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Full text of "... Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola"

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3.C.j> 



FENNIA, BULLETIN DE LA SOCIETE DE GEOGRAPIIIK 

DE FINLANDE, a, N:o 7. 






GEOLOGISCHE BEOBACHTUNGEN 



AUF DER 



HALBINSEL KOLA 



VON 






WILHELM RAMSAY. 

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MIT ZWEI TAFELN. 



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HELSINGFORS, 

DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT, 

1890. 



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250624 



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Fknnia, ni, n:o 7. 



■ • 



Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kolaf/;:- 

von 

Wilhelm TIamsay. 

Nebflt einem Anhango: Petrographische Beschreibung der Gesteine des Lujavr-urt. 

Mit zwei Tafeln. 
(Vorgelebt am 2 October 1889). 

An der von Finnland im Jahre 1887 nach der Halbinsel Kola 
ausgesandten naturwissenschaftlichen Expedition nahm ich als Geolog 
Theil. Wie bekannt, war die Aufgabe der Expedition das Innere 
der Halbinsel von Kola bis Ponoj zu durchreisen. Dieses wurde auch 
ausgeführt (Fennia III, n:o 5), wenngleich nach einem Plan, der in vieler 
Hinsicht von dem ursprünglichen verschieden war. Mehrere Umstände 
zwangen nämlich die Expedition ' sich in kleinere Partieen zu theilen^ 
die auf getrennten Wegen das gewählte Forschungsgebiet durchwan- 
derten. Hierbei folgte ich mit jener, die im Inneren der Halbinsel 
von Kola nach Woroninsk und Liyavr, sowie von Woroninsk nach 
Jokonsk sich begab (vergl. die Karte 3, Tafel I), und hatte dann Ge- 
legenheit in diesen Gegenden geologische Beobachtungen zu machen. 
Zuerst wurde ein längerer Aufenthalt in der Stadt Kola ge- 
macht, wodurch die geologischen Verhältnisse in dieser Gegend ein- 
gehender studirt werden konnten. Die Zeit gestattete auch einen 
Ausflug nach der interessanten Insel Eildin. Dagegen wurde die Fischer- 
halbinsel, die allzu weit von der projectirten Reise der Expedition 
abgelegen war, nicht besucht. 

Von Kola ging der Theil der Expedition, welchem ich mich ange- 
schlossen hatte, nach Woroninsk. Der Marsch wurde möglichst be- 
schleunigt, und die Beobachtungen in Folge dessen nur auf die all- 
gemeinen geologischen Erscheinungen beschränkt. Hingegen wurde 
im Dorfe Woroninsk, dessen nächste Umgebung in geologischer 
Hinsicht wenig Wichtiges und Interessantes darbot, aus anderen 
Grüuden eine längere Zeit verweilt. 



• •• 



.*. 






• • 



2 W. RAÄ^4T|;^*-Ö&ologi8che Beobachtungen auf der Halbinsel Kok 






• • 



Yoii\diesem Orte wurde ein mehrtägiger Ausflug nacli dem 

See^ vJÜ*^^ und dessen Umgebungen im Centrum der Halbinsel ua- 

^.^ •terA^cftamen. Dieser Theil der Reise hat die ohne Zweifel geologisch 

..y*:\ Interessantesten Resultate geliefert, nämlich die Entdeckung nnd 

Erforschung der grossen Gebirgsmassen Lujavr-urt zwischen den 

Seen Lujavr und Umpjavr. 

Vom Dorfe Woroninsk wurde die Reise über die Wasser- 
scheide zwischen den Fluss- und Seesysteme des liujavr, Lejavr und 
Jokonga, längs dem let^t genannten nach dem Dorfe Jokonsk am 
Eismeer fortgesetzt. Bei diesem Marsche gingen wir Mieder zu schnell 
vorwärts um eingehendere geologische Beobachtungen anstellen zn 
können. Dazu kam noch, dass ich auf diesem Theil der Reise aucli 
mit kartographischen Arbeiten beschäftigt war. 

Von Jokonsk reisten wir zur See weiter nach Ponoj. Ungünstige 
Winde hielten uns unterdessen drei Tage beim Vorgebirge Svjätoi Nos 
auf, welches gleichzeitig untersucht wurde. Während der fortgesetzten 
Seereise konnten einige Beobachtungen über das Aussehen des nord- 
östlichen Küstenlandes vom Boote aus gemacht werden. Unser mehr- 
tägiger Aufenthalt in Ponoj schenkte mir Gelengenheit zu mehreren 
nicht unwichtigen Beobachtungen. Diese sind in vielen wichtigen 
Punkten durch die Angaben über die geologischen Vorkomnisse an 
einigen Stellen auf der Ost- und Stidostküste, welche Dr Kihlman 
von seiner Forschungsreise im letzten Sommer (1889) mir freundlichst 
mitgetheilt hat, später completirt worden. 

Von früheren Forschungsreisen zu geologist^ien Zwecken nach 
der Halbinsel Kola sind mir folgende bekannt. Die erste von diesen 
dürfte wohl die sein, welche im Auftrage der russischen Regie- 
rung am Ende des letzten Jahrhunderts von einigen Bergingenieuren 
gemacht wurde, welche die Vorkomnisse von nutzbaren Mineralien 
im Lande untersuchen sollten. Auch in späteren Jahren sind solche 
Untersuchungen unternommen worden. * 

Im Jahre 1839 besuchte Böhtlingk** das russische Lappland. 

* Schirokin, FopHnR H^ypnaji. 1845 I: 3. 

** W, Böhtlingk. Bericht über eine Reise durch Finnland und Lappland. 
Erste Hälfte: S:t Petersburg— Kola. Zweite Hälfte: Eeise längs den Ktlsten des 
Eismeeres. Bulletin scientifique de racadömie de S:t Peterb. 1840. VII, 107— 
—128 und 191-206. 



Fennia, III, n:o 7. : . /- 3 

-' - " -*' ' 

Er reiste dahin durch Finnland und gelangte in das'KoUgebiet bei 

den Quellen des Nuotjoki, von welchen er längs dem 5^QCj!d^ .jjind 

dem Tulomaflusse nach der Stadt Kola kam. Von hier aüs-f^blst^ 

••• • ••• 

er zuerst nach der Fischerhalbinsel und dem Warangerfjord und/;-'; 

• *• 

dann ostwärts längs der ganzen Küste der Halbinsel von Petschenga 
nach Kantalaks. (Tafel I, Karte 3). 

Um rein praktische Untersuchungen zu machen kamen die 
deutschen Ingenieure Forstet' und Baldauf zu diesen ferne liegenden 
Gegenden in den Jalireu 1868 und 1878. Sie untersuchten einige 
von den erstgenannten Reisenden gefundene und eine Zeit bearbei- 
tete Fundorte in der Gegend von Kantalaks und Umba. Da- 
neben sammelten sie Handstücke von den dortigen Gesteinen. Selbst 
haben sie nichts ttber ihre Beobachtungen publicirt, aber wir ver- 
danken dem Herrn Prof. Stelzner* bei der Freibei^er Akademie, 
in deren Sammlungen die mitgebrachten Handstücke aufbewahrt, 
werden, eine petrographische Beschreibung derselben. 

Der von der Naturforschergesellschaft in S:t Petersburg nach 
der Halbinsel Kola im Jahre 1880 ausgerüsteten Expedition folgte 
Herr Kudrjavjsoff als Geolog. ** Er erforechte die Strecke zwischen 
Kantalaks und Kola (Tafel I, Karte 3). 

Ausserdem findet man einzelne Notizen von geologischem Inte- 
resse in den Berichten von Reisenden, die zu anderen naturwissen- 
schaftlichen Zwecken diese Gegenden besuchten, z. B. in den Reise- 
schilderungen von V. Baer ♦*♦ und v. Middendarff. **** 



Wie man auf der Karte (Taf. l, Karte 3) sieht, bilden die Gegenden 
auf der Halbinsel Kola, welche durch die von den obengenannten For- 
schern und von mir unternommenen Reisen geologisch bekannt worden 

* A. Stelzner. Bemerkungen über krystalliniscbe Sc-hiefergesteine aus 
Lappland. Neues Jahrbuch fftr Mineralogie, Geologie und Paläontologie 1880 II 102. 

** N. Kudrjavzoff, KoJCKift nojyocTpOB'b. Tpy/iH CaBRT<IJeTep6yprcKaro 
o6mecTBa ecTecTBOHcnHTaiejieft. XII, 2 und XIV, 1. Petersburg 1882 u. 1883. 

*** r. Baer. Expedition d Novaja-Zemlia et i»n Laponie. Bulletin scienti- 
fique de PacadSinle de S:t Peterb. 1838. III, 132. 

**** 17. Middendorff. Bericht über einen Abstecher durch das Innere von 
Lappland, während der Sommer-expedition, im Jahre 1840. Beiträge zur Kennt- 
nisB des russischen Reiches. XI, 130. 






• «. 



4 W. RAMR^Xe*«jl^ologi9ch<» Beobacbtnngen anf der Halbinsf»] Kola. 

sind, nqr einen 'sbhr kleinen Theil des ganzen ausgedehnten Terrains. Es 

ist'jSMm ihöglich mit diesem geringen Material von Beobachtungen 

• • *•• 
•acH *eine Vorstellung von der geologischen Zosammensetzung des Lan- 

•/•'*;'*. ües zn bilden, sei es anch in ganz allgemeinen Zttgen. Ich verzichte 
dämm im Folgenden daranf, eine • allgemeine Übersicht der geolo- 
gischen Verhältnisse zn geben, und theile nur die eigenen Beob- 
achtungen, ans den von mir durchreisten Oegenden, mit. 

Wo es mir möglich erscheint, werde ich indessen versuchen 
meine Beobachtungen mit denjenigen der übrigen Forscher zusam- 
menzustellen. 



Die Halbinsel Kola hängt in geographischer, wie in geologischer 
Hinsicht mit der scandinavischen Halbinsel und Finnland zusammen. 
Sie besteht aus geologischen Bildungen, ähnlich jenen, welche in den 
genannten Ländern angetroffen werden, und im Grossen findet man 
die Spuren derselben geologischen Perioden und Ereignisse, die den 
übrigen Theilen des ,.baltischen Schildes'' eigen sind. Auch die oro- 
graphischen Verhältnisse zeigen mehrfach Uebereinstimmungen, und 
wenn die Halbinsel Kola in mancher Hinsicht sich als ein eigenes, 
typisches Gebiet darstellt, wird sie doch durch allmähliche Über- 
gänge mit den angrenzenden Landschaften verbunden. 

Im Westen grenzt das russische Lappland an das finnische. Der 
in diesem mit dem Namen Suolaselkä bezeichnete Landrücken hat 
auf dem Gebiete der Halbinsel Kola seine Fortsetzung in den hohen 
Gebirgen bei Nuotjärvi und westlich vom See Imandra, unter denen 
die Monsche-tundra und das Tschyngebirge die höchsten sind. Von dem 
See Imandra und den von seinen nördlichen und slldlichen Enden 
ausgehenden Thälem werden diese Höhenzüge unterbrochen, aber 
östlich von dieser Senkung erhebt sich wieder ein stark hügeliges 
Gebiet. Hohe Gebirge, Tundren und Hügel werden von einander 
durch zahlreiche mehr oder weniger breite, von Geschieben, Morästen 
oder Seen erfüllte Thäler oder sumpfige Niederungen getrennt. 

Die grössten Gebirge auf der Halbinsel Kola sind die Tundren 
Chibinä oder Umptek zwischen den Seen Imandra und Umpjavr. Ihr 
höchster Punkt ist nach Angaben von Kudrjavzoff VysokijMys am 



Fennia, iir, n:o 7. 5 

Ufer des Imandra und liegt 920 Meter ttber dem Meere. In ihren 
östlichen Theilen scheinen doch diese Gebilde höher gelegene Par- 
tieen zu haben. Uenn sie sind nach den Messungen vom Kartographen 
der Expedition ganz gewiss hölier als die östlich davon zwischen 
Urapjavr nnd Lnjavr liegenden Gebirge Lujavr-urt. Ihre grösste 
Höhe wurde zu 970 m ttber den Seen, welche ungefähr 140 m ttber 
dem Meere liegen, bestimmt. Die Übrigen Tundren und Höhen sind 
bedeutend niedriger. Die höchsten, welche die Expedition zwischen 
Kola und Woroninsk traf, waren die Kildinschen Tundren mit 
Wilkiswum (500 m). 

Gegen Osten macht sich ein merkbares Abnehmen der mittleren 
Höhe der Gebirge und Httgel geltend. Die einzelnen Berge erheben 
sich nicht mehr so hoch ttber die umgebenden Niederungen, ihre 
Formen werden mehr abgeflacht, und allmählicb findet ein Übergang 
in das östliche ausgedehnte, beinahe horizontale Kttstenplateau statt. 

Die Berge und Höhen haben im Allgemeinen schwach geneigte 
Abhänge und flach abgerundete Formen, characteristisch für eine 
hogelige Gegend, die den Wirkungen einer Eisperiode ausgesetzt war. 
Nur in den höchsten Gebirgen, ' Lujavr-nrt findet man steile Felsen- 
wände und Abhänge. 

Die zwischen den Höhen liegenden Thäler, Ebenen und grös- 
seren Seen scheinen auf einem mittleren Niveau von ungefär 130>- 
150 m zu liegen. Zu dieser Meereshöhe steigt man sehr schnell 
von der Küste hinauf. Der See Imandra liegt 109 m über dem 
Weissen Meere (Ktidrjavzoff), Lujavr und Umpjavr ungefähr 140 
m (Petreliiis). Dieselbe Höhe hat die östliche Hochebene (140— 
150 m). Die geringen Höhenunterschiede machen sich darin bemerkbar, 
dass der Lauf der P'lüsse im Inneren der Halbinsel verhältnissmässig 
ruhig ist; die grössteu Stromschnellen und Wasserfälle bilden sie in 
der Nähe der Küsten. 

Gegen NO und ü steigen die Küsten der Halbinsel sehr steil 
aus der See empor. Vom Meere aus gesehen, zeigt sich das Land als 
ein hohes, ziemlich ebenes Plateau. — Die Sttdkttste der Halbinsel 
ist flacher. — Im Allgemeinen vermisst man „Schären** bei den 
Küsten, ein Umstand, welcher zum Theil die Halbinsel Kola von den 
damit zusammenhängenden Ländern unterscheidet Östlich vom Kola- 



6 W. Ramsat, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola. 

fjord kommen weder Schären noch tief ins Land eindringende Bachteu 
vor. Westlich davon and beim Golf von Kantalaks findet sich da- 
gegen diese fttr die nordeuropäischen Länder im Allgemeinen so 
characteristische Küstenform typisch ausgebildet. 

Für die nähere geographische Orientirung der weiter unten 
geologisch beschriebenen nnd erwähnten Orte will ich auf die von 
Herrn Petrelius zusammengestellte, in diesem Bande von Fennia (lü, 
n:o 5) veröffentlichte, neue Karte von der Halbinsel Kola hinweisen. 



I. 

So weit es bekannt ist, scheint der feste Boden auf der Halb- 
insel Kola, mit Ausnahme untergeordneter Gebiete bei den Küsten 
und des von Eruptivmassen erfüllten Terrains in ihrem Centmm, 
ausschliesslich aus Grundgebirge zu bestehen. (Tafel I, Karte 4). 
Archäische Bildungen fand Böhtlingk beinahe an allen von ihm besuchten 
Ort€n; die von Stelzner beschriebenen Gesteine aus der Umgebung 
von Kantalaks und Umba gehören zu den krystallinen Schieferge- 
steinen, und zwischen Kantalaks und Kola fand Kadrjaveoff nur 
Glieder der primitiven Formationen. Beim KoIaQord und im Inneren 
des Landes zwischen Kola und Ponoj und an der Ostküste bei Svjätoi 
Nos und Ponoj habe ich nur Grundgebirge fest anstehend ange- 
troffen. 

An den Meeresküsten und den Ufern des Kolafjords sind die 
Gesteine überall sichtbar und für Untersuchungen leicht zugänglich. 
Im Inneren des Landes dagegen wird der Boden von mächtigen 
Moränablagerungen bedeckt, welche sich sogar über die höchsten 
Theile ziemlich ansehnlicher Berge ausbreiten. Dieses ist be- 
sonders der Fall im westlichen Theile des Landes. Auf der von der 
Expedition durchwanderten Sti-ecke zwischen Kola und Woroninsk 
sind nm* die höchsten Gebirge, die KildinscheuTimdi-en, entblösst von 
dieser Moränendecke. In diesen Gegenden sind die Beobachtungen 
über den Bergboden daher auf die obengenannten hohen Gebirgen und 
einige zufällig angetroffene steile Bergwände mit nacktem Gesteine 
beschränkt. Nach Osten hin nimmt die Mächtigkeit der losen Bildungen 



Fennia, III, n:o 7. 



ab, und sie bedeckeu nicht mehr die Höhen ganz vollständig, wo- 
durch das blosse Gesteiu öfter an den Tag kommt, was der Fall 
zwischen Woroninsk und Jokonsk ist. 

Überall in den von mir besuchten Gegenden bilden die krystal- 
linisch-schiefrigen Ge-steine vertical stehende oder sehr steil fallende 
Schichten. Folgende Streichungsrichtungen sind für sie beobachtet 
worden. 



Ort 

1) In der Kolagegend: 
Lukinskaja Pachta 

^/2 km. SO von Karaul- 
naja Pachta 

SO Ufer des Tulomafj. 
1 km. von Kola 

Beim Wasserfalle bei 
Kola 

Die Tundra Goijela 

Abramovaja Pachta 

2) Zwischen Kola und 
Woroninsk: 

c. 10 km. V. Dorfe 

Kildinsk 
Pjätsuajv 

Die Kildinschen Tundren 

3 km. W V. Woroninsk 

3) Zunschen Woroninsk 
und Jokonsk: 

Woroninsk 

Die Westseite von Pul- 

masuajv 
Centrum des Pulmasuajv 
Die Ostseite desselben 
Zwischen Anajavr und 

Porjavr 



Gestein. 



Glimmergneiss 



8ti. Bichtimg. 



N78ÖW 



Vi 



N41«W 



. . N600W 

granatfUhrender Glimmer- 1 

gneiss / 

Glimmer und Hornblende- 1 NTO^'W 

schiefer. / (Mittel) 

granatf&hr. Glimmergneiss N70<^W 

N54«W 



granatf&hr. Glim. gneiss N10<>W 

N640W 

Hornblendeschiefer |n500-60«W 
und Glimmergneiss / 
Gneissgranit N60«W 



Glimmergneiss und ) WNW 
Gneissgranit j 



Glimmergneiss 
Homblendegneiss 
Glimmergneiss 
Glimmer- und Hom- 
blendegneiss 



N400W 

N8«-20«W 

N30«W 

N20«W 



8 W. Ramsay, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola. 



JokoQsk 


Gneia8granit 


XNW 


4) An det' Ostküste: 






Svjätoi Nos 


GueiKS 


NNW 


Ponoj 


Gneiss und Schiefer 


N S 


Karabelnaja Navolok 


»7» n 


N10«0 



Böhtlingk giebt die Streicbungsrichtungen der vou ihm gesehe- 
nen krystallinen Schiefergesteine nicht an. Nach Ktidrjavzoff ist 
das . Streichen in der Gegend zwischen Kantalaks und Imaudra W NW 
- OSO. 

Eine Znsammenstellung aller dieser Beobachtungen erweist, dass 
die Bichtung WNW— OSO, von zaUreichen localen Abweichungen 
abgesehen, im Westen vorherrschend ist Sie bildet eine unmittelbare 
Fortsetzung der gleichen Streichungsrichtungen im nördlichen Finn- 
land. '*' Gegen Osten scheinen die Streichungsrichtungen in NW— 80 
und NNW — SSO überzugehen; bei Ponoj wurde N— S gemessen. 

An den einzelnen von mir besuchten Orten treten folgende 
aixhäische Bildungen auf. 

An den Ufern des Kolafjords und in den nächsten Umgebungen 
der Stadt Kola kommen hauptsächlich zwei verschiedene Gesteine vor, 
das eine ein grobflasriger, grauer Gneissgranit, das andere ein fein- 
schiefriger, grauer, granatführender Gneiss. (Siehe Tafel I, Kartei). 

Das erst genannte Gestein besteht aus weissem Feldspath 
(Mikroklin, z. Th. Plagioklas), grauem Quarz und schwarzem 
Glimmer, welcher hinter den übrigen Bestandtheilen zurücktritt. Es 
hat ein grobkörniges Gefuge und eine grobflasrige, nicht immer 
deutlich wahrnehmbare Parallelstructur. Dieses Gestein bildet die 
Ufer des nördlichen Theil des Kolafjords vom Eismeer bis zur Ge- 
gend vom Felsen Hiebnaja Pachta. 

Südlich davon f&ngt der granatführeude Gneiss au. Er ist 
glimmerreicher als das oben beschriebene Gestein, fuhrt accessorischeu 
Granat in sehr grosser Menge und hat eine ausgeprägte Gneisstruetur. 
Von diesen beiden Gesteinen ist das ei*stgenannte^ welches ohne 
Zweifel ein Granit ist, das jüngere. Es enthält zahlreiche Eiula- 

* GeologiBk öfversigtskarta öfver Finlaud, ausgegeb. vou K, Ad. Mohenj. 
Helfliugfors 1885. 



^ 



Fknnia, III, n:o 7. 9 

gerungen und Bruchstücke des grauatführendeti Gneisses, z. ß. in 
sehr grosser Menge beim Lappeulager am Vorgebirge Saluij. 

Sowohl im Gueissgranit als besonders im Gneisse kommen zahl- 
reiche, oft mächtige Lager von Hornblendegueiss vor. 

Die Felsen Lukinskaja und Karanlnaja Pachta, SO von der Stadt 
Kola, bestehen theilweis aus anderen Gesteinen. In ihnen findet man 
einen grauen, granatfreien Glimmergneiss und einen rothen, steng- 
ligen, granulitähnlichen -Granit. 

* Der Felsen am Wasserfalle bei Kola ist aus Hornblende- und 
Glimmerschiefer zusammengesetzt. — 

Von Kola ging der Weg der Expedition in südöstlicher Rich- 
tung gegen Woroninsk. Da diese ungefähr die Sti*eichungsriclitung 
der Gesteinschichten in dieser Gegend ist, war wenig Abwechselung 
zu erwarten. Es wurde auch anfangs ausschliesslich derselbe gi*aue, 
gi^anatftthrende Glimmergneiss, welcher bei Kola hen*8chend ist, ge- 
funden. Erst auf den Kildinschen Tundren wurde diese Einförmig- 
keit einigermaassen unterbrochen, indem hier zwischen den Glim- 
merschichtan Lager von Hornblendeschiefer und hornblendehaltigeu, 
gabbroähnlichen Gesteinsarteu vorkommen, welche Bnichstncke des 
Hornblendeschiefei-s und Gneisses einschliessen. Die Gabbrolager 
sind flasrig' schief rig mit der Streichuugsrichtung des umgebenden 
Gnei&ses. 

Zwischen den Kildinschen Tundren und Kui^ok (O von Ryhp- 
javr) ist der Boden mit losen Bildungen bedeckt. Beim Ufer des 
Kufjoks findet man jedoch einen kleinen Felsen, der aus rothem, 
mittelkörnigem Biotit^ranit besteht. Von hier aus bis Woroninsk 
besteht das (iestein, wo es sichtbar ist, aus einem meist gi*auen, 
bisw;eilen rothen Granitit, der Bruchstücke und Einlagerungen von 
Glimmergneiss einschliessen kann und nicht selten selbst flasrig ist 
mit der vorhen-schenden Streichungsrichtung NW— SO. 

Mit Ausnahme von zwei kleinen Felsen bei Woroninsk ist die 
feste Endrinde an den Ufern des Flusses Woronje in seinem oberen 
und mittleren Lauf überall von losen Bildungen verhüllt. 

Bei Woronhisk und auf einer weiten Strecke gegen Osten be- 
steben die Berge aus demselben Granit mit (jneisseinlagerungen, der 
bei Kufjok anfing. Er bildet die Tundra Irmuajv. Das Pulmas- 



10 W. Ramsat, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola. 

najv östlich davon ist dagegen von verticalstehenden Schichten von 
Glimmer- und Hornblendegneiss aufgebaut. Auf dem Sattel zwischen 
dem Pulmasuajv und dem Kuspoania trifft man eine kleinere Par- 
tie von Pegmatit. Der oberste Theil des Kuspoania besteht aus 
Granitit, ähnlich dem obengenannten. Sein südöstlicher Theil wird 
von einem feinschiefrigen, glimmen^eichen Gueisse gebildet. Hiernach 
folgt eine weite, von losen Bildungen bedeckte Strecke (Paitspachk^ 
Pjäsmorroda u. a.). Zwischen den Seen • Anajavr und Porjavr 
erhebt sich ein hoher Bergwall von Glimmer- und Hornblende- 
gneisschichten. Am westlichen Ufer des Sees Kolmjavr bestehen die 
Gebirge aus Granit. — Der Padslam wird von einem schiefrigen 
Amphibolit gebildet, mit Ausnahme des höchsten Theiles, der aas 
Pegmatit besteht. Von dieser Stelle bis zur Mündung des Jo- 
kongaflusses enthalten alle die überwanderten Berge, mit Ausnahme 
des Pageruajv, flasrigen Granit und Gneissgranit. Der Pageruajv 
besteht aus Diabas. 

Auf dem Vorgebirge Svjätoi Nos und der Ostküste zwischen dem- 
selben und Ponoj tritt am meisten ein rother Gneissgranit auf. 

In der Gegend von Ponoj besteht die Hochebene aus verti- 
calstehenden oder stark gegen Osten einfallenden Schichten von ähn- 
lichem Gneissgranit, abwechselnd mit solchen von Chlorit^ und Horn- 
blendeschiefer. Besonders mächtig sind die Lager von Chloritschiefer 
am Vorgebirge Karabelnaja. Auf halbem Wege zwischen Luchta und 
Ponoj kommt am nördlichen Ufer der Flussmtindung zwischen den 
Gneissgranitlagern ein c. 3 m breites Lager von einem grobkörnigen 
Gemisch vor, welches aus gleichen Theilen Quarz und Calcit besteht. 
Sowohl der Quarz als der Calcit zeigen viele Spuren eines gewaltigen 
Druckes. — 

Aufseiner Reise fand Böhtlingk folgende krystallinische Gesteine. 
Sotatunturi an der Grenze zwischen Finnland und Russland besteht 
aus Gneissgranit, die ungefähr 160 m hohe Tundre Nuottunturi beim 
See Nuotjärvi zum grössten Theil aus Hornblendeschiefer. An sei- 
nem Fusse befinden sich Lager „(luarzführender, schiefriger Ge- 
steine**. Zwischen Nuotjärvi und Kola kommen mehr als 600 m hohe 
Berge von „Gneissyenit" vor. Von der Insel Kildin am Eismeer 
gegen Osten ist die Küste von Gneissgranit gebildet, welcher von 



Fbnnia, III, n:o 7. 11 

Diorit in grosser Menge durchbrochen werden soll. An derSttdktiste 
bei der Bacht von Kantalaks fand er krystalline Schiefergesteine 
mehrerer Art vor. 

Stelzner hat folgende Gesteine aus der Umgebung von Kanta- 
laks und ümba beschrieben (1. c): grauen Gneiss und Hornbleode- 
gneiss von Umba und der Bäreninsel, augitführenden Gneiss 6 km west- 
lich von Umba und von der Bucht Poria, Granulit von demselben Orte, 
granatreichen Diallaggranulit von der Bäreninsel und Poria Guba, 
Syenitschiefer von Poria Guba und Hornblendequarzschiefer aus 
derselben Stelle. 

Kudrjavzoif (1* ^) ^^^ Granite, Gneisse, ihre Übergangsformen, 
Granitgneiss und Gneissgranit, sowie Chlorit-, Hornblende- und Glim- 
merschiefer gefunden. 

Die wenigen bis jetzt gesammelten Beobachtungen über das 
Grundgebirge auf der Halbinsel Kola, zeigen, dass es eine recht 
grosse Manningfaltigkeit der Glieder hat, dass jedoch eine vollständige 
Übereinstimmung zwischen diesen und den Gesteinen aus den ar- 
chäischen Gebieten in Finnland, Scandinavien u. a. Ländern herrscht. 



n. 

An mehreren Orten an den Ufern der Halbinsel Kola werden 
kleinere Gebiete sedimentärer Gesteine angetroffen, welche jünger 
sind als die im Übrigen vorherrschenden, primitiven krystallinischen 
Gebilde und in ihrem ganzen geologischen Auftreten von diesen 
scharf getrennt sind. Von jenen Gesteinen werden die Fischerhalb- 
insel, die Insel Kildin und mehrere Partieen der Ost- und Südostküste 
gebildet, und ausserdem liegen lose Reste derselben auf weiten Strec- 
ken zerstreut. 

Von diesen Gebieten besuchte ich während des Aufenthaltes 
der Expedition in der Stadt Kola die Insel Kildin. Diese Insel liegt 
im nördlichen Eismeere c. 30 km östlich von der Mündung des Kola- 
fjords (Tafel I, Karte 1 ). Durch ihre besondere von den Formen des nahe- 
liegenden Festlandes abweichende Gestalt lenkt sie die Aufmerk- 
samkeit sogar des. fluchtigen Beobachters auf sich. Das Festland 



12 W. Ramsay, Geologische BeobachtUQfiren auf der Halbinsel Kola. 

besteht aus Felsen von Gneissgranit mit tlieils eckigen, zerrissenen, 
theils abgerundeten Fonnen. Getrennt davon durch einen schmalen 
Sund erhebt sich Kildin mit beinahe senkrechten Ufern zu einer 
ansehnlichen Höhe, oben eine beinahe horizontale Hochebene bil- 
dend. Eine nähere Uutarsuchung zeigt, dass diese Gestalt vom 
geologischen Bau der Insel bedingt wird. 

Von Osten bis Westen ist die Länge der Insel ungefähr 18 
km, ihre grösste Breite 5 km. Die steil ansteigenden Ufer sind 
das westliche nnd nördliche. Auf der südlichen Seite ist sie zu- 
gänglich, und dies am besten auf der östlichen Landspitze Mogilnij. 
Hier erhebt das Ufer sich terassenformig in'mehreren Absätzen zur 
Hochebene, deren höchster Punkt (193 m, 650 Fnss*) sich im 
westlichen Theile befindet. 

Dieses Plateau- land ist ansschliesslich von beinahe horizontalen 
Schichten sedimentärer, klastischer Gesteine aufgebaut. Die von 
der ursprünglichen Lage beobachtete Abweichung ist eine Neigung 
von c. «^^^ gegen NNO, welche jedoch nicht constant ist, denn stel- 
lenweise kann man eine schwache Biegung der Schichten wahrnehmen . 

Die Gesteine sind feinkörnige Sandsteine wechselnder Farbe, 
nämlich roth, hellgelb, meistens jedoch grau und schmntziggriin. Ihre 
Zusammensetzung vamrt von rein quarzitischer bis solcher mit einem 
recht ansehnlichen Gehalt von Thon und Kalk. In einigen Schichten 
nimmt dieser vollständig überhand und das Gestein ist ein reiner 
Thonschiefer oder Kalkstein (Dolomit). Die einzelnen, vei*schiedeu- 
farbigen Sandsteiuschichten und die des Thouschiefers und Kalksteins 
sind im Allgemeinen nicht dick, und wechsehi vielfach mit einander ab. 
Ihr geologisches Alter konnte nicht bestimmt werden, weil sie keine 
Fossilien flihren. 

Der scharfe Contrast zwischen der aus horizontalen Sediment- 
schichten aufgebauten plateanähnlicheu Insel Kildin und dem daneben 
liegenden aus Gnindgebirge bestehenden Festlande scheint mir nur 
iina Erklärung zu erlauben, nämlich, dass hier bedeutende Ver- 
werfungen und Landseukuugeu stattgefunden haben. Die steil ab- 
geschnitteneu, horizontal ausgehenden Schichten auf der Insel haben 
früher eine Fortsetzung gehabt, und mau muss annehmen, dass sie 

* Reinecke, Seekarte, 1825. 



Fennia, MI, n:o 7. 13 

selbst ein sehr geringer Rückstand mächtiger Ablagerungen sind, 
die jetzt vielleicht auf einem anderen Niveau sich befinden. Nach 
der Zeit, in welcher diese Sedimente abgelagert wurden, sind ge- 
waltige radiale Bewegungen in der Erdkraste eingetroffen, durch 
welche Gesteinslager, die vorher in übereinander liegenden Niveaus 
waren, in gleiche Höhe gebracht worden sind. Die wahrscheinlich weit 
ausgedehnten Ablagerungen nördlich von Kildin sind mit dem darun- 
terliegenden Theil der Erdkruste eingesunken, und bilden den Boden 
des jetzt sie bedeckenden Eismeeres. Ein kleines Gebiet, die Insel 
Kildin, hat sich nur bis zum Niveau des Grundgebirges auf dem 
Festlande gesenkt. Die auf der Kolahalbinsel liegenden Theile die- 
ser Ablagerungen sind später zerstört und weggeführt worden. 

Man könnte auch annehmen, dass die jetzige Küste das Ufer 
war, bei welchem die Kildinschichten abgelagert wurden. Aber 
dann ist man gezwungen eine ältere Ven^'erfung vorauszusetzen, 
nm das Dasein der steilen Küste und des tiefen Meeres zu erklären. 
Und femer müsste man in den Ablagerungen Bildungen finden, 
welche die unmittelbare Nähe des Ufers andeuten würden, wie Ge- 
rolle und gröberen Sand. Solche findet man aber nicht. Weiter 
wäre es schwer zu erklären, warum diese Gesteine nur in diesem 
kleinen Gebiet vorkommen, und plötzlich an der Meei-esseite auf- 
hören und auch an den Küsten der Halbinsel keine Fortsetzungen 
haben. Denn wenn man voraussetzt, dass die übrigen Theile durch 
Denudation oder Abrasion zerstört worden sind, erscheint es etwas 
sonderbar, dass gerade dieser kleine Theil unberührt geblieben sein 
sollte. Eine Abrasion oder Denudation ermangelt hier auch ihrer 
Bestätigung durch etwaige entstandene Neubildungen. 

In geologischer Hinsicht gleich gebaut mit der Insel Kildin ist 
die Fischerhalbinsel. Auch sie hat einen aufiallend tafelähnlichen 
Bau, der sehr vom Aussehen des Festlandes abweicht. Über seinen 
geologischen Bau berichtet BöhÜingk (I. c. s. 198): 

„Wenn man von der Mündung der Peisse der Landenge zu- 
steuert, welche den Continent mit der Fischerhalbinsel verbindet, so 
erblickt man ein enges tiefes Thal, welches von beiden Seiten von 
steil ansteigenden Felsen begrenzt wird. Auf der Südseite bilden 
die Felsen des Festlandes eine grosse Zahl kleiner zerrissener Kup- 



14 W. RamSAY, Geologische Beobachtungen auf der HalbinsH Kola. 

pen/' Diese Kuppen bestehen aus granitischen Gesteinen. „Ein 
ganz anderes Bild geben die gegenüberliegenden Felsen der Halb- 
insel; hier wechseln die saigern Wände mit breiten söhligen Teras- 
sen, und bei Annäherung zu denselben, erkennt man, dass es wenig 
gegen den Horisont geneigte Schiefer sind, welche durch die Zer- 
störbarkeit ihrer Lager, diese Stufenbildung bedingten; mit ihren 
Ausgehenden dem Oontinent zugewendet, bilden sie auf der Höhe 
ein breites Plateau, das sich allmählig gegen NO neigt, und dadurch 
in dieser Richtung an Höhe verliert." 

„Die untersten Lager der Schiefer, welche am Meerasstraude 
anstehen, bestehen aus kömigen Quarzfels, der in einigen Bänken 
ein dichtes Gefüge annimmt. Man unterscheidet in diesem festen 
Sandsteine deutlich die verschiedenen Gemengtheile, aus denen er 
gebildet wurde. Quarz ist vorherrschend, doch findet man auch 
lichtfleischrothe Feldspathkömer, vollkommen dem Feldspathe ähnlich, 
der die granitischen Gesteine des gegenüberliegenden Festlandes 
zusammensetzen hilft. Die Schichtungsflächen dieser Bänke sind 

häufig gewellt. Auf die quarzigen Schichten folgen im 

Hangenden thonige Schiefer von dunkelgrauen und bräunlichen 
Farben, oft roth gesprenkelt, und auf diese lagert weisser und gelb- 
licher Sandstein in mächtigen Bänken.'' 

„Diese Schiefer lagern abweichend auf dem Gneiss und Granit 
des Festlandes; die Grenze beider Formationen läuft längs der Land- 
enge hin, doch ist die Verbindung durch die Diluvialflnthen fast 
überall gestört worden, und nur auf wenigen Stellen findet man die 
Quarzschiefer auf den älteren Gebilden ruhend.^' 

„Die Granit- und Dioritgänge, welche die Felsgebilde des Fest- 
landes durchziehen, setzen alle bei dem Quarzschiefer ab, ohne den 
geringsten Einfluss auf diese zu äussern. Die regelmässige La- 
gerung der Schiefer im südwestlichen Theile der Halbinsel, ist be- 
sonders auffallend, da der nordöstliche, vom Festland entfernte Theil 
bedeutende Störungen erlitten, und überhaupt mehr veränderte Ge- 
bilde aufzuweisen hat. Der Thonschiefer herrscht vor, und wird durch 
Quarzgänge in seinen Lagerungsverhältnissen gestört. "^ 

Aus der Beschreibung BöhÜingks geht hervor, dass die Fischer- 
halbinsel in gleichartiger Weise aus ähnlichen Gesteinen' aufgebaut 



Fennia, III, N.o 7. 15 

ist wie die Insel Kildin. Nach seinen Beobachtungen ruhen die 
Sandsteinslager der Fischerhalbinsel unmittelbar auf dem abradirten 
Grundgebirge. Ohne Zweifel ist dies auch mit den Ablagerungen 
auf Kildin der Fall. Auch auf der Fischerhalbinsel sind Fossilien 
nicht gefunden worden. 

Dass man hier dieselben geologischen Ereignisse zur Erklärung 
des isolirteu Auftretens der von der übrigen Umgebung verschieden 
zusammengesetzten Fischerhalbinsel vorauszusetzen hat, wie bei Kildin, 
ist selbstverständlich, und der Beweis dafür ist hier noch augen- 
scheinlicher, als dort. Die von Bohtlingk am nordöstlichen Ufer 
erwähnten Störungen an der im Übrigen beinahe in ihrer ursprüng- 
lichen I^age gebliebenen Schichten bezeichnen die Bruclistelle der 
Venverfung zwischen der Halbinsel und den nördlich davon einge- 
sunkenen Gebieten. Die hier auftretenden Quarzgänge setzen die Über- 
einstimmung mit früher von anderen Orten bekannten Verwerfungs- 
breccien und ähnlichen Gebilden ausser Zweifel. — Wahrscheinlich 
hat eine Verwerfung auch an der Südseite der Halbinsel stattgefunden. 

Von Kildin gegen Osten fehlen am nordöstlichen Ufer der 
Halbinsel Kola alle Überlieferungen jüngerer sedimentärer Gesteine. 
Erst auf dem Vorgebirge Svjätoi Nos begegnet man in der Form 
von am Boden zerstreut liegenden Scherben und kleinen Blöcken wieder 
Spuren dieser Gesteine, welche denen auf Kildin ganz ähnlich sind. 

Wie früher erwähnt, ist der Bergboden hier Grundgebirge. Dieses 
zeigt indessen in seinem Bau eine Erscheinung, welche vielleicht in 
Zusammenhang mit den Verwerfungen, die bei der Fischerhalbinsel 
und der Insel Kildin auftreten, gestellt werden kann. Die Streichungs- 
richtung der Gneissgranitschichten ist im Allgemeinen parallel mit der 
Längenrichtung des Vorgebirges, d. h. NNW— SSO. Davon bilden 
aber die Schichten auf der nördlichsten Landspitze eine Ausnahme, 
in dem sie N— S streichen. Die Grenze zwischen den ungleich 
streichenden Partieen ist scharf, und hier liegt ohne Zweifel eine gegen- 
seitige Verschiebung derselben vor. 

Beim Vorgebirge Svjätoi Nos föngt ein längs der ganzen Ost- 
küste sich eratreckendes Gebiet an, welches sich in seinen topogra- 
phischen Verhältnissen von den westlichen Theilen der Halbinsel Kola 
sehr unterscheidet. Es ist die anfangs erwähnte Hochebene. Die 



10 W. IIamsay, Geologisihe Beobaitli tunken auf iler Halbinsel Kola. 

Ufer erheben sich steil und unvermittelt ober das Meer bis zu einer 
Höhe von ISO — 140 m. Bei diesem Niveau bildet das Land ein zu- 
sammenhängendeSy weites, horizontales Plateau, welches von mehreren 
Bächen und Flüssen dui-chschnitten wird. Wie weit sich die Ebene 
nach dem Inneren des Landes erstreckt, ist nicht genau bekannt. Die 
Mitglieder der Expedition, welche sie bereisten, {Palmin^ Kihlman 
und Petrelim) geben die Breite des Kastenplateaus zu ungefähr 30 
—50 km an. Eine genaue, scharfe Grenze der Kastenhochebene gegen 
das Innere des Landes dürfte kaum existiren, wahrscheinlich geht 
jene allmählich in dieses über. 

Dieser tafelähnliche Bau wird an einigen sehr beschränkten 
Orten, ganz wie auf der Fischerhalbinsel und der Insel Kildin. dadurch 
bedingt, dass der feste Boden aus horizontalen Schichten sedimentärer 
(^esteine besteht. Dies ist z. B. nach Kihlmans Beobachtungen beim 
Bach Gubnoi, westlich vom Leuchtthnrme Orloff, der Fall. Hier liegen 
beim Meere horizontale Bänke von rothen^ theilweise feldspathhaltigen 
Sandsteinen und Conglomeratein. Landeinwärts ganz in der Nähe 
der Küste hören sie plötzlich auf und grenzen dicht an eine hohe 
Wand von Gneissgranit, die sich zu einem noch höherem Niveau 
als dem der Sandsteinbänke erhebt. Oben auf dem Gneissgranit 
ruht wieder eine kleine Partie von Sandsteinschichten. 

Der grösste Theil der Kttstenebene zwischen Svjätoi Nos und 
Ponoj und die nächste Umgebung der Mündung des Flusses Ponoj 
besteht jedoch aus verticalen Schichten krystallinischer Schiefer und 
Gneissgranit. In diesen Gegenden kann folglich die horizontale obere 
Begrenzung nicht dieselben Ursachen haben, wie auf der Fischer- 
halbinsel, Kildin u. a. 0., sondern sie muss in Zusammenhang mit 
anderen Erscheinungen gestellt werden. 

Eine nähere Betrachtung der Gesteinsmasse z. B. an den stei- 
len Wänden bei der Mündung des Ponojflusses (Fig. 1) zeigt, dass 
seine obere Configuration nicht vollständig mit der Tafelfläche des 
Plateaus zusammenföllt. Beinahe überall steigt das Grundgebirge 
bis zur Oberfläche an, niemals aber erhebt es sich darüber, sondern 
es ist horizontal abgeschnitten im Niveau der Hochebene. An an- 
deren Stellen dagegen befinden sich Vertiefungen im Felsenboden, 
die bisweilen nicht unbedeutend sind. Diese sind mit thonigen Geti-üm- 



Fennia, rii, n;o 7. 17 

meni angefüllt, die grösstensheils aus Sandateinscberben beste- 
llen. Es ist ziemlich wahrselieinlicli, dass es Reste von Ablagerun- 
gen sind, die hier, wie auf der Fischerhalbiusel, unmittelbar auf 
dem Grandgebirge geruht haben nnd während einer von einer Abrasion 
begleiteten Tracsgressiou gebildet worden sind Durch Verwitterung 
und Erosion sind die meisten dieser Bildungen abgetragen worden. 
Diis jetzige Kiistenplateau ist die ehemalige Abrasionsfläche, auf 
welcher die Sedimontschichteu abgelagert wurden. 



Fig. I. Du EorioopbUu und du riüHthtl bilim UoiTe PddoJ. 

Südlich von PoDOj in der Gegend des Dorfes Sosnoff hören die 
steilen Ufer auf, und die Küste auf der Südost- und Südseite der 
Halbinsel Kola wird flacher. Auf dieser stehen wahrscheinlich jün- 
gere Sedimentgesteine an mehreren Uilen fest an. Darüber liegen 
wenige Beobachtungen vor, aber durch Reisende ist es schon lange 
bekannt geworden, dass Sandstein hier gefunden wird. BÖktUngk 
führt in seiner Reisebeschreibung an, dass die SüdkOste zwischen 
den Dörfern Kaschkai-enza und Warsuga von einer c. 120 Fuss hohen 
Bank horizontaler Sandsteinschichten gebildet ist. Neulich hat 
Kiklman horizontale Bänke sedimentärer Gesteine in den Thalwänden 
des Flusses beim Üorfe Tschapoma gesehen. 



IS W. Raubay, Oeoloe:üche Beobachtungen auf dfir Halbiniel Kola. 

Die isolirten Lagen der kleinen Gebiete horizontaler Sandsteiu- 
schichten an der Ost- und Stidkilste deuten darauf hin, daas sie nur 
gering:e, beim Einbruch grösserer Landstrecken stehen gebliebene Reste 
sind. Das oben (S. 16) beschriebene Vorkommniss des Sandsteins bei 
Qubnoj zeigt, dass dort eine Verwerfung an der Grenze zwischen 
den Sedimentbänken und der Oneissgranitwand stattgefunden hat 
(Fig. 2), und an anderen Verwerfnngsstellen trifft man zwischen 
den verschobenen Theilen entstandene Neubildnngea an. (Tafel I, 
Karte 4). 



Ungefähr einen halben Kilometer innerhalb der Landspitze 
Karabelnaja auf der Nordseite der MUndung des Ponoj-flusses tritt 
zwischen den Gneissgranitlagem eine c. 10—15 m breite, vertical- 
stefaende Pailie von weisser, krystalliuischer Quarsmasse auf, die 
zahlreiche Bruchstücke des an beiden Seiten angrenzenden rotbea 
Gneissgranitea einschliesst. Die Menge der Bruclistücke ist so über- 
wiegend, dass man eigentlich dieses Gebilde für eine Breccie von 
Gneissgranit mit Quarzcement ansehen muss. Bei dieser Breccie hat 
eine Verwerfung stattgefunden. Die horizontale, obere Begrenzungs- 
fläche der östlich von ihr liegenden Partie ist niedriger, als die der 
westlichen. Nördlich von Karabelnaja am Festlaude, gegenüber den 



Fennia, in, n:o 7. 19 

Inseln Tri Ostrova (= die drei Inseln) findet man wieder eine von 
N nach S streicliende, verticalstehende Quarzpartie mit Bruchstttcken 
von Gneissgranit. Vielleicht ist sie eine Fortsetzung der Breccie 
bei Karabelnaja. 

Am Yoi^ebirge Orloff und beim Bächlein Gubnoj setzen zahl* 
reiche »Quarzgänge^ durch die Gesteine. Die von Dr KiUtnan von da 
mitgebrachten Handstttcke schliessen zahlreiche Bruchstücke von so- 
wohl Gneissgranit als Sandstein ein. Die Hohlräume zwischen den 
eckigen, gegen einander stossenden Scherben und Bruchstücken sind 
vom Quarzcement nicht immer vollständig ausgeflillt, sondern schöne 
Bergkrystalle ragen von allen Seiten in sie hinein. 

Ausserbalb der Mündung des Ponoj-flusses liegen die Inseln Tri 
Ostrova. Hier scheinen die deutlichsten Spuren der in Frage 
stehende Verwerfungen gefunden zu werden. Böhilingky der sie 
besucht hat. schreibt: „Hier finden sich geschichtete Quarzfelsen, die 
mannigfaltige Störungen in den Lagerungsverhältnissen erlitten haben. 
Quarz durchsetzt diese Gebilde, bald den Schichten folgend, bald die- 
selben durchschneidend, Stücke derselben einschliessend. Hornblende-, 
Thon- und Chloritschiefer sind innig mit dem Quarzschiefer durch 
Lagerungsverhältnisse verbunden." 

Lehmann^ welcher i;. Baer auf seiner Reise nach Novaja 
Zemlja begleitete, liefert folgende Beschreibung von der ausserhalb 
des Dorfes Sosnoff an der Südostkflste gelegenen Insel Sosnowets 
(t;. Baer 1. c, S. 139): „Die ganze Insel Sosnowets ist ein Fels, nur 
von einer dünnen Decke von Moosen und Flechten überzogen. Es 
ist der bei Pjalitsa beobachtete Syenit^, der ^»gneissartig" erscheint. 
„Seine Schichten stehen auf dem Kopfe und werden nicht von Granit, 
sondern von meist mächtigen Qvarzgängen durchsetzt.^ 

Durch Verwerfungen längs der Ostküste der Halbinsel Kola 
ist die westliche Grenze der Wasserstrasse zwischen dem nördlichen 
Eismeere und dem Weissen Meere entstanden. Die östliche Grenze 
dieses Sundes könnte ebenfalls eine Verwerfung sein, und an den 
Seiten dieses Verwerfungsgrabens liegen zwei grosse Gebiete, die 
gegen einander verschoben sind, einerseits am Ostufer des Sundes 
die devonischen Kalksteine und Thonlager, anderseits das gegen- 
überliegende Grundgebirge der Halbinsel Kola. 



20 W. Ramsay, Geologische Beobachtnngeii auf der Halbinsel Kola. 

Das Alter dieser Sedimentschichten an der Halbinsel Kola 
kann nicht unmittelbar nnd sicher bestimmt werden, weil Fossilien 
fehlen. Murchison * hat die Vermuthung ausgesprochen, dass sie 
devonisch sind. Dabei stfttzt er sich darauf, dass man in 
Russland nördlich von der Umgegend Onegas keine üeberlieferungen 
der Silurformation hat, sondern die paläozoischen Bildungen gleich 
mit der Devonformation anfangen, welche mit einer auf dem Grund- 
gebirge unmittelbar transgredirten Quarzit- und Sandstein-etage 
beginnt. Er hat die Handstttcke von Sandstein und Quarzit, welche 
Böhüingk von seiner Reise mitbrachte, gesehen und eine vollstän- 
dige Übereinstimmung zwischen diesen und solchen devonischen AI- 
tei*s von Olonetzer Guvemement gefunden. Auch von späteren 
Autoren wird das devonische Alter als das wahrscheinlichste an- 
genommen. ** 



lU. 



Im Inneren der Halbinsel wird ein grosses Gebiet von Gestei- 
nen ausgefüllt, deren Alter ohne Zweifel postarchäisch ist. Es sind 
die hohen Gebirge Lujavr-urt oder die Lovoserschen Tundren 
zwischen den Seen Lnjavr und Umpjavr und die bedeutenden Ge- 
birgsmassen Ghibinä oder Umptek zwischen den Seen Umpjavr und 
Imandra. (Tafel I, Karte 4). 

Die genannten Seen Lujavr und Umpjavr liegen ungefähr 140 
m über dem Meere. Um sie herum erstreckt sich eine ausgedehnte, 
sumpfige Ebene, aus welcher der Lujavr-urt unvermittelt und scharf 
abgegrenzt sich emporhebt Aus einer gewissen Entfernung gesehen, 
zeigt er sich als ein zusammenhängendes, hohes Tafelgebirge. Bei 
näherer Untersuchung findet man jedoch, dass die Lovoserschen 
Tundren aus mehreren, plateau-artig aufgebauten Bergen bestehen, 
die durch Thäler und tiefe Schluchten von einander getrennt werden. 
Die wichtigsten der einzelnen Berge sind: (vergl. Tafel II, Fig. 1) 



* Murchisotif de Verneuil und v. Keyserling, The Geology of Russia in 
Europe and the Ural Mountains. Seite 49. 

** Karpinsky, Übersicht d. phy8.-geogr. Verhältnisse d. enrop. Basslands 
während der verflossenen geol. Perioden. S:t F:barg 1887. Seite 14. 




Feniqa, III, n:o 7. 21 

Wavnbed (890 m über Lnjavr) und Eaarnas-urt (c. 400 m) im Nord- 
osten, durch das Thal des Wavnjok von den mit einander zusam- 
menhängenden Hochplateaus Eniv-tschor und Kuamdespachk mit Op- ' 
uajv(390m) und Tschinglas-poanla (480 m) getrennt; femer südlich 
vom See Siejtjavr der weit ausgedehnte Njintsch-urt (630 m), durch 
Tschivr-uaj-lady (590 m) mit den westlichen Bergen Eietk-njun und 
Parga vereinigt, über welche die höchsten Theile des Lujavr-urt im 
Berge AU-uaiv (970 m) im Nordwesten sich erheben. 

Die äusseren Formen des Lujayi*-urt, besonders die obere, fast 
horizontale Grenzfläche aller seiner Theile, (Tafel 11, Fig. 3) deuten 
darauf bin, dass hier nicht ein durch Faltung entstandenes Ketten- 
gebirge vorliegt. Vielmehr könnte man bei diesem plateauähnlichen 
Bau erwarten, darin Sedimentgesteine in ihrer ursprünglichen Lage 
anzutreffen. Es ist dies jedoch nicht der Fall, sondern der ganze 
(^birgscomplex besteht beinahe ausschliesslich aus einem einzigen 
massigen Gesteine, Nephelin-Syenit 

Eine nähere ausführlichere petrographische Beschreibung dieses 
und eines anderen hier gefundenen Gesteines werde ich an anderer 
Stelle geben/^ Diei^ idiomorph kömige, massformige Nephelin- 
Syenit ist hauptsächlich aus Aegirin, Eläolith, Kalifeldspath und 
Albit zusammengesetzt. Dazu gesellt sich Eudialyt als ein sehr 
characteristischer Bestandtheil, und ausserdem mehrere theils sel- 
tene, tbeils früher nicht bekannte Mineralien. In Allem dürften 
ungefähr zwanzig verschiedene Mineralspecies in diesem Gestein 
repräsentirt sein. Das zweite Grestein im Lqjavr-urt ist ein Diabas- 
porphyrit, der an einigen Orten als Gänge und intrusive Lager im 
Nephelin-Syenit auftritt. 

Der niedrigste Theil des Lujavr-urt wird bis zu einer Höhe 
von 50—150 m von waldbewachsenem Schotter und losen, herunter- 
gefallenen Blöcken des Nephelin-syenits bedeckt. Dar&ber tritt der 
nackte Felsen hervor. Er ist überall entblösst, und die Oberfläche 
der (^esteinsmasse ist leicht zugänglich fAr Untersuchung. Doch findet 
man vollständig fest anstehendes Gestein nicht so allgemein, wie 
man es erwarten möchte. D. h. die Berge und die Gesteine erman- 
geln inneren Zusammenhangs der Theile der Oberfläche. Schon eine 

* Im Anhang sn dieser Abhandlang. 



22 W. Ramsay, Geologische Beobachtangen auf der Halbinsel Kola. 

oft auftretende Bankung des Gesteins verhindert denselben, und 
dazn kommt eine wahrscheinlich von frierendem Wasser boMrirkte 
Spaltung in kleinere Trümmer. Dieses Zerfallen ist an den am meisten 
ausgesetzten Punkten so weit gegangen, dass die meisten horizontalen 
Ebenen und wenig geneigten Abhänge von losen Steinen vollständig 
bedeckt werden. Aber diese nehmen noch ihre ursprüngliche Liage 
zu einander ein, und man kann noch sehen, dass sie früher zosam- 
mengehangen haben ; ihre eckige Formen entaprechen einander. Femer 
befinden sich auf derselben Stelle Blöcke und Scherben ein und desselben 
Gesteins. Wenn die losen Blöcke dorthin transportirt worden wären, 
würde man heterogene Sammlungen solcher wahrnehmen. — Elinige 
von den Beobachtungen im Folgenden beziehen sich auf solche in 
situ liegende lose Steine, da der feste Berg nicht sichtbar war. 

In den meisten Bergen im Lujavr-urt tritt, wenigstens an den 
zugänglichen Stellen, eine grobkörnige Varietät des Nephelin-Syenits 
auf, in welcher die tafelförmig ausgebildeten Feldspathe eine Breite 
von 20 bis 30 mm, und die Aegirinnadeln dieselbe Länge haben. 
Diese Varietät des Nephelin-Syenits mag als der flir Lujavr-urt nor- 
male Gesteinstypus gelten. 

Aus diesem Gesteine bestehen zum grössten Theile Wavnbed 
Pjalkin-poarr, Op-uaiv, Tschinglas-poanla, Kuiv-tschor, Njintsch-urt, 
theilweise Kietk-njun, Parga und die von mir besuchten, westlichen 
Grebirge. Allenthalben ist eine fluidale Structur im Gestein durch 
die parallele Anordnung der Feldspathtaf ein angedeutet. Ebenso ist 
eine Bankung sehr häufig. Dieselbe geht gewöhnlich parallel mit 
der oberen, ungefähr horizontalen Begrenzungsfläche der Berge. An 
den Abhängen des Wavnjokthales dagegen am Op-uaiv, Wavnbed, 
Pjalkin-poarr und Kuiv-tschor fällt die Bankung gegen das Thal 
hinein. Im Thalboden selbst ist sie wieder horizontal. 

An der Südwestseite der Siejtjavr fängt ein schmales, vom Bach 
Tschivr-uaj durchflossenes Thal an. Es wird von steilen Bergen 
begrenzt, im Süden Njintsch-urt, im Norden Kietk-njun. Diese be- 
stehen in ihren östlichen Theilen aus dem normalen Typus des 
Nephelinsyenits, aber je mehr man thalaufwärts geht, um so mehr 
ändert sich das Aussehen des Gesteins. Die mineralogische Zusam- 
mensetzung ist fortwährend dieselbe, aber die einzelnen Bestandtheile 



Fbnnia, III, n:o 7. 23 

nehmen grössere Dimensionen an. Im Tschivr-uaj-ladv, der Wasser- 
scheide zwischen Umpjavr und Siejtjavr, haben sie Dimensionen von 
ehensp viel cm, wie es mm im normalen Typus sind. Ausserdem ist 
keine Fluidalstructur wahraunehmen. Diese ausserordentlich grobkör- 
nige Varietät des Nepheliu-Syenits nimmt die centralen Theile vom 
liujavr-urt ein. Ausser Tschivr-uaj-ladv bestehen daraus die angren- 
zenden Partieen vom Njintsch-urt und Kietk-njun und der steile Ab- 
sturz vom Tschivr-uaj-ladv gegen Umpjavr. Hier treten auch Gänge 
von einem ebenfalls sehr grobkörnigen, pegmatitischen Nephelin- 
syenit auf. 

An mehreren Stellen geht der für das Lujavr-urt normale Ne- 
phelinsyenittypus in einen anderen über, welcher sich als ein endo- 
genes Contactgebilde, eine Grenzfacies kennzeichnet. Das Gestein 
wird feinkörniger und in der Grundmasse treten grosse Einspreng- 
unge von Hornblende und einigen seltenen Mineralien auf. Diese 
Varietät kommt in den oberen und äusseren Theilen des Massives 
vor. So begegnet man ihr im höchsten Theile des Wavnbed, wo sie 
deckenartig den normalen Nephelinsyenit überlagert, auf dem Njintsch- 
urt und auf dem Gipfel des All-uaiv, wovon Petrelius ein Handstück 
derselben mitbrachte; ferner kommt eine Scholle davon am Nordwest- 
abhange des Op-uaiv gegen das Wavnjokthal vor und an dem Punkt, 
wo sich der vom See Bautjavr kommende Bach mit dem Wavnjok ver- 
einigt. Eine plattenartige Absonderung ist bei diesem Gestein sehr 
verbreitet. 

Ausser dem Nephelinsyenit ist im Lujavr-urt nur noch ein an- 
deres Gestein gefunden worden. Es ist ein schwarzer, sehr dichter 
Augitporphyrit, welcher Lagergänge im Nephelinsyenit bildet. Er tritt 
in den nordöstlichen Bergen des Lujavr-urt auf (Tafel ü, Fig. 3). Am 
Wavnbed findet man ihn auf der Nordseite in einer Höhe von 270— 
290 m. Hier bildet er ein gegen Süden einfallendes Lager, welches 
parallel zur Bankung des Nephelinsyenites liegt und in Folge dessen 
nicht auf der Südseite des Wavnbeds zum Vorschein kommt- Ein 
ähnlicher gegen Süden einfallender Lagergang kommt im Pjalkinpoarr 
vor, dessen höchster Theil (310 m) daraus besteht. Auch der oberste 
Theil des Op-uaiv wird von einem Lager dieses Gesteins gebildet. 
Dasselbe Lager bildet die Terrasse nördlich vom Tschinglas-poanla 



24 Vi. Rahsay. Geologisch!' Beohuib rangen anr der Halbinsel Kola. 

und setzt durch den Neplieliusyenit parallel der Bankung gegen Sfideu 
fort. An der südliclien, steilen Felsenwaud des Kuamdespalik, nördlicli 
von der Landenge zwischen Siejtjavr und Lnjavr hatderLagergang 
sich in zwei über einander liegende verzweigt, (Fig. 3). 

Auf der Nordseite dea Op-uaiv trifft man zwei saigere, N82*<.) 
streichende, c. 10 m mächtige (iänge von demselben C-iesteine an, uud 
iu der Vertiefung zwischen dem Dpuaiv und dem Tschinglas-poaiila 
bildet es gleicbfalla eineu mehrere Meter mächtigen, verticaleii Ciaug. 



Fij. S. AugilporplijriipUiire Im Sephclinajopit, 

Die Unterlage, auf welcher der Nephelin-syeuit ruht, ist nir- 
gends sichtbar. Auch sind keine den Nephelinsyenit umgebenden 
oder überlagernden Gesteine gefunden worden. 

Am einfachsten fasst man wohl den Lujavr-urt als ein grosses 
laecolithisches Massiv auf In erster Linie spricht hierfür der abys- 
sische Character des Gesteins. Einen anderen beweisenden Um- 
stand bildet das Auftreten verschiedener Varietäten des Nephelin- 
syenits und ihre Vertheilung innerhalb des Lujavr-urt, nämlich das 
Vorhandensein einer ausserordentlich grobkörnigen Abart in den 
centralen Theilen, einer weniger grobkörnigen mit Flnidalstruetur 
in den äusseren und einer typischen, endogenen Contactfacies an den 
Raudpartieen. (Tafel 11. Fig. 1, 2 \. 3). 



Fennia, III, n:o 7. 25 

Die äusseren Formen des Lujavr-urt entsprechen im grossen 
Ganzen denen des ursprünglichen Massivs. Die obere beinahe 
horizontAle, über alle einzelnen Berge hin sich erstreckende Begren- 
zungsfläche und die Einbuchtung im Thal des Wavnjok sind conforra 
mit der früheren oberen Grenze des Massivs. Die Erosion und De- 
nudation scheinen nicht weiter fortgeschritten zu sein, als bis zur 
Abtragung der den Nephelinsyenit umgebenden Gesteine. 

Parallel der oberen Grenzfläche des Lujavr-urt findet eine 
Absonderung im Gesteine statte im Allgemeinen beinahe horizontal, 
im AU-uaiv und Wavnbed gegen den Wavnjok geneigt, d. h. die 
BankuDg ist senkrecht gegen die Richtung der grössten, durch Ab- 
kühlung des Nephelinsyenit-massivs hervorgerufenen Gontraction. 

Das zweite Gestein, der Augitporphyrit, ist später in den Ne- 
phelinsyenit eingedrungen. Die Gänge desselben scheinen sich haupt- 
sächlich in Contractionsspalten (parallel der Bankung) ausgebreitet 
zu haben. Die verticalen Gänge können als die Kanäle aufgefasst 
werden, auf denen das Magma emporgestiegen ist. 

Da das Gestein des Lujavr-urt keine Spuren dynamometamor- 
pher Einwirkung zeigt, kann seine Eruption und Erstarrung erst in 
einer Zeit stattgefunden haben, als die orogenetischen Vorgänge 
abgeschlossen waren. Der Nephelinsyenit ist folglich jünger als die 
die Halbinsel Kola zusammensetzenden, archäischen Bildungen. 

Die Umptek-tundren, westlich vom See Umpjavr. haben ein 
Aussehen, das dem des Lujavr-urt sehr ähnlich ist. Ktidrjavzoff, 
der die westlichen Theile von Cbibinä beim See Imandra untersucht 
hat, bezeichnet das Gestein als ein Hornblendesyenit von schwarzer 
Farbe. Die Hauptbestandtheile sind nach ihm schönglänzende pris- 
matische Hornblende und grünlich grauer Orthoklas in ziemlich grossen 
Krystallen. Das Gestein ist grobköruig und zeigt wie Basalt eine 
Absonderung in gewaltigen Prismen, die durch Verwitterung leicht 
noch weiter zerfallen. Unter den Bestandtheilen herrscht der hell- 
farbige Feldspath, Orthoklas, vor. Er tritt in gut ausgebildeten 
Krystallen auf, die dicht an einander in Reihen angeordnet sind. 
Die Hornblende (P Aegirin) kommt schon in bedeutend geringerer 
Menge vor und zum grössten Theil in kugelförmigen, aus gut aus- 
gebildeten säulenförmigen Krystallen bestehenden Aggregaten. Stel- 



26 W. Ramsay, Gex>logi8che Beobachtungen anf der Halbinsel Kola. 

len weise finden sich auch ähnliche Anhäufungen von Strahlstein. (L 
c. XIV, VI, S. 98). 

V. Middendorff, der die Umptektundren bestiegen hat, be- 
schreibt das Gestein in einer Weise, welche seine volle Zusammen- 
menhörigkeit mit dem vom Lujavr-urt ausser allen Zweifel setzt (1. 
c. S. 160): „Die schrofifen und scharfeckigen Kämme bestanden 
aus einem Syenite höchst grobkörnig krystallinischen Gefttges." — 
— ,,Man kann diesen Syenit als eine Mosaik, welche aus fast aus- 
krystallisirten, grossen Sodalithrhomben und Hornblendekrystallen 
(Arfvedsonit) zusammengesetzt ist, betrachten.^ 

Der Chibinä und Lujavr-urt dürften zusammen eines der grössten 
bis jetzt bekannten Nephelinsyenitgebiete bilden. 

An mehreren Stellen in den Literatur findet man die Angabe, 
dass Eudialytsyenit auf der Insel Sedlovatoi in der Bucht von Ean- 
talaks gefunden worden ist. Er dürfte jedoch hier kaum im festen 
Felsen auftreten. Bohtlingk erwähnt ihn nicht, und er ist nicht von 
Stelzner beschrieben unter den Gesteinen, welche Förster oder Bald- 
auf von dieser Inseln mitgebracht haben. Ich habe im Reichsmuseum 
in Stockholm ein Handstück von diesem Gesteine aus diesem 
Fundorte gesehen, welcher dem Nephelinsyenite vom Lujavr-urt 
vollständig ähnlich ist. Es ist wahrscheinlich dass dieses Vorkommen 
auf lose Blöcke beschränkt ist, die während der Eisperiode dorthin 
transportirt wurden. 



IV. 



Mit Ausnahme der unbedeutenden Reste der jüngeren Sedi- 
mentgesteine werden auf dem Grundgebirge der Eolahalbinsel keine 
Ablagerungen vor den Bildungen der Eiszeit angetroffen. Es 
scheint als wäre die Halbinsel nach der Zeit der oben genannten Ver- 
werfungen ein Festland gewesen, wo die geologischen Veränderungen 
hauptsächlich in Verwitterung und Erosion bestanden, bis die Eis- 
periode eintrat, theils denudirend, theils eine neue Decke loser 
Bildungen ausbreitend. Die Spuren dieser Thätigkeit sind sehr 
deutlich wahrnehmbar. Wenn man von der spärlichen Vegetation 



i 



Fbnnia, III, n:o 7. 27 

absieht, hat die Landschaft noch vollständig den Character eines 
Moränengebietes, das vor kurzem von seiner Eisdecke befreit wor- 
den ist. 

Alle Gebilde der Eiszeit bestehen nämlich, wenigstens in den 
von der Expedition durchwanderten Gegenden, ausschliesslich aus 
der Grundraoräne. Marine Ablagerungen (Thon u. a.) sind nicht 
gefunden worden. Auch Äs-bildendes Geröll kommt nicht vor. 

An den verschiedenen von mir besuchten Orten treten diese 
Bildungen in folgender Weise zu Tage. 

Die Ufer des KolaQords sind in ihren nördlichen Theilen ver- 
hältnismässig niedrig und bestehen meistens aus abgerundeten/nackten 
Felsen. Tiefer in den Fjord hinein werden sie höher und man be- 
gegnet mehreren aus dem Wasser steil emporragenden Bergwänden, 
s. g. „Pachta's**, z. B. dem grossen Hiebnaja Pachta an der öst- 
lichen Seite des Fjords und dem hohen Abramovaja Pachta an der 
w^estlichen. Die in den äusseren Theilen des Fjords nur spärlich 
zwischen den Felsen bis an das Ufer sich erstreckende Moräneu- 
decke, wird Qordeinwärts immer mächtiger. In den inneren Thei- 
len des P^'ordes sind die steilen »Pachta's'' die einzigen Berge, welche 
unmittelbar an das Wasser stossen. Südlich von Kola und um den 
Talomafjord herum bildet der aus den mächtigen Ablagerungen her- 
vortretende Bergboden nur einen kleineren Theil des ganzen Terrains. 

Die ausschliesslich aus Morängeschieben und Sand bestehenden 
losen Bildungen scheinen in einer Zeit, als die Kola- und TulomaQorde 
Gletscherbetten waren, hierher getragen worden zu sein. Die 
Schrammen in den Felsen deuten nämlich darauf hin, dass die Be- 
wegungsrichtungen der Eismassen in den Thälern und Fjorden von 
der Configuration des Bodens abhängig waren. Folgende Beob- 
achtungen sind aufgezeichnet worden: 

Ort Bichtung. 

Lukinskaja Pachta N30^ 

Tulomaflord, verticale Bergwand parallel dem Ufer. 

Mys Jeloff N8«0 

Wasserfall bei Kola N8«W 

Abramovaja Pachta i h«™^»**»^ 

\N-S 



30 W. Raxsat, Geologische Beobaclitimg«!! aaf der Halbiiuel KoU. 

Im Thal des Woronje^hisses in d^ Nähe vom Dorfe WoroniBsk 
befinden sich aaf der eigentlichen Gmndmoitiie Lager geschichteten 
»Sandes. Sie sind auf mehreren Stellen von dem Flnss durchschnitten 
worden. Ihre Mächtigkdt ist wenigstens 3 Meter. Ein Cemeat 
von Eisenoxyd vereinigt die einzelnen Sandkörner zu einer zosam- 
menhftngend^ Masse. Über dieser Ablagemng rohen andere An- 
hänfnngen von losem Sande, wahrscheinlich recente Schw^emmbil- 
dnngen. 

Die andere Form der Moräne bilden die Schattwälle und 
Sandr&cken, welche die Expedition an mehreren Stellen antraf. 

Zwischen Kola und Woroninsk fanden wir solche bei den Seen 
Ryhpjavr. Diese Seen sind von einer weiten Sandebene umgeben. Anf 
ihr befinden sich nördlich vom südlichen See mit diesen Namen 
zwei parallel mit einander in der Richtung N75®W streichende, un- 
gefär 15 — 20 m hohe, aus Sande und grossen Steinen bestehende 
Wälle mit stark geneigten Seiten. Der Abstand zwischen ihnen ist 
c. 200 m. Vom See Ryhpjavr nach Osten ging die Expedition ein 
Paar Kilometer parallel mit diesen Rücken. Dann entfernten wir 
uns, sie zur rechten Hand lassend. 

Die Südseite vom Lujavr-urt ist eine andere Stelle, wo Sand- 
rücken gefunden worden sind. Der den südlichen Abhang des Njintsch- 
urt bedeckende Glacialschutt bildet nämlich zahlreiche nebeneinander 
liegende schmale Wälle, welche in der Richtung N70«O streichen. Ihre 
mittlere Höhe ist ungefär 10 m. Wie viele ihrer sind, wurde nicht 
bestimmt, aber so weit man auf der Südseite des Njintsch-urt sehen 
kann, wird die Landschaft von solchen Sandrücken durchzogen, welche 
zusammen das Bild eines Ackers mit Riesenfurchen geben. 

Zwischen Woroninsk und Jokonsk fand ich bei den Quellen 
des Flusses Drosdovka zwischen den Bergen Servespachk und Wo- 
tumpachk einen in der Richtung N— S gehenden Moränenrücken, 
welcher sich um den Berg Wotumpachk gegen Osten abbiegt und 
der linken Seite des Thals folgt. 

Ferner befinden sich einige ganz niedrige, in der Richtung ONO 
streichende Schuttrücken in der Niederung zwischen Kuspoanla und 
Paitspachk. — 



;>'. 



.♦ ' 



,.!'• 



Fennia, III, n:o 7. 31 

Über die froheren Bewegangsrichtungen des Landeises konnten 
sehr wenige Beobachtungen im Inneren der Halbinsel gemacht wer- 
den. Schrammen wurden nur in einem Felsen beim Woronje-flusse 
in der Nähe von Woroninsk gesehen. Ihre Richtung war N20<>W. 
Da nun aber mehrere Umstände dafttr sprechen, dass das Landeis 
sich in ganz anderer Richtung bewegt hat, bezeichnen diese Schram- 
men ohne Zweifel die Richtung eines einzelnen Gletschers in einer 
späteren Periode nach der eigentlichen Eiszeit. 

Den wichtigsten Aufschluss über dieses Verhältniss liefert der 

Fund von losen Blöcken des G^teins des Lnjavr-urt, des characte- 

ristischen Nephelinsyenits. Solche fand ich in grosser Menge auf dem 

Paitspachk, welcher in der Richtung O-ÄTO vom Lujavr-urt sich erhebt 

Auf der Ostküste der Halbinsel bei Ponoj fand ich Schrammen, 

die in der Richtung N— S oder parallel der Küste gehen. 

An den Ufern des Tulomaflusses fand BohÜingk Schrammen, 
mit der Richtung N75^— 85<^0. Auf der Murmannischen Kfiste hat 
er die wichtige Beobachtung gemacht, dass die polierten Felsen ihre 
Stosseite gegen SW wenden, die abgewandte Seite gegen das Eismeer. 
Von losen Bildungen hat Kudrjavzoff zwischen Eantalaks und 
Kola meistens Glacialschutt und Sand gefunden. Über die Bewegungs- 
richtungen des Landeises hat er die Beobachtungen gemacht, dass 
hier zwei verachiedene Richtungen vorliegen, die eine von Süd 
nach Nord, welche ungefähr der Längenstreckung des See Imandra 
gefolgt ist, die andere eine dagegen senkrecht, von W nach ge- 
hend. Von diesen hält Kudrjavzoff die sttd-nördliche für die ei-ste, 
die ost-westliche für eine spätere. Das umgekehrte Verhältniss 
scheint mir jedoch wahrscheinlicher. 

Denn eine Zusammenstellung der Beobachtungen von der 
Halbinsel Kola mit denen von den angrenzenden Theilen Finnlands 
zeigt, dass die west-ostliche Bewegung in der Gegend von Imandra 
eine Fortsetzung der Bewegung im finnischen Lappland ist und 
ungefähr parallel mit der Eisbewegungsrichtung an der Westküste 
des Weissen Meeres geht. Die Richtungen NO beim Kola- und 
Tulomaflusses weisen auf das Centrum der Bewegung im finnisch- 
norwegischen Lappland hin. Im Inneren der Halbinsel biegt sich 
die bei Imandra west-ostliche Richtung gegen NO ab, je mehr man 



32 W. Ramsay, Geologische Beobachtungen anf der Halbinsel Kola. 

ostwärts kommt, und geht senkrecht über das Murmannische Ufer. Mit 
dem Landeise, das sich in diesem Sinne bewegte, wurden die losen Blöcke 
vom Lujavr-urt nach dem Paitspachk getragen. Parallel dieser 
Sichtung geben die Sand- und Oeschiebe-ßücken an der Südseite 
des Lujavr-urt und beim Paitspachk. Sie sind wahi'scheinlich ähn- 
liche Bildungen wie die im Inneren von l^'innland und dem russischen 
Kardien parallel den Schrammenrichtungen sich eratreckenden, von 
anderen Autoren oft erwähnten zahlreichen Moränenrücken. Senkrecht 
gegen diese Bewegungsrichtnng des Landeises liegen die Moräneu- 
rttcken beim See Byhpjavr. Sie sind vielleicht Bandmoränen des sich 
zurückzienden Landeises. An den Südost- und Ostkästen hat sich 
das Eis parallel den Ufern bewegt. 

Die von dieser Bewegung vollständig abweichenden Bichtungen, 
S— N im Thal des Kolaflusses, und im See Imandra, N20«W im 
Woronjethal rühren von Gletschern her, die von einander ganz un- 
abhängig waren und während einer Zeit auftraten, als die Eismassen 
auf der Halbinsel Kola nicht mehr mit der scandinavisch-iinnischen 
Eisdecke zusammenhingen» sondern einzelne selbstständige Gletscher- 
gebiete bildeten. 

Die Abwesenheit von Thon und anderen marinen Gebilden deutet 
darauf hin, dass das Land nicht vom Meere bedeckt war, weder 
während der Eisperiode oder einer interglacialen Zeit, wenn eine 
solche hier existirt hat, noch während einer postglacialen. Das Fehlen 
von GeröUe-äsar ist auch der Beachtung werth. 

Die auf dem con*adirten Bergboden ausgebreitete Grundmoräue 
bildet eine höchst unebene Oberfläche, in deren Vertiefungen an 
zahlreichen Stellen Seen entstanden sind. Diese sind im Allgemeinen 
aufi'allend seicht. Unter den von der Expedition besuchten Seen 
misst z. B. der bedeutende Lujavr quer über den nördlichen 
Theil bis zu 8,8 m nach Untersuchungen von Palmin und Fetrelitis. 
Der Name des grossen Sees Kalmjavr bedeutet, dass man ihn durch- 
waten kann, und Wuljavr war im August nur etwa ein Meter tief 
in der Mittelströmung, noch weniger seitwärts davon. Ein grosser 
Theil, vielleicht der allergrösste, der Seen, welche wahrscheinlich 
ohne Ablauf waren, ist von organischen Bildungen ausgefüllt worden 
und bildet jetzt die weit ausgedehnten, für unseres Vorwärtskommen 



Fennia, III, n:o 7. 33 

so hinderlichen Moräste und Sumpfgegenden. Ausser diesen orga- 
nischen Bildungen, welche oft auch die Höhen bedecken, entstehen 
geologische Neubildungen nur an einigen vereinzeinten Stellen, meist 
durch die Wirkungen der Flüsse. Einige Beobachtungen dieser Art 
sind bei Kola und bei Woroninsk gemacht worden. 

Die Stadt Kola ist auf einer ungefähr 10 m über dem Meer 
gelegenen, ebenen Landspitze gebaut worden. Das Material in dieser 
Ebene ist Grus und Sand, deren horizontale Schichtung man in den vom 
Flusse unterwaschenen Ufern sehen kann. Nördlich von der Land- 
spitze werden von den Kola- und Tuloma-flttssen neue Schutt- und 
Sandmassen abgelagert, welche von den stark hinein und heraus- 
strömenden Tiden in immer mehr zuwachsenden geschichteten Lagern 
ausgebreitet werden und bei der Ebbe zum Theil entblösst liegen. 
Die hier beschriebene Bildung von neuem Land ausserhalb des alten, 
führt ganz unwillkürlich zu dem Gedanken, dass auch das aus ge- 
schichtetem Material bestehende Vorgebirge Kola eine Schwemm- 
bildung ist, welche zu einer Zeit entstanden ist, als das Meer ein 
höheres Niveau einnahm. Später haben die Flüsse das von ihnen 
gebildete Land durchbrochen. 

Vor einigen Jahren rutschte der östlichste Rand des Solowareka 
in das Bett des Kolaflusses hinunter, und bildete weiter im Fjorde 
Bänke von ziemlicher Ausbreitung. Das Flussbett vei*schob sich von 
den Felsen auf der rechten Seite etwas nach links, und die Wasser- 
masse brach durch die ehemaUge Landspitze; die alte Kirche und 
der Friedhof bleiben dabei auf einer Insel. Solche Durchbrüche des 
Schwemmlandes und des Solowarekas scheinen auch früher stattge- 
funden zu haben. So findet man z. B. sehr deutliche Spuren eines 
alten Bettes für den untersten Theil des Kolaflusses, welcher früher 
seinen Lauf durch ein Gebiet hatte, wo jetzt die Stadt theilweise 
steht. Eine rinnenförmige Vertiefung mit grossen Geröllsteinen zeigt 
die Lage des ehemaligen Flussbettes an. Kudrjavzoff hat in 
seiner Abhandlung eine Abbildung davon gegeben. 

In der Nähe des Dorfes Woroninsk hat der Fluss Woronje auf 
weiten Strecken langgestreckte Schwemminseln und Uferwälle von Sand 
und organischem Material gebildet. An anderen Stellen hat der 
Fluss dieselben Bildungen theilweise niedergerissen und die Bestand- 



34 W. Ramsay, Geologische Beobachtnngen auf der Halbinsel Kola. 

theile flnssabwärts getragen. Auch die mäandrisch laufenden Quell- 
flüsse des Ponoj bieten schöne Beispiele von Ansgrabungen an 
den Ufern und Ablagerungen von Schweramgebilden, letzteres be- 
sonders im mittleren Ponoj, wie die andere Abtheilung der Expe- 
dition berichtete. 

An der Murmannischen Küste ist der Unterschied zwischen Ebbe 
und Fluth nicht unbedeutend. In Folge dessen lässt es sich er- 
warten, dass das Meer deutliche Merkmale nach sich gelassen hat, 
an den Stellen, wo es früher sein Ufer hatte. Dies findet sich auch 
bestätigt, indem über dem jetzigen Meeresniveau mehrere Merk- 
male früherer, höherer Wasserstände zu finden sind. 

Auf der Insel Kildin hatte ich Gelegenheit die Höhen ei- 
niger solchen Strandlinien zu bestimmen. Hier liegen auf der Süd- 
seite drei horizontale Terrassen über einander. Ihre Höhen über dem 
mittleren Wasserstand sind: 



der ersten Terrasse 


22 m. 


der zweiten „ 


50 m. 


der dritten 


81 m. 



Die Höhen können nicht ganz genau augegeben werden, weil 
die oberen Ebenen der Terrassen nicht ganz horizontal, sondern gegen 
die See geneigt sind. Oben über der dritten Terrasse befinden sich 
hie und da ähnliche Bildungen, aber sie können nicht auf weitere 
Strecken hin verfolgt werden und liegen auf sehr wechselnden Xi- 
veauen. Sie können vielleiclit dadurch entstanden sein, dass die 
horizontalen Gesteinschichten der Insel eine Neigung zu Terrassen- 
bildung haben. 

Bei der KolaQord finden sich in den losen Bildungen auf seinen 
Seiten und im Solovareka deutliche terrassenähuliche Strandlinien. 

Am Solovareka liegen sie auf folgenden Höhen über dem mitt- 
leren Wasserstand im KolaQord. 



Die erste Terrasse 


28 m. 


die zweite „ 


55 m. 


die dritte „ 


65 m. 


das obere Plateau 


85 m. 



Fennia, III, n:o 7. 35 

Die Höhen der alten Strandlinieu an den Ufern des Kolaßords 
sind unterhalb der Tundra Goijäla: 



Die erste Terrasse 


50 m. 


die zweite „ 


65 m. 


die dritte „ 


80 m. 


die vierte 


125 in. 



Die erste und dritte Terrasse sind die am besten entwickelten. 

Eine Zusammenstellung der verschiedenen Höhen der Strand- 
ten*assen auf der Insel Kildin und beim KoIaQord zeigt folgende 
Übereinstimmung: 



Terrasse 


Solowareka. 


Gorjäla. 


KUdin. 


I 


28 m 




22 m 


II 


55 m 


50 m 


50 m 


1 IT 


65 m 


65 m 




IV 


85 m 


80 m 


81 m 


V 


__ 


125 m 


«_ 



Von diesen ist die Terrasse IV die deutlichste. 



Die oben mitgetheilten Beobachtungen von der Halbinsel Kola 
können nur einen kleinen Beitrag zur Kenntniss der Geologie dieser 
grossen terra incognita liefern. Es geht jedoch aus ihnen hervor, 
dass in dieser Landschaft mehrere wichtige und interessante Probleme 
zu lösen sind, und dass sie Gebiete enthält, deren Erforschung gute 
und der Mühe lohnende Resultate sowohl dem Mineralogen als dem 
Geologen schenken können. In der nächsten Zukunft dürften ohne 
Zweifel die wichtigsten und ergebnissreichsten Aufgaben für weitere 
Forschung auf der Halbinsel Kola die Untersuchung des grossen Ne- 
phelinsyenitgebietes sowie w^eitere Beobachtungen über die gegenwär- 
tige und frühere Verbreitung der jüngeren Sedimentgesteine sein. 



36 W. Ramsat, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Lujavr-urt. 



Anhang*. 

Petrographische Beschreibung der Gesteine des 

iMJavr-urt. 

■ 

Die folgenden Zeilen sind einer petrographischen Untersuchung 
gewidmet, die allerdings hier in einer geographischen Zeitschrift 
ziemlich fremd erscheint, dennoch aber mitgetheilt wird, weil sie 
in engem Verband mit der Abhandlung über die geologischen 
Verhältnisse auf der Halbinsel Kola steht. In dieser sind nämlich 
die geologischen Resultate, welche im Lujavr-urt gewonnen wurden, 
im Kurzen auseinandergesetzt worden. Eine nähere petrographische 
Beschreibung der hier auftretenden Gesteine scheint mir mit Rück- 
sicht auf ihrer Zusammensetzung aus mehreren Gründen ein gewisses 
Interesse bieten zu können, obgleich, hauptsächlich weil die Trans- 
portmittel grössere Gesteinsammlungen mitzubringen nicht gestatteten, 
die gewonnenen Resultate in mehreren Punkten noch nicht sicher 
festgestellt werden konnten. 

Die nachfolgende Untersuchung ist grössten Theils im Institut 
des Herrn Prof. H. Rosenhusch in Heidelberg ausgeführt worden, 
dessen werthvolle Rathschläge und belehrende Leitung meine Arbeit 
im hohen Grade beförderten. Es sei mir gestattet ihm meinen war- 
men Dank dafür hier dai*zubringen. 

Die zu beschreibenden Gesteine sind : 1 ) der s. g. normale Ty- 
pus des Nephelinsyenits, 2) die Grenzvarietät desselben, 3) eine 
wahrscheinlich in Gangform auftretende Abart des Nephelinsyenits 
und 4) der Augitporphyrit. Von dem ausserordentlich grobkörnigen 
Syenite im Tschivr-uaj-ladv sind keine Handstücke mitgebracht 
worden. 

In diesen verschiedenen untersuchten Abarten vom Nephelin- 
syenit wurden folgende Mineralien beobachtet: Mikroklin, Albit, 
Nephelin, Sodalith, Natrolith, Aegirin, Arfwedsonit, Ainigmatit, 
ferner Mineralien, deren Eigenschaften sich mit denen von bekann- 
ten Species nicht identificiren lassen, und ausserdem einige die nur 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 3? 

in einem oder zwei zufälligen Schnitten gesehen worden sind, die keine 
genauere Bestimmung erlaubten. Der Mangel an Apatit, Erzen und 
Titanit in diesen Gesteinen ist bemerkenswerth. 

Die Feldspathe bilden Individuen von mikroskopischer Kleinheit 
bis zu den Dimensionen jener oben (S. 22) erwähnten Tafeln im 
grobkörnigen Gesteine. Es sind Tafeln nach M, welche bisweilen 
randlich von undeutlichen P, T, 1 und y begrenzt werden. Die 
grösseren Individuen im normalen Oesteintypus messen nach der 
c-Axe bis zu 25 mm, nach der a-Axe bis zu 12, nach der b- 
Axe bis zu 2 ä 3. Die Spaltbarkeit ist gleich gut nach P und M, 
welche sich unter einem Wjnkel von 90* 12' schneiden (Mittel aus 
mehreren Messungen zwischen den Extremen 90* und 90* 30^. Auf 
Spaltstücken oder Schnitten parallel M sieht man ausser den Rissen 
nach P solche, die mit der Bichtung P 63* einschliessen und einer 
Fläche in der Prismenzone entsprechen. Auf P zeigt sich diese 
Spaltbarkeit weniger gut. Sie bildet nicht ganz geradlinige Sprünge, 
die senkrecht über die ZwiUingslamellen gehen. 

Im parallel polarisirten Lichte erweisen sich diese Tafeln 
aus zweierlei Feldspathen aufgebaut, die bei gesetzmässiger Ver- 
wachsung sich doch mit unregelmässigen Contouren gegen einander 
abgrenzen. Immerhin bilden beiderlei Feldspathe hauptsächlich nach 
der Fläche M langgestreckte Partieen. Die Dimensionen der beider- 
lei Feldspathpartieen sinken bis zu mikroperthitischer Kleinheit herab. 
Beide sind polysynthetisch verzwilliugt. Diese zwei Feldspatharten 
unterscheiden sich von einander durch ihre ungleich starke Doppel- 
brechung und die Lage der* Auslöschungsschiefen. In Schnitten pa- 
rallel mit M und P und senkrecht zu diesen beiden Flächen misst 
man folgende Aiislöschungswinkel : 

Auf M 2v auf P l zu P u. M 
Der schwächer doppelbrechende 6* 31* IV/J^ 

Der stärker „ „ „ 19* 8* 18* 

Der schwächer doppelbrechende Feldspath ist Mikroklin, der 
stärker doppelbrechende Alb it. Von diesen beiden ist der Mikroklin 
der weitaus vorherrschende. — So wie die grossen Tafeln, scheinen 
auch die kleineren Individuen aus zweierlei Feldspatharten auf- 
gebaut zu werden. Doch giebt es unter diesen solche die ho- 



38 W. Ramsay, Petrog^phittche Be«chreibuug der Gesteine des LujaTr-urt. 

mogeu sind^ und sie scheinen nach ihren optischen Eigenschaften 
Mikroklin zu sein. 

Bei dieser mikroperthitischen Verwaclisung zweierlei Feklspathe 
gelingt es kaum durch Trennung nach dem sp. Gewicht ganz reine 
Substanz zu erhalten. In der Thoulet'schen Lösung sinken Feld- 
spathkömer aus dem Pulver der Nephelinsyenite im Lujavr-urt cou- 
tinuirlich zwischen den Grenzen 2,62—2,55. Die Hauptmasse hat eiu 
sp. Gewicht zwischen 2,55—2,59. Bei der Behandlung der leichteren 
Kölner mit H-Fl bekommt man ganz vorherrschend fast aus- 
schliesslich Krystalle von K2 Si Fl,; das schwerere Pulver liefert 
unter der gleichen Behandlung reichlicher Na, Si Fl«. 

Ausser diesen zwei mikroperthitisch verwachsenen Feldspathen 
findet sich in den Nephelinsyeniten noch ein dritter. Dieser kommt 
entweder in den grossen Tafeln eingeschlossen oder ganz dicht an 
diesen liegend vor, niemals aber in regelmässiger Verwachsung mit 
den anderen. £2r bildet lange leistenförmige, polysynthetische Indi- 
viduen, die ihren Auslöschungsschiefen nach auch Albit oder Oligo- 
klas zu sein scheinen. Ihre äussere Begrenzung ist meistens sehr 
unregelmässig und zeigt deutliche Spuren von Corrosion. Man kann 
oft noch auf beiden Seiten einer durch Auflösung in dem Individuum 
entstandenen Einbuchtung die einander entsprechenden Zwillings- 
lamellen erkennen. Diese Gorrosion deutet darauf hin, dass dieser 
Plagioklas einer früheren, später nicht bestandfähigen Auskrystalli- 
sation angehört hat. Wahrscheinlich hat er das Material oder einen 
Theil desselben für den jüngeren in Verwachsung mit Mikroklin ste- 
henden Albit geliefert. 

Die cont)dirten Plagioklase sind einschlussfrei. Dagegen findet 
man in den aus Mikroklin und Albit gebildeten Tafeln am öftesten 
in unregelmässiger Weise eingestreute, bisweilen gesetzmässig ange- 
ordnete Nadeln und kurze Prismen vom später zu besprechenden 
Aegirin. Diese können sich oft bis zu fast farbloser Durchschichtig- 
keit verdünnen. 

Neben dem Feldspath kommt der Nephelin in isometrischen 
Individuen vor, die von einem Durchschnitt von 2 ä. 3 mm bis zu 
mikroskopischer Kleinheit heruntei^sinken. Im Allgemeinen ermangeln 
die Nephelinkömer deutlicher Krystallbegrenzung, sobald sie nicht in 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 39 

anderen Mineralien eingeschlossen sind oder zu der ersten Generation 
in den porphyrischen Gesteinvarietäten gehören. In solchen Fällen sind 
sie von OP, P und xP begrenzt. Das sp. Gewicht beträgt 2,59. 
Als Einschlüsse finden sich wie beim Feldspath Aegirinnadeln. Diese 
sind oft mit ihrer Längsrichtung parallel DP und oo P im Nephelin 
eingeschlossen, oft in Zonen angehäuft, die im Dünnschliffe viereckige 
oder hexagonale Formen zeigen. Das Mineral ist im Allgemeinen 
gut erhalten, hat jedoch das für den s. g. Elaeolith characteris- 
tische Aussehen. 

Der dritte von den farblosen Hauptbestandtheilen, Sodalith 
kommt in einigen Handstücken in ziemlich grosser Menge vor, in 
anderen fehlt er aber vollständig. In jenen bildet er entweder 
rundliche, beinahe idiomorphe Kömer mit einem Durchmesser von 2 
bis 4 mm im grobkörnigen Grestein, oder, was häufiger zu sein scheint, 
er tritt in allotriomorphen, unregelmässigen Partieen von den gleichen 
Dimensionen auf. Er ist nicht mehr ganz frisch und ist von zahl« 
reichen dunklen, körnigen und schuppigen, nicht näher bestimmbaren 
Interpositionen angefüllt. Chemisch ist der Sodalith sowohl im grob- 
körnigen, normalen Typus als im Grenzgesteine durch die Cl-reaction 
nachgewiesen worden. Hier wurde bei der Baush-analyse das Chlor 
(quantitativ 0,28% bestimmt, was auf Sodalith berechnet c. ö^^o 
entspricht. 

Beim Feldspath, Nephelin und Sodalith ist eine Zeolithbildung 
sehr oft eingetreten. Beim Elaeolith kommt sie am häufigsten vor. 
Sie beginnt dann an zahlreichen Punkten der äusseren Begrenzung, 
um welche gegen das Innere des Minerals halbsphärische, fein radial- 
fasrige Aggregate sich erstrecken. Oft berühren sich diese Halb- 
sphärolithe und vereinigen sich zu s. g. zeolithischeu Höfen, die den 
noch frischen Xephelinkeru umgeben. Die einzelnen Zeolithnadeln 
löschen parallel ihrer Längsrichtung aus. Die Richtung der kleinsten 
optischen Elasticität fallt mit der Längsaxe zusammen. Die Dop- 
pelbrechung ist ungefähr wie beim Albit. Der Zeolith ist walir- 
scheinlich Natrolith. Im Sodalith haben sich ähnliche Zeolith- 
sphäroHtlieu gebildet. Im Feldspath geht die Zeolithisirung von den 
Spaltrissen parallel M aus. Es entstehen, hauptsächlich in den al- 
bitreicheu Theilen der Tafeln, faserige Anhäufungen von feineu 



40 W. RamsAY, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liijavr-urt. 

Nadeln, welche dieselben optischen Eigenschaften zeigen, wie die 
im Elaeolith. Von einem Handstück des normalen Gesteiutypus, in 

• 

welchem solche sphärolithische Zeolithbildungen in grosser Menge vor- 
kamen, wurde durch Trennnng mit der Thoulet'schen Lösung eine 
Portion vom sp. Gewichte 2,25—2,29 gewonnen. Die Prüfung auf Cl 
in dieser gab ein negatives Resultat Eine qualitative Analyse hat 
ergeben Na^O, Spuren von CaO, AI2 O3, SiO^ und H2O. Analcim, 
der sonst in den Nephelinsyeniten häufig unter den Zeolithen ist, 
ist von mir weder im Nephelin noch im Sodalith gesehen worden. 

Von den farbigen Gemengtheilen ist der Aegirin der wich- 
tigste. Er bildet lange Säulchen, die in der Prismenzone stets 
idiomorph von sehr breiten ooPoo und 00 P begrenzt werden. Im 
Allgemeinen ermangeln sie einer Endbegrenzung. Nur an den klei- 
nen in den Feldspathtafeln und dem Elaeolith eingeschlossenen In- 
dividuen tritt eine solche auf, bestehend aus einer Fläche und einem 
Plächenpaare, unter welchen jene, die weniger häufig ist, ungefähr 
senkrecht oder nur wenig gegen die Verticalaxe geneigt steht, diese 
dagegen, in Schnitten nach der Symmetriebene, etwa die Neigung 
eines Pao oder P besitzt. Der Spaltwinkel beträgt 87<> 30' (87® 
22'— 87<^55'). Das specifische Gewicht wurde für Aegirinindividuen 
aus verschieden Abarten der Nephelinsyenite gleich 3,51 gefunden. 
Die Auslöschungsschiefe beträgt höchstens 4<>— 5® in Schnitten pa- 
rallel der Symmetrieebene. Auf Spaltblättchen nach (110) misst man 
sie zu 3®. Die Abweichung geht nach vom, wennman das scliiefliegende 
Endflächenpaar als P aufiasst. Diese den Spaltrissen am nächsten 
liegende Richtung entspricht der Axe der grössten Elasticität. Die 
Ebene der optischen Axen ist die Symmetrieebene. Sowohl in Schnitten 
quer gegen die Spaltbarkeit wie parallel 00 P od tritt eine Bisectrix 
aus, in beiden Fällen mit sehr grossem Axenwinkel. In einer parallel 
00 P « geschliffenen Platte wurde dieser unter dem Mikroskop (Fuess 
n:o 1) in Jodmethylen gemessen. Aus den Bestimmungen fand es 
sich, dass der wahre Axenwinkel grösser als 114® war, woraus man 
schliessen kann, dass c die stumpfe Bisectrix ist. Der mittlere 
Brechungsexponent ß wurde nämlich mittelst eines in der Orthozoue 
geschliffenen Prismas für weisses Licht bestimmt und zu 1,801 ge- 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 41 

funden. Der zweite Brechiingsexponent, welcher nach der Orienti- 
ruug des Prisma's a sehr nahe kommt, beträgt 1,777. 

Die Aegirinnadehi sind im Allgemeinen sehr homogen; nur in 
einem auch in anderer Hinsicht abweichenden Handstttck WHirde bei 
den Aegirinen eine beinahe farblose Zone um den dunklen Kern 
beobachtet. In allen übrigen ist die Farbe im durchfallenden Licht 
rein und klargrün. Der Pleochroismus ist stark und zvar 

a > b > c 

reingrüu gelblichgrasgrftn braungelb. 

Im Aegirin kommen keine Einschlüsse vor. Eine quantitative 
Analyse, welche von Herrn Dr A. W. Forsberg auf reinem, aus 
dem normalen Nephelinsyenittypus isolirten Material ausgeführt 
wurde, ergab: 



SiOj 


51,82 "o 


AljO, 


0,60 


FejOa 


21,02 


FeO 


8,14 


CaO 


3,01 


MnO 


1,00 


MgO 


1,47 


Na,0 


11,87 


K,0 


0,85 


(Tlubverliiüt 


0,50 



100,28 % 

Nebeu dem Aegirin kommt kein anderer Repräsentant der Py- 
roxeuginippe vor. 

Die HoiTiblendegnippe wird durch ein in chemischer Hinsicht 
dem Aegirin entsprechendes Glied vertreten. Im grobkörnigen Ne- 
phelinsyenite kommt es nur spärlich vor, aber in der Grenzvarietät 
bildet es zahlreiche, über cm lange Einsprenglinge. Die Krystalle 
werden in der Prismenzone von ao P und od Pob begrenzt* Endflächen 
wurden dagegen nicht beobachtet. An einem kleinen Krystall aus 
dem normalen Gestein wurde der Winkel (1 10): (liO) - 56« 20' gemessen. 
An Spaltstücken von dem Amphibol im Grenzgesteine wurde als 
Mittel mehrerer Messungen 56<> 12' (äusserste Werthe 56^ 44' und 
bb^ 58') gefunden. Das sp. Gewicht ist beinahe das gleiche als bei 
Aegirin, 3,5. Es ist etwas schwer genaue Werthe davon zu bekom- 



42 W RAM^iT. P'tr-:n^:Li-l-r E-j "irr :u^' •i-*^Jv>vis^■^■iLlJj•TT-■n. 

iii-rii. w-fil 'ii-: Hftnibl'^nWriiiriiLi';:! mei^l-rii? v..ii EiiiS{>reiigUiig«u 
kkliterer Mineralien. Fe^d>{^Ui. EUeoIith a. a.. «o?eAlh äsd. I>it; 
•A'vü AD^efnhrte Zahl ist die gKissie. wt:S>:lte tör die aoscketiieDd 
n;iii>ie'j Krirner eriialleu wurde. L»ie Aa-lC-sclian^s^hiefe aaf ?^M]t- 
biättero ist 1<.i* 3<.)'. l>ie Aie der lüeic^tt:u otiti^heo Ebsticitäi 
U*^ der Verticalaxe am Däoufieu I'ie L^•p[■elb^«dtllBg sdteiDt 
Iio>itiT zu tein. 

IiD darchfallendai Lirhi fiodet man eineo ?ewi£sea Untendiied 
iii der Faii>e nnd dem Pleot-hnji^miis zwiscli'en der UömUeode im 
iionualeo NeplieliiL^yeniitypus oud derim l.•n:Qzgä^ttfia. Jene lencfaiH 
mit grfinlichgnuiea Farbeo dmth aud hat t-jf^eode Abst^pöMi: 
a ^ b < c 

ks^tanienbraaD stahigran grmütbi'ian^raa 
Im GrenzfesteiD ist die Farbe dvs durchgehendeo naptilarüärteo 
Lichtes grün nnd die der Absor|iti<iD a gelbbrana. b grasgrin and 
c grünblau. 

Die Grösse des PrismenwinkeLj. das 5pe^in?*he Gewicht nnd 
die .\bsorptioasfarben machen e> walir^oheiuiich. da;«« hio* eine 
Arfwedsonit-ähnliche HonibleudeArt Tv-rlieai. 

Ein l'iir die Nei>beliusyenile voui Lu'an-on Sehr charactercitist-krT 
Beslandtheil ist der Eadiiilyt. Er fehli in keiuem von diesen, 
obgleich er bisweilen nnr S[iärlii'h v-rhaDilen sein kuno: in maocben 
bildet er einen nicht anbei rächt lic Leu Thtil drr Gpsamitmasse. In 
der Greuzvarietäl hat derEn<Üalyt meist njikr'-rk-'i'ist.he 1 »imeoaoUf n. 
im grobkörnigen Gestein dagegen blMet er crosse is..'an:!ris-,be Kömer 
mit einem Durchmesser bis zn i ä -3 ffiai. Wcii dieses Mineral zo 
den erst aiiskrt'stAllisiiien gehvn, W^itzt es öliers eine idionori-e 
l^grenzung von üR. R uud x P-.». Die :^i•al;l■alkeiI nai.a '.»R i>i 
deutlich. Auch eine Sg^ltbarkeit nach ' « K kummt zsm VuR>cbeiu- 
■ • ■ ■ s, 2,v4vt. 

i eine kir>*.h-bi> rwsitiviheFaibe, -Üe n'».li 
lerkbar L<t. Die iK'i'i'elbrev'Lun!,' i?i s<rhr 
?denteiiil in Tei-j^LioWni-n Köiueiu nnd au 
ileniselWn ludividuiiui. oft bis zu u beninter- 
in jeiieia irr~'sseren Schuiite aiis<.'heiuea>l 
men. Da uiiu Eudialyi ..j.ti>^h |•'^iliv ist 



Fennia, in, n:o 7, Anhang. 43 

und der ihm chemisch nahe stehende Eukolit negativ, so ist es zu 
vermuthen, dass sie, wie Mimetesit und Pyromorphit. En<lglieder 
einer isomorphen Beihe darstellen, in welcher ausser Zwischenglie- 
dern mit ab- und zunehmender, positiver - oder negativer Doppel- 
brechung auch solche existireu müssen, die für wenigtens eine be- 
stimmte Farbe, isotrop sind. Solche Zwischenglieder wären die iso- 
tropen Partieen im untersuchten Eudialyt. Die doppelbrechenden 
Pailieen sind meistens positiv. Jedoch giebt es auch solche mit 
negativem Character. Wenn man nämlich ein empfindliches Gyps- 
blatt zwischen die Nicols einschaltet, findet man in Schnitten, welche 
mit R einen grossen Winkel bilden, Stellen die gelb sind, während 
die positiv doppelbrecheuden die blaue Farbe zeigen, und umgekehrt. 
Diese Partieen sind negativ und gehören dem Eukolit an. Die iso- 
tropen Partieen bilden gewöhnlich auf den beiden OR stehende, in 
die grossen Individuen eingestülpte, halbe Rhomboeder. Die negativ 
doppelbrechenden Partieen erscheinen als uuregelmässige Fetzen in 
den isotropen und positiven oder als randliche Umhüllungen der 
letzteren. Die Brechnngsexponenten der vei^schieden stark doppel- 
brechenden Theile der Eudialytkömer scheinen sich nicht viel. zu 
untei'scheiden, denn im einfach polarisirten Licht haben die Schnitte 
ein vollständig einheitliches Ausseheu. Du ausser dem die Doppel- 
brechung sehr schwach ist, w urden für die Bestimmung der Brechnngs- 
exponenten zwei ganz beliebig orientirte Prismen gemacht. In beiden 
sind übereinstimmende Resultate gewonnen« Das gebrochene Bild 
ei"schien einfach, und liess folgende Werthe für die Refractiousiudices 
bestimmen: rothes Glas 1,6018, Xa l.«057, Tl 1,6004. Im Vergleich 
mit den Brechnngsexponenten andei*er Eudialy te sind jene aufi'alleud 
niedrig. 

Chemisch ist in diesen Eudialy ten nachgewiesen worden: Xa. 
Fe, Mu (nicht unbedeutend), Si und Zr in Sodaperle, wobei sich 
ausser Zr-tridymiten tetragouale^ stark i)ositiv doppelbi*echeude Pris- 
men, wahrscheinlich Zirkon, bildeten. — 

In der Grenzvarietät des Nepheliusyenits kommt ein Mineral 
vor, welches die giösste Übereinstimmung mit Ainigmatit zeigt 
Es bildet giosse Individuen, welche von zahlreichen allotriomorphen 
Partieen zusammengesetzt werden^ die in grosser Ausdehnung die. 



selbj krT^UllofrapbiäCb): fhier-tira:^ luben. ip.-tz .I»j ery/saea Menge 
eingescblossener Sonder Mioetalieii. So nehnea FeMsftttb. Elaeolith. 
Aegiria n. a. EUoschlBäS« etva «teDsdU^a Bacb in UndBchnitt du. 
wie das Mineral selbst. I>ie>es bat eine sehr destlidie {trsaalödie 
Spaltbariceit. ähnlich der bd Homl^j'^a-ie. Den Spaltwinfcel an iso- 
lii-ten Stücken zo messen l^ nicht gelan?». In den zafUligeii 
Schnitten im Dännscliliffe findet man grosse Wertiie. E)ie t^itbcbe 
Axenebene liegt im stompferen Spaltwinkd mit sehr stwsct Schiefe 
zwischen der Btsectrix nnd der Prismenaxe: ■l''* — lö* wurden 
in zufälligen Schnittai mit parallelen Spaltnssen gemesaai. Die 
an der Prismenaxe näher liegeude Aoslüscbangariefatiuig ist c In 
Schnitten qner zu den Spaltflächen tritt eine Brisectrix ic mit 
grossem Axenvinkel ans. Die Farbe im dorchfallendai Lichte ist 
dnnbelroth. Die Absorption ist sehr start and zwar 
a > b> t 

ganz schwarz donkelbrannroth carminroth. 
Die Spaltbariieit nnd die Lage der Axenebene köonteo fär 
eine Hornblende stimmen; dagegen ist die Absorption mngekefart. 
Die Absorptionsfarben zeigen eine grosse Ähnlichkeit mit denen bei 
Ainigmatit in grOnländiscben Syeniten nnd andi mit doien des Cos- 
syrits. Dasselbe Mineral in den gleichen hippigen Blättern kommt 
in manchen brasilianischen Tingnaiten und in dei Pantelleriteo vor. 
Anch die Lage der verschiedenen Axeufarben. die grosse Anslö- 
schniigsschiefe auf (010) nnd die Spaltbarkeit stimmen für dieses 
Mineral. 

Wie die meisten Nephelinsjenite sind auch die vom LnjaFr-nrt 

sehr reich au seltenen Mineralien. Leider hat sich aber zu den 

gewöhnlichen Schwierigkeiten, welche die Bestimmaug von meist in 

mikroskopischer Grösse auftretenden Mineralien darbietet, diesmal 

noch der Mangel an Material gesellt. In Folge dessen sind nur für 

eines der fUnf neuen Mineralien alle Eigenschaften festgestellt 

worden Bei jedem von den ftbrigen war nur ein Theil seiner Ei- 

aber dies genügte znm Nachweis, dass das 

keinem bisher bekannten Qbereinstimmt. Eine 

Untersuchung jener hätte eine allzn grosse 

iTollen Gesteinsmateriale nnd von Zeit ge- 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 45 

fordert, die in keinem Verhältnisse zum berücksichtigten Zweck die- 
ses Aufsatzes, eine petrographische Beschreibung der Gesteine im 
Lujavr-urt zu geben, gestanden hätte. Durch eine neue Eeise nacli 
dieser Gegend kann mehr und für die mineralogische Bestimmungen 
besser geneignetes Material eingesammelt werden. Erst dann, wenn 
eine zukünftige Untersuchung eine genauere Kenntniss der neuen 
Mineralien gegeben hat, scheint es mir auch zweckmässig ihnen neue 
Namen zu geben. Sie sollen im Folgenden aufgezählt werden. 

(1). Im grobköiiiigen Gesteine findet man kleine schwarze, 
halbmetallisch glänzende Individuen eines regulären Minerals, das in 
sehr dünnen Schliffen mit dunkel braunrother Farbe durchleuchtet. 
Es spaltet deutlich nach odOod, welches auch die gewöhnliche Form 
ist. Sehr häufig sind Durchdringungszwillinge nach 0. Das speci- 
fische Gewicht ist viel höcher als das, zu welchem die Eohrbach'sche 
Lösung gebracht werden kann. Es wird von keiner Säure ange- 
griffen. Bei der Verwitterung im Gesteine haben sich Leukoxen 
und Ferri-hydrat gebildet. 

(2). In der Grenzvarietät kommt ein gelbbraunes Mineral vor, 
welches meistens zahlreiche in der Gesteinsmasse zerstreute Häufchen 
von mehreren winzig kleinen Erystallen bildet. In Dünnschliffen 
hat es auf den ersten Blick eine sehr grosse Ähnlichkeit mit dem 
Lfivenit. Bei näherer Untersuchung zeigt* sich indessen keine volle 
Übereinstimmung. Bisweilen kann diese^s Mineral auch in einzelnen 
cm langen Individuen auftreten, welchen die äussere Farbe und eine 
hier auftretende, fast glimmerartige Spaltbarkeit eine gewisse Ahn- 
liclikeit mit dem Astrophyllit schenken. Die Krystalle sind säulen- 
förmig ausgebildet mit einem breiten Pinakoid (100) und Prisma (110). 
An ganz kleinen aus den Häufchen isolirten Erystallen wurde ge- 
messen (110): (110) ^ 98«. (110): (100) ergab im Mittel 41», aber die 
Werthe schwankten zwischen 40« und 42, und es konnte nicht mit 
Sicherheit abgemacht werden, ob das Pinakoid ganz symmetrisch zu 
den Prismenflächen liegt oder nicht Bei mehreren Messungen wurde 
nämlich der Winkel (100): (HO) constant grösser erhalten als (100): 
(liO) aber die Differenzen sind kleiner als die beim Messen an verschie- 
denen Individuen gefundenen Schwankungen desselben Winkels. Fer- 
ner treten Flächen eines anderen Prismas (210) auf, die mit (100) 



40 W. Ramsay, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liyavr-nrt. 

einen Winkel von 21® einschliessen. An den grossen Krystallen 
wurden dieselben Winkel c 42® und 27® durch Schimmerreflexe zwischen 
dem grossen Pinakoid und den Flächen in der Prismenzone gemessen. 
Nach dem Pinakoid (100) tritt eine sehr gute Spaltbarkeit auf. Auf 
den Spaltblättern der grösseren Krystalle kann man ausserdem Spränge 
nach zw^ei sich unter c. 115® schneidenden Spaltungsrichtungen sehen, 
die symmetrisch zum zweiten Pinakoid (010) liegen und es in ihrem 
stumpferen Winkel einschliessen. Das specifische Gewicht beträgt 
3,45. Die Auslöschung ist parallel mit der Prismen- axe und in Schnit- 
ten der Hauptzonen anscheinend, auch mit der Spaltbarkeit so dass 
dem Mineral ein rhombischer Character zukäme. Die optische Axen- 
ebene ist (010). Die durch das Pinakoid (100) austretende Bisec- 
trix ist Q. Die mit der Prismenaxe zusammenfallende Elasticitäts- 
richtung c ist die spitze Bisectrix. Die Doppelbrechung ist geringer 
als beim Aegirin. Der Pleochroismus ist deutlich^ aber nicht be- 
sonders stark 

a < 6 < c 

hellgelb gelb braun 

Chemisch ist nachgewiesen worden Na, Mn, Fe, Ti und Si. 
Die aller kleinsten Krystalle in den Häufchen sind einschlussfrei. 
Dagegen enthalten die grösseren Nephelin, Feldspath u. a. 

(3). Ein anderes von den in der Grenzvarietät des Nephelin- 
syenits auftretenden neuen Mineralien besteht aus bis zu einem 
cm langen und einen halben cm breiten tafelartigen violettrothen, 
bronzeschillernde Krystallen. Sie haben einen monosymmetrischen 
Habitus und w^erden in einer Zone, der orthodiagonalen, von zwei 
40® mit einander einschliessenden Flächenpaaren begrenzt. Von die- 
sen ist das eine breit und bedingt die tafelförmige Ausbildung, das 
andere ganz schmal. An den Enden werden die Krystalle senkrecht 
abgestumpft von undeutlichen Pinakoiden. Eine sehr gute Spalt- 
barkeit folgt der Tafelfläche. Die Farbe entspricht etwa 41 n der 
Radde'schen Farbenscala mit Bronzeschiller auf der Tafelfläche. 
Die anderen Flächen sind matt. Das Mineral ist von ziemlich 
weicher Consistens und hat ein specifisches Gewicht zwischen 
2,7—2,8. Die optischen Eigenschaften passen für das monosym- 
metrische System. Auf der Tafelfläche ist die Auslöschung pai-allel 



Fennia, III, n:o 7, Anhano. 47 

mit den Kauten. In Schnitten in Di\nnschliffen, die nahe zu (010) 
liegen, wurde eine schiefe von 33^-35® zwischen den Spaltrissen 
nach (100) und der Auslöschungsrichtung b gefunden. Diese Ab- 
weichung geht nach vorn, wenn man die Taffeifläche als (100) und 
die schmale Fläche in der Orthozone als (001) auffasst. Durch (100) 
sieht man ein Axenbild, in welchem die Axenebene senkrecht auf 
010 steht; die austretende Bisectrix ist a, der Axen Winkel nicht 
gross. Die Doppelbrechung ist sehr hoch. Der Pleochroismus ist 
nicht stark, aber deutlich 

Q < b > c 

blassroth grauviolett blassroth. 

Chemisch wurde nachgewiesen Na, K, Ca, Fe, Ce (Di, La), Mg, 
Ti und Si. In Salzsäure löst sich das Mineral leicht unter Gelatine- 
bildung. Allenthalben wimmelt es von Einschlüssen von den anderen 
Miiieralien des Gesteins und hat in Folge dessen im Dünnschliffe ein 
sehr zerrissenes Aussehen. 

(4). Die Grenzfacies des Nephelinsyenits ist stellenweise sehr 
reich an eckigen, isometrischen Körnern eines rosarothen, relativ stark 
doppelbrechenden Minerals, welches sich im Ainigmatit, Hornblende, 
Elaeolith und Feldspath eingeschlossen findet. Es ist optisch einaxig 
mit negativem Character. Eine lamelläre Zwillingsbilduug, welche 
w^ahrscheinlich nach einer Rhomboeder-fläche geht, ist sehr häufig. 
Von Säuren wird das Mineral nicht angegriffen. Eine Zersetzung ist 
sehr häufig; sie kann bis zu vollkommener Pseudomorphosirung des 
Minerals in Limonit bei guter Erhaltung der Form vorschreiten. 
Es ist nicht ausgeschlossen, dass unter diesen rothen Durchschnitten 
zweierlei Mineralien vorliegen. 

(5). Im der früher erwähnten (S. 41) abweichenden Varietät 
des grobkörnigen Nephelinsyenites kommt als letzte Ausfüllungsmasse 
ein einfachbrechendes oder nur äusserst schwach doppelbrechendes 
Mineral vor, welches seines niedrigen Brechungsexponenten und 
seiner Farbe wegen auf den ersten Blick für Flusspath gehalten 
werden kann. Es bildet ganz allotriomorphe Massen in welchen die 
Krystalle von Elaeolith, Feldspath u. a. hineinragen, wie Glimmer 
und Feldspath in den Quarz des Granits. Es zeigt keinerlei Spalt- 
barkeit. Die Härte ist ziemlich gross, da das Mineral Glas ritzt. 



48 W. Ramsay, Petrographiscbe Beschreibung; der Qesteine des Liyavr-urt. 

Das specifische Gewicht beträgt 2,753. Im durchfallenden Licht hat 
das Mineral hellrothe Farbe, die stellenweise etwas intensiver wird. 
Diese stärker pigmentirten Stellen bilden entweder ganz unregel- 
mässige Flecken oder lamellenähnliche, gerade, schmale Partieen^ die 
mit den schwächer geförbten abwechseln. Sie zeigen eine schwache 
anomale Doppelbrechung, welche mit einem deutlichen Absorptionsun- 
terschied zwischen den beiden Auslöschungsrichtungen verbunden ist. 
— In zwei Prismen wurde der Brechungsexponent für Na in überein- 
stimmender Weise zu 1,5223 gefunden. — Eine qualitative chemische 
Analyse ergab : NsjO, K2O, CaO, MnO, AI2O3, SiOa und HjO. Fluor 
konnte durch Behandlung mit H2SO4 nicht nachgewiesen werden; 
ebensowenig ergab die Turnerische Probe Borsäure. Das Mineral 
wird nur schwierig von Säuren augegi'iffen. Es schmilzt unter 
Wassergabe sehr leicht. Eine von Herrn Dr Forsberg auf reinem 
isolirten Material (0,684 gr.) ausgeführte quantitative Analyse zeigt: 

SiOa 55,88 <> 

AI2O3 + FcjOa (wenig) 15,19 



MnO 


2,67 


CaO 


9,53 


MgO 


0,58 


NajO 


9,06 


KjO 


1,57 


HjO (Gltthverlust) 


6,04 


* 


100,47 »/o 



Vielleicht identisch mit diesem Minerale ist eines, welches in 
einer grobkörnigen eudialytreichen Varietät vorkommt, wo es sich 
durch seinen Pleochroismus in blassroth und rosa kundgiebt. Es 
kommt in den Aegirinhäufchen vor, und die zwischen den einzelnen 
Aegirinnadeln liegenden Theile desselben haben dieselbe Stellung 
ihrer grössten und kleinsten Absorption. — 

In einem Dünnschliffe von einem grobkörnigen eudialytreichen 
Gestein am Ost-abhange des Wavnbed ist ein isometrischer Schnitt 
von einem isotropen, gelb gefärbten Mineral gesehen worden. Da 
kein anderer angetroffen wurde, ist keine nähere Bestimmung mög- 
lich. Am meisten ähnelt das Mineral einem, welches man in Dünn- 
schliffen brasilianischer Nephelinsyenite sieht, und das von Oraeff^ 
als Granat bestimmt worden ist. 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 49 

Spärlich verbreitet findet man im grobkörnigen Gestein ein 
Mineral mit folgenden Eigenschaften. Die kleinen farblosen Krystalle 
sind idiomorph, rhombisch, in einer Zone von einem Pinakoidpaar 
und Prisma begrenzt. In Schnitten im Dünnschliffe, die ungefähr 
senkrecht gegen das Prisma liegen, misst man den inneren 
Winkel c 11&^ über das Pinakoid. Zwillingsbildung nach dem 
Prisma oft mit kreuzartiger Durchdringnng. Eine deutliche Spaltbar- 
keit geht nach dem Pinakoid. Die Auslöschung ist parallel dieser. 
Die optische Axenebene fällt mit der Spaltebene zusammen. Parallel 
der Prismenaxe liegt c Die Doppelbrechung ist höher als beim 
Natrolith. 

Von den oben erwähnten Mineralien werden die Nephelinsye- 
nite in folgender Weise aufgebaut. 

1. Der Gestein des normalen Typus enthält von ihnen als 
ursprüngliche, aus dem Magma auskrj'stallisirte Bestandtheile Feld- 
spath, Nephelin, Sodalith, Aegirin, Hornblende, Arfwedsonit, Eudial} t 
und das unter den neuen Mineralien mit (1) bezeichnete, reguläre, 
halbmetallische. Als secundäre Bildungen findet man Zeolithe u. 
a. Von diesen treten die grossen weissen, in gewissen Kluftrich- 
tungen tafelförmig, in anderen leistenformig erscheinenden, in Reihen 
angeordneten Feldspathe und die glänzenden Aegirinnadeln im Hand- 
stück am meisten hervor und geben dem Grestein ein sehr charac- 
teristisches Aussehen. 

Unter ihnen spielt das spärlich auftretende Mineral (1) die KoUe 
eines Erzes in anderen Gesteinen. Es bildet im unzersetzten Zu- 
stande vom ooOgd gut begrenzte Krystalle, die in beinahe allen 
anderen Bestandtheilen eingeschlossen liegen. Unter den Hauptbe- 
standtheilen hat die Krystallisation mit dem Eudialyt und dem Ae- 
girin angefangen. Der Eudialyt ist immer einschlussfrei und zeigt 
gute idiomorphe Begrenzung. Den Aegirin findet man als zahlreiche 
kleine, wohlbegrenzte, säulenförmige Krystalle im Elaeolith und Feld- 
spath oder als grosse, lange Nadeln ausserhalb der farblosen Ge- 
mengtheile. Im letzteren Falle besitzt er sehr gute Krystallbegren- 
zung in der Prismenzone, ermangelt aber gewöhnlich der Endflächen. 
Meistens findet mau mehrere Individuen zusammen in garbenähn- 
chen Haufen oder in radial-strahligen Bildungen, von welchen oft 



50 W. Ramsay, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liyavr-urt. 

die einzelnen Nadeln in den Feldspath und Nephelin hineinragen. 
In allen Fällen besitzt der Aegirin eine deatlickere und bessere Be- 
grenzung als der Feldspath und Nephelin, was darauf hindeutet, 
dass seine Krystallisation früher angefangen hat, als die der farb- 
losen Gemengtheile. Jedoch muss man wohl zugeben, das bei der 
überwiegenden Menge der grossen Feldspathtafeln und mit Rflcksicht 
auf den Umstand, dass viel Aegirin z^^ischen diesen wie eingeklemmt 
erscheint, ohne von ihnen umhüllt zu werden, es wahrscheinlich ist^ 
dass die Aegirinbildung noch nach der Ausscheidung der grossen Feld- 
spathtafeln foitdauerte. Die einzelnen arfwedsonithähnlichen Hom- 
blendeindividnen scheinen später gebildet worden zu sein als der 
Feldspath. unter den farblosen Bestandtheilen ist der Feldspath 
durchaus üben^iegend. Er bildet die grossen, oben beschriebenen 
Mikroklin-AIbit-Tafeln. In diesen finden sich die auf eine ältere 
Generation deutende Plagioklasreste. Der Nephelin tritt meistens in 
abgerundeten Kömern, zwischen den Feldspathtafeln eingeklemmt auf; 
welches Mineral das ältere sei, ist schwer zu sagen, da beide meistens 
guter idiomorpher Begrenzung ermangeln. Auf der einen Seite findet 
man Stellen, wo der Elaeolith sowie der Sodalith Krystallformen gegen 
den Mikroklin zeigt, anderseits aber bildet ein Theil des Elaeoliths zu- 
sammen mit dem Sodalith die letze Ausfällungsmasse des Gesteines. 
Die ganze hypidiomorphkömige Stnictur ist eine typisch trachyt^ide 
mit den grossen nach M tafelförmigen Feldspathen, deren Tafelflächen 
auf grösseren Strecken hin parallel liegen, und zwischen welchen 
die Nephelinkömer wie eingeklemmt sind. — Bei diesem G^teintypus 
kann man mehrere Varietät^ unterscheiden, je nach dem Vorherr- 
schen eines der Hauptgemengtheile. In einer Abart treten die Feld- 
spathtafeln bedeutsam hervor, eine andere ist sehr reich an feinen 
Aegirinnadeln, welche die Feldspathtafeln fast verhüllen; eine dritte 
Varietät ist dm*ch den hohen Gehalt an grossen Eudialyten ausge- 
zeichnet. 

Im äusseren und noch mehr im mikroskopischen Habitus weicht 
hieiVon eine im Wavnbed gefundene Nephelinsyenitpartie ab. Sie hat 
in der Hauptsache dieselbe mineralogische Zusammensetzung, wie 
das Gestein des normalen Typus, aber alle ihre Bestandtheile er- 
weisen Veränderungen, die auf eine secundäre Einwirkung hindeuten . 



I 



Fennia, III, n:o 7, Anhang. 51 

Der Aegirin zeigt einen zonaren Bau. Ein innerer Kern mit der 
g-ewöhnlichen grünen Farbe wird von einer beinahe farblosen Rand- 
zone umgeben, welche dieselbe Lage und denselben Character der 
optischen Elasticitätsaxen wie der Kern hat. — Der Feldspath und 
der Eläolith sind in hohem Grade zeolithisirt worden. •- Als letzte 
Ansfallungmasse findet man das in keiner anderen grobkörnigen Va- 
rietät gesehene Mineral (5). Es erffillt breite Spalten und Adern, 
und gerade wo der Nephelin gegen diese grenzt, ist er am stärksten 
natrolithisirt. — Das halbmetallische reguläre Mineral (1) wird von 
Bündelchen und Häufchen eines in feinfasrigen bis langspiessigen, 
schief auslöschenden, stark doppelbrechenden, farblosen Individuen 
krystallisirenden Minerals umgeben, in welchem die Axe der kleinsten 
Elasticität der Längsrichtung der Nadeln am nächsten liegt. Auch 
findet man Häufchen dieses Minerals ohne das reguläre (1), aber in 
diesen deuten Reste von Ferrihydrat und Leukoxen darauf hin, das 
es ursprüngtich da war. 

2. Im grünen feinkörnigen bis dichten Grenzgestein mit den 
porphyrischen Einsprengungen kommen alle oben erwähnte Mineralien 
ausser (1) und (5) unter den neuen vor. Die Hauptbestandtheile 
Aegirin, Nephelin und Feldspath treten in zwei deutlich unterschied- 
baren Generationen auf. Man findet ziemlich grosse, gutbegrenzte 
Nephelinkrystalle und Feldspathtafeln mit eingeschlossenen Aegirin- 
säulchen nebst dem Eudialyt porphyrisch ausgeschieden in einer aus 
Aeginn, Feldspath, Elaeolith und Sodalith bestehenden, zwischen 
hypidiomorph und panidomorphkömig schwankenden Grundmasse. 
Ausser Aegirin findet man keine Einschlüsse im Nephelin und Feld- 
spath. Dagegen kommen noch in der Grundmasse mehrere Mineralien 
vor, die als Einsprenglinge erscheinen. Es sind die Häufchen vom 
Lävenit-ähnlichen Mineral (2), das rosarothe einaxige (4), zahlreiche 
grosse Homblendeindividuen, die grossen Individuen von Ainigmatit 
und das stark doppelbrechende, titanhaltige Mineral (3). Kein vom 
diesen kommt im normalen Gesteintypus vor, und sie scheinen ihr 
Dasein im Grenzgestein ganz eigenartigen Vorgängen zu verdanken. 
Alle schliessen grosse Menge von den anderen Bestandtheilen in 
sich ein; besonders der Ainigmatit und das neue Mineral (3) wim- 
meln davon. Trotzdem besitzen die meisten gewöhnlich eine auffallend 
deutliche idiomorphe Begrenzung. 



52 W. Ramsay, Petrographische Beschreibang der Gesteine des Liyavr-urt. 

3. An einzelnen Punkten im Lujavr-urt ist eine wahrschein- 
lich in Gangform auftretende, grob- bis mittelköiixige Abart vom Ne- 
phelinsyenite gefunden worden. Sie besteht aus Aegirin, Eudialyt. 
Elaeolitb, Feldspath, Sodalith und dem Lävenit-ähnlichen Mineral (2). 
Der Feldspath und der Nephelin sind porphyrisch ausgeschieden mit 
eingeschlossenem Aegirin in einer panidiomorphkömigen Grundmasse, 
die aus allen diesen Mineralien zusammengesetzt ist. In dieser fin- 
den sich ausserdem noch, wie im Grenzgestein, Eudialyt und Häufchen 
vom neuen Mineral (2). 

Der den Nephelinsyenit in Gängen durchsetzende Augitpor- 
phyrit ist ein schwarzes, dichtes Gestein, in welchem man makro- 
skopisch nur porphyrische Einsprenglinge von Augit und Plagioklas- 
leisten erkennen kann. Der Augit ist ein im durchfallenden Licht 
blass gelb erscheinende, einschlussfreie, monosymmetrische Species in 
kurz prismatischen Formen. Der Plagioklas scheint zu den mittleren 
in der Albit-Anorthit-Reihe zu hören. Die Grundmasse, enthält 
etwas Glas und zahlreiche dicht an einander liegende Plagioklas- 
leiste. Magnetit durchspickt das ganze Gestein in grosser Menge. 
In der Grundmasse tritt noch eine Limonitpseudomorphose mit 
anscheinend tetragonalen Umrissen porphyrisch auf. 



Erklärung einiger lappischen Wörter, die häufig als zusammen- 
setzende Glieder in den Namen auftreten: 

javr =3 See. 

jok, joki = Fluss. 

pachk = Bergrücken, Höhe. 

pacht, pachta = Bergwand. 

uaj = Bach. 

uajv =r: Berg. 

urt = Gebirge. 



tbMihtungtn auf der Balbin»^ Kola. Tafd T. 




1 



itungen auf der Halbinsel Kola. T 



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