarzerwald von rechts in den
Illbach.
ILMISBERQ (HINTER und VORDER) (Kt. Lu-
zern, Amt Entlebuch, Gem. Romoos). 1030-903 m. Vier
Bauernhöfe, im Thälchen des Rechenlochbaches ; 2,3 km
nämlich den Kreis Räzüns mit den Gemeinden Räzüns
(Hazen), Bonaduz und Ems (Domat) und den Kreis Trins
mit den Gemeinden Flims (Flem), Trins (Trin), Tamins
(Tumein) und Felsberg (Favugn). Er liegt um die Ver-
einigung des Vorderrhein und Hinterrhein und grenzt im
N. an die letzten ö. Ausläufer der Tödikette, die ihn vom
st. gallischen Calfeisen- und Taminathal trennen, im 0.
an die Bezirke Unter Landquart und Plessur, im S. an
die Bezirke Heinzenberg und Glenner und im W. an
den Bezirk Glenner und den Kanton Glarus. Die Gemein-
den Flims, Trins und Tamins liegen im Vorder rh ein thal,
Räzüns und Bonaduz im Hinterrheinthal und Ems und
Felsberg im Thal der vereinigten Rheine. Die Haupt*
flüsse sind der von W. nach O. fliessende Vorderrhein
und der von S. nach N. fliessende Hinterrhein, die sich
bei Reichenau auf Boden der Gemeinde Tamins vereinigen
und von hier nach 0. weiter ziehen. Die Fläche des Be-
zirkes beträgt 20650 ha, seine Bewohnerzahl 5939 Ew. ;
624
IMM
INC
es eDtfallen somit auf 1 km' 28,8 Ew. Eine dichtere Be-
völkerung weisen im Kanton Graubünden nur die Be-
zirke Unter Landqnart und Plessur auf. Die Bewohner
des Kreises Räzüns sind katholisch, die des Kreises
Trins reformiert; deutsch sind Tamins und Felsberg,
überwiegend romanisch die andefn Gemeinden. Man
zählt im Bezirk 988 Häuser und 1396 Haushaltungen.
Von den 5939 Ew. sind 3281 katholisch und 2658 refor-
miert ; 3703 sprechen romanisch, 1886 deutsch, 344 ita-
lienisch und o französisch. Haupterwerbszweige der Be-
völkerung sind Landwirtschaft und Viehzucht.
Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate :
1886 1891 1901
Rindvieh 3315 3431 3619
Pferde 111 194 197
Schweine 1278 2078 1763
Schafe 1580 1474 1326
Ziegen 1412 1370 1166
Bienenstöcke 654 732 718
Im ganzen Bezirk wird ziemlich viel Obst gebaut ; im
untern Teil ist auch heute noch der Getreidebau nicht
unbedeutend, während der einst in Ems und Felsberj^^ be-
triebene Weinbau fast ganz aufgehört hat. Die Wiesen
von Trins und Flims sind ihres Heureichtums wegen be-
rühmt, während andererseits der Boden in Bonaduz, Ems
und Felsberg durch grosse Trockenheit sich auszeichnet,
so dass hier nur in leuchten Jahren wirklich gute Heu-
ernten erzielt werden.
Von Chur aus zieht über Ems, Bonaduz und Räzüns
die sog. untere Kommerzialstrasse oder italienische
Strasse durch das Domleschg und weiterhin über den
Splügen und Bernhardin ; von ihr zweigen 4 km w. Chur
die aufs linke Rheinufer nach Felsberg hinüber führende
Kommunalstrasse und in Reichenau die die Dörfer Ta-
mins, Trins und Flims unter sich und mit Hanz verbin-
dende sog. Oberländerstrasse ab. Ein Fahrweg auf dem
linken Rheinufer verbindet Felsberg mit Tamins, von wo
ein Fussweg über den Kunkelspass (1351 m) nach Vättis
im St. gallischen Taminathal leitet. Die Poststrasse über
den Oberalppass geht von Bonaduz am rechten Ufer des
Vorderrhein nach Hanz, wo sie sich mit der über Flims
führenden Strasse vereinigt. Den Bezirk durchziehen fer-
ner die beiden von Chur nach Thusis und ins En^din
einerseits und nach Hanz andererseits führenden Lmien
der Rätischen Bahn. Eisenbahnstationen im Bezirk sind
Felsberg, Ems, Reichenau-Tamins, Bonaduz, Räzüns
und Trins.
IMMENBERG (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld
und Münchwilen). 710 m. Bergrücken; zieht zwi-
schen den beiden MurgzuQüssen Lauche und Thun-
bach auf eine Länge von 7 km von W. über 0. nach
N. Beginnt 4 km osö. Frauenfeld. S.- undW.-Hänge
sind steil, während der N.-Hang sehr sanft ffe-
böscht ist. Auf dem Rücken steht Wald, der N.-
und NO.-Hanfi[ trägt abwechselnd Wiesen, Aecker
und Wald, und der S.- und SO. -Hang ist mit Reben
bepflanzt, die einen guten Wein geben (besonders
beliebt der sog. Sonnenberger). Hier haben wie an-
derswo die Rebenschädlinge, besonders die Phjl-
loxera, grosse Verheerungen angerichtet, indem im
Zeitraum 1897-1902 nicht weniger als 252004 Wein-
stöcke vernichtet werden mussten. Den geschädig-
ten Eigentümern haben der Staat Thurcau und der
Bund zusammen die Summe von 103 492 Franken
vergütet. Auf dem Immenberg, der eine sehr schöne
Aussicht auf die Alpen und das Mittelland bietet,
steht heute nur noch ein einziges Schloss, der stolze
Sonnenberg, während er früher eine ganze Reihe
von festen Burgen zählte. Im Wilderer Tobel über
Zetzikon sieht man Reste der Burg Zazikofen, einst
Eigentum der Herren von Zazikofen oder Zetzikon,
deren bekanntester der Minnesänger Ulrich von
Zazikofen Ü192) ist. Die Burg Spiegelberg bei Wetzi-
kon, von der noch die Gräben erhalten sind, ist von
den Appenzellem zerstört worden. Die Hänge des
Immenbergs sind von zahlreichen Rissen durch-
furcht, in denen die wagrechten Mergel-, Sand-
stein- oder Nagelfluhschichten der Molasse entblösst
sind. Diese Furchen, im Volksmund «Risi» geheissen,
dienen jetzt zum Thaltransport des Holzes. Ihre Ent-
stehung ist zum grossen Teil auf den mächtigen Gewitter-
sturm des Jahres 1876 zurückzufuhren, der zahlreiche
Wald- und Ackerparzellen mit sich ins Thal hinunter
riss.
IMMENFELD (Kt., Bez. und Gem. Schwyz). 540 m.
Modernes Schloss, am SW.-Hang des Grossen Mythen
schön gelegen ; 3 km so. der Station Schwyz der Gott-
hardbahn. Alte Kapelle mi bemerkenswerten Male-
reien.
IMMEN8EE (Kt. Schvi7^, Bez. und Gem. Küssnacht).
422 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am N.-Fuss des
Rigi und an einer schönen Bucht am linken Ufer des
Zugersees; 2,5 km nö. Küssnacht. Station der Gotthard-
bahn und der Linie Rotkreuz-Arth Goldau ; Dampfschiff-
Station. Postbureau, Telephon. Gemeindeabteilung, mit
Kiemen und Ober Immensee : 81 Häuser, 790 kathol. Ew. ;
Dorf: 20 Häuser, 200 Ew. Kapelle 1611 erbaut. Acker-,
Obst- und Gemüsebau, Viehzucht. Gemüse- und Obst-
handel. 4 Käsereien. Säge. Fremdenpensionen. Kranken-
nnd Armenhaus. Erholungshaus für kranke oder rekon-
valeszente Kinder, Eigentum des schweizerischen Kinder-
heilstätten Vereins. Grosses Priesterseminar der Väter von
Bethlehem mit Erziehungsanstalt und Handwerkerschale.
1284: Ymmensee.
IMMEN8EE (OBER) (Kt. Schwyz, Bez. und Gem.
Küssnacht). 444 m. Kleines Dorf, am linken Ufer des
Zugersees und an der Strasse Immensee- Arth ; 80O m so.
der Station Immensee der Gotthardbahn. 26 Häuser, 168
kathol. Ew. Landvnrtschaft.
IMPART (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem. Hauteville).
767 m. Teil der Gemeinde Hauteville, rechts der Strasse
Corbieres-La Roche ; umfasst die Häusergruppen Les
Räpes, Forchaud, La Levanche, Les Bassets, Les Farvafes,
Impart, Les Vemettes und Le Plan. Zusammen 34 Häu-
ser, 143 kathol. Ew. Vergl. den Art. Hauteville.
INCELLA (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Brissago).
363 m. Dorf, am S.-Hang des Monte Gridone; 1 km sw.
der Dampfschiffstation Brissago und 11 km sw. Locarno.
31 Häuser, 136 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Die
Mehrzahl der Bewohner arbeitet in den Zigarrenfabriken
von Brissago ; viele der Männer wandern auch als Hotel-
an^estellte aus. Prachtvolle Aussiebt auf einen grossen
Teil des Langensees. Das Dorf von Weinlauben und Kasta-
nienhainen umrahmt.
INCRENA (Kt. Wallis, Bez. Monthey). 1842 m. Alp-
in Indemini.
weidenrücken, dessen Hänge zum Teil mit Erlengebüsch
bestanden sind ; bildet das W.-Ende der Cröte de Berroix
(1816 m) und erhebt sich zwischen den Hochthälchen von
UND
iNG
625
La Barroaz and Autervenaz. Schöner Aussiehtapankt, 1
Stunde über den Hütten und dem Wirtahaus von La
Barmaz und am Weg von da auf den Co! de Coux.
INDEMINI (Kt. Tesain, Bez. Locamo). 927 m. Gem.
und Pfarrdorf, im obem Abschnitt des Vedascathales, am
S.-Hanff des Monte Gambaroffno und am W.-Fuss des
Monte Tamaro ; 4 Stunden s. der Station San Nazzaro der
Linie Beliinzona-Luino und 5 Stunden nö. der italieni-
schen Station Maccagno Superiore derselben Linie, von
wo aus der Ort leichter zuganglich ist. Nabe der Landes-
grenze gegen Italien. Postabla^e. 81 Häuser, 340 kathol.
Ew. Roi^genbau, Viehzucht. Die Mehrzahl der Männer
wandert im Sommer als Maurer in die Zentral- undWest-
schweiz aus. Das Dorf steht mitten in Wiesen und Kasta-
nienbäumen, welch' letztere hier ihre obere Grenze er-
reichen. Es ist von der übrigen Schweiz durch ein
Bergland von 1600 m mittlerer Höhe (Passübergang in
iSSS m) getrennt, während es mit Italien durch das Ve-
dascathal leicht verkehren kann. Die Frauen gehen mit
grossen Lasten jede Woche mehrere Male nach San Naz-
zaro. Diese ungünstige geographische Lage ist auch Schuld
daran, dass die Bevölkerung an Zahl abnimmt. Da die
Kosten einer Strasse nach San Nazzaro zu
gross sind, sprach man eine Zeit lang von
aer Anlage einer dorthin zu führenden Luft-
kabelbahn für Personen und Waaren.
INDEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1137
m. Gem. und Pfarrweiler, im Thal der
Dala, auf eiuer Terrasse rechts über den
Schluchten der Dala und gegenüber der
Terrasse von Albinen ; an der Strasse vom
Rhonethal nach Leukerbad. Postablage;
Postwagen von der Station Leuk-Susten der
Simplonbahn nach Leukerbad. 18 Häuser,
98 kathol. Ew. Am rechten Ufer des Flusses
fuhrt von Inden ein Weg über Varen und
Salgesch nach Siders. 3 km unter Inden
ffeht die Poststrasse über die malerische
Rumelingbrücke, in deren Nähe ein Schie-
ferbruch abgebaut wird. Im Däfilä von In-
den haben 1/99 300 Ober Walliser die Sol-
daten des französischen Generals Xaintrail-
les mehrere Tage lang aufgehalten und
deren eine grosse Anzahl in die Schlucht
der Dala hinunter gedrängt, nachdem sie
sie des Nachts umgangen hatten.
INQENBOHL (Kt. und Bez. Schwvz).
445 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken
Ufer des Lehwassers und der Muota, an
der Strasse Schwyz- Brunnen und 300 m
nö. der Station Brunnen der Gottbardbahn. Telephon;
in Brunnen Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
seit 1018. Fremdenindustrie. Gasthöfe u. Pensionen. Obst-
und Gemüsebau. Kloster und Mutterhaus des Schwei-
zer Ordens der Theodosianerinnen. Dieser Orden wurde
vom Kapuziner Theodosius Florentini in Planaterra
( Graubänden ) 1845 gestiftet. Er verfolgt den Zweck der
Kranken- und Waisenpflege und erfreut sich seit seiner
Gründung eines grossen Rufes, so dass seine Schwes-
tern, auch «Schwestern vom h. Kreuz» genannt, in fast
allen Kantonen der Schweiz ffastliche Aufnahme gefun-
den haben 1855 liess sich der Orden in Ingenbohl nieder;
sein Kloster ward 1870-74 vergrössert. Im deutsch-fran-
zösischen Krieg 1870/71 wurden zur Pflege der Verwun-
deten von verschiedenen Staaten Deutschlands Schwestern
des Ordens gerufen, denen dann nach dem Friedens-
schluss der deutsche Kaiser neben einem eigenhändigen
Brief das allgemeine Ehrenzeichen zukommen liess. Heute
zählt der Orden Tausende von Schwestern, die in Hun-
derten von Anstalten (Waisenhäusern, Spitälern, Gefäng-
nissen, Privatkrankenhäusern etc.) in der Schweiz, in
Deutschland, Oesterreich, Italien etc. tätig sind. Die
prachtvolle Dorfkirche zum h. Kreuz 1878 erbaut und
1880 geweiht. Waisenhaus. Die Gemeinde Ingenhohl hat
Ingenbohl mit den Mythen.
mit Brunnen, Feld, Schönenbuch, Ober und Unter
Urmiberg : 906 Häuser, 3070 Ew. (wovon 141 Refor-
mierte); Dorf: 41 Hänser, 743 Ew. Eigene Kirchgemeinde
Inden von Südwesten.
sich in den letztvergangenen Jahren ausserordentlich ent-
wickelt, und neben dem Wachstum der Bevölkerung (1888:
2273 Ew.) haben auch Industrie und
Handel stetig an Bedeutung zugenom-
men. Zahlreiche neue Bauten tragen zur
Verschönerung der Ortschaft bei, und
ausffezeichnete Strassen erleichtern den
Verkehr nach allen Richtungen. Lager-
häuser der Gotthardbahn. Schon im 12.
Jahrhundert sicherten die Schwyzer ihr
Gebiet gegen einen Ueberfall vom Vier^
waldstättersee her durch Pfahlreihen
vor Bronnen, eine Mauer und einen
Turm. In Brunnen vereinigten sich die
Urschweizer am Ta^e vorder Schlacht
am Morgarten, um die Hilfe des h. Leon-
hard zu erflehen. Hier tagten in den
Anfängen der Eidgenossenschaft die
Männer des Gebirges, und hier ward
auch am 19. Dezember 1315 der ewige
Bund zwischen den Waldstätten zum
drittenmal erneuert und in einem in
deutscher Sprache abgefassten Bundes-
brief festgelegt. Auch später noch fan-
den hier oft die Tagsatzungen der ka-
tholischen Kantone statt. Stark mitge-
nommen wurde die Gemeinde durch
die kriegerischen Ereignisse von 1799. Lieblingsaufenthalt
von König Ludwig II. von Baiern und des polnischen
Kardinales Ledochowski (f 1902), des obersten Leiters
GEOOR. LEX. 84 — 11—40
626
INK
INN
der katholischen Heidenmission. 1387 : Ingenbol, wo bol
einen Hügel von abgerundeter Form bezeichnet.
INKENBERG oder HINKENBERG (Kt. Zug, Gem.
Baar). 629 m. Gruppe von 3 Häusern, an der Strasse
Zug-Aegeri und 3,a km onö. vom Bahnhof Zug. Post-
wagen Zug-Ober Aegeri. 23 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Heimat des Abtes Heinrich IV. (Schmid) von
Einsiedeln (18(H-74), des Abtes Petrus II. von W^ettingen
(1593-1633) und des Pfarrers J. Schmid (tl696). 1242:
Inchhemberg ; 1331 : Inkenberg.
INKWIL (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen). 466 m. Gem.
und Dorf, im Thal der Oenz, nahe dem Inkwilersee und
3.5 km nw. Herzogenbuchsee. Station der Linie Lyss-
Solothurn-Herzogenbuchsee. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. Gemeinde, mit Vorstadt: 69 Häuser, 442 reform.
Ew. ; Dorf : 44 Häuser, 286 Ew. Kirchgemeinde Herzogen-
buchsee. Landwirtschafl. Käserei. Likörfabrikation. 1262:
Inchwile. Ehemals Gerichtsstätte der Grafschaft Nieder
Burgund. Heimat von Dr. Job. Buttikofer (geb. 1850),
Direktors des zoologischen Gartens in Rotterdam und
Verfassers des 1890 in Leiden erschienenen Werkes
Reiaebilder aus Liberia.
INKWILERSEE (Kt. Bern und Solothurn). 465 m.
Kleiner Moränensee, 400 m sw. Inkwil. 10 ha Fläche und
6 m tief. Gehört je zur Hälfte der Berner <}emeinde Ink-
wil und der Solothurner Gemeinde Etziken. Funde von
Gegenständen aus der Zeit der Pfahlbauer, heute in den
Museen zu Bern und Zofin-
gen niedergelegt. Nach der
Ueberlieferung soll einst auf
einer Insel im See die Burg
der Edeln von Inkwil gestan-
den haben. Reich an Fi-
schen und besonders an
Krebsen. Kleine künstliche
Insel.
INN, romanisch Oen (Kt.
Graubünden, Bez.Malojaund
Inn). Der Inn ist der Fluss
des Engadin, reicht aber als
einer der grössten Alpenflusse
weit über dasselbe hinaus.
Seine gesamte Lange bis zur
Mündung in die üonau bei
Passau (Baiem) beträgt rund
500 km, sein gesamtes Strom-
gebiet 57188 km«. Davon
kommen auf die Schweiz vom
Maloja bis zur Schlucht von
Finstermünz rund 90 km
Länge und 1717 km* Strom-
gebiet. Er ist einer der läng-
sten und stattlichsten Flüsse
desAlpengebietes und wasser-
reicher sils die Donau ober-
halb Passau. Die Läng:e sei-
nes Thaies vom Maloja bis
Passau (1800-290 m), ohne
Einrechnung der kleinen
Flussserpentinen , beträgt
etwa 450 km, wovon V» auf
Graubünden, '/^ auf Tirol
und ebenfalls V& auf Baiem
fallen. Er bildet im Unter-
lauf die Grenze zwischen
Baiern und Oesterreich. Diese
drei Teile, der bündnerische,
der tirolische und der baie-
risch-österreichische , sind
auch orographisch gut von
einander geschieden, einer-
seits durch die enge Schlucht
von Finstermünz (1000 m)
an der schweizerischen Lan-
desgrenze, andererseits durch
das Querthal von Kufstein.
Statt Finstermünz kann man
übrigens auch Landeck als Teilpunkt annehmen und
erhält dann die Thalstrecken Maloja-Landeck mit etwa
120 km, Landeck-Kufstein mit 150 km und Kufstein-
Passau mit 180 km Lange, die sich also verhalten
wie 4:5:6. Der bündnerische und tirolische Anteil
oder die ersten ^/^ der Flusslänge verlaufen innerhalb
der Alpen, die letzten */& oder der baierisch-österreichische
Anteil im vorherrschend quartären Alpenvorland. Im
alpinen Teil ist der Inn vom Maloja bis Landeck in
die Zentralalpen eingeschnitten, die freilich hier nicht
überall aus zentralmassivischen Gesteinen bestehen, da
diese stellenweise schon im Ober Engadin, dann aber in
grösserer Ausdehnung im Unter Engadin und weiter
abwärts bis in die Gegend von Prutz von Sedimenten, be-
sonders der Trias- und Juraperiode, unterbrochen sind.
Von Landeck bis Schwaz bildet der Inn die Grenze zwischen
den Zentralalpen und den nördlichen Kalkalpen, dann
schneidet er schräg in diese ein, um sie endlich un-
terhalb Kufstein in einem Querthal senkrecht zu durch-
brechen. Die morphologisch verschiedenen Abschnitte
des Innthals zeigen sich aber nicht an diesen Gesteins-
wechsel gebunden. Als Ganzes ist es vom Maloja bis Knf-
stein ein typisches Längsthal. Querthal wird es je nnr
auf kurze Strecken : von Zernez bis Süs, von Prutz bis
Landeck und unterhalb Kufstein, wovon die zwei erstem
in krystalline Gesteine, die letztere in Triaskalke einge-
schnitten sind. Von den Längsthaiabschnitten zeigt das
Ober Engadin durchweg eine breite Thalsohle ohne Rück-
sicht auf den Wechsel von massigen Gesteinen (Granit
etc.), krystallinen Schiefern und Sedimenten. Das Unter
Einzugsgebiet des Inn.
Engadin ist eng gefurcht, sowohl im noch vorherrschend
krystallinen Gebiet oberhalb Zernez als im Sedimentgebiel
unterhalb Lavin, und in der engen Kluft von Finstermünz
INN
INN
627
finden wir dieselben Gesteine wie oberhalb und unterhalb
derselben. Das Tiroler Innthai endlich ist breitsohlig so-
wohl längs der Formationsgrenze von Landeck bis
Schwaz als innerhalb der Kalkalpenzone von Schwaz bis
Kufstein. Aber wenn auch das Innthai innerhalb den
Alpen im ganzen als Längsthal erscheint und in dieser
Beziehung mit den obem Teilen des Rhone-, Rhein-,
Salzach- und Ennsthales zusammengestellt werden kann
und mit diesen auch die rechtwinklige Umbiegun^ beim
Durchbruch durch die nördlichen Kalkalpen gemein hat,
so unterscheidet es sich doch auch wieder in manchen
Punkten von den übrigen Längsthälern, am meisten aber
durch seine ganz ungewöhnliche Länge und seine etwas
veränderte Richtung. Während das Längsthal bei der
Rhone etwa 125, beim Rhein 70-75, bei der Salzach 80
und bei der Enns 110 km misst, sind es beim Inn 270
km, und während die Richtung jener vier Thäler genau
mit derjenigen des Alpenzuges von WSW.-ONO. über-
einstimmt, zieht das Innthai von SW.-NO., so dass es
den Alpenwall schräg durchschneidet und einen Ueber-
gang vom N.-Fuss desselben zum S.-Fuss ohne Ueber-
schreitung eines Bergkammes möglich macht. Denn auch
am Maloja ist kein solcher vorhanden. Das Innthai hat
hier kein Hintergehänge. Plötzlich bricht die flachwelli{|[e
Hochfläche des Maloja ins Bergeil ab. Wo ist aber die
Quelle des Inn? Nach der jetzt gewöhnlichen Annahme
oben im Lunghino See in einer kleinen Felsnische zwi-
schen Piz Lunghino und Piz Gravasalvas nw. vom Maloja
und 680 m über dem Silsersee. In muntern Sprängen
schäumt der von dort kommende Bach den steilen Hang
herunter, um gleich beim Kursaal Maloja im Silser See
sich zu verlieren. Aber der Bach ist so klein und seine
Richtung so abweichend von derjenigen des übrigen Inn,
dass er nicht als der normale Quellbach des letztern er-
scheint. Alb Heim sucht diesen darum (vergl. die Art.
Engadin und Graubünden) jenseits des Maloja im Val
Marozzo, dem jetzigen obersten Teil des Ber^ell, dessen
Richtung und Höhenlage mit dem Ober Engadin gut über-
einstimmen. Das Engadin wäre dann einst länger, das
Bergeil entsprechend kürzer gewesen, und ein Querkamm,
vielleicht in der Gegend des jetzigen Vicosoprano, hätte
die beiden Thäler von einander jg^etrennt. Die Maira des
Bergells hätte aber, infolge stärkeren Gefalls und viel-
leicht auch grösserer Wassermenge, eine grössere Ero-
sionskraft gehabt als der Inn und darum den genannten
Querkamm allmählig durchschnitten. Durch die gelegte
Bahn gezwungen : er wurde zum Oberlauf der Maira.
Der Inn aber war damit seines eigentlichen Quellstückes
E^-ai?^-^?>vSSS£^-
Karte der Innschluchten.
Innfall bei St. MoriU.
Bresche war der oberste Teil des Inn samt seinen ersten
Zuflüssen aus dem Albigna- und Murettothal in eine neue
beraubt, und es ist nur Sache der Kon-
venienz, wenn nun der kleine Lunghino-
bach als Quellbach angenommen wird.
Nun vermochte der Inn die ihm aus den
Seitenthälern (Fedoz, Fex, Julier, Suvretta
etc.) zugeführten Geschiebe nicht mehr wei-
ter zu verfrachten, sie lagerten sfch im
Hauptthal ab und stauten die Seen. Viel-
leicht waren es ursprünglich drei Seen,
ein grösserer vom Maloja ois Campfär, ein
kleinerer bei St. Moritz und wieder ein
§rös8erer von Celerina bis weit unter Sama-
en, vielleicht bis Scanfs. Der dritte See
wurde allmählich wieder vollständig zu-
geschüttet, während der St. Moritzersee, da
ihm nur wenige und kleine Bäche zuflies-
sen, nur etwas verkleinert, der obere See
aber durch die Deltabildungen des Fex- und
des Julierbaches zerstückelt wurden, so dass
er jetzt in den Silser-, Silvaplaner- und
Campferer See zerfallt. Ein weiteres Delta
hat sich an der Mündung des Fedozthals
weit in den Silsersee hinaus gebaut und
wird einst auch diesen noch zerlegen. Das
Ende aber wird die vollständige Zuschüttung
auch aller dieser Seen sein, gleich dem-
jenigen von Celerina-Samaden. Eine von
den übrigen Seen etwas abweichende Ge-
schichte scheint der St. Moritzersee ge-
habt zu haben. Vor allem hing er wohl nie
mit den andern Seen so zusammen, dass
sie alle einen einzigen langgestreckten See
vom Maloja bis vielleicht weit unter Samaden gebil-
det hätten, denn das Becken des St. Moritzersees ist
Ü2«
INN
INN
gegen die übrigen Thalstufen gut abgeschlossen : nach
oben durch den Felsriegel bei Campfer, den der Inn
in dem engen Thälchen Sela durchschneidet, nach
unten durch den grossem Querberc, der von der ro-
mantischen Schlucht Chamaduna in die Hugel Rui-
natseh und Fulun geteilt wird. Auch ist der mn wohl
nicht immer durch diese Schlucht abgeflossen. Vielmehr
scheint er längere Zeit seinen Weg weiter östlich über
den jetzigen Statzersee und den Palud (= Sumpf) Ghoma
genommen zu haben. Die Gletscher der Eiszeit mögen
mn von dieser Bahn abgedrängt haben. Einige Zeit mag
er vielleicht sogar durcn das Kleine Thälchen westlich
vom Ruinatsch, durch welches jetzt der Fussweg von
St. Moritz nach Cresta-Celerina geht, geflossen sein. Frei-
lich muss dann der Seespiegel bedeutend höher gelegen
haben als jetzt. Er musste sich aber in demselben Mass
erniedrigen, als die Chamadunaschlncht tiefer einse-
schnitten wurde. Und so wird überhaupt der St. Mo-
ritzersee nicht wie die andern Engadiner Seen durch
Zuschüttung verschwinden, sondern durch allmähliges
Ausfliessen infolge noch tiefem Einschneidens der Aus-
fiussrinne. Diese Austiefung erfolgt offenbar ziemlich
rasch, denn der Inn hat hier ein starkes Gefalle. Auch
ein hübscher Wasserfall ist vorhanden, der, im Laufe der
Zeiten von unten nach oben zurück weichend, bereits
das obere Ende der Schlucht erreicht hat. An deren
unterem Ende betritt der Inn seine zweite Thalstufe, auf
deren ebenem Wiesengrund er bis unterhalb Scanfs in
ruhigerem Lauf und stellenweise mehrarmig geteilt sich
dahin schlängelt. Früher trat er da nicht selten über
seine Ufer, verlegte auch wohl gelegentlich sein Bett und
Hess da und dort Kies- und Sandbänke liegen. Jetzt ist
der Fluss von der Einmündung des Flatzbachs oberhalb
Samaden bis Zuoz korrigiert, aber noch erinnern sum-
pfige Flächen und tote Wasser an den frühem Zustand.
Von Zuoz an ist er wieder mehr sich selber überlassen,
und Serpentinen und Sandbänke sind darum häufiger.
Doch ist sein Bett hier meist tief genug, um pössere
Ueberschwemmungen zu verhindern. Noch weiter ab-
wärts erreicht der Inn seine dritte Thalstufe und damit
das Unter Engadin, das im Gegensatz zum Ober Engadin
im ganzen eine enge Thalrinne bildet und nur da und
dort auf kurze Strecken sich etwas weitet, so namentlich
bei Zemez. Das Gefalle ist im Unter -Engadin beträcht-
lich stärker, und der Fluss hat darum nier weit mehr
den Charakter eines Wildbachs als im Ober Engadin.
Aber da er meist zwischen hohen und steilen Bergwänden
dahin fliesst, so kann er Ueberschwemmuncen nicht ver-
ursachen. Besonders ist es die rechte Thalseite, die als
ein fast durchgängig bewaldeter Steilhang hoch empor
steigt und mit einer stolzen Reihe kühner Felshörne r
gipfelt, während die linke Seite im ganzen sanftere For-
men zeigt und auf weite Strecken in sonnige Matten und
Weiden gekleidet, ja auf den untern Sturen mit zahl-
reichen kleinen Kornfeldern j^eschmückt ist. Auch die
vielen Dörfer sind fast ausschliesslich auf diese Seite be-
schränkt. Einzig Tarasp bildet eine nennenswerte Aus-
nahme. Durch die grossartige Schlucht von Finstermünz
verlässt der Inn endlich die Schweiz und wächst dann
durch den Zuzug zahlreicher Gletscherbäche, namentlich
aus der Oetzthaler-, Zillerthaler- und Hohe Tauerngruppe,
immer mehr zu einem stattlichen Strome an. Kein an-
derer grösserer Fluss ist so ganz von der Quelle bis zur
Mündunjg^ ein Sohn der Alpen wie der Inn, der nicht nur
selber diesem Gebirge entstammt, sondern auch alle seine
Zuflüsse, auch diejenigen die ihm erst nahe seiner Mün-
dung im Alpenvorland zukommen, aus denselben erhält.
Als reiner Alpenfluss hat er auch seinen höchsten Wasser-
stand im Sommer zur Zeit der grössten Schnee- und Eis-
schmelze. Ende April oder Anfangs Mai fangt er jeweilen
an zu steigen, erreicht gewöhnlich im Juni seinen höch-
sten Stand und behält denselben annähernd bis gegen
Ende Au^st. erreicht seinen Tiefstand im November und
verharrt in ihm bis Ende März oder in den April hinein.
Plötzliche Anschwellungen, wi^ sie sonst bei vielen Alpen-
flüssen durch heflige Gewitterregen oder langandauernde
Landregen entstehen, sind beim Inn, wenigstens im En-
fadin, verhältnismässig selten, obwohl die Seen der obern
'haistufe nur wenig regulierend wirken können. Der
Winter schlägt den Fluss oft auf grosse Strecken und
für längere Zeit in die Fesseln des Eises. Im Winter
1900-1901 z. B. dauerte die Eisdecke bei seinem Ausfluss
aus dem St. Moritzersee von Mitte Dezember bis Ende
April, in Scanfs und Zemez vom 1. Dezember bis in die
2. Woche April, in Martinsbruck vom 24. Januar bis 18.
März, also immer noch 54 Tage.
Wir werfen noch einen Blick auf die Zuflüsse des Inn.
Der Berninagruppe entstammen der Fedozbach, der Fex-
bach und der Flatz- oder Berninabach mit den Abflüssen
des Morteratsch- und des Roseggletschers. Aus der Ofen-
passgruppe sind zu nennen die Bäche aus dem Val Cha-
muera und dem Val Casana, dann besonders der bei Zer-
nez mündete Spöl aus dem Val Livigno mit dem Ofenbach
(Ova del Fuorn). Darauf folgen einige kleinere Bäche aus
den Gebirgsstöcken des Piz Nuna und Piz Plafna: die
Bäche aus dem Val Zeznina, Val Nuna, Val Sampuoir und
Val Plafna. Grösser sind wieder die Clemgia aus dem
Scarlthal und der Bach aus dem Val d*Uina. Aus der Al-
bulagruppe mögen genannt werden der Beverin bei Be-
vers, der Hauptabfluss der Errgrappe, der Sulsannabach
vom Scaleltapass und vom Porchabenagletscher(Piz Kesch),
die Susasca bei Süs vom Flüelapass und Grialetschglet-
scher. Unbedeutender sind die Bäche vom Julier- und
Albulapass. Aus der Silvrettagruppe (inkl. Samnaun)
kommen zunächst die Bäche aus dem Val Saglains, Val
Lavinuoz und Val Tuoi, die zwar nur klein, aber den Ton-
risten doch wohl bekannt sind, weil ihreTbalwege hinauf
führen in die Regionen des Piz Linard und Piz Buin.
Grösser sind die Bäche des Val Tasna, des Val Sinestra
und des Samnaunthals, deren Thäler sich nach oben mehr-
fach verzweigen. Die ausserschweizerischen Zuflüsse kön-
nen wir hier nicht namhaft machen. Ein vergleichender
Blick auf alle Zuflüsse des Inn, schweizerische und ausser-
schweizerische, ercibt, dass dieselben auf der rechten
Seite weit zahlreicner und meist auch längerund wasser-
reicher sind als auf der linken. Noch auffallender ist der
Reichtum der Zuflüsse aus allen Teilen der kr^rstallinen
Zentralalpen gegenüber den wenigen aus den nördlichen
Kälkalpen, und zwar auch da, wo der Inn diesen entlang
fliesst oder sie durchschneidet. Wo auch links vom Inn
krystalline Gebirgsmassen vorherrschen, da sind die Zu-
flüsse auch auf dieser Seite zahlreich (vom Maloja bis
Landeck : Albula- und Silvrettagruppe, inkl. Samnaun-
und Ferwall^ebii^e). Ein weiterer auffallender Zug des
Inngebietes ist seine verhältnismässig geringe Breite. Auch
die grössern Zuflüsse vermögen es nirgends sehr zu ver-
breitern, weil sie oft in ihren obern Teilen und auf
längere Strecken mit dem Inn annähernd parallel laufen,
so der Spöl und die Salzach auf der rechten, dieXrisanna
und Rosanna auf der linken Seite. Dabei ist die rechte
Seite durchweg breiter als die linke. Es hängt dies mit
dem Umstand zusammen, dass, wie die Alpen überhaupt,
so auch die einzelnen Ketten und Gruppen derselben auf
der Nord- und Nordwestseite weit weniger steil abfallen
als auf der Süd- und Südostseite, auf Jener Seite also mehr
Raum zur Entwicklung längerer Flüsse vorhanden ist
Wo der Inn auf die N. -Seite der Kalkalpen tritt, da erhält
er auch gleich einige grössere Zuflüsse aus diesen. Schiff-
bar ist der Inn von Hall (unterhalb Innsbmck) an, doch
hat die Schiffahrt seit der Erbauung der Eisenbahnen
alle Bedeutung verloren. Dampfschiffe verkehren nur
noch auf der untersten Strecke von Braunau bis Passaa
(65 km), während von Hall aus blos noch Lastschiffe mit
Zement und Holz flussabwärts gehen. Oberhalb Hall dient
der Inn zum Flössen von Holz. Der Fischreichtum des
Inn ist nicht besonders ^ross. Im Engadin fangt man die
Flussforelle {Salmo fano) und Seeforelle (SaXnio lacia- .
irxs), von denen jene auch in allen Seitenflüssen sich
findet und bis weit über 2000 m aufsteigt (so z. B. bis in
die Bernina Seen 2330 m, und den Lei Sgrischus im Val
Fex 2640 m, obwohl dieser letztere während 9 Monaten im
Jahr zugefroren ist). Die Engadiner Forelle zeichnet sich
durch eine ausserordentlich dunkle, beinahe schwarze
Färbung aus. Im Taraspersee findet man noch den Hecht
(E$ox lucius) und die Schleihe (Tinea vulgaris).
INN, romanisch Oen oder En. Bezirk des Kantons
Graubünden und flächeng[rösster Bezirk der Schweiz über-
haupt. Er umfasst 3 Kreise mit 12 Gemeinden, nämlich
den Kreis Obtasna (Sur Tasna) mit den Gemeinden Zer-
nez, Süs (Susch), Lavin, Guarda, Ardez (Steinsberg) und
INN
INN
629
Tarasp; den Kreis Unter Tasna (Sot Tasna) mit Fetan
(Ftan), Schuls (Scuol) und Sent und endlich den Kreis
Remüs mit Be-
mos (Ramosch),
Schieins (Celin)u.
Samnaun (Samag-
nun). Geogra-
phisch fallt der
Bezirk vollständig
mit [dem Unter
Engadin und sei-
nem Nebenthal
Samnaun zusam-
men. Links und
rechtSf also gegen
NW. und SO.,
schliessen hohe
Bergketten das
Thal und damit
den Bezirk ab,
nach links gegen
Davos , Klosters
und Tirol, nach
rechts gegen Ita-
lien, das Münster-
thal und Tirol. Im
SW. öflfhetersich
fegen das Ober
ngadin und im
NO. gegen das
Tirol. Er grenzt
im N. und 0. an
Oesterreich, im S.
an den Bezirk
Münsterthal und
an Italien, im SW.
an den Bezirk Ma-
loja und im W.
an den Bezirk Ober
Landquart. Der
Bezirk wird seiner
canzen Länge (45
Em) nach vom Inn
durchflössen , in
den von links bei
Süs die Susasca,
bei Gnarda der
Bach des Val Tuoi,
bei Ardez die Tas-
na, bei Schuls die
Clozza, von rechts
bei Zernez der
• Spölund der Scarl-
bach bei Schuls
munden. Die Flä-
che des Bezirkes beträgt 101070 ha, wovon aber der
grösste Teil auf Gletscher, Felsen, Alpweiden u. Wälder ent-
fallen. Mit seinen 6283 Ew. ist der Bezirk daher nur sehr
wenig dicht besiedelt, indem auf 1 km' nur 6,2 Ew. ent-
fallen. 1477 Häuser, 1621 Haushaltungen. Die Sprache ist
fast allgemein die romanische, nur in der durch ihre
geographische Läse auf den Verkehr mit dem Tirol ange-
wiesenen Gemeinde Samnaun wird ausschliesslich deutsch
cesprochen. Im Uebrigen macht das Deutsche auch im
Unter Engadin, das ein eigenes ladinisches Idiom spricht,
zwar langsame aber unaufhaltsame Fortschritte und wird
durch den grossen Fremdenverkehr in Schuls und Tarasp
mächtig gefördert. 5006 Ew. sprechen romanisch, 947
deutsch und 329 italienisch. Samnaun und die einzige
auf der rechten Seite des Inn liegende Gemeinde Tarasp, die
bis Ende des 18. Jahrhunderts eine österreichische Be-
sitzung war, sind katholisch, alle anderen Gemeinden da-
gegen reformiert. Die Verkehrsverhältnisse brachten es
aber nnit sich, dass heute auch in allen diesen Gemeinden
zahlreiche Katholiken wohnen. Die Gesamtzahl der Refor-
mierten beträgt 4914, die der Katholiken 1377. Wie fast
überall im Kanton bilden auch hier Landwirtschaft (be-
sonders als Wiesenbau und Alpwirtschaft) und Viehzucht
den Haupterwerbszwei^ der Bevölkerung. Der früher eifrig
gepflegte Getreidebau ist in stetigem Ruckgang begriffen ;
Obst gedeiht zwar recht gut, wird aber wenig
früheren Jahrhunderten wurde im Scarllhal aucli
baut. In
Bergbau
Bezirk Idü.
M/my^f^M,
betrieben, der heute völlig verschwunden ist. Dafür ziehen
die auf Boden der Gemeinden Schuls. Tarasp und Sent
in grosser 2^hl reichlich sprudelnden Mineralquellen jähr-
lich Tausende von Fremden an, so dass Tarasp und Schuls
heute einen einzigen grossen kurort bilden und der Ge-
winn, den die Bewohner aus der Hotelindustrie ziehen,
ein sehr bedeutender ist. Die Viehstatistik ergibt folgende
Zahlen :
1886
1896
1901
Rindvieh . .
. 4540
46^
4561
Pferde . . .
. 188
304
380
Schweine . .
. 929
1588
1751
Schafe . . .
. 5063
5895
5464
Ziegen . . .
. 4045
4470
4198
Bienenstöcke .
. 336
586
418
Den Bezirk durchzieht seiner ganzen Länge nach die
Engadinerstrasse, von der bei Zernez die über den Ofen-
berg führende Münsterthalerstrasse und bei Süs die nach
Davos gehende Flüelastrasse abzweigen. Tarasp auf der
rechten Thalseite wie die am linksseitigen Gehänge ste-
henden Dörfer Fetan, Sent und Schieins sind alle durch
Kunststrassen mit der Thalstrasse verbunden. Sehr weit
und beschwerlich sind die Zugänge nach Samnaun ; wenn
man Österreichisches Gebiet vermeiden will, kann man
nur im Sommer über hohe Bergpässe dahin gelangen.
630
INN
INS
Der Bau einer Fahrslrasse auf Schweizer Boden längs
dem Scbergenbach wird ceplant, doch stehen der Aus-
führung noch bedeutende Schwierigkeiten entgegen.
Passwege fähren auf der linken Thalseite von Süs nach
Klosters im Präligau, von Guarda über den Fermunt nach
Pattenen im Montavon, von Ardez über den Futschöl nach
Galthur im Pazoaun, auf der rechten Thalseite von Zer-
nez ins italienische Livignothal und nach dem Veltlin,
von Schuls durch das Scarlthal nach dem Münsterthal
und von Sent durch das Uinathal nach Mals im Tirol.
In wenigen Jahren wird von Bevers eine Bahn nach
Schuls gebaut und damit der jp-osse Unter Engadiner
Kurort Tarasp-Schuls direkt mit den Ober Engadiner
Fremdenzentren verbunden sein.
INNERA1.PBACH (Kt. Graubänden, Bez. Ober Land-
3uart). Wildbach, bildet zusammen mit dem Oberalpbach
en beim Schmelzboden 10 km ssw. Davos Platz von links
in das Landwasser mändenden Monsteinerbach ; ent-
springt am Krumm Hömli in 2550 m, durchfliesst die
Inneralpen und vereinigt sich nach 4 km langem Lauf in
nw. Richtung in 1530 m mit dem Oberalpbach.
INNERAUPEN (Kt. Graubönden, Bez. Ober Land-
quart, Kreis und Gem. Davos). 2400-1850 m. Alpweiden
mit Gruppe von 15 Hätten und Stadeln, am W.-Hang des
Krachenhorns, am Inneralpbach und
2,5 km 8Ö. über Davos Monstein.
INNERBERG (Kt. und Amtsbez.
Bern, Gem.Wohlen). 720 m. Gemeinde-
abteilung und Dorf, am S.-Hang des
Frienisberges ; 4,5 km nw. Unter Woh-
len und 14 km nw. vom Bahnhof Bern.
Telephon ; Postwagen Bern - Wohlen-
Frieswil. Zusammen 44 Häuser, 276
reform. Ew.; Dorf: 29 Häuser, 179 Ew.
Landwirtschaft.
INNERBIRRM008 (Kt. Bern,
Amtsbezirk KonolAngen). 917 m. Gem.
mit zerstreut gelegenen Höfen, auf ei-
ner Hochfläche am S.-Fuss des Kurzen-
bergs, 5 km ö. der Station Ober Diess-
bacn der elektrischen Vollbahn Burg-
dorf-Thun. Zur Gemeinde gehören der
Weiler Jasbach und ein Teil des Dor-
fes Linden. Zusammen 90 Häuser, 578
reform. Ew. Kirchgemeinde Kurzen-
berff. Wiesen- und Obstbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft. Der Ort war bis
1798 der Landvogtei Signau zugeteilt.
INNERDORF (Kt. Bern, Amtsbez.
Scbwarzenburg, Gem. Wahlern ) . 800
m. Gruppe von 8 Häusern; 2,5 km nö.
Scbwarzenburg und 14 km w. der Sta-
tion Thurnen der Görbethalbahn (Bern- Watten wil-Thun).
56 reform. Ew. Landwirtschaft.
INNERFERRERA (Kt. Graubänden, Bez. Hinter-
rhein, Kreis Schams). Gem. und Weiler. S. den Art.
Ferrera. (Inner).
INNERTHAL. (Kt. Schwyz, Bez. March). 854 m. Gem.
und Pfarrdorf, im Wäggithal, an der von Siebnen thalein-
wärts führenden Strasse und 14 km s. der Station Siebnen-
Wan^en der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädens-
wil-Zie^el brücke). Postablage; Postwagen nach Siebnen.
Die meisten Häuser stehen zerstreut im Thalboden und
an den Gehängen. 48 Häuser, 363 kathol. Ew. Die Pfari^
kirche steht am rechten Ufer der Wäggithaleraa und
stammt aus 1364. Früher kirchlich zu Tuggen gehörig,
seit 1545 eigene Kirchgemeinde. Seidenindustrie. Mine-
ralquelle mit Heilbad. KartofTelbau. Bruch auf Wetz-
steine. Schöne Wiesen, die aber stellenweise sumpfig sind.
Zahlreiche fette Alpweiden und grosse Waldungen. Wird
thalauswärts durch einen Engpass von Vorderthal ge-
trennt. Die Gemeinde umfasst eine Fläche von 4830 na.
Es besteht der Plan, hier in der Thalsohle einen grossen
Stauweier anzulegen, der von den Wassern der Aa, defi
Schlierenbaches, Hundsbaches und Fleischibaches ge-
spiesen und einem grossen Elektrizitätswerk dienen würde.
Von der künftigen Prageistrasse (Muotathal-Klönthal) wird
ein Zweig über den Schweinsalppass nach Innerthal ge-
führt werden. Heute steht die Gemeinde mit dem Klöntnal
uad dem Pragelpassweg nur d^^ch den Fus^weg über
die Schweinsalp (1545 m) in Verbindung. Innerthal ge-
hörte bis zum alten Zürichkrieg den Grafen von Toggen-
burg.
INNERTKIRCHEN oder INNERTKIRCHET (Kt.
Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 642 m. Gemeinde, in einer
Erweiterung des Aarethaies schön celegen ; vor der Aus-
mündung des Nessenthaies und Urbachthales ins Ober
Hasle und überragt von den mächtigen Wänden des
Blattenstocks, Laubstocks, der Burg und der Planplatte.
IV, Stunden so. der Station Meiringen der Brünigbahn
(Luzern-Brienz). Unterhalb Innertkirchen wird das Thal
durch den Felsriegel des Kirchet abgeschlossen, den die
Aare in der berühmten Aareschlucht durchbricht. Mit
Meiringen steht Innertkirchen durch die mit einigen
Schlingen über den Rücken des Kirchet führende Post-
strasse und durch den längs der Aare geführten und zum
Teil kühn am Felsen hängenden Fussweg in Verbindung.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Mei-
ringen und im Sommer über die Grimsel nachGletsch. Die
Gemeinde umfasst die Dörfer und Weiler Bottigen, Hof, Ep-
pigen, Grund, Winkel, Unterstock, und Wiler (Schattseite
und Sonnenseite) und zählt 201 Häuser, 11(^ reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Lebhafter Viehhandel, besonders
an Mgirkttagen. Seidenweberei und Holzschnitzerei. Die
Innerikirchen gegen das'Nessenthal.
1840 erbaute Pfarrkirche steht auf einer Anhöhe rechts
über der Aare und nahe dem Dorf Bottigen. Bis 1713 war
die ganze Thalschaft in Meiringen eingepfarrt, dann ward
Innertkirchen oder Hasle im Grund mit Gadmen und Gnt-
tannen zu einer eigenen Kirchgemeinde erhoben. Nach-
dem 1816 Gadmen und Guttannen ihren eigenen Pfarrer
erhalten, wurde Hasle im Grund neuerdings der Pfarrei
Meiringen angegliedert, bis es 1835 zuerst als Filiale und
1860 als eigene Kirchgemeinde endgiltig von der Thal-
kirche Meiringen losgelöst ward.
INNUAUF (Kt. Aargau, Bez. Brugg, Gem. Birrhard).
386 m. Gruppe von 7 Hausern, über dem linken Ufer der
Reuss, 900 m nö. Birrhard und 3 km ö. der Station Birr-
feld der Linie Brugg-Wohlen-Bremearten. 31 reform. Ew.
Kirchgemeinde Birr. Ackerbau und Viehzucht.
INS, französisch Anet (Kt. Bern, Amtsbez. Erlacb),
Gemeinde und grosses Pfarrdorf, auf einer Höhe über dem
Rand des Grossen Mooses, an der Kreuzung der Strassen
Bern-Neuenburg und Erlach-Murten. Station der direkten
Linie Bem-Neuenburg und der elektrischen Bahn Ins-
Murten- Freiburg. Postbureau, Telegraph, Telephon; Post-
wagen nach Erlach. 193 Häuser, lo37 reform. Ew. deut-
scher Zunge. Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht.
Schöne Rundsicht auf .das Grosse Moos, den Jolimont und
Jura, die Seen von Neuenbürg, Biel und Murten, siQwig
auf die Alpen. Diese Aussucht ist von S. L. Lerber ii\
seinem bemerkenswerten Godicht La vue d'Afiet (in\
Journal helvetique, Neuchätel 1755) |besongeQ |worden;
INS
INT
631
DasjDorf wurde 1562 durch eine Feuersbrunst gänzlich
in Asche gelegt; ein anderes Grossfeuer zerstörte 1655
neuerdings 24 Häuser. Grabhügel aus der Hallstatt Pe-
riode mit vielen Schmuckgegenständen aus Bronze und
Gold, einzelnen Stücken von Wa^en etc. Schalenstein,
Heimat des Generals in holländischen Diensten Hans
Weber, der als Befehlshaber der helvetischen Legion 1799
bei Frauenfeld in einem Kampf gegen die Franzosen den
Tod fand, und des berühmten Malers Albert Anker (geb.
1831). Landwirtschaftliche Strafkolonie. Grosse Kiesgrube
in iluvioglazialen Ablagerungen. Das Dorf scheint früher
wenigstens zum Teil dem französischen Sprachgebiet an-
gehört zu haben, worauf noch einige französische Flur^
namen hindeuten. Auch ist der Name Anet älter als Ins.
1009 gehörte ein Teil des Ortes der Abtei Saint Maurice,
worauf er im folgenden Jahrhundert an das Kloster St.
Johann bei Erlach kam. In Ins waren viele der alten
Berner Patrizier^eschlechter begütert, und heute noch
kann man hier einige schöne alte Landhäuser sehen. Auch
der Spital Pourtal^s zu Neuenburg besitzt hier Land. Die
schon 1228 erwähnte Kirchgemeinde wurde im Laufe der
Zeiten zu einer der reichsten in bernischen Landen. Die
Pfarrkirche steht schön auf einem mit schattigen Bäumen
bepflanzten Hügel. 851 : Anes. Vergl. Hermann Em-
manuel. Beschreibung des Ortes und Kilchen zu Ins.
(Manuskript auf der ßerner Stadtbibliothek).
IN8CHI oder INT8CHI und OBER IN8CHI (Kt.
Uri. Gem. Gurtnellen). 657 und 731 m. Zwei Gruppen
von 13 Häusern, durch den Leutschachbach voneinander
getrennt; über dem linken Ufer der Reuss und über der
Mündung des Inschibaches in diese; 3,5 km nö. Gurt-
nellen und 3,5 km sw. der Station Amstäg der Gotthard-
bahn. 74 kathol. Ew. Kirchgemeinde Silenen. Kapelle.
Südl. vom Ort stürzt der Inschibach durch das finstere
Zgraggentobel und bildet einen schönen Fall. Ueber den
Bach führt eine 25 m hohe und 20 m lange Brücke der
Gotthardstrasse. Nahe dabei einstige Kupfererzgruben und
eine jetzt in Trümmern stehende Alaunrabrik. 1291: Unt-
Bchinon; 1302: Untzenon; 1321 und 1370: Unschi; im
Urner Dialekt Inschi gesprochen. Nach Urkunden aus
dem Urserenthal (1411-1431) bedeutet der Ausdruck In-
schinen so viel wie angebaute Landparzellen, und der
Dictionnaire von Ducange und Lexer sagt, dass Unz, latein.
uncia, den zwölften Teil einer Juchart Landes bezeichne.
Es bedeutet somit der Name Inschi einen Komplex von
bebauten Landparzellen. (Vergl. darüber Jos. Leop. Brand-
stetter's Art. Inschi im Geschtchtsfreund, Bd. 42, S. 204).
IN8CHIA1.P (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen). 1500-2400 m.
Grosse und schöne Alpweide mit etwa 15 zu beiden Seiten
des Inschibaches zerstreut gelegenen Hütten; 4-5 Stunden
nw. Gurtnellen und w. über Inschi. Zwischen Wichelhorn,
Mittelstock und Furtstock im N., Sennenkehlenstock im
W. und dem Geisaberg im S. Hier kommen mitten in
Granit und Gneis Adern von silberschüssigem Bleiglanz vor.
IN8CHIBACH (Kt. Uri). 2600-630 m. Bach; durch-
fliesst das Inschithal in raschem Lauf von W.-O., geht im
Unterlauf durch das finstere Zgraggentobel, wo er einen
schönen Fall bildet und von einer kühnen Brücke der
Gotthardstrasse überspannt wird, und mündet nach 5,5 km
langem Lauf beim )^iler Inschi von links in die Reuss.
IN8CHITHA1. (Kt. Uri) 2600-630 m. Kleines links-
seitiges Nebenthal zum Thal der Reuss, in das es 2,5 km
8w. Amstäe ausmündet. Steigt vom Fuss der hohen Wände
des Wichelhoms (2769 m) und seiner Nachbarn mit star-
kem Gefall nach W. ab und trägt in seinem breiten oberen
Abschnitt die schöne Inschialp. Vom Inschibach entwässert.
Der oberste Abschnitt heisst Schinlachthal. 5,5 km lang.
Ist in senkrecht stehenden Gneis eingeschnitten, in den
bei der Schwandenegg noch ein spitzer Keil von jurassi-
schen Gesteinen eingeklemmt ist. Es ist dies ein Stück
derselben Sedimentmulde, die auch noch bei Fernigen
im Meienthal zu einem Teil erhalten ist.
INSEL. (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Wangen). 422 m.
Kleine Insel in der Aare, mit Wohnhaus; 1 km w.
Wangen. 175 Aren gross.
IN8E1. (OBERE und UNTERE) (Kt. Zürich, Bez.
Andelfingen). 347 m. Zwei kleine Kiesinseln im Rhein;
1 und 1,5 km sw. der Mündung der Thur. 3 und 4 ha
gross. Unbewohnt und mit Buschwerk bewachsen.
IN80NE (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 868 m. Gem. und
Dorf, im Val Colla ; 150 m über der Strasse Lugano-Tes-
serete-Maglio di Colla und am Fuss des Moncucco ; 18 km
nö. vom Bahnhof Lucano. 34 Häuser, 149 kathol. Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Schöne Wiesen- und Kastanien-
haine. Starke periodische Auswanderung in die übrigen
Kantone.
INTERUAKEN. Flächengrösster AMTSBEZIRK des Kan-
tons Bern. Umfasst 67900 ha und grenzt im N. an den
Amtsbez. Signau und die Kantone Luzern und Obwalden,
im 0. an den Amtsbez. Ober Hasle, im S. an den Kanton
W^allis und im W. an die Amtsbezirke Thunund Fiutigen.
Bezirkshauptort ist Interlaken. Er umschliesst das Bödeli,
das Becken des Brienzersees, das obere Ende des Thuner-
sees und die Thalschaften von Grindelwald, Lauterbrunnen,
Habkern und Saxeten. Er weist auf seinem Gebiet gewal-
tige Höhenunterschiede auf, indem der Spiegel desThuner-
sees in 560 m liegt und der Gipfel des Finsteraarhorns
bis zu 4275 m ansteigt. Er gehört ganz dem Einzugsgebiet
der Aare an. Seine nennenswertesten fliessenden Gewässer
sind die Aare, Schwarze und Weisse Lütschine, der Giess-
bach, Lombach, Sausbach und Saxetenbach. Neben dem
Thuner- und Brienzersee sind einige Bergseen zu nennen,
wie der Sägisthalsee und Bachalpsee in der Faulhornkette
und der über dem Ausfluss der Aare aus dem Brienzersee
auf einer Felsen terrasse liegende CK)ld8wiler^ oder Faulen-
see. Der grösste Teil des Bodens ist unproduktiv. Einzig
die Thalffehänge und Thalböden, sowie die Ufer des Brien-
zer- una Thunersees gehören zur anbaufähigen Zone ;
alles Uebrige entfällt auf Gletscher, Firn und ^ eisen. Die
produktive Bodenfläche verteilt sich auf:
Gärten ........ 130 ha
Wiesen und Baumgärten . . 6470 d
Aecker 1118 »
Wald 14520 »
Alpweiden 22735 »
Der Bezirk umfasst folgende 25 Gemeinden: Bönigen,
Brienz, Brienzwiler, Därligen, Ebligen, Grindelwald,
Interlaken and die Jungfrau.
(Jsteigwiler, Gündlischwand, Habkern, Hofstetten, Inter-
laken. Iseltwald, Isenfluh, Lauterbrunnen, Leissigen,
Lütscnenthal, Matten, Niederried, Oberried, Ringgent^rg,
633
INT
INT
St. Beatenberg, Saxeten, Schwanden, Unterseen und Wil-
derswil. Diese verteilen sich auf die 9 Kirchgemeinden
Brienz, Grin-
delwald,
Gsteig , Hab -
kern, Lauter^
brunnen, Leis-
sigen , Ring-
genberg, St.
Beatenberg u.
Unterseen. Der
Bezirk zählt
26990 Ew., wo-
von 26178 Re-
formierte und
793 Katholi-
ken. 6345
Haushaltun-
gen in 4146
Häusern.
Hauptindustrie
ist der Frem-
deüverkehr.
Die wichtig-
sten Fremden-
stationen und
Tourisfenziele
sind Interla-
ken, Grindel-
wald, Lauter-
brunnen,
Wengen, Mur-
ren, Iseltwald,
Giessbach, St.
Beatenberg.
Als berühmte
Aussichts-
E unkte sind
ekannt das
Brienzer Rot-
hom, die Schi-
nige Platte, das
Faulhorn, die
Wen^ernalp
und die Grosse
und Kleine
Scheideffg.
Eine wahre
Flut von Frem-
den pflegt je-
den Sommer
und zum Teil
auch im Win-
ter in den Gast-
höfen des Be-
zirkes abzu-
steigen.
Daneben be-
schäftigen sich
die Bewohner
mit Alpwirt-
schaft, Wie-
sen- u Ackerbau und mit Viehzucht.
laken-Schinige ■ Platte, Giessbachdrahtseilbahn, Brienz-
Rothornbahn, Beatenbucht-Beatenbergdrahtseilbahn, Lau-
Mfßore/^Cf
Amtsbezirk Interlaken.
K^de//r^er^c
gibt folgende Zahlen : 1886
Rindvieh . . . 12321
Die Viehstatistik er-
Pferde
Schweine
Schafe .
Ziegen .
Bienenstöcke
506
3797
5681
9454
1173
1896
12189
349
4296
3405
8787
1680
1901
11838
365
4163
1899
6841
1529
in Inter-
Die industrielle Tätigkeit ist wenig entwickelt
laken Chalet- und Parketteriefabrikation, in Brienz Holz-
schnitzerei, in Lauterbrunnen Spitzenklöppelei, in Ober-
ried pyrotechnische Fabrik.
Den Verkehr besorgen die Dampfschifle auf dem Thuner-
und Brienzersee, sowie die Thunerseebahn (Thun-Inter^
laken-Bönigen), die Bahnen Interlaken-Zweilütschinen-
Lauterbrunnen und Zweilütschinen-Grindelwald, die Brü-
nigbahn (Luzern-Brienz). Dazu kommen die eigentlichen
Bergbahnen mit Zahnrad- oder Drahtseilbetrieb : Inter-
terbrunnen-Mürren, Grindelwald- Wengemalp-Lauter-
brunnen und endlich die noch im Bau benndlicne Jung-
fraubahn. Strassen : Thun-Brienz, Interlaken-Lauter-
brunnen, Interlaken-Grindelwald, Interlaken-Habkem,
Interlaken-Saxeten und Interlaken-Bönigen. Daneben eine
Menge von Fahr-, Saum- und Fusswegen.
INTERUAKEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 567
m. Gem. und Dorf, im Bödeli zvdschen
Brienzersee und Thunersee und am linken
Ufer der Aare. 48 km so. Bern. Im N. erhebt
sich der Steilhang des Härder, der sich nach
0. im Brienzergrat fortsetzt und im W.
durch das Habkernthal vom Beatenberg ge-
trennt ist. Dieser die N.-Winde ausschlies-
sende Bergwall bedingt das milde KÜmt
von Interlaken. Nach 0. und W. ist das Bödeli gegen den
Brienzer- und Thunersee offen, während nach S. die
Ketten des Faulhorns und der Schwalmeren sich erheben,
INT
INT
633
Twischen denen als liefe Lücke das Lütschinenthal ein- i für den gegenwärtig ein grossartiger Neubau errichtet
geschnitten ist, aus welcher in jmajestätischer Erha- I wird; Privatspital und -Sanatorium. Vereine zur Hebung
Gesamtansicht von Interlaken, vom Sddhang des Härder aas.
benheit die Jungfrau sich erhebt. Interlaken bildet 1 des Frem denverkehrs sind die Kurhausgesellschaft und der
mit dem jenseits der Aare ffelegenen Unterseen und I Oberland* sehe Verkehrsverein mit Bureau. Ausserdem
mit dem südwärts angrenzenden Malten eine
einzige grosse Ortschaft und ist im Som-
mer der Mittelpunkt des Oberländer Frem-
denverkehrs. Der Ort hat zwei Bahnhöfe,
den Ostbahnhof als Ausgangspunkt der Ber-
ner Oberlandb^hnen (nach Lauterbrunnen,
Grindel wald, Schinige Platte etc.) und den
Hauptbahnhof als Einmündung der Thu-
nerseebahn. Nahe dem Ostbahnhof die Dampf-
schiffstation für den Brienzersee und beim
Hauptbahnhof Hafenanlagen und DampfschifT-
station für den Thunersee, mit diesem durch
einen 2772 m langen Schiffahrtskanal verbun-
den. Vom Hauptbahnhof setzt sich die Thu-
nerseebahn noch über den Ostbahnhof bis
nach Bönigen am Brienzersee fort. Posthureau
zweiter Klasse, Telegraph, Telephon. 328 Häu-
ser, 2962 Ew., wovon 260 Katholiken. Kirch-
gemeinde Gstei^. Hauptbeschäftigung der Be-
völkerung ist die Fremdenindustrie. Sehr re-
ger Geschäftsverkehr in ieder Beziehung,
Handel mit Fremdenartikeln (Holzschnitzereien
etc.) und Hotelbedürfnissen. Daneben etwas
Landwirtschaft und Gemüsebau. Magenbitter-
fabrikation. Chalet- und Parketteriefabrik.
Wasserversorgung aus dem Saxetenthal und
Hydrantennetz. Gasfabrik. Ein Elektrizitäts-
werk an der Aare liefert elektrisches Licht. Gasthöfe m Interlaken.
Knaben- und Mädchensekundarschule mit je 5 Klas- i viele gesellige Vereinigungen, besonders rege Pflege des
sen, Fortbildungs- und Handwerkerschule. Bezirksspital, I Gesangswesens. Das Aeussere Interlakens verrät seine
634
INT
INT
Stellung als Fremdenort ersten Ranges. Die Hauptstrasse,
mit stattlichen Neubauten, führt durch einen der neuern
S^ägreT*?^
Lageplan von Interlaken.
Teile der Ortschaft, verengt sich oberhalb des Postgebäudes
auf eine kurze Strecke, um dann in die weltberühmte
Promenade des Höheweges, das Zentrum und den Korso
von Interlaken, einzumünden. Der Höheweg besteht aus
einer von alten, mächtigen Nussbäumen eingefassten Allee
von 1 km Länge, deren N.-Seite eine imposante Reihe von
Hotelpalästen begleitet, während der Blick nach S. frei
ist und uns besonders die Jungfrau in unvergleichlicher
Schönheit erkennen lässt. Hier stehen u. a. der Kursaal, ein
Prachtbau in Holzkonstruktion nordischen Stils, und ein
Musikpavillon für Promenadenkonzerte. Südlich vom
Höheweg finden wir das sog. Schloss mit den Aemtern
der Bezirksverwaltung- und an dasselbe angelehnt die be-
deutend älteren Reste des ehemaligen Klosters. Die einstige
Klosterkirche mit ihrem hohen Chor ist jetzt für den
englisch-hochkirchlichen, den französisch-reformierten,
den römisch-katholischen und den freien schottischen
Gottesdienst eingerichtet. Interlaken bietet noch eine Fülle
von schönen Spaziergängen, z. B. den Rugenpark, auf
die Heimwehfluh, nach den Schlossruinen Unspunnen
und Weissenau, zum Pavillon Hochbühl, in die Wagneren-
schlucht mit grossem erratischem Block und Inschrift zu
Ehren des Geologen fBernhard Studer und in die^ meist
ebenfalls herrlich gelegenen benachbarten Ortschaften
des Bödeli.
j^^yv: ;, ■p-' ^ ^ Interlaken iinter
locus -= «(Zwi-
schenseen ») war
im Mittelalter der
Sitz eines wie man
fflaubt il30 durch
die Edeln Seliger
von Oberhofen ge-
stifteten Klosters,
das schon früh zu
grossem Besitz ge-
langte und in sei-
ner Blütezeit das
ganze Oberland
von der Grimsel
bis zum Beaten-
berg und zu den
Quellen der beiden
Lütschinen be-
herrschte. Um die
Mitte des 14. Jahr-
hunderts schon be-
gann der Verfall
des Klosters, das
durch den Auf-
stand der Gottes-
hausleute (1349) u.
unter den Ver-
heerungen durch
die Hasler und
Unterwaldner
(1330, 1342) sUrk
gelitten hatte.
Nachdem es schon
im 13. Jahrhun-
dert mit Bern ver-
burgrechtet gewe-
sen, trat es mit
dieser Stadt ISU
in ein noch enge-
res Verhältnis. Ei-
ne gegen Ende des
14. Jahrhunderts
von Rom aus an-
geordnete Reorga-
nisation des Klos-
ters half weni^.
1484 wurde das mit
dem Stift verbun-
dene, etwas später
entstandene
Frauenkloster auf-
gehoben, und 15S8
ging durch die
Einführung der
Reformation überhaupt das ganze Kloster ein. fe)in Auf-
stand der Gotteshausleute gegen die bemische Okkupation
wurde mit Waffengewalt unterdrückt und strenge betraft.
So ward Interlaken eine bernische Landvogtei. Die Be-
wohner beteiligten sich 1653 auch am Bauernkrieg ; zu
kleinen Unruhen kam es femer 1814 nach der Auflösung
der Mediationsverfassung und in den politisch bewegten
Jahren 1830 und 1850. Man hat in der Gegend verschiedene
Altertümer aufgefunden, so Bronzege^enstände (z. B. ein
Schwert) und Alemannengräber (in Matten).
Das Bekanntwerden Interlakens als Fremoienstation da-
tiert schon aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, zu wel-
cher Zeit hier eine Molkenkuranstalt eingerichtet wurde.
Die zuerst noch sehr einfachen Gasthäuser mehrten und
vervollkommneten sich mit der zunehmenden Zahl der
fremden Besucher. Interlaken hat im Jahre 1901 eine
Frequenz von 322345 hier abgestiegenen Personen aufzu-
weisen gehabt. Hier haben auch eme ganze Anzahl von
berühmten Männern gewohnt : Alex. v. Humboldt, Felix
Mendelssohn, Rieh. Wagner, Kaiser Wilhelm I. u. v. a.
Vergl. die Veröffentlichungen des Oberländischen Ver-
kehrsvereins und die Angaben in den Touristenhand-
¥Ain'tigtr »c
INT
IHA
635
büchern. Daneben als gründliches Werk: Ober, P. L'Ober-
land Bernois ... 2 v. Berne 1854. — Ferner Ober, P. In-
terldken et ses environs. 3. 6d. Berne 1861. — Gelpke, D"".
Interlaken in histor., klimat. und äslhet. Beziehung.
Bern 1870. — Gerber, Rud. Interlaken. (Europ. Wander-
bilder. 7). Zürich 1878.
INTRAGNA (Kt. Tessin, Bez. Locarno). 369 m. Gem.
und Pfarrdorf, Hauptort des Kreises Melezza, am Eingang
in die Thäler von Onsernone und Centovalli und an der
Vereinigung der beiden starken Wildbäche Isorno oder
Onsernone und Melezza, mitten in reichen Weingärten
und alten Kastanienbäumen. Postbureau, Telegraph ; Post-
wagen nach Locarno und Camedo. Gemeinde, mit Calezzo,
Corcapolo, Cremaso, Golino, Pila, Remagliasco, Verdasio
und Vosa : 312 Häuser, 1182 kathol. Ew. ; Dorf: 67 Häuser,
291 Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Herstellung von
Schuhen mit Sohlen aus Tuchenden, die für das Gehen
im felsigen Bergland vorzüglich geeignet sind. Kastanien-
handel. Zeichenschule. Sehr gesundes Klima. Kfrche San
Gottardo, 1721 im Bau begonnen, mit bemerkenswerten Ma-
lereien des Locamesen Orelli ( tt750), sowie mit einem 1765
bis 1772 erbauten schönen Glockenturm, der mit seinen
70 m der höchste im Kanton ist. Mehrere Familien tragen
den Geschlechtsnamen Gambetta. Da ihre männlichen
Intragna mit dem Monte Gridone.
Glieder schon seit Jahrhunderten als Ofensetzer und Ka-
minkehrer nach Frankreich und Italien auswandern, hat
man vermutet, dass der französische Staatsmann Gambetta
ursprünglich aus Intragna stammen könnte. Eine schöne
Strasse führt seit 1897 von Cavigliano über Intragna ins
Centovalli. Sie überschreitet 1 km nö. vom Dorf den
Isorno oder Onsernone auf einer 70 m hoch über
dem Flussbett gelegenen Eisenbrücke, geht dann durch
eine im Gneis ausgesprengte Gallerie und überschreitet
auf einer Stein brücke ein zweites tief eingeschnittenes
Bachbett, die Gura. Intragna = inter amnes = zwischen
den Bächen.
INT8CHI (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen). Weiler. S. den
Art. Inschi.
INTWIL. (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Herrliberg).
Weiler. S. den Art. Hof.
INVAUD (Kt. Freiburg, Bez. Gläne, Gem. Mossel).
810 m. Weiler^ nahe der (Juelle der Gläne; 1,5 km nö.
Mossel und 1,5 km so. der Station Vauderens der Linie
Freiburg-Lausanne. 10 Häuser, 42 kathol. Ew. fran-
zösischer Zunge. Kirchgemeinde Promasens. Wiesen-,
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Holzhandel. Strohtlech-
terei.
INVOUETTE (L') (Kt. Waadt, Bez. Grandson). 817 m.
Kleines, linksseitiffes Nebenthälchen zum Tobel der Baul-
mln. Mit einer sehr konstanten Quelle, die wahrschein-
lich einen Teil der etwa« gberhailb davon ^efassten Quelle
von Vevy darstellt. Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
INVU (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Cavigliano).
1050 m. Alpweide mit 12 Hütten, am S.-Hang des Salmone,
9 km nw. Locarno. Im Frühjahr und Herbst bezogen.
Butter und Käse.
INVUARDE8 (1.E8) (Kt. Waadt, Bez. und Gem.
Payerne). 513 m. Gruppe von 7 Häusern, auf einer Anhöhe,
nahe der Strasse Freiburp-Payerne und 1 km so. Payerne.
68 reform. Ew. Landwirtschaft. Grosses Mädchenpen-
sionnat.
INWIL. (Kt. Luzem, Amt Hochdorf). 428 m. Gem. und
Pfarrdorf, nahe dem linken Ufer der Reuss, an der Strasse
Eschenbach-Gisikon und 2,5 km so. der Station Eschen-
bach der Seethalbahn. Postbureau, Telephon: Postwagen
Eschenbach-Gisikon. Gemeinde, mit Kellberg, Ober und
Unter Pfaifwil, Sulzberg und Unterutigen: 111 Häuser, 792
kathol. Ew.; Dorf: 24 Häuser, 180 Ew. Wiesen- und Obst-
bau. Viehzucht und Milchwirtschaft. Ziegelei. Armenhaus.
1239: Ingenwilere: 1275: Ingewile; 1384: Inwile. Im
Dialekt Eibel und Ibel.
INWIL und INWILERHGEFE (Kt. Zug, Gem. Baar).
450 m. Gemeindeabteilung, Weiler und zerstreut gelegene
Höfe ; 1,5 km s. Baar und 2 km nö. vom Bahnhof Zug. 41
Häuser, 343 kathol. Ew. Landwirtschaft. Eine grosse
mechanische Schreinerei. Hier war im
zweiten Kappelerkrieg 1531 das Haupt-
lager der Katholischen. Zum Andenken
daran errichtete man hier 1584 eine
Kapelle, die vor Kurzem restauriert wor^
den ist.
INZENBERG (Kt. St. Gallen, Bez.
Alt To^^enburg, Gem. Lütisburg). 810
m. Weiler, am Fuss des Inzenber^s,
5 km onö. der Station Lütisburg der
Toggenburgerbahn, 12 Häuser, 61 ka-
thol. Ew. Viehzucht. Stickerei. Schöne
Aussicht auf die Umgegend.
INZENBÜHL (Kt. St. Gallen, Bez.
Unter Toggen bürg. Gem. Flawil). 830 m.
Gruppe von 6 Häusern, am S.-Hang ei-
nes Hügels; 1,^ km nw. der Station
Flawil der Linie Zürich - Winterthur-
St. Gallen. 40 zur Mehrzahl reform.
Ew. Kirchgemeinde Oberglatt- Flawil.
Ackerbau und Viehzucht. Stickerei und
Weberei.
iPPOUITAPASS oder PiODi-
JOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa
4300 m. Passüben?ang, zwischen der
Ludwigshöhe und Parrotspitze. im Mas-
siv des Monte Rosa, auf der Lanaesgrenze
Segen Italien. Verbindet Zermatt über
en Grenz- und Piodi^letscher mit Ala-
gna, ist aber namentlich auf der italienischen Seite sehr
schwierig zu begehen und wird fast nie überschritten.
Zum erstenmal 1875 bezwungen. Alagna-Passhöhe etwa
9 Stunden, Passhöhe-Zermatt 6 Stunden.
iPSACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). 445 m. Gem. und
Dorf, am rechten Ufer des Bielersees, an der Strasse
Biel-Ins und 3km sw. vom Bahnhof Biel. Telephon: Post-
wagen Biel-Täufifelen. 40 Häuser, 238 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Nidau. Ackere, Gemüse- und Obstbau. In der
Nachbarschaft Ueberreste einer Römerstrasse u. eines
römischen Bauwerkes. Funde aus der Steinzeit.
IRAGNA (Kt. Tessin, Bez. Riviera). 305 m. Gem. und
Pfarrdorf, am rechten Ufer des Tessin und am Eingang ins
wilde Val d'Iragna, dessen Wildbach mitten durch das
Dorf fliesst ; 3,5 km sw. der Station Biasca der Gotthard-
bahn. Postablage; Postwagen nach der Station Oso^a.
86 Häuser, 344 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Vieh-
zucht. Herstellung von Butter. Steinbrüche auf Granit-
gneis.
IRAGNA (VAU D'> (Kt. Tessin, Bez. Riviera). 2500*
305 m. Rechtsseitiges Nebenthal zur Leventina ; beginnt
an der Punta del Rosso und steigt auf eine Länge von 6
km nach NO. ab, um 3 km unterhalb Biasca bei Irarna
auszumünden. Im untern Abschnitt zu einer wilden
Schlucht eingeengt, weiter oben mit Alpweiden. Gehänge
steil und vielfach, besonders links, von Felsbandern durch-
zogen.
636
IRC
ISE
IRCHEL (Kt. Zürich, Bez. Andelfingen und Bulach). 696
m. Höhenzug, auf der Grenze der Bezirke Bülach und An-
delfingen : zwischen Rhein, Töss und
Lozenbacn. Zieht sich auf eine Länge
von 4 km nach SO. und trägt zu
Oberst eine beinahe ebene Hoch-
fläche, die von 680 ra im SO. lang-
sam zum höchsten Punkt 696 m
anstei^ und dann gegen NW. vsrie-
der bis 670 m sich senkt. Hänge
steil, stellenweise beinahe senk-
recht. Auf einer stark erodierten
Unterlage von oberem Miocän (mit
Maslodon angustidens) liegt oben
eine 50-60 m mächtige Decke von
stark verkittetem Deckenschotter.
Das Ganze ruht auf Muschelsandstein
(helvetische Stufe des Miocän), den
im W. der Rhein und die Töss in
tiefen Tobein durchschnitten haben.
Der Irchel ist oben und an den Hän-
gen völlig bewaldet, Wiesen und
Aecker findet man nur am Fuss der Gehänge. Im Wald
von Buch wächst wild eine eigenartige Abart der Buche, die
sog. Blutbuche, die sonst nur noch an zwei andern Orten (bei
Sondershausen in Thüringen u. bei Castellano in Südtirol)
beobachtet worden ist. Diesen Standort kannten schon
Albr. V. Haller u. J. J. Ott (1763); J. J. Wagtfer erwähnt
1680 drei Exemplare dieses bemerkenswerten Baumes.
Heute steht nur noch ein einziges Exemplar, ein Baum
von etwa 20 m Höhe, von dem auf dem Wege der Pfropfung
oder Sämung die Mehrzahl der in den Gärten der O.-
Schweiz stehenden rotblätterigen Buchen herstammen.
Vergl. Jäggi, J. Die Blutbuche zu Buch am Irchel. (Neu-
iahrshlatt der Naturforsch. Gesellsch, zu Zürich. 96.)
Zürich 1894.
1RENCE (L.') (Kt. Waadt, Bez. Morges). 590450 m.
Kleiner Bach; entspringt 2 km s. Apples, geht ö. an Vil-
lars sous Yens vorbei und mündet nach 4 km langem
Lauf in s. Richtung 3,5 Jcm ö. Aubonne von links in den
Boiron.
IRGENHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. u. Gem. Pfaffikon).
556 m. Dorf, am rechten Ufer des Pfäfßkonersees, an der
Strasse Pfamkon-Wetzikon und 1,5 km so. der Sution
Pfafßkon der Linie ElTretikon-Wetzikon-Hinwil. Tele-
phon. 73 Häuser, 400 reform. Ew. Auf einem Moränen-
hügel steht in prächtiger Lage zwischen Dorf und See ein
noch gut erhaltenes Romerkastell mit 4 Eck- und 4 Mittel-
türmen. Die Ruine ist Eigentum der Antiquarischen Ge-
sellschaft in Zürich. Nachgrabungen haben Säulenfrag-
mente und Münzen aus der römischen Kaiserzeit bis zum
4. Jahrhundert zu Tage gefördert. Zu-
erst hatte das Kastell die Aufgabe, die
Römerstrasse von Rapperswil nach
Ober Winterthur zu beschützen, später,
zur Zeit des Verfalles des römischen
Kaiserreiches, diente es als Deckung
für die Rückzugslinie auf Chur und über
die rätischen Alpenpässe. Irgenhausen
entstand aus einer Alemannensiedelung.
811 : Irincheshusa ; 1257 : Iringinhusen
= bei den Höfen (Häusern) des Iring.
Die eine Hälfte des Ortes war Eigentum
der Grafen von Kiburg, die andere
wurde von Zürich 1402 angekauft und
der Landvofftei Greifensee angegliedert.
IRNI8 (Kt. Tessin, Bez. Leventina).
Deutscher Name fürGiORNico. S. diesen
Art.
I8CHERN (Kt., Amtei und Gem.
Solothurn). 430 m. SO.-Quartier der
Stadt Solothurn mit dem Bahnhof Neu
Solothurn; an der Strasse nach Zuch-
wil in der Amtei Kriegstetten. S. den
Art. Solothurn.
I8ELI8BERG (Kt. Thurgau, Bez.
Frauenfeld, Gem. Uesslingen). 515 m.
Weiler, oben auf der Neunforner Höhe, 700 m nw. Uess-
linffen und 7 km nw. vom Bahnhof Frauenfeld. 10 Häuser,
36 kathol. Ew. Weinbau; der Iselisberger gilt als eine der
besten Weinsorten des Thurgaus. Schöne La^e und Aus-
sicht. Hier^soll im Altertum ein der Göttin Isis geweihter
Iselisberg von S&den.
Tempel gestanden haben. Der Ort war einst Eigentum
der Karthaus Ittingen.
I8ELLE (LAC D') (Kt. Wallis, Bez. Harens). See. S.
den Art. Bleu d'Arolla (Lac).
I8ELTWALD (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 580 m.
Gem. und Dorf, auf einem von links in den Bnenzersee
vorspringenden Felssporn und im Hintergrund einer ma-
lerischen Bucht: 7 km sw. Brienz. Die gebräunten Holz-
häuser des Dorfes sind in einem wahren Obstbaum wald
halb versteckt. Zu äusserst auf der Halbinsel steht ein
altertümliches Schloss mit Kapelle und schönen Garten-
anlagen. Dampfschiffstation. Postbureau, Tele^ph, Tele-
phon. Gemeinde, mit Fuhre und Sengg: 89 Häuser, 585
reform. Ew. ; Dorf : 44 Häuser, 306 Ew. Acker- und Obst-
bau, Viehzucht. Fremdenindustrie. Im See, 30O m vom
Ufer entfernt, die kleine Schneckeninsel. Seiner pracht-
vollen Lage wegen war Iseltwald von jeher ein Lieblings-
aufenthalt der Landschaftsmaler, besonders des Neuen-
burgers Girardet.
I8ENAU (COL. D') (Kt. Waadt, Bez. Aigle und Pays
d'Enhaut). 2(^ m. Passübergang, zwischen dem Araen-
horn uijd der Chauz dlsenau ; verbindet Le Plan des Isles
über die Alp weiden von Sazi^maz undlsenau in 6Vt Stun-
den mit L £tivaz. Von Ormonts Dessus aus rechnet man
3 Stunden bis auf die Passhöhe.
I8ENAU (UA CHAUX D') (Kt. Waadt, Bez. Aigle und
Pays d'Enhaut). Felsgrat. S. den Art. Chaux d'Isenau.
I8ENAU(LA PALETTE D')(Kt. Waadt, Bez. Aigle).
2173 m. Gipfel, mit begrasten Hängen, nö. über dem Ck>i du
Iseltwald von Nordosten.
Pillon ; letzter Gipfel der Kette desChaussy. Der Name Pa-
lette ist eine mundgerechte Form für parette = kleine Fels-
wand (latein. partes) und bezieht sich auf die NW.-Flanke
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des Berges, die einer Felswand gleicht. Am Fuss die Alp-
weide von Isenau. Der Gipfel wird von den Sommergästen
von Ormont Dessus häufig bestiegen. Bemerkenswerte Aus-
sicht auf den Arnensee und die Berner Alpen. An den
Hängen findet sich von April bis Juli ein reicher Blumen-
teppich mit einigen interessanten Pflanzenarten. Man
kann zu Pferd bis nahe unter den Gipfel gelangen. 3
Stunden über Le Plan des Isles. Besteht wie der weiter
nach 0. ziehende Kamm ans Flyschsandsteinen und -kon-
flomerateUf die mit Flysch schiefem wechsellaffem (sog.
lysch der Niesenzone). Auf der Siegfriedkarte Palette du
Mont geheissen.
I8ENAU (PATURAGE D') (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Ormont Dessus). Alpweide, in einem rechtsseitigen
Nebenthal zum Thale der Ormonts, mit einer in der Mitte
stehenden Gruppe von Hotten (1815 m)y die nur im Auffust
und Anfangs September bewohnt sind. Zieht ziemlich
weit bis zum Coi d'Isenau und zur Alpweide Le Chalet
Vieux hinauf. Darüber erheben sich die
Palette d'Isenau und die Chaux d'Isen-
au. Im 16. Jahrhundert Eisenaux ffe-
heissen; Bridel schreibt Isenod, der
Kataster Isenoz. Flysch mit krystalliner
Breccie. Sehr beliebtes Ausflugsziel der
Kurgäste von Ormont Dessus.
I8ENBERG8WIL (Kt. Aargau,
Bez. Muri, Gem.Geltwih. 578 m. Gruppe
von 8 Häusern, am O.-Hanff des Linden-
bergs; 1,1 km so. Geltwiiund 2,2 km
w. der Station Benzenswil der Linie
Aarau'Lenzbur^- Rotkreuz. 50 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Beinwil. Landwirt-
schaft. Römerkolonie.
I8ENBOLGEN fKt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle, Gem. Meiringen). 594 m.
Kleines Dorf, am Fuss des Hasleberges
und. nahe dem rechten Ufer der Aare,
700 m nw. der Station Meiringen der
Brünigbahn (Luzem-Brienz). 27 lläuser,
212 reform. Ew. Viehzucht. Bei Anlass
der zwei grossen Brände von Meiringen
1879 und 1891 wurde auch Isenbolgen
wie Husen mit in Asche gelegt. Altes
Haus mit Sprüchen an der Front, eines
der schönsten Beispiele des alten Holz-
stiles des Ober Hasle. 1275: Isinboldin-
gen
Wohnhaus baute. Urkundlich wird 1262 ein Heinrich vop
Isenringen erwähnt. Nahe der einstigen Burgstelle steht
das ehemalige Wohnhaus von Jak. Stalder, Ritters vom h.
Grab, in dem vom 14.-16. Jahrhundert schweizerische Tag-
satzungen abgehalten worden sein sollen. Vergl. Durrer,
Rob. Die Architektur- und Kunstdenkmäler des Kantons
Unterwaiden, Zürich 1899 ff,
I8ENTH AL (Kt. Uri). 800-440 m. Linksseitiges Neben-
thal zur Urner Bucht des Vierwaldstättersees, auf den es
bei Isleten, 4 km nw. Flüelen ausmündet. Entsteht aus
der Vereinigung des Gross- und Kleinthales, die beide
vom N.-Hang des Urirotstockes herabkommen und beim
Dorf Isenthal mit einander verschmelzen. (S. die Art.
Grossthal und Kleikthal). Steigt nach NO. ab und ver-
engt sich über Isleten zu einer vom Isenthalerbach durch-
rauschten Schlucht. Hauptsächlich bewaldet und schwach
besiedelt. Der nach dem Dorf Isenthal hinaufführende
Fussweg bietet reizende Ausblicke auf den See. Das ganze
l8ENEGQ(Kt.Thurgau, Bez.Münch-
wilen, Gemeinde Affeltrangen). 533 m.
Gruppe von 7 Häusern; 1,2 km sw.
Affeltrangen und 6 km nö. der Station Wängi der Strassen-
bahn Frauenfeld-Wil. 43 kathol. und reform. Ew. Kirch-
gemeinden Tobel und Affeltrangen. Acker^ und Wiesen-
bau, Viehzucht. Torfgruben.
I8ENFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1098 m.
Gem. und Dorf, auf einer sonnigen Terrasse über dem
linken Ufer der Weissen Lütschine und der Mündung des
Sausbaches in diese; 1 Stunde ssw. über der Station Zwei-
lütschinen der Linie Interlaken-Lauterbrunnen. Postab-
lage, Telephon. 40 Häuser, 145 reform. Ew. Kirchgemeinde
Gsteig. Landwirtschaft, Viehzucht. Fremdenindustrie.
Trotz der verhältnismässig hohen Lage gedeihen hier noch
Apfel-, Birn- und Kirschoäume, sowie Flachs und Kar-
toffeln. Prachtvolle Aussicht auf die Gruppe der Jungfrau
und ins Lauterbrunnenthal. Fremden pensionen, Sommer-
frische. Heimat des berühmten Holzschnitzers Peter Feuz.
I8ENRIET oder EI8ENRIET (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober und Unter Rheinthal). 412 m. Grosses Sumpfland
oder Riet, in der Rheinschlin^e bei Diepoldsau zwischen
der Ach und dem linken Rheinufer. Wird vom Binnen-
kanal entwässert und ist zum Teil schon anbaufähig «ge-
worden. Wird nach Vollendung der Rheinkorrektion (S.
den Art. Rhein) allmählig zu trockenem Ackerboden wer-
den. Umfasst 3000 ha Fläche. Trägt auch Teilnamen, wie
Berneckerriet, Balgacherriet etc.
I8ENRINGEN (Kt. Nidwaiden, Gem. Beckenried).
450 m. Einstige Burgruine im Dorf Beckenried, am S.-Ufer
des Vierwaldstättersees und 300 m von der Dampfschiff-
station Beckenried entfernt. Die letzten Spuren der Burg
sind um 1860 verschwunden, als man an ihrer Stelle ein
Dorf Isenthal gegen den Eingang ins Kleinthal.
Thal mit seinen Verzweigunffen liegt in stark gestörten
und verwickelt gelagerten Schichten der untern Kreide,
die auch noch keilförmig zugespitzte Lappen von Num-
mulitenkalken einschliesseu. Sehr malerisches Thal, des-
sen Verzweigungen an den untern Gehängen viele Alp-
weiden und Hütten tragen, während weiter oben Wald
und endlich kahle Felswände folgen. Neue Strasse von
Isleten bis zum Dorf Isenthal.
I8ENTHA1. (Kt. Uri). 778 m. Gem. und Pfarrdorf, an
der Vereinigung des Gross- und Kleinthales zum eigent-
lichen Isenthal, am SO.-Fuss des Oberbauenstockes und
3 km sw. der Dampfschiffstation Isleten, mit der es durch
eine neue Strasse und einen Fussweg verbunden ist. Post*
bureau. Gemeinde, mit Grosstbal, Kieinthal und Vor dem
Schwibogen : 99 Häuser, 595 kathol. Ew. ■ Dorf: 28 Häuser,
131 Ew. Kleine Kirche. Ackerbau und Viehzucht. Berei-
tung von Butter und Käse. Schöne Waldungen, in denen
Baunolz geschlagen wird. Holzhandel. Vor der Erbauung
der Strasse wurde das Holz auf dem Isenthalerbach ge-
flösst. 1830 wurde am Fuss des nahen Isenthaler Hornes
ein riesiger Bär geschossen, dessen Tatzen noch jetzt als
Trophäen an Ketten bei der Säge hangen. Eine Anzahl
der männlichen Dorfbewohner arbeitet in der Dynamit-
fabrik Isleten. 1407: Iselthal; 1526: Isental. Das Dorf ist
Ausgangspunkt für lohnende Berstouren und Passüber-
gänge (Urirotstock, Gitschen, Oberbauenstock, Scho-
neggpass, Bannalppass, Jochli), für die hier gute Führer
zur Verfügung stehen. Vergl. Uri: Land und Leute. Alt-
dorf 1902.
I8ENTHALERBACH (Kt. Uri). 2300-440 m. Wild«
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bach des Isenthales ; entspringt am Blümlisalpürn in der
Gruppe des Urirotstockes und lliesst der Reihe nach in
n., o. und nö. Richtung; nimmt im obern Laufabschnitt
von links den Schönthaler-, Sulzthaler- und Lauwelibach
auf und erhält beim Dorf Isenthal von rechts seinen
fröBsten Zufluss, den vom Kleinthal firn (2500 m) herab-
ommenden Bach des Kleinthales. Dann durchrauscht
der Bach mit starkem Gefall das Isenthal im engeren
Sinne, bildet eine lange Schlucht und mündet bei Isleten
von links in die Urner Bucht des Vierwaldstättersees, in
die er ein schönes Delta hinausgebaut hat.
I8EO (Kt. Tessin, Bez. Lugano). 687 m. Gem. und
Pfarrdorf, am W.-Hang des das Val Magliasina vom Val
Vedeggio trennenden Kammes und 18 km w. vom Bahn-
hof Lugano. Postablage. 30 Häuser, 127 kathol. Ew. Wein-
und Ackerbau. Starke periodische Auswanderung in die
übriffen Kantone. Von der Pfarrkirche Santa Maria aus
prachtvolle Aussicht auf den Luganersee, ein Stück des
Langensees und alle Berge des Sotto Ceneri. Unter dem
Dorf schöne Weinlauben, über ihm mächtige Kastanien-
bäume.
I86RABLE8 (Kt. Wallis, Bez. Martinach). 1116 m.
Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse am rechtsseitigen
Gehänge der Schlucht des Wildbaches La Fare, 12 km
sw. Sitten und 2,5 km so. über der Station Riddes
der Simplonbahn. Postablage. 206 Häuser, 1052 kathol.
Ew. Getreidebau. Is^rables hat von allen grossem Walliser
und Schweizer Flecken die kühnste und eigenartigste
Lage. Von der Bahnstation Riddes führt ein im Zickzack
angelegter Saumweg über schutterfüllte Runsen, nackte
Felsen und tiefeingerissene Tobel in 1 V« Stunden in das
kurze und enge Thal von Iserables hinauf, dessen Ge-
hänge ebenso steil wie fruchtbar sind. Das Dorf steht auf
dem höchsten Punkt der Schlucht, mitten in Roggen-,
Weizen- und Kartoffelfeldern, die von den Bewohnern
ohne den hier überhaupt nicht anwendbaren Pflug bebaut
werden. Höchstens werden hie und da kleine, zum Be-
stehen dieser steilen Halden besonders geeignete Esel als
Lasttiere für den Transport der Feldgeräte oder Feld-
früchte verwendet. Der Thalweg endigt auf dem kleinen
Dorfplatz, zu dessen Seiten das Gemeindehaus, Pfarrhaus
und die Kirche stehen. Diese drei Bauten waren bis zum
Brand von 1881 die einzigen aus Mauerwerk aufgeführten
Gebäude der ganzen Ortschaft. Die dem h. Theodul ge-
weihte Kirche muss sich, um überhaupt genügend Platz
zu finden, zur Hälfte noch an eine Gallerie anlehnen, unter
der der Weg hindurch geht und in der der Hauptbrunnen
des Dorfes aus dem Felsen selbst sprudelt. Die Türen der
alten Häuser und ihrer Nebengebäude sind oft so niedrig,
dass man nur gebückt ins Innere gelangen kann. Zur
Gemeinde Is4rables gehört nur das rechtsseitige Gehänge
des Thaies der Fare, doch haben die Bewohner nahezu
dessen ganze anbaußihige Fläche auch am andern Ufer
angekauft, wofür sie den benachbarten Gemeinden Rid-
des und Nendaz den Grundzins entrichten müssen. Die
Leute von Iserables sind von kleinem, aber gedrungenem
und breitschulterigem Körperbau und so anspruchslos,
zähe und sparsam, dass sie von ihren weit weniger aus-
dauernden Nachbarn in der Rhoneebene deswegen ge-
fürchtet sind und mit dem Uebernamen der B&ajuis (d.
h. Beduinen) belegt werden. Dieser Ausdauer in der Arbeit
und ausserordentlichen Sparsamkeit haben es die Be-
wohner von Isörables zu verdanken, dass sie einen grossen
Teil des Gebietes von Riddes anzukaufen vermochten und
in ihrer Einfachheit verhältnismässig wohlhabend sind.
Mit Rücksicht auf die Menge des ins Thal ausgeführten
Getreides ist Iserables lange Zeit die «Kornkammer von
Martinach » genannt worden. Trotz der stetigen Bevöl-
kerungszunahme baut die Gemeinde auch heute noch
mehr Getreide, als sie selbst zu ihrem Unterhalte bedarf.
Grosse Waldungen und zahlreiche Alp weiden. Mit der
Vall^e de Bagnes steht das Dorf über den Col de la Croix du
CkBur oder Xjo\ des ^tablons (4 Stunden bis Le Chäble)
und mit dem Plateau und Thal von Nendaz durch einen
durch Wald führenden und von der Dent de Nendaz an
gegen die Rhone absteigenden Weg in Verbindung. Zu
hinterst im wilden Thal von Iserables liegt in eisumrahm-
ter Einsamkeit der Lac des Veaux, dem der Hauptquell-
arm des Wildbaches La Fare entspringt und in dessen
Nähe ums Jahr 1850 ein zum Teil am Hang gegen Ise-
rables und zum Teil am Hang gegen das Bagnesthal liegen-
des Bergwerk auf silberschüssi^es Blei abgebaut worden
ist. Gräber aus der La T^ne Zeit. Das Wort Isörables ist
ein Walliser Dialektausdruck für das französische erable =
Feldahom {Acer campestre). Nach lokalen Ueberlieferun-
gen soll Iserables ursprünglich von Leytron aus besiedelt
worden sein, dessen Bewohner hier Alpweiden besessen
hätten. Sicher ist, dass zu allen Zeiten zwischen diesen
beiden Gemeinden engere Beziehungen bestanden haben
und Iserables auch bis 1264 zur Kirchgemeinde Saint
Martin de Leytron eingepfarrt gewesen ist. In diesem
Jahre wurde der Ort von Bischof Heinrich von Raron der
Pfarrei Riddes zugeteilt, von der er sich erst 1801 als
selbständige Kirchgemeinde loslöste. Es geschah dies
hauptsächlich wegen des im Winter ausserordentlich ge-
fährlichen Weges von Iserables hinunter in die Rhone-
ebene. Noch heute besitzen die « Bedjuis» auf Boden der
Gemeinde Leytron auch Reben, deren Ertrag sie Ende
September abzuholen und entweder auf ihren eigenen
Rücken oder auf ihren Eseln heimzubringen pflegen. Die
Frauen tragen dabei ihre gefällten Kübel auf dem Kopf.
Diese eigenartigen Karawanen machen dann zweimal tag-
lich den Weg ins Thal, um in ihr romantisches Bergnest
die paar Liter Wein zu verbringen, die die Leute zur Er-
holung von ihren schweren Feldarbeiten zu geniessen
pflegen. Als Rudolf III. im Jahre 999 die Grafschaft
Wallis der Kirche von Sitten vergabte, besass diese letz-
tere neben einer Reihe von im Unter Wallis zerstreut
gelegenen Rechten und Einkünften auch bereits die Ho-
heit über das Thal von Iserables. Dann waren seit dem
13. Jahrhundert hier die Grossi, Herren von Le Chätelard
en Valdigne, Lehensträger der bischöflichen Tafel zu
Sitten. 1430 tritt dieses Geschlecht unter dem Namen Le
Chätelar de Acere (acer = Prahle = Ahorn) auf. Das Thal
von Iserables verblieb auch nach der Eroberung des Unter
Wallis dem Bischöfe von Sitten, der hier einen Borg-
vo|[t einsetzte. Der grösste Teil des Dorfes (300 Gebäulich-
keiten) 1881 durch eine Feuersbrunst zerstört. 1227 : Ase-
rablos : 1250 : Heyserablo : 1340 : Asserablo ; 1414 : Iserablo.
ISIERE oder IZIQIERE (Kt. W^allis, Bez. Conthe^^,
Gem. Ardon). 750-850 m. Zahlreiche Hütten, auf der mit
einer Felswand zu den Weinbergen von Ardon abfallenden
Terrasse, zu beiden Seiten des sog. Chemin neuf d*Ardon,
der ins Val Triquent hinaufführt. Malm und Neocom.
I8IKON (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon, Gem. Hittnau).
686 m. Gemeindeabteilung und kleines Dorf, 1 km nw.
Unter Hittnau und 3 km nö. der Station Pfaffikon der
Linie Effretikon-Wetzikon-Hinwil. Telephon. 26 Häuser,
116 reform. Ew. 906: Isengrimeswilare: 1347: Issinkon.
I81.A (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart, Kreis
Fünf Dörfer, Gem. Mastrils). 550 m. Weiler, am linken
Ufer des Rhein und am O.-Fuss des Calanda, 1 km 8.
Mastrils und 1,5 km sw. der Station Landquart der Linien
Zürich-Chur und Rorschach-Chur. 10 Häuser, 38 reform,
und kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
I8LA8 (Kt. Graubünden, Bez. Maloja, Kreis Bei^ell,
Gem. Stampa). Weiler. S. aen Art. Isola.
I81.E, I8LE8, I8LETTES etc. Ortsnamen in den
Kantonen Neuenburg, Waadt, Wallis und Tessin (hier in
der italienischen Form Isla, oder tsLA.s) ; bezeichnen ent-
weder einstige Flussinseln, die durch Korrektionsarbeiten
landfest geworden sind, oder auch solche Landstücke, die
zwischen einem Fluss und zweien seiner Nebenarme lie-
gen und damit auf drei Seiten von Wasserläufen begrenzt
werden. Solche Namen findet man besonders im unteren
Rhonethal zvdschen Bex und dem Genfersee: Les Isles,
Grandes [sles, Isles Delä, Isles des Peupliers, Grande Isle,
Grosse Isle, Isle Ferrende, Isle de la Passe etc. Diese Ge-
biete sind alle mehr oder weniger sumpfig.
I81.E (L*) (Kt. Waadt, Bez. Gossonav). 667 m. Gem.
und Pfarrdorf, an der Venoge und am O.-Fuss der Kette
des Mont Tendre; an der von Lausanne und Mordes nach
Le Pont de Joux führenden Strasse, 9 km w. Cossonay
und 14 km nw* Morges. Strassen nach Romainmötier, La
Sarraz, Cossonay, Aubonne und Biöre. Station der elek-
trischen Bahn Morges-Apples-Llsle. Postbureau, Telegraph.
Telephon ; Postwagen nach Mont la Ville, La Praz und
Cossonay. Gemeinde, mit den feilem La Coudre und Vil-
lars-Bozon : 168 Häuser, 876 reform. Ew. ; Dorf: 101 Häu-
ser. 565 Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit Montricher.
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Das Dorf besteht aus mehreren Siedelungsgruppen, deren
eine am rechten Ufer der Venoge steht. Die Gemeinde
steigt im W. bis zum Kamm des Mont Tendre auf und
umfksst hier die Bergweiden von Chardevaz, Chätel und
Pr^ de THaut Dessus. Ziemlich viel Wald. Landwirtschaft.
Mühle, Gerberei ; Fabrik zum Imprägnieren von Bauholz,
besonders von Telegraphenstangen. Steinbrüche und Kies-
gruben. Schneckenzucht. Nahe dem Dorf entspringt die
Venoge mit drei Quellen, deren eine nur dann flicsst,
wenn die beiden andern trocken liegen. Das Wasser dieser
Quellen sammelt sich in Spalten und Klüften des Neo-
comkalkes. Llsle ist eine alte Siedelung. Die Kirche zu
Saint Pierre war schon 1228 Pfarrkirche und stand am
linken Ufer der Venoge, während die jetzige Kirche rechts
vom Flüsschen liegt. Nach dera Geschichtsschreiber de
Gharriere war das Gebiet von L'Isle zuerst Eigentum des
zu Ende des 11. Jahrhunderts lebenden Conon von Ban-
sins, kam dann an die Herren von Cossonay und zusam-
men mit deren Herrschaft Gossonay im 15. Jahrhundert
an das Haus Savoyen. 1472 vertauschte Graf Jakob von
Romont die Herrschaft L'Isle gegen die Flerrschaft Sur-
pierre an den aus Le Bugev stammenden Edeln Franz
von Gierens. Dieses letztern Nichte Antoinaz brachte 1498
die Herrschaft als Heiratsgut ihrem Gemahl Claude von
Dortans in die Ehe mit, der 1536 die Stadt Yverdon gegen
die Berner verleidigen half. Nach dem Fall der Stadt ge-
fangen genommen, kaufte er sich gegen ein Lösegeld frei,
leistete der Stadt Bern den Treueid und erhielt von dieser
seine Herrschaft wieder zurück. Nachdem Marie von Dor-
tans, eine seiner Nachkommen, 1614
den Herrn Esajas von Chandieu ge-
heiratet, ging L'Isle an dieses Ge^
schlecht üoer, dem es dann bis 1798
verblieb. Karl von Chandieu machte
in Frankreich unter Ludwig XIV. eine
glänzende militärische Carriere und
erbaute 1696 in L'Isle an der Stelle
des alten Herrenhauses ein neues
Schloss mit bemerkenswerter archi-
tektonischer Ausstattung. Neben dem
Herrenhaus stand einst ein uralter
Turm, der vielleicht noch aus der
Römerzeit stammte und der den Na-
men der Tour de C6sar truff. Der
ihm benachbarte Teil des Dorfes war
befestigt und trug den Charakter einer
kleinen Stadt. 1710 deckte man beim
Schloss Gräber mit Skeleten und Ur-
nen auf, in welch* letzteren sich römi-
sche Münzen aus dem 4. Jahrhundert vorfanden. Das
Schloss ist seither von der Gemeinde angekauft, restauriert
und als Schalhaus eingerichtet worden. Burgundergräber.
L'Isle ist Hauptort eines Kreises des Bezirkes Cossonay,
der dessen westlichen, jurassischen, Abschnitt mit den Ge-
meinden L'Isle, Cuamens, Mauraz, Mont la Ville, Mont-
richer und Pampigny umfasst. Zusammen 3240 Ew.
I8I.ER (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Erlenbach). 450
m. Weiler, am rechten Ufer des Zürichsees, 1 km so. der
Station Erlenbach der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zü-
rich-Meilen-Rapperswil). 11 Häuser, 53 reform. Ew.
Weinbau.
I8I.E8 (LE8)(Kt. Neuenburg, Bez. und Gem. Boudry).
442 m. Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer der Areuse,
an der Strasse Colombier-Boudry und 1 km ö. Boudry.
Haltestelle der Strassenbahn Neuenburg-Boudry. 46 re-
form. Ew. Ehemalige Fabrik von Bunttuch, um die Mitte
des 18. Jahrhunderts gekündet. Landwirtschaft.
I8LE8 (1.E8) ifKt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont
Dessns). 1150 m. 16 Hütten, am linken Ufer der Grande
Eau und in dem bei den Fremden unter dem Namen Les
Diablerets bekannten Gemeindeabschnitt zerstreut gele-
gen, mitten in zum Teil sumpfigem Wiesland. Diese Hütten
bilden zusammen mit denen, die am rechten Ufer der
Grande Eau stehen, den einst Le Plan des Isles genannten
Siedelungskomplex, der jetzt Les Diablerets heisst. Die
Mehrzahl der Hütten ist den nomadisierenden Bräuchen
der Bewohner der Ormonts entsprechend nicht das ganze
Jahr bewohnt. Säge von Nillettaz. 65 reform. Ew.
I8LB8 D'AIGLE (1.E8) (Kt. Waadt, Bez. und Gem.
Aigle). Unter diesem Namen wird eine Anzahl von Höfen
zusammengefasst, deren jeder seinen eigenenfSNamen
trägt (Le Duzillet, Le Marais du Caroz etc.) und die in
der Rhoneebene zwischen der Rhone, der Mouneresse,
der Eisenbahnlinie und der Grenze der Gemeinde OUon
liegen. Meist sumpfiges Land mit vielen Entwässerungs-
gräben.
I81.E8 D'OLLON (LE8)oder PR£8 DE8 I8LE8
(Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ollon). 391 m. 21 Häuser,
am rechten Ufer der Rhone zerstreut gelegen, 1 km nw.
der Station Ollon-Saint Triphon der Simplonbahn. Nahe
dabei die Steinbrüche von Saint Triphon. 135 reform. Ew.
I8LETEN (Kt. Uri, Gera. Bauen). 440 m. Gruppe von 4
Häusern^am linken Ufer der UrnerbuchtdesV ierwaldstätter-
sees, auf dem vom Isenthalerbach angeschwemmten frucht-
baren Delta, 2 km so. Bauen. Dampfschi fTstation. 34 kathol.
Ew. Der Isenthalerbach treibt hier eine 1870 erbaute Dy-
namitfabrik. Ausgangspunkt zum Besuch des Isenthales.
I81.IKON (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem. Gach-
nang). 427 m. Schönes Industriedorf, am Tegelbach und
an der Grenze gegen den Kanton Zürich, an der Strasse
Winterthur-Frauenfeld und 1,5 km nw. Gachnang. Station
der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn. Postbureau,
Telegraph, Telephon. 57 Häuser, 325 zur Mehrzahl reform.
Ew. Acker-, Wiesen-, Obst- und Weinbau, Viehzucht. Je
eine grosse Schreinerei, Töpferei, Werkzeug- und Limo-
nadefabrik. Stickerei. Obst- und Gartenbauschule. Wein-
handel. Ein Teil der männlichen Bewohner arbeitet in
den Fabriken von Winterthur und Frauenfeld. Zu Beginn
des 19. Jahrhunderts beschäftigte die Buntdruckerei in
Islikori von S&dwesten.
Islikon mehr als 400 Arbeiter ; später ist dann diese In-
dustrie allmählig zurückgegangen und durch die Seiden-
weberei ersetzt worden. Zur Zeit wird die Gründung einer
Fabrik zur Herstellung von Gemüsekonserven geplant.
Islikon war einst zusammen mit (jachnang Eigentum des
Klosters auf der Reichenau. Die erst vor kurzem vollendete
Strasse Islikon-Konstanz ist 1777 im Bau begonnen wor-
den. Fund einer Römermünze mit dem Bildnis von Gal-
lianus.
I8LI8BERG (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten, Gem. Arni-
Islisberg). 681 m. Dorf, an der Grenze gegen den Kanton
Zürich ; 1,5 km nö. Ami und 4 km n. der Station Hedingen
der Linie Zürich-A£foltem-Luzem. 25 Häuser, 147 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Lunkhofen. Ackerbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Strohfiechterei. Nahe dem Dorf einstige
Römersiedelung. Nach Studer hat man 1741 im Wald <fie
Ruinen eines Tempels entdeckt, der wahrscheinlich der
Göttin Isis c^weiht war, deren Kultus sich bis ins frühe
Mittelalter ninein erhalten hat.
I8MATT (Kt. Zürich, Bez. Affoltem, Gem. Hedingen).
524 m. Weiler, an der Grenze gegen den Kanton Aargau,
1 km w. der Station Hedingen oier Linie Zürich-Affoltem-
Luzem. 10 Häuser, 43 reform. Ew. Wiesenbau.
I80LA oder I81.A8 (Kt. Graubünden, Bez. Maloja,
Kreis Bergell, Gem. Stampa). 1810 m. Gruppe von 4 Hau-
sern und 30 Hütten und Stadeln, am rechten Ufer des
Silsersees, 14 km nö. Stampa und 14 km sw. der Station
St. Moritz der Albulabahn. 15 reform. Ew. italienischer
Zunge. Alpwirtschaft. Alte kleine Gastwirtschaft mit aus
1677 stammenden interessanten Fresken im Speisesaal
und bemerkenswert geschnitzten Betten. Die Enklave Isola
640
ISO
ITT
von der Gemeinde Stampa durch die Gemeinden Vicoso-
prano und Casaccia getrennt.
I80NC (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 747 m. Gem. und
Pfarrdorf, im Val Vedeggio, 500 m von der Ausmündung
der kleinen Thäler von Sertena und Caneggio, die vom
S.-y bezw. W.-Hang des Monte Camoghe herabsteigen ;
6,8 km onö. der Station Rivera-Bironico der Linie Bellin-
zona-Lu£[ano-Chia88o der Gott hardbahn. Postablage; Post-
y/Aeen Bironico-Isone. 175 Hauser, 750 kathol. Evr. Vieh-
zucht. Butter und Käse. Spezialitat in kleinen Zieffen-
milchkäschen (sog. forma^gini). Das Dorf mitten in alten
Kastanienbäumen und schönen Wiesen malerisch gelegen.
I80NE (MONTE) (Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). Etwa
1100 m. So heisst der iiber dem Dorf Isone aufsteigende
Teil des Kammes zwischen dem Monte Ceneri und Monte
Camoghe. Wird von einem Fussweg überschritten, der
von Sant' Antonio und Giubiasco durch schöne Kastanien-
wälder und Wiesen nach Isone im Val Vedeggio führt.
I80RN0 (Kt. Tessin, Bez. Locarno). Fluss des Val
Onsemone ; entsprinct in 2100 m am O.-Hangdes auf der
Landesgrenze gegen Italien stehenden Pizzo Porcareccio.
steigt zunächst nach 0. ab und nimmt von rechts una
linlä zahlreiche kleine Nebenadem auf, deren bedeutend-
ster der Torrente di Remiasco ist ; durchfliesst dann die
Hüttengruppe Vergeletto, biegt nach S. ab, erhält den Ri-
ale di Bernardo und, zwischen Crana und Russo, den
Onsemone, dessen ganzer Oberlauf auf italienischem Bo-
den liegt. Nachdem er sich wieder ^egen 0. gewandt,
nimmt der Isorno noch den Riale dei Mulini auf, biegt
neuerdin^^s ge^en S. um und mündet nach 22 km langem
Lauf wenig nö. Intragna in 254 m von links in die die
Centovalli entwässernde Melezza. 9 Strassen brücken. Der
Fluss auf der Siegfriedkarte nach seinem Thal Oksernone
geheissen. Vergl. diesen Art.
I88ERT (VILUE D') (Kt. Wallis, Bez. Entremont,
Gem. Orsi^res). Gem. und Dorf. S. den Art. Villed*Issfrt.
I8TIGHOFEN (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Bussnang). 447 m. Gemeindeabteilung und Dorf, nahe dem
linken Ufer der Thur, an der Strasse Wil-Bürglen und
1,1 km s. der Station Bürgten der Linie Zürich-Winter-
thur-Romanshom. PostablaRe, Telephon ; Postwagen Bürg-
len-Buhwil-SchönholzerswiJen-Neukirch. Zusammen mit
Moos: 35 Häuser, 186 zur Mehrzahl reform. Ew.; Dorf:
22 Häuser, 108 Ew. Kirchgemeinde Bürglen. Acker-, Wie-
sen- und Obstbau, Viehzucht. Futterhandel. Eine Dampf-
ziegelei. 832 : Justineshova ; 845 : Justini^hovun.
ITA81.EN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Bi-
chelsee). 597 m. Kleines Dorf, in einem engen Thal am
SW.-Fuss des Hackenbergs ; 1,8 km so. Bichelsee und 3,7
km sw. der Station Eschlikon der Linie Zürich-Winteiv
thur-St. Gallen. Telephon. 19 Häuser, 126 zur Mehrzahl
kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht. Waldungen. Stik-
kerei. Grosse Schreinerei, die als Spezialität Schulbänke
herstellt. 912 : Ittensana.
ITEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Uznach). 418 m.
Gruppe von 2 Häusern, in der Linthebene und am obern
Ende des obern Zürichsees, 800 m. s. St. Joseph und 1,5
km ö. der Bahnlinie Rapperswil- Ziegelbrücke. 31 kathol.
Ew. Landwirtschaft.
ITENTHAL oder ITTENTHAL (Kt. Aarpu, Bezirk
Laufenburg). 410 m. Gem. und Pfarrdorf, in einem en^en
Thal am S W.-Hnng des Schinbergs, 3 km n. der Station
Hornussen der Linie Zürich-Brugg-Basel. Postablage. 45
Häuser, 217 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht.
1311 : Utendal.
ITINGEN (Kt. Basel Land, Bez. Sissach). 370 m. Gem.
und Dorf, am linken Ufer der Ergolz, an der Strasse
Basel-Olten und 2 km wnw. vom Bahnhof Sissach. Postab-
lage, Telephon. 65 Häuser, 559 reform. Ew. Kirchgemeinde
Sissach. Landwirtschaft. Seiden band Weberei.
ITRAMEN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem.
Grindelwald). 936-2200 m. Gemeindeabteilung und Alp-
weide, den ganzen O.-Hang des Männlichen bis hinunter
zum linken Ufer der Lütschine umfassend. Weiler Im
Boden, an der Lütschine und 1,5 km w. der Kirche Grin-
delwald ; etwas weiter w. der Weiler An der Egg. Zusam-
men 88 zerstreut geleffene Häuser und Hütten, 476 re-
form. Ew. Alpweiden, Wiesen und schöne Waldungen.
Am Fussweg von Grindel wald auf den Männlichen. Hier
wurde l'/97 der letzte Bär der Gegend geschossen.
ITRAMBNBBRG (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
1985-2134 m. Bergrücken, dem Männlichen nach ONO.
vorgelagert; fällt nach N. mit hoher Felswand gegen Burg-
lauenen (Station der Linie Lauterbrunnen-Grindelwald)
und zur Tschingelbergalp ab, während der sanft geböschte
S.-Hang die Alpweiden von Itramen trägt. Der bekannteste
Punkt ist das Wysshom (1985 m).
ITRAVER8 (Kt. Wallis, Bez. Siders, Gem. Gröne).
941 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer Terrasse, links
über der Ausmündung des Wildbaches Reschy ins Rhone-
thal, 3 km ö. Gröne r£glise und 5 km so. der Station
Granges der Simplonbahn. 30 kathol. Ew. Mühle am Ufer
der Reschy. Wiesen, Gärten und sehr fruchtbare Felder;
darüber prachtvolle Waldungen.
ITROZ (L') (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Trient).
Weiler. S. den Art. Litroz.
IT8CHNACH (Kt. Zürich, Bezirk Meilen, Gem. Küs-
nacht). 591 m. Weiler, am Berg hang rechts über dem
Zürichsee und nahe über dem Küsnachtertobel, 2 km nö.
der Station Küsnacht der rechtsufrigen Zürichseebahn
(Zürich-Meilen-Rapperswil). 19 Häuser, 84 reform. Ew.
Wiesenbau. Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
in Zürich vorkommenden von Itschnach besassen bis 1282
die Vo||tei über ihren Hof zu Itschnach und mögen dem-
nach ritterbürtig gewesen sein. Das im 15. Jahrhundert
erneuerte Jahrzeitbuch von Uster nennt einen Ritter Ul-
rich von Itschnach. Von einer Burg dieses Geschlechtes
ist nichts bekannt. Die im 14. Jahrhundert lebenden von
Itschnach waren zünftige Handwerker. 942: Ittiusne;
1274: Yschena; 1276: Itschena.
ITTEN8 (Kt. Waadt, Bez, Cossonay, Gem. La Chaux).
560 m. Dorf, am rechten Ufer des Veyron gegenüber La
Chaux, an der Strasse Cossonay-L'lsle; 2,5 km w. Cosso-
nay und 4 km w. der Station Cossonay der Linien Lau-
sanne-Neuenburc und Lausanne-Pontarlier. Postwagen
Cossonay- L'Isle-LaPraz. 41 Häuser, 178 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Cossonay. Landwirts chafL Zuerst zur Herrschaft
Cossonay gehörig und seit 1674 mit der Herrschaft La
Chaux vereinigt.
ITTENTHAL (Kt. Aargau, Bezirk Laufenburg). Gem.
und Pfarrdorf. S. den Art. Itenthal.
ITTIQEN (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. BolUgen).
581 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am S.-Fuss des
Mannenbergs, 800 m nw. Bolligen und 3,2 km nnö. der
Station Ostermundigen der Linie Bern-Thun. Telephon.
Zusammen mit Badhaus, Ei, Eifeld, Fischrain, Hubel,
Kappeiisacker, Kesslergasse, Neuhaus, Papiermühle, Pul-
verstutz, Schermen und Worblaufen : 131 Häuser, 1660
reform. Ew.; Dorf: 19 Häuser. 162 Ew. Landwirtschaft.
Schönes Schulhaus. In der Nähe des Dorfes die zwei
grössten Steinbrüche auf Molasse in der Schweiz. Schöne
Aussicht auf Alpen und Jura. Zwei grosse Landgüter, deren
eines einst Eigentum von Em. bondeli, Herrn von Le
Chätelard, war, und deren anderes heute noch der Familie
Tscharner gehört. Der Ort früher Hittingen geheissen.
ITTINGEN, besser bekannt unter dem Lokalnamen
Kartmus (Karthause). (Kt. Thurgau, Bezirk Frauenfeld,
Gem. Uesslingen.) 427 m. Weiler, in einer Bodensenke
in der das rechte Ufer der Thur begleitenden langge-
streckten Anhöhe gelegen; 4 km nw. Frauenfeld und
1 km w. der Strasse Frauenfeld-Stein. Telephon. 11
Häuser, 54 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden Uess-
lingen und Warth. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft, Magerkäse und Butter. Schöner Weinberg von
25 ha Fläche, dessen Ertrag unter dem Namen Karthäuser
weit herum als geschätzter Wein gilt. Grosse Waldung,
Holzhandel. Ehemaliges Karthäuserkloster, dessen Gebäu-
lichkeiten heute mit Ausnahme der Kirche und des Wohn-
hauses der Mönche zu einem grossen landwirtschaftlichen
Betrieb gehören. Daneben eine Mühle und eine Säge. Die
Klosterbauten sind mit einer Ringmauer umgeben, an die
sich im N. und 0. 14 kleine Häuschen mit Giebeldach^
die einstigen Mönchswohnungen, anlehnen. Die auf der
Sonnenseite gelegenen Teile der Mauer sind von pracht-
vollen Obst- und Weinspalieren umsponnen. In der
Klosterkirche ein bemerkenswerter Hauptaltar, schön ge-
schnitzte Kirchenstühle, zahlreiche Heiligenbilder, ein
grosses Abendmahlgemälde und eine prachtvoll verzierte
Decke ; im Kloster ein mit Szenen aus dem alten Testa-
ment bemalter Ofen. Das Museum in Frauenfeld besitit
ITT
IZI
641
kostbare Kunst- und Schmucksachen aus dem Kloster
Ittingen, u. a. ein berühmtes Prozessionskreuz. Ein Teil
der Kunstschätze des Klosters ist 1524 zerstört worden.
In alten Zeiten war Ittingen eine feste Burg, deren Eigen-
tümer der Familie der Weifen angehörten und Truchsesse
der Grafen von Kiburg waren. Die Burg wurde dann zur Zeil
des grossen Kampfes zwischen König Heinrich IV. und Ru-
dolf von Rheinfelden 1079 von den Truppen des dem er-
steren ergebenen Abtes Ulrich von St. Gallen zerstört. Mit
Zustimmung des Abtes von St. Gallen und des Grafen von
Kiburg errichteten die Herren von Ittingen 1128 an dieser
Stelle eine dem h. Laurentius geweihte Kirche mit einem
Augustinerkloster, dessen Mönche sich der Armen- und
Krankenpflege widmeten. Doch wird das Kloster erst 1155
genannt, in welchem Jahre ihm der Herzog Heinrich von
Chor der Klosterkirche Ittingen.
Baiern im Namen des Papstes die geistliche Hoheit über
Uesslingen übertrug. 1162 verliehen ihm die in dieser Ge-
gend schon im Jahr 1000 begüterten Weifen ihre Lände-
reien zu Nussbaumen, Stammheim und Trüllikon, und
noch im selben Jahre traten sie das Kloster mit seinem
ganzen Besitz unter der Bedingung an Abt Werner von
St. Gallen ab, dass es stets den Augustinermönchen als
Wohnstätte dienen solle. Trotzdem gründete aber Abt
Werner hier ein Kloster für Weltgeistlicne und ein Frauen-
kloster. Ittingen verblieb dem Stifl St. Gallen bis 1274,
worauf Rudolf von Habsburg infolge eines Streües mit
dem Abt Kuno sich zu dessen Kastvogt machte. Als im,
15. Jahrhundert das Kloster verarmte und die Mönche sich
zerstreuten, sah sich der Propst gezwungen, zuerst die
Glocken zu verkaufen und dann das Kloster mit seinem
ganzen Gut an den Orden der Karthäuser zu veräussern.
Da diese innerhalb ihrer Klosterroauern keine Frauen
duldeten, errichteten die Nonnen sich oberhalb W^arth
ein eigenes Kloster mit Kapelle. Als 1524 die Bauern der
umliegenden Dörfer zur Reformation übertraten und die
Bilder in den Kirchen beseitigten, Hessen die hier den Blut^
bann besitzenden katholischen Eidgenossen den reformier-
ten Pfarrer Oechsli in Burg bei Eschenz des Nachts über-
fallen und nach Frauenfeld schleppen. Auf die Hilferufe
des Gefangenen ertönten die Sturmglocken, die Bauern
bewaffneten sich und verlangten die Freilassung ihres
Pfarrers. Als diese verweigert wurde, plünderten sie das
Kloster Ittingen und steckten es zuletzt in Brand. Es ist
dies der sog. Ittingersturm. Nun rüsteten die V Orte zürn
Krieg und verlangten von Zürich die Auslieferung der
Anführer des Sturmes, des Untervogtes Wirth von Stamm-
heim, seiner beiden Söhne und des Untervogtes Rütti-
mann von Nussbaumen. Nachdem der Gesandte von Bern
sein Wort dafür verpfändet hatte, dass diese Leute nur
wegen des Ittingersturmes, aber nicht wegen ihres Glau-
bens verhört und bestraft werden sollten, gab sie Zü-
rich heraus. Dennoch wurden die Unglücklichen mit
Ausnahme des einen Sohnes von Wirth zu Baden gefoltert
und hingerichtet und zwar hauptsächlich deshalb, weil
sie die Bilder in den Kirchen ihrer Heimatgemeinden be-
seitigt hatten. Das zur Zeit der Gegenreformation wieder
aufgebaute Kloster Ittingen gelangte bald zu grosser Macht
und Reichtum, dank besonders seinem beträchtlichen
Weinhandel und reicher Vergabungen von Seiten des
Luzerner Patriziergeschlechtes Pfyffer. Es besass weit-
läufige Kellereien mit mächtigen Weinfässern, deren eines
z. B. 425 hl hielt. Nachdem im Thurgau 1848 die Klöster
aufgehoben worden waren, verkaufte die Re^erung die
Karthaus Illingen 1856 an Privatleute. Unter den Kloster-
brüdern hat sich besonders Heinrich Murer (f 1638) als
theologischer Schriftsteller ausgezeichnet. Die einstige
feste Burg Ittingen muss unterhalb des Klosters im sog.
Burgholz gestanden haben.
ITTI8H08EREN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Huttwil). 708 m. Weiler, am Weg Gondiswil-Hutt-
wil und 1,5 km n. der Station Huttwil der Linie Langen-
thal-Wolhusen. 13 Häuser, 80 reform. Ew. Landwirt-
schaft.
I vbuETTAZ (L.') (Kt. Waadl, Bez. Aigle). Wildbach ;
entspringt in 2650 m den Firnfeldern am r»IW.-Hang der
Pointe des Martinets und Pointe des Perriblancs (29a0 m),
durchfliesst das Thälchen von Javernaz und mündet nach
5 km langem Lauf beim Weiler En ley Outraz und ge-
gen über dem Dorf Freni^res in 850 m von links in den
Avan^on. Sein ganzes Bett liegt in Neocom mit Kephalo-
poden.
IVOUETTAZ, 6VOUETTAZ (L')oder auchTOVfe
(Kt. Wallis, Bez. Monthey). 1200-380 m. Wildbach • ent-
springt am W.-Hang des Grammont, durchfliesst die Wein-
berge von Les £vouettes und mündet 3 km ssö. Le Bouveret
in einen linken Seitenkanal zur Rhone. Die Namen Ivoue,
£vi, £vouette, Ivouette bedeuten im Unterwalliser Dialekt
s. v. a. Wasser oder kleines Wasser, Bach und kommen
vom latein. aqua her.
IVRAINA (PIZ) (Kt. Graubänden, Bez. Inn). 2893 m.
Gipfel, nö. über der Ofenpassstrasse und 5,5 km ö. über
Zemez; s. und ö. über dem Val Laschadura und n. über
der Alpe Ivraina. In der Nähe verläuft die Grenze zwi-
schen dem Gneis und den krystallinen Schiefern der
Gruppe des Piz Nuna einerseits und den triasischen Kal-
ken und Dolomiten der Ofenpassgruppe andererseits. Der
Piz d'Ivraina gehört geologiscn noch dieser an.
IWI (Kt. Obwalden, Gem. Giswil). 1162 m. Hütten, am
N.-Hang der Giswilerstöcke zerstreut gelegen ; 2,5 km w.
Kleintheil. Dieser in der Schweiz kein zweites Mal vor-
kommende Name bezieht sich wahrscheinlich auf ein
einst hier stehendes Eibenwäldchen. Vergl. den Art.
Ibach.
IZIKON (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Grüningen).
500 m. Schulgemeinde und Dorf, 800 m so. Grüningen
und 4,5 km wnw. der Station Bubikon der Linie Zürich-
Uster-Rapperswil. Telephon. Zusammen mit Adletshausen :
90 Häuser, 337 reform. Ew. ; Dorf: 53 Häuser, 189 Ew.
Wiesenbau. 837: Izinheimo.
GEOOB. LEX. 85 — n — 41
642
J\B
JiEG
JABERG (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 547 ra. Gem.
und Dorl, am linken Ufer der Aare und 1,2 km w. der
Station Kiesen der Linie ßem-Thun. Gemeinde, mit
Hinter Jaberg, Vorder Jaberff und Stoffelsruti : 26 Häuser,
162 reform. Ew. ; Dorf: 20 Häuser, 125 Ew. Kirchgemein-
de Kirchdorf. Acker- und Wiesenbau. Seit 1835 Brücke
über die Aare nach Kiesen. Nahe Jaberg sollen an einer
1'etzt bewaldeten Stelle einst eine feste Burg und eine
Lleine Stadt gestanden haben. Grabhügel aus der ersten
Eisenzeit (Hallstatt Periode).
JABLC oder JABLET (COL DE) (Kt. Bern und
Waadt). 1888 m. Beffraster Passübergang, zwischen den
Gruppen der Gummtluh und des Witenberghoms ; führt
von L*£tivaz durch das Waadtländer Thälchen von L*£ti-
vaz und den Bemer Meyelsgrund in 5 Stunden nach
Gstaad. Benannt nach den beiden Alpweiden Gros und
Petit Jable, die er mit der Alp weide des Gummbergs ver-
bindet.
JABLE (GROS und PETIT) (Kt. Waadt, Bez. Pays
d'Enhaut). 1890 und 1787 m. Alpweiden mit Hütten, im
Thälchen von L'fetivaz und s. der Gummfluh ; 2 ^/i Stun-
den über dem Gontour de r£tivaz. Im Juni, Juli und Sep-
tember bezogen. Flysch.
JACOTERIB (LA) (Kt.Bern, Amtsbez. Del8berg,Gem.
Bassecourt). 768 m. Bierffweide^ mit schönem Landhaus,
Bauernhof und Nebengeoäuden, auf einem Plateau rechts
über der Some und 1 km nö. der Hochöfen von Under-
velier ; 3,8 km ssw. der Station Bassecourt und 3,6 km
ssö. der Station Glovelier der Linie Delsberg-Delle. 13 re-
form, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Boi^court-Basse-
court. Schöne Aussicht auf das umliegende Bergland, be-
sonders auf den weiten Felsenzirkus, der gegen N. die
Schlucht von Undervelier vom Delsbergerthal trennt.
JiEGBRHOF (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Adlis-
wil). 490 m. So nennt die Sie^friedkarte die eine der bei-
den Häusergruppen des Weilers Ober Leimbach, nahe
dem linken Ufer der Sihl, 500 m w. der Haltestelle Sod
der Sihlthalbahn und 1,5 km nw. Adliswil. Zusammen
17 Häuser, 103 reform. Ew.
JiEGERHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3975 m (auf
der italienischen Karte 3972 m). Gipfel, im Massiv des
Monte Rosa, auf der Grenze gegen Italien und zwischen
dem Fillarhorn (3679 m) und Nordend (4612 m). Zum
erstenmal 1867 von Mathews und Morshead mit den
Führern Almer und Maurer vom Gomergletscher aus be-
stiegen. Wird jetzt nur selten besucht.
JiEGERJOCH (Kt. Wallis, Bez. Visp). Etwa 3900 m.
Eisjoch, zwischen dem Nordend und dem Jägerhorn
(Massiv des Monte Bosa), auf der Grenze gegen Italien.
Schwierig und daher nur selten begangen, von Macug-
naga aus 1867, von Zermatt aus 1876 zum erstenmal
überschritten. Macugnaga-Passhöhe 9 Stunden, Passhöhe-
Zermatt 5 Vff Stunden. Der Pass auf der Karte von Ene^el-
hardt (1850) irrtümlich Alt Weissthor benannt (welcher
Pass übrigens im gleichen Kamm sich beßndet wie das
Jägerjoch).
JiEGERKREUZ (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 2717 m.
Felsspitze, über der Larschialp (1582 m), rechts über dem
Thal der Dala und n. überVarone; Vorberg des Zayettaz-
hornes (2783 m) in der Gruppe des Trubelnstockes (3004
m ; Wildstrubelmassiv). Zu oberst steht ein Kreuz, das
zweifellos zum Andenken an einen in diesen Gebieten
verunglückten Gemsjäger errichtet worden ist.
J>EGERN8TGECKE (Kt.Schwyz u. Un). Kalkkamm,
in der SO.-Ecke des Kantons Schwyz und auf der Grenze
zwischen diesem und dem urnerischen Umerboden.
Ausserordentlich Ödes und felsiges Gebiet, das (wie die
weiter n. gelegene Karrenalp und der Kirchberg) aus na-
hezu wagrecht liegenden, aber stark verwitterten und
zerklüfteten Schichten von Malmkalk besteht. Diese ruhen
auf einer Unterlage von Dogger, Liasund rotem triasischen
Qaartenschiefer. Das Ganze bildet eine horizontal ge-
schichtete Masse, die auf den Flysch des Urnerbodens und
des Linththales aufgeschoben ist. Der Kamm der Jägern-
stöcke zeigt zahlreiche Einzelgipfel, die alle über 2400 m
hoch sind (z. B. der Scheienberg mit 2609 m) und zusam-
men mit den Märenbergen s. über der im Malm erodier-
ten Wahne des Glattensees und der Glattenalp aufsteigen.
Das Gebiet dieser unterirdisch sich entwässernden und
über 1850 m gelegenen Wanne wird meist blos von Gems-
jägern besucht. Die Jägemstöcke sind nur von N. her,
d. h. von der Glattalp oder der Ortstockfurkel ans zu-
gänglich. Zum Umerboden hinunter leitet der Sahlitritt,
ein ganz ausserordentlich schwieriger und äusserst selten
begangener Weg.
J>EGGLI8HORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
€[uart). 2252 m. Gipfel, w. Vorberg des Saaser Calanda,
in der Gruppe des Madrishorns. Man findet hier auf
kleinem Baum eine bemerkenswerte Verschiedenheit
der Gesteinsschichten. Während nämlich das Madrishorn
aus Gneis und krystallinen Schiefern und der Saaser
Calanda aus triasischen Kalken bestehen, ist das Jägfflia-
horn zusammen mit seinem S.-Grat aus Bündnerscnie-
fem aufgebaut. Diese Verschiedenartigkeit des geologi-
schen Aufbaues zeigt sich deutlich auch auf den ersten
Blick in den verschiedenen äussern Formen und Farben
dieses Gebietes. Das Jägglishom bildet einen kühnen
Felskopf, der dem Wanderer beim Aufstieg gegen St. An-
tonien sofort auffällt. Im W. hat sich eine Kunse, wie
solche für die Zone der Bändnerschiefer charakteristisch
sind, tief in den Berghang hineinsefressen. Da die be-
nachbarten Gipfel höher sind, wird das Jägglishom trotz
seiner sehr schönen Aussicht nur selten besucht. Eb ist
von Küblis aus auf einem guten Weg über Telfs, Ran-
calina, Clavamartsch und Flurisboden in 4 Stunden zu-
gänglich ; der Aufstieg von St. Antonien über die Ascha-
runeralp erfordert nur 27t Stunden.
J>EGI (OBERE) (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
2900-3000 m. Oberer Abschnitt des SW.-Grates des Met-
tenbergs (3107 m) in der Gruppe der Schreckhömer, S-3
Stunden so. über der Kirche Grindelwald. Tiefer unten
heisst der Grat das Jägigrätli (2473 m).
JiEGIBURG (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 2500
m. Gipfel, in der Kette zwischen Reichenbachthal and
Urbachthal, nö. über Rosenlaui. Ziemlich schwierig zu
besteigen. Die NO.-Schulter heisst Simelistock.
JiEGIEGG (Kt. Wallis, Bez. Westlich Baron). Pass-
übergang. S. den Art. JvEgilücke.
JiEGIFIRN (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron). Fim-
feld des J^ggigletscuers. S. diesen Art.
J>EGIGLET8CHCR (Kt. Wallis, Bez. Wesüich Ra-
ron). 2600-2300 m. Gletscher, 1 km lang und 500 m breit;
ist zusammen mit seinem Fimfeld, dem Jägifim, 3 km
lans und im Maximum 2.8 km breit. Firn und Gletscher
sina zwischen Jägiknubel (3143 m), Grosshorn (3765 uj,
Lauterbrunnen Breithorn (3779 m) und die Barspitzen
(3189 m) eingebettet. Der Gletscherbach geht zur Lonza,
die das Lötscnenthal entwässert. Der Firn und obere Teil
des Gletschers sind stark zerklüftet.
J>EGIGR>ETLI (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). Fels-
grat. S. den Art. J^egi (Obere).
JiEGIHGERNER (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
3510 und 3416 m. Zwei Gipfel, im S.-Kamm des Breit-
lauihorns, zwischen dem Innern Baltschiederfim und
iMß
JAK
643
dem Aeussern Baltschiederfirn, in der Gruppe des Bietsch-
horns. Der Punkt 3510 m schwierig zu bestei|[en, zum
erstenmal 1896 vom Breitlauijoch (5 Stunden über Ried
im Lötschenthal) in 2 Vf Stunden bezwungen worden ; der
ebenfalls wenig zugängliche Punkt 3416 m zum erstenmal
1869 vom Baltschiederjoch aus in 1'/« Stunden erreicht.
JiEGIHCERNCR (Kt. Wallis, Bez. Visp) 3213 m.
Mehrgipfliger Felskamm, zweigt nach SW. vom Inner
Rothom ab, das selbst wieder dem Rossbodenhorn oder
Fletschhom nach W. vorgelagert ist; nö. über Saas Im
Grund. Die Firnfelder und Schutthalden an der W.-Flanke
des Kammes heissen Auf der Jägi.
JiEGIHORN (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron). 3250
m. Gipfel, dem Wilerhorn (3311 m) nach S. vorgehffert
und in der Kette zwischen JjoUithal und Bietschtnal.
Kann von Ried im Lötschenthal über den Jjolli^letscher
und das östliche Wilerjoch in 5 Stunden unschwierig be-
stiegen werden. Erste Besteigung 1884.
JiEGIKNUBEL (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
3143 m. Felskopf, dem Grosshorn im S. vorgelagert, in
der Kette zwischen dem Lötschen- und Lauterbrunnen-
thal und zwischen dem Anengletscher und Jängletscher.
Ueber den SW.-Grat zugänglich ; von einer Besteigung
durch Touristen ist nichts bekannt.
J>EGII.OCKC oder JiEGIEGQ (Kt. Wallis, Bez.
Westlich Raron). Etwa 3200 m. Passübergang, im S.-Kamm
des Grosshorns zwischen diesem j;3765 m) und dem Jägi-
knubel (3143 m) ; führt vom Jägifim hinüber zum Anen-
Sletscher. Selten begangen ; kann von Ried im Lötschen-
lal in 47, Stunden erreicht werden und wird meist nur
als Fusspunkt für die Besteigung des Grosshorns über
den S.-Kamm benutzt. Auf der Siegfriedkarte unbenannt
und ohne Höhenkote.
JiENZIGRAT (Kt. Obwalden). 1732-1741 m. Teil des
meist bewaldeten oreiten Kammes zwischen dem Gross
Schlierenthal und dem Thal der Samer Aa ; 6 km wnw.
über Sarnen, von wo man durch den Ramersbergerwald
in 3 Stunden zum trigonometrischen Signal gelangen kann.
Schöne Aussicht auf die Urner und Unterwaldner Alpen.
JiENZIMATT oder ENZIMATT (Kt. Obwalden,
Gem. Giswil). 1643 m. Alpweide mit Gruppe von Hütten
und einer Kapelle, am W.-Hang der Giswflerstöcke und
im oberen Marienthal, 8-4 Stunden sw. über Kleintheil.
JiERFLENALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
burg, Gem. Krummenau). 1100-1400 m. Alpweide mit 5
zertreut gelegenen Hütten, am NO. -Hang des Stockbergs
und 3-4 Stunden osö. über Ennetbühl. 81 ha gross.
J>E88BNEN (OBER und UNTER) (Kt. und Bez.
Schwyz, Gem. Ober Iberp^). 1036-991 m. 9 Häuser, über
dem rechten Ufer der Minster und am
W.-HaM der Guggem zerstreut gele-
gen; l,o km sw. Ober Iberg und lo km
so. vom Bahnhof Einsiedeln. 68 kathol.
Ew. Acker- und Wiesenbau, Viehzucht.
Seidenindustrie. Am 25. Dezember 1281
verkaufte Schwyz die damals schon wert-
vollen Güter auf der Jässenen um den
£reringen Preis von 10 Pfund an Konrad
Uunno, der sich im Marchenstreit zwi-
schen Schwyz und Einsiedeln und als
Gesandter bei Rudolf L von Habsburg
um seine Heimat verdient gemacht
hatte. Dieser Kaufbrief ist die erste
Urkunde mit dem Siegel des Landes
Schwyz.
JiETZALP (Kt. Glarus, Gem. Elm).
1185-2100 m. Alpweide, im obem Sernf-
thal, 1-3 Stunden sw. über Elm. Die
tiefer gelegenen Abschnitte der Alp sind
am rechten Ufer des Semf, während
der zentrale und obere Teil in dem
vom Jätzbach entwässerten kleinen Sei-
tenthal liegen, das sich mit dem engen
Tobel des soff. Jätzloches von rechts
auf das Semftnal öffnet. Wird vom Weg
über den Panixerpass durchzogen. 9
Hütten in 1185, 1470 und 1720 m. Es
sömmem hier 80 Kühe und 300 Schafe.
JiEUNLIBACH (ABL>ENT8CHER) (Kt. Bern,
Amtsbezirk Saanen). 1650-1200 m. So heisst aer 6,5 km
lange Oberlauf des Jaunbaches von seiner Quelle bis zum
Dorf Abläntschen.
JAGDBURG (Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Höfen).
725 m. Malerische Burgruine, auf dem Moränenrücken
zwischen Amsoldin^^ersee und Stockenthal. Schöne Aas-
sicht auf die Felswände der Stockhorn kette, den Amsol-
dinger^, Uebischi- und Thunersee, die Alpen und das
Aarethal bis nahe an Bern. Diese auch Stocken oder
Friedegg geheissene Barf|[ beherrschte den Weff durch das
Stockenthal. Einer geschichtlich nicht begründeten Ueber^
lieferung nach soll die Burg 1286 von den Bernem an-
lässlich eines Streites mit den Edeln von Weissenburg
genommen worden sein. Sie war der Reihe nach Eigen-
tum der Geschlechter von Amsoldingen, Scharnachthal
und Wattenwyl und zerfiel dann in Trümmer. Vergl.
Bemer Taschenbuch für 1903.
JAGDMATT (Kt. Un, Gem. Erstfeld). 474 m. Häusei^
ffruppe mit einer berühmten Kapelle, am rechten Ufer
der Reuss bei Erstfeld. Im 11. Jahrhundert Einsiedelei
und damals Super coUe genannt. Die 1379 vergrösserte,
1637 im Barokstil neu erstellte und 1895/96 mit künstle-
rischem Geschmack restaurierte Kapelle ist von grossem
architektonischen und archäologischen Interesse. Sie
enthält das schönste Bronzemesser der Schweiz (nach
der Ueberlieferung das Jagdmesser des Gründers der
Einsiedelei), das Ritterschwert des Landammanns Peter
a Pro (16. Jahrhundert), femer eine Lampe und ein Chor-
gitter, die beide prachtvolle Erzeugnisse der Kunstschlos-
serei des 17. Jahrhunderts sind. Am Tage des h. Markos
strömen hier Pilger aus dem ganzen Kanton zusammen.
Hier versammelten sich auch die Urner 1799 zu ihrem
Freiheitskamj^f gegen die Franzosen. Vom Volke Jagmatt
genannt und jetzt fälschlich Jagdmatt geschrieben.
JAILLAZ (UA) (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse, Gem. Be-
sencens). 874 m. Weiler; 3,8 km nö. der Station Oron der
Linie Freiburg-Lausanne. 13 Häuser, 89 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Saint Martin. Acker- und Wiesenbau,
Viehzucht.
JAKOBIQER (Kt.Uri). 2506 m. GneisspiUe, im Berg-
stock des Krönten (3108 m), s. über dem Erstfelderthal
und w.über dem Reussthal. Nach W. setzt sich der Krön-
ten über den Männtliser (2910 m), Männtli (2840 m) und
den Rüchen (2629 m) fort, um dann an die Spannörter
sich anzuschliessen.
JAKOB8BAD (Kt. Appenzell I. R.. Gem. Gonten).
872 m. Viel besuchtes Heilbad, nahe der Vereinigung von
Schwarzbach und Weissbach, an der Strasse Umasch-
Gonten, unweit vom reizenden Kloster zum Leiden Christi
und 1,6 km sw. Gonten. Station der Appenzellerbahn
Jakobsbad gegen die Handwilerhöhe.
(Winkeln-Herisau- Appenzell). Telephon. 7 kathol. E.w
Säge. Das Mineralwasser wird sowohl äusserlich wie in-
nerlich angewendet. Die nicht zu den Badegebäuden ge-
644
JAK
JAM
hörenden Häuser heissen Beim Jakobsbad. Audflüge auf
den Kronberg, die Petersalp und Hundwilerhöhe.
JAKOB8HAU8 (Kt. Graubunden, Bez.
Plessur, Kreis und Gem. Churwalden). 1440
m. Gruppe von Hütten und 4 Häuser, in
einem Seitenarm des Thaies der Rabiusa,
10 km S8Ö. vom Bahnhof Chur. 2 Häuser
werden das ganze Jahr bewohnt. 7 reform.
Ew. deutscher Zunge. Alpwirtschaft.
JAKOB8HORN (Kt. Graubänden, Bez.
Ober Landquart). 2594 m. Gipfel, nw. Eck-
punkt der Kette zwischen Sertig- und
Dischmathal, B km so. Davos Platz. Leicht
zu besteigen, entweder von Davos Platz
aus über die Ischialp, den Bremenbuhl u.
über den Grat oder vom Bad Clavadel (vor
dem Ausgang des Sertigthales) aus. Man
kann auch vom Jakobshorn eine Gratwan-
derung über das Jatzhorn, Witihörnli etc.
unternehmen, um dann nach Sertig Dörfli
abzusteigen. Auf dem Bremenbühl (2261
m), der N.-Schulter des Jakobshornes, hat
man einen Anemometer (Windmesser) auf-
gestellt. flflBB
JAKOB8THAL (Kt. Thurgau , Bez.
Frauenfeld, Gem. Aadorf). 462 m. Gruppe
von 5 Häusern, an der Murg, an der Strasse
Wänffi-Mazingen und 4 km nö. Aadorf. Sta-
tion der Strassenbahn Frauenfeld- Wil. Post-
ablage. 72 zur Mehrzahl reform. Ew. Kirch-
gemeinde Wängi. Wiesen und Wald. Eine
grosse Baumwollweberei.
JAKOB8THAL (Kt. Zürich, Bez. Bulach, Gem. Hoch-
felden). 421 m. Gruppe von 2 Häusern, 800 m so. Hoch-
felden und 1,8km sw. der Station Bülach der Linie Zürich-
Eglisau-Schaflhausen. 15 reform. Ew. Kirchgemeinde Bül-
ach. Wiesenbau.
der Bahnlinien Montreux-Vevey-Les Avants-Montbovon
(1903) und Chäteaux d'Oex-Bulle-Chätel Saint Denis- Vevey
Dent de Jaman von Les Avant» aus.
JALUZE oder JALU8E (LA) (Kt. Neuenburg, Bez.
und Gem. Le Locle). 952 m. 1ö Häuser, längs der Strasse
Le Locle-Les Ponts und in einem kleinen linksseitigen
Nebenarm zum Hochthal von Le Locle zerstreut gelegen ;
1,5 km s. der Station Le Locle der Linie La Chaux de
Fonds- Le Locle-Morteau. Postbureau, Telephon ; Post-
wagen Le Locle-Les Ponts de Martel. 291 reform Ew. Me-
tallwalzwerke. Weinhefen- und Neuenburger Schaumwein-
fabrik.
JAMAN (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). Alpweide. S.
den Art. Creux de Dz^man (Le).
JAMAN (COL DE) (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 1516 m.
Schon seit alter Zeit begangener Passübergang mit Saum-
weg, zwischen der Dent de Jaman und der Kette von Les
Verreaux; verbindet Vevey, Montreux und Les Avants mit
Montbovon, dem Greierzerland und dem Pays d'Enhaut.
Montreux-Passhöhe 3 Stunden, Passhöhe-Montbovon 2 Vt
Stunden. Von der Passhöhe aus hat man eine prachtvolle
Dent und col de Jaman mit dem Eisenbahntunnel.
Aussicht auf den Genfersee. Der leicht zugängliche Col de
Jaman ist bis etwa ums Jahr 1880 viel begangen worden,
hat dann aber an Ruf verloren und wird nach Eröffnung
nur noch von wenigen Vergnü^ungsreisenden überschrit-
ten werden. Die erste dieser Linien geht von Montreux
und Vevey aus, steigt über Chamby nach Les Avants auf,
unterfährt den Pass in einer Höhe von 1118 m mit einem
2440 m langen und im Jahr 1902 vollendeten Tunnel und
geht auf Freiburger Seite durch das Thal des Hongrin
nach Montbovon, welcher Ort 9,3 km vom Waadtländer
Eingang zum Tunnel und 22,1 km von Montreux entfernt
ist. Unter dem Col de Jaman geht daneben noch in einer
Höhe von 1107 der 2500 m lange Stollen durch, der die
Quellwasser des Paysd*Enhautan den Genfersee hinunter
leitet. Geologisch besteht das Gebiöt des Col de Jaman aus
Dogger und Malm (knolliger Oxfordkalk).
JAMAN (DENT DE) (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 1878
m. Felsspitze, den Rochers de Naye nach N. vorgelagert
und zwischen diesen und dem Col de Jaman. Kann von
Les Avants aus in 3 Stunden oder von der Station Jaman
der Bahn Territet-Glion-Rochers de Naye in 40 Minuten
bestiegen werden. Die Aussicht ist besonders auf den Gen-
fersee sehr schön, steht aber derjenigen der Rochers de
Naye an Mannigfaltigkeit nach. Vor der Eröffnung der
Bahn auf diesen eben genannten Aussichtspunkt war die
Dent de Jaman ein ausserordentlich beliebtes Ausflugsziel.
Bildet eine schöne Malmp^-
iw^^sssF^-^"'- -^^ -^ r ^^:>-^^ mide, deren Schichten leicht
■"i^^^^5!äjlj :■■;:;;! ^^^^T'^i^'/'^'; /^^'J-R'-J konkav gebogen sind, und hebt
■ '|BmJJ.j^^----- ■:, ■ ^-^;":: / / ^JJ.^ 1 *ic^* bewundernswert f^i von
^ ' ---'^ -^^ ^- .riC7\:^ : der aus Oxford und Dogger be-
stehenden Unterlage ab. Fossi-
lien im knolligen Oxfordkalk.
Aus dem Doggerschiefer am S.-
Hang (unter der Spitze) spru-
deln mehrere Quellen.
JAMAN (LAC DE) (Kt.
Waadt, Bez. Vevey). 1568 m.
Kleiner Alpensee, im Thälchen
von Jaman d'Amont, zw^ischen
der Dent de Jaman (1878 m)
und Dent de Hautaudon (1874
I m). Kann von der Station Ja-
! man der Bahn Territet-Glion-Ro-
chers de Naye in V4 Stunde be-
quem besucht werden. Am Ufer
ein kleiner alpiner Versuchsgar-
ten. Doggergewölbe, zum Teil
mit mächtigem Sturzschutt überführt. Der Abfluss des
Sees verliert sich weiter unten in einem Trichter (im
Malm), um im Vallon des Gases wieder zu Tage zu treten.
JAM
JAU
645
JAMAN (STATION DE) (Kt. Waadt, Bez. Vevey).
1759 m. Station der Linie Territet-Glion-Rochers de Naye,
'-'^^^^^'j'^^J^^^S^
Col und Dent de Jaman von Les Coarcys (Verreau
eb. Stanschatt; Cr. Obere Kreide; Ne. Neocotn; Js. Oberer Malm;
KnoUenkalk; Ji. Dogger; Ls. Liat.
am Ausgang des 75 langen Tunnels, der den begrasten
Rücken zwischen der Dent de Merdasson und der Dent
de Jaman unterfahrt, lieber dem kleinen Lac de Jaman.
JAMMERTHAL (IM) (Kt. und Ämtsbez. Bern). Ver-
alteter Name für das Wiesenthal zwischen Ober Wanden
und der Station Thörishaus der Linie Bern-Kreiburg. Hier
siegten am 2. März 1298 die ßerner über die Freiburger
und ihre Verbündeten in dem Kampf, der am Enffländer-
hubel oder Donnerbühl begonnen hatte und in dem die
Freibur^er grosse Verluste erlitten. Von diesem Gefecht
her datiert der auf der Siegfried karte nicht mehr ver-
zeichnete Name Im Jammerthal. Vergl. den Art. Wiesen-
thal.
JANZENHAU8 (Kt. Bern, Amtsbez. Büren, Gem.
Wengi). 483 m. Gruppe von 7 Häusern; 1,5 km nw.
Wenci und 5,5 km s. der Station Büren der Linie Lyss-
Solotnurn-Herzogenbuchsee. 38 reform. Ew. Landwirt-
schaft. Hefugium mit Wall und Graben. Auf einem Aus-
läufer des Bucheggberges steht n. vom Dorf der sog. Gul-
dighubel, auf dem der Volkssage nach an jedem Weih-
nachtstag ein goldener Wagen erscheint. Janzenhaus ist
die Heimat des Bundesrates Jakob Stampfli.
JAQUAZ (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse, Gem. At-
talens). 769 m. Weiler, 500 m s. Attalens
und 3,5 km sw. der Station Bossonens
der Linie Chätel Saint Denis-Pal^zieux.
14 Häuser, 84 kathol. Ew. Acker- und
Wiesenbau, Viehzucht.
JARDIAIRE (LA) (Kt. Wallis, Bez.
und Gem. Saint Maurice). Häusergruppe.
S. den Art. Lurd£:re.
JARGONNANT (Kt. Genf, Linkes
Ufer, Gem. Eaux Vives). 383 m. Oestl.
Aussen quartier der Stadt Genf, ohne feste
Grenzen, von den elektrischen Strassen-
bahnlinien Genf-Annemasse und Genf-
Vandceuvres-Jussy durchzogen. Besteht
zum grössten Teil aus grossen Mietshäu-
sern und einigen Villen. Reformierte
Kirche. Der Name des Quartiers leitet
sich nach Fontaine Borgel von dem Nant
de rOie her, einem kleinen Bach, der
heute völlig eingedeckt ist und in die
Abwasserkanäle des Quartiers mündet,
aber noch im Jahre 1827 eine Ueher-
schwemmung verursacht hat. Früher hiess
das Quartier auch Hurtebise. Von dieser
Seite her versuchten die Soldaten des
Herzojg^s von Savoyen im Einverständnis
mit einigen Mitverschworenen in der
Stadt 1534 einen Ueberfall auf Genf,
wurden aber von den Genfem zurück-
geworfen, da der Bürger Jacques Malbuis-
son den Behörden das Geheimnis verraten hatte. Die-
ses Ereignis ist in der Geschichte unter dem Namen
der Retraite de Jargonnant bekannt. Hier stand fer-
x) aas.
Oxf. Unterer Malm
ner das Landhaus des Professors Johann Abraham We-
ber, das am 24. April 1795 von fünf vermummten Glie-
dern der Bande der sog. Chauffeurs
überfallen und geplündert wurde.
JA8BACH (Kt. Bern, AmUbez. Ko-
r nolfingen und Signau). 910-820 ra.
'A^ifc^^"^"^^ Bach; entspringt beim Dorf Linden
T&^*rül'^- und mündet nach 5 km langem Lauf
in ö. Richtung im Dorf Röthenbach von
links in den Röthenbach.
JA8BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Ko-
nolßngen. Gem. Innerbirrmoos). 903 m.
Weiler, im Thälchen des Jasbaches und
7 km nö. der Station Ober Diessbach
der elektrischen Vollbahn Burgdorf-
Thun. 13 Häuser, 107 reform. Ew.
Kirchgemeinde Schwarzenegg.
JATZHORN (Kt. Graubünden, Bez.
Ober Landquart). 2683 m. Gipfel, in der
Kette zwischen Sertig- und Dischma-
thal, 1 km so. vom Jakobshorn und
4 km so. Davos Platz. Wird meist nur
bei der Grat Wanderung Jakobshorn-
Thälihom bestiegen.
JAUN, französisch Bellegarde (Kt. Freiburg, Bez.
Greierz). 1017 m. Gem.. und Pfarrdorf, am Jaunbach
(Jogne), an der Strasse BuUe-Boltigen und 21,2 km ö. der
Station Bulle der Linien Romont- Bulle und Chätel Saint
Denis-Bulle-Montbovon. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Bulle-Jaun und (im Sommer) Jaun-Boltigen.
Gemeinde, mit Ganderthal, Im Fane (La Villette), Kappei-
boden, Oberbach, Weibeisried una Zur Eich : 142 Hau-
ser, 825 kathol. Ew. deutscher Zunge; Dorf: 33 Häu-
ser, 213 Ew. Alp Wirtschaft. Strohflechterei und Holz-
handel. Höchstgelegenes Dorf des Kantons. Die Häuser
^uppieren sich zu einem Amphitheater und gleichen in
ihrer Bauart denjenigen des Berner Oberlandes. Wir
finden hier meist Alpweiden ; es gibt nur noch wenige
Wiesen, deren Gras regelmässig geschnitten wird. Gegen-
über dem Dorf der Jaunfall und oberhalb desselben eine
schöne Kaskade von 27 m Höhe, die von einer hier zu
Tage tretenden starken Quelle gebildet wird. Die Umge-
gend von Jaun bietet sowohl dem Naturforscher wie dem
Touristen viel Bemerkenswertes. Reiche Auswahl an
Bergtouren: Vanils de Raveyres, Mayschüpfen, Combi-
fluh, Körblifluh, Spitziluh, Neuschelsfluh, Kaisereck,
Schafberg, Hochmatt, Kette der Gastlosen (mit Oberberg,
Jauo (Bellegarde) von Süden.
Wandiluh und Dent de Ruth). Entwässert wird das Thal
von Jaun und seine Seitenarme durch den Jaunbach mit
seinen Zuflüssen Eggbach, Oberbach, Sattelbach, Tossbach,
6i6
JAU
JAU
Kleinmontbach (oder Ruisseau du Petit Mont) und Rio
du Grand Mont. Im Juli und September wird Je ein Jahr-
marlLt abgehalten. Neben der Pfarrkirche St. Stephan
hat die Gemeinde noch die Kirche zu Im Fan^ (La Villelte)
und je eine Kapelle in Kappelboden und Weibelsried.
Der in Jaun wohnende Karl Buch hat der Gemeinde zu
gemeinnützigen Zwecken 50000 Franken gestiftet, und
vom Dekan Zurlinden sind ein Gemeindearmenhaus und
die Kirche zu Im Fan^ gegründet worden. Jaun ist die
einziffe deutsche Gemeinde des Jaunthales und des Grei-
erzerlandes überhaupt. Die ersten Ansiedler sind ohne
Zweifel aus dem Simmenlhal herüber ffekommen. Den
engen Durchpass durch die sog. Klus nutete einst die
Burc[ Bellegarde, die 1407 von den Leuten aus Thun und
Prutiffen zerstört worden ist und deren Ruinen hoch über
dem Dorf heute noch sichtbar sind. Jaun war schon 1228
eine eigene Kirchgemeinde und bildete eine eigene Herr-
schaft, die dem Edelgeschlecht von Corbieres gehörte.
Dieses teilte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
seine Güter in der Weise, dass das Thal von Jaun und die
Burg Bellegarde an Richard von Corbieres kamen. Später
erwarben aie Grafen von Greierz einen Teil dieser Herr-
schaft. Freiburg kaufte deren eine Hälfte 1502 dem Johann
von Corbieres und deren andere 1504 dem Grafen Johann
von Greierz ab. Seither bildete Jaun bis zur Umwälzung
von 1798 eine Landvogtei Freiburgs.
JA UN BACH, französisch La Jogne (Kt. Frei bürg. Bez.
Greierz). Kleiner Fluss; entspringt als Jäunlibach in
1650 m am Jaungründli (Kanton Bern), einem ö. Aus-
läufer der Dent de Ruth, 5 km s. vom Weiler Abläntschen.
Nahe der Quelle findet sich im Felshang der Gastlosen das
sog. Heidenloch, eine mächtige und tiefe Höhle, die viel-
leicht dem prähistorischen Menschen zur Wohnung ge-
dient hat. Der Jäunlibach wendet sich zunächst nach NO.,
durchiliesst das Alpendorf Abläntschen, tritt beim Grenz-
stein Nummer II (nahe der Lokalität Im Bruch) auf Frei-
burgerboden über und erhält hier den Namen Jaunbach.
Dieser umfliesst in grossem Bogen das NO. -Ende der Gast-
losen, wird durch die Kette Schöpfenspitze-Combifluh-Körb-
4r«a^-
EiDzugsgebiet des Jaanbaches.
lifluh nach SW. abgelenkt, fliesst dann bis zur Mündung des
Javroz^egen WNW., biegt bis zu den Mühlen von Broc
neuerdmgs nach SW. ab und wendet sich hier nochmals
gegen NW., um nach 28,5 km langem. Gesamtlauf bei Les
Esserts (in der Mitte zwischen Broc und Botterens) in 677
m von rechts in die Saane zu münden. Bis Im Fang (La
Villette) ist der Fluss tief eingeschnitten, dann erweitert
sich das Thal bis Les Tzintres deCharmey allmählig. Der
Jaunbach bildet eine Reihe von Wasserfallen, besonders
von La Tzintre an abwärts und unter der Berggruppe von
Montsalvens, die im Lande selbst «Tines» genannt wer-
den und deren bekanntester derjenige {gegenüber dem
Dorfe Jaun ist. Auf Freiburcer Boaen erhalt er von rechts
den Eggbach, Bühlbach, Oberbach, Dorfbach, Ruisseau
des Fornys, Ruisseau des Arses und den Javroz ; von links
den Sattelbach, Kleinmontbach (oder Ruisseau du Petit
Mont), Rio du Grand Mont, Ruisseau de Haut Gr^t, Ruis-
seau des Auges und den Motälon. Das Gefall des Jaun-
baches beträgt im Mittel 4,02%. Sehr fischreich und sei-
ner Forellen wegen im Lande berühmt. Treibt einige Sä-
gen und Mühlen und liefert u.a. auch dem Elektrizitäts-
werk Charmey und der Schokoladefabrik Gailler in Broc
ihre Triebkraft. Jenes staut die Wasser des Jaunbaches
bei den Tines de la Tzintre mittels eines Holzwehres,
führt sie von da durch eine 430 m lange Hochdruckleitung
ab und gewinnt damit einen Fall von 40 m und eine Ar-
beitsleistung von 1000 HP. Von diesem Werk werden
Bulle, Charmey, Broc, La Tour de Tr^me, £pagny, das
Schloss Greierz, Montbarry, Riaz und £charlens mit elek-
trischem Licht versorgt. Das Stauwehr des bei den sog.
Moulins de Broc stehenden Werkes von Broc liegt ober-
halb der Lokalität L'Arr^t, von wo das Wasser in einem
807 m langen Stollen quer durch die aus oberem Jura-
kalk bestehende Berggruppe von Montsalvens geleitet
wird (45 m Fall, 1800 HP Arbeiteleistung). Der Name Jaun
oder Jogne ist keltischen Ursprungs und geht auf die
Wurzel ona = Wasserlauf zurück, die sich noch in man-
chen anderen Flussnamen Frankreichs und der Schweiz
findet.
JAUNE (COL DE LA DENT) (Kt. Wallis, Bez.
Saint Maurice). 2997 m. So nennt man bisweilen die
Scharte zwischen der Dent Jaune und dem Doigt, die bei-
de dem Bergstock der Dent
du Midi angehören. Verbindet
den Glacier de Plan Neve
mit dem Glacier de Soix, ist
ausserordentlich schwierig
zn begehen und dient daher
nur etwa einem Hochtou-
risten zur Messung seiner
Kräfte.
JAUNE (DENT) (Kt
Wallis, Bez. Saint Maurice).
3187 m. Gipfel, im Bergstock
der Dent du Midi, nw. über
den Alpweiden von Salanfe
und so. über dem Thälchen
von Soix u. dem Dorf Cham-
p^ry. Die ziemlich schwie-
rij^e Besteigung erfolgt ge-
wohnlich von Salanfe aus
über den Glacier de Plan
N4vä, den schwindeligen Fel-
sensteig der sog Vire aux Da-
mes und den Corridor in 5
Stunden. Zum erstenmal 1879
bezwungen. Aussicht sehr
schön, obwohl derjenigen
der freier stehenden Cime
de TEst und Cime de TOuest
untergeordnet. Die Dent Jau-
ne bildet einen riesigen Stock
aus Urgonkalk, der auf schie-
ferigem und mergeligem Neo-
comkalk ruht.
JAUNPA88 oder
BRUCHBERG PASS,
französisch Col de Belle-
garde oder Col de Bruch
(Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Scheitelpunkt der Militärstrasse
dem Kamm der Ober-
2049 m) und der
KAitfh^^ jc
Simmenthai). 1506 m.
Boltigen-Jaun-Bulle, zwischen
^fi>i>dlp (Ausläufer des Hundsrück
JAV
JAZ
647
WiDteregg <8Ö. Ausläufer des Bäderhoms2012 m). Pracht-
seiner ganzen
volle Aussicht auf das Simmenthai in
Lange, den in der Ferne auftauchen-
den Niesen, das AVildhorn und den
Wildstrubei. Etwas oberhalb der Pass-
höhe und eines z.T. vertorften kleinen
Sees steht das Wirtshaus Zum Bruch.
Die Passhöhe 7,1 km von Jaun (Belle-
garde) und 9,7 km von Boltigen. Im
Sommer Postwagen Boltigen-Bulle.
JAVERNAZ (CROIX DE) (Kt.
Waadt, Bez. Aigle). Gipfel. S. den Art.
Croix de Jayernaz.
JAVERNAZ (PATURAGE und
VALLON DE) (Kt. Waadt, Bez. Ai-
§Ie). Kleines Thal, das vom N.-Fuss
er Pointe des Martinets (2650 m ; n.
Ausläufer der Dents de Mordes) nach
N. absteigt und von dem gegenüber
dem Dorf Frenieres in den Avan^on
mündenden Wildbach L'Ivouettaz ent-
wässert wird. Das Thal begleiten im
W. der Alpweidenrücken Les Collatels
(1600 ra), die Kämme des Grand Chä-
tillon (1847 m) und Drausinaz (1951 m),
die Croix de Javemaz (2106 m) und der
Kamm der Tourche (2210 m), im 0.
die Pointe des Perrisblancs (2590 m),
Pointe du Pr6 Fleuri (2491 m) und der
frischgrüne Grasrücken der Chaux Com-
mun (2063 m). Ist im allgemeinen in
Neocom eingeschnitten ; Fossilien (Ke-
phalopoden) am Hans des Grand Ghätillon. Zu oberst im
Thal nndet sich an der Grand'vire Flysch in verkehrter
Lagerung. Im Thal die grosse Alpweide (pätura^e) Javer-
naz, mit Hütten in 1681 m am linken Ufer der Ivouettaz.
Fahrweg nach dem Weiler Les Plans de Frenieres (2*/i
Stunden). Interessante Flora (weisse Alpenrosen j. Belieb-
tes Ausflugsziel und Anstiegsroute auf die Croix de Ja-
Greierz). Uneestümer Wildbach; entspringt an der Balli-
saz (n. vomMont Bremengard) in 1540 m, bildet die Gren-
H&tten Ton Javeroas mit der Petite Dent de Mordes,
vernaz über ihren NO. -Hang. Vergl. den Art. Croix de
Javernaz
i# JAVREX (LE) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem. Cei^
niat). 950 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechten Ufer des
Javrex oder Javroz; 1,2 km n. Cerniat. 40 kathol. Ew.
Wiesenbau und Viehzucht. Unter dem Dorf ßnden sich
im Boden Stollen, die von französischen Emigranten 1789-
90 gegraben worden sind und wo von ihnen Gold gefunden
worden sein soll. Verschiedene weitere Versuche sind seit-
her erfolglos geblieben.
JAVROZ oder JAVREX .(LE) (Kt. Freiburg, Bez.
Br&oke Ober den Javrox.
ze zwischen den Gemeinden Cerniat, Charmev und Cr^uz,
geht nahe derValsainte und unter dem Dorf Cerniat durch
und mündet nach 9 km langem Lauf in sw. Bichtung bei
Les Auges und gegenüber Cr^uz in 778 m von rechts in
den Jaunbach. Gefall im Mittel 8,47%, im Oberlauf allein
12,1%. Kühn geschwungene Metallbrücke der Strasse
Bulle-Boltigen. Der Javroz erhält aus der Berggruppe der
Berra die Bäche von Les Echelettes,
Les F^el^n^s, Les Mossettes, d'Entre
deux Riaux, La Tioleyre, Les Botteys,
La Savoleyre (mit den Bächen von Les
Poyets, Allieres, La Joux Derrey, Le Ja-
vrex et Les Covayes), L*£glise und Les
Peleys ; vom Bergstock des Gross Brunn
fliessen ihm von links zu die Bäche von
Bigitoz, Poutachivra, Essert de Blanruz,
Les Ciemes und Liderrey.
JAYET (PA8 DE) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle und Vevey). 1572 m. Passüber-
gang, im Felskamm zwischen den Thäl-
chen von Naye und Chaude; verbindet
die Alpweide La Preysaz au Maidzo mit
den Alpen von Lavanchy und Chaude.
Vom Col de Chaude über die Hütten von
Chaude und Le Lavanchy in 3V4 Stun-
den zu erreichen. Sehr selten begangen.
JAZIE (BECCA DE) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont). So nennt man zuwei-
len den Grand Läget. S. den Art. Läget
(Grand).
JAZZKCIMA DI) (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 3818 m. Gipfel, im Massiv des
Monte Rosa ; zwischen dem Stock des
Monte Rosa im engeren Sinne und dem
Strahlhorn ; auf der Landesgrenze gegen
Italien. Steigt nach W. mit sanfter Bö-
schung Regen den Gorner- u. Findelen-
gletscher ab, deren Firnfeloer hier bis zum Gipfel selbst hin-
auf reichen ; nach 0. schroffer Absturz von etwa 2300 m
zum italienischen Dorf Macugnaga. Den Gipfel selbst be-
deckt ein gegen die italienische Seite überhängendes
Schneedach. Prachtvolle Aussicht auf alle die Bergriesen
um Zermatt und das scheinbar senkrecht unter dem Be-
schauer liegende frischgrüne Anzascathal. Besteigung in 5
Stunden vom Hotel Rißelberg, in 4 Stunden von der B^-
tempshütte oder in 27« Stunden von der italienischen Sella-
hütte (3150 m ; etwa 6 Stunden über Macugnaga) aus. Von
der Schweizer Seite her bietet die Besteigung keinerlei
648
JAZ
JEN
Schwierigkeiten und ist eigentlich nur ein langer Spa-
ziergang über Schnee und Eis. An schönen Sommertagen
sieht man denn auch zahlreiche Touristenpartien dem
Gipfel zustreben. Am SO.-Fuss die italienische Alpe di
JAZZIHORN oder PIZZO NORD DI CINGINO
(Kt. Wallis, Bez. Visp). 3230 m (auf der italienischen
Karte 3223 m). Gipfel, zu hinterst über dem Saasthal und
auf der Grenze gegen Italien ; zwischen Furggthal und
Ofenthal. So. Vorberg des Stellihorns. Kann von Mattmark
aus ohne Schwierigkeiten iniStunden bestiegen werden,
wird aber nur selten besucht, weil das benachbarte Stelli-
horn eine viel ausgedehntere und lohnendere Aussicht
bietet.
JEAN. Name des Apostels Johannes und gebräuchlicher
Taufname. Kommt als einfacher Bestandteil von Orts-
namen in der französischen Schweiz etwa 30 mal, in der
Form Jeanbos, Jeanmaire, Jeannet, Jeanneret, Jeamin
und Jeannottet etwa 17 mal vor. Die Formen Jeannet,
Jeannin, Jeanneret, Jeannottet sind einfache oder doppelte
Deminutiva, die Formen Jeanbas und Jeanmaire sind zu-
sammengesetzt aus dem Vornamen Jean und den Ge-
schlechtsnamen Bas, Maire. In Graubänden ebenfalls
häufig als Ortsname verwendet, so in den Formen Jonn,
Jon, Gion, Gian, Jann, Janne; Zenno, Zuan, Zoan, Schu-
an ; als Deminutiva in Jenni, Janig, Janka ; als Augmen-
tativa in Gianone, Gianun, Zannone, Jenatsch etc. Deutsch
Johannes, Johann, Hans.
JEAN D'HOTAUX (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. und
Gem. Le Locle). 1140 m. 3 Höfe, am N.-Hang des Som-
martel und ö. der Strasse Le Locle-La Chaux du Milieu
zerstreut gelegen, 3 km s. der Station Le Locle der Linie
La Chaux de Fonds-Morteau. 34 reforni. Ew. Viehzucht.
JEAN DES BOI8 (Kt. Waadt, Bez. Nyon, Gem. Ar-
nex). 467 m. Häusergruppe, zwischen dem Bach Boiron
und dem Canal de Grans (Ableitung der Versoix), der sie
vom Schloss Bois d'fily trennt. 7 reform. Ew. Kirchge-
meinde Grassier. So. davon ziemlich grosse Waldungen.
JEANGI8BODEN (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary,
Gera. Corg^mont). Bauernhof und Wiedertäuferkapelle
mit Schulzimmer. Die Kapelle durch freiwillige Beiträge
der umwohnenden Wiedertäufer erbaut. Der Staat Bern
gibt an die Schule einen jährlichen Beitrag.
JEANNERET8 (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. und
Gem. Le Locle). 840 m. 13 Häuser, am SO.-Hand des
Moores Le Bied und längs der alten Strasse Le Locle-Le
Col des Boches zerstreut gelegen; 1,8 km sw. der Station
Le Locle der Linie La Chaux de Fonds-Morteau. 223 Ew.
(wovon 41 Katholiken). Viehzucht. Uhrenindustrie. Hier
befinden sich das Schlachthaus für Tiere schweizerischer
Herkunft und die beiden Friedhöfe von Le Locle.
JEANNET8 (I.E8) (Kt. Neuenburg, Bez. Val de
Travers, Gem. La Cote aux F^es). 1150 m. Gruppe von 8
Häusern, an der Strasse Les Bolles de l'fi^lise-Les Verrie-
res und 3 km s. der Station Les Verneres der Linie
Neuenburg-Pontarlier. Postablage; Postwagen Sainte
Croix-Les Verri6res. 56 reform. Ew. Gemischte Schule.
Viehzucht. Uhren Industrie. Sennberge mit Gruppen von
lichtem Gehölz.
JEANNOTAT (MOULIN) (Kt. Bern. Amtsbez. Frei-
bergen, Gem. Les Pommerats). 486 m. Mühle, am rechten
Uferde8Doubs,5km n. der Station Les Pommerats (Saigne-
l^ier) der Linie La Chaux de Fonds-Saignel6gier-Glove-
lier. Arbeitet gleich den andern Mühlen am Doubs nicht
mehr, seitdem das ausländische Mehl billiger geworden
ist als das einheimische. Durch eine kleine Erhöhung des
Stauwehres der Mühle Jeannotat könnte man einen Fall
des Doubs von 7 m erzielen, welche mächtige Wasserkraft
noch ihrer industriellen Ausnutzung harrt.
JEANS (I-E8) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont
Dessus). 1150-1190 m. Gruppe von 6 Häusern, Hütten und
Stadeln, am rechten Ufer der Grande Eau und in unmittel-
barer Nähe des Postbureaus Vers L'fi^lise. In der Mitte
steht die Kapelle mit Pfarrhaus der freien Kirche der Or-
monts. Ausgezeichnetes Wasser von grosser Beinheit. Nur
zwei Hütten sind das ganze Jahr hindurch bewohnt. In
landschaftlicher Hinsicht eine der schönsten Lagen des
Thaies.
JEgIeNSTORF (Kt. Bern, Amtsbez. Fraubrunnen}.
530 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, in fruchtbarer Gegena,
an der Strasse Schön bühl-Fraubrunnen und 3,4 km n. der
Station Schön buhl der Linie Olten-Bem. Postbureau, Te-
legraph, Telephon; Postwagen Schönbühl-Fraubrunuen,
126 Häuser, 996 reform. Ew. Die Kirchgemeinde umfasst
die Dörfer Jegenstorf, Urtenen, Mattstetten, Zauggenried,
Zuzwil, IfTwil, Ballmoos und Münchringen (mitHholzmühle
und Oberscheunen). Acker- und Wiesenbau, Viehzucht.
Käserei, Brennerei. Schloss, ursprünglich Eigentum der
Edeln von Jegistorf, dann vielfach den Besitzer wechselnd
und heute der Familie von Stürler gehörend. Die Kirche ist
wahrscheinlich von den Herren von Je^storf gestiftet wor-
den, 1514 neu erbaut. Sie enthält die Gräber von Karl
von Bonstetten und Karl Ludwig von Steiger, der in Je-
genstorf ein Landhaus besass, ferner zahlreiche schöne
Glasmalereien. Im Hürstwald ein Grabhügel aus der Stein-
zeit ; bei der Holzmühle und auf dem Friedhof Beste einer
Römersiedelung.
JEIZENEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Gampel).
1506 m. Alpweide mit Gruppe von Hütten, auf einer Ter-
rasse zwischen der Lonza und dem Enggerschwasser, über
dem Jeizibergwald, 3 km nw. Gampel und 4 km n. der
Station Turtman der Simplonbahn. Kapelle.
JEIZIBERG (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 850-1200 m. Be-
waldeter Berghang, rechts über der Ausmündung der Lon-
za bis zum Enggerschwasser ziehend. Darüber die 3 km
lange ebene Terrasse von Jeizenen, darunter die Dörfer
Gampel, Nieder Gampel und Bratsch.
JELI (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart, Kreis
Fünf Dörrer, Gem. Untervaz). 1202 m. Alpweide mit 18
Hütten und Stadeln, am NO.-Hang des Calanda und 2-3
Stunden nw. Untervaz.
J EN AZ (Kt. Graubünden). Kreis des Bezirkes Ober Land-
Juart ; umfasst die drei Gemeinden Fideris, Furna und
enaz, deren zwei erstere an den Hängen des Prätigaus
liegen, während Jenaz links der Landquart in der Tnal-
sohle sich befindet. 1392 reform. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde. Ackerbau und Viehzucht. Der Kreis grenzt
im N. an die Kreise Schiers und Luzein, im 0. an die
Kreise Luzein und Küblis, im S. mit der Kette des Hoch-
wang an das Schanfigg und im W. an die Kreise Seewis
und Schiers.
JENAZ (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
Jenaz). 748 m. Gem. und Pfarrdorf, im Prätigau, am lin-
ken Ufer der Landquart und 16,5 km nö. Chur. Station
der Linie Landquart-Davos der Hätischen Bahn. Post-
bureau, Telegrapn, Telephon. Gemeinde, mit Pragmartin
und Plamfieb : 182 Häuser, 820 reform. Ew. deutscher
Zunge; Dorf: 130 Häuser, 565 Ew. Wiesen- und Obstbau,
Viehzucht. Die Burgruine Castlins und die Reste des zu
Beginn des 19. Jahrhunderts bestehenden Schwefelbades
Jenaz sind heute vollständig verschwunden.
JENAZERTOBEL oder VAL DAV08 (Kt. Grau-
bünden, Bez. Ober Landquart). 2200-800 m. Linksseitiges
Nebenthal zum Prätigau. Beginnt mit 2 Verzweigungen,
dem Cuonzatobel und Famezatobel, am Kunkel (24l8m)
und Bleisstein (2479 m), steigt zuerst nach N., dann nach
0. ab und mundet beim Weiler Pragmartin, gegenüber
Buchen und 3,5 km so. Schiers aus. Verzweigt sich nach
rechts nur unbedeutend, erhält aber von links eine Reihe
von Wasseradern, so die Bäche des Ronatobels. Rucker-
tobels, Mühletobels und den Sägenbach. Bildet eine da
und dort von Felswänden eingefasste Waldschlucht ohne
Thalsohle. Hütten und Alpweiden finden sich nur auf
hochgelegenen Terrassen, so z. B. links als grösste Gruppe
die Hütten Hinterberg und Furna. Hinten über dem 10
km langen Tobel die schönen Alpweiden Fanin und Far-
JENELTEN (Kt. Wallis, Bez. Leuk, Gem. Ober Ems).
1761 m. Alpweide mit etwa 15 Hütten, 1 km n. Meiden im
Turtmanthal. Die Hütten stehen am linken Ufer des Turt-
manbaches und am Fuss der bewaldeten untern Hänge
des Meidenhorns. Zwei kleine Brücken führen ans rechte
Ufer hinüber. Die Alpweide steigt zu beiden Seiten des
Baches bis zu 2000 m auf und nanrt etwa 30 Stück Gross-
vieh, das einem Konsortium in Turtman und Ems ge-
hört.
JENIN8 (Kt. Graubunden, Bez. Unter Landquart,
Kreis Maienfeld). 633 m. Gem. und Pfarrdorf, am SW.-
Fuss des Piz Vilan (oder Ängsten bergs), zwischen der
Theiler Rufe und der Selvi Rufe; 2,5 km osö. der Station
JEN
JEN
64U
Maienfeld der Linie Sargans-Chur. Postablage, Telephon.
94 Häuser, 450 reform. Ew. deutscher Zunge. Wein- und
Wiesenbau, Viehzucht. Ausgezeichneter Kotwein (sog.
Oberländer). 230 m über dem Dorf die Burgruine Asper-
mont, in deren Nähe man ein Steinbeil aufgefunden hat.
JENNER8HAU8 (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
Köniz). 700 m. Gruppe von 4 Häusern, im Könizthal; 1,5
km so. Köniz und 3,5 km w. der Station Kehrsatz der
Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). 15 reform Ew.
Acker- und Wiesenbau.
JENNI8BERG, romanisch Valplana (Kt. Graubün-
den. Bez. Albula, Kreis Bergün, Gem. Filisur). 1520 m.
Gruppe von 8 Häusern, auf einer stark geneigten Terrasse
links über dem Landwasser, 5 km nö. der Station Filisur
der Albulabahn. Postabla^e. 29 reform. Ew. deutscher
Zunge. Kirchgemeinde Wiesen. Kleine Kirche. Alpwirt-
schaft. Mit Wiesen durch eine hoch über der Albula ge-
JEN8BERG (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). Trigonome-
trisches Signal in 611 m. Bewaldeter Molasserücken, n.
über Jens, zwischen der kanalisierten Aare und dem See-
land und 4 km sw. Biel. Erstreckt sich von Beimund ( Bei-
mont) im W. bis Studen im 0. auf eine Lange von 4,5 km
und bildet den letzten nö. Ausläufer des Hügellandes am
rechten Ufer des Neuenburger- und Bielersees. Der Jens-
ber^ ist steil geböscht ; am N.-Hang findet sich noch die
Abrissnische eines einstigen Bergsturzes, der zu unbe-
kannter Zeit niedergegangen ist und die Zihl aus ihrem
alten Lauf verdrängt haben muss. Besonders bemerkens-
wert ist der lensber^ aber durch die zahlreichen Ueber-
reste von prähistorischen Befestigungsanlagen, die sich
auf ihm noch erhalten haben. Auf dem höchsten Punkt
findet sich das Refugium der sog. Knebelburg, eine der
beträchtlichsten Festungen aus keltischer Zeit. Etwas wei-
ter gegen 0. sieht man den von einem doppelten Graben
Der Jensberg.
spannte Brücke verbunden, schlechter Fussweg nach Fili-
sur.
JENNI8BERGERALP(Kt. Graubünden, Bez. Albula,
Kreis ßergün, Gem. Filisur). 1990 m. Alpweide mit 14
Hätten und Stadeln, am N.-Hang der Muchetta und 1
Stunde s. über Jennisberg.
JENN8DORF (Kt. Bern. Amtsbez. Pruntrut). Gem.
und Dorf. S. den Art. Gourgenay.
JEN8 (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). 458 m. Gem. und
Dorf, am S.-Hang des Jensberges und am Jensbach; 4,5
km w. der Station ßusswil der Linien Bern-Biel und Lyss-
Solothurn-Herzogenbuchsee. Telephon. 85 Häuser, 444
reform. Ew. Kirchgemeinde Bür^len. Wiesen-, Obst- und
Gemüsebau. Käserei. Gehörte früher zum Thalffau. Hier
iwrden 1375 die Gugler zurückgeschlagen. Funde aus der
HÖmerzeit.
JEN8BACH (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau). Kleiner
Bach ; entspringt den Sümpfen von Beimund in 510 m,
nimmt in Jens den Hürbisoach auf und mündet nach 5
km langem Lauf in der Richtung nach NW. in 438 m in
einen der Aare parallel ziehenden Kanal.
bewehrten Kelten wall, der sich quer über den Bergrücken
zieht und der seiner weiten Aussicht wegen ohne Zweifel
auch von den Römern als Beobachtungsposten benutzt
worden ist. Am O.-Fuss bei Studen endlich stand die Rö-
merstadt Petinesca, ein Etappenort an der Strasse Aven-
ticum-Solodurum, in welche hier die über die Pierre Per-
tuis führende Strasse einmündete. Man hat hier zu wieder-
holten Malen Nachgrabungen vorgenommen. Zuerst such-
ten die Bewohner der Gegend an dieser Stelle nach
verborgenen Schätzen, dann nahm 1830 die Berner Regie-
rung die Sache für eine Zeit lang an Hand, und neuer-
dings hat sich zum Zwecke systematischer Nachforsch-
ungen 1898 die Gesellschaft «Pro Petinesca » mit Sitz in
Biel fi^ebildet, die von der schweizerischen Gesellschaft zur
Erhaltung historischer Kunstdenkmäler und vom Erzie-
huncsdepartement des Kantons Bern finanziell unterstützt
wird. Diese Grabungen haben bis 1903 zahlreiche Reste
von Wohnhäusern und Kultstätten, die Mauern eines
Castrums, ein Stadttor, Wasserleitungen, ein Wasser-
reservoir, eine Badanstalt und eine mächtige Mauer auf-
gedeckt, hinter der sich ein ganzes System von unter-
650
JEN
JOG
irdischen Kanälen hinzieht. Auf Grund dieser Ausgra-
bungen kann man jetzt schon erkennen, dass hier zuerst
eine gallische Siedelunff gestanden hat, auf die dann
später die römische gefolgt ist.
JENTENEN (Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). Langer
und breiter Bergrücken, zwischen Amselthal im 0. und
Alpthal im W. Höchste Punkte sind im S. der Stock (1604
m) und im N. der Amselspitz (14d4 m), die beide je ein
trigonometrisches Signal tragen. Gute Alpweiden und
grosse Waldungen, bildet seit 1217 die Grenze zwischen
Schwyz und Einsiedeln.
JENTE8 (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem. und Dorf.
S. den Art. Jeuss.
JEREMIA8 oder JERAMIA8 (PIZ) (Kt. Graubün-
den, Bez. Inn). 3134 m. Wenig bekannter Gipfel, Vor-
berg des Dreiländerspitzes (3212 m), ö. vom Piz Buin
und von ihm getrennt durch den Fermuntpass (2802 m)
und den Piz ^fon (2984 m).
JERI8BERG (Kt. Bern, Amlsbez. Laupen, Gem. Fe-
renbalm). 491 m. Weiler, am rechten Ufer der Biberen
und 1,5 km nö. Ferenbalm. Hier die Station Ferenbalm-
Gurbrü der direkten Linie Bern-Neuenburg. 18 Häuser,
144 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Gräber aus der
La Tene Zeit.
JERI8BERGHOF(Kt. Bern, Amtebez. Laupen, Gem.
Ferenbalm). 502 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten
Ufer der Biberen, 900 m n. Ferenbalm und 700 m sw.
der Station Ferenbalm-Gurbrü der direkten Linie Bem-
Neuenburg. Telephon. 50 reform. Ew. Landwirtschaft.
Grosse Mühle.
JE8 ALP (Kt. Graubunden, Bez. Unter Landquart). 1942
ra. Alpweide mit zwei Hütten, in einem Felsenzirkus an der
Grenze zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liech-
tenstein : 6,5 km nnö. Jenins. Von einem kleinen Zuiluss
des Tascninesbaches entwässert.
JE8F0RKLI (Kt. Graubünden, Bez. Unter Land-
cniart). 2352 m. Passübergang, im w. Rätikon zwischen
Naafkopf und Hinter Grauspitz; verbindet die Alpen
Stürvis und Jes mit dem Saminathal im Fürstentum
Liechtenstein. Stürvis-Passhöhe lVt-2 Stunden, Ganey
(IVi Stunden nnw. über Seewis) -Passhöhe 2*/,-ä Stun-
den, Abstieg Passhöhe- Wirtshaus Sücca auf dem Tries-
nerkulm 1 Vt Stunden. Nur von wenigen Schäfern und
Touristen begangen. Geologisch sehr interessantes Ge-
biet.
JET8CHWIL (Kt. Freibur^, Bez. Sense, Gem. Du-
dingen). 641 m. Weiler, am linken Ufer des Düdinger-
baches und 2 km s. der Station Düdingen (Guin) der
Linie Bern -Freiburg. Postwagen Dü-
dingen-Tafers. 18 Häuser. 126 kathol.
Ew. Wiesen-, Acker- u. Obstbau, Vieh-
zucht. Schöne Landgüter. In der Ka-
ftelle von Jetschwil trat am 7. Oktober
820 Karl Ludwig von Haller, der En-
kel des grossen Albrecht von Haller in
Bern, zum Katholizismus über. Im 14.
Jahrhundert : Oechenwile ; 1447 : Oet-
zenwil.
JETZIKOFEN oder JEZIKOFEN
(Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Kirchlind-
ach). 650 m. 12 zerstreut gelegene
Höfe, in fruchtbarer Gec^end; 1,4 km
wnw. Kirchlindach und 7,5 km nw.
vom Bahnhof Bern. Telephon. 59 re-
form. Ew. Landwirtschaft. Käserei, Ei-
gentum einer Aktiengesellschaft.
JEU, JEUR, JEUX, DJEUX,
JCEUR, JOR, JOUR und (im Wal-
lis) ZEUR, ZOUR. Ortsnamen der
französischen Schweiz; Dialektformen
von Joux, mittellatein. juria = Wald.
Auf juria (Latinisation der zweifellos
keltischen Wurzel jor) lassen sich auch
Jura (1282 : Montem de Jour) u. Jorat,
sowie die Deminutiva Jorettes, Jorettaz
und Jorasse, das Pejorativ Jorogne etc.
zurückführen.
JEUR (PLAN) (Kt. Wallis,f Bez. Martinach, Gem.
Is^rables). 1230 m. Kleine Speicher, auf den Feldern zer-
streut gelegen; 1,5 km so. vom Dorf Is^rables. «Plan»
genannt, weil hier der Steilhang des Thaies etwas sanf-
ter geböscht ist.
JEUR <8IX) (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice). 2056
m. Gipfel, in der Gruppe des Bei Oiseau : vom Gipfel des
Bei Oiseau getrennt durch den Col de la Gueulaz (1945
m). Kann von Einbaut aus über diesen Pass in 2 Vt Stun-
den, von Gi^troz aus in 2 Stunden oder von der Barbe-
rinehütte des S. A. C. aus in 1 Vt Stunden bestiegen wer^
den, wird aber erst seit 1882 häufiger besucht. Pracht^
volle Aussicht auf das Massiv des Mont Blanc. Auf dem
Col de la Gueulaz steht ein kleines Wirtshaus. Siz oder
Sex, vom latein. saxum = Fels.
JEUR DAI (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Is^ra-
bles). 1028 m. Maiensässe, auf der geneigten Terrasse
zwischen der Ausmündung der Thäler von Nendaz und
Is^rables, links über der Rhone ; am Fuss des Bec du
Nendaz und unter dem Wald von Les Troutz.
JEURA (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem. Isärables).
1680 m. Alpweide, auf einer Lichtung zwischen der Foröt
Verte und Jeur Borleya (= abgebrannter Wald), unterhalb
der Alpweiden von Rosey und Ballavaux ; im O.-Arm des
Thaies der Fare, am SW.-Fuss der Dent de Nendaz und
5 km sw. der Station Riddes der Simplonbahn.
JEUR8 (LE8) (Kt. Wallis, Bez. Martinach, Gem.
Trient). 1150-1300 m. Abteilung der Gemeinde Trient (einst
der ehemaligen Gemeinde Martinach Combe zugeteilt) ;
am bewaldeten Hang über der Eau Noire, zwischen der
Landes^nze gegen Frankreich und der Vereinigung der
Eau Noire mit dem Trient. 25 Häuser, auf einzelne Grup-
pen ▼erteilt, deren bedAutendste Le Tä<)ii^^it einer KW
pelle), Troul^ro und Le Cretton heissen. Diese stehen
oberhalb der Strasse über die T^te Noire nach Chamonix.
112 kathol. Ew.
JEUSS oder JEUS, französisch Jentes (Kt. Frei-
burg, Bez. See). 545 m. Gem. und schönes Dorf, am lin-
ken Ufer des Biberenbaches und unter dem Galmwald, 2
km nö.der Station Cressier der Linie Freiburg-Murten.
Postablage, Telegraph, Telephon. 36 Häuser, 21o reform.
Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Murten. Acker-,
Obst- und Wiesenbau, Viehzucnt. 1340: Juentes.
JEZIKOFEN (^Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Kirch-
lindach). Höfe. S. den Art. Jetzikofen.
JOCHALP (Kt. Graubünden, Bez. Plessur, Kreis
Churwalden, Gem. Prada). 2048 m. Alpweide mit eini-
gen Hütten, auf einer Terrasse am W.-Hang des Güi^-
aletsch (westlicher Ausläufer der Strelakette). Kann
von Chur, Churwalden und Prada aus in 2 Stunden be-
quem erreicht werden. Sehr schöne Aussicht.
Engstligensee vom Jochpass aus.
JOCHBODENKOPF (Kt. Graubünden, Bez. Inn).
Gipfel. S. den Art. Russena (Piz).
JOCHGLET8CHER (Kt.Bern und Obwalden). 2900-
JOG
JOL
65i
2500 m. Kleiner Gletscher, 2 km breit und 700 m lang ;
oben am N W.-Hane des Ochsenkopfes (3012 m ; Gruppe
des Titlis), unmittelbar so. über dem Jochpass. Wird von
der Kantonsgrenze zwischen Bern und Obwalden in zwei
ungleich grosse Abschnitte geteilt.
JOCHLI (HINTER) (Kt. Nidwaiden und Uri). 2106
m. Passübergang, sw. unter dem Schwalmis (2250 m) ; ver-
bindet Isenthal über St. Jakob und Böigen mit Becken-
ried am Vierwaldstattersee.
JOCHLI (VORDER) (Kt. Nidwaiden und Uri). 2005
m. Passübergang, so. unter dem Schwalmis (2250 m) :
verbindet Emmetten (Nidwaiden) über das Kohlthal und
die Alpweide Fernithal mit Böigen und Isenthal (Uri).
JOCHPA88 (Kt. Bern und Nidwaiden). 2215 m. Pass-
überj^ng mit Saumweg, zwischen Titlis und Graustock ;
verbindet Engelberg über die Trübseealp und Engstlenalp
mit dem Genthal (Seitenarm des Nessenthaies) und Mei-
rinc[en. Auf der Passhöhe steht eine zerfallene Steinhütte.
Schöne Aussicht gegen NO. auf den Uri Rotstock. Der
Pass wird stark begangen, da er einen angenehmen und
verhältnismässig kurzen Uebergang von Engelberg nach
Meiringen, den zwei weltbekannten Touristenzentren, ge-
stattet. Meiringen-Genthal-Engstlenalp-Passhöhe 6 Stun-
den, Abstiej? nach Engelberg über Trübsee, die Pfaffen-
wand und Gerschnialp in 1 74 Stunden.
JOCH8TOCK (Kt. Bern, Nidwaiden und Obwalden).
2566 m. Gipfel, nw. Vorberg des Reissend Nollen (3012 m),
in der Gruppe des Titlis ; unmittelbar so. über dem Joch-
pass, von dem aus er in 50 Minuten leicht erreicht werden
bann. Aussichtspunkt ohne besonderes Interesse. Bei der
Besteigung des Titlis vom Jochpass aus traversiert man
den NO.-Hang des Jochstockes.
JODERKORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Gipfel. S. den
Art. Sankt Joderhorn.
JCECHLI (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toegenburff). 2372
m. Gipfel, in aer Säntisgruppe, sw. vom Altmann (2412 m)
und Nädliger (2353 m). Bildet einen Urgonkamm und er-
hebt sich n. über einem nachS. geöffneten grossen Felsen-
zirkus (w. vom Moor 2340 m), der zum Schafboden (1682 m)
absteigt. Der N.- und NO.-Hang des Jöchli besteht aus senk-
rechten Felswändea und sehr steilen Schutthalden und
fallt zum Schafboden (1725 m) im obersten Thal der Sän-
tisthur ab. Nach SW. ist dem Jöchli der Wildhauser
Schafberg (2382 m) vorgelagert, an den sich der lange
Kamm des Burst (2219 m) ansctiliesst. Dieser trennt die
Schafbergalp vom Nassberg und der im Neocom aus-
gewaschenen St. Verenakehle, durch welche man bis zum
Joch//
nthfhstnerSchafbery
Oeologisohes Querprofll durch JOohli and Handstein.
1. Eocän; 2. Obere Kreide (Seewerkalk) ; 3. Albien ^Oanlt) \
und Valangien.
N.-Fuss des obersten Gipfels des Jöchli gelangen kann.
Dieser selbst ist nicht zugänglich.
JCERGENBERG (Kt. Graubünden, Bez. Glenner,
Kreis Ruis, Gem. Waltensburg). 945 m. Burgruine, auf
einem Felssporn links über dem Vorderrhein, 1 km ö.
Waltensburg und 5 km w. Ilanz. Die Burg wird im 11.
Jahrhundert zum erstenmal erwähnt und kam im 14. Jahr-
hundert zusammen mit andern Burgen an die Herren von
Räzüns, die sie zum Sitz eines Burgvogtes und zum Mit-
telpunkt ihrer Herrschaft Jörgen berg machten. 1459 ward
BurgJörffenberg Eigentum der Grafen von Zollern, die sie
1472 an aas Kloster Disentis verkauften. 1539 im Besitz
des Geschlechtes Derungs. An die Burg knüpft sich eine
Sage, analog derjenigen der Weiber von Wemsberg.
JCERIBERG (Kt. Tessin, Bez. Beilinzona). Passüber-
gang. S. den Art. San Jorio.
JCERIFLE88PA88 (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2567 m. Passübergang, nö. vomWeisshom;
verbindet das Jörithal mit dem Flessthal und mit Süs im
Unter Engadin.
JCERIFL0ELAPAS8 (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2700 m. Touristenname für den Pass zwischen
Gorihorn und Weisshorn; hinten über den Jöriseen im
Jörithal. Wird von Davos aus als Uebergang zum Flüela-
pass benutzt. Aufstieg von den Jöriseen zur Passhöhe
über Schutthalden. Auf der Siegfriedkarte unbenannt.
JCERIGLET8CHER (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2900-2530 m. Gletscher, am N.-Hang des
Weissnorns, hinten über dem Jörithal und über den Jöri-
seen. Steigt vom Gipfel des Weisshorns in schönen Ter-
rassen ab und umschliesst zwei kleine Felsinseln. Wird
bei der oft unternommenen Besteigung des Weisshorns
von der Vereinahütte des S. A. C. uoer die Jöriseen be-
gangcÄ.
JCERI8EEN (Kt. Graubänden, Bez. Ober Landguart).
2499-2567 m. Gruppe von kleinen Seen, oben im Jörithal
und vor dem Fuss des Jörigtetschers. Bilden einen reizen-
den Schmuck dieser öden und rauhen Landschaft.
JCERITHAL (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landguart).
S.-Arm des Vereinathales, das bei der Alpe Novai 6 km
ö. Klosters ins Thal der Landquart ausmündet. Der SO.-
Arm des bei der Alp Fremdvereina |[1962 m) nach oben
sich gabelnden Vereinathales heisst Suserthal. 3 km s. über
Fremdvereina wird das Jörithal von einem Felsriegel ge-
quert, über dem n. unter dem Weisshorn und Jöriglet-
scher die kleinen Jöriseen liegen. Nach W. wird das Thal
durch den Felskamm des Gorihorns und Pischahorns vom
Flüelathal getrennt. Fussweg bis zum Jöriflesspass.
JOGNE(LA)(Kt.Freiburg,Bez.Greierz). Kleiner Fluss.
S. den Art. Jaunbach.
JOGNE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Orbe). Bach. S. den
Art. JouGNENAZ (La).
JOLEN8 (Kt. Waadt, Bez. Morges, Gem. Echichens
und Bforffes). Häusergruppe
^ und Lanastrich. S. den Art.
JOULENS.
JOLIMONT (Kt. Bern,
Amtsbez. Erlach). 604 m.
Ovaler Hügelzug, zwischen
Bieter- und Neuenburger-
see ; streicht rechts der
Zihl (Thielle) auf eine Länge
von 5 km von Gampelen
(Champion) im SW. bis
Erlach im NO. Höchster
Punkt die Wart (604 m).
Breiter Tafelrücken, der ge-
gen Erlach ziemlich steil
abfällt. Fast ganz bewal-
det, mit Ausnahme des
Jolimontgutes im NO. und
der untern Hänge im S.,
die mit Reben bepflanzt
sind. Dieser Weinberg, der
einen geschätzten Ertrag
liefert, umfasst 112 ha, wo-
von 46 zur Gemeinde Er-
lach, 6 zu Gals (Chules),
22 zu Gampelen und 38 zu
Tschugg gehören. Der Joli-
mont besteht wie alle Höhen des Seelandes aus Molasse.
Die Basis bilden bunte Mergel und weiche Sandsteine der
Süsswassermolasse ; darüber folgen Nagelfluh und harte,
grobkörnige Sandsteine der marinen Molasse. Im SW.-
Abschnitt des Tafelrückens liegt das schöne Jolimontgut,
einst im Besitz der Familie de Pourtal^, seit 1888 Eigen-
4. Urgon (Schrattenkalk) ; 5. Neocom
652
JOL
JON
tum der de Pury in Neuenburg. Von hier sehr schöne
Aussicht auf den Neuenburger-, Bieler- und Murtensee,
den Jura und die Alpen vom Säntis bis nach Savoyen.
Der Name ursprünglich ChuUmont (oder Julimont), d. h.
Berg über Chules (Gals). Am Weg von Tschugg nach St.
Johann hat man Reste aus der Vorzeit aufgefunden, be-
stehend aus drei runden Grabhügeln von je 5 m Durch-
messer und 2 m Höhe. Der erste enthielt ein weibliches
Skelet mit Schmucksachen, der zweite ein männliches
Skelet und der dritte die Skelete von 2 Personen. Nicht
weit davon liegen mächtige erratische Blöcke aus Arkesin
(Arollagneis), die vom ehemaligen Rhonegletscher hier
abgelagert und vom Volk Heidensteine genannt worden
sind. An der gleichen Stelle hat man Scherben von
Töpferwaaren und einzelne Stücke von Stein- und Bronze-
gegenständen aufgedeckt, aus denen hervorgeht, dass der
Ort zur Pfahlbauzeit eine Kultstatte war. Nahe bei Er-
lach kommt eine Stromquelle (sourcejvauclusienne) aus
dem Fels.
JOLIMONT (Kt. Freiburg, Bez. Saane, Gem. Frei-
burg). 652 m. Gruppe von 4 Häusern, sw. vor der Stadt
Freiburg, nahe dem Bahnhof Freiburg (Quartier ßeau-
regard) und der Strasse Freiburg-Romont. Villen und
schöne schattige Spazierwege. 50 kathol. Ew. Kirchg^e-
meinde St. Peter in Freiburg. Industrieschule für Mäd-
chen (Annex des Technikums).
JOLIMONTGUT (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Er-
lach). Landgut. S. den Art. Jolimont.
JOLY8 (LE8) (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle, Gem.
La Chaux du Milieu). 1080 m. Gruppe von 6 Häusern, an
der Strasse La Chaux du Milieu-La Br^vine und 9 km
sw. vom Bahnhof Le Locle. 28 reform. Ew. Postwagen Le
Locle-La ßrövine. Viehzucht. Uhrenindustrie.
JONA (Kt. St. Gallen und Zürich). Kleiner Fluss; ent-
springt mit mehreren Quellarmen am O.-Hang des All-
mann (1003 m) und am W.-Hang der Scheide^g (1247 m).
Alle diese Arme vereinigen sich 500 m s. der Station Gibs-
wil der Tössthalbahn (Winterthur-Wald), die cenau auf
der Wasserscheide (760 m) dieses nach S. und N. offenen
Thaies steht. Von hier an tliesst die Jona zunächst nach
S. durch einen ziemlich breiten, sumpfigen und mit Gla-
zialschutt überführten Thalboden, der sich 2 km n. Wald
zu einem schmalen Waldtobel einengt, in das sich der
Fluss tief eingeschnitten hat. Nachdem die Jona bei Wald
wieder in einen freundlichen weiten Thalkessel eingetre-
ten, biegt sie gegen W. ab und tritt neuerdings in eine
immer tiefer werdende Erosionsschlucht ein, m der sie
sich mit einer Reihe von schönen Wasserfällen rauschend
über die Nageltluhbänke hinunterstürzt und aus der sie
bei Rüti heraustritt, um zugleich in scharfem Knie nach
S. sich zu wenden. In stark gewundenem Lauf erreicht
sie beim Dorf Jona die Ebene und mündet 2 km s. davon
von rechts in den obern Zürichsee, in den sie ein grosses
Delta hinausgebaut hat. Die Jona ist von der Vereinigung
ihrer Quellbäche an bis zur Mündung (760-
409 m) 18 km lang und fallt auf dieser
Strecke um 351 m. Das Gefälle ist aber auf
die verschiedenen Laufstrecken ungleich
verteilt und erreicht sein Maximum mit 196
m zwischen der Fabrik Jonathal (666 m)
und dem Dorf Rüti (470 m). Der Fluss ver-
sorgt auf seinem ganzen Lauf eine grosse
Anzahl von an seinen Ufern stehenden
Fabriken mit Triebkraft.
JONA (Kt. St. Gallen, Bez. See). 433 m.
Gem. und Pfarrdorf, an der Jona und nahe
deren Mündung in den obern Zürichsee, an
der Strasse Rapperswil-Uznach und 1,5 km
nö. vom Bahnhof Rapperswil. Postablage;
Postwagen Rapperswil - St. Gallenkappel.
Gemeinde, zusammen mit Bollingen, Buss-
kirch, Langrüti, Wurmsbach, Tegernau,
Unterhof (mit Gubel, Lenggis und einem
Teil von Kempraten) und Wagen : 386 Häu-
ser, 2534 Ew. (wovon 409 Reformierte) ; Dorf :
125 Häuser, 976 Ew. Die Reformierten sind
in Rapperswil eingepfarrt. Ausgedehnte Ge-
meinde. Jona ist ein sauberes und industrielles Dorf, das
mehr und mehr mit Rapperswil verwächst. Die 1852 in
gotischem Stil erbaute Kirche liegt sehr schön auf einer
kleinen Anhöhe. Rund um das Dorf zahlreiche Villen und
Fabriken, wie Baumwoll- und Seidenwebereien, Spin-
nereien etc. Elektrizitätswerk. Wasserversorgung in den
Häusern. Fruchtbarer Boden. Wiesen-, Wein- und Obst-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Mehrere Käsereien.
Gemeinnützige und Lesegesellschaft, Armen- und Unter-
stätzungsverein etc. Das Gebiet von Jona gehörte zuerst
den Grafen von Rapperswil; 1442-1 798 stand die Gemeinde
unter der Herrschaft der Stadt Rapperswil und besass
keinerlei politische Rechte. Römische Inschrift, bei Buss-
kirch Reste einer Römervilla, römische Münzen in W^a^en
und auf dem Gubel. Die Steinbrüche von Bollingen sind
schon zur vorrömischen Zeit ausgebeutet worden. 854:
Johanna.
JONATHAL (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
666 m. Gruppe von 5 Häusern ; 2,5 km n. der Station
Wald der Tössthalbahn (W^interthur-Wald). 35 reform.
Ew. Grosse Baumwollspinnerei.
JONC <LE) (Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem. Saconnex).
431 m. Landgut; 3,5 km nw. Genf und 1,1 km nw. der
Station Grand Saconnex der elektrischen Strassenbahn
Genf-Fernex. 3 Häuser, 25 kathol. und reform. Ew. War
1215 von den Edeln von La Roche und Saconnay dem
Karthäuser kloster Oyon vergabt worden und wurde in
dessen Namen vom Chorherrenstift zu Genf verwaltet.
Kam dann der Reihe nach an die Berner, den Herzog von
Savoyen, an Frankreich und endlich an mehrere Private.
Voltaire erwähnt dieses Gut in seiner Korrespondenz mit
Maupeou (1774) ziemlich oft.
JONCHfeRE (LA) (Kt. Neuenbürg, Bez. Val de Ruz,
Gem. Boudevilliers). 830 m. Weiler, im Val de Ruz zwi-
schen Boudevilliers und Les Hauts Genevevs ; 1 kna so.
der Station Les Hauts Geneveys der Linie Neuenburg-La
Chaux de Fonds. Postablage, Telephon. 16 Häuser, iCß
reform. Ew. Kirchgemeinde Valangin-Boudevilliers. Acker-
bau und Viehzucht. Etwas Uhrenindustrie. Sommerfrische
und Luftkurort, seiner Wiesen voll von gelben Narzissen
(Narcissus pseitdonarcissus) wegen wohl bekannt. Gehörte
1455 zur Kirchgemeinde Engollon. Die Herrschaft Boude-
villiers, die Boudevilliers, La Jonchere und Malvilliers
umfasste, war während Jahrhunderlen ein beständiger
Zankapfel zwischen den Grafen von Neuenburg und von Va-
langin. Der Boden der Gemeinde einst zum grossen Teil
sumpfig und mit Binsen bewachsen. Jone, Jones, Jonchere
vom latein. juncuSy mittellatein. juncaria^ juncheria =
Binse, mit Binsen bestandenes Stück Land.
JONC8 (LES) (Kt. Freibur^, Bez. Veveyse, Gem.
Chätel Saint Denis). 1235 m. Schöne Alpweide mit meh-
reren Hätten, am SO.-Han^ des Mont Corbettaz und 4,5
km so. über Chätel. Kleiner See, der Lac des Jones.
Flysch.
JONCTION (LA) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Plain-
palais). 375 m. Vvestl. Aussenc^uartier von Genf, auf der
Halbinsel zwischen der Vereinigung von Rhone und Arve.
La Jooction von Westen.
43 Häuser, 812 kathol. und reform. Ew. Kathol. Kirch-
gemeinde Genf, reformierte Kirchgemeinde Plainpalais.
Brücke über die Rhone und über die Arve. Velorennbahn,
JON
JOR
653
im Winter zum Schlittschuhlaufen benutzt. Wagenschup-
pen und Bureaux der Strassenbahngesellschaft (Com-
pagnie generale des tramways älectriques). Grosser Rund-
bau mit einem Panorama der Schlacht bei Murten. Man
geht mit dem Gedanken um, in diesem Bau im Winter
eine künstliche Schlittschuhbahn anzulegen. Die Jonction
ist mit der Stadt durch zwei Linien der elektrischen
Strassenbahn verbunden. Früher befanden sich hier lauter
Gemüsegärten, deren Fruchtbarkeit dem Umstände zuge-
schrieben wurde, dass man bei den Räumungsarbeiten
nach den grossen Bränden in Genf 1321 und 1334 den
Schutt hier ablagerte. Als man 1^3 anlässlich der Nutz-
barmachung der Rhone zu Kraftzwecken das Flussbett
vertiefte, brachte man alle ausgehobenen Materialien zur
Jonction hinaus, wodurch die Gemuseffärten verschwan-
den und der Boden der Halbinsel um 1-2 m erhöht wurde.
Dann erbaute man an der Spitze der Halbinsel flussab-
wärts noch einen langen Damm, der die Arve verhindern
soll, bei Hochwasser die Rhonewasser zurückzustauen
und damit den regelmässigen Gang der Turbinen im Werk
La Coulouvreniere zu stören. Das Rhoneufer wird in der
Jonction von altem Weidengehölz b^leitet und bildet
einen schaltigen Spazierweg, der dank dem glücklichen
Eingreifen des Genfer Verkehrsvereines (Association des
Inter^ts de Gen^ve) den zahlreichen Veränderungen auf
der Jonction nicht zum Opfer gefallen ist. Dieser sogen.
Chemin des Saules wird von Töpflfer in seinen Nouvelles
genevoises oft erwähnt.
JONEN (Kt. Aargau und Zürich). Bach; entspringt
auf Zürcher Boden am S.- und SW.-Hang des Oberalbis
in 800 m, sammelt die Wasser der Moore von Hausen
(Hauserallmend etc.), durchmesst in trägem Lauf Riffers-
wil, Affoltem, die Sümpfe von Zwillikon und das Dorf
Jonen und bildet in der Ebene ö. der Reuss den sumpfi-
gen Schachen, um dann nach 22 km langem Lauf in der
Richtung nach NW. sw. Unter Lunkhofen und 4,5 km
ssö. Bremgarten von rechts in die Reuss zu münden. Lie-
fert bei Affoltem einigen Fabriken ihre Triebkraft. Sehr
fischreich. Ist bei anhaltendem Regen ein gefährliches
Wildwasser.
JONEN (Kt. Aargau, Bez. Bremgarten). Gem. u. Dorf,
auf einer Anhöhe rechts über der Reuss, ah der Strasse
Bremgarten-Ottenbach und 6 km nw. der Station Hedingen
der Linie Zürich-Affollern-Zug. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen Bremsarten-Ottenbach. Gemeinde,
mit Litzi und Obschlagen : 90 Häuser, 630 kathol. Ew. ;
Dorf: 76 Häuser, 521 Ew. Kirchgemeinde Ober Lunkhofen.
Acker- und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Mühle. Strohflechterei. 1811 zerstörte eine Feuersbrunst
52 Häuser, darunter die Kirch eund das Schulhaus. Unter
dem Litzi Alemannengräber.
JONGNY (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 600 m. Gem. und
Dorf, am S.-Han{[ desMont Pelerin, an der Strasse Vevey-
Chätel Saint Denis und 2,2 km nw. Vevey. Station Char-
donne-Jongny der Drahtseilbahn Vevey-Mont Pdlerin. Te-
lephon ; Postwagen Chardonne-Chätel Saint Denis. 42
Hauser, 308 reform. Ew. Kirchc^emeinde Chardonne.
Acker- und Weinbau. Sommerfriscne mit Gasthöfen, Pen-
sionen und Villen. 1373: Jongnye; früher Jongniacum.
Heimat des russischen Generalmajors Charles Lantz (1838-
1884).
JON8WIL oder JON8CHWIL (Kt. St. Gallen, Bez.
Unter Toffgen bürg) 600 m. Gem. und Pfarrdorf, über dem
rechten Steilufer der Thur und 3 km so. der Station
Schwarzenbach der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Ober
Uzwil und der Station Uzwil. Gemeinde, mit Bettenau,
Schwarzenbach nnd einem Teil von Oberrindal : 254 Häu-
ser, 1201 Ew. (wovon 154 Reformierte)^ Dorf: 118 Häuser,
542 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei. Das schöne
Dorf mit seinen im Toggenburger Stil erbauten Holz-
häusern ist eine der ältesten Siedelungen der Gegend.
817 : Johaneswilare. Einst Sitz eines Edelgeschlechtes.
JONWEIDoder JOWEID (Kt. Zürich, Bez. Hinwil,
Gem. Rüti). Fabrikviertel in ROti. S. diesen Art.
JORA88E (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont
Dessus). 1600-1670 m. Waldumrahmte Alpweide, 1 km s.
Vers TEglise. Dient als Pferdeweide. Die ehemals hier
stehende Hütte ist jetzt zerfallen. Der Hang lehnt sich an
einen aus triasischem Gips und Rauchwacke aufgebauten
Kamm, der ganz mit Erosions- und Einsturztrichtem
durchsetzt ist.
JORAT (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary, Gem. Orvin).
760 m. Grui>pe von 7 Höfen, im oberen Abschnitt des
Vallon d'Orvin, 2 km wsw. Orvin und 5 km wsw. der
Station La Reuchenette der Linie Biel-Delsberg-Basel. 48
reform. Ew. Viehzucht. Das Thälchen von Jorat liegt zwi-
schen der ersten Jurakette (Seekette) und dem Spilzberg
oder Mont Sujet und leitet vom Vallon d'Orvin zum Plateau
von Diesse (Tessenberg) hinauf. Es bildet eine Portland-
mulde, die auch noch Neocom (Hauterivien und Valangien),
sowie etwas Tertiär (bei der Tuilerie) enthält. Man belegt
zuweilen auch noch die n. von LeChänetde laNeuveville
gelegenen Waldungen mit dem Namen Jorat. Der Wald
Sor Neuchätel hat seinen Namen wahrscheinlich von
einem ehemaligen römischen Wachtturm erhallen, der
auf einer künstlich eingeebneten Anhöhe s. übenden Hö-
fen Charjut-Jorat und La Vauchöe (sw. Orvin) stand.
JORAT (Kt. Bern, Amtsbez. (k>urtelary, Ciem. Trame-
lan Dessus und Tramelan Dessous). 1189 m. Bergrücken,
zwischen dem Thal von Tramelan und dem Plateau von
Les Genevez.Wirdim 0. von dem derselben Kette angehö-
renden Mont Moron durch den Col du Fuet getrennt, und
senkt sich nach W. ganz allmählig zur Hochfläche der
Freiberge ab. Der Jorat bildet ein regelmässig gebautes
Gewölbe aus Jurakalk, das durch die Erosion ois zum
Dogger hinunter geöffnet worden ist. Er besteht somit
aus zwei seitlichen Rauracien-Längskämmen, die stel-
lenweise durch die Erosion etwas zerschnitten sind,
und dem Doggerrücken in der Mitte. Dazwischen sind
zwei lange, zum Teil vertorfte Oxfordcomben einge-
senkt, die sich an ihren Enden im Halbkreis mit ein-
ander vereinigen. Man hat früher die Oxfordmergel dieser
Isoklinalthälchen abgebaut (Sous la Sagne, bei Les Reus-
silles) und zur Verbesserung der Ackerkrume verwendet.
Sie führen Fossilien und enthalten eine interessante Fau-
na von pyritischen Ammoniten {Cardioceras Lamberti
etc.). Auf dem Sennberg Ri^re Jorat hat man eisenschüs-
sigen Dogger der Callovienstufe mit Peltoceras aihleta
und Reineckia anceps gefunden. Der Kern des Gewölbes
besteht aus dem sog. Forest Marble.
JORAT. deutsch Jurten (Kt. Waadt und Freiburg).
Berglandschaft im tertiären Mittelland der Waadt ; wird
begrenzt im S. durch die Höhen über dem Genfersee von
Lausanne bis Vevey, im W. von den Thälern der Venoge
und Thielle und im 0. vom Thal der Broye und dem
Tobel der Vevevse. Die N.-Grenze ist unbestimmt und
wird am einfacnsten mit der Kantonsgrenze zwischen der
Waadt und Freiburg zusammengelegt werden können, da
für die Hügellandschaft auf Freiburger Boden der Name
Jorat nicht mehr gebräuchlich ist. Geographisch freilich
dürfte man das angrenzende Freiburger Gebiet mit fran-
zösisch sprechender Bevölkerung wohl auch noch als
Freiburger Jorat bezeichnen, doch ist diese wellige Gegend
zwischen der Broye und dem Neuenburgersee allgemein
als Bergland von Vully (Wistenlach) bekannt. Razoum-
owski lässt den Jorat im N. bis in die Nähe von Murten
und im W. bis La Sarraz reichen, schliesst also den Vully
und das Gebiet von Morges noch mit ein, was wir dem
heutigen Sprachgebrauch entsprechend für unsere Dar-
stellung ablehnen. In früheren Zeiten gliederte sich der
Jorat in drei politisch von einander getrennte Abteilungen,
nämlich in den südlichen Jorat (Jorat m^ridional), der
die heutigen Bezirke Lausanne und Lavaux umfasst^in den
Jorat d'j^challens im W. (zwischen Froideville und Mont-
preveyres), Eigentum der Herren von ^challens, und in
den Jorat T^v^ue im 0., der dem Bistum Lausanne ge-
hörte. Diese drei Teile stiessen an der sog. Borne (Grenz-
stein) des Trois Jorat zusammen, die heute noch die
Gebiete der Bezirke Lausanne, £challens und Oron von
einander scheidet.
Urographie und Hydrographie, Der Jorat bildet ein
stark gewelltes Hügelland, dessen mittlere Höhe 600-700
m betragt und das sich als Ganzes von SW. nach NO. ab-^
dacht. Alle seine zum Genfersee gehenden Flüsse haben
mit Ausnahme der Veveyse und Venoge, die schon an
seinen Aussengrenzen liegen, nur kurze Lauflängen. Die
Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein folgt von
Chätel Saint Denis an bis Puidoux dem Kamm des Mont
Vuarat und Mont Pelerin und zieht von da über Savigny
G54
JOR
JOß
und Le Chalet a Gobet bis Morrens, um dann in beinahe
gerader Linie längs dem Kamm des Mormont oder Maure-
m»Bor9f^Ci*
Gebiet des Jorat (Kanton Waadt).
mont bis zu seinem O.-Ende zu streichen. Den Rand des
Jorat bilden im NW., SW. und SO. stark geböschte Hänee,
eigentliche Steilabfalle, über die nur kleine Wildbäcne
rasch zu Thal eilen. Nahe den Quellen dieser kleinen
Wasseradern entspringen auch die bedeutenderen der den
Jorat nach N. entwässernden Flüsse : der Talent, die Men-
tue, Broye und Gläne, deren Lauf im Allgemeinen gegen
NO. fferichtetist. Esentsprichtdiese Anordnung der hydro-
Onischen Verhältnisse durchaus dem orographischen
au' des Jorat, dessen einzelne Höhenzüge ebenfalls
von SW. nach NO. hintereinander folgen und sowohl den
Falten des Juragebirges wie den benachbarten Alpenketten
parallel streichen. Seine trössten Höhen erreicht er dem-
nach im SW. und SO., d. h. nahe dem Genfersee. Hier
finden wir die Höhen von Sauvabelin (672 m) und des
Chalet de la Ville (802 m), die Montagne du Chäteau (928
m) und Montagne de Gourze (930 m), das Signal de Chez-
bres (661 m), den Mont P^lerin (1084 m) und Mont Vuarat
(987 m). Ein Teil des zum Genfersee abfallenden SW.-
Hanges des Jorat heisst Lavaux ; weiter oben folgen zwi-
schen Lausanne und Gourze die Monts de Lavaux, während
die Hänge des Mont Pelerin und Mont Vuarat gegen die
Veveyse hin als Monts de Chardonne und Monts de Cor-
sier bekannt sind. Das Mittelst ück des Berglandes, zwi-
schen Sainte Catherine und
Servion, bildet den sog.
Grand Jorat. Von diesem
Gürtel von Höhenzügen an
senkt sich der Jorat nach
und nach gegen NO., lang-
samer immerhin, als die
ihn durchfurchenden Fluss-
adern. Diese Erosionsrin-
nen steigen von 800 m bis
450 m (Payeme) ab, wo die
Broye die am Murtensee
(435 m) endigende Allu-
vionsebene erreicht. Rechts
und links von diesem Haupt-
thal halten sich der Jorat
und Vully stellenweise noch
auf 700 und 800 m, zei^n
aber doch die allgememe
Tendenz, gegen NW., d. h.
von den Alpen gegen den
Neuenbu rgersee langsam ab-
zuflachen.
Landschaftlich zeifft uns
der Jorat ein ffanz cnarak-
teristisches Bild. Die Staf-
fel- oder reihenförmiff hin-
ter einander angeordneten
einzelnen Höhenzüge und
Längsfurchen erinnern uns
an ehensoviele Wellenberge
u. Wellenthäler. Die Käm-
me u. N.- u. NW.-Hänge
der Höhen sind gewöhn-
lich mit dunkeln Tannen-
wäldern, seltener mit Bu-
chen und Eichen oder mit
Mischwald bestanden und
bieten dem Auge einen
angenehmen Gegensatz zu
den dem Anbau gewonne-
nen Thalböden, S.- und
SO.-Hän^n und den Hoch-
flächen im W. und NW.
Hier finden wir abwech-
selnd Aecker , Kunstwie-
sen und Baumgärten, zwi-
schen denen zahlreiche
Bauernhöfe zerstreut lie-
gen. Längs der Verkehra-
züge und in der Sohle der
Erosionsthäler reihen sich
die Dörfer auf, deren Aeus-
seres schon von dem all-
femeinen Wohlstand ihrer
lewohner zeuct.
Geologie. Der ganze Jorat besteht ausschliesslich ans
tertiären Gesteinen (Oligocän und Miocän], die teilweise
mit Moränenmaterial und fluvioglazialen Kiesen überführt
worden sind. Da und dort findet man auch noch etwa
eine kleine Alluvionsebene oder ein Torfmoor. Ueberall
aber besteht der Untergrund nur aus tertiären Schichten.
In diesen unterscheidet man von oben nach unten : 1) Ma-
rine Molasse, bestehend aus dicken Sandsteinbänken : ent-
weder als Muschelsandstein mit zahlreichen Hainsch-
zähnen oder als weicher und feinkörniger Sandstein auf-
tretend. Aus dieser marinen Molasse bestehen die Höhen
von Mont über Lausanne und der grösste Teil des Grand Jo-
rat bis zum Murtensee hin. 2) Graue Süsswassermolasse
(Lan^hien), bestehend aus einem dem erstgenannten sehr
ähnlichen Sandstein ; bildet die Höhen zwischen Lausanne
und den Monts de Lavaux bis zum Tobel des Chandelard.
Hier tritt 3) die aquitanische Stufe der Molasse auf, die
sich in zwei Horizonte gliedert : a. einen obern, bestehend
aus mergeligen Sandsteinen mit Neritina und Helix und
aus mergeliff-kalkigen und kalkigen Schichten, mit ein-
gelac^erten Flözen von Braunkohlen, und 6. einen untern
mit narten, grau oder rötlich gefärbten Sandsteinen und
JOR
JOR
e5[.
roten, oft auch graugrünen Mergeln : es ist dies die sog.
rote Molasse, die um Gourze und bei Vevey ansteht. Mit der
Annäherung an die Alpen gehen alle diese Stufen mit teil-
weiser Ausnahme der roten Molasse in Nagelituh über, die
in dicken Bänken mit Mergeln Wechsel lagert. Alle diese Ge-
steine sind Verwitterungs- und Erosionsprodukte, die im
Miocän von den zuerst in einen grossen Süsswassersee und
später in einen tertiären Meerbusen mündenden Alpenflüs-
sen herabgeschwemmt und abgelagert worden sind. Die
Lagerungsverhältnisse der Schichten sind im Jorat sehr
verwickelte. Um Lausanne liegen sie nahezu wagrecht,
während sie über Lutry plötzUch alpeneinwärts nach 0.
fallen und dazu noch durch eine Verwerfung gestört sind.
Hier befinden wir uns auf der Antiklinallinie der subalpinen
Molasse, die von Ouchy bis La Glaye aux Moines zieht.
Bis zur Veveyse hin folgen dann noch eine Reihe von La-
gerungsstörungen, die abwechselnd die rote Molasse und
die kohlenführende Molasse zu Tage anstehen lassen.
Diese Verhältnisse erläutert das beigegebene geolo^sche
Querprofil. Im W., wo die Schichten wagrecht lieeen,
bilden die Höhenzüge abgerundete Rücken, währena ö.
der Antiklinallinie, wo die oft noch gefalteten Schichten
im allgemeinen ^egen SO. einfallen, schmale Kämme in
grosser Anzahl hinter einander folgen. Die vorspringen-
den Rippen entsprechen hier den harten und widerstands-
fähigen Schichten und die dazwischen eingesenkten klei-
nen Erosionsthälchen den leicht zerstörbaren weichen
Mei^ellagern. Im Gebiet der horizontalen Molasse w. der
Antiklinallinie werden die durch die Flüsse (Talent,
Mentue, untere Broye) ausgewaschenen Thäler von nahe-
zu senkrechten Steilwänden begleitet.
aufzusauffen, was wiederum dazu beiträgt, die Hoch-
wassergefahr der Joratflüsse abzuschwächen. Der marine
Sandstein und die graue Molasse werden in zahlreichen
Steinbrüchen (Grissier, Le Mont. Servion etc.) abgebaut.
Neben den schon genannten Quellen von Les Gases müssen
noch diejenigen von Sainte Gatherine und Pierre Ozeire
erwähnt werden, die dem Molassesandstein entspringen
und ebenfalls nach Lausanne gefuhrt werden.
Klimay Anbau, ErwerbsvernältnUse. Seiner Höhenlage
entsprechend hat der Jorat ein ziemlich rauhes Klima. Er
gestattet den NO. -Winden ungehinderten Zutritt und hat
namentlich sehr strenge Winter. Die jährliche Nieder-
schlagsmenge beträgt in Form von Regen wasser und Schnee
100-105 cm. Das jährliche Regenmittel ergibt für Lau-
sanne 102,5 cm (1874-1893), für Echallens 1C3,6 cm (1884-
1891), fürMoudon 102,8cm (1883-1891). Nach den meteoro-
logischen Beobachtungen zu Lausanne (1874-1893) hält
sich hier das jährliche Temperaturmittel auf 9*^ G.
Wie wir schon bemerkt haben, ist der Jorat in seinen
hohem Teilen hauptsächlich mit Wald bestanden, während
in den Thälem und auf den Plateaus Aecker und zwar be-
sonders Kornfelder vorherrschen. HauptbeschäfÜgung und
vornehmste Erwerbsquelle der Bewohner sind I^ndwirt-
Schaft und Ackerbau, deren Produkte nach den an der
Grenze der Landschaft liegenden Städten ihren Absatz
finden. Im untern Abschnitt der SO.- und O.-Hänge (Bezirke
Vevey, Lavaux und Lausanne) finden sich Weinnerge, die
mit zu den bedeutendsten des Kantons Waadt zählen.
Kleinere Rebenparzellen sieht man auch noch hie und da
im W. und NW. (Bezirke Orbe und Yverdon). Tabak wird im
N., besonders um Payemeund bis nach Lucens hin gebaut.
Bremblens Crissler
*S9
MOre
Chaletdt
Mont qjalinges
Chsftdefarxf Lutrt99
Gourze
MO
Savigny
p , . M^f^er/n M^yu^rat P/pi.i.-frü
ruidoux tos* 3fu ^ tu-xj
Lac *** Attalen« Chirsn^
Geologisches Querprofll daroh den sftdliohen Jorat.
a. Allavium ; gl. GUsialschutt ; Mm. Marine Molasse (helvetische Stufe) ; Lg. Oraue Molasse (langhische und burdigalische Stufet;
Aq. Molasse mit Braunkohlen und Kalkbanken (obere aquitanische Stufe) ; Mr. Rote Molasse (untere aquitaniscne Stufe) ; pd.
Nagelfluhfasies des Langhien und Aquitanien ; . . . X Ueberschiebung ; A. Antiklinallinie der Molasse.
|!^er Molasseboden ist an sich wenig fruchtbar. Wenn
der Jorat trotzdem ein fruchtbares Land genannt wer-
den darf, so verdankt er dies dem Glazialschutt, der
besonders als toniges Grundmoränenmaterial grosse
Teile der Landschaft, namentlich aber die Senken
überdeckt. Erosion und Ueberführung mit glazialen
Geschieben "haben zusammen die heutigen Oberflächen-
formen des Jorat geschaffen. Stellenweise findet man
auch noch Seitenmoränen aus der Zeit des Rückzuges
des eiszeitlichen Rhonegletschers, so z. B. diejeni-
gen, die den Lac de Bret und die Sumpfebene von Le
Vernay bei Ghezbres aufgedämmt haben. Aehnliche Seiten-
moränen liegen in verschiedenen Höhenlagen am Hang
von Lavaux. Sie bestehen gewöhnlich aus Kiesen, we-
niger aus Blöcken. Ziemlich näufig sind ferner die errati-
tischen Blöcke, die sowohl vereinzelt als in Gruppen auf-
treten. Bei Les Gases (über Belmont) sieht man eine
ziemlich mächtige Lage von fluvioglazialen Schottern, die
entweder zwischen zwei Grundmoränenschichten einge-
la^rt oder auch der Molasse direkt aufgekleistert sind.
Diesen Schottern entspringen ziemlich ergibige Quellen,
die für die Wasserversorgung der Stadt Lausanne gefasst
worden sind. Aehnliche Kiese finden sich noch bei M^zi^
res und Moudon, und alle werden stark abgebaut. Wo
der Grund moränenboden nahezu eben oder wannenförmig
eingesenkt oder auch durch Wallmoränen abgesperrt ist,
bilden sich im stagnierenden Wasser Torfmoore, wie sol-
che z. B. zu beiden Seiten der Höhen von Gourze, bei Le
Vemay und in vielen Thälchen des Freiburger Jorat vor-
handen sind. Ausgedehnte Entwässerun((sarbeiten haben
aber bereits die Mehrzahl dieser Sumpfböden trocken ge-
legt und dem Anbau zurückgewonnen. Viele der ziemlich
tief eingeschnittenen Thalfurchen haben keinen sichtbaren
Wasserlauf und sind vollständig trocken, da alles Wasser
durch einen unterirdischen Sammelkanal abfliesst. Das
so trocken gelegte Land hat die Fähigkeit, viel Wasser
Die Industrie ist im Jorat, abgesehen von einigen Ziegeleien
und Mühlen, nur schwach vertreten. Immerhin bestehen
einige bedeutende Fabrikbetriebe : Fabriken zur Herstellung
von kondensierter Milch und Kindermehl in Bercher und
Payerne, die ein zahlreiches Personal beschäftigen und
die Milch aus einem grossen Teil der Landschaft aufkaufen ;
Tabak- und Zigarren fabriken in Payerne, Avenches und Mou-
don, ebenda Spinnereien, grosse Mühlen inGranges, Uhren-
industrie in Lucens. Eisenbahnlinien : Lausanne-Yverdon
längs der W. -Grenze, Lausanne-Pal^zieux-Payeme, Lau-
sanne-Freiburg, die Querlinien Lausanne-Samt Maurice
längs der S. -Grenze, und Yverdon-Payeme-Freiburg längs
der N. -Grenze, femer die Schmalspurbahnen Lausanne-
Bercher und Lausanne-Mdzieres-Moudon. Der Jorat wird
von einer grossen Anzahl von Strassen durchzogen, die
meist gut unterhalten werden. Deren wichtigste sind die
Züge Lausanne-Yverdon, ^challens-Payerne, Lausanne-
Estavayer, Lausanne - Freiburg - Bern, Vevey - Moudon,
Yvonand-Romont« Yverdon-Moudon, Orbe-£challens-Mou-
don, Lausanne-Moudon. Viele dieser Strassen werden zu-
gleich von Postwagen befahren.
Rund um den Jorat herum liegen die bedeutendsten
Städte des Kantons Waadt, nämlich Yverdon, Payerne,
Lausanne, Vevey und die Freiburger Städte Estavayer und
Romont. Im Innern sind die beträchtlichsten Siedelungen
Echallens, Moudon, Lucens und Granges. Zahlreiche
Dörfer, im s. Abschnitt viele zerstreute Einzelhöfe. Der
n. Jorat ist eine der wohlhabendsten Gegenden des Kan-
tons Waadt.
Schon zur Römerzeit querten den Jorat mehrere wich-
tige Strassen, wie die Züge Vevey-Moudon-Aventicum
(Avenches), Aventicum-Eburodunum (Yverdon) und, im
W., Gheseaux-Eburodunum. Bis zum 12. Jahrhundert
bleibt dann die Geschichte der Landschaft dunkel. Nun
wurde ein grosser Teil Eigentum des Bistums Lausanne ;
es ^entstanden gleich zu Anfang des Jahrhunderts die
656
JOR
JOR
Gagnerie
Klöster Montherond und Haut Cröt, sowie das von den
Herren von Joux gestiftete Kloster Montbenoit in der Frei-
^rafschaft Burgund, das in der Folge
im w. Abschnitt des Jorat kirchliche
und weltliche Rechte erwarb und
zur kulturellen Entwicklung dieser
Landschaft viel beitrug. Es trat alle
diese Rechte 1476 an die Abtei am Lac
de Joux ab. An der Kolonisation des
Jorat beteiligten sich auch die Herren
von Oron, Pal^zieux, Saint Martin
du Ch^ne, Bioley-Magnoux, Goumoens
und £challens. Zur Zeit der Berner
Oberhoheit (1536-1798) war der sog.
Jorat d'fchallens gemeinsamer Besitz
von Bern und Freiburg, während der
Jorat rfivöque ausschliessliches Ei-
gentum von Bern war. In einzelnen
Gegenden des Jorat trieben noch bis
zu Ende des 18. Jahrhunderts Räuber-
banden sich herum.
Bibliographie. Razoumowski, le
comte G. de. Histoire naturelle du
Jorat et de ses envirmis. 2 vol. Lau-
sanne 1789. — Pasche, Ch. La contree
d'Oron dans les temps anciens, au
mögen äge et sous la doniination
bemoise. Lausanne 1895. — District, le, d' 6 challensji in
Journal de la Societe vaud. d'utilitc publ. 1854). — Gor-
naz-Vuilliet. A travera le Gros de Vaud. Lausanne 1894.
— Secretan, Ch. Paysages vaudois. Lausanne 1895. —
Sa Vary, E. Ä travers le Jorat. Lausanne 1903. — Marti-
gnier. D., et A. de Crousaz. Diclionnaire histor., geo-
graph, et Statist, du Canton de Vaud. Lausanne 1867.
JORAT (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice, Gem. ^vionnaz).
1470-2000 m. Alpweide, am rechtsseitigen Gehänge desWild-
bachthales von Saint Barth^lemy, aas oben vom Kamm
des Salantin bis zu dem der Gagnerie reicht. Zwischen
diesen beiden Kämmen verbindet der fär Saumtiere gang-
bare Col du Jorat (2233 m) diese Alpweide mit dem Thal
von Salcinfe. Im obern Abschnitt sieht man einen sehr
kleinen See und einige Spuren des einstigen Bleibergwer-
kes von Cocorier. Die Alpe ist Eigentum der Bürgerschaft
der Stadt Saint Maurice. Das Vien bleibt hier vom 1. Juli
bis 15. Oktober. Etwas tiefer unten steht am Ufer eines
Wildbaches schöner roter Porphyr an, der
von Flysch überlagert wird. Die obern Hüt-
ten stehen mitten in Bergsturztrümmern,
die vom Hang der Pointe de Gagnerie her-
abgekommen sind.
JORAT (BOI8 DU GRAND) (Kt.
Waadt, Bez. Lausanne und La vaux). 760-900
m. Grosse Waldung, im n. Abschnitt des
Bezirkes Lavaux, von Zuflüssen zur Broye,
Bressonnaz und zum Carouge durchzogen.
Reicht vom Chalet ä Gobet bis Les Comes
de Cerf an der Strasse Vevey-Moudon und
nördlich darüber hinaus. Der N.-Rand zieht
sich zwischen dem Chalet ä Gobet und Mont-
preveyres nahe der Strasse Lausanne-Bern
nin und geht an Les CuUayes vorbei. 6 km
lang und 0,5-2 km breit. Nahe dem n Wald-
saum und dem Chalet ä Gobet stand einst
das Kloster Sainte Catherine, das im Mit-
telalter als Spital diente und einsamen Rei-
senden schützenden Aufenthalt bot. Lange
Zeit und bis zu Ende des 18. Jahrhunderts
war nämlich das Gebiet dieser heute noch
dichten und unwirtlichen Wälder ein siche-
rer Schlupfwinkel für Räuberbanden, die
zahlreiche Freveltaten begingen. In dieser
Zeit und Umgebung spielt eine Szene des
1903 in Mözieres aufgeführten Festspieles La
Dirne von Rene Morax.
JORAT (COL DU) oder COL DE
8ALANFE (Kt. Wallis, Bez. Saint Mau-
rice). 2223 m. Passübergang mit Holz-
dieser Gemeinden Alprechte besitzen. Saint Maurice-Pass-
höhe 5 Stunden, Passhöhe- Hütten von Salanfe 1 Stande.
Co/ dß Jofifi
,'Sslantin
Geologische Skiue des Gol da Jorat, vom Weg Vaa-Salanfe aus gexeichnet.
Fl. Flysch: Ec. Nummulitenkalk; Cs. Rote Kreidescbiefer; U. Urgon; Ne. Neocom; iT.
Trias; d. Dolomite und Rauchwacke; S. Rote u. gräoeji Schiefer; all. ArkosejSand-
stein^; Scgn. Krystaüipe Schiefer undgGneise.
Unter der Passhöhe die Alpweide Jorat, deren oberste
Hütten 3/| Stunden über der untern Hütte stehen. Dieser
Pass ist genau auf der Grenze zwischen den hohen
Kalkalpen und den krystallinen Zentral massiven einge-
schnitten und folgt der durch ein Band von RauchwaoLe
bezeichneten Kontaktzone zwischen den Sedimenten der
Pointe de la Gagnerie und den krystallinen Gesteinen der
Dent du Salantin (2485 m), welch' letztere unter den ge-
nannten Sedimenten durchstreichen (s. diegeolog. Skizze).
Beide Gipfel gehören als Ausläufer der Gruppe der Dent
du Midi an. Ueber den die Basis der Gagnerie bildenden
kristallinen Schiefern liegen der Reihe nach Quarzsand-
steine aus granitischem Trümmermaterial, dann rote und
grüne Schiefer und endlich Dolomitkalke und Rauchwacke.
Alle diese Sedimente gehören wahrscheinlich der Trias
an. Höheroben, gegen die Rochers de Gagnerie hin, folgen
eocäne Kalkschiefer, dann Flysch und wieder Kalkschiefer
mit Nummulites und endlich — in verkehrter Lagerung
Passböhe des Col da Jorat mit dem Salantin.
kreuz, zwischen der Dent du Salantin und der Pointe i — das den Gipfel bildende Neocom, das der liegenden
de la Gagnerie ; verbindet Saint Maurice, Veyrossaz und Falte der Dent du Midi angehört.
Mex mit den Alpweiden von Salanfe, wo zanlreiche Bürger ' JORAT (RifeRE) (Kt. Bern, Amtsbez. Gourtelary, Gem
JOB
JOU
657
Saicourt). 1151 m. Sennberg mit 2 Höfen, 4 km nö. der
Station Tramelan der Linie Tavannes-Tramelan. 15 reform.
Ew. Kirchgemeinde Tramelan. Viehzucht.
JORATEL (LE) (Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle, Gem.
Les Ponts de Martel). 1025 m. Gemeindeabteilung und
Häuserffruppe, im s. Abschnitt des grossen Moorgebietes
der Vallee des Ponis, w. der Strasse Les Punts de Martei-
Noiraigue und 1,5 km n. über der Station Noiraigue der
Linie Neuenburg-Pontarlier. Zusammen 13 Häuser, €6
reform. Ew : Weiler: 7 Häuser, 33 Ew. Kirchgemeinde
Les Ponts. Gemischte Schule. Viehzucht. Torfgruben.
JORAT8<LE8) (Kt. Neuenbürg, Bez. Vat deTravers,
Gero. Noiraigue). 805 m. Gruppe von fünf Häusern, am
Hang von Rosi^res (N.-Seite des Val de Travers), nahe der
Strasse vom Val de Travers nach Les Ponts und 2 km wnw.
der Station Noiraigue der Linie Neuenburg-Pontarlier.
14 reform. Ew. Viehzucht. Früher bestand hier ein Ge-
schäft zum Bau von Kalköfen.
JORDIL(LE) (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse, Gem. Saint
Martin). 858 m. Dorf, an der Grenze gegen den Kanton
Waadt, 5 km nö. der Station Palözieux der Linie Freiburg-
Lausanne und 1,7 km so. Saint Martin. Telephon. 32
Häuser, 173 kathol. Ew. Acker- und Wiesenbau, Vith-
zucht. Uoizschlag und Torfgruben. Der Ausdruck Jordil,
früher Gerdil, vom althochdeutschen garto = Garten.
Findet sich als Jordils. Jordon, Jordillon etc. in den Kan-
tonen Waadt, Freiburg und Neuenburg noch mehrfach.
JOR DIL8 <LE8) (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Lausanne).
410 m. Häusergruppe, an der Strasse Lausanne-Ouchy und
500 m n. Ouchy. Station der Drahtseilbahn Lausanne-
Ouchy. Hier wurde 1791 ein grosses Bankett mit Feuer-
werk zur Feier der mit der französischen Revolution in-
augurierten Freiheit abgehalten. Es war dies einer der
ersten wichtigen Akte, die die Erhebung der Waadt
einleiteten und die Ereignisse der folgenden Jahre vorbe-
reiteten. Die Teilnehmer an diesem Bankett wurden da-
mals von den Berner Behörden strenge bestraft.
JORE88ANToderJORI88ANT(Kt. Freiburg. Bez.
See, Gem. Haut Vully). 464 m. Weiler, am N W.-Hang des
Berglandes von Vully (Wislenlach) ; 3,5 km ö. Cudrefin
and6,5 km sw. der Station Ins(Anet) der direkten Linie
Bern-Neuen bürg. 13 Häuser, 73 reform. Ew. französischer
Zunge. Kirchgemeinde Mötier. Acker-, Wiesen- und Obst-
bau, Viehzucht. Schöne Aussicht auf die Seen und den
Jura. Auf einem Acker bei Joressant hat man 1823 eine
Vase aufgedeckt, die etwa 1000 kleine Münzen aus Silber-
blech sowie 8C0 Münzen aus dem 14. und 15. Jahi hundert
enthielt und zur Zeit der Burgunderkriege vergraben
worden sein muss.
JORETTAZ (LA) (Kt. Freihurg, Bez. Greierz, Gem.
Gumefens). 870 m. Kleines Dorf, am SO.-Hang des
Mont Gibloux; 1,4 km nw. Gumefens und 8 km n. der
Station Bulle der Linie Bulle-Romont. 22 Häuser, 88
kathol. Ew. Kirchgemeinde Avry devant Pont. Acker- und
Wiesenbau, Viehzucht. Strohilechterei. Holzhandel.
JOROGNE (MONT DE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
Teil des Mont de Gryon. S. den Art. Gryon (Mont he).
JORTfeSE (COL DE LA) oder COL D'AYERNE
(Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1480 m. So nennt man zuweilen
den Scheitelpunkt des Alpweidenplateau von Ayerne, von
dem einerseits das Thal der Eau rroide und andererseits
dasjenige des Pelit Hongrin absteigen. Zwischen der
Tour d*Af und dem Signal de Malatrait. Der Pass wird
selten von Touristen, wohl aber von den Bewohnern
dieser Gegend begangen. Roche- Passhöhe 3 Stunden, Ab-
stieg in einer Stunde nach La Jointe, von wo aus man
entweder in 3 Stunden nach Montbovon oder über den Col
de Sonlemont in 2 Vt Stunden nach Chäteau d*Oex gelan-
gen kann.
J08£(B0I8 DE) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Gryon).
1250 m. Waldung, iwit-chen Les Parts und Le Sergnemenl,
vom Weg nach Solalex durchzogen. Hier steht bis zum
Avar^on hinunter Neocom mit Kephalopoden an.
JO8R0TI (HINTERE und VORDERE) (Kt. St.
Gallen, Bez. und Gem.Tablat). öl5m. 6 Häuser, über dem
rechten Ufer der Silter zerstreut gelegen ; 2,5 km wnw.
der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach. 38
kathol. Ew. Kirchgemeinde St. Gallen. Viehzucht. Stickerei.
«I08TBACH (Kt. Wallis, Bez. Goms). Wildhach; ent-
springt den Fimfeldem des w. über der Grimselpassböhe
stehenden Kleinen Siedelhorns, nimmt die Wasser einiger
am Fuss der Felswände in 2500 m liegenden kleiner Seen
auf, durchfliesst die Grimselatp und mündet nach 3 km
langem Lauf in der Richtung nach SO. 600 m unterhalb
Oberwald in 1370 m als zweiter nennenswerter rechts-
seitiger Zuiluss zur Rhone.
JOUGNENAZ oder JOGNE (LAjf (Kt. Waadt, Bez.
Orbe). Bach im Juragebirge, linksseitiger Zuiluss zur
Orbe; Quelle und Mündung liegen auf Schweizer Boden,
während der grösste Teil des Laufes zu Frankreich gehört.
Entspringt unter dem den Suchet mit den Aiguilles de
Baulmes verbindenden Kamm und nahe dem Weg Baul-
mes-Granges de Sainte Croix in 1160 m, üiesst zunächst
nach W., biegt beim Uebt-rtrilt auf französischen Boden
nach SW. ab und durchfliesst das kleine Thal, in dem
die Ortschaften Jougne und La Ferriere liegen. Bildet
dann ein gegen SO. gerichtetes tiefes Tohel, längs welchem
oben die Strassen von Orbe und Vallorbe nach Pontarlier
hinziehen und das sich auf Schweizer Boden fortsetzt, und
mündet zwischen Vallorbe und Ballaigue nahe der grossen
Eisen bahn brücke der Linie Lausanne- Pontarlier 1,5 km
von der Grenze entfernt bei der Lokalität Le Ghätelard in
740 m in die hier selbst tief eingeschnittene Orbe. In La
Fernere treibt die Jougnenaz ein wichtiges Hüttenwerk
und erhält von rechts den Bach von Le Vaubillon : zwischen
der Grenze und ihrer Mündung treibt sie die Werke von
Le Creux. Der Bach hat eine Lauilänge von 12 km, wovon
3 auf Schweizer Boden liegen. Nahe seiner Quelle dnr
Sennberg La Jougnenaz mit Hütte in 1 173 m. Neocommulde
mit Sandsteinen der Albienstufe und tertiären Konglo-
meraten, durch eine Verwerfung mit dem Gewölbe Le
Suchet-Mont de Baulmes im Kontakt stehend. Der Name
keltischen Ursprunges. 1110: Jonnia; 1158: Jonia.
JOULEN8 oder JOLEN8 (Kt. Waadt, Bez. Morges,
Gem. Echichens und Morges). 450-475 m. So heisst der
breite Rücken der Hohe über Morges, der sich gegen NO.
bis zum Dorf Schiebens hinzieht. 1,5 km n. der Stadt
Morges. Am S.-Hang Weinberge, auf der Höhe selbst die
Häusergruppe Joulens. Von der Strasse Morges-Le Pont
de Joux gequert. Münz- und Gräberfunde zeiicen, dass die
Gegend schon zur Römerzeit besiedelt war. Im Mittelalter
stand hier ein Dorf, dessen 1175 urkundlich erwähnte
Kirche zugleich die Pfarrkirche von Morges und Um-
gebung war und dem Chorherrent>tifl zu Lausanne unter-
stand. Die weltliche Herrschaft über das Gebiet übte das
Kloster Romainmötier aus. Funde von Römermünzen aus
den Zeiten der Kaiser Maximilian und Konstantin und
von Gräbern aus unbehauenen Steinen. Glieder eines
Edelgeschlechtes von Joulens erscheinen in den Urkunden
bis ins 14. Jahi hundert hinein. 1140: Joiens; 1182: Julens;
1238: Joleins.
JOURN^E (BECCA DE LA GRANDE) (Kt. Wallis,
Bez. Conthey, Entremont und Martinach). Gipfel. S. den
Art. GELfe (MONT).
JOUX. Ortsname; in den Waadtländer und Walliser
Alpen, im Juragebirge und Kanton Freibur^ oft vorkom-
mend. Vom mittellatein. ^uria = Wald herzuleiten.
Findet sich in den verschiedenartigsten mundartlichen
Abänderungen, z. B. als Jor, Jorat, Jorette, Jorasses, Jeu,
Jeur,Jour, Dzeur, Zeur, Zura, Dzä etc. Vergl.den Art. Jeu.
JOUX (BOI8 DE HAUTE) (Kt. Waadt, Bez. Grand-
son). 1080-1160 m. Waldung im Jura; im nw. Abschnitt
der Gemeinde Sainte Croix und an der Grenze gegen
Frankreich, in welchen Staat sich der Wald noch eme
Strecke weit fortsetzt. Gegen 0. grenzt er an eine sumpfige
Ebene, an den Wald des Mont de la Chevre und an die
Hochfläche der Granges de Sainte Croix. Nahe am
Wald die Weiler La Vraconnaz, La Chaux und La Prise
Perrier. Trennt die Granges Jaccard vom Chalet des Pros.
2,5 km lang, im Maximum 1 km breit.
JOUX (BOI8 DES GRANDE8) (Kt. Waadt, Bez.
Cossonay). 1100-1500 m. Grosse Waldung, am obern SO.-
Hang der Kette des Mont Tendre und über Montricher.
Wird von einem guten Weg durchzogen, der sie mit
Montricher verbindet und von dem eine Abzweigung nach
Le Pont im Jouxthal führt. 300400 ha gross.
JOUX (LA) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary). 967 m.
Sennberg, auf dem Rücken des Vorbergs, der ersten Jura-
kette zwischen Bozingen (Houjean) und Pieterlen (Perlns),
n. über diesen beiden Orten. Grenzt im N. an die Ge-
GEOCR. LEX. 86 — II — 42
658
JOÜ
JOU
meinde Vaufielin und im 0. an die Gemeinde Romont. In
der Richtung OW. vom Fussweg Romont-Frinvillier durch-
zogen.
JOUX (LA) (Kt. Freiburg. Bez. Gläne). 861 m. Gem.
und Pfarrdorf, auf einer Anhöhe rechts über dem Ruisseau
des Grands Marais; %6 1cm ssö. der Station Yuisternens
der Linie BuUe-Romont. Postablage, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit Au Carroz, Au Poyet, Les Communs, La
MoUietaz, Les Paccottes und Villargerman: 77 Häuser.
458 kathol. Gw. : Dorf: 37 Häuser, 216 Ew. Acker- und
Wiesenbau, Viehzucht. Als eigene Kirchgemeinde 1886
von Yuisternens abgetrennt. Pfarrkirche zu Saint Jean
Baptiste. Das Dorf 1591 «La Ville de la Jor» geheissen.
JOUX (LA) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 900-1620 m,
Prachtvoller grosser Wald, bekleidet den Rücken und die
Hänge der Berra und des Gousimbert und zieht sich in
der Richtung nach NO. von der Joux du They (Gemeinde
Villarvolard) bis zum Burgerwald (Gemeinde Mont^vraz)
auf eine Länge von 12 km hin ; seine grösste Breite mit
2,5 km erreicht er auf Boden der Gemeinde La Roche. Zer-
fällt in folgende einzelne Abschnitte : La Joux de Trey-
vaux, La Joux (im ensern Sinne), Sous La Joux, La Joux
de Villaret, La Joux au Commun, La Joux d*Alli^re, La
Joux Derrey, La Joux du Javrex, La Joux de Bifi^, La Joux
Sennberge (mit 5 Meierhöfen) entfallen. Die Waldungen
gehören zu den bemerkenswertesten im Jura und ent-
halten vollkräftige Tannen von 15 m^ und mit einem
Alter von 300 Jahren. Das Gut wurde 1512 von Loais
d'Orl^ns der Stadt Neuenburg geschenkt. Im 18. Jahr-
hundert trug der Meierhof der Grande Joux den Namen
La Vaumarcus. In der Nähe werden Steinbrüche auf
Portlandkalke betrieben, die einen ausgezeichneten Bau-
tein liefern. Viel Fossilien: Zähne und Kiefer von Fischen
IPycnodus), Schuppen von Lepidotus etc. Die in der
Sammlung Jaccara in bemerkenswerter Vollständigkeil
vertretenen Stücke dieser Arten sind von Pictet de La
Rive beschrieben worden.
JOUX (LA HAUTE) (Rt Bern, Amtsbez. Münster).
931 m. Wald, 3 km lang und 500^00 m breit; im so.
Abschnitt des Thaies Le dornet, 2 km so. Crömines und
unmittelbar s. Corcelles. Wird im W. von der Strasse
(Sremines-Gänsbrunnen (Saint Joseph) begleitet und setzt
sich bei Gänsbrunnen im Hochwald (oder Wallenmatt) fort.
JOUX (LA PLAINE DE8) (Kt. Bern, Amtsbez. und
Gem. Münster). 1110 m. Sennberg mit Meierhof, auf der
Montagne de Moutier, 5 km wnw. der Station Münster
(Montier) der Linie Biel-Delsberg. 7 reform. Ew.
JOUX (LAC DE) und LAC BRENET (Kt. Waadt,
Karte des Lac de Joux und Lac Brenet.
Galaz und La Joux du They. Liegt auf Boden der Gemein-
den Cemiat, Villarvolard, Corbieres. Hauteville, La Roche
und Treyvaux und ist teils Gemeinde-, teils Privateigen-
tum. Umschliesst eine grosse Anzahl von schönen Berg-
weiden, wie Les Ciernes (belle, du Land, derrey, grande,
petite etc.), Les Chaux, Les M^zelines, Les Brandli, Les
Liennes, Les Gousimbert (gros, petit, äRemy, dusommet).
Les Bouslera, La Berra, La Montagnetta, Les Gites, La Cra-
paudeire, L*Alliäre, Les Päquiers (dessus, aux chevaux),
Les Communs (les Pr^s aux Oies, Collaz etc.), Les BidL
La Schiaz, La Guille etc. Wird von einer Crossen Anzahl
von Bächen durchzogen, als deren bedeutendste wir
nennen : im W. den Bach von Le Pontet, die Serbache
mit ihren Nebenadern, die Bäche von Le Brändli, Les
Roches, Le Bey, Le Stoutz, Le Pomalet, La Guiga, Le
Ruz, Les Farvages und von Chaux, im 0. die Bäche von
La Wuesta, La Paradisa, Les Felestofern^, La Tiolleyre,
von Alli6re, La !Joux Derrey, Le Javrex, von L'figlise und
Les Pelley. Mischwald, der Hauptsache nach aus Tannen,
Fichten und Buchen zusammengesetzt Sehr reich an
jagdbarem Wild und an Beeren aller Art (Brombeeren,
Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren).
JOUX (LA GRANDE) (Kt. Neuenbürg, Bez. Le Locle,
Gem. La Chaux du Milieu). 1172 m. Grosses Gut mit
Meierhof, auf dem Scheitel der Strasse von Les Ponts
nach Le Locle und La Chaux du Milieu ; 2 km w. der
Station Les Ponts der Schmalspurbahn La Chaux de Fonds-
Les Ponts. 8 reform. Ew. Bedeutende Käsefabrikation.
Umfasst 503 ha, von denen 280 auf Wald und 223 auf
Bez. La Vall^e). 1003 m. Doppelsee des Juraffebirges, im
Jouxthal; zieht sich zwischen den Ketten des Moni Tendre
und Mont Risoux von SW. nach NO. Besonders be-
merkenswert in Bezug auf seine Abtlussverhältnisse. Von
den in Kalkgebirgen so überaus häußg vorkommenden
Seen, die sich unterirdisch enleeren, weisen nur wenige
mehr als einen Abflusstrichter auf. Unter allen diesen
Seen steht nun der Lac de Joux dadurch einzig da, dass er
7 solcher Trichter oder Trichtergruppen besitzt, zu denen
sich im Lac Brenet noch 4 weitere gesellen. Auflaliend ist
nicht nur die grosse Anzahl dieser sämtlich am linken
(NW.-) Ufer liegenden Klüfte, sondern auch der Umstand,
dass sie sich alle im gleichen Niveau befinden und daher
auch alle zu gleicher Zeit tatig sind, während anderswo etwa
der eine Trichter trocken zu liegen kommt und der andere
dann zu stärkerer Tätigkeit in Anspruch genommen wird.
Die bedeutendsten sind der Entonnoir du Moulin du
Rocheray am oberen Ende des Sees und der Entonnoir de
Bonport an seinem unteren Ende (Lac Brenet). Ingenieur
Lauterburg hat s. Z. Messungen vorgenommen, aus denen
sich ergibt, dass die Orbe bei ihrem Eintritt in den Lac
de Joux im Mittel 3,178 m^ Wasser führt, während die
Quelle bei Vallorbe im Mittel mit einem Volumen von
4,860 m^ Wasser austritt, d. h. mit einem Mehr von 1,682
m^, das sich weder aus dem dem See vom O.-Hang zu-
kommenden Quellwasser (Brassus und Lionne) noch ans
der im Einzugsgebiet des Sees und in der Zwischenregion
bis zur Orbequelle bei Vallorbe fallenden Regenmenge
erklären lässt. Es muss demnach ein wirklicher unter^
JOU
JOO
059
irdischer Flusslauf im Jurakalk vorhanden sein, der
wahrscheinlich unter der Mulde derCombe du MoussiUon-
Charbonniöres verborgen ist und der sowohl die Sicker-
wasser der Risouzhänge wie auch die durch alle Trichter
des Lac de Joux und Lac Brenet abfliessenden Wasser,
sammelt, um dann oberhalb Vallorbe am Fuss des Cröt
des Alouettes 219 m tiefer als der Spiegel des Lac de Joux
in der berühmten Orbequelle zu Tage zu treten.
Von grossem Interesse sind auch die übrigen Verhält-
nisse des Sees. Er besteht aus 2 Becken, dem 9 km langen
Lac de Jo«x im engeren Sinn und dem 2 km langen Lac
Brenet, die beide durch eine schmale Wasserrinne von
weniger als 2 m Tiefe zusammenhängen. Grösste Breite des
Hauptsees 1200 m, die des Lac Brenet 500 m; grösste Tiefe
des erstgenannten blos 34 m (500 m von der Roche Fendue
entfernt), die des andern 20 m (nahe gegenüber dem
Trichter von Bonport). Gesamtiläche 9,440 km' (Lac de
Joux 8,650 km', Lac Brenet 0,790 km'); gesamte Wasser-
roasse etwa 147 Millionen m^ bei einer mittleren Tiefe
von 15,6 m. Der Seeboden ist stark gewellt, da ihm 16
gut ausgeprägte Hügelrücken aufsitzen, die den Fischern
als sog. «monts» wohl bekannt sind. Es sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach Moranenwälle. Die Frage nach der
Entstehung des Seebeckens ist ziemlich schwierig zu be-
antworten. Sicher hat sein Spiegel einst höher gelegen,
zu welcher Zeit dann sein Äbfluss vielleicht durch das
zu bezeugen scheinen). Auf die eben geschilderte Weise
sind zahlreiche Thäler im Juragebirge ausgetieft worden;
wir nennen als Beispiel blos das Thal von Le Locle.
Während der Eiszeiten hat sich dann an den Gehängen
und am Grunde des mit einer mächtigen Eisschicht aus-
gefüllten Thaies sowohl kiesiges als toniges Moränen-
material abgelagert. Zugleich wurden der oder die Trichter
verstopft, so dass nach dem Rückzuf des Eises der Äb-
fluss aes Wassers eine Zeit lang durch das Thälchen von
Orzeire stattfinden mussle, dessen Sohle 55 m über dem
jetzigen Spiegel des Sees liegt. Nachher öffnete sich zuerst
der Trichter von ßonport, der den Seespiegel allmäh-
liff tiefer legte und vielleicht längere Zeit als alleiniger
Aofluss tätig war. Wahrscheinlich entstanden die übrigen
Trichter erst nachher und zwar je nachdem gerade die
Ufererosion da oder dort das an den Felsen angekleisterte
Moränenmaterial weggewaschen hat. Damm sind auch
alle diese Trichter im gleichen Niveau : sie können nicht
tiefer liegen als die untere Grenze der Einwirkung des
Wellenschlages.
Die Höhe aes Wasserspiegels kann im Lac de Joux bis
um beinahe 3 m schwanken. Der höchste Wasserstand
ßillt stets mit der raschen Schneeschmelze bei Regen-
wetter zusammen und kann vom Oktober bis Mai erfolgen .
Der letzte bedeutende hohe Wasserstand trat in der
zweiten Hälfte des Januar 1896 ein ; damals entströmten
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Gesamtansicht des Lac de Joux und Lac Brenet, von Nordosten.
Thälchen von Orzeire seinen Weg nahm und sich in
hohem Wasserfall über die Felswand des Cröt des
Alouettes zu Thal stürzte, um damit Renau die Stelle der
heutigen Orbequelle zu treffen. Diese Verhältnisse können
aber nicht lange gedauert haben. Das Thälchen von
Orzeire ist zu wenig tief eingeschnitten und lässt zu wenig
deutliche Erosionswirkungen erkennen, als dass man an-
nehmen könnte, es hätte wirklich die ursprüngliche
Abflussrinne des Sees gebildet. Es war dieser Zustand
der Dinge nur eine vorübergehende Erscheinung, die den
heutigen Verhältnissen unmittelbar vorange^ngen ist und
der Zeitspanne entsprach, während welcher der See-
spiegel 3(M0 m höher lag als jetzt. Diese höhere Lage des
Seespiegels bezeugen die noch vorhandeneo Terrassen mit
ihrem Bau als einst unter Wasser getauchte Uferbänke
und die alten Deltabiidungen, die zwischen L'Orient de
l'Orbe und Le Pont das rechte Ufer des Sees und des
Thaies besleiten. Diese Terrassen und Deltas sind post-
glazialen Alters. Dagegen ist aber die Wanne des heutigen
Sees zweifellos ein zum grössten Teil präglaziales Ero-
sionsthal, das gebildet worden ist durch die von NO. und
SW. zu einem gemeinsamen Trichter hin (der wahr-
scheinlich dem jetzigen tiefsten Punkt des Lac de Joux
entspricht) einander entgegen fliessenden Oberflächen-
wasser. Es ist möglich, dass auch die Wanne des Lac
Brenet sich auf ähnliche Weise unabhängig von derjenigen
des Hauptsees gebildet hat, wenn nicht die Barre zwischen
beiden Becken eine blosse Moräne ist. ( Dies letztere ist
allerdings wahrscheinlich, wie dies die grossen glazialen
Schattmassen nahe den Eismagazinen nördl. von Le Pont
der grossen und kleinen Höhle bei Vallorbe mächtige
Wassermassen, so dass die Orbe am Elektrizitäts- und
Wasserwerk Le Day grosse Schädigungen verursachte.
Ueber seine Ufer getreten ist der Lac de Joux in den
Jahren 1571. 1600, 1751, 1817, 4863, 1867, im Winter
1882/83, im März 1888 und Anfangs Oktober 1889. Prof.
Picard hat am 1. September 1893 durch das Färbungs-
experiment festgestellt, dass in der Orbequelle bei Vallorbe
wirklich das Wasser des Lac de Joux zu Tage tritt Das
in den Trichter von Bonport geschüttete Fluoreszeln ist
in der Quelle bei Vallorbe 50 Stunden später sichtbar ge-
worden, und die Färbung hielt 18 Stunden lan^ an. Die
Professoren Forel und Golliez haben das Experiment am
20. Dezember 1893 mit dem Unterschied wiederholt, dass
zu gleicher Zeit die Schleuse des Trichters von Bonport
geöffnet wurde. Die Folge davon war, dass die Wasser-
menge der Quelle 2 Stunden später zunahm und ihre
Färbung schon nach 22 Stunden eintrat. Ein weiterer, am
Trichter von Le Rocheray am 6. Januar 1£^ vorge-
nommener Versuch ergab, dass auch das Wasser vom
oberen Ende des Sees zur Orbequelle abfliesst, dazu aber
12 Tage braucht. Aus dem fadon Geschmack und der
schwach gelblich durchscheinenden Farbe des Wassers
der Orbequelle, wie Beides für etwas torfiges Seewasser
charakteristisch ist, sowie aus den dem Wasser des Lac
de Joux entsprechenden Temperaturveränderungen der
Quelle hatte man übrigens schon früher den Schluss ge-
zogen, dass deren Wasser — wenigstens zum Teil — aus
dem Lac de Joux herkommen müsse.
Die Kraft des in die Trichter stürzenden Wassers hat
660
JOÜ
JOU
sich der Mensch an zweien dieser Oeffnungen — bei Bon-
port und Rocheray — schon seit langer Zeit dienstbar ge-
macht. Da aber die zu diesem Zwecke angelegten Stau-
wehre (besonders das von Bonport) den freien Abfluss
des Seewassers hinderten, suchte man schon längst nach
einem Mittel zur Regulierung des Wasserstandes und zur
Verhütung von Ueberschwemmungen. Die jetzt in Aus-
fährung oegriffenen Arbeiten wollen nicht nur diesen
Zweck erreichen, sondern zugleich auch noch das Gefalle
zwischen dem Lac Brenet und Vallorbe der Industrie
nutzbar machen. Sie bestehen dahin, dass man das See-
wasser vom Punkt 1003,50 m im Lac Brenel durch einen
2500 m langen Stollen bis vor den Cr6l des Alonettes
führt, wo es in einen Stauweier einüiessen wird. Dieser
Kanal wird im Durchschnitt 2 m^ Wasser fähren, kann
aber bis zu 20 m^ in der Sekunde fassen. Eine am Trichter
von Bonport anzubringende Schleuse wird den maximalen
Wasserstand des Sees nicht über 1008.50 m steigen lassen.
Der so zur Verfugung stehende Fall wird 243 tn betragen
und eine Kraft von im Maximum 20000 HP liefern. Auf
dem Lac de Jouz verkehrt heute ein kleines Dampfboot,
das fräher auf dem Lac des Brenets in Betrieb gestanden
hat. Vergl. auch den Art. Joux (Vall^e de).
Im Lac de Joux finden sich in Menge der Hecht, die See-
und liegt zwischen der Kette des Mont Risoux im NW.
und derjenigen des Mont Tendre im SO. Seine auf fran-
zösiscbem Boden befindliche Fortsetzung reicht bis zur
Wasserscheide zwischen der Bienne, Valuerine und Orbe
.und heisst Vall^e des Rousses. Nach unten setzt sich das
Jouxthal orographisch in der breiten Senke von Vallorbe
fort, deren Sohle mehr als 200 m tiefer liegt als die des
Hauptthaies. Der Kessel von Vallorbe wird übrigens vom
Jouxthal noch durch den Querriegel des Mont Orzeire ge-
trennt, so dass er einem abgesunkenen Teilstück des
Hauptthaies verglichen werden Kann. Nach oben geht das
schweizerische Jouxthal ohne irgend welchen Gefaflsbruch
direkt in seine französische Fortsetzung, die Vall^ des
Rousses, über und wird von ihr nur durch die politische
Grenzlinie getrennt, während die natürliche Grenze nach
unten ein nahezu ebenso bedeutendes Verkehrshindernis
bietet, wie die das Thal begleitenden Langsketten. Die
Kette des Mont Tendre wird übrigens von 2 ausgezeich-
neten Strassen überschritten. Es sindl) die Strasse über
Petra Felix (1150 m), die ins Thal Von Vaulion führt und
von der die Strasse über den Molendruz (1179 m) nach Mont
la Ville abzweigt ; 2) die Strasse über den Col du Marchai-
ruz (1450 m), cne das Jouxthal quer aber den Mont Tendre
mit Gimel verbindet. Von Vallorbe herauf kommt die
H*t»Ä*rw*ä*
KAi£/^^^r Mt^
Karte des Jouxthales.
forelle, die Trüsche, der Barsch und die Ellritze. Die
Schleihe kommt im Lac Ter (kleiner See nw. über dem
Lac de Joux) vor. Den Hecht haben die Mönche von L'Ab-
baye schon im 13. Jahrhundert eingesetzt, während die in
der Orbe ausserordentlich häufigen Krebse erst ziemlich
spät in den See eingeführt worden sind. [Dr. H.Schardt]
JOUX (LE HAUT DES) (Kt. Neuenburg, Bez. Le
Locie, Gem. Les Ponts de Martel). 1270 m. Bergrücken
mit Sennberg und 2 Meierhöfen (1250 m), oben über dem
Thälchen der Combe Dernier und 5 km sw. Les Ponts
de Martel. 14 reform. Ew. Kirchgemeinde Les Ponts. Vieh-
zucht.
JOUX (I.E8) (Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Les
Genevez). 1028 m. Grosser Meierhof, mitten auf einem
weiten Sennberg; 3,5 km w. Les Genevez; 6,7 km w.
Bellelay und 4,5 km n. der Station Tramelan der Linie
Tavannes-Tramelan. Grosse Käserei und Viehzucht.
JOUX (VACHERIE DE LA PLAINE DES) (Kt.
Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Les Genevez). 1015 und
987 m. Grosse Sennberge, die auch noch die Closure de
Joux umfassen; 5 km w. Bellelay und 2,5 km so. der
Station La Combe der Linie Glovelier-Saignei^ier. Zer-
streut gele|^ene Hofe Zucht eines ausgewählten Schlages
von Rindvieh. Grosse Käserei.
JOUX (VALL6E DE), deutsch Jouxthal (Kt.
Waadt, Bez. La Vallöe). Das Jouxthal bildet eine gut be-
grenzte Landschaft im nw. Abschnitt des Kantons Waadt
Strasse von Les £poisats (1083 m), die das Jouxthal in
Le Pont erreicht, von wo aus zu beiden Seiten des Sees je
eine Längsstrasse thalaufwärls sich zieht. Sie vereinigen
sich bei Le Brassus, worauf die Strasse am rechtsseitigen
Thalhang bis zum wichtigen Knotenpunkt La Cure weiter-
geht, wo sich die Strassen Les Rousses-Morez und die
über den Col de Saint Cergue und Col de La Faucille
kreuzen. Die Kette des Risoux wird dagegen von keiner
grossen Strasse überschritten. Der Name der Vall6e de
Joux (Etymologie s. beim Art. Joux) erinnert an die grossen
Waldungen, die seine Hänge bekleiden und aus deren
Mitte der klare Sjpiegel seiner Seen hervorblinkt.
Geologie und Urographie, Das Jouxthal ist 22 km, mit
Einseht uss der Vallöe des Rousses 30 km lang, seine
Breite beträgt zwischen den Kämmen des Risoux und der
Kette Mont Sallaz-Le Croset-Saumont 6-7 km. Man be-
trachtet meist den Kamm des Mont Tendre als die natär^
liehe SO.-Grenze des Jouxthales, wie er auch die
politische Abgrenzung des Bezirkes bildet. In orogra-
phischer Hinsicht ist dies aber nicht richtig, da zwischen
den nur am Mont Sallaz stärker hervortretenden Rücken
der Kette Saumont-Le Croset und den Kamm des Mont
Tendre sich als lange Senke noch das Val des Amburaei
einschiebt, das zuerst allerdings nur schwach ausgeprägt,
aber ohne Unterbrechung von Le Mazel (1456 m ; nö. vom
Mont Tendre) über die Joux de Biere (1348 m), Les km-
burnex (1335 m) und La Tr^lasse zieht, um weiter sw. sich
JOU
JOU
661
im Thal der Valserine fortzusetzeD. Es ist dies somit eine
vom Joiixthal völlig unabhängige Mulde, die nirgends mit
ihm verwächst.
Das Jouxthal bildet übrigens nicht blos eine einfache
Hang des Mont-Rl8oux
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{hmSe/na/f^ ■»'^
Jl^di^jF^ur
sie mit Bezug auf die unterirdischen Wasseransammlungen
von einander ab. Am SO.-Hang sprudelt zwischen Bois
d'Amont und Le Pont eine ganze Reihe von grossen und
kleinen Quellen. Die letztern entstammen meist dem durch
Mulde von Les
Sur/eO^t , ^ , Amöarnex ^Terfo/he
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Geologisches Qoerprofll durch das Joaxthal.
a. Alluvium: at. Lakustre KiesterraweD; gl. GUaialschoU; Mi. Miocän; Gm. Mittiere Kreide (Cenoroan und Albien; U. Urgon;
H. Hauterivien; V. Valaoffien; P. Purbeck; Po, Portland; Km. Kimmerldge; Sq. Sequan; Arg, Argovien.
Mulde. Zwischen den aus Juragesteinen aufgebauten, be-
waldeten Rücken des Mont Risouz (1423 m) und Mont
Tendre (1680 m) sind mehrere untergeordnete Neocom-
falten versteckt, deren eine, diejenige des Lac de Joux,
die andern allerdings an Beaeutung überragt. Neben dem
Neocom enthält diese Mulde noch Albien und Cenoman,
sowie als Kern eine mächtige Schicht von tertiären Bil-
dungen (graue, gelbe und rote Mergel, Sandsteine und
Nagelfluh). Die w. davon gelegene sekundäre Mulde be-
^nnt etwas s. der Combe du Moussillon und zieht sich
m etwas höherem Niveau als die des Lac de Joux über
Le SoIIiat und Le Lieu bis Les Gharbonni^res, von wo an
ihr der Lac Brenet eingelagert ist. Nachher scheinen die
beiden Syiiklinalen mit einander zu verschmelzen oder
doch wenigstens sehr eng sich aneinander zu schliessen.
Eine dritte Mulde liegt sw. derjenigen des Lac de Joux und
verläuft, ziemlich hoch oben sich haltend, mit ihr eben-
falls parallel. Sie beginnt bei Sur la Cdte (1260 m) ö. vom
Lac des Rousses, bildet die weite Hochfläche der Grands
und Petits Fiats, sowie die Terrasse La Bombarde über
L^Orient und endigt nö. der Grands Molards. Während
die w. Mulde von der mittleren fortlaufend durch einen
zwar nur schmalen, aber sehr scharfen Kamm aus Port-
landkalk ffetrennt ist, erscheint eine solche Trennung bei
der ö. Mulde nur auf eine kurze Strecke am Foyard über
dem Bois d'Amont. Nachher verschmelzen die Neocom-
schichten beider Synklinalen derart miteinander, dass
diejenigen der ö. Seitenmulde gleichsam nur eine
Seitenstufe der mittleren bilden. Die beiden Seitenmulden
anterscheiden sich von der mittleren
auch noch dadurch, dass sie oft sehr
weit sind, während die Schenkel die-
ser letztem fast stets überliegen oder
steil aufgerichtet sind. Dieser geo-
logische bau bedingt den topogra-
phischen und landschaftlichen Cnarak-
ter des Jouzthales. Dazu kommt noch
der Einfluss der ghzialen Ablagerun-
gen, mit denen besonders das Tertiär
der mittlem Mulde und die AUuvionen
länffs der Orbe und an ihrer Mündung
in den Lac de Joux überfährt sind. Am
See selbst flndet man Kiesmassen in
Form von alten Uferlerrassen.
Auch die Hydographie des Jouxthales
Igelst ausserordentlich interessante Ver-
hältnisse auf. Zunächst fällt auf, dass
an den Hängen der das Thal begleiten-
den Jurakalk ketten oberflächliche Was-
serläufe beinahe ganz fehlen. Die hier
anstehenden obem Jurakalke (Portland,
Kimmeridge, Sequan) sind stark zerklüf-
tet, von Karren durchzogen und mit
Trichtern übersät, die sich in der Tiefe
zu iiranzen Höhlungen erweitern. Es frhlen auf dem Jura-
icalkboden Quellen vollständig, weil dieser das einsickernde
Wasser nichtdirekt wieder zu Tage treten lässt. Während in
Bezug auf ihr Verhalten zum Oberflächenwasser die beid-
seitigen^Thalgehänge unter sich übereinstimmen, weichen
das Neocom und die Mergel des Tertiär und Albien ge-
stauten Sickerwasser. Die grossen Quellen, wie z. B. die
von Le Brassus (6,6 ° C. konstante Temperatur), der Bv-
blanc und die Lyonne bei L'Abbaye, sind dagegen wirk-
liche Stromquellen (sources vauclusiennes) mit sehr stark
schwankendem Ertrag und treten wenig hoch über der
Thalsohle am Kontakt des Valangien mit dem Hauterivien
zu Tage. Ihr Wasser entstammt den unzähligen unter-
irdischen Kanälen und Höhlen, die die Jurakalkhänge
dieser Thalseite durchsetzen und die sich offenbar nicht
weiter in die Tiefe hinab ziehen. Am gegenüberliegenden
ThalffehäuRe entspringt umgekehrt keine einzige grosse
Quelle und fehlen die Oberflächenwasser mit Ausnahme
einiger ganz kleinen Bachadem, einiger Torfmoore und
des Lac Ter. Alles Wasser, auch das des Lac Ter, fliesst
hier unterirdisch durch Trichter (entonnoirs) ab. An
dieser Thalseite liegen denn auch die Trichter des Lac de
Joux, der eines oberflächlichen Ausflusses entbehrt und
sich ausschliesslich unterirdisch entleert. Man war von
jeher der Ansicht, dass dieses nach der Tiefe zu gehende
Seewasser die Orbequelle bei Vallorbe speise ; dass es sich
tatsächlich so verhält, haben die Färbungsexperimente
der Professoren Picard, Forel und Golliez 1893 und 1894
bewiesen. Da einzelne dieser Seetrichter (z. B. der von
Le Rochera^) zur Zeit des nach rascher Schneeschmelze
am Mont Risoux eintretenden Hochwasserstandes auch
als Quellen funktionieren können, d. h. Wasser an den
See abgeben, ist anzunehmen, dass die das Seewasser ab-
führenden unterirdischen Kanäle zugleich auch alles an
Les GharboDQiferes im Joaxthal.
den Hän(ren des Risoux versickernde Wasser aufnehmen.
Bei rascher Schneeschmelze erhalten sie dann mehr
Wasser, als sie wegleiten können, so dass ein Teil davon
gleichsam als Ueberlauf in den See austritt. Immerhin ist
am Trichter von Bonport, dem grössten und zugleich am
6t)-2
JOU
JOU
tiefsten gelegenen, diese Erscheinung noch niemals be-
obachtet worden, weil hier die unterirdischen Abtluss-
Le Lieu im Joaxthal.
rinnen bereits genügend weit sind, um auch bei Hoch-
wasserstand sowohl das Seewasscr wie das Schmelzwasser
vom Risoux fassen zu können.
Klimatische Verhältnisse. Die Höhenlage des Haupt-
thales (Lac de Joux bei Mittelwasserstand 1008 m) bedingt
ein ziemlich rauhes Klima. Der mittlere Barometerstand
beträgt hier 675 mm, die mittlere Jahrestemperatur 4,7 <*C.
Die Temperaturschwankungen sind am geringsten im
Herbst, da der im Frühjahr und Sommer viel Wärme ab-
sorbierende See diese im Herbst wieder nach Aussen ab-
Slbt und so eine Art Wärmeflasche darstellt. Grossen Ein-
uss auf die Temperaturverhältnisse haben der N.- Wind
(Bise) und der SW.-Wind (ventde la Com be genannt). Die
tiefe Einsenkung des Thaies zwischen zwei Bergketten be-
dingt bei Windstille eine sehr bedeutende nächtliche Strah-
lung. So hat man z. B. am 31 . Januar 4888 bei Le Sentier eine
Temperatur von —41° C. gemessen. Sogar im Sommer
kann das Thermometer bis unter den Gefrierpunkt sinken
(so z. B. -1,2'' C. am 14. Juli 1890 und — 1,9<» C. am
^. August 1889). Die höchste Temperatur ist bisher mit
31,7^ am 19. August 1898 beobachtet worden. Diese grossen
Schwankungen zeigen sich aber nur in der Thalsohle:
die Unterschiede an den beidseitigen Berghängen sind viel
ausgeglichener. Die Niederschlagsmenge ist nicht im
¥inzen Thal di^lbe. Im Dorf Le Sentier, das in der
haimitte und am obern Ende des Sees liegt, beträgt sie
etwa 150 cm im Jahr, in Le Pont am untern Ende des
Sees steigt sie auf 250 cm, in Le Car-
roz an der französischen Grenze er-
reicht sie 187 cm und an den Hängen
des Risoux über 200 cm. Diese Unter-
schiede erklären sich aus der topogra-
Le Pont liegt am N.-Ende des ziemlich
phischen Beschaffenheit der Thalmulde,
en^en Thaies und am Fuss der die SW.-
Winde auffangenden und verdichten-
den Dent de Vanlion und erhält daher
mehr Niederschlag als die übrigen Orte.
Sogar die stark dem Be^en ausge-
setzten Hänge des Mont Risoux errei-
chen nicht die Ziffer von Le Pont. Wenn
bei Windstille weder ein ständiger noch
ein periodischer Wind weht, entstehen
an aen Thalgehängen lokale Luftströ-
mungen, die als Berg- und Thalwinde
im Laufe eines Tages regelmässig mit
einander abwechseln. Ein Ereignis ganz
ausserordentlicher Art war der Zyklon,
der am 19. August 1890 einen Teil des
Thaies heimsuchte und auf einer Breite
von etwa 1500 m Alles verwüstete, was
in seiner Bahn lag. Er ginff von Oyonnax aus in der Rich-
tung SW.-NO., legte in 37 Minuten 80 km zurück und
warf allein im Jouxthal etwa 300000 m3 Wald zu Boden.
Dieser in seiner Art einzig dastehende Sturm hatte eine
Reihe von schwächeren Vorläufern, trat zu einer Zeit ein,
da ein anhaltender S.-Wind die Tem-
peratur ausnahmsweise gesteigert hatte
und war von so starken elektrischen
Entladungen begleitet, dass der ganze
Himmel in Feuer zu stehen schien. Die
Blitze gingen als breite Bänder und nach
allen Seiten hin sich verzweigend so-
wohl von den Wolken als vom Erdbo-
den aus. Diese Entladungen begannen
zwischen 7 und 7 Vs Uhr abends. Um
8 Uhr war der ganze Himmel nur noch
ein einziges Feuermeer; jetzt begannen
auch schwere Regentropfen und mäch-
tige Hagelkörner zu fallen. Plötzlich
ertönte ein unheimliches Pfeifen : Fen-
sterladen flogen in Stücke, Türen wur-
den eingedrückt, Dächer weggerissen,
Menschen in die Luft gehoben und weit-
hin weggetragen : Teile von Bäumen,
Heu, Holzstücke, Ziegel und Dachschin-
deln wirbelten in der Luft herum. Mehr
als 40 Häuser des Thaies wurden zer-
stört, mehr als 150 Menschen obdachlos
und 15 davon verwundet. Kurz nach 9
Uhr strahlten die Sterne wieder vom wolkenlosen Him-
mel herunter. Die Bahn des Sturmes hat sich an Hand
der angerichteten Verwüstungen sehr f^enau feststellen
lassen. Er erreichte den Erdboden in Oyonnax im
französischen Departement de TAin und ging zunächst
über Saint Claude, wo er sein Zerstörungswerk am
gründlichsten besorgte. Hier warf er ganze Häuser,
Oekonomiegebäude, Eisenkonstruktionen (worunter einen
4 Tonnen schweren Krahn und eine Brücke) zu Boden,
riss sie in Stucke und trug diese weithin fort, indem er
zugleich viele Menschen entweder verwundete oder tötete.
Von Saint Claude aus folgte er dem Gehänge der Vallee
des Rousses, alles verheerend und unberechenbaren
Waldschaden anrichtend. Am Crdt Meylan, nahe Le
Brassus und gegenüber dem Lac de Joux, bog der Sturm
etwa um 40° nach S. ab, kreuzte das Jouxthal, ging über
Le Campe weg, richtete im Bois de Ban enormen Schaden
an, sprang zum Mont Tendre hinauf und brauste über
den Cbl de Molendruz, um endlich bei Croy sein Ende
zu erreichen. Die Streuungszone der mitgerissenen Gegen-
stände liegt n. der Ausgangszone des Sturmes und nw.
seiner von SW.-NO. fortschreitenden Richtung. Einzelne
Gegenstände wurden bis 80 km weit getragen. Die Wir-
kungen des Sturmes machten sich von Oyonnax bis Croy,
d. h. auf eine Entfernung von 80 km fühlbar. Seine auf
100 km in einer Stunde berechnete Geschwindigkeit wurde
durch die wirbelnde Drehung der Bahn noch erhöht. Eine
L'Abbaye im Jouxthal.
besonders bemerkenswerte Erscheinung waren auch die
elektrischen Entladungen. Neben dem ununterbrochenen
Feuermeer sah man Feuerkugeln, überall machte sich
JOD
JOU
663
ein starker Ozongeruch bemerkbar, die vom Sturm ge-
troffenen Gegenstandewaren versengt und von kleinen run-
den Löchern durchbohrt (Laubblätter, Papier etc.)* Dass
z. T. sehr schwere Eisengegenstande weggerissen und
fortgetragen und Holzstucke zu Hunderten zerfetzt und auf-
recht in den Erdboden hinein gesteckt worden sind, kann
nur durch die elektrische Anziehung erklärtwerden. Nach
dem Sturm konnte die Gemeinde L'Abbaye för 500000
Franken Holz verkaufen, was ihr in ihrer damaligen miss-
lichen Finanzlage sehr zu Statten gekommen ist. Von
Weitem gesehen, erschien der Sturm als eine über den
Jura hinziehende, dunkelschwarze, trichterförmige und
rings von Blitzen umgebene Wolke. Dies und die ninter-
lassenen Verwüstungen zeigen, dass dieses denkwürdige
meteorologische Phänomen ein richtiger Wirbelsturm
gewesen ist, bei dem nur die mächtigen elektrischen
Erscheinungen eine aussergewöhnliche Beigabe bil-
deten. (Vert^l. Gauthier, L. rfotice sur le cyclone du
i9 amit 1890 in Bull, de la Soc. vaudoise des sc. nat.
Tome 25). [Dr. H. Schabdt.]
Flora. Auch die Flora des Jouxthales bietet ein ganz
besonderes Interesse. Ihre charakteristischen Züge und
seltenen Pflanzenarten haben uns zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts Thurmann, Schleicher, Reuter u. A. kennen
gelehrt. In erster Linie bemerkenswert ist die Daphne
cneorum, die im Val des Amburnex zu dichten Büscheln
gedrängt auf eine Länge von 8 km auftritt, während sie
sonst überall im Thal fehlt. In den Torfmooren stehen
Saxifraga hirculus^ Trifolium spadiceum, ßetula nana
etc., an den Ber^hängen findet man die rostblätterige
Ali>enrose und Ins sibirica, und auch die Ufer des Sees
weisen ihnen eigene Arten auf, wie Arenaria gothica,
Braya supina^ Linana petraea^ Scrophularia Hoppei
etc. Die Flora des Jouithales umfasst nach einer neueren
Untersuchung (Aubert, Sam. Laflore de la ValUe deJoux
in Bull, de la Soc. vaud. des sc. nat. Tome 96, 1900) mehr
als 900 Phanerogamen, unter denen sich arkto-alpine
(entweder zirkumpolareoder alpine) montan- mediterrane,
asiatische, ostasiatisch-amerikanische, südeuropäische,
Südwesten ropäische und nordeuropäische Elemente er-
kennen lassen. Die Einwanderung wird im Laufe der
geologischen Zeiten nach und nach erfolgt sein und zwar
sowohl im Tertiär als während der verschiedenen Glazial-
und Interglazialzeiten der quartären Periode. Wenig ver-
treten und daher um so auffallender ist das arkto-alpine
Element : die Bergflora setzt sich meist aus mediterranen
und die Waldflora aus in vorglazialer Zeit eingewanderten
asiatischen und westamerikanischen T^pen zusammen,
während an den tiefern Gehängen und in der Thalsohle
südeuropäische, südwesteuropäische und nordeuropäische
Formen vermischt erscheinen. Obstbäume fehlen fast
ganz. 1890 hat man mit bisher zufriedenstellenden Er-
folgen verschiedene ausdauernde Abarten des russischen
Apfelbaumes eingeführt. Gut gedeihen Weiss- und Bot-
tanne, die Buche, Eberesche, Ahorn, Haselstrauch und
Voffelbeerbaum.
Verkehrswege. Dem NW. -Ufer des Lac de Joux folgt
die Linie Vallorbe-Le Pont-Le Brassus. Das Thal steht
ausserdem durch eine Reihe von Strassen mit den an-
grenzenden Gebieten in Verbindung : Le Brassus-Le Bois
d'Amont (französ. Departement du Jura), Le Brassus-Col
du Marchairuz-Bi^re, L*Abbaye-Col du Holend ruz-Mont
la Ville, Le Pont-Les £poisats-Vallorbe und der Chemin
de r^chelle ebenfalls von Le Pont nach Vallorbe. Neben
zahlreichen Fusswegen überschreitet den Mont Risoux
nur die eine Fahrstrasse Les Charbonnidres-Mouthe (De-
partement du Doubs).
Acker- und Waldbau. Die Gehänge des Mont Risoux,
Mont Sallaz-Saumont und Mont Tendre sind mit pracht-
vollen Nadelwäldern bestanden. Besonders geschätzt sind
mit Recht die Staatswaldungen des Mont Risoux, die für
das Thal von grosser Bedeutung sind, weil hier dessen
Bewohnern nocn alte Nutzungsrechte zustehen. Zwischen
den einzelnen Waldkomplexen Herren Sennberge, die
meist ebenfalls mehr oder weniger lichtes Gehölz tragen.
Die grossen Weiden flächen findet man aber in den Seiten-
mulaen des Thaies und da, wo die mergeligen Schichten
des Purbeck, Seauan und Argovian (Combe du Couchant
n. vom Mont Sallaz) anstehen. Auf dem noch mit Mo-
rflnenmaterial überstreuten Tertiär der zentralen Mulde I
kann der Boden überall, wo nicht Torfmoore liegen, an-
gebaut werden. Hier wird Wiesen-, Gemüse- und
Kartoffelbau getrieben ; von Getreidearten werden Roggen
und die gewöhnlich ausreifende Gerste gebaut. Der in
nicht besonders günstigen Jahren kaum zur Reife kom-
mende Hafer wird meist im August geschnitten und findet
dann als Viehfutter Verwendung. Durch Entwässerungs-
arbeiten könnten noch grosse Bodenflächen dem Anbau
zurückgewonnen werden.
Bevölkerung und Siedelungen. In anthropologischer
Beziehung weiss man von den Bewohnern des Jouxthales
noch wenig. In einer schon vor einer Reihe von Jahren
ausgeführten Untersuchung hat Eugen Pittard eine starke
Mehrheit von Brach ycephalen (etwa 70%) mit Vor-
herrschen der reinen Bracnycephalen festgestellt. Dolicho-
cephale (Langschädelige) fanden sich dabei nur zu etwa
40 %. Interessant ist, dass in Bezug auf die Körperlänge die
Bewohner des Jouxthales den übrigen Waadtländem
überlegen zu sein scheinen. Pittard hat nämlich auf
Grund einer Statistik über etwa 6000 Rekruten die Körper-
längen bezirksweise zusammengestellt und dabei für das
Val de Joux im Mittel 1,664 m gefunden, während die
jungen Männer der übrigen Bezirke das Mittel von 1,65
nicht überschritten.
Das Val de Joux ist nur sehr wenig dicht besiedelt. Mit
Ausnahme von Les Bioux sind die Dörfer sowohl im
Hauptthal wie in der Combe von Le Lieu alle langge-
streckte Strassendörfer. An. den Berff hängen finden sich
über 1200 m Höhe kaum noch ständig bewohnte Siede-
lungen. Auf den Sennbergen und Heuwiesen (fenages)
stehen in den ebenen Sohlen der die Bereflanke unter-
brechenden Mulden zerstreute Hütten. Haupterwerbs-
zweig der Thalbewohner war während langer Zeit der
Holzschlag, besonders in den Waldungen am Risoux,
deren Holz an Feinheit und Härte sich mit jedem andern
messen kann. Guten Ertrag gibt auch der Fischfanfr, be-
sonders auf Hechte und Forellen. Einst standen bei den
Quellen der Lionne nahe Le Pont Hüttenwerke, die
Bohnerz (Eocän) verarbeiteten. Bei Le Campe hat man
früher Ziegellehm (Albien) abgebaut; überall findet man
gute Bausteine und Kiese (entweder als Moränen material
oder in den Seeterrassen). Die geringe Ergibigkeit des
Bodens hat der Bevölkerung des Jouxthales schon fnih
den Weg zu industrieller Tätigkeit gewiesen. Zu Beginn
des 18. Jahrhunderts schon begann man mit der Fabri-
kation von Wand- und Stock uhren, Messern, Rasier-
messern und Waffen, sowie mit Steinhauerei. Ums Jahr
1748 liess sich der in Rolle und Neuenburg ausgebildete
Uhrenmacher Olivier Meylan in Le Chenit nieder und
führte die Fabrikation von Taschenuhren im Thal ein, die
trotz wachsender Konkurrenz heute noch stark betrieben
wird. In Le Sentier hat man 1901 eine Uhrenmacher-
schule eröffnet. In Le Sentier bestehen ferner je eine
Sieb-, Messer- und Rasiermesserfabrik. Sägen, Holz-
handel. Seit einigen Jahren bemüht man sich auch, das
Thal zur Sommerfrische für Touristen und zum Winter-
aufenthalt für Schlittschuh- und Skifahrer zu gestalten.
Unler den Erwerbsquellen des Jouxthales nehmen Sennerei
und Viehzucht einen nicht unbedeutenden Rang ein. Eine
Spezialität der Vall^, wie man im Kanton Waadt kurz-
weg sagt, sind die unter dem Nam^n Vacherins wohlbe-
kannten Weichkäse. Seit einiger Zeit wird beim Bahnhof
Le Pont auf dem Lac de Brenet im Winter Eis gebrochen,
zu dessen Aufbewahruxig hier grosse Schuppen erstellt
worden sind. Abbau von Torf. Da bei der isolierten Lage der
Thalschaft von einer Zuwanderung fremder Elemente icaum
gesprochen werden kann, herrscht eine beschränkte Zahl
von Geschlechtsnamen vor, deren Träger die Mehrzahl
der Bevölkerung ausmachen. Solche sind z. B. die Rochat,
Lecoultre, Reymond, Piguet, Capt, Meylan u. a. Die be-
schränkten Erwerbsverhältnisse bedingen dagegen eine
starke Auswanderung der «Combiers», wie die Bewohner
des Thaies scherzhaft genannt zu werden pflegen, aus
ihrer Heimat.
Geschichtliche Skizze. Der vom mittellatein.j uria her-
geleitete Name Joux bedeutet «Hochwald». Die Ueber-
lieferung erzählt, dass Pater Poncet, ein Mönch aus Saint
Claude (französisches Departement du Jura), im 6. Jahr-
hundert in Le Lieu ein Kloster gegründet habe, das schon
um 610 wieder zerstört worden sei. Ueber die späteren
664
JOU
JOÜ
Schicksale der Thalschaft herrscht völliges Dunkel bis
1126, in welchem Jahr Go^bert, ein Mönch des vom h.
Norbert kurz vorher gestifteten Ordens der Prämonstra-
tenser, an der Mundung der Lionne das Kloster der sog.
Abbaye du Lac de Jouz (Abbatia de lacu Jurensi) grün-
dete. Dieses vollzog unter der Regierung von 32 Aebten
während fünf Jahrhunderten in aller Ruhe die Urbar-
machung und Kolonisation des wilden Waldthales. Kast-
vögte des Klosters waren die Herren von La Sarraz, die
schon dessen Gründung begünstigt hatten. Hervorzuheben
ist aus dieser langen 2^it einzig ein endloser Federlirieg
zwischen den Klöstern von L* Abbaye und Saint Claude,
da dieses letztere auf Grund von mehr oder weniger
echten und verbürgten Schenkungsurkunden von Seiten
Karls des Grossen, des Kaisers Barbarossa etc. dem andern
den Besitz eines grossen Teiles der« Thalschaft streitig
machte. Auf Veranlassung von E^m ging später die Be-
völkerung des JoHxthales zur Reformation über. Lange
Zeit bildeten Land- und Waldwirtschaft neben einigen
Mühlen, Hochöff*n, Nagel- und Hammerschmietle werken
und Glashütten die einzigen Erwerbsquellen der Bewohner.
Von grosser Wichtigkeit war die 1748 erfolgte Einführung
der Fabrikation von Taschenuhren. Im folgenden Jahre
schon taten sich die Uhren macher zu einer eigenen Zunft
zusammen. Um dieselbe Zeit fand im Jouzthale die Uhr-
steinschleiferei aus dem Pays de Gex her ihren Eingang.
Leider hielten die anfanglich erfreulichen Fortschritte
nicht an, da die Combiers am Handel mit den Erzeug-
nissen ihres Fleisses keinen Geschmack fanden und
ausserdem vielfach nach den grossen Zentren der Uhren-
macherei auswanderten. So ward die Uhrenindustrie des
Thaies von Genf and Neuen bürg abhängig. Einen schweren
Schlag erlitten die hiesigen Uhrenmacher durch die Kon-
kurrenz der fabrikmässigen Uhren Industrie, die hier
1875-1881 zu einer grossen Krise führte und der Hand-
arbeit den Todesstoss versetzte. An die Stelle der Haus-
arbeit traten nun Fabriken und Werkstätten. Trotz allem
ist im Jouxthal die industrielle Tätigkeit heute noch
eine recht rege und blühende. Die Dörfer Le Sentier und
Le Brassus haben elektrisches Licht, und die vom Aus-
fluss des Lac de Brenet zu gewinnende Kraft wird in Zu-
kunft die Entstehung von vielen Fabriken aller Art be-
ffünstigen, wozu auch die vor Kurzem eröffnete Lokalbahn
Le Pont-Ls Brassus viel beitragen wird. Der Combier ist
von Natur ruhig und intelligent und mit seinem heimat-
lichen Thal ausserordentlich verwachsen, auch wenn ihn
die Verhältnisse zur Auswanderung zwingen.
Bibliographie, Nicole, J. D. Histoire de la valUe du
Lac de Joux, Liusanne 1840. — Gingins, F. de. Annale»
de VAbhaye de Joux depuis sa fondation jiisqu'ä sa sup-
pression en 4536. Lausanne 1842. — Reymond, L. Notice
8ur la vallee du Lac de Joux. Lausanne 1864. 2. ^.,
Lausanne 1887. Vergl. ferner die schon im Text ge-
nannten Arbeiten. [Da H. Scharot J
JOUX CARRI^E DU l.UIZALl.ET(LA)(Kt. Waadt,
Bez. Aigle, Gem. Gryon). 1300-1760 m. Grosser Wald mit
sumpfigen Lichtungen, am NW.-Hang der Berge von
Tavevannaz und über dem linken Ufer der Haute Gryonne.
Wird im SW. vom Bey Broyon und im NO. vom Bach
Gaillard begrenzt.
JOUX CHAUPE (LA) (Kt. Bern, Amtebez. Pruntrut,
Gem. Saint Ursanne). 6ü3m. Sennberg mit Meierhof, auf
einer Lichtung des Hanges von Le Pr^ Martin, s. über dem
linken Ufer des Doubs und 3,5 km WSW. der Station Saint Ur-
sanne der Linie Delsberg- Delle. 4 reform. Ew. Viehzucht.
JOUX DERRifeRE und JOUX DE88U8 (I.E8)
(Kt. Neuenburg, Bez. und Gem. La Chaux de Fonds).
1055 m. Zerstreut gelegene Meierhöfe, am N.-Hang des
Pouillerel und über den Cötes du Doubs, an der Strasse
nach Les Planchettes und 2 km nw. La Chaux de Fonds.
Postabla^e; Postwagen La Chaux de Fonds-Les Planchet-
tes. 7 Hauser. 20 reform. Ew. Gastwirtschaften. Vieh-
zucht. Beliebtes Ausflugsziel der Bewohner von La
Chaux de Fonds.
JOUX DE8 REVINAUX (LA) (Kt. Waadt, Bez.
Aigle, Gem. Lavey-Morcles). 900-1680 m. Wald, über dem
linken Ufer des Avan^on, zwischen Mordes und Le Plan
du Praz. Erratische Blöcke aus roter Nageifluh (poudingue
rouge des Gorges).
JOUX DES VENT8 (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle,
Gem. Leysin). 1400-1840 m. Wald, am SO.-Hang der
Riondaz. Vom Fussweg Bahnhof Leysin-Les Poyeux-
Chalets d'Ai durchzogen. Unter dem Wald steht das
grosse Sanatorium Leysin Gare
JOUX DU PLANE (LA) (Kt. Neuenbürg, Bez. Val de
Ruz, Gem. Ch^zard-Saint Martin, Dombresson und Le
Päquier). 1213 m. Hochebene mit grossem Sennberg und
einigen längs der NO.-Grenze des Kantons Neuenburg zer-
streut gelegenen Meierhöfen, zwischen den Ketten des
Bec ä rOiseau und des Ck5ty. Von Dombresson aus auf den
Strassen nach Le Bugnenet oder Pertuis in 2, bezw. 2 Vt
Stunden zu erreichen. Postablage. 17 Häuser, 106 refonn.
Ew. Kirchgemeinde Dombresson. Gemischte Schule. Vieh-
zucht. Auf den Cornbrashmergeln (unteres (^allovien)
steht ein kleines Torfmoor.
JOUX PI^LICHET (LA) (Kt. Neuenburg. Bez. und
Gem. Le Locle). 1000 m. Sennberg auf der Hochfläche des
0>mmunal du Locle: Eigentum der Gemeinde Le Locle.
Einst zum Teil mit Wald bestanden, den 1896 ein Schaden-
feuer vernichtete. Wird zum besseren Schutze des Ein-
zugsgebietes der für die Wasserversorgung von Le Locle
auf dem Communal und in der Combe (rirard gefaxten
Quellen allmählig wieder aufgeforstet. Die Joux Pölichet
ist der Gemeinde Le Locle 1382 von Johann von Aarberg
überlassen worden.
JOUX PERRET (LA) (Kt. Neuenburg, Bez. und
(}em. La Chaux de Fonds). 102iO m. Aussenquartier von La
Chaux de Fonds, auf einer kleinen, z. T. bewaldeten Hoch-
fläche 2 km nö. der Stadt; zwischen der Combe da
Valanvron im N., der (k>mbe du Bas Monsieur im O. und
der Strasse La Chaux de Fonds-Ferri^re im S. Halte-
stelle der Linie La Chaux deFonds-Saiffnel^gier. 22 Häuser,
171 reform. Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft. Uhren-
macherei. Bekannt geworden durch die (vemälde des
Malers Jeanmaire. Schöne Aussicht.
JOUX 8UR GENEVEZ (LES) (Kt. Bern, Amtebez.
Münster, Gem. Les Genevez). 1028 m. Grosser Meierhof
und z. T. bewaldeter Sennberg von 150 ha Fläche, 4 km
w. Les (renevez und 5 km n. Tramelan. 20 reform. Ew.
Kirchgemeinde La Joux. 40 Kühe, Aufzucht von Pferden
der Delsberger Rasse. Käserei.
JOUX VERTE (LA) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 1080-
1770 m. Grosser Wald, am SO.-Hang des Mont Arvel und
am Eingang ins Thal der Eau Froide. Eigentum des
Staates Waadt. Holzschlag. Das Holz wird jetzt vermittels
einer etwa 2 km langen Luftkabelbahn zum Bahnhof
Boche hinunter befördert. Früher schichtete man das in
Blöcke von 1 m Länee zersägte Holz in dem durch eine
Schleuse gestauten Vi^asser der Eau Froide auf, die dann
nach raschem Oefi'nen der Schleuse die ganze Ladung bis
Roche hinunter schwemmte, wo sie von einem den h Inas
3uer abschliessenden Fangwerk aufgehalten wurde. Diese
as Holz stark beschädigende Art des Thaltransportes ist
dann, nachdem sich der Bau einer Strasse als zu teuer
erwiesen hatte, durch das jetzige Kabel ersetzt worden.
JOUXTEN8-M6ZERY (Kt Waadt, Bez. Lausanne).
Gremeinde, nw. der Stadt Lausanne. Umfasst die zwei
kleinen Dörfer Jouxtens und M^zery, die am Fuss eines
kleinen Hanges schön gelegen sind. Darüber die Strasse
Lausanne-Yverdon und die Bahnlinie Lausanne-^hallens-
Bercher. Zusammen 38 Häuser, 236 reform. Ew. Kirch-
§emeinde Prilly. Landwirtschaft. Jouxtens (530 m) ist
•tation der Linie Lausanne-Bercher, liegt 4 km nw. Lau-
sanne und 1,6 km s. Romanel und zählt 21 Häuser und
142 Ew. Telephon. Mehrere schöne Landhäuser, darunter
die Villa Beau GMre. Einst Eigentum des Chorherren-
stiftes Lausanne und der Edeln von Jouxtens, deren Schloss
zusammen mit den beiden Dörfern zur Zeit der Bui^nder-
kriege zerstört ward. Diesem Geschlecht haben verschie-
dene Chorherren zu Lausanne angehört Sw. vom Dorf
hat man 1826 Ueberreste aus der Römerzeit (Hausfunda-
tionen, Marmorsäulen, Münzen etc.), aufgedeckt. M^err
(558 ra) liegt 600 m n. Jouxtens und zählt 17 Häuser und
94 Ew. Schönes Schlossgut. Alte Siedelun^. Hier war das
Stift zu Lausanne ebenfalls begütert ; seine Landereien
kamen nach der Reformation an die Edeln von Praroman.
Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts besassen die Edeln
von Gimel in t)eiden Dörfern Lehensgüter, die später zu-
sammen mit dem Besitz der Praroman an das Geschlecht
de Crousaz kamen und von diesem zu der bis Ende des
JOW
JUL
6G5
18. Jahrhunderts bestehenden Herrschaft M^zery umge-
staltet wurden (1700). 1223: Jotens; 1227: Jothens; im
14. Jahrhundert : Joctens und Jouctens.
JOWEID (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Räti). Fabrik-
viertel in RÜTi. S. diesen Art.
n JUBILLET (BOI8 DE) (Kt. Waadt, Bez. Nyon).
900-1000 m. Wald, auf einer der letzten Stufen am SO.-
Hang des Noirmont, im Juragebirge; 1,5 km n. Arzier
und von diesem Ort durch das Tobel der Combaz getrennt.
Nördl. der Waldung liefen die Hütten von La Dunanche
und La Chaumette. sowie der Waid von Essertchevalier,
südl. davon der Wald von Le Mollard.
JUCHv JUCHl.1. Ortsname; bezeichnet im Gebirge
im allgemeinen einen Passübergang und ist gleichbe-
deutend mit dem Ausdruck Joch. Dient auch zur Be-
zeichnung eines Flächenmasses und stimmt dann mit dem
Ausdruck Juchart u berein.
JUCH fKt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Alterswil).
743 m. Gruppe von 6 Hausem, 1 km so. Tafers und 6 km
ö. vom Bahnhof Freiburg. 43 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde Tafers. Acker-, Wiesen- und Kartoffelban.
Viehzucht.
JUCHER (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem. Radel-
fingen). 600 m. Gemeindeabteilung und Dorf, 5 km ssw.
der Station Aarberg der Linie Lausanne-Payerne-Lyss
und 2.3 km sw. Radelfingen. Zusammen mit Obermatt
and Ostermanigen : 51 Häuser, 303 reform. Ew. ; Dorf :
19 Häuser, 123 Ew. Landwirtschaft.
JUCHHOL^ (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. Tafers).
720 m. Gruppe von 4 Häusern, 600 m s. Tafers und 6,5 km
ö. vom Bahnhof Freiburg. 36 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Acker- und Wiesenbau, Viehzucht. Schöne Landguter.
Ausgedehnte Femsicht.
JUCHLIPA88 (Kt. Obwalden). 2170 m. Fenster-
artiger Einschnitt zwischen Hutstock (2679 m) und Nün-
alphom (2387 m), in der Kette zwischen dem Engelberger-
and Melchthal. Interessanter und gefahrloser, aber an-
strengender Uebergang von Melchthal nach Engelberg
(5 Vt Stunden).
JUCHLI8HAU8 (Kt. Bern, Amtsbez. Laupen, Gem.
Mühleber^). 600 m. Bauernhöfe, 3 km so. Mühleberg und
1,3 km no. der Station Rosshäusern der direkten Linie
Bern-Neuen bürg. Telephon. 13 Häuser, 83 reform. Ew.
Landwirtschaft.
JUCHLI8TOCK (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
2851 m. Letzter Gipfel im Felskamm zwischen dem Unter-
aargletscher und Bächithal. Nw. über dem Grimselhos-
£iz, von dem aus er in 2 Vs Stunden oft bestiegen wird.
Qstrengende, aber gefahrlose Bergtour. Prachtvolle Aus-
sicht auf die Gruppe des Finsteraarhorns.
JUCH8 oder JUX (Kt. Graubünden. Bez. Im Boden,
Kreis Räzuns, Gem. Ems). 1220-1550 m. Grosse Alpweide
mit 2 Hätten und 2 Stadeln, am W.-Hang der Spontis-
köpfe, 3-4 Stunden so. über Ems.
JUCHTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen, Gem. See-
berg). 700 m. Gemeindeabteilung und Dorf; 5,2 km so.
Seeberg und 3,5 km so. der Station Rietwil der Linie
Ölten- Bern. Zusammen mit Juchteneggen und Loch: 36
Haaser, 242 reform. Ew.; Dorf: 19 Häuser, 137 Ew.
Käserei. Der Name von Juch = Juchart, Jucharten her-
zuleiten.
1 JUCHTENEQGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen,
Gem. Seeberg). 683 m. Gruppe von 9 Häusern, 4 km so.
der Station Rietwil der Linie Olten-Bern und 5,7 km so.
Seeberg. 49 reform. Ew. Landwirtschaft.
JUCKERN (Kt. Zürich, Bez. PfäfQkon, Gem. Bauma).
612 m. Weiler, am rechten Ufer der Töss; 2,3 km nw.
Bauma und 1,2 km so. der Station Saland der Tössthal-
bahn(^Winterlhur-Wald). Telephon. 16 Häuser, ll2reform.
Ew. Viehzucht. Eine ßaumwollweberei. Der Name herzu-
leiten von Juck, mit welchem Ausdruck man eine Terrasse
an einem Berghang bezeichnet.
JUDEN (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem.
Wattwil). 870 m. 5 Häuser, am Hang des Schönenbergs
zerstreut gelegen, 3 km nö. Ricken und 2 km sw. der
Station Wattwil der Toggen burgerbahn. 33 reform. Ew.
Viehzucht.
JU08FAD (Kt. Uri). 2U)0 m. Gneiskamm und -giptel,
s. Ausläufer des Kleinen Spannortes; n. überdem Meien-
Ihaljjund^hinten ^über dem Thalkessel von Rotgand und
Weissgand ; zwi^hen dem Rossfirn im O. und Kühfad-
firn im W. Zum genannten Thalkessel steigen von 0. der
Rossfirn (S.-Hang des Kleinen Spannortes 3149 m) und
von W. der Wichelplankfirn (O.-Hang des Wichelplank-
stockes} ab, während n. über ihm der Kühfadfirn liegt.
Zwölf m Kaskaden über die Felswände herabstürzende
Gletscherbäche vereinigen sich hier mit den Schmelz-
wassem des Ross- und Wichelplankfirns zum Gorezmettlen-
bach, der bei den Hütten von Gorezmettlen von links in
die Meienreufts mündet.
«IOPPE (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem. Leuggem).
311 m. Gruppe von 5 Häusern« am linken Ufer des Rhein
gegenüber vValdshut, ö. der Fahrhäuser und 1,5 km nw.
er Station Felsenau der Linie Winterthur-Koblenz-Stein.
Telephon. 34 kathol. Ew. Landwirtschaft. Fischerei. Fähre
über den Rhein.
JUF (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein, Kreis und
Gem. Avers). 2133 m. Gruppe von 5 Häusern, im Averser-
thal, am W.-Hang des Stailerbergs und am Fuss des Pass-
überganges über die Forcellina; 5 km so. über Cresta
und 39 km ssö. der Station Thusis der Albulabahn. 24
reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Avers. Alp-
wirtschaft. Gasthof. Juf ist eine der höchstgelegenen
ständig bewohnten Siedelungen Europas. Entwickelt sich
wie Cresta zu einer gut besuchten Sommerfrische. Der
Name, romanisch Giuf, entspricht dem deutschen Joch
(latein. jugum) •=■ Passübergang.
JUFER ALP (Kt. Graubünden. Bez. Hinterrhein, Kreis
und Gem. Avers). 2150-2650 m. Sanft geböschte Alp weide,
im obersten SO.-Abschnitt des Averserthaies; von den
schönen Gipfeln des Piz Piott (3040 m) und Piz Val Turba
^023 m) überragt. An dem im Sommer stark begangenen
Fassweg über die Forcellina (2673 m), der zum Septimer
und weiterhin über die Fuorcla di Lunghino nach Maloja
(Ober Engadin) führt.
JUFERRHEIN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
2520-1980 m. Quellarm des Averserrhein ; entspringt am
N.-Hang des Piz Piott, durchfliesst die Juferalp und den
Weiler Juf und vereinigt sich mit den Bächen des Val
Bregalga und Madriserthales zum Averserrhein.
JUFF oder PIZ TIARM8 (Kt. Grauhnnden und Uri).
2915 m. Gipfel, s. vom Bristenstock (3074 m); in dem
welter nach N. noch den Federstock oder Piz Sumval
(2983 m) tragenden Protoginkamm zwischen dem bünd-
nerischen Val de Val und dem urnerischen Fellithal. Vom
Oberaippass aus in 2 Vt Stunden zu erreichen. Nicht zu
verwechseln mit dem Piz Giuf (oder Schattig Wichel
2098 m), der weiter gegen 0. und nördl. über dem Val
Giuf sich erhebt.
JUGGEN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem. Andwil).
753 m. Gruppe von 4 Häusern ; 1,6 km nö. Andwil und
2,5 km ö. der Station Arnej^g der Linie Gossau-Sulgen. 16
kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei.
JUGY (Kt. Bern, Amtebez. Nidau, Gem. Twann). Weiler.
S. den Art. Gäicht.
JULIA oder OBERHALB8TEINER RHEIN (Kt.
Graubünden, Bez. Albula). Linksseitiger Zufluss zur
Albula, in die er bei Tiefenkastei mündet. Bildet sich aus
der Vereinigung des Julierbaches und Septimerbaches,
die vom Julier pass bezw. Septimerpass herabkommen und
1 km oberhalb Stalla (1798 m) zusammenmünden. Der
Julierbach entspringt etwas oberhalb der Vedtita an der
Julierstrasse, erhält 1 km weiter unten in 2159 m von
rechts den 6 km langen Bach des Val d'Agnelli, später
neben einer Reihe von anderen Nebenadern auch noch
den Abfluss des Lago di Gravasalvas und hat bis zu seiner
Vereinigung^ mit dem Septimerbach eine Lauflänge von
5,5 km. Dieser bildet sich 1 km n. unter der Septimer-
passhöhe in 2130 m aus den von der Forcellina und der
Fuorcla di Lunghino herabkommenden Bächen und durch-
fliesst die beiden Thalstufen Pian Canf^r und La Cavreccia,
deren letztere zahlreiche Hütten träjp^t. Nach der Ver-
einigung ihrer beiden Quellarme entwassert die Julia von
Stalla bis Tiefenkastei das Stufenthal des OeeRHALBSTEiN
(s. diesen Art.), dessen bedeutendere einzelne Thalböden
— zum Teil einstige Seebecken — von S. nach N. die von
Stalla, Marmels, Mühlen, Rofl'na und Savognin sind. Der
letztgenannte istzu^^leich der grösste und bildet eine breite
Mulde mit zahlreichen Siedelungen, während auf den
übrigen nur je ein einziges Dorf steht. Die Julia hat sich
066
JUL
JUL
in diese Thalböden nicht tief eingeschnitten und durch-
tliesst sie in beinahe gerader Linie, so dass hier keine
Binzagsgebiet der Julia.
grossen Korrektionsarbeiten nötig gewesen sind. Die Ufer
werden von der Erosion nur wenig angegriffen, wie auch
grosse Kiesbänke fehlen. Die Strömung ist überall stark
genug, um die Geschiebe thalauswärts zu transportieren,
aber nicht so stark, um das Flussbett zu verbreitern oder
zu vertiefen. So halten sich Erosion und Akkumulation
nahezu das Gleichgewicht. Anders ver-
hält sich die Julia in den die einzelnen
Thalböden miteinander verbindenden
engen und steilen Klüsen. Hier schäumt
sie in Schnellen und kleinen Wasser-
fällen durch, vertieft rasch ihr Bett
und verursacht häufige Erdrutschungen
längs ihrer Ufer. Dies ist besonders in
der untersten Schlucht von Salux bis
Tiefenkastei der Fall, wo der aus Bünd-
nerschiefern und von Gipsadefn durch-
zogener Rauchwacke bestehende Boden
der Erosion und Verwitterung nur wenig
Widerstand entgegensetzt. Diese von
hohen Felswänden begleitete Schlucht
ist sehr malerisch und sehenswert. Die
Strasse geht hoch über dem rechten Ufer
des Flusses bald durch Wald bald längs
der Felsen hin. Unterhalb der Brücke
von Tiefenkastei mündet die Julia in
839 m von links in die Albula. Wäh-
rend der letzten 4,5 km ihrer Lauflänge
fallt sie um 260 m Höhe oder um 6^.
In der Schlucht unterhalb Boffna ist
das Gefäll mit 12% noch einmal so
:ross, während es für den gesamten
lusslauf im Mittel 4 % beträgt. Der
Fluss treibt blos einige Mühlen, wäh-
rend im Uebrigen seine Wasserkraft noch völlig un-
benutzt ist. Als in der geoloffischen Vergangenheit die
Schynschlucht noch nicht vorhanden war, floss die Ju-
lia hoch über dem jetzigen Thalboden von Tiefen-
kastei in der Richtung Parpan-Ghur-Luziensteig nach
N., parallel einem damaligen Westrhein, der vom Avers
herkam und über das Schams. Domleschg, den Kun-
kelspass und das Taminathat dem Walen- und Zürich-
see zustrebte. Dann bildete ein mit starker Erosionskraft
arbeitender rechtsseitiger Zufluss dieses Westrhein die
Schynschlucht und lenkte damit den Oberlauf des Ost-
rhein (Julia) zu Jenem ab. Seither ist das Thal der Lenzer-
heide und von Parpan ein totes Thal geblieben. Näheres
darüber vergl. beim Art. (vRaubünden (Abschnitt Gewässer
und Thäler).
Die Julia hat nur wenig Nebenflüsse. Von rechts erhält
sie nur den dem Errgletscher entspringenden und bei
Tinzen mündenden Wildbach des Val d'Err, sowie einige
kleine Wasserläufe aus dem w. Abschnitt der Gruppe des
Piz d'Err, von denen einer bei Marmels und zwei andere
unterhalb Sur münden, nachdem sie die Hochterrasse
von Flix durchflössen haben. Etwas zahlreicher sind die
Nebenadern auf der linken Thalseite : nahe Stalla münden
der Bach der Valletta, bei Mühlen der aus den beiden
Quellarmen des Val Bercla und Val Gronda sich bildende
Wildbach des Val da Faller, nahe Savognin die die Wasser
des Val Curtins und Val Schmorras sammelnde Ava da
Nandro und endlich unterhalb Reams der Bach des Val
Adont. Das Einzugsgebiet der Julia umfasst 325 km', von
denen 2% tiefer als 1200 m. 61 % zwischen 1200 und 2400
m und 37% über 2400m Höhe liegen. 30% dieser Fläche
bestehen aus Fels- und Schuttboden, 13 % sind mit Wald
bestanden, und 1,7% entfallen auf Eis und Firn. Gletscher
finden sich nur am Piz d'Err und Piz Platta. Das Einzugs-
gebiet zählt 45 Seen, die aber so klein sind, dass alle zu-
sammen nur 0,1 % der ganzen Fläche umfassen. Nennens-
wert sind davon blos die auf der Terrasse von Scaiotta
w. über Marmels liegenden Lajets und der Lago di
Gravasalvas s. der Veduta am Julierpass.
JULIER (PIZ)(Kt. Graubänden, Bez. Maloja). 3385 m.
Einer der schönsten und höchsten Gipfel linlu über dem
Engadin, der in einem Schwung über Silvaplana und der
Juherstrasse aufsteigt. Hängt über den Piz Suvretta mit
der Gruppe des Piz d*Err zusammen. Vom Ober Engadin
aus gesehen, erscheint der Piz Julier als der Mittelpunkt
und das Haupt der langen Kette, die vom Piz Lunghino
beim Maloja ois zur Crasta Mora bei Bevers zieht und
wohl auch als Juliergruppe bezeichnet wird. Er bildet eine
schöne Felspyramiae aus grünem Amphibolitgranit und
sendet je einen N.-, 0.- und SW.-Grat aus. Der O.-Gral
biegt 1 km vom Piz Julier nach S; ab und trägt hier als
SO.-Schulter des Hauptgipfels den Piz d' Albana. Zwischen
Fl
Die Veduta an der Julierstraue.
diesem und dem SW.-Grat liegt die Mulde von Munte-
ratsch, durch die die am meisten begangene Anstieffsroate
auf den Gipfel führt und deren Name firüher oft auch
JIL
JUL
667
diesem selbst beigelegt wurde. Zum Val Munteratsch, Val
Julier und Val Suvretta fallen der SW.- und N.-Grat mit
so steilen Wänden ab, dass Eis und Schnee an ihnen
nicht zu haften vermögen. Der Piz Julier trägt deshalb
auch keinen grossen Gletscher. Ausser einigen in Nischen
und Runsen sich haltenden Fimflecken finden sich nur
am N.-Han^ des O.-Grates und auf beiden Seiten des N.-
Grates je ein kleiner Hängegletscher. Die Besteigung des
Gipfels galt einst als sehr schwierig, während sie heute
häufig und von verschiedenen Seiten her unternommen
wird. Zum erstenmal ward sie 1859 von Landammann
Saratz und J. Ruedi aus Pontresina als böse Kletterpartie
über den O.-Grat ausgeführt. Seither zieht man die von
der Julierstrasse ausgehende und durch das Val Munte-
ratsch führende Route vor, die mit Wegmarken bezeichnet
und teilweise durch einen Fussweg zugänglicher gemacht
ist. Der Kurverein St. Moritz hat kürzlich einen guten,
mit Geländern und Drahtseiten versicherten Weg auf den
Gipfel anlegen lassen, der von der Alpe Suvretta ausgeht
und dem O.-Grat folgt. Es ist dies zugleich die landschaft-
lich schönste Anstiegsroute. Andere gehen von der Julier-
alp über den SW.-Grat, vom Val Julier über die W.-
sind sichtbar im N. der Piz d'Agnelli, die Com Alv und
der Piz Suvretta, im S. der Piz Materdell, Piz La|[rev und
Crutscharöls. Alle diese Gipfel bieten durch die grosse
Mannigfaltigkeit ihrer Formen schöne landschaftliche
Bilder. Von Gletschern ist nur wenig zu sehen. Die
schönste Aussicht geniesst man am Abstieg gegen Silva-
plana, wo dem Wanderer zu Füssen der Silvaplaner- und
Campfdrersee mit einem Teil des Ober Engadin liegen
und gegenüber ein Teil der Berninagruppe in den Gesichts-
kreis tritt. Keine andere der ins Engadin führenden
Alpenstrassen kann sich einer so schönen Aussicht rühmen
wie der Julier, obwohl z. B. der Albulapass mehr Ab-
wechslung in seinen Tiefblicken bietet und der Bemina-
pass eine grossartigere Umrahmunf^ von Gletschern und
stolzen Hochgipfeln aufweist. Der Julier ist zusammen mit
dem Splügen und Grossen St. Bernhard einer der weni-
gen Alpenüberffänge. die unbestreitbar schon von einer
Kömerstrasse überscnritten worden sind. An vielen Stellen
sind hier noch Reste dieser alten Strasse sichtbar, deren
Trac^ aber von dem der jetzigen Poststrasse abwich. Von
Tiefenkastei bis oberhalb Tinzen folgte sie dieser ziemlich
genau, hielt sich dann aber von Windeck bis Roffna weit
Julierpas» und -^Strasse.
Flanke und vom Val Munteratsch über die Julierscharte
(in dem kurzen Kamm, der nahe dem Gipfel vom O.-Grat
ffegen S. abbiegt). Der Piz Julier ist einer der von den
Kurgästen des Ober Engadin am häufigsten besuchten
Gipfel : seine Besteigung ist von allen Seiten her ausser-
ordentlich lohnend, bietet wohl einige schwierige Stellen,
ist aber nirgends eigentlich gefährlich zu nennen. Die
Aussicht ist eine der grossartigsten im Ober Engadin und
amfasst die Alpenkette vom Gross Glockner bis zum Gran
Paradiso. Ihr Glanzpunkt ist die gegenüberliegende
Berninagruppe, der sich die ganzen Bundner Alpen, die
Gruppen des Finsteraarhorns, Monte Rosa und Ortler, die
Oetzthaler Alpen und die Hohen Tauem zugesellen. Pano-
rama von Ludwig Schröter in Zürich.
JU1.IERALP (Kt. Graubünden, Bez. Maloia). 2170 m.
Alpweide mit Hütte, am S.-Fuss des Piz Julier, n. über
dem Abstieg der Julierstrasse ins Engadin und an der
Ausmündung des Val Julier auf den Pass.
JU1.IERPA88 (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2287 m.
Passu bergan^ mit Poststrasse, verbindet Stalla im Ober-
halbstein mit Silvanlana im Ober Engadin. Die gut ge-
baute Strasse ist lo km lang und 5 m breit, steigt von
Stalla nach 0. an und überschreitet die Passhöhe zwischen
den Stöcken des Piz Julier im N. und Piz Lagrev im S.
Unmittelbar über der Strasse stehen im N. der Piz Bra-
scheDg, Piz Bardella, Piz Valletta, Piz Julier und Piz
d' Albana, im S. die Roocabella, der Piz d'Emmat, Piz
dellas Colonnas und Piz Polaschin. Tiefer nach hinten
höher oben und stieff bis zur Terrasse von Fliz auf, um
erst bei Marmels oaer vielleicht auch erst gegen Stalla
wieder den Thalboden zu erreichen. Ueber den Pass
selbst konnte sie natürlich nicht stark von der heutigen
Strasse abweichen, stieg aber nicht auf Silvaplana zu ab,
sondern wendete sich zunächst nach rechts, folgte dem
Berghang über den Ober Engadiner Seen und erreichte
den ThalDoden erst bei Sils, wo sie über den Maloja und
das Bergell weiter ging. Sie vermied somit die schattigen
oder sumpfigen Stellen des Thaies sowie dessen enge
Schluchten und zog sich über die sonnigen Terrassen hin.
Damals waren die Thalböden eben weniger dicht besiedelt
und wahrscheinlich auch stärker bewaldet oder sumpfiger
als heute.
Man hat viel über die etymologische Bedeutung des
Wortes Julier und über den Ursprung der auf der Pass-
höhe links und rechts der Strasse stehenden beiden Säulen
festritten. Campbell und Andere wollten den Namen von
ulius Caesar herleiten und die Säulen als Ueberreste
eines Triumphbogens deuten. Dem widersprechen aber die
Tatsachen, aass Rätien erst ein Viertelianrhundert nach
Caesars Tod in die Gewalt der Römer kam und dass die
Säulen nur roh bearbeitet sind und keinerlei Inschriften
tragen. Andere Forscher bringen den Namen mit dem
keltischen Sonnengott Jul in Verbindung und sehen in
den Säulen Reste von Altären. Eine dritte Meinung
^eht dahin, dass im Ausdruck Julier das keltische Wort
jol, jul zu suchen sei, das sowohl Grenze als Pass be-
668
JUL
JUM
deutet, und dass die Säulen als ein abgebrochener
römischer Meilenstein oder eine Weguiarke aufzufassen
Julierpasshohe mit den Säalen.
seien, deren bedeutf'nde Grösse sich durch den starken
Schneefall auf der Passhöhe erkläre. Denn unzweifelhaft
stand hier oben einst nur eine Säule, wie dies die ältesten
Urkunden, die davon sprechen, beweisen (1396 und 1407).
Später erst ist die Rede von zwei oder auch drei Säulen-
fragmenten. Die beiden jetzt noch erhaltenen Stücke sind
jedes etwas über 2 m hoch und haben je ein Gewicht von
etwas mehr als 20 Zentnern, sie sind etwas ungleich dick
und haben in der Stirnfläche je ein Loch, das zur Auf-
nahme einen Zapfens bestimmt war. Aus dem Umstand
ferner, a dass die kleinere Stirnfläche der dickern Säule
mit der grösseren Stirnfläche der grösseren Säule genau
übereinstimmt, ist zu schliessen, dass beide Säulen ur-
sprünglich nur ein Stück bildeten und einen abgestumpften
Kegel von 0,48 m oben und 0,53 m Durchmesser unten in
einer Länge von 4,20 m darstellten ». (Bavier). Das Gestein
Pix Julier, von der Veduta aus gesehen.
der Säule ist ein schwarzer, serpentinähnlicher Ofen- oder
Lavezstein. Im Jahr 1854 hat man bei diesen Säulen eine
(Trosse Anzahl von aMünzen aus der römischen Kaiserzeit
aufgefunden, die von Augustus (31 v. Chr.-14n. Chr.) bis
zu Konstantin IL (337-361) reichen und zeigen, dass die
Strasse während der ersten Jahrhunderte
n. Chr. als Verkehrsweg gedient hat. Da-
mais stand auf der Passhöhe ein Hospiz,
das mit zunehmender Verödung der
Strasse allmählig zerfiel. Während des
ganzen Mittelalters war der Julier dann
wieder ein wichtiger Heer- und Handels-
weg. Die deutschen Kaiser massen den
Bündner Alpenstrassen grossen Wert bei
und erklärten neben andern auch die
des Julier und Seplimer zu Beichsstras-
sen, die der besondern Obhut des
Bischofes von Chur anvertraut wurden.
Dieser erhielt dafür das Recht, von den
Kaufleuten einen Wegzoll zu erheben.
881 überschritten Karl der Dicke und 1160
Friedrich Barbarossa den Julier, 1128
Kaiser Konrad III. undl2i2 Kaiser Fried-
rich Il.^den Septimer. Vom 13.-15. Jahr-
hundert folgte der Handel Venedigs mit
Deutschland und Frankreich mit Vor-
liebe dem Weg durch den Vintschgao
und das Engadin über den Julier. Die da-
maligen Strassen waren schmäler, holpe-
riger und steiler als die heutigen und
wurden meist schlecht unterhalten, so
dass sie nur dem Saumverkehr auf Pfer-
den oder Maultieren dienen konnten.
Nach dem Bau der Strassen über den St. Bemhardin
und Splügen machte sich auch das Bedürftiis nach
einer lahrbaren Julierstrasse geltend, die dann in ver-
schiedenen Bauperioden als Strasse Chur-Parpan -Ju-
lier - Maloja - Casaccia - Castasegna ( - Chiavenna ) 1820-
1840 zum grössten Teil unter Leitung des damaligen
Kantonsingenieurs Richard La Nicca erstellt wurde. Det
Bau der einzelnen Strecken verteilte sich wie folgt : 1820-
1826Stalla-Julier-SilvapIana, 1827-1828 Silvaplana-Maloja-
Casaccia, 1834-1840 Chur-Parpan-Tiefenkastel-Stalla und
Casaccia-Castasegna. Der Bau dieser von Chur bis Casta-
segna 104,5 km langen Strasse erforderte die Summe von
1 239700 Franken. Sie war bis zum heutigen Tag für den
Waarenverkehr nach dem Engadin und Ber^l sowie
umgeketirt von grosser Bedeutung, so dass sie wie die
übrigen Bündner Alpenstrassen (ezkl. Lukmanier und
Oberalp) das ganze Jahr offen gehalten
wurde. Im Sommer verkehrten auf ihr
täglich auf der Strecke Chur-Samaden
(82,6 km) und zurück je 2 Postkurse
und im Winter je einer; seit der Eröff-
nung der Albulabahn fährt die Post
blos noch von Tiefen kastei bis Silva-
plana. Der einst ausserordentlich rege
Verkehr über den Julier, der eine
Menge von Kutschen und andern Wa-
gen aller Art in Bewegung setzte, wird
mit dem Betrieb der Albulabahn ohne
Zweifel beträchtlich zurückgehen. Die
Post beförderte 1901 über, den Julier
34895 Reisende und nahm an Passagier-
und Gepäcktaxen 215850 Franken ein
(1900 : 30864 Personen, 192 628 Fran-
ken). Vergl. auch Bavier, S. Die Stras-
sen der Schweiz, Zürich 1878.
JUMEAUX (COL DES) (Kt. Wal-
lis, Bez. Visp). So nannte man zuerst
das jetzige Felikjoch und dann den
zwischen die Gipfel Castor und Pollui
eingeschnittenen Werrapass. S. den
Art. ZWILLINOSJOCH.
JUMEAUX (LE8)(Kt. Wallis, Bez.
Visp). So nennt man die beiden c Zwil-
linge » Castor und Pollux. S. diese
Art.
JUMEI.LE8 <LE8) ](Kt. Waadt,
Bez. Aigle). So nennt man an einigen
Orten am Genfersee die beiden Spitzen der Tour o*Ai
und Tour de Mayen. S. diese Art.
JUMELI.E8 (POINTE8 DE8) auch LES JU-
JUN
JÜN
669
MEAUX oder ZWILLINGE geheissen (Kt. Wallis,
Bez. MoDthey). Gipfel. S. den Art. Sereux (Grande und
Petite).
JUNGEN (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. St. Nikiaus).
1948 m. Alpweide, mit etwa 10 Halten und einer Kapelle,
links über dem .lungbach, am Fussweg St. Niklaus-Au^t-
bordpass-Meiden (im Turtmanthal) und 2 km n. St. Nik-
laus. Sehr schöne Aussicht auf das mittlere Nikolaithal
und die Mischabelgrnppe.
JUNQENGLET8CHER(Kt. Wallis, Bez. Visp). 3150-
2800m. Gletscher, hinten über dem Jungthal; 1,6 km lang
und im Maximum 1,2 km breit. Wird von einem ganzen
Kranz von Uuchgipfeln umrahmt: Jungthal Rothom
(3262 m), AeussecStellihom (3i04m), Wasenhom (3340m)
und Festihorn (3249 m).
JUNGFRAU (Kt. Bern und Wallis). 4166 m. Weltbe-
kannter Gipfel des Berner Oberlandes ; imFinsteraarhorn-
massiv, sw. vom Mönch und rechts über dem Lauter-
brunnenthal ; 18 km ssö. Interlaken, das der Jungfrau in
lifluh (2718 m). Der NO.-Kamm sendet noch einen
Auslaufer mit dem Schneehorn (3415 m) nach NW.
Von diesen Kämmen und den dazwischen liegenden
Mulden steigen eine Reihe von Eisfeldern ab : nach W.
der Hochfirn und der Rotthalgletscher, nach NW. der
Giessen-, Kuhlauenen- und Guggigletscher und nach SO.
der Jungfraufirn. Zum erstenmal erreichten den Gipfel
der Jungfrau die Brnder Rudolf und Hieronymus Meyer
aus Aarau 1811 auf dem Weg über Jungfrautirn, Kranz-
bergund Rotthalsattel. Da diese erste Besteigung vielfachen
Zweifeln begegnete, wiederholte am 3. September 1812
Grottlieb Meyer, der Sohn eines der ersten BesteiRer, mit
den Führern Joseph Bortis und Alois Volker die Tour.
Zum dritten Mal bezwangen den Gipfel 16 Jahre später 7
Bürger von Lauterbrunnen und Grindel wald unter Führung
von Peter Baumann. Die Ehre der vierten Besteigung
(August 1841) kommt den Professoren Agassiz und Desor
aus Neuenburg mit dem Naturforscher Forbes aus Edin-
burg zu. Seither ist der (>ipfel unzählige Male mit und
WV^Sa^Jt C^
Jongfraagruppe.
VAtttftfV'ag.
erster Linie seinen Aufschwung verdankt. Der Name
Jungfrau für den Gipfel findet sich zum erstenmal bei
Thomas Schöpf in seiner 1577 geschriebenen Chorographia
Ditionis Bernensis, Der Verfasser erklärt den Namen aus
der jungfräulichen Reinheit des den Gipfel umpanzernden
Firn- und Eismantels. (Vergl. dazu Jahrbuch des S. A, C.
Bd. 28). Seither ist die Jungfrau oft erwähnt und her
Bch rieben worden. Sie bildet den höchsten Punkt einer
l^t umschriebenen kleinen Berggruppe, die begrenzt wird
im S. vom Lauithor, im 0. vom Jungfraufim, im NO. vom
Jungfraujoch, im N. vom Kamm nö. über dem Guggi-
gletscher und dem Trümletenbach, im NW. und W. vom
Lauterbrunnenthal und im SW. vom Rotthal. Vom zen-
tralen Gipfel gehen drei Hauptkämme aus: 1. ein S.-
Kamm mit dem Butthaisattel (38o7mK Rotthalhorn(3d46m)
und dt*m Punkt 3784 m; 2. ein NÖ.-Kamm, der bisl9(hi
aller Anstrengungen der erfahrensten Alpinisten ge-
spottet hat und die Wengem Jungfrau (4060 m; auf der
Siegfriedkarte unbenannl) sowie den 1828 so getauften-
Sattelkopf (3560 m; auf der Siegfriedkarte unbenannt),
eine kleine Eispyramide über dem Jungfraujoch, träkt;
3. einen NW.-kamm mit deV Silberlücke (etwa 3600
m), dem Silberhom (3705 m), Kleinen Silberhorn
(etwa 3550 m) und dem Schwarz Mönch oder der Stel-
ohne Fuhrer erreicht worden. Anstiegsrouten ffehen aus
von der Konkordiahütte (oder dem dortigen Gasthaus) und
der Berglihütte (je 6 Stunden), der Hotthalhütte (5-6 Stun-
den) und der Guggihütte. Die drei erstgenannten werden
heute von den Touristen bevorzugt, während die vierte
ihrer grossen Gefahren wegen nur selten ge\%ählt wird.
Den Anstieg von der Botthalhutte aus unternahmen zum
erstenmal 1860 John Tyndall über das Lauithor, dann 1864
Leslie Stephen und Andere durch das Rotlhalcouloir und
1881 Dr. Dubi über den Hochfirn : von der Guggihütte aus
bezwangen den Gipfel als erste 1865 U. B. George und.Sir
George Young mit den Führern Christian Almer, Hans.
Bauroann und Ulrich Almer. [K Db l.a Harpk] ^
Die Junaf raubahn. Der Gedanke, den Gipfel der Jung-
frau durcn eine Bahnanlage allgemein zugänglich zu
machen, ist erst wenige Jahre alt. Die drei ersten Kon-
zessionsgesuche, nämlich die der Ingenieure M. Köchlin
und A. Trautweiler 1889 und fcld. Locher 1890, erhielten
zwar die Genehmigung der Bundesversammlung, gelangten
aber nie über das Stadium von blossen Projekten hinaus.
Dann folgte 1894 ein neues Projekt des Zürcher Grossin--
du»triellen Ad. Guyer-Zeller, das ebenfalls die Konzession
erhielt. 1895 bestellte Guyer-Zeller eine « wissenschaft-
liche Jungfraubahnkommission » (bestehend aus je einend
670
JÜN
JÜN
Geologen, Physiker, Meteorologen, Hygieniker. Juristen,
sowie aus mehreren Ingeniearen, hervorragenaen Alpini-
Jangfrau, von der Welierlücke aus.
sten etc.), die 1896 ein Preisausschreiben für die besten
Lösungen einer Reihe von beim Bau der Bahn in Betracht
kommenden Fragen erliess. Die wichtigste der einge-
gangenen Arbeiten war die des Ingenieurs E. Strub, dessen
neues Zahnstangensystem bei der Jungfrau bahn seine
erste Anwendung gefunden hat. Das auf Grund einge-
hender Studien für die Bahn festgelegte Trac^ ist fol-
gendes : Die Bahn geht von der Station Kleine Scheidegg
(2064 m) der Wengernalpbahn zunächst bis zum Eiger-
gletscher. Diese Strecke führt mit Ausnahme eines kleinen
Tunnels von 87 m Lange dem Hang des begrasten Fall-
bodenhubels (2175 m) entlang in offener Linie zur Station
Eigergletscher (2321 m; 2 km vom Ausgangspunkt), nahe
dem Ende des Gletschers dieses Namens, in dem man
eine künstliche Eishöhle ausgebrochen hat. Dann tritt
das Tracö in den grossen Tunnel ein,
um ihn von nun an nicht mehr zu ver-
lassen. Dieser Tunnel erhält eine Länge
von 10,5 km und, bei einer Breite von
3,7 und einer Höhe von 4,35 m, einen
Querschnitt von rund 16 m*. Die erste
Tunnelstation ist die Station Rotstock-
wand (2530 m ; 2.8 km von der Kleinen
Scheidegg), von der aus ein mit einem
Drahtseil versicherter Felsenweg auf
den benachbarten (40 Minuten) Rot-
stock (2668 m) mit seiner schönen Aus-
sicht auf das Grindelwaldthal erstellt
wird. Es folgt in 4,4 km vom Ausgangs-
punkt die Station Eigerwand (Grindel-
waldblick ; 2867 m), die wie alle übrigen
nach ihr eine Felsenstation ist. Ein
grosser Raum ist hier im Berge selbst
ausgehauen; seine Decke wird durch
stehengelassene Felsensäulen gestützt,
Wände, Decke und Boden sind mit Holz,
verkleidet, und der ganze Raum ist
elektrisch beleuchtet und geheizt. Ne-
ben ihm sind Schlafzimmer für Passan-
ten, Wohnräume für den Stationsvor-
stand und den Restaurateur etc. vor-
gesehen. Der Hauptraum hat nach Aus-
sen hin grosse fensterartige Oeffnungen
(ähnlich denen an der Axenstrasse)
mit zurückzieh baren Baikonen. Bis
hierher wird seit Sommer 1908 die Bahn bereits be-
trieben. Dann geht der Tunnel dem Projekt zufolge mit
einer Kurve von 550 m Radius weiter, erreicht die SO.-
Seite des Eiger und zieht sich von da unter dem Eiger-
joch durch in direkter SW.-Richtung bis zur Jungfrau.
Auf dieser Strecke sind folgende Sta-
tionen geplant: Eismeer (oder Kallifim
3160 m; 5,8 km), Jungfraujoch (3420
m ; 9,2 km ; Doppelstation mit 2 Seiten-
stollen nach N. und S.) und Jungfrau
(4093m; 12,2 km; Felsenstation). Von
hier aus erreicht man den Gipfel ver-
mittels eines elektrischen AufiEuges von
73 m Höhe. Die Steigungen zwischen
den einzelnen Stationen sind folgende :
Kleine Scheidegg-Eigergletscher 24,1 %,
Eigergletscher-Rotstock 25%, Rotstock-
Eigerwand 25 %, Eigerwand - Eismeer
25 %, Eismeer- Jun^fraujoch 6,7 %,
Jungtraujoch - Endstation & %.
Alle Zwiachenstationen werden dem
Reisenden eine prachtvolle, von Punkt
zu Punkt wechselnde Aussicht bieten.
Wohl am meisten Anziehungskraft wird
die Station Jungfraujoch mit ihrem dop-
pelten Ausblick auf die Berner nnd me
Walliser Seite haben. cNach N. sehen
wir das Mittelgebirge mit seinen grünen
Matten, dunkeln Wäldern, lieblichen
Thälem und Seen, unmittelbar unter
sich die Kleine Scheidegg mit den Häu-
sern, die einem so klein vorkommen
wie Nürnberger Spielzeug .... Nach
S. hin bietet sich dem Auge ein eanz
anderes Bild : eine Welt ohne Leben,
die Region des ewigen Schnees und Eises. Der erste
Schritt zur Station hinaus führt uns direkt auf den
Jungfraußrn. Mit Bequemlichkeit und ganz ohne Ge-
fahr erreichen wir von hier aus das Ewig Schneefeld, das
wie der JungfrauHrn als Rennplatz für Skiläufer, Renn-
wolffahrer, überhaupt für jeden Schlittensport (geradezu
wie geschaffen erscheint. Leicht erreicht man über den
Konkordiaplatz den Grossen Aletschgletscher .... Es
wird sich voraussichtlich von Station Jungfraujoch ein
nicht unbedeutender Verkehr nach dem Rhonethal ent-
wickeln ...»
Die Gesamtlänge der Bahn beträgt 12,2 km, die gesamte
zu überwindende Höhendifferenz 2102 m. Als elektrisches
Betriebssystem ist dreiphasiger Wechselstrom gewählt,
der von den beiden Elektrizitätswerken zu Lauterorunnen
Jangfrau, von der Kleinen Scheidegg ans.
I und Burglauenen geliefert wird. Jenes beutet die Wasser-
kraft der Weissen Lütschine, dieses die der Schwarzen
' Lütschine aus. Das Gefälle beträgt dort 38, hier 150 m,
JUN
JÜN
671
die verwertete Wassermenge an beiden Orfen 6 m^ pro
Sektinde. Im Ganzen stehen der Bahn über 11000 PS zur
Oipfel der Jungfrau.
Verfü^ng. Nach Vollendung der Bahn wird auf der Jung-
frau oder dem Mönch ein meteorologisches Observatorium
errichtet werden.
Guyer-Zeller hat für die Ausführung seines Projektes
10 Millionen Franken budgetiert und die Gesamteinnahme
pro Jahr zu 722 000 Fr., den Einnahmenüberschuss zu
M200O Fr. berechnet. Man rechnet auf 2000 Passagiere
bis zum Eismeer, 5000 bis zum Jungfraujoch und 10000
bis zum Gipfel. (Vergl. Wrubel, Friedr. Die Jungfrau^
bahn in der Deutschen Rundschau, Jahrg. 23. iwä7. —
Wrubel, Friedr. Ein Winter in der Gletscherwelt ; Skiz-
zen vom Bau der Jungfraubahn, Zürich 1899). [H. Br.]
Geologie. Die Gebirpsgruppe der Jungfrau steht an der
n. Grenze des krystalTinen Aarmassives und am Kontakt
mit dessen sedimentärer Randzone, die als wiederholt
übereinander gelegte liegende Falten die Bergketten zu
beiden Seiten der Thäler der Weissen und Schwarzen
Lütschine bildet. Zwischen den krystallinen Gesteinsarten
des Aarmassives und den ihm vorgelagerten Kalkketten
bestehen enae tektonische Verbindungen, indem beide
oft in einander übergreifen. Die Sedimente (Jura, Trias,
Perm) dringen in Form von oft sehr spitzen Keilen in die
stets nach S. fallenden krysUllinen Gesteine (Gneis,
-'-aff^
(Geologisches Querprofil durch die Jungfrau.
Ec ? Eooän (wahrsoheinlich); Js. Malm (Hochgebirgskalk); D-T.
Z^wisohenbildungen : Doggrar, Trias, Perm; On. Oneis, Granit-
gneis eto., kry stalline Schiefer.
Granitgneis, Protogin und Glimmerschiefer in verschie- .
dener Ausbildung) ein. An der Jungfrau kennt man zwei
solcher Kalkkeile, während am Gstellihorn Gneis und I
Kalk fünfmal miteinander abwechseln. Der Gipfel der
Jungfrau selbst besteht |aus Gneis, der die Kalkmassen
auf eine Breite von mehr als 3 km
— ■ überlagert. Diese bestehen der Haupt-
sache nach aus Malm, schliessen aber
in den Muldenkernen auch noch Eo-
cän mit ein. Längs der Kontaktzone
zwischen den Jurakalken und dem
Gneis verläuft ein schmales Band
von Dogger, Rötidolomit (Trias) und
Perm (in Form von schiefrigem Ser-
nifit, Quarzit und roten und grünen
Schiefem). Vergl. Baltzer, A. Der me-
chanische Kontakt zwischen Gneis und
Kalk in den Bemer Alpen (Bei-
träge zur geolog. Karte der Schweiz.
W), Bern 1880. [Dr. H Schardt.1
JUNQFRAU (WENGERN) (Kt.
Bern und Wallis). 4060 m. Gipfel, im
NO.-Kamm der Jungfrau : verdeckt von
der Wengernalp aus gesehen den höch-
sten Punkt und scheint so der eigent-
liche Jungfraugipfel zu sein. Zum ersten-
mal am &. August 1865 von den ersten
Besteigern der Jungfrau auf der Route
von der Guggihütte aus, den Engländern
H. B. George und Sir (^eorffe Younff mit
den Führern Christian Almer, Hans
Baumann und Ulrich Almer, erreicht.
Wird nur sehr selten bestiegen. Auf der
Siegfriedkarte unbenannt.
JUNQFRAUFIRN (Kt. Wallis, Bez.
Oestlich Raron). 3800-2800 m. Eines der drei mächtigen
Firnfelder des Grossen Aletschffletschers ; 5 km lang und
im Maximum 4 km breit. Wira umrahmt im 0. von der
Mittelfluh (3400 m), dem Trugberg (3933 m) und dem Ober
Mönchjoch (3618 m), die ihn vom Ewig Schneefeld tren-
nen; im N. und NW. vom Mönch (410ö m), Jungfrauioch
(3470 m) und der Jungfrau (4166 m); im W. vom Rotthal-
horn (3946 m) und dem Kranzberg (3719 m). Ist nur an
cranz bestimmten Stellen zerklüftet und im Allgemeinen
leicht zu begehen.
JUNQPRAU^IOCH (Kt. Bern und Wallis). 3470 m.
Eispass, zwischen Jungfrau und Mönch ; oben über dem
Jungfraufim und zwischen diesem und dem Guggigletscher.
Von der Walliser Seite (Konkordiaplatz) her leicht zu er-
reichen, von der Berner Seite dagegen schwierig zu be-
gehen und der unter Umständen grossen Gefehren wegen
nur selten besucht. Diese im W. von der Eispyramide des
Sattelkopfes (3560 m) überragte Scharte ist von der
Walliser Seite aus schon 1828 von Kaspar Rohrdorf und
zum zweitenmal im September 1858 von Sir E. H. Bunbury
erreicht worden, der sie als Mönchsattel bezeichnete. Der
N.-Hang ist erst im Juli 1862 zum erstenmal erklettert
worden. Von dieser Seite ist der Aufstieg in gewissen
Jahren infolge einer mächtigen Eisspalte völlig unmöglich.
Wird einst eine Station der im Bau begrifl'enen Jungfrau-
bahn werden. S. den Art. Jungfrau (Jungfraubahn).
JUNQPA88 (Kt. Wallis, Bez.Leuk und Visp). 2994m.
Passübergang, dem Jungthalioch parallel gehend; zwischen
dem Jungthal Rothorn (3262 m) und dem Furffgwanghorn
(3163 m), in der das Turtmanthal vom Nikolaithal trennen-
den Kette. Station pt. Nikiaus (Linie Visp-Zermatt) bis
zur Passhöhe 6 Stunden, Abstieg nach Meiden oder
Gruben 2 Stunden. Wird ziemlich selten begangen, ob-
wohl er keinerlei Schwierigkeiten bietet.
JUNQTHAL (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3112-1100 m.
Linksseitiges Nebenthal zum Nikolaithal, mdases zwischen
Steinthalhom und Sparrenhorn n. vom Dorf St. Nikiaus
ausmündet. Beginnt am Fussdes Rothoms, durch welches
es vom mittlem Turtmanthal geschieden wird, wendet
sich nach 0. und wird vom Jungbach durchflössen, der
dem Jungengletscher und einem sehr kleinen See ent-
springt. Im Obern Thalabschnitt die Jungenalp, tiefer
unten Wald und Maiensässe mit den Hütten und der
Kapelle von Jungen (1948 m). Diese liegen am Fussw^
von St. Nikiaus über den Augstbordpass (2893 m) nach
Meiden im Turtmanthal. _ ^ , ^ ,,. v
JUNQTHALJOCH (Kt. Wallis, Bez. Leuk und Visp).
Etwa 3200 m. Passübergang, zwischen dem Punkt 3255 m
672
JÜN
JUR
und dem Gässihom (3404 m), hinten über dem Jungthal
und Jungengletscher, in der Kette zwischen Nikolai- und
Turtmanthal. Interessanter Ueber^ang von St. Nikiaus
nach Meiden (8 Vt Stunden ; St. Niklaus-Passhöhe 6 Vi
Stunden). Ziemlich selten bedangen.
JUNKERN (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Murgen-
thal). 470 m. 9 Häuser, zwischen Ober und Unter Biken
zerstreut gelegen, 1km rechts der Aare und 2 km nö. der
Station Murgenthal der Linie Olten-Bem. 53 reform. Ew.
Wiesenbau und Viehzucht.
JUNKERTROTI (Kt. St. Gallen. Bez. Wil, Gem.
Oberbüren). 555 m. Gruppe von 8 Häusern, am rechten
Ufer der Glatt, 2 km s. Oberbnren und 8 km nö. der
Station üzwil der Linie Zürich-Winterlhur-St. Gallen.
21 kathol. Ew. Viehzucht.
JUNKERT8WIL (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem. Ober-
buren). 609 m. Gruppe von 5 Häusern, über dem rechten
Band des Herten bergertobels und 2,8 km w. der Station
Arnegg der Linie Gossau-Sulgen. 22 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Niederwil. Wiesen- und Obstbau, Viehzucht.
Stickerei. 907 : Jungmanneswilare.
JUNKHOLZ (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem.
Heimiswil). 700m. Gruppe von 8 Häusern, 2 km s. Heimis-
wil und 4 km so. der Station Burgdorf der Linie Olten-
Bem. 71 reform. Ew. Junkholz = Jungholz, als Orts-
namen häufig vorkommend.
JUNKHOLZ (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Amlikon). 509 m. Gruppe von 8 Häusern, auf einer Anhöhe
1 km 8w. Amlikon, an der Strasse Märstetten-Affeltrangen-
Wil und 2,8 km sw. der Station .Märstetten der Linie
Zürich- Winterthur-Bomanshorn. Postwagen Märstetten-
Afleltrangen. 46 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Leutmerken und Bussnang. Wiesen-, Wein- und Obstbau.
Von einer einst hier stehenden Burg ist keine Spur mehr
vorhanden.
JUPPA (Kt. Grauhünden, Bez. Hinterrhein, Kreis und
Crem. Avers). 2040 m. Gruppe von 3 Hiiusern und mehreren
Hütten, im Avers am SW.-Fuss des Jupperhorns; 2,3 km
so. Cresla und 36 km ssö. der Station liiusis der Aibuia-
bahn. 12 reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde
Avers. Alpwirtschaft.
JUPPERHORN (Kt. Graubnnden, Bez. Hinterrhein
und Albula). 3151 m. Nachbargipfei des Piz Piaita, in der
Kette zwischen dem Oberhalbstein und Avers, 4 km ö.
Cresta. Mit dem Piz Platta durch einen hohen Felskamm
verbunden, der nach W. sehr steil abfallt und vom Bercla-
joch (2912 m) überschritten wird. Das Jupperhom it>t wie
der Mazzerspitz (3168 m). sein ö. Nachbar, sehr schwierig
zu besteigen. Beide Giprel zum erstenmal 1880 vom Pfarrer
Caveng erreicht. Auf seiner von Cresta über das Bercla-
joch und den N.-Grat unternommenen Besteigung des
Jupperhorns begleiteten ihn F. Schweizer aus Zürich und
der Führer Hess aus Engelberg.
JURA od. JURAQEBIRQE. Langgestrecktes Ketten-
gebirge aus Kalkffestein, das die Schweiz als natürlicher
Grenzwall im W. und NW. abschliesst. Auf Schweizer
Boden hat es von der Böle im Kanton Waadt bis Begens-
berg im Kanton Zürich eine Länge von 216 km. Julius
Caesar nennt den Mons Jura als Grenzscheide zwischen
den Helvetiemund Srquanem und lässtihn imN. bis zum
Gebiet der Bauracer reichen | Joras bei Strabo. Jures bei
Plinius, lourassos oros bei Ptolemaeus, später Mons
Jurassus. Der Name leitet sich von einer keltischen
Wurzel jor her, die zu juria latinisiert wurde und
c Wald » bedeutet, Jura also = Waldgebirge. Die gleiche
Wurzel findet sich noch in einer Beihe von anderen Orts-
namen der Westschweiz /Jorat, Joux etc.) und ist viel-
leicht mit dem slavischen Gora verwandt. Vergl. den Art.
Jeu.
Einleitung : Allgemeine üebersicht, Grenzen und
natürliche Einteilung . Der Jura zeichnet sich durch eine
scharfe Kammlinie aus, die längs der hohen Grenzketten
zwischen Frankreich und der Schweiz verläuft. Die Ge-
birksllanken diesseits und jenseits dieser Linie sind un-
gleich entwickelt; die sanfler geböschte und breitere Seite
gehört 7U Frankreich (Departemente Ain, Jura, Doubs und
ehemaliges Departement Haut Bhin oder hfutiges Terri-
torium ßelfort), während der Steilabfall auf Schweizer
Boden dem Mittelland zugekehrt ist. liier liegt, nach NO.
kulissenartig hintereinander gereiht, eine Beihe von
schmalen Längsthälern, umschlossen von Parallelketten,
die sich gegenseitig derart ablösen, dass die Kammlinie
des Gebirges mehr und mehr nach N. verschoben wird.
Aus diesem Oberflächenbau ergibt sich, dass die Wege
durch den Jura stalfelformig den Ketten parallel ziehen
und den Längsthälern folgen, die wegen der Höhenab-
nahme der Kämme nach 0. und SO. alle gegen die Schweiz
zu absteigen. Hinter und parallel der Kammlinie des Ge-
birges bildet der tief in die jurassischen Hochplateaus
eingeschnittene Lauf des Doubs bis Saint Ursanne noch
eine wichtigere Grenzscheide zwischen Frankreich and
der Schweiz als die Kammlinie selbst. Nach N. senkt sich
der Jura ganz allmählig gegen den Elsässer Anteil an der
oberrheinischen Tiefebene ab, während er nach NO. bis
zu seinem Ende bei Begensberg dem S.-Rand der rheini-
schen Meseta oder der Rheintäfel (s. diesen Art.) folgt
Der Jura bildet einen langen Bogen, dessen konvexe
Seite gegen NW. gerichtet ist, während die konkave Seite
das schweizerische Mittelland begleitet. Das am £chaiHon
nahe Voiron (Departement Is^re) beginnende und bei
Regensberg im Kanton Zürich endigende Gebirge hat in
seiner Gesamtheit, längs dem konkaven (schweizerischen)
Innenrand gemessen, eine Länge von 360 km, längs dem
überBesan^on ziehenden konvexen (französischfn)Aussen-
rand eine solche von 420 km. Seine grösste Breite zwischen
Besan^on und Orbe beträgt 70 km. Die den Jura begren-
zenden beiden Bo^enlinien stossen im SO. an das tertiäre
schweizerische Mittelland, im W. und N. an die ebenfalls
tertiären Senken der Saöne, des Doubs und des Rhein
mit der Bheintafel (oder dem Tafeljura, wie dieses Gebiet
irrtümlicher Weise meist genannt wird). Das Gebirge be-
steht aus einer Aufeinanderfolge von Ketten (Gewölben)
oder Falten aus jurassischen und Kreidegesteinen, zwischen
denen in den Längsthälern (Mulden) noch Reste von ter-
tiären Schichten eingeschlossen sind. An die erste, am
£chaillon nahe Voiron von den Alpen des Dauphin^ sich
loslösende Ju räkelte reihen sich von Les Gebelles (bei
Chamb^ry in Savoyen) ab neue, von den Alpen unab-
hängige Falten (zuerst Montagne de r£pine, Mont du
Chat etc.) an, so dass im zentralen Teil des Gebirges
zwischen Besan^on und Orbe oder zwischen Blei und Delle
deren mehr als 20 unterschieden werden können. Von da
an nimmt gegen Solothurn und den Aargau die Zahl dieser
Falten wieder ab, bis der Jura bei Baden wie an seinem
Anfang nur noch aus einer einzigen Kette, der Lagern,
besteht, die bei Begensberg (Kanton Zürich) unter das
schweizerische Mittelland taucht. Zum so umgrenzten
Jurag^birge gehören also nicht mehr das Hügelland um
die obere Saöne, die Basler und Aantauer Tafelberge
(Rheintafel), der Randen und die Rauhe Alb, trotzdem alle
diese Gebilde ebenfalls aus Gesteinen jurassischen Alters
aufgebaut sind. Diese Landschaften gehören nach ihrem
orographi sehen und geologischen Charakter (keine Falten
oder Ketten) den Vogesen, dem Schwarzwala etc. an und
bestehen aus schwach geneigten oder gegen die Vogesen
und den Schwarzwald zu aufgerichteten jurassischen
Felnarten (Steilabfalle am Fuss von Vogesen und Schwarz-
wald).
Wir schliessen also von unserer Betrachtung des Jura-
gebirges die ihm fremden Gebilde des Randen, des sog.
« Tafeljura » und der oberrheinischen Tiefebene zwischen
Basel und Aesch aus. Jules Thurmann hat in seinen
Werken (Esquisses orograpkiquesn Essai de phytostatigue
etc.) das ganze Juragebirge in 5 nach ihrer geo^phischen
Lage benannte Hauptabteilungen getrennt: in den Süd-
jura und Westjura (beide auf französischem Boden), Mittel-
oder Zentraljura (von der Dole bis zum Weissenstein),
Nordjura (zwischen Saint Hippolyte und Grellingen) und
Ostjura. Diese erste Einteilung ist zugleich die beste und
soll hier beibehalten werden. In der Schweiz unterschei-
det man gewöhnlich einen Waadlländer, Neuen burger,
Berner, Solothumer, Basler (Waidenburg etc.), Aai^auer
und Zürcher (Lagern) Jura.
Orographie : Ketten und Muldenthäler. Den Ketten
des schweizerischen Jura sind meist scharfe Gräte oder
langgezogene Kämme aufgesetzt, die seine hauptsächlichen
Gipfel bilden. Durchmustert man die.<:e Kämme von den
Umgebungen von Genf bis in den Kanton Zürich hinein,
so fällt zunächst auf. dass sie alle mit zunehmender Zahl
der Parallelfalten und mit der Verbreiterang des Gebirges
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. AtUnger, Neuenbürg.
KARTE DER HAUPT-KETTEN DES JURA
JÜR
JUR
673
langsam aber regelmässig bis zum Weissenstein (1399 m) an
Höhe abnehmen. Audi von da an werden sie, trotz der
verminderten Faltenzahl und Breite des Gebirges, immer
niedriger und erreichen bei Ölten nicht mehr 1000 m und
bei Aarau nicht mehr 800 m. Die letzte Kette hat ihren
höchsten Punkt in 863 m. Im Süd- und Mitteljura findet
man somit über den bewaldeten Hängen noch Sennberge
(Weideflächen), während die Ketten des Nord- und Ost-
jura bis zu Oberst völlig mit Wald bestanden sind. Die
höchsten Gipfel des Gebirges stehen an seinem innern
Rand und zwar im Sudjura. Hier haben wir in der Kette
des Reculet (n. vom Pays de Gex bei Genf) den Grand
Crödo (1624 mj, Reculet (1720 m), Cröt de la Neige (1723
m) una Colomoier de Gex (1691 m), alle auf französischem
Boden und in der Höhenregion der Sennberge. Der
höchste Juragipfel in der Schweiz ist der Mont Tendre
(1680 m). Ihm folgt die Spitze der Dole (1678 m). Die Dole
bildet eine eigene Kette, mit der mehrere sekundäre
Falten verschmelzen und die im 0. vom Mont de Bi^re
(1528 m) und Mont Tendre (1680m) abgelöst wird. Alle diese
Falten zeigen von SO. her gesehen nur wenig gegliederte,
nahezu horizontale und der obern Waldgrenze parallele
Kammlinien. An dieses Gebiet des Waadtländer Hochjura
oder der 'Dole schliesst sich im NW. eine andere lange
Kette an, die von Mijoux (nw. der Valserine, Departement
Ain) her kommt und den zum Teil bewaldeten breiten
Bergstock des Noirmont so. über dem Jouxthal bildet.
Dieser verbreitert und gabelt sich südl. Vallorbe in zwei
Aeste, die zusammen das weite Hochthai von Vaulion
(1000 m) umschliessen und deren nördlicher die Dent de
Vaulion (1486 m) trägt. Es endigt somit der Waadtländer
Hochjura am Lac de Joux und an der Orbe. Die breite
Mulde des Jouxthales (Vall^e de Joux), die vom Plateau von
I orographische Skizce). Er bildet ein totes Thal mit durch
Erosion entstandenen Klüsen, durch das der einstige
t Rhonegletscher zu wiederholten Malen gegen Pontarlier
I und das Thal der Loue vorgerückt ist.
I Die Gruppe des Mont Suchet und Chasseron besteht aus
1 drei Hauptfaiten, deren südlichste den auf der Grenze
' zwischen der Waadt und Neuenburg zum Neuenburgersee
I absteigenden Mont Aubert (1342 m) bildet. Diese Falte
, ffehört der Kette des Suchet ( 1596 m)und der der Aiguille de
Baulmes (1563 m) zugleich an, weil diese beiden Berge
I zwei Sequankämme (mittlere Malmstufe) einer und der-
selben Falte sind, die bis zu den untern Stufen des Dogger
ausgewaschen worden ist (vergl. den Art. Aiguilles de
Baulmes). Die mittlere Falte des Systems trägt den
Chasseron (1611 m), den über dem Zirkus des Creux du
Van liegenden Soliat (1465 m) und die die Areuseschlucht
(Gorges de TAreuse) beherrschende Montagne de Boudry
(1388m). Hier ist diese Kette von der Areuse durchschnitten
und von ihrer Fortsetzung, dem das Schloss Rochefort
tragenden Rücken, abgetrennt worden. Sie zieht sich von
da mit langsam abnehmender Höhe weiter bis zum Wald
von Serroue über Corcelles. Die dritte Falte endlich, die
N. -Kette des Chasseron, begrenzt stufenförmig das Val de
Travers von Les Oeuillons, s. von Noiraigue, bis Buttes,
wo sie n. von Sainte Croix von der bis zum Mont du
Miroir (997 m; s. von Les Fourgs im Departement Doubs)
reichenden Kette der Vraconnaz abgelöst wird. Die
Chasseronkette als Ganzes wird im N. von der Mulde von
La Cöte aux F^es und ihren Fortsetzungen Val de Travers,
Gorges de l'Areuse (s^nklinaler Abschnitt) und Vallon de
Rochefort begrenzt. Sie steigt aus den französischen Hoch-
flächen von Jougne zur betrachtlichen Höhe des Chasseron
auf, um wie die vorhergehenden sich gegen den Rand^des
Das Juragebirga, vom Mont Vully aas gesehen.
Les Rousses (französ. Departement Jura) herkommt und
SW.-NO. streicht, wird von der Orbe durchflössen. Diese
bildet hier drei Seen, den auf französischem Boden liegen-
den kleinen Lac des Rousses und den Lac de Joux mit
seinem Anhängsel Lac Brenet. Die Mulde des Jouxthales,
deren tiefster Punkt in 1009 ra lie^, wird ihrerseits wieder
durch mehr oder weniger abradierte Faltungen niederer
Ordnung gegliedert und ist mit Moränenschutt jurassischer
Herkunft überführt.
Nw. über dem Jouxthal liegt die Kette des Mont Risoux,
die auf eine Länge von 33 km, parallel dem Hauptkamm
des Gebirges, die Grenze zwischen dem Kanton Waadt und
dem französischen Departement Doubs bildet. Sie erhebt
sich zwischen den Muldenthälern von Joux (Waadt) und
Mouthe fDoubs) und besteht aus drei Hauptfalten. Die
zwei nördlichen vereinigen sich s. von Mouthe zum breiten
und stark bewaldeten Rücken des Noirmont (1240 m ;
Departement Doubs), der als einzelne Falte sich nach NO.
fortsetzt, dann gegen N. abbiegt und mit der S.-Falte des
Mont Risoux zum malerischen Mont d'Or (1463 m) ver-
schmilzt. Dieser bildet w. vom Col de Jougne (Departe-
ment Doubs) einen von Malmwänden eingefassten halb-
kreisförmigen Felsenzirkus. Die Falte des Mont Risoux,
deren Kammlinie von der Roche Bernard bis zum Mont
d'Or die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frank-
reich folgt, ist ein regelmässig gestalteter Rücken mit
dem Gros Cröt (1423 m) als höchstem Punkt. Am Col de
Jougne schalten sich mehrere wenig hohe und kurze
Ketten ein, die vom Suchet und Chasseron zu einer neuen
grossen Kette zwischen der Orbe und Areuse abgelöst
werden. Es ist somit der Col de Jougne eine Einsattelung
zwischen zwei Faltensystemen, deren einzelne Glieder sich
nicht mit einander vereinigen sondern einander ablösen, da
die Falten des Risoux von der allgemeinen Richtung der
Ketten in diesem Gebirgsabschnitt abweichen (vergl. die
schweizerischen Mittellandes, hier also gegen das Neuen-
buri^er Weinland, zu senken. -
Die kleine Kette des Mont des Verri^res (1246 m), die
die beiden Längsthäler von La Cöte aux F^es und Les
Verrieres von einander trennt, gehört nur mit ihrem öst^
liehen Ende der Schweiz an und bildet ein Glied der Falten-
bündel in der Gegend von Pontarlier und des Lac de Saint
Point (Mont de Saint Sorlin 1240 m ; nw. von Mouthe). Bei
Saint Sulpice hat die Areuse einen prachtvollen Erosions-
kessel in den Kalken u. Mergeln (Malm und Dogger) dieser
Falte ausgewaschen, die sich nördl. von Boveresse im Val
de Travers an die Gruppe der Töte de Rang anschliesst.
Das Val de Travers bildet zusammen mit dem von La
Cöte aux Föes eine lange Mulde, die mit tertiären und
quaternären Gebilden ausgekleidet und von Gesteinen der
untern Kreide (asphaltfuhrendes Urgon) umrandet ist. Die
Mulde von La Cöte aux Föes wird vom Bach von Buttes
durchflössen, der in Fleurier in die aus dem Zirkus von
Saint Sulpice herkommende Areuse mündet. Diese durch-
zieht dann das Val de Travers bis zum Zirkus von Noir-
aigue und verlässt es dann, um erst in der spitzen und aus-
gewaschenen Mulde des Champ du Moutin wieder auf
seine Fortsetzung zu stossen. Von hier an verschmilzt das
Thal, dessen geologische Verhältnisse durch sekundäre
Falten und Ueberschiebungen sich koinplizieren, mit der
Mulde von Rochefort und dem Val de Ruz.
Das Val de Ruz ist eine der weitesten Mulden im Jura-
ffebirge und ganz in die regelmässig gestalteten Falten der
Neuenbur^er Berge mit ihren Waldhängen eingebettet.
Es sind dies im N. die Kette und Gruppe der T4te de
Rang, im SO. die Ketten des Chaumont und Chasseral.
Die Thalsohle bildet eine Mulde ohne Faltungen unter-
f geordneten Ranges, aber mit zahlreichen Moränenab-
agerungen und glazialen AUuvionen, die meist die tertiäre
Unterlage völlig verdecken.
OEOOR. LEX. 87 — 11—43
674
.lUR
JUR
Die Kette des Chasseral beffinot am Rand einer Mulde,
die in Stnfen aus dem MittelTand aufsteigt, und folgt zu-
Waadtlflnder Jura: Ballaigues.
erst — vom Streichen der vorhergehenden Ketten etwas
abweichend — der Richtung NNO. (Chaumont), um dann
vom Verschmelzungspunkt mit der Kette aerT^te de
Rang (1425 m) an wieder zum allgemeinen Streichen
nach NO. zurückkehren. Der Chaumont (1177 m) ist eine
regelmässige Falte, die im SW., wo sie noch nicht hoch
ist, von der Klus aes Seyon durchschnitten wird, an der
Quelle des Seyon nach NW. überliegt und bei La Dame
von einer kleinen sekundären Falte abgelöst wird. Diese
beginnt kurz vor dem Ck)l de Chuffort und verschmilzt
dann mit der Kette des Chasseral. Letztere zweigtauf dem
Plateau von Les Loges von der S.-Flanke der Töte de
Rang ab, trägt zunächst den Mont d'Amin (1411 m) und
den ßec ä l'Oiseau (1249 m) und senkt sich dann zur Klus
von Cheneau de Villiers, um nachher bei der Gombe
Biosse mit felsigen oder bewaldeten Gräten rasch zu den
beiden hohen Kämmen [S.- und N.-Kamm) der Kette an-
zusteigen. Der Sequankamm des Chasseral bleibt mit
1610 m nur um einen Meter hinter dem Chasseron zurück,
dem er in allen Beziehungen gleicht. Die beiden Län|[s-
kämme der Kette umranden ein Dog^ergewölbe, das im
Zirkus von Steinersberg bis zum Lias ninunter ausge-
waschen und bei Rondchätel über Biel vftn einer Klus
durchbrochen ist. An der Gestlerfluh über Grenchen geht
die Chasseralkette in die Weissensteinkette über. Die
beiden sie im S. und N. begleitenden Läng8thäler(Vallon
du Päquier und Vallon de P^ry) sind somit für sich ab-
geschlossen und stehen nicht direkt mit dem Val de Ruz
einerseits (westlich) und mit dem Schweizer Mittelland
andererseits (östlich) in Verbindung. Die Hauptkette der
Gruppe des Chasseral ist 38 km lang ; an sie schliessen sich
nach N.stufenförmiff absteigende sekundäre Falten an. Im
S. wird sie von der pTateauformigen Mulde der mit Unrecht
so genannten Montagne de Diesse(Tessenberg, 800 m). der
sehr regelmässigen sekundären Falte des Mont Sujet
(1386 m) und dem in der Fortsetzung der Montaspe de
Diesse gelegenen und an beiden Enden offenen Vallon
d'Orvin-Vauffelin begleitet. Längs dem Neuenburger- und
Bielersee endlich umrandet den Chasseral die sog. See-
kette (Chatne du Lac), die aus den Ketten von Enges oder
Serroue, sowie der von Magglinffen (Jorat) oder dem
Twannberg mit dem Vorberg oder der Montagne de
Boujean besteht.
Ketten des Neuenburger Hochjura. Die Ketten der Töte
de Ranff, des Sommartel und des Larmont-Pouillerel
sind Faltenbündel, die sich nicht vom schweizerischen
Rand des Jura, sondern vom Innern des Gebirges ab-
zweigen und reffelmässig gebaut sind. Sie schliessen gut
ausgeprägte una hoch gelegene (1000 m) Muldenthäler in
sich ein. Man kann alle diese Falten zu der Gruppe des
Neuenburger Hochjura zusammenfassen, der von den tief-
sten und breitesten Mulden — Val de Travers, Val de Ruz,
Vallon de Morteau (Departement Doubs) — umgrenzt wird.
Die Kette der T^te de Ranff verschmilzt am Cröt de
Travers mit aerjenigen des Sommartel ;
sie ist bei La Vaux von der Areuse an-
gegriffen worden, die hier die schöne
klus oder den Zirkus von Noiraigue
(Quelle der Noiraigue) ausgewaschen
hat. Von hier an hebt sie sich mit fel-
sigem Hang zur Tourne (Tablette, 129i
m); am Col de la Tourne (1172 m) löst
sich ein neuer Zweig ab, der sich zur
Hauptkette entwickelt und der als höchste
Punkte den Mont Racine (1442 m) und
die Töte de Rang (1425 m) trägt. Diese
Kette wird durch die Senken des Col de
la Vuedes Alpes (1288 m), Col du Per-
tuis und Col du Bugnenet gegliedert.
Sie zieht über Montoi^reux, La Chaax
d'Amin, La Joux du Plane und den Col
du Bugnenet oder Col des Pontins (1124
m), um an der Egasse oder Agasse mit
der Kette des Chasseral sich zu vei^
knüpfen. Nw. der Kette der Töte de
Rang Hegt das Länssthal von La Sagne
und Les Ponts (lOlO m), das etwa 15
km lang ist, sich von NO.-SW. ver-
breitert und auf seinem tertiären und
qualemären Untergrund eine Menge
von Torfmooren und sumpfigen Wiesen trägt.
Die Kette des Sommartel oder Cröt de TOura besteht
aus zwei ^ssen Falten. Diejenige von Les Fontenettes
begleitet die Sonnseite (Le Droit)* des Vallon des Verrieres,
um n. von Les Ponts mit der andern, der von Tremal-
mont, zu verschmelzen. Von da an streicht die Kette als
breiter, mit Wald und Sennbeiven bestandener Rücken
längs der Sonnenseite (Le Droit) des Vallon de La Sagne
ffegen NO., erreicht im Sommartel 1390 m und im Mi
de La Sagne 1267 m, öffnet sich zu den Arcoviencomben
g. später) der Umgebung von La Chaux de Fonds (Les
randes Crosettes) und geht endlich in die Ketten des
Sonnenbergs und Weissensteins über.
Der Vallon des Verrieres ist gegen Frankreich zu weit
offen, nach welcher Seite hin er durch die Cluse deJoox
nach Pontarlier (800 m) leitet. In dem bis zum Quartier
du Locle 28 km lanffen Muldenthal von La Brevine liegt
der unterirdisch abfliessende kleine Lac des Taillieres,
dessen Wasser u. a. auch die Quelle der Areuse bei Saint
Sulpice speisen. Dieses Thal ist das höchst gelegene (La
Brevine in 1050 m) und kälteste aller Thäler des Hoch-
jura. Es beginnt über Les Verrieres nahe Le Petit Cemet
und zieht sich als langer, flacher und einförmiger Streifen
über La Chaux du Milieu bis südi. von Le Locle. In der
Umgebunff von Le Locle haben sich kleine Bäche, die zu-
sammen den Bied du Locle bilden, in die tertiäre Unter-
lage eingeschnitten. Dann geht die Mulde wieder eben
und einförmig vom Cr^t du Locle weiter bis La Chaux
de Fonds, stets über einer Höhe von 1000 m sich haltend.
Begleitet wird sie im N. von der Kette des Larmont-
Pouillerel, dessen S.-Kamm die Landesgrenze bildet.
Diese Kette steigt nicht sehr hoch über die Thalsohle auf
und ist weniff ffegliedert, mit Ausnahme des Col des
Roches (nahe Le Locle), wo der Bied, sowie die Strasse und
Eisenbann nach Frankreich den Ber^durchtunneln. Gegen
NW. fallt sie überall zu dem weit tiefer eingeschnit-
tenen Thal des Doubs ab. Alle die genannten Längs-
thäler des Hochjura besitzen nur kleine Bäche, die von
den mergeligen Comben herabkommen und sich in
Trichtern oder Dolinen (fondriöres oder entonnoirs, im
Dialekt embotsieux = emposieux, epoisatSy ptmchei) im
Boden verlieren, um in den tiefer gelegenen Thälem als
starke Stromquellen (sources vauclusiennes : Areuse,
Noiraigue, Biaufond etc.) wieder zu Tage zu treten.
Die scharf hervortretende Weissensteinkette löst südl. von
La Ferriere die Kette des Sommartel ab und bildet zu-
nächst den n. vom St. Immerthal aufsteigenden Sonnen-
berg (oder Montagne du Droit 1206 m). Am Col de Pierre
* lo deo NO.-SW. siaheDden Tbfllern des Schweisar Jara
heiast der zur Sonne exponierte Hang Le Droit, L'Sndroit oder
Sonnenseite, der kältere gegenaberliegende Hang L'Bnvert oder
Schattenseite.
JÜR
JÜR
67r
Pertuis schliessen sich ihr sekundäre Faltenzüge an, die
bei Sonceboz beginnen und im Montoz (133i m) wieder zu
einem einfachen, etwas nach N. über^
liegenden und von der Erosion stark an-
gegriffenen Malm- und Dojg^gerge wölbe
sich vereinigen. Dieses wird am O.-
Ende der spitzen Mulde der Combe de
Pöry von einem andern abgelöst, das
im Engpass der Effg sich aufzuschlies-
sen beginnt und dann als breiter, bis
zum Dogger hinunter ausgewaschener
Rücken ununterbrochen vom Untern
Grenchenberg bis zur Röthifluh (1399
m) streicht. Bis zum Lias hinunter ge-
öffnet ist die Weissensteinkette in den
Felsenzirken am Brüggli über Grenchen,
in der Oberdorfer Klus und endlich am
Balmberg bei Günsberg, wo der Wech-
sel von Kalkkämmen und mergeligen
Comben des Lias, Keuper und Muschel-
kalks dem Auftreten einer ganzen Reihe
von orographischen Unreffeimässiffkei-
ten Platz macht. Die höchsten Gipfel,
die Hasenmatt (1447 m) und der nach
der weissen Farbe seines Gesteins so
l^enannte Weissenstein (1284 m) über
bolothurn, finden sich in dem das lange
Doggergewölbe im S. begleitenden Se<
Gewölbe um Münster (Grailery, Raimeux) und Beinwil
(Hohe Winde). Das Bergland um Münster (Bemer Jura)
Waadtlaader Jura: Bonport am Lac Brenet (Lac da Joux).
(juankamm. Die Sonnenberg-Weissensteinkette begrenzt
im N. das St. Immerthal (25 km) und den Vallon de P^ry,
die beide von der Schüss (Suze) entwässert werden, obwohl
sie wegen der bei Sonceooz sich einschiebenden kleinen
Falte desTourneDos nicht einer und derselben Synklinale
an£[ehören. Der Tourne Dos^ird von der Schuss in einer
kleinen Schlucht durchschnitten. Der mit Biel durch die
SchüsBschlucht (Taubenloch etc.) in Verbindung stehende
Vallon de P^ry (12 km) engt sich nach 0. allmählig zur
sog. Combe de P^ry ein und eeht dann in den bereits erwähn-
ten Engpass der Egg über. Nach N. senkt sich die Weissen-
steinkette zunächst langsam zur welligen Hochfläche der
Frei berge ab und begleitet dann als steiler Hang die Ber-
ner Thäler von Tramelan und Tavannes. Dieses letztere
ist 20km lang und enthält zahlreiche Dörfer; ö. von Court
setzt es sich im engen Vallon du Chaluet fort, der sich
bei Gänsbrunnen (Saint Joseph) wieder erweitert und in
das schöne Solothumer Thal von Welschen röhr (Rosi^resJ
und Baisthal (20 km) übergeht. Zwischen Oensingen und
Balsthal wird die Weissensteinkette von der grossen Bals-
thaler^ oder Oensinger Klus durchschnitten, deren Sohle
(485 m) schon der Höhenlage des Mittellandes entspricht.
£8 ist dies die erste Jurakluse, die ohne starke Steigung
ins Herz der Kette führt. Bei Ölten verschmilzt die rasch
niedriger werdende Weissensteinkette mit der S.-Flanke
der Kette des Graitery. Im S. ist ihr hier die selbständige
kurze Kette Born-Engelberg vorgelagert, die von der
Aare in der Klus von Aarburg durchschnitten wird.
Plateau der Freiberge. Die wellige Bemer Hochfläche
der Freiberge fFranches Montagnes) ist eine im Mittel
etwa 1000 m hone Massenerhebung und stellt eine abra-
dierte Peneplain vor. Sie liegt zwischen der Weissenstein-
kette (Sonnenberg) im S. und dem tief einffeschnittenen
Erosionsthal desüoubs im NW. und besteht aus einer
Reihe von wenig stark hervortretenden Faltenzügen mit
dazwischen liegenden, ebenfalls nur wenig ausgebildeten
Länfi^thälern, die den übrigen Mulden des Bemer Jura
parallel streichen. Die bedeutendste Falte ist die mehr-
fach abgelöste Kette von Peu Chapatte (höchster Punkt
in 1183 m) und des Rond Rochat (1141 m), die mit andern
Kämmen dieses Gebietes zusammen — mit oder ohne Ab-
lösungen — sich an die gut ausgeprägten, regelmässigen
Falten um Münster (Montier, Berner Jura) anschliesst.
Die vom Doubs zwiscnen Goumois und Saint Ursanne in
einer Reihe von Klüsen und Isoklinalthälern durch-
schnittenen Falten laufen alle gegen den Col des Rangiers
(856 m) hin zusammen, der ein sehr bemerkenswerter
Knotenpunkt dieser Falten mit der Kette des Lomont und
die direkte und einzige Ursache der Umbiegun^ des
Doubs nach W. ist. Dieser Fluss hat seinen Weg niemals
über die Caquerelle quer durch die Berge von Glovelier
genommen, wie verschiedene Forscher geglaubt haben.
besteht aus bewundernswert regelmässig ffebauten Gewöl-
ben, deren Struktur in den malerischen Klüsen der Birs
^zwischen Court, Münster und Delsberg) und der Sorne
(zwischen Bellelay und Glovelier) aufs Schönste aufge-
schlossen ist. Die hauptsächlichsten Ketten und Gipfel
dieses Gebietes sind folgende : der Mont Moron (1340 m)
zwischen dem tertiären Längsthal von Tavannes im S.,
dem torfigen Plateau von Bellelay (950 m) im W. und der
Mulde von Sometan oder dem Petit Val im N. ; die den
Mont Moron ablösende Kette des Graitery (1272 und 1294
m), ein regelmässiges Malmgewölbe, das nahe seinen
beiden, niedrigeren Enden von zwei Klüsen, der von
Court im W. und der von Gänsbrunnen (Saint Joseph) im
0., durchbrochen ist. Als ein Doggerrücken, der von
mehr oder weniger zusammenhängenden oder von der
Erosion zerstückelten Malmkämmen begleitet wird, setzt
sich die Kette des Graitery nach 0. in den Kanton So-
lothurn mit dem Malsenberff (1241 m), Harzberg (1147 m),
Probstberg (1185 m) und Matzendorfer Sonnenberg mit
dem Sangetel (1173 m) fort. Dann wird die Kette von der
bis zum Lias hinunter aufgeschlossenen Mümliswiler Klus
unterbrochen, um nachher über den Beretenkopf (1098 m)
noch bis zum liasischen Zirkus von Lan^enbrncK und zum
Hauptkamm des Hauensteins weiter zu ziehen. Dieses letzt-
genannte Gebiet ist bis zum Muschelkalk hinunter geöffnet
und zeigt am Knotenpunkt mit den weiter n. liegenden
Ketten Bchuppenstruktur. Mit Ausnahme von einigen
kleinen Abweichungen streicht die Kette des Graitery bis
n. von Trimbach bei Ölten auf eine Länge von etwa 50
km derjeniffen des Weissensteins nahezu parallel.
Sie engt ofurch lokale seitliche Ausladungen oder kleine
Nebenfalten im S. die Muldenthäler von LeChaluet (ö. von
Court) und Welschenrohi^Balsthal ein, während sie imN.
das schöne Thal von Münster überragt, das bei Le Cornet
(ö. von Cr^mines) sich verschmälert und mit der spitzen
Mulde von Seehof oder £lay (es lays = aux lacs, bei den
Seen; jurassischer Dialekt) fortsetzt. Jenseits des Pass-
über^anffes über das Solterschwand Moos (1150 m) beglei-
tet die Kette des Graitery im S. das langsam ffegen Mum-
liswil umbie^^ende Guldenthal, dessen Bach (Guldenthal-
oder Ramiswilbach) mit dem Limmembach vereint durch
die Mümliswiler Klus in das Thal von Balsthal austritt,
während die Mulde noch bis über Langenbmck hinaus
nach 0. sich fortsetzt und s. vom Untern Hauenstein als
Sackgasse endict.
Nördl. von Münster entwickeln sich die beiden grossen
Falten des Mont Raimeux (1305 m) und Mont de Vellerat
(1033 m), die beide auf dem Plateau der Freiberge oder,
noch weiter sw., auf dem französischen Plateau von Le
Russey beginnen und sehr gute Typen von Doggergewöl-
ben sind. Sie zeigen an manchen Stellen bis auf den
Lias ausgewaschene Zirken und werden oft von jurassi-
676
JUR
JUR
schea (Rauracien und Sequan) Kämmen begleitet, die
selbst wieder mehr oder weniger von Kiusea oder halben
Klüsen (ruz) durch- und angeschnitten sind. Die Kette
des Raimeux setzt sich bis in den Solothurner Jura fort,
wo sie sich verzweigt und durch das Auftreten von sekun-
dären Falten einen verwickelten Bau erhält. Sie zieht
über die Hohe Winde (oder La Vignette 1207 m), den
Passwang (Pass in 1006 m, Doz^erkamm in 1207 m) und
die Wasserfalle (B'ussweg in 1020 m), um ö. Langenbruck
wie die eben beschriebenen Ketten und zusammen mit
der des Mont de Vellerat mit dem Gebirgsknoten des
Hauensteins zu verschmelzen. Die Falten des Mont Rai-
meux schaaren sich um die Wasserfalle so dicht zusam-
men, dass nur ganz enge Längsthälchen dazwischen Platz
finden. Beide Ketten sind durch die Erosion in viele
kleine Kämme zerstückelt worden, die Wald oder Weiden
tragen und einen starken Wechsel in der BeschaCTenheit
des Untergrundes zeigen. In der Umgebung von Langen-
bruck und Eptiujg^en unden wir endlich noch einige vor-
§elafferte Doggerkämme mit mehr als 1000 m Höhe, wie
as Kellenköplli (lli4 m), den Bilsteinberj^ (1129 m) und
die BelchenQuh (von Bai, ßelenus herzuleiten) oder den
Ballon d'Eptingen (1102 m).
Delsbergerthal. Die eben beschriebenen, verwickelten
Berglandschaften des Solothurner und Basler Jura bilden
einen grossen Gegensatz zu der breiten Mulde des Dels-
Waadtländer Jura: Der Lac de Joux im Winter
bergerthales (Val de Del^mont) mit ihren ruhigen und
gleichmässigen Linien. Dieses schönste Synklinaithal des
Jura heisstim Lande selbst kurzweg« la Valt^e » und um-
schliesst eine Anzahl von tertiären Hügeln mit sehr frucht-
baren Hängen und Umgebungen. Es ist mehr als 20 km
lang und im Mittel 5 km breit. Der schmälere O.-Abschnitt,
das sog. Val Terbi, trägt die Dörfer Courchapoix, Cor-
ban, Montsevelier und Mervelier. Die Trapezform des
Delsber^erthales wird bedingt durch die beiden Kelten
von Samt Brais im W. und des Trogbergs mit dem
Chätelard de Mervelier im 0., die unter sich parallel nach
NNO. streichen, während die beiden langen Randketten
im S. und N. des Thaies, die des Mont de Vellerat und
der cenau O.-W. ziehenden Rangiers, gegen das O.-Ende
der Mulde zu konvergieren.
Kette des Lomont. Die durch ihre Länge von mehr als
140 km und ihr gleichmässiges Streichen bemerkenswerte
Kette des Lomont oder der Rangiers beginnt ö. von Be-
san^on und zieht, ganz im Gegensatz zu den Falten im
Innern des Gebirges, in der Richtung nach 0., wobei
sie hie und da durch Einsaltelungen und Ablösungen
etwas gegliedert ist. Sie bildet den längs der Geosvnkli-
nalen von Montb^liard verlaufenden Aussenrand des Nord-
jura. (Es sind ihr allerdings noch einige untergeordnete
Aussenketten vorgelagert, die den Elsässer Anteil an der
oberrheinischen Tiefebene nach S. begrenzen). An Höhe
bleibtsie weit hinter den Kellen des Hochjura zurück, indem
ihr höchster Punkt, der Moni Gremay (mit Unrecht auch
MontTerrible genannt) s. von Ck)rnol, nur 944 m erreicht.
Von den Vogesen aus gesehen, erscheint sie am Horizont
als langer, dunkelblauer, bewaldeter Wall, woher die
Namen Bleumont, Lomont, Blauen. In ihrem westl. Ab-
schnitt ist die Kette des Lomont im Aligemeinen wenig
gegliedert und nur nördl. von Saint Hippolyte (Departement
Doubs) von einer Klus durchbrochen und in der Ajoie an
mehreren Stellen (Bressaucourt, Cornol) von Liaszirken
angeschnitten. Anders der O.-Abschnitt, der von den Ma-
leltes (800 m; Ablösung und horizontale Transversal Ver-
schiebung) an weit oll'enere oder verwickeitere orogra-
phische Gestaltung zeigt. Nach dem Doggergewölbe der
Chaive oder Vorburg (920 m) über Delsberg öffnet sich
die Kette des Lomont oder der Rangiers am Creux du
Vorburg und bei Bellerive zu einer schönen Lias-Keuper-
combe und wird hier zugleich von der nach SW. orien-
tierten und von der Birs durchflossenen Klus von Vor-
burg-Soyhieres schief durchbrochen. Von Bärswil bis
Waidenburg besteht die Kette aus langen, mehr oder
weniger von Malm flankierten Do^gerkämmen, an deren
Fuss von Erschwil bis zur Rhemtafel eine fruchtbare
Lias-Keupercombe in ununterbrochenemZug sich anlehnt.
Mitten in dieser Combe steht bei Meltigen dazu noch ein
Muschelkalk^ewölbe an, an dem weiterhin gegen Reigoldä-
wil und um Waidenburg und Eptingen starke La^erungs-
störungen beobachtet werden. Die Kette setzt sich ät>er
den Hauenstein bis Erlinsbach w. von Aarau fort, wo sie
endigt.
\ — Nordjura (Ajoie, Laufen, Seewen). In
dem an den Elsass (Pfirt oder Ferrette)
grenzenden Abschnitt des nördl. Jura,
sowie n. vom Thal von Laufen (Laufen)
1 und in der Umgebung von Seewen
(Kanton Solothurn) finden wir noch
weitere Ketten, die der allgemeinen
Streichrichtung des Lomont parallel
ziehen und dem von N. kommenden
Beobachter als die ersten Vorstufen des
Jura erscheinen. Diese meist bemer-
kenswert regelmässig gebauten Falten
steigen ganz allmähiicn aus der die
Grenzzone gegen den Elsass bildenden
tertiären und quafemären Decke auf.
Auf der französisch -schweizerischen
Grenze haben wir zunächst von Bon-
court bis Bonfol die Kette des Flori-
mont (512 m), die von der Allaine, Cau-
vatte und Vendeline in drei kleinen
Klüsen durchbrochen wird; dann kom-
men die schönen Malmgewölbe von
Pruntrut (Fahy, Bann^ mit der Per-
che), ebenfalls mit kleinen Klüsen, fer-
ner die Kette des Morimont, n. von Mi^court, die so>
gleich auf deutschen Boden übertritt. Es folgen die I>og-
gergewölbe von Movelier und des Ring, beide s. der
Lützel (Lucelle), die das diese Ketten im N. begleitende
Muldenthal beständig weiter austieft. NörJl. vom Thal von
Laufen liegt die schöne Kette des Blauen (892 m), die bei
Grellingen von einer Klus durchschnitten wird und an
die sich das kleine Gewölbe von Flühen (559 m) anreiht
Dieses wird am Fuss der auf dem Rauracienkaram der
Kette und ganz nahe der Landesgrenze stehenden Veste
Landskron (535 m) von der Klus von Mariastein durch-
zogen.
Ostjura, Llgernkelte. Der Untere Hauenstein bildet
einen Gebirfsknoten, an dem die Ketten des LomonU
Passwang, Grailery etc. mit einander verschmelzen und
der sich durch tektonische Komplikationen (Schuppeo-
struktur) auszeichnet, wie man beim Bau des Hauenstein-
tunnels (s. den Art. Hauenstein) deutlich erkannt haL
Diese Zone unterer jurassischer und triasischer Gesteine,
die von Eptingen über LäufelQngen und Zeglingen bis
Kienberg nw. von Aarau zieht, besteht aus einer Reihe
von Dogger- oder Muschelkalkkämmen, die schuppenartig
über einander und übt^rdie hier aus Malm mit einer Ter-
liärdecke bestehende Rheintafel aufgeschoben sind. Solche
Kämme sind u. a. der Wisenberg (1004 m ; Muschelkalk)
ö. von Läufelfingen, die Geissiluh oder Schafmatt (9G6m;
Dogger) an der Quelle der Ergolz, der Dottenberg (932 m),
die Wasserlluh (Ö69m), der AspersLricheii (843 m), Gugen
(804 m), Brunnenberg und die Gislifluh (774 m) ö. vom
\
JUR
•lUU
677
Passubergang der Staffelegg (624 m). Der scharf hervor-
tretende und spitze Doggerkamm der Gislifluh reicht bis
zum Aarekoie bei Wildegg, taucht hier unter den Maim
und 8. vom Rirrfeld auch unter die Molasse des Mittel-
iandes.
Die letzte, bis in den Kanton Zürich (Regensberg und
Dielsdorf) übergreifende Jurakette endlich reiht sich der
eben erwähnten Dislokationszone im N. an und schiebt
sich mit dem Linnberg, dessen geologischer Rau durch
den dieses Gebiet anormalen Kontalctes querenden Tunnel
entschleiert worden ist, ebenfalls über die Rheintafel,
d h. den Bötzberg, auf. Der Linnberg gehört in der Tat
der Lagern- oder Habsburgkette an, die bei Schinznach
(Mineralquellen) von der Aare, bei Birmensdorf s. von
Rrugg und Windisch (Vindonissa) von der Reuss und bei
Baden (Mineralquellen und Thermen) von der Limmat in
weiten Querthälern durchbrochen wird. Diese Kette ist
der Lange nach bis zur Trias hinunter geöffnet (Ruine
llabsburg auf einem Mupchelkalkkamm) und von Längs-
vorwerfungen (Schambelen) durchzogen. Jenseits Raden
bildet die Lägern eine hohe Falte (Rurghorn 863 m, Roch-
wacht 856 m), deren Kamm aus Malm (Kimeridge) be-
steht, im Landschaftsbild scharf hervorsticht, nach N.
sehr steil abfällt und auf einer wesentlich mergeligen
Unterlage, die bis zum Keuper hinab
ansteht, ruht. Der n. Gewölbeschenkel i
ist mehr oder weniger abradiert, vei^
worfen u. sogar disiociert (Deckschol-
len und losgelöste Schichtfetzen). Kurz
bevor die Kette unter die tertiären und
quaternären Gebilde des Kantons Zü-
rich taucht, sind in den Steinbrüchen,
von Regensberg die verschiedenen Stu-
fen des hier ganz in schwäbischer Fazies
ausgebildeten Malm noch einmal sehr
klar aufgeschlossen.
An dieser Stelle endigt das Jurage-
birgp mit einer einzigen spitzen Falte,
ähnlich den ersten südlichen Faltenzü-
gen, mit welchen es beginnt.
Hydrographie : Flüsse und Seen. Das
Juragebirge wiid durch den Rhein zur
Nordsee und durch die Saone und
Rhone zum Mittetmeer entwässert. Der
wichtigste dem Gebirge selbst ani^ehö-
rende Fluss ist der Doubs (s. diesen
Art.), der im Ganzen mehr als 430 km
lang ist, wovon aber kaum 30 km des
Mittellaufes ganz auf Schweizerboden
liegen (Umgebung von Saint Ursanne
420 m). Ebenso gehören auch seine
grössten Zuflüsse {der Dessoubre und
die Loue mit dem Lison) ganz dem französischen Gebiet
an. Der Doubs erhält aus dem schweizerischen Jura neben
einigen ihm auf seinem tief eingeschnittenen Weg längs
der Landesgrenze und auf Schweizerboden von Le Locle
bis Saint Ursanne und Ocourt zugehenden kleinen Bächen
und Stromquellen nur die Flüsse der Ajoie, d. h. die an
den Rangiers entspringende und Asuel und Alle durch-
fliessende Allaine mit ihren Nebenadern, und eine Anzahl
von Bächen. Die Allaine nimmt bei Pruntrut den nur
periodisch fliessenden Creux Genaoder Creugenat (s. die-
sen Art.) auf, der von Cheveney oder auf vermutetem
unterirdischem Wog vielleicht sogar von Damvant her-
kommt. N. von Delle (Territorium Beifort) erhält sie die
Cauvatte, in die bei Florimont die Bonfol durchfliessende
und einige Weier dieser Gegend entwässernde Vendeline
mündet. Nachdem sie das Wiesengelände um Montböliard
durchzoG^en und einen Teil ihres Wassers an den Rhein-
Rhone-Kanal abgegeben hat, vereinigt sich die Allaine bei
Voujaucourt mit dem Doubs.
Vom französischen Jura erhält die Rhone unmittelbar
den Ain mit der Bienne und die London mit dem aus
dem Felsenz.irkus an der Faucille kommenden und (rex
durchfliessenden Journan. Die London mündet bei La
Plaine auf Genfer Boden von rechts in die Rhone. Dem
Genfersee gehen aus dem Waadtländer Hochjura einige
Bäche und kleine Flusse zu, wie die von Divonne kom-
mende Versoix und der beim Schloss Bonmont entsprin-
gende und w. von Nyon mündende Boiron ; die Promen-
thouse, die sich aus ihren beiden Quellflüssen Cordex (mit
der von Saint Cergues kommenden Colline) und Serine
f mit der am Mont Sallaz bei Arzier entspringenden Com-
baz) bildet; die Aubonne, die zusammen mit ihrem Neben-
arm Toleure in der Umgebung von ßi^re entsteht; der
Boiron und die Morges, deren Quellen in den Waldungen
ö. von Riere liegen ; die am SO.-Fuss des Mont Tendre über
L'Isle entspringende Venoge, die von rechts den von der
Hochfläche ö. von Biere herabfliessenden Veyron und die
von Yullierens kommende Senoge aufnimmt. Mit dem
zum Einzugsgebiet der Orbe gehörenden Nozon ist die
Venoge durch einen über La Sarraz ziehenden Kanal ver-
bunden.
Die Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein quert
den Schweizer Jura in stark schiefer Richtung und folgt
einer Linie von Charmoille über die Rangiers, Freiberge,
den Sommartel, La Br^vine, Les Bayards, Jougne und den
Mont Risoux nach Les Rousses. Ris hierher verläuft diese
Linie ungefähr parallel der Landesgrenze zwischen der
Schweiz und Frankreich, dann umschlingt sie das Joux-
thal und geht über den Kamm des Mont Tendre wieder
nach N. 7urück, um gegen La Praz und La Sarraz abzu-
steigen. Es gehört somit der Schweizer Jura zum grösse-
ren Teil dem Einzugsgebiet des Rhein an, was übrigens
Waadtländer Jura: La Sagne.\bei Sainta*Croii.
schon aus der Tatsache sich ergibt, dass seine I<lulden-
thäler ganz allgemein Regen NO. zum schweizerischen
Mittelland sich senken. Dieser Teil der Juragewässer geht
zum Neuenburger- und Bielersee, sowie zwischen Biel
und Brugg zur Aare. Den gleichen Weg nehmen auch unter-
irdische Flussadern, die ihr Wasser von der Oberfläche
des Gebirges her erhalten haben; so die Quellenam Mont
de Chamblon bei Yverdon, die Quelle des Loquiat bei
Saint Blaise und die am Ufer des Bielersees sprudelnden
Quellen.
Die aus dem Jura kommenden Nebenflüsse des Aare-
gebietes sind folgende : die Orbe, die am W.-Fuss des
Noirmont, so. vom Plateau von Les Rousses (1080 m),
entspringt, zuerst den kleinen Lac des Rousses bildet,
nö. von Bois d'Amont auf Schweizerboden übertritt,
dann auf eine Länge von mehr als 18 km mit zahlreichen
Schlingen über Le Brassus und Le Sentier das .louxthal
durchzieht und in den Lac de Joux (9 km lang, im Maxi-
mum 1,3 km breit und 33 m tief) mündet. Bei Le Pont
schliesst sich an diesen der nicht ganz 2 km lange Lac
Brenet an, der hauptsächlich durch den Trichter von
Bonport (1009 m) unterirdisch abfliesst. Dieses^Wasser
tritt in der sog. Orbequelle (Source de l'Orbe), am VV.-
Ende des Thaies von Vallorbe, wieder zu Tage und fliesst
von Le Day an in tiefem Tobel bis Orbe, nachdem ihm
w. von Ballaigues die vom N.-Hang des Suchet kommende
und zum grössten Teil auf französischem Boden liegende
Jougnenaz zugekommen. Zwischen Orbe und Chavornay
678
JÜR
JUR
erhält die Orbe den vom Jorat herabsteigenden Talent
mit dem bei Vau Hon entspringenden und Romainmötier
durchziehenden Nozon. Mit der Venoge
steht der Talent durch den Kanal von
Entreroches in Verbindung, der vom
17. Jahrhundert bis 1829 bis zur be-
merkenswerten Klus von Entreroches
(durch die einst ein alter Flusslauf, ver-
mutlich die Venoge, ging) der Schiffahrt
diente. Nach der Vereinigung mit dem
Talent erhält die Orbe den Namen Tolle
oder Thiele (Zihl) und durchzieht bis
zu ihrer Mündung in den Neuenburger-
see eine sumpfige Ebene, d^o ohne Zwei-
fel einst den See nach SW. fortsetzte
und dann durch die Geschiebe der
Orbe und des Talent aufgefüllt worden
ist. Oberhalb Yverdon (432 m) hat man
den Flusslauf korrigiert.
Der Neuenburgersee, der grösste Randsee des Jura, ist
nahe an 40 km lang und im Maximum 9 km breit. Er
bildet eine doppelte Wanne, indem seinem Boden in der
Längsrichtung ein unterseeischer Höhenzug, La Motte ge-
nannt, aufgesetzt ist. Maximale Tiefe (vor Bevaix) 153 m.
Auf seiner dem Jura zugekehrten linken Seite erhält der
Neuen burffersee mehrere Zuflüsse, deren Wasserführung,
wie bei allen Juraffewässem überhaupt, starken Schwan-
kungen unterworfen ist. Wir nennen hier nur die be-
trächtlichsten. Der Arnon, der schon in den Burgunder-
krieffen seine Rolle gespielt hat, kommt aus der Gegend
von Vuitebceuf, wo er den die malerische Schlucht von
Covatannaz durchziehenden Abfluss des Hochthaies von
Sainte Croix aufnimmt; dem Mont Aubert entspringen
die grossen Quellen der Diaz und Baisse (Säge); dieTa-
naz oder der Bach von Vaumarcus entsteht im quater-
nären Länffsthal von Provence (der sog. B^roche). Die
Areuse endlich entspringt als starke Stromquelle, die
z. T. vom Oberflächenwasser des Thaies von La Br^vine
(Lac des Tailli^res in 1050 m ; 6 km n. der Quelle) ge-
spiesen wird, hinten im Zirkus von Saint Sulpice und
entwässert das Val de Travers. Sie nimmt bei Fleurier
von links den Buttes auf, der die durch die Schluchten
von Noirvaux und Longeaigue herabkommenden Wasser
der Mulde von L'Auberson und von La Cöte aux F^s
sammelt ; bei Couvet erhält sie von rechts den Sucre,
dessen Quellbäche in den Ar^ovienzirken der Kette des
Cröt de rOura entspringen. Die Ortschaft Noiraigue ver-
dankt ihren Namen den aus dem Felsen sprudelnden
starken Stromquellen, deren Wasser aus dem Thal von
Les Ponts durch Trichter und Klüfte im Gestein bis hier-
her gelangt und die sich zum kurzen Flusslauf der von
links in die Areuse mündenden Noiraigue vereinigen.
Auf seinem Lauf durch die berühmten Gorges de TAreuse
bis Boudry erhält der Fluss nur noch das Wasser von
einer Reihe von Quellen, die z. T. für die Wasserver-
sorgung von Neuenbur|; und La Chaux de Fonds gefasst
worden sind (Elektrizitats- und Wasserwerke mit Druck-
pumpen). Die Areuse ist etwa 25 km lang, führt viel Ge-
schiebe und hat ein ziemlich bedeutendes Delta in den
Neuenburgersee hinaus gebaut. Die Serri^res sammelt
das Wasser des Val de Ruz und entspringt als starke
Stromquelle kurz vor ihrer Mündung in den See hinten
in einer tiefen und sehr kurzen Schlucht (Chokolade-
fabrik, Papierfabrik, Säffe). Oberflächlich entwässert wird
das Val de Ruz durch (Ten Seyon, der durch die schönen
Gorges du Seyon von Valangin gegen Neuenburg fliesst.
Der Neuenburgersee bildete in vorhistorischer Zeit mit
dem Bielersee zusammen ein einziges Wasserbecken und
ist heute von ihm durch eine sumpfige Ebene getrennt,
die von La Töne bis Saint Jean (bei Le Landeron) von
den kanalisierten Serpentinen der Thiele (Zihl) durch-
zogen wird. Bei Cressier mundet in diese der oben im
Vallon d*Enges entspringende und in seiner Wasserfüh-
rung stark schwankende Wildbach Mortruz, der in vor^
historischer Zeit am Rande der Sumpfebene einen be-
trächtlichen Schuttkegel angeschwemmt hat.
Der Bielersee sammelt die Wasser der Montagne de
Diesse oder des Tessenbergs, der Gruppe des Chasseral
und der Längsthäler von St. Immer und P^ry. Die aus
den Sümpfen von Lignieres, Nods und Diesse kommen-
den Bäche stürzen in schönen, aber in malerischen
Schluchten versteckten Kaskaden zum See herunter; es
Waadtländer Jara : Le Ballet.
sind dies der Bach von Vaux zwischen Liniieres und
Neuenstadt und der Twannbach (Ruisseau de Douanne)
oder die Arzilliere zwischen Diesse und Twann, der noch
durch eine Anzahl von ständiff oder temporär fliessenden
Quellen (Brunnmühle bei Twaun) verstärkt wird. Die
Schüss oder Suze entspringt im Thal von Les Ck)nver8 an
je nach der Jahreszeit wechselnder Stelle und darch-
fliesst die industriellen Ortschaften des St. Immerthaies.
Bei Sonceboz bricht sie durch die kleine Klus von Tour-
nedoz, folgt dann dem Val de P^ry und tritt bei La Reo-
chenette in die schöne Schlucht von Rondchätel ein, wo
sie die heute von der Stadt Biel gefossten Stromqoellen
der Merlin erhält. Dann durcheilt sie mit vielen Strom-
schnellen die stark eingeengte und Stetsfort sich ver-
tiefende Klus des Taubenlocns oder Dubelochs (über Bo-
zingen) und wendet sich endlich durch eine von ihr
selbst aufgeschüttete AUuvionsebene dem N.-Ende des
Bielersees zu. Sie mundet bei Nidau in die Alte Zihl, wäh-
rend ein kürzlich verffrösserter Kanal einen Teil ihres
Wassers durch die Stadt Biel hindurch in den See leitet
In diesen Kanal mündet noch der Bielerbach, der in der
Stadt selbst als Stromquelle (Römerquelle) entspringt.
Durch den Hagneckkanal (an dessen Mündung ein Was-
ser- und Elektrizitätswerk ; rasche Deltabildung) fliessen
jetzt auch die Wasser der Aare in den Bielersee, den sie
zusammen mit denen der Zihl in einem grossen und
gegenüber dem alten Bett um einige Meter vertieften
Kanal wieder verlassen, um das Brügger Moos zu durch-
ziehen und bei Büren in 432 m (Mittelwasserstand) sich
wieder mit dem natürlichen Aarelauf zu vereinigen. Von
diesem Punkt an bis zum Rhein erhält die Aare selbst
alle Wasser aus dem Jura. Vom Solothurner und Aar-
sauer Gebirgsfuss kommen ihr ausser der Dünnem nur
Kleine Bäche zu. Bei Ölten mündet die etwa 35 km lange
Dünnern, die auf der Schattenseite des Weissensteins im
sumpfigen Thal von Welschenrohr (Rosieres) entspringt
und das Thal von Baisthal durchfliesst, wo sie den Afäm-
liswilerbach und den von Lanffenbruck kommenden
Augstbach (mit dem Schön thalbacn) aufnimmt, um durch
die Oensinger Klus ins Mittelland auszutreten und hier
der Aare parallel zu fliessen. Ihr Mündunffslaof geht
durch eine von einem einstigen Aarelauf aufgeschüttete
Kiesterrasse.
Die Wasser des Nord- und Berner Jura |^ehen von der
Pierre Pertuis (bei Tavannes) an durch die Birs, Ereolz,
Sisseln und ihre Zuflüsse zum Rhein. Diese Flassadem
ffehören übrigens schon fast ganz der Rheintafel an. Die
Birs tritt unterhalb der Pierre Pertuis als Stromquelle zu
Tage, entwässert zunächst das Thal von Tavannes and
durchbricht dann zwischen Court und Delsberg die Ketten
des Berner Jura senkrecht zu ihrer Streichrichtnng in
den sehr malerischen und sehenswerten Klüsen von Coart.
Münster (Montier], Boches und Choindez. Im Delsberger-
thal (Croisöe) und vielleicht auch noch in andern Thälem
des Birsgebietes bestanden in vorhistorischer Zeit je nach
der in den Klüsen mehr oder weniger gleich massig ar-
beitenden Erosion zeitweise Seebecken. Von Delsberg an
folgt die Birs der Sohle der Mulde selbst, in die sie sich
ein tiefes und malerisches Bett eingeschnitten hat Auf
diesem Teile ihres Laufes bricht sie noch durch die eben-
falls sehr schönen Klüsen der Vorbarg, Liesberg-Mühle
um
JÜR
679
und Glashütte (Verrerie) Bärswil. Es reihen sich also hier
wie beim Doubs zahlreiche Schluchten, Tobel und Klü-
sen derart hintereinander, dass für
Wiesen- und Ackerbau nur wenig
Raum übrig bleibt. Dage([en haben
sich in diesen Engpässen viele indu-
strielle Betriebe angesiedelt. Nach-
her durchzieht die Birs als fried-
licher Fluss das breite Thal von
Laufen und tritt in die Schlucht und
den Zirkus von Grellingen ein, um
bei Aesch das SO.-Ende der ober-
rheinischen Tiefebene zu erreichen
und von da an wenig tief eingesenkt
über Domach, Mönchenstein und
das geschichtlich denkwürdige St.
Jakob dem Rhein zuzustreben, in
den sie bei Birsfelden (ö. von Ba-
sel) in 250 m mündet. Auf ihrem
über 71 km langen Lauf erhält sie
von links die aus der Gegend von
Tramelan kommende Trame (12 km
lang), die die Schluchten von Le
Pichoux und Undervelier sowie den
w. Abschnitt des Delsberirerthales
durchfliessende und bei Delsberg
mündende Sorne und die bei
Bourrignon entspringende Lützel
(Lucelle), die beim enemaligen Kloster Lützel (Lucelle)
auf deutschen Boden übertritt, dann bis zu der wil-
den Schlucht, in der das im Bemer Jura enklavierte
Solothumer Dorf Klein Lützel (Petit Lucelle) liegt, die
Grenze zwischen der Schweiz und dem Elsass bildet und
wieder ganz schweizerisch wird, um — immer noch in dem-
selben malerischen Engthal eingeschlossen — sw. von
Laufen zu münden. Von rechts erhält die Birs die am S.-
Fuss der Hohen Winde entstehende Schelte, die das
wilde Thalstück In der Schelten, das Val Terbi und die
Ortschaften Vicques und Courroux durchfliesst, um bei
Delsberg beinahe gegenüber der Sorne und vor dem Ein-
tritt der Birs in die Klus der Yorburg zu münden ; die
Lüssel oder Petite Lucelle, die von der Schattenseite des
Passwang kommt, durch die Ortschaft Neuhäuslein (Neu-
hüsli), das abgelegene Thal von Beinwil, den Zirkus von
Erswil und das O.-Ende des Thaies von Laufen (das sog.
Schwarzbuben land) fliesst und bei Zwingen (nö. von Lau-
fen) mündet; die in der Schlucht von Grellingen münden-
den Bäche von Meltingen (Mineralquelle), Nunningen
und Bretzwil-Seewen. Dieser letztere hat bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts neben dem Sägeweier unterhalb
Seewen einen kleinen Bergsee gebildet, der von einem zu
unbestimmter, vielleicht prähistorischer Zeit von derFul-
nau niedergeganj^enen Ber^turz aufgestaut worden war.
Dann hat man die Barre mit dem Stollen des sog. « See-
loches » durchbrochen, durch den der See all mahl ig sich
entleerte und der Bach unter dem Sturzschutt hin heute
noch seinen Weg findet.
Die Ergolz entspringt an der Schafmatt (966 m ; Schat-
tenseite der Geissfluh) nw. von Aarau und durchschneidet
mit ihren zahlreichen Nebenadem die Rheintafel. Sie bil-
det so im Basler Abschnitt der Tafel ein ganzes Netz von
Erosionsthälem, die sich alle in der Richtung auf Liestal
verbreitem, unter welchem Ort der Fluss ins Rheinthal
(215 m) austritt. Solche von links auf die Ergolz ausmün-
dende und entweder bis in den Nordjura hinaufreichende
oder auch blos der Tafel angehörende Erosionsthäler
sind, von W.-O. gezählt: das Thal von Schauenburff-
Goldbmnnen, von Büren-Oristhal-Orismuhle, von Rel-
goldswil- Bubendorf mit der an der Wasserfalle ent-
springenden Hinteren Frenke, von Waidenburg-Höllstein
mit der von Langenbrack kommenden Vorderen Frenke
und der Strasse über den Hauenstein, von Eptingen-Sis-
sach mit dem Diegterbach, von Läufelfingen-Rumlinffen
mit dem Homburgerbach. von Zeglingen-Gelterkinden
oder das Eithal mit dem Eibach. Dann folgt das Thal von
Rothenfluh nach Ormalingen, das von der Ergolz selbst
durchflössen wird, die hier von rechts noch einige unbe-
deutende Bäche (Hennikerbach etc.] aufnimmt.
Auch die Sisseln entspringt an der N.-Flanke des O.-
Jura und durchschneidet mit ihren Nebenadern wie die
Ergolz die Rheintafel in ihrem hier aargauischen Ab-
schnitt. Das ganze Flusssyslem konvergiert gegen Frick.
Landschaft im Hochjura.
Das schöne Frickthal wird von fmchtbaren Höhen aus
Lias und Keuper umrahmt. Bei Eiken tritt die Sisseln in den
Muschelkalk ein und mündet ö. von Stein in den Rhein.
Folgendes sind, von W.-O. gezählt, die einzelnen Thal-
schaften dieses Gebietes: Kienberg (Kanton Solothurn)-
Wittnau mit der Verzweigung Oberhof-Wölfliswil, Asp-
Deutschbüren-Herznach-Frick mit der Strasse von Frick
über die StafTelegff (624 m) nach Aarau, Niederzeihen-Hor-
nussen, Säge Gallenkirch-Bötzen und Efßngen-Bötzen' in
der W.-FIanke des Bötzberj|[s (Eisenbahntunnel). Daneben
hat die Rheintafel noch drei weitere kleine Erosionsthäler,
die direkt auf den Rhein ausmünden, nämlich das von
Zuzgen sw. von Stein und die von Sulz und Gansingen
so. von Laufenburg, die bis auf den Muschelkalk, Bunt-
sandstein und Vogesensandstein (die tiefsten in der N.-
Schweiz anstehenden (jiesteinsschichten) hinunter einge-
schnitten sind.
Geologie : Tektonik, Stratigraphie und Geogenie, Das
Juragebirge ist aus einer Reihe von sedimentären, abwech-
selnd kalkigen und mergeligen Gesteinsschichten und
Stufen aufgebaut, die der mesozoischen (sekundären) und
känozoischen (tertiären) Aera angehören. Sie erscheinen
als übereinanaer gelagerte, gewellte und gefaltete Scha-
len, die durch die Tätigkeit der Erosion mehr oder weni-
ger zerstückelt, sowie entweder der Länge nach (Comben)
oder quer auf die Falten (Klüsen) ausgewaschen worden
sind. Diese Verhältnisse bedingen es, dass die tertiären
und ein Teil der mesozoischen Schichten beinahe immer in
Mulden und als einzelne Fetzen zwischen die jurassischen
Ketten oder Falten eingelagert sind. Dazu ist das Gebirge
noch stellenweise mit Moränenschutt überführt, der ent-
weder (am Jurafuss) den alpinen oder (im Innern des Ge-
birges) den lokalen jurassischen Gleschern entstammt
Die Gesamtheit dieser zwischen der tertiären Saöne-
ebene im W., Rheinebene im N. und dem ebenfalls ter-
tiären schweizerischen Mittelland im SO. liegenden Fal-
ten oder das Kettengebirge des Jura bildet einen weitge-
spannten Halbmond, der aus drei nach SO. konkaven
Bogen besteht. Die höchsten und zahlreichsten Falten
gehören dem Innern — schweizerischen — Bogen an,
während die beiden äussern, deren einer die Saöne-
ebene im 0. und SO. und deren anderer die Rheinebene
im S. umrandet, in der auch noch durch starke Dislo-
kationen ausgezeichneten Gegend von Salins zusammen-
treffen und hier gegenseitig aufeinander geschoben er-
scheinen.
Der ledonische Bogen setzt sich bis gegen Pontarlier
ins Innere des Gebirges fort und umgrenzt zusammen
mit dem Bogen des Hocbjura ein dreistufiges Plateau
(500-800 m), das sog. juranische Plateau. Der mandubi-
sche Bogen oder Bogen des Lomont umrandet gemeinsam
mit den zwei eben genannten das von der Loue und dem
680
JÜR
JUR
Doubs durchschnittene dubisische Plateau. Alle drei Bo-
gen verschmelzen miteinander im N.- und O.-Jura (Hauen-
stein) und bilden hier eine Reihe von unter sich über-
einander ffeschobenen und in ihrer Gesamtheit über das
nicht gefaltete Gebiet der dem Schwarzwald vorgelagert
ten Rheintafel auf|p[eschobenen Schuppen (Schuppenstruk-
tur). Nur eine einzige Kette, die Lagern, erreicht den
Kanton Zürich, wo sie als spitze Falte endigt und bei
Dielsdorf unter das Tertiär des schweizeriscnen Mittel-
landes taucht. Der Aussenrand des Jura, d. h. die beiden
französischen Bogen, ist wie der N.-Puss des Aargauer
Jura von Verwerfungen und Ucberschiebungen durch-
gen Gewölbefalien. Wir geben in Folgendem die Nomen-
klatur der Formen der jurassischen Urographie, wie sie
sich aus der Faltung der Erdrinde und der gleichzeitig ein-
setzenden Erosion in den abwechselnd kalkigen und mer-
geligen Stufen entwickelt haben.
Am Jurafuss und in mehreren Muldenthälern siebt man
Steilabfälle (Falaises) aus tertiären Süsswasserkalken oder
oligocänen und miocänen Sandsteinen (Tekton. Schema
Nr 1). Die obersten Gewölbedecken gehören den Stufen
der untern Kreide an, d. h. dem weissen Urgon (Nr 3),
dem Neocomkalk (Nr 5) und dem Valangien (Nr 7). Wo
dielGewölbe durch die Erosion nach und nach bis zu den
M*^BOR£Li.Ci' •MuaUru
Schema für die Tektonik des Juragebirges.
1. Tertiärer Steilabfall (Palaise); 2. Albien-Combe mit Mergelgrube; 3. Urgoogewölbe und -kämme; 4. Urgonterrasse ; 5. Neocom-
gewölbe und -kämme ; 6. Neocom- fHauterivien-)Gombe ; 7. Valangiengewolbe und -kämme ; 8. Purbeckterrasse; 9*. Malmge-
wolbe (oberer Jura) ; 9. Malm- (Sequan-, Kauracien- etc.) Kämme; 10. Argovien- und Oiford-Gomben mit Rutschung; 11*. Dog-
gergewOibe : 11. Doggerkämme ; 12. Liasische Zirken, Halbsirken und Gomben mit Rutsohung ; 13. Sinemurtcamm (unterer Lias)
14. Keuper-Gombe ; 15. Muschelkalkgewölbe mit Klüse.
schwärmt, während der innere, schweizerische, Bogen
mit regelmässigerem Bau unter dem Tertiär emportaucnt.
Die Längsdislokationen bestehen meist aus Ueberschie-
bungen und Faltenverwerfungen mit losgelösten oder
abgesunkenen Kämmen und mehr oder weniger zusam-
menhängenden Deckschollen, die immer aus einer, meist
gegen den Aussenrand des Gebirges, uberliegenden Falte
entstanden sind. Daneben treffen wir an einzelnen Stel-
len auch Dislokationen quer zu den Ketten, die stellen-
weise an gewisse Klüsen gebunden sind und so deren
Ausbildung begünstigt haben (Combe de La Fernere, Oen-
singer Klus etc.). Abgesehen von diesen nur ausnahms-
weise auftretenden Komplikationen besteht der normale
und klassische tektonische Bau des Jura aus regelmässi-
obersten Stufen der Juraformation abgetragen worden
sind, bildet die Kreide noch einzelne Kämme, die durch
Urgon- (Nr 4), Neocom- (Nr 6) und Pur beck -Gomben
(Nr 8) von einander getrennt werden. Dann hat die weiter
arbeitende Erosion auch die Malmgewölbe ausgewaschen
und in der gleichen Weise Malmkalkkämme (Nr 9) mit
dazwischen liegenden mergeligen Malmcomben ausgebil-
det (Sequan- und Rauracien-Kamm ; Sequan-, Argovien-
und Oxford-Comben). Später taucht aus der Sohle der
Argovien- und Oxford-Comben der Dogger auf, der im
Jura recht häufig als Gewölbe zu Tage ansteht (Nr IT).
Wenn die Erosion später auch noch diese Doggergewölbe
halbkreis- oder zirkusförmig geöffnet hat, entstehen Dog-
gerkämme (Nr 11) und dazwischen Lias-Keuper- Gomben
8A
J(JR
JUR
681
iNr 12 and 14) mit einem Sinemur-Kamm (Gryphiten-
Ulk des unteren Lias ; Nr 13). Geht endlich die hrosion
noch tiefer (wie z. B. gegen Basel und im Aargau : Meltingen.
Limmern etc.)f so taucnen aus diesen Lias-Keuper-Com-
ben auch noch Muschelkalkgewölbe auf (Nr 15), die selbst
wieder mehr oder weniger gut erhalten, dislociert oder
zerstückelt sein können. Es hat somit die Erosion im
Juragebirge nicht überall gleich stark gearbeitet. Eben-
so ist die ganze soeben geschilderte Schichtenfolge nicht
überall vollständig und ebensowenig überall in gleich-
massiger Mächtigkeit abgelagert worden. Querpronie, wie
sie in unserem tektoniscnen Schema unter l-lll gezeich-
net sind, sieht man am klarsten in den die Gewölbe
quer durchschneidenden Klüsen aufgeschlossen.
Die Unterlage des Juragebirges bildet ohne Zweifel der-
selbe von Granitgängen und -ädern durchsetzte Gneis,
der am Fuss des Schwarzwaldes, im Rheinbett bei Lau-
fenburg und unter dem Plateau der IleCr^mieu (bei Saint
Quentin im Dauphin^) zu Tage ansteht. Darüber folgt mit
Ausschluss des Paläozoikums (soweit wenigstens bis jetzt
bekannt) die ganze Reihe der mesozoischen und känozo-
ischen Stufen vom Buntsandstein bis zum Miocän, die wir
nun für den ganzen Jura und die Rheintafel (ezkl. Ran-
den) in ihren wichtigsten Charakterztigen kurz besprechen
wollen. Die Rheintafel zeigt diese Gesteinsfolge von
den ältesten bis zu den jüngsten Schichten in ihrer nor-
malen Ueberlagerung am schönsten. Dann tauchen sie
unter die Falten und Dislokationen am Aussenrand des
Gebirses, um in seinem Innern an der Sohle der Zirken
und Klüsen wieder zu Tage zu treten.
Triassystem. Vogesensandstein und Buntsandstein
stehen zu beiden Ufern des Rhein'an, besonders schön nördl.
von Riehen (bei Basel) und zwischen Rheinfelden, Stein
und Laufenburg, wo sie diskordant dem Gneis oder den
ihn durchschwärmenden eruptiven Adern und Gängen
(Granit, Diorit, Porphyre etc ) aufliegen. Zu oberst treffen
wir weisse oder bunte Sandsteine, in der Mitte rote Sand-
steine mit ziegelrot gefärbten sandigen Thonen und an
der Basis Konglomerate. Bei Waldshut (Baden) werden
aus den dichten Bänken Mühlsteine gebrochen. Den
Uebergang zum Muschelkalk bilden dolomitische Mergel.
In Rienen bei Basel hat man Labyrinthodon RiUimeyeri
und da und dort einzelne Stücke von CalamÜes Schimperi
gefunden. Etwa 30 m mächtig. Der 20-30 m mächtige
wellendolomit steht am Rheinufer zwischen Schwader-
loch und Au^t an. Er enthält zahlreiche Fossilien : Lima
striata, L. Itneata^ Terebratula vulgaris u. a. Die Salz-
thone der Anhydritgruppe sind am Hheinufer von Rhein-
sulz bis Äugst sichtbar und bilden den Untergrund des
ganzen Gebietes, auf dem die Salinen Rheinfelden, Riburg
und Baselaugst stehen. Das erste Steinsalzlager ist 1834
vom Hofrat von Glenck angebohrt worden, und 1844 hat
man ein anderes von 12-114 m Dicke entdeckt. Heute
werden hier jährlich mehr als 400 (XX) Zentner Salz pro-
duziert. Die gleichen Thone liegen auch unter Koblenz
(Bohrung von 1858) und unter dem Dinkelberg (Bohrung
von Bettingen 1890), führen an diesen Stellen aber kein
Salz. Ihr Vorhandensein ist ferner im Hauensteintunnel,
dann nördl. von Rümisberg und Günsberg in der Weissen-
steinkette festgestellt worden. Der beim Anstehen durch
Wasseraufhahme zu Gips sich umwandelnde Anhydrit
bildet hier un regelmässige Massen, die abgebaut werden.
Der Muschelkalk, etwa 50 m mächtig« steht als erste
Kalkstufe der Rheintafel am subhercynischen Steilabfall
(Falaise) oft an, dann findet man ihn auch in Form von
Gewölben und Schuppen in mehreren Ketten des Nord-
jura. Kalkstein, bankweise von Encrinus liliifortnis in
einzelnen Stücken durchsetzt; seltener sind Ceratites
nodosvLS^ Nautilus bichrsatus, Pemphyx Sueuri und
andere Leitfossilien. Zu oberst dolomitisch und oft ausge-
laugt.
Der fast ganz aus Dolomiten, Gipsmergeln und weichen
Sandsteinen bestehende Keuper zeigt an seiner Basis
Lettenkohle und Sandsteine mit fossilen Gefasskrypto-
pamen (Equisetum arenaceum, Merianopteris angusta^
Pterophyllum Jaegeri, Baiera furcata, Bambusium Im-
hofft), Fiindstellen : Neue Welt bei Basel, Passwang. An
mehreren Stellen (Zeglingen, Cornol etc.) kleine Streifen
von Stein- und Gagatkohle. Darüber folgen bunte Mergel
mit Bänken von Würfel dolomit und Ansammlungen von
gipshaltigem Alabaster, die in den Kantonen Basel, Aars^u,
Solothurn und Bern mehrfach abgebaut werden. Den
Uebergang zum Lias bilden Sandsteine und Mergel des Rät
finfralias, Kössener Schichten) mit Knochen von grossen
Reptilien, wie Belodon Plieningeri (= Gresslyosaurus
inge^is Rütim.) von Niederschönthal bei Liestal, und von
Fischen {Saurichthys acuminatus, Sargodon tomicusetc).
Etwa 80 m mächtig.
Jurasystem. Lias. Masse von schwarzen, schiefrigen
und bituminösen Mergeln mit dunkeln Kalken oder Sand-
steinen und Arkosen an der Basis. Im Maximum 100 m
mächtig. Im schweizerischen Jura nimmt der Lias an
Mächtigkeit gegen NO. ab, wo sich übrigens die schönsten
Aufschlüsse finden (Basel Land, Aargau, Weissenstein- und
Lomontkette). Im SW. steht er zum letztenmal in der
Combe aux Auges unter Montpöreux (Kt. Neuenburg) an,
wo einer der Schächte des Tunnels von Les Loges die
ganze Schichtreihe des Lias bis zur Basis des Charmouthien
oder mittlem Lias durchbrochen hat. Der untere Lias
oder das Sinämurien ist im allgemeinen in der Form von
Gryphitenkalk weit verbreitet und hat eine Menge von
Fossilien; gegen NO. geht er in Sandstein und Arkose
über (Solothurn). Den Uebergang zum Keuper bilden die
an der Schambelen (südl. von Brugg) von Heer und
Escher v. der Linth erforschten Insekten mergel. Sie sind
seither nirgends mehr mit einem. solchen Reichtum an
Fossilien wiedergefunden worden. Der mittlere (Char-
mouthien) und obere Lias (Toarcien und Aalönien) weisen
im Schweizer Jura keine besondern Eigentümlichkeiten
auf und bestehen aus denselben Horizonten von Ammo-
noiden wie anderswo. Einige Geologen lassen den Lias
mit der Zone des Harpoceras (Ludwigia) Murcfiisonae
endigen, die in ihrem petrographischen Charakter (eisen-
haltiger Oolith) schon an den Dogger erinnert.
Dogger (französisch Oolithique). Er besteht überall im
Jura, mit Ausnahme der Lägemkette und des O.-Ab-
schnittps der Rheintafel (Gansingen), aus oolithischen
Kalken mit einem okerfarbigen mergelig-kalkigen Binde-
mittel. Gegen Gansingen, Mandach und Baden, sowie im
Randen werden die Oolithkalkbänke selten, da hier das
^nze Gebilde im Allgemeinen mergelig wird, dunkel ge-
färbt ist und nur einige wenige härtere oker- oder eisen-
oolithartige Bänke enthält. Trotz dieses Wechsels in der
Fazies muss man doch im Dogger des ganzen Juragebirges
ebenfalls die in Frankreich und England aufgestellten
drei oder vier Stufen unterscheiden : das Bajocien (auch
L^donien genannt) oder die Zonen des Harpoceras
{Sonninia) Sou^erlnfi, des Stephanoceras polyschides und
des S. Humphriesianum ; das Vösulien und Bathien (zu-
sammen dem Bathonien von A. d'Orbigny entsprechend)
oder die Zonen der Parkinsonia subfurcata, der P.
ferruginea und der /*. Würtembergica ; das Callovien
oder dfie Zonen der Oppelia aspidoides, des Stephanoceras
(Macrocephalites) tumidum und des S. coronoides oder
Peltoceras athleta. Das Bajocien tritt im grössern Teil
des Schweizer Jura (Gebiet sw. von Biel) in korallogener
Fazies (Korallenkalk) und als Echinodermenbreccie auf,
während weiter gegen N. und NO. Eisenoolithe mit
Kephalopoden vorherrschen. Am Innern Rand des Jura,
besonders im Berner und Solothurner Jura, stehen sand-
steinartige und kieselige Bänke an, die an die Zoophycos-
Schichten des Dogger in den Bomanischen Präalpen er-
innern. Der mittlere Dogger bildet gewöhn lieh eine mäch-
tige Decke von feinkörnigen Oolithgesteinen mit sehr
wenigen Kephalopoden und einigen mergeligen Ein-
lagerungen, die weniger arm an Fossilien sind. Gleich-
artiger in seinem petrographischen Charakter ist im
ganzen Juragebirge aas Callovien, dessen obere Schichten
aber gegen den Aargau hin an Mächtigkeit beträchtlich
abnehmen. Ja die oberste Schicht (Zone des Peltoceras
athleta und Cardioceras flexicostatum) fehlt am innern
Gebirgsrand überhaupt ganz (Rückzug des Meeres in die
anglo-parisische Bucht). Gesamte Mächtigkeit des Dogger
im Mittel 300 m.
Malm oder oberer Jura. Der Malm ist die für das Jura-
gebirge am meisten charakteristische Schichtengruppe. Er
bildet mächtige Kalkstufen f Jurakalk), aus denen die höch-
sten Kämme und Gipfel des Gebirges aufgebaut sind. In den
damit abwechselnaen mergeligen Schichten sind die
Comben ausgewaschen und Zementbänke (sog. Leberstein,
682
JÜR
JUR
woher der deutsche Name Leberber^ für das Gebirge) ein-
gelagert. Im Mittel 500 m mächtig. Die Stratigraphie
des Malm ist ziemlich verwickelt und kann hier nur in
kurzen Zögen behandelt werden. Wenn wir, wie wir bis
jetzt immer getan, von unten nach oben fortschreiten, so
finden wir der Reihe nach : 1) das Oxford, Mergel mit pyri-
tischen Fossilien und mehr oder weniger kieseligen Kalk-
mergelkonkretionen ( terra! n ä chailles), oder die Zonen
des Cardioceroi Lamberti, des C. cordatum und des C.
vertebrale, die gegen den S. und 0. transgredierend über
den Dogger greifen. Hier nimmt das Oxford zugleich an
Mächtigkeit ab und erhält, besonders zu oberst, eine
eisenoolithartige Fazies, die lange Zeit dem oberen Callo-
vien zugezahlt worden ist. Die untere Zone des Oxford
fehlt im Ostjura und am ganzen Innenrand des Gebirges
meist ganz, während sie im Nord- und Westjura, wo sie
in der gleichen mergeligen und pyritischen Fazies auf-
tritt wie im anglo-parisischen Becken, mächtiff entwickelt
ist. 2) Das Argovien, bestehend aus Spongitenkalken (mit
mehreren Arten von Scyphia^ einem zu den Hexaktinel-
liden gehörenden Schwamm) 2^mentmergeln etc. Zone
des Cardioceras aUemans. Am ganzen Innenrand des
Gebirges und im Aargauer Jura regelmässig vorhanden.
Im Nordjura und namentlich am Vogesenfuss tritt an die
Stelle des Argovien die schöne Stufe des Rauracien :
Korallenkalke mit kreidigen Nestern, voller Trümmer von
Korallen, Krinoiden, Diceras, Nerinäen etc., aber fastohne
Kephalopoden. Diese gesamte fossile Fauna umfasst mehr
als 400 verschiedene Arten. Ueber dem Argovien und
Rauracien folgt 3) das Sequan in ziemlich verschieden-
artiger Ausbildung. Mit semen Oolithbänken und Oker-
mergeln erinnert es manchmal an den Dogffer. Seine
fossile Fauna ist noch wenig bekannt. Zu ooerst ist es
überall korallogen und dem Rauracien zum Verwechseln
ähnlich. 4) Das Kimeridge oder Randönien besteht aus
dichten Kalken, mit einer Fauna von im Schlamm leben-
den Mollusken (besonders reich in der Umgebung von
Pruntrut) und Kephalopoden mit Seeigeln und Schwämmen
(im Aargau und am Randen). Es ist dies die Zone der Oppeh'a
tenuilobata. Zu oberst wiederum korallogen oder so^r
kieselig (Wettingen = Nattheim). Diesem Niveau gehört
der Solothumer Marmor mit seiner auf der Erde einzig
dastehenden Bank mit fossilen Schildkröten (8 Arten
Chelydeen und 3 Arten Emydeen) an. Es folgt 5) das Port-
land oder Bononien, eine kalkmergelstufe, die nach oben
oft oolithisch wird und Nerinäen futirt. Es fehlt von Solo-
thurn und Münster an dem nordöstl. Jura, während es
im Neuenburj^er Jura und Südjura mächtig entwickelt
ist. Leitfossilien : Cyprina Brongniarti^ Ampullina Mar-
cousana. Zone des Slephanoceras gigas. 6) Das Purbeck
ist eine wenij^ mächtip^e Stufe von grauen Kalkmergeln,
die stellenweise oolithisch werden, sowie Gipslinsen und
eine Brackwasserfauna (Cyrenen^ Physen^ Planorben,
Limnäen, Valvalay Auriculay Carychium etc.) enthalten.
Es steht am Jurafuss von Biel bis Bellegarde und an der
Sohle einiger Muldenthäler des Zentral- und Südjura an.
Rückzugsphase des jurassischen Meeres gegen Sw.
KreideBystem. Untere Kreide, Wealden oder Hils. Dieses
Gebilde bezeichnet den Rückzug des Meeres nach NW.
bis zur Linie La Chaux de Fonds-Biel und fehlt ganz im
Nord- und Ostjura. Es verleiht dem Jurafuss um Neuen-
burg, Yverdon, Grandson, Orbe etc. seinen eigenartigen
Charakter. Alle Muldenthäler sw. von der angeführten
Linie enthalten seine verschiedenen Stufen. Diese sind :
1) das Valangien, das aus rosaroten oder braunroten
Kalken mit einigen mergeligen Zwischenla^en und einer
nach oben li monitisch werdenden Eisenoolithschicht be-
steht. Reiche Fauna von Schwämmen, Bryozoen, Brachio-
poden, Mollusken, Acephalen und Gasteropoden, mit
einigen seltenen Kephalopoden. Zonen des Hoplites
periptychus und des H. Thumianni, Diese Fauna ist zu-
sammen mit der der übrigen Stufen der untern Kreide
von F. J. Pictet, de LorioT u. A. (in verschiedenen Bän-
den der Mat^riaux pour la Pal^ntologie Suisse, Neuen
Denkschriften der scnweizer. Gesellschaft für die gesamten
Naturwissenschaften etc.) beschrieben worden. Fund-
stellen von Fossilien: Valangin (Kanton Neuenburg),
Arzier (Kanton Waadt)« L'Auberson bei Sainte Croix etc.
2) Das Neocom (Hauterivien oder Barr^mien) ist wie die
vorhergehende Stufe sehr ungleich mächtig entwickelt ;
seine MächtiffkQ|t nimmt gegen NO. ab und gegen SW..
d. h. gegen den Südjura und Dauphin^, zu^ wo es normal
als Hochmeerbildung auftritt, während es im schweizeri-
schen Jura eher littorale Fazies zeigt. Es besteht aus
ffrauen, bläulichen oder durch Oxydation gelb gewordenen
Mergeln, über denen gelbe oder braunrote oolithische
Kalke und Echinodermenbreccien liegen. Die in den
Mergeln reichere Fauna zählt 316 verschiedene Arten.
Zone des Hoplites radiatu*. Typisch ausgebildet in der
Stadt Neuenburg und ihren Umgebungen (Hanterive, La
Landeron). 3) Das Urgon beginnt an der Basis mit
schmalen Mergelbändem (gelber Mergel von La Russille).
Dann folgen gelbe Bänke mit Echinodermenbreccien, die
immer noch dem Neocom (gleichen, darüber schneeweisse
Schichten (wie in Orgon im französ. Departement der
Bouches du Rhdne) mit Requienia{CatnvtiTM) ammonia,
SphaenUites Blumenbachi etc. Im Val de Travers und
in der Umgebung von Orbe endigt das Urson zu oberst
mit einer 1-2 m mächtigen Kalkbank, die Asphalt fährt.
4) Das Rhodanien und die Mergel des Aptien bezeichnen
eine Hückzuffsphase des unteren Kreidemeeres juraein-
wärts und gehen nur bis zum Val de Travers. keineswegs
aber bis zum Neuenbnrger Hochiura. Es sina blassgrüne
oder gelbe pvritische Kalke mit narpagodes Pelagi^ dann
gelbe Mergel (zu oberst eisenschüssig) mit OrhittUina
lenticularit, Heteroiter Couloni. Plicalula placunea etc.
wie bei Bellegarde. Darüber folgt scharf angegrenzt die
Transgression der grünen Sandsteine des Albien.
Mittlere und obere Kreide sind schwach entwickelt und
heute nur noch in einzelnen, von der Erosion bis jetzt
verschont gebliebenen Fetzen vorhanden. Wie an andern
Stellen ist auch hier eine reiche fossile Fauna, besonders
in den grünen Sandsteinen, vorhanden. (Vergl. die Ar^
beiten von F. J. Pictet in den Mat^riaux pour la Paläonto-
logie Suisse : DescriptUmdesfoBsiles de Sainte Croix , ferner
in den M^moires de la Soc, de phxf$, et d'histoire na-
turelle de Genkve. 1847). Im Juragebiive sind nicht alle
der im nördl. Europa beobachteten Kreiaestufen vertreten,
indem hier bis jetzt weder das Turon noch das Danien
nachgewiesen ist. Wohl aber findet sich das Albien mit
zwei von einander stark verschiedenen Unterstufen : zu
Unterst Sande mit phosphorisierten Fossilien und Acan-
thoceras monile (= A. maniillatum) und blauen Ziegel-
lehmen (englischer GaultJ mit pyritischen Fossilien und
Puzoiia Mayoriana; darüber grüne Sandsteine (Vracon-
nien), die bisher nur aus der Umgebung von Sainte Croix
(Strasse nach La Vraconne) bekannt sind und zahlreiche
Turriliten, Scaphiten, sowie Schloenbachia varians etc.
enthalten. Ueber das Albien transgrediert zusammen mit
dem Vraconnien das Cenoman (dessen Basis aus der
Kreide von Ronen oder dem soff. Rhotomagien besteht),
das manchmal auch direkt über dem Valangien oder sosar
dem Portland (Umgebung von Biel) liegt. Blassrote oder
gelbe Kalkmergel mit ziemlich schlecht erhaltenen Fos-
silien, die man zuerst bei Souaillon naheComaux (Kanton
Neuenburg) gefunden hat und die denjenigen der Kreide
von Ronen entsprechen : Acanthocerae Mantelli, Scaphites
aequaliSj Turrilites costalu* etc. Das Senonien oaer die
Feuersteinkreide kennt man nur aus der Umgebung von
Saint Amour im französischen Jura (Lains-Saint Julien),
und das Danien endlich steht zusammen mit den anderen
Stufen um Grenoble an. Es beweist dies, dass das Meer
zu Ende der Kreideperiode sich vom ganzen jurassischen
Gebiet zurückgezogen hatte.
Tertiärsystem. Eocän oder Bohnerzbildung (Sid^roli-
thique). Das Nummulitenmeer ist nicht bis zum Jurage-
bir^e voreedrungen. Zu dieser Zeit war das Gebiet des
jetzigen Gebirges zum erstenmal ein zwischen Vogesen
und Schwarzwald einerseits und dem das Gebiet der
jetzigen Voralpen (Schwyz-Appenzell-Ober Baiem) uh^-
flutenden Nummulitenmeer anaererseits schwach geneigtes
Festland mit tropischem Klima und Mineralauellen oder
Säuerlingen. Nach und nach grifi'dann das Nummuliten-
meer anch auf die jetzigen westl. Hochalpen über. Die
Sauerwasser erodierten in den Juragesteinen Kanäle, Zug-
löcher und verschieden geformte Spalten, Höhlen und
Durchbohrungen aus, in die die Zersetznngsprodakte der
obern (Gault) und untern Kreidegesteine, sowie auch noch
Folche jurassischer Schichten zusammen mit Tierleichen
eindrangen. So bildeten sich die roten Thone (Bolus oder
JÜR
JUR
683
Bauxit) und die zur Glasbereitung verweDdeten Quarz-
sande, die zuweilen auch noch ausgelaugte und verkieselte
Fossilien des Kimerid^, Portland und Neocom, sowie
eingeschwemmte Fossilien des Neocom und Albien (BieU
Neuenburg und Le Fuet) enthalten. Diese Reste von Land-
tieren bestehen aus zerbrochenen Knochen und besonders
aus einzelnen Unterkiefern und Zähnen und finden sich
angehäuft in einigen Höhlungen am Mauremont (Entre-
roches), bei Saint Loup (Kanton Waadt), Münster (Bemer
Jura), Egerkingen und Ober Gösgen (Kanton Solothurn).
Vergl. darüber: Pictet, F. J. Animaux siderolithiques du
canton de Vaud, 1855 ; mit Supplement 1869. Ferner die
Arbeiten von L. Rütimeyer in den Neuen Denkschriften., .
1862 und den Abhandlungen der schweizer . paläontolog.
Gesellschaft 1891. Man kennt davon heute etwa hundert
Arten von Säugetieren aus den Gattungen Palaeotherivm,
PtienacoduSy Lophiodon, Anchilophus^ Hyracotherium,
HuopotamuSy Dichobunej Xiphodon, Dichodon^ Tetra-
selenodon etc. Nämlich etwa 60 Arten von Huftieren,
femer Nagetiere, älteste Fleischfresser (Pterorfon, Hyaen-
odon^ Proviverra, Quercytherium), echte Fleisch-
fresser (Cwwdony Cynadictis, Amphicyon)^ Insekten-
fresser, Fledermäuse, 10 Arten von Halbaffen oder
Lemuren {Caenopithecus, Adapts, Necroleniur^ Pely-
codus, HyopsoduSj Plesiadapis) und endlich den Caia-
modan Europaeus, eine für Europa neue Gattung, die zu-
erst im Eocän der westl. Vereini^n Staaten gefunden
worden ist und unter anderm einen gemeinsamen Ur-
sprung der eocänen Fauna beider Halbkugeln zeifft. Dazu
kommen noch Reste von Landschildkröten, Schlangen
(darunter ein über 3 Meter langer Python), Krokodilen
und Iguaniden, wie sie namentlich im .Bolus des Kantons
Waadt gefunden worden sind. Das Eocän ist besonders
in den Mulden des Bemer Jura mächtig ausgebildet, wo
es in Linsen Bohnerz enthält, das heute noch in der
Ebene vor Delsberg aus einer Tiefe von 80 m unter der
Oberfläche heraufgeholt wird. Es schliesst oben mit einem
Süsswasserkalk mit Limnäen und Planorben (Münster,
Delsberg, Orbe, Val de Joux etc.) ab, wie er sich in der-
selben Lagerung auch im Berry und über dem Pariser
Gips wieder finaet. Diese Ablagerungen zeigen hier wie
dort das Ende der Eocänzeit an.
Oliffocän. Auf die Süsswasserseen, denen das Eocän seine
Schichtung verdankt, folgte das elsässische Meer, das eine
Bucht in den nördl. Abschnitt des Berner Jura (Pruntrut,
Laufen, Domach, Delsberg und bis Münster ^vorschob.
Hier setzten sich Konglomerate (Elsgauer oderPruntruter
Nagelfluh, französisch Gompholithe d'Ajoie geheissen) und
Kalksandsteine, der sog. Pruntruter Cerithienkalk (Ton-
grien), ab. Dieser letztere enthält Ostrea callifera, Phola-
domya Puschi(= Ph. Weissi = Ph.pectinaXa), Ampullina
crassatina^ Cerithium plicatum. Darüber folgen blaue
Mergel mit Fischen {Meletta), Foraminiferen, Cyprina
rotundata^ Cytherea incrassata^ ferner mit Zähnen von
Lamna und Knochen von Halitherium (Bonfol, Delsberg,
Laufen). Von dieser Zeit an bildete sich auch eine Verbin-
dung zwischen dem elsässischen Golf und dem Brackwasser^
See am N.-Fuss der Alpen, in dem sich der Flysch abgesetzt
hat. Dann setzten sich oligocäne (oder alsatische) rote Mo-
lassemergel mit jurassischen GeröUen am Jurafuss ab, im
Kanton Waadt (gleich wie in Baiern) sandige Mergel mit
Cerithien und C^renen, bei Orbe und im Elsass Petrol
führend; ferner im ganzen Jura Brackwasserkalke mit
Helix Ramondi undH. Moguntina ab. Sehr warmes Klima,
tropische Flora mit Palmen, Zimtbaum (Cinnamomum)
bei Basel, Delsberg, Aarwangen etc. Fauna der Schiefer-
kohlen von Lausanne mit Anthracotherium, Schildkröten
etc., im Jura arm aber reich bei Mainz, in der Auvergne
und der Aquitaine (Mainzer Stufe, Moguntien oder Aqui-
tanien).
Miocän. Zu Ende der Oligocänzeit kam der helve-
tische Brackwassergolf über das Rhonethal und Südfrank-
reich mit dem Ozean in offene Verbindung. In den Alpen
treten neue orogenetische Vorgänge auf; sie senden zahl-
reiche Gerolle in das Miocänmeer (Nagelfluh mit exo-
tischen oder vindelizischen Gerollen, die von den im Flysch
eingeschlossenen sog exotischen Blöcken und den Klippen
herstammen). Bildung der Hauptmasse der polygenen oder
bunten Nagelfluh und der subalpinen Molasse. Am sub-
jurassischen Ufer Absatz der Molasse von Lausanne und
von Muscbelsandstein, mit welchen beiden Gebilden das
ffanze Gebiet des heutigen Hochjura (Aiguillesde Baulmes,
Les Verri^res, La Chaux de Fonds), des Bemer Jura bis
Ck)urt und des Solothuraer und Aargauer Jurafusses über-
deckt war. Nördl. davon Festland mit tropischer Vegetation
wie Palmen, Zimtbäumen (eingeschwemmt nacn Lau-
sanne, Monod. Eriz). Landfauna mit riesiffen Huftieren
{Mastodon, RhinoceroSy Dinotherium) ^und andern Be-
wohnern heisser Länder. (Knochen aus dieser helvetischen
oder burdigalischen Stufe bei Brüttelen, Ins, Lenzburg,
Würenlos etc.). Später folgte eine Transgression des
Miocänmeeres bis zum Randen, der Rheintafel und den
Umgebungen von Delsberg (Corban) : vindobonische oder
pontilevische Stufe. Absatz des Randengrobkalkes (mit
Nerila Laffoni, Pecten Herrmannseni, P.palmalus etc ),
sowie der Sandsteine und Nagelfluh mit Ostrea crassissi^
k
i^""- ■■"- ^/■- v-.-/ |Ä!iliL'''>'^'-'''''l
Juragebirge : Dia Halbkluse der Comb« Orfeda.
ma und Cerithium lignitarum (Girlend, Court, La Chaux
de Fonds), der Aarsauer Kalknagelfluh, der roten und
grünen Mergel des Berner und Neuenburger Jura und
endlich der Oeninger Brackwasserkalke (Le Locle, Cour-
telary, Tramelan, Sorvilier, Vermes etc.). Bei Le Locle
hat man 150 Arten von tropischen Pflanzen gefunden, die
mit denen von Oeningen übereinstimmen (beschrieben
von Oswald Heer in der Flora tertiana Helvetiae und der
Urwelt der Schweiz). Die Sande und Kalke des obern
Miocän enthalten oft Helix (Macularia) Turonensis^ H.
(Tachea) geniculata, H. Renevieriy H. Larteti, H,
ICampylaea) Steinheimensis und H. extincta mit einigen
Resten von Säugetieren (bei Vermes; Fauna von Sansans
oder La Grive-Saint Alban im Tranzös. Departement Isere).
Ins Miocänmeer des Nordjura haben auch Vogesen
und Schwarzwatd Geschiebe in Form von Sanden und
GeröUen von allen sie aufbauenden Gesteinen gesandt.
684
JUR
.lüR
Solche Flussablagerungen mit Deltaetruktur finden sich
in den Thälem von Delsberg und Laufen bis hoch hinauf
Geologischer Querschnitt durch das Gebensdorferhorn.
u. 2. ResentAS Qaaternär; 3. Altes Qaaternär (Deckenschotter); 4. Oberes Miocän;
5. Unteres Miocän (helvetische Siafo); 6. Oberes Oli^ocän; 7. Mittleres Oligocän:
8. Eocfln (Bohnersbildung); 9. Kimeridge (Malm); 10. Sequan (Malm): 11. Kalk roertrel
des obern Ari^ovien 'Malm); 12. Unteres Arjrovien oder Birmens'^orfer8chicht«>D (Malm):
13. Dogger; ll.Lias; 15. Keiiper; 16. Mnschelkalk.
(Stollen, Saigne Dessous) ; in der Ajoie und im Elsass
finden wir Vogesensande mit Dinotherium giganteian
'(Unterkiefer von Le Montchaibeut im Bemer Museum),
HMix Steinheimensis und Abdrucken von Blättern (bei
Montavon) gleich denen von Oeningen. Die miocänen
Flüsse der Oeningerstufe haben diese ihre (also nicht,
wie man geglaubt hat, pliocänen) Sedimente in den im
Oligocän ausgewaschenen Tobein oft in etwas diäkor-
danter Lagerung (Courfaivre) abgesetzt.
Pliocän : AufTaltung und Erosion des Jura. Nachdem
diR Miocänmeer nördl. der Schweizer und bairischen Al-
pen aufgefüllt worden war und es sich ins Thal der Saöne
und Rhone und nach Ungarn zurückgezogen hatte, traten
im Jura zu gleicher Zeit wie in den Alpen mehr oder
weniger rasch sich vollziehende Faltungserscheinungen
.?ut, mit denen zugleich sofort auch die Erosion durch
fliessondes Wasser und Hydrometeore ihre Arbeit begann.
Diesen beiden Agentien, Erosion und Faltung, verdankt
der Jura zum grössten Teil sein heutiges Relief, d. h.
seine alle Sedimentsysteme in Mitleidenschaft ziehenden
Gewölbe und Mulden, sowie deren Abtragung und Aus-
waschung in Form von Zirken, Comben, Klüsen und ver-
schiedenartigen Zerstückelungen, die auch während der
Quaternärzeit fortdauerteund heute noch —wenn auch in
schwncherem Masse — vor sich geht. Dass die AufTaltung
des Jura nach dem Miocän und hauptsächlich im Plio-
cän stattfand, geht aus den nachfolgenden Betrachtungen
hervor. Alle Tertiärablagerungen im Jura sind gegen das
Gebirge zu in mit diesem parallel streichenden Falten
aufgerichtet. So sind im Besonderen die Oeningerkalke
von Le Locle, Courtelary etc., die ursprünglich als ein-
heitliche Decke über einem grossen Abschnitt des schwei-
zerischen Jura lagen, heute aber nur noch mitten in den
Mulden als vereinzelte Fetzen sich erhalten haben, in ihrer
ursprünglich horizontalen Lagerung gestört, mehr oder
weniger stark aufgerichtet und sogar dislociert worden.
Es sind somit von der Jurafaltung, abgesehen von den am
N.-Ufer des Tertiärmeeres festgestellten Diskordanzen,
auch alle tertiären Schichten mit ergriffen worden. Daraus
geht wiederum hervor, dass diese Molasse einst als oberste
Schichtlage alle jetzigen Kreide- und Juragewölbe etc.
überzogen haben muss und im spätem Verlauf des Plio-
cän durch die starke Arbeit der Erosion wieder wegj^e-
waschen worden ist (dieser Abtrag beträgt, bis zum Lias
hinunter gerechnet, etwa »/$ der Masse des gesamten ur-
sprünglichen Gebirges). Dass die Oberflächenformen im
.Tura schon zu Beginn der Quaternärzeit in Bezug auf Fal-
tung und Erosion den heutigen Verhältnissen entsprachen,
zeigt uns recht deutlich die diskordante Auflagerung des
horizontal geschichteten Deckenschotters, der ältesten qua-
ternären Geröll massen. auf dem abradierten Gewölbe der
Lägemkette zwischen Baden und Bruf^g (vergl. das Quer-
profil durch das Gebensdorferhorn). Diese Schotter haben
von der Zeit an, da sie auf einer im Niveau aller Höhen-
züge des schweizerischen Mittellandes (Uetliberg etc.) sich
haltenden Peneplain abgelagert worden sind, keinerlei
tektonische Störung mehr erlitten, während die Faltung
und nachherige Abrasion des mächtigen Gewölbes der
Hahsburg-Lägernkette wie bei allen andern Juraketten
zeitlich zwischen den Beginn des Quaternär (Decken-
schotter) und das obere Miocän, d. h. eben ins Pliocän
fallen. Die im Pliocän vom Jura und schweizerischen
Mittelland abgespühlten Materialien haben u. a. das Thal
der Sadne und ebenso den alten Rheinlauf von Basel über
Delle nach ßesan^on aufgefüllt. Es bedeutet somit für
unser Land die Pliocänzeit eine
zweite Festlandsperiode, die hier, so
weit bekannt, keine Ablagerungen
hinterlassen hat, aber durch die
Faltung und Erosion von Jura und
Alpen und durch die Ausbildung
der schweizerischen Peneplain sich
charakterisiert.
Quaternär : eiszeitliche Gletscher
und quatemäre Erosionen. Die Wir-
kungen dieses geologischen Zeit-
abschnittes sind bis jetzt im Jura
noch am wenigsten gut bekannt. Da
die heutigen Ansichten über die
Entstehung der Thäler und Seen,
die Modellierung des Mittellandes durch die Gletscher
die Anzahl der alpinen Eiszeiten etc. noch lange nicht
genügend abgeklärt sind, können wir sie hier weder
diskutieren noch auf die Verhältnisse im Jura an-
wenden. Wir wollen einzig erwähnen, dass die quater-
nären Ablagerungen am Jurafuss von denen im Innern
des Gebirges verschiedene sind. Längs einer Linie von
Le Bullet (1150 m) über Nods (900 m) und Solothurn
(620 m) nach Wangen an der Aare (502 m) zieht sich eine
Zone von Seitenmoränen des einstigen Rhonegletschers
aus der letzten oder vorletzten Eiszeit in absteigender
Richtung hin. Diese Moränen zeichnen sich aus durch
das massenhafte Auftreten von Protogin blocken aus dem
Mont Blanc, während dieses Gestein im Erratikum im In-
nern des Juragebirges selten ist. Hier stammen die errati-
schen Blöcke aus den penninischen Alpen. Einen Beweis
für die Glazialerosion und den Gletschertransport von un-
ten nach oben bilden die bis an die Flanke der ersten Ju-
rakette hinaufgeschobenen, vom Fuss des Jura herstam-
menden Blöcke aus unterer Kreide und soerar Fossilien, wie
man sie z. B. bei Magglingen über Biel findet. Dazu kom-
men im NeuenburgerWeinbaubezirk auch noch vereinzelte
Drumlins vor. Im Innern des Gebirges fehlen echte alpine
Moränen. Man trifft hier nur da und dort einige An-
häufungen von Blöcken und Gesteinsfragmenten aus
den Walliseralpen (Arkesin, Aroilagneis, Chloritschiefer
etc.) die meist in einen jurassischen Glaziallehm (Grund-
moräne) eingebacken sind und hi« zum Dessouhre, ins
Münsterthai und auf die Rheintafel (Herznach) voi^
Champ Mensel bei St. Immer
(Typus eines qnaternflren Juragletschers].
kommen. Es sind dies die ältesten glazialen Zeugen im
Jura, die wahllos auf allen ältpren Schichten liegen und
sowohl in den Comben wie auf den Kämmen oder in de
JUU
tertiären Mulden angetroffen werden. Selten dagegen sind
sie in den Klüsen » uud denen sie die spätem Erosionen
längst wieder entfernt haben. Im tief eingesenkten Doubs-
thal, das in einer Reihe von Klüsen uud Isoklinalthälern
durchbricht, zeigen sich an mehreren Stellen (Biaufond,
Goumois, Vaufrey) lluviatile Geröilablagerungen bis zu
30 m über dem heutigen Wasserspiegel. Diese (Jeberreste
einer einstigen Alluvionsterrasse enthalten neben juras-
sischen Gerollen aus allen Stufen hier und da auch einige
Wal iiser Geschiebe. Im Juragebirge sieht man oft noch
lokale Moränen und Breccien, die am Fuss von ehemaligen
JUU
085
moore {(sagnes oder saignes), die sogar noch jbis nn die
mergeligen Hänge der Comben hinaufreichen.
Bergstürze. An einzelnen Stellen haben sich von den
Kämmen mächtige Blöcke von jurassischem Gestein los-
gelöst, die dann in die mergelige Sohte der Zirken und
Comben abgefilitten sind (z. B. die sog. Roche Bris<^e bei
Soubey). Anderswo haben Erdbeben, wie z. B. das von
13öt5, echte Bergstürze gezeitigt, so denjenigen von Wein-
greis bei Twaun. Stürze und Rutschungen sind iiesonders
häutig im Thal des Doubs(Morou, Bief d'filoz, Goumois etc.).
Der Sturz von Fulnau, zwi;)chen Grellingen und Seewen,
II tS 1% 1» W « - «• XI M
Geologisches Querprofil durch das Jnragebirge vom Nenenburgerted bi« sum Duubs (Villera).
Chmine äu Mimt de U
ffstmruM kellerst
V, I* 16 1« ?0 K» 16 I& 17 ro 22 Ji »> 19 t' »6 17 l9 17 16 I« 16 17 19 20Z\ tS Z\ O M W ^ 20 Sl 19
Geologisches Querprofll durch das Juragebirge von Biel bis zum Delsbergerihal.
i; iw eo ?t K -io I« 20 r? »ri 20
Geologisches Querprotli durch das Juragebirge vom Delsbergerihal bis Basel.
1. Quaternflr.
S. PliocäD (fehlt).
3. MiocftD.
4. OligocäD«
5- Eocän.
0. Kreide (Cenoman und YraconnieD).
7. Grünsandstein (Albien).
8. Aptien oder Rhodanien. \
^ UrgoD. J
•±0. Neocom oder Barremien und [
Uauierivien. V
11 Valaogien. /
Schneehängen , Lawinenzägen
oder quaternären Eismassen lie-
gen. Das schönste Beispiel eines
solchen verschwundenen lokalen
Juragletschers zeigt sich bei
Champ Meusel nahe St. Immer
der Ausmnndung einer in
18. Malm oder
Oberer Jura.
12. Uiis oder
Untere Kreide.
13. Poriland und Purbeck.
14. Kimeridge.
15. Sequao
16' .Rauracien und 16. Arsovien.
17. Oxford. /
19. Dogger oder Mittlerer Jura.
20. Lias oder Unterer Jura.
21. Keuper. ^
22. Muschelkalk. j
23. Anhydrit und Salz. ) 26. Trias.
24. Wellendolomit. \
25. Buntsandstein. /
27. Krystalline Schierer u. alteruplive Gesteine (Granit etc.).
den Hang des Sonnenbergs ein-
feschnitteneu Halbkluse (ruz).
Is liegt hier vor dem Zungen-
becken des vertorften sog. Creux
de Champ Meusel eine grosse
Stimmoräne mit einigen Ge-
steinsbrocken (Echinodermen-
breccie), die von der N.-Seite des
Sonnenbergs stammen. In ähnli-
cher Weise lagertauch dem Creux du Van eine beim Furcil
die Areuse b<;gieitende mächtige Seiten moräne vor. Ferner
ziehen sich durch das Thal von Les Verri^res gecen Les
Bayards hin eine ziemliche Anzahl von Moränen, die vom
Neuenbur^er Hochjura herab gekommen sind. Einige
Thäler weisen Wildbachablagerungen oder unterseeische
Deltabildungen auf (Vallöe de Joux, Val de Travers, St.
Immerthal ete.), die damals entstanden, als der längs dem
Jurafuss bis zum Moränenamphitheater von Wangen an
der Aare (unterhalb Solothurn) reichende Rhonegletscher
die Juraklusen (Gorges de T Areuse, Kius von Rondchätel
etc.) nach Aussen abschloss. Wenn, wie dies oft der Fall
ist. Grundmoränen oder Seealluvionen die Sohle der Jura-
thäler bedecken, so wird der Boden für Wasser undurch-
lässig ; es bilden sich dann in der Sohle der tertiären
Mulden oder der Argovien- und Oxford-Comben Torf-
Geologisches QiierproHl durch das Juragebirge von Aarburg bis Läufelflngen.
Geologischem QuerproAl durch das Juragebirge von Lenzburg bis Effingen.
(Legende aiene oben).
hat einen kleinen See aufgestaut, der durch einen unter
der Stau harre hindurch getriebenen künstlichen Stollen
(das sog. Seeloch) abgeflossen ist und heute wieder trocken
liegt. Rezente Bildungen, wie Kälktuff, Torf etc. sind
im Jura häufig, zeichnen sich aber vor den gleichen Ab-
lagerungen in andern Gebieten durch keine besonderen
Merkmale aus. (Ueber die Torfmoore und ihr Pflanzen-
kleid vercl. die Abschnitte Technologie und Flora.) Fos-
silien flnaen sich in den Sedimenten des Quatemärs nicht
häufig ; erwähnenswert sind die Funde von Backen- und
Stosszähnen des Mammut {Elepfms primigeniiis) in den
Terrassenschottem der Birs bei Grellin^en, im Lehm der
Ajoie bei Bellevue (nahe Pruntrut) und m demjenigen bei
Les Joux Derri^res nahe La Chaux de Fonds. Ein Bruch-
stück eines Backenzahnes des Mammut ist auch bei Les
Fahys über Neuenburg entdeckt worden. Die Höhlen des
686
JÜR
JÜR
Berner Jura (Liesberg. Umgebung von Laufen, Oberlarg)
und in den Grbrges de TAreuse haben einise von Menschen-
hand bearbeitete Feuersteingeräte und Knochen des
Höhlenbären (Ursu* spelaetis) aelieferi.
Sehr schöne und grosse Tropfsteinbildungen sieht man
in den Höhlen von Recl^re, Lajoux, Guldenthal etc. Eis-
höhlen kommen vor bei Samt Georges über Rolle
(Glaciöre du Pr^ de Saint Livre nö. vom Mont de Biöre
und Glaci^re du Petit Pr^ de Rolle nw. von Saint Georges),
in der Kette von Monlösi, am Chasseral (Creux de Glace)
und Sonnenber^ (La Tane bei Tavannes, an der alten
Römerstrasse Pierre Pertuis-Tramelan). Der Boden ist im
Juragebirge überall, besonders aber in den Kalkstufen des
Obern Jurasystems, ausserordentlich stark ausgelaugt und
nach allen Richtungen hin mit Erosionsgängen, Höhlen,
Spalten, Trichtern etc. durchsetzt, die die Oberflächen-
wasser absorbieren und in die hydro^phischen Becken
der Stromquellen leitesv Ein Teil dieser unterirdischen
Kanäle ist schon in der Kontinentalphase des Jura während
der Kreide- und Eocänzeit (durch Einwirkung der sauern
Wasser der Bohnerzbilduns auf den Malm) angelegt und
im Quaternär durch die Erosion des Regenwassers er-
weitert und durch neue vermehrt worden. Ihnen haben
sich dann in den nicht vergletscherten Teilen des Landes
Karren (lapi^s, lapiaz) beigesellt, die ebenfalls durch die
Regenwasser entstanden sind und auf nacktem Felsboden
(laves, l^zines, jaluzes etc.) oder so^ar im Wald oft ganze
Felder (champs lapiaires) bilden. Die Jurakarren zeichnen
sich durch charakteristisch tafelartige Formen (tablesoder
tabourets lapiaires) aus, die ihre Erklärung in den regel-
mässigen Äbsonderungsklüflen der Jurakalke finden (vergl.
Bulletin de la Soc. des sciences not, de Neuchätel, T.
18 und 22).
Technologie : Quellen, Berghau und Steinbrüche. Die
regelmässige Tektonik des Jura gestattet ein leichtes Auf-
finden der Quellen und die Berechnung der Grösse und
Ausdehnung ihrer unterirdischen hydographischen Bec-
ken oder Wasserreservoire. Die Mergel an den Käm-
men sind gewöhnlich (rocken^ während umgekehrt die
zwischen zwei Mergelstufen liegenden Kalkmulden im-
mer mit Wasser durchtränkt sind, das am tiefsten Punkt
der betreflenden Schicht in den grossen sog. Strom-
quellen (sources vauclusiennes) zu Tase tritt. Einige
dieser Quellen (Areuse, Noiraigue) beziehen ihr Wasser
aus hochgelegenen Berffgebieten ohne oberflächlichen Ab-
fluss, wo es durch Spalten und Trichter (im jurassischen
Dialekt emposieux, embossieux, ^poisats, pouches etc.
genannt) im ik>den verschwindet. Ausnahmsweise können
auch Moränen und grössere Sturzschuttmassen wasser-
haltig sein, besonders wenn ihre Unterlage mergelig ist.
Die Mineralquellen und Thermen im Ostjura (Schinznacli,
Baden) stammen aus sehr tiefffelegenen hydrographischen
Becken (Trias), die von den Flüssen in ihrem Querdurch-
bruch durch die Lägernkette angeschnitten worden sind.
Ihren Mineralgehalt beziehen sie aus den umgebendeh
Schichten der Trias, und ihre hohe Temperatur ver-
danken sie, wie dies überall der Fall ist, ihrem Aufent-
halt in grosser Tiefe (Temperaturzunahme um 1 <> C. auf
je 33 m Tiefe). Weniger leicht lässt sich erklären, auf
welchen Wegen das Oberflächen- oder gewöhnliche Quell-
wasser in so beträchtliche Tiefen hat gelangen können
(vielleicht durch Spalten im Liegenden verschiedener
über einander gelagerter Sammelbecken).
An Erzen fünren die sekundären und tertiären Ge-
steine des Jura blos Eisen, das sich in der Bohnerz-
bildung und den verschiedenen jurassischen und in-
frakretazischen Eisenoolithen findet. Kohle, auch Schie-
ferkohle, fehlt dem Jura auf Schweizerboden fast
ganz ; blos dem Keuper des Nordjura sind einige
unbedeutende Kohlenflöze eingelagert. Häufig ist da-
gegen der oft sehr dichte und an holziger Substanz
reiche Torf. In den tiefen Schichten, die wahrscheinlich
sehr alt (Ende der Glazialzeit) und durch Ueberflutung
mit W^asser entstanden sind, lassen sich die Föhre, Birke,
Erle und sogar Eiche nachweisen« während die obern
Lagen (der sog. felou) sich über Wasser als Hochmoore
gebildet haben und ein filziges Gewebe von Torfmoosen,
feidekraut, Heidelbeersträuchem, Flechten (Cladonia)
und Resten von Föhren und Birken (wie solche in \er- |
kümmerten Exemplaren heute noch auf den Torfmooren i
stehen) bilden. Alle Torfmoore der jurassischen Hoch-
thäler werden lebhaft abgebaut und die Ausbeute im
Rohzustand (« Turben ») oder zu Briquettes gepresst als
Heizmaterial verwendet. Am bedeutendsten ist dieser Er-
werbszweig in den Thälem von La Sagne, Les Ponts, La
Br^vine und der Freiber^e, um Bellelay, auf dem Tessen-
berg (Plateau de Diesse.) etc. Einer der wichti^ten berg-
männischen Betriebe im Jura ist die Asphaltmme von La
Presta zwischen Travers und Couvet im neuenbur^schen
Val de Travers. Sie besteht aus einer stark mit Bitumen
imprägnierten Bank von porösem Kalkstein (oberes Urgon),
in die Stollen getrieben werden. Durch Destillation erhält
man dann aus dem geförderten Rohmaterial die kuchen-
förmigen sog. cpains d'asphalte». Flüssiges Bitumen
findet sich auch in kleinen Geoden der über dieser Bank
liegenden Sande des Albien. die daneben noch phosphori-
sicrte Knollen und fossile Steinkeme enthalten. Diese
Vorkommnisse lohnen ihrer Geringfügigkeit wegen den
Abbau nicht, lehren uns aber den i^phalt als eine
organische und sedimentäre Bildung kennen. Andere
Asphaltlager sind — ebenfalls im obern Urgon — auch
in der Umgebung von Orbe abgebaut worden. Die oligo-
cänen Sandsteine um Mathod und Chavomay führen
Petroleum und gleichen in Alter und Lagerung in manchen
Beziehungen denen von Pechelbronn und Sulz im Unter
Elsass. Bis jetzt hat man aber noch keine Bohrungen
unternommen, die einen Schluss auf ihre Abbauwürdig-
keit gestatten würden. Die Asphaltproduktion im Val
de Travers betrug im Jahr 1901 nicht weniger als 90776
Tonnen ; sie bildet für den Staat Neuenburg eine zwischen
187500 und 275000 Fr. schwankende jährliche Einnahme.
Der Gips wird im Triassystem, besonders in der sog.
Anhydritgruppe (dichter Gips) und im Keuper (Fasergips)
ausgebeutet. Im Keuper liegen die Gipsgruben von Cornol,
Bärswil, Thalheim, Ehrendingen etc., im Anhydrit da-
ffegen die Gruben am Balmberg, von Günsberg, Läufel-
fingen (Kanton 8olothurn) und Zeglingen bei Sissach. Für
Bauzwecke zieh%man den von seinen mergeligen Bestand-
teilen ^[ereinigten Gips der Anhydritgruppe vor, während
die geringeren Qualitäten zur Verbesserung der Acker-
krume verwendet werden. Steinsalz findet sich ebenfaUs
in der Trias, aber einzig an der Basis der Anhydritgruppe,
wo es unter dem Rheinthal zwischen Basel Äugst und
Koblenz Bänke oder Linsen von mehreren Metern Mächtig-
keit aber gewöhnlich geringer Fiächenausdehnung bildet.
Salinen in Basel Äugst, Riburff, Rheinfelden, Schweizer-
halle (s. die betr. Artikel und den Abschnitt über das
Triassystem in diesem Artikel). Die Bemer haben nach
den Burgunderkrieffen auf jetzt französischem Boden
zwischen Souice und Saint Hippolyte (Departement Doubs)
aus einem bei der Lokalität La Saunerie im Doulrabett
geteuften Schacht einst Salzsoole gepumpt. Diese Stelle
zeigt uns, dass das Salz auch in der Tnas der Lomont-
kette und der benachbarten schweizerischen Gebiete
(Soubey) vorhanden ist. Die Bohrungen bei Cornol 1836
und lo74 sind an ungünstigen Stellen vorgenommen
worden und nicht bis zur Basis der Trias hinunter ge-
langt. Der Keuper enthält neben dem Gips zuwei^n
auch noch Bittersalz (Magnesiumsulfat), das die gips^
führenden Mergel in Adern durchzieht. Es wird bei
Birmensdorf (Kanton Aargau) derart abgebaut, dass man
durch Einführen von Quell wasser in den Schacht eine
gesättigte LÖsunff sich bilden lässt, die nachher ausge-
pumpt und zur Herstellung eines guten Bitterwassers ver-
wendet wird.
Die Minen von Eisenoolith oder Limonit im Valangien
um Vallorbe werden nicht mehr ab^baut. seit ihr Be-
trieb durch die Konkurrenz des auslandischen Eisens zu
teuer geworden ift. Dasselbe gilt für die limonitischen
Erze im obern Dogger (Callovien) des Frickthales, die v^h-
rend der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausf^ebeutet
und in Laufenburg verhüttet worden sind. Völlig oder
beinahe erschöpft sind die Vorkommnisse von Bohnerz
um Aarau, am Randen, im Thal der Dünnern (Balsthal)
und Guldenthal (Kanton Solothum), das zusammen mit
Bolus, Huppererde etc. in Taschen im Malmkalk lag. Da
dieses limonitische Erz ein gutes Schmiedeeisen liefert,
hat man dem Bohnerz seit den Zeiten der Kelten und Rö-
mer durch das ganze Mittelalter und bis heute beständig
nachgespürt. Jetzt beutet man nur noch die unter der
JÜR
JUR
687
Ebene von Delsberg in mehr als 80 m Tiefe regelmässig
Relagerte Eocän-(Bohnerz-)8chicht aus, deren Erz in den
Hochöfen von Choindez bei Delsberg verhüttet und zur
Herstellung von Röhren etc. verwendet wirc|. Vor der
Verhüttung muss das stark mit braunem oder ziegelrotem
Bolus verunreinigle Erz gewaschen werden. Die limoni-
tischen Erze bestehen aus erbsenförmigen Eisenhydrat-
körnern, die gewöhnlich in Bolus eingeschlossen und
mehr oder weniger dicht zusammengedrängt sind, oft auch
traubig oder in kopfartigen Kugeln abgesondert sein kön-
nen und hie und da mit Thon gemischt sind, der in zum
Eisenhydrat konzentrischen Schichten sich einlagert. Das
Bohnerz ist in warmem und stagnierendem Wasser ab-
gesetzt worden und enthält bis zu 44% reipes Eisen. Beim
Abbruch der alten Hochöfen des Delsbergerthales (Ron-
dez, Undervelier) fand man die Schlote inwendig ganz
mit Schlacken ausgekleidet, denen eine Menge von Eisen-
titanitkrvstaUen aufsassen ; ferner inkrustierte sich das
Mundloch dieser alten Hochöfen stets rasch mit Zinkozyd
als einem Sublimationsprodukt des Bohnerzes. Deijenige
im Thal von Laufen enthielt manchmal auch noch Arsenik.
An andern Stellen findet man manganschüssiges Eisen
(Tasche an den « Zigzags » in Neuenburg). Phosphor fehlt
den Eisenerzen des Jura.
Die Taschen im Jurakalk enthalten neben den eocänen
Erzen auch noch feuerfeste Erden und weissen, oft sehr
reinen (98% Kieselsäure) Quarzsand, sog. Glassand, die
beide in verschiedenen Industrien Verwendung finden.
Häufig sind sie namentlich um Münster und Souboz, im
Thal von Tavannes (Court, Saicourt, Le Fuet) und in der
Umgebung von Bellelay, wo sie an manchen Stellen unter
offenem Himmel abgebaut werden. Bei Lengnau (Longeau)
nahe Biel sind diese Sande mehr thonig (Huppererde)
und füllen grosse natürliche Höhlungen im Portland-
kalk aus. Hire Entstehung verdanken sie der lösenden
Einwirkung von warmem Sauerwasser auf die Kieselkalke
des Neocom und Jurasystems während der Eocanzeit
(ver^l. den Abschnitt Eocän), sowie zum Teil auch den
zerriebenen und ausgewaschenen Sauden des \lbien fPis-
soux) oder vielleicht auch noch dem Buntsandstein (Her-
tingen bei Kandem etc.). Im Se<iuan finden sich solche
Sande mit feuerfesten Thonen wieder bei Lausen in der
Umgebung von Liestal und bei Flühen (Basel Land) und
Buclisweiler (Ferrette) im Ober Elsass. Anderswo, z. B.
bei Diegten (Aargau) iät der eocäne Bolus derart reich an
oker- oder blutrotem Eisenhydroxyd, dass er zur Her-
stellung von roter Farbe verwendet werden könnte. Die
Ziegelei und Töpferei im Juraffebirge bezieht ihr Roh-
material hauptsächlich aus Grünen, die in den miocänen
oder oligocänen (d. h. tertiären) Merjg^eln oder in den
kalkfreien Lehmen der Quartärzeit geöffnet worden sind.
Der Bolus würde sich vorzüglich zur Herstellung von
Terracottageräten eignen. Die Steingut^eräte (Pruntruter-
geschirr), die um Pruntrut (« Chachehdorf * Bonfol) seit
undenklichen Zeiten angefertigt werden, bestehen aus
einer natürlichen Mischung von eocänem Bolus mit Vo-
gesensanden und alpinem Deckenschotter.
Unzählbar sind im Jura die Steinbrüche, fls ffibt solche
auf Bausteine, fetten, magern und hydrauliscnen Kalk,
yfie auf Zement. Die erst zu Ende des vergangenen Jahr-
hunderts zur Ausbeute gelangten Zementbrüche sind
beinahe alle wirkliche Bergwerke mit Grossbetrieb.
Die abwechselnd mergeligen und kalkigen Stufen des
Jarasystems und selbst noch der untern Kreide liefern
alles gewünschte Rohmaterial in grossen Mengen, und
es hängt nur von der Lage der Gruben nahe oder fern
von Eisenbahnstationen und von ihrer leichteren oder
schwierigeren Abbau fähiffkeit ab, ob sie die gewünschte
Rendite ergeben oder nicht.
Alle Mer^elstufen des Jura können «Rohmaterial für die
Zementfabrikation liefern, weil die beizumischenden Kalke
stets in der Nähe vorhanden sind. Am meisten werden
die Oxford- und Arcovienmergel abgebaut, die aber nur
in den zentralen Ketten des Berner Jura zusammen in
normaler Ueberlagerung vorkommen, während sie sich
im übrigen Schweizer Jura stets gegenseitig ausschliessen.
Dem allgemein mit Kieselsäure durchsetzten Oxford ge-
hören afle Zementmergel um Laufen, Delsberg, Saint Ür-
sanne etc. an, während die Zementfabriken im Ostjura
und am Fuss des Solothurner, Berner, Neuenburger und
Waadtländer Jura von Baden bis Baulmes die Argovien-
mergel ausbeuten, deren regelmässige Schichtung die
Herstellung von Zement meist begünstigt. Stratigrapnisch
sind die Argovienmergel jünger als das Oxford (vergl. den
Abschnitt Geologie : Stratigraphie). Im Grossen werden
sie abgebaut bei Wildegg, Aarau, Rondchätel, Les Convers
und Saint Sulpice. Die Zementmergel von Noiraigue (am
Furcil unter der Clusette) gehören dem obern Dogger
(Bathien] an.
Bausteine liefern im Jura, von unten nach oben ge-
zählt, besonders der Muschelkalk (Balmberg, Frickthal,
Umgebung von Äugst und Brugg; Römerbauten in Au-
gusta Rauracorum und Yindonissa), die ihrer grossen
Druckfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Frost
und Witterungsunbilden wegen sehr geschätzte Echino-
dermenbreccie (pierre ä entroques) des Bajocien (Mont-
p^reux, beim Bannhof Les Convers), der Hauptrogenstein
(Muttenz, Langenbruck, Bellerive bei Delsberg, Boches
Jara : FabrikaaUgea bei Le Daj.
und Choindez bei Münster, Steinersberg in der Chasse-
ralkette, La Deneyriaz w. vom Chasseron), die den besten
Macadam liefernae und zu Platten und Steinmauern ver-
wendete Dalle nacr^e oder Deute (Echinoderraenbreccie),
welche in leicht zum Einsturz geneigten Brüchen auf den
Freibergen, bei La Chaux de Fonds, La Vue des Alpes,
Brot, La Clusette bei Noirai|;ue gewonnen wird: die stark
ungleichen, oft aber sehr widerstandsfähigen Oolithe des
Sequan (Laufen); die von Regensberg an im ganzen Jurfi
abgebauten Kalke des Kimeridge mit dem Solothurner
Marmor. Es ist dies das im Jura am häufigsten ver-
breitete Gestein, das sich aber selten in so schönen
Blöcken brechen lässt wie bei Solothurn. Auch die untere
Kreide (Hils) liefert Bausteine : lichte Kalke (sog. marbre
bätard des mittleren Valangien) werden von Biel bis
Neuenburg ( Gold berff, Rusel), bei Arzier etc. ausgebeutet ;
gelbes Neocom von Neuenburg oder Hauterive (liier schon
im Altertum gebrochen : Aventicum), weitere Brüche am
Mont Chamblon nahe Yverdon, bei La Sarraz etc. ; weisses
Urgon von Auvernier, Bevaix, La Baisse, Concise, Orbe,
Entreroche etc. (die Steine von La Raisse etc. ebenfalls
688
JUß
JUR
von den Römern schon verwendet : . Agaunum). Femer
werden abgebaut die miocänen Sandsteine der helveti-
sehen Stufe, besonders der Muschelsandstein von La
Tour de la Moliere bei Estavayer, der in verschiedenen
Jurathälern (Noirvaux, P^ry, Court) wiederkehrt und
früher sehr oft zu Mühlsteinen und Bauzwecken verwen-
det worden ist. Die leicht zu behauende und zu drehende
(monier, daher der Name) Molasse (pierre morte) dient
zur architektonischen Ausschmückung der Bauwerke und
mit Vorliebe auch zur Herstellung von Kachelöfen, wie
man sie auf dem Land und in alten Bürgerhäusern noch
häutig sieht. Die oligocänen und miocänen Süsswasser-
kalke, die in einigen Thälern (Reconvillier) in grosser
Menge auftreten, liefern nur einen wenig geschätzten ma-
gern Kalk. Im Gegensatz dazu stellt man aus den Kalk-
steinen des Kimeridge einen fetten Kalk her (wandernde
Kalköfen). Bemerkenswert rein sind die weissen Korallen-
kalke (Kauracien) von Lucelle, Movelier, Saint Ursanne,
Bure etc., die von gewissen Fabrikbetrieben ( Calcium kar-
bid- und chemischen Fabriken) zur HerstelluDg von koh-
lensaurem Kalk (Calciumkarbonat) verwendet werden.
Hier und da werden mit der Säge auch Kalktufle ge-
schnitten und zu leichten Bausteinen geformt (Zirkus von
Moron,Goumois etc.). Ziemlich selten sind im Jura harte,
zu Wetzsteinen taugliche Sandsteine ; besonders geschätzt
ist in dieser Beziehung der sequanische Sandstein von
Damvant. Bios im Jura bekannt sind die von einigen
calcedon balligen Bänken in der Echinodermenbreccie
der Chasseralkette hergestellten Wetzsteine (coticules). Zer-
riebene Molasse gibt Polierpulver, ebenso die in einigen
Alluvionen des Doubs (Soubey) enthaltenen feinen Sande,
die auch beim Schleifen Verwendung finden. Walkererde
endlich wird ebenfalls an einigen Stellen gewonnen,
so z. B. aus den mergeligen Bänken des sog. Virgulien
(Portlandstufe). [Dr. L. Rollikr]
Flora. Wenn auch das Pflanzenkleid des Jura der
reich entwickelten und in ihren Formen unendlich ab-
wechslungsreichen Flora der Alpen nicht gleichkommt,
so ist es doch keineswegs .so gleichförmig, wie ein ol>er-
flächlicher Beobachter wohl meinen möchte. Neben der
Höhenlage, die hier wie überall das Vorhandensein von be-
sonderen Vegetationszonen bedingt, beeinflussen die topo-
graphischen Formen und die verschiedenen Bodenarten
(Kalksteine, Mergel und Sandsteine) die Verteilung von
Wärme und Feuchtigkeit genügend, um auch hier Abwechs-
lung und scharf umgrenzte Pflanzenformationen entstehen
zu lassen. Die Klüsen oder Querthäler, die Comben, die
geschlossenen Becken der hohem Plateaulandschaflen
mit ihren Torfmooren und Seen, die obersten Kämme
mit ihren trockenen Weideflächen, die steilen Felswände
und endlich auch die Sturzschuttmassen weisen alle wieder
ihre eigenen Floren auf, die zusammen ein rechtabwechs-
lungsreiches Gesamtbild ergeben. Neben diesen phvsio-
gnomischen Unterschieden, die im ganzen Gebirge über-
all die gleichen sind und gerade deshalb dem Pflanzen-
kleid des Jura seinen einheitlichen Charakter verleihen,
können in der Artenliste beim Fortschreiten von SW.
nach NO. noch Modifikationen anderer Art k>eobachtet
werden. Diese bestehen hauptsächlich darin, dass nach
und nach eine gewisse Anzahl der südlichen Arten ver-
schwindet und durch mitteleuropäische Typen ersetzt wird,
die an manchen Stellen die Oberhand gewinnen. Diese
longitudinalen Schwankungen im Bestand der Flora ge-
stalten uns, das Gebirge vom ptlanzengeographischen
Standpunkt aus in einen südwestlichen, zentralen und
nördlichen Jura einzuteilen. W^ir müssen also bei unserer
Betrachtung folgende Momente berücksichtigen : 1) die
Höhenzonen oder Regionen (untere, mittlere und obere
Region), 2) die Formationen (Wald, Wiese, Weide, Seen,
Torfmoore, Felsen), 3) die regionalen Unterabteilungen
(sw., zentraler und n. Jura) und 4) die Herkunft der ju-
rassischen Flora, sowie ihre Beziehungen zu und Al>-
weichungen von derjenigen der umliegenden Landschaf-
ten.
1. Die Höhenzonen oder Regionen. Man kann im Ju-
ragebirge drei Höhenzonen oder Pflanzenregionen un-
terscheiden : 1) eine untere Region, 400-7U0 m, mit
Ackerbau, Nussbäumen und Weinbau ; 2) eine mittlere
oder Ber^region, 700-1300 m, zum grossen Teil mit
Wald, Wiesen und Torfmooren, sowie mit etwas Ger-
sten-, Hafer- und Roggen bau ; 3) eine obere oder sub-
alpine Region, über 13uO m, mit der obem Baumgrenze,
die kaum höher als bis 1400 in reicht, und den alle hohen
Rücken bekleidenden Sennbergen. Jede dieser Regionen
entspricht wieder bestimmten klimatischen Unterschie-
den. Der tiefste Teil der untern Region, der an die Rand-
seen oder den Lauf der Aare grenzt, gehört zu den
wärmsten Gebieten der Schweiz. Der Jura fallt vom Fort
de r^cluse bis Baden mit steilen und oft felsigen Hängen
zum Mittelland ab. Diese erwärmen sich ihrer südlichen
oder südöstlichen Exposition wegen sehr stark und brechen
die Gewalt der NW. -Ende. Dieser besonders« an den Ufem
des Neuenbur^er- und Bielersees und längs dem untern
Aarelauf deutlich merkbare Einüuss verleiht dem Pflanzen-
kleid dieser Gegenden einen südlichen Charakter und ge-
stattet manchen dem Mittelland fehlenden Pflanzen, bis
gegen die N. -Schweiz hin zu (|[edeihen. Die Weinrebe
wird von Orbe bis Biel in einem ununterbrochenen
Streifen angepflanzt und steigt über den Seen bis zu 600
m Höhe an. Daneben haben sich längs dem Jurafuss nach
NO. mehrere südl. Arten vorgeschoi)en, die durch einige
Querschluchten oder Klüsen sogar bis ins Innere des Ge-
birges gelangt sind. Beispiele dafür sind der italische
Ahorn (Acer ilalum"^ und die flaumige Eiche {Quercus
lanuginosa)^ die bis in die Klüsen von Münster auftreten.
Ein anderer Baum des Südens, die Kastanie, findet sich
sprungweise bis Neuenstadt und zur Petersinsel (Bielersee).
hiner der hauptsächlichsten Charakterbaume der untern
Region ist aber der Buchsbaum {Buxus senipervirens)^
der den Höhen am Jurafuss ihr besonderes Aussehen ver-
leiht und einer ganzen Landschaft, dem Buchs^u,
ihren Namen gegeben hat (vergl. ferner die Bezeich-
nungen Oberbuchsiten bei Ölten und Buix bei DeBe).
Dem Mittel land fehlen ganz oder fast ganz folgende
(nach Christ aufgezählte) Arten, die einem wärmeren
(wenn auch noch nicht dem mediterranen) Trpus an-
gehören : Glaucium flavum (Corcelettes und La Tene
Bei Marin), Myosiirus minimus. Diplotaxis murcUis,
Cerastiurh senitdecandrum var, gluUnosuniy Silene otites
und ^. gallicay Cytisus labumum (bei Montricher),
Prunus mahaleby Rosa pimpinellifolia, R. st^styla und
R. Sabini, Lathyrus cicera^ Asperula Unctoria (Orbe) ;
ferner mehrere Umbelliferen wie Peucedanum carvifoUa,
Apium nodiflorumy Oenantlie fistulosa^ Anthrisctts tor-
quala^ Tordylium maximumj Eryngium campettre, Btt-
nleurum falcalum und Trinia glauca; dann verbascum
blattaria, Filago gallicay Lactuca virosay Aster Unosyris,
Orobanche heaeraey AUium pulcfiellum u a. Femer die
rundblälterige Münze, der gelbliche Hohlzahn {Galeopsis
ochroleuca)y die zipfelige Brunelle, der gemeine Andorn
{fdarrubiuni vulgare), aer purpurblaue Steinsame {Litho-
spernium purpureo-coeruleum), der vergissraeinnicht-
arllge Igelsame {Lappula myosolis)^ die europäische
Sonnenwende jHelioiropium europaeum)^ der Wiesen-
Alant (inu/a britannica)y die Kornelkirsche {Cttmus mos),
edle Schafgarbe [Achülea nobilis), stengellose Schlüssel-
blume (Primula acaulis)^ europäische Erdscheibe {Cycla-
minus europaea)^ der unechte Dingel {Limodorum abor-
tivum)y die deutsche Schwertlilie {Iris germanica), knoUen-
tragende Lilie {Liliuni bulbiferum), der hängende und
pyrenäische Milchstern (OrnUhogalum nutans und 0.
pyrenaicum)y die gelbrote Taglilie {^HenieroccUlis fulva)
etc. Neben diesen am Jurafuss ziemlich verbreiteten
Typen finden sich lokal noch einige andere mediterraner
Herkunft, so Corydalis lutea (häufig bei Orbe, Valevres,
Neuenburg), Adiantum capillus Veneris (Saint Aubin),
Ononis rotundifoiia (nördl. bis Orbe); bis Neuenbürg
Helianlhemum fumana, Orobanche hederae und O.
brachysepala, Colutea arborescens, Bunium bulbocasta-
nuniy Hieracium laricUum (bei Noiraigue), Kcßleria vale-
siaca, Mespilus germanica^ Luzula Forsteri^ Asplenum
ceterach, Trifolium scabrum und T. slrialuniy Iberit
decipiens; bis Neuenstadt Cheiranthus cheiri, Vinca
minor; bis Biel Lactuca perennis, Dianthus inodorusvar,
virgineus Jacq.; bis zum Hauenstein Asplenum Halleru
Von allen südl. Arten mit zerstreutem Verbreitungsbeiirk
ist aber am interessantesten der Felsen-Bauernsenf {Ibe-
ris saxatilis)y eine strauchartige immergrüne Crucifere,
die vom Fuss der Pyrenäen und den Basses Alpes ohne
irgend welche Zwischenstation bis zur Ravellenflun ob Oeo-
JÜR
JUR
689
singen sich schwingt und hier sich reichlich fortpflanzt.
Einen ferneren Beweis für die Milde des subjurassischen
Klimas liefern die zahlreichen Natura-
lisationen mediterraner Arten, z. B.
Centranthus ruber, Jasminum fruti-
cans, Antirrhinum majus, Thymus
vulgaris, Lavandula vera etc. Dieser
bevorzugte Landstrich, oft auch kurz-
weg das Jurathal genannt, ist aber nur
von geringer Breite und steigt vom Rand
des geeen NO. bis zu 9üO m sich
senkenden Mittellandes hinter den Seen
bis zu 450 m und stellenweise bis zu
500 m auf. Darüber beginnt die Region
des Buchenwaldes, der im N. des Ge-
birges die Ketten bis zu oberst beklei-
det, aber im zentralen und südlichen
Jura in etwa 900 m vom Tannenwald
abgelöst wird. Die jurassische Buche
geht stellenweise in zwerghaft ver-
krüppelten und vereinzelten Exempla-
ren bis zu 1300 m, ist aber vorzugsweise
in der Zone zwischen 400 und 900 m
heimisch und bildet hier so geschlos-
sene und dichte Bestände wie nirgends
mehr in der Schweiz. Dieses massen-
hafte Auftreten ist ein Anzeichen und zugleich eine Folge
des feuchten und verhältnismässig g^leichförmigen Klimas,
das während der Vej^etationsperiode der Buche hier
herrscht. Der Baum erfordert zu seinem Gedeihen in der
Tat während etwa 7 Monaten eine mittlere Lufttempera-
tur über 0 ° und während wenigstens 5 Monaten eine sol-
che von über 8*0. Er geht ebensowohl den Frösten des
Nordens wie der Hitze des Südens aus dem Wege und
fehlt fast allen durch ihre trockene Luftsich auszeichnen-
den tiefen Föhnthälem der zentralen Alpen und Bündner
und Walliser Hochalpen. Im Jura liebt die Buche aber
kühle Sommer und Kälterückfalle vermögen ihr hier
nichts anzuhaben, trotzdem sie einer langen und feuchten
KeUbilduDg am Moni Aubert.
trockenen und felsigen Boden, der sich dank dem raschen
Abfluss der Oberflächenwasser schnell und stark erwärmt.
Nicht übertriebene Temperaturmaxima und -minima,
Meiarbof Le Soliat Ober dem Crenx da Van.
Yegetationszeit bedarf. So istsietatsächlich der jurassische
Baum par excellence.
Als Unterholz finden sich in der Region des Buchen-
waldes häufig der Buchs und Schwarzdorn, dann auch
die Rosa pinipinellifoUa und Coronilla emerus, stellen-
weise Daphne laureoUiy D, cneorum und D. alpina,
Staphylaea pinnata und die Weichselkirsche {Prunus
mahaleb). Eingestreut zeigen sich da und dort Spitzahorn
{Acer platanoides)f Eisbeerbaum {Sorbus torminalisyand
an trockenen und sonnigen Stellen auch die Waldföhre
{Pinus silvestris). Im S. der Kette : der italienische Ahorn
(Acer italum)j sowie bis in den Waadtländer Jura der
Alpengoldregen {Cytisus alpinus), dessen hochgelbe Blu-
tentrauben die Einförmigkeit der Buchenbestände ange-
nehm unterbrechen. Nur bis zum Fort deT^cluse reichen
als südwestliche Arten der Mömpelfi^arder Ahorn {Acer
monspessulanum), stechende Mäusedorn {Ruscus (zculea-
tus) und Goldregen {Cytisus kUmmum). Von Stauden und
Kräutern erscheinen auf Lichtungen und im Gebüsch des
jurassischen Buchenwaldes Orobusvemus^ Asarutn euro-
paeum, Aster ameUus,Buphthalmumsalicifolium^ Inula
salicina^ Cynanchum vincetoancum^ Lithospemium pur-
pureo-coerulewniy Peucedanum carvifolia, P. cervaria und
P, oreoselinum, Euphrasia lulea^ Idelittis melissophyl-
lum, Euphorbia dutcis, E. amygdaloides und E. verru-
cosa, Epipactis rubiginosa, tienlaria pinnata, Melica
nutans und M.uniflora etc. An kühlen Stellen sind Orchi-
deen in zahlreichen Arten und Individuen verbreitet, so die
leuchtend purpurne Anacamptis pyramidalis, verschie-
dene Ophrus, dann Orchis morio, O. mascula, 0. ustulata
und 0. militaris, Piatanthera bifolia, zu denen sich von
der Mitte an gegen SW. noch Orchis purpurea, 0. simia
und Aceras anthropophora gesellen. Das Juragebirge ist
überhaupt, auch abgesehen von den der Region des Buchen-
waldes angehörenden Typen, reich an Orchideen, deren
es an die 50 (d. h. bis auf etwa fünf alle schweizerischen)
Arten besitzt. In der Buchenwaldzone des schweizerischen
Jura haben ihre Hauptstation ferner noch Spiraea filir-
pendula, Coronilla coronata, Cytisus sagittalis, Genista
germanica und G. pilosa. Diese letztere Art, der behaarte
Ginster, ist auf Schweizer Boden streng an den Jura se-
))unden (obwohl auch hier selten und zerstreut) und fehlt
sowohl dem Miltelland als den Alpen. Genista Halleri
ist im französischen Jura verbreitet und erreicht ihre ab-
solute 0. -Grenze auf den Freibergen, und Polygala calca-
reum geht in der Schweiz ebenfalls nicht weiter ö. als
bis ins Val de Travers.
Auf die Region des Buchenwaldes folgt, je nach den
lokalen Verhältnissen von 700-900 m an, die Berg- oder
montane Region, d. h. das Gebiet des Tannenwaldes, bis
1300 m. Nach unten besteht der Tannenwald vorwiegend
aus der Weisstanne, nach oben vorwiegend aus der Fichte
oder Rottanne. Diese beiden Bäume können wie die Buche
als Massstab für die klimatischen Verhältnisse gelten.
GEOGR. LEX, 88 — 11 — 44
690
JUR
JUR
Die Weisstanne ist der Baum der südeuropäischen Gebirge
und widersteht strengen Wintern weniger als die harz-
L«L Tourne und Kette der Töte de Rang, vom Greux du Van aua gesehen.
reichere Fichte; sie steigt daher im Jura auch nur in
vereinzelten Exemplaren bis zur obersten Höhenlage auf.
Gegen die rauhen Winter auf den Juralcämmen besser
gewappnet ist die in den osteuropäischen Flachländern stark
verbreitete und an die Trocikenheit und Temperatur-
extreme des kontinentalen Klimas angepasste Fichte oder
Rottanne. Diesen beiden herrschenden Arten mengen sich
stellenweise in kleinen Gruppen oder vereinzelt bei die
Buche, der Bergahorn. Mehlbeerbaum und Vogelbeerbaum,
die Eibe und Esche. Die beiden letztern gehen kaum über
1100-1200 m hinaus, während Berffahorn, Buche und
Yogelbeerbaum, allerdings oftnur noch in strauchförmigen
Exeinplaren, auch auf den obersten Kämmen sich finden.
Das Gebüsch dieser Zone enthält die Alpen-Johannisbeere
(Ribes alpinum), den Alpen-Kreuzdom (Rhamnus alpina),
die grossblätterige Weide {Salix grandifolia), skandina-
vische Eberesche (Sorbus scandica)^ Alpen - Lonizere
{Lonicera alpigenaj^ sowie eine grosse Anzahl von Rosa-
ceen wie Rosa spinulifolia^ R. vestita^ R. rubrifolia, R,
Sabinif R. moUissima etc. Diese zwischen 700 und 1300
m gelegene Region ist sowohl im Bezug auf die Vegetation
als auf aie topographischen Verhältnisse die abwechslungs-
reichste der jurassischen Höhenzonen; hier findet man
neben den ausgedehnten Waldungen noch Wiesen, Berg-
weiden, Comben und auch die Torfmoore, mit deren
Eigenart wir uns bei der Besprechung der Formationen
befassen werden.
Die oberste Region endlich, von 1900 m aufwärts bis
zu den höchsten Gipfeln, ist bemerkenswert einförmig
und gleicht in manchen Beziehunf^en den alpinen Alpwei-
den. Die Gräser und Kräuter sind hier niedriger und stehen
weniger dicht gedrängt als tiefer unten. Sie bilden einen
ununterbrochenen, mit mannisfachen Blumen durch-
wirkten Teppich, in dem Habichtskräuter, Hahnenfusse,
Sonnen röscnen, Kleearten, Geranien, Glockenblumen etc.
die Oberhand gewinnen. Hie und da trifil man auf hohe
gelbe Eüziane (Gentiana lutea) und weisse Germer (Vera-
trum album), die trotz der Aehnlichkeit in ihrer Haltunff
und ihren Blättern zwei ganz verschiedene Pflanzen sina
(die erste eine Gentianacee, die andere eine Liliacee). Diä
tiefgreifenden dicken Wurzeln des selben Enzian werden
auf den Hoch weiden des Jura vielfach ausgerissen und
dienen zur Herstellung des Enzianschnapses. Hier oben
werden die einzelnen Sennberge durch Sleinwälle von-
einander geschieden, die von weither sichtbar sind. Auch
die grossen Sennhütten, in denen das Vieh gemolken und
Käse gesotten wird, sind ein charakteri.<%tischer Zug in
der hochjurassischen Landschaft. Für die Trockenheit der
obersten Jura rücken, deren Oberflächen wasser durch
Spalten und leicht durchlässigen Kalkstein rasch in die
Tiefe sich verliert, zeugen die um die Hütten gelegenen
Zisternen, die das von den grossen Dächern abUiessende
Regenwasser sammeln. Die Mehrzahl der Gipfel und
Rücken im zentralen und westlichen
Jura ist waldlos, was teilweise der aus-
trocknenden Wirkung der über die
Kämme fegenden Winde, vielfach aber
auch zweifellos der Waldvernichtung
durch den Menschen zugeschrieben wer-
den muss. Immerhin zeigen sich in die-
ser Beziehung ziemlich merkwürdig
lokale Unterschiede. So ist der nicnt
weit vom völlig waldlosen Reculet ste-
hende Cröt de la Neige (der höchste
Juragipfel) bis zu oberst mit Bergfoh-
ren bestanden, die zwar keine dichten
Bestände bilden, aber doch den größ-
ten Teil des Ber^tockes bekleiden.
Derselbe Baum {Ptnus niontana vor.
uncinata) geht auch an den Aiguilles
de Baulmes, am Suchet, Chasseral und
an der Hasen matt bis nahe zum Gipfel-
kanün hinauf und steht femer ^uf allen
Torfmooren.
2. Formationen. I3nter allen jurassi-
schen Pflanzen formationen nimmt der
Wald unstreitig den grössten Flächen-
raum ein und spielt somit auch die
wichtigste landschaftliche Rolle Jenach
der ilohenlage besteht er vorherr-
Buchen, Weisstannen oder Fichten und
oder als Mischwald auftreten.
sehend aus
kann als Reinbestand
Ihnen gesellen sich als bäum- oder strauchartige Holz-
fewächse bei der Bereahom, Vogelbeerbaum, Mehl beer-
aum, Eisbeerbaum, die skandinavische Eberesche, gross-
blätterige und gestutzte Weide, Weichselkirsche, der Al-
pen-Goldregen, die Bergulme, der Traubenhollunder, die
Esche. Eibe, Zwergmispel, der Zwerg- Wachholder, Seidel-
bast, ferner Johannisbeeren {Ribes alpinum und R. pe-
traeum)y Creissblatt {Lonicera alpigetta, L.xylosleuni und
L.nigra)y Heidel- und Preissei beeren. Den Waldrand und
Lichtungen bevorzugen Weissdorn {Crataegus oocyacatUha
und C. tnonoqyna), Zwergmispel {Cotoneaster tomeniosa
und C. vulgaris)^ Schneeball ( vibumum larUana), Alpen-
rose (Rhododendron ferrugineum), Haselnuss {Corulus
avellana und C. av. var, glandulosa)^ Schwarzerle {Ainus
glutinosa), Weg- oder Kreuzdorn {Rhamnus frangula
und Rh. cathartica), Zitterpappel {Populus tremula),
strauchige Kronwicke {Coronilla emerus). Der Wald bietet
je nach der chemischen Zusammensetzung des Unter-
grundes und der topographischen Verhältnisse einen oft
wechselnden Anblick. Eine solche typische Stelle im Wald
am Mont Risoux wird von Sam. Aubert in seiner Arbeit
über die Flora de? Jouxthales wie folgt anschaulich ge-
schildert : (L Hier auf diesem unregelmässigen, abwech-
selnd hiigeligen und wieder mit Hohlformen durch-
setzten Boden, der dazu noch mit moosumsponnenen
wackeligen Felsblöcken überstreut ist, gedeiht ausschliess-
lich oder beinahe ausschliesslich die Fichte in Gesell-
schaft von fi[anz vereinzelten, kurzstämmigen alten Buchen,
deren starke Aeste alle mehr oder weniger ¥airmstichig
sind. Es ist der Urwald par excellence, der düstere una
stille Hochwald, dessen Ruhe durch kein anderes Ge-
räusch unterbrochen wird als das beständige Klagelied
des duroh die Wipfel rauschenden Windes. Das hohe
Alter des Bestandes bezeugen die durch die Last der Jahre
gefällten, völlig vermoderten und oft ganz mit Moos
überzogenen Stamme. An den zerfressenen Stämmen der
Buchen haften Feuerschwämme, die bis zu 60 cm Durch-
messer erreichen können. Dicht neben einander stehen in
^schlossenem Bestand die riesigen Fichten mit 25-30,
ja bis zu 38 m Höhe, einem Basisdurchmesser von 45-50
cm und einem Alter von 300-350 Jahren. Ihr Holz ist von
vorzüglicher Qualität und ein für feinere Holzarbeiten sehr
geschätzter Artikel. »
In einem so dichten Bestand ist das Unterholz nator-
ffemäss nur schwach vertreten. In den mit einer dicken
Humusschicht ausgepolsterten Senken trifift man die
seltene und zarte Listera cordata; Lycopodium annoti-
nuni und die feinen Verästelungen der Heidelbeere bilden
hier ganze Teppiche. In prachtvollen, oft bis zu einem
JUR
Meter hohen Büscheln wachsen Famkrauter, die sich durch
ihre Fülle und ihr niedlich gefiedertes Blattwerk aus-
zeichnen, so der weibliche Mittelfam(i4^^i/-
rium filix femina), der Wurmfarn {Aspi-
dium filix mas), Schildfam {Aspidiuni
8j)inulo8um und A. lonchiti^). Mitten aus
diesen Büscheln ragen die schattenlie-
benden langen Stengel des purpurnen
Hasenlattichs (Prenanthes purpurea)^ der
Wald -Witwenblume {Knautia 8ilvatica)y
Berff-Bärenklaue (Heracleum montanum)y
des Mauer-Habichtskrautes (Hieracium mu-
rorum), Wald-Wachtelweizens (Melampy-
rum 8ilvaticum)j Wald-Schwindels {Fes-
tuca silvatica) etc. Diesen schliesst sich
in den noch feuchtem Comben und Thäl-
chen eine Reihe von üppig entwickelten
anderen Arten an : Mulgeaium alpinum,
Adenostylea albifrons, Banuncultis lanvgi-
noaus, Chaerophyllum hirsutum^ Poly -
?(matum verticilUxtum^ Paris quadrifolta,'
^hyteuma spicatuniy Ajtiga reptans u. a.
Neben diesem eben beschriebenen und
nahezu über die ganze obere jurassische
Waldregion verbreiteten Waldtypus kom-
men aber auch noch anders gestaltete vor,
die stets der wechselnden Zusammensetz-
ung ihres Untergrundes entsprechen.
Auf den Wald folgt als zweitwichti^ste
und -ausgedehnteste Formation die Wiese
und Weide. Trotz der nach der wech-
selnden Beschaffenheit des Unterffrundes
lokal verschiedenen floristischen Zusammensetzung der
Jura wiesen kann man doch eine Anzahl von Typen auf-
stellen, die je durch ganz bestimmte vorherrschende
Arten und Begleitpflanzen charakterisiert sind. So unter-
scheidet Aubert z. B. im Jouzthal etwa 15 solcher Typen.
Solche sind : die Wiese der blauen Seslerie {Sesteria
caerulea), wo in den Teppich dieses den Grundton an-
gebenden Grases noch manche andere Arten eingewirkt
sind, wie besonders das wohlriechende Riechgras {Antho-
xanthum odoratuniU die Schlüsselblume {Primula offir
cinalis), der echte Wundklee [Anthyllis vulneraria), ge-
meine Hornklee {Lotus comiculatus), Bergklee ( rrtfo^ium
montanum), die weisse Winterblume (Chrysanthemum
leucanthenium)y das Tauben-Krätzkraut {Scabiosa colum-
baria), nickende Leimkraut {Silene nutans), der Hunds-
Waldmeister. {Asperula qfnanchica) etc. ; femer die
Wiese der immergrünen Se^ge (Carex sempervirens), die
besonders die hohem, sonnigen Hänge bekleidet, stellen-
weise auch in die Bergweioe übergeht und dann eine
weniger dichte aber abwechslungsreichere Vegetations-
form bildet ; dann die Wiesen des Bromus erectus und
der Nardus stricta, die ebenfalls hochgelegene und
trockene Stellen bevorzugt. In feuchten Gegenden und um
die Torfmoore herrschen dagegen auf den Wiesen Ried-
gras, Binsen und Pfeifengras (Molinia caerulea) vor.
Durch künstliche Besamung, Düngung oder Entwässerung
wird, auch wenn solche Arbeiten nur selten vorgenommen
werden, der Artenbestand der Wiesen aufs gründlichste
abgeändert. Auf diesen Kunstwiesen sieht man dann als
vorherrschende Gewächse den weichhaarigen Hafer
{Avena pubescens), das gemeine Knäuelgras {Dactylis
glomerata), verschiedene Rispengräser {Poa), den ge-
meinen Windhalm (i4gro«rt« vulgaris) ^ das gemeine Kamm-
gras {Cynosurus cristatus), den roten Schwingel {Festuca
rubra) j Wald-Klettenkerbel ^Anthriscus silvestris), eine
Reihe von Kleearten, sowie an feuchten Stellen die
europäische Trollblume ( Trollius europaeus), den scharfen
Hahnenfuss (Ranunculus acer), doppeltgedrehten Knö-
terich (Polygonum bistorta), die rasige Waldschmiele
(Deschammia caespitosa), den gemeinen Frauenmantel
{Alchimilla vulgaris), die uferbewohnende Kratzdistel
{Cirsium rivulare) u. a.
Während der Wiesenteppich der untern und mittleren
Regionen meist nur aus verhältnismässig wenigen Arten,
durchschnittlich 30-50 auf einem Quadrat von 100-200 m
Seitenlänge, besteht, ist der Artenreichtum der Hoch-
weiden im allgemeinen viel ^össer. Hier blühen im
Hochsommer auf derselben Fläche oft über 100 verschie-
JUR
691
dene Arten zu gleicher Zeit. Eine sorgfaltige Zäblunc auf
zwölf solchen Hochweidenquadraten von 100-200 m Seite
Rooher de Tablettes (I«a Toarne) mit Blick auf den Neaenburgersee.
zwischen dem Suchet und Reculet hat ergeben, dass man
an ähnlichen Standorten etwa 80 Arten mindestens jedes
andere Mal anzutreffen erwarten darf, und dass diese
selben Arten mit nur ganz wenigen Ausnahmen auf allen
Hoch weidenflächen des westlichen Jura wiederkehren.
Diese Arten sind: Alchimilla alpina und A. vulgaris^
Anemone alpina und A. narcissiflora, Anthox^inthum
odoratum, Anthyllis vulneraria, Anlennaria dioica, As-
ter alpinus, Astrantiamaior, Avena pubescens, Barlschia
alpina, Bellidiastruni Michelii, Botrychium lunaria,
Briza media, Carex sempervirens, Canipanula rolundi-
folia und C. rhomboidalis.Cerastiuni arvense, Chrysan-
themum leucanthemum, Cirsium acaule, Daphne me-
zereum, Deschampsia caespitosa, Dryas octopetala, Fes-
tucaovina und F. rubra, Galium anisophyllum, Gentiana
verna und G. lutea, Geranium silvaticum, Globularia
cordifolia, Gymnadenia conopea, Hypericum Richeri
und H, quadrangulum, Helianthemum vulgare, Hieror
cium murorum, H. auricula und H, villosum, Hippo-
crepis comosa, Homogyne alpina, Juniperus nana, Ze-
ontodon hastilis, Linum alpinum, Lotus comiculatus,
Myosotis alpestris, Nigritella angusttfolia, Orchis qlo-
bosa, Phleum alpinum, Phyteuma orbiculare und Ph,
spicatum, Pinguicula vulgaris und P'. grandiflora, Plan-
tago media und P. montana, Poa alpiha, Polygala alpes-
tris, Polygonum viviparum, PotentUla aurea, Primula
elatior, Hanunculus montanus und R, thora, Salureia oi-
pina, Saxifraga aizoon^ Scabiosa lucida, Sesleriacoerulea,
Silene nutans und S. tnfiata, Soldanella alpina, Sorbus
chamaemespilus, Thesium alpinum, Thymus serpyllum
subsp subcttratus, Trifolium pratense und T. montanum,
Trollius europaeus, Taraxacum officinale, Vaccinium.
myrtillus, Valeriana monlana, Veratrum album, Viola
biflora. Diesen vorherrschenden Arten gesellen sich noch
etwa 100 weniger häufige, etwa 60 seltene und ungefähr
ebensoviel zufällig auf aie Hochweiden verirrte Arten bei.
Man kann daher sagen, dass der Artenbestand der Hoch-
wiesen und -weiden im sw. Jura zusammen etwa die Zahl
300 erreicht.
Den Schutthalden und felsigen Gebieten sind daneben
noch zahlreiche weitere Typen eigen. An den felsigen
Steilhängen der Gipfelregionen finden sich Draba aiza-
ides, Kemera scucatilis, Thlcupi montanum, Dianthus
caesius, Coronilla coronata und C vaginalis, Saxifraga
aizoon,Alhamantha hirsuta, Bupleurum löngifolium,
Laserpitium siler, Valeriana montana, Hieracium JaC"
2uini, H. bupleuroides und H, scorzoneraefolium, Qlobu-
iria cordifolia, Primula auricula u. a.
692
JCR
JUR
Die Felswände der mittleren Zone tragen dagegen meis-
tens den Weissdom, die Zwergmispel (CotoneMter
Gorges de TAreusa und Grenx du Van.
vulgaris)^ strauchige Kronwicke {Coronilla enie)^i8)y Ge-
büsch von Mehlbeerbäumen, skandinavischen Ebereschen,
Alpenkreuzdorn undWachholder, während auf den schma-
len Hasenbändern U vires ») das Laserkraut {Laserpitiuni
siler und L. latifolium) grosse Büschel bildet und dane-
ben Alpendistel (CarduxAS defloratus)^ Mauer- Habichts-
kraut (Hieracium fnurorum)^ Hasenohr (Bupleurum faU
catum), geruchlose Nelke {Dianthus inodurus). blaue
Seslene (Sesleria cosrulea) und Sonnenröschen {Helian-
themum vulgare) blühen.
Von den für die Schutthalden des Jura charakteristischen
Arten können wir nennen die Hundsbraunwurz IScrophu-
laria canina) und die spezifisch jurassische Hoppe sehe
Braunwurz (Scrophulana Hoppei), den Ber&baldrian
(Valeriana montana), die niedrige und rundblätterige
Glockenblume {Campanula ptisilla und C. rotundifolia),
stinkende Niesswurz (Helleborua fcdtidus), Zypressenwolfs-
milch {Euphorbia cyparissicu), aas basilienartige Seifen-
kraut {Saponaria ocyinoides)^ den blassgelben Schoten-
dotter (Erysimum achroleucum) u. a. Die Karrenfelder
oder nai;h allen Hichtuns^en hin ausgewaschenen und mit
Spalten durchsetzten Kalksteinflächen, die grossen Klüfte
und feuchten Schluchten, die oft mit üppig vegetierenden
Famen, mit Adenostyles und Mulgedium ausgekleidet
sind, bilden alle für sich besondere Standorte mit eigenar-
tiger Florenentwicklung, die aber im ganzen Gebirge
ziemlich allgemein sich wiederholt.
Die Hochmoore nehmen zwar im Jurag^ebirge als Ganzes
keinen grossen Raum in Anspruch, bilden aber unbe-
streitbar seine interessanteste Pflanzenformation und zu-
gleich diejenige, die uns die wertvollsten Aufschlüsse
über die Entwickelungsgeschichte der jurassischen Flora
an Hand gibt. Während sumpfige Wiesenmoore (saignes,
sagnes, mouilles, laich^res) beinahe überall im ganzen
Gebirge und in fast allen Höhenstufen vorkommen, sind
die eigentlichen Hochmoore mit über das Wasser aufra-
E enden Pflanzeninseln und -polstern beinahe ausschiiess-
ch auf den zentralen Jura beschränkt. Vom Berner
Jura und den Freibergen an werden diese Hochmoore
nach S. zu immer häufiger und erreichen ihre bedeu-
dendste Entwicklung da, wo das Gebirge am breitesten
ist, d. h. im Neuenburger und Waadtländer Jura. Sie
liegen hauptsächlich in den Hochthälern zwischen 700 und
iOSO m, die zwischen den parallelen Ketten des Jura
oft stundenlang, aber in geringer Breite sich hin-
ziehen.
Die bekanntesten dieser von Lesquereux, Charles Mar-
tins, Gagnebin u. A. untersuchten und beschriebenen
Hochmoore sind die von Bellelay, La Chaux d'Abel, Les
Pontins, La Sagne, Les Ponts de Mar-
tel,La Brevine,La Vraconnaz, Les Roo»-
ses etc. Die Physiognomie dieser For-
mation ist ausserordentlich charakteris-
tisch und erinnerte Charles Martins an
die von ihm besuchten Landschaften
Lapplands. Es ffibt nichts nieder -
drückenderes und melancholischeres
als eine an einem trüben Herbsttag
unternommene Wanderung durch diese
Gebiete mit ihren von tief herabhängen-
dem Nebel umwallten weiten Sumpt-
flächen und gespenstig vom Horizont
sich abhebenden dunkeln Kiefergrap-
pen. Diese verkrüppelten und gleichsam
rhachitisch gekrümmten Stämme mit
ihren auf dem Moose aufliegenden uod
nach oben zu einem rundlicnen Wipfel
sich schliessenden Aesten werden oe-
gleitet von einigen kümmerlichen Eber-
eschen und Birken, deren weissgläo-
zendes Laubwerk einen lebhaften Ge-
Sensatz zu den dunkeln Koniferen bil-
et. Rund herum stehen auf den
Bchwammiffen, grünen, grauen oder
rötlichen Moos- und Riecigraspolstern
als weitere Vertreter der holzarti^n
Gewächse zahlreiche niedrige Strau-
cher, wie Heidel-, Rausch- und Preis-
sei beere {Vaccinium myrtillus^ V.
uliginosum und V. vitis idaea)^
schwarze Rauschbeere {Enipetrum nigrum), blaue Loni-
zere {Lonicera coerulea)^ kriechende und Ohrweide {ScUix
repens und ^. aurita)^ Zwergbirke (Betula nana) und
die seltene Betula nana X pubescens, Andromeda {A.
polifolia)y die Moosbeere {Oxycoccus palustris) mit ihren
entzückend rosenroten Kronbiättem und endlich die über
Wasser rasch grosse Flächen erobernde Besenheide {Cal-
luna xmlgaris). Hier und da unterbrechen die Eintönig-
keit des Hochmoores grosse Wasserlachen, an deren Rän-
dern sich die weissflockigen Wollgräser dicht aneinander
drängen. Binsen und Seggen bilden allmählig feste kleine
Raseninseln, d'ie dem nach den schwimmenden Algen und
Wasserschlaucharten (Utricularien) begierigen Botaniker
zwischen dem schwammi|[en Moos einen willkomme-
nen festen Anhalt bieten. Leider bössen diese jurassischen
Hochmoore ihren ursprunglichen Charakter mehr und
mehr ein. Regelmässige und tiefe Einschnitte, an deren
Grund schwarzbraunes, mit Wasserlinsen bedecktes Was-
ser ruht, entwässern den Boden und schaffen allmählig
andere Vegetationsverhältnisse. Mit der zunehmenden
Zahl der unter Bretterhütten aufgeschichteten Torfziegel
trocknet der Boden aus und überzieht sich mit Seggen
und Heidekraut, auf die dann langsam eine immer dichter
werdende Grasnarbe folgt. Damit verschwinden nun end-
ffiltig die Torfmoorpflanzen, deren durch Jahrhun-
aerte fortgesetzte Arbeit das einstige Hochmoor lang-
sam aufgeoaut hatte.
Von den für die Hochmoore am meisten bezeichnenden
Kräutern und Gräsern sind zu nennen Carex heleonastes,
C. paucißora und C chordorrhiza, Scheuchzeria palustris,
Calamagrostis nealecta und Saxifraga hirculus, die mit
ihren schönen gelben Blüten oft Flächen von mehreren
Quadratmetern überzieht; femer Orchis Traunsteineri,
Sagina nodosa^ Alsine stricta, Comarum p€Uustre, Viola
palustris^ SweetHia perennis, Gentiana canipestris und
6r. pneunwnanthe, Ctneraria spathulaefolia und C. cam-
pestris^ Trichophorum alpinum, T. vaginatutn und J.
gracile. Auf den über Wasser aufragenden Mooepolstem
offnen sich neben den Andromeden und Sumpf moosbeeren
die zarten Blattrosetten des Sonnentaus {Drosera) mit
ihrem Kranz von Drüsenhaaren, in denen sich die Son-
nenstrahlen farbig brechen. Aus den Wasserlachen er-
heben sich mitten zwischen Algen und Utricularien die
langen Stengel des Igelkolbens {Sparpaniuni natansi
Alte die genannten Pflanzen sind arktische Formen aus
dem nöralichen Europa oder sogar (wie Enipetrum nig-
runij Alsine stricta, Viola palustris, Saxifraga hirctUus]
JUR
JUR
693
zirkumpolare, d. h. vom nördlichen Skandinavien über
Sibirien bis Grönland vorkommende Formen. Wie kommt
es nun aber, dass mitten in einer verhältnismässig Pflan-
zenreichen, trockenen und warmen Gegend sich solche
nordische Wasserlandschaft einstellt? Das Rätsel löst sich
bei einer aufmerksamen Untersuchung des Untergrundes
der Torfmoore. Während der Kalkboden des Juragebirges
überall da, wo er blossliegt, von zahlreichen Spalten
durchsetzt, für Wasser leicht durchlässig ist und rasch
wieder trocken wird, ruhen die in den Mulden liegenden
Torfmoore auf undurchlässigem tonigem Lehm, den
einst die alpinen oder lokalen jurassischen Gletscher
hier abgelagert haben (vergl. den Abschnitt Geologie).
Dieser glaziale Ursprung der jurassischen Torfmoore
erklärt uns zugleich die Entstehung ihrer eigenartigen
Flora. Die hier vertretenen arktischen Typen finden sich
zusammen mit mehreren andern, die dem Jura fehlen,
wieder in den Hochmooren am nördlichen Alpenrand.
Mit Ausnahme von Lysimachia thyrsi/lora, Juncus sty-
giuSj Malaxis paludosa und Trientalts europaßa stimmt
die Flora der jurassischen Moore überein mit derjenigen
des grossen Einsiedler Moores und der Mehrzahl der
possen Freiburger und Bemer Alpenmoore. Die Moore
im Jura sind noch sprechendere Zeugen für die einstige
Vergletscherung als die grossen erratischen Gneis- und
Granitblöcke. Diese mitten in einer Landschaft mit ge-
iMt lubcrl
sind ganz überzogen von den elliptischen Blättern des
schwi mmenden Laichkrautes {Potaniogeton natans), zwi-
schen denen sich die Blütenstände des Froschlöffel M/i«tna
plantago aquatica) oder die langen Stengel des Tannen-
wedel [Hippuris vulgaris) mit ihren im Quirl angeord-
neten Laubblättem in die Höhe drängen. Bemerkens-
werte Wasserpflanzen der mittleren und obem Reffion
im zentralen Jura sind ferner noch Nuphar pnmtlum
(Lac des Rousses}, CallUriche hamulata und C. platy"
carpa, Ulriculana intermedia, U. vulgaris und Ü, nii-
nor^ Scheuchzeria palustris^ Triglochin palustriSj Pota-
nioaelon densus, P. natans^ P. alpimis^ P. gramineus,
P. lucens, P. Zizii, P. nitens, P. perfoliatus, P, pecti-
natus^ P. filifoi^iiSj P. compressus und P. ptisiUus,
Typha latifoltay Sparganium mininium, Sp. simpLex
und Sp. ramosuniy Rhynchospora alba, Heleocharis aci-
cutaris, H. palustris^ n. unvaluniis und H, pauciflora^
Glyceria fluitans und Gl. plicata^ Catabrosa aquatica,
Equisetum variegatum, E, palustre und E. heleocharis,
sowie etwa 30 Arten von Seggen (Carex). Am Strand des
Lac de Joux findet sich eine merkwürdige Form des Sand-
krautes (Are/iaria gothica) und eineBraye (Braya supina),
die sonst im Jura nirgends mehr angetroffen werden.
Diesen zwei Arten gesellen sich dort noch bei Scrophu-
laria Boppei, Linaria petrsea, Teucrium bolrys^ Heleo-
charis acicularis u. a. Die einst von SchleicKer gefun-
Gren it Tu Til U Trarwi
Der Jura, vom Neuen bnrgersee aus gesehen.
mässigtem Klima stehen gebliebenen Inseln weisen rück-
wärts in jene längst vergangenen Zeiten, da sich nach
dem Rückzug der Gletscher der Boden unseres Landes
mit einer Fauna und Flora zu besiedeln begann, wie man
sie heute höchstens noch im nördlichsten Skandinavien
findet. Wenn sich die Torfmoore mitten unter gänzlich
veränderten klimatischen und Yegetationsverhaltnissen
seit Tausenden von Jahren haben erhalten können, so
heisst das, dass sie die Bedingunffen zu ihrem Fortbestand
in sich selbst tragen. « Dass aiese Vegetation sich an
dieser Stelle festhalt, dazu trägt auch das lokale Klima
bei, das sich ein solches Torfmoor selber schafft. Das
"Wasser verhindert die Erwärmung des Bodens durch In-
solation ; eine ganz lokale Nebelschicht liest oft tagelang
über dem Moor, und während ringsum schon die Früh-
lingsboten walten, fällt noch tief m den Mai und Juni
hinein Reif auf das Moor; die Verdunstupg des Wassers
durch die ungezählten feinen Blattmembranen der Torf-
moose ist eine beständige und höchst energische und er-
klärt allein schon die niedrige Temperatur des Moors ge-
genüber den umliegenden Bodengestaltungen » (Christ).
Zum Schluss unserer Uebersicht über die verschiedenen
Pflanzenformationen des Jura müssen wir noch der Was-
serflora der Weier, Wiesenmoore und Seen gedenken.
Der die Ufer säumende breite Gürtel von Srhilfrohr,
Binsen und Seggen bildet gleichsam einen Schutzwall um
die schön blumigen Seerosen {Nymphsea alba und Nuphar
luteum), die weissen und zart gefiederten Blutentrauben
des Bitterklees {Menyanthes trifoliata), die kleinen weis-
sen Blumen des haarblätterigen Hahnenfuss (Ranunculus
trichophyllus) und die blassroten Aehren des Wechsel-
knöterich (Polygonum amphibiun). Einzelne Tümpel
dene Calla palustris ist seither im Jouxthal nie mehr an-
getroffen worden, und der früher augenscheinlich weiter
verbreitete echte Kalmus {Acorus calamus) mit seiner
aromatisch riechenden Wurzel kommt nur noch in wenigen
Wasserlachen der Freiberge, in den Sümpfen von Nods
etc. vor.
Obwohl die meisten Pflanzenarten des Jura zugleich
auch den Alpen angehören, verleihen doch das Klima
und die Trockenheit des Bodens im Jura seiner Vegetation
einen besondern Charakterzug, der sich in der Physiog-
nomie der Formationen, im Ueberwiegen oder seltenen
Auftreten von bestimmten einzelnen Typen und im gan-
zen äussern Habitus einer Anzahl von Jurapflanzen aus-
spricht.
3. Für das ganze Juragebirge charakterisch ist folgende
von Christ und Thurmann aufgestellte Liste von Pflanzen,
die sonst nirgends in solcher Regelmässigkeit auftreten
und hier eine besondere Pflanzengesellschaft oder Spezial-
florula bilden: Buchsbaum, Buche, Weisstanne, lorbeer-
blätteriger Kellerhals (Daphne laureola), gelber Enzian
{Gentiana lutea), immergrüne Hungerblume {Draba
aizoides), Alpengänsekresse {Arabis alptna), Alpenfrauen-
mantel (Alchimtllaalpina), Alpenrispengras (Poaafpina),
Alpenbärenklaue {Heracleum afpinum), stinkende Niess-
wurz (Helleborusyoetidus) und Milch-Mannsschild (An-
drosace lactea). Trotz der vom einen Ende des Gebirsres
bis zum andern vorherrschenden Einförmigkeit in aer
Zusammensetzung des Pflanzenteppichs, wie sie haupt-
sächlich durch aas massenhafte Auftreten der eben ge-
nannten Arten bedingt wird, lann man doch auf einer
Wanderung vom Reculet bis zur Lägern in der oberen
Region bestimmte Aenderungen in der Artenliste be-
694
JÜR
JUR
obachten. In erster Linie fällt auf. dass gegen NO. eine
Anzahl von südalpinen Typen nach und nach verschwin-
den und durch nordalpine ersetzt werden. Folgende in
den W.-Alpen allgemein verbreitete und in den Berg-
gruppen des Reculet und der Ddle immer noch da und
dort auftretende Arten kommen weiter gegen 0. hin nicht
mehr vor: Aconitum paniculatum, Hutchinsia alpina,
Heliosperma quadrificUif AUine vema, Viola arenaria
und K. calcarata (ein Standort noch am Mont Tendre),
Geum montanum {ein Standort noch am Mont du Lac im
Jouxthal), Poientilla dubia, Oxytropis montana, Saooi-
fraga aizoidea und S. nioachata, Eryngium alpinum^
Ligusticum ferulaceuniy Petcuites niveus^ Gnaphalium
supinum, Veronica fruticans^ Pinguicula
flora,
Aspidium rigidum. Ebenfalls an der Dole haben ihren
am weitesten gegen 0. vorgeschobenen Standort Alsine
liniflora, Lathyrus luteus^ Aster alpinus^ Leontopodium
alptnum, Hieracium vogesiacum, H. bupleuroideSj H.
TMeudoporrectum, Sideritis hyssopifolia, Veronica alpina^
PlantcCgoalpina, Androsacevillosa, Paradisia liliastruni,
Luzula spicata, Phleum Michelii, Cwtopteris regia. Auf
der Strecke vom Mont Tendre zur üent de Vaulion ver-
schwinden Viola calcarata und V, bißora, Trifolium
Schlucht des Doubs bei Biaufond.
Thalii^ Saxifraga oppositifolia, Sibbaldia procumbens^
Epilobiumanagalifotium, Serratula monticula, Veronica
ajohylla, denen die weiter östlich nur noch einmal (am
Cnasseral) auftretenden Arctostaphylos alpina und Salix
reticulata angefugt werden können.
Schreiten wir noch weiter gegen NO. vor, so bleiben
auch Senecio doronicumy ßupleurum ranunculoides und
Soldanella alpina zurück, die am Mont Suchet Halt
machen ; Solaanella alpina ist am Creux du Van gefun-
den worden (scheint hier aber jetzt verschwunden zu sein),
Aconithum cmthora am Mont d'Or und Cephalaria alpina
an den Ai^^uilles de Baulmes. Am Chasseron : Cluiero-
phyllum himUum, var. Villarsii, Campanula thyrsoidea^
Crepis montana und Cr, aurea, Epilobium aUinae-
folium, Lycopodiumalpinum, Gnaphaliumnorvegicum.,
Hiercu:ium aurantiacumj Phleum Michelii, Carex tenuis,
Allium VictorialiSy Heracleum spondyleum var. monta-
num ; am Chasseral : Pinguicula alpina, Orchis sambur
cina, Anthyllis montana, Linaria petraeat Cerinthe
alpina, Hypericum Richeri (auch bei La Br^vine), Poa
hybrida (auch am Chasseron und Creux du Van), Pedi-
cularis jurana, Gentiana nivalis. Folgende Arten endlich
gehen bis in den zentralen Jura, fehlen aber dem Nord-
jura: Anemone alpina y Ranunculus gracilis, Erysimum
ochroleucum, Thlaspi alpestre, Bupleurum ranunculoi-
des. Vom Berner Jura an verschwindet auch Trollius
europaeus beinahe ganz. Verschiedene der eben ge-
nannten Arten sind an ihren am weitesten gegen NO.
vorgeschobenen Standpunkten nur noch in einer sehr
k lernen Anzahl von isolierten Individuen vertreten. Wich-
tiger als das Auftreten solcher vereinzelten Exemplare ist
in pflanzengeographischer Hinsicht die Abnahme in der
Diente des Bestandes dieser Arten, die von SW. gegen
NO, sehr deutlich wahrgenommen werden kann.
Auf den zentralen und nördlichen Jura beschränkt sind
Arabis arenosa, Meum athamanticum, Poa flexuosa,
Androsace lactea, Gentiana latifolia, Silene rupestris.
Thlaspi montanum, C^entiana asclepiadea, Primula
auricula, denen die im zentralen Jura ziemlich ver-
breiteten aber sudl. vom Mont d'Or ausserordentlich
seltenen Ranunculus alpestris. Arenaria grandiflora und
Dianthus caesius, sowie — für die Bergregion — der vom
Weissenstein bis zum Creux du Van sich findende Cen-
tranthus angustifolius beigesellt werden können. Mit dem
von SW. nach NO. zunehmenden Verschwinden der süd-
alpinen Arten in der Höhe geht Hand in Hand eine ähn-
liche Verarmung der Flora am Jurafuss in Bezug auf die
mediterranen Arten. Diese Verhältnisse sind aber nicht so
zu verstehen, dass diese gegen NO. verschwindenden Ar-
ten nun an einer bestimmten Stelle des Gebirges Halt ma-
chen würden. Deshalb ist auch die Ein-
teilung des Jura in pflanzengeographi-
sche Einheiten eine mehr oder weniger
konventionelle. Diese Einheiten werden
daher auch nicht durch einen Wechsel
in den topographischen Formen be-
grenzt, sondern durch gewundene Li-
nien, an denen jeweils eme bestimmte
Gruppe von südlichen Arten Halt macht
Der Grund für das Fehlen oder Vor-
kommen von dieser oder jener Pflanze
liegt in der Tat vor Allem in den loka-
len Verhältnissen der einzelnen Stand-
orte (Exposition, Untergrund, Höhen-
lage, Trockenheit oder Feuchtigkeit).
Daher findet man auch an den Hangen
und am Grat der mitten im nördlichen
Jura liegenden, aber voll zur Sonne
exponierten Ravellenfluh ob Oensingen
in 700 m Höhe neben der berühmten
Iberis saxatilis (einziger Standort in
der Schweiz!) eine ganze Beihe von süd-
lichen Arten (vermischt mit subalpinen
Typen) die im zentralen Jura völlig feh-
len. Die Ravellenfluh ist «gewiss ein
Standort, der die Eigentümlichkeit die-
ser reinen Felsenstationen als vorwie-
gend südlicher Vorposten selbst in der
nördlichen Schweiz klar zur Erschei-
nung bringt» (Christ). Andererseits
I ist die Mehrzahl der südl. Arten, die bis zum sw.
Jura (vom Reculet bis zum Mont Tendre) vordringen,
auch in den an ähnlichen Standorten und analogem
I Untergrund diesen Gebieten entsprechenden Alpen am
Genfersee wieder zu finden. Dass die dem Jura räumlich
I so nahen Vogesen und der Schwarzwald dage^n eine von
I ^er jurassischen so abweichende Flora besitzen, als ob
I sie hunderte von Kilometern davon entfernt wären, liegt
' in der völlig verschiedenen Bodenzusammensetzunf
; (Gneise, Granite, Porphyre, Vogesen- und Buntsandsteiol
begründet. Die hier feuchten, tiefgründigen und sandigm,
also kühlen und wasserreichen Standorte rufen einer ganz
anderen Flora als die trockenen Kalkböden des Jura.
I Abgesehen von den in der Schweiz sonst nicht mehr
' vorkommenden Typen der Iberis saxatilis (Ravellenfluh),
I Arabis stricta (Colombier de Gex und Salöve), Andro-
sace villosa {Döle), Anthyllis montana ( Säle ve, Colombier,
Dole, Creux du Van), des Centranthus anguslifoliui
Weissenstein bis Creux du Van) und Lathyrus ensifolivi
(La Br^vine etc.) besitzt der Jura auch noch einige
endemische Arten. Solche sind Heracleum, cUpinunij
dessen Schwerpunkt der Verbreitung zwischen dem
Weissenstein und der Schafmatt liegt und das nach S.
nur bis zum Chasseron geht ; dann Anthriscus torquata
(eine Form von Anthriscus silvestris)^ die den Grund
zweier Felsenzirken bei Bressaucourt im Berner Jura be-
wohnt ; femer Thlaspi Gaudinianum (jurassische Form
JUR
JUR
695
des vielförmi^en Thlaspi alpestre). Die ^Linaria petraea
(Form der Linaria alpina) ist eine Pflanze der westl.
Alpen und im Jura selten, während sie in den Alpen am
Genfersee und Savoyens mehrfach vorkommt. Andere
Arten sind in der Schweiz ausserhalb dem Juragebirge
nur schwach verbreitet, so besonders der flaumige Keller-
hals (DapAnöcneorum). Dieses Kleinod unserer juras-
sischen Flora, dessen schöne roten Blumen die Weiden
am Col du Marchairuz beleben und das auch noch bei
La Br^vine und im Solothurner Jura auftritt, findet sich
sonst in der Schweiz nur noch im Kanton Tessin. Carda-
mine trifolia kommt bei uns nur bei Les Brenets (Neuen-
burger Jura) und Rossiniöre (Pays d'Enhaut) vor. End-
lich wollen wir auch noch der Vicia orobtts gedenken,
die auf Schweizer Boden i8^ zum erstenmal nördlich von
Les Verri^res (Neuenburger Jura) beobachtet worden ist.
4. Die Flora des Schweizer Jura umfasst im Ganzen etwa
1600 Arten von Gefasspflanzen, also etwa Tausend weniger
als die gesamte Schweizerflora. Ihre einzelnen Elemente
sind sehr verschiedener Herkunft: die Felsen und Weiden
der obem Region beherbergen allein etwa 200 alpine
Arten, die Torfmoore weisen zahlreiche arktische Elemente
auf, mediterrane Typen schieben sich längs dem Fuss des
Gebirges vor und aringen durch die Klu
sen aiicli bis ins Innere desselben, im NO.
treten Arten auf, deren Heimat die Flach-
länder des nördl. und östl. Europa sind,
und die Hauptmasse der gewöhnlichen
Graspflanzen und der Waldflora endlich
gehört der zentraleuropäischen Flora an.
Alle diese Elemente sind nach dem Rück-
zug der eiszeitlichen Gletscher in den Jura
eingedrungen. Die meisten der alpinen und
südlichen Typen des südwestl. Jura folg-
ten dabei dem Weg, den ihnen der einstige
NO.-Arm des Rhonegletschers freigegeben
hatte. Sie alle finden sich wieder im Mas-
siv der Grande Chartreuse, das in orogra-
phischer wie botanischer Beziehung als der
Knotenpunkt betrachtet werden kann, an
dem Alpen und Jura miteinander verwach-
sen. Die Mehrzahl dieser Arten beschränkt
sich auf den südwestlichen Abschnitt des
Schweizer Jura, der die direkte Fortsetzung
des südlichen Jura bildet und mit ihm auch
klimatisch am besten übereinstimmt. Die
meisten der alpinen Typen im zentralen
und nördlichen Jura sind wie die arkti-
schen Formen der Hochmoore längs dem
ehemaligen O.-Arm des Rhonegletschers und
dem einstigen Aare- und Rheincletscher,
sowie längs den süddeutschen Gletschern in den Jura
eingewan(&rt. (Ein kleiner Teil der alpinen Pflanzen hat
daneben allerdings auch die südlichen Arten begleitet). In
gleicher Weise sind auch die subalpinen Arten und
Waldpflanzen allmählig bis in unser Gebirge vorgedrungen,
während die mediterranen Typen, wie wir bereits gesehen
haben, auf ihrem Zuff nach NO. der vom Fort de r£cluse
an den Jurafuss begleitenden privilegierten Zone gefolgt
sind.
Bibliographie, Die Zahl der die Flora des Jura be-
treffenden Arbeiten ist eine so beträchtliche, dass wir uns
hier auf die Angabe der wichtigsten beschränken müssen :
Thurmann, Jules. Essai de phylostatique appliquee d
la chaine du Jura. 2 vol. Berne 1849. — Godet, Ch. Flore
du Jura. Neuchätel 1853. — Grenier, Ch. Flore de la
chaine jurassique (in Memoires de la Soc. d' Emulation
du Doubs). Besanyon 1865-75. — Magnin, A. La vage-
tcUion des monts du Jura. Besancon 1893. Ebenso im
Journal de ßotanique de Morot Vol. 8. Paris 1894. —
Montandon et Frische-Joset. Synopsis de la (Lore du Jura
septentrional et du Sundgau. Mulhouse 185d. — Lüscher,
H. Florades Kantons Solothum. Solothum 1898. — Binz,
A. Flora von Basel und Umgebung. Basel 1902. — Au-
bert, S. Flore de la Vallie de Joux (im Hulletin de la
Soc. vaudoise des sc. nat. 1900). — Magnin et H^tier.
Observations sur la flore du Jura et du Lyonnais. Besan-
nen 1894-97. — Magnin, A. Conlribution ä la connais-
sance de la flore des lacs du Jura suisse (im Bulletin de
la Sog. botan. de France. T. 41, 1894). — Neben diesen
mehr oder weniger umfassenden Werken findet man in
dem in Neuenburg erscheinenden Bameau de Sapin
zahlreiche Einzelbeiträge vonTripet, Cornaz, P. Godetu. A.,
sowie in den in Besancon erscheinenden und unter der
Leitung von Dr. A. Magnin stehenden Archives jurassiques
eine Menge von Notizen besonders über neue Standorte
und Pflanzenarten. Für die Kryptogamen können nach-
geschlagen werden : Reinsch, P. Die Kryptogamenflora
des baslerischeny sowie eines Teiles des angrenzenden
bemischen und sol ot humischen Jura. Basel 1863. —
Amann. 6tude de la flore du Haut Jura moyenJAn den
Berichten der schtoeizer. botan. Gesellschaft. 1896). —
Meylan, Ch. ConlribtUions diverses ä la flore bryologique
du Jura (im Bulletin de V Herbier Boissier). — Piltard,
Plankton du Jura (im Cotnptis rendu de la Soc. hetvet.
des sc. nat.) Geneve 1896. — Brun. Diatomees des Alpes
et du Jura. Geneve et Paris 1880. —Quälet. Champignons
du Jura et des Vosges. Montb^liard 1872-75. Ueber Fragen
der Herkunft und Verteilung der Florenelemente geben
Auskunft: Jaccard, Paul. Distribution florale dans une
portion des Alpes et du Jura {im Bull, de la Soc. vau-
doise des sc. nat. 1901), sowie besonders auch Samuel
Aubert's Flore de la Vallee de Joux und H. Christas
La Heutte im Berner Jura.
Pflanzenleben der Schweiz. 2. Ausg. Zürich 1882. Diesen
beiden letztgenannten Werken haben wir einen be-
trächtlichen Teil der Angaben unseres Artikels entnom-
men. [Prof. D«" Paul Jaccard.]
Fauna. In faunistischer Beziehung weist der Jura nicht
gerade besondere Eigentümlichkeiten auf^ da die ihn be-
wohnenden Tiere im Allgemeinen zugleich auch der ge-
samten zentraleuropäiscnen Fauna angehören. Diese
Fauna ist zudem im Laufe der Zeiten allmählig verarmt:
da» mächtige Mammut schweift nicht mehr in den Wäldern
umher, der Biber unterhölt die Ufer der Flüsse und Seen
nicht mehr. Urstier, Auerochs und Elentier sind eben-
falls verschwunden, und Bär und Luchs fordern Iteinen
Tribut mehlr von den weidenden Haustieren, die jetzt ihrer
Nahrung in Sicherheit nachgehen können. Die an ver-
schiedenen Stellen im Juragebirge gefundenen Knochen-
reste zeigen, dass alle diese genannten Tierformen hier
einst mehr oder weniger häufig auftraten. Urstier, Auer-
ochs, Elentier und Luchs sind erst seit den Zeiten Karls
des Grossen oder noch später verschwunden (ein Exem-
plar des Luchses ist noch vor etwa einem Jahrhundert bei
Goumois erlebt worden) ; im 16. Jahrhundert war der
Biber am Zürichsee noch allgemein verbreitet und lebte
wahrscheinlich auch an den Ufern der Juraseen. Hirsch
und Wildschwein haben sich noch länger gehalten. Der
Wolf überschreitet in strengen Wintern manchmal den
fefromen Doubs und zeigt sich dann da und dort im Ge-
irge, besonders im Berner Jura. Ob der Bär völlig ausge-
rottet ist, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
696
JUR
JUR
Seit langen Jahren ist er im Neuenburger Jura, wo er
sich einst von Zeit zu Zeit blici^en liess (am Creux du
Van), nicht mehr aufgetreten ; länger konnte sein Vor-
handensein im südl. Jura konstatiert werden, wo er viel-
leicht heute noch lebt. Der berühmte Bärenjäger Grosillex
aus Gex lieferte im November 1851 den neunten der von
ihm eigenhändig erlegten Bären nach Genf. Im Basler Jura
wurde der letzte Bär 1803 bei Reigoldswil geschossen
fnach Tschudis Tierleben der Aljyenwelt). Im Neuen-
burger Museum befinden sich zwei Exemplare aus dem
Jura, deren eines — ein sehr schönes Tier — am Mont
Tendre vor wenigstens 70-80 Jahren getötet worden ist.
Bei einer Betrachtung der jurassischen Fauna kann
man also von diesen Tieren, deren eventuelles Auftreten
ein völlig zufälliges ist, ganz absehen und sich auf dieje-
nigen beschränken, die unsere Berge und Thäler heute
noch bewohnen oder in den Seen leben und dem hier
angesiedelten Menschen einen willkommenen Nahrungs-
zuschuss bieten.
Die Chiropteren sind durch etwa ein Dutzend Arten von
Fledermäusen vertreten, deren bemerkenswerteste die
lanffflügelige Fledermaus (Miniopterus Schreiberii) ist,
weil das aus dem S. stammende Tier bis jetzt nur im
Neuenburger Jura in der Höhle von Mötiers (Val de
Travers) und in der Umgebung von Genf beobachtet
worden ist. Insektenfresser haben wir im Jura etwa fünf:
den Maulwurf ( Talpa europsea), der auf den Weiden seine
Erdhaufen aufstösst und vom Menschen vielleicht nur all-
zusehr verfolgt wird, drei Arten von Spitzmäusen [Sorex)
und den in den Wäldern nicht seltenen Igel {Ennaceiu
europsBus). Etwa 13 Arten von Nagetieren : im Wald ist
heimisch das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), im Ge-
büsch tummeln sich Waldmaus (Mus silvaticus)^ Sieben-
schläfer (Myoanis glis) und Haselmaus (Myoxus muscar-
dinus), die menschlicnen Siedelungen suchen Ratten und
Hausmaus (Mus musculus) heim. In den Städten hat die
Wanderratte {Mus decumanus) fast allgemein der ge-
meinen Ratte [Mus ratlus) den Boden erfolgreich streitig
gemacht, während diese letztere und aucn die weiss-
bauchi^e Ratte (Mus Picteti) auf den Dörfern und selbst
noch in gewissen Strassen der grösseren Siedelungen
vorherrscht. Hamster {Cricetus frunientarius) und Feld-
mäuse (Hypudwus arvalis) verwüsten die Aecker und
Wiesen und werden wie überall von den Bauern grimmig
verfolgt. Weil sie zahlreiche dieser schädlichen Nager
vertilgen, sind einige Raubvögel, wie der Mäusebussard,
Turmfalke und die Schleiereule unter den Schutz des
eidgenössischen Gesetzes gestellt worden. Der immer noch
ziemlich verbreitete gemeine Hase (Lepus timidus) war
früher weit häufiger. Auch der im Winter einen weissen
Pelz tragende Alpenhase (Lepus variabilis) scheint iiii
Jura schon beobachtet worden zu sein. Raubtiere : der
Luchs (Felix lynx) scheint jetzt völlig ausgerottet zu sein.
In den Wäldern kann man von Zeit zu Zeit etwa einmal
ein Exemplar der sehr seltenen Wildkatze (Felis catus)
antreffen, die wohl auch mit verwilderten Hauskatzen
Bastarde erzeugt. Im Winter zeigt sich im Gebirge hie
und da der Wolf (Canis lupus), doch ist der eigentliche
Vertreter der Caniden im Jura der in den Waldungen
noch häufige Fuchs (Canis vulpes), dem eine grosse An-
zahl von jungen Hasen zum Opfer fallen und der deshalb
von den Jägern so eifrig verfolgt wird, dass er an gewissen
Orten schon merklich seltener geworden ist. Mit seinem
Genossen, dem Dachs (Meles vulgaris), bewohnt er
manchmal einen und denselben Bau. An einigen Fluss-
läufen findet man auch noch den Intelligen-
~ ten Fischotter (Lutra vulgaris), den die Fi-
scher als gefahrlichen Konkurrenten furch-
ten und unablässig verfolgen. Im Wald leben
ferner der seines Winterpelzes wegen ge-
suchte Edelmarder (Mustela niartes)^ in der
Nähe der Häuser dagegen Hausmarder {Mu9-
tela foina) und Iltis ßlustela putorius)^ die
gelegentlich die Hühnerställe brandschatzen.
In aen Wiesen kann man wohl auch das
Hermelinwiesel (Mustela erminea) mit sei-
nem im Winter aer Farbe des Schnees ange-
passtem weissen Pelz und das kleine Wie-
sel (Mustela vulgaris) beobachten. Dieses
kleinste und blutgierigste unserer Raubtiere
s'.j'.il Taj? und Naclit den kleinen VÖ5?eln
unu Saugern nach. Als Vertreter der II uJ-
tiere kommt zuweilen das Wildschwein (Sus acroja) vor,
das im Aargau noch ziemlich häufig zu sein scheint, 1868
den Berner Jura in ganzen Banden unsicher machte und
in einzelnen jungen Exemplaren sich bis in den westl.
Jura verirren kann. In den Pfahlbauten der Steinzeit
sind Knochen zweier verschiedener Schweinerassen ce-
funden worden : einer grössern und starkem, von der das
heutige wilde und zahme Schwein abstammen, und einer
kleinern und schwächern (Torfschwein), die die Urform
der kleinen roten Schweine in den Umer und Bündner
Alpen zu sein scheint (Rütimeyer). Seit einigen Jahren
zeigt sich auch in vereinzelten Exemplaren der Edel-
hirsch (Cervus elephas), während das anmutige Reh
(Cervus capreolus) sich gegenwärtig wieder zu mehren
scheint und vielleicht einmal so zahlreich werden wird
wie in vergangenen Zeiten. Man hat auch Knochen
vom Elentier aufgefunden, so besonders vor wenigen
Jahren drei Schädel mit schön verzweigtem Geweih (in
einer Höhle bei La Cote aux F^es), die zeigen, dass dieses
stattliche, heute nach dem Norden zurückgedrängte Tier
noch in verhältnismässig rezenter Zeit auch bei uns ge-
lebt hat.
Besonders reich sind im Jura die Vögel vertreten
(etwa 280 Arten), obwohl ihm einige alpine Arten (Drei-
zehiger Specht, Alpenkrähe, Alpendohle, Schneehuhn
und Steinhuhn) fehlen, während andere, wie z. B. der
Steinadler, nur ab und zu hier einen Besuch abstatten.
Die jurassische Vogelfauna entspricht ebenfalls derjenigen
des zentralen Europa, kann aber zeit- und stellenweise
durch einige mit starken Flügeln ausgerüstete Arten aus
dem Süden vermehrt werden. Wir müssen uns hier auf
die Anführung der bezeichnendsten Typen beschränken. Die
Tagraubvögel sind im Jura vertreten durch die Milane
(Milvus regalis undAf.ater), Bussarde (Pemis apivorus,
Archibuteo lagopus und Buteo vulgaris), Weihe (Circus
SRruginosus, C. cuaneus und C. cineraceus) und Falken,
ferner durch den Fischadler (Pandion /mliaelus), Habicht
(Astur palunibarius) und Sperber (Accipiter nisus) ; die
Nachtraubvögel durch die Sperlingseule (Athene «xw-
serina), den Steinkauz (Athene noctua), Rauhfusskauz
(Nyctale Tengmalmi) und Waldkauz (^Symium aluco),
die Schieiereule (^Strix flammea), Waldohreule (Otus
vulgaris), den Unu (Bubo maocimus), Raubvögel zu-
sammen etwa 30 Arten. Der braune Geier (Gyps fulvus)
scheint als vereinzelter Irrgast im Jura schon gesehen
worden zu sein, da nach Ogerien ein Exemplar bei Morez
(1837) und ein anderes bei Mijoux (1854) gefangen worden
sein soll. Noch vor wenigen Jahren nisteten auf dem
Saleve bei Genf auch ein bis zwei Paare des Aasgeiers
(Neophron percnopterus), der im S. (Aegypten etc.) zu
Hause ist und dort viel zur Säuberung der Strassen bei-
trägt. Er scheint nach Fatio auch einmal an der Dole
(Waadtländer JuraJ beobachtet worden zu sein. Der einst
dem Jura nicht fremde Steinadler (Aquila fulva vor.
chrysaetos ; vergl. Ortsnamen wie Roche ä 1 Aigle etc.)
nistete nach Fatio noch vor 40-50 Jahren im Solothumer
und Waadtländer Jura und erscheint in diesen Gegenden,
z. B. um Biel, heute noch von Zeit zu Zeit. Dasselbe gilt
von dem kleineren Schreiadler (Aquila naevia). Auch
den von den nordischen Meeren herkommenden mächtigen
Seeadler (Haliaetus albicilla) hat man schon über dem
JUR
JUR
697
Neueoburgersee schweben und nach Fischen spähen
sehen. Der gewöhnlichste Falke ist der im Jura als Stand-
vogel auftretende Turmfalke (Cerchneis
iinnunculus) ; neben ihm finden sich
auch der Wanderfalke {Falco peregri-
nus)y Zwergfalke (Hypotriorchis aesa-
lon) u. a. Der grösste der Nachtraubvö-
gel ist der Uhu, dem vom Menschen stark
nachgestellt wird und der deshalb stel-
lenweise k>ereit8 selten geworden ist.
Der Jura hat ferner 6 Spechte, dar-
unter den Wendehals (Junx lorquilla)
oder Regen vogel. Der Kukuk {Cuculus
canorus] lässt seinen bekannten Ruf
schon früh im Jahr erschallen. Den Ge-
walthaufen der jurassischen Vogelfauna
bilden die Passeres, denen u. a. alle
unsere Singvögel angehören. Sie sind
entweder Standvögel, regelmässige oder
unrcge'.rnnssige Zugvögel oder endlich
auch At:sna.:ir.c'>:*s:hcinunj:ei:. Stand-
vögel : hisvo^el {A:<y?:'-o \r^}.lua). Raub-
würger (Lanius excubitor)^ Konlamscl
(MeruUjL vulgaris)^ Misteldrossel ( Turdxu
viscivorus)^ Rotkehlchen (Dandalns ru-
becula)^ Goldhähnchen [Regulus cristor
iu8)j sieben Arten Meisen, Spechtmeise (Sittacoevia), Baum-
läufer {Certhia familiaris)^ Zaunkönig (Troglodytes par-
vuiu«), Bachamsel (Cinclus aquaticus)^ Gebirgs-Bachstelze
iMotcunUasulphurea), Weisse Bachstelze (Af otociWa alba),
laussperling (Passer doniesticus), Kir8chkernbeisser(Coc-
colhrauslea vulgaris), Buchfink (Fringilla coelehs), Stieg-
litz {Carduelis elegans), Gimpel {Pyrrhula europaea),
Goldammer (Emberiza citrinelta), Eichelhäher (Garrulus
glandariu8)y Elster {Pica caudata), Dohle {Lycos mone-
dula)y Kolkrabe (Corvus corax), Rabenkrähe {Corvus
corone) und einige wenige andere. Zugvögel : Rauch-
schwalbe {Hirundo rustica), Mauersegler (Cypselus apus).
Nachtschwalbe {Caprimulgus europseus), Singdrossel
{Turdus niusicus), Dorngrasmücke (Sylvia cinerea),
Gartengrasmücke (Sylvia hortensis), Nachtigall {Luscinia
minor), Hausrotscnwanz(i{tUicil/a tithys), Lerche (Alau-
da arvensis), Staar (Stumus vulgaris), Nusshäher {Nu-
cifraga caryocatactes), Saatkrähe [Corvus frugilegus).
Ausnahmserscheinungen : Bienen fre88er(Af erop« apiasler),
Mandelkrähe {Coracias garrula), Alpen mauerläufer
(Tichodronia muraria), Seidenschwanz {Bombycilla gar-
rula), Goldamsel (Oriolus ^albula), Nebelkrähe {Corvus
cortiix) u. a. Von Tauben sind im Jura Zugvögel Ringel-
taube jfCoZuni 6a palumbus), Hohltaube {Columba oenas)
und Turteltaube {Turtur auritus); ausnahmsweise er-
scheint auch die Felsentaube {Columba livia), die im
nördlichen Europa lebende Form unserer Haustauben.
Standvögel aus der Ordnung der Hühner: Auerhuhn (Te-
trao urogallus), Haselhuhn {Tetrao bonasia) und Reb-
huhn (^^/ama cinerea); als Zugvogel erscheint im Sommer
die Wachtel {Columix dactylisonans), ausnahmsweise
das Rothuhn {Perdix rubra).
Die Watvögel sind fast alle Zugvögel : Zwergsumpfhuhn
(Gallinula pygmsßa), Wasserfalle (Rallus aqualicus),
btorch {Ciconia alba), Kranich (^Grus cinereus), grauer
Reiher jilrdea cinerea), Waldschnepfe {Scolopcue ru^ti-
cola), Bekassine {Gallinago scolopacina), isländischer
Strandläufer {Tringa cinerea), punktierter Wasserläufer
{Totanus ochropus) und Flussuferläufer {Actitis hypo-
leucos), Uferschnepfe {Limosa lapponica), Avosettsäbler
{Recurvirostra avocetta), Stelzenlaufer {Himantopus rur
fipes), Brachvogel {Numenius arqualus), Goldregenpfei-
fer {Charadrius pluvialis), Kibitz ( Vanellus cristalus) u.
a. Bemerkenswert sind einige Ausnahmserscheinungen :
Grosstrappe {Otts tarda) und Zwergtrappe {Otis tetrax),
Silberreiher {Ardea egretla). Seidenreiher {Ardea gar-
zetta) und Austernfischer {Haematopus ostralegus),
Standvögel aus der Ordnung der Schwimmvögel sind :
Stockente {Anas boschas), von der unsere zahme Ente ab-
stammt; dann der grosse Säger {Mergus merganser) und
Zwergsteissfuss (Podiceps minor). Die übrigen sind Zug-
vögel, so die Möven (besonders die in einzelnen Exem-
f)laren auch mitten im Sommer wahrnehmbare und viel-
eicht hie und da nistende Lachmöve, Xema ridibundum),
Meerschwalben, Steissfüsse, 17 Arten Enten, 5 Arten Gänse,
die Kormoranscharbe oder der Seerabe (Carbo cormo-
Corgemont im Berner Jura.
ranus) etc. Auf dem Neuenburgersee ist schon zu wieder-
holten Malen der Singschwan oder wilde Schwan (Cygnus
musicus) und der kleine Singschwan {Cygnus minor),
deren Heimat der N. Europas und Asiens ist, erlegt wor-
den. Im Museum zu Neuenburg werden zwei junge Fla-
mingos {Phoenicopterus antiquorum) aufbewahrt, die sich
ins Grosse Moosföstl. vom Neuenburgersee) verirrt hatten
und dort getötet worden sind. Im Winter treten zeitweise
auch drei Arten Taucher IColymbus arclicus, C. glacialis
und C. septentrinnalis), die Eiderente {Somateria mollis-
sima), sowie einise Haubmöven il,estris) und Möven
{Larus) auf, die alle aus dem N. kommen und immer
nur Weibchen und Junge sind. Endlich ist zu erwähnen,
dass nach einer alten Urkunde in der Umgebung von
Yverdon einst auch ein Pelikan gefangen worden ist.
Der Jura besitzt 8 Arten von Reptilien, darunter 3 Ei-
dechsen, die Blindschleiche {Anguis fragilis) und 4
Schlangen : Ringelnatter ( Tropidonolus natrix), Würfel-
natter {Tropidonotus tesselatus), Redische Viper {Vipera
aspis oder V. Redii) und Kreuzotter {Pelias berus). Die
eigentliche jurassische Giftschlange ist die Redische Viper,
die stellenweise so häufiff auftritt, dass für jedes erlegte
Exemplar eine Prämie Bezahlt wird. Die Kreuzotter ist
zwar vorzugsweise in den Alpen heimisch, aber doch
auch im Waadtländer, Neuenburger, Berner und Basler
Jura, sowie im Pa^s de Gex vereinzelt schon gefunden
worden, während sie im Genfer Jura zu fehlen scheint. Von
Amphibien leben im Jura der braune Grasfrosch (Rana
temporaria), der bis zu oberst auf die Gipfel geht, und
der grüpe Wasserfrosch {Rana esculenla), die Unke {Bom-
binator pachypus), die um Neuenburg nicht seltene Ge-
burtshelferkröte {Alutes obstetricans), der sefleckte Sala-
mander {Salamandra maculosa) und 4 Arten Molche,
von denen in Teichen und Weiem der Bergwassermolch
( Triton alpestris) und Teichmolch ( Triton palmatus) ge-
mein sind.
In Bezug auf die Fischfauna muss man zwischen der-
jenigen des zum Mittelmeer sich entwässernden Genfer-
sees einerseits und derjenigen des Neuenburger-, Bieler-
und Murtensees andererseits, die der Nordsee tributär sind,
unterscheiden. Einige der flussaufwärts wandernden Fisch-
arten vermögen das Hindernis der sog. Perte du Rhone
bei Bellegarde nicht zu überwinden, so z. B. der Aal, der
nur dann im Genfersee erscheint, wenn ihm Hochwasser
den Weg dahin ermöglicht hat, während er an gewissen
Stellen des Neuenburger-, Bieler- und Murtensees, sowie
im Doubs häufig ist. Allerdings finden sich viele Arten in
beiden Einzugsgebieten gemeinsam, so Barsch (Parca flu-
viatilis) , Groppen {Cottus gobio), Gressling {Gobio fluvi-
atilis), Karpfen {Cyprinus carpio), Schleihe {Tinea vuU
qaris), Bambeli {Albumusbipunctatus), Laugeli {Albumus
lucidus), Rotten oder Rottelen {Scardinius erythrophthaU
mus), Schwal {Leuciscus rulilus), Alet {Squalius cepha-
lus), Ell ritze {Phoxinus laevis), Trüsche {Zota vulgaris),
698
JUR
JÜR
Aesche {Thymallus vulgaris), Seeforelle (Truttalacustris),
Saibling oder Röteli {Salnio salvelinus)^ Hecht (Esox
lucitis) und Grundel {Cobitis barbatula). Folgenae in
den Jaraseen meist gemeine Arten fehlen dem Gen-
fersee : Barbe {Barbus fluviatilis), Brachs (Abramis
&rania), Lachs [Trutta salar), Nase {Chondrostoma
na«ti«),Pfaerrit [Coregonus exiguus), Balcnen {Coregonus
Schinzii), Wels (Silurus glanis) und Neunauge {Petro-
m,yzon fluviatilis). Dagegen sind wiederum blos dem
Genfersee eigen der Kilch (Coregonus hiemalis; französ.
gravenche) und Weissfelchen (Coregonus fera). In den
Bergbächen des Jura lebt die Bachforelle (Trutta fario)^
während die Seeforelle ( Trutta Uicustris) nur zur Laich-
zeit aus den Seen wenig weit in deren Zuflösse hinauf-
geht. Nach Lunel und Fatio sollen diese beiden Fische
nur zwei an die verschiedenen Existenzbedingungen an-
gepasste Abänderungen einer und derselben Art sein. Der
Rheinsalm erscheint zur Seltenheit etwa einmal im Bieler-
see, wagt sich aber kaum bis in den Neuen burgersee.
Tauben locbscblncbt im Berner Jura.
Die Felchen sind im Genfersee durch den Kilch und
Weissfelchen, in den Seen am Jurafuss durch den Pfaerrit
und Baichen vertreten. Der Pfaerrit scheint aber dem
Murtensee zu fehlen, wo ihn eine lokale Abart, der so^.
Kropfer (Coregonus exiguus var. feritus) vertritt. Hie
und da verirrt sich in den Doubs noch der dem Barsch
ähnliche Aspro apron^ der in der Saone häufig vorkommt
und dessen Vordringen ins Innere des Jura durch kein
Hindernis gehemmt wird.
Gliederfussler. Die Krebstiere sind im Jura vertreten
durch den Flusskrebs (Astacus fluviatilis), der aber
infolge einer Krankheit oder auch wegen zu starker
Nachstellungen an Zahl bedeutend abgenommen hat;
unter den Steinen der Seen oder in den Gräben
der Moore leben kleine Flohkrebse (Gammarus pulex
und G. fluviatilis) und in tiefen Brunnen und einigen
dunkeln Höhlen (Eisenbahnhöhle in den Gorges de TAreuse)
der diesen verwandte blinde Niphargus puteanus. Grösser
ist der Niphargus Foreli, der neben einer Menge von mi-
kroskopisch kleinen Arten im Neuenburger- und wahr-
scheinlich auch im Bielersee sich findet. Im Wald und so-
gar in den Häusern tummeln sich die landbewohnenden
Asseln. Spinnentiere und Tausendfüssler sind im Jura
zahlreich vertreten, aber noch nicht genügend untersucht.
Den Skorpion hat man bis jetzt nocn nie gefunden, wohl
aber einen eigenartigen Tausendfüssler (Scutigera), der
einer Spinne mit sehr langen und zahlreichen Beinen
gleicht und der da und dort mit Ulumensendungen aus
em Süden eingeschleppt worden zu sein und sich auch
fortzupflanzen scheint. Da auch die massenhaft vertretene
Insektenfauna im Jura noch nicht genügend erforscht ist,
beschränken wir uns auf einige weniee Bemerkungen.
Zahlreich sind unter den Gradlluglern die Heuschrecken,
Grillen und Heimchen. Die Gottesanbeterin (Mantis reli-
?iosa) tritt nur als Ausnahmserscheioung auf. Vor einigen
ahren hat eine scharenweise in die Umgebung von ßiel
eingebrochene Verwandte der berüchtigten W'auderheu-
schrecke nicht gerin{|[en Schaden gestiftet. Auf den hochge-
legenen Sennbersen ist die Laubheuschrecke (Locustaviri-
dissima) überall näußg. Sehr viele Arten von Käfern, wo-
runter eine grosse Anzahl von Schädlingen, wie z. B. die
Borkenkäfer, die die Waldbäume zu Grunde richten und
gegen die mit Erfolg nur die insektenfressenden Vögel
kämpfen können. In den Hochmooren der Freiberge sind
von Guödat- Frey folgende bemerkenswerte Arten gesam-
melt worden : Cychrus roslratws und C. attenuatus, Chloe-
nius spoliatuSy Diax'hromus germanus, Anisodactylus si-
gnatus und A, binotatus, Anchomenus prasinus^ Agonuni
ericeti (selten) und A . austriacum var. modeslum (selten),
Phaenops tarda^ Tragosoma depsarium (£tang de la
Gruy^re; selten), Timarcha gigantea (Nachts auf Hei-
delbeeren). Schnabelkerfe (Rhynchoten) : die Singzikade
fehlt dem Jura. Dafür ist in den Weinbergen als ffefahr-
licher Feind die so verderbliche Reblaus (Phylloxera
vastatrix ; aus Nordamerika) aufgetreten, die trotz aller
Anstrengungen sich doch derart behauptet hat, dass man
wahrscheinlich früher oder s[>äter die lieben am Jurafuss
durch Pfropfen mit amerikanischen Sorten widerstands-
fähiger machen muss. In Wald und Wasser leben zahl-
reiche Wanzen.
Besser bekannt sind die Schmetterlinge. Der Jura be-
sitzt einige lokale Formen, die mit Ausnahme einer nur
ihm eigenen Art auch anderswo auftreten, in der übri^n
Schweiz selbst aber fehlen. Solches sind nach gefälliger
Mitteilung von Dr. Standfüss in Zürich folgende: von
Noctuinen die Caradrina jurassica Riggenb., eine dem
Kalkfels angepasste Abart von C. Seiini Boisd., die bis
jetzt nur am Jurafuss an der Bechburg bei Oensingen
^iggenbach), bei Besancon (Fritsch) und im Ried nei
ßiel (Paul Robert) gefunden worden ist ; Polia ruficincta
Hübn. t*ar. muctda Gn. und Xanthomista Hübn. var.
nivescens Stdg. Unter den Geometrinen verdienen be-
sondere Erwähnung mehrere Arten von Gnophos, dann
die Triphosa Sabaudiata. die in den Höhlen am Jurafuss
überwintert und in der übrigen Schweiz seltener ist. Der
Apollo (Pamassius Apollo) findet sich am Jurafuss allge-
mein mit sehr grossen roten Flecken. Pfarrer F. de
Rouffemont in Dombresson nennt ferner noch als be-
merkenswerte Arten und Lokalformen des Jura Argynnit
Poles var, arsilache und aberr. mit breitem schwarzem
Band auf den Vorderflügeln, Satyrus Arethtisa (sehr
selten und vielleicht nur ausnahmsweise) und Arclia
aulica. Im folgenden geben wir eine nach Angaben von
Pfarrer F. de Rougemont in Dombresson und Guedat-
Frey in Tramelan durch Dr. Louis Rollier aufgestellte
Liste von mehr oder weniger seltenen oder charakter-
istischen (aber nicht ausnahmsweise auftretenden) Makro-
lepidopteren mit ihren Abarten und von solchen, die im
Jura häufiger sind als in der übrigen Schweiz, wobei wir
bemerken, dass die mit einem Stern ausgezeichneten
Formen bis in die Bergregion oder noch höher hinauf-
gehen: Pamassius Apollo, var., Thecla spini", F.
album*j acacice*y pruni*. Lycaena BoHica, Danum\
Alcon", Erebus*, Apatura Iris*, llia var. Clytie, Linieni
tis Camilla*, Sybtlla*, Satyrus Hermione^ Proserpina.
BriseiSj Phoedra, statilinus (lokal und sehr selten ; ist
seit einem halben Jahrhundert nicht wieder gefunden
worden; die von Couleru in Neuenstadt gefangenen
Exemplare, die heute noch im Museum zu^Neuenburg zu
sehen sind, beweisen, dass es sich damals nicht um eine
J[]R
JÜR
699
Ausnahmserscheinung handelte) ; Arethusa (sehr selten;
seit einigen Jahren bei Moutier^Grandval in einem oder
iwei Exemplaren gefunden), Pararge Hieray Dejanira*,
TUhonuSy Coenon, Arcania% i)avus* und varr. im* und
Laxdion*^ Spiloth, maXvarum, Lavaterae, Syrichtus cart-
hami*, Hesperia Actoßon^ Deilephila VetpertüioAineatay
euphorbiae var. ParaHas*^ Pter. oenotherm" ^ BiacrogL
bombylifonnis*, fuciformis*, Troch. apiforme*, Thyr.
fenestrina*, Ino pruni*, Zug. achilleae*, peucedanu ono-
brychis* Nacl. Äncillaj Ear, chloranci. Lith,. unila, au-
reola, Eniyd. grafnniica.CaLHerafPleret.matronula*^
Arct, aulica (charakt.), Spil. lubricipeda, Zeuz, aesculi,
0. gonoBtigma, antiqua^ Limac, tesludo, Psyche Gra-
minella, Epich. bambycella, pulla*, Lar. V. nigrum,
Bomb, rimicola (charakt. ), lanestriSy Las. potatoria, «iwi,
populifolia (sehr selten^, pruni*^ PUUyp. falcula*, bina-
ria, Harp. furculä*, bifida" ^ erminea, Staur. fagi*, Hyboc.
Milhauseri, Not. tritophus*^ trepida. Chaonia, Dodonaea,
Dryn. velitariSy Lopn. cuculla*, Gon. dera^a", Thyat.
Balis* j Cym. octogesirnUy or*, Asph, diluta, xanthoceros,
Acron. lepprina*, alni*, strigosa, euphorbiae*, ligtistri*,
Moma Orion, Diphl. ludifica*, Agr. linogrisea, auaur*,
xanthographa*, rubi, glareosa* niargaritacea* , multan-
aula*, plecta, lucipeta*, fnttris, latens*, decora*^ cos
Tcharakt.)* cinerea , tritici varr. eruta und aquilina,
herbida*, Mam, saponariae* , serena*, Dianth. luteaqo
f charakt.), fiUgrana* und var. xanthocyanea*,magnoUi
(charakt.), comiptcC, conspersa*, capsincola, Epis.glau-
cinavar. Hispana (charakt), Apor. lutulenta* , Poliarufi-
cincta* und var. nvudda (charakt.), Xanthomistavar.
nivesc^ns* (charakt.). Dich, convergens, Apani. testacea.
Luper, texla*, Had, ochroleuca, furva*^ Polyodon und
ah. infuscata, lithoxylea, infesta*, scolopactna, ophio-
gramma, literosa*, Vipter. pinastri*, nydroec, nicti-
tans*y Nonagr. tuphae, gevninipuncla, Leuc. pudorina*
(sehr selten), t>itet/ina* (sehr selten), Gramm.e8ia trilinea,
Cal. phrcufmiiidis, Carad. /ura«sica (charakt), respersa*,
»uperstes, gr^uteosa (charakt), Taen. miniosa, cruda, po-
puleti*, gracilis. munda, Mesog. acetosellae, Calymn,
pyralina, Dyschor. ypsUon, Orth, pislacina*, Xanth.
cttrago*, aurago, gilvago*, ocellaria var, lineago, Ho-
por, croceago, Orrh, erythrocephala var, glabra, Xyl,
semibrunnea, confomiisr, inarica, lithortza, Caloph.
platyptera, Cucull, lychniliais*, absynthii , Plusia
aaclepiadis, modesta*, moneta* (charakt), deaurata,
fsehr selten), orichalcea*, festucae*, ^<a (sehr selten),
Heliothis dipsaceus, peltxger*, armiger*, Uharic, mar-
ginata*, Euterpe luctuosa*, Erastr, unca, venustula
(sehr selten), atratula fuscuUiy Pseud. lunaris, Cateph.
alchimista, Catoc. elecla*, Sponsa*, paranympha,
Avent. fiexüla*. Hei. calvaria, Herm, crinalis, deri-
valis, Pechip, barbalis, Hypena i^mtalis, Breph. Par-
thenias, Pseudoterpna cythisaria*, Geometra papilio-
naria*, vemaria*, Phorod. bajuUiria, Nemona aesti-
varia, Acid. rufaria, ochreata, moniliata, rusticata,
inomata, punctata, decorata, Zonos. orbicularia, omi-
cronaria, Pellon. vibicaria und var. rosea*, Abrax.
uXmata (sehr selten), Bapta pictaria, Ellop. prosapia-
Ha var. pra^naria*, Eugon, alniaria, tiiiarid*, an-
gularia*, fuscantaria, erosaria, Selen, lunaria*, illu-
naria * und var. juliaria, tetralunaria, Eurym, dolabra-
ria*, Boarm. rhortiboidaria, repandatavar. conversaria*,
consortaria, crepuscularia, Gnophos furvata*, obscura^
ria*, variegata (sehr selten), Selidoa, plumaria*, Diast.
artesiaria*, Phos, petraria, Aspil. gilvaria*,Anail.pla^
giata*, Loboph.potucom,mata*^carpinata*, nexapterata* ,
Triph. sabaudiata , Scotos. rhamna^a*, badiala*. Cid,
rubiginata, variata * und var. obeliscata, firmata*, flur-
viata*. tophaceata*, nebuUUa*, procellata* blandiata*,
candiaata, derivata*, rubidata*, vitalbata*, teraata*,
aeniuiata*, Eup, centaureata* , Jinariata*, irrigtiata,
nepetata, isogrammaria* , castigäta*, austeraria*, ab-
synthiata*, lariciaia, exiguata*, dodoneata, abbreviata,
sobrinata *.
Für die Bergregion, speziell des Neuenburger und
Bemer Jura (Tramelan und Freiberge), können wir fol-
ffende Liste von seltenen und charakteristischen Makro-
repidopteren(exkl. gemeine Arten und Abarten, Ubiquisten
und Ausnahmen) aufstellen* : Pieris napi var, bruoniae
(charakt. ), rapae mitaberr, immcLculata, ColUu Hyale var.
9 ^elb, Edusa aber. Heiice, Thecla spini, V, album,
acaciae, pruni, Polyom. virgaureae, Dorilis (selten), Ly-
caena Alexis var, casrulea, Baton var. dunkel, Icarus 9
var. ganz rot, varr, Icarinus und ccerulea, Eumedon
und var, ohne weissen Fleck auf der Unterseite des Vor-
derflägels, Corydonvarr, syngrapha, Bellargus var. Ce-
ronua und verschiedene varr. 9 Hylas 9 ^^f^^- Q^it blauen
Bändern, Alcon, Dämon, Arion var, ohne schwarze Flek-
ken auf den Flugein, Erebus, Apatura Uta (selten),
Iris (seilen), Lim. populi, Camilla, Sybilla und var. bei-
nahe schwarz (selten). Arg. Adipjye var. Clodoxa, Paphia
var. Valesina, Ereb, Stygne, Ligea, Euryale, Pararg.
D^anira, Cosnon, Iphis, Arcania, Spilot. altheae. Sy-
rieh, carlhami, Sao, Alveolus aber. Taras, Älveus
und varr. onopordi, serralulae und cirsii, Deil. eu-
phorbiae (selten) und var, Paralias (selten), galii (sei-
len), Acheront. atropos (begrenzt), Pier, (snotherae,
Macrogl.bombyliformis, fuciformis^ Sciapt. tabaniforme
(selten), Troch. apiforme (selten), Ses. cephifomiis (sel-
ten), conopiformis oder nomadaeformis (auf kranken
Eichen), myopiformis oder mutillaeformis (auf verstüm-
melten Obstbäumen), culiciformis (selten), Thyr. fenes-
trina, Ino pruni, globulariae, stalices (um die Sümpfe),
Zygaena Minos (um Torfmoore), achilleae und var. viciae,
meliloti (Sümpfe), trifolii, varr. orobi und confluens,
medicaginis var, hippocrepidis, fausta (grosse Exemplare
am Sonnenberg), onobrychis (tiefer unten), Lith. unila
var. palleola, Gnophr. rubricollis, Euchelia jacobaeae
(be^nzt), Nemeoph. russula, Cal. dominula (gemein),
Spil, luclifera, mendica, Dasych. fascelina (nicht selten).
Bomb, crataegi, Neustria (begrenzt). Las. lunigera, pini
var, montana fauf Fichten und Tannen, gemein und
charakt.), Sat, carpini (gemein bis in die Torfmoore),
Piatyp. falcula, unguictua, Harp, furcula (seilen), bi-
fida, Staur, fagi (selten), Notod. dictaeoides, Untophus,
dromedarius, Lophop, cucuUa (selten), Drynobia Melor
gona (ein einziges Exem[>lar), Gon, Derasa, Thyat. Ba-
lis, Acron. leporina, aini (über Torfmooren), euphorbiae,
ligustri, Bryojphilaalgae (selten, auf Flechten an Schlehen),
Panth. coßnobita (selten und charakt), Dipht. ludifica,
Agr. polygona, augur (im Gebirge selten), candelisequa,
rhomboiaea, xanthographa, Dahlii, festiva, depuncta
(Raupen u. a. auf der Tollkirsche), glareosa, margarita-
cea, multangula, cuprea, musiva, lucipeta, forcipula (var.
gross und braunrot), laXens (charakt), grisescens, decora,
cinerea, corticea var, Neocomensis de Roug., herbida,
candelarum (junge Raupen auf Galium), nigricans, obe-
lisca (selten), saucia (auf Drosera), Mamestra advena,
tincta (über Torfmooren), corUigua, Dianth, caesia, fiU-
grana und var. xanthocyanea, albimacula, carpophaga,
Apor. lutulenta, Ammoc. caecimacula, Polia ruficincta,
flavicincta {9e\ieii),xanthomi8ta var. nivescens (cnarakt).
Luper. texta, Haden. platinea (sehr selten), furva, sublus-
tris, rvrea und var, combusta.gemina und var. remissa,
unanimis, Illurica, literosa, tiyppa reclilinea (auf Hei-
delbeeren und über Torfmooren), Habrynt. scita, Hy-
droec. nictitans, Mythimna imbecilla, Öarad. respersa,
taraxaci, Taen. populeti, opima, Pacn. leucographa,
rubrirosa, Orth, nitida, litura, Orrh. Si^^n^ und var, im-
maculaia, Xylom, conspicillaris und var. melaleuca, Li-
thoc. ramosa (charakt), CucuU. lychnitidis, lucifuga,
camjKinulae, asteris^ gnaphalii, lactucae, absunthii,
Plusia urticae, illustris (gemein), modesta, orichalcea,
bractea, festucae, iota und varr, perconlaiionis und
inscripta, pulchrina, Heliotis peltiger, armiger, Charic.
margmata, Caloc, elecla, Avent. flexula, Herrn, tenta-
culaJis, Hypena obesalis, Breph. Nothum, Geometra
vemaria, Acid, perochraria, marginepunctata, Pellon,
vibicaria (schöne rosarote Var.), Bapta taminala, Num.
pulveraria, capreolaria (charakt), Eugon. fuscantaria,
Selen, illunarta, Eurym. dolabraria^ Epione parallela-
ria. Bist, zonarius, Boorm.sccundana (charakt), abieta-
ria, repandalavar. conver8aria,consqnaria, Gnophos fur-
vata, obscuraria, ambiguata, pulUüa, glau^inaria und
var. falconaria, dilucuiaria. Orthol. maeniata, Odez.
chaerophullata, Analtis praeformata, Loboph. sertata,
viretata (sehr selten), Chetmat. boredla, Triph. sabau-
* Die schon am Jurafusa vorkoinin'*DdeD Arten siad wie die
bis sur Subalpinen Region aufsteigenden mit einem Stern be-
zeichnet.
700
JUR
JUR
dicUa^ dubitata var. cinereata, Lygris populata^ Cid. si-
mulata, taeniata^ aptata var. suplata, lotaria, salicala,
Klus von Goart im Berner Jura.
didymatay 8uffumata^ quadrifasciaria^ propugnata^ flu-
viata (sehr selten), infidaria, cyanata, netulata^ picata
(sehr selten), sinuata, galiata, rivata, albicillata^ lugu^
brata, molluginata, afflnitatay hydrata^ capitata (cna-
rakt.), silaceata^ deHvatay rubidata^ vitalbata^ tersata,
aemulata, Eup. insi^nata, venosata^ digitaliaria (cha-
rakt.) jlaqua£aria,pustllariafSlrobilatayCoronaia,piperala,
subfulvata, nanata (charakt.), impurata, tenuiata^ sub-
ciliata (charakt.), valeriancUay cauchyatay scUyrata, hel-
veticaria, trisignariay canipanulata^ albipunctatay assi-
milata^ expaUidata (charakt.), pimpinellata, extraversa-
ria (charakt.), silenata (charakt.), lanceata.
Die subalpine oder Gipfelregion des Jura, die Sennber-
ge und Waldungen über 1(X)0 m mit inbegriffen, hat
nach F. de Rougemont folgende Makrolepidopteren (exkl.
Ubic[uisten) * : Pam. Apollo var. rauchig, Ltnienitis po-
puli*j Melit. Partheniey Arg. Ino (über Torfmooren),
Aglaia var. Jurassina^ de Rouff. und var. rauchig
(charakt.), Niobe var. Pelopia (cnarakt.), Paphia var.
Valesina*^ Ereb. Stygne (charakt.), Zyg. fausta*^ Neni.
plantaginis var. hospita^ Pleret. inalronula*^ Hep. VeU
leda (charakt.), Acron. euphorbiae*, Agr. cuprea*, alpes-
tris, Char. graminis, Mam. glauca (selten über Torf-
mooren), mamiorosa, Dianth. proxima^ Pol. Xantho-
niista var. nivescens*^ Had. sublustris*, rurea und var.
combusta*^ Plusia bractea*^ pulchrina*^ Eugon. fuscan-
taria* Gnophos glaucinaria*^ sordaria^ dilucidaria*,
Psodos equesiraria (Bsd.) auf dem Gipfel der Dole,
Odez. chaerophyllata*y Triph. Sabauaiata*, Cid. si-
mulaia*j lotaria*, didymata*, suffumata*^ autuni-
nariay infidaria *, cyanata ', nebulaia var. mixtata,
rupestratOy alpicolaria (charakt.), blandiata*, rube-
rata (über Torfmooren), Eup. laquaearia *, veratraria
(charakt.). •
Den Torfmooren im Hochjura sind folgende Makrole-
* Die mit einem Stern versehenen Arten kommen auch in
der Bergregion oder tiefer vor.
pidopteren eigen (die auch in der Bergregion vorkom-
menden Arten sind hier weggelassen) : Colias PaUieno
und varr. Europomene^ \^/erdandiy Lapponica und
lUgneri, Edusa aber. Helice, Polyom. Hij^thoe^ Am-
phidamas (oder Helle) j Lycaena Argiolus^ Melit haea
Dictynna {dunkle Var. fast ohne Flecken), Arg. Selene,
Pales var. Arsilache^ Amathusiay Coenon. Davus oder
Tiphon und varr. Isis und Laidion, Nemeoph. plaiv-
taginis varr. hospita und niatronaliSj Orgyia go-
nostigma (selten), Bomb, quercus var. callunae (cha-
rakt ), trifolii una 9 dunkle Var., Cymatoph. fluctuosa
(selten, auf Betula pubescens), Asph. flavicomis, Acron,
leporina (Birke), menyanthidis, Agrot. strigula foder
porphyrea)j speciosa (charakt, Raupen auf Heidelbeer-
knospen), occulta, brunnea, festiva, Mam. advena, Ca-
loc. solidaginis (charakt.), Plusia interrogationis (cha-
rakt.), Anarta myrtilliy cord^gera (charakt.), BomoL
f Otitis j Gnophos serotinaria^ Halia brunneata (charakt.)«
Lygris testala. Cid. caesiata, hastata var. subhastata
(charakt.), Eup. debiliaia.
Hymenopteren : Zahlreiche Formen. Nach Gu^dat-
Frey finden sich auf der Hochfläche der Freiberge folg^ende
alpine oder boreale Arten Bombus alticola^ muctdus,
pomorum var. elegans, arenicola; Vespa Saxonica var.
Norvegica (Sonnenberg), media.
Der Jura besitzt eine sehr grosse Anzahl von Würmern,
deren Verbreitung aber hier noch lan^e nicht genügend
bekannt ist. Den Boden bewohnen eine Reihe von Re-
gen würmem, die Gewässer mehrere Egelwürmer, Pla-
narien etc. Im Menschen schmarotzt am meisten der
Bandwurm (Bothriocephalus latus). Aus seinen Eliern
schlüpft im Wasser eine bewimperte Larve aus, die sich
in gewissen Fischen (Hecht, Barsch, Trüsche, Forelle)
zum Scolex umwandelt. Der Mensch erhält den Parasi-
ten, der dann oft mächtige Dimensionen (bis zu 12 m
Länge) annehmen kann, durch den Genuss von unge-
nügendgesalzenem und gekochtem Fischfleisch. Im Wasser
leben manche mikroskopische Rotatorien und Bryozoen,
Von letztern nennen wir die in verzweigten Kolonien auf
Steinen im Neuen burgersee haftende FridericeUa sultana
und die Cristatella des Lac de Joux.
Die Molluskenfauna des Jura besteht aus etwa 100 ver-
schiedenen Arten. Im Gehölz und in Gärten finden wir
mehrere Nacktschnecken {Arion empiricorum, Amalia
niarginata^ Limax cinereuSf etc.). Die Gartennackt-
schnecke (Arion hortensis) tritt in Gärten oft schaaren-
weiseaufund richtet dann grosse Verheerungen an. Sehr
häufig kommt die Heckenschnecke {Helix nemoralis)
vor, die sich auf Kalkboden durch besonders dicke
Schale auszeichnet, während die Schalen der auf (^büsch
und Molasseboden lebenden Formen dünnerund manchmal
sogar durchscheinend sind. Höher hinauf gehen die Gar-
tenschnecke (Helix hortensis) und die massenhaft vor-
kommende Gebüschschnecke (^fi^io? carbustoruni und ihre
kleinere var. alpicola). Die grösste Art, die Weinberg-
schnecke (Helix poniatiä)^ ist gemein vom G^birgsfuss bis
zu den obersten Kämmen. Diese Art wird auch am
meisten gezüchtet und ^ecessen, neben der aus dem S.
importierten und heutedie Umgebungen von Genfund Lau-
sanne bewohnenden Helix aspersa. Die in den Gärten
von Neuenburg zeitweise auftretenden lebenden Exem-
plare dieser Art sind wahrscheinlich Flüchtlinge aus
Züchtereien oder auch mit Frühjahrsgemüsen aus dem S.
eingeführt worden. Ausschliesslich den Wäldern und Fel-
sen der Bergregion gehören an Helix tnontana^ H. mir
lostty H. personata^ H. silvatica u. a. Die schöne Helix
ruderata, die man als nur den Alpen eigen glaubte, ist
auch am Creux du Van häufig gefunden worden, wah-
rend Clausilia pftcatanurbis üiel geht und im Westjura
zu fehlen scheint. Es können auch wohl Formen (beson-
ders der Weinbergsch|)ecke) mit nach links oder treppen-
förmig gewundener Schale beobachtet werden; ein
prachtvolles Exemplar mit 8 cm hoher Treppenspirale
stammt aus dem Val de Ruz. Doch sind so schöne For-
men sehr selten. Seen und fliessende Wasser sind reich
an Limnaeen und Planorben ; im Lac des Tailleres bei La
Br^vine wohnt die im N. gemeine Planorbis vortex. Der
Neuenburger- u. Bielersee beherbergen verschiedene
Teichmuscheln (Anodonta cellensis, A. piscincUis^ A.
anatina) und zwei Arten von Flussmuscheln (Unio bata-
JOR
JÜR
701
VU8 und U. tumidus). Diese letztere kommt aus dem N.
und fehlt im Becken des Genfersees. Die Coelenteraten
sind besonders durch Süsswasserpoly-
pen vertreten. Der vom Genfer Zoolo-
gen Trembley zu seinen berühmten Re-
ffenerations versuchen verwendete grüne
Armpolyp (Hydra viridis) ist nicht ge-
rade häufig, während der braune Arm-
polyp {Hydra fusca) im Neuenburger-
see unter Steinen gemein ist. Der kie-
selhaltige kleine Seeschwamm iSpon-
gilla fragilis) haftet vielfach an den un-
im zentralen und östlichen Helvetien als unumschränkte
Herren schaltenden Alemannen ist immer eine scharfe
a fr
von Binsen und Schilfrohr oder auf
den flachen Steinen am Seeboden.
Protozoen. Die Juraseen werden von
einer Unmasse von mikroskopischen
Tierchen belebt, die meist unter dem
allgemeinen Namen der Infusorien
zusammengefasst werden. Mehrere aus-
schliesslich pelagische Formen tummeln
sichimNeuenburger- und Bielersee. Die
bis jetzt gefundenen Arten, die alle meist
auch über ganz Europa verbreitet sind,
sind verzeicnnet im Janrg. 1899-1900 des
Bulletin de la Soc. Neuchäteloise des
Sc. nat. fP- tioDBT.]
Anturopogeographie : Kolonisation,
Siedelungen^ Sitten und Gebräuche.
Trachten. Das zur Zeit der Kelten und
Römer mit dichten und grossen Waldungen bestan-
dene Gebirgsiand des Jura ist nicht überall zugleich und
im gleichen Masse urbar gemacht worden. Zunächst hatte
sich der Mensch nur in seinen tiefern La^^en angesiedelt.
Die Kultur der Römer drang von 4 verschiedenen Zentren
aus auf den ffleichen Wegen ins Gebirge vor, die heute
noch die wichtigsten Zugänge dahin sind. Diese Aus-
' Strahlungszentren waren: für den Südjura Lyon mitseinen
Vorposten Izemore, Lons le Saulnier (Ledo) und Genf ;
für den Westjura Besan^on mit Mandeure (Epomanduo-
durum); für den Ostjura Augusta Rauracorum (Kaiser
Angst) mit Vindonissa (Windiscn) und endlich Aventicum
(Avenches). Die einstigen Römerstrassen bestehen in mehr
oder weniger gutem Zustand noch heute und sind z. T.
von den modernen Strassen überbaut worden. Die be-
merkenswertesten dieser Strassen sind für den schwei-
zerischen Jura die Züge Orbe-Col de Jougne-Pontarlier
fAriolica), Ürbe (Urba)- Romainmötier-Petra Felix-Lons
le Saulnier, Aventicum- Salodurum- Schüssthal -Col de
Pierre Pertuis- Birsthai mit Abzweigunff Pierre Pertuis-
La Tane-Tramelan-Goumois-Sequanien. Die römische In-
schrift an der Front des kleinen natürlichen Tunnels der
Pierre Pertuis stammt etwa aus dem Jahre 330 n. Chr.
und ist viel iünger als der Bau der ersten Verkehrszüge.
Am Col de la Tane kann man noch auf eine Strecke von
mehreren hundert Metern (längs einem heutigen Feldweg,
der sog. Charri^re du Chenau du Sonnenberg) die in den
Felsen gehauene und sehr gut erhaltene einstige Römer-
strasse mit ihren Treppenstufen erkennen. Eine andere
Römerstrasse führte von Solothum über Balsthal und
Gänsbrunnen (Saint Joseph) gegen Envelier, wo sie der
Strasse der Pierre Perluis begegnete, um dann über Ver-
mes nach Vicques, dem damals bedeutendsten Ort im
zentralen Jura (Reste von Römerhäusern und -villen), ab-
zusteigen. Ohne Zweifel sind schon zur keltischen Zeit
auch die ostjurassischen Pässe des Hauensteins und be-
sonders des Bötzbergs (Vocetius mons), die Vindonissa
(Windisch bei Brugg; Ueberreste eines grossen Amphi-
theaters) mit Augusta Rauracorum (Kaiser Äugst; eben-
falls mit einem Amphitheater) verbanden, begangen wor-
den, wenn sie auch zur Zeit der Römer den Strassen
durch das Birsthai an Bedeutung nachstanden. Die der
römischen Kultur so verderbliche Invasion der Alemannen
im 5. Jahrhundert drängte die zersprengten Reste der
gallisch-römischen Bevölkerung des Ostjura gegen den
zentralen Jura zurück, während die den übrigen Teil des
Gebirges erobernden Burgunder sich mit dessen altan-
Sesessenen Bewohnern vermischten und in den Besitz
es Bodens teilten. Die Grenze zwischen den die Sprache
der Besiegten annehmenden Burgundern una den
MQnster (Moatier) im Berner Jura.
gewesen und fällt zusammen mit der französisch-deutschen
Sprachgrenze, die den Jura schief schneidet und östlich
an folgenden Ortschaften vorbeizieht: Charmoille, Sojf-
hi^res, Vermes, Envelier, Corcelles, Court, Romont, £vi-
lard (Leubringen) und La Neuveville (Neuenstadt). Oest-
lich Neuenstadt hat das Deutsche die mitten in einem
kleinen Weinbaugebiet gelegene Gemeinde Li^erz(Gl^ressel
erobert. Diese heutige Sprachgrenze entspricht zum Teil
der politischen Grenze zwischen den Kantonen Bern
(Bemer^Jura, ehemaliges Gebiet des Bistums Basel) und
Solothum und wird stellenweise von natürlichen Hinder-
nissen, wie Bergkämmen, Klüsen mit festen Schlössern'
etc. markiert.
Die Mehrzahl der tiefer gelegenen Thäler besitzt wie
der Fuss des schweizerischen Jura eine Reihe von sehr
alten Siedelungen, die entweder an der Stelle von gallisch^
römischen Flecken stehen oder aus den ersten Zeiten
nach der Einführung des Christentums stammen. Dies
beweisen schon ihre aus dem Keltischen oder Lateinischen
herzuleitenden Namen : Yverdon [Eburodunum), Orbe
(Urba)y Romainmotier, Colombier {Columbarium) bei
Neuenbürg, Solothum {Salodurum)^ Windisch l vindo-
nissa), Del^monl, Vic(|ue8, Lugnez, Porren truy (Borne-
druit, Brundrut=Druidenbmnnen) etc. Die Verbreitung
des Christentums durch Schüler des h. Columban und h.
Gallus (Saint Ursanne, Saint Imier, Saint Germain) be-
dingte die Entstehung von Klöstern und neuen Sie«
delungen, deren Namen von ihren Schutzheiligen oder
von Schlössern, Bergen, Flüssen, Wäldern, Gewannen,
angebauten und wildwachsenden Pflanzen, wilden Tieren
etc. herzuleiten sind. Die zahlreichen Ortsnamen auf
-court, -villiers, -villers, -velier (deutsch : -hof und -wil)
kommen von curtis = Hof und Garten und von villare
oder Villa = Haus. Die bemerkenswertesten und cebräuch-
lichsten Flumamen sowohl lateinischer wie keltischer
Herkunft (joux, chaux, ran, moron, peu, sagne oder fagne,
meil, mait und mas, drase, combe etc.) finden sich auch
in andern ehemals gallischen Landschaften in derselben
Form und Bedeutung. (Vergl. über die Etymologie dieser
Ausdrucke die betr. Artikel dieses Geoaraph. Lexikons
der Schweiz, ferner die verschiedenen Bände des Musee
Neuchdtelois, Bull, de la Soc. neuch. des sc. nat., Bull,
de la Soc. de Geogr. de Nanct^ etc.). Vom ältesten Galli-
schen und Keltischen (agglutinierenden Sprachen orien«
talischer Herkunft) leiten sich die Mehrzahl der Fluss-
und verschiedene Berenamen ab (Aare, Areuse, Doubs»
Birs, Some, Trame, Suze oder Susinffa, Jura, Döle etc.),
sowie auch die auf dunum (Hügel) oder durum (Fluss,
Furt) endigenden Namen der frühesten Siedelungen.
Weit später wurden besiedelt und urbar gemacht der
7ü2
JUR
JUR
Hochjura, die Vall^e de Joux, das Neuenburger Gebirgs-
land oder die Thäler von La Chaux de Fonds, Le Locle
und La Saffne (Jagdgebiete der ersten Grafen von Neuen-
burg und Yalangin), ferner die Freiberge (ehemaliges Ei-
gentum der Fürstbischöfe von Basel) und ein Teil des
Öaugeais (Kanton Montbenott im französischen Departe-
ment DouDs). Es erfolgte diese Besiedelung vom 13. und
14. Jahrhundert an durch freiwillige Kolonisten, denen
die Grundeigentümer gewisse Vorrechte einräumten. Les
Hauts Geneveys im Val de Ruz und Les Genevez bei Bei*
lelay sind Gründungen von Genfer Auswanderern, die
Umgegend von Montbenott wurde durch Savoyarden besie-
delt, auf den Freibergen Hessen sich sog. Ajoulots oder Be-
* wohner der Ajoie (Gegend um Pruntrut) nieder etc. Mit-
telalterliche Burgen (bourgs, chätels oder castels), die z.
T. an der Stelle einstiger römischer Vesten oder Wacht-
türme entstanden, sind besonders zahlreich im ehemaligen
Bistum Basel und in den Kantonen Solothurn und Aar-
gau vorhanden. Mit Ausnahme derjenigen in den einsti-
gen Unlertanenländern Berns (Kantone Waadt und Aar-
gau] und im Kanton Neuenburg liegt heute deren Mehr-
zahl in Trümmern, indem die französische Invasion in
den Bemer Jura und die Kantone Basel und Solothurn
1798 auch alle die zu Ende des 18. Jahrhunderts hier noch
stehenden Burgen zu Boden legte.
Die Siedelungen im Hochiura haben dann durch die
seit dem 18. Jahrhundert bej^nnende Einführung von
neuen Industriezweigen zum grösstenTeil ein Ranz anderes
Gepräge erhalten. Die Bewohner dieser Hocn-
thäler hatten seit einer Reihe von Jahrhunder-
ten einzig mit Viehzucht, Holzschlag, etwas
Landwirtschafl; und Ackerbau sich beschäftigt.
Nun Hess die Einführung der Uhrenmacherei
in La Sagne und ihr Uebergreifen nach Le Lo-
cle und La Chaux de Fonds (17. und 18. Jahr-
hundert), sowie ihr rasches Aufblühen im 19.
Jahrhundert in fast allen Thälern des Jura be-
deutende Ortschaften entstehen, und dies trotz
des rauhen, aber der intellektuellen und künst-
lerischen Entwicklung der Bewohner gün-
stigen Klimas. Das zuweilen mühsame, aber
■einfache und anspruchslose Landleben ist er-
setzt worden durch die gemeinsame Arbeit in
Fabriken oder Werkstätten mit ihren schwan-
kenden Lohnansätzen. So sind im vergange-
nen Jahrhundert dicht neben Sennbergen und
Tannendickichten saubere und gut gebaute
Städte von 5000, 13000 und bis zu 38000 Ein-
wohnern aus dem Boden ffewachsen. Aber auch
die zerstreut gelegenen Höfe stehen jetzt im
unmittelbaren Kontakt mit dem modernen Le-
ben der Industrieorte : jedes Wohnhaus hat
seine Uhrenmacherwerkstätte (r^tabli), in der Scheu-
ne stehen moderne landwirtschaftliche Maschinen, Vieh-
zucht und Milchwirtschaft werden wie die Bienenzucht
nach neuen Grundsätzen betrieben, die das unreine Dach-
wasser sammelnden Zisternen haben den oft von weit-
her zugeführten Trinkwasserleitungen weichen müssen,
überall sind elektrisches Licht und Kraft einffeführt etc.
Zahlreiche gut unterhaltene Strassen durchzienen das Ge-
birge, und die Hauptstränge der durch den Jura fuhren-
den Eisenbahnen sind unter sich wieder durch Lokal-
oder Schmalspurbahnen verknüpft.
Die Hütte mit Strohdach ist im Hochjura nie heimisch
gewesen. Dafür besitzt er einen andern, sehr eigenartigen
Siedelungstypus in Gestalt eines viereckigen Hauses mit
niederer und weiss getünchter Front, über der sich ein
mächtiges Giebeldach erhebt, dessen einer Flügel nach
0. (cote de la bise) und dessen anderer nach W. (cöt^
du vent) sich senkt. Zu oberst entra^ diesem Dach ein
weites Kamin, das vermittels eines in Angeln sich dre-
henden Brettes nach Belieben geöffnet oder geschlossen
werden kann. Bis vor kurzem waren diese Dächer mit
schwarzen Schindeln und viereckigen Tannenholzblöcken
(eteles oder ancelles) gedeckt, während heute das Gesetz
überall Ziegeldächer verlangt. Die oft strengen Winter,
die heftigen und andauernden Winde und BegeuRüsse er-
fordern zum Schutz gegen Kälte und Nässe sehr solide Bau-
ten mit ausserordentlich dicken Mauern. Dieser Haustypus
ist auch in kleineren oder grösseren Ortschaften immer
poch der vorherrschende und erscheint hier blos durch die
grössere Zahl der Stockwerke und Fenster den städtischen
edürfnissen angepasst. In den Thälern des Bemer, So-
lothurner und Aargauer Jura nähert sich das Bauemhaos
mit seinen Riegelwänden und den den Schmalseiten auf-
gesetzten Holzgiebeln mehr der in der nördlichen deut-
schen Schweiz üblichen Bauart. In den Neuenburger und
Bieter Weinbaubezirken fallt andererseits wieder das aus
solidem gelben Neocomstein gefügte Haus auf, das seinen
Bewohnern im Sommer ein angenehm kühles, im kalten
und düstern Winter aber ein warmes Heim bietet. Diese
wenig luxuriösen, dafür aber umso bequemer eingerich-
teten Behausungen mit ihren grünen Fensterladen wer-
den meist von grossen Nussbäumen oder Linden umrahmt
und sind mit Weinlaub und Epheu umrankt.
Die bemerkenswerten landschaftlichen Stellen im Jura,
wie alte Burgen, Aussichtspunkte (bellevue, belv^ere,
belvoir. miribel, mirebeau, miroir, muriaux, beanregard,
b^ridiai, bei air etc. genannt), Gipfel, Felsvorspräi\£^,
Schluchten, Wälder und Matten sind dem Publikum von
Seiten der Verschönerunesvereine, (Gemeinde- oder Stadt-
verwaltungen etc. überall bequem zugänglich gemacht
worden. Ueberall kann man ungestört auf schönen We^en
sich ergehen, und nur an wenigen Stellen wird eine
kleine Gebühr gefordert (z. B. im Taubenloch). Neben
den Eisenbahnlinien bestehen einige Drahtseilbahnen
(Biel-Maeglingen, Biel-Leubringen, Neuenburg-Plan, St
Immer-Sonnenberg). Von Yverdon steigt eine Bahn in
Fahy im Berner Jura.
weiten Schlingen nach Baulmes und zur Hochfläche von
Sainte Croix auf, verkehrt aber an Sonntagen nicht (nach
einer von ihrem Begründer sestellten Bedlnffung). Die
während der arbeitsreichen Woche an ihre Werkstätten
5 ebundene Bevölkerung der Industrieorte pflegt von allen
lesen Verkehrsmitteln einen lebhaften Gebrauch zu
machen, um an Sonn- und Feiertaffen durch Berg, Schlucht,
Wald und Weide zu schweifen, frische und reine Luft zu
schöpfen, die Schönheiten der Natur zu geniessen, ess-
bare Schwämme oder Beeren zu sammeln etc. Oft werden
dann im Freien auch sportliche, wissenschaftliche und
selbst religiöse Versammlungen veranstaltet. Nur die
Bauern pflegen am Sonntag zu Hause zu bleiben und von
ihrer beschwerlichen Feldarbeit auszuruhen, wenn sie
nicht — wie dies vielfach der Fall ist — zugleich auch
Uhrenmacher sind. Das gesellige Leben ist üherall, selbst
in den reinen Bauemdönem, ein recht reges und wird
von zahlreichen Gesanff-, Musik-, Tum- und Schiessver-
einen gepüefft. Wie anaerswo in der Schweiz lösen auch
hier Feste aller Art (Schulieste, kantonale und Bezirks-
schützenfeste, Tum-, Musik- und Sängerfeste, vaterlän-
dische Jahresfeiem etc.) einander in oft nur allzureichei
Fülle ab. Feste zu Ehren des Kirchenpatrones (sog. b^
nichons] werden nur in den katholischen Landesgegen-
den gefeiert.
Die Trachten der Jurassier haben sich zu keiner Zeit
weder durch Reichtum noch durch Farbenglanz ausge-
zeichnet. Die Kleidung des Landmannes ist eine ziem-
JUR
JÜR
708
lieh schwere und besteht im Sommer meist aus dunkler
- Leinwand, im Winter aus Wolle oder Halbwolle. Früher
trug man mit Vorliebe das gelbe Freiburger- oder Ber-
nertuch. Bis vor kurzer Zeit ntlegte man die niedrigen
Strohhüte aus nicht zerdrücKten Strohhalmen (pailles
rondes), Spitzen und Leinwand in jedem Dorf des Jura
selbst herzustellen. Ueberall sieht man noch die beson-
ders in Bauerndörfern häufige blaue Bluse, die bei den
Schweizern kurz, bei den Comtois (den Bewohnern der
Freigrafschart Burgund) lang ist. Während sie die Wel-
schen ohne Verzierungen tragen, lieben es die deutschen
Jurassier, sie mit roten oder weissen Litzen zu schmücken.
Die deutschen Jurassier halten ferner noch allein hie und
da die einst so weit verbreiete schwarze Zipfelmütze in
Ehren.
Landwirtschaft {Wein-, Acker- und Waldbau), Das
zuerst S.-N., dann allmählig W.-O. streichende Jurage-
birge bietet dem Anbau die verschiedensten Expositionen
zur Sonne. Im grössten Teil des Schweizer Jura unter-
scheidet man zwischen der der Mittagssonne zugekehr-
ten «c Sonnenseite d (le Droit oder TEndroit) und ihrem
wenig besonnten Gegenstück, der « Schattenseite » (TEn-
vers). Auf den Hochflächen ist das Klima einheitlicher,
dafür aber rauh, so dass hier das Jahresmittel kaum
6' C. erreicht ; das Frühjahr ist hier feucht, der Sommer
Strasse Qber die Malettes uod Signal de Montgremay bei Asuel (Berner Jaraj.
sehr angenehm und der Winter sonnenreich. Das Klima
der Thäler ist im Sommer und Herbst angenehm, wäh-
rend Frühjahr und Herbst zusammen nur am Gebirgs-
fuss wirklich schön sind. Dafür haben wir hier heisse
Sommer (Neuenburg im Mittel 18, 6® C. und im Maxi-
mum 32.3' C.) und ziemlich kalte Winter (Neuenburg
im Mittel 0.5" C. und im Minimum — 12,2» C). Der Ju-
rafüss hat im Jahresmittel über 9** C. und zeichnet sich
dazu noch durch einen schönen Frühling und Herbst aus,
deren Mitteltemperaturen dem Jahresmittel gleich kom-
men. Die Randseen üben durch Aufspeichern der Wärme
und Rückstrahlung des Sonnenlichtes auf die Vegetation
einen grossen Einfluss aus und begünstigen vor allem den
Weinbau. In der Tat stammen denn auch die berühmten
jurassischen Marken alle aus der Mitte der die Ufer des
Neuenburger- und Bielersees begleitenden Weinbauzone
(Rotweine von Cortaillod und Twann). Sonst wird über-
all ein mehr oder weniger starker Weisswein gekeltert,
der namentlich von den Jurassiern selbst geschätzt wird.
Die Rebe wird an kurzen Stöcken (^chalas) gezogen.
Alte Weinstöcke werden abgelegt (sog. provignage). Wäh-
rend der letzten Jahre sind zahlreiche Schädlinge (Oidium,
Mehltau, Reblaus) aufgejtreten, die energisch bekämpft
werden. Die Weinberge stehen oft an steilen Halden, aie
den Hagelwettern ausgesetzt sind und deren Humus-
schicht durch starke Regengüsse vielfach ausgewaschen
zu werden pflegt. Maximale Höhe des Weinbaues bei 600
m. OesU. von Biel gedeiht die Rebe nur noch an reich-
lich besonnten und wenig über die Aaresenke (etwa 420
m) aufsteigenden kleinen Hängen ; im unteren Aarethal
wird sie von Aarau an und bei Brugg wieder häuflger,
um dann im Liaszirkus der Goldwana bei Baden (Lim-
matthal) noch einmal einen feurigen Wein (den sog. Gold-
wändler) zu reifen. Am Jurafuss von Orbe bis Biere und
Divonne kann kein Weinbau getrieben werden, weil hier
der Boden schon zu hoch liegt und dem NO.-Wind (der
sog. Bise) zu stark ausgesetzt ist ; ferner fehlt hier ein
als Wärmeregulator wirkendes Seebecken. Wenn wir
von den Zirken bei Grellingen und Baden, sowie von ei-
nigen Stellen am Basler und Aargauer N.-Fuss des Grebir-
ges absehen, finden wir die Weinrebe in keinem einzi-
gen Thal des Schweizer Jura mehr. In diesen Thälem
folgen je nach der Exposition bis in 900 oder 1000 m Ak-
kerbau, Wald und Industrie aufeinander, während wei-
ter oben bis zu 1500 m einzig noch lichter Wald mit
dazwischen eingelagerten Weideflächen zu finden ist.
Die eigentlichen Alpweiden oder Sennberge ohne Wald
beschränken sich auf die höchsten Jurakämme. Hier wird
auch dieselbe Alp- oder Sennwirtschaft betrieben wie in
den Alpen, und hier stehen die zerstreuten SennhütteUj
die im Winter oft völlig eeräumt und nur von Mitte Mai
an etwa während vier Monaten bezogen werden. Dann
weiden hier die grossen Viehherden, de-
ren Milch von dien Sennen an Ort und
Stelle zu Käse und Butter verarbeitet
wird. Während des übrigen Teiles des
Jahre bleiben Vieh und Sennen unten
in den Meierhöfen und Dörfern.
In der Zone des Feldbaues wechseln
je nach der Beschaffenheit des Bodens
und seiner Exposition Aecker aller Art
mit Wäldern verschiedener Zusammen-
setzung ab. Der Nussbauui steigt noch
etwas höher als die Weinrebe. Er ist am
Fuss des Waadtländer, Neuenburger
und Berner Jura häufig, im Solothur-
ner und Aargauer Jura dagegen seltener
anzutreffen. An Stelle des Olivenöls
verwendete man einst ausschliesslich
Nussöl oder auch — in den Dörfern der
Buchenregion — Oel aus Buchennüssen.
Ersteres wird im Kanton Waadt jetzt
noch oft gebraucht. Der Kastanienbaum
findet den ihm zum Gedeihen notwendi-
gen Sandboden im Jura nur ab und
zu, so z. B. im Neuenburger Weinbau-
bezirk, bei Fontaine Andr^, auf der Pe-
tersinsel im Bielersee etc. Früher frei-
lich bildete er am Fuss des Waadtlän-
der Jura ganze Wälder, ist aber hier
den Weinstock verdrängt worden. An
seither durch
diese einstige grössere Verbreitung erinnern noch ste-
hen gebliebene kleine Haine und auch zahlreiche Orts-
namen. Der Getreidebau hat im Jura, wie übrigens
auch überall im schweizer. Mittelland, vor dem Bau der
Eisenbahnen eine weitaus grössere Rolle gespielt als
heute. Jetzt lohnen sich dem Bauern Viehzucht und
Kunstwiesenbau (Klee, Luzerne, Buchweizen, Welsch-
kom, Runkelrübe) besser. Der Kalkboden des Jura eignet
sich vorzüglich zum Anbau der Esparsette {Onobnfchis
ativa). Der Gemüsebau wäre im Innern des Gebirges
noch grösserer Entwicklung fähig, da die Zartheit aer
Gemüse mit steigender Meereshöhe zunimmt. Lein, Hanf,
Roggen, Gerste und Hafer geben keinen genügenden Er-
trag: und werden deshalb auch nur selten angepflanzt. Sie
finaen sich, zusammen mit einigen Gemüsearten, meist
nur in den jurassischen Hochtnälern, wo Obstbäume
nicht mehr gut gedeihen. Auch die seit einigen Jahren
im Jura eingeführte Bierbrauerei hat dem Gerstenbau
keine grössere Ausdehnung zu verschaffen vermocht, da
das Malz meist aus Deutschland eingeführt wird. Hopfen
lässt sich auf dem zu wenig sandigen Kalkmergelboden
des Jura nicht bauen. Der Obstbau ist nur in den deut-
schen Teilen des Gebirj^es von einiger Bedeutung. Gegen
Basel zu gedeiht die meist zum Brennen verwendete Kir-
sche (Kirschwasser) ganz vorzüglich, und in einigen Thä-'
lern des Bemer Jura wird aus den dort wachsenden
704
JUR
JÜR
roten Pflaumen ebenfalls ein eigenartig angenehm
schmeckender und erfrischender Branntwein gewonnen.
WiaterUodschaft im Aargauer Jara : Wasserfluh, Achenberg. Stafeleggpass und Homberg,
von KQttigen aus gesehen.
Hier werden übrigens auch noch die Kartoffel, alle Arten
von Feldfrüchten und die Wurzel des gelben Enzian
(Gentiana lutea) gebrannt. Die Herstellung des als Toni-
kum und Arznei gegen mancherlei Gebresten geschätzten
Enzianschnapses ist eine Spezialität der Jurasennen. Die
um Laufen, Grellingen und im Aargau im Grossen ge-
züchteten Johannis- und Stachelbeeren dienen zur Konti-
türenfabrikation, ebenso wie die in den Jurathälern sehr
gut gedeihende rote Sauerkirsche {Cerasus caproniana
oder C. cunda). Im Unterholz frisch geschlagener Wal-
dungen wachsen ausgezeichnete Erdbeeren, Himbeeren
etc., die massenhaft eingesammelt und ebenfalls zur
Konfltürenfabrikation oder auch zur Herstellung von Si-
rup (Val de Travers) Verwendung finden. Dagegen sind
die auf den tonigen und kieseligen Böden der Vogesen und
des Schwarzwaldes so gemeinen Heidelbeeren im Jura
ziemlich selten. Zu erwähnen ist noch der Anbau des
Wermuts oder der Absinthpflanze {Arteniisia absinthium
und A . vontica)^ der die schwarzen oder torfigen Böden
einiger Thalsohlen (Val de Travers, Plateau von Pontar-
lier) besonders gut zusagen. Die im Jura in grosser Zahl
wachsenden Morcheln und andern essbaren Schwämme
erfreuen sich steigender Nachfrage, seitdem die nötigen
Unterscheidungsmerkmale durch Liebhaber und Kenner
dem Volke allgemein bekannt gemacht worden sind. Im-
merhin kommen alljährlich noch Fälle von Vergiftung
vor. Die geographische Beschaffenheit des Juragebirges
mit dem vielfachen Wechsel von Ketten, kalten aber ge-
sunden Hochflächen und klimatisch ausserordentlich ver-
schieden sich verhaltenden Thälern gestattet in günstiger
Abwechslung die Entwicklung von Ackerbau, Waldbau
und industneller Tätigkeit. Nirgends haben die subtilen
Industrien der Uhrenmacherei und Feinmechanik feste-
ren Fuss gefasst als in den jurassischen Hoch thälern, wo
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft mehr nur den
Wert eines Nebenerwerbes haben.
Von Bedeutung ist auch der Fischfang in den jurassi-
schen Randseen und namentlich in den frischkalten
Juraflüssen (Orbe, Schüss, Birs etc.). Berühmt sind die
Forellen von Vallorbe, des Doubs (Goumois), der Areuse,
Noiraigue und Birs (Münster). Vergl. darüber den Ab-
schnitt Fauna dieses Artikels und den Art. Doubs. Hem-
mend wirken heutzutage auf die Entwicklung der Fisch-
zucht die Papierfabriken, Färbereien und andere Betriebe
ein, die ihre sauren oder salzigen Abwasser in die Flüsse
auslaufen lassen. Dazu kommt, dass die Elektrizitäts-
werke, Turbinenanlagen etc. den bei Niedrigwasser ohne-
hin schon tief stehenden Flüssen noch mehr Wasser
entziehen, so dass grösseren Fischen ein Aufwärtswan-
dem gegen die Quellen zu vielfach verunmöglicht wird.
Der Jura ist nicht mehr reich an jagdbarem Gewild. Das
Grosswild ist hier sogar schon so selten geworden, dass
man das Reh wieder neu hat einführen und zum Schutze
des ganzen Wildbestandes kantonale Gesetze hat erlassen
müssen. In einigen Kantonen bestehen besondere Wild-
Sarks. Im Aar^au und Berner Jura (Delsberg) wird noch
ie Wildsau gejagt. Fast jeden Winter kommen aus den
Vogesen auch emige Wölfe herüber. In den Wäldern der
Hochregion leben noch Fuchs, Wildkatze nnd Auerhuhn
(Tetrao urogaUus). km meisten, wenn auch weit weniger,
häufig als in Deutschland, finden sich Hase, Rebhuhn,
Ringel- oder Holztaube und
Wachtel. Die Waldschnepfe
wird während ihres im Jahr
zweimal sich wiederholen-
den Durchzuges geschossen.
(Vergl. auch den Abschnitt
Fauna dieses Artikels).
Der Ackerbau ist überall
mit Viehzucht und Milchwirt-
schaft verbunden. Die Vall^
de Joux bereitet als Spezia-
lität ihre immer mehr ge-
schätzten Vacherins (Weich-
käse) ; die Neuenburger und
Bemer Sennberge liefern fet-
ten und magern Greierzer-
käse und Bellelay den « t^te
de moine » (Mönchskopf) ge-
nannten Halbweichkäse, der
aus nicht abgerahmter Milch hergestellt wird. Die Her-
stellung von Käse und Butter (Chasseral) bleibt auf die
hoch gelegenen Bergweiden beschränkt, während Milch-
wirtscnaft besonders in der Umgebung der Städte und
Industriedörfer und Viehzucht in den Thälern betrieben
werden. Die Bodenverhältnisse gestatten auch den fist
ausschliesslich agrikolen Gemeinden den Besitz von einer
oder mehreren Bergweiden, die sowohl im trockenen
Tannenwaldgürtel als in der feuchtkühlen Region der
Sümpfe, Hoch- und Wiesenmoore liegen können und auf
denen das Vieh den ganzen Sommer über bleibt. Das
gleiche gilt für die Bauern- und Meierhöfe in den Bergen.
Das Leben und Treiben des Landmannes unterliegt im
Jura je nach den lokalen Verhältnissen einem grossen
Wechsel. Manche Gemeinden haben ihre eigenen Hirten,
von denen der eine die Rinder auf die mit lichtem Wald
bestandenen Sennberge oder die trockenen Wiesen,
ein anderer Kühe und Pferde gemeinsam auf die nassen
Wiesen oder Sumpfböden und ein dritter die Ziegen auf
die felsigen Kämme treibt. In der Ajoie kommt noch die
Schweinezucht in Betracht. In den meisten ackerbau-
treibenden Geffenden wechseln Viehzucht und Feidarbeil
miteinander ab : heute werden ein Paar Stiere oder
Pferde vor den Heuwaffen gespannt, während man sie
morgen wieder frei weiden lässt (le pasquier, le p^her,.
la päturette etc.). Der Jura besitzt keine ihm eigentümli-
che Rindviehrasse ; die jurassischen Züchter pflegen ihr
Vieh mit Vorliebe aus den Alpen (Viehmärkte des Sim-
menthales, Greierzerlandes etc.) zu holen. Die trockene
Luft und die Beschaffenheit des Bodens und Futters sa-
gen aber diesen alpinen Schlägen nicht besonders zu,
sodass sie als Zucht- und Milchvieh eher zur Degenera-
tion geneigt sind, während sie dagegen als Schlachtvieh
den auf alpinen Weiden aufgezogenen Tieren unbestreit-
bar überlegen sind. Der starken Insolation wegen zieht
man im Jura den rotgefleckten weissen Simmenthaler-
schla|[ dem schwarzen Greierzerschlag vor. Der von Zeil
zu Zeit auftretende Milzbrand wütet auf den Meierhöfen
oft derart, dass ganze Herden getötet und verscharrt wer-
den müssen. Auch die ebenso verderbliche und ausseror-
dentlich ansteckende Maul- und Klauenseuche sucht in
heissen Sommern das Vieh oft heim.
Günstige Bedingungen bieten für die Pferdezucht die
Thäler des Bemer Jura und das Hochplateau der Frei-
berge, auf dem eine geschätzte Rasse gezüchtet wird
(Pferdemärkte in Montfaucon und Chindon, Pramien-
schau in Saignel^gier und Pruntrut). Leider ist diese
einheimische Kasse durch Kreuzung mit normannischen
Hengsten verunstaltet worden. Esel und Maultier sind im
Jura beinahe unbekannt. Der Genuas von Pferdefleisch
widerstrebt den jurassischen Bauern In grossem Maass-
stab wird wiederum Schweinezucht getrieben, da die ju-
rassischen Schweine im Allgemeinen frei von Parasiten
(Trichinen, Bandwurm) zu sein scheinen. Im Waadtlän-
der und Neuenburger Jura zieht man die französische
Rasse (race bressane, aus der Bresse) vor. Neben dem
Jura züchtet namentlich der deutsche Teil des schweizer.
Mittellandes (Solothurn, Bern, Aargau) und die Umge-
bung von Payeme (englische Rasse) dieses nützliche
VeriAf TüD üubf. AtlingaPi Ntufloliart.
3?afl.&<i^faria
^^^
'i^ *
LANDWIRTSCHAFTLICHE
KARTE
Wci^C , . . . . I I Ckmen^rtiAe . , , .
Adr^^/id L I 7iwi^n/Af .
S JURA
JUR
JÜR
705
Haustier. Ziegen und besonders auch Schafe nehmen im
Jura zur Zeit an Zahl ab. GeUügel wird ebenfalls wenig
gehalten, weil es zu seiner Nahrung mehr
Weizen bedarf, als es an Eiern und Fleisch -
einbringt. Zudem sagt dem jurassischen I
Bauern das Kapaunenfleisch weniger zu als
seine althergebrachte Lyonerwurst. Gänse
Hnden sich nur in der Ajoie in nennens-
werter Anzahl. {
Ein Hauptreichtum der jurassischen Ge-
meinden besteht in ihrem Waldbesitz. Die
Wälder steigen vom schweizer. Mittelland
bis zur Region der Berg weiden (1400 m und
darüber) auf. Je nach Exposition, Zusam-
mensetzung des Bodens und der Art des
Betriebes bilden sie breite Zonen oder klei-
nere Mischwaldbestände. Die obere Wald-
grenze gegen die Hochweiden hin ist sehr
charakteristisch und scharf und verläuft
meist ganz oder nahezu wagrecht. Sie
gleicht einer dichten Vegetationsfront, die
bestrebt ist, die den Winden und Stür- .1
men ausgesetzten kahlen Gipfel wieder für "
sich zurückzuerobern. Heute freilich bleibt
sie nahezu stationär, doch zeigt sie deutlich
den Vormarsch des jurassischen Waldes
nach dem Rückzug der quaternären Gletscher. Die gleiche
Erscheinung wiederholt sich übrigens auch noch in andern
Gebieten, die der Wald allmählig wieder überziehen will
(Landes, Dünen etc.). Es wäre unvorsichtig, durch masslo-
sen Holzschlag die Waldgrenze tiefer zu legen. Junge Auf-
forstungen mitten in den Hoch weiden gedeihen nicht mehr,
weil die Setzlinge ohne den Windschutz durch grosse Bäu-
. me rasch zu Grunde gehen. Die Aufgabe des Forstmannes
im Jura besteht daher hauptsächlich darin, die für die wei-
tere Verbreitung oder auch blos Erhaltung der Wälder in
ihrem jetzigen Zustande geeigneten Mittel zu finden. Die
Waldzonen sind weniger deutlich ausgeprägt als die Ak-
kerbauzonen, weil die vorwiegenden Baumarten des Jura
in sehr verschiedenen Höhenlagen zugleich zu gedeihen
vermögen und sie je nach BeschatTenheit des Untergrundes,
der Exposition ocfer wirtschaftlichen Bedeutung einander
vielfach den Boden streitig machen. Die selten über 1000
m steigende Weisstanne {Abies alba) ist besonders für
die tiefern Regionen und die tonigen und nicht zu stei-
nigen Böden charakteristisch. Im Gegensatz dazu liebt die
Rottanne oder Fichte (Picea excelsa) gerade (trockenen
oder feuchten) felsigen Untergrund und steigt hinauf bis
zur oberen Waldj^enze, die sie meist für sich allein bil-
det. Man sieht sie so^ar in der Nähe der Torfmoore. Die
Föhre oder Kiefer (Pmus silvestris) zieht wieder sandige
und warme Standorte vor und tritt im Jura ziemlich sel-
ten auf, wenn man auch da und dort am Fuss von Son-
nenbergen (besonders auf Molasse oder sandiger Unter-
lage) senr schöne Exemplare bewundern kann. Die Moor-
kiefer [Pinus montana var. uncinata) gedeiht vorzüglich
in kalten, feuchten und starkem Luftzug ausgesetzten
Gegenden und klammert sich an die Felswände der Klü-
sen (0>urt) oder erhebt sich in Mooren mitten aus
Torfmoosen und Heidelbeersträuchern. Unter den Laub-
hölzern spielt nur die Buche [Fagus sUvatica) eine be-
deutende Rolle als Waldbaum. Sie findet sich im Jura in
allen Höhenlagen, zieht aber steinige Kalkschuttböden
und kühlen, ziemlich feuchten Untergrund vor. Ihre jun-
gen Blätter fallen oft Spätfrösten zum Opfer, werden aber
vom Baum sofort wieder durch neue Triebe ersetzt. Die
Buche bildet lichte Haine oder dichte Bestände und ge-
winnt oder verliert den Nadelhölzern gegenüber an Bo-
den je nach dem betreffenden forstlichen Wirtschaftsplan.
Wo ein Nadelholzbestand niedergelegt worden ist, sieht
man aus den vom Wind überall hin vertragenen Nüjßs-
chen in kurzer Zeit zahlreiche Buchenschösslinge knos-
pen. Neben und mitten unter diesen Buchen entwickeln
sich dann auch junge Nadelhölzer, die aber im schattigen
Buchenwald nur langsam wachsen und länger als ein
Jahrhundert verkümmert dastehen können, bis einmal
der Mensch die Buchen fällt. Dann schiessen diese Tan-
nen rasch in die Höhe und erreichen in verhältnismässig
kurzer Zeit ihre normale Grösse. Der Forstmann kann
demnach je nach Belieben Buchen- oder Tannenwald
wachsen lassen ; zieht er letzteren vor, so braucht er nur
von Zeit zu Zeit die Buchenbestände im gewünschten
Hoch weide im Neuenbarger Jara.
Umfang niederzulegen (Versuche von A. Müller in den
Stadtwaldungen von Biet).
Die wärmsten und zugleich trockensten Gebiete des
Jura (Chänet de Neuchätel etc.) bewohnen die flaumige
Eiche (Quercus lanuginosa), der italienische Ahorn
(Acer üaluin)y Feldahorn {Acer campestre)^ die Esche,
Linde etc., die weniger ertragreiche Wälder bilden und
deren Holz in der Gerberei (Eiche), Schreinerei etc. Ver-
wendung findet. Auf den sumpfigen Plateauflächen mit
tertiärem Untergrund gedeihen bis in 900 m Höhe die
Stieleiche {Quercus robur), Zitterpappel (Popultis tre-
mula) und Weissbirke (Betula alba)^ während die
Schwarzpappel (Populus nigra) tiefgründigen Boden vor-
zieht und die Landstrassen der untern Region begleitet.
Die in Wäldern mit stark tonigem Boden angepflanzte
Lärche [Larix europaea) ist keine im Jura heimische
Form. Die grössten Bäume des Gebirges sind die auf den
Hochweiden stehenden Exemplare des Spitzahorns {Acer
plalanoides) und Bergahorns {Acer psendoplalanus). Auf
Lichtungen finden wir zahlreiche Mehlbeer-, Eisbeer- und
Vogelbeer bäume {Sorbus aria, S. tomiinalis und S. au-
cuparia)^ wie auch wilde Apfel-, Bim- und Kirschbäume,
deren Holz vom Drechsler gerne verarbeitet wird. Der
Jura ist von Haus aus ein waldreiches Gebirge, doch
haben die kantonalen Behörden vielfach dem von den ein-
zelnen Gemeinden in unsinniger Weise betriebenen Holz-
schlag Einhalt gebieten müssen. Diese kurzsichtige Wald-
verwüstung liefert wohl für eine kurze Zeit ein schönes
finanzielles Resultat, birgt aber ihre grossen Gefahren in
sich, da durch zu häufigen oder irrationellen Holzschlag
der blosgelegte Boden durch Regengüsse leicht wegge-
schwemmt und durchfurcht und der Ertrag der Quellen
in bedauerlicher Weise beeinträchtigt wird. Die Wald-
wirtschaft lassen die Gemeinden meist durch Gemeinde-
förster besorgen, während staatliche Kreisförster die
Oberaufsicht darüber fähren. Mehrere Kantone besitzen
im Jura auch selbst grössere oder kleinere Waldungen.
Eine Reihe von Gemeinden des Berner und Waadtländer
Jura ist heute noch in der Lage, ihren Bürgern jährlich
einige Klafter von sog. Büi^erholz frei zur Verfijgung
stellen zu können. Alljährlicn wird auch ein genau kon-
troliertes Quantum Bauholz geschlagen, dessen Ausfuhr
heute die Eisenbahnen besorgen, während man es froher
auf der Zihl und Aare nach Basel flösste. Die schönsten
Waldungen sind die am Chaumont, Chasseral, Mont Risoux
etc., sowie die der Städte Solothurn, Biel u. a. Auf den
Hochweiden der Freiberge hat man hundertjährige mäch-
tige Tannen geschlagen, deren eine einen Stammesum-
fang von 4,85 m hatte (ein Stück dieses Stammes befindet
sich jetzt in den Sammlungen der Forstschule am eidge-
nössischen Polytechnikum zu Zürich). Eine andere, auf
der Ronde Noire geschlagene Tanne hatte einen Stammes-
durchmesser von 2 m. Beinahe jede Gemeinde macht sich
eine Ehre daraus, besonders kräftige und ehrwürdige
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JUR
JÜR
Baume zu schonen, so etwa eine kolossale Buche (Ko-
ches), eine grosse Eiche, eine alte Linde (Nods) oder auch
einen prachtvollen Ahorn etc. (Vergl. auch den Abschnitt
Flora dieses Artikels).
Handel und Gewerbe, Verkehrswege, Fremdenindus-
trie. Die zwei wichtigsten Faktoren, die in einer Land-
schaft die Einführung und weitere Entwicklung von
Industriezweigen bedingen, sind Klima und Bodenerzeug-
nisse. Die Uhrenindustrie im Jura steht in innigem Zusam-
menhang mit dessen Klima, und auch das Eisenhütten-
wesen hat sich — wenn auch in veränderter Form — trotz
der ausländischen Konkurrenz überall da noch erhalten,
wo es schon zur Zeit der Kelten betrieben worden ist. Mit
Ausnahme einiger Solothurner und Aargauer Thäler ist
in allen Thalschaften des Jura die Uhrenmacherei in
grösserem oder kleinerem Umfang heimisch. An zahlrei-
chen Orten sind im Laufe des vergangenen Jahrhunderts
meist gut prosperierende Fabriken zur Herstellung von
fertigen Uhren oder von einzelnen Uhrenteilen entstan-
den. Sehr tatige Industriezentren sind in dieser Hinsicht
die Vall^e de Joux, La Gute aux Fees, die Neuenburger
Hochthäler, das St. Immerthal, Tramelan und Biel. Die
Ausfuhr konzentriert sich zumeist in La Chaux de Fonds.
Im Jahr 1901 sind im schweizerischen Jura 8 044 961
Torfaasbeute in der Vallee des Ponts.
Uhren im Gesamtwert von 128319 902 Franken berge
stellt worden. Mit der Uhrenm'ächerei ffeht in Sainte
Croix die Fabrikation von Musikdosen Hand in Hand.
Das jurassische Eisen hüttenwesen beschränkt sich heute
auf den Solothurner und Berner Jura. Die Hochöfen von
Choindez verarbeiten die Eisenerze der Umgebung von
Delsberg zu Gusseisen und Röhren in allen gewünschten
Grössen, während die Schlacken zusammen mit Zement
zur Herstellung von Backsteinen dienen. Den zum Gies-
sen der Röhrenformen nötigen Sand liefern die Umge-
bungen von Münster. Eigentümer der Hochöfen von
Choindez sind die Ludwig von Roirschen Eisenwerke,
denen auch noch die Eisenhütten Les Rondez bei Dels-
berg und die in der Klus bei Balsthal gehören, während der
Hauptsitz des Geschäftes in Gerlaflngen ist, wo alte Eisen-
waaren zusammen mit Roheisen fsog. gueuses) von
Choindez zu frischem Gusseisen vernüttet werden. Die
Hüttenwerke von Bellefontaine und Undervelier bestehen
nicht mehr. Eine Giesserei in Reconvilier bei Tavannes
(Bemer Jura) liefert Messing zur Herstellung von Uhren-
bestandteilen, Hahnen etc. Vallorbe hat Metallffiessereien,
Champagne liefert Rohmaterialien zur Uhrenfabrikation,
und Le Day bei Vallorbe stellt Kaliumchlorat her. Die
Uhrenräder, -federn und -zeiger werden in den Uhren-
macherortschaften selbst fabriziert. Wegen der hohen
Kohlenpreise hat die Glasbläserei, die früher im Doubs-
thal, Birsthai und im jurassischen ßergland von mehreren
kleineren Glashütten (heute noch kommen Ortsnamen
wie Verrieres, Verrerie und Glashütte oft vor) betrieben
wurde, heute einen schweren Stand. Einst verwendete man
zur Feuerung ausschliesslich Holzkohle, die im eigenen
Land gebrannt worden war (Köhlergewerbe im Doubsthal).
Als die Holzpreise zu hoch wurden, ersetzte man sie durch
Steinkohle, die vom Ausland bezogen werden mnss und
immer noch so teuer ist, dass die Glasbläsereien um
Münster nicht unter günstigen Bedingungen arbeiten.
Die Töpferei beschränkt sich auf die Dörfer Bonfol und
Cornol in der Ajoie, die aus einer dem Deckenschotter
angehörenden und mehr oder weniger mit Vogesensan-
den vermischten feuerfesten Erde das sog. Steingut her-
stellen und dieses zu stark begehrten Schüsseln, Töpfen,
Bratpfannen etc. (Pruntruter Geschirr) formen. Sehr
viele Backsteinfabriken und Ziegeleien im Berner Jura
(^Bonfol, Laufen, Münster, St. Immer, Biel), Neuenburger
Jura (Couvet) und namentlich im Aargauer Jura. Zahl-
reiche Arbeiter beschäftigt auch die jurassische Zement-
industrie, die im Laufe von 30 Jahren sich zu einer
mächtigen Produktion entwickelt hat. Ein Rückschlag
ist seit einigen Jahren freilich in dem Sinne erfolgt, dass
mit dem langsam zurückgehenden Absatz im In- und
Ausland eine Reihe der kleineren und unvollkommener
eingerichteten Fabriken ihren Beirieb hat einstellen müs-
sen Das Rohmaterial zu diesem Industriezweig findet
sich im Jura überall in genügender Quantität vor, doch
sind die in den Klüsen errichteten Fabriken gün<^ti-
—^ ger gestellt als die andern, weil nie die nötige Was-
I serkraft und Eisenbahnstationen in unmittelbarer
Nähe haben.
Seitdem man mit der Nutzbarmachung der Was-
serkräfte Ernst gemacht hat, sind im Jura zahlrei-
che Elektrizitätswerke entstanden, die alle indu-
striellen [Ortschaften und dazu noch viele kleine
liauemdörfer mit Licht und Kraft versorgen. Am
Einganff in unser Gebirge besteht eine Fabrik zur
Herstellung von elektrischen Apparaten und für
elektrische Lichtinstallationen (Aktiengesellschaft
Alioth in Mönchenstein bei Basel). Zur Hebung des
allgemeinen Wohlstandes tragen femer nicht wenig
bei die Messerschmieden und Präzisionswerkstätten
in Aarau, die Schuh- und Seifenindustrie von Öl-
ten, die Schokoladefabriken von Serrieres (bei
Neuenburg) und Le Locle. die Zigarren fabriken von
Grandson und die Eisen bahn reparaturwerkstätten
von Biel und Yverdon. Alle kleinen Städte haben
ihre Gerbereien, die immer an Schlachthäuser ge-
bunden sind. In einigen Basler und Solothurner
Thälern, in Grellingen und im östl. Abschnitt des
Delsber^erthales (Val Terbi) haben Textilindustrie
und Seidenweberei Eingang gefunden. HolzstofT-
fabriken im Berner Jura (Rondchätel). Endlich
nennen wir noch die Scheffel- und Sieb macherei im Joux-
thal. Vor der Einführung der Uhrenindustrie beschäftigte
man sich im Neuenburger Jura vielfach mit Spitzen-
klöppelei. Auch Stroh flechterei und Korbmacherei nähren
da und dort noch einige Leute.
Der Handel im Jura litt während des Mittelalters unter
den Ausschreitungen der kleinen Feudal- und Burgher-
ren, die Reisende und Kaufleute überfielen, ausplünder-
ten und nur gegen Lösegeld wieder freigaben. Ein wich-
tiger Handelsplatz konnte sich zu jener Zeit im Jura
nicht entwickeln, weil hier alle industrielle Tätigkeit fehlte.
Der Import der notwendigen Gebrauchs- una der weni-
gen Luxusartikel ins Gebirge lag daher auch während
Jahrhunderten in den Händen der dazu am günstigsten
gelegenen Randstädte. Die nötigen Mittel zum Lebens-
unterhalt erwarben sich die jurassischen Bauern von
jeher durch den Verkauf ihres Viehes, das sie vor der
Eröffnung der Eisenbahnen meist auf die Märkte von Ba-
sel, Aarau, Lenzburg, Biel, Aarberg und Romont zu trei-
ben pflegten. Viehmärkte bestehen im Jura heute noch
in Delsberg für Hornvieh und in Chindon und Montfau-
con für Pferde. Wichtig für alle jurassischen Gemeinden
ist der Holzhandel ; die meisten verkaufen Bauholz für
Hoch- und Schiffbau, das über Basel, Pontarlier und Genf
seinen Weg ins Ausland nimmt. Der Vertrieb der Uhren
wird entweder an den Uhren macherzen tren (La Chanx
de Fonds, Biel, Le Locle, Fleurier, Sainte Croix, Genf)
selbst besorgt oder durch Filialen im Ausland vermit-
telt. An Lebens- und Genussmitteln werden an^^führt
Käse, Butter, etwas Schlachtfleisch, Schokolade, Weine,
JUR
JÜR
707
Absinth etc., eingeführt dagegen Südfrüchte, Kolonial-
waaren, chemische Produkte, französische Weine, femer
Oel, Seife, Fette, Leder, Papier, Bücher, Kurzp und Mer-
ceriewaaren, Seidenartikel, Schmucksachen, landwirt-
schaftliche Maschinen und Geräte (wenigstens zum Teil),
Präzisionsinstrumente, elektrische Apparate etc.
Das Netz der Verkehrsweg:e ist heute ein viel zu um-
fangreiches, als dass seine bis ins Einzelne gehende Be-
schreibung notwendig oder wünschenswert wäre. Es ist
aber für em Gebirgsland doch angezeigt, die wichtigsten
Züge kurz zu besprechen. Die Strassen schliessen sich
natürlicherweise immer noch dem ehemaligen römischen
Strassennetz an, da es stets die be<][uemste und kürzeste
Yerbindunff zwischen den einst wichtigen (heute aller-
dings vielrach unbedeutenden) Städten darstellte. Alle
Thäler haben ihre Fahrstrassen, die gut unterhalten wer-
den, aber im allgemeinen schmäler sind als diejenigen in
den benachbarten französischen Departementen. Als Kies-
und Schottermaterial eignen sich gut die Neocomkalke
und besonders die Echinodermenbreccien, weil sie we^n
ihrer körnigen Struktur und ihres Kieselgehaltes sich
schwerer abnutzen und weniger Staub und Schmutz lie-
fern, als die an einigen Orten verwendeten, meist weichen
weissen Kalksteine. Nicht besser als diese sind die zum
grossen Teil aus alpinen Jurakalken bestehenden Aarekiese.
Auf Grundlage der oro^raphischen Gliederung des
Juragebirges kann man zwei gut von einander getrennte
Strassentypen unterscheiden : Quer- und Längsstrassen.
Von hervorraffender Wichtigkeit für die Beziehungen der
Schweiz mit dem Hochjura und dem Ausland sind nament-
lich die durch Schluchten und Klüsen ziehenden und
die Pässe überschreitenden Querstrassen. Die wichtiffsten
davon sind, von W. nach 0. gezählt, folgende : Route de
l'^cluse, von Genf nach Bellegarde, mit Abzweigungen
nach Lyon, Bourg, zum Fort und Gol de T^cluse (425 m);
Route de La Faucille (1323 m), von Genf über Gex nach
Saint Claude-Clairvaux-Lons le Saulnier ; Route de Saint
Cerguetf (1263 m), von Nyon über Les Rousses nach Morez-
Saint-Ldurent-Clairvauz (Passübersang über den Mont
Noir in 980 m) -Lons le Saulnier una weiterhin über Cham-
pagnole nach Poligny und Salins; Route du Marchairuz
(1450 m), von Aubonne, Rolle und Nyon nach Le Brassus
(Jouxthal); Route du Molendruz (1184 m), von Lausanne
und Morges über Cossonay und L'Isle nach Le Pont
(Jouxthal); Route de Jougne (1121 mj, von La Sarraz oder
Orbe über Yallorbe oder Ballaigues nach Pontar-
lier, mit Abzweigungen über Bonnevaux und Ande-
lot nach Salins und Arbois, oder über Levier nach Salins
oder endlich über Mouthier und Omans nach Besancon ;
Stras^ von Yverdon nach Pontarlier über Sainte Croix
und Les Fourgs, mit Abzweigung über Noirvaux (Gol des
£troits 1153 m) nach Buttes ; Strasse des Val de Travers
(Vallis transversa), von Neuenburg über Les Yerri^res
(929 m) nach Pontarlier und weiterhin entweder über
Frasne und Champagnole nach Lons le Saulnier oder
über Arbois und Salins nach D61e ; Route de La Tourne
(1 172 m|, von Neuenburg über Les Ponts ( Anschluss eines
vom Yal de Travers kommenden Zweiges) nach Le Locle
und weiterhin über den Gol des Roches (915 m) nach
Morteau und Besan9on ; Route de la Yue des Alpes (1286
m), von Neuenburg über Yalangin und Les Hauts Gene-
veys nach La Chaux de Fonds und weiterhin über Biau-
fond (Brücke über den Doubs in 658 m) nach Matche,
Pont de Roide und Montb^liard ; Route de Pierre Pertuis
(830 m), von Biel über La Reuchenette und Sonceboz
nach Tavannes, mit Abzweigungen von Tavannes 1) über
Tramelan nach Saignel^er und weiterhin über Malche
nach Goumois (Brücke über den Doubs in 503 m), 2) über
Bellelay (940 m) und den Felsentunnel des Gol du Piohoux
nach Giovelier und weiterhin über den Gol de La Gaque-
relle (836 m) nach Pruntrut, 3) längs der Birs über Gourt,
Münster, Delsberg und Laufen nach Basel (Zweig^^iron
Delsberg über den Gol des Rangiers, 856 m, nach Prunt-
rut; Strasse von Solothum nach Basel, über Balsthal,
Langenbruck (734 m), Waidenburg und Liestal, mit heute
abseits vom Verkehr liegender Abzweigung über den
Passwang (1005 m) nach Zwingen ; Hauensteinstrasse von
Ölten nach Basel über den Hauenstein (695 m)^ Sissach
und Liestal ; Stafele^gstrasse von Aarau über nie Stafel-
egg (624 m) nach Frick ; Bötzbergstrasse von Brugg über
den Bötzberg f611 m) und Frick nach Stein und Säckingen;
die dem Aareaurchbruch folffende Strasse von Brugg über
Klingnau nach Koblenz. Den Kira und seine Klüsen ourch-
queren femer noch die Strassen Zürich-Baden-Turgi und
Mellingen-Brugg.
Unter den Längsstrassen ist natürlich am wichtigsten
der (streng genommen nicht mehr unserm Gebirge zuzu-
rechnende) Strassenzug längs dem Jurafuss, den jurassi-
schen Randseen und der Aare, der vom französischen
Fort de r£cluse bis Brugg etwa 250 km lang ist und von
dem als Basis alle Querstrassen des Jura ausstrahlen.
Diese Strasse geht über Gex, Gingins, Bi^re, L'Isle, La
Sarraz, Orbe, Yverdon, Neuenburg, Biel, Solothum, Ölten.
Weitere Länffsstrassen, von W. nach 0. gezählt: im
Waadtländer Jura die Strasse der Yall^ de Joux, von Le
Pont nach Le Brassus und weiterhin über Les Rousses
zum Gol de la Faucille; im Neuenburger und Bemer
Jura 1) die Strecke Buttes-Travers der Strasse des Yal de
Travers, mit La Ghaux de Fonds durch die Strasse der
Vall^e des Ponts und Yallöe de La Sagne verbunden,
2) weiter ffegen N. die Strasse der Yall^ de La Br^vine
von Les Verrieres über La Br^vine und La Chaux du
Milieu nach Le Locle und weiterhin nach La Ghaux de
Fonds und La Cibourg, wo sie sich in 2 Aeste gabelt,
deren südlicher das St. Immerthal durchzieht und in
Sonceboz an die Strasse der Pierre Pertuis anschliesst,
während der nördliche über Le Noirmont, Saignel^gier '
und Saint Braix die Freiberge durchzieht (neue Gabelung
in La Roche a) über den Gol de la Gaquerelle und^ b) nach
Glovelier-Delsbergerthal und Birsthal-Laufen-Basel) : im
Solothumer Jura die Strasse von Gänsbrunnen, die Müns-
ter über Welschenrohr (Rosiöres) mit Balsthal im Thal
der Dünnern verbindet ; endlich ganz im N. die beme-
rische Längsstrasse durch die Ajoie, von Damvant über
Pruntmt nach Gharmoille, die sich durch das Thal der
Lützel (Lucelle) fortsetzt und in Laufen auf die Birsthal-
strasse ausmündet.
Seit dem Durchbrach der grossen Alpentunnels sind die
Eisenbahnen im Jura von grosser Bedeutung geworden,
da es sich jetzt hauptsächlich darum handelt, me kürzes-
ten Zufahrten zum Gotthard oder Simplon ausfindiff zu
machen. Diese Bestrebungen haben zur Ausarbeitung einer
Reihe von neuen Bahnproiekten gefuhrt, wie derjenigen
durch den Gol de La Faucille, über Frasne- Yallorbe, durch
den Stierenberg (Gourt-Grenchen und weiter nach Büren-
Bern) oder den Passwang (Zwinffen-Balsthal). Die jetzt
bestehenden Hauptlinien sind, vonO.-W. gezählt, folgende :
Zürich - Brac[g - Bbtzberg - Frick - Stein - Rheinfelden-Basel
(Schnellzuff in 1 Stunde 40 Minuten) ; Olten-Hauenstein
(1856 durchbrochen^ -Liestal-Basel ; die sehr maferische
aber wenig schnelle Jurabahn Basel-Delsberg-Münster-
Pierre Pertuis (Tunnel, N.-Einsang in 760 m, b.-£ingang
in 780 m)-Sonceboz-Biel (2 Vi stunden Fahrt). Man plant
eine Abkürzung durch einen zwischen Münster und Gren-
chen durch den Graiterv und Stierenberg fuhrenden, 15
km langen Tunnel und hat bereits eine Verbindung Mün»-
ter-Solothurn mit einem Weissensteintunnel angemnffen.
In Delsberg zweigt die Linie nach Beifort ab, die über
Saint Ursanne (grosser Viadukt), Pruntrut und Delle führt
und somit Mülhausen umgeht ; von Sonceboz aus Sekun-
därbahn mit starken Steigungen durch das St. Immer-
thal nach La Ghaux de Fonds, Le Locle, Morteau und Be-
san^n (Betrieb im Winter wegen zu grosser Schneepiassen
zeitweise eingestellt). Femer die im Winter ebenfalls hie
und da durch Schnee blockierte Sekundärbahn Neuen-
burff-Tunnel des Loges (1859 durchbrochen) -La Ghaux
de Fonds. Die internationale Linie Bern-Neuenburg-Pontar-
lier-Dijon-Paris fuhrt in zahlreichen Tunnels durch die
Gorges de TAreuse, geht am linksseitigen Gehänge des
Yal de Travers (ohne Fleurier zu berühren) weiter und
erreicht mit unmerklicher Steigung das Hochthal von Les
Yerri^res. Die Linie Lausanne-Yallorbe-Pontarlier soll
durch einen Tunnel durch den Mont d'Or zwischen Frasne
und Yallorbe abgekürzt werden, um dem Konkurrenzpra-
iekt Lons le Saulnier-Morez-Gol de La Faucille (16-17 km
langer Tunnel) -Genf die Spitze bieten zu können.
Lokal- oder Regionalbahnen des Jura : Nyon-Grassier,
im Anschluss an die französische Linie GoUonge-Gex-Di-
vonne ; Yallorbe-Le Pont-Le Brassus (Jouxthal) ; Yverdon-
Sainte Groix (Betrieb an Sonntagen eingestellt) ; Lokal-
708
JUR
JUR
bahn des Val de Travers, von Travers nach Fleurier, Saint
Salpice und Buttes ; La Chaux de Fonds-La Sagne-Les
Ponts ; La Chaux de Fond#Saignel^gier ; Saignel^er-
Glovelier; Tavannes-Tramelan ; Puntrut-Boniol , wird
in den Etsass fortgesetzt ; Liestal- Waidenburg ; Oensingen-
Halsthal etc.
Dieses ganze Bahnnetz dient in erster Linie den Be-
dürfnissen der Industrie, Iräfft aber auch viel dazu bei.
dass die eigenartigen landscnaftlichen Schönheiten und
klimatischen Vorzüge des Juragebirges in immer grossem
Kreisen bekannt werden. Damit hängt nun wieder die
Entsteh un{; einer Reihe von Gasthöfen, Kurhäusern und
Sommerfrischen zusammen. Im Sommer ist ein Ferien-
aufenthalt im Jura, besonders in der Nähe der grossen
Tannen Waldungen, sehr gesund und angenehm. Erdbeer-
kuren gegen Entzündungen. Kurorte : Boujailles und
Gilley, auf dem Plateau von Pontarlier ; in der Schweiz
Ballaigue8(870 m), Saint Cergues (1045 m), Arzier (848 m),
Marchissy (825 m), Gimel (736 m), Vaulion (939 m), Sainte
Croix (1097 m), Les Basses (1183 m). Le Pont im Jouxthal
(1020 m). Chaumont (1175 m), Magglingen oder Macolin
(900 m), Leu bringen oder fivilard (700 m), Kurhaus Weis-
senstein (1290 m), Hotel Balmberg (1060 m), Hotel Friedau
Kohlenmeiler im Neuenbarger Jura.
(665 m) etc. Im frühen Frühjahr und Spätherbst, zu wel-
cher Zeit das Klima des Hochjura weni^ Anziehendes hat,
kommen als angenehme Uebergangsstationen in Betracht
Yverdon, Neuenburg, Biel, Münster, Solothum, Ölten,
Aarau. Sehr stark besucht werden die das ganze Jahr
geöffneten Bäder von Schinznach und Baden. Der Winter
ist im Hochjura sehr schön : blendend weisse Schnee-
decke, heller Sonnenschein, prachtvolle Aussicht von den
Pässen und Kämmen auf das das Mittelland überwogende
Nebelmeer und die dahinter in hehrer Majestät aufragen-
tien weissen Kelten der Alpen. Oft werden Schlittenpar-
tien von einem Thai ins andere hinüber ausgeführt, und
zahlreich sind in neuerer Zeit die Skifahrer, die an den
durch die topographischen Verhältnisse bedingten sanften
Gehängen ihre Kunstfertigkeit zu vervollkommnen suchen.
Geistiges und soziales Leberiy Volkscharakter, Sprache
und Konfession. Der Satz, dass Boden und Klima einer
Gegend auf die physische und geistige Eigenart ihrer Be-
wohner von einem gewissen Einfluss sind, findet im Jura-
gebirge eine vorzügliche Bestätigung. Obwohl im Jura
an verschiedenen Stellen romanische und germanische
Volkselemente räumlich von einander getrennt sich an-
gesiedelt oder auch, wie namentlich in den industriellen
Ortschaften, mit einander vermischt haben, kann doch
mit Sicherheit von einem speziell jurassischen Volkscha-
rakter und -typus gesprochen werden. Dies ist aber nicht
so zu verstehen, als od der Charakter der Jurassier über-
all und durchweg ein gleichförmiger sei. Gleich wie das
landschaftliche Bild im Juragebirge an verschiedenen
Stellen wieder ein anderes Gepräge hat, so bestehen auch
von einem Ende der Kette zum andern beträchtliche Un-
terschiede in der Bevölkerung: die Bewohner des Aar-
gauer Jura sind anders geartet als die heterogenen Volks-
elemente des Bemer Jura, diese wieder anders als die
industriellen Bewohner der Neuenburger Bergregion und
diese wieder anders als der Weinbauer am Juramss oder
der Bewohner des Jouxthales. Der Jurassier ist von mitt-
lerer Körperlänge (grösser im Weinbaubezirk als im In-
nern des Gebirges) und mehr nervig als muskulös ; er ist
zäh und ausdauernd, im nüchternen Zustande meist fried-
liebend, berechnend und bedachtsam, ein Freund der
Ordnung und Buhe ; er begeistert sich nicht stark für das
Schöne und Grosse, ist meist kein Traumer und eher
konservativ als zu gewagten Unternehmungen geneigt
Der Welschjurassier darf als Gallier mit germanischer
Kultur angesprochen werden. Der Bewohner des deutsch-
schweizerischen Jura ist noch 8chwerfalli|[er und dazu
sehr alltäglich gesinnt und auf seinen Vorteil bedacht ; er
ist stolz, hat Liebe und Sinn für militärisches Leben und
ist mit seinen heimischen Bergen innig verwachsen. In
den Solothurner und AargauerThälem sieht man vielfach
Typen von aussergewöhnl icher KörpNer-
kraft. Eine besondere Gruppe für sich
bilden die Ajoulots, d. h. die Bewohner
der Ajoie, Nachbarn der Elsüsser und
Burgunder der Freigrafschaft ; sie pfle-
gen noch ihre alten Gebräuche, halten
sich gern bei Seite und sind gegen
Fremde vorsichtig und misstrauisch.
Aehn liehe Züge zeigen die ebenfalls an
die Freigrafschaft angrenzenden Bewoh-
ner des Waadtländer Jura. Anders die
reinen Neuenburger mit ihrem lebhaften
gallischen Charakter, die dem Unbe-
kannten gegenüber anfangs zwar auch
zurückhaltend und etwas kühl sein kön-
nen. Während der Neuenburger Wein-
bauer seine Buhe liebt und gerne zu
Hause bleibt, ist der « Monta^ard »
unternehmend, lebhaft und tatig. Im
rauhen Klima des Juragebirges findet
man seltener schöne Frauentypen als in
klimatisch günstiger gestellten Gegen-
den. Zu grosse Fruchtbarkeit, die har-
ten Feldarbeiten, der Fabrikdienst und
eine Menge anderer Beschäftigungen und
Sorgen — Alles das wirkt zusammen,
um die jurassische Frau vor der Zeit
verwelken zu lassen. Man kann auch
noch betonen, dass die zu sehr einseitig
pflanzliche Nahrung der romanischen Volkselemente dem
Körper nicht diejenige Kraft, Gesundheit und Wider-
standsfähigkeit zu verleihen vermag, wie dies die ab-
wechslungsreicheren und gesünderen Milch- und Fleisch-
speisen der Aelpler und Südländer tun.
Die Bevölkerung des Schweizer Jura ist ihrer Konfessio-
nalität nach stark gemischt und kann im ^nzen genom-
men ebensogut als Katholisch wie als reformiert bezeichnet
werden. Der Waadtländer und Neuenburger Jura ist re-
formiert, mit Ausnahme des dem alten Glauben treu
gebliebenen Gebietes um Le Landeron (mit Cressier,
Enges und Combes), der erst 1814 von der Freigraf schaft
losgelösten Gemeinde Le Cerneux-P^uiffnot und der von
eingewanderten Katholiken in den verschiedenen Städten
begründeten eigenen Pfarreien. Der Bemer Jura teilt
sich in zwei beinahe gleiche Hälften : die südlichen Be-
zirke von Biel bis Münster (mit dem St. Immerthal oder
der Landschaft Erguel, Neuenstadt und dem Tessenbergoder
Montagne de Diesse) sind reformiert, während die nördi-
chen Bezirke (Freiberge, Pruntrut, Delsberg, das deutsch-
sprechende Laufen und ein Teil von Münster) katholisch
sind. Dazu kommen da und dort noch freie kirchliche Ge-
meinschaften, die erst seit wenigen Jahren zu entstehen
begonnen haben. Die konfessionelle Spaltung des Amts-
bezirkes Münster datiert von dem 1711 zwischen dem
Staat Bern und dem damaligen Fürstbischof von Basel,
Johann Konrad von Beinach, abgeschlossenen sog. Aar-
berger Vertrag. Ganz katholisch ist der Solothurner Jura.
JÜR
JUR
709
während Basel Land zur Mehrheit reformiert und der Aar-
gao gemischt sind. Die zwei Gemeinden Lengnau u. Endin-
gen (im Aargaaer Jura nw. von Baden) haben einen
starken Prozentsatz von Israeliten; jüdische Religions-
gemeinschaften finden sich zudem auch in den meisten
der jurassischen Industrieorte und Städte. Wir haben
früher schon den Verlauf der Sprachffrenze zwischen
deutschem und französischem Jura verfolgt und dabei
auch ffezeigtf welche Veränderungen sie im Verlauf des
19. Jahrhunderts erlitten hat. Die welschen oder romani-
schen Mundarten verschwinden zur Zeit allmählig ; so-
wohl im Waadtländer wie im Neuenburger Jura wird
jetzt gut französisch gesprochen, wie dies von der Schule
und Kirche, den Zeitungen und Büchern gelehrt wird.
Die an einigen Orten noch übliche wenig wohlklingende
Aussprache wird von allen Seiten her bekämpft und wan-
delt sich trotz der zunehmenden Einwanderung von
Deutschschweizern ebenfalls langsam zum Bessern. Mehr
als ein Drittel der Einwohner des Kantons Neuenburg ist
deutschschweizerischer Herkunft; dasselbe ffilt für die
Landschaft Erguel (St. Immerthal). Umgekehrt besteht
etwa ein Drittel der Bewohner der deutschen Stadt Biel
aus zugewanderten Welschen aus dem Neuenburger und
Bemer Jura ^meistens Industrielle und Fabrikarbeiter).
In Münster, aem Val de Tavannes und Tramelan wird
zwar französisch gesprochen, doch ist hier die industri-
elle Bevölkerung stark mit Deutschbemem, -solothurnem
etc. vermischt. Die Bewohner der Freiberge sind heute
zum weitaus grossem Teil Uhrenmacher und sprechen
auch ein besseres Französisch als einst, obwohl sie im
Familienkreis ihren alten Bergdialekt immer noch pflegen.
Dieser ist mit dem der Ajoie und des Delsbergerthales ver-
wandt, stammt aus dem N. (langues d'oTl) und weicht von
den übrigen Dialekten der französischen Schweiz beträcht-
lich ab. Dieser französische Dialekt wird in den katholi-
schen Bezirken Delsberg und Pruntrut noch allgemein ge-
sprochen ; er unterscheidet sich wesentlich vom Gutfran-
zosischen und hat gleich demjenigen der angrenzen-
den Burgunder einen singenden Klang und eine breite
Aussprache.
Sprachlich verschieden sind aber auch die deutschen
Jurassier von Biel bis gegen Basel und Zürich. Die schlep-
pende Aussprache der Basler und Solothurner Bergleute
verschwindet gegen den Aargau hin allmählig. Hochdeutsch
oder Schriftdeutsch wird überall im Jura und überhaupt
in der ganzen deutschen Schweiz nur im Verkehr mit
Fremden, in der Schule und Kirche gesprochen. Da-
zu ist dieses Schriftdeutsch — wie die Reichsdeut-
schen den Deutschschweizern (exkl. Bündnem) gerne
vorhalten — oft langsam, hart und reich mit Kenilauten
durchsetzt. Die schweizerdeutschen Dialekte gehören alle
dem oberdeutschen Sprachstamm an, wie denn ja auch
die deutsche Schweiz von oberdeutschen Stämmen (Ale-
mannen) besiedelt worden ist. Die Interessen der Juras-
sier püegen sich trotz der zahlreichen Verbindun^faden
zwischen den einzelnen Volksgruppen meist um eme be-
stimmte Anzahl von politischen, mdustriellen oder geisti-
gen Zentren zu drehen, die räumlich nicht immer inner-
halb des ethnographischen oder geographischen Gebietes
dieser interessierten Kreise gelegen sind — eine Erschei-
nung, wie sie in Gebirgsländem gewöhnlich beobachtet
werden kann. Daraus ergibt sich zuweilen ein zu stark her-
vortretender Mangel an geistiger Einheit und Zusammen-
hang, der sich u. a. auch darin zeigt, dass Kunstgegen-
stände oder Sammlungen zu oft verzettelt werden. Wie
alle Gebirgsländer weist auch der Jura einen Bevöl-
kerungsüberschuss auf, der — Handwerker, Bauern und
Handeltreibende — nach den benachbarten Städten oder
ins Ausland abfliesst, um dort sich besser zu stellen oder
der heimischen Industrie neue Absatzgebiet^ zu erobern.
In diesem letztem Falle pflegen die Beziehungen zur
heimatlichen Scholle fortzudauern. Zu oft kommt es auch
vor, dass reich gewordene Industrielle und Kaufleute ihre
Berge verlassen und sich in den grossen Städten an-
siedeln. [Dr. Loais Rolübr.]
JURA (BERNER) (Kt. Bern). Der Bemer Jura, auch
« der neue Kantonsteil « genannt, ist eine der 6 grossen
natürlichen Abteilungen des Kantons Bern. Bis 1793 und
1797 gehörte er zum einstigen Fürstbistum Basel, dessen
grossere Hälfte er bildete. Der Bemer Jura zählt, mit
Ausschluss von Biel, 111 741 Ew. Er (gliedert sich in 7
Amtsbezirke mit 146 politischen Gememden: Pmntrut,
36 Gemeinden mit 26 578 Ew. ; Delsberg, 23 Gemeinden
mit 15 976 Ew. ; Freiberffen, 17 Gememden mit 10511
Ew. ; Laufen, 12 Gemeinaen mit 7491 Ew. ; Münster, 34
Gemeinden mit 19 378 Ew. ; Gourtelary, 19 Gemeinden
mit 27 538 Ew j Neuenstadt, 5 Gemeinden mit 4269 Ew.
Man zählt 62 730 Katholiken in 78 römisch-katholischen
Kirchgemeinden (davon 42 staatlich anerkannte), die 6
Dekanaten angehören : Pruntrut mit 27, Delsberg mit 20,
Saint Ursanne mit 5, Saignel^ier mit 8, Laufen mit 11
und Courrendlin mit 4 Pfarreien. Die 3 übrig bleibenden
römisch-katholischen Pfarreien Münster, Tramelan und
St. Immer sind keinem Dekanat zugeteilt. Der römisch-
katholische Jura bildet einen Teil des Bistums Basel-Lu-
gano, dessen Bischof in Solothum residiert. Die 48 598
Reformierten sind in 24 Kirchgemeinden eingeteilt, die 5
Wahlkreise bilden. Altkatholfsche Pfarreien in Laufen
und St. Immer. Zahlreiche Wiedertäufer, namentlich auf
den Meierhöfen im Amtsbezirk Münster. Juden finden
sich vorzugsweise in Pmntrut. Dem Mittelschulunterricht
dienen die Kantonsschule in Pruntrut und die Bezirks-
schulen (Colleges) in Delsberg und Neuenstadt ; in Pmn-
trut femer ein Lehrer- und in Delsberg ein Lehrerinnen-
seminar. Daneben verschiedene Sekundärschulen ; in St.
Immer und Pruntrut je eine Haushaltun^sschule, in
Pmntrut eine Uhrenmacher- und landwirtschaftliche
Schule ; Krankenhäuser in Pruntrut (reich dotiert), Dels-
berg, Laufen, Münster, Saignel^gier und Gourtelary ; Al-
tersasyle in Saint Ursanne und Delsberg ; Waisenhäuser
in Pruntrut, Delsberg, Beifond, Les Cötes, Saignel^gier,
Gourtelary und Miserez. Das einsti|[e Kloster Bellelay
dient jetzt als Asyl für unheilbare Irrsinnige.
Der Berner Jura gehört zur 2. Division der schweizer.
Armee und besitzt in Tavannes ein Zeughaus. Eisenbahn-
linien: Biel-Neuenburg, Biel-Delsberg-Basel, Delsberg-
Pruntrut- Delle, Sonceboz-La Chaux de Fonds, La Chaux
de Fonds-Saignel^gier-Glovelier, Pruntrut-Bonfol, Ta-
vannes-Tramelan .
Geschichte. Der heutige Bemer Jura bildete ursprüng-
lich einen Teil des von den Bauracem besetzten Landes.
Aus keltisch- rauracischer Zeit sind uns noch einige Alter-
tümer erhalten geblieben, so die Pierre Perc^ m Gour-
genay, die Pierre de TAutel und Fille de Mai, die Haute
Borne— alles einstige Altar- und Opfersteine. Viele kelti-
sche Wurzeln leben heute noch in den Dialekten der
Jurassier fort. Die Rauracer, die zusammen mit den Hei-
vetiem ihre Siedelungen niedergebrannt hatten und
ausgezogen waren, wurden wie diese zur Rückkehr in
ihr Land und zur Anerkennung der römischen Oberho-
heit gezwungen. Die Homer teilten den Jura ihrer Pro-
vinz Gallia Lugdunensis zu. Die Römerherrschaft hatte
eine förmliche Umwandlung der Existenzbedingungen
der jurassischen Bevölkemng zur Folge, und überall ent-
standen zahlreiche Römersiedelungen (villae), deren
Ueberreste jetzt noch an manchen Stellen sichtbar sind.
Zeugen für diesen Umschwung sind der befestigte Ort
Vicques, die Bäder von Courroux, Develier etc., sowie
viele andere erhaltene Denkmale. Femer hat man fast
überall zahlreiche Römermünzen aufgefunden. Die Sie-
ger Hessen sich aber ganz besonders den Bau von Befesti-
gungen und die Anlage eines rationellen Strassennetzes
angelegen sein. Sehr gut zu erkennen sind heute noch die
befestigten Lager des Moni Terrible (im Volk « ie Jules
C^sar »genannt), Mont Chaibeut (Mons caput), von Chä-
tillon, Wahlen u. a. Die wichtigsten Klüsen und Eng-
pässe wurden durch mehr als 20 Festungen vertei-
digt, von denen wir nur die der Pierre Pertuis nennen.
Diese Werke zogen sich von Pmntrut bis nach Robur
am Rhein und von der Pierre Pertuis bis Augusts Rau-
racorum und können uns eine klare Vorstellung von dem
Verteidigungssystem der Römer liefem. Die schönsten
Bauten aus den letzten Zeiten der Römerherrschaft sind
die Türme R^fous (am Schloss zu Pruntrut), Wilden-
stein (in Delsberg) und Pleujouse»
Das Christentum fand im Jura hauptsächlich durch die
Bemühungen der Mönche von Luxeuil Eingang. St. Ger-
manus und St. Randoald legten im 7. Jahrhundert den
Grundstein fzu fdem berühmt gewordenen Kloster Mou-
tier-Grandval, St. Ursinus (St. Ursanne) gründete das
710
JUK
JÜR
nach ihm benannte und später za einer Stadt auage-
wachsene Kloster und der aus Lugnez in der Aioie ge-
burtige St. Immer dasjenige Kloster, um welches die
heute bedeutende Ortschaft bleichen Namens entstand.
407-496 kam der Jura unter die Herrschaft der Aleman-
nen und Burgunder, dann 496>888 unter diejenige der
Franken und endlicn 8B8-1032 zum zweiten burgundi-
schen Königreich. Zu dieser Zeit standen die Klöster St.
Immer, Saint Ursanne, Moutier-Grandval und etwas spä-
ter Bellelay und Lucelle in ihrer höchsten Blüte. Der
mildtätige und barmherzige Sinn, sowie die Wissenschaft,
die hier ihre Stätte gefunden hs^tten, bildeten einen
schneidenden Gegensatz zu der in den Feudalburgen
herrschenden Unwissenheit und Roheit. Die Thäler von
der Pierre Pertuis bis zum Rhein bildeten den sog. Sals-
5 au, die Ajoie mit den Uferlandschaften um den Doubs
en Eisgan.
Durch die von den drei (jetzt in Trümmern liegenden)
Festuni^en der Vorburg geschützte Klus von Soyhi^res
S'ng die französisch-deutsche Sprachgrenze, die uns die
imalige Yerteilunff der beiden Volksstamme zeigt. Im
10. Jahrhundert fiel der ganze Jura an das deutsche
Kaiserreich, dessen hier mächtigster Gaugraf auf der
Vorburg residierte, wo er 1049 vom Papst Leo IX. be-
sucht wurde. Schon zu dieser Zeit hatten die Bischöfe
von Basel von den deutschen Kaisem verschiedene Lan-
dereien zu erhalten gewusst, die den ersten Grundstock
zum späteren Fürstbistum legten. Die wichtigste Schenr
kung aber erhielten sie 999 von Rudolf III., König des
transjuranischen Burgund, der ihnen die Abtei Moutier-
Grandval mit ihrem gesamten Landbesitz (Thäler der
Birs, Schüss, des Doubs und das Territorium, auf dem
Nachher Bischof Gerhard von Vuippens Neuenstadt er-
baute) überliess. Von dieser Zeit an blieb der Bischof
von Basel l^is Ende 1797 der unumschränkte Gebieter
über alle diese Landschaften. Auch Biel kam in die Ge-
walt des Bistums, das mit Zustimmung des Reiches spä-
ter auch noch die Aioie und die Thäler von Delsberg
und Laufen erwarb. Bischof Imer von Ramstein verlieh
in seiner berühmten Urkunde von 1384 den Ansiedlem
in den seither so genannten « Freibergen » grosse Vor-
rechte und Vergünstigungen. Alle diese genannten Land-
schaften bildeten bis 1792 das Fürstbistum Basel. Biel,
Neuenstadt, die Landschaft Erguel und ein Teil der sog.
Propstei (Pr6vöt6) gingen zur Reformation über, während
das ebenfalls dem neuen Glauben beigetretene Thal von
Laufen infolge der Bemühungen des Fürstbischofes
Christoph von Blarer 60 Jahre später wieder katholisch
ward. Nachdem die Reformation auch in der Stadt Basel
durchgeführt worden war, verlegten die Fürstbischöfe
ihren Wohnsitz nach dem Schloss Pruntrut. Jedes ein-
zelne der bischöflichen Untertanenländer erfreute sich
bestimmter Vorrechte und Freiheiten, die ihnen im Laufe
der Zeit zugestanden worden waren und die jeder neue
Bischof bei seinem Amtsantritt von Neuem bestätigen
musste. Einige waren auch mit den Eidgenossen ver-
bündet, und Biel wurde 1490 als zugewandter Ort in den
Bund der Eidgenossen aufgenommen. Neuenstadt und
die Propstei Blunster standen mit Bern, das Kloster Bel-
lelay und sein ffanzer Besitz mit Solothurn im Burg-
recht. Jede Lanofschaft sandte ihre Abgeordneten in den
fürstbischöflichen Rat. Die offizielle Reihenfolge dieser
einzelnen Land- und Herrschaften war vor der Reforma-
tion folgende : die Kapitel Moutier-Grandval, Saint Ur-
sanne, St. Immer und St. Michael in Pmntrut, die
Propstei Istein, die Abteien Bellelay und Lützel (Lucelle),
dann die Städte Biel, Neuenstadt, Delsberff. Pruntrat,
Saint Ursanne und Laufen, femer die Herrschaften
Pfeffingen, Birseck, Zwingen, Erguel, Freibergen, die
Propsteien Saint Ursanne und Scnliengen und endlich
die kleinen Herrschaften Orvin, La Bourj^ und Franque-
mont. Der Tessenberg (Montagne de Diesse) stand zur
einen Hälfte unter Bern und zur andern unter dem Fürst-
bischof von Basel. Lehen besassen zudem noch eine An-
zahl von dem Bistum dienstbaren Edelleuten und einige
Städte, wie Solothurn, Aarau, Mülhausen etc. Die Krone
Frankreich trug vom Fürstbischof die Grafschaft Ferrette
zu Lehen, die diesem dann im Westphälischen Frieden
aberkannt wurde. Ebenso besassen als fürstbischöfliche
Lehen der Graf von Mömpelgard (Montb^liard) die Herr-
schaft Franquemont, der Fürst von Birkenfels die Herr-
schaft Ribeaupierre und die Markgrafen von Baden und
von Baden-Durlach einige in ihrem Staatsgebiet enkla-
vierte bischöfliche Landstriche.
Die ein Glied des deutschen Kaiserreiches bildenden
Ländereien des Fürstbistums wurden im Verlauf des 90
jährigen Krieges der Reihe nach von den Kaiserlichen,
Franzosen und Schweden schwer heimgesucht, die hier
während 18 Jahren furchtbar hausten und Alles in Trüm-
mer legten. Ganze Dörfer wurden verbrannt und vernich-
tet, manche davon für immer vom Erdboden vertilgt. Zu
dieser Zeit fielen auch verschiedene der die Steilufer des
Doubs beherrschenden festen Burgen, so u. a. Montvoie.
Dieser unselijj^e Krieg hatte ferner zur Folge, dass eine
Reihe von Missbräuchen einrissen. Als diesen der Fürst-
bischof Johann Konrad von Reinach durch seinen be-
rühmt gewordenen Erlass von 1726 endlich steuern
wollte, erhob sich ein Teil seiner Untertanen ffegen ihn.
Das durch die strenge Durchführung des Erlasses em-
pörte und von Pierre P^uiffnat und seinen Genossen
aufgereizte Volk, besonders der Aioie, widersetzte sich
dem Bischof zehn Jahre lang (1730-1740). Nachdem der
Bischof den aufirührerischen Untertanen vereeblich hatte
begreiflich machen wollen, dass sein Eriass nur zu
ihrem Wohle zu dienen bestimmt sei und nachdem
auch alle seine anderen Bemühungen zur Beruhigung
erfolglos geblieben, rief er fhinzösische Trappen in sein
Land, die dann allerdings mit den widerspenstigen
Bauern rasch fertig wurden. Die Führer der Bewegung,
P^uignat, Riat und Lion, wurden zum Tode verurteilt
und enthauptet. Damit war der Aufetand niedergeschla-
ffen. und es konnten nun die dem ipnzen Bistum zum
Wohl dienenden Reformen durchgeführt worden. P^ui-
gnat hatte sich nicht nur den Anordnungen des Biacno-
fes widersetzen wollen, sondern strebte darnach, das
Land der Eidgenossenschaft anzugliedern.
In diesem Vorhaben hatten ihn die katholischen Kan-
tone durch ihr beistimmendes Verhalten unterstutzt,
während Bern sich nicht nur ablehnend verhielt, son-
dern dem Bischof sogar noch Trappen zur Verfügung
stellen wollte. Als Frankreich 1792 die Pässe und anoeren
Zugänge zum Bistum besetzte, flüchtete der damalige
Fürstbischof Joseph von Ro^nbach mit seinem ganzen
Hofstaat nach Biel. Ein Teil seiner Untertanen erklärte
ihn der Oberherrschaft über die zum Reiche gehörenden
Länder seines Bistums verlustig und konstituierte mit
Hilfe der Franzosen die Republik Rauracien, die aber
nach einem Bestand von nur wenigen Monaten der
französischen Republik einverleibt vnirde und nun deren
Departement Mont Terrible bildete. Die mit den Eidge-
nossen verbündeten Länder des Bischofes blieben ihm
wahrend dieser schweren Zeiten treu, bis auch sie am
12. Dezember 1797 von den Franzosen ihrem Departe-
ment Mont Terrible angegliedert wurden, das dann 1800
selbst wieder im Departement Haut Rhin anfing. Dieses
umfasste u. a. die beiden Unterpräfekturen Pruntrut mit
105 Gemeinden und Delsberg mit 109 Gemeinden. Biel
mit Neuenstadt bildete nur noch einen einfachen Frie-
densgerichtskreis. Die alliierten Mächte stellten 1814 den
früheren Zustand der Dinge wieder her und gaben dem
Land den Freiherm von Andlau zum Gouverneur. Schon
claubte man, dass das ganze Gebiet seinem alten Ober-
herm wieder zurückgegeben würde, sodass Xaver von
Neveu, der letzte Fürstbischof, im Triumph nach Prun-
trut zurückkehrte. Da bestimmte der Wiener Vertrag
1815 den Anschluss des Landes an die Schweiz und zwar
als Teil des Kantons Bern, trotzdem seine gesamte Be-
völkerang entweder die Wiedereinsetzung ihres einsti-
gen Oberherrn in seine Rechte oder dann die Erhebung
itires Gebietes zu einem selbständigen Kanton der Eia-
genossenschaft wünschte. 1818 ging das Land dann an
Bern über, das sich von dessen bisherigen Behörden in
Delsberg den Treueid abl^en Hess. 1830 nahm der Jura
lebhaften Anteil an der Bewegung gegen die Herrschaft
des Berner Patriziates. Eine ausserordentlich tief grei-
fende religiöse Krise verursachten endlich im katholi-
schen Jura die Badener Artikel von 1836 und der Kultur-
kampf von 1873.
JURIEN8 (Kt. Waadt, Bez. Orbe). 800 m. Gem. und
Dorf, auf einer Terrasse am O.-Abfall des zentralen Jura,
JUR
JUS
711
Über Romainmötier and dem Thal des Nozon, an der
Strasse Romainmotier-Mont la Ville und 2,5 km w. der
Jariens von Südosten.
Station Croy der Linie Lausanne-Pontarlier. Postablage,
Telegraph, Telephon ; Postwagen Croy-La Praz. Die ziem-
lich aus(cedehnte Gemeinde umfasst beide Gehänge des
das Dorf überragenden Gebirgskammes und zählt in 45
Häusern 281 reform. Ew. Dorf : 39 Häuser, 240 Ew. Kirch-
gemeinde Romainmötier. Ackerbau, Kunstwiesen. Alte
Siedelung ; einst dem Priorat oder Kloster Romainmötier
Untertan. 1400 plünderten die Leute der Herrschaft La
Sarraz das Dorf und fährten alles Vieh mit sich fort ;
1811 ging die Hälfte des Dorfes in Flammend auf. Ueber-
reste einer Römersiedelung. Fund eines prähistorischen
Beiles und anderer Gegenstände.
JURTEN (Kt.) Freiburg und Waadt). Berglandschaft.
S. den Art. Jorat.
JURTENFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1964
m. Felskamm, zwischen dem Bumbachthal (oberstes
Emmenthal) und Habkemthal (wo er Widdereggfeld ge-
nannt wird). Bildet die onö. Fortsetzung des Hohffant
(2199 m). Von den Umwohnern of^ besuchter Aussichts-
punkt, von Habkern aus in 5 Stunden leicht zu errei-
chen, aber von keinem besonderen Interesse.
JU88Y (Kt. Genf, Linkes Ufer). 473 m. (^m. und
Pfarrdorf, in der Ebene w. Les Yoirons, nahe der Grenze
gegen Frankreich und 11 km onö. Genf. Beinahe die
Hälfte der Gemeinde mit Eichenwald bestanden : Le Bois
Devant, Les
Bois Brül^s,
Les Grands
Bois, La Fo-
r^t etc. An den
Waldrändern
blüht als öst-
lichster Vor-
posten einer
westlichen, die
Gebiete nahe
am Atlanti-
schen Ozean
bewohnenden
Pflanzenart die
Erica vagans.
Elektrische
Strassenbahn
Genf- Jussy.
Postbureau,
Telegraph, Te-
lephon . Ge -
meinde , zu -
sammen mit
Les Beillans,
Le Chäteau,
Lullier, Mon-
niaz, La Gara
und/jSionnet :
144 Häuser,
617 iEw. (336
Reformierte und '281 Katholiken) ; Dorf : 34 Häuser,
129 Ew. Wein-, Getreide- und Futterbau. In der 'sehr
alten Pfarrkirche finden sich Kirchenstühle*, deren
Kirche Jussjr.
Schnitzwerk ein die Schweine hütendes Kind darstellt.
Die Ueberlieferunff erzählt, dass diese Stühle von dem
1426 gestorbenen Kardinal Jean de
Brogny, dem Leiter des Konziles von
Konstanz, geschenkt worden seien und
eine Erinnerung an seine Jugendzeit
bilden sollten, doch ist es wahrschein-
licher, dass die Darstellung einfach die
Geschichte vom verlornen Sohn zum
Vorwurf hat. Jussy war Hauptort des
bischöflichen Mandamentes Jussv r£-
vöque, das als Enklave mitten m sa-
voyischem Gebiet gelegen hatte. Es ist
aber nicht bekannt, zu welcher ' Zeit
es an den Bischof von Genf gekom-
men ist. Reste des erst seit 1226 urkund-
lich erwähnten bischöflichen Schlosses
zu Jussy sind beim Weiler Le Chäteau
heute noch sichtbar. Seit 1469 erfreute
sich der Flecken Jussy (grosser Frei-
heiten und Vorrechte, die ihm vom
»Fürstbischof Jean Louis de Savoie zugestanden worden
waren. Seit dem 13. Jahrhundert kennt man auch ein
Edelgeschlecht derer von Jussy. Ihm gehörte Jeanne de
Jussy oder de Jussie an, die im St. Klarakloster zu Genf
als Nonne lebte und sich nach der Einführung der Re-
formation nach Annecy zurückzog. Sie schrieb das sei-
nerzeit viel beachtete Pamphlet Le levain du Calvinisnie
ou le comniencement de Vheresie ä Geneve, 1536 eroab
sich die Besatzung des bischöflichen Schlosses Jussy den
Bernem, worauf das einstige Mandament Jussy an die
Stadt Genf kam. Heinrich IV. von Frankreich bestätigte
diesen Uebergang endffiltig, doch blieb Jussv bis zum
Turiner Vertrag von 1816 von savoyischem Gfebiet um-
schlossen. Durch Gesetz vom 9. November 1850 ist das
Dorf Gy mit Umgebung von Jussy losgelöst und zur ei-
genen Gemeinde erhoben worden. 1181: Jussei; 1273:
Jussier.
JU8TI8THAL (Kt. Bern, AmUbez. Thun). 1716-584
m. 8 km langes Thal ; steigt zwischen den beiden Ketten
des Sigriswilgrates und Gemmenalphorns mit starkem
Gefall von NO. nach SW. ab und mündet bei Merligen
von rechts auf den Thunersee aus. Vom Grönbach durch-
flössen, der das Thal durch eine steilwandige und bewal-
dete Erosionsschlucht verlässt. Weiter oben wird das
hier 200^-300 m breite Thal beiderseitz von hohen Fels-
wänden begleitet. Zu oberst liegen schöne Alpweiden mit
den Hätten von Vorderberg (1243 m), Mittelsberg (1308 m)
und Hintersberg (1368 m). Von hier kann man auf ziem-
lich schlechtem Fussweg über die Sichel oder den Sulzi-
stand (1719 m) ins Thal von Eriz oder über die Scharte
zwischen der Scheibe und dem Gemmenalphorn ins Hab-
kemthal hinüber gelangen. Der Thalboden ist mit schö-
nen Wiesen und Alpweiden bestanden, während die
Thalgehänge stark felsig sind und der Landschaft einen
stren(|[en Charakterzug verleihen. Das w. Gehänge trägt
an semem untern Abschnitt teilweise Wald, das ö. Ge-
hänge aber steigt mit senkrechten Wänden zum Nieder-
hom, Burgfeldstand und Gemmenalphorn auf. Zahlrei-
che Gemsen. In den Wänden des Sigriswilgrates, in die
man auf schlechten Schafwegen einsteigen kann, findet
man zahlreiche Höhlen, Grotten und Löcher, deren be-
kanntestes das immer mit Eis gefüllte Schaflogh ist (s.
diesen Art.). Auf der Alnweide Hintersberg entspringt
eine Schwefelquelle, in deren Nähe der h. Justus, Be-
gleiter des h. Beatus, als Einsiedler gelebt haben soll. Das
Justisthal ist ein ffut ausgeprägtes Antiklinalthal. Die
Ketten des Sigriswilgrates und (jremmenalphoms ruhen
auf einer mächtigen Unterlage von dunkein Kalkschie-
fern, die bis zu den tiefsten Stellen des Kammes hinauf-
reichen. Darauf folgt graues Neocom in verschiedener
Mächtigkeit (setzt an einigen Stellen, wie an den Rallig-
stöcken, ganz aus) und endlich Nummulitenkalk, der
alle Gipfel und Kämme bildet. Diese Nummulitenschicht
besteht aus grauen, marmorähnlichen Kalken, die über
Balligen gebrochen werden, aus fossilreichen blauen
Mergeln und endlich gelblichen oder weissen Sandsteinen,
die ebenfalls oft Petrefakten einschliessen (so am Gem-
menalphorn). Nahe der Basis der Nummulitenschichten
zieht^ fast überall ein ganz schmales Band von Kohlen
712
JÜT
K^P
durch, das blos an den Ralligstöcken etwas mächtiger
wird. (Vergl. Rütimeyer, Ludw. Veher das schweizer,
Nunimulitenterrain, mit besonderer Berücksichtigung
des Gebiraes zwischen dem Thunersee und der Enime.
Bern 1850.J Von Merligen aus führt ein bequemer Fuss-
weg thalaufwärts und weiterhin auf die Scheibe, das Si-
griswil Rothorn oder auf den Beatenberg. Das Justisthal
wird zum erstenmal in einer Urkunde von 1253 als Ei-
gentum der Herren von Eschenbach, Edeln von Oberho-
fen ffenannt, die es in diesem Jahre an das Kloster
InterTaken verkauften.
JUT (PIZ) (Kt. Graubänden, Bez. Glenner und Kt.
Tessin, Bez. Blenio). 3128 m. Schöne Felsspitze, 3 km n.
vonr Rheinwaldhom ; in der Grenzkette zwischen Gran-
bünden und Tessin. Fällt nach W., S. und 0. in Steil-
wänden ab. Nach N. über die Cima Fornei und Bocca di
Fornei mit dem Piz Cassimoi verbunden. Piz Jut und
Cima Fornei sind von dieser n. Seite her zugänglich.
JUVALTA (HOCH) (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg, Kreis Domleschg, Gem. Tomils). 760 m. Burgruine,
auf einem Felsspom rechts über dem Yorderrhein, 1 km
nw. Tomils. Hier residierten im 14. Jahrhundert die Ju-
valta als Vögte über die bischöflichen Herrschaften
Hochiuvalta und Rietberg. Die Burg später vom Bischof
Ulrich von Lenzburg angekauft.
JUVALTA (NIEDER) (Kt. Graubünden, Bez. Hein-
zenberg, Kreis Domleschg, Gem. Tomils). 7(X) m. Burg-
ruine, rechts über dem Vorderrhein : 1,5 km nw. Hoch
Juvalta und 2,5 km nw. Tomils. Wahrscheinlich Wiege
des Edelgeschlechtes derer von Juvalta (romanisch Giu-
vaulta), das lange Zeit dem bischöflichen Stuhl in Chur
dienstbar war und heute noch blüht. Zur Burg Nieder
Juvalta gehörte als bischöflisches Lehen eine umfang-
reiche Herrschaft (mit Scheid, Feldls etc.). Die Juvalta
und ihre Burgen werden schon in sehr alten Urkunden
erwähnt. Wie Hoch Juvalta ging auch Nieder Juvalta in
den Besitz des Bischofs von Qiur über, nachdem sich
seine Besitzer im Engadin niederj^elassen hatten. Durch
seine Waifentaten und als Geschichtsschreiber hat sich
Fortunatus von Juvalta einen Namen gemacht.
JUX (Kt. Graubünden, Bez. Imboden, Kreis Räzüns,
Gem. Ems). Alpweide. S. den Art. JucHS.
K
KADELMANN (Kt. Bern^ Amtsbez. Signau, Gem.
Eggiwil). 980 m. Gruppe von 5 Meierhöfen, auf dem Rük-
ken zwischen der Emme und Ilfis ; 3,5 km n. Eggiwil
und 7,5 km so. der Station Signau der Linie Bern-Lu-
zern. 20 reform. Ew. Viehzucht.
KiEFER (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Turben-
thal). 774 m. Gruppe von 6 Häusern, auf den Höhen n.
über dem Steinenbachthal, 3 km so. Turbenthal und 2,8
km ö. der Station Wila der Tössthalbahn. 29 reform. Ew.
KiEFERBERQ (Kt. und Bez. Zürich). 578 m. Breiter
und bewaldeter Molasserücken, zwischen dem Limmat-
und Furtthal. Am S.-Hang die sog. Weid (Gastwirtschaft)
mit prachtvoller Gesamtansicht der Stadt Zürich und
ihres Hochgebirgskranzes. In den Waldungen amO.-Fuss
findet man im Frühjahr die schönen blauen Blüten der
Meerzwiebel (Scilla bifolia).
KiEFIKON (Kt. Thurgau und Zürich). Gem. u. Dorf.
S. den Art. Kefuon.
KiEQI8WIL (Kt. Obwalden, Gem. Samen). 496 m.
(jemeindeabteilung und Dorf, am linken Ufer der Sar-
ner Aa, an der Strasse Luzem-Brünig und 3 km nnö.
der Station Samen der Brünigbahn (Luzern-Brienz).
Postbureau, Telephon ; Postwagen Samen-Melchthal. Mit
Gige und Schwarzenberg zusammen : 76 Häuser, 435 ka-
thol. Ew. ; Dorf: 39 Häuser, 218 Ew. Ackerbau und Vieh-
zucht. Viele der männlichen Bewohner arbeiten in. der
nahen Parketteriefabrik auf der Gige. 1307 : Kegenswile.
KiEQISWILER HINTERBERQ (Kt. Obwalden).
900-1600 m. Grosser Wald, 5 km lang und 1,5 km breit,
am rechtsseitigen Hanj? des Thaies der Grossen Schlieren;
4,5 km nw. Samen. 3o0 ha.
KiEHLEN (Kt. Schv^z, Bez. Einsiedeln). 1020 m.
Passübergang, zwischen Bohli (am S.-Hang des Freiher-
renberges) und der Brüschegg ; verbindet das Alp- und
Amseltnal mit dem Sihlthal (Emsiedeln-Obergross). Zwi-
schen dem linken Hang der Kählenruns und grossen
Waldungen führt der Weg über eine lehmige Wiese, die
öftern Rutschungen ausgesetzt ist. Das Wort Kahlen =
Kehle, Kehlen.
KiEHLHOF (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Stafa).
Dorf. S. den Art. Kehlhof.
KiEHLHOF (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Nef-
tenbach). Häusergruppe. S. den Art. Kehlhof.
KiELLAZHORN (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 1972
m. Gipfel; s. Vorberg der Neuschelsfluh (1955 m) ; in der
Gruppe der Kaiseregff, unmittelbar ö. über dem Neu-
schelspass (1580 m), der den Schwarzsee mit Jaun (Belle-
garde) verbindet. Am SO.-Fuss die Källazalp.
KiELTBERQ (Kt. Bem, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Lützelflüh). Bauernhöfe. S. den Art. Keltberg.
KiEMI8TALL (Kt. und Gem. Zug). 581-695 m. W^ald-
ung: 1,5 km ö. über der Stadt Zug. Vom Fussweg Allen-
winden-St. Verenenkapelle, dem einst von Wallfahrern
oft begangenen sog. Inlgerweg, durchzogen.
KiEMMATEN, CHiEMLETEN, CHiEMMER-
TEN, CHiEMMETEN. Ortsnamen der deutschen
Schweiz. Die Ausdrücke bezeichnen ursprünglich ein
mit einem Kamin versehenes Gemach, ein Wohnzimmer
und dann übertragen ein Wohnhaus. Mittelhochdeutsch
kemenatey mittellatein. caminatay vom latein. caminus
= Kamin. Entspricht dem französ. Ausdruck « chambre
i feu ».
KiEMMATEN (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Düben-
dorf). 489 m. Gruppe von 6 Häusern, am O.-Fuss des
Zürichbergs ; 2,5 km sw. der Station Dübendorf der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. 37 reform. Ew.
KiEMMOOS (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Bnbi-
kon). 500 m. Gruppe von 3 Häusern, an einem kleinen
Weier; 1,7 km ssö. der Station Bubikon der Linie Zü-
rich-Uster-Rapperswil. Telephon. 24 reform. Ew.
KiENELM008 (Kt. Solothum, Amtei Lebern, Gem.
Selzach). 560 m. Gruppe von 7 Häusern, in einem kleinen
Thälchen an der S.-Flanke des Jura ; 2,3 km n. der Sta-
tion Selzach der Linie Olten-Biel. üO kathol. Ew. Acker-
bau und Viehzucht. Etwas Uhrenindustrie.
KiENELTHAL und HINTER KiENELTHAL
(Kt. Bern, Amtsbez. Konolfinsen, Gem. Oberthal). 830 und
905 m. Zwei Gruppen von Meierhöfen, zu beiden Seiten
des Zäziwilbaches ; 2,3 km ssö. Ami und 2,5 km nö. der
Station Zäziwil der Linie Bern-Luzern. Zusammen 4 Hän-
ser, 28 reform. Ew. Kirchgemeinde Grosshöchstetten.
Wiesenbau, Viehzucht.
KiENERKINDEN (Kt. Basel Land, Bez. Sissach).
557 m. Gem. und Dorf, auf einer Terrasse links über dem
Homburgerthal ; 2,8 km nw. der Station Läufelßngen der
Linie Olten-Basel. Postablage. 27 Häuser, 199 reform.
Ew. Kirchgemeinde Rümlingen. Landwirtschaft. Seideo-
bandweberei.
KiEPFNACH (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
414 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am linken Ufer des
K^P
KiER
718
Zürichsees, an der Strasse Horgen-Wädenswil und 1,5
km so. der Station Horj|;en der linksufriRen Zürichsee-
bahn (Zürich-Wädenswil-Ziegelbräcke). Telephon. Zu-
sammen mit Bätbur, Kalkofen und Riedwies : 99 Häuser,
775 reform. Ew.; Dorf: 4i Häuser, 381 Ew. Neben meh-
reren anderen industriellen Betrieben findet sich hier ein
Kohlenbergwerk, verbunden mit Zementbrennerei und
Zementstemfabrik. Das Kohlenflöz liegt in der oberen
Sässwassermolasse (Obermiocän) und tritt beim Haupt-
stolleneingang in einer Höhe von 443 m zu Tage. Seine
gesamte Fläche mag 6-7 km* betragen, wovon bis jetzt
etwa i km* abgebaut ist. Das Flöz hat durchschnittlich
eine Mächtigkeit von 20-30 cm ; an einer Stelle erreichte
es 42 cm, während es sich an den jetzigen ^bbaustellen
zwischen 20 und 25 cm Dicke hält. Die tiefschwarze,
glänzende Kohle wird gewöhnlich durch eine nur wenige
Zentimeter mächtige Zwischenlage von Süsswasserkalk
in zwei Schichten getrennt. Das Hangende (oder die
Decke) des Flözes besteht zum grössten Teil aus hellen,
graublauen Tonmergeln oder tonigem Sandstein, wäh-
rend sein Liegendes (oder die Unterlage) abwechselnd
von grauen oder schwärzlichen Merseln, tonigem Kalk-
stein oder auch dolomitischem Mergelkalk gebildet wird.
Der älteste bekannte Abbau von Kohle in Käpfnach
geht bis 1663 zurück, von welcher Zeit an bis 1784 unre-
Kelmässig gegraben wurde. Dann übernahm der Staat
Zürich den Betrieb und hat ihn bisher auf eigene Rech-
nung ununterbrochen weiter geführt. Dabei ist die jährli-
che Kohlenausbeute von zuerst etwa 2000 Zentnern in
fast stetiger Zunahme gestiegen bis auf 116 000 Zentner
im Jahr 1871 ; seither hat sie abgenommen und betrug
1896 noch 2700 Zentner. Da die besten Partien des Flözes
ganz ausgebeutet sind, würde sich trotz günstiger äusse-
rer Verhältnisse (Lage am See und billige Verfrachtung
der Kohle etc.) der betrieb schon länffst nicht mehr loh-
nen, wenn nicht zugleich mit der Konle noch wertvolle
Nebenprodukte gewonnen werden könnten. Ein solches ist
der Düngermergel, der seit 1830 verkauft und hauptsächlich
zur Verbesserung des Humus in den Weinbergen ver-
wendet wird. 1860-75 hat man jährlich 4000 6000 Tonnen
dieses Merjg^els verkauft. Femer sind mit dem Bergwerk
seit 1875 eine Zementbrennerei und Fabrik zur Herstel-
lung von Zementsteinen verbunden, die jenen unter der
Kohlenader liegenden dolomitischen Mergelkalk als Roh-
material verwenden und ihn mit den eigenen Kohlen
brennen. Das Zementgeschäft beschäfti(^t jetzt 3040 Ar-
beiter, während im Bergwerk selbst gewöhnlich nur noch
4-6 Mann arbeiten. Seitner wird keine Kohle mehr ver-
kauft.
Die Kohlen von Käpfnach sind nach- ihrer Lagerung
und Zusammensetzung nicht aus zusammengeschwemm-
tem Holz, sondern aus Sumpfvegetationen nach Art eines
Torfmoores an Ort und Stelle entstanden. Pflanzenreste
sind im Ganzen ziemlich selten, desto häufiger findet man
fossile Reste von Tieren, so zahllose Schalen von Land-
und Süsswasserschnecken in den begleitenden Mergeln
oder zwischen den Kohlen {Helix, Planorbis^ Melania,
Unio), Dazu kommen noch Knochen von Wirbeltieren,
wie des Tapir (Tapirus helveticua)^ zweier elephantenar-
tiger Formen {Mastodon angustidens und M, turicensis),
eines schweineartigen Säugers (Hyotfierium mediumjt
hirschartiger Tiere, mehrerer Nager, eines dachsähnli-
chen Räubers u. a. Vergl. darüber: Letsch, Emil. Die
MoUusekoJilen der Ostschweiz. (Beiträge zur geoloa.
Karte der Schweiz; geotechn. Serie. 1). Bern 1899. In
der Bätbur bei Käpfnach hat man ein Alemannen^b auf-
gedeckt. Die dabei mit zu Tage gekommenen römischen
Backsteine lassen den Schluss zu, dass hier einst Römer-
bauten gestanden haben. 1261 : Cephenaha ; 1263 : Che-
Shena = Bach eines Chepho oder Chapho. Die Geschichte
er Ortschaft ist mit denenigen von Horgen identisch. Seit
1764 besteht in Käpfnach eine Schule für das ganze Jahr.
S. Strickler, Joh. Geschichte der Gern, Horgen. Horgen
1882.
KiEPPCLI (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle, Gem.
Gadmen). 1000 m. Gruppe von 2 Häusern, an der Susten-
strasse, am sog. Schaftelestutz, 1 Stunde sw. Gadmen.
8 reform. Ew. Schulhaus. Viehzucht.
KiePPCLIALMCND (Kt. und Amt Luzem, Gem.
Kriens). 469 m. Gruppe von 6 Häusern, im Thal des
Krienbachs und 1 km so. der Station Kriens der elektri-
schen Strassenbahn Luzern-Kriens. 81 kathol. Ew. Ka-
pelle. Landwirtschaft.
KiEPPCLIBCRQ (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Gers-
au). 1076 m. Grui>pe von 2 Häusern, am W.-Hang der
Rigi Hochfluh, zwischen dem Röhrlisbach und Tiefen-
bach und 4 km von der Dampfbootstation Gersau. 14 ka-
thol. Ew. A In Wirtschaft. Kapelle, in der alljährlich am
Johannestag für die Sennen des Bezirkes ein Gottesdienst
gehalten wird, dem die Wahl der Bezirksbehörden und
ein fröhliches Volksfest folgen. Dieser Brauch besteht
schon seit 1593.
KiEPPCLIBCRQ (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Rie-
menstalden). 1189 m. Gruppe von 2 Häusern, am rechten
Ufer des Riemenstaldenbaches ; 1,3 km ö. Riemenstalden
und 5,5 km ö. der Station Sissikon der Gotlhardbahn. 5
kathol. Ew. Kapelle. Alpwirtschaft.
KiEPPCLIMATT (K%. Luzem, Amt Willisau, Gem.
Willisau Land). 584 m. Gruppe von 3 Häusern, nahe dem
linken Ufer oer Enziwigger ; 1,5 km sw. der Station
Willisau der Linie Langenthal-Wolhusen. 33 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Willisau. Viehzucht.
KiERPF oder KiERPFSTOCK (Kt. Glarus). Ge-
birgsgruppe. S. den Art. Freiberoe.
KMLHPF (KLEIN) (Kt. Glarus). 2704 m. Felsturm,
unmittelbar n. vom Kärpfstock und nur durch eine enge
Scharte von ihm getrennt. Ringsum mit unbenannten
kleinen Firnfeldern bepanzert. Am N.-Fuss der mit Sturz-
schutt übersäte Kärpfboden, auf dem der Niederenbach
entspringt.
KiERPF (UNTER) (Kt. Glarus). 2440 m. Felskopf,
i km nw. vor dem Kärpfstock, w. über dem Kärpfboden
und ö. über dem kleinen Milchspülersee.
KiERPFBODEN (Kt. Glarus). 2000-2500 m. Sturz-
schutthalde, am Fuss des Klein Kärpf, Unter Kärpf und
Schwarztschingel und über der Nieaerenalp.
KiERPFSTOCK (Kt. Glarus). Hauptstock der Ge-
birgsgruppe der Freiberge, mit 3 Einzelsipfeln : Grosser
Kärpf oder Hochkärpf (2797 m), Klein Kärpr(2704 m) und Un-
ter Kärpf (2440 m). Erhebt sich im s. Abschnitt der Gruppe
zwischen dem s. Semflhal und dem Niederenthai, 6 Km
w. Elm und 8 km s. Schwanden. Der Hochkärpf und der
ihm unmittelbar n. vorgelagerte und nur durch eine
schmale Scharte von ihm getrennte Kleinkärpf stehen in
der Hauptkette w. über dem Sernfthal, der Unter Kärpf
liegt 1 km weiter nach NW. in einer das Niederenthai
vom Diesthal trennenden Nebenkette. Der gemeinsame
Sockel steigt mit nicht sehr steilen Hängen als breite
Masse hinten über dem Niederenthai, Diesthal und Sernf-
thal auf. Darüber erheben sich dann die 3 Einzelgipfel
als nackte, steilwandige und zerrissene Felsgebilde voller
Spalten und Risse, die sehr schwierig zu besteigen sind.
Mehrere kleine Fimfelder; Sturzschutthalden mit grossen
Blöcken. Der Bergstock besteht aus rotem und grünem
Verrucano, in den mächtige Massen von Melaphyren, Por-
phyren und anderen Eruptivgesteinen eingelagert sind.
Der unter dem Verrucano liegende eocane FIpch steigt
auf der Seite des Sernfthales bis nahe an die Gipfelregion
auf und steht an der NW.-Flanke in Senken der oberen
Terrassen des Niederen- und Diesthales, sowie bei der
sog. Kärpfbrückean, wo der als schmales Band zwischen
dem Eocän und Verrucano durchziehende Lochseitenkalk
(Malm) eine natürliche Felsbrücke über den Niederenbach
bildet. Am W.-Hang sehen wir wannenförmige Ver-
tiefungen, in denen einst prähistorische Gletscher gelegen
haben und die jetzt schöne kleine Seen (Kühthalmattsee,
der trübweisse Milchspülersee und die Engiseen) bilden.
Im Kärpfgebiet leben zahlreiche Rudel Gemsen und viele
Murmeltiere. Der Grosse Kärpf kann von Elm über die
Erbsalp in 5Vt; von Schwanden über das Niederenthai
und das Kärpftor (Bresche im W.-Grat) in 7 oder von
Diesbach über das Diesthal in ebenfalls 7 Stunden bestie-
gen werden.
KiERSBLBN (Kt. Bern, Amtobez. Thun, Gem. Uebe-
schi). 675 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Thun -
Blumenstein ; 1 ,5 km nw. Uebeschi und 4,5 km sw. der
Station Uetendorf der Gürbethalbahn ( Bern -Watten wil-
Thun). 37 reform. Ew. Kirchgemeinde Thierachem. Me-
chanische Werkstatte. Schöne Aussicht auf Thun, den See,
die Stockhomkette und die Alpen.
714
KiER
KAI
KiERSTKLKNBACH (Kt. Un). Wildbach des Ma-
deranerthals; entspringt dem Hußgletscher in 1465 m,
durchfliesst sein Thal als ungestüm brausender Bach, tritt
vom Weiler Bristen an in eine schmale und tiefe Schlucht
und mündet nach il km langem Lauf in der Richtung
O.-W. bei Amstäg (522 m) von rechts in die Reuss. Erhält
von beiden Seiten her zahlreiche Nebenadem und sam-
melt die Wasser der S. -Flanken des Rüchen und der
Windgällen und diejenigen der N.-Flanke des Oberalp-
stockes. Bedeutendste Nebenader ist der von S. kom-
mende Etzlibach. Die Schlucht des Kärstelenbaches wird
bei ihrer Ausmündung von einem grossen Viadukt der
Gotthardbahn überbrückt ; noch weiter unten führt eine
Brücke der Gotthardstrasse über den Bach. Ist eines der
schönsten Beispiele eines alpinen Wild- und Gletscher-
wassers. Absoluter Fall 943 m, durchschnittliches Gefälle
8,6%. Zu hinterst im Thal bilden seine Nebenadern zahl-
reiche schöne Wasserfalle (Siedenbach, die zwei Milch-
bäche, Schleierbach, Plattenbach, Lammerbach und be-
sonders der 180 m hohe Stauber). Yergl. auch den Art.
Maderanerthal.
KMLS und BROT (Kt. u. Amtsbez. Bern, Gem. ßüm-
pliz). 597 m. Gruppe von 5 Häusern ; 2.5 km sw. Bümpliz
und 1,8 km s. der Station Riedern der direkten Lmie
Bern-Neuenburg. 40 reform. Ew. Viehzucht. Der Name
ist historischen Ursprungs und bezieht sich darauf, dass
die Bemer am 20. Juni 1^ bei ihrem Marsch auf Laupen
hier ausruhten und sich mit Käse und Brot stärkten.
•OCSCNBCRQ (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Gipfel
und Meierhöfe. S. den Art. Cousinbert.
KiESKRCN, KiESKRN oder auch KÄSERN. Ver-
breiteter Ortsname der deutschen Schweiz ; vom Wort
Käserei oder Käshütte herzuleiten. Bezeichnet also einen
Ort, wo Käse gesotten wird.
KiESKRN (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen bürg, C^em.
St. Peterzeil). 970 m. 6 Meierhöfe, auf den Höhen zwischen
den Thälern des Tiefenbachs und Tremmelbachs zer-
streut gelegen ; 2,7 km nö. St. Peterzeil und 1,3 km ö.
der Station Lichtensteig derToggenburgerbahn. 31 reform.
Ew. Wiesenbau und Viehzucht. Wald.
KiCSKRNALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg,
Gem. Alt St. Johann). 1200-1900 m. Grosse Alpweide mit
zerstreut gelegenen Hätten, am N.-Hang des Hinter-
rugg und Käserrugg, 2-3 Stunden ssö. über Alt St.
Johann.
KiESCRNALP (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Ober
Iberg). 14501800 m. Alpweide mit Hütten, an der NW.-
Flanke der Drusbergkette. 2-3 Stunden so. über Ober
Iberg. 500 ha gross. Vom Thalboden fuhrt ein Fussweg
durcn Wald bis zu einer Felsmauer, die man mit Hilfe von
langen Leitern erklimmt, um dann die Alp zu erreichen;
daneben noch ein Saumpfad, der aber einen langen Um-
weg macht. Die ganze Alp Eigentum der Korporation
Oberallmeind. Vergl. den Art. Schwyz.
KiESCRNALP (OBER und UNTKR)(Kt. St. Gallen,
Bez. Gaster). 1300-1900 m. Alpweiden, am S.-Hang des
Speer, 2'/, Stunden n. über Wesen. In der Hütte auf
Ober Käsemalp wird im Sommer eine Gastwirtschaft be-
trieben, die von den Besuchern des Speer viel benutzt
wird.
KiESCRNRUCK oder KiCSeRRUQQ (Kt. St.
Gallen, Bez. Ober Toggenburg und Sargans). 2267 m.
Aeusserster 0.- Gipfel der Kette der Churfirsten; hat
wie alle Gipfel der Kette Pultform, indem er nach N.
in sanft geneigtem Hang, nach allen andern Seiten da-
ffegen sehr steil abfallt. Die Erosionsnische zwischen dem
Käsernruck und Hinterruck (2309 m) erreicht die Kamm-
*inie zwischen beiden Gipfeln noch nicht, so dass diese
nicht scharf von einander getrennt sind. Der Kamm setzt
sich unter dem Namen Hosenboden ohne tiefere Ein-
schnitte nach SO. bis zum Tristenkolben (2179 m) fort
und senkt sich dann zur Schlewitzer Niedere, die die
Churfirsten von der Gruppe des Alvier trennt. Schöne
und bemerkenswerte Flora, ganze Teppiche von Primula
integrifolia. Der Käsernruck kann von Wildhaus aus über
die schöne Schwendialp und den N.-Grat bestiegen wer-
den; gewöhnlich -vixrd. bei dieser Gelegenheil auch der
etwas höhere Hinterruck besucht, dessen Aussicht eine
umfassendere ist.
KiE8ER8HAU8 (Kt. Bern, Amtobez. Aarwangen,
Gem. Leimiswil). 658 m. Gruppe von 8 Häusern ; 1,3 km
s. Leimiswil und 3,3 km sw. der Station Lindenholz der
Linie Langenthai -Wolhusen. 73 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Rohrbach. Landwirtschaft. Hiess vor 1550 Ober
Urwil.
KiCSKRSTATT (Kt. Bern, Amtobez. Ober Hasle,
Gem. Meiringen). 1835 m. Alpweide mit Gruppe von 18
Hätten, am S.-Hang des Honenstollen, 4 Stunden nö.
über Meiringen.
KiCSKRSTATT (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Müh-
lebach). 1818 m. Alpweide, über dem Wald hinter dem Dorf
Mühlebach und 1,5 km ö. der Ausmündung des Rappentha-
ies. Die Alp steigt gegen den Kamm der Aemergalen bis in
etwa 2200 m auf. 17 Hütten, 9 Ställe und 2 Kasespeicher.
Wird im Sommer mit 84 Stück Grossvieh bezogen.
KiESQADKN (Kt. Appenzell A. R , Bez. Hinterland,
Gem. Herisau). 760 m. Gruppe von 6 Häusern, nahe dem
Heinrichsbad und 1,8 km nö. der Station Herisau der
Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 47 zur
Mehrzahl reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Herstel-
lung von farbigen Papieren.
KiESTHAL (Kt. Aar^u, Bez. Brugg, Gem. EfBngen).
540 m. Gruppe von 7 Hausern; 2,4 km nö. vom Dorf und
4,5 km nö. von der Station Efßngen der Linie Zürich-
Brugg-Basel. 36 reform. Ew. Kirchgemeinde Bozen. Acker-
und Weinbau, Viehzucht.
KiESTRISf romanisch Gastrisch (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner, Kreis Ilanz). 726 m. Gem. und Pfarrdorf,
am linken Ufer des Vorderrhein und 2 km nö. Ilanz in
fruchtbarer Gegend. Station der Linie Chur^llanz. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. 72 Häuser, 469 Ew. (318
Reformierte) zur Mehrzanl romanischer Zunge. Wiesen-
und Obstbau, Viehzucht. In der Nähe die Burg Kästris
(vom latein. caxtrum)^ einst als bischöfliches Lehen den
Herren von Kästris zu Eigen, dann seit 1371 im Besitz
der Edeln von Belmont und seit 1^ Eigentum der Grafen
von Sax-Misox, die sie an den Bischof Ortlieb von Bran-
dis verkauften. Der letzte des Geschlechtes Sax-Misox lebte
noch um 1536 in Kästris. Der Schalenstein über dem
Dorf hat zu zahlreichen Legenden Veranlassung gege-
ben.
KiESTRISKRBKRQK (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner, Kreis Ilanz, Gem. Kästris). 1500 m. Alpweide mit
24 Hütten und Stadeln, am NW.-Hang der Cauma, 2-3
Stunden so. über Kästris.
KiESWALDBACH (Kt. und Bez. Schwyz). 1740-1070
m. Kleiner Wildbach; entspringt an dem auf der Wasser-
scheide zwischen der SihI und Muota stehenden Lau-
cherenstöckli 4 km s. Ober Iberg. durchfliesst das enge
und bewaldete Käswaldtobel und mündet nach 4 km
langem Lauf beim Dorf Tschalun von rechte in die Mins-
ter. Geologisch interessante Gegend, sog. Ik>erger Kuppen-
region.
KiCTZIOCN (OBKRundUNTKR) (Kt. Luzern, Amt
Willisau, Gem. Dagmersellen). 677 und 606 m. Zwei
Gruppen von zusammen 5 Häusern, am O.-Hang des
Santenbergs, 3 km so. DaRmersellen und 2 km n. der
Station Wauwil der Linie Luzem-Olten. 48 kathol. Ew.
Acker- und Wiesenbau. 1323 und 1331 : Kezzingen.
KAQI8WIL (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Ganzwilu
708 m. Gruppe von 8 Häusern, am Rand eines Sampfes ;
1 ,3 km wnw. Gunzwil und 7,5 km nö. der Station Sarsee
der Linie Luzem-Olten. 52 kathol. Ew. Kirch^naeinde
Rickenbach. Wiesenbau, Viehzucht und Milchwirtschaft
Im Volksmund Hagiswil genannt. 1261 und 1347 : Kagis-
wile.
KAI, KAIEN, QHAI, QHKI und (in den Kantonen
St. Gallen und Thurgau) KA oder KAA. Ortsnamen der
deutschen Schweiz : oezeichnen ursprünglich einen von
einem Zaun oder Haag (Gehege) umschlossenen Weide-
platz oder Wald.
KAIEN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland, Gem.
Grub). 932-1035 m. 10 zerstreut ^eleffene Häuser ; 1«5 km
sw. Grub und 4 km sw. der Station Heiden der Bergbahn
Horschach-Heiden. 54 reform. Ew. Viehzucht.
KAIEN (AUSSER) (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorder-
land, Gem. Rehetobel). 970-1000 m. 20 Häuser, an der
Strasse Rehetobel-Heiaen zerstreut gelegen ; 1,5 km ö.
Rehetobel und 3,7 km sw. der Station Heiden der Berg-
bahn Rorschach- Heiden. Postablage, Telephon; PM-
KAI
KAI
715
wagen Heiden-Teufen. 96 reform. Ew. Wiesenbau. We-
berei und Stickerei. Zwei Steinbrüche auf Molasse.
KAISCRAUQST (Kt. Aargau, Bez. Rheinfelden).
Gem. und Dorf. S. den Art. Äugst (Kaiser).
KAI8ERKQG oder KAI8EREQQ8CHL088 (Kt.
KsheraggScMon
Geologisches Querprofil durch die Gebirgsgruppe der Kai»eregg.
Gr. Obere (rote) Kreide; Ne. Neocom ; M. Malm; D. Dogger; Ls.
^.- ...__ w. r-r_* ,.--. «.- «MA . mj .pg THas (Dolomit
M.
Li. Unterer Lias: Rh. Rät; Td.,
und Gips).
Oberer Lias
Bern und Freiburg). 2189 m. Hauptfippfel einer z. T. fel-
sigen und z. T. mit Alpweiden bestanaenen Gebirgsgruppe,
so. über dem Schwarzsee und nw. über ßoitigen im Sim-
menthal. Die fanze Gruppe bildet einen nahezu geschlos-
senen Gebirgskranz und trägt folgende Einzelgipfei und
-kämme: Klushom (1697 m) über Boltigen, Kilchfluh
(1955 m), Kühamisch (2094 m), Widdergalm (2177 m ,
Gemschgrätli (2100 m), Stierengrat oder Schwarzefluh
(2110, 2151, 2163, 2069 m), Hasensprungspitzen (2076 m),
Parwengi (2037 m), Kaiseregg(2189m), Schaf mätteli (2106
m), Teuschlismad (2097 m), Kühspitzen (2108, 2135 m)
mit der nach SW. vorgelagerten Neuschelsiluh oder Kuh-
bodenfluh (1956, i960 m)und dem Källazhorn (1972 m),
dann Schafberg (2243 m), Rothekasten (2221 und 2202 m),
Pfaffen (2029 m) und endlich Küblisgrat (2019 m) gegen-
über dem Klushom. Dieser nahezu kreisrunde Wall um-
schliesst zu einem Teil die grosse Freiburger Kaiseregg-
alp und die Berner Walopalp. Die Sennen auf der Kaiser-
Kaiseregg, vom Schwarzsee aus.
effgalp leffen dem' obersten Felsgipfel der Kaiseregg den
^famen Kaisereggschloss bei, während sie einen andern
aus dem gleichen verwitterten Kamm herauspräparierte'-
Felsturm das Riesenporthom (2048 m ; Grenzstein zwi-
schen Bern und Freiburg) nennen. Die Kaiseregg ist vom
Schwarzsee aus auf einem guten Fussweg in 3 Stunden zu er-
reichen. Noch abwechslungsreicher ist der Aufslieg von ßoi-
tigen aus (4 Stunden). Bietet eine der ausgedehntesten und
interessantesten Rundsichten der Freil>urger Alpen ; be-
sonders schön ist der Blick auf die Berner und Waadt-
länder Alpen und das Massiv des Mont Blanc. Reiche
Flora. Der Name Kaiseregg wie Käsenberg oder Cousin-
bert von « Käser^ Käserei » herzuleiten und daher richti-
ti^er Käseregg zu schreiben. Der Bergstock besteht wie
die ganze Kelte von Jaun bis zur Schwarzen Fluh aus
dichtem Malmkalk, auf den nach unten Mergelk^lke des
Dogger, Schiefer des obern Lias und die Trias der Salz-
matt (beim Schwarzsee) folgen. Kaisereg»alp und Walopalp
liegen auf oberer Kreide und Neocom, die hier zwischen
der Reidifi[enfluh und dem Kamm der Kaiseregg eine
Mulde bilden.
KAI8EReQQALP (Kt. Freiburg, Bez Sense). 1800-
1902 m. Alpweide, an der Grenze gegen den Kanton Bern;
zwischen aer Kaiseregg im N. und dem Schafberg im S.
Sumpfige Wanne mit steilen Gehängen und seeartigen
Wasserlachen. Eine zweiie Alp gleichen Namens lieft am
W.-Hang der Kaiser^g über der Riggisalp und bietet
eine schone Aussicht. Das ganze Gebiet reich an jagdbarem
Gewild. Reiche Flora mit einigen seltenen Pflanzenarten.
KAI8EReQG8CHL088 (Kt. Freiburg, Bez. Sense).
Felsgipfel. S. den Art. Kaiseregg.
KAI8ER8TOCK (Kt. Schwyzund Uri). 2517 m. Höch-
ster Gipfel der Kette s. über dem Riemenstaldenthal, in
dem vom Rossstock nach NO. ziehenden Kamm, 6 km
SSW. Muotathal und 2,5 km n. vom Kinzigkulm (Schä-
chenthal-Muotathal). Fällt wie die ganze Kette des Ross-
bergs bis zum Achselberg nach SO. 7ur Seenalp steil ab,
während der NW.-Hang sanfter geböscht ist. Hier in
1800 m Höhe ein ödes, wasser- und vegetationsloses Stein-
feld, wie solche auf Kreideboden oft angetroffen werden.
Dazwischen einige magere Schafweiden.
KAI8eR8TOCK (Kt. Schwyz und Zug). 1428 m.
Schön geschwungene Kuppe, ö. Ausläufer der Kette des
Rossbergs (Gnippen 1563 m — Wildspitz 1583 m — Kai-
serstock). Vergl. den Art. Rossberg.
KAI8ER8TUHL und KCENIQ88TUHL. Ortsnamen
der deutschen Schweiz; bezeichnet einen Ort, an dem
unter der Franken herrschaft die vom Kö-
nig (oder nach dem Jahr 800 vom Kai-
ser) gesandten Grafen Recht sprachen und
die Steuern erhoben. Gleich- dem im
Berner Jura vorkommenden Ortsnamen
Seile au Roi. Vergl. Brandstätten, Jos. L.
Dinjgslätten des Mittelalters (im Ge-
schichtsfreund. Bd 51).
KAI8KR8TUHL (Kt. Aar-
gau, Bez. Zurzach).350 m. Gem.
und kleine Stadt, am linken Ufer
des Rhein und an der Grenze
gegen den Kanton Zürich, 8 km
w. Eglisau. Station der Li-
nie Schaffhausen Koblenz-Basel.
Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. 69 Häuser, 366Ew. (291 Reformierte).
Eigene Kirchgemeinde. Acker- und Wein-
bau, Viehzucht. An Orchideen reiche wilde
Flora. In der Oberstadt steht ein massiver
Turm, dessen Fundamente vielleicht noch
bis zur Römerzeit hinaufreichen. Eiserne
Brücke über den Rhein ans badische Ufer,
1890 erbaut. Die Freiherren und Edeln von
Kaiserstuhl werden in den Urkunden des
Mittelalters oft genannt. Stadt und Herr-
schaft wurden 1294 von den Freiherren von
Regensberg an Bischof Heinrich II. von
Konstanz verkauft, dessen Vogt auf der Burg
Rötelen (beim Brückenkopf am badischen
Ufer; heute Gasthof) resiaierte und nur die
niedere Gerich tsbarkeit ausübte. Die hohe
Gerichtsbarkeitstand dem Landesherm zu, d.
h.'. zuerst dem Herzog von Oesterreicn und seit 1415 den VIII
alten Orten, diesiedem Landvogt von Baden zuwiesen. Diese
Verhältnisse gaben Veranlassung zu wiederholten Strei-
716
KAI
KAL
tigkeiten zwischen dem Bischof und den Eidffenossen.
Kaiserstuhl trat unter dem Einfluss Zürichs zur Heforma-
Kaiserstuhl von Nordosten.
tion über, ward aber nach der Schlacht bei Kappel (1531)
wieder katholisch. Dann wurde Kaiserstuhl zu Beginn
des ersten Villmergerkrieges (1655) von den Zürchern
erobert, wobei verschiedene Gewalttaten vorkamen ; ebenso
im zweiten Yillmergerkrieg (1712) von den Zürchern be-
setzt. Zusammen mit der Landvogtei Baden 1803 dem
neuen Kanton Aargau einverleibt. Yergl. Wind, Alois.
Kaiserstuhl in Bild und Geschichte, Einsiedeln 1894.
KAI8ER8TUHL (Kt. Nidwaiden und Uri). 2401 m.
Gipfel, n. Yorberg des Buchstocks (2812 m), in der
Gruppe des Engelberger Botstockes (zwischen VierWald-
stattersee und Engelbergerthal) ; steigt mit seinen Gras-
hängen unmittelbar n. vom Bannalppass (2150 m) auf,
von dem aus er in 40 Minuten (von Isenthal aus in 4 Vt
Stunden) bestiegen werden kann Gegen NO. überragt
der Kaiserstuhl den Schöneffgpass, von dem aus seine Er^
Steigung schwieriger ist: Sehr schöner und noch zu wenig
bekannter Aussichtspunkt.
KAISCRSTUHL (Kt. Obwalden. Gem. Giswil und
Lungern). 703 m. Dorf, am N. -Ufer desLungemsees, an der
Strasse Luzem-Brünig und 3,5 km nnö. Lungern. Station
Bürglen-Kaiserstuhl der Brüntgbahn (Luzem-Brienz). 20
Häuser, 100 kathol. Ew. Kirchgemeinden Giswil und Lun-
gern. Yiehzucht.
KAISTCN (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg). 340 m.
Gem. und- Pfarrdorf, an der Strasse Hornussen-Laufen-
burg und 2,5 km sw. der Station Laufenburg der Linie
Schaffhausen-Koblenz-Basel. Postbureau. Telegraph, Tele-
phon. Gemeinde, mit Ober Kaisten: 140 Häuser. 9d4
kathol. Ew.; Dorf: 114 Häuser,824Ew. Acker- und Wein-
bau, Yieh- und Bienenzucht. Gipsmuhle. Bei der Mün-
dung des Kaistnerbaches Ueberreste eines römischen
Wachtturms, ö. über dem Dorf Beste von Bömerbauten
und auf dem Kaistnerfeld römische Münzen. Bei Funda-
tionsarbeiten auf der Eschmatt sind Alemannengräber mit
Waffen und Schmucksachen aufgedeckt worden.
KAISTCN (OBKR) (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg,
Gem. Kaisten). 353 m. Weiler, 700 m ö. Kaisten und 3 km
sw. der Station LaufenburR der Linie Schaffhausen-Kob-
lenz-Basel. 15 Häuser, 104 kathol. Ew. Ackerbau und
Yiehzucht.
KALBERCR (Kt. Appenzell I. B., Gem. Schwende).
1770 m. Nö. Yorberg des Schäfler, 5 km s. über Appen-
zell. Der steile und zum Teil mit Wald bestandene NW.-
Hang wird zeitweise von Gemsen belebt. Der oberste
Bücken besteht aus Schrattenkalk.
KALBCRHCEHNIBACH (Kt. Bern und Waadt).
Bach ; entspringt am O.-Hanff der Gummfluh und des
Büblihoms in 1880 m, durchfliesst das Kalberhöhnithal
und mündet nach 8 km langem Lauf gegenüber Saanen
in 1014 m von links in die Saane.
KALBCRHCEHNITHAL (Kt. Bern und Waadt).
Linksseitiges Nebenthal zum Thal der Saane, vom Kalber-
höhnibach durchflössen; beginnt am O.-Puss der Gumm-
fluh, steigt nach 0. und N. ab und mündet gegenüber
dem Dorf Saanen in 1014 m aus. 8 km lang. Zahlreiche
Hütten und 14 Häuser mit 72 reform. Ew. Kirchgemeinde
Saanen. Alpwirtschaft. Das Thal liegt in seiner ganzen
Breite|im Flysch der stark dislocierten und eingeklemmten
Mulde zwischen den Ketten der Gummfluh-Mesenboden
einerseits und des Bübli-DorfHuh ande-
rerseits. Nahe dem Col de La Yideman
steht mitten in diesem Flysch ein Band
roter Kreide an. Die das Thal einschlies-
senden Gehänge der Yidemanette and
des Dürrihubels (auf der Seite gegen
den Bübli), sowie der Yideman und
Tzao y Bots (aut der Seite gegen die
Gummfluh) bestehen aus SchichtfeUen
von jurassischer Hornfluhbreccie and
darüber folgender Lias und Trias (do-
lomitische Kalke u. Bauchwacke). Vergl.
den Art. Gummfluh.
KALBERHORN (Kt. Bern, Amts-
bez. Nieder Simmenthai). 2097 m. Gip-
fel, dem Bothorn nach NO. vorgelagert ;
in der Gruppe der Spilgerten. Die meist
begrasten Gehänge bilden den oberen
Abschnitt der Wild Grimmialp (Hütten
in 1559 und 1729 m). Das nur wenig be-
suchte Kalberhorn kann^von der Grimmialp in 2 Vi Stun-
den bestiegen werden.
KALBCRSiCNTIS (Kt. Appenzell I. B. und St. Gal-
len). 2373 m. Nebengipfel des Santis, 500 m sö. vor diesem.
Der von Wildhaus auf den Säntis führende Weg geht über
den Kalbersäntis und das ihm angelagerte Firnfeld des
sog. Grossen Schnees. Yergl. den Art. S^entis.
KALBERWeiD (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Eriswil). 851 m. Gruppe von 7 Höfen; 1,5 km sö.
Eriswil und 6 km ssö. der Station Huttwil der Linie Lan-
gen thal-Wolhusen. 80 reform. Ew. Wiesenbau.
KALBCRWEIDLI (Kt. Bern, Amtsbez. Wangen,
Gem. Herzogenbuchsee). 495 m. Teil des Dorfes Herzogen-
buchsee, 1 km sö. der Bahnstation. S. den Art. Herzogen-
buchsee.
KALBI8AU (OBER und UNTER) (Kt. Zürich, Bez.
Borgen, Gem. Hirzel). 106 und 690 m. Zwei Gruppen von
zusammen 9 Häusern, 800 m w. der Kirche Hirzel ; 1,7
km ö. der Ortschaft Sihlbrugg und 3,5 km s. der Station
Sihlbrugg der Sihlthalbahn und der Linie Zürich-Thal-
wil-Zug. 25 reform. Ew. 1279 : Chalwisowa; 1417 : Kal-
vnwvr.
KALCH. Ortsname der deutschen Schweiz: für sieb
allein oder in Zusammensetzungen oft vorkommend. Be-
zeichnet in der Befi^el einen Ort, an dem ein Kalkofen in
Betrieb stand. Bezieht sich nicht immer auf einen kal-
kigen Untergrund der betreffenden Lokalität.
KALCH (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln). 887
m. Gruppe von 7 Häusern, am NO.-Fuss des Hummel-
bergs, am Fuss der steilwandigen Kalchfluh und am lin-
ken Ufer der Sihl * 4,5 km sö. vom Bahnhof Einsiedeln.
Postwagen Einsiedeln-Ober Iberg. 51 kathol. Ew. Vieh-
zucht. Der hier anstehende schwarze Marmorkalk ist im
Bohzustand oder geglättet und geschliffen ein vorzüglicher
Baustein und ist einst für den Bau des Klosters und
Fleckens Einsiedeln gebrochen und verwendet worden.
Zwei Quellen — Meerader und Gätzibrunnen genannt — ,
an die sich zahlreiche Sagen knüpfen.
KALCHEGQ (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem.
Turbenthal). 830 m. Weiler, 6 km osö. der Station Wila
der Tössthalbahn (Winterthur- Wald) und l.G km sw. der
Kirche Sitzberg. 12 Häuser, 43 reform. Ew. Kirchge-
meinde Sitzberg.
KALCHERLI (Kt. Uri, Gem. Seelisberg). 840 m.
Gruppe von 5 Häusern, auf der Terrasse von Seelisberg
über dem linken Ufer des Yierwaldstättersees, an der
Strasse Emmetten-Seelisberg-Treib, 900 m s. vom Gast-
hof Sonnenberg-Seelisber^. 25 kathol. Ew. Viehzucht.
Fussweg von da zum Bütli hinunter.
KALCHMATT (Kt. Bern, Amtebez. Signau, Gem.
Lauperswil). 627 m. Weiler, am linken Ufer der Emme
und am O.-Fuss der die Burgruine Wartenstein tragenden
Anhöhe; 600m n. Lauperswil und 700 m sw. der Station
Zollbrücke der Linie Burgdorf-Langnau. 15 Häuser, 106
reform. Ew. Landwirtschaft. Nach dem Zerfall der Barg
Wartenstein erbauten sich ihre Besitzer in Kalchmatt 1496
ein neues Herrenhaus, das 1651 restauriert wurde nnd
im 17. Jahrhundert Eigentum des Bemer Patrizierge-
KAL
KAL
717
schlechtes Güder war. Eine noch zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts vorhandene ffrosse Sammlung von Glasgemälden
ist seither völlig verscnwunden.
KALCHOFEN (Kt. Bern, Amtobez. Burgdorf, Gem.
Hasli). 575 m. Weiler, am linken Ufer der Emme, 600 m
ö. Hasli und nahe der Station Hasli-Rüegsau der Linien
ßurgdorf-Langnau und Burgdorf-Thun. Postbureau, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Kalchofen-Affoltern. 17 Häu-
ser, 150 reform. Ew. Gasthof. Blusenfabrikation. In der
Nähe die Buntweberei in der Emmenau. Holzbrücke über
die Emme.
KALCHRAIN (Kt. Thurgau, Bez. Steckbom, Gem.
Huttwilen). 585 m. Kantonale Arbeits- und Korrektions-
anstalt, am S.-Hang des Seerückens zwischen Huttwilen
und Herdern ; 7 km n. Frauenfeld und 5 km ssö. der Sta-
tion Eschenz der Linie Konstanz-Schaffhausen. Telephon.
7 Gebäude, 66 reform, und kathol. Ew. Sehr schöne Aus-
sicht auf das Thurlhal, die Voralpen und die Schweizer
und Tiroler Hochalpen. Futter^, Getreide-, Wald- und
Weinbau; Viehzucht. Holzhandel. Die Anstalt ist im ehe-
maligen Kloster Mariazell untergebracht, das von Konrad
von Klingen berg, Bischof von Freising (bei Mönchen),
ums Jahr 1300 gestiftet worden sein soll. Gehörte dem
Orden der Prämonstratenser Nonnen und erhielt 1330
vom Bischof die kirchlichen Einkünfte von Herdern ge-
schenkt. Zur Zeit der Reformation verarmte das Kloster
Kalchrain von Südwesten.
und wurde von den Schwestern verlassen. 1531 zerstörte
eine Feuersbrunst einen grossen Teil der Gebäulichkeiten.
Günstigere Zeiten gestatteten 1561 die Wiedereröffnung
und Instandsetzung des Klosters und 1571 die Einweihung
einer neuen Klosterkirche. 1848 aufgehoben und zur Kor-
rektionsanstalt umgewandelt, die neben Thurgauern auch
noch andere Schweizer aufnimmt. Die Zahl der Insassen
beträgt jetzt durchschnittlich etwa 60. Sie werden mit
landwirtschaftlichen Arbeiten und mit verschiedenen
Handwerken beschäftigt. Das Hauptgebäude bildet ein
grosses Viereck, an dessen N. -Seite die restaurierte Kirche
mit schönem kleinem Turm steht. Es ist nicht sicher,
ob die im Jahr 872 urkundlich erwähnte Siedelung Cha-
chaberg mit unserem Kalchrain identisch ist.
KALCH8TiETTEN (Kt. Bern, AmUbez. Schwarzen-
burp;, Gem. Guggisberg). 1082 m. Gemeindeabschnitt und
Weiler, an der Strasse Schwarzenburg-Guggisberg; 1,4
km nw. Guggisberg und 20 km sw. der Station Thurnen
der Gürbethalbahn (ßern-Wattenwil-Thun). Zusammen
52 Häuser, 295 reform. Ew.; Weiler: 12 Häuser, 62 Ew.
Wiesenbau und Viehzucht.
KALCHTARCN (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Kirchberg). 845-857 m. Gruppe von 9 Häusern, am
O.-Fuss der die Burgruine Alt Toggenburg tragenden
Anhöhe; 4,7 km sw. Kirchberg und 7,5 km sw. der Sta-
tion Bazenheid der Toggenburserbahn. 41 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Gähwil. Viehzucht. Kalchtaren bezeichnet
einen Ort, an dem Kalk gebrannt wurde.
KALCHTHAL (Kt. Üri). 1900 m. Rechtsseitige obere
Verzweigung des Meienthales ; steigt auf 2 km Länge von
den Sustenhömern nach N. ab. Zu oberst der Kalctithal-
fim, weiter unten Alpweiden (Teil der Sustenalp). Der
Hauptsache nach in Gneisen und Serizit- und Amphibol-
schiefern aus^waschen. Am Blauberg (rechtsseitiger Thal-
hang) findet sich eine der interessanten Stellen, an denen
man die Einfaltunff von Sedimenten (Malm) in diekrystal-
linen Gesteine beobachten kann. Vergl. das Profil zum
Art. Dammagruppe.
KALCHTHALFIRN (Kt. Uri). 2640-1950 m. Firnfeld,
oben über dem Kalchthal ; liegt in dem mächtigen Felsen-
zirkus eingebettet, der vom Sustenspitz im W., Hinter
Sustenhorn im S. und Griessenhörnli im 0. gebildet wird.
2 km lang. Sendet seine Schmelzwasser zur Meienreuss.
Zwischen Kalchthalfirn und Wallenbühlfirn das Susten-
joch (2657 m).
KALCHTHAREN (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem.
Schongau). 765 m. Gruppe von 6 Häusern; 1,5 km nö.
Mettmen-Schongau und o km nö. der Station Mosen der
Seethalbahn (Emmenbrücke-Wildegg). 35 kathol. Ew.
Viehzucht.
KALCHTHARKN (MITTLER, OBER und UN-
TER) (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Wädenswil). 590-
568 m. 4 Häuser; 2,5 km w. der Station Wädenswil der
linksufriffen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil-Ziegel-
brncke). 33 reform. Ew.
KALCHTHAREN (OBER und UNTER) und
KALCHTHAREN HÜSLI (Kt. Luzern, Amt Willisau,
Gem. Willisau Land). 687-607 m. 4 Häuser, zwischen
den Thälern der Buchwigger und Enzi-
wigger; 1,3 km s. der Station Willisau
der Linie Langenthai -Wolhusen. 45
kathol. Ew. Kirchgemeinde Willisau.
Landwirtschaft.
KALKALPEN (NCERDLICHE).
So nennt man die lange, von Savo^en
bis weit nach Vorarlberg hinein sich
erstreckende und SW.-NO. streichende
Zone von gefalteten Sedimentgesteinen
und Klippen, die den Aiissenrand des
Alpenkörpers gegen die Zone der sub-
alpinen Molasse hin bildet. Diese Kalk-
alpen bestehen aus einer grossen An-
zahl von meist nach N. übergelegten
Eocän-, Kreide- und Jurafalten, die we-
der unter sich noch gegen die krystalli-
nen Zentralmassive scnarf abgegrenzt
werden können. Von diesen letzteren
sind sie etwa durch eine Linie Marti-
nach-Leuk- Grindel wald- Innertkirchen-
Altorf- Dan z-Klosters geschieden. Ihnen
gehört eine stattliche Reihe der bekanntesten Gipfel unse-
rer Alpen an, so z. B. Säntis, Churfirsten, Calanda, Glär-
nisch, ßürgenstock, Pilatus, Bauen, Brisen, Brienzer Hot-
hom; Murtschenstock, Faulen, Schächenthaler Windgälle;
Uri Rotetock, Titlis, Hochstollen, Faulhorn; Alteis, Wild-
strubeL Wildhorn, Diablerets, Dent de Mordes, Dent du
Midi, Tour Sallieres. In inniger Verbindung mit den Zen-
tralmassiven stehen Tödi, Windgällen, Eiger. Blümlisalp u.
a. Klippen sind Mythen, Buochserhorn, Stanserhorn, Giswi-
lerstöcke etc. Die westschweizerischen Geologen unter-
scheiden noch als besondere Reffion die sog. Romanischen
Präalpen (Pr^alpes romandes), d. h. die Gebiete des Stock-
homs undChablais. Die Zone der nördlichen Kalkalpen bil-
det als Ganzes ein kompliziertes Netzwerk von Gebirgsket-
ten und -Stöcken, deren manniefaltige Oberilächenformen
dui*Ch Faltung. Brüche, Verwerfungen, Ueberschiebungen,
Verwitterung und Erosion bedingt sind. Ueberblicken wir
die Zentral massive und Kalkalpen gleichzeitig, « so be-
obachten wir. wie die Berge aus verschiedenem Gestein
aufgebaut sind, hier aus helleren Kalkgesteinen, dort »us
dunkleren Urgesteinen. Die Berge aus Kalkstein erheben
sich in klotzigen, oft festunssartigen Massen, oder in
wildgezackten, an Türmen una Breschen reichen Gräten,
während im Urgestein die Pyramidenform vorherrscht
. . ; » (Herm. Walser). Besonders charakteristisch für
diese Sedimentberge ist der Umstand, dass ihre verschie-
denen Platten oder Schichten verschieden leicht verwit-
tern und daher terrassenförmige Gehänge entstehen, an
denen grüne Rasenbänder mit steilen, kahlen und grauen
Felsbändern oft vielfach mit einander abwechseln. (Vergl.
darüber besonders: Heim, Albert. Einvaes über die Ver-
witierungsformen der Berge. Zürich 1ö74).
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Aufgebaut sind die Kalkalpen aus einer Reihe von
schlingenförmig übereinandergeschobenen Falten, die ein
horizontales Ausmass von bis zu iO km haben können
und dann als grossartige tektonische Vorffänge sich ent-
hüllen. Besonders hervorragende Beispiele hierfür sind
in der O.-Schweiz das Gebiet des Rätikon und die sog.
Glamer Doppelfalte, in der W.-Schweiz die Falten der
Dent de Morcfes-Dent du Midi, Diablerets, des Wildhoms,
Wildstrubels u. a. Yersl. den Art. Alpen und die ver-
schiedenen Einzelartikel.
Die krystallinen Zentralmassive der Alpen werden auch
auf der S.-Seite, d. h. der Innenseite des Gebirges, von
einer ähnlichen Sedimentzone, den sudlichen Kaikaipen
begleitet. Diese sind aber viel weniger mannigfach veral-
tet, durch die Eruptivmassen um Lugano gestört, aurch
Verwitterung stark reduziert und zum Teil unter die
I^oebene versenkt
KALKBCRQCKt. Graubünden. Bez. Hinterrhein).
So nennt man den zu einem scharfen Kamm aufsteigenden
Felshang über den Waldungen der linken Seite des
Rheinwald, zwischen Splügen und Sufers. Der Kamm
zieht vom Stutzhorn (2132 m) zum Teurihorn (2975 m)
und biegt dann gegen das Steilerhorn (2963 m) zu ab.
KALKBERQE (SPLÜdENCR) (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein). Kleine Gebirgsgruppe. S. den Art.
Splügener Kalkberge.
KALKHOFCN (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Herisau). 753 m. 14 Häuser, nahe der Grenze gegen
den Kanton St. Gallen zerstreut gelegen ; 2,5 km nö. der
Station Herisau der Appenzellernahn (Winkeln-Herisau-
Appenzell). 104 reform. Ew. Viehzucht.
KALKHORN (Kt. Glarus). Etwa 2700 m. Gipfel, in
der Gruppe des Hausstocks; so. über der Jätzalp, in dem
zum Panizerpass ziehenden O.-Kamm des Hausstocks,
zwischen dem Ruch Wichlenberg und Rinkenkopf ; 7,5
km sw. Elm. Besteht aus Malm, der auf Flysch ruht und
dem zu oberst eine kleine Kappe aus Vemicano aufgesetzt
ist. Auf der Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
KALKOFEN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horeen).
517 m. Weiler, an der Strasse Horgen-Schönenberg, 2 km
so. der Station Horgen der linksufrigen Zürichseebahn
(Zürich-Wädenswil-Ziegelbrücke). 11 Häuser, 71 reform.
Ew. In der Nähe ein Steinbruch auf Süsswasserkalk.
KALK8CHYEN (Kt. Uri). 2B87 m. Hoher Felsturm,
bildet den so. Abschluss des vom Kleinen Rüchen Regen
den Hüßgletscher ziehenden scharfen Kammes und fallt
hier gegenüber der Hüfihütte des S. A. C. mit mächtiger
Steilwand ab. Der Ausdruck Schye oder Scheye bezeich-
net im Volksmund so viel als Zaunpfahl oder Zaunlatte
(wie solche zur Umfriedigung von Alpweiden und Alp-
wegen verwendet zu werden pflegen) ; Kalkschven also =
Kalklatten. Aehnliche Bezeichnungen sind Hagstäcken,
Seeschven etc.
KALK8TÖCK (Kt. Uri). Gipfel. S. den Art. Wind-
GiELLE.
KALK8TCECKLI (Kt. Glarus). 2506 m. Südlichster
Gipfel der Gruppe der Freiberge, unmittelbar n. über
dem Richetlipass und zwischen diesem und dem Hahnen-
stock ; 6 km ö. Linthal und 8,5 km sw. Elm. Benannt
nach einem am W.-Häng 3U m unter dem aus Vemicano
aufgebauten Gipfelpunkt durchziehenden Band von Loch-
seitenkalk (Malm), das sich mit seiner leuchtend hell-
grauen Farbe scharf von den bis zum Durnachthal und
Sernfthal hinunter ziehenden dunkeln Eocänschiefem ab-
hebt. Das Dach dieses ein kleines Karrenfeld tragenden
Bandes besteht aus einer 10-30 cm mächtigen Schicht
Rötidolomit, worauf der eben erwähnte Verrucano folgt.
KALLERN (Kt. Aargau, Bez. Muri). 518 m. Gem. und
Weiler, im Thal der Bünz ; 2,4 km nw. der Station Bos-
wil der Linie Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. Postablage. Ge-
meinde, mit Hinterbülii und Niesenberg: 30 Häuser, 225
kathol. Ew. ; Weiler: 6 Häuser, 39 Ew. Kirchgemeinde
Boswil. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Gleiche
Etymologie wie Kaxchtaren. (S. diesen Art.).
KALLI (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1800-2100 m.
Felshänge, zum Teil mit Rasen bewachsen ; links über
dem Uutern Eismeer des Untern Grindelwaldgletschers
und am Weg von Grindelwald über diesen Gletscher und
das Mönchjoch zur Berglihütte des S. A. C. Seit 1894 steigt
diesen Hang ein Zickzackweg hinan, der in 2026 m an
einer Quelle vorbeiführt, eine kleine Felsmauer (früher
über eine Leiter zuganglich) erklettert und an der lin-
Kalkschyen, vod der HQflhfltte aus.
ken Randmoräne des Grindel walder Fiescherßrns endigt.
KALLIFIRN (Kt. Bern, Amtobez. Interlaken). 320)-
2700 m. Langes und schmales Fimband, am SO.-Hang
der den Eiger mit dem Hörnli verbindenden Felsmauer.
2,6 km lang und 500-900 m breit. Vom Kallim steigen
nach NO. die Hänge des Kalli zum Untern Grindelwald-
gletecher und fällt nach SO. das Kalliband, eine 100^200
m hohe Felswand, zum Grindelwalder Fiescherfim ab,
auf den über diese Wand häufig Eismassen abstürzen.
In seinem ö. Abschnitt Ist das Kalliband von einem natür^
liehen Loch, der sog. Eigerhöhle (2712 m), durchbohrt.
KALLNACH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg). 464 m.
Gem. und grosses Pfarrdorf, am O.-Rand des Grossen
Mooses und nahe der kanalisierten Aare, an der Strasse
Lyss-Murten. Station der Linie Lausanne- Payerne-Lyss.
Postbureau, Telegraph, Telephon. 157 Häuser, 848 reform.
Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit Niederried. Land-
wirtschaft (Runkelrüben und Tabak). Käserei, Mühle.
In den letztvergangenen Jahren sind bei Kallnach öfters
Schiessübungen für Artillerie veranstaltet worden. Das
Dorf war bis zur Reformation zur Kirchgemeinde Ker-
zers eingepfarrt und wurde 1530 von dieser losgelöst.
Mitten im Dorf sprudeln zwei wasserreiche Quellen, deren
eine sofort eine Säge treibt. Beide sind vielleicht schon
von den Römern zu Badezwecken verwendet worden. Im
benachbarten Wald finden sich Grabhügel, von denen
1877 zwei von Dr. Fellenberg geöffnet worden sind, aber
nur eine Lanzenspitze enthielten. Bei Niederried hat man
ein in seiner Art einzig dastehendes schönes Nephritbeil
gefunden. Westl. vom Dorf liegt im Grossen Moos ein
weites Gräberfeld, das etwa aus dem Jahr 350 n. Chr.
stammt und im N. und W. von einem kleinen Wall um-
ffeben ist. Hier hat man auf einem Raum von nur 4 m
Durchmesser zahlreiche gut erhaltene Skelete gefunden,
die dicht nebeneinander lagen und zum Teil mit langen
und dünnen Ziegelsteinen zugedeckt waren. Daneben
lagen zahlreiche kleine römische Münzen aus der ge-
nannten Zeit und Glasscherben, sowie eine Gürtelschnalle
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aus silberbeschlagenem Eisen und ein [Eisenschwert. Die
etwa 30 cm dicke Schuttschicht über den 'Skeleten ent-
Kallnach von Nordwesten.
hielt Scnerban von Fensterglas römischen Ursprungs.
Spätere Nachgrabungen werden hier sicherlich noch
wertvolle Funde xu Tage fördern. Die durch das Grosse
Moos ziehende Römerstrasse von Murten nach Petinesca
führte w. an Kallnach vorbei. Im Mittelalter wohnten in
Kallnach die wahrscheinlich früh erloschenen Edeln
gleichen Namens, von deren Bur^ keine Ueberreste mehr
sichtbar sind. Schöne kleine Kirche im gotischen Stil,
deren einst von den Städten Bern und Nidau gestifteten
vier Glasgemäide heute im schweizerischen I^ndesmu-
seum zu Zürich sich befinden.
KALMI8 (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). Gem. und
Dorf. S. den Art. Charmoille.
KALPETRAN (Kt. Wallis, Bez. Yisp, Gem. Emd).
886 m. Gruppe von bewohnten Hätten, im Nikolaithal,
am linken Ufer der Visp und unter den die fruchtbaren
Terrassen von Emd und Grächen tragenden Steilhängen.
Station der Bahnlinie Visp-Zermatt. Fussweg von St. Ni-
kiaus über Kalpetran nach Huteggen im Saasthal.
KALSHAUSCN (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Muolen). Häusergruppe. S. den Art. Karlshausen.
KALT (AUF DEM) oder KALTHOF (Kt. Aargau,
Bez. Zofingen, Crem. Staffelbach). 655 m. 7 zerstreut gele-
gene Höfe: 1,5 km sw. Staffeloach und 4,5 km sw. der
Station Scnöftland der elektrischen Strassenbahn Aarau-
Schöftland. 45 reform. Ew. Kirchgemeinde Brittnau. Ak-
kerbau und Viehzucht.
KALTACKER (Kt. Bern, AmUbez. Burgdorf, Gem.
Heinriswil). 714 m. Gruppe von 4 Häusern mit Wirtshaus,
an der Strasse Burgdorf-Affoltem ; 1,7 km nö. Heimiswil
und 7 km nö. der Station Burgdorf der Linie Ölten-
Bern. Postablage, Telephon ; Postwagen nach Burgdorf.
22 reform. Ew. Viehzucht. In der Nähe ein schöner Ei-
benbaum {Taxus baccata).
KALTBACH (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Mauen-
See). 530 m. Dorf, 2 km nnw. Mauensee und 2,8 km ö.
der Station Wauwil der Linie Luzern-Olten. 25 Häuser,
235 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sursee. Acker- und Obst-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Torfgruben, die ein
ausgezeichnetes Brennmaterial liefern.
KALTBACH (Kt. und Bez. Schwyz). 1100-500 m. So
heisst der Quelllauf des in den Lowerzersee mündenden
Siechenbaches ; entspringt am S.-Hang des Haggenbergs
und durchfliesst den Weiler Kaltbach, um dann den Na-
men zu wechseln.
KALTBACH (Kt.. Bez. und Gem. Schwvz). 572 m.
Unterabteilung der Gemeinde Schwyz, am SW.-Fuss des
Haggenbergs und am rechten Ufer des Kaltbaches, an
der Strasse Schwyz- Steinen und 2 km nö. der Station
Schwyz der Gotthardbahn. Telephon. Umfasst neben zer-
streut gelegenen Häusern die Weiler Burg und Em"
zusammen~48 Häuser, 306 kathol. Ew. Wiesen- und Obst-
bau, Viehzucht. Säge und Mühle ; Knochenmehl fabrik.
Am linken Ufer des Baches sieht an der Stelle einer ein-
stigen kantonalen Korrektionsanstalt ein 1902 eröffnetes
Besserungshaus für beide Geschlechter.
KALTBAD (RIQI) (Kt. und ^'Amt Luzern, Gem.
Vitznau). Gasthof undJBahnstation. S. den Art. Rigi Kaxt-
BAD.
KALTBERQ (Kt. Bern, Amtsbez.
Aarberff, Gem. Schupfen). 628 m. Wei-
ler ; 2,3 km sw. der Station Schupfen
der Linie Bern-Biel. 15 Häuser, 77 re-
form. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
KALTBRUNN (Kt. St. Gallen, Bez.
Gaster). 444 m. Gem. und Pfarrdorf,
Ilauptort des Bezirkes Gaster; am Gi-
genbach und an der Strasse Rappers-
wil- Wesen: 1,5 km nö. der Station
Kaltbrunn-Beoken der Linie Rappers-
wil- Wesen. Postbureau, Telegraph, Te-
lephon; Postwagen nach der Station.
Gemeinde, mit Steinerbrugg und Wilen :
2Ö4 Häuser, 1700 kathol. Ew. ; Dorf :
104 Häuser, 590 Ew. Acker- und Obst-
bau, Rindvieh- und Schweinezucht. Ge-
nossenschaftskäserei. Abbau von Schie-
ferkohlen. Seideoindustrie und Sticke-
rei. Grosse Vieh- und Pferdemärkte.
Sehr rühriges Vereinsleben. Die Kirch-
gemeinde hiess früher Oberkirch und stand unter der
Hoheit des Klosters Einsiedelo. It^l9 wurde dann die alte
Kirche verlassen und in Kaltbrunn eine neue erbaut. Das
Dorf 1792 durch eine Feuerbrunst nahezu völlig zerstört.
Ueber Kallbrunn wird sich der S.-Eingang zum grossen
Tunnel (9 km lang) der im Bau beffriffenen Rickenbahn
betinden, die die Gegend um den Obersee mit St. Gallen
verbinden soll. 972 : Chaldebrunna.
KALTBRUNNCNALP (Kt. Bern, Amtsbez. Ober
Hasle, Gem. Meirinffen). 1638 m. Alpweide mit Gruppe
von 14 Hütten, am NO.-Haog des Tschingelhorns und 4
Stunden sw. über Meiringen.
KALTBRUNNKNHORN oder iELGiEUHORN
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 2120 m. Begraster Gipfel
im Brienzerffrat, dem Tannhorn (2223 m) nach SW. vor-
gelagert una mit ihm durch den Seewelisgrat (2098 m)
verbunden. Schöner Aussichtspunkt, von Ebligen am
Brienzersee in 4 Vt Stunden leicht zu erreichen.
KALTBRUNNENTHAL (Kt. Bern, Basel Und und
Solothum). 700-380 m. Romantisches und oft besuchtes
Thal. 6 km lang ; steigt von Zullwil und Meltingen lang-
sam nach NNW. ab, eogt sich im untern Abschnitt zu
einer steilwandigen und felsigen Waldschlucht ein und
mündet 6 km ono. Laufen und 1 km oberhalb Grellingen
von rechts auf das Thal der Birs aus. Vom Ibach durch-
flössen .
KALTBRUNNKNTOBKL (Kt. Graubünden, Bez.
Plessur). 1730-700 m. So heisst das von Chur aus erste
der zahlreichen Tobel in der Flanke des Hochwang; 2,5
km nö. Chur. Im Bündnerschiefer ausgewaschen. Sein
im Sommer meist völlij^ trocken liegender Bach mündet
gegenüber Haldenstein m den Rhein. Sein breiter Schutt-
kegel verschmilzt mit demjeniffen des aus dem Scalära-
tobiel kommenden Baches zu der sanft geneigten Halde,
auf der das Lürlibad mit seinen Weinbergen, der Für-
stenwald und die Irrenheilanstalt Waldhaus stehen. Nach
oben verzweigt sich das Tobel in den schieferigen Hän-
gen des Feuerhörnli und seines SW. -Grates.
KALTBRUNNCRRIET (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster,
Gem. Kaltbrunn). 415 m. Ehemals sumpfiges Riet rechts
der Linth, zwischen dem Benkerriet una Uznacherriet
und 400 m w. Kaltbrunn ; von dem hier kanalisierten
Steinenbach durchflössen. Teil des grossen Sumpfgebie-
tes um die Linth, das jetzt trocken gelegt ist. 2 km lang
und 1,1 km breit. Heute zum Teil gut angebaut und mit
Wiesen und Obstbäumen bestanden.
KALTCNBACH (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem.
Wagenhausen). 430 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am
N.-Hanf[ und -Fuss des Seerückens mitten in Obstbäu-
men reizend schön gelegen ; 800 m ssw. Wagenhausen
und 1 km sw. der Station Stein am Rhein der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schafihausen. Postablage. Mit Bleuel-
hausen und Etzwilen zusammen : 97 Häuser, 496 reform.
Ew. ; Dorf: 39 Häuser, 186 Ew. Kirchgemeinde Burg.
Acker-, Garten- und etwas Weinbau, Waldungen. Holz-
und Schweinehandel. 3 Sägen. Landwirtschaftlicher und
720
KAL
KAM
Schiess verein. Schöne Aussicht auf den Rhein und das
umliegende Gelände. Fund von römischen Münzen der
gens Cornelia,
KALTENBRUNNEN (Kt. Bern, Amtobez. Aarberg,
Gem. Gross Affoltern). 540 m. Gruppe von 8 Häusern, an
der Strasse Wengi-Gross Affoltern; i,8 km nö. Gross
Affoltern und 4 km nö. der Station Suberg der Linie
Bern-Biel. Telephon ; Postwagen Suberg-Wengi. 41 re-
form. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
KALTENBRUNNEN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwi-
len, Gem. Affeltrangen). 542 m. Gruppe von 6 Häusern,
an der Strasse Märstetten-Wil ; 2,8 km n. Affeltrangen
und 5 km ssw. der Station Märstetten der Linie Zürich-
Winterthur-Romanshorn. Postablage; Postwagen Mär-
stetten-Affeltrangen. 40 reform, und kathol. Ew. Kirchge-
meinden Affeltrangen und Tobel. Kapelle. Wiesen.
Stickerei. Torfmoor. Im Kräherried hat man Pfahl werk,
Kohle, Scherben von Töpferwaaren und ein Serpentin-
beil aus der Steinzeit aufgefunden.
KALTENBRUNNENBACH (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Simmenthai). Wildbach ; entspringt am W.-Hang
des Amselgrates in 1830 m, iliesst nach N. und mündet
nach 4,5 km langem Lauf 3,5 km sw. Zweisimmen in
1100 m von rechts in die Kleine Simme. Trias (Gips,
Kalkdolomit und RauchwackeJ. Lias und jurassische
Hornfluhbreccie, auf Flysch uberschoben. Vergl. den
Art. HORNFLUH.
KALTEN EQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Rohrbachfipraben). 760 m. Weiler; 1,4 km nö. Dürren-
roth und 4,5 km s. der Statmn Rohrbach der Linie Lan-
genthal-Wolhusen. 12 Häuan», 37 reform. Ew. Kirchge-
meinde Rohrbach. Käserei.
KALTENBQQWALD (Kt. Bern, AmUbez. Aarwan-
gen). 780 m. Waldung, zwischen dem Rohrbachgraben
und Rothgraben, 2 km nö. Oürrenroth und 2,5 km s.
Rohrbach. 1,5 km lang, 185 ha gross.
KALTKNHERBERG (ZUR) (Kt. Bern, Amtsbez.
Aarwangen, Gem. Roggwil). 454 m. Gruppe von 6 Häu-
sern, an der Strasse Langenthal-Murgentnal und 2 km
sw. der Station Roggwil der Linie Olten-Bern. 58 reform.
Ew. Hier zweigte von der Strasse Aarburg- Langenthai die
alte Poststrasse nach Bern ab.
KALTEN8EN8B8CHLUND (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. Plaffeien). 900-1560 m. 11 Häuser, am lin-
ken Ufer der Kalten Sense von ihrer Vereinigung mit der
Muscheren Sense bis zu ihrer Mündung in die Warme
Sense zerstreut gelegen. 45 kathol. Ew. Wilde und ein-
same Gegend mit grossen Waldungen und zahlreichen
Alpweiden.
KALTEN8TEIN (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Küsnacht). 680 m. Gruppe von 4 Häusern, unmittelbar s.
der Forch, die die Zürichbergkette überschreitet ; 6 km
onö. der Station Küsnacht der rechtsufrigen Zürichsee-
bahn (Zürich-Meilen-Rapperswil). 30 reform. Ew.
KALTQRABEN (Kt. Bern, Amtsbez. Signau). 1400-
934 m. Linksseitiges Nebenthal zum Emmenthal ; be-
ginnt am N.-Hang des Hohgant, steigt auf eine Länge
von 2 km nach N. ab und mündet 700 m so. Bumbach aus.
KALTHiEUBERN (Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen,
Gem. Lommis). 500 m. Gemeindeabteilung und Weiler,
am S.-Fuss des Immenbergs und im Thal des Lauche-
bachs, an der Poststrasse Matzingen-Afleltrangen und
3,3 km onö. der Station Matzingen der Strassenbahn
Frauenfeld- Wil. Postablage. 17 Häuser, 79 zur Mehrzahl
kathol. Ew. Wiesen-, Obst- und Weinbau.
KALTHOF (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem. Staffel-
bach). Bauernhof. S. den Art. Kalt (Auf dem).
KALTTHALKCEPFE (Kt. Glarus und St. Gallen).
1957 m. Eigenartig geformte Felsköpfe in der Kette, die
von der Murgseefurkel nach NO. zieht und das St. Gal-
ler Murgthal auf der linken Seite begleitet. Zwischen
dem Silberspitz und der engen Thalöffnung des Sponba-
ches, 6 km s. vom Dorf Murg.
KALTWA88ERQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez.
Brig). 3400^00 m. Gletscher, am W.-Hang des Monte
Leone ; 3 km lang und 2 km breit. Seine Schmelzwasser
bilden die Quellbäche der Saltine^ Einer derselben
stürzt sich über die an der Simplonstrasse (zwischen der
Schutzhütte Nummer V und dem Gasthaus Simplon
Kulm) den Fels durchbrechende Kaltwassergalerie.
KALTWA88ERPA88 oder BOCCHETTA D'A-
VRONA (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2805 m. Passübergang,
zwischen dem Wasenhorn oder der Punta di Terrarossa
(3255 m) und dem Monte LeonÖ (3561 m) ; führt in 5
Stunden vom Gasthaus und Hospiz auf dem Simplon über
den Kaltwasser- und Avronagletscher zur italienischen
Alpe di Veglia. Meist leicht zu begehen. Der Uebergang
ist nur im Herbst beschwerlich, wenn der Schnee auf
dem Kaltwasserffletscher weggeschmolzen ist und seine
zahlreichen Spalten nicht mehr überdeckt ; zu dieser
Zeit zieht man die von den Schmugglern benutzten Wege
vor, die längs der Flanke des Wasenhorns zur Passhöne
hinauf führen. Der Pass wird von den Bewohnern der
umliegenden Thalschaften schon seit langer Zeit began-
gen. Aufstieg Simplonhospiz-Passhöhe 3 Vs und Gasthof
Veglia-Passhohe 3 Stunden.
KAM (Kt. Zug). Gem. und Dorf. S. den Art. Cham.
KAMBEN (Kt. Solothurn« Amtei Balsthal). 1230 m.
So heisst der zum ^rössten Teil bewaldete N.-Hang der
ersten Jurakette zwischen Welschenrohr und Aebetswil,
n. Günsberg.
KAMIN8PITZ (Kt. Graubünden und St. Gallen). 1817
m. Wenig hervortretender Gipfel, gegen das N.-Ende des
Calanda, 4 km s. Pfäfers. Hier teilt sich der Calanda in
zwei Kämme, die das Hochthälchen von St. Margreten
umschliessen. Dieses ist im Flyschschiefer ausgewaschen,
während vom Kaminspitz an nach S. die Kreideschich-
ten des Calanda einsetzen.
KAMM oder BiECHIKAMM (Kt. Glarus). 2053 m.
Begraster Kamm, mittlerer Abschnitt der vom Vorsteg-
kopf zwischen dem Linththal und Dumachlhal nach N.
ziehenden Kette. Trigonometrisches Signal. Schöner
Aussichtspunkt, von Linthal aus über die Auengüter und
die Gutbächialp in 3 Vt Stunden zu erreichen.
KAMM (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Goldin^en).
800-1000 m. 3 Häuser und verschieaene Hütten, in einem
Hochthälchen 7 km nö. Goldineen zerstreut gelegen. 20
kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
KAMMjKt. St. Gallen, Bez. Werdenbere). 2103 m. So
heisst der felsige SW.-Hang des von der Kammegg oder
Gauschla über den Girespitz und Fidakopf nach SO. zie-
henden Kammes. Am NO.-Hang eine Alpweidenterrasse,
die gegen Oberschan-Wartau absteigt.
KAMM (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron). 3870 m.
Felskamm, in der Gruppe der Walliser Fiescherhömer,
zwischen dem Schön bühlgletscher und Grünhomglet-
scher und ö. über der Hütte und dem Gasthof Konkordia.
Hat als Ö. Nachbarn das auf der Siegfriedkarte unbe-
nannte Fiescher Gabel hörn (etwa 3870 m) und als w.
Vorberff den Faulberg (3244 m). Zum erstenmal 1885 vom
Gasthof Konkordia aus unter bedeiltenden Schwierigkei-
ten in 6 Stunden erstiegen. Prachtvolle Aussicht.
KAMMEQQ (Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). Gip-
fel. S. den Art. Gauschla.
KÄMMEN (HINTER und VORDER) (Kt. Bern,
Amtobez. Trachselwald, Gem. Sumiswald). 1012 et 970
m. 5 Höfe, am rechteseitigen Hang des Hombachgrabens:
5 km ö. Wasen und 9 km s. der Station Huttwil der
Linie Langenthal-Wolhusen. 34 reform. Ew. Kirchge-
meinde Wasen. Viehzucht.
KAMMERALP (Kt Glarus, Gem. Linthal). 1100-
2100 m. Alpweide mit 6 Hütten (in 1141, 1290 und 1683 m),
am N.-Hang des Kammerstockes. 2-3 Stunden sw. über
Linthal. 111 ha gross; in 68 Weidenrechte (Stösse) abge-
teilt.
KAMMER8HAU8 (HINTER, MITTLER und
VORDER) (Kt. Bern, Amtobez. Signau, Gem. Langnau).
730-720 m. 5 Höfe, an der Ausmündung des Botachen-
Cibens in den Golgraben und 3.5 km ö. der Station
ngnau der Linie Bern-Luzem. 27 reform. Ew. Käserei.
KAMMER8ROHR (Kt. Solothurn, Amtei Lebern).
600 m. Gemeinde mit einigen zerstreut gelegenen Höfen,
an der Grenze gegen den Kanton Bern, am S.-Hang der
Weissenstein kette und 7 km nö. vom Bahnhof Solothurn.
7 Häuser, 51 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Attiswil und Flumenthal. Hier pflegen sich der billigen
(^bühren wegen oft Fremde einzubürgern.
KAMMERSTOCK (Kt. Glarus). 2125 ra. NO.-Eck-
punkt der Kette der Glanden, am O.-Ende eines kurzen
Seitenkammes 3, 5 km sw. Linthal. Fällt nach N. (zum
KAM
KAN
721
Linththal) und S. in hohen Felswänden ab, während der
mit Waia und Alpweiden bestandene NW.-Hang gleich-
massig sanft geböscht zum Urnerboden absteigt. Die
untern und mittleren Hänge bestehen aus Eocan, darüber
folgen in mannigfaltiger und verwickelter Wechsellagerung
Malm, Kreide und Eocän. Trigonometrisches Signal. Von
Linthal aus in 4 und vom Urnerboden aus in 2 Stunden
zu erreichen. Grossartige Aussicht auf die Gruppe des
Ortstocks und die das Linththal nach S. abschliessenden
mächtigen Felsmassen.
KAMMLIBERQ (Kt. Uri). 2420-3150 m. So heisst
der NW.-Hang des Kammlistocks. Bildet eine 600-700 m
hohe mächtige Felswand, die zum Griessengletscher ab-
stürzt. Stellenweise mit Firnflecken.
KAMMLICQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). Grat.
S. den Art. Kammligrat.
KAMMLIGRAT (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle).
3148, 3122, 3072, 2998 m. Gezackter Grat, der vom Hang-
endeletscherhorn nach SO. auszweifft ; w. über der
Gaulihütte des S. A. C, links über dem Gauligletscher
und oben über dem Urbachthal. Sein niedrigster Aus-
läufer heisst Kammliegff (2430 m).
KAMMLIJOCH oder KAMMLISCHARTC (Kt.
Uri). 3016 m. Passüberganff, zwischen dem Kammlistock
und Claridenstock ; verbindet wie die Kammlilücke den
Klausenpass mit der Hüfihütte des S. A. C. (Maderaner-
thal), ist aber viel schwieriger zu begehen als diese, weil
sich vor dem Besteiger eine 35 m hohe Eismauer auf-
türmt, von der oft grosse Blöcke sich loslösen. Wird
deshalb auch nur selten begangen. Kann dagegen vom
Claridenfirn aus leicht erreicht werden und dient deshalb
oft als Fusspunkt für die Besteigung des Claridenstockes
über dessen allerdings z. T. mit trügerischen Schnee-
schilden bedeckten W.-Grat.
KAMMLILÜCKE (Kt. Uri). 2848 m. Eispass, zwischen
dem Kammlistock und Grossen Scheerhorn, führt vom
Klausenpass in je 6 Stunden über den Griesgletscher zur
Hüfihütte einerseits und zur Claridahütte andererseits.
Der Aufstieg über den Griesgletscher (2450-2800 m) ist sehr
steil und der vielen Spalten wegen gefahrlich.
KAMMLI8CHARTE (Kt. Uri). Pass. S. den Art.
Kammlijoch
KAMMLISTOCK (Kt. Uri). 3238 m. Einer der Haupt-
gipfel der Kette des Scheerhorns oder der Clariden, vom
Grossen Scheerhorn durch die Kammlilücke getrennt.
Zeigt sich besonders schön von NW. als eine breite, firn-
gebänderte und von seinen Nachbarn (auch vom Clariden-
stock) scharf gesonderte Felsmasse. Der oberste Gipfel be-
steht aus eocänen Flyschkalken und -schiefem; darunter
folgen der Reihe nach Malm (N.-Hang), neuerdings Flysch
und endlich (am Klausenpass) Quarten- und Verrucano-
■schiefer. (Vergl. den Art. Claridengruppe). Kann von der
Kammlilücke aus über die S.-Flanke bestiegen werden;
zum erstenmal 1864 von Landra.t C. Hauser mit Heinrich
und Rudolf Eimer bezwungen.
KAMM8WALDKOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
1114 m. Wenig hervortretender Gipfel ; 1,5 km sw. Murg
am Walensee und über dem Kopfwald. Rötidolomit.
KAMOR (OBER u. UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Rheinthal, Gem. Altstätten). 13CO-1800m. Alpweiden,
am N.-Hang des Hohen Kasten, 3-4 Stunden w. über
Rüti. 6 Hätten und 20 Stadel, zerstreut celegen. 282 ha
gross, wovon 224 ha Weidefläche. Pracntvolle Aussicht
auf das Rheinthal, den Bodensee und das Appenzeller-
land. Von der Appenzeller Seite her leicht zu erreichen.
KAMPFER (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). Dorf und
See. S. den Art. Campf£:r.
KANALQLET8CHER (Kt. Graubünden, Bez. Glen-
ner). 3200-^00 m. Grosser Gletscher ; steigt vom N.-Hang
der Kette Güferhom-Schwarzhorn als breite Eismasse in
Stufen zum Kanalthal ab. Verschmilzt im 0. mit dem
Schwarzhorngletscher und imW. mit dem Güfergletscher.
KANALTHAL (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2500-
1830 m. 6 km langes Thal ; steigt vom Güferhorn nach
NO. und N. ab und vereinigt sich 9 km oberhalb Vals
Platz mit dem Lentathal zum Valserthal. Zwischen diesen
beiden oberen Verzweigungen des Valserthales steht die
schöne Gebirgsgruppe des Lentahorns, Furketlihorns und
Zervreilerhorns. Beide Thäler liegen oberhalb der Wald-
grenze, sind eng und umschliessen nur einige kleine Alp-
weiden. Sie sind reich an wilden Naturschönheiten. Ins
Kanalthal steigen hinten der Kanal-, Güfer- und Schwarz-
horngletscher ab. Die bekanntesten der das Thal um-
rahmenden Gipfel sind gegen SW. das Güferhorn (^93
m) und gegen 0. die regelmassige Pyramide des Fanella-
homs (3122 m), das von dieser Seite her ohne grosse
Schwierigkeiten bestiegen werden kann.
KANDER (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen und Nieder
Simmenthai). Bersstrom, einer der beträchtlichsten
Flüsse des Aaregebietes. EntspriuRt am S.-Fuss der
Blümlisalp in etwa 1900 m dem Kandergletscher und
durchfliesst der Reihe nach die drei l^alstufen des
Gasterenthales, der Ebene von Kandersteg und (von
Kandei^und an) des Kanderthales im enteren Sinn, um
nach 44 km langem Lauf zwischen Einigen und Gwatt
von links in den Thunersee zu münden, in den sie ein
beträchtliches Delta, den sog. Kandergrien (564 m) hin-
ausgebaut hat. Ihre wichtigsten Zuflüsse sind die Engst-
ligen aus dem Adelbodenthal, die Kiene aus dem Kien-
thal, der Suldbach aus dem Suldthal und die Simme, die
sich 3 km oberhalb ihrer Mündung in den Thunersee mit
ihr vereinigt. Das gesamte Einzugsgebiet der Kander um-
fasst 1060 km^. Da die zum Gebiet der Kander gehörenden
Bergmassen, besonders die Kette des Niesen, z. T. aus
leicht verwitterbarem Flysch bestehen, führt der Fluss eine
grosse Menge von Geschieben. Beim Bau der der Kander
entlang ziehenden Eisenbahnlinie Spiez-Frutigen wurde
eine durchgreifende Korrektion des Flusslaufes und
einiger seitlichen Wildbäche notwendig. Diese im Juni
1899Degonnenen und noch nicht vollendeten Arbeiten sollen
zusammen die Summe von 1 250000 Franken kosten, die
zu je einem Drittel vom Bund, Kanton und den Gemein-
den im Kanderthal getragen werden. Eine erste bedeutende
Korrektion ist schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts
durchgeführt worden. Bis dahin iloss die Kander nach
ihrer Vereinigung mit der Simme dem Hügelzug entlang,
der die Ebene von Wimmis vom Becken des Tnunersees
trennt, folgte dann dem heutigen Glütschbachthal
zwischen den Moränenzügen von Strättiigen und Zwiesel-
berg, trat bei Allmendingen in die Alluvionsebene der
Die Kander.
Thunerallmend ein und vereinigte sich gegenüber der
Mündung der Zulg 3 km unterhalb Thun mit der Aare.
Da nun der Fluss auf dieser letzten Strecke seines Laufes
OEOGR. LEX. 90 — 11 — 46
722
KAN
KAN
durch seine Hochwasser und Geschiebe bedeutende Ver-
heerungen anzurichten pflegte, durch die besonders die
J^Jon./ACr'
Binzagsgabiet der Ränder.
Ortschaften Thierachern, Uetendorf und Ultigen nahezu
ruiniert wurden, liess die ßerner Regierung durch den
Ingenieur Samuel Bödmen den Hügelzug von Strättlieen
durchstechen und die Kander durch diesen Kanal in den
Thunersee ableiten. Die Arbeiten wurden 1711 begonnen
und 1714 vollendet. Seither wälzt der Fluss seine Ge-
schiebemassen in den See, wo er jetzt schon ein ganz
beträchtliches Delta aufgebaut hat. In neuester Zeit ist die
Wasserkraft der Kander in ausgibiger Weise technischen
Zwecken dienstbar gemacht worden. Ein Teil ihrer
Wasser wird oberhalb der Brücke zwischen Spiez und
Wimmis abgeleitet und durch einen Stollen und eine
grosse Röhren leitung der am Ufer des Thunersees 2 km
n. Spiez erstellten mächtigen Turbinenanlage des Kander-
elektrizitätswerkes zugeführt. Von hier wird der elek-
trische Strom mit einer Hochspannleitung (15 000 Volts)
zunächst nach Thun geleitet, wo ein Teil der Kraft zum
Betrieb der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun Ver-
wendung findet, während der Rest nach Münsingen und
Bern geführt wird. Es besteht der Plan, die beiden Werke
an der Kander und von Hagneck zu einem gemeinsamen
Unternehmen zu verschmelzen. Die Kander ist einer der
bemerkenswertesten Wildströme der Alpen, dessen
Wasserfarbe jeden Augenblick wechseln kann. Vom Bad
Heustrich bis zur Mündung liegt eine der schönsten
Moränenlandschaften der Schweiz. Der Name des Flusses,
einst Kandel geschrieben, scheint sich vom latein. canalis
= Kanal herleiten zu lassen. Vergl. Bachmann, Isidor.
Die Kander im Bemer Oberland; ein ehemaliges
Gletscher- und Flussgebiet. Bern 1870. — Zollinger.
Edwin. Zwei
Flussverschie-
bungen im
Berner Ober^
land. Basel
1892.
KANDER-
BRÜCK (Kt.
Bern, Amts-
bez. und Gem.
Frutigen). 773
m. Gemeinde-
abteilung, zo
beiden Seiten
der Kander, 1
km 80. der Sta-
tion Frutigen
der Linie
Spiez - Fruti -
gen. Post-
ablage. 39
Häuser, 260
reform. Ew.
Landwirt-
schaft. Säge,
Gerberei,Zänd-
hölzchenfa-
brik. Brücke
über die Kan-
der. Die Ort-
schaft weist
noch eine An-
zahl von alter-
tümlichen
Häusern auf
und war einst
eine Etappe an
der einstigen
Handelsstrasse
von Bern ins
Wallis. Links
vom Eingang
in den Ort
steht heute
noch die alte
Sust (Waaren-
haus).
&IKANDER-
FIRN (Kt.
Bern , Amts«
bez. Frutigen). 3200-2400 m. Grosses Fimfeld mit Glet-
scherzunge (Alpetligletscher), hinten über dem Gas-
te renthal (oberster Abschnitt des Thaies der Rander)
und zwischen Petersgrat und Blümlisalp. Weites Eis-
feld von 4,7 km Länge und 3 km mittlerer Breite,
das sich an den SO. -Hang der Blümlisalp anlehnt
und gegenüber zum breiten Eiskamm des Petersgrates
aufstei^. Der Gletscherzunge, dem nach der benachbar-
ten Alpetlialp so genannten Alpetligletscher, entströmt
die Kander. Vom Kanderfim kann man über den be-
rühmten Petersgrat (3200 m) ins Lötschenthal und über
den Tschingelpass (2824 m) ins Lauterbrunnenthal ge-
langen ; vom Tschingelgletscher wird er getrennt durch
das Tschingelhorn (3581 mj und Mutthorn (3041 m). Am
Fuss dieses letztem steht m 2900 m die von der Sektion
Weissenstein des S. A. C. 1895 erstellte Mutthomhütte.
KANDCRQRIEN (Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 564 m.
So heisst das von der Kander seit ihrer künstlichen Ein-
mündung in den Thunersee (1714) auf|^ebaute beträcht-
liche Delta, das beinahe 1 km^ gross ist und zum Teil
Wald, Wiesen und Felder trägt. S. den Art. Kander.
KANDCRQRIKN (Kt. Bern, AmUbez. Thun). Langer
und schmaler Wald, auf der Thuner Allmend zwischen
Thun, Uetendorf und Thierachern. Bezeichnet den ein-
stigen Lauf der Kander. 2,5 km lang und 100-400 m breit
Mitten im Wald stehen das sog. Zollhaus und etwas
weiter nach NW. die Häusergrappe Bei der Brügg, die
einst zu beiden Seiten einer die Kander vor ihrer Ablei-
y.^UJii<^9i- j/r.
KAN
KAN
728
tuDg in den Thunersee hier überschreitenden Brücke
lagen. Beim Zollhaus verzweigt sich die von Thun her-
kommende Strasse nach Thierachern einer- und nach
Uetendorf andererseits. Der S.-Abschnitt des früher bis
Almendingen reichenden Waldes ist niedergelegt worden,
als man Tür die Schiessübungen der Artillerie auf der
Thuner AUmend freie Bahn schaffen wollte. Der Wald
ist Standort einiger alpinen Pflanzen. Auf der Siegfried-
karte wird er Kandergrund genannt.
KANDCRQRUND (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
878 m. Gem. und Dorf, im Kanderthal. Umfasst eine
grosse Anzahl von Weilern und Häuser^ruppen, deren Zen-
trum der Weiler ßunderbachist, wo die Pfarrkirche steht.
5 km ssö. der Station Frutigen der Linie Spiez — Frutigen.
Postbureau, Telephon ; Postwagen Frutigen-Kandersteg.
Gemeinde, mit Kandersteg, Mitholz, Felsenburg, Blausee,
Reckenthal, Bunderbach und Rütenen : 205 Häuser, 1098
reform. Ew.; Dorf Kandergrund am linken Ufer der Kander
(geteilt in Ausser und Inner Kandergrund): 91 Häuser,
4o5 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Zündholzfabrikation.
Fremdeniodustrie. Von Frutigen wurde Kandergrund 1840
politisch und 1845 kirchlich abgetrennt. In Mitholz hat
man ein Bronzebeil aufgefunden.
KANDERSTCQ (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Kandergrund). 1169 m. Gemeindeabteilung und Dorf, im
Hinters[rund des Kanderthales ; in einem 4,1 km langen
und 0,5 km breiten, von der Kander durchflossenen, nach
N. geöffneten und fast ebenen Thalboden; mitten in
schöner Gebirgslandschaft. Am We^ über die Gemmi.
12,4 km s. der Station Frutigen der Lmie Spiez-Frutigen.
Postbureau, Telegraph (im Sommer), Telephon; Post-
wagen Frutigen-Kandersteg. Das Dorf wird von mehreren
einzelnen Häusergruppen (Kappelen, Niedermatte etc.)
gebildet. Zusammen 79 Häuser, 445 reform. Ew. Kirch-
gemeinde Kandergrund. Mehrere Gasthöfe. Ausgezeich-
neter Ausgangspunkt für Hochgebirgstouren (Wilde Frau,
Wildstrubel, Balmhorn etc.), tüchtige Bergführer mit
festem Tarif. Alpwirtschaft. Aufgeweckter Menschen-
schlag. Einige Hauser, besonders das sog. Rüedihaus,
zeichnen sich durch typische Bauart aus. Kapelle aus dem
Anfang des 16. Jahrhunderts mit schöner Wappenscheibe
aus 1^7. Darin wird monatlich zweimal vom Pfarrer von
Kandergrund Gottesdienst gehalten. Zahlreiche Passüber-
gänge führen in die benachbarten ThaUchaften. so die
Gemmi in 6 Stunden nach Leukerbad, der Lötschenpass
(2695 m) in 9 Stunden nach dem Lötschenthal, der
Kandarsteg gegen die Gemmi.
Tschingelpass (2884m) in 12 Stunden. nach Lauterbrunnen,
der Honthürlipass (2707 ra) nach demobern Kienthal und
von da entweder nach Reichenbach (12 Stunden) oder
über die SeOnenfurgge nach Murren und Lauterbrunnen
(14 Stunden), die Weffe über den Allmengrat (2530 m)
und Engstligengrat (2d59 m) in 6 Vt Stunden nach Adel-
boden. In den Bergen um Kandersteg stehen drei Hätten
des S. A. G., nämlich auf dem Hohthürli (Blümlisalp),
dem Biberg (Doldenhorn) und auf Wildeisigen (Balm-
horn). Nach N. schöner Blick in das um eine etwa 180 m
hohe Stufe (Bühlstutz) tiefer gelegene Thal von Kander-
Srund und auf die Niesenkette ; rechts die Felsen bastion
er Birre mit ihrer verwickelten Schieb tenlagerung. Nach
0. öffnet sich der tiefe Einschnitt des Oeschinenthales,
aus dem die Blümlisalp und die Doldenhörner hervor-
leuchten. Diese senken sich mit den steilen Wänden des
Fisistockes nach dem Thalgrund hinunter und setzen sich
nach S. bis zu der von Kandersteg aus fast un bemerk-
baren Klus fort, durch die die Kander aus dem Gasteren-
thal tritt. Nach S. beherrscht das Gellihorn den Thalab-
schluss und den Aufstieg zur Gemmi. Westl. davon öffnet
sich das Ueschinenthal (eigentlich die direkte Fortsetzung
des Kanderthales), während die Kette des Lohner mit
ihren steilen und von schmalen Rasenbändern durch-
setzten Felshängen die linksseitige Thalwand bildet. Die
fruchtbare Alluvionsebene von Kandersteg bildete von der
Klus bis hinunter zum Querriegel des Bühlstutz vielleicht
einmal einen langen See. Dieser direkt vor der Ausmün-
dung des Oeschinenthales liegende Riedel soll nach
Brückner sein Dasein einem Bergsturz verdanken ; wahr-
scheinlicher ist er aber eine Moränenablagerung des ein-
stigen Oeschinengletschers, auf die dann später ein Berg-
sturz vom Fisistock niedergegangen ist, der seine Trüm-
mer noch weithin in die Ebene von Mitholz und Kander-
steg geworfen hat. Zu beiden Seiten des Thaies von
Kandersteg kommen aus den Kalken und tertiären Sand-
steinen des Fisistocks und Lohner mächtige Quellen zu
Tage, indem sie die alluviale Schuttdecke von unten nach
oben durchbrechen. Nach dem einen Projekt wird Kander-
steg (12(X) m) der Ausgangspunkt des künftigen Lötsch-
bergtunnels (13-14 km lang) sein, während das andere
Projekt den Tunnel (in diesem Fall 18-20 km lang) tiefer
legen und bei der Schlossweide am Fuss des Bühlstutz
in etwa 1000 m beginnen lassen will.
KANDERTHAL (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen). Links-
seitiges Nebenthal zur Aare, im Berner Oberland, von der
44 km langen Kander durchflössen ; öffnet sich Regen
das Becken des Thunersees zwischen der ffe waltigen
Pyramide des Niesen und dem vom Morgenberghom nach
W. sich abdachenden Höhenrücken,
der das Dorf Aeschi trä^ und — von
derKander in einer künsthchen Schlucht
durchbrochen — weiterhin im Morä-
nenwall von Strättligen sich fortsetzt.
Von seiner Ausmündung steigt das Thal
zunächst nach SO. an, biegt dann nach
S. ab und verharrt in dieser Richtung
bis zum Zentralkamm der Bemer Alpen,
um endlich als Längsthal nach 0. zu
ziehen und am Kanderfim seinen obem
Abschluss zu finden. Hier wird es von
den Ketten des Lötschengrates und der
Blümlisalp- Doldenhorn umschlossen.
An den Lötschengrat schliesst sich die
Gruppe Alteis- Balmhorn an, die sich
weiterhin zur Senke der Gemmi ab-
dacht. Westl. dieser steigt der Grenz-
kamm des Thaies zum Stock des Wild-
strubel an, von dem nach N. die das
Kanderthal vom Engstligenthal tren-
nende Kette des Lohner abzwei^. Die
rechtsseitige Thal wand bildet die von
der Blümlisalp ausgehende Kette des
Oeschinengrates. Von Frutigen an wird
das Thal im W. von der Niesenkette,
im 0. von den Ausläufern des Oeschi-
nengrates und weiterhin von denjenigen
der Gruppe Dreispitz- Schwalmeren-
Morgenberghorn begrenzt. Im obersten
Thalabschnitt bis zum Boden von Kan-
dersteg sinkt die Kammlinie nur an wenigen Punkten
unter 3000 m und hält sich auch in den mittlem und
untern Partien des Thaies durchschnittlich immer noch
724
KAN
KAN
auf 2500 m. Das Kanderthal gliedert sich in drei deutliche
Stufen : das Gasterenthal 1875-1260 m, die Thalebene von
Im Kanderthal bei KaoderHteg.
Kandersteg 1170 m und einen dritten unleren Abschnitt,
der vom vorhergehenden durch den hohen und steilen
Querriegel des Bühlstutzes getrennt wird und selbst wie-
der in den Kandergrund (etwa 800 m). das Prutigthal
(750-710 m) und eine unterste Partie (690-590 m) unterhalb
Mühlenen zerfällt. Zum Kanderthal öffnen sich mehrere
Seiten Ihäler, so bei Eggenschwand das Ueschinenlhal, bei
Kandersteg das Oescninenthal, bei Frutigen das Engst-
ligenthal, bei Reichenbach das Kienthal, bei Mühlenen
das SuldthaL Das Simmenthai dagegen kann nicht mehr
als Seitenthal des Kanderthales aufgefasst werden.
Dem Höhenunterschied der einzelnen Thalstufen ent-
spricht die Mannigfaltigkeit in der Vegetation, liis nach
Frutigen hinauf linden sich die gewöhnlichen Kullur-
pllanzen des Bernerlandes vertreten, wobei der Getreide-
Bau thalaufwärts aber merklich abnimmt.
Die berghänge sind hier mit Hochwald und
schönen Alpweiden bekleidet. Hinter Fru-
tigen wird das Thal wilder und enger, und
Kandergrund weist trotz seiner noch nicht
hohen Lage schon ziemlich alpinen Vegeta-
tionscharakter auf. In Kandersteg gedeihen
ausser dem Wiesengras nur noch KartolTein
und einige Sorten von Kohl. "Während wir
hier noch vereinzelte Kirschbäume antrelTen,
besitzt endlich das Gasterenthal nur noch
Erlen und Vogelbeergebüsch, sowie einige
Bestände von Kottannen und Arven.
Während im Engstligenlhal die Weiler
und Häusergruppen sämtlich auf Terrassen
hoch über dem schluchtartigen Thalgrund
stehen, finden wir die Siedelungen des Kan-
derthales alle im Thalboden. An den un-
tern Thnihängen liegen hier nur wenige
vereinzelte Häuser, die während des ganzen
.Fahres bewohnt werden. Die wichtigsten Ort-
schaften sind: Mühlenen (693 m), ein ehe-
maliges Städtchen an der Mündung des
Suldoaches in die Kander, dann etwas ab-
seits der grossen Thalstrasse das Dorf
Reichenbacli j7l2 m), weiter oben in er-
höhter Lage hnks über der Kander die zer-
streuten Häusergruppen von Rüdlen, Wen-
ge und Winkeln, rechts der Kander die
Gruppen von Kien, Ausser Schwendi und Inner Schwendi.
Zentrum und bedeutendster Ort der ganzen Thalscliaft
ist Frutigen (80G m; am Eingangins Engstligenlhal), das
am Hang der Niesenkette amphitheatralisch anstei^^. Hin-
ter dem Weiler Kanderbrück engt sich das Thal em, und
es beginnt der Abschnitt von Kander-
grunamit Kandersteg, auch unter dem
Namen des Kanderthales im enteren
Sinn bekannt. Die Siedelungen hegen
hier ausschliesslich über dem rechten
Ufer der Kander ziemlich eingeengt zwi-
schen Flussund Bergwand. Es sind die
Weiler Reckenthal, Bunderbach (878 m)
und Mitholz (962 m). Von hier aus steigt
die Strasse in Windungen den Bühl-
stutz hinan und erreicht dann den (la-
chen Boden von Kanderstep[ (1169 m),
dessen zerstreut gelegene Siedelun^en
thaleinwärts bis zur Gasterenklus sich
ziehen. Das Gasteren- und Ucschinen-
thal endlich sind nur im Sommer wäh-
rend einiger Wochen von Sennen und
Heuern bewohnt. Bekanntlich wies das
Gasterenthal früher eine ständige Be-
völkerung auf, die dann durch die zu-
nehmencle Verwilderung ihres Thaies
zu Anfang des 19. Jahrhunderts zut* Aus-
wanderung genötigt ward.
Das ganze Kanderthal zählt etwa 7000
Ew., deren Hauptbeschäftigung die
Landwirtschaft, besonders in der Form
von Wiesenbau und Viehzucht bildet.
Dazu kommen der Abbau von Schie-
ferbrüchen, Fabrikation von Sireich-
hölzchen und etwas Uhrensteinschlei-
ferei. Wichtig ist ferner die Fremden-
industrie. Als Kurorte und Fremdenstationen kommen
in Betracht lleustrich, Mühlenen, Reichenbach, Fru-
tigen, Blausee, Kandersteg, Oeschinensee , Schwaren-
bach und Gemmipasshöhe. Ausserhalb des Kandertha-
les, aber auf dieses als Zufahrtsstrasse angewiesen sind
die sehr besuchten Sommerfrischen Aeschi, Kienthal
und Adelboden. Dem Verkehr dient in erster Linie
die gut unterhaltene Thalstrasse, die bei Spiezmoos von
der linksufrigen Thunerseestrasse abzweigt, der Kan-
der folgt, sie auf drei Brücken überschreitet und über
Mühlenen, Reichenbach, Frutigen und Kandergrund
führt, um in Kandersteg zu endigen. Von ihr zweigen
wiederum ab bei Mühlenen die Strasse nach Aeschi, bei
Reichenbach diejenige ins Kienthal und bei Frutigen die.
jenige nach. Adelboden. Gross ist die Zahl der Bergpässe
BQhlbad im Kanderthal.
und Ucbergänge in die benachbarten Thalschaften. Der
begangenste unter den nicht fahrbaren Pässen nicht nur des
Kanderthales sonderndes gesamten Berncr Oberlandes ist
KAN
KAP
725
die Gemmi, über die ein vorzuglich angelegter Saum weg von
Kandersteg in 6 Stunden nach Leukerbad führt. Seltener
Kandertbal und Blüinlisalp, von Aenchi au».
Überschritten werden der Lötschenpass und Petersgrat, die
beide ins Lötschenthal leiten. Der Tschingelpass verbindet
Kandersteg mit Lauterbrunnen und das Hobthürli mit dem
obern Kienthal, von wo man entweder über die Seiinen-
furgge oder über die Gamchilücke ebenfalls das Lauter-
brunnenthal erreichen kann. Nach Adelboden endlich ge-
langt man über den Engstligengrat und die Bonderkrinde.
Das Hochgebirge um das Kanderthal wird wegen seiner aus-
serordenllich lohnenden, im allgemeinen nicht sehr
schwierigen und dazu noch durch mehrere trefflich ange-
legte Klubhätten erleichterten Gipfeltouren von Touristen
oft besucht. Eine bedeutende Zunahme des Fremdenver-
kehrs brachte der Bau der Eisenbahnlinie Spiez-Frutigen,
die sehr wahrscheinlich in der Lötschbergbahn ihre
Fortsetzung erhalten wird.
Der landschaftliche Charakter des Kanderthales Ist
durch die Vereinigung grosser Gegen-
ätze auf kleinem Raum ein höchst
anziehender. Herrliche und überra-
schende Einblicke gewinnen wir durch
die OefTnung des Kienthaies auf die ma-
jestätische Gruppe der Blümlisalp und
von Frutigen durch das Kanderthal
selbst auf die mächtige Gruppe Altels-
Balmhorn. Viel besucht werden der
tiefblaue kleine Blausee bei Mitholz und
der einzigartige Oeschinensee in seinem
von Eisfeldern umrahmten Fclsenkar.
Den besten Ueberblick über das Kan-
derthal und seine Berge gewährt die
Pyramide des Niesen, auf dessen Gip-
fel in Bälde eine Drahtseilbahn geführt
werden soll.
An Denkmälern vergangener Zeiten
ist das Kanderthal nicht reich. Erwäh-
nenswert sind in dieser Bezieliunc[ die
Ruinen der Teilenburg und Felsenburg,
deren erslere ausserhalb Frutigen den
Eingang ins Thal von Kandergrund be-
herrscht, während die andere über dem
Weiler Mitholz auf einer schwer zugäng-
lichen Felsenkujppe steht. Man trifft häu-
fig originelle Holzbauten aus älterer
Zeit. Immer noch lebendig ist auch die
Sitte, die Häuser mit frommen Sprü-
chen zu verzieren. Ueber die Geschichte
des Kanderthales siehe die Artikel Frutigen und Gaste-
REN. LiUeralur : Müller, Ernst. Spiez und KandeHhal,
{Europ. Wandprbilder. 200-202). Zürich 4892. — Slelller,
Karl. Das Frutigland. Bern 1887. — Stettier Karl. Des
Frvligtunds Geschichte. Bern 1901.-- Fellenberg, Edm. v.
Die wcstl, Benier Kalkalpen . . . {Iti-
nerarium des S. A. C. für i882 und
i883). Bern 1882.
KANQLI8CHBERQ (Kt. Uri). 2500
m. Lange und stark geneigte Rasen-
terrasse, in der Felswand zwischen
Blackenstock und Schlossstock . und
südl. über der Surenenalp und dem Su-
renenpass.
KANTCRDUN (Kt. Graubüoden,
Bez. Glenner, Kreis Ruis, Gem. Ober-
sazen). 1233 m. Gruppe von 6 Häusern,
am rechtsseitigen Hang des Vorderrhein-
thales,13 km wsw. der Station Hanz der
Linie Chur-Ilanz. 29 kathol. Ew. deut-
scher Zunge. Alp Wirtschaft.
KANZEL und KiENZELI nennt
man einen aussichtsreichen Felsvor-
sprung in einer Wand oder auf einer
Höhe oder endlich einen beherrschen-
den Punkt überhaupt.
KANZBLFLUH (Kt. Uri). 2448 m.
Gipfel, in einer von der Gruppe der
Spannörter ausgehenden Verzweigung,
die gegen das Meienthal zieht und mit
der Hauptkette über den Murmel plank-
stock und Wichelnlankstock in Verbin-
dung steht. Der Kamm der Kanzelflnh
trennt mit dem Hohberg die beiden
obersten Verzweigungen des Meienthales (Grossalp und
Kleinalp ) von einander. 2,5 km nö. der Sustenalp.
KANZELQRABEN oder TELLBNBACHQRA-
BEN (Kt. Luzern. Amt Willisau, Gem. Hergiswil und
Willisau Land). 650-800 m. 25 Häuser, im Thal der ßuch-
wiggcr zerstreut gelegen, 2 km so. Hergiswil und 6 km
s. der Station Willisau der Linie Langenthal-Wolhusen.
147 kathol. Ew. Kirchgemeinden Hergiswil und Willisau.
Wiesenbau und Viehzucht. Waldungen.
KANZELHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken).
Gipfel. S. den Art. Wetterhorn (Lauterbrunnen).
KAPELBODEN (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem.
Jaun). 1028 m. Weiler, am rechten Ufer des Jaunbaches,
600 m so. Jaun (Bellegarde) und 22 km ö. der Station
Bulle der Linie Romont-Bulle. Im Sommer Postwaffen
Jaun-Boltigen. 11 Häuser, 76 kathol. Ew. deutscner
Unterster Abschnitt des Kanderthales.
Zunge. Kapelle. Wiesenbau und Viehzucht. Holzhandel.
KAPELEN (Kt. Bern, AmUbez. Burgdorf, Gem. Wi-
nigen). 630 m. Kleines Dorf und Heilbad, am rechts-
726
KAP
KAP
seiti^en Hang des Kapelengrabens, 4 km b.j der Station
Winiffen der Linie Ölten-Bern. 20 Häuser, 178 [reform.
Ew. bchulhaus. Viehzucht.
KAPCLLC (BKI DKR) (Kt. Jreiburg, Bez. Sense,
Gem. Rechthalten). 869 m. Gruppe von 9 Häusern; 9,2
km so. vom Bahnhof Freiburg und 700 m ö. Rechthalten
(Dirlaret). 49 kathol. Ew. deutscher Zunge. St. Nikiaus-
Kapelle. Acker- und Wiesenbau, Viehzucht.
KAPELLE (BEI DER) (Kt. Uri, Gem. Splringen).
1389 m. Gruppe von Häusern und Hätten mit einer Ka-
pelle, auf dem Urnerboden und an der Klausenstrasse;
14 km nö. Unterschächen und 8 km sw. Linthal. Post-
ablage. Primarschule. Gasthof und Wirtschaften. Grösste
Siedelung auf dem Urnerboden mit einigen während
des ganzen Jahres bewohnten Häusern ; steht auf einer
aus Sturzschutt bestehenden Anhöhe, die von einem in
vorhistorischer Zeit vom Leckistock niedergebrochenen
Bergsturz herrührt.
KAPELLE (BEI DER) (Kt. Un, Gem. Wassen). Teil
des Dorfes Meiend(erfli. S. diesen Art.
KAPF. Häufiger Lokalname der deutschen Schweiz,
immer einer beherrschenden und mehr oder weniger
aussichtsreichen Höhe befgelfegt. Der Ausdruck abzuleiten
vom Zeitwort kapfen, kanen, gaffen = schauen. Vergl.
Brandstetter, Jos. L. Signalpunkle in den schweizer.
Ortsnamen (im Geschichtsfreund. Bd 44).
KAPF (Kt. Aarffau, Bez. Muri, (Jem. Aristau). 462 m.
Höchster Punkt des Bergrückens zwischen dem Reuss-
und Bünzthal ; 1.2 km nw. Aristau und 2,8 km nö. der
Station Muri der Linie Aarau-Lenzbur^-Rotkreuz. Schöne
Aussicht auf die beiden Thäler. Gastwirtschaft.
KAPF (Kl. Appenzell l. R., Gem. Oberegg). 615 m.
Weiler, 2 km no. Altstätten und 1 km nw. der Station
Lächingen der elektrischen Strassen bahn Altstätten-
Bemeck. 14 Häuser, 66 kathol. Ew. Kirchgemeinde Mar-
bach. Ackerbau. Weberei und Stickerei. Die wegen zu
geringer Sehülerzahl 1901 eingegangene Primarschule zu
[apf wird schon 1735 erwähnt und war eine der ältesten
Landschulen im Kanton.
KAPF (Kt. Bern, Amtsbez. Nidau, C^em. Twann). 553
m. Bauernhof, auf dem letzten Ausläufer der kleinen
Kette der Trämelfluh bei Twann, links über dem Bieler-
see. Valangien und Hauterivien mit Fossilien.
KAPF (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai, Gem.
Heutigen). 620 m. Gruppe von 3 Häusern, links über
dem hier sehr schroffen Steilufer der Simme, an der
Strasse Thun-Wimmis; 900 m so. Heutigen und 1,5 km
n. der Station Wimmis der Linie Spiez-Zweisimmen. 22
reform. Ew. Landwirtschaft.
KAPF (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem. Emmen).
516 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer Anhöhe ; 2,5 km
nw. Emmen und 2,2 km -nw. der Station Emmenbrücke
der Linie Luzern-Olten. 35 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Schöne Aussicht auf Luzern und Umgeiting.
KAPF (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster,
Gem. Amden). 1670 m. Zwei Spitzen im
w. Ausläufer des Leislkamms, durch den
Beerenbach vom Bergkörper abgetrennt;
n. über ßetlis. Fallen beide schroff zum
Walepsee ab. Der niedrigere W.-Punkt
heisst auch Stock und trägt an seinem
N.-Hang, der sog. Stockseite, in 1071
m und 6 km ö. Amden einige Hütten.
KAPF (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat,
Gem. Wittenbach). 591 m. Gruppe von
5 Häusern, über dem linken Ufer der
Sitter; 1 km nw. Wittenbach und 5 km
sw. der Station Mörswil der Linie St.
Gallen-Rorschach. 45 kathol. Ew. Land-
wirtschaft.
KAPF (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem.
Zumikon). 750 m. Gruppe jon 7 Häu-
sern, am Hang der Pfannenstielkelte ;
1,5 km ö. Zumikon und 5 km onö. der
Station Küsnacht der rechtsufrigen Zü-
richseebahn (Zürich - Meilen - Happers -
wil). 31 reform. Ew.
KAPF (HINTER und VORDER), ferner HÜTTLI-
KAPF und 8CHWANDKAPF (Kt. Bern, Amtsbez.
Signau, Gem. Eggiwil). 1030*947 m. Zerstreut gelegene
Höfe, 3 km wsw. Eggiwil und 7 km so. der Station Sig-
nau der Linie Bem-Luzern. 24 Häuser, 157 reform. Ew.
Käserei.
KAPF (OBER und UNTER) (Kt. Luzern, Amt Wil-
lisau, Gem. Hergiswil). 864 und 846 m. Zwei Gruppen von
je 2 Häusern; 1,7 und 2,5 km so. Herfiswil, auf den
Höhen zwischen der Enziwieger und Bucnwieger ; 7 und
8 km SSW. der Station WilTisau der Linie Langenthal-
Wolhusen. 39 kathol. Ew. Viehzucht.
KAPF (OBER und UNTER) (Kt. St. Collen, Bez.
Gossau, Gem. Gaiserwald). 675 und 65im. Zwei Gruppen
von zusammen 5 Häusern, auf einer Terrasse hoch über
dem linken Ufer der Sitter; 1 km nö. Engelburg und 5,5
km nw. vom Bahnhof St. Gallen. 31 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde Engelburg. Viehzucht. Die Bewohner arbeiten
in den Stick fabriken der benachbarten Ortschaften und
beschäftigen sich auch mit Stickerei als Hausindustrie.
KAPFENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). 621 m.
Bewaldeter Felskopf, höchster Punkt des HöhenzuRes. an
dessen S -Pubs Wesen liegt. Der Urgonkalk des Kapfen-
bergs ist stark zerklüftet und stellenweise zu ganzen Höh-
len' ausgewaschen, deren bekannteste die sog. Geiststube
ist. 'Eine Spalte durchzieht den Berg von oben bis unten,
wieder Umstand beweist, dassein vor einigen Jahren oben
in sie gefallener Hund später am Bergfuss wieder zu Tage
kam. Schöne Aussicht auf den Walensee und Umgebung.
Sehr beliebtes Ausflugsziel der Kurpste von Wesen. Zu
Oberst auf dem Berg stehen noch emige armselige Trüm-
mer einer ehemaligen Burg.
KAPFENPLANKBN8TOCK oder RÜCHEN (Kt.
Uri). 2629 m. Gipfel, in der Gruppe der Spannörter, zwi-
schen Erstfelderthal und Leutschalpthal, unmittelbar über
dem kleinen Obersee. (renauer genommen verstehen die
Sennen der Leutschalp unter dem Namen des Kapfen-
plankenstockes nur einen dem Kuchen vorgelagerten
Felskopf.
KAPPEL, KAPPBLBN. Häufiger Ortsname der
deutschen Schweiz, für sich allein oder in Zusammen-
setzungen vorkommend. Vom mittellatein. capella =
kleine Kirche. Kapelle.
KAPPEL (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenbure).
637 m. (Jem. und grosses Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Thur und an der Toggenburgerstrasse ; 26,5 km sw.
St. Gallen. Ebnat-Kappel ist Endstation der von Wil aus-
fehenden Toggenburv^erbahn. Postbureau, Telegraph,
'elephon. DieTvemeinofe besteht aus zwei ungleich grossen
Abteilungen, deren kleinere nordwestliche einzig das Dorf
Kappel umfasst und ganz von der Gemeinde Kbnat um-
schlossen ist, während die grössere südöstliche zu bei-
den Seiten der Thur liegt und die Weiler und Häuser-
gruppen Bendel, Blomberg, Brandholz. Brüggli, Giesel-
bach, Horben, Letz, Lupfertwil, Schwand, Steinen-
bach, Steinthal und Wintersberg umfasst. Gemeinde:
408 Häuser, 2187 zur |Mehrzahl reform. Ew.; Dorf: 91
Kappel im Toggenborg, von SQdosten.
Häuser, 734 Ew. Von grosser Bedeutung ist hier die indu-
strielle Tätigkeit. Grosse Webereien, Stickereien und Fär-
bereien. Bedeutendes Holzmanufaktur- und Teigwaaren-
KAP
KAP
727
geschäft. Käsereien. Wasserversorgung mit Hydrantennetz,
elektrisches Licht. Schöne Schulhäuser. Gemeinsam mit
Ebnat ein Sekundarschulhaus mit Turnhalle. Zahlreiche
Gesang- und Musikvereine. Kappel, das mit Ebnat eigent-
lich nur ein einziges Dorf bildet, ist schön gelegen und
besteht aus sehr schmucken Häusern, deren jedes seinen
kleinen Garten besitzt. Tannenwaldungen, Wiesen und
Weiden. Kräftigende Luft, windgeschützte Lage. Beliebte
Sommerfrische. Der Ort wird als Capella zum erstenmal
1213 erwähnt und hatte schon längst seine eigene Kirche,
als er noch immer zum Kloster Neu St. Johann einge-
Sfarrt war. Nachher wurden die Katholiken zu Wattwil,
ie Reformierten zu Krummenau pfarrgenössig. Seit 1620
eigene katholische und seit 1679 reformierte Kirchge-
meinde. Erste reformierte Kirche 1822 erbaut. Am 26.
Juli 1854 zerstörte eine Feuersbrunst 71 Häuser und die
beiden Kirchen, die seither wieder aufgebaut worden
sind.
KAPPEL (Kt. Solothum, Amtei Olten). 427 m. Gem.
und Pfarrdorf, am W.-Fuss des Born und im untern Ab-
schnitt des Thaies der Dünnem ; 1 km so. der Station
Hägendorf der Linie Olten-Biel. Postablage. 87 Häuser,
o3fl kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Holz Verarbei-
tung. Ein Teil der Bewohner arbeitet in den Fabriken
von Olten. Mühle. Steinbrüche. Heimat des Volksschrift-
stellers Bernhard Wyss (f 1889). Am Born Alemannen-
gräber. Die Wallfahrtskapelle zum Kreuz enthält eine im
spätgotischen Stil gehaltene Holzstatuette der h. Bar^
bara.
KAPPCL (Kt. Zürich, Bez. Affoltern). 576 m. Gem.
und Pfarrdorf, an der Grenze gegen den Kanton Zug, an
der Kreuzung der Strassen Zürich-Albis-Zug^und Affoltem-
Sihlbrugg; 5 km n. der Station Baar der Linie Zürich-
Thalwil-Zug. Postablage^ Telephon. Gemeinde, mit Haupti-
kon, Allenwinden, Näfenhäuser und Uerzlikon : 92 Häu-
ser, 697 Ew. (wovon 73 Katholiken) ; Dorf mit dem Armen-
haus : 10 Häuser, 222 Ew. Landwirtschaft. Bezirksarmen-
haus und Korrektionsanstalt, beide 1835 gegründet. Jenes
ist gemeinsames Eigentum aller Gemeinden des Bezirkes,
während diese eine gemeinnützige Stiftung ist, in der 140
Insassen sich mit Landwirtschaft, Herstellung von Papier-
säcken und Strohflechterei beschäftigten. Seit 1894 besteht
hier auch ein von der Gemeinnutzigen Gesellschaft des
Bezirkes erstelltes Krankenhaus mit 16 Betten. Die Zister-
zienserabtei zu Kappel wurde 1185 vom Freiherm Wal-
ter n. von Eschenbach und seinen Geschwistern ge-
stiftet und gelangte bald durch zahlreiche Schenkungen
zu grossem Beichtum, so dass sie im Amt, am Zürichsee
und in anderen Gegenden viele Höfe und Weinberge be-
sass. Mit der Mehrung des Besitzes rissen aber auch Un-
ordnung und Zuchtlosigkeit unter den Mönchen ein. Bei
der Teilung des Aargaus kam die Gemeinde 1415 an die
Stadt Zürich, deren Burgerrecht das Kloster schon 1403 er-
worben hatte. 1443 ward es von den Eidgenossen geplündert
und zerstört, aber bald wieder aufgebaut, worauf es zu
mals aufgebaut. Der letzte Abt des Klosters, der dem Refor-
mator Ulrich Zwingli befreundete Wolfgang Joner, war
Kappel im Kanton Zürich.
neuer Blüte gelangte, um unter der Leitung unwürdiger
Aebte (Ulrich Trinkler u. A.) neuerdings in Zerfall zu gera-
ten. 1493 ein zweitesmal durch Feuer zerstört und noch-
Schlaohtfeld von Kappel.
zugleich der bedeutendste aller seiner bisherigen Leiter.
Er berief 1523 Heinrich Bullinger aus Bremgarten als
Lehrer an die Klosterschule. Joner und seine Mönche
traten zur Reformation über; 1525 entfernte man die
Bilder aus der Klosterkirche und schafiTte die Messe ab,
worauf 1527 Abt und Konvent das Stift an die Regierung zu
Zürich abtraten. Die bisherigen Mönche wirkten zum Teil
als Pfarrer und Prediger der neuen Lehre. Die Stadt
Zürich errichtete hierauf im Kloster Kappel eine Schule,
in der eine Anzahl fähiger und hoffnungsvoller Knaben
der Stadt zu Prädikanten und Schulmeistern gebildet
werden sollten. Diese Anstalt, an der Wolfgang Joner,
Heinrich Bullinger, Peter Simmler, Job. Frei u. A. wirk-
ten, wurdel547 in den Kappelerhof zu Zürich verlegt. Kap-
pel ist auch aus den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts
bekannt. Hier fand am 11. Oktober 1531
die blutige Schlacht zwischen den re-
formierten Zürchern und Katholiken
statt, in der Ulrich Zwingli fiel und
Hans Kambli, Uli Denzler, Adam Näf
u. A. das Banner Zürichs retteten. Die
vom Feind erbeutete und bewahrte Rüs-
tung und das Schwert Zwingiis wurden
1847 an Zürich zurückgegeben und be-
finden sich jetzt zusammen mit dem
Schwert von Adam Näf im Schweizeri-
schen Landesmuseum. Die Stelle, wo
Zwingli fiel, ist seit 1838 durch einen
Granitblock mit Inschriften auf zwei-
eisernen Tafeln bezeichnet. Die in Form
eines Kreuzes gebaute Klosterkirche
enthält prachtvollen Schmuck und ist
noch heute eine Zierde des Ortes. Kap-
pel gehörte bis 1798 zur Landvogtei
Knouau. (Vergl. Mitteilungen der anti-
Quai\ Gesellschaft in Zürich. Band 2,
ö, 18, 23. — Meyer v. Knonau, Ger.
Regesten der Zisterzienserabtei Kappel, Chur 1850). Auf
dem Rüteli bei Uerzlikon befand sich einst ein Fischteich,
an dem man eine zürcherische Brakteate gefunden hat.
758
KAP
KAR
KAPPEL. (Kt. Zürich, Bez. Winterthur« Gem. Hagen-
buch). 562 m. Weiler; 3 km sw. Hagenbach und 3,5 km
nnw. der Station Elgg der Linie Zürich-Winterthur-
St. Gallen. iO Häuser, 49 reform. Ew. Kirchgemeinde
Elgg.
KAPPELEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg). 446 m.
Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des alten Aarelaufes
und in vollkommen ebenem Gelände gelegen; 2,5 km n.
der Station Aarberg der Linie Lausanne-Payerne-Lyss.
Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Aarberg-
Biel. Gemeinde, mit Werd, Ober Werdhof und Unter
Werdhof: 132 Häuser, 799 reform. Ew. ; Dorf : 92 Häuser,
563 Ew. Wiesenbau, Bau von Zuckerrüben und Zucker-
erbsen (zur Konservenfabrikation). In der Nähe führte die
z. T. noch gut erhaltene Römerstrasse von Calida Aqua
nach Petinesca vorbei. Nordwestl. vom Dorf finden sich
zu beiden Seiten dieses soff. Heidenweges noch Reste von
Römerbauten. Die Gegenof schon früh besiedelt. Königin
Bertha stiftete in Werd eine heute wieder verschwundene
Kapelle. Schon 1247 stand die Kirche zu Kappelen unter
dem Kloster Gottstatt, dem die Kollatur der Pfarrei bis
zur Reformation verblieb. Zu Ende des 13. Jahrhunderts
wurde die Dorfkirche von den schon seit langer Zeit mit
den Bernem im Kampf stehenden Freiburgem durch
Feuer zerstört, wofür sie 1293 dem Kloster (}ottstatt als
dem Patron dieser Kirche eine Entschädigung bezahlen
mussten. Nach der Reformation ging das Kircnengut an
Bern über. Die in Kappelen zu Beginn des 16. Jahrhun-
derts stattgefündenen Hexenprozesse haben dem Ort zu
dem heute noch gebräuchlichen Uebernamen Hexenkap-
pelen verholfen. Vor der Korrektion der Juragewässer
haben das Dorf und ein Teil des Gemeindebodens (die
sog. Pümizei, vom latein. pemicies = Verderben) viel
unter Ueberschwemmungen zu leiden ffehabt; seither
haben sich Bodenertrag und Wohlstana merklich ge-
hoben. 1255 : La Ghapela.
KAPPELEN (Kt Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem.
Kandergrund). Teil von Kandersteg. S. diesen Art.
KAPPELEN (HINTER) (Kt. und Amtsbez. Bern,
Gem. Wohlen). Dorf. S. den Art. Hinterkappelen.
KAPPELI (Kt. und Bez. Zürich, (^em. Altstetten).
407 m. Teil des Dorfes Altstetten, 1 km so. der Station
Altstetten der Linie Zürich-Baden-Brugg. 24 Häuser, 160
reform. Ew.
KAPPEI.I8ACKER (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
Bolligen). 575 m. Gruppe von 6 Häusern; 1,5km nw.Bol-
ligen und 2,5 km so. der Station ZoUikofen der Linie
Bern-Biel. 58 reform. Ew. Landwirtschaft. In der Nähe
die Steinbrüche von Stockern.
KAPPEI.I.ERHOF(OBER und UNTER)(Kt. Aar-
gau, Bez. und Crem. Baden). 373 m. Gruppe von 10 Häu-
sern, am linken Ufer der Limmat und an der Strasse
Baden-Brugg ; 1,7 km nw. der Station Baden der Linie
Zürich-Baden-Brugg. 68 kathol. Ew. Kapelle. Landwirt-
schaft. Elektrizitätswerk der Stadt Baden.
KARI.I8HUB (Kt. Thuipu, Bez. Münchwilen, Gem.
Tobel). 600 m. Gruppe von 8 Häusern; 1,2 km so. Tobel
und 6 km n. der Station Wil der Linie Zürich-Winter-
thur-St. Gallen. 44 kathol. und reform. Ew. Kirchge-
meinden Tobel und Affeltrangen. Wiesen und Wald.
KARLSHAUSEN oder KAI.8HAU8EN (Kt. St.
Gallen, Bez. Tablat, Gem. Muolen). 496 m. Gruppe von 5
Häusern; 700 m so. Muolen und 5 km so. der Station
Amriswil der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn. 32
kathol. Ew. Obstbau, Viehzucht. Käserei.
KARREN oder SCHRATTEN» französisch Lüpier,
lAPiAZ. So nennt man die auf Kalksteinmassen, die der
Nässe ausgesetzt sind, sich bildenden Vertiefungen und
Wasserrinnen, die sich mit der Zeit ausserordentlich er-
weitern und verzweigen und dann ^anze weite « Karren-
felder )) bilden können. Hier wird die Felsoberlläche bald
von engen, bald wieder von weiten, un regelmässigen Rin-
nen und Löchern durchbrochen. Die dazwischen stehen
febliebenen Rippen und Kämme sind zumeist scharf-
antig und rauh, oft sogar messerscharf. Dabei behält die
ganze ausgezackte und durchbrochene Gesteinsmasse ihren
soliden Zusammenhang, so dass lose Trümmer sich selten
finden. Die Ursache der Karrenbildung ist eine chemische
Zersetzung des Kalksteins durch Regen wasser und schmel-
zenden Schnee. Karren können in jedem feuchten Klima
entstehen, finden sich aber hauptsächlich da, wo Schnee
lange liegt und sein Schmelzwasser die Unterlage wäh-
rend desgrössten Teiles des Jahres nass erhält, d. h. also
in der Nahe der Schneelinie. Viele der hoch gelegenen
Karrenfelder werden nach schneereichem Winter in kal-
ten und nassen Sommern überhaupt nicht schneefrei,
während tiefer unten oder in günstiger Lage in warmen
Jahren in den Karrenlöchem Humus und Pflanzen-
samen sich ansammeln, aus denen dann Alpenpflanzen
sich entwickeln, die als kriechende Polster bald ganze
grosse Flächen überkleiden können. € Wunderbar glänzt
im Sommer die Farbenpracht der Blüten mitten aus dem
weiss^rauen, kahlen Karrenfeld. Die Löcher und Furchen
der wilden Gesteinsfläche füllen sich durch das Absterben
der untern Pflanzenwurzeln mehr und mehr mit Humus-
erde an, die Ast- und Wnrzelgeflechte benachbarter Kolo-
nien verweben sich, und allmählig ragen nur noch die
höchsten Karrenkämme steinig rauh aus der immer dich-
ter, dicker und zusammenhängender wachsenden Pflan-
zendecke hervor, und endlich . . . werden auch diese
letzten Rippen unter der schwellenden Pflanzendecke be-
graben.» Zu Karren ausgebildet werden namentlich Flä-
chen von reinem Kalkstein (Urgon oder Schratten kalk
und Malm oder Hochgebirgskalk), während unreine Kalke
und andere Felsarten durch Verwitterung und Frost in
ein Haufen werk von Grus und Trümmern aufgelöst wei^
den (Blockgipfel und Felsenmeere). Sehr schöne und
typische Karren sieht man z. B. an der Silt>em, auf der
Karren- und Rädertenalp im Kanton Schwyz, am Matt-
stock bei Amden, in der Mulde des so?. Grossen Schnees
am Säntis, im Melchthal etc. Vergl. Heim, Alb. Einige»
über die Verwitterungsformen der Berge. (Neujahrt-
blatt der Naturforsch. Gesellsch. in Zürich auf iSlA).
Zürich 1873. — Femer Schweizer, Idiotikon. Band IlL
S. 422.
KARRENALP oder KARRETALP (Kt und Bez.
Schwyz). 1770-2100 m. Abteilung der grossen Karrenregion
im SO. -Abschnitt des Kantons Schwyz, zwischen dem
Pragelpass und Urnerboden und dem Bisithal und der
Grenze gegen den Kt. Glarus. Grösstes Karrenfeld der
Schweiz, weites und einförmiges Hochplateau fast ohne
Pflanzenkleid. Wird begrenzt im S. durch die hohen
Zackenmauern der Märenberge und Jägemstöcke, im O.
durch den vom Ortstock bis zum Bösen Faulen in gewun-
dener Linie verlaufenden Steilabfall zum Linththal, dem
Einschnitt der Dreck loch Alp und des Rossmatterthales
(w. darüber die Silbern 2314 m) und im N. und W.
gegen den Pragelpass und das Bisithal durch eine Reihe
von steilen Felshängen. Die Karrenalp ist ein unregel-
mässiges Feld, auf dem Senken, breite Plateauflächen
und Rücken miteinander abwechseln, aber nur wenige
eigentliche Gipfel stehen. Solche sind der Hohe Turm
(2672 m), der Pfannenstock (2572 m) und n. davon der
f^ezackte Kratzemgrat. Die Silbern, Twärenen, die Mand-
ieffg, der Kupferberg etc. sind nur breit ausladende
Höhenrücken, die ihre Um^bungen nicht stark über-
ragen. Abwechslungsreicher m ihren Formen sind wieder
die die Karrenalp umgrenzenden Kämme und Gipfel,
deren höchster der Böse Faulen (2804 m) ist. Als einzige
nennenswerte Furchen greifen in dieses Gebiet ein das
vom Bisithal gegen NO. zwischen den Pfannenstock und
Kratzerngrat sich hinaufziehende Rätschthal und die von
da gegen das Rossmatterthal sich senkende Kratzern-
und Drecklochalp. Diese Furche bildet zugleich die geo-
logische Grenze zwischen der Kreide (vorzüglich Urgon)
im N. und dem Jura (Malm) im S. Ein Gebiet wie das
der Karrenalp kann naturgemäss die Ausbildung von ei-
gentlichen Alp weiden nur wenig begünstigen. Die Karren-
alp im engern Sinn umfasst 800 ha Fläche, wovon nur
224 als Alpweide angesprochen werden können und 16
weitere sumpfige Wiesen bilden. Von der benachbarten,
550 ha grossen C^lattalp können 380 ha zu Weidezwecken be-
nutzt werden. Beide Alpen werden zusammen befahren und
nähren während etwa 5-7 Wochen rund 450 Kühe. Das
Karrengebiet als ganzes misst etwa 5460 ha, wovon 1084
ha oder 20% auf eigentliche Alpweiden, 447 ha oder 8%
auf Wald und 21 ha auf Sumpfwiesen entfallen. 72% der
Fläche sind völlig unproduktiv. Wald findet sich beson-
ders im NW. (ßödmern- und Mittewald, zusammen 430
ha), im Rätschthal und auf der Brust- und Thoralp (zu-
KAR
KAS
729
sammen 17 ha). An allen andern Stellen fehlt jeglicher
Baumwachs. Im Ganzen sömmem auf den Alpen des
Karrengebietes während 6-8 Wochen 1534 Kühe. 3 Hüt-
ten in 1770, 1869 und 2096 m. Vergl. den Art. Karren.
KARRENSTOCK (Kt. GlarusJ. 2424 m. Gipfel, in der
Gruppe der Freiberge; in der vom Kärpfstock nachN.aus-
zweigenden und bis zumGandstock ziehenden Kette w. über
dem Sernfthal; zwischen Gandstock und Berglihorn ; 6 km
so. Schwanden und 4 km w. Matt. Die zerfressene und ge-
zackte Verrucanospitze des Karrenstockes beherrscht die
Niedern- und Berglialp. Selten bestiegen.
KARRENSTOCK (Kt. und Bez. Schwvz). 1292 m.
Nördlichster Gipfel der kurzen Kette, die sich vom Drus-
berg nach N. zwischen die Thäler der Sihl und Stillen
Waag einschiebt und dicht bewaldet ist; 1 km ssw. vom
Dorf Studen und 2 km nö. Unter Iberg. Besteht aus eocä-
nem und oligocanem Flysch, der etwas weiter s. von den
Kreidebergen abgelöst wird.
KARRER8HOI.Z (Kt. St. Gallen. Bez. Rorschach,
Gem. Steinach). 450 m. Häusergruppe mit kleinem Schloss.
auf einer mit Obstbäumen bepflanzten schönen Anhöhe;
1,6 km s. Steinach und 3 km nö. der Station Mörswil der
Linie St. Gallen-Rorschach. Telephon. 6 Häuser, 39
kathol. Ew. Acker-, Obst- und Weinbau. Fremden-
pension. Sommerfrische und Ausflugsziel. Schöne Aus-
sicht auf den Bodensee. Hiess früher Hof im Holz und
erhielt 1435 mit Nänkersberg zusammen den heutigen
Namen.
üftKARRHORN (Kt. Bern und Wallis). 2132 m. Felsi-
ger Gipfel, NO.-Ausläufer des Schlauchhorns (2587 m) ; s.
über Gsteig und sw. über der Berner Seite des Sanetsch-
passes; zwischen dem Karrenfeld des Verlomenbergs
einerseits und der Stierenbergalp und Alpe de la Boite-
rie andererseits. Bildet das W.-Ende der Mulde von La
Boiterie (Sanetschpass), besteht aus weissem Urgonkalk
und wird im S.. W. und N. von Hauterivien umgeben.
KARSTENBOHL. (Kt. und Bez. Zürich. Gem. Alt-
stetten). 408 m. Teil des Dorfes Altstätten ; 1 km w. der
Station Altstetten der Linie Zürich-Baden-Brugg. 5 Häu-
ser, 43 reform. Ew. Römische Ueberreste und Alemannen-
gräber.
KARTHAUSB oder KARTHUS (Kt. Thurgau, Bez.
Frauenfeld, Gern, Uesslingen). Weiler und ehemal. Klos-
ter. S. den Art. Ittingen.
KARTIGBI. (Kt. Un). 2500-1300 m. Kleines Thal;
steifft vom Fleckistock gegen NO. ab und mündet bei
DörTli 4 km nw. der Station Wassen der Gotthardbahn
von rechts auf das Meienthal aus. Der ganze obere Ab-,
schnitt vom Kartigelfirn bedeckt und in der Mitte von
einem Felsriegel gequert. Nur an seinen tiefsten Hängen
etwas bewaldet
KARTIGEiIfIRN (Kt. Uri). 2900-2400 m. Grosses
Fimfeld, hinten über dem Kartigelthal und an den Hän-
gen des Fleckistockes, Winterberges und Kühpia nken-
stockes. 2,5 km sw. der Häusergruppe Bei der Kapelle
im Meienthal. Geht seit einer Reihe von Jahren stark
zurück.
KA8BREN. Altertümliche Form für Käseren = bei
der Käshütte.
KASBREN (OBER und UNTER) (Kt. Zürich, Bez.
Horgen, Gem. Hirzel). 770 und 745 m. Zwei Gruppen
von zusammen 6 Häusern; 1,5 km nw. Hirzel und 2 km
so. der Station Sihlbrugg der Sihlthalbahn. 35 reform. Ew.
KÄSERN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Rohr-
bach). 610 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken Ufer der
Langeten und 1 km ssö. der Station Rohrbach der Linie
Langenthai- Wolhusen. 68 reform. Ew. Landwirtschaft.
Leinen tuch Weberei. Korbfabrikation.
KASTANIENBAUM (Kt. und Amt Luzern, Gem.
Horw). 449 m. Haus, Gasthof und schlossartige Villa, zu-
sammen mit einer Anzahl von zerstreuten Häusern am O.-
Rand der Halbinsel von Horw und am Vierwaldstättersee
prachtvoll gelegen ; 3,5 km so. der Station Horw der Brü-
nigbahn (Luzern-Brienz). Dampfschifi'station. Postablage,
Telephon. 30 Häuser, 183 kathol. Ew. Wiesen-, Gemüse-
und Obstbau, Viehzucht, Fremdenindustrie.
KASTEL, KASTELEN, KASTELL, KASTBLS.
Ortsnamen der deutschen Schweiz, für sich allein oder
in Zusammensetzungen etwa 50 mal vorkommend. Bezeich-
nen eine noch stehende oder bereits in Trümmern lie-
gende feste Burg, eine Siedelung mit einstiger Burg
oder auch einen burgartigen Felskopf. Vom latein.
ccutellum,
KASTEL (Kt. Bern, Amtsbez. Münster). Gem. und
Dorf. S. den Art. Chatillon.
KASTEL (Kt. Thui^au, Bez. Kreuzungen, Gem. Tä-
gerwilen). Schlossgut. S. den Art. Castel.
KASTEL (GROSS und KLEIN) (Kt. Wallis, Bez.
Visp). 2832 und 2524 m. Zwei Gipfel, SO.-Ausläufer des
Brunegghoms (3846 m): in der Uruppe des Weisshorns
von Randa, links über der Matter Visp. Prachtvolle Aus-
sicht auf die NO.-Flanke des Weisshorns und die Mischa-
belgruppe. Von der Station Randa der Linie Visp-Zermatt
in 34 Stunden leicht zu erreichen.
KASTELBACH (Kt. Bern und Solothum). 780-335 m.
Bach, durchfliesst das kleine Thal von Kasteloerg in der
Richtung nach NW. und N. und mündet nach 9 km
lanffem Lauf zwischen Zwingen und Grellingen von rechts
in die Birs.
KASTELEN (Kt. Aargau, Bez. Brugg, Gem. Ober-
flachs). 443 m. Burg, am S.-Hang des Dreierberffs, 900
m w. Oberflachs. Ursprünglich standen hier die beiden
nur durch einen Graben getrennten Burgen Kastelen und
Ruchenstein, deren letztere von Hans Ludwig von Erlach,
ihrem Besitzer, ihres baufälligen Zustandes wegen 1642
abgetragen wurde. 1300 trat Anna von Ruchenstein ihren
Anteil an Burg Kastelen ihrer Tochter ab. In der Folge
war die Burg Eigentum des Edelgeschlechtes der Schen-
ken von Casteln; dann kam sie der Reihe nach an
mehrere Berner Patriziergeschlechter (z. B. an die von
Mülinen und von Erlach). Der Generalleutnant in franzö-
sischen Diensten Hans Ludwig von Erlach liess 1648 die
Burg geschmackvoll restaurieren, worauf sie zusammen
mit der dazugehörigen Herrschaft von seinem Nachfol-
ger um die Summe von 3850(X) Franken an Bern verkauft
wurde, das hier einen Vogt einsetzte. Nach der Bildung
des Kantons Aargau ward die Burg Privateigentum und
gehörte um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Aargauer
Familie Schmuziger, die hier 1856 eine heute noch be-
stehende Armenerziehungsanstalt einrichtete.
KASTELEN, früher auch Castelen (Kt. Luzern, Amt
Willisau, Gem. Alberswil). 578 m. Gruppe von 2 Häusern
und Burg: 500 m sw. Alberswil und3,o km w. der Station
Willisau der Linie Langen thal-Wolhusen. 20 kathol. Ew.
Kirchgemeinde EttiswilT Auf dem Rücken einer vom But-
tenberg aus links der Wigger auf die Ebene von Ettiswil
vorspringenden Molassehöhe steht die Ruine der einstigen
Burff Stein zu Kastelen, die als wichtiger strategischer
Punkt den Eingang zu mehreren Tbälern beherrschte.
Sie ward im 10. Jahrhundert vom Grafen Bero von Lenz-
burg gegründet und kam dann an die Grafen von
Kiburg, die sie 1273 an Rudolf von Habsburg ver-
kauften. Das Haus Oesterreich machte sie zum Mittel-
punkt einer besonderen Herrschaft, die es zuerst den
Huost von Wolhusen, dann an Gottfried Mülner aus Zürich
und 1367 den Edeln von Lutemau zu Lehen gab. Letzter
österreichischer Lehensträger war 1412 Peter von Luter-
nau. 1482 kam die Herrschaft an das Geschlecht Feer aus
Luzern, dann an den sog. « König der Schweizer » Lud-
wig Pfyfler und kurz nachher an die Stadt Luzern. Die
Burg im Bauernkrieg 1653 zerstört. Der neue Grundherr
Franz von Sonnenberg, Grossprior von Ungarn, gestal-
tete die Herrschaft zu Gunsten des ältesten Sohnes seines
Jüngern Bruders zum Fideikommis um. Dieser liess dann
etwas ö. der alten Burg 1682 das heute noch stehende
Schloss erbauen. Vergl. Segesser, Ant. Phil. v. Rechtsge-
schichte der Stadt und Republik Luzern. Band L Luzern
1851.
KASTELEN (Kt. Luzern, Amt Willisau, Gem. Menz-
nau). 702-748 m. 3 Häuser, auf einer Anhöhe 2 km w. der
Station Menznau der Linie Langen thal-Wolhusen. 25
kathol. Ew. Landwirtschaft. Hier stand einst eine Burg.
KASTELEN (Kt. Nidwaiden, Gem. Hergiswil). ilGO
m. Einstige Alpweide, am N. -Hang des Pilatus, unter dem
Tomlishom und nw. vom Klimsenhorn. Am 21. Juli 1739
durch einen Schuttsturz zum grössten Teil verwüstet.
Man sieht heute noch die Trümmer einer Hütte und eines
Sudels.
KASTELENBERQ'(Kt. Basel Land, Bez. Waiden-
burg). 737 m. Bewaldeter Doggerrücken, liegt anormal
730
KAS
KAT
aof Malm und z. T. auch auf dem Tertiär. Ueberschie-
buDgskJippe, nördl. vor der Hauensteinkette und 500 m
sw. Arboldswil.
KA8TEI.END088EN (Kt. Nidwaiden). 2040 m.
Wenig bedeutender Felsgipfe), in der Gruppe des Pilatus,
im Kamm zwischen Tomlishorn und Esel, 1 km sw. der
Gipfelstation der Pilatusbahn.
KA8TEI.HOF oder KA8TELI.HOF (Kt. Zürich,
Bez. Dielsdorf, Gem. Niederhasli). 445 m. Gruppe von 4
Häusern, im Furtthal; 1.3km sw. der Station Niederhasli
der Linie Zurich-Oberelatt-Niederweningen. Früher baute
man hier Brüche auf Muschelsandstein (marine Molasse)
ab. Vergl. den Art. Niederhasli.
KA8TELHORN (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia).
9123 m. Gipfel, dem Basodino nach NW. vorgelagert ;
zwischen dem italienischen Tosathal und dem schwei-
zerischen Fiorinathal. Vom Basodino durch den Passo
del Basodino aetrennt. Vom Tosafall aus über diesen
Pass in 4 Stunoen zu erreichen. Dieser deutsche Name
rührt wie andere in dieser Gegend vou der deutschen
Sprachinsel des Pommat im obersten Tosathal (Antigorio-
Formazza) her. Auf Tessiner Seite treten solche deutschen
Bezeichnungen erst weiter nach S., gegen Bosco zu auf.
Vergl. diesen Art.
KA8TEI.HORN (Kt. Uri]. 2977 m. Gipfel, im Gott-
hardmassiv, 2 km nw. vom Pizzo Centrale und beinahe
mitten über der Axe des Gotthardtunnels gelegen. Höch-
ster Punkt der den St. Annagletscher im W., S. und 0.
umrahmenden kleinen Berggruppe. 3 km so. Hospenthal.
Vom Gletscher aus leicht zugänglich.
KA8TBLLHOF (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem.
Niederhasli). Häusergruppe. S. den Art. Kastelhof.
KA8TBI.8. französisch Gaty (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. Düdingen). 665 m. Gruppe von 5 Hausern,
über einem steilwandigen Bachtobei, an der Strasse
Bem-Freiburg, beinahe gegenüber dem Viadukt von
Grandfey und 2,5 km ö. Freiburg. 35 kathol. Ew. deut-
scher Zunge. Ackerbau und Vienzucht. Von der 1340
durch die mit Freiburg in Fehde liegenden Berner zei^
störten Burg sieht man heute nur noch den Ringgraben.
KA8TBL8 (OBER) (Kt. Graubänden, Bez. Glenner).
Gem. und Dorf. S. den Art. Oberkastels.
KA8TEL8 OB MONT8ALVBN8 (Kt. Freiburg,
Bez. Greierz). Gem. und Dorf. S. den Art. Chatel sur
MONTSALVENS.
KA8TEI.8 8ANKT DIONY8 (Kt. Freiburg, Bez.
Veveyse). Gem. und Dorf. S. den Art. Chatel Saint Denis.
KA8TEN (HOHER) (Kt. Appenzell I. R. und St.
Gallen). Gipfel. S. den Art. Hoher Kasten.
KA8TBNBQQ (Kt. Schwyz, Bez. Höfe, Gem. Feusis-
berg). 830 m. Einige zerstreute Häuser mit 9 kathol. Ew.,
am Passübergang über die Enzenau (Feusisberg-Teufels-
brücke). Ehemaliges erbliches Lehen des Klosters Ein-
siedeln.
KA8TBNI.OCH (Kt. Appenzell A. R., Gem. Reheto-
bel und Trogen). 694 m. Sehr enges Tobel der Goldach,
1 km n. Trogen, von einem Fussweg Trogen-Rehetobel
durchzogen. 2 Wohnhäuser.
KA8TI.BNHORN (Kt. Bern und Wallis). Etwa 3420
m. Gipfel, dem Oberaarhorn (3458 m) nach W. vorgela-
gert. An seinem Hang die Oberaarhütte des S. A. C,
von der aus er in 4 Stunden leicht bestiegen werden
kann. Grossartige Aussicht auf das Finsteraarhorn. Auf
der Siegfriedkarte unbenannt und ohne Höhenkote.
":kA8TLENHORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 2844 m.
Gipfel, so. Vorberg des Firrenhorns, zwischen dem Bä-
chithal und Münsterthal und rechts über dem Thal der
Rhone. Kann von Münster aus in 4 Stunden bequem be-
stiegen werden. Schöne Aussicht auf die Berge um das
Binnen thal.
KA8TLER (Kt. Wallis, Bez. Brig, Gem. Mund). 1596
m. Hüttengruppe, auf einer rechts über der Rhone gele-
genen hohen Terrasse, am Fuss des Gerstenhorns und
gegenüber Visp. Von der tiefer gelegenen Terrasse von
brigerbad, Eggerberg und Lalden durch einen Wald-
hang getrennt. 4 kathol. Ew.
KA8TLERHORN (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
3228 m. Felskamm mit Firnbändern, in der Gruppe des
Bietschhoms; n. über dem obersten Ijollithal und dem
^olligletscher und so. über Wiler im Lötschenthal. Trägt
drei einzelne Spitzen, die auf dem Weg vom Ijolluriet-
scher über den Kamm zwischen der Hohgleifen (3280 m)
und dem Wilerhom (3311 m) bestiegen werden können.
KA8TI.BRJOCH (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
Etwa 3100 m. Passübergang, zwischen der Hohgleifen
(3280 m) und dem Kastlerhom (3228 m), über der Kastler-
alp. Ried im Lötschenthal-Passhöhe o Stunden, Abstieg
durch das Ijollilhal nach Gampel 4 Stunden. Ohne be-
sondere Schwierigkeiten, zum erstenmal 1879 begangen.
Auf der Siegfriedkarte ohne Höhenkote.
KATHOI.I8CH GRUB (Kt. St. Gallen, Bez. Ror-
Schach, Gem. Eggersriet). Dorf. S. den Art. Grub.
KATZEN. In Zusammensetzungen sehr häußi? (mehr
als 140 mal) vorkommender Ortsname der deutschen
Schweiz: Katzenrücken, Katzenschwanz, Katzenzipfel,
Katzengrat, Katzenzagel, Katzenstrick, Katzensteig, Kat-
zenstig etc. Wenn das zweite Wort der Zusammenset-
zung den Sinn « Weg » hat, so soll der Name nach dem
Schweizer. Idiotikon auf die schlechte Gangbarkeit eines
solchen Pfades hinweisen. Bei den übrigen Ortsnamen
ist die Bedeutung des Ausdruckes noch nicht ermittelt.
KATZENHALDE (Kt. Aargau, Bez. Zofingen, Gem.
Uerkheim). '510 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken
Ufer der Uerke; 1,4 km sw. Uerkheim und 3,5 km sw.
der Station Schöftland der elektrischen Strassenbahn
Aarau-SchöfUand. 58 reform. Ew. Landwirtschaft.
KATZENM008 (Kt. Appenzell I. R., Gem. Ober-
egg). 657 m. Gruppe von 5 Häusern, an der Strasse Bem-
eck- Walzen hausen, 3 km w. der Station Au der Linie-
Rorschach-Sargans. 28 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bern-
eck. Ackerbau und Viehzucht. Stickerei und Weberei.
KATZENROTI jfKt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. He-
fenhofen]. 455 m. öruppe von 5 Häusern ; 1,5 km ö.
Hefenhofen und 2,8 km nÖ. der Station Amriswü der
Linie Zürich^ Winterthur-Romanshom. 22 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinde Sommeri-Amriswil. Wiesen
und Wald.
KATZENROTI (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem.
Rümlang). 460 m. Gruppe von 7 Häusern. 600 m w. vom
Katzensee ; 2,5 km sw. Rümlang und 3 km ö. der Sta-
tion Regensdorf der Linie Zu rich-Oerlikon- Wettingen.
Telephon. 50 reform. Ew. Kirchgemeinde Regensdorf.
Hier wohnte zu Ende des 18. Jahrhunderts der Bauer
Jakob Guyer. genannt Kleinjogg, der den bisher stark
vernachlässigten Katzenrütihof zu einer bäuerlichen Mus-
terwirtschaft umgestaltete. Der Ruf dieses c philosophi-
schen » Bauern war so gross, dass ihn auch Goethe 1775
besuchte. Ueberreste einer Töpferwerkstätte aus dem Be-
ginn der Bronzezeit.
KATZEN8EE (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). Kleiner
Doppelsee, in dem breiten Furtthal zwischen dem Att-
berg im S. und der Lägern im N. Besteht aus zwei durch
einen 50 m breiten Landstreifen getrennten Becken , dem
sog. grossen See im W. (443,1 m über Meer und 8,1 m
tieQ und dem Obersee oder Katzensee kurzweg im 0.
(442,5 m über Meer und 6,5 m tief)* Gesamtfläche 35,4 ha.
Von Sumpfland und Torfmooren umgeben, die ebenfalls
alter Seeboden sind. Der See ist durch dieselben Endmo-
ränen des einstigen Linthgletschers (dritte Eiszeit) auf-
C staut worden, die die Glatt von ihrem ursprünglichen
uf durch das Furtthal abgelenkt haben. Sein Abfluaa,
der Katzen bach, ist daher rückläufig geworden und
mündet jetzt in die Glatt. Privateigentum. Im Winto*
wird auf dem See Eis gebrochen. Vergl. Amberg. Otto.
Beiträge zur Biologie des KcUsensees (in der Viertel^
Jahrsschrift der Natur forsch. Gesellsch. Zürich. 1900).
KATZEN8EE (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem. Re-
gensdorf). 445 m. Gruppe von 2 Häusern, w. vom Katzen-
see und 1,5 km so. der Station Regensdorf der Linie Zü-
rich-Oerlikon- Wettingen. Telephon. 22 reform. Ew. Auf
einer Anhöhe die Burgruine Alt Regensberg.
KATZEN8TEIQ (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Tog-
genburg). 700^2 m. 50 ha grosser Wald, 200 m w. vom
Dorf und Kloster Magdenau ; erstreckt sich bis zur Burg-
ruine Landegg. Am O.-Rand des Waldes die alte Kirche
von Magdenau.
KATZEN8TEIG (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Bi-
schofszell). 494 m. 2 Häuser, am linken Ufer der Thor
und 1,5 km w. der Station Bischofszell der Linie Goesau-
Sulgen. 17 kathol. und reform .^w. Wiesen- und Obstbau.
KAT
KBF
731
KATZKNSTEIG (OBER und UNTER) (KU St.
Gallen, Bez. Tablat, Gem. Muolen). 528 m. Gruppe von
4 Häusern, auf fruchtbarem Hang; 1,2 km
sw. Muolen und 6 km s. der Station Amris-
wil der Linie Zärich-Winterthur-Romanshorn.
31 zur Mehrzahl kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Käserei.
KATZENSTRICK (Kt. Schwyz, Bez. und
Gem. Einsiedeln). 1054 m. Passubergang mit
Strasse, w. Einsiedeln zwischen dem Alpthal
und dem Thal der Biber ; verbindet Einsiedeln
mit Rotenturm, Schwyz und Goldau und wei-
terhin über den Pass von St. Jost mit Zug
und Luzern. Auf der Passhöhe eine Kapelle
und 2 Häuser mit 21 kathol. Ew. Ehemaliges
Korrektionshaus für Knaben. Wirtshaus. Rind-
vieh- und Pferdezucht. Schöne Aussicht auf
Einsiedeln und die Alpen. Am 0. -Abstieg
Srachtvolle Moränen. Vor der Erbauung der
isenbahnen wurde der Pass von Wallfahrern
sehr stark begangen. Am 6. Januar 1314 mach-
ten die Schwyzer die Mönche von Einsiedeln
zu Gefangenen und führten sie mit ihren
Knechten und dem Vieh über den Katzenstrick
nach Schwyz, welche Episode vom Schulmeis-
ter Rudolf von Radegg, einem der Gefangenen,
in seinem Gedicht Capella Heremitana an-
schaulich und ausführlich beschrieben worden
ist. Am 14. August 1799 wurden die den Katzen-
strick besetzt haltenden Oesterreicher von den
Franzosen vertrieben.
KATZENZAGEL (Kt. Schwyz und Uri). 1232-1446
m. Schluchtformiger oberster Abschnitt des Riemenslal-
denthales, zwischen der Kette der Liedernen und der
Sissifferspitze ; Passübergang (1490 m) mit Fussweg von
SisslKon (Vierwaldstättersee) durch das Riemenstalden-
thal und über die Goldplank nach Muotathal.
KATZERN (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Horgen).
Häusergruppe. S. den Art. Kazeren.
KATZI8, KAZI8 oder CAZI8, romanisch Gazas
(Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Kreis Thusis). 666
m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Hinterrhein,
im Domleschg, an der Strasse Chur-Thusis und 3 km
nnw. Thusis. Station der Albulabahn. Postbureau, Tele-
graph; Postwagen nach Präz und Sam. Cremeinde, mit
Rätitsch, Luvreu, Realta-Korrektionsanstalt, Realta-Hof,
Savusch und Summaprada : 116 Häuser, 738 kathol. Ew.
deutscher und romanischer Zunge; Dorf: 41 Häuser,
304 Ew. Fruchtbare Gegend. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht. Grosse Säge. Herstellung von Bändnertuch. Die
aus dem 11. Jahrhundert stammende alte Pfarrkirche zu
St. Martin nahe dem Dorf ist 1903 durch Blitzschlag
eingeäschert worden. Frauenkloster vom Orden des h.
Dominikus. Im 7. Jahrhundert von Bischof Paschalis von
Chur als adeliges Damenstift gegründet und 1156 dem
Orden des h. Augustinus zugeteilt. Zu Ende des 14. Jahr-
hunderts durch Feuer zerstört, dann von Albert von
Schauenstein wieder aufgebaut und mit grossem Besitz
ausgestattet. 1647 rief Bischof Johannes VI. von Chur
Dominikanerinnen aus dem Kloster Bludenz (im Vorarl-
berg) hierher, nachdem der Graue Bund dem Kloster
einen Teil seiner einstigen Güter wieder zurückerstattet
hatte. 1768 neuerdings abgebrannt. Führt ein St. Andreas-
kreuz im Wappen, ist heute ein ärmliches kleines Klö-
sterchen.
KAU (HINTER und VORDER) (Kt. Appenzell I. R.,
Gem. Appenzell und Gonten). 1000 m. Schulkreis mit zer-
streut gelegenen Häusern, auf einer Terrasse am N.-Hang
der Kette Kronberg- Klosterspitz, vom Kaubach durch-
flössen und 3 km sw. Appenzell. Vorder Kau (26 Häuser,
144 kathol. Ew.) gehört politisch und kirchlich zur Ge-
meinde Appenzell, Hinter Kau (11 Häuser, 54 kathol.
Ew.) zur Gemeinde Gonten. Viehzucht. Stickerei als
Hausindustrie. In 1047 m Heilbad (Bandwurmkuren durch
kombinierte Anwendung von Bädern und sog. Kauer-
thee). Es wird der Bau einer Strasse nach Appenzell ge-
plant.
KAUBACH (Kt. Appenzell I. R.). Beträchtlichste der
der Sitter auf Appenzeller Boden von links zugehenden
Nebenadern ; entspringt am Zöpfli (zwischen Kronberg
und Klosterspitz) in 1200 m, bildet auf seinem ganzen
Lauf die .Grenze zwischen den Gemeinden Gonten und
Brücke Aber den Kaubach.
Appenzell und mündet nahe der Münzmöhle (wo früher
das Appenzeller Geld geschlagen worden ist) in 754 m. Er
hat wie seine Nebenbäche (Lehmerenwiesbach, Hütten-
bach und Sägebach von links; Gehrschwendebach und
Rellenbach von rechts) ein starkes Gefälle und ist des-
halb bei Hochwasser ein oft gefährlicher Wildbach. Eiserne
Brücke der Appenzeller bahn (Winkeln-Herisau-Appen-
zell), 86 m lang und mit der Fahrbahn 30 m über dem
Bacnbett; ferner steinerne Brücke der Strasse Appenzell-
Gonten und eiserne Brücke der Strasse Appenzell-Hund-
wil.
KAUFDORF (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 549 m.
Gem. und Dorf, am linken Ufer der Gürbe, an der Strasse
Belp- Watten wil und 12,5 km ssö. Bern. Station der
Gürbethalbahn. Postablage, Telephon. Strasse über
Gelterfingen und Kirchdorf nach Thun. 56 Häuser, 318
reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchenthurnen. Auf dem
durch die Korrektion der Gürbe trocken gelegten einstigen
Sumpfboden wird Jetzt Kohl gebaut, der im Herbst zur
Herstellung von Sauerkraut massenhaft verkauft wird.
Torfgruben. Wiesen- und Ackerbau. Gerberei. Das Dorf
in rascher Entwicklung begrififen. Alemannengräber.
KAVE8TRAU GROND und KAVE8TRAU PIN
(Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein). 3250-3217 m. So
neissen die zwei höchsten Spitzen der Brigelser Hörner.
Geologisch sehr interessanter Aufbau. Der Name Kaves-
trau = Zügel oder Zaum ist dem Stock deswegen beige-
legt worden, weil ein gelbes Band von Rötidolomit von
Weitem den Eindruck eines den Gipfeln umgelegten
Zügels macht. Der Kavestrau Pin zum erstenmal 1865 be-
stiegen. Beide Gipfel werden von Chur aus oft besucht,
welche Tour meistens mit einer Besteigung des Tödi
kombiniert wird.
KAZEREN oder KATZERN (Kt. Zürich, Bez. und
Gem. Horgen). 508 m. Gruppe von 9 Häusern, imHorger-
berff; 1,1 km s. der Station Horgen der linksufrigen
Zünchseebahn (Zürich - Wädenswil - Ziegelbrücke). 61
reform. Ew.
KEFIKON (Kt.Thurffau, Bez. Frauenfeld, Gem. Gach-
nanff und Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Bertschi-
kon). 424 m. Kleines Dorf, mitten auf der Grenze zwischen
den Kantonen Thurgau und Zürich, an der Str^isse Isli-
kon-Eilikon und 500 m nw. der Station Islikon der Linie
Zürich -Winterthur-Romanshorn. Telephon. 23 Häuser,
135 reform. Ew. Kirchgemeinde Gachnang. 12 Häuser mit
62 Ew. stehen auf Zürcher Boden. Eine kleine Schuh-
warenfabrik. Käserei. Wasserversorgung in den Häusern.
Schönes und sauberes Dorf, von Obstbäumen umrahmt.
Kleiner Weinberg. Geburtsort von Bernhard Greuter,
des Gründers der ersten Zeugfärberei und -druckerei im
732
KE6
KEH
Thurgau, der später solche Fabriken auch in Islikon
und Frauenfeld erbaute und 1822 gestorben ist. Schloss
Schloss KeAkoo.
mit eingebautem altem Turm; bis zu Ende des 18.
Jahrhunderts Sitz einer besonderen Herrschaft. 1241 :
Kevinkon; 1250 wird ein Burkhard von Kefikon als ki-
bnrgischer Dienstmann genannt. Ein Heinrich von Kefi-
kon (t 1315) war Chorherr zu Zurzach. Die Gerichtsherr-
schaft Kefikon später ein Lehen des Klosters auf der
Heichenau. Die Burg 1376 Eigentum des Konrad von
Gachnang : wurde 142/ als einerder Grenzpunkte zwischen
der Grafscnaft Kiborg und dem Thurgau bezeichnet und
liegt noch heute mitten auf der Grenze. Später wechselte
die Bur : öfters ihre Besitzer und gehörte der Reihe nach
dem Erasmus Ryf (1502), Ludwig Ryf i[1529) genannt
Walter von Blidegg, den Joner aus Frauenreld, tf irzel und
Escher aus Zürich. Das jetzige Schlossgebäude wurde im
17. Jahrhundert neu errichtet; der in dasselbe verbaute
alte Turm misst 7,8 m im Geviert bei einer Mauerdicke
von 1,5 m. Die niedere Gerichtsbarkeit Kefikon war dem
Ebneren Amt der Landvogtei Kiburs^ zugeteilt und stand
seit 1742 dem Zürcher Patriziergescnlecht der Escher zu.
Nachher Privateigentum ; heute mit Gastwirtschaft.
KEQLI8BERQ-HOF8TATT(Kt.Luzern,AmtEntle-
buch, Gem. Hasle). 860-869 m. Gruppe vou 10 Häusern,
n. vom Hasle Hochwald und über der Strasse nach
Heiligkreuz. 60 kathol. Ew. Viehzucht.
KEHLE (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg). 480460 m.
Kleines Waldthälchen, 1 km sw. Ammerswil ; von
der Strasse Ammerswii-Egliswil durchzogen.
KEHLEBACH (Kt. Uri). So heisst der grösste
Quellbach der Göscnener Reuss ; entspringt dem
Kehlegletscher und entwässert den obersten Ab-
schnitt des Göschenerthales. 3 km langer Lauf ge-
gen SO. Erhält auf der Göscheneralp (1715 m) den
Namen Göschener Reuss.
KEHLEFIRN und KEHLEGLETSCHER (Kt.
Uri). Firnfeld mit Thalgletscher, oben über dem
Göschenerthal. Steigt von der Scharte der Thier-
berglimmi (etwa 3200 m; zwischen Hinter Thierberg
und Gwächtenhorn) auf eine Länge von 5 km nach
SO. ab. Das Firnfeld bildet eine einfache, unver-
zweigte Mulde, während am Gletscher flache und
spaltenfreie Partien mit stark zerklüfteten Steilab- ,.
fällen abwechseln. Gut ausgebildete Zunge. Auf der -««^
rechten Seite vereinigt sich mit dem Kehlegletscher
eine Reihe von kleinen Firn- und Eisfeldern, die am
Kamm Maasplankstock-Dammastock hängen. An der
den Gletscher links begleitenden Kette bis zum Schyn
einige kleine Hängegletscher, die nicht bis zum Haupt-
gletscher absteigen. Der Fussweg nach der links Jüber
dem Kehlegletscher auf geneii^ter Terrasse gelegenen Keh-
lenalp (23& m) mit Hütte fuhrt zum grossen Teil über
das Eisfeld. Das Ende des Gletschers, auf
der Siegfriedkarte 1881 zu 1924 m kotiert,
ist seither um mehrere Hundert Meter zu-
rückgewichen.
KEHLHOF, besser KELNHOF a. KEL-
HOF. Ortsname der deutschen Schweiz;
bezeichnete ursprünglich einen dem Keller-
meister eines Grundherren zugewiesenen
Hof. Latein, curtis cellerarii^ deutsch bis-
weilen auch Kellerhof. Vergl. Schweizer.
Idiotikon. Band II, S. 1027.
KBHLHOF (Kt. und Amt Luzern, G«m.
Adligenswil). 550 m. Gruppe von 4 Uäusem;
500 m n. Adligenswil und 2,7 km so. der
Station Ebikon der Linie Zürich-Luzem. 33
kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzacht
und Milchwirtschaft.
KBHLHOF (Kt. Thurgau, Bez. Arbon,
Gem. Egnach). 403 m. Weiler, am linken
Ufer des Bodensees, 600 m nw. der Station
Egnach der Linie Rorschach-Romanshorn.
14 Häuser, 69 reform. Ew. Wiesen.
KBHLHOF (Kt. Thurgau, Bez. Wein-
felden, Gem. Berg). 521 m. Dorf, am SO -
Hang des Ottenbergs, an der Strasse Kon-
stanz-Sulgen : 400 m s. Berg und 4 km nw.
, der Station Sulgen der Linie Zürich-Win-
terthur-Romanshom. Postwagen Bürglen-
Berg-Kreuzlingen. 39 Häuser, 205 zur Mehr-
zahl reform. Ew. Acker-, Wiesen-, Obst-
und Weinbau. Stickerei.
KBHLHOF oder KiEHLHOF (Kt. Zürich, Bez.
Meilen, Gem. Stäfaj. 410 m. Dorf, am rechten Ufer des
Zürichsees, 1 km so. der Station Stäfa der rechtsufrigen
Zürichseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil). Telephon. 29
Häuser, 122 reform. Ew. Weinbau.
KBHLHOF oder KiEHLHOF (Kt. Zürich, Bez.
Winterthur, Gem. Neftenbach). 544 m. Gruppe von 5
Häusern; 1,5 km nw. Neftenbach und 3,5 km n. der Sta-
tion Pfungen der Linie Winterthur-Bülach. 25 reform. Ew.
KEHLHOF (Kt. Zürich, Bez. Winterthur, Gem. Tur-
benthal). 571 m. Gruppe von 7 Häusern, an der Strasse Wil-
Turbenthal und 1 km so. der Station Turbenthal der Töss-
thalbahn (Winterthur- Wald). 40 reform. Ew. Wiesenbae.
KEHR (AUSSER und INNER) (Kt. Luzern, Amt
Entlebuch, Gem. Hasle). 728 m. Gruppe von 5 Häusern,
200 m so. der Kirche Hasle und 2,1 km ssw. der Station
Entlebuch der Linie Bem-Luzem. 38 kathol. Ew. Land-
Wirtschaft.
KEHRENROCK (Kt. Wallis, Bez. Visp). 2GOO-3100m.
Felskamm, sw. Ausläufer des Pizzo Scarone (3315 m) ;
zwischen den Abteilungen Börter und Zu den Kehren der
mat^
v£^-
„iil
Schloss Kehrsats.
Furggalp. Der Name fälschlich manchmal dem Pizzo
Scarone selbst beigelegt.
KEHRSATZ (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 576 m.
KEU
KBL
783
N«
Gem. und Dorf, auf einer Terrasse am SO.-Hang des
Gurten, an der Strasse Bern-Belp und 5 km ssö. Bern.
Station der Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun). Post-
bureau, Telephon; Postwagen Kehrsatz-Zimmerwald-
Rüeffgisberg. Gemeinde, mit Haulisthal und Seelhofen :
65 Häuser, 568 reform. Ew.; Dorf: 18 Häuser, 131 Ew.
Kirchgemeinde Belp. Landwirtschaft. Möhle, Säge, je
eine Knochen- und Gewürzmühle. Schöne Aussicht auf
die Stadt Bern, das Aarethal und Mittelland. Das Dorf
entwickelt sich seil dem Bau der Gürbethalbahn rasch.
Von der Hauptstrasse Bern-Belp-Thun zweigt in Kehrsatz
nach rechts die Strasse Kehrsatz-Enfflisberg-Zimmerwald-
Mähleren-Rüegglsberg ab. Das Scnloss und Schlossffut
Kehrsatz ist Eigentum des Staates Bern, der hier eme
Mädchenkorrektionsanstalt eingerichtet hat. Am S.-Ende
des Dorfes der schöne Herrensitz Lohn, einst Eigentum
der Berner Patrizierfamilie der Tscharner. Hier starb 1794
Nikiaus Emmanuel Tscharner,
den Heinrich Pestalozzi in sei-
nem Buch Lienhard und Ger-
trud in der Gestalt des Arner
verewigt bat. Ein Bildhauer
von grossem Ruf war Karl Em-
manuel Tscharner (1791-1883),
der Schöpfer der Statue des
Herzogs Berthold von Zährin-
ffen auf der Plattform vor dem
Berner Münster und der Statue
der Pielä in dieser Kirche.
Grabhügel ; Flachgräber aus
dem Beginn der La T^ne Zeit ;
römische Münzen.
KKHR8ITEN (Kt. Nidwal-
den. Gem. Stansstaad). Dorf.
S. den Art. Kersiten.
KEI (Kt. Basel Land, Bez.
Sissach). 715 m. Höchster
Punkt der Rotenlluhberge, auf
der Grenze gegen den Kanton
Aargau; 2,5 km n. Rotenlluh.
KEIBHORN (Kt. Bern,
Amtsbez. Nieder Simmenthal). 1953 m. Gipfel, SW.-Vor-
berg des Thuner Stockhorns (2192 m), so. über dem Ober-
stockensee (1658 m). Gehört zur Alpweide Oberstocken.
Von Erlenbach aus sehr leicht zuganglich. Bemerkens-
werte Aussicht
KEIBIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
thal). 2463 m. Gipfel, n. Vorberg derMännliiluh (2654 und
2577 m), ö. über der Gurbsalp und sw. über der Kirelalp.
Sendet den Kirelgrat (2187 m) und Gurbsgrat (2240 m) aus.
Von der Sommerfrische Grimmialp im Diemtigthal in 4
Stunden leicht zu besteigen. Schöne Aussicht.
KEI8ENTHAL (Kt. und Bez. Scbaffhausen). Oberer
Abschnitt des vom Hagen (914 m ; höchster Punkt des
Randen) nach SO. gegen Merishausen absteigenden engen
kleinen Thaies. 1,D km lang. Zum grossen Teil bewaldet;
keine Siedelungen.
KELCHBACH (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2700-690 m.
Wildbach; bildet sich aus den Schmelzwassern der s. vom
Beigrat (zwischen Grisihorn und Sjparrhorn und n. Naters)
gelegenen zahlreichen kleinen Firn- und Eisfelder, die
alle die Terrasse von ßelalp durchmessen und dann als
drei grössere Buche zu den Maiensässen von Platten sich
wenden, um hier zusammenzumünden. Zahlreiche
Nebenarme von den Hängen des links über Platten sich
erhebenden Lusgengrates. Von Platten (1340 m) an durch-
tliesst der Kelchbach ein 34 km langes Thal, durchzieht
dann das Dorf Naters und mündet nach 10 km langem
Gesamtlauf gegenüber Brig in die Rhone. 1900 hat man
zwischen Biel und St. Wendelin einen Teil des Wasners
des Kelchbaches gefasst und dem über Naters in 700 m
Höhe stehenden Elektrizitätswerk zugeführt, das Brig und
Naters mit Licht versieht.
KELLBERQ(HINTER und VORDER) (Kt.Luzern,
Amt Hochdorf, Gem. Inwil). 522 m. Zwei Gruppen von
zusammen 5 Häusern; 1,8km nö. Inwil und 4 Itm wnw.
der Station Gisikon der Linie Zürich-Luzern. 40 kathol.
Ew. Landwirtschaft.
KELLENBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau). Kleiner
Bach; entspringt im Locher moos (823 m), wendet sich
langsam gegen SW., durchfliesst Gossau und ^mundet
nacn 10 km langem Lauf 2,5 km w. Gossau von rechts in
die Glatt.
KELLENBERG (Kt. AppenzellL R., Gem. Oberegg).
791-860 m. 7 Häuser, am SO.-Hang der das Rheinthal
im W. begrenzenden Kette zerstreut gelegen ; 1 Stunde
von der Station Au der Linie Rorschach-Sargans-Chur.
33 kathol. Ew. Viehzucht. Stickerei und Seidenweberei.
Man baut gegenwärtig eine von Büriswilen nach Kellen-
berg hinauffünrende Strasse, die wahrscheinlich bis Ober-
egg fortgesetzt werden wird.
KBLLENHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2937 m.
Gipfel, im Kamm zwischen Breithorn (3455 m) und Rot-
horn (2513 m) und zwischen dem Alpienthal und Simplon,
s. vom Kessinorn. Fällt mit den wild zerrissenen Steil-
hängen der sog. Wamischömer zum Zirkus von Alpien ab.
KELLBNKCEPFLI (Kt. Basel Land und Solothurn).
Xe/Mf?Aöp///
Oeologisches QaerproAl durch das Keilenköpfli.
1. Tertiär; 2. Seqnan ; 3. Argovian ; 4. Dogger; 5. and 6. Lias; 7. Keaper.
1160 m. Gipfel, in der Kette des Passwang, auf der Grenze
zwischen den Kantonen Basel Land und Solothurn und
zwischen der Wasserfallen und Hintern Egg, n. über
Mümliswil. Oestl. vom KellenköpUi die Sennberge des
Kellenbergs und w. davon der Passübergang der Wasser-
fallen. Bildet in tektonischer Beziehung eine über den
Malm und das Tertiär aufgeschobene doppelte Deck-
scholle aus Dogger. Aehnliche Bildungen linden sich
im Solothurner, Berner und Basler Jura noch mehr-
fach.
KBLLBNLAND (Kt. Zürich, Bez. Hinwil und Pfäfli-
kon). Scherzhafter Volksname für das Zürcher Oberland,
besonders für die Gebiete des obern Tössthales (Sternen-
berg, Fischenthal) und um den Bacht^l gebräuchlich.
Rührt davon her, dass die einst sehr armen Bewohner
dieses Landes neben der Korbflechterei als einzige in-
dustrielle Tätigkeit das Schoitzen von Holzlöffeln, sog.
Kellen, und andern Holzartikeln betrieben.
KELLERAMT (Kt. Aargau). Sa heisst der so. Ab-
schnitt des Bezirkes Bremgarten mit den Gemeinden
Jonen, Ober Lunkhofen, Unter Lunkhofen, Arni, Islisberg,
Oberwil, Lieli, Ober Berikon und einigen Häusern der
Gemeinde Berikon. Zerfällt in das Obere und Untere
Kelleramt. Benannt nach dem Kellerhof zu Lunkhofen,
der schon im 7. Jahrhundert als Kelhof zu Lunkoft er-
wähnt wird und dem Luzerner Kloster Marbach gehörte.
Er war österreichisches Lehen und wurde 1415 samt dem
umliegenden Gebiet von Zürich erobert und bis 1798 be-
halten. Während die hohe Gerichtsbarkeit der Stadt
Zürich zustand, verblieb die niedere Gerichtsbarkeit der
Stadt Bremprten. 1798 kam das Kelleramt an den neuen
Kanton Bauen und 1802 an den eben von der zweiten
helvetischen Konstitution geschaffenen Kanton Aargau,
welche Zuteilung auch in der Medialionsakte von 1803
sanktioniert wurde.
KELLERFLUH (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 1800-2300 m.
Felswand, ö. über Inden; darüber die Kelleralp und
Varneralp, die von Varone aus in 4 Stunden erreicht
werden können. Bildet einen breiten Ausläufer des
734
KEL
REM
Zayettazhornes (2783 m), das selbst wieder dem Schwarz-
horn (Gruppe des Wilastmbel) vorgelagert ist.
KELLERLOCH (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Hinwil).
715 m. Bauernhof; 2,5 km n. der Station Hinwil der
Linie EiTretikon-Wetzikon- Hinwil. Seit 1881 in eine
Korrektionsanstalt für Knaben über 12 Jahren umgewan-
delt. Kann 40-50 Insassen aufnehmen, die sich mit Land-
wirtschaft beschäftigen und Unterricht erhalten.
KELLER8EQQ (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Gais). 1197 m. Ber^pi'ucken, dem Gäbris nach 0.
vorgelagert und 3 km no. Gais. 4 zerstreut gelesene
Häuser; Gastwirtschaft. 24 reform. Ew. Alpwirtscnaft.
Schöne .Aussicht auf die Scesaplana, ins Vorarlberg und
auf den Bodensee. Beliebtes Ausflugsziel der Bewohner
von Gais und Herden. In der Nähe die stadtzürcherische
Ferienkolonie Schwäbrig.
KELTBERQ oder KiELTBERG (OBER und
UNTER) (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem. Lützel-
flüh). 839m und 800 m. 3 Höfe; 5,5 km so. Lützelflüh und
3 km nö. der Station Zollbrücke der Linie Burgdorf-Lang-
nau. 15 reform. Ew. Viehzucht.
KEM MATTEN (Kt. Zug, Gem. Hünenberg). 430 m.
Gruppe von 7 Häusern, nahe dem linken Ufer des Zuger-
sees; 1,5 km ö. Hünenberg und 1 km sw. der Station
Cham der Linien Zürich-Zu^-Luzern. 57 kathol. Ew.
Kirchgemeinde Cham. Landwirtschaft. Betr. die Etymo-
logie des Namens s. den Art. ILemmatten.
KEMMENBACH (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden und
Steckborn). Bach ; entspringt mit einer Reihe von Quell-
armen (Riesebach, Furtibach, Läpperschenbach, Loh-
muhlebach, Aufhäuserbach] am N.-Fuss des Ottenberss,
erhält bei Mannenmühle (wo er mehrere Mühlen treibt)
den Namen Kemmenbach, fliesst nahe der Burg Alten-
klingen in einem tiefen Tobel, in dem die Altklinger-
mühle steht; geht bei Eogwang und Wi^oltingen vorbei,
durchfliesst — in mehrere Arme geteilt — Hasli und
Grünegg und mündet nach 18 km langem Lauf bei der
Bnicke von Pfin in 406 m von rechts in die Thur. Erhält
von rechts den von Raperswilen kommenden Aspibach
und den von Mühlber(|^ kommenden Tobelbach. Das Bach-
bett zum Teil kanalisiert.
KEMMERIBODENBAD (Kt. Bern, Amtobez. Signau,
Gem. Schangnau). 979 m. Stark besuchtes Schwefelbad,
amNO.-Fuss des Hohgant und am linken Ufer der Emme;
6,3 km so. Schangnau und 16,5 km s. der Station Wiggen
der Linie Bern-Luzem. Postablace, Telephon ; im Sommer
Postwagen nach Wissen. Ein Haus, 7 reform. Ew. Zwei
aus dem schönen Kalkstein des Hohgant sprudelnde
Mineralquellen, deren eine eisenhaltig ist, während die
andere Schwefelwasserstoff mit Kalksulfat und Kalkkar-
bonat enthält. Das Wasser wird sowohl zu Trink- als zu
Badekuren verwendet. Kemmeribodenbad ist ein
Exkursionszentrum für die ßeree der Emmen-
gruppe; Fusswege ins Habkernthal und Marienthal.
KEMPFHOF (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem.
Würenlos). 421 m. Kleines Dorf, am Furtbach und
1 km onö. der Station Würenlos der Linien Baden-
Bülach und Wettingen-Oerlikon-Zürich. 18 Häuser,
125 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Wü-
renlos. Acker- und Weinbau. Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Einst selbständige politische Gemeinde,
am 1. Januar 1900 zusammen mit Oetlikon der Ge-
meinde Würenlos angegliedert. Auf dem Aggenbühl
Alemannengräber mit Skeleten, Silberschnallen,
Schwertern und verschiedenen Zieraten.
KEMPRATEN (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem.
Rapperswil und Jona). 412 m. Dorf, am rechten Ufer
des Zürichsees und mitten in Weinbergen schön ge-
legen; 1,2 km n. Rapperswil. Telephon. 39 Häuser,
241 kathol. Ew. Kirchgemeinde Busskirch. Obst-,
Wein- und Gemüsebau. Viehzucht. Käserei. Viele
Bewohner arbeiten in den Seiden- und Baumwoll-
fabriken von Jona und Rapperswil. 741 : Cento-'
prato; 863: Centiprata. Das Dorf steht fast ganz an
der Stelle einer emstiffen Römersiedelung, von der
zahlreiche Reste von Mauern und Wasserleitungen,
ferner Geräte und Münzen aufgedeckt worden sind.
Auf dem Gubel bei Kempraten hat man 1689 und 1700
Vasen mit Hunderten von römischen Münzen aufgefun-
den. In Kempraten vereinigten sich die von Zürich und
Ober Winterthur herkommenden Römerstrasaen. Ale-
mannengrab.
KEMPT oder KEMPTBACH (Kt. Zürich, Bez.
Pfäffikon). 650445m. Bach; entspringt mit zahlreichen
kleinen Quellarmen am W.-Hang des Stoffel. Diese Adern
vereinigen sich um Ober und Unter Hittnau zum Kempt-
bach, der dann bis Fehraltorf nach W., bis Grafstall
nach NW. und von da nach N. fliesst, um nach 20 km
langem Lauf nahe der Ortschaft Töss von links in die
Töss zu münden. Zahlreiche Mühlen und Sägen.
KEMPTEN (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. WeUikon).
563 m. Schulgemeinde und Dorf, am Fuss des Stoffel and
am Kemptnerbach in fruchtbarer Gegend ; 1 km nö. Ober
Wetzikon. Station der Linie Effretikon-Wetzikon-Hinwil.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit Burg,
Moos, Ober Kempten, Sommerau und einem Teil von
Feld : 246 Häuser, 1558 reform. Ew. ; Dorf: 150 Häuser,
885 Ew. Landwirtschaft. Industrielle Tätigkeit : 3 Baum-
wollwebereien, 1 Seidenweberei, 1 Werkzeugfabrik, %
mechanische Werkstätten und 2 grosse Stickereien. Das
Dorf vergrössert sich zusehends und wird bald mit Ober
Wetzikon verwachsen. Funde von Lanzenspitzen und
eines Bronzedolches. Zahlreiche Reste von Römerbauten.
812 : Camputena : 1223 : Kembiton ; 1256 : Kempton. Der
Name vom kellischen cambodunon = Burg an der Fluss-
krümmung. Die Freiherren von Kernpten werden seit
1229 genannt und starben ums Jahr 1400 aus; doch ver-
blieben Burg und Gerichtsbarkeit bis 1798 stets in Händen
von Geschlechtem, die in weiblicher Linie von den
alten Freien abstammten. Die Burg brannte 1521 ab; der
Turm wurde nicht mehr aufgebaut, das Wohngebinde
dagegen wieder als Edelsitz eingerichtet. Schon im 17.
Jahrhundert wurde indessen auch dieses dem Zerfall
überlassen, nachdem sich die Gerichtsherren im Dorf
Kempten selbst ein Haus erbaut hatten. Der Burghügel
liegt beim Hof «Burg». Vergl. Zeller-Werdmüller, H.
Zürcherische Burgen, L (in Mitteilungen der antiquar.
Geselhch, in Zürich, 58). Zürich 1894.
KEMPTEN (OBER) (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem.
Wetzikon). 590 m. Dorf, an der Strasse Wetzikon-Bauma ;
1.7 km onö. Ober Wetzikon und 1,4 km osö. der Station
Kempten der Linie Effretikon-Wetzikon-Hinwil. 65 Häuser,
334 reform. Ew.
KEMPTNERBACH (Kt. Zürich, Bez. Hinwil). Bach;
entsteht aus 4 Quelladern, die sich nahe dem DoriTBärets-
wil in 700 m Höhe vereinigen. Fliesst bis Kempten in
einem tiefen Waldtobel, wendet sich dann nach NW. and
mündet nach 6 km langem, Lauf in 543 m in den Pfaffiker-
see.
KEMPTTHAL (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon, Gem.
Hlnau). 489 m. Gruppe von 7 Häusern, am Kemptbach;
Fabriken Kemptthal.
2 km fnw. Hlnau und 1,7 km nö. der Station Effretikon
der Linie Zurich-Winterthur. Telephon. 150>eform. Ew.
Baumwollspinnerei mit 8000 Spindeln.
KEM
KKR
735
SKEMPTTHAL, früher HAMMER oder HümmermOhle
ffeheissen (Kt. Zürich, Bez. Pfaffikon, Gem. Lindau).
473 m. Station der Linie Zürich-Winterthur ; 2,5 km
n. der Häoserffruppe Kemptthal. Postbureau, Telegraph,
Telephon. 29 Häuser, 403 reform. Ew. Hier stehen die
grossen Fabrikanlagen der Firma Maffgi, die sich aus
bescheidenen Anfangen zu einem Welthaus entwickelt
hat. Bis 1841 stand hier nur eine Kesselschmiede, die
später durch eine Mühle ersetzt worden ist. Ums Jahr
1880 begann man dann mit der Fabrikation von Erbsen-
und Bohnenmehl, zu dem sich nach und nach Suppen-
rollen, Suppenwürzen« Konserven etc. gesellten. Die Fabrik
wurde 18^0 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die
heute mit einem Kapital von 8 Millionen Franken arbeitet.
Die stets an Zahl zunehmenden Fabrikbauten bedecken
eine Boden fläche von 87 900 m*. Kraftanlage von 460 PS.
Zu den Fabrikanlagen gehört noch ein landwirtschaft-
licher Betrieb mit 350 Stück Grossvieh und 50 ha Gemüse-
land. Das Ganze umfasst eine Fläche von mehr als 200 ha.
Die gleiche Gesellschaft besitzt daneben noch eine grosse
Gutswirtschaft im Kanton Aargau u. eine Alpweide im Kan-
ton Schwyz. Vor wenigen Jahren sind in Paris und Singen
(Grossherzogtum Baden) Zweiggeschäfte gegründet worden.
KENGELBACH (Kt. St. Gallen, Bez. Alt Toggenburg,
Gem. Bütswil). 708 m. Weiler, auf einer Höhe zwischen
dem Dietfurterbach und Krinauerbach ; 2,6 km s. Büts-
wil und 1,3 km sw. der Station Dietfurt der Toggen-
burjcerbahn. 19 Häuser, ^1 kathol. Ew. Viehzucht. Kä-
serei. Stickerei.
KENNELALP (Kt. Glarus, Gem.
Mollis). 900-1280 m. Kleine Alpweide,
auf einer mit Moränenschutt überführ-
ten Terrasse am NW. -Hang des Fron-
alpstocks. 1^/f Stunden so. über Mollis.
Nährt 50 Kühe. Hütte in 1095 m. 1899
hat man hier das Ferienheim Neumüns-
ter-Zürich eröffnet. Es ist in 1150 m rei-
zend gelegen und nimmt Knaben der
obern Klassen auf, die hier ihre Ferien
zubringen wollen.
fwiKENZENAU (Kt. Thurgau, Bez. Bi-
schofszell, Gem. Neukirch). 582 m.
Gruppe von 6 Häusern; 1,5 km so. Neu-
kircn und 3 km sw. der Station Kra-
dolf der Linie Gossau-Sulgen. 32 reform.
Ew. Acker-, Wiesen- und Obstbau.
QKERENZEN (Kt. Glarus). Politi-
sche Gemeinde im NO.-Abschnitt des
Kantons Glarus, über dem S.-Ufer des
Walensees und am Fuss von Mürt-
schenstock und Neuenkamm. Station
Mühlehorn (429 m) der Linie Zürich-
Ziegelbrücke-Chur. Die Gemeinde um-
fasst die Dörfer Filzbach, Obstalden
und Mühlehorn und die W^eiler Nidstalden, Voglin-
gen, Mühlethal, W^alengullen , Vortobel, Tiefenwinkel
und Erkelin mit zusammen 305 Häusern und 1410 re-
form. Ew. Zerfällt in 3 Bürgergemeinden : Mühle-
horn, Obstalden und Filzbach, deren jede zugleich auch
Armen- und Schulgemeinde ist. Zwei Kirchgemeinden:
Mühlehorn und Obstalden-Filzbach. Sekundärschulen in
Obstalden und Mühlehorn. Eine der Gemeinde Kerenzen
eigentümliche Einrichtung sind die drei sog. Genossamen
Mühlehorn, Obstalden und Filzbach. Es sind dies bürger-
liche Korporationen von mehr privatem als öffentlichem
Charakter mit einem gemeinsamen Bezitz von Waldungen,
Wiesen und Alpweiden, deren Ertrag unter den dazu Be-
rechtigten im Verhältnis zur Zahl der Familien oder ihrer
männlichen Glieder aufgeteilt wird. Daneben bestehen in
Obstalden-Mühlehorn noch die alte und die neue Alpgenos-
same, denen die grosse Mehrzahl aller Alpweiden der Ge-
meinde zu Eigen gehört. Wiesenbau, Viehzucht, Alpwirt-
schaft. Seidenweberei als Hausindustrie. Fremcienin-
dustrie. Jahrhundertelang konnten die Bewohner von
Kerenzen nur auf dem Seeweg oder über schlechte Fuss-
pfade mit ihren Nachbarn verkehren. Dann liess Haupt-
mann Fridolin Heer 1603 auf seine Kosten längs dem See-
ufer eine Strasse von Weesen nach Mühlehorn erbauen,
um so die oft gefährliche Fahrt auf dem See unnötig zu
machen. Später vernachlässigte man diese Strasse derart,
dass heute fast keine Spuren mehr davon übrig sind.
Die jetzige Strasse von Mollis über den jKerenzerberg
nach Mühlehorn wurde 1835-1848 erstellt. Kerenzen
war zusammen mit dem Gaster seit 890 Eigentum der
Grafen von Lenzburg, ging nach dem Erlöschen dieses
Geschlechtes an die Grafen von Kiburg und 1264 an das
Haus Habsburg über. 1386 bemächtigten sich die Glarner
der Ortschaft Filzbach, um sich vor Ueberfallen der
Oesterreicher über den Kerenzerberg zu sichern : die
Oesterreich günstig gesinnten Bewohner des Gebietes
wurden hier am 16. Juni 1386 von den Glarnem geschlagen,
1415 lösten sich auch Obstalden und Mühlehorn vom
Gaster los, um sich Glarus anzuschliessen. Damals stand
Kerenzen unter der geistlichen Oberhoheit des Klosters
Schännis, von dem es sich erst 1593 völlig loskaufte, ob-
wohl es in Obstalden schon längst eine eigene Kirche
hatte und inzwischen auch zur Reformation übergegangen
war. 1230 : Kirchintze : 1303 : Kirichze. Obwohl man auf
Kerenzen römische Münzen gefunden hat, ist es doch
nicht sicher, ob eine Römerstrasse hier durchführte.
Einige Forscher vermuten, dass die Römer auf der Strecke
Weesen-Walenstadt lediglich den Seeweg benutzt haben.
Vergl. Girard, Th. Kerenzen am Walensee (im Jahrbuch
des histor. Vereins des Kant. Glarus. Heft 25). — Win-
teler, J. Die Kerenzer Mundart. Leipzig 1876. — Winte-
ler, J. Veher einen römischen Handelsweg am Walensee
(im Programm der Aargauischen Kantonsschule, Aarau,
1894). — Hafter E. Der römische Handelsu^eg von Zürich
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Filzbacb am Kereoserberg.
nach Chur (im Jahrbuch des histor. Vereins des Kts.
Glarus. Heft 30, 1895).
KERENZERBERG (Kt. Glarus). 430-1000 m. So
heisst der untere Abschnitt der nach N. und NW. zum
Walensee und zur Linthebene absteigenden Hänge des
Mürtschenstockes und Neuenkammes. Diese sanft ge-
böschten und von kleinen Thälchen durchfurchten Hänge
bilden eine Reihe von aufeinander folgenden Wiesen- und
Weidente rrassenflächen, getrennt durch wald bestandene
Terassenabfälle. Zahlreiche Häuser und Stadel. Auf den
tiefem Terrassen stehen die Dörfer Filzbach und Obstalden
und die Weiler Vo^lingen und Nidstalden. Hier führt die
neue Strasse Molhs-Kerenzerberg-Mühlehorn durch, die
ihrer schönen Aussicht auf Glarneralpen, Linthebene und
Walensee wegen von Touristen stark begangen wird. Der
Sockel des Kerenzerbergs fällt zum Walensee mit einer
200 m hohen Felswand ab, die die Linie Weesen-Sarsans
in einer Reihe von Tunnels unterfahrt. Der Kerenzerberg
besteht aus Malm, Kreide und Eocän und gehört dem S.-
Schenkel der grossen Mulde an, die jenseits des Walen-
sees unter dem Dorfe Amden so prachtvoll aufgeschlos-
sen ist. Ihre Fruchtbarkeit verdanken die Terrassen des
Kerenzerberges der beinahe ununterbrochenen Bedeckung
mit Moränenmaterial.
KERNENRIED (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 511 m.
Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Urtenen ; 2,5 km so.
736
KER
KER
FraubruDDen und 2,3 km n. der Station Hindelbank
der Linie Olten-Bern. Postablage, Telegraph. Telephon.
Postwagen nach Fraubrunnen. 49 Häuser, 349 reform.
Ew. Kirchgemeinde Kirchberg. Landwirtschaft. Käserei.
Die Burg der den Grafen von Kiburg dienstpflichtigen
Ritter Kernen von Kerrenried wurde 131ö von den Bernem
zerstört. 1603 hat man in Kernenried etwa 1500 Stück
römische Siibermünzen p^efunden, die den ersten Grund-
stock zum Münzkabinet in Bern legten.
KERNEN8EK (Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). 425 m.
Kleiner Moränensee von rundlicher Form, in sumpfiger
Gegend, 500 m ö. vom Stadlersee, zwischen Hochfelden
und Neerach und in der Nähe von schönen Waldungen.
Misst wenig über 100 m im Durchmesser und erreicht an
Tiefe keine iO m.
KERNMATTEND088KN (Kt. Obwalden). 578 und
590 m. Felswände, rechts über dem Thal der Samer Aa
und unmittelbar nö. der Station Kems-Kägiswil der ßrünig-
bahn (Luzern-Brienz). Ueber diesem etwa 100 m hohen
Felsband liegt eine wellige Terrasse mit Bauernhöfen
(Burg, Berg-Wart, Platten).
KERNS (Kt. Obwalden). 569 m. Gem. und Pfarrdorf,
auf einer Terrasse am SW.-Hang des Stanser-
homs; 2,3 km ö. Sarnen. Station Kems-Kä-
fiswil der Brüni^bahn (Luzern-Brienz). Post-
ureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Sar-
nen-Melchthal und Kägiswil-Melchthal. Was-
serkraft, elektrisches Licht. Ausgedehnteste
Gemeinde von Obwalden, die sich auf eine
Länge von 24 km von der Grenze ge^en
Nidwaiden bis zur Grenze gegen Bern zieht. Mit Diet-
ried, Halten, Siebeneich, Wissehrlen, Zuben, Schild,
Buchischwand und Melchthal : 406 Häuser, 2394 ka-
thol. Ew. ; Dorf : 137 Häuser, 820 Ew. Die Gemeinde
umfasst 72 zum Teil sehr hoch gelegene Alp weiden, von
denen 52 Eigentum von Korporationen sind. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Käsereien. Strohhutfabri-
kation. Fremdenindustrie. Eine mechanische Schlosserei
und Schreinerei. Pfarrkirche mit schlankem Turm, 1814
erbaut. 11 Kapellen. In der Kirche Taufstein und Degen
von Nikiaus von der Flüe, Gemälde von Paul Deschwan-
den und H. Kaiser und Skulpturen von Abart, Maria
Ettlin und Nikiaus Ettlin. In aer kürzlich restaurierten
St. Niklauskapelle kamen Gemälde aus der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts zum Vorschein, die aber wieder
zugedeckt wurden, weil sie nicht gut erhalten waren.
(Vergl. Dr. Durrer im Geschichtsfreund. Bd. 52). Erzie-
hungsanstalt für arme Mädchen, von der Familie Deschwan-
den gestiftet. Im Melchthal ein Benediktinerinnen kloster.
Die Gegend um Wissehrlen, Siebeneich und St. Jakob
ist mit den Felsstücken eines vor vielen Jahrhunderten
vom Stanserhorn niedergebrochenen Bergsturzes übersät.
Bei Dietried führt über die Melchaa die höchste Brücke
der Schweiz, deren Fahrbahn 97 m über dem Fluss-
bett liegt. Auf der Ruodsperialp oberhalb dem Schild
Kerns gegen das Stanserhorn.
Reste von sog. Heidenhäuschen. Auf der Ohralp im
Melchthal steht ein mächtiger Ahorn von 24-25 m Höhe
und mit einem Basisumfang von 12,2 m. Im Melchthal
Steinbruch auf schwarzen Marmor, an der Erzegg über
dem Melchsee eine Eisenerzmine. Auf der Frutt hat man
ein Bronzebeil gefunden. Der Ort Kerns 1086 zum ersten-
mal genannt. Erste Kirche zwischen 1086 und 1100 er-
baut. 1136: Chemz; 1173: Chernis. Der Name vermut-
lich von Kern (im Sinn von Getreidekom) herzuleiten und
der Gegend ihrer Fruchtbarkeit wegen beigelegt. 1382 und
1470 haoen die Ob- und Nidwaldner in Wissehrlen Lands-
gemeinde gehalten. Kerns ist die Heimat des Hauptmanns
Oswald von Rotz, der sich im Schwabenkrieg (1499) aus-
f gezeichnet hat und der Bildhauer Maria Ettlin und Nik-
aus Ettlin. Hier lebte und starb 1863 auch der aus dem
Tirol gebürtige berühmte Bildhauer Franz Abart. Vergl.
Küchler, A. Chronik von Kerns, Sarnen 1886. — Trümp-
ier. Ein Hochthal Obwaldens. Zürich 1886. — Villiger,
B. Auf der Fruit. Luzern 1902.
KERNS (OBER und UNTER) (Kt. Luzern, Amt
Hochdorf, Gem. Rotenburg). 510 m. 4 Häuser, in einer
linksseitigen Verzweigung des Thaies des Rotbachs; 2,5
km nö. der Station Rotenburg der Linie Luzem-Olten.
23 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzuch und Milch-
wirtschaft.
KBRNWALD (Kt. Nidw^lden und Obwalden). 450-
585 m. 420 ha grosse Waldung, am rechten Ufer der
Samer Aa, zwischen dem Fluss und der Strasse Stans-
Kerns und 2 km n. Kerns. Den Wald durchzieht von
O.-W. die sog. March, d. h. die Grenze zwischen den
beiden Halbkantonen Obwalden und Nidwaiden, die da-
von ihre Namen erhalten haben : Obwalden = Ob dem
(Kern-) Wald und Nidwaiden = Nid dem (Kern-) W^ald.
Der Wald am 9. September 1798 von den Franzosen auf
ihrem Marsch nach Ennetmoos und Stans durchzogen.
Im Wald der kleine Gerzensee, auf dem für die Gasthöfe
der Gegend Eis gebrochen wird.
KER8ITEN oder KEHR8ITBN (Kt. Nidwaiden,
Gem. Stansstaad). 440 m. Gemeindeabteilung und kleines
Dorf, am W.-Fuss des Bürgenstocks und am S.-Ufer des
Vierwaldstättersees reizend schön gelegen; 3 km nö.
Stansstaad. Dampfschiflstation. Ausgangspunkt der Draht-
seilbahn auf den Bürgenstock. Postablaftc, Telephon. 22
Häuser, 134 kathol. Ew. Kirchgemeinde Stans. Viehzucht
und Milchwirtschaft. Mildes Klima und fruchtbarer Bo-
den. Viele Obstbäume. Im Freien gedeihen auch Feigen-
baum und Kastanie. Schöne Aussicht auf den See, Pila-
tus und Rigi. 1218 : Chirsitun; 1308: Kirsiton ; im Dia-
lekt Kirschete =i beiden Kirschbäumen. Die Kapelle und
alle Häuser von Kersiten am 9. September 1798 von den
Franzosen niedergebrannt. Fund von zwei Stein t>eUen.
KERZER8» französisch Chi^ttres (Kt. Freiburg, Bez.
See). 454 m. Gem. und Pfarrdorf, am Maria brunnenbach
und an der Strasse Aarberg-Murten, 8 km nö. Murten.
Kreuzungsstation der Linien Lausanne-Payerne-Lyss und
Bern-Ncuenburg. Postbureau, Telegraph, Telephon. 202
Häuser, 1294 reform. Ew. deutscher Zunge. Die Kirchge-
meinde umfasst ausser Kerzers noch Frasses (Freiburs)
und die Berner Dörfer Gurbrü, Wilerol-
tigen und Golaten. Getreide-, Tabak-.
Wiesen-, Wein-, Obst-, Gemüse- und
Runkelrübenbau , Viehzucht. Konser-
venfabrik; Messerschmiede-, Spengler-,
Schreiner-, Uhrenmacher- und Dreher-
werkstätten. Gerberei und Küferei. Me-
chanische Säge. Handel mit Wein, Vieh.
Stroh und Kolonialwaren. Grosses und
schönes Dorf, nahe dem Grossen Moos
in fruchtbarer und gut angebauter
Ebene prächtig gelegen und gegen 0.
an einen Höhenzug sich anlehnend. Alte
Häuser im Berner Stil, deren eines noch
aus dem Jahr 1660 stammt. Grosse
Baumgärten mit Obstbäumen aller Art
6 Jahrmärkte und Wochen markt. Hier
wirkte als Pfarrer 1665-1694 Theobald
\Veinzäpni, der dadurch berühmt war.
dass sein von einigen Unbesonnenen
gereiztes Pferd am 25. Juli 1654 mit
ihm von der Plattform vor dem Müns-
ter in Bern bis zur Matte hinunter (32 m) sprang, ohne
dass ihm irgend ein Leides eeschah. Der Ort 926 :
Chartresvilla ; 1228 : Chiertri. War zur Römerzeit eine
KES
KES
737
n inansio » an der heute noch Heidenweg geheissenen
Strasse von Aventicum nach Augusta Rauracorum und
Vindonissa. Man hat am Heidenweg
Reste einer römischen Villa, zahlreiche
Münzen und einige Gräber aufgedeckt.
Römische Altertümer ausserdem noch
auf der Gunscheten Matten, Mauer und
Allmend Matten. Im 3. und 4. Jahrhun-
dert wurde der Ort von den Alemannen
zerstört. Die 962 zum erstenmal ge-
nannte Kirche zu Kerzers soll von der
Königin Hertha gestiftet worden sein
und stand bis zur Einfuhrung der Re-
formation 1530 unter dem Kloster
Payerne. Der einst zur Herrschaft Mur-
ten gehörende Ort erfreute sich ver-
schiedener Vorrechte, die von Bern und
Freiburg 1479 und 1536 bestätigt wor-
den sind. In der Pfarrkirche sehr
schöne Glasgemälde aus dem 16. Jahr-
hundert. Kerzers ist zweimal, 1799 und
1881, von verheerenden Feuersbruns-
ten heimgesucht worden. Giesserwerk-
stätte aus der Bronzezeit.
KE8CH (PIZ>(Kt. Graubünden, Bez.
Albula und Maloja). 3420 m. Bergstock
und höchster Gipiel der Albulagruppe
und der zentralen Bündneralpen (höher
noch als Piz Linard und Rheiuwald-
horn). Stolzer Gipfel, einer der schön-
sten der ganzen Gebend. Steigt mitten
aus Eisfeldern als mächtige Zackenmauer auf und gewährt
von allen Seiten, besonders aber von N. her, wo inm der
Porchabellagletscher anlagert, einen prachtvollen Anblick.
Der rings umher stehenden Vorgipfel wegen ist der Piz
Kesch mit Ausnahme von der Gegend um Pontresina von
den benachbarten Thälern aus nicht sichtbar. Die Kämme
und Gräte des Bergstockes bilden einen Kreisbogen, in
dessen nach N. geöffnetem Zirkus der sanftgeböschte
Porchabellagletscher liegt. Die übrigen Hänge weisen
kleinere Eisfelder auf, so im SO. und 0. den Vadret
d'Eschia und im SW. und S. den Vadret Pischa. Der
Piz Kesch selbst steht im Mittelpunkt dieses Kreisbogens
und bildet einen kurzen, stellenweise messerscharfen
Grat mit mehreren Gipfeln, deren westlichster zugleich
der höchste (3420 m) und am leichtesten zu besteigende
stieg vom Engadin aus meist überschritten wird. Die am
meisten begangene Anstiegsroute führt zwischen diesem
i I
Gruppe des Piz Kesch.
ist. Der 0. -Gipfel ist niedriger (3388 m), dafür aber
schwieriger zuffänglich. Von diesem O.-Gipfel steigt der
Kamm gegen NO. zur Fuorcla d'Eschia ab, die beim Auf-
Piz Kesch, vom Val Foniauna aus.
Kamm und einem vom zentralen Gipfel ebenfalls nach
NO. ausgehenden kurzen Grat durch. Der Piz Kesch ist
zum erstenmal 1846 vom damaligen Ingenieur-Topogra-
phen Coaz (dem heutigen eidffen. Oberforstinspektor) be-
stiegen worden. Lange Jahre hindurch galt eine Tour auf
den Piz Kesch als sehr schwieriges Unternehmen, wäh-
rend sie heute zu den schönsten, leichtesten und am
meisten ausgeführten Bergtouren in den Bündner Alpen
fferechnet wird. Allerdings dürfen dann die Felsen der
O.-Wand nicht zu sehr vereist und der am Fuss des
obersten Gipfels gähnende Bergschrund nicht zu weit
offen sein. Als Fusspunkte der Besteigung dienen die
Keschhütte des S. A. C. (am O.-Ufer des Porchabella-
glet8chers)undeinesö. der Fuorcla d'Eschia am Fuss des
Piz la Viroglia stehende Hütte. Zur Keschhütte gelangt
man von Davos aus durch das Sertig-
thal und über den Sertigpass in 6 Vi
Stunden, von Bergün aus durch das
Val Tuors und über die Fuorcla -d'Alp
Fontauna in 3 Stunden. Von Ponte
oder Madulein im Engadin erfordert
die Besteigung 5 Stunden. Andere,
seltener begangene Anstie^srouten fuh-
ren vom Pischagletscher über die S.-
Wand oder vom Eschiagletscher über
die O.-Spitze (3388 m) und den Gipfe4-
grat. Prachtvolle Aussicht.
KESCHHÜTTE (Kt. Graubünden,
Bez. Albula). 2631 m. Schutzhütte des
S. A. C, hinten über dem Val Fon-
tauna, am SO. -Fuss des Piz Forun
und am Fuss des den N.-Hang des
Piz Kesch bekleidenden Porchabella-
gletschers. Die 1893 von der Sektion
Davos des S. A. C. erbaute Hütte bietet
Raum für 20 Personen. Schöne Aus-
sicht auf den Piz Kesch, Piz Forun
und Sertigpass.
KESSELBACH oder TOBEL-
BACH (Kt. und Bez. Schwyz). 1500-
427 m. Wildbach; entspringt an der
Holzegg zwischen Roten iluh und My-
then, durchiliesst das Thälchen n,
Rickenbach und mündet nach 5 km
langem Lauf bei Ibach von rechts in
die Muota. Mit finanzieller Beihilfe
des Bundes sind an dem Bach umfassende Verbauungs-
arbeiten ausgeführt worden.
KESSELENBACH (Kt. Obwalden). So nennt man
GEOGR. LEX 91 — II — 47
KAa^^^jid
738
KÜS
KES
den Oberlauf der Meldiaa, bis zu den HüUen der Berg-
malt (1046 m) und zur Vereinigung mit dem Innerbach
Keschhatle des S. A. C.
Entspringt am NO.-Hang des Hohenstollen in 2100 m und
ist d km lang.
KE88KLI8M0HLE (Kt. Appenzell I. R., Gem. Ap-
penzell). 811 m. Gruppe von 3 Häusern; 1.5 km w. der
Station Appenzell der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-
teil). 37 kathol. Ew. Früher stand hi
hier eine Mühle.
In der Nähe gehen die alte und neue Strasse Appenzell-
Gonten mit zwei Brücken über den Kaubach. Viehzucht.
Stickerei.
KE88ELKUMME (Kt. Wallis, Bez. Brig). Felsenkar.
S. den Art. Kessikumme..
KE88I (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). 25.H0
m. Felsnische oder kleiner Felsenzirkus, im obem Ab-
schnitt des Schlappinthales, am W.-Fuss des Kessispitzes
und links vom Garneiraioch. Typisches Beispiel eines sog.
Kares, d. h. einer im Halbkreis von hohen Felswänden
umschlossenen und von Schutthalden umgebenen Mulde,
an deren Boden ein kleiner See liegt.
KE88IB0HL (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Stäfa).
450 m. Gruppe von 7 Häusern, mitten in Weinbergen,
am rechten Ufer des Zürichsees und 1 km nö. der Sta-
tion Stäfa der rechtsufrigen Zürichseebahn (Zürich-Meilen-
Rappers wil). 36 reform. Ew. Grabhügel aus der ersten
Eisenzeit.
KE88IGRAT (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2489 m. Felsgrat, steigt vom Aelplispitz in nw. Richtung
gegen das Knie des Schlappinthales ab ; 3,5 km nö. Klos-
sters Platz. Gegen W. sehr steil, gegen NO. mit einigen
Rasenterrassen bestanden.
KE88IHORN(Kt. Wallis, Bez. Brig). 2986 m. Gipfel,
im Kamm zwischen Breithorn (3455 und 3369 m) und
Rothorn (2513 m) und zwischen dem Simplon und dem
Zirkus von Alpien ; vom Dorf Sim{)eln aus in 5 Stunden
zugänglich. Der O.-Grat des Kessihoms endigt mit dem
Plattenhorn (2584 m). Unmittelbar n. unter dem Kessi-
horn führt der Passnbergang des Plattinenbodens (2854
m) ohne grosse Schwierigkeiten von der Schutzhütte
Nummer VII (an der Simplonstrasse) über den Hoch-
mattengletscher nach Alpien. Schöne Aussicht auf die
Gruppe Fletschhom-Weissmies, den Alpiengletscher und
die Berge um das Val d'Ossola und des Kantons Tessin.
KE88IKUMME oder KE88ELKUMME (Kt. Wal-
lis, Bez. Brig). 2400 m. Halbkreisförmiges Felsenkar in
den schiefrigen Gneisen s. vom Kessihorn, zwischen
Glattenhom (2584 m) und Kellenhom (2937 m). Wie die
benachbarte Rote Kumme durch Gletscherwirkung aus-
geschliffen.
KE88ILOCH (Kt. Bern, Amtsbez. Laufen). 326 m.
Engpass der Birs, zwischen Zwingen und Grellingen und
an der Ausmündung des Kaltbrunnenthaies. 2 Bahn-
brücken der Linie Delsberg-Basel.
KE88I8PITZ (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2834 m. Einer der höchsten Gipfel
n. über dem bei Klosters Dörtli auf den Prä-
tigau ausmündenden Schlappinthal ; 1 km so.
vom Gameirajoch. Vom Garneirajoch über den
NW.-Grat oder vom Hühnersee über die Fel-
sen am S.-Hang und den O.-Grat zugänglich.
Steht nach 0. mit der Gruppe des Litzner in
Verbindung.
KE88JENQI.ET8CHER (Kt. Wallis.
Bez. Visp). 3100-2730 m. Kleiner Gletscher,
links über der Saaser Visp, gegenüber Im
Lerch und zwischen dem S.-Kuss des Egginer-
horns (3377 m) und dem O.-Grat des Hinter
Allalinhorns (etwa 3300 m). Ueber seinen
Scheitel führt das Kessjenjoch zum grossen
Feeglelscher hinüber.
KE88JENJOCH oder EQQINERPA88
(Kt. Wallis, Bez. Visp). 3009 m. Passüber^ang,
zwischen Egginerhorn (3377 m) und Hinter
Allalinhom (etwa 3300 m) und auf dem Schei-
tel zwischen dem Fee- und Kessjen^letscher.
Wird beim Uebergang vuii Saas F»jufrh Matt-
mark begangen, welche Kchöne hAjUk derun;.'
über den Feegietscher, das Kes8j»77ch, den
Kessjengletscher, Hinter Allalinpasn, Hohlaub-
fletscher und Allalinglelscher fuhrt. Saas Fee-
^asshöhe 3 Stunden, Passhöhe - Mattmark 5
Stunden. Seit einigen Jahren ziemlich häu-
fig begangen.
KE88LER (Kt. Graubänden. Bez. Ober Landquart).
2840 m. Schöner Bergstock über der SO.-Ecke des Schlap-
pinthales, von wo aus die Kette der Schiltfluh gegen N.
zum Plattenspitz und weiterhin über die Seescheien zur
Gruppe des Litzner zieht. Nach NW. steigt ein kleiner
Gletscher zu dem ins Schlajppinthal ausmündenden Juo-
nenthäli ab. Von dieser Seite her ist der Kessler leicht
zugänglich, während er nach S. und 0. mit steilen Fels-
wänden und Rasenhängen zum Sardascathal, der oberen
Fortsetzung des Prätigaus, abfallt. Wird auch vom Sar-
dascathal aus bestiegen. Mehrere Einzelgipfel, worunter
zwei turmförmige (2840 und 2821 m).
KE88LERQA88E (Kt. und Amtsbez. Bern, Gem.
BoUiQen). 524 m. Gruppe von 4 Häusern, zu beiden Seiten
des Worblenbaches; 1,6 km w. Bolligen und 3.5 km n.
der Station Ostermundigen der Linie Bern-Thun. 20
reform. Ew. Ein Teil der Bewohner arbeitet in den Fab-
riken zu Worblaufen. Der an vagierende Kessler oder Kes-
selflicker erinnernde Name der Siedelung ist bei ihren
Bewohnern nicht beliebt und wird allmählig verschwin-
den.
KE88I.ERI.OCH (Kt. Schaffhausen, Bez. Reiath,
Gem. Thaingen). 440 m. Berühmt gewordene Hohle, am
rechten Gehänge des Fulachthales ; 1 km w. der Station
Thain^en der Linie Schaffhausen-Singen. Wichtige pa-
läolithische Fundstelle von Mammut-, Rhinozeros- und
Rentierknochen mit ausserordentlich interessanten Zeich-
nungen. Von Dr. Nüesch in Schaffhausen ausgebeutet.
KE88LER8BACH (Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem.
Egnach). 451 m. Gruppe von 5 Häusern ; 1,5 km wnw.
Neukirch und 3,5 km sw. der Station Egnach der Linie
Rorschach-Romanshom. 23 reform, und kathol. Ew.
Kirchgemeinden Neukirch und Steinbrunn. Wiesen- und
Obstbau.
KE88LIBRUNNENHOLZ (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. Ueberstorf). 692 m. Schulhaus; 2,5 km s.
Ueberstorf und 5 km s. der Station Flamatt der Linie
Bern-Frei bürg. 10 reform. Ew. deutscher Zunge.
KE88WIL (Kt. St. Gallen, Bez. und Gem. Tablat).
876 m. Gruppe von 5 Häusern, auf der Anhöhe w. über
dem Rütiweier und 2,8 km so. vom Bahnhof St. Gallen.
74 kathol. Ew. Kirchgemeinde St. Gallen-Tablat Vieh-
zucht.
KE88WIL (Kt. Thurgau, Bez. Arbon). 420 m. Gem.
und Dorf, am linken Ufer des Bodensees und 5 km nw.
Romanshorn. Station der Dampfboote und der Ünie Ror-
schach-Romanshorn-Konstanz. Postbureau, Telegraph ;
Zollamt. 116 Häuser, 529 zur Mehrzahl reform. Ew. Kin:b-
KES
KIB
731»
fiiremeinde Kesswil-Uttwil. Der d. der Bahnlinie stehende
Teil .der Siedelung heisst Seedorf. Zahlreiche Gärten ;
Acker-, Obst- und Weinbau. Handel mit Getreide
und Bauholz. Segelschiffahrt. Stickerei. Schönes
Schulhaus. Gesang-, Lese- und Turnverein. Geburts-
ort des bekannten und verdienten Kanzelredners
Konrad Kanzler (f 1902). Pfahlbau aus der Steinzeit.
817: Chezzinvillare; 829: Chezziwilare ; 860 und
864 : Chezzinwilare ; 874 : Chezzenwilare.
KK8TENBERQ (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg).
648 m. Högelrücken ; zwischen Wildegg und Brun-
eggt Möriken und Birr; streicht auf eine Länge
von 3 km O.-W. Dachförmiger Ausläufer des Jura
rechts der Aare. Völlig bewaldet. Der N.-Hang heisst
Birrenberg. Trägt am W.-Ende die Burg Wildegg
und am O.-Ende die Burgruine Brunegg. lieide Bur-
gen durch einen dem Kamm folgenden guten Fuss-
weg verbunden. Sehr schöne Aussicht. Der Name
vom althochdeutschen kestinne = mittelhochdeut-
schem kesten = Kastanie.
KE8TENBERG (Kt. Aargau, Bez. Muri; Gem.
Mühlau). 419m. Gruppe von 8 Häusern; 1,6 \m n.
der Station Müh lau der Linie Aarau-Lenzburg-Rot-
kreuz. 55 kathol. Kw. Ackerbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Grab mit Skeleten.
KE8TENHOLZ(Kt.Solothum, Amtei Baisthal).
453 m. Gem. und Pfarrdorf, im Thal der Dnnnern ; 3,5
km so. der Station Oensingen der Linie Olten-Biel. Post-
ablage, Telegraph, Telephon; Postwaj^en Oensingen-Wolf-
wil. 88 Hänser, 576 kathol. Ew. Wiesenbau. Schweine-
zucht und -handel. Stickerei. Viele der Bewohner arbeiten
in den Giessereien der Klus. Kiesgrube. Alte St. Peters-
kapelle. Die baufällig gewordene Pfarrkirche wird abge-
tragen und durch ein neues Gotteshaus ersetzt. Heimat
des Volksschriftstellers Josef Joachim. Nahe Kesten-
holz stand einst das Dorf Ober Kapnelen, das wie Ober-
werd (Neuendorf) und andere Siedelungen von den Gug-
lern zerstört und nachher nicht wieder aufgebaut worden
ist. Auf dem Hohlackcr eine vom prähistorischen Menschen
bewohnte Höhle, im Unterfeld Reste einer Römersiede-
lung. Kestenholz == Kastanienhain.
KEVENACH (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). Gem.
und Dorf. S. den Art. Chevenf.z.
KHEI (IM) (Kt. Bern, Amtebezirk Nieder Simmenthai,
(rem. Spiez). Häusergruppe. S. den Art. Ghei (im).
KIBBERG-BUCHEQG (Kt. Solothurn, Amtei Buch-
eggberg). Gemeinde ; umfasst die beiden Dörfer kibberg
und BUCHEGG. S. diese Art.
KIBBERQ (Kt. Solothum, Amtei Bucheggberg, Gem.
Kibberg-Buchegg). 474 m. Kleines Dorf, am rechten Ufer
des Limpachkanales, am Fuss der vordersten Hügelkette
des Bucneggbergs ; 5(X) m so. Buchegg und 3,8 km nw.
der Station Utzenstorf der Linie ßurgdorf-Solothurn.
Postwagen Solothurn -Messen und nach Utzenstorf. 9 Häu-
ser, 40 reform. Ew. Kirchgemeinde Aetigen-Mühle-
dorf. Acker- und Obstbau. Eisenhaltige Mineral-
quelle, einst von einem Heilbad benutzt. Der Ort
auch Kyburg genannt.
KIBURG oder KYBURQ (Kt. Zürich, Bez. PfafG-
kon). 632 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einem Molasse-
plateau über dem linken Ufer der Töss ; 3 km sw.
der Station Senn hof-Ki bürg der Tössthalbahn (Win-
terthur-Wald). Postabla^e, Telephon. Gemeinde, mit
ßrünggen und einem Teil von Billikon : 66 Häuser,
358 roform. Ew. : Dorf: 34 Häuser, 159 Ew. Vieh-
zucht. Einzelfund aus römischer Zeit. Alemannen -
siedelunff, 1028: Chuigeburch ; später Chiuburg, Cho-
burg; der Name wahrscheinlich keltischen Ur-
sprungs, aber unsicherer Herleitun^. Hauptanzie-
hungspunkt der ganzen Gebend ist die stolze Veste
Kiburg oder Kyburg, einst aie wichtigste Feudalburg
zwischen Limmat und Bodensee und heute noch
prächtig erhalten. Sie steht malerisch auf kühnem
Felsvorsprung und bietet eine reizende Fernsicht.
Wird 1027 zum erstenmal erwähnt, als König Konrad IL
den Grafen Wernher von Kiburg, den Freund des
geächteten Herzogs Ernst von Schwaben, im Erb-
streit um Burguna hier belagerte. Das Schloss wurde ge-
nommen und zerstört, bald aber wieder aufgebaut und
kam nun an die Grafen von Dillingen. In der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts tritt Graf Hartmann von Dil-
lingen auf. Im Kampf zwischen Kaiser und Papst schwur
Lageplan der Kiburg.
er letzterem Treue. Abt Ulrich von St. Gallen belagerte
ihn deshalb und zerstörte Kiburg 1079 neuerdings. Des
Hauses Macht hob sicR aber rasch wieder, die Grafen
wurden bald mächtige Fürsten und Lehensnerren eines
zahlreichen niederen Adels, machten die Burg zum Mit-
telpunkt ihrer linksrheinischen Besitzungen und nannten
sich Grafen von Kiburg. Sie beerbten 1172 die Grafen von
Baden-Lenzburg, 1218 die Zähringer, erhoben 1178 Dies-
senhofen und 1180 Winterthur zu Städten. Graf Ulrich
(f 1228) war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen. Sein
Sohn Hartmann IV. vermählte sich 1218 mit Anna von Sa-
voyen ; auch seine andern Kinder heirateten Angehörige
mächtiger Geschlechter. Die Kibur^er überragten damals
alle andern Edeln Schwabens durch ihre Schätze und Reich-
tümer. Mit dem Tode des kinderlosen Hartmann des Ael-
tern (1264) starb der Mannesstamm der mächtigen Kibur-
eer aus; das reiche Erbe ging an den Neffen Rudolf von
Habsburg über, der öfters hier verweilte. Als König ver-
wahrte er in der Schlosskapelle die Reichskleinodien und
Reliquien. Er und seine Nachfolger setzten Vögte ins
Schloss. Einer derselben, Hug der Tumbe, erhielt 1369
die Grafschaft als Pfand: 1377 ward sie an Johann von
Bonstetten verpfändet, 1384 an die Grafen Donatus und
Diethelm von Tog^enbur^; von diesen ging sie 1402 an
des erstem Tochttr Kunigunde und ihren Gemahl Graf
Wilhelm von Montfort-Bregenz über, die auf Kiburg
wohnten. 1417 wurde die Grafschaft Reichspfand, 1424
Die Kiburg im 16. Jahrhandert.
kaufte sie die Stadt Zürich und setzte Landvögte hin.
Im alten Zürichkrie^ gaben die Zürcher die Grafschaft
als Preis des Bündnisses an Kaiser Friedrich von Oester-
740
KIB
KIE
reich zurück, lösten sie aber schon 1452 wieder aus ;
seit 1424 hatten sie 34850 Gulden dafür bezahlt. Zürich
Burgkapeile der Kiburg.
blieb von nun an im ungestörten Besitz der neuen Er-
werbung. Mit ihrer Verwaltung wurden meist nur hoch-
angesehene und verdiente Bürger der Stadt betraut. Bis
1796 regierten auf dem stolzen Land vogteischloss 59 sol-
cher Würdenträger. Dem sorgfältigen Unterhalt wurde
stets die grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Unter dem
städtischen Regiment war die Kibure nicht blos der Sitz
eines angesehenen Landvogtes, sondern diente auch als
Kriegsarsenal und als mächtiges Bollwerk gegen innere
und äussere Feinde. Mehrmals drohte der Burg grosse Ge-
fahr, so zur Zeit der Waldmann'schen Unruhen 1489, als
die vor dem Schloss tobende Menge es auf die in ihm
verwahrten Reisgelder abgesehen hatte. Der Landvogt und
die Besatzung verteidigten aber, die Kiburg mit Eoergie
und retteten sie. Die Staatsumwälzung von 1798 stürzte
die Yogtherrschaften ; am 8. März 1798 musste der letzte
Landvogt die Burg den anrückenden Scharen aus den
benachbarten Dörfern übergeben, die 60000Gulden Reisgel-
der abliefern und dann abziehen. Das verlassene Schloss er-
litt nachher schändliche Plünderungen und blieb unbe-
wohnbar, bis es 1816 mit grossen Kosten als Sitz des Oberamt-
manns restauriert wurde. Aber schon 1831, zur Zeit der
Restauration, verkaufte die Regierung das Schloss, das
nun geschleift werden sollte, um Material zu einem Fabrik-
bau an der Töss zu liefern. Vereinten Anstrengungen von
Freunden der Kiburg gelang es, sie zu erwerben und zu
erhalten. 1835 kaufte sie der reiche polnische Flüchtling
Graf Sobansky, dessen Wittwe sie 1865 an Oberst Pfau von
Winterthur veräusserle, der sie in einen freundlichen
Kunsttempel umwandelte. Nach dem Tode von Pfau blieb
sie längere Zeit verwaist, bis sie 1889 von Ed. Bodmer
erworben wurde, der eine gründliche Renovation vor-
nahm und die Räume als wohnliches Museum historischer
Kunst einrichtete.
Zur Veste Kiburg gehörte zur Zeit der Blüte des Grafen-
geschlechts auch das heutige Dorf, das einstige Städtchen,
dasdieV^ohnungen der ritterlichen Dienstleuteenthielt. Es
besass früher einen eigenen Schultheissen und das Markt-
recht. Die ehemaliffen Festungsmauem sind vollständig
verschwunden. Schloss und Vorburg waren ehedem durch
zwei tiefe und breite Gräben getrennt, die jetzt teilweise
ausgefüllt sind. Den Eingang zum Schloss beschatten
mächtige Linden. Durch ein starkes Doppeltor gelangt
man am Grafenhaus vorbei in den innem Hof, wo der
älteste Bestandteil der Kiburg, der Turm, aufragt. Das
Grafen haus enthält im Erdgeschoss den Rittersaal, ausser-
dem die Wohnung des Schlossherm. Der aus dem 10.
Jahrhundert stammende Turm stand einst frei, ist aber
heute vom Grafenhaus auf zwei Seiten umschlossen. Ein
langer Wehrgang führt zum Ritterhaus hinüber, in wel-
chem der Rüst- und der Festsaal sich befinden. In letz-
term empfing1266 Graf Rudolf die ihn um Hilfe ersuchen-
den Zürcher und nahm 1442 Kaiser Friedrich II L die
Huldigung der Grafschaft entgegen. Zur Landvogtszeit
war er auch Gerichtssaal. Der a schwarze Ganff o führt
hinüber zum Grauen Turm mit der einstigen Folterkam-
mer. An ihn schliesst sich die romanische Burgkapelle,
die wegen ihres historischen Kunstwertes das Juwel der
Kiburg ist. Mehrere Wände sind mit Fresken maiereien
geschmückt. Die Burg hat im allgemeinen ihre ursprüng-
liche Gestalt bdbehalten. wie sie von dem Grafen von
Dillingen zu Ende des 11. Jahrhunrderts erbaut wurde.
Dagegen ist sie in ihrem Innem im Laufe der Zeiten
mehrmals völlig erneuert worden.
Bibliographie: Escher, Heinr. Ueber die Verfasstmg
der ehemal. zürcher. Landvoglei Grafschaft Kiburg
{Neujahrsblau der Stadtbibliothek Zürich. i840). Zü-
rich 1840. — Escher, Heinr. Geschichte der Grafschaft Ki-
burg in : Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Berg-
schlossern; hrsg. von Gustav Schtcab. Chur 1828-ISS.
— Bär, Emil. Zur Geschichte der Grafschaft Kiburg
unter den Uabsburgem und ihrer Erwerbung durch die
Stadt Zürich. Uster 1893. - Zeller- Werdmüller, H. Mit-
telalterliche Burganlagen der Ostschweiz und Zeller-
Werdmüller, H. Zürcherische Burgen 1. (beide in den
Mitteilungen der Antiquar. Gesellsch. in Zürich. 57 und
58). Zürich 1893 und 1894. - Langl, Jos. Die Kiburg . . .
Die beutige Kibarg.
Wien 1898. — Stauber, E. Schloss Kiburg in Vergange?»-
heit und Gegenwart. Zürich 1902.
KIEMEN (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Küssnacht).
515 m. Weiler, am S.-Hang der gleichnamigen Halbinsel
in Zugersee und 2 km n. der Station Immensee derGott-
hardbahn. 19 Häuser, 97 kathol. Ew. Acker^ und Obstbau.
Viehzucht und Milchwirtschaft. Vieh- und Obsthandel.
Die Korporation Kiemen besitzt Crosse Waldungen und
Felder. 1303: Kiembon; 1331: Cniemboum; im 14. und
15. Jahrhundert : Kienbom = Kienbaum , Waldfohre
[Pinus sUvestris).
KIE
KIE
741
KIEN, KIENBERQ, KIENHOLZ, KIENTHAI.
etc. Ortsnamen der deutschen Schweiz; vom althoch-
deutschen chien = Kienbauin oder Waldföhre (Pinna
silvestris). Entspricht dem in den Kantonen Waadt und
Wallis üblichen Ausdruck dailley z. ß. in Dailly, Daille,
Dailley etc.
KIEN oder KIENEQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Fruti((en
und Interlaken). 2591 m. Gipfel, dem Drettenhorn (2806
ra) nach S. vorgelagert; in der Gruppe der Schwalmeren
und hinten über dem Sausthal (einer linksseitigen Ver-
zweigung des Lauterbrunnenthaies). Wird nur selten be-
stiegen, von Kienthal aus in 6 oder von Isenfluh aus in
5 Stunden zugänglich.
KIEN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen, Gem. Reichen-
bach). 727 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am rechten
Ufer der Kander in fruchtbarer Gegend ; 1,3 km s. der
Station Reichenbach der Linie Spiez-Fruiigen. Zusammen
mit dem Dorf Aris und verschiedenen zerstreut gelegenen
Höfen: 56 Häuser, 320 reform. Ew.; Dorf: 24 Häuser,
158 Ew. Wiesenbau und Viehzucht. Landgut, einst Ei-
gentum der Familie Bay aus Bern. Oberhalb des Dorfes
Kien ist 1870 ein 14 jähriger Knabe von einem Lämmer-
geier angegriffen worden ; seither hat sich diese mächtige
Vogelart in der Gegend nicht mehr gezeigt. Hinter dem
Dorf und über dem Tobel des Kienbaches sieht man
noch einige Reste einer alten Burg, die sich mit der
Bur^ Kienholz bei Brienz um die Ehre streitet, die Wiege
des in der Berner Geschichte eine bedeutende Rolle spie-
lenden und im IV. Jahrhundert erloschenen Edelge-
schlechtes derer \onKien zu sein.
KIENBACH (Kt. Bern, Amtebez. Frutigen). Wildbach
des Kienthaies ; entspringt unter dem Nainen Pochten-
bach in 2000 m am Gamchigletscher, durchzieht die Gam-
chialp und tritt dann in eine lange Felsenschlucht ein.
Empfangt von links den Bundbach und Dündenbach. Nach-
her stürzt er sich in einen von ihm selbst geschaffenen,
sehr bekannten Erosionskessel im Hintergrund des ftach-
sohligen Gornerengrundes und erhält nun den Namen
Kienbach. 1 km oberhalb des Dorfes Kienthal erhält er
von rechts seinen grössten Nebenarm, die den Spiggen-
grund entwässernde Spiggenkiene, durchfliesst dann noch
einmal eine lange Waldschlucht und
mündet nach 13 km langem Lauf nahe
dem Dorf Kien in 713 m von rechts in
die Kander.
KIENBERG (Kt. Basel Land, Bez.
Sissach). 743 m. Bewaldeter Höhen-
rücken, rechts über der Ergolz und
zwischen zwei kleinen Seiten thälchen
zum Thal der Ergolz ; 2 km nw. Gelter-
kinden.
KIENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Rheinthal). 866 m. Abgerundeter
Höhenrücken, am W.-Rand des untern
Rheinthaies, w. über Oberriet und ö.
vor der Fähneren. Die Hänge zum Teil
bewaldet; auf dem breiten Rücken Wie-
sen und einige Höfe (Montlinger Kien-
berg, Oberriet Kienberg und Holzrod).
Nördl. über Freienbach und w. über
Kobelwald. Am O.-Hang einige Felsbän-
der.
KIENBERQ (Kt. Solothurn, Amtei
Domegg). 773 m. Bewaldete und zum
grossen Teil felsige Höhe mit trigono-
metrischem Signal, über dem linken
Ufer der Lüssel und w. über der Strasse
Büsserach-Balsthal ; 4,5 km. ssö. Lau-
fen. Gegenüber, am rechten Ufer der
Lüssel, der Linden berg n)it der Burg-
ruine Thierstein.
KIENBERQ (Kt. Solothurn, Amtei Gösgen). 57;^ m.
Gem. und Pfarrdorf, am N.-Fuss der Schafmatt-Geissfluh
und im obern Abschnitt des Frickthales; 9 km sw. der
Station Frick der Linie Zürich-Brugg-Basel. Postbureau,
Telegraph, Telephon -Postwagen nach Gelterkinden. 86
Häuser, 491 kathol. Ew. Landwirtschaft. Gipsmühle. Po-
samenterei. Alemannengräber auf dem Hirsacker und auf
Lebern.
KIENBERQ (Kt. Solothurn, Amtei und Gem. Ölten).
430 m. Burgruine, auf einem Felssporn rechts über der
Aare und 1,7 km nö. Ölten. Sitz der Edeln .von Kien berg:
in einer Fehde zwischen Heinrich von Kienberg üno
Heinrich von Frohburg zerstört, von Heinrichs Sohn
Jakob von Kienber^ wieder aufgebaut und 1444 von den
Eidgenossen neueraings in Asche gelegt.
KIENBERQ BAD (Kt. Basel Land, Bez. Sissach,
Gem. Gelterkinden). 500 m. Ehemaliges Heilbad, auf einer
Terrasse am SO.-Hang des Kienberges und 1,1 km nw.
der Station Gelterkinden der elektrischen Strassenbahn
Sissach-Gelterkinden. Heute in einp von der kantonalen
gemeinnützigen Gesellschaft gegründete Erziehungsanstalt
für schwachsinnige Kinder umgewandelt.
KIENBERQ (MONTLINQER und OBERRIET)
(Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal, Gem. Oberriet).
860 und 828 m. Einige auf dem Wiesenrücken des Kien-
ber^ zerstreut gelegene Höfe; ^Z« Stunden w. über der
Station Oberriet der Linie Rorschach-Sargans. Vieh-
zucht.
KIENEQQ (Kt. Bern, AmUbez. Frutigen und Inter-
laken). Gipfel. S. den Art. Kien.
KIENERSROTI (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 570 m.
Gem. und Weiler, am linken Ufer der Aare und 1,6 km
w. der Station Uttigen der Linie Bern-Thun. 12 Häuser, 48
reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchdorf. Acker- und Wie-
senbau. Ist eine der kleinsten Gemeinden der Schweiz.
Bis 1703 der Kirchgemeinde Amsoldingen zugeteilt.
KIENQLET8CHER (Kt. Wallis, Bez. Visp). 3800-
2800 m. Gletscher ; am W.-Hang desTäschhorns (4498 m),
so über Randa und rechts über dem Nikolaithal. Durch
die Kienfelsen in zwei Eisarme getrennt; 2,6 km lang und
1,8 km breit. Kann von der Bahnlinie Visp-Zermatt aus
kurz vor der Station Täsch sehr schön gesehen werden.
KIENHOLZ (Kt. Bern. Amtsbez. Interlaken, Gem.
Brienz). 570 m. Dorf, am rechten Ufer des Brienzersees
und 1 km ö. der Station Brienz der Brünigbahn (Luzern-
Brienz). 40 Häuser, 424 reform. Ew. Landwirtschaft. Holz-
schnitzerei. Die Ortschaft ist zu allen Zeiten den Hoch-
wassern der vom Brienzergrat herunter kommenden Wild-
bäche, besonders des Lammbaches und Schwandenbaches,
ausgesetzt gewesen. Schon im 15. Jahrhundert wurden
Kienholz nach dem Ausbruch des Lammbaches.
Burg und Dorf Kienholz fast vollständig unter einem
Schutt- und Schlammstrom begraben, Aehnliche Kata-
strophen der neuesten Zeit (besonders 1896) machten die
teilweise Räumung von Kienholz und Schwanden not-
wendig. Hier traten nach dem am 6. März 1353 in Luzern
erfolgten Abschluss des Bundesvertra^es zwischen den
Eidgenossen und Bern die beiderseitigen Abgeordneten
zur Beratung zusammen.
KIENHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai).
742
KIE
KIE
1582 m. Felskopf, w. über Boltigen ; am Aussen rand der
kleinen Alpweidenterrasse des Nuschletenalpeli (mit
Hätte) ; der Mittegnuh (1889 m) nach SW. vorgelagert.
KIENHORN (Kt. Wallis, Bez. Visp). Gipfel. S. den
Art. Strahlbett.
KIEN 18 (Kt. Luzern, Amt Entlebnch, Gem. Romoos).
920-960 m. 5 Bauernhöfe, anf einer Terrasse unterhalb
der Romooser Enzi; 1 km nw. Romoos und 6 km nw.
der Station Entlebuch der Linie Bern-Luzem. 'SO kathol.
Ew. Viehzucht.
KIENTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. Frutiffen). 2800-727
m. Rechtsseitiges Nebenthal des Kandertnales, in das
es sich beim Dorf Kien 1,5 km s. von Reichen bach öfTnet.
Das Kienthal ist eines der schönsten und besuchens-
wertesten Thäler des Berner Oberlandes. Beginnt an dem
von der Gamchilücke zwischen den Abstürzen derBlümlis-
alp und des Gsp^altenhorns niedersteigenden Gamchi^let-
scner und zieht sich in nw. Richtung abwärts. Die südliche
Thalwand wird gebildet durch den Oeschinengrat, einen
Ausläufer der Blümlisalpgruppe, der in den mächtigen
Felsbastionen des Dünden- und Aermighorns gipfelt und
mit dem aussichtsreichen Gerihorn endet. Im N. begrenzt
das Thal die vom Gspaltenhorn sich abzweigende und
über die Büttlassen und das Hundshom sich absenkende
Ar^*ßor»/4. Ci"
Das Kientbal.
Kette, die vom tief eingeschnittenen Thal des Spiggen-
grundes durchbrochen wird und im Bergstock des
Dreispitz ihren Abschluss findet. Das 15 km lange ' de8S,A.C,für'i882undi883.--0s^xihTu%%en.Wander-
Kienthal wird vom Pochten- oder Kienbach durch-
flössen, dem aus kleinen Seitenschluchten und -thälem
mehrere Nebenbäche zuströmen, unter denen der
am Dündenhorn entsprinffende und durch seine Was-
serfälle sich auszeichnende Üündenbach und die den
Spiggengrund entwässernde Spiggenkiene die bedeutend-
sten sind. Das Thal ist, namentlich in seinem uotem
AbHchnilt, stark bewaldet. Weiter oben liegen schöne
Alpen, so 4 km hinter dem Porfe Kienthal die Tschingel-
alp im flachen Thalboden, am linken Thalhange die
Dunden- und die Bundalp, am rechten die Gorneren-
alp, Steinbergalp und Dürrenbergalp. Den oberen Thal-
abschluss gegen den Gamchigletscher hin bildet die Gam-
chialp. Das Kienthal wird von einem neu angelegten
Fahrweg durchzogen, der von Reichen bach xibev die
grünen Terrassen des Dorfes Scharnachthal mit sanfter
Steigung in IVt Stunden bis zum Dorf Kienthal führt.
Schon hier ist das Landschaflsbild von grösster Schön-
heit: links ragen die dunkeln Felsmauem des Dreispitz,
rechts diejenigen des mächtigen Aermighorns empor,
und beide bilden den Rahmen zu der unvergleichlicnen
Hochgebirffsgruppe der eisumpanzerten Blümlisalp, die
aus dem Tnalhintergrund hervorgrüsst. Von 0. her mün-
det der 5 km lange Spiggengrund aus, der oben mit dorn
ffewaltigen Felsenzirkus von
Hochkien abschliesst. Vom Dorf
Kienthal gelangt man längs
des rechten Ufers des Kienba-
ches über Weiden und durch
Wälder, in denen mächtige
Felsblöcke zerstreut liegen, m
weiteren 1 V« Stunden zum
Thalboden Tschingel, wo sicli
der Blick auf das zerrissene
Gspaltenhorn und die Firn-
schneide der Büttlassen öffnet.
Von hier aus erreicht man über
den sog. Bären pfad, einen mit
zahlreichen Windungen die
Felswand ansteigenden Fuss-
we^, die Alpen Gorneren und
Steinberg und die hochgele-
gene Dürrenbergalp. Diese ist
der Ausgangspunkt des Saum-
S fades über die Sefinenfurgge
wischen Büttlassen und
undshorn; IVt Stunden bis
zur Passhöhe), der nach Murren
und Lauterbrunnen führt. Das
Lauterbrunnenthal lässt sicli
auch durch das Thal des Spig-
genjpiindes über den Sausgrat
erreichen. Von der Tschingel-
alp geht ein zweiter Weg an
den prachtvollen Wasserfällen
des Dündenbaches und Poch-
ten baches vorbei auf die Dün-
denalp und Bundalp, von wo
man auf einem bald zu ver-
l)essernden Bergpfad über das
Hohtürli (2706 m) nachdem
Oeschinensee gelangen kann.
Das früher weni^ beachtete
Kienthal ist seit einigen Jahren
ein beliebtes Touristenziel ge-
worden. Fremdenstationen sind
das Dorf Kienthal und die Dün-
denalp. Die Hohtürlihütte des
S. A. C. dient als Fusspunkt
für Hochgebirgstouren in der
Gruppe der Blümlisalp. Auch
am Gspaltenhorn befindet sich
eine kleine Unterkunftshütte.
Vom Abschluss des Kienthaies
aus kann man über die Gamchi-
lücke und den Kanderfirn nach
Lauterbrunnen, ins Gasteren-
thal oder auch ins Lötschenthal hinüber gelangen.
Litteratur. Alpenrosen, 1816. S. 232-262. — ItineraHum
y.Xei//t^cr sc.
KIE
KIL
748
Studien in der Schweiz. Band IV, 1867-1876.
Das Frutigland. Bern 1887.
K. Steltler.
Das Kienthal gegen die Bl&rolisalp.
KIENTHAL (Kt. Bern, Amtsbez. FrutigeD, Gem. Rei-
chenbach). 947 m. Gemeindeabteilung, aus dem Weiler
Rufenen und zerstreuten Höfen bestehend; im Kienthal
reizend gelegen. 5 km so. über der Station Reichen bach
der Linie Spiez-Frutigen. Postablage, Telephon ; im Som-
mer Postwagen nach Reichenbach 15 Häuser, 64 reform.
Ew. Gasthöfe, Fremdenindustrie. Kienthal entwickelt sich
immer mehr zur beliebten Sommerfrische. Schöne Aus-
sicht auf den Abschluss des Kienthaies. Alpwirt-
schaft.
KIENTHALFURQQE (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
Passubergang. S. den Art. Gamchilücke.
KIE8EN (Kt. Bern, Amtsbez. KonolAngen). Gem. und
Dorf, am Kiesenbach nahe dessen Mündung m die Aare,
an der Strasse Bem-Thun und 7,5 km nw. Thun.
Station der Linie Bem-Thun. Post-
bureau, Telegraph, Telephon. 57 Häu-
ser, 433 reform. Ew. Kirchgemeinde
Wichtrach. Acker- und Wiesenbau.
Mühle und Säge. In der Ebene eine
Reihe von Gräbern. Auf dem Schönen-
bühl steht ein aus dem 18. Jahrhundert
stammendes Schloss, das lange Zeit Eigen-
tum der Familie Effin^er war. Oberst
EfQnger gründete 1821 im Dorf Kiesen
die erste Käserei. Römische Münzen im
Hasliwald. 1236: Chisun; 1250 : Chison ;
vom althochdeutschen chis = Kies,
Schotter.
KIE8ENBACH (Kt. Bern, Amtsbez.
Konolfingen). Bach; entspringt mit meh-
reren Quellarmen in der Umgebung von
Zäziwii, nimmt zunächst bei der Moos-
mühle den Barbach auf und lliesst bis
zur Station Konolfingen-Staiden in korri-
giertem Bett langsam durch das Hüniger
Moos, wendet sich dann nach S. und geht
durch das enge Thälchen zwischen dem
Kurzenberg und den Höhen von Hauben-
Häutligen, auf welcher Strecke er die
Dörfer Freimettigen und Ober Diessbach
durchfliesst. Dann erhält er von links
den Diessbach, biegt nach SW. ab, durch-
zieht Herbligen, Oppligen und Kiesen, schneidet sich
durch einen Molassefels und mündet nach 15 km lan-
gem Lauf in 538 m von rechts in die Aare. In Ober
Diessbach treibt er mehrere Fabrikbetriebe und Mühlen.
KIEU (LA CROIX DE) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
Passübergang. S. den Art. Croix de Kieu
(La).
KILBIRIZEN (Kt. Graubünden, Bez.
Ober Landquart). 2854 m. Wildzerrissener
Gipfel, oben über dem Dischmathal, sö.Da-
vos, 3 km so. der Dürrhodenalp und s. über
dem Grialetschpass. Der Kiloirizen steht
mit dem Piz drialetsch und Piz Vadret
durch einen Eiskamm in Verbindung, an
dem sich der Grialetsch- und Gross Sca-
lettagletscher gegen überliecen.
KILCH. Mundartliche Form für Kirche.
In zahlreichen Ortsnamen.
KILCHBERQ (Kt. Basel Land, Bez.
Sissach). 580 m. Gem. und Dorf, auf einer
Terrasse am linksseitigen Gehänj^e des Ei-
thales; 4,3 km so. der Station Sommerau
der Linie Ölten -Basel. Postablage, Tele-
graph, Telephon; Postwagen Sommerau-
Zeglingen. 18 Häuser, 116 reform. Ew.
Kirchgemeinde Kilchberg-Rünenberg-Zeg-
lingen. Landwirtschaft.
KILCHBERQ (Kt. Zürich, Bez. Hor-
gen). 517 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem
Höhenrücken links über dem Zürichsee,
mit ausgedehnter Fernsicht; 1 km sw. der
Station Bendlikon der linksufrigen Zürich-
seebahn ( Zu rich-Wädenswil-Ziegel brücke).
Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Ge-
meinde zieht sich vom Seeufer hinauf bis
auf den wasserscheidenden Rücken zwi-
schen Zürichsee und Sihlthal. Zusammen
mit Bendlikon, Hinterböhnler, Hornhalden, Mönchhof
und Schoren : 2t0 Häuser, 1951 Ew. (wovon 293 Katholi-
ken); Dorf: 34 Häuser, 245 Ew. Starke industrielle Tä-
tigkeit : zwei mechanische Schreinereien, -je eine Baum-
wollspinnerei, mechanische Werkstätte, Bootbauerei,
Schokoladefabrik und ein grosses pholographisches
Atelier, das sich speziell auf Landschaftsauinahmen
verlegt. Im Mönchhof eine private Irrenheilanstalt mit
170 Kranken. Die prächtige Lage und Nähe der Stadt
Zürich ziehen zahlreiche Geschäftsleute aus Zürich an,
die sich hier schöne Villen erbaut haben. Im 18. Jahrhun-
dert bestand im Schoren eine Porzellanfabrik, deren
schönste Produkte heute im schweizer. Landesmuseum
zu Zürich aufbewahrt werden. Bei Bendlikon steht eine
mächtige Weide {Salix alba) von 7 m Stammesumfang
Kilchberg (Kant. Z&riefa), von Süden.
und 25 m Höhe. Einzelfund aus der Stein- und der Bronze-
zeit ; in der Lebern Alemannengräber. Kilchberg hatte we-
der eine Burg noch eigne Edle und war zuerst Eigentum
744
KIL
KIN
der Freiherren von Eschenbach und Schnabelburg ; 1406
ging es an die Stadt Zürich über und wurde deren Ober-
vogtei Borgen zugeteilt. Das nach den 'Memorabilia Ti-
gunna zuerst den Edeln von Hottingen zustehende Kol-
laturrecht der Kirche zu Kilchberg kam 1408 an das
Kloster Kappel und nach der Reformation an Zürich,
dessen Rat die Pfarrer ernannte, während sie ihre Be-
soldung aus dem Fonds des Kappelerhofes bezogen. Das
Dorf im alten Zürichkrieg 1443 von den Eidgenossen ver-
brannt und im Kriegsjahr 1799 ebenfalls stark mitgenom-
men. Hier lebte der berühmte Zürcher Dichterund Novel-
list Konrad Ferdinand Meyer (1825-1898) von 1875 an bis
zu seinem Tod. Seine Ruhestatte auf dem Kilchberger
Friedhof ist mit einem einfachen aber vornehmen Denk-
mal geschmückt.
KILCHBOHL(Kt.Luzern,AmtSursee,Gem.Sempachj.
Weiler. S. den Art. KirchbOhl.
KILCHBOHL (Kt. Obwalden, Gem. Engelberg). 1020
m. Gruppe von 5 Häusern, am Bärenbach ; 1 km ö. der
Endstation Engelberg der elektrischen Bahn Stansstaad-
Engelberg. 61 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Waisen- und
Armenhaus.
KILCHEN8TOCK (Kt. Glarus). 1800 m. Gipfel,
nördlichster Eckpunkt des vom Vorstegstock (Gruppe des
Hausstocks) zwischen dem Linth- und Durnagelthal nach
N. ziehenden Kammes. Besteht ganz aus eocänen Sand-
steinen und Schiefern und erhebt sich mit gleichmässig
ffeböschten Waldhängen unmittelbar über Linthal. Im
W.-Hang hat die Auenrunse eine tiefe Nische ausgewa-
schen, deren Yer wittern ngs- und Erosionsprodukte im
Linththal zwischen Linthal und Thierfehd den mächtigen
Schuttkegel der Auengüter, den grössten in den Glar-
neralpen, aufgeschüttet haben.
KILCHFLUH (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 2834
m. Gipfel, dem Schilthorn von Murren (2973 m) nach
NW. vorgelagert ; hinten über dem Sausthal, von wo aus
er leicht bestiegen werden kann (Isenfluh-Gipfel 5 Stun-
den). Selten besucht. Aussicht sehr schön, aoer der des
Schilthorns, seines berühmten Nachbarn, nachstehend.
KILCHFLUHPA88 (Kt. Bern, Amts-
bez. Frutigen und Interlaken). 2457 m.
Passübergang, zwischen der Kienegg (2591
m] und Kilchfluh (2834 m), in dem diese
beiden Gipfel miteinander verbindenden
Sausgrat. Leicht zu begehen ; verbindet
Lauterbrunnen, Isenfluh und Murren
durch den Spiggengrund mit Kienthal
(7-8 Stunden).
KILCHLI (Kt. Basel Land, Bez. Wai-
denburg, Gem. Reigoldswil).545 m. Gruppe
von 2 Häusern, am Thalbach; 800 m so.
Reiffoldswil und 6 km w. der Station Ober-
dorf der Linie Liestal-Waldenburg. 15 re-
form. Ew. Landwirtschaft. Posamenterie.
Wird häufig auch Chilchli geschrieben.
KILCHLI8TOCK (Kt. Bern, Amtsbez.
Ober Hasle). 3113 m. Gipfel, in der Kette
zwischen dem Ober Hasle und dem Trift-
Gebiet. 4 km nö. Guttannen. Am felsigen
SW.-Hang entspringt der Rotlauibach,
während der O.-Hang den Sackthäliglet-
scher trägt.
KILEISCHEIBE (Kt. Bern. Amtsbez.
Nieder Simmenthai). 2426 m. Gipfel, der
.Männlitluh (2577 und 2654 m) nach SW.
vorgelagert und hinten über dem Schwen-
denthai (einer Verzweigung des Diemtig-
thales). Der begraste S.-Hang gehört zur
Kileialp. Von der Grimmialp aus in 4 Stun-
den leicht zu besteigen. Schöne Aussicht, obwohl der-
jenigen der benachbarten Männlifluh nachstehend.
KILLHOLZ (Kt. Aargau, Bez. Brugg, Gem. Thal-
heim). 620 m. Gruppe von 3 Häusern, auf dem Hom-
berg; 1,8 km n. Thalheim und 3.5 km s. der Station
Kfßngen der Linie Zürich-Brugg-Basel. 30 reform. Ew.
Landwirtschaft.
KILLWANQEN (Kt. Aargau Bez. Baden). 413 m.
Gem. und Dorf, am linken Ufer der Limmat und 5 km
so. Baden. Station der Linie Zürich-Baden-Bru^g. Post-
ablage, Telephon. 32 Häuser, 306 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Neuenhof. Acker- und Weinbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Fähre über die Limmat. Fund eines
sehr einfach geformten Bronzebeiles. 1677 hat man einen
mit römischen Münzen angefüllten Topf aufgedeckt
Auf dem Sporn des Lehnstudhaues ein Refugium mit
Wall und Graben.
KILTBOHL oder KIRCHBOHL (Kt. Bern, Amts-
bez. Trachselwald, Gem. AfToltem). 800 m. Gruppe von 4
Häusern ; 1 km sw. Affoltern und 8,5 km nö. der Station
Hasli-Hüegsau der Linie Burgdorf-Langnau. 29 reform.
Ew. Landwirtschaft.
KIMENHOF (Kt. Zürich, Bez. Bülach, Gem. Unter
Embrach). 565 m. Gruppe von 3 Häusern ; 1,1 km w.
Unter Embrach und 3,o km sw. der Station Embrach-
Rorbas der Linie Winterthur-Bülach. 26 reform. Ew.
Kirchgemeinde Embrach. Landwirtschaft. Kimenhof =
Kiemenhof = Hof bei den Föhren.
KINDBETTIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen).
2657 m. Gipfel, im Kamm zwischen dem Lohner und
Wildstrubel, etwas n. vom Thierhömlipass (etwa 2600
1 m) und zwischen dem Ueschinenthäli und der Engstli-
I genalp.
j KINDENMIANN8MI0HLE (Kt. Zürich, Bez. Hin-
{ wil. Gem. Gossau). 468 m. Gruppe von 8 Häusern ; 2 km
i so. Gossau und 500 m nw. der Station Ottikon der elek-
trischen Strassenbahn Wetzikon-Meilen. Telephon. 24
reform. Ew. Landwirtschaft.' Grosse Säge.
KINDHAU8EN (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Berg-
dietikon). 589 m. Weiler, auf dem Heitersberg und 3 km
w. der Station Dietfkon der Linie Zürich-Baden -Brugg.
Telephon. 15 Häuser, 118 reform. Ew. Kirchgemeinde
Dietikon. Landwirtschaft.
KINDHAU8EN (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Vol-
ketswil). 498 m. Dorf; 2,1 km nw. Volketswil und 2,5
km s. der Station Effretikon der Linie Zürich-Winter-
thur. 33 Häuser, 149 reform. Ew. Wiesenbau. 1308:
Kindehusen.
KINDLI8MIORD (Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Gers-
au). 448 m. Kapelle und Gastwirtschaft, am rechten
Kindlismord von Westen.
Ufer des Vierwaldstättersees und an der Strasse Brunnen-
Gersau ; 2 km ö. Gersau. Romantische Landschaft. Stark
dem Föhn ausgesetztes Gelände. Die Kapelle soll zur
Sühne eines Mordes erbaut worden sein, den hier einst
ein Spielmann an seinem um Brot bittenden Kind ver-
übt hat. In der Nähe stand vor Zeiten der Galgen der
Republik Gersau.
KINEQQEN oder KINNEQQEN (Kt. Wallis, Bez.
Visp, Gem. Stalden). 780 m. Verwahrlostes Haus, um^
ben von einigen unbewohnten Bauten ; am Ufer der Visp
und 800 m von der Station Stalden der Linie Visp-Zer-
KIN
matt. Früher ein kleines Dörfchen mit Brücke über die
Visp.
KINZ (AUF DEM) (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg).
445 m. Bewaldeter Hügel, von abse-
mndeter Form, an der O.-Seite des
Frickthales und 1 km nö. Eiken.
KINZERALP (Kt. Uri, Gem. Spi-
ringen). 1832 m. Verwilderte und stei-
nige Alpweide mit einer Gruppe von
etwa 20 Hätten, im obern Anschnitt
des Hürithales,am Weg über den Kinzig-
pass und 8 km n. Spiringen, Vergl.
den Art. Kinzigkulm.
KINZERBERQ (Kt. Un). 2140,
2077 et 2008 m. Breiter und kurzer
Bergrücken, zweiet n. vom Kinzigpass
von der Kette der Schächenthaler Wind-
fi^älle ab und zieht nach NO. gegen das
Hürithai. Fällt nach SO. mit steilen
Felswänden und Rasenbändern zurKin-
zeralp und ins oberste Wängithal ab.
Der sanftere NW.-Han^, der ebenfalls
stellenweise noch mit Felsbändern
durchzogen ist, steigt zur breiten und
flachen Wanne der Seenalp ab. Diese
bildet z. T. ein Karrenfeld ; der kleine
Seenalpsee wird zumeist unterirdisch
gespiesen und hat auch keinen oberir-
dischen Abfluss. , 4j
KINZIGKULM oder KINZIG-
PASS (Kt. Uri). 2076 m. Wichtiger
Passübergang , in der Kette zwischen
der Schächenthaler Windgälle und dem Rossstock und zwi-
schen Muotathal und Altorf; heute mit einem ziemlich
guten wenn auch stellenweise steilen Fussweg versehen.
Verhältnismässig bequem und angenehm zu begehen.
Oberhalb des Dorfes Muotathal bie^t man in das im Krei-
de^estein ausgefurchte Hürithai em, erreicht die Grenze
zwischen Schwyz und Uri bei den Hütten von Lipplisbühl
(1195 m) und steigt im allmählig zu einem Kessel sich
weitenden Thal über die Wängialp (1443 m) und Kinzer-
alp (1832 m) zur Passhöhe auf (zusammen 4 Stunden).
Von hier aus schöne Aussicht auf die benachbarte Gebirgs-
landschaft. Dann führt der Weg zwischen dem Gangbach
und Guggibach im Zickzack zur Klausenstrasse hinab, in
die er 2 km unter Spiringen einmündet (Abstieg 2 Vt
Stunden). Von dem aus Italien über den Gotthard kom-
menden russischen General Suwarow mit seinen 20 000
Mann am 27. und 28. September 1799 in der Richtung
von Altorf nach Muotathal überschritten. Dieser Ueber-
gang, zu dem Suwarow dadurch gezwungen worden war,
dass die Franzosen alle Fahrzeuge auf dem Urnersee
weggeführt hatten, war in Anbetracht der ermüdeten und
von Allem entblössten Truppen, der vorjgerückten Jah-
reszeit und der schlechten Wegverhältnisse ein kühnes
Unternehmen, dem viele Soldaten und Pferde zum Opfer
fielen. Schnee, Kälte und Hunger trugen noch ein Uebri-
fes zu den Leiden der Armee bei, die später bei ihrem
febergang über den Pragel- und Panixerpass aber noch
ganz andere Schrecknisse erfahren sollte.
KIPF (HINTER, OBER und VORDER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf, Gem. Heimiswil). 580-610 m. 4 Höfe,
an der Strasse -Burgdorf-Heimiswil ; 1 km sw. Heimis-
wil und 4 km so. der Station Burgdorf der Linie Olten-
Bern. 65 reform. Ew. Landwirtschaft.
KIPPEL (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron). 1376 m.
Gem. und Pfarrdorf, mitten im Lötschenthal am rechten
Ufer der Lonza ; 1 km nö. Ferden und 11 km n. der Sta-
tion Gampel der Simplonbahn. Postablage. 44 Häuser,
248 Ew. Die Volkszahlung von 1900 ergab für Kippel 475
Ew., weil damals die Bewohner des kurz vorher abge-
brannten Dorfes Wiler hier Unterkunft gefunden hatten.
Grosse und schöne Pfarrkirche, zu der alle übrigen Ge-
meinden des Thaies mit Ausnahme des seit etwa 10 Jah-
ren eine eigene Kirchgemeinde bildenden Blatten einge-
pfarrt sind. Gräber aus der Eisenzeit.
KIRANIGA (Kt. Graubünden, Bez. Glenner,Kreis Ruis,
Gem. Obersaxen). Häusergruppe. S. den Art. Giraniga.
KIRCH (OBER) (Kt. Luzern, Amt Sursee). Gem.
und Dorf. S. den Art. Oberkirch.
KIR
745
KIRCH (OBER) (Kt. Solothum, Amtei ^uiuc
Thierstein, Gem. Nunningen und Zullwil). Weiler,
den Art. Oberkirch.
Kippel.
KIRCHALPQLET8CHER (Kt. Graubänden, Bez.
Hinterrhein und Glenner]. Etwa 3000-2500 m. Gletscher,
am NO.-Hang des Kirchalphorns, 3 km w. Hinterrhein.
Steht über nie Kirchalplücke mit dem Fanellagletscher
in Verbindung. Sendet aen kleinen Räpierbach von links
in den Hinterrhein.
KIRCHALPHORN (Kt. Graubünden, Bez. Hinter-
rhein und Glenner). 3089 m. Schöne Felsspitze, in der
Felswand nördl. über dem Rheinwald und 3,5 km w.
vom Dorf Hinterrhein. Am steilen und felsigen S.-Hang
einige Rasenbänder, wie der Ober Heuberg und Unter
Heuberg ; am NW.-Hanff der Fanellagletscner und am
NO.-Hang der Kirchalpgletscher, die ihre Schmelzwasser
zum Glenner bezw. Hinterrhein senden. Wird von Hin-
terrhein aus unschwierig über diese beiden Gletscher
und die Kirchalplücke oder auch über die St. Lorenz-
lücke (2849 m; zwischen dem Rheinwald und Fanella-
gletscner) bestiegen (3 Vt Stunden). Prachtvolle Aussicht
auf die Gruppe des Kheinwaldhorns.
KIRCHALPLOCKE (Kt. Graubunden, Bez. Hinter-
rhein und Glenner). Etwa 2800 m. Gletscherpass, n. un-
ter dem Kirchalphorn, zwischen dem Kirchalpgletscher
und Fanellagletscher; verbindet Hinterrhein im Rhein-
wald über diese beiden Gletscher und den Fanellapass
mit dem Kanalthal, Zervreila und Vals Platz (Aufstieg und
Abstieg je 3 Stunden).
KIRCHBERQ. In der deutschen Schweiz ziemlich
häufig vorkommender Ortsname, bezeichnet immer eine
mit einer Kirche oder Kapelle gekrönte Anhöhe. Ebenso
Kirchbühl (Mundart: Chilpel) oder Kirchegg.
KIRCHBERQ (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Kütti-
gen). 414 m. Weiler mit Kirche, am linken Ufer der
Aare; 1 km so. Küttigen und 4 km nö. vom Bahnhof Aa-
rau. 11 Häuser, 67 reform. Ew. Kirchgemeinde Kirch-
berg-Küttigen-Biberstein. Ueberreste eines römischen
Kastells, das zum Schutz der Schiffahrt auf der Aare die-
nen sollte.
KIRCHBERQ (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 511 m.
Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der hier von einer
eisernen Brücke überspannten Emme, au der Kreuzune
der Strassen Aarau-Bern und Burgdorf-Solothurn una
5 km nw. Burgdorf. In Alchenflüh am linken Flussufer
die Station Kirchberg der Linie Burgdorf-Solothurn.
Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen Kirchberg-
Koppigen. Gemeinde, mit Bütigkofen, Bütigkofenmoos
und Widenhof: 177 Häuser, 1733 reform. Ew.; Dorf: 115
Häuser, 1146 Ew. Landwirtschaft. Käserei. Tuchweberei,
Holzhandel, Korbflechterei. Metall- und Staniolkapselfa-
746
KIR
KIR
brik mit elektrischem Betrieb, Bauindustrie. Spar- und
Leihkasse. Die Kirchgemeinde Kirchberg ist eine der
Kirchberg (Kant. Bern), von Westen.
grössten im Kanton und umfasst die politischen Gemein-
den Aefligen, Ersigen, Kemenried, Kirchberg, Lissach,
Nieder Oesch, Ober Oesch, Rüdligen-Alchenflüh, Rumen-
dingen und Rüti mit zusammen 5697 reform. Ew. Die
Gemeinde Bickigen-Sch wanden ist 1903 davon abgetrennt
and der Kirchgemeinde Winieen zugeteilt worden. Die
kurzlich restaurierte Pfarrkirche, eine der schönsten des
Kantons, steht auf einer aussichtsreichen Höhe, stammt
aus dem Jahr 1506 und enthält bemerkenswerte Glasma-
lereien. Auf dem Friedhof vier grosse Linden, die 1712
vom damaligen Pfarrer zum Andenken an den siegreichen
Kampf von Villmergen gepflanzt worden sind. Kaiser
Otto I IL schenkte 99& den « Curtis Kirchberc in Argauwe »
dem Benediktinerkloster Sels im Elsass, und 1398 er-
hielt das Kloster Thorberg von Peter von Thorberg die
weltliche Oberhoheit über Kirchberg, die es aber 1406
ebenfalls an Sels abtrat. Dieses verkaufte dann 1481 alle
seine hiesigen Rechte an Bern. In Kirch berg wohnte
Johann Rudolf Tschiffeli (1716-1780), der Gründer der
Oekonomisch-landwirtschaftlichen Gesellschaft des Kan-
tons Bern, der seinen Bauernhof durch Einführung eines
rationellen Betriebes zu einer Musterwirtschaft erhob.
Funde von Gegenständen aus der RömerzeiL
KIRCHBERG (Kt. SL Gallen, Bez. Alt Toggenburg).
740 m. Gem. und Pfarrdorf, am linksseitigen Gehänge
des Toggenburffs und auf der durchthalten Hochfläche
zwischen der Tnur und Murg, an der Strasse Fischin-
gen-Flawil und 2,5 km w. der Station Bazenheid der Tog-
gen burgerbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Post-
Kirchberf? im Toggenbarg, von Norden.
wagen Bazenheid-Kirchberg-Gähwil. Die sehr ausge-
dehnte Gemeinde umfasst ausser dem Dorf Kirchberg
noch die Siedelungen Gähwil, Bumberg (Bruggbach.
Braunberg), Kalchtharen, Leutenriet, Albikon, Altriet,
Bäbikon, Brägg, Dietswil, Eichbühl, Hänisberg, Hausen,
Hof, Häusligs, Laubberg, Müselbach,
Mütilingen, Neuhaus, Nutenwil, Ober
Bazenheid, Oetwil, Rupperswil, Schalk-
hausen, Ober Schönau, Unter Bazen-
heid, Unter Schönau, Wald und Wolfi-
kon. Zusammen 897 Häuser, 5025 Ew.
(wovon 733 Reformierte) ; Dorf: 80 Häu-
ser, 567 Ew. Zerfallt in 3 Kirchgemein-
den : Kirchberg (katholisch und refor-
miert), Gähwil und Bazenheid. Acker-
und Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Käserei. Schönes und industriel-
les Dorf. Stick fabriken und Stickerei
als Hausindustrie. Früher auch bedeu-
tende Baum Wollindustrie. Wasserver-
sorgung in den Häusern und Hydran-
tennetz. Reges geselliges Leben, meh-
rere Unterstützungs- und Armenvereine,
eine Lesegesellschaft etc. Sekundär- und
Stickereifachschule. Das Dorf am 8.
Mai 1784 vollständig und am 13. Mai
1863 zum Teil durch Feuer zerstört.
Heute entwickelt sich Kirchberg dank seiner günstigen
Lafi^e und der Anstrengungen der (jemeinnutzigen Ge-
sellschaft immer mehr zur beliebten Sommerfrische.
Reizende Aussicht auf die Alpen und den Bodensec. Die
kürzlich restaurierte Kirche hat einen schlanken Glocken-
turm und ist ein Wallfahrtsort. Eine Letzi wird zu
Kirchberg 1445 genannt. Im W.-Abschnitt der Gemeinde
steht die Burgruine Alt Tofrgenburg; nahe dabei der
schöne Aussichtspunkt und Wallfahrtsort St. Idaberg. Hei-
mat des Bischofs von St. Gallen Dr. Augustin Egger, des
Redaktors und Schriftstellers G. Baumberger, des be-
rühmten Komponisten Singenberg, des bekannten Lufir
Schiffers Spelterini u. A.
KIRCHBERQ (Kt. und Bez. Schwyz). Breiter Ge-
birgsstock im so. Abschnitt des Kantons, zwischen der
Karrenalp und Glattenalp, nach SO. durch die Furkel
vom Silberstock oder Ortstock getrennt. Streicht nach
SW. mit dem schmäleren und niedrigeren Kamm des
First gegen das Bisithal aus. Höchster Punkt der Hohe
Turm (2672 m), daneben, besonders auf dem stark zersäg-
ten S.-Kamm noch einige weitere Gipfel über 2400 m.
Fällt nach S. und O. in schroffen Felswänden ah, wäh-
rend der NW.- Hang sanfter geböscht ist. Aufstieg von
Linthal über die Brächalp und den Bärentritt oder über
die Braunwaldalp und Bützi auf die Erixmatt. Prachtvol-
ler Ueberblick über die öden Flächen der Karrenalp.
KIRCHBERQ (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem.
Thundorf). 595 m. Weiler, mit der Pfarrkirche und dem
Pfarrhaus der Kirchgemeinde Kirchbers-Thundorf. am
S.-Hang des Wellenbergs ; wX) m nw. Thun-
dorf und 3,5 km ssö. der Station Feiben
der Linie Zürich- Winterthur-Romanshom.
Telephon. 16 Häuser, 89 reform. Ew. Gros-
ser Weinberg mit geschätztem Ertrag ; Wie-
sen- und Obstbau. Stickerei. Früher führte
auch der jetzige Weiler Kirchberg den Na-
men Thundorf. Eine dem h. Petrus ge-
weihte Kirche wird schon 1275 eenannt;
die ältesten Teile der jetzigen Kirche stam-
men aus 1484, die Kanzel aus 1683.
KIRCHBCETZBERQ (Kt. Aargau, Bez.
Brugg, Gem. Unter Bötzberg) Weiler. S.
den Art. Bcetzberg (Unter).
KIRCHBOHL (Kt. Bern, AmUbez.
Trachselwald, Gem. Affoltern). Häusergrup-
pe. S. den Art. Kiltbühl.
KIRCHBOHL oder KILCHBOHL
(Kt. Luzem, Amt Sursee, Gem. Sempach).
586 m. Schön ffelegener W^eiler, über dem
rechten Ufer oes Sempachersees und 3,3
km n. der Station Sempach - Neuenkirch
der Linie Luzern-Olten. 13 Häuser, 70 ka-
thol. Ew. Wiesen- und Obst- ( besonders Kii^
sehen-) bau. Käserei. Vieh- und Obsthandel. Kirchbühl
ist älter als Sempach und verdankt seinen Namen einer
aus dem 10.| Jahrhundert stammenden und dem h. Mai^
Kih
KIB
747
tin geweihton Pfarrkirche. Sie enthält wertvolle Altertü-
mer ; besonders bemerkenswert^das im 16. Jahrhundert
restaurierte und im spätgotischen Stil gehaltene Chor.
1903 sind Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert zu
Tage gekommen. Das Gebäude wird mit Unterstützung
der schweizerischen Gesellschaft zur Erhaltung histori-
scher Kunstdenkmäler würdig restauriert werden. Ale-
mannengräber^
KIRCHBOHL (Kt. Zürich, Bez. Meilen, Gem. Stäfa).
445 m. Teil des Dorfes Stäfa. auf der Kirchterrasse
und 1 km ö. der Station Stäta der rechtsufrigen Zü-
richseebahn (Zürich-Meilen -Rapperswil). 5 Häuser, 27
reform. Ew.
KIRCHDINHARD (Kt. Zürich, Bez. Winterthur,Gem.
Dinhard). Dorf. S. den Art. Dinhard.
KIRCHDORF (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Ober
Siggenthai). 390 m. Pfarrdorf, nahe dem rechten Ufer der
Ldmmat, an der Strasse Baden-Klingnau und 4,2 km so.
der Station Siggenthai der Linie Turgi- Waldshut. Postab-
laffe, Telephon. 31 Häuser, 246 kathol. Ew. Acker- und
Weinbau, Viehzucht.
KIRCHDORF (Kt. Bern, AmUbez. Seftigen). 604 m.
Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des Belpbergs und auf
der Hochfläche zwischen den Thälern der Aare und Gürbe,
8. vom Gerzensee und an der Strasse Bem-Belp-Thun.
2,3 km w. der Station Kiesen der Linie Bem-Thun. Post-
bureau, Telephon ; Postwagen nach Wichtrach. 89 Häuser,
605reform. Ew. Die Kirchgemeinde umfasst die politischen
Gemeinden Kirchdorf, Gelterfinffen (mit Kramburg), Ja-
berg, Kienersrüti, Mühledorf, NoHen und Uttigen und
zählt 1892 reform. Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Schöne Aussicht auf Alpen, Thun und Thuner-
see. Die 1871 erstellte neue Kirche ist im gotischen Stil
Sehalten und steht an der Stelle einer mit den Wappen
er Bemer Landvöffte geschmückten alten Kirche aus
1679, die durch Nacnlässiglteit der Internierten der fran-
zösischen Ostarmee 1871 einJlaub der Flammen geworden
ist. Die französische Regierung hat daraufhin den grössten
Teil der Baukosten der neuen Kirche getragen. Im Ge-
biet von Kirchdorf stehen mehrere Herrensitze.
KIRCHENFELD (Kt., Amtebez. und Gem. Bern).
531-556 m. Glänzendes neues Quartier der Stadt Bern, s.
vor dieser und zwischen ihr und dem Dählhölzli. Mit der
Altstadt durch die prachtvolle eiserne Kirchenfeldbrücke
verbunden, die Thal und Fluss mit 3 kühnen Bogen über-
spannt. Die Strassen mit Bäumen bepflanzt, zahlreiche
Villen mit Gärten und Parkanlagen. Hier befinden sich
das grosse kantonale Historische Museum (mit bemerkens-
werten Sammlungen) am Helvetiaplatz, der Palast der
Schweizerischen Landesbibliothek und des Bundesar-
chives, das Gebäude des eidgenössischen topographischen
Bureaus, das neue eidgenössische Münzgebäude. Schönes
Schulhaus. 207 Häuser, 1983 reform. Ew. Mit der Alt-
stadt durch eine elektrische Strassenbahn verbunden.
Vergl. auch den Art. Bern (Stadt).
KIRCHENFELD (Kt. Luzem, Amt Willisau, Gem.
Daffmersellen). 501 m. 3 Bauernhöfe, nö. vor Dagmer-
selTen und 1 km ö. der Station Da^erseliee der Linie
Luzern-Olten. 25 kathol. Ew. Landwirtschaft.
KIRCHENTHURNEN oder KIRCHTHURNEN
(Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen). 615 m. Gem. und Pfarr-
dorf, im Gürbethal, am Imken Ufer der Gürbe und am
O.-Hanc des Längenbergs; an der Kreuzung der Strassen
Bern- Wattenwil und Schwarzenburg-Kircndorf. Station
Mühlethurnen der Gürbethalbahn (Bern-Wattenwil-Thun).
Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen nach Higgis-
berg. 33 Häuser, 277 reform. Ew. Kirchthumen. meist
kurzweg Thurnen genannt, ist eine der grössten Kirch-
gemeinden im Kanton, die die politischen Gemeinden
Riggisberg, Burgistein, Rümligen, Mühlethurnen, Kir-
chenthurnen, Kaufdorf, Lohnstorfund Rüti mit zusammen
5041 reform. Ew. umfasst. Im einstigen Thurner Moos
wird jetzt in grossem Massstab Weisskraut (Kabis) ange-
baut, das im Herbst massenhaft nach Bern etc. spediert
wird und zur Herstellung von Sauerkraut dient. Acker-
und Futterbau. Die 1673 im Rokokostil erbaute und 1897
restaurierte Kirche enthält zahlreiche Glasmalereien, die
zur Zeit ihrer Erbauung von Edeln der Umgebung, geist-
lichen Würdenträgern, Amtspersonen etc. gestiftet worden
sind. Gräber mit Skeleten aus der La Töne Zeit. Helvetisch
römische Gräber (200-50 v. Chr.) mit Schmucksachen
1228: Tomes.
KIRCHENZELG(Kt. Schaffhausen, Bez. Schieitheim).
603 m. Ziemlich grosse Hochfläche, im w. Teil des Banden
und 1 km so. Schieitheim. Sehr fruchtbarer Boden.
Lieferte bis 1870 Getreide in die Stadt Schaffhausen, ist
aber seither in Wiesen umgewandelt worden.
KIRCHET (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 788 m.
Felsiger Querriegel aus sehr hartem Jurakalk, 2 km so.
Meiringen. Schliesst das Thal von NO. nach SW. ab und
trennt das Nieder Hasle vom Ober Hasle (daher der Name
Innertkirchen oder Innerkirchet für die oberhalb der
Barre gelegene Gemeinde). Wird von der Grimselstrasse
überschritten. Auf dem Rücken die Häusergruppe Geiss-
holz. Sehr schöne Aussicht thaleinwärts undthalauswärts.
Zahlreiche erratische Granitblöcke (von denen viele
für den Bau der Nideckbrücke in Bern verwendet
worden sind) zeigen, dass der einstige Aaregletscher diese
Barre überschritten hat, hinter welcher später die Aare
offenbar einen See bildete. Dann hat sich der Fluss im
Kirchet allmählig den schmalen Kanyon der heute so be-
rühmten Aareschlucht ausgewaschen, die jetzt durch einen
oft kühn angelegten Fussweg zugänglich ist. Neben dieser
heutigen Schlucht der Aare wird das Kirchet noch von
mehreren anderen Schluchten durchschnitten, die Jetzt
mit Glazialschutt aufj^efüllt sind und zeigen, wie der FIush
während der verschiedenen Interglazialzeiten mehrfach
seinen Lauf geändert hat.
KIRCHFELD (Kt. und Amt Luzem, Gem. Horw^.
510 m. Häusergruppe mit Waisenhaus der Gemeinde
Horw, auf dem Kirchfeldhügel und 1 km nö. der Station
Horw der Brünigbahn (Luzern-Brienz). 71 katrol. Ew,
Acker-, Obst- und Gemüsebau, Viehzucht.
KIRCHQiENGE (KtObwalden). Unter diesem Namen
gflcgte man früher die 6 Kirchgemeinden Samen, Kerns,
achseln. Alpnach, Giswil und Lungern zsammenzu-
fassen. Die Zeit der Entstehung dieser Benennung ist nicht
bekannt Die 6 Kirchgemeinden bestanden schon 1275.
d. h. zu der Zeit, da die Synode zu Lyon den Bezug einer
allgemeinen Steuer für einen neuen Rreuzzug beschloss.
Seither wird delr Name urkundlich nicht mehr erwähnt.
Bei der Zuteilung von £ngelber|; an Obwalden (1816),
wurde diese Gemeinde den Kirchgängen als 7. Pfarrei an-
gegliedert. Vergl. den Art. Obwalden.
KIRCHHÖFEN (Kt. Obwalden, Gem. Samen). 497m.
Gemeindeabteilung und Dorf, am N.-Ufer des Samersees
und 1 km sw. der Station Samen der Brünigbahn (Luzem-
Brienz). Zusammen mit einem Teil des Dorfes Samen 37
Häuser, 196 kathol. Ew. ; Dorf: 23 Häuser, 103 Ew. Kirche
im Barokstil aus 1739 und Beinhaus mit einem Holzbrett
aus dem 15. Jahrhundert. Am 9. Februar 1036 vergabte
Graf Ulrich von Lenzburg dem Kloster Beromünster drei
Vierteile seiner Rechte üoer die Kirche zu Sarnen und
den «Unteren Hof». Dieser Untere Hof erhielt wegen
seiner Zugehörigkeit zur nahen Kirche später den Namen
Kirchhof oder Kirchhofeot
KIRCHHOUE (OBER und UNTER) (Kt. Luzern,
Amt Hochdorf, Gem. Schongau). 816 m. Zwei Gruppen
von zusammen 6 Häusern, nahe der Kantonsffrenze
zwischen Aargau und Luzern mitten im Wald telegen;
7 km nö. Hitzkirch und 5 km sw. der Station Muri der
Linie Aarau-Lenzburg- Rotkreuz. 33kathol. Ew. Landwirt-
Schaft
KIRCHHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Fmtigen). 2160 m.
Felsgipfel, in der das Kanderthal vom Engstligen thal
trennenden Gruppe des Lohner, zwischen dem Elsighora
(2346 m) und dem Stand (2325 m; n. Vorberg des First
2550 m). Steigt mit steilen Felswänden w. über dem
Weiler Mitholz (Gemeinde Kandergrund) auf, während der
W.-Hang sanft geböscht ist und die Elsigenalp trägt. Von
Adelboden oder Frutigen aus in je 3V, Stunden zugäng-
lich.
KIRCHLEERAU (Kt. Aargau, Bez. ZoAngen). 518 m.
Gem. und Pfarrdorf, im Sunrenthal, an der Strasse
Aarau-Sursee und 3,5 km ssö. der Station Schöftland der
elektrischen Strassenbahn Aarau-Schöftland. Postbureau,
Telephon; Postwagen Schöftland-Triengen. Gemeinde,
mit Weierthal und zerstreut gelegenen Höfen: 79 Häuser.
478 reform. Ew.- Dorf: 64 Häuser. 387 Ew. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Früher Lerow und Lerw
748
KIR
KIS
Reheissen und der Herrschaft Rued zugeteilt. Auf dem
Nack ein Refugium.
KIRCHLEIN (Kt. Graubönden, Bez. Ober Landquart
und Inn). 2767 m. Wenig bedeutender
Gipfel, im Stock des Kossthälispitz ;
3 km 80. der Vereinahütte des S. Ä. C.
und 2 km w. vom Flesspass (2452 m).
KIRCHLI (Kt. Bern, Amtsbez. Saa-
nen und Ober Simmenthai). 27^ m.
Felsspom zwischen den beiden Armen
des Dungelffletschers, an der NO.-
Flankedes Wildhorns und hinten über
dem IfHgenthal. Man fol^ seinem O.-
Hang, wenn man von der Wiidhom-
hütte des S. A. C. über den Dungelfirn
das Wildhorn besteigen will. Kann von
der Wildhornhütte aus in IVi Stunden
erreicht werden,* bietet aber keine be-
sonders bemerkenswerte Aussicht.
KIRCHLI (Kt. Graubünden, Bez.
Unter Landquirt). 2263 m. Felsspitze,
s. Ausläufer der Klrchlispitzen und
über dem Cavelljoch; 3-4 Stunden nö.
über Schuders.
KIRCHLI (Kt. St. Gallen, Bez. und
Gem. Tablat). 791 m. Gruppe von 2 Häu-
sern, auf dem N.-Ende der Hugelzüge
nw. der Stadt St. Gallen ; 1,5 km nw.
der Station St. Fiden der Linie St. Gal-
len-Rorschach. 20 kathol. Ew. Kirch-
gemeinde St. Gallen. Landwirtschaft.
Sehr schöne Aussicht auf die Thäler
der Sitter und Steinach, die Stadt St.
Gallen, den Bodensee und die Appenzeller Alpen. Der
bewaldete NW.-Hang heisst Katzenstrebel.
KIRCHLINDACH (Kt. und Amtsbez. Bern). 600 m.
Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des Schüpbergs und in
einem schönen Thalboden, an der Strasse Zollikofen-
Wohlen und 4 km w. der Station Zollikofen der Linie
Olten-Bem. Postbureau, Telegraph, Telephon; Post-
wagen nach Zollikofen, Säriswil und Meikirch. Die ziem-
lich ausgedehnte Gemeinde umfasst neben dem Dorf noch
die Siedelungsgruppen Herrensch wanden, Jetzikofen,
Lindach wald, Buchsacker, Nieder Lindach, Heimhusen,
Ober Lindach und einen Teil vonOrlschwaben. Zusammen
155 Häuser, 1133 reform. Ew. ; Dorf: 42 Häuser, 340 Ew.
Ackerbau und Viehzucht. Schöne Aussicht auf die Alpen
vom Pilatus bis zum Moleson. Der einst in der Nähe ge-
legene kleine See ist heute versumpft. Gräber aus dem
Beginn der La Tene Zeit. Funde von römischen Münzen.
1221 : Luidenacho. Heimat des Pfarrers, Lehrers, Schrift-
KIRCHRUED (Kt. Aargau, Bez. Kulm, Gem. Schloss
rued). 517 m. Gemeindeabteilunff und Dorf, am Rueder-
chen ; 1 km so. Schlossrued una 4,4 km so. der Station
Kircblindach von S&den.
stellers, Dichters und Politikers Johann Jakob Schädelin
(1804-1859).
•KIRCHLI8PITZEN (Kt. Graubünden, Bez. Unter
Landquart). 2,3 km langer und sehr rauher Felskamm, in
der Gruppe des Rätikon ; zwii'chen dem Cavelljoch und
Schweizerthor und auf der Landesgrenze gegen Oesterreich.
Fällt nach allen Seiten mit steilen, teilweise sogar senk-
rechten Felswänden ab und ist nur von wenigen Stellen
am N.-Hang her zugänglich. Trägt eine Reihe von Fels-
gipfeln, deren zwei höchste 2541 und 2555 m erreichen.
Sehr selten bestiegen, da die benachbarten Gipfel der
Scesaplana und Drusenfluh die Touristen eher anziehen.
Die Kirchlispitxen von Norden.
Schöftland der elektrischen Strassenbahn Aarau-Schöft-
land. Zusammen mit Benkel : 45 Häuser, 291 reform. Ew.;
Dorf 21 Häuser, 130 Ew. Kirchgemeinde Rued. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft.
KIRCH8PIELE (DIE VIER) (Kt. Bern). So nennt
man zuweilen heute noch die 4 Kirchgemeinden Muri,
Vechigen, Stettlen und Bolligen, die schon sehr früh in
den Besitz von Bern gekommen waren und zusammen
einen Verwaltungsbezirk bildeten. Ihre Bürger besasaen
vor Gericht die gleichen Rechte wie die Berner Stadtbürger
und hatten auch das Niederlassungsrecht in der Stadt
Bern.
KIRCHTHURNEN (Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen).
Gero, und Pfarrdorf. S. den Art. Kirchenthurnen.
i KIRCHU8TER (Kt. Zürich, Bez. und Gem. Uster).
I Mittelpunkt des Dorfes Uster ; umfasst die Pfarrkir-
che mit den unmittelbar um sie gruppierten Häusern.
' Vergl. den Art. Uster.
KIRELBACH (Kt. Bern, Amtsbez.
Nieder Simmenthai). 1500-825 m. Wild-
bach ; entspringt am N.-Hang der Männ-
lifluh, durchfliesst in der Richtung nach
N. das zwischen die Kette des Niesen
und die Gruppe des Twirienhoms ein-
gesenkte Kiretthal (7 km lang), nimmt
von links den das Schwendenthai ent-
wässernden Filderichbach auf und mün-
det nach 10,5 km langem Lauf bei Oey
von rechts in die Simme.
KIRQELI8CHEIBE(ia.Bern,Amt8-
bez. Nieder Simmenthai). 2288 m. Gipfel,
der Männlifluh nach WNW. vorgela-
gert, s. über der Ober Gurbsalp und ö.
über dem Schwendenthai (dem obersten
Abschnitt des Diemtigthales). Kann von
der Grimmialp aus in 4 Stunden bestiegen werden.
KIRLEN (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen, Bez.
Ober Rheinthal, Gem. Altstätten). 443 und 435 m. Zwei
Gruppen von zusammen 103 Häusern, an der Strasse Dorf
Altstätten-Station Altstätten (Linie Rorschach-Sargans).
Elektrische Strassenbahn zwischen Station und Dorf. 691
reform, und kathol. Ew. Acker-, Obst- und Weinbau,
Viehzucht. Grosse Fabrik für Strickwaren. Zieeelei.
Armenhaus. Grosse Rettungsanstalt für gefallene Mädchen
mit schöner Kirche.
KI8TENHORN (Kt. V\^allis, Bez. Westlich Raron).
Gipfel. S. den Art. Grindelspitzen.
KIS
KLA
749
KI8TENPA88 (Kt. Glarusund Graubäaden). 2727 m.
Passübergaag in der Gruppe des Tödi, zwischen den
Kiatenpass, vom Muttenkopf aus gesehen.
Muttenbergen und den Felsabstürzen zum Limmernboden;
führt wie der Sandalppass (2807 m) aus dem Linththal hin-
über insVorderrheintnal. Während der Sandalppass nach
SW. gegen Disentis absteigt, wendet sich der Kisten pass
nach SO. gegen Brigels und Ilanz. Mühsamer und teil-
weise, z. B. am Kistenband, schwieriger und nicht unge-
fährlicher Fussweg; Linthal-Brigeis 11 Stunden. Ausser-
ordentlich interessanter und von Touristen häufig be-
nutzter Uebergang. Im September 1799 überschritt ihn
von Brigels aus ein Bataillon der unter General Linken
stehenden österreichischen Armee.
KI8TEN8TEIN (Kt. Graubünd^n, Bez. Ober Land-
Suart). 2478 m. Einer der Hauptgipfel der Kette des
[ochwang; 4 km so. Fideris Bad, von wo aus er
ziemlich oft (allerdings weniger als das benachbarte
Mattlishorn) besucht wird. Wahrend Mattlishorn und
Kistenstein die gleiche Aussicht auf das umliegende Ge-
birgsgebiet zeigen^ schaut jenes ins Schanfigg und dieser
in den Prätigau hinunter. Oestl. unter dem Kistenstein
der Durannapass (2124 m), der von Küblis über Conters
und die Fideriseralp ins Fondeierthal und nach Lan^wies
im Schanfigg führt. Von der steilwandigen Schiefer-
pyramide des Kistensteins gehen drei Felsgräte aus.
KI8TEN8TCECKLI, romanisch Muot de Robi (Kt.
Glarus und Graubunden). 2749 m. Schön und regel-
mässig geformter Felsspitz, nach allen Seiten hin steil
abfallend ; in der vom Bifertenstock gegen 0. und NO
über die Mutten berge, den Buchi und Hausstock ziehen-
den Kette und zwischen dem tief eingeschnittenen Lim-
mernboden und dem Val Frisal ; w. über dem Kistenpass.
Besteht aus eocänen Schiefern mit Nummuliten, unter
denen in normaler Lagerung verschiedene Stufen von
Kreide und Jura (besonders Malm) folgen; im Limmern-
boden treten noch tiefer auch Dogger, Rötidolomit und
Yerrucanozu Tage. Gehört dem normalen Muldenschenkel
der Glarner Doppelfalte an. Das Kistenstöckli kann von
der Muttseehfitte des S. A. C. aus über den Kistenpass
und seine NW.-Flanke in 37« Stunden bestiegen werden.
KI8TLERALP (Kt. Schwvz, Bez. March, Gem. Rei-
chenburg j. 1400 m. Schöne Alp weide mit mehreren zer-
streut gelegenen Hütten, zwischen dem Austock und
Müllergschwend ; 4 km s. vom Dorf Retchenburg. 400 ha
Fläche. Vom gefährlichen kleinen Kistlerbach durch-
flössen. Eigentum der Korporation Kistler, nach der sich
einst eine alte Reichenburger Familie nannte, deren
Nachkommen mehr als die Hälfte der heutigen Bewohner
von Reichenburg umfassen. Auf der Kistleralp sind 154
Personen alpberechtigt, deren jede hier ihr Hornvieh und
ihre Pferde weiden lassen darf und dazu noch jährlich
40-45 Franken Nutzung zieht. Vergl.
Zehnder, Pfarrer. Gescnichte Reichen-
burgs (U98-i898), Lachen 1900.
KITTENMOHLE (Kt. Zürich. Bez.
Meilen, Gem. Herrliberg). 545 m. Mühle
mit im Sommer stark besuchter Gast-
wirtschaft, in einem kleinen Tobel 2
km n. Herrliberg und 1,5 km ö. der Sta-
tion Erlenbach der rechtsufrigen Zürich-
seebahn (Zürich -Meilen-Rapperswil). 3
Häuser, 18 reform. Ew.
KLiEBWALD (Kt. Aargau, Bez.
Bru2g). 603-783 m. Schöne Waldunff,
160 na gross; im Schenkenbergerthal,
gegenüber der Burgruine Schenkenberg
und 1,5 km nw. Thalheim.
KL/ECKLI (Kt. Aargau, Bez. Kulm,
Gem. Schlossrued). 520 m. Weiler, in ei-
ner rechtsseitigen Verzweigung des Tha-
ies des Ruederchen ; 1 km nw. Schloss-
rued und 2,5 km so der Station Schöft-
land der elektrischen Strassenbahn
Aarau-Schöftland. 17 Häuser, 120 re-
form. Ew. Kirchgemeinde Rued. Land-
wirtschaft. Der Ausdruck Kläckli, vom
mittelhochdeutschen chlac^ bezeichnet
eine Spalte, Schlucht oder ein Tobe.l
KLANX (Kt. Appenzell L R., Gem.
Appenzell). Burgruine. S. den Art.
Clanx.
KLAPF (HINTER und VORDER)
(Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Belpberg). 780 und
766 m. Zwei Gruppen von zusammen 12 Häusern, auf
dem ö. Abschnitt des Belpber^es und links über der Aare;
600 m voneinander entfernt. 4 km osö. der Station Toffen
der Gürbethalbahn ( Bern-Watten wil-Thun). 53 reform.
Ew. Kirchgemeinde Belp. Ackerbau und Viehzucht.
KLAR8REUTE (Kt.Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem.
Birwrinken). 561 m. Gemeindeabteilung und Dorf, auf dem
8. Abschnitt des Seerückens ; 5 km nnw. der Station
Erlen der Linie Zürich-Romanshorn-Winterthur. Tele-
phon. 24 Häuser, 119 reform. Ew. Kirchgemeinde Lang-
rickenbach. Acker- und Wiesenbau. Waldungen. Lesege»
Seilschaft.
KLAU8EN (HINTER und VORDER) (Kt. Zürich,
Bez. und Gem. Morgen). 657 m. Zwei Gruppen von zu-
sammen 18 Häusern, auf dem Rücken des Horgerbergs
und 2,5 km s. der Station Horden der linksufri^en Zürich -
seebahn (Zürich-Wädenswil-Ziegelbrücke). Telephon. 107
reform. Ew. Viehzucht. Betr. Etymologie s den Art. Klus,
Klüsen.
KLAU8ENHUBEL(Kt. Aareau, Bez. Zofingen, Gem.
Uerkheim). Weiler. S. den Art. Hubel (Hinter).
KLAUSENMATT (OBERE und UNTERE) (Kt.
Luzern, Amt Sursee, Gem. Grosswangen). 674 und 604 m.
Drei Bauernhöfe; 1,2 km ö. Grosswangen und 7 km w.
der Station Nottwil der Linie Luzern-Olten. 27 kathol.
Ew. Acker-, Wiesen- und Obstbau. Viehzucht.
KLAU8ENPAS8 (Kt. Uri). 1952 m. Passübergang
zwischen dem Schächenthal und Umerboden, verbindet
das Reussthal (Uri) mit dem Linththal (Glarus) und da-
mit die Zentralschweiz mit der Ostschweiz. Im Sommer
Postwagen Flüelen-Linthal ^9 Stunden) Bis zum Bau
der Klausenstrasse führte eine holperige Strasse von Altorf
nach Unterschächen, von wo aus ein Saumpfad über
Aesch (Hintergrund des Schächenthales) und die Balm-
wand mit zahlreichen, z. T. in den Fels gehauenen Win-
dungen die Passhöhe (damals 6 Stunden von Altorf) ge-
wann, um von da durch das prachtvolle Hochthal aes
Urnerbodens und über die Fruttberge in 3 Stunden nach
Linthal abzusteigen. Während dieser Weg für die
Touristen leicht und angenehm zu begehen und ausser-
ordentlich interessant war, vermochte er dem Waaren-
verkehr nur wenig Vorschub zu leisten. Es machte sich
daher das Bedürfnis nach dem Bau einer Fahrstrasse
schon seit langer Zeit geltend. Der Urnerboden, «ein
schönes Alpthal mit Sommerung für etwa 1000 Stück
Grossvieh, war mit dem Kanton Uri, zu dem er gehörte
750
KLA
RLA
und von wo aus er bewirtschaftet wurde, nur durch einen i wand ob Linthal, wurden mittels in den Felsen ge
l^assweg über den iierg verbunden, während mit der Zeit | sprengter und zum Teil ausgewölbter Gallerien (— ähnlich
denen an der Axenstrasse — ) durch-
fahren, im Seelithal mit einer Lange
von tl5 m, an der Fruttwand von 70 und
126 m Länge. Als bedeutendere Kunst-
Objekte sind noch die steinerne Brücke
bei Brügg hinter Bärglen zu nennen,
mit 18 m Spannweite, und die eiserne
Brücke über die Linth bei Linthal. »
Die Strasse ist durchgehends 4,8 m breit;
das Gefäll beträgt im Maximum 8,5 %
(mit Ausnahme einer kurzen Strecke
bei Spiringen, die 10 % Steigung hat).
Die im Bau \S3S begonnene Strasse ist
am 21. August 1899 dem allgemeinen
Verkehr übergeben worden. Von Altorf
bis Linthal ist sie 48 km lang, wobei
die Passhöhe etwa in der Mitte liegt.
tt Die Höhenverhältnisse sind folgende :
von Altorf an mit 468 m betragt die
Steigung bis tur Klaüsenpfeshöhe 1484
m, von Linthal (661 m) aus 1291 m . . .
Bürglen (bei km 1) liegt auf 552 m, Spi-
ringen (km 8) 92^ m, Unterschächen
(km 12) 994 m, Balm (km 21) 1725 m,
Passhöne (km 24) 1952 m, Umerboden.
Kapelle (km 33) 1389 m. » Die Strasse
steigt von Altorf aus gemächlich bis
Bürglen und zur Lorettokapelle an, um dann in stei-
lerem Anstieg das Dorf Spiringen zu erreichen. Schon
jetzt erfreut man sich einer prachtvollen Aussicht auf
die Schächenthaler Windgälle, den Kammlistock, die
Clariden und — nach rückwärts — auf den Urirot-
stock. Nahe Spiringen brach 1887 ein Bergsturz ab,
der mehrere Häuser verschüttete und sieben Menschen
tötete. Kurz hinter dem vor der Ausmündung des Brunni-
thales telegenen Dorf Unterschächen mit seiner auf
einem Hügel thronenden Pfarrkirche macht die Strasse
einen weiten Bogen und erreicht dann das aussichtsreiche
Urigen, zu dem man von Spiringen aus auch über einen
Fussweg hinauf gelangen kann. Hier die malerische Ka-
pelle von Götschwiler. Von hier aus steigt die Strasse,
stets reich an erhabenen Ausblicken, langsam durch Alp-
weiden an, geht durch die Gallerien des Seelisthales und
gewinnt enoiich die Passhöhe, die im N. vom verwitterten
und phantastisch gezackten Märcherstöckli beherrscht
wird. Nun steigen wir wieder zu Thal: eine Reihe von
« merkwürdig verschlunffenen » Kehren führt uns hinein
in den Felsenkessel der Klus und hinunter zum Gasthof
Uoterscbfichen fregen den Klaunen.
ein besserer Wee vom glarnerischen Linthal herauf
führte. Die Produkte der Milchwirtschaft mussten daher
ins Glarnerland hinunter getragen werden, und für das
schöne Holz aus dem grossen Wangiswald blieb erst recht
kein anderer Abfuhrweg offen . . . Die Anlage einer
Strasse über den Klausen gewinnt einmal den Umerboden
wieder mehr dem Kanton Uri zurück, und dann ermög-
licht sie überhaupt eine bessere Bewirtschaftung und
bringt damit eine gewaltige Steigerung des Wertes dieser
Alp». Der Kanton Glarus dagegen, der bisher eine Sack-
gasse des Verkehrs gewesen, wünschte eine durchgehende
Verbindung mit der Gotthardbahn, dem Vierwaldstätter-
see und der Zentralschweiz überhaupt. Dazu kam, dass
auch der Bund einem solchen Projekt aus militärischen
Gründen günstig gestimmt war. Ermöglicht wurde die
Ausführung dadurch, dass der Bund den grösseren Teil
der Baukosten auf sich nahm, d. h. an die Gesamtsumme
von 4140000 Fr. die Summe von 3578800 Franken beige-
tragen hat. Der Bau der Klausenstrasse hat sich verhält-
nismässig bedeutend teurer gestaltet als der anderer
Älpenstrassen. Die Schuld daran trugen hauptsächlich der
Umbau des al-
ten Sträss-
chens nach
Unterschä-
chen, das
ungünstige
Terrain auf
der Seite des
Schächentha-
les (leicht ver-
witterbarer
Thonschiefer,
zu Rutschun-
gen geneigt
und wasser-
reich) und die
vom Bund aus
militärischen
Gründen ge-
forderte Füh-
rung des Stras-
senzuges
durch die Frit-
terberge und
das Seelithal.
Die Strasse er-
forderte grosse
Sicherungs-, besonders Entwässerungsarbeiten und mäch-
tige Stützmauern. «Besonders schwierige Stellen, wie
im Seelithal hinter Unterschächen und an der Frutt-
Klausenpass and -Strasse.
V^ilhelm Teil auf dem Umerboden, dessen ebene, mit
Hütten bestandene und von Viehheerden belebte Sohle dir
Strasse bis zum Scheidbächli (Kantonsgrenze zwischen
KLE
KLE
751
Uri und (ilarus) in gerader Linie durchzieht. Nun {^ehls
durch Buchenwald gegen die Fruttberffe und in
neuerdinfTH zahlreichen Kehren und durch
die Gailerien der Frultwand an den schönen
Fällen deü Fätschbaches vorbei hinunter ins
LinththaU dessen viele Dörfer freundlich zu
uns heraufgrüssen. Dieser letzte Strassenab-
schnitt ist zugleich wieder einer der aller-
schönsten mit seiner prachtvollen Aussicht ins
Linththal und auf die mächtigen Wände des
Selbsanft. Auf Fusswef^en kann man die Keh-
ren abschneiden, verliert aber dabei viel von
dem grossartigen Ausblick. Der Pass ist be-
nannt nach dem bei Vorfrutt gelegenen Fel-
»enkessel der sog. Klus. Vergl. auch die Arti-
kel ENNETMiERCHT uud Sch>echenthal; ferner
Becker, F. Ueber den Klausen. Glarus 1900
und Uri; Land und Leute. Allorf 1902.
KLEB, KLEBEN. OrUnamen in den Kan-
tonen Appenzell, Aargau, St. Gallen, Basel
Land und Bern. Althochdeutsch hleo = Hiigel, Hang.
Zuweilen auch in Zusammensetzungen.
KLEB (Kt. Appenzell A. R.. Bez. Hinterland, Gem.
Herisau). 760 m. Weiler am Sägebach ; 1,5 km s. Heris-
au und 600 m so. der Station Wilen der Appenzeller-
bahn (Winkeln-Herisau-Appenzell). 11 Häuser, 93 reform.
Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
KLEBEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem. Ober
Steckholz). 570m. Gemeindeabteilung und Weiler; 500 m
n. der Strasse Langenthal-Melchnau und 5 km so. der
Station Langenthai der Linie Ölten- Bern. Zusammen 21
Häuser, 14'I reform. Ew. ; Weiler : 8 Häuser, 51 Ew.
Kirchgemeinde Lotzwil. Landwirtschaft. Käserei.
KLEE (Kt. Appenzell LR., Gem. Oberegg). 714 m.
Gruppe von 6 Häusern ; 4,2 km so. Oberegg und 2,5 km
nw. der Station Herbrugg der Linie Rorschach-Sargans.
33 kathol. Ew. Kirch^euieinde Bemeck. Landwirtschaft.
Stickerei und Weberet.
KLEEBODEN (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Stalden-
ried). 186-5 m. Alpweide mit den zwei Hüttengrup{>en von
Ober und Unter Kleeboden, auf einer Lichtung in dem
den rechtsseitigen Hang des Saasthales bekleidenden
Wald und am Fuss des Weissengrates ; 3 km ssö. der
Kirche Staldenried.
KLEEWALD (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem. Rain).
548 m. Gruppe von 8 Häusern; 1,5 km so. Rain und 4 km
w. der Station Eschenbach der Seethalbahn (Wildegg-
Emmenbrücke). 43 kathol. Ew. Wiesen- und Obstbau.
Früher Kleinwald geheissen.
KLEFALAU oder QLEFALAU (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans, Gem. Flu ms). 500-7(X) m. 24 Häuser, am NO.-
Han^ des Klein bergs zerstreut gelegen und 3 km so. der
Station Flums der Linie Wesen-Sarsans. 104 kathol. Ew.
Acker- und Obstbau, Viehzucht. Holzhandel.
KLEINBERQ (Kt., Bez. und Gem. St. Gallen). Oestl.
Aussenquarlier der Stadt St. GiiLLEN. S. diesen Art.
KLEINBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Sarjgans, Gem.
Flums). 500-1100 m. So heisst das linksseitige Gehänge
des Seezthales; mit zahlreichen zerstreut gelegenen Häu-
sern, 2 km s. Flums. Von vielen Bachrunsen durch-
schnitten. Die Häusergruppen Klefalau, Porteis und Rulz
zusammen 87 Häuser, 430 kathol. Ew. Schöne Wälder und
Wiesen, Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
Schaft
KLEINBERttALP (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans,
Gem. Flums). l(XX)-2000 m. Grosse Alpweide mit 16 zu
verschiedenen Gruppen vereinigten Hätten, über dem
Kleinber^ und am N.-Hang der Guscha ; 3,5 km sw.
Flums. 6o0 ha rtoss, wovon 70 ha Wald.
KLEINBCESINQEN (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem.
und Dorf. S. den Art. Bcesinoen (Klein).
KLEINDIETWIL (Kt. Bern, Amtebez. Aarwangen).
562 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Langeten und
an der Strasse Langenthal-Huttwil, je 7 km von diesen
beiden Ortschaften entfernt. Station der Linie Langen-
thal-Wolhusen. Postbureau. Telegraph, Telephon; Post-
wagen nach Walterswil und Oeschenbach. Gemeinde, mit
Dietwilscheinen : 50 Häuser, 410 reform. Ew. ; Dorf: 26
Häuser, 170 Ew. Kirchgemeinde Rohrbach. Landwirt-
schaft. Käserei. Bunttuchweberei. Branntweinbrennerei.
Elektrisches Licht. In Kleindietwil besteht eine der
ältesten Lundsekuodarschulen des Kantons (seit 1838).
Kleindietwil von SOden.
Der Ort schon im 9. Jahrhundert als Diotinwilare genannt.
1435-1798 Eigentum der Stadt Burgdorf.
KLEINEQQ (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald, Gem.
Sumiswald). 750-900 m. Unterabteilung der Gemeinde
Sumiswald; umfasstden Weiler Haslebach und zahlreiche
zerstreut gelegene Höfe. Am linken Ufer der Grünen ;
2 km nö. Sumiswald und 7 km nö. der Station Ramsei
der Linie Burgdorf-Langnau. 131 Häuser, 1059 reform. Ew.
Ackerbau und Viehzucht.
KLEINFAVERNACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane).
Gem. und Dorf. S. den Art. Farvagny Le Petit.
KLEINFERRENBERQ (Kt. Bern, Amtobez. Burg-
dorf, Gem. Heimiswil). Häusergruppe. S. den Art. Ferren-
BERG (Klein).
KLEINFOR8T (KL und AmUbez. Bern). Häuser-
gruppe. S. den ArL Fcerstli.
KLEINQ8CHNEIT (Kt. und AmUbez. Bern, Gem.
Oberbalm). 770 m. Gruppe von 3 Häusern, in frucht-
barer Gegend ; 1,4 km w. Oberbalm und 1,5 km s. der
künftigen Station Niederscherli der geplanten Linie Bem-
Schwarzenburg. 19 reform. Ew. Landwirtschaft.
KLEINQURMIEL8 (Kt. Freiburg, Bez. See). Gem.
und Dorf. S. den Art. Gurmels (Klein).
KLEINQU8CHELMIUTH (Kt. Freiburjg[, Bez. See).
Gem. und Dorf. S. den Art. Guschelmuth (Klein).
KLEINHCECH8TETTEN(Kt. Bern, Amtebez. Konol-
fingen. Gem. Ruhigen). Weiler. S. den Art. Hcechstetten
(Klein).
KLEINHOLZ (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Lotzwil). 510 m. "Weiler, an der Strasse Lotzwil-Bleien-
bach und 400 m w. der Station Lotzwil der Linie Langen-
thal-Wolhusen. 10 Häuser, 97 reform. Ew. Landwirt-
schaft. Mühle.
KLEINHOLZ (Kt. Bern, Amtebez. Wangen, Gem.
Graben). 458 m. Weiler, am rechten Ufer der Oenz und
2,8 km wnw. der Station Buzberg der Linie Olten-Bern.
14 Häuser, 90 reform. Ew. Kirchgemeinde Herzogenbuch-
see. Landwirtschaft.
KLEINHORN (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein).
2860 m. Wilder Felsgipfel, in der Kette zwischen dem
Averser- und Madriserthal. Ist trotz seines Namens höher
und steiler als das weiter n. stehende Grosshom (2777 mj.
Am N.-Hang beider Gipfel steigen gegen Avers-Cresta die
Pürteralp und Alpe Capetta ab; nach W. und S. fällt das
Kleinhorn mit steilen Wänden, die nur durch einige
kleine Rasenbänder unterbrochen sind, zum Madriser-
thal ab.
KLEINHONINQEN (Kt. und Gem. Basel SUdt). 254
m. Pfarrdorf, am rechten Ufer des Rhein, 500 m von der
deutechen Grenze und 3 km n. Basel. Elektrische Strassen-
bahn nach Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Zollamt. 473 Häuser, 1882 Ew., wovon 1199 Reformierte
und 682 Katholiken. Pfarrkirche, zwei Schulhäuser. Säge.
Je eine Zementwaarenfabrik und Färberei. Gemüsebau.
Ein grosser Teil der Bevölkerung arbeitet in den Ge-
schäften und Fabriken der Stadt Basel oder jenseits der
Landesgrenze. Gesanff-, Musik-, Turn- und Unterstützungs-
vereine. Seit dem 10. März 1385 gehörte die eine Hälfte
des Ortes der Stadt Basel, während die andere Eigentum
der Markgrafen von Baden-Hochberg war. Das gemein-
752
KLE
KLE
schaflliche Gericht beider Oberherren hatte seinen Sitz
in dem auf der deutschen Grenze stehenden Neu Haus. Am
KleinhQningen von Osten.
23. November 1640 verkaufte Markgraf Friedrich V. seine
Hälfte an die Stadt Basel, die nun den Ort Kleinhünitigen
ihrem Gerichtskreis Klein Basel zuteilte. Der Landvogt
residierte im Klybeckschlösslein, das nach dem Bau der
sog. Unteren Klybeck (Anfangs des 18. Jahrhunderts) am
linken Ufer der Wiese den Namen der Oberen Klybeck
erhielt. 1736 kam Kleinhüningen wegen der Lachsfi schere i
in scharfen Konflikt mit Neudorf und den französischen
Ansprüchen. Sehr kritisch war die Lage des Ortes
während der französischen Revolution; im März 1792
wurde er von der Festung Hüningen aus beschossen, und
1792-1793 fanden auf der benachbarten Schusterinsel
verschiedene Kämpfe um den Besitz der Brücke von
Hüningen statt. Am 17. September 1793 flüchteten sich
150 Franzosen auf baslerisches Gebiet. 1796 und 1797
neue Kämpfe; am 30. November 1796 verfetzten hier
österreichische Truppen die schweizerische Neutralität.
Seit dem 1. Januar 1893 ist die bisherige politische Ge-
meinde Kleinhüningen an die Stadt Basel angegliedert,
hat aber in rein bürgerlichen Sachen ihre Selbständig-
keit noch bewahrt.
KLEINIKON (Kt. Zürich. Bez. Pfafßkon, Gem. Lin-
dau). 580 m. Gruppe von 7 Häusern; 2 km nö. Lindau
.und 1,8 km nw. der Station Kemptthal der Linie Zürich-
Winterthur. 48 reform. Ew. Wiesenbau. 1346: Kleinin-
kon.
KLEINLOtZEL, französisch Petit Llcelle (Kt.
Solothurn, Amte! Thierstein). 421 m. Gem. und Pfarr-
dorf, zu beiden Seiten der Lützel (Lucelle) und am S.-
Fuss des Blauen, im Kanton Bern und dem Elsass enkla-
viert; 4,5 km nnw. der Station Liesberg der Linie Basel-
Delsberg. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Laufen-Röschenz-Kleinlützel. Gemeinde, mit Huggerwald
und Ring: 135 Häuser, 868 kathol. Ew.; Dorf: 95 Häuser,
625 Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft. Eisenindustrie.
Grosse Tabakpfeifenfabrik. Holzhandel. Nahe dem Dorf
eine vom steinzeitlichen Menschen bewohnte Höhle, die
so^. Teufelsküche. Auf dem Kahl ein Refugium und nicht
weit davon Funde von römischen Ziegeln; beim Schützen-
haus Alemannengräber.
KLEINMERTENLACH (Kt. Freiburg, Bez. Saane).
Gem. und Dorf. S. den Art. Marly Le Petit.
KLEINROTH (Kt. Bern, Amtsbez. Aarwangen, Gem.
Unter Steckholz). 556 m. Gemeindeableilung und Weiler,
im Thal der Roth und an der Strasse Unter Steckholz-
Melchnau ; 6 km so. der Station Langenthai der Linie
Olten-Bern. 14 Häuser, 110 reform. Ew. Kirchgemeinde
Langenthai. Das hier einst bestehende Kloster ist 1194
aufgehoben und mit dem Kloster St. Urban verschmolzen
worden.
KLEIN8TEIN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Werthenstein). 758 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechts-
seitigen Gehänge des Entlebuch; 1,1 km s. Werthen-
stein und 3,5 km so. der Station Wolhusen der Linie
Bern-Luzern. 46 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
KLEINTHAL (Kt. Glarus). Volkstümlicher Name für
aas Sernfthal. S. diesen Art.
KLEINTHAL (Kt. Uri). 2700-780 m.
So heisst die kleinere der beiden obern
Verzweigungen des bei Isleten von links
auf den Urnersee ausmündenden Isen-
thales. Beginnt mit einem grossarti^en
Felsenzirkus, der vom Gitschen über
den Urirotstock zum Sassigrat zieht,
und steigt auf eine Länge von 5 km
nach N. ab, um mit einer steilen Thal-
stufe zum Dorf Isenthal sich zu öffnen
und hier mit dem sog. Grossthal zu ver-
einigen. Schönes Alpweidenthal mit
zahlreichen, im mittleren Abschnitt zer-
streut gelegenen Hütten. Die Hänge ge-
§en die Ausmundung hin meist bewal-
et. Fnssweg von Isenthal bis zu den
Hütten von Hundwald (1200 m).
KLEINTHALFIRN (Kt. Uri). 2730-
2500 m. Firnfeld am N.-Hang des Uri-
rotstocks und oben über den das Klein-
thal im S. abschliessenden Felswänden,
über die seine Schmelzwasser in zahl-
reichen Silbepfaden zu Thal fallen.
;er können die Felswände vom Kleinthal
eienalp, Musenaip und die Kesselwand
Geübte Bergsl
aus über die
erklettern, um dann über den Kessel (2578 m) und den
Kleinthalfirn entweder zum Urirotstock oder zum Gitschen
aufzusteigen.
KLEINTHEIL (Kt. Obwalden, Gem. Giswil). 549m.
Unterabteilung der Gem. Giswil ; umfasst einen Teil von
Kaiserstuhl und eine am NO. -Hang der Giswilerstöcke
stehende Häusergruppe ; 2,5 km sw. der Station Giswil
der Brünigbahn (Luzern-Brienz). Postablage. 76 Häuser,
342 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Kapelle. Burg-
ruine Rosen berg. Hier einst die Richtstätte Obwaldens
mit dem Galgen.
KLEINWANQEN (Kt. Luzern. Amt Hochdorf, Gem.
Hohenrain). 541 m. Gemeindeabteilunjj und Pfarrdorf, in
sonnenreicher Lage am W^-Fuss des Lindenbergs; 2,5km
nw. Hohenrain und 2 km nö. der Station Baldegg der
Seethalbahn (Wildeg^-Emmenbrücke). Postbureau, Tele-
phon. Zusammen mit Ferren : 73 Häuser, 516 kathol.
Ew. ; Dorf: 52 Häuser, 342 Ew. Schöne Kirche, kürzlich
restauriert. Acker-, Wiesen- und Obstbau, Viehzucht und
Milchwirtschaft. Sitz des Edelgeschlechtes von Wangen,
das zu Ende des 14. Jahrhunderts erloschen ist. Seit 1807
eigene Kirchgemeinde und zum Unterschied von Gross-
wangen in Klein Wangen umgetauft. Auf dem Hof und
Meieracker Funde von Münzen und andern Gegenständen
aus der Römerzeit; auf der Hausmatte Alemannen-
gräber.
KLEINWANQEN (Kt. Solothurn, Amtei Ölten. Gem.
Wangen). Teil des Dorfes Wangen, s. der Dünnern. Mühle.
S. den Art. Wangen.
KLEMME (Kt. Aargau, Bez. Zurzach, Gem. LeibsUdt).
320 m. Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer des
Rhein, nahe Bernau und 1 km n. der Station Leibstadt
der Linie Koblenz-Stein. 33 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht. Fähre über den Rhein. Der Name Klemme
von Chlemmi herzuleiten, was einen schwer zugänglichen
Ort bedeutet.
KLENENHORN (Kt. Wallis, Bez. Brig). 2695 m.
Gipfel, in der Gruppe des Bettlihorns (2962 m) ; zwischen
der Landschaft Goms (Rhonethal), dem Binnen-, Saflisch-
und Ganterthal. Gehört zur Alpweide Im Staffel, die bis
zum Gipfel hinaufreicht. Besteigung daher sehr leicht ;
erfordert von der Sommerfrische Berisal jn der Simplon-
strasse 3 Stunden. Schöne Aussicht. Der Gipfel aber nur
selten besucht. Besteht wie die ganze zwischen dem
Ganterthal und Binnenthal sich erhebende Kette des
Tunnetschhorns aus jurassischen Glanzschiefern mit ein-
gelagerten Kalkbänken, die gegen S. auf einer triasischen
Unterlage von dolomitischen Kalken, weissem und zucker-
kömigem Dolomit und Gips ruhen. Begleitet wird dieser
triasische Sockel von Glimmerschiefem und gneisartiger
Arkose (Sandstein).
KLEPFENGA88 (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggen-
KLE
RLE
758
barg, Gem. Wattwil). 618 m. Gruppe von 2 Häasern, am
linken Ufer der Thur, an der alten Strasse Lichtensteig-
Wattwil und bei der Station Lichtensteig der Totfgen-
burgerbahn. 28 reform. Ew. Acker- und Obstbau, Vieh-
zucht. Stickerei.
KLETTENSEE (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). 415 m.
Sumpfiger kleiner See, mitten im Benkener Riet ; 1 km
links vom Linthkanal und 3 km wsw. der Station Kalt-
brunn-Benken der Linie Rapperswil-Wesen. Beinahe
kreisrund mit 150 m langem Durchmesser.
KLETTQAU (Kt. Schaffhausen). Einer der ältesten
der alemannischen Gaue, wird in emem Kapitular Karls
des Grossen als Chletgowe schon 806 genannt und
reichte vom Rhein bis zur Wutach und zum Randen. Die
Ableitung des Namens ist noch unsicher (vielleicht vom
mittellatein. Cleda = Lehm). Eine von Neuhausen im 0.
bis Kussenberg im W. und darüber hinaus bis zur Mün-
dung der Wutach in den Rhein ziehende Hügelkette
teilt diese Landschaft in eine östliche Hälfte (Jesletten,
Lottstetten und Bafzerfeld) und eine westliche Hälfte, die
seit dem 15. Jahrhundert allein noch als Klettgau be-
zeichnet wird. Beide Hälflen sind fruchtbar, docn bietet
der jetzige Klettgau dem Weinbau günstigere Bedingungen.
Nach der im 12. Jahrhundert zum Abschluss gelangten Um-
gestaltung der karolingischen Reichsverfassung ward der
Klettgau eine Landgrafschaft, die bis 1408 den Grafen von
HabsDurg-Laufenburg, bis 1687 den Grafen von Sulz und bis
1806 den Fürsten von Schwarzenberg unterstand, um
dann an das Grossherzogtum Baden überzugehen. Die
jetzt zum Kanton Zürich gehörenden Teile der einstisen
Landgrafschaft waren von den Landgrafen schon 1651
und die jetzigen Schaffhauser Gemeinden schon 1656 an
diese beiden Städte verkauft
worden. Im Klettgau sollen
die von Julius Caesar erwähn-
ten Latobrigen sesshaft ge-
wesen sein. Die heutigen
Klettgauer sind ein körper-
lich starker, geistig aufge-
weckter und auf seine Frei-
heit stolzer und darüber eifer-
süchtig wachender Menschen-
schlag. Die zu SchaiThausen
gehörenden Dörfer traten zur
Reformation über, während
auf badischem Boden die
neue Lehre gewaltsam unter-
drückt worden ist. Hauptbe-
schäftigung der Bewonner
ist Landwirtschaft in ihren
verschiedenen Formen. Der
heutige Klettgau zerfallt in
einen badischen und einen
schaffhauserischen Teil. Dort
steht auf dem Küssenberg die
schöne und gut erhaltene
Ruine der Burg Küssen -
berg, die einst Eigentum der
Bischöfe von Konstanz gewe-
sen ist, dann an die Grafen
von Sulz überging und 1634
beim Heranrücken der
Schweden unter General
Hom von ihrer Besatzung
verlassen und den Flammen
übergeben wurde. Von Burg
Küssen berg schöne Aussicht
auf Alpen und Schwarzwald.
Der schaffhauserische Klett-
en zerfallt (ezkl. Beringen)
in die zwei Gerichtsbezirke
Ober Klettgau und Unter
Klettgau.
KLETTQAU (OBER).
Bezirk des Kantons Schaff-
hausen ; umfasst 4077 ha.
Grenzt im S. an das Gross herzogtum Baden, im W. an
den Bezirk Unter Klettgau, im N. an den Bezirk Schleit-
heimund im 0. an den Bez. Schaffhausen. Bezirkshaupt-
ort ist Neunkirch. Umfasst die 5 Gemeinden Gächlingen,
Guntmadingen, Löhningen, Neunkirch und Osterfingen.
3289 Ew. in 634 Häusern und 851 Haushaltungen : 3144
Reformierte und 145 Katholiken. Industrielle Tätigkeit in
Neunkirch und Löhningen. Hauptbeschäftigung der Be-
wohner ist die Landwirtschaft (Acker-, Wein- und Obst-
bau, Viehzucht und Milchwirtschaft). Die Bodenfläche
verteilt sich wie folgt :
Aecker und Gärten 1327 ha
Wiesen 728 w
Weinberge 232 »
Wald 1670 »
Unproduktiver Boden 120 »
Zusammen 4077 ha
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen :
1896
1955
519
214
1901
1544
80
2074
495
222
1886
Rindvieh 1548
Pferde 64
Schweine 17dl
Schafe 7
Ziegen 501
Bienenstöcke . . . 286
Dem Verkehr dienen die Bahnlinie Schaffhausen- Walds-
hut und die Strassen Hallau-Eglisau, Hallau-Eggingen
und Neunkirch-Erzingen. Ein elektrischer Tram von
Beringen über Löhningen und Siblingen nach Schieitheim
mit Staatsbetrieb ist geplant.
KLETTQAU (UNTER). BEZIRK des Kantons Schaff-
hausen ; umfasst 3950 ha. Grenzt im N. an den Bezirk
Schieitheim und das Grossherzogtum Baden, im W. und
S. ebenfalls an Baden und im 0. an den Bezirk Ober
Klettgau. Umfasst die 4 Gemeinden Oberhallau, Trasadin-
Beslrke Ober und Unter Klettgaa.
y^U/njerM.
gen, Hailau und Wilchingen. Bezirkshauptort ist Hailau.
3792 Ew. in 847 Häusern und 1080 Haushaltungen ; 3671
Reformierte und 121 Katholiken. Hauptbeschäftij^ng der
Bewohner ist die Landwirtschaft (Äcker-, W^ein- und
OEOOR. LEX. 92 — 11—48
754
KLE
KLI
ObstbaUf Viehzucht). Industrielle Tätigkeit unbedeutend.
Die Bodenfluche verteilt sich wie folgt:
Aecker und Gärten 1125 ha
Wiesen 1046 »
Weinberge :i89 »
Wald 1260 »
Unproduktiver Boden 190 »
Zusammen 3950 ha.
Hesonders zahlreiche Obstbäume. Die Yiehslatistik er-
gibt folgende Zahlen : 1886 1896 1901
Rindvieh 1555 1724 1532
Pferde 111 123 102
Schweine 1380 1834 2283
Schafe 6 1 7
Ziegen 731 648 613
Bienenstöcke ... 239 345 208
Dem Verkehr dienen die Bahnlinie SchafThausen-
Waldshut und die Strassen Hallau-Schafifhausen, Hallau-
Eglisau und SchafThausen-Schleitheim.
KLEWEN8TOCK (Kt. Nid walden). 1751 m. Begras-
ter Gipfel, dem Schwalmis (2250 m) nach NW. vorgela-
gert; zwischen dem Kohlthal und Lielibachthal und 3,5
km 8. Beckenried. Zu oberst eine verlassene Hütte. Von
Jieckenried aus in 3 Stunden zu erreichen. Schöne Aus-
sicht auf den Vierwaldstättersee.
KLIMI8EN. Ortsname der deutschen
Schweiz; bezeichnet einen sehr steilen
und schwierig zu erkletternden Hang.
KLIMI8ENHORN (Kt. Nidwaiden).
1910 m. Gipfel in der Gruppe des Pila-
tus, dem Hauptstock spornartiff nach N.
vorgelagert; trägt an seinem NO. -Hang ^^^
die Alpweide Frakmüut. Einer der I^^BC"^
schönsten Aussichtspunkte im Stock des IbHST^.
Pilatus, mit Blick ins grüne Eigenthal,
auf einen Teil des Vierwaldstättersees I^^^K' — ^
und hinaus in die N.- und 0. -Schweiz.
Im Juni sind die Himge des Berges sanz
mit blühenden weissen Narzissen üoer-
sät. 10 Minuten unter dem Gipfel des
Klimsenhorns und zwischen ihm und
dem Oberhaupt steht in einer verhält-
nismässig schmalen Passlücke in 1869 m der Gasthof Klim-
senhom (1^8/59 erbaut), der mit dem Gasthof auf dem
Pilatus und der Endstation der Pilatusbahn durch einen
über das Felskamin des soff. Kriesiloches führenden KUten
Weg verbunden ist. Der sehr steile Absturz des Gipfels zur
Alp Frakmünt fuhrt den Namen Klimsen.
KLINGEN. Ortsname der deutschen Schweiz, meist
in Zusammensetzungen vorkommend. Vom althochdeut-
schen chlingo (masc.) und chlinga (fem.). Bedeutet ent-
weder ein Bachtobel, oder eine in einem Fluss gelegene
Kies- und Sandbank, oder endlich auch einen zwischen
der Vereinigung von zwei Tobein vorspringenden Berg-
sporn. Andere Zusammensetzungen mit Klingen sind Pa-
tronymika und gehen auf die Gründer der betr. Orte,
die Herren von Klingen, zurück.
KLINQENBERQ (Kt. Thurgau, Bez. Steckborn,
Gem. Homburg). 550 m. Schlossgut, in einer kleinen Boden-
falte am S.-Hang des Seerückens; 5 km nw. der Station
Müllheim-Wigottingen der Linie Zürich-Winterthui-Ro-
manshom. Telephon. Etwa 100 m weiter südwärts stehen
die Oekonomiegebäude. Eine Sä^e. 2 Wohnhäuser, 29
kathol. Ew. Der Gutsbetrieb Klingenberg umfasst eine
Fläche von 250 ha (wovon 70 ha Wald) und ist mit sei-
nen 180 Stück Grossvieh der llauptvertreter der Vieh-
zuchtfenossenschaft Hörhausen und Umgebung. Einige
Parzellen Weinreben. Käserei. Das viereckige Schloss hat
ein Glockentürmchen und trägt über seinem Eingang das
Wappen des Klosters Muri mit der Jahreszahl 1694. Wiege
der im 12. Jahrhundert auftretenden Herren von Klingen-
berg, die im 14. und 15. Jahrhundert eine grosse Rolle ge-
spielt haben. Ihnen gehörten u. a. die Stadt Stein mit der
Burg Hohenklingen, die Veste auf dem Hohentwiel und, im
Thurgau, die Orte Hüttwilen, Mettlen und Ober Buss-
nang. Sie stifteten auch die Propstei Klingenzeil über
Mammern. Konrad von Klinsen berg, Bischof von Frei-
sing bei München, gründete 1300 das Kloster Mariazeil in
Kalchrain. Der berünmtesteVertreter des Geschlechtes war
Heinrich von Klingenberg, Kanzler der beiden deutschen
Kaiser Rudolf und Albrecht von Habsburg und seit 1294
Fürstbischof von Konstanz. Er starb 1306. Ein im öster-
reichischen Heer dienender Ritter Hans von Klingenben:
fiel in der Schlacht von Näfels. Nachdem die Herrschaft
und das Schloss im 15. Jahrhundert an die Edeln von
Heidenheim verkauft worden waren, starb der letzte Klin-
g:enberger verarmt in Konstanz. An dieses einst mäch-
tige Feudalgeschlecht erinnert noch eine Denktafel im
Konstanzer Münster. Das Schloss Klingenborg 1444 in
Asche gele^ aber sofort wieder aufgebaut. Es ging zu-
sammen mit seinem Landbesitz um die Mitte des 17.
Jahrhunderts an das Kloster Muri über, zerfiel aber all-
mählig und wurde 1849 abgetraRen. Der heutige Bau
stammt aus dem .Jahr 1723 und ist von Abt Plazidus er-
stellt worden. Im Sommer 1903 ist die Gutsherrschafi
Klingenberg von ihrem damaligen Eigentümer, der Spar-
kasse Luzern, in verschiedenen einzelnen Stücken an
Private verkauft worden.
KLINQENHORN (Kt. Graubfinden, Bez. Unter
Landquart, Kreis Maienfeld. Gem. Malans). 934 m. Burg-
ruine, am SO.-Hang des Piz Vilan oder Augstenbergs und
1 km n. Malans.
KLINQENRIED (Kt. Thurgau. Bez. Steckbora, Gem.
Wagenhausen). 418 m. Weiler ; 300 ra s. Wagenhausen
Klin^nau vod Nurden.
und 1 km w. der Station Stein (am Rhein) der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen. 12 Häuser, 59 reform.
Ew. Wiesen- und Obstbau.
KLINQEN8TOCK (Kt. und Bez. Schwyz). 1929 m.
Höchster Punkt der kurzen Kette des Frohnalpstockes.
zwitKchen dem Muotathal und Riemenstaldenthal. Steigt
wie die ganze Kette nach N. mit sanften Alpweidenhän-
gen ab, während der S. -Abfall, an dem die Schichten-
köpfe anstehen, ausserordentlich steil und felsig ist. Kann
von dem 3 Stunden so über Brunnen gelegenen Kur-
haus auf dem Stoss in 1 V« Stunden leicht bestiegen wer-
den. Mit dieser Tour kann man bequem noch den Be-
such des Hauserstockes n900 m) und Hengst (1880-m).
des w. und ö. Nachbarn des Klingenstockes, verbinden.
KLINQENZELL (Kt. Thurgau, Bez. und Gem. Steck-
bom). 565 m. Gruppe von 9 Häusern mit einer Wall-
fahrtskirche, auf dem Seerücken; 7,5 km sw. Steckhorn
und 1,7 km sw. der Station Mammern der Linie Konstanz-
Etzwilen-SchafThau.sen. 21 kathol. Ew. Kirchgemeinde.
Aecker, Wiesen und Wald. Als Ritter Hans Walter von
Hohenklingen hier einst auf der Ja|^d von einem mäch-
tigen Eber hart bedrängt wurde, rief er die Jungfrau
Maria um Beistand an und erstellte (14. Jahrhundert) an
dieser Stelle die Kapelle Mariazell oder Klingenzell, die
durch verschiedene Vergabungen bald sich vergrösserte
und zu einer Propstei entwickelte. Die heutige Kirch-
gemeinde Klingenzell umfasst Bühl, Klösterli, Meierholz
und Ober und Unter Halden.
KLINQNAU (Kt Aargau, Bez. Zurzach) 327 m. Gem.
und kleine Stadt, am rechten Ufer der Aare
und an der Strasse Degerfelden-Waldshut.
Station der Linie Turgi-Waldshut. Postbu-
reau, Telegraph. Telephon. 178 Häuser.
1134 kathol. Ew. Kirchgemeinde. Acker- und
Weinbau, Viehzucht. Möbelfabrik. Der Ort
besteht aus einer einzigen breiten Strasse
mit einem grossen Platz, in dessen Mitte
KUE
KL(E
755
die Kirche sich erhebt. Oft von FeuerbrüDsten heim-
gesucht, von denen noch im vergangenen Jahrhundert
die eine den n. Teil und eine andere den s. Teil von
Klinsnau in Asche legte. Seither neu aufgebaut und we-
sentlich verschönert. Auf dem Probstberg Funde von vor-
römischen Gegenständen und keltischen Münzen. Schloss
und Stadt Klingnau sind vom Thurgauer Freiherrn Ul-
rich II. von Klingen gegründet worden, worauf seine
Söhne hier noch ein Johanniterhaus und um i150 das
kleine Kloster Sion stifteten, das der Papst 1256 aner-
kannte. Her 1286 in Basel gestorbene Minnesänger Walter
ni. von Klingnau, ein Freund Rudolfs von Habsburg, ver-
kaufte die Stadt 1269 um den Preis von 1100 Mark feinen
Silbers an den Bischof Eberhard von Konstanz, der sie
durch einen besondern Vogt verwalten liess. Nach der
Eroberung des Aargaues kam die hohe Gerichtsbarkeit
über Klingnau an die Eidgenossen, während die niedere
des Pragel, an den Quellen der Richisauer Klön. Zusam-
men mit dem ganzen umliegenden Gebiet Eigentum der
Schwyzer Oberallmeindgenossenschaft. Uebergang über
die Saasalp und den Saasberg (1898 m) ins oberste Sihl-
thal und nach Einsiedeln. Im Oktober 1799 heftige
Kämpfe zwischen Russen und Franzosen. Von der ge-
planten Prageistrasse Glarus-Schw^z soll eine Verzwei-
gung über die Schweinalp hinüber ms Wäggithal gefuhrt
werden,
KLCENTHAL (Kt. Schwyz und Glarus). So heisst das
nächst dem Sernfthal grösste Seitenthal des glarneri-
schen Linththales. Es beginnt auf Schwyzer Gebiet am
Pragelpass, zieht sich von da aus in einer Länge von 16
km nach ONO. und mündet zwischen Glarus und Net^
stal von links auf das Linlhthal aus. Es zerfällt in drei Ab-
schnitte von wesentlich verschiedenem Charakter. Die
oberste Thalstufe, das Thal von Richisau, verläuft von der
Karte des RlöuthaleR. 1 : 75000.
iASfrrf.jH if
Gerichtsbarkeit und Verwaltung des Ortes dem Bischof
verblieben. 1598 wurden hier die Reformierten vertrieben.
KLCEN (Kt. Glarus). So heisst der Bach des oberen
Klönthaies; er entsteht 3,5 km w. vom Klönthalersee
aus der Vereinigung der Rossmalter Klön und Richisauer
Klön (855 m). Erstere sammelt die vom W.-Hang des
Glärnisch und vom Glämischfim kommenden Wasser,
durchtliesst in n. Richtung das Rossmatterthal und tritt
n. der Klönstaldenalp durch eine enge Schlucht ins
Klönthal aus. Die Richisauer Klön entspringt am Pra-
gelpass, entwässert den Thalkessel von Richisau, erhält
aus der Kette Fluhberg-Fläschberg-Schwarzstock zahlrei-
che Nebenadern und durchbricht mit einem engen Tobel
die vom einstigen Glärnischgletscher vor dem Richisauer-
thal abgelagerte mächtige Seitenmoräne der sog. Richis-
auer Schwammhöhe. Die zum grössten Teil kanalisierte
Klön durchtliesst dann in der Richtung nach 0. die hin-
ter dem Klönthalersee gelegene Alluvionsebene. erhält
den bei Vorauen einen schönen Fall bildenden Sulzbach
und mündet in 828 m mit einem sumpfigen Delta in den
Klönthalersee, dessen zur Linth gehender Abfluss den
Namen Löntsch trägt.
KLCEN (OBER und UNTER)(Kt. und Bez. Schwvz,
Gem. Muotathal). Hätten in 1679 und 1501 m. Alpweide,
zu hinterst im Klönthal und nördl. unter der Passhöhe
Pragelpasshöhe (1554 m) zunächst als schmale Thalrinne
zwischen dem Nw.-Hang der Silbern und dem O.-Hang
von Schwarzstock-Lauiberg-Fläschberg, deren düstere
Neocom wände schrolT über die grünen Weiden der Alpen
Klön, Schwellaui und Saas aufragen, und geht bei Ri-
chisau, wo es auf Glarner Boden übertritt, in einen zwar
schmalen, aber fest horizontalen, von saftigen Wiesen
bedeckten und mit malerischen Ahomgruppen geschmück-
ten Thalboden über.
Oestl. Richisau ändert sich der Charakter des Thaies
sowohl in geologischer als in orographischer Beziehung.
Indem es aus der nö. in eine rein west-östl. Richtung
umbiegt, tritt es aus der grossen, vom Vierwaldstättersee
über den Pragelpass und durch die Wiggiskette bis in
die Churflrsten sich erstreckenden Fl^schmulde, in der
es bisher lag. heraus und ist nun in die Kreide- und
Juraschichten der Glärnisch- und der Wiggiskette einge-
schnitten. Dieser zweite Thalabschnitt, aufdessen zirkus-
artigen Hintergrund von S. her das zwischen Glärnisch
und Silbern eingebettete Rossmatterthal ausmündet, lie^
250 m tiefer als die Thalstufe von Richisau und stellt ein
7 km langes Thalbecken mit fast horizontaler, 0,5 bis 1
km breiter, topfebener Sohle dar, aus der im S. und N.
die Berghänge jäh emporsteigen. In den vordem Teil die-
ses Beckens ist der Klönthalersee eingebettet, während
756
KL(£
KIXE
sein hinterer Teil das Delta der Klön darstellt, mit dern
der See, der einst eine weit grössere Ausdehnung ha'te
Felsabstttrze des'Glärnisch gegen das KlOoihtl
als heute, zu einem grossen Teil ausgefüllt worden ist.
Monotone Sumpfwiesen bedecken den ö. Abschnitt dieses
Deltas; im W. dagegen, wo einige Seitenbäche ihre
Schuttkegel auf die Geschiebeebene hinausgebaut haben,
erfreuen fruchtbare, mit Hätten und Wohnhäusern besäte
Wiesen das Auge des Wanderers. Was diesem Thalbecken,
dem Klönthal im engem Sinne des Wortes, seinen eigen-
artigen Charakter verleiht, ist neben dem prächtigen See
vor allem der N.-Absturz der Glärnischkette, eine gewal-
tige, durch zahlreiche Couloirs und Bachschluchten ku-
lissenartig gegliederte Pelsenmauer, die bis 2000 m hoch
direkt aus dem Thalgrund aufsteigt. Dieser imposante
Steilabsturz bildet nicht nur mit dem ebenen Thalboden,
sondern auch mit dem grösstenteils mit Wald und Weide
bekleideten S.-Hang der das Thal im N. begrenzenden
Deyenkette einen auffälligen Kontrast. Völlig anders ge-
staltet ist dann wieder der 4 km lange östlichste Abschnitt
des Thaies. Da die beidseitig mit Steilwänden abfallen-
den Berghänge ostwärts nicht, wie dies bei der Ausmün-
dung von Seitenthälern
dem die Gletscher der letzten Eiszeit über dasTrümmerreld
hinweggegangen waren und der Abfluss des Klönthals ein
neues Thal in dasselbe eingeschnitten
hatte, fand in postglazialer Zeit auf der
N. -Seite des Thaies, von der WiggiskeUf
her, ein zweiter grosser Abbruch stall.
Ein ganzer Berg von etwa 0,6 km^ In-
halt, der die ö. Fortsetzung des Dey-
enstockes bildete, glitt auf seiner (Jnter-
lace von steil nach S. fallenden Flysch-
scniefern aus, stürzte ins Klönthal hin-
unter, brandete am Puss des Gläraisch
und an dem altem Bergsturzwall hoch
empor und strömte, das Trümmerfeld
des Glärnischbergsturzes grösstenteils
überdeckend, ebenfalls durch das Klön-
thal hinaus bis in die Gegend des heu-
tigen T^etstal. Der Löntsch, der Abfluss
des durch diesen Bergsturz aufgestau-
ten Klönthalersees, hat im Lauf der Zeit
in die Bergsturzbarriere eine 100-200 m
tiefe Rinne von V-förmigem Quer-
schnitt eingesägt. (Vergl. das geologi-
sche Profil).
Es ist klar, dass das Klönthal seine
von Dichtem und Reiseschriftstellem
vielgepriesenen Naturreize nicht zum
mindesten diesen Bergstürzen verdankt.
Sie bedingten die Entstehung des idyl-
lischen Klönthalersees und haben auch
die Kontraste der sanft gerundeten For-
men des Sackberges mit seinen dunkeln Tannenwäldern
und grünen Weideflächen gegenüber den schroff autragen-
den, kahlen Felswänden des Glärnisch und Wiggis, sowie
des tosenden Lärms des in enger Waldschlucht schäu-
menden Löntsch gegenüber der erhabenen Ruhe des wei-
ten Klönseebeckens geschaffen.
Trotz seiner geringen Höhe besitzt das Klönthal weder
ein Dorf noch einen Weiler, sondern blos zerstreut ge-
legene Höfe, deren Mehrzahl im Hintergrund des mittleren
Klonthals bei 840-870 m liegt; eine kleine Gruppe steht
auf Richisau bei ca. 1100 m und eine dritte Gruppe in der
Seerüti, am O.-Eude des Sees, bei 835 m. Im ganzen sind
25 Wohnhäuser vorhanden, von denen jedoch die meisten
blos periodisch bewohnt sind; überdies 68 Ställe. Am
1. Dezember 1900 Vioirden 47 Einwohner (31 Reformierte
und 16 Katholiken) gezählt; im Sommer ist die Einwoh-
nerzahl erheblich grösser. Die Erwerbsquellen der Be-
wohner sind Viehzucht und Alpwirtschaft, im Sommer
auch der Fremdenverkehr (Kurhäuser im Richisau und
Abbang des
sonst häufig der Fall ist,
sich nähern, sondern
eher auseinandertreten,
sollte man hier einen
breiten und flachen Bo-
den erwarten. Statt des-
sen finden wir die ganze
Thalsohle vom Klöntha-
lersee bis zur Ausmün-
dung aufs Linththal mit
einer Hügelmasse be-
deckt, die von Glarus
aus als ein 300-400 m
hoher, vom Glärnisch
zum Wiggis hinüber-
ziehender Querwall er-
scheint. Diese Thalbar-
riere, deren südlich vom
Lönti«ch liegender Teil
der Sackberg heisst, ist
die Ablagerung zweier
grosser prähistorischer
Bergstürze. Deren älte-
rer löste sich in der
letzten Interglazialzeit
vom Glärnisch los ; seine
etwa 0.8 km^ messende Trümmermasse flutete durch das
Klönthal und das Linththal hibaus bis n. vom heutigen
Dorf Netstal und bedeckte ein Areal von etwa 8 km'. Nach-
Oeologiscbes Querprofil durch das Klönthal östl. vom See.
A. Bachaliuvionen; B. Berrias; Co. Valan(?ien; C». Neocoin ; G«. Urgon; C. Gault; G*. Seewerkalk:
E. EocAn; En. Numinulitenkalk; Eb*. Bergsturz vom Glärnisch; Eb*. Bergsturz vom Deyenstock ; J<-
Dogger; J^ Malm; N*. UrsprQaff lieber Spiej^el des Sees; N*. Heutiger Seenpietfel.
Vorauen). Im Winter bringen Holzschlag und Holztrans-
port, sowie der Eisbruch auf dem Klönthalersee Leber
in das Bergthal. An Stelle des schmalen Fahrsträsschens.
KL(£
KLO
757
das von Riedern durch das Thal bis nach Richisau führt,
wird binnen einigen Jahren eine moderne Alpenstrasse,
die Pragelstrasse, treten, die Glarus mit dem Muotathal
und mit dem Becken des Vierwaldstättersees verbinden
wird.
Die meisten Alpen und die ausgedehnten Waldungen
des Klönthals gehörten bis um die Mitte des vorigen Janr-
hunderts der « gemeinen Kirche Glarus » (Korporation
der Genossen der Kirche Glarus, zu der auch die Bürger
von Riedern, Ennenda, Mitlödi und Netstal gehörteu).
Damit hängt die merkwürdige Talsache zusammen, dass
das ganze w. des Sackbergs liegende 40 km' umfassende
Areal des Klönthals bis in die jüngste Zeit keinem Ge-
meindeverbande angehörte. Erst im Jahr 1902 wurde es
durch Entscheide von Regierungsrat und Landrat der
Gemeinde Glarus angegliedert, die dort vorher schon alle
amtlichen Funktionen, mit Ausnahme des Zivilstands-
wesens, besorgt hatte. — Am 29. und 30. September
1799 fanden im Klönthal Gefechte statt zwischen der
über den Pragel vorgedrungenen russischen Armee Suwa-
rows und den von General Molitor geführten französischen
Truppen. Vergl. Oberholzer, J. Monographie einiger prä-
historischen Bergstürze in den Glamer Alpen. {Bei-
^^"äge zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. 9). Bern
KLCENTHALER8EE (Kt. und Gem. Glarus). 828 m.
Einer der schönsten Alpenseen, im mittleren Teil des
Klönthals; 1 V« Stunden w. über Glarus gelegen. Er hat
einen Flächeninhalt von 1,8 km^ eine LauRe von 2,8 km,
eine Breite von 0,3-0,8 km und eine grösste Tiefe von 33
m. Auf der N.-Seite, wo das Klönthalsträsschen sich über-
all dicht dem Seerande anschmiegt, wird das Ufer durch
den steilen Waldhang der De^enkette gebildet ; auf der
S.-Seite dagegen dehnt sich ein ziemlich breiter, durch
die Ablagerungen der Bäche aufgeschütteter und mit
Wiese und Wald bekleideter. Ufersaum aus, hinter dem
die Glärnisch wände jäh aufsteigen. An einer einzigen
Stelle nahe am W.-Ende, beim sog. Bärentritt, tauchen
die Felsen direkt in den See. Wenig östl. von diesem Punkt
erinnert ein roher, mit einer Inschrift versehener Block
an den Zürcher Idyllendichter Salomon Gessner, der die
Einfachheit des Hirtenlebens besimgen hat. Ganz in der
Nähe ist auch die Stelle, wo im 16. Jahrhundert
eine Zeitlang der Eisenoolith des Dogger zur Gewin-
nung von Eisen ausgebeutet wurde. Der See ist ziemlich
reich an Fischen; er beherbergt davon 7 Arten, nämlich
den Hecht, die Seeforelle, Flussforelle, Trüsche, Ellritze,
den Groppen und Barsch. (Vergl. Heuscher, J. Unter-
suchungen über die biologischen und Fischereiverhältnisse
des Klönthatersees. Pfäfflkon 1903).
Der See, den von der zweiten Hälfte Oktober bis
Ende Februar kein Sonnenstrahl mehr trifft, gefriert
gewöhnlich schon Anfangs Dezember zu und taut erst
Klönthalersee vuu der Sohwammhöhe aus.
im März oder April wieder auf. Das Eis wird seit längerer
Zeit in grossem Massstab ausizebeutet und teils sofort ex-
portiert, teils in grossen Holzbaraken aufgespeichert. Der
Eisexport nahm in den 70er und 80er Jahren des ver-
nenen Jahrhunderts grosse Dimensionen an, it»t jedoch
itzter Zeit stark zurückgegangen. Um den See im
Winter als Reservoir für die Fabriken in Riedern und
Netstal benutzen zu können, hat die- Löntschkorporation
(Vereinigung der Fabrikbesitzer am Löntsch) einen etwa
400 m langen Stollen durch den Sackberg fuhren lassen,
durch den das Seeniveau um etwa 7 m gefallt werden
kann.
Der See ist durch einen grossen Bergsturz aufgestaut
worden, der sich in postglazialer Zeit von der 0. -Seite
des Deyenstockes losgelöst hat, und bedeckte einst das
ganze Thal von der Sackbergbarriere bis zur Vereinigung
von Rossmatterthal und Richisauerthal in einer Lange
von 7 km. Zu jener Zeit war er, wie dies durch hoch
über dem heutigen Niveau liegende Bachdeltas bewiesen
wird, 80 bis 90 m tief. (Vergl. den Art. Klosnthal).
KLCE8TER (Kt. St. Gallen, Bez. Ober. Toggenburg,
Gem. Nesslau). 900 m. Gruppe von 3 Häusern, am O.-
Rand des links über der Thur auf dem Bühl stehenden
kleinen Klösterwaldes; 6 km so. der Station Ebnat-Kappel
der Toggenburgerbahn. 17 reform. Ew.
KLCE8TERLI (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Neuen-
kirch). 555 m. Gruppe von 5 Häusern, n. vor Neuenkirch
und 2 km s. der Station Sempach der Linie Luzern-Olten.
45 katliol. Ew. Landwirtschaft.
KLCE8TERLI (RIQ^ (Kt. und Bez. Schwyz, Gem.
Arth). Kurort. S. den Art. Rigi Klcesterli.
KL08TER, KLCE8TERLI. \om\^tein.ctaustrum;
bezeichnet Siedelungen, fm denen entweder selbst ein
Kloster stand oder die nahe einem solchen gelegen
waren.
KLb8TER (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai,
Geni. Dnrstetten). 734 m. Geroeindeabteilung mit dem
Weiler Därstetten und einigen am Klosterbach zerstreut
gelegenen Höfen ; 500 m s. der Station Därstetten der
Linie Spiez- Zweisimmen. 12 Häuser, 64 reform. Ew. Hier
stand, vermutlich an der Stelle des jetzigen Pfarrhauses,
ein schon im 12. Jahrhundert gestiftetes Augustiner-
kloster.
KL08TER (Kt. Zürich, Bez. Affoltern, Gem. Aeugst).
613 m. Weiler, im Aeugsterthal ; 2 km n. Aeugst und
3,3 km nÖ. der Station Affoltern der Linie Zürich-Afloltern-
Zug. 15 Häuser, 77 reform. Ew. Eine Seidenzwimerei. Ehe-
maliges Frauenkloster.
KL08TER (BEIM) (Kt. Graubünden, Bez. Plessur,
Kreis und Gem. Churwalden). 1212 m. Gruppe von 6
Häusern, am linken Ufer der Rabiusa und an der Strasse
Chur-Lenzerheide-Tiefenkastel ; 10 km s. Chur. 17kathol.
und reform. Ew. deutscher Zunge. Viehzucht. Hier stand
einst ein reiches Prämonstratenserkloster, das eine grosse
Reschichtliche Rolle gespielt hat. Im 12. Jahrhundert vom
Ritter Rudolf von Rotenbrunnen gestiftet und von den
Herren von Vatz reich beschenkt; 147S
völlig niedergebrannt, aber bald wieder
aufgebaut. Zuerst von Prioren, dann von
Aebten geleitet, deren letzter 1599 starb.
Von dieser Zeit an wurde das Kloster mit
seinen Gütern von Vögten verwaltet, die
der A.ht des Klosters Roggenburg in Schwa-
ben ernannte. Es verarmte rasch, zerfiel
in Trümmer und wurde nach der Zeit der
Reformation in ein katholisches Pfarrhaus
umgebaut. Das Innere der im gotischen
Stil gehauten schmucken Klosterkirche ist
seit 1646 in zwei Hälften geteilt, deren
eine dem katholischen und deren andere
dem reformierten Gottesdienst eingeräumt
wurde.
KL08TER (IM) (Kt. Freiburg, Bez.
Sense, Gem. Blaffeien). 885 m. Gruppe von
7 Häusern, am linken Ufer der Sense und
am Rand des Gemeindewaldes; 4 km so.
Plaffeien und 21 km so. vom Bahnhof Frei-
burg. 44 kathol. Ew. deutscher Zuujg^e. Wie-
senbau und Viehzucht. Holzhandel. Stroh-
flechterei.
KL08TER FAHR (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem.
Würenlos). Frauenkloster. S. den Art. Fahr (Kloster).
KL08TERALP (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggen-
758
KLO
KLO
burgf Gem. Krummenau). 1300-1400 m. Alpweide mit 2
Kütteo, am N.-Kaag des Thaies von Ennetbühl und n.
über dieser Ortschaft. Schöne Aussicht.
KL08TERBACH oder GRIN-
GELBACH (Kt. Appenzell I. R.). 1030-
775 m. Bach ; entspringt am Kloster-
spitz, bildet die Grenze zwischen den
Gemeinden Appenzell und Schwende
und mündet nach 2,5 km langem Lauf
ö. vom Flecken Appenzell von links in
die Sitter.
KL08TERBACH (Kt. Bern, Amts-
bez. Nieder Simmenthai). Bach ; ent-
springt am W.-Hang des Thurnen in
1785 m, iliesst in di»r Richtung nach
N. und NO. und mündet nach 5 km
lansem Lauf ö. der Kirche Därstetten
in 730 m von rechts in die Simme.
KL08TERBERG (Kt. St. Gallen,
Bez. See). 1000- 1300 m. Bewaldeter
S.-Hang des •Regelsteins, über dem
Gi^enbach ; 4,5 km nö. Kaltbrunn. Kann
von Gauen aus auf schönem Fussweg
in einer Stunde erreicht werden.
KLO8TERB0HL (Kt. Luzern. Amt
Cntlebuch, Gem, Schüpfheim.) 759 m.
Gruppe von 6 Häusern und Kapuziner-
kloster, auf einer Hochfläche rechts über
der Emme und 1 km nö. der Station
Schüpfheim der Linie Bern-Luzern. 35
kathol. Ew. Schöne Aussicht. Das Pla-
teau dient als Exerzierplatz, besonders
für Artillerie. Das Kloster 1655 gestiftet
und seine dem h. Karl Borromäus geweihte Kirche 1662
von Friedrich Borromäus, Patriarchen von -Alexandrien,
eingesegnet. Enthält das Grab des Märtyrers St. Vital.
KLOSTERFICHTEN oder KL08TERFIECH-
TEN (Kt. Basel SUdt). 333 m. Kantonale Retlungsan-
stalt für verwahrloste Knaben und jugendliche Bestrafte
männlichen Geschlechtes im Alter von 10-16 Jahren ; in
einer Bodensenke auf dem Plateau des Bruderholzes und
3 km s. vom Bundesbahnhof Basel. 3 Gebäude, 20-30 meist
reform. Ew. Kirchgemeinde St. Jakob. Kann bis zu
24 Insassen aufnehmen. Ursprünglich^ Privateigentum,
dann von der Gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt
Basel angekauft, die hier 1857-1874 eine Zwangsarbeits-
anstalt für Männer unterhielt. Sic ging 1893 um den
Preis von 85000 Franken in den Besitz des Kantons über,
der sie ihrem jetzigen Zweck.. entsprechend umwandelte.
Benannt nach einem kleinen Fichtenwald, der einst dem
Steinenkloster gehörte.
KL08TERPA88 (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). Etwa 2850 m. Passübergang, zwischen Gross
Litzner und Thälihorn ; verbindet die Sardascaalp (3
Stunden ö. über Klosters) oder die Silvreltahütle des
S. A. C. (1 Vt Stunden über der Alp Sardasca) mit der
Alp Gross Fermunt und dem Madienerhaus des Deutschen
und Oesterreichischen Alpen Vereins. Von Sardasca aus
führt ein holperiger Fussweg zur Silvrettaegg auf der
Silvrettaalp und übpr eine mächtige Schutthalde zur
Passhöhe (3 Vi Stunden); Abstieg über den SO.-Abschnitl
des Gletschers Im Glötler gegen das Klosterthal und zum
Madlenerhnus in 2 Stunden. Von der Silvrettahütte aus
kann man die Silvrettaalp entweder links am Birchenzug
vorbei oder direkt über diesen Rücken steigend erreichen
(Hütte- Passhöhe 2 Stunden). Dieser früher stark benützte
Pass wird heute nur noch selten begangen.
KLOSTERROTI (Kt. Aargau^ Bez. Baden, Gem.
Neuenhof). 400 m. Gruppe von 5 Häusern, am linken Ufer
der Limmat; 1,9 km nw. Neuenhof und 1,8 km s. der
Station Biden der Linie Zürich-Baden-Brugg. 109 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Wettingen. Ackerbau und Viehzucht.
KL08TER8 (Kt. Graubünden). Kreis im Bezirk
Ober Landquart. Umfasst die politische Gemeinde Klos-
ters-Serneus und die beiden Kirchgemeinden Klosters
und Serneus. Jene besteht aus dem Dorf Klosters (Klos-
ters Brücke. Klosters Platz dnd Klosters Dörili) und den
Weilern Aeuje, Mombiel und Selfranga, diese aus den
Dörfern Serneus, Serneus Bad und Mezzaselva.
KL08TER8 (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart
Kreis Kloster.-«, Gem. Klosters-Serneus). 11^1313 m.
Pfarrdorf, im obern Abschnitt des Prattigaus und am
Klosters von Südwesten.
rechten l'fer der Landquart; 27 km ö. Chur. Stationen
Klosters Platz und Klosters Üürtli der Linie Landquart-
Davos der Rätisclien Bahn. Postbureau, Telegraph, Tele-
phon. 210 iiauser, \)&5 reform. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde. Alpwirlsch.ift. Fremdenindustrie. Gross»-
S;)ge. Das Dorf zerfällt in die im Thal zerstreut gelegenen
sechs Siedelunt^sgruppen Klosters Brücke (1181 m), Klos-
ters Platz (1209 m), Klosters Dörili ri125 m), Klosters
Selfranga (1238 m), Klosters Aeuje (1208 m) und Klosterä
Mombiel (1313 m). Kio!«ters Brücke liegt an der Mündung
des Lareterbaches in die Landquart, Klosters Platz an der
Verzweigung der Prättigauerstrassc nach Davos einer-
und Sardasca andererseits und am rechten Ufer der
Landauart, Klostors Dörili 2 km weiter n. am linken
Ufer des SSchlappinbaches, Selfranga 800 m so. von Klos-
ters Brücke, -Aeuje am linken Ufer der Land^uart und
1,5 km ö. von Klosters Brücke und Mombiel endlich am
rechten Ufer der Landquart und 3 km ö. von Klosters
Brücke. Klosters hat sicti dank seiner prachtvollen land-
schaftlichen Lage zu einem stark besuchten Kurort ent-
wickelt. Mehrei*e Gasthöfe. Prachtvolle Ausf'icht auf die
Silvrettagruppe; Exkursionszentrum für eine Reihe von
Bergtouren. Der früher hier abgebaute Steinbruch auf
Gips wird heute nicht mehr betrieben, wie auch die daför
errichteten Lagerschuppen und anderen Bauten jetzt
verschwunden sind. In den Muren bestand eine Letzi.
Ehemaliges Prämonstratenserkloster, bei der Einführung
der Reformation 1528 aufgehoben. Heimat des Ol>ersteu
Johann Peter Guter von Weineck (+ 1637), des Verfassers
der Raetiay das ist aussführlicne Beschreibung der
dreyen lobL (irawen Bätidten (Zürych, WoltT, 1616), des
Veltlein, das ist chorographische und historische Be-
schreibung des Veltleins . . . (Strassburg t625) und an-
derer Schriften über Bänden. Vergl. Fient, G. Das Präti-
gau. Chur, 18i>6. — Imhof, Ed. Der Luftkurort Klosters.
1891. — Imhof, Ed. Klimatischer Sommer kurorl Klosters.
1893.
KL08TER8-8ERNEU8 (Kt. Graubünden, Bez.
Ober Landquart, Kreis Klosters). Politische Gemeinde;
im Prätigau zu beiden Seiten der Landquart. Bildet den
Kreis Klosters und zerfallt in die beiden Kirchgemeinden
Klosters und Serneus. Stationen Klosters Platz, Klosters
Dorlli und Serneus der Linie Landquart-Davos der Räti-
schen Bahn. 238 Hänser, 1555 reform. Ew. Alp Wirtschaft;
Rindvieh-, Schaf- und Ziegenzucht. Bienenzucht. Reich
an schönen Alpweiden.
KL08TER8PITZ (Kt. Appenzell I. R.). 1328 m.
KLO
KLU
759
Gipfel, zwischen den Thälern des Kaubaches und Weiss-
baches; s. über dem Dorf Appenzell, von wo aus er in
einer Stunde bestiegen werden kann. Bietet eine schöne
Aussicht, wird aber nur selten bestiegen, da seine Hänge
steil sind und ihm benachbarte andere Aussichtsberge
vorgezogen werden. Na^elfluh. Trigonometrisches Signal.
Aur der Siegfried karte irrtümlich Sollegg geheissen, wel-
cher Name nur einem an seinem N.-Hang stehenden Hof
zukommt.
KLOTEN (Kt. Zürich, Bez. Bülach). 440 m. Gem. und
Pfarrdorf, am Altbach und an der Strasse Zürich-Eglisau.
Station der Linie Zürich- Kloten-Winterthur. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Egetswil und Geer-
lisberg: 196 Häuser, 1363 reform. Ew.; Dorf: 161 Häuser,
1105 Ew. .%;kerbau und Viehzucht. Eine Seidenzwirnerei
und eine Eisenkonstruktionswerkstätte. Im Hagenholz
mehrere Grabhügel aus der Hallstatt Periode; Fund einer
Münze aus der Eisenzeit. Grosse römische Ansiedelung
im Aalbühl, eine andere im Dorf K loten und eine dritte
auf Hohfurren bei Geerliaberg. Der Name Kloten ist nicht
sicher römischen Ursprungs. Die Behauptung, das» er von
der Claudischen Legion nerrühre, könnte richtig sein,
wenn überall da, wo man Legionsziegel fand, auch wirk-
lich Legionen gestanden hätten. Monumental- und Münz-
fund aus römischer Zeit. Im Dorf, das an der alten Hömer-
strasse von Zürich nach Winterthur lag, hat man römische
Graber gefunden. Nach Kloten nannte sich ein Zürcher
Rittergeschlecht (1219-1409), ebenso ein Dienstmannen-
Klotdn von Süden.
geschlecht, das von 1300-1387 auf Neu Regensberg sass.
Schon der Chronist Stumpf kannte die Lage der einstigen
Burg Kloten nicht mehr. Nach den Menwrabilia Tigu-
rina gehörte der Zehnten ursprünglich dem Kloster Wet-
tingen. Grossmünster und Spital zu Zürich hatten in der
Gemeinde Güter. Der Ort kam mit der Grafschaft Kiburg
an die Stadt Zürich und gehörte dann in der Folge zum
Untern Amt der Landvogtei Kiburg. 1799 Hauptquartier
des österreichischen Erzherzogs Karl , später Einquartie-
rung russischer und nachher auch noch franzosischer
Truppen. 1155 : Chlotun; 1219: Glotun; 1225: Chloton.
Vergl. Keller, Ferd. Die röm. Gebäude zu Kloten {Mit-
teilungen der Antiquar. Gesellsch. in Zürich. Band I).
Zürich 1838. — Keller, Ferd. Römische Ansiedelungen
in der Ostschweiz. 2 Abt. {Mitteilufigen der Antiquar.
Gesellsch. in Zürich. Bd 12 und 15). Zürich 1860 und 1W56.
— Winterthurer Neujahrsblatt i830. — Neue Zürcher
Zeitung. 1890, Nr. 152.
KLOTEN8BERG oder KLOTI8BERG (Kt. Lu-
zern, Amt Hochdorf, Gem. Gelfingen). 648 m. Gemein-
sames Waisenhaus der Gemeinden Schongau, Altwis,
Hitzkirch, Hämikon und Lieli; am W.-Hang des Linden-
bergs und an der Strasse Lieli- Hitzkirch; 3 km ö. der
Station Hitzkirch der Seethal bahn (Wildegg-Emmen-
brücke). 79 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hitzkirch. Die 1844
gegründete Anstalt kann 60 Kinder aufnehmen.
KLUSf französisch Cluse. So nennt man Erosions-
thäler oder -Schluchten quer zum Streichen eines oder
mehrerer Faltenzüge, wie sie besonders schön im .Jura-
gebirge ausgebildet sind. Die Klüsen sind für den Verkehr
und in strategischer Beziehung wichtig und deshalb im
Altertum und Mittelalter meist durch feste Burgen ge-
sperrt gewesen.
KLU8 oder OBBRKLU8 (Kt. Basel Land, Bez. Ar-
iesheim, Gem. Pfeffingen). 445 m. Burgruine; zusammen
mit den ebenfalls in Trümmern liegenden Schlössern
Münchberg und Tschäpperli w. über Pfeffingen auf dem
Höhenzug, der einst das Schloss Pfeffingen trug. Diese
Burgen sind zum Teil römischen Ursprungs, da sich vom
Dorf Blauen eine Römerslrasse über die Höhe zog und
bei Tschäpperli verzweigte, um einerseits (der sog. Heer-
weg) nach Therwil, Oberwil und Allschwil und anderer-
seits hinter Klus und Münchberg durch nach Aesch zu
führen.
Der älteste Bestandteil von Klus war ein kleiner runder
Turm mit 2 m dicken Mauern, an den später die übrigen
Gebäude sich anschlössen. Im Mittelalter wnr dasSchloss
Eigentum der burgundischen und fninkischen Könige
und dann des Bischofs von Basel. Dieser hatte es wahr-
scheinlich mit Pfeffingen und der ganzen Umgegend den
Grafen von Thierstein zu Lehen gegeben. Von diesen
ging es später wohl als Afterlehen, vielleicht durch Erb-
töchter, an die Familie Schaler in Basel über, gleich wie
Münchberg an die Münch. Das Schloss Klus oder Schal-
berg wurde durch des Erdbeben von 1356 zerstört und
später nicht mehr aufgebaut.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehörten die
Schaler und Münch zu den bedeutendsten Edelleuten der
Stadt Basel und zu der Adelsparlei der
Psitticher, die im Kampf gegen Rudolf
von Habsburg ihren bisctiof Heinrich
von Neuenburg unterstützten, während
sich die Stemer an die Feinde anschlös-
sen. In der Folge traten aber diese bei-
den Familien zu Oesterreich über und
empfin^^en vom ihm Lehen, die Schaler
llnbsheim und die Münch Ottmarsheim
und Landser im Elsass, wo sie ihre
Mitbürger mit Zöllen belästigten. So
wurden die Schaler der Stadt Basel, der
sie von 12H5 bis 1371 7 Bürgermeister
gegeben hatten, allmählig entfremdet.
1526 verkaufte Franz Scnaler Benken
mit allen Rechten an Basel. Der letzte
dieses Geschlechtes, Franz Schaler, fiel
1568 in der Schlacht bei Moncontour
aufseilen der Hugenotten.
Quellen. Quiquerez. Aug. Les monu-
tnents de Vancien erSche de Bäle; les
chdteaux. 4 Bände Manuskript (auf der
Universitätsbibliothek zu Basel).
KLUS (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthai). 1300-
1000 m. So heisst t\er stark eingeengte unterste Abschnitt
des bei Reidenbach oberhalb Bolligen von links auf das
Simmenthai ausmündenden Reidigenthales. Das Thal ist
mit seinen Verzweigungen in die Gruppen der Kaiseregg
und des Bäderhorns eingeschnitten und wird von einem
ziemlich wasserreichen Wildbach durchOossen. Fussweg
über die Reidigenalp nach Jaun. Von der Klusalp aus
führt über einen steilen Schutt- und Felshang ein ande-
rer Fussweg hinauf zu der von einem weiten Felsen zir-
kus (Widdergalm, Kaiseregg, Schafberg, Rothekasten)
umrahmten Walopalp (See in 1626 m). In der Klus 3 km
oberhalb Reidenbach ehemalige Steinkohlenmine, in der
man zahlreiche Versteineruntjen findet.
KLUS (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis
und Gem. Küblis). 811 m. Dorf, an der Mündung des
Schanielenbaches in die Landquart ; 500 m w. der Sta-
tion Küblis der Linie Landquarl-Davos der Rätischen
Bahn. 32 Häuser, 122 reform. Ew. deutscher Zunge. Wie-
senbau und Viehzucht.
KLUS (Kt. Uri. Gem. Erstfeld). 475 m. Weiler, am
rechten Tfer der Reuss und 200 m s. der Station Erst-
feld der. Gotthardbahn. 10 Häuser, 206 kathol. Ew. Land-
wirtschaft.
KLUS (iEUSSERE) (Kt. Solothurn, Amtei Baisthal,
Gem. Oensingen). 472 m. Dorf, zu beiden Seiten der
Dünnern und an der Ausmündung der von diesem Fluss
durchbrochenen sog. Oensin^^er Klus; 1.5 km n. der
Station Oensingen der Linie Ollen-Biel. 27 Häuser. 179
760
KLU
KNÜ
zur Mehrzahl kathol. Ew. Kammfabrikation. Gerberei.
Sand- und Kiesgrube. Der Ort ist bekannt geworden
durch den sog. Kluserhandel zwischen ßern und Solo-
thurn : eine der bedrängten Stadt Mülhausen zu Hilfe ei-
lende kleine Abteilung von Bemern wurde auf ihrem
Durchmarsch durch aie Klus von Solothurner Vögten
angegriffen (1633), worauf ßern der Stadt Solothurn mit
Kneff drohte. Obwohl diese die Anstifter des Ueberfalls
mit Verbannung und hohen Bussen bestrafte, blieben
doch die bisherigen guten Beziehungen zwischen beiden
Städten auf lange Zeit hinaus gestört.
KLU8 (INNERE) (Kt. Solothurn, Amtei und Gem.
Baisthal). 485 m. Dorf, an der Mündung des Augstbaches
in die Dünnem und an deren Eintritt in die sog. Oen-
singer Klus; 1,1 km sw. Balsthal. Station der Linie Oen-
singen-Balsthal. Postbureau, Telegraph, Telephon. 59
Häuser, 841 zur Mehrzahl kathol. Ew. Grosse Eisengiesse-
rei der L. von Roirschen Hüttenwerke. Im Mittelalter eine
kleine Stadt; 1375 von den Guglern verbrannt und nicht
wieder aufgebaut. Die Oensinger Klus ist in geologischer
Beziehung dadurch besonders bemerkenswert, dass zwei
Verwerfungen hier den Dogger mit dem Malm in unmit-
telbaren Kontakt gebracht haben. Diese lange Zeit nicht
beachtete Erscheinung ist von Professor Mühlberg in
Aarau genau untersucnt und erklärt worden.
KLU8BACH (Kt. Basel Land, Bez. Ariesheim). Klei-
ner Bach ; entspringt am O.-Hang des Blauenbergs in
450 m und mündet nach 3 km langem Lauf in ö. Rich-
tung bei Aesch in 300 m von links m die Birs.
KLU8HORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmenthai).
1697 m. Felsiger und zum Teil bewaldeter Bergsporn,
dem Kühharnisch (2094 m ; Gruppe der Kaiseregg) nach
S. vorgelaffert und nördl. über der Klusalp (1138 m) und
der soff. KTus(der Mündungsschlucht des Reidigenthales) ;
nw. üoer Boltigen.
KLU8I (OBER und UNTER) (Kt. Bern, Amtsbez.
Nieder Simmenthai, Gem. Erlenbach). 1306 m. Alpweide,
am Fuss der steilwandigen Walpersbergfluh und w. über
Erlen bach. Zwischen der Walpersbergfluh und der ihr
gegenüber stehenden Mieschfluh führt ein Fussweg von
der Klusialp über die Scharte des sog. Krinnli (1634 m)
zum Hinter Stockensee, der ohne oberflächlichen Abflugs
ist. Sein Wasser kommt vielleicht wieder in dem auf der
Klusialp entspringenden Wildenbach zu Tage, der nach
kurzem Laid^ durch eine romantische Schlucht unterhalb
der Kirche Erlenbach von links in die Simme mündet.
KLU88TALDEN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem.
Schüpfheim). 819 m. Gemeindeabteilung mit dem Weiler
Weissemmen, zahlreichen zerstreut gelegenen Häusern
und einer über dem Tobel Her Waldemme auf steilem
Felsen stehenden Kapelle ; 3,5 km s. der Station Schüpf-
heim der Linie Bern-Luzern. Postablage; Postwagen
Schüpfheim-Flühli. 84 Häuser, 510 kathol. Ew. Schone
Aussicht gegen Schüpfheim.
KHMUB (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Hütten).
750 m. Gruppe von 4 Häusern; 1,5 km w. Hütten und
4,3 km sw. der Station Samstagern der Linie Wädens-
wil- Einsiedeln. 33 reform. Ew. Landwirtschaft.
KNEUBOHL (OBER und UNTER) (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald, Gem. Sumiswald). 830 und 800
m. Zwei Gruppen von zusammen 14 Häusern, 600 m von
einander entfernt ; auf dem Rücken der Schoneg^ zwi-
schen der Grünen und dem Griesbach : 1,2 km nö. Su-
miswald und 6 km nö. der Station Ramsei der Linie
Burgdorf-Langnau. 78 reform. Ew. Viehzucht.
KNEUGRAT (Kt. Glarus). 1859 m. Dachförmiges
Ende des vom Bösen Faulen zwischen der Aipweidenter-
rasse von Braunwald und der Bösbächialp nach 0. zie-
henden Kammes ; 1 Stunde n. über Hübschen und 2,5
km w. Luchsingen. Lias. Hänge begrast und mit Wald
bestanden. Wird seiner schönen Aussicht wegen von den
Kurgästen auf Braunwald häußg besucht.
KNEUWIE8 (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Waldstatt). 828 m. Gruppe von 7 Häusern, über
dem linken Ufer der Umäsch und 300 m nö. der Station
Waldstatt der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Appen-
zell). 61 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei. Bruch auf
feuerfeste Ofensteine.
KNIEBRECHE (Kt. Zünch, Bez. und Gem. Horgen).
490 m. Gruppe von 4 Häusern, am linksseitigen Gehänge
des Thaies des Aabachs ; 2,3 km so. der Station Horgen
der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil-Zie-
felbrücke). 17 reform. Ew. Landwirtschaft. Der Ausdrack
^niebreche, Kniebrechen oder Kneubrechen bezieht sich
ursprünglich auf einen ausserordentlich anstrengenden
steilen Pfad oder Hang.
KNIEBRECHE (Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem.
Langnau). 775 m. Gruppe von 4 Häusern ; 700 m ö. ?om
Tür^rsee und 3 km sw. der Station Langnau der SihU
thalbahn. 19 reform. Ew. Viehzucht.
KNIRI (Kt. Nidwaiden, Gem. Stans). 490 m. 31 zer-
streut gelegene Häuser, am N.-Hang des Stanserhoms ;
700 m sw. Stans und bei der Station Kälti der Stanser-
hornbahn. 213 kathol. Ew. Viehzucht. Kapelle. Schöne
Aussicht auf Buochs und Stansstaad. Einst Fideikommiss
der Familie Stulz. Heimat des Edelgeschlechtes derer von
E|^genburg. Der Marmorbruch, aus dem die schönen
Säulen und die Altäre der Pfarrkirche zu Stans (1646)
stammen, wird längst nicht mehr abgebaut.
KNOBUSBOHL (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans, Gem.
Walenstadt). 982 m. 2 Höfe, am S.-Hang der Churfirsten
und n. vom Walenstadterberg schön gelegen; 3 km d.
vom Dorf Walenstadt und 5,5 km nw. von der Station
Walenstadt der Linie Wesen-Sargans. 10 kathol. Ew. Ist
seiner geschützten Lage wegen als Platz für den Bau des
kantonalen St. Galler Lungensanatoriums gewählt wor-
den.
KNONAU (Kt. Zürich, Bez. Affoltern). 433 m. Gem.
und Pfarrdorf, an der Strasse Mettmenstetten-Cham und
6 km s. Affoltern. Station der Linie Zürich-Affoltem-Zug.
Postbureau. Telegraph. Telephon. Gemeinde, mit Baregg
und Uttenberg: 106 Häuser, 529 Ew. (wovon 9t Katholi-
ken); Dorf: 77 Häuser, 372 Ew. Viehzucht. Mechanische
Werkstätle. Seidenweberei als Hausindustrie. Eanzelfund
aus der Bronzezeit; im Bühl ein Grabhügel aus der
Hallstatt Periode. Römische Ansiedelung im Baregg ; Ale-
mannen^niber auf der Binzenegg. Grundherr zu linonau
und Besitzer einer beschränkten Gerichtsbarkeit war das
Damenstift Schännis. Die diesen Besitz als sog. Meier
verwaltende Familie bewohnte wohl keine Burg, sondern
den Meierhof von Schännis und erhielt in der Folge den
Namen der Meyer von Knonau. Gerold Meyer von Kno-
nau trat 1512 die von seinen Vorfahren und ihm erwor-
benen Vogteien zu Knonau, Mettmenstetten und Aeugst
an Zürich ab. Die Stadt erbaute dann in der Gemeinde
ein ansehnliches Amtshaus, das von einer Ringmauer und
einem Wassergraben umgeben war (ein sog. Weyerhaus).
Knonau gehörte bis 1798 zur gleichnamigen Landvogtei
und kam in der Restaurationsperiode zum neugebildeten
Oberamt Knonau. Ein Gerold Meyer von Knonau, dessen
Mutter Anna Reinhart sich in zweiter Ehe mit dem Re-
formator Zwingli verheiratet hatte, fiel mit diesem 1531
bei Kappel. Das Geschlecht der Meyer von Knonau blühte
in Züncti und schenkte dem Staat fortwährend tüchtige
Beamte und ausgezeichnete Gelehrte (Historiker). Ein
Gerold Meyer von Knonau (geb. 1843) ist heute noch Pro-
fessor für Geschichte an der Universität Zürich. Der Ort
1045: Chuonawa; 1240: Chuonowo und Cbnuonowo.
Vergl. Meyer von Knonau, Gerold. Aus einer lürcher.
Familienchronik. {38, und 39. Neujahrshlatt des Wai-
senhauses in Zürich). Zürich 1875 und 1876. Neue Aus-
gabe Frauenfeid 1884.
KNONAUER AMT oder AMT (Kt. Zürich). Heule
noch oft gebrauchter Name für den jetzigen Bezirk Af-
foltern. Geht auf das einstige Oberamt Knonau zurück.
S. den Art. Knonau.
KNOPFENBERQ (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Tog-
genburg). 754 m. Höhenrücken, rechts über der Thur
und gegenüber Lichtensteig; 1,1 km ö. der Station Lich-
tensteig der Toggenburgerbahn. Zahlreiche zerstreut ge-
legene Höfe.
KNUBBL, KNUBELI. Name für einen abgerunde-
ten Hügel^ der mitten in ebenem Gelände steht.
KNUBBL (AUF DEM) (Kt. Bern. Amtsbez. Signau,
Gem. Eggiwil). 930 m. Bauernhöfe, auf einem Höhenzug
links über der Emme ; 2 km s. Eggiwil und 11,3 km so.
der Station Signau der Linie Bern-Luzern. 26 Häuser,
162 reform. Ew. Viehzucht.
KNUTWIL (Kt. Luzern, Amt Sursee). 544 m. Gem.
und Pfarrdorf, am linken Ufer der Suhr und 4,5 km nw.
KNÜ
KOB
7Üi
der Station Sursee der Linie Luzern-Olten. Postablage,
Telephon : Postwagen Suraee-Dagmersellen. Gemeinde,
mit Eriswil, Hilzligen, St. Erhard und Woh-
len : 134 Häuser, 933 kathol. Ew. ; Dorf:
81 Häuser, 524 Ew. Acker- und Gemüsebau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Im Winter
etwas Stroh ilechterei. Holzhandel. Schöne
Aussicht auf die Al^n. Die Kollatur der Kir-
che zu Knutwil gehörte bis 1529 dem Stift zu
Zofingen, kam dann mit der Reformation an
Bern und später durch Tausch an das Klos-
ter St. Urban. Bei Bomatt im Seefeld ein
Pfahlbau aus der neolithischen Zeit; im
Stockacker zwischen Knutwil und Kaltbach
ein Grabhügel aus der ersten Eisenzeit. Rö-
mersiedelung auf dem Spisshügel bei St.
Erhard. 1235: Knutewile: 1275 : Knutuwile
= Dorf des Knuto (welcher Personenname
vom althochdeutschen chndt := Geschlecht,
Familie herzuleiten ist).
KNUTWILERBAD (Kt. Luzern, Amt
Sursee, Gem. Wilihof). 491 m. Heilbad und
Weiler, im w. Abschnitt des Suhrenthales;
1,5 km n. Knutwil und 5 km n. der Sta-
tion Sursee der Linie Luzern-Olten. Tele-
phon. 6 Häuser, 32 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Knutwil. Vieh-, besonders Schweine-
zucht. Das Heilbad verfügt über eine stark
alkalische Eisenquelle und wird im Sommer gut be-
sucht. Das Wasser wird sowohl getrunken a's auch zu
Bädern verwendet. Der Rat der Hundert zu Luzern ver-
lieh das Bad 1486 einem Hans Beringer. 1787 und 1850
vergrössert. Zählt heute 80 Fremdenbetten.
KOBEL, KOBLEN. Dieser Name bezeichnet ur-
sprünglich eine Felswand oder einen überhängenden
Felskopf, unter welchem Hirten und Vieh bei Gewitter
Schutz suchten. Vergl. Schweizer. Idiotikon. Band 3,
S. 109.
KOBEL (Kt. St. Gallen, Bez. Unter Rheinthal, Gem.
Bemeck). 435 m. Weiler, mitten in Weinbergen; 1,5 km
nö. Berneck und 1,3 km sw. der Station Au der Linie
Rorschach-Sargans. 18 Häuser, 77 reform, und kathol.
Ew. Kirchgemeinden Berneck. Hier werden ein • ge-
schätzter Wein, sowie Mais und Obst gebaut.
Stickerei. Schöne Aussicht aul das Rheinthal
und ins Vorarlberg. 890 : Cobolo. Altes Her-
renhaus, vom Dominikanerinnen kloster St.
Katharina 1386 an den Bischof von St. Gallen
verkauft; seit 1873 Eigentum der Stadt St.
Gallen.
KOBEL oder KÜBEL (Kt. St. Gallen,
Bez. Unter Toggenburg, Gem. Mogelsherg).
800-1000 m. 7 Häuser, im Quellgebiet des Weis-
senbaches und an der Strasse St. Peterzell-
Degersheim zerstreut gelegen; 4,5 km so.
Mogeisberg und 8,5 km s. der Station Flawil
der Linie Zürich -Winterthur- St. Gallen. 24
reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Mogeisberg. Viehzucht. Holzhandel. Sticke-
rei.
KOBELWALD (Kt. St. Gallen, Bez. Ober
RheinthaU Gem. Oberriet). 525 m. Schönes
kleines Pfarrdorf; in einem von den Ausläu-
fern des Kamor, Kienbergs, Semelenbergs
und Kapf umrahmten kleinen Thal in sonni-
ffer Lage. 2,4 km w. der Station Oberriet der
Linie Rorschach-Sargans. Postablaee, Tele-
ßhon. 56 Häuser, 267 kathol. Ew. Als eigene
irchgemeinde 1801 von Montlingen abge-
trennt. Ackerbau und Viehzucht ; etwas
Wein- und Maisbau. Torfgruben. Stickerei.
Neues Schulhaus ; Kirche restauriert. Das Dorf
liegt am Weg vom Rheinthal auf den Kamor
und Hohen Kasten. In der Nähe eine be-
merkenswerte Höhle mit stark eingeengtem
Zugang, einer kleinen Wasserlache und vielen
Tropfstein Bildungen im Innern.
KOBELWIE8 (OBER und UNTER) (Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Rheinthal, Gem. Oberriet und AlUtätten). 470
und 462 m. Zwei Häusergruppen und ein Heilbad, in
einem Thälchen zwischen dem Kienberg und Scmelen-
berg ; 3,9 km nw. der Station Oberriet der Linie Ror-
Kobelwald von Stkdweslen.
schach-Sargans. 6 Häuser, 24 kathoi. Ew. Kirchc^emeinde
Kobelwald. Acker-, Obst und Maisbau, Viehzucht. Torf-
gruben.
KOBLEN (Kt. St. Gallen, Bez. Ober Rheinthal. Gem.
Rüti). 470 m. Häusergruppe, zwischen dem Blosen und
Blattenberg und an der dem linken Rheinufer folgenden
Strasse ; 2,8 km n. aer Station Rüti der Linie Rorschach-
Sargans. 20 kathol. Ew. Obst-, Mais- und Kartoffelbau,
Viehzucht. Stickerei. Vermutlich Heimat der Familie
Kobler.
KOBLENZ (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 321 m. Gem.
und Dorf, am linken Ufer des Rhein und nahe beim Zu-
sammenlluss von Aare und Rhein. Station der Linien
Turgi-Waldshut und Schaffhausen-Koblenz-Stein-Basel.
Postbureau, Telegraph, Telephon. 81 Häuser, 554 kathol.
Umgebung von Koblenz.
/-^•^fiCv^^KJ)
Ew. Kirchgemeinde Klingnau. Ackerbau und Viehzucht.
Gipsgruben. Eine Maschinenfabrik. Säge. Ueber den
Rhein eine Hängebrücke mit Fussgängersteg der Linie
762
KOC
K(EN
Turgi-Waldshiit. 500 m ö. von Koblenz der soe. Laufen,
eine Stromschnelle im Rhein. Bei iiielheimcin enemaliger
Kublenz mit Rheinbrücke.
römischer Wachlturm; Ueberreste römischer Ansie-
delungen. Bohrungen haben in der Nähe von Koblenz
das Vorhandensein von Steinsalz erwiesen, dessen Aus-
beute aber bis jetzt noch nicht an Hand genommen
worden ist. Der Käme Koblenz vom mittellatein. conflu-
entia ^ Zusammenlluss.
KOCHEGG (Kt. Appenzell A. R., Bez. Hinterland,
Gem. Stein). 804 m. 2 Häuser; 300 m n. Stein und 3 km
sw. der Station Lustmühle der Strassenbahn St. Gallen-
Gais. Postwagen Teufen-Herisau. 9 reform. Ew. Wiesen-
bau. Weberei und Stickerei. Ein m der Nähe gelegener
kleiner Sumpf wird gegenwärtig trocken gelegt.
KODIcOCH (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Neuen-
kirch). Häusergruppe. S. den Art. Kothloch.
KGEBELI8BERG (Kt. St. Gallen, Bez. Neu Togffen-
burg, Gem. Wattwil). 1148 m. Bewaldeter Höhenrücken,
rechts über der Thur und in der Kette zwischen dem
Toggenburg und Neckerthal ; 3,1 km nö. der Station
Wattwil der Toggen burgerbahn. Ein Haus, 5 reform. Ew.
ViehiEUcht. Stickerei und Weberei.
KGECHELIHUBELoderlNK(ECHELI(Kt.Luzern,
Amt Willisau, Gem. Egolzwil). 495 m. Gruppe von 7
Häusern, am linken Ufer der Wigger und an der Strasse
Nebikon-Schötz ; 1,2 km s. der Station Nebikon der Linie
Luzern- Ölten. 21 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Egolzwil-Wauwil. Ketten-, Hebebaum-, Krahnen-
und Nägelfabrikation.
KGELL (Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld, Gem.
Stettfurt). 56i m. Gruppe von 6 Häusern; 1,2 km.
n. Stettfurt und 2,5 km nö. der Station Mazingen
der Strassenbahn Frauenfeld-Wil. 23 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinden Stettfurt und Wängi.
Acker- und Wiesenbau, Wald.
KCELLIKEN (Kt. Aargau, Bez. Zotingen). Gem.
und Pfarrdorf, im Thal der Uerke und an der
Strasse Aarau-Zoßngen ; 8 km sw. Zoßngen. Sta-
tion der Linie Aarau-Suhr-Zofingen. PostLureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Ae^erten,
Hof, Oberhubei, ünterhnbel, Schoreute und Wolf-
ffruben : 231 Häuser, 2021 reform Ew.; Dorf: 132
Häuser, 1085 Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milch-
wirtschaft. Je eine Ziegelei und Backsteinfahrik,
Färberei, Zigarrenfabrik, Fabrik für Weberkäm-
me, Säce und Mühle. Band- und BaumwollstofT-
weberei. Fund eines römischen Münzschatzes.
864 und 893 : Cholinchova ; 1275 : Ghollicon.
KGENIQ8FELDEN (Kt. Aargau. Bez. Brugg,
Gem. Windisch). 365 m. Kantonale Irrenheilanstalt, seit
1872 in einem neuen grossen Gebäude; auf der Buinenstätte
von Vindonissa. 1 km w. Windisch und 400 m ö. vom
Bahnhof Brugg. 3 Häuser, 736 kathol. und reform. Ew.
An der Stelle, wo Albrecht I. am 1. Mai 1308 ermordet wor-
den war, Hess seine Witwe Elisabeth
zunächst eine Kapelle für zwei Klaus-
ner erbauen. Doch schon im folgen-
den Jahre fauste sie den Entschluss.
hier ein Kloster für Klarissinnen und
eines für Franziskaner zu errichten,
das den Namen Königsfelden traj^en
sollte. Der Papst erteilte 1310 seine
Genehmigung, als das Kloster schon
im Bau begrilTen war. Bei den Funda-
tionsarbeiten stiess man auf eine römi-
sche Wasserleitung, die vom Dorf Hau-
sen herkommend das alte Vindonissa
mit Wasser versorgte und heute noch
gebraucht wird. Gegen S. erhob sich
das Mönchskloster, gegen N. das Non-
nenkloster, zwischen beiden stand die
Kirche. 1312 waren beide Kloster be-
zogen. Die Stifterin, und nach ihrem
Tode (1313) ihre Tochter Agnes, Witwe
des Ungamkönigs Andreas IlL, sowie
auch spätere Habsburger statteten die
Stiftung mit reichen Vergabungen aus,
die aber dem habsburgischen Hausgute
entnommen waren und keineswegs aus
dem konfiszierten Vermögen der Kö-
nigsmörder stammten. Konigin Agnes
wohnte nun bis zu ihrem Tode (1361)
in Königsfelden, doch nicht als Nonne. Sie sorgte in
weitgehender Weise für die Stiftung, erliess 1318 eine
Klosterordnung, der 1335 eine für die Klarissinnen
folgte. Indem sie stets auch für das materielle Wohl des
Klosters bedacht war, brachte sie es zu ansehnlicher Blüte.
Ausserdem öffnete sie auch für die Umgebung von Königs-
felden ihre milde Hand und trat in zahlreichen Streit-
fällen als Mittlerin auf. So vermittelte sie 1340 nach dem
Laupenkrieg Walfenstillstand und Frieden zwischen Bern
einerseits und dem Herzog von Oesterreich und der Stadt
Freiburg andererseits. In den Kämpfen Oesterreichs
gegen das mit den Eidgenossen verbündete Zürich trat
sie ebenfalls als Schiedsrichterin auf. Nach ihrem Tode
zerßel allmählig die straffe Ordnung, die im Kloster ge-
herrscht hatte, die Angehörigen verweltlichten, die Sitten
lockerten sich bedenklich. Das wurde nicht besser, als
1415 die Bemer mit dem übrigen bemischen Aargau
auch Königsfelden gewannen. 1523 trat das Kloster zur
Reformation über, noch bevor Bern sich ihr angeschlossen
hatte. Die Berner setzten nun einen Hofmeister nach
Königsfelden, der das zum Kloster gehörende Eigenamt
verwaltete. Bei der Gründung des Kantons Aargau ffing
das Stift an diesen über, der es als Spital verwendfete.
Die Kirche diente als Salzmagazin. 1866 wurde der Bau
Kantonale Irrenheilanstalt Königsfelden.
der neuen Irrenheilanstalt beschlossen, die dann 1872 be-
zogen werden konnte. Ein grosser Teil der alten Kloster-
gebäulichkeiten musste den Anforderungen der neuen
K(EN
K(EP
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Zeit weichen, und heute steht nicht mehr viel davon. Als
schönes Wahrzeichen der alten Herrlichkeit erhebt sich
so. der neuen Heilanstalt die Kirche, die anfangs der neun-
ziger Jahre des 19. Jahrunderts unter den Auspizien der
schweizerischen Gedellschaft zur Erhaltung historischer
Kunstdenkmäler restauriert worden ist. Sie besteht aus
einem von 7 Pfeilerpaaren getragenen hohen Hauptschill'
und zwei niedrigen SeitenscnilTen. Dienw. Wand ziert eine
Rosette, ihr gegenüber liegt das Chor, durch eine niedrige
Mauer vom Hauptschiff getrennt. Während die SchilTe
flach gedeckt sind, hat das Chor gotische Kreuzgewölbe.
Bemerkenswert ist der zierliche Dachstuhl des Mitteschiffs.
Einen Turm hat die Anlag^e nicht, wohl aber einen Dach-
reiter. Der Chor bogen zeigt noch Reste einer figürlichen
Bemalung. Die nicht gross angelegte Kirche gewinnt aber
eine gewaltige Bedeutung durch die Glasgemälde, welche
die elf Fenster des Chores zieren. Sie sind in den Jahren
zwischen 1320 und VS6i geschaffen worden und sehören
nach Lübke zu den vorzüglichsten Leistungen, welche die
Glasmalerei des 14. Jahrhunderts hervorgebracht hat.
In Her« Mitte des Mittelschiffes befand sich eine Gruft mit
dem Erbbetjräbnis der Habsburger, welche dreizehn Ange-
hörige des Geschlechtes barg, darunter Königin Elisabeth,
Königin A^nes und den bei Sempach gefallenen Herzog Leo-
pold III. 1770 liess Maria Theresia sämtliche Ueberrestc
nach St. Blasien bringen. Ausserdem fanden sich in der
Kirche der Wand entlang eine Reihe von Gräbern, in denen
zum Teil einige bei Sempach gefallene Edle, zumTeil andere
Angehörige des Adels und bernische Hofmeister bestattet
waren. In Königsfelden verbrachte der Berner Geschichts-
schreiber Kranz Ludwig von Haller seine Jugendjahre.
Bibliographie. Liebenau, Theod. v. . Geschichte des
Klosters' Königsfelden. SA. Luzern 1868. — Liebenau,
Theod. V., und Wilh. Lubke. Dcu Kloster Königsfelden;
hrsg. von der antiquca*. Gesellschaft in Zürich. (Denk-
male des Hauses Habsburg in der Schweiz. 111). Ziirich
1867. — Merz, Walter. Führer durch die Klosterkirche zu
Königsfelden. Reinachl898. — Stammler, J. Die Pflege der
Kunst im Aargau. Aarau 1903.
KGENIG8HORN (Kt. Wallis, Bez. Goms). 338im. So
nennen die Bewohner von Reckinsen das Blindenhorn der
Siegfried karte, während sie mit dem Namen Blindenhorn
oder Blinnenhorn nur den Punkt 3334 m bezeichnen.
Yergl. den Art. Blindenhorn.
K(ENIG8TEIN (Kt. Aargau, Bez. Aarau, Gem. Kütti-
gen).590m. Bur^uine, auf dem O.-Ende der Egg; 1,5 km
nw. Kuttigen. Die Burg von Jakob von Kienl»erK', söter-
reichischem Vogt zu Kiittigen, 1277 erbaut und bis 1355 von
seinen Nachkommen iMswohnt; 1417 von der Stadt Aarau
erworben und 1453 wieder an den Patrizier Arnold Sc-
gesser verkauft. Dann kam die Burg an die Komthurei Bi
berstein, die »ie zerfallen liess und sich mit dein Einzug der
herrschaftlichen Abgaben begnügte. Alle Gater und Recht«-
dieser Komthurei wurden 1536 von Hdrn angekauft.
KGENIZ(Kt.undAmtsbez Bern).59*2m.Gem.undPfarr -
KAois von Süden.
dorf, am NW.-Fuss des Gurten und an der Strasse Bern-
Sch Warzen bürg; 3,5 km sw. vom Bahnhof Bern und mit
diesem durch zwei Strassen (über Liebefeld und Holligen)
verbunden. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen
Bern-Schwarzenburg. Künftige Station der geplanten Li-
nie Bern-Schwarzenburg. Die ausgedehnte Gemeinde um-
fasst die Dörfer, Weilerund Häusergruppen Liebefeld, Neu-
landorf. Steinholzli, Mengistorf, Gaset, Liebewil, Meried,
Oberried, Mittel böseren, Gauchheit, Ober Mittelhüseren,
Niederscherli, Halten, Thaufeld, Niederwangen, Gruben,
Herzwil, Ried, Wangenbrüggli, Oberscherli, Krummenegg,
Oberulmiz, Oberwangen. Grafenried, Haien, Oberwanffen-
hubel, Thorisbaus (zum Teil), Schliern, Schwanden, Wa-
bern, Bächlelen, Grünau, Gurtendorf, Lochgut, Morillon.
Spiegel und Vi ktoriaanstalt. Zusammen 757 Häuser, 6886 re-
form. Ew; Dorf: 55 Häuser, 53*2 Ew. Mühle, Säge. Bedeuten-
der Holzhandel. Schöne Landhäuser. In Liebefeld die Zen-
tralverwaltung und das bakteriologische Laboratorium der
schweizerischen landwirtschaftlichen Versuchs- und Un-
tersuchungsanstalten, sowie eine agrikulturchemische An-
stalt und eine milchwirtschaftliche Versuchsanstalt. Die
Kirchgemeinde KÖniz ist eine der ausgedehntesten des Kan-
tons ; sie umfasst neun Schulkreise und zerfällt in die vier
Viertel Köniz (mit Wabern, Gurten und Liebefeld), Schliern
(mit Oberscherli und Mittelhüseren), Gasel (mit Nieder-
scherli und Mengistorf) und Wangen (mit Herzwil und Lie-
bewil). Die sehr alte Pfarrkirche steht auf einer Anhötio
und schaut weit in die Lande hinaus. Sie enthält verschie-
dene kostbare Artertümer: Glasgemälde, Heiligenstatuen.
Abend mahlstafel, Fresken. Schloss aus dem Jahr 1610, Ei-
gentumdes Staates Bern und von diesem seit einigen Jah-
ren zu einer Blindenanstalt eingerichtet. Daneben uestehen
noch zwei Armenhäuser in Klein Wahern, sowie je eino
Hettungsanstalt für verwahrloste Mädchen in Klein Wa-
bern und Steinholzli und je eine solche für Knaben in
Gross Wabern, Landorf und Grube. Grab ausder Eisenzeil.
Der Ort 1016 : Chunizis; 11 tl und 11 18 : villa Chunicis.
Die im 10. Jahrhundert von König Rudolf IL von Burgund
gestiftete Pfarrkirche zu Koniz war zugleich die Mutterkir-
che der Stadt Bern ; das Kirchspiel bildete ein Dekanat der
Diözese Lausanne und umfasste u. a. auch Bern, ßümpliz,
Neuenegg etc. Dann ward Köniz ein Augustiner Chorner-
renstift, das 1227 aufgehoben und mit allen seinen Rechten
auf Köniz, Bern etc. dem Orden dei Deutschritter zuge-
wiesen wurde. Von deren altem Ritterhaus ist heute nicht
mehr viel zu sehen. Erst 1276 wurde die Stadt Bern von der
Kirche zu Köniz losgelöst und zur eigenen Pfarrei erhoben.
Bern nahm 1528 die Komthurei Köniz in Besitz, gab sie
aber infolge des Basler Vertrages 1552 dem Orden wieder
zurück, wobei dieser freilich die Bedingung einzugehen
hatte, dass die hier von ihm -eingesetzten Amtmänner Ber-
ner Burger sein mussten. 1729 kaufte Bern die Deutschor-
denskommende Köniz samt allen ihren Rechten um den
Preis von 72000 Silberthalern an und liess sie bis 1798
durch einen Amtmann verwalten. Als solcher wohnte hier
1779-1785 der preus»ische General von Lentulus. 1788 ging
Köniz an den neu errichteten Amtsbezirk Bern über.
KGENIZBERGWALD (Kt. und Amtsbez. Bern).
570-678 m. Grosse und ^utgepflegte
Waldung, zwischen der Eisenbahnli-
nie Bern-Thörishaus und der Strasse
Bern-Köniz-Landorf-Niederwangen. Von
zahlreichen Fusswegen durchzogen ;
beliebtes Ausflugsziel der Bewohner
der Stadt Bern. Eigentum der Stadt
Bern.
KGENIZTHAL (Kt. und Amtsbez.
Bern). 630-603 m. Enges Thälchen ;
zieht sich von Köniz bis Kehrsatz zwi-
schen dem Gurten einerseits und
dem Längen berg - Ulmizberg ande-
rerseits gegen SO. Hänce bewaldet, im
Thalboden Aecker undf Wiesen. Von
einem angenehmen Spazierweg durch-
zogen.
KCEPFLER, KCEPFLENBERG
oder KGEPFEN8TOCK (Kt. Glarus
und Schwyz). 1895 und 1823 m. Fels-
kamm, auf der Grenze zwischen den
beiden Kantonen und 6 km s. Rei-
chenburg. Streicht mit steilen Hängen W.-O. und setzt
sfbh nach 0. über den Brückler und die Wägeten fort,
um gegen Oberumen und Niederurnen sich zu sen-
764
K(EP
KOL
ken. Erscheint von 0.^ d. h. von der Schmalseite aus
gesehen, trotz seiner nicht bedeutenden Höhe als mäch-
tige und kühne Bergpyramide. Seiner eigentümlichen
Gestalt wegen nennt man ihn im Volksmund auch Sü-
schnorre (Schweinerüssel) oder - in Einsiedeln — Käs-
hissen. Der steilwandig ans dem Trebsenthal aufsteigende
Köpiler bildet ein regelmässij^es und nur ganz leicht nach
N. überliegendes Kreidegewölbe, das auf einer Flysch-
unterlage ruht. In die zum grössten Teil aus Urgon be-
stehenden Gehänge haben sich zahlreiche Runsen einge-
schnitten. Am S.-Hang die Köpfenalp, deren Nummuliten-
kalke reich an Versteinerungen (besonders Gasteropoden)
sind.
KGEFPLI8HAU8 (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszeil,
Gem. Amriswil). 460 m. Weiler, an der Kreuzung der
Strassen Amriswil-Sulgen und Langrickenbach-Hagenwil ;
1,8 km sw. der Station Amriswil der Linie Zürich- Win-
terthur-Romanshom. Telephon; Postwagen Amriswil-
Zihlschlacht- Bischofszeil. 14 Häuser, 70 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinden Sommeri- Amriswil. Acker-
bau, Viehzucht und -handel. Stickerei.
K(ERBELIHORN(Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal). 2242 m. Wenig bedeutender Gipfel, in der Gruppe
der Spilgerten (2479 m) zwischen deren zentralem Stock
und dem Brunnenhorn (2221 m); so. über der Alpweide
Schafsattel und nw. über dem Fermelthal.
KGERBELI8FITZ oder K(ERBLIFt.UH (Kt. Fjfi-
bürg. Bez. Greierz). 2106 m. Gipfel, in der Gruppe der
Schopfenspitze (2109 m), zwischen dem Schwarzsee und
Jaun ; in aem von der Schopfenspitze bis zur Spitzfluh
nach NO. ziehenden Kamm, der das Thal des Neuchels-
Iiaches von der Vall^ des Cemiets oder dem Brecca-
schlund trennt. Von Jaun aus über die Grossbrunnenalp
oder vom Schwarzsee aus in je 3 Stunden ziemlich leicht
zu besteigen. Der prachtvollen Aussicht wegen sehr be-
suchenswert.
KCERBLIQEN (Kt. Luzern, Amt Hochdorf, Gem. In-
wil). 420 m. 3 Häuser, an der Strasse Sins-Gisikon und
1^ km n. der Station Gisikon der Linie Zürich-Zug-
Luzem. 35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kleindietwil (Kt.
Aargau). Landwirtschaft. Tiefst gelegener Punkt des
Kantons Luzern, nahe dem rechten Ufer der Reuss.
KCERB8HORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober Land-
quart). 2654 m. Gipfel, in der Strelakette, 4 km w. Davos
Platz und 3 km sw. vom Strelapass. Gehört nicht zu der
schönen Reihe der kühnen Dolomit- und Kalkgipfel, die
von Arosa oder Lauffwies aus gesehen sich so prächtig
abheben, sondern bildet einen begrasten und abgerunde-
ten Rücken, der mit einigen andern ähnlichen Höhen
jenen Spitzen gegen Davos zu vorgelagert ist. Glied eines
bogen förmiffen Kammes, der von der Küpfenfluh zur
Mädrij^erflun zieht und das nach NW. absteigende Küp-
fenthali umrahmt.
KCE8CHENR0TI (Kt. und Bez. Zürich, Gem. See-
bach). 448 m. Gruppen von 7 Häusern; 1,5 km n. der
Station Seebach der Linie Zürich-Oerlikon-Wettingen.
41 reform. Ew. LandwlrtschafL
KOQL (HOHER>(Kt. Graubänden, Bez, Inn). 2832 m.
Wenig bedeutender (Gipfel, zwischen dem Fluchthom und
dem Gemsbleisspitz, in der Kette w. über dem zum Teil
österreichischen Fimbertbal ; 15 km nw. Hemüs. Unmit-
telbar 8. unter dem Hohen Kogl das ins Lareinthal hin-
überführende Ritzenjoch (auch Fuorcia da Larein ge-
nannt; 2690 m).
KOHL. Bestandteil von Ortsnamen der deutschen
Schweiz ; bezeichnet allgemein einen Ort, an dem Holz-
kohle gebrannt worden ist.
KOHLBRUNN oder KOLLBRUNN (Kt. Zürich,
Bez. Winterthur, Gem. Zell). 497 m. Industrielles Dorf,
am rechten Ufer der Töss und 3,5 km nw. Zell. Station
der Tössthalbahn (Winterthur-Wald). Postburean, Tele-
graph, Telephon; Postwagen nach Weisslingen. 51 Häu-
ser, 333 reform. Ew. 3 grosse Baumwollspinnereien.
KOHLBRUNNEN (Kt. St. Gallen, Bez. Wil, Gem.
Niederbüren). 570 m. Gruppe von 5 Häusern, auf frucht-
barem Plateau; 2,2 km «w. der Station Hauptwil der
Linie Gossau-Sulgen. 32 kathol. Ew. Viehzucht. 'Käsei^ei.
KOHLFIR8T(Kt. Zürich, Bez. Andelftngen). 536^74
m. Bewaldeter Tafelrücken, s. Schafifhausen dem Rhefn
parallel ziehend. 4 km lang. Der flache Rücken verbrei-
tert sich von 1 km im NW. bis zu 2 km im SO. und trägt
eine mehr als 30 m mächtige Decke von fluvioglazialen
Schottern, die z. T. recht fest verkittet sind und beson-
ders gegen N. in Steilwänden abfollen. Dieses Schotter-
feld ist ein ausgezeichneter Wassersammler und -filter,
an dessen Fuss allseits zahlreiche, den benachbarten Ge-
meinden zugute kommende Quellen entspringen. Das
Liegende der Schotter besteht aus Mergeln und Sand-
steinen der Süsswassermolasse, die an einigen Stelleo
des S. -Hanges von einer schwachen Schicht von Meeres-
molasse überlagert wird.
KOHLHALDE (Kt. Appenzell A. R., Bez. Mittelland,
Gem. Speicher). 870-900 m. 33 Häuser, am S.-Hang der
Vögelisegg zerstreut gelegen ; 600 m n. Speicher und 6
km nö. der Station Teufen der Strassenbahn St. Gallen-
Gais. 227 reform. Ew. Viehzucht. Stickerei.
KOHLPLATZ (Kt. Bern, Amtsbez. Aarvvangen, Gero.
Lotzwil). 512 m. Gruppe von 6 Häusern, an der Strasse
Lotzwil-Ober Steckholz und 800 m ö. der Station Lotzwil
der Linie Langen thal-WoIhusen. 57 reform. Ew. Land-
wirtschaft
KOHL8CHLAQERALP (Kt. St. Gallen, Bez. Sar-
gans, Gem. Mels). 14(X)-1900 m. Grosse Alpweide ; umfasst
den ganzen obem Abschnitt des vom Kohlschla^erbacb
durchflossenen und von links auf das Seezihal sich öff-
nenden Thaies; 6 km w. Mels. Hütten in 1453, 1509 und
1600 m. 653 ha gross, wovon 40 ha Wald, 525 ha Weide-
land, 10 ha Sumpfland und 78 ha unproduktiver Boden.
Wird mit 270 Stück Vieh bezogen.
KOHL8CHLAQERBACH (Kt St. Gallen, Bez. Sar-
ffans). Wildbach ; entspringt am O.-Hang des Guli und
Walenkammes in 2240 m, durchfliesst die Kohlschlager-
alp und die Mädemseralp, erhält dann den Namen Roll-
bach und mündet nach 1() km langem Lauf in der Rich-
tung SW.-NO. zwischen Mels und Flums in 448 m von
links in die Seez. Hat sich im Mittellauf eine tiefe Wald-
schlucht ausgewaschen.
KOHL8CHLAGERFURKEL (Kt. St. Gallen, Bez.
Sargans). Etwa 2200 m. Scharte im Kamm s. vom Weis-
senberg; verbindet das hinter Flums aufsteigende Schilz-
bachthal mit dem Thal des 3 km nw. Mels von links in
die Seez mündenden Kohlschlagerbaches.
KOHLTHAL (Kt. Nidwaiden). 1100-780 m. 6 km
langes Thal ; steigt vom Schwalmis nach N. ab und öffnet
sich bei der Häusergruppe Sagendorf auf die Mulde von
Emmetten.Von dem aus zahlreichen kleinen Wasseradern
sich bildenden Kohlthalbach durchflössen. Wird vonO.
nach W. vom Niederbauen oder Seelisbergerkulm (1927
m), Oberbauenstock oder Bauberg (2121 m), Zingel (1896
m), Schwalmis (2250 m), Heitliberg (1781 m) und Klewen-
stock (1751 m) umrahmt. Im Thal die Hüttengruppen und
Alp weiden Tristelenberg und Starten, darüber die Alpen
Isenthal, Femithal, Hohberg-, Niederbauen- und Ober-
bauenalp. Anstiegsroute auf Schwalmis, Oberbauen und
Niederbauen (Weg durch den S. A. C. rot markiert). ,
KOHLTHAL (Kt. Uri). 1230-440 m. Kleines Wald-
thälchen, zwischen Oberbauensto$k und Scheidegg; öffnet
sich 500 m s. Bauen auf das liinke Ufer des Urnersaes.
1,3 km lang. Fussweg über die Furkelen nach Isenthal.
KOHLTHALBACH (Kt. Nid walden). Wildbach; ent-
springt mit mehreren Quellarmen am N.- und NO.-Hang
des Schwalmis (2250 m), durchfliesst das Kohlthal, wo
er zahlreiche kleine Neoenadem (Stierenbach, Isenthal-
bach etc.) aufnimmt, und tritt bei Sagendorf auf die Mulde
von Emmetten aus, um dann durch eine wilde und un-
zugängliche Schlucht dem S.-Ufer des Vierwaldstätter-
sees zuzueilen und bei Riselten (zwischen Beckenried und
Treib und gegenüber Gersau) in 437 m zu münden.
KOHLWIE8 (Kt. Zürich, Bez. Pfäfßkon, Gem. Stei^
nenberg). 680 m. Gruppe von 3 Häusern, am linken Ufer
des Steinenbaches und 1,5 km n. Sternenberg. 18 reform.
Ew. Viehzucht. Schulhaus für die zählreichen in der
Gegend zerstreut gelegenen Höfe.
KOLBBNROTI (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Rorschacherberg). Häusergruppe. S. den Art. KolprCti.
KOLENTONIWALD (Kt. St. Gallen, Bez. See).
1050-1220 m. Wald, am W-Hang des Regelsteins und 3
km nö. Gauen. 2 km lang und 60Ö m breit.
KOLLBRUNN (Kt. Zürich, Bez. WinteHhur, Gern*
Zell). Dorf. S. den Art. Kohlbrunn.
KOL
KON
765
H 50 000
KOLLERBERQ (Kt. St- Gallen, Bez. Tablat, Gem.
Häffgenswil). 587 m. Gruppe von 4 Häusern, auf einer
Anhöhe sw. über
dem Finkenba-
cherweier und 6,6
km nö. der Sta-
tion Hauptwil der
Linie Gossau-Sul-
ffen.29kathol. Ew.
Viehzucht.
KOI.LER-
HCERNER (Kt.
Wallis, Bez.
Goms). 2504 und
2746 m. Zwei Gip-
fel, dem Schien-
hom ( 2925 m )
nach NW. vorge-
lagert; 2,3 km so.
vom Weiler Im
Feld im ßinnen-
thal. Beide Spitzen
von Binn aus über
die sie trennende
Scharte in 3 Stun-
den zugänglich.
KOLLER-
MÜHLE (Kt. und
Gem. Zug). 421 m.
Gruppe von 2 Häu-
sern, an der Lorze
nahe ihrer Mün-
dung in den Zu-
gersee, an der
Strasse Cham-Zug
und 2,5 km nw.
vom Bahnhof Zug.
Telephon. 20 ka-
thol. Ew. Grosse
Mühle mit Gast-
wirtschaft und
eine Baum Wollwe-
berei.
KOLLERTO-
BEL (Kt. Züiich,
Bez. Pfafllkon).
Tobel,imThaldes
von Sternen berg
herkommenden
und bei Blitterswil
von rechts in die
Töss mündenden
Lochbaches. Hier
auch die Höfe und
Schulgemeinde
Kollertobel, deren
Schulhaus in 710
m zwischen Vor-
der Tobel und Hin-
ter Tobel steht.
Kantons. Grenzt im S. mit dem W.-Abschnitt des Buch-
holterberges und mit der Rotachen an den Amtsbezirk
Rüderswu
^••'^y Lauperswin
iLBAO*
Amtsbesirk Ronolfingeo.
VJkUimgtr ac
KOLFRÜTI oderKOLBENRÜTI-FROHNBERQ
(Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Rorschacherberg).
650 m. Gruppe von 6 Häusern, an dem mit Weinbergen,
Wiesen und Wald bestandenen N.-Hang des Rorschacher-
berg und bei der Quelle des Mühlbaches; 2,9 km so. der
Station Rorschach. 34 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ror-
schach. Wiesenbau und Viehzucht.
KOMBERQ (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 573 m.
Völlig bewaldeter Molasserücken; zieht zwischen dem
Dorf Brütten und dem Weiler Neuburg von S. nach N;
3 km sw. Winterthur. Der s. Abschnitt wird auch als
Dättnauerberg besonders benannt, und der O.-Hang heisst
Gelbrisirain. Am N.- und S.-Fuss einige Sumpfwiesen.
KOMET8R0TI (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Wol-
husen). 575 m. Gruppe von 4 Häusern, am linken Ufer
der Kleinen Emme und 2 km von der Station Wolhusen
der Linie Bern-Luzern. 30 kathol. Ew. Viehzucht.
KONOLFINQBN. AMTSBEZIRK des Kantons Bern.
21240 ha gross und 27869 Ew., also 131 Ew. auf 1 km*.
Teil des Berner Mittellandes und fruchtbarste Gegend des
Thun, im 0. an den Amtsbezirk Signau, im N. an die
Amtsbezirke Burgdorf und Bern und im W. an den
Amtsbez. Seftigen, von dem ihn zwischen Uttigen und
Allmendingen die Aare trennt. Berg- und Hügelland, daA
sich ge^en die Aare zu abdacht und hier mit einer 1-2
km breiten, fruchtbaren Ebene endigt. Auf diese Ebene
laufen eine Reihe von meist SW. ziehenden Höhenzügen
aus, deren bemerkenswerteste der Buch hol terberg zwischen
der Rotachen und dem Jasbach, der Kurzen berg zwischen
demJasbach und der Kiesen und die Hügel n. der Bahnlinie
Bern-Luzern sind. Bewässert wird derAmtsbezirk vonder
Aare, der vom Fuss der Honegg kommenden Rotachen, der
im Hüniger Moosentspringenden Kiesen, der von Schlosswil
und Worb kommenden Worblen, dem bei Linden ent-
springenden Jasbach und dem Biglenbach, dessen Quelle am
Eflasenhubel liegt. Umfasst 34 Gemeinden: Aeschlen, Ami,
Ausserbirrmoos, Bi^len, Bleiken, Bowil, Brenzikofen, Frei-
mettigen, Gisenstein, Häutligen; Herbligen, Gross Höch-
stetten, Innerbirrmoos, Kiesen, Landiswil, Mirchel, Mün-
singen, Niederhünigen. Niederwichtrach, Oberdiessbach,
7öö
KON
KOB
Oberthal, Oberwichtmch, Oppligen. Otterbach, Bubigen,
Schlosawil, Stalden, Tägertscni, Walkriogen, Worb und
Zäziwil.9Kirch(<emeinden: ßiglen, Diessbach, Grosshöch-
btelten, Kurzenber^, Münsingen, Walkringen, Wichtrach,
Worb und Wil. Die produktive Fläche des Amtsbeiirkes
umfasst 20100 ha und verteilt sich wie folgt:
Aecker und Gärten 4810 ha
Kunstwiesen 6630 »
Wiesen 3-255 »
Wald 5405 *
Zusammen ^20100 ha
Auf 14611 ha stehen Obstbäume und zwar 106826 Apfel-,
33003 Bim-, 51520 Kirsch-, 17190 Pflaumen- und 2578
Nussbäume, wozu noch 3372 Spaliere kommen.
Die Viehslatistik ergibt folgende Zahlen :
1886 1896 1901
Rindvieh 15953 17688 19931
Pferde 1717 1^60 2073
Schweine 6436 8700 9036
Schafe 3203 2127 1U2
Ziegen 2725 2586 1885
Bienenstöcke 2877 4030 4409
1886 zählte man 3096 Viehbesitzer, 1896 deren 3011 und
1901 deren 3032.
Di" 27869 Ew. des Amtsbezirkes bewohnen 3704 Häuser
in 5217 Haushaltungen; 27700 reformierte und 178 kathol.
Ew. deutsch^'r Zunge. Die Mehrzahl der Bewohner beschäf-
tigt sich mit Landwirtschaft ; bloss 2751 Personen betrei-
ben ein Handwerk oder sind in industriellen Be-
trieben tätig. Man zählt 104 Primarschulen mit
5213 Schülern und 33 Fortbildungsschulen. Sekun-
därschulen bestehen in Biglen, Diesshach. Höch-
stetten, Münsingen und Worb. Mineralquellen in
Enggistein, Rultihubel, Schwendlenbad, Wildenei-
bad, Löchlibad und Schlegweg Den Bezirk durch-
ziehen die Eisenbahnlinien Bern-Thun (Stationen
Ruhigen, Münsingen. Wichtrach und Kiesen), Bern-
Luzem (Stationen Worb, Tägertschi, Konolfingen
imd Zäziwil) und Burgdorf-Thun (Stationen Walk-
i'ingen, Bit^len, Höchstetten, Konolßngen, Stalden
und Diessbach). Die Aare ist viermal überbrückt :
hei Uttigen und Kiesen, beim Thalgut unterhalb
Wichtrach unb nahe Hunziken. Postwagen kurse
Biglen-Arni, Biglen -Enggistein, Worb-Enggistein-
Walk ringen, Grosshöchstetten-Schlosswil, Worb-
SchlosswiKOberdiessbach-Linden-Heimenschwand,
Thun-Lindeii. Wichtrach-Gerzensee und Wichtrach-
Kirchdorf. Wichtigste Strassen: Kieaen-Münsingen-
Rubigen, Kiesen-Üiessbach-Konolßngen, Höchstet-
ten-Biglen- Walkringen, Kiesen-Diessbach -Linden
mit Verzweigungen nach Röthenbach und Heimen-
schwand, BIglen-Worb, Muri -Worb -Walkringen,
Worb-Höchstetten-Zäziwil, Münsingen-Konol fingen,
Rubigen-Belp, Wichtrach-Gerzensee und Biglen-Rüders-
wil.
Bis 1798 bildete der jetzige Amtsbezirk Konolfingen eines
der beiden Berner Landgerichte rechts der Aare. Gehörte
ursprünglich zu Burgund und dann der Reihe nach den
Zähringern, Kiburgern, Habsburgern und seit 1406 der
Stadt Bern. 1409 fixierte der Rat zu Bern genau die Gren-
zen dieses Landgerichtes, das sich damals bis pgen Zol-
likofen erstreckte, aber den s. Abschnitt des jetzigen Amts-
bezirkes nicht mit umfasste. Später wurde es von dem
Venner der Metzgerzunft und zwei Freiweibeln verwaltet,
deren einer dem sog. Oberen und deren anderer dem
Unteren Landgericht vorgesetzt ^ar. Üas Obere Landge-
richt umfasste 1) Möschberg und Vielbringen, 2) Worb
und Wikartswil und 3) Wil. Grosshöchstetten und Ober-
hünigen; das Untere Landgericht umfasste 1) Rubisen
und Stalden. 2) Trimstein, 3) Ober Gisenstein, 4) Nieder-
hünigen, 5) Niederwichtrach, 6) Oberwichtrach, 7) Kiesen
und 8) Uttigen. Der Amtsbezirk Konolfingen in seiner
heutigen Umgrenzunff datiert aus 1803. 1863 wurde die
Kirchgemeinde Buchhollerberg davon losgelöst und dem
Amtsbezirk Thun zugeteilt.
KONOLFINGEN (Kt. Bern, AmUbez. Konolfinffen,
Gem. Gisenstein). 716 m. Dorf, an der Strasse Buntdorf-
Thun ; 3 km ö. Gisenstein und 1,5 km nw. der Station
Konolfingen-Stalden der Linien Bern-Luzern und Burg-
dorf-Thun. Postablage, Telegraph, Telephon. 53 Häuser,
450 refonn. Ew. Kirchgemeinde Münsingen. Landwirt-
schaft, Acker- und Obstbau. Torfgruben. Das Dorf bildet
keine eigene politische Gemeinde, obwohl der Amtsbe-
zirk nach ihm benannt ist (das gleiche trifft im Kanton
Bern auch noch für das Dorf SchwarzenburR zu). Nahe
dem Dorf ein Haus, das heute noch a Landstuhl • genannt
wird, weil hier bis 1798 unter einer Linde Recht gespro-
chen wurde. Münzen aus der römischen Kaiserzeit. 1148 :
Chonolfingen ; 1240 : Chunolfingen = bei den Nachkom-
men des Kunolf.
KOPF nennt man in der deutschen Schweiz einen Gip-
fel oder eine Höhe von mehr oder weniger abgerundeter
Form.
KOPF (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 1998 m. Gipfel;
1.2 km nö. vom Alvier und mit ihm durch den Barbieler-
grat verbunden ; 5-6 Stunden w. über Sevelen.
KOPF <QR088 und KI.EIN)(Kt. Granbundpo, Bez.
Plessur). Etwa 1720 und 1530 m. Zwei Felsköpfe, die nach
allen Seiten in Steilwänden abfallen, an denen einige
kümmerliche Baumgruppen haften ; in dem vom Für-
hörn li (Kette des Hochwang) gegen die Rote Platte
(150S m) nach N. absteigenden Zackenkami^. Von Chur
aus durch wilde Tobel in 2 Vr3 V« Stunden Zugänglich.
KOPPIGEN (Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 476 m.
Gem. UDd Pfarrdorf, zu beiden Ufern der Oesch und
4 km ö. der Station Utzenstorf der Linie Burgdorf-Solo-
thurn. Postbureau, Telegraph, Telephon ; Postwagen
nach llerzogenbuchsee, Kirchberg, Utzenstorf und Wini-
Kirche Koppigeo.
gen. Gemeinde, mit Oeschberg und St. Niklau« : 127
Häuser, 1102 reform. Ew.; Dorf: 111 Häuser, 992 Ew.
Landwirtschaft. Käserei. Zigarren- und Tabak fabrik. An
demlOMinutenvom Dorf entfernten Feugellierg wird ein
Asyl für Unheilbare erstellt werden. Die Kirchgemeinde
Koppigen umfasst die Gemeinden Koppigen, Alchenstorf,
Hellsau, Höchstetten und Willadingen mit zusammen
2424 reform. Ew. Nach dem Erlöschen der Herren von
Koppigen kam deren Burg an die Edeln von Thorberg,
wurde aber von den Bemern im Sempacherkrieg 1386
zerstört. Der letzte Thorberger, Graf Peter, vergabte die
Herrschaft Koppigen dem von ihm gestifteten Kloster
Thorberg. Das Dorf gehörte bis 1798 zur Landvogtei
Thorberg. Kirche sUmmt aus dem Jahr 1723 ; die Kirchen
zu Alchenstorf und Hellsan schon längst zerfallen. Grab-
hügel. 1181 : Chopingen.
KORANTEN (Kt. Bern, Amtsbez. Trachselwald,
Gem. Wissachengraben). 710 m. Grujjpe von 6 Häusern,
an der Wissachen ; 1,6 km w. Eriswil und 4,5 km sw.
der Station Huttwil der Linie Landen thal-Wolhusen. 39
reform. Ew. Kirchgemeinde Eriswil. Landwirtschaft.
KORBER8 (Kt. Freiburg, Bez. Greierz). Gem. und
Dorf. S. den Art. Corbi£:res.
KORNBBRG (Kt. Aargau, Bez. Laufenburg, Gem.
Herznach und Ueken). 515-554 m. Höhenrücken mit zei^
streut gelegenen Höfen, deren jeder seinen eigenen Na-
KOR
KRi£
767
inen trägt; 2,3 km wnw. Herznach und 4 km s. der Sta-
tion Prick der Linie Zurich-Brugg-Basel. 8 Häuser, 43
kathol. Ew. Kirchgemeinde Herznach. Lind Wirtschaft.
Römische Altertümer.
KORNBERG (Kt. SchalThausen, Bez. Ober Klett-
gau). 783 m. Abgerundeter und völlig bewaldeter Höhen-
rücken, Teil des Banden ; zwischen den Dörfern Löh-
ningen und Sillingen und 1,5 km ö. von letzterem.
KORNBERG (HINTER Und VORDER) (Kt. St.
Gallen, Bez. Ober Bheinthal, Gem. Altstätten). 500-1000
m. So heissen der SO.-Hang der Honegg und O-Hnng der
Kellersegg ; zwischen dem Tobelbach und Brendenbach
und von einander durch den Donnerbach getrennt ; nw.
über Altstätten. Von der Strasse Altstätten-Trogen durch-
zogen und mit zahlreichen Höfen bestanden. Früher
Aecker, heute meist saftige Wiesen und Wald. Bilden
zwei Boden der Gemeinde Altstatten mit je einer refor-
mierten und katholischen Schule. Zusammen 174 Häuser,
773 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Altstätten.
Obst- und Wiesenbau, Viehzucht.
KORNWEIDLI (Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmen-
thal. Gem. Spiez). 640 m. Weiler, 700 m w. der Station
Spiez der Linie Thun-lnterlaken. 12 Häuser, 81 reform.
Ew. Landwirtschaft.
K08TH0FEN (Kt. Bern, Amtsbez. Aarberg, Gem.
Grossaflbltern). 482 m. Gemeindeabteilung und Weiler,
ander Mündung des Allenwilbaches in den Lissbach ;
2 km sw. GrossalToltem und 800 m so. der Station Suberg
der Linie Bern-Biel. Telephon. Zusammen 26 Häuser, 155
reform. Ew. ; Weiler : 22 Häuser, 130 Ew. Acker- und
Futterbau, Viehzucht. Käsereien. Keltisch-römische und
Alemannengräber.
KOTHLOCH oder KODLOCH
(Kl. Luzern. Amt Sursee, Gem. Neuen-
kirch). 600 m. Gruppe von 5 Häusern ;
3 km s. Neuenkirch und 4,5 km sw.
der Station Botenburg der Linie Lu-
zern-Olten. 31 kathol. Ew. Kirchge-
meinde Hellbühl. Landwirtschaft; Bie-
nenzucht.
KOTTEN (Kt. Luzern, Amt und Gem.
Sursee). 515 m. Gruppe von 4 Häusern,
an der Strasse Mauensee-Sursee und
200 m nw. der Station Sursee der Li-
nie Liizern-Olten. 77 kathol. Ew. Acker-
und Obstbau, Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Der Name vom mittelhochdeut-
schen cliotie = Hütte.
KOTTENRAIN (Kt. Zürich, Bez.
und Gem. Borgen). 474 m. Gruppe von
3 Häusern ; 900 m so. der Station Hor-
een der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil-
Ziegelbrücke). 32 reform. Ew. Landwirtschaft.
KOTTWIL (Kt. Luzern, Amt Willisau). 531 m. (]^m.
und Dorf, an der Strasse Wiliisau-Sursee und 4 km sw.
der Station Sursee der Linie Luzern-Olten. Postablage ;
Postwagen Sursee-Willisau. Gemeinde, mit Seewagen
und Zuswil : 51 Hauser, 418 kathol. Ew. ; Dorf: 26 Häuser,
220 Ew. Kirchgemeinde Ettiswil. Acker- und Obstbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Käserei. Torfgrube. Auf
dem Gütsch ein Befugium ; auf dem Kidli Beste einer
römischen Siedelung , am Stritrain Alemanneni^räber.
846 : Cotinuswilare ; 1036 und 1277 : ChoUenwile ; 1306 :
Kotwil = Dorf des Kotto.
KOTTWILBR G0T8CH (Kt. Luzern, Amt Wil-
lisau). 650 m. Höhenrücken ; zieht vom linken Ufer des
Sempachersees gegen SW. bis zu den Dörfern Kottwil
und Zuswil. Der Ueberlieferung nach soll auf der Hohe
einst eine Burg gestanden haben, die mit der gegenüber-
liegenden Burg Kasteln durch eine lederne Hängebrücke
verbunden gewesen sei. Die tatsächlich aufgemndenen
Spuren einstiger Befestigungsanlagen sind aber wahr-
scheinlich nur Beste von Erdwällen, wie sie von den
keltischen und germanischen Ansiedlern aufj^eworfen zu
werden pflegten. Ausserdem Ueberreste einer Bömer-
siedelung und ein alemannisches Gräberfeld.
KRACHEN, KRACHI. Häuflger Ortsname, besonders
in den Kantonen Bern, Freiburg und Luzern oft anzutref-
fen ; bezeichnet ein enges und tiefes Tobel, eine Schlucht
oder einen Abgrund. Vom Ausdruck chrachen = krachen.
KRACHEN (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Bo-
moos). 900-1200 m. Gemeindeabteilung, am NO. -Hang
des Napf und im Thal des Krachen baches ; 5 km nw.
Bomoos. 4 Häuser, 35 kathol. Ew. Kirchgemeinde Menz-
berg. Schulhaus. Viehzucht.
KRACHEN (IM) (Kt. Freiburg, Bez. Sense, Gem. St.
Silvester). 859 m. Weiler, über dem linken Ufer des
Aergcrenbaches (G^rinc) ; 800 m so. St. Silvester und
12,8 km so. vom Bahnhof Freiburg. 11 Häuser, 45 kathol.
Ew. deutscher Zun^e. Acker- und Wiesenbau, Viehzucht,
Holzhandel. Strohflechterei.
KRACHENBACH (Kt. Luzern; Amt Entlebuch).
Wildbach ; entspringt am N.-Hang des Hengst in 1360 m,
fliesst als Grenzbach zwischen den Aemtern Entlebuch
und Willisau durch ein bewaldetes Thal und mündet
nach 4,5 km langem Lauf in der Bichtung nach N. und
NO. 1,8 km. sw. Menzbtrg in 790 m von rechts in die
Kleine Fontannen.
KRACHENHORN (Kt. Graubünden, Bez. Ober
Landquart). 2894 m. Einer der Hauptgipfel der Mon-
steinerkette, 1 km so. vom Ducanpass ( Davos-Sertig-
Bergun) und 4 km so. Monstein. Wird weit weniger be-
sucht als seine aussichtsreicheren Nachbarn Aelplihorn
(30tO m) und Stulsergrat (Muchetta 2627 m).
KRACHIHORN (Kt. Bern, Amtsbez. Ober Simmen-
thal). 1699 m. Felssporn, dem Bäderhorn (2010 m) nach
NO. vorftelagert, im Bergland zwischen Jaun und Bolti-
I gen ; 2 3 Stunden nö. Jaun (Bellegarde). Trägt zu oberst
I ein kleines Basenplateau, das zur Fluhalp gehört.
I KRADOLF (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell. Gem.
I Sulgen). 467 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am rech-
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Kradolt' von Oslen.
ten Ufer der Thur und 2,5 km so. Sulgen. Station der
Linie Sulgen-Go^^sau. Postbureau. Telegraph, Telephon.
Zusammen mit Ober Au und Unter Au : 84 Häuser, 649
zur Mehrzahl reform. Ew.; Dorf: 68 Häuser, 564 Ew. Von
der einst hier stehenden Burg sind nur noch Beste des
Grabens erhalten. Wiesen-, W*»in- und Obstbau, Wal-
dungen. Käserei. Brücke über die Thur nach demgegen-
über gelegenen Schönenberg. Schiess- und Gesangve-
rein. Säge und Parketterie, Herstellung von landwirt-
schaftlichen Geräten und Maschinen. Eine Teigwarenfa-
brik und eine Hafermehlmühle. Stickerei. Ausfuhr von
Gemüse nach Herisau und St. Gallen. Handel mit Futter
und Stroh. Im Thurbett wird Sand und Kies ausgebeutet.
Konsortium zur Erstellung einer Trinkwasserversprgung.
Die Ortschaft hat sich rasch entwickelt ; zählte 1888 nur
34 Häuser und 30t Ew. Geschichtliche Notizen s. beim
Art. Sulgen.
KRiEHBACH (Kt. Zürich, Bez. Horgen. Gem. Wä-
denswil). 440 m. Weiler, 1 km nw. der Station Wädens-
wil der linksufrigen Zürichseebahn ( Zürich- Wädenswil-
Ziegelbrücke). 12 Häuser, 78 reform. Ew. Wiesenbau.
KRiEHEGG (Kt. Appenzell A. B., Bez. Hinterland,
Gem. Urnäsch). 850-920 m. 8 Häuser, auf den Höhen ö.
Urnäsch zerstreut ee legen ; 1.3 km so. der Station Ur-
näsch der Appenzellerbahn (Winkeln-Herisau-Appenzell).
95 reform. Ew. Viehzucht. Bienenzucht. Stickerei.
KROCHEN, KRAIBN. Ortsname, für sich und in Zu-
sammensetzungen häuft(|[ vorkommend ; fast immer einer
frei stehenden Höhe beigelegt. Vom Ausdruck Krai =
768
KßiE
KRA
Ruf, Schrei herzuleiten. Vergl. Brandstetter, J. L. Signal-
punkte in den schtoeiz. Ortsnamen, (Geschichtt freund.
Band 44, 1889).
KROCHEN (Kfc. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Hemmers-
wil). 452 m. Gruppe von 6 Häusern ; 1,2 km w. der
Station Amriswil der Linie Zfirich-Winterthur-Romans-
hom. 24 reform, und kathol. Ew. Kirchgemeinde Som-
meri-Amriswil. Wiesen- und Obstbau. 88o: Chreinthorf.
KRiCHENBOHL (Kt. Aanrau, Bez. Muri, Gem.
Muhlau). 453 m. Gruppe von 9 Hausern, über dem linken
Ufer der Beuss ; 200 m s. der Station Mühlau der Linie
Aarau-Lenzburg- Rotkreuz. 61 kathol. Ew. Ackerbau und
Viehzucht.
KRiCHENBOHL (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Arth).
766 m. 3 Höfe, am O.-Hang der Rigi Scheidegg. Halte-
stelle der Arlh-Rigibahn. In der Nähe die senkrechte
Krähbuhlwand, längs welcher die Bahn sich hinzieht. 20
kathol. Ew. FulterbiBiu und Viehzucht. Schöne Aussicht
auf Goldau, Arth, Steinen, den Lowerzer- und Zugersee.
KRiCHENKGEPFE (Kt. Graubünden, Bez. Heinzen-
berg). Wild zerrissene Felsköpfe,- im N. -Grat des' Piz
Beverin (30(K)m) ; fallen gegen dieNollaschlucht in steilen
und von Runsen zerfressenen Wänden ab. Der Weg von
Thusis über den Glaspass auf den Piz Beverin führt über
den W.-Hang der Krahenköpfe.
KRiCHENBEEWALD ( Kt. St. Gallen. Bez. Rorschach
und Unter Rheinthal). 500-650 m. Waldung, mit dem
Wartenseewald zusammen über dem Weiler Buchen ge-
legen. 53 ha gross. Grosse Steinbrüche in Privatbesitz, in
denen jährlich für 20000 Franken Steine gebrochen
werden.
KRiEHBTEL(Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf. Gem. Buchs).
500 m. Gruppe von 5 Häusern, am S.-Fussdes Schwenkel-
bergs und 1,5 km ö. der Station Buchs der Linie Bülach-
Baden. 26 reform. Ew. Landwirtschaft.
KRiCHTOBEL (Kt. Appenzell A. R., Bez. Vorderland,
Gem. Grub) 841 m. Weiler, an der Grenze gegen den
Kanton St. Gallen, an der Strasse Heiden-Eggersriet, 500
m sw. Grub und 3 km w. der Station Heiden der Berg-
bahn Rorschach-Heiden. 10 Häuser, 63 reform. Ew. Vieh-
zucht.
KRiCIQEN oder KR AYIQEN (Kt. und Amtobez. Bern,
Gem. Muri). 557 m. Weiler, am recliteu Ufer der Aare
und 800 m so. der Station Muri der Strassenbahn Bern«
Muri-Worb. 12 Häuser, 42 reform. Ew. Acker- und
Futterbau.
KRiEMERKCEPFE (Kt. Graubänden, Bez. Ober Land-
quart). 2605, 2812 m. Kamm mit verschiedenen einzelnen
Felsköpfen, zwischen dem Silvretta- und dem Verstankla-
Sletscher und in Steilhängen zu diesem abbrechend. Von
er Silvrettahülte des S. A. C. aus oft bestiegen. Sehr
schöne Aussicht auf die beiden Gletscher und die um-
liegende Gebirgswelt. Liegen auch an der Anstiegsronte
von der Silvrettahütte zum Verstau klathor oder Verstankki-
horn. Der Kamm der Krämerköpfe setzt sich nach SO. im
Gletscherkamm fort.
KRiCZEREN (Kt. St. Gallen, Bez. Gossau, Gem.
Straubenzell). 606-640 m. Dorf, über dem linken Steil-
ufer der Sitter, an der Strasse Winterthur St. Gallen und
1,1 km nö. der Station Winkeln der Linie Zürich-Winter-
thur-St. Gallen. Telephon. 21 Häuser, 215 reform, und
kathol. Ew. Kirchgemeinden Bruggen. Maschinenfabrik;
Papierfabrik, 1566 von Abt Bernhard von St. Gallen ge-
gründet. Die einst in der Nähe stehende Burg, 1080 von
Abt Ulrich erbaut« ist heute völlig verschwunden. 1219:
Chrazarun.
KRiCZEREN (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem.
Rorschacherberg). 690 m. Gruppe von 6 Häusern, am
Kobelbach und 2,3 km sw. vom Bahnhof Rorschach. 28
kathol. Ew. Kirchgemeinde Rorschach. Ackerbau and
Viehzucht.
KRiCZERENBROCKE (Kt. St. Gallen. Bez. Gossau,
Gem. Straubenzell). 609 m. Brücke über die Sitter, 4 km
nö. Herisau und 400 m w. der Station Brugeen der Linie
Zürich-Winterthur-St. Gallen; zwischen den einander
gegenüber stehenden Dörfern Kräzeren und Stocken und
unterhalb der schönen eisernen Bahnbrücke, die 1856 er-
baut wurde, 168 m lang ist und deren Fahrbahn 61,2 m
über dem Flussbett liegt. Die Kräzerenbrücke früher aas
Holz und gedeckt. Heute aus Stein, 177 m lang und 25,5
m über dem Fluss ; 1811 erbaut.
KRiCZERENWAI-DrKt. Appenzell L R.,Gem. RüU).
930-1178 m. Grosse Waldung, am O.-Hang des Hohen
Hirschbergs, 6 km onö. Appenzell und 2 km w. Eichberg.
Stösst im S. an den Auerbach, der weiter unten den
Namen der Ach erhält und dem aus dem Wald eine Reihe
von Nebenadern zufliessen. 216 ha vross, wovon 100 ha
Korporationswald. Teil eines grossen waldkompleies von
1600 ha, der sich auf die t)eiden Kantone Appenzell und
auf den Kanton St. Gallen verteilt. Die ältesten Bestände
bestehen aus Weisstannen, die jüngeren aus Hottannen
oder Fichten. Lehmiger Boden, zu häufigen Rutschungen
geneigt.
KRAIALP (Kt. St. Gallen, Bez Ober Toggen bürg, Gem.
Wildhaus). 1200-1900 m. Alpweide mit Gruppe von 17
Hütten, am S.-Hang des Altmann und 4 km nö. Wildbaus.
Umfasst 625 ha, wovon 125 unproduktiv und 36 mit Wald
bestanden sind. Ueber diese Alp weide führt der von
Wild haus nach Appenzell leitende Kraialppass oder
Zwinglipass.
KRAI ALPFIRST [Kt Appenzell L R. und St. Gallen).
Oberster und sw. Abschnitt des Kammes s. über dem Thal
des Fählensees; ziemlich breiter und abgerundeter
Rücken (2108 und 2131 m). der nac . NW. und SO. in
Steilwänden abbricht. Schärft sich gegen NO. zu, um
dann in dem wieder breiten Roslen- oder SaxerQrst sich
fortzusetzen. In den schmalen Abschnitt des Kammes ist
das halbkreisförmige Felsen kar des sojg. Kessilochs ein-
geschnitten. Nach SW. steigt der Kraialpfirst in Stufen
zur Kraialp ab, von der aus zwischen ihm und dem Alt-
mann der kraialppass oder Zwinglipass von Wildhaus zum
Fählensee hinüberfuhrt.
KRAIALPPA88 (Kt. Appenzell L R. und St. Gallen).
2021 m. Kürzester und daher ziemlich stark begangner
Passübergan^ zwischen Wildhaus und Appenzell/ einge-
schnitten zwischen dem Altmann und dem Kraialpfirst.
Appenzell- Wildhaus 7 bis 8 Stunden. Von Brülisan folgt
der Weg zunächst dem Brülisaubach, geht durch das
Brültobel und am Sämbtisersee vorbei, erreicht entweder
über die Furgglenoder über den den Stiefeiden Fählensee
und dann durch das Hoohthal zwischen Hundstein-Altmann
einerseits und Roslen-Kraialpfirst andererseits die Pass-
höhe, um über Kraialp, Teselalp und Frosalpoder Flüren-
tobel zur Bodenalp und nacli Wildhaus abzusteigen.
Die Gegend in botanischer Hinsicht besonders interessant.
AmN.-Hangfindetman u. a. Pleurospermum austriacum,
Streptopus amplexifolivs, Gnaphalium carpathicum,
Anemone vemalis, Gentiana tenella, Petrocailis pyre^
naica^ Sibbaldia proctimbensy Alchimilla fissa ; am S.-
Abstieg Sedum hispanicum. Der für den Kraialppass
vorgeschlagene Name Zwinglipass hat keinen allgemeinen
Anklang gefunden.
SCHLUSS DES ZWEITEN BANDKS,
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