Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
1
:i
•i;
't
"i
'11?
■ «.
■'.1
i
'.il
'I'I
.'•'I
a\
■'iL
. f'
',' '■
^!''l
|1
■::
■
3.C.j>
FENNIA, BULLETIN DE LA SOCIETE DE GEOGRAPIIIK
DE FINLANDE, a, N:o 7.
GEOLOGISCHE BEOBACHTUNGEN
AUF DER
HALBINSEL KOLA
VON
WILHELM RAMSAY.
1^
/w-^ -
MIT ZWEI TAFELN.
( i •
• i I •- » • t .
• ^ . • •
I I I- 1
i » »
• i < * j t • j •
HELSINGFORS,
DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT,
1890.
^
.•.:iP
\
5£rV/ 7/
250624
^
• • ; •
• • ■
■ •
• • •
*•• • ••• •• • • *•• • • • • •
■ •
• •
• •
Fknnia, ni, n:o 7.
■ •
Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kolaf/;:-
von
Wilhelm TIamsay.
Nebflt einem Anhango: Petrographische Beschreibung der Gesteine des Lujavr-urt.
Mit zwei Tafeln.
(Vorgelebt am 2 October 1889).
An der von Finnland im Jahre 1887 nach der Halbinsel Kola
ausgesandten naturwissenschaftlichen Expedition nahm ich als Geolog
Theil. Wie bekannt, war die Aufgabe der Expedition das Innere
der Halbinsel von Kola bis Ponoj zu durchreisen. Dieses wurde auch
ausgeführt (Fennia III, n:o 5), wenngleich nach einem Plan, der in vieler
Hinsicht von dem ursprünglichen verschieden war. Mehrere Umstände
zwangen nämlich die Expedition ' sich in kleinere Partieen zu theilen^
die auf getrennten Wegen das gewählte Forschungsgebiet durchwan-
derten. Hierbei folgte ich mit jener, die im Inneren der Halbinsel
von Kola nach Woroninsk und Liyavr, sowie von Woroninsk nach
Jokonsk sich begab (vergl. die Karte 3, Tafel I), und hatte dann Ge-
legenheit in diesen Gegenden geologische Beobachtungen zu machen.
Zuerst wurde ein längerer Aufenthalt in der Stadt Kola ge-
macht, wodurch die geologischen Verhältnisse in dieser Gegend ein-
gehender studirt werden konnten. Die Zeit gestattete auch einen
Ausflug nach der interessanten Insel Eildin. Dagegen wurde die Fischer-
halbinsel, die allzu weit von der projectirten Reise der Expedition
abgelegen war, nicht besucht.
Von Kola ging der Theil der Expedition, welchem ich mich ange-
schlossen hatte, nach Woroninsk. Der Marsch wurde möglichst be-
schleunigt, und die Beobachtungen in Folge dessen nur auf die all-
gemeinen geologischen Erscheinungen beschränkt. Hingegen wurde
im Dorfe Woroninsk, dessen nächste Umgebung in geologischer
Hinsicht wenig Wichtiges und Interessantes darbot, aus anderen
Grüuden eine längere Zeit verweilt.
• ••
.*.
• •
2 W. RAÄ^4T|;^*-Ö&ologi8che Beobachtungen auf der Halbinsel Kok
• •
Yoii\diesem Orte wurde ein mehrtägiger Ausflug nacli dem
See^ vJÜ*^^ und dessen Umgebungen im Centrum der Halbinsel ua-
^.^ •terA^cftamen. Dieser Theil der Reise hat die ohne Zweifel geologisch
..y*:\ Interessantesten Resultate geliefert, nämlich die Entdeckung nnd
Erforschung der grossen Gebirgsmassen Lujavr-urt zwischen den
Seen Lujavr und Umpjavr.
Vom Dorfe Woroninsk wurde die Reise über die Wasser-
scheide zwischen den Fluss- und Seesysteme des liujavr, Lejavr und
Jokonga, längs dem let^t genannten nach dem Dorfe Jokonsk am
Eismeer fortgesetzt. Bei diesem Marsche gingen wir Mieder zu schnell
vorwärts um eingehendere geologische Beobachtungen anstellen zn
können. Dazu kam noch, dass ich auf diesem Theil der Reise aucli
mit kartographischen Arbeiten beschäftigt war.
Von Jokonsk reisten wir zur See weiter nach Ponoj. Ungünstige
Winde hielten uns unterdessen drei Tage beim Vorgebirge Svjätoi Nos
auf, welches gleichzeitig untersucht wurde. Während der fortgesetzten
Seereise konnten einige Beobachtungen über das Aussehen des nord-
östlichen Küstenlandes vom Boote aus gemacht werden. Unser mehr-
tägiger Aufenthalt in Ponoj schenkte mir Gelengenheit zu mehreren
nicht unwichtigen Beobachtungen. Diese sind in vielen wichtigen
Punkten durch die Angaben über die geologischen Vorkomnisse an
einigen Stellen auf der Ost- und Stidostküste, welche Dr Kihlman
von seiner Forschungsreise im letzten Sommer (1889) mir freundlichst
mitgetheilt hat, später completirt worden.
Von früheren Forschungsreisen zu geologist^ien Zwecken nach
der Halbinsel Kola sind mir folgende bekannt. Die erste von diesen
dürfte wohl die sein, welche im Auftrage der russischen Regie-
rung am Ende des letzten Jahrhunderts von einigen Bergingenieuren
gemacht wurde, welche die Vorkomnisse von nutzbaren Mineralien
im Lande untersuchen sollten. Auch in späteren Jahren sind solche
Untersuchungen unternommen worden. *
Im Jahre 1839 besuchte Böhtlingk** das russische Lappland.
* Schirokin, FopHnR H^ypnaji. 1845 I: 3.
** W, Böhtlingk. Bericht über eine Reise durch Finnland und Lappland.
Erste Hälfte: S:t Petersburg— Kola. Zweite Hälfte: Eeise längs den Ktlsten des
Eismeeres. Bulletin scientifique de racadömie de S:t Peterb. 1840. VII, 107—
—128 und 191-206.
Fennia, III, n:o 7. : . /- 3
-' - " -*' '
Er reiste dahin durch Finnland und gelangte in das'KoUgebiet bei
den Quellen des Nuotjoki, von welchen er längs dem 5^QCj!d^ .jjind
dem Tulomaflusse nach der Stadt Kola kam. Von hier aüs-f^blst^
••• • •••
er zuerst nach der Fischerhalbinsel und dem Warangerfjord und/;-';
• *•
dann ostwärts längs der ganzen Küste der Halbinsel von Petschenga
nach Kantalaks. (Tafel I, Karte 3).
Um rein praktische Untersuchungen zu machen kamen die
deutschen Ingenieure Forstet' und Baldauf zu diesen ferne liegenden
Gegenden in den Jalireu 1868 und 1878. Sie untersuchten einige
von den erstgenannten Reisenden gefundene und eine Zeit bearbei-
tete Fundorte in der Gegend von Kantalaks und Umba. Da-
neben sammelten sie Handstücke von den dortigen Gesteinen. Selbst
haben sie nichts ttber ihre Beobachtungen publicirt, aber wir ver-
danken dem Herrn Prof. Stelzner* bei der Freibei^er Akademie,
in deren Sammlungen die mitgebrachten Handstücke aufbewahrt,
werden, eine petrographische Beschreibung derselben.
Der von der Naturforschergesellschaft in S:t Petersburg nach
der Halbinsel Kola im Jahre 1880 ausgerüsteten Expedition folgte
Herr Kudrjavjsoff als Geolog. ** Er erforechte die Strecke zwischen
Kantalaks und Kola (Tafel I, Karte 3).
Ausserdem findet man einzelne Notizen von geologischem Inte-
resse in den Berichten von Reisenden, die zu anderen naturwissen-
schaftlichen Zwecken diese Gegenden besuchten, z. B. in den Reise-
schilderungen von V. Baer ♦*♦ und v. Middendarff. ****
Wie man auf der Karte (Taf. l, Karte 3) sieht, bilden die Gegenden
auf der Halbinsel Kola, welche durch die von den obengenannten For-
schern und von mir unternommenen Reisen geologisch bekannt worden
* A. Stelzner. Bemerkungen über krystalliniscbe Sc-hiefergesteine aus
Lappland. Neues Jahrbuch fftr Mineralogie, Geologie und Paläontologie 1880 II 102.
** N. Kudrjavzoff, KoJCKift nojyocTpOB'b. Tpy/iH CaBRT<IJeTep6yprcKaro
o6mecTBa ecTecTBOHcnHTaiejieft. XII, 2 und XIV, 1. Petersburg 1882 u. 1883.
*** r. Baer. Expedition d Novaja-Zemlia et i»n Laponie. Bulletin scienti-
fique de PacadSinle de S:t Peterb. 1838. III, 132.
**** 17. Middendorff. Bericht über einen Abstecher durch das Innere von
Lappland, während der Sommer-expedition, im Jahre 1840. Beiträge zur Kennt-
nisB des russischen Reiches. XI, 130.
• «.
4 W. RAMR^Xe*«jl^ologi9ch<» Beobacbtnngen anf der Halbinsf»] Kola.
sind, nqr einen 'sbhr kleinen Theil des ganzen ausgedehnten Terrains. Es
ist'jSMm ihöglich mit diesem geringen Material von Beobachtungen
• • *••
•acH *eine Vorstellung von der geologischen Zosammensetzung des Lan-
•/•'*;'*. ües zn bilden, sei es anch in ganz allgemeinen Zttgen. Ich verzichte
dämm im Folgenden daranf, eine • allgemeine Übersicht der geolo-
gischen Verhältnisse zn geben, und theile nur die eigenen Beob-
achtungen, ans den von mir durchreisten Oegenden, mit.
Wo es mir möglich erscheint, werde ich indessen versuchen
meine Beobachtungen mit denjenigen der übrigen Forscher zusam-
menzustellen.
Die Halbinsel Kola hängt in geographischer, wie in geologischer
Hinsicht mit der scandinavischen Halbinsel und Finnland zusammen.
Sie besteht aus geologischen Bildungen, ähnlich jenen, welche in den
genannten Ländern angetroffen werden, und im Grossen findet man
die Spuren derselben geologischen Perioden und Ereignisse, die den
übrigen Theilen des ,.baltischen Schildes'' eigen sind. Auch die oro-
graphischen Verhältnisse zeigen mehrfach Uebereinstimmungen, und
wenn die Halbinsel Kola in mancher Hinsicht sich als ein eigenes,
typisches Gebiet darstellt, wird sie doch durch allmähliche Über-
gänge mit den angrenzenden Landschaften verbunden.
Im Westen grenzt das russische Lappland an das finnische. Der
in diesem mit dem Namen Suolaselkä bezeichnete Landrücken hat
auf dem Gebiete der Halbinsel Kola seine Fortsetzung in den hohen
Gebirgen bei Nuotjärvi und westlich vom See Imandra, unter denen
die Monsche-tundra und das Tschyngebirge die höchsten sind. Von dem
See Imandra und den von seinen nördlichen und slldlichen Enden
ausgehenden Thälem werden diese Höhenzüge unterbrochen, aber
östlich von dieser Senkung erhebt sich wieder ein stark hügeliges
Gebiet. Hohe Gebirge, Tundren und Hügel werden von einander
durch zahlreiche mehr oder weniger breite, von Geschieben, Morästen
oder Seen erfüllte Thäler oder sumpfige Niederungen getrennt.
Die grössten Gebirge auf der Halbinsel Kola sind die Tundren
Chibinä oder Umptek zwischen den Seen Imandra und Umpjavr. Ihr
höchster Punkt ist nach Angaben von Kudrjavzoff VysokijMys am
Fennia, iir, n:o 7. 5
Ufer des Imandra und liegt 920 Meter ttber dem Meere. In ihren
östlichen Theilen scheinen doch diese Gebilde höher gelegene Par-
tieen zu haben. Uenn sie sind nach den Messungen vom Kartographen
der Expedition ganz gewiss hölier als die östlich davon zwischen
Urapjavr nnd Lnjavr liegenden Gebirge Lujavr-urt. Ihre grösste
Höhe wurde zu 970 m ttber den Seen, welche ungefähr 140 m ttber
dem Meere liegen, bestimmt. Die Übrigen Tundren und Höhen sind
bedeutend niedriger. Die höchsten, welche die Expedition zwischen
Kola und Woroninsk traf, waren die Kildinschen Tundren mit
Wilkiswum (500 m).
Gegen Osten macht sich ein merkbares Abnehmen der mittleren
Höhe der Gebirge und Httgel geltend. Die einzelnen Berge erheben
sich nicht mehr so hoch ttber die umgebenden Niederungen, ihre
Formen werden mehr abgeflacht, und allmählicb findet ein Übergang
in das östliche ausgedehnte, beinahe horizontale Kttstenplateau statt.
Die Berge und Höhen haben im Allgemeinen schwach geneigte
Abhänge und flach abgerundete Formen, characteristisch für eine
hogelige Gegend, die den Wirkungen einer Eisperiode ausgesetzt war.
Nur in den höchsten Gebirgen, ' Lujavr-nrt findet man steile Felsen-
wände und Abhänge.
Die zwischen den Höhen liegenden Thäler, Ebenen und grös-
seren Seen scheinen auf einem mittleren Niveau von ungefär 130>-
150 m zu liegen. Zu dieser Meereshöhe steigt man sehr schnell
von der Küste hinauf. Der See Imandra liegt 109 m über dem
Weissen Meere (Ktidrjavzoff), Lujavr und Umpjavr ungefähr 140
m (Petreliiis). Dieselbe Höhe hat die östliche Hochebene (140—
150 m). Die geringen Höhenunterschiede machen sich darin bemerkbar,
dass der Lauf der P'lüsse im Inneren der Halbinsel verhältnissmässig
ruhig ist; die grössteu Stromschnellen und Wasserfälle bilden sie in
der Nähe der Küsten.
Gegen NO und ü steigen die Küsten der Halbinsel sehr steil
aus der See empor. Vom Meere aus gesehen, zeigt sich das Land als
ein hohes, ziemlich ebenes Plateau. — Die Sttdkttste der Halbinsel
ist flacher. — Im Allgemeinen vermisst man „Schären** bei den
Küsten, ein Umstand, welcher zum Theil die Halbinsel Kola von den
damit zusammenhängenden Ländern unterscheidet Östlich vom Kola-
6 W. Ramsat, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola.
fjord kommen weder Schären noch tief ins Land eindringende Bachteu
vor. Westlich davon and beim Golf von Kantalaks findet sich da-
gegen diese fttr die nordeuropäischen Länder im Allgemeinen so
characteristische Küstenform typisch ausgebildet.
Für die nähere geographische Orientirung der weiter unten
geologisch beschriebenen nnd erwähnten Orte will ich auf die von
Herrn Petrelius zusammengestellte, in diesem Bande von Fennia (lü,
n:o 5) veröffentlichte, neue Karte von der Halbinsel Kola hinweisen.
I.
So weit es bekannt ist, scheint der feste Boden auf der Halb-
insel Kola, mit Ausnahme untergeordneter Gebiete bei den Küsten
und des von Eruptivmassen erfüllten Terrains in ihrem Centmm,
ausschliesslich aus Grundgebirge zu bestehen. (Tafel I, Karte 4).
Archäische Bildungen fand Böhtlingk beinahe an allen von ihm besuchten
Ort€n; die von Stelzner beschriebenen Gesteine aus der Umgebung
von Kantalaks und Umba gehören zu den krystallinen Schieferge-
steinen, und zwischen Kantalaks und Kola fand Kadrjaveoff nur
Glieder der primitiven Formationen. Beim KoIaQord und im Inneren
des Landes zwischen Kola und Ponoj und an der Ostküste bei Svjätoi
Nos und Ponoj habe ich nur Grundgebirge fest anstehend ange-
troffen.
An den Meeresküsten und den Ufern des Kolafjords sind die
Gesteine überall sichtbar und für Untersuchungen leicht zugänglich.
Im Inneren des Landes dagegen wird der Boden von mächtigen
Moränablagerungen bedeckt, welche sich sogar über die höchsten
Theile ziemlich ansehnlicher Berge ausbreiten. Dieses ist be-
sonders der Fall im westlichen Theile des Landes. Auf der von der
Expedition durchwanderten Sti-ecke zwischen Kola und Woroninsk
sind nm* die höchsten Gebirge, die KildinscheuTimdi-en, entblösst von
dieser Moränendecke. In diesen Gegenden sind die Beobachtungen
über den Bergboden daher auf die obengenannten hohen Gebirgen und
einige zufällig angetroffene steile Bergwände mit nacktem Gesteine
beschränkt. Nach Osten hin nimmt die Mächtigkeit der losen Bildungen
Fennia, III, n:o 7.
ab, und sie bedeckeu nicht mehr die Höhen ganz vollständig, wo-
durch das blosse Gesteiu öfter an den Tag kommt, was der Fall
zwischen Woroninsk und Jokonsk ist.
Überall in den von mir besuchten Gegenden bilden die krystal-
linisch-schiefrigen Ge-steine vertical stehende oder sehr steil fallende
Schichten. Folgende Streichungsrichtungen sind für sie beobachtet
worden.
Ort
1) In der Kolagegend:
Lukinskaja Pachta
^/2 km. SO von Karaul-
naja Pachta
SO Ufer des Tulomafj.
1 km. von Kola
Beim Wasserfalle bei
Kola
Die Tundra Goijela
Abramovaja Pachta
2) Zwischen Kola und
Woroninsk:
c. 10 km. V. Dorfe
Kildinsk
Pjätsuajv
Die Kildinschen Tundren
3 km. W V. Woroninsk
3) Zunschen Woroninsk
und Jokonsk:
Woroninsk
Die Westseite von Pul-
masuajv
Centrum des Pulmasuajv
Die Ostseite desselben
Zwischen Anajavr und
Porjavr
Gestein.
Glimmergneiss
8ti. Bichtimg.
N78ÖW
Vi
N41«W
. . N600W
granatfUhrender Glimmer- 1
gneiss /
Glimmer und Hornblende- 1 NTO^'W
schiefer. / (Mittel)
granatf&hr. Glimmergneiss N70<^W
N54«W
granatf&hr. Glim. gneiss N10<>W
N640W
Hornblendeschiefer |n500-60«W
und Glimmergneiss /
Gneissgranit N60«W
Glimmergneiss und ) WNW
Gneissgranit j
Glimmergneiss
Homblendegneiss
Glimmergneiss
Glimmer- und Hom-
blendegneiss
N400W
N8«-20«W
N30«W
N20«W
8 W. Ramsay, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola.
JokoQsk
Gneia8granit
XNW
4) An det' Ostküste:
Svjätoi Nos
GueiKS
NNW
Ponoj
Gneiss und Schiefer
N S
Karabelnaja Navolok
»7» n
N10«0
Böhtlingk giebt die Streicbungsrichtungen der vou ihm gesehe-
nen krystallinen Schiefergesteine nicht an. Nach Ktidrjavzoff ist
das . Streichen in der Gegend zwischen Kantalaks und Imaudra W NW
- OSO.
Eine Znsammenstellung aller dieser Beobachtungen erweist, dass
die Bichtung WNW— OSO, von zaUreichen localen Abweichungen
abgesehen, im Westen vorherrschend ist Sie bildet eine unmittelbare
Fortsetzung der gleichen Streichungsrichtungen im nördlichen Finn-
land. '*' Gegen Osten scheinen die Streichungsrichtungen in NW— 80
und NNW — SSO überzugehen; bei Ponoj wurde N— S gemessen.
An den einzelnen von mir besuchten Orten treten folgende
aixhäische Bildungen auf.
An den Ufern des Kolafjords und in den nächsten Umgebungen
der Stadt Kola kommen hauptsächlich zwei verschiedene Gesteine vor,
das eine ein grobflasriger, grauer Gneissgranit, das andere ein fein-
schiefriger, grauer, granatführender Gneiss. (Siehe Tafel I, Kartei).
Das erst genannte Gestein besteht aus weissem Feldspath
(Mikroklin, z. Th. Plagioklas), grauem Quarz und schwarzem
Glimmer, welcher hinter den übrigen Bestandtheilen zurücktritt. Es
hat ein grobkörniges Gefuge und eine grobflasrige, nicht immer
deutlich wahrnehmbare Parallelstructur. Dieses Gestein bildet die
Ufer des nördlichen Theil des Kolafjords vom Eismeer bis zur Ge-
gend vom Felsen Hiebnaja Pachta.
Südlich davon f&ngt der granatführeude Gneiss au. Er ist
glimmerreicher als das oben beschriebene Gestein, fuhrt accessorischeu
Granat in sehr grosser Menge und hat eine ausgeprägte Gneisstruetur.
Von diesen beiden Gesteinen ist das ei*stgenannte^ welches ohne
Zweifel ein Granit ist, das jüngere. Es enthält zahlreiche Eiula-
* GeologiBk öfversigtskarta öfver Finlaud, ausgegeb. vou K, Ad. Mohenj.
Helfliugfors 1885.
^
Fknnia, III, n:o 7. 9
gerungen und Bruchstücke des grauatführendeti Gneisses, z. ß. in
sehr grosser Menge beim Lappeulager am Vorgebirge Saluij.
Sowohl im Gueissgranit als besonders im Gneisse kommen zahl-
reiche, oft mächtige Lager von Hornblendegueiss vor.
Die Felsen Lukinskaja und Karanlnaja Pachta, SO von der Stadt
Kola, bestehen theilweis aus anderen Gesteinen. In ihnen findet man
einen grauen, granatfreien Glimmergneiss und einen rothen, steng-
ligen, granulitähnlichen -Granit.
* Der Felsen am Wasserfalle bei Kola ist aus Hornblende- und
Glimmerschiefer zusammengesetzt. —
Von Kola ging der Weg der Expedition in südöstlicher Rich-
tung gegen Woroninsk. Da diese ungefähr die Sti*eichungsriclitung
der Gesteinschichten in dieser Gegend ist, war wenig Abwechselung
zu erwarten. Es wurde auch anfangs ausschliesslich derselbe gi*aue,
gi^anatftthrende Glimmergneiss, welcher bei Kola hen*8chend ist, ge-
funden. Erst auf den Kildinschen Tundren wurde diese Einförmig-
keit einigermaassen unterbrochen, indem hier zwischen den Glim-
merschichtan Lager von Hornblendeschiefer und hornblendehaltigeu,
gabbroähnlichen Gesteinsarteu vorkommen, welche Bnichstncke des
Hornblendeschiefei-s und Gneisses einschliessen. Die Gabbrolager
sind flasrig' schief rig mit der Streichuugsrichtung des umgebenden
Gnei&ses.
Zwischen den Kildinschen Tundren und Kui^ok (O von Ryhp-
javr) ist der Boden mit losen Bildungen bedeckt. Beim Ufer des
Kufjoks findet man jedoch einen kleinen Felsen, der aus rothem,
mittelkörnigem Biotit^ranit besteht. Von hier aus bis Woroninsk
besteht das (iestein, wo es sichtbar ist, aus einem meist gi*auen,
bisw;eilen rothen Granitit, der Bruchstücke und Einlagerungen von
Glimmergneiss einschliessen kann und nicht selten selbst flasrig ist
mit der vorhen-schenden Streichungsrichtung NW— SO.
Mit Ausnahme von zwei kleinen Felsen bei Woroninsk ist die
feste Endrinde an den Ufern des Flusses Woronje in seinem oberen
und mittleren Lauf überall von losen Bildungen verhüllt.
Bei Woronhisk und auf einer weiten Strecke gegen Osten be-
steben die Berge aus demselben Granit mit (jneisseinlagerungen, der
bei Kufjok anfing. Er bildet die Tundra Irmuajv. Das Pulmas-
10 W. Ramsat, Geologische Beobachtungen auf der Halbinsel Kola.
najv östlich davon ist dagegen von verticalstehenden Schichten von
Glimmer- und Hornblendegneiss aufgebaut. Auf dem Sattel zwischen
dem Pulmasuajv und dem Kuspoania trifft man eine kleinere Par-
tie von Pegmatit. Der oberste Theil des Kuspoania besteht aus
Granitit, ähnlich dem obengenannten. Sein südöstlicher Theil wird
von einem feinschiefrigen, glimmen^eichen Gueisse gebildet. Hiernach
folgt eine weite, von losen Bildungen bedeckte Strecke (Paitspachk^
Pjäsmorroda u. a.). Zwischen den Seen • Anajavr und Porjavr
erhebt sich ein hoher Bergwall von Glimmer- und Hornblende-
gneisschichten. Am westlichen Ufer des Sees Kolmjavr bestehen die
Gebirge aus Granit. — Der Padslam wird von einem schiefrigen
Amphibolit gebildet, mit Ausnahme des höchsten Theiles, der aas
Pegmatit besteht. Von dieser Stelle bis zur Mündung des Jo-
kongaflusses enthalten alle die überwanderten Berge, mit Ausnahme
des Pageruajv, flasrigen Granit und Gneissgranit. Der Pageruajv
besteht aus Diabas.
Auf dem Vorgebirge Svjätoi Nos und der Ostküste zwischen dem-
selben und Ponoj tritt am meisten ein rother Gneissgranit auf.
In der Gegend von Ponoj besteht die Hochebene aus verti-
calstehenden oder stark gegen Osten einfallenden Schichten von ähn-
lichem Gneissgranit, abwechselnd mit solchen von Chlorit^ und Horn-
blendeschiefer. Besonders mächtig sind die Lager von Chloritschiefer
am Vorgebirge Karabelnaja. Auf halbem Wege zwischen Luchta und
Ponoj kommt am nördlichen Ufer der Flussmtindung zwischen den
Gneissgranitlagern ein c. 3 m breites Lager von einem grobkörnigen
Gemisch vor, welches aus gleichen Theilen Quarz und Calcit besteht.
Sowohl der Quarz als der Calcit zeigen viele Spuren eines gewaltigen
Druckes. —
Aufseiner Reise fand Böhtlingk folgende krystallinische Gesteine.
Sotatunturi an der Grenze zwischen Finnland und Russland besteht
aus Gneissgranit, die ungefähr 160 m hohe Tundre Nuottunturi beim
See Nuotjärvi zum grössten Theil aus Hornblendeschiefer. An sei-
nem Fusse befinden sich Lager „(luarzführender, schiefriger Ge-
steine**. Zwischen Nuotjärvi und Kola kommen mehr als 600 m hohe
Berge von „Gneissyenit" vor. Von der Insel Kildin am Eismeer
gegen Osten ist die Küste von Gneissgranit gebildet, welcher von
Fbnnia, III, n:o 7. 11
Diorit in grosser Menge durchbrochen werden soll. An derSttdktiste
bei der Bacht von Kantalaks fand er krystalline Schiefergesteine
mehrerer Art vor.
Stelzner hat folgende Gesteine aus der Umgebung von Kanta-
laks und ümba beschrieben (1. c): grauen Gneiss und Hornbleode-
gneiss von Umba und der Bäreninsel, augitführenden Gneiss 6 km west-
lich von Umba und von der Bucht Poria, Granulit von demselben Orte,
granatreichen Diallaggranulit von der Bäreninsel und Poria Guba,
Syenitschiefer von Poria Guba und Hornblendequarzschiefer aus
derselben Stelle.
Kudrjavzoif (1* ^) ^^^ Granite, Gneisse, ihre Übergangsformen,
Granitgneiss und Gneissgranit, sowie Chlorit-, Hornblende- und Glim-
merschiefer gefunden.
Die wenigen bis jetzt gesammelten Beobachtungen über das
Grundgebirge auf der Halbinsel Kola, zeigen, dass es eine recht
grosse Manningfaltigkeit der Glieder hat, dass jedoch eine vollständige
Übereinstimmung zwischen diesen und den Gesteinen aus den ar-
chäischen Gebieten in Finnland, Scandinavien u. a. Ländern herrscht.
n.
An mehreren Orten an den Ufern der Halbinsel Kola werden
kleinere Gebiete sedimentärer Gesteine angetroffen, welche jünger
sind als die im Übrigen vorherrschenden, primitiven krystallinischen
Gebilde und in ihrem ganzen geologischen Auftreten von diesen
scharf getrennt sind. Von jenen Gesteinen werden die Fischerhalb-
insel, die Insel Kildin und mehrere Partieen der Ost- und Südostküste
gebildet, und ausserdem liegen lose Reste derselben auf weiten Strec-
ken zerstreut.
Von diesen Gebieten besuchte ich während des Aufenthaltes
der Expedition in der Stadt Kola die Insel Kildin. Diese Insel liegt
im nördlichen Eismeere c. 30 km östlich von der Mündung des Kola-
fjords (Tafel I, Karte 1 ). Durch ihre besondere von den Formen des nahe-
liegenden Festlandes abweichende Gestalt lenkt sie die Aufmerk-
samkeit sogar des. fluchtigen Beobachters auf sich. Das Festland
12 W. Ramsay, Geologische BeobachtUQfiren auf der Halbinsel Kola.
besteht aus Felsen von Gneissgranit mit tlieils eckigen, zerrissenen,
theils abgerundeten Fonnen. Getrennt davon durch einen schmalen
Sund erhebt sich Kildin mit beinahe senkrechten Ufern zu einer
ansehnlichen Höhe, oben eine beinahe horizontale Hochebene bil-
dend. Eine nähere Uutarsuchung zeigt, dass diese Gestalt vom
geologischen Bau der Insel bedingt wird.
Von Osten bis Westen ist die Länge der Insel ungefähr 18
km, ihre grösste Breite 5 km. Die steil ansteigenden Ufer sind
das westliche nnd nördliche. Auf der südlichen Seite ist sie zu-
gänglich, und dies am besten auf der östlichen Landspitze Mogilnij.
Hier erhebt das Ufer sich terassenformig in'mehreren Absätzen zur
Hochebene, deren höchster Punkt (193 m, 650 Fnss*) sich im
westlichen Theile befindet.
Dieses Plateau- land ist ansschliesslich von beinahe horizontalen
Schichten sedimentärer, klastischer Gesteine aufgebaut. Die von
der ursprünglichen Lage beobachtete Abweichung ist eine Neigung
von c. «^^^ gegen NNO, welche jedoch nicht constant ist, denn stel-
lenweise kann man eine schwache Biegung der Schichten wahrnehmen .
Die Gesteine sind feinkörnige Sandsteine wechselnder Farbe,
nämlich roth, hellgelb, meistens jedoch grau und schmntziggriin. Ihre
Zusammensetzung vamrt von rein quarzitischer bis solcher mit einem
recht ansehnlichen Gehalt von Thon und Kalk. In einigen Schichten
nimmt dieser vollständig überhand und das Gestein ist ein reiner
Thonschiefer oder Kalkstein (Dolomit). Die einzelnen, vei*schiedeu-
farbigen Sandsteiuschichten und die des Thouschiefers und Kalksteins
sind im Allgemeinen nicht dick, und wechsehi vielfach mit einander ab.
Ihr geologisches Alter konnte nicht bestimmt werden, weil sie keine
Fossilien flihren.
Der scharfe Contrast zwischen der aus horizontalen Sediment-
schichten aufgebauten plateanähnlicheu Insel Kildin und dem daneben
liegenden aus Gnindgebirge bestehenden Festlande scheint mir nur
iina Erklärung zu erlauben, nämlich, dass hier bedeutende Ver-
werfungen und Landseukuugeu stattgefunden haben. Die steil ab-
geschnitteneu, horizontal ausgehenden Schichten auf der Insel haben
früher eine Fortsetzung gehabt, und mau muss annehmen, dass sie
* Reinecke, Seekarte, 1825.
Fennia, MI, n:o 7. 13
selbst ein sehr geringer Rückstand mächtiger Ablagerungen sind,
die jetzt vielleicht auf einem anderen Niveau sich befinden. Nach
der Zeit, in welcher diese Sedimente abgelagert wurden, sind ge-
waltige radiale Bewegungen in der Erdkraste eingetroffen, durch
welche Gesteinslager, die vorher in übereinander liegenden Niveaus
waren, in gleiche Höhe gebracht worden sind. Die wahrscheinlich weit
ausgedehnten Ablagerungen nördlich von Kildin sind mit dem darun-
terliegenden Theil der Erdkruste eingesunken, und bilden den Boden
des jetzt sie bedeckenden Eismeeres. Ein kleines Gebiet, die Insel
Kildin, hat sich nur bis zum Niveau des Grundgebirges auf dem
Festlande gesenkt. Die auf der Kolahalbinsel liegenden Theile die-
ser Ablagerungen sind später zerstört und weggeführt worden.
Man könnte auch annehmen, dass die jetzige Küste das Ufer
war, bei welchem die Kildinschichten abgelagert wurden. Aber
dann ist man gezwungen eine ältere Ven^'erfung vorauszusetzen,
nm das Dasein der steilen Küste und des tiefen Meeres zu erklären.
Und femer müsste man in den Ablagerungen Bildungen finden,
welche die unmittelbare Nähe des Ufers andeuten würden, wie Ge-
rolle und gröberen Sand. Solche findet man aber nicht. Weiter
wäre es schwer zu erklären, warum diese Gesteine nur in diesem
kleinen Gebiet vorkommen, und plötzlich an der Meei-esseite auf-
hören und auch an den Küsten der Halbinsel keine Fortsetzungen
haben. Denn wenn man voraussetzt, dass die übrigen Theile durch
Denudation oder Abrasion zerstört worden sind, erscheint es etwas
sonderbar, dass gerade dieser kleine Theil unberührt geblieben sein
sollte. Eine Abrasion oder Denudation ermangelt hier auch ihrer
Bestätigung durch etwaige entstandene Neubildungen.
In geologischer Hinsicht gleich gebaut mit der Insel Kildin ist
die Fischerhalbinsel. Auch sie hat einen aufiallend tafelähnlichen
Bau, der sehr vom Aussehen des Festlandes abweicht. Über seinen
geologischen Bau berichtet BöhÜingk (I. c. s. 198):
„Wenn man von der Mündung der Peisse der Landenge zu-
steuert, welche den Continent mit der Fischerhalbinsel verbindet, so
erblickt man ein enges tiefes Thal, welches von beiden Seiten von
steil ansteigenden Felsen begrenzt wird. Auf der Südseite bilden
die Felsen des Festlandes eine grosse Zahl kleiner zerrissener Kup-
14 W. RamSAY, Geologische Beobachtungen auf der HalbinsH Kola.
pen/' Diese Kuppen bestehen aus granitischen Gesteinen. „Ein
ganz anderes Bild geben die gegenüberliegenden Felsen der Halb-
insel; hier wechseln die saigern Wände mit breiten söhligen Teras-
sen, und bei Annäherung zu denselben, erkennt man, dass es wenig
gegen den Horisont geneigte Schiefer sind, welche durch die Zer-
störbarkeit ihrer Lager, diese Stufenbildung bedingten; mit ihren
Ausgehenden dem Oontinent zugewendet, bilden sie auf der Höhe
ein breites Plateau, das sich allmählig gegen NO neigt, und dadurch
in dieser Richtung an Höhe verliert."
„Die untersten Lager der Schiefer, welche am Meerasstraude
anstehen, bestehen aus kömigen Quarzfels, der in einigen Bänken
ein dichtes Gefüge annimmt. Man unterscheidet in diesem festen
Sandsteine deutlich die verschiedenen Gemengtheile, aus denen er
gebildet wurde. Quarz ist vorherrschend, doch findet man auch
lichtfleischrothe Feldspathkömer, vollkommen dem Feldspathe ähnlich,
der die granitischen Gesteine des gegenüberliegenden Festlandes
zusammensetzen hilft. Die Schichtungsflächen dieser Bänke sind
häufig gewellt. Auf die quarzigen Schichten folgen im
Hangenden thonige Schiefer von dunkelgrauen und bräunlichen
Farben, oft roth gesprenkelt, und auf diese lagert weisser und gelb-
licher Sandstein in mächtigen Bänken.''
„Diese Schiefer lagern abweichend auf dem Gneiss und Granit
des Festlandes; die Grenze beider Formationen läuft längs der Land-
enge hin, doch ist die Verbindung durch die Diluvialflnthen fast
überall gestört worden, und nur auf wenigen Stellen findet man die
Quarzschiefer auf den älteren Gebilden ruhend.^'
„Die Granit- und Dioritgänge, welche die Felsgebilde des Fest-
landes durchziehen, setzen alle bei dem Quarzschiefer ab, ohne den
geringsten Einfluss auf diese zu äussern. Die regelmässige La-
gerung der Schiefer im südwestlichen Theile der Halbinsel, ist be-
sonders auffallend, da der nordöstliche, vom Festland entfernte Theil
bedeutende Störungen erlitten, und überhaupt mehr veränderte Ge-
bilde aufzuweisen hat. Der Thonschiefer herrscht vor, und wird durch
Quarzgänge in seinen Lagerungsverhältnissen gestört. "^
Aus der Beschreibung BöhÜingks geht hervor, dass die Fischer-
halbinsel in gleichartiger Weise aus ähnlichen Gesteinen' aufgebaut
Fennia, III, N.o 7. 15
ist wie die Insel Kildin. Nach seinen Beobachtungen ruhen die
Sandsteinslager der Fischerhalbinsel unmittelbar auf dem abradirten
Grundgebirge. Ohne Zweifel ist dies auch mit den Ablagerungen
auf Kildin der Fall. Auch auf der Fischerhalbinsel sind Fossilien
nicht gefunden worden.
Dass man hier dieselben geologischen Ereignisse zur Erklärung
des isolirteu Auftretens der von der übrigen Umgebung verschieden
zusammengesetzten Fischerhalbinsel vorauszusetzen hat, wie bei Kildin,
ist selbstverständlich, und der Beweis dafür ist hier noch augen-
scheinlicher, als dort. Die von Bohtlingk am nordöstlichen Ufer
erwähnten Störungen an der im Übrigen beinahe in ihrer ursprüng-
lichen I^age gebliebenen Schichten bezeichnen die Bruclistelle der
Venverfung zwischen der Halbinsel und den nördlich davon einge-
sunkenen Gebieten. Die hier auftretenden Quarzgänge setzen die Über-
einstimmung mit früher von anderen Orten bekannten Verwerfungs-
breccien und ähnlichen Gebilden ausser Zweifel. — Wahrscheinlich
hat eine Verwerfung auch an der Südseite der Halbinsel stattgefunden.
Von Kildin gegen Osten fehlen am nordöstlichen Ufer der
Halbinsel Kola alle Überlieferungen jüngerer sedimentärer Gesteine.
Erst auf dem Vorgebirge Svjätoi Nos begegnet man in der Form
von am Boden zerstreut liegenden Scherben und kleinen Blöcken wieder
Spuren dieser Gesteine, welche denen auf Kildin ganz ähnlich sind.
Wie früher erwähnt, ist der Bergboden hier Grundgebirge. Dieses
zeigt indessen in seinem Bau eine Erscheinung, welche vielleicht in
Zusammenhang mit den Verwerfungen, die bei der Fischerhalbinsel
und der Insel Kildin auftreten, gestellt werden kann. Die Streichungs-
richtung der Gneissgranitschichten ist im Allgemeinen parallel mit der
Längenrichtung des Vorgebirges, d. h. NNW— SSO. Davon bilden
aber die Schichten auf der nördlichsten Landspitze eine Ausnahme,
in dem sie N— S streichen. Die Grenze zwischen den ungleich
streichenden Partieen ist scharf, und hier liegt ohne Zweifel eine gegen-
seitige Verschiebung derselben vor.
Beim Vorgebirge Svjätoi Nos föngt ein längs der ganzen Ost-
küste sich eratreckendes Gebiet an, welches sich in seinen topogra-
phischen Verhältnissen von den westlichen Theilen der Halbinsel Kola
sehr unterscheidet. Es ist die anfangs erwähnte Hochebene. Die
10 W. IIamsay, Geologisihe Beobaitli tunken auf iler Halbinsel Kola.
Ufer erheben sich steil und unvermittelt ober das Meer bis zu einer
Höhe von ISO — 140 m. Bei diesem Niveau bildet das Land ein zu-
sammenhängendeSy weites, horizontales Plateau, welches von mehreren
Bächen und Flüssen dui-chschnitten wird. Wie weit sich die Ebene
nach dem Inneren des Landes erstreckt, ist nicht genau bekannt. Die
Mitglieder der Expedition, welche sie bereisten, {Palmin^ Kihlman
und Petrelim) geben die Breite des Kastenplateaus zu ungefähr 30
—50 km an. Eine genaue, scharfe Grenze der Kastenhochebene gegen
das Innere des Landes dürfte kaum existiren, wahrscheinlich geht
jene allmählich in dieses über.
Dieser tafelähnliche Bau wird an einigen sehr beschränkten
Orten, ganz wie auf der Fischerhalbinsel und der Insel Kildin. dadurch
bedingt, dass der feste Boden aus horizontalen Schichten sedimentärer
(^esteine besteht. Dies ist z. B. nach Kihlmans Beobachtungen beim
Bach Gubnoi, westlich vom Leuchtthnrme Orloff, der Fall. Hier liegen
beim Meere horizontale Bänke von rothen^ theilweise feldspathhaltigen
Sandsteinen und Conglomeratein. Landeinwärts ganz in der Nähe
der Küste hören sie plötzlich auf und grenzen dicht an eine hohe
Wand von Gneissgranit, die sich zu einem noch höherem Niveau
als dem der Sandsteinbänke erhebt. Oben auf dem Gneissgranit
ruht wieder eine kleine Partie von Sandsteinschichten.
Der grösste Theil der Kttstenebene zwischen Svjätoi Nos und
Ponoj und die nächste Umgebung der Mündung des Flusses Ponoj
besteht jedoch aus verticalen Schichten krystallinischer Schiefer und
Gneissgranit. In diesen Gegenden kann folglich die horizontale obere
Begrenzung nicht dieselben Ursachen haben, wie auf der Fischer-
halbinsel, Kildin u. a. 0., sondern sie muss in Zusammenhang mit
anderen Erscheinungen gestellt werden.
Eine nähere Betrachtung der Gesteinsmasse z. B. an den stei-
len Wänden bei der Mündung des Ponojflusses (Fig. 1) zeigt, dass
seine obere Configuration nicht vollständig mit der Tafelfläche des
Plateaus zusammenföllt. Beinahe überall steigt das Grundgebirge
bis zur Oberfläche an, niemals aber erhebt es sich darüber, sondern
es ist horizontal abgeschnitten im Niveau der Hochebene. An an-
deren Stellen dagegen befinden sich Vertiefungen im Felsenboden,
die bisweilen nicht unbedeutend sind. Diese sind mit thonigen Geti-üm-
Fennia, rii, n;o 7. 17
meni angefüllt, die grösstensheils aus Sandateinscberben beste-
llen. Es ist ziemlich wahrselieinlicli, dass es Reste von Ablagerun-
gen sind, die hier, wie auf der Fischerhalbiusel, unmittelbar auf
dem Grandgebirge geruht haben nnd während einer von einer Abrasion
begleiteten Tracsgressiou gebildet worden sind Durch Verwitterung
und Erosion sind die meisten dieser Bildungen abgetragen worden.
Diis jetzige Kiistenplateau ist die ehemalige Abrasionsfläche, auf
welcher die Sedimontschichteu abgelagert wurden.
Fig. I. Du EorioopbUu und du riüHthtl bilim UoiTe PddoJ.
Südlich von PoDOj in der Gegend des Dorfes Sosnoff hören die
steilen Ufer auf, und die Küste auf der Südost- und Südseite der
Halbinsel Kola wird flacher. Auf dieser stehen wahrscheinlich jün-
gere Sedimentgesteine an mehreren Uilen fest an. Darüber liegen
wenige Beobachtungen vor, aber durch Reisende ist es schon lange
bekannt geworden, dass Sandstein hier gefunden wird. BÖktUngk
führt in seiner Reisebeschreibung an, dass die SüdkOste zwischen
den Dörfern Kaschkai-enza und Warsuga von einer c. 120 Fuss hohen
Bank horizontaler Sandsteinschichten gebildet ist. Neulich hat
Kiklman horizontale Bänke sedimentärer Gesteine in den Thalwänden
des Flusses beim Üorfe Tschapoma gesehen.
IS W. Raubay, Oeoloe:üche Beobachtungen auf dfir Halbiniel Kola.
Die isolirten Lagen der kleinen Gebiete horizontaler Sandsteiu-
schichten an der Ost- und Stidkilste deuten darauf hin, daas sie nur
gering:e, beim Einbruch grösserer Landstrecken stehen gebliebene Reste
sind. Das oben (S. 16) beschriebene Vorkommniss des Sandsteins bei
Qubnoj zeigt, dass dort eine Verwerfung an der Grenze zwischen
den Sedimentbänken und der Oneissgranitwand stattgefunden hat
(Fig. 2), und an anderen Verwerfnngsstellen trifft man zwischen
den verschobenen Theilen entstandene Neubildnngea an. (Tafel I,
Karte 4).
Ungefähr einen halben Kilometer innerhalb der Landspitze
Karabelnaja auf der Nordseite der MUndung des Ponoj-flusses tritt
zwischen den Gneissgranitlagem eine c. 10—15 m breite, vertical-
stefaende Pailie von weisser, krystalliuischer Quarsmasse auf, die
zahlreiche Bruchstücke des an beiden Seiten angrenzenden rotbea
Gneissgranitea einschliesst. Die Menge der Bruclistücke ist so über-
wiegend, dass man eigentlich dieses Gebilde für eine Breccie von
Gneissgranit mit Quarzcement ansehen muss. Bei dieser Breccie hat
eine Verwerfung stattgefunden. Die horizontale, obere Begrenzungs-
fläche der östlich von ihr liegenden Partie ist niedriger, als die der
westlichen. Nördlich von Karabelnaja am Festlaude, gegenüber den
Fennia, in, n:o 7. 19
Inseln Tri Ostrova (= die drei Inseln) findet man wieder eine von
N nach S streicliende, verticalstehende Quarzpartie mit Bruchstttcken
von Gneissgranit. Vielleicht ist sie eine Fortsetzung der Breccie
bei Karabelnaja.
Am Yoi^ebirge Orloff und beim Bächlein Gubnoj setzen zahl*
reiche »Quarzgänge^ durch die Gesteine. Die von Dr KiUtnan von da
mitgebrachten Handstttcke schliessen zahlreiche Bruchstücke von so-
wohl Gneissgranit als Sandstein ein. Die Hohlräume zwischen den
eckigen, gegen einander stossenden Scherben und Bruchstücken sind
vom Quarzcement nicht immer vollständig ausgeflillt, sondern schöne
Bergkrystalle ragen von allen Seiten in sie hinein.
Ausserbalb der Mündung des Ponoj-flusses liegen die Inseln Tri
Ostrova. Hier scheinen die deutlichsten Spuren der in Frage
stehende Verwerfungen gefunden zu werden. Böhilingky der sie
besucht hat. schreibt: „Hier finden sich geschichtete Quarzfelsen, die
mannigfaltige Störungen in den Lagerungsverhältnissen erlitten haben.
Quarz durchsetzt diese Gebilde, bald den Schichten folgend, bald die-
selben durchschneidend, Stücke derselben einschliessend. Hornblende-,
Thon- und Chloritschiefer sind innig mit dem Quarzschiefer durch
Lagerungsverhältnisse verbunden."
Lehmann^ welcher i;. Baer auf seiner Reise nach Novaja
Zemlja begleitete, liefert folgende Beschreibung von der ausserhalb
des Dorfes Sosnoff an der Südostkflste gelegenen Insel Sosnowets
(t;. Baer 1. c, S. 139): „Die ganze Insel Sosnowets ist ein Fels, nur
von einer dünnen Decke von Moosen und Flechten überzogen. Es
ist der bei Pjalitsa beobachtete Syenit^, der ^»gneissartig" erscheint.
„Seine Schichten stehen auf dem Kopfe und werden nicht von Granit,
sondern von meist mächtigen Qvarzgängen durchsetzt.^
Durch Verwerfungen längs der Ostküste der Halbinsel Kola
ist die westliche Grenze der Wasserstrasse zwischen dem nördlichen
Eismeere und dem Weissen Meere entstanden. Die östliche Grenze
dieses Sundes könnte ebenfalls eine Verwerfung sein, und an den
Seiten dieses Verwerfungsgrabens liegen zwei grosse Gebiete, die
gegen einander verschoben sind, einerseits am Ostufer des Sundes
die devonischen Kalksteine und Thonlager, anderseits das gegen-
überliegende Grundgebirge der Halbinsel Kola.
20 W. Ramsay, Geologische Beobachtnngeii auf der Halbinsel Kola.
Das Alter dieser Sedimentschichten an der Halbinsel Kola
kann nicht unmittelbar nnd sicher bestimmt werden, weil Fossilien
fehlen. Murchison * hat die Vermuthung ausgesprochen, dass sie
devonisch sind. Dabei stfttzt er sich darauf, dass man in
Russland nördlich von der Umgegend Onegas keine üeberlieferungen
der Silurformation hat, sondern die paläozoischen Bildungen gleich
mit der Devonformation anfangen, welche mit einer auf dem Grund-
gebirge unmittelbar transgredirten Quarzit- und Sandstein-etage
beginnt. Er hat die Handstttcke von Sandstein und Quarzit, welche
Böhüingk von seiner Reise mitbrachte, gesehen und eine vollstän-
dige Übereinstimmung zwischen diesen und solchen devonischen AI-
tei*s von Olonetzer Guvemement gefunden. Auch von späteren
Autoren wird das devonische Alter als das wahrscheinlichste an-
genommen. **
lU.
Im Inneren der Halbinsel wird ein grosses Gebiet von Gestei-
nen ausgefüllt, deren Alter ohne Zweifel postarchäisch ist. Es sind
die hohen Gebirge Lujavr-urt oder die Lovoserschen Tundren
zwischen den Seen Lnjavr und Umpjavr und die bedeutenden Ge-
birgsmassen Ghibinä oder Umptek zwischen den Seen Umpjavr und
Imandra. (Tafel I, Karte 4).
Die genannten Seen Lujavr und Umpjavr liegen ungefähr 140
m über dem Meere. Um sie herum erstreckt sich eine ausgedehnte,
sumpfige Ebene, aus welcher der Lujavr-urt unvermittelt und scharf
abgegrenzt sich emporhebt Aus einer gewissen Entfernung gesehen,
zeigt er sich als ein zusammenhängendes, hohes Tafelgebirge. Bei
näherer Untersuchung findet man jedoch, dass die Lovoserschen
Tundren aus mehreren, plateau-artig aufgebauten Bergen bestehen,
die durch Thäler und tiefe Schluchten von einander getrennt werden.
Die wichtigsten der einzelnen Berge sind: (vergl. Tafel II, Fig. 1)
* Murchisotif de Verneuil und v. Keyserling, The Geology of Russia in
Europe and the Ural Mountains. Seite 49.
** Karpinsky, Übersicht d. phy8.-geogr. Verhältnisse d. enrop. Basslands
während der verflossenen geol. Perioden. S:t F:barg 1887. Seite 14.
Feniqa, III, n:o 7. 21
Wavnbed (890 m über Lnjavr) und Eaarnas-urt (c. 400 m) im Nord-
osten, durch das Thal des Wavnjok von den mit einander zusam-
menhängenden Hochplateaus Eniv-tschor und Kuamdespachk mit Op- '
uajv(390m) und Tschinglas-poanla (480 m) getrennt; femer südlich
vom See Siejtjavr der weit ausgedehnte Njintsch-urt (630 m), durch
Tschivr-uaj-lady (590 m) mit den westlichen Bergen Eietk-njun und
Parga vereinigt, über welche die höchsten Theile des Lujavr-urt im
Berge AU-uaiv (970 m) im Nordwesten sich erheben.
Die äusseren Formen des Lujayi*-urt, besonders die obere, fast
horizontale Grenzfläche aller seiner Theile, (Tafel 11, Fig. 3) deuten
darauf bin, dass hier nicht ein durch Faltung entstandenes Ketten-
gebirge vorliegt. Vielmehr könnte man bei diesem plateauähnlichen
Bau erwarten, darin Sedimentgesteine in ihrer ursprünglichen Lage
anzutreffen. Es ist dies jedoch nicht der Fall, sondern der ganze
(^birgscomplex besteht beinahe ausschliesslich aus einem einzigen
massigen Gesteine, Nephelin-Syenit
Eine nähere ausführlichere petrographische Beschreibung dieses
und eines anderen hier gefundenen Gesteines werde ich an anderer
Stelle geben/^ Diei^ idiomorph kömige, massformige Nephelin-
Syenit ist hauptsächlich aus Aegirin, Eläolith, Kalifeldspath und
Albit zusammengesetzt. Dazu gesellt sich Eudialyt als ein sehr
characteristischer Bestandtheil, und ausserdem mehrere theils sel-
tene, tbeils früher nicht bekannte Mineralien. In Allem dürften
ungefähr zwanzig verschiedene Mineralspecies in diesem Gestein
repräsentirt sein. Das zweite Grestein im Lqjavr-urt ist ein Diabas-
porphyrit, der an einigen Orten als Gänge und intrusive Lager im
Nephelin-Syenit auftritt.
Der niedrigste Theil des Lujavr-urt wird bis zu einer Höhe
von 50—150 m von waldbewachsenem Schotter und losen, herunter-
gefallenen Blöcken des Nephelin-syenits bedeckt. Dar&ber tritt der
nackte Felsen hervor. Er ist überall entblösst, und die Oberfläche
der (^esteinsmasse ist leicht zugänglich fAr Untersuchung. Doch findet
man vollständig fest anstehendes Gestein nicht so allgemein, wie
man es erwarten möchte. D. h. die Berge und die Gesteine erman-
geln inneren Zusammenhangs der Theile der Oberfläche. Schon eine
* Im Anhang sn dieser Abhandlang.
22 W. Ramsay, Geologische Beobachtangen auf der Halbinsel Kola.
oft auftretende Bankung des Gesteins verhindert denselben, und
dazn kommt eine wahrscheinlich von frierendem Wasser boMrirkte
Spaltung in kleinere Trümmer. Dieses Zerfallen ist an den am meisten
ausgesetzten Punkten so weit gegangen, dass die meisten horizontalen
Ebenen und wenig geneigten Abhänge von losen Steinen vollständig
bedeckt werden. Aber diese nehmen noch ihre ursprüngliche Liage
zu einander ein, und man kann noch sehen, dass sie früher zosam-
mengehangen haben ; ihre eckige Formen entaprechen einander. Femer
befinden sich auf derselben Stelle Blöcke und Scherben ein und desselben
Gesteins. Wenn die losen Blöcke dorthin transportirt worden wären,
würde man heterogene Sammlungen solcher wahrnehmen. — Elinige
von den Beobachtungen im Folgenden beziehen sich auf solche in
situ liegende lose Steine, da der feste Berg nicht sichtbar war.
In den meisten Bergen im Lujavr-urt tritt, wenigstens an den
zugänglichen Stellen, eine grobkörnige Varietät des Nephelin-Syenits
auf, in welcher die tafelförmig ausgebildeten Feldspathe eine Breite
von 20 bis 30 mm, und die Aegirinnadeln dieselbe Länge haben.
Diese Varietät des Nephelin-Syenits mag als der flir Lujavr-urt nor-
male Gesteinstypus gelten.
Aus diesem Gesteine bestehen zum grössten Theile Wavnbed
Pjalkin-poarr, Op-uaiv, Tschinglas-poanla, Kuiv-tschor, Njintsch-urt,
theilweise Kietk-njun, Parga und die von mir besuchten, westlichen
Grebirge. Allenthalben ist eine fluidale Structur im Gestein durch
die parallele Anordnung der Feldspathtaf ein angedeutet. Ebenso ist
eine Bankung sehr häufig. Dieselbe geht gewöhnlich parallel mit
der oberen, ungefähr horizontalen Begrenzungsfläche der Berge. An
den Abhängen des Wavnjokthales dagegen am Op-uaiv, Wavnbed,
Pjalkin-poarr und Kuiv-tschor fällt die Bankung gegen das Thal
hinein. Im Thalboden selbst ist sie wieder horizontal.
An der Südwestseite der Siejtjavr fängt ein schmales, vom Bach
Tschivr-uaj durchflossenes Thal an. Es wird von steilen Bergen
begrenzt, im Süden Njintsch-urt, im Norden Kietk-njun. Diese be-
stehen in ihren östlichen Theilen aus dem normalen Typus des
Nephelinsyenits, aber je mehr man thalaufwärts geht, um so mehr
ändert sich das Aussehen des Gesteins. Die mineralogische Zusam-
mensetzung ist fortwährend dieselbe, aber die einzelnen Bestandtheile
Fbnnia, III, n:o 7. 23
nehmen grössere Dimensionen an. Im Tschivr-uaj-ladv, der Wasser-
scheide zwischen Umpjavr und Siejtjavr, haben sie Dimensionen von
ehensp viel cm, wie es mm im normalen Typus sind. Ausserdem ist
keine Fluidalstructur wahraunehmen. Diese ausserordentlich grobkör-
nige Varietät des Nepheliu-Syenits nimmt die centralen Theile vom
liujavr-urt ein. Ausser Tschivr-uaj-ladv bestehen daraus die angren-
zenden Partieen vom Njintsch-urt und Kietk-njun und der steile Ab-
sturz vom Tschivr-uaj-ladv gegen Umpjavr. Hier treten auch Gänge
von einem ebenfalls sehr grobkörnigen, pegmatitischen Nephelin-
syenit auf.
An mehreren Stellen geht der für das Lujavr-urt normale Ne-
phelinsyenittypus in einen anderen über, welcher sich als ein endo-
genes Contactgebilde, eine Grenzfacies kennzeichnet. Das Gestein
wird feinkörniger und in der Grundmasse treten grosse Einspreng-
unge von Hornblende und einigen seltenen Mineralien auf. Diese
Varietät kommt in den oberen und äusseren Theilen des Massives
vor. So begegnet man ihr im höchsten Theile des Wavnbed, wo sie
deckenartig den normalen Nephelinsyenit überlagert, auf dem Njintsch-
urt und auf dem Gipfel des All-uaiv, wovon Petrelius ein Handstück
derselben mitbrachte; ferner kommt eine Scholle davon am Nordwest-
abhange des Op-uaiv gegen das Wavnjokthal vor und an dem Punkt,
wo sich der vom See Bautjavr kommende Bach mit dem Wavnjok ver-
einigt. Eine plattenartige Absonderung ist bei diesem Gestein sehr
verbreitet.
Ausser dem Nephelinsyenit ist im Lujavr-urt nur noch ein an-
deres Gestein gefunden worden. Es ist ein schwarzer, sehr dichter
Augitporphyrit, welcher Lagergänge im Nephelinsyenit bildet. Er tritt
in den nordöstlichen Bergen des Lujavr-urt auf (Tafel ü, Fig. 3). Am
Wavnbed findet man ihn auf der Nordseite in einer Höhe von 270—
290 m. Hier bildet er ein gegen Süden einfallendes Lager, welches
parallel zur Bankung des Nephelinsyenites liegt und in Folge dessen
nicht auf der Südseite des Wavnbeds zum Vorschein kommt- Ein
ähnlicher gegen Süden einfallender Lagergang kommt im Pjalkinpoarr
vor, dessen höchster Theil (310 m) daraus besteht. Auch der oberste
Theil des Op-uaiv wird von einem Lager dieses Gesteins gebildet.
Dasselbe Lager bildet die Terrasse nördlich vom Tschinglas-poanla
24 Vi. Rahsay. Geologisch!' Beohuib rangen anr der Halbinsel Kola.
und setzt durch den Neplieliusyenit parallel der Bankung gegen Sfideu
fort. An der südliclien, steilen Felsenwaud des Kuamdespalik, nördlicli
von der Landenge zwischen Siejtjavr und Lnjavr hatderLagergang
sich in zwei über einander liegende verzweigt, (Fig. 3).
Auf der Nordseite dea Op-uaiv trifft man zwei saigere, N82*<.)
streichende, c. 10 m mächtige (iänge von demselben C-iesteine an, uud
iu der Vertiefung zwischen dem Dpuaiv und dem Tschinglas-poaiila
bildet es gleicbfalla eineu mehrere Meter mächtigen, verticaleii Ciaug.
Fij. S. AugilporplijriipUiire Im Sephclinajopit,
Die Unterlage, auf welcher der Nephelin-syeuit ruht, ist nir-
gends sichtbar. Auch sind keine den Nephelinsyenit umgebenden
oder überlagernden Gesteine gefunden worden.
Am einfachsten fasst man wohl den Lujavr-urt als ein grosses
laecolithisches Massiv auf In erster Linie spricht hierfür der abys-
sische Character des Gesteins. Einen anderen beweisenden Um-
stand bildet das Auftreten verschiedener Varietäten des Nephelin-
syenits und ihre Vertheilung innerhalb des Lujavr-urt, nämlich das
Vorhandensein einer ausserordentlich grobkörnigen Abart in den
centralen Theilen, einer weniger grobkörnigen mit Flnidalstruetur
in den äusseren und einer typischen, endogenen Contactfacies an den
Raudpartieen. (Tafel 11. Fig. 1, 2 \. 3).
Fennia, III, n:o 7. 25
Die äusseren Formen des Lujavr-urt entsprechen im grossen
Ganzen denen des ursprünglichen Massivs. Die obere beinahe
horizontAle, über alle einzelnen Berge hin sich erstreckende Begren-
zungsfläche und die Einbuchtung im Thal des Wavnjok sind conforra
mit der früheren oberen Grenze des Massivs. Die Erosion und De-
nudation scheinen nicht weiter fortgeschritten zu sein, als bis zur
Abtragung der den Nephelinsyenit umgebenden Gesteine.
Parallel der oberen Grenzfläche des Lujavr-urt findet eine
Absonderung im Gesteine statte im Allgemeinen beinahe horizontal,
im AU-uaiv und Wavnbed gegen den Wavnjok geneigt, d. h. die
BankuDg ist senkrecht gegen die Richtung der grössten, durch Ab-
kühlung des Nephelinsyenit-massivs hervorgerufenen Gontraction.
Das zweite Gestein, der Augitporphyrit, ist später in den Ne-
phelinsyenit eingedrungen. Die Gänge desselben scheinen sich haupt-
sächlich in Contractionsspalten (parallel der Bankung) ausgebreitet
zu haben. Die verticalen Gänge können als die Kanäle aufgefasst
werden, auf denen das Magma emporgestiegen ist.
Da das Gestein des Lujavr-urt keine Spuren dynamometamor-
pher Einwirkung zeigt, kann seine Eruption und Erstarrung erst in
einer Zeit stattgefunden haben, als die orogenetischen Vorgänge
abgeschlossen waren. Der Nephelinsyenit ist folglich jünger als die
die Halbinsel Kola zusammensetzenden, archäischen Bildungen.
Die Umptek-tundren, westlich vom See Umpjavr. haben ein
Aussehen, das dem des Lujavr-urt sehr ähnlich ist. Ktidrjavzoff,
der die westlichen Theile von Cbibinä beim See Imandra untersucht
hat, bezeichnet das Gestein als ein Hornblendesyenit von schwarzer
Farbe. Die Hauptbestandtheile sind nach ihm schönglänzende pris-
matische Hornblende und grünlich grauer Orthoklas in ziemlich grossen
Krystallen. Das Gestein ist grobköruig und zeigt wie Basalt eine
Absonderung in gewaltigen Prismen, die durch Verwitterung leicht
noch weiter zerfallen. Unter den Bestandtheilen herrscht der hell-
farbige Feldspath, Orthoklas, vor. Er tritt in gut ausgebildeten
Krystallen auf, die dicht an einander in Reihen angeordnet sind.
Die Hornblende (P Aegirin) kommt schon in bedeutend geringerer
Menge vor und zum grössten Theil in kugelförmigen, aus gut aus-
gebildeten säulenförmigen Krystallen bestehenden Aggregaten. Stel-
26 W. Ramsay, Gex>logi8che Beobachtungen anf der Halbinsel Kola.
len weise finden sich auch ähnliche Anhäufungen von Strahlstein. (L
c. XIV, VI, S. 98).
V. Middendorff, der die Umptektundren bestiegen hat, be-
schreibt das Gestein in einer Weise, welche seine volle Zusammen-
menhörigkeit mit dem vom Lujavr-urt ausser allen Zweifel setzt (1.
c. S. 160): „Die schrofifen und scharfeckigen Kämme bestanden
aus einem Syenite höchst grobkörnig krystallinischen Gefttges." —
— ,,Man kann diesen Syenit als eine Mosaik, welche aus fast aus-
krystallisirten, grossen Sodalithrhomben und Hornblendekrystallen
(Arfvedsonit) zusammengesetzt ist, betrachten.^
Der Chibinä und Lujavr-urt dürften zusammen eines der grössten
bis jetzt bekannten Nephelinsyenitgebiete bilden.
An mehreren Stellen in den Literatur findet man die Angabe,
dass Eudialytsyenit auf der Insel Sedlovatoi in der Bucht von Ean-
talaks gefunden worden ist. Er dürfte jedoch hier kaum im festen
Felsen auftreten. Bohtlingk erwähnt ihn nicht, und er ist nicht von
Stelzner beschrieben unter den Gesteinen, welche Förster oder Bald-
auf von dieser Inseln mitgebracht haben. Ich habe im Reichsmuseum
in Stockholm ein Handstück von diesem Gesteine aus diesem
Fundorte gesehen, welcher dem Nephelinsyenite vom Lujavr-urt
vollständig ähnlich ist. Es ist wahrscheinlich dass dieses Vorkommen
auf lose Blöcke beschränkt ist, die während der Eisperiode dorthin
transportirt wurden.
IV.
Mit Ausnahme der unbedeutenden Reste der jüngeren Sedi-
mentgesteine werden auf dem Grundgebirge der Eolahalbinsel keine
Ablagerungen vor den Bildungen der Eiszeit angetroffen. Es
scheint als wäre die Halbinsel nach der Zeit der oben genannten Ver-
werfungen ein Festland gewesen, wo die geologischen Veränderungen
hauptsächlich in Verwitterung und Erosion bestanden, bis die Eis-
periode eintrat, theils denudirend, theils eine neue Decke loser
Bildungen ausbreitend. Die Spuren dieser Thätigkeit sind sehr
deutlich wahrnehmbar. Wenn man von der spärlichen Vegetation
i
Fbnnia, III, n:o 7. 27
absieht, hat die Landschaft noch vollständig den Character eines
Moränengebietes, das vor kurzem von seiner Eisdecke befreit wor-
den ist.
Alle Gebilde der Eiszeit bestehen nämlich, wenigstens in den
von der Expedition durchwanderten Gegenden, ausschliesslich aus
der Grundraoräne. Marine Ablagerungen (Thon u. a.) sind nicht
gefunden worden. Auch Äs-bildendes Geröll kommt nicht vor.
An den verschiedenen von mir besuchten Orten treten diese
Bildungen in folgender Weise zu Tage.
Die Ufer des KolaQords sind in ihren nördlichen Theilen ver-
hältnismässig niedrig und bestehen meistens aus abgerundeten/nackten
Felsen. Tiefer in den Fjord hinein werden sie höher und man be-
gegnet mehreren aus dem Wasser steil emporragenden Bergwänden,
s. g. „Pachta's**, z. B. dem grossen Hiebnaja Pachta an der öst-
lichen Seite des Fjords und dem hohen Abramovaja Pachta an der
w^estlichen. Die in den äusseren Theilen des Fjords nur spärlich
zwischen den Felsen bis an das Ufer sich erstreckende Moräneu-
decke, wird Qordeinwärts immer mächtiger. In den inneren Thei-
len des P^'ordes sind die steilen »Pachta's'' die einzigen Berge, welche
unmittelbar an das Wasser stossen. Südlich von Kola und um den
Talomafjord herum bildet der aus den mächtigen Ablagerungen her-
vortretende Bergboden nur einen kleineren Theil des ganzen Terrains.
Die ausschliesslich aus Morängeschieben und Sand bestehenden
losen Bildungen scheinen in einer Zeit, als die Kola- und TulomaQorde
Gletscherbetten waren, hierher getragen worden zu sein. Die
Schrammen in den Felsen deuten nämlich darauf hin, dass die Be-
wegungsrichtungen der Eismassen in den Thälern und Fjorden von
der Configuration des Bodens abhängig waren. Folgende Beob-
achtungen sind aufgezeichnet worden:
Ort Bichtung.
Lukinskaja Pachta N30^
Tulomaflord, verticale Bergwand parallel dem Ufer.
Mys Jeloff N8«0
Wasserfall bei Kola N8«W
Abramovaja Pachta i h«™^»**»^
\N-S
30 W. Raxsat, Geologische Beobaclitimg«!! aaf der Halbiiuel KoU.
Im Thal des Woronje^hisses in d^ Nähe vom Dorfe WoroniBsk
befinden sich aaf der eigentlichen Gmndmoitiie Lager geschichteten
»Sandes. Sie sind auf mehreren Stellen von dem Flnss durchschnitten
worden. Ihre Mächtigkdt ist wenigstens 3 Meter. Ein Cemeat
von Eisenoxyd vereinigt die einzelnen Sandkörner zu einer zosam-
menhftngend^ Masse. Über dieser Ablagemng rohen andere An-
hänfnngen von losem Sande, wahrscheinlich recente Schw^emmbil-
dnngen.
Die andere Form der Moräne bilden die Schattwälle und
Sandr&cken, welche die Expedition an mehreren Stellen antraf.
Zwischen Kola und Woroninsk fanden wir solche bei den Seen
Ryhpjavr. Diese Seen sind von einer weiten Sandebene umgeben. Anf
ihr befinden sich nördlich vom südlichen See mit diesen Namen
zwei parallel mit einander in der Richtung N75®W streichende, un-
gefär 15 — 20 m hohe, aus Sande und grossen Steinen bestehende
Wälle mit stark geneigten Seiten. Der Abstand zwischen ihnen ist
c. 200 m. Vom See Ryhpjavr nach Osten ging die Expedition ein
Paar Kilometer parallel mit diesen Rücken. Dann entfernten wir
uns, sie zur rechten Hand lassend.
Die Südseite vom Lujavr-urt ist eine andere Stelle, wo Sand-
rücken gefunden worden sind. Der den südlichen Abhang des Njintsch-
urt bedeckende Glacialschutt bildet nämlich zahlreiche nebeneinander
liegende schmale Wälle, welche in der Richtung N70«O streichen. Ihre
mittlere Höhe ist ungefär 10 m. Wie viele ihrer sind, wurde nicht
bestimmt, aber so weit man auf der Südseite des Njintsch-urt sehen
kann, wird die Landschaft von solchen Sandrücken durchzogen, welche
zusammen das Bild eines Ackers mit Riesenfurchen geben.
Zwischen Woroninsk und Jokonsk fand ich bei den Quellen
des Flusses Drosdovka zwischen den Bergen Servespachk und Wo-
tumpachk einen in der Richtung N— S gehenden Moränenrücken,
welcher sich um den Berg Wotumpachk gegen Osten abbiegt und
der linken Seite des Thals folgt.
Ferner befinden sich einige ganz niedrige, in der Richtung ONO
streichende Schuttrücken in der Niederung zwischen Kuspoanla und
Paitspachk. —
;>'.
.♦ '
,.!'•
Fennia, III, n:o 7. 31
Über die froheren Bewegangsrichtungen des Landeises konnten
sehr wenige Beobachtungen im Inneren der Halbinsel gemacht wer-
den. Schrammen wurden nur in einem Felsen beim Woronje-flusse
in der Nähe von Woroninsk gesehen. Ihre Richtung war N20<>W.
Da nun aber mehrere Umstände dafttr sprechen, dass das Landeis
sich in ganz anderer Richtung bewegt hat, bezeichnen diese Schram-
men ohne Zweifel die Richtung eines einzelnen Gletschers in einer
späteren Periode nach der eigentlichen Eiszeit.
Den wichtigsten Aufschluss über dieses Verhältniss liefert der
Fund von losen Blöcken des G^teins des Lnjavr-urt, des characte-
ristischen Nephelinsyenits. Solche fand ich in grosser Menge auf dem
Paitspachk, welcher in der Richtung O-ÄTO vom Lujavr-urt sich erhebt
Auf der Ostküste der Halbinsel bei Ponoj fand ich Schrammen,
die in der Richtung N— S oder parallel der Küste gehen.
An den Ufern des Tulomaflusses fand BohÜingk Schrammen,
mit der Richtung N75^— 85<^0. Auf der Murmannischen Kfiste hat
er die wichtige Beobachtung gemacht, dass die polierten Felsen ihre
Stosseite gegen SW wenden, die abgewandte Seite gegen das Eismeer.
Von losen Bildungen hat Kudrjavzoff zwischen Eantalaks und
Kola meistens Glacialschutt und Sand gefunden. Über die Bewegungs-
richtungen des Landeises hat er die Beobachtungen gemacht, dass
hier zwei verachiedene Richtungen vorliegen, die eine von Süd
nach Nord, welche ungefähr der Längenstreckung des See Imandra
gefolgt ist, die andere eine dagegen senkrecht, von W nach ge-
hend. Von diesen hält Kudrjavzoff die sttd-nördliche für die ei-ste,
die ost-westliche für eine spätere. Das umgekehrte Verhältniss
scheint mir jedoch wahrscheinlicher.
Denn eine Zusammenstellung der Beobachtungen von der
Halbinsel Kola mit denen von den angrenzenden Theilen Finnlands
zeigt, dass die west-ostliche Bewegung in der Gegend von Imandra
eine Fortsetzung der Bewegung im finnischen Lappland ist und
ungefähr parallel mit der Eisbewegungsrichtung an der Westküste
des Weissen Meeres geht. Die Richtungen NO beim Kola- und
Tulomaflusses weisen auf das Centrum der Bewegung im finnisch-
norwegischen Lappland hin. Im Inneren der Halbinsel biegt sich
die bei Imandra west-ostliche Richtung gegen NO ab, je mehr man
32 W. Ramsay, Geologische Beobachtungen anf der Halbinsel Kola.
ostwärts kommt, und geht senkrecht über das Murmannische Ufer. Mit
dem Landeise, das sich in diesem Sinne bewegte, wurden die losen Blöcke
vom Lujavr-urt nach dem Paitspachk getragen. Parallel dieser
Sichtung geben die Sand- und Oeschiebe-ßücken an der Südseite
des Lujavr-urt und beim Paitspachk. Sie sind wahi'scheinlich ähn-
liche Bildungen wie die im Inneren von l^'innland und dem russischen
Kardien parallel den Schrammenrichtungen sich eratreckenden, von
anderen Autoren oft erwähnten zahlreichen Moränenrücken. Senkrecht
gegen diese Bewegungsrichtnng des Landeises liegen die Moräneu-
rttcken beim See Byhpjavr. Sie sind vielleicht Bandmoränen des sich
zurückzienden Landeises. An den Südost- und Ostkästen hat sich
das Eis parallel den Ufern bewegt.
Die von dieser Bewegung vollständig abweichenden Bichtungen,
S— N im Thal des Kolaflusses, und im See Imandra, N20«W im
Woronjethal rühren von Gletschern her, die von einander ganz un-
abhängig waren und während einer Zeit auftraten, als die Eismassen
auf der Halbinsel Kola nicht mehr mit der scandinavisch-iinnischen
Eisdecke zusammenhingen» sondern einzelne selbstständige Gletscher-
gebiete bildeten.
Die Abwesenheit von Thon und anderen marinen Gebilden deutet
darauf hin, dass das Land nicht vom Meere bedeckt war, weder
während der Eisperiode oder einer interglacialen Zeit, wenn eine
solche hier existirt hat, noch während einer postglacialen. Das Fehlen
von GeröUe-äsar ist auch der Beachtung werth.
Die auf dem con*adirten Bergboden ausgebreitete Grundmoräue
bildet eine höchst unebene Oberfläche, in deren Vertiefungen an
zahlreichen Stellen Seen entstanden sind. Diese sind im Allgemeinen
aufi'allend seicht. Unter den von der Expedition besuchten Seen
misst z. B. der bedeutende Lujavr quer über den nördlichen
Theil bis zu 8,8 m nach Untersuchungen von Palmin und Fetrelitis.
Der Name des grossen Sees Kalmjavr bedeutet, dass man ihn durch-
waten kann, und Wuljavr war im August nur etwa ein Meter tief
in der Mittelströmung, noch weniger seitwärts davon. Ein grosser
Theil, vielleicht der allergrösste, der Seen, welche wahrscheinlich
ohne Ablauf waren, ist von organischen Bildungen ausgefüllt worden
und bildet jetzt die weit ausgedehnten, für unseres Vorwärtskommen
Fennia, III, n:o 7. 33
so hinderlichen Moräste und Sumpfgegenden. Ausser diesen orga-
nischen Bildungen, welche oft auch die Höhen bedecken, entstehen
geologische Neubildungen nur an einigen vereinzeinten Stellen, meist
durch die Wirkungen der Flüsse. Einige Beobachtungen dieser Art
sind bei Kola und bei Woroninsk gemacht worden.
Die Stadt Kola ist auf einer ungefähr 10 m über dem Meer
gelegenen, ebenen Landspitze gebaut worden. Das Material in dieser
Ebene ist Grus und Sand, deren horizontale Schichtung man in den vom
Flusse unterwaschenen Ufern sehen kann. Nördlich von der Land-
spitze werden von den Kola- und Tuloma-flttssen neue Schutt- und
Sandmassen abgelagert, welche von den stark hinein und heraus-
strömenden Tiden in immer mehr zuwachsenden geschichteten Lagern
ausgebreitet werden und bei der Ebbe zum Theil entblösst liegen.
Die hier beschriebene Bildung von neuem Land ausserhalb des alten,
führt ganz unwillkürlich zu dem Gedanken, dass auch das aus ge-
schichtetem Material bestehende Vorgebirge Kola eine Schwemm-
bildung ist, welche zu einer Zeit entstanden ist, als das Meer ein
höheres Niveau einnahm. Später haben die Flüsse das von ihnen
gebildete Land durchbrochen.
Vor einigen Jahren rutschte der östlichste Rand des Solowareka
in das Bett des Kolaflusses hinunter, und bildete weiter im Fjorde
Bänke von ziemlicher Ausbreitung. Das Flussbett vei*schob sich von
den Felsen auf der rechten Seite etwas nach links, und die Wasser-
masse brach durch die ehemaUge Landspitze; die alte Kirche und
der Friedhof bleiben dabei auf einer Insel. Solche Durchbrüche des
Schwemmlandes und des Solowarekas scheinen auch früher stattge-
funden zu haben. So findet man z. B. sehr deutliche Spuren eines
alten Bettes für den untersten Theil des Kolaflusses, welcher früher
seinen Lauf durch ein Gebiet hatte, wo jetzt die Stadt theilweise
steht. Eine rinnenförmige Vertiefung mit grossen Geröllsteinen zeigt
die Lage des ehemaligen Flussbettes an. Kudrjavzoff hat in
seiner Abhandlung eine Abbildung davon gegeben.
In der Nähe des Dorfes Woroninsk hat der Fluss Woronje auf
weiten Strecken langgestreckte Schwemminseln und Uferwälle von Sand
und organischem Material gebildet. An anderen Stellen hat der
Fluss dieselben Bildungen theilweise niedergerissen und die Bestand-
34 W. Ramsay, Geologische Beobachtnngen auf der Halbinsel Kola.
theile flnssabwärts getragen. Auch die mäandrisch laufenden Quell-
flüsse des Ponoj bieten schöne Beispiele von Ansgrabungen an
den Ufern und Ablagerungen von Schweramgebilden, letzteres be-
sonders im mittleren Ponoj, wie die andere Abtheilung der Expe-
dition berichtete.
An der Murmannischen Küste ist der Unterschied zwischen Ebbe
und Fluth nicht unbedeutend. In Folge dessen lässt es sich er-
warten, dass das Meer deutliche Merkmale nach sich gelassen hat,
an den Stellen, wo es früher sein Ufer hatte. Dies findet sich auch
bestätigt, indem über dem jetzigen Meeresniveau mehrere Merk-
male früherer, höherer Wasserstände zu finden sind.
Auf der Insel Kildin hatte ich Gelegenheit die Höhen ei-
niger solchen Strandlinien zu bestimmen. Hier liegen auf der Süd-
seite drei horizontale Terrassen über einander. Ihre Höhen über dem
mittleren Wasserstand sind:
der ersten Terrasse
22 m.
der zweiten „
50 m.
der dritten
81 m.
Die Höhen können nicht ganz genau augegeben werden, weil
die oberen Ebenen der Terrassen nicht ganz horizontal, sondern gegen
die See geneigt sind. Oben über der dritten Terrasse befinden sich
hie und da ähnliche Bildungen, aber sie können nicht auf weitere
Strecken hin verfolgt werden und liegen auf sehr wechselnden Xi-
veauen. Sie können vielleiclit dadurch entstanden sein, dass die
horizontalen Gesteinschichten der Insel eine Neigung zu Terrassen-
bildung haben.
Bei der KolaQord finden sich in den losen Bildungen auf seinen
Seiten und im Solovareka deutliche terrassenähuliche Strandlinien.
Am Solovareka liegen sie auf folgenden Höhen über dem mitt-
leren Wasserstand im KolaQord.
Die erste Terrasse
28 m.
die zweite „
55 m.
die dritte „
65 m.
das obere Plateau
85 m.
Fennia, III, n:o 7. 35
Die Höhen der alten Strandlinieu an den Ufern des Kolaßords
sind unterhalb der Tundra Goijäla:
Die erste Terrasse
50 m.
die zweite „
65 m.
die dritte „
80 m.
die vierte
125 in.
Die erste und dritte Terrasse sind die am besten entwickelten.
Eine Zusammenstellung der verschiedenen Höhen der Strand-
ten*assen auf der Insel Kildin und beim KoIaQord zeigt folgende
Übereinstimmung:
Terrasse
Solowareka.
Gorjäla.
KUdin.
I
28 m
22 m
II
55 m
50 m
50 m
1 IT
65 m
65 m
IV
85 m
80 m
81 m
V
__
125 m
«_
Von diesen ist die Terrasse IV die deutlichste.
Die oben mitgetheilten Beobachtungen von der Halbinsel Kola
können nur einen kleinen Beitrag zur Kenntniss der Geologie dieser
grossen terra incognita liefern. Es geht jedoch aus ihnen hervor,
dass in dieser Landschaft mehrere wichtige und interessante Probleme
zu lösen sind, und dass sie Gebiete enthält, deren Erforschung gute
und der Mühe lohnende Resultate sowohl dem Mineralogen als dem
Geologen schenken können. In der nächsten Zukunft dürften ohne
Zweifel die wichtigsten und ergebnissreichsten Aufgaben für weitere
Forschung auf der Halbinsel Kola die Untersuchung des grossen Ne-
phelinsyenitgebietes sowie w^eitere Beobachtungen über die gegenwär-
tige und frühere Verbreitung der jüngeren Sedimentgesteine sein.
36 W. Ramsat, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Lujavr-urt.
Anhang*.
Petrographische Beschreibung der Gesteine des
iMJavr-urt.
■
Die folgenden Zeilen sind einer petrographischen Untersuchung
gewidmet, die allerdings hier in einer geographischen Zeitschrift
ziemlich fremd erscheint, dennoch aber mitgetheilt wird, weil sie
in engem Verband mit der Abhandlung über die geologischen
Verhältnisse auf der Halbinsel Kola steht. In dieser sind nämlich
die geologischen Resultate, welche im Lujavr-urt gewonnen wurden,
im Kurzen auseinandergesetzt worden. Eine nähere petrographische
Beschreibung der hier auftretenden Gesteine scheint mir mit Rück-
sicht auf ihrer Zusammensetzung aus mehreren Gründen ein gewisses
Interesse bieten zu können, obgleich, hauptsächlich weil die Trans-
portmittel grössere Gesteinsammlungen mitzubringen nicht gestatteten,
die gewonnenen Resultate in mehreren Punkten noch nicht sicher
festgestellt werden konnten.
Die nachfolgende Untersuchung ist grössten Theils im Institut
des Herrn Prof. H. Rosenhusch in Heidelberg ausgeführt worden,
dessen werthvolle Rathschläge und belehrende Leitung meine Arbeit
im hohen Grade beförderten. Es sei mir gestattet ihm meinen war-
men Dank dafür hier dai*zubringen.
Die zu beschreibenden Gesteine sind : 1 ) der s. g. normale Ty-
pus des Nephelinsyenits, 2) die Grenzvarietät desselben, 3) eine
wahrscheinlich in Gangform auftretende Abart des Nephelinsyenits
und 4) der Augitporphyrit. Von dem ausserordentlich grobkörnigen
Syenite im Tschivr-uaj-ladv sind keine Handstücke mitgebracht
worden.
In diesen verschiedenen untersuchten Abarten vom Nephelin-
syenit wurden folgende Mineralien beobachtet: Mikroklin, Albit,
Nephelin, Sodalith, Natrolith, Aegirin, Arfwedsonit, Ainigmatit,
ferner Mineralien, deren Eigenschaften sich mit denen von bekann-
ten Species nicht identificiren lassen, und ausserdem einige die nur
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 3?
in einem oder zwei zufälligen Schnitten gesehen worden sind, die keine
genauere Bestimmung erlaubten. Der Mangel an Apatit, Erzen und
Titanit in diesen Gesteinen ist bemerkenswerth.
Die Feldspathe bilden Individuen von mikroskopischer Kleinheit
bis zu den Dimensionen jener oben (S. 22) erwähnten Tafeln im
grobkörnigen Gesteine. Es sind Tafeln nach M, welche bisweilen
randlich von undeutlichen P, T, 1 und y begrenzt werden. Die
grösseren Individuen im normalen Oesteintypus messen nach der
c-Axe bis zu 25 mm, nach der a-Axe bis zu 12, nach der b-
Axe bis zu 2 ä 3. Die Spaltbarkeit ist gleich gut nach P und M,
welche sich unter einem Wjnkel von 90* 12' schneiden (Mittel aus
mehreren Messungen zwischen den Extremen 90* und 90* 30^. Auf
Spaltstücken oder Schnitten parallel M sieht man ausser den Rissen
nach P solche, die mit der Bichtung P 63* einschliessen und einer
Fläche in der Prismenzone entsprechen. Auf P zeigt sich diese
Spaltbarkeit weniger gut. Sie bildet nicht ganz geradlinige Sprünge,
die senkrecht über die ZwiUingslamellen gehen.
Im parallel polarisirten Lichte erweisen sich diese Tafeln
aus zweierlei Feldspathen aufgebaut, die bei gesetzmässiger Ver-
wachsung sich doch mit unregelmässigen Contouren gegen einander
abgrenzen. Immerhin bilden beiderlei Feldspathe hauptsächlich nach
der Fläche M langgestreckte Partieen. Die Dimensionen der beider-
lei Feldspathpartieen sinken bis zu mikroperthitischer Kleinheit herab.
Beide sind polysynthetisch verzwilliugt. Diese zwei Feldspatharten
unterscheiden sich von einander durch ihre ungleich starke Doppel-
brechung und die Lage der* Auslöschungsschiefen. In Schnitten pa-
rallel mit M und P und senkrecht zu diesen beiden Flächen misst
man folgende Aiislöschungswinkel :
Auf M 2v auf P l zu P u. M
Der schwächer doppelbrechende 6* 31* IV/J^
Der stärker „ „ „ 19* 8* 18*
Der schwächer doppelbrechende Feldspath ist Mikroklin, der
stärker doppelbrechende Alb it. Von diesen beiden ist der Mikroklin
der weitaus vorherrschende. — So wie die grossen Tafeln, scheinen
auch die kleineren Individuen aus zweierlei Feldspatharten auf-
gebaut zu werden. Doch giebt es unter diesen solche die ho-
38 W. Ramsay, Petrog^phittche Be«chreibuug der Gesteine des LujaTr-urt.
mogeu sind^ und sie scheinen nach ihren optischen Eigenschaften
Mikroklin zu sein.
Bei dieser mikroperthitischen Verwaclisung zweierlei Feklspathe
gelingt es kaum durch Trennung nach dem sp. Gewicht ganz reine
Substanz zu erhalten. In der Thoulet'schen Lösung sinken Feld-
spathkömer aus dem Pulver der Nephelinsyenite im Lujavr-urt cou-
tinuirlich zwischen den Grenzen 2,62—2,55. Die Hauptmasse hat eiu
sp. Gewicht zwischen 2,55—2,59. Bei der Behandlung der leichteren
Kölner mit H-Fl bekommt man ganz vorherrschend fast aus-
schliesslich Krystalle von K2 Si Fl,; das schwerere Pulver liefert
unter der gleichen Behandlung reichlicher Na, Si Fl«.
Ausser diesen zwei mikroperthitisch verwachsenen Feldspathen
findet sich in den Nephelinsyeniten noch ein dritter. Dieser kommt
entweder in den grossen Tafeln eingeschlossen oder ganz dicht an
diesen liegend vor, niemals aber in regelmässiger Verwachsung mit
den anderen. £2r bildet lange leistenförmige, polysynthetische Indi-
viduen, die ihren Auslöschungsschiefen nach auch Albit oder Oligo-
klas zu sein scheinen. Ihre äussere Begrenzung ist meistens sehr
unregelmässig und zeigt deutliche Spuren von Corrosion. Man kann
oft noch auf beiden Seiten einer durch Auflösung in dem Individuum
entstandenen Einbuchtung die einander entsprechenden Zwillings-
lamellen erkennen. Diese Gorrosion deutet darauf hin, dass dieser
Plagioklas einer früheren, später nicht bestandfähigen Auskrystalli-
sation angehört hat. Wahrscheinlich hat er das Material oder einen
Theil desselben für den jüngeren in Verwachsung mit Mikroklin ste-
henden Albit geliefert.
Die cont)dirten Plagioklase sind einschlussfrei. Dagegen findet
man in den aus Mikroklin und Albit gebildeten Tafeln am öftesten
in unregelmässiger Weise eingestreute, bisweilen gesetzmässig ange-
ordnete Nadeln und kurze Prismen vom später zu besprechenden
Aegirin. Diese können sich oft bis zu fast farbloser Durchschichtig-
keit verdünnen.
Neben dem Feldspath kommt der Nephelin in isometrischen
Individuen vor, die von einem Durchschnitt von 2 ä. 3 mm bis zu
mikroskopischer Kleinheit heruntei^sinken. Im Allgemeinen ermangeln
die Nephelinkömer deutlicher Krystallbegrenzung, sobald sie nicht in
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 39
anderen Mineralien eingeschlossen sind oder zu der ersten Generation
in den porphyrischen Gesteinvarietäten gehören. In solchen Fällen sind
sie von OP, P und xP begrenzt. Das sp. Gewicht beträgt 2,59.
Als Einschlüsse finden sich wie beim Feldspath Aegirinnadeln. Diese
sind oft mit ihrer Längsrichtung parallel DP und oo P im Nephelin
eingeschlossen, oft in Zonen angehäuft, die im Dünnschliffe viereckige
oder hexagonale Formen zeigen. Das Mineral ist im Allgemeinen
gut erhalten, hat jedoch das für den s. g. Elaeolith characteris-
tische Aussehen.
Der dritte von den farblosen Hauptbestandtheilen, Sodalith
kommt in einigen Handstücken in ziemlich grosser Menge vor, in
anderen fehlt er aber vollständig. In jenen bildet er entweder
rundliche, beinahe idiomorphe Kömer mit einem Durchmesser von 2
bis 4 mm im grobkörnigen Grestein, oder, was häufiger zu sein scheint,
er tritt in allotriomorphen, unregelmässigen Partieen von den gleichen
Dimensionen auf. Er ist nicht mehr ganz frisch und ist von zahl«
reichen dunklen, körnigen und schuppigen, nicht näher bestimmbaren
Interpositionen angefüllt. Chemisch ist der Sodalith sowohl im grob-
körnigen, normalen Typus als im Grenzgesteine durch die Cl-reaction
nachgewiesen worden. Hier wurde bei der Baush-analyse das Chlor
(quantitativ 0,28% bestimmt, was auf Sodalith berechnet c. ö^^o
entspricht.
Beim Feldspath, Nephelin und Sodalith ist eine Zeolithbildung
sehr oft eingetreten. Beim Elaeolith kommt sie am häufigsten vor.
Sie beginnt dann an zahlreichen Punkten der äusseren Begrenzung,
um welche gegen das Innere des Minerals halbsphärische, fein radial-
fasrige Aggregate sich erstrecken. Oft berühren sich diese Halb-
sphärolithe und vereinigen sich zu s. g. zeolithischeu Höfen, die den
noch frischen Xephelinkeru umgeben. Die einzelnen Zeolithnadeln
löschen parallel ihrer Längsrichtung aus. Die Richtung der kleinsten
optischen Elasticität fallt mit der Längsaxe zusammen. Die Dop-
pelbrechung ist ungefähr wie beim Albit. Der Zeolith ist walir-
scheinlich Natrolith. Im Sodalith haben sich ähnliche Zeolith-
sphäroHtlieu gebildet. Im Feldspath geht die Zeolithisirung von den
Spaltrissen parallel M aus. Es entstehen, hauptsächlich in den al-
bitreicheu Theilen der Tafeln, faserige Anhäufungen von feineu
40 W. RamsAY, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liijavr-urt.
Nadeln, welche dieselben optischen Eigenschaften zeigen, wie die
im Elaeolith. Von einem Handstück des normalen Gesteiutypus, in
•
welchem solche sphärolithische Zeolithbildungen in grosser Menge vor-
kamen, wurde durch Trennnng mit der Thoulet'schen Lösung eine
Portion vom sp. Gewichte 2,25—2,29 gewonnen. Die Prüfung auf Cl
in dieser gab ein negatives Resultat Eine qualitative Analyse hat
ergeben Na^O, Spuren von CaO, AI2 O3, SiO^ und H2O. Analcim,
der sonst in den Nephelinsyeniten häufig unter den Zeolithen ist,
ist von mir weder im Nephelin noch im Sodalith gesehen worden.
Von den farbigen Gemengtheilen ist der Aegirin der wich-
tigste. Er bildet lange Säulchen, die in der Prismenzone stets
idiomorph von sehr breiten ooPoo und 00 P begrenzt werden. Im
Allgemeinen ermangeln sie einer Endbegrenzung. Nur an den klei-
nen in den Feldspathtafeln und dem Elaeolith eingeschlossenen In-
dividuen tritt eine solche auf, bestehend aus einer Fläche und einem
Plächenpaare, unter welchen jene, die weniger häufig ist, ungefähr
senkrecht oder nur wenig gegen die Verticalaxe geneigt steht, diese
dagegen, in Schnitten nach der Symmetriebene, etwa die Neigung
eines Pao oder P besitzt. Der Spaltwinkel beträgt 87<> 30' (87®
22'— 87<^55'). Das specifische Gewicht wurde für Aegirinindividuen
aus verschieden Abarten der Nephelinsyenite gleich 3,51 gefunden.
Die Auslöschungsschiefe beträgt höchstens 4<>— 5® in Schnitten pa-
rallel der Symmetrieebene. Auf Spaltblättchen nach (110) misst man
sie zu 3®. Die Abweichung geht nach vom, wennman das scliiefliegende
Endflächenpaar als P aufiasst. Diese den Spaltrissen am nächsten
liegende Richtung entspricht der Axe der grössten Elasticität. Die
Ebene der optischen Axen ist die Symmetrieebene. Sowohl in Schnitten
quer gegen die Spaltbarkeit wie parallel 00 P od tritt eine Bisectrix
aus, in beiden Fällen mit sehr grossem Axenwinkel. In einer parallel
00 P « geschliffenen Platte wurde dieser unter dem Mikroskop (Fuess
n:o 1) in Jodmethylen gemessen. Aus den Bestimmungen fand es
sich, dass der wahre Axenwinkel grösser als 114® war, woraus man
schliessen kann, dass c die stumpfe Bisectrix ist. Der mittlere
Brechungsexponent ß wurde nämlich mittelst eines in der Orthozoue
geschliffenen Prismas für weisses Licht bestimmt und zu 1,801 ge-
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 41
funden. Der zweite Brechiingsexponent, welcher nach der Orienti-
ruug des Prisma's a sehr nahe kommt, beträgt 1,777.
Die Aegirinnadehi sind im Allgemeinen sehr homogen; nur in
einem auch in anderer Hinsicht abweichenden Handstttck WHirde bei
den Aegirinen eine beinahe farblose Zone um den dunklen Kern
beobachtet. In allen übrigen ist die Farbe im durchfallenden Licht
rein und klargrün. Der Pleochroismus ist stark und zvar
a > b > c
reingrüu gelblichgrasgrftn braungelb.
Im Aegirin kommen keine Einschlüsse vor. Eine quantitative
Analyse, welche von Herrn Dr A. W. Forsberg auf reinem, aus
dem normalen Nephelinsyenittypus isolirten Material ausgeführt
wurde, ergab:
SiOj
51,82 "o
AljO,
0,60
FejOa
21,02
FeO
8,14
CaO
3,01
MnO
1,00
MgO
1,47
Na,0
11,87
K,0
0,85
(Tlubverliiüt
0,50
100,28 %
Nebeu dem Aegirin kommt kein anderer Repräsentant der Py-
roxeuginippe vor.
Die HoiTiblendegnippe wird durch ein in chemischer Hinsicht
dem Aegirin entsprechendes Glied vertreten. Im grobkörnigen Ne-
phelinsyenite kommt es nur spärlich vor, aber in der Grenzvarietät
bildet es zahlreiche, über cm lange Einsprenglinge. Die Krystalle
werden in der Prismenzone von ao P und od Pob begrenzt* Endflächen
wurden dagegen nicht beobachtet. An einem kleinen Krystall aus
dem normalen Gestein wurde der Winkel (1 10): (liO) - 56« 20' gemessen.
An Spaltstücken von dem Amphibol im Grenzgesteine wurde als
Mittel mehrerer Messungen 56<> 12' (äusserste Werthe 56^ 44' und
bb^ 58') gefunden. Das sp. Gewicht ist beinahe das gleiche als bei
Aegirin, 3,5. Es ist etwas schwer genaue Werthe davon zu bekom-
42 W RAM^iT. P'tr-:n^:Li-l-r E-j "irr :u^' •i-*^Jv>vis^■^■iLlJj•TT-■n.
iii-rii. w-fil 'ii-: Hftnibl'^nWriiiriiLi';:! mei^l-rii? v..ii EiiiS{>reiigUiig«u
kkliterer Mineralien. Fe^d>{^Ui. EUeoIith a. a.. «o?eAlh äsd. I>it;
•A'vü AD^efnhrte Zahl ist die gKissie. wt:S>:lte tör die aoscketiieDd
n;iii>ie'j Krirner eriialleu wurde. L»ie Aa-lC-sclian^s^hiefe aaf ?^M]t-
biättero ist 1<.i* 3<.)'. l>ie Aie der lüeic^tt:u otiti^heo Ebsticitäi
U*^ der Verticalaxe am Däoufieu I'ie L^•p[■elb^«dtllBg sdteiDt
Iio>itiT zu tein.
IiD darchfallendai Lirhi fiodet man eineo ?ewi£sea Untendiied
iii der Faii>e nnd dem Pleot-hnji^miis zwiscli'en der UömUeode im
iionualeo NeplieliiL^yeniitypus oud derim l.•n:Qzgä^ttfia. Jene lencfaiH
mit grfinlichgnuiea Farbeo dmth aud hat t-jf^eode Abst^pöMi:
a ^ b < c
ks^tanienbraaD stahigran grmütbi'ian^raa
Im GrenzfesteiD ist die Farbe dvs durchgehendeo naptilarüärteo
Lichtes grün nnd die der Absor|iti<iD a gelbbrana. b grasgrin and
c grünblau.
Die Grösse des PrismenwinkeLj. das 5pe^in?*he Gewicht nnd
die .\bsorptioasfarben machen e> walir^oheiuiich. da;«« hio* eine
Arfwedsonit-ähnliche HonibleudeArt Tv-rlieai.
Ein l'iir die Nei>beliusyenile voui Lu'an-on Sehr charactercitist-krT
Beslandtheil ist der Eadiiilyt. Er fehli in keiuem von diesen,
obgleich er bisweilen nnr S[iärlii'h v-rhaDilen sein kuno: in maocben
bildet er einen nicht anbei rächt lic Leu Thtil drr Gpsamitmasse. In
der Greuzvarietäl hat derEn<Üalyt meist njikr'-rk-'i'ist.he 1 »imeoaoUf n.
im grobkörnigen Gestein dagegen blMet er crosse is..'an:!ris-,be Kömer
mit einem Durchmesser bis zn i ä -3 ffiai. Wcii dieses Mineral zo
den erst aiiskrt'stAllisiiien gehvn, W^itzt es öliers eine idionori-e
l^grenzung von üR. R uud x P-.». Die :^i•al;l■alkeiI nai.a '.»R i>i
deutlich. Auch eine Sg^ltbarkeit nach ' « K kummt zsm VuR>cbeiu-
■ • ■ ■ s, 2,v4vt.
i eine kir>*.h-bi> rwsitiviheFaibe, -Üe n'».li
lerkbar L<t. Die iK'i'i'elbrev'Lun!,' i?i s<rhr
?denteiiil in Tei-j^LioWni-n Köiueiu nnd au
ileniselWn ludividuiiui. oft bis zu u beninter-
in jeiieia irr~'sseren Schuiite aiis<.'heiuea>l
men. Da uiiu Eudialyi ..j.ti>^h |•'^iliv ist
Fennia, in, n:o 7, Anhang. 43
und der ihm chemisch nahe stehende Eukolit negativ, so ist es zu
vermuthen, dass sie, wie Mimetesit und Pyromorphit. En<lglieder
einer isomorphen Beihe darstellen, in welcher ausser Zwischenglie-
dern mit ab- und zunehmender, positiver - oder negativer Doppel-
brechung auch solche existireu müssen, die für wenigtens eine be-
stimmte Farbe, isotrop sind. Solche Zwischenglieder wären die iso-
tropen Partieen im untersuchten Eudialyt. Die doppelbrechenden
Pailieen sind meistens positiv. Jedoch giebt es auch solche mit
negativem Character. Wenn man nämlich ein empfindliches Gyps-
blatt zwischen die Nicols einschaltet, findet man in Schnitten, welche
mit R einen grossen Winkel bilden, Stellen die gelb sind, während
die positiv doppelbrecheuden die blaue Farbe zeigen, und umgekehrt.
Diese Partieen sind negativ und gehören dem Eukolit an. Die iso-
tropen Partieen bilden gewöhnlich auf den beiden OR stehende, in
die grossen Individuen eingestülpte, halbe Rhomboeder. Die negativ
doppelbrechenden Partieen erscheinen als uuregelmässige Fetzen in
den isotropen und positiven oder als randliche Umhüllungen der
letzteren. Die Brechnngsexponenten der vei^schieden stark doppel-
brechenden Theile der Eudialytkömer scheinen sich nicht viel. zu
untei'scheiden, denn im einfach polarisirten Licht haben die Schnitte
ein vollständig einheitliches Ausseheu. Du ausser dem die Doppel-
brechung sehr schwach ist, w urden für die Bestimmung der Brechnngs-
exponenten zwei ganz beliebig orientirte Prismen gemacht. In beiden
sind übereinstimmende Resultate gewonnen« Das gebrochene Bild
ei"schien einfach, und liess folgende Werthe für die Refractiousiudices
bestimmen: rothes Glas 1,6018, Xa l.«057, Tl 1,6004. Im Vergleich
mit den Brechnngsexponenten andei*er Eudialy te sind jene aufi'alleud
niedrig.
Chemisch ist in diesen Eudialy ten nachgewiesen worden: Xa.
Fe, Mu (nicht unbedeutend), Si und Zr in Sodaperle, wobei sich
ausser Zr-tridymiten tetragouale^ stark i)ositiv doppelbi*echeude Pris-
men, wahrscheinlich Zirkon, bildeten. —
In der Grenzvarietät des Nepheliusyenits kommt ein Mineral
vor, welches die giösste Übereinstimmung mit Ainigmatit zeigt
Es bildet giosse Individuen, welche von zahlreichen allotriomorphen
Partieen zusammengesetzt werden^ die in grosser Ausdehnung die.
selbj krT^UllofrapbiäCb): fhier-tira:^ luben. ip.-tz .I»j ery/saea Menge
eingescblossener Sonder Mioetalieii. So nehnea FeMsftttb. Elaeolith.
Aegiria n. a. EUoschlBäS« etva «teDsdU^a Bacb in UndBchnitt du.
wie das Mineral selbst. I>ie>es bat eine sehr destlidie {trsaalödie
Spaltbariceit. ähnlich der bd Homl^j'^a-ie. Den Spaltwinfcel an iso-
lii-ten Stücken zo messen l^ nicht gelan?». In den zafUligeii
Schnitten im Dännscliliffe findet man grosse Wertiie. E)ie t^itbcbe
Axenebene liegt im stompferen Spaltwinkd mit sehr stwsct Schiefe
zwischen der Btsectrix nnd der Prismenaxe: ■l''* — lö* wurden
in zufälligen Schnittai mit parallelen Spaltnssen gemesaai. Die
an der Prismenaxe näher liegeude Aoslüscbangariefatiuig ist c In
Schnitten qner zu den Spaltflächen tritt eine Brisectrix ic mit
grossem Axenvinkel ans. Die Farbe im dorchfallendai Lichte ist
dnnbelroth. Die Absorption ist sehr start and zwar
a > b> t
ganz schwarz donkelbrannroth carminroth.
Die Spaltbariieit nnd die Lage der Axenebene köonteo fär
eine Hornblende stimmen; dagegen ist die Absorption mngekefart.
Die Absorptionsfarben zeigen eine grosse Ähnlichkeit mit denen bei
Ainigmatit in grOnländiscben Syeniten nnd andi mit doien des Cos-
syrits. Dasselbe Mineral in den gleichen hippigen Blättern kommt
in manchen brasilianischen Tingnaiten und in dei Pantelleriteo vor.
Anch die Lage der verschiedenen Axeufarben. die grosse Anslö-
schniigsschiefe auf (010) nnd die Spaltbarkeit stimmen für dieses
Mineral.
Wie die meisten Nephelinsjenite sind auch die vom LnjaFr-nrt
sehr reich au seltenen Mineralien. Leider hat sich aber zu den
gewöhnlichen Schwierigkeiten, welche die Bestimmaug von meist in
mikroskopischer Grösse auftretenden Mineralien darbietet, diesmal
noch der Mangel an Material gesellt. In Folge dessen sind nur für
eines der fUnf neuen Mineralien alle Eigenschaften festgestellt
worden Bei jedem von den ftbrigen war nur ein Theil seiner Ei-
aber dies genügte znm Nachweis, dass das
keinem bisher bekannten Qbereinstimmt. Eine
Untersuchung jener hätte eine allzn grosse
iTollen Gesteinsmateriale nnd von Zeit ge-
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 45
fordert, die in keinem Verhältnisse zum berücksichtigten Zweck die-
ses Aufsatzes, eine petrographische Beschreibung der Gesteine im
Lujavr-urt zu geben, gestanden hätte. Durch eine neue Eeise nacli
dieser Gegend kann mehr und für die mineralogische Bestimmungen
besser geneignetes Material eingesammelt werden. Erst dann, wenn
eine zukünftige Untersuchung eine genauere Kenntniss der neuen
Mineralien gegeben hat, scheint es mir auch zweckmässig ihnen neue
Namen zu geben. Sie sollen im Folgenden aufgezählt werden.
(1). Im grobköiiiigen Gesteine findet man kleine schwarze,
halbmetallisch glänzende Individuen eines regulären Minerals, das in
sehr dünnen Schliffen mit dunkel braunrother Farbe durchleuchtet.
Es spaltet deutlich nach odOod, welches auch die gewöhnliche Form
ist. Sehr häufig sind Durchdringungszwillinge nach 0. Das speci-
fische Gewicht ist viel höcher als das, zu welchem die Eohrbach'sche
Lösung gebracht werden kann. Es wird von keiner Säure ange-
griffen. Bei der Verwitterung im Gesteine haben sich Leukoxen
und Ferri-hydrat gebildet.
(2). In der Grenzvarietät kommt ein gelbbraunes Mineral vor,
welches meistens zahlreiche in der Gesteinsmasse zerstreute Häufchen
von mehreren winzig kleinen Erystallen bildet. In Dünnschliffen
hat es auf den ersten Blick eine sehr grosse Ähnlichkeit mit dem
Lfivenit. Bei näherer Untersuchung zeigt* sich indessen keine volle
Übereinstimmung. Bisweilen kann diese^s Mineral auch in einzelnen
cm langen Individuen auftreten, welchen die äussere Farbe und eine
hier auftretende, fast glimmerartige Spaltbarkeit eine gewisse Ahn-
liclikeit mit dem Astrophyllit schenken. Die Krystalle sind säulen-
förmig ausgebildet mit einem breiten Pinakoid (100) und Prisma (110).
An ganz kleinen aus den Häufchen isolirten Erystallen wurde ge-
messen (110): (110) ^ 98«. (110): (100) ergab im Mittel 41», aber die
Werthe schwankten zwischen 40« und 42, und es konnte nicht mit
Sicherheit abgemacht werden, ob das Pinakoid ganz symmetrisch zu
den Prismenflächen liegt oder nicht Bei mehreren Messungen wurde
nämlich der Winkel (100): (HO) constant grösser erhalten als (100):
(liO) aber die Differenzen sind kleiner als die beim Messen an verschie-
denen Individuen gefundenen Schwankungen desselben Winkels. Fer-
ner treten Flächen eines anderen Prismas (210) auf, die mit (100)
40 W. Ramsay, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liyavr-nrt.
einen Winkel von 21® einschliessen. An den grossen Krystallen
wurden dieselben Winkel c 42® und 27® durch Schimmerreflexe zwischen
dem grossen Pinakoid und den Flächen in der Prismenzone gemessen.
Nach dem Pinakoid (100) tritt eine sehr gute Spaltbarkeit auf. Auf
den Spaltblättern der grösseren Krystalle kann man ausserdem Spränge
nach zw^ei sich unter c. 115® schneidenden Spaltungsrichtungen sehen,
die symmetrisch zum zweiten Pinakoid (010) liegen und es in ihrem
stumpferen Winkel einschliessen. Das specifische Gewicht beträgt
3,45. Die Auslöschung ist parallel mit der Prismen- axe und in Schnit-
ten der Hauptzonen anscheinend, auch mit der Spaltbarkeit so dass
dem Mineral ein rhombischer Character zukäme. Die optische Axen-
ebene ist (010). Die durch das Pinakoid (100) austretende Bisec-
trix ist Q. Die mit der Prismenaxe zusammenfallende Elasticitäts-
richtung c ist die spitze Bisectrix. Die Doppelbrechung ist geringer
als beim Aegirin. Der Pleochroismus ist deutlich^ aber nicht be-
sonders stark
a < 6 < c
hellgelb gelb braun
Chemisch ist nachgewiesen worden Na, Mn, Fe, Ti und Si.
Die aller kleinsten Krystalle in den Häufchen sind einschlussfrei.
Dagegen enthalten die grösseren Nephelin, Feldspath u. a.
(3). Ein anderes von den in der Grenzvarietät des Nephelin-
syenits auftretenden neuen Mineralien besteht aus bis zu einem
cm langen und einen halben cm breiten tafelartigen violettrothen,
bronzeschillernde Krystallen. Sie haben einen monosymmetrischen
Habitus und w^erden in einer Zone, der orthodiagonalen, von zwei
40® mit einander einschliessenden Flächenpaaren begrenzt. Von die-
sen ist das eine breit und bedingt die tafelförmige Ausbildung, das
andere ganz schmal. An den Enden werden die Krystalle senkrecht
abgestumpft von undeutlichen Pinakoiden. Eine sehr gute Spalt-
barkeit folgt der Tafelfläche. Die Farbe entspricht etwa 41 n der
Radde'schen Farbenscala mit Bronzeschiller auf der Tafelfläche.
Die anderen Flächen sind matt. Das Mineral ist von ziemlich
weicher Consistens und hat ein specifisches Gewicht zwischen
2,7—2,8. Die optischen Eigenschaften passen für das monosym-
metrische System. Auf der Tafelfläche ist die Auslöschung pai-allel
Fennia, III, n:o 7, Anhano. 47
mit den Kauten. In Schnitten in Di\nnschliffen, die nahe zu (010)
liegen, wurde eine schiefe von 33^-35® zwischen den Spaltrissen
nach (100) und der Auslöschungsrichtung b gefunden. Diese Ab-
weichung geht nach vorn, wenn man die Taffeifläche als (100) und
die schmale Fläche in der Orthozone als (001) auffasst. Durch (100)
sieht man ein Axenbild, in welchem die Axenebene senkrecht auf
010 steht; die austretende Bisectrix ist a, der Axen Winkel nicht
gross. Die Doppelbrechung ist sehr hoch. Der Pleochroismus ist
nicht stark, aber deutlich
Q < b > c
blassroth grauviolett blassroth.
Chemisch wurde nachgewiesen Na, K, Ca, Fe, Ce (Di, La), Mg,
Ti und Si. In Salzsäure löst sich das Mineral leicht unter Gelatine-
bildung. Allenthalben wimmelt es von Einschlüssen von den anderen
Miiieralien des Gesteins und hat in Folge dessen im Dünnschliffe ein
sehr zerrissenes Aussehen.
(4). Die Grenzfacies des Nephelinsyenits ist stellenweise sehr
reich an eckigen, isometrischen Körnern eines rosarothen, relativ stark
doppelbrechenden Minerals, welches sich im Ainigmatit, Hornblende,
Elaeolith und Feldspath eingeschlossen findet. Es ist optisch einaxig
mit negativem Character. Eine lamelläre Zwillingsbilduug, welche
w^ahrscheinlich nach einer Rhomboeder-fläche geht, ist sehr häufig.
Von Säuren wird das Mineral nicht angegriffen. Eine Zersetzung ist
sehr häufig; sie kann bis zu vollkommener Pseudomorphosirung des
Minerals in Limonit bei guter Erhaltung der Form vorschreiten.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass unter diesen rothen Durchschnitten
zweierlei Mineralien vorliegen.
(5). Im der früher erwähnten (S. 41) abweichenden Varietät
des grobkörnigen Nephelinsyenites kommt als letzte Ausfüllungsmasse
ein einfachbrechendes oder nur äusserst schwach doppelbrechendes
Mineral vor, welches seines niedrigen Brechungsexponenten und
seiner Farbe wegen auf den ersten Blick für Flusspath gehalten
werden kann. Es bildet ganz allotriomorphe Massen in welchen die
Krystalle von Elaeolith, Feldspath u. a. hineinragen, wie Glimmer
und Feldspath in den Quarz des Granits. Es zeigt keinerlei Spalt-
barkeit. Die Härte ist ziemlich gross, da das Mineral Glas ritzt.
48 W. Ramsay, Petrographiscbe Beschreibung; der Qesteine des Liyavr-urt.
Das specifische Gewicht beträgt 2,753. Im durchfallenden Licht hat
das Mineral hellrothe Farbe, die stellenweise etwas intensiver wird.
Diese stärker pigmentirten Stellen bilden entweder ganz unregel-
mässige Flecken oder lamellenähnliche, gerade, schmale Partieen^ die
mit den schwächer geförbten abwechseln. Sie zeigen eine schwache
anomale Doppelbrechung, welche mit einem deutlichen Absorptionsun-
terschied zwischen den beiden Auslöschungsrichtungen verbunden ist.
— In zwei Prismen wurde der Brechungsexponent für Na in überein-
stimmender Weise zu 1,5223 gefunden. — Eine qualitative chemische
Analyse ergab : NsjO, K2O, CaO, MnO, AI2O3, SiOa und HjO. Fluor
konnte durch Behandlung mit H2SO4 nicht nachgewiesen werden;
ebensowenig ergab die Turnerische Probe Borsäure. Das Mineral
wird nur schwierig von Säuren augegi'iffen. Es schmilzt unter
Wassergabe sehr leicht. Eine von Herrn Dr Forsberg auf reinem
isolirten Material (0,684 gr.) ausgeführte quantitative Analyse zeigt:
SiOa 55,88 <>
AI2O3 + FcjOa (wenig) 15,19
MnO
2,67
CaO
9,53
MgO
0,58
NajO
9,06
KjO
1,57
HjO (Gltthverlust)
6,04
*
100,47 »/o
Vielleicht identisch mit diesem Minerale ist eines, welches in
einer grobkörnigen eudialytreichen Varietät vorkommt, wo es sich
durch seinen Pleochroismus in blassroth und rosa kundgiebt. Es
kommt in den Aegirinhäufchen vor, und die zwischen den einzelnen
Aegirinnadeln liegenden Theile desselben haben dieselbe Stellung
ihrer grössten und kleinsten Absorption. —
In einem Dünnschliffe von einem grobkörnigen eudialytreichen
Gestein am Ost-abhange des Wavnbed ist ein isometrischer Schnitt
von einem isotropen, gelb gefärbten Mineral gesehen worden. Da
kein anderer angetroffen wurde, ist keine nähere Bestimmung mög-
lich. Am meisten ähnelt das Mineral einem, welches man in Dünn-
schliffen brasilianischer Nephelinsyenite sieht, und das von Oraeff^
als Granat bestimmt worden ist.
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 49
Spärlich verbreitet findet man im grobkörnigen Gestein ein
Mineral mit folgenden Eigenschaften. Die kleinen farblosen Krystalle
sind idiomorph, rhombisch, in einer Zone von einem Pinakoidpaar
und Prisma begrenzt. In Schnitten im Dünnschliffe, die ungefähr
senkrecht gegen das Prisma liegen, misst man den inneren
Winkel c 11&^ über das Pinakoid. Zwillingsbildung nach dem
Prisma oft mit kreuzartiger Durchdringnng. Eine deutliche Spaltbar-
keit geht nach dem Pinakoid. Die Auslöschung ist parallel dieser.
Die optische Axenebene fällt mit der Spaltebene zusammen. Parallel
der Prismenaxe liegt c Die Doppelbrechung ist höher als beim
Natrolith.
Von den oben erwähnten Mineralien werden die Nephelinsye-
nite in folgender Weise aufgebaut.
1. Der Gestein des normalen Typus enthält von ihnen als
ursprüngliche, aus dem Magma auskrj'stallisirte Bestandtheile Feld-
spath, Nephelin, Sodalith, Aegirin, Hornblende, Arfwedsonit, Eudial} t
und das unter den neuen Mineralien mit (1) bezeichnete, reguläre,
halbmetallische. Als secundäre Bildungen findet man Zeolithe u.
a. Von diesen treten die grossen weissen, in gewissen Kluftrich-
tungen tafelförmig, in anderen leistenformig erscheinenden, in Reihen
angeordneten Feldspathe und die glänzenden Aegirinnadeln im Hand-
stück am meisten hervor und geben dem Grestein ein sehr charac-
teristisches Aussehen.
Unter ihnen spielt das spärlich auftretende Mineral (1) die KoUe
eines Erzes in anderen Gesteinen. Es bildet im unzersetzten Zu-
stande vom ooOgd gut begrenzte Krystalle, die in beinahe allen
anderen Bestandtheilen eingeschlossen liegen. Unter den Hauptbe-
standtheilen hat die Krystallisation mit dem Eudialyt und dem Ae-
girin angefangen. Der Eudialyt ist immer einschlussfrei und zeigt
gute idiomorphe Begrenzung. Den Aegirin findet man als zahlreiche
kleine, wohlbegrenzte, säulenförmige Krystalle im Elaeolith und Feld-
spath oder als grosse, lange Nadeln ausserhalb der farblosen Ge-
mengtheile. Im letzteren Falle besitzt er sehr gute Krystallbegren-
zung in der Prismenzone, ermangelt aber gewöhnlich der Endflächen.
Meistens findet mau mehrere Individuen zusammen in garbenähn-
chen Haufen oder in radial-strahligen Bildungen, von welchen oft
50 W. Ramsay, Petrographische Beschreibung der Gesteine des Liyavr-urt.
die einzelnen Nadeln in den Feldspath und Nephelin hineinragen.
In allen Fällen besitzt der Aegirin eine deatlickere und bessere Be-
grenzung als der Feldspath und Nephelin, was darauf hindeutet,
dass seine Krystallisation früher angefangen hat, als die der farb-
losen Gemengtheile. Jedoch muss man wohl zugeben, das bei der
überwiegenden Menge der grossen Feldspathtafeln und mit Rflcksicht
auf den Umstand, dass viel Aegirin z^^ischen diesen wie eingeklemmt
erscheint, ohne von ihnen umhüllt zu werden, es wahrscheinlich ist^
dass die Aegirinbildung noch nach der Ausscheidung der grossen Feld-
spathtafeln foitdauerte. Die einzelnen arfwedsonithähnlichen Hom-
blendeindividnen scheinen später gebildet worden zu sein als der
Feldspath. unter den farblosen Bestandtheilen ist der Feldspath
durchaus üben^iegend. Er bildet die grossen, oben beschriebenen
Mikroklin-AIbit-Tafeln. In diesen finden sich die auf eine ältere
Generation deutende Plagioklasreste. Der Nephelin tritt meistens in
abgerundeten Kömern, zwischen den Feldspathtafeln eingeklemmt auf;
welches Mineral das ältere sei, ist schwer zu sagen, da beide meistens
guter idiomorpher Begrenzung ermangeln. Auf der einen Seite findet
man Stellen, wo der Elaeolith sowie der Sodalith Krystallformen gegen
den Mikroklin zeigt, anderseits aber bildet ein Theil des Elaeoliths zu-
sammen mit dem Sodalith die letze Ausfällungsmasse des Gesteines.
Die ganze hypidiomorphkömige Stnictur ist eine typisch trachyt^ide
mit den grossen nach M tafelförmigen Feldspathen, deren Tafelflächen
auf grösseren Strecken hin parallel liegen, und zwischen welchen
die Nephelinkömer wie eingeklemmt sind. — Bei diesem G^teintypus
kann man mehrere Varietät^ unterscheiden, je nach dem Vorherr-
schen eines der Hauptgemengtheile. In einer Abart treten die Feld-
spathtafeln bedeutsam hervor, eine andere ist sehr reich an feinen
Aegirinnadeln, welche die Feldspathtafeln fast verhüllen; eine dritte
Varietät ist dm*ch den hohen Gehalt an grossen Eudialyten ausge-
zeichnet.
Im äusseren und noch mehr im mikroskopischen Habitus weicht
hieiVon eine im Wavnbed gefundene Nephelinsyenitpartie ab. Sie hat
in der Hauptsache dieselbe mineralogische Zusammensetzung, wie
das Gestein des normalen Typus, aber alle ihre Bestandtheile er-
weisen Veränderungen, die auf eine secundäre Einwirkung hindeuten .
I
Fennia, III, n:o 7, Anhang. 51
Der Aegirin zeigt einen zonaren Bau. Ein innerer Kern mit der
g-ewöhnlichen grünen Farbe wird von einer beinahe farblosen Rand-
zone umgeben, welche dieselbe Lage und denselben Character der
optischen Elasticitätsaxen wie der Kern hat. — Der Feldspath und
der Eläolith sind in hohem Grade zeolithisirt worden. •- Als letzte
Ansfallungmasse findet man das in keiner anderen grobkörnigen Va-
rietät gesehene Mineral (5). Es erffillt breite Spalten und Adern,
und gerade wo der Nephelin gegen diese grenzt, ist er am stärksten
natrolithisirt. — Das halbmetallische reguläre Mineral (1) wird von
Bündelchen und Häufchen eines in feinfasrigen bis langspiessigen,
schief auslöschenden, stark doppelbrechenden, farblosen Individuen
krystallisirenden Minerals umgeben, in welchem die Axe der kleinsten
Elasticität der Längsrichtung der Nadeln am nächsten liegt. Auch
findet man Häufchen dieses Minerals ohne das reguläre (1), aber in
diesen deuten Reste von Ferrihydrat und Leukoxen darauf hin, das
es ursprüngtich da war.
2. Im grünen feinkörnigen bis dichten Grenzgestein mit den
porphyrischen Einsprengungen kommen alle oben erwähnte Mineralien
ausser (1) und (5) unter den neuen vor. Die Hauptbestandtheile
Aegirin, Nephelin und Feldspath treten in zwei deutlich unterschied-
baren Generationen auf. Man findet ziemlich grosse, gutbegrenzte
Nephelinkrystalle und Feldspathtafeln mit eingeschlossenen Aegirin-
säulchen nebst dem Eudialyt porphyrisch ausgeschieden in einer aus
Aeginn, Feldspath, Elaeolith und Sodalith bestehenden, zwischen
hypidiomorph und panidomorphkömig schwankenden Grundmasse.
Ausser Aegirin findet man keine Einschlüsse im Nephelin und Feld-
spath. Dagegen kommen noch in der Grundmasse mehrere Mineralien
vor, die als Einsprenglinge erscheinen. Es sind die Häufchen vom
Lävenit-ähnlichen Mineral (2), das rosarothe einaxige (4), zahlreiche
grosse Homblendeindividuen, die grossen Individuen von Ainigmatit
und das stark doppelbrechende, titanhaltige Mineral (3). Kein vom
diesen kommt im normalen Gesteintypus vor, und sie scheinen ihr
Dasein im Grenzgestein ganz eigenartigen Vorgängen zu verdanken.
Alle schliessen grosse Menge von den anderen Bestandtheilen in
sich ein; besonders der Ainigmatit und das neue Mineral (3) wim-
meln davon. Trotzdem besitzen die meisten gewöhnlich eine auffallend
deutliche idiomorphe Begrenzung.
52 W. Ramsay, Petrographische Beschreibang der Gesteine des Liyavr-urt.
3. An einzelnen Punkten im Lujavr-urt ist eine wahrschein-
lich in Gangform auftretende, grob- bis mittelköiixige Abart vom Ne-
phelinsyenite gefunden worden. Sie besteht aus Aegirin, Eudialyt.
Elaeolitb, Feldspath, Sodalith und dem Lävenit-ähnlichen Mineral (2).
Der Feldspath und der Nephelin sind porphyrisch ausgeschieden mit
eingeschlossenem Aegirin in einer panidiomorphkömigen Grundmasse,
die aus allen diesen Mineralien zusammengesetzt ist. In dieser fin-
den sich ausserdem noch, wie im Grenzgestein, Eudialyt und Häufchen
vom neuen Mineral (2).
Der den Nephelinsyenit in Gängen durchsetzende Augitpor-
phyrit ist ein schwarzes, dichtes Gestein, in welchem man makro-
skopisch nur porphyrische Einsprenglinge von Augit und Plagioklas-
leisten erkennen kann. Der Augit ist ein im durchfallenden Licht
blass gelb erscheinende, einschlussfreie, monosymmetrische Species in
kurz prismatischen Formen. Der Plagioklas scheint zu den mittleren
in der Albit-Anorthit-Reihe zu hören. Die Grundmasse, enthält
etwas Glas und zahlreiche dicht an einander liegende Plagioklas-
leiste. Magnetit durchspickt das ganze Gestein in grosser Menge.
In der Grundmasse tritt noch eine Limonitpseudomorphose mit
anscheinend tetragonalen Umrissen porphyrisch auf.
Erklärung einiger lappischen Wörter, die häufig als zusammen-
setzende Glieder in den Namen auftreten:
javr =3 See.
jok, joki = Fluss.
pachk = Bergrücken, Höhe.
pacht, pachta = Bergwand.
uaj = Bach.
uajv =r: Berg.
urt = Gebirge.
tbMihtungtn auf der Balbin»^ Kola. Tafd T.
1
itungen auf der Halbinsel Kola. T
^
i!